Wissenschaftliche Untersuchungen zum N euen Testament . 2. Reihe 6
Helge Stadelmann
Ben Sira
als Schriftgelehrter
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Wissenschaftliche Untersuchungen zum N euen Testament . 2. Reihe 6
Helge Stadelmann
Ben Sira
als Schriftgelehrter
Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament • 2. Reihe Begründet von Joachim Jeremias und Otto Michel Herausgegeben von Martin Hengel, Otfried Hofius, Otto Michel
6
Ben Sira als Schriftgelehrter Eine Untersuchung zum Berufsbild des vor-makkabäischen Sōfēr unter Berücksichtigung seines Verhältnisses zu Priester-, Prophetenund Weisheitslehrertum von
Helge Stadelmann
J . C . B . Mohr (Paul Siebeck) Tübingen 1980
CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Stadelmann, Helge: Ben Sira als Schriftgelehrter: e. Unters, zum Berufsbild d. vor-makkabäischen Sōfēr unter Berücks. seines Verhältnisses zu Priester-, Propheten-u. Weisheitslehrertum/ von Helge Stadelmann. - Tübingen: Mohr, 1980. (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament: Reihe 2; 6) I S B N 3-16-143511-7 I S S N 0340-9570
© Helge Stadelmann / J . C . B . M o h r (Paul Siebeck) Tübingen 1980. Alle Rechte vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlags ist es auch nicht gestattet, das Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege (Photokopie, Mikrokopie) zu vervielfältigen. Printed in Germany. Satz und Druck: G u i d e - D r u c k , Tübingen. Einband Heinrich K o c h , Großbuchbinderei, Tübingen.
Den vier Menschen, d i e m e i n L e b e n in b e s o n d e r e r r e i c h und g l ü c k l i c h
Den lieben
Weise
machen:
Eltern
* Dorli, meiner geliebten
Frau
* Günter, dem treuen
Freund
VORWORT Die Geschichte des jüdischen Schriftgelehrtentums darf als eines der eher vernachlässigten Gebiete innerhalb der Judaistik angesehen werden. Bedenkt man, wie viel beispielsweise über Pharisäer, Sadduzäer, Essener, Qumran und (jüdischerseits) die späteren Rabbinica gearbeitet worden ist, so verwundert die vergleichsweise geringe Aufmerksamkeit, die der Frage nach der Entwicklung und Eigenart vornehmlich des früheren Schriftgelehrtentums innerhalb der For schung zugewendet wurde. Die vorliegende Arbeit möchte einen Bei trag zur Erforschung der Geschichte der Schriftgelehrten leisten, indem sie die Gestalt des ersten uns nach Esra bekannten jüdischen Söfer, Ben Sira, untersucht. Insofern es nun wünschenswert wäre, Entwicklungslinien in umfassenderer Weise, als es hier möglich war, bis hin zur tannaitischen und mischnaisch-talmudischen Zeit zu zie hen, bleibt auch für diese Arbeit Sir. 18:7 gültig: "Orocv ouvxeA&jn
5vöpcjrxoQ, x6xe äpxeTai.
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anopnöiiaexaL.
Sehr zugute kam der Arbeit die gegenwärtige 'Renaissance der Si rach forsch ung' (Marböck, VT 24(1974):510). Nachdem um die Jahrhun dertwende die Entdeckung der Genizah-Texte aus Kairo eine Reihe von Sirachstudien angeregt hatte, war es um Ben Sira lange still gewor den. Aber seit der Sirach-Monographie von J.Haspecker (1967) und den Textstudien zum Sirachbuch von A.di Lella (1966) und H.P.Rüger (1970) folgten eine ganze Reihe wichtiger Untersuchungen zu diesem apokryphen Weisheitsbuch: G.v.Rad (1969/70), M.Hengel (1969), G. Maier (1971), J.Marböck (1971), Th.Middendorp (1973), 0.Rickenba cher (1973), D.Barthelemy/O.Rickenbacher (Konkordanz, 1973), M.Löhr (1975) - um nur die wohl wichtigsten zu nennen (vgl. die Literatur liste am Schluß der Arbeit). Sehr zu danken habe ich Herrn Prof.Dr.Dr.Ernst Bammel, unter des sen gründlicher, anregender und kritischer Begleitung an der Uni versität Cambridge der Vf. in die Forschungsarbeit eingeführt wur de und die vorliegende Arbeit begann. Ebenso gilt mein Dank Herrn Prof.Dr.Bo Reicke, dem Doktorvater in Basel, der die Arbeit nach dem umständebedingten Wechsel an die Universität Basel bereitwil lig übernahm und in sehr zuvorkommender Weise bis zum Ende beglei tete. Auch als Referenten gilt ihm mein Dank, wie auch Herrn Prof. Dr.Ernst Jenni, der das Korreferat übernahm und dem Vf. wertvolle Hinweise im Blick auf das Manuskript gab. Herr stud.theol.Beat We ber, Basel, half beim Korrekturenlesen, meine Frau beim Anfertigen des Abkürzungsverzeichnisses. Ihnen, die beim Abschluß des M a m r skripts halfen, gilt meine Dankbarkeit ebenso wie den Doktoranden kollegen in der Forschungsgemeinschaft des Tyndale House in Cam bridge, die durch anregende Diskussionen während so mancher Tee pause die Arbeit am Anfang beflügelten. Dem Landeswohlfahrtsver band Hessen, Kassel, möchte ich an dieser Stelle für die großzügi ge finanzielle Unterstützung während meiner Studienzeit danken. Ebenso dem Vorstand des Arbeitskreises für evangelikale Theologie innerhalb der Deutschen Evang.Allianz für finanzielle Hilfe im Blick auf die Veröffentlichung der Arbeit. Herrn Prof.Dr.Martin Hengel und dem Verleger gilt mein Dank für die Aufnahme der Arbeit in die 2.Reihe der WUNT-Serie. - Vor allem aber: SOLI DEO GLORIA! Lemgo, im August 1980 Helge Stadelmann
INHALTSVERZEICHNIS
Kap.l:
ZUR G E S E L L S C H A F T L I C H E N E I N O R D N U N G SIRAS UND SEINES PUBLIKUMS.
BEN 1
§1: Einführung §2: Zur gesellschaftlichen Einordnung Ben Siras §3: Zur gesellschaftlichen Einordnung v o n Ben Siras Publikum (Exkurs zu Charakter und Authentizität von Sir.51:13-30): pp.30-33. Kap.2:
B E N S I R A S S T E L L U N G ZU P R I E S T E R T U M KULTUS.
1 4 27
UND
§1: Einführung § 2 : Zur ' K u l t f r e u d i g k e i t • B e n S i r a s §3: Gottes- und Priesterverehrung und die A b g a b e n a n d i e P r i e s t e r (7:29-31) A. ) Der Text von 7:29-31 B.) Kontextuelle Einordnung von 7:29-31 C.) Zum Gebrauch des AT in 7:29-31 D.) Die kulttheologische Bedeutsamkeit von 7:29-31 §4: Ben Siras Traktat über den Opferkult 31:21-32:20 A. ) Vorbemerkung B.) Skizzierung des Kontextes von 31:21-32:20 C.) Interpretation von 31:21-32:20 (unter Einbe ziehung weiteren relevanten Materials) I) 31:21-31: Polemik gegen den Kultmißbrauch der Gottlosen 1) Vv.21-23: Ablehnung makelhafter Heuchelopfer 2) Vv.24-27: Soziale Gerechtigkeit und Kult ausübung 3) Vv.28-31: Die Unsinnigkeit ungerechter Opfer II) 32:1-13: Der Gott wohlgefällige Opferdienst 1) Einleitung 2) Vv.1-7: Das sittliche Handeln als geisti ges Opfer a) Vv.1-2: Gesetzesgehorsam zählt als Op fer b) Vv.3-5: Beispiele für opferwertigen Gesetzesgehorsam c) Vv.6-7: Eine schriftgelehrte Rechtfer tigung für die Kultisierung der Sitt lichkeit (Exkurs über die 'Vergeistigung des Kultus im Ju dentum während der Zeit des ersten und zweiten Tempels) pp.99-112. 3) Vv.8-13: Das vorbildliche kultische Han deln des Gerechten
40 40 44 55 55 56 58 62 68 68 69 70 70 70 77 79 83 83 93 94 95
98
1
112
VIII III) 32:14-20: Mahnung zum Unterlassen unge rechter Opfer D.) Anhang zum Opfertraktat: Zur Sühnekraft ethi schen Handelns bei Ben Sira § 5 : B e n S i r a ü b e r d a s r e l i g i ö s e V e r h a l t e n im K r a n k h e i t s f a l l (38:9-11) A.) Der Text von 38:9-11 B.) Einordnung von 38:9-11 im näheren Kontext C.) Ben Siras Aussagen über das religiöse Verhal ten im Krankheitsfall §6: Der Pinehasbund und Gottes Verheißung an d i e P r i e s t e r (45:23-26) A.) Vorbemerkung B.) Interpretation von 45:23-26 I) V.23: Die Schilderung der Sühnetat des Pinehas II) Vv.24-25d: Die Verheißung des ewigen Kultund Herrschaftsrechts an die Priester (Exkurs über die Verbindung von König- und Priestertum im AT) pp.167-173. III) Vv.25e-26: Abschließender Appell an die Priester Kap.3:
PROPHETENTUM UND SCHRIFTGELEHRSAMKEIT BEN SIRA.
1
118 138 138 139 140 146 146 147 147 149
173
BEI
§1: Einführung § 2 : D i e b i b l i s c h e P r o p h e t i e bei B e n S i r a A.) Vorbemerkung B.) 46:1-8: Josua C.) 46:11-47:1: Die Richter, Samuel und Nathan D.) 48:1-11: Elia E.) 48:12-14: Elisa F.) 48:20d-25: Jesaja G.) 49:6-7: Jeremia H.) 49:8-10: Hesekiel und die Zwölf Propheten §3: Schriftgelehrsamkeit, Inspiration und 'Prophetie' bei Ben Sira A. ) Vorbemerkung B.) 38:34c-39:8: Der reguläre und der inspirierte Söfer I) Text und Kontext von 38:34c-39:8 II) Interpretation von 38:34c~39:8 (unter Ein beziehung weiteren relevanten Materials) 1) 38:34c-39:5: Der reguläre Schriftgelehrte 2) 39:6-8: Der inspirierte Schriftgelehrte C.) 24:23-34: Der Schriftausleger und die Prophetie I) Struktur und Text von 24:23-34 II) Zur Interpretation von 24:23-34 (unter Ein beziehung weiteren relevanten Materials) (Exkurs zur Frage der Schriftforschung bei Ben Sira) pp.252-255. 1
116
1
7
7
177 188 188 189 192 197 200 204 208 209 216 216 217 217 219 221 232 246 247 249
IX Kap.4:
SCHRIFTGELEHRSAMKEIT UND WEISHEITLICHE VOLKSERZIEHUNG BEI BEN SIRA
§1: Einführung §2: Die Verteidigung der privilegierten P o s i tion des priesterlichen Schriftgelehrten A. ) 45:6-22: Der gesetzesgelehrte Aaron und seine Widersacher B.) 45:25e-26: Die Priester und das gefährdete Pri vileg der Rechtsprechung C.) 38:24-34b: Der weise Schriftgelehrte und die Laien §3: Das Volkserziehungsideal Ben Siras A.) Die beiden Bildungsebenen B.) Wege zur Weisheit
271 271 274 275 282 284 293 293 298
LITERATURLISTE
311
REGISTER Stellenregister Autorenregister Sachregister
323 324 340 344
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS Aboth Pirqe Aboth (talmud.Traktat) Am. Arnos (AT) Ant. A n t i q u i t a t e s (Josephus) Apg. A p o s t e l g e s c h i c h t e (NT) A p o l . p r o J u d . A p o l o g i a p r o J u d a e i s (Philo) AT Altes Testament at-lich alttestamentlich b (+Traktatbezeichnung) Babylonischer Talmud Bar B a r a i t a (= t a n n a i t i s c h e r L e h r s a t z , d e r nicht in die Mischna aufgenommen wurde) Bar. Baruch (Apokryphen) Bekh. Bekhoroth (talmud.Traktat) Bell. D e b e l l o J u d a i c o (Josephus) Ber. Berakoth (talmud.Traktat) Betz. B e t z a h (auch 'Yom T o b - talmud.Traktat) BFCTh B e i t r ä g e zur F ö r d e r u n g c h r i s t l i c h e r T h e o logie BHH Biblisch historisches Handwörterbuch, hrg. v.B.Reicke u. L.Rost Bib. Biblica (theol.Zeitschr.) BZ Biblische Zeitschrift (theol.Zeitschr.) Cant. C a n t i c u m (AT) c. A p . C o n t r a A p i o n e m (Josephus) CD D a m a s k u s s c h r i f t (Qumran) cf. confer Chag. Chagiga (talmud.Traktat) l.+2.Chr. C h r o n i k b ü c h e r (AT) col. columna Dan. D a n i e l (AT) De agr. D e a g r i c u l t u r a (Philo) D e c h e r u b i n (Philo) De eher. De conf. D e c o n f u s i o n e l i n g u a r u m (Philo) De congr. De congressu quaerendae eruditionis grat i a (Philo) De ebr. D e e b r i e t a t e (Philo) De fuga D e f u g a et i n v e n t i o n e (Philo) D e g i g a n t i b u s (Philo) De gig. DJDJ D i s c o v e r i e s in t h e J u d e a n D e s e r t of J o r dan De migr. D e m i g r a t i o n e A b r a h a m i (Philo) De mut. D e m u t a t i o n e n o m i n u m (Philo) De post. D e p o s t e r i t a t e C a i n i (Philo) De prov. D e P r o v i d e n t i a (Philo) De somn. D e s o m n i i s (Philo) Dt. D e u t e r o n o m i u m (AT) e . g. exempla gratia Esr. E s r a (AT) Est. E s t h e r (AT) Ex. E x o d u s (AT) ExpT Expository Times (theol.Zeitschr.) EvTh Evangelische Theologie (theol.Zeitschr.) 1
XII FS FRLANT
Festschrift F o r s c h u n g e n z u r R e l i g i o n u n d L i t e r a t u r des Alten und Neuen Testaments G G r i e c h i s c h e r S i r a c h t e x t (LXX) Gen. G e n e s i s (AT) H H e b r ä i s c h e r S i r a c h t e x t a u s d e r G e n i z a h von K a i r o (versch. M S S : H , H , usw.) (H) M a r g i n a l v a r i a n t e im h e b r . S i r a c h t e x t Hag. H a g g a i (AT) Hebr. H e b r ä e r b r i e f (NT) Hes. H e s e k i e l (AT) Hi. H i o b (AT) Hos. H o s e a (AT) Hör. Horayoth (talmud.Traktat) Hrg. Herausgeber HThR Harvard Theological Review (theol.Zeit schr . ) HUCA Hebrew Union College Annual (theol.Zeit schr. ) ibid. ibidem id. idem j ( + T r a k t a t b e z e i c h n u n g ) = J e r u s a l e m e r (paläst.) T a l m u d Jak. J a k o b u s b r i e f (NT) JBL J o u r n a l o f B i b l i c a l L i t e r a t u r e (theol. Zeitschr.) Jer. J e r e m i a (AT) Jes. J e s a j a (AT) JJS J o u r n a l of J e w i s h S t u d i e s ( t h e o l . Z e i t schr. ) JNES J o u r n a l of N e a r E a s t e r n S t u d i e s (wiss. Zeitschr.) Joh. J o h a n n e s e v a n g e l i u m (NT) Jos Josephus JQR Jewish Quarterly Review (theol.Zeitschr.) JSJ J o u r n a l for t h e S t u d y of J u d a i s m (theol. Zeitschr.) JTS J o u r n a l of T h e o l o g i c a l S t u d i e s ( t h e o l . Zeitschr.) 1.+2.KÖ. K ö n i g s b ü c h e r (AT) KuD K e r y g m a und D o g m a ( t h e o l . Z e i t s c h r . ) L Lateinischer Sirachtext Leg.alleg. L e g u m a l l e g o r i a e (Philo) loc.cit. locus citatus Lv. L e v i t i c u s (AT) LXX Septuaginta M Masoretischer Text des A T m (+ T r a k t a t b e z e i c h n u n g ) = M i s c h n a Mal. M a l e a c h i (AT) Mas. (hebr.) S i r a c h r o l l e v o n M a s a d a Men. Menahoth (talmud.Traktat) Mi. M i c h a (AT) Midr.Ps. M i d r a s c h zu d e n P s a l m e n M s (s) Handschrift(en) Mt. M a t t h ä u s e v a n g e l i u m (NT) A
m
B
XIII Nedarim (talmud.Traktat) N e h e m i a (AT) Neue kirchliche Zeitschrift (theol.Zeit schr. ) NT Neues Testament neutestamentlich nt-lich New Testament Studies (theol.Zeitschr.) NTS Nu. N u m e r i (AT) N u m e r i R a b b a (Midrasch) Nu.Rabba op.cit. opus citatum OTS O u d t e s t a m e n t i s c h e S t u d i e n (theol.Zeitschr.) p a g i n a (PI.) p.(p.) Paralle(n) Par. P r o l o g zum S i r a c h b u c h (LXX) Prol. Prv. P r o v e r b i a (AT) F l o r i l e g i u m (Qumran) 4Qflor 1QH H o d a j o t h (Qumran) Qiddushin (talmud.Traktat) Qid. K r i e g s r o l l e (Qumran) 1QM H a b a k u k - M i d r a s c h (Qumran) lQpHab. HQPsa P s a l m e n r o l l e (Qumran) 1QS G e m e i n d e r e g e l (Qumran) lQSa G e m e i n s c h a f t s r e g e l (Qumran) lQSb S e g e n s s p r ü c h e (Qumran) 4Qtest T e s t i m o n i a (Qumran) Q u i s r e r u m d i v i n a r u m h e r e s (Philo) Quis rer. Q u o d d e t e r i u s p o t i o r i i n s i d i a r i solet (Phi Quod deter. lo) Q u o d o m n . p r o b . ü b . = Q u o d o m n i s p r o b u s l i b e r s i t (Philo) RAC R e a l l e x i k o n für A n t i k e und C h r i s t e n t u m RB Revue Biblique (theol.Zeitschr.) RdQ Revue de Qumran (theol.Zeitschr.) R i c h t e r b u c h (AT) Ri. RScR R e c h e r c h e s d e S c i e n c e R e l i g i e u s e (theol. Zeitschr.) Syrischer Sirachtext S s. siehe Sach. S a c h a r j a (AT) S a c r . A b . e t . C . D e S a c r i f i c i i s A b e l i s et C a i n i (Philo) S a m u e l b ü c h e r (AT) l.+2.Sam. Sanh. Sanhedrin (talmud.Traktat) Weisheit Salomos (Apokryphen) Sap. SBL S o c i e t y of B i b l i c a l L i t e r a t u r e scilicet seil. Sheqalim (talmud.Traktat) Sheq. Sirach bzw. Sirachbuch (Apokryphen) Sir. S o c i e t y of N e w T e s t a m e n t S t u d i e s SNTS s.o. siehe oben D e s p e c i a l i b u s l e g i b u s (Philo) Spec.leg. s.u. siehe unten Sukkah (talmud.Traktat) Suk. SUNT S t u d i e n zur U m w e l t des N e u e n T e s t a m e n t s t (+Traktatbezeichnung) = Tosephta Taan. Taanith (talmud.Traktat) Ned. Neh. NkZ
XIV Targum Targ. Terum. Terumah (talmud.Traktat) T e s t (Lev., e t c . ) = T e s t a m e n t e d e r 12 P a t r i a r c h e n (Levi, etc.) (Pseudepigraphen) THAT Theologisches Handwörterbuch zum A l t e n Testament, hrg. v. E.Jenni u. Cl.Wester mann ThBL Theologisches Begriffslexikon zum Neuen Testament, hrg. v.E.Beyreuther, H.Bietenhard, L.Coenen ThLZ Theologische Literaturzeitung (theol.Zeit schr . ) ThPQ Theologisch-Praktische Quartalschrift (theol.Zeitschr.) ThR Theologische Rundschau (theol.Zeitschr.) ThWB T h e o l o g i s c h e s W ö r t e r b u c h zum N e u e n T e s t a m e n t , h r g . v. G.Kittel u. G.Friedrich ThZ Theologische Zeitschrift TR T e m p e l r o l l e (Qumran) u.E. unseres Ermessens u . ö. und ö f t e r s UTB Universitäts-Taschenbücher u.U. unter Umständen V(v) Vers(e) VD Verbum Domini (theol.Zeitschr.) Vf. Verfasser Vol. Volumen, Band VT Vetus Testamentum (theol.Zeitschr.) WMANT Wissenschaftliche Monographien zum Alten und Neuen Testament WUNT Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neu en Testament Yom. Yomah (talmud.Traktat) ZÄSA Z e i t s c h r i f t für ä g y p t i s c h e S p r a c h e u n d Altertumskunde (wiss.Zeitschr.) ZAW Z e i t s c h r i f t für d i e a t - l i c h e W i s s e n s c h a f t (theol.Zeitschr.) ZkTh Zeitschrift für katholische Theologie (theol.Zeitschr.) ZI. Zeile z.St. zur Stelle ZThK Zeitschrift für Theologie und Kirche (theol.Zeitschr.)
1 Kapitel
1:
ZUR G E S E L L S C H A F T L I C H E N E I N O R D N U N G B E N S I RAS UND SEINES PUBLIKUMS.
§ 1:
Einführung
Ziel der Untersuchung
Ben Siras als
ist e s , d u r c h e i n e S t a n d o r t b e s t i m m u n g B e z u g auf s e i n e g e s e l l s c h a f t l i c h e hältnis
Schriftgelehrten dieses Söfer
Stellung,
zu d e n t r a d i t i o n e l l - r e l i g i ö s e n
Berufsschichten
Strömungen
seines Volks und durch eine
seiner eigenen Berufstätigkeit,
und
Untersuchung
einen Beitrag
zur
schung der Geschichte
des Schriftgelehrtentums
fern und gleichzeitig
zur K l ä r u n g m a n c h e r
im R a h m e n d e r S i r a c h f o r s c h u n g
in
sein V e r -
Erfor-
zu
lie-
Einzelfragen
selbst beizutragen.
Ein-
l e i t e n d w i r d e s u n s in d i e s e m e r s t e n K a p i t e l u m d i e g e sellschaftliche kums gehen.
Einordnung Ben Siras und seines
Zunächst
lich-chronologischen
aber ein Wort
Beginn des
läßt sich ein
feststellen,
HCXI
v.Chr. anzusetzen
ist dabei die Notiz seines Enkels
Prolog des Buches y d p xcp 6 y 6 6 c p
leichtes
ob Ben Siras Tätigkeit
3. o d . 2 . J a h r h u n d e r t s
Crux interpretum
Publi-
geschicht-
Einordnung.
In d e r g e l e h r t e n M e i n u n g Schwanken darüber
zu s e i n e r
zu
ist. im
(Zeile 2 7 ) , e r - d e r E n k e l - sei £v x p i a H o a x c p £xei
£ru
TOÖ
Eöepy^xou
ßaai-
A£coe, n a c h Ä g y p t e n g e k o m m e n u n d h a b e s i c h d o r t n a c h g e wisser
Z e i t an d i e
(griechische)
Übersetzung
seines Großvaters begeben. Meist wird der griechische Ausdruck
so übersetzt:
Jahr des Königs Euergetes" allerdings
»Euergetes': Ptolemäus
(Ich k a m )
(nach Ä g y p t e n ) .
III.Euergetes
erste Euergetes nicht die Bemerkung beziehen will,
Werkes
angeführte "im 3 8 . Nun gab
zwei ä g y p t i s c h e M o n a r c h e n m i t d e m
und Ptolemäus VII. Euergetes
1
des
es
Beinamen
1.(246-221
v.Chr.)
II. (170-116 v . C h r . ) . D a
38 J a h r e
der
lang r e g i e r t h a t , m u ß
d e s E n k e l s , w e n n m a n sie auf E u e r g e t e s irgendwie
anders verstehen. j . H a r t
J.H.A.Hart, Ecclesiasticus, Cambridge 1909, p.259.
1
man I.
hat
2
Gesellschaftliche
Einordnung
sie so v e r s t a n d e n , d a ß d e r E n k e l s a g e n w o l l t e , er im 3 8 . J a h r phus
(!)
(= d e m T o d e s j a h r )
des Ptolemäus
- u n d zwar n a c h d e s s e n Tod im J a h r
(dem i n z w i s c h e n
inthronisierten)
sei
II. P h i l a d e l -
Ptolemäus
246 - u n t e r III. E u e r g e
tes I. n a c h Ä g y p t e n g e k o m m e n . D o c h h ä t t e er s i c h in d i e sem F a l l ä u ß e r s t m i ß v e r s t ä n d l i c h
ausgedrückt, weil
er
gar n i c h t e r w ä h n t h ä t t e , auf w e n s i c h d a s 3 8 . J a h r b e z i e h t . U n d z u d e m h ä t t e e r ja in d i e s e m F a l l a l s e i n e r , der u n t e r d e r R e g i e r u n g d e s E u e r g e t e s
I. s c h r i e b ,
ganz
e i n f a c h s a g e n k ö n n e n , d a ß er im e r s t e n J a h r d e s E u e r g e tes n a c h Ä g y p t e n g e k o m m e n s e i . l noch einmal E . R i v k i n
2
In j ü n g e r e r
für d a s f r ü h e r e D a t u m
und d i e o b e n z i t i e r t e P h r a s e f o l g e n d e r m a ß e n "When I c a m e t o E g y p t in m y the r e i g n of E u e r g e t e s
(!)
Zeit
plädiert übersetzt:
thirty-eighth year,
sein eigenes Alter angegeben
'sein' 3 8 . J a h r
haben
ist
und
"38.Jahr des Königs Euergetes (II)"
zu b e z i e h e n . E m i g r i e r t e d e r E n k e l im 3 8 . J a h r II. , a l s o
anzu
handele.
Das natürlichste Verständnis des Ausdrucks b l e i b t , es auf d a s
er
so
sollte, ohne dazu noch durch ein Possesivpronomen d e u t e n , d a ß es s i c h u m
in
( I ) . . . " . Doch ist kein Grund
s i c h t l i c h , w a r u m d e r E n k e l in d i e s e m Z u s a m m e n h a n g völlig überraschend
hat
Euergetes'
132 v . C h r . , n a c h Ä g y p t e n , so w i r d m a n d i e T ä
tigkeit seines Großvaters entsprechend
früher,
zu B e
ginn des 2.Jhds. v.Chr., ansetzen m ü s s e n . Eine Anspielung
auf d i e E r e i g n i s s e d e s J a h r e s
Chr., als Palästina von der ptolemäischen
200 v.
Herrschaft
unter seleukidische Hegemonie kam, könnte denn auch Sir.10:8 vorliegen:^"Die
1
Oberhoheit geht von einem
in Volk
S.dazu Box/Oesterley, The Book of Sirach, Oxford 1913, p.294.
2 E.Rivkin, "Ben Sira and the Non-Existence of the Synagogue," in D.J.Silver, Hrg., In the Time of Harvest. Essays in Honor of Abba Hillel Silver, New York 1963, pp.348-350. 3 Darauf weist hin V.Tcherikover, Hellenistic Civilization and the Jews, New York 1975 , p.143. 3
3
Einführung
auf d a s a n d e r e über...".
Auch Th.Middendorp
den ptolemäisch-seleukidischen Palästina
Herrschaftswechsel
für d i e D a t i e r u n g d e s B u c h e s
Er g e h t v o n s e i n e r B e o b a c h t u n g zügen des Sirachbuches nichts vorkommt, was dusgeschichten)
in
heranzuziehen.
a u s , d a ß in d e n R ü c k b e -
auf d i e b i b l i s c h e
(wie z.B.
versucht,
Geschichte
die Josephs- oder
Exo
e v t l . für d i e ä g y p t i s c h e n P t o l e m ä e r
an
s t ö ß i g s e i n k ö n n t e . D a r a u s s c h l i e ß t e r : " V e r m u t l i c h ent stand ein grosser Teil des Buches Sirach demnach
unter
den Ptolemäern, also vor der Schlacht von Panion, Antiochus
als
I I I . P a l ä s t i n a v o n P t o l e m ä u s V. E p i p h a n e s über
n a h m . "1 D i e s e s a r g u m e n t u m e s i l e n t i o i s t
allerdings
nicht schlüssig, weil auch noch nach der
Machtübernahme
d u r c h d i e S e l e u k i d e n R ü c k s i c h t a u f Ä g y p t e n g e n o m m e n wer d e n m u ß t e . D e r b e s i e g t e P t o l e m ä u s V. w u r d e n ä m l i c h Schwiegersohn von Antiochus wisser ägyptischer
III. , und so b l i e b e i n g e
Einfluß, der sich schon darin
daß auch unter der Herrschaft der Seleukiden der nach Ägypten gezahlt w u r d e n .
2
Weiter
t i e r u n g d e s B u c h e s a u c h zu b e r ü c k s i c h t i g e n , hepriester
S i m o n II. ('der
Ant.12:224ff bei S i r a c h angehörende
und
zum
Gerechte'),
zeigt,
Steuergel
ist zur D a daß der H o
der nach
Josephus
1 9 : 2 9 8 u m 198 v . C h r . n o c h im A m t war/
(Kap.50) a l s e i n e o f f e n b a r d e r
Vergangenheit
Figur gepriesen wird. Andererseits
syrische Religionsnot und die makkabäische
ist
Erhebung
die im
Sirachbuch noch nicht erwähnt. Man wird also die Abfas sungszeit des Buches und die damit verbundene reife Tä t i g k e i t s p h a s e B e n S i r a s am b e s t e n a u f d i e Zeit um 1 9 0 175 v . C h r .
datieren.
3
1 Th.Middendorp, Die Stellung Jesu Ben Siras zwischen und Hellenismus, Leiden 1973, p . 6 3 .
Judentum
2 S. B.Reicke, Neutes tamentliche Zeitgeschichte, Berlin 1965, p.39. 3
Diese Datierung ist heute weitgehend anerkannt; s. z.B. L. Rost, Einleitung in die alttestamentliehen Apokryphen und Pseudepigraphen einschließlich der großen Qumran-Handschriften, Heidelberg 1971, p.50 (um 190 v . C h r . ) ; Box/Oesterley, op.cit., p.293 (about
Gesellschaftliche
4
Für s e i n e Z e i t e p o c h e
Einordnung
steht Sirach einzig da als h i
storische Quelle.1 Nirgends
sonst finden wir
o n e n aus e r s t e r H a n d ü b e r d i e h i s t o r i s c h e , religiöse Situation
in P a l ä s t i n a
Informati
soziale
im Z e i t r a u m
und
zwischen
d e m 3.Jhd. v . C h r . u n d d e m m a k k a b ä i s e h e n A u f s t a n d ,
wenn
man einmal von den beschränkten Auskünften absieht, wir durch archäologische
Funde oder Papyri
ri) e r h a l t e n . U n d d i e s e D ü r f t i g k e i t d e r Q u e l l e n l a g e vorangehenden
dem Buch dieses
Informanten. Was
i n f o r m i e r t e n G e l e h r t e n an
zu g e w i n n e n
t u n g für d i e K e n n t n i s
§ 2:
im
3.Jhd. v . C h r . h e b t n u r n o c h d i e W i c h t i g
keit Ben Siras als geschichtlichem
Einsicht
die
(Zenon-Papy-
historischer
i s t , ist v o n u n e r s e t z l i c h e r seiner
aus
Bedeu
Zeit.
Zur g e s e l l s c h a f t l i c h e n
Einordnung
Ben
Siras Ben Sira war, wie aus dem wohl von seinem Enkel menden
Z u s a t z zu H in 5 0 : 2 7
ansässig. Jerusalem,
2
hervorgeht,
das Mittelpunkt des
g e s e h e n sehr k l e i n e n T e m p e l s t a a t e s
in
stam
Jerusalem
geographisch
Judäa war,
bildete
./. 180-175 B . C . ) ; F.Vattioni, Ecclesiastico, Neapel 1968, p. XVIII (tra il 200 e il 170 a . C ) . M . H e n g e l , Judentum und Hellenis mus , Tübingen 1973^, p . 2 4 5 , meint, Sir.7:4-7 enthalte einen Hinweis auf die Probleme, in die Onias III. unter Seleukus IV. Philopator geriet, wonach das Werk kurz vor Regierungsantritt des Antiochus IV.(Sept. 175 v.Chr.) abgeschlossen worden sein müßte; ähnlich G. Maier, Mensch und freier W i l l e . Nach den jüdischen Religionspartei en zwischen Ben Sira und Paulus, Tübingen 1971, pp.25+53. 1 G.F.Moore, Judaism in the First Centuries of the Christian Era, V o l . I , Cambridge/Mas s. 1927 ( 1 9 7 0 H ) , p . 3 7 , nennt das Sir. "a landmark in the history of the Jewish religious literature of this age". E.Rivkin, op.cit., nennt es "the most crucial source that we possess of the period preceding the Hasmonean Revolt"; cf. ° h ibid., p . 3 2 2 . Natürlich ist Sir. kein Geschichts-, sondern ein Weisheitsbuch. Umso vertrauenswürdiger - weil unbefangen - sind die beiläufigen historischen Nachrichten, die es uns bietet. a u
2 G weist hier zusätzlich zu Ben Siras Eigennamen die Bezeich nung 6 ^ e p o o o X u U L T T l C auf, was Zusatzinformation für ägyptische Leser sein dürfte.
Einordnung Ben
d a s k u l t u r e l l e und r e l i g i ö s e tums. 1 Als solches
zog
es
5
Siras
Z e n t r u m d e s g e s a m t e n Juden
den Reichtum der Nation an -
nicht nur aus dem umgebenden
jüdischen Mutterland,
d e r n a u c h aus d e m g e s a m t e n B e r e i c h d e r schaft.
2
Der jüdische Geldadel konzentrierte
sein
t e r e s s e auf d i e H a u p t s t a d t . S y m p t o m a t i s c h d ü r f t e beispielsweise
son
DiasporajudenIn dafür
sein, daß der reiche Tobiade Joseph
seine Söhne ihre Residenz weitgehend von der nach Jerusalem hin verlegt hatten
Amnionitis
(Jos.Ant.12:160ff).3
Die Tempelgelder und die Festpilgerscharen, mäßig nach Jerusalem
und
die regel
strömten, hoben das wirtschaftli
che N i v e a u d e r S t a d t , u n d d i e K u l t u r
florierte.
In
solch einem Milieu darf man, gerade bei Gebildeten, nen gewissen Wohlstand
erwarten.
Auf diesem Hintergrund
erhebt sich die Frage,
wir Ben Sira gesellschaftlich-sozial
wie
einzustufen
haben.
S o l l e n w i r ihn u n s a l s e i n e n r e i c h e n A r i s t o k r a t e n s t e l l e n , d e r für e i n e k l e i n e E l i t e v o n R e i c h e n ben und gelehrt
geschrie
ist v o n R . G o r d i s ^ v e r t r e t e n
d e n . F ü r ihn e n t s p r i n g t a l l e j ü d i s c h e t u r - sei es n u n d i e (Prv.; S i r . ) o d e r d i e heit
vor
hat?
Eben diese Ansicht
1
ei
Weisheitslitera
'niedere b z w . p r a k t i s c h e
Weisheit
'höhere b z w . s p e k u l a t i v e
(Hi.; Q o h . ; A g u r b . Y a k e h )
und
Ober
als
oder Großgrundbesitzer
die mit den Hohepriesterfamilien
1
Weis
- der jüdischen
schicht. Er stellt sich diese Weisheitslehrer kaufleute, Steuerpächter
wor
Groß
vor,
Staatsbeamten
1
Zur Größe der Provinz Judäa, s. die Karte in BHH 2 ( 1 9 6 4 ) : 1299-1300. M . H e n g e l , op.cit., p . 4 4 , argumentiert überzeugend, daß bis zur neuen Grenzziehung durch Demetrius II. (145 v . C h r . ) der Um fang der Provinz Juda'a dem der ehemaligen persischen Provinz Jehud entsprach. o
2 S. J.Jeremias, Jerusalem zur Zeit Jesu, Berlin/Göttingen
1963 ,
pp.63ff. 3 Cf. M . H e n g e l , op.cit., p . 1 0 2 . 4 R.Gordis, "The Social Background of Wisdom Literature," HUCA 18(1943/44):77-118.
Gesellschaftliche
6
Einordnung
durch Heirat verschwägert w a r e n . er als " t h o r o u g h l y
patrician".
Die wenig differenzierende
1
Ben Sira
betrachtet
2
Darstellungsweise
v o n Gor
dis, die ungeachtet der jeweiligen Abfassungszeit
und
- S i t u a t i o n d e r W^eisheitsbücher M a t e r i a l a u s a l l e n
Tei
len d e r c h o k m a t i s e h e n L i t e r a t u r
z u s a m m e n t r ä g t u n d -webt,
ohne d a s i n d i v i d u e l l e P r o f i l d e r e i n z e l n e n B ü c h e r Verfasser hervortreten
zu l a s s e n , m a c h t d i e
setzung m i t s e i n e n T h e s e n n i c h t g e r a d e l e i c h t . einen U n t e r s c h i e d
Irgend
sollte es doch m a c h e n , ob ein a l t i s
raelitischer Königshof^ oder etwa eine Schriftgelehrtengilde buch
und
Auseinander
den Hintergrund
vormakkabäische für e i n W e i s h e i t s
abgeben!
Im a l l g e m e i n e n
s t ü t z t G o r d i s s e i n e T h e s e auf v e r
schiedene Beobachtungen ihren w e i t g e h e n d
in d e r W e i s h e i t s l i t e r a t u r ,
säkularen und internationalen
ter, d i e ü b e r d u r c h s c h n i t t l i c h e n
wie
Charak
Lebensverhältnisse
und
h o h e n P o s t e n , auf d i e g e l e g e n t l i c h a n g e s p i e l t w i r d , w i e auf d a s t r o t z e i n e r h i n u n d w i e d e r
sich
zeigenden
S o z i a l k r i t i k d o c h d o m i n i e r e n d e B e h a r r e n auf d e m len S t a t u s q u o , d e r m i t d e m H i n w e i s a u f d i e
so
sozia
Zuteilung
G o t t e s b e g r ü n d e t w i r d , u n d s c h l i e ß l i c h auf d a s
Fehlen
der E r w a r t u n g e i n e r e s c h a t o l o g i s c h e n V e r ä n d e r u n g
der
1 R.Gordis, op.cit., p.81. Auch R.Smend, Die Weisheit des Jesus Sirach, Berlin 1906, pp.345f, plädiert für eine hohe soziale Her kunft der Weisheitslehrer von der Art Ben Siras. Diese weisen Söf rim waren "im Unterschiede von den späteren zumeist (doch vgl. 11,1; Koh.9,16) von vornehmer Herkunft und von dem arbeitenden Vol ke...durch eine große Kluft getrennt... Danach gehörten sie selbst dem jerusalemischen Adel und als Richter jedenfalls auch dem prie sterlichen Adel an. Sie waren also desselben Standes wie ihre Jün ger. . . . " e
2
R.Gordis, op.cit., p.83(n.8).
3 J.Goetzmann, Art."Socpfa," ThBL 2 .2 (1971) : 1376, kommt durch Vergleich mit mesopotamisehen und ägyptischen Weisheitstexten zu dem Schluß, "daß bes. der Königshof als Ort der Entstehung der Weisheitslehre und ihrer geordneten Überlieferung gelten darf. Wie in Ägypten Weisheitstexte zur Ausbildung der künftigen Hofbeamten dienten, so hat man auch am Königshof des Salomo zur Ausbildung des Nachwuchses an...Beratern solche Texte gesammelt."
Einordnung Ben
Siras
7
V e r h ä l t n i s s e , d a s g u t zu s e l b s t g e f ä l l i g e n , m i t Lage
zufriedenen Reichen passe. Hinsichtlich
Überzeugung,
d a ß B e n S i r a zur
ihrer
seiner
'patrician l e i s u r e c l a s s '
g e h ö r e , b e z i e h t sich G o r d i s v o r a l l e m auf d e s s e n tive Aussagen 11-16; ne
zum R e i c h t u m
25:3; 34:3; 40:18;
'für d i e A r i s t o k r a t i e
9ff; 3 9 : 4 ) , geht
2
10:27;
(8:12; 2 9 : l f f ) ,
3
13:24; 14:
4 4 : 6 ; 4 7 : 1 8 ) , ! s o w i e auf charakteristischen
und auf s e i n L o b d e r
sei
Reisen'(31:
seine Zurückhaltung, w e n n es um
Muße des Schriftgelehrten 24ff).
(3:17f[Hj;
posi
Geldleihe
berufsfreien
zum S t u d i u m d e r W e i s h e i t
(38:
4
Es s o l l n u n k e i n e s w e g s g e l e u g n e t w e r d e n , d a ß B e n S i ra e i n e r g e h o b e n e n G e s e l l s c h a f t s s c h i c h t
angehört hat.
O b e r d e s w e g e n a b e r g l e i c h - w i e es b e i G o r d i s den Kreisen der jüdischen Hochfinanz
scheint -
zuzuordnen
ist,
o d e r o b s i c h d i e h i e r f ü r b e i g e b r a c h t e n B e l e g e n i c h t bes ser a n d e r s i n t e r p r e t i e r e n
l a s s e n , ist zu f r a g e n .
Ben Sira einseitig als einen reichen Patrizier zeichnen, der beschaulich
im W o h l s t a n d
lebt, sich
s e i n e m L e h r e n und S c h r e i b e n m i t L e u t e n g l e i c h e n
zu in
Standes
abgibt und mit solchen anderer Klassen und ihrem E r g e hen wenig
zu t u n h a t , h i e ß e , i h n zu v e r z e i c h n e n .
Gerade
bei Ben Sira steht nämlich der eindeutigen Wertschät zung e i n e s e t h i s c h s a u b e r e n W o h l s t a n d e s
ein starkes B e
wußtsein der potentiellen Gefahren und
offensichtlich
n e g a t i v e n F r ü c h t e d e s R e i c h t u m s g e g e n ü b e r . Er w a r n t
vor
V e r t r a u e n auf R e i c h t u m
vor
(5:1+8), warnt gleichermaßen
Mächtigen und ausbeutenden Reichen
(9:13; 13:3-7)
und
s a g t , d a ß er v e r s c h l a g e n e R e i c h e e b e n s o h a ß t w i e
hoch
mütige Arme
Reich-
( 2 5 : 2 ) . Er geißelt die Tatsache, daß
1 R.Gordis, op.cit., pp.97-101 (passim). Einige der Schriftrefe renzen haben wir vollständigkeitshalber ergänzt. 2 Ibid., p.91. 3
IkÜ_> P.94.
4
Ibid., pp.88f.
Gesellschaftliche
8
Einordnung
tum viele verführt und ihren Charakter verdorben
habe
(8:2), daß Sorge um Reichtum viele, die darauf
ausgehen,
verzehre und daß solche, die Geld lieben, nicht
schuld
los blieben Wunder, wenn den
( 3 4 : 1 - 7 ) . Es e r s c h e i n t i h m g e r a d e z u a l s
R e i c h e n i c h t d u r c h ihr G e l d v e r d o r b e n w e r
(34:8-9), und er w ü n s c h t d e m e t h i s c h
schen nichts weniger, als Reichtum nicht davor
ein
zurück,
zweifelhaften Men
( 1 4 : 3 ) . Er
scheut
zu d r o h e n , d a ß u n g e r e c h t e r
im G e r i c h t e n d e n w i r d Der ausgewogenen.
(40:13-14).
Reichtum
1
Positives und Negatives
tigenden Haltung dem Wohlstand gegenüber
berücksich
steht eine b e
m e r k e n s w e r t g ü n s t i g e B e u r t e i l u n g d e r A r m e n zur S e i t e . Bezeichnend Reichtums
im B l i c k auf s e i n e A n a l y s e d e r G e f a h r e n
ist u m g e k e h r t
des
seine Erwägung, daß Armsein man
c h e n vom S ü n d i g e n a b h ä l t und d a ß d e r A r m e d i e s a l s
Trost
in s e i n e r L a g e e m p f i n d e n d a r f
(20:21). Für Ben Sira b e
steht kein Grund, einen Armen
zu v e r a c h t e n - a u ß e r ,
er e i n h o c h m ü t i g e s L e b e n f ü h r t ständig, gottesfürchtig mann
(10:22-23+30)
(25:2).
Ist d e r A r m e v e r
und w e i s e , s o ist er e i n E h r e n
- wenngleich natürlich Wohlstand
Ansehen des Mannes noch zusätzlich heben würde B e n S i r a k a n n in s e i n e r d i e s b e z ü g l i c h e n
seinen Platz unter Fürsten
Vorurteilslosig habe
(11:1)1 D e m s t e l l t er m i t B e
dauern die landläufige ungleiche Behandlung von Arm Reich und die Diskriminierung
der Armen gegenüber
selbst wenn der Arme weise spricht, wird
nicht gehört
das
(10:31).
k e i t so w e i t g e h e n , d a ß er s a g t , e i n w e i s e r A r m e r
18-23):
wenn
und
(13: er
( 1 3 : 2 2 ) . U n d so ist es a u c h n u r d e r G o t t l o
s e , d e r A r m u t als b ö s e b e z e i c h n e t
(13:24b[Gj). Gott da
g e g e n k e n n t d i e s e V o r u r t e i l e g e g e n d e n A r m e n n i c h t : Er
1
Zur eher skeptischen Beurteilung des Reichtums bei Sirach s. schon G.Wohlenberg, "Jesus Sirach und die soziale F r a g e " , NkZ 8 (1897):340ff, der aber auch richtig unter Hinweis auf 13:23 vor dem "Mißverständnis, als ob der Reichtum (nach Sirach) selber etwas Bö ses sei", warnt ( p . 3 4 3 ) . Trotzdem meint er - übertrieben! -, daß nach Ben Sira "vor dem Reichtum nicht ernstlich genug gewarnt wer den k a n n " ( p . 3 4 5 ) .
Einordnung Ben
Siras
erhört das Gebet des Armen schnell
9
(21:5) u n d
ergreift
nicht Partei gegen ihn, wenn er unterdrückt wird
(32:
16).
natür
B e i a l l d e m m a c h t B e n S i r a aus d e m A r m s e i n
l i c h k e i n Ideali
A b e r i m m e r h i n g i l t für i h n : b e s s e r
und gesund sein, als reich und krank tiger Bettelarmut
(30:14). Vor
arm
rich
a l l e r d i n g s , g r a u t ihm; d a g i l t d a n n :
besser umkommen, als Bettler
sein
( 4 0 : 2 8 ) . Er
rechnet
dabei damit, daß eine Armut, der selbst das Existenz minimum - die Nahrung kann
- abgeht, selbstverschuldet
(37:20). Von seinem Sittlichkeitsempfinden
sein
her
kann sich Ben Sira vehement gegen die Ausbeutung der Ar men wenden
(31:24-27),
o h n e d a ß ihn d a s auf d e r
S e i t e zum S o z i a l r e f o r m e r m a c h t , d e r b e s t e h e n d e nisse grundlegend
anderen Verhält
ä n d e r n m ö c h t e . H i e r z u ist er zu
von einem weisheitlichen,
konservativ-prädestinatiani-
s c h e n D e n k e n g e p r ä g t : A r m u t u n d R e i c h t u m sind für schicksalhafte abfinden muß
Zuteilungen Gottes, mit denen man
( 1 1 : 1 4 ) . ! Doch darf dieser Umstand
die bemerkenswerte Tatsache verdunkeln, daß sich so positive Einstellung
stark
ihn sich
nicht eine
den Armen gegenüber, wie wir
sie b e i S i r a c h g e f u n d e n h a b e n , s o n s t in d e r
gesamten
Literatur der Apokryphen und Pseudepigraphen
nirgends
findet.
2
Wenn Gordis weiter
im I n t e r e s s e s e i n e r
Patrizierklas-
1
Diesen Vers (11:14) allerdings als 'von grundlegender Bedeu tung für die Sozialanschauung Sirachs zu bezeichnen, wie G.Wohlenberg, op.cit., p.332, das tut, dürfte überspitzt sein und die Lage verzeichnen. Denn nicht etwa sein Eintreten für einen Status quo ist das Bemerkenswerte an ihm, sondern sein Engagement für die sozial Schwachen! 1
2
So A.Cronbach, "The Social Ideals of the Apocrypha and the Pseudepigrapha", HUCA 18(1943/44):153. Laudations of the poor fänden sich nur in Ecclesiasticus. - Auf der anderen Seite sind wir bei Ben Sira allerdings noch nicht so weit, daß hier der Begriff des 'Reichen' nahezu zum Synonym für 'Übeltäter' geworden ist, wie das S.Schechter, "A Glimpse of the Social Life of the Jews in the Age of Jesus the Son of Sirach in Studies in Judaism. (2nd series), Philadelphia 1908, p.79, meint; ähnlich - wenn auch differen zierter - V.Tcherikover, op.cit., pp.l50f. Ebensowenig ist der Ar me 'Ideal', wie G.Wohlenberg, op.cit., p.347, das meint. f
11
}
1
Gesellschaftliche
10
Einordnung
sentheorie die Haltung der Weisheitslehrer
- einschließ
lich B e n S i r a s - zur F r a g e d e r G e l d l e i h e u n d
Bürgschaft
als " u t t e r l y a t v a r i a n c e w i t h t h e e n t i r e t e n o r of B i b lical t h o u g h t " b e z e i c h n e t u n d w e i t e r k o m m e n t i e r t :
"Here
w e find n o n e of t h e h u m a n i t ä r i a n e m p h a s i s of t h e D e u t e ronomic Code on the
1
1
open h a n d " ,
1
d a n n h a t er
zumin
dest im B l i c k a u f B e n S i r a s t a r k v e r z e i c h n e t .
Gewiß
m a h n t e r , d e m b e w u ß t G o t t l o s e n n i c h t zu g e b e n
(12:2-5),
g e w i ß k l a m m e r t e r in s e i n e m w e i s h e i t l i c h e n R a t e n
auch
das l e i d i g e T h e m a d e s u n z u v e r l ä s s i g e n B o r g e r s n i c h t aus, der - b e s o n d e r s w e n n e r m ä c h t i g e r (8:12) - n i c h t
als man
selbst
zurückzahlen will und von Ben Sira
seinen V e r z ö g e r u n g s r ä n k e n bereitschaft
ist
und m a n g e l n d e r
lebendig geschildert wird
in
Rückzahlungs
(29:4-6).
In Kon
sequenz d e s s e n m a h n t B e n S i r a e i n e r s e i t s p o s i t i v , pünktlich zurückzuzahlen andererseits nicht, vor
(29:2b-3b),
scheut sich
leichtfertigem Leihen
w o die Gefahr des Betrogenwerdens
besteht
selbst aber
zu w a r n e n ,
(8:12a).
Auch
in B e z u g a u f d i e Ü b e r n a h m e v o n B ü r g s c h a f t e n k a n n e r schlechte Erfahrungen verweisen
(29:16-18). Und
doch
drängt er dazu, den Nächsten in Not gerade hier im S t i c h zu l a s s e n
auf
nicht
(29:14+20). Trotz seines Wissens
um
die G e f a h r e n d e s L e i h e n s , m a h n t er e i n d r i n g l i c h , d e m Not g e r a t e n e n M e n s c h e n G e l d
zu l e i h e n , i h m
Barmherzigkeit und Wohltätigkeit b e r um s e i n e t w i l l e n G e l d steck r o s t e n zu l a s s e n 7:10; 1 7 : 2 2 ;
in
gegenüber
zu e r w e i s e n ^ und
lie
zu v e r l i e r e n , a l s e s im V e r
(29:l-2a.8-13; cf. auch
18:14-17; 32:4; 34:24-27; 40:24).
zeigt s i c h e i n d e u t i g e i n h u m a n i t ä r e r u n d Zug i n B e z u g auf d a s v o n i h m v e r l a n g t e
3:30; Hier
selbstloser
Sozialverhalten,
der auch dadurch nicht geschmälert wird, daß er
seine
A u f f o r d e r u n g d u r c h e i n e n H i n w e i s auf d a s G e b o t u n d göttliche Vergeltung motiviert. Allerdings wirkt
1 R.Gordis, op.cit., p.94. 2 Besonders betont bei G.Wohlenberg, op.cit., pp.337f.
die
diese
Einordnung
Vergeltung ihr
nicht
rechnen,
Ben
automatisch:
selbst
wenn
er
Siras
Der
von
11
'Tor' k a n n
seiner
Habe
nicht gibt
mit
(20:10-
15) . Es w ä r e holten ras,
und
also völlig betonten
diesem die
Autor
zug
auf
der
biblischen
Punkt
bleibt
rück.
Er
gativ) AT
Themen
über
nachsagen
das
leicht
schweigt
hier
treuer
Jude
hinter
von
hier dem
Gesetz
aber
dingter
finanzieller
Druck
- nötigen
sein
kann,
zu v e r l a n g e n .
diesbezügliches
für 2
in
stünde
in
- eine
sehen
einen
Mann
langfristig
Letztlich
Be
abseits
Aussagen
zu
noch
Praxis,
ne
die
das
D t . 2 3 : 2 0 ^ . ! Viel er
als
gesetzes
kann, wie - auch
sagen zeitbe
einen
geliehenes
zuverlässig nie
Si
einem
Widersprechendes
doch
Schweigen
ganz
(weder p o s i t i v
bewußt, weil
andererseits
Zinsen
er
biblischen
Zinsen
wieder Ben
Bürgschaft
(Lv.25:36f;
möchte,
den!
den
kein Wort
Nehmen
nichts
und
der
Mahnungen
Im G e g e n t e i l ! N u r
verbietet er
zu wollen,
Geldleihe
nämlich
ausdrücklich
angesichts
sozial-humanitären
Aussagen.
er
sagt
verkehrt,
erklären
Ju
Geld
werden
wir
können.
S. dazu M.Sulzberger, "The Status of Labor in Ancient JQR 13(1922/23):439ff. V g l . hierzu aber schon Hes.22:12!
Israel",
2 W i e F.M.Heichelheim, Wirtschaftsgeschichte des A l t e r t u m s , Lei den 1 9 3 8 , p . 4 2 9 , zeigt, erlebten das Ptolemäerreich und seine Nach barstaaten v o n 222v.Chr. an eine Zeit ernster Inflation, die teil weise durch die ptolemäisch-seleukidischen Kriege ausgelöst w a r . Vielleicht tauchen nicht von ungefähr die ersten Nachrichten über Zinsnehmen unter Juden in dieser Zeit auf; v g l . die ägyptischen Tebtunis-Papyri 8 1 5 , 817 u. 818 (cf. B.P.Grenfell, A.S.Hunt, J.G. Smyly, The Tebtunis Papyri, V o l . I I I . 1 , p p . 2 8 4 . 3 1 6 f . 3 1 8 f ) . Nach P.Tebt.815 (ca.228-221 v . C h r . ) leiht der Jude Mousaios b.Simon dem Juden Lasaites b.Iz...is 108 Drachmen und verlangt 2 Drachmen/Mo nat Zins. Nach P.Tebt.818 (174 v . C h r . ) geht es um einen Zins von 2 Drachmen/Mine/Monat, wobei noch die Drohung beigefügt wird, daß im Fall einer Terminüberschreitung bei der Rückzahlung die Rest zahlung um die Hälfte erhöht wird. Besonders ausführlich ist P.Tebt 817 (182 v . C h r . ) : 2 Talente und 3000 Drachmen werden ein Jahr zins los geliehen. Danach würde die Restschuld um die Hälfte erhöht und 2 Drachmen/Mine/Monat Zins gefordert. Als Bürgschaft gelten die Häuser des Borgers. - Diese Verträge aus dem hellenistischen Juden tum reflektieren eine gegenüber dem palästinischen Sir. weit fort geschrittenere Situation (cf. S i r . 2 9 : 2 - 7 ) . Ben Sira mahnt höchstens zur Vorsicht, fordert um der Liebe willen aber auch zum Risiko auf.
Gesellschaftliche
12 Wichtig
Einordnung
ist n u r d i e s : A u s d e m , w a s e r t a t s ä c h l i c h
gesagt
hat, geht deutlich hervor, daß er ein M a n n w a r , der die sozialen Nöte seiner Umgebung angelegen sein und
zur h u m a n i t ä r e n A k t i o n
sich
ließ
aufrief.
Angesichts dieser allgemein sehr balancierten
Haltung
in s o z i a l e n F r a g e n s c h e i n t es u n w e i s e zu s e i n , B e n in i r g e n d e i n e r E x t r e m p o s i t i o n d e r s o z i a l e n S k a l a
Sira
ansie
d e l n zu w o l l e n . Im B l i c k auf d i e A r t u n d W e i s e , w i e über Arm und Reich steht und mit einer gewissen
er
Unab
h ä n g i g k e i t b e i d e G r u p p e n frei u n d n ü c h t e r n b e w e r t e t , Armen nicht verachtet, Hilfsbereitschaft
zeigt, sich g e
gen die Verstrickungen des Reichtums w e n d e t und seiner Wertschätzung
doch
eines sittlich einwandfreien
Wohl
s t a n d e s A u s d r u c k v e r l e i h t , i s t es w o h l a n g e m e s s e n , als einen Mann ten,
zu b e t r a c h t e n , d e r e i n e m
ihn
zwar g u t g e s t e l l
aber außerhalb der beruflich-wirtschaftlichen
sellschaftspolarisation
stehenden Stand
Ge
angehört.
A n s t a t t B e n S i r a als e i n e n r e i c h e n p a t r i z i s c h e n heitslehrer
zu z e i c h n e n , s c h e i n t es u n s
sich d a b e i
seines Enkels
im P r o l o g
(Zeilen 4 - 1 4 ) ,
in 2 4 : 2 3 - 3 4 u n d
Für s e i n W e i s h e i t s l e h r e r t u m redtes Zeugnis a b . in K a p . 2 .
Ben Siras
sowohl aus den diesbezüglichen
Eigenaussagen Sirachs
2
Näheres
und
Weisen
ergibt
Ausführungen
als auch aus 38:34c-39:8.
den
1
legt sein Weisheitsbuch
be
zu s e i n e m P r i e s t e r s e i n ^ folgt
Z u n ä c h s t ist n u n d e r g e s c h i c h t l .
zu S i r a c h s W e i s h e i t s l e h r e r t u m licher) Schriftgelehrsamkeit
Weis
befriedigender,
in i h m e i n e n p r i e s t e r l i c h e n S c h r i f t g e l e h r t e n zu s e h e n . D e r S c h r i f t g e l e h r t e n b e r u f
die
Hintergrund
einerseits und andererseits
(priester
aufzuzeigen.
S. dazu die Ausführungen in Kap.3, § 3, infra, pp.216-271. 2 Näheres dazu s. infra, Kap.4, § 3, pp.293-309. 3 G.F.Moore, op.cit., p.42, meint zwar, es gebe keine Indikation dafür, daß Ben Sira Priester war. Noch schärfer verurteilt V.Ryssel, Die Sprüche Jesus' des Sohnes Sirachs, Tübingen 1900 (Nachdruck 1975), p.234, die Auffassung, daß er Priester war, als eine 'halt lose Vermutung'. Doch werden sich diese Verdikte so kaum halten las sen.
Einordnung B e n Siras Nach Sir.38:24
13
zeichnet sich der Schriftgelehrte
durch seine Berufsfreiheit a u s , die seine Weisheit mehrt (Eocpia Y p a u u c x T ^ G o c
eüxaipiQ,
£v
OXOXT\Q,
xou
6
£XaaaoiJuevoc,
Ttp&gei atjxoe oocpiadnaexcu) . E r h a t m i t k e i n e r bezogenen
erwerbs-
s ä k u l a r e n Tcpdgie zu t u n - e i n e A u s s a g e , d i e
sich v o n einem reichen Geschäftsmann, oder Großgrundbesitzer
Steuerpächter
kaum machen ließe. Auf einen
P r i e s t e r , d e r s i c h im T e m p e l s t a a t v o l l z e i t l i c h d e r Schriftgelehrsamkeit w i d m e n darf, ließe sich dies
aller-
dings problemlos beziehen. Priester durften von den A b gaben der Bevölkerung
leben und waren so unabhängig von
der Notwendigkeit einer säkularen Berufsausübung. sterabgaben
sind n u n b e i B e n S i r a w i e d e r h o l t
eindringlich
Prie-
erwähnt:
f o r d e r t e r i n 7:29-31 d a z u a u f , d i e s e A b -
g a b e n z u e n t r i c h t e n ; u n d i n 4 5 : 2 0 f f e r w ä h n t e r s i e in einem Zusammenhang,
der eine Verbindung
lichen Schriftgelehrtentum
zum priester-
n a h e l e g t . Nachdem er dort in
45:17 Aaron auf dem Höhepunkt der Perikope als Gesetzeslehrer I s r a e l s b e s c h r i e b e n h a t ("Und E r g a b i h m S e i ne Gebote und ließ ihn Vollmacht haben über Satzung und Rechtsentscheid
um Jakob die Zeugnisse
um durch Sein Gesetz
Israel
zu l e h r e n , u n d
zu e r l e u c h t e n " ) , kommt er 1
auf die Herausforderung
des gesetzesgelehrten' 7
durch eine Gruppe v o n D 1 T zu sprechen
(45:18).
Aaron Ihre
Rebellion schlägt Jahwe aber nieder und räumt in der Folge Aaron und seinen Nachkommen auf ewig das Privileg ein, von Abgaben 7
D 1T
zu l e b e n
(45:19-22). Den neidischen
zum Trotz erhalten die priesterlichen
rer Israels
Gesetzesleh-
zu ihrem privilegierten Auftrag hinzu
privilegierte
Einkünfte.
1
noch
Sie haben also - wie der von
Ben Sira beschriebene SöfSr
(38:24) - d i e B e t e i l i g u n g
am beruflichen Erwerbsleben nicht
nötig.
Daß es Jerusalemer Priester dabei - selbst w e n n sie nicht zur erzpriesterlichen Klerikalaristokratie g e -
1
S. dazu die Ausführungen in Kap.4, § 2, infra pp.275-281.
Gesellschaftliche
14
h ö r t e n - g a n z im U n t e r s c h i e d
Einordnung
zu i h r e n K o l l e g e n v o m L a n
d e zu e i n e m g e w i s s e n W o h l s t a n d b r i n g e n k o n n t e n , leicht e i n z u s e h e n .
1
H i e r im r e l i g i ö s e n
ist
Zentrum des J u
d e n t u m s , w o d i e G e l d e r und G a b e n d e r F r o m m e n
zusammen
flössen, w a r w e i t e h e r a l s d r a u ß e n im L a n d d i e
Garantie
gegeben, daß die Priester auch wirklich die ihnen stehenden Abgaben erhielten. Wie wir aus einer
zu
Notiz
aus d e r Z e i t d e s h e r o d i a n i s c h e n T e m p e l s w i s s e n ,
legte
m a n im T e m p e l g r o ß e n W e r t auf d i e E r f ü l l u n g v o n
Dt.24:
15 und b e z a h l t e j e d e n u m g e h e n d , d e r i r g e n d w e l c h e
Arbei
ten am T e m p e l v e r r i c h t e t e
(spä
teres) B e i s p i e l
(Jos.Ant. 2 0 : 2 2 0 ) . Ein
für d e n g e d i e g e n e n W o h l s t a n d e i n e s J e
rusalemer Priesters
f i n d e n w i r in J o s e p h u s und
vornehmen Vorfahren
(Vita 1 - 7 ) : S e i n e F a m i l i e
L a n d b e s i t z in d e r N ä h e v o n J e r u s a l e m
seinen hatte
(Vita 42 2) u n d ver
fügte o f f e n b a r ü b e r g e n ü g e n d M i t t e l , u m u n t e r
gewissen
U m s t ä n d e n s o g a r auf d i e P r i e s t e r a b g a b e n V e r z i c h t e n können
(Vita 8 0 ) . D e n k t m a n s i c h B e n S i r a
zu
entsprechend
als P r i e s t e r , s o e r ü b r i g t s i c h d i e S u c h e n a c h e i n e m g e e i g n e t e n P l a t z f ü r i h n im j ü d i s c h e n G e l d a d e l o d e r Aristokratie: die Position als priesterlicher g e l e h r t e r in J e r u s a l e m w ü r d e s e i n e g e h o b e n e ,
Schrift wenngleich
auch n i c h t g e r a d e e x p o n i e r t e s o z i a l e S t e l l u n g g u t ren.
der
erklär
2
E i n w e i t e r e r U m s t a n d , d e r es n a h e l e g t , d i e m ä ß i g e H e r k u n f t B e n S i r a s im P r i e s t e r t u m
standes
zu s u c h e n ,
die T a t s a c h e , d a ß u n s in s e i n e m W e r k n i c h t a l l e i n
ist
her-
1
J.Jeremias, op.cit., p,119 und pp,123f, stellt den sozialen Unterschied zwischen dem armen Landpriestervolk und den Jerusalemer Priestern klar heraus. Ebenso V.Tcherikover, op.cit., p.120. 2
G.Maier, op.cit., p.34, schreibt über den Stand der Söf^rim: "Somit bleibt nur die Aristokratie für den Schriftgelehrtenstand übrig. Sie ist weithin identisch mit der priesterlichen Schicht." Er hält Ben Sira für einen Priester. Doch sollte man Aristokratie und Priestertum klarer differenzieren. Allenfalls die Jerusalemer Erzpriester bzw. die Hohepriesterfamilien dürften mit Recht diesem Stand zuzurechnen sein. Wie wir im Folgenden noch zeigen wollen, war auch nicht die Zugehörigkeit zur 'Aristokratie', sondern zum Priesterstand traditionelle Voraussetzung für den Söfer.
Einordnung Ben
Siras
15
kömmliche Chokmah begegnet, sondern daß hier
offenbar
die Aufgaben torahbezogener
und t r a d i
Schriftforschung
tioneller Weisheitslehre verbunden w a r e n .
1
gelehrsamkeit w a r nämlich - anders als das Weisheitslehrertum
- traditionell mit dem
verknüpft. Hierzu müssen wir etwas weiter Im v o r e x i l i s c h e n
Die
Schrift
herkömmliche Priesterstand ausholen.
Israel wird wohl der Königshof
und
dessen nähere Umgebung der L e b e n s - und
Wirkensbereich
von Männern gewesen sein, die sich mit
weisheitlichem
Gedankengut beschäftigten. Dies läßt sich auf jeden für den ägyptischen, babylonischen und persischen belegen
2
und läßt sich auch für
wahrscheinlich m a c h e n . Innerhalb der
als Vertreter der Weisheit darauf hin 25:1; v g l . l.Kö.2:6;
wähnung der
'Männer H i s k i a s
Salomos
(e.g. P r v . l : l f ;
3 : 2 8 ; 4 : 2 9 ) , w i e a u c h d i e Er 1
(Prv.25:l), die wohl
Sammlung von älteren Weisheitssprüchen
HofSchreiber
Israel
Weisheitsliteratur
deutet schon die starke Überlieferung bezüglich
mit der
Hof
(vgl. G e n . 4 1 : 8 ; E x . 7 : 1 1 ; J e s . l 9 : l l f ; J e r . 5 1 : 5 7 ;
Dan.2:2; Est.1:13, u s w . )
10:1;
Fall
als
betraute
zu d e n k e n sind, ^ o d e r d i e N e n n u n g d e s K ö -
1
Auf die auffällige Verbindung von Weisheit und Schriftgelehr samkeit bei Sirach weist schon B.Reicke, op.cit., p.151 hin; cf. auch J.Fichtner, "Das Problem Glaube und Geschichte in der israeli tisch-jüdischen Weisheitsliteratur", ThLZ 76(1951):148. 2 S. dazu auch N.W.Porteous, "Royal Wisdom", in Wisdom in Israel (FS H.H.Rowley), Leiden 1960, pp.250ff; sowie R.N.Whybray, The Intellectual Tradition in the OT, Berlin/New York 1974, pp.l5f, der seinen versuchten Nachweis, daß die 'Weisen' keinen eigenen Berufs stand bildeten, gerade im Blick auf die Königshöfe der Nachbarstaa~ tennicht durchgehend aufrechterhalten kann. 3 Selbst R.B.Y.Scott, "Solomon and the Beginnings of Wisdom", in Wisdom in Israel, Leiden 1960, pp.272ff, der Salomo und seinem Hof alle weisheitliche Aktivität absprechen möchte, rechnet doch auf Grund von Prv.25:l mit einer 'Schreiberschule' am Hof Hiskias, die Weisheitsliteratur produzierte. 'Schreiber' als schriftkundige und gelehrte Männer in Israel werden auch sonst oft erwähnt (2.Sam.8: 17; 2.Kö.l9:2; 1.Chr.27:32; Jer.8:8; 36:12+20). Sie hatten ihren Sitz am Königshof und waren königliche Beamte. 'Söfer' war in Is rael zur Königszeit wie auch entsprechend in Ägypten ein Beamten titel; s. dazu M.Löhr, Bildung aus dem Glauben. Beiträge zum Ver ständnis der Lehrreden des Buches Jesus Sirach, Bonn 1975, p.99.
Gesellschaftliche
16
nigs Lemuel von Massa
Einordnung
(Prv.31:1).
at-lichen Weisheitstexte auf die L e b e n s u m s t ä n d e
selbst
der
1
Im ü b r i g e n
sind
sehr s c h w e i g s a m
die
im Blick
'Weisen'. D o c h e r g e b e n
sich
h i e r z u m a n c h e H i n w e i s e aus d e n ü b r i g e n B ü c h e r n des A T . Eine Untersuchung
der diesbezüglichen
Perdue folgendermaßen non-wisdom
texts
cession Document, Kings,
zusammen:
E v i d e n z faßt
"In e x a m i n i n g
certain
such as the J o s e p h N a r r a t i v e , the D e u t e r o n o m i s t i c
the
and the p r o p h e t i c a l b o o k s of I s a i a h and
c l a s s of r o y a l
counsellors, military generals,
...This is t r u e w i t h
respect
and B a r u c h ,
as
func-
diplomats;
'Men of the
to J o s e p h ,
s h a i , the w i s e w o m a n of T e k o a , Bethma'acah,
Jeremiah,
bureaucrats,
j u d g e s , and
in o t h e r w o r d s t h e y are p r e s e n t e d
of
found
locus in the r o y a l court w h e r e t h e y
t i o n e d as a p r o f e s s i o n a l
Suc-
redacted Books
w e are p r e s e n t e d w i t h d e p i c t i o n s of s a g e s w h o their primary
L.
King'
Ahitophel,
Hu-
the w i s e w o m a n of A b e l of
the w i s e m e n t i o n e d
in I s a i a h and
Jeremiah,
the s c r i b e of J e r e m i a h , w h o w a s an
a s s o c i a t e of the r o y a l o f f i c i a l s
in J e r u s a l e m . "
intimate 2
Die
Ob in diesem Zusammenhang auch Qoh.l:12 zu nennen ist, bleibt unsicher, da umstritten ist, ob das Wort 1*70 dort den 'König' oder den 'Ratgeber' bezeichnen w i l l ; s. W.F.Albright, "Some CanaanitePhoenician Sources of Hebrew Wisdom", in Wisdom in Israel, Leiden 1960, p . l 5 ( n . 2 ) . 2 L.Perdue, Wisdom and Cult. A Critical Analysis of the Views of Cult in the Wisdom Literatures of Israel and the Ancient Near East, Missoula 1977, pp,140f. Ob Perdue allerdings die weisen Frauen von Tekoa und Beth Ma'akah zu Recht in diese Liste 'professioneller Weiser' - wie dies zu verstehen ist, wird sogleich noch zu behan" dein s e i n - aufgenommen hat, ist zu bezweifeln. Sie gehören nicht eigentlich zum Hof und sind w o h l schlicht als allgemein intelligen te Individuen aufzufassen; v g l . R.N.Whybray, op.cit., p . 6 . - Zur Verbindung von Weisheit und Königshof bzw. Königtum s.auch N.W. Porteous, op.cit., pp.247-257; s. auch supra, p . 6 ( n . 3 ) . Schließlich wird man auf Sir.44:4-5 hinweisen dürfen, w o die 'weisen Männer' der Geschichte Israels im unmittelbaren Zusammenhang mit den Köni gen genannt werden. Dort preist Sirach "die Fürsten von Völkern mit ihren Plänen und Herrscher mit ihren Untersuchungen; die Weisen in der Rede mit ihren Schriften (H) und Spruchdichter mit ihren M a ß regeln; Ersinner von Psalmen nach dem Metrum, Männer des Sprich worts in geschriebener Form". (Der Text folgt hier H; v g l . auch V. Ryssel, op.cit., p . 4 4 9 ) .
Einordnung Ben •Weisen
1
Siras
17
des Königshofes treten uns nach diesen
rungen a l s o n i c h t a l s e i n e i g e n e r B e r u f s s t a n d sondern - ob sie nun der König
Ausfüh
entgegen,
selbst, Berater,
Schrei
b e r , u s w . w a r e n - i m m e r w i e d e r e r w e i s e n sie s i c h a l s An g e h ö r i g e v e r s c h i e d e n e r A u f g a b e n b e r e i c h e b z w . B e r u f e . Hat es am E n d e g a r k e i n e n e i g e n t l i c h e n B e r u f s s t a n d v o n sen' gegeben? Nachdem die Existenz dieses Standes Zeit selbstverständlich
'Wei lange
a n g e n o m m e n w u r d e , ist d a r ü b e r in
den letzten Jahren eine Debatte entstanden, die noch lange nicht abgeschlossen nicht eingreifen k ö n n e n .
1
wohl
i s t u n d in d i e w i r
hier
D o c h ist d i e E v i d e n z für
solch
eine Berufsgruppe u.E. bisher mehr als mager. A.Schlat ter mag die richtige Lösung
s c h o n im V o r a u s
h a b e n , w e n n er e i n s t s c h r i e b :
G e l e h r t e s i n d , k o m m e n für J e r u s a l e m vor."
2
angedeutet
"Gelehrte, die nichts zuerst bei
als
Sirach
U n d s e l b s t S i r a c h ist - w i e w i r n o c h s e h e n w e r -
Schon H.J.Hermisson, Studien zur Israelitischen Spruchweisheit, Neukirchen-Vluyn 1968, pp,121f, hat gefragt, ob D3n Bezeichnung für jeden Menschen ist, der die Fähigkeit, sich im Leben zurechtzu finden, besitzt. Doch meint er dann, daß über dies hinaus das Wort auch einen besonderen Stand von Weisen, die Lehrer und Ratgeber sind, bezeichnet, und verweist dazu auf Jer.l8:18; Prv.5:13; 13:14. 20; 15:2.7.12.31. G.v.Rad, Weisheit in Israel, Neukirchen-Vluyn 1970, pp.34ff, folgt ihm im allgemeinen, bringt aber die mangelnde Eindeutigkeit der Quellen in dieser Frage und die relative Unge sichertheit der Folgerungen bezüglich einer Klasse israelitischer Weiser mehr zum Ausdruck. Erst bei Sirach trete "die Vorstellung vom Weisen als dem gelehrten Lehrer immer deutlicher hervor". Aber auf Grund von Prv.22:17; 24:23; 15:12; 13:14, scheint ihm die An nahme eines Standes der Weisen doch gerechtfertigt, wobei ihm vor allem der König und seine obersten Räte typische Vertreter dieses Standes sind. Doch zeigt sich ja gerade hier, daß es nicht um einen eigenen Stand, sondern um fähige Vertreter verschiedener Berufe am Hof geht. - R.N.Whybray, op.cit., pp.6-54, ist den vermeintlichen Belegstellen nachgegangen und schließt, "that there is no evidence in the Old Testament for the existence of a class of writers known as the wise men', or indeed any class of men so designated"(p.54). Mit seinem grundlegenden Buch wird sich die weitere Forschung noch gründlich auseinanderzusetzen haben; vgl. G.Fohrer, ZAW 86(1974): 387, sowie R.A.F.MacKenzie, Bib 56(1975):266f. Bis die von ihm aufgeworfenen Fragen Antworten gefunden haben bzw. sich seine Ein wände als unbedeutend entlarven, ist Zurückhaltung bzgl. der 'Wei sen' als eigenem Stand am Platze. A.Schlatter, Geschichte Israels, Calw/Stuttgart 1906, p.73. 1
2
Gesellschaftliche
18
d e n - ja n i c h t e i n f a c h n u r Schriftgelehrter, der Weisheitslehre
Einordnung
1
'Weiser ,
s o n d e r n e r ist
der sich gewissermaßen nebenbei
ein
auch
widmet.
Am Königshof waren Männer, die lesen und konnten; hier ergaben
schreiben
sich auch die internationalen
Kon
takte, durch die Kenntnisse der weisheitlichen Werke an derer V ö l k e r
(vor a l l e m Ä g y p t e n s u n d d e r K u l t u r e n M e s o
potamiens) vermittelt wurden. Die hier gepflegte
Weis
heit d i e n t e n a t ü r l i c h n i c h t n u r zur B e a m t e n a u s b i l d u n g nur w e n i g e W e i s h e i t s s p r ü c h e
haben direkt mit dem
V e r h a l t e n a m H o f b z w . in Ä m t e r n 13:17;
14:35;
16:14f; 18:16;
29:26). Die meisten Proverbia
zu t u n
19:12;
-
rechten
(so P r v . 1 1 : 1 4 ;
20:2+18; 25:5ff+15;
sind w o h l d u r c h
tung d e m R a h m e n d e r h ä u s l i c h e n E r z i e h u n g u n d
Beobach verschie
denster anderer Lebenslagen entnommen, von einem
Kreis
literarisch dazu fähiger und mit dem Stil der Weisheits literatur vertrauter Männer gesammelt, formuliert
und
dann w i e d e r e i n e m w e i t e r e n K r e i s z u g ä n g l i c h g e m a c h t wor den.
1
Ein anderer Platz als das Milieu des
königlichen
H o f e s b i e t e t s i c h u n s auf G r u n d d e r b i b l i s c h e n
Texte
n i c h t w i r k l i c h an für d i e L o k a l i s i e r u n g
Tätig
keit.
dieser
2
Angesichts dieser Verbindung
z w i s c h e n P a l a s t u n d Weis-
1
Der von H.J.Hermisson, op.cit., pp.122-125, versuchte Nachweis, daß die at-lichen Weisheitstexte mit ihrem vielfältigen Inhalt le diglich Unterrichtsliteratur für Beamte und Glieder der Oberschicht im Kontext der Schule gewesen seien, will nicht so recht überzeugen. Der Bezug zum praktischen Leben in seiner Vielfalt scheint - trotz Parallelen aus der ägyptisch-mesopotamisehen Umwelt, in deren al lerdings entwickeltem Schulsystem auch Weisheitsworte als Übungs texte dienen konnten - doch gegen solch eine Einengung zu sprechen. G.v.Rad, op.cit., pp.30f, und in der Folge R.N.Whybray, op. cit. , pp.55-69, vertreten die Auffassung, daß die Weisheit auch außerhalb des Hofes im Lande Pflegestätten hatte. Während sich aber für den Hof als Pflegestätte der Weisheit Belege im AT finden, müs sen jene weitergehenden Postulate weitestgehend hypothetisch blei ben. Zu Recht aber hat schon W.Baumgartner, "Die israelitische Weisheitsliteratur", ThR, n.F.,5(1933), betont, daß jegliche Aus kunft darüber, ob neben dem Hof (pp.269f) noch andere Stände mit Weisheit beschäftigt waren, "so gut wie ganz im Dunkeln"liege(278f).
Einordnung Ben
Siras
19
heit konnte das Ende des israelitisch-jüdischen
Königs
h o f e s n i c h t o h n e F o l g e n b l e i b e n . Zwar m u ß t e d i e s
nicht
n o t w e n d i g d a s E n d e d e s w e i s h e i t l i c h e n D e n k e n s in J u d a bedeuten,
1
d o c h d ü r f t e d e r e n d g ü l t i g e N i e d e r g a n g d e s Kö
n i g t u m s e i n e n t i e f e n E i n s c h n i t t in d e r n a t i o n a l e n
Chok-
m a h I s r a e l s b e d e u t e t h a b e n , d e r a u c h für d i e
chronolo
gische Einordnung biblischer Weisheitsbücher
nicht unbe
rücksichtigt bleiben s o l l t e .
2
U n d w ä h r e n d es h i e r zu e i
n e r Z ä s u r k a m , f ü h r t e n d i e E r s c h ü t t e r u n g e n d e s E x i l s an dererseits
zu e i n e r R ü c k b e s i n n u n g
auf die
Grundfragen
1 Nach H.J.Hermisson, op.cit., p.131, übernahm in der nachexilischen Zeit die Hierokratie im Rahmen der (von H. postulierten) Tem pelschule die (von H. postulierte) höfische Beamtenschule mit ihrer Weisheitskultur. Als Beleg verweist Hermisson auf die sogenannten 'Weisheitspsalmen , die in dieser Zeit entstanden seien (p.132). Auch Jer.8:8 könnte als Beleg für die Existenz 'weiser Priester' herangezogen werden. Doch bleibt hier vieles reine Vermutung. Allzu bedeutend kann die Fortführung weisheitlichen Denkens im Rahmen der Jerusalemer Hierokratie nicht gewesen sein, sonst dürften wir mit Recht schon vor Sirach eine stärker kultisch gefärbte Weisheitsli teratur erwarten. So aber ist er der erste Exponent dieser neuen Richtung (s. dazu infra, Kap.2). 1
2 Bisher scheint dieser Umstand noch zu wenig beachtet zu werden. So kann W.Baumgartner, ThR 5(1933).279-281, für eine nur beschränk te Datierung von Weisheitsmaterial in die Königszeit eintreten und "die Hauptblüte der Weisheitsdichtung etwa dem 5.-3.Jahrb." zuwei sen, obwohl er selbst zuvor die Verbindung zwischen Königshof und Weisheitskultur betont hat (pp.269f). Ansätze zu einer Früherda tierung kommen bislang auch eher aus anderer Richtung: so erwägt W.F.Albright, op.cit. , pp.1-15 (vor allem pp.4ff u.l3ff), auf Grund früher kanaanitisch-phoenizischer Parallelen zur israelitischen Chokmah eine frühere Ansetzung großer Teile der at-liehen Weis heitsliteratur und nennt die Auffassung, im 5.-3.Jhd. v.Chr. sei in Israel die Blütezeit der Weisheit gewesen, "a curious myth"(p.4). Speziell im Blick auf Prv. ist K.A.Kitchen neuerdings auf Grund von formgeschichtlichen Vergleichen mit Texten der Umwelt zu einer An setzung der verschiedenen Teile des Buches zwischen dem 10.-6.Jhd. v.Chr. gelangt. Es handelt sich dabei um folgende Studien, die mir vom Autor in Manuskriptform zugänglich gemacht wurden: K.A.Kitchen, "The Basic Literary Forms and Formulations of Ancient Instructional Writings," pp.1-42 (wird voraussichtlich veröffentlicht in O.Keel und E.Hornung, Hrg., Studien zur altägyptischen Lebenslehre (Orbis Biblicus et Orientalis), Göttingen/Fribourg (ca.) 1980), und id., "Proverbs and Wisdom Books of the Ancient Near East: The factual History of a literary Form," (= The Tyndale Biblical Archeology Lecture, Cambridge 1976), pp.1-49 (erscheint in Tyndale Bulletin 28, 1979).
Gesellschaftliche
20
Einordnung
u n d G r u n d l a g e n d e s r e l i g i ö s e n E r b e s I s r a e l s , »was e s m i t s i c h b r a c h t e , d a ß d a s G e s e t z s t a r k in d e n
Vordergrund
rückte. Daß diese Beschäftigung mit dem Gesetz
wurde und
auf's
e
Engste m i t der Berufsbezeichnung der
'Sof rim'
verknüpft
zur B i l d u n g e i n e r s p e z i f i s c h j ü d i s c h e n A u s p r ä
gung jenes Berufszweiges
führte, dessen Vertreter
nicht mehr nur Sekretäre bzw.
'Schreiber',
Schriftgelehrte' waren, hängt untrennbar m i t der Esras
nun
sondern Person
zusammen.
Esra war Beamter für d i e S y n t h e s e bedeutsam
im p e r s i s c h e n R e i c h , u n d
zwischen
ist - " S e k r e t ä r
'Söfer' u n d
zwar - w a s
'Gesetzesgelehrter
( T D D ) für d a s G e s e t z d e s
1
Him
m e l g o t t e s " , d.h. M i n i s t e r für Belange der jüdischen G e 1
setzesreligion.
Das Esrabuch
selbst reflektiert
Tendenzwende, die die Bedeutung der Esras dabei erfahren h a t . J.Jeremias rend
die
Berufsbezeichnung bemerkt dazu:
in d e m k ö n i g l i c h e n E r l a s s e E s r . 7 , 1 2 - 2 6
'Schreiber
des Gesetzes des Himmelsgottes' noch als amtlicher zu b e t r a c h t e n Bedeutung
ist...,
ist d e r T i t e l
Esr.7,6.11
'Schriftgelehrter' u m g e b o g e n . "
2
"Wäh
Der
Titel
zu d e r
Umstand,
d a ß E s r a , d e r S ö f e r , G e s e t z e s l e h r e r w a r u n d A u f g a b e n der Gesetzeslehre wahrnahm
(s. E s r . 7 : 2 5 ; N e h . 8 : l f f ) ,
prägte
in d e r F o l g e d a s E s r a b i l d d e s s p ä t e r e n J u d e n t u m s m a ß g e b lich.^
W e i t w e n i g e r b e t o n t w u r d e a b e r d i e in d e n Q u e l -
S.dazu H.H.Schaeder, Esra der Schreiber, Tübingen 1930, pp.4549, der den Titel ^ H " " ] "l?? (Esr.7:12) im Sinne eines persi schen Staatsbeamtentitels versteht. 2
J.Jeremias, Art. " Ypoq.q iqxeflc,", ThWB 1 ( 1 9 3 3 ) : 741 ( n . 5 ) .
3 Die Betonung der gesetzesbezogenen Funktion Esras zeigt sich z.B. darin, daß er als Lehrer der Torah direkt neben Mose gestellt wird ( t . S a n h . 4 : 7 ) . Gerne werden Gegebenheiten der späteren Zeit in das Esrabild eingetragen: so wird er nicht nur als Gelehrter der schriftlichen , sondern auch der mündlichen Torah geschildert ( j . Shec|.5:1), der 'Taqqanoth', d.h. offizielle Lehranweisungen,heraus gegeben hat (b.Baba Kamma 82a; s.dazu A.Guttmann, Rabbinic Judaism in the Making, Detroit 1970, p . 4 ) . Auch habe er die aramäischen Schriftzeichen in Israel eingeführt ( b . S a n h . 2 1 b - 2 2 a ) . Diese Hervor hebung der 'Gesetzesgelehrsamkeit Esras in der Tradition hängt mit seinem diesbezüglichen Vorbildcharakter für das Rabbinat zusammen. 1
Einordnung Ben
21
Siras
l e n e b e n s o a u s d r ü c k l i c h b e l e g t e T a t s a c h e , d a ß d i e s e r ge setzesgelehrte Esra Priester war
(Esr.7:1-5.11.12; Neh.
8:2.9).l U n d d a b e i s o l l t e d o c h s c h o n e i n e n u r ü b e r blicksmäßige Beschäftigung m i t der jüdischen und Geschichte
lehren, daß die Verbindung
setzesstudium und Priesterstand
Literatur
zwischen G e
- und entsprechend
nun
zwischen Schriftgelehrten- und Priestertum! - nicht fällig
zu
ist.
Von alters her w a r e n es die Priester, die m i t der Ge setzesinterpretation
und der Torahlehre betraut
u n d a u s d e m i h n e n zur V e r f ü g u n g
stehenden
heraus den Laien Weisung g a b e n :
2
waren
Gesetzeswissen
s.dazu L v . l 0 : 1 0 f ; D t .
17:9-11, wo allerdings nicht ganz klar ist, ob die T o raherteilung vom Priester, vom Richter oder von 3
ausgeht ;
2 4 : 8 ; 31:9-13; 2.Kö.l7:27f;
beiden
Jer.2:8, wo
sich
die Frage stellt, ob die hier als Hüter der Torah g e n a n n t e n P r i e s t e r m i t d e n in 8:8 Vorfahren der Schriftgelehrten
erwähnten Söferlm - den - zu i d e n t i f i z i e r e n
18:18; Hes.7:26; 22:26; 44:23f; Hos.4:6; Micha
sind;
3:11;
1 Den gewiß bedeutsamen und nicht zufälligen Umstand, daß Esra Priester war, nimmt H.H.Schaeder, op,cit., p.59, im Grunde nicht gebührend ernst, wenn er schreibt, Esra - 'obwohl selber Priester'habe die Herausbildung einer Klasse von 'schriftgelehrten, torakun digen Laien'(!) angebahnt, die dann in Sir.38:24-39:11 gepriesen würden; so auch E.Schürer, Geschichte des jüdischen Volkes im Zeit alter Jesu Christi, Vol.II, Hildesheim 1964 (Nachdr.v,1907), p.373, sowie M.Löhr, op.cit., p.99. Daß Gesetzesgelehrsamkeit und Prie stertum bei Esra verbunden sind, ist nicht einfach bedeutungslos und zufällig, vielmehr sind beide Elemente traditionell miteinander verbunden. Ist die Bedeutung dieser Tatsache erst einmal erfaßt, wird man bei Ben Sira eine eventuelle 'Laienschriftgelehrsamkeit' erst zu beweisen - nicht aber einfach vorauszusetzen haben! 2
Cf. G.Liedke/C.Petersen, Art." m i n " , THAT 2(1976):1036f. Wie Dt.17:18 andeutet, ist das den Priestern zur Verfügung stehende Ge setzeswissen, auf Grund dessen sie Weisung gaben, als schriftlich fixiertes Gesetzeswerk zu denken.- Zu den Priestern als Lehrer der Torah, s.auch B.Gerhardsson, Memory and Manuscript, Uppsala 1961, p.86(n.5). 3
T
H
A
T
2
> col.l035f. Wahrscheinlich war der am Heiligtum tätige Richter selbst Priester; cf. auch 19:16ff; Hes.44:24; 2.Chr.19:8, zur Verbindung von Priester- und Richterstand. Vgl. W.Bousset, Die Religion des Judentums im späthell.Zeitalter, Tübingen 1926 , p.100.
Gesellschaftliche
22
Einordnung
Zeph.3.4; Hag.2:10-13; 2.Chr.15:3;
17:7-9;
1 9 : 5 - 1 0 ; 35:3.
Nach dem Bericht von Dt.33:9b-10 waren die p r i e s t e r l i chen Leviten s c h o n in i h r e m S t a m m e s s e g e n v o n M o s e m i t die ser L e h r a u f g a b e b e t r a u t w o r d e n :
"Sie h ü t e n D e i n W o r t und
b e w a h r e n D e i n e n B u n d ; sie l e h r e n J a k o b D e i n e scheide u n d I s r a e l D e i n e T o r a h . " Und u n t e r
Rechtsent
ausdrückli
cher B e z u g n a h m e auf d i e s e n L e v i t e n b u n d b e t o n t M a l e a c h i : "Denn d i e L i p p e n d e s P r i e s t e r s
sollen das
Wissen bewahren, und aus seinem Mund
(Gesetzes-)
soll m a n Torah
su
chen. .."(Mal.2:7; v g l . Vv.8-9, wo davon die Rede ist, daß d i e P r i e s t e r d u r c h d a s G e b e n v o n f a l s c h e r den L e v i b u n d g e b r o c h e n
Weisung
haben).
S e l b s t in n a c h - m a k k a b ä i s c h e r kommen einer gesetzesgelehrten
Zeit, die mit dem A u f chasidisch-pharisäischen
Laienbewegung eine neue Situation schuf, schimmert Gesetzeslehrertum
als Proprium der Priester
der d u r c h . Im A r i s t e a s b r i e f ,
teilt.
Nach dem Jubiläenbuch
stamm L e v i
(cf.32:1.3.9.)
im G e s e t z
45:16 s i n d d e m
d i e B e w a h r u n g und
rung d e r h e i l i g e n S c h r i f t e n a n v e r t r a u t :
Überliefe
"Und er
(seil.
V ä t e r s e i n e m S o h n L e v i , d a m i t er sie b e w a h r e u n d re für s e i n e S ö h n e b i s auf d i e s e n T a g . "
2
Im
er
Priester
J a k o b ) g a b a l l e s e i n e S c h r i f t e n und d i e S c h r i f t e n
L e v i §4 w i r d L e v i
wie
§ § 1 3 0 - 1 7 0 , ist es d e r H o h e
priester Eleazar, der eine Unterweisung 1
immer
das
seiner erneue
Testament
"ein h e l l e s L i c h t d e r E r k e n n t n i s " g e
nannt. Ihm wird der Segen zugesprochen:
"Von n u n an wer
de zum P r i e s t e r d e s H e r r n , d u u n d d e i n S a m e in
Ewigkeit
1
G.Delling, "Perspektiven der Erforschung des Hellenistischen Judentums", HUCA 45(1974):146. 2
L.H.Schiffman, The Halakhah at Qumran, Leiden 1975, p.11, meint (im Anschluß an C.Tchernowitz, Toledot Ha-Halakhah, Vol.IV, pp. 353f): "In Jub.45:16 the Torah was still in the hands of the priests rather than the scribes." Doch sollte man hier nicht die Alterna tive 'Priester oder Schriftgelehrte' setzen, sondern vielmehr an priesterliche Schriftgelehrte denken; vgl. Jub.4:23+25, wo Henoch abwechselnd als Priester und als Sofer geschildert wird. Auch im slav.Hen. ist Henoch priesterl. Erlöserfigur, 64:5, und zugleich Sofgr, 40:13; 53:2. Vgl. auch die Gestalt des 'Metatron', b.Chag.!5a.
Einordnung Ben Siras
23
...Den T i s c h d e s H e r r n w i r d d e i n S a m e u n t e r len, und von ihnen werden Hohepriester
sich vertei
abstammen
und
Richter und Schriftgelehrte. Denn durch ihren Mund das Heilige bewacht werden"(§ liche Priesteramt,
8 ) . Nicht nur das
sondern auch das Richteramt und
Schriftgelehrsamkeit
s i n d h i e r in P r i e s t e r h ä n d e n
Daß die hier gemeinte
'Schriftgelehrsamkeit
lich der von Ben Sira vertretenen (cf. S i r . 3 9 : 1 - 1 1 )
1
wird
eigent
- so v e r s t a n d e n
1
die
gedacht«
- g a n z ähn
Schriftgelehrsamkeit ist, daß sie auf
der
B a s i s d e r G o t t e s f u r c h t n i c h t nur e i n e B e s c h ä f t i g u n g
mit
dem Gesetz, sondern auch mit weiteren anstrebt, geht aus Test.Levi
Wissensgebieten
§13 h e r v o r :
"Nun, m e i n e
K i n d e r , b e f e h l e ich e u c h , d a ß ihr v o n g a n z e m H e r z e n u n s e r e n H e r r n f ü r c h t e t . U n d w a n d e l t in d e r E i n f a l t Seinem G e s e t z ! Doch lehrt auch eure Kinder senschaften, damit sie Verstand haben und unablässig
in d e n
in i h r e m g a n z e n
im G e s e t z G o t t e s l e s e n . D e n n
Kenner des Gesetzes Gottes wird geehrt..., und
jeder
viele Mund
zu h ö r e n . "
In Q u m r a n , w o d i e P r i e s t e r vom Tempel keine Altardienste dafür umso deutlicher Lehrer des Gesetzes Tempelrolle
auf G r u n d d e r
Separation
zu v e r s e h e n h a t t e n ,
ihre Funktion als Forscher
sowie als Richter
tritt und
zutage. Nach
ist d i e a u t o r i t a t i v e T o r a h - E r t e i l u n g ,
d i e W e i s u n g auf G r u n d d e s B u c h e s d e r T o r a h der Priester Privileg:
Wis
Leben
M e n s c h e n w ü n s c h e n , i h m zu d i e n e n u n d a u s s e i n e m das Gesetz
nach
(!)
(TR 5 6 : 2 - 1 1 ) . D i e R e c h t s p r e c h u n g
"Nur d i e S ö h n e A a r o n s
der d.h.
Aufgabe ist
s o l l e n in B e z u g
ihr
auf
Rechtsprechung
und Besitz herrschen...!"
(1QS 9:7;
lQSa l : 1 5 f . 2 3 ;
s.auch TR 5 6 : 9 f ; 5 7 : 1 1 - 1 4 ; 6 1 : 7 - 9 ; 63:3f;
zur I d e n t i t ä t v o n P r i e s t e r u . R i c h t e r v g l . d a b e i und 6 2 : 4 ) .
1
S i e sind in G e s e t z e s f r a g e n d i e
cf.
61:15
Autorität(1QS
Auf die Parallele zwischen Sir.39:1-11 und Test.Levi §13 ver weist - im Anschluß an Charles, The Apocrypha and Pseudepigrapha, V o l . I I , p.310 - J.Marböck, Weisheit im Wandel. Untersuchungen zur Weisheitstheologie bei Ben Sira, Bonn 1971, p . 1 2 0 .
Gesellschaftliche
24
5:2f; C D 1 4 : 6 b - 8 ; Gott gegeben,
13:2-4;
Einordnung
lQSb 3 : 2 2 - 2 7 ) . P r i e s t e r h a t
"um zu d e u t e n a l l e W o r t e S e i n e r
der Propheten"
Knechte,
(lQpHab 2 : 8 f ) . U n d d o c h s i n d i n Q u m r a n
die Priester nicht die einzigen, die sich so intensiv m i t d e m Gesetz b e f a s s e n . D i e in nach-makkabäischer sich verbreitende Gesetzesbewegung
unter
Zeit
'Laien' - u n d
überhaupt die T a t s a c h e , d a ß in Qumran auch d i e N i c h t Priester einen
'priesterlichen' Lebensstil
entwickelten,
mag dazu beigetragen haben, daß neben den "einsichtigen Männern aus Aaron" auch
" W e i s e a u s I s r a e l " ( = L a i e n ) sich
der Erforschung des Gesetzes gewidmet haben
(CD 6:2-7:5).
Doch w o Laien und Priester
zusammen sind,
Priester
immer zuerst gehört
in Gesetzesfragen
sollen die werden
(1QS 6:8f; C D 1 4 : 3 - 6 ) . D i e w o h l s p ä t e r a l s d i e G e m e i n d e regel
(1QS: c a . 1 5 0 - 1 3 0 v . C h r . )
schrift
anzusetzende
Damaskus
(CD: im l.Jhd. v . C h r . ) b e h ä l t a u c h d i e R e c h t
s p r e c h u n g n i c h t m e h r d e n P r i e s t e r n a l l e i n v o r (vgl. o b e n 1QS 9:7, u s w . ) ,
sondern stellt fest, daß unter
tern der Gemeinde sein müßten
lediglich
10 R i c h
4 vom Stamm Levi und Aaron
(CD 1 0 : 4 - 7 ) . D e r a l s L a i e z u d e n k e n d e
seher der Vielen'
(s. 1 Q S 6 : 1 2 . 1 4 . 2 0 ) k a n n h i e r
sogar
befugt werden, einen weniger bewanderten Priester die genaue Bedeutung des Gesetzes
zu i n f o r m i e r e n
5f) u n d ü b e r h a u p t d i e 'Vielen' r e l i g i ö s (CD
13:7f)-
über (CD 13:
zu unterweisen
1
Auch bei Philo 3:352; Vita
'Auf
(Quod d e t e r . 6 2 - 6 8 )
8ff; c.Ap.1:29ff)
und Josephus
(BelL
erscheint noch die Geset
z e s g e l e h r t h e i t bzw. d i e A u f g a b e , zu l e h r e n , a l s e t w a s , das den Priestern
1
zugeordnet
1
ist b z w . sein kann.
Zur Rolle des 'Aufsehers (ijnn) in Qumran, s. J.Hempel, "Die Stellung des Laien in Q u m r a n " , in H.Bardtke, Hrg., Qumran-Problerne, Berlin 1963, pp.l95f.Hempel (pp.197-209) geht dann v o r allem auf die Rolle des "7*Dinn (lQSb passim; 1QS 3:13; 9:12+21; CD 12:21) ein und zeichnet diesen als eine eschatologische, den Priestern vorge ordnete Laiengestalt, die inspirierte Lehre erteilt. Doch gründet das U r t e i l , ob er Laie ist oder nicht, letztlich nur auf argumenta e silentio und ist folglich nicht unanfechtbar.
Einordnung Ben
Siras
25
Wenn Ben Sira nun seinen Schriftgelehrtenstand drücklich mit schriftbezogener Verbindung bringt
aus
F o r s c h u n g und L e h r e
(38:34cd-39:l+7f:
"Anders, der
S e e l e H i n g e b e n d e a n d i e F u r c h t G o t t e s und d e r
in
seine
Nachsin
nende ü b e r d a s G e s e t z d e s L e b e n s : Die W e i s h e i t a l l e r A l t e n e r g r ü n d e t er u n d ist b e s c h ä f t i g t m i t d e n W e i s s a g u n gen... E r v e r s t e h t R a t u n d E r k e n n t n i s u n d d e n k t ü b e r ne Geheimnisse nach. Er bringt hervor die
Sei
Unterweisung
seiner Lehre und rühmt sich des Gesetzes des w e n n er weiter den Hohenpriester A a r o n als
Lebens"),
Gesetzesleh
rer Israels schildern kann, dem Rechtsprechung und
Leh
re anvertraut
oben
sind
( 4 5 : 1 7 ) , d a n n l e g t s i c h auf d e m
aufgezeigten Hintergrund
n a h e , in S i r a c h s e l b s t
S ö f e r zu s e h e n , d e r - ä h n l i c h w i e E s r a und d i e Tradition priesterlicher Gesetzeslehrer Priester
war.
einen lange
- von Hause
D a b e i ist a l l e r d i n g s b e m e r k e n s w e r t , d a ß d i e s e r s e i n I n t e r e s s e n i c h t a l l e i n auf d i e beschränkt,
SöfSr
Schriftforschung
s o n d e r n s i c h e r n e u t und i n t e n s i v d e r h e r
kömmlichen Weisheitslehre
im S t i l d e r
monarchieverbunde
nen w e i s e n Männer aus Israels vorexilischer det und selbst engagierter Weisheitslehrer
1
aus
1
Zeit ist.
2
zuwen Letzte-
e
Auch die Verknüpfung der Söf rim mit dem Tempel im Erlaß Anti ochus 'III vom Jahr 200 v.Chr. (Jos . Ant. 12:142 : OL Y p o c u p o n r e t c T O U l e p o u ) dürfte darauf hinweisen, daß die SöfSrim seiner Zeit Prie ster waren. Ganz anders S.Schechter, op.cit., p.62, der Priesterund Schriftgelehrtentum auseinanderreißt. Doch geht er dabei von der anachronistischen Annahme aus, "that the Synagogue in the time of Sirach was, in most of its important features, already fairly developed, and that as a consequence the religious life at 200 B.C. E. or thereabouts, did not greatly differ from what we know it to have been at 60 B.C.E..."! (ibid., p.IX). Zur Nicht-Existenz der Synagoge im vormakkabäisehen Palästina, s. aber M.Hengel, "Proseu che und Synagoge", in Tradition und Glaube (FS K.G.Kuhn), Göttingenl971, pp.157-184. ^ Es geht nach unserer Sicht der Dinge also nicht um eine Ent wicklung, wie M.Hengel, Judentum und Hellenismus, p.247, sie im Blick auf Ben Sira vertritt: "Der 'Weisheitslehrer' wird zum 'Schriftgelehrten', indem er seine Wirksamkeit mehr und mehr auf die heiligen Schriften Israels konzentriert" - sondern umgekehrt um einen Vorgang, bei dem der priesterliche Schriftgelehrte über
Gesellschaftliche
26
Einordnung
res P h ä n o m e n w i r d u n s im L a u f u n s e r e r n o c h zu b e s c h ä f t i g e n
Untersuchungen
haben.1
T r i f f t e s zu, d a ß B e n S i r a P r i e s t e r w a r , so w e r d e n uns auf d i e s e m H i n t e r g r u n d verständlich.
seine Reisen
(31:9ff; 3 9 : 4 )
In v o r m a k k a b ä i s c h - h e l l e n i s t i s c h e r
Judäa eine Hierokratie. Während de n o c h i m m e r d i e A r i s t o k r a t i e
in d e r p e r s i s c h e n im V o r d e r g r u n d
usw.) und D ' - I i n
net w a r ,
2
Kontrollbeamter
Fremdherr
zur S e i t e
in einen von Priestern geführten
entwickelt. Ben Siras Beschreibung des ihm schen Hohenpriesters
hatte
Vorherrschaft
des H o h e n p r i e s t e r s , d e m l e d i g l i c h e i n d e n schern verantwortlicher
-
(Neh.2:
( N e h . 6 : 1 7 ; 1 3 : 1 7 ) -,
sich d a s h e l l e n i s t i s c h e J u d ä a u n t e r d e r
Perio
stand
m a n d e n k e a n d i e im N e h e m i a b u c h e r w ä h n t e n D " > 3 A D 16; 4 : 8 + 1 3 ,
voll
Z e i t war
geord
Tempelstaat zeitgenössi
Simon reflektiert diese
Situation:
neben seinem geistlichen Amt ist dieser noch
Volksfüh
rer, d e r s e i n V o l k v o r R ä u b e r n s c h ü t z t u n d d i e S t a d t g e gen Feinde befestigt
(50:1-4).
ist es n u n n i c h t a n d e r s
In e i n e m
Priesterstaat
zu e r w a r t e n , a l s d a ß
priester
liche Beamte gelegentlich diplomatische M i s s i o n e n füllen h a b e n . Daß der Schriftgelehrte vor Fürsten erscheint
(39:4),
Reisen
erklärt sich daher am b e
sten, w e n n w i r i h n a l s p r i e s t e r l i c h e n Dies mag
auf seinen
zu e r
zur g e s e l l s c h a f t l i c h e n
Söfer
denken.
Einordnung Ben
Siras
genügen. Wir sehen ihn nicht als einen reichen, der stokratischen
ari
'leisure c l a s s ' z u g e h ö r i g e n P a t r i z i e r , wie
Gordis das will,
sondern als einen in Jerusalem
gewissen Wohlstand
lebenden Priester, der von
lebt u n d i n n e r h a l b d e r H i e r o k r a t i e
seinen Mann
Wie steht es nun mit dem Publikum des Ben
in einem
Abgaben steht.
Sira?
./. sein opus proprium, die Schriftforschung, hinausgeht und sich zusätzlich mit der herkömmlichen Weisheitslehre beschäftigt. 1
S.dazu infra, Kap.3, pp.224ff; sowie Kap.4, §3, pp.293-309.
2 S.dazu M.Hengel, op.cit., pp.45f.
Einordnung von Ben Siras § 3:
Zur g e s e l l s c h a f t l i c h e n Siras
27
Publikum Einordnung von
Ben
Publikum
R.Gordis möchte nicht nur die Weisheitslehrer, d e r n a u c h i h r e S c h ü l e r in d e r o b e r s t e n
son
Gesellschafts
schicht ansiedeln.^ Als Beleg für seine These, daß reiche junge Leute die Weisheitsschulen besuchen ten,
s t ü t z t e r s i c h auf d a s P o s t u l a t , d a ß d i e
Weisen ebenso wie die griechischen Sophisten
konnten.
konn
jüdischen Honorare
verlangt haben müssen, die nur von Wohlhabenden werden
nur
bezahlt
2
In A n b e t r a c h t d i e s e r P a r a l l e l i s i e r u n g v o n g r i e c h i schen Sophisten und jüdischen Weisen ist ein kurzer Ver gleich zwischen den Schulen beider Kulturen
angebracht.
Im G r i e c h e n t u m g a b es d i e E l e m e n t a r s c h u l e , d a s gymnasium und den sophistisch-rhetorischen 3 terricht.
Epheben-
Hochschulun-
Von diesen drei griechischen Schultypen
nelt die Sophistenhochschule
äh
t a t s ä c h l i c h am m e i s t e n dem,
was wir als spätere rabbinische Akademien kennen und
-
mutatis mutandis - in den jüdischen Weisheitsschulen
z.
Zt. Sirachs voraussetzen dürfen. Während nämlich beiden niedrigeren Schultypen Griechenlands literarischen Erziehung
neben
die der
e i n e n b e s o n d e r e n S c h w e r p u n k t im
musischen und sportlichen Bereich setzten, waren l i c h e u n d m u s i s c h e Ü b u n g e n s o w o h l d e r auf
allgemein
sittliche Bildung, Rhetorik und Philosophie Sophistenschule Griechenlands
fremd,
4
sport
bedachten
als auch den v o r -
1
Ebenso auch R.H.Pfeiffer, History of New Testament Times. With an Introduction to the Apocrypha, London 1949, p . 3 6 7 . 2 R.Gordis, op.cit., pp.85f. Dafür, daß die Sophistenschulen auf Grund ihrer z.T. fast unerschwinglichen Gebühren nur einer kleinen Oberschicht offenstanden, s.S.Oppermann, Art."Schulen," in Der kleine Pauly. Lexikon der Antike, V o l . 5 , Hildesheim 1975, col.38, und Cambridge Ancient History, V o l . 5 , pp.24+377. 3 Zu diesen Schultypen s.Oppermann,
op.cit.,
cols.38f.
^ S. H.Bengtson, "Die Zivilisation und das geistige Leben im Zeitalter des Perikles", (= K a p . 7 ) in Fischer Weltgeschichte, V o l . 5, p . 1 2 4 f . P
Gesellschaftliche
28
Einordnung
n e h m l i c h m i t e t h i s c h e n u n d z u n e h m e n d a u c h m i t F r a g e n der Gesetzesauslegung
beschäftigten
jüdischen
Schulen.Pa
rallelen dieser Art berechtigen aber weder
zu d e r allge
meinen Annahme, daß den palästinischen Weisheits- und Torahschulen der griechische Pate gestanden h a b e ,
2
Sophistenunterricht
n o c h zu d e r b e s o n d e r e n
direkt
Schlußfol
g e r u n g , d a ß m a n in d e n j ü d i s c h e n S c h u l e n ä h n l i c h w i e bei den Sophisten von den Schülern Honorare verlangt habe.^ Aus späterer
Zeit w i s s e n w i r , daß die
Schriftgelehrten b ü h r e n zu e r h e b e n u.62a).
es a b l e h n t e n , (m.Aboth
Sie v e r d i e n t e n
rabbinischen
für i h r e L e h r d i e n s t e G e
1:13; m . B e k h . 4 : 6 ;
ihren Unterhalt
nebenher durch Berufsarbeit
im
(b.Sanh.41a;
b.Ned.37a
allgemeinen b.Betz.29a).
Darüberhinaus wurden sie durch die freiwillige
Wohltä
tigkeit des Volkes unterstützt und genossen
im
Alltag
verschiedene Vergünstigungen
8;
b.Ber.34b
(b.Baba B a t h r a
u . 6 3 b ) . Daß dem Schulhausverwalter Lehrer
- offenbar nicht
selbst! - eine geringe Eintrittsgebühr
dem
entrichtet
w e r d e n m u ß t e , ist f ü r d i e Z e i t H i l l e l s a l l e r d i n g s b e zeugt
(b.Yom.35b
Bar.).
4
B.Gerhardsson, op.cit., p.57(n.l) verweist auf die Abwesenheit von Sport und Musik in jüdischen Schulen als Hauptunterschied zur hellenistischen Erziehung. Auf die Parallele zwischen Rabbineraka demie und Sophistenschule in dieser Hinsicht geht er aber nicht ein. Inwieweit in der Weisheitsschule, wie Ben Sira sie betrieb, unter dem Einfluß priesterlicher Schriftgelehrsamkeit das Musische in Form von Hymnus und Psalmendichtung eine Rolle spielte, ist schwer zu sagen. Immerhin ist der weise Söfer mit hymnischem Gottespreis beschäftigt (39:6; s.dazu infra K a p . 3 , pp.242ff)und auch in der Be schreibung der Tätigkeit des Weisen nach 44:4c-5 ist die Psalmen komposition eingeschlossen. 2 So auch B.Gerhardsson, op.cit., p . 2 7 . Er sieht höchstens indi rekte Einflüsse aus dem griech. Bereich - meist aber Widersprüche. 3 Ob Prv.l7:16 Hinweis auf Unterrichtsgebühren in Israel dienen kann, ist sehr zweifelhaft; cf. C.H.Toy, The Book of Proverbs, Edinburgh 1904, p . 3 4 6 . Es geht hier wohl um den 'reichen Toren',dem sein Geld nicht zur Weisheit verhelfen kann, da hierfür nicht Geld sondern Verstand nötig ist! ^ Zum Lebensunterhalt der Rabbinen, s.vor allem J. Jeremias, op. cit., pp.127ff; s . auch W.Bousset, op.cit., pp.l69f+430. Gordis ist sicK dieser rabbinischen Evidenz bewußt und postuliert deshalb, um seine
Einordnung von Ben Siras Im S i r a c h b u c h s e l b s t
Publikum
l e s e n w i r in d e m im A n h a n g
henden autobiographischen Weisheitsgedicht hinsichtlich
29
d e r zur D i s k u s s i o n
die ausdrückliche Einladung
stehenden
(51:25b):
W e i s h e i t ( H ) ohne G e l d ( q D D K*72
HDDn
03*7
ste
Ben Siras Honorarfrage
"Kauft für euch 1 317) X
11
Gordis
möchte diese klare Aussage sofort m i t dem Hinweis Ben Sira wolle hier lediglich auf Jes.55:l
abtun,
anspielen:
"Die ihr k e i n G e l d h a b t , k o m m t h e r , k a u f t u n d e ß t . Kommt her und kauft ohne Geld und umsonst W e i n und Milch!" Er m ö c h t e d e n Vers nur als rein poetische Umschreibung für die Leichtigkeit der Weisheitsfindung
g e l t e n lassen.''"
Doch dürfte er damit dem Einladungsspruch wohl nicht ge recht w e r d e n . Als sonderlich einfach will Ben Sira das F i n d e n v o n W e i s h e i t n ä m l i c h g a r n i c h t d a r s t e l l e n - im Gegenteil!
(cf. 6 : 1 8 - 3 1 ) . U n d w e n n i m ü b r i g e n e i n e A n
spielung auf Jes.55:l
in B e n S i r a s E i n l a d u n g
vorliegt,
so w i l l d i e s n o c h g a r n i c h t s g e g e n e i n w ö r t l i c h e s ständnis des Verses besagen. Vielleicht grenzten israelitische Weisheitslehrer phetenspruches
g a r im N a m e n d i e s e s
Ver sich Pro
gegen die hellenistisch-sophistische
Sit
t e d e s G e s c h ä f t e m a c h e n s m i t d e r W e i s h e i t a b . D e r Kontext mit seiner Einladung
in das Lehrhaus
(51:23) l ä ß t ü b e r
dies auch eher auf ein Wort über die Eintrittsbedingun gen in d i e " L e h r a n s t a l t * wörtliches Verständnis Buch würde
sich einem
schließen und begünstigt so ein des Verses. Nichts
solchen Verständnis
im g e s a m t e n entgegenstel
len. N a c h d e m h i e r auf S i r . 5 1 : 2 3 + 2 5 b B e z u g g e n o m m e n w u r d e , wird es angebracht der umstrittenen
s e i n , a n d i e s e r S t e l l e e i n W o r t zu
Frage des inhaltlichen Charakters und
./. These aufrecht zu erhalten, daß (offenbar schon in vor-makkabäischer Zeit!) zwischen Weisheitsschulen für die Reichen und den vor-pharisäischen Schriftgelehrtenschulen für die Armen unterschie den werden müsse. Kurioserweise muß er selbst eingestehen: "Unfortunately, little or nothing is known of these schools in pre-Makkabean days..."!; R.Gordis, op.cit., p.87. R.Gordis, op.cit., p.86(n.l3). 1
30
Gesellschaftliche
Einordnung
der Authentizität des Akrostichons
S i r . 5 1 : 1 3 - 3 0 zu s a
gen. E X K U R S ZU C H A R A K T E R U N D A U T H E N T I Z I T Ä T V O N
Sir.51:13-30:
Die ältere Forschung entschied in der Regel positiv über die Verfasserschaftsfrage; so z.B. R.Smend, der zu den einzelnen Stükken von Sir.51 schrieb: "Sie wollen als ein Nachtrag hingenommen sein, und sie dem Großvater abzusprechen, besteht kein Grund. Viel mehr zeugt ihre Sprache und Form, aber auch ihr Inhalt... laut für ihre Echtheit."^ Auch W.Fuss hat sich in seiner Dissertation^ nach haltig für die Abfassung des Akrostichons durch Sirach ausgespro chen. In jüngerer Zeit haben die Entdeckung des ersten Teils die ses Akrostichons (ZI. Aleph bis Kaph = Sir.51:13-20) in der Psal a
menrolle von Qumran (llQPs ) und die dazu gegebenen Erläuterungen des Herausgebers der Psalmenrolle, J.A.Sanders, einen weitgehenden Umschwung in der gelehrten Meinung bewirkt. Sanders interpretiert a
llQPs Sir.51 als ein Weisheitsgedicht, das die Beziehung zwischen dem Autor und der Weisheit als ein in stark erotischer Begrifflich keit geschildertes Liebesverhältnis darstellt. Bei G sei diese Urfassung 'ent-erotisiert
1
worden; H und S böten in Vv.13-20 ohne
hin einen korrupten Text, würden aber im zweiten Teil, Vv.21-30, relativ zuverlässig. Hinsichtlich der Verfasserfrage urteilt er: "It is now quite clear that the canticle is totally independent of Sirach. If Jesus, son of Sira, of Jerusalem, had penned the cantic a
le it would hardly be found in llQPs , which Claims Davidic authorship. That neither David nor Ben Sira wrote it needs no comment. Den Thesen von Sanders stimmte wenig später eine Arbeit von M.Delcor weitgehend zu.
5
Später hat Sanders in der Dupont-Sommer-Fest
schrift seine 'Erotik-These
1
1
noch einmal betont und sie im Versuch
R.Smend, op.cit., p.495.
2 W.Fuss, Tradition und Komposition im Buche Jesus Sirach, (Diss.) Tübingen 1963, pp.264-266. 3
J.A.Sanders, The Psalms Scroll of Qumran Cave 11, Oxford 1965, pp.79-85. 4
5
I b i d
83
- > P- -
M.Delcor, "Le Texte Hebreu du Cantique de Siracide LI, 13 et ss. et les ancient Versions", Textus 6(1968):27-47.
Exkurs: Authentizität von
Sir.51:13-30
31
einer Textrekonstruktion auch für den Anfang des zweiten Teils des Akrostichons an einigen wenigen Punkten wahrscheinlich zu machen versucht.^
Auch Th.Middendorp hat das Akrostichon nochmals unter
sucht. ^ Daß Ben Sira als Verfasser nicht in Frage komme, erscheint ihm 'nicht so klar' wie Sanders, denn "G, L und S, noch abgesehen von MsB bringen dieses Lied in Zusammenhang mit Ben Sira. Die Aus sagen, die Ben Sira über die Weisheit und ihre Schüler macht, stimmen weitgehend mit diesem Liede überein. "
J
Als inhaltliche und
auch strukturelle Parallelen verweist er auf Sir.4.6.14-15.24. Er entscheidet schließlich doch wegen der Stellung im Anhang bei Si rach und wegen seiner Zugehörigkeit zu einer 'davidischen' Psal mensammlung in Qumran gegen sirazidische Verfasserschaft, tritt aber dafür ein,
daß das Akrostichon Ben Sira als Quelle vorgele
gen habe. Ähnlich betrachtet M.Hengel das Gedicht als Vorlage für Ben Sira, die dieser bearbeitet habe.^ In einer Rezension von Middendorps Buch äußert J.Marböck aller dings, daß Sanders und Middendorp das letzte Wort zur Authentizi tätsfrage des Akrostichons wohl noch nicht gesprochen haben dürf ten.
5
Gerade Middendorp sind nämlich manche einschlägigen Arbeiten
der letzten Jahre entgangen. So die Darlegungen von Sh.Talmon,^ der Sanders in einer Rezension von dessen Psalmenrollenausgabe a
Wohl noch darin recht gibt, daß llQPs Sir.51 vermutlich die ur sprüngliche Fassung des Liedes sei und in vor-sirazidische Zeit hinaufreiche, aber doch überzeugend bestreitet, daß das Akrosti chon in Qumran notwendig als davidisch angesehen wurde. Die Psal menrolle wolle nicht rein davidisch-'biblisch' sein, sondern biete in der Art eines Gebetbuches neben biblischen Pss. besonders in dem als Anhang zu verstehenden zweiten Teil auch andere psalmenar-
1
J.A.Sanders, "The Sirach 51 Acrostic", in Hommages a A.DupontSommer, Paris 1971, pp.429-438. 2
3
Th.Middendorp, op.cit., pp.118-125. I b i d
18
- > P-l -
4 M.Hengel, op.cit., p.243(n.186). 5 J.Marböck, VT 24(1974):512. 6
Sh.Talmon, Tarbiz 37(1967):103f.
32
Gesellschaftliche
Einordnung
tige und liturgische Stücke, sowie Gebete.1 Wie J.A.Goldstein seiner Rezension von Sanders
1
2
in
Buch gesehen hat, fällt damit ein
Hauptargument gegen sirazidische Verfasserschaft, weshalb ihm dann nicht mehr einsichtig erscheint, warum Ben Sira das Stück nicht ge schrieben und seinem Werk angefügt haben sollte, zumal sich nach a
Goldstein die Differenz zwischen llQPs Sir.51 und den Versionen von Sir.51 inhaltlich gar nicht als so gravierend erweist, wie Sanders das sieht. Allerdings behält er die 'Erotik-These' von Sanders bei. Doch auch dieser sollte nicht unwidersprochen blei ben: In der ausführlichen Textstudie von P.Skehan zu Sir.51:13-30 tritt das erotische Moment schon weitestgehend zurück.
3
Im übrigen
zeigt Skehan an Einzelpunkten immer wieder die starke, bis ins De tail gehende inhaltliche Übereinstimmung zwischen dem Akrostichon und dem Rest des Sirachbuches. Und wenn er die sirazidische Her kunft des ersteren auch nie explizit konstatiert, so ist sie doch durchgehend impliziert.
Die Arbeit von J.Rabinowitz, die sich
wieder vor allem mit dem schwierigen Text des Gedichtes befaßt und sich nun klar für sirazidische Autorschaft ausspricht,^ erweist die von Sanders und Delcor entdeckten angeblich erotischen (teils a
sogar obszönen) Motive in llQPs Sir.51 als Fehlinterpretationen. Seine überzeugende Alternativübersetzung und -Interpretation macht deutlich, daß es sich um ein autobiographisches Gedicht des Weisen über sein Verhältnis zur Weisheit - jedoch ohne eigentlich eroti sche Motive - handelt. Entsprechend sind die Versionen (G; S+H) nicht länger als Revisionen anzusehen, die den Urtext von Eroti schem säubern wollten. Sie sind textkritisch mit heranzuziehen und bei Abweichungen von Fall zu Fall zu prüfen.
Auch 0.Rickenbacher^
hat sich in jüngerer Zeit (im Anschluß an W.Fuss) für die Authen-
1
S.auch idL, Tarbiz 35(1965) :215f.
2 J.A.Goldstein, JNES 26(1967):307ff. 3 P.W.Skehan, "The Acrostic Poem in Sirach 51:13-30", HThR 64 (1971):387-400. 4 J.Rabinowitz, "The Qumran Hebrew Original of Ben Sira's Concluding Acrostic on Wisdom", HUCA 42(1971):173-184. 5 0.Rickenbacher, Weisheitsperikopen bei Ben Sira, Göttingen/ Fribourg 1973, pp.l98ff.
Einordnung von Ben Siras
Publikum
33
tizität der Perikope ausgesprochen, ohne noch die letztgenannten Arbeiten berücksichtigt zu haben. Vermutlich hat er sie nicht ge kannt. Entsprechend geht er in seiner Rekonstruktion des Textes - der er das sinnige Wort von Dante voranstellt: '0 ihr alle, die ihr hier eintretet, laßt jede Hoffnung fahren!' - von H
B
als der
vermutlich ursprünglichen Textform aus. Angesichts dieses Hintergrunds ist es unsere Überzeugung, daß a
Sir.51:13-30 mit seinem (weitgehend nach llQPs ) zu rekonstruieren den Text Ben Sira zum Verfasser hat. Die inhaltliche Übereinstim* mungmit dem Rest des Sirachbuches, sowie die Tatsache, daß es auch der Enkel Ben Siras zum Werk seines Großvaters rechnete, sprechen laut dafür. Daß man das Gedicht in Qumran für davidisch gehalten habe, ist (gegen Sanders, Middendorp, u.A.) völlig ungewiß und wohl unwahrscheinlich. Und auch die Stellung des Akrostichons im Anhang des Buches spricht nicht gegen die Echtheit» denn bereits die laus patrum, Sir.44-50, bildet vom Inhalt her einen Anhang zum Sirachbuch1 - und doch käme deshalb niemand auf den Gedanken, sie dem Siraziden abzusprechen! Wir kehren zurück
(ENDE DES EXKURSES)
zur F r a g e , o b B e n Sira u n d d i e i s
raelitischen Weisheitslehrer von ihren Schülern re v e r l a n g t e n . S i r . 5 1 : 2 5b h a t d i e s e F r a g e
Honora
ausdrücklich
v e r n e i n t , u n d a u c h im R e s t d e s S i r a c h b u c h e s w i r d gends auch nur eine Andeutung dieser
nir
sophistischen
Pra
x i s s i c h t b a r . V e r l a n g t a b e r B e n S i r a für s e i n
Lehren
keine Honorare, sondern bietet den Zugang
Weisheit
frei und
zur
'ohne G e l d ' a n , so ist d a s P o s t u l a t e i n e r B e
schränkung
seines Publikums
aus finanziellen
auf d i e r e i c h e
Oberschicht
Erwägungen hinfällig. Man könnte
noch einwenden, daß ein Schüler, der sich den
ganzen
T a g d e m S t u d i u m im L e h r h a u s w i d m e t , d a n e b e n k a u m eigenen Lebensunterhalt
finanzieren könnte und
doch von reichem Hintergrund
zwar
seinen
daher
k o m m e n m u ß , d e r ihm d i e U n
a b h ä n g i g k e i t u n d M u ß e zum S t u d i u m e r m ö g l i c h t . D o c h
^ S.dazu infra, Kap.2, pp.l73f.
ist
Gesellschaftliche
34
Einordnung
e s w o h l v e r f e h l t , in d e n f r ü h e n i s r a e l i t i s c h e n
Schulen,
d i e den S c h ü l e r n W e i s h e i t v e r m i t t e l n w o l l t e n , a n
einen
kontinuierlichen
zu den
ganztägigen Unterrichtsbetrieb
ken. Ben Sira setzt jedenfalls - wie wir noch sehen wer den - b e i s e i n e n S c h ü l e r n B e r u f s t ä t i g k e i t v o r a u s ; u n d er s e l b s t w i d m e t
sich ja auch zunächst einmal
Schriftgelehrsamkeit,
die mehr als nur
der
Weisheitstradi
t i o n e n e r f o r s c h t , u n d k o m m t e r s t v o n d a zur W e i s h e i t s lehre
(24:30-34; 38:34c-39:8; P r o l . 4 - 1 4 ) .
Mit ganz anderer Begründung als Gordis auch S m e n d e i n a r i s t o k r a t i s c h e s
postuliert
P u b l i k u m . Er
schreibt:
"Jesus S i r a c h h a t w i e d i e W e i s e n d e r P r o v e r b i e n ders d i e S o h n e d e r A r i s t o k r a t i e
beson
im A u g e . . . u n d d i e A u f
g a b e n , d i e sie in s p ä t e r e n J a h r e n e r w a r t e t e n . S c h o n Zeit d e r P r o v e r b i e n t r a t e n d i e j u n g e n A r i s t o k r a t e n
zur oft
in d e n D i e n s t d e r h e i d n i s c h e n K ö n i g e ; n o c h m e h r w a r dem A n s c h e i n n a c h zur Z e i t S i r a c h s d e r F a l l . "
1
Um
das
seine
T h e s e zu b e l e g e n , w e i s t er auf S t e l l e n w i e S i r . 8 : 8 ; 11:1; 20:27f; 23:14; 39:4 hin, die vom Auftreten des weise G e wordenen unter den Mächtigen
sprechen.
Doch tragen
se v o r g e b r a c h t e n B e l e g e d i e B e h a u p t u n g n i c h t , B e n habe gewissermaßen zu S t a a t s b e a m t e n
die Ausbildung junger
so d a ß er v o r F ü r s t e n
wollen findet
zuchtvoll verhält
(20:27f). Aber
der G e r i n g e , d e n d i e W e i s h e i t hebt
Erziehung
(23:14) - ihr W o h l
es ist ja g e r a d e d e r A r m e , in d e n R a t d e r F ü r s t e n e r
(11:1)1 V o n P a t r i z i e r e r z i e h u n g
die R e d e . V i e l l e i c h t
Weisheit
auftreten
(8:8) u n d - w e n n er s i c h e i n g e d e n k d e r
durch seine Eltern
ist da g e r a d e
nicht
s c h w i n g e n in d i e s e n A u s s a g e n
auto
biographische Reminiszenzen Ben Siras mit - falls nämlich selbst aus eher durchschnittlichem chen H a u s e k a m u n d auf G r u n d
seiner
Bildungsfreude
zu e i n e m
1
Sira
Aristokraten
zur A u f g a b e g e h a b t . G e w i ß , d i e
adelt den Menschen, kann
die
(vgl.51:13ff)
R.Smend, op.cit., p.XXI.
er
priesterli
sich früh
äußernden
erfolgreichen
Einordnung von Ben Siras
35
Publikum
Schriftgelehrten w u r d e , dem ehrenvolle öffentliche gaben anvertraut wurden
(vgl.39:4 u n d
Auf
3 1 : 9 - 1 2 ) . Daß
im ü b r i g e n n i c h t B e n S i r a s A u f g a b e w a r , k ö n i g l i c h e
es Be
a m t e und s t a a t l i c h e W ü r d e n t r ä g e r h e r a n z u b i l d e n , g e h t aus S i r . 7 : 4 + 6 h e r v o r , w o er d a v o r w a r n t , S t a a t s ä m t e r
zu e r
streben. 1 Ist d a m i t d a s a - p r i o r i - P o s t u l a t
eines reichen
kratischen Publikums als unnötig erwiesen, weiter
f r a g e n , auf w a s für e i n P u b l i k u m d a s
selbst schließen Fragen wir
aristo
so k ö n n e n wir Sirachbuch
läßt.
zunächst
einmal nach dem Alter der A d r e s
saten Ben Siras. Die häufig wiederkehrende Anrede Sohn' bzw. 10:28; 16;
'ihr S ö h n e '
11:10;
39:13;
14:11;
(2:1; 3:17; 4:1+20;
6:18.23.32;
18:15+30; 21:1; 27:3; 34:27;
40:28; 4 1 : 1 4 )
2
ist n a t ü r l i c h in e r s t e r
die einfache traditionelle Anredeform des Lehrers seine Schüler, bezeichnet also ein Schüler-Verhältnis. aus d a r a u f
3
'mein
(beliebiges)
38:9+ Linie an
Lehrer-
Doch läßt diese Anrede darüber hin
s c h l i e ß e n , d a ß d i e so A n g e r e d e t e n w o h l
eher
a l s j u n g e L e u t e g e d a c h t w e r d e n m ü s s e n . I m m e r h i n sind sie aber Menschen, von denen soziale Verantwortlichkeit wartet werden kann
er
(e.g. 4 : l f f ) , u n d sie e r h a l t e n A n -
1 So auch Th.Middendorp, op.cit., p . 1 4 0 . Möglich ist auch, daß diese Verse darüberhinaus noch einen spezifischen zeitgeschichtli chen Bezug haben; s.supra, p p . 3 f ( n . 3 ) , sowie infra, p . 3 7 ( n . l ) . 2
Es fällt auf, daß diese Anrede nur in den drei ersten Haupttei len des Buches vorkommt. (Der erste Hauptteil endet mit dem Hymnus auf die Weisheit Sir.24, nach dem Ben Sira neu einsetzt: "Noch w e i ter w i l l ich meine Belehrung wie Prophetenwort a u s g i e ß e n " ( 2 4 : 3 2 f ) . Der zweite Hauptteil endet mit dem Lied auf den Schriftgelehrten, Sir.38:24-39:11, nach dem wieder ein Neueinsatz folgt: "Noch einmal w i l l ich überlegen und meine Lehre leuchten l a s s e n " ( 3 9 : 1 2 ) . Der dritte Hauptteil bringt eine Sammlung von vor allem hymnusartigen und 'philosophisch-theologischen' Weisheitsdichtungen, 39:12-43:33). Die laus patrum, Sir.44-50, ist ein Anhang mit einem anderen 'Sitz im Leben' bzw. anderem Publikum; s. dazu infra, pp.173f+188f. J.G.Snaith, Ecclesiasticus, Cambridge 1974, p . 1 5 . W.Baumgart ner, "Die literarischen Gattungen in der Weisheit des Jesus Sirach", ZAW 34(1914):164, weist darauf hin, daß die Unterweisung im Eltern haus ursprünglicher Ort dieser Anrede war (vgl.Prv.1:8; 4:3f; 6:20).
Gesellschaftliche
36
Weisungen ü b e r was darauf
Einordnung
sexualethisches Verhalten
schließen
Erwachsene anzusehen
(e.g.6:2ff),
l ä ß t , d a ß s i e z u m i n d e s t a l s junge sind. Dies wird wohl für die M e h r
zahl d e r S c h ü l e r B e n S i r a s z u t r e f f e n . D o c h k ö n n e n
dane
ben auch einmal ältere Menschen angesprochen werden in 3 0 : 2 8 - 3 2 , w o d e n A d r e s s a t e n g e r a t e n w i r d , eigenen
Interesse das Erbe nicht
wie
in i h r e m
zu f r ü h zu v e r t e i l e n .
S o z i a l g e s e h e n w i r d d a s P u b l i k u m B e n S i r a s im a l l g e meinen dem gehobenen Mittelstand
zuzurechnen
sie s e l b s t w o h l k a u m d e r o b e r s t e n S c h i c h t
sein. Daß
zugehören,
z e i g e n s c h o n R a t s c h l ä g e w i e d i e , v o r e i n e m O b e r s t e n in D e m u t d a s H a u p t zu b e u g e n
(4:7) u n d a n l ä ß l i c h e i n e r E i n
ladung bei einem ueyaQ demütig und zurückhaltend sein
(34:12ff). Die verlangte Demut ist Ausdruck
vergleichsweise
niedrigeren Position. Vor allem
zu ihrer zeigt
sich die offensichtliche Nicht-Zugehörigkeit
der Ange
redeten
an Ben S i
zur T r a d i t i o n s - u n d G e l d a r i s t o k r a t i e
ras Mahnungen an seine Schüler, vor Mächtigen und R e i c h e n a u f d e r H u t zu s e i n
(8:lf; 9:13) u n d s i c h m i t i h
nen nicht einzulassen, weil die Gefahr der Ausbeutung besteht Arme
(8:12-14; 1 3 : 2 - 7 ) . !
D i e T a t s a c h e , d a ß B e n Sira
(10:30f; 1 1 : 1 ; 1 3 : 2 2 f ) u n d g a r S k l a v e n
Prv.l7:2)
für fähig halten kann, weise
(10:25; c f .
zu s e i n ,
unter
s t r e i c h t n o c h u n s e r e T h e s e , d a ß er n i c h t a l s e i n e i n seitig an der Oberschicht orientierter angesehen werden
Weisheitslehrer
sollte.
D o c h s i n d d i e H ö r e r B e n S i r a s a u c h n i c h t am u n t e r e n Ende der sozialen Skala anzusiedeln. sition ist keine absolute,
Ihre
'niedrige' P o
sondern eine an den reichen
Patriziern gemessen relative. Immerhin besteht
1
für s i e
In 13:2-23 hat Ben Sira als Adressaten durchgehend die sozial und finanziell Schwächeren im Auge, die den Reichen und Machthabern gegenüberstehen und die zusehen müssen, daß sie keine Verluste er leiden. Daß er in 13:24 trotzdem den 'gerechten Reichtum' lobt, zeigt die balancierte Vermittlungsposition Ben Siras, die wir ja auch schon im vorangehenden Paragraphen aufgezeigt haben; v g l . supra, pp.7ff.
Einordnung von Ben Siras die Möglichkeit,
Publikum
in V e r k e h r m i t M ä c h t i g e n
37
zu k o m m e n (23:
14) u n d g a r - b e f ä h i g t d u r c h d i e W e i s h e i t - n a c h M a c h t , E h r e n s i t z und R e i c h t u m
zu s t r e b e n
Ben Sira selbst hiervon a b r ä t . Sklaven haben können
1
(7:4+6; 1 1 : 1 0 ) ,
Sie sind L e u t e ,
(4:30; 6:11;
die
30:33-40; 4 2 : 5 ) , wobei
es sich u.U. auch nur um einen einzigen Sklaven (30:39,
E
H +S).
handelt
2
B e m e r k u n g e n w i e : "Wenn d u es h a s t , t u e d i r (14:11),
obwohl
oder:
gütlich"
"Hast d u v i e l o d e r w e n i g , laß es d i r g e
n ü g e n " (29 : 23) , z e i g e n , d a ß S i r a c h m i t e i n e r Publikumsbreite
gewissen
r e c h n e t . Er k a n n s i c h d a h e r a u c h
einmal an solche w e n d e n , die reich sind d e i n e m R e i c h t u m w a n d l e in D e m u t . . . " ) .
direkt
(3:17, H + S :
D o c h w e i ß er auch,
d a ß - g e r a d e in d e n z e i t g e n ö s s i s c h e n , w i r t s c h a f t l i c h sicheren Umständen mut kehren kann
- der Wohlstand
(6:llf; u n d
sich schnell
können
'Mächti
'Führer d e r G e m e i n d e ' ( 3 0 : 2 7 )
sich natürlich an ausnahmsweise anwesende r i c h t e n . Er k ö n n t e a b e r a u c h g a r n i c h t d e r LehrSituation
in A r
beieinanderliegen.
Der ganz vereinzelt dastehende Anruf an die g e n d e s V o l k e s ' und
un
1 9 : 1 b : "Wer d a s G e r i n g e v e r
achtet, wird bald a r m . . . " ) . Wohlstand und Armut in s o l c h e r L a g e n a h e
"In
Volksführer eigentlichen
in B e n S i r a s L e h r h a u s e n t s t a m m e n ,
erst dem literarischen Werk,
d a s ja m i t L e s e r n
gehobenen Gesellschaftsschichten
könnte
sondern aller
rechnen konnte,
f ü g t s e i n . D o c h s c h e i n t d i e s e A n r e d e im g e g e b e n e n text noch am ehesten eine rein rhetorische zu s e i n , d i e d e m v o r a u s g e h e n d e n
zuge Kon
Appellation
Selbstlob Ben Siras
Grund der Bedeutung der angerufenen Männer
auf
vermehrtes
1
Der Abschnitt 7:4-7 richtet sich vielleicht gar nicht an Ben Siras allgemeine Hörerschaft, sondern ist - wenngleich aus politi schen Gründen getarnt - letztlich speziell auf Onias III. gemünzt, der seiner Herrschaftssituation nicht gewachsen war, sich politisch und juristisch unweise verhielt und abgesetzt wurde; so M.Hengel, op.cit., p.245. 2
H
E
Dieser Lesart folgt schon Smend, op.cit., p.303, obwohl ihm ("nny iriN) noch nicht vorlag.
Gesellschaftliche
38
Gewicht verleihen
soll.
1
Einordnung
Man braucht sich die
rer a l s o n i c h t a l s S c h ü l e r B e n S i r a s Zusammenfassend
vorzustellen.
können wir sagen: Ben Sira hat
einem P u b l i k u m s s p e k t r u m
mit
zu t u n , d a s s o z i a l g e s e h e n
gewisse Breite aufweist, dessen Schwerpunkt m e i n e n a b e r im g e h o b e n e n M i t t e l s t a n d Dieser
Volksfüh
soziale Hintergrund
im a l l g e
liegt.
setzt eine
eine
2
erwerbsbrin
gende B e r u f s t ä t i g k e i t d e r A n g e r e d e t e n v o r a u s
(cf.11:20-
2 1 ) . U n d B e n S i r a v e r s ä u m t n i c h t , sie zum F l e i ß in d e r praktischen Arbeit
zu m a h n e n :
"Hasse n i c h t
schwere Hand
a r b e i t , n o c h d e n A c k e r b a u , d a G o t t ihn v e r o r d n e t h a t " (7:15).
E s s i n d a l s o M e n s c h e n , d i e im p r a k t i s c h e n B e
rufsleben stehen
(oder s i c h auf e i n s o l c h e s v o r b e r e i
ten) , d e n e n B e n S i r a s e i n e W e i s h e i t s l e h r e
vermitteln
will. Hier besteht nun ein wesentlicher Unterschied
zwi
s c h e n d e m S o f e r s e l b s t u n d s e i n e m P u b l i k u m . D e n n für ihn gilt:
"Die W e i s h e i t d e s S c h r i f t g e l e h r t e n
Gelegenheit
(gründet)
in
zur M u ß e , u n d w e r f r e i ist v o n B e r u f s a u s
übung, der wird w e i s e . Wie kann weise werden, wer Pflug führt und sich rühmt der c h e l s ? " (38 : 24f) . W ä h r e n d d e r lehrte also berufsfrei
'Lanze' d e s
den
Ochsensta
(priesterliche)
Schriftge
ist, gilt dasselbe offenbar nicht
für s e i n P u b l i k u m . W ä h r e n d
f ü r sein W e i s h e i t s n i v e a u
ruf s f r e i h e i t V o r a u s s e t z u n g
ist - w e r
'den P f l u g
k a n n d i e s e W e i s h e i t n i c h t e r l a n g e n -, s c h e u t er
führt', sich
doch nicht. Berufstätigen durch seine Lehrtätigkeit W e i s h e i t zu v e r h e l f e n . E i n B i l d u n g s p r o g r a m m m i t
Be
zu
zwei
Auch Th.Middendorp, op.cit., p.148, meint: "Der Ausdruck ist rhetorisch gemeint." - Hinsichtlich der Identität der Volksführer' vermutet M.Hengel, op.cit., p.247(n.200): "Mit den 'Gemeindevor stehern' könnte die Gerusie gemeint sein." 1
2
Ähnlich - wenngleich ohne nähere Dokumentation - schreibt V. Tcherikover, op.cit., p.149: "Although Ben Sira is usually addressing the broad sections of the population, sometimes he turns to the wealthy... ." Auch Söhne der Gemeindevorsteher vermutet er hier. 3 Die Übersetzung folgt hier R.Smend.
39
Einordnung von Ben Siras Publikum
Bildungsebenen beginnt sich hier abzuzeichnen. Wir w e r den diesem Problemkreis haben.
später noch näher
nachzugehen
1
Hinsichtlich der inneren Haltung men' ( Ö Ö I O L ) , die Ben Sira anspricht Frommen, gibt Gott Weisheit
sind es d i e (39:13).
(43:53) . D i e s e
von Frömmigkeit und Weisheit
1
From
Ihnen,
den
Verbindung
ist w o h l auf d e m H i n t e r
grund von Ben Siras Zusammenschau von Weisheit und G e s e t z zu v e r s t e h e n r a e b e n j e n e auf
(24:22f; c f . l : 2 6 ) . U n d so w i r d B e n Si 'Bildung a u s d e m G l a u b e n '
F r o m m e n im A u g e h a b e n , w e n n er w i e d e r h o l t
2
bedachten
feststellt,
s e i n e L e b e n s a r b e i t h a b e d e n e n g e g o l t e n , d i e W e i s h e i t su chen
(24:34; 3 0 : 2 6 ) .
gebildete
Sie w e r d e n - a u c h w e n n s i e n o c h U n
(&Tiou6euTOi) sind - in d a s L e h r h a u s zum Unter
richt geladen
(51:23).
Ein gewisses Gesamtbild
e r g i b t s i c h n u n : d i e Adressa
ten Ben Siras kommen aus einem breiten sozialen
Spek
trum; doch sind sie w o h l vor allem als Glieder des g e hobenen Mittelstandes
a n z u s e h e n , d i e als f r o m m e
neben ihrem Berufsleben
(bzw. a l s V o r b e r e i t u n g
Juden für B e
ruf u n d L e b e n ) e i n I n t e r e s s e a n d e r W e i s h e i t s l e h r e (priesterlichen)
Schriftgelehrten haben. Ihnen gilt
Lehrinteresse des weisen
1
2
des das
Siraziden.
S.dazu infra, Kap.4, §§2-3, pp.274-309, vor allem pp.293-298.
So die durch den Buchtitel angezeigte Gesamtcharakterisierung des Inhalts der sirazidischen Lehrreden in der schon erwähnten Dissertation von M.Löhr, Bildung aus dem Glauben. Beiträge zum Ver ständnis der Lehrreden des Buches Jesus Sirach, Bonn 1975.
40
Kapitel
2:
B E N S I R A S S T E L L U N G ZU P R I E S T E R T U M
UND
KULTUS.
§ 1:
Einführung
Im v o r a n g e h e n d e n K a p i t e l w u r d e b e i d e m V e r s u c h , Sira gesellschaftlich
e i n z u o r d n e n , d i e T h e s e aufgestellt,
daß er Priester gewesen
sei. Diese These bedarf nun
Ü b e r p r ü f u n g v o n a l l d e n S t e l l e n h e r , d i e im mit Priestertum und Kultus
z i d e n zum H e l l e n i s m u s die Meinungen
der
Sirachbuch
zu t u n h a b e n .
N u n g i b t es a b e r in d e r S i r a c h f o r s c h u n g von der umstrittenen
Ben
-
abgesehen
Frage nach der Stellung des
Sira-
- kaum einen Gegenstand, über
so s e h r d i f f e r i e r e n , w i e ü b e r d a s
den
Problem
d e r S t e l l u n g B e n S i r a s zu P r i e s t e r t u m u n d K u l t u s . D i e einen feiern ihn als Kultenthusiasten, aufgeklärten
Intellektuellen,
se B e d e u t u n g
beimaß.
die anderen
als
d e r d e m K u l t u s k e i n e gros
In d e r M i n d e r h e i t d ü r f t e n d i e S t i m m e n s e i n , d i e u n eingeschränkt mit Th.Maertens von einem
"enthousiasme
e x t r a o r d i n a i r e d e B e n S i r a p o u r la l i t u r g i e d u T e m p l e " sprechen.^ Charakteristischer Sirachbuches
ist da s c h o n d a s V o t u m v o n R . S m e n d :
fordert auch den Opferdienst rigkeit
für d i e K o m m e n t a t o r e n
zur B e z e u g u n g d e r
"Gott
Zugehö
zu ihm, und es ist d i e h ö c h s t e A u s z e i c h n u n g
r a e l s v o r d e r W e l t , d a s s es im K u l t u s G o t t n a h e n (Smend l ä ß t S i r a c h a l s o im K u l t u s v o r a l l e m d a s n a l e E l e m e n t in I s r a e l s Z u o r d n u n g
Is
darf. natio
zu J a h w e und d i e A b
grenzung von den anderen Völkern betonen; H . S t . ) .
1
des
Aber
Th.Maertens, L'Eloge des Peres, Bruges 1956, p . 1 5 6 . Er nennt Sirach auch einen "enthousiaste du sacerdoce"; ibid., p . 1 2 1 . Ähn lich findet auch G.Maier, Mensch und freier W i l l e , Tübingen 1971, pp.52f, im Sirachbuch ein "dominierendes und engagiertes Interesse am Priestertum und seiner Funktion" und gesteht Ben Sira im An schluß an Duesberg/Auvray, Le livre de 1'Ecclesiastique, Paris 1958, p . 1 4 , eine "ferveur liturgique" zu. Ähnlich positiv in dieser Frage urteilt neuerdings L.Perdue, Wisdom and Cult» Missoula 1977, vor allem pp.l88f und 211.
41
Einführung a n s i c h b e d e u t e t d e r K u l t u s n i c h t s , er w i r d g e ü b t ,
weil
er g e b o t e n i s t , u n d d e r w a h r e W i l l e G o t t e s g e h t
dahin,
dass jeder seinem Nächsten wohl tue
1-5)."!
Ähnlich ambivalent
(17,14; 32,
ist a u c h d i e B e w e r t u n g d e s
sirazidi-
schen Kultinteresses bei R.H.Pfeiffer, wobei die tive Beurteilung
des Kultus allerdings
schränkt wird. Pfeiffer räumt
zwar e i n ,
stark
posi
einge
"Sirach, a l -
though presumably not a priest, was intensely
interested
in t h e s a c r e d r i t e s of t h e T e m p l e w o r s h i p " , 2 f ä h r t d a n n f o r t , zu s a g e n :
"It w o u l d , h o w e v e r , b e a n e r r o r
assume from this that Sirach,
like the Chronicler,
g a r d e d r i t u a l c e r e m o n i e s a s t h e e s s e n t i a l p a r t of gion. On the contrary,
right
living and personal
g i o n w e r e far m o r e s i g n i f i c a n t
for h i m . H e
from the
herifrom
beginning
(33 :10-12 [Gr. 36:10-12] ) . R i t e s and c e r e m o n i e s p e r
se
i n s i g n i f i c a n t a n d i n e f f e c t i v e . In a m o m e n t
of c a n d o r , S i r a c h e v e n a d m i t t e d t h a t t h e o n l y for p r e s e n t i n g
off-erings and
L a w c o m m a n d e d it
reason
sacrifices was that
(35:4f [Gr.32:6f]) i"3
Zwei
the
Faktoren
werden hier von Pfeiffer nebeneinandergestellt: tensives
relireli-
tage, they served to keep the holy nation...apart the G e n t i l e s , as God had ordained
to
re-
mentioned
r i t u a l o b s e r v a n c e s b e c a u s e , a s p a r t of I s r a e l ' s
are really
aber
e i n in
Interesse Ben Siras am Kultus einerseits
eine deutliche Distanz
zu i h m auf d e r a n d e r e n
U n v e r b u n d e n und l e t z t l i c h u n e r k l ä r t
und
Seite.
stehen die
beiden
Beobachtungen nebeneinander. Liest man Pfeiffers
allzu
k n a p p e L i s t e , d i e B e n S i r a s I n t e r e s s e am K u l t u s
belegen
soll,
Sirazi-
so f r a g t m a n s i c h , o b er d i e V o r l i e b e d e s
d e n für k u l t i s c h e
Z e r e m o n i e n w i r k l i c h in i h r e m
vollen
1
R.Smend, Die Weisheit des Jesus Sirach, Berlin 1906, p.XXIV. Trotzdem meint er: "Übrigens war er wie die damaligen Schriftgelehr ten (s.zu 38,33) vermutlich priesterlicher, dabei aber auch wohl vornehmer Herkunft." Ibid., p.XIV (Vgl. pp.345f). 2
R.H.Pfeiffer, History of NT Times. With an Introduction to the Apocrypha, London 1949, p.374. 3
Ibid., p.375.
P r i e s t e r t u m und
42
Kultus
U m f a n g e r k a n n t h a t . U n d s e l b s t im B l i c k a u f
diejenigen
p o s i t i v e n K u l t a u s s a g e n , d i e er a n f ü h r t , l ä ß t s i c h gen, ob sie w i r k l i c h durch ein nationalistisches mistisches sind.
I n t e r e s s e a n g e m e s s e n und g e n ü g e n d
fra u n d no-
erklärt
Auf der anderen Seite bringt Pfeiffer auch
Erklärung für die v o n ihm erwähnte Betonung des Lebens' und der
'persönlichen Religion
1
1
keine
rechten
bei Ben Sira.
So b l e i b e n b e i d e T e i l e - d a s v o n P f e i f f e r g e n a n n t e Kultrinteresse' und die
1
Kultdistanz
1
B e n S i r a s - in
sich
selbst schon ungeklärt, und auch das Verhältnis zueinander wird nicht Auch J.Marböck
erhellt.
konstatiert
und K u l t u s d a s V o r h a n d e n s e i n
im B l i c k auf
be Ben Siras für Zeremonien
im S i
'persönliche V o r l i e 1
im T e m p e l ,
andererseits
•sehr u n t e r g e o r d n e t e R o l l e d e s K u l t g e s e t z e s ' ,
die er auf das
1
Weisheitlich-prophetisehe
E r b e v o n Vor
behalten gegenüber dem Kult' zurückführt. eine angemessene Erklärung zwischen
Priestertum
zweier Betonungen
rachbuch: Er sieht einerseits eine
aber e i n e
beider
ist
und d i e
1
Ob
letzteres
'Diskrepanz'
'zwei H a l t u n g e n ' - d i e M a r b ö c k b e i S i r a c h fest
s t e l l t - t a t s ä c h l i c h m i t d e m H i n w e i s auf e i n e p e r s ö n l i che Kultliebe und eine traditionelle
Kultabwertung
schon erklärt sind, wird sich weisen m ü s s e n . In j ü n g s t e r
Zeit wurde dem hier behandelten
stand von J.G.Snaith gewidmet.2
eigens ein
in d i e s e m A r t i k e l , d e r v e r s c h i e d e n t l i c h
nen n i c h t s o n d e r l i c h t i e f s c h ü r f e n d e n
1
Gegen
Zeitschriftenaufsatz
Eindruck
ei
macht
3
J.Marböck, Weisheit im Wandel, Bonn 1971, p.87.
2
J.G.Snaith, "Ben Sira's Supposed Love of Liturgy", VT 25(1975):167-174. o
Geradezu grotesk klingt seine Erklärung zu Sir.45:7d, wo im Zusammenhang mit der hohenpriesterliehen Kleidung Aarons in HB die Phrase auftaucht: "(Und Er kleidete ihn) mit den Hörnern des Wild ochsen (DNT m a y i n a ) . " Snaith, op.cit., p.173, kommentiert nun: "Ben Sira appears to take the phrase literally, as if Aaron were returning from a hunting expedition! - in which case he is ignorant of the correct clothing for the high priest, and we see Ben Sira completely and uneritieally dependent on biblical s o u r c e s . " ^
43
Einführung
(wir w e r d e n g e l e g e n t l i c h a u f E i n z e l h e i t e n d e s A u f s a t z e s noch einzugehen h a b e n ) , möchte Snaith den Nachweis füh ren, daß Ben Sira nicht ein den Priestern 1
nahestehender
P r o t o - S a d d u z ä e r ' , s o n d e r n e i n d e r T o r a h u n d d e r zur
Mischna führenden Tradition verpflichteter
•Proto-Pha-
risäer' gewesen s e i . Zusammenfassend stellt er schließ lich fest, Sirach empfehle nur deswegen
irgendwelche
OpferZeremonien, weil sie n u n einmal geboten seien; im übrigen aber betone er tunlichst die Sozialgesetze und l a s s e d a f ü r d i e Z e r e m o n i a l v o r s c h r i f t e n in d e n H i n t e r grund
treten.
1
Nun ist es keine Frage, d a ß sich im Sirachbuch
eine
starke Betonung der Ethik findet - und dies nicht zu letzt in Zusammenhängen, in denen v o m Kultus die Rede i s t . D i e s e B e o b a c h t u n g f ü h r t zu e i n e r R e i h e v o n F r a g e n . Es w i r d z u k l ä r e n s e i n , w a r u m B e n S i r a d i e s e
Betonung
der Sittlichkeit vornimmt, w i e sich diese Betonung zu seinen positiven Kultaussagen verhält - überhaupt, wie
./. Es ist schon erstaunlich, welchen Grad von Einfältigkeit moderne Autoren manchmal bei den alten hebräischen Schreibern vor aussetzen! - Nun ist zunächst einmal die Frage, ob H in 45:7d wirklich den ursprünglichen Text bietet, oder ob G ("Er kleidete ihn mit einer TteplOToAf| oögnc") bzw. H ("...mit den Höhen der Wür de"; "IN1J1 m D y i m ) , die mutatis mutandis das Gleiche sagen, ur sprünglicher sind. In letzterem Fall wäre H eine sekundäre Angleichung an Nu.23:22 und 24:8. - Sollte aber H ursprünglich sein, so verkennt Snaith die Absicht Ben Siras völlig! Selbstverständlich will er Aaron nicht als einen hörnerbehangenen Expeditionsjäger darstellen, überträgt vielmehr eine Metapher kraftvoller Herrlich keit, die in Nu.23:22 u. 24:8 auf Gott (!!) angewandt wurde, nun auf den Hohenpriester. Diese Übertragung eines Gottesattributs auf den Hohenpriester Aaron würde - im Fall der ürsprünglichkeit, der zumindest als möglich , wenn nicht als wahrscheinlich beurteilt werden muß - die Hochschätzung der Priester durch Sirach stark un terstreichen. B
Bm
B
B
1
J.G.Snaith, op.cit., p.174. - Ähnlich setzt G.v.Rad, Weisheit in Israel, Neukirchen-Vluyn 1970, p.333(n.28), die Akzente zugun sten der (Sozial-)Ethik, ohne deswegen aber den Kultus bei Sirach in der gleichen Weise wie Snaith abzuwerten: "Sirach freilich in teressiert sich nur (!?) für die persönlichen, vor allem für die moralischen Voraussetzungen, die er als die Vorbedingung für eine rechte kultische Betätigung hält." (Ausrufe- u. Fragezeichen von mir; H.St.).
44
Priestertum und
es u m s e i n e p e r s ö n l i c h e L i e b e und wie m a n schließlich die kritischen
1
Verhältnis
Kultus
zum K u l t u s b e s t e l l t 1
'kultfreudigen' und
ist
kult
A u s s a g e n d e s S i r a z i d e n b e w e r t e n u n d in ihrem z u e i n a n d e r e i n o r d n e n s o l l . In
umfassender
Weise sind diese Fragen unseres Erachtens bisher
noch
nicht geklärt worden. Die folgenden Ausführungen
verste
hen sich entsprechend
Klä
als Versuch einer weiteren
rung des P r o b l e m s d e r S t e l l u n g B e n S i r a s zu
Priestertum
u n d K u l t u s . D i e F r a g e , o b d i e A u s s a g e n , d i e s i c h zu die sem P r o b l e m k r e i s
im S i r a c h b u c h
Mund eines Priesters denkbar
finden, tatsächlich
sind,
s o l l u n s am
im
Rande
begleiten.
§ 2:
Zur
'Kultfreudiqkeit' Ben
Siras
B e v o r w i r u n s in g r ö ß e r e r A u s f ü h r l i c h k e i t d e r se v o n v i e r k u l t b e z o g e n e n men
Analy
P e r i k o p e n im S i r a c h b u c h
(7:29-31; 31:21-32:20; 38:9-11;
45:23-26),
wid
wollen
wir zuerst einmal eine Anzahl vereinzelter Hinweise dem Buch zusammentragen,
die uns Einblick
und Empfinden des Siraziden stertum und Kultus
in d a s
im B l i c k auf T e m p e l , P r i e
geben.
Gegenüber der kanonischen Weisheitsliteratur,
die
dem Kultus relativ wenig Aufmerksamkeit widmet und k a u m zum e i g e n t l i c h e n L e h r g e g e n s t a n d
1
aus
Denken
erhebt,-'- f ä l l t
ihn -
So J.Fichtner, Die Altorientalische Weisheit in ihrer Israe litisch-Jüdischen Ausprägung, Gießen 1933, p.36; ähnlich G.v.Rad, op.cit., p.240. An diesem Gesamteindruck hinsichtlich der israe litischen Weisheitsliteratur kann auch die Dissertation von L.Per due, op•cit., nichts Wesentliches ändern, deren Ziel es ist, "to demonsträte in our analyses of the views of cult in the wisdom literatures of the ancient Near East the questionable position of earlier scholarly generalizations picturing the wise as a body of international, cosmopolitan humanists and secularists who functioned with empirical and rational epistemologies, were indifferent to the sphere of cult and its demands for confrontation and participation, were often disdainful of cultic observances and participants, and negatively criticized matters of cult"(p.345). Er de monstriert zwar mit Erfolg, daß die ägyptischen, mesopotamisehen und israelitischen Weisen gar nicht so 'international' gesinnt wa ren, sondern jeweils fest in ihrer nationalen Religion verwurzelt
Zur
'Kultfreudigkeit' Ben
Siras
45
w i e F i c h t n e r es a u s d r ü c k t - d i e v e r g l e i c h s w e i s e re K u l t f r e u d i g k e i t J e s u s S i r a c h s d e u t l i c h gen".
1
"größe
in d i e A u
B e n S i r a w i d m e t d e m O p f e r k u l t n i c h t n u r in
nem großen Opfertraktat merksamkeit,
(31:21-32:20)
eingehende
sei Auf
s o n d e r n a u c h a n a n d e r e n S t e l l e n s e i n e s Wer-
./. gewesen sind und sich z.T. deutlich gegen Fremdkulte ver wahrten (cf. e.g., die Polemik gegen die 'fremde Verführerin' in Prv.2:lff; 5:lff; 6:24ff; 7:lff, die z.T. wohl in symbolischer Ver kleidung gegen Fruchtbarkeitskulte gerichtet ist). Er zeigt, daß sich manche Polemik in den Texten gar nicht gegen den Kult als solchen, sondern gegen Mißbräuche richtet (e.g. Prv,15:8; 21:27; Qoh.5:l-7; 8:10), daß auch ganz positiv von kultischen Dingen die Rede sein kann (e.g. von Abgaben, Prv.3:9f; vom Opfer im Prolog und Epilog des Hiobbuches); weiter, daß die Weisen sich mit Hymnen- und Psalmendichtung befaßten (e.g. Weisheitspsalmen) und daß sie gros sen Nachdruck auf das gottesfürchtige Gebet legten, so ibid., p. 363(n.2): "It appears that the cultic action deemed most important by the wise was prayer, which we have argued is not based primarily on 'spiritualizing' or individualizing' tendencies of the wise with respect to cult, but rather is connected to the fact that the sages speak most often of cultic concepts and practices which are closely akin to their own abilities and perspectives... . Und doch können all diese Beobachtungen, die gewiß zeigen, daß die'Wei sen' keine dem Kult sich entgegenstellenden oder gar a-religiösen Leute waren, nichts an der Tatsache ändern, daß in der kanonischen Weisheitsliteratur der Gegenstand des Kultus nur am Rande erscheint und gerade der Opferkult selbst nie positiv in die weisheitlichen Paränesen aufgenommen wird. 1
11
1
J.Fichtner, op.cit., p.43.- Diesen instruktiven Vergleich mit der übrigen nahezu a-kultischen Weisheitsliteratur Israels hat J. G.Snaith in seinem Eifer, das vermeintliche Desinteresse Ben Siras am Kultus nachzuweisen, sträflich vernachlässigt. Daß Sirachs In teresse sich - wie Snaith meint - nicht sonderlich auf den Kultus richte, scheint ihm ersichtlich aus der "small proportion of verses dealing with priesthood and ceremonial compared with those containing advice on matters of social concern or doctrine in chapters I-XLIII"(op.cit., p.171). Daß ein Weisheitsbuch viele Verhal tensmaßregeln und Lehrstücke enthält, sollte selbstverständlich sein. Nicht hieran ist die Quantität und Intensität der Kultaussa gen des Buches vergleichsweise zu messen, sondern an der Zahl und Art der Kultaussagen in anderen Weisheitsbüchern! Sehr deutlich wird diese 'vergleichsweise größere Kultfreudigkeit des Siraziden' z.B. für den aufmerksamen Betrachter der Überblickslisten bei L. Perdue, op.cit., pp.347-351, in denen er alle Bezugnahmen auf den Kultus (Opfer, Räucherwerk, Waschungen, Totenrituale, okkulte Ma nipulationen, Gebete, Feste, Kultstätten u. -gegenstände) in ägyp tischen, mesopotamischen und israelitischen Weisheitstexten auf führt. Es zeigt sich, daß im Sirachbuch etwa ein Viertel mehr (!) Kulthinweise stehen, als im gesamten Rest der kanonischen Weis heitsbücher (Prv; Qoh; Weisheitspsalmen; Hi;[Sapj) zusammen!
46
Priestertum und Kultus
kes: 7:8-9; 14:11(G); 38:9-11; 45:14-16; 46:16; 50:1-21; cf. auch 47:2 und 49:1. Dabei spiegelt gerade das Kapi tel über das von Simon dem Gerechten zelebrierte Versöh nungsritual, das Ben Sira offenbar aus eigenem Miterle ben schildert
(50:1-21), etwas von der begeisterten
Faszination wieder, die er für den Tempeldienst empfin det. Überhaupt gilt ihm der zweite Tempel als ewige Herrlichkeit' gebaut
'für die
(49:12), und in der Not sei
ner eigenen Zeit bittet er Gott in einem gewisse Züge 'messianisch'-nationalistischer Hoffnung
1
tragenden Ge
bet um erneute Verherrlichung dieses heiligen Hauses (36:18f).
Weiter fordert er nicht nur Andere auf, die
Priester zu ehren - 7:29-31, wo er eine dreimalige Par allelordnung
von Gottes- und Priesterverehrung bie
tet I -, sondern gibt ihnen selbst einen überragenden Ehrenplatz in seiner Darstellung: In 7:21-31 stehen sie an der Spitze seiner sozialen Werteskala.2 in großer Ausführlichkeit wird Aaron als Hoherpriester behandelt (45*6-22) - Mose wird ihm gegenüber vergleichsweise kurz in sechs Versen abgehandelt
(44:23b-45:5).
3
Und über
haupt gilt sein Interesse im besonderen Maß priesterli chen Gestalten wie Pinehas
(45:23-25), Samuel
(46:13-
20) und Simon II (50:1-21), sowie Königen, die sich für den Kult eingesetzt haben
(David, 47:1-11; Salomon, 47:
12-23, der aber wegen seines späteren Abfalls gerügt wird; Hiskia, 48:17-22; Josia, 4 9 : 1 - 3 ) .
4
Er hebt sogar
eigens hervor, daß außer David, Hiskia und Josia alle anderen Könige 'gefrevelt' hätten
(49:4) - wobei er die
1
Cf. R.T.Siebeneck, "May their Bones return to Life", CBQ 21 (1959):425. Allerdings ist von der Erwartung eines individuellen Messias weder hier noch irgendwo im Rest des Buches die Rede. 2
Cf.hierzu die Ausführungen infra, §3, pp.57f+63ff.
3
Cf.G.Maier, op.cit., p.50; E.Rivkin, "Ben Sira and the NonexIstence of the Synagogue", New York 1963, p.324 (vgl. ibid., pp. 324-327). * So J.Fichtner, "Zum Problem Glaube und Geschichte in der is raelitisch-jüdischen Weisheitsliteratur", ThLZ 76(1951):150.
Zur
'Kultfreudigkeit'
gewichtige Verfehlung
lichen Gestalten Aaron,
1
- auch ü b e r
t i o n der g e s c h i c h t l i c h e n
obwohl
Bücher
immer
ihm in der T r a d i
bringt,
'Aber
nichts...!
ihres
Vergleich
1
ist,
beiläufigen
Form s e i n e s t a r k e
d u r c h . So in 4 7 : 2 , w o er e i n e n
schenden, aber auch b e z e i c h n e n d e n
Vor
hier
so o f f e n s i c h t l i c h
aber auf G r u n d
umso unabweisbareren
des O p f e r k u l t e s
mancher
Eine positive
(für Ben S i r a )
w o es n i c h t
in s u b t i l e r ,
verbundenheit
priester
fraglicher wird Smends Verdikt: der K u l t u s
A u c h an S t e l l e n ,
Charakters
"die
B e n S i r a s für den K u l t u s w i r d
an s i c h b e d e u t e t
schimmert
übergeht;
zum T e i l d a f ü r
lei M a t e r i a l v o r g e l e g e n h a b e n w i r d . "
sichtbar.2
47
P i n e h a s , J o s u a und S i m o n berich
Nachteiliges,
eingenommenheit
Siras
Davids geflissentlich
und - w i e F i c h t n e r b e m e r k t
tet e r . . . n i c h t s
Ben
Kult
überra
aus d e r
Welt
der e i n e n g u t e n E i n b l i c k
in sei
ne e m o t i o n a l e V e r k e t t u n g m i t dem K u l t u s g e w ä h r t . Er will dort d i e e i n z i g a r t i g e
E r w ä h l u n g und A u s s o n d e r u n g
zum A u s d r u c k b r i n g e n ,
die ihn ü b e r g a n z
Davids
I s r a e l w e i t hin
a u s g e h o b e n hat- W i e soll er d i e s a n s c h a u l i c h m a c h e n ? einer Metapher
aus d e r W e l t d e r R i t u a l e :
v o m h e i l i g e n O p f e r a b g e s o n d e r t wird, g e s o n d e r t ) v o n den S ö h n e n tional stark geladen, nen A u s d r u c k
Mit
"Wie das
Fett
so w a r D a v i d
(ab
I s r a e l s ! " Das B i l d
ist
emo
g e h t es für B e n Sira ja darum, e i
zu finden, m i t dem er b e s c h r e i b e n kann, was
für ihn k o s t b a r s t e s A u s e r w ä h l t s e i n b e d e u t e t . Und da
ist
es d i e A u s s o n d e r u n g
für
Jahwe
(Lv.3:14ff),
nen Eindruck weckt,
der F e t t s t ü c k e
eines Opfertiers
die in ihm solch e i n e n d a ß sie ihm zum B i l d
A u s e r w ä h l t s e i n w i r d . W e r so redet,
tiefempfunde für
k a n n den
höchstes Opferkult
n i c h t als e i n e nun e i n m a l g e b o t e n e P f l i c h t ü b u n g Er ist dem K u l t u s n i c h t nur r a t i o n a l ,
1
J.Fichtner,
sondern
ansehen!
zuinnerst
"Zum Problem Glaube und G e s c h i c h t e " , col.146.
2 L.Perdue, op.cit., p . 1 9 1 , bemerkt bezüglich der laus patrum: "In a persual of this eulogy, Sirach may be seen most certainly as a loyalist to the priestly Institution of the post-exilic cult, and especially to the office of the high priest." Das ist das Mindeste, was man sagen m u ß !
48
Priestertum
emotional
und
Kultus
verbunden.
Etwas ganz Ähnliches der gottesfürchtige
findet
sich in 4 9 : 1 . Dort
ist es in e r s t e r L i n i e ein V e r g l e i c h Kultus,
der d u r c h A s s o z i a t i o n
Geschätzten sias
und A n g e n e h m e n
(n^nnn),
das g e s a l z e n
ist
( n p l l ) D i e
Begriffe
25:6;
zum
soll:
d a s W e r k des
zutiefst Jo-
müI7) ,
Salbenbereiters
sämtlich der
'wohlriechenden
des
"Der N a m e
(W>UV
Rrucherwerk
sind h i e r
Wieder
aus der W e l t
den Eindruck des
erwecken
ist w i e w o h l r i e c h e n d e s
che e n t n o m m e n :
soll
König Josia gepriesen werden.
Kultspra
Räucherwerk',
s.Ex.
3 0 : 7 ; 3 1 : 1 1 ; 3 5 : 1 5 ; 3 7 : 2 9 ; 3 9 : 3 8 ; 4 0 : 2 7 ; Lv.16:12;
Nu.4:16;
bereiter',
'Salzen ,
Ex.30:35;
S i r a s nimmt ersten
1
zum
Ex.30:35;
im B l i c k auf d a s A n g e n e h m e
Platz ein. Erst
in z w e i t e r L i n i e w e r d e n
gleiche mit beglückenden
nig' und letzterem
Auf
und der d a r i n des W e i s e n
zwei w e i t e r e
zunächst
rem K o n t e x t Inbegriff
höchster
(vgl.
kommenden
zu
Lebens
Stellen wollen wir eingehen,
einmal
recht
verglichen
mit 'Ho
35:5f).
nen Ben Siras Kultfreudigkeit Da ist
auch Ver
nun a u c h n o c h m i t
zum A u s d r u c k
auch
Ben
den
D i n g e n aus der A l l t a g s w e l t
in 49:2 w i r d J o s i a
'Musik b e i m W e i n g e l a g e '
bejahung
'Salben
3 7 : 2 9 . In der V o r s t e l l u n g s w e l t
der Kultus
herangezogen:
zum k u l t i s c h e n
6:30,
verstanden
gut
zum A u s d r u c k
eine S t e l l e , - zeigt,
Herrlichkeit
die
in d e
kommt.
d i e - in
d a ß für Ben
ih Sira
Priesterkleidung
war. Sir.6:30 18-37). Weisheit
steht
inmitten
Nachdrücklich gefordert
heitsanspruch
24f).
läßt,
der W e i s h e i t
Anschließend
lichen Lohn, in V v . 2 4 - 2 5 de,
sich
(6:
hat Ben Sira h i e r das S t r e b e n n a c h
(6:18f.23-27) . D a b e i hat
zum A u s d r u c k g e b r a c h t , ergehen
einer Weisheitsperikope
auf
ihre N a c h f o l g e r
daß er g e w i s s e r m a ß e n
in ihre S k l a v e n s c h a f t schildert
er nun
den d i e W e i s h e i t von den Fußfesseln
mit denen die Weisheit
er d e n Ganz
den
stark
Aufruf
zu b e g e b e n (Vv.
(Vv.28-31)
ihren J ü n g e r n
d e n herr
gibt.
und H a l s s t r i c k e n
ihre F o l g e r
so
in B a n d e
War
die
Re
schlägt,
Zur
'Kultfreudigkeit' Ben
Siras
49
so w i r d n u n d a s B i l d g e w a n d e l t : (29)"Und i h r e F u ß f e s s e l n w e r d e n für d i c h e i n e s t a r k e Burg, u n d i h r e U m g a r n u n g zur g o l d e n e n K l e i d u n g . 1
(30) Zum G o l d s c h m u c k ^ w i r d ihr J o c h , ^ u n d i h r e F e s s e l n zum b l a u e n P u r p u r f a d e n (n^DJl *7 J1D). 7
(31) A l s P r a c h t g e w a n d w i r s t d u sie a n l e g e n u n d a l s h e r r l i c h e s D i a d e m ( m N 9 n m u y ) sie d i r u m binden. " In b e s o n d e r e r W e i s e h a t d e r
'blaue
Purpurfaden'(V.
30b) d i e A u f m e r k s a m k e i t e i n i g e r A u s l e g e r auf s i c h g e z o gen.
Nach J . G . S n a i t h
4
möchte Ben Sira hier Weisheit
T o r a h s t u d i u m a s s o z i i e r e n : Die b l a u e n P u r p u r f ä d e n ,
und
die
nach Nu.l5:38f an die Zipfel der Kleider gebunden w e r d e n s o l l e n , um i h r e T r ä g e r a n d i e G e b o t e d e r T o r a h
zu
erinnern, würden nach dieser Auffassung bei Sirach
zum
S y m b o l für d i e V e r b i n d u n g
zwischen Nachfolge der W e i s -
heit und Studium des G e s e t z e s . Entsprechend dieser A u f fassung möchte Ben Sira eine Gedankenassoziation s e i n e n L e s e r n e r r e i c h e n , i n d e m er e i n R e i z w o r t
bei
('blaue
P u r p u r f ä d e n ' ) , das von Nu.15 her sogleich an die
Torah
e r i n n e r t , in m e t a p h o r i s c h e r A u s d r u c k s w e i s e auf d i e W e i s heit anwendet. - Middendorp geht hier weiter, wenn sagt:
"Die P u r p u r g u a s t e n N u m . 1 5 , 3 8 w e r d e n a l s
d e r W e i s h e i t a u s g e l e g t in S i r . 6 , 2 9 . "
5
er
Fesseln
In w e l c h e m
Sinn
Ben Sira dann aber diese Auslegung bzw. Torahinterpretation gemeint hätte, erklärt Middendorp nicht. Über-
1
S o H : DJio H U »
G ist
etwas allgemeiner: eiQ oroAriv co£r|£.
G: H O O U O C , . . .xpuaecoc,. Entsprechend ist in H statt 2HT *7ywohl 2HT " T V zu lesen; so R.Smend, op. cit. , p . 6 0 . 0. Rickenbacher, Weisheitsperikopen bei Ben Sira, Göttingen-Fribourg 1973, p . 6 2 , läßt *7y stehen in der Hoffnung, es könne eine G entsprechende, noch unbekannte Bedeutung haben. 2
7
7
7
3
G las irrtümlich wohl statt n"7iy(H): rp*7y.
4 J.G.Snaith, Ecclesiasticus, Cambridge 1974, p . 4 0 ; id.,"Biblical Quotations in the Hebrew of E c c l e s i a s t i c u s " JTS 18(1967):9f. a
5 Th.Middendorp, Die Stellung Jesu Ben Siras zwischen Judentum und Hellenismus, Leiden 1973, p . 6 1 . ~~~~
P r i e s t e r t u m und
50
Kultus
h a u p t ist s e i n e A u s s a g e u n g e r e i m t : D e n n B e n S i r a hier ja n i c h t d i e P u r p u r f ä d e n v o n N u . l 5 : 3 8 f von symbolisierender
erklärt
in e i n e r Art
Exegese als Weisheitsfesseln,
dern u m g e k e h r t s a g t e r , d a ß d a s , w a s d e m
son
Weisheitsschü
ler z u n ä c h s t w i e e i n e h a r t e F e s s e l e r s c h e i n t , s i c h am E n d e in e i n e n
'blauen P u r p u r f a d e n ' v e r w a n d e l t .
diesem Zusammenhang ses
ergibt nun aber eine Erklärung
'Purpurfadens' von Nu.15 her keinen rechten
Solche Erklärungsversuche
sollte man inmitten dieses
die
Sinn.
isolieren V.30b nur von
K o n t e x t , d e r v o n S c h m u c k und h e r r l i c h e r K l e i d u n g spricht. Warum
ihm In
seinem usw.
Zusammenhangs
einen plötzlichen Gedankenspruch
zu e i n e r v ö l l i g u n a u s
geführten Torahstudiums-Symbolik
annehmen?
Der Kontext
l e g t e s v i e l m e h r n a h e , in d e n
P u r p u r s c h n ü r e n ' v o n 6:30
eine Anspielung
'blauen
auf die
s p r e c h e n d e n Schnüre a n d e r H o h e n p r i e s t e r k l e i d u n g h e n , d i e zur B r u s t t a s c h e n - u n d dienten
1
E s g e h t in d i e s e n Ver
sen um e i n e n K o n t r a s t : S c h e i n t d i e W e i s h e i t z u n ä c h s t a u c h in S k l a v e r e i zu s c h l a g e n ,
ihre
t i v e n B i l d e r u m - d o c h e n d l i c h R u h e und
(cf.45:10),
(cf.45:llf), die Prachtgewänder - sie a l l e l a s s e n
(Vv.29b-31).
zu l a s s e n , w ä h l t er zur I l
lustration Elemente hohepriesterlicher
(cf.45:12)
Lohn nega
Geborgenheit
sowie schönste Herrlichkeit
genannte goldene Kleidung
Schüler
so ist ihr
- und hier kehrt Ben Sira alle zuvor gebrauchten
(Vv.28-29a),
zu s e
Stirnblattbefestigung
(Ex.28:28+37; 3 9 : 2 1 + 3 1 ) .
Um l e t z t e r e b i l d h a f t w e r d e n
ent
Zierde. Die der
Goldschmuck
(cf.50:11),
das
Diadem
sich im S i r a c h b u c h d e r
che n a c h f ü r d e n H o h e n p r i e s t e r b e l e g e n . U n d so ist nur w a h r s c h e i n l i c h ,
daß auch die
'blauen
hier
Sa es
Purpurschnüre'
Manche Ausleger meinen, Sirach schildere hier königliche Zier de; so N.W.Porteous, "Royal Wisdom", in Wisdom in Israel (FS H.H. Rowley), Leiden 1960, p.253; 0.Rickenbacher, op.cit., p.62; H.Duesberg/P.Auvray, Le Livre de 1 Ecclesiastique, Paris 1958, p.45. Ganz abgesehen von dem, daß 'blaue Purpurschnüre nichts mit Königtum zu tun haben, ist hier übersehen, daß die in diesem Kontext genannten Elemente anderswo im Sir. eindeutig für Priesterkleidung belegt sind. 1
1
Zur
1
Kultfreudigkeit
als Teil der Priesterkleidung
1
Ben
Siras
51
verstanden sind.
Daß
Ben
S i r a d a , w o er d a s S c h ö n e , B e g l ü c k e n d e b e s c h r e i b e n will, u n w i l l k ü r l i c h auf d a s B i l d d e s P r i e s t e r s
zurückkommt,
zeigt wieder deutlich, wo sein Herz schlägt seine Beschreibung Aaron,
(vgl. a u c h
des unvergleichlichen Aussehens
45:8-13, und Simon dem Gerechten,
Schließlich wollen wir noch
von
50:5-13).
24:10f+15 behandeln,
wo
wieder bei genauem Betrachten die Kultverbundenheit sus S i r a c h s s i c h t b a r w i r d .
1
Hier sagt die Weisheit
mitten des zentralen Weisheitshymnus' des über sich
Je (in
Sirachbuches)
selbst:
(10)"Im h e i l i g e n Z e l t d i e n t e ich v o r Ihm und e b e n s o w u r d e ich in Zion e i n g e s e t z t . (11) In d e r S t a d t , d i e Er l i e b t e w i e m i c h , f a n d ich Ruhe, u n d in J e r u s a l e m w a r m e i n M a c h t b e r e i c h . (15) W i e Zimt und a r o m a t i s c h e r A s p h a l a t u n d w i e a u s e r l e s e n e M y r r h e s t r ö m t e ich W o h l g e r u c h aus ; w i e G a l b a n u m und O n y x und S t a k t e und w i e e i n e W o l k e v o n W e i h r a u c h (war i c h ) im Zelt." I n s o f e r n , a l s d i e V v . 1 0 - 1 1 e i n e r s e i t s , u n d V . 1 5 ande rerseits
zu v e r s c h i e d e n e n
Sir.24 gehören,
Strophen des
Weisheitsliedes
sind sie je f ü r s i c h zu b e t r a c h t e n .
Die Vv.10-11 bilden den Abschluß der zweiten (Vv.7-11) d e s L e h r g e d i c h t s . Es g e h t h i e r u m d a s
2
Strophe Suchen
der Weisheit nach einer Bleibe auf Erden, die sie
end-
1
Selbst J.G.Snaith, "Ben Sira's Supposed Love of Liturgy", p. 171, sieht in diesen Versen eine kultfreundliche Ausnahme zum son stigen vermeintlichen Desinteresse des Sirachbuches am K u l t u s : Dies sei "one passage...which does not take the ceremonial worship of the Jerusalem Temple for granted but seems to treat it in a more positive way". 2 Die Gliederung des Abschnitts behandelt ausführlich 0.Ricken bacher, op.cit., p p . 1 1 3 - 1 1 8 . Nach einem geschichtlichen Überblick teilt er die Perikope (mit Smend und A l o n s o ) in folgende 6 Strophen zu je 6 Distichen: Vv.1-6; 7-11; 12-15; 16-22; 23-29; 30-34. Auf die abweichende Gliederung von J.Marböck, op.cit., p p . 4 4 - 4 7 , werden w i r noch zurückkommen. Weniger differenziert gliedert M . L ö h r , Bil dung aus dem Glauben, (Diss.) Bonn 1975, pp.19 und 1 3 6 ( n . 6 9 ) .
Priestertum
52
lieh
im H e i l i g t u m
Stadt,
schlägt
versieht d.h.
Israels
sie
ihre
Zielaussage
ist
Beschreibung ner
Bleibe
sie
in
1
Eine
heitliche
findet. Dort,
eindeutige
im A u f b a u
(V.7) k o m m t
der
er
Nun
holt
Sirach mit
den vorzeitlichen
Ursprung
aus
(V.9),
seiner
aussage^
dann
zu k o m m e n
zu
auf
in auf
diese
sichtbar. Von
zu d e r (V.8)
einem
daß
sich
der
nach
Aussage, - eine
ei daß
weis Erwäh
Rückverweis
der Weisheit
als Klimax
(Vv.10-11),
und
Zion,
heilsgeschichtlichen
auf
um
und
der Weisheit
habe
heiligen
Herrschaft
Zuspitzung
zunächst
des
in d e r
Zelt
Strophe
Suche
genommen
Ausdrucksform
lung s g e d a n k e n s ?
und
im h e i l i g e n
der weltweiten
Israel Wohnung
Kultus
Residenz
Priesterdienst
im T e m p e l .
und
nochmals
a u s g e l e g t e n Zieldie
Weisheit
1
Nach J.Marböck, op.cit., p . 6 5 , verweist "auf eine priesterli che Stellung der Weisheit in der Nähe Gottes... auch Sir.4,11-19, vor allem 13-14"; s. auch ibid., p.101. Demgegenüber beteuert M . Lohr, op.cit., p . l 3 8 ( n . 9 1 ) , hier trete "die Weisheit als Gottheit(I) auf, der gedient wird". Davon allerdings, daß die Weisheit als Göt tin betrachtet wird, ist im Text - w i e auch im Rest des Buches nirgends die Rede. Und nur v o n dem in 4:14 (H) gebrauchten Verbum mty ('dienen') h e r zu postulieren, das Objekt des Dienens müsse göttlich sein, ist verfehlt, weil mty nicht nur Gottesdienst, son dern jede Art ehrenvollen Dienens verschiedenen Objektspersonen gegenüber bezeichnet. - Doch auch die Aussage Marböcks (s.o.) b e darf der Präzisierung. Allzu unvermittelt springt er (p.101) v o n der Feststellung eines 'liturgischen priesterlichen Dienens' der Weisheitsjünger zu der Aussage von der 'priesterlichen Stellung der Weisheit selbst, wobei sich der Jünger unter der Hand in die Weisheit selber verwandelt! Und doch mag es hier Anlaß geben, v o n einem 'Priestertum der Weisheit' zu sprechen. Während sich die Weis heit in 4:15-19 unter dem Bild der Braut und Herrin empfiehlt, könn te sie in 4:11+14 eher als priesterlicher Lehrer erscheinen: nach V.ll lehrt (H: m n ? ) sie nämlich ihre Söhne, ist also Lehrerin; 1
1
und in V . 1 4 könnte der Ausdruck "Wer ihr dient, dient dem Heiligtum" Metonymie für '...dient dem (als Lehrer gedachten) P r i e s t e r sein. Es läge in diesem Fall ein indirekter Hinweis für die Verbindung von Priestertum und Lehramt zur Zeit Ben Siras v o r . 1
2 S. hierzu v o r allem J.Marböck, op.cit., pp.66f. Seinen Ausfüh rungen zum Thema Geschichte und Weisheit ließe sich noch hinzufügen, daß die deutliche Verbindung v o n Weisheit und Geschichte, ja Heils geschichte, wie w i r sie bei Sirach finden, eine Frucht der Verbin dung von priesterlicher Schriftgelehrsamkeit und traditioneller Weisheit sein könnte. ^ J.Marböck, op.cit., p . 6 6 , kommt zu der Aussage: "Den Kern des Abschnittes...bilden literarisch und inhaltlich die Verse 10-11",ob-
Zur
'Kultfreudigkeit' Ben
v o r a l l e m im K u l t u s
Siras
53
Israels manifestiert h a t .
Dieser
S t r o p h e n b a u w e i s t d e u t l i c h d a r a u f h i n : für B e n S i r a
ist
I n b e g r i f f und H ö h e p u n k t d e r W e i s h e i t ihr D i e n s t u n d
ihre
Herrschaft
im H e i l i g t u m .
1
H i e r ist i h r e
letztendliche
Manifestation! Die gleiche Wertung des Kultus erscheint auch wieder
in d e r d r i t t e n S t r o p h e d e s
(Vv.12-15), die die Einwurzelung,
indirekt
Weisheitsliedes
das Wachsen und
Duften
d e r W e i s h e i t b e s c h r e i b t . In V . 1 2 r ü c k t z u e r s t I s r a e l
als
G a n z e s a l s W u r z e l o r t d e r W e i s h e i t i n s G e s i c h t s f e l d . Dann w i r d in V v . l 3 f
in v e r s c h i e d e n e n , d e m P f l a n z e n r e i c h
nommenen Metaphern nächst der Norden dann der Süden
ent-
ihr W a c h s t u m b e s c h r i e b e n , w o b e i Israels
(Libanon u n d H e r m o n ,
zu-
V.13),
(Engedi, J e r i c h o und J o r d a n e b e n e ,
V.14)
genannt werden. Den abschließenden Höhepunkt der
Stro-
phe bildet der ausgedehnte Vergleich der Weisheit den Duftstoffen des Heiligtums 16 m i t e i n e m b e t o n t e n £y& heitsgedichts
mit
( V . 1 5 ) , b e v o r d a n n in V .
d e r v i e r t e A b s c h n i t t d e s Weis-
einsetzt. Angesichts dieses
Inhalts
ver-
raten die strukturelle Position und der Umfang von erneut Ben Siras großes
I n t e r e s s e am K u l t u s . In
wird die Weisheit unter dem Bild der Salböls des Heiligtums dargestellt
V.15
V.15a-b
Ingredienzen
des
(vgl.Ex.30:23f),
2
in
./.wohl er zur Stützung dieser Einsicht nur inhaltliche Erwägungen namhaft machen kann, nicht aber (wie wir) zusätzliche strukturelle. Er sieht nämlich nicht, daß die Strophe ihren Abschluß in V.ll findet, sondern läßt sie von V.8-12 gehen. - Daß man diese zweite Strophe aber doch besser auf Vv.7-11 festlegt, geht aus folgendem hervor: a) sowohl die erste Strophe (V.6: Herrschaft der Weisheit über alle Völker), als auch die zweite Strophe (V.ll: Herrschaft der Weisheit in Jerusalem) enden in diesem Fall ganz gleichmäßig jeweils mit einer Herrschaftsaussage; b) innerhalb von Vv.7-11 vollzieht sich eine kontinuierliche 'Einengung' der Weisheit auf Jerusalem - V.12 setzt dann neu ein mit einer 'Ausweitung'auf ganz Israel, worauf wiederum Einzelgebiete ins Auge gefaßt werden. 1
Die Weisheit manifestiert sich wohl konkret im Kultgesetz, wie die Verbindung von Gesetz und Weisheit in 24:23 es nahelegt; vgl. R.Smend, op.cit., p.218 (zu V.10), und J.Marböck, op.cit., p.65. 2 Schwierigkeiten bereitet die Nennung der Ö0n6teföOQ-'Pflanze bei G in V.15a. Sie wird nämlich im AT nicht genannt. Statt dessen tau-
Priestertum und
54 V.15c-d
Kultus
unter dem der Elemente des heiligen
(vgl. E x . 3 0 : 3 4 ) . D a ß B e n S i r a
Räucherwerks
in s e i n e r A u f z ä h l u n g
die
R e i h e n f o l g e d e r E s s e n z e n a n d e r s b r i n g t a l s E x . , w i r d man seiner p r a k t i s c h e n V e r t r a u t h e i t mit der k u l t i s c h e n Mate rie z u g u t e h a l t e n d ü r f e n . W a r e r P r i e s t e r ,
so w a r e n
die Bestandteile
durch
der kultischen Duftstoffe
p e r s ö n l i c h e n U m g a n g b e k a n n t , u n d er h a t t e e s n i c h t die entsprechenden sie
Pentateuchstellen
in d e r d o r t i g e n R e i h e n f o l g e
zu
heranzuziehen,
und Kultfreudigkeit
in d i e des
D e r an s i c h s c h o n s t a r k e E i n d r u c k v o n d e r heit Ben Siras wird mit den übrigen
noch gesteigert
israelitischen
nötig, um
exzerpieren.1
Wir haben nun einen Einblick gewonnen prägte Kultbetonung
ihm
den
Siraziden.
Kultverbunden
durch den
Vergleich
(und ä g y p t i s c h e n )
heitsschriften, w o das Thema des Kultus weitaus hervortritt. Lediglich die von Priestern
ausge
(i)
Weis weniger
getragene
Weisheitstradition
der Babylonier kann
re Kultfreudigkeit
in Parallele treten m i t der Kultbeto
nung des S i r a c h b u c h e s .
2
im B l i c k a u f
Die Schlußfolgerung
legt
ih
sich
./. chen dort Kalmus und Kassia als Mitbestandteile des Salböls auf. Diese Abweichung verwundert, da sich G in kultischen Belangen sonst eher nahe an das AT hält. Doch liegt vielleicht eine Korrup tion des Textes vor; cf. R.Smend, op.cit., p.219, und O.Rickenba^ ' op»cit., pp.l23f. Die Versionen sind uneinheitlich in der Überlieferung: L schwankt zwischen aspaltum und balsamum; S spricht von 'wohlriechendem Räucherwerk (/Iii 0 2 O > Smend vermutet, daß (<5o)TvOhcföoQ für (fe)H(5AauOQ eingedrungen ist (loc.cit.). c
e r
1
1 0.Rickenbacher, op.cit., p.124, stellt die Frage, warum Sirach hier und öfters das AT nicht wörtlich zitiert, und antwortet mit W. Fuss, Tradition und Komposition im Buche Jesus Sirach, (Diss.Bübin gen 1962, p.282, daß ihn eine ehrfurchtsvolle Scheu vor den heili gen Büchern prinzipiell davon abgehalten habe. Demgegenüber ist aber auf die gelegentlichen Zitate im Buch zu verweisen, e.g. 32:6; 45: 23e. Wie auch bei den Priesterabgaben (7:31 und 45:20f) wird die offensichtliche Freiheit in der Reihenfolge der Aufzählung am besten durch eine unmittelbare Vertrautheit mit den Kultelementen zu erklä ren sein, die ein Kopieren der einschlägigen Texte des AT überflüs sig machte. Zur Darstellung der israelitischen, mischen Weisheit in ihrem Verhältnis zum altorientalische Weisheit, pp.36-40, und derer Dokumentation und reich vermehrtem
ägyptischen und mesopotaKultus, s. J.Fichtner, Die jetzt auch - mit umfassen Material - L.Perdue, op.
Gottes- und Priesterverehrung
55
von dieser Parallele her nahe, daß auch der Autor des Sirachbuches
§
3:
Priester gewesen i s t .
1
Gottes- und Priesterverehrunq gaben an die Priester
und die A b -
(7:29-31)
A.) Der Text von 7:29-31. 2
(29)"Mit d e i n e m g a n z e n H e r z e n f ü r c h t e und Seine Priester halte h e i l i g .
Gott
3
./. cit., pp.19-364. Zur häufigen Erwähnung von Opfern in der akkadischen Weisheitsliteratur, s. J.B.Pritchard, Hrg., Ancient Near Eastern Texts Relating to the OT, Princeton 1950, pp.427.435.437. 438.439. Daß die babylonischen Weisen Priester waren, vertritt auf Grund der baulichen Verbindung von Schule und Tempel sowie der Tatsache, daß Priester und Schreiber hier durch das gleiche Ideogramm bezeichnet werden, J.Fichtner, op.cit., p.39, im Anschluß an B.Meissner, Babylonien und Assyrien, Vol.II, Heidelberg 1925, pp. 325f. L.Perdue, op.cit., p.l6(n.7), führt dagegen die (völlig unbelegte) Behauptung von B.Landsberger,"Scribal Concepts of Education", in City Invincible, Chicago 1958, p.98, ins Feld, es gebe grundsätzlich keine 'Priesterweisheit , vielmehr seien die Schreiber "completely a lay group". Hat bei diesem Verdikt evtl. ein Vorurteil Pate gestanden, das eine prinzipielle Kluft zwischen Chokmah und kultischer Religion postuliert? Zumindest spricht zunächst einmal nichts von dem, was Perdue später über Weisheit und Kultus in Mesopotamien zu schreiben hat, gegen ein Priestertum der babylonischen Weisen. Im Gegenteil: Er selbst muß zugestehen, daß die Schreiberschulen neben dem Palast vor allem mit den Tempeln verbunden waren (p.93). Ja, im Fall von zwei babylonischen Weisheitsdichtungen ("Babylonische Theodizee" und "Ich will den Herrn der Weisheit preisen"), die durchaus kritische Anfragen an den Kultus stellen, führt ihn selbst die textinterne Evidenz dazu, anzunehmen, sie seien von Priestern(l) verfaßt(s.pp.105 und 114). 1
1
Diese Auffassung scheint auch Th.Middendorp, Die Stellung Jesu Ben Siras zwischen Judentum und Hellenismus, Leiden 1973, p.60, zu teilen, wenn er unter Hinweis auf die Abschnitte über Aaron, Pinehas und Simon bemerkt, es dürfe "mit Fug eine persönliche Beziehung zum Priesterstande angenommen werden, denn die Weisheit von Proverbia oder auch die Weisheit der Griechen boten sonst keinen Anlass, den Priesterstand besonders hervorzuheben"; s. auch ibid., p.61. H (=S): ^ m , G (ilAJxfi O O Ö ) möchte gegenüber V.27 ( x a po i qO abwechseln und gibt auch sonst öfters 2*7 mit HOpöia wieder; cf .Barthelemy/Rickenbacher, Konkordanz zum Hebräischen Sirach, Göttingen 1973, s.v. 2
o
H: W>1\!T\ G schwächt bewußt ab: öauua£e. U
56
Priestertum und Kultus
(30) M i t d e i n e r g a n z e n K r a f t l i e b e (G+H) d e i n e n und S e i n e D i e n e r l a s s e n i c h t i m S t i c h .
Schöpfer
1
(31) E h r e G o t t u n d v e r h e r r l i c h e d e n P r i e s t e r u n d e n t r i c h t e i h r e n (H+S) T e i l , w i e d i r g e b o t e n ist: 2
3
Speise der S c h u l d o p f e r und H e b e g a b e , S c h l a c h t o p f e r d e r G e r e c h t i g k e i t (H) u n d h e i l i g e Gabe4.'• B.) K o n t e x t u e l l e E i n o r d n u n g v o n 7 : 2 9 - 3 1 . Im A n s c h l u ß a n e i n e L e h r r e d e ü b e r d i e W e i s h e i t
(6:18-
37) b r i n g t S i r . 7 e i n e R e i h e v o n S e n t e n z e n , d i e d e r A l l -
H: 12D (entsprechend L: honora; Svu^Li/). G wählt anstatt der nahezu synonymen Verben, mit denen H in V.31a die Gottes- und Priesterverehrung praktisch gleichlautend beschreibt, einen vergleichsweise stärkeren Ausdruck für die Gott es Verehrung (cpoßoö). Damit will G, wie R.Sander, Furcht und Liebe im Palästinischen Judentum, Stuttgart 1935, p.26(n.5b), sagt, "die Erhabenheit Gottes über seine Diener sicherstellen". 1
2
1
H: O-nZLN On ?, was R.Smend, op.cit., p.72, als V>nm
1
UH ? ('Spei-
1
se der Schuldopfer ) liest. I.Levi, The Hebrew Text of the Book of Ecclesiasticus, Leiden 1904, p.l0(n.g.), schlägt als Alternative W>)t)K Uft ? ('Speise der Feueropfer') vor. G faßt die beiden Worte getrennt - und nicht als Genetiwerbindung - auf und deutet üft ? als aJtopxfl. R.Smend, loccit., weist als möglichen Ansatzpunkt für diese Identifizierung seitens G auf Nu.l5:20f; Hes.44:30; Neh.10:38 hin, wo von 'Erstlingen des Teiges' die Rede ist. Weiter könnte man Lv. 23:17+26 erwähnen, wo dem Priester die 'Erstlingsbrote' zugesprochen werden. Überdies erhellt sich der Sprachgebrauch von G, wenn man sieht, daß nach Philo von allem Teig ein 'Brot als Erstlingsfrucht den Priestern gegeben wurde (Spec.leg. 1:132) und ihnen zudem am Fest der Erstlingsfrüchte zwei Brote dargebracht wurden(Spec. leg.2:179+183); vgl. auch Jos.Ant.3:250f+235 zum Brot als Erstlingsfrucht. - Doch legt die Parallelität von 31c+d (jeweils 2 Glieder pro Stichus) es nahe, den hebräischen Ausdruck als Genetiwerbindung zu sehen. 1
1
1
3
£pj Jinnm,
So H: cf. Dt.12:6.11.17; G spezifiziert diesen eher unbestimmten Begriff für Abgaben, indem es ihn auf die abzuliefernde Keule beim Friedensopfer bezieht (cf.Lv.7:32; Dt.18:3). 4 H: VI? n i m m , G gibt diese 'Abgabe für das Heiligtum' sinngemäß mit 6napxnv (SCYLGOV wieder (cf. Hes.48:18, Mas.+LXX). S läßt die ganze Zeile 31d aus, wozu M.M.Winter, "The Origins of Ben Sira in Syriac", VT 27(1977):240, kommentiert: "Possibly the last line was considered to be too flattering to the notion of sacrifice." Nach Winters These entstand S in ebionitischen Kreisen; seine Besonderheiten reflektieren ebionitische Theologie: Zurückhaltung gegen Kult und Priestertum, sowie gegen die Monarchie; Betonung von Armut und Vegetariertum; Eliminierung von Anthropomorphismen.
Gottes- und Priesterverehrung tagsweisheit
1
57
zuzuordnen sind.
Sir.7:1-17 ist eine der Form nach durchwegs negativ gehaltene Spruchreihe - nur der Schlußvers, V.17, ent hält eine positiv formulierte Aufforderung -, deren Ge genstand die Warnung vor den verschiedensten in Schuld führenden Formen der Überheblichkeit ist: Nach einer prinzipiellen Warnung vor bösem Tun (Vv.1-3), geht es um Hochmut und Schuld im politischen Handeln
(Vv.4-7), um
Überheblichkeit in der religiös-kultischen Praxis 8-10), bösen Übermut gegen den Nächsten
(Vv.
(Vv.11-13) und
hochnäsiges Verhalten in der Ratsversammlung und im Be ruf
(Vv.14-15); worauf die Schlußmahnung folgt, sich der
Gottlosigkeit zu enthalten und demütig zu sein. Sir.7:18-35 ist ein Abschnitt, der sich mit dem Per sonen- und Lebenskreis beschäftigt, dem gegenüber beson dere zwischenmenschliche und soziale Verpflichtungen be stehen.
2
Das Stück ist sehr sorgfältig komponiert. Drei
negativ gehaltene Distichen
(die sich somit formal an
7:1-16 anschließen) eröffnen mit kurzen Anweisungen be züglich Freund, Bruder, Frau und Sklave den Abschnitt (Vv.18-20). Diese drei negativen Eingangsverse werden am Schluß durch drei wiederum negativ formulierte Abschluß verse formal ausbalanciert
(Vv.33-35). Dazwischen liegt
das positiv gehaltene Hauptstück, das die Vv.21-31 um faßt. Diesem Stück kommt als Ganzem schon formal durch den Wechsel vom Negativen zum Positiven
(vor einem 'ne
gativen' Ausklang) eine besondere Betonung zu. In sich selbst ist es zudem vom Inhalt her klimaktisch angelegt.
1
Ein von J.Marböck, op.cit. , p.127,. verwendeter Begriff, durch den er die mehr praktisch ausgerichteten Perikopen von den mehr the ologisch reflektierten Lehrstücken abheben will. 2
So R.Smend, op.cit., p.68; J.Haspecker, Gottesfurcht bei Jesus Sirach, Rom 1967, p.133(n.26b). Im Text selbst nimmt Haspecker auf p.l32f allerdings die Vv.1-20 und 34-36 als eine ursprüngliche Ein heit, in die er als 'positiven Block' die Vv.21-33 eingeschoben sein läßt. Doch auf p.298 folgt er wieder seinem p.l33(n.26b) unterbrei teten Alternativvorschlag, Vv.18-35 als zusammengehörige Einheit zu nehmen.
Priestertum und
58
Kultus
E i n d e u t i g ist h i e r b e z ü g l i c h d e r B e d e u t u n g d e r b e h a n d e l ten G e g e n s t ä n d e
und Personen eine steigende
festzustellen: S k l a v e n ,
1
Vieh, Kinder
Tendenz
(besonders
Töch
t e r ) , Frau, Eltern, Priester. Mit dem Behandlung Priester
(Vv.29-31)
der
i s t B e n S i r a auf d e m H ö h e p u n k t
Darstellung angekommen. W a s er dann noch über die Hilfsbedürftigen ke zu s a g e n h a t
u n d d i e i h n e n zu e r w e i s e n d e n (Vv.32-35),
d u r c h DAT
Liebeswer
ist - wie w i r weiter
noch z e i g e n w e r d e n - e i n s a c h l i c h - i n h a l t l i c h
unten
bedingter,
(V.32a) a n g e f ü g t e r N a c h g e d a n k e . V e r s
36, der
sich in s e i n e r A u s s a g e a n d i e V v . l f f a n s c h l i e ß t , als z u s a m m e n f a s s e n d e C.)
Schlußmahnung
Zum G e b r a u c h d e s A T in
ten
(V.29) u n d
(V.27),
das Kapitel
'von g a n z e m H e r z e n "
'mit g a n z e r K r a f t ' d e n S c h ö p f e r
(V.30), finden sich Anklänge an D t . 6 : 5 . S a n d e r zu R e c h t
(H) , und s i e h t e n t s p r e c h e n d
pecker
4
rundet
ab.
zu
'von g a n z e m H e r z e n ' G o t t zu fürch
g a r , G s c h r e i b e in V . 2 9 a
von Dt.6:5
2
7:29-31.
In d e n A u s d r ü c k e n , d e n V a t e r verherrlichen
der sozial
zu 3
meint
'Seele' s t a t t
in V v . 2 7 - 3 0 d i e
lieben
'Herz'
Reihenfolge
(Herz, S e e l e , K r a f t ) g e w a h r t . D o c h , w i e
Has
richtig bemerkt, ist hier eine absichtliche Ein
haltung der Reihenfolge von Dt.6:5 schon deshalb
nicht
wahrscheinlich, weil Vv.27-30 inhaltlich keine Aussage einheit bilden - wobei auch noch V.28 trennend
zwischen
die beiden ersten Glieder der Reihe träte. Und
darüber
hinaus ist der Ausfall von Vv.27-28 von Homoioarkton
in H w o h l a u f
zu e r k l ä r e n , a l s o v o n d a h e r , d a ß
1
Grund sowohl
Daß hier - trotz des klimaktischen Strukturmusters - die Skla ven noch vor dem Vieh genannt sind, hängt damit zusammen, daß Ben Sira durch eine Stichwortverbindung ('Sklaven': in V.20 u.21) ei nen Ubergang zwischen Einleitung und Hauptteil der Perikope schaf fen will. 2
J.Haspecker, op.cit., p.132.
3
R.Sander, op.cit., p.26(n.3), im Anschluß an Peters.
4 J.Haspecker, op.cit., p.296.
Gottes- und V.27 als auch V.29 m i t
Priesterverehrung 'Von g a n z e m H e r z e n ' b e g o n n e n
b e n . E s g e h t B e n S i r a in d i e s e m ein genaues
59
Zusammenhang weder
Zitieren, noch um eine bewußte
tion dieses deuteronomischen
ha um
Interpreta
G e b o t s . Er v e r w e n d e t
hier
n u r - w i e a u c h a n d e r s w o ^ - e i n i g e d e r ihm d u r c h d i e täg liche Rezitation des S c h m a vertrauten
e
Formeln,
2
wenn er
von der Ungeteiltheit der persönlichen
Zuwendung
zu G o t t
den Eltern, usw.,
s p r i c h t . D e r A n k l a n g an d a s
deuteronc-
mische Hauptgebot verleiht seiner Forderung Gewicht unterstreicht die Radikalität der verlangten In V . 3 1 c - d
Haltung.
liegt eine Bezugnahme auf die at-liche G e
setzgebung bezüglich die Einführung
und
der Priesterabgaben
in V . 3 1 b d e u t l i c h m a c h t :
te ihren T e i l , w i e dir geboten in s e i n e r L i s t e a u ß e r o r d e n t l i c h
vor, wie "...und
entrich
ist". Doch ist Ben selektiv
3
und
es
Sira
tendiert
1 In 47:8c (H: "Von ganzem Herzen liebte er seinen Schöpfer") wird Davids ungeteilte Gottesliebe unter Anklang an Dt.6:5 beschrie ben. Ebenso wird das ungeteilte Streben nach Weisheit in 6:26 in Anlehnung an jenes Gebot formuliert, wodurch - wie J.Marböck, op. cit., p.117, bemerkt - "der Weisheit gegenüber kühn diesselbe Hin gabe wie gegen Gott verlangt wird". Ob man deswegen aber mit Mar böck von einem 'Midrasch zu Dt.6,5' sprechen kann, ist noch die Fra ge. Denn dies hieße doch, daß Ben Sira nicht nur unter Anspielung auf Dt.6:5 eine Parallele zwischen Weisheits- und Gottesliebe hin sichtlich ihrer erwünschten Intensität zöge, sondern im Zuge einer Interpretation jener Stelle eine gewisse Identifikation von Weis heit und Gott vornähme, indem er ebenda 'Gott' durch 'Weisheit' er setzte bzw. interpretierte. Solche Identifikation läßt sich aus dem Rest seiner Weisheitstheologie nicht bestätigen, weshalb man besser darauf verzichtet, hier von einem 'Midrasch' zu sprechen. Daß Ben Sira Midrasch-Exegese geübt hat, soll dabei nicht geleugnet werden; s. dazu den kurzen Exkurs in Kap.3, infra, pp.252-255. 2
R.Sanders Feststellung in diesem Zusammenhang, "daß Ben Sira mit geprägten kanonischen Formeln arbeitet, ohne ihren ursprüngli chen Inhalt zu übernehmen"(op.cit., p.28), gilt jedoch nur mit Ein schränkung. Denn V.30a lehnt sich ja tatsächlich auch inhaltlich ganz eng an Dt.6:5 an. 3 Die - allerdings noch stärker als 7:31c-d mit Textproblemen überladene - Liste in 45:20c-21b, die in aller Kürze auf die Aaron verheißenen Abgaben eingeht, ist noch selektiver als die hier gebo tene. Bei H werden dort als Abgaben genannt: 'Heilige Gabe' zur Speise (dann ist ein Glied ausgefallen, 45:20d) und 'Feueropfer Jahwes'. Bei G: 'Hebe der Erstlingsfrucht', 'Brot' und 'Schlacht opfer des Herrn'. Der Text dieser Aufzählung muß schon früh in Un ordnung geraten sein.
Priestertum und Kultus
60
d a z u , B e g r i f f e , d i e e i n w e i t e r e s F e l d u m f a s s e n , anzuwen d e n . * Seine Leser w i s s e n ja, welche Abgabenpflichten Einzelnen bestehen. Er braucht daher an dieser
im
Stelle
a u f d i e e n t s p r e c h e n d e n a t - l i c h e n T e x t e n i c h t im D e t a i l einzugehen.
Ein Vergleich mit dem A T zeigt dann auch,
d a ß S i r a c h w e d e r d e n A b g a b e n l i s t e n in N u . 1 8 : 8 - 3 2 u n d D t . 1 8 : 1 - 5 , n o c h e i n e m a n d e r e n s p e z i f i s c h e n T e x t im E i n z e l nen folgt. Trotzdem läßt sich folgendes sagen: Substan t i e l l g e s e h e n h a b e n d i e E l e m e n t e , d i e e r in s e i n e r wahl nennt, durchwegs ihre Entsprechung des Pentateuch:
Zum A n t e i l a m
Aus
in d e n L i s t e n 1
' S c h u l d o p f e r (V.31c) v g l .
N u . 1 8 : 9 ; zur ' H e b e g a b e ' = n n n n ( V . 3 1 c )
v g l . Nu.18:11 u.
ö . ; zu d e n A b g a b e n v o n d e n ' S c h l a c h t o p f e r n ' ( V . 3 1 d ) v g l . D t . 1 8 : 3 ; zu d e n ' h e i l i g e n A b g a b e n ' ( V . 3 l d ) v g l . N u . 1 8 : 1 9 . Hinsichtlich der Formulierung
im E i n z e l n e n a b e r
er mit einer gewissen Freiheit. Der Ausdruck
waltet
'Speise
1
(On ?) d e r S c h u l d o p f e r ' k o m m t so im A T n i c h t v o r , w e n n auch die Opfer selbst als 'Speise' Jahwes u n d in d e r F o l g e a l s ' S p e i s e ' d e r P r i e s t e r werden konnten
( L v . 2 1 : 2 2 ; 2 2 : 7 ) . [T]
(Lv.3:11+16) bezeichnet
nnni) - f a l l s s o
1
Abgesehen von der einleitend genannten 'Speise der Schuldop fer (7:31c), die er vorausschickt, um wenigstens ein Spezifikum in Bezug auf das, 'was geboten ist', genannt zu haben, sind die bei H gebrauchten Abgabenbezeichnungen recht allgemeine Sammelbegriffe, die verschiedene Abgaben in sich schließen können. Bei G macht sich eine Tendenz der Präzisierung bemerkbar. Der Dil? (V.31c) wird unter Sprengung der Genetiwerbindung zur 'Erstlingsfrucht', die 'Hebega be' zur 'Schenke1gäbe'. Eine gewisse Präzisierung findet sich auch in der zweiten Liste, 45:20c, wo der 'Heiligen Gabe' in H die 'He begabe der Erstlingsfrucht' bei G entspricht. Zudem scheint auch die beiläufige Betonung des notwendigen ethischen Charakters der darzubringenden Opfer bei H ('Opfer der Gerechtigkeit', 7:31d) ei nem mehr formalen Ton bei G zu weichen ('Opfer der Beiseitesetzung/ bzw. Heiligung' = öuaia 6 Y L C O U O U , 7:31d). - Im Gespräch wies mich Prof.E.Bammel darauf hin, daß der reaktionäre jüdische Tempel in Leontopolis/Ägypten (ca.160 v.Chr. - 72 n.Chr.) vermutlich zumin dest anfangs eine besonders strikte Linie hinsichtlich des Kultus verfolgte. Ob die Präzisierungen bei G sich von solch einem 'konser vativen' Einfluß in Ägypten her verstehen - da der Enkel Ben Siras die griechische Ubersetzung des Werkes seines Großvaters ja in Ägyp ten anfertigte - wird sich zumindest fragen lassen. Zu beweisen wird es nicht sein. 1
1
Gottes- und
Priesterverehrung
richtig gelesen - findet
zwar e i n e a l l g e m e i n e
in D t . 1 2 : 6 . 1 1 . 1 7 , d o c h in d e n L i s t e n d e r nöllJI
selbst wird
|71Y [ T O T ] i s t w i e d e r u m e i n e
den at-lichen Abgabenlisten
so nicht gebrauchte
doch entspricht
Sprachgebrauch
sie anderwärts
(Dt.33:19; Ps.4:6;
le e i n g e f ü h r t . A l l e i n d i e
ihr
biblischem
Ben Siras
sehr
- als ein ihm geläufiges W o r t an dieser
Ende von V.31d Äquivalent
sammenfassende
'Heilige G a b e '
findet auch formal in
den
1
D VIJIJ)
Bezeichnung
die
in
abgesehen)
N u . 18:19
aller Priesterabgaben Kombination von
fast stilisierender
Selektion
hender Beschränkung
auf möglichst umfassende
zu
sind. starker,
des Materials bei w e i t g e Begriffe,
und von substantieller Übereinstimmung mit den Listen bei dennoch gewahrter Freiheit rung, z e i g t s i c h d e r m i t d e m l e b e n d i g e n
in d e r
at-lichen
Formulie
Kultgeschehen
vertraute Autor, der nicht einem Archivar gleich den Abgabenlisten
Stel
( K H p Jinnn) a m
(vom P l u r a l
J i m "III,
In B e n S i r a s b e m e r k e n s w e r t e r
in
Sammel
51:21) und wird - zu
mal sie der ethischen Opferanschauung entspricht
Parallele
Priesterabgaben
e n t w e d e r a b s o l u t o d e r in a n d e r e n W o r t
verbindungen gebraucht.
bezeichnung,
61
des AT wacht und sklavisch an
über deren
Sequenz und Wortwahl klebt, sondern m i t geschickter Hand einige Beispiele aus einem Geschehen herausgreift, dem er selbst
1
in
steht.1
Die Bemerkung von J.G.Snaith, "Ben Sira's Supposed Love of Liturgy" , p.169: "In any case the imprecise and repetitive use of these phrases does not suggest an author who is an expert on the rights of the priests", würde allerdings in Frage stellen, ob Ben Sira als in irgendeiner Weise mit dem Abgabenrecht für Priester ver traut gedacht werden darf. Snaiths Verdikt gründet auf folgenden Argumenten: a) Allgemein: die Begriffe, die Sirach verwendet, seien unspezifisch ('unspecific'), obwohl es doch seine Absicht sei, "to define more closely the nature of the priests' portions"(p.168). Er wolle also spezifisch sein, könne es aber auf Grund seiner Unkennt nis der Materie nicht. Dies leuchtet nicht ein. Denn, wollte er als einer, der sich bezüglich der Priesterabgaben nicht recht auskennt, genaue Angaben machen, so hätte er nur in den entsprechenden at-li chen Abgabenlisten nachschlagen müssen. Gerade von einem auf Genau igkeit bedachten Nicht-Experten würde man eine viel sklavischere Bindung an den Wortlaut der einschlägigen Pentateuchlisten erwarten. Die Souveränität aber, mit der Ben Sira seine Auswahl vornimmt und
Priestertum und
Kultus
D.) D i e k u l t t h e o l o g i s c h e B e d e u t s a m k e i t v o n
7:29-31
In j ü n g s t e r Z e i t i s t w i e d e r h o l t b e s t r i t t e n w o r d e n , daß d e r K u l t u s im D e n k e n B e n S i r a s e i n e n s o n d e r l i c h Stellenwert eingenommen habe. Als eine der
hohen
Belegstellen
h i e r f ü r h a t m a n auf S i r . 7 : 2 9 - 3 1 v e r w i e s e n u n d g e s a g t , d i e s e S t e l l e i n i h r e m K o n t e x t m a c h e es k l a r , d a ß ein eigentlich kultisches
Interesse, sondern
lediglich
sozial-humanitäre Motive Ben Siras Aussagen über und Priester bestimmt hätten. J.Marböck Kultgesetz spielt bei Sira
nicht
schreibt:
Kultus "Das
(sie) t r o t z s e i n e r p e r s ö n l i
chen Vorliebe für Zeremonien
im T e m p e l e i n e s e h r u n t e r
g e o r d n e t e R o l l e . . . " , w o r a u f er a l s e i n e n B e l e g n e n n t :
./. dabei in enger sachlicher und allgemein auch begrifflicher Anlehnung an die Pentateuchvorlagen sich doch eine gewisse Freiheit in der Einzelformulierung vorbehält, anstatt archaisierend an den Buchstaben der Torah zu kleben, weist gerade darauf hin, daß er in der kultischen Materie, die er behandelt, zuhause ist. b) Im Ein zelnen geht Snaith zur Stützung seiner These nur auf das Wort n n n n ein, das in der Bibel "in a fairly general sense" gebraucht werde, während es in der Mischna - und nun eben auch bei Ben Sira - "in the specific sense of the portions of offerings set apart for the priests" (p.168) angewandt werde. Daß Sirach hier einen nicht-bib lischen, mischnaischen Sprachgebrauch anwende, lasse deutlich wer den, daß er sich in den at-lichen Abgabenlisten nicht so recht aus kannte und daß er kein den Priestern nahestehender 'Proto-Sadduzäer' gewesen sei, sondern ein am Anfang der später zur Mischna führenden Tradition befindlicher *Proto-Pharisäer bzw. Laie (cf. ibid., pp. 167 u.174). Nun würde eine - man sollte den Begriff besser ganz vermeiden! - proto-mischnaische Weiterentwicklung des biblischen Sprachgebrauchs ja noch gar nichts gegen eine Vertrautheit Ben Si ras mit Tempel, Priestertum und Abgaben besagen! Doch verbieten zwei Fakten, von solch einer von Snaith zwar behaupteten, aber nicht be wiesenen Weiterentwicklung zu sprechen: 1) Im AT ist das Wort n n n n sehr wohl im Zusammenhang mit Priesterabgaben gebraucht (s.Ex.29:28; Lv.7:14+32; Nu.5:9; 18:8.11.19.28; 31:29+41; Hes.44:30; Neh.12:44; 13:5). 2) Entgegen den Behauptungen Snaiths vom 'mischnaischen' Sprachgebrauch Ben Siras, zeigt eine Untersuchung der über 600 Vor kommnisse von n n n n in der Mischna, daß die von Ben Sira gebrauchte Wendung T dort überhaupt nirgends vorkommt, und der Ausdruck KHj7 Jim i n nur in m.Terum.6:4 (vi\Jn n n n n im Sinne von 'geweihtes Hebopfer') eine lediglich annähernde Parallele aufweist; s. C.J.Kasovsky, Thesaurus Mishnae, 1956-60 , s.v.). Ben Siras behauptete Kult- und Bibelferne und angebliche Mischnanähe läßt sich hier nicht halten. - Angemerkt sei noch, daß auch die umgekehrte Position, die Sirach als frühen 'Sadduzäer' zeichnet (so u.a. G.Maier, op.cit.,pp. 127f+136-144), auf manchen Fehlinterpretationen beruht und anachronistisch ist. 1
1
7
1
Jinnn
2
Gottes- und
63
Priesterverehrung
"Die p o s i t i v e E m p f e h l u n g d e r A b g a b e n
f ü r d i e P r i e s t e r in
7,29-31 w i r d n i c h t a l s k u l t i s c h e , s o n d e r n a l s Pflicht betont
im Z u s a m m e n h a n g
soziale
d e s V e r h a l t e n s g e g e n ver
schiedene Menschengruppen."! Noch stärker
vertritt
S n a i t h d i e s e n S t a n d p u n k t . S e i n e r M e i n u n g n a c h sind Ben Sira die Priester
lediglich hilfsbedürftige
d i e - w i e d i e in V v . 3 2 - 3 5 g e n a n n t e n A r m e n u n d der vom Gesetz vorgeschriebenen besondere Hochschätzung
Leute,
Schwächen
Fürsorge bedürfen.
der Priester kann er
Eine
folglich
h i e r n i c h t f i n d e n . 2 Doch, s i n d h i e r K o n t e x t u n d der Perikope richtig
für
Inhalt
beurteilt?
Zunächst ein Wort
zum K o n t e x t . S n a i t h , d e r d i e P r i e
s t e r h i e r e i n f a c h m i t d e n in V v . 3 2 - 3 5 g e n a n n t e n H i l f s bedürftigen
zusammenschließt,
hat die Struktur des Kon
textes gründlich verkannt bzw. unberücksichtigt
gelassen.
Wie weiter oben dargelegt, bietet das Hauptstück 31) d i e s e r P e r i k o p e denen gegenüber
, die sich mit Menschen
zwischenmenschliche
pflichtungen bestehen
(Vv.21-
beschäftigt,
Beziehungen und Ver
(Vv.18-35), eine
klimaktische
Struktur, die mit Anweisungen bezüglich Besitz und v e n e i n s e t z t , d a n n m i t M a h n u n g e n im B l i c k auf Frau und Eltern fortfährt und schließlich lung über die Priester kommt. Die Priester
(Vv.29-31)
Kinder,
in d e r
zu i h r e m
Abhand
Höhepunkt
stehen auf Ben Siras sozialer
o b e n a n , h ö h e r n o c h a l s F a m i l i e u n d E l t e r n . D a ß er dabei nicht nur pro forma einer gesellschaftlichen vention seiner
Skla
Leiter sich Kon
Zeit beugt, sondern seine eigenste W e r
tung zum A u s d r u c k b r i n g t , w i r d d i e a n s c h l i e ß e n d e l i c h e B e t r a c h t u n g d i e s e r V e r s e zu z e i g e n Man muß den Abschnitt als Klimax einer
inhalt
vermögen.
aufsteigenden
1 J.Marböck, op.cit., p.87. Ähnlich auch L.Perdue, op.cit., p. 251(n.225) und p.355(n.5), sowie J.Haspecker, op.cit., p.304. 2
J.G.Snaith, "Ben Sira's Supposed Love of Liturgy", p.168: "... both context and style lay the emphasis on the people and their need. Ben Sira's remarks here therefore arise from the need of the priests for support along with other social groups in similar plight rather than from any special admiration for the priests...".
64
P r i e s t e r t u m und
Sentenzenreihe mit Abschluß
Kultus
in V . 3 1
auffassen und
ihn
n i c h t in e i n e r a l l e s n i v e l l i e r e n d e n W e i s e m i t d e n genden Ausführungen über hilfsbedürftige Arme
fol
(Vv.32-35)
zusammenordnen. Dieser anschließende Abschnitt über die Armen schon f o r m a l a l s e i n e
(mit A u s n a h m e d e s
ist
Anschlußverses,
V.32) negativ gehaltene Spruchreihe von dem positiv haltenen Hauptstück, lich gesehen DA1
das vorangeht, abgesetzt.
ge
Inhalt
ist e r e i n s a c h l i c h b e d i n g t e r , d u r c h
das
in V . 3 2 a a n g e f ü g t e r N a c h g e d a n k e , d e r f ü r d i e K u l t
auffassung Ben Siras allerdings von Bedeutung
ist. Wie
a u c h in s e i n e m g r o ß e n T r a k t a t ü b e r d e n O p f e r k u l t u s 21-32:20),
ist der Sirazide bemüht, rechtes
und s o z i a l e s H a n d e l n Verhaltensweise
als notwendig
zusammengehörende
zusammenzuhalten. Die enge
b e i d e r E l e m e n t e d u r c h d a s DAT daß Ben Sira hier gegen eine
(31:
kultisches
Verbindung
legt den Gedanken zeitgenössische
nahe,
Haltung
Stellung bezieht, die m e i n t , mit Erfüllung der k u l t i schen Pflicht
sei d i e S c h u l d i g k e i t g e t a n , u n d d e n
alen Sektor könne m a n von der Verantwortlichkeit Gott ausklammern. Solch einer verkümmerten gegenüber verlangt
sozi vor
Kulthaltung
Ben Sira ein Kulthandeln
in E r n s t
haftigkeit und Gerechtigkeit, das das Anliegen der phetisch-sozialen
Kultkritik voll
mitberücksichtigt.
Konnte schon einem vom Heiligkeitsdenken ster a n s i c h , s o n d e r l i c h
pro
aber einem
geprägten Prie
(priesterlichen)
Schriftgelehrten,
d e r s i c h i n t e n s i v m i t d e m S t u d i u m auch
der prophetischen
Schriften abgab
Haltung der Kultteilnehmer
(39:1),
die
nicht gleichgültig
ergibt sich eine entsprechende
Betonung der
innere sein,
so
(sozial)ethi-
schen Komponente erst recht für einen Autor, der sich starker W e i s e weisheitlichen
Fragestellungen
in
zugewandt
h a t . D i e A u f g a b e , d i e s i c h B e n S i r a s t e l l t , ist entspre c h e n d e i n e d o p p e l t e : E r m u ß d i e im Z u g e d e r rung m ö g l i c h e r w e i s e
nachlässig werdenden
zu einem rechten K u l t h a n d e l n
Hellenisie-
Volksgenossen
r u f e n , a b e r d i e s e n Ruf n o c h
Gottes- und Priesterverehrung
65
dahingehend erweitern, daß er damit das sittlich-soziale Engagement fest verbindet.
Insofern sich in Vv.32-35
zeigt, daß es Ben Sira nicht nur um das formelle E r f ü l len der zuvor genannten kultischen Pflicht geht,
sondern
u m e i n H a n d e l n , d a s in e i n e r G o t t w o h l g e f ä l l i g e n
Haltung
der Liebe und Gerechtigkeit
zu v o l l z i e h e n i s t , l
wird
durch diesen Zusatz die Anweisung b z g l . der Priesterver ehrung und Priesterversorgung noch
in i h r e r B e d e u t u n g
sogar
gehoben!
Inhaltlich gesehen ist es zunächst bedeutsam, daß sich Ben Sira hier, w o er auf das Verhalten den P r i e s t e r n g e g e n ü b e r e i n g e h t , im U n t e r s c h i e d henden Ausführungen nicht mehr auf den Bezug
zu d e n v o r a n g e 'horizontalen'
zwischen Mensch und Mitmensch beschränkt,
sondern
durch bewußte Verbindung der Forderung nach Gottes- und Priesterverehrung einen betont
'vertikalen' Bezug in die
Diskussion einführt. Gott und Priester werden
denkbar
nahe zusammengerückt. Dies wird formal schon durch die chiastische Struktur der Vv.29-30 bewerkstelligt, die G o t t u n d d i e P r i e s t e r im M i t t e l t e i l d e r D i s t i c h e n
jeweils
direkt nacheinander genannt sein läßt. Aber auch die enge Zusammenstellung beider
in V . 3 1 a ("Ehre G o t t u n d
verherrliche den Priester"),
sowie die Personalsuffixe
in V v . 2 9 b + 3 0 b
("Seine P r i e s t e r " ; " S e i n e D i e n e r " )
unter
streichen diese enge Verbindung von Priester und G o t t . Eins wird aus dieser bewußten
Zusammenstellung
2
deutlich:
W ä h r e n d d i e B e z i e h u n g d e s M e n s c h e n zu d e n ü b r i g e n im Kontext genannten Personengruppen rein sozialer ist,
wird der soziale Charakter der Beziehung
Natur
im B l i c k
Es geht hier um Liebeswerke (cf. V.33b: l V T \ / x 6 p i Q ) ganz im Sinn der späteren D 7Dn m ^ ' D A der Rabbinen. Wie diese schließt auch unser Kontext Wohltaten an Lebenden wie an Toten mit ein; vgl. Strack/Billerbeck, Kommentar zum NT aus Talmud und Midrasch. Vol.IV, München 1956 , p.536. S.dazu unsere Ausführungen zu Sir.32:3, infra, pp.96f. 1
1
1
7
2
2
Cf.J.Haspecker, op.cit., p.307, dessen Untersuchung dieser Verse (ibid., pp.295-312) als die bisher beste gelten darf.
Priestertum und
66
auf d i e P r i e s t e r d a h i n g e h e n d te Beziehung
transzendiert,
d a ß d i e rech
zu i h n e n g e r a d e z u r e l i g i ö s e P f l i c h t u n d L e
bensäußerung wird, tesbeziehung
Kultus
die sich nicht von der rechten
trennen
Die Hochachtung,
Got
läßt. die Ben Sira dem Priesterstand
genüber an den Tag legt, und die Ehrerbietung,
die
ihnen gegenüber
in
fordert, drücken
gleichermaßen kräftigen und
sich deutlich
ge er den
z.T. n a h e z u s y n o n y m e n
Verben
aus, m i t denen er die G o t t e s - und Priesterverehrung dert:
"liebe deinen Schöpfer (V.30); Das
- l a ß S e i n e D i e n e r n i c h t im Stich"
"ehre G o t t - v e r h e r r l i c h e d e n
'Heilig-Halten'
Priester"(V.31)i
(tf'Tpn), d a s in V . 2 9
des Priesters verlangt wird,
hinsichtlich
f i n d e t s i c h im A T n u r
Bezug auf Gott selbst a u s g e s a g t . Das Unerhörte Aussage, daß nämlich praktisch
1
"Bestaune Seine P r i e s t e r ! "
abgebogen:
Ganz ähnlich stößt sich
an d e r S y n o n y m i t ä t d e r A u s d r ü c k e den Priester verherrlichen) die Forderung
religi
gefordert
hat G wohl empfunden und entsprechend 2
in
dieser
ein und diesselbe
öse Haltung Gott und dem Priester gegenüber wird,
for
" F ü r c h t e G o t t - h a l t e h e i l i g S e i n e P r i e s t e r " (V.29);
in V . 3 1 a
und verstärkt
G
(Gott e h r e n
-
entsprechend
im B l i c k auf G o t t , u m i h n s t ä r k e r v o n Sei
nen Dienern abzuheben:
"Fürchte den Herrn...!"
Für
Sira selbst g a b es hier noch kein Problem. Gott Priester gehören
für i h n a u f ' s E n g s t e
Ben
und
z u s a m m e n . Während
e s G d a r u m g e h t , d i e H o h e i t G o t t e s S e i n e n D i e n e r n gegen über herauszustreichen,
liegt der Skopus der
Ausführun
gen gerade darin, dem Priester möglichst große zukommen
Verehrung
zu l a s s e n . D i e A u s s a g e n ü b e r G o t t w e r d e n
gemacht, um den Aussagen über den Priester mehr zu v e r l e i h e n und s i e ü b e r d i e E b e n e s o z i a l e r auf die der religiös-kultischen bensäußerung
hinauszuheben.
1 J.Haspecker, op.cit., p.308. 2 R.Sander, op.cit., p.26(n.5a).
Verpflichtung
nur
Gewicht
Anweisungen und L e
Gottes- und Von hier aus ergibt nach der Motivation Abgaben
Priesterverehrung
67
sich auch ein Zugang
(Vv.30b+31b-d). Entgegen der opinio
dergemäß Ben Sira nur qua Gebot am Kultus
1
wird
deutlich,
lediglich
daß es ihm um ein
lebendiger
(Gottesliebe
rung) g e p r ä g t u n d v o n g e r e c h t e m 35) b e g l e i t e t
festhält
sondern
und
- wird
aber auch V.31b-d her
schon
Stich-Lassen
in V . 3 0 s i c h t b a r ,
kommt
der Vv.29-31a
Seiner Diener. Die echte Liebe
'Nicht-Imzum
Schöp
dem Geber all dessen, was man geben kann,
die am engsten
fin
in d e r U n t e r s t ü t z u n g
zu Ihm g e h ö r e n :
Seiner
de
Diener.
2
Kultisches Handeln w ä c h s t hier aus der Gottesliebe aus.
Solch eine Beziehung
reflektieren
die Vv.29-31
lelismen der Vv.29.30.31a mal um die Kultivierung Priesterverehrung: Schöpfer"(V.30a),
zu
Beziehung
'Liebe z u m S c h ö p f e r ' u n d d e m
det eine Ausdrucksmöglichkeit rer,
Han
Priesterab
zum A u s d r u c k . V . 3 0 stellt eine enge
1
(Vv.32-
des kultischen
im G a n z e n d e s V e r h ä l t n i s s e s
zwischen der
fergott,
im K l e i n e n
von
Priestervereh
d e l n s - in d i e s e m F a l l d e s D a r b r i n g e n s v o n gaben
wesent
ist, die
Sozialverhalten
ist. Diese Begründung
und
begrün
Kultverhalten
einer Herzenshaltung
Religiosität
durch
communis,
nomistisch
geht, das nicht Produkt eines Nomismus, lich Lebensäußerung
Frage
für die Priesterunterstützung
alles kultische Verhalten det,
zur
zwischen Haltung und
her
Handeln
a u c h a l s G a n z e s . In d e n P a r a l g e h t es B e n S i r a z u n ä c h s t
einer Haltung
der Gottes-
"Fürchte G o t t " ( V . 2 9 a ) , a
"ehre G o t t " ( V . 3 1 a )
"liebe
- "Seine
ein
und deinen
Priester
1
Vgl. die Kommentare vor allem zu 32:1-7; s. dazu unsere Aus führungen, infra, pp.87ff. Als Beispiel zu 7:31, S.O.Schmitz, Die Opferanschauung des späteren Judentums, Tübingen 1910, p.62: "Inter essant ist die Begründung des Imperativs durch das Gebotensein...". 2
So zu Recht J.Haspecker, op.cit., pp.303f. Zur Begründung des Gebens in der vorausgegangenen Gabe des Schöpfers vgl.32:12. Weni ger überzeugend schreibt 0.Rickenbacher, op.cit., p.145, die "Be gründung für das ehrfurchtsvolle und freigebige Verhalten gegen den Priester liege darin, dass Gott als 'dein Schöpfer' und 'sein Schöp fer' gesehen wird". Solche Begründung würde ja alle Unterschiede zwischen Priestern und Anderen einebnen und die Auszeichnung der Ab gabenregelung für Priester gerade nicht erklären!
68
Priestertum und
halte heilig"(V.29b), Stich"(V.30b),
Kultus
"Seine Diener lasse nicht
im
"verherrliche den Priester"(V.31a^). V 3 1 b
w ä c h s t n u n ü b e r d i e s e P a r a l l e l i s m e n h i n a u s u n d k o m m t als Z i e l a u s s a g e a u f e i n e H a n d l u n g g e g e n ü b e r d e n P r i e s t e r n zu sprechen:
"Entrichte
ihren Teil, wie dir geboten
ist!"
Vorbereitet durch die Forderungen der vorangehenden se e r w ä c h s t d a s h i e r v e r l a n g t e K u l t h a n d e l n echten religiösen Grundhaltung. W o diese a b e r zur K u l t h a n d l u n g
führt, orientiert
bot. Die Einführung des Gebots V.31bß),
aus
Ver
einer
Grundhaltung sie sich am G e
("...wie d i r g e b o t e n ist";
s o w i e d i e s e l e k t i v e A b g a b e n l i s t e , d i e in
V.31
c-d b e i g e f ü g t w i r d , h a t f ü r d a s K u l t h a n d e l n n i c h t
eine
begründende Funktion
1
im S i n n d e s N o m i s m u s
- so, als wür
de man den Kultus nur betreiben, w e i l er nun einmal g e b o t e n i s t -, s o n d e r n h a t v i e l m e h r e i n e r e g e l n d e be.
2
Der aus einer Herzenshaltung
Priesterverehrung
quellende
bereitschaft wird hierdurch
echter G o t t e s - und
Strom kultischer in d i e B a h n d e s
ten Abgabengebens g e l e n k t . Die pars pro toto Abgabenliste
(V.31c-d)
Handlungs gottgewoll beigefügte
soll dabei die konkrete
funktion der Torah andeuten - mehr n i c h t ! Denn, sie g e s e t z l i c h - k a s u i s t i s c h e
Anweisungen geben,
sie n i c h t d e r a r t s e l e k t i v g e s t a l t e t
§ 4:
Regel wollte würde
sein.
Ben Siras Traktat über den 31:21-32:20
Aufga
(nach R a h l f s '
Opferkult Zählung:34:18-
35:16) A.)
Vorbemerkung. Der Traktat über den Opferkult
1
(31:21-32:20)
ist
die
Zum Aufbau dieser Verse cf.J.Haspecker, op.cit., pp.299f.
2 Nach J.Haspecker, op.cit., p.304, "geschieht der Rückverweis auf die Thora hauptsächlich für die praktische Frage, was denn als Priesteranteil in Frage kommt". Ähnlich 0.Rickenbacher, op.cit.,p. 145, nach dem V.31bß "nicht begründet, sondern nur auf nähere prak tische Ausführungen hinweist".
Traktat über den
ausführlichste
Opferkult
69
und w o h l a u c h w i c h t i g s t e A b h a n d l u n g
S i r a c h b u c h ü b e r d a s T h e m a d e s K u l t u s . E r ist e i n e Kultmißbrauch hervorgerufene positiver Ausführung
Polemik mit
der Opferanschauung satzpunkt
eingefügter
zum T h e m a d e s r e c h t e n O p f e r s
besitzt von daher große Bedeutung
für d a s
und
Verständnis
Ben Siras. Hier dürfte der
Hauptan
für e i n e K l ä r u n g d e r u m s t r i t t e n e n F r a g e
der Stellung des Siraziden
im durch
zu P r i e s t e r t u m u n d
nach
Kultus
liegen. Der Bedeutung des Traktats entsprechend muß die te der Behandlung
sein. Manche
Brei
zum T h e m a g e h ö r e n d e
Stel
len aus dem Rest des Buches, sowie der Literatur des und der Umwelt w e r d e n , w o immer angebracht,
herangezogen
w e r d e n u n d t e i l s in V e r w e i s e n , t e i l s in E x k u r s e n einem Anhang behandelt
oder
werden.
Ganz am Rande wird uns die Frage begleiten, ob Sira wirklich als priesterlicher
Ben
Schriftgelehrter
sehen werden kann oder nicht. O . F . F r i t z s c h e
1
ange
lehnt
M ö g l i c h k e i t unter Hinweis auf den Opfertraktat er dessen
AT
diese
a b , da
Inhalt für unvereinbar mit der Herkunft
aus
d e r F e d e r e i n e s P r i e s t e r s h ä l t . Ist e r e s w i r k l i c h ?
Die
Untersuchung wird es zeigen m ü s s e n .
B.)
Skizzierunq
des Kontextes von
Eine kurze Kontextbestimmung tats
31:21-32;20.
sei d e r A n a l y s e d e s Trak-
vorausgeschickt.
Mit
30:40 war ein Abschnitt über soziale Fragen
letzt über Sklaven)
zu E n d e g e k o m m e n . E r s t in
36:23ff
setzt Ben Sira wieder mit der Behandlung dieser Art Fragen ein
(zu
(über S p e i s e n , F r a u e n , F r e u n d e , u s w . )
von
Dazwi-
1 O.F.Fritzsche, Die Weisheit Jesus Sirach's, Leipzig 1959, p. XII. 2 Hinsichtlich unterschiedlicher Kontextbestimmungen vgl. J. Snaith, Ecclesiasticus, p.167; R.Smend, op.cit., p.303f; J.Haspek» op•cit., p.270, die wir für unsere eigene Kontextskizzierung in selektiver Weise benutzt haben.
k e r
Priestertum und
70
Kultus
sehen finden sich einige Ausführungen, die jeweils in s e h r l o c k e r e r W e i s e m i t e i n a n d e r v e r b u n d e n
nur
sind:
31:1-8: D e r n u t z l o s e V e r l a ß auf T r ä u m e , e t c . , w i r d k o n t r a stiert m i t dem V e r l a ß auf Gesetz und W e i s h e i t . 31:9-20: Über Reisen: V v . 9 - 1 1 : D e r B i l d u n g s w e r t v o n R e i s e n (knüpft g a n z lose an das Thema der Information durch Gesetz und Weisheit statt durch Träume a n ) . V v . 1 2 - 1 3 : B e n S i r a s e i g e n e R e i s e e r f a h r u n g (u.a. R e t t u n g in T o d e s g e f a h r ) . V v . 1 4 - 2 0 : Rettung und Bewahrung w i r d den G o t t e s fürchtiqen zuteil. 31:21-32:20: Opfertraktat (Von d e m S t i c h w o r t G o t t e s f ü r c h t i g e r ' , s.o., ist per Kontrast der Gedankenübergang auf den 'Gott l o s e n ' m i t s e i n e n zu b e k ä m p f e n d e n e t h i s c h e n u n d kultischen Praktiken naheliegend). 1
32:21-26: Ü b e r g a n g zum G e b e t u m n a t i o n a l e E r r e t t u n g . (Es l ä ß t s i c h a l l e r d i n g s n i c h t s i c h e r b e s t i m m e n , w o d e r O p f e r t r a k t a t zu E n d e k o m m t u n d w o d e r Übergang beginnt.) 33:l-13a+36:16b-22: Gebet um nationale C.)
Errettung.
Interpretation von
31:21-32:20
weiteren relevanten
(unter
Einbeziehung
Materials).
I) 3 1 : 2 1 - 3 1 : P o l e m i k g e g e n d e n K u l t m i ß b r a u c h losen: Die Verse Sir.31:21-31 chen Opfer auseinander,
setzen sich m i t dem verwerfli
das die Übeltäter von
tem Gut darbringen. Dieses Thema wird 22a?)
fortgesetzt. Zwischen beide polemischen
Antithese
ungerech
in 3 2 : 1 4 - 2 0
i s t in 3 2 : 1 - 1 3 e i n e p o s i t i v e A b h a n d l u n g die der anfänglichen
der Gott
(bzw.
Abschnitte
eingeschoben,
negativen These eine
entsprechende
entgegensetzt.
1) V v . 2 1 - 2 3 : A b l e h n u n g m a k e l h a f t e r H e u c h e l o p f e r . Der Text der Vv.21-23 lautet folgendermaßen:
Traktat über den
Opferkult
71
(21)"Ein O p f e r von u n g e r e c h t e m Gut ist eine m a k e l h a f t e Gabe, (22) u n d n i c h t zum W o h l g e f a l l e n s i n d d i e D a r b r i n g u n g e n der Gesetzlosen. (23) N i c h t h a t d e r H ö c h s t e W o h l g e f a l l e n a n d e n G a b e n der Gottlosen, und Er vergibt Sünden nicht auf Grund einer Menge von Opfern." Vers und
21 b i e t e t a u f G r u n d v o n A b w e i c h u n g e n
S gewisse textliche
Schwierigkeiten; H fehlt
diesen Abschnitt ohnehin ganz und G
32:11 wieder ein. G beginnt
einem nominativus ueUGouriu£vri =
für
s e t z t e r s t p a r a l l e l zu
stilistisch holprig
a b s o l u t u s : duoid^cov
S liest:
sind von Frevel"
6£
ä.6ixou
mit
Tipoocpopd
"Die B r a n d o p f e r
der
(fXj/ J / q ^ j J / o A / fOcUal-*) . W i e
schon Fritzsche bemerkt hat,
lag dem g r i e c h .
Übersetzer
w o h l e i n h e b r . niT v o r , d a s e r s t a t t a l s S u b s t a n t i v rigerweise opfern hat
als Partizip gelesen h a t .
1
S, d a s v o n
es frei behandelt
zu h a b e n .
2
sichtlich Opferaussagen wegen motivierten würdig.
Textänderungen
Und überhaupt
seiner häufigen
nicht sonderlich
öuolql
döixcp a l s h e b r . Ä q u i v a l e n t
a u f . Es g e h t a l s o u m d i e O T Q T
Diese Opfer werden von cf.32:15)
von
nen: Es
2
aufnimmt,
|7K/yfl niT
(h=
döixou;
dargebracht. Was Ben Sira unter diesem
'unge-
im E i n z e l -
durch Ausbeutung
Armen und Vorenthalten von Tagelohn
1
dogmatisch
Gottlosen.
'ungerechtem Gut'(££
ist G u t , das vornehmlich
scheint
vertrauens-
rechten Gut' versteht, entfalten die Vv.24-27
1
Brand-
ist S h i n -
S i r . 3 2 : 1 5 , das diese Verse ja w i e d e r
für
35:12)
sus
ir-
s p r i c h t , h a t t e e n t w e d e r e i n e a n d e r e V o r l a g e , oder
frei w i e d e r g e g e b e n . Auch den Rest des Verses
weist
G
" E r , d e r v o n u n g e r e c h t e m G u t o p f e r t , (bringt)
eine befleckte Gabe". Frevler
zwischen
zustande kam.
der Ben
0.F.Fritzsche, op.cit., p.194; ebs. V.Ryssel, Die Sprüche Jedes Sohnes Sirachs, Tübingen 1900 (Darmstadt 1975), p.403.
Die 'Frevler' werden von V.22 übernommen und der Rest der Gedanken, die sich in G finden, wird fortgelassen; so R.Smend, op. cit., p.309, der aber trotzdem die 'Brandopfer' von S übernehmen will. Zur Unzuverlässigkeit von S in Opferaussagen, s.M.M.Winter, VT 27(1977):238-244; vgl. supra, p.56(n.4).
72
Priestertum und Kultus
Siras Ausführungen sind hier von dem gleichen sozial ethischen Motiv getragen, wie einst die Opferkritik Jesajas. Jesaja hatte die Opfer derer zurückgewiesen, an deren Händen
'Blut klebte'(Jes•1:15b), d.h. also derer -
wie Jes.1:17 in der Umkehrung zeigt -, die die sozial Schwachen unterdrückten und dabei noch meinten, weiter hin Gott wohlgefällige Opfer bringen zu können. Ben Si ra teilt das Motiv dieses Propheten. Doch bezieht er sich nicht einfach historisierend oder exegesierend auf dessen Text, sondern spricht selbst
'prophetisch' in ei
ne konkrete Situation seiner Zeit hinein. Das Opfer von ungerechtem Gut bezeichnet Ben Sira als eine n p o o c p o p d uep^UTlU^vn,
1
eine
'makelhafte Gabe'. Hier
scheint ein kultischer terminus technicus vorzuliegen. Der u&UOQ ist ein vom Kult ausschließender Makel, sowohl beim Priester selbst tier
(Lv.21:17-23), als auch beim Opfer
(Lv.22:17-25; Nu.19:2; Dt.15:21; 17:1). Philo be
richtet aus seiner Zeit, daß die eigens für die Begut achtung von Opfertieren angestellten Inspektoren von einigen
UXOU.OOH6TLOL
genannt wurden
Blick in die Konkordanz
2
(De aqr.130) .
Beim
fällt nun auf, daß außerhalb
der Priester- und Kultvorschriften des Pentateuch nir gends im ganzen AT und den Apokryphen der Begriff u&UOG (einschl. u^uaodai) so häufig vorkommt, wie gerade bei Ben Sira. Sir.11:31+33 spricht von dem Makel, den Ver leumder dem Tugendsamen andichten wollen; 18:15 von 'ma kelloser' Wohltätigkeit; 20:14 davon, daß der Lügner ei nen
UXÜUOQ
TLOVT)P6Q
hat; 44:19 von Abraham, der - im Ge
gensatz zu Salomon, 47:20 - keine
'Makel' auf seine
Herrlichkeit brachte. Wenn diese Stellen auch - abgese hen von dem eben hier behandelten Vers - nicht direkt
Die Variante TirxxJCpopd lJEUGCKrtuivn ("Eine Gabe, die spottet") erscheint in wenigen griech.Handschriften. Doch mit der Mehrheit der griech.Mss und mit L (maculata) ziehen wir obige Lesart vor. 1
2
E.Hatch/H.Redpath, A Concordance to the Septuagint, Oxford 1897 (Nachdruck: Graz 1975), s.v.
Traktat über den Opferkult von Kult und Opfer nahe,
sprechen,
73
s o l i e g t d o c h d i e Vermutung
daß hier die gewohnte priesterliche
selbst den allgemeinen
Sprachgebrauch
Terminologie
des Autors
mitge-
p r ä g t h a t . D e r A u s d r u c k npoocpopd ueucouriU^vri d ü r f t e j e denfalls
als priesterliche
für ein kultisch
Disqualifikationsbezeichnung
nicht einwandfreies
Opfer
anzusehen
sein.* So b e g e g n e n
in d e r A u s d r u c k s w e i s e
Ben Siras
sowohl prophetische w i e auch priesterliche Vers
2 2 , d e r im P a r a l l e l i s m u s
bunden Dem
ist, schließt
Elemente.
Membrorum mit V.21 ver-
sich chiastisch
'Opfer v o n u n g e r e c h t e m
in V . 2 1
an
den Vorvers an.
G u t ' (V.21a) e n t s p r e c h e n
V . 2 2 b d i e öwp^uoLxa dvöpxov, u n d d e r ' m a k e l h a f t e n (V.21b) k o r r e s p o n d i e r t wobei
d a s O Ö K eCe e ö ö o H i a v
achten
ist: von der Gabe
haft)
zur W i r k u n g
"nicht z u m W o h l g e f a l l e n '
n
in L v . 2 2 : 2 0
7
D
i
e
Opfers als 'makelhaft' und
z e i g t : N"7 ' "> D
i n ^ p n
Parallele bei Sirach
auf, indem er das kategorische
den Opfergaben
gottloser
1 2 - - I K / N *7D
Hintergrund an.
Leute
Nein Gottes
zum A u s d r u c k b r i n g t :
zu OÖK
6 öipiaxos iv Ttpoacpopal e daeßcov. B e i d e n Ttpoocpo-
paü d ü r f t e e s - g e g e n um
N*7 P i n
23a greift d e n Gedanken v o n V . 2 2 praktisch u n -
verändert
eööoKeü
der beiden
im W o r t g e b r a u c h
deutet einen einen ähnlichen kultischen Vers
(Makel-
entstammt ganz der kultischen
Denk- und Ausdrucksweise, wie die Verbindung
7
Gut) zum
und von der Ursache
(Nicht z u m W o h l g e f a l l e n ) . D i e A b w e r -
tung e i n e s n i c h t a k z e p t a b l e n
n
zu b e o b -
(Opfer v o n u n g e r e c h t e m
(Opfer d e r G o t t l o s e n ) ,
Begriffe
Gabe'
in V . 2 2 a ,
jeweils ein gewisser Gedankenfortschritt
Geber
in
'Schlachtopfer'
S und parallel 7
(D niT)
fern der Gottlosen",
zu V . 2 1 - w i e d e r
gehen. Von den
die Gott ein Greuel
"Schlachtopsind,
ist auch
1
Vgl. auch G.v.Rad, Theologie des AT, Vol.I, München 1958, pp. 259f, wo es um priesterliche Kulti[dis)qualifizierungsvoten geht. 2
1
Die LXX gibt hier T m ? allerdings nicht mit SlQ £t!)6oKLav wieder, sondern mit öexTOQ; die Sache bleibt sich aber gleich. - Kultsprachliche Ausdrücke dieser Art s.auch in Sir.31:23; 32:5+9.
74
Priestertum und Kultus
in P r v . l 5 : 8 u n d 2 1 : 2 7 d i e R e d e . O b w o h l s i c h B e n S i r a offenbar nicht direkt auf diese Referenzen bezieht, zeigt sich doch, daß das Anliegen der älteren
'Weisen'
- w i e ja auch das der Propheten, wie w i r sahen - von dem Schriftgelehrten und Weisen einer späteren Zeit g e teilt bzw. aufgegriffen wurde.^ Vers 23b bringt insofern einen Gedankenfortschritt, als er auf ein falsches kultisches Quantitätsdenken e i nerseits und den mit dem Opfer verknüpften Gedanken der Vergebung andererseits gibt
2
(££iA.AaHeTCu)
z u s p r e c h e n k o m m t : "Und e r v e r -
Sünden nicht auf Grund einer
Menge
1
Die prophetisch-weisheitliche Forderung nach reiner Gesinnung und Haltung als Voraussetzung für gültigen Opferdienst ist in theologischen Kreisen des SpätJudentums offenbar allgemein anerkannt und aufgegriffen worden. Für Philo, z.B., galten die Opfer der Gottlosen gerade wie für Sirach als sinnlos (Vita Mosis 2:107). Selbst wenn sie Hekatomben von Opfern bringen - ein von Micha und Jesaja bezogener Gedanke - nimmt Gott diese doch nicht an, denn Er bedarf dieser Opfer durchaus nicht (Spec.leg.1:270f). Geradezu als sündloser (!) muß der Mensch zum Opfer erscheinen (Spec.leg.l:203f und 283). Umgekehrt aber wird eine persönliche Hingabe an Gott, die aus der Dankbarkeit kommt, spiritualisierend als wahres Opfer angesehen (Spec.leg.l:272ff; Vita Mosis 2:108). Materielle und spirituelle Opfer bestehen für Philo nebeneinander her, doch die aus der Ethisierung des Kultus erwachsene Anschauung von spirituellen Opfern erhält klar die stärkere Betonung. H.Wenschkewitz, Die Spiritualisierung der Opferbegriffe, Leipzig 1932, p.146, schreibt: "Der äussere Kultus ist ihm nur Hinweis auf das viel wichtigere innerseelische Geschehen, auf die mystische Hingabe der Seele an Gott." Hier allerdings liegt - wie wir noch sehen werden - ein ganz wesentlicher betonungsmäßiger Unterschied zwischen Ben Sira und Philo. 2
S.Lyonnet stellt in seiner Studie über die biblische Terminologie der Erlösung (in S.Lyonnet und L.Sabourin, Sin, Redemption, and Sacrifice, Rom 1970) fest, daß ££iAde%ea8cxi in Sir. die Bedeutung 'vergeben, verzeihen, nachsehen' ("to condone") hat; op.cit., p.138. Dies paßt überall da gut, wo Gott das Subjekt des Verbums ist (5:6; 16:7; 31:23). Doch da, wo der Mensch als Subjekt eingeführt wird, darf der Sühnegedanke nicht ausgeschlossen werden. Sein ££lAjdoKeö8cxi besteht im 'Sühnen' bzw. ' Sühne-Schaffen' (3:3.30; 20: 28; 45:16+23). Während für das AT noch als grundlegende Beobachtung gilt, daß stets Gott oder - als Werkzeug Gottes - der Priester, nicht aber der Sünder als Subjekt des Sühnens infrage kommt (so K.Koch, "Sühne und Sündenvergebung um die Wende von der exilischen zur nachexilischen Zeit" EyTh 26(1966):218; ebenso id., Art."Versöhnung, II. Im AT", RGG* 6(1962):1370.), erfolgt hier später eine Wende, so daß z.Zt. Ben Siras durchaus vom 'Sühneschaffen des Sün1
Traktat über den von Opfern
(duaicov; S:
Opferkult
{OQLa^LOIQJD
tativen Denken beharrlicher
)
Mit dem rein quanti
Sünder, die meinten,
Menge von Opfern könne Gott versöhnlich schon Micha und Jesaja
75
zu k ä m p f e n
eine
stimmen,
(Mi.6:7;
hatten
Jes.1:11).
B e n Sira g r e i f t d i e p r o p h e t i s c h e A b l e h n u n g d i e s e s kens auf. Doch die bei Jesaja
in l e i d e n s c h a f t l i c h e
u n d bei M i c h a in e i n e b e w e g t e F r a g e g e k l e i d e t e n rungen sind b e i S i r a c h
zur f e s t s t e h e n d e n L e h r a u s s a g e
makelloser Opferstücke)
äußerlich
gegenüber vorrangig
Beachtung
Diese Lehrüberzeugung
solchen
in die
'automatische'
zahlreich dargebrachter Opfer als Alibi tes Sündigen
lehrmäs-
bringt nun Ben
zu a k t u e l l e r G e l t u n g , d i e i h r
flächliches Vertrauen
Op
(Anzahl
finden müssen, ist hier längst aufgegriffen und
gegenüber
ge
Kultus
(wie d i e e t h i s c h e H a l t u n g d e s
fernden) den rein äußeren Kriterien
sig f i x i e r t .
Rede
Erklä
w o r d e n . D a s p r o p h e t i s c h e A n l i e g e n , d a ß n ä m l i c h im die inneren Kriterien
Den
für
Sira
ober
Sühnewirkung fortgesetz
nehmen.
Die gleiche Frontstellung wird schnitt, nämlich in 7:8-10,
in e i n e m
Parallelab
sichtbar, dem wir uns
kurz
zuwenden wollen: ( 8 ) " B i n d e d i c h n i c h t d a r a n , S ü n d e zu w i e d e r h o l e n , d e n n (schon) b e i e i n e r (Sünde) b i s t d u n i c h t schuldlos. ( 9) S a g e n i c h t : 'Auf d i e M e n g e m e i n e r O p f e r g a b e n w i r d Er sehen, und w e n n ich dem höchsten Gott etwas darbringe, wird Er's annehmen'. (10) F a s s e d i c h n i c h t k u r z in deinem Gebet, u n d W o h l t ä t i g k e i t zu ü b e n , v e r n a c h l ä s s i g e n i c h t . " 1
./. ders geredet werden kann (cf. die Abänderungen der LXX ge genüber ihrer Vorlage in Sach.7:2; 8:22; Mal.1:9; Ps.l05:30, die Gott zum Objekt, den Menschen zum Subjekt des Sühnens und Versöhnens machen). Bei Sirach gelten - ähnlich wie bei den Rabbinen, s.Strack/ Billerbeck, Kommentar zum NT aus Talmud und Midrasch, Vol.IV.2, In dex s.v. 'Sühnemittel - sowohl ethische Leistung (3:3+30; 45:23) als auch priesterlich-kultisches Handeln (45:16) als sühnend. 1
1
H: 1Yj7 II." "sich kurz fassen". Noch immer spricht Sirach zu den Gegnern. G verinnerlicht die Aussage: "Sei nicht kleinmütig in deinem Gebet", was sich nicht mehr auf die Gegner, sondern auf
76
Priestertum und
Kultus
In d i e s e m p o l e m i s c h e n A b s c h n i t t w i r d d i e der Gegner direkt wo
(5:1-6;
zur S p r a c h e g e b r a c h t . W i e a u c h a n d e r s
ll:23f; 15:11;
Ben Sira durch die Formel
16:17-22; 39:21+34) 'Sage n i c h t '
spruch seiner Kontrahenten ein.l derzeit
Auffassung
leitet
(7:9) e i n e n
Aus
Sie glauben, durch j e
(als o p e r a o p e r a t a ) w i r k s a m e O p f e r l e i c h t e V e r
gebung erlangen
zu k ö n n e n . A u f d i e s e r B a s i s n e h m e n
es m i t dem Sündigen
leicht. Ein mechanistisch
standener Kultus wird
zum R u h e k i s s e n
sie
mißver
für eine
unethische
Lebensführung. Dem setzt Ben Sira eine rigorose
Sünden
lehre entgegen, die schon die vereinzelte
bitter
ernst nimmt
Sünde
(7:8; v g l . dazu seine Ausführungen
die sich ebenfalls mit einem oberflächlichen Sühneverständnis nicht'
auseinandersetzen).
2
in
5:4-6,
Sünden- u.
Mit seinem
'Sage
(7:9) w e h r t e r s i c h g e g e n d a s M i ß v e r s t ä n d n i s
des
Opfers als opus operatum. Und weil Gebet und das
Üben
von Wohltätigkeit
mit
(nj7"TY) in B e n S i r a s D e n k e n e n g
dem Kultus verknüpft
s i n d , ^ r i c h t e t er
diesbezüglich
./. verzagte Fromme beziehen würde, wie V.Ryssel, op.cit., p.279, es vertritt. Dies reißt aber die Perikope unnötig auseinander! 1 J.Haspecker, op.cit., p,144(n.45). - J.Marböck, op.cit., pp. llf+172, sieht die jeweiligen Einwände der Gegner als vom Hellenis mus - wenn nicht beeinflußt, so doch zumindest gefördert an. 2 Zur Eindringlichkeit der Sündenlehre und Mahnung zu echter Buße bei Ben Sira, s.J.Köberle, Sünde und Gnade im religiösen Leben des Volkes Israel, München 1905, pp.603f. 3 a) Zur Verbindung von Gebet und Kultus, s.die Ausführungen zu 31:31, infra, p.82 (vor allem n.l); vgl. auch 38:9-11; 46:16.- Daß auch von Buße und Hinkehr zu Gott im Gebet die Rede sein kann, ohne daß gleichzeitig der Kultus erwähnt wird (17:25f; 21:1; 28:2ff; 39: 5 ) , zeigt die Bedeutung, die Ben Sira der Herzensumkehr und der Hinwendung zu Gott zumißt. Man sollte diese Stellen nicht gegen die 'Kultfreudigkeit' des Siraziden ausspielen wollen. Denn einerseits betont er zwar gegenüber dem mechanistisch-ritualistischen Mißver ständnis des Kultus Anderer besonders die inneren Werte, anderer seits aber geht es ihm - wie wir in 7:29-31 sahen - auch wieder da rum, daß aus der richtigen Herzenshaltung die entsprechende Kult handlung erwächst.- b) Zur für Sirach notwendigen Verbindung von Kultus und Wohltätigkeit, s. den Zusammenhang von 7:29-31+32-35, sowie den Abschnitt 32:3-4 im Rahmen des Opfertraktats, sowie unse re Ausführungen supra, pp.64f.
Traktat über den
Opferkult
77
gleich noch Mahnungen an die Adresse
seiner
die von
so w e i t
seinem Kultfrömmigkeitsideal
Gegner(7:10), abgeirrt
sind. Die gleiche Auseinandersetzung hat er nun auch Rahmen des Opfertraktats
ganz klar: Ein Opfer hat nicht einfach operatum
sühneschaffende W i r k u n g !
1
schon als
opus
Es ist v i e l m e h r
ethische Disposition des Opfernden, die über die samkeit entscheidet. Nicht gegen das Opfer und Wirkungen als solches
er p o s i t i v
sagen, daß er
durchaus als
'wohlgefällig'(6GKT6C;
kend
ansieht.
(45:16)
seine
32:9) und
und
gegen
anderer
'gerechte'
2) V v . 2 4 - 2 7 : S o z i a l e G e r e c h t i g k e i t
Opfer
sühnewir-
Kultausübung.
Der Text dieser Verse, die sich offensichtlich mit den
'Opfern v o n u n g e r e c h t e m G u t '
setzen,
lautet
die
Wirk-
streitet Ben Sira, sondern
s e i n e P e r v e r s i o n , d i e es u n w i r k s a m m a c h t . A n Stelle wird
im
zu f ü h r e n . Er m a c h t es in 3 1 : 2 3
(V.21)
weiter
auseinander-
folgendermaßen:
(24)"Den S o h n s c h l a c h t e t in G e g e n w a r t s e i n e s V a t e r s , wer Opfer darbringt von den Gütern der Armen. 2
(25) D ü r f t i g e s B r o t i s t L e b e n für d i e A r m e n , w e r e s (ihnen) v o r e n t h ä l t , ist e i n B l u t m e n s c h . (26) D e n N ä c h s t e n m o r d e t , w e r ihm d e n U n t e r h a l t wegnimmt, (27) u n d B l u t v e r g i e ß t , w e r d e m T a g e l ö h n e r d e n L o h n vorenthält-^. " In e i n e r R e d e v o n
"fast p r o p h e t i s c h e m K l a n g " , ^
die
Auch O.Schmitz, Die Opferanschauung des späteren Judentums, Tübingen 1910, p.61, konstatiert, hier äußere sich "ein außerordentlich scharfer Gegensatz gegen eine Auffassung des Opfers als opus operatum, das mit der Ungerechtigkeit zusammen bestehen kann". 2
Zu konjizieren ist in H: TDn UH^, was sowohl G wie S gut erklären würde: G las Tpn (£HIC€01J£VGLJV: "der Bedürftigen") statt ipn oder ivh; S ("Brot der Gnade") las 1VU statt lDn. S.dazu die Kommentare z.St. von Box/Oesterley, Smend, Ryssel. ^ S dehnt Vv.26-27 durch zwei vom Thema wegführende Zusätze (S = 34:22). G ist vorzuziehen. 2
4 M.Hengel, Judentum und Hellenismus, Tübingen 1973 , p.250.
Priestertum und
78 stark
Kultus
zugespitzte Bilder enthält, polemisiert Ben
gegen die durch soziale Ungerechtigkeiten kommenen Opfer der Gottlosen. nächst grundsätzlich die den Armen
Sira
zustande g e
In V . 2 4 s p r i c h t e r
von den Opfern, die durch
zu
Güter,
zustehen oder gar gehören, bestritten wer
den. Solche Schlachtopfer ein Vater die Hinmetzelung
empfindet Gott gerade so, wie seines Sohnes vor seinen e i
genen Augen empfinden w ü r d e . Das Bild des Abscheus kaum gesteigert Vers
werden.
24 w i r d n u n d u r c h d i e V v . 2 5 - 2 7 n ä h e r
Von diesem
erklärt.
Zusammenhang her gesehen, erscheint
in e i n e m b e s o n d e r e n L i c h t . E r b r i n g t e i n e starke
kann
1
V.25
ungewöhnlich
s o z i a l e H a l t u n g B e n S i r a s zum A u s d r u c k : D a s Brot,
d a s m a n d e m a r m e n B e t t l e r g i b t , ist d a n n n ä m l i c h mehr etwas, das man
ihm geben kann oder nicht,
e t w a s , das ihm zusteht - sein Gut
(vgl.V.24)i
nicht
sondern Er
braucht
es z u m L e b e n . U n d s o w i r d d e r G e i z , d e r es i h m v o r e n t hält,
zur Blutschuld,
der Geizige
zum B l u t m e n s c h e n .
dieser Gedanke eine Weiterentwicklung von Jes.l:15ff
und
Neuanwendung
ist, läßt sich fragen, m u ß aber
bleiben. Jedenfalls die Rede, an deren
ist dort ganz ähnlich von
ungewiß Menschen
'Händen B l u t k l e b t ' u n d d e r e n
Gott deshalb ablehnt. Auch
sie h a b e n
Ob
Opfer
sozial Schwache
Bedrückte, Witwen, Waisen - vernachlässigt
-
(vgl.dort
W.16f) . D i e V v . 2 6 - 2 7 , d i e im s y n o n y m e n P a r a l l e l i s m u s der stehen und
sich folglich wechselseitig
sprechen über das Vorenthalten
des dem Tagelöhner
stehenden und für ihn lebensnotwendigen Ben Sira dieses Vorenthalten
1
zueinan
erklären,
Lohns.
als Blutvergießen
zu
Indem wertet.
Den Zusammenhang, daß Vv.25-27 noch immer auf's Engste mit den im Kontext behandelten Kultfragen zusammenhängen, hat J.G.Snaith, "Ben Sira's Supposed Love of Liturgy", p.169, verkannt, wenn er meint, Ben Sira würde hier unvermittelt und ohne jede Beziehung zu 'religiösen Zeremonien' vom Opferritual auf das Thema der sozialen Gerechtigkeit überwechseln und erst in Vv.28f zur Ritualpraxis zu rückkehren.
Traktat über den Opferkult
79
geht er über entsprechende Aussagen des Pentateuch hin aus. Diese fordern zwar die Auszahlung des Tagelohns vor dem nächsten Morgen
(Lv.l9:13) und fügen etwa noch die
Drohung bei, daß das Nichtbeachten dieser Anweisung einem zur 'Sünde' werden könne
(Dt.24:14f). Doch fehlt
die Schärfe der Drohung, die Sirach aufweist. Seine Wor te atmen vielmehr den gleichen prophetischen Geist, wie Jer.22:13-17: "Weh dem, der sein Haus mit Ungerechtem baut und seine Gemächer mit Unrecht, der seinen Nächsten umsonst arbeiten läßt und gibt ihm seinen Lohn nicht und sagt: 'Ich will mir ein großes Haus bauen...' Denn deine Augen und dein Herz sind auf nichts als auf deinen Gewinn aus und auf Vergießen von unschuldigem Blut und auf Freveln und Unterdrücken!" Wenn es auch hier nicht um Opfer geht, zeigen sich doch zwei Parallelen zu Si rach: Zum einen ist auch hier die Rede von Bereicherung durch das Vorenthalten von Lohn
(bei Sirach opfert der
Gottlose mit den Mitteln, die er durch Rückbehaltung von Lohn gewonnen hat, Vv.24+26f), zum andern wird diese Un gerechtigkeit als
'Blutvergießen' gebrandmarkt. Ganz
offensichtlich hat Ben Sira in seiner Soziallehre die Vorschriften der Torah durch prophetisches
Gedankengut
ergänzt. Alle biblischen Traditionen stehen ihm als Schriftgelehrtem zur Verfügung. 3) Vv.28-31: Die Unsinnigkeit ungerechter Opfer. Diese Verse sollen weiter die Unwirksamkeit, ja. Un sinnigkeit des ungerechten Opfers illustrieren. Dies wird schon in Vv.28f in einem anschaulichen Bild ver deutlicht: (28)"Einer baut auf und der Andere reißt nieder: Was haben sie mehr davon, als (vergebliche) Mühe? 1
(29) Einer b e t e t
1
2
und der Andere flucht:
'Vergebliche Mühe' findet sich bei S {U^ioo das 'Vergeblich' erklärender Zusatz sein. 2
Mx±±).
Doch könnte
R.Smend, op.cit., p.311, folgt hier S: 'Einer segnet(9.Lo^O) ' ,
Priestertum
80
Wessen
Stimme
und
Kultus
soll der Herr
Box/Oesterley möchten
erhören?"
in V . 2 8 j e d e n E i n z e l z u g
des
Bildes ausdeuten:
"In t h e c a s e of t h e s a c r i f i c e
contem-
plated
(= t h e p o o r m a n b y h i s
produ-
ces)
one builds
m e s by s e i z i n g te Ben Sira tiger
it f o r a n u n j u s t
in sich
selbst verstehen
von V.29 h e r .
lediglich klarmachen,
de Kräfte am Werk
sondern
2
hät
gegensei sogleich
V.28 will
sind, Vergeblichkeit^
(des O p f e r n d e n )
und das Fluchen
Mit dieser Aussage wendet
gar
zu w o l l e n ,
daß da, wo einander
erklärt dann diese gegensätzlichen
Armen).
Doch
e r g r i f f e n . E s ist b e s s e r , V . 2 8
sondern ausschließlich
Gebet
1
in d i e s e m F a l l w o h l n i c h t n u r v o n
nicht geschlossen
V.29
(i.e. c o n s u -
sacrifice)."
'vergeblicher Mühe' gesprochen,
für den Armen Partei
tend
labour
something which the other pulls down
einlei aufheben
resultiert. Kräfte als
(des
das
geprellten
sich Ben Sira
natür
l i c h a n d e n , d e r g o t t l o s e O p f e r b r i n g t , u m ihn v o n d e ren Sinnlosigkeit
zu ü b e r z e u g e n .
mit den vorangehenden
Schon der
Zusammenhang
V e r s e n macht es klar, daß
Sirach
seine eigene Frage
('Wessen S t i m m e
ren?')
zu U n g u n s t e n d e s h e u c h l e r i s c h e n
schließlich
ters beantworten wird: erhören
soll der Herr
Er wird das A n l i e g e n
(32:18-22). Hier beantwortet
nicht. Die Anklage
ist erhoben
- jetzt wird der
Be
Armen
er die Frage
ad absurdum g e f ü h r t ; das letzte Urteil rach noch
des
erhö
noch
Gegner
aber schiebt
Si
hinaus.
Die Vv.30f vertiefen Widersinnigkeit
nun noch das Argument von
ungerechter
28f v o n e i n e m a l l t ä g l i c h e n
Opfer. Während Beispiel
der
aber die
ausgegangen
Vv.
sind.
./.und erklärt: "Der Opfernde segnet sich selbst." Eine be fremdliche Praxis! Gebet (G) beim Opfer ist wahrscheinlicher. Die Variante in S entstammt wohl dem Gegensatz 'Segen und 'Fluch'. 1
1
Box/Oesterley, op.cit., p.436.
2
So schon 0.F.Fritzsche, op.cit., p.195.
3
R.Smend, op.cit., p.311: "Das Tertium ist nur die Vergeblich keit als solche.
Traktat über den
81
Opferkult
wird nun eine Illustration aus dem kultischen
Bereich
gewählt: (30)"Wer
sich reinwäscht von einem Toten und ihn w i e derum berührt(G): Was hat er von seiner Waschung?
(31) S o i s t e i n M e n s c h , d e r f a s t e t w e g e n s e i n e r und wieder hingeht und dasselbe t u t :
Sünden
Wer wird sein Gebet erhören? U n d w a s h a t e r d a v o n , d a ß er s i c h d e m ü t i g t e ^ ? " D a ß B e n S i r a in V . 3 0 d i e a u f d a s R e i n h e i t s g e s e t z 19:llff
zurückgehende Vorschrift bezüglich der
nach Leichenberührung punkt
als selbstverständlichen
seiner Argumentation
nehmen kann,
Reinigung Ausgangs-
zeigt, daß
c h e gesetzlichen R i t e n a l l g e m e i n b e k a n n t u n d w o h l
Betonung bedarf,
zu s e h e n , h i l f t
ist d i e E i n s i c h t , d a ß d e r R i t u s
zur r e c h t e n
Sira
rigorosen
nicht genügt, sondern von einer entsprechenden H a l t u n g d e s ihn V o l l z i e h e n d e n b e g l e i t e t
sol-
auch
a n e r k a n n t u n d p r a k t i z i e r t w a r e n . Ü b e r sie m u ß B e n kein Wort der Anweisung verlieren. Was der
Nu.
allein
ethischen
sein m u ß .
Interpretation der
Dies
relativen
S e l t e n h e i t d i r e k t e r A u f f o r d e r u n g e n zur K u l t t e i l n a h m e Sirachbuch. Das
im
'Daß' d i e s e r T e i l n a h m e w a r o f f e n b a r weit-
gehend g a r a n t i e r t ,
2
doch bedurfte die Frage nach
'Wie', n a c h d e r s i e b e g l e i t e n d e n
dem
inneren Haltung,
der
Betonung. V . 3 1 g e h t n u n in g e w i s s e r W e i s e ü b e r d a s b i s h e r sagte h i n a u s . Wie der Kontext deutlich macht, geht
Gees
noch immer um die Opfer der Gottlosen, wenn auch das Opfer s e l b s t in V v . 2 8 - 3 1 In d i e s e m
nicht ausdrücklich
Zusammenhang betrachtet,
erwähnt
wird.
lehren uns diese Ver-
Statt £ v xcp xocneLVCo8fjvaL schreibt S hier interpretierend:^} ("daß er fastete"; vgl. V.31a); s.dazu Box/Oesterley, op.cit., p. p.436. 1
2
Obwohl z.B. zum Geben von Priesterabgaben (7:29-31) und zum Erfüllen von Gelübden (18:22b-23) offenbar aus gutem Grund aufgefordert werden mußte! Möglicherweise führte fortschreitende Hellenisierung im Volk bereits hie und da zu Tendenzen kultischer Nachlässigkeit .
Priestertum und
82 se,
daß das um der Sünde willen dargebrachte Opfer (VV.29+31C)
Gebet oder 12;
Kultus
1
und
Fasten
zumindest sein konnte Hi.42:8-10).
(V.31a+d) b e g l e i t e t
von war
(cf. s c h o n R i . 2 0 : 2 6 ; J e r . 1 4 :
W ä h r e n d n u n a b e r im V o r a n g e h e n d e n
die
Rede davon war, daß das Opfer des Gottlosen deshalb
von
Gott abgelehnt wird, weil er schon m i t Gaben von u n g e rechtem Gut
(unbußfertig)
zum O p f e r n k o m m t , g e h t
einen Schritt weiter und richtet das Augenmerk Handeln des Betreffenden
V.31
auf
nach der O p f e r d a r b r i n g u n g . Ver
harrt er hinterher unbußfertig
in d e r g l e i c h e n
Sünde,
für die er g e o p f e r t h a t , w e r w i r d d a n n sein B e t e n Fasten ernst n e h m e n ? ein Opfer durch
2
und
Ungültig gemacht werden kann
zwei U r s a c h e n : e i n e r s e i t s d i e
t i g e H a l t u n g , d i e s i c h s c h o n an d e r A r t d e r zeigt, und andererseits hinterher am V e r h a r r e n
das
also
unbußfer
Opfergabe
die Unbußfertigkeit, die
sich
in d e r S ü n d e e r w e i s t u n d es d a
m i t a posteriori k l a r m a c h t , daß es dem Opfernden mit der Reue gar nicht ernst w a r . Um die von den at-lichen pheten
immer wieder geforderte
gegenüber
der Erwartung
keitserklärung
einer
Integrität des 'automatischen'
für ein rite vollzogenes Opfer
zu b e r ü c k s i c h t i g e n ,
hat sich die Kulttheologie
Pro
Opfernden Gültig gebührend zu
Ben
H.Wenschkewitz, op.cit., p.72, weist im Anschluß an F.Heiler, Das Gebet, München 1923, p.221, darauf hin, daß bei den meisten an tiken Völkern Opfer und Gebet unauflöslich verbunden waren, in Is rael das Gebet aber nicht notwendig an das Opfer gebunden sein muß te. Die Verbindung beider bei Sirach in diesem Zusammenhang zeigt etwas von seiner Konjunktion von Kultus und innerer Frömmigkeit. Manche Autoren beachten den Kontext zu wenig und schließen aus die ser Stelle, daß Ben Sira Vergebung (unabhängig vom Kultus) rein als Gebetserhörung denke, so O.Schmitz, op.cit., p.61; J.Haspecker, op. cit»> P«340 nach dem "die demütige und vertrauensvolle Gebetshin wendung zu Gott als der eigentliche Weg zur Reinigung" gilt. Doch sollte man hier angesichts des Kontextes keine Alternative konstru ieren, die auf ein 'Entweder - Oder' hinausläuft. 5
2 Eine gewisse Parallele - obwohl nicht vom Opfer die Rede bietet der Spruch von R.Ada ben Akaba (b.Ta'anit 16a), wo von denbekenntnis und Reinigungsbad bei gleichzeitigem Festhalten der Sünde die Rede ist. In beiden Fällen kann keine Reinigung stande kommen.
ist Sün an zu
Traktat über den
Opferkult
83
Siras Zeit nach diesen beiden Seiten hin Das priesterliche
Interesse am Kult und die
Sittlichkeitsforderung
haben
sich hier
II) 3 2 : 1 - 1 3 : D e r G o t t w o h l g e f ä l l i g e 1)
abgesichert. prophetische
verbunden.
Opferdienst:
Einleitung.
Die Verse
32:1-13
sind ein gedanklicher
Einschub
Ben Siras Polemik gegen die Opferpraxis der Indem e r v o m N e g a t i v e n 13) f o r t s c h r e i t e t , tonung und hebt
(31:21-31)
zum Positiven
(32:1-
erhält letzteres eine besondere
sich gegen den dunklen Hintergrund
spürbarem Kontrast ab. Dem rechten Kultus gilt Ben Interesse - und nur von daher
ist j a a u c h s e i n e
gegen das den Opferdienst entwürdigende der G o t t l o s e n
Be in Siras
Polemik
Kultverhalten
zu v e r s t e h e n .
Die Gliederung von 0.F.Fritzsche
in
Gottlosen.
32:1-13 bereitet
läßt den ersten Teil,
Schwierigkeiten.
in d e m es u m
'gei
stige Opfer' g e h t , die Vv.1-5 umfassen und den v o n m a teriellen Opfern handelnden J.Haspecker
dagegen
zweiten Teil die V v . 6 - 1 3 .
schlägt vor, den ersten Teil -
d e m es s e i n e r A n s i c h t n a c h u m A n w e i s u n g e n zialen Verhalten geht, das vergeistigend
1
in
zu e i n e m
so
als Opfer
be
zeichnet wird - auf die Vv.1-9 auszudehnen.
Im
Einzelnen
a r g u m e n t i e r t -er s o : V v . 1 - 2 w e r d e n i c h t a u f d i e k u l t i schen,
sondern die sozialen Torahforderungen
wie aus Vv.3-5 hervorgehe. V.6 ("Erscheine n i c h t d a s in V . 7
("All
1
f ü h r e e i n T o r a h z i t a t ein
leer vor dem Angesicht des
Herrn"),
in v e r g e i s t i g e n d e r W e i s e a u s g e l e g t w e r d e .
diese letzte These aufstellen allerdings
angespielt,
zu k ö n n e n , m u ß
Haspecker
in V . 7 e i n e K o n j e k t u r v o r n e h m e n , w o b e i e r
diese Dinge sind
Um
[zu t u n ] u m d e s G e b o t e s
G
willen")
0.F.Fritzsche, op.cit., p.190. Während wir hier (und grund sätzlich) der von J.Ziegler in seiner Göttinger LXX-Textausgabe des Sirachbuchs gebrauchten Verszählung folgen, zählt Fritzsche die Vv. 1;5 noch als 1-3, und die Vv.6-13 als 4-11. Diesselbe Gliederung wie Fritzsche nimmt auch A.Büchler, "Ben Sira's Conception of Sin and Atonement", JQR 14(1923/24):66, vor.
Priestertum und
84 verwirft und eher an S Gebot")
s i c h in s e i n e r R e k o n s t r u k t i o n
des
Verses
("Denn j e d e r , d e r t u t , w a s s c h ö n i s t , h ä l t das
anlehnt:
zialen S i n n e ) , schrift'
Kultus
"Fürwahr, jeder, der Gutes tut
(im s o
erfüllt diese Vorschrift." Mit der
'Vor
ist das - nun spiritualisiert verstandene
-
G e b o t a u s E x . 2 3 : 1 5 ; 3 4 : 2 0 u n d D t . 1 6 : 1 6 g e m e i n t , auf in V . 6 a n g e s p i e l t w i r d .
das
Die Vv.8-9 würden dann die The
se v o n V . 7 w e i t e r e n t f a l t e n ,
s e i e n a l s o in d i e v e r g e i
stigende Deutung mit einzubeziehen. Erst ab V.10 begän ne ein neues Thema und damit der zweite Teil des A b schnitts .
1
Daß die Vv.8-9 noch
zu d e m d i e O p f e r
in
übertragener
Weise ausdeutenden Teil des Abschnitts gehören ist n u n a l l e r d i n g s n i c h t s e h r w a h r s c h e i n l i c h , sehr konkret vom Altaropfer,
das fett sein soll,
geruch verbreitet und vor Gott angenehm vergessen' wird, die Rede ist. sam,
Auch
ist
stellt h a t
bzw.'nicht
sollen.
pecker aber wohl
festge
Auf der anderen Seite ist
zuzustimmen
in s e i n e r T h e s e , B e n
z i t i e r e d i e T o r a h in V . 6 d e s h a l b w ö r t l i c h , w e i l e r Kontext eine
vom
Has Sira im
'vergeistigende' Deutung dieses Verses vor
tragen wolle.3 nicht aber
rat
- eine seiner Umdeutungen vorliegt, die
Kult ablenken
da
Wohl
ist es nicht
in V . 7 S zu f o l g e n , d a h i e r - w i e W i n t e r 2
sollen, zumal
Daß schließlich V.6 noch
(wie F r i t z s c h e m e i n t )
zum
ersten,
zum zweiten Teil
des
1 J.Haspecker, op.cit., p.189(n.140). Haspecker folgt - im Un terschied zu unserer Zählung, die wir auch hier angewandt haben der Verszählung von Rahlfs (LXX); doch bietet er eine gute Verskon kordanz zur Koordinierung von Ziegler u. Rahlfs, ibid., p.XXV. 2 S. M.Winter, op.cit., pp.239f. - Die Abgrenzung, die S vor nimmt, geht offenbar von der Voraussetzung aus, daß Vv.6-7 schon zum zweiten, auf materielle Opfer bezogenen Teil gehören. Und eben diese möchte er ethisierend weginterpretieren. S. auch seine Umdeutung von V.8! 3
J.Haspecker, op.cit., p.189(n.140), schreibt: "Sirach bringt nur an dieser Stelle ein wörtliches Zitat aus der Thora...Er führt hier den Wortlaut selbst ein, weil er den Text interpretieren will". Daß Ben Sira nur hier wörtlich das AT zitiert, ist allerdings nicht ganz richtig, wie wir noch sehen werden.
Traktat über den
Opferkult
Abschnitts gehört, wird von V.7 £VTOATJQ)
(TTÄVTCX
85
ydp
x&Ptv
TCXÖTOL
aus klar. Denn V.7 weist nicht nach vorwärts,
s o n d e r n n a c h r ü c k w ä r t s : D a s TT&vxa yoip x a ö x a n i m m t d a s in V v . 3 - 5 G e s a g t e B e z u g ,
1
und das
X&PLV
greift auf die Erwähnung des Gesetzes und
f a ß t so d e n e r s t e n A b s c h n i t t
auf
£VTOATJQ
in V v . 1 - 2
in F o r m e i n e r
zurück Inklusion
zusammen. Bevor wir nun positiv unseren
gliederungsmäßigen
Überblick des Abschnitts vortragen können müssen noch
(s . inf r a , p . 93),
zwei w e i t e r e V o r f r a g e n g e k l ä r t w e r d e n .
Die erste Frage gilt der Funktion der Vv.1-7 text. Wie erwähnt, polemisiert
32:14ffgegen die von Ungerechtigkeit begleitete praxis der Gottlosen.
im K o n -
B e n S i r a in 3 1 : 2 1 - 3 1
Im K o n t r a s t d a z u
zeigt
Opfer-
32:8-13
das vorbildliche kultische Handeln des Gerechten. Vv.1-7 haben nun die Funktion prophetisch
eines Übergangs von
Die der
scharfen Kritik an unannehmbaren Opfern
der Darstellung und
Empfehlung einer Gott
und
zu
wohlgefälligen
Kultteilnahme. Der bekämpften Ungerechtigkeit der Gottlosen gegenüber möchte Ben Sira ein mit dem Gesetz Einklang
dessen Hintergrund erst möglich
ein akzeptables Kulthandeln
auf
überhaupt
ist.
Die zweite Frage gilt der verhältnismäßigen der Aussagen über Opfer
im
stehendes gerechtes Verhalten hervorheben,
'geistige'(Vv.1-7)
und
(Vv.8-13). Wir müssen hier etwas weiter
Daß Ben Sira
in d e n V v . 1 - 7
geistigenden' Darstellung seiner Polemik Voraussetzungen
zu e i n e r
Betonung
'materielle' ausholen.
'ethisierend-ver-
der Opfer kommt, hängt eng mit
zusammen, die notwendig die zum Opfern gegenüber
sittlichen
einer von
Ungerech-
t i g k e i t b e g l e i t e t e n O p f e r p r a x i s b e t o n t . In d i e s e r
engen
Verknüpfung
Sira
von Kultus und Sittlichkeit
steht Ben
in e i n e r a l t e n p r o p h e t i s c h e n u n d w e i s h e i t l i c h e n tion .
1
So auch J.Haspecker, op.cit., p.189(n.140), bzgl. G.
Tradi-
Priestertum und
86
Schon bei Samuel "Gehorsam
Kultus
f i n d e n w i r d e n p r o g r a m m a t i s c h e n Satz: - ein
Satz,
der keineswegs den Kult abwerten oder gar ablehnen
woll
1
te,
ist besser als Opfer"(1.Sam.15:22)
aber doch einem als opus operatum verstandenen
gerechten Opferdienst die Sittlichkeit Forderung Gottes entgegenstellt. auch mitunter polemisch
stark
als
un
unabdingbare
In d i e s e m S i n n - w e n n
zugespitzt
auch die bekannten kultkritischen
- sind
Sentenzen
wohl
zu v e r s t e
hen, die sich bei einigen der Schriftpropheten
finden:
Am.5:21-28; Hos.6:6; Jes.1:11-15; Micha
Jer.6:19-
6:6-8;
20 u . 7 : 2 1 - 2 8 ; H e s . 2 0 : 3 9 - 4 1 ; M a l . 1 : 1 0 u.2:3+12f.
Sie
setzen kraftvoll die ethischen Forderungen einem
fal
schen und billigen Kultverständnis den Kult als solchen ablehnen
entgegen, ohne
zu w o l l e n .
damit
2
1 Samuel selbst wird ja als durchaus kultisch aktiv geschildert, l.Sam.7:9f; 16:5. 2 Oft wird von den genannten kultkritischen Versen her die These konstruiert, daß die Propheten prinzipiell in Opposition zu Prie stertum und Kultus gestanden hätten. Doch sollte man nicht allzu schnell solche Verdikte fällen. Jesaja, der ja einer der 'Kultkritiker war, ist beispielsweise selbst wohl als Priester anzusehen, wie aus seiner Berufung im Tempel umgeben von Opferrauch (Jes.6) zu schließen ist; ebenso auch Hesekiel (Hes.1:3). Wie R.J.Thompson, Penitence and Sacrifice in Early Israel, Leiden 1963, p.162, im An schluß an K.Roubos, Profetie en Cultus, Wageningen 1956, ausführt, wäre es eine begrüßenswerte Praxis, jeweils zunächst die dem Kult gegenüber positiven Aussagen der entsprechenden Propheten zu sam meln und von da aus dann die kultkritischen Darlegungen zu interpre tieren. Roubos findet bei jedem Einzelnen der als kultkritisch an gesehenen Propheten Aussagen, die eine positive Grundhaltung zum Kultus als solchem (im Gegensatz zum pervertierten Kult!) zeigen. Für eine Besprechung der einzelnen kultkritischen Abschnitte, s. Thompson, op.cit., pp.161-200, der zu dem Ergebnis kommt, daß keine prinzipielle Kultfeindlichkeit bei den entsprechenden Propheten vor liegt. S. entsprechend auch H.H.Rowley, "The Religious Value of Sac rifice", ExpT 58(1946/47) :69-71; idL/'The Prophets and Sacrifice"; ibid., pp.305-307. In ähnliche Richtung geht auch die Feststellung von R.Rendtorff, "Priesterliche Kulttheologie und prophetische Kult polemik", ThLZ 81(1956):342: "Die Propheten wenden sich also gegen ein falsches Verständnis der priesterlichen Anrechnungstheologie, das ein rite vollzogenes Opfer auf Grund des priesterlichen Anrech nungsvotums als Garantie für ein einwandfreies Verhältnis zu Jahwe ansieht." Vgl. auch jjdL, Art."*?!! im AT", ThWB 6(1959) :811. Ähn lich zurückhaltend gegenüber der Annahme prinzipieller proph.Kult feindlichkeit ist E.Würthwein, "Arnos 5,21-27", ThLZ 72(1947):145f. 1
Traktat über den
87
Opferkult
Eine ähnliche Betonung der Sittlichkeit finden wir in der Weisheitsliteratur. Schon in der aus der zweiten Hälfte des 3.Jahrtausends v.Chr. stammenden
'Lehre für
König Meri-ka-re' lesen wir: "Die Tugend des gerecht Ge sinnten wird
(von Gott) lieber entgegengenommen, als der
Ochse des Unrecht Tuenden."1 Und auch im Spruchbuch (Prv. 15:8; 21:3+27; cf. auch 17:1) und im Qohelet
(Qoh.4:17)
wird einem befleckten Opferdienst gegenüber die Gott vergleichsweise angenehmere Sittlichkeit betont.
2
Ben Sira steht in seinem Kampf also in einer jahrhun dertealten Tradition notwendiger Polemik gegen Kultmiß brauch. Diese KampfSituation beflügelt seine Worte, wenn er in 32:1-7 den auf billige Kultgnade
spekulierenden
Heuchlern gegenüber die Sittlichkeit selbst als ein Gott angenehmes
'Opfer' schildert.
Die Frage allerdings erhebt sich, wie Ben Sira den Schwerpunkt setzt im Verhältnis zwischen dem als ange nehmes 'Opfer' bezeichneten sittlichen Handeln und dem von ihm zur gleichen Zeit ebenfalls festgehaltenen ma teriellen Opferdienst? In der Beantwortung dieser Frage ist m.E. in der Vergangenheit viel Schwarz-Weiß gemalt worden. Auf der einen Seite wurde die These verfochten, das 'eigentliche Opfer' für Ben Sira sei gerechtes Verhal ten, während er materielle Opfer nur qua Gebot konser vativ festhalte. Diese Ansicht, die wohl die opinio com munis repräsentiert, ist von Smend in folgende Worte ge kleidet worden: "Das wahre Opfer ist eben Gerechtigkeit und Mildtätigkeit. Freilich soll der Fromme, weil es einmal geboten ist, den Opferkultus üben und willig dem
* A.Erman, Die Literatur der Ägypter, Leipzig 1923, p.118. 2
G.v.Rad, Weisheit in Israel, Neukirchen-Vluyn 1970, p.241, stellt fest, es gehe hier den Weisheitslehrern "um menschliche Vor aussetzungen, die für eine kultische Betätigung unerläßlich sind. Verbaue dir doch nicht durch Unordentlichkeiten den Zugang zu kul tischem Handeln!"
Priestertum und
88
Kultus
Heiligtum alles geben, was das Gesetz Doch
ist diese Akzentsetzung
vorschreibt."
von verschiedenen
1
Seiten
h e r in F r a g e zu s t e l l e n . S o z e i g t s i c h z u m e i n e n , d a ß ja nicht der Kult, sondern eben die Sittlichkeit bei S i r a 'nomistisch' b e g r ü n d e t w i r d deutlich wird, wenn man
(32:lf), was
Ben
besonders
zugesteht, daß die Vv.6-7
mit
i h r e r e r n e u t e n E r w ä h n u n g d e s G e b o t e s z u m ersten, v o n Ethik handelnden Teil des Abschnitts Der Kult selbst wird
32:1-13
zunächst nur preisend
(32:8f). Und wenn zum kultischen Handeln wird,
gehören.
beschrieben
aufgefordert
fehlt die Begründung des menschlichen Gebens
der vorausgegangenen
Gabe Gottes
der
in
(32:12) e b e n s o w e n i g , w i e
d e r m o t i v i e r e n d e u n d - im R a h m e n e i n e s f e s t g e f ü g t e n T u n Ergehen-Schemas
- t y p i s c h w e i s h e i t l i c h e H i n w e i s auf
lockende Vergeltung
(32:12). Von einem bloßen
ten am K u l t , nur w e i l er einmal geboten
Festhal
i s t , f i n d e t sich
d a k e i n e S p u r . G a n z ä h n l i c h g i n g ja s c h o n a u s vorangehenden Untersuchung
unserer
z u 7:29-31 h e r v o r , d a ß
einer bloßen nomistischen Begründung
die
des
von
Kulthandelns
b e i S i r a c h n i c h t g e s p r o c h e n w e r d e n k a n n . F ü r d e n Sirazi d e n ist d e r K u l t u s g ö t t l i c h e
Setzung und Gabe,
aber bloße dem Gebot korrespondierende
nicht
Pflichtübung.
2
1
R.Smend, op.cit., p.304. So auch ibid., p.312: "Man soll den Kultus üben, weil er einmal geboten ist. Er ist eine Übung im Ge horsam." Ganz entsprechend schreibt O.Kaiser, "Die Begründung der Sittlichkeit im Buche Jesus Sirach", ZThK 55(1958):58: "Er begrün det... die wohl bereits zum Problem werdenden kultischen Forderungen ähnlich wie später Jochanan b.Zakkai mit dem einfachen Hinweis auf das Gebot." Auch nach M.Löhr, op.cit., pp,104f, existieren Priester tum und Kultus bei Ben Sira nur "necessitate praecepti, nicht necessitate salutis"; oder ibid., p.44: "Der Kult...wird von Sirach nicht wegen seiner Sühnequalität, sondern wegen seiner Tora-Gemäßheit ge schätzt und verteidigt." Vgl. auch 0.F.Fritzsche, op.cit., p.190: "Besteht auch das wahre Opfer in Gottseligkeit, XXXII.1-3, so ist doch den Opfergeboten nachzukommen und freudig und reichlich zu op fern." - Anders L.Perdue, op.cit., p.199, der als Motivation für kultisches Handeln bei Sirach neben dem Gebot zumindest noch die Aussicht auf Vergeltung und Hoffnung auf Sündenvergebung nennt. 2 Vgl. seine Schilderung der Einsetzung des Kultus im Zusammen hang seiner Behandlung Aarons, 45:14+16, wo die verschiedenen Opfer einrichtungen als Gabe, nicht als Gesetz erscheinen. Ähnlich wer-
Traktat über den
Opferkult
89
Ein weiteres Bedenken gegen die Konstruktion Smend und Anderen
(s.o.) i s t , d a ß m a n b e i e i n e r
setzung, die hier den äußeren Kultus
in s e i n e r
tung für Sirach derart herunterspielt, Schwierigkeiten
Ganz
Akzent Bedeu
andererseits
haben wird, Ben Siras andernorts
zeigende bemerkenswerte erklären.
von
1
sich
1
Kultfreudigkeit angemessen
zu
1
im U n t e r s c h i e d
zu d e r
soeben behandelten
tung, d i e d e n K u l t u s b e i B e n S i r a a l l z u s e h r
Hal
unterbewertet
sein läßt, ist nun auch die gegenteilige These
aufge
s t e l l t w o r d e n , d a ß e s ihm n ä m l i c h v o r n e h m l i c h u m äußeren Tempelkultus
g e h e , d e n er d e n
den
Spritualisierungs-
tendenzen der Hellenisten gegenüber
festhalten und
teidigen w o l l e . So ist sich G.Maier
zwar wohl der
die Hochschätzung
der Opfer bei Sirach
vorgebrachten
Einwände bewußt, nämlich, daß der Sirazide den Kultus nur aus einer nomistischen Haltung sich darüberhinaus
aber mehr auf einer
L i n i e b e f ä n d e , d i e im G e g e n s a t z
ver gegen
äußeren
festhalte,
'prophetischen'
zum O p f e r k u l t d i e
l i c h k e i t f o r d e r e - d o c h , a n s t a t t n u n auf d i e s e
Sitt
Einwände
im E i n z e l n e n e i n z u g e h e n , w e i s t e r s i e n u r m i t d e m
Hin
weis
er
auf einige
'kultfreudige' Referenzen ab und
klärt jene Stellen als Kampfansage gegen den hellenisti schen Freigeist, der tung noch bejahen
"nur d i e s p i r i t u a l i s t i s c h e
Anbe-
konnte".
Mit dieser Antithese hat Maier aber weder jene
Aus
s a g e n im B u c h S i r a c h e r k l ä r t , d i e - w i e T e i l e d e s Opfer-
./. den die Feste und Feiertage des jüdischen Sakralkalenders als göttliche Setzung bzw. Gabe und nicht als Gesetz erwähnt (36:7-9). 1
S.dazu supra, § 2, pp.44-55.
2 G.Maier, op.cit., p.49 (auch schon p.48). Auch nach R.T.Sieben°k> op.cit., pp.415+418, sind die positiven Kultaussagen Sirachs antihellenistische Polemik. In diese Richtung geht auch die Bemer kung von R.Gordis, "The Social Background of Wisdom Literature", HUCA 18(1943/44):110: "In Ben Sira, the cult arouses a warmer emo tion, perhaps as a reaction to the widespread assimilation in the upper classes due to Hellenistic influences." e
90
Priestertum und
traktats
(31:21-32:20; cf.7:8-9)
Kultus - in p r o p h e t i s c h - w e i s
h e i t l i c h e r M a n i e r d i e E t h i k g a n z in d e n V o r d e r g r u n d r ü k ken, noch solche, die der Sittlichkeit geradezu de Kraft
zusprechen
(cf. 3 : 3 . 1 4 f . 3 0 ;
sühnen
28:2ff; 4 5 : 2 3 ) . Vor
a l l e m a b e r e r k l ä r t d i e T h e s e , d a ß s i c h S i r a c h in
seinen
Kultaussagen gegen die Spiritualisierungstendenzen hellenistischen
Freigeister wende, den einen
nicht, daß er nämlich
s e l b s t in 3 2 : l f f e i n e
der
Umstand Interpreta
t i o n b i e t e t , d i e e i n e e n t s p r e c h e n d e U m d e u t u n g v o n Opfer begriffen vornimmt. Und darüber hinaus wendet
sich
Polemik
gegen
in 31:21-31 und
solche, die als verweigern,
32:14-20 ja gar nicht
'Spiritualisierer'
sondern
i h n im G e g e n t e i l
in e i n e r p e r v e r t i e r t e n W e i s e l nicht
zwischen
zwischen
'materiellem'
'heiligem'
den äußeren
und
und
Kultus
üben - aber
Die Kampflinie
eben
verläuft
'spirituellem',
'unheiligem'
sondern
Kulthandeln.
Betrachtet man die bisherigen Lösungsversuche, drängt
sich der Eindruck auf, die Kulttheologie
r a s h a b e b i s h e r noch k e i n e b e f r i e d i g e n d e L ö s u n g Um der beobachteten Genüge
die
'Kultfreudigkeit'
des
so
Ben S i gefunden.
Siraziden
zu t u n , m u ß e s k l a r g e s a g t w e r d e n : f ü r i h n b e
sitzen Priestertum und Kultus hohe Bedeutung und nation, und er scheut heit Ausdruck
sich nicht, seiner
Faszi
Kultverbunden
zu g e b e n . N u r v o n d i e s e r H a l t u n g h e r
läßt
sich seine Polemik denjenigen gegenüber verstehen, durch
ihr unwürdiges Verhalten den Kultus
Und ganz entsprechend
mißbrauchen.
dieser Kulthochschätzung
die Aussagen über positiv kultisches Handeln schon vom Aufbau her einen des Opfertraktats.
setzung mit den Gegnern ein nachdrückliches 1-7)
ideellen Höhepunkt
Nach der einleitenden
bilden (32:8-13) im
zunächst
für sittliches Handeln
und kommt dann - nachdem das Vorfeld geklärt
zum H ö h e p u n k t Gerechten
in d e r D a r s t e l l u n g d e s K u l t h a n d e l n s
(32:8-13),
tergrund nocheinmal
Rahmen
Auseinander
(31:21-31), bringt er
Plädoyer
die
bevor er gegen diesen hellen auf die abzulehnenden
(32:
ist des Hin
Opferprakti-
Traktat über den ken der Ungerechten
zurückkommt
Während nun die Behandlung der Frommen
91
Opferkult (32:14-20).
des rechten
(Vv.8-13) g e w i s s e r m a ß e n
Kulthandelns
den ideellen
Höhe
punkt darstellt, darf doch nicht übersehen werden, - durch den polemischen Kontext bedingt - die Betonung auf den Versen mischen Argumentation,
sachliche
3 2 : 1 - 7 l i e g t . Im Z u g e d e r p o l e in d e r e s ja u m d i e e t h i s c h e D i s
position des Opfernden geht, bilden diese Verse sachlichen
daß
den
Höhepunkt.
Es m ü s s e n starke G r ü n d e v o r g e l e g e n haben, um
einen
L i e b h a b e r d e s K u l t u s , w i e B e n Sira, zu s o l c h e i n e r nung d e r n o t w e n d i g e n e t h i s c h e n D i s p o s i t i o n d e s zu b e w e g e n , d a ß e r d i e S i t t l i c h k e i t gen Gott wohlgefälliger versehen hat
Menschen
selbst mit den
und Sühne schaffender
ber diese Betonung war, deutet
die gewissermaßen
sich darin an, daß
zu v e r a n k e r n
sel er
seine Aussagen über
'kultische Qualität' der
im G e s e t z
Zü
Opfer
( 3 2 : 1 - 5 ) ! ! W i e ungewohnt neu ihm w o h l
offenbar die Notwendigkeit verspürt,
ausdrücklich
Beto
Sittlichkeit
(32:6-7).
2
1
Daß es die Situation einer im Interesse des Kultus geführten Auseinandersetzung war, die Sirach zu seinen einschlägigen Aussagen führte, hat O.Schmitz, op.cit., p.67, übersehen, wenn er lediglich von einer "Stellung des Verfassers zum Kultus" spricht, "die sich im Unterschied von der naiven Opferfreudigkeit des alten Israeliten deutlich als eine durch Reflexion gebrochene darstellt". Ähnlich ist es zu wenig, wenn L.Perdue, op.cit., p.199, in diesen Versen 'righteous actions' und 'cultic piety' einfach schiedlich-friedlich 'on an equal plane' als gleichberechtigte Teile einer 'sapiential piety' nebeneinander stehen läßt. Solch eine Lösung des Problems in einem Satz ist - bei aller Richtigkeit der Beobachtung, daß Ethik und Kultus beim Weisen zusammengehören - doch etwas zu einfach. 2 Wir werden dieser Frage ausführlich in einem Anhang zu diesem Kapitel nachgehen; s.infra, pp.118-138. - Das Zögern, mit dem hier Ben Sira diese für ihn noch ungewohnt scheinenden Aussagen wagt, ist O.Schmitz, op.cit., p.66, wohl entgangen, wenn er zu V.5 kom mentiert: "Danach erscheint die Vergebung ohne Vorbehalt (!) als der einfache (!) Effekt vorhergehender außerkultischer Leistungen", und dann fortfährt zu sagen, daß in Konsequenz dieser Aussagen das Opfer für Ben Sira eigentlich überflüssig sein müßte, würde er es nicht um des Gebotes willen als wertvoll beibehalten wollen.(Die Ausrufezeichen im obigen Zitat stammen von mir, H.St.). Auf das zu letzt von Schmitz Gesagte wird unten sogleich eingegangen werden.
92
Priestertum und Ist dieser Eindruck
Gedankenwelt lichkeit
-
richtig,
die vergeistigende
Kultus so s t e l l t
'Kultisierung'
'ethisierende Vergeistigung
nämlich, wenn man beachtet, worauf bei
während
die
'Kultfreudigkeit'
traute Grundelement
Siras
d e r Sitt
des Kultus' Sirach die
liegt, gerade der falsche Begriffi
nung
in B e n
wäre Beto
- d a s N o v u m dar ,
das ihm u r e i g e n e und ver
ist. Für einen Priester
e r k l ä r t sich
letzteres von selbst. Erst das u.a. wohl durch die lenistische nehmenden
Säkularisierung
sittlichen Oberflächlichkeit
unter Beibehaltung ihre vermeintlich
eines verwerflichen
'bestechen'
annimmt und
unter denen,
daß diese
meinten
Betonung
selbst die
der
Züge des
selbst war
sich dieser
- zumal er die Sittlichkeit
für die völlige
übertragenen
ja g e r a d e u m d e s
- wenn auch vorübergehend
Sinne darstellende
im G r u n d e
(wenn a u c h n i c h t
schon bei Philo und
im R a b b i n i s m u s
begegnet.
den
ungebrochen Kul
gelegt
gedachte
Ersetzung des äußeren Kultus durch die einen
geführt)
Opfers
Rivali
tus' willen betont! Doch war hier der Grundstock
uns
Sitt
sich damit faktisch als Rivalin neben
stellt. Ben Sira
tät wohl k a u m b e w u ß t . Er hält an beidem festl
die
Lebenswandels
zu k ö n n e n
h a t ihn zu e i n e r d e r a r t i g e n
lichkeit getrieben,
Kultus
e i n e r zu
a l s o p e r a o p e r a t a w i r k s a m e n O p f e r dar
brachten und damit Gott (32:14),
bedingte Aufkommen
hel
-
'Kultus'im
Sittlichkeit, wie immer konsequent
sie
durch
in Q u m r a n , g e w i ß a b e r
dann
2
Eine Parallele zu diesem Sachverhalt in der Kulttheologie Ben Siras bilden seine Aussagen über Prädestination und Willensfreiheit. Sie sind ausführlich untersucht worden von G.Maier, op.cit. , pp.84115. Ursprünglich steht Sirach in einer die Prädestination betonen den Tradition. Erst die Auseinandersetzung mit seinen die Willens freiheit - und damit die Verantwortlichkeit des Menschen! - auf epikuräisch-philosophischer Basis leugnenden Gegnern treibt ihn zur Betonung der Verantwortlichkeit und des freien Willens. Beide Lini en - die prädestinatianische und die apologetisch bedingte freiheit liche - stehen in seinem Werk nebeneinander, ohne daß er die eine um der andern willen aufzugeben gedächte. 2 Vgl.H.Wenschkewitz, op.cit., pp.88-109; Strack/Billerbeck, op. cit., Vol.IV.2, p.1264 (Index s.v. 'Sühnemittel ). Zu den Vergei1
Traktat über den
Opferkult
Damit sind die einleitend wichtigen lung von Sir.32:1-13 im Z u s a m m e n h a n g
Fragen
zur Behand
geklärt. Die Funktion der
ist e s , einen Übergang
Polemik des vorangehenden Abschnitts Empfehlung
93
erweisen
der polemischen Argumentation,
zu b i l d e n v o n der
zur D a r s t e l l u n g
eines rechten Opferdienstes
sichtlich der Betonung
Vv.1-7
sich die Vv.1-7 in d e r e s u m d i e
im
Zuge
sittli
che Disposition des Opfernden geht, als sachlicher p u n k t , dem in der Darstellung
der rechten
in V v . 8 - 1 3 d e r i d e e l l e H ö h e p u n k t ne Gliederung
ergibt
Höhe
Kultausübung
f o l g t . Im B l i c k a u f
sich folgender
und
in V v . 8 - 1 3 . H i n
ei
Überblick:
32:1-7: Darstellung der Sittlichkeit als geistiges Opfer. V v . 1 - 2 : Eingangsthese: Gesetzesgehorsam zählt als Opfer. V v . 3 - 5 : Entfaltung der Eingangsthese. Vv.6-7: Verankerung der vorangehenden Aussagen im G e s e t z . 32:8-13: Darstellung des Gott wohlgefälligen Opfer dienstes der Gerechten. Vv.8-9: Schilderung des Gott angenehmen Opferdien stes . V v . 1 0 - 1 1 : E i n z e l p a r ä n e s e n , d i e zum f r ö h l i c h e n D a r bringen von Gaben aufrufen. V v . 1 2 - 1 3 : S c h l u ß p a r ä n e s e , d i e im B l i c k auf d a s , w a s G o t t g e g e b e n h a t u n d in s e i n e r Vergeltung g e b e n w i r d , zum O p f e r n a u f f o r d e r t . W i r k o m m e n n u n zur E i n z e l a n a l y s e 2)
des Abschnitts.
V v . 1 - 7 : Das sittliche Handeln als geistiges
Zunächst der Text dieser
Verse:
Opfer.
1
( 1 ) " W e r d a s G e s e t z h ä l t , b r i n g t (damit) r e i c h l i c h O p f e r dar. ( 2) O p f e r e r e i n e s F r i e d e n s o p f e r s i s t , w e r d i e G e b o t e achtet. ( 3) W e r e i n L i e b e s w e r k Speisopfer dar.
(xapiv)
erweist, bringt
ein
1
./. stigungstendenzen bei Philo und in Qumran, s.infra, pp.99112, den Exkurs über die Kultusvergeistigung im Judentum. 1
1
1 Wir folgen hier G. Zu den tendenziösen Abweichung, die S auch in diesem mit Kultterminologie versehenen Abschnitt aufweist, s.M. Winter, op.cit., pp.239f, oder auch schon Box/Oesterley, op.cit., p.437.
94
Priestertum und
Kultus
( 4) U n d w e r W o h l t ä t i g k e i t ( e A e n u o a u v n v ) rer eines L o b o p f e r s .
ü b t , ist O p f e -
( 5) D a s W o h l g e f a l l e n d e s H e r r n ist e s , v o m B ö s e n a b z u stehen, u n d S ü h n u n g (££iA.aauoe) , a b z u s t e h n v o n Ungerechtigkeit : ( 6) ' E r s c h e i n e n i c h t l e e r v o r d e m A n g e s i c h t d e s H e r r n ! ( 7) D e n n a l l e d i e s e D i n g e s i n d (zu t u n ) u m d e s G e b o t e s willen." a) V v . 1 - 2 : G e s e t z e s q e h o r s a m
zählt als
Opfer:
Die Vv.1-2 dürfen als thesenartiger Abschnitt zip wird
aufgefaßt werden. Das hier in d e n V v . 3 - 5
Die von Ben der
und
Opfer gleichkommt
These
sozialen G e b o t e
2
bzw. vergleichbar
Die beiden Verse bilden
zu
formulierte
an Einzelbeispielen
Sira vorgetragene
sittlichen
Vorspann
Prin-
entfaltet.
ist, daß das einem
Halten
ist. ange-
ordneten, synonymen Parallelismus. Aus der Tatsache, im Z u g e d i e s e s P a r a l l e l i s m u s
das Gebote-Halten
einer
allgemeinen
als das Opfern
eines
Friedensopfers
net werden kann, ergibt hier
zwischen det.
3
ethischer
System der
Situation,
'Kultisierung'
daß
einmal wieder bezeich-
Begriffe
Entsprechung
Terminus
in d e r e r d i e s e
sittlicher
läßt auch gar kein a u s g e k l ü g e l t e s e r w a r t e n . Er w i l l
dann
(ocoxripiov)
Tat und kultischem
Die polemische
stigende
Ttpooxpopd,
sich, daß Sirach die
frei und ohne ein festes
1
annehmbaren
in G e i n e n c h i a s t i s c h
als Darbringen
dem
Begriffe
verwenvergei-
vornimmt,
Entsprechungssystem
lediglich dem ungerechten
Opferdienst
1
H . W e n s c h k e w i t z , op.cit., p . 1 7 , beschränkt die Eingangsthese auf V.l und zählt V . 2 bereits zu den die These entfaltenden Beispielen. Doch zerstört das den parallelismus membrorum der Verse. 2 Um diese Gebote - nicht etwa um Kultvorschriften! - geht es hier (cf. J.Haspecker, op.cit., p . 1 8 9 ) , wie der Gegensatz zu dem sittlich-sozial v e r w e r f l i c h e n Handeln der Ungerechten (31:21f)zeigt I
n
1
^ 4Qflor 1:6-7 w e r d e n 'Taten des G e s e t z e s als 'Rauchopfer' (D"n tfi7n) gewertet. D a ß sich h i e r w i e d e r ein anderes Entsprechungspaar als bei Sirach findet, zeigt, daß es in der Tradition zu k e i nem festen System der Entsprechung zwischen ethischen und kultischen Begriffen gekommen ist. Gewisse Taten galten also nicht immer und überall als Äquivalent eines bestimmten, festen Ritus. 7
Traktat über den
Opferkult
der Gottlosen gegenüber unter Anwendung B e i s p i e l e b e t o n e n , d a ß - im G e g e n s a t z gerechtem Gut, die Gott verwirft setz e n t s p r e c h e n d e
95 verschiedenster
zu O p f e r n v o n u n
(31:21ff)
Sittlichkeit vor Gott
wie oder gar als ein Opfer annehmbar
- die dem Ge
gewissermaßen
ist.
Das l o g i s c h e K o n z e p t , d a s d i e s e r A u s s a g e
unterliegt,
ist e i n e w e n n a u c h n u r a n s a t z w e i s e v o r h a n d e n e Äquivalenz theorie. H.Wenschkewitz dermaßen:
beschreibt diese Theorie
folgen
"Auch d a s O p f e r i s t L e i s t u n g , w i e a n d e r e
Gesetz vorgeschriebene
vom
L e i s t u n g e n . . . K o m m t es a u f
die
Leistung an, so kann auf Grund der Ä q u i v a l e n z eine stung f ü r d i e a n d e r e e i n t r e t e n . " m a g sich b e i B e n S i r a l e i s e d e r eingeschlichen
1
Auf diesem
Identifizierungsgedanke
haben, daß nämlich derjenige, der
sittliche Gebot hält, damit vor Gott ein so d a ß d i e
nicht mehr nur streng
sondern auch wohl schon
das
'Opfer' b r i n g t ,
'kultisierte' Sittlichkeit über ein
Äquivalenzdenken
Lei
Hintergrund
gewisses
metaphorischen,
'realen' K u l t c h a r a k t e r
erhält.
Zwei D i n g e m ü s s e n h i e r a b e r b e r ü c k s i c h t i g t w e r d e n .
Zum
einen, daß Ben Sira
zu s e i n e r B e t o n u n g n i c h t d u r c h
theo
retische
im R a h m e n e i n e r d e n
Reflexion
ken e r w ä g e n d e n G e s e t z e s t h e o l o g i e
gekommen
durch praktische Auseinandersetzung nern, und daß er daher höchstens ner theologischen gekommen
Reflexion
sein d ü r f t e . Und
geworden
sondern
mit konkreten
in z w e i t e r L i n i e
im B l i c k auf d i e s e
bei
Geg zu e i
Betonung werden,
ihm n u r a n s a t z w e i s e
ist und in k e i n e r W e i s e s c h o n zu e i n e r 1
ist,
zum a n d e r n m u ß g e s e h e n
daß dieses Äquivalenzdenken
theorie
Äquivalenzgedan
da
'Substitutions
ist, nach der die ethische Leistung
die Stelle des Opfers treten und dieses überflüssig
an
ma
chen k ö n n t e . b) V v . 3 - 5 : B e i s p i e l e
für opferwertigen
In zwei D i s t i c h e n e n t f a l t e t
Gesetzesqehorsam:
B e n S i r a in d i e s e n
die These von Vv.1-2 anhand von praktischen
1 H.Wenschkewitz, op.cit. , p.17.
Versen
Beispielen.
Priestertum und
96
Kultus
Die Auswahl wird dabei ganz von der polemischen
Situa-
t i o n b e s t i m m t . H a t e r es n a c h 3 1 : 2 1 - 2 7 m i t s o z i a l U n r e c h t T u e n d e n zu t u n , so s e t z t er s i c h m i t i h n e n a u s e i n a n d e r , i n d e m er im e r s t e n D i s t i c h o s tiv soziales Handeln
hier
(Vv.3-4)
(hier: d a s E r w e i s e n v o n
u n d W o h l t ä t i g k e i t ) e m p f i e h l t u n d im z w e i t e n
posi-
Liebeswerk Distichos
(V.5) a u f d a s A b s t e h e n v o m B ö s e n u n d v o n d e r Ungerechtigk e i t zu s p r e c h e n k o m m t . Mit der gemeinsamen Erwähnung von
1
Liebeswerk'
und
• W o h l t ä t i g k e i t ' in V v . 3 - 4 l e g t B e n S i r a e i n B e g r i f f s p a a r v o r , d a s in d e r s p ä t e r e n r a b b i n i s c h e n E t h i k
große
Bedeutung gewinnen sollte. Für das d v x a T t o Ö L Ö o u e in V . 3 , d a s w i r m i t
"Wer e i n L i e b e s w e r k e r w e i s t " w i e d e r -
g e g e b e n h a b e n , s e t z e n w i r e i n h e b r . TDn V m a In d e r r a b b i n i s c h e n T h e o l o g i e u m f a ß t e n d i e 7
(D TDn
mVöA)
x&piv
voraus.
1
Liebeswerke
soziale Akte wie Krankenbesuche,
Beher-
bergung v o n F r e m d e n , A u s s t a t t u n g a r m e r B r a u t p a a r e ,
Teil-
nahme an Hochzeiten und Begräbnissen und Tröstung
von
Trauernden.
2
B e h a l t e n w i r L e t z t e r e s im A u g e ,
wir bei Ben Sira zumindest ansatzweise einen
so
sehen
parallelen
W o r t g e b r a u c h in s e i n e r A u f f o r d e r u n g , e i n e m T o t e n g e g e n ü b e r TDn/xApLQ zu e r w e i s e n
(7:33; v g l . 7 : 3 4 f ) .
Neben
d i e s e n L i e b e s w e r k e n g i b t es n o c h d i e e i g e n t l i c h e
'Wohl-
t ä t i g k e i t ' . D i e in V . 4 e r w ä h n t e 6Aenuoauvri g e h t w o h l auf e i n nj7TY in d e r h e b r . V o r l a g e z u r ü c k u n d b e z e i c h n e t
-
w i e a u c h h ä u f i g in s p ä t e r e r r a b b i n i s c h e r L i t e r a t u r - die allgemeine Wohltätigkeit engeren S i n n .
3
im w e i t e r e n u n d A l m o s e n g e b e n im
'Liebeswerke' und
'Wohltätigkeit»
sind
1
Ebenso Box/Oesterley, op. cit. , p.-437, die auf die späthebräischen D lDn m ^ n A verweisen. R.Smend, op. cit. , p.312, schlägt unter Hinweis auf 8:19 und 20:13, wo sich XOP^Q und m i ü entsprechen, für H (n)mu V m A vor. Wir verweisen dagegen auf die wichtigen Parallelen 7:33 und 40:17, wo XOPLQ für hebr. 1VU steht. 7
2
3
Strack/Billerbeck, op.cit., Vol.IV, p.536.
Cf. R.Bultmann, Art."£A£OC, etc.", ThWB 2(1935):482(n.4), der darauf hinweist, daß hier zwischen engerem und weiterem Wortgebrauch schwer zu unterscheiden ist; vgl. 3:14+30; 7:10; 12:3; 29:8; 40:17.
Traktat über den
dadurch unterschieden,
daß die
Opferkult
97
'Wohltätigkeit' mit
und zwar nur an Bedürftigen und Lebenden geübt während
wird,
'Liebeswerke' neben dem materiellen auch
persönlichen
Einsatz
Geld
den
fordern und auch an Reiche und T o
te gerichtet werden k o n n t e n .
1
Ob bei Ben Sira, der
bei
de Termini bereits als festes Begriffspaar verwendet hat (32:3-4; 4 0 : 1 7 ) ,
diese Unterscheidung
s c h o n so k l a r d e
finiert war, läßt sich nicht sagen. Doch deutet Wortgebrauch teren
zumindest ansatzweise
sein
in R i c h t u n g d e r
Definition.
Gegenüber
solchen, die sozial Schwache
vernachlässi
gen oder gar ausbeuten und dabei noch akzeptable
Opfer
b r i n g e n zu k ö n n e n m e i n e n , b e t o n t S i r a c h , d a ß n i c h t Heuchelopfer,
sondern vielmehr der Erweis von
Damit werden die ethischen Handlungen
siert', d.h.,
sie w e r d e n auf d i e E b e n e d e s
'kulti-
lediglich
zu t u n h a b e n ,
bereits mit einer Art Realäquivalenz
darstel
Kultischen
g e h o b e n . Es l ä ß t s i c h f r a g e n , o b w i r es d a b e i mit metaphorischer Ausdrucksweise
zwischen
oder
sittlicher
T a t u n d O p f e r . W e n n w i r im A u g e b e h a l t e n , d a ß B e n andernorts Wohltätigkeit che Verhaltensweisen 2-7; 4 5 : 2 3 f ) ,
(3:14+30) u n d s o n s t i g e
als sühnewirkend
E i n k l e i d e n d e r E t h i k in e i n
geführt hat, der als unerläßlich verteidigten keit durchaus real gemeinte
als
kultisches
Gewand bedeutet, daß vielmehr die Polemik Ben Sira
geschätzten Kultus
(28:
'Kultisie-
rung' d e r S i t t l i c h k e i t m e h r a l s n u r V e r g l e i c h , m e h r metaphorisches
Sira
sittli
ansehen kann
so d e u t e t s i c h a n , d a ß d i e s e
ihre
Liebeswer
ken und Wohltätigkeit wahre S p e i s - und Lobopfer len. 2
spä
dazu
Sittlich
Z ü g e d e s v o n ihm so h o c h
zu v e r l e i h e n .
W i e d i r e k t er b e i d i e s e r
Interpretation
in d e r unmit-
1
Vgl. Strack/Billerbeck, op.cit., Vol.IV, p.536, unter Bezug nahme auf t.Pea 4:19(24). 2
In Aboth de R.Nathan 4:5 werden Liebeswerke einschl. Almosen geben als 'Brandopfer gewertet. Wieder ist die Entsprechung anders als bei Sirach. Ein festes Entsprechungssystem fehlt im Judentum. 1
P r i e s t e r t u m und
98
telbaren Auseinandersetzung
Kultus
mit seinen Gegnern
steht,
z e i g t d i e T a t s a c h e , d a ß er in V . 5 e i n e R e i h e v o n w i e d e r a u f g r e i f t , d i e er b e r e i t s Polemik
in s e i n e r
'ungerechtem Gut' opfert
er nun von dem, der von
(31:21),
'wohlgefällig'
von
so
spricht
'Ungerechtigkeit' Abstand
nimmt.
War dort davon die Rede, daß das Opfer des
23),
direkten
in 3 1 : 2 1 - 2 3 v e r w e n d e t h a t . S p r a c h e r d o r t
dem, der aus
nicht
Worten
Gottlosen
sei u n d S ü n d e n n i c h t 'sühne'
(31:21+
so w i r d d a s A b s t e h e n v o m B ö s e n n u n a l s G o t t e s ' W o h l
gefallen' und als
'Sühnung' b e z e i c h n e t . G e n a u d a s , w a s
den Gottlosen bei ihrem Opferdienst mangelt,
ist's,
was
vor Gott als annehmbare Gabe g i l t ! c) V v . 6 - 7 :
Eine schriftgelehrte Rechtfertigung
Kultisierung
der
In V v . 6 - 7 v e r a n k e r t B e n S i r a s e i n e g e w a g t e n
- ein wörtliches
scheine nicht 23:15;
die
Sittlichkeit:
im G e s e t z . E r f ü h r t h i e r vorkommt
für
kaum
Zitat aus der Torah ein:
"Er
leer vor dem Angesicht des
34:20; Dt.16:16).
Aussagen
(V.6) - w a s s o n s t b e i i h m
In d e r W o r t w a h l
Herrn!"(cf.Ex. f o l g t er
dabei
1
- abgesehen vom Numerus des V e r b u m s " - dem Text von D t . 16:16. Ursprünglich bezog
sich jene Aufforderung
Mitbringen von Opfergaben
zu d e n d r e i g r o ß e n
s t e n d e s J a h r e s in J e r u s a l e m . diesen Zusammenhang
Doch geht Ben Sira
tieren.
anwenden,
seinem Literalsinn
s o n d e r n es v e r g e i s t i g e n d
s e i n e G e g n e r ja d u r c h a u s m i t
'vollen H ä n d e n
N u r n i m m t G o t t ihr u n g e r e c h t e s
1
s t e h e n s i e im G r u n d e
'leer
vor
ent
erscheinen am Altar.
Opfer nicht an. 1
Trotz
Ihm!
Ein
wörtliches Verständnis des Torahgebots hilft hier
nicht
w e i t e r . Und so g r e i f t B e n S i r a in d i e s e r S i t u a t i o n spiritualisierenden
1
M weist
2
Als
Umdeutung^: Das Gebot, nicht
3.Pers.Sg.auf;
fraglich erweist
näm
interpre
Im B l i c k a u f t a t s ä c h l i c h e O p f e r g a b e n
ihrer Opfer
auf
in k e i n e r W e i s e e i n . E r m ö c h t e
lich das Torahzitat gar nicht sprechend
auf das
Pilgerfe
zur
leer
Ben Sira (und LXX z.St.) 2.Pers.Sg.
sich angesichts dessen das zu
allgemeine
Traktat über den v o r d e m H e r r n zu e r s c h e i n e n , 1-5
Opferkult
99
e r f ü l l t d e r , d e r d i e in V v .
genannten Taten a u f w e i s t . Wer diese Taten vollbringt,
bringt Opfergaben dar!
Das
ne) Opfergebot von Dt.16:16
(spiritualisiert findet durch
der genannten sittlichen Verhaltensweisen Durch den exegetischen Kunstgriff Interpretation
verstande
Praktizierung
der
Erfüllung. vergeistigenden
d e s G e b o t e s a u s D t . 1 6 : 1 6 h a t B e n S i r a die
für ihn s e l b s t w o h l e h e r u n g e w o h n t e
'Kultisierung'
ethi
s c h e r B e g r i f f e m i t d e r T o r a h in V e r b i n d u n g u n d in E i n k l a n g g e b r a c h t . N u r d u r c h R e k u r s auf d i e T o r a h k a n n d i e in d e r A u s e i n a n d e r s e t z u n g
gewonnenen Aussagen
die kultische Qualität und Sühnekraft der
er
über
Sittlichkeit
verantworten. Und n u n w i r d
in V . 7 d e r im g e r a d e
zitierten
Opferge
bot steckende
Imperativ noch kräftig unterstrichen.
gilt deshalb
nicht
'leer' v o r d e m H e r r n
zu
Es
erscheinen,
w e i l a l l e j e n e in V v . 3 - 5 g e n a n n t e n V e r h a l t e n s w e i s e n
aus
drücklich vom Gesetz befohlen
mit
s i n d . Im Z u s a m m e n h a n g
V.7 erweist sich daher V.6 nicht nur als eine eingeführte
Interpretationsstütze,
sondern
kunstvoll
darüberhinaus
als eine durchaus praktisch gemeinte A u f f o r d e r u n g . vorangehenden Verse werden hier
(Vv.6-7)
theologisch begründet und paränetisch
zusammengefaßt,
zugespitzt.
Um d i e in V v . 1 - 7 v o n S i r a c h v o l l z o g e n e e t h i s c h e r B e g r i f f e , d i e ja e i n e g e w i s s e
'Kultisierung*
vergeistigte
Anwendung kultischer
Termini m i t sich bringt,
einordnen
soll anschließend
zu k ö n n e n ,
die Vergeistigung EXKURS ÜBER DIE
des Kultus
über
folgen.
DES KULTUS
WÄHREND DER ZEIT DES ERSTEN UND ZWEITEN
besser
ein Exkurs
im J u d e n t u m
'VERGEISTIGUNG'
Die
IM
JUDENTUM
TEMPELS:
Wie H.Wenschkewitz feststellt, gehört zur Kultspiritualisierung "eine relative Freiheit vom Kultus, eine gebrochene Stellung zu
./. Verdikt von A.Schlatter, Geschichte Israels, Calw/Stuttgart 1906, p.74: "Nirgends veranlassen ihn die kultischen Satzungen zur Exegese."
100
Priestertum und
ihm".
1
Kultus
Bei Ben Sira finden wir weder das eine noch das andere.
Vielmehr finden wir bei ihm eine regelrechte Begeisterung für ei nen heilig gehaltenen Kultus. Und so wird bei ihm auch nicht wirk lich der Kultus als solcher vergeistigt und in seiner vergeistig ten Form anstelle der äußerlichen Durchführung empfohlen. Vielmehr wird die umkämpfte und von Ben Sira als unabdingbar notwendig emp fundene
ethische Prädisposition dessen, der opfern will, aus gu
ten Gründen stark betont, und zwar so stark, daß sie quasi zu kul tischer Stellung emporgehoben wird. Natürlich ist dies - weil bei diesem Vorgang immer auch Kultbegriffe 'spiritualisiert' werden nur die eine Seite des Vorgangs, doch hier, und nur hier, liegt der Akzent und die Absicht bei Ben Sira. Einerseits dient bei ihm diese 'Kultisierung' der Anschaulichmachung ethischer Begriffe: Wie Opfer stehen sie vor Gott da, an genehm und wertgeachtet. Besonders wird damit die Theozentrizität des sittlichen Tuns anschaulich gemacht: Selbst die dem Nächsten erwiesene Liebestat ist im Grunde etwas, was Gott dargebracht wird. Und schließlich wird hierdurch die Qualität der Sittlichkeit angehoben: Sie erhält Teil an der Qualität des Kultischen selbst, indem ihr in letzter gewagter Zuspitzung Sühnekraft zugesprochen wird. Daß in dieser Aufwertung der Sittlichkeit die Gefahr einer endlichen Abwertung und gar Überflüssigmachung des Kultus steckt, ist evident. Doch hat Ben Sira für sich diese Konsequenz nicht ge zogen. Ähnlich wie bei Sirach gestaltet sich die Evidenz des AT. Es ist hier nicht der Ort, um eine Behandlung aller vergeistigt an gewandten Kultusbegriffe des AT vorzunehmen. Lange Zeit fehlte eine umfassende Behandlung des diesbezüglichen at-lichen Materials ohnehin ganz, wie v.Rad bemerkt hat.
2
Inzwischen liegt eine aus
führliche Studie zum Thema von H.J.Hermisson vor,
3
auf die hier
verwiesen werden kann. Für unseren Zusammenhang müssen einige Be-
1
H.Wenschkewitz, op.cit., p.73 (vgl. auch p.79).
2
G.v.Rad, Theologie des AT, Vol.I, München 1958, p.394(n.29).
3 H.J.Hermisson, Sprache und Ritus im altisraelitischen Kult. Zur 'Spiritualisierung' der Kultbegriffe im AT, Neukirchen-Vluyn 1965.
Exkurs
zur
1
Vergeistigung'
des
Kultus
merkungen geniigen. Wenn im AT gelegentlich von der Beschneidung des Herzens, vom Lobpreis und Gebet als Räucherwerk, Opfer und ähnlichem gesprochen wird, so hat man diese Stellen oft so verstanden, als sollten hier die kalten und unpersönlichen Kultakte überwunden und durch Spiritualisierung einer verinnerlichten und persönlicheren Religiosität eingegliedert werden. Zu Recht aber wehrt sich v.Rad gegen ein sol ches Verständnis, das "diese Spiritualisierungen...als Symptome ei ner Lösung oder 'Überwindung' des Kultus" erklären will.
1
Nicht ge
gen den Kultus als solchen, sondern gegen ein unbeteiligt mechani stisches Mißverständnis desselben möchten diese Stellen die ent sprechenden religiös-persönlichen Werte betonen, die in den Kultus ja eigentlich ohnehin mit hineirigehören. Grundsätzlich möchten wir nun aber - wie schon bei Ben Sira betonen, daß bei den meisten der in Frage kommenden Stellen im AT ja gar keine eigentliche 'Spiritualisierung des Kultus' vorliegt. Die Kulthandlungen werden ja nicht aufgelöst und in geistig-reli giöse Ersatzhandlungen verflüchtigt. Vielmehr findet zumeist das Umgekehrte statt, nämlich eine Konkretisierung bzw. Anschaulichmachung religiös-ethischer Begriffe durch Verknüpfung mit Vorstel lungenaus der Welt des Kultus. Die vertraute Vorstellung von der Darbringung eines Opfers, dessen Rauch zu Gott aufsteigt, wird auf das zu Gott aufsteigende Gebet übertragen, wodurch der Gebetsvor gang anschaulich gemacht wird (Ps.119:108; 141:2). An manchen Stel len, wo von der Darbringung einer iTHH die Rede ist (Ps.50:23; 116: 17), ist noch nicht einmal sicher, ob damit das Darbringen der Danksagung quasi als Opfer, oder aber die Darbringung eines tatsächlichen Dankopfers gemeint ist.
Wenn gelegentlich von der 'Be
schneidung des Herzens' die Rede ist (Dt.10:16; 30:6; Jer.4:4), so soll damit durchaus nicht die physische Beschneidung uminterpre tiert und als solche überholt werden, sondern lediglich die Her-
1
G.v.Rad, op.cit., p.394; vgl. auch p.395(n.31).
2 H.Wenschkewitz, op.cit., p.76, erwägt dabei überhaupt nur das spirituelle Verständnis. R.J.Thompson, Penitance and Sacrifice, p. 148, wägt die Alternativen und befindet das reale Opferverständnis für wahrscheinlicher.
102
Priestertum und
Kultus
zensbeziehung des Einzelnen zu Gott als Herzensbund anschaulich ge macht werden. Es geht hier also um eine 'Kultisierung' - und damit Konkretisierung - abstrakt-geistiger Begriffe, nicht aber um eine vergeistigende Auflösung des äußeren Kultus, den man damit etwa hätte ersetzen wollen!
1
Gewisse at-liche Stellen gehen jedoch bereits über Ben Sira hin aus. So kann für den Dichter von Ps,51, der an sich durchaus posi tiv zum Kult steht (vgl.V.9), das erdrückende Bewußtsein der Schuld so groß werden, daß er an der Genügsamkeit äußerer Opfer verzagt und nur noch tiefste innere Buße und Zerknirschung als in seinem Fall Gott angenehme 'Opfer' ansehen kann (Ps.51:18f).
Eine ähnli
che Überordnung innerer religiöser Werte - in diesem Fall des Ge bets - über das äußere Opfer finden wir (wenngleich ohne irgend welche 'Spiritualisierungen') in Ps.69:31f, wobei allerdings der Dichter wiederum ausdrücklich von seinem Eifer für den Tempel spricht (V.10).2 So weit aber geht Ben Sira nicht. Er ist - wenn auch späteren Datums - doch vergleichsweise fester an den Kultus gebunden. Innerhalb der Apokryphen steht ihm hinsichtlich der Opfertheo-
1
H.J.Hermisson, op.cit., p.27 (cf.pp.151f) definiert den Vor gang der 'Spiritualisation' im AT als "die Lösung kultischer Be grifflichkeit und Sprache von der damit verbundenen oder bezeich neten kultischen Erscheinung". Kultbegriffe werden damit frei für eine übertragene Anwendung. Andererseits möchte Hermisson im Lauf seiner Arbeit aber doch immer wieder auch mit dem umgekehrten Phä nomen einer 'Entdinglichung' des Kultus rechnen (s.pp.62ff u.ö.). 2
Oft wird auch Prv.l5:8 ("Das Opfer der Gottlosen ist dem Herrn ein Greuel, aber das Gebet der Gerechten erlangt Sein Wohlgefal len") so aufgefaßt, daß hier eine Polemik gegen den äußeren Kultus vorliege, anstelle dessen das Gebet gewissermaßen als Opferersatz propagiert werde; so H.Wenschkewitz, op.cit., p.75. Demgegenüber hat schon H.J.Hermisson, op.cit., pp.l22f, darauf hingewiesen, daß hier gar nicht der Kult selbst infrage gestellt werden solle, son dern nur auf seine Gefahr hingewiesen werde, der aber durch Beto nung der Integrität des kultisch Handelnden entgegengewirkt werden solle. Nach L.Perdue, op.cit., pp,156ff, sollen gar nicht Opfer und Gebet kontrastiert werden, vielmehr das gottesdienstlich-kul tische Handeln des Übeltäters und des Gerechten. Die Begriffe 'Op fer' und 'Gebet' seien hier austauschbare Termini der Kultsprache, die nur der sprachlichen Abwechslung wegen gewählt seien und auch andersherum stehen könnten. Hier ist der Skopus des Verses wohl richtig erkannt.
Exkurs
zur
'Vergeistigung
1
des Kultus
103
logie das etwa mit dem Sirachbuch gleichzeitig entstandene Buch Tobit am nächsten.
1
Neben Aussagen, die eine klare Anhänglichkeit
an Tempel und Kult (l:4+6ff; 13:10; 14:5), Beachtung der Abgaben (1:6-8; 5:14), Betonung kultischer Reinheit (1:11; 2:5-9), des Fa stens (12:8) und der richtigen Gebetsrichtung (3:11) anzeigen,
2
finden wir eine 'Kultisierung' des Gebets (12:12: Raphael bringt das 'Opfer ihres Gebets' vor Gott) und der Wohltätigkeit, die nicht nur als ein 'gutes Opfer' bezeichnet wird (4:12), sondern - wie bei Ben Sira - sühnende Kraft zugesprochen bekommt (12:9). Doch sind im Tobitbuch diese letzteren Aussagen unbefangener gemacht als bei Sirach, bei dem sie nur aus der Auseinandersetzung erwachsen und theologisch durch Rekurs auf die Torah verantwortet werden. Zu manchen Gedanken, die in seiner Umgebung schon selbstverständlicher waren, hat sich der konservative und dem Kultus stark verbundene Schriftgelehrte offenbar nur mit Mühe entschließen können. Das wohl zu Beginn der syrischen Religionsnot (167-164 v.Chr.) geschriebene Gebet Asarjas
3
in den 'Zusätzen zu Daniel' erwähnt mit
Bedauern die gegenwärtige Abwesenheit von Brand-, Schlacht-, Speis und Räucheropfer und eines Ortes, an dem man opfern könne. Ange sichts dessen wird hier die Bitte an Gott gerichtet, gewissermaßen als Interimslösung ein 'zerbrochenes Herz und gedemütigten Geist' anzunehmen, als wären sie 'Ganzopfer von Widdern und Stieren und ...Myriaden von fetten Lämmern'(1:15-17). Das Judithbuch, das wohl später als Sir. anzusetzen ist,^ weist
1
L.Rost, Einleitung in die alttestamentliehen Apokryphen und Pseudepigraphen, Heidelberg 1971, p.46, datiert es um 200 v.Chr. 2
Vgl. J.Fichtner, Die altorientalische Weisheit, p.44.
3
W.H.Bennet, The Prayer of Azariah and the Song of the three Children (in Charles, Apocrypha and Pseudepigrapha), Oxford 1913, p.629, datiert die 'Zusätze zu Daniel' als Ganze wohl in das l.Jhd. v.Chr., setzt aber das 'Gebet Asarjas' auf Grund der in 1:15 er wähnten Abwesenheit von Prophet, Führer und Opfergottesdienst in "the dark days at the beginning of the Maccabean struggle" an. Die se 'dunklen Tage' datiert er allerdings unverständlicherweise schon "about 168-170 B.C.", statt in die Zeit des syrischen Religions edikts von 167-164 v.Chr. ^ L.Rost, op.cit., p.41,nennt lediglich 300 v.Chr. als terminus a quo. M.Löhr, Das Buch Judith (in Kautzsch, Apokryphen), Tübingen 1900, p.148, datiert Judith mit der jüd.Tradition makkabäisch.
Priestertum und Kultus
104
schon eine ausdrückliche Abwertung ner Verherrlichung geistiges
der Gottesfurcht
(Ersatz-)0pfer
der äußeren Opfer zugunsten ei auf, ohne jedoch
zu bezeichnen:
letztere
"Denn gering ist
als
jegliches
Opfer zum lieblichen Geruch, und sehr gering alles Fett Dir
zum
Brandopfer. Wer aber den Herrn fürchtet, ist groß i m m e r d a r " ( 1 6 : 1 7 ) . Solche Worte h ö r e n w i r bei Sirach nicht! Vielmehr beginnt hier die E t h i k , nicht nur - w i e b e i m Siraziden - dem Kultus sicht gleichgestellt Im A r i s t e a s b r i e f ,
zu w e r d e n , sondern sie w i r d
in gewisser Hin
ihm vorgeordnet.
in Qumran und bei Philo w e r d e n w i r nun mit
einer neuen Situation konfrontiert. Gemein ist diesen drei Expo nenten
(wie auch - w e n n g l e i c h h i e r durch andere Umstände
veranlaßt
- dem rabbinischen Judentum von 70 n.Chr. an) ein Getrenntsein äußeren K u l t u s . Der Autor des Aristeasbriefes hellenistische Diasporajuden zu einem gewissen Grad w o h l lemer Kultus
und Philo sind
in erster Linie geographisch auch in ihrer Denkweise
- doch
- vom Jerusa
getrennt. Die Qumransekte, andererseits, lehnte
durch die M a k k a b ä e r 1
CD 4:15-18; 5:6t),
'entweihten' Tempeldienst ging in die Separation
vom
als
ab (lQpHab
(CD 6:llb-16a;
den
12:7-9; 20:21b-
2 4 a ) und mußte sich nun - obwohl der äußere Tempel
ja noch stand -
im Grunde schon genau wie später die Rabbinen nach
70 n.Chr.
logisch
1
in einer
'Welt ohne Tempel' zurechtfinden, w i e
theo
J.Neusner
Die Polemik der Qumranleute gegen den entweihten Tempeldienst knüpfte dabei oft direkt an die prophetische Kultkritik an; s. B. Gärtner, The Temple and the Community in Qumran, Cambridge 1965, p. 46. Zu der anfänglich w o h l lediglich in der hasmonäischen 'Entwei hung'begründeten Abkehr v o m Tempel, bei der u.a. auch eine Diffe renz in der Festsetzung des Festkalenders eine Rolle spielte (vgl. CD 3:13ff; 6:18ff; lQpHab ll:4ff; s.dazu G.Klinzing, Die Umdeutung des Kultus in der Qumrangemeinde und im NT, Göttingen 1971, pp. 1 5 f f ) , gesellte sich in der Folge als typisch sektiererische Wuche rung eine prinzipielle Kritik am dortigen Tempel. Dies erhellt die neuerdings veröffentlichte Tempelrolle von Qumran. In großer Aus führlichkeit (s. TR 3-13:7 und 30-45:7) wird dort ein nach konse quent priesterlichen Gesichtspunkten entworfener Tempelplan entfal tet, der sowohl vom ersten wie vom zweiten Tempel baulich abweicht. Die Anweisungen für diesen Tempel w e r d e n in der Form einer Gottes offenbarung am Sinai gegeben und beziehen sich nicht etwa auf einen idealen Tempel für die Zukunft, sondern wollen als eigentlicher Gotteswille für den Tempel der Jetztzeit verstanden sein (vgl. TR 2 9 : 8 - 1 0 ) . Zu Recht folgert J.Maier, Die Tempelrolle vom Toten M e e r , München/Basel 1978, pp.67f: "So wie hier in der Tempelrolle be schrieben, hätte Salomo eigentlich den ersten Tempel bauen m ü s s e n .
Exkurs bemerkt
hat.
1
zur
Vergeistigung
1
1
Diese Distanz vom Jerusalemer Kultus der Opferbegrifflichkeit
förderte nun die
ansehen dürfen wird, die d a s , was w i r eine lichkeit' n a n n t e n , von einer eigentlichen
als
überschritten
'Kultisierung der Sitt 'Vergeistigung des K u l
tus' trennt.^ In Qumran, das trotz aller umständehalber menen Umdeutungen des Kultus
in der Gegenwart
führung in einer bereinigten Zukunft w a r t e t e , sollte man 'Spiritualisierung' bzw.
doch
Wiederein Begriffe
'Vergeistigung' des Kultus doch mit
gebrauchen oder sie ganz v e r m e i d e n .
diese Termini tragen traditionell den Beigeschmack eines zes
vorgenom
dem Opferkultus
grundsätzlich positiv verbunden blieb und nur auf seine
Vorsicht und Vorbehalt
Umdeutung
zu solch einem Grad, daß man vor allem bei
Aristeas und Philo die feine Unterscheidungslinie
wie
105
des Kultus
zwischen kultischer und geistiger Frömmigkeit
letztlich auf eine gewisse Abwertung
3
Denn
Gegensat
in sich, der
des äußeren Kultus h i n a u s
läuft ;^ und eben davon kann in Qumran grundsätzlich nicht die Re-
./. Was er wirklich gebaut hat und was als 2.Tempel wiederauf gebaut worden war und zur Zeit des TR-Verfassers in mehr oder min der veränderter Form real vorhanden w a r , ist demnach nicht gemäß Gottes Angaben gebaut w o r d e n und daher unzulänglich. So fallen schroffste Kritik am bestehenden Tempel mit höchster Bejahung des Tempelkultes i n e i n s . " 1
Cf. J.Neusner, Early Rabbinic Judaism, Leiden 1975, p p . 3 9 - 4 1 .
2 Daß der Unterschied zwischen beiden kein absoluter ist, son dern lediglich an der Betonung und Tendenz sichtbar wird, sollte nie vergessen w e r d e n . Wird nämlich ein ethischer Begriff im Rahmen der 'Kultisierung' auf quasi-kultische Ebene gehoben, so vollzieht sich dabei umgekehrt zumindest der verbale Vorgang der Vergeisti gung eines sonst für den äußeren Kultus gebrauchten B e g r i f f s . Von einer eigentlichen Kultspiritualisierung, wo der äußere Kultus durch Uminterpretation - mit oder ohne Absicht einer Kultpolemik und u.U. sogar trotz eines eben noch vorhandenen Lippenbekenntnis ses zum Opferdienst - faktisch vergeistigend verflüchtigt wird, möchten wir diesen Vorgang jedoch unterschieden w i s s e n . 3
S.dazu G.Klinzing, op.cit., p p . 1 4 3 - 1 4 7 .
^ Auch H.J.Hermisson, op.cit., p p . 2 4 - 2 8 , geht auf diese allge mein vertretene Wertung der 'Vergeistigung' des Kultus als einer vermeintlich höheren Stufe der Religiosität ein, distanziert sich aber in seinem Gebrauch der Begriffe eindeutig von solchen Wert urteilen und einer Auffassung, die 'Spiritualisierung' im AT als Versuch der Überwindung eines gegenstandslos gewordenen äußeren Kultus sieht.
106
Priestertum und
Kultus
de sein. Im Aristeasbrief, der schon weitgehend auf der Linie von Philo liegt
1
und eine weitreichende, vom Kultus losgelöste Spiritualisieo
rung vertritt,
wird die Verehrung Gottes durch Glaubensfrömmig-
keit und Seelenreinheit - und ausdrücklich nicht durch Opfer und Geschenke - als höchster Ausdruck der Religion gewertet (§ 234), und die Tieropfer vergeistigend auf die Darbringung der eigenen Seele zum Opfer hin ausgelegt (§ 170). Qumran nimmt insofern eine Sonderstellung ein, als hier die Zeit 1
des nicht-materiellen Opferdienstes
1
als ein Intermezzo angesehen
wurde, nach dessen Ablauf man wieder mit einer realen, geheiligten Kultausübung im Tempel der Zukunft rechnete.3 Daß die Qumrangemeinde nicht in grundsätzlicher Weise mit den Tieropfern selbst brach, legt sich schon von daher nahe, daß die Sekte von konservativen zadokidischen Priestern geführt und geprägt war, die dem äußeren Kultus an sich selbstverständlich positiv gegenüberstanden.^ Für die langandauernde Zeit der Separation vom Tempel aber galt es nun, einen Ersatz für den 'materiellen
1
Kultus zu finden. Und
so tritt an die Stelle des Tempels die Qumrangemeinde selbst mit den ein 'Heiligtum' darstellenden 'Israeliten' und den ein 'Allerheiligstes' bildenden zadokidischen Priestern (1QS 5:6; 8:5f.8f.ll; 1
H.Wenschkewitz, op.cit., p.83.
2 G.v.Rad, Weisheit in Israel, p.241, schreibt: "Im Aristeas brief (142-171; ca.130 v.Chr.) ist wohl das Äußerste geleistet an humanisierender, moralisierender, symbolisierender Auflösung der alten RitualOrdnungen. Was im Gesetz Moses an Reinheits- und Opfer bestimmungen verbindlich gemacht wurde, versinnbildlicht menschli che Eigenschaften oder Verhaltensweisen!" ^ Man hegt in Qumran die Hoffnung, daß anläßlich des eschatologischen Sieges der Söhne des Lichts über die Söhne der Finsternis der rechtmäßige Tempeldienst mit von Zadokiden dargebrachten Süh neopfern wiedereingeführt werde, 1QM 2:1-6; cf.lQSb 3:26; 4Qflor 1:1-7. Auf diese Zeit dürfte sich TR 29:9f mit seiner Verheißung vom 'Tag des Segens' beziehen, "an dem Ich (neu) schaffe mein Hei ligtum, um es mir zu bereiten für allezeit entsprechend dem Bund, den ich geschlossen habe mit Jakob in Bethel"(vgl.Jub.32). ^ Vgl. dazu die ausführlichen Tieropferanweisungen in der Tem pelrolle von Qumran, TR 11-14; 19:15-20:14; 22:8-11; 23:9-24:16; 25:12-27:5; 28-30; 34-35; 52:3-5, die nicht nur von der zukünfti gen Hoffnung, sondern auch der gegenwärtigen Haltung zeugen.
Exkurs 9:5b-6; 11:8).
zur
'Vergeistigung'
des Kultus
107
In diesem 'geistigen Tempel' werden anstelle der
äußeren Riten Taten des Gesetzes und Gebete als sühnende Opfer dar gebracht (1QS 8:1-10; 9:3-6; 10:6.8.14; 4Qflor l:5b-7; vgl. auch CD ll:20b-21, wo Prv.l5:8 zitiert wird, aber mit einer tendenziösen Konjektur im zweiten Versteil, durch die - im Unterschied zu M das Gebet des Gerechten als 'wohlgefälliges Speisopfer' bezeichnet wird).^ Der umgedeutete Kultus mit seinen 'geistigen Opfern' wird dabei in
keiner
Weise als weniger 'real' angesehen, als konkrete
Tieropfer.^ Entsprechend dieser Opferauffassung, die den äußeren Kultus in der Gegenwart völlig ersetzt, kann auch die Sündenverge bung nicht von äußeren Riten erwartet werden: In einem theozentrischen Ansatz bekennt man sich zu der Gnade, Güte und Gerechtigkeit Gottes, von der man allein Sühne erwarten darf (1QS ll:13b-14; 1QH 4:37; 7:30; ll:10f), und sieht als Mittel dieser Sühne den in der Gemeinschaft wirksamen heiligen Geist, den Geist der Rechtschaffen heit und Demütigung unter die Gebote Gottes, sowie die symbolische Besprengung mit Wasser an (1QS 3:6b-9; auch 4:20f; 1QH 16:12). Während so der materielle Opferdienst für die Gegenwart durch einen nicht-materiellen ersetzt wurde, übernahm man doch gewisse gottesdienstliehe Formen aus dem Tempel nach Qumran. So ist aus CD ll:21b-23 zu entnehmen, daß die Sekte das sonst für den Tempel be zeugte liturgische Blasen der Trompeten (cf.Sir.50:16f) in das Bet haus übernommen hat. Einen besonderen Platz im Ritus der Gemeinde hatten auch die geheiligten Mahlzeiten, die 'Reinheit der Vielen
1
(D'nn m n u ) und der 'Trank der Vielen' (D'ülil HpK/n), zu denen nur
Cf. J.M.Baumgarten, "Sacrifice and Worship among the Jewish Sectarians of the Dead Sea (Qumran) Scrolls", HThR 46(1953):152+ 154; B.Gärtner, op.cit. , p.l8(u.ö.); G.Klinzing, op.cit. ,pp.37+50*93. 2 S.dazu schon J.M.Baumgarten, op.cit., p.145; vor allem nun G. Klinzing, op.cit., pp.38ff+93-106. Daß sich der Gottesdienst der Essener, die wohl mit Qumran in Verbindung zu bringen sind, nicht durch die Darbringung von Tieropfern auszeichnete, sondern durch eine ausgeprägte Heiligung der Sinne, hat schon Philo, Quod om.prob. lib. 75, hervorgehoben: "...sie haben sich als höchste Verehrer Gottes erwiesen, nicht indem sie Tiere als Opfer schlachten, son dern indem sie sich vornehmen, ihre Sinne heilig zu halten." ^ Dies betont B.Gärtner, op.cit., pp.l8f und 45(n.2).
108
P r i e s t e r t u m und
Kultus
voll gerneinschaftsfähige Glieder der Sekte Zugang hatten 13f; 7:19f;
8:17).
1
heiligen Mahlzeiten so sorgfältig
Vielleicht waren es die Überbleibsel
(cf.lQS 5: dieser
(Knochen von Rindern, Schafen und Z i e g e n ) , die
in Tongefäßen vergraben w u r d e n , daß manche
Forscher
- fälschlich, w i e w i r m e i n e n ^ - aus diesen Knochenfunden den Schluß zogen, es handele sich h i e r um die Reste von Opfertieren, die in einem Separatistenkultus
in Khirbet Qumran geopfert w o r d e n
seien.3
Daß in Qumran Tiere geopfert w u r d e n , scheint uns ganz unwahrschein lich. Die gesamte oben dargestellte Kultanschauung der Sekte redet laut dagegen, ebenso die archäologische E v i d e n z , die durch die völ lige Abwesenheit
irgendwelcher Altar- oder Kultstättenreste
Khirbet Qumran gekennzeichnet
ist.
4
in
Und ganz zu Recht betont
Baum
garten, solch ein von Jerusalem getrennter Separatistenkultus "unlikely
for a group which displayed such zeal in guarding
sanctity of the Temple and the Holy City".^ eifer beseelten Gruppe wird man schließlich der Kultzentralisation
the
In einer von Gesetzes die Gebote
betreffs
in der Torah nicht einfach übergangen haben.
Nun mag eingewendet w e r d e n , Josephus einem Opferdienst
wäre
(Ant.18:19) habe doch von
der Essener und von ihren
Weihegabensendungen
nach Jerusalem gesprochen!^ Weiter kann man auf CD 9:14;
11:17-21
1
J.M.Baumgarten, op.cit., p . 1 4 8 , stellt schon bezüglich der 'Reinheit der Vielen' fest: "The term 'purity' refers to ritually pure articles, especially food, which like the 'commen liquids... were accessible only to the initiated members of the sect." S.auch pp.l50f. 2 S.dazu auch schön G.Klinzing, op.cit., pp.42f. 3 J.Strugnell, "Flavius Josephus and the E s s e n e s : Antiquities X V I I I . 1 8 - 2 2 " , JBL 77(1958):113, meint im Blick auf die von R.de Vaux (RB 63, p p . 5 4 9 f ) beschriebenen Knochenfunde, "that somehow, somewhere, sacrifice was practiced" in Qumran. F.F.Bruce, NT His tory, New York 1972, pp.l09f, bringt diese Knochenfunde in Ver bindung mit den "quasi-sacrificial... special m e a l s " der Qumraniten, will aber die Möglichkeit des Opfers in der Sekte offenlassen. 4
F.F.Bruce, op. cit. , p . H O ( n . 3 2 ) , und G.Klinzing, op.cit. , p. 41, verweisen dazu auf R.de Vaux, L'Archeologie et les Manuscrits de la Mer M o r t e , London 1961, pp.lOf. 5 J.M.Baumgarten,
op.cit., p . 1 4 6 .
6 L.H.Feldman in seiner Anmerkung zu Ant.18:19 in Josephus: Je wish Antiquities (Loeb Classical Library) Vol.IX, Cambridge/Mass. 1965, pp.l6f, vertritt auf Grund dieser Stelle, daß in Qumran ge-
E x k u r s zur
'Vergeistigung'
des Kultus
und 16:13ff verweisen, w o halachische Bestimmungen Tieropfer gegeben w e r d e n . auf einen Tieropferkultus Der Sachverhalt
1
109
im Blick
Doch ist es falsch, aus diesen
auf
Stellen
in Qumran zu schließen.
ist u.E. vielmehr folgendermaßen zu erklären.
Qumran selbst hatte man sich völlig von dem verunreinigten lemer Kultus getrennt und als Alternative einen entwickelt. Dementsprechend schriften - besonders
Jerusa
'geistigen' Kultus
finden sich in den eigentlichen
in der früh anzusetzenden und w o h l von
Gründer der Einung für die Gemeinschaft verfaßten (1QS)2 - keinerlei Spuren einer Partizipation
In
Qumrandem
Gemeinderegel
am äußeren K u l t u s ,
./. opfert worden sei. Ihm folgt G.Maier, op.cit., p . 1 6 1 . D.H. W a l l a c e , "The Essenes and Temple S a c r i f i c e " , ThZ 13(1957):335-338, versucht allerdings im Anschluß an J.Thomas, Le mouvement baptiste en Palestine et Syrie, ( 1 9 3 5 ) , pp.12-19, einen Text von Ant.l8:18f zu verteidigen, der aussagen w ü r d e , die Essener hätten nicht geop fert. Doch dürfte Feldmans Text die lectio difficilior et potior darstellen. Die bei Josephus erwähnten Ouorai deutet Wallace im üb rigen auf die Waschungen und Mahlzeiten der Essener.- Ganz ähnlich möchte auch J.M.Baumgarten, op.cit., p . 1 5 5 , die hier genannten O u OLOLL allgemein als 'religious ceremony' verstanden w i s s e n . Doch deutet nichts darauf h i n , daß Josephus hier eine spiritualisierte Bedeutung des Wortes intendiert h a t . Auch G.Klinzing, op.cit., pp. 46ff, sieht klar, daß von Josephus ein vergeistigtes Verständnis der Opfer nicht gemeint sein könnte, lehnt aber jede Möglichkeit tatsächlicher Weihegabensendungen und Opfer der Essener an den Tem pel ab. So bleibt ihm nur, die Angabe des Josephus als Fehlinforma tion zu w e r t e n . - Zu unserer eigenen Lösung, die allen Fakten ge recht werden könnte, siehe die folgenden Ausführungen. 1
J.M.Baumgarten, op.cit., p . 1 4 6 , meint zwar: "...these laws are survivals from a period when the sectarians were still participating in the worship of the Temple. G.Klinzing, op.cit., p p . 2 3 - 3 3 , folgt ihm mit ausführlicher literarkritischer Argumentation, die vor allem auf wortstatistischen Erwägungen gründet. Doch besitzt die Wortstatistik, vor allem wenn sie sich auf die Abwesenheit ver einzelter Begriffe stützt, die doch durchaus zufällig oder sachbe dingt fehlten können, schon an sich keine hohe Beweiskraft. W e n n dann noch - wie bei Klinzing - durch sie literarkritische Abtren nungen von vermeintlich früherem Material begründet w e r d e n , dessen unleugbare Ähnlichkeiten mit ihrem gegebenen Kontext wiederum durch die These nachträglicher Überarbeitungen durch die Verfasser dieses Kontextes erklärt werden müssen, so hat sich die Auftürmung von Hy pothesen jenseits der Grenze der Glaubwürdigkeit begeben. Zwingen de Gründe, um die genannten Gesetzesbestimmungen früher als ihren Kontext zu datieren, sind bisher nicht vorgebracht worden. 2 Die Gemeinderegel dürfte ca.150-130 v.Chr. entstanden sein; s. L.Rost, op-cit., p.126; M . H e n g e l , op.cit., p . 3 9 6 .
P r i e s t e r t u m und
110
Kultus
dafür aber eindeutige Aussagen über einen nicht-materiellen Ersatz kultus.
Nun gab es aber auch noch mit Qumran
Gruppierungen
zusammenhängende
( E s s e n e r ) , deren Lebensregel weniger strikt war als
1
die des Q u m r a n k l o s t e r s ' . Sie durften Besitz und Ehefrauen haben. Es ist bemerkenswert, daß sich die etwa ein halbes nach der Gemeinderegel abgefaßte Damaskusschrift
Jahrhundert
(CD),
1
in der vom
Senden von Brandopfern, Speisopfern und Rächerwerk zum Altar die Rede ist
(CD ll:17b-20; cf. auch 1 6 : 1 3 ) , an eine Gruppe
deren Mitglieder verheiratet und besitzend sein konnten 6f; 12:1; 19:2b-5, und 9:22;
richtet, (cf. CD 8:
2
1 1 : 1 2 ) . Es scheint uns nun, daß Jose
phus diese Gruppe im Auge h a t , wenn er von Essenern schreibt, de ren Opferdienst
zwar nicht in einer unmittelbaren Teilnahme
Tempelkultus bestand, da eine Differenz in der Auffassung 'Reinigungsgrade
1
am
über
dies verhinderte, die aber doch Weihegaben
Tempel zu senden bereit w a r e n . ^ Während man also in Qumran dem Eindruck der makkabäischen Jerusalemer Kultus strikt Tempel betrachtete, in dem
'Verunreinigung' des Tempels
fernblieb und sich selbst
als
'geistige' Opfer dargebracht
zeigt sich unter denen, die nicht in diesem leben konnten, sondern verstreut
'geistigen
zum
unter vom
geistigen wurden, Heiligtum'
im Lande w o h n t e n , zu einem späte-
1
E.Lohse, Die Texte aus Qumran, Darmstadt 1964, p . 6 3 , läßt CD "wahrscheinlich im 1.Jahrhundert v . C h r . " abgefaßt sein; so auch M. Hengel, op.cit., p . 3 2 1 ( n . 4 4 4 ) . L.Rost, op.cit., pp,128f, dagegen vermutet, "das Urbild von A (sei) schon nach der Mitte des 2.vor christlichen Jahrhunderts anzusetzen, während B vielleicht im l.Jh. v.Chr. oder im Anfang des 1.Jh.n.Chr.entstanden sein dürfte". 2
E.Lohse, op.cit., p . 6 4 , vermerkt diesen Unterschied zu Qumran und schreibt: "Daher darf die Gruppe, an die CD gerichtet ist, nicht ohne weiteres mit der identifiziert w e r d e n , für die 1QS ge schrieben worden ist." 3 Wir schlagen folgende Übersetzung für den 'locus vexatus'(so J.Strugnell, op.cit., p . 1 1 3 ) b z g l . der essenischen Kulthaltung, Ant. 18:19, vor: "Indem sie zum Tempel Weihegeschenke (<5cv>adTluara.) senden, bringen sie Opfer dar, die - so ist die Meinung - einen Unterschied in Bezug auf die Reinigkeitsgrade aufweisen. Und obwohl sie sich (selbst) auf Grund dieses (Unterschieds) von den öffent lichen Tempelhöfen fernhalten, bringen sie doch, auf sich selbst gestellt (ecp* auTcav) , die ( g e n a n n t e n ) Opfer d a r . " Anmerkung a: An dieser Stelle ist der Artikel gebracht: TOQ öuaiac. Darin dürf te ein bewußter Rückbezug auf die gerade zuvor artikellos erwähn ten OiXTLCXi zu sehen sein. 3
Exkurs
zur
'Vergeistigung'
des Kultus
m
ren Zeitpunkt eine gewisse Lockerung, und zwar insofern, als m a n w o h l immer noch dem Tempel
fernblieb, aber doch speziell
geheilig
te Gaben zu senden bereit w a r . Bei Philo erfährt
im Zuge der allegorischen Auslegung die at-
liche Opfervorstellung eine umfassende
Spiritualisierung.
1
Seine
vom Materiellen wegstrebende Tendenz zeigt sich schon in der aus drücklichen Höherbewertung des aus Dank dargebrachten gegenüber blutigen Opfern
Räucherwerks
( S p e c . l e g . 1 : 2 7 5 ) . Einen Ritus wie
Trankopfer läßt er in vergeistigender Manier die zur führende mystische Hingabe der Seele bedeuten.
das
Gottesschau
(De e b r . ! 5 1 f ) ;
hochheilige Licht im Tempel deutet er als Dankopfer
das
(Spec.leg.
2 9 7 ) . Und dann baut er umgekehrt das eindrucksvolle Gebäude
1:
eines
vergeistigten Kultus aus Begriffen der Ethik und der inneren Reli giosität: Der Glaube ist ein Opfer räat (Spec.leg.
(De eher. 8 5 ) , ebenso das Nasi-
l:247ff) oder der Nous
(Sacr.Ab.et.C. 5 1 ) . Und
Sinne der A u s s a g e , daß 'gereinigte Seelen' den Altar füllen fuga 8 0 ) , führt er aus, das beste Opfer sei e s , wenn die
Opfernden
sich selbst darbringen als vollendete Erfüllung der Tugend leg. 1 : 2 7 2 ) . Diese geistigen Opfer sind
für Philo die
im
(De
(Spec.
eigentlichen
Opfer. Bei einer solchen vergeistigten Opferauffassung, die bei
einem
hellenistischen Diasporajuden mit philosophischen Interessen sonderlich überrascht,
übrigbleibt. Philo mußte sich dieser Anfrage w o h l selbst denn er beteuert vergeistigende
stellen,
in einer Art Apologie seiner Allegorese, daß die
Interpretation w o h l den eigentlichen Sinn der Riten
zeige und ihren SymbolCharakter Praktizierung
nicht
fragt sich, was von den äußeren Riten noch
des Kultus nicht
aufweise, deswegen aber die äußere fallengelassen werden müsse
(De
migr. 8 9 - 9 3 ) . Philo selbst w a r schon in Jerusalem zum Opfern
(De
prov. 2:64) und schätzt ganz offenbar Tempel und Priestertum
(cf.
Spec.leg.
l:71ff.102.230).
2
Die Funktion, jedoch, die er dem K u l -
1
S.dazu vor allem H . W e n s c h k e w i t z , op.cit., p p . 1 3 1 - 1 5 1 . Zur Op feranschauung P h i l o s , s.auch supra, p.74 ( n . l ) . 2
Diese Wertschätzung des äußeren Tempels wird stark - aber wohl zu stark! - betont von V.Nikiprowetzky, "Le Spiritualisation des Sacrifices et le Culte Sacrificiel au Temple de Jerusalem chez Philon d A l e x a n d r i e " , Semitica 17(1967):97-116. Für ihn hat der 1
Priestertum und
112
Kultus
tus zuschreibt, ist eine rein pragmatische: Indem sich
Menschen
von w e i t h e r aufmachen, um im Jerusalemer Tempel Opfer zu bringen, können sie ihrer inneren Pietät Ausdruck verleihen und selbst der Kultgemeinde Gemeinschaft und Erquickung 67-69).
(ENDE DES
finden
in
(Spec.leg.
1:
EXKURSES)
Es m a g g e n ü g e n , d i e F r a g e d e r in I s r a e l b i s h i e r h e r v e r f o l g t mit seiner Kultauffassung,
'Kultspiritualisation
zu h a b e n . B e n S i r a
1
steht
d i e n e b e n e i n e r b e t o n t e n Wert
s c h ä t z u n g d e r ä u ß e r e n R i t e n e i n e p o l e m i s c h b e d i n g t e 'Kul tisierung'
der Sittlichkeit
verbundenen Vergeistigung weist,
e h e r auf d e r
(einschließlich der
damit
einiger Opferbegriffe)
auf
'konservativen', dem äußeren
wesen stark verbundenen und unter Absicherung
Seite der Skala. Nur
seiner Aussagen
Opfer
zögernd
in d e r T o r a h niinmt
e r s e i n e ja g e r a d e im I n t e r e s s e e i n e r r e c h t e n K u l t a u s übung unternommene
E r h e b u n g e t h i s c h e r W e r t e auf k u l t i
sche Ebene vor. Jede Abwertung
der äußeren Riten,
sie unser Exkurs h i e da da schon sichtbar werden l i e g t ihm v ö l l i g
f e r n . E r i s t und b l e i b t
wie ließ,
Kultliebhaber.
N a c h d e m d i e b i s h e r i g e n A u s f ü h r u n g e n d i e T h e o l o g i e des Opfertraktats weitgehend geklärt haben dürften, wir den Rest der Verse
können
(32:8-20) m e h r s u m m a r i s c h
behan
deln . 3) V v . 8 - 1 3 : D a s v o r b i l d l i c h k u l t i s c h e H a n d e l n
des
Gerechten. Ben Sira kommt hier
zum i d e e l l e n H ö h e p u n k t
Darlegungen, den Opfergaben mand die notwendigen
seiner
des Gerechten. Erfüllt je
ethischen Voraussetzungen,
s o steht
er n i c h t m e h r m i t l e e r e n H ä n d e n v o r G o t t , s o n d e r n
hat
einen geistlichen
kann
Gottesdienst geübt
(Vv.1-7) u n d
j e t z t - a b e r w i r k l i c h e r s t j e t z t ! - a l s dvnp
6LKCXLOQ
in
./. äußere Kultus bei Philo "une importance capitale. II est le gitime de penser qu' il constituait pour lui, par rapport au culte spirituel, la realite p r e m i e r e " ( p . 1 1 3 ) . Diese Aussage ist über trieben - zumal wenn man bedenkt, was bei Philo an Bedeutungsinhalt für den äußeren Kultus noch übriggeblieben ist!
Traktat
Gott wohlgefälliger Die nur
ü b e r den
Weise
Elemente dieses
rechten
(Vv.8-9)
des
lung e i n z e l n e r zipiellen
Sinn. Dann
und n i c h t
(V.10) k o m m t
Kultelemente
kommt
er n o c h
Die G a b e d e s O p f e r n d e n
n e n und
Gabe Gottes
orientieren
ben motivieren
kann
und
soll
- an d e r
empfangenen
des
auf d i e V e r g e l t u n g
Ge
die
auf
das
Behand
zu e i n e r
ihrer Größe
auch die Aussicht
umstritten.
selektiven
gerade hinsichtlich
bei
Sirach
er auf
zu s p r e c h e n
(V.ll). Nach dieser
Aussage:
(Vv.8-13).
behandelt
er v o n d e n O p f e r g a b e n
der Erstlingsfrucht
Zehnten
113
teilnehmen
Kultus
ja b e k a n n t
spricht
im e n g e r e n
Darbringung Geben
am K u l t u s
äußeren
in A u s w a h l . S i e sind
Zunächst
Opferkult
prin
sich
-
vorausgegange (V.12),
Gottes
wo
das
Ge
einer kurzen
Er
(V.13).
Einige Ausdrücke
in V v . 8 - 9
bedürfen
klärung : ( 8 ) " D a s O p f e r d e s G e r e c h t e n m a c h t fett d e n A l t a r und s e i n W o h l g e r u c h ist v o r dem H ö c h s t e n . 1
( 9) D a s S p e i s o p f e r des g e r e c h t e n M a n n e s ist w o h l g e f ä l l i g (öexTn) und s e i n G e d ä c h t n i s ( u v n u o a u v o v ) w i r d n i c h t v e r gessen werden." Diese beiden T i e r - und
Verse
Speisopfer
sprechen
des Gerechten,
das
(sühnende)
V.9
auf d i e es b e g l e i t e n d e
Tieropfer
Hinsichtlich Altar
besagen,
dass
Vielmehr
handelt
(vgl. das Minchah
der Aussage
'fett m a c h t ' , der
führt
Fromme es
die gnädige Annahme
von dem
sich des
wobei 1
fette um e i n Opfers
sich V . 8 1
Fettmachen )-
auf
und
bezieht.2
in V . 8 a ,
Smend
kombinierten
daß das Opfer
aus, dies könne oder viele Opfer Zeichen,
den
"nicht bringt.
aus d e m
geschlossen wurde.
auf Vgl.
Daß öuaia hier (wie in 4 5 : 1 4 ) das h e b r . n m n wiedergibt und 'Speisopfer bedeutet, ergibt sich aus der Zusammenstellung mit T O UVnucouvov (=H: mDTN) in V . 9 b . Das 'Gedächtnis' w a r nämlich jener Teil des Speisopfers, der verbrannt und damit der Gottheit darge bracht w u r d e . 1
2
Zur Kombination von Speis- u.Brandopfer, s.Lv.23:12f; N u . 7 : 8 7 ; 8:8; 15:4-12+24; 2 8 + 2 9 ( p a s s i m ) ; Hes.46:13ff. Zur Kombination mit dem 'Tamid', s.Ex.29:41; Nu.28:3ff.
114
Priestertum und
Ps.20,4".-
1
Kultus
N u n ist es t a t s ä c h l i c h
Opfer die Rede ist, das Gott als
s o , d a ß in P s . 2 0 : 4
k l ä r t und d a m i t a l s g ü l t i g a n n i m m t . D o c h ist d i e s geistiger Vorgang. Daß priesterlicherseits Fettzeichen als Grundlage
ein
a m A l t a r nach
für e i n G ü l t i g k e i t s o r a k e l
ge
sucht w u r d e , ist nirgends b e z e u g t . Daß andererseits Ben Sira das bringung
* F e t t m a c h e n d e s O p f e r s ' im S i n n e d e r
aber Dar
f e t t e r b z w . v i e l e r T i e r o p f e r v e r s t e h t , g e h t mit
aller w ü n s c h e n s w e r t e n K l a r h e i t aus 38:11 h e r v o r . interessanter Vorschlag muß deshalb abgewiesen
Smends
werden.
Zunächst möchte Ben Sira davon sprechen, daß der
Gerech
te reichlich Opfer b r i n g t - ein Interesse, das ganz ner Kultfreudigkeit
entspricht. Die Parallele
'Menge d e r O p f e r ' d e r G o t t l o s e n
sie gewissermaßen
des Gerechten
zu d e r
stieß,
' B e s t e c h u n g G o t t e s ' und n i c h t
der Gottesliebe w a r , ist der 'vor d e m
sei
(31:23) s t i c h t ins A u g e .
Doch während deren Opfermenge auf Ablehnung
Vers
vom
'fett' a n s i e h t b z w . e r
'Wohlgeruch'
der
weil
Ausdruck
Opfermenge
Herrn'.
9 f ü h r t d i e s e n G e d a n k e n d e r g n ä d i g e n A n n a h m e des
Opfers noch näher a u s , indem er ausdrücklich daß des Gerechten •Wohlgefällig
1
Speisopfer
'wohlgefällig'
( 6 e K x f i = 1 1 YlV) i s t , w e n n es im
hang mit Opfern gebraucht wird, kultischer
erklärt, sei.
Dieses
Zusammen Fachausdruck,
d e r d a s O p f e r a l s v o n G o t t a k z e p t i e r t u n d d a m i t als süh nekräftig b e z e i c h n e t .
2
vor allem prophetische priesterlichen
Dieser Wortgebrauch
reflektiert
Tradition, wenn auch das Wort dem
Sprachgebrauch
nicht
fremd w a r .
3
Ben S i -
1
R.Smend, op.cit., pp.312f. Box/Oesterley, op.cit. , p.437, schließen sich ihm an. 2
An sich war das Speisopfer ja nicht sühnewirkend. Nur, wo es in Verbindung mit sühnenden Tieropfern auftaucht, kann der Opfer vorgang als sühnend bezeichnet werden; vgl.Hes.45:15ff (s.auch die Ausführungen zu Sir.38:11, infra, pp.l43ff). 3 In der israelitischen Gesetzestradition wurde nur selten - und zwar wohl im Zusammenhang mit der Opfertierinspektion - das Opfer selbst als 'wohlgefällig' bezeichnet (Lv.22:21+23). Meist jedoch wurde durch diesen Terminus lediglich seine sühnende Wirkung, daß
Traktat über den
Opferkult
ra m a c h t d a s E r b e d e r p r o p h e t i s c h e n bar
115
Kultaussagen
für e i n e p o s i t i v e K u l t d a r s t e l l u n g .
Der
frucht
Sühnecharak
t e r des O p f e r s , a u f d e n B e n S i r a m i t d e m H i n w e i s
auf
seine
wird
*Wohlgefälligkeit'
bereits
dann durch die Aussage, daß sein gessen werde theologie)
(einem A u s d r u c k
noch
angespielt hat, "Gedächtnis
der kultischen
ra in V . 1 0 e r w ä h n t ,
Anrechnungs
(drcapxn) , d i e B e n S i
ist es ihm ein besonderes
daß man beim Geben nicht kargt. Da die zustehen
Eigeninteresse
nicht ver
unterstrichen.
In B e z u g a u f d i e E r s t l i n g s g a b e n
den Priestern
1
(Nu.l8:12f),
ihre Erwähnung
tiven Liste mitbestimmt
haben
Anliegen,
Erstlingsgaben
könnte ein
in d i e s e r
gewisses
sonst so
(cf.7:31 [?G]und
selek
45:20),
wenn wir uns Sirach als Priester denken. Ebenso wird T7
.ll
zu e i n e m f r e u d i g e n G e b e n d e s Z e h n t e n
der wohl offiziell den Leviten
zustand
aufgerufen,
(Nu.18:21-32),
in der P r a x i s a b e r o f f e n b a r v o n d e n P r i e s t e r n nahmt wurde 206; Vita
(cf. H e b r . 7 : 5 ; a u c h J o s e p h u s
verein
Ant.20:181+
63+80)
Die Vv.12-13
zeigen
schließlich,
daß Ben Sira
Kultus nicht - wie immer wieder behauptet wird
den
- n u r gua
Gebot festhält und legalistisch begründet. Vielmehr gründet er das Geben u n d in d e r A u s s i c h t sprechend
in d e r v o r a n g e g a n g e n e n
Gabe
auf Vergeltung von Gott her.
sein wird. Mit kühler Berechnung
Dazu
be
Gottes Ent
dem, was Gott einem gegeben h a t , soll man g e
ben, motiviert durch das Wissen, daß Gott ein
hat
in
und
letzteres Motiv bei Sirach allerdings ist b e i
verständlich
Vergelter
Lohnkalkulation
ihm das V e r g e l t u n g s d e n k e n
nichts
viel
zu
und spontan. Weder das verkrampfte
zu tun.
selbst Pflicht-
./. es nämlich 'angenehm' m a c h e , zum Ausdruck gebracht (Lv.l:3f; 22:19f+25, u . ö \ ) . Erst in der prophetischen Tradition, in der die Qualität des Opfers selbst stärker in den Mittelpunkt rückte, fin den w i r , daß häufiger von 'angenehmen Opfern' die Rede ist (Jes.56: 7; 60:7; J e r . 6 : 2 0 ; M a l . 2 : 1 3 ) . 1
Zur Frage des P r i e s t e r e i n k o m m e n s , S . J . J e r e m i a s , Jerusalem Zeit Jesu, Berlin/Göttingen 1 9 6 3 , pp. 120f f. 3
zur
116
Priestertum und
Kultus
bewußtsein des Legalisten, noch die kühle des religiösen Rechners legung, 1
tem ,
s e t z t d e n T o n in B e n S i r a s
s o n d e r n s c h l i c h t d i e F r e u d e am K u l t : M i t
fröhlichem,
leuchtendem Angesicht
Ben Siras
Dar
"gu
f r e i g i e b i g e m "Auge" ( V v . 1 0 a + 1 2 b ) ,
mit
(V.lla) und m i t f r o h e m S i n n
soll man zum Opfer e r s c h e i n e n . Die
III)
Kalkulation
(V.llfc)
'Kultfreudigkeit'
z e i g t s i c h h i e r im w a h r s t e n S i n n d e s W o r t e s !
32:14-20: Mahnung
In d i e s e m A b s c h n i t t
zum U n t e r l a s s e n u n g e r e c h t e r Opfer: setzt sich das Thema von
31 f o r t , d a s d u r c h d i e p o s i t i v e n A u s f ü h r u n g e n
31:21-
in 3 2 : 1 -
13 u n t e r b r o c h e n w o r d e n w a r . F a n d s i c h d o r t e i n e gegen die Opfergaben der Gottlosen, die aus t e m G u t ' (31:21) d a r g e b r a c h t w u r d e n , Gegenstand
jetzt wieder aufgegriffen
Polemik
'ungerech
so wird eben
dieser
in F o r m d e r persön
lichen Mahnung, solche ungerechten Opfer nicht bringen, da Gott solche Gaben ablehne und mit
darzu Strafe
vergelte. Das Bild, det,
in d a s B e n S i r a s e i n e D a r l e g u n g h i e r
ist das einer G e r i c h t s v e r h a n d l u n g .
Richter
1
G o t t ist
(V.15). Mit seinen Opfern versucht der
t e , G o t t z u b e s t e c h e n und g e g e n den H i l f l o s e n m e n . Aber Ben Sira verkündet:
klei
"Versuche nicht,
der
Ungerech einzuneh (Gott) zu
bestechen, denn Er nimmt's nicht an; und vertraue
nicht
auf u n g e r e c h t e s O p f e r . D e n n E r i s t e i n G o t t d e s R e c h t s , und n i c h t i s t b e i
Ihm Ansehen der Person. Nicht übt
A n s e h e n d e r P e r s o n g e g e n d e n A r m e n , und d a s G e b e t sen, dem Unrecht geschehen
ist, erhört
2
Er
des
Er"(Vv.14-16).
Dem Gedanken, daß man mit einem Opfer über das gegen ei nen Hilflosen getane Unrecht hinweg Gottes Gunst
erkau
fen k ö n n e , s t e l l t s i c h B e n S i r a e n t g e g e n . V o n d e r E i n sicht her, daß Gott ein Gott des Rechts
ist, leitet
1 A . B ü c h l e r , "Ben Sira's Conception of Sin and Atonement", 13(1922/23):463. 2
So H.
G hat:
'Gott ist Richter'.
er
JQR
Traktat über den
Opferkult
den Gedanken ab, daß der Opferdienst
117
in e i n
Rechtsgefüge
e i n g e b e t t e t s e i n m ü s s e . O p f e r als o p u s o p e r a t u m ,
über
d a s d e r M e n s c h w i l l k ü r l i c h v e r f ü g e n k a n n , g i b t es
für
ihn n i c h t . S e i n I n t e r e s s e am W o h l d e r s o z i a l S c h w a c h e n k o m m t diesem Abschnitt wieder deutlich
in
zum A u s d r u c k . Er b e
z e i c h n e t s i e als A r m e u n d M e n s c h e n , d e n e n U n r e c h t w i d e r fuhr
(V.16),
als Waisen(V.17)
und W i t w e n ( V v . 1 7 - 1 8 ) .
Gott läßt sich gegen diese Leute nicht durch das H e u chelopfer
i h r e r U n t e r d r ü c k e r e i n n e h m e n . Er h ö r t i h r
ten und Flehen richtet
(Vv.l6f), das sich gegen die
Bedränger
(V.19).
Inwiefern diese Erhörung mit dem Kultus h ä n g t , g e h t aus V . 2 0 h e r v o r . V . 2 0 a
zusammen
ist h i e r v o r
allem
bedeutend. Leider erheben sich hier wieder solche probleme,
Text
daß jedes interpretative Ergebnis nur r e l a t i
v e n W e r t h a b e n k a n n . D e r T e x t v o n H ist g a n z und w i r d
in d e r R e g e l v o n d e n K o m m e n t a t o r e n
unsicher nur
unter
Verwendung von Konjekturen bzw. unter Unterlegung Wortbedeutungen verwendet. menfassung
1
Bit
1
S scheint eher eine
der vorhergehenden Verse
zu s e i n .
2
neuer
Zusam
Vielleicht
7
Der Text in H (= V.16 nach der Zählweise von H) lautet: 1111311 nnjn ]1Y1. Die ersten beiden Worte können wiedergegeben werden mit 'Klage des Wohlgefallens', d.h., 'eine Gott wohlgefällige Klage'. Doch bereitet die Übersetzung von n m n Schwierigkeiten. N.Peters, der lt.Box/Oesterley, op.cit., p.439, H im Konsonantentext beibe hält, punktiert R m n und übersetzt unter Ergänzung des Verbums:'Die wohlgefällige Klage (lit. : 'Bitterkeit') [führt] seine Ruhe [herbeij (= orig.: amaritudo gratiae adducit requiem ei). Doch macht schon die Notwendigkeit der Prädikatsbeifügung den Text unwahrscheinlich. R.Smend, op.cit., p.315, faßt n m n im Anschluß an Schechter als Inf Hifil (von Jim) im Sinn von 'Darbringung von m m m V auf - eine Wortbedeutung, die sonst für n m nicht belegt ist - und übersetzt schließlich frei: 'Sie (d.h. die Klage) ist ein wohlgefälliges Op fer.' (Zuvor hat er schon ]1Y1 zu Y1*1 emendiert). Box/Oesterley, loc.cit., lassen die ersten beiden Worte des Stichos stehen, emendieren aber n m n zu n m N , 'Seufzen', woraus die Ubersetzung folgt: 'Eine wohlgefällige Klage (bzw.Bitterkeit) ist (solches) Seufzen.' 1
2
So V.Ryssel, op.cit., p.406. Der Text von S lautet: 'Die Bit terkeit ( ? > U o ) der Seele des Armen hört Er.'
118
Priestertum und
Kultus
i s t es am b e s t e n , m i t R y s s e l und A n d e r e n G, d a s u n a b h ä n g i g ist und e i n e n k l a r e n S i n n e r g i b t , m i t e i n e r Zurückhaltung "Wer
als dem ursprünglichen
T e x t zu
(Gott) d i e n t , w i e es w o h l g e f ä l l i g
gewissen
folgen:
ist, wird
n o m m e n , und s e i n G e b e t e r r e i c h t d i e W o l k e n . "
ange
Ist
dies
d e r r i c h t i g e T e x t , s o m ö c h t e B e n S i r a d a m i t zum
Ausdruck
bringen, daß auch die Klage des Hilfsbedürftigen
nicht
als o p u s o p e r a t u m w i r k t . D i e A r m e n u n d S c h w a c h e n
haben
Gott nicht einfach
'automatisch*
auf i h r e r S e i t e .
sie g i l t d e r g l e i c h e e t h i s c h - k u l t i s c h e alle Anderen. Die Hilfsbedürftigen wohlgefälliger Weise Gottesdienst w e r d e n auf ihr G e b e t h i n
a b e r , d i e in tun
Für
Maßstab, wie
für
Gott
(vgl. V v . 1 - 1 3 1 ) ,
(V.19) G o t t e s A n t w o r t
finden
(Vv.20ff). Die f o l g e n d e n V e r s e terführung
(Vv.21-26) b i l d e n d u r c h d i e
der Themen von der Bitte des
und des f o l g e n d e n E i n g r e i f e n s Übergang nale
zu B e n S i r a s
Errettung
Gottes einen
leidenschaftlichem
(33:l-13a und
allmählichen
G e b e t um n a t i o
36:16b-22). Man
nicht recht, w o der Opfertraktat
Wei
Unterdrückten
weiß
zu E n d e k o m m t u n d
das
neue Thema beginnt. Wir schließen mit V.20 ab, weil
das
F o l g e n d e f ü r d i e F r a g e d e r K u l t t h e o l o g i e B e n S i r a s nicht von Bedeutung D.) A n h a n g
ist.
zum O p f e r t r a k t a t :
Handelns bei Ben
Zur S ü h n e k r a f t
ethischen
Sira.
Unsere Interpretation von
3 2 : 1 - 7 führte u . a . zu d e r
T h e s e , es sei d e m K u l t l i e b h a b e r B e n S i r a n i c h t gefallen,
zu d e r A u s s a g e
zu g e l a n g e n , d a ß e t h i s c h e s
halten Sühne schaffen könne. Nur schwerwiegende k o n n t e n e i n e n K u l t l i e b h a b e r w i e ihn d a z u in s e i n e m W e r k sprechen 38:11; deln
so z u r ü c k h a l t e n d
(ausdrücklich
50:12-16),
in 4 5 : 1 6 ;
Ver
Gründe
veranlassen,
über kultische Sühne impliziert
in
1 8 : 2 0 f ; 2 1 : 1 ; 39:5)
(3:3.14f.30; 28:2-7;
zu
32:8-9;
dafür aber wiederholt geistiges
(Gebet u n d B u ß e : 1 7 : 2 5 f ;
ethisches Tun
leicht
45:23) als Weg
Han oder zur
Traktat über den Opferkult Sündenvergebung
(Anhang)
119
darzustellen.
B e n S i r a h a t es m i t G e g n e r n
zu t u n , d i e b e w u ß t
im
(sozialen) U n r e c h t v e r h a r r e n u n d s i c h t r o t z d e m v o m tus her jederzeit billige Vergebung v e r s p r e c h e n . g e g e n ü b e r m u ß e r d i e k u l t i s c h e S ü h n e in d e n
1
Kul Ihnen
Hintergrund
t r e t e n l a s s e n und d a f ü r u m s o m e h r e c h t e B u ß e , p e r s ö n l i c h e s G e b e t u n d s i t t l i c h e s V e r h a l t e n a l s W e g e zur V e r g e bung
hervorheben.
Von hier aus wird die bei
schon deutlich, daß die Aussagen,
Sirach dem nicht-kultischen,
ten Sühnewert
sittlichen Verhal
zusprechen, nicht einfach einer ihm e i g e
nen allgemeinen Haltung des Nomismus entspringen, (wie im R a b b i n e n t u m
angesichts des zerstörten
den Kultus weitgehend hinter die Ethik
die
Tempels)
zurücktreten
l ä ß t . S i e s i n d v i e l m e h r e i n e r p o l e m i s c h e n S i t u a t i o n ent wachsen. Diese Auseinandersetzung
h a t B e n S i r a zu A u s
sagen geführt, die man von einem Liebhaber des zunächst nicht erwarten würde, die aber s e i n e m E i n s a t z für d e n K u l t u s
Priester
einer Spiritualisierung
zugunsten der Ethik, die Ersatzkultus wird, hat,
sind! B e
später eine etwas
ders gelagerte Polemik die konservativen Q u m r a n in R i c h t u n g
paradoxerweise
zuzuschreiben
denkt man dabei, wie weit wenig
Kultus
des
an von
Kultus
getrieben
so e r w e i s t s i c h d e r A n s a t z d e s S i r a z i d e n a l s v e r
gleichsweise
sehr gemäßigt. W i e wenig
selbstverständ
l i c h u n d im G r u n d e u n g e w o h n t i h m s e l b s t d i e s e noch waren, beweist der Umstand,
daß er die
keit verspürt, seine Aussagen durch kunstvolle gar etwas
'künstliche'?)
Interpretation
Aussagen
Notwendig (oder
in 3 2 : 6 - 7
in
d e r T o r a h zu v e r a n k e r n .
1
V g l . die Ausführungen zu 31:24-27. Diese Auseinandersetzung mag auch veranlaßt h a b e n , daß Sirach die Sozialgesetze der Torah besonders betont. So kann er die ganze Gesetzgebung vom Sinai in dem charakteristischen Satz zusammenfassen: "Er sagte ihnen: 'Seht euch vor aller Ungerechtigkeit vor' - und Er gab ihnen Gebot, einem jeden bezüglich seines N ä c h s t e n " ( 1 7 : 1 4 ) .
P r i e s t e r t u m und
120
Kultus
Zwei Faktoren w e r d e n darüber m i t e n t s c h e i d e n , se u n s e r e I n t e r p r e t a t i o n
Sirachs haltbar
ist.
die Frage, inwieweit das AT ethischem Handeln
ob
Sühne
wert zuerkennt - denn wenn solch eine Anschauung einen Allgemeinplatz
darstellte, könnte sie
die
Erstens
im A T
einem
S c h r i f t k e n n e r w i e S i r a c h s c h w e r l i c h u n g e w o h n t s e i n . Und zweitens die Feststellung, ben,
ob sich das gleiche
r a h zu v e r a n k e r n u n d a u f d i e s e zu
Bestre
ethisch begründete Sühneaussagen b e w u ß t in der To (oder a n d e r e ) A r t
'entschärfen', auch bei den übrigen
Stellen
im B u c h
Zunächst
etwas
diesbezüglichen
zeigt.
zur E v i d e n z d e s A T . D a b e i i n t e r e s s i e r e n
jene Stellen nicht, w o gelegentlich
(ähnlich w i e
Sir.20:28) v o m Sühnen als einer rein chen Angelegenheit die Rede ist wenden uns den Referenzen
uns
in
zwischenmenschli
(cf. G e n . 3 2 : 2 ) .
Wir
zu, w o es um Sünde und
Sühne
im e i g e n t l i c h r e l i g i ö s e n S i n n g e h t . Wie E.Jacob
f e s t s t e l l t , k e n n t d a s A T im F a l l
von
Sünde drei Wege der Versöhnung, nämlich den des Rechts, den der Fürbitte und den des
Kultus.
1
Im F a l l e d e s R e c h t s g e h t es u m d i e B e s e i t i g u n g Unrechts bzw. um die Wiedergutmachung
des Schadens.
wird das Land durch Tötung der Gottesfeinde (Dt.32:43); Pinehas
des So
entsühnt
s c h a f f t S ü h n e für d a s V o l k
und
stoppt die Plage, indem er den Frevler m i t dem Tod b e straft
(Nu.25:7-13); Blutvergießen
kann nur durch
Vergießen des Blutes des Mörders gesühnt werden 3 3 f ) ; die Blutschuld
S a u l s a n d e n G i b e o n i t e n w i r d durch
die Tötung von sieben Sauliden gesühnt raels Vergehen
1
(2.Sam.21:3);Is
als Volk w e r d e n durch ein
von Gott bestimmtes
das
(Nu.35:
Strafmaß abgebüßt
entsprechendes,
(Jes.40:2).2
wie
E.Jacob, Art."Versöhnung" , BHH 3(1966):2097.
2
In diese Kategorie könnte auch Ex.30:11-16 gehören, demgemäß jeder Israelit anläßlich einer Volkszählung eine gewisse Geldsum me als 'Sühnegeld an das Heiligtum zu entrichten hatte, da ihm sonst die Zählung den Tod eingebracht hätte. Die Zählung erscheint hier als 'Schuld', die durch Zahlung zu kompensieren ist. 1
Traktat über den Opferkult
(Anhang)
aus den letzten Fällen ersichtlich wird,
121
ist der recht-
liche Weg der Versöhnung von einem gewissen Äquivalenzd e n k e n b e s t i m m t , w o b e i d i e E n t s p r e c h u n g v o n V e r g e h e n und Strafmaß dafür sorgt, daß das Verbüßen der Strafe die Schuld der Untat
tilgt.
Wiederholt begegnet die Fürbitte eines Mittlers für Sünder im A T
(Abraham: G e n . 2 0 ; M o s e : E x . 9 : 2 7 f f ;
32:30; Nu.l2:llff;
10:16ff;
21:7ff; D t . 9 : 2 6 f f ; 1 0 : 1 0 ; d e r Gottes-
knecht: Jes.53:12; oder auch Engel: H i . 3 3 : 2 3 - 2 8 ) . blematisch
ist, daß bei der Fürbitte ja keine
che Sühne geschaffen,
Pro-
eigentli-
sondern Gott gewissermaßen nur ge-
beten wird, Gnade vor Recht ergehen
zu l a s s e n .
chend kann dieser W e g auch nicht der Regelfall langung der Sündenvergebung
und Straffreiheit
Entsprezur E r im a t - l i -
c h e n B u n d e s v o l k g e w e s e n s e i n . D u r c h a u s n i c h t i m m e r führt die Fürbitte wirklich
zur Vergebung: Abrahams
Fürbitte
f ü r S o d o m e r r e i c h t i h r Ziel l e t z t l i c h n i c h t ; M o s e s
Für-
bitte für Pharao vertagt nur Gottes Gericht über ihn. Öfters w i r d d i e Fürbitte, um ihr Ziel zu erreichen, durch andere Handlungen ergänzt: Mose
bittet nicht nur
für Israel, sondern bietet Gott sein Leben an ihrer Statt an
(Ex.32:32); und der Gottesknecht tut nicht nur
Fürbitte,
sondern opfert sich für die Sünde der Vielen
(Jes.53).
Auch das individuelle oder kollektive
um Entsündigung,
das jeweils
zugleich Bußgebet
Gebet
i s t (cf.
l.Sam.7:6; Jes.63:7-64:11; Hos.l4:2ff; Neh.9:lff; Dan. 9:4-19),
t e n d i e r t d a z u , m i t a n d e r e n - d u r c h a u s a u c h kul-
tischen - Handlungen verknüpft 9).l D i e traditionell
1
zu w e r d e n
(e.g.Ps.51:3-
at-liche Verbindung von Gebet und
K . K o c h , "Sühne und Sündenvergebung um die Wende v o n der exilischen zur nachexilischen Zeit", EvTh 2 6 ( 1 9 6 6 ) : 2 2 7 , stellt fest, daß dieser oft als kultkritisch bezeichnete Psalm am Anfang eine Erwartung der Reinigung v o m Kultus ausdrückt. - Angesichts v o n Ps.51 wird m a n zuversichtlicher über eine Verbindung v o n Bußgebet und r i tueller Sühne urteilen k ö n n e n , als dies E.Würthwein, Art. "u£Tavo£co, etc. B ) Buße und Umkehr im AT", ThWB 4 ( 1 9 4 2 ) : 9 7 8 , tut. Cf. auch die gebetsbegleitenden Handlungen in Jona 3:5-10, w o neben Gebet Fasten, Tragen von Sackbekleidung und Abkehr von Sünde genannt w e r d e n .
122
Priestertum und
Kultus
B u ß e um d e r S ü n d e w i l l e n f i n d e t sich a u c h w i e d e r h o l t B e n Sira
(s.o.),
bei
wobei diese Elemente bei ihm u.U. eben
f a l l s in V e r b i n d u n g m i t d e m K u l t u s a u f t a u c h e n
(cf.38:9-
1 1 ) . W e n n b e i ihm i m m e r w i e d e r e i n e B e t o n u n g d e r
Buße
a l s V o r a u s s e t z u n g f ü r d i e V e r g e b u n g h e r v o r t r i t t , so e r k l ä r t sich d i e s a u s s e i n e r A u s e i n a n d e r s e t z u n g m i t G e g n e r n , die s i c h o h n e B u ß e e i n e
'automatische' Entsündi-
g u n g v o m K u l t u s h e r v e r s p r e c h e n . In B e z u g a u f d i e s e gangslage und seine daraus erwachsende
Aus
Akzentsetzung
steht B e n S i r a d e n P r o p h e t e n n a h e . E i n e A b s a g e a n d e n Kultus als Sühnemittel ist diese besondere
Hervorhebung
d e r Buße b e i ihm a b e r e b e n s o w e n i g , w i e e t w a b e i H e s e k i el,
der ja s e l b s t P r i e s t e r w a r
(Hes.1:3), dazu die Süh
newirkung der Opfer stark betonte u n d doch d i e B u ß e a l s e i n
(Hes.40-48
passim)
'Werk d e r G e r e c h t i g k e i t
W e g zur B e g n a d i g u n g u n d zum L e b e n für d e n S ü n d e r (Hes.l8:21f).
1
als
pries
1
A m w e i t a u s h ä u f i g s t e n f i n d e n s i c h im A T im Z u s a m m e n h a n g m i t d e m K u l t u s .
Sühneaussagen
Etwa drei Viertel
V o r k o m m e n d e s t e r m i n u s t e c h n i c u s für
1
'Sühnen ,
"IDD, ent
f a l l e n a u f d e n G e b r a u c h d e s W o r t e s in V e r b i n d u n g verschiedenen Opfern, 2 i e w
sie v o r a l l e m in d e n
aller
mit
Bestim
mungen und Beschreibungen der Bücher Lv., N u . , H e s . , Chr.
und N e h .
(passim) b e g e g n e n . M a n d a r f d a h e r annehmen,
d a ß - a u f b a u e n d a u f d i e g e n a n n t e b i b l i s c h e T r a d i t i o n und z.T. d a r i n r e f l e k t i e r t - in d e r Zeit d e s z w e i t e n
Tempels
die Sühne für Sünden vor allem vom Opferkultus her e r w a r t e t w u r d e , d u r c h d e n G o t t - als S u b j e k t
(i) u n d nicht
Aufschlußreich für eine differenzierte Betrachtung der Sühne mittel sind die Gedanken der späteren Rabbinen zum Thema 'Buße und Kultus': "Sündopfer und...Schuldopfer bewirken Sühne; Tod und Ver söhnungstag schaffen Sühne, w e n n sie von Buße begleitet sind; Buße (allein) bewirkt Sühnung für kleinere Übertretungen der Gebote und Verbote des Gesetzes; für schwerere Übertretungen schiebt sie die Strafe auf bis der Versöhnungstag kommt und Sühne schafft"(m.Yom.8: 8 ) ; cf auch G.F.Moore, Judaism, V o l . I , Cambridge/Mass. 1 9 2 7 ( 1 9 7 0 ) , pp.498ff. 1 1
2 J. Herrmann, Art. "LAxSaKOuai, A ) Sühne und Sühne formen
ThWB 3(1938):306.
im A T "
Traktat
einfach ster das
als
Objekt
Sühnung kraft
der
in
die
schon
innerhalb
im
anderes Fall
ein
1
des
die
2
Sühnens
Durch
zustande
der Frage
Armen,
1
nach
der
(Anhang)
- mittels
'Seele'
(Lv.17:11).
der
K.Koch, Art."Versöhnung,
sühnekräftig Doch
stellt
Sühnemöglichkeit
finanziell Wenn
und
nicht für
Prie
Opferblut,
priesterlichen
Darbringungen,
darzubringen.
123
Seiner
dargebrachte
eigentlichen
als blutige
Opfertier
das
ihm wohnenden
Sühnung
setzgebung
den Opferkult
des
schuf.
kommt
was
über
ihn
in
Kultge durch et
zwar der
nun
ist, sich
konkret Lage
die
ist,
bloße
3
II. Im A T " , R G G 6 ( 1 9 6 2 ) : 1 3 6 8 .
2 Zur Datierung der at-lichen Sühneaussagen - die für die Behand lung Ben Siras zwar nicht ausschlaggebend ist, da ihm ohnehin die ganze diesbezügliche Bibeltradition vorlag - hat sich v o r allem K. Koch,"Sühne und Sündenvergebung", pp.217-239, geäußert. Nach ihm spielt im vorexilischen Israel Sündenvergebung und kultische Sühne keine (!) Rolle (op.cit., p . 2 1 9 ) . Erst in der exilisch-nachexilischen Zeit sieht er den Gedanken kultischer Sühne aufkommen und in die Mitte des Opferwesens rücken. Diese Ortsbestimmung der kulti schen Sühneerwartung innerhalb der israelitischen Geschichte ist w e i t g e h e n d abhängig von der späten zeitlichen Ansetzung des 'P-Mat e r i a l s von Lv. und Nu. - eine Ansetzung, die von einer Anzahl von Forschern im Blick auf die interne und externe Evidenz nicht geteilt wird; cf.R.K.Harrison, Introduction to the Old Testament, London 1969, p p . 5 9 1 - 5 9 8 ; s.auch Y.Kaufmann, "Probleme der israelitisch jüdischen R e l i g i o n s g e s c h i c h t e " , ZAW 48(1930):23-43; id., "Der Ka lender und das Alter des P r i e s t e r k o d e x " , VT 4(1954):307-313; S.Külling, Zur Datierung der Genesis-P-Stücke, Kampen 1964, dessen Argu mentation sich z.T. auch auf P als Ganzes bezieht. - Es sollte doch zu denken geben, daß in den Nachbarkulturen der alten Israeli ten sich kultisch-rituelle Sühnepraktiken schon im 2.Jahrtausend v. Chr. finden: so in Babylonien, S.A.Jeremias, Das A T im Lichte des Alten Orients, Leipzig 1904, pp.230.259f.266-270, dessen Parallelen zum stellvertretenden Sühnopfer des A T auch Ägypten mit einbeschliessen; B.Meissner, Babylonien und Assyrien, V o l . I I , Heidelberg 1925, p.83; F.M.Th.deLiagre-Böhl, Art."Babylonien. I I ) Babylonische und assyrische Religion ( 1 2 ) " , R G G 1(1957):818. Auch die Hethiter kann ten schon früh kultisch-rituelle Reinigung von Sünde und Fluch, s. das "Ritual for the Purification of God and M a n " in J.B.Pritchard, Hrg., Ancient Near Eastern T e x t s , Princeton 1969^, p.346. Wäre Koch offen für eine Früheransetzung kultischer Sühne auch in Israel, so hätte er weniger M ü h e , Stellen, die auf eine solche hinzuweisen scheinen (l.Sam.3:13; Jes.6:6f; H o s . 4 : 8 ; 8:11-13) wegzuinterpretieren, und müßte nicht Stellen w i e Mi.7:18f und Jes.4:3f, die auf ein vorexilisches Bedürfnis nach Sündenvergebung hinweisen, als sekun däre Nachträge zu den Prophetenbüchern erklären, w i e er dies ibid., p p . 2 2 2 - 2 2 5 , tut. M a n wird hier den Eindruck nicht ganz los, daß die Evidenz dem Prokrustesbett eines DatierungsSchemas angepaßt wird. 1
f
l
3
Priestertum
124
und
Opfergabe von etwas Mehl als darf
(Lv.5:11-13),
sühnendes
die
"bloße Observanz
von Gott angeordneten
sühneschaffenden Doch wurden
Sündopfer
gelten
s o l e g t s i c h d i e A n s c h a u u n g n a h e , daß
da im Grunde bereits lichen,
Kultus
Handlung"
1
der
priester
und schon darum
Sühnequalität
im A T solche Ansätze
allein
erhalten
in k e i n e r W e i s e
hat.
zu e i
ner weitergreifenden
Theologie der Sühne durch
ne Gesetzesobservanz
ausgebaut. Selbst ein Vers wie
16:6 k a n n n i c h t u n b e d i n g t
als
sicherer Beleg
allgemei
für
eine
Tradition gelten, die Sühne und Gottes Vergebung gar mit anti-kultischer Verhalten
"IDD
7
nßNl),
vom Bösen." wird,
2
und
Treue wird
für Sünden
Interpretationen
erwirkte, so handelte
"schmalen
letztlich nämlich
dieses Verses, die
werden w o l l e n : Zum einen könnte in P r v . 3 : 3 )
'Gnade u n d
bezeichnen,
d u r c h d i e es
Schuld
Das Problem
auch
zumindest
könnte damit
und d a m i t
der Sühnequalität
andere
evtl.auch Gottes andern
menschliches
Bereich gemeint
'gesühnt'
völlig
bedacht
zur S ü h n u n g k o m m t ; z u m
gegenüber dem Nächsten
wiedergutgemacht
im A T
(ähnlich, w i e
zwischenmenschlichen
es
Strang weisheitli
um eine
Treue' die Eigenschaften
(und w o h l w a h r s c h e i n l i c h e r )
sich
Verhalten,
dastehende Aussage! Doch bleiben
im
lautet:
angenommen
über menschlich-ethisches
sich h i e r um einen w a h r h a f t cher Tradition",3
wodurch
ethischen
gesühnt(IPna
Sünde
Spräche dieser Vers, wie meist
das vor Gott Sühne
vereinzelt
(evtl.
und durch Furcht Jahwes wendet man
eindeutig
Verhalten
allein vom
des Menschen her erwartete. Der Vers
"Durch Gunsterweisung 11y
Spitzel)
Prv.
rein wird.
sein,
menschlich 4
von Gehorsam
und
Ge-
J.Herrmann, op.cit., p . 3 0 8 . 2
So C.H.Toy, The Book of P r o v e r b s , Edinburgh Kane, Proverbs, London 1970, p . 4 9 8 . 3
1899, p . 3 2 2 ; W . M c
K.Koch, "Sühne und Sündenvergebung", p . 2 3 8 .
4 So offenbar G.v.Rad, Weisheit in Israel, p . 1 7 7 . S.auch supra, p . 1 2 0 , w o unter Hinweis auf Gen.32:2 vom 'Sühnen' als einer rein zwischenmenschlichen Angelegenheit die Rede w a r .
Traktat über den Opferkult
(Anhang)
125
s e t z e s o b s e r v a n z m a g p r i e s t e r l i c h e K r e i s e im 4./3.Jhd. v. C h r . w e i t e r b e s c h ä f t i g t h a b e n . D i e E x i s t e n z e i n e r ausge d e h n t e n , v o n T e m p e l und K u l t u s g e t r e n n t e n s c h a f t s t e l l t e ja u n a u s w e i c h l i c h
Diasporajuden-
die Frage, wodurch
mand, der selten oder nie am Jerusalemer Kultus men konnte, Sühne für Sünden erlangen sollte. r ü c k t e im R a h m e n d e s h e l l e n i s t i s c h e n
Vielleicht
J u d e n t u m s u n t e r dem
E i n f l u ß d e r S t o a l d i e E t h i k m e h r in d e n B e r e i c h
dieser
Diskussion. Doch läßt die Quellenlage keine genauen g a b e n für d i e s e n
Zeitabschnitt
An
zu. Die einzige uns b e
k a n n t e A n t w o r t auf d a s d e r D i a s p o r a j u d e n s c h a f t Trennung vom Tempel
je
teilneh
d u r c h die
sich stellende Problem finden
wir
in B a r . 1 : 1 0 + 1 3 , w o d a v o n b e r i c h t e t w i r d , d a ß b a b y l o n i sche Juden einen Geldbetrag nach Jerusalem haben, um dort für sich opfern Tobit
geschickt
zu l a s s e n . W e i t e r w i r d in
12:9 s c h o n e i n e S t i m m e h ö r b a r , d i e r e c h t
gen der Wohltätigkeit
sühnende Kraft
zuspricht.
unbefan Doch
b e s t e h t k e i n k o n k r e t e r A n l a ß , a n z u n e h m e n , d a ß in n a c h exilischer bar
Zeit eine
zurückgedrängt
'Gute-Werke-Ethik'
hätte.
Auf diesem Hintergrund
sehen wir nun Ben Sira.
er in seiner Auseinandersetzung se a l s V o r a u s s e t z u n g b i b l i s c h e r und
d e n K u l t u s spür
zum Thema Gebet und Bus
zur V e r g e b u n g
sagt, steht ganz
speziell prophetischer
neaussagen
priesterlichen
Tradition
Teil der
fort. Wenn er nun aber
nur einmal, sondern wiederholt darauf
1
Erbe.
und s e i n e n v e r e i n z e l t e n
setzt er einen wesentlichen
in
T r a d i t i o n u n d ver
trägt sich gut mit nachexilisch priesterlichem Mit seiner Kultusbetonung
Was
Süh
at-lichnicht
zu s p r e c h e n kommt.
In der Stoa trat der Kultus zugunsten der Ethik in den Hinter grund; so H.G.Link, Art. "LAxDOKOuaL" , ThBL 2. 2 (1971) : 1304. Selbst bei dem religiös eher 'konservativen' Kleanthes (331-232 v . C h r . ) wird der Mensch angesichts seiner Sündhaftigkeit lediglich dazu auf gefordert, die Gottheit zu ehren und zu bitten, "ihn von Schlechtig keit und Verderben zu retten und ihm behilflich zu sein, sich dem Weltgesetz unterzuordnen"; P.Barth/A.Goedeckemeyer, Die Stoa,Stuttgart 1 9 4 6 , p . 5 0 . 6
126
Priestertum und
Kultus
daß sittliches Handeln Sünden sühne, so setzt er
damit
eine überraschende Betonung. Er knüpft dabei nun
nicht
e t w a an e i n e m V e r s w i e P r v . 1 6 : 6 terpretation!)
(in e n t s p r e c h e n d e r
an, sondern kommt - abgesehen von
w o er s i c h e n g a n d i e a t - l i c h e P i n e h a s g e s c h i c h t e s c h l i e ß e n k a n n - zu g a n z s e l b s t ä n d i g e n A u s s a g e n 30; 28:2-7; hen werden
32:1-7),
wußt engen Anschluß an die Torah
reif für eine Anschauung,
sittlichen Handlungen
Sühnewert
12:9 z e i g t , die
war
gewissen
zuerkannte. Daß
solche
Auseinan-
dersetzung hörbar werden und dann ausdrücklich
(und
z.T.
in d e r T o r a h v e r a n k e r t w e r d e n , m a g a l s Hin-
weis darauf gelten, daß der konservative dene Schriftgelehrte
und
kultverbun-
sich nur mit gewisser Mühe
sen A u s s a g e n e n t s c h l i e ß e n k o n n t e , d i e A n d e r e schon durchaus unbefangener
D a s am w e n i g s t e n
zu
in
machten.
auffällige Beispiel
ist s e i n e g e -
S c h o n im A T g e h ö r t d i e s e H a n d l u n g j a in d i e der auf R e c h t s b a s i s
funktionierenden
Kategorie
bestraft
damit sich der Zorn Gottes von den Übrigen
' T a t k r a f t ' und
wird,
zurückziehe
schildert dies nun, indem er
'Eifer f ü r d e n G o t t a l l e r D i n g e '
zu f o l g e n d e m
45:23.
Sühnehandlungen,
w o b e i in d i e s e m F a l l d e r H a u p t s c h u l d i g e
(cf.Nu.25). Ben Sira
die-
seiner
schichtliche Notiz über die Eifertat des Pinehas,
Pinehas
se-
i m m e r im b e -
S ä t z e b e i B e n S i r a a b e r o f f e n b a r e r s t in d e r
Umgebung
(3:3.14£
gewinnt.
W i e d i e e n t s p r e c h e n d e N o t i z in T o b i t
umständlich)
an-
die er jedoch, w i e wir gleich
(und f ü r 3 2 : 1 - 7 g e s e h e n h a b e n ) ,
die Zeit w o h l
In-
45:23,
Handeln veranlaßt:
sagt,
hätten
"Er t r a t in
den
R i ß für s e i n V o l k - w o z u i h n a n t r i e b s e i n H e r z - u n d schuf Sühnung
für d i e S ö h n e
Der reine Rechtscharakter
Israels"(45:23d-f).1 der Tat des Pinehas - daß
nämlich hier durch Strafvollzug Folgen getilgt wurden
e i n U n r e c h t und
seine
- kommt bei Ben Sira nicht
1 S.auch die textlichen und exegetischen Ausführungen Vers, infra, § 6, pp.147-149.
zum
zu diesem
Traktat über den Opferkult
Ausdruck.
In d e n V o r d e r g r u n d
(Anhang)
rückt vielmehr das
r e l i g i ö s e M o t i v u n d G e p r ä g e d e r T a t : Daß es und
127 ethisch
'Tatkraft'
'Gotteseifer' waren, die Pinehas bestimmten,
lassen
s e i n e e t h i s c h e T ü c h t i g k e i t h e r v o r t r e t e n ; d a ß ihn H e r z a n t r i e b ' , w i r f t e i n L i c h t auf s e i n e daß sein Tun ein
'In-den-Riß-Treten
priesterlichen Mittler
1
'sein
Frömmigkeit;
war,
l ä ß t ihn
als
erscheinen.
In P s . 1 0 6 , d e r z u s a m m e n m i t dem e n t s p r e c h e n d e n tateuchabschnitt die Vorlage richt bildet erwähnte Eintreten
für B e n S i r a s
( P s . l 0 6 : 3 0 f und N u . 2 5 : 6 - 1 4 ) ,
'In-den-Riß-Treten' von Moses
(I)
Pen-
Pinehasbeist das
hier
fürbittendem
für das sündige Volk ausgesagt ( P s . 1 0 6 : 2 3 ) .
W i e M a e r t e n s b e m e r k t h a t , ü b e r t r ä g t B e n S i r a d i e s e s Ele ment der biblischen Mosetradition danke, Volk
auf P i n e h a s .
daß priesterlich-mittlerhaftes
Sühne schaffen kann, mag einem mit dem Kultus
bloße Vorstellung,
und kamen
später diskutiert, wie
sei, obwohl er doch gar nicht geopfert h a zu d e m S c h l u ß , d a ß
h ä t t e er ein Opfer dargebracht Rabba
21:3.
es
sühnewir
"wenn ein M a n n
B l u t d e r G o t t l o s e n v e r g i e ß t , d i e s g e r a d e so i s t ,
2
die
d a ß d i e T ö t u n g e i n e s Ü b e r t r e t e r s Sün
den sühne. Die Rabbinen haben
kend gewesen
das eng
s e i n , als
möglich gewesen sei, daß die Tat des Pinehas
1
Der G e
E i n s t e h e n für
verbundenen Menschen vertrauter gewesen
be,
1
( mj7
das als
a*"l|7n I ^ N D ) " ,
Ben Sira selbst verrät noch keine
Nu.
Kenntnis
f
Th.Maertens, L E l o g e des Peres, Bruges 1956, p . 1 1 8 .
2 Ein ganz ähnlicher Gedanke taucht auch in Joh.l6:2 auf: nÖQ 6
anoKTeLvac uuac ö ö S l AaTpeiav npoocpepeiv xcp Oecp. Daß die Diskussion um diesen Punkt schon in relativ frühe Zeit zurückreicht, zeigen die Varianten zu Ex.32:29. Im Zusammenhang mit der Geschichte vom Goldenen Kalb hatten die Leviten im Auftrag von Mose 3000 Israeli ten getötet. Nach dem masoretischen Text fordert Mose im Anschluß an diese Tat die Leviten zum Opfern auf: m n ^ DT.1 UD1 TN^n! (Ex. 3 2 : 2 9 ) . Doch die LXX, die im hellenistischen Alexandrien entstand, möchte offenbar die Rachetat der Leviten selbst als Opfer verstan den w i s s e n : SnAripaxKXTe TÖQ xelpac uuöv anuepov xupup. Und dieser Theologie folgen auch Targ. Onkelos (Nn lJ7 ->1K 1 Uip Hlllip ] 7 MIP 7
7
IID'T"») und Targ.Neofiti(Nni">
7
7
flJmp i n ^ N
7
">">•> Dfp PTfl).
Priestertum und
128
Kultus
dieser Lösung des P r o b l e m s . Er, der soeben noch von Sühne der Sünden durch Opfer gesprochen hat zeichnet die Tat des Pinehas
(45:16),
zwar als f r o m m e ,
Tat, die Sühnewirkung hat, stützt aber diese
ethische Darstellung
auf d o p p e l t e W e i s e : Zum e i n e n , i n d e m e r d i e v o m A T Zusammenhang mit Sündenvergebung vom
'Mittler' e i n f ü h r t
andern,
("Er
vertraute
und
"VNIK/
7
? 2 2 "7y 1DD"M
zum
Sühnecharakter
der Tat bezeichnenden Vers genau wörtlich aus der zitiert:
im
Vorstellung
t r a t in d e n R i ß " ) ,
indem er den entscheidenden, den
der
Torah
= Und er schuf Sühnung
für
die Söhne Israels"(45:23f=Nu.25:13). Diese letztere B e o b a c h t u n g e r h ä l t ihr v o l l e s G e w i c h t d u r c h d i e
Feststel
lung, daß - bei aller Anlehnung an Gedanken aus
Nu.25:
7-13
außer
und Ps.106:28-31
in d i e s e n V e r s e n - S i r a c h
a n d i e s e r S t e l l e in d i e s e r P e r i k o p e n i e w ö r t l i c h
aus
d e m A T z i t i e r t . D i e in 3 2 : 1 - 7 g e m a c h t e B e o b a c h t u n g , Ben Sira ein Bedürfnis verspürt, seine Aussagen die Sühnequalität
in d e m B e n S i r a e t h i s c h e s
halten und Vergebung der Sünden deutlich
in
stellt, ist die Perikope über
und Vergebung,
in
s c h e i n t s i c h zu b e s t ä t i g e n .
Ein zweiter Abschnitt,
Zusammenhang
über
sittlichen Handelns ausdrücklich
d e r T o r a h zu v e r a n k e r n ,
daß
Ver
kausalen Vergeltung
27:30-28:7:
(30)"Groll und Z o r n , a u c h d i e s e s i n d G r e u e l , u n d e i n s ü n d h a f t e r M a n n ist in i h n e n b e f a n g e n . (
1) W e r s i c h r ä c h t , w i r d v o m H e r r n R a c h e e m p f a n g e n , u n d s e i n e S ü n d e n w i r d Er ihm g a n z s i c h e r b e h a l t e n .
( 2) V e r g i b d a s U n r e c h t d e i n e m N ä c h s t e n , und dann, wenn du b e t e s t , werden deine Sünden geben werden.
ver
( 3) E i n M e n s c h h e g t g e g e n e i n e n M e n s c h e n Zorn; s o l l t e e r v o m H e r r n h e r H e i l u n g s u c h e n (können)? ( 4) E i n e m M e n s c h e n g e g e n ü b e r , d e r ihm g l e i c h i s t , er kein Erbarmen; und f ü r s e i n e e i g e n e n S ü n d e n b i t t e t e r ? ( 5) E r , d e r F l e i s c h i s t , h ä l t am G r o l l wer wird seine Sünden sühnen?
fest;
( 6) D e n k e an d a s E n d e und h ö r e a u f , zu
streiten;
hat
Traktat über den Opferkult
(Anhang)
an Z e r f a l l u n d T o d , u n d b l e i b e b e i d e n
129 Geboten.
1
( 7) D e n k e a n d i e G e b o t e und g r o l l e n i c h t d e m N ä c h s t e n 7 an d e n B u n d d e s H ö c h s t e n , und ü b e r s i e h d i e U n w i s senheit. " Vers
2, d e r d i e p o s i t i v e U m k e h r u n g v o n V.l i s t u n d in
Vv.3-5 durch rhetorische Fragen macht wird,
logisch einsichtig
ist in u n s e r e m Z u s a m m e n h a n g v o n
Interesse. Hier wird
festgestellt, die ethische
des Vergebens dem Nächsten gegenüber habe die Vergebung bzw. Sühnung ge. Das Verständnis
dieses Verses erschließt
Struktur der Perikope
zeichnet sich
Handlung
göttliche
(V.5b) d e r e i g e n e n S ü n d e n
d o c h n u r im K o n t e x t d e r g e s a m t e n P e r i k o p e .
ge
besonderem
zufol
sich j e
Folgende
ab:
1
2
A) Eine 'negative Aussage ( 2 7 : 3 0 - 2 8 : 1 ) : Groll, Zorn u n d R a c h s u c h t sind S ü n d e n , d e r e n F o l g e i s t , d a ß G o t t dem daran Festhaltenden jegliche Sündenvergebung verweigert. B) E i n e ' p o s i t i v e ' A u s s a g e ( 2 8 : 2 ) : W o e i n M e n s c h zu ver geben bereit ist, wird er selbst Sündenvergebung empfangen. C) D r e i 'negativ' f o r m u l i e r t e r h e t o r i s c h e F r a g e n ( 2 8 : 3 5) s o l l e n d i e L o g i k d e r z u v o r g e m a c h t e n A u s s a g e n deutlich machen. D) E i n e 'positiv' f o r m u l i e r t e , a l l e s z u s a m m e n f a s s e n d e S c h l u ß m a h n u n g ( 2 8 : 6 - 7 ) : In A n b e t r a c h t d e s a n s o n s t e n drohenden Gerichts soll der Mensch dem Gesetz gehor chen und versöhnlich sein. Die beiden Schlußverse Abschnitt
zusammen,
(Vv.6-7) f a s s e n d e n
gesamten
i n d e m sie auf d e r n e g a t i v e n
Seite
durch den Hinweis
a u f E n d e , Z e r f a l l u n d T o d k o n k r e t zei
gen, worin Gottes
'Rache' d e m n i c h t
Menschen gegenüber besteht
( v g l . V . l ) , und
positiv die eindringliche Mahnung schaft abschließend
vergebungsbereiten
zur
andererseits
Vergebungsbereit
u n t e r s t r e i c h e n . D e r w i e d e r h o l t e Hin-
1 So G: Suueve fivToAaüC. S könnte eine interpretative Paraphra se dazu sein: "Stehe davon ab, zu sündigen." 2
J.Haspecker, op.cit., p.55, will in der Struktur dieses Ab schnitts ein 'Positiv-Negativ-Positiv'-Muster finden, übersieht aber dabei, daß die Perikope in 27:30-28:1 ja mit einer 'negativen Aussage beginnt.
1
Priestertum und
130
w e i s auf d a s
"Gebot
1
bzw.
Kultus
'Gesetz' zeigt dabei, daß
Ben
S i r a an e i n G e b o t g e d a c h t h a b e n m u ß , d a s s o w o h l G r o l l , Z o r n und R a c h s u c h t d e m N ä c h s t e n g e g e n ü b e r v e r b i e t e t , als a u c h ein z u v o r k o m m e n d e s V e r h a l t e n g e g e n ü b e r
ihm befiehlt.
E s s c h e i n t so g u t w i e s i c h e r , d a ß e r s i c h auf
Lv.l9:17f
bezieht: (17)"Du s o l l s t d e i n e n B r u d e r n i c h t h a s s e n in d e i n e m Herzen. Gewiß sollst du deinen Nächsten zurecht w e i s e n , a b e r d u s o l l s t n i c h t w e g e n i h m S ü n d e auf dich laden. (18) D u s o l l s t d i c h n i c h t r ä c h e n u n d s o l l s t n i c h t G r o l l hegen gegen die Kinder deines V o l k s . Du sollst deinen Nächsten lieben w i e dich selbst: Ich b i n der Herr!" O b w o h l d a s F e h l e n v o n H in S i r . 2 7 : 3 0 - 2 8 : 7 nauen Wortvergleich m i t Lv.l9:17f doch schon von G her klar, daß die beider Texte
zu o f f e n s i c h t l i c h
lig sein k ö n n t e n ,
1
einen g e
nicht erlaubt,
sind, a l s d a ß s i e
u n d d a ß s i c h d i e in V v . 6 - 7
'Gebote' k o n k r e t auf L v . l 9 : 1 7 f
wird
Übereinstimmungen
beziehen
zufäl
erwähnten
dürften.
2
Vergleicht man nun dieses Torahgebot mit unserer Sirachperikope, Entwicklung
so z e i g t s i c h d e u t l i c h e i n e
interpretative
z w i s c h e n V o r l a g e und E n d p r o d u k t . O b w o h l
S i r a w i e f a s t i m m e r , w e n n e r s i c h auf e i n e n Text bezieht, recht frei seine eigene anwendet,^ werden die Hauptpunkte
Ben
at-lichen
Ausdrucksweise
seiner Vorlage
doch
1
Vgl.die Aussagen: "Du sollst deinen Bruder nicht hassen"(Lv.19: 17) und "Du sollst keinen Groll hegen gegen die Kinder deines Volks" (Lv.19:18), mit Sir.27:30a und 28:3-7. Weiter: "Du sollst dich nicht rächen"(Lv.l9:18) mit Sir.28:1; und: "Du sollst nicht wegen ihm Sünde auf dich laden"(Lv.19:17) mit Sir.27:30b. 2
Lv.l9:18 scheint auch sonst wiederholt die Basis für soziale Anweisungen im Sirachbuch zu sein. Th.Middendorp, op.cit., p.60, hat zwar übersehen, daß dieser Vers der hier behandelten Perikope unterliegt, findet darauf aber Bezug genommen in Sir.31:15 ("Ver stehe, dein Nächster ist wie du, und alles, was dir zuwider ist, beachte [um es ihm nicht anzutun}"); s.auch 6:10 und 37:2. 3
J.K.Zink, The Use of the 0T in the Apocrypha (Diss.), Duke University/USA 1963, p.88, spricht von einem paraphrastischen Gebrauch des AT bei Ben Sira.
Traktat über den Opferkult unschwer transparent. Wie Lv.l9:17f t e h a t ('Hasse n i c h t ' ; Groll') und eine
(Anhang) eine
' n e g a t i v e ' Sei
'räche d i c h n i c h t ' ;
'positive' Seite
131
'hege
keinen
('Liebe d e i n e n
sten w i e dich s e l b s t ' ) ,
so haben B e n Siras
zwei g a n z e n t s p r e c h e n d e
Seiten. Die 'positive'
Näch
Ausführungen Seite,
die von der Nächstenliebe handelt, hat er entsprechend i h r e m K o n t e x t , d e r v o n 'Groll' u n d 'Rache' s p r i c h t , ganz konkret auf den A k t der Vergebung dem Nächsten g e genüber gedeutet
(28:1-2).
Im Blick auf die
'negative'
Seite des Gebots, die das Hassen, Grollen und Sich-Rächen untersagt, hat er die Implikationen dieser
Verbote
herausgearbeitet. Dabei
Drei
schritt der Reflexion Zorn,
zeichnet sich folgender
a b : 1) V e r b i e t e t G o t t G r o l l u n d
so ist d e r , d e r daran festhält, ein
Mann"(27:30);
'sündhafter
2)wer an diesen Sünden der mangelnden
Vergebungsbereitschaft
festhält, wird selbst auf Grund
der Vergeltung Gottes keine Sündenvergebung gilt das Vergeltungsprinzip m u ß es logischerweise
f i n d e n ; 3)
auf der 'negativen'
Seite,
auch auf der 'positiven' gelten -
e i n G e d a n k e n s c h l u ß , d e r B e n S i r a zu d e r s p ä t e r i m N T aufgegriffenen Aussage führt: "Vergib das Unrecht nem Nächsten, und dann, wenn du betest, werden Sünden vergeben werden"(28:2; vgl.Mt.6:12+14f). neue theologische Maxime, die der menschlichen bungsbereitschaft
als Folge Gottes Vergebung
hat Ben Sira nun zwar aus einer
dei
deine Diese Verge
zusichert,
Interpretation der T o
r a h a b g e l e i t e t , a b e r e r v e r s p ü r t d o c h n o c h d a s Bedürfnis, sie in z w e i f a c h e r W e i s e a b z u s i c h e r n . einen kurzen Hinweis
Zum einen fügt er
a u f d a s G e b e t m i t e i n ("...und
dann, wenn du betest, werden deine Sünden
vergeben"),
wodurch er seine Aussage m i t dem vom A T her schon v e r trauten Sühneweg des Bußgebets kombiniert. Ein Novum bleibt diese Kombination
aber trotzdem,
insofern sie
m i t dem Gebet um Vergebung nicht Kult- oder en verbindet,
Bußleistung
sondern eben sittliches Handeln.- Zum a n
d e r n f ü g t e r in V v . 3 - 5 d r e i r h e t o r i s c h e F r a g e n a n , d i e
Priestertum und
132
Kultus
die Logik seiner Aussagen einsichtig machen
sollen.
W e i t s t ä r k e r a l s in 3 2 : 1 - 7 , w o B e n S i r a in
direkter
Auseinandersetzung mit seinen Gegnern schreibt, hier seine vorsichtige
Zurückhaltung
ter Hinweis auf das Gebot argumentiert der Torah her, stützt seine Aussage leicht einleuchtende Argumente und
kommt
zum A u s d r u c k . er direkt
zusätzlich
Un
von
durch
läßt dem g e s e t z e s
konformen, ethischen Verhalten nur insofern
Sühnkraft
z u k o m m e n , a l s es m i t d e m G e b e t u m V e r g e b u n g
kombiniert
ist. Die deutlichsten Aussagen Ben Siras Sittlichkeit
z u r S ü h n k r a f t der
f i n d e n s i c h in 3 : 3 . 1 4 f . 3 0 . D a b e i g e h ö r t
V.
3 0 n i c h t zur g l e i c h e n P e r i k o p e w i e V v . 3 + 1 4 f , w e s h a l b
er
getrennt Versen tern,
zu b e t r a c h t e n
ist. Wir wenden uns
zunächst
den
z u , d i e in d e r P e r i k o p e ü b e r d a s E h r e n d e r E l 3:1-16,
enthalten
sind:
( 3)"Wer den Vater ehrt, sühnt Sünden, ( 4) u n d w i e e i n e r , d e r S c h ä t z e s a m m e l t wer die Mutter verehrt.
ist,
(14) W o h l t ä t i g k e i t , n ä m l i c h , d e m V a t e r g e g e n ü b e r w i r d nicht vergessen werden, u n d a n s t e l l e v o n S ü n d e n w i r d s i e zugerechnet^werden. (15) A m T a g d e r N o t w i r d d e i n e r g e d a c h t w e r d e n : W i e w e n n H i t z e a u f E i s t r i f f t , so w e r d e n d e i n e Sünden aufgelöst werden." W i e H a s p e c k e r b e m e r k t , i s t 3:1-16
"eine der
sorgfäl
tigsten und wohl auch eigenständigsten Kompositionen Buch S i r a c h " .
2
Einleitend wird
in V v . 1 - 2 d a s v o n
verfügte und mit einer Heilsverheißung versehene
Gott Ehren
von Vater und Mutter als Thema eingeführt. Es folgt Hauptteil, V v . 3 - 1 5 , der aus drei Strophen
zu je
Distichen besteht. Die erste Strophe, V v . 3 - 7 ,
1
im
der
vier
b i l d e t ei-
m
Frei übersetzt für H :yujn('befestigt-, festgestellt w e r d e n ' ) und G: TTpocRDLHOcounOnaexaL ('hinzugebaut w e r d e n ' ) . 2
J.Haspecker, op.cit., p.126. Zur Gliederung der Perikope äus sert sich Haspecker sehr sorgfältig, ibid., pp.59+125f; ähnlich 0.Rickenbacher, op.cit., p.145.
Traktat über den Opferkult
ne thematische Die
(Anhang)
133
D a r l e g u n g ü b e r d e n S e g e n d e r Elternehrung.
zweite und dritte Strophe haben paränetischen
rakter, wobei auf die Ermahnungen Verheißungen Vv.8-11,
jeweils
motivierende
folgen. Die Paränese der zweiten
ist zunächst positiv
gerichtet, und geht dann
sich durchwegs
Strophe,
auf die Ehrung der Eltern
zu der Warnung über, d i e e i g e -
ne Ehre nicht auf Kosten der Ehre des Vaters Die Ermahnungen
Cha-
der dritten
zu s u c h e n .
Strophe, Vv.12-15,
beziehen
auf das Verhalten den alt und hilfsbe-
dürftig gewordenen
Eltern gegenüber. Mit einer
schen Schlußwarnung,
emphati-
d i e sachlich auf das in Vv.lf e r -
wähnte Gottesgebot
zum Ehren der Eltern
und den Übertreter
einen vom Herrn verfluchten
lästerer nennt, kommt die Perikope
zurückgreift Gottes-
i n V . 1 6 zu i h r e m A b -
schluß . Das Lehrgedicht
Sir.3:1-16 mag einen kleinen
in d i e P r a x i s e i n e r w e i s h e i t l i c h schriftgelehrter matisch
angewandten
Torahinterpretation
stellt der Lehrer
Einblick
Darbietung
gewähren.
Program-
in V.l d e n Gegenstand d e r
folgenden Ausführungen v o r : "Vernehmt,
ihr Söhne, das
Gebot vom Vater und handelt danach, damit ihr Heil e r langt!"
1
logsgebot
In f r e i e r F o r m u l i e r u n g w i r d h i e r d a s 5 . D e k a (Ex.20:12; Dt.5:16)
stand eingeführt. im E i n z e l n e n
nehmt,
Im F o l g e n d e n w i r d d i e s e s G e b o t
erklärt und konkretisiert. Man kann
Lehrkomposition Elterngebot
als Interpretationsgegen-
als einen Kommentar
der Torah b e z e i c h n e n .
2
dann diese
oder Midrasch zum Die Anrede
('Ver-
ihr Söhne, das Gebot v o m Vater'; V.l) legt d i e
Vermutung
nahe, daß w i r es hier mit einer Form der w e i -
1 In V . l a folgt die Übersetzung S, das nach J.Gamberoni, "Das Elterngebot im A T , BZ 8 ( 1 9 6 4 ) : 179, die ursprüngliche und u n z w e i deutige Fassung bietet. Übrigens kann G (£A£YUÖv nnxpoQ a x o u a o c r e , T & t v a ) durchaus im Sinne von S übersetzt w e r d e n , wenn m a n naxpOQ als G e n . o b j . auffaßt. 1 1
2
J.Gamberoni, loc.cit., nennt die Perikope "einen ausführlichen Kommentar zum Elterngebot des D e k a l o g s " , bzw. (pp.180+181) eine "rationalisierende Interpretation" und "aktuelle Erläuterung".
134
Priestertum und
Kultus
s e n , auf d i e T o r a h g e g r ü n d e t e n L e h r r e d e
zu t u n h a b e n ,
w i e sie d e r s c h r i f t g e l e h r t e W e i s e in s e i n e m vorgetragen haben mag:
zuerst wird der
Lehrgegenstand
angekündigt, worauf dann die Entfaltung diesem Fall als aktuelle
Lehrhaus
folgt, die
Interpretation des
Dekalogge
bots gewissermaßen direkt der Studierstube des gelehrten
Schrift
entstammt.
D a s G e b o t w i r d auf k o n k r e t e S i t u a t i o n e n h i n tiert: quicken
interpre
'Vater u n d M u t t e r e h r e n ' , h e i ß t , d i e M u t t e r (V.6b),
seinen Erzeugern dienen
n i c h t auf K o s t e n d e s V a t e r s stellen wollen gen
in
(Vv.lOf),
(V.7b),
in e i n g ü n s t i g e r e s
Licht
für die alternden Eltern
(Vv.l2ff). Es geht ihm um ein Ehren
sor
'mit W o r t
und
T a t ' ( V . 8 a ) . D a b e i ist d i e s e s E h r e n n i c h t n u r e i n e ale, sondern auch eine religiöse Pflicht: Das Verhalten den Eltern gegenüber wird
h a t und b e i r e c h t e r A u s ü b u n g gung ahndet
segnet, bei
Relation
befohlen
Vernachlässi
(3:2.6b.7a.16). Die dem Elterngebot
kalog beigegebene
Zusage Gottes
im D e
("...auf d a ß d u
l e b e s t [und es d i r w o h l e r g e h e ; D t . 5 : 1 6 J
sozi
rechte
in d i r e k t e
g e s e t z t zum V e r h a l t e n g e g e n ü b e r G o t t , d e r e s
er
sich
lange
in d e m L a n d e ,
das dir Jahwe, dein G o t t , g i b t " ; Ex.20:12) wird von S i r a c h auf e i n e R e i h e i r d i s c h e r u n d r e l i g i ö s e r heißungen hin ausgelegt. Der Gehorsam wirkt 'Segen'
(Vv.lb+8b)
in e i n e m s e h r p r a k t i s c h e n
bewirkt langes Leben
(V.6a),
ein Sich-Freuen-Können (V.5a),
Segensver 'Heil'
stärkt das Haus
auch Erhörung der Gebete
(V.9a), hat zur
(V.lla), bewirkt
(V.5b), Vergebung der
( V v . 3 . 1 4 . 1 5 b ) und - a l s F o l g e d e s l e t z t e r e n aus der Not
Sinn: E r
an den eigenen Kindern
läßt Ehre zuteil werden
und
Folge aber
Sünden Rettung
(V.15a).
W i e schon aus seiner programmatischen Äußerung lb h e r v o r g e h t , langen Lebens
in V .
faßt Ben Sira die Dekalogsverheißung (und W o h l e r g e h e n s )
einem recht umfassenden
als
'Heilszusage'
Sinn auf. Einem Weisen, dem
e s c h a t o l o g i s c h e H o r i z o n t f e h l t , d e r ü b e r d e n Tod
des in der
hinaus
Traktat über den Opferkult keine Hoffnung hegt
(Anhang)
(cf.14:11-19; 30:17;
die göttliche Verheißung
135
38:20-23),
e i n e s l a n g e n , im
1
muß
Wohlergehen
g e f ü h r t e n L e b e n s ja a u c h t a t s ä c h l i c h a l s d a s s u m m u m b o num erscheinen. Weil für ihn keine jenseitige
Vergeltung
existiert, und er entsprechend nicht nur eine
aus
schließlich diesseitige Belohnung wartet,
für d e n G e h o r s a m
sondern eben immer auch einer rein
Vergeltung
f ü r S ü n d e n in F o r m v o n K r a n k h e i t ,
und Tod gewärtig sein m u ß , se a u c h d i e V e r h e i ß u n g
2
m u ß für ihn
eines
Unglück
notwendigerwei
l a n g e n L e b e n s im W o h l e r g e
hen, w i e sie das Elterngebot der Sündenvergebung
er
diesseitigen
formuliert, mit dem
verknüpft
sein. Denn w o
Vergebung
d e r S ü n d e n i s t - u n d n u r d a l - , ist a u c h l a n g e s und Wohlergehen; und umgekehrt: w o dieses Leben ist, muß auch Nachlaß der Sünden
Segen
Leben
verheißene
sein.
Von hier aus ist leicht einsichtig, w i e Ben Sira seiner Interpretation
d e s 5.Gebots
knüpften Segensverheißung
und der damit
bei
ver
zu d e r A u s s a g e k o m m t , auf
dem
Gehorsam dem Elterngebot gegenüber
liege die
der Sündenvergebung.
ist in s e i n e r A u s l e
Diese Aussage
gung der Segensverheißung
durchaus nicht
sondern hat konstitutive Bedeutung
Verheißung
nebensächlich,
für die übrigen, oben
genannten Konkretionen des S e g e n s . Formal kommt Vorrangstellung Ausdruck,
der Sündenvergebung
daß der Hauptteil
diese
schon dadurch
(Vv.3-15) d e s
in F o r m e i n e r I n k l u s i o n v o n j e n e n A u s s a g e n
zum
Lehrgedichts umklammert
i s t , d i e d e r E h r u n g d e r E l t e r n b z w . d e m E r w e i s v o n Wohl tätigkeit Sünden
ihnen gegenüber
zusprechen
als F o l g e d i e V e r g e b u n g
der
( V v . 3 + 1 4 f ) . Für d i e B e t r a c h t u n g
Ben
S i r a s a l s L e h r e r ist d a b e i b e m e r k e n s w e r t , d a ß e r p ä d agogisch g e s c h i c k t in g a n z k n a p p e r F o r m s c h o n zu
Beginn
1 J.Gamberoni, op.cit., p . 1 8 0 , spricht von einem "Fehlen des eschatologischen D u r c h b r u c h s " bei Ben Sira. 2
Daß Krankheit, Unglück und Tod bei Sirach als von Gott gesand te Strafen für Sünde verstanden werden können, deutet sich an in 18:20f; 28:6; 38:15; 40:1-11; 4 1 : 3 - 1 0 .
Priestertum und
136
Kultus
eine jener für seine Hörer vielleicht
überraschenden
S ü h n e a u s s a g e n b r i n g t , d i e a b e r für i h n s e l b s t v o n besonderer Originalität und Bedeutung w a r e n , und daß er
dann
zum S c h l u ß s e i n e r L e h r r e d e auf e b e n d i e s e s b e r e i t s
ein-
g e f ü h r t e I n t e r p r e t a m e n t n o c h m a l s in e t w a s rer Form zurückkommt.
Doch auch seine
ausführliche-
persönliche
Frömmigkeit und sein Ernstnehmen der Sündenfrage
kommen
in d i e s e r d u r c h d i e S t i l f i g u r d e r I n k l u s i o n z u m Ausdruck gebrachten Betonung
zum T r a g e n . N i c h t a l l e i n d i e
sche Segensverheißung notwendig
des Dekalogsgebots,
sondern
implizierte Vergebungsverheißung
rückt sie sogar als Vorbedingung
irdidie
sieht er
und
d e s S e g e n s in d e n V o r -
dergrund. Wieder hat sich gezeigt, wie Ben Sira seine
Aussagen
ü b e r d i e S ü h n e q u a l i t ä t e t h i s c h e n T u n s in e n g s t e r
Anleh-
nung an die Torah entwickelt. Gegenüber der Polemik Opfertraktats wirken
des
seine Ausführungen hier vergleichs-
w e i s e r u h i g und a b g e k l ä r t . D i e A u s f ü h r u n g e n d i e s e s Lehrgedichts dürften wohl ein späteres Reflexionsstadium D e n k e n B e n S i r a s d a r s t e l l e n , als d i e e n t s p r e c h e n d e n der Auseinandersetzung
geformten Aussagen
im
Opfertrak-
t a t . N i c h t e t w a , w e i l sie f r ü h e r e n t s t a n d e n w ä r e , die Perikope
ist
3:1-16 so w e i t a n d e n A n f a n g d e s B u c h e s
stehen gekommen,
sondern aus rein thematischen
des Gottesfürchtigen
zu
Gründen.
Nachdem die ersten beiden Kapitel des Buches über Verhältnis
im in
das
zu G o t t g e h a n d e l t haben,
k o m m t n u n s e i n V e r h a l t e n d e n n ä c h s t e n A n g e h ö r i g e n gegenü b e r zur S p r a c h e , b e v o r s i c h d e r T h e m e n k r e i s d a n n ter
ausdehnt.
Auf dem Hintergrund dieser durch gewonnenen Aussagen
Torahinterpretation
in 3:3+14f e r k l ä r t s i c h n u n
der Vers 3 0 : "Flammendes so sühnt Wohltätigkeit
1
wei-
1
mühelos
Feuer löscht das Wasser aus:
(£Aenuoauvn/np7Y)
Sünden."
Es
J.Haspecker, op.cit. , pp,126f, hält die Einfügung des Abschnitts an dieser Stelle aus Gründen einer rein 'natürlichen Themenfolge für 'ganz überlegt'. 1
Traktat über den Opferkult
(Anhang)
handelt sich hier lediglich um eine
verallgemeinernde
Formulierung des konkret am Elterngebot Gedankens von W . 1 4 f ,
entwickelten
daß die am alternden Vater
Wohltätigkeit v o n Gott zur Vergebung Wenn nun K.Koch
137
angerechnet
zu V . 3 0 kommentiert:
geübte wird.
"Was d u r c h Recht-
schaffenheit w e t t g e m a c h t w e r d e n k a n n , sind V e r g e h e n v o n geringerem A u s m a ß . Solche Werke versöhnen auch k e i n e s wegs Gott. Sie sorgen vielmehr
für Ausgleich
zwischen
Guttats- und Übeltatssfäre, ehe Gott eingreift und den betreffenden Menschen heimsucht",
1
so geht er m i t die
ser Aussage weiter, als die Evidenz erlaubt. Denn
weder
wird aus dem Sirachbuch deutlich, daß Ben Sira die Süh newirkung
sittlichen Handelns nur auf kleinere
Vergehen
bezog, noch, daß er ihm nur aufschiebende Wirkung zu sprach. Reflexionen dieser A r t mag das spätere tum angestellt haben
scheint dies alles noch Zusammenfassend wird
aber
unreflektierter. sich urteilen
lassen, daß die
in d e r I n t e r p r e t a t i o n d e s O p f e r t r a k t a t e s
aufgezeigte
Haltung Ben Siras in K u l t - und Sühnefragen Untersuchungen
Rabbinen-
(cf. m . Y o m . 8 : 8 ) . B e i S i r a c h
in d i e s e n
zur Sühnekraft ethischen Handelns in
seinem Werk Bestätigung und Ergänzung
erfahren h a t . Es
hat sich bestätigt, daß er dem ethischen Handeln so ohne weiteres Sühnekraft
nicht
zuspricht. Er entwickelt
seine diesbezüglichen Gedanken jeweils im engen A n schluß an die Torah, sichert sich dadurch ab und e r gänzt sie u.U. noch durch vertraute Motive priesterli chen Mittlerhandelns
oder des reuevollen Bußgebets. Nur
in A u s s a g e n , d i e e r i n d e r r u h i g e n S i t u a t i o n d e s L e h r h a u s e s m a c h t , ä u ß e r t e r s i c h in g r ö ß e r e r
Selbstverständ
lichkeit und kann eine hier gewonnene Einsicht auch ein mal als ungeschützten Lehrsatz formulieren. Doch wird m a n davon ausgehen dürfen, d a ß die Sittlichkeitsbetonung des Kultfreundes
1
Sirach, insofern sie den kultischen
K.Koch, "Sühne und Sündenvergebung", EvTh
26(1966):238.
138
Priestertum und Kultus
Bereich tangiert, ursprünglich
e i n e r im I n t e r e s s e d e s
Kultus geführten Auseinandersetzung
entwuchsen. Die
h i e r d u r c h v e r a n l a ß t e n u n d in d e r T o r a h
abgesicherten
Aussagen führten im G r u n d e doch über das A T h i n a u s . E i ne zweite Reflexionsstufe von kultischer und stimmt oder
aber, die nun das Verhältnis
'ethischer' Sühne vergleichend b e
(im S i n n e d e r R a b b i n e n ) A u s m a ß u n d W i r k u n g s
grad der Sühne durch sittliche Taten definiert, bei Sirach noch g a n z . Neben der kultischen f ü r ihn
(ganz
'torahgemäß') die Vergebung durch
s a m d a , d i e b e i i h m a b e r in k e i n e r W e i s e Konflikt mit ersterer tritt und seine eines recht geübten Kultus
§ 5;
Gehor
in b e w u ß t e n
Wertschätzung
in k e i n e r W e i s e
Ben Sira über das religiöse im K r a n k h e i t s f a l l
fehlt
Sühne ist
schmälert.
Verhalten
(38:9-11)
A.) Der Text v o n 3 8 : 9 - 1 1 . ( 9 ) " M e i n S o h n , in d e i n e r (G,S,L) K r a n k h e i t s e i n i c h t lässig: Bete zu G o t t , d e n n E r s c h a f f t H e i l u n g ( H ) . (10) W e n d e d i c h a b v o n Ü b e l t a t u n d r e i n i g e d i e H ä n d e und v o n a l l e n S ü n d e n (H) m a c h e r e i n d a s H e r z .
1
2
(11) O p f e r e l i e b l i c h e n G e r u c h u n d G e d ä c h t n i s o p f e r und m a c h e f e t t d a s Z u b e r e i t e t e ( O p f e r ) b i s z u r Grenze deines Vermögens4." 3
1
b
In V . 1 0 a ist H(0">JD 13nm = "...und vom Ansehen der P e r s o n " ) gemäß Ginai eööuvov xeipoc) in D D D 12 m umzuändern; cf.R.Smend, op. cit. , p.340; Box/Oesterley, op. cit. , p.450; J.Marböck, op. cit .,p. 154. 7
2
S streicht den Vers entsprechend seiner kultfeindlichen Ten denz. In H ist die erste Vershälfte weitgehend defekt, wird aber von F.Vattioni, Ecclesiastico, Neapel 1968, p . 2 0 1 , in Übereinstimmung mit G als m D T N [l] m [ r P J 0A]n rekonstruiert. G fügt lediglich noch an, daß das Gedächtnisopfer aus Mehl bestand. 3
4
H: i n y . G verdeutlichend: npcocpopd ( c f . 5 0 : 1 4 ) . m
H ( H ) : "pin Die Übersetzung folgt W . G e s e n i u s , Hebräi sches und Aramäisches Handwörterbuch, Berlin 191517, p . 3 5 4 . G (UJQ UT) ÖTXcSpXCOv = "...als ob du nicht [ m e h r am Leben] wärst", dem V.Ryssel, op.cit., p . 4 1 8 , folgt) gibt keinen rechten Sinn. R.Smend, op. cit. , p . 3 1 4 , vermutet h i e r ein ursprüngliches CJQ TO unopxov.
Das religiöse Verhalten B.)
Einordnung von Die Verse
kope,
38:9-11
im n ä h e r e n
38:9-11 befinden
Perikope
folgendermaßen
Vv.1-8:
139
Kontext.
sich inmitten einer
die sich mit der rechten Haltung
Arzt gegenüber beschäftigt
I.)
im Krankheitsfall
des Frommen
(38:1-15). Man kann
gliedern:
Peridem
diese
1
Begründete Aufforderung
zur E h r u n g
des
Arztes: 1) V . l : P e r s ö n l i c h e A u f f o r d e r u n g , d e n A r z t zu e h r e n , w e i l G o t t ihn g e s c h a f f e n h a t . 2) V v . 2 - 3 : B e g r ü n d u n g v o n V.l d u r c h H i n w e i s auf d i e Z u t e i l u n g v o n G a b e n (V.2a/H) u n d E h r u n g e n , die dem Arzt von Gott und irdischen W ü r d e n t r ä gern zukommen. V.2a korrespondiert dabei mit V.lb, und Vv.2b-3 m i t V . l a . Impliziert ist ein S c h l u ß a m a j o r e ad m i n u s : W i r d d e m A r z t v o n höchster Stelle aus Begabung und Ehrung zuteil, so s o l l t e a u c h d e r a l l g e m e i n e L e s e r zu s e i n e r Ehrung bereit werden. 3) V v . 4 - 8 : T h e o l o g i s c h e V e r a n k e r u n g d e r m e d i z i n i s c h e n H e i l k u n s t in d e r S c h ö p f u n g s o r d n u n g Gottes. I I . ) V v . 9 - 1 1 : E r m a h n u n g zum r e c h t e n r e l i g i ö s e n t e n im K r a n k h e i t s f a l l .
Verhal
1) V . 9 a : E i n l e i t e n d e A u f f o r d e r u n g zum H a n d e l n im Krankheitsfall. 2) V . 9 b : A u f f o r d e r u n g zum G e b e t . 3) V . 1 0 : A u f f o r d e r u n g zur A b k e h r v o n a l l e r S ü n d e . 4) V . l l : A u f f o r d e r u n g zur D a r b r i n g u n g v o n O p f e r n . III.) V v . 1 2 - 1 5 : Integration von ärztlich-medizinischen und religiösen G e s i c h t s p u n k t e n . 1) V . 1 2 : E i n e zu V.l p a r a l l e l e A u f f o r d e r u n g , d e n A r z t zu e h r e n u n d zu g e b r a u c h e n , w e i l G o t t i h n geschaffen hat. Diese Aufforderung wird durch DAT u n d DA "O m i t d e n v o r a n g e h e n d e n r e l i g i ö s e n Mahnungen zusammengeschlossen. 2) V v . 1 3 - 1 4 : Z u r w e i t e r e n E m p f e h l u n g d e s A r z t e s w i r d b e t o n t , d a ß er u m G e l i n g e n b e t e t . 3) V . 1 5 : D e r Z u s a m m e n h a n g v o n S ü n d e u n d K r a n k h e i t wird angesprochen: Sünde macht krank und n ö t i g t zur B e a n s p r u c h u n g des A r z t e s . 1 G.v.Rad, Theologie des A T , Vol.I, p . 2 8 8 , gliedert allzu grob in zwei Teile: a ) V v . 1 - 8 : Begründung der Legitimität des Arztes in theo logischer Weise; b ) Vv.9-15: Nicht-theologische Ausführungen.0.Rickenbacher, op.cit., p . 1 5 4 , ist in seiner Gliederung zu sehr nur an Formalaspekten (Anrede mit 'Du' oder 'Er') orientiert, w e n n er in folgende Teile untergliedert: V . 1 / V v . 2 - 8 / V y . 9 - 1 4 / y . 1 5 . - J.Mar böck, op.cit. , pp.l54f, gliedert zu schematisch in 'rational-profa ne ' ( V v 7 2 3 + T D und ' religiöse ' (Vv.4-7+14) Abschnitte. I
140
Priestertum und Die Vv.9-11
Kultus
sind also eingerahmt von
die eine Auseinandersetzung
theologischer Weisheit
dem medizinisch-wissenschaftlichen len.
1
Inmitten dieser positiven
lenistischen Wissenschaft
Ausführungen,
Fortschritt
mit
darstel
Interaktion mit der hel
seiner Zeit stellt Ben
Sira
in V v . 9 - 1 1 d i e f ü r i h n a l s f r o m m e n J u d e n im K r a n k h e i t s fall geltenden traditionell-religiösen
Verhaltensweisen
h e r a u s . F ü r ihn g i b t es k e i n e n t w e d e r / o d e r
im B l i c k
auf
das Verhältnis von Medizin und Glauben, sondern - w i e schon der Aufbau der Perikope und der bewußte tionsversuch von Theologie und Wissenschaft ein sowohl/als C.)
Integra
zeigt - nur
auch.
Ben Siras Aussagen über das religiöse Verhalten
im
Krankheitsfall. G.v.Rad
hat über Ben Siras Arztperikope
Verdikt ausgesprochen:
folgendes
"Das G a n z e i s t d a s t y p i s c h e D o k u
ment einer Aufklärung, die doch den
altüberkommenen
Glauben nicht preisgeben w i l l . Aber sie steht nicht mehr in i h m u n d b e m ü h t d i e T h e o l o g i e n u r n o c h , u m d e m A r z t . . . nachträglich die Legitimation
zu g e b e n . "
2
Es l ä ß t s i c h j e d o c h f r a g e n , o b B e n S i r a w i r k l i c h Mann der 9-11
'Aufklärung'
der
i s t , d e r h i n t e r d e m , w a s e r in
über altüberkommene Glaubenswerte
sagt, nicht
voll und ganz steht und diese nur deswegen
W.
mehr
erwähnt,
w e i l sie ihm zur Legitimation des Neuen willkommen
sind
b z w . w e i l e r zu e i n e r l e t z t e n T r e n n u n g v o m A l t e n
doch
n o c h n i c h t b e r e i t i s t . Ihn s o zu z e i c h n e n , h i e ß e
näm
lich, seine allenthalben
sich zeigende Frömmigkeit
Gottesfurcht verkennen, 3 und seine allgemeine haltung hinsichtlich
und
Zurück
der hellenistischen Aufklärung
un-
1
Zu den Aussagen Ben Siras über Arzt und Medizin, s.J.Marböck, op.cit., pp.155-160. 2 G.v.Rad, op.cit., p.288. Dagegen J.Marböck, op.cit., pp.l56ff. 3 Vgl. dazu das Werk von J.Haspecker, Gottesfurcht bei Jesus Sirach, (passim).
Das religiöse Verhalten
im
Krankheitsfall
terzubewerten. Zudem war die Kombination von Anrufung Jahwes
im K r a n k h e i t s f a l l u n d
medizinischer Heilanwendung
141
gläubiger
gleichzeitiger
s c h o n in d e n b i b l i s c h e n
ditionen vorgegeben, wie der Fall Hiskias
zeigt
2 0 : 1 - 7 ; J e s . 3 8 : 1 - 2 1 ) . Ben Sira befindet sich also s e i n e m V e r s u c h e i n e r S y n t h e s e d u r c h a u s n i c h t auf lisch-aufklärerischem
mit unbib
N e u l a n d . L e d i g l i c h r i e f d i e Inten
sivierung der Fragestellung
durch das Vordringen
des
Hellenismus nach einer gründlicheren denkerischen einandersetzung
Tra
(2.KÖ.
und einer theologischen
Aus
Verarbeitung
der Problematik, die der alten Praxis innewohnte.
Die
Dringlichkeit dieser Interaktion bestimmt die Ausführ lichkeit der Darlegungen Sirachs über die des Arztes
Einordnung
in e i n v o m G l a u b e n g e p r ä g t e s D e n k e n . D a ß das,
w a s e r ü b e r d i e im K r a n k h e i t s f a l l religiösen Gesichtspunkte
sagt
zu
berücksichtigenden
(Vv.9-11),
f ü r ihn
e t w a s im G r u n d e Ü b e r h o l t e s w a r , s o n d e r n e i n e n P l a t z in s e i n e m D e n k e n e i n n a h m ,
zeigen nicht nur die
Vv.12-14 vorgenommenen
ernsthaften Versuche der
nung des Medizinischen
in d e n r e l i g i ö s e n R a h m e n ,
dern überhaupt die mancherlei Sirachbuch
wird
son
zu d e n in V v . 9 - 1 1 g e ä u ß e r t e n G e d a n k e n
sich noch
in
Einord
Parallelen, die sich
(s.u., p a s s i m , d i e e n t s p r e c h e n d e n V e r w e i s e ) . aus
nicht
zentralen
im
finden
Darüberhin
z e i g e n , d a ß B e n S i r a in s e i n e n r e
l i g i ö s e n A u s s a g e n n i c h t n u r m i t b e i d e n F ü ß e n in d e r b i b lischen Tradition
steht, sondern mit seinen
g e n in d i e s e m Z u s a m m e n h a n g n o c h ü b e r d i e s e Ausdrücklich wehrt stische Haltung
Opferaussa hinausgeht.
sich Ben Sira gegen eine
im K r a n k h e i t s f a l l . I m p l i z i e r t
s c h o n in s e i n e r A u f f o r d e r u n g
fatali ist
zur I n a n s p r u c h n a h m e
Arztes, doch k o m m t es e x p l i z i t e r s t im Z u s a m m e n h a n g seinen Anweisungen
zum r e l i g i ö s e n H a n d e l n
" M e i n S o h n , in d e i n e r K r a n k h e i t sei n i c h t worauf dann einzelne Anweisungen
zum
dies des mit
Ausdruck:
lässig!"(V.9a),
zu g l a u b e n s m ä ß i g e m Tun
folgen. Diese betonte Einführung der Richtlinien
zum
Handeln
P r i e s t e r t u m und
142
Kultus
a u s dem G l a u b e n im K r a n k h e i t s f a l l
e r k l ä r t s i c h aus
in d o p p e l t e r W e i s e s i c h z e i g e n d e n B e d e u t u n g d e s ö s e n S e k t o r s im P r o b l e m f e l d
von Krankheit und
der
religi
Heilung:
Z u m e i n e n v o n d a h e r , d a ß B e n S i r a im K r a n k h e i t s f a l l
die
letzte H i l f e v o n G o t t h e r - a l s o auf r e l i g i ö s e r E b e n e erwartet
(selbst d u r c h d e n A r z t h a n d e l t ja G o t t :
zum a n d e r n v o n d a , d a ß er a u c h d i e l e t z t e sache a u f d e m r e l i g i ö s - e t h i s c h e n Sünde des Menschen
sucht
sichtspunkten wicht
in d e r
W o Ursache und
Heilung
so eng mit dem Religiösen
bunden sind, muß - bei aller Einbeziehung und schen V e r a n t w o r t u n g
V.14);
Krankheitsur
Gebiet, nämlich
(s.u.).
der K r a n k h e i t im L e t z t e n
-
ver
theologi
der Medizin - den religiösen G e
in d e r H e i l u n g s f r a g e
ein besonderes
Ge
zukommen.
Die erste konkrete Anweisung trifft die persönliche
in d i e s e n V e r s e n b e
Zuwendung
v o n Ihm h e r d i e H e i l u n g
zu G o t t im G e b e t ,
zu e r w a r t e n sei
(V.9b).
da
Doch
g e h t es d a b e i n i c h t n u r u m d i e B i t t e u m G e n e s u n g .
Hin
wendung
(V.10)
zu G o t t im G e b e t u n d A b k e h r v o n d e r S ü n d e
sind h i e r n i c h t u m s o n s t in e i n e m Z u g e g e n a n n t . M a n die Verbindung fen,
zwischen den Vv.9b und
10 s o s e h e n
daß m a n s a g e n k a n n : D a s G e b e t um H e i l u n g
ist
zuletzt ein Gebet um Vergebung der Sünde, mit der K r a n k e zu b r e c h e n b e r e i t i s t . züglich dieser V e r s e : bunden v.9,
(I)
O.Schmitz meint
nicht der
"Vier R a t s c h l ä g e w e r d e n d a u n v e r Heilung
die Abkehr von der Sünde v . 1 0 , ein fettes Opfer des Arztes
v.12."
legen v e r s c h i e d e n e T a t s a c h e n es n a h e , m i t
engeren Verbindung der genannten Elemente Hinwendung
im S i r a c h b u c h n ä m l i c h a u c h a n d e r n o r t s so f ü g e k e i n e
und w e g e n d e r v o r i g e n b e t e " ( 2 1 : 1 ) .
O.Schmitz, op.cit., p . 6 5 .
v. 1
einer
zu r e c h n e n .
zu G o t t im G e b e t u n d R e u e f ü r S ü n d e
Sohn, hast du gesündigt,
1
dür
zwar b e
nebeneinandergestellt: das Gebet um
11 und als l e t z t e s - d i e Z u z i e h u n g Doch
wird
fallen
zusammen:
"Mein
(Sünden)
hinzu
"Wende dich
zum Herrn
143
Das religiöse Verhalten im Krankheitsfall und l a ß
1
von der Sünde; bitte vor
(Seinem) A n g e s i c h t und
m a c h e k l e i n d a s Ä r g e r n i s ; k e h r e d i c h w i e d e r z u m Höchsten u n d w e n d e d i c h a b v o n d e r U n g e r e c h t i g k e i t u n d h a s s e sehr den Greuel"(17:25f);
"...und e r
(seil, d e r W e i s e )
seinen Mund im Gebet und bittet wegen seiner
öffnet
Sünden"(39:
5 d - e ) . Sieht m a n zudem - w i e es ja bereits prima
facie
der unmittelbare Kontext von V . 1 0 vermuten läßt
daß
Ben Sira auch sonst nach gut at-licher Tradition mit e i nem ursächlichen Zusammenhang heit r e c h n e t ,
1
zwischen Sünde und Krank
s o w i r d k l a r , d a ß für ihn n o t w e n d i g d a s
Gebet um Heilung von Buße begleitet sein m u ß und damit zu e i n e m g e w i s s e n G r a d zum G e b e t u m V e r g e b u n g w i r d . Nun fügt B e n Sira seinen Anweisungen noch eine ein dringliche Opferaufforderung hinzu: "Opfere
lieblichen
Geruch und Gedächtnisopfer und mache fett das zubereite te
(Opfer) b i s z u r G r e n z e d e i n e s
VermögensI"(V.11).
Der unmittelbare Zusammenhang m i t den vorangehenden Ver sen bestätigt wieder neu, w i e eng nach Sirachs s e n V o r s t e l l u n g e n e i n e im G e b e t z u m A u s d r u c k
religiö
gebrachte
H e r z e n s f r ö m m i g k e i t , e i n e d a s L e b e n h e i l i g e n d e Bußfertig-
1
Zu 18:21: "Bevor du krank wirst, demütige dich, und zur Zeit der Sünde zeige Bekehrung", kommentiert J.Haspecker, op.cit., p. 324, zu Recht: "Hier ist Krankheit offensichtlich als Gericht Got tes über die Sünde (vgl.V.20) verstanden." Ähnlich J.Köberle, Sünde und Gnade im religiösen Leben des Volkes Israel bis auf Christum, München 1905, p.604. R.Smend, op.cit., p.165, meint zwar, von Krank heit könne hier kaum die Rede sein, weil dieses Thema schon in V. 19a angeklungen sei. Er möchte V.21 lieber auf ein allgemeines Ge richt Gottes beziehen. Doch ist es besser, Vv.19-21 als Einheit zu fassen, die die auf Sündenvergebung beruhende Vorbeugung gegen Krankheit zum Gegenstand hat. - Der gleiche Grundgedanke wie hier findet sich auch in 38:15: "Wer vor seinem Schöpfer sündigt, möge in die Hände des Arztes falles." Eine den Wortlaut dieses sehr kla ren Verses sehr strapazierende Umdeutung, wie 0.Rickenbacher, op. cit., p.155, sie im Anschluß an J.Haspecker, op.cit., p.334(n.32), aus dogmatischen Gründen vornimmt, ist angesichts von 18:21 unnötig. Schon das AT bietet häufig eine Verknüpfung von Sünde und Krankheit: Dt.28:21f.35.58-61; 2.Sam.12:15ff; 24:10ff; Ps.32:lff; 38:3ff; 39: 9+12; 41:5; 69:6; 103:3; 107:17f. Bemerkenswert ist vor allem Jes. 38, wo - ähnlich wie bei Sirach - im Krankheitsfall Gebet (Vv.2ff), Sündenvergebung (V.17) und medizinische Heilanwendung (V.21) zur Sprache kommen. S.auch G.v.Rad, Theologie des AT, Vol.l, p.288; A.Oepke, Art."vcooc", ThWB 4(1942):10867
144
Priestertum und
k e i t und f r e u d i g e K u l t a u s ü b u n g
Kultus zusammengehören
(vgl.7:
8-10; 3 1 : 3 1 ) . Doch darf aus der kontextlichen Nähe V.ll
zu V . 1 0 n i c h t o h n e w e i t e r e s g e s c h l o s s e n
er hier das Opfer direkt als Sühnemittel
von
werden,daß
empfehlen
will.
W i r d ü r f e n n i c h t v e r g e s s e n , d a ß e r s i c h in e i n e r e r n s t haften Auseinandersetzung die leichtfertig
mit solchen Leuten
s ü n d i g e n u n d d a b e i d a s v e r m e i n t l i c h als
o p u s o p e r a t u m w i r k s a m e O p f e r als b i l l i g e s gebrauchen
befindet,
zu k ö n n e n m e i n e n
(7:8-10;
Sühnemittel
31:23).
Angesichts
dieser Frontstellung muß er statt des Opfers die
echte
B u ß e a l s S ü h n e m i t t e l b e t o n e n . U n d so i s t h i e r a u c h nicht direkt vom blutigen
S ü h n e o p f e r d i e R e d e , s o n d e r n v o n dem
Gott zum lieblichen Geruch dargebrachten
Gedächtnisop
f e r , d a s d e r zu o p f e r n d e T e i l d e s S p e i s o p f e r s w a r L v . 2 : 2 . 9 . 1 6 : 6 : 8 ) . D i e s e s b e s a ß an s i c h k e i n e tion, hatte aber immerhin die Bedeutung, den v o r G o t t in g n ä d i g e E r i n n e r u n g wurde der
'Gedächtnisteil
1
zu b r i n g e n .
1
des Speisopfers
Darbringer Allerdings
in d e r
in Verbindung m i t sühnenden Opfern dargebracht: mit dem Brandopfer, das nach Lv.l:4 schafft
(u.ö.)
te Brand- und Speisopfer Sünde s ü h n t ) . auf e b e n d i e s e V e r b i n d u n g d e s dem entsprechenden
Regel
meist
Sühnung
(vgl. a u c h H e s . 4 5 : 1 5 + 1 7 , n a c h d e m d a s 2
(cf.
Sühnefunk
kombinier
V.llb
•Gedächtnisopfers
Tieropfer hin, das w o h l als
weist 1
mit
Sühnopfer
g e d a c h t w e r d e n d a r f . G e b e t , B u ß e und O p f e r g e h ö r e n Blick auf Sündenvergebung
(und f o l g e n d e H e i l u n g )
auch bei Ben Sira ereignismäßig
zusammen.
also
Betonungsmäs-
s i g a b e r s c h i e b t er im A n s c h l u ß a n s e i n e F o r d e r u n g Sündenbereinigung
im I n t e r e s s e e i n e r e c h t e n
d i e a n s i c h n i c h t - s ü h n e n d e M i n c h a h in d e n um angesichts des Kultmißbrauchs
im
zur
Herzensbuße
Vordergrund,
seiner Gegner
1
bewußt
Das 'Salz des B u n d e s ' , L v . 2 : 1 3 , das Teil des Speisopfers w a r , sollte Gott wohl an den Bund erinnern und Ihn zum gnädigen Handeln auf Grund der Bundestreue b e w e g e n . - Daß der Minchah offenbar auch einmal sühnende Funktion zugesprochen werden k o n n t e , zeigt l.Sam. 3:14; cf. auch l.Sam.26:19; H e s . 4 5 : 1 5 - 1 7 . 2
V g l . die Referenzen zu 32:8f, supra,
p.H3(n.2).
Das religiöse Verhalten den Sühnungsvorgang knüpft sein
zu
nicht
im Krankheitsfall
145
zu d i r e k t m i t d e m O p f e r
ver
lassen.
Die Tatsache, daß Ben Sira gegen die Krankheit nur mit einem bloßen Opfer angehen will, l i c h G e b e t , B u ß e und d i e Z u z i e h u n g nimmt H.Wenschkewitz
als ein
trauen
zum K u l t u s g e b r o c h e n
er auf
2.Makk.3:31ff,
des Arztes
1
Zu
verweist
w o der Hohepriester Onias
zur Ret
Heliodorus
von Gott
sofort ein Sühnopfer
nieder
bringt.
zudem aus
stammt, durchaus keine vergleichbare
der von Ben Sira anvisierten lich Gottes
empfiehlt,
Zum Vergleich
Doch bietet dieser Einzelbericht, der Zeit
zusätz
Indiz dafür, daß sein sei.
tung des wegen seiner Tempelschändung geschlagenen
sondern
nicht
späterer
Parallele
Situation. Dort muß
zu
näm
flammender Gerichtszorn mit einem Opfer
im
Nu beschwichtigt werden, um das Leben des Heliodorus r e t t e n . Es g e h t h i e r a l s o um e i n e n Notfall,
nicht um eine normale
Krankheit.
W i l l m a n d i e K u l t a u s s a g e n B e n S i r a s an d i e s e r richtig
einordnen und w ü r d i g e n ,
das A T für den Krankheitsfall
Lage etwa einer allgemeinen Praxis
vorschreibt
menhang mit Heilung
von Krankheit,
für Aussätzige hinweisen
g e h t es n i c h t u m O p f e r
der
1
2
sollte.
Die spätere
H.Wenschkewitz, op.cit.,
im
Zusam 2
Reinigungsze
sondern um
des Geheilten, der dadurch kultisch-rituell werden
lesen
a b e r n i c h t v o m Opfer.
(Lv.14:1-32).
zur Heilung,
dieser
2.Chr.32:24)
(Ps.32:2-6; 38:4-19)
Man mag auch auf die Opfer anläßlich remonie
in
entsprach. Wir
(Nu.12:10-15; Jes.38:2-5;
und vom Sündenbekenntnis
Stelle
so m u ß m a n b e a c h t e n , d a ß
nirgends Opfer
und auch nirgends berichtet, daß das Opfern
wohl vom Gebet
zu
sündenverursachten
Aber
solche
wieder
•nach-kanonische
1
da
Zeit
rein mit
p,14(n.8).
Auch K.Seybold, Das Gebet des Kranken im Alten Testament,Stuttgart 1973, p . 8 4 , schreibt im Anschluß an seine Ausführungen über Bußhandlungen und Krankheit: "Andere, begleitende Kultriten sind im KrankheitsZusammenhang nur in Sir.38,11 belegbar, wo den Kranken neben den primären, das Gebet tragenden Bußhandlungen (V.9f) sekun där noch Opferriten...nahegelegt w e r d e n . " (Hervorhebung von m i r , H.St.).
Priestertum und
146
Kultus
ihrer zahlreichen vom Tempel getrennten schaft wird die allgemeine Ausbildung im K r a n k h e i t s f a l l
Diasporajuden-
einer
Opferpraxis
auch nicht unbedingt weiter
haben. Von dieser Perspektive tische Opfermahnung
Ben Siras an den Kranken
und sich als Ausdruck
gefördert
a u s g e s e h e n m u ß d i e empha
seiner persönlichen
auffallen
Kultverbunden
heit und Opferbetonung verstehen. Die Mahnung kein Indiz für sein vermeintlich
'gebrochenes'
zum K u l t u s , s o n d e r n im G e g e n t e i l e i n Z e i c h e n Kultenthusiasmus
ist
Zutrauen
seines
- u n d d i e s u m s o m e h r , als e r
besteht, daß die Opfer
darauf
'fett g e m a c h t ' w e r d e n b i s
Grenze des eigenen Vermögens
(V.llb). Damit
also
zur
verlangt
er d e m O p f e r n d e n - sei es in q u a l i t a t i v e r o d e r q u a n t i tativer Hinsicht - das Höchste ab. Bei aller weisheit lichen Auseinandersetzung
mit den Fragestellungen
ner Zeit und seiner theologisch verantworteten z i e h u n g d e r M e d i z i n in d e n V e r h a l t e n s r a h m e n
sei
Einbe
des G l ä u b i
g e n im K r a n k h e i t s f a l l , v e r l e u g n e t B e n S i r a d o c h in k e i ner Weise die Glaubenstradition, läßt auch in diesem Kultfreudigkeit
§ 6:
A.)
in d e r e r s t e h t ,
Zusammenhang wieder
seine
und
starke
durchblicken.
Der Pinehasbund
und Gottes
an die Priester
(45.23-26)
Verheißung
Vorbemerkung. (45:23-25) b i l d e t in
zwei
f a c h e r H i n s i c h t e i n e n g e w i s s e n E i n s c h n i t t in B e n
Der Bericht über Pinehas
Siras
'Lob d e r V ä t e r '
(Sir.44-50). Hier kommt nämlich
nur seine ausführliche
Schilderung
in d e r W ü s t e ' (44:2 3 - 4 5 : 2 6 )
1
der
nicht
Priestertrilogie
zu E n d e , s o n d e r n
b i l d e n d i e s e V e r s e d e n A b s c h l u ß des e r s t e n
überhaupt
Hauptteils
d e r l a u s p a t r u m , w i e e i n B l i c k auf d i e a b s c h l i e ß e n d e
1
an
Th.Maertens, op.cit., p . 1 1 6 , spricht von einer "trilogie sacerdotale du desert, M o i s e , Aaron et Phinees".
Pinehasbund
und Gottes
Verheißung
die Priester gerichtete Mahnformel die ganz ähnlich derkehrt
am Schluß des
(50:22-24).
Gegenstand
des
B.)
wie-
für S i r a c h
den
(V.23) u n d d e r e w i g e B u n d ,
(Vv.24-25). Der Schlußvers
aus den vorausgehenden
an die
(V. Prie-
Ausführungen
Priesterbund.
Interpretation I.)
zweiten Hauptteils
z i e h t in F o r m e i n e r A p p e l l a t i o n
ster die Konsequenz über den
zeigt,
in d e r P i n e h a s g e s c h i c h t e , näm-
lich d i e S ü h n e t a t d e s P i n e h a s den Gott m i t ihm schloß 25e[Hj-26)
(V.25e [H]-26)
Zwei T h e m e n b i l d e n
Interesses
147
von
45:23-26.
V.23: Die Schilderung
der Sühnetat
des
Pinehas:
(23)"Und a u c h (H) P i n e h a s , d e r S o h n E l e a z a r s , durch Tatkraft erlangte er Ehre als D r i t t e r , durch seinen Eifer für den Gott aller ( D i n g e ) . 1
2
U n d e r t r a t in d e n R i ß f ü r s e i n V o l k - w o z u ihn antrieb sein H e r z ^ und schuf Sühnung für die Söhne Israels." Der Eingangssatz
zur P i n e h a s g e s c h i c h t e
g e a u f , d i e für B e n S i r a s sind. Zum e i n e n
Interpretation
weist
z e i g t s i c h in d e r a u s d r ü c k l i c h e n
stellung, daß Pinehas
anderen
Fest-
'als D r i t t e r ' E h r e e r l a n g t e ,
gewisse Freude am Systematisieren: M i t Mose und w i r d er zu e i n e m
zwei Z ü -
bemerkenswert
'Ehrentriumvirat'
Aaron
zusammengefaßt.
zeigt die betonte Feststellung,
eine
4
Zum
d a ß e r zu diesem
1
G hat kein Äquivalent für hebr. m i 2 A 2 , sondern lediglich verkürzend TpLTOQ ete 66&XV.- Dieser letzte Versteil, allerdings, den G aufweist, ist bei H beschädigt. Wir setzen mit I.Levi, The Hebrew Text of the Book of Ecclesiasticus, Leiden 1904, p.62, als Text voraus ^ty^K/ T12D 'Om; ähnlich F.Vattioni, op.cit. , p.247: ->V->*1V *7] m ["Tim. R.Smend, op. cit. , p.436, hält diesen Text für zu lang, doch sind Vv.25e-f und 26c-d auch nicht kürzer! Statt 7 \ ^ \ ä hat G die verinnerlichende Phrase £v cpoßcp xupiOU. S.dazu die Ausführungen weiter unten. 2
3
Wieder ist G stärker verinnerlichend: £v dyoiöOTTyri npoöuuiJcic ^ X H G CÖJTOÖ. ^ G.Maier, op.cit., p.50(n.l35), übersieht die hier vorgenommene Systematisierung, wenn er sich gegen Maertens' Redeweise von einer 'trilogie sacerdotale' wendet. Pinehas ist ausdrücklich 'Dritter'!
148
Priestertum und
Ehrenplatz
'durch T a t k r a f t ' u n d
Kultus 'durch s e i n e n
ein Interesse, sittlich-verdienstliche Handelnden herauszustellen. Ähnliches
Eifer'kam,
Attribute
in s e i n e m B e r i c h t ü b e r M o s e , w o er f e s t s t e l l t : s e i n e r T r e u e u n d S a n f t m u t w ä h l t e Er ihn a u s Fleisch"(45:4)
- eine Kausalrelation
auch
"Wegen
allem
zwischen Moses Vor
zügen und Privilegien, die sein Verdienst s i c h a b e r so n i r g e n d s
des
zeigt sich
herausstreicht,
in d e r T o r a h n a c h w e i s e n
läßt.
Insofern, als Ben Sira durch Zusammenstellen mit
den
'priesterlichen' Gestalten Aaron und Mose vor allem
das
Priestertum des Pinehas hervortreten
läßt, sollte
mögliche Bedeutsamkeit dieser Verse für die g i e d e s S i r a z i d e n n i c h t ü b e r s e h e n w e r d e n . In Hinsicht verdient
schon V.23d-f unsere
dieser
Aufmerksamkeit:
"Und e r t r a t in d e n R i ß für s e i n V o l k - w o z u ihn sein Herz - und schuf Sühnung
für d i e S ö h n e
Dieser Versteil expliziert, worin die
die
Kulttheolo
antrieb
Israels."
' T a t k r a f t ' und der
'Eifer' d e s P i n e h a s b e s t a n d e n h a b e n . D a b e i k o m m e n
nach
einander Aktion, Motiv und Wirkung der Pinehastat
zur
Sprache, wobei die Aktion selbst allerdings nur ange deutet wird
("Er
rabbinische
Exegese die Tat mit großer Phantasie
malt
t r a t in d e n R i ß " ) . W ä h r e n d d i e
(cf. b . S a n h . 8 2 , w o d i e
spätere aus
'zwölf W u n d e r ' , d i e d i e R a
chetat begleiteten, beschrieben w e r d e n ) , übergeht Sira solch eine Darstellung tion durch einen Ausdruck, handeln
Ben
ganz und umschreibt die Ak d e r an p r i e s t e r l i c h e s
('In-den-Riß-Treten') e r i n n e r t . D e n
Mittler
diesbezüg
lichen Satz übernimmt er aus einer biblischen
Tradition,
die von Moses
sündige
Volk spricht
(I) s ü h n e n d e m E i n t r e t e n
ethischen Tat des Pinehas weiter biblisch im A n h a n g
zu b e g r ü n d e n , zum
für das
(Ps.l06:23). Um den Sühnecharakter
der
zu u n t e r s t r e i c h e n
z i t i e r t er z u d e m - w i e
und
bereits
'Opfertraktat' Ben Siras erwähntl- w ö r t
l i c h aus d e r T o r a h ( N u . 2 5 : 1 3 )
* S.dazu supra, p . 1 2 8 .
an dieser Stelle.
Seine
Pinehasbund und Gottes
Verheißung
149
Absicht, die Sühnewirkung einer ethischen Tat aus S c h r i f t zu b e l e g e n , w i r d h i e r
der
transparent.
Und noch ein Element der Kultanschauung Ben Siras bed a r f in d i e s e m Z u s a m m e n h a n g u n s e r e r A u f m e r k s a m k e i t .
In
V . 2 3 e g i b t er als M o t i v für d i e S ü h n e t a t d e s P i n e h a s an, daß
'ihn
(dazu) a n t r i e b s e i n H e r z ' . D i e s e r A u s d r u c k
fin-
d e t in d e n a t - l i c h e n P i n e h a s b e r i c h t e n k e i n Ä q u i v a l e n t . W e i l S i r a c h s i c h s o n s t d u r c h w e g r e l a t i v eng a n
Phrasen
a u s N u . 2 5 o d e r P s . 1 0 6 a n l e h n t in d i e s e n V e r s e n
(allen-
falls V.24b ist noch eine A u s n a h m e ) ,
fällt dies auf.Ei-
n e e i g e n e B e t o n u n g s c h i m m e r t h i e r d u r c h , d e r es u m d i e H e r z e n s h a l t u n g b e i e i n e r T a t zu t u n i s t . M i t R e c h t stellt M a e r t e n s h i e r e i n e N e i g u n g z u r V e r i n n e r l i c h u n g d e r Frömmigkeit f e s t ,
1
die Wert darauf legt, daß das
religiöse
T u n v o n H e r z e n k o m m t . G b a u t d i e s e T e n d e n z zur V e r i n n e r l i c h u n g n o c h w e i t e r a u s , i n d e m es in V . 2 3 b f ü g t , P i n e h a s h a b e iv
(H=V.23c) z u -
cpößcp x u p i o u g e e i f e r t , u n d in V.23d
(H=V.23e) d i e ü b e r H d e u t l i c h h i n a u s g e h e n d e A u s s a g e kons t r u i e r t , e r sei £v a Y a d 6 x r i T i Ttpoduu-iac, ^uxnQ a C x o ö für das Volk eingetreten. Doch selbst wenn man von
diesen
s e k u n d ä r e n Z u s ä t z e n a b s i e h t , w i r d d e u t l i c h , d a ß es
Ben
S i r a d a r a u f a n k o m m t , zu z e i g e n , d a ß d i e r i c h t i g e H e r zenshaltung
(= A n t r i e b d e s H e r z e n s a u s E i f e r f ü r
H e r r n ) e r s t zur S ü h n e w i r k u n g d e r T a t f ü h r t .
den
Die Paral-
l e l e zu 3 2 : 1 - 7 l i e g t h i e r auf d e r H a n d . II.) V v . 2 4 - 2 5 d : D i e V e r h e i ß u n g d e s e w i g e n K u l t - u n d Herrschaftsrechts an die Priester: B e v o r w i r d e n W o r t l a u t und d i e I n t e r p r e t a t i o n V e r s e b i e t e n k ö n n e n , sind z u n ä c h s t e i n i g e
dieser
Bemerkungen
1
Th.Maertens, op.cit., p . 1 1 8 , spricht von einer "attitude interieure". Allerdings ist er unklar hinsichtlich der Zusätze von G in V . 2 3 c + e , auf die w i r gleich zu sprechen kommen werden. 2 Th.Maertens, loc.cit., schreibt richtig: "II restait a montrer que cet acte est en realite une e x p i a t i o n ' ( 2 3 f ) . . . , et que cette ^expiation decoule non d'un rite ä accomplir, mais de l a t t i t u d e interieure de P h i n e e s . " 1
1
1
Priestertum und
150
Kultus
angebracht. Um eine Wiederholung
für den Ausdruck
'Friedensbund
durch kürzer gewordene
tum
öiadtfxn
das h e b r . p n unübersetzt
l ä ß t G in V . 2 4 a
der Gottesbund
des Wortes
Zeile
1
zu v e r m e i d e n ,
und
zieht
aus V.24b v o r .
1
füllt G durch den
schließe die Aufgabe
in s i c h , d e m H e i l i g -
als solchem die Doppelaufgabe
der
sen u n d p o l i t i s c h e n O b e r h o h e i t , w ä h r e n d H a n
Ben
Simon den Pinehasbund der Enkel bei
dieser
Siras, Gott möge dem
aufrichten
(50:24),
seiner griech. Übersetzung
rungen an der Pinehasbund-Auffassung vor. Wir
folgen
Liest man
ihm darin
in V . 2 5 a
Mss gebotenen den
aber mit H übereinstimmenden
steht - nicht sinnvoll:
sei,
besseren Akkusativs
(49 3 ? ; und
L;
La;
syntaktisch
s i e h im
Übrigen
von G und H
in V . 2 5 c u n t e r s c h e i d e t
in
sich
G
i s t a b e r - so w i e es d a -
(6iadT^xn=) x A n p o v o u i a ßaaiA.£o)Q
eine freie W i e d e r g a b e von H: 1 1 1 2 3
2
wobei
der Rest der
Zeile bei G dann
läßt er die Möglichkeit
die sich G - wie
7
I
3E3 7
Zusatz wäre.
der
schon aus V.24 ersichtlich
lich der Wiedergabe
W>K n"7m
offen, daß G eine
Vorlage gehabt haben könnte. - Angesichts
der Pinehasbund-Aussagen
läßt sich eine solche Textänderung
2
Großvaters
uiou uovou. smend vermutet, daß xAnpovouia ßa-
OI\£U>Q
Doch
so e r g i b t
Übereinstimmung
25a.b.d.- Nur
w i e d e r r e c h t d e u t l i c h v o n H,
üioö
nimmt Ände-
seines
zwar schlechter bezeugten
allein richtigen Nominativ,
Zeilen
zeigt,
Ziegler abgedruckten)
öiad^xnv
eine recht weitgehende
Oniaden
nicht.
Verss.),
den
Aus-
gewisse
in G s t a t t d e s v o n d e n
(und v o n
im
religiö-
Stelle nur das religiöse Amt erwähnt. Wie auch die lassung des Wunsches
da-
Zusatz,
'und S e i n e m V o l k ' v o r z u s t e h e n . D a m i t v e r e i n t G
Pinehasbund
1
da-
Die
andere Freiheit,
- hinsichterlaubt,
gut verstehen.
Auch
So R.Smend, op.cit., p.437. I b l d
Z
u
Recht schlägt er vor,K/'N statt K/N zu lesen; cf.l.Kö. 8:25. Allerdings könnte vr auch einfach scriptio defectiva für WH sein.
Pinehasbund
und
Gottesverheißung
151
wenn der erhaltene Text von G hier nicht ganz der u r sprüngliche
sein wird,
i s t d o c h k l a r , d a ß G in
V.25c
sicherstellen w o l l t e , daß hier vom König und seiner
Er
b e n l i n i e d i e R e d e i s t - e i n P u n k t , d e r in B e z u g a u f
H
durchaus nicht als ausgemacht gelten kann. Vielleicht so w e r d e n w i r n o c h zu f r a g e n h a b e n - h a t G g a r l i c h den S i n n v o n H ä n d e r n w o l l e n ? loser Anlehnung an G von
'Königen' in V . 2 5 c , l ä ß t
in F r e i h e i t g e g e n ü b e r G u n d H d e n
S i n n der Z e i l e n
25a-d:
absicht
S s p r i c h t zwar
1
aus
- den
"Und a u c h D a v i d , d e r S o h n
Isais:
d a s Erbe d e r K ö n i g e e r b t e e r a l l e i n , und d a s E r b e ist für ihn u n d s e i n e n Im V e r g l e i c h
in aber
'Bund' in V . 2 5 a
und verschiebt so - m i t christlicher N u a n c e ?
-
Aarons
Samen."
zum S y r e r , d e r d i e s e
Zeilen
offenbar
sehr frei w i e d e r g i b t , u n d d e r g r i e c h i s c h e n V e r s i o n , - w i e sie s t e h t - k e i n e n r e c h t e n S i n n e r g i b t und
die
den
Verdacht willkürlicher Änderung weckt, bietet H für
V.
25c-d e i n e n e i n f a c h e n u n d k l a r e n T e x t : "(Der D a v i d s b u n d ) ist d a s E r b e e i n e s M a n n e s v o r d e m A n g e s i c h t ner Herrlichkeit, das Erbe Aarons für alle seine
Sei Nach
k o m m e n . " N i m m t m a n d i e s e n S a t z s c h l i c h t s o , w i e e r steht, so d r ä n g t s i c h d e r S c h l u ß a u f , h i e r s o l l e a u s g e s a g t w e r d e n , der D a v i d s b u n d
sei v o n d e n a a r o n i d i s c h e n
Hoheprie
stern übernommen worden. Soweit wir sehen können,
ist
die Möglichkeit, daß dies tatsächlich die Meinung
Ben
S i r a s sein k ö n n t e , v o n d e n K o m m e n t a r e n n o c h n i c h t
erwo
gen worden.2 Und doch möchten wir vorschlagen, daß
es
Christliche Gedankengänge könnten die Formulierung von S h i e r beeinflußt h a b e n . Denn nicht nur das Königtum, sondern auch das Hohepriestertum wird h i e r in der Hand 'Davids und seines Samens' vereinigt, wobei die christliche Lehre vom König-Priestertum des 'Sohnes Davids', Christus, Pate gestanden haben könnte. 2 Die bislang w o h l noch beste Erklärung des V e r s e s , die dem h e b r ä i s c h e n Text treu bleibt (dabei allerdings das VK in V,25c tat sächlich als 'Feuer' a u f f a ß t ) , ist die von L,Perdue, op,cit,, p, 193: '"And also there is his covenant with David, the son of Jesse of the Tribe of Judah. The heritage of sacrificial fire before his glory is the heritage of Aaron to all his descendants'. Perhaps Si-
152
Priestertum und Kultus
eben dies
ist, w a s B e n S i r a
Abweichungen
der V e r s i o n e n
tionen der K o m m e n t a r e
2
1
sagen wollte,
und daß die
und die zahlreichen
aus der nachträglichen
Emenda
S u c h e nach
./. räch's main intent is to stress the authority and claim to perpetuation of the Aaronic covenant by putting it on an equal basis with the Davidic covenant which w a s forever." In dieser Über setzung kommen V.25a-b und 25c-d allerdings sehr abrupt und unverbunden nebeneinander zu stehen. Zudem ist nicht ganz verständlich, warum Ben Sira, wenn er die 'Ewigkeit' der BundesSchlüsse als tertium comperationis herausstellen w o l l t e , die 'ewige Dauer' des Da vidsbundes hier mit keiner Silbe erwähnt. Im w e i t e r e n schlägt Per due dann als mögliche Nebenbedeutung des Verses v o r , daß Ben Sira hier eventuell gegen die Vereinigung v o n Zivil- und Kultgewalt in Hoherpriesterhand polemisieren wolle und statt dessen eine Macht verteilung im Staat auf einen Davididen und einen Aaroniden befür w o r t e . Im Folgenden w o l l e n w i r zeigen, daß dies die Meinung Ben Siras gerade nicht ist! Er hätte sich auch recht wenig verständ lich ausgedrückt, wenn dieses mit den Worten, die Perdues Überset zung wiederspiegelt, hätte zum Ausdruck kommen sollen! 1
Auch L ist stark verkürzt und läßt Zeile c, sowie den Namen 'Aaron' in Zeile d ganz a u s . 2 Am engsten folgt noch R.Smend dem hebräischen Text. Er fügt nur in V.25d ein Verb ("gehört") mit ein - so daß die Zeile d nicht mehr in Apposition zu Zeile c steht - und konjiziert v o n S h e r 1*7 lyu^l statt lyiT ^D^: "Das Erbe Aarons gehört ihm und seinen Nachkommen." Damit gewinnt er als Sinn, Ben Sira wolle lediglich die Thronfolge und Hohepriesterfolge parallelisieren und sagen, "dass das Hohepriestertum allein dem Pinehas und seinen Nachkommen gehört, w i e das Königtum allein dem Salomo und seinen Nachkommen"; op.cit., p . 4 3 8 . Doch scheint jenes konjizierte 'Ihm' in V.25d etwas zu weit v o n der letzten ausdrücklichen Erwähnung des Pinehas ent fernt zu sein, um sich - zudem noch so emphatisch - auf ihn zu b e ziehen. Ben Sira hätte in diesem Fall den Punkt, auf den es ihm angekommen w ä r e , sehr undeutlich gemacht.Box/Oesterley und V. Ryssel folgen der Smend'sehen Emendation in V.25d, schlagen aber jeweils noch eine Änderung des Textes in V.25c v o r : Box/Oesterley, op.cit. , p . 4 8 9 : ITH ? 132*7 l^n n ^ m ; sie halten H für korrupt. Die sem Text folgt ebenfalls J.Priest, "Ben Sira 45,25 in the Light of the Qumran Literature", RdQ 17( 1964) : 113. V . R y s s e l , op.cit. , p.456: 1
7
1
l 32n KPH ? "I^n r ^ n j . Er bleibt der Interpretation Smends in sofern treu, als er sagt, es gehe hier u m die Parallelität der k ö niglichen und priesterlichen Sukzession, wobei hier w i e da jeweils nur einer der Nachkommen das höchste Amt bekleiden dürfe. Es han dele sich also nur um eine Spitze gegen einen möglichen Hohenprie sterrivalen. Box/Oesterley schlagen dagegen v o r , daß nicht Paral lelität, sondern eine Antithese intendiert sei: "The power and Pri vileges of the king...are transmissible only to his son, v i z . by direct succession; whereas the power of the priesthood belongs to, in a sense, and is inherent in every member of the priestly tribe, all Aaron's descendants...". Nach Box/Oesterley geht es hier also
Pinehasbund
einer
anderen
Bevor wenden,
wir sei
und
Sinngebung uns
der
nun
der
Text
153
Gottesverheißung
zu e r k l ä r e n
sind.
Interpretation
dieser
Verse
im E i n z e l n e n
zusammenhängend
zu
ange
führt: ( 2 4 ) " D e s h a l b r i c h t e t e Er a u c h (H) ihm e i n f e s t e s R e c h t auf, e i n e n B u n d des F r i e d e n s , d a ß er d a s H e i l i g t u m v e r sorgen solle, daß ihm und seinen Nachkommen g e h ö r e d a s H o h e p r i e s t e r t u m in E w i g k e i t . (25)
Und dem ist
auch Sein Bund mit David, Sohne Isais vom Stamme Juda, das Erbe eines Mannes vor dem Angesicht Herrlichkeit, das Erbe Aarons für all seine Nachkommen."
Die
durch
das
'Deshalb'
hergestellte
Seiner
KausalVerbindung
./. um eine gewisse Überlegenheit des Aaronbundes dem Davidsbund gegenüber; so im Prinzip auch Th.Maertens, op.cit., p . 1 2 2 . - A . C a quot, "Ben Sira et le Messianisme", Semitica 16(1966):60-63, sieht auch einen intendierten Kontrast zwischen Aaron- und Davidsbund in V . 2 5 . Er emendiert Zeile 25c folgendermaßen: niDIl M l ? VH n ^ m = "(Der Davidsbund i s t ) das Erbe eines Mannes für seinen erstgebore nen Sohn", und kommt zu der überraschenden Interpretation, B e n Sira habe sagen w o l l e n , daß - während der Priesterbund allen h o h e n p r i e sterlichen Nachfahren Aarons gilt - der Gottesbund mit David sich nur auf seinen erstgeborenen Sohn Salomo bezogen h a b e , insofern Salomo durch den Tempelbau seines Vaters Werk weiterführen und voll enden sollte. Die Vollendung dieser Aufgabe schloß auch das Ende des Bundes in sich. Welch eine rnterpretative Gewalttat traut da Caquot dem Schriftgelehrten zu, einen auf 'ewig' gegebenen Bund (2.Sam.7:12f) im Handstreich auf eine Generation zu verkürzen! Eine Radikalemendation des Textes unternimmt Th.Middendorp, op.cit., p . 1 4 2 . E r schlägt als Möglichkeit v o r , die ersten beiden Zeilen (V.25a-b) ganz zu streichen und den Rest als kontrastierenden Ver gleich zwischen ägyptischem Lehnrecht (!) und der Priestersukzes sion zu verstehen: Während Lehen immer n e u vergeben w e r d e n mußten, ging das Priestertum 'automatisch' auf alle Nachkommen Aarons über. Die Lehensidee könne m a n in V.25c dabei gleichermaßen aus einem emendierten H-Text (11123 D*7 K/ N Jl^m) oder einer vorgeschlagenen G/S-Vorlage (lll ? 132*7 "l^n Jl^m) herauslesen. Doch bemerkt er selbst zu seiner Umdeutung, sie müsse "leider...offen bleiben" - und mit der textlichen und sachlichen Unnötigkeit der Streichung der beiden ersten Zeilen, die m a n kaum anders, denn als exegetische Willkür beurteilen k a n n , fällt auch Middendorps ganze weithergeholte Erklä rung dahin. Die Emendationen, die sich sachlich z.T. diametral w i d e r s p r e c h e n , erheben sich nie über den Wert von Vermutungen und bedeuten ein Ausweichen gegenüber dem vorhandenen Text v o n H, der sinnvoll ist und nicht umgangen, sondern interpretiert sein w i l l . 1
7
1
7
Priestertum
154
und
zwischen
V.24
und
dem
sachlich
ganz
dem
at-lichen
deutig
feststellt,
has,
der
tum
(DViy
Sühnetat
"ihm
und
gegeben
daß
wurde
bezeichnet
'festes
R e c h t ' (j7n) -
Gott
und
der
gesetzten
hinweist.
1
in
Friedensbund
priestertum
Sira
auf
dahingehend,
des
die
diesen
daß
Die
nur
komme,
zu beachtende
ist
eine
des
Aussage,
Hohepriestertum
Pinehas
1
und
in
Priester
Formal
Bund
ein
f e s t e n von
er
das
den
Pinehas
und
(also
ewige
allerdings,
seinen
als
Vorliebe
Heiligtums
und
seiner
Ordnungsdenken
bestimmt
dieser
Versorgung
Priesterdienstes)
gewährt.
er mit
bewegendes
Hinsicht
Pine
Grund
Friedensbund den
unzwei
mit
ewige auf
priesterliches,
sich
der
1.Makk.2:54).
Begriff,
ein
Kontinua
das
(Nu.25:12f),
funktionaler
seinen Nachkommen die Ausübung
Nachkommen
ein
entspricht
'Friedensbund'
(cf. a u c h
Ben
Vers
Pinehasbericht,
Gottes
zuteilt
gesehen
verwendet,
vorangehenden
seinen
mm)"
Kultus
Hohe-
daß
das
Nachfahren
zu
Spezifizierung
gegenüber
Außerhalb des 'Väterlobs steht der Begriff j7n für die festen Ordnungen, die das menschliche Leben umgeben und betreffen: da ist die kosmische Ordnung der Gestirnkonstellationen ( 4 3 : 1 0 ) , und die festen Zeiten, die von ihnen angezeigt werden ( 4 3 : 7 ) . Über all dem steht Gott, dessen Ratschluß m a n sich nicht zu schämen b r a u c h t ( 4 2 : 2 ) und dessen Gerichtsbeschluß Gottlose fälschlich für fern und un gewiß halten ( 1 6 : 2 2 ) . Der O r t , w o sich der Mensch am deutlichsten Gottes unabänderlicher Ordnung gegenübergestellt sieht, ist der Tod, der ein festes, unausweichliches Geschick ist (11:19 [H: 17c] ; 14:12+ 17; 4 1 : 2 f ) . Angesichts dieser 'ewigen Ordnung' des Todes soll m a n in seiner 'zeitlichen Ordnung', dem Beruf, in Treue und Genügsam keit alt werden (11:20 [H: 18] ) . - In der laus patrum selbst kann j7n einmal ganz praktisch die musikalische Kompositionsordnung in der Psalmendichtung bezeichnen ( 4 4 : 5 ) . Doch im übrigen steht das Wort hier für Ordnungen von theologischer Bedeutung: für die wohl mit der Torah identische Wissenssatzung G o t t e s , die es zu lehren gilt (45: 5 . 1 7 b - c ) , oder aber die feste Rechtsordnung eines Bundesschlusses, in die Gott einen Menschen (Aaron, P i n e h a s , David: 4 5 : 7 a + 2 4 ; 47:11) hineinstellt - wobei zu beachten ist, daß |7n h i e r das Kontinuum ei ner Ordnungslinie, nicht aber - w i e es bei den Kommentaren gele gentlich scheint - das 'Recht' im Sinn von 'Anrecht' bezeichnet (s. vor allem die Kommentare zu 4 7 : 1 1 ) . Einen Grenzfall der Wortbedeu tung zwischen 'Bund' und 'Verordnung' finden w i r im Zusammenhang mit Abraham in 4 4 : 2 0 , w o die Willenssetzung Gottes zugleich das Bundes zeichen meint, und w o J1">~Q und j7n ja ohnehin durch den chiastischen Parallelismus des Verses miteinander identifiziert w e r den.
Pinehasbund
und
der a t - l i c h e n V o r l a g e -
Gottesverheißung
Der Verdacht,
daß
155 zeitgeschicht
liche Vorgänge diese Betonung veranlaßt haben kommt
könnten,
auf und w i r d v e r t i e f t d u r c h den b e t o n t e n
B e n S i r a s am E n d e des V ä t e r l o b s , G o t t
"möge
Wunsch
festmachen
m i t S i m o n S e i n e G n a d e und ihm a u f r i c h t e n d e n P i n e h a s bund" (50:24). Schon Smend vermutete ganz allgemein, n u n g des P i n e h a s
daß die B e t o
"sich aus S u c c e s s i o n s s t r e i t i g k e i t e n
das H o h e p r i e s t e r t u m "
erkläre.
adische Hohepriestertum (ca.190-175 v . C h r . ) ,
1
In d e r Tat stand das o n i -
zur Zeit, als Ben Sira
schwach.
z w i s c h e n ihm und s e i n e m eher h e l l e n i
stisch gesinnten Bruder Jason, Amt
schrieb
auf n i c h t a l l z u f e s t e n F ü ß e n . O n i -
as I I I , d e r S o h n S i m o n s des G e r e c h t e n , w a r Zwist h e r r s c h t e
d e r ihn a u c h s p ä t e r
im
a b l ö s t e . D e s h a l b w o h l a u c h Ben S i r a s M a h n u n g an
Nachkommen
um
des Pinehas
(und S i m o n s ) :
"Er g e b e e u c h
die ein
w e i s e s H e r z und es sei F r i e d e z w i s c h e n e u c h ! " ( 5 0 : 2 3 H ) . Daß solche Schwäche
in d e r H o h e n p r i e s t e r f a m i l i e
von D r i t t e n a u s g e n u t z t w e r d e n k o n n t e , Und so k ö n n t e es d u r c h a u s 4),
der Finanzverwalter
ist
sein, d a ß S i m o n
des T e m p e l s ,
(cf.2.Makk.3:
ein P r i e s t e r
der Ordnung Bilga,^ dessen Bruder Menelaus der Absetzung
Jasons
priester wurde, trat. Jedenfalls aus,
als d i e s e r
Deponierung
leicht
einsichtig.
aus
später
erster nicht-zaddokidischer
nach Hoher-
als p o t e n t i e l l e r R i v a l e des O n i a s
auf
l ö s t e er s p ä t e r den S t u r z Onias'III. sich durch pro-ptolemäische
von G e l d e r n des T o b i a d e n H y r k a n
Politik im
und
Tempel
1
R.Smend, o p . c i t . , p . 4 3 6 . Ähnlich Th.Middendorp, o p . c i t . , p.61: "Die P r i e s t e r k l a s s e aus s e i n e m Haus w i r d , wohl g e g e n a n d e r e P r ä t e n denten, b e t o n t . " A l l e r d i n g s f e h l t b i s h e r der Versuch, d i e s e 'Prä t e n d e n t e n ' h i s t o r i s c h g e n a u e r zu i d e n t i f i z i e r e n . Die n i c h t - p r i e s t e r l i c h e n T o b i a d e n kommen d a f ü r j a n i c h t i n f r a g e , o b w o h l L . P e r d u e , o p . c i t . , p . 1 9 3 , m e i n t , Ben S i r a u n t e r s t ü t z e " t h e O n i a d c l a i m t o t h e o f f i c e of high p r i e s t over against other Aaronic f a m i l i e s , especia l l y the T o b i a d s " ( s i e ! ) . 2
In 2.Makk.3:4 d r u c k t d i e G ö t t i n g e r LXX, Maccabaeorum L i b e r I I , h r g . v. R . H a n h a r t , G ö t t i n g e n 1 9 6 5 , p . 5 5 , m i t L a , L a , A r m , und g e g e n d e n g r i e c h . B e f u n d (Bevianeiv) a l s T e x t : tu TTJC, BaAy&X CffjAxjC,. Die S t e l l e d i s k u t i e r t auch M.Hengel, o p . c i t . , p.508. L
ß D
c x t
Priestertum
156 ins U n r e c h t
setzte
und
( c f . 2 . M a k k . 3 : 4 f f ) . Und es ist
aus m ö g l i c h ,
daß
schen beiden
zu d i e s e m
schon geraume
Zeitpunkt
lepoö) - d e s s e n Amt Statthalters 1
henpriester
das höchste Wie aber
g e i s t l i c h e Amt steht
offiziell
und N a m e n d e s zu.
das H a u p t
richtig befunden haben,
nach der Legitimität
Bund
zu e r w a r t e n ,
zu s a g e n h a t ,
s c h o n seit der
äußert
w e n n g l e i c h mit e i n e r g e w i s s e n
Amt?
veranker daß
der
Perserzeit,
des j ü d i s c h e n
Periode,^ Ethnos
die wir
er sich t a t s ä c h l i c h Zurückhaltung
des H o h e n p r i e s t e r s
Ben
nachdem
als
- zur
als Frage
weltlichem
3
Wie wir vergleichsweise ras s t ä r k s t e B e t o n u n g Heiligtumsdienst
aus V . 2 4 sehen,
auf d e m P r o p r i u m
in b e t o n t e r W e i s e
ist sein e r s t e s und v o r r a n g i g e s
liegt B e n Si
der P r i e s t e r , dem
und d e m H o h e n p r i e s t e r t u m
Ihnen d i e s e s n o c h e i n m a l
1
Pinehasbundes
Und g e m ä ß der T e x t f o r m v o n V v . 2 4 - 2 5 ,
Führer.
Hohenprie richten.
seit der h e l l e n i s t i s c h e n
gesehen
Ho
Gefahren
Pinehasnachkommen
Es ist n u r
faktisch
jedenfalls
auch p o l i t i s c h
entwickelt
bekleidete. Gegen
F r a g e ein W o r t
z.T.
des
es m i t d e m h ö c h s t e n w e l t l i c h e n
zusprechen?
war,
Position nach dem
sich B e n S i r a s B e t o n u n g d e r
er im R a h m e n
zu d i e s e r
Hohepriester
war.
aus d e m
er ihnen auch h i e r ein im g ö t t l i c h e n
tes R e c h t Sira
zweithöchste
der oniadischen
Ihnen s p r i c h t
Kann
die
zwi
(TxpoaTdxrie T O Ö
des T e m p e l s
sich möglicherweise
im T e m p e l s t a a t
dieser Art könnte sterrechte
die Rivalität
im A n s c h l u ß an d i e P e r s e r z e i t
- offiziell
durch
Zeit vor sich g e g a n g e n
z u m a l ja d e r F i n a n z v e r w a l t e r
hat
Kultus
als
solchem.
zuzusprechen,
A n l i e g e n . E r s t in
zwei-
Cf. M.Hengel, op.cit. , p.46.
2
Zur Lage in der Perserzeit, s.F.F.Bruce, Israel and the Nations from the Exodus to the Fall of the Second Temple, Grand Rapids 1969, p.117. In der hellenistischen Zeit hatte der Hohepriester noch den 'Prostates' zur Seite, der den Ptolemäern verantwortlich war; s.M. Hengel, op.cit., pp.45f. 3 Die Kommentatoren, die einen anderen (emendierten) Text ver treten, finden entsprechend bei Ben Sira keine Antwort auf diese Frage.
Pinehasbund
und
ter L i n i e - v o r a l l e m w o h l , w e i l genössischen
politischen
gefährdet war zu s p r e c h e n :
- kommt
dieser Punkt
Intrigenspiel
für a l l e
(V.25c) d ü r f t e d e n H o h e n p r i e s t e r das H e i l i g t u m ,
Hohenpriesteramt.
Ihnen
das
Der Aus
war
in b e s o n d e r e r
doch Weise
Jahwes.-'- D u r c h Zei
zu 25c steht, w i r d
ist d a s E r b e des
dies
Aarons
ganz im
Davidsbundes
2
- gewissermaßen
und vorsichtig wird behauptet,
stern die geistliche chert
und Frage
Herrlichkeit'
an d i e N a c h f a h r e n
So k ü h n d i e s e B e h a u p t u n g
geschützt
zeit
Herrlichkeit,
bezeichnen,
'Herrlichkeit' ( 7 1 2 3 )
der
d i e in A p p o s i t i o n
unauffällig
Seiner
in d e m er a m t i e r t e ,
deutlich: Ben Sira denkt
zugefallen!
Seiner
seine Nachkommen."
'Ein M a n n vor dem A n g e s i c h t
le 25d,
umstritten
"Und a u c h S e i n B u n d m i t D a v i d . . . i s t
das E r b e A a r o n s
der Wohnort
im
er n o c h auf d i e p o l i t i s c h e
E r b e e i n e s M a n n e s v o r dem A n g e s i c h t
druck
157
GottesVerheißung
(V.24b),
an sich auch k l i n g e n als b e i l ä u f i g e r
sie eingeführt. Während im P i n e h a s b u n d
sei den
Nebensatz G recht
läßt sich d e r S i r a z i d e
allzu offensichtlich
Wenn
er v i e l m e h r
anfechtbare
ohne jeden versuchten
selbst
-
un
Hohenprie
und weltliche Oberhoheit
eine
mag,so
zugesi auf
These nicht
solch ein.
S c h r i f t b e w e i s da-
1 Dies w a r schon in der Stiftshütte so: Ex.40:34f; N u . 1 4 : 1 0 ; 17: 7; 20:6; dann ebenfalls im l.und 2.Tempel: l.Kö.8:ll; 2.Chr.5:14; 7:lff; P s . 2 6 : 8 ; Sir.36:19; und auch im zukünftigen Tempel wird es so sein: Hes.43:4f; 4 4 : 4 ; H a g . 2 : 7 + 9 . Im übrigen stehen auch die Gott dienenden Engel 11123 3D 7, Sir.42:17. 7
2
I
Eine leise Andeutung dieser in Hoherpriesterhand zusammenge faßten Fürsten- und Priesterfunktion findet sich schon in Sirachs Beschreibung des Hohenpriesters Aaron, und zwar in 4 5 : 1 2 . Während in den at-lichen Schilderungen des Hohenpriesters dessen Diadem stets als "1TJ bezeichnet wird (Ex.29:6; 39:30; L v . 8 : 9 ) , verwendet Ben Sira in seiner Schilderung Aarons dafür das sonst allgemein die Königskrone bezeichnende Wort T3 m u y . J.G.Snaith, "Biblical Quotations in the Hebrew of Ecclesiasticus", JTS 18(1967):7 ( n . 3 ) , kommentiert dazu: "But upon Aaron's high-priestly headdress...there rests an TD m p y 'golden crown', a phrase which is used in P s . X X I . 4, not of priests, but of the (Davidic) king. Is this a deliberate quotation, and, if so, can w e then say that Ben Sira thought in terms of priestly and political authority being vested in one priest-king?"
Priestertum
158
von
spricht,
des
angetreten
damit
matisch
eine
so w e i ß
doch
das
Erbe
man
treffen
noch
eine
zu
für
will,
hin,
Aussage
daß
Davidsbun nicht,
die
die
legitimieren
dogmatische
darauf
des
zunächst
phänomenologisch
Feststellung
Dinge weisen
Kultus
Aaroniden
zu b e g r ü n d e n
er hier
dene
die
haben,
lediglich
zutreffende
ob
daß
und
ob
Gegenwart
er weder sucht,
wagt.
Letzteres
er
dog
oder
Verschie
der
Fall
ist. Ein erster der 1
Stellung
Väterlobs'
Hinweis dieses
ergeben. Wie
das Hauptthema Thema wird den
Grund
vom
Bund
Aaron
diesbezüglich
Verses
in
der zwei
laus
mit Abraham und
patrum
mit
1 J.Haspecker, op.cit.,
3
hier
(44:20), Pinehas
der
mag
im
Haspecker
Abschnitten
(44:1-45:26):
(45:15)
(V.25)
1
sich
beobachtet Gottesbund.
behandelt. wird mit
schon
Gesamtaufbau
vom
hat, 2
ist
Dieses
e r s t e legt
Noahbund
Jakob
(45:24)
Der
aus des
(44:22),
gehandelt.
(44:17), mit Hin-
p.85(n.94).
2
R.T.Siebeneck, "May their Bones return to Life", CBQ 2 1 ( 1 9 5 9 ) : 415, sieht zwei Hauptthemen, nämlich den Bund ("...with the royal... and the priestly family") und den durch die Aaroniden zu praktizie renden Kultus. Er beachtet in dieser Aufsplitterung zu w e n i g , daß a) der Davidsbund ja mit dem Priesterbund in Zusammenhang gebracht wird, und b ) der Kultus als Funktion des Aaronbundes der Bundesidee ein- und untergeordnet w i r d ( c f . 4 5 : 1 5 f ) . 3 J.Haspecker, loc.cit., sagt, hier werde der "Bund als 'grosse Auszeichnung'(44,2; 45,25ef H ) und für alle Zeiten dauerndes Gut (44,10-12; 4 5 , 2 6 c ) , das Gott den frommen Männern der frühen Zeit geschenkt h a t " , geschildert. - Daß hier der 'Mosebund' nicht er wähnt wird, erklärt er von daher, daß "hier von den 'StammvaterBünden' die R e d e " s e i , zu denen der Mosebund als Kollektivbund nicht gehöre. 0.Rickenbacher, op.cit., pp,166f ( c f . 1 4 1 - 1 5 8 ) , möchte daraus lieber folgern, daß Ben Sira hiermit eine Öffnung Israels aus dem Exklusivitätsanspruch zur Welt h i n zum Ausdruck bringen m ö c h t e : "Objekt ist nie Israel, nie M o s e s , sondern die Menschheit, die Patriarchen, die Hohenpriester...Grundlegend geht der Bund auf den Anfang der Welt und der M e n s c h e n z u r ü c k " ( p . 1 6 7 ) . Aber schon die Patriarchen- und Priesterbünde stellen doch ein Proprium und Privi leg Israels dar! Zu beachten ist ferner, daß nach Sirach M o s e ( ! ) den Aaron in den Bund einführt, damit er die Priesterpflichten er fülle und Israel in der Torah unterrichte ( 4 5 : 1 5 - 1 7 ) . Die Verwal tung der Torah, die Grundlage und Regel des Mosebundes ist, wird damit als kontinuierliche Bundespflicht den Priestern zur Aufgabe gemacht. Mose transferiert damit die empfangene Bundestorah (45:5).
Pinehasbund sichtlich des
und
Gottesverheißung
zweiten Hauptteils
159
s c h r e i b t H a s p e c k e r dann:
"Der z w e i t e H y m n u s , 4 6 , 1 - 5 0 , 2 4 , z i e l t auf d i e B u n d e s treue der Nachfahren, die ihnen den Weiterbestand Bundes
sichert
Stellungnahme
(vgl.50,24)."
1
Daß Ben Sira nun
des
seine
z u m D a v i d s b u n d v o r z i e h t , ihn g e w i s s e r m a s -
s e n als A p p e n d i x
zum e r s t e n , g r u n d l e g e n d e n A b s c h n i t t der
l a u s p a t r u m b e h a n d e l t , in d e m er d i e V ä t e r - u n d P r i e sterbünde darlegt, ihn dabei
umbiegt und als Erbe
Priester schildert, muß auffallen
2
- z u m a l er s p ä t e r ,
w i e w i r n o c h s e h e n w e r d e n , in s e i n e r S c h i l d e r u n g (47:2-11) d e n B e g r i f f
der
Davids
'Bund' v e r m e i d e t . Es s c h e i n t ,
w o l l e er sagen, daß über die grundlegenden V ä t e r -
als
und
Priesterbünde hinaus kein weiterer unabhängiger und w e i terführender Bund
zu e r w a r t e n
steht. Von
vornherein
m a c h t er k l a r , d a ß a u c h d e r s p ä t e r h i n e i n g e k o m m e n e
Da
vidsbund
des
e n d l i c h s e i n e n O r t nur w i e d e r u m
im R a h m e n
den Priestern gegebenen ewigen Bündnisses Zu d i e s e r s t r u k t u r e l l e n Hinweis
Beobachtung kommt noch
ein
im T e x t v o n V . 2 5 s e l b s t , d e r es n a h e l e g t ,
daß
nach Sirachs Meinung der Davidsbund sondern gewissermaßen
auch de
nicht nur de facto,
iure auf d i e P r i e s t e r über
g e g a n g e n i s t . Er s p r i c h t n ä m l i c h d a v o n die Erbschaft des Davidsbundes rons
findet.
(Zeile d ) , d a ß
für alle Nachfahren
( s e i l , im H o h e n p r i e s t e r a m t )
er a u c h f ü r d i e Z u k u n f t k e i n e n D a v i d i d e n an d e r des Volkes
Aa
gilt. Das zeigt an, daß Spitze
e r w a r t e t , s o n d e r n d i e s e P o s i t i o n als b l e i b e n
des P r i v i l e g d e r H o h e n p r i e s t e r
betrachtet.
Die Frage erhebt sich: Kann diese Interpretation gesichts des Restes des Buches hierauf
so stehen bleiben?
an
Um
z u a n t w o r t e n , m ü s s e n w i r e i n e n B l i c k auf B e n S i
ras übrige Behandlung der unter Gottes Verheißung
1 J.Haspecker,
ste-
loc.cit..
2 Schon J.Priest, op.cit., p . 1 1 2 , hat auf die Uberraschend vor gezogene Erwähnung D a v i d s , die den chronologischen Gang der^Dar stellung unterbricht, aufmerksam gemacht. Doch fehlt eine eingehen de Interpretation dieser Auffälligkeit noch.
P r i e s t e r t u m und
160
henden Davidslinie B l i c k auf
Kultus
- und im Z u s a m m e n h a n g
nämlich einen davidischen Messias nicht
zur g l e i c h e n
Davidserbes
erwartet,
Königs David
angedeutet,
(47:2-11)
den w i r d - w ä h r e n d
fällt auf,
ausdrücklich
10-17) k o m m t
d a ß im P r e i s
'Bund' ( u m )
der Begriff
n e n n t . D i e S a c h e des
tes m i t D a v i d
so k a n n
selbst
zur S p r a c h e :
1
ihn
'Bundesschlusses
n u r in F o r m e i n e r recht "Auch v e r g a b
(|7n) des K ö n i g t u m s
des
vermie
die R e d e ist,
(cf.2.Sam.7:12ff;
des
Übernahme
1
Got
Ps.89:29-38;
132:
z u r ü c k h a l t e n d e n An ihm der H e r r
seine
S ü n d e n und e r h ö h t e auf e w i g sein H o r n und g a b ihm feste Recht
er
haben.
er in 4 5 : 2 5 , w o v o n der
'Bundes' d u r c h d i e P r i e s t e r
spielung
einen
Zeit an e i n e b l e i b e n d e Ü b e r n a h m e
durch die Priester geglaubt
Wie bereits
dieses
damit
s e i n e m ö g l i c h e M e s s i a s e r w a r t u n g w e r f e n . H a t er
und s e i n e n T h r o n
das
richte
te Er auf ü b e r J e r u s a l e m " ( 4 7 : 1 1 ) . Die Aussage, te',
steht
daß Gott
im K o n t r a s t
zu v e r s t e h e n ,
Bezug. Dieses dem David sungserbe,
anderen Volk, Vergebung 2
sein Horn
erhöh
(V.7),
daß
'bis auf d e n heuti ist n i c h t
sondern hat
indi
nationalen
zugesagte, e w i g g ü l t i g e
das d e r n a t i o n a l e n K a t a s t r o p h e
auch w e n n d i e s e s
1
durch David
zerbrochen wurde. Die Aussage
viduell-dynastisch
gegeben.
'auf ewig
zu d e r F e s t s t e l l u n g
'das H o r n d e r P h i l i s t e r ' gen Tag'
ihm
Verheis-
entgegensteht,
'sein H o r n ' e i n m a l v o r ü b e r g e h e n d
Babylon,
der S ü n d e n
gegeben wird
erwachsen
(49:5),
einem
ist aus
und d e m V o l k s f ü h r e r
G e w i ß h a t B e n S i r a es auch
der ewig
für s e i n e Zeit
in
Vgl.dazu G.Maier, op.cit., p . 5 2 .
2
In dem genannten V e r s , 4 9 : 5 , beschränkt sich die A u s s a g e , daß Gott das 'Horn' der israel.Könige den Feinden preisgab, nicht auf etwas Persönliches, sondern transzendiert den Individualbereich und gewinnt nationalen Bezug. Ähnliches wird von 47:11 gelten.- A.Cal > op. cit. , p . 5 5 , betont hinsichtlich 47:11 mehr das Element ei ner rein persönlichen Verheißung an David und geht auf nationale Implikationen nicht ein. Doch sieht er richtig, daß 47:11b sich nicht auf die Verheißung einer ewigen davidischen Dynastie bezieht: "L'hemistiche signifie de la sorte que la gloire personelle de Da vid est durable, mais il ne parle pas de sa 'royaute e t e r n e l l e . " (Gegen R.Smend, op.cit., p . 4 5 2 ) . c
u o t
1
Pinehasbund Anspruch
genommen,
übertragbares
Erbe
und
GottesVerheißung
z u m a l er e i n e n
161
'Bund' ja als
ein
betrachtet.
D i e für u n s e r e F r a g e s t e l l u n g w i c h t i g e r e A u s s a g e weil
sie m i t d e m d a v i d i s c h e n K ö n i g t u m
h a t - steht
in 4 7 : 1 1 c :
als s o l c h e m
"...und gab ihm das f e s t e
zu tun
Recht
des K ö n i g t u m s " . H i e r kommt w i e d e r das O r d n u n g s d e n k e n Ben 1
S i r a s zum A u s d r u c k : Ordnungslinie,
Das f e s t e Recht,
schließt die Legitimität
en aus und g a r a n t i e r t Herrscherlinie.
2
obwohl
die Kontinuität
2.Sam.7:12-16
in d e r l e t z t e n
heißen,
gegenüber
hat
2.Sam.7:16
3
davidischen gerade
die Rede
ist,
hätte.
(47:lld) k ö n n t e
- eine
vorliegen. Wird dort 'auf e w i g (D*71 y " I V ) 1
7
sei
ver
beste
so läßt B e n S i r a h i e r d i e A n s p i e l u n g
r u s a l e m ' (0*7iyn *7y) a u f g e r i c h t e t
auf
die
'über J e
worden.
zeigt B e n S i r a d i e e r s t e B e w ä h r u n g
der
Da
vid gegebenen Verheißung: Trotz Salomos Untreue
wird
Gott
und
S e i n W o r t und S e i n e G n a d e a u f r e c h t e r h a l t e n
nicht ten
austilgen
die Nachkommenschaft
Seines
(47:22a-d). Wie eine direkte Bestätigung
heißungsvollen
Feststellung
fügt B e n S i r a in
sogleich die historische N o t i z
1 Cf. die Ausführungen
4
-
charakteristische
e w i g e D a u e r aus und sagt nur, D a v i d s T h r o n
In 47:22
Dynasti
daß nun
allen Anlaß dazu gegeben Z e i l e des V e r s e s
d a ß der T h r o n D a v i d s
hen werde,
anderer
'ewigen' G ü l t i g k e i t
wie A.Caquot vorgeschlagen Änderung
gottgesetzte
der
Es ist b e m e r k e n s w e r t ,
h i e r n i c h t von e i n e r
Auch
die
bei:
Auserwähl d i e s e r ver 47:22e-f
"Und Er g a b
Jakob
zu pn, supra, p , 1 5 4 ( n . l ) .
2 Th.Middendorp, op.cit., p p . 1 4 4 + 1 7 4 , erwägt die Möglichkeit, das in 47:11 durchschimmernde 'Gottesgnadentum' und 'gottgegebene Königsrecht' könne sich gegen die diadochische Herrscherapotheose und die Selbsternennung der Erobererdynastien richten. In zweiter und dritter Linie mögen solche Spitzen gelten. Primär aber geht es dem in Ordnungskategorien denkenden Siraziden um die feste dynasti sche L i n i e , die sich durch alle Widrigkeiten bis zum Exil bewährt. o J
A . C a q u o t , op.cit., p . 5 5 .
4 Man beachte den Aorist in G, dem in H Imperfecta consecutiva entsprechen. Die historische Bezogenheit und Erfüllung dieses Ver ses übersieht W.Baumgartner, "Die literarischen Gattungen in der
Priestertum und
162
Kultus
e i n e n Rest u n d D a v i d e i n e W u r z e l aus ihm." G a n z
ähnlich
f i n d e n w i r in 4 8 : 1 5 , w o in g u t h e b r ä i s c h e m S t i l
zusammen
f a s s e n d d i e G e s c h i c h t e b i s h i n zum E x i l s c h o n risiert wird, bevor
charakte
sich d e r e i g e n t l i c h e d e t a i l l i e r t e B e
r i c h t aus d e m t h e m a t i s c h e n Ü b e r b l i c k s v e r s entwickelt, die Feststellung,
48:16
daß trotz der
heraus
Unbußfertig-
k e i t des V o l k e s u n d d e s f o l g l i c h n o t w e n d i g w e r d e n d e n
Ge
richts s i c h d i e V e r h e i ß u n g G o t t e s b i s h e r b e w ä h r t h a b e : "Und für J u d a b l i e b ü b r i g e i n g e r i n g e r H a u f e , u n d ("Myi) e i n F ü r s t für d a s H a u s D a v i d s . " D i e s e
noch
Aussage
spricht v o n B e w ä h r u n g u n d E r f ü l l u n g e i n e r s e i t s ,
deutet
andererseits aber auch schon Ende und Wechsel a n .
Trotz
großer Unbußfertigkeit hat Gott Seinem Volk bisher g e m ä ß der V e r h e i ß u n g e i n e n d a v i d i s c h e n A b e r doch d e u t e t d a s
Fürsten
gelassen.
'Noch' s c h o n l e i s e auf e i n e
Zeit
h i n , in d e r es e i n e n s o l c h e n n i c h t m e h r g e b e n w ü r d e . Das S c h l u ß w o r t ü b e r d i e D a v i d i d e n s p r i c h t B e n S i r a 49:4-5:
in
"Außer D a v i d , H i s k i a und J o s i a h a b e n sie a l l e g e
frevelt u n d v e r l a s s e n d i e T o r a h d e s H ö c h s t e n , d i e Judas bis
zuletzt
( H ) . Und Er
(= G o t t )
d e r e n und i h r e E h r e e i n e m f r e m d e n
2
1
Könige
g a b ihr H o r n A n
Volk."
Für d i e Z e i t n a c h d e m E x i l ist es b e z e i c h n e n d , Serubbabel
(49:llf)
sen w i r d , s o n d e r n als E r b a u e r d e s
daß
s c h o n n i c h t m e h r a l s D a v i d i d e geprie
(zusammen mit dem Hohenpriester
Josua)
'ewigen T e m p e l s ' . N a c h d e m d a n n v o n
Mauerbauer Nehemia die Rede war auf den H o h e n p r i e s t e r
(49:13), geht Ben
S i m o n I I . ü b e r , d e n er d e n
seiner Brüder und Stolz seines Volkes' nennt 5 0 : 1 a ) und a l s B e f e s t i g e r d e s T e m p e l s u n d
dem Sira
'Führer
(49:15b =
Jerusalems
./. Weisheit des Jesus Sirach", ZAW 34(1914):188, w e n n er d e n g e samten V.22 als eine "Verheißung von der Endzeit und ihrem König, also eine prophetische Gattung!' bezeichnet. Dagegen Th.Middendorp, op. cit., p . 6 7 , zu Recht zu V . 2 2 : "Vermutlich bezieht Ben Sira die Verheissung für den Davidsstamm nur auf die Könige der Vergangenheit, nicht aber auf einen kommenden Herrscher." 1
G hat: "Und sie...".
2 H bezeichnet
das Volk zusätzlich
als
'töricht' C 7 2 3 ) .
Pinehasbund (50:1-3;
und
GottesVerheißung
cf. Josephus A n t . 1 2 : 1 3 9 ) .
Gott möge
ihm den P i n e h a s b u n d
ein N a c h f o l g e r der H i m m e l
1
163
Für ihn e r b i t t e t er,
aufrichten,
"damit
fehle, noch seinen Nachkommen,
ist"(50:24; Übers. R.Smend).
l i c h : Die d y n a s t i s c h e V e r h e i ß u n g
So w i r d
an D a v i d
es deut
s e l b s t h a t ih
re Zeit g e h a b t . N u n a b e r hat der H o h e p r i e s t e r be
ihm nie
solange
d i e s e s Er
angetreten.2
1
Bedeutsam ist, daß alle nachexilischen Gestalten, die Ben Sira in seinem Väterlob nennt, solche sind und als solche ausdrücklich bezeichnet w e r d e n , die die heilige Stadt und/oder den Tempel aufge baut bzw. restauriert haben (49:11-13; 5 0 : 1 ) . Daß es nur um die Er bauer und Ausgestalter des äußeren Zentrums der Hierokratie geht, erklärt auch am besten die Nichterwähnung von Esra, der - im Unter schied zu Nehemia - nicht zu diesem Personenkreis gehört. Dies hat J.G.Snaith, Ecclesiasticus, p . 2 4 7 , treffend beobachtet. - A n d e r e , weniger überzeugende Erklärungen für das Fehlen Esras in der Vä terliste sind etwa folgende: Esra sei in seiner gesetzlichen Rigo rosität vielleicht ein Leitbild der Chasidim gewesen, weshalb ihn Sirach unerwähnt ließ, w e i l er selbst 'jeglicher chasidisch-pietistischen Ängstlichkeit und Prüderie' abhold gewesen sei; so M.Hen gel, op.cit., p . 2 7 4 ( n . 2 8 1 ) , und auch schon C.H.Lebram, "Aspekte der alttestamentlichen Kanonbildung", VT 18(1968):189, gefolgt von Th. Middendorp, op.cit., p . 6 6 ( n . l ) . Nach P.R.Ackroyd, "The Maccabean Dating of Literature", VT 3(1953):116, hat Sirach Esra nicht ge kannt, weil ihm das Werk des Chronisten noch unbekannt w a r . Ähnlich auch E.Rivkin, "Ben Sira and the Non-Existence of the Synagogue", p p . 3 4 9 - 3 5 0 , der das Sirachbuch auf ca.270 v.Chr. datiert und meint, in diesem Fall sei die Auslassung Esras "perfectly understandable, since the book had either not yet been w r i t t e n , or its claims for Ezra were still too radical. It even may mean that Ezra...was not known to Ben Sira because Ezra had not yet attained historical reality"! 2 In dem zwischen 51:12+13 eingeschobenen Psalm (Zeilen h + i ) ist noch einmal im aktualisierenden Sinn die Rede von Gott, der "dem Haus David ein Horn aufrichtet" und "die Söhne Zadoks zur Priester schaft erwählt". Doch gehört dieser Psalm, der sich nur in H^ fin det und in allen Versionen fehlt, so gut wie gewiß nicht mehr zum authentischen Bestand des Sirachbuches. Er ist später entstanden möglicherweise, wie aus dem Nebeneinander von Davididen und Zadokiden als Objekten zukünftiger Hoffnung geschlossen werden k ö n n t e , in Kreisen, die mit Qumran zusammenhängen. Denn hier vertrat man eine ausgeprägte Zwei-Messias-Lehre mit der Erwartung eines Messias aus dem davidischen- und eines aus dem zadokidischen H a u s . (S.dazu A. di Lella, The Hebrew Text of Sirach. A Text-Critical and Historical Study, The Hague 1966, p p . 1 0 1 - 1 0 5 ) . - Hingewiesen werden muß in diesem Zusammenhang auch auf R.H.Lehmann, "Ben Sira and the Qumran Literature", RdQ 3(1961):114. Er findet nicht nur in 51:12h+i (bei ihm 51:29) einen Erweis für die Erwartung zweier Messiasse bei Ben
Priestertum
164
Daß bei eines sein
kann,
sich
ist
für für
die die
die
raels
Sicht
Messias
klar.
Herrschaft
die
bisherige war
verheißene
gerichteten
für
der
bei
des
oder
Dinge
Ben
Sira
und
die
nicht
stark Hinweis
Messias
bestätigt
nur
der
nicht
schreibt
die
1
"Eine
genügt
einzusetzen.
Die
Daß
in
Mes dem
gefärbten
Gebet
Erwartung
eines
These.
Von
der
er
ihm,
Wiederherstellung
die
diese
Rede
erwartet
Es
lebendig."
national auf
Erwartung
zu R e c h t :
Zukunft.
eschatologische
jeder
von
Hohenpriesters
Verfassung ihn
Sir.33:1-36:22 fehlt,
Kultus
Middendorp
als
Gegenwart
siaserwartung auf
einer
davidischen
andere nicht
solch
und
Is
zukünf-
./. Sira (ohne die Frage nach der Authentizität des Textes auch nur zu s t e l l e n ) , sondern findet einen ebensolchen Erweis auch in 4 5 : 25!! (Bei ihm 4 5 : 4 6 f ) . Daß h i e r w e d e r G noch S - geschweige denn H von zwei Messiassen reden, ist so evident, daß man sich fragt, w o Lehmann seine Idee hernahm. Aber nicht genug damit. Er meint auch noch, bei Ben Sira sei der davidische Messias dem aaronidischen durchwegs übergeordnet! Er schreibt: "Despite Ben Sira's obvious devotion to the priesthood and admiration for the High Priest Simon, he consistently puts the Coming Davidic king ahead of the representatives of the priesthood"(op.cit., p.114; ibid., n . 1 9 , spricht er von dem "stress on a Davidic k i n g " bei S i r a c h ) . Stärker kann m a n die Position Ben Siras kaum verzeichnen! - Ebenfalls nicht richtig ist die folgende Aussage von G.Maier, op.cit., p . 1 6 2 : "Zu den her vorstechenden Zügen des Sirachbuches gehörte die Betonung des Pinchasbundes neben dem Davidsbund. Aus Sir.45,24f und 51,12hf kann man schließen, daß Ben Sira auch für die Endzeit gleichen Glanz für das Haus Davids w i e für das Sadoks erwartet h a t . Zu der qumranischen Erwartung zweier Messiasse...ist es von da nur ein Schritt. Jeden falls hat Ben Sira in dieser Hinsicht ganz das Aussehen eines Vor läufers, der den Ansatz hervorbringt." - J.Priest, op.cit., pp.lll118, sieht in 4 5 : 2 5 , dessen Text er emendiert (s.supra, p . 1 5 2 , n . 2 ) , eine die chronologische Erzählfolge unterbrechende Parallelordnung von Priester- und Davidsbund. Ob 51:12h+i authentisch sind, läßt er offen, obwohl er diese Zeilen als 'a logical conclusion of the thought in 45,25' versteht, die 'the real meaning of that v e r s e ' erweisen könnten ( p . 1 1 7 ) . Doch erkennt er immerhin, daß Sirach kein Vertre ter einer Lehre von zwei Messiassen ä la Qumran ist, und ordnet in seinem System im Gegensatz zu Lehmann, den er korrigiert ( p . H 8 , n . 2 7 ) , den Priesterbund dem Davidsbund über. 1
Th.Middendorp, op.cit. , p.174; ähnlich ibid. , p . H 7 ( n . 2 ) . Er gründet sich in seiner Aussage vornehmlich auf A.Caquot, op.cit., pp.43-68. G . M a i e r , der klar die Überordnung des Pinehasbundes über den Davidsbund bei Ben Sira spürt (op.cit., p p . 5 1 f ) , meint aber doch ungerechtfertigterweise, auf Grund von 47:11+22 sowie 51:12h eine davidische Messiashoffnung b e i Sirach zu sehen (p.57, n . 1 8 0 ) .
P i n e h a s b u n d und tigen Verherrlichung
des Tempels
fehlenden Messiaserwartung die Rede
Gottesverheißung
165
ist - im G e g e n s a t z
- dort allerdings
sehr
zur
wohl
(36:19) !
Eine G e s t a l t , f r e i l i c h , d i e b e i B e n S i r a sche, vielleicht
sogar
(im w e i t e r e n S i n n )
eschatologi-
'messianische'
Züge t r a g e n k ö n n t e , ist E l i a . G e g e n E n d e s e i n e s
Preises
dieses Propheten
(V.10):
(48:1-11)
s c h r e i b t er ü b e r ihn
"Der d u n a c h d e r S c h r i f t b e r e i t s t e h s t für d i e Z e i t , beschwichtigen
den Zorn vor dem Grimm
das H e r z d e r V ä t e r zu d e n S ö h n e n 3:24a) und a u f z u r i c h t e n 6!)."
(cf. M a l . 3 : 2 3+2 4b),
(H) zu k e h r e n
die Stämme Israels
bezüglich des wiederkehrenden
Elia mit einer 1
(cf. M a l .
(cf.Jes.49:
Ben Sira verbindet hier die Verheißungen
die bei J e s a j a d e m G o t t e s k n e c h t g i l t .
zu
Maleachis
Verheißung,
Die Annahme
nahe, daß er die beiden verheißenen Gestalten
liegt
identifi
ziert h a t . V o m K o n t e x t h e r w i r d d i e A u f g a b e , d i e er die sem w i e d e r k e h r e n d e n
E l i a z u m i ß t , in d a s r e c h t e L i c h t g e
rückt. Unmittelbar vor der Elia-Schilderung der s c h u l d h a f t e n R e i c h s t e i l u n g beam gesprochen
hat er
unter Rehabeam und J e r o -
(47:23-25), der gegenüber der wiederkeh
rende Elia nun die eschatologisch-nationale Wiedervereinigung
der Stämme vornehmen wird
Aufgabe
(oder m i t e i n e m a n d e r e n
der
(48:10c-d).
Daß nun aber dieser Elia mit keiner Silbe als bezeichnet wird
von
'Messias'
messianischen
Titel),
j a , d a ß i h m s o n s t im g a n z e n S i r a c h b u c h k e i n e B e
deutung
z u k o m m t - a u c h in d e m e i n e e n t s p r e c h e n d e
kung nahelegenden Gebet um nationale
Wiederherstellung
(33:1-36:22) nicht - sollte vorsichtig machen, s c h n e l l zu b e h a u p t e n ,
Bemer
der wiederkommende
allzu
E l i a sei
für
So J.Jeremias, Art. 'EA.[e] Lac" > ThWB 2 ( 1 9 3 5 ) : 933; ebenso vor sichtig schon R.Smend, op.cit., p . 4 6 1 , und Th.Maertens, op.cit., p. 182, der zudem Parallelen in Ben Siras Eliasbericht zur biblischen Mosegestalt vermutet. Doch überzeugen seine diesbezüglichen Ausfüh rungen nicht. Bewußte Parallelisierungen zwischen Mose und Elia fallen im Text nicht auf. Gewisse zufällige Übereinstimmungen zwi schen beiden Gestalten liegen schon in den entsprechenden b i b l i schen Berichten begründet und sind nicht etwa als Interpretationen Ben Siras zu w e r t e n . 1
M
166
Priestertum
Ben
Sira
nicht de
mehr
Spur
stalt
der
sagen
par
können,
davidischen
wiederkehrenden
Züge
Elia
setzte
'Messias'
einer
des
nische' tete
der
im w e i t e r e n
aber
kein
Hoffnung
bleibenden
und
excellence
als
in
Übernahme
daß bei
gewesen. Sirach,
Messiashoffnung Elia
noch
Sinne
Davidide
nicht
Kultus
ist,
steht
Man
wird
bei
dem
je
fehlt,
die
Ge
ehesten
annimmt.
Spannung des
am
1
Da
'messia
dieser
die
in
ihn
erwar ge
zu B e n
Siras
These
Davidserbes
durch
die
von
Hohen
priester. So
fehlt
tung.
Sein
haus,
nicht
der
bei
Ben
Sira
Augenmerk einer
herrschenden
gilt
priesterlichen
Nachfahren
1
alle
45:25
Zukunft
dem
Messiaserwar
davidischen
Messiasgestalt,
Priesterklasse.
von
für
ausdrückliche
nicht
zukünftigen
Interpretation
des
jede
Nichts
entgegen, Aarons
übernommen
nach
das
steht der
Erbe
sondern also
die
des
haben. Seine
Königs
der
hohen
Davidsbun vorgezogene
Schon 0.F.Fritzsche, op.cit., p . 2 8 4 , hat in seiner Erklärung der Elia-Perikope geurteilt: "Von einem Messias ist also gänzlich keine Rede...".- Recht vorsichtig - obgleich m a n vielleicht noch vorsichtiger formulieren sollte - äußert sich auch J.Jeremias, op. cit., p . 9 3 3 : "Da Sir. sonst nichts v o m Messias w e i ß , scheint auch er Elias als Messias erwartet zu h a b e n . " E.Bammel, "Zu 1QS 9,10f", VT 7(1957):384 ( n . 3 ) , drückt sich zurückhaltender aus, wenn er zur sirazidischen Elia-Figur sagt, daß sich seine "Stellung der messianischen benachbart" zeige. - Eine ganz verworrene Darstellung bietet dagegen A.S.van der W o u d e , Die messianischen Vorstellungen der Ge meinde von Qumran, Assen 1 9 5 7 , p . 2 2 8 . Nach ihm müsse m a n sich den Elia von Sir.48:10 als endzeitlichen Hohenpriester (!) vorstellen, der dem gleichzeitig regierenden davidischen Messias übergeordnet sei. Folgende interpretative Akrobatik führt zu diesem Ergebnis: Von den Rabbinica h e r , w o der wiederkehrende Elia als ein mit Pinehas zu identifizierender Hoherpriester der messianischen Zeit erscheint (cf.Strack/Billerbeck, op.cit., V o l . I V . 1 , p p . 4 6 2 f ) , schließt er of fenbar, daß auch bei Sirach Elia als messianischer Hoherpriester zu denken ist. Weiter setzt er v o r a u s , daß Ben Sira mit einem davidi schen Messias rechnet. Und w e i l (!) er nun diesen "Messias aus Da vid gar nicht e r w ä h n t " ( ! ) , müsse geschlossen w e r d e n , daß Sirach den priesterlichen Messias (Elia) dem davidischen hinsichtlich der Be deutsamkeit vorgeordnet h a b e . - Natürlich findet sich bei Ben Sira weder eine Spur jener späteren rabbinischen Eliaspekulation - sonst hätte er sich ja wohl kaum die ausdrückliche Bezeichnung Elias als Priester entgehen lassen! - noch ein Hinweis auf einen ihm unterge ordneten Messias ben David. Van der Woude hat vorausgesetzt, was zu beweisen gewesen w ä r e , und die Evidenz des Buches selbst vernachläs sigt.
Pinehasbund
und
und, w i e w i r m e i n t e n , Davidsbundes Vermeiden
m i t dem P i n e h a s b u n d ,
bis
einräumt,
lichen Volksführers
hin,
aufrichten, im Amt
des
in
hohenpriester und d i e
(ja auf E w i g k e i t
Bitte
angelegten)
so d a ß ihm in a l l e Z u k u n f t
f e h l e - all das w e i s t d e u t l i c h
daß Ben Sira tatsächlich
m e des D a v i d s e r b e s
sie
vielmehr den G e
Simon II. abschließt
G o t t m ö g e ihm d e n
an e i n e b l e i b e n d e
d u r c h die P r i e s t e r
EXKURS ÜBER DIE VERBINDUNG
im Da
die den
zum E x i l s c h i l d e r t ,
schichtsüberblick mit der Schilderung
Pinehasbund
sein
läßt und i h n e n a u c h k e i n e n P l a t z Zukunft
des
Begriffe
seine Geschichtsdarstellung,
einer messianischen
Nachfolger
Behandlung
'Ewigkeit' h i n d e u t e n d e n
der D a v i d i d e n l i n i e
nachher unerwähnt
anfügt,
167
m i t den d y n a s t i s c h e n A u s s a g e n ü b e r das
vidshaus, überhaupt Abfall
uminterpretierende
im Z u s a m m e n h a n g
a l l e r auf
Zusammenhang
GottesVerheißung
kein
darauf Übernah
glaubte.
VON KÖNIG- UND
PRIESTERTUM
IM A T : Hier sei ein kurzer Exkurs über die Vereinigung von priesterli chen und königlichen Aufgaben in einer Person gegeben, wie sie sich schon im AT gelegentlich
findet. Auf diesem Hintergrund mögen
Ben Siras Gedanken bezüglich
der Übernahme des Königsbundes
sich
durch
die Priester noch besser profilieren, und die von G in Vv.24-25 vor genommenen Änderungen verständlicher
werden.
Wie die Vätergeschichten der Genesis
zeigen, oblag es in der Vor
zeit Israels den Familien- und Sippenhäuptern, gewissermaßen Hauspriester Opferdienst
zu tun (s.Gen.12:7f;
33:20; auch
als
Hi.l:5).l
Später sind es die Führer des V o l k e s , die man u.U. in einer entspre chenden priesterlichen Rolle vit w a r
finden kann: M o s e , der allerdings Le-
(Ex.2:lff; cf. seine Bezeichnung als
wird gelegentlich fert Jahwe
'Priester' in Ps.99:6),
in priesterlicher Aktion geschildert, Gideon op
( R i . 6 : 2 4 f f ) ; Samuel, der nach dem Bericht der Chronik
w i e d e r u m levitischer Herkunft w a r
(1.Chr.6:12f),
2
fungiert
als
1 Cf. W.W.Baudissin, Die Geschichte des alttestamentlichen stertums, Leipzig 2
Prie-
1889, p . 2 5 7 .
Baudissin, op.cit., p . 1 8 9 , nimmt allerdings die Nachricht, daß sein Vater, Elkana, '"Ephraimit' war (1.Sam. 1 : 1 ) , als A n l a ß , ihm sein
Priestertum und
168
Kultus
Volksführer (Richter) und Priester zugleich
(cf.1.Sam.7:8f).
Sieht man diesen Hintergrund, so versteht man leichter, wieso die großen israelitischen Könige in den Samuels-, Königs- und Chronik büchern parallel zum levitischen Priestertum als priesterlich delnde Fürsten geschildert werden k ö n n e n .
1
So bringt David Opfer dar
und segnet das Volk (2.Sam. 6:17f; 24:25; 1.Chr.16:2; von Salomo wird das gleiche berichtet
han
2 1 : 2 5 f f ) , und
(1.Kö.8:5.14.55-64;
9:25).
C.Armerding, der sich vor allem mit der Frage nach dem in 2.Sam.8: 18 erwähnten
'Priestertum'
der Söhne Davids beschäftigt, nimmt
auf
dem Hintergrund, daß in älterer Zeit Familien-, Sippen- und Volks häupter gleichzeitig religiöse,priesterliche
und säkulare
Pflichten
haben konnten, an, daß es neben dem levitischen Priestertum auch ein nicht-levitisches, mit dem Königshaus verbundenes Priesteramt ben h a b e .
gege
2
./. Levitentum abzusprechen. Ebenso A.Cody, A History of Old Te stament Priesthood, Rom 1969, p . 7 3 . Doch muß h i e r 'Ephraimit' nicht mehr heißen, als daß die (levitischen) Vorfahren Elkanas traditio nell im Stamm Ephraim angesiedelt w a r e n und entsprechend in dem glei chen Sinn 'Ephraimiten' w a r e n , wie der in Ri.l7:7 erwähnte Levit aus Bethlehem Glied des 'Geschlechts Judas' w a r . V g l . zu dieser Frage im übrigen C.F.Keil/F.Delitzsch, Biblical Commentary on the Books of Samuel, Grand Rapids 1976 ( N a c h d r . d . e n g l . Ü b e r s . ) , p p . 1 5 - 1 8 , die u.a. darauf hinweisen, daß bei allen im AT erwähnten 'Elkanas' - außer in 2.Chr.28:7, w o der Stammbaum unbekannt ist - levitische Abstam mung nachgewiesen werden kann. 1
Zum israelitisch-jüdischen König als mit Priesterprivilegien ausgestatteten 'Leiter des Staatskultus', s.G.Widengren, Sakrales Königtum im Alten Testament und im Judentum, Stuttgart 1955, vor allem pp.14-16. Widengren betont allerdings das Priester- und Hohe priestertum (!) des Königs so stark ( p p . 1 7 - 3 3 ) , daß in seiner Dar stellung die übrige Priesterschaft während der Königszeit zu w e i testgehender Bedeutungslosigkeit neben dem Fürsten verblaßt. 2
C.E.Armerding, "Were David's Sons really P r i e s t s ? " , in Current Issues in Biblical and Patristic Interpretation, Grand Rapids 1976, pp.75-86, dem die Vorstellung eines Priestertums der Davidssöhne keine Schwierigkeit bereitet (cf. ibid., p . 7 6 ) . Auch Adonja, der sich an Salomos Statt als (priesterlichen) König einsetzen w o l l t e , brachte in seiner selbst-inszenierten KrönungsZeremonie Opfer dar. W.W.Baudissin, op.cit., pp.l91f, sieht hier Schwierigkeiten und möchte in 2.Sam. 8:18 und l.Kö.4:5 den Titel i m 3 nicht als Priester bezeichnung verstanden w i s s e n , sondern als "Bezeichnung einer hohen Beamtenwürde" bzw. als "ehrendes Prädicat", das "wahrscheinlich Kö nigssöhnen und Würdenträgern des Staates" beigelegt w u r d e . Doch spricht der übrige Wortgebrauch des AT gegen diese Lösung.
E x k u r s zur V e r b i n d u n g v o n K ö n i g - u . P r i e s t e r t u m Datiert man Ps.110 in davidische Zeit,
so fügt er sich ganz in
dieses Bild eines Königtums, das gleichzeitig hatte, e i n .
2
der Vorzeit
Daß dabei gern die Parallele
169
auch
Priesterrechte
zu der Melchisedek-Ges talt
gezogen w u r d e , die nach Gen.14:17-24 König- und Prie
stertum vereinigte, ist
leicht
Mit dem schnell vergehenden Dynastie verblich
einzusehen. anfänglichen Glanz der
im geteilten Reich mit seinem meist w e n i g Jahwe
treuen Königtum auch bald der Gedanke Die Hoffnung
aber, daß
richtet werde
davidischen
an priesterliche
Monarchen.
'die zerfallene Hütte Davids' w i e d e r
(Am.9:11;
c f . J e s . 5 5 : 3 f ) , blieb
aufge
lebendig. Und es
steht
nur zu erwarten, daß sich damit auch leise wieder die Hoffnung eine
'priesterliche' Königsgestalt
Tatsächlich
auf
verband.
finden w i r bei Jeremia die Verheißung:
"Und ihr Fürst
soll aus ihrer Mitte kommen, und ihr Herrscher von ihnen
ausgehen;
und ich w i l l ihn nahebringen und er soll mir nahen ( b A J I
"Pimpm
i ' l K ) , denn w e r würde sonst sein Leben w a g e n und mir nahen,
spricht
der Herr?"(Jer. 3 0 : 2 1 ) . Hier ist an einen König gedacht, der Gott priesterlicher Weise
'nahen' darf.-* Wie schon in davidischer
soll dieser priesterliche König natürlich nicht stertum ersetzen, sondern vielmehr parallel Und eben diese parallele vitischem Priestertum
in
Zeit
das levitische Prie
zu diesem
existieren.
Zuordnung von davidischem Königtum und le-
finden w i r dann auch in Jer.33:14-22
verheis-
1
So z.B. H.H.Rowley, "Melchizedek and Zadok (Gen.14 and Ps.110)", in FS für A.Bertholet, p p . 4 6 1 - 4 7 2 , dessen Interpretation des Psalms w i r uns im übrigen aber nicht anschließen möchten. 2
C.Armerding, op.cit., p . 8 5 , schreibt: "...it is my belief that Ps.110 was used in early times, and that both David and Solomon were conscious of holding a priestly investiture that was different from that of the levitical order...". 3 Zum 'Nahen', v g l . Ex.28:43; Nu.4:19; 8:19, u.ö. S.Mowinckel, He that Cometh, Oxford 1956, p . 1 8 0 , schreibt b z g l . Jer.30:21: "The point of the passage is that in the age of restauration...the people will again have a legitimate king of their own dynasty...a king w h o m Yahweh will permit to approach h i m in order to perform the prie stly service as m e d i a t o r . " S.Böhmer, Heimkehr und neuer Bund. Stu dien zu Jeremia 30-31, (Diss.) Göttingen 1976, p . 6 5 , zieht aus der beobachteten priesterlichen Funktion des Fürsten den Schluß, "daß der Verfasser eine kritische Haltung gegenüber dem Königtum ein nimmt". Doch ist diese Annahme nicht nötig. Es geht dem Vf. ledig lich um eine positive Betonung des priesterlichen Königtums.
170
Priestertum und Kultus
sen und beschrieben.1 In nachexiIiseher
Zeit
zeigt sich dieses Nebeneinander der davi
dischen und levitischen Linie deutlich
in der Vision Sacharjas von
den beiden Ölbäumen, die die "zwei Gesalbten, die vor dem Herrscher aller Lande stehen", symbolisieren
( S a c h . 4 : 1 - 1 4 ) . Für die Gegenwart
wird h i e r also die parallele Ko-existenz eines Davididen b e l ) und eines
levitischen Hohenpriesters
(Serubba-
(Josua) geschildert, wobei
- ganz den geschichtlichen Gegebenheiten entsprechend
- die Betonung
mehr auf dem Hohenpriester
Hauptfunktion
liegt: W ä h r e n d Serubbabels
die praktische Fertigstellung
des Tempelbaues
ist ( 4 : 6 - 1 0 ) , w i r d Jo
sua die Regentschaft über das Haus Jahwes und die Bewahrung Vorhöfe übertragen
( 3 : 6 f ) . In dieser seiner
1
Seiner
Regierungsfunktion
1
aber ist der Hohepriester ein 'Zeichen' im Blick auf den kommenden mes s i a m s chen
'Sproß':
2
"Höre n u n , Josua, du Hoherpriester: D u und
deine Brüder... seid miteinander nen Knecht, den Sproß, kommen Der vieldiskutierte gedehnter Kommentar
Zeichen; denn siehe, ich w i l l m e i
lassen"(3:8).
Text Sach.6:9-15
ist im Grunde n u r ein aus
zu diesem eben zitierten V e r s . In der h i e r b e
schriebenen Szene wird Josua, der Hohepriester, in einer symbolischen "So spricht
Zeremonie
geheimen,
3
g e k r ö n t , begleitet von dem Verheißungswort:
der Herr Zebaoth: Siehe, es ist ein M a n n ,
sein Name; denn unter ihm wird's
'Sproß' ist
sprossen, und er w i r d den Tempel
Jahwes bauen. J a , er wird bauen den Tempel Jahwes und wird Ehre tra gen und wird zen
sitzen und herrschen auf seinem Thron. Und er wird sit
als Priester auf seinem Thron,^ und der Rat des Friedens
wird
1
Ein A n l a ß , einen Gegensatz zwischen Jer.30:21 und 33:14ff zu konstruieren und auf dieser Basis unterschiedliche Verfasserschaft für beide Texte zu postulieren, besteht also nicht. 2
W . E i c h r o d t , "Vom Symbol zum T y p o s " , ThZ 13(1957):511f, sieht den 'Mofet-Charakter' des Hohenpriesters und seiner Mitpriester al lerdings in seiner "erneuten Berufung und Einsetzung in das Amt des priesterlichen M i t t l e r s " nach der Katastrophe des E x i l s , wodurch die endliche Erfüllung der göttlichen Verheißung v o m 'Sproß' zeichen haft signalisiert wird. 3
Das h i e r verwendete mtfy wird im A T 5x für die Königskrone ver wendet: 2.Sam.12:30 ( 1 . C h r . 2 0 : 2 ) ; P s . 2 1 : 4 ; Jer.13:18; H e s . 2 1 : 2 6 ; Cant.3:ll. Doch wird es auch häufig bildlich verwendet, e.g. H e s . 16:12; P r v . 1 2 : 4 . 4 So M: T N D D - ^ y ElGdv O O Ü T O Ö .
] H D n^ni; dagegen LXX: HCXC S a r a i
6 lepeuc, ex 6 s -
Exkurs
171
zur V e r b i n d u n g v o n K ö n i g - u . P r i e s t e r t u m
zwischen beiden (Ämtern) s e i n " ( S a c h . 6 : 1 3 ) . Obwohl hier Josua gekrönt wird, erweist sich die Handlung doch als symbolisch, indem sie über sich hinausweist auf den kommenden
1
' S p r o ß . 1 Josua ist demnach
pus auf die kommende messianische G e s t a l t .
2
Ty
Daß jener kommende Sproß
- wie wiederholt betont wird - den Tempel Jahwes bauen wird, verbin det ihn
(wie auch sein Name
'Sproß')
3
mit der
Davididen-Dynastie
(cf. das in 4:6-10 von Serubbabel Gesagte; ebenso 2 . S a m . 7 : 1 2 f ) . Er wird also ein davidischer Herrscher sein, der als Priester - viel leicht gar, w i e die Wahl des Hohenpriesters Josua als Typus nahe legt, als Hoherpriester - auf dem Thron sitzen wird.^ Josua ist, wie bereits
in 3:8 ausgeführt, nur ein
'Zeichen' des Kommenden.
Inso-
1
J.G.Baldwin, "SEMAH as a Technical Terra in the Prophets", VT 14 (1964):95, weist in diesem Zusammenhang auf die Abwesenheit des Ar tikels in V.13a h i n : "The absence of the article is important b e cause attention is thereby dröwn to the fact that someone other than either Joshua or Zerubbabel is meant." Auch das futurische Tempus in V.13 zeigt, daß die Verheißung auf eine zukünftige Gestalt Bezug nimmt. 2
S.dazu auch schon W.Eichrodt, op.cit., pp.513f+518f, der hier - als Vorstufe zu eigentlicher Typologie - von der messianischen 'Symbolbedeutung' Josuas spricht. 3
Daß der 'Sproß' aus dem Hause Davids kommen wird, ist at-liche Tradition; s.Jer.23:3-5; 33:14-26.
feste
^ Von frühester Zeit an wurde die - offenbar als anstößig empfun dene - Aussage von M, daß der Sproß 'als Priester auf dem Thron sit zen' wird, abgebogen. Wie schon bemerkt (supra, p . 1 7 0 , n . 4 ) , än dert die LXX dahingehend, daß zwei zukünftige Gestalten erscheinen, der Sproß auf dem Thron und der Priester zu seiner Rechten. Ähnlich Targ.Jonathan z.St., w o der Messias auf einem, der Hohepriester auf dem anderen Thron sitzt. Der Apparat der Biblia Hebraica z.St. will M nach der LXX emendieren, worin ihm viele Kommentatoren folgen. Doch empfiehlt sich M schon allein als lectio difficilior. Ange sichts der späteren jüdischen Messiaserwartung, die es vermeidet, einen Priester-Messias zu zeichnen (so A.J.B.Higgins, "Priest and Messiah", VT 3(1953):325: "Judaism almost consistently refuses to portray a p r i e s t - M e s s i a h " ) , scheint es ganz unwahrscheinlich, daß man eine der LXX ähnliche Urfassung später je im Sinn von M abgeän dert h ä t t e . Dagegen mußte M der jüdischen Theologie - besonders in der Auseinandersetzung mit der späteren christl. Hohepriester-Christologie - ein Anstoß sein, der zu entsprechenden Textänderungen führte. Für die Authentizität von M treten u.A. ein: Strack/Biller beck, op.cit., V o l . I V . 1 , p.462; ähnlich H.J.Schoeps, "Die Opposition gegen die Hasmonäer", ThLZ 81(1956):666.- J.G.Baldwin, op.cit., pp. 9 4 - 9 7 , versucht den Nachweis zu führen, daß 'Zemah' im propheti schen Sprachgebrauch immer in 'priesterlichen' Zusammenhängen auf taucht, so daß ein 'priester-königlicher' Sproß bei Sach. nicht überraschte.
172
Priestertum und
Kultus
fern diese Prophezeiung Sacharjas mit einem priesterlichen
König
rechnet, ist sie im Einklang mit der sonstigen at-lichen E v i d e n z . Wollte
Sacharja andeuten, daß der kommende König gar Hoherpriester
w ä r e , so würde er weitergehen, als der Rest des A T . Doch ist
dies
ungewiß. Jedenfalls wird bei Sacharja nicht nur mit der Vereinigung priesterlicher und königlicher Elemente zukünftigen Gestalt
in Personalunion bei
einer
gerechnet, sondern man gewinnt darüberhinaus den
Eindruck, daß dem priesterlichen Element die größere Betonung ver liehen wird - obwohl der
'Sproß' nach wie vor als Davidide
wird. Dies ist der vorgeschobenste Punkt, zu dem das AT
erwartet
führt.
Ben Sira konnte an diese Tradition anknüpfen. Doch ist er weiter gegangen. Er betont das priesterliche Element um soviel mehr, daß er die Priester das Erbe der Davididen übernehmen
läßt und statt
eines priesterlichen Königs einen fürstlichen Hohenpriester in den Brennpunkt seiner Aufmerksamkeit
und Erwartung rückt.
Deutlich
kommt hier wieder Ben Siras starke Verbundenheit mit dem Priester tum zum Ausdruck. Der Enkel Ben Siras, der seine Übersetzung ner Zeit anfertigte
(nach
ins Griechische
132 v . C h r . ) , als man in Qumran und
zu ei diesem
nahestehenden Kreisen das Problem des Verhältnisses von König und Priester dahingehend gelöst h a t t e , daß man eine
feste Zwei-Messias-
Lehre entwickelte und folglich einen davidischen Messiaskönig einen zadokidischen Messias-Hohenpriester erwartete,* mag cherweise unter direktem Einfluß dieser Qumranlehre) das
1
und
(mögli Bedürfnis
Zur Zwei-Messias-Lehre in Qumran s.1QS 9:11; CD 12:23f; 14:19; 19:10f; 20:1; lQSa 2:11-21. Die Erwartung zweier endzeitlicher Heils personen (aus Levi und J u d a ) findet sich auch in Test. Sim. 7: lf; Test. Rub.6:8+12; cf.Test.Juda 21:2f. V g l . auch Midr.Ps.43:l ( 1 3 4 a ) , dazu Strack/Billerbeck, op.cit. , V o l . I , p . 8 7 , und Vol.IV, p . 7 9 1 . Die aus führlichste Behandlung der Messiaslehre von Qumran hat A.S.van der W o u d e , Die Messianischen Vorstellungen der Gemeinde von Qumran, A s sen 1957, pp.1-274; s.auch E.Bammel, "Zu 1QS 9,10f", VT 7(1957):381385, der kurz auf Parallelen zu der qumranischen Lehre in den zwei 'Heilsgestalten' in Sach.4:14 und den Führungsgestalten des 2.jüd. Aufstandes hinweist, und dann ausführlicher darlegt, wie sich gewis se Ausprägungen dieser Lehrauffassung in der späteren samaritanischen Eschatologie und im Karäertum finden.- Hilfreich für die Zu sammenstellung des intertestamentlichen Materials ist auch G.Fried rich, "Beobachtungen zur messianischen Hohepriestererwartung in den Synoptikern", ZThK 53(1956):268-275.
Pinehasbund
und
GottesVerheißung
173
verspürt haben, die Lehre seines Großvaters bezüglich ten Übernahme des Davidserbes
der permanen
durch die Priester zu modifizieren.
Gewiß, auch er möchte den oniadischen Zadokiden als den legitimen Pinehasnachkommen
(anstelle wohl der nicht zum priesterlichen
Uradel
gehörenden jojaribischen Hasmonäer) neben dem geistlichen Amt ein Recht zu herrschen zusprechen
(45:24b),
1
doch folgt er seinem Groß
vater nicht in dessen Ausführungen über den Davidsbund, da dessen Auffassung Implikationen
für eine messianische Eschatologie
in sich
trug, über die eine spätere Generation hinausgegangen w a r . (ENDE DES E X K U R S E S ) . III.)
Vv.25e-26: Abschließender
(25e)"Und der (26
nun preist doch euch krönte mit
Appell
an
die
Priester;
Jahwe, den Gütigen, Herrlichkeit! 2
) Er g e b e (G) e u c h W e i s h e i t des H e r z e n s ( H ) , zu r i c h t e n S e i n V o l k in G e r e c h t i g k e i t , d a m i t n i e v e r g e s s e n w e r d e e u e r (H) G u t e s und e u r e (H) M a c h t b i s in e w i g e (H+S) Geschlechteri" 3
4
Ben ähnlich nem
an
Sira wie die
Tatsache, an
die
beschließt
den
später
zweiten
Priester daß beide
Priester
den
ersten
Teil
Teil,
gerichteten
der
laus
cf.50:22f
hymnusartigen
Teile
des
Väterlobes
einmünden
und
hierin
in
ihren
patrum - mit
-
ei
A p p e l l . Die
einen
Aufruf
Höhepunkt
fin-
1
S.dazu supra, p . 1 5 0 . Die Auslassung des Gebetes Ben Siras (50: 24) bei G, Gott möge dem Simon den Pinehasbund aufrichten, erklärt sich dagegen von daher, daß sich jenes Gebet ja geschichtlich nicht erfüllt h a t , insofern nämlich die Oniaden im Rahmen der syrischen Religionsnot vom Hohenpriesteramt abgesetzt wurden (und b l i e b e n ) . Die Geschichte w a r über Ben Siras W u n s c h v o r s t e H u n g e n hinweggegang en. Entsprechend zog es der Enkel vor, über diese Bitte seines Großvaters den Mantel des Schweigens zu breiten. 2
G läßt V.25e-f aus. S hat nur V.25e und läßt auch schon 'den Gü tigen (25e) aus. H hat den vollen Text, der - wie ein Vergleich mit 50:22 zeigt - authentischer Teil des liturgischen Aufrufs ist. 1
3
H ist hier defekt. Der Text
folgt G.
4 G hat hier: Hai TT)V cogav OOÜTCJV. Statt 'Herrlichkeit' schreibt S 'Macht, Herrschaft' (
Priestertum
174 den,
legt
den
ohnehin
vom
hebt ^ -
eine
ster gen
an
eine
des
Buches
von
Ben
Sira
Priesters Besorgt
(Ben
um
den
des
Standes
zur
Feder
und
ihre Voran
den
und
ist,
die
an
seine
und
die
die
seinem
gerichteten
um
der
Priester
übri
weisheithat.
Mahnwort
großen
das
2
eines
Kollegen.
Vorrechte
Verhalten an
ab Prie
im
angefügt
das
sich
hat
er
Bundeserbe
erinnert.
Appellen
jeweils
'Herrlichkeit'
Priestertrilogie
er
auf
priesterlichen
Verlust
- das
inhaltlich
nachträglich
unverantwortliches
gegriffen
priesterlicher der
Siras)
Väterlob
im B l i c k
gewissermaßen
möglichen
Privilegien geht
formal
Öffentlichkeit
hier
durch
das
eigens
möglicherweise
sich
Kultus
daß
Komposition
breitere
Buch
handelt
nahe,
Rest
geschaffene
lichen Es
Gedanken
und
in
-
eine
sei
der Wüste
es
Schilderung die
(Mose,
Schilderung
Aaron,
Pinehas)
Formal gesehen besteht das Väterlob nicht mehr - w i e der Rest des Buches - aus weisheitlichen Individualparänesen, sondern aus einem an ein Kollektiv gerichteten (J.Haspecker, op. cit. , p . 8 5 , n.94) haggadischen Midrasch in Form eines Hymnus. (Letzterer Ausdruck wird von G.Maier, op.cit., p . 5 0 , gebraucht. R.T.Siebeneck, "May their Bones return to Life", CBQ 21(1959):414, hält diese literari sche Form gar f ü r eine originale Schöpfung Ben Siras, was aber, ob wohl die erhaltenen griech. Abhandlungen de viris illustribus, die einer laus patrum entsprächen, erst späteren Datums sind, auf Grund der Quellenlage ungewiß bleiben m u ß . ) - Inhaltlich S t e h t h i e r nicht mehr w i e im Rest des Buches die Weisheit (so G.v.Rad, W e i s heit in Israel, pp.311f; J.Marböck, op.cit., p . 1 6 ; anders J.Haspekker, op.cit., pp.87ff, der diesen Platz der Gottesfurcht einräumt) thematisch im Mittelpunkt, sondern der Bundesgedanke. S.dazu supra, pp.l58f. J.Fichtner, "Zum Problem Glaube und Geschichte", p . 1 4 6 , will das in diesen Kapiteln sich zeigende Desinteresse an speziell weisheitlichen Themen von daher erklären, daß "dieses Preislied nach Vorbildern gedichtet ( i s t ) , die nicht aus Kreisen der Weisheits lehrer stammen". Doch ist über solche möglichen 'Vorbilder' eben absolut nichts bekannt! Die Annahme eines unterschiedlichen Publi kums erklärt die Differenz besser: Es geht nicht mehr um weisheit liche Ermahnung für ein Publikum extra m u r o s , sondern um eine Mah nung an Priester zur Treue zum Bund und damit zum Erhalt ihrer Privilegien. Nur in zweiter Linie - indem Sirach diese Kapitel sei nem Buch anfügt - macht er ihren Inhalt einem weiteren Publikum zu gänglich. Nicht nur Priester bedurften der Erinnerung an die Bun destreue ! 2
D a ß 42:15-50:24 möglicherweise von Ben Sira erst später nach getragen worden seien, hat schon R.Smend, op.cit., p.XXXVII, ver mutet .
Pinehasbund
und
Gottesverheißung
in 4 5 : 1 - 2 5 , o d e r d i e B e s c h r e i b u n g in 5 0 : 1 - 2 1 . D i e s e S c h i l d e r u n g e n Motivation
S i m o n s des
bilden
Gerechten
die Grundlage
zum G o t t e s p r e i s , m i t d e m d i e A p p e l l e
eingeleitet werden
(45:25e; 5 0 : 2 2 a ) .
schen Aufruf
nun preist
("Und
krönte mit Herrlichkeit") Worten,
175
die teilweise
zuvor geschilderten stern durch
sten A p p e l l ,
der
euch
faßt Ben S i r a in 4 5 : 2 5 f angelehnt
sind,
Privilegien
zusammen,
d i e den
ihre Stammväter
wahrnehmen,
doch J a h w e . . . ,
doxologi-
an P s . 8 : 6
den. Diese Privilegien Ein besonderes
In s e i n e m
verheißen
g i l t es zu
Anliegen
mit
all
und g e s c h e n k t
ihre R i c h t e r f u n k t i o n keinen Abbruch
ren d i e P r i e s t e r als G e s e t z e s l e h r e r
gelehrten
recht
der Priester gelegen war,
an s e i n e n
Mose
und Aaron
ron!)
als E m p f ä n g e r
diesbezüglichen
(45:5e-f+17),
Die priesterliche offenbar gefährdet. keit'
(V.26b)
schließen,
sich über
die beide
(also a u c h
für sie, d a m i t
'in
leichtsinnig
standen
ihre
das G e s c h ä f t 2
Zeit
Gerechtig läßt
andere - wohl
zu ü b e r n e h m e n .
und
1
zu S i r a c h s
in die J u r i s d i k t i o n
- Gruppen bereit,
ter Rechtsprechung
1
Satzungen
drohte. Ben Sira erbittet
sie n i c h t
Aa
Gesetzes
werden.
D a ß er d a s R i c h t e n
verscherzen. Offenbar sterliche
bezeichnet
Rechtsprechung war
daß Korruption
Lehr-
zeigt
so a u s d r ü c k l i c h h e r v o r h e b t -
ster einzudringen
der
und L e h r e r des g ö t t l i c h e n
Rechtsentscheide
Schrift-
Ausführungen
und als B e v o l l m ä c h t i g t e ü b e r d i e h e i l i g e n judizialen
wa
gleichzeitig
betraut. Daß dem
B e n S i r a g e r a d e an d i e s e r B e t o n u n g
und R i c h t f u n k t i o n auch schon
auch
er
zu tun
( V . 2 6 ) . Da in I s r a e l d i e T o r a h R e c h t s g r u n d l a g e w a r ,
der R e c h t s p r e c h u n g
wur
bewahren.
um ihrer Machtstellung
mit Aufgaben
die
Prie
ist es ihm n u n in d i e s e m
d a ß die P r i e s t e r
und
jeweils
darauf der
nun
Prie
Weisheit
Privilegien nichtprie-
schriftgelehr
D o c h m ö c h t e Ben Sira,
Nähere Ausführungen h i e r z u s.infra, Kap.IV
§2, pp.2 78f.
2 An 4 5 : 1 7 , w o von der priesterlichen Rechtsgelehrsamkeit die Re de w a r , schließt sich wohl nicht von ungefähr die Schilderung jener D 1 T an, die die privilegierte Position Aarons antasten w o l l t e n . j 7
m
176
Priestertum und
daß die mit der Rechtsprechung Machtstellung
verbundene
privilegierte
d e r P r i e s t e r - und d a m i t d i e
der hierokratisch bis
Kultus
administrierten
Theokratie
'in e w i g e G e s c h l e c h t e r ' e r h a l t e n b l e i b e
Hier spiegelt sich das gesamte Anliegen wieder: nämlich
Effektivität
des
selbst
Väterlobes
z u z e i g e n , w e l c h e s d i e im G o t t e s b u n d ent-
haltenen Privilegien
s i n d , u n d zu s a g e n , d a ß d i e s e
ewig z u g e s p r o c h e n e n V o r r e c h t e n u n d u r c h B u n d e s t r e u e halten werden müssen. Schwindet die Treue, so
zur V e r a n t w o r t u n g
fenbar d u r c h i h r t a t s ä c h l i c h e s
auf er
besteht
die G e f a h r , d a ß d a s B u n d e s e r b e an A n d e r e ü b e r g e h t . ist e i n R u f
-
(45:26).!
Es
an d i e P r i e s t e r , d i e o f Verhalten
in d e n
Ben S i r a s d i e T h e o k r a t i e g e f ä h r d e n und n u n zur auf das i h n e n A n v e r t r a u t e g e r u f e n w e r d e n
Augen Besinnung
müssen.
./. Auch in 38:24-34 werden ja offenbar die Privilegien der (wohl als priesterlich g e d a c h t e n ) Schriftgelehrten gegen Laien ver teidigt! S.auch h i e r z u infra, Kap.IV §2, pp.284-293. 1
Auch in 50:23 geht es ihm um den Machterhalt der Priester. Nur wenn sie 'Frieden h a l t e n ' - also wohl ihre Parteistreitigkeiten beilegen - können sie ihre Position bewahren; cf.M.Hengel, op.cit., pp.244f; G.Maier, op.cit. , pp.53f; R.Smend, op.cit., p . 4 3 9 .
177 Kapitel
3:
PROPHETENTUM BEN SIRA.
§ 1: Mitten
im S i r a c h b u c h ,
g e g e n E n d e des g r o ß e n
(Sir.24),
überrascht
weiter will ^O)
Hymnus
der den e r s t e n B u c h t e i l
der A u s s p r u c h d e s W e i s e n :
ich meine Belehrung
Prophetenwort
'wie' / ' i n '
(=
ist a l l e r d i n g s
zu s p r e c h e n k o m m e n m ü s s e n . So
schon prima
für
Bereits R.Smend merkwürdigen
Rede vergleicht
versteht
redet.
1
"mit
Dieses
Selbstbe
er als B e g l e i t e r s c h e i n u n g
seines
hellenistisch-heidnischen
Geist
"der S c h r i f t g e l e h r t e
ein N a c h f o l g e r der P r o p h e t e n w e i s s " .
2
ob
als S m e n d m e i n t
1
2
3
R.Smend, Die Weisheit I
b
i
d
gegen geführ
sich
als
allerdings
auf d i e b e i d e r s e i t i g e K a m p f e s s i t u a t i o n -
die noch dazu vielleicht weniger ausgeprägt ist,
es
einem
erklärt
mit dem Hinweis
sein
(G) o d e r
den bedrohlichen
in d e m
viel
(S).
fiel auf, d a ß Ben Sira
Selbstbewußtsein"
ten A b w e h r k a m p f e s ,
Vers
facie klar, daß Ben Sira
Wort hier mit prophetischer g a r als P r o p h e t e n w o r t
/ S:
G:ÜDC,
a u s g i e ß e n und sie h i n t e r l a s s e n
noch ausführlicher
ab
"Noch
ewige G e s c h l e c h t e r " ( 2 4 : 3 3 ) . W i r w e r d e n auf d i e s e n
wußtsein
BEI
Einführung
auf d i e W e i s h e i t schließt,
UND SCHRIFTGELEHRSAMKEIT
- das
zu
denken
'prophetische' Element
bei
des Jesus Sirach, Berlin 1906, p.XIX.
- , p.215; s. auch p.XX.
3 Während Ben Sira auch bei V.Tcherikover, Hellenistic Civilization and the Jews, New York 1975, p.144, noch als starker Anti-Hel lenist gilt, urteilt M . H e n g e l , Judentum und Hellenismus, Tübingen 1 9 7 3 , pp.267f, vorsichtiger und ausgewogener über dessen Antihellenismus. Bei J.Marböck, Weisheit im W a n d e l , Bonn 1971, pp.l75f, wird eine mögliche anti-hellenistische Tendenz bei Sirach eher in Frage gestellt, und auch M . L ö h r , Bildung aus dem Glauben, Bonn 1975, nimmt eine mehr vermittelnde Stellung ein, wenn er zusammenfas send darauf hinweist, daß sich bei Ben Sira "die Treue zur israe litischen Überlieferung und die Teilnahme an den geistigen Bewegun gen des dritten und zweiten Jahrhunderts vor Christus treffen"(p. 125, u . p a s s i m ) . Bei Th.Middendorp, Die Stellung Jesu Ben Siras zwi schen Judentum und Hellenismus, Leiden 1973, zeigt sich das andere Extrem, das Sirach gründlich hellenisiert erscheinen läßt. Zur Kri tik an Middendorp, s.M.Hengeis Rezension in JSJ 5(1974):83-87. 2
178
Prophetentum
Ben Sira schon läßt s i c h
und
Schriftgelehrsamkeit
erschöpfend
dargestellt
und e r k l ä r t
fragen.
W.Baumgartner hat auch darauf hingewiesen, der Tatsache,
daß
schiedene Welten"
"Prophetie sind,
s i c h bei B e n S i r a e i n e
tige Vermischung von Weisheit
(32:22-26);
Gattungen: die m i t
2
die
einem
findet
er
verschiedene
'Weissagung v o m
(2:12ff;
4 1 : 8 ) ; w e i t e r h ä l t er das W o r t
47:22
für e i n e
' V e r h e i ß u n g v o n der E n d z e i t
allerdings
Endgericht'
zu b e z w e i f e l n
3
ist ;
und
er d i e p ä d a g o g i s c h e
' V e r w e i s u n g auf d i e
heit»
an
d i e ihr V o r b i l d
a b e r nur ein
- und zwar n i c h t e i n m a l
"Nachahmer
schließlich
in d e n p r o p h e
der a l t e n
ein origineller,
z i e h u n g der l y r i s c h e n und p r o p h e t i s c h e n nicht
sein V e r d i e n s t ,
sondern
Eine n ä h e r e B e g r ü n d u n g
der Weisheit
in P r v . l : 2 2 f f
Sira,
'prophetische
schen
die über die gattungsgeschichtliche
Prophetentums'
herausarbeitete,
noch
Rede' nicht
Fragestellung des
sirazidi-
fehlt b e i
g a r t n e r . S i e w ü r d e R a h m e n und Z i e l s e t z u n g zes g e s p r e n g t
4
des P r o p h e t i s c h e n bei Ben
hinausginge und die individuelle Eigenart 1
ist
Zeit".
Behauptung
(p.196) a l l e r d i n g s
gegeben sein. Eine Untersuchung
"Bei
Gattungen
liegt im Zug d e r
auf d i e
für
Propheten"
d e n n die
für d i e s e l e t z t e r e
d ü r f t e m i t dem b l o ß e n V e r w e i s
Kö
Vergangen
t i s c h e n M a h n r e d e n h a t . Bei all dem ist d e r W e i s e Baumgartner
Fluches
an D a v i d in
und i h r e m
führt
(2:10; 1 6 : 7 - 1 0 ) ,
'propheti
d i e an d i e S t e l l e des
tritt
- was
eigenar
findet.1
'Wehe' e i n g e l e i t e t e
s c h e S c h e i t - und D r o h r e d e ' ,
trotz ver
'nicht
"eine ganz
und P r o p h e t i e "
Innerhalb dieses Weisheitsbuches prophetische
daß
und W e i s h e i t . . . zwei
s e l t e n e ' E r w ä h n u n g v o n P r o p h e t e n und
nig'
ist,
seines
Baum Aufsat
haben.
1
W.Baumgartner, "Die literarischen Gattungen in der Weisheit des Jesus Sirach", ZAW 34(1914):186f. 2
Ibid., pp.187-189. S.dazu infra, p.238
3 S.supra, 4
pp.l61f.
Op-cit., pp.197 u.198.
(n.2).
Einführung
179
Erstaunlich - und doch aufschlußreich gende Berücksichtigung
des
für d i e u n g e n ü -
'Prophetischen' bei Ben
Sira
in der Forschung - ist das fast völlige Fehlen einer Bez u g n a h m e auf S i r a c h in d e m g r o ß e n npocpnxric-Artikel Theologischen W ö r t e r b u c h .
1
Nur an einer einzigen
weist Rendtorff in einem wortstatistischen darauf hin, daß das Wort Sirach einigemale e r s c h e i n t .
Zusammenhang
Diese etwas
liche Behandlung des Siraziden ist umso
einer Abhandlung, die die Entwicklung
bedauerlicher,
der
ansonsten
Evidenz sehr ausführlich
Jhd.v.Chr. ihren ideen- und Platz
Rahmen
Prophetenidee
v o m A T b i s h i n zu d e n R a b b i n i c a v e r f o l g t u n d
delt, der Prophetenanschauung
des
stiefmütter-
als sich h i e r d i e G e l e g e n h e i t g e b o t e n h ä t t e , im
die intertestamentliche
Stelle
im h e b r ä i s c h e n T e x t 2
im
behan-
dieses Autors aus dem
2.
traditionsgeschichtlichen
anzuweisen.
Die A n s ä t z e v o n S m e n d u n d B a u m g a r t n e r h a t M . H e n g e l in e i n e r zwar k u r z e n , a b e r i n h a l t s r e i c h e n A b h a n d l u n g
über
das p r o p h e t i s c h e E l e m e n t b e i S i r a c h a u f g e g r i f f e n u n d zusätzliche Gesichtspunkte sche S e l b s t b e w u ß t s e i n ' auf 2 4 : 3 2 f ) , SöfSr
erweitert.3
Ben Siras
Das
'propheti-
(p.246, u n t e r
Hinweis
das sich angesichts der Geistbegabung
(39:6) in R e d e n ä u ß e r t , d i e z.T.
um
des
die Form prophe-
tischer Gattungen annehmen können
(ibid., u n t e r
Hinweis
auf B a u m g a r t n e r ) , v e r s t e h t H e n g e l
im A n s c h l u ß a n
Smend
auf dem z e i t g e s c h i c h t l i c h e n H i n t e r g r u n d lenistischen Frontstellung. s p r u c h ' 4, i t m
Sein
einer
anti-hel-
'prophetischer
dem er sich selbst abschließend
in
An"die
R.Rendtorff, Art. "npocpryrric. B) H^2 im AT", ThWB 6(1959):796813, und R.Meyer, Art."IlpCKprVrn£. ) Prophetentum und Propheten im Judentum der hellenistisch-römischen Zeit", ThWB 6(1959):813-828. 1
c
2
°P« cit., p.808. - Auf pp.812f, wo er den Sprachgebrauch der LXX behandelt, wird das Vorkommen der ITpcKpryrn£-Wortgruppe bei Sirach noch nicht einmal erwähnt! 3
4
M.Hengel, op.cit. , pp.246-249.
Id^, Juden, Griechen und Barbaren. Aspekte der Hellenisierung des Judentums in vorchristlicher Zeit, Stuttgart 1976, p.169: "Er
180
Prophetentum und
Schriftgelehrsamkeit
Reihe der Propheten und Weisen des V o l k e s " stellt, einen deutlich
'politischen Akzent"
habe
(p.247, unter Hin
weis auf 3 6 : 1 6 a + 3 0 : 2 5 - 2 7 ) . Unter diesem politischen Vor zeichen
sei a u c h d i e Z u w e n d u n g d e s s i r a z i d i s c h e n Schrift-
gelehrten 39:1)
zu d e n p r o p h e t i s c h e n S c h r i f t e n d e s A T
zu s e h e n :
"Vielleicht hatten jene
(38:34-
konservativ-na
tionalen Kreise, die unter dem Hohenpriester
Simon
Gerechten stärker zum Zuge kamen, über die schon
allge
m e i n a n e r k a n n t e T o r a h i n a u s d a s I n t e r e s s e für d i e phetisch-geschichtliche Auseinandersetzung
Überlieferung
Israels
mit den freisinnigen
pro
in d e r
'Hellenisten'
belebt..."(p.247)• Als erleuchteter Ausleger Schriften tritt der Schriftgelehrte
dem
jener
"das E r b e d e r
Pro
p h e t e n . . . a n u n d h a t es in d e n A n f e c h t u n g e n d e r G e g e n wart
zu b e w a h r e n " ( p . 2 4 8 ) .
dem Empfang des aussetzung
Die Forderung Sirachs
'Geistes d e r E i n s i c h t '
nach
(39:6) a l s V o r
für d i e A u s l e g u n g d e r S c h r i f t e n w e r t e t H e n -
gel als eine Position, von der aus die Entwicklung einer doppelten Richtung gehen konnte: "entweder
in
zu e i
n e r a u f d e r i n s p i r i e r t e n A u s l e g u n g d e r T o r a u n d d e r Pro pheten begründeten neuen
' P r o p h e t i e ' , w i e im E s s e n i s m u s ,
b e i d e n Z e l o t e n u n d im U r c h r i s t e n t u m , tionalisierung
o d e r zur
Institu
d e r E x e g e s e , w i e im R a b b i n a t " ( p . 2 4 8 ) .
Ansätze zu beidem - dem charismatischen Prophetentum dem institutionalisierenden
und
Element - findet Hengel b e
r e i t s in S i r a c h s B i l d v o n d e n a t - l i c h e n P r o p h e t e n : E i nerseits zukunft
s e i e n s i e a l s M ä n n e r d a r g e s t e l l t , d i e d i e Heils Israels verkünden und durch ihre
Persönlichkeiten'
glänzen,
'heroischen
"die sich v o r a l l e m in s t a u
nenswerten Wundertaten manifestierten"(p.248); anderer seits würden zes"
sie zu " A u s l e g e r n u n d P r e d i g e r n des G e s e t
(ibid.) u m g e d e u t e t , d e r e n S u k z e s s i o n s v e r b u n d
1; 4 7 : 1 2 ;
48:12) besonders betont werde, um damit
(46: die
./. kann zuweilen selbst mit prophetischem Anspruch auftreten und schließt in seine Aufgabe als Schriftgelehrter die Auslegung der prophetischen Schriften ein." (Hervorhebung von m i r , H . S t . ) .
Einführung Kontinuität der Überlieferung Väter rational abzusichern
181
und f o l g l i c h d a s E r b e
(p.249).
In l e t z t e r e m
natürlich erneut eine apologetische Haltung
h i n a u s . B e i d e s - "die w i e auch
käme
zum Ausdruck.
In d i e s e r k u r z e n B e h a n d l u n g d e r a t - l i c h e n bei Ben Sira geht Hengel über bisherige
der
Prophetie
Darstellungen
'inspirierte Weisheit' des
"die i h m a n v e r t r a u t e . . . p r o p h e t i s c h e
Söfer",
Tradition"
(p.249) in i h r e r s i r a z i d i s c h e n D a r s t e l l u n g
- wird
Hengel einheitlich vom Gesichtspunkt
anti-helleni
stischen polemischen tiert. Auf diese
eines
Interesses Ben Siras her
(durchaus l e g i t i m e )
der Relevanz eines Phänomens
Verfügung
seines Buches
für d i e B e z i e h u n g
stehenden Raums verbietet des
die zur
ihm eine noch u m f a s
Gesamtmaterials.
kommt Hengel in einem anderen
Zusammen
h a n g n o c h auf e i n e w e i t e r e w i c h t i g e F r a g e s t e l l u n g mindest andeutungsweise hältnisbestimmung chen Strömungen
nach
zwischen
schon durch
festgelegt. Die Kürze des
sendere Berücksichtigung Allerdings
interpre
Fragestellung
•Judentum und H e l l e n i s m u s ' i s t H e n g e l Thematik
von
zu
zu s p r e c h e n , n ä m l i c h d e r V e r -
Ben Siras
zu p r o p h e t i s c h e n u n d ä h n l i
im n a c h b i b l i s c h e n J u d e n t u m .
Im
Rahmen
einer Besprechung der jüdischen Apokalyptik grenzt
er
d a b e i d e n S i r a z i d e n v o n d i e s e r B e w e g u n g a b , i n d e m er die jeweils unterschiedliche u n d auf d a s a p o k a l y p t i s c h e
'Offenbarungsintensität'
Charakteristikum
der
Pseudo-
n y m i t ä t , d a s für S i r a c h n i c h t z u t r i f f t , h i n w e i s t : Gegensatz
auf
zu B e n S i r a , d e r z w a r a u c h s c h o n
"Im
prophetische
' I n s p i r a t i o n ' f ü r s i c h in A n s p r u c h n a h m , b e i d e m s i e j e doch noch keine zentrale Bedeutung hatte begründen die apokalyptischen
(s.o. S . 2 4 6 f ) ,
Chasidim ihre
m i t d e m A n s p r u c h auf d i r e k t e g ö t t l i c h e
'Weisheit'
Offenbarungen,
d i e s i e a l l e r d i n g s d e n W e i s e n und P r o p h e t e n
vergangener
Z e i t e n i n den M u n d l e g e n " ( p . 3 6 9 ) . - D e r V e r s u c h d e r Ein o r d n u n g des P r o p h e t i s c h e n b e i B e n S i r a in d i e e n t s p r e chenden Phänomene der Umwelt wird noch weiter trieben werden müssen.
vorange
182
Prophetentum und
Schriftgelehrsamkeit
Den Ansatz von Smend und Hengel, die die p r o p h e t i e bezogenen Aussagen des Sirachbuches anti-hellenistischem G.Maier
nur von Ben
Kampf her verstehen wollen,
in d e m d i e s b e z ü g l i c h e n A b s c h n i t t
offenbar nur eingeschränkt Abhandlung,
Siras
seines
gelten. Ansatzpunkt
die nacheinander die Abschnitte
läßt Buches
1
seiner
Sir.39:6;
3 6 : 1 6 a + 3 0 : 2 5 - 2 7 ; u n d 2 4 : 3 0 - 3 4 i n t e r p r e t i e r t , i s t d i e Un terscheidung der von der
'weisheitlichen
'prophetischen
Inspiration'
des
Inspiration', die darin besteht,
"daß d e r P r o p h e t e i n e k o n k r e t e ,
geschichtlich-kontingen-
te Aussage macht, während der priesterliche Weise Schriftgelehrte ontologische Aussagen macht,
Pro
'in F o r m u n d B e w u ß t s e i n ' , d a s s i c h a u c h m e h r
fach in p r o p h e t i s c h e n G a t t u n g e n
(Baumgartner) bei
n i e d e r s c h l a g e , w e r d e in 3 6 : 1 6 a + 3 0 : 2 5 - 2 7
Kette der traditionellen Weisheitslehrer schend in einen
ganz
3 8 f ) . Angesichts der hier spürbar werdenden schen Tendenz' vernimmt Maier
(im A n s c h l u ß
'apologeti Hengel) Anspruch
"Ben S i r a w i l l a l s o in
bestimmten geschichtlichen
des
aufi"(pp.
an
'deutlich d e n p r o p h e t i s c h e n
mit politischem Akzent':
die
Aufmerk
" H ö r t auf m i c h , i h r F ü r s t e n
u n d ihr V o r s t e h e r d e r G e m e i n d e , m e r k t
an dieser Stelle
an
überra
'abschließenden prophetischen
samkeitsruf ' einmündet:
Sirach
d e u t l i c h , w o der
bewußt deutlich gemachte Anschluß des Verfassers
Volkes,
und
Enthüllung
göttlicher Geheimnisse b r i n g t " ( p p . 3 7 f ) . Das echte phetentum
Söfer
einer
Situation den Willen
Gottes
...kundmachen, der eine bestimmte Entscheidung,
und
z w a r d e r F ü h r u n g für das g a n z e V o l k , v e r l a n g t " ( p . 3 9 ) . Im ü b r i g e n a b e r s i e h t M a i e r in d e n e i n s c h l ä g i g e n gen des Sirachbuches
nicht eigentliches
sondern ein besonderes, inspiriertes W e n n d e r S ö f e r als
Weisheitslehrertum. erfüllt'
so ä u ß e r t s i c h h i e r d i e Ü b e r
zeugung, daß seine Weisheit nicht natürlich 1
Aussa
Prophetentum,
'mit d e m G e i s t d e r E i n s i c h t
(39:6) d a r g e s t e l l t w i r d ,
-
erworben,
G.Maier, Mensch und freier W i l l e . Nach den jüdischen Religionsparteien zwischen Ben Sira und Paulus, Tübingen 1971, p p . 3 7 - 4 2 .
Einführung
183
nicht als natürliche Gabe gedacht ist, sondern als d o num superadditum von Gott selbst stammt wie
(p.37).
"Ich w i l l B e l e h r u n g g l e i c h P r o p h e t e n w o r t e n
s e n u n d sie b i s auf d i e f e r n s t e n G e s c h l e c h t e r
Worte ausgies-
hinterlas
s e n " (24:33) h a b e n d i e e i n e A b s i c h t , d i e A u t o r i t ä t
der
'kanonischen' P r o p h e t e n auf d i e e i g e n e P e r s o n z u ü b e r t r a g e n und so a l s v o n G o t t I n s p i r i e r t e r u n d t e r g e h ö r t zu w e r d e n
Autorisier
( p . 4 2 ) . Und doch wird - nach
g e r a d e in d i e s e m W o r t
(24:33)
"der A b s t a n d z u m
Prophetentum noch einmal deutlich:
seine
inspirierte
L e h r e ist g e r a d e n i c h t in e r s t e r L i n i e p r o m i s s i o geschichtslenkende und geschichtsentscheidende eine unwechselbar konkrete Situation hinein, O f f e n b a r u n g des n o c h
oder
A n s a g e in
sondern
'ewigen G e s c h l e c h t e r n ' g l e i c h
tenden Gotteswillens" ferenzierung
Maier
echten
(p.42).
gel
Die hier vollzogene
Dif
schließt - wenn Maier dies auch nicht
aus
drücklich vermerkt - aus, daß man alle Aussagen Ben S i ras ü b e r P r o p h e t i s c h e s
rein vom Gesichtspunkt
kreten anti-hellenistischen
e i n e r kon
Polemik her verstehen
Eine differenziertere Betrachtung
scheint
kann.
geboten.
Und noch ein zweites wichtiges Element bezieht
Maier
in s e i n e B e t r a c h t u n g e i n , n ä m l i c h d e n V e r s u c h , d a s phetentum'
B e n S i r a s in B e z i e h u n g
chenden Phänomenen
zu s e t z e n
im b i b l i s c h e n u n d
'Pro
zu e n t s p r e
nachbiblisch-zeit
g e n ö s s i s c h e n J u d e n t u m . A l l e r d i n g s k o m m t er h i e r b e i
über
A n d e u t u n g e n und u n a u s g e f ü h r t e H i n w e i s e n i c h t h i n a u s . W i e s c h o n e r w ä h n t , m ö c h t e e r im G r o ß e n u n d G a n z e n Abgrenzung
zwischen Ben Sira und dem
'echten
eine
Propheten
tum' d e r B i b e l v o l l z i e h e n . I n s o f e r n S i r a c h a b e r d o c h g e s c h i c h t s k o n t i n g e n t e A n s a g e n w a g t , s i e h t er b e i i h m tes P r o p h e t e n t u m ' w e i t e r l e b e n :
E i n e "wenn a u c h
schwache,
v i e l l e i c h t des ö f t e r e n u n t e r b r o c h e n e L i n i e " l a u f e B e n Sira
'ech
über
"zu J o h a n n e s d e m T ä u f e r , d e m P r o p h e t e n J e s u s ,
der die Zerstörung Jerusalems durch die Römer
ansagte,
und den urchristlichen Propheten"
(p.39).
anderem
Z u s a m m e n h a n g v e r w e i s t er a u c h auf
"Berührungspunkte
In
zwi-
184
Prophetentum und
Schriftgelehrsamkeit
sehen Ben Sira und Qumran", die u.a. seits 163).
"in e i n e m b e i d e r
lebendigen prophetischen Bewußtsein" bestehen Schließlich
s t r e u t er in s e i n e A b h a n d l u n g
Bemerkungen über das Verhältnis Ben Siras
einige
zur A p o k a l y p -
t i k e i n . Zu d e r i n 39:6 g e n a n n t e n E r f ü l l u n g d e s mit dem Geist der Einsicht und dem
(p.
(folgenden)
Weisen Hervor
sprudeln von Worten der Weisheit und Gottespreis
im G e
bet kommentiert
und
er: "Die Korrespondenz
von Gebet
Enthüllung, die die gesamte apokalyptische durchzieht,
fällt auf"
Unterschied, Enthüllung
(p.37).
Literatur
Er ü b e r s i e h t d a b e i
daß in der Apokalyptik das Gebet
ja
als deren Voraussetzung vorangeht,
sich bei Sirach die Umgekehrte Reihenfolge t e r w e i s t M a i e r a l l e r d i n g s auf d e n
den der
während
findet. Spä
"einfachen und
doch
fundamentalen Unterschied"
zwischen Sirach und der
kalyptik hin, daß Ben Sira
" u n t e r s e i n e m N a m e n ins ö f
fentliche Licht tritt"
( p . 3 9 ) . T r o t z d e m s t e l l t er v e r
schiedene Berührungspunkte mit der Apokalyptik 56f):
den Versuch der Zusammenstellung
schen Überblicks
eines
der Henochgestalt
um Israels Rettung
Gebet
"für e i n e n A u g e n b l i c k
übrigen fehle jedoch bei Ben Sira (p.56).
(p.57).
"der h e i ß e A t e m
Die Berührungspunkte mit
zu ihr zu e r k l ä r e n , s o n d e r n a u s e i n e r
greifung seinerseits
bezeichnung
TDn
kennen glaubt
der
Ben
Parteier
für die dieser Richtung
auf d i e M a i e r e i n e n H i n w e i s
im Im
dieser
Strömung seien nicht aus einer direkten Beziehung
den Chasidim,
im
hinausgehende
in 4 4 : 1 6 ; u n d d a s
Gleichschritt mit der Apokalyptik" befindet
Siras
(pp.
( 3 6 : 1 - 2 2 ) , d a s sich i n s e i n e r N a h e r
wartung des Eingreifens Gottes
Apokalyptik"
fest
histori
aus v e r s t r e u t e n b i b l i s c h e n A u s s a g e n
Väterlob; die über die biblische Vorlage Darstellung
Apo
nahestehen
in d e r T i t e l
">tyjN (44:1) i n d e r l a u s p a t r u m zu e r
(p.55).
Zwei A u f g a b e n s t e l l u n g e n h a t M a i e r in s e i n e n r u n g e n d e r F o r s c h u n g m i t auf d e n W e g g e g e b e n , a) zu v e r s u c h e n , B e n S i r a s
'Prophetentum'
in
Ausfüh nämlich
differen-
Einführung
185
z i e r t e r W e i s e a u s sich s e l b s t - u n d n i c h t n u r
pauschal
aus seiner anti-hellenistischen
- zu v e r
stehen, und b) den Versuch
Frontstellung
zu w a g e n , es in B e z i e h u n g
d e n e n t s p r e c h e n d e n P h ä n o m e n e n im b i b l i s c h e n u n d biblischen Judentum J.Marböck tum'
'Propheten
Interpretation von Sir.24 nur e i
nen sehr knappen A b s c h n i t t .
1
E r s i e h t k e i n e d i r e k t e Ver
zwischen dem Prophetentum des AT und Ben
Der Sirazide beanspruche die prophetische
Schau
und w o l l e sich - w i e die Vergleichspartikel (cbe TtpocpnxeLCXV)
zeige - durchaus
se R o l l e
u n d er i n t e r p r e t i e r e
(39:1).
stellen". eine
sie
Weisheitslehrer
2
Das
39:6)
ist h i e r a u f g e w o r f e n ,
das
hierzu
Marböck
In s e i n e m I n s p i r a t i o n s a n s p r u c h
sieht Marböck den Weisen als
"Verbindung
er
Problem
a l l e r d i n g s n o c h n ä h e r e r U n t e r s u c h u n g b e d a r f , da
läßt.
(vgl.1:9;
Vorbereiter
zwischen Geist und W e i s h e i t . . . , wie
im B u c h d e r W e i s h e i t K.7 v o l l z o g e n w i r d " . D a s
'Prophetischen' werden
ein
eigentlich
nur via Analogie in Beziehung
gesetzt
darf.
0.Rickenbacher
1
Phänomen, das mit dem
sie
'prophe
tische' Element bei Ben Sira sieht Marböck also als inner-weisheitliches
da
sein Sprechen mit einer göttli
durchaus mehr Material vorliegen dürfte, als
24:33;
gros
als
"in i h r e N ä h e " zu s t e l l e n , w e n n er "als
von Weisheit und Offenbarung
der
die
D o c h g e h e es ihm l e d i g l i c h
c h e n I n s p i r a t i o n in V e r b i n d u n g b r i n g t " .
erkennen
24:33
(Hinweis a u f 4 6 : 1 ; 4 6 : 1 3 - 1 5 ; 4 7 : 1 ; 4 8 : l - 1 2 a ;
48:22-25; 49:8; 49:10),
(i)
nicht in
zwar für s e i n e G e s c h i c h t s s c h a u
Schriftgelehrter rum, sich
Sira.
" n i c h t e i n f a c h in
Reihe der geistbegabten prophetischen Sprecher Diese spielten
ster
nach
zu s e t z e n .
widmet der Frage nach Sirachs
im R a h m e n s e i n e r
bindung
zu
b i e t e t in s e i n e m A b s c h n i t t ü b e r
J.Marböck, op.cit.,
2 Das hervorhebende sich die h i e r gemachte zu fragen sein.
'Ben
p.80.
Ausrufezeichen Aussage halten
stammt von m i r , H.St. läßt, wird allerdings
Ob noch
186
Prophetentum
Sira als P r o f e t
1 1
und
Schriftgelehrsamkeit
vor allem einen lexikalischen
textkritischen Überblick über die einzelnen d e r W u r z e l Tipocpnx- im S i r a c h b u c h u n d i h r e
und
Vorkommen
hebräischen
und s y r i s c h e n Ä q u i v a l e n t e . D i e F r a g e , o b s i c h B e n n i c h t n u r als W e i s h e i t s l e h r e r ,
sondern auch als
Sira
Prophet
b e t r a c h t e t h a b e , s t e l l t s i c h für R i c k e n b a c h e r
a n h a n d von
2 4 : 3 3 . L ä ß t s i c h d i e s e r V e r s a) i n n e r h a l b d e r
Grenzen
des eigentlichen Weisheitslehrertums
verstehen, oder
w i l l er e i n e d i r e k t e L i n i e z w i s c h e n a t - l i c h e m
t u m u n d B e n S i r a a n d e u t e n ? - so l ä ß t s i c h w o h l d i e gestellung
von Rickenbacher präzisieren.
Im B l i c k
er auf e i n e a n a l o g e
Möglichkeit
a) v e r w e i s t
in Ägypten:
"Dort ist die Profetie Bestandteil
der
'Parallele' als nicht
Sira denkt natürlich
nicht so"
nicht
Aussagen
(p.170). Doch verwirft
Erklärung b) vom eigentlich
all
erkennbaren
Regeln abläuft, was einsichtige Männer auch zu
kenbacher diese
auf
sondern um die Überzeu
gung, dass die Geschichte nach festen und
über die Zukunft befähigt"
Fra
Situation
gemeinen Weisheitslehre. Es geht dabei allerdings um charismatische Verkündigung,
b)
Propheten
zutreffend:
(ibid.). So bleibt
'Prophetischen' her.
Rik"Ben die Auf
Grund
"seiner ausgeprägt theologischen Auffassung
der
nnon"
sei es " d u r c h a u s n o c h m ö g l i c h , d a s s er s i c h
sel
b e r als e i g e n t l i c h e n N a c h f o l g e r d e r P r o f e t e n veränderten Zeitlage betrachtet hätte" ser Satz bleibt bei Rickenbacher Erläuterung
Hinweis auf die ägyptische tert und ist schließlich berücksichtigt
allerdings ohne
den
erwei
Sirachstellen
zu s e i n - in s e i n e r E i n o r d n u n g d e r s i -
' P r o p h e t e n a u s s a g e n ' zum u m g e k e h r t e n
wie letzterer
nähere
gleiche
hat sie um
Weisheitsprophetie'
- ohne weitere
Die
zu h a b e n u n d o h n e i n D i s k u s s i o n m i t M a r
böck eingetreten
1
1
einer
(pp.l70f).
s t e h e n . Im G r u n d e h a t er h i e r d i e
Fragestellung wie Marböck aufgenommen,
razidischen
in
Ergebnis
gekommen.
0.Rickenbacher, Weisheitsperikopen bei Ben Sira, Freiburg/Göt tingen 1973, pp.169-171.
187
Einführung Schließlich
finden
sich b e i T h . M i d d e n d o r p
schnitt seines Buches über die Verwendung z i t a t e n im S i r a c h b u c h A u s f ü h r u n g e n
in d e m A b
von
über die
Schrift
Behandlung
d e r v o r d e r e n u n d h i n t e r e n P r o p h e t e n be i S i r a c h . disch wirft das Vorgehen Middendorps g e n auf - so z.B.,
wenn allzu
der Propheten wie Sozialkritik, (pp.66.69.71)
e i n e R e i h e v o n Fra
Theokratie und
übergangen
sich noch
- woraus
fragen lassen, ob
nicht gerade diese Themen - wenn auch weniger als bei d e n P r o p h e t e n ,
so d o c h ü b e r d a s
w a s m a n in e i n e m W e i s h e i t s b u c h
(!)
gegen den Beteuerungen Middendorps
e si-
Themen
gerungen für die persönliche Haltung Ben Siras werden. Dabei wird
Metho
stark mit argumenta
lentio gearbeitet wird: Ben Sira habe gewisse
verheißungen
1
Zukunfts dann
Fol
gezogen sich ausgeprägt
hinausgehend,
e r w a r t e n w ü r d e - ent nachweisen
lassen!
O f t s t e l l t s i c h a u c h d i e F r a g e , ob a n S t e l l e n , w o dendorp eine Bezugnahme Ben Siras auf einen
Mid
Propheten
t e x t v o r a u s s e t z t , u m ihm d a n n m e h r o d e r m i n d e r
tenden
ziöse
jeweils
'Abweichungen' nachzuweisen,
tatsächlich
eine s o l c h e B e z u g n a h m e v o r l i e g t , o d e r o b B e n S i r a nicht g a n z frei u n d u n a b h ä n g i g aber hat die von M i d d e n d o r p Relevanz
formuliert.
aufgeworfene
für die Frage nach dem eigenen
Bewußtsein des Siraziden und nach
'prophetischen'
'Hellseher- und W a h r s a g e r t u m
68 m i t B e z u g a u f S i r . 4 4 : 3
noch
Recht unterschiedliche
1
Ansätze und
1
letzteres an
u. be
geeig
müssen. Einzelergebnisse
zutage
sind d i e e i n z e l n e n A u t o r e n b i s h e r
Th.Middendorp, op.cit., p p . 6 2 - 7 1 .
ange
(pp.62
auf E i n z e l p u n k t e
zurückkommen
z.
Prophetenamt
verstanden
h a t unser kurzer Forschungsüberblick Kaum
das
u.48:25), wird
sonders deutlich. W i r werden neter Stelle jeweils
Punkten, wie
Middendorps, Ben Sira habe
sichts d e s g r i e c h i s c h e n O r a k e l w e s e n s als
Problemstellung
s e i n e r B e u r t e i l u n g der
biblischen Propheten. An vorgeschobenen B . bei d e r B e h a u p t u n g
hier
Jedenfalls
gefördert.
in die
Diskussion
188
Prophetentum
untereinander Problemfeld
und
Schriftgelehrsamkeit
eingetreten.
Um einen Überblick über
zu e r h a l t e n , m u ß t e n d i e e i n z e l n e n
n e n in i h r e n w e s e n t l i c h e n einandergestellt
Zügen gezeichnet
das
Positio
und
neben
w e r d e n . Die Fragen kreisen um drei
Ge
b i e t e : a) B e n S i r a s S c h a u d e r b i b l i s c h e n P r o p h e t i e ; sein eigenes
'prophetisches
1
Selbstverständnis7
die Frage nach seiner Standortbestimmung nachbiblisch-jüdischen
(und t e i l w e i s e
und
innerhalb
auch
b) c) der
außerjüdi
schen) Religionsgeschichte. Was nötig ist, ist der V e r such,
zu d i e s e n d r e i G e b i e t e n i n u m f a s s e n d e r e r
als bisher das
zur V e r f ü g u n g
ziehen und unter Aufnahme der bisherigen g e n zu e i n e r v o l l s t ä n d i g e r e n Erkenntnis zu
der
Weise
stehende Material
(und e v t l .
heranzu
Fragestellun modifizierten)
'Prophetie' des Schriftgelehrten
B e n Sira
gelangen.
§ 2: A.)
Die biblische Prophetie bei Ben
Sira
Vorbemerkung. Zu B e g i n n d e r
laus p a t r u m k ü n d e t B e n S i r a u . a . a n , er
wolle diejenigen preisen, die Prophetie"
( 4 4 : 3 d ) . D a m i t sind
"alles
sehen durch
zweifellos
pheten gemeint, die er neben Fürsten, Helden, Dichtern und Komponisten
(Vv.3-6)
ist s o
daß sie das Interesse des hellenistischen Von Priestern
ist b e i s p i e l s w e i s e
spielen. So hebt sich das Proömium des V ä t e r p r e i s e s
eine wichtige
ab, der sich ursprünglich
so wird man vorsichtig
S.dazu supra, pp.l73f.
Rest
ja - w i e zeigen
gerichtet
man, daß mit dem Proömium die
samkeit einer weiteren Leserschaft
Rolle
inhaltlich vom
- an die Priesterschaft
Berücksichtigt
1
Lesers weckt.
am E n d e d e r b e i d e n T e i l e d e s H y m n u s
25f; 50:22f)
er
getroffen,
g a r n i c h t d i e R e d e , ob
sie im Verlauf des Gedichtes
Appelle
Pro
Weisen,
in s e i n e m P r e i ß
wähnt. Die Wortwahl dieses Proömiums
wohl
ihre
die alten
hatte.
1
Aufmerk
gewonnen werden
genug sein, nicht von
die (45:
soll,
vornherein
B i b l i s c h e P r o p h e t i e bei B e n das S c h l a g w o r t schlechthin
'Allesseher'
zu dem
des s i r a z i d i s c h e n
Die A u s s a g e n des V ä t e r l o b e s
Prophetenbildes
selbst müssen
Charakteristika
um zu sehen, w e l c h e
d e n v o n ihm b e h a n d e l t e n B.)
'Propheten
Ent patrum
durchgängigen Einzelzüge
des A T
er
zuschreibt.
46:1-8: Josua.
M i t dem B e r i c h t ü b e r J o s u a Väterlobes
setzt der z w e i t e T e i l
e i n . Im e r s t e n T e i l
gend über die Väterbündnisse schluß ausführlich
1
h a t t e Ben S i r a
geschrieben
d i e für ihn w i c h t i g e
In 4 6 : l a + b sua B e n N u n , DN)."
lesen wir: Diener
Strukturell
"Ein
und zum
lc-6d buch)
sammenhang kommt
während
(46:1-8)
- und K a l e b s -
'in den T a g e n M o s e s ' n a c h N u . 1 3 + 1 4 ) . teuch wird Josua wiederholt
als
zurück
Bewährung
S c h o n im
'Diener M o s e s '
Pentabezeich
( E x . 2 4 : 1 3 ; 3 3 : 1 1 ; N u . 1 1 : 2 8 ; s.auch J o s . 1 : 1 ) .
näheren
Eindruck
Vv.
Josua-
er auf d i e für u n s e r e n Zu
w i c h t i g e A u s s a g e v o n V . l b in V v . 6 e - 8
(Bezugnahme auf J o s u a s
-
Einführungs
d e r K r i e g s z ü g e J o s u a s n a c h dem
e n t f a l t e t wird,
Jo
(-123 2
f i n d e t , 2 und zwar so, d a ß V . l a in
(Schilderung
Aa
ein.
- so m ö c h t e uns s c h e i n e n
zu tun, der i n n e r h a l b der J o s u a - P e r i k o p e
nähere Entfaltung
Ab
im P r o p h e t e n a m t
h a b e n w i r es h i e r m i t e i n e m t h e m a t i s c h e n satz
grundle
starker Kriegsmann war
(mtyfl) M o s e s gesehen
des
Trias Mose,
ron und P i n e h a s g e s c h i l d e r t . N u n s e t z t er neu
net
wie
hat.
der laus
und w e l c h e b e z e i c h n e n d e n 1
zuerheben.
zeigen,
beurteilt
alle Prophetenaussagen
untersucht werden,
189
Charakteristikum
B e n S i r a das a t - l i c h e P r o p h e t e n t u m sprechend müssen
Sira
seiner Person gewinnt man dort
Einen jedoch
1
Zur Einteilung und Thematik der laus patrum s.die Ausführungen supra, pp.l58f u.174 ( n . l ) . 2 Die literarische Form, bei der eingangs zunächst ein themati scher Eingangssatz geboten wird, der im Folgenden seine Entfaltung findet, kommt bei Ben Sira öfters vor: 14:20ff; 16:26a ff; 38:24ff; 42:15c ff. Zu dieser weisheitlichen Darbietungsform s.die kurze Notiz bei M . L ö h r , Bildung aus dem Glauben, Bonn 1975, p . 1 0 0 , der dazu auch auf Chr.Kayatz, Studien zu Proverbien 1-9, NeukirchenVluyn 1966, pp.30ff, verweist.
190
Prophetentum
n u r im Z u s a m m e n h a n g
mit
Kundschaftererzählung allein
sich
und
zusammen
Schriftgelehrsamkeit
seiner Bewährung
(Nu.13+14),
im R a h m e n
der
in d e r e n V e r l a u f
m i t K a l e b auf die S e i t e
er
Moses
stellt. Die Information dieser Geschichte übernimmt Sira nun
(Vv.lb und
6 e - 8 ) , wobei bemerkenswert
d a ß er J o s u a a u s d r ü c k l i c h tenamt
1
als D i e n e r M o s e s
klar genannt w i r d , nirgends
erwähnt
- auch n i c h t
Sirach
im ü b r i g e n
in s e i n e r S c h i l d e r u n g
4 5 : 1 - 5 . D a ß es h i e r nun zur S p r a c h e k o m m t 'Diener' b e z e i c h n e t wird,
besonderen
haben.
Grund
S o l l t e J o s u a auf G r u n d schen Kanon
('Vordere P r o p h e t e n ' ! )
'Diener im P r o p h e t e n a m t ' phetentum'
seiner Stellung
gebracht werden?
d i e e r s t e n b e i d e n T e i l e des Ben Sira bereits
f o l g e der P r e i s u n g e n
1
einen
im h e b r ä i Ausdruck
m i t dem daß
'Pro
sachlich
späteren hebräischen
f i n d e n . Dies g e h t aus d e r der e i n z e l n e n G e s t a l t e n
die der späteren Sequenz 1
Propheten (46:1-49:12)
letztere mühelos 16) und
ist,
Kanons
Reihen Väter
1
wobei
sich
'Vordere - ' ( 4 6 : 1 - 4 8 :
'Hintere P r o p h e t e n ' ( 4 8 : 1 7 - 4 9 : 1 2 )
s e n . 3 und d o c h s t e l l t
im
müssen,
'Torah (44:16-45:
entsprechen,
in d i e K a t e g o r i e n
in
Josua
in d e r S e q u e n z v o r g e l e g e n h a b e n
in der sie s i c h h e u t e
lob h e r v o r ,
Gewiß
nämlich
muß
durch den
in Z u s a m m e n h a n g
im A T
des M o s e
und
h i e r i n als M o s e s
26) und
bleibt,
'im P r o p h e
b e z e i c h n e t . ! D a s P r o p h e t s e i n M o s e s , das 2
Ben
aufteilen
sich d i e F r a g e , ob d i e
Hes
geschicht-
Th.Middendorp, op.cit., p . 6 2 , weist in seiner Erklärung von 46:1 darauf h i n , daß das hier erwähnte 'Prophetenamt in 44:3 (wie er m e i n t ) mit dem 'Hellsehertum' gleichgesetzt w e r d e , wodurch er offenbar die Assoziation erwecken w i l l , auch im Fall von Mose und Josua rechne Ben Sira mit 'Hellsehertum'. Daß der Text selbst dies in keiner Weise rechtfertigt, bedarf keiner Erklärung. Zu 4 4 : 3 , s. supra, pp.l88f. 1
2
Zum Prophetentum M o s e s , s.Dt.18:15ff; 34:10; H o s . 1 2 : 1 4 ; Sap. 11:1. Inwiefern er Prophet w a r , sucht Josephus, c.Ap.2:279+286, durch den Hinweis darauf zu erklären, daß er Empfänger und Vermitt ler der Gottesoffenbarung an das Volk war. 3 Ob bei Ben Sira - ähnlich wie bei Josephus, c.Ap.1:39f - die 'Propheten' bis zur Zeit Nehemias hinaufreichen, und also noch Sir. 49:13 zu dieser (zweiten) Kanonabteilung gehören w ü r d e , muß dahin-
Biblische liehen ten
1
Bücher
galten.
lich
auf
dem
AT
dessen,
(späteren)
Prophetenamt sich nach
dessen
Nachfolger
Auslegung
von
dir
in J o s u a
Mose.
2
Die
phetenamt
1
des
des
steht
im
wo
die
also
Denken
von
Ben
Ben
eines
1
so
Man
mit soll
Propheten
läßt
Propheten
die
mich
jenen
bezeichnenden im
Pro
Kontinuitäts
auch
inmitten
wie
eine
angekündig
'Diener
eines
sich
in V.lb
ist der
sachlich
Josuas
Buch
Sira
wurde.
Siras
Stichwortes
steht
wirk
umsehen.
wird,
Interesse
Bewährung
Josua
erwecken..."),
als
Prophe
ihm benannte
'Diener'
läßt: Er
hier
Einführung
d e n k e n s .3 D i e s e s Vv.6e-8,
sich
ist, ob
("Einen P r o p h e t e n
Gott,
sein
191
'Vordere
gebracht
der
steht
Sira
gehört,
verstanden
dein
als
nach
der Aussage
erfüllt
Ben
Erklärung
daß
Dt.18:15
der Herr,
te N a c h f o l g e r
das
Kategorie
man,
daß hinter
Vers
schon
unsicher
daß
anderen
vermuten,
wird
bei
in V e r b i n d u n g
einer
Berücksichtigt als
damals
Entsprechend
Grund
zu d i e s e r
te
des
Prophetie
hinter
des
den
Abfalls
./. gestellt bleiben. Jedenfalls erwähnt erst der (spätere) Si rachprolog (Zl.8-10) neben 'Gesetz' und 'Propheten' als dritte Ka nonabteilung noch die 'übrigen väterlichen Schriften'. Für das Si rachbuch selbst läßt sich diese Dreiteilung noch nicht näher nach weisen; s.dazu auch i n f r a , p p . 2 2 3 f ( b e s . n.2) . * R.Smend, op. cit. , p.439, u. Box/Oesterley, The Book of Sirach, Oxford 1913, p . 4 9 0 , verweisen auf Elisa, l.Kö.19:21. G deutet in V.l T\ivn ohnehin als öldcoxOQ. 2 Auch nach Josephus, A n t . 4 : 1 6 5 , ist Josua Nachfolger Moses im Prophetenamt. Die prophetische Funktion ist dort allerdings aus drücklich von der militärischen Führungsaufgäbe unterschieden. ^ V g l . M . H e n g e l , op.cit., p.249: "Auffällig ist auch das 'Nach folgeprinzip' (Sir.46,1; 47,12; 4 8 , 1 2 ) , durch das die Kontinuität der Heilsgeschichte garantiert w i r d . " - Ganz anders faßt Th.Maer tens, L'Eloge des Peres, Bruges 1956,.das Prophetenamt Josuas: Als 'Heilbringer' Israels (im Sinne eines "executeur testamentaire de 1'heritage", d.h. als Eroberer des verheißenen L a n d e s ) ist er Pro phet. In dieser Aufgabe als Verheißungsvollstrecker ist er 'Diener Moses' (ibid., p . 1 2 5 ) . Inwiefern Verheißungsvollstreckung eine spezifisch 'prophetische' Aufgabe ist, wird allerdings nicht nach gewiesen. In einem erweiterten Sinn versteht Maertens die Taten Josuas im 'heiligen K a m p f auch insofern als 'prophetisch', als sie für die makkabäischen Befreiungskämpfe und für die Erlösung durch "un autre J e s u s " typologische Relevanz haben könnten (ibid., p . 1 2 9 ) . Doch hat Ben Sira selbst daran wohl noch nicht gedacht!
192
P r o p h e t e n t u m und
Schriftgelehrsamkeit
I s r a e l s e r z ä h l t w i r d , d i e d a z u f ü h r t , d a ß e r in das Erbe verheißene Land einziehen darf und so die zwischen Mose und dem dann d i e R i c h t e r das Erbe weiter
'gelobten Land*
als
Brücke
schlägt, in dem
(46:llff; besonders Samuel,
46:13-20)
bewahren.
Ist im e r s t e n T e i l d a s V ä t e r l o b e s v o n d e r
Grundlegung
d e r G o t t e s b ü n d n i s s e d i e R e d e , g e h t es n u n u m d i e S i c h e rung dieses Erbes, wobei der prophetischen eine vornehme Fortführerrolle C.)
4 6 : 1 1 - 47:1
Institution
zukommt.
: D i e R i c h t e r , S a m u e l und N a t h a n .
Die Brücke von Josua
(und K a l e b , V v . 9 - 1 0 )
der nächsten ausführlich behandelten Gestalt, eine zusammenfassende Notiz über die Richter Zwei
Interessen
zu S a m u e l , bildet (Vv.11-12).
l e i t e n B e n S i r a h i e r : Zum e i n e n
er durch den summarischen
möchte
Preis eines jeden Richters,
"dessen Herz nicht verführt wurde und nicht abwich
von
G o t t " ( V . l l b - c ) , den Gedanken der Treue in der vorgegebe nen Gottesbeziehung
- und damit wieder den Kontinuitäts
g e d a n k e n ! - i n d i e M i t t e r ü c k e n ; zum a n d e r n w i l l e r a k tualisieren und wünscht sich die Wiedererweckung
der
Glaubensqualitäten1
seiner
eigenen Generation
dieser jahwetreuen Männer
(V-12 [a:G; b : H ] : "Mögen i h r e
s p r o s s e n v o n i h r e m O r t u n d ihr N a m e s i c h für i h r e S ö h n e " ; v g l . Ausdrückliche
in
49:10).
Gebeine
fortpflanzen
2
und a u s f ü h r l i c h e E r w ä h n u n g a l s
- u n d m e h r als d a s ! - f i n d e t a l l e r d i n g s
Richter
nur Samuel
(Vv.
1 3 - 2 0 ) . M i t f e i e r l i c h e n W o r t e n w i r d er e i n g e f ü h r t : " G e liebt von seinem Volk und wohlgefällig
1
seinem
Schöpfer
R.T.Siebeneck, "May their Bones return to Life", CBQ 21(1959): 419, der zu Recht auf das Aktualisierungsinteresse Ben Siras hin weist, irrt sich doch, wenn er meint, Sirach wünsche sich hier Männer "who like the judges will deliver his people from foreign domination". Ihre Befreiungstaten erwähnt er ja gar nicht, son dern nur ihre Jahwe-Treue! Diese (innere) Qualität möchte er er neuert sehen! 2
Zum Text s.R.Smend, op.cit. , pp.443ff.
Biblische Prophetie bei Ben
Sira
193
war er, der erbeten warl vom Leib seiner Mutter an: G e w e i h t e J a h w e s im P r o p h e t e n a m t R i c h t e r - und P r o p h e t e n d i e n s t
Samuel,
versah"(V.13a-d).
Prophetenamt steht hier zweifellos
2
der
der Sein
im M i t t e l p u n k t .
Es
bildet gewissermaßen den Rahmen, in den die übrigen tigkeiten eigeordnet
sind: Als Geweihter Jahwes
phetenamt übernimmt Samuel auch richterliche
im
Tä Pro
und p r i e
sterliche Pflichten. Bei G ist sogar nur sein P r o p h e t sein erwähnt; doch dürfte dies ein Fehler sein, a u c h im F o l g e n d e n i s t n i c h t n u r v o n s e i n e r
denn
prophetischen
Funktion die Rede. Gerade die Kombination von
Propheten-,
P r i e s t e r - u n d R i c h t e r a m t in e i n e r P e r s o n d ü r f t e B e n S i ras I d e a l v o r s t e l l u n g ligen' Mannes
eines
'seinem S c h ö p f e r w o h l g e f ä l
sehr nahegekommen
Richterfunktion
sein.
sind dabei besonders
Priester-
und
eng verwoben,
was
s i c h s c h o n in d e r a u f f ä l l i g e n W a h l d e r b e i d e n P a r t i z i 1HDD 1
pialf ormen Folgendem
(V.13d) a n d e u t e t , a b e r a u c h
zeigt: In V.14
("Mit
der Volksgemeinde Anordnung und visitierte die Jakobs")
s i n d o f f e n b a r r i c h t e r l i c h e und
Funktionen verwoben, wobei
Gesetzeserteilung von 2.Chr.l7:7ff
Zelte
das
ergibt, die Erwähnung
und der Volksvisitation den Verdacht
er
priesterliche
sich der Befehl über
V o l k aus s e i n e r R i c h t e r a u f g ä b e
in
dem Gebot Jahwes gab
aber auf
der
Grund
e r w e c k t , d a ß B e n S i r a hier
Der Name S a m u e l ("7N1nv) wird h i e r mit Hilfe der Etymologie als I H N i m n JKimn (cf. l.Sam. 1:20) erklärt. J.G.Snaith, "Biblical Quotations in the Hebrew of Ecclesiasticus", JTS 18(1967):2, spricht diesbezüglich von der "patently false etymology of ^Niniy in Sir. 46:13". Doch ist Sirach nicht am Maßstab moderner Philologie zu m e s s e n , sondern an den Maßstäben seiner eigenen Zeit. Etymologien wurden damals nicht unbedingt nach strikt philologischer Wurzel verwandtschaft aufgestellt, sondern die etymologische Exegese ging oft auch von bloßer Assonanz aus. V g l . dazu die auf Assonanz beru hende Herleitung des Namens des Paradiesflusses O e i O Ö v von ( p e i ö e OÖCtl bei Philo, Leg, alleg. 1:66; dazu G.Mayer, Art. "Exegese", RAC 6(1966):1206. Zum Gebrauch der Etymologie als beliebtes antikes Auslegungsmittel bei Griechen und Juden s.I.Opelt, Art. "Etymolo gie", RAC 6(1966):797-844. 1
2
wurde
1
Der Text (cf. G:
1
folgt H, wobei statt 'Hyanriuivoc,) •
in Zeile e 21ilN
gelesen
194
Prophetentum und
Schriftgelehrsamkeit
e h e r an p r i e s t e r l i c h e s H a n d e l n d e n k t . Ä h n l i c h 16 S a m u e l als V o l k s f ü h r e r
(Richter)
zeigt V.
im K r i e g s f a l l ,
läßt
ihn a b e r z u g l e i c h d u r c h E r w ä h n u n g v o n F ü r b i t t e u n d als P r i e s t e r s e i n e s V o l k e s Daß die
ilNlUJ S a m u e l s g l e i c h
lich e r w ä h n t w i r d , stitution
zu A n f a n g
so
ausdrück
s t e l l t ihn als G l i e d d e r g l e i c h e n
in e i n e n u n ü b e r s e h b a r e n
und J o s u a . S o , w i e
Opfer
erscheinen.
Zusammenhang mit
In
Mose
in 4 6 : 1 d i e N a c h f o l g e i m P r o p h e t e n
amt den Brückenschlag vom Vätererbe der
israelitischen
Frühzeit
im
Land
zu d e n b e g n a d e t e n V o l k s f ü h r e r n
(Josua, K a l e b , R i c h t e r ) h e r s t e l l t e ,
Interesse der Kontinuität an der Schwelle schnitt der Königszeit wieder ein
verheißenen
steht nun
im
zum n e u e n A b
'Geweihter Gottes
im
1
P r o p h e t e n a m t . B e n S i r a d e n k t d a b e i w o h l an e i n p r o p h e tisches Handeln, das auf Offenbarung b e r u h t , w e n n sagt:
"Auf d a s W o r t G o t t e s h i n
Königtum ein und salbte Fürsten über das Volk" [ H j ; v g l . l.Sam.9:15ff).1
er
(VN 1272) s e t z t e e r
Daß hierbei
das
(V.13e-f
im P l u r a l v o n 'Für
s t e n ' d i e R e d e i s t , ist e i n e R e m i n i s z e n z d a r a n , d a ß S a muel
sowohl Saul
13),
zum König salbte. A b e r nicht nur der Umstand,
(1.Sam.10:1),
als a u c h D a v i d
(1.Sam.16:
der Prophet die Initiation der ersten beiden Könige
daß in
1 G, das den Vers verkürzt, stellt die Verbindung zwischen Pro phetentum und Königseinsetzung sogar ausdrücklich h e r : "Als Prophet des Herrn errichtete er das Königtum und salbte Fürsten...". Th.Mid dendorp, op.cit., p . 6 3 , möchte die Königseinsetzung vor allem mit Samuels Priester- und Richteramt in Verbindung bringen und schreibt: "...er hat als Richter und Priester zugleich Fürsten eingesetzt. Er konnte in den Tagen Ben Siras für die Priesterschaft mit ihren Machtansprüchen ein gutes Leitbild abgeben." Doch steht die Frage der Königseinsetzung zur Zeit Ben Siras mit ihrer Hierokratie ja gar nicht zur Debatte. Die Machtverteilung w a r innerhalb der Hiero kratie ein weitgehend innerpriesterliches Problem ohne nach außen gehende Einsetzungsansprüche. Selbst die Hohepriestereinsetzung wur de erst später unter den Nachfolgern Simons I L im Zusammenhang mit den seleukidischen Fremdherrschern ein Problem. Die eindeutige In terpretation von G, das durchgängig mit dem Prophetentum verknüpfte KontinuitätsSchema, sowie das hier eigens mit einem veranlassenden Offenbarungswort verknüpfte Handeln Samuels führen zu dem Schluß, daß die Königseinsetzung h i e r als prophetischer-, und nicht in er ster Linie als richterlich-priesterlicher Akt verstanden ist.
Biblische Prophetie bei Ben
Sira
195
ihr A m t v o l l z i e h t , w e i s t a u f d a s m i t d e r P r o p h e t i e
ver-
knüpfte Kontinuitätsanliegen hin, sondern auch die auffällige E r w ä h n u n g N a t h a n s a l s N a c h f o l g e r S a m u e l s P r o p h e t e n der D a v i d s z e i t in 4 7 : 1 ( H ) :
(seil. S a m u e l ) s t a n d N a t h a n a u f , u m v o r das Davids h i n z u t r e t e n . "
1
und
"Und a u c h n a c h
ihm
Angesicht
D e r so v o n P r o p h e t e n ins A m t e i n -
g e f ü h r t e und d a r i n b e g l e i t e t e K ö n i g w i r d
zum
Bewahrer
und F ö r d e r e r des n a t i o n a l e n W o h l e r g e h e n s u n d des tisch-religiösen Lebens
kul-
(47:2-11).
N u n sieht B e n S i r a in d e r W a h r u n g d e r K o n t i n u i t ä t des Vätererbes nicht die einzige Funktion der biblischen Prop h e t e n . S a m u e l z e i g t s i c h z.B.
a u c h als
zuverlässiger
O f f e n b a r e r des V e r b o r g e n e n . In 46:15 w i r d v o n i h m gesagt: "Auf Grund s e i n e r Z u v e r l ä s s i g k e i t w a r er g e s u c h t a l s Seher
( i l T f l ) , und a u c h in s e i n e m W o r t w a r er
als Schauer
(nNIl)."
2
zuverlässig
D e r Z u l a u f d e s P r o p h e t e n w i r d hier
betont mit der Zuverlässigkeit seiner begründet. Daß den Seherfähigkeiten
Seherqualitäten
der alten
Propheten
a l l e D i n g e o f f e n s t a n d e n , h a t B e n S i r a s c h o n in DJlNllJa
"73) zum A u s d r u c k g e b r a c h t , w o m i t e t w a s ü b e r
U m f a n g der p r o p h e t i s c h e n G a b e g e s a g t i s t . D i e der Zuverlässigkeit sagt nun etwas über ihre aus.
7
44:3( !in
Qualität
Hinter dieser Betonung mag ein apologetisches
propagandistisches
den
Betonung
oder
Interesse stehen; es könnte sich d a -
r i n a b e r auch s c h l i c h t d i e e r h e b l i c h e H o c h a c h t u n g S i r a s v o r den in h o h e m M a ß e b e g n a d e t e n P r o p h e t e n
Ben einer
v e r g a n g e n e n E p o c h e in d e r G e s c h i c h t e s e i n e s V o l k e s drücken. Wenn also E . B a m m e l
3
u n t e r H i n w e i s auf
aus-
Sir.32:
G schreibt in V.lb interpretierend: Tipocpnxeueiv £v f|u£paiQ Aar Ul6. Smend, op,cit., p.448, kommentiert ad loc.: "Die Worte zeigen noch deutlicher als 46:1, wie sehr die Succession der Propheten für Sirach das Schema der Geschichte ist...". 1
7
In V.15a folgt der Text der Rekonstruktion von F.Vattioni, Ecclesiastico, Napoli 1968, p.253: Hin i n j ION]2; S O auch V.Ryssel, Die Sprüche Jesus des Sohnes Sirachs, Tübingen 1900, p.458; anders Smend, op.cit., pp.445f, und Box/Oesterley, op.cit. , p.493. In V.15b ist in Übereinstimmung mit G HN*n statt i i y n zu lesen. E.Bammel, "'APXIEPEYZ ÜPOOHTEYÜN", ThLZ 79(1954):354(n.33). 1
3
196
Prophetentum und Schriftgelehrsamkeit
21;
46:15 und 48:22 die
TXLOTLQ
a l s d a s A t t r i b u t d e r Pro
p h e t e n i m 2.Jhd. v . C h r . s c h l e c h t h i n b e z e i c h n e t , so läßt sich dieser Gedanke verifizieren, wenn m a n ihn zunächst d a h i n g e h e n d p r ä z i s i e r t , d a ß f ü r B e n S i r a a l s e i n e m Autor des f r ü h e n
2.Jhds. v.Chr. diese Geisteshaltung das
schlechthinnige
Charakteristikum der biblischen
ten w a r . A l s G a r a n t e n d e s B u n d e s e r b e s
Prophe
und untrügliche
Seher stellen sie ihre Treue und Verläßlichkeit
unter
Beweis. Als ein besonderes prophetisches Ben Sira abschließend
behandelt
die von Saul durchgeführte
mantische Befragung Samuels
(V.20):
nach seinem Tode wurde er befragt König seine Wege
Ereignis
nekro-
"Und s o g a r ( D A ! )
(Will)
(i.e. sein Schicksal)
u n d k ü n d e t e dem a n . Und er erhob
s e i n e S t i m m e a u s d e r E r d e , u m d u r c h P r o p h e t i e S ü n d e zu tilgen."
1
In s e h r g e d r ä n g t e r u n d e n t s p r e c h e n d a u f E i n
zelheiten verzichtender
Form wird hier der Bericht von
1.Sam.28 w i e d e r g e g e b e n . B e n S i r a k o m m t es d a b e i a u f d i e prophetische Aktion Samuels a n . Saul selbst bleibt n a mentlich unerwähnt. Daß Samuel sogar noch nach Tod zu prophezeien vermochte,
läßt s e i n
Vermögen nur noch größer erscheinen. W i e S m e n d hat, könnte in dem Ausdruck Wege
1
eine Anspielung
seinem
prophetisches 2
bemerkt
'Er k ü n d e t e d e m K ö n i g
seine
a u f 1.Sam.9:6 v o r l i e g e n , w o S a u l s
Diener anläßlich der ersten Begegnung m i t Samuel
sagt:
" V i e l l e i c h t k ü n d e t e r u n s u n s e r e n W e g i " E s läge i n d i e sem Fall eine I r o n i e
3
Ben Siras v o r : Die Frage des Die
ners findet ganz unverhofft
in der abschließenden P r o -
1
In Zeile a-c folgt der Text H. G verdeutlicht an zwei Stellen: Statt 'er wurde b e f r a g t , sagt er 'er prophezeite'; und statt 'sei ne W e g e ' , 'sein Ende'. Zeile d fehlt in H (nur das ilN12J2 ist in Zeile c a n g e h ä n g t ) ; doch findet sich die Zeile bei G und S, wobei allerdings G die 'Sünde' als a v o u m Aaou versteht. 1
2 R.Smend, op.cit., p.447. 3
Smend, loc.cit., spricht allerdings von Ben Siras 'Hass gegen Saul' und der 'hässlichefa) Kehrseite' des 'jüdische(n) Glaube(ns) an die Allmacht des Guten auch bei ihm'! - Gewiß hätte man das sachgemäß auch etwas freundlicher und ohne unterschwellig antijü dische Nebentöne sagen können!
Biblische Prophetie bei Ben Sira
197
phetie Samuels eine letzte, tragische Antwort. Indem S i r a auf d i e S c h i c k s a l s v e r k ü n d i g u n g
durch den
h i n w e i s t , s p r i c h t er z u g l e i c h a u s , d a ß d i e P r o p h e t e n d a z u in d e r L a g e w a r e n .
Ben
Propheten
biblischen
Zukünftiges
anzusagen.
Und w i e d e r s t e h t d i e P r o p h e t i e im I n t e r e s s e d e s W i d e r standes gegen den Abfall
(Zeile d ) : d i e
Unheilsprophetie
gegen den treulos gewordenen König bewirkt die A u s t i l g u n g des d a m i t v e r b u n d e n e n S ü n d e n m a k e l s a u s d e m G o t t e s volk. D.)
48:1-11:
Elia.
D e r B e g i n n d e r E l i a - G e s c h i c h t e , w i e B e n S i r a ihn bie tet, wird durch den vorangehenden Kontext
ins
rechte
Licht gerückt. Die vom Propheten Nathan begleitete R e gierung Davids tezeit.
(47:1-11) b r a c h t e e i n e n a h e z u i d e a l e Blü
Im W e i t e r e n n u n - v o n S a l o m o s S p ä t z e i t a n
weiter unter seinen königlichen Nachfolgern
und
(47:19-24) -
k a m es zu e i n e m k o n t i n u i e r l i c h e n A b f a l l . In d i e s e r - in d e r b e z e i c h n e n d e r w e i s e
von keinem Propheten
Rede ist - w u r d e die Sünde, die das Nordreich lich in d i e V e r b a n n u n g b r i n g e n s o l l t e , sie verkauften
Zeit
die
schließ
"sehr g r o ß ,
s i c h , a l l e A r t v o n Ü b e l zu t u n "
und
(47:24).
Worauf nun unmittelbar die Einführung Elias folgt:
"Bis
d a ß e r s t a n d e i n P r o p h e t w i e F e u e r , und s e i n e W o r t e
wie
ein glühender Ofen" des Materials
(48:1 [ H ] ) . D i e s e
ist n i c h t
dunklen Hintergrund
Zusammenstellung
zufällig. Bewußt wird gegen
des Abfalls der Prophet
d e r s i c h - so ist w o h l d i e M e i n u n g - d e r
den
eingeführt,
abgleitenden
S i t u a t i o n e n t g e g e n s t e m m t . E r e r s c h e i n t als A n w a l t
des
r e l i g i ö s e n E r b e s , d a s d a s s ü n d i g e n d e V o l k und s e i n e K ö nige preiszugeben
drohen. Angesichts
er als G e r i c h t s p r o p h e t der O f e n
1
auftreten:
der Apostasie
'Feuer' u n d
s i n d im A T G e r i c h t s t o p o i
muß
'glühen
(e.g. D t . 9 : 3 ;
Ps.21:
10; Mal.3:19) . Gleich
zu B e g i n n d e r P e r i k o p e
(V.lb) w i r d das a u t o
r i t a t i v e W o r t des P r o p h e t e n e r w ä h n t ; d o c h im treten die Zeichen
in den V o r d e r g r u n d .
Folgenden
Zunächst
wird
198
Prophetentum
der Gerichtsauftrag
und
Schriftgelehrsamkeit
angedeutet,
A h a b s g e g e n das d e m B a a l s d i e n s t Er bringt Hungersnot sie in s e i n e m E i f e r Baalspriester,
ü b e r das L a n d
l.Kö.18:40,
fallen
werden). wenn
i s t ) , verschließt
d a m i t es n i c h t
und läßt d r e i m a l
von
2.KÖ.1:10+12
Gottesent
ihm d o c h an d e r B e t o n u n g der p r o p h e t i s c h e n gelegen
ist,
Zeit k e i n P r o b l e m m e h r ,
zutreffen,
und
g e g e n die
ungenannt,
gegenüber den NichtJuden zur Zeit B e n S i r a s . "
1
o f f e n b a r aus
deutlich
(l.Kö.17-18)
gar nicht
in dem E l i a n u n s t i l i s t i s c h
selbst angeredet wird
(Vv.4ff), werden
als
des P r o p h e t e n w e i t e r e r w ä h n t ,
T o t e n aus d e r S c h e o l h e r a u s 1.Kö.17:17ff), verderbte
zudem
gesagt
brauchten.
In e i n e m P r e i s ,
Machttaten
"Ise-
Vorsicht
genügend
des V o l k e s
so d a ß m e h r E i n z e l h e i t e n
wohl
Gemeinwesen
Für j e d e n I s r a e l i t e n w a r
s c h o n m i t dem, w a s B e n S i r a sagt,
zu w e r d e n
zu S i
schreibt:
und
des
Götzen
zum a n d e r e n m a g
in R e g i e r u n g
auf E l i a s K a m p f g e g e n d e n A b f a l l hingewiesen,
Erhal
e r z ä h l t . Nun,
Gottheiten
was Middendorp diesbezüglich
bel und Baal bleiben
Sira,
die Geschichte
und des V o l k s e n t s c h e i d s
einerseits waren die kanaanitischen rachs
vom
hinzugenommen
auf d e m K a r m e l n i c h t m i t m e h r E i n z e l h e i t e n
auferweckt
und d a ß er a n d e r s h e r u m
(V.6; v g l .
1.Kö.21:19ff;
an sich g ö t t l i c h e F ä h i g k e i t , dig
regnet
Feuer
Die Frage mag erhoben werden, warum Ben
Baalskampfes
auf
l . K ö . 1 8 : 3 8 , w o z u d a n n g l e i c h noch
die Vorfälle
t e r r o l l e des V ä t e r e r b e s
auch
auftritt:
dezimiert
(V.3b, n ä m l i c h das F e u e r b e i m
s c h e i d auf d e m K a r m e l , thematisch
(V.2a),
Zeit
an das A b s c h l a c h t e n der
gedacht
(V.3a, w a s V . 2 a e n t s p r i c h t )
zur
ergebene Volk
(V.2b, w o b e i
das W o r t G o t t e s h i n d e n H i m m e l ,
Himmel
mit dem Elia
zu m a c h e n
erstaunliche
d a ß er
habe
1 Th.Middendorp, op.cit., p . 6 5 .
einen
(V.5; v g l .
abtrünnige
Fürsten
2 . K ö . 1 : 4 + 1 6 f ) . Die
zu t ö t e n und w i e d e r
(cf. 1 . S a m . 2 : 6 ) , w i r d h i e r dem
zugesprochen.
elegant
leben
Propheten
Biblische Prophetie bei Ben Sira
199
Angesichts der hier von Elia berichteten l ä ß t sich f r a g e n , o b G . v . R a d
Machttaten
n i c h t zu R e c h t s a g t :
staunlich dürftig ist Sirachs Prophetenbild, sieht die Propheten
f a s t n u r n o c h als
"Er
denn
er
Wundermänner."
1
Bevor diese Frage beantwortet werden kann, muß aber g e k l ä r t w e r d e n , o b s i c h in d e r S c h i l d e r u n g s w e i s e B e n lediglich eine Begeisterung
am Mirakulösen
o d e r ob d a h i n t e r e v e n t u e l l e i n e t h e o l o g i s c h te Absicht steht, die die Darstellung phetenbild
Siras
niederschlägt, reflektier
dem at-lichen
Pro
in i h r e m A n l i e g e n d o c h g e r e c h t e r w e r d e n läßt,
als es d i e B e u r t e i l u n g
v.Rads
zugesteht. Nähere
Ergeb
n i s s e im B l i c k auf d i e s e F r a g e s t e l l u n g w e r d e n s i c h im Z u s a m m e n h a n g m i t d e r E l i s a - G e s c h i c h t e
erst
(48:12-14)
er
g e b e n , d o c h sei a u c h h i e r s c h o n d a r a u f h i n g e w i e s e n ,
daß
die W u n d e r E l i a s ja n i c h t a l s S e l b s t z w e c k
erscheinen,
sondern Teil der gegen den Abfall gerichteten des P r o p h e t e n Vers
Aktion
sind.
7 s c h i l d e r t E l i a als E m p f ä n g e r v o n
T a d e l s - und V e r g e l t u n g s v e r d i k t e n
göttlichen
am H o r e b / S i n a i . W i e
der
s y n o n y m e P a r a l l e l i s m u s d e s D i s t i c h o n s k l a r m a c h t , g e h t es in b e i d e n V e r s h ä l f t e n um dem E m p f a n g e i n e s auf zielenden Gerichtswortes
und nicht etwa - w i e
aus V.7a g e s c h l o s s e n w e r d e n k ö n n t e - um eine
andere irrtümlich
göttliche
Mahnung an Elia selbst! Der Prophet empfängt die G e richtsoffenbarung
u n d s c h r e i t e t zur T a t , i n d e m er
" K ö n i g e s a l b t zur V e r g e l t u n g Nachfolger
nach
ihm".
(l.Kö.19:15ff),
setzt
zum E i n s e t z e n v o n
doch die Ausführung des
bleibt Elisa vorbehalten Sira aber vollzieht
als
Nach dem biblischen Bericht
h ä l t Elia zwar d i e A n w e i s u n g nigen
und e i n e n P r o p h e t e n
(V.8)
er
Rachekö Befehls
( 2 . K ö . 8 : 1 3 f f ; 9 : 2 f ) . Bei
Ben
Elia die Salbung gleich selbst
zudem E l i s a a l s N a c h f o l g e r
Aufgabe der Bekämpfung
in d e r
der Abtrünnigkeit
prophetischen - u m d i e s e Auf
g a b e g e h t es ja im Z u s a m m e n h a n g ! - e i n . W i e d e r w i r d
1
G.von Rad, Weisheit (n.25).
und
in Israel, Neukirchen-Vluyn
die
1970, p.331
200
P r o p h e t e n t u m und
Kontinuitätslinie ken
Schriftgelehrsamkeit
s i c h t b a r : W i e i n s e i n e m p o s i t i v e n Wir
(e.g. b e i J o s u a u n d S a m u e l ) ,
ner Apostasiebekämpfung
s o a u c h n e g a t i v in sei
e r s c h e i n t d e r P r o p h e t als Wahrer
des Vätererbes. Bevor Ben Sira abschließend
noch auf die
sche Aufgabe des wiederkehrenden wird kurz die Geschichte 9).
eschatologi-
Elia eingeht
seiner Himmelfahrt
(Vv.10+11) \
erwähnt
Im B l i c k auf d i e e s c h a t o l o g i s c h e M i s s i o n E l i a s
n u r d a r a n e r i n n e r t , d a ß B e n S i r a in V . 1 0 die Elia-Prophetie Maleachis
(V. sei
überraschend
(Mal.3:23f) m i t d e r Prophe
t i e v o m G o t t e s k n e c h t , der d i e S t ä m m e I s r a e l s w i e d e r auf richtet
(Jes.49:6), kombiniert. Damit kommt dem künfti
gen Propheten die Aufgabe zu, die direkt vor der
Elia-
Perikope geschilderte Reichsteilung
einer
endzeitlichen Sendung rückgängig
(47:23ff)
zu m a c h e n .
2
in
Wieder
er
w e i s t s i c h d e r P r o p h e t a l s E r h a l t e r - j a , s o g a r a l s Wie derhersteller! - des Erbes des
Gottesvolkes.
E.) 4 8 : 1 2 - 1 4 : E l i s a . Bereits die Einleitung
zu d e r k u r z e n
Elisa-Perikope
g i b t in g e d r ä n g t e r F o r m d a s w i e d e r , w a s B e n S i r a diesen Propheten aussagen möchte:
"Als E l i a
über
verborgen
w u r d e im S t u r m w i n d , w u r d e E l i s a e r f ü l l t m i t s e i n e m Geist. Z w e i f a c h m e h r t e e r d i e Z e i c h e n , und W u n d e r b a r e s w a r a l les, was aus seinem Munde hervorging"
(V.12a-d).
einen wird hier das Sukzessionsprinzip
erfüllt
(cf. a u c h V . 8 ) . Im u n m i t t e l b a r e n
S.dazu die Ausführungen
2
J.G.Snaith, Ecclesiasticus,
3
Vorgängers
Zusammenhang
s t e h t n u n zum a n d e r e n
1
zur Messianität Cambridge
Zum
herausgestellt:
Elisa wird mit dem Geist seines prophetischen
mit dieser Geisterfüllung
3
E l i a s , supra
1974,
seine
pp.l65f.
p.239.
Der Text ist schwierig. Unsere Übersetzung folgt durchgehend dem von Vattioni abgedruckten hebr. Text, wobei in V.12a+b die Re konstruktion von h ( [ i n n H 7n2 yw^lm m y o n i t i d j IVKD i n » ] • ? [ « ] ) mit G übereinstimmt. V.12c-d fehlt in G. t
Biblische Prophetie bei Ben
wunderbare Kraftentfaltung er
'die Z e i c h e n
(V.12b) e m p f i n g .
zu E l i a a u s g e s a g t , d e s s e n G e i s t
er
Hier liegt eine Interpretation von
2.
Teil' von dessen Geist
•zwiefältig
zu e m p f a n g e n . F ü r B e n S i r a b e d e u
zweifache Geistesanteil
im W e s e n t l i c h e n
zweifache Wundervollmacht. W i e schon bei der Elias
eine
Schilderung
(Vv.lff) w e r d e n w i e d e r W o r t u n d W u n d e r t a t e n
Propheten erwähnt
daß
( V . 1 2 c ) , i s t ja in v e r
Kö.2:9 vor, wo Elisa von Elia erbittet, ein
tet dieser
201
in W o r t u n d T a t e n . D e n n
zweifach mehrte'
gleichender Relation
Sira
des
( V . 1 2 c - d ) , d o c h w i r d im F o l g e n d e n
auf s e i n e T a t e n e i n g e g a n g e n - u n d d a s
in
nur
summarischer
Weise. Daß die Verkündigung der Propheten nicht eigens gestellt wird,
und n u r i h r e T a t e n e r w ä h n t w e r d e n ,
dar sollte
a l l e r d i n g s n i c h t zu d e m S c h l u ß v e r l e i t e n , B e n S i r a
habe
der Inhalt ihrer Botschaft nicht interessiert, und
nur
mirakulöse Aktionen hätten sein Interesse geweckt.1 liegt vielmehr im literarischen Charakter der laus rum als einer Art A r e t a l o g i e
2
Es pat
begründet, daß biographi
s c h e N o t i z e n , D a r s t e l l u n g v o n H a n d l u n g e n , s o w i e Beschrei b u n g v o n V o r g ä n g e n und P e r s o n e n g e g e n ü b e r d e r W i e d e r g a b e von Worten und Reden w e i t überwiegen. Preisliedes
innerhalb
Das Urmuster
des
Israels dürfte nämlich die Dar
s t e l l u n g u n d d e r h y m n i s c h e L o b p r e i s d e r W u n d e r u n d Kraft t a t e n G o t t e s in G e s c h i c h t e u n d G e g e n w a r t g e w e s e n
sein
1 J.G.Snaith, op.cit., pp.229.231.239.241, erwähnt im Zusammen hang mit Josua, Samuel, Elia und Elisa jeweils: "Miraculous acts are noted rather than prophetie Speeches". Eine Erklärung, w a r u m das so ist, bietet er aber nicht. Vgl. das Aufkommen des Wortes apeTCÜ\oYlCX als Übersetzung von "Tin (= Gottespreis) in 36:19 (= 36:14 in H ) . Zur 'Aretalogie' selbst s.die Ausführungen von M . H e n g e l , op.cit., p.205.- Nach Meyers Enzy klopädisches Lexikon, Vol.II, Mannheim 1971, p.550 ( s . v . ) , ist die Aretalogie eine "Gattung der griech.religiösen Literatur in hellenistisch-alexandr. Zeit, in der die Aretai (=Wundertaten) einer Gottheit oder eines wundertätigen Helden verkündet werden". Weil es bei der Aretalogie also auch um menschliche Taten gehen kann, trifft dieser Begriff für die laus patrum besser zu als Bezeichnung, als der Begriff des 'Hymnus' - es sei denn, m a n wollte hier mit W. Baumgartner, op.cit. , p.173, von einem 'profanen Hymnus' sprechen! 2
202
Prophetentum und
Schriftgelehrsamkeit
(vgl. z.B. J e s . 4 3 : 2 1 ; 6 3 : 7 - 1 4 ; P s . 6 3 : 1 - 1 2 ; 7 7 : 1 2 - 2 1 ; 7 8 ; 105;
1 0 6 ) . Auch hier treten Wort-Berichte gegenüber
Berichten
fast völlig
Unterbetonung
zurück.
Daß die
des Prophetenwortes
tentaten mit dem literarischen
Tat-
verhältnismäßige
gegenüber den Prophe
Charakter der laus
patrum
zusammenhängt und nicht etwa mit einem persönlichen interesse Ben Siras
Des
an d e r e n B o t s c h a f t , k a n n d e r V e r
gleich mit seiner Behandlung heitslehrer verdeutlichen.
der israelitischen
Weis
In 4 4 : 4 c - 5 e r w ä h n t er e i n l e i
tend die W e i s e n , die Sprüche und Dichtungen
hinterlies-
s e n . D o c h w e r d e n d a n n im H a u p t t e i l d e s V ä t e r l o b s
diese
Männer, über deren Biographien kaum vieles bekannt
ist,
f a s t v ö l l i g ü b e r g a n g e n . A u c h w e n n er in 4 7 : 1 2 - 2 2 auf S a l o m o zu s p r e c h e n k o m m t , d e n d a s A T als A u t o r Weisheitsschriften
nennt, wird dessen
mehrerer
Weisheitsdichtung
neben seinen anderen Aktionen nur summarisch erwähnt 14f+17),
ohne daß versucht wird, den Inhalt dieser
Weis
heitsworte näher darzustellen - und d a s , obwohl Ben großes
Interesse an weisheitlicher
Spruchdichtung
w i e ja s e i n g a n z e s w e i s h e i t l i c h e s W e r k b e z e u g t ! terarisch bedingte Relation
in d e r W i e d e r g a b e v o n
einerseits,
und d e r
'Schriftpropheten
Hesekiel, Kleine Propheten)
1
Sira
hatte, Die li
u n d T a t e n im V ä t e r l o b p r ä g t a u c h d i e s i r a z i d i s c h e lung v o n P r o p h e t e n w i e J o s u a , S a m u e l , E l i a u n d
(W.
Worten Behand
Elisa
(Jesaja, J e r e m i a ,
andererseits. Während
e r s t e r e in den a t - l i c h e n G e s c h i c h t s b ü c h e r n
über
viel Erzähl
stoff vorlag und verarbeitet w e r d e n konnte, waren
die
biographischen Notizen über letztere relativ rar.
Ent
sprechend kürzer
f ä l l t i h r e B e h a n d l u n g b e i B e n S i r a aus.l
1 Dieser Gesichtspunkt beantwortet - insoweit es um die laus pat rum geht - bereits die Reklamation von Th.Middendorp, op.cit., p. 66, "dass Ben Sira dem sozialkritischen und theokratischen Anliegen der Propheten nicht viel Raum gibt und ebensowenig die Verheissungen und Zukunftsvorstellungen derselben für seine Zeit aktualisiert! (vgl. auch ibid., p p . 6 9 + 7 1 ) . Dem Väterlob als Aretalogie kann es nicht um die Darstellung von Verkündigungsinhalten im Einzelnen ge hen. - Im Blick auf den Rest des Buches ist zu beachten, daß wir es mit einem Weisheitsbuch zu tun h a b e n , das schon gattungsbedingt die 1
Biblische Prophetie bei B e n Sira Im a l l g e m e i n e n
203
zählt Sirach n u n - w i e oben
bereits
k u r z e r w ä h n t - l e d i g l i c h i n s u m m a r i s c h e r W e i s e d i e Taten E l i s a s a u f : d a ß e r n i e j e m a n d e m u n t e r l e g e n w a r (V.12e-f) 1
und a l s e i n e r , d e m 'nichts
zu w u n d e r b a r w a r , i m L e b e n
und T o d erstaunliche Taten vollbrachte zu i l l u s t r i e r e n , i n w i e f e r n E l i s a a u c h phetische Wunder tat, wird in 2.Kö.l3:20f
(Vv.13-14). Um 'im T o d ' n o c h pro
in V . 1 3 b ganz knapp auf d e n
berichteten Vorfall Bezug genommen, w o
davon d i e Rede ist, d a ß ein in das Grab des verstorbenen Elisa geworfener Toter durch Berührung m i t der Leiche des P r o p h e t e n w i e d e r l e b e n d i g w u r d e . B e n Sira das s o a u s : " U n d v o n s e i n e r te s e i n F l e i s c h " ( V . 1 3 b ) . 1
drückt
(Grab-)Stätte aus prophezei
Bedeutsam
ist, daß hier d i e
W u n d e r t a t a l s 'Prophetie' v e r s t a n d e n
ist. Dies legt d e n
Gedanken nahe, daß Ben Sira d i e prophetischen nicht einfach als interessante
Machttaten
'Mirakel' v e r s t e h t ,
son
dern daß nach seinem Verständnis die Wundertaten im G r u n d e e i n M o d u s p r o p h e t i s c h e r B o t s c h a f t sind u n d a l s solche eine deutliche Sprache reden wollen. D a ß dies tatsächlich d e r Fall sein dürfte, geht aus V.15 hervor.
./. Individualparänese gegenüber prophetischen Verkündigungsinhalten bevorzugen m u ß . Daß darin aber trotzdem - contra Midden dorp! - prophetische Themen vereinzelt auftauchen, ist umso beacht licher. A u f einige sei hier hingewiesen: a ) Zur Sozialkritik bei Ben Sira s.die Ausführungen supra, pp.7-11 (z.B. zu 5:1+8; 9:13; 13:3-23; 21:5; 34:1-7; 4 0 : 1 3 f ) , sowie seine vehemente Parteinahme für die ausgebeuteten Armen innerhalb seines Opfertraktats, 31:2427 u.32:16f (s.dazu supra, pp.70-83 u . 1 1 6 - 1 1 8 ) . b ) Zum 'theokratischen A n l i e g e n Ben Siras vergleiche m a n seinen Einsatz für die Hierokratie, w i e er in seinen Ausführungen zum Pinehasbund, 45:2326, deutlich wird (s.supra, p p . 1 4 6 - 1 7 6 ) . c ) Zu seinem Interesse an einer sich realisierenden ' E s c h a t o l o g i e , s. sein flammendes Ge bet um nationale Errettung, 33:l-13a u.36:16b-22, w a s Middendorp, op.cit. , pp.125-132, Ben Sira allerdings abspricht, weil es nicht in sein Sirachbild paßt. Letzteres beanstandet M.Hengel in seiner Rezension von Middendorps Buch, JSJ 5(1974):85, indem er es als 'sehr mißlich'bezeichnet, daß Middendorp ohne weitere Begründung Stücke als sekundär ausscheidet, die seinem Sirachbild widersprechen. 1
1
1
1
i So G und H , wobei G statt der Grabstätte den Todes zustand
nennt, und in H statt H122 mit G(^npocpnxeuaev) H22 zu lesen ist; s. dazu R.Rendtorff, Art. "npaprVrnc", ThWB 6 ( 1 9 5 9 ) : 808 ( n . 1 8 5 ) . Die Zeile fehlt in S.
204
P r o p h e t e n t u m und
Schriftgelehrsamkeit
w o im A n s c h l u ß a n d e n B e r i c h t ü b e r d i e Wundertaten gesagt wird:
prophetischen
" T r o t z all d e s s e n k e h r t e
das
V o l k n i c h t um, und sie l i e ß e n n i c h t ab v o n i h r e n Sünden" (V.15a-b).
T r o t z d e r Z e i c h e n k e i n e B u ß e ! D a s läßt e r
k e n n e n , d a ß a u c h d i e K r a f t t a t e n d e r P r o p h e t e n im
Grunde
n i c h t s als e i n B u ß r u f s e i n w o l l t e n . N a c h B e n S i r a v e r stehen sich also auch die Wundertaten als Teil der p h e t i s c h e n S e n d u n g , d a s V ä t e r e r b e zu b e w a h r e n und
pro das
d a v o n a b f a l l e n d e V o l k zur U m k e h r zu r u f e n . D i e s - u n d die oben erwähnte literarische Bedingtheit der Tatenbe tonung Sirachs - dürfte das scharfe Verdikt von
Rads
(s.supra, p . 1 9 9 ) m i l d e r n und d a m i t k o r r i g i e r e n , B e n S i ra h a b e e i n e r s t a u n l i c h d ü r f t i g e s P r o p h e t e n b i l d , er d i e s e
'fast nur n o c h a l s W u n d e r m ä n n e r '
weil
sehe. Viel
mehr hat Ben Sira eine klare Konzeption, nach der
die
P r o p h e t e n p o s i t i v a l s E r h a l t e r und n e g a t i v als R u f e r U m k e h r a u f t r e t e n - u n d d a s in W o r t und T a t a l s
zur
Anwälte
des r e l i g i ö s e n V ä t e r e r b e s .
F.)
48:20d-25: Jesaja. Ganz eng mit der Perikope über den König Hiskia ver
woben
(ab 4 8 : 1 7 )
ist d e r P r e i s d e s P r o p h e t e n
Jesaja.
D e r Ü b e r g a n g v o n d e r B e h a n d l u n g der e i n e n G e s t a l t
zur
anderen
vom
ist f l i e ß e n d : I n V v . l 7 f f
ist zunächst nur
K ö n i g d i e R e d e ; in V . 2 0 w i r d z u s ä t z l i c h d e r P r o p h e t
ein
g e f ü h r t ; n o c h in V v . 2 2 f w e r d e n b e i d e b e h a n d e l t , und
in
V v . 2 4 f g e h t es d a n n n u r n o c h u m J e s a j a . W i e s c h o n David
(47:lff) ist d i e V e r b i n d u n g
bei
eines Gott wohlgefäl
ligen Königs^ mit einem Propheten bezeichnend zufällig. Der König tritt allerdings
sichtlich
d e n P r o p h e t e n z u r ü c k . D a ß es B e n S i r a n i c h t so daran gelegen ist, das Verdienst des Königs
und
kaum
hinter stark
hervorzuhe
b e n , d e u t e t s i c h s c h o n d a r i n a n , d a ß er in V . 2 0 a + b
ver-
1 S.dazu 4 9 : 4 : "Außer David, Hiskia und Josia haben sie alle verderbt gehandelt und das Gesetz des Höchsten verlassen."
B i b l i s c h e P r o p h e t i e bei B e n S i r a allgemeinernd
davon spricht,
assyrischen Belagerung
daß das V o l k a n g e s i c h t s der
'die H ä n d e v o r G o t t
während doch nach 2.Kö.19:14-19 A u s dem g l e i c h e n geht hervor,
Zusammenhang
daß Gott
205
ausbreitete',
H i s k i a der B e t e r wari
im K ö n i g s b u c h
(2.KÖ.19:20)
in der Not auf G r u n d des V e r h a l
t e n s des K ö n i g s e i n g r i f f . N a c h B e n Sira ist es aber J e saja, der P r o p h e t , wird
(V^Od)!
1
durch dessen Hand Heil
geschaffen
A u c h V . 2 2 läßt d e u t l i c h B e n S i r a s
rität b e z ü g l i c h der B e d e u t s a m k e i t durchschimmern.
von K ö n i g und
Prio
Prophet
Zwar w i r d dort H i s k i a w e g e n seines
wohlgefälligen Verhaltens
gelobt,
Gott
doch wird dieses
Ver
h a l t e n auf den G e h o r s a m des K ö n i g s g e g e n ü b e r der Weisung d u r c h den P r o p h e t e n Gute
zurückgeführt:"Denn
ihm J e s a j a ,
(H),
schädigt) . Hier
gabe,
Rufer zu
zeigt sich
z w e i e r l e i : zum e i n e n
die
des P r o p h e t e n vor d e n
zum t r e u e n W a n d e l
König;
in dem ü b e r k o m m e n e n
Gesagten
t i s c h n i c h t auf den Inhalt n e n P r o p h e t i e n ein, fest
des
(s.supra,pp.201f)
g e h t B e n Sira in s e i n e n A u s f ü h r u n g e n
summarisch
seiner
Se
israelitischen
schon
erwarten,
über Jesaja
der im J e s a j a b u c h
sondern stellt diesbezüglich
(V.24f),
d a ß der P r o p h e t
Zukunftsschau
"die T r a u e r n d e n
prak
enthalte
"bis in
Z e i t e n das Z u k ü n f t i g e a n s a g t e " b e v o r es e i n t r a f ,
te". Obwohl
Auf
sein.
W i e w i r nach dem o b e n zur E i g e n a r t Preisliedes
das
welche
zum a n d e r e n w i e d e r d i e s p e z i f i s c h p r o p h e t i s c h e
genserbe
mit
2
der P r o p h e t , b e f o h l e n h a t t e " ( G + S ; H ist b e
schon e r w ä h n t e V o r o r d n u n g und
H i s k i a tat
(H) und w a r s t a r k in d e n W e g e n D a v i d s
Zions
nur ewige und
tröste
in d i e s e n A u s s a g e n A n k l ä n g e an J e s . 4 0 : 1 ; 41:
7
1 Ben Sira scheint h i e r ein Wortspiel vorzunehmen: Jesaja (-yiü i n ) rettete ( V ^ ) die Stadt. Ähnlich nahm er schon in 48:17 ein Wortspiel vor: "Hiskia O n j 7 T n ) befestigte (j7Tn) die Stadt." Vgl. dazu J.G.Snaith, "Biblical Quotations in the Hebrew of Ecclesiasti cus", JTS 18(1967):2. Doch liegt die Nennung Jesajas als 'Retter' in V . 2 0 sachlich nicht in dem Wortspiel begründet, sondern in der tatsächlichen Bedeutung des Propheten, wie Ben Sira sie sah. 7
7
7
7
2 Auch hier dürfte wieder ein Wortspiel beabsichtigt kia (in |7Tn ) war stark ( p m ) . . . " 7
7
sein: "His
206
Prophetentum und Schriftgelehrsamkeit
2 2 f ; 6 1 : 3 v o r h a n d e n sind, i s t d o c h b e z e i c h n e n d , w i e b e wußt B e n Sira b e i möglichst allgemeinen Formulierungen bleibt, die den konkreten Inhalt der Einzelprophetien unerwähnt l a s s e n .
1
E i n s w i r d j e d o c h k l a r : Der P r o p h e t
hat einen Auftrag a n Gottes Volk. S o , w i e er einem a b t r ü n n i g e n V o l k g e g e n ü b e r G e r i c h t s p r o p h e t i s t (vgl. E l i a , 2
48:lff),
i s t e r d e m in N o t u n d b u ß f e r t i g e r T r a u e r b e -
findlichen Volk ein mächtiger Retter (V.24b).
M a n könnte fast v o n einem
(V.20d) u n d Tröster 'prophetischen R e -
gulierungsauftrag im Interesse der Erhaltung des Bundesvolkes' sprechen. Der König als Exponent dieses Volkes w i r d in d e n B e r e i c h d i e s e s A u f t r a g s m i t e i n g e s c h l o s s e n : ist er abtrünnig, so bereitet der Prophet ihm Verderben (cf.Samuel/Saul, 46:20; Elia/versch.Könige, 4 8 : 6 ) ; ist er G o t t w o h l g e f ä l l i g , so m a g i h m d e r P r o p h e t " L e b e n h i n zusetzen"
(Jesaja/Hiskia, 48:23 [G]). D i e wunderhaften
F ä h i g k e i t e n , d i e a n d e m P r o p h e t e n g e p r i e s e n w e r d e n , sind seinem Auftrag eingegliedert. Dies gilt sowohl für seine wunderhaften Machttaten
(Befreiung v o n d e r A s s y r e r -
armee, V . 2 0 ; Rückgang der Sonne, V.23a, vgl.2.Kö.20:9ff; J e s . 3 8 : 7 f , im Z u s a m m e n h a n g m i t d e r H e i l u n g d e s K ö n i g s , V.23b),
a l s auch f ü r s e i n e F ä h i g k e i t e n a l s zuverlässiger
Künder des Kommenden
(V.24f).3
S e i n e F ä h i g k e i t z u r Ver-
1
Box/Oesterley, op.cit., p . 5 0 3 , wollen Ben Siras Reden von der 'Endzeit (V.24a: rP"inN/x& € o x a x a ) auf die Rückkehr v o m Exil (Jes. 40:3-11) und die herrliche Zukunft Jerusalems (Jes.41:1-7) beziehen, konkretisieren damit aber stärker, als Ben Sira selber, der auf Konkretionen verzichtet. 1
Mit den 11 Y 72N/TievöOÖVTOG tv SlGJV (V.24b) dürften ja nicht lediglich solche gemeint sein, die wegen ihres Geschicks trauern, sondern wegen der Ursache desselben, der Sünde. Zur 'Bußklage', s. auch R. Bultmann, Art. "Tt£v9oQ, Tievö&o", ThWB 6 ( 1 9 5 9 ) : 42 f, passim. 2
7
7l
3 Th.Middendorp, op.cit., p . 6 8 , kommentiert zu dieser Stelle: "Nach Jes.42,9 liess Gott Früheres eintreffen und lässt er Kommendes künden. Für Sir.48,25 ist es nicht Gott, sondern Jesaja, der das Kommende ansagt, bevor es eintrifft. Offenbar steht für Ben Sira das Orakelwesen seiner Zeit im Blickpunkt." Dazu ist zweierlei zu sagen: 1) M a n sollte das offenbarende Reden Gottes und das weissagende Reden des Propheten nicht gegeneinander ausspielen. Auch wenn bei Sirach nicht direkt das Reden Gottes, sondern n u r das
Biblische
kündigung ernden Sira
des
Da B e n S i r a
und
und
- wie für
sich noch
"durch
noch
zustimmen
der
gegenüber
schwächlich
der
waren
ihre
früheren
für
können:
gewordenen
den
sehr
Kraft
Zeiten
es k a m "
man
stark
der
in e w i g e
(V.25).
- ähnliche
seinen
Ben
vgl.46:15!)
den Geist
ehe
Geschichte
'heroischen'
die den Trau
(txlot6C,
"bis
(Kap.50) b e a n s p r u c h t , w i r d
und Propheten
hält,
zeigen wird
selbst
207
Propheten,
begnadet
das Verborgene,
der Aussage Hengeis
nete,
diesem
sah
Sira
Zukünftigen,
und k ü n d e t e
sich
Ben
zuverlässig
(V.22d),
(V.24a)
Zukünftige
Simon
"groß
Schau"
keiten weder sen
für besonders
Er w a r
in seiner
und
gilt, wird bei
offenbar
die Endzeit" das
Verborgenen
Zions'
betont:
Prophetie bei
1
Fähig
Zeitgenos
diesbezüglich
"Was d i e Israels
Weisen allerdings
Gegenwart
Persönlichkeiten,
auszeich d i e sich
./. Weissagen des Propheten genannt ist, darf doch nicht über sehen werden, daß der Prophet seine Zukunftsaussagen nicht in eige ner Kraft, sondern m i n A n n i (V.24a) vollbringt - und w i e diese m i l A nn zu verstehen ist, zeigt Jes. 11:2, von w o h e r Ben Sira die sen Ausdruck wohl bezogen h a t . - 2 ) Daß Middendorp Ben Siras Hin weise auf die Zukunftsaussagen der at-lichen Propheten ohne jede Rückfrage, ob etwa solch eine Darstellung vom AT selbst h e r begrün det ist, und ohne jede Untersuchung der Funktion dieser Hinweise in Ben Siras eigenem Prophetenverständnis sofort und ohne jeden Ver such einer Begründung oder eines genealogischen Nachweises v o m grie chischen Orakelwesen (op.cit., p . 6 3 : "von Delphi, Dodona oder ein e ( r ) andere(n) damalige(n) Orakelstätte") h e r ableiten möchte und so zu der Aussage kommt: "Von den griechischen Orakelstätten h e r konnte das Prophetenamt als Wahrsagertum verstanden werden" (op.cit, p . 6 2 ) , ist eine schwerwiegende exegetische Fehlleistung. Gerade weil man den Hinweis auf prophetische Zukunftsaussagen durchaus als vom AT h e r begründet ansehen kann, ist die Vernachlässigung dieser Evidenz und statt dessen die gar nicht näher erläuterte oder b e gründete Heranziehung des griechischen Orakelwesens zunächst als 'Parallele' - und dann unter der Hand als Quellort für die Aussagen Ben Siras - ein methodischer Lapsus. 1 Auch Josephus betonte später die Fähigkeit zur Zukunftsprophetie bei den at-lichen Propheten; s. dazu J.Blenkinsopp, "Prophecy and Priesthood in Josephus", JJS 25(1974):242ff; G.Delling, "Die biblische Prophetie bei Josephus", in JosephusStudien (FS Otto M i c h e l ) , Göttingen 1974, pp.109+lllff. Beide stellen verschiedent lich bei Josephus auch Hinweise auf Zukunftsprophetien an solchen Stellen fest, w o die at-lichen Quellen gar keinen Anlaß dazu bie ten. Das gibt es aber bei Ben Sira nicht. Er bleibt bei seinen diesbezüglichen Aussagen jeweils im Rahmen dessen, was das AT auch tatsächlich sagt.
2o8
Prophetentum
vor allem
und
Schriftgelehrsamkeit
in s t a u n e n s w e r t e n W u n d e r t a t e n
Als ungewöhnlich
begnadete Männer
tung der h e i l s g e s c h i c h t l i c h e n die P r o p h e t e n
manifestieren."
im A u f t r a g
Kontinuität
der
1
Erhal
erscheinen
in i h r e r s p e z i f i s c h e n g e s c h i c h t l i c h e n
ihm Sen
dung.
G.)
49:6-7:
Jeremia.
Im R a h m e n der P e r i k o p e ü b e r den U n t e r g a n g J u d a s g e des A b f a l l s
seiner Könige
kurze Notiz über Jeremia: ihr H o r n a n d e r e n den
(49:4-7)
"Und Er
findet
sich
eine
(H; s e i l . G o t t )
(G) und ihre H e r r l i c h k e i t
einem
infol
gab frem
(G) V o l k . Und sie z ü n d e t e n die h e i l i g e S t a d t
(H) an;
und die W e g e v e r ö d e t e n d u r c h die Hand J e r e m i a s , d e n n sie mißhandelten
ihn - o b w o h l
w a r als P r o p h e t ,
er von M u t t e r l e i b
an
geformt
um a u s z u r e i ß e n und n i e d e r z u r e i ß e n
zu z e r s t ö r e n , 2 und e b e n s o a u f z u b a u e n , wiederherzustellen"
zu p f l a n z e n
und und
(Vv.5-7).^
Eine überraschende
Interrelation
z w i s c h e n Gott,
Volk,
F e i n d e n und P r o p h e t w i r d h i e r s i c h t b a r . M a n m ö c h t e meinen,
es g e n ü g e ,
Gesetz verwirft
zu sagen,
(V.4c),
daß Gott das V o l k ,
den F e i n d e n
R o l l e des W a r n e r s gelegenheit
erwarten.
zugeben,
1
preis in d e r
Aber Ben S i r a sieht die An
d i f f e r e n z i e r t e r . G e w i ß ist es die S ü n d e
V o l k e s und s e i n e r H a u p t v e r t r e t e r , veranlaßt.
das Sein
zum G e r i c h t
g i b t . A l l e n f a l l s w ü r d e m a n dabei den P r o p h e t e n
doch
der K ö n i g e , die
S e i n V o l k d e n F e i n d e n zur H e i m s u c h u n g
doch kommt
dem P r o p h e t e n
in d i e s e m
des
Gott preis
Geschehen
M . H e n g e l , op.cit., p.248.
2 Das zusätzliche Diu , "einzureißen", das unverbunden ohne 1 dasteht, keine Entsprechung in G hat und wohl aus Jer.1:10 einge drungen ist, wird wohl zu streichen sein; so R.Smend, op. cit .,p.470. 17
3 In G sind in Vv.5ff durchgängig die Juden als Subjekt voraus gesetzt, was jedoch ungereimt ist, da ja z.B. nicht sie, sondern die Feinde, Jerusalem in Brand aufgehen ließen; cf.2.Kö.25:9. Die Subjektswechsel in diesen Versen sind - wie noch gezeigt werden wird - von inhaltlicher Bedeutung. - Im Übrigen folgt die Überset zung in V.7c-d H, da G in seinen Abweichungen hier offenbar Jer. 1:10 LXX folgt; s.dazu R.Smend, op.cit., pp.470f.
B i b l i s c h e P r o p h e t i e bei B e n S i r a eine Schlüsselstellung V o l k in A p o s t a s i e
209
zu. Schon f r ü h e r b e f a n d sich
und w u r d e v o n P r o p h e t e n d u r c h
p r o p h e t i e und Z e i c h e n h a n d l u n g e n
zurückgerufen
4 8 : l f f ) . W o n u n a b e r das V o l k den P r o p h e t e n ihn
"mißhandelt"
(V.7a),
G a r a n t e n der h e i l s g e s c h i c h t l i c h e n des G e r i c h t s
Jeremias,
s e n und zu z e r s t ö r e n "
aus
preis
des P r o p h e t e n als
Kontinuität
" a u s z u r e i ß e n und
das
Maß
(Jer.1:10),
niederzureis-
sehr wörtlich.
des P r o p h e t e n in v e r b l e n d e t e r
seiner Berufung auftrags
(s. zu Elia,
preisgibt,
zum ü b e r l a u f e n . Ben S i r a nimmt h i e r d e n B e
rufungsauftrag
Mißhandlung
Gerichts-
da gibt es sich selbst
und b r i n g t auf G r u n d s e i n e r V e r w e r f u n g
das
löst d i e V e r w i r k l i c h u n g
(vgl. d e n Z u s a m m e n h a n g
die Hand Jeremias'
Die
Verkennung
seines
Berufungs
von V . 7 a + b ) :
(wie immer B e n Sira dies
mag - wohl
im S i n n e w i r k k r ä f t i g e r
Verwüstung
(deren d i r e k t e A g e n t e n n a t ü r l i c h
'Durch
verstehen
Prophetie)
kommt die
die
Feinde
sind). Doch selbst Verwerfung
in d i e s e r L a g e , w o sich das V o l k
des P r o p h e t e n
der K a t a s t r o p h e
u n d sich in d i e s e r K a t a s t r o p h e Gerichtsauftrag nungsstreif phet
am H o r i z o n t
sichtbar,
send g e n a n n t e r A u f t r a g , wiederherzustellen"
so g a r a n t i e r t
"aufzubauen,
(V.7d),
in
Pro
letztem
sein
abschlies und und
angelangten
des B u n d e s v o l k e s . D i e E r f ü l l u n g der d a m i t
Geschichte
angezeigten
mit Jeremia
selbst
al
sichtbar.
4 9 : 8 - 1 0 : H e s e k i e l und d i e Zwölf V o n der W ü s t e n w a n d e r u n g
zeit h i n d u r c h bis h i n
Propheten.
(Josua) an, durch die Königs
zum Exil
und s e i n e F ü r s t e n von e i n e r pheten begleitet,
der
zu p f l a n z e n
V e r h e i ß u n g w i r d im Z u s a m m e n h a n g
H.)
Hoff
doch die Kontinuität
d e r am T i e f p u n k t
lerdings noch nicht
hat,
spezifischer
den w i e d e r u m
Denn, w i e der P r o p h e t
zum Z e r s t ö r e r w u r d e ,
den Neuaufstieg
ausgesetzt
J e r e m i a s e r f ü l l t , w i r d doch e i n
signalisiert.
Ernst
sogar ein
durch
(Jeremia) w a r e n das
sukzessiven Reihe von
d e n e n die A u f g a b e
zukam,
Volk Pro
d u r c h Tat und
210
P r o p h e t e n t u m und
Schriftgelehrsamkeit
W o r t , d u r c h H e l f e n u n d S t r a f e n das I s r a e l i n s e i n e r A n f a n g s z e i t g e g e b e n e E r b e zu b e w a h r e n . M i t d e r
Verwerfung
J e r e m i a s u n d d e r f o l g l i c h d u r c h i h n v e r a n l a ß t e n Gerichts k a t a s t r o p h e des E x i l s h a t d i e s e W e c h s e l b e z i e h u n g Volk und Propheten einen vorläufigen Abschluß Das Vätererbe der s e l b s t
zwischen
erreicht.
r u h t s o z u s a g e n am N u l l p u n k t . Ü b e r Hesekiel,
in d e r V e r b a n n u n g
l e b t , h a t B e n S i r a entspre
c h e n d im B l i c k auf d i e s e i n e r D a r s t e l l u n g n a c h Prophetenrolle nichts
zu s a g e n . Er e r w ä h n t
typische
lediglich
zwei a n d e r e A s p e k t e d e r P r o p h e t i e H e s e k i e l s , d i e i h m b e merkenswert
erscheinen.
Zum e i n e n e r w ä h n t er d i e els:
"Hesekiel
1
Thronwagen-Vision
1
Heseki
sah e i n e V i s i o n und s c h i l d e r t e d i e
(= A n b l i c k e ) d e s W a g e n s "
(V.8a-b).!
Der
'Wagen'
(niDin)
selbst wird bei Hesekiel gar nicht genannt. Eine Andeutung
Bundeslade als
in d e r E r w ä h n u n g d e r C h e r u b i m auf
sich ein s t a r k e s
der Thronwagen-Vision
sogar judenchristlicher
Kreise.
'Arten' b z w . d i e v e r s c h i e d e n e n
spekulatives
(die s o g .
stik') innerhalb apokalyptischer, 2
D a ß B e n S i r a auf
'Anblicke' d e s
evtl. die
Wagens
forschende
Interesse an dieser Vision bereits geweckt w a r . er s e l b s t an d e r D e u t u n g d e s T h r o n w a g e n s
Sollte
partizipiert
und P r i e s t e r
Schülern die Theophanievision Hesekiels t e , und d a ß d i e s e r G e g e n s t a n d
Inter
zu s p r e c h e n k o m m t ,
l ä ß t d u r c h b l i c k e n , d a ß zu s e i n e r Z e i t d a s
h a b e n ? D a ß er als S c h r i f t g e l e h r t e r
Spä
'Merkabah-My-
rabbinischer und
als etwas Bezeichnendem bei Hesekiel
seinen
zu e r k l ä r e n hat
als e t w a s b e s o n d e r s H e i l i -
1 Der Text folgt H. G hat nur geringfügige Abweichungen ze) im Ausdruck. Zur Sache vgl. H e s . l ; 8:4; 10. 2
der
'Vorbild d e s W a g e n s ' in 1 . C h r . 2 8 : 1 8 .
ter aber entwickelte an
erste
für d e n G e b r a u c h d i e s e s W o r t e s a l s F a c h a u s
d r u c k f i n d e t sich
esse
Arten
(Zusät
Eine ausführliche Untersuchung dieses Phänomens bietet C.C. Rowland, The Influence of the First Chapter of Ezechiel on Jewish and Early Christian Literature (maschinenschrftl.Diss.), Cambridge 1974, pp.XXIV+321. - Rabbinische Texte, in denen es um spekulati ven Mystizismus geht, sind u.a.: m.Chag.2:1; t.Chag.2:1-4; b.Chag. 13-14; j.Chag.2:l.
Biblische ges
und
Bedeutsames
einsichtig ben,
Zeit
mystischem in
und bei Interesse
allerdings
übersteigenden
ge
eines
Sirazide Deutung
spekulativen
seine Warnung wunderbar
ihm
in
(H) f ü r
3:21ff dich
blei
An anderer
an
daher
keineswegs
Weiterbil
nicht
auszu
den Wortlaut
Heiligen
zeigt
ansatzweise
und haggadische
einer
Stelle,
49:14)!,
zumindest
ist von
zu
spekulativ
Schriften
des im
Zu
partizipiert
solche Möglichkeit
ist,
durchaus
dahingestellt
Erkenntnisinteresses
eine
211
scheint
schon von
eine
der
Sira
(44:16 u n d
Bearbeitung
könnte. Gegen
muß
geleitet war.
S t o f f e s . Es
AT
haben
selbst
auch bei
daß der
Ben
der Thronwagenvision
über Henoch
sichtbar werdende dung biblischen schließen,
ihm
bei
wurde,
die Behandlung
seinen Notizen
sich
empfunden
zu s e i n . A l l e r d i n g s
inwieweit
seiner
Prophetie
sprechen:
muß
auch
"Was
suche nicht, und was
zu deine
1 Der Text von 4 9 : 1 4 lautet: "Kaum einer (H) wie Henoch wurde auf Erden geschaffen, und auch er wurde von ihr (lies: n 3D *7yn) weggenommen." Problematischer ist 44:16, das in S und Mas fehlt, und dessen Echtheit wiederholt bezweifelt w u r d e : so schon v o n Z. Frankel, Ueber den Einfluß der palästinischen Exegese auf die alexandrinische Hermeneutik, Leipzig 1 8 5 1 , p.44 ( n . e ) , und jetzt auch von Th.Middendorp, op.cit. , p . 5 4 . Doch bieten den Vers immerhin G, H^ und L. Bei einer späteren sekundären Einfügung aus Interesse an der Henochfigur würde m a n viel stärkere Züge der späteren ausgemal ten Henochtradition erwarten. Ist der Vers ("Henoch wandelte mit Jahwe und wurde weggenommen - ein Zeichen des Wissens (H) für alle Geschlechter"; 4 4 : 1 6 ) authentisch, so fragt sich, ob er tatsäch lich an seinen jetzigen Ort in Kap.44 gehört (so M . H e n g e l , JSJ 5 (1974):85) oder seinen Platz in Kap.49 hatte (so Y.Yadin, The Ben Sira Scroll from Masada, Jerusalem 1965, p . 2 8 , der die Henochverse folgendermaßen anordnet: 49:14a + 44:16b // 44:16a + 4 9 : 1 4 b ) . Bei des ist möglich, aber keine Lösung läßt sich schlüssig beweisen. In jedem Fall weist Ben Siras Henoch-Report drei Aussagen auf: 1) Henoch wandelte mit Gott (= G e n . 5 : 2 2 + 2 4 ) ; 2 ) Henoch wurde v o n Gott weggenommen (= Gen.5:24) - was Ben Sira offenbar in Parallele zur 'Himmelfahrt' Elias sieht (Man beachte das N1H DA 1 in 4 9 : 1 4 ! ) ; 3 ) Henoch w a r ein 'Zeichen des W i s s e n s ' (44:16) - eine Aussage, die über das AT hinausführt und damit auf haggadische Weiterbildungen der at-lichen Berichte hinweist. G bietet: unööeiYlJCX U € T O V O L a c , was aber ein späteres Stadium reflektiert. In der früheren Tradition galt Henoch nämlich vor allem als ein sehr weiser Mann; cf. H.L. Jansen, Die Henochgestalt, Oslo 1939, p . 1 2 . Daß er dagegen Anlaß (so wohl G und Sap.4:14) oder gar als ein bußebedürftiger Sünder Beispiel (so Philo de Abrahamo 17f) für 'Buße' gewesen s e i , m u ß demgegenüber eine sekundäre Idee sein. S.dazu auch Z.Frankel, op. cit. , p . 4 4 . 7
212
Prophetentum und
Schriftgelehrsamkeit
Kräfte übersteigt, erforsche nicht. Über das, worüber d i r M a c h t g e g e b e n ist
(G: w a s d i r a u f g e t r a g e n i s t ) , d e n
ke nach, und habe nichts
zu s c h a f f e n m i t d e n
verborgenen
Dingen. Was über dich hinausgeht, betreibe nicht, zu v i e l
denn
für d i c h i s t s c h o n , w a s d i r g e z e i g t i s t . " Dieses
W o r t , d a s im R a b b i n a t a l s M a h n u n g g e g e n lationen verwendet wurde
Merkabah-Speku-
(b.Chaq. 1 3 a ) , i s t im B l i c k
auf
Absicht und Adressaten verschieden gedeutet worden.
Nach
G . M a i e r w e n d e t es sich g e g e n e i n e n e b e n d e r T o r a h instal lierte hellenistische W i s s e n s c h a f t .
1
J.Marböck
dagegen
möchte von einer möglichen anti-hellenistischen
Spitze
a b s e h e n u n d b e u r t e i l t d a s D i k t u m e h e r a l s e i n e im esse praktischen Gesetzesgehorsams
gegen nutzlose
bodenlose Spekulationen gerichtete P o l e m i k . scheint hier eines
intendiert
Nachdenken über das Offenbarte
Inter
2
Vor
und allem
zu s e i n : D a s W o r t w i l l zum i n n e r h a l b d e r G r e n z e n der
persönlichen Möglichkeiten aufrufen und ist somit A p p e l l zum E r k e n n e n d e r e i g e n e n G r e n z e n , i n n e r h a l b noch genügend Gelegenheit
zum Forschen und
des Erkannten bleibt. Zu berücksichtigen
3
viel enger gedacht
als die des erleuchteten Söfer. Wird jener
1
derer
Verwirklichen
ist d a b e i aller
dings, daß die Grenzen des allgemeinen Hörers, an Ben Sira sich r i c h t e t ,
ein
den
sein mögen, aufgefordert.
G.Maier, op.cit., pp.47f.
2
J.Marböck, op.cit. , p . 1 0 3 , schreibt: "...er nimmt sogar deut lich gegen esoterische Spekulationen Stellung in der Mahnung zur Demut in der Erkenntnis 3,18-24, die nicht gegen hellenistische Philosophie, sondern vielmehr gegen Geheimlehren und Schwärmereien gerichtet zu sein scheint." E r hält es sogar für möglich, daß das Motiv für die Identifizierung der Torah Moses mit der Weisheit (24: 33) eine "Ablehnung von Schwärmereien und apokalyptischen Spekula tionen" gewesen sein könnte: "Gegenüber Geheimlehren und Offenba rungen (vgl. 3,18-24) konnte die Torah des Moses als wahre Weis heit hingestellt w e r d e n , die für alle offen und zugänglich ist." Doch kann die Identifizierung der Zielgruppe - ob hellenistische Wissenschaft, Apokalyptik, Schwärmertum oder Offenbarungsgläubig keit - jeweils nur hypothetisch bleiben. 3 Zum allgemeinen Publikum, an das sich Sirach w e n d e t , pp.27-39, und infra, pp.293-309.
s.supra,
Biblische Prophetie bei Ben nichts
Sira
213
zu e r f o r s c h e n , w a s d i e e i g e n e n K r ä f t e
und m i t v e r b o r g e n e n D i n g e n n i c h t s
übersteigt,
zu s c h a f f e n
zu h a b e n ,
s o i s t d i e s e r n i c h t a l l e i n auf e i g e n e M ö g l i c h k e i t e n r ü c k g e w o r f e n , s o n d e r n k a n n als ein m i t d e m
'Geist
Einsicht' Inspirierter göttlichen Geheimnissen nen
(39:6f).
nachsin
V o n d a h e r ist es d u r c h a u s m ö g l i c h , d a ß sich
Ben Siras Schriftforschung
n i c h t a l l e i n auf
praktisch-
weisheitliche Fragestellungen beschränkte, sondern auch spekulativen Gegenständen wie der Ausdeutung Thronwagenvision Hesekiels
zuwenden konnte. Doch
d a s an d i e w e i t e Ö f f e n t l i c h k e i t g e r i c h t e t e B u c h f a l l s n i c h t w e i t e r auf d i e s e G e g e n s t ä n d e Weiter gilt Ben Siras w i e ihn H e s e k i e l
(Hes.14:14+20)
(V.9).
dem Preis von
1
der geht
jeden
Hiob,
e r w ä h n t : "Und a u c h e r Gerechtigkeit
In s e i n e m A u f b a u d e s V ä t e r l o b e s ,
'Weisen' k e i n e e i g e n e S e k t i o n
lich u n t e r b r i n g e n k ö n n e n - a l l e n f a l l s w o die für d i e s p ä t j ü d i s c h e
das
vorbehält,
hätte Ben Sira einen eigenen Preis des Hiob nur
14-16),
sich
ein.
Interesse dem gerechten
i n n e r t e er an H i o b . . . , der a l l e W e g e d e r einhielt"
zu
der
schwer
im S c h l u ß t e i l
(49:
Weisheitstradition
so w i c h t i g e n G e s t a l t e n d e s H e n o c h , J o s e p h und A d a m g e nannt w e r d e n ,
2
h ä t t e s i c h e i n P l a t z für i h n a n g e b o t e n .
Doch nimmt Sirach elegant die Gelegenheit wahr, ihn s o gleich
im Z u s a m m e n h a n g m i t H e s e k i e l
zu e r w ä h n e n . Bezeich
nend ist dabei sein Hinweis, daß der Prophet das Einhal ten der Wege der Gerechtigkeit bei Hiob betont h a b e . Da m i t e r w e i s t s i c h a u c h d e r P r o p h e t - u n t e r V e r w e n d u n g ei nes B e i s p i e l s - als R u f e r zur
Gerechtigkeit!
1 Der Text folgt H, der allerdings eine irreparable Lücke auf 7 weist, die von Box/Oesterley, op.cit., p.505, u.a. mit N 2J2 bzw. •7N2J2 (= "in einer Prophetie", bzw. "unter den Propheten") gefüllt wird. Doch bleiben diese Vorschläge, die die oben im Text durch drei Punkte angezeigte Lücke füllen sollen, ganz unsicher. Während S weitgehend H entspricht, entstellt G den Sinn von beiden. Smend, op.cit., pp.471f, ändert den Text so, daß nun nicht mehr Hesekiel, sondern Ben Sira selbst Hiob erwähnt und als Propheten preist! Doch ist diese Konjektur willkürlich. Die Lücke bleibt irreparabel. 2 S.dazu J.Marböck, op.cit., p.131
(n.4).
214
Prophetentum
und
Mit diesen beiden
Schriftgelehrsamkeit
für d e n W e i s h e i t s l e h r e r
den Notizen ist Ben Siras Behandlung
des
Exilspropheten
Hesekiel beendet. Er kann nun abschließend ste u n d l e t z t e P r o p h e t e n g r u p p e pheton
(V.10):
1
bezeichnen-
auf d i e
e i n g e h e n , das
Dödekapro-
"Und a u c h d i e Zwölf P r o p h e t e n - m ö g e n
ihre G e b e i n e b l ü h e n v o n i h r e m Orti W e l c h e J a k o b 7,
(in 7nn)
7
und retteten
Hoffnungsglauben
(1 m y \ ) / e A e u T p c o a a v T o )
stärkten
ihn
durch
(G)."2
Ähnlich w i e schon bei den Richtern
(46:12),
s i c h B e n S i r a ein W i e d e r e r w a c h e n d e r T u g e n d e n Männer
näch-
in s e i n e n Z e i t g e n o s s e n .
Im Z e n t r u m
wünscht dieser
seiner
Aussa-
ge steht jedoch etwas anderes: Mit der summarischen wähnung
der zwölf kleinen Propheten
geschichtliche glückhaften
E n d e k o m m e n . W a s er b e i J e r e m i a
fend n i e d e r r e i ß t preisgibt,
3
der Prophet
nicht nur
sondern auch wieder pflanzt und
sie Hoffnungsglauben
zur E r f ü l l u n g . D i e s e l e t z t e n
und endliche Rettung
m i a ) , so sind es w i e d e r d i e P r o p h e t e n , d i e
(!),
indem als (Jere-
'Jakob'
aus
zurückholen.
Damit haben die Propheten beendet. Durch Staatsmänner Wiederaufbau beginnen
der
geschlage-
k e i n a n d e r e r W e g m e h r b l i e b , das G e r i c h t b r a c h t e
ihre g e s c h i c h t l i c h e
Sendung
und Priester kann der
äußere
(49:11-13: Serubbabel, Josua, N e -
hemia) und die Führung des Volkes priesters übergehen
stra-
Verwüstung
verbreiten. Wie der Prophet,
dieser tiefsten Tiefe
nur
aufbaut,
vermitteln dem mit der Verbannung
nen Volk neue Stärkung
einem
(V.7d)
und das abtrünnige Land der
kommt nun abschließend Propheten
läßt e r d i e h e i l s -
Sendung der alten Propheten zu
angedeutet hat, daß nämlich
Er-
in d i e H a n d d e s H o h e n -
(Kap.50: Simon, der Volksführer
und
Hohepriester).
1
Man beachte schon bei Ben Sira die Reihenfolge: Vordere Propheten, Jesaja, Jeremia, H e s e k i e l , Dödekapropheton. 2
Der Schluß der Zeile ist bei H beschädigt. G schreibt: £v Tii-
orei £Ajii6oq. 3
Daß manche der Kleinen Propheten schon zu früherer Zeit läßt die summarische Behandlung unerwähnt.
lebten,
Biblische Prophetie bei Ben
Sira
215
E i n M u s t e r b e g i n n t sich a b z u z e i c h n e n . D i r e k t J o s u a als wurde
'Nachfolger M o s e s im P r o p h e t e n a m t
(46:lff), hatte Ben Sira von Pinehas
und ihm als H o h e m p r i e s t e r weltliche Führungsrecht Von Hohenpriestern
1
bevor
genannt
gesprochen
sowohl das geistliche w i e
im V o l k e z u g e s p r o c h e n
das
(45:23-25)^
(und P r i e s t e r n ü b e r h a u p t ) w a r
dann
a b e r n i c h t m e h r d i e R e d e . In d e r l a n g e n Z e i t des
'Inter
1
r e g n u m s , w o die F ü h r u n g d e s V o l k e s n i c h t i n P r i e s t e r h ä n d e n l a g , g a b es j e d o c h e i n e l a n g e R e i h e v o n P r o p h e t e n , d i e d i e K o n t i n u i t ä t des im e r s t e n T e i l d e s V ä t e r lobes geschilderten grundlegenden Vätererbes
zu w a h r e n
hatten.2 Als mit besonderen Gaben ausgestattete
Boten
J a h w e s , d i e z u v e r l ä s s i g w a r e n im P r o p h e z e i e n des Kommen d e n und U n b e k a n n t e n , d i e m ä c h t i g w a r e n im W o r t u n d
in
d e n e r s t a u n l i c h s t e n W u n d e r t a t e n , k a m e n sie s e l b s t im Ab f a l l d e s V o l k e s t r e u i h r e r A u f g a b e n a c h , b i s sich der durch
mit
sie b e w i r k t e n R e t t u n g a u s d e m E x i l i h r e S e n
d u n g e r f ü l l t e u n d n a c h l a n g e r Zeit d e r Ü b e r b r ü c k u n g Pinehas-Verheißung
im R a h m e n der n a c h - e x i l i s c h e n
k r a t i e e n d l i c h i n E r f ü l l u n g g e h e n k o n n t e . Für B e n
die
Hiero Sira
g i b t es a l s o k e i n e n K o n f l i k t z w i s c h e n P r i e s t e r n u n d Pro p h e t e n , v i e l m e h r e i n e E r g ä n z u n g , w o b e i d i e P r o p h e t e n für eine bestimmte Zeit überbrückend den von den gestalteten Rahmen f ü l l e n .
3
Von diesem
Priestern
Geschichtsbild
1 S.dazu die Ausführungen supra, pp.149-167. 2 Daß die Wahrung des Vätererbes nach sirazidisehern Verständnis die wesentliche Aufgabe der biblischen Propheten w a r , hat sich aus dem Zusammenhang der beiden Teile des Väterlobes und jeweils aus der Einzelexegese der verschiedenen Prophetenaretalogien ergeben. Nicht bestätigt hat sich jedoch die von M . H e n g e l , op.cit., p.248 (s.dazu supra, p . 1 8 0 ) , im Anschluß an J.L.Koole, "Die Bibel des Ben Sira", OTS 14(1965):380f+396, vertretene Ansicht, nach der die biblischen Propheten bei Sirach zu 'Auslegern und Predigern des Ge setzes' werden. Der ausgeprägte Torah-Zentrismus, w i e ihn Koole be reits für das Sirachbuch fordert ("Die Geschichtsbücher verdeutli chen das Gesetz; die Prophetenbücher predigen das Gesetz"; op.cit., p . 3 9 6 ) , mag wohl für den Rabbinismus zutreffen, findet sich so aber noch nicht bei Ben Sira. 3 Diese Überbrückungsfunktion der Propheten, die keineswegs die Priester in den Schatten stellen will - im Gegenteil! -, hat J.G.
216
Prophetentum
und
Schriftgelehrsamkeit
h e r , n a c h dem d i e P r o p h e t e n Priester wirken, sich w i e d e r h o l t
durchaus
im I n t e r e s s e
ist es v e r s t ä n d l i c h , w a r u m im v o r a n g e h e n d e n K a p i t e l
b e r e i t w i l l i g E l e m e n t e der p r o p h e t i s c h e n seine priesterliche
'Kulttheologie'
der
er - w i e
zeigte
1
- so
'Kultkritik'
aufnehmen
in
konnte.
Ihr R e d e n w a r ein R e d e n g e g e n A b f a l l s e r s c h e i n u n g e n
und
geschah
und
folglich
damit auch
im I n t e r e s s e e i n e s r e c h t e n K u l t u s
im I n t e r e s s e der P r i e s t e r . So h a b e n d i e P r o
pheten einen wichtigen schau,
Platz
in B e n S i r a s
Geschichts
j e d o c h e i n e n P l a t z , der die P o s i t i o n der
nicht schmälert,
s o n d e r n i h n e n v o l l und g a n z
Priester
zugute
kommt.
§ 3;
Schriftqelehrsamkeit, ' P r o p h e t i e ' bei B e n
A.)
Inspiration
und
Sira
Vorbemerkung. Der Forschungsüberblick
Kapitels hat gezeigt,
im e r s t e n P a r a g r a p h e n
d a ß es
(abgesehen von den
dieses Verwei
sen auf P r o p h e t e n a u s s a g e n
in der laus p a t r u m ) vor
immer w i e d e r
sind,
lich des lich
zwei S t e l l e n
auf die H i n w e i s e
allem bezüg
'Prophetentums' Ben Siras gestützt werden,
24:32ff und
39:6. Diese Verse müssen
Kontext genauer betrachtet werden, wobei bisher geschehen,
exegetisch
näm
nun in
ihrem
stärker,
als
r e l e v a n t e s M a t e r i a l v o r al
lem aus dem ü b r i g e n S i r a c h b u c h mit h e r a n g e z o g e n
werden
./. Snaith, "The Importance of Ecclesiasticus", ExpT 75(1963/64): 6 8 , nicht gesehen, wenn er schreibt: "With Ben Sira's interest in the cult, we should expect the same emphasis upon the continuity of the cult, and yet it is only the key figures of Aaron, David, and Simon where the cult is given much Space... Ben Sira seems to regard the early history of Israel as a succession of prophets... Provided that the 'Praise of the F a t h e r s is the integrated section it appears to b e , then we must conclude that Ben Sira attributed greater importance to the prophetie than either to the priestly or the Davidic traditions." Diese Anschauung erscheint nun revisions bedürftig. 1
1 S.dazu supra, pp.72.74f.77ff.86f.114f
(e.g.).
1
Schriftgelehrsamkeit, s o l l . Es e m p f i e h l t 39:8 z u e r s t
Inspiration u . P r o p h e t i e
sich h i e r b e i , d e n A b s c h n i t t
217
38:34c-
zu b e h a n d e l n , da s e i n e k l a r e n A u s s a g e n b e
züglich des inspirierten Söfer einen hilfreichen g r u n d für d i e E r k l ä r u n g v o n 2 4 : 2 3 - 3 4 a b g e b e n Zusätzlich
ist von M.Hengel
der Folge auch von G.Maier schnitt
1
Hinter
könnten.
(op.cit., p . 2 4 7 ) u n d
in
(op.cit., p p . 3 8 f ) d e r A b
3 6 : 1 6 a - 3 0 : 2 7 m i t h e r a n g e z o g e n w o r d e n als
d a f ü r , d a ß bei B e n S i r a e c h t e s P r o p h e t e n t u m
Beleg
in F o r m
und
B e w u ß t s e i n w e i t e r l e b e . N u n ist w o h l e r s i c h t l i c h , d a ß aus diesen Versen sein hohes Selbstbewußtsein lehrer
als W e i s h e i t s
(cf.30:26i) und e i n B e w u ß t s e i n s e i n e r
Bedeutung
im R a h m e n s o w o h l d e r ihm v o r a n g e h e n d e n T r a d i t i o n auch seiner eigenen Zeit aus
er
(36:16a) s p r i c h t , a u s d e m h e r
selbst an die Volksführer den Anspruch
richtet,
auf s e i n e L e h r e z u a c h t e n . D a d e r s e l b s t b e w u ß t e dieses Diktums hier aber weder mit einem noch sonstigen Inspirationsbewußtsein
für e i n e U n t e r s u c h u n g d e s a u s . Er w i r d a n g e e i g n e t e r
B.)
finden.
Anspruch
prophetischen
ausdrücklich
gründet wird, scheidet dieser Abschnitt als
ordnung
als
' P r o p h e t i s c h e n ' bei B e n Stelle beiläufig
be
Grundlage Sira
seine Ein
1
38:34c - 3 9 : 8 : Der reguläre und der
inspirierte
Söfer. I) T e x t u n d K o n t e x t v o n 3 8 : 3 4 c - 3 9 : 8 : 38:34c-39:8 ist Teil der zweiten Hälfte eines voll angelegten Preisgedichts
auf d e n
Schriftgelehrten
(38:24-39:11), das insgesamt die Einleitung Sammlung von Lehrgedichten gliedert
1
2
zu
einer
(38:24-41:15) b i l d e t .
sich i n zwei k o n t r a s t i e r e n d e T e i l e : im
( 3 8 : 2 4 - 3 4 b ) w e r d e n im K o n t r a s t
S.infra,
kunst
zu d e m e i n l e i t e n d
2
Es
ersten vorge-
pp.238f.
Zu dieser LehrgediehtSammlung, s. M . L ö h r , Bildung aus dem Glauben, Bonn 1975, pp.61f. Zur Struktur von 38:24-39:11, s.wei ter J.Marböck, op. cit. , p p . H 9 f , und 0.Rickenbacher, op. cit. , pp. 178f.
218
Prophetentum und
Schriftgelehrsamkeit
s t e l l t e n S c h r i f t g e l e h r t e n V e r t r e t e r v e r s c h i e d e n e r Berufsgruppen geschildert, deren Erwerbstätigkeit
ihnen
Zeit läßt, Weisheit w i e ein Schriftgelehrter ben;
im z w e i t e n T e i l
(38:34c-39:11) wird
keine
zu e r w e r -
demgegenüber
das Ideal des schriftgelehrten Weisen beschrieben. Wir g e b e n im F o l g e n d e n n u r d i e V e r s e
38:34c-39:8 wieder,
der Schluß dieser Perikope lediglich das dem
Gelehrten
allgemein von außen zukommende Lob schildert und unsere Fragestellung nicht von Bedeutung
da
für
ist.
11
(34c) A n d e r s , d e r s e i n e S e e l e H i n g e b e n d e a n d i e F u r c h t Gottes, und der Nachsinnende über das Gesetz des L e b e n s . ( 1) D i e W e i s h e i t a l l e r A l t e n e r g r ü n d e t er und ist beschäftigt m i t den W e i s s a g u n g e n ; ( 2) auf d i e E r z ä h l u n g b e r ü h m t e r M ä n n e r g i b t er a c h t u n d i n d i e W e n d u n g e n (S: T i e f e n ) d e r S i n n s p r ü c h e d r i n g t er e i n ; ( 3) d i e G e h e i m n i s s e v o n S p r i c h w ö r t e r n e r g r ü n d e t er u n d m i t d e n R ä t s e l n v o n S i n n s p r ü c h e n g e h t er um.
1
2
( 4)
I n m i t t e n v o n M ä c h t i g e n d i e n t er u n d v o r F ü r s t e n t r i t t er a u f ; das Land anderer V ö l k e r durchreist er: G u t e s u n d B ö s e s h a t e r (dabei) u n t e r d e n M e n s c h e n erfahren. S e i n H e r z s e t z t er d a r a n , s e i n e n S c h ö p f e r zu s u chen, 4 und vor dem Höchsten fleht er;5 u n d e r ö f f n e t s e i n e n M u n d im G e b e t und f l e h t w e g e n s e i n e r S ü n d e n . 3
( 5)
1 Zum Text in V.34c-d, der weitgehend S folgt, s.J.Haspecker, Gottesfurcht bei Jesus Sirach, Rom 1967, pp.71f, sowie 0.Rickenbacher, op.cit., p.184. 2 So G: £ v n p o c p n T e i a i g . pheten"). 3
So G. S : d ^ l
S liest:/aSd*0 iXCU
(mit "den alten Pro-
?^-Li'fto("in den Städten der Welt").
^ G weist in V.5a-b ein Tristichon auf, welches durch Streichung des npöc HÖpiov auf ein Distichon zu reduzieren ist; s.dazu O.Rikkenbacher, op.cit., p.184. S zusätzlich: "um Erbarmen"; vgl. inhaltlich Zeile d.
Schriftgelehrsamkeit, (
Inspiration
u.•Prophetie•
219
6) W e n n es G o t t , der H ö c h s t e , so w i l l , wird er mit dem Geist des Verständnisses e r f ü l l t ; e r s p r u d e l t z w i e f ä l t i g (S) R e d e n s e i n e r W e i s h e i t hervor und p r e i s t den H e r r n im G e b e t . 7) E r v e r s t e h t Rat und Erkenntnis und denkt über S e i n e Geheimnisse nach. 8) E r b r i n g t h e r v o r (S) d i e U n t e r w e i s u n g s e i n e r L e h r e (G) und rühmt sich des Gesetzes des L e b e n s . "
1
2
3
(
4
(
5
II)
Interpretation
von
weiteren
relevanten
Zunächst
ist
gebracht.
ruf s b e s c h r e i b u n g e n
rung
der
des
jeweiligen der
die
39:8
zur
Struktur
glaubt, bei
in
Bauschema
samtbezeichnung
Schlußsatz,
6
-
(unter
Einbeziehung
Materials).
ein W o r t
Haspecker
gliedriges
38:34c
den
38:24-39:11 feststellen
jeweiligen Tätigkeit volle
des
Abschnitts
verschiedenen
durchgängig zu k ö n n e n :
Berufs; b)
eine
im E i n z e l n e n ;
geistige
a)
c)
ein
an
Be drei
eine
Ge-
Schilde einen
Beschlagnahmung
des
1 S läßt V . 6 a aus und gibt V.6b eher frei wieder: "Durch den Geist der Einsicht wird er w e i s e . " 2 V . 6 d folgt G. S("sie geben ihm Bekenntnis...") greift vor; s.dazu R.Smend, op.cit., p . 3 5 5 .
auf V.9
7
3 So S:V>^OQ^ • G ( x a T e u 8 u v e ü ) hat in der Vorlage wohl p n mit PD verwechselt; so J.Marböck, op. cit. , p . 1 1 8 ; 0.Rickenbacher, op. cit., p . 1 8 5 . 7
4 G: OOÖTOÖ, womit wohl Gott gemeint ist; so V.Ryssel, op. cit. , p . 4 2 4 ; 0.F.Fritzsche, Die Weisheit Jesus Sirach's, Leipzig 1859, p . 2 2 2 . S läßt das Pronomen aus. Ihm folgt J.Marböck, op.cit., op. cit. , p . 1 1 8 . - R.Smend, op. cit. , p . 3 5 5 , ändert in OG&TÖv bzw. OOUTfjc; so auch 0.Rickenbacher, op.cit., p . 1 7 7 , und Box/Oesterley, op.cit. , p.456. 5
So S (vgl. 3 8 : 3 4 d ) . Doch ist die Lesart nicht sicher. G bietet: ev vöucp ÖLOtönKric xuptou. 0. Rickenbacher, op. cit. , p . 1 8 5 , kommen tiert dazu: "...wir haben schon bei Kapitel 24 gesehen, dass Ben Sira von allem Möglichen spricht, nur eben nicht v o m Bundesgesetz. Manche schlagen v o r , einfach 'Gesetz des Herrn' zu lesen." VgL.aber - contra Rickenbacher! - die Parallelität von 'Gebot' und 'Bund'in 17:12 und 28:6b-7 (cf. dazu 1.Makk.1:56f). Inhaltlich sind also beide Lesarten (G+S) möglich. War S ursprünglich, ließe sich aber eine Veränderung in Richtung G leichter erklären, als umgekehrt! So ist S aus textkritischen Gründen 6 J.Haspecker,
op.cit.,
pp,179f.
vorzuziehen.
220
Prophetentum
und
Schriftgelehrsamkeit
Menschen durch seinen Beruf stereotypen darauf...;
feststellt und
Einführungsformeln
"durch
die
(sein H e r z r i c h t e t
seine ganze Sorge ist...)
er
als Z i e l p u n k t
Strophe herausgehoben" wird.
Entsprechend
sichtlich unseres Abschnitts
a) in 3 8 : 3 4 c - d
sieht er hin (bei ihm 39:
la-b) d i e e i n l e i t e n d e G e s a m t c h a r a k t e r i s i e r u n g m i t t e l s der H i n w e i s e auf G o t t e s f u r c h t
und
der
des
Söfer
Gesetzesfor
s c h u n g ; b) in 3 9 : 1 - 4 d i e B e r u f s s c h i l d e r u n g
des
gelehrten
Schilderung
im E i n z e l n e n ;
und c) in 39:5 d i e
Schrift
d e r i n n e r s t e n P a s s i o n d i e s e s M a n n e s , die sich n i c h t w a auf das G e s e t z e s s t u d i u m ,
s o n d e r n auf die
Hinwendung
richtete.
zu Gott im G e b e t
unberücksichtigt Haspeckers,
nung der G o t t e s f u r c h t giosität will,
des S ö f e r zum Z i e l p u n k t
Haspecker gekünstelt,
schöne
die persönliche der Strophe
z u m a l er h i e r w o h l
der
verschiede Charakte
des T ö p f e r s h e r v o r
2 9 f ) : G e w i ß soll n i c h t g e s a g t w e r d e n , chen der T ö p f e und P u t z e n des O f e n s gentliche Leidenschaft
des T ö p f e r s
d a ß das
(V.30c-d)
des S c h r i f t g e l e h r t e n .
Gut
des ist. A u c h Übersetzung
entspre 38:25.
Schriftgelehrtenbe seines
sich - w i e w i r in
unter Inkaufnahme
ge
sondern
(vgl. d a z u
e i n e Art D e f i n i t i o n
f o r m a l hebt
le
beobachtet
ist d a g e g e n bei H a s p e c k e r u n t e r Punkt a ) , d a ß chend d e n ü b r i g e n B e r u f s d a r s t e l l u n g e n zur
Bestrei die ei
am S c h l u ß
a u c h 39:5 nicht d i e ,
der E i n f ü h r u n g s s a t z
geht (38:
sei - sie w e r d e n
als a b s c h l i e ß e n d e V e r r i c h t u n g e n
nannt. Ebenso bezeichnet
(38:34c-d)
es
im j e w e i l i g e n A b s c h l u ß d i s t i c h o n ei
aus d e r G e s a m t b e s c h r e i b u n g
schon aus s e i n e r B e s c h r e i b u n g
27.28.29)
ei
jeweili
r i s t i k u m der j e w e i l i g e n T ä t i g k e i t e n h i n z u s t e l l e n ,
schreibung
c) bei
zu U n r e c h t
des v e r m e i n t l i c h
nen B e r u f e als das e i g e n t l i c h e und w i c h t i g s t e
eine Tätigkeit
Reli
eines Berufes vermutet. Wie wenig
B e n S i r a d a r u m geht,
diglich
Schema Beto
machen
O h n e h i n w i r k t der P u n k t
ne b e a b s i c h t i g t e H e r v o r h e b u n g
nen E i n z e l z u g
bleiben
seiner thematischen
bei S i r a c h
zusammengebrochen!
gen H a u p t m e r k m a l s
39:6-11
- es w ä r e sonst w o h l das
das im I n t e r e s s e
et
persönliche
Stan
unserer
einer sprachlich
harten
Schriftgelehrsamkeit, Formulierung
1
Inspiration u. Prophetie'
221
zum A u s d r u c k b r i n g e n w o l l t e n - d i e s e r
Ein
führungssatz durch seine Partizipialformen von den
fol
genden Versen klar ab
(ähnlich a u c h 3 8 : 2 5 a - c . 2 8 a - b . 29a-t}.
Dies unterstützt Haspeckers
Beobachtung.
Marböck-*- f i n d e t d e n A b s c h n i t t entschließt
" s c h w e r zu g l i e d e r n " ,
s i c h d a n n a b e r d o c h zu f o l g e n d e r
a) 3 8 : 3 4 c - 3 9 : 4
Einteilung:
(bei ihm 3 9 : 1 - 4 ) : D i e W e i t e d e r
Tätig
k e i t d e s S c h r i f t g e l e h r t e n und W e i s e n ; b) 3 9 : 5 - 8 : persönliche Gottesverhältnis
des W e i s e n .
Das
Diese Gliede
r u n g i s t i n s o f e r n u n g l ü c k l i c h , als sie nur v o n
inhalt
lichen Überlegungen ausgeht und dabei - wie auch pecker - ganz den Strophenbau des Abschnitts
Has
übersieht.
Diese strophische Gesamtstruktur hat Rickenbacher
2
gut
herausgearbeitet. Er zeigt den völlig regelmäßigen bau von 38:34c-39:ll
aus 4 S t r o p h e n
Auf
zu j e 4 D i s t i c h e n
w o v o n in den von uns behandelten Abschnitt
folgende
-
drei
S t r o p h e n f a l l e n : a) 3 8 : 3 4 c - 3 9 : 3 ; b) 3 9 : 4 - 5 ; u n d c) 3 9 : 6-8. D i e e r s t e n b e i d e n d i e s e r S t r o p h e n b e h a n d e l n rer Beurteilung nach das normale Berufsbild des z u r Zeit S i r a c h s
unse Söfer
(38:34c-39:5). Die dritte Strophe b e
h a n d e l t z u s ä t z l i c h d e n S o n d e r f a l l des u . U . d u r c h freien Willen Gottes
inspirierten
den
Schriftgelehrten
(39:
6 - 8 ) . W i r w e r d e n d i e s e A b s c h n i t t e n u n im E i n z e l n e n b e sprechen. 1) 3 8 : 3 4 c - 3 9 : 5
: Der reguläre
Schriftqelehrte.
Der Schriftgelehrte wird einleitend durch eine b e zeichnende Doppelprädikation
charakterisiert:
"Anders,
d e r s e i n e S e e l e H i n g e b e n d e a n d i e F u r c h t G o t t e s und N a c h s i n n e n d e ü b e r d a s G e s e t z des L e b e n s " Wie bereits
(38:34c-d).
e r w ä h n t , ist d i e s e r E i n f ü h r u n g s v e r s
durch die auffällige Partizipialkonstruktion der folgenden Verse abgehoben. Nach den
der
schon
vom
Muster
Ausführungen
ü b e r d i e H a n d w e r k e r w i r d h i e r w i e d e r auf d e n in
38:24
1 J.Marböck, op. cit. , p p . H 9 f . 2 0.Rickenbacher, op.cit., p.179; s.auch die strophische nung seiner Ubersetzung, ibid., pp,177f.
Anord
222
Prophetentum und
bereits erwähnten
Schriftgelehrsamkeit
131 P/ypauucxTeuc z u r ü c k g e l e n k t .
Nachdem
dort aber nur von seiner Weisheit die Rede w a r , über r a s c h t es n u n , d a ß n i c h t n u r sein i n t e l l e k t u e l l e s
Ver
mögen und Tun angesprochen wird, sondern auch - und so gar an e r s t e r S t e l l e - s e i n e p e r s ö n l i c h e
Frömmigkeit.
Erforschen der Torah und praktische Hingabe an die Got tesfurcht sind
in i h r e r S y n t h e s e H a u p t k e n n z e i c h e n d e s
Schriftgelehrten.
Selbstverständlich
beiden Elementen ein Zusammenhang 12; 21:11;
besteht
zwischen
(vgl. 1 5 : 1 3 - 1 5 ; 1 7 : 6 -
35:24-36:1), wobei - wie der Vergleich mit
den a n g e f ü h r t e n P a r a l l e l t e x t e n
z e i g t - n a c h S i r a c h s Dar
stellung nicht erst die Gesetzesbeobachtung
die Gottes
furcht b e g r ü n d e t , s o n d e r n v i e l m e h r d i e (von d e r S c h ö p fungsanlage,
1 7 : 8 , her) schon als vorhanden
gedachte
G o t t e s f u r c h t d u r c h d a s h i n z u k o m m e n d e u n d zu b e o b a c h t e n de G e s e t z l e d i g l i c h fährt.!
in d e r r e c h t e n W e i s e L e n k u n g e r
Es ist nicht schon das ausreichende Maß an M ü s
se und F ä h i g k e i t
zum S t u d i u m
( 3 8 : 2 4 ) , d i e e i n e n M a n n zum
rechten S ö f e r m a c h e n , s o n d e r n w e s e n t l i c h
eine Gott hin
gegebene Existenz, die ihre Kräfte auf die erkenntnis mäßige Durchdringung des Gesetzes des Lebens
richtet.
Die B e t o n u n g d i e s e r V e r b i n d u n g v o n F r ö m m i g k e i t u n d E r kenntnisfähigkeit
dürfte eine Abgrenzung gegen die G e
fahr d e s h e l l e n i s t i s c h e n dem I n t e l l e k t u e l l e n einzuräumen.
Zeitgeistes
in s i c h
allein einen allzu hohen
Weil nun das Torahstudium
ersten Kapitel s a h e n
2
schließen, Stellenwert
- w i e w i r im
- eine traditionell
Aufgabe war, dürfte dieser gottesfürchtige
priesterliche Söfer, der
sich d e m S t u d i u m d e s G e s e t z e s w i d m e t , a l s g e l e h r t e r Priester anzusehen
sein.3
*• S.dazu die Ausführungen bei J. Haspecker, op. cit. , pp. 147.153ff. 161.262ff.329. 2
S.supra, pp.21-24.
^ Ein weiterer Hinweis auf die Zugehörigkeit der Schriftgelehr ten zum Priesterstand ergibt sich aus folgendem Syllogismus: a) wie J.Marböck, op.cit., p . 1 2 0 , gesehen hat, steht nach Sir.38/39 der Schriftgelehrte an der Spitze der übrigen Berufs- und Menschengrup-
Schriftgelehrsamkeit, In
einem
lockeren
doppelteilige setzeseifer Sira
nun
in
schungstätigkeit doch
über
die und
leben a) der
38:34c des
39:1-5
an
über
mit
der
der
schließlich
sogar
dann
zu
Torah
sprechen
(39:1)
geht
Ben
Bücher
ein,
dann
tradition
die aus
Durchdringung 2
und
bezieht
und
der
engeren
Ge Ben
For
die
je
Sinne hin
Reiseerfahrung in
er
Korrespondenz auf
das
Gebets
(V.5).l
Zunächst
auf
im
seine
223
diese
beginnt
(Vv.1-4,
Gottesfurcht
biblischen
Kreis
Dabei
Darlegung
abschließend
angeführten
wird
Gottesfurcht
Schriftgelehrten
Erforschung
Söfer
u.'Prophetie•
Verfahren
entfaltet.
38:34d
des
wähnen) , und kommt zu d e r
chiastischen
Eingangsaussage
im A n s c h l u ß
ausgehen
Inspiration
der
Sira
auf
die
Erforschung
(Vv.2-3) w e i t e t allgemeinen
schließlich
er
den
Weisheits
(V.4)
noch
die
./. pen ("Die Stellung von 38,24ff zeigt, daß nach der Schilde rung verschiedener Gruppen von Menschen, der Frau 36,23-31, des Freundes in 37,1-6, des Ratgebers 37,7-18, der Gelehrten 37,19-26, des Arztes 38,1-15, das Bild des Schriftgelehrten in Ben Siras Auf fassung den Höhepunkt d a r s t e l l t . . . " ) ; b ) im Zusammenhang mit 7:2131 hatten w i r supra, pp.57f, gezeigt, daß nach Ben Siras Auffassung der Priester an der Spitze der Stufenleiter verschiedener Menschen gruppen (Sklaven, Kinder, Frau, Eltern, Priester) steht; c) es bie tet sich von daher an, diese Parallelergebnisse dadurch zum Aus gleich zu bringen, daß m a n eine Personalunion von Söfer und Prie ster in Betracht zieht. 1 Dieser chiastische Aufbau der beiden Strophen scheint bisher noch nicht beachtet worden zu sein. Schon J.K.Zenner hat sich in einem der Struktur der Perikope gewidmeten Aufsatz (id., "Ecclesi asticus 38,24-39,10", ZkTh 21(1897):567-574, besonders pp.570f) schwer getan, die Anordnung der Verse zu erklären, weil er den Chi asmus nicht sah. Er findet bis V . 3 "die private Thätigkeit" des Sofer beschrieben und ab V . 4 seine "äußere Wirksamkeit", wobei ihm aber der Schluß der Strophe mit seiner Rückkehr zum Privaten "die sem Verhältnisse minder entsprechend" erscheinen m u ß . Er vermutet dann als Grund dieser Inkonsistenz eine beabsichtigte Überleitung zur folgenden Strophe. 2 Die sachliche Aufteilung von 38:34c-39:3 ist unter den Ausle gern umstritten. Gar nicht gesehen wurde unseres Wissens bisher die chiastische Struktur des Abschnitts ( s . o . ) . Beachtet m a n diese aber, so m u ß man die von Box/Oesterley, op.cit., p.455; J.Marböck, op.cit., p . 8 9 ; J.G.Snaith, Ecclesiasticus, Cambridge 1974, pp.l91f; u.A., vorgeschlagene Aufteilung leicht modifizieren, die in 38:34d39:1b schon den biblischen Kanon in seiner Dreiteilung als primä res Forschungsobjekt sehen (38:34d = Torah; 39:1a = K t u b i m bzw. Weisheitsbücher; 39:1b = N b i i m ) und dann die außerbiblische W e i s e
e
224
Prophetentum und
Schriftgelehrsamkeit
Reisetätigkeit des Schriftgelehrten ein. Nachdem
in d e r G r u n d t h e s e
in s e i n e
(38:34d) d a s
s c h o n g e n a n n t w a r , m ö c h t e e r es n u n in den
Betrachtung 'Gesetz'
Einzelausfüh
rungen nicht nochmals eigens nennen, sondern findet Bezeichnung der biblischen Bücher die 'Weisheit a l l e r A l t e n ' u n d 1). ra
zur
Doppelbezeichnung
'Weissagungen' genügend
(39:
I n s o f e r n a u c h d i e T o r a h im e n g e r e n S i n n für B e n S i 'Weisheit' ist
(vgl.24:23),
'Weisheit a l l e r A l t e n '
ist a u c h s i e u n t e r
die
zu s u b s u m i e r e n . D e r O f f e n b a r u n g s
charakter der heiligen Schriften wird dagegen durch Stichwort
'Weissagungen'
a n g e d e u t e t , d a s s p e z i e l l natür
l i c h auf d i e p r o p h e t i s c h e L i t e r a t u r a n s p i e l t . D i e rah des L e b e n s
1
im w e i t e r e n S i n n e d e r g e s a m t e n
Schriftensammlung
ist d a m i t als p r i m ä r e s
j e k t des S c h r i f t g e l e h r t e n
das
'To
at-lichen
Forschungsob
umschrieben.
b) D o c h w ä h r e n d d e r S c h r i f t g e l e h r t e
zur P e r s e r z e i t ,
w i e er u n s in E s r a e n t g e g e n t r i t t , ^ a l l e i n auf d i e
Torah
konzentriert w a r - der Königshof mit seiner W e i s h e i t s k u l t u r w a r ja u n t e r g e g a n g e n , u n d d a s T r a u m a d e s h a t t e zu e i n e r K o n z e n t r a t i o n
auf d i e H e i l i g e n
Exils
Schriften,
./. heitstradition in Vv.2-3 finden. 0.Rickenbacher, op.cit., p . 1 8 4 , dagegen, der sich offenbar an der heutigen Reihenfolge des hebr.Kanons orientiert, hält es für "wenig wahrscheinlich, dass man in der Zeit Ben Siras die Profeten an die dritte Stelle setzte. Man liest 39,1 besser als Ganzes von den Profeten, freilich unter weis heitlichem Aspekt." Für ihn gilt also die Reihenfolge: Torah (38: 3 4 d ) , Propheten ( 3 9 : 1 ) , Weisheitsbücher ( 3 9 : 2 - 3 ) . Dabei überzeugt aber das Argument bzgl. der kanonischen Reihenfolge ebensowenig, w i e die notwendige Vermischung von Weisheit und Prophetie in V . l . Prinzipiell auf gleicher Linie wie Rickenbacher - wenn auch viel fältiger und nicht immer so klar abgegrenzt - liegt M.Löhr, op.cit., pp,102f. Nach ihm ist der Weise Träger der Torah (38:34d) und der Tradition ( 3 9 : l f f ) , die sich wiederum in die Geschichtenüberliefe rung Israels (V.la: 'Die Weisheit der A l t e n ' ! ! ) , die Worte der Pro pheten (V.lb) und das 'weisheitliche Überlieferungsgut im engeren Sinne' (Vv.2-3) unterteilt, wobei im Blick auf das Letztgenannte nicht klar ist, ob es die bibl. Weisheitstradition allein oder auch die übrige meint. K.Frustorfer, "Des Weisen Curriculum Vitae nach Sirach ( 3 9 , 1 - 1 5 ) " , ThPQ 94(1941):140, sieht schließlich in Vv.1-2 die Dreiteilung des Kanons in Lehr-, Propheten- und Geschichtsbü cher reflektiert, deren Erforschung dann in V.3 beschrieben w e r d e . 1 Vgl.dazu supra, pp.l9ff.
Schriftgelehrsamkeit,
Inspiration u.'Prophetie'
225
b e s o n d e r s d a s G e s e t z , g e f ü h r t ! - t r i t t uns n u n g e g e n End e der h e l l e n i s t i s c h e n P e r i o d e e i n T y p d e s Schriftgelehrten entgegen, der auch allgemeine Weisheitsfragen und - t r a d i t i o n e n in s e i n F o r s c h u n g s g e b i e t m i t hat:
1
aufgenommen
"Auf d i e E r z ä h l u n g b e r ü h m t e r M ä n n e r g i b t e r
acht
u n d i n d i e W e n d u n g e n d e r S i n n s p r ü c h e d r i n g t er e i n ; d i e Geheimnisse
(wörtl.: Verborgenheiten) von
Sprichwörtern
e r g r ü n d e t er u n d m i t den R ä t s e l n v o n S i n n s p r ü c h e n g e h t er um"
( V v . 2 - 3 ) . A n g e d e u t e t ist d i e s e V e r b i n d u n g
zwi-
schen traditioneller Schriftgelehrsamkeit und Weisheitsl e h r e s c h o n in d e r b e z e i c h n e n d e n W o r t k o m b i n a t i o n aocpta Ypauua.T£a)Q = 1D1D IMDn in
38:24.
Seine Aufgabe besteht nach den zitierten Versen
nun
v o r n e h m l i c h in d e n r e z e p t i v e n u n d r e p r o d u k t i v e n T ä t i g keiten des H ö r e n s , Forschens und Verstehens, wobei
die
traditionellen Weisheitsgegenstände des Maschal, des R ä t s e l w o r t e s u n d d e r E r z ä h l u n g des W e i s e n , d i e Erfahrung bzw. Erkenntnisse übermitteln will, Objekt seines Fors c h u n g s i n t e r e s s e s sind
(cf.dazu l . K ö . 1 0 : 1 - 3 ; P s . 4 9 : 5 ;
P r v . 1 : 6 ; d i e H i o b g e s c h i c h t e a l s s o l c h e ; S i r . 8 : 8 f ; 9:14f; 2 7 : 1 1 ) . Es g e h t d a b e i u m e i n e E r f a h r u n g s w e i s h e i t b z w . - w i e M a r b ö c k ^ es n e n n t - e i n e
'Weisheit v o n u n t e n ' , die
es m i t d e m r e c h t e n V e r h a l t e n im L e b e n u n d m i t F r a g e n , w i e s i e s i c h im K o n t e x t d e s U n t e r r i c h t s s t e l l e n , zu t u n h a t . O f f e n b l e i b e n m u ß d a b e i , o b B e n S i r a n u r a n israelitische oder auch gelegentliche sonstige Weisheitstradit i o n e n d e n k t . ^ J e d e n f a l l s d ü r f t e es zu e i n e m g u t e n T e i l
1
Diese Zusammenhänge bleiben bei G.v.Rad, Weisheit in Israel, Neukirchen-Vluyn 1970, pp.37f, unberücksichtigt. Weil er die Schriftgelehrsamkeit Ben Siras nicht recht ernst nimmt und in ihm im Grunde n u r einen Weisheitslehrer sieht, schließt er im Blick auf unseren Text, daß die Aussagen über weisheitliche Tätigkeiten den eigentlichen traditionellen Kern bilden, während die Worte über die schriftgelehrte Beschäftigung mit der Torah nachträglich (Tribut an den damaligen Zeitgeist!) eingezeichnet wurden. 2 J.Marböck, op.cit. , pp,126ff. 3 G.Maier, op.cit., pp.46f, meint zwar, in 19:20-24 eine von Ben Sira vorgenommene Abgrenzung des torahbezogenen jüdischen Gelehrten
226
P r o p h e t e n t u m und
Schriftgelehrsamkeit
dem Einfluß der internationalen
und i n t e l l e k t u e l l
genden hellenistischen Kultur zuzuschreiben aus d e m e i n s t i g e n T o r a h g e l e h r t e n
sein,
(cf.Esr.7:10)
anre daß
der
Typ
des s o w o h l für d i e S c h r i f t als a u c h für a l l g e m e i n e W e i s heit offenen Söfer der hellenistischen
Zeit
entstand.
J a , m a n w i r d in d i e s e r A u s w e i t u n g v i e l l e i c h t s o g a r
eine
apologetische Bewegung
Hel
sehen dürfen: Gegenüber dem
lenismus w o l l t e sich die israelitische k e i t u n t e r B e r u f u n g auf d i e T o r a h , und s c h l i e ß l i c h n o c h I n s p i r a t i o n
Schriftgelehrsam
Weisheitstraditionen
(V.6) als
gleichwerti
ge, wenn nicht
(wenigstens
Volksgenossen)
sogar überlegene Weise und Gelehrte
stellen.
1
in d e n A u g e n d e r
eigenen
Dabei mag an die alte Tradition der
dar
höfischen
S c h r e i b e r d e r K ö n i g s z e i t a n g e k n ü p f t w o r d e n s e i n , zu d e ren B e r u f s b i l d u . a . o f t d i e P f l e g e w e l t l i c h e r
Weisheit
g e h ö r t h a t t e . 2 E s k o m m t h i e r in g e w i s s e r H i n s i c h t zu ei ner s p ä t e n
' Ü b e r b l e n d u n g ' v o n S c h r e i b e r - und
Schriftge-
lehrtentum. N a c h d e m sich h i e r e r g e b e n d e n B i l d m ü ß t e n u n a l l e r -
./. von dem im Zuge seines Denkens und Lebensvollzuges über die Torah hinausgeführten 'Weisen' entdecken zu können. Dies würde es konsequenterweise mit sich bringen, daß der von Sirach gezeichnete ideale Schriftgelehrte auf jeden Fall nicht jemand sein könnte, der über die biblische Weisheit hinaus noch mit internationaler Weis heit beschäftigt wäre. Doch geht es in 19:20-24 u.E. gar nicht um den Gegensatz von 'Torahforschung' und 'außerbiblischer Weis heit', sondern lediglich um die Gegenüberstellung von 'gottesfürchtigem Gehorsam als wahrer Weisheit' einerseits, und 'noch so klug aussehender Sündhaftigkeit' auf der anderen Seite. Die Frage, ob Sirach dem jüdischen Gelehrten den Umgang mit internationaler Weis heit zugesteht, kann von dieser Stelle her nicht entschieden wer den. 1
Daß wir es hier mit einem zeitgeschichtlich zumindest mitbe dingten Öffnungsprozess zu tun haben, ist eine für das Verständnis der Geschichte der Schriftgelehrten nicht unwichtige These. Her kömmliche Feststellungen wie die von R.H.Pfeiffer, History of NT Times, London 1949, p.369, das jüdische Schriftgelehrtenideal habe gleichermaßen praktische Lebensweisheit und Schriftstudium, Weis heit und Gesetz (später Haggada und Halacha) umfaßt (ähnlich O.F. Fritzsche, op.cit., p.XXV), sehen noch zu undifferenziert alles auf einer Ebene. Eine Differenzierung nach Zeitepochen ist nötig. 2
Vgl.B.Reicke, Neutestamentliche Zeitgeschichte. Berlin 1965, p.112, nach dem weltl.Weisheit im Schreiberstand"gepflegt wurde.
1
Schriftgelehrsamkeit,
Inspiration u . P r o p h e t i e
dings die Anschauung von Meyer:
1
227
"Erst die feste V e r b i n -
d u n g v o n W e i s h e i t u. G e s e t z b z w . v o n C h a k a m u . S o f e r als deren Träger ergibt den komplexen Begriff des Schriftgelehrten",! eine gewisse Korrektur griff
erfahren. Denn den Be-
1
(und B e r u f ! ) d e s S c h r i f t g e l e h r t e n '
vorher,
u n d er b e z e i c h n e t e
Torah beschäftigten
des älteren
typs auf ein Berufsbild,
das eigentliche
Erscheinung der hellenistischen
Schriftgelehrumfaßte,
Ende fand. Der durch die Ereignisse
ein weitgehendes jener
Zeit
durchaus
geweckte
brachte erneut - allerdings
in d i e m ü n d l i c h e G e s e t z e s t r a d i t i o n ,
rer Kasuistik
eine
Zeit gewesen sein, die
durch die Umbrüche der Makkabäerzeit
Eifer für das G e s e t z
dürfte die
Schriftgelehrten-
samkeit und traditionelle Weisheitslehre
2
schon
den m i t der 'Schrift' b z w .
Gelehrten. Demgegenüber
nun folgende Erweiterung
wuchernd
gab es
aus-
d i e in i h -
gewisse Ähnlichkeiten mit den
Alltagsanweisungen
der älteren Chokmah aufweisen mag^ -
eine Konzentration
der Schriftgelehrsamkeit
auf die T o -
rah m i t s i c h . D i e S a d d u z ä e r w o l l t e n n e b e n d e m G e s e t z nicht einmal die mündliche Überlieferung (Jos.Ant.13:297).
In d e r p h a r i s ä i s c h e n
keit konnte die Berufsbezeichnung
gelten
Schriftgelehrsam-
YpauuaxeuQ
bezeichnen-
derweise auswechselbar werden mit Begriffen wie (Mt.22:35), vouoöiödanaXog TtaxpLO)v v ö u w v
VOULK6Q
(Lk.5:17) o d e r ££r|Ynxcu xcov
( J o s . A n t . 1 7 : 1 4 9 ) . U n d a u c h i n Q u m r a n rückt
die Gesetzeserforschung, betrieben wird
lassen
(CD 4 : 2 - 5 ;
die von Priestern und Weisen(!) 6:2-11),
ins Zentrum,
wobei
1 R.Meyer, Art. "Gcpioaloc," , ThWB 9(1973):23. 2 M . H e n g e l , op.cit., p.563, schreibt: "Durch den gescheiterten Versuch der hellenistischen Reformer, die Tora mit Gewalt abzuschaffen, wurde die geistige Entwicklung geradezu auf die Tora fixiert... Diese Konzentration auf die Tora begegnet uns sowohl im Pharisäismus wie im griechischsprechenden Judentum, etwa bei Josephus und Philo." 3 Es wäre eine eigene Untersuchung wert, das historische und theologische Verhältnis von Chokmah und Halacha näher zu erforschen und zu bestimmen. Eine solche Verhältnisbestimmung von Gesetz und Weisheit im Spätjudentum würde aber unseren Arbeitsrahmen sprengen.
228
Prophetentum und
Schriftgelehrsamkeit
hier allerdings das Offenbarungselement immer wieder E i n b l i c k e a u c h in
'tiefere G e h e i m n i s s e '
gewährt.
1
D i e A u s w e i t u n g d e r I n t e r e s s e n des S c h r i f t g e l e h r t e n zu S i r a c h s Zeit v o n d e r e i g e n t l i c h e n S c h r i f t f o r s c h u n g
auf
das G e b i e t d e r W e i s h e i t s t r a d i t i o n s c h l ä g t sich in seinen Aussagen über
'Gesetz u n d W e i s h e i t ' n i e d e r . L a n g e h a t
man seine diesbezüglichen Ausführungen
(vgl. 1:26;
6:37;
1 5 : 1 ; 1 9 : 2 0 ; 2 1 : 1 1 ; 2 4 : 8 + 2 3 ; 36:2) so v e r s t a n d e n ,
als
w o l l e er d i e W e i s h e i t auf d i e T o r a h h i n e i n e n g e n ,
und
h a t von e i n e r det.
2
'nomistischen Weisheit' bei Sirach
D e m g e g e n ü b e r h a t s c h o n v.Rad d a r a u f
gere
hingewiesen,
daß die Lehrstoffe, die Ben Sira vorträgt, offensicht lich
"durchaus der weisheitlichen Lehrtradition
und
n i c h t d e r T o r a " e n t s t a m m e n , und b e i ihm "also k e i n e s wegs durch die Tora die traditionelle Form weisheitli chen E r k e n n e n s und L e h r e n s " v e r s t e l l t o d e r sei.^
eingeengt
M i t d i e s e r s e i n e r A b w e h r h a t v . R a d a l l e r d i n g s die
bedeutende Tatsache noch nicht erklärt und gewürdigt, d a ß B e n S i r a e b e n d o c h b e m e r k e n s w e r t h ä u f i g auf d i e T o rah zu s p r e c h e n k o m m t u n d sie in B e z i e h u n g setzt.
4
zur W e i s h e i t
Eine eingehendere Untersuchung hat Marböck
P r o b l e m g e w i d m e t und d a s V e r h ä l t n i s d e r b e i d e n
dem
Größen
1
Zur der Apokalyptik oft nahestehenden 'Offenbarungsweisheit in Qumran, die allerdings mit der T o r a h w e i s h e i t in eins gesetzt wird, s.U.Wilckens, Art. "Itocpux. C) Judentum", ThWB 8( 1964) : 504f. Bezeichnend ist auch, daß David (!) in H Q P s , Col.27:4+11, als ein prophetisch inspirierter Söfer und Weiser bezeichnet werden kann, wobei DDn allerdings nicht mehr den traditionellen Weisheits lehrer meint, sondern den mit weiser Einsicht Erleuchteten oder gar den erleuchteten Ausleger. 1
1
a
2 So u.a. J.Fichtner, Die altorientalische Weisheit raelitisch-jüdischen Ausprägung, Gießen 1933, p . 9 7 . 3 G.v.Rad, Weisheit 331.
in Israel, Neukirchen-Vluyn
in ihrer is
1970,
pp.314+
4 Der einlenkende Satz, op.cit. , p.315: "Gewiß, in seinem didak tischen Eifer läßt sich Sirach gelegentlich zu pauschalen Identifi kationen hinreißen: Tora ist Gottesfurcht, und Weisheit ist Tora", dürfte jedenfalls als Erklärung nicht ausreichen. Wie wir später noch zeigen w o l l e n , dürfte der vorherrschende Weisheitliehe Charak ter des Buches mit Adressaten und Absicht des Buches zu tun haben. Dieser Charakter mindert das Gewicht der T o r a h - A u s s a g e n nicht. 1
1
Schriftgelehrsamkeit, •Weisheit' und
Inspiration u.*Prophetie
'Torah' so b e s t i m m t , d a ß d i e
1
229
Weisheit
h i e r n i c h t auf d i e T o r a h h i n e i n g e e n g t s e i , s o n d e r n Torah
(das P r o p r i u m d e s S c h r i f t g e l e h r t e n I )
die
auf d i e W e i s
heit hin geweitet erscheine. Die Torah selbst könne
bei
S i r a c h als u n i v e r s a l e S c h ö p f u n g s w e i s h e i t v e r s t a n d e n w e r den,
die angesichts des Hellenismus apologetisch
a u f ein
'Weltgesetz' hin ausgeweitet scheine.* Andererseits net der als vernünftig angesehene Gesetzesgehorsam Zugang
kann.
den
zur W e i s h e i t h i n , s o d a ß d i e W e i s h e i t a l s V o l l
endung gesetzesverbundener Gottesfurcht 2
öff
hervortreten
D e r im H o r i z o n t d e r h e l l e n i s t i s c h e n H e r a u s f o r d e e
rung verständlich werdende Schritt der S ö f r i m vom e i g e n t l i c h e n S c h r i f t g e l e h r t e n t u m h i n zur W e i s h e i t h a t hier sein theologisches Echo
gefunden.
c) E i n e d r i t t e Q u e l l e d e s S a m m e i n s v o n E i n s i c h t E r f a h r u n g i s t für d e n S c h r i f t g e l e h r t e n d i e s e r
Z e i t neben
der S c h r i f t - und Traditionsforschung das Reisen Allerdings
und
(V.4).
3
i s t d a s b e r e i c h e r n d e E r f a h r u n g s s a m m e l n gewis
sermaßen Nebenprodukt und nicht etwa Anlaß des R e i s e n s . Anlaß ist vielmehr vom Zusammenhang her der politische D i e n s t ,
4
d e r ihn
(V.4a-d)
wohl
(evtl. auf d i p l o m a t i -
1
J.Marböck, op.cit., pp.86-96; s.auch p.128 (n.5). - In diese Richtung tendiert auch der Aufsatz von E.G.Bauckmann, "Die Prover bien und die Sprüche des Jesus Sirach. Eine Untersuchung zum Struk turwandel der israelitischen Weisheitslehre", ZAW 72(1960):33-63, den der Autor in dem (u.E. allerdings überspitzten) Satz zusammen faßt: "Das Gesetz hat in der Weisheitslehre seine ursprüngliche Funktion als Ordnung des Bundesvolkes verloren und ist selbst zur Weisheitslehre geworden; die Weisheitslehre aber ist durch das Ge setz - in merkwürdiger Umkehrung ihres Ursprungs - zu einer Form des Theologisierens geworden..."(p.63). 2 S. M.Löhr, op.cit., p.32 (auch pp.37+46), im GesamtZusammen hang seines Kapitels 'Weisheit und Gottesfurcht , ibid., pp.25-48. 1
3 Zur Bedeutung des Reisens für den Weisen, s.V.Ryssel, op.cit., p.236; Box/Oesterley, op.cit., pp.292.435.455; J.Marböck, op.cit., pp.lölff. Letzterer und M.Löhr, op.cit., pp,103f, verweisen zusätz lich auf hellenistische Parallelen. - Zu Unrecht deutet wohl Th.Mid dendorp, op.cit., pp.ll+170ff, die 'Reisen'Ben Siras als bloßes li terarisches Motiv ohne realen Hintergrund. ^ Zum Reisen Ben Siras möglicherweise im politischen Auftrag s. V.Tcherikover, op.cit., p.143; M.Hengel, op.cit., pp.243f.
230
Prophetentum und Schriftgelehrsamkeit
sehen M i s s i o n e n ) v o r F ü r s t e n t r e t e n läßt u n d in f r e m d e Länder f ü h r t .
1
Im R a h m e n d e r j ü d i s c h e n H i e r o k r a t i e e r -
klärt sich eine s o l c h e A u f g a b e n s t e l l u n g
s e h r ungezwungen:
im P r i e s t e r s t a a t w i r d d e r p r i e s t e r l i c h e S o f e r a l s Kenner des G e s e t z e s
zum D i e n e r d e r u e Y t o x d v o L
des Staates und
G e s a n d t e r zu d e n nyotiuevot d e r U m g e b u n g .
2
Auf dem glei-
chen p r i e s t e r l i c h - h i e r o k r a t i s c h e n H i n t e r g r u n d sich auch d i e ö f f e n t l i c h e n A u f g a b e n ,
erklären
d i e d e r S ö f e r nach
38:33 h a t : R a t in d e r V o l k s v e r s a m m l u n g
geben.
Richter-
aufgaben, E r t e i l u n g v o n R e c h t s b e s c h e i d e n u n d L e h r e (cf. 45:17, w o d i e s e A u f g a b e n A a r o n [i] ü b e r g e b e n s i n d ) , w i e auch d a s h i e r e b e n f a l l s g e n a n n t e E r s c h e i n e n v o r H e r r schern - w e n n d i e v o n S k e h a n
3
vorgeschlagene
Konjektur
7
zur V o r l a g e v o n 3 8 : 3 3 : "Sie w e r d e n n i c h t D " 7 ^ Herrschern',
W'ivnz/iv
statt
gefunden werden",
TtapaßoA.aÜ£ =
richtig ist.
(
=
hinter
'in S p r ü c h e n ' )
Auf seinen Reisen nun
sammelt d e r w e i s e G e s e t z e s k e n n e r d u r c h a n g e n e h m e u n d harte E r l e b n i s s e s e i n e E r f a h r u n g e n , d i e ihm z u r L e b e n s w e i s heit n ü t z l i c h sind:
"Das L a n d a n d e r e r V ö l k e r
durchreist
er - G u t e s u n d B ö s e s h a t er (dabei) u n t e r d e n M e n s c h e n erfahren" graphische
( V . 4 c - d ) . D a ß es sich h i e r b e i u m eine autobioReminiszenz
handelt,
d e u t e t d e r überraschen-
de R ü c k f a l l in d i e V e r g a n g e n h e i t s f o r m
( i n e L p a o e v ) an. 4
1 K.Fruhstorfer, op.cit., p . 1 4 0 , macht aus den 'Mächtigen' und 'Fürsten' kurzerhand 'Lehrer der Weisheit', vor denen der Weisheitsschüler 'zur Ablegung einer Art Prüfung' erscheinen muß ( V . 4 ) , b e vor er sich auf 'die W a n d e r j a h r e (V.5) begeben darf! Es dürfte kaum die Erforschung des sonstigen Wortgebrauchs der Bezeichnungen U£Yl~ OT&voi und fiYotiusvot im Sirachbuch gewesen sein, die Fruhstorfer, der nur von der Vulgata ausgeht, zu dieser Auslegung bewegt h a t ! 1
2 S.dazu schon supra, p . 2 6 . Der Hinweis auf die Aufgaben priesterlicher Schriftgelehrter im Rahmen der Hierokratie dürfte die politische Tätigkeit des Söfgr besser erklären, als der Verweis auf die traditionelle Hoffunktion des Weisen (Prv.16:13; 22:11+29; 2 5 : 6 f f ) , w i e Lohr, op.cit., p . 1 0 3 , ihn gibt. Schließlich existierte der Hof mit seinen w e l t e r f a h r e n e n Weisen in Israel längst nicht mehr. 3
P.W.Skehan, "They shall not be found in Parables CBQ 23(1961):40.
(Sir.38,33)",
^ Schon R.Smend, op. cit. , p . 3 5 4 , schreibt: "eTtelpaoe lend, da lauter Futura vorhergehen und folgen".
ist auffal-
Schriftgelehrsamkeit,
1
Inspiration u. Prophetie'
Noch deutlicher wird der hinter diesen Versen autobiographische 14
Bezug durch
stehende
einen Vergleich mit
(s.auch 5 1 : 1 3 ) , w o B e n S i r a v o n s i c h
selbst
"Ein w e i t g e r e i s t e r M a n n w e i ß v i e l u n d d e r
231
31:9-
sagt:
vielerfahrene
vermittelt Verständnis. Wer nicht viel erfahren hat, weiß wenig,
aber der Vielgereiste mehrt
(seine?)
Klug
h e i t . Viel habe ich gesehen bei m e i n e n Reisen, und s e r a l s m e i n e W o r t e ist m e i n V e r s t ä n d n i s . O f t m a l s i c h s e l b s t in T o d e s g e f a h r g e r a t e n , a b e r w u r d e u m D i n g e w i l l e n g e r e t t e t : Der G e i s t d e r e r , d i e d e n fürchten, bleibt am Leben..."
Herrn
anzunehmen,
selbst als einen dieser
gereisten Söferim verstanden hat und darstellen Hiermit hat Ben Sira den äußeren Umfang der schungstätigkeit
d e s Söfe"r g e s c h i l d e r t
chiastischer Anknüpfung
seinen Schöpfer
zurück:
For
und kehrt -
seiner Sünden"
zu s u c h e n und v o r d e m
Höchsten
(V.5a-d). Die beiden
zum S p e z i e l l e n
net H a s p e c k e r
1
(Zeilen c-d)
das Gebet als das
Zeug
In
ihm
Frömmigkeit
' G o t t e s f u r c h t ' des W e i s e n am d e u t l i c h s t e n
Gegenüber dem unendlich
größeren Gott
Wortwahl
'Schöpfer' u n d
'Höchster') b e f i n d e t
Gelehrte
in d e m ü t i g e r A b h ä n g i g k e i t . E r f l e h t zu
Der jüdische Schriftgelehrte
heitliches
Forschen macht
(man b e a c h t e sich
ist kein autonomer
tueller und auch kein theoretischer
ihn s e n s i b e l
J.Haspecker, op.cit., p.339.
ver aus. die der
Ihm. Intellek
Ethiker: Sein für S ü n d e -
für d i e e i g e n e ! - und so f l e h t er u m V e r g e b u n g
1
bezeich
"zuverlässigste
s i c h d i e im S i n n e p e r s ö n l i c h e r
standene
(Zeilen
f o r t . Zu R e c h t
nis e i n e r e c h t e n p e r s o n a l e n G o t t e s b e z i e h u n g " . drückt
fleht
Distichen
s c h r e i t e n in d e r A u s d r u c k s w e i s e v o m A l l g e m e i n e n a-b)
in Fröm
" S e i n H e r z s e t z t er
fleht er; und er öffnet seinen Mund im Gebet und wegen
viel
wollte.
a n 3 8 : 3 4 c - zum T h e m a d e r
migkeit des Schriftgelehrten daran,
bin dieser
D e r V e r g l e i c h d i e s e r Ver
se m i t d e r A u s s a g e v o n 3 9 : 4 l e g t es n a h e , daß Ben Sira sich durchaus
grös
weis auch
(cf.7:10;
2 32
P r o p h e t e n t u m und
17:25f;
18:21;
21:1;
Schriftgelehrsamkeit
38:9f).
1
Damit hat Ben Sira die Beschreibung Schriftgelehrten
des
herkömmlichen
s e i n e r Z e i t b e e n d e t . Er h a t ihn gekenn
z e i c h n e t als e i n e n M a n n d e r F r ö m m i g k e i t u n d d e r F o r schung, der die Torah und die übrigen heiligen ergründet, darüberhinaus heitsüberlieferungen Hierokratie
Schriften
Interesse an allgemeinen
Weis
h a t u n d auch d i e ihm i n n e r h a l b
der
zufallenden öffentlichen Aufgaben dazu b e
nutzt, Erfahrungen ist wesentlich
zu s a m m e l n . S e i n e
Forschungsarbeit
r e z e p t i v und r e p r o d u k t i v . Bei a l l e m
Wis
s e n a b e r b l e i b t er e i n M a n n d e r p r a k t i s c h e n Gottesfurcht, die ihren persönlichsten Ausdruck
im G e b e t f i n d e t .
R e c h t weist d a h e r L o h r d a r a u f h i n , d a ß im
Mit
sirazidischen
Ideal e i n e s S ö f S r d r e i u r s p r ü n g l i c h g e t r e n n t e T y p e n mit einander vereinigt
sind: d e r d e s W e i s e n im ä l t e r e n S i n
ne, der des eigentlichen Schrift- bzw. und d e r d e s a t - l i c h e n 2)
39:6-8
'Gerechten'.
: Der inspirierte
Torahgelehrten
2
Schriftqelehrte.
M i t V . 6 s e t z t in B e n S i r a s P r e i s l i e d p h e e i n . N o c h i m m e r g e h t es um Und d o c h
'den
eine neue Stro
Schriftgelehrten'.
zeigt d e r I n h a l t d e r n e u e n S t r o p h e
sogleich,
d a ß n u n e i n S o n d e r f a l l des S c h r i f t g e l e h r t e n s e i n s ge gefaßt wird:
"Wenn es G o t t , d e r H ö c h s t e , s o w i l l ,
w i r d er m i t d e m G e i s t des V e r s t ä n d n i s s e s a-b).
ins A u
erfüllt"
(V.6
D a ß B e n S i r a sich - w e n n a u c h n i c h t e x k l u s i v - mit
diesem erleuchteten Schriftgelehrten
i d e n t i f i z i e r t , dürf
te s c h o n v o n d a h e r d e u t l i c h w e r d e n , d a ß s e i n W e r k - w i e es s i c h b e r e i t s
im B l i c k auf d e n h e r k ö m m l i c h e n
z e i g t e und auch im F o l g e n d e n
zeigen wird - die
T ä t i g k e i t e n des h i e r b e s c h r i e b e n e n inspirierten Söfer
Söfer einzelnen
regulären sowie
des
wiederspiegelt.
1
Zur Frage nach dem Verhältnis von Gebet, Kultus und s.supra, pp.76 ( n . 3 ) . 82 ( n . l ) . 2 M . L ö h r , op.cit. , p.109. zu 15:lff.
S.auch
ibid., p.lll, die
Vergebung
Bemerkungen
Schriftgelehrsamkeit,
Inspiration u.'Prophetie'
Es m u ß n u n g e s e h e n w e r d e n , d a ß die h i e r Geistbegabung teil wird,
sondern nur demjenigen, dem Gottes
zu
freie Gna
gleichbleibende
Subjekt anzeigt - der soeben geschilderte ge,
beschriebene
offenbar nicht jedem Schriftgelehrten
d e es s c h e n k t . Es ist z w a r - w i e d a s
233
gottesfürchti-
forschende und betende Söfer, dem diese Gabe g e g e
b e n w i r d - und d o c h n i c h t j e d e r d i e s e r Unvermittelt
Schriftgelehrteni
s e t z t in V . 6 d i e n e u e S t r o p h e m i t d e m H i n
w e i s auf d i e als f r e i e s G e s c h e n k d e r G n a d e G o t t e s standene Geistbegabung
des Schriftgelehrten
ein.
ver Dieser
N e u e i n s a t z i s t zu b e a c h t e n , u m n i c h t f ä l s c h l i c h
auf
Schlußfolgerung
zu k o m m e n , z w i s c h e n V . 5 und V.6
bestün
de eine direkte
(kausale) K o n t i n u i t ä t s b e z i e h u n g ,
m ä ß V . 5 auf d i e B i t t e des G e l e h r t e n u m W e i s h e i t le,
d e r d a n n in V.6 als g ö t t l i c h e A n t w o r t d i e
mit Weisheit folge.
O b w o h l s i c h ein s o l c h e r
Bitte-Begabungs-Zusammenhang sonst wiederholt 2:2-6; S a p . 7 : 7 ;
in d e r
f e s t s t e l l e n läßt
die
dergeanspie
Begabung kausaler
Weisheitsliteratur
(vgl. 1 . K ö . 3 : 9 - 1 2 ; Prv.
8 : 2 1 - 9 : 1 7 ; J a k . 1 : 5 - S i r . 5 1 : 1 3 f k a n n aus
t e x t k r i t i s c h e n G r ü n d e n für d i e s e n Z u s a m m e n h a n g n i c h t 1
Frage k o m m e n ;
sowie die Vorbereitung
in
auf O f f e n b a r u n g s
e m p f a n g d u r c h B e t e n , F a s t e n u n d B u ß e in D a n . 9 : 3 f f ; 1 0 : 2ff),
so s p r e c h e n h i e r d o c h s o w o h l f o r m a l e w i e
liche Gründe gegen einen Zusammenhang turell gehören Vv.5+6
inhalt
d i e s e r A r t . Struk
s c h o n i n s o f e r n n i c h t z u s a m m e n , als
V . 5 in d e n Z u s a m m e n h a n g
der beiden Strophen gehört,
die
V v . 1 - 5 u m f a s s e n . U n d a u c h i n h a l t l i c h i s t d a r a u f zu v e r w e i s e n , d a ß V . 5 ja n i c h t d i e B i t t e u m W e i s h e i t behandelt, s o n d e r n l e d i g l i c h d a s G e b e t u m V e r g e b u n g , das v o n Funktion her als Exempel schriftgelehrter dienen will
(s.o.).
Frömmigkeit
D e r N e u e i n s a t z in V . 6 ist
begleitet von einem konditionalen Vorbehalt Gott...so will"; V . 6 a ) , Geistbegabung
1
seiner
zudem
("Wenn es
der darauf hinweist, daß
des Söfer nicht einfach Regelfall,
die sondern
Zum Text von 51:13f s. I. Rabinowitz, "The Qumran Hebrew Original of Ben Sira's Concluding Acrostic on Wisdom", HUCA 42(1971):176f+ 182 f.
234
Prophetentum und
Schriftgelehrsamkeit
f r e i e r G n a d e n a k t i s t , d e r e i n t r i t t , w o u n d w a n n es g e f ä l l t . S o ist d a s n v e ö u a ouv£oeo)C n i c h t e i n f a c h gemeines Berufscharakteristikum
Gott all-
des Gelehrten, geschwei-
ge denn allgemeine Schöpfungsgabe, sondern - w i e
Maier
es a u s d r ü c k t - " g e l e g e n t l i c h e s d o n u m s u p e r a d d i t u m " . z u b e d a r f es e i n e r n ä h e r e n
Da-
Erklärung.
In d e m g r o ß e n H y m n u s a u f d i e Z u w e n d u n g d e s g o t t e s zum M e n s c h e n ,
Schöpfer-
16:24-18:14, der von der Torah
gehendes priesterliches
1
aus-
Schöpfungsdenken mit weisheit-
lichen Gedankengängen v e r b i n d e t ,
2
k o m m t B e n S i r a zu fol-
g e n d e r A u s s a g e ü b e r d i e s c h ö p f u n g s m ä ß i g e A u s s t a t t u n g des Menschen:
"Und Er b i l d e t e i h n e n M u n d u n d Z u n g e ,
und O h r e n
3
und gab ihnen ein H e r z ,
Einsicht des Verständnisses
u m zu d e n k e n .
( ^ m a x ^ u n ouv£oecoc)
Er s i e : G u t e s u n d B ö s e s z e i g t e E r i h n e n "
Unterscheidungsvermögen von Gut und Böse auv£aecoc p r i n z i p i e l l
Mit füllte
(17:6-7).
m i t i s t d a s H e r z a l s D e n k o r g a n und d i e a l s
^ULGTiiuTl
Augen
Da-
kritisches
verstandene
jedem M e n s c h e n als
Schöp-
fungsgabe zugesprochen. Da diese Anschauung
später
etwa d u r c h e i n e n v o m S ü n d e n f a l l a u s g e h e n d e n
Denkansatz
relativiert wird,
ist daran festzuhalten, daß Ben
mit einem universalen, telligenzpotential
Sira
in d e r S c h ö p f u n g b e g r ü n d e t e n
In-
des Menschen rechnet. Von diesem A n -
s a t z h e r k a n n er a u c h g a n z a l l g e m e i n - n i c h t n u r Schriftgelehrteni
nicht
- zur Aneignung
g. 6 : 2 6 - 3 2 ) . D e m e n t s p r i c h t
die
der Weisheit rufen
(e.
a u c h d i e A u s s a g e in 1:9, wo-
n a c h G o t t d i e W e i s h e i t g e s c h a f f e n und auf a l l e
Seine
W e r k e a u s g e g o s s e n h a t . D i e W e i s h e i t i s t n u n d a , ergreifb a r für a l l e ! D e r M e n s c h m ü ß t e s i c h n u r d e n W e i s e n ihrer Weisheit öffnen ein l e r n b e g i e r i g e r Weisheit
(8:8f; 9 : 1 4 ) , m ü ß t e b e r e i t
Schüler
zu w e r d e n
(3:29; 6 : 3 4 f f ) ,
um
zu e r l a n g e n . N i c h t a l l e a b e r e r g r e i f e n s i e : Sie
w o h n t bei d e n e n , d i e G o t t f ü r c h t e n 1
und
sein,
(l:lo[s]+14, vgl.V.
G.Maier, op.cit., p.37.
2 Zu dieser Perikope v g l . die Abhandlung ibid., pp.61-83. o
In V.6a folgt der Text S, insoweit er von G abweicht.
Schriftgelehrsamkeit, 25;
Inspiration u.'Prophetie'
1 9 : 2 0 , v g l . V . 2 2 ) und s i c h um S e i n G e s e t z m ü h e n
3 7 ; 9:15;
15:1, v g l . V . 7 ) .
1
Die Klugheit des
(6:
Übertreters
ist d a g e g e n n i c h t e c h t e W e i s h e i t ; s i e ist e i n (19:22-25).
235
Greuel
Es e r g i b t sich d a n a c h f o l g e n d e S c h a u : a)
Jedem Menschen eignet von der Schöpfung her und ein kritisches Erkennungspotential; die Weisheit universal bereitgestellt
Denkkraft
zudem hat
Gott
(17:6f; 1 : 9 ) ; b )
die bereitgestellten Gaben können entweder
in F o r m
der
nichtigen Lebensklugheit des Gottlosen mißbraucht w e r den
(19:22f),
o d e r a b e r sie f ü h r e n d u r c h
und Gesetzesbeachtung 20);
zur W e i s h e i t
c) a u f a n d e r e r E b e n e b e g e g n e t
39:6 g e n a n n t e , v o n G o t t e s
Gottesfurcht
( 1 : 1 0 + 1 4 ; 1 5 : 1 + 7 ; 19: schließlich die
freiem Entschluß
in
abhängige,
m ö g l i c h e B e g a b u n g e i n e s S ö f S r m i t d e m G e i s t d e s Verständnisses.
Ihm, d e r o h n e h i n zu d e n
'Weisen* g e h ö r t u n d
Rahmen seines Berufs seine Weisheit weiter mehrt w i r d d i e I n s p i r a t i o n als
zusätzliche Gottesgabe
im
(38:24), zuteil.
Daß Weisheit direkte Gottesgabe sein kann, ist b e r e i t s im A T e i n ö f t e r s w i e d e r k e h r e n d e r
Topos.
2
N a c h Gen.
1
Ähnlich M.Löhr, op.cit., p.40: "Nach Kap.1,9 ist die Weisheit ausgegossen 'auf alle Werke'. Dem Menschen aber ist sie nicht ha bituell mitgeteilt, sondern er muß sie ergreifen und halten." J.C.Rylaarsdam, Revelation in Jewish Wisdom Literature, Chicago 1946, p.65, stellt 17:1-9 und l:10+14f gegenüber und folgert: "Thus some seem to have a special gift for Divine Wisdom form the very beginning in addition to the natural intelligence with which all men are endowed." Das 'from the very beginning' (cf.1:14b) müßte aber eben durch den Hinweis darauf qualifiziert werden, daß die dem Glaubenden in Gottes Voraussicht schon von Mutterleib an zur Ver fügung gestellte Weisheit eben doch erst durch das praktische Le ben in der Gottesfurcht persönlich adaptiert wird (1:14a). 2
G.Fohrer, Art."2ocpla. B) Altes Testament", ThWB 7(1964):493, schreibt bzgl. des AT: "Eignet sich der Mensch sein Klug- u.Kundig sein gewöhnlich mittels Belehrung oder Zucht aus der Tradition oder der Erfahrung an, so findet sich daneben u. ergänzend die Möglich keit einer außerordentlichen Begnadung mit der Gabe der nnDn einer Begnadung durch Gott, die sich weithin allerdings nur von Fall zu Fall ereignet." Er führt dann Beispiele an. Vgl. dazu auch G.v.Rad, Theologie des AT, Vol.I, München 1969 , pp.455f. Auch J. C.Rylaarsdam, op.cit., pp.IX-X und passim, handelt neben der Erfah rungsweisheit Israels vornehmlich von der als 'God's special gift' angesehenen Offenbarungsweisheit. Ähnlich - allerdings sehr über blicksmäßig - J.W.Montgomery, "Wisdom as Gift", Interpretation 16 6
236
Prophetentum
und
Schriftgelehrsamkeit
4 1 : 1 6 + 3 8 f w i r d J o s e p h d u r c h den G e i s t G o t t e s m i t Weisheit begabt, Ähnliches
d i e ihn zur T r a u m d e u t u n g
lesen w i r s p ä t e r von D a n i e l
Auch Handwerkern
an der S t i f t s h ü t t e
m i t G e i s t und W e i s h e i t , tig a u s f ü h r e n k ö n n e n
(Dan.2:19ff+30).1
füllt G o t t das
d a m i t sie i h r e A u f g a b e
(Ex.28:3; 3 1 : 6 ; 3 5 : 3 1 - 3 5 ;
J e s . 2 8 : 2 6 ) . J o s u a w i r d d u r c h die H a n d a u f l e g u n g 'erfüllt m i t dem G e i s t der W e i s h e i t '
4:19;
5:9+26;
10:24;
Prv.2:6, w o aber gewissermaßen
(vgl.Vv.1-10)
Men Leh
des H i o b b u c h s . N a c h ihm ist W e i s h e i t zugänglich zu ihr
der S c h ö p f u n g h e r b e r e i t e t
Gottesfurcht
ist der
(28:20f); nur Gott
ist
j e d e s M e n s c h e n wird,
automatisch
ethisch-religiöses
Verhalten
hier
der
Weisheit
zum
Besitz
s o n d e r n sich erst d u r c h
diesem kann darüberhinaus
von
(28:26ff = A n
Bereitstellung
a b e r nicht
kennt
daß Gottes
auf G e n . 3 ) . Ä h n l i c h w i e bei S i r a c h ist
die R e d e , die damit
Beitrag
v e r b o r g e n und k e i
und k l a r g e m a c h t ,
von e i n e r s c h ö p f u n g s m ä ß i g e n
chendes
die
( 2 8 : 2 3 ) . Er h a t sie
f u r c h t und M e i d e n des B ö s e n W e i s h e i t spielung
nach
des
ist. - I n s t r u k t i v
ihre S t ä t t e und den W e g
ebenso wie
das H ö r e n auf den
und g e g e b e n e n f a l l s
nem M e n s c h e n an sich
Sa
(l.Kö.3:12
als V o r l e i s t u n g
schen das S t r e b e n n a c h W e i s h e i t ,
(9:10) v o r a u s g e s e t z t
vgl.auch Moses
2 . C h r . 1 : 1 1 f ) . A u c h nach Ps.51:
8 e r s c h l i e ß t G o t t dem M e n s c h e n W e i s h e i t ,
rer
Herz
kunstfer
( D t . 3 4 : 9 ) . Dem
lomo g i b t G o t t auf G e b e t h i n ein w e i s e s H e r z +28;
einer
b e f ä h i g t . Ganz
entspre
e r s c h l i e ß t . W i e bei
aber a u c h von
Weisheitsoffen
b a r u n g d u r c h d i r e k t e s H a n d e l n G o t t e s die R e d e s e i n
(11:
./. (1962):43-64. - Angesichts dessen überrascht es, wenn J.Mar böck, op.cit., p . 8 0 , betont, daß Ben Sira "als erster Weisheitsleh rer sein weisheitliches Sprechen mit einer göttlichen Inspiration in Verbindung b r i n g t " ( ! ) . Die Korrekturbedürftigkeit der Aussage ist evident. 1
H.P.Müller, "Mantische Weisheit und Apokalyptik", Suppl.VT 22 (1972):271, weist darauf h i n , daß die in der Traumdeutung schon früh auftauchende 'archaische Gestalt einer mantischen Weisheit'in der Apokalyptik ihre Fortsetzung gefunden h a b e . Vgl. G.v.Rad, Theo logie des A T , V o l . I I , p.331. Doch blieb diese Form der Offenba rungsweisheit - wie w i r sehen werden (s.infra, p . 2 3 9 ) " bei Ben Si ra noch bewußt ausgeklammert.
Schriftgelehrsamkeit, 67
38:36 i m p l i z i e r t ) ,
steht, Weisheit
Inspiration u.'Prophetie'
in d e s s e n H a n d es a l l e r d i n g s
zu v e r s a g e n
(39:17). Besonders
tritt der Inspirationsaspekt mit der Weisheit
w i r d d a s a u f f a l l e n d e W o r t %1 v e r w e n d e t 3f),
auch
deutlich
bei E l i h u z u t a g e . Für
i d e n t i s c h e W i s s e n , d a s er
das s o n s t d a s G o t t e i g e n e
das
(Elihu) h a t ,
(32:6.10.17; 36:
(37:16; l . S a m . 2 : 3 ;
11) o d e r v o n Ihm g e s c h e n k t e W i s s e n
237
Ps.73:
(Jes.28:9; Jer.3:15)
bezeichnet. Wie Fohrer bemerkt, ist dieses Wort
hier
" a b s i c h t l i c h g e w ä h l t w o r d e n , um v o n v o r n h e r e i n
durch
blicken
zu l a s s e n , d a ß d i e s e r sich im B e s i t z d e r
Gott
e i g e n e n u. ihm v o n d i e s e m v e r l i e h e n e n E r k e n n t n i s E s ist f o l g l i c h d i e
'reine W e i s h e i t ' , d i e er
weiß".
1
spricht
( 3 3 : 3 ; 3 6 : 4 ) . D i e s e W e i s h e i t ist i h m d u r c h d e n G e i s t und Gottesodem
z u g e k o m m e n und ist n u n w i e e i n e M a c h t in sei
n e m I n n e r n , d i e - o b er w i l l o d e r n i c h t - aus ihm heraus sprechen will
( 3 2 : 6 - 1 1 + 1 8 - 2 0 ) . G.v.Rad
auf l e t z t g e n a n n t e V e r s e v o n e i n e m
s p r i c h t im
"inspiratorischen
eignis" und konstatiert darin Ausdrucksweisen, eine Art von prophetischer D e r G e i s t h a t ihn in s e i n e m
Blick
Inspiration Inneren
denken
Er
"die
an
lassen.
'bedrängt'. Die Er
kenntnis, die ihm gekommen w a r , ist etwas Starkes,
dem
er s i c h n i c h t w i d e r s e t z e n k a n n . " 2 N o c h d r a s t i s c h e r b e schreibt Eliphas, ein anderer Freund Hiobs, den
Vorgang
eines Offenbarungsempfangs, wobei die Schilderung Begleitumstände
der
die eigentliche abschließende Weisheits
sentenz an Länge weit übertrifft:
"Zu m i r s t a h l sich ein
W o r t , u n d v o n ihm e m p f i n g m e i n O h r e i n F l ü s t e r n . In Grü beleien nächtlicher Gesichte, wenn Tiefschlaf Menschen fällt. Schrecken widerfuhr mir und
auf
die
Zittern,
m e i n g a n z e s G e b e i n l i e ß es e r b e b e n . E i n H a u c h g i n g
über
mein Gesicht hin, das Haar sträubte sich an meinem
Lei
b e . Da s t e h t w e r : - n i c h t e r k e n n e ich sein A u s s e h e n . E i ne Gestalt war vor meinen Augen, eine flüsternde
1
2
Stimme
G.Fohrer, op.cit., p . 4 9 4 .
G.v.Rad, Weisheit in Israel, Neukirchen-Vluyn Ähnlich G.Fohrer, op.cit., p.494 ( n . 1 9 1 ) .
1970, pp.78f.
238
Prophetentum
hörte ich: (4:12-17).
'Ist w o h l
und
Schriftgelehrsamkeit
ein S t e r b l i c h e r v o r G o t t im Recht?'"
Diese Weisheitslehrer waren überzeugt,
ihre Erkenntnisse
auf göttlicher
sie gaben dieser Überzeugung gen,
die in formaler Hinsicht
tische V o r s t e l l u n g e n " sie sich
1
Ausdruck
durch
Beschreibun
"an u r s p r ü n g l i c h
anknüpften. Mit
zwar n i c h t e t w a a l s
all d e m
prophe wollten
'Propheten' einführen
nein, sie blieben genuine W e i s e m i t weisheitlicher Aber indem
sie ihrer Offenbarungsgewißheit
g e an p r o p h e t i s c h e M u s t e r A u s d r u c k sie sich
in e i n e g e w i s s e
daß
Eingebung beruhten, und
Rede.
d u r c h Anklän
verliehen,
a n a l o g e N ä h e zu d e n
stellten Propheten.
In d i e s e T r a d i t i o n i n s p i r i e r t e r W e i s h e i t s l e h r e r , phänomenologisch
im B l i c k a u f i h r O f f e n b a r u n g s e r l e b e n
nicht a b e r e i g e n t l i c h rer B o t s c h a f t
2
stehen, reiht sich auch der
te Schriftgelehrte hu
(Hi.32:6-20)
im B l i c k auf F o r m o d e r
Ben Siras e i n .
dürfte daher auch
3
30:2 7) in d i e s e m s e i n e m heitslehrer begründet
-
ih
Nähe
inspirier
Ähnlich wie bei sein
s p r u c h , d e n er an d i e Ö f f e n t l i c h k e i t
1
Inhalt
oder ihres Berufes! - in analoger
zum P r o p h e t e n t u m
die
Eli
Autoritätsan
richtet
(s.36:16a-
Inspirationsbewußtsein
l i e g e n . W i r h a b e n es a n
als
Weis
letztge-
G.v.Rad, op.cit. , p.80; v g l . auch id., Theologie des A T , Vol.
II, p.77. 2
Daß auch das Sirachbuch formal und inhaltlich eindeutig ein weisheitliches Werk ist, in dem einzelne prophetische Stilelemente, wie W.Baumgartner (s.supra, p . 1 7 8 ) sie festgestellt hat (eine ver meintliche 'Weissagung v o m E n d g e r i c h t , 32:22-26, die in Wirklich keit eine im Rahmen des VergeltungsSchemas gemachte Gebet serhörungsund Genugtuungszusage an den unterdrückten, hilflosen Frommen ist; zwei Drohworte, 2:12ff; 41:8; und die pädagogische Erinnerung an die Geschichte, 2:10; 16:7-10; vgl.W.Baumgartner, op.cit., pp.187189),tatsächlich keine große Rolle spielen und durchaus nicht als bewußte Nachahmung prophetischer Rede anzusehen sind, sondern allenfalls unwillkürlich mitgeprägt von der schriftgelehrten Lektü re der vorliegenden prophetischen Schriften - sich sehr gut in das weisheitlich-pädagogische Denk- u.SchreibSchema einpassen, darf nicht übersehen werden. Baumgartner hat hier u . E . das 'prophetische' Formelement zu stark betont. 1
3 G.Maier, op.cit., p.37, möchte die in 39:6 erwähnte Begabung mit dem Geist des Verständnisses von der messianischen Verheißung Jes.11:2 her verstehen. Doch dürfte die Herleitung des Motivs von der israelitischen Weisheitstradition überzeugender sein.
Schriftgelehrsamkeit, nannter
Stelle
tischen*
also nicht mit einer
Attitüde
Ben
aus prophetischer
Siras
e.g.
z.T.
durch
in d e r
Modi
Träume,
in
Entrückungen
der A p o k a l y p t i k
seinen bewußten tradition
mit
zu t u n .
4
nicht
3
und
ganz
8)!5
1
und
schöpft
nicht
schon
Herzens
als
ebenso wie
Prophetie,
oder
hebt
an die
Unterwelt)
Ben
Sira
israelitische
durch
Weisheits-
a u f t a u c h e n d e n In-
ab. Ja, er kann Traumgeißeln,
bezeichnen
sie doch
einmal
- und
sicherere von der
die
sich
gelegentlich
ausschließen will
die
Eksta-
in d e n H i m m e l
daß Gott
und Visionen,
(neben g e l e g e n t l i c h e n
auftreten,
sogar
setz und Weisheit
'prophe-
i n der
ausdrücklich
Möglichkeit,
239
2
Zeichendeutung
eigenen
1
Offenbarungsempfangs,
deutlich
des
Er
israelitischen
Anschluß
ihrem
des
spirationsbewußtsein
tasie
eigentlich 1
Traumdeutung
(späteren)
babylonischen W e i s h e i t sen und
uProphetie
Quelle!
Auch von bestimmten wie
Inspiration
s i e a l s Phan-
- wobei senden
statt
u.
er
könnte,
dessen
Führer verweisen
israelitischen
a b e r die
auf
Ge-
(31:1-
Propheten-
Gegen G.Maier, op.cit., pp.38f, und M . H e n g e l , op.cit., p . 2 4 7 .
2
Zu Visionen s.1.Kö.22:17ff; Jer.lillff; oft b e i H e s . ; Am.7:lf£ Sach.1-6. Obgleich schon früh auftretend, nehmen Visionen in der späteren Prophetie im Vergleich zu Auditionen immer mehr zu. - Gegenüber Traumdeutung, die schon Nu.12:6-8 bezeugt ist, gab es unter den Propheten jedoch auch Reserven ( J e r . 2 3 : 2 8 f ) . Sie tritt jedenfalls zeitweilig ganz zurück. Bei Josephus findet sie sich dagegen wieder - angeregt durch die Apokalyptik? - in voller Blüte: Bell. 3:351f; cf. seine Berichte über Gideon ( A n t . 5 : 2 1 8 - 2 2 1 ) , Samuel (ibid., 3 3 8 f f . 3 5 0 . 3 6 1 ) , Saul ( 4 : 3 3 4 ) , Nathan ( 7 : 9 1 f + 1 4 7 ) , Salomo ( 8 : 2 2 + 1 2 5 f ) , Daniel ( 1 0 : 1 9 4 + 2 5 0 ) , Jaddai ( 1 1 : 3 2 7 ) , Hyrkan (11:327 u . 1 3 : 2 2 2 ) , Herodes (Bell.1:328) und Glyphyra, die Frau des Archelaus (Bell.2:114ff; A n t . 1 7 : 3 4 9 f f ) . 3 Zur mantischen Traumdeutung in Babylon v g l . H.P.Müller, op. cit., p . 2 7 6 . Zur babyl. Orakel-, Zeichen- und Traumdeutung äußert sich P.v.d.Osten-Sacken, Apokalyptik in ihrem Verhältnis zu Prophetie und Weisheit, München 1 9 6 8 , p . 3 0 . Illustriert wird sie durch Dan.2:lff. 4 S.dazu G.v.Rad, Theologie des A T , V o l . I I , p.320. 5 S.dazu L.Perdue, Wisdom and Cult, Missoula 1977, p . 2 1 0 . - In der Verwerfung von Träumen unterscheidet sich Ben Sira von Josephus, der als gelehrter Priester einer späteren Zeit prophetische Züge aufnahm und persönliche göttliche Weisung im Traum für sich beanspruchte: Vita 209; Bell.3:254; cf.3:400ff. Vgl.den Kommentar
240
Prophetentum und
Schriftgelehrsamkeit
t r a d i t i o n , v o n V i s i o n ä r e n u n d T r a u m d e u t e r n in d e r b a b y lonischen Weisheit und israelitischen Apokalyptik, sich d e r s i r a z i d i s c h e S ö f e r d u r c h Inspirationsverständnis
sein
auch von den
hebt
weisheitliches
'prophetischen*
Weisen Ägyptens ab. Denn diese verstanden
sich im Unter
s c h i e d zu ihm n i c h t a l s i n s p i r i e r t . Ä g y p t i s c h e w e i s h e i t liche
' P r o p h e t i e ' g r ü n d e t a l l e i n auf r a t i o n a l e r
in d i e e r k e n n b a r e n R e g e l n v o n W e l t a b l a u f u n d
Einsicht
Einzelexi
s t e n z u n d auf w e i s e r B e o b a c h t u n g v o n V e r g a n g e n h e i t Gegenwart, woraus
sich dann Aussagen über
und Zukünftiges gewinnen l a s s e n . spirationsverständnisses
1
und
Gegenwärtiges
In d e r A r t s e i n e s In
steht der sirazidische
Schrift
gelehrte gegenüber all diesen Strömungen in der T r a d i tion begnadeter und mit dem Geist des begabter
israelitischer
Verständnisses
Weiser.
N a c h d i e s e n w e i t e r a u s h o l e n d e n A n m e r k u n g e n zu Sir.39: 6a-b können wir in Sirachs Preis des inspirierten
Söfer
fortfahren. Im F o l g e n d e n Schriftgelehrten Parallelen
(39:6c-8) w i r d nun d i e T ä t i g k e i t geschildert. Sofort merkt man
zu d e m in V v . 1 - 5 b e s c h r i e b e n e n
t e n t y p . A u c h h i e r g e h t es w i e d e r u m
dieses
gewisse
Schriftgelehr
Weisheitssprüche,
G e b e t , E r k e n n t n i s u n d G e s e t z . D o c h , w ä h r e n d es d o r t
um
./. von R.Mayer/Chr.Möller, "Josephus - Politiker und Prophet", in Josephus-Studien (FS O . M i c h e l ) , Göttingen 1974, p . 2 8 3 : "Er selbst weiß sich als Priester befähigt, Träume, die h e i l i g e n Schriften und besonders die Geschichte zu deuten, und so zum Propheten seiner Einsicht in den Ratschluß Gottes berufen." 1 S.dazu S.Herrmann, "Prophetie in Israel und Ägypten. Recht und Grenze eines Vergleichs", Suppl.VT 9(1963):47-65, besonders pp.5664. Einen kleinen Rest an Parallelphänomenen zur israelitischen charismatischen Prophetie will Herrmann unter Hinweis auf Redezwang, Ich-Stil und Selbstbewußtsein bei den ägyptischen ('prophetischen') Weisen doch noch gelten lassen. Diese verbleibenden Konzessionen hat H.Brunner, "Die 'Weisen', ihre 'Lehren' und 'Prophezeiungen' in altägyptischer Sicht", ZÄSA 93(1966):29-35, besonders p.33 ( n . 2 4 ) , entkräftet und aufgehoben und hat den rein weisheitlich-rationalen, nicht-charismatischen Charakter der ägyptischen 'Weisheitsprophetie' einsichtig gemacht. Mit dem israelitischen Prophetentum hat diese ebensowenig gemein wie mit dem inspirierten Weisheitslehrer tum Israels.
1
Schriftgelehrsamkeit, reproduzierendes
Inspiration u . P r o p h e t i e
1
F o r s c h e n in T o r a h und T r a d i t i o n , um p o
l i t i s c h e n D i e n s t und p e r s ö n l i c h e F r ö m m i g k e i t s ü b u n g tritt hier die Produktion von Weisheitsmaterial d),
das
'spekulative' Denken
Interesse
241
(V.8) in S z e n e .
1
(V.7) und das
geht,
(V.6c-
pädagogische
M i t a n d e r e n W o r t e n : N o c h stär
k e r , als d a s s c h o n b e i m h e r k ö m m l i c h e n
Schriftgelehrten
s e i n e r Zeit d e r F a l l i s t , n ä h e r t s i c h d e r
inspirierte
Söfgr dem Typ des eigentlichen Weisheitslehrers
an, wie
e r uns v o r a l l e m in d e r j ü n g e r e n i s r a e l i t i s c h e n
Weis
heitstradition gentritt.
(z.T. a u c h s c h o n in f r ü h e r e r Z e i t ) entge
2
"Er s p r u d e l t
zwiefältig
Reden seiner Weisheit
und p r e i s t d e n H e r r n im G e b e t "
(V.6c-d). Mit
Satz setzt die Beschreibung ein. Der inspirierte erforscht nicht mehr nur vorliegende nen,
sondern mit Macht
komparativisch, gemeint
ist) b r i c h t aus ihm e i g e n e
sprudeln'
nicht
Intensitätsaussage Weisheitsdichtung
h e r v o r . D a s bei B e n S i r a w i e d e r h o l t e r w ä h n t e (18:29; 3 9 : 6 ; 5 0 : 2 7 ; v g l . 2 4 : 3 0 f f )
wie der unmittelbare Kontext
Söfer
Weisheitstraditio
('zwiefältig' - w a s w o h l
sondern einfach als
hervor
diesem
'Hervor ist d a b e i
zeigt - Ausdruck
eines
spiratorisch verursachten Redeergusses, der schwer
-
in zu
1
Den Unterschied zwischen reproduzierender bzw. rezeptiver Ar beit in den vorangehenden Versen und der h i e r nun geschilderten produzierenden Aktivität des Söfer hat auch K.Fruhstorfer, op.cit., p . 1 4 1 , schon beobachtet. 2 Zu überprüfen wäre auf dem Hintergrund des h i e r geschilderten Berufsbildes des inspirierten SöfSr die Aussage M.Hengeis: "Die Er forschung der Tora und der prophetischen Schriften setzt aber den 'Geist der Einsicht' (39:6) voraus. Der Schriftgelehrte tritt damit das Erbe der Propheten...an und hat es in den Anfechtungen der Ge genwart zu bewahren"; op.cit., p.248. Zum einen läßt nämlich zu mindest dieser Abschnitt nicht den Geistempfang als Voraussetzung der Torahaus legung erscheinen - er hat hier andere Bedeutung (s.o.). (Auf das Problem erleuchteter Schriftauslegung müssen wir aller dings noch im Zusammenhang mit 24:30-34 zurückkommen). Und zum an dern erscheint der Schriftgelehrte nicht als Nachfolger der Prophe ten, sondern - wie w e i t e r oben bereits ausgeführt - als einer, der in sein Berufsbild immer stärker Elemente genuinen Weisheits lehrertums (besonders des inspirierten Weisheitslehrers) aufnimmt, das allerdings gewisse phänomenologische Analogien zum Prophetentum aufweist.
242
Prophetentum
unterdrücken
ist
und
Schriftgelehrsamkeit
( v g l . H i . 32 : 1 8 - 2 0 ;
auch
Jer.20:9;
1 .Kor.
9:16). Insofern ge der
das
Preisen
Inspiration
gedacht
ist,
mit
scheint
persönliches
es
öffentlicher
rachbuch
ja
öfters
51:1-12;
Gebete
43:33;
Weisheitshymnen:
wie
schon
auch
für
auf in Ben
Hymnen:
15:9f;
die
Zweck d e s
öffentlichen Weisen.
Lehrer,
und
1
als
Fol
an
sie
Kom im S i
22:27-23:4; 36: 2 1 : 2 ; 28:lf;
39:12-35;
17:29f;
2
Weisheitskreisen liturgischer zur
42:15-
24:1-29; 18:1-7;
50:18f).
Ähnlich 3
gehört
Stücke
in
in
einem
an
23:19f;
Tätigkeit
umsonst werden wohl Spruchdichter
ein
an die
wie
7:14;
4:11-19;
Gottespreises
Nicht
Psalm-
Hymnen,
47:8-10;
Abfassung
kreativen weise
1:1-10;
nicht
sondern
16:24-17:14;
alt-babylonischen Sira
hier
Gebet:
10:14-18;
(V.6a)
Verständnisses'
(Gebete:
auf's
Schöpfungshymnen:
Hinweise
und
auftauchen
Hinweise
Stücke:
des
zu d e n k e n ,
39:lf;
dere hymnische
im G e b e t
'Geist
am b e s t e n ,
Privatgebet
position
1-17;
Gottes dem
zum des
44:4c-5 Atemzug
1
So schon A. Büchler, "Ben Sira's Conception of Sin and Atonement", JQR 14(1923/24):59: "...in V.6b the prayer of thanks is in parallel with his ability of pouring out wise sentences, so that such prayer is the outcome of his high qualifications. Does that perhaps mean that h e acquired the special skill to compose fine prayers?" Ebenso W.Baumgartner, op.cit., p.170: "Hymnen zu dichten gehört zur Tätigkeit des W e i s e n , 39:6." - Verblüffend ähnlich ist die Vorstellungsweise in Qumran, w o David ( l l Q P s : Dav.Comp., Col. 27:4+11, in J.A.Sanders, DJDJ IV, Oxford 1965, p . 9 2 ) als geister leuchteter Söfer und tfäkam dargestellt wird, der seine 4050 Psal men und Lieder in prophetischer Inspiration dichtete; s.dazu M.Hen& l> op» cit., p . 2 4 8 . In späterer Zeit w a r m a n offenbar der Ansicht, daß der (hymnische?) Gottespreis charakteristisch für den Schrift gelehrten sei. So übersetzt auch Targ.Jonathan zu 1.Sam.10:5 die Aussage, daß 'Propheten prophezeit' hätten, mit der bezeichnenden 7 Wendung "pmtyn.. ,N T3P = "Schriftgelehrte..., die priesen". (Zum Wechsel von 'Prophet' und ' S c h r i f t g e l e h r t e r , s.infra, p p . 2 6 6 f ) . a
e
1
2 Zum Gebet b e i Sirach s.0.Rickenbacher, op.cit., pp.192-195. Zur Hymnenform vgl.auch W.Baumgartner, op.cit. , pp. 169-177. 3
Vgl.dazu L.Perdue, Wisdom and Cult, Missoula 1977, pp.265f, der im Anschluß an B.Landsberger, "Scribal Concepts of Education", in City Invincible, Chicago 1958, pp.94-123 (spez. p . 9 9 ) , darauf hinweist, daß die Ausbildung in psalmodisch-hymnischer Literatur arbeit zum Grundbestand der Erziehung babylonischer Schreiberzög linge gehörte.
Schriftgelehrsamkeit,
genannt.
Inspiration u.'Prophetie'
In 1 5 : 9 - 1 0 gibt S i r a c h
diesem Thema:
"Nicht a n g e m e s s e n
z u s ä t z l i c h e A u s k u n f t zu ist der L o b p r e i s
de des S ü n d e r s , d e n n er ist ihm von G o t t nicht worden.
Im M u n d e des W e i s e n
sprochen,
und d e r H e r r w i r d
kommentiert
wise, gift
s i n c e to S i r a c h , from the
Als Beispiel
1
Zu
ausge
Recht
"Thus S i r a c h
to t h e p r o d u c t i o n
atta-
of h y m n s bythe
the a b i l i t y to w r i t e h y m n s
für d i e H y m n e n p r o d u k t i o n s o g l e i c h auf d i e
pe folgenden Schöpfungshymnus, lyse e i n e n g u t e n E i n b l i c k
I.
zugeteilt
is a
deity."^
P e r d u e d a n n den
Weisen
im Mun
(H) w i r d d e r L o b p r e i s ihn ihm g e b e n . "
P e r d u e zu d i e s e n V e r s e n :
ches d i v i n e i n s p i r a t i o n
243
Ben S i r a s
führt
Schriftgelehrtenperiko-
3 9 : 1 2 - 3 5 , an, d e s s e n Ana
in die A r b e i t s m e t h o d i k
des
gewährt:^
E i n l e i t u n g : A) 3 D i s t i c h e n w e i s h e i t l i c h e r Einführung (Vv.12-16) (W.12-14b) . B) 3 D i s t i c h e n h y m n i s c h e r E i n f ü h r u n g (W.14c-15) . C) G r u n d t h e s e : "Die W e r k e des H e r r n sind a l l e gut, jedem Zweck g e n ü g e n sie zu s e i n e r Zeit" ( V . 1 6 ) .
II. Hauptteil: (Vv.17-31)
1.STROPHE ( V v . 1 7 - 2 1 ) : A) G o t t als S c h ö p f e r und R e t t e r (Vv.17-18). B) G o t t als g u t e r V e r g e l t e r (Vv.19-20) N A C H W O R T : "Sage n i c h t . . . " (V.21)
2.STROPHE (Vv.22-31): *B) G o t t als V e r g e l t e r für B ö s e s (Vv. 22-24) + Z u s ä t z e : V v . 2 5 - 2 7 / 2 8 - 3 0 h *A) G o t t als S c h ö p f e r d e r Z e r s t ö r u n g (Vv.30c-31). I I I . S c h l u ß t e i l : W i e d e r h o l u n g der G r u n d t h e s e und Zusam(Vv.32-35) menfassung. Ben S i r a hat h i e r e i n e w e i s h e i t l i c h e M a x i m e
('Grund
these')
aufgestellt
(V.16),
32) und
schließlich
einen kunstvollen Lehrhymnus
1 Zum Text in V.lOb s.R.Smend, auch Sap.l0:20f. 2
L.Perdue, op.cit., p . 2 0 4 .
3
Ibid.>
pp.205ff.
darüber reflektiert
(vgl.V. um
die
op.cit., p . 1 4 1 . Zur Sache v g l .
244
Prophetentum
und Schriftgelehrsamkeit
Grundthese herumgebaut. ration bleibt arbeit
nicht
Bei aller weisheitlichen
dem Autor harte
und kunstfertige
Inspi-
Literar-
erspart.
Die Vv.7-8
sprechen
n u n in r e l a t i v
fen ü b e r E r k e n n t n i s - u n d L e h r i n h a l t e
umfassenden
Begrif-
des Schriftgelehr-
ten- bzw. Weisheitslehrerberufs: (7) "Er v e r s t e h t R a t (ßouAii) u n d E r k e n n t n i s (£irtaTnur|) und d e n k t ü b e r S e i n e (= G o t t e s ) G e h e i m n i s s e n a c h . (8) Er b r i n g t und r ü h m t Die Begriffe
h e r v o r d i e B i l d u n g (rccuöeia) s e i n e r sich d e s G e s e t z e s d e s L e b e n s . " 'Rat' u n d ' E r k e n n t n i s '
in b r e i t e m B e d e u t u n g s u m f a n g hier wohl
die Fähigkeit
m e i n in v e r s c h i e d e n e n Schatz der Weisheit geben
(21:13; 2 5 : 4 f ;
sind
verwendet.
des Weisen
gemeint,
37:7; 40:25),
Volksversammlung
terem Ausdruck wird
dagegen weniger
finiertes) V.7b wird
ganz
u n d A n w e i s u n g zu zuletzt
an Einsicht
sein Erkenntnisinteresse
auch
(38:32).
M i t letz-
bezeichnet,
was der
a l s w a s er h a t : e i n (hier n i c h t
Potential
allge-
aus dem großen
nicht
in d e r ö f f e n t l i c h e n
Gelehrte gibt,
im S i r a c h b u c h
M i t e r s t e r e m ist
Lebenssituationen
(24:29) R a t s c h l a g
Lehre
näher de-
und Wissen.1 spezifiziert,
Erst in wobei
deutlich wird,
daß das Forschen des inspirierten
Sofsr
tiefer dringt,
als das des herkömmlich-regulären
Schrift-
gelehrten. wörtern'
Erforscht
(V.3),
dieser
so s u c h t
jener
stände w i e die 'Geheimnisse Sap.8:8
d i e ' G e h e i m n i s s e v o n Sprich-
für b e i d e E l e m e n t e ) .
solch verborgene
Gegen-
G o t t e s ' zu e r k u n d e n (vgl. Zu b e a c h t e n
ist im B l i c k
auf d i e z u e r k e n n e n d e n
dnöxpocpa G o t t e s
Daniel, w o der Begriff
' G e h e i m n i s ' in v e r g l e i c h b a r e r
d i e P a r a l l e l e zu
^ Als sehr allgemeine Vokabel für 'Wissen' bzw. 'Erkenntnis' weist entarnuri bei Sirach eine große Bedeutungsbreite auf: kosmolcr gisches Wissen (16:24f im K o n t e x t ) , die universal-menschliche Unterscheidungsmöglichkeit von Gut und Böse (17:7), den Inhalt des Gesetzes (17:11; 4 5 : 5 ) , die Klugheit des Armen (10:30), des Gottlosen (19:22), der Frau (26:13), des Arztes (38:3+6) oder gar Gottes selbst (36:11) kann sie bezeichnen. Sie ist Produkt der Weisheit (1:19+25).
Schriftgelehrsamkeit, Weise
im Z u s a m m e n h a n g
jedoch inhaltlich gelagert
ist
l.Hen.l6:3;
Inspiration u.'Prophetie
mit O f f e n b a r u n g s w e i s h e i t
im Sinne d e r A p o k a l y p t i k
104:12).
Einen n i c h t
S t e l l e n w e r t hat das O f f e n b a r e n von
sicht
und A p o k a l y p t i k e r
in eine g e w i s s e N ä h e
de der G r u p p e n
- wie wir
sirazidischen
zusammenfassend
jedoch
s a g e n k ö n n e n - vom
'spekulativ' b z w . u n t e r E r l e u c h t u n g der
Dieses
'theologischen-'
(Marböck s p r i c h t ü b e r
'Weisheit von
je-
Weisen
den n u r m e h r
1
Hin-
behält.
R a t s c h l a g der E r f a h r u n g s w e i s h e i t
rungsweisheit
auch
rückt a l s o Weise,
zueinander, wobei
inspirierten
baren Gegenständen
6:22;
übersehenden
praktischen
ten' und
anders
in p h ä n o m e n o l o g i s c h e r
ihre b e s o n d e r e E i g e n a r t
Das W i s s e n des reicht
etwas
'Geheimnissen'
in Q u m r a n . 1 Das O f f e n b a r u n g s b e w u ß t s e i n Propheten
zu
245
auftaucht,
(s. D a n . 2 : 1 8 f . 2 7 f f . 4 7 ; v g l . S a p . 2 : 2 2 ; 103:2;
1
oder
bis h i n
erkenn-
'Offenba-
'Weisheit v o n
un-
oben').^
sein W i s s e n b e h ä l t
er a b e r nicht
für
sich,
s o n d e r n gibt es in Form von L e h r e
(V.8a) w e i t e r .
Die
autobiographische
die den Inhalt
des
N o t i z in 5 0 : 2 7 ,
ganzen Sirachbuches definiert, Söfer
als iraiöeia auv^aecac
zeigt an, daß B e n Sira das vom
in V v . 7 - 8 a G e s a g t e d u r c h a u s
k e n in A n s p r u c h n i m m t . vertrauten
zu
HCLL
£TXLaxnun£
inspirierten
für sein e i g e n e s
Wir-
Im s t o l z e n B e w u ß t s e i n des ihm an-
Erkenntnisreichtums
rühmt
sich d e r
Gelehrte
1
S.dazu M . H e n g e l , op. cit. , p . 4 0 3 . Der Begriff T"l ('Geheimnis') taucht in den Qumranhandschriften bisher 55 mal auf! 2 J.Marböck, op.cit. , pp.l26ff. - 'Theologische' Weisheit, die den Rahmen alltagsbezogener 'Erfahrungsweisheit' sprengt, dürfte bei Sirach vor allem in den Weisheits- und Schöpfungshymnen (s.supra, p.242) zu finden sein, wo er sich über Ursprung, Präexistenz und Bestimmung der Weisheit ergeht, sowie ihre Funktion im Blick auf die Schöpfung und die Erwählung Israels erläutert (s.dazu die Zusammenfassung seiner Weisheitstheologie bei Marböck, op.cit., pp. 1 2 9 f f ) . Dazu finden sich bei Sirach bereits Andeutungen (49:8, Thronwagen; 44:16 u.49:14, H e n o c h d e u t u n g ) , die es nahelegen, daß er sich auch schon mit Gegenständen eher spekulativen Charakters befaßt hat. Im Unterschied zur Apokalyptik aber bleibt Ben Sira mit seinem vergleichsweise ja sehr gemäßigten Interesse an 'Offenbarungsweisheit' noch ganz im Strom der eigentlichen israelitischen Weisheitstradition.
246
Prophetentum
schließlich hin
des
bens'
(V.Sb).
Reden
vom
spirierte henden
nicht
die ganz
Söf5r braucht
mit
an H e i l i g e n
seiner
nicht
im B l i c k
auf
unter das
den ihm
in d i e Ö f f e n t l i c h k e i t
C.)
24;23-34 In
1
apologetische
dem
ihm
: Der
zahlreichen
des
Note
können.^
Le diesem
Der
in ste
auch
Umwelt
zu s t e l l e n , mit
in
sie
Weisheitstraditio
(Inspiration)
hellenistischen
Geschenkte
auf
zur V e r f ü g u n g
Schriften,
Scheffel
und
'Gesetzes
überhören
Geist-Erleuchtung
einer bildungsorientierten Licht
erschließenden
(bzw. g e ö f f n e t e n )
Man wird
Rühmen
Schatz
nen und
Schriftgelehrsamkeit
die Weisheit
erschlossenen 1
und
3
in
sein
s o n d e r n kann
freimütigem
Rühmen
treten.
Schriftausleqer Abhandlungen
ist
und
die
Sir.24
Prophetie. schon
Zum sirazidischen Verständnis von Weisheit und Torah pp.228f.
inter-
s.supra,
2
Stimmt Hengeis These über den Anlaß zur Entstehung der eigent lichen Apokalyptik, daß nämlich die chasidischen Weisen in der Be drohung der Traditionen Israels durch den Hellenismus (ab ca.175 v.Chr.) der griechischen EVKÖM.\iOQ TTjatöeia eine eigene, auf Offen barung beruhende und als älter ausgegebene Weisheit (die 'Apokalyp tik') entgegensetzten (s.M.Hengel, op.cit., p p . 3 7 9 f ) , dann hätten wir es bei Ben Sira mit einem vergleichbaren, etwas früheren und daher noch weniger ausgeprägten Unterfangen zu tun. Lediglich zur Zeit des babylonischen Exils bestand für einen israelitischen Au tor auf Grund der dort beheimateten mantischen OffenbarungsWeisheit eine ähnliche, nach einer in Jahwe gegründeten Gegenbewegung rufen de Herausforderung, die entsprechend u . E . einen guten Nährboden für erste Anfänge der jüdischen Apokalyptik abgab. Nach dem Vereb ben jener babylonischen Offenbarungsweisheit kam n u n erneut die Her ausforderung : Seit Beginn des 2.Jhds.v.Chr. zeigte sich innerhalb der allgemeinen hellenistischen Wissenschaft ein zunehmendes Inter esse an einer höheren, durch Offenbarung vermittelten Weisheit (s. M.Hengel, op.cit., p p . 3 8 5 f ) . Angesichts des weitverbreiteten Ein flusses des Hellenismus in Palästina blieb der geistigen Führungs schicht Israels die W a h l , sich diesem Trend anzuschließen oder da rauf zu reagieren - wollte m a n nicht ganz abseits des Zeitgesche hens bleiben. Der Rückgriff des sirazidischen Schriftgelehrten auf die Tradition des inspirierten Weisheitslehrertums in der chokmatischen Literatur seines Volkes (und die damit gegebene Erweiterung des Berufsbildes des Söfer) dürften solch eine Reaktion sein. 3 Geistbegabung konnte im griechisch-hellenistischen Bereich als Kennzeichen eines der Weisheit geweihten Mannes gelten; s.dazu M. Lohr, op.cit., pp.lOöf; M . H e n g e l , op.cit., p.387.
Schriftgelehrsamkeit,
1
Inspiration u . P r o p h e t i e
p r e t i e r t worden-*- - e i n U m s t a n d d e r d e r B e d e u t u n g zentralen Weisheitsperikope Angesichts dessen wird eine detaillierte
im S i r a c h b u c h
es g e r e c h t f e r t i g t
vant I)
dieser
sein, h i e r
auf
E i n z e l e x e g e s e d e r P e r i k o p e zu verzich die
'Ben S i r a und das P r o p h e t e n t u m '
für
rele
sind.
S t r u k t u r und T e x t v o n
24:23-34:
W i e b e r e i t s w e i t e r o b e n im A n s c h l u ß an dargelegt w u r d e , 6 Distichen
3
zerfällt
(Vv.1-6; 7-11;
Sir.24
a l s o um d i e b e i d e n M i t V . 2 2 kommt
in 6 S t r o p h e n zu j e
der W e i s h e i t
selbst
es
zu E n d e .
areta4
In
Neueinsatz^
zu r e d e n , w o b e i
sich s e l b s t v o r s t e l l e n d e W e i s h e i t m i t
T o r a h in V e r b i n d u n g
er der
b r i n g t und d i e s e d a n n b i l d h a f t preist
= 5 . S t r o p h e ) . In d e r 6 . S t r o p h e
30-34) k n ü p f t
geht
Weisheitshym
'prosaisch' a n m u t e n d e n
d e r W e i s e in V v . 2 3 f f
(Vv. 23-29
30-34).
d i e in d e r I c h - F o r m v e r f a ß t e
logische Selbstdarstellung
die bis dahin
(Vv.23-34)
letzten Strophen dieses
einem vergleichsweise beginnt
Rickenbacher
12-15; 16-22; 23-29;
Bei d e n n u n zu b e h a n d e l n d e n V e r s e n
nus.
247
entspricht.2
t e n u n d nur j e n e A u s s a g e n n ä h e r zu u n t e r s u c h e n , den Problemkreis
1
s c h l i e ß l i c h (Vv.
d e r W e i s e ^ an d e n B i l d g e h a l t
der
vorange-
1 In jüngerer Zeit s.vor allem 0.Rickenbacher, op.cit., pp.lll172; J.Marböck, op.cit., pp.34-96; M . L ö h r , op.cit., pp.41-47; auch H.Conzelmann, "Die Mutter der Weisheit", in Zeit und Geschichte (FS R . B u l t m a n n ) , Tübingen 1964, pp.225ff, und G.v.Rad, Weisheit in Israel, pp.208f. 2
Der katholische Exeget Marböck nennt Sir.24 die "ausführlich ste Perikope zum Thema Weisheit in der Bibel" (op.cit., p . 3 4 ) , die zudem im Zentrum des Sirachbuches stehe, indem sie den Abschluß des ersten und die Überleitung zum zweiten Teil des Buches bilde (pp. 43f). 3
S.supra, pp.51 (n.2) u.52f ( n . 3 ) , w o w i r der Gliederung von 0.Rickenbacher, op.cit., pp.113-118, gegenüber anderen Strukturierungsversuchen von Kap.24 als der u.E. besten Lösung gefolgt sind. ^ S.dazu J.Marböck, op.cit. , p . 4 4 . 5 So W.Baumgartner, op.cit., p.173. 6 S.Schechter, "A Glimpse of the Social Life of the Jews in the Age of Jesus the Son of Sirach", in Studies in Judaism. Second Series, Philadelphia 1908, p . 5 9 , meint (gegen alle Wahrscheinlich-
248
henden
Prophetentum
Verse
an,
gibt
und
dem
autobiographische
Wendung
durch
auf
den Hinweis
beabsichtigte
Arbeit
Schriftgelehrsamkeit
Gedankengang ("Und
seine auf
den
aber
ich..."!),
bisherige zweiten
und Teil
eine wobei
seine seines
scharfe er weiter Buches
überleitet.
1
(23)"Dies a l l e s ist d a s G e s e t z , das u n s M o s e g e b o t , als E r b e für d i e G e m e i n d e ^ J a k o b s ; (25) d a s v o l l ist w i e d e r P i s c h o n v o n W e i s h e i t und w i e d e r T i g r i s in d e n T a g e n d e s N e u m o n d s ; (26) d a s e r f ü l l t ist w i e d e r E u p h r a t v o n V e r s t ä n d n i s und w i e d e r J o r d a n in d e n T a g e n d e r E r n t e ; (2 7) D a s ü b e r s t r ö m t w i e d e r N i l ^ v o n L e h r e und w i e d e r G i h o n in d e n T a g e n d e r W e i n l e s e . 3
4
./. k e i t ! ) , hier spreche "Wisdom, or the Torah... of herseif"! Dagegen spricht neben V . 3 4 auch der ganze Gedankengang! Ist durch die Identifizierung in V.23 die Torah auf die Weisheit h i n geweitet worden, so kann es n u n nicht die Meinung Ben Siras sein, daß die Weisheit lediglich ein vom Strom der Torah abgezweigter Graben (V. 30ff) sei. Dieser 'Graben führt vielmehr ein neues Subjekt - den Ausleger! - ein. 1 In V.23 weist G ein Tristichon auf, das durch die Einfügung von ßlßADQ ötoönxriQ Oeoö U | I I O T O U hinter "Dies alles" in Zeile a zu stande kommt. Auch S weist eine Entsprechung für diese Phrase auf, was aber seine beiden Stichen überlang werden läßt. Angesichts die ser Inkonzinnität bei S und der Tatsache, daß bei Sirach sonst nir gends ein Tristichon als sicher überliefert ist (s.0.Rickenbacher, op.cit. , p . 1 2 6 , und seinen Exkurs zur Frage von Tristichoi in Sir., p p , 1 3 0 f ) , und weil zudem in dem regelmäßigen Aufbau von Sir.24 ein Tristichon völlig aus der Reihe fallen w ü r d e , ist zu fragen, ob man (mit S ) ein ursprüngliches Distichon zu erwarten h a b e , das aber kürzer ist als S. Entsprechend hat Rickenbacher, dem w i r darin fol gen, im Anschluß an Zenner und Peters die Beschreibung des Gesetzes als 'Buch des Bundes des höchsten Gottes' als eine früh aus Bar.1:4 eingedrungene Glosse ausgeschieden. 2 So S. G weist den Plural auf, wobei er wohl schon an die ein zelnen Synagogen denkt und sich damit als sekundär erweisen dürfte; so J.Marböck, op.cit., p . 4 0 . 3 Der hier folgende V . 2 4 ist Zusatz aus der sekundären (phari säischen?) zweiten griechischen Übersetzung (MSS 70+248) und ist eine Ermahnung auf der Basis von Dt.33; v g l . J.H.A.Hart, Ecclesi asticus. The Greek Text of Codex 2 4 8 , Cambridge 1909, p.163. 4 Der Text folgt hier und in V.26 G. 5 G h a t : cbQ cpGÖQ. S: (ictJ , was zeigt, daß es um einen Strom geht. G wird im Original "IN 0 mit "HNO verwechselt haben; vgl.J. Marböck, loc.cit.. Auch der Zusammenhang weist auf einen Strom hin. 7
Schriftgelehrsamkeit,
Inspiration u.'Prophetie•
249
1
(28) N i c h t w u r d e f e r t i g d e r e r s t e , e s zu e r f o r s c h e n u n d e b e n s o w e n i g w i r d d e r l e t z t e es a u s s c h ö p f e n . (29) V o l l e r , n ä m l i c h , a l s d a s M e e r i s t s e i n S i n n u n d s e i n R a t (tiefer) a l s d e r g r o ß e A b g r u n d . (30) U n d i c h - w i e e i n G r a b e n v o m S t r o m und w i e e i n Kanal in den Baumgarten ging ich a u s . (31) Ich s p r a c h : T r ä n k e n w i l l i c h m e i n e n G a r t e n u n d b e w ä s s e r n w i l l i c h m e i n Beeti D o c h s i e h e : e s w u r d e m i r d e r G r a b e n zum S t r o m , und mein Strom w u r d e zu einem M e e r . (32) N o c h w e i t e r w i l l ich B i l d u n g w i e M o r g e n r ö t e l e u c h ten l a s s e n u n d a u s s t r a h l e n l a s s e n w i l l i c h s i e ^ in d i e F e r n e . (33) N o c h w e i t e r w i l l i c h m e i n e (S) B e l e h r u n g w i e Pro phetenwort ausgießen u n d s i e h i n t e r l a s s e n f ü r e w i g e 0) G e s c h l e c h t e r . (34) S e h t , d a ß i c h n i c h t f ü r m i c h a l l e i n m i c h m ü h t e , sondern für alle, die sie (i.e.Weisheit) suchen." 3
II) Z u r I n t e r p r e t a t i o n weiteren
relevanten
Anläßlich
von 24:23-34
(unter
Einbeziehung
Materials):
der Untersuchungen
zu d e m in 39:6 e r w ä h n
t e n , m i t d e m 'Geist d e r E i n s i c h t ' e r f ü l l t e n S ö f s r sich gezeigt, daß dieser Schriftgelehrte anspruchnahme
gottgegebener
hatte
sich durch In
Inspiration unmittelbar
an
die Tradition des inspirierten Weisheitslehrertums a n schließt. Ben Sira h a t sich also in die Tradition bestimmten
Form des Weisheitslehrertums
aber direkt in die Nachfolge direkt wirkt das Prophetische rierten Weisheitslehrer Schilderung
d e r P r o p h e t e n . N u r g a n z in nach, insofern die inspi
ihres Offenbarungserlebens
nun: Schließt
Prophetentum
- in d e r
an ursprünglich
anknüpften.
sich Ben Sira in Kap.24
an" d a s e i g e n t l i c h e
g e s t e l l t - nicht
- l ä n g s t v o r Sirachi
prophetische Ausdrucksformen
einer
Die Frage ist
(besonders
Vv.32f)
an und stellt sich in
1
Noch immer geht es um den v6uog. Daher ist G (atJTliv) mit R. Smend, op. cit. , p.222, in OüüTOV zu ändern. Ebenso im Folgenden.
2 Mit L ist in G wohl OüüTnv statt O0JT& lich noch immer um die T i a i c e i a .
zu lesen. Es geht näm
3 Wie die Exegese noch zeigen wird, ist hier mit G (cbQ Tcpo((rr Teuav) gegen S o*.O.fo) zu lesen.
250
Prophetentum und
Schriftgelehrsamkeit
die Reihe der Propheten, oder schöpft er auch hier einer anderen
aus
Quelle?
In d e r f ü n f t e n S t r o p h e d e s W e i s h e i t s h y m n u s
S i r . 2 4 (Vv.
23-29) s t e h t d a s G e s e t z M o s e s g a n z i m M i t t e l p u n k t . Nach d e m in d e n v o r h e r g e h e n d e n V e r s e n d i e W e i s h e i t wurde, wird nun
(V.23) m i t
ihr die Torah
gepriesen
identifiziert.
D u r c h d i e s e n V o r g a n g s o l l in e i n e r h e l l e n i s t i s c h e n
Um
welt die Torah als W e i s h e i t verteidigt w e r d e n . Daß
Ben
Sira d a b e i m i t d e m meint,
'Gesetz' tatsächlich den
Pentateuch
zeigt sich schon eingangs an V . 2 3 , der ein
wörtliches
1
fast
Z i t a t a u s D t . 3 3 : 4 i s t , w o es h e i ß t : "Die T o
rah h a t M o s e u n s g e b o t e n a l s E r b e für d i e G e m e i n d e J a kobs"
(vgl. d a z u u n s e r e o b e n g e b o t e n e Ü b e r s e t z u n g
von
V . 2 3 a ; b i s a u f d a s x a ö x a Tt&vxa i s t d i e Ü b e r s e t z u n g
des
E n k e l s (G) s o g a r w ö r t l i c h i d e n t i s c h m i t L X X D t . 3 3 : 4 ) . Trotzdem muß
(mit J . M a r b ö c k )
die Identifizierung ten Weisheit
gesehen werden, daß
durch
der Torah mit der vorher geschilder
"der B e g r i f f d e s G e s e t z e s b e i B e n S i r a eben
falls e i n e g e w i s s e W e i t e r u n g u n d A u f f ü l l u n g " In p o e t i s c h e n M e t a p h e r n w i r d a n s c h l i e ß e n d
erfährt.2
( V v . 2 5 - 2 9 ) die
Weisheitsfülle dieses Gesetzes veranschaulicht. Über strömend von Weisheit ist die Torah - vergleichbar den ü b e r f l i e ß e n d e n , l e b e n s s p e n d e n d e n W a s s e r n d e r diesströme Pischon, Tigris, Euphrat und Gihon
(Vv.25-27).
Para
(vgl.Gen.
2:11-14), neben denen Sirach noch die Fluten des und N i l e r w ä h n t
Jordan
Für den Orientalen ist Was
ser l e b e n s s p e n d e n d e K o s t b a r k e i t . D a ß d i e s e s E l e m e n t
1
mit
für
Ein erster Anknüpfungspunkt für die Identifizierung der Torah mit der Weisheit könnte bereits Dt.4:6 sein: "So haltet sie nun und tut sie! Denn dadurch werdet ihr als w e i s e und verständig gel ten bei allen Völkern, so daß sie, w e n n sie alle diese Gebote h ö ren, sagen müssen: Welch weises und verständiges Volk - eine gros se Nation ist dies!" - Zur Identifizierung beider Größen im Spät judentum s.G.F.Moore, Judaism, V o l . I , Cambridge/Mass . 1927 ( 1 9 7 0 Ü ) , pp.263ff. Speziell zum rabbinischen Judentum S.K.Hruby, "La Torah identifiee a la Sagesse et l'activite du 'Sage' dans la Tradition Rabbinique", Bible et Vie Chretienne 76(1967):65-78. 2 J.Marböck, op.cit., p . 7 7 .
Schriftgelehrsamkeit,
1
Inspiration u. Prophetie•
den W e i s e n
zum S y m b o l
3; 2 1 : 1 3 ) ,
verwundert daher nicht. Der Anklang
Paradiesmotiv kenden
der Weisheit werden kann
lich w i r d . Weisheit
In d e r T o r a h
1
liegt d i e s e r S e g e n
ihren Sinn auszuschöpfen
se A u s s a g e d e r b e i d e n S c h l u ß d i s t i c h e n p h e s p i e l t auf d i e t o r a h b e z o g e n e des S c h r i f t g e l e h r t e n
an,
tiefgründiger
unmöglich
der s c h r i f t g e l e h r t e zu s p r e c h e n
Die Stro
Forschungstätigkeit 'Erforschen'
Beschäftigung
m i t d e r T o r a h - und d a m i t w o h l e i n e g e o r d n e t e
sich d e r Ü b e r g a n g
allem
(Vv.28-29).
i n s o f e r n mit dem
- gemeint
zugäng
der fünften
(V.28a) ja m e h r als eine g e l e g e n t l i c h e
gelehrtentätigkeit
das
erquik-
d a ß es bei
F o r s c h e n b i s l a n g u n m ö g l i c h w a r und auf immer
ergibt
an
d i e im G e s e t z
in s o l c h e r F ü l l e v e r b o r g e n ,
b l e i b e n wird,
(vgl.15:
s t e i g e r t n u r den E i n d r u c k von d e r
Lebensfülle der W e i s h e i t ,
251
Schrift
s e i n d ü r f t e . Von h i e r
zur A b s c h l u ß s t r o p h e ,
in
S i r a z i d e auf s e i n e e i g e n e
aus
der
Tätigkeit
kommt.
Die s e c h s t e S t r o p h e
(Vv.30-34) k n ü p f t
b a r an den B i l d - und A u s s a g e g e h a l t
der
also unmittel
vorangehenden
S t r o p h e an, i n d e m sie - a l l e r d i n g s u n t e r
autobiographi
schem Vorzeichen
- das B i l d v o m S t r o m und das T h e m a
Toraherforschung
f o r t s e t z t . Dabei
r e k t e r Ü b e r g a n g von der v o r h e r i g e n der Toraherforschung
ergibt
allgemeinen
weisheitsspendende
Torah,
Schriftgelehrtenberuf,
daß sein
Ben S i r a s um
(s.auch
er
besagt, Weisheit
dem Bildgehalt
zusätzlich
zu 3 8 : 3 4 c - 3 9 : 5 ) ,
der transparent wird. Gleich einem Kanal dem S t r o m d e r T o r a h s e i n W a s s e r ab
leitet
(Vv.30f)
von V v . 2 3 - 2 9 )
nichts
diesen Versen
wie
er von
- was
als daß e r S c h r i f t f o r s c h u n g b e t r i e b e n gewonnen hat. Der mit
im die
ursprünglicher
auf d e s s e n B a s i s
zum W e i s h e i t s l e h r e r w u r d e
sprechend
Erwähnung
auf d i e nun im S e l b s t z e u g n i s
gleichen Bilde dargestellte Bemühung
der
sich ein so di
(ent
anderes und
dabei
aufgewor-
1 J.Marböck, loc.cit., verweist auf die Segensbedeutung der (endzeitlichen) Paradieseswasser in Hes.47; Joel 4:18; Sach.l4:8;
Ps.36:9; 46:5, sowie die Heilszeitsymbolik des Wassers in Jes.12:3; 41:18; Jer.31:12.
252
Prophetentum und Schriftgelehrsamkeit
fene P r o b l e m k r e i s d e r ' S c h r i f t f o r s c h u n g B e n S i r a s ' ist in d e r F o r s c h u n g u m s t r i t t e n und b e d a r f e i n i g e r k l ä r e n der B e m e r k u n g e n . E X K U R S ZUR FRAGE D E R ' S C H R I F T F O R S C H U N G ' B E I B E N SIRA: In einem Artikel zur Frage der Schriftauslegung
im Judentum hat
G.Mayer die Auffassung vertreten, bei Ben Sira könne man noch nicht mit der Ausübung von eigentlicher Auslegungsarbeit sollte schon die klare Auskunft
rechnen.
1
Doch
in 38:34c-39:l, daß der Söfer die
heiligen Schriften zu einem seiner Forschungsgegenstände macht, sowie die eindeutigen - wenngleich in metaphorischer Form dargebotenen Aussagen in 24:28-31, die v o m Erforschen der Torah zwecks
Erkennt-
n i s - bzw. Weisheitsgewinn sprechen, es als durchaus möglich erscheinen
lassen, daß der Schriftgelehrte
zu Beginn des 2.Jhds.v.Chr.
eben doch schon Torahexegese betrieben haben könnte. Schon im AT stellt sich gelegentlich
die Frage, ob dort das Ver-
bum tm*T im Sinn von auslegerischer Verstehensbemühung
gebraucht
sein könnte; so evtl. Ps.119:45+94; Jes.34:16;^ mit größerer Wahrscheinlichkeit noch Esr.7:10 ( v g l . N e h . 8 : 8 f ) , w o es sich wohl um eigentliches Auslegen, persönliche Anwendung und schließlich öf3
fentliche Lehre des Gesetzes h a n d e l t .
Im Sirachbuch
aber dürfte
diese spezielle Bedeutung von YJll gewiß zumindest vereinzelt intendiert sein. So in 2:16, w o das 'Erforschen des Wohlgefallens des H e r r n
1
1
parallel steht zum 'Erfüllt werden mit dem G e s e t z ; und
wohl auch in 3:21, w o Sirach v o r dem Erforschen spekulativer Erkenntnisgegenstände warnt. Vor allem aber in 35:15a: 6 (= m i n
£r|XGJ\; v6uov
t n n ) eunAnaOnoexai couxoö, w o es um ein ganzheitliches Er-
kennen geht, dem es gleichermaßen um Verstehen und Verwirklichen des Gesetzes
zu tun i s t .
4
Instruktiv ist hier der Vergleich zwi-
schen der Evidenz des Sirachbuches und 2.Chr.13:22, wo vom 'Mi-
1 G.Mayer, Art."Exegese I l ( J u d e n t u m ) " , RAC 6 ( 1 9 6 6 ) :1195. 2 Im Blick auf letztgenannte Stelle vertritt dies auch Cl.Westermann, "Die Begriffe für Fragen und Suchen im A T " , K u D 6 ( 1 9 6 0 ) : 25-28 (andere Belege nennt er nicht für das A T ) . 3
S.dazu H.H.Schaeder, Esra der Schreiber, Tübingen 1930, p.35 (n.l). 4 Vgl.J.Marböck, op.cit. , p . 8 8 ; J.Haspecker, op.cit. , p.224.
Exkurs
zur
'Schriftforschung
drasch des Propheten I d d o
1
1
bei B e n Sira
die Rede ist. Nach T h . W i l l i
1
253
ist 'Mi
drasch' hier noch nicht exegetischer terminus technicus, sondern ein erster "Versuch
zu terminologischer Bestimmung der Geschichts
schreibung". Weil die Wege Gottes in der Geschichte, um die es der Chronik ja geht, nicht immer evident w a r e n , und es deshalb
einer
prophetischen Gabe bedurfte, diese Wege zu erforschen, konnte
eine
Geschichtsquelle wie die Aufzeichnungen des Propheten Iddo ein 'Mi drasch' genannt werden. Der Unterschied zu Sirach liegt auf der Hand:
Interpretierte der Prophet Ereignisse der entfernteren
näheren Vergangenheit, so interpretiert
der Schriftgelehrte
Schrift. Mit anderen Worten: Bezieht sich der prophetische drasch' auf die Geschichte, so der Midrasch des
oder die
'Mi
Schriftgelehrten
auf den Kanon' . Dabei erlaubt das Sirachbuch jeweils nur kleine Einblicke in die exegetische Arbeit des Söfer, da w i r es hier ja weitgehend mit weisheitlichen Seitenzweig seiner Tätigkeit
dem
zu tun haben.^ Im Lauf
dieser Arbeit sind wir schon verschiedentlich
auf bemerkenswerte
Beispiele auslegerischer Arbeit Ben Siras am Alten Testament
ge
stoßen. Erinnert sei hier nur einmal an seine Behandlung des E l terngebots, 3 : 1 - 1 6 , 30-28:7,
4
3
des Gebots der Nächstenliebe
( L v . l 9 : 1 7 f ) , 27:
des Pinehas- und Davidsbundes, 45:23ff,5 aber auch seine
durchaus exegetisch-systematische
Darstellung der at-lichen Prophe
ten^. - Verschiedene kleine Beobachtungen
lassen sich noch machen.
So kann es sein, daß Ben Sira zwar einem bestimmten
1
Th.Willi, Die Chronik als Auslegung, Göttingen 81) u.236f (incl. n . 7 8 ) .
at-lichen
Text
1972, pp.66 (n.
2 V g l . M.Hengel in seiner Rezension von Middendorps Sirachbuch, JSJ 5(1974):84: "Was Ben Sira in seinem Werk vermittelt, ist um fassende 'Lebensweisheit', die jedermann gilt; sie wächst als ein Seitenzweig aus seiner Tätigkeit als Ausleger der Tora und der Pro pheten, die den HauptSchwerpunkt des 'Söfer' bildeten, ähnlich wie später die weisheitlichen Pirqe Abot die in der Mischna gesammelte mündliche Tora 'schmücken', aber keineswegs deren Mittelpunkt dar stellen." 3
S.supra,
pp,132ff.
4
S.supra,
pp.l28ff.
5 S.supra, pp.156-167. 6
S.supra, pp.188-216.
254
Prophetentum
und
Schriftgelehrsamkeit
folgt, ihn aber durch eine thematische Zusammenstellung von Anspie lungen auf andere Referenzen ergänzt. So folgt er in 17:lff grund sätzlich Gen.l, ergänzt aber durch Gedanken, die er von anderen Passagen des AT h e r bezogen hat. Gerne verwendet er auch das exe getische Mittel der E t y m o l o g i e .
1
Ebenso hatten w i r schon A n l a ß ,
auf haggadische Weiterbildungen der at-lichen Überlieferung bei Ben Sira hinzuweisen; so im Zusammenhang mit seiner Behandlung von Henoch, 44:16 u . 4 9 : 1 4 .
2
Vereinzelt
zeigt sich in seiner Exegese
auch schon eine Neigung zur Abstraktion oder gar Spiritualisation; so z.B. in seiner Zusammenfassung
der Wunderzeichen beim Exodus,
45:3a+b (im Anschluß an E x . 7 : 1 4 - 1 1 : 1 0 ) . Bei ihm kommen die Wunder zeichen des Mose "durch das Wort" zustande - und nicht mehr wie in Ex. durch Ausstrecken der Hand, Schlagen mit dem Stab, Werfen von Ruß in die Luft, usw.. In diesem Zusammenhang wäre auch an seine spiritualisierende Interpretation von Dt.16:16 nern, zu der er zwecks Begründung seiner in der Torah k a m .
3
in 32:6-7 zu erin
'Kultisierung der Ethik'
Von einer eigentlichen Allegorisierung der To
rah ist bei Sirach allerdings nichts zu merken - ganz im Unter schied zu seinem jüngeren alexandrinischen Zeitgenossen Aristobulos (ca.175-150 v . C h r . ) , der diese (ihm selbst noch etwas
fremde)
Methode in die Arbeit der Torahaus legung einführt, um Anthropomorphismen im Blick auf Gott w e g z u i n t e r p r e t i e r e n .
4
Bei Sirach
finden
sich solche Anthropomorphismen dagegen noch in ganz unbefangener Verwendung (s.11:12c+21c;
18:24; 23:19; 32:6b+8; 35:13; 39:28d; 42:
1 8 ) ; lediglich S hat sie später tendenziös abgebogen.^ -
Direkte
Zitate aus der Torah finden sich bei Sirach selten. Obwohl A.Eberharter6 lange Listen von Anspielungen, Anlehnungen und Rückbezie-
1
S.supra, p.193 ( n . l ) , zu 46:13; und p.205 ( n . l + n . 2 ) , zu 48:20ff.
2
S.supra,
p.211.
3 S.supra, pp.98f. 4 S. N.Walter, Der Thoraausleger Aristobulos, Berlin 1964, pp. 130-135. Zur Datierung s. M . H e n g e l , Judentum und Hellenismus, pp. 296f, und N.Walter, op.cit., pp.13-18. 5 Zu S s. P.Winter, "The Origins of Ben Sira in Syriac. Part I", VT 27(1977):249. 6
A.Eberharter, Der Kanon des AT zur Zeit des Ben Sira, Münster 1911, pp.6-32.
Exkurs
zur
*Schriftforschung'
bei
Ben
Sira
255
hungen von Sirach auf das AT bietet, lassen sich doch n u r wenige eigentliche Zitate feststellen. J . K . Z i n k im Sirachbuch:
1
sieht folgende
'Zitate'
1:14; 2:18; 15:19; 17:17+27; 20:29; 27:26; 34:16;
36:24; 49:7, wobei er zu diesen (ohnehin nie formal als solche eingeführten)
'Zitaten' auch paraphrasierende Bezüge auf at-liche
Stellen rechnet sowie solche Verse, die nur den Gedanken einer atlichen Referenz wiedergeben, ohne dem Wortlaut
zu folgen. Demge
genüber möchten w i r auf folgende Torahzitate hinweisen: 32:6 (Dt. 16:16); 45:23 (Nu.25:13); und nun auch 24:23 Auch T h . M i d d e n d o r p das A T
1
2
(Dt.33:4).
hat sich mit dem Themenkreis
'Ben Sira und
beschäftigt. Doch bedürfte seine Behandlung, die oft von
hypothetisch
rekonstruierten Vorlagen ausgeht, sich fast prinzi
piell bei Varianten der Version anschließt, deren Wortlaut vom AT am weitesten abweicht, um so sekundäre Rückbiegungen auf das AT zu beweisen, im übrigen häufig Schlüsse auf Grund von argumenta e silentio zieht und - um hellenistische Einflüsse bei Sirach zeigen - oft recht kühne Interpretationen wagt
aufzu
(worauf w i r im Ver
lauf dieser Arbeit schon wiederholt gestoßen s i n d ) , einer eigenen kritischen Einzelüberprüfung, bevor m a n seine Ergebnisse verwer ten könnte.
Wie M a r b ö c k
3
schon gesehen h a t , wird die Frage nach
der Art der Exegese bzw. nach dem Umgang Ben Siras mit dem AT auch nach den hier gebotenen Beobachtungen und Hinweisen - noch weiter ein Gegenstand der Sirachforschung bleiben müssen. (ENDE DES E X K U R S E S ) . Ben
Sira
hat
vom
'Strom
hat
Torahforschung
dieser
seiner
Studium phorisch sers
der
also
vom
- im B i l d
Torah'
sein
weise
Einsicht
ausgedrückt(24:30f) Strom,
den
eigenen
24:30f
'Wasser'
betrieben.
Das
Auslegungsarbeit
selbst
von
war
gesprochen
abgeleitet,
ursprüngliche es,
durch
zu g e w i n n e n , - durch
(Baum)Garten
4
und
d.h., er Ziel
das
bzw.
Ableiten
-
Schrif t- meta
des sein
Was Beet
1
J.K.Zink, The Use of the Old Testament in the Apocrypha (Diss.), Duke University/USA 1963, pp.78-88 (cf.p.192). 2
Th.Middendorp, op.cit., pp.35-91.
3
J.Marböck, op.cit., p.177.
4
Th.Middendorp, op.cit., p.53, meint, hier werde auf das 'Pa-
256
Prophetentum
zu b e w ä s s e r n . 1
ben ,
Schriftgelehrsamkeit
In V . 3 1 c k o m m t
die Wende. Der
den B e n S i r a u r s p r ü n g l i c h
hatte, zum
und
drängt
'Strom',
für sich s e l b s t
über diese enge Begrenzung und d e r S t r o m w i r d
zum
zuvor gebrauchte Bild vom
'Strom' u n d (Vv.25-29)
so wird
angewendet,
es n u n
seinem
d i e er a n g e s i c h t s
quellenden Macht m a g . Dies w i r d seine
(V.31c-d)
'Meer' ist
nicht
in V v . 3 2 f
'Bildung'
hinein
(V.32),
(V.33),
tat seiner
1
nicht
Tätigkeit haben Darauf weist
'Belehrung'
suchen"
alle Leser
Doch wuchs tig an,
"Seht,
sondern
um
(öiöaa-
Sonne
l a s s e n w i l l . Das
seines Buches
'in
Resul
gebliebenen
nun vor
d a ß ich n i c h t
für a l l e ,
ver
Generationen
auf ihn s e l b s t b e s c h r ä n k t
die s i e
Augen.
für m i c h
al
(d.h. W e i s
( V . 3 4 ) . D i e S e q u e n z der V o r g ä n g e
daher klar. Mit dem erlangen,
in k o m m e n d e
hinausstrahlen
er h i n :
lein mich mühte, heit)
d.h. b i s
hervor
Es geht
x a A i a ) , d i e er g l e i c h der L i c h t v e r b r e i t e n d e n die Ferne'
von
Einsicht
zu b e h a l t e n
gemacht:
(naiöeüa/iD 1 n) b z w .
die
s e l b s t ge
ihrer unerwartet
deutlich
hier
auf die
gewonnene
für sich s e l b s t
das
für
Torah
subjektiv
Schriftstudium
Auch
als B i l d
objektive Größe der weisheitsträchtigen dient,
gedacht
h i n a u s . Er wird
'Meer'.
g e w e n d e t : h a t t e es v o r h e r
B e n S i r a bei
'Wassergra
ist
von
Ziel, s e l b s t g e l e h r t e E r k e n n t n i s
hatte der Schriftgelehrte sein Wissen beim
d a ß er es n i c h t
die Torah
Schriftstudium
länger
so
zu
studiert. übermäch
für sich b e h a l t e n
konnte,
1
./. r a d i e s angespielt, das Sirach allerdings allegorisiert ver standen habe. Doch bezeichnet TrapaöeiaoG hier - wie in LXX J e s . 1:30; Jer.36:5; Cant.4:13; Qoh.2:5; 2.Esdr.l2:8; 2.Chr.30:20 - ganz schlicht den Baumgarten, wie auch der parallel gebrauchte xf|TXOQ in V.31 zeigt. Der 'Baumgarten steht hier als Bild für den eigenen Lebensbereich Sirachs. 1
1
Das 'In die Ferne' (V.32) wird von R.Smend, op.cit., p.224, localiter verstanden: "eLQ U0(Kp6v ist natürlich örtlich zu verste hen; gemeint ist wohl die Diaspora". Noch weiter geht J.Marböck, op.cit., p.79, der meint, Ben Sira wolle hier andeuten, daß er auch auf ein Publikum außerhalb Israels unter NichtJuden hoffe. Zu Recht weist dagegen G.Maier, op.cit., p.4l[n.92j, auf den syno nymen Parallelismus zwischen V.32 u.V.33 h i n , der es mit sich bringt, daß SIQ durch E I Q YeveÖQ aiGCJVGJv erklärt wird und folglich temporal zu verstehen ist.
Schriftgelehrsamkeit, sondern
anderen
Inspiration
an d e r g e w o n n e n e n
1
u. Prophetie'
Weisheit
Anteil
257 geben
mußte. Ein g a n z e n t s p r e c h e n d e s den
folgenden
len
4-14):
Aussagen
Muster
des P r o l o g s
"Und w i e es n ö t i g
Schriftgelehrten
ist,
(oi avayivcbaHOvxec)
1
zeigt
sich a u c h
zum S i r a c h b u c h
daß n i c h t n u r selbst
in (Zei-
die
Gebildete
1 Während der Enkel Sirachs in seiner griech. Übersetzung von 38:24 den Söfer mit der Berufsbezeichnung Ypa^uareuG benennt, b e zeichnet er die Schriftgelehrten hier durch das Partizip O L avccyiVGüOKOVXec,, das als charakteristische Tätigkeitsbeschreibung - b e sonders später in der Form des Substantivs 6 <5c\XXY\xaJTnQ - zur Beruf sbezeichnung wurde; v g l . J.H.A.Hart, Ecclesiasticus, pp.241f. Aufschlußreich ist hier ein Vergleich mit der LXX. Während noch in der griech.Übersetzung des kanonischen Esrabuches (LXX = 2.Esdr.) sowohl der einfache 'Schreiber Samsaios bzw. Schimschai (2.Esdr. 4 : 8 f . 1 7 . 2 3 ) , als auch der eigentliche 'Schriftgelehrte' Esra (2. Esdr.7:6.11f .21; cf. Neh. 8:1. 4.9 .13; 12:26+36) jeweils als YPOCUUCXTCVQ bezeichnet werden, differenziert das Pseudepigraphon l.Esdr. hier b e r e i t s , indem es den Schreiber Samaios weiterhin als YpCXUUOr TSVQ (l.Esdr.2 :12f. 19 .25) , Esra dagegen als a\XXYWOXr|£ XOÖ vöuou (l.Esdr.8:8f.19; 9:39.42.49) charakterisiert. Josephus schließt sich diesem Sprachgebrauch an. rpauviaxeuc, ist bei ihm Bezeichnung für den einfachen 'Schreiber' (e.g. Ant.10:58; 11:26; cf.A.Schlatter, Die Theologie des Judentums nach dem Bericht des Josephus, Gütersloh 1932, p . 2 0 0 [ n . l j : "Vom Ypauuaxeuc./lD'ID redet J. nur dann, wenn der Schreiber eine amtliche Funktion ausübte, 'Schreiber des Rats, des Gerichts, des Dorfs, des Tempelhauptmanns'." Schreiber in diesem Sinne sind wohl auch die YpotUlJaxelc TOÖ IGCOÖ, die im Erlaß Antiochus'III, Ant.12:142, figurieren). Esra bezeichnet er hingegen als avayvckrcr\Q XGJV xoö Oeoö vouwv (Ant. 11:123+127). Im übrigen findet Josephus für die Schriftgelehrten entweder Umschreibungen (ol xd vöu-Lya oacptoc. £nicn;oqj£voi xal xf|v XGJV lepojv Ypanuaxojv 6uvau.iv epijnveuoai Ö U V O L U E V O L , Ant.20:264; £&iYrixai XGJV TKxxpicav V 6 V^r Ant. 17:2, cf. Bell. 1:649. Hierher gehören wohl auch die XOJV OapioaCcov Yvopiuoi, Bell.2:411, und die £uneipoi XGJV TiaxpiGJV lepeiQ 6cfT|YOÖuevoL Bell. 2 :417) , oder aber er bezeichnet sie gar wenig schmeichelhaft als oocpioxai (Bell. 1: 648+650; Ant. 17:151+155). Daß 6 OVOCYLVCOOXCOV, das im klass .Griech. einfach den 'Studenten' bezeichnen kann (Plutarch, Alexander 1; Marinus, Vita P r o d i 1 2 + 1 5 ) , bzw. ö <5(^KXYVCL)C^xnC zur Berufsbezeichnung des Schriftgelehrten werden konnte, dürfte neben seinem Schriftstudium, das a\x5cYVarjLQ XOÖ vöuou HCXIxcav Tipocfrixojv neu, xöjv O A A L J V n a x p i o j v ßLßA.Ccjv genannt werden konnte (Prol.Sir., Zeilen 7 - 1 0 ) , vor allem der öffentlichen Gesetzeslehrerfunktion der Priester oder Schriftgelehrten zuzuschreiben sein, die wesentlich im Vorlesen des Gesetzes - verbunden mit exegetischen Erläuterungen - bestand. Josephus beschreibt solche Lesungen in Ant.4:209; 10:63; ll:154f. Nach Philo Apol.pro Jud. 7.11-13, ist die Gesetzeslesung am Sabbat durch die Priester oder Ältesten einschließlich gelegentlicher Gesetzeserklärung allgemein 1
f
258
Prophetentum und Schriftgelehrsamkeit
werden,
L
s o n d e r n d a ß s i e , d i e L e r n e i f r i g e n (OL cpLAouaöeic.) ,
denen d r a u ß e n
(TOLQ
e x x 6 c ) d u r c h d a s , w a s s i e sagen u n d
schreiben, n ü t z l i c h w e r d e n k ö n n e n , s o w u r d e auch m e i n G r o ß v a t e r J e s u s , n a c h d e m e r sich i n t e n s i v d e m S t u d i u m (elc
Tnv dvoLYvcoauv) d e s G e s e t z e s u n d d e r P r o p h e t e n u n d
der ü b r i g e n B ü c h e r d e r V ä t e r g e w i d m e t u n d i n d i e s e n e i -
./. jüdische Praxis (cf. De__^omn 2:127, sowie Quod omn.prob. lib. 82, zur Praxis der E s s e n e r ) . In der frühchristlichen Kirche bildete der Stand der avc5cyvorn:OL die niedrigste klerikale Ordnung unter Bischof, Priester und Diakon. E p i p h a n i u s , Expositio fidei 2 1 , kann diesen Stand mit den YPOCUUaTetc vergleichen (die er nach Anacephalaiosis seu recapitulatio brevis panarii 14, sowie Panarion seu adversus LXXX haereses 1 7 , 1 , durchaus unter die 7 jüdischen Sekten r e c h n e t ! ) : oüx £oriv lepeug 6 a\xxY\xoorris, GOQ YPOMpxueue T O Ö JL
AÖYOU.
1 In den cpiAouaOouvTOG möchte J.H.A.Hart, op.cit. , p . 2 4 0 , die Jünger d e r Schriftgelehrten sehen, die in ihren Wanderjähren 'denen draußen' nützlich sein sollen. V g l . id., p . 2 4 3 , w o er dem Ausdruck cpiAouaönQ "a definite technical significance" zusprechen und als Synonym zu uaöryrne auffassen m ö c h t e , obgleich er eingestehen m u ß , "it possesses also a potential elasticity, in virtue of which it can include the Reader, w h o m m e n counted a finished Scribe, and generally all w h o w e r e ready to learn from any source w h a t e v e r . " Den im allgemeinen recht unspezifischen Charakter von (piAouadilG als allgemeine Bezeichnung für eine lerneifrige Person b z w . eine bildungsbeflissene Geisteshaltung, bestätigt der Wortgebrauch bei Philo, der ja nur wenige Dekaden nach Ben Siras Enkel ebenfalls in Ägypten schrieb (vgl.Leg.alleg.3:93; De post.137f.149; De agr.132. 158; De e b r . 2 3 . 9 4 . 1 6 7 ; De conf.77; De migr.216.221; Quis r e r . 6 3 . » De congr.16.68.125f; De fug.161; De s o m n . l : l l ) . Spätestens von De gig.60f h e r wird dabei klar, daß es u m einen allgemeinen, nicht unbedingt auf Religiöses gerichteten Lerneifer geht. In De mut.66-71 wird dem (piAouOfc&nc, der als (natur)wissenschaftlich G e bildeter vorgestellt w i r d , sogar der mit göttlicher Tugend ausgestattete (cpiAjO)cocp6c gegenübergestellt (cf. auch De spec.leg.3:191).Daß dieses so allgemein den Lern- oder Studiereifrigen bezeichnende Wort im Sirachprolog (Zeile 5 ) den Schriftgelehrten selbst (!) meint - und nicht (wie J.H.A.Hart v e r m u t e t ) dessen Jünger - , geht aus dem untrennbaren Zusammenhang der Zeilen 4 u.5 h e r v o r : 'nicht nur sich selbst' (oö uovov CGUTOueJ sollen sie bilden, 'sondern auch die draußen' (6AAa HalTOtc, £HT6Q) ! Ein völlig unvorbereiteter Wechsel des Subjekts, w i e die These v o n Hart ihn nötig machen w ü r de, scheint inmitten dieser direkten Gegenüberstellung höchst unwahrscheinlich.- Abschließend zu bemerken ist, d a ß das gleiche Wort, das in Zeile 5 den Schriftgelehrten selbst als 'lerneifrig' charakterisiert, schließlich in Zeile 14 auf diejenigen angewandt wird, die als Außenstehende v o n dessen Lehre profitieren. Der allgemeine Charakter des Wortes cpiAonaönc macht dies möglich. 3 1 1
Schriftgelehrsamkeit, ne ausreichende etwas
Fertigkeit
auf B i l d u n g
erlangt hat, dazu
und Weisheit
Bezügliches
durch ein gesetzesgemäßes Auch
richt
seinen Großvater geht
des Enkels über
hervor,
tensiv dem Studium
der heiligen
und Fertigkeit
dann aber auch £HT6C!)
(TOLQ
aus diesem
d a ß sich d e r S c h r i f t g e l e h r t e
Bildung
erweckt
authentischen B e deutlich
zunächst
s e l b s t in-
an l e r n e i f r i g e
Laien
seine aus dem Torahstudium zum
'Prophetenwort
er sich s e l b s t
eingliedern
und sein Wort
1
gewonsetzt
Die Frage er-
in d i e R e i h e d e r P r o als Prophetie
(so S)
verstanden wissen,
oder knüpft
tion
seine Lehre nur vergleichsweise
G)
an u n d s t e l l t
in a n a l o g e N ä h e
er an e i n e a n d e r e
zu d e n P r o p h e t e n s p r ü c h e n ?
rarisch weist
der synonyme
auf
h i n . So, w i e V . 3 2 a
letzteres
weist
("Noch w e i t e r w i l l
leuchten
lassen"),
Vergleich liegt
erwarten,
chen. Woher
aber
Lehre des weisen pheten,
wenn
anknüpft,
Schriftgelehrten
Schon um d u r c h
in f r ü h e r
auf-
einen vor-
also
s o n d e r n n u r vergleizwischen der
und dem Wort der Pro-
an d i e P r o p h e t e n t r a d i t i o n aus einer anderen
Zusammenhang,
an d i e s e r
Quel-
der vom Torahstudi-
priesterlichen
läßt an e i n e n p r i e s t e r l i c h e n Ben S i r a s
seine Lehre
sich der Vergleich
sondern gegebenenfalls
Gedankengang
lite-
ich meine Belehrung w i e Prophe-
er n i c h t d i r e k t
(einer t r a d i t i o n e l l
delt,
einen Vergleich
identifizieren,
le s c h ö p f t ? D e r g a n z e um
Rein
(so
ich B i l d u n g w i e M o r g e n r ö t e
Ben Sira möchte
ergibt
Tradi-
der Vv.32 u.33
w i e er im Text v o n G ja a u c h
ausgießen").
nicht mit Prophetie
Parallelismus
läßt a u c h d e r p a r a l l e l e V . 3 3 a
("Noch w e i t e r w i l l
tenwort
um
d a ß er d a s Erkannte
unsere Aufmerksamkeit.
sich: Möchte
pheten
viel
weitergab.
n e n e L e h r e n u n in B e z i e h u n g
hebt
s i e darauf
Schriften widmete,
zu e r l a n g e n ,
zur w e i s e n E r b a u u n g
Daß Ben Sira diese
(24:33a),
zu verfassen,
Leben noch
mehr vorwärtskämen."
259
gebracht,
( 0 1 (piXoua.deLC.) , w e n n
so d a ß d i e L e r n e i f r i g e n eingingen,
Inspiration u.•Prophetie'
Tätigkeit!)
Hintergrund
Stelle
han-
für d e n
denken.
Zeit w a n d t e m a n sich an den Priester,
ihn G o t t e s W i l l e n
zu e r f r a g e n
(1. Sam. 14 :18f+36f).
260
Prophetentum
und
Schriftgelehrsamkeit
B e s o n d e r s das v o m P r i e s t e r g e h a n d h a b t e L o s o r a k e l , und T h u m m i m
genannt,
w a r e i n M i t t e l , um in
S i t u a t i o n e n und F r a g e n G o t t e s W e i s u n g
konkreten
zu e r h a l t e n
28:30; Lv.8:8; Dt.33:8; 1.Sam.23:2.4.9; die l e t z t g e n a n n t e
Urim
Gerade
daß
sich
28:6).
Stelle, die davon spricht,
(Ex.
1
G o t t v o n Saul w e d e r d u r c h U r i m noch d u r c h P r o p h e t e n fragen ließ, macht deutlich, wie parallel W e i s s a g e n und p r i e s t e r l i c h e s übrigen lichkeit
Orakel
prophetisches
sein k o n n t e n .
Im
scheinen ihre Funktionen aber trotz aller klar auseinandergehalten worden
J e r . 1 8 : 1 8 , w o n a c h die zum W e i s e n und d a s
zu sein
'Torah' zum P r i e s t e r ,
'Wort' zum P r o p h e t e n
der
j.Taan.2:65a;
i.Hör.3:47c).2
h a b e n , w e n n er a n g e s i c h t s
Thummim
"nicht
Doch wird E.Bammel
der b i s l a n g g r o ß e n
einfach versackt
ne S p u r e n h i n t e r l ä ß t , d e t " . ^ Die R i c h t i g k e i t
1
und
48b; t.Sptah
des p r i e s t e r l i c h e n W e i s s a g e n s v e r m u t e t , n a c h dem Exil
(vgl. 'Rat'
(vgl. s c h o n E s r . 2 : 6 3 ; N e h . 7 : 6 5 ;
v o r a l l e m d a n n m . S o t a h 9:12; b . S o t a h
Ähn
gehören).
N a c h d e r j ü d i s c h e n T r a d i t i o n g i n g e n U r i m und im E x i l v e r l o r e n
13:2;
recht
Bedeutung
daß dieses
ist,
sondern
w e n n nicht e i n e F o r t s e t z u n g dieser Vermutung
be
auch sei fin
d ü r f t e sich b e -
1
Priesterliche 'Torah-Erteilung , d.h. Weisung, dürfte z.T. mit dem Werfen des Losorakels verbunden gewesen sein, w i e schon rein sprachlich die Wurzel m andeutet; s.dazu O.Plöger, "Priester und Prophet", ZAW 63( 1 9 5 1 ) : 180: "Die Verbindung von mi'odermin im Sinne von 'unterweisen' bzw. 'Weisung' mit der Bedeutung 'werfen' der gleichen Wurzel m , verweist auf die Einrichtung des Losora k e l s , dessen Handhabung uns ja als ein priesterliches Privileg be gegnet ist." - In der Tempelrolle von Qumran, die auch von der priesterlichen Gottesbefragung durch Urim und Thummim weiß (TR 58: 1 8 - 2 1 ) , wird im Unterschied zu diesem Losorakel die priesterliche 'Torah-Erteilung' als eine dem Torahbuch entnommene Weisung darge stellt (TR 5 6 : 2 f f ) . Dies reflektiert ein späteres Stadium. 7
7
2 Demgegenüber vermutet O.Plöger, op.cit., pp.185+187, ohne nä heren Beleg, eine (frühere) Ablösung des Priesterorakels durch den Prophetenspruch. - Ganz singulär ist die Meinung von Josephus, Ant. 3:217f, wonach das Losorakel 200 Jahre vor seiner Zeit (d.h. zwei te Hälfte des 2.Jhds.v.Chr.) verschwand. Doch zeigt seine Auffas sung der Lose als magisch funkelnde Steine auf den Schultern und der Brusttasche des Hohenpriesters, daß er seine Aussagen über Urim und Thummim nicht auf zuverlässiges Wissen baute. 3 E.Bammel, "'APXIEPEYE IIPODHTEYQN" , ThLZ 79 ( 1954) : 351. Er ver-
Schriftgelehrsamkeit, reits
in
büchern
der auf
verwiesen der
tion
wird.
Heman
und
Nach
und
in
oder
des
Asarja
nisten
rückt
ration
vergleichsweise
findet
sterliche
2
die
sich
1
priesterliche
in
stark
gegen
werden,
(bzw.
in d e n
Sach.l3:2-6
- Polemik
Leviten
den
das
eine
Leviten der
Dienst
Inspiradie
'Priester
kann
Sacharja
Für
261
Chronik-
erscheinen
2.Chr.34:30
des
1
Tempelsänger
genannten
schließlich
(2.Chr.15:1).
und
geschieht
weiter
Josias
geschildert
pheten
ben
35:15);
Priesters
in d e n
prophetischer
Inspiration
Weise
der
geltenden
unter
und
u. Prophetie
Priestern
Parallelstelle
charismatische
gleicher
von
•"'N^J
Jedutun
der
mit
1.Chr.25:1-31
' ' T i n und
Leviten'(!);
Chr.20:14) ganz
Inspiration
in B e g l e i t u n g
Propheten'
che
andeuten,
(vgl.2.Chr.29:30;
2.Kö.23:2
ster
die
"l^fln
als
Asaph,
Betonung
1
Inspiration
als
die
in
und
'Prie-
plötzli-
Jahasiel
(2.
(2.Chr.24:20) wie
die
des
nachexilischen
in ProChro-
levitische)
Inspi-
Vordergrund.
Dane-
scharfe
ekstatische
- wohl
prie-
(vgl.V.6!)
./. weist im Folgenden u . a . auf die Gesichte des Priesterkönigs Judas Makkab'äus (2 .Makk. 11:8; 1 5 : l l f f ) , den mit dem munus triplex aus gestatteten Johann Hyrkan (Josephus Bell.1:68; Ant.13:282f.299; t.Sotah 13:5f; b.Sotah 3 3 a ) , die Verheißung in Jub.31:14 an L e v i , daß seine Nachkommen prophetische Gaben haben w ü r d e n , weiter auf Test.Levi 8, w o Levi selbst das 'Schulterkleid der Weissagung' und die Verheißung empfängt, daß ein als Prophet auftretender König eine lepaxeCa v £ a errichten w e r d e , sowie auf Joh.11:51, w o dem Hohenpriester prophetische Begabung zugesprochen wird. V g l . auch b . Sotah 12b, wonach sogar der ganzen hohenpriesterlichen Familie Prophetengabe zukommt. 1
S.dazu G.v.Rad, Theologie des A T , V o l . I , p p . H 3 f . Auch daß 4Qtest 14 erneut den Zuspruch der Urim und Thummim an die Leviten bekräftigt, dürfte nicht v o n ungefähr sein. Das Weissagungselement im Priestertum hielt sich offenbar beharrlich. 2 Auf priesterliche Herkunft könnte im Zusammenhang schon 13:1 mit seiner Betonung der Reinigung v o n Sünden hinweisen (vgl.1:4; 3:3.4.9; 5:lff; 7:5ff; 9:7; 12:10; 1 3 : 9 ) . Angesichts der Art der Bezugnahme auf Dt.l3:5f und 18:20, sowie der eigenartigen Anwendung v o n Am. 7:14 in Sach.l3:2-6, vermutet R.Meyer, "Art. npocpHTnc,. C) Prophetentum und Propheten im Judentum der hellenistisch-römischen Zeit", ThWB 6(1959):814, "daß dahinter entweder eine orakelgebende Priesterschaft oder ein Kultprophetentum steht, das in den Tempeltraditionen und in dem Gesetzesverständnis der nachexilischen Zeit verankert ist". Hält m a n mit R.K.Harrison, Introduction to the Old Testament, London 1970, pp.950-956, die Einheit des Sa-
262
Prophetentum
und
Schriftgelehrsamkeit
'Lügenprophetentum'.
M a n w i r d a l s o - t r o t z des
v o n Urim und T h u m m i m
- mit einer gewissen
Verlustes
Fortsetzung
•priesterlichen W e i s s a g e n s ' r e c h n e n d ü r f e n . Dies w a r
zu-
n ä c h s t w o h l n o c h v e r b u n d e n m i t der A n n a h m e d i r e k t e r prophetischer
I n s p i r a t i o n bei P r i e s t e r n und L e v i t e n
seits, und m i t g e l e g e n t l i c h e r sche P r o p h e t e n t u m
auf d e r a n d e r e n
Bei B e n Sira b e f i n d e t noch w e i t e r
P o l e m i k g e g e n das
zwei M e r k m a l e b e s o n d e r s
Seite.
sich die E n t w i c k l u n g
fortgeschrittenen
einer-
ekstati-
Stadium.
Dabei
in
einem
treten
hervor:
1) Zum e i n e n hat m a n aus d e m V e r l u s t
der Urim
und
Thummim
K o n s e q u e n z e n g e z o g e n und an die S t e l l e der
kellose
zum O f f e n b a r u n g s e m p f a n g
die geordnete
Ora-
Schrift-
forschung g e s e t z t . E i n e n w e r t v o l l e n H i n w e i s
diesbezüg-
lich b i e t e t
in 3 6 : 3 :
das b e z e i c h n e n d e D i k t u m S i r a c h s
"Ein v e r s t ä n d i g e r M a n n v e r s t e h t ^ das W o r t , und die T o r a h ist für ihn z u v e r l ä s s i g w i e d i e B e fragung der L o s e . " 2
Dieser V e r s g e h ö r t 14-36:6),
zu d e n K e r n s ä t z e n e i n e r P e r i k o p e
d i e sich m i t d e r g e s e t z e s b e s t i m m t e n
des g o t t e s f ü r c h t i g e n W e i s e n schäftigt.
(im G e g e n s a t z
In zwei D u r c h g ä n g e n
folgt d a b e i
Existenz
zum T o r e n ) b e jeweils
aus 4 D i s t i c h e n b e s t e h e n d e n G r u n d s a t z a u s f ü h r u n g Gottesfurcht
und G e s e t z e s e i f e r
eine a l l g e m e i n e w e i s h e i t l i c h e
(35:14-17 und Paränese
(35:
einer
über
35:24-36:3)
(35:18-23 und 36:
./. charjabuches für möglich, so würden sich die entsprechenden Aussagen auch von Sacharja selbst her verstehen lassen, der ja Priester war (vgl. Sach.1:1+7 mit Neh.12:4+16) und evtl.zu den Propheten am Kultort gehörte (Sach.7:3f). Hinsichtlich des Verbums folgt der Text H 121 l ' Z P ) statt G ( £ u T U O T e u a e i Aoycp) , dessen Auslassung des Gottesnamens jedoch ursprünglich sein dürfte. 1
2 In der zweiten Hälfte von V.3b ist H zerstört und weist eine Lücke auf. G ist eindeutig: (6 V O U O Q cdJTCp) T I I O T O Q G £ £pa)Tnua. 6r\In der gesamten Perikope 35:14-36:6 macht sich bei S die sekundäre christliche Überarbeitung bemerkbar, die alle positiven Aussagen über das Gesetz abbiegt oder (so auch V.3) ausläßt; s.dazu M.M.Winter, "The Origins of Ben Sira in Syriac (Part II)", VT 27(1977):494-497.
Schriftgelehrsamkeit, 4-6). 17)
Bezeichnend
(V.14a);
wie:
"wer
füllt"
(V.15a); und: (H; V . 1 6 a ) .
sich
in d i e s e r
Denken sich
Perikope
strophe ob B e n
36:3
als
den
und
somit
und
dem
er
bunden
1
von
als
Phänomen
in s e i n e m
39:6
ob b e i d e
Denken
her b e s t e h e n .
ein erst noch
das
stark
jung
fügt
Grundsatz-
muß
dabei, dem
bewußt
zwischen
noch 2
der
vom iden-
aus
der
Es
Phänomen
Bereiche, relativ ist
durch ist,
den
wie wir
unverzu
Schrift-
sie bei
Hellenismus
so d a ß e i n e
der
aus
ja d a m i t
von traditionellem
und W e i s h e i t s l e h r e r t u m ,
finden,
er-
Inspirationsvorstellung^
oder
daß die Verbindung
gelehrten-
sachtes
zweiten
in V . 3 a m i t
Synthese
bezogenen
nebeneinander
rechnen,
rach
der
Weisen
vollzieht,
schöpft,
wie
Denken
eher p r i e s t e r l i c h - s c h r i f t g e l e h r t e n
Torahforschung denen
eine
Bil-
davon
versteht
deutlich,
In d i e s e s
ouvexöc
Ttveöuct ouv£oecoc, e r f ü l l t e n tifiziert
wird
ein. Offenbleiben
avöpomoc,
Weisheitstradition
(35:14-
priesterlich-schriftgelehrtes
dürfte.
gut
263
(H), erlangt
fürchtet,
hier wird
Schlußsentenz
(35:24-36:3) Sira
sucht
erforscht,
"wer J a h w e
Schon
wiederspiegeln
auch
"Wer Gott
das G e s e t z
Recht"
u.'Prophetie'
erste G r u n d s a t z S t r o p h e
für d i e
sind A u s s a g e n
dung"
Inspiration
Si-
verur-
gründliche
S.supra, pp.235-240.
2 M . L ö h r , op.cit., pp.106+114, setzt eine Verschmelzung beider Bereiche v o r a u s , wenn er das Erfülltwerden des Söfer mit dem Geist der Einsicht (39:6) mit dem Hinweis erklärt, 24:30-34 zeige, "wie der inspiratorische Vorgang erlebt werden konnte...: Beim Studium der Tora...(kam) der 'Geist des Begreifens'...über ihn" ( p . 1 0 6 ) . Von daher kann er dann vermuten, daß "bei Sirach die Inspiration mit dem Sich-Erschließen der Tora identisch sein wird", und gar folgern: "Das Studium und die Bemühung der fcchriftgelehrten Arbeit sind offenbar als eine Art 'praeparatio ad infusionem Spiritus Sancti' zu verstehen!...Das 'Ich' von Sir.24,30-34 ist das des vorbildlichen M a n n e s , der sich durch entsagungsvolle Versenkung in die Tora zum Empfang des Gottesgeistes bereitet und ihn empfangen hat" ( p . 1 1 4 ) . Unter der Hand ist Sirach in diesem Gebäude aufeinandergebauter Hypothesen zum Mystiker geworden! Doch scheint Lohr gar nicht zu beachten, daß der traditionsgeschichtliche Herkunftsbereich der Inspirationsvorstellung einerseits und des Toraherforschens andererseits ja jeweils ganz verschieden ist (Weisheitstradition und P r i e s t e r t u m ) , und bisher durchaus nichts klar darauf hinweist, daß bei Sirach beide Bereiche schon eine echte Synthese eingegangen sind.
26 4
Prophetentum
und d u r c h r e f l e k t i e r t e E l e m e n t e n o c h nicht K a n n aber nicht
Schriftauslegung
ständnisses
1
gegenseitige Durchdringung
v o n I n s p i r a t i o n und
(36:3a) als ein m i t dem
schung
2:2),
bei P h i l o
Vers
in Q u m r a n
(j.Chaq.2:1)
Zeit die T o r a h e r k e n n t n i s
Verlust
Schriftfor
Schrifterkenntnis) bei
beim
(lQpHab 7 : 1 - 5 :
(s.De S o m n . 2 : 2 5 2 ) u n d
getreten
zu H a b .
w o h l a u c h bei
findet.
d a ß zu B e n
Siras
ehemaligen
Bedauern über
w i e einst das u n z w e i d e u t i g e L o s o r a k e l
Priester Auskunft
ü b e r G o t t e s W i l l e n gab,
sich n u n dem v e r s t ä n d i g e n
Jo-
1
an die S t e l l e d e s
ist. Keinerlei
Dani 'Leh
der U r i m und T h u m m i m w i r d h ö r b a r . G e r a d e
verlässig,
Ver als
Entsprechend
u.29:10),
36:3b zeigt d a n n d e u t l i c h ,
Losorakels
ist.
in der A p o k a l y p t i k
( D a . 9 : 1 - 3 . 2 0 - 2 7 : zu J e r . 2 5 : l l f
chanan ben Zakkai
und d a m i t
'kontemplativer'
(= p r o p h e t i s c h - i n s p i r i e r t e r
rer der G e r e c h t i g k e i t '
'ver
ob m a n bei B e n Sira m i t dem Phä
oder
r e c h n e n d a r f , w i e sie sich el
so m u ß
'Geist des
Schriftgelehrter
unsicher,
'pneumatischer'
den
ob der das W o r t v e r s t e h e n d e
ein i n s p i r i e r t e r A u s l e g e r a n z u s e h e n
nomen
darf.
priesterlicher
bei B e n S i r a g e r e c h n e t w e r d e n ,
erfüllter
ist es v ö l l i g
beider
einfach vorausgesetzt werden
bleiben,
ständige Mann'
Schriftgelehrsamkeit
sicher mit einer Synthese zwischen
Vorstellungsbereichen
dahingestellt
und
Schriftforscher
den so
zu
dem
erschließt die
Torah.
Und w i e einst e i n e g e w i s s e A n a l o g i e z w i s c h e n
priester
l i c h e m W e i s s a g e n auf G r u n d
Offenba
rungswort
der P r o p h e t e n b e s t a n d ,
erkenntnis produzierende zwar nicht
des L o s e s und dem
identische,
diesem Hintergrund
so sind auch nun L e h r
Schriftforschung
und
Prophetie
aber vergleichbare Größen.
wird die Aussage von
24:33
Auf
("Noch
Zu diesen Beispielen, s.R.Meyer, Art. "npocprVcnS > ThWB 6(1959): 820-825, der zwischen der sublimen Ekstase im Zusammenhang mit kon templativer Schriftbetrachtung und dem echten Ekstatikertum unter scheidet. Doch ist es eher unwahrscheinlich, daß Ben Sira selbst diese sublime Ekstase mit seiner Torahforschung verbunden hat und folglich als prophetisch inspirierter Ausleger im Sinn der Qumransekte gelten w i l l . Nichts in seinem Buch würde darauf hinweisen. 1
11
Schriftgelehrsamkeit, weiter will gießen")
Inspiration
1
u. Prophetie'
ich m e i n e B e l e h r u n g w i e P r o p h e t e n w o r t
in ihrem K o n t e x t v o l l
2) Zum a n d e r e n
ist f o l g e n d e s
zu b e a c h t e n . W ä h r e n d
dem C h r o n i s t e n n o c h als p r o p h e t i s c h
nirgends
auftreten konnten,
bezieht
in a n a l o g e N ä h e
tischen
sich B e n
seine Lehre
zur P r o p h e t i e
Inspiration
nicht direkt
einst
aufkam.
(24:33)
in A n a l o g i e
( 3 9 : 6 ) , das zur
an,
Die F r a g e b l e i b t : Warum nimmt sich k ü h n
er die
im d r e i f a c h e n Amt
als her.
W e i s e n und P r o p h e t e n
tieren,
in B e z u g auf
stehen? Die Antwort
nem V e r s t ä n d n i s
der b i b l i s c h e n P r o p h e t i e h e r
2
daß nach Sirachs Auffassung umgrenzten geschichtlichen zwischen der
1
priesterli zu p r ä s e n
Dort h a t t e sich
ergeben, dieses ergeben,
die Propheten einen
klar
A u f t r a g h a t t e n . In d e r
•Priestertrilogie
bei
d ü r f t e sich v o n sei
w i e w i r es w e i t e r o b e n im z w e i t e n P a r a g r a p h e n analysiert h a b e n .
kommt Weis
l e t z t e r e s Amt
vagen Analogien
Kapitels
in der W ü s t e '
Zeit
(Mose,
ron, P i n e h a s ) und dem A n b r u c h der H i e r o k r a t i e n a c h Exil hatten
sie d i e K o n t i n u i t ä t
r e n . D a n n w a r ihre S e n d u n g dieserart
begrenzten,
ten h e r ist es k l a r ,
des V ä t e r e r b e s
Sendung der
d a ß B e n Sira sich selbst
Aa dem
zu w a h
e r f ü l l t . V o n der S c h a u
spezifischen
er
Gelegenheit als
chen Schriftgelehrten, sondern bleibt
prophe
sondern
von der p r i e s t e r l i c h e n ,
h e i t s l e h r e r v o n der c h o k m a t i s c h e n T r a d i t i o n
nicht wahr,
oder
In b e i d e n F ä l l e n k n ü p f t
an die P r o p h e t e n b e w e g u n g
als S c h r i f t g e l e h r t e r
Sira
höchstens
sich auf ein I n s p i r a t i o n s v e r s t ä n d n i s
in der W e i s h e i t s t r a d i t i o n
-
nach
I n s p i r i e r t e b z w . als
bezeichnet
als P r o p h e t e n . Er rückt
vergleichend
aus
verständlich.
w i e w i r w e i t e r o b e n sahen - P r i e s t e r und L e v i t e n
Propheten
265
einer
Prophe nicht
1 Ist diese Sicht der Dinge richtig, so wird die These von J. Wellhausen, Die Pharisäer und die Sadduzäer, Göttingen 1967^, pp. 12f, problematisch, nach der er die Entstehung des Schriftgelehr tentums prinzipiell aus einem Zusammenfließen priesterlicher und prophetischer Elemente erklären w i l l . 2
S.supra,
pp.188-216.
266
Prophetentum
und
Schriftgelehrsamkeit
m e h r als P r o p h e t e n b e t r a c h t e n k o n n t e . 1 M i t G . M a i e r einem
"lebendigen prophetischen
das Ben Sira m i t Q u m r a n t e i l e , v o n selbst
2
Bewußtsein" dürfte
zu
sich v o n
stellt
sich n o c h e i n e
Frage. Inwiefern kann angesichts dessen, als S c h r i f t g e l e h r t e r
letzte
daß Ben
an p r i e s t e r l i c h e und
nicht a b e r an p r o p h e t i s c h e T r a d i t i o n e n
Sira
weisheitliche,
anknüpft,
h i n die a l l g e m e i n v e r t r e t e n e T h e s e a u f r e c h t
ten
daher
verbieten.
Vor diesem Hintergrund
werden,
von
sprechen,
weiter
erhalten
daß die Schriftgelehrten Nachfolger der
Prophe
seien? Grundlegend
für d i e s e T h e s e ist d i e E v i d e n z des
rab
b i n i s c h e n J u d e n t u m s , n a c h dem d i e P r o p h e t e n v o n
den
schriftgelehrten
hierher
(= bis
Chakamim abgelöst wurden:
z.Zt. A l e x a n d e r s
"Bis
des G r o ß e n ) h a b e n d i e
Propheten
im H e i l i g e n G e i s t g e w e i s s a g t . V o n da an und w e i t e r ge d e i n O h r u n d h ö r e auf d i e W o r t e d e r W e i s e n " Olam R a b b a
3 0 ) . Deutlich wird dieses Dogma auch
Sprachgebrauch
der T a r g u m e . In T a r q . J o n a t h a n
10:5-12 t r i t t statt d e r im G r u n d t e x t
1
zu
genannten
nei
(Seder im l.Sam. Gruppe
Hier zeigt sich eine Parallele zwischen Ben Sira und Josephus. Wie J.Blenkinsopp, "Prophecy and Priesthood in Josephus", JJS 25 (1974):240+246, beobachtet hat, reserviert Josephus den Begriff 'Prophet' für die kanonischen Propheten und muß entsprechend für sich selbst angesichts seiner 'prophetischen' Begabung und für ähn liche Persönlichkeiten der nach-kanonischen Zeit entweder Synonyme zum Begriff 'Prophet' verwenden, oder sich auf die Beschreibung der entsprechenden Phänomene beschränken, ohne diese auf den Be griff zu bringen. S.dazu auch R.Leivestad, "Das Dogma von der pro phetenlosen Zeit", NTS 19(1972/73):295. - Abgesehen von dieser Pa rallele geht Josephus in seinem persönlichen 'prophetischen' Selbst bewußtsein und in Bezug auf das Spektrum seiner entsprechenden Fä higkeiten weit über Sirach hinaus. In Bell.3:351-354, wo er seine prophetische Begabung betont in Zusammenhang mit seinem Priester tum bringt, beansprucht er für sich die Gabe des Offenbarungsem pfangs durch Träume, Traumdeutung, Auslegung verhüllter Gottessprü che und durch inspirierte Schriftauslegung, woraus er sich in die Lage versetzt sah, die Zukunft vorauszusagen. Blenkinsopp, op.cit., p.241, vermutet zudem, daß Josephus in Analogie zu den traditionell von Propheten verfaßten at-lichen Geschichtsbüchern als Schreiber eines Geschichtswerkes nun selbst auch mit prophetischer Inspira tion rechnete. 2
G.Maier, op.cit., p.163.
Schriftgelehrsamkeit, von
'Propheten'
lehrter'
7
(N "IDD
Inspiration
7
(M: 0 N 2 J 7
7
ny D)
*72n)
1
u. Prophetie•
eine Gruppe
im T a r g u m ,
sich
Zwei G r ü n d e
zu s p ä t e r e r Zeit
zu J e r . 2 6 : 7 + 1 1 zeichnen
durch dieses
Literatur
Schema
die
"Mose empfing
das Gesetz vom
nern der Großen
man
Kontinuität
1
d e r heils
w a h r e n . D a s w i r d in
der P i r g e A b o t h
deutlich:
Sinai und ü b e r g a b und die
und d i e P r o p h e t e n ü b e r g a b e n Synagoge"
29:1.
a b . Zum e i n e n w o l l t e
(übergab es) den Ä l t e s t e n
den P r o p h e t e n ,
und
jü-
lückenlose
Einführungssatz
ansah,
sich in d e r
Überlieferungskette
dem b e k a n n t e n
(m.Aboth
es Josua,
Ältesten es d e n
1 : 1 ) . Mit den
n e r n der G r o ß e n S y n a g o g e ,
d i e die T r a d i t i o n v o n
Propheten
zweifellos
übernahmen,
Rabbinen gemeint. kanonischen
So w i r d
sche Dogma von der als
die Kluft
P r o p h e t e n und d e n
nahtlos geschlossen.
pheten
sind
'prophetenlosen nach
Män 'Män den
die Vorväter
zwischen den
schriftgelehrten
Zum a n d e r e n
Sprachrohr Gottes
1 KW HNn).
hebr.Vor
als E p i g o n e n d e r P r o p h e t e n
Dogma
'Ist
'Schriftgelehrte'
daß man
in T a r g . J o n a t h a n
geschichtlichen
und J o s u a
in der
für d i e s e s
disch-rabbinischen
1 7
(N "IDD:i
der
'Propheten' d u r c h
die darauf hinweist,
die Schriftgelehrten findet
Ersetzung
laut:
7
Saul a u c h u n t e r d e n S c h r i f t g e l e h r t e n ? '
lage auftauchenden
'Schriftge
auf, u n d d i e F r a g e w i r d
Eine ähnlich bezeichnende
267
forderte das
der
letzten
Rabbinen rabbini-
Zeit'l, daß die
Pro
i h r e m V e r s c h w i n d e n un
mittelbar
d u r c h n e u e , d e n W i l l e n G o t t e s k u n d m a c h e n d e Au
toritäten
abgelöst wurden,
religiösen (vgl. Auf
Führer
sollte
entbehrenden
d a z u das o b i g e
Zitat
immer w i e d e r
einer
alle
werden
aus S e d e r O l a m R a b b a 3 0 ) .
diese rabbinische Evidenz
Akzentverschiebungen
nicht mit
Epoche gerechnet
hat m a n
- mit
- a u c h in der n e u e r e n
gewissen Judaistik
aufgebaut.^
1
S.dazu R.Leivestad, "Das Dogma von der prophetenlosen Zeit", NTS 19(1972/73):288-299. Besonders deutlich wird dies in t.Sotah 13:2 : "Als Haggai, Sacharja und Maleachi, die letzten Propheten, gestorben waren, schwand der Heilige Geist aus Israel; gleichwohl ließ m a n sie die Bath Qol hören." 2
A.Guttmann, Rabbinic Judaism in the Making, Detroit
1970, pp.
26 8
Prophetentum
Geht
man
mentlichen
von
den
Zeit
ten
Bild, kann.
der
Schriftgelehrte
Zusätzlich
dessen
Schriftgelehrsamkeit
historischen
aus,
den
und
so k o m m t
Linienführung
und
weise
angesichts
bei
repräsentierten der
Die
für
hatten
geschichtliche abgelöst bahnt
Funktion
worden.
sich
einem nur
hier
dem v o n
angedeutet
Das
ihn und
in
sind
er
wer auch
Tradition. Sira
beschrie
(möglicher
Berufsbild
der
auf.
a b g e g r e n z t e heils
dann von
von
steht
Herausforderung)
sein
ihre klar
Dogma
an. Nur
Ben
- nimmt
intertesta-
modifizier
PriesterStaat
hellenistischen Elemente
Zeit
hier
Söfer
starke weisheitliche Propheten
zu
der
in d e r p r i e s t e r l i c h e n
sahen wir
benen
tie
man
Im v o r m a k k a b ä i s e h e n
- so
Quellen
der
Hierokra
prophetenlosen
vergleichend
kann
sich
der
./. 3+29, sieht ein durchgehendes antagonistisches Schema zwi schen 'Laien' und Priestern: bis zur persischen Periode seien Prie ster und Propheten im Kampf gelegen; dann hätten die Laienschriftgelehrten letztere abgelöst und mit mehr Erfolg als jene eine Ba stion gegen die Priester aufgebaut. Ausgehend von den Rabbinica ist hier sowohl die unmittelbare Ablösung der Propheten durch die Söfe rim vorausgesetzt, als auch der nicht-priesterliche Laiencharakter letzterer. Beide Voraussetzungen wären besser anhand der intertestamentlichen Evidenz gründlich überprüft worden! - Nach A . F i n k e l , The Pharisees and the Teacher of Nazareth, Leiden 1964, pp.20f, be ginnt der Schriftgelehrte von Esra an, den Propheten in seinen Auf gaben zu ersetzen, wobei sich Parallelen und Differenzen ergeben: "The Sofer is not like his forerunner, the N a b i , w h o can communicate directly with God; rather can he resort to explanations and interpretations of God's law... Since the scribe replaced the prophet, Ezra, w h o is a scribe, admonishes and calls for repentance as did his predecessors, the p r o p h e t s . " - Andere sehen eine Konti nuität zwischen Prophet und Schriftgelehrten auf Grund gewisser analoger Funktionen, nicht aber auf Grund eines direkten Nachfolge verhältnisses. So J.Wellhausen, op.cit., p.26 (beide waren 'Privat personen und ohne öffentliche Ämter' - eine These, die sich hin sichtlich der Position der S ö f r i m in der Hierokratie durchaus b e streiten läßt! - und beide konnten nicht auf äußere, sondern nur auf moralische Macht b a u e n ) ; oder auch J.Jeremias, Jerusalem zur Zeit Jesu, Berlin 1963 , pp.274f; u. icL_, Art. "rpOHuaTEUC," , ThWB 1(T933):741, nach dem die Schriftgelehrten "in soziologischer Hinsicht ...die unmittelbaren Nachfolger der Propheten" sind: wie jene b e saßen sie esoterische Kenntnisse, hatten Jünger und waren zu ihrem Amt nicht durch Abstammung prädestiniert. Doch selbst hier gilt es, sich den Blick nicht durch die Rabbinica auf die Kontinuität zwi schen Propheten und S ö f r i m fixieren zu lassen. Ben Sira als 'Kron zeuge' der vormakkabäisehen Schriftgelehrten lenkt unseren Blick jedenfalls eher auf priesterliche und weisheitliche Quellen! e
3
e
Schriftgelehrsamkeit, weise
Schriftgelehrte
Inspiration
im B l i c k auf
s e i n e aus der O f f e n b a r u n g
1
u. Prophetie
1
s e i n e I n s p i r a t i o n und
(d.h. in s e i n e m F a l l : aus
Torah) g e w o n n e n e L e h r e d e n P r o p h e t e n a n n ä h e r n . Zum f o l g e r der P r o p h e t e n ' m a c h t Einen bedeutenden
ihn das aber
Einschnitt
w o b e i G e s e t z und K u l t u s lenismus
zum O p f e r
war wohl
"die M e h r h e i t
Laienkreise
in d e r G e f a h r
standen,
der F o l g e e b e n f a l l s
(Chasidim,
B.Gärtner^
Priesterschaft, auch und in
Qumrangemeinde ei
(Regie
lagen wesentlich
"The r e l i g i o u s
between the Maccabean period
der
Judentum noch
so b r a c h d i e s e E i n h e i t n u n
schreibt:
2
in der H i e r o k r a t i e
Kultus und Schriftforschung
Priesterhand),
Hel
Vertrauens
später Pharisäer),
d i e S e p a r a t i o n der
nen einheitlichen Mittelpunkt
dem
Laienadels"^
E i f e r für das G e s e t z ,
vom T e m p e l . H a t t e das v o r m a k k a b ä i s c h e
rung,
und
Reformversuch
des P r i e s t e r - und
der a l t e n J e r u s a l e m e r
erfaßte
Entwicklung
Reformversuchs
zu f a l l e n . An d i e s e m
ein stark erwachender
'Nach
in P a l ä s t i n a -175-164 v . C h r . ,
b e t e i l i g t . D i e F o l g e der K r i s e w a r e n : ein bruch hinsichtlich
der
nicht.
erlitt die
d u r c h d i e Zeit des h e l l e n i s t i s c h e n der syrischen Religionsnot
269
in
auseinander.
l i f e of t h e
Jews
and the t i m e of the
a f t e r A . D . 7 0 h a d t w o f o c i : t h e w o r s h i p of t h e
Rabbis
temple
and t h e L a w . T h e L a w c a m e g r a d u a l l y to o c c u p y a m o r e prominent
position,
resulting
in a d i m i n u t i o n
i n f l u e n c e of the p r i e s t s and t h e e m e r g e n c e of scribes
as the l e a d e r s of t h e p e o p l e . "
bewegung, trierte Laien
1
2
Qumrankonzen
Streben von Priestern
(CD 6:2-7:5) auf d i e T o r a h , w o b e i
the
the
In der
die streng vom Tempel getrennt w a r /
s i c h das r e l i g i ö s e
of
und
sich das schrift-
M.Hengel, op.cit., p.505. Ibid., pp.557-564.
3 B.Gärtner, The Temple and the Community in Qumran and the New Testament, Cambridge 1965, p.18. ^ Im Grunde war diese Situation schon ganz ähnlich, wie bei den Rabbinen nach der Zerstörung des Tempels 70 n.Chr.; s.J.Neusner, Early Rabbinic Judaism, Leiden 1975, pp.39f.
270
Prophetentum
und
Schriftgelehrsamkeit
g e l e h r t e F o r s c h e n n u n b e t o n t mit
kontemplativ-propheti
scher Einsicht verbinden k o n n t e . D i e
stärkste
g u n g der L a i e n s c h r i f t g e l e h r s a m k e i t
sich a b e r
fand
in den K r e i s e n der P h a r i s ä e r . O b w o h l
Bewe wohl
sie eine s t a r k
priesterlichem Heiligkeitsdenken
(wohl u n t e r
ausschlaggebendem
Einfluß) geprägte
priesterlichen
von
anfänglich Be
w e g u n g w a r e n , h e r r s c h t e h i e r d o c h klar d a s L a i e n t u m vor. D e r Bruch m i t dem h o h e n p r i e s t e r l i c h e n
H a s m o n ä e r h a u s , das
mit dem P r i e s t e r a d e l v e r b ü n d e t w a r , u n t e r A l e x a n d e r näus
(cf. b . Q i d . 6 6 a r
15-19),
Josephus Ant.13:372ff;
sowie die Gegensätze
stokratie geformten
zu der aus der
Sadduzäerpartei,
Jan-
Ps.Sal.17: Priesterari
dürfte eine
Laien
bewegung wie die Pharisäer dazu veranlaßt haben,
das
eigene S c h r i f t g e l e h r t e n t u m
zu d e n
(in der R e g e l e b e n f a l l s darzustellen
und
als N a c h f o l g e b e w e g u n g
nicht-priesterlichen)
so d i e T a t s a c h e
ster w a r . Es ist a l s o zu v e r m u t e n , Schriftgelehrten pheten,
Propheten
zu ü b e r s p i e l e n ,
sprünglich die Schriftgelehrsamkeit
Privileg
d a ß ur
der
Prie
daß die These,
die
s e i e n d i e l e g i t i m e n N a c h f o l g e r der Pro
eine pharisäisch-rabbinische
Ben Sira, d e r S c h r i f t g e l e h r t e r in der v o r m a k k a b ä i s e h e n
Konstruktion
und
ist.
Weisheitslehrer
Hierokratie war, bietet
hier
noch ein a n d e r e s B i l d . Er s e l b s t k n ü p f t e an p r i e s t e r l i che und w e i s h e i t l i c h e wisser Parallelen
Traditionen
ruf - in d e n P r o p h e t e n der Kontinuität
an und sah - t r o t z ge
zu s e i n e m e i g e n e n
Schriftgelehrtenbe
eine Bewegung,
des V ä t e r e r b e s
die in d e r
eine wichtige
f ü h r e r n M o s e , A a r o n und P i n e h a s Hierokratie,
in der W ü s t e und
damit a b e r a u c h ihr
fand. In d i e s e p r i e s t e r l i c h e H i e r o k r a t i e Schriftgelehrsamkeit
e i n g e b e t t e t und d e m o n s t r i e r t e ,
un
Chokmah,
einer hellenistischen,
S.dazu R.Meyer, Art.
der Ende die
Israels W e i s
bildungsbewußten
Umwelt.
1
Volks
aber blieb
ter A u f n a h m e d e r t r a d i t i o n e l l e n heit g e g e n ü b e r
Wahrung
Überbrük-
kungsfunktion hatte zwischen den priesterlichen
nachexilischen
"npocpHTnc," > ThWB 6(1959) :821. ThWB 9(1973):15f.
2 S.dazu R.Meyer, Art. "«Ecpiomoc,",
2
271
Kapitel
4:
SCHRIFTGELEHRSAMKEIT VOLKSERZIEHUNG
§ 1:
BEI BEN
WEISHEITLICHE
SIRA.
Einführung
Wir haben
in d i e s e r A r b e i t Ben Sira als e i n e n
gelehrten kennengelernt, hängigkeit
UND
der m i t e i n e r g e w i s s e n
des W o h l s t a n d e s ,
d i e A r m e n und m a c h t
sich wiederholt
t e r d r ü c k t e n und u n g e r e c h t als S c h r i f t g e l e h r t e r
seine
Urteil
über
zum A n w a l t d e r
B e h a n d e l t e n . Er selbst
keine erwerbseinbringende
nötig. Diese seine Berufsfreiheit
uns auf d e m H i n t e r g r u n d ,
Er kennt
aber a u c h
G e f a h r e n . Er hat ein e r s t a u n l i c h p o s i t i v e s
tätigkeit
Unab
s o w o h l arm als r e i c h g e g e n ü b e r s t e h t .
die A n n e h m l i c h k e i t e n
Schrift
hat
Berufs
haben
daß G e s e t z e s s t u d i u m
wir
und Schrif t>
f o r s c h u n g t r a d i t i o n e l l P r i e s t e r n o b l a g e n , m i t der zu e r k l ä r e n g e s u c h t , ster w a r , der
d a ß er als S c h r i f t g e l e h r t e r
in g e w i s s e m
Sinn ü b e r d e r
sozialen Gesellschaftspolarisation stehen k o n n t e , v o n A b g a b e n um h a b e n und es zudem gen k o n n t e
(Kap.I,
reich
l e b t e und so M u ß e zum
Studi brin
§§1-2).
verband,
m u ß t e im F o l g e n d e n am
M a t e r i a l des S i r a c h b u c h e s
auf
mit
hin überprüft werden. Diese völlig
dem
gesamten
relevanten
ihre M ö g l i c h k e i t
ließ d i e für ein W e i s h e i t s b u c h 'Kultfreudigkeit'
Prie
zu e i n e m g e w i s s e n W o h l s t a n d
für d i e F r a g e nach P r i e s t e r t u m und K u l t u s
scheinlichkeit
These
wirtschaftlich
v o n arm und
Unsere These, die sein Schriftgelehrtentum Priesterstand
Un
und Wahr
Untersuchung
überraschende
Ben Siras klar ersichtlich werden
bestätigte
in d e n v e r s c h i e d e n e n
rachtexten
immer w i e d e r d i e g r o ß e B e d e u t u n g ,
A u t o r dem P r i e s t e r t u m und K u l t u s nen makellosen Opferdienst
Einzelanalysen von
zumißt.
die
Im Kampf
k a n n er zwar d i e
und Si
der um e i
notwendige
272
Schriftgelehrsamkeit
ethische Tadellosigkeit
und
Volkserziehung
der O p f e r n d e n
so b e t o n e n ,
der E t h i k selbst q u a s i - k u l t i s c h e Q u a l i t ä t d i e s e n e b e n dem e i g e n t l i c h e n K u l t h a n d e l n sen E i g e n w e r t i g k e i t eines durchgehend
gelangen kann. Aber
Priesterverehrung
zukommen
im ü b r i g e n
sozialen Rangstufe
in P a r a l l e l e
und
zu e i n e r g e w i s
d e u t l i c h : O b B e n Sira nun d i e
an d i e S p i t z e s e i n e r
daß
wird
Priester
stellt o d e r
zur G o t t e s v e r e h r u n g
die setzt,
o b er für e i n e n G o t t w o h l g e f ä l l i g e n O p f e r d i e n s t
eifert
oder u.a. bewußt religiös-kultisches
Krank
Handeln
heitsfall verlangt,
ob er d e n P r i e s t e r n das
recht
sie das d a v i d i s c h e
z u s p r i c h t und
übernehmen
im
Herrschafts
Herrschaftserbe
läßt o d e r d e n b i b l i s c h e n P r o p h e t e n
brückungsfunktion
(aber d o c h nur d a s i )
der a r c h a i s c h e n P r i e s t e r h e r r l i c h k e i t
e i n e Über-
zuweist
zwischen
eines Mose,
und P i n e h a s und der p r i e s t e r l i c h e n H i e r o k r a t i e E x i l , w i e sie d a n n
in S i r a c h s g r o ß e m
dem G e r e c h t e n i h r e V e r k ö r p e r u n g sich Ben Sira a u f ' s
ten zeichnet
Zeitgenossen
findet
- immer
Interessen,
d i e der F o r s c h u n g
obliegen
der H e i l i g e n S c h r i f t e n ,
stischen
ver die
Schriftgelehr
ihm v e r s c h i e d e n e Pflich einerseits
auf d e r a n d e r e n S e i t e . Im
letzterer widmet
Darüberhinaus
Simon
(Kap.II - K a p . I I I , § 2 ) .
n ä m l i c h die P f l e g e d e r F r ö m m i g k e i t
h a n g mit
bezieht
und
Zusammen
er sich vor a l l e m dem
Studium
d i e ihm O f f e n b a r u n g s q u e l l e
der S c h r i f t g e l e h r t e
Zeit aber a u c h t r a d i t i o n e l l e
in sein F o r s c h u n g s g e b i e t
mit
der
sind.
helleni
Weisheitsthemen
ein und k a n n u.U.
selbst
als v o n G o t t e r l e u c h t e t e r W e i s e r w e i s e E i n s i c h t e n
ge
w i n n e n und w e i t e r g e b e n . D i e einst vor a l l e m m i t dem nigshof
verbundene Weisheitskultur
des priesterlichen schen Hierokratie Reisen
dem
erweist
so d a ß sich
d i e ihn als p r i e s t e r l i c h e n
Als Schriftgelehrtem ten,
nach
Engste mit dem Priesterstande
b u n d e n und v e r t r i t t d e s s e n These bewährt,
Aaron
hat h i e r
Schriftgelehrtentums ihre Fortsetzung
in a n d e r e L ä n d e r ,
öffentlichen Aufgaben
das w o h l
der
im
Kö
Rahmen
nachexili-
gefunden. Auch
das
im Z u s a m m e n h a n g
mit
in d e r H i e r o k r a t i e
steht,
nimmt
Einführung er als G e l e g e n h e i t ,
273
um W i s s e n und w e i s e
Lebenserfahrung
zu s a m m e l n . A l s e i n e g e l e h r t e und in g e w i s s e m rismatische Persönlichkeit, priesterlichen
S i n n e cha
bei der der Grundberuf
Schriftforschers
durch Übernahme des
rufs des t r a d i t i o n e l l e n W e i s e n e r g ä n z t w u r d e , sirazidische
Schriftgelehrte
vor uns
steht
dieses priesterlichen
Schriftgelehrten
sen zu s e i n e m P u b l i k u m . V e r e i n z e l t e A s p e k t e T h e m a k a m e n im V e r l a u f
der A r b e i t b e r e i t s
Sie m ü s s e n h i e r nun z u s a m m e n g e s t e l l t zusätzliche Gesichtspunkte im G e s a m t z u s a m m e n h a n g
zu
zur
Ver
diesem Sprache. auch
zu m a c h e n
und
u m so d a s Bild
Ben
abzurunden.
War Sirach priesterlicher
Schriftgelehrter,
fand er sich in e i n e r p r i v i l e g i e r t e n
Position,
s ä t z l i c h nur e i n e m b e g r e n z t e n P e r s o n e n k r e i s , das
d i e grund
nämlich
offenstand
lehrtentum
zu B e n S i r a s Zeit w a r w i r k l i c h n o c h g a n z
wir angesichts
- vorausgesetzt,
so b e
Priestern,
den Priesterstand
der
und W e i
werden. Doch
sind n a m h a f t
zu b e d e n k e n ,
S i r a s als S c h r i f t g e l e h r t e n
Be
(Kap.III, § 3 ) .
Zu u n t e r s u c h e n b l e i b t n o c h die F r a g e nach dem hältnis
des
g e b u n d e n . O b es H i n w e i s e
der S p ä r l i c h k e i t
Schriftge-
(mehr
erwarten!)
für
Richtigkeit
gibt, w i r d
im
dieser Voraussetzung
können
der historischen
r i c h t e n aus j e n e r Zeit g a r nicht
den zweiten Paragraphen dieses Kapitels
zu
an
Nach die
folgen
überprüfen
sein. B e n Sira w a r a b e r nicht n u r g e l e h r t e r (diese S e i t e
s e i n e s B e r u f s w i r d für uns
o h n e h i n m e i s t nur i n d i r e k t
transparent),
t r i t t uns in e r s t e r L i n i e als A u t o r Öffentlichkeit Kap.I,
in s e i n e m sondern
e i n e s an d i e
gerichteten Weisheitsbuches
§ 3 ) . Wie verhält
sich d i e s e s e i n e
Lehrtätigkeit
nun
lehrtenberuf?
Ist d i e s e r v i e l l e i c h t
vilegiert',
Schriftforscher
Schriftgelehrten
breite
entgegen
(s.
Schriftge
doch nicht
so
- und m ö c h t e B e n Sira
n e n S c h ü l e r n und L e s e r n e t w a den W e g
er
öffentliche
zu s e i n e m p r i v i l e g i e r t e n
wie wir meinten
Werk
zur W e i s h e i t
und zu s e i n e m B e r u f e ö f f n e n ?
'pri sei des
Oder
lie-
274
Schriftgelehrsamkeit
und
gen seine Absichten hinsichtlich derswo?
Volkserziehung seines Publikums
an
D i e s e n F r a g e n w e r d e n w i r in e i n e m w e i t e r e n P a
ragraphen nachzugehen haben. Wenn wir dabei über weisheitliche Lehrtätigkeit w i e sie u n s in s e i n e m B u c h
z u g ä n g l i c h i s t , so k a n n
allerdings nur unter prinzipieller historische Fragestellung
die
B e n S i r a s zu h a n d e l n h a b e n ,
Beschränkung
dies
auf
die
geschehen, die uns beschäftigt.
W a s den Inhalt: d i e s e r L e h r t ä t i g k e i t , d . h . d i e
'Weis
h e i t s t h e o l o g i e ' B e n S i r a s , b e t r i f f t , k a n n auf d i e M o n o graphien von J.Marböck,
0.Rickenbacher
und M.Löhr
ver
w i e s e n w e r d e n , d i e in d e n l e t z t e n J a h r e n z u d i e s e m ma erschienen § 2:
The
sind.^ Die Verteidigung
der privilegierten
tion des priesterlichen
G i b t es H i n w e i s e im S i r a c h b u c h , d i e d a r a u f daß die Schriftgelehrsamkeit
Posi
Schriftgelehrten hindeuten,
zur Z e i t B e n S i r a s
noch
Privileg von Priestern war und als solches notfalls gen mögliche Eindringlinge verteidigt werden
ge
mußte?
Drei P e r i k o p e n l e g e n es n a h e , d i e s e F r a g e a f f i r m a t i v beantworten, wobei
zwei d i e s e r A b s c h n i t t e der
lich an P r i e s t e r g e r i c h t e t e n
laus p a t r u m
( 4 5 : 6 - 2 2 ; 4 5 : 2 5 e - 2 6 ) , und e i n e r d e m gelehrten' ten
2
ursprüng
entstammen
'Preis d e s
(38:24ff) e n t n o m m e n i s t . In d e r
Perikope
zu
Schrift
erstgenann
(45:6-22) h a n d e l t es sich a l l e n f a l l s
um
1
J.Marböck, Weisheit im Wandel. Untersuchungen zur Weisheits theologie bei Ben Sira, Bonn 1971; 0.Rickenbacher, Weisheitsperikopen bei Ben Sira, Göttingen 1973; M.LÖhr, Bildung aus dem Glauben. Beiträge zum Verständnis der Lehrreden des Buches Jesus Sirach, Bonn 1975; s.auch das Kapitel über Sirach in G.v.Rad, Weisheit in Israel, Neukirchen-Vluyn 1970, pp.309-336 (zuerst in EvTh 29(1969): 113-133). 2
Zu der These, daß die laus patrum eine von Ben Sira eigens im Blick auf die Priester geschaffene Komposition ist, die erst sekun där einem weiteren Publikum zugänglich gemacht wurde, s.supra, pp. 173f. Anlaß für diese These war die Tatsache, daß sich das Väter lob inhaltlich und formal vom Rest des Sirachbuches abhebt und daß seine beiden Teile bezeichnenderweise jeweils in einen Appell an die Priester einmünden und hierin ihre Klimax finden.
Verteidigung
priesterlicher
eine versteckte Apologetik, priesters Aaron eingehüllt ven G r a d an S i c h e r h e i t
d i e in den P r e i s des
interpretativ
A.)
relati
erschlossen
S t e l l e n liegt die
275
Hohen
ist und nur m i t e i n e m
k a n n . In b e i d e n v e r b l e i b e n d e n dagegen offener
Schriftgelehrsamkeit
werden Absicht
zutage.
4 5 : 6 - 2 2 : Der q e s e t z e s g e l e h r t e A a r o n und s e i n e Wider sacher. Der P r e i s A a r o n s
ist m i t 63 Z e i l e n die l ä n g s t e P e r i
k o p e in der laus patrum, Hohenpriesters
Simon
Es ist b e z e i c h n e n d
vergleichbar
(50:1-21),
der 62 Z e i l e n
für das S i r a c h b u c h ,
b l i c k ü b e r die m a r k a n t e n G e s t a l t e n els a u s g e r e c h n e t ausführlichsten tung,
Bedeutsam
einmal klar
der G e s c h i c h t e
Isra
resultierende
Beschreibung
einmündet
18-22). I
der
II ) D i e E i n f ü h r u n g 8-15b):
der ho die
priesterlichen
auf d i e
Höhepunkt
Bestreitung
eingegangen,
sich f o l g e n d e r
Preis Aarons
zu
Aaron-
denen
z u g u n s t e n der P r i e s t e r w e h r t
Im E i n z e l n e n ergibt
) Ein einleitender
wird,
die in
(Vv.l5c-17). Nach diesem
dieser Privilegien durch Widersacher allerdings
Bedeu
bisher
den Ablauf
(Vv.8-15b),
w i r d d a n n in e i n e r l e t z t e n W e n d u n g
selbst
zugemessen
- ist die l o g i s c h e S t r u k t u r der
P e r i k o p e . Ihr A u f b a u w i e d e r s p i e g e l t
daraus
Abstand
hervor.
henpriesterlichen Amtseinführung
Gott
die mit
zuteil w e r d e n . Die
- und d o c h bei d e n K o m m e n t a t o r e n
wenig beachtet
Privilegien
aufweist. Über
zwei H o h e n p r i e s t e r n Schilderungen
des
daß in dem
die bei S i r a c h dem P r i e s t e r t u m
tritt w i e d e r
n u r dem P r e i s
(Vv.
Überblick:
(Vv.6-7).
des H o h e n p r i e s t e r s
in sein Amt
(Vv.
1) Die E i n k l e i d u n g A a r o n s w i r d g e s c h i l d e r t (Vv.8-13); 2) Die h o h e p r i e s t e r l i c h e M i n c h a h ( c f . L v . 6 : 1 2 - 1 6 ) wird behandelt (V.14); 3) Der von M o s e v o l l z o g e n e I n i t i a t i o n s r i t u s w i r d beschrieben (V.15a-b). III) Die dem ( H o h e n - ) P r i e s t e r t u m en ( W . 1 5 c - 1 7 ) :
zukommenden
Privilegi
2
7
6
Schriftgelehrsamkeit
und
Volkserziehung
1) P r i e s t e r sein, d i e n e n und s e g n e n zu d ü r f e n , ist A a r o n und s e i n e n N a c h k o m m e n auf ewig v e r h e i ß e n (V.15c-f); 2) Zur D a r b r i n g u n g s ü h n e n d e r O p f e r ist g e r a d e er aus a l l e n L e b e n d e n a u s g e w ä h l t ( V . 1 6 ) ; 3) Gebot, S a t z u n g und R e c h t s e n t s c h e i d e sind ihm ü b e r g e b e n , um I s r a e l zu u n t e r w e i s e n ( V . 1 7 ) . IV ) Die H e r a u s f o r d e r u n g des p r i v i l e g i e r t e n d u r c h 'Fremde' ( V v . 1 8 - 2 2 ) :
Priestertums
1) D e r v e r g e b l i c h e A u f s t a n d d e r 'Fremden' g e g e n Aaron (Vv.l8f); 2) G o t t v e r h e r r l i c h t A a r o n u m s o m e h r und t e i l t ihm das Recht zu, v o n A b g a b e n zu leben ( V v . 2 0 - 2 2 ) . Die Betonung Hauptanliegen
der p r i e s t e r l i c h e n P r i v i l e g i e n
dieser Perikope. Schon
bung der Amtseinführung weise eingeschoben. priesterlichen sage:
Aarons
So m ü n d e t
Einkleidung
in d e r
die S c h i l d e r u n g
(IT)
Hinweis tont:
damit
Während durfte
(und)
auf ein p r i e s t e r l i c h e s
n ä m l i c h v o n der (Lv.2:3+10),
für die P r i e s t e r ,
nmn
Privileg,
i n d e m er b e
der L a i e n g e g e s s e n
nmn
mündet
Initiationsvorgänge
die S c h i l d e r u n g
der
werden
Sonderregelung
(Nu.6:15b-16).
in eine A u f z ä h l u n g
(V.14a).
völlig Gott geweiht
und v e r b r a n n t w e r d e n m u ß t e
lich
auf
einen
in R a u c h "
bestand die at-liche
daß ihre
Aus
bekleiden..."(V.
Und auch der f o l g e n d e V e r s gibt w i e d e r
"Sein S p e i s o p f e r g e h t v ö l l i g auf
Hin
der hohen
(apologetische)
"Vor ihm g a b es n i c h t s g l e i c h diesem,
13a-b).
das
sind d i e s b e z ü g l i c h e
in die
ewig soll sich kein F r e m d e r
ist
Beschrei
priesterlicher
war
Insgesamt schließ
Vorrechte
ein:
(V.15b)"Und es w u r d e für ihn ein e w i g e r Bund und für s e i n e N a c h k o m m e n s o l a n g e der Himmel steht: zu d i e n e n und P r i e s t e r zu sein v o r Ihm (H) und S e i n V o l k in S e i n e m N a m e n zu s e g n e n . 1
(V.16)
Er e r w ä h l t e ihn aus a l l e n L e b e n d e n , um d a r z u b r i n g e n B r a n d o p f e r und F e t t s t ü c k e ( H ) , und um a n g e n e h m e n G e r u c h zu r ä u c h e r n zum (G) G e dächtnis, und um S ü h n e zu s c h a f f e n für die Söhne Israels (H) .
1 Wörtlich: "...wie die Tage des Himmels."
Verteidigung priesterlicher Schriftgelehrsamkeit
277
7
(V.17) Und Er g a b i h m S e i n e G e b o t e ( l n i Y n ) und ließ i h n V o l l m a c h t h a b e n ü b e r S a t z u n g (pin) und
Rechtsentscheid
(VBVft),
um J a k o b d i e Z e u g n i s s e zu lehren, und um d u r c h S e i n G e s e t z (vouoc, = m i n ? ) zu e r l e u c h t e n . " 1
Israel
D a ß k u l t i s c h e P f l i c h t e n - v o r a l l e m O p f e r d i e n s t - als Vorrechte der Priester aufgezählt werden, nicht,
überrascht
zumal w e n n m a n um B e n Siras p o s i t i v e
zum T e m p e l k u l t u s w e i ß .
Einstellung
D a ß a b e r an d i e s e r S t e l l e - g e
w i s s e r m a ß e n als a b s c h l i e ß e n d e r H ö h e p u n k t - d i e priester liche Vollmacht über Gesetz und Rechtsentscheid,
sowie
i h r e A u f g a b e a l s G e s e t z e s l e h r e r I s r a e l s zur S p r a c h e kommen,
läßt a u f h o r c h e n . D i e B e d e u t u n g d e r P r i e s t e r a l s
privilegierte Gesetzeskenner, Gesetzeslehrer und Auto r i t ä t e n d e r R e c h t s p r e c h u n g w i r d h i e r - soweit d i e s in der i n d i r e k t e n Form d e s P r e i s e s e i n e s M a n n e s d e r V e r g a n g e n h e i t m ö g l i c h ist - in S t ä r k s t m ö g l i c h e r W e i s e b e t o n t . Drei B e o b a c h t u n g e n s o l l e n d a s z e i g e n . Zum e i n e n zeigt sich d i e s e H e r v o r h e b u n g d e r Priester d a r i n , d a ß h i e r A a r o n A u f g a b e n z u g e s p r o c h e n w e r d e n , die e i n s t a l l e n L e v i t e n o b l a g e n . W i e K o m m e n t a t o r e n verschie dentlich festgestellt h a b e n ,
2
liegt in V . 1 7 c + d o f f e n
s i c h t l i c h eine B e z u g n a h m e a u f D t . 3 3 : 1 0
("Sie s o l l e n
Deine Rechtsentscheide Jakob lehren und Deine Torah I s rael") vor - einen Vers aus dem Segensspruch Moses
über
d e n Stamm L e v i . D i e s e n L e v i t e n s e g e n h a t B e n S i r a n u n auf A a r o n u m i n t e r p r e t i e r t . M ö g l i c h e r w e i s e w a r ihm b e i d i e s e m U n t e r f a n g e n d e r K o n t e x t im D e u t e r o n o m i u m
hilf-
1 Während sich die Formulierung in V.17a-b (wo H und G nahezu identisch sind) näher an H angleicht, folgt die Übersetzung in den Zeilen c-d G ( = L ) ; so auch R.Smend, Die Weisheit des Jesus Sirach, Berlin 1906, p . 4 3 4 . S läßt die letzten beiden Zeilen ganz aus. H liest: "...um Seinem Volk Satzung zu lehren und Rechtsentscheid den Söhnen Israels." Das ist aber ungeschickt, weil j7n und "9K/n ge rade erst in V.17b erwähnt wurden, und die 'Söhne I s r a e l s kurz vorher in V.16d. 1
2
So R.Smend, op.cit., p . 4 3 4 ; Box/Oesterley, The Book of Sirach, Oxford 1913, p . 4 8 8 .
278
Schriftgelehrsamkeit
reich, d e r
und
Volkserziehung
(Dt.33:8f) v o m Stamm L e v i
p e r s o n i f i z i e r e n d e n W e i s e als v o n
in e i n e r
kollektiv
'Gottes G e t r e u e m '
re
det, der zu M a s s a und M e r i b a v e r s u c h t w u r d e . D i e s e n treuen'
speziell mit Aaron
zu i d e n t i f i z i e r e n , !
ihn als K o l l e k t i v b e z e i c h n u n g fassen, m u ß
für d e n Stamm
Levi
chen Ä m t e r n
der L e v i t e n v o n
eine willkommene
Gelegenheit
der P r i e s t e r u n d
ihrer Privilegien geschah
Kosten der L e v i t e n ! ) ,
l i e g t auf der
e m p f ä n g e r und G e s e t z e s l e h r e r abschließender Höhepunkt
"Und Er
und Israel de
Israels
(aber
auf
als G e s e t z e s Als Mose
geschildert (seil. M o s e s )
(niKfl), die T o r a h d e s L e b e n s und Ver 7
um J a k o b S e i n e S a t z u n g e n
Seine Zeugnisse
("nUDK/n)"
Interesse
der kurzen Perikope über
(seil. G o t t ) g a b in s e i n e
(H) d a s G e b o t
ständnisses,
Re-interim
neben Mose gestellt.
war dieser als der Gesetzeslehrer
Zeit
Hand.
Zum a n d e r n w i r d b e d e u t s a m e r w e i s e A a r o n
Hand
aufzu
priesterli
zur
pretation gewesen sein. Daß diese Umdeutung
worden:
anstatt
für e i n e n E x e g e t e n d e r n a c h - e x i l i s c h e n
mit i h r e r D i s q u a l i f i z i e r u n g
(45:5c-f).
Gesetzesbezeichnungen
2
(1 j7n) zu
7
( 1 n n y ) und
lehren
Rechtsentschei
Die auffällige Anhäufung
in d i e s e m V e r s
ist a n
von
Dt.4:44f
o r i e n t i e r t . N i c h t v o n u n g e f ä h r d ü r f t e n u n sein, d a ß Sira im u n m i t t e l b a r e n A n s c h l u ß an d i e s e n Satz auf zu s p r e c h e n kommt Er e r h ö h t e
und zwar mit
folgenden Worten:
einen Heiligen gleich
(45:6a). Dabei
'Ge
ihm^,
legt d e r u n m i t t e l b a r e
nämlich
Aaron "Und
Aaron..."
Zusammenhang
schen V . 5 c - f und V . 6 a d e n G e d a n k e n n a h e , d a ß A a r o n nicht n u r a l l g e m e i n h i n s i c h t l i c h
seiner
Ben
zwi hier
bedeutungsmäßi-
1
R.Smend, loc.cit. , schreibt: "Sirach bezog Dt.33,8ff...gewiß auf Aharon, aber was er h i e r sagt, gilt natürlich noch von den Priestern seiner eigenen Zeit." 2
In Zeilen e-f folgt die Übersetzung H. G spricht lediglich davon, daß die ö i a ö n x r i und die xpluCXTa 'Jakob bzw. 'Israel' zu lehren seien. 1
3
Das 'Gleich ihm' findet sich in G und S. Man kann leicht ver stehen, w a r u m eine Phrase w i e diese, die Aaron auf die gleiche Hö h e wie Mose erhebt, später aus H eliminiert werden konnte!
Verteidigung
priesterlicher
gen E i n s c h ä t z u n g ,
Schriftgelehrsamkeit
sondern speziell
im B l i c k auf
seine
Funktion neben Mose gestellt werden soll: Gerade Empfänger
des G e s e t z e s , in d e s s e n H a n d die
(= das T r e f f e n von R e c h t s e n t s c h e i d e n )
d a k t i s c h e A u f g a b e der G e s e t z e s l e h r e Aaron
Rechtsprob
und die d i
vereinigt
sind,
'gleich ihm'. Ein V e r g l e i c h b e i d e r V e r s e
diese Vermutung. weitgehend fänger
Das V o k a b u l a r v o n V . 5 c - f und V . 1 7
L e h r e r der G e b o t e , S a t z u n g e n ,
s c h e i d e und Z e u g n i s s e , w o b e i Bevollmächtigung
ist
I? 1 n und
se B e t o n u n g ,
Rechtsent
im F a l l e A a r o n s s o g a r
zum Fällen v o n R e c h t s e n t s c h e i d e n
stärker herausgestellt
ist
USB/ß;
("Er
V.17b).
t i s c h ist und sich g e g e n O p p o n e n t e n
und
bewußt
richtet,
und R e c h t s s p r e c h u n g
sich
Schriftge
d i r e k t auf M o s e als
'nicht-priesterlichen'
Hinweis
'Gesetzesgelehrsamkeit'
s t e r l i c h e P r i v i l e g i e n als s e k u n d ä r a n f e c h t e n ? Fall w o l l t e Ben Sira in s e i n e m P r e i s A a r o n s
den
Gesetzes
und - l e h r e r b e z i e h e n w o l l e n und u n t e r
auf d i e s e n U r s p r u n g d e r
-lehrer
apologe die
e n t g e g e n der l a n g e n T r a d i t i o n p r i e s t e r l i c h e r lehrsamkeit
ha
K ö n n t e es sein, daß die
die A a r o n als G e s e t z e s e m p f ä n g e r
u r s p r ü n g l i c h e n und e b e n
die noch
ließ ihn V o l l m a c h t
so u n m i t t e l b a r m i t M o s e z u s a m m e n r ü c k t ,
empfänger
ist
erhärtet
i d e n t i s c h . B e i d e - A a r o n w i e M o s e - sind Emp
und
ben über
als
judiziale
A u f g a b e d e r A n w e n d u n g der T o r a h auf a k t u e l l e leme
279
prie
In
diesem
herausstel
len, d a ß d i e s e r v o n a l l e m A n f a n g an u n u m g e h b a r
Mitemp
fänger
(mit s e i n e n
Nachkom
a b e r selbst u n t e r A u s s c h l u ß der L e v i t e n ! )
privile
men,
des
G e s e t z e s w a r , d e r dann
gierter Torahlehrer Der Umstand, die S c h i l d e r u n g
und R e c h t s b e v o l l m ä c h t i g t e r
daß Ben Sira unmittelbar des g e s e t z e s g e l e h r t e n
seine Herausforderung erhöht den Verdacht Apologetik, Vorrechte
durch
ren e i f e r s ü c h t i g
(V.17)
'Fremde' zu s p r e c h e n
einer versteckten
richtet.
im A n s c h l u ß
Aaron
kommt,
priesterlicher
In V . 1 8 h e i ß t es n ä m l i c h sich g e g e n ihn F r e m d e
auf
an
auf
pro-priesterlichen
d i e sich g e g e n H e r a u s f o r d e r e r
"Und es e r e i f e r t e n
wurde.
ihn in der W ü s t e . "
sofort:
7
( 0 1 T ) und w a Diesen
Worten
Z
Ü
O
Schriftgelehrsamkeit
(Vv.l8f)
und
Volkserziehung
liegt die G e s c h i c h t e aus N u . 1 6 v o m A u f s t a n d Da
thans, Abirams und der Rotte Korahs der A u f s t a n d
nach N u . l 6 : 2 + 1 2 f f
zugrunde. Daß
nicht nur g e g e n
s o n d e r n auch g e g e n die F ü h r e r s c h a f t
daß
dieser Rebellen - die Korahiten - levitischer (cf.Nu.16:1).
Ihn i n t e r e s s i e r t
nicht-priesterliche
Menschen
fersüchtigen Neides
(lNJi
privilegierten
Priester,
7 7
!,
7
(D "1T)1
Aaron,
Moses richtete,
B e n S i r a e b e n s o u n e r w ä h n t w i e d e n Umstand,
waren
sich
läßt
einige Abstammung
jetzt nur, d a ß sich aus dem M o t i v
V. 18b) g e g e n A a r o n ,
erhoben haben. Dieses
ei
den
Unter
f a n g e n u n b e f u g t e r L a i e n w i r d als P r o v o k a t i o n
Gottes
gestellt,
Übeltäter
d e s s e n Zorn auch e n t b r e n n t u n d d i e
mit Feuer verzehrt
( V . 1 9 ) . Und nicht g e n u g m i t
göttlichen Verteidigung
der priesterlichen
lung! A l s w e i t e r e A n t w o r t G o t t e s auf d i e der
'Fremden' w i r d A a r o n
ben
zu leben,
Darstellung
zusätzlich
als V o r r e c h t
ergibt
die den K o n t e x t
zugeteilt
seines Bezugstextes
Sonderstel
Herausforderung
das Recht,
von
(Vv.20-22).
(Nu.l6f)
d i e R e d e ist
an ihn
( N u . 1 8 : 8 - 3 2 ) . Ben
18).
im Z u s a m m e n h a n g
mit dem
'Erbe' sind
freisetzen!), dringen-Wollen
zur A n t w o r t
und
Aarons
Korah-Auf-
an d i e P r i e s t e r ,
(und sie im ü b r i g e n ja vom
Nu. (Nu.
Sira
s o n d e r n a u c h d i e Z u t e i l u n g v o n G a b e n an ihn
D a m i t w e r d e n die A b g a b e n
ge
auf
sieht a l s o n i c h t nur d i e g e w a l t s a m e V e r t e i d i g u n g (Nu.löf)
auf
der P o s i t i o n A a r o n s
18:1-7) und d e r Z u t e i l u n g v o n O p f e r a n t e i l e n
stand,
Diese
der O p p o s i t i o n
geht die A u s s a g e d e r V v . 2 0 f f
18 zurück, w o von d e r S t ä r k u n g
d u r c h Gott
Abga
in d i e B e
sich d i e V v . l 8 f
Nu.l6f mit der dortigen Schilderung
seine Nachkommen
dieser
sich für B e n Sira d u r c h e i n e Exegese,
trachtung miteinbezieht. Während
gen Aaron gründen,
dar
die
(Nu. ihr
Erwerbsleben
G o t t e s auf l a i e n h a f t e s
in p r i e s t e r l i c h e V o r r e c h t e .
Ihrem
Ein eifer-
1 Das Wort "IT bezeichnet hier (wie schon in V . 1 3 b ) den dem Prie sterstand 'fremden' Menschen, d.h. - wie V.Ryssel, Die Sprüche Je sus' , des Sohnes Sirachs, Tübingen 1900, p.455, es treffend über setzt - den 'Laien'. V g l . zu dieser Wortbedeutung Ex.29:33; 30:33; Lv.22:10+12f; Nu.1:51; 3:10+38; 17:5; 18:4+7.
Verteidigung
priesterlicher
süchtigen Trachten
zum T r o t z
Unterscheidungsmerkmal seine Nachkommen,
Schriftgelehrsamkeit
281
setzt G o t t die A b g a b e n
zwischen die Priester
als
(Aaron
V . 2 1 b ) und n i c h t - p r i e s t e r l i c h e
und
Ein
d r i n g l i n g e . D i e s e s E r g e b n i s d ü r f t e im B l i c k auf d i e legung von reich
38:24-34b
(s.infra, p p . 2 8 4 - 2 9 3 )
Aus
aufschluß
sein.
W e r sind d i e s e Th.Middendorp
'Fremden',
diese Eindringlinge?
"liegt die V e r m u t u n g
Partei bekämpft,
n a h e , d a s s er
die m i t dem H o h e n p r i e s t e r
und
Nach eine
seinen
A n h ä n g e r n nicht e i n i g g e h t und der er s i n n i g e r w e i s e Bestrafung, erfuhr, meint
die K o r a h im A u f s t a n d
gegen Mose und
z u d e n k t . Es k ö n n t e n A n h ä n g e r
sein, w e l c h e
ptolemaischen Politik ser A u f f a s s u n g
pro-
zu v e r b i n d e n w u ß t e n . " ! N a c h
die
zwischen den vertei
ihren Kontrahenten
B e r e i c h . G i n g e es t a t s ä c h l i c h s o l l t e m a n aber e r w a r t e n ,
im
politischen
um d i e s e n S t r e i t p u n k t ,
d a ß B e n S i r a s c h o n im
m e n h a n g m i t d e n bei A a r o n g e n a n n t e n P r i v i l e g i e n Recht,
zu h e r r s c h e n ,
als p r i e s t e r l i c h e s
24f) - u n d
das dar tut
im A n s c h l u ß d a r a n die H e r a u s f o r d e r u n g
'Fremden' b e s c h r i e b e . Das tut er a b e r nicht,
läßt d i e s e B e s c h r e i b u n g
zeslehrer
durch
und
aus Geset
f o l g e n . S o l l t e es B e n Sira e v e n t u e l l um
Verteidigung gegenüber
als G e s e t z e s k e n n e r
der p r i e s t e r l i c h e n
nicht-priesterlichen
Andere, weniger der Antwort
indirekt
eine
Schriftgelehrsamkeit Kontrahenten
gehen?
gehaltene Texte sollen
uns
auf d i e s e F r a g e n ä h e r b r i n g e n . Z u n ä c h s t
an e i n e n A p p e l l wir weiter o b e n
Sirachs 2
schon
(45:
sondern
d i r e k t auf die als K l i m a x
gelegte Schilderung Aarons
so
Zusam
Vorrecht
s t e l l e n w ü r d e - w i e er es ja s p ä t e r bei P i n e h a s
die
ge
einer
läge d i e D i f f e r e n z
digten Priestern und
Aaron
der T o b i a d e n
finanzielle Vorteile mit
die
an d i e P r i e s t e r e r i n n e r t , zu b e h a n d e l n
sei
den
hatten:
1 Th.Middendorp, Die Stellung Jesu Ben Siras zwischen Judentum und Hellenismus, Leiden 1973, p.159. 2
S.supra, pp.173-176.
282
Schriftgelehrsamkeit
und
Volkserziehung
B.) 4 5 : 2 5 e - 2 6 : D i e P r i e s t e r und das g e f ä h r d e t e der
Privileg
Rechtsprechung.
B e i d e T e i l e der laus p a t r u m w e r d e n d u r c h je A p p e l l an d i e P r i e s t e r a b g e s c h l o s s e n
einen
(45:25e-26;
50:22f).
Diese werden darin aufgerufen,
die g r o ß e n V o r r e c h t e
res S t a n d e s n i c h t
auf's Spiel
sondern
leichtsinnig
zu
setzen,
zu b e w a h r e n . Der e r s t e d i e s e r A p p e l l e ,
an das Lob des P i n e h a s m i t
seiner Begründung
sterlichen Herrschaftsprivilegs wir bereits
anschließt,
ih
der
sich
des p r i e lautet,
wie
wissen:
(V.25e) " Und nun p r e i s t d o c h J a h w e , den G ü t i g e n , d e r euch k r ö n t e m i t H e r r l i c h k e i t ! (V.26) E r g e b e euch W e i s h e i t des H e r z e n s , zu r i c h t e n S e i n V o l k in G e r e c h t i g k e i t , d a m i t n i e v e r g e s s e n w e r d e euer G u t e s u n d e u r e M a c h t b i s in e w i g e G e s c h l e c h t e r ! ' 1
Das H a u p t a n l i e g e n an die P r i e s t e r ,
dieses Appells
ist d i e
ihre Richterfunktion
tigkeit a u s z u ü b e n ,
damit dieses
doch w o h l m i t i h r e m
'Guten'
1
Ermahnung
in w e i s e r
ihr P r i v i l e g
Gerech
- das
ist
(V.26c) g e m e i n t ! - nicht
v e r l o r e n g e h e und ihre M a c h t nicht g e s c h w ä c h t w e r d e . Das Recht
zu R i c h t e n
(V.26b)
vorgeht - o f f e n s i c h t l i c h
lag - w i e aus dem A p p e l l auch
zu S i r a c h s
Priesterhänden. Genauer gesagt den p r i e s t e r l i c h e r unseres Appells mit
38:33 und 4 5 : 1 7
N a c h 4 5 : 1 7 ist den P r i e s t e r n kommen)
die Aufgabe,
rah zu f ä l l e n ,
Aufgabe den S c h r i f t g e l e h r t e n . w e r d e n die L a i e n dort
2
1
in Hän
Vergleich
zeigt.
(Aaron u n d s e i n e n
Nach
auf G r u n d d e r T o
38:33c-d obliegt Im G e g e n s a t z
für d i e s e A u f g a b e
indem von i h n e n a u s g e s a g t w i r d :
in den
w i e ein
Rechtsentscheide
zugedacht. Nach
Zeit n o c h
lag es w o h l
Schriftgelehrter,
her
zu
diese ihnen
disqualifiziert,
"Auf dem S t u h l des Rich-
Zum Text s.supra, p.173.
2 Vgl. dazu schon W.Bousset, Die Religion des Judentums hellenistischen Zeitalter, Tübingen 1926, p . 1 6 7 .
im spät
Verteidigung priesterlicher ters
s i t z e n sie n i c h t und S a t z u n g e n und
de ü b e r d e n k e n
z.Zt.
indem m a n die
Schriftgelehr
1
Die Fronten werden nun klarer. Einerseits schriftgelehrte Priester,
Dieses Privileg will Sirach andererseits
sind
denen traditionell
d i e G e g e n w a r t h i n e i n die R e c h t s p r e c h u n g
da
und b i s
zugeordnet
zur R i c h t e r a u f g ä b e
abspricht
in
war.
ihnen erhalten wissen.
Und
ist v o n L a i e n d i e R e d e , d e n e n Ben Sira
Qualifikation ter zeigt
zum
Rechtsprechung
S i r a c h s als A u f g a b e p r i e s t e r l i c h e r
sieht.
283
Rechtsentschei
sie n i c h t . " M a n w i r d b e i d e S t e l l e n
Ausgleich bringen dürfen,
ter
Schriftgelehrsamkeit
die
( 3 8 : 3 3 ) . Wei
sich, d a ß d i e V o r r e c h t e d e r P r i e s t e r
offenbar
d u r c h d e r e n e i g e n e S c h u l d g e f ä h r d e t w a r e n : W i e die b e tonte Mahnung Weisheit
zum R i c h t e n
in G e r e c h t i g k e i t '
des H e r z e n s ' es n a h e l e g t , w a r die
che J u r i s d i k t i o n w o h l Mißkredit
1
im B e g r i f f ,
an d i e P r i e s t e r
in 50:23
ein w e i s e s H e r z , und es sei F r i e d e läßt auf S t r e i t und
Zerrüttung
in B e n
("Er
zwischen
gebe
und v e r d e u t l i c h t w e i t e r das B i l d e i n e r v o n
in
Siras euch
euch...")
in i h r e r M i t t e
1
'in
durch Korruption
zu g e r a t e n . Die F r i e d e n s m a h n u n g
zweitem Appell
und
priesterli
schließen
Dekadenzer-
G.Maier, Mensch und freier Wille, Tübingen 1971, p . 5 1 , schreibt zu Recht zu 4 5 : 1 7 : "Uns scheint zu wenig beachtet, daß hier die autoritative Rechtsprechung und Toraauslegung der Priester genau dem entspricht, was Ben Sira in 38,33 vom Schriftgelehrten sagt." Und er fährt dann fort (ibid., n . 1 3 9 ) : "Damit rechtfertigt sich die ...Folgerung, Ben Sira sei wie die Schriftgelehrten jener Zeit Priester gewesen." Angesichts dieses Zusammenfallens von Prie ster- und Schriftgelehrtenaufgabe und der von Maier zu Recht daraus gezogenen Konsequenz ist es nicht genug, mit G.Alon, Jews, Judaism and the Classical World, Jerusalem 1977, p.400 ( n . 7 3 ) , unter Hin weis auf Sir.38:33f lediglich zu sagen: "The deciding factor in the Performance of judicial functions is the qualification of knowledge...". Ähnlich meintauch V.Tcherikover, Hellenistic Civilization and the Jews, New York 19 75, pp.l47f, daß die Aneignung von Wissen durch 'individual self-education allein genüge, um den Auf stieg zum angesehenen Schriftgelehrten und Richter zu schaffen. Doch spielt hier ja nicht allein das persönliche Wissen und Können eine Rolle, sondern vor allem die Frage, ob man durch Geburt zum Kreis der Priester gehört, aus dem sich diese Berufsgruppe tradi tionell rekrutierte. Erst im späteren pharisäischen Schrif tgelehrtentum dürfte das anders gewesen sein. 1
284
Schriftgelehrsamkeit
scheinungen gezeichneten tel des
2.Jhds.v.Chr.
d e r e - und seien es
und
Volkserziehung
Priesterschaft
im e r s t e n
W e n n in s o l c h e i n e r S i t u a t i o n an
'Laien' - sich d e r
Güter annehmen wollen,
vernachlässigten
so k ö n n t e dies e i g e n t l i c h
tiv b e u r t e i l t w e r d e n . Ben Sira a b e r d e n k t h i e r sätzlich
'konservativ'.
Neubesinnung
Ihr
selbst,
'Gut' und
ihre
nicht
(wie w i r
sehen werden)
außen
Auflösung,
noch
klarer
Laien.
W i e w i r aus dem w e i t e r e n V e r l a u f
der D i n g e
s o l l t e Ben S i r a in d i e s e r A n g e l e g e n h e i t geblich versuchen,
wissen,
allerdings
das Rad der G e s c h i c h t e
h e n . Im Z u s a m m e n h a n g
schritt
der P r i e s t e r s c h a f t
m i t dem h e l l e n i s t i s c h e n
der P r o z e s s d e r i n n e r e n fort,
1
Reformver (175-
Aushöhlung
so d a ß n a c h d i e s e r K r i s e viel
fach c h a s i d i s c h e und s p ä t e r p h a r i s ä i s c h e
'Laien'
Funk
tionen übernehmen konnten,
die einst P r i v i l e g d e r
so e n t t ä u s c h e n d e n
waren.
C.)
Priester
3 8 : 2 4 - 3 4 b : Der w e i s e S c h r i f t q e l e h r t e W i r h a b e n es in d i e s e m A b s c h n i t t
stellung trast
zu V e r t r e t e r n a n d e r e r
ausführlichen das sich bis
mit e i n e r
(handwerklicher)
auf den
39:11 e r s t r e c k t . 2
zu a b w e c h s e l n d
Gegenüber in Kon
Berufsgrup
zunächst
der
in v i e r
v i e r und drei D i s t i c h e n
Reprä-
1 Vgl.dazu M . H e n g e l , Judentum und Hellenismus, Tübingen pp.505-511 und 565f. 2
Zum zweiten Teil dieses Preisgedichtes supra, pp.217-246.
eines
Schriftgelehrten,
Dieser erste Teil
schildert
nun
Laien.
bildet die erste Hälfte
Preisgedichtes
'Schriftgelehrtenperikope' Strophen
und d i e
zu tun, die d e n w e i s e n S c h r i f t g e l e h r t e n
p e n s t e l l t . Der A b s c h n i t t
ver
zurückzudre
such in J e r u s a l e m und der s y r i s c h e n R e l i g i o n s n o t 164 v . C h r . )
einer
'Macht' g i l t es zu b e
im n ä c h s t e n A b s c h n i t t
gegen
grund
a b e r von
wahren - nach innen gegen selbstverschuldete nach außen
posi
Er k a n n die W e n d e nur v o n
der Priester
her erwarten.
Vier
2
1973 ,
s.die Ausführungen
Verteidigung
sentanten eine der
darüber
einzelnen
die te
verschiedener
Aussage
V.28;
priesterlicher
aus sechs
Sirach
dann
folgt
richtet in e i n e r
besteht
Preisgedichtes
zum z w e i t e n
vier
den
Ausführungen
schnitts
Darauf
worauf
Strophen
1
geben
sich
die
in
'Sorge'
(Vv.24-26; V . 2 7 ;
und aufbaumäßig
d i e Mit
bildet,
w i r doch
ein Resume
(Vv.31-34b), des Gedichtes
Obwohl
nur mit einzelnen
befassen,
die regelmäßig
Strophe,
Hauptteil
übergeht.
285
längeren
Berufsbeschreibungen
nen
ganzen
einmünden,
Distichen
des gesamten
vorgenommenen
Berufsstände,
Berufsvertreter
Vv.29-30).
Schriftgelehrsamkeit
sich
Aspekten zunächst
die
der
bevor mit
sei
folgen
des Ab den Text
als
wieder:
(V.24)"Die
(V.25)
1
W e i s h e i t d e s S c h r i f t g e l e h r t e n (gründet) in G e l e g e n h e i t zur M u ß e , 2 u n d w e r frei ist v o n B e r u f s a u s ü b u n g ( u p a g i c ) / er wird weise. W i e k a n n w e i s e w e r d e n , w e r d e n P f l u g (G+S) f ü h r t u n d s i c h r ü h m t d e r 'Lanze' d e s O c h s e n s t a c h e l s ? W e r das Rind führt, w e r wendet den Ochsen,3
Zur Gliederung s.vor allem 0.Rickenbacher, op.cit., pp.176-
179. Die zweite Hälfte der Zeile a folgt G (ev e i M C L l p l Q oxpAffc) > was weit besser zum Parallelismus des Verses paßt als die Aussage von H ( u . S ) : "Die Weisheit des SöfSr mehrt (S zusätzlich: 'ihm') Weisheit." Vielleicht ist H (als Vorlage für S ) schon früh im Sin ne der Gepflogenheiten pharisäischer Schriftgelehrter geändert wor den, indem a ) in Zeile a das Votum für die 'Muße' gestrichen wurde - denn gänzliche Berufsfreiheit wurde von den Rabbinen verworfen (cf. m.Aboth 2:2: "Rabbi Gamaliel Ben R.Judah des Patriarchen sag te: Ausgezeichnet ist Gesetzesstudium zusammen mit einem weltli chen Beruf, denn Arbeit an beiden entfernt Sünde aus den Gedanken. Aber jedes Gesetzesstudium ohne (weltl.) Arbeit ist letztlich ver geblich und zieht Sünde nach s i c h " ) ; während b ) Zeile b ohne w e i teres beibehalten w u r d e , da dort in H von 'schwerer Arbeit' (?7Dy) die Rede ist, die ja auch nach rabbinischer Auffassung als Hinder nis für das Studium galt (cf. m.Aboth 4:10: "Rabbi Meir sagte: Ver wickle dich nicht allzusehr in Geschäfte, sondern beschäftige dich mit dem G e s e t z . . . " ) . 2
3 D e r zweite Teil der Zeile folgt H, das inhaltlich und stili stisch weit eher den Eindruck der Ursprünglichkeit erweckt, als das umständliche G. Vgl.zu H 0.Rickenbacher, op.cit., p . 1 8 0 : "Der dritte Stichos gibt in chiastischer Form das Pflügen w i e d e r durch asyndetisches Nebeneinanderstellen der beiden Verben 'führen' und 'zurückführen', eingerahmt v o n den Pflugtieren."
286
Schriftgelehrsamkeit
und V o l k s e r z i e h u n g
und s e i n e U n t e r h a l t u n g ist m i t K ä l b e r n . (V.26) W e r sein H e r z d a r a u f r i c h t e t , d i e S a a t s t r e i f e n zu eggen, und d e s s e n S o r g e es ist, zu v o l l e n d e n d i e Mast(H). 1
(V.27) E b e n s o d e r S c h n i t z e r u n d K u n s t h a n d w e r k e r , der T a g u n d N a c h t d u r c h m a c h t ( G ) ; der2 Gravuren von Siegelringen eingraviert und b e h a r r l i c h ist, F a r b e n m u s t e r zu v e r ä n d e r n . D e r sein H e r z d a r a u f r i c h t e t , d a s l e b e n d e V o r bild nachzuahmen, und d e s s e n S o r g e es ist, d a s W e r k zu v o l l e n d e n . (V.28) E b e n s o d e r S c h m i e d , d e r am 0 f e n 3 sitzt u n d a c h t g i b t auf d i e E i s e n g e r ä t e . Der Hauch des Feuers schmelzt sein Fleisch, und v o n d e r H i t z e d e s O f e n s e r g l ü h t e r . Der Lärm des Hammers macht taub4 sein Ohr, und auf d a s M o d e l l d e s G e r ä t s (sehen) s e i n e Augen. S e i n H e r z r i c h t e t er d a r a u f , s e i n e W e r k e zu vollenden und s e i n e S o r g e ist e s , s i e auf G l a n z zu b r i n g e n zum A b s c h l u ß . (V.29) E b e n s o d e r T ö p f e r , d e r an s e i n e m R a d (S) sitzt und m i t s e i n e n F ü ß e n d i e S c h e i b e d r e h t . (V.30) M i t s e i n e m A r m r e i ß t er d e n T o n auf und e h e er s t i r b t , ist er g e b ü c k t u n d k r u m m . 6 S e i n H e r z r i c h t e t er d a r a u f , d i e G l a s u r zu v o l l enden, 5
und s e i n e S o r g e ist e s , d e n O f e n zu r e i n i g e n . (V.31) A l l e d i e s e v e r l a s s e n 1
Die Übersetzung
geht
sich
von H (20 [pi
(G) auf i h r e H ä n d e , K/]in nt!/y cjn) aus; v g l . G:
OUTCOS TÜÖC T&tTCdV HOLL 6pXIT£HTGlJV . 2 Der Plural bei G ist w o h l Versehen (ausgelöst durch die Doppelbezeichnung für den einen Beruf in Zeile a ? ) . Sonst hat auch G immer den Singular in dieser Strophe. 3 So S. Dagegen stisch zum Schmied fügt w u r d e . S paßt
1
spricht G vom ' A m b o ß , der ja so charakterigehört, daß er h i e r wohl unwillkürlich eingebesser zum folgenden Kontext.
4 Mit den Tochterübersetzungen ist in G wohl statt xaiv ist ('macht neu') KOXpetiüSl ('macht taub') zu konjizieren; v g l . V . R y s s e l , op. cit. , p.421; s.auch 0.Rickenbacher, op.cit., p . 1 8 1 ; gegen R.Smend, op.cit., p . 3 5 0 , der nXivei ('er neigt sein O h r ' ) vermutet. 5 Die beiden Zeilen 29c-d lassen w i r mit S im folgenden a u s . S.dazu die ausführliche Diskussion und Begründung bei 0.Rickenbacher, op.cit. , pp.l80f. 6 Der Text folgt S in V.30b. G ergibt keinen rechten Sinn und ist auch stilistisch holprig, indem es schon zum zweiten Mal in dieser Strophe die 'Füße' des Töpfers erwähnt.
Verteidigung priesterlicher Schriftgelehrsamkeit
287
und j e d e r ist in s e i n e m W e r k w e i s e . (V.32) O h n e sie w i r d k e i n e Stadt a u f g e b a u t , u n d wc-1 s i e w o h n e n , h u n g e r n 2 sie n i c h t . (V.33) A b e r zur B e r a t u n g d e s V o l k e s w e r d e n s i e nicht gesucht und in d e r V e r s a m m l u n g t u n s i e sich nicht hervor. Auf dem S t u h l d e s R i c h t e r s s i t z e n s i e nicht und S a t z u n g e n u n d R e c h t s e n t s c h e i d e ^ ü b e r d e n k e n sie n i c h t . A u c h b r i n g e n s i e nicht B i l d u n g u n d U r t e i l hervor und u n t e r H e r r s c h e r n w e r d e n s i e nicht g e f u n d e n . Aber sie verstehen^ weltliches Werk und i h r N a c h d e n k e n (S) r i c h t e t sich auf d i e G e werbsausübung. " 4
5
Es k a n n n i c h t u n b e d e u t e n d sein, d a ß sich B e n S i r a b e v o r er zur p o s i t i v e n S c h i l d e r u n g d e r Schriftgelehrtent ä t i g k e i t kommt
(38:34c-39:9) - zu e i n e r d e r a r t
ausführ-
lichen Abgrenzung des Schriftgelehrten von anderen B e r u f s t ä t i g e n v e r a n l a ß t s i e h t . W a s b e w e g t i h n d a z u ? Und w a s b e z w e c k t er d a m i t ? D i e A u f f a s s u n g ist g e ä u ß e r t w o r d e n , d a ß er in d i e s e n V e r s e n s e i n e r (vermeintlichen,) v o n h e l l e n i s t i s c h e n b z w . ägyptischen Vorbildern geprägten Geringschätzung
manu-
e l l e r A r b e i t A u s d r u c k v e r l e i h e n w o l l e , um auf d i e s e m dunklen Hintergrund die geschätzte geistige Arbeit
dann
^ So S. G, das in dieser Zeile wieder keinen rechten Sinn ergibt, hat OL), was wohl aus ou entstanden ist; s.dazu Box/Oesterley, op.cit., p . 4 5 4 . So S. G hat TrcpLTTaxnaouaLV, was wohl TieLVc5öorjLV heißen müßte; s.Box/Oesterley, loc.cit.; und 0.Rickenbacher, op.cit., p.183. 2
3 So S, dessen Wortwahl hier typischer für Sirach zu sein scheint, als G, das öiadnxriv xpiuaTOC bietet. 4 So G. Auch S wäre gut möglich, das von der "Unterweisung der Weisheit" schreibt. 7,
5 G hat: £v TrapaßoAats, was darauf hinweist, daß er D 7E/)pn in seiner Vorlage gelesen hat. Ein Vergleich mit den Aufgaben des Söfer nach 39:4 legt aber die Vermutung nahe, daß P.W.Skehan, "They shall not be found in Parables ( S i r . 3 8 , 3 3 ) , " CBQ 23(1961):40, doch recht haben dürfte mit seinem Vorschlag, in der Vorlage v o n G solle man besser ein ursprüngliches D Vlfn DSL ('unter Herrschern') annehmen. 7
6
1J
7
So S. G (crrnpioouaiv) las in der Vorlage wohl 2 7 ; so Box/Oesterley, op.cit., p.455.
7
13 D
7
anstatt
288
Schriftgelehrsamkeit
offenbar schon
heller
G.Wohlenberg:
schem, nach
umso
vielleicht
dem
Ton
des
der
Weise
gen
Beschäftigten
fassung
vom
Einklang lehrer
auf'
des
fizierung
sich
Einfluß. odi
profanum die
sind
dessen
was
schreibt von
ist
vulqus
Eine
gestimmt:
auch
auf
die
auch
Parallele
sowie
der
'Lehre K h e t i s ,
'Lob d e s des
zwischen gelehrten
Sohnes
die
Lehre
des
und
ihrer
satirischen
Handwerkerberufe
Mutterboden Man
für
sollte
im
Gesetzes
Gerade
sein.^
Auf
nicht
Schreiberberufs
der
Din
empfahlen.
ägyptischen
sen
ganz
solche
jüdischen
dem
der
griechi
ja
sinnlichen
steht
späteren
Praxis
wird
mit
Diener.
Handwerk
die
So
etwas Das
und
König
und
preten zu
verrät
lassen.
ist
und
wieder
zu
Volkserziehung
vornehmen
hingewiesen.2
Preis
"Hier
stoischem
dem,
Versen
Schreibers'
leuchten
bürgerlichen
mit
in W o r t
Immer diesen
allein
und
die
hier
scheint
Kheti
mit
manchen
Gedanken aber
nicht
Ben nur
des
Du-
ihrem
AbqualiInter
Siras die
gewe Paral-
1
G.Wohlenberg, "Jesus Sirach und die soziale F r a g e " , N k Z 8(1897):334. Ähnlich auch W.Förster, Palestinian Judaism in N T T i m e s , Edinburgh/London 1 9 6 4 , pp.27f: "Sirach himself recognizes a class of rabbis (or s c r i b e s ) , w h o m h e contrasts with the artisan class ... Greek influence is at w o r k in this contempt for a trade; the rabbis in J e s u s day were different in this respect." Und auch A.Cronbach, "The Social Ideals of the Apocrypha and the Pseudepigrapha", HUCA 18(1943/44):152, glaubt eine unbiblische Handwerks verachtung bei Sirach zu spüren: "More distinctly variant from biblical conceptions is the opprobrium affixed to certain occupations... The Bible treats no occupation with disdain." - In einem in mancher Hinsicht fragwürdigen Artikel sieht M. Sulzberger, "The Status of Labor in Ancient Israel", JQR 1 3 ( 1 9 2 2 / 2 3 ) , u.a. einen jahrhundertelangen Klassenkampf zwischen arm und reich, wobei aber die Reichen die Geschmähten wurden ( p . 4 5 8 ) . In nach-exilischer Zeit sieht er diesen sozialen Konflikt abflauen, was durch die H e bung des sozialen Standards der Arbeiter bedingt gewesen sei (p.450). Doch sind seine Ergebnisse nicht vertrauenserweckend genug erar beitet, um hier mitverwertet werden zu können. 1
2 "Das Lob des gelehrten Schreibers", in J.B.Pritchard, H r g . , Ancient Near Eastern T e x t s , Princeton 1950, pp.431f; sowie "Die Lehre K h e t i s , des Sohnes des Duauf", ibid., pp.432ff. 3 P.Humbert, Recherches sur les Sources Egyptiennes de la Litterature Sapientielle d'Israel, Neuchatel 1929, pp.125-144, hält die Sirachperikope für "une evidente transposition juive des satires des m e t i e r s " (= der Lehre des Kheti) und sieht in beiden Tex-
Verteidigung
priesterlicher
Schriftgelehrsamkeit
lele im G e n u s , s o n d e r n auch die D i f f e r e n z e n beachten!
0.Rickenbacher
B l i c k auf S t r u k t u r , zu dem E r g e b n i s :
Inhalt
hat beide Texte eingehend
Inhalt und S t i l v e r g l i c h e n und
als A e h n l i c h k e i t e n . . .
Verschiedenheiten
der L e h r e des C H E T I am ä h n l i c h s t e n ,
sind a b e r die U n t e r s c h i e d e
Andererseits
überhaupt
S c h o n ein B l i c k auf den Inhalt
- dort von etwa
k ö n n e n die A r b e i t e r
ihrer Kunstfertigkeit Schmerz,
zwanzig; hier wollen
hier eine gelegentliche - dort Betonung von
Plage, Würdelosigkeit
vom
sollte
von
ihre A r b e i t v o l l e n d e n - dort
ständiges Mißlingen;
Sirach
nichts mehr
das deutlich machen: hier eine Beschreibung Berufstypen
(Die)
ist e i n e e c h t e B e r u f s s a t y r e . Bei
spürt m a n p r a k t i s c h
satyrischen."1
ja
so g r o s s , d a s s m a n die b e i
den S t ü c k e nur sehr s c h w e r v e r g l e i c h e n k a n n . . . Lehre des CHETI
kommt
Von a l l e n b i b l i s c h e n P e r i k o p e n ist
die e i n z i g e d i r e k t v e r g l e i c h b a r e ü b e r h a u p t .
hingegen
im
"Beim V e r g l e i c h v o n S i r . 3 8 , 2 4 - 3 9 , 1 1 mit
der L e h r e des CHETI e r g a b e n sich m e h r
Sir.38,24-39,11
im
289
vier und eher
Erwähnung
Schmutz,
und s c h l e c h t e n
Manieren;
h i e r g e l t e n sie als w e i s e in i h r e m B e r u f - dort
ist
W e i s h e i t k e i n e R e d e ; h i e r sind sie g e a c h t e t
unent
behrlich
in der S t a d t - d o r t v e r a c h t e t ,
geprügelt;
hier
und
geknechtet
l e i d e n sie k e i n e n H u n g e r - d o r t
sie als H u n g e r l e i d e r ; h i e r e i n e r e a l i s t i s c h e
von
und
gelten
Beschrei-
./. ten dieselbe Aufzählung der verschiedenen Berufe und ihrer Nachteile und dasselbe Überlegenheitsgefühl, ausgedrückt mit Selbstgefälligkeit und Pedanterie. (0.Rickenbacher, op.cit. , p.187, gesteht angesichts dessen Humbert zu, den ägyptischen Text gut ana lysiert zu haben; aber: "Den Sirachtext hatte HUMBERT nicht genü gend s t u d i e r t " ) . Auch nach Th.Middendorp, op.cit., p . 1 5 7 , "mussten die Sprüche des Duauf herhalten, um das Berufsethos der Schrift gelehrten zu untermauern." Vgl. ebenfalls M . H e n g e l , op.cit., p.147 ( n . 1 6 3 ) , und J.Marböck, op.cit. , p . 1 1 9 . 1 0.Rickenbacher, op.cit., pp.l91f (vgl. seine gesamte Abhand lung, ibid., p p . 1 8 6 - 1 9 2 ) . Ahnlich - wenn auch weniger differen ziert - urteilt auch J.G.Snaith, Ecclesiasticus, Cambridge 1974, p.189: "The parallels are quite close - even to the damage to the smith's skin from the heat of his fire in verse 2 8 , but if Ben Si ra used it h e censored it of all ridicule. He is not ungenerous in praise of the crafts mentioned, and recognizes that craftsmen are skillful at their own crafts."
290
Schriftgelehrsamkeit
bung
(mit v i e l l e i c h t
und
ein w e n i g
satirische Bemerkungen.
Volkserziehung
I r o n i e in V . 2 5 ) - dort
Schon von daher merkt man: Es
geht Ben Sira g a r nicht - w i e s o oft g e m e i n t - u m e i n e Abqualifizierung
d e r H a n d w e r k e r ! Er w i l l g a r nicht
m a n u e l l e A r b e i t als m i n d e r w e r t i g die g e i s t i g e Anerkennung
darstellen,
z u l o b e n . E r zollt ihr v i e l m e h r
die
u m dann gebührende
( s . V v . 3 1 f ) . Und a n a n d e r e m O r t e m p f i e h l t e r
sie ja s o g a r s e i n e n S c h ü l e r n : beit und den L a n d b a u ,
"Hasse n i c h t
schwere
der vom Höchsten geschaffen
Ar ist"
1
(7:15; vgl.20:2s). W e n n es B e n Sira a l s o n i c h t u m ein wertmäßiges
A b w ä g e n v o n g e i s t i g e r und k ö r p e r l i c h e r
t ä t i g u n g geht, bei d e m l e t z t e r e g e s c h m ä h t , priesen werden
soll, wenn
W o r t e für die H a n d w e r k e r
nen S c h ü l e r n g a r d a s H a n d w e r k sich: w o r u m g e h t es ihm Kurz: Es geht
erstere
e r statt d e s s e n s o g a r als H a n d w e r k e r
f i n d e t und
empfehlen kann,
d a ß die H a n d w e r k e r
und d a ß das h ö c h s t e
eindeutig den von allem Erwerbszwang zum S t u d i u m a u s g e s t a t t e t e n
führt?"
e
Sof rim
Aus d i e s e m a p o l o g e t i s c h e n
ge in V . 2 5 a :
(gute, doch)
Weisheitsniveau
freien, mit
vorbehalten
Interesse erklärt
eine negative Antwort
Muße
bleibt.^ sich
erheischende
"Wie k a n n w e i s e w e r d e n , w e r d e n
In ihrer apologetischen Abzweckung
die F r a g e
sei
s o fragt
n ü t z l i c h e und i n i h r e r A r b e i t w e i s e - a b e r e b e n
herausfordernde,
ge
lobende
denn?
ihm darum,
Handwerker bleiben,
Be
(und i h r e i m p l i z i e r t e A n t w o r t )
Fra
Pflug
erweist
als
die
sich
hyperbo
lisch, als n i c h t a b s o l u t g e m e i n t . E s g e h t d a b e i j a nicht um i r g e n d e i n e W e i s h e i t
- in seinem eigenen Beruf,
k a n n ja j e d e r A r b e i t e n d e
'weise' w e r d e n
(V.31b)i
z.B., - son-
Wenn in 26:29-27:3 Kritik am Kaufmannsberuf geübt w i r d , so nicht etwa w e g e n einer grundsätzlichen Berufsverachtung, sondern wegen der ethischen Gefährdung gerade dieses Berufes: "Schwerlich bleibt ein Kaufmann frei von Schuld, noch kann ein Händler rein von Sünde bleiben..." S.dazu M . H e n g e l , op.cit., pp.100+251. 2 In diese Richtung tendiert bereits das Votum von A.Schlatter, Geschichte Israels, Calw/Stuttgart 1906, p . 7 3 : "Dem Gewerbe des Bauern und Handwerkers schreibt der Sohn Siras willig Unentbehrlichkeit zu, ohne Neigung, die ganze Gemeinde zu Theologen zu machen."
Verteidigung
dem, nur
wie
der
durch
priesterlicher
Kontrast
e
f rim
und
mit
Produktion mit cher
will
Ben
Sira
den
Sönach
die Weisheit,
die
den
Schrif-
Weisheitstraditionen,
Denken,
Dieser Sie
Einsatz,
at-lichen
mit und
praktischem
umfaßt.
Frömmigkeitsübung, hymnischen Rat
Weisheit
fordert
ihn
der
im U n t e r s c h i e d
zum
berufstätigen
ihm
bietenden
und
kann
einen
wie
leisten
die
des
ist
von Weisheitsmaterial
sich
um
Weisheit
mit
widmen.
der
speziell
Es
nebenbei
gelehrte Grund
wissen.
Belehrung
zeitlichen
zeigt,
erlangende
291
Beschäftigung
spekulativem
nicht
24a)
die
zu
Diese Weisheit
vorbehalten
V.34c-39:8 ten
zu V . 24
Berufsfreiheit
Schriftgelehrten.
Schriftgelehrsamkeit
öffentliman
ganzen,
priesterliche
'Gelegenheit
Stücken,
sich voll-
Schrift-
Laien
auf
zur M u ß e '
(V.
kann.l
1 Die Spannung zwischen ungeteilter Beschäftigung mit den h e i ligen Überlieferungen einerseits und irdischen bzw. beruflichen Verpflichtungen andererseits, hat sich auch durch das spätere Judentum hingezogen. W e r die Aufforderungen v o n Jos.1:8 und Ps.l:lf zum Sinnen Uber der Torah Tag und Nacht wörtlich nehmen w o l l t e , mußte ja mit den Anforderungen, die eine gleichzeitige Berufsausübung stellte, in Konflikt geraten. In Qumran stellte m a n daher unter zehn Männern jeweils einen frei, der "bei Tag und Nacht b e ständig in der Torah... forscht", während die übrigen nur jeweils ein Drittel der Nacht "in dem Buch lesen" (1£S 6:6f; cf. 8 : l l f ) . Dieser eine, der sich ganz dem Schriftstudium widmen darf, ist offenbar jeweils Priester gewesen (cf.lQS 6:3f; 5:9f+21f; lQSb 3:222 6 ) ; s.dazu O . B e t z , Offenbarung und Schriftforschung in der Qumransekte, Tübingen 1 9 6 0 , pp.19-23. - Die späteren Rabbinen, die - soweit sie nicht auf Almosen angewiesen w a r e n - in der Regel ja neben Studium und Lehre einen Beruf ausübten (cf. m.Aboth 1:10; 2:2 und 4 : 1 0 ; s.dazu supra, p.285 ( n . 2 ) ) , kannten zwar auch das Ideal, morgens der erste und abends der letzte in der Schule zu sein ( b . S u k . 2 8 a ) , waren in der Regel aber auf Kompromisse angewiesen: Mit der Torah hat sich 'Tag und Nacht beschäftigt' (vgl.Ps. 1 : 2 ) , w e r morgens und abends das S c h m a rezitiert (Midr.Ps.§ 17, 18b; cf. b . M e n . 9 9 b ) . Dabei w e i ß m a n noch - w i e ein Spruch von R. Juda b e n H a i zeigt - daß frühere Gelehrte sich nahezu ausschließlich dem Studium gewidmet haben, und kann - so R.Simeon b e n Yochai auch für die Gegenwart hoffen, daß bei ausschließlicher Beschäftigung Israels mit dem Gesetz andere für ihre irdischen Bedürfnisse sorgen w ü r d e n ( b . B e r . 3 5 b ) . Solche, die ausschließlich irdischer Beschäftigung nachgehen und nicht Gesetzesstudium treiben, setzen sich jedenfalls der Verachtung gewisser Rabbinen a u s , die etwa b e ten können: "Ich danke D i r , Ewiger, mein Gott, daß Du mein Los unter denen bestimmt hast, die im Beth ha-Midrasch sitzen, und nicht e
292
Schriftgelehrsamkeit
Daran, gelegen, der er
diesen bevor
er
Tätigkeiten in
den
Punkt
zuvor
in
des
gesetzesgelehrten
gegen
ter
drei
allen
die
Laien
daß
lichen
Schriftgelehrten
eigene
Schuld
sidim?)^
mit
hat
nämlich
um
der
(45:25f)
verlieren.
1
die
die
in
Ben
der
kommt. die
und
Privilegien
Vielleicht
die
-
den darf
Schrift man
Kampflinie
z.T.
Gefahr
betrau
45:25e-26),
Interesse
gleiche
sehr
Ä h n l i c h , wie
Rechtsprechung
der wohl
standen,
an v o r d r i n g e n d e
In d e r
Sira
Schilderung
Inschutznahme
geht,^ -
Vorrechtsstellung zu
einer
(45:17ff
ab.
Abschnitten
ist
Abschnitten
apologetischem
muten,
gestammte
es
und
verteidigt
nun mit
zu
Schriftgelehrten
Priester
gelehrten
zu m a c h e n ,
behandelten
der
er
Volkserziehung
38:34c-39:8
ten
grenzt
klar
und
Verteidigung
hin ver
priester durch ihre
an
Laien
(Cha-
ihrer
Vor-
./. unter denen, die an Straßenecken sitzen. Denn ich stehe früh auf und sie stehen früh auf. Ich stehe früh auf für die Worte der Torah, und sie stehen früh auf für vergängliche W e r k e . . . " (b. Ber.28b, B a r . ) . S.zu all diesen Stellen B.Gerhardsson, Memory and Manuscript, Uppsala 1961, p p . 2 3 4 - 2 3 9 , sowie J.Jeremias, Jerusalem zur Zeit Jesu, Berlin/Göttingen 1963^, pp. 127-132. Auch die Apostel haben sich später ja von irdischer Arbeit zurückgezogen, um ganz für den 'Dienst am Wort' zur Verfügung zu stehen ( A p g . 6 : 2 f f ) . 1 Wie H.H.Schaeder, Esra der Schreiber, Tübingen 1930, p.59 (n.l), zu dem Schluß kommt, ausgerechnet in Sir.38:24-39:11 solle die Ide algestalt des "schriftgelehrten, torakundigen L a i e n " ( ! ) gefeiert w e r d e n , bleibt völlig unerklärlich! Ein Beweis dieser These wird auch gar nicht angetreten. 2 M . H e n g e l , op.cit., p . 1 4 6 , glaubt in Ben Siras Schilderung des Schriftgelehrten erkennen zu können, daß dieser Stand sich selbst "von der Bindung an den Tempel ablöst", sich gegenüber den Prie stern emanzipiert und in dem alle Kräfte (auch die der L a i e n ! ) m o bilisierenden Kampf gegen den Hellenismus die Exklusivität "des mit dem Heiligtum verbundenen, privilegierten Schreibers" aufgibt und allen, auch den Laien, zugänglich wird. Die historische Situ ation ist h i e r richtig beurteilt; n u r ist Ben Sira u . E . eben nicht Träger dieser Entwicklung - er stellt sich vielmehr gegen sie! 3
. . W . F ö r s t e r , op.cit., p . 3 6 , vermutet den Ursprung der chasidischen Gesetzes lehrerbewegung um etwa 200 v.Chr. Und M . H e n g e l , op. cit., p.346, spricht v o n 'schriftgelehrten Laien innerhalb der chasidischen Gesamtbewegung' als Vorläufern der späteren Pharisä er, die (s.ibid., pp.l46f) evtl. schon eine Art vor-pharisäisches 'Volkserziehungsprogramm im G e s e t z ' starteten. Mit dem Vordringen solcher Gruppen ist angesichts der Korruption der Priesterschaft, sowie der Gefährdung der Geltung des Gesetzes durch den Hellenis-
Das Volkserziehungsideal
Ben
Siras
293
rechte erweist sich Ben Sira - w e n n m a n so will 'konservativ',
als
als einer, der an dem traditionellen
tus q u o n i c h t g e r ü t t e l t h a b e n m ö c h t e . U n d w e n n m a n großen Umfang nach
der geistigen Betätigung bedenkt, den
38:34c-39:8 dem Schriftgelehrten
sogar verständlich nur vollzeitliche ster von Abgaben Torahauslegung
§ Nach
erscheinen, warum Gelehrte
zudenkt,
vertraut
3: D a s V o l k s e r z i e h u n g s i d e a l dem bisher Gesagten erhebt
Ben
Arbeit
die als Prie
leben und traditionell mit
und Rechtsprechung
Traditionen, sind.
Siras
sich nun aber
doch
die Frage, ob Ben Siras Intention mit der Betonung p r i v i l e g i e r t e n P o s i t i o n des w e i s e n ,
der
priesterlichen
Schriftgelehrten
s c h o n v o l l u m s c h r i e b e n i s t . Bei
em H i n s e h e n w i r d
sich
zeigen, daß dies nur eine
der Medaille ist. Der anderen, bei
er
so m a g
er f ü r d i e s e
zulassen will,
Sta den
Sirach
genau Seite
ebenfalls
s i c h t b a r w e r d e n d e n S e i t e , m ü s s e n w i r u n s im
Folgenden
zuwenden.
A.) Die beiden G.v.Rad,
Bildunqsebenen.
der in seiner Behandlung
Schriftgelehrtentum ihn nur als
'Weisen' b e h a n d e l t ,
in den Aussagen von ausgesprochen
Ben Siras
dessen
so g u t w i e n i c h t b e r ü c k s i c h t i g t 1
muß angesichts
dessen
38:24-34 eine allgemeingültige
restriktive Erklärung des W e i s e n zur
ge nach der Möglichkeit
des Weisheitserwerbs
und
sehen.
und Fra Er
1
./. mus als einer 'Zurück-zum-Gesetz-Bewegung zu rechnen. Spä testens im Zusammenhang mit dem hellenistischen Hohenpriester A l kimus (161 v . C h r . ) lesen w i r v o n einer als chasidisch bezeichneten OU\xXY0ü>Yri YpOUUClT&dV, 1.Makk. 7:12f f. die in Opposition zur Hellenisierung Judäas standen, nun aber doch mit dem Aaroniden Alkimus Frieden schließen wollten und dabei ums Leben kamen. 1
S.dazu auch supra, p . 2 2 8 . Vielleicht liegt in dieser Unterbe wertung der Schriftgelehrsamkeit Ben Siras begründet, daß v.Rad, op.cit. , pp.314f, die Rolle der Torah im Sirachbuch so weit w i e möglich herunterspielt.
294
Schriftgelehrsamkeit
kommt
zu d e m S c h l u ß ,
und
Volkserziehung
"daß das L e i t b i l d v o m M e n s c h e n
damit a l l e s b i l d u n g s f o r d e r n d e L e h r e n bei S i r a c h stärker,
als das im a l t e n I s r a e l d e r F a l l w a r ,
aler H i n s i c h t
der W e i s e
zugänglich
1
sozi
genau,
n i c h t a l l e n B e r u f e n und ist."
Ständen
N a c h d i e s e r D e u t u n g kennt
nur e i n e e i n z i g e B i l d u n g s e b e n e . Für ihn
es nur e i n e n - und zwar e x k l u s i v e n und v o n d i e s e m
sind d i e m e i s t e n
von v o r n h e r e i n
ausgeschlossen.
M.Hengel scheinbar
viel in
etwas Exklusives hat. Sirach weiß
daß eine solche Bildung gleichmäßig
feststellt:
gibt
Weisheitsstandard,
Bevölkerungsschichten
sieht h i e r d i f f e r e n z i e r t e r ,
in S p a n n u n g
und
zueinander
w e n n er
stehende
"Noch B e n - S i r a w o l l t e als
zwei
Tendenzen
traditionsbewußter
'sofer' die B a u e r n und H a n d w e r k e r v o m S t u d i u m d e r W e i s heit a u s s c h l i e ß e n ,
betonte aber andererseits
'daß d i e r e c h t e n W e i s e n scheint h i e r d e u t l i c h
für ihr V o l k w e i s e
Einerseits
'aristokratisch-priesterlichen
andererseits form
1
von der aufkommenden
beeinflußt. Unverarbeitet
gegensätzlichen festhalten
s i n d ' . Es er
ein gewisser Gegensatz, dem
auch sonst b e g e g n e n . " 2 der
schon,
sieht er B e n S i r a in Tradition'
stehen,
'plebeischen
scheint
Schul
ihm S i r a c h
a l t e n und n e u e n G e d a n k e n
denzen finden, hat Hengel richtig gesehen. Doch sich z e i g e n l a s s e n ,
d a ß d i e s e nicht auf der
auch d e r v e r m e i n t l i c h e
d i e s n i c h t so ist,
'gewisse G e g e n s a t z
Nach unserer Deutung unterscheidet dungsebenen. Wie wir zeigen v e r s u c h t e n , ve B i l d u n g s e b e n e
diese Bildungsebene,
wird
gleichen löst
sich
auf.
B e n S i r a zwei Bil
zunächst
die
des w o h l m i t dem P r i e s t e r s t a n d
denen Schriftgelehrten.
Er sieht
sich s o g a r
die seine eigene i s t ,
1
G.v.Rad, op.cit., p . 3 3 4 .
2
M . H e n g e l , op.cit., p . 1 4 7 .
3
1
Ten
im v o r a n g e h e n d e n P a r a g r a p h e n
k e n n t B e n Sira
die
gleichzeitig
zu w o l l e n . D a ß sich b e i ihm z w e i e r l e i
E b e n e l i e g e n . Und s o b a l d
wir
3
zu
exklusi verbun
veranlaßt, gegen
vor-
Dazu, daß Ben Sira selbst zu der von ihm geschilderten Berufs-
Das V o l k s e r z i e h u n g s i d e a l dringende Laienkräfte
1
wird Laien
Und d o c h ist er k e i n V e r t r e t e r
zur
verwehrt.
eines
selbstgefälli-
Das verdeutlicht
sein
in 2 4 : 3 0 - 3 4 in b e r e d t e r W e i s e : Als
l e h r t e r h a t t e er z u n ä c h s t
die Torah
studiert,
zu f i n d e n ; doch w a r dabei
sen so ü b e r s t r ö m e n d
geworden,
im P r o l o g
ein E r z i e h u n g s p r o g r a m m
berichtet
selbst
sein W i s An-
auch d e r
(4-14) ü b e r s e i n e n
En-
Großvater:
für l e r n e i f r i g e L a i e n .
che L a i e n ist ja a u c h sein W e i s h e i t s b u c h
nung seines Publikums
um
Schriftgelehrtenbildung
w i r in den U n t e r s u c h u n g e n
Selbst-
daß er a n d e r e n d a r a n
teil geben mußte. Entsprechendes
Aus seiner persönlichen
Bildung
Schriftge-
gelehrte Erkenntnis
kel Ben Siras
295
im e x k l u s i v e n K r e i s e . S e i n e
besitzt Mitteilungsdrang. zeugnis
Siras
zu v e r t e i d i g e n . D e r Z u g a n g
'Schriftgelehrtenweisheit
gen Bildungsmonopols
Ben
1
wuchs An
sol-
gerichtet,
zur g e s e l l s c h a f t l i c h e n
zu B e g i n n d i e s e r S t u d i e
wie
Einord-
gesehen
haben.2 Und so k a n n er im B l i c k auf d a s , w a s er in Buch mitteilt,
ausrufen
seinem
(36:16a-30:27):
(16)"Und a u c h ich, i c h h a b e als l e t z t e r g e w a c h t (H+G) (25) und w i e einer, d e r h i n t e r den W i n z e r n n a c h l i e s t . Im S e g e n G o t t e s b i n ich v o r a n g e k o m m e n (H) und w i e ein W i n z e r m a c h t e ich d i e K e l t e r v o l l . (26) Seht, d a ß ich m i c h n i c h t für m i c h a l l e i n e m ü h t e , s o n d e r n für a l l e , d i e B i l d u n g s u c h e n ! (2 7) H ö r t m i c h , ihr G r o ß e n des V o l k e s , und ihr V o r s t e h e r der G e m e i n d e , nehmt es zu Ohren!" D e r D r a n g des G e l e h r t e n nach d r a u ß e n ist h i e r bar.
D a s S t i c h w o r t v o n d e r in s e i n e m B u c h
'Bildung'
(V.26) n i m m t
w e n n er im E p i l o g drücklich
unverkenn-
zugänglichen
er a u c h s p ä t e r noch e i n m a l
auf,
(50:27f) d e n I n h a l t s e i n e s B u c h e s aus-
als n a i ö e i a auv£oecoc neu
^TTiaTTiuric
charakte-
./. gruppe der Schriftgelehrten gehört, s.die Ausführungen 39:lff, e.g. supra, pp.230f.245. 1
2
zu
Zu 24:30-34 und Prol.4-14 s.supra, pp.251-259.
S.dazu supra, Kap.I.§3 "Zur gesellschaftlichen Einordnung Ben Siras Publikum", pp.27-39.
von
296
Schriftgelehrsamkeit
risiert
u n d in W o r t e n ,
der d a r ü b e r b e s t ä n d i g sicht
d i e Ps.l
Ziel seines
Es w u n d e r t
oberste
entnommen
sind,
jedem,
Weisheitsgewinn
Vielen Weisheit
zu
in Aus
vermitteln,
Werkes.
von daher nicht,
verschiedener
Volkserziehung
nachsinnt,
stellt. Möglichst
ist d a s
und
d a ß in e i n e r
Aufzählung
Typen von Weisen Ben Sira denjenigen
Stelle setzt,
der
"für sein V o l k w e i s e
an
ist"(37:
19-26) : (19)"Es g i b t e i n e n W e i s e n , d e r ist für v i e l e w e i s e , d o c h für sich s e l b s t ist er t ö r i c h t . (20) U n d es g i b t e i n e n W e i s e n , der ist w e g e n s e i n e r R e de verhaßt und ist (gar) v o n a l l e m S p e i s e g e n u ß a u s g e s c h l o s s e n . (21) D e n n A n m u t ist ihm n i c h t v o m H e r r n v e r l i e h e n , und er b r i n g t sich um a l l e E h r e ( S ) . (22) Es gibt e i n e n W e i s e n , d e r ist für s i c h s e l b s t weise u n d die F r u c h t s e i n e s W i s s e n s ist für s e i n e n L e i b . (23) Es g i b t e i n e n W e i s e n , d e r ist für s e i n V o l k weise(Ö), und d i e F r u c h t s e i n e s W i s s e n s ist b l e i b e n d ( s . G ) . (24) W e r für sich selbst (H) w e i s e ist, w i r d satt v o n Genüssen (H), und g l ü c k l i c h p r e i s e n ihn a l l e , d i e ihn s e h e n . (25) D a s L e b e n e i n e s M a n n e s b e s t e h t in e i n e r Zahl v o n Jahren, und d i e T a g e I s r a e l s sind o h n e Z a h l : (26) W e r (aber) f ü r s e i n V o l k w e i s e ist, w i r d E h r e e r ben, und sein N a m e w i r d b e s t e h e n in E w i g k e i t ! " Eindeutig
machen
hungstendenzen TOI)
werden
er i h n e n samkeit
1
sich b e i
bemerkbar.
1
zum U n t e r r i c h t
nun n i c h t
e t w a den
öffnen. Nein,
Sirach hier
'Volkserzie
Die Ungebildeten geladen Zugang
(dncuöeu-
(51:23). Damit zur
will
Schriftgelehr
die Schriftgelehrtenbildung
liegt
1 M.Löhr, op. cit. , p . 9 8 , bemerkt zu diesem Abschnitt: "Die höch ste Stufe gebührt... dem 'Volkserzieher ... Wahrscheinlich hat sich Sirach selbst in dieser Rolle gesehen." Aber auch Lohr hat die beiden 'Bildungsebenen' in ihrem Verhältnis zueinander nicht er kannt, und so kann er mit diesem Abschnitt die Aussage Sirachs in 38:24ff nicht vereinen und steht angesichts jener Verse vor einer Aporie: "Man wird fragen müssen, wie es bei solchen Ansichten mit dem TTCtlöeueiv TOV AjOOV (37,23) steht. Ist die 'Bildung', die die se Weisen anbieten, wirklich für alle da, oder m e i n e n sie nur eine soziale Elite?"; op.cit., p.102 (s.auch ibid., p . 1 1 2 ) . 1
Das V o l k s e r z i e h u n g s i d e a l
Ben
Siras
297
auf e i n e r E b e n e für s i c h . A b e r d a n e b e n g i b t es ein w e i s 1
heitliches
Volkserziehungsideal',
dungsebene darstellt,
das e i n e z w e i t e
auf der B e n S i r a sich m i t
Bil
Eifer
e n g a g i e r t . V i e l l e i c h t m ö c h t e er m i t d i e s e m
weitgespann
ten Erziehungsideal
Hellenismus
konditioniert
- das t e i l s
selbst vom
sein k ö n n t e - d e r Flut des
Bildungsangebots
entgegenwirken.
Eines muß dabei
hellenistischen
1
jedoch klar sein: Jedes
Volkserziehungsprogramm
weisheitliche
m u ß , w e n n es E r f o l g hat,
d e n zu
n ä c h s t n o c h u n g e b i l d e t e n L a i e n dem g e l e h r t e n W e i s e n nähern. Der Abstand g e b a u t . ^ Das als ein
zwischen beiden wird 'Seitenzweig
zunehmend
aus s e i n e r
als A u s l e g e r der T o r a h und d e r P r o p h e t e n '
3
daraus empfängt,
Tätigkeit
der
a u c h w i e d e r u m n ä h e r an
seine
den
S c h r i f t g e l e h r t e n h e r a n . D a ß mit s o l c h e n T e n d e n z e n pharisäischen Programm im G e s e t z '
4
einer
enschriftgelehrsamkeit
1
1
einer
in n a c h - m a k k a b ä i s c h e r
kräftig vorgearbeitet wurde,
dem
'Erziehung d e s g a n z e n
u n d d a m i t auch d e r E n t w i c k l u n g
läßt
ab
entstandene
weisheitliche W e r k Ben Siras rückt den Laien, Bildung
an
sich leicht
Volks
'Lai-
Zeit einsehen.^
S.dazu M.Hengel, op.cit., pp.l46f+243.
2 Auf diese Annäherung des allgemeinen Weisheitsschülers an den Typus des Weisen hat vor allem M.Löhr, op.cit., pp.lllf (cf.auch pp.H9f),hingewiesen. Vgl.dazu 14:20-27 mit 51:13-21, sowie 15:1 mit 38:34c. 3 S.dazu M.Hengel, Bespr. von Middendorps Sirachbuch in JSJ 5 (1974):84. ^ S.dazu M.Hengel, Judentum und Hellenismus, pp.l46f. - Auch im Einflußbereich der Qumransekte finden wir die Verpflichtung zur Erziehung der Jugend im Gesetz; cf.Test.Lev.13:2: "Lehrt auch ihr eure Kinder die Schrift, damit sie Verstand haben in ihrem ganzen Leben, indem sie unablässig das Gesetz Gottes lesen." Doch ist nicht klar, ob sich dieser Erziehungswille auf das ganze Volk, oder nur auf eine bestimmte Gruppe bezieht. Vielleicht ist hier die Jugendunterweisung lediglich für die ideale 'Gemeinde Israels am Ende der Tage' gedacht; vgl. lQSa l:l+6ff. 5
Wenn A.Finkel, The Pharisees and the Teacher of Nazareth, Lei den 1964, pp.81f, meint, erst die Pharisäer (unter Simon b.Schetach z.Zt. Salomes) hätten eine allgemeine Volkserziehung geför dert, während vorher nur Priester und Aristokraten eine Ausbildung
298
Schriftgelehrsamkeit
und
Volkserziehung
A b e r auch j e n e n i c h t - p r i e s t e r l i c h e samkeit
1
'Laienschriftgelehr-
sollte wieder mit einer doppelten
ne a r b e i t e n . ungeachtet
Zwar s t a n d n u n g r u n d s ä t z l i c h
seiner Herkunft,
samkeit offen,
der W e g
zur
Bildungsebe jedem
im Volk,
Schriftgelehr
d o c h b i l d e t e n d i e in j a h r e l a n g e m
Studi
um b i s zur O r d i n a t i o n a u s g e b i l d e t e n
S c h r i f t g e l e h r t e n und
R a b b i n e n i n n e r h a l b des P h a r i s ä i s m u s
sowohl, als auch
n e r h a l b des V o l k e s höchsten Bildung
eine geistige Elite. Neben
meines,
dieser
des v o l l e n S c h r i f t g e l e h r t e n g a b es noch
- durch e b e n s o l c h e S c h r i f t g e l e h r t e religiös-bürgerliches
wöhnlichen
Bildungssuchenden
richt (vor a l l e m
erteilt
- ein
Bildungsprogramm,
allge das
für v o r ü b e r g e h e n d e n
ge
Unter
in j ü n g e r e n J a h r e n ) o f f e n s t a n d . A l s Bei
spiele für S c h ü l e r des l e t z t g e n a n n t e n T y p u s d ü r f t e n lus
(cf.Apg.22:3)
hen
sein.l
B.) W e g e zur
in
und Josephus
(cf. V i t a
Pau
10-11)
anzuse
Siras
•Volks
Weisheit.
Die grundlegende Voraussetzung bildungsprogramm
1
für B e n
ist s e i n Ü b e r z e u g t s e i n v o n d e r
versalen Bildungsfähigkeit ner S c h ö p f u n g s t h e o l o g i e
des M e n s c h e n ,
hervorwächst.
ist, d a ß G o t t die W e i s h e i t
2
uni
das aus
Seine
sei
Überzeugung
"über a l l e S e i n e W e r k e
aus
g e g o s s e n h a t . Bei a l l e m F l e i s c h ist sie g e m ä ß S e i n e r Ga be"
(l:9b-10a). Die Weisheit
'herrscht
'über a l l e V ö l k e r ' , w e n n g l e i c h ihr H e i m a t o r t
g e w o r d e n ist
Gott in d e r S c h ö p f u n g und sie m i t
1
zunächst
schließlich
doch
einmal Israel
(24:6ff). Jedem Menschen
'ein H e r z , um zu d e n k e n
'Einsicht des V e r s t ä n d n i s s e s
1
1
hat
gegeben,
erfüllt,
damit
./. erfuhren, so wird er damit zumindest der Evidenz des Sirach buches nicht gerecht. Allenfalls im Blick auf eine Gesetzeserzie hung des Volkes mag er recht haben.
65,
1 S.dazu B.Reicke, Neutestamentliche pp.H2f. 2
Zeitgeschichte, Berlin 19-
Zu den folgenden Aussagen vgl.auch schon die Ausführungen pra, pp.234f.
su
Das V o l k s e r z i e h u n g s i d e a l
Ben Siras
sie G u t e s und B ö s e s u n t e r s c h e i d e n k ö n n t e n mit
soll nun nicht gesagt werden,
(17:6f).
daß alle
s c h o n v o n v o r n h e r e i n w e i s e seien,
299
Menschen
w o h l aber, d a ß
weise werden können, weil Gott alles Nötige dazu gestellt
ist n u n für S i r a c h auf dem W e g
h e i t die F r ö m m i g k e i t . W e i s h e i t
'weltliches G e s c h ä f t ,
ihn fest in d e n G l a u b e n ist u n i v e r s a l
ist d e n e n v e r l i e h e n , Gläubigen wird
auch
ist für ihn 1
n i c h t nur e i n
Und d i e
sie bereit
hat.
Wesentlich
Weisheit
Da
eingebettet.1
(1:10b).
Den
sie s c h o n im M u t t e r l e i b v e r l i e h e n ist s o w o h l
'Krone' und
Die
(l:9f) - ja, a b e r sie
die Jahwe fürchten
'Furcht des H e r r n '
'Freude',
durchaus
s o n d e r n sie ist für
seines Volkes ausgegossen
zur W e i s
1
'Anfang ,
(1:14b). als
'Wurzel' der W e i s h e i t
(1:14a.
1 6 a . 1 8 a . 2 0 a ; v g l . V . 2 7 ; 1 9 : 2 0 ; 2 1 : 1 1 ; 3 5 : 1 4 ) . - Denkkraft ist j e d e m v o n d e r S c h ö p f u n g h e r g e g e b e n ( 1 7 : 6 f ) aber doch war diese Gabe nicht ohne die Gabe der Gottesfurcht Menschen
gedacht
'Wissen' g e g e b e n
'Gesetz' u n d e i n e n
( 1 7 : 8 ) . - G o t t hat
sagen:
1
(17:llb+12).
26; v g l . 1 5 : 1 b ) . Oder auch umgekehrt: (36:2 H
Weisheit vorenthalten
Kurz
) . Dem Sünder aber wird
(15:7b). Seine Klugheit
Vor die Wahl gestellt,
sein, a l s v o n K l u g h e i t ü b e r f l i e ß e n (19:24).
In d i e s e n
sich d e u t l i c h d e r S c h r i f t g e l e h r t e ,
Weiser Gott und Seinem Wort verpflichtet
1
aus
(19:
und und
Sprüchen
der auch
als
bleibt. Ge
l a n g t e B e n Sira s e l b s t erst v o n d e r G r u n d l a g e zogener Schriftgelehrsamkeit
er
entschei
ist es, M a n g e l an V e r s t ä n d n i s h a b e n
das G e s e t z ü b e r t r e t e n ! " zeigt
kann Sirach
die
- die
22-25).
gottesfürchtig
so (1:
"Nicht w i r d w e i s e ,
h a b e n k a n n - ist n i c h t w i r k l i c h e W e i s h e i t
"Besser
und
sie d i r g e b e n ! "
immerhin
den:
Sein
"Verlangst du Weisheit,
halte die Gebote, und der Herr wird
wer die Torah haßt"
den
(17:11a) - ja, a b e r auch
'ewigen B u n d
b ü n d i g k a n n es S i r a c h
- ja,
gleichzeitige
torahbe-
(wenn a u c h schon
in
Vgl.dazu E.G.Bauckmann, "Die Proverbien und die Sprüche des Jesus Sirach", ZAW 72(i960):62f.
300
Schriftgelehrsamkeit
und
Volkserziehung
relativ jungem Alter,
51:14f)
zur W e i s h e i t s l e h r e
Prol.1-14;
so w i l l
er auch für s e i n e
24:30-34),
und L e s e r den W e g
zur W e i s h e i t
migkeit vorbeigehen ziehungsprogramm, stischen
ben e m a n z i p i e r t , bleibt
sich im Zuge e i n e r v o m
ist sein P r o g r a m m
-
allerdings
Bildung
des
1
Es
jedoch
bleibt
mit
d e u t l i c h e r V e r w e i s u n g d e s V o l k e s auf G o t t e s f u r c h t G e s e t z und e i n e r zung
immer w i e d e r d u r c h s c h i m m e r n d e n
des v o r l i e g e n d e n A l t e n
Testaments.
D a m i t der E i n z e l n e nun den W e g ternimmt
es B e n Sira,
Lohn,
Abschnitt
des M e n s c h e n
Eros'
'von den E r f ü l l u n g e n '
'die das S t r e b e n nach W e i s h e i t
Er
reichlichen
glückselig
'wissenschaftlichem
1 4 : 2 0 - 2 7 , der
2
zu m o t i v i e r e n .
ja, er k a n n d e n W e i s h e i t s j ü n g e r
sen, w i e in dem v o n
und
Benut
zur W e i s h e i t w a g t , un
ihn m ö g l i c h s t
v e r h e i ß t dem W e i s h e i t s s t r e b e n
aus
ganzen
pharisäischen
nicht.
vornehmlich WeisheitIiche Unterweisung,
Glau
'Bildung
'Unterweisung
im G e s e t z ' im S i n n e d e r s p ä t e r e n
Halacha
helleni
k a n n es für ihn n i c h t g e b e n .
für ihn - b e i a l l e r W e l t o f f e n h e i t
Fröm
Volkser
getragenen Bildungsfreude vom
dem G l a u b e n ' . E i n e e i g e n t l i c h e Volkes
Schüler
n i c h t an G e s e t z und
l a s s e n . Ein w e i s h e i t l i c h e s
das
Zeitgeist
(cf.
prei
gefärbten spricht,
3
lohnt' :
( 2 0 ) " G l ü c k s e l i g ist der M a n n , der über die W e i s h e i t nachsinnt und über die E i n s i c h t n a c h d e n k t , (21) d e r auf ihre W e g e sein H e r z r i c h t e t (H) und ihre P f a d e b e d e n k t , (22) um f o r s c h e n d h i n t e r ihr h e r z u s p ü r e n , und alle ihre Z u g ä n g e b e l a u e r t . 5 4
1 So schon A.Büchler, "Ben Sira's Conception of Sin and Atonement", JQR
13(1922/23):313.
2 Vgl.A.Eberharter, Der Kanon des AT zur Zeit des Ben Sira, Mün ster 1911, pp.1-77; J.L.Koole, "Die Bibel des Ben Sira", OTS 14 (1965):374-396. 3 So G.v.Rad, op.cit. , p . 3 8 . - Zum folgenden Text cher, op.cit., pp.73-80, dem wir sachlich weitgehend
s.0.Rickenba folgen.
4 Man beachte wieder (wie in 50:28) die Anspielung auf Ps.l. Anstelle der "Torah' dort wird hier allerdings die 'Weisheit' ge setzt. Beide Größen werden austauschbar.
Das V o l k s e r z i e h u n g s i d e a l
Ben
Siras
301
(23) Er späht zu ihrem F e n s t e r h e r e i n und h o r c h t an ihren T ü r e n . (24) Er lagert sich im U m k r e i s ihres H a u s e s und s c h l ä g t Z e l t p f l ö c k e in ihre W a n d . (25) E r s p a n n t sein Zelt an ihrer S e i t e aus und w o h n t in g u t e r W o h n u n g . (26) Er b a u t sein N e s t (H) in ihrem L a u b und in ihren Z w e i g e n ü b e r n a c h t e t e r . (27) Er b i r g t sich in i h r e m S c h a t t e n vor H i t z e und in i h r e r Z u f l u c h t s t ä t t e nimmt er W o h n u n g . " H i e r ruft B e n S i r a besverhalten
zu e i n e m g e r a d e z u a u f d r i n g l i c h e n
g e g e n ü b e r der W e i s h e i t
auf,
stellt
auch den L o h n i h r e r N ä h e d e u t l i c h v o r A u g e n . Im
aber unmit
t e l b a r e n A n s c h l u ß an d i e s e V e r s e ruft er n o c h m a l s glaubensmäßige bens
Grundvoraussetzung
in E r i n n e r u n g
heitssucher
die
Weisheitsstre
und m a l t dann dem p o t e n t i e l l e n
in n o c h
R e i z der W e i s h e i t
allen
lockenderen
vor A u g e n
Lie
F a r b e n als
zuvor
Weis den
(15:1-6):
( 1)"Wer J a h w e f ü r c h t e t , w i r d so h a n d e l n , und w e r sich a n ' s G e s e t z hält, w i r d sie e r l a n g e n . ( 2) Und sie w i r d ihm e n t g e g e n t r e t e n w i e e i n e M u t t e r und w i e e i n e j u n g e F r a u w i r d sie ihn a u f n e h m e n . ( 3) Sie w i r d ihn s p e i s e n mit dem B r o t des Verständnisses und das W a s s e r des W i s s e n s (H) w i r d sie ihm zu trin ken geben. ( 4) Und er w i r d sich auf sie s t ü t z e n und n i c h t w a n k e n , und w i r d auf sie v e r t r a u e n und nicht b e s c h ä m t w e r den. ( 5) Und sie w i r d ihn über s e i n e G e n o s s e n e r h ö h e n und i n m i t t e n der V e r s a m m l u n g w i r d sie ihm d e n Mund öffnen. ( 6) G l ü c k und F r e u d e (H) läßt sie ihn finden, und e i n e n e w i g e n N a m e n läßt sie (H) ihn e r b e n . " 1
In g a n z ä h n l i c h e n W o r t e n k a n n B e n S i r a a u c h in 16 d e n r e i c h e n L o h n der W e i s h e i t doch
zu v e r h e h l e n ,
d a ß der W e g
durch harte Prüfungen geht er die W e i s h e i t 5
Im Unterschied
sagen
darstellen,
zu d i e s e m
Ziel
ohne
4:11je
zunächst
(4:17; v g l . 6 : 1 9 - 2 5 ) . So
läßt
(4:17-18):
zu H weist G in V.22 den Imperativ
auf.
1 0.Rickenbacher, op.cit., p . 7 7 , sieht in diesem Vers das 'Zen trum der Perikope ( 1 4 : 2 0 - 1 5 : 1 0 ) ' : die Frömmigkeit als die conditio sine qua non für den Empfang der Weisheit!
302
Schriftgelehrsamkeit
und
Volkserziehung
(17)"Doch i n d e m ich m i c h f r e m d s t e l l e , g e h e ich m i t ihm, und ich (S) p r ü f e ihn z u n ä c h s t m i t E r p r o b u n g e n . 1 F u r c h t u n d Z a g e n b r i n g e ich (S) ü b e r i h n und p l a g e ihn m i t Z ü c h t i g u n g bis s e i n H e r z v o n m i r e r f ü l l t i s t . 2
3
(18) Ich (H) w e n d e m i c h u n d m a c h e ihn g l ü c k l i c h u n d o f f e n b a r e ihm m e i n e V e r b o r g e n h e i t e n . " Am ausführlichsten Perikope 6:18-37,
z e i g t d e n W e g zur W e i s h e i t
d i e n i c h t nur v i e l e b e r e i t s
Elemente aufnimmt, also nicht nur motiviert 33),
trotz gewisser
heitssuche aufruft
Schwierigkeiten
genannte
(Vv.l8f+26-
zum W a g n i s d e r Weis
(Vv.l9c-25) und in e i n e r
Schlußaussage wieder die glaubensmäßigen für das F i n d e n d e r W e i s h e i t n e n n t
die
(V.37),
berhinaus noch konkrete Programmpunkte
betonten
Voraussetzungen sondern darü
zum Erlangen
W e i s h e i t a u f z e i g t . Es h a n d e l t sich in d e m A b s c h n i t t 18-37 d a b e i um e i n L e h r g e d i c h t v o n s i e b e n S t r o p h e n je d r e i
Distichen:
von 6: zu
4
(18)"Mein S o h n , v o n d e i n e r J u g e n d z e i t a n n i m m Z u c h t a n u n d b i s ins G r e i s e n a l t e r e r l a n g s t d u d i e W e i s h e i t . (19) W i e e i n P f l ü g e r u n d S c h n i t t e r n a h e d i c h ihr u n d h a r r e auf i h r e n g r o ß e n E r t r a g . D e n n i n i h r e m D i e n s t m u ß t du d i c h n u r w e n i g m ü h e n u n d m o r g e n (schon) w i r s t du e s s e n v o n i h r e r Frucht. (20) E i n u n g a n g b a r e r W e g ist sie für d e n T o r e n , und n i c h t h ä l t b e i ihr e i n U n v e r s t ä n d i g e r a u s . (21) W i e e i n L a s t s t e i n l i e g t sie auf ihm, und n i c h t z ö g e r t e r , s i e a b z u w e r f e n . (22) D e n n d i e Z u c h t i s t w i e ihr N a m e und n i c h t a l l e n ist s i e l e i c h t g a n g b a r . (23) H ö r e , m e i n S o h n , und n i m m m e i n e M e i n u n g und v e r w i r f n i c h t m e i n e n R a t . (24) B r i n g e d e i n e n F u ß i n i h r e F e s s e l n und in ihre Umgarnung deinen H a l s .
1
Die Zeile fehlt in G.
2
Diese und die nächste Zeile fehlen in H.
an
3
Die in G folgende Zeile 17f fehlt in H+S und ist hier ausge lassen. ^ Zum Text und zur Gliederung s.0.Rickenbacher, op.cit., pp.5564, dem wir hier weitgehend folgen. Zu einigen Einzelheiten s.auch supra, pp.48-51.
Das V o l k s e r z i e h a n g s i d e a l
Ben
303
Siras
(25) N e i g e d e i n e S c h u l t e r und nimm sie auf dich und w e r d e nicht ü b e r d r ü s s i g i h r e r R a t s c h l ä g e . (26) Aus d e i n e m g a n z e n H e r z e n n a h e d i c h ihr und m i t d e i n e r g a n z e n K r a f t h a l t e ihre W e g e e i n . (27) E r g r ü n d e und f o r s c h e , s u c h e und finde und h a l t e sie fest und l a s s e sie nicht l o s ! (28) D e n n z u l e t z t w i r s t du f i n d e n ihre R u h e , und sie w i r d sich dir w a n d e l n in W o n n e . (29) Und und (30) Zum und (31) A l s und
ihre F u ß f e s s e l n w e r d e n für d i c h e i n e starke Burg ihre U m g a r n u n g zur g o l d e n e n K l e i d u n g . G o l d s c h m u c k w i r d ihr Joch, i h r e F e s s e l n zum b l a u e n P u r p u r f a d e n . P r a c h t g e w a n d w i r s t du sie a n l e g e n als h e r r l i c h e s D i a d e m sie d i r u m b i n d e n .
(32) W e n n du w i l l s t , m e i n Sohn, k a n n s t du w e i s e w e r d e n , und w e n n du d e i n H e r z d a r a u f r i c h t e s t , k a n n s t du klug werden! (33) W e n n du h ö r e n w i l l s t , w i r s t du lernen, und w e n n du d e i n O h r n e i g s t , w i r s t du g e b i l d e t wer den. 1 (35) J e d e n V o r t r a g w o l l e h ö r e n , u n d e i n k l u g e r S p r u c h s o l l dir nicht e n t g e h e n ! (36) S i e h zu, w e r k l u g ist, und s u c h e ihn e i f r i g auf, und es t r e t e h ä u f i g auf s e i n e S c h w e l l e d e i n F u ß . (37) R i c h t e d e i n e n S i n n auf d i e F u r c h t G o t t e s und ü b e r S e i n G e b o t s i n n e a l l e z e i t n a c h ! Und Er w i r d e i n s i c h t s v o l l m a c h e n d e i n H e r z , und w i e du es e r s e h n s t , w i r d Er d i c h w e i s e machen." Ein g e w i s s e s hier sichtbar.
Programm
für w e i s h e i t l i c h e
Zum e i n e n zeigt
de in V . 1 8 , d a ß s i c h das w e i s h e i t l i c h e haben
zunächst einmal
vgl. Prv.)
richtet,
zu m o t i v i e r e n .
ist hier der W e i s h e i t s l e h r e r spiel v o r a n g e g a n g e n schen allerdings
um sie zum
In s e i n e r e i g e n e n
Manier, Streben Jugend
s e l b s t ja m i t g u t e m
Bei
( 5 1 : 1 3 f f ) . W a s v o n dem j u n g e n
g e f o r d e r t wird,
ist e i n g a n z e r
s a t z und e n t s c h l o s s e n e L e r n b e r e i t s c h a f t
1
wird
Volksbildungsvor
(in g u t w e i s h e i t l i c h e r
an d i e J u g e n d
nach B i l d u n g
Bildung
sich s c h o n an der A n r e
Men
Ein
(Vv.26f+32).
Zum folgenden V . 3 4 ("Stelle dich in die Versammlung der Alten - und w e r weise ist, an ihn schließe dich an"; G + S ) kommentiert 0. Rickenbacher, op.cit., p . 5 7 : "In der sechsten Strofe...muss Vers 34 gestrichen werden. Er fehlt in H , stört das Ebenmass der Strofe, wiederholt zum Teil Vers 36 und trennt die beiden ynu/ von Vers 33 und 35 vielleicht zu sehr."
304
Schriftgelehrsamkeit
und
Volkserziehung
Zugänglich wird die Weisheit
in der R e d e und im
des W e i s e n
D a r a u f g i l t es
(V.35 = H: V . 3 4 ) .
und m i t L e r n e i f e r
zu h ö r e n
Maschal
aufmerksam
(Vv.33+35).
D i e s e H ö r b e r e i t s c h a f t w i r d a u c h in 8:8-9
gefordert:
( 8 ) " V e r n a c h l ä s s i g e nicht d i e R e d e d e r W e i s e n und m i t ihren S p r ü c h e n b e s c h ä f t i g e d i c h . D e n n von ihnen w i r s t du E i n s i c h t lernen, um v o r F ü r s t e n h i n t r e t e n zu k ö n n e n . ( 9) V e r a c h t e n i c h t die Ü b e r l i e f e r u n g ( n y i n u O d e r A l t e n , w e l c h e sie g e h ö r t h a b e n von i h r e n V ä t e r n ; s o n d e r n v o n i h n e n nimm V e r s t ä n d n i s an, und s o v e r m a g s t du, w e n n du es n ö t i g hast, A n t w o r t zu g e b e n . " D u r c h das H ö r e n auf d e n alten, dert sich der S c h ü l e r e i n . Er e m p f ä n g t ,
in e i n e n
1
empfangen,
entgegentritt,
wird hier
1
aus in
unterschieden) zu d e r
auch e n t s p r e c h e n d e r
g e h ö r e n , w i e es e i n V e r g l e i c h m i t der
bei
'Überlieferung
at-licher
'Weisheit
in 3 9 : 1 , d i e sich auf b i b l i s c h e
auch
uns
(wenn g e w i ß a u c h
Sirach bereits deutlich. Dabei mag
Alten
das
der R a b b i n e n so
h a l t l i c h v o n der s p ä t e r e n T r a d i t i o n
der Alten' durchaus
und
w a s er n u n w e i
Das S c h e m a d e r Ü b e r l i e f e r u n g s k e t t e ,
im s p ä t e r e n M e i s t e r - J ü n g e r - S y s t e m geprägt
glie
Traditionszusammenhang
was der Lehrende überliefert;
der L e h r e n d e hat s e i n e r s e i t s tergibt.
erfahrenen Weisen
Inhalte
Stoff
aller bezieht,
nahelegt. M i t dem
'Hören auf d e n W e i s e n '
allerdings mehr gemeint, e i n e r h i e r und da
als die z u f ä l l i g e
kanntenkreis
(s.o.)
Überraschung
zu v e r n e h m e n d e n w e i s e n E i n s i c h t .
9:14ff k ö n n t e m a n n o c h m e i n e n , lich darum,
ist n a c h 6:35f
es g e h e B e n S i r a
d a ß sich j e d e r M e n s c h sucht,
mäß deinem Vermögen
einen wertvollen
v o n dem er e t w a s
lernen kann:
s t e h e A n t w o r t (?:H) d e i n e m
Be "Ge
Nächsten
und mit W e i s e n b e r a t e d i c h ; m i t V e r s t ä n d i g e n
sei
Unterhaltung
( + G:
und d e i n B e r a t e n ü b e r die T o r a h
Nach
ledig
deine des
1 Nach 4:16 ist übrigens immer noch die Familie der erste Ort, an dem der weise Mann seine Weisheit weitergibt.
Das V o l k s e r z i e h u n g s i d e a l
Ben
Siras
305
H ö c h s t e n ) . Rechtschaffene Männer seien deine
Tischgenos
sen, und die F u r c h t des H e r r n soll d e i n R ü h m e n
sein."
Vielleicht wollen diese letztgenannten Verse auch d e n U m g a n g des b e r e i t s w e i s e n M a n n e s b e s c h r e i b e n nicht die e i g e n t l i c h e L e r n s i t u a t i o n . falls,
In 6:35f,
offenbar
s t e h e n in
sich e n t s p r e c h e n d
umsehen,
rig w i e a u c h h ä u f i g
gedacht,
'Weisen )? 1
im H a u s e i n e s
Dies wird
schwerlich
Es ist ja zu v e r m u t e n ,
betonung
S i r a c h w e i s e L e h r e r g e w i r k t h a b e n und u n d h e r im L a n d e h a t t e n . Weisheitstraditionen
zu
gebildeten
Haus
entscheiden
Zeit
Bildungs
schon
vor
ihre S c h ü l e r
Zudem werden auch
1
ge
oder durch
so w ü r d e es n i c h t v e r w u n d e r n , 'Weisheitsschüler
hin
biblische
(Prv., e t c . ) w e i t h i n b e k a n n t
w o r d e n s e i n - sei es n u n d u r c h V o r l e s u n g
im L a n d e e h e m a l i g e
Ist
Schulsituation
d a ß im Zuge der
im L a u f e d e r h e l l e n i s t i s c h e n
g e n e s L e s e n . Und
eif
soll er d e s s e n H a u s a u f s u c h e n .
(bzw. im als L e h r o r t b e n ü t z t e n
1
aus
( 6 : 3 6 ) . So
o d e r an e i n e e i g e n t l i c h e
in e i n e m L e h r h a u s
soll
einen verständigen Mann
h i e r n o c h an p r i v a t e s L e r n e n Mannes
Jerusalem
zur W a h l . Der k ü n f t i g e W e i s h e i t s s c h ü l e r
s u c h e n und sich d i e s e m d a n n a n s c h l i e ß e n
eines
jeden
ist e i n e n g e r A n s c h l u ß an e i n e n p e r s ö n l i c h e n Lehr
m e i s t e r g e m e i n t . M ä n n e r d i e s e r Art
sein.
nur und
ei
verstreut
zu f i n d e n ,
die
n u n in i h r e n e i g e n e n H ä u s e r n A n d e r e n das G e l e r n t e
ver
mittelten. Und d o c h g i b t che
'Lehrhäuser' bzw.
Schulen
als T e m p e l s c h u l e n
solcher
einer
Weis
Levitenschu
direkter Evidenz
die N o t w e n d i g k e i t
b i l d u n g u n d das V o r h a n d e n s e i n
1
o d e r auch
Zeit u n t e r H i n w e i s auf P a r a l l e l e n
ten Hochkulturen,
eigentli
(als S c h r e i b e r s c h u l e n m i t
ist t r o t z d e r A b w e s e n h e i t
neuerer
Zeit n u n a u c h
'Schulen'. D i e E x i s t e n z
im a l t e n I s r a e l
heitskultur, len)
es zu S i r a c h s
in
auch
in
benachbar
Beamtenaus
einer hochstehenden
bib-
J.Marböck, op.cit., p.116; 0.Rickenbacher, op.cit., pp.63f; J.G.Snaith, Ecclesiasticus, Cambridge 1974, p . 4 0 , u.A., haben sich jedenfalls dafür ausgesprochen, daß hier die Situation einer ei gentlichen Weisheitsschule geschildert sei.
306
Schriftgelehrsamkeit
lischen Literatur,
und
d i e m a n sich o h n e d a s
von Schulen nicht erklären der p o s t u l i e r t w o r d e n . versale Vermutung,
1
In j ü n g s t e r
ist d i e s e u n i
nicht beantwortet
z u n ä c h s t gut d a r a n tun,
eigentliche
sind,
und
im B l i c k auf
Israel das
Lehrhaus'
zum e r s t e n m a l
einige A u t o r e n an d i e s e r S t e l l e m i t e i n e r - also n i c h t w ö r t l i c h e n nen^ (eine A u s l e g u n g ,
- Bedeutung
zu
gebrochen:
g e n a n n t . Wenn allegorischen
des Ausdrucks
d i e uns u n w a h r s c h e i n l i c h
so w ü r d e s o l c h e i n e ü b e r t r a g e n e
auch d i e w i r k l i c h e E x i s t e n z
die
Schweigen
M i t S i r a c h a b e r ist das S c h w e i g e n 1
Fra
wird
nicht d u r c h v o r s c h n e l l e V e r m u t u n g e n
In 51:23 w i r d das
wie
radikal hinterfragt
E x i s t e n z v o n S c h u l e n im a t - l i c h e n
scheint),
immer
B e v o r d i e von ihm a u f g e w o r f e n e n
g e n und F e s t s t e l l u n g e n
übertönen.
Zeit
d a ß das a t - l i c h e I s r a e l
bestritten worden.
der D o k u m e n t e
Vorhandensein
zu k ö n n e n g l a u b t ,
Schulen kannte, von R.N.Whybray 9
die F o r s c h u n g
Volkserziehung
zu
rech sein
Bedeutung
eines Lehrhauses
doch
vorausset
zen. Worum geht
es n u n bei d i e s e m
'Lehrhaus
1
des
den? Um ein Z e n t r u m d e r S c h r i f t g e l e h r s a m k e i t , vornehmlich
exegetisch
Sirazi in
g e a r b e i t e t w u r d e - a l s o um
dem ein
1
So H.J.Hermisson, Studien zur Israelitischen Spruchweisheit, Neukirchen-Vluyn 1968, pp.97-136; s.auch G.v.Rad, op.cit., p.31, der es deutlich ausspricht: "Eine große Hilfe wäre es, wenn wir dem Alten Testament etwas über das Schulwesen in Israel entnehmen könnten. Aber eine mehrfache sorgfältige Überprüfung ist ziemlich ergebnislos geblieben." Und doch fährt er dann mit (allzu?) großer Zuversicht fort: "Trotzdem kann kein Zweifel darüber sein, daß es auch im älteren Israel Schulen gegeben hat." 2
R.N.Whybray, The Intellectual Tradition in the Old Testament, Berlin/New York 1974, vor allem pp.31-48. Schon L.Köhler, Der hebräische Mensch, Tübingen 1953, p.64, hatte einst - allerdings ohne die detaillierte Argumentation Whybrays aufzuweisen - dekre tiert: "Alles, was Schule und Schulung heißt, ist dem hebräischen Menschen bis in die späteste Zeit fremd." Sehr zurückhaltend ist auch die Haltung von L.Perdue, Wisdom and Cult, Missoula 1977, p. 327 (n.15), in dieser Frage. 3 So verstehen N.Peters und V.Hamp in ihren Sirachkommentaren den Ausdruck als Bild für die Weisheitslehre Sirachs, wie sie in seinem Buch vorliegt; s.dazu den Bericht bei G.Maier, op.cit. , p. 30, und 0.Rickenbacher, op.cit., p.208.
Das
Kmnn en?
1
J H 2 im S i n n e Nein,
sierung Aufruf in
Volkserziehungsideal
denn
der späteren
schon
(51:13-21)
zum Weisheitserwerb
diesem
lich hat sogar
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7
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diese
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2
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er auf der Basis
bzw.
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'Bil
'Midrasch'
vorliegenden
Wort
('Haus d e r A u s l e g u n g ' ) ,
(»Haus
der Bildung')
von den beiden
'Midrasch'
4
will
die Re
Bildungsebe
Emendation weiter
die Schriftgelehrtenebene
bereits
es n a h e ,
daß in V . 2 3 ursprünglich
7
n 2
Erkenntnis
könnte
legt
- und nicht
vermutlich
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Akademi Themati
übereinstimmend
'Auslegung'
eines
von einem
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recht,
307
ausdrücklichen
- betrieben w u r d e .
P.W.Skehan
und wegen
nicht
sondern
und dem
(Vv.25ff)
G u n d S, d e r e n Ü b e r s e t z u n g
spricht,
mit seiner
Haus Weisheitsunterricht
Schriftgelehrtenschulung
von
rabbinischen
der Kontext
der Weisheit
Ben Siras
unterstüt
m i t ihrem
auch da
Ben Sira
der A l l -
1
R.Smend, op.cit., p.XIV, spricht im Blick auf das Lehrhaus in 51:23 schon von einem "Terminus der Schriftgelehrsamkeit". Und Box/ Oesterley, op.cit., p . 5 1 6 , sehen in dem 'house of I n s t r u c t i o n hier "the technical name for the 'house* w h e r e students gathered together for Instruction in the Law". - Zur späteren Entwicklung der rabbin.Lehrhäuser s.B.Gerhardsson, op.cit., pp.85-90, und M.Hengel, op.cit., pp.146-152. 1
2 Insofern spricht M . H e n g e l , op.cit., p . 2 4 3 , im Blick auf 51:23+ 29 zu Recht v o n Sirach "als Weisheits lehrer mit festem Schulbetrieb." 3 P.W.Skehan, "The Acrostic Poem in Sirach 5 1 : 1 3 - 2 0 " , HThR 64 (1971):397: "Much notice has been taken of Cairo B's 'BrrM J P 2 , as marking the earliest known use of the expression. But both the Greek and the Syriac (naiöetaC/ y u l p ä n ä * ) call rather for lDin IP2, with no suffix. And indeed, this appears to provide us with a play on words (Anm.: Er bezieht sich h i e r auf das 1~nD, mit dem V . 2 3 entsprechend dem akrostischen Muster beginnt und das lautähnlich mit IDin ist; H.St.) elsewhere employed, in a similar context, by the author of Sirach. Sir.6:22 NT1 D 21 7 N^l N n p nhV3 lPinn T)D2 conveys that "ID1& is not directly accessible to m a n , because its very name can b e unterstood as 'withdrawn'. This is playing with the root "HD, and o u r V . 2 3 does the same: "Come aside...and take up lodging in the house of (withdrawn, remote) instruction."Daß später, als m i n n II"»2 zum stehenden Fachausdruck für das rabbinische Lehrhaus w u r d e , dies Wort leicht in unseren Text eindrin gen konnte, ist unschwer vorzustellen. 7
4
1
V ß - supra, pp.252-255.
,
7
308
Schriftgelehrsamkeit
gemeinheit ten
ja n i c h t
'Ungebildeten'
hung sprogramms
eröffnen, wohl aber alle
dazu einladen,
heitliche Bildung
schlägt 1
daktischen ,
Als rechter priesterliche Glauben
zu e r l a n g e n .
Unterricht,
die s e i n B u c h
und
Etwas
d e n er h i e r
erteilt
'Weiser für sein V o l k Schriftgelehrte
1
1
h a t B e n Sira,
und W e i s e , B i l d u n g
Zeit w u r d e in J e r u s a l e m d e r V e r s u c h 'Bildung' u n t e r
(167-164
Versuch
Schriftge
l e h r t e r a b e r h a t in d i e s e m und j e n e m N a c h f o l g e r
en d e r P r i e s t e r v e r t e i d i g t e n ,
die die
gefun
Privilegi
a b e r S e k t e w u r d e n und
'Drang ins V o l k ' und d i e l e b e n s b e j a h e n d e H a l t u n g raziden verloren. Ähnliches
unter
v.Chr.).
D i e Zeit h a t sehr b a l d ihr U r t e i l ü b e r d i e s e n
'Nachfolger',
lange
Verleugnung
g e s p r o c h e n . B e n S i r a als V o l k s e r z i e h e r und
d e n . In Q u m r a n fand er
der
und
zu t r a g e n v e r s u c h t . N i c h t
(hellenistische)
'di
'mnemotechnischen'
aufweist.
des G l a u b e n s d e r V ä t e r e i n z u f ü h r e n
den
des Si
gilt - m u t a t i s m u t a n d i s
für d i e s a d d u z ä i s c h e P r i e s t e r a r i s t o k r a t i e .
1
weis
s i c h n o c h in d e n v e r s c h i e d e n e n
unter sein Volk
nach s e i n e r nommen,
lernberei Volkserzie
in s e i n e m L e h r h a u s
(ncuöeua/IDlfl)
'katechetischen'
Formen nieder,
Vokserziehung
(V.23a) im R a h m e n s e i n e s
v o n dem w e i s h e i t l i c h e n haben mag,
und
-
Im p h a r i s ä -
Einige Beispiele seien h i e r genannt. 2:7-18 spiegelt in sei ner steten Wiederholung der gleichen Anfangsphrase mnemotechnischen Gebrauch wieder; s.J.G.Snaith, "Biblical Quotations in the Hebrew of Ecclesiasticus", JTS 18(1967):11; und id., Ecclesiasticus, p.17 (cf.p.13). In 3:1-16 wird ein Lehrvortrag über das Elterngebot durch Ankündigung des Themas eingeleitet, s.supra, pp,132ff. In 10:19ff und 36:7-15 verraten einleitende pädagogische Fragen ka techetischen Stil, s.J.G.Snaith, Ecclesiasticus, p . 5 7 ; G.v.Rad, op.cit., p.33 ( n . 2 ) ; G.Maier, op.cit., pp.lOOf; W.Baumgartner, "Die literarischen Gattungen in der Weisheit des Jesus Sirach", ZAW 34 (1914):168. Und in 37:12-25 verraten wiederum Wiederholungen der gleichen syntaktischen Konstruktion mnemotechnischen Gebrauch; s. J.G.Snaith, "Quotations", p . l l . (Vielleicht gehören auch die von W.Baumgartner, op.cit., p . 1 6 8 , aufgeführten Zahlensprüche in die se K a t e g o r i e ) . G.v.Rad, op.cit., pp.318f, empfindet auf Grund ei ner Anzahl von Beispielen: "Die Art und W e i s e , wie Sirach die Din ge oft geradezu schroff in ihrer Ambivalenz einander gegenüber stellt, läßt etwas von einer bewußt gehandhabten didaktischen Me thode erkennen" (Beispiele dazu s.am angegebenen O r t ) .
Das V o l k s e r z i e h u n g s i d e a l ischen Lager
fand er
und Volkserzieher.
'Nachfolger'
Ben als
Siras
Schriftgelehrter
Doch wurden hier beide
nen' Ben Siras verschmolzen,
309
'Bildungsebe
d e n L a i e n d e r Zugang
geöffnet
Schriftgelehrsamkeit
als g e s e t z l i c h e H a l a c h a u n t e r
Volk gebracht,
um so das V o l k im G e s e t z
D i e F o l g e w a r e n h i e r u.U. unsere Väter
und d i e E r g e b n i s s e
zur
Schriftgelehrsamkeit
"Lasten,
zu t r a g e n v e r m o c h t e n "
zu
dieser das
erziehen.
die weder wir
noch
(Apg.l5:10).
Diese
g e s e t z l i c h e E n g f ü h r u n g hat S i r a c h noch nicht g e k a n n t ja, n i c h t
e i n m a l d i e ihm so oft u n t e r s c h o b e n e 1
sche W e i s h e i t !
I n d e m er b e i d e B e r e i c h e -
s a m k e i t und w e i s h e i t l i c h e zusammen
'nomisti-
Schriftgelehr
- g e s o n d e r t und
hielt, hat er sich d i e T i e f e des G l a u b e n s
die Weite der Bildung, bewahrt.
Bildung
Frömmigkeit
und
-
doch und
Lebensbejahung
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323
REGISTER
I.)
Stellenregister
II.)
Autorenregister
III.)
Sachregister
324
I. )
STELLENREGISTER
Die Stellen sind vollzählig aufgeführt. Nicht besonders gekenn zeichnet ist, ob sie auf den jeweiligen Seiten im Text oder in den Anmerkungen erscheinen. Die Sirachstellen stehen am Schluß.
A . ) ALTES Genesis 1 2:11-14 5:22+24 12:7f 14:17-24 20 32:2 41:8 41:16+38f
254 250 211 167 169 121 120,124 15 236
Exodus 2:lff 7:11 7:14-11:10 9:27ff 10:16ff 20:12 23:15 24:13 25:6 28:3 28:28 28:30 28:37 28:43 29:6 29:28 29:33 29:41 30:7 30:11-16 30:23f 30:33 30:34 30:35 31:6 31:11 32:29 32:30+32 33:11 34:20 35:15
167 15 254 121 121 133,134 84,98 189 48 236 50 260 50 169 157 62 280 113 48 120 53 280 54 48 236 48 127 121 189 84,98 48
TESTAMENT 35:31-35 37:29 39:21 39:30 39:31 39:38 40:27 40:34f
236 48 50 157 50 48 48 157
Leviticus l:3f 1:4 2:2.9.16 2:3+10 2:13 3:11+16 3:14ff 5:11-13 6:8 6:12-16 7:14 7:32 8:8 8:9 10:10f 14:1-32 16:12 17:11 19:13 19:17f 21:17-23 21:22 22:7 22:10+12f 22:17-25 22:19f 22:20 22:21+23 22:25 23:12f 23:17+26 25:36f
115 144 144 276 144 60 47 124 144 275 62 56,62 260 157 21 145 48 123 79 130f,253 72 60 60 280 72 115 73 114 115 113 56 11
Stellenregister
Numeri 1:51 3:10+38 4:16 4:19 5:9 6:15-16 7:87 8:8 8:19 11:28 12:6-8 12:10-15 12:llff 13-14 14:10 15:4-12 15:20f 15:24 15:38f 16(f) 17:5 17:7 18 18:4+7 18:8-32 18:12f 18:19 18:21-32 19:2 19:llff 20:6 21:7 23:22 24:8 25 25:6-14 25:7-13 25:12f 25:13 28 28:3ff 29 31:29+41 35:33f
280 280 48 169 62 276 113 113 169 189 239 145 121 189f 157 113 56 113 49f 280 280 157 280 280 60,62 115 61 115 72 81 157 121 43 43 126 127,128 120 154 128,148,255 113 113 113 62 120
Deuteronomium 4:6 4:44f 5:16 6:5 9:3 9:26ff
250 278 133,134 58,59 197 121
10:10 10:16 12:6.11.17 13:5f 15:21 16:16 17:1 17:9ff+18 18:1-5 18:3 18:15 18:15ff 18:20 19:16ff 23:20f 24:8 24:14f 24:15 28:21f.35. 58-61 30:6 31:9ff 32:43 33 33:4 33:8(f) 33:9f 33:10 33:19 34:9 34:10
325
121 101 56,61 261 72 84,98f,254,255 72 21 60 56 191 190 261 21 11 21 79 14 143 101 21 120 248 250,255 260,278 22 277f 61 236 190
Josua 1:1 1:8
189 291
Richter 6:24ff 17:7 20:26
167 168 82
1.Samuel 1:1 2:3 2:6 3:13 3:14 7:6 7:8f 7:9f 9:6 9:15ff
167f 237 198 123 144 121 168 86 196 194
326
10:1 14:18f+36f 15:22 16:5 16:13 23:2.4.9 26:19 28 28:6
Stellenregister
194 259 86 86 194 260 144 196 260
2.Samue1 6:17f 7:12ff 8:17 8:18 12:15ff 12:30 21:3 24:10ff 24:25
168 153,160,161,171 15 168 143 170 120 143 168
1.Könige 2:6 3:9-12 3:12 3:28 4:5 4:19 4:29 5:9 5:26 8:5.14.55-64 8:25 9:25 10:1-3 10:24 17:17ff 17+18 18:38+40 19:15ff 19:21 21:19ff 22:17ff
15 233 236 15,236 168 236 15 236 236 168 150 168 225 236 198 198 198 199 191 198 239
205 141 206 261 208
1.Chronik 6:12f 16:2 20:2 21:25ff 25:1-31 27:32 28:18
167 168 170 168 261 15 210
2.Chronik l:llf 13:22 15:1 15:3 17:7ff 19:5-10 19:8 20:14 24:20 28:7 29:30 30:20 32:24 34:30 35:3 35:15
236 252f 261 22 22,193 22 21 261 261 168 261 256 145 261 22 261
Esra 2:63 7:1-5 7:6 7:10 7:11 7:12 7:12-26 7:25
260 21 20 226,252 20,21 20,21 20 20
2.Esdras (LXX)
2.Könige l:4.10.12.16f 2:9 8:13ff 9:2f 13:20f 17:27f 19:2
19:14-19.20 20:1-7 20:9ff 23:2 25:9
198 201 199 199 203 21 15
4:8f.17.23 7:6.11f.21 12:8
257 257 256
Nehemia 2:16 4:8+13
26 26
Stellenregister 6:17 7:65 8:l(ff) 8:4.9.13 8:8f 9:lff 10:38 12:4+16 12:26+36 12:44 13:5 13:17
26 260 20,21,257 257 252 121 56 262 257 62 62 26
Esther 1:13
15
Hiob 1:5 167 4:12-17 237f 11:6 236f 28:20f.23.26ff 236 32:6.10.17 237 32:6-11 237 32:6-20 238 32:18-20 237,242 33:3 237 33:23-28 121 36:3f 237 37:16 237 38:36 237 39:17 237 42:8-10 82 Psalmen 1 l:lf 4:6 8:6 20:4 21:4 21:10 26:8 32:lff 32:2-6 36:9 38:3ff 38:4-19 39:9+12 41:5 46:5 49:5 50:23 51:3-9
296,300 291 61 175 114 157,170 197 157 143 145 251 143 145 143 143 251 225 101 121
51:8 51:9.18f 51:21 63:1-12 69:6 69:10.31f 73:11 77:12-21 78 89:29-38 99:6 103:3 105 106 106:23 106:28-31 106:30f 107:17f 110 116:17 119:45.94 119:108 132:10-17 141:2
327 236 102 61 202 143 102 237 202 202 160 167 143 202 202 127,148f 128 127 143 169 101 252 101 160 101
Proverbia l:lf 1:6 1:8 l:22f 2:lff 2:1-10 2:2-6 2:6 3:3 3:9f 4:3f 5:lff 5:13 6:20 6:24ff 7:lff 9:10 10:1 11:14 12:4 13:14.20 13:17 14:35 15:2.7.12.31 15:8 16:6 16:13 16:14f
15 225 35 178 45 236 233 236 124 45 35 45 17 35 45 45 236 15 18 170 17 18 18 17 45,74,87,102,107 124,126 230 18
328 17:1 17:2 17:16 18:16 19:12 20:2.18 21:3 21:27 22:11.29 22:17 24:23 25:1 25:5ff.l5 25:6ff 29:26 31:1
Stellenregister 87 36 28 18 18 18 87 45,74,87 230 17 17 15 18 230 18 16
Canticum 3:11 4:13
170 256
Qohelet 1:12 2:5 4:17 5:1-7 8:10 9:16
16 256 87 45 45 6
Jesaja 1:11 1:11-15 1:15 1:17 1:30 4:3f 6 6:6f 11:2 12:3 19:llf 28:9 28:26 34:16 38:1-21 38:2-5 38:7f 40:1 40:2 40:3-11 41:1-7 41:18 41:22f
75 86 72,78 72 256 123 86 123 207,238 251 15 237 236 252 141,143 145 206 205 120 206 206 251 205f
42:9 43:21 49:6 53 53:12 55:1 55:3f 56:7 60:7 61:3 63:7-14 63:7-64:11
206 202 165,200 121 121 29 169 115 115 206 202 121
Jeremia 1:10 l:llff 2:8 3:15 4:4 6:19f 6:20 7:21-28 8:8 13:18 14:12 18:18 20:9 22:13-17 23:3-5 23:28f 25:llf 29:10 30:21 31:12 33:14-22 36:5 36:12.20 51:57
208,209 239 21 237 101 86 115 86 15,21 170 82 17,21,260 242 79 171 239 264 264 169,170 251 169,170,171 256 15 15
Hesekiel 1 1:3 7:26 8:4 10 14:14.20 16:12 18:21f 20:39-41 21:26 22:12 22:26 40-48
210 86,122 21 210 210 213 170 122 86 170 11 21 122
Stellenregister 43:4f 44:4 44:23f 44:30 45:15ff 46:13ff 47 48:18
157 157 21 56,62 114,144 113 251 56
Daniel 2:lff 2:2 2:18f.27ff.47 2:19ff.30 9:1-3 9:3ff 9:4-19 9:20-27 10:2ff
239 15 245 236 264 233 121 264 233
Hosea 4:6 4:8 6:6 8:11-13 12:14 14:2ff
21 123 86 123 190 121
Joel 4fl8
251
Arnos 5:21-28 7:lff 7:14 9:11
86 239 261 169
Haggai 2:7.9 2:10ff
157 22
Sacharja 1-6 1:1.7 1:4 3:3f 3:6f 3:8 3:9 4:1-14 4:6-10 4:14 5:lff 6:9-15 7:2 7:3f 7:5ff 8:22 9:7 12:10 13:1.2-6.9 14:8
239 262 261 261 170 170,171 261 170 171 172 261 170f 75 262 261 75 261 261 261 251
Maleachi 1:9 1:10 2:3.12f 2:7-9 2:13 3:19 3:23f
75 86 86 22 115 197 165,200
B . ) APOKRYPHEN UND PSEUDEPIGRAPHEN DES ALTEN TESTAMENTS (o. Sir.)
Jona 3:5-10
329
121 Aristeasbrief
Micha 3:11 6:6-8 6:7 7:18f
21 86 75 123
§§130-170 § 170 § 234
22 106 106
Baruch Habakuk 2:2 Zephania 3:4
264
1:4 1:10.13
248 125
1.Esdras 22
2:12f.l9.25
257
Stellenregister
330 8:8f.l9 9:39.42.49
257 257
Testament
Juda
21:2f Gebet
172
Asarjas Testament Levi
1:15-17 Henoch
103 (l.bzw. a'th.-)
16:3 103:2 104:12 Henoch
245 245 245 (slav.-)
40:13 53:2 64:5
22 22 22
22 261 106 22 22
Judith 16:17
4 8 13 13:2
Testament
22 22f,261 23 297 Rüben
6:8.12 Testament
172 Simon
7:lf
172
Tobit
Jubiläenbuch 4:23ff 31:14 32 32:1.3.9 45:16
§ § § §
104
1:4.6-8.11 2:5-9 3:11 4:12 5:14 12:8 12:9 12:12 13:10 14:5
103 103 103 103 103 103 103,125,126 103 103 103
l.Makkabäer l:56f 2:54 7:12ff
219 154 293
2.Makkabäer 3:4(ff) 3:31ff 11:8 15:llff
C.) JOSEPHUS
Antiquitäten 3 155f 145 261 261
217f 235 250f
260 56 56
Antiquitäten 4 Psalmen
Salomos
17:15-19
270
165 209 334
191 257 239
Sapientia 2:22 4:14 6:22 7 7:7 8:8 8:21-9:17 10:20f 11:1
245 211 245 185 233 244 233 243 190
Antiquitäten 5 218-221 338ff 350 361
239 239 239 239
Antiquitäten 7 218-221
239
Stellenregister Antiquitäten 8 22 125f
239 239
328 648.649.650
331 239 257
Bellum 2 Antiquitäten 10 58 63 194 250
257 257 239 239
Antiquitäten 11 26 123 127 154f 327
257 257 257 257 239
Antiquitäten 12 139 142 160ff 224ff
163 25,257 5 3
Antiquitäten 13 222 282f 297 299 372ff
239 261 227 261 270
Antiquitäten 17 2 149 151+155 349ff
257 227 257 239
114ff 411.417
239 257
Bellum 3 254 351f 351-354 352 400ff
239 239 266 24 239
Contra Apionem l:29ff l:39f 2:279.286
24 190 190
Vita 1-7 8ff 10-11 63 80 209 422
14 24 298 115 14,115 239 14
D . ) PHILO
Apol.pro Jud. 7 11-13
257 257
Antiquitäten 18 De Abrahamo 19
108ff 17f
211
Antiquitäten 19 De agr. 298
3
Antiquitäten 20 181 206 220 264
115 115 14 257
130 132.158
72 258
De eher. 85
111
De conf. Bellum 1 68
77 261
258
332
Stellenregister
De congr. 16.68.125f
Sacr.Ab.et 258
C.
51
111
De ebr. Spec.leg. 23.94 151f 167 De
258 111 258
fug.
80 161
111 258
De gig. 60f
258
De migr. 89-93 216.221
111 258
De mut. 66-71
1:67-69 l:71ff 1:102 1:132 l:203f 1:230 l:247ff l:270f l:272ff 1:275 1:283 1:297 2:179.183 3:191
112 111 111 56 74 111 111 74 74,111 111 74 111 56 258
Vita Mosis 258
2:107.108
74
De post. 137f.l49
258 E . ) QUMRAN
De prov. CD
2:64 De s omn. 1:11 2:127 2:252
258 258 264
Leg.alleg. 1:66 3:93 Quis
193 258 rer.
63 311
258 258
Quod deter. 62-68 Quod 75 82
24 om.prob.lib. 107 258
3:13ff 4:2-5 4:15-18 5:6f 6:2-11 6:2-7:5 6:11-16 6:18ff 8:6f 9:14 9:22 10:4-7 11:12 11:17-21 11:20-21.21-23 12:1 12:21 12:23f 13:2-4.5f.7f 14:3-6.6-8 14:19 16:13ff 19:2-5 19:10f 20:1
104 227 104 104 227 24,269 104 104 110 108 110 24 110 108,110 107 110 24 172 24 24 172 109,110 110 172 172
Stellenregister 20:21-24
104
1 QH 4:37 7:30 ll:10f 16:12
107 107 107 107
333
4 Qflor 1:1-7 1:5-7 1:6-7
106 107 94
4 Qtest 14
261
1 QpHab 11 Q P s 2:8f 7:1-5 ll:4ff 12:7-9
24 264 104 104
a
Sir.51 Col.27:4+11
30,31,32 228,242
TR 1QM 2:1-6
106
1 QS 3:6-9 3:13 4:20 5:2f 5:6 5:9f 5:13f 5:21f 6:3f.6f 6 :8f .12.14.20 7:19f 8:1-10 8:5f.8f 8:ll(f) 8:17 9:3-6 9:5-6 9:7 9:11 9:12.21 10:6.8.14 11:8.13-14
107 24 107 23f 106 291 108 291 291 24 108 107 106 106,291 108 107 107 23,24 172 24 107 107
297 23 172
1 QSb 3:22-26 3:22-27 3:26
104 106 106 106 106 106 106 104,106 104 106 106 260 23 23 260 23 23 23
F.) RABBINISCHE
LITERATUR
Aboth de R.Nathan 4:5
97
b.Baba Bathra 8 28
1 QSa 1:1.6ff l:15f.23 2:11-21
3:1-13:7 11-14 19:15-20:14 22:8-11 23:9-24:16 25:12-27:5 28-30 29:8-10 30:1-45:7 34-35 52:3-5 56:2ff 56:2-11 57:11-14 58:18-21 61:7-9.15 62:4 63:3f
291 24 106
b.Baba Kamma 82a
20
b.Ber. 28b 34b 35b 63b
292 28 291 28
b.Betz. 29a
28
334 b.Chag. 13a 13-14 15a
Stellenregister m.Terum. 212 210 22
99b
291
b.Ned. 37a 62a b.Qid.
28 28
66a
270
122,137
t.Chag. 210
t.Pea 4:19(24)
97
t.Sanh. 4:7
20 28 148 261 261 260
291
b.Ta'anit 16a
82
20
t.Sotah 13:2 260,267 13:5f 261 Targ.Jonathan l.Sam.lO:5 242 l.Sam. 10:5-12 266f Jer.26:7+11 267 Jer.29:l 267 Sach.6:13 171 Targ.Neofiti Ex.32:29 127 Targ.Onkelos Ex.32:29
127
210,264
Midr.Ps. 17,18b 43:l(134a)
291 172
260
Numeri Rabba 21:3
127
b.Yom. 28
j.Chag. 2:1
m. Yom.
2:1-4
b.Suk. 28a
35b
62
8:8
b.Men.
b.Sanh. 21b-22a 41a 82 b.Sotah 12b 33a 48b
6:4
j.Hor. 3:47c j.Sheq. 5:1 j.Ta'anit 2:65a m. Aboth 1:1 1:10 1:13 2:2 4:10
20 260 267 291 28 285,291 285,291
G.) NEUES
TESTAMENT
Matthäus 6:12+14f 22:25
m.Bekh. 4:6
Seder Olam Rabba 30 266,267
131 227
28 Lukas
m.Chag. 2:1
210
m. Sotah 9:12
260
5:17
227
Johannes 11:51
261
Stellenregister 16:2
127
Apos telges ch i ch te 6:2ff 15:10 22:3
292 309 298
1.Korinther 9:16
242
335
1:1-10 1:9 1:9-10 1:10 1:14 1:16 1:18 1:20 1:25 1:26 1:27
242 185,234,235,299 298 234,235,299 234,235,255,299 299 299 299 235,244 39,228,299 299
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3:1-16 3:3
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Hebräer 7:5
115
Jakobus 1:5
233
H.) PATRISTIK UND KLASSISCHE SCHRIFTSTELLER
3:14f Epiphanius Anacephalaiosis 14
258
Expositio fidei 21
258
Panarion 17:1
258
3:17f 3:18-24 3:21 3:21ff 3:29 3:30
Marinus Vita P r o d i 12+15 257 Plutarch Alexander 1
257
I.) JESUS SIRACH (BEN
Prolog 1-14 4-14 7-10 8-10 27
SIRA)
300 12,34,257-259, 295 257 191 1
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336
Stellenregister
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Stellenregister
337
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24
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Stellenregister 41:2f 41:3-10 41:8 41:14
154 135 178,238 35
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45:23-26
46:l(ff) 46:1-8 46:1-48:16 46:1-49:12 46:1-50:24 154 46:11-47:1 154 46:12 39 46:13 33,35,146f, 158f, 46:13-15 46:13-20 173f 46:15 46:16 184 46:20 158 158 187,188,190,195 47:l(ff) 47:1-11 188 47:2 16,202 47:2-11 154 47:8 7 47:8-10 158 184,211,245,254 47:11 47:12 190 47:12-23 158 47:18 72 47:19-24 154,158 47:20 158 47:22 46 47:23-25 47:24 190 175 254 148 154,175,244,278 46,274,275-281 42f,154 51 50 50,157 113 46,88 158 158 74,75,77,118,128 25,154,175,230, 282f,292 13
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339 54,59f,115 54,74,75,90,118, 126-128,255 44,46,97,146-176, 203,215,253 281 188,274,282-284,292 180,185,190,191,215 189-192 190 190 159 192-197 214 193,254 185 46 196,207 46,76 206 185,195,204 46,197 46,47 159,160f,195 59 242 254,161 180,191 46,202 7 197 72 161,178 165,200 197 206,209 165f,197-200 185 206 180,191 199,200-204 162 204,205 46 190 254 204-208 196 185 187
340
A u t o r e n r e g i ster
49:1 49:1-3 49:4 49:4-7 49:5 49:6-7 49:7 49:8 49:8-10 49:10 49:llf 49:11-13 49:12 49:13 49:14 49:14-16
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50:11 50:12-16 50:16f 50:18f 50:22(f) 50:22-24 50:23 50:24 50:27(f) 50:28
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242 163f 34,231,233 297,307 30-33 300 29,39,296,306ff 29,33 307
I I . ) AUTORENREGISTER
Ackroyd, 163
P.R.
Bauckmann, E.G. 229,299
Böhmer, S. 169
Albright, W . F . 16,19
Baudissin, W.W. 167f
Bousset, W. 21,28,282
Alon, G. 283
Baumgarten, 107,108,109
Armerding, C.E. 168,169
Baumgartner, W. 18,19,35,161f,178, 179,201,238,242,247, 308
Box/Oesterley 1,3,77,80,81,93,96,114, 117,138,152f,191,195, 206,213,219,223,229,277, 287,307
Baldwin, 171
J.G.
Bammel, E . 60,166,172,195,260 Barth/Goedeckemeyer 125 Barthelemy/Ri ckenbacher 55
Bengtson, 27
J.M.
S.H.
Bennet, W . H . 103 B e t z , 0. 291 Blenkinsopp, J. 207,266
Bruce, F.F. 108,156 Brunner, H. 240 Büchler, A. 83,116,242,300 Bultmann, R. 96,206
A u t o r e n r e g i ster
341 290,292,294,297,307
Caquot, A. 153,160,161,164
Gärtner, B. 104,107,269
Cody, A. 168
Gerhardsson, B. 21,28,292,307
Hermisson, H.J. 17,18,19,100,102,105, 306
Conzelmann, H. 247
Gesenius, W. 138
Herrmann, J. 122,124
Cronbach, A. 9,288
Goetzmann, J. 6
Herrmann, S. 240
Delcor, M. 30
Goldstein, 32
H i g g i n s , A.J.B. 171
Delling, G. 22,207
Gordis, R. 5ff,9f,26,27,28f,89
Duesberg/Auvray 40,50
Grenfell, B.P. (etal.) Humbert, P. 288f 11
Eberharter, A. 254,300
Guttmann, A. 20,267
Jacob, E . 120
Eichrodt, W. 170, 171
Hamp, V. 306
Jansen, H.L. 211
Erman, A. 87
Hanhart, R. 155
Jeremias, A. 123
Feldmann, L.H. 108f
Harrison, R.K. 123,261f
Jeremias, J. 5,14,20,28,115,165,166, 268,292
Fichtner, J. 15,44,45,46,47,54f, 103,174,228
Hart, J.H.A. lf,248,257,258
Finkel, A. 268,297 Fohrer, G. 17,235,237 Förster, W. 288,292 Frankel, Z. 211 Friedrich, G. 172
J.A.
Haspecker, J. 57,58,63,65,66,67, 68,69,76,82,83f,85, 94,129,132,136,140, 143,158,159,174,218, 219,222,231,252
Kaiser, 0. 88 Kasovski, 62
C.J.
Kaufmann, Y. 123 K a y a t z , Chr. 189
Hatch/Redpath 72 Heichelheim, 11
Hruby, K. 250
F.M.
Heiler, F. 82
Fritzsche, O.F. Hempel, J. 69,71,80,83,84,88,166, 24 219,226 H e n g e l , M. Frustorfer, K. 4,5,25,26,31,37,38, 224,230,241 77,109,110,155,156, 163,176,177,179,180f, Fuss, W. 182,191,201,203,207f, 30,54 211,215,217,227,229, Gamberoni, J. 239,241,242,245,246, 133,135 253,254,269,284,289,
Keil/Delitzsch 168 Kitchen, K.A. 19 Klinzing, G. 104, 105, 107, 108, 109 Koch, K. 74,121, 123,124,137 Köberle, J. 76,143 Köhler, L 306
342
Autorenregister 283.306.308
K o o l e , J. 215,300 Külling, S. 123 Landsberger, B. 55,242 Lebram, 163
CH.
Lehmann, R. H. 163f Leivestad, R. 266,267 di Lella, A. 163
Maier, 104
v.d.Osten-Sacken, P. 239
J.
Marböck, J. 23,31,42,51,52f,57, 59,62f,76,138,139, 140,174,177,185, 186,212,213,217, 219,221,222,225, 229,236,245,247, 248,250,251,252, 255,256,274,289, 305 Mayer, G. 193,252
Peters, N. 117,306 Petersen, C. 21 Pfeiffer, R.H. 27,41f,226 Plöger, 0. 260
Mayer, R. / Möller,Chr. Porteous, N.W. 240 15,16,50
L e v i , J. 56,147
Meissner, B. de Liagre-Böhl, F.M.Th. 55,123 123 Meyer, R. Liedke, G. 179,227,261,264, 21 270 Link, H.G. Middendorp, Th. 125 3,31,35,38,49,55, 130,153,155,161, Lohr, M. (I) 162,163,164,177, 15,21,39,51,52,88, 187,190,194,198, 177,189,217,224,229, 202f,206f,211,229, 230,232,235,246,247, 255,281,289 263,274,296,297 Lohr, M. 103
Perdue, L. 16,40,44,45,47,54f,63, 88,91,102,151,155,239, 242,243,306
(II)
Montgomery, 235f
J.W.
Lohse, E . 110
M o o r e , G.F. 4,12,122,250
Lyonnet, S. 74
M o w i n c k e l , S. 169
MacKenzie, R.A.F. 17
Müller, H.P. 236,239
McKane, W. 124
Neusner, 104f,269
M a e r t e n s , Th. 40,127,146,147,149, 153,165,191
Nikiprowetzky, V. Ulf
Maier, G. 4,14,40,46,62,89,92, 109,147,160,164,174, 176,182ff ,212,217,225, 234,238,239,256,266,
J.
O e p k e , A. 143 Opelt, J. 193 Oppermann, S. 27
Priest, J. 152,159,164 Pritchard, J.B. 55,123,288 Rabinowitz, 32,233
J.
v.Rad, G. 17,18,43,44,73,87,100, 101,106,124,139,140, 143,174,199,204,225, 228,235,236,237,238, 239,247,261,274,293, 294,300,306,308 Rahlfs, A. 68,84 Reicke, B. 3,15,226,298 Rendtorff, R. 86,179,203 Rickenbacher, 0. 32,49,50,51,54,67,68, 132,139,143,158,185f, 217,218,219,221,224,242, 247,248,274,285,286,287, 289 ,300,301,302 ,303,305, 306 Rivkin, E . 2,4,46, 163 Rost, L. 3,103,109,110
Autorenregister Roubos, K. 86 Rowland, C.C. 210 Rowley, H.H. 86,169 Rylaarsdam, J.C. 235 Ryssel, V. 12,16,71,76,77,117f, 138,152,195,219,229, 280,286
182,191,192,195,196, Whybray, R.N. 208,213,219,230,243, 15,16,17,18,306 249,256,277,278,286, Widengren, G. 307 168 Snaith, J.G. Wilckens, U. 35,42f,45,49,51,61f, 228 63,69,78,157,163, Willi, Th. 193,200,201,205, 215f,223,289,305, 253 308 Winter, M.M. Strack/Billerbeck 65,75,92,96,97,166, 171,172
Sander, R. 56,58,59,66
Strugnell, J. 108,110
Sanders, J.A. 30,31,33,242
Sulzberger, M. 11,288
Schaeder, H.H. 20,21,252,292
Talmon, Sh. 31
Schechter, S. 9,25,117,247
Tcherikover, V. 2,9,14,38,177,229, 283
Schiffman, L.H. 22 Schlatter, A. 17,99,257,290 Schmitz, 0. 67,77,82,91,142 Schoeps, H.J. 171 Schürer, E. 21 Scott, R.B.Y. 15 Seybold, K. 145 Siebeneck, R.T. 46,89,158,174,192 Skehan, P.W. 32,230,307 Smend, R. 6,30,34,37,38,40f,49, 51,53,54,56,57,69,71, 77,79f,80,88,89,96, 113f,117,138,143,147, 150,152,155,160,163, 165,174,176,177,179,
343
Tchernowitz, C. 22 Thomas, J. 109 Thompson, R.J. 86,101 Toy, C H . 28,124 Vattioni, F. 4,138,147,195,200 de Vaux, R. 108 Wallace, D.H. 109 Walter, N. 254 Wellhausen, J. 265,268 Wenschkewitz, H. 74,82,92,94,95,99f, 101,102,106,111, 145 Westermann, Cl. 252
56,71,84,93,254,262 Wohlenberg, G. 8,9,10,288, v.d.Woude, A.S. 166,172 Würthwein, E. 86,121 Yadin, Y. 211 Zenner, J.K. 223 Ziegler, J. 83,84,150 Zink, J.K. 130,255
344
Sachregister
III.) Sachregister
Alexander Jannäus 270
Ekstase 239,264
Alkimus 293
Esra 20f,25,163,224,257, 268
Allegorese 111,254,256,306 An t h r op omo r ph i s me n 56,254
64,89f,140f,177,179, 180f,185,188,212,222, 225,226,227,229,242,250, 255,263,268,269,270,272, 284,287,292f,297,300, 305,308
Etymologie (als ex egetische Form) 193,205,254
Henoch 22,184,211,245,254
Gebet 70,76,82,101,102, 119,121f,131f,137, Apokalyptik, apokalyp"142f,144,184,203, tisch 220,231,232,240, 181,184,210,212,228, 242 236,239,240,245,246, Geldleihe 264 lOf Aretalogie Gesetz, Gebot (Torah) 201f,247 23,39,49,67,68,87f, Aristobulos 114,115,129f ,133,215, 254 219,222,224,225,226, 227,228,229,230,232, Armut, Arme 234,235,239,240,241, 8f,12 245,246,247,248,250, Aufklärung 251,252,254,255,256, 140f 257,258,260,262,263, 264,269,277,278,279, Beamtenausbildung 282,285,291,293,297, 18,19,34,35 299,300,309 Berufstätigkeit Gesetzes lehre (Ge 28,38,39,271,285, setzesforschung) 289f,291 13,20,21-25,28,220, Beth ha-Midrasch 222,223f,277ff,285 291,306ff Gottesfurcht Bildungsebenen (zwei) 23,140,220,222,223, 38f,293-298 228,229,231,232,235, 299,300 Bund 146,147,150,151f,153, Griech.Sirach (Cha 154,156,157,158f, rakter) 160f,174,176 60,66,138,147,149, Antiochus III. 3,25
1
Chasidim, chasidisch 181,184,246,269,284, 292,293 Demetrios II. 5
150f,172f,196,208
Hierokratie (Priester bzw. Tempels taat) 19,26,156,163,176,194, 203,215,230,232,265,268, 269,270,272 Hymnen 28,35,201f,234,242-244, 291 Inspiration (u.Ä.) 180,181,182,183,185,213, 217,228,232-240,241,242, 243,244,245,246,249,261, 262,263f,265,266,269 Jas on 155 Jerusalem 4f,13f,17 Jochanan ben Zakkai 264 Johann Hyrkan 261 Judas Makkabäus 261 Kanon (AT) 190f,(214),223f,253 Königshof 15-19,224,230,272 Kultbetonung 40-176(passim),271f 1
Heliodorus 145
'Kultkritik der Pro pheten 72,74,75,78,86,216
Hellenismus, Hellenisierung, helle nistisch
Laiensehriftgelehrsamkeit 21,22,24,175f,268,270,
Sachregister 292,295,297f,309
Priestertum Ben Siras 12ff,26,40f ,44,54f ,69, Laus patrum (Väterlob) 72f,92,172,174,271ff, 146f,158f,173f,184, (Kap.2 passim) 188f,201f ,213,216,274, 275,282 Propheten, prophe Lehrer 17,20,21,22,25,28,35, 135f Lehrhaus 37,39,134,137,305ff, 308 Leviten 22,167f Menelaus 155 Merkabah-Spekulation 210ff
tisch 72,73,74,77,79,86, 104,177-216(passim), 217,237,238,239,240, 241,242,245,249,250, 253,259,260ff,265270 'Prophetentum' Ben Siras 177f,179f,183,184f, 186,188,238ff,241, 249,259,265f,270 Ptolemäus II. Phil ade lphus 2
M e s s i a s , messianisch 46,160,163-167,171ff, Ptolemäus III. Eu200 ergetes I. Offenbarungsweisheit lf 235ff,245,246 Ptolemäus V. EpiphaOnias III. nes 37,155 3 Orakel Ptolemäus V I I . Eu187,206f,239,260,262, ergetes II. 264 lf Paulus 298
Qumran und Ben Sira 163f,172f,183f
Pharisäer, pharisä isch 43,62,227,269,270, 283,284,285,292,297, 298,300,308f
Qumran - Kultauffas sung 104-111
Prädestination 92
Qumran - Laienfunk tion 24
Qumran - MessiasPriester (Stand,Aufga erwartung ben ,Privilegien) 163f,172f 13f,21-24,26,52,55, Qumran - Offenba 158,168f,170,175f,193, rungsweisheit 215,222f,227,230,239, 228 257,259ff ,263,264,266, 268,269,270,271,273, Qumran - Priester 274,275,276ff,280, funktion 282ff ,291,292,293,294, 23f 308
345 Qumran - Torahzentrismus 269f Rabbinen, rabbinisch 27,28,104,119,122,127, 138,148,166,180,210, 212,215,250,266f,269, 270,285,288,291,298, 304,307 Reichtum, Reicher 7f,9,12 Reisen (Ben Siras) 26,229ff,272f Richter, Richteramt 21,23,193,230,282f Sadduzäer, sadduzäisch 43,62,227,270,308 Schreiber 15,20,55,226,242,257, 288,292 Schriftauslegung (u.Ä.) 49f,58f,98f,130f,133136,180,193,201,205, 211,213,252-255,262ff, 266,272,278,291,293 Schriftgelehrter, Schriftgelehrsamkeit 6,12,13,18,20,22,23, 25,26,28,34,38,39,52, 134,175,177,180,182, 185,218,220,221,222, 224,225,226,227,228, 229,230,231,232,233, 234,238,240,241,242, 244,246,249,251,252, 253,256,257,258,259, 263,265,266,267,268, 270,271,272,273,274, 279,282,283,284,285, 287,291,292,293,294, 295,296,297,298,299, 306,307,308,309 Schulen 18,27f,33f,55,305f * Schulgeld 27-33 Simon (Priester der Ordnung Bilga) 155
346
Sachregister
Simon II. (d. 'Gerech te') 3,26,46,150,155,162, 167,175,180,194,207, 272,275 Simon ben Schetach 297
Stoa, stoisch 125,288
Wahrsagertum 187
Sühnen 74f,77,120,121,122125,125-138,144f
Weisheit, Weisheitsleh re 225,226,227,228,229, 230,234,235,236,237, 239,240,245,246,247, 248,250,251,252,253, 256,257,270,272,273, 274,290,291,294,296, 299,300,301,302,306, 307,309
Synagoge 25,248
Sirachbuch - Abfas sungszeit 1-3 Sirachbuch - Aufbau 35,173f,189,217,247 Sirachbuch - Quel lenwert 4
Syrischer Sirach (Ursprung + Cha rakter) 56,71,84,138,151, 254,262 Tebtunis Papyri 11
Sittlichkeitsbeto nung Ben Siras 76f,91,100,119,148 Sofer 6,14,20,21,22,25,26, 28,38,181,182,212,217, 220,221,222,223,226, 227,228,229,230,231, 232,233,235,240,241, 242,244,245,246,249, 252,253,257,263,268, 287,290,291,294 Sozialbetonung Ben Siras 8ff,64f,71f,77-79, 80,96f,117,119,203
Tempel 14,46,104f,106,108, H O f ,125,146,155, 156,162,163,171,269, 292 Tobiaden 5,155,281 Traumdeutung 239f,266 Überlieferungsprozess 304 Visionen 239f
Weisheitslehrer, Weise 5f,12,15-19,25f,34,36, 38,44f,55,134,174,182, 185,186,202,213,214, 217,221,225,226,227, 228,230,234,235,238, 240,241,242,243,244, 245,246,247,249,251, 260,262,263,265,266, 270,272,273,288,293, 294,296,297,299,303, 304,305,307,308 Weisheitsliteratur (Weisheitstradition) 6,15,19,44f,87,223,224, 225,226,228,232,233,239, 241,245,246,263,265,291, 305
Weisheitsschulen Volkserziehung (Lai 18f,27f,29,305f enbildung) Willensfreiheit Spiritualis ierung 256-259,292,295,296ff, 92 (+ K u l t i s i e r u n g ) 300,303,308,309 45,83f,89f ,92,94-112, Wohltätigkeit 119,254 28,65,76,96f,125,137 1
1
1
1