Das Erbe der Macht Band 10 Allmacht – Die Macht der Engel Die Träne der Allmacht entstand, doch in den Händen des Bösen ...
6 downloads
481 Views
277KB Size
Report
This content was uploaded by our users and we assume good faith they have the permission to share this book. If you own the copyright to this book and it is wrongfully on our website, we offer a simple DMCA procedure to remove your content from our site. Start by pressing the button below!
Report copyright / DMCA form
Das Erbe der Macht Band 10 Allmacht – Die Macht der Engel Die Träne der Allmacht entstand, doch in den Händen des Bösen sorgt sie für Chaos und Tod. Rom, Vatikan In gemächlicher Ruhe ließ Pater Pietro Alvarez seine Blicke über die Buchseite schweifen und nahm Wort für Wort in sich auf. Ein weiteres Buch, ein weiteres Studium über die Geheimnisse der Welt, der Religion. Wie so oft in letzter Zeit hatte Pater Alvarez sich in die Tiefen des Vatikans zurückgezogen und studierte dort, in der umfangreichen Bibliothek, die nun auch ihm offenstand, verschiedene Bücher. Erst seit kurzer Zeit hatte der Pater die Erlaubnis, die hier vorhandenen Bücher durchzusehen. Seit jenem Schicksalhaften Tag vor einigen Wochen, als er eine neue Aufgabe erhalten hatte. Mit einem Male bemerkte der junge Pater, dass er zwar bereits einige Zeit las, den Sinn der Worte jedoch nicht erfasst hatte. Mit zittrigen Fingern fuhr er durch sein kurzes, dunkles Haar und schlug das Buch zu. Langsam stand er auf und brachte das Buch zurück an seinen Platz. „Seid gegrüßt Pater Alvarez“, hörte der junge Mann plötzlich eine Stimme und drehte sich, nachdem das Buch seinen Platz im Regal eingenommen hatte, langsam um. Natürlich hatte er Kardinal Carlos längst an der Stimme erkannt, erwiderte dessen Gruß jedoch nicht. Ein einfaches Nicken war alles was er dem Mann spendete, der für seine jetzige Situation verantwortlich war. Trotz allem war Pietro Alvarez überzeugt davon, dass Kardinal Carlos in festem Wissen und völliger Überzeugung gehandelt hatte, ihm, Pietro einen Gefallen zu tun. Schon seit geraumer Zeit, eigentlich seit seinem Gelöbnis hatte Pietro versucht der Abteilung der Mysterienjäger beizutreten, wohl wissend, dass es eine solche gab. Zwar wurde von offizieller Seite immer abgestritten das es eine solche Abteilung innerhalb des Vatikans gab, doch Pietro wusste es besser. Und tatsächlich hatte sein zähes Ringen zum Erfolg geführt. Wenn auch zu einem gänzlich anderen als erwartet. Er durfte sich nun tatsächlich zu jener geheimnisvollen Abteilung zählen, die hinter vorgehaltener Hand venator pro lux genannt wurden. „Warum so betrübt? Seid ihr nicht froh? Euer Traum ging in Erfüllung. Ich hoffe ihr wisst zu würdigen, welch große Verantwortung seine Heiligkeit in eure Arme legt“, sprach der Kardinal und übersah gnädig die Unverfrorenheit der Unterlassung des Grußes. „Aber natürlich. Ihr entschuldigt mich trotzdem. Etliche Schriften warten darauf, von mir gesichtet zu werden“, erwiderte Pater Alvarez und ließ sein Gegenüber stehen. Innerlich verfluchte Alvarez den Kardinal. Natürlich hatte er zu den Mysterien Jägern gehören wollen, doch nicht so, nicht dazu verdammt über ein Artefakt zu wachen, das nun bereits seit Jahren tief unter dem Vatikan verstaubte…oder dies zumindest bis vor kurzem getan hatte. In was bin ich da nur geraten, dachte der Pater verbittert während er sich langsam tiefer in den Vatikan auf seinen Zielort zubewegte. Am Ziel seiner Träume hatte er sich gesehen als Kardinal Carlos ihm die Aufsicht über die Säulen übertragen hatte, bis er realisiert hatte, dass man ihn lediglich aufs Abstellgleis hatte schieben wollen. Doch der Frustration war Schrecken gefolgt. Noch immer sperrte sich Alvarezs Geist die Tatsache zu akzeptieren mit wem er noch vor wenigen Tagen gesprochen hatte. Jenem alten Zauberer aus dem Königreich des Artus, der nur in Legenden Erwähnung
1
fand deren Wahrheitsgehalt noch immer bezweifelt wurde. Doch dann hatte der alte Druide etwas getan was Pater Alvarez vor Augen geführt hatte mit wem er es zu tun hatte. Jahrhundertelang ist nichts geschehen, doch nun ist alles anders. Warum musste er die Säulen genau jetzt aktivieren, dachte der junge Mann. Und so unterstand Pater Pietro Alvarez nun zwei Herren. Zum einen dem Vatikan, der ihn zur Aufsicht ermahnt hatte und dem er jedes Vorkommnis melden sollte. Zum anderen Merlin, jenem alten Zauberer, der ihn gebeten hatte, darauf zu achten, dass nur die Kämpfer des Lichts Zutritt zu den Säulen bekamen. Er hatte in Pietro Alvarezs Geist Bilder entstehen lassen. Bilder von Menschen, denen er den Zugang gewähren sollte. Zugang zu den aktivierten Säulen. Außerdem durfte er dem Vatikan nicht von der Aktivierung berichten. So saß junge Mitglied der venator pro lux nun zwischen den Stühlen. Mit schnellen Schritten verließ Pater Alvarez nun den belebten Teil des Vatikans und betrat die verlassenen Gänge. Etliche Minuten begegnete ihm niemand, hatte er das Gefühl durch eine Ruine der Vergangenheit zu streifen. Nur noch wenige Stufen trennten ihn von seinem Ziel. Sekunden später waren auch diese überwunden und der Pater öffnete die schwere Holztür in den Tiefen des Vatikans. Eine domartige Halle umfing ihn, in deren Mitte die hohen, von unverständlichen Zeichen besäten Säulen aufragten. Einige Meter vor diesen Säulen befand sich ein kupfernes Pentagramm auf dem Boden, das mit den gleichen Symbolen übersäht war. Die Säulen die ins Gestern führen, dachte Pater Alvarez und ins Morgen. Ehrfürchtig ließ der junge Pater seine Blicke über die hohen Pfeiler wandern, tastete die Symbole ab und ließ sich bewusst werden über welche Macht er hier wachte. Die Säulen der Zeit. * Rom, Villa Hartmann „Das ist das Ende“, hauchte Jürgen.
Noch immer starrten die Lightfighter entsetzt auf die magisch geschaffene Sichtverbindung,
die nun langsam erlosch. Soeben waren sie Zeugen ihres eigenen Versagens geworden, als
Nina Prestova, Torsten Thielmann und Zorek die Tränen der Engel zusammengefügt und so
die Träne der Allmacht hatten entstehen lassen.
„Sie haben Anna und Karsten wir müssen…!“, rief Dorian, wurde jedoch von Jürgen
unterbrochen.
„Nichts müssen wir. Dir ist wohl nicht ganz klar, was du gerade gesehen hast. In den Händen
dieser drei Monster liegt nun das Schicksal der Welt. Sie können nun alles tun, was sie
wollen, sie besitzen Allmacht“, erklärte er Dorian niedergeschlagen.
„Warum sind sie auf der Traumebene?“, mischte sich nun Sandra mit sachlicher Stimme ein.
Verzweiflung ließ die junge Telepathin sich nicht anmerken. Fragend blickte sie zu Nil´re´m,
dessen Blick in weite Ferne gerichtet schien. Der alte Druide schien wie aus dem Schlaf zu
erwachen und stieß einen langen Seufzer aus.
„Nun, die Traumebene bietet ihnen Zugang zu den Träumen der Menschen. Sicher könnten
sie mit einem Gedanken ein neues Reich der dunklen Herrschaft errichten, aber sie hätten
trotzdem mit Widerstand zu kämpfen. Aussichtslosem Widerstand, aber trotzdem Widerstand.
Über die Träume können sie die Menschen manipulieren. Es wird nicht sehr lange dauern bis
sie dies geschafft haben und ihre Herrschaft in der wirklichen Welt festigen“, erklärte der alte
Zauberer.
„Also haben wir tatsächlich versagt?“, wollte Sandra wissen, „Es ist so schwer zu begreifen.
Irgendwie ging es immer weiter, und nun. Alles vorbei?“
2
„Nein“, schüttelte Nil´re´m den Kopf, „Nicht ihr habt versagt, sondern ich. Ein zweites Mal bereits. Ich hätte euch von Anfang an alles sagen müssen, doch ich dachte es ist nicht nötig. Und nun ist es zu spät.“ Jürgen ließ die Hände vor seinem Gesicht sinken und auch Dorian sah den alten Mann nun gespannt an. „Was erzählen?“, wollten Jürgen und Dorian wissen. „Die Geschichte, die ganze Geschichte der Tränen der Engel“, erwiderte Nil´re´m. „Willst du damit sagen wir kennen sie noch nicht? Du warst es doch, der sie mir und Sandra auf Atlantis erzählt hat“, wollte Jürgen ungläubig wissen. Mit niedergeschlagenem Gesichtsausdruck nahm Nil´re´m auf einem der Stühle Platz und bedeute auch den LF sich zu setzen. Gespannt hingen die Freunde an den Lippen des Druiden als er begann zu erzählen. „Und als Luzifer damit begann seine Macht auf der Erde zu sichern und seine Heerscharen gegen den Himmel zu schicken, da stiegen die Erzengel herab um sich wider ihren Bruder zu stellen. Und nach Generationen der Schlacht kehrte Gott zurück um den Krieg zu beenden. Und als die Engel, auch Gabriel, der reumütig an die Seite seiner Brüder zurückgekehrt war, sahen was aus ihrem dunklen Bruder Luzifer geworden war, da vergoss jeder von ihnen eine Träne. Mächtige Artefakte für sich, zusammengeschlossen die Träne der Allmacht. Doch auch Luzifer, in dessen Bewusstsein sich ein Teil gebildet hatte der Reue empfand, vergoss eine Träne. Die Träne des Chaos. Eine Träne in der die Macht wohnt die Allmacht wieder zu zerteilen. Und Gott verbannte Luzifer aus seinem Reich und schloss ihn ein, in eine Dimension neben der Schöpfung, auch genannt Hölle. Doch vorher spaltete er jenen Teil, der wahre Reue empfunden hatte vom Geiste Luzifers ab und verlieh ihm Gestalt. Diese Gestalt, dieser Hüter wurde dazu auserkoren über die Träne des Chaos zu wachen und im Notfall dafür zu sorgen, dass sie gefunden wird. Gleichzeitig sollte der Hüter auch Sorge dafür tragen, dass eine Bildung der Allmacht nie zustande kommt. Der Hüter begann über die Welt zu wandern und gab sich selbst den Namen: Merlin. Und je länger der Hüter wandelte, desto näher fühlte er sich den Menschen. Und als eine dunkle Zeit anbrach, versiegelte er die Träne des Chaos in einem Schwert und gab dieses einem von ihm ausgewählten Mann, König Artus. Doch der König versagte, trotz seinem Erbe und seiner Bestimmung, denn er hatte mächtige Feinde. Und so gelang es Morgan Le Fey zu siegen und Königreich Camelot fiel. Doch die Hohen Mächte gaben dem Hüter eine weitere Chance und ließen ihn über das Antlitz der Welt wandern. Ein Welt die sich veränderte. Seine magischen Fähigkeiten jedoch wurden stark eingeschränkt, auf ein Minimum reduziert. Jahre später beschloss der Hüter in dem Kampf gegen das Böse Initiative zu ergreifen. Doch auch der zweite Versuch schlug fehl und das Centro Domini wandelte unter Lady X sein Gesicht. Wieder vergingen Jahrzehnte, bis vor einigen Jahren. Und so schloss er sich mit einem Menschen zusammen und bildete eine Organisation die sich dem Kampf gegen das Böse verschreiben sollte, die Lightfighter. Und damit ihn niemand als den erkennen sollte, der damals versagte, machte er aus seinem Namen ein Anagramm und nannte sich fortan: Nil´re´m“, erzählte Merlin. Grabesstille herrschte im Konferenzraum des Hauptquartiers als der alte Magier mit seinem Bericht geendet hatte. „Warum hast du es uns nicht gesagt?“, fragte Jürgen tonlos. „Es war nicht relevant. Was hätte es für einen Unterschied gemacht wer ich bin? Außerdem wollte ich nicht, dass ihr mit dem Wissen, dass ich ein Bewustseinsspliter Luzifers bin mit mir zusammenarbeitet“, erwiderte Merlin. „Und nun ist das anders?“, gab Jürgen zurück, „Nun wissen wir, wer du bist, aber das ändert doch nichts.“ „Nun, nun ist sogar alles anders. Die Welt wie wir sie kennen steht am Abgrund. Die Hohen Mächte werden mich dieses Mal nicht schonen. Aus diesem Grund müssen wir uns beeilen“, erwiderte der alte Zauberer leise. 3
„Das heißt es gibt also doch noch eine Chance. Ich nehme an du sprichst von der Träne des Chaos“, meldete sich nun Dorian wieder zu Wort, „Du weißt wo sie ist?“ „Ja, ich weiß es. Doch die Sache ist ein wenig komplizierter. Ihr werde eine weitere Reise in die Vergangenheit unternehmen müssen. Es gibt einen Ort tief unter dem Vatikan. Dort befinden sich zwei hohe Säulen. Vor ihnen ist ein Kupfernes Pentagramm in den Boden gelassen. Stellt keine Frage über die Herkunft, ich würde sie euch nicht beantworten können, doch sie sind unsere einzige Chance. Geht in den Vatikan, ich werde euch einen geheimen Eingang zeigen. Der Bewacher der Säulen der Zeit heißt Pater Pietro Alvarez. Er weiß, wer ihr seid und wird euch jederzeit Zugang gewähren, auch in der Zukunft, sollte es für uns eine geben. Stellt euch auf das Pentagramm, denkt intensiv an eine Zeit oder ein geschichtliches Ereignis und tretet durch die Säulen. Ihr werdet euren Bestimmungsort erreichen“, sprach Merlin weiter und eröffnete den LF so ihre letzte Chance. „Aber wie werden wir genau die richtige Epoche erreichen. Und was sollen wir dort tun?“, wollte Dorian wissen. „Konzentriert euch auf mein Bild und ihr werdet am richtigen Ort zur richtigen Zeit erscheinen. Ihr werdet wissen was zu tun ist“, erwiderte der alte Zauberer, „Ich selbst kann euch nicht begleiten. Mein Weg führt auf die Traumebene. Habt ihr die Träne des Chaos in der Vergangenheit gefunden und Körperkontakt hergestellt wird ein Zauber euch direkt zu mir auf die Traumebene, in die Gegenwart befördern.“ „Zum letzten Kampf“, hauchte Jürgen. „Ja, zum letzten Kampf, auf die eine oder andere Art“, erwiderte Merlin, „Und nun geht, ich erkläre euch den Weg zu dem geheimen Eingang in den Vatikan.“ * Zwischensequenz, Michael Hartmann Mein Name ist Michael Hartmann. Einst stand ich an der Spitze der Lightfighter, jedoch nur für kurze Zeit. So viel wollte ich noch erleben, doch dies bleibt mir nun verwehrt. Mein Leben nähert sich dem Ende. Große Hoffnungen hatte mein Vater in mich gesetzt, doch nun muss ich ihn enttäuschen. Die Träne des Universums wurde mir genommen, das Böse triumphierte. Es ist mir unbekannt was zurzeit geschieht, draußen, im Leben. Dunkelheit umgibt mich, allumfassende Dunkelheit. Der Tod greift nach mir und ich werde ihm nicht mehr lange widerstehen können. Nach meiner Mutter werde nun also auch ich sterben und meinen Vater alleine zurücklassen. Das Böse triumphiert. Wie blind waren wir in unserem Kampf, unserem jämmerlichen Versuch die Mächte des Bösen zu bekämpfen. Wie stark haben wir sie unterschätzt. Ein Schütteln erfasst mich. Ist es mein Körper, der den nahenden Tod spürt oder nur mein Geist. Längst verwischen Raum und Zeit, Körper und Geist. Ein Brennen erfasst meinen rechten Oberarm. Ich bilde mir ein es ist die Stelle, an der sich jenes seltsame Tatoo befindet, das ich seit meiner Geburt trage und das mit meinem Körper gewachsen ist. Jenes seltsame Ornament, das sich niemand erklären kann. Doch in Wahrheit scheint es nur mein fiebernder Geist zu sein. Die Schatten des Todes umfangen mich und mit Bedauern wird mir klar was ich verliere, was weit hinter mir zurückbleibt, im Leben. Die Lightfighter, meine Familie. * Vatikan Langsam schlichen sich Dorian, Sandra und Jürgen näher an die von Merlin bezeichnete Stelle heran. Ein großer Findling stand an einen Baum gelehnt, mitten in der Landschaft. Noch immer befanden sich die Lightfighter einige hundert Meter entfernt vom Vatikan. Der Petersplatz war von hier nicht zu erkennen. 4
„Also, wir sollen uns an den Stein lehnen, diesen mit beiden Händen berühren und uns auf Merlin konzentrieren“, resümierte Jürgen. „Ich kann es immer noch nicht fassen. Der größte Magier der Geschichte steht uns gegenüber und erzählt uns so ganz nebenbei die Geschichte der Himmelsschlacht“, sprach Dorian leise. „Tja, daran kann man sehen welch wunderbaren Beruf wir ergriffen haben. Wir treffen auf einen alten Zauberer und spielen so ganz nebenbei mit den Geschicken der Welt. Das nenne ich Karriere machen“, erwiderte Sandra trocken. „Deinen Humor möchte ich haben“, schüttelte Dorian den Kopf. Zu weiteren Gesprächen kam es nicht mehr. Jürgen hatte sich an den Findling gelehnt und konzentrierte sich nun. Mit einem Mal fühlte er die steinerne Oberfläche unter seinen Fingern durchlässig werden. Im gleichen Moment verlor er den Halt und schwebte durch den Stein. Geleeartig umgab ihn die Dunkelheit und ließ ihn langsam nach unten gleiten. Sekunden später spie ihn die Schwärze direkt in jenem Schacht aus, der weiter zu jener geheimen Enklave unter dem Vatikan führte. Ein Stoß in den Rücken ließ Jürgen nach vorne taumeln. „Entschuldige“, hörte der Dorians Stimme, der kurz darauf ebenfalls auf dem Boden landete. Diesmal war es Sandra, die sich entschuldigte. Gemeinsam bewegten sich die Freunde durch den unterirdischen Gang der von einem seltsamen grünen Licht erhellt wurde, das aus den Wänden zu kommen schien. Der Stollen schien direkt in den steinernen Boden gemeißelt worden zu sein. Minutenlang gingen die Freunde schweigend hintereinander her. Die Höhe des Ganges betrug etwa drei Meter und ließ so ein bequemes Aufrechtgehen zu. Die Breite betrug jedoch nur etwa einen Meter und verbot so nebeneinander zu gehen. Nach etlichen Minuten stießen die LF auf das Ende des Stollens, der in einer steinernen Wand mündete. „Hoffen wir mal, dass auf der anderen Seite gerade niemand außer Pater Alvarez steht“, sprach Jürgen und wiederholte die Zeremonie, die er noch vor wenigen Minuten bei dem Findling zelebriert hatte am Schachtende. Sekunden später befanden sich alle drei LF auf der anderen Seite und wurden in atemberaubendes Staunen versetzt. Sie befanden sich in einer domartigen Halle von gewaltigen Ausmaßen. Einige Meter links von ihnen befanden sich Treppen, die wohl den normalen Eingang zu dieser Höhle darstellten. Nur wenige Meter vor ihnen befanden sich die Säulen der Zeit. Gewaltige, aus Stein gehauene Säulen vor denen ein kupfernes Pentagramm in den Boden graviert war. Seltsame Zeichen überzogen beide Säulen und waren auch in das Pentagramm selbst graviert. „Ich grüße euch, Merlin hat mir von eurem Kommen berichtet“, ertönte plötzlich eine Stimme von links. Die Lightfighter sahen sich einem jungen Mann Mitte Zwanzig gegenüber, der in eine schwarze Kutte gekleidet war. „Ich grüße euch Pater Alvarez“, gab Jürgen zurück und auch Sandra und Dorian schlossen sich an. „Zweifellos möchtet ihr die Säulen benutzen, es steht euch frei“, deutete der Pater auf die Säulen. „Es würde mich freuen, wenn wir uns nach unserer Rückkehr noch eingehend unterhalten könnten. Es ist sicher interessant zu erfahren, wie ihr zu einer solchen Tätigkeit gelangt seid und was der Vatikan über die Säulen weiß“, sprach Jürgen. „Ich würde mich freuen. Immerhin habe auch ich einige Fragen, die der alte Magier mir nicht beantworten wollte“, gab Alvarez zurück und trat einige Schritte zurück in den Durchgang. Gespannt beobachtete er was nun weiter geschah. Dorian befasste sich kurz mit den in die Säulen eingemeißelten Hyroglyphen, ließ jedoch davon ab, als er bemerkte, dass es aussichtslos war sie deuten zu wollen. Zwar war er Archäologe, trotzdem hatte er dergleichen noch nie gesehen. Gemeinsam traten die drei Freunde auf das Pentagramm und konzentrierten sich auf das Bild von Merlin. Es dauerte einige Sekunden, doch dann bemerkten sie es.
5
Langsam bildete sich ein blauer Strudel zwischen den Säulen, der immer größer wurde. Bereits Minuten später nahm er den gesamten Platz zwischen den Säulen ein. Die Pforte ins Gestern. Ich kann nur hoffen, dass dieses Wissen nie in falsche Hände gerät. Nicht umsonst hat uns Merlin vor dem Auslösen von Paradoxien gewarnt. Die Suche nach der Träne des Chaos wird die Zeitlinie glücklicherweise nicht in Gefahr bringen. Wie hat Merlin es genannt? Geschichte, die sich selbst erfüllt, dachte Jürgen. „Also, machen wir uns daran die Welt zu retten“, sprach Sandra. Doch obwohl die Bemerkung witzig sein sollte, konnte sie einen ernsten Unterton aus ihrer Stimme nicht verbannen. Denn es war tatsächlich so. Die LF wurden sich bewusst, was von ihrem Unternehmen abhing. Das Schicksal der Erde. Gemeinsam machten sie einen Schritt nach vorne und drangen in den blauen Strudel ein. Sekunden später verschwand dieser und nichts in dem unterirdischen Felsendom deutete drauf hin, dass bis vor wenige Sekunden noch drei Menschen hier gewesen waren. Ein verblüffter Pater Alvarez blieb zurück. * Mit grell leuchtenden Augen stand der alte Magier inmitten des Konferenzraumes und wob in seinem Geist einen Zauber. Bereits öfter war er mit seinem Geist auf der Traumebene gewesen, hatte dort mit dem Schatten und Karsten Hartmann gesprochen. Heute wollte er jedoch etwas tun, was seine gesamten Kräfte verlangte. Nicht nur sein Geist, auch sein Körper sollte auf die Traumebene gelangen. Und war dies gelungen, musste das Tor offen gehalten werden um die Lightfighter nach ihrer Rückkehr nachzuholen. Wenn sie zurückkehren, dachte Merlin. Ich war bei ihrem Entscheidungskampf um die Träne nicht mehr dabei, Morgana hatte mich schon besiegt und ich war gefangen, in einem Gefängnis aus Zeit. Doch von ihrem Sieg wird das Schicksal der Welt abhängen und noch so viel mehr, dachte Merlin. Grelle Blitze zuckten aus seinen Augen und seine Hände woben unsichtbare Muster. Es kostete den alten Magier seine ganze Kraft, doch dann war es vollbracht. Das Tor zur Traumebene stand offen. Ein weiteres Mal habe ich das Gesetz der Hohen Mächte gebrochen, sie werden mich erneut strafen, dachte Merlin und betrat die Traumebene. * Zwischensequenz, Karsten Hartmann Mein Name ist Karsten Hartmann. So viele Jahre stand ich an der Spitze meines Unternehmens, an der Spitze von Menschen über die ich wachte, die ich leitete. Einst gründete ich die Spectral Enterprise und versuchte in die Geschicke des Ewigen Krieges einzugreifen und wurde geschlagen. Nun bin ich gefangen, hinter einer magischen Blase die meine Feinde geschaffen haben. Torsten Thielmann, der Mann, der für den Tod meines Körpers verantwortlich ist, Nina Prestova, die ich selbst ins SE holte und Zorek, das Monster aus Atlantis. Ich habe sie unterschätzt. In ihren Händen halten sie die Allmacht. Der Ewige Krieg geht seinem Ende entgegen. Das Böse triumphiert. Einige Meter entfernt sehe ich Anna Schneider, die ebenfalls Gefangene des Bösen ist. Ich ahne was Torsten mit ihr plant und ich empfinde Mitleid für die junge Frau. Doch ich kann ihr nicht helfen, ich kann niemandem helfen. So wie meine Frau vor Jahren starb und Michael in diesen Stunden sterben wird, werde auch ich, mein Geist als das letzte Überbleibsel meiner Existenz, verlöschen. Ich bedaure sehr Merlins Aufgabe nicht erfüllt zu haben. Denn obwohl Michael nicht mein leiblicher Sohn ist, so habe ich es doch immer so empfunden. Bald hätte er alles über seine Bestimmung erfahren sollen. Doch nun ist es zu spät, das Böse triumphiert.
6
*
Vergangenheit Ein durchdringendes Brausen erfüllte die Landschaft, das stetig anschwoll. Aus dem Nichts heraus entstand ein blauer Wirbel, der Sekunden später zwei Personen ausspie und wieder verschwand. Nach einigen Sekunden der Desorientierung richteten sich Dorian und Sandra wieder auf. „Das war der reinste Höllentrip“, keuchte Sandra, „Warum müssen solche magischen Orts und Zeitversetzungen immer diese enormen Nebenwirkungen haben?“ „Was mich viel mehr interessiert ist, wieso Jürgen nicht hier bei uns ist“, sprach Dorian. Erst jetzt bemerkte Sandra, dass sie und Dorian alleine angekommen waren. Jürgen befand sich nicht mehr bei ihnen. „Verdammt! Da muss etwas schief gelaufen sein. Vielleicht hat er sich auf die falsche Zeit konzentriert bzw. nicht auf Merlins Bild“, zählte Sandra Gründe auf, die für Jürgens Fehlsprung verantwortlich sein könnten. Die LF begannen damit sich umzuschauen. Der Zeitstrudel hatte sie an den Rand eines Waldes gebracht. In einiger Entfernung waren die Zinnen eines großen Schlosses zu erkennen. „Wir sollten uns zu dem Schloss begeben. Wenn es sich dabei wirklich um Camelot handelt kommen wir unserem Ziel damit schon ein beträchtliches Stück näher. Und wenn Jürgen hier auch irgendwo gelandet ist wird auch er den Weg dorthin suchen“, schlug Dorian vor. Gemeinsam mit Sandra machte er sich auf den Weg zu jenem sagenumwobenen Schloss das in vielen Legenden erwähnt wurde. Sie benötigten nur wenige Minuten um die heruntergelassene Zugbrücke zu erreichen, die den Durchgang in den riesenhaften Schlosshof darstellte. Zwei in metallene Rüstungen gekleidete Wachen versperrten ihnen den Weg. „Was ist euer Begehr?!“, rief ihnen nun einer der beiden entgegen. „Wir ersuchen um ein Gespräch mit seiner Majestät, König Artus“, erwiderte Dorian reflexartig und hoffte inständig, dass sie in der richtigen Zeit gelandet waren. Wie würden die Wachen wohl reagieren, wenn Artus noch ein Sohn wäre und Uther Pendragon den Thron noch immer einnahm. Doch scheinbar hatte der Zeitstrom sie in der richtigen Zeit abgesetzt. „Der König befindet sich in einer wichtigen Besprechung. Eine Unterbrechung ist nicht möglich!“, blaffte der Wachsoldat zurück. Resignierend wollten sich Sandra und Dorian daran machen ihr Vorhaben auf diesem Weg in die Burg zu gelangen aufzugeben, als der Blick der Wachen auf Dorians Armbanduhr viel. „Oh, entschuldigt. Wir konnten ja nicht ahnen, wer ihr seid. Euch und eurer Mätresse steht der Eintritt natürlich frei. Sicher erwartet der große Zauberer euch bereits“, erklärte der Wachmann unterwürfig. Bevor Sandra dem jungen Wachsoldaten deutlich machen konnte, was sie von dem Wort Mätresse hielt, hatte Dorian sie schon durch das Tor gezogen und betrat mit ihr das Schloss. Die Sage um Camelot war nicht übertrieben gewesen. Vor ihnen erstreckte sich ein prächtiger Schlosshof in dem etliche Stände aufgebaut waren. Das Schloss musste viele Bewohner haben, denn der ganze Hof war voll von Menschen, die sich um die Stände tummelten und mit den Marktfrauen und Männern sprachen. „In diesem Trubel fallen wir wenigstens nicht auf“, erklärte Dorian. „Aber wie geht es nun weiter? Wir sind zwar im Schloss, aber wie kommen wir an die Träne heran. Wenn Merlin sie damals wirklich in Excalibur versteckte haben wir kaum eine Chance unbemerkt an sie heranzukommen“, sprach Sandra.
7
Die junge Parapsychologin fuhr sich durch ihr blondes, struppiges Haar und überlegte. Die Entscheidung wurde beiden jedoch abgenommen als plötzlich eine Stimme hinter ihnen ertönte: „He, ihr beiden!“ Mit einem Ruck fuhren Dorian und Sandra herum und erstarrten. Etwa sieben Soldaten in Rüstung standen nun vor ihnen. „Im Namen des Königs seid ihr festgenommen!“, rief der Soldat aus. Die umstehende Menge wich mit einem mal von Dorian und Sandra zurück. Erst jetzt kam den Lightfightern der Gedanke, dass ihre Kleidung Aufsehen erregen konnte, denn mit einem Mal deuteten die umstehenden Händler und Schlossbewohner tuschelnd auf sie und begannen sich zu unterhalten. Auch Sandras Kurzhaarfrisur passte wohl nicht in diese Zeit. Daran hätten wir trotz allem vorher denken müssen, verdammt, dachte Dorian. Doch es war zu spät. Gegen diese Übermacht hatten sie keine Chance. Wehrlos folgten sie den Soldaten. *
Bohrende Kopfschmerzen ließen Jürgen blinzeln und langsam die Augen öffnen. Schwindel erfasste ihn und erst nach einigen Minuten war der LF dazu in der Lage sich aufzusetzen. Bei seinem Sturz aus dem Strudel war er hier in diesem Wald gelandet und direkt mit einem Baum kollidiert. Aber wieso bin ich allein? Wo sind die anderen, fragte sich der Wissenschaftler. Langsam, um seinen Kreislauf nicht überzustrapazieren, stand er auf. Aufmerksam schaute er sich um. Um ihn herum standen dichte Bäume und Sträucher, er befand sich auf einem breiten Waldweg. Es drang nur dämmriges Licht durch die dichte Baumdecke des Waldes. Das Wiehern eines Pferdes ließ ihn herumfahren. Bereits von weitem konnte er den Rappen erkennen, der auf ihn zuhielt. Ein Ritter in schwarzer Rüstung thronte auf ihm. Gebannt starrte Jürgen auf den sich nähernden Reiter. Kurze Zeit später hatte der Reiter ihn erreicht. „Knie nieder vor Mordred, deinem Herrn“, erscholl es unter dem Schwarzen Helm hervor. Perplex starrte Jürgen noch immer den Reiter an. Mordred, der Sohn von König Artus und dessen Halbschwester Morgan Le Fey. Mordred, der mit Hilfe seiner Mutter das Ende Camelots einleitete. Wenn er schon so alt ist müssen wir in der Zeit kurz vor dem Ende von Camelot gelandet sein, dachte Jürgen. „Ich muss dir wohl die Zunge lösen Bursche!“, rief Mordred. Jürgen wurde aus seinen Gedanken aufgeschreckt, als der schwarze Ritter von seinem Pferd stieg, sein Schwert zog und langsam auf ihn zukam. „Ich werde euch zeigen, wie man mir Respekt zollt, wie seht ihr überhaupt aus? Ihr müsst von weit her sein. Umso wichtiger ist es, dass ihr gleich bei eurer Ankunft den wahren Herrscher kennenlernt und ihm Respekt zollt!“, sprach Mordred weiter. Im Unterbewusstsein registrierte Jürgen, dass sie das Kleidungsproblem natürlich nicht bedacht hatten. Um sich bei Mordred zu entschuldigen und ihm Demut zu zollen war es bereits zu spät. Der Ritter ging zum Angriff über. Es bereitete Jürgen jedoch keine Schwierigkeiten den heran stürmenden Mordred an sich vorbei ins Gebüsch zu schleudern. Die schwere Rüstung des anderen kam ihm gelegen. Wütend fuhr der Ritter hoch und stürmte ein weiteres Mal auf Jürgen ein. In letzter Sekunde gelang es diesem dem Schwert, das auf seine Kehle gerichtet war auszuweichen. Langsam wird es brenzlig, ich sollte mir schnellstens etwas einfallen lassen, dachte Jürgen. Ein weiteres Mal griff Mordred an, fintierte nun jedoch und schleuderte das Schwert aus der Drehung auf Jürgen. Zwar konnte der ausweichen, trotzdem streifte das Schwert seine Brust und hinterließ einen blutigen Striemen. Schmerz schoss durch seine Brust und raubte ihm fast 8
den Atem. Und wieder griff Mordred an. Wut und Schmerz ließen Jürgen seine Vorsicht vergessen. Reflexartig warf er sich nach vorne gegen seinen Widersacher und stieß ihn gegen den Baum. Beide fielen auf den Boden und rollten zur Seite. Ein Stein stoppte den Fall von Mordred. Ein hässliches Krachen war zu hören, als dessen Genick brach. Der Körper des Ritters erschlaffte. Ein alles durchdringender Schrei ertönte, Wind kam auf. Entsetzt taumelte Jürgen zurück. Morgan Le Fey erschien. * Zwischensequenz, Dorian Schwerthof Mein Name ist Dorian Schwerthof. Ich spüre die harten Griffe der Männer, die mich und Sandra fortführen. In so kurzer Zeit ist so viel geschehen. Wir befinden uns wirklich und wahrhaftig in der Vergangenheit. Die Sage um König Artus von Camelot wird um uns herum lebendig. Wird es unser letzter Kampf sein? Oh meine geliebten Eltern, werde ich euch je wieder sehen? So viele Jahre ist es nun her, dass ihr bei einer Ausgrabung verschwandet. Alles was mir von jener Nacht blieb war jene seltsame Narbe an meinem Hals. Seitdem suche ich euch. Die Ressourcen der Spectral Enterprise waren mir dabei zwar eine große Hilfe, brachten mich jedoch trotzdem nicht viel weiter. Doch ich gebe die Hoffnung nicht auf. Sollten wir dieses Abenteuer wirklich überleben werde ich die Suche verstärken. Eines Tages werde ich euch finden, werde das Rätsel um euer Verschwinden lösen und mit ihm wird auch mein Gedächtnisverlust schwinden. Ich werde wieder wissen was in jener Nacht geschah. Bis jetzt ist es noch ein Traum, doch ich werde dafür sorgen, dass er Wirklichkeit wird. * Traumebene Ein Lohe aus purer Magie umwaberte den alten Magier Merlin von Avalon. Langsam schwebte er durch die Schwärze der Traumebene, die sich nun langsam zu lichten begann. Nebel umwabberte ihn, umschloss ihn und wurde Sekunden später zu fester Masse. Das Trio hatte seine Macht bereits eingesetzt. Kraft ihrer Gedanken hatten sie eine weite Fläche geschaffen, auf der sich drei thronartige Podeste erhoben. Der Boden, vor kurzem noch mit Gras bedeckt, war nun von schwarzem Sand überzogen. Überall lagen kleine Steinbrocken und tote Tiere. Welch kranker Geist entwirft solch eine Umgebung, fragte sich Merlin. Weit vor ihm saßen die Drei wohl mächtigsten Wesen dieser Galaxis. Die Allmächtigen. Neben ihnen waren, noch immer in zwei Blasen gefangen, Anna und Karsten. Die Feinde konnten den Zauberer nicht sehen. Er nutzte seine Magie um sein Antlitz vor ihnen zu verbergen. Kamen sie allerdings auf die Idee ihn zu suchen würden sie ihn innerhalb von Sekunden erkennen. Er war nichts gegen die Allmacht, die Allmacht des Bösen. Langsam schwebte er in eine Position und verharrte. Von hier würde er beobachten was weiter geschah. Bis die Lightfighter zurückkehrten oder die Welt für immer in der Dunkelheit verschwand. * „Ich kann es nicht glauben, dass sie einfach aufgegeben haben“, murmelte Torsten, „Das passt nicht zu ihnen. Sicher, wir haben die Träne der Allmacht und sie können eigentlich nichts mehr tun, doch es passt einfach nicht zu ihnen.“
9
„Es sind nur Menschen, was erwartet ihr. Sie werden vor Angst schlotternd in ihrem kleinen
Gebäude sitzen und darauf warten, dass wir über die Erde wandeln und unsere Macht
einsetzen. Die Welt wird in Dunkelheit versinken“, gab Zorek zurück.
„Das mit den „nur Menschen“ habe ich überhört“, mischte sich Lady X nun ein.
„Nun gut, was auch immer sie planen, ich werde mich jetzt auch ein wenig vergnügen.
Schließlich sind noch einige Vorbereitungen zu treffen“, murmelte Torsten leise.
Der Spiegelkrieg wird kommen, auf die eine oder andere Art und Weise. Und ist es soweit,
muss ich vorbereitet sein. Wenn die Hohen Mächte eingreifen wird mir nicht einmal die
Allmacht helfen, dachte er.
„Du wirst ihr keine körperliche Gewalt antun!“, sprach Lady X kalt.
„Beruhige dich“, beschwichtigte Torsten, „Das ist nicht nötig. Wobei sie natürlich leiden
wird. Aber das worauf du anspielst, werde ich natürlich nicht tun. Wofür hältst du mich“, gab
Torsten zurück.
Über ihnen schwebte noch immer die Träne der Allmacht. Sie alle hatten mit ihren geistigen
Kräften für die Verschmelzung gesorgt und so hatte jeder einen Teil der Kontrolle. Torsten
bewegte sich nun langsam auf Anna zu, die noch immer unter dem Kraftfeld gefangen war.
Lady X drehte sich weg, sie wollte nicht sehen, was er tat.
Wenn er sie körperlich zu missbrauchen versucht, werde ich mich gegen ihn stellen. Nach
allem was damals geschah wünsche ich dies nicht einmal meinem größten Feind, nicht einmal
den LF, die mich im Stich ließen, als ich sie am meisten brauchte. Die Lightfighter die in der
Vergangenheit nach dem Chaos suchen. Sollen sie nur, dachte Lady X.
Sie wusste bereits, wie die Schlacht enden würde. Sie hatte in der Agenda die Zukunft
gesehen.
Ich werde siegen, so stand es geschrieben, dachte Lady X.
Und sie wusste, dass die Zukunft die in der Agenda stand, sich erfüllen musste, denn sie
wusste was die Agenda der Ewigkeit war. Jahrhunderte hatte sie gelebt und Wissen
gesammelt über die verborgenen Geheimnisse der Magie. Wissen über den Ewigen Krieg. Als
sie Annas Schrei vernahm überzog ein diabolisches Lächeln ihr Gesicht. Die Lightfighterin
hatte ja keine Ahnung, was sie erwartete.
Torsten hatte das Kraftfeld hinter dem Anna Schneider gefangen war kurz zuvor erreicht. Die
hasserfüllten Blicke, die Karsten Hartmann ihm von der anderen Seite zuwarf, übersah er
großzügig.
„Mit dir beschäftige ich mich später!“, rief er dem alten Mann zu.
Eine Handbewegung genügte und das Kraftfeld erlosch. Gleichzeitig wurde Anna von einer
Lähmung befallen, die den ganzen Körper einschloss. Lächelnd beugte sich Torsten über sie
und sah in ihr entsetztes Gesicht, ihre weit aufgerissenen Augen.
„Aber, aber, wer wird denn so ängstlich sein. Das Spiel fängt doch gerade erst an, meine
Liebe“, hauchte er der gelähmten Frau ins Ohr.
Untätig musste Anna mit ansehen wie ihr Feind damit begann, eine magische Formel zu
rezitieren. Ein blaues Leuchten hüllte kurze Zeit später seine Hände ein. Ein diabolisches
Grinsen überzog sein Gesicht, als er die Faust näher an Annas Körper heranbrachte und dann
mit Wucht zuschlug. Mühelos drang die Faust in Annas Körper ein. Ein Schrei drang über die
Lippen der jungen Lightfighterin, der kurze Zeit später mit einem Röcheln erstarb. Schweiß
lief in Bächen über den Körper der jungen Frau.
„Es ist getan. Der Keim ist gepflanzt“, sprach Torsten und tätschelte Anna dabei, „Jetzt schau
doch nicht so meine Liebe. Ich werde in einigen Minuten noch mal nach dir sehen. Wir
wollen doch nicht, dass der Spaß schon vorbei ist. Dabei habe ich noch so viel mit dir vor.
Ruhe dich jetzt am besten aus. Ach, wie dumm von mir. Zu etwas anderem bist du momentan
ja gar nicht in der Lage. Ich denke, die Lähmung lassen wir einfach bestehen. Und vielleicht
mache ich das Feld etwas enger? Ich habe gehört du hast Klaustrophobie. Mit diesen Worten
10
verließ Torsten den Bereich um Anna und aktivierte das Kraftfeld erneut. Dieses mal jedoch bedeutend enger. Das Leiden der jungen Frau ging weiter. * Zwischensequenz, Anna Schneider Enge umgibt meinen Körper, den ich nicht bewegen kann. Mein Blick ist in den grauen Himmel über mir gerichtet. Ich kann meine Augen nicht abwenden, Torsten hat dafür gesorgt. Oh wie ich ihn hasse. Noch immer rasen die Schmerzen durch meinen Körper. Ich weiß nicht, was er mit mir getan hat, doch sicher etwas furchtbares. Er murmelte etwas von einem Keim, den er in meinen Körper pflanzte. Ich fühle mich schrecklich, beschmutzt, missbraucht und so viel mehr. Was hat er nur getan? Wie weit ist es gekommen! Nach dem Tod meines Vaters durch einen Dämon, wollte ich auf der Seite des Lichts für das Gute kämpfen, entwickelte immer neue Waffen um Schwarzblüter zu vernichten. Und nun, ich befinde mich in der Gewalt unserer drei schlimmsten Feinde und die Welt steht am Abgrund. Nina hat die Seiten gewechselt und Andi wurde zum Vampir. Michael liegt im Koma und Karsten ist wie ich ein Gefangener. Tief in mir ist die Hoffnung auf einen Sieg, die Hoffnung auf einen Triumph des Guten doch es sieht nicht danach aus. Wie wird das alles nur enden? , * Vergangenheit Wieder machten sich bohrende Kopfschmerzen bemerkbar, die von einem Gefühl der Desorientierung abgelöst wurden. Nur langsam klärte sich Jürgens Blick und er richtete sich langsam auf. Wie durch einen Schleier nahm er die Umgebung war. Schwarze Wände bildeten die Abgrenzung des großen, runden Saales. Allerlei seltsame Tinkturen und Apparate standen überall, verteilt auf Holztischen und daneben. Ihm gegenüber stand, hoch aufgerichtet, eine schwarzhaarige, sehr schöne Frau. Ein langes dunkelgrünes Kleid aus Seide umhüllte ihren Körper während ihr Blick hassverzerrt war. Morgan Le Fey, dachte Jürgen. „Ihr habt ihn getötet“, sprach sie kalt und deutete auf den Leichnam von Mordred, der einige Meter neben Jürgen lag, „Nicht, dass er mir viel bedeutet hätte, aber er war meine Dame im ewigen Krieg. Ihr habt mich in eine schlechte Situation manövriert.“ Langsam erhob sich Jürgen, während Morgan Le Fey zu ihrem Schreibtisch zurückging und dort ein Buch aufschlug. Kurz zuckte Jürgen zusammen, als die Frau sich wieder zu ihm drehte und er einen Blick auf ihren rechten Oberarm werfen konnte. Das Kleid hatte kurze Ärmel und verhüllte so nicht das Tatoo, das ein seltsames Ornament darstellte. Was geht hier nur vor? Zuerst sehe ich das Tatoo bei Michael, dann lässt Merlin etwas Ähnliches auf meiner Handfläche erscheinen und nun trägt auch eine Frau aus der Vergangenheit dieses Mal. Wohlgemerkt eine Streiterin des Bösen, nicht des Guten. Wir hätten Merlin danach fragen sollen, dachte Jürgen. „Nun, ich denke, dass ich eine Lösung für mein Problem gefunden habe“, brachte sich Morgan Le Fey nun wieder in Erinnerung zurück, „Da Mordred nun nicht mehr eingesetzt werden kann, werdet ihr seinen Platz einnehmen. Ein Veränderung des Aussehens dürfte keine Schwierigkeit sein.“ Entsetzt wich Jürgen zurück. Mit einem Mal wusste er, was die Magierin des Bösen plante und was dies für ihn zu bedeuten hatte. „Nein“, keuchte entsetzt. „Oh, nicht dass eure Meinung dabei groß eine Rolle spielt. Ihr werdet gar nicht gefragt“, hauchte Morgan Le Fey diabolisch. 11
Mit einem Mal konnte Jürgen sich nicht mehr bewegen und musste tatenlos mit ansehen wie die Magierin ihren Zauber wob. Strahlen glitten aus ihren Fingern auf Mordreds Körper über und schlängelten sich dann zu Jürgen. Ein stechender Schmerz durchraste seinen Körper, während sich sein Aussehen Stück für Stück veränderte. Nach etlichen Minuten der Qual war es vorbei, doch Morgan dachte nicht daran ihn nun bereits aus ihren Fängen zu lassen. Mit Entsetzen bemerkte Jürgen, dass sein Geist sich zu trüben begann. Vergessen machte sich breit. Langsam begann sein Charakter sich zu verändern, wurde seine Erinnerungen manipuliert, wurde er zu einem neuen Menschen. Ein neuer Mordred entstand. „Ich werde euch nicht enttäuschen, Mutter“, hauchte Jürgen. Ein zufriedenes Lächeln huschte über Morgan Le Feys Lippen. Kurz darauf machte sie sich auf den Weg nach Camelot. Es galt einen weiteren Gegner auszuschalten. * „Warum seid ihr hier?“, wollte Merlin wissen.
Noch immer konnten Dorian und Sandra ihr Glück kaum fassen. Merlin von Avalon, der
Merlin aus dieser Zeit, stand ihnen gegenüber. So nah waren sie ihrem Ziel.
„Du hast uns aus der Zukunft hierher geschickt“, erklärte Dorian.
Nachdenklich blickte der alte Magier sie an.
„Ich erkenne an eurer Aura, dass ihr aus der Zukunft kommt. Ich frage euch noch einmal,
warum seid ihr hier“, erwiderte der alte Magier.
„Wir benötigen die Träne des Chaos. In der Zukunft haben Gegner von uns die Träne der
Allmacht entstehen lassen. Ohne die Träne wird die Erde dem Bösen anheim fallen“, erklärte
Dorian.
„Ich habe also versagt. Wie konnte es nur soweit kommen? Nein, sagt mir nichts. Es ist nicht
gut zu viel über die Zukunft zu wissen. Ich werde sehen, ob ich die Träne noch vor der
Schlacht aus dem Schwert entfernen kann“, erwiderte Merlin.
„Die Schlacht?“, wollte Sandra wissen.
„Ja, die große Schlacht. Artus wird gegen die Mordred und seine Armee kämpfen“, erwiderte
Merlin, „Ich gehe davon aus, dass ihr wisst wie alles enden wird. Behaltet es trotzdem für
euch. Einer der Knappen wird euch jetzt zu einem Zimmer geleiten. Ich werde hier einige
Vorbereitungen treffen. Kommt in einer Stunde wieder hierher.“
Sekunden später traf der angekündigte Knappe ein und brachte die beiden Lightfighter fort.
Merlin blieb alleine zurück. Ein weiteres Klopfen ließ ihn von seiner Arbeit aufblicken. Die
Tür öffnete sich und Morgan Le Fey, seine Schülerin, trat ein. Die junge Zauberin trug ein
grünes Kleid aus Seide, das ihren Körper umschloss und lange Ärmel, die ihr bis auf den
Handrücken reichten.
„Was kann ich für euch tun mein Kind?“, wollte der Zauberer wissen.
„Ich komme um zu lernen, Merlin“, erwiderte Morgan Le Fey.
„Nicht heute mein Kind. Ich habe viel zu tun. Die Schlacht steht kurz bevor. Ich habe
Vorbereitungen zu treffen“, gab Merlin zurück.
Ein diabolisches Lächeln stahl sich auf die Mundwinkel der jungen Magierin als Merlin sich
kurz abwandte, um ein Pulver in ein Säckchen zu füllen.
„Dann lasst mich euch etwas lehren. Nicht weit von hier in einer Höhle, möchte ich euch
etwas zeigen, es wird nicht sehr lange dauern“, gab Morgan nicht auf.
Letztendlich willigte der alte Magier ein und besiegelte so sein Schicksal. Gemeinsam gingen
die beiden Magier in aus dem Schloss und betraten die Höhle. Hier erfüllte sich ein Teil von
Merlins Schicksal und er sollte die Höhle, die von Morgan versiegelt wurde viele
Jahrhunderte nicht verlassen können. Jahrhunderte, eingesponnen in gefrorener Zeit. Merlin
verließ das Spielfeld, die Schlacht stand kurz bevor.
12
* Zwischensequenz, Sandra Meier Meine Name ist Sandra Meier. Alles ist so anders, fremd und unwirklich. Gestandet in einer fremden Zeit, an einem fremden Ort. Von uns hängt das Schicksal dieser Erde ab. Wer weiß wie morgen alles aussehen wird. Wir sind zwei Menschen auf deren Schultern die Verantwortung für das Schicksal der Welt liegt. Noch immer ist Jürgen verschwunden und wir wissen nicht wo er sich befindet. Unsere Hoffnung ist, dass er sich bis hierher nach Camelot durchschlägt bevor die Schlacht beginnt. Bis vor kurzem war alles noch so einfach, doch nun. Alles wird sich ändern. Die Zeit wird knapp. Ich muss dringend mit Torsten Thielmann sprechen. * Traumebene Langsam schwebte Merlin über dem Feld aus schwarzem Sand. Noch immer gellten ihm Annas Schreie im Ohr. Er empfand Mitleid mit der jungen Frau, konnte ihr jedoch nicht helfen. Noch nicht. Die Zeit wurde allmählich knapp. Die Ströme in den Träumen der Menschen begannen bereits sich immer schneller zu verändern. Der Zeitpunkt war abzusehen an dem das Trio mit der Träne der Allmacht aus der Traumebene herabsteigen würde, um die Erde mit Dunkelheit zu überziehen. Tod und Vernichtung würde die Erde überziehen. Und sollten sich die Drei Gegner nur einmal uneinig werden, würden sie die Kraft der Träne gegeneinander einsetzen, was unweigerlich die Vernichtung der Erde zur Folge hätte. Beeilt euch Lightfighter, dachte der alte Magier. Ein Schrei ließ ihn aufmerksamer das Geschehen beobachten. Zu spät viel ihm auf, dass der Schrei ihm gegolten hatte. Lady X hatte ihn bemerkt. Mit erhobenem Finger deutete sie auf ihn. Sekunden später erlosch sein Unsichtbarkeitszauber und er wurde sichtbar. Hoffnung stahl sich in die Augen von Anna ebenso wie Karsten. Hoffnung, die in wenigen Sekunden untergehen würde. „Es freut mich dich zusehen alter Mann. Ist es nicht ein schöner Tag um zu sterben“, grüßte Nina freudig. Entsetzt sah Merlin von Avalon die Energien, die aus der Träne schossen und ihn einhüllten. Schmerz durchraste sein Bewusstsein. Sekunden später ebbte dieser kurz ab. Gemeinsam berührten die drei Gegner die Träne der Allmacht um deren Kräfte ganz zu mobilisieren und Merlin von Avalon, dem Bewustseinssplitter Luzifers, den Todesstoß zu versetzen. * Vergangenheit „Wo ist er?“, fragte sich Dorian zum wiederholten Mal.
In der Zwischenzeit waren mehrere Stunden vergangen und die beiden Lightfighter hatten
entsetzt mit ansehen müssen wie König Artus und sein Gefolge Camelot verließen.
„Was ist das für ein Pulver?“, fragte sich Sandra und schnupperte leicht an jenem gelblichen
Pulver das Merlin in den kleinen Lederbeutel gefüllt hatte.
Sofort wurde ihr schwindelig und sie begann zu taumeln. Der Vorgang hielt jedoch nur
wenige Sekunden an.
„Alles klar“, wollte Dorian wissen, „Was war das?“
„Das Pulver. Es löst starke Schwindelanfälle und Desorientierung aus“, erklärte Sandra.
13
Schnell nahm Dorian den Beutel an sich. Gemeinsam suchten sie weiter. Doch sie fanden den alten Zauberer ebenso wenig wie einen Hinweis auf dessen Aufenthaltsort. Den einzigen Erfolg, den sie verbuchen konnten war das Auffinden einer Karte, auf der durch rote Farbe das Schlachtfeld eingezeichnet war. „Wie passend“, murmelte Sandra. „Wir müssen uns beeilen. Wir brauchen das Schwert. Wenn Merlin nicht mehr hier ist können wir nicht mehr warten. Reiten wir dorthin, wo der Untergang von Camelot besiegelt wird“, bestimmte Dorian. Gemeinsam verließen beide den Raum und begaben sich zum Stall. Der Knappe hatte ihnen bereits andere Kleider gebracht, wodurch sie kaum noch Aufmerksamkeit erregten. Dorian trug ein blaues Übergewandt und graue Untergewänder. Ein brauner Gürtel hielt alles zusammen. Sandra hingegen hatte sich in eines der am Hofe üblichen Kleider zwängen müssen. Im Inneren verfluchte sie noch immer diese Zeit. Dank Dorians Uhr, die wohl als von Merlin verliehenes magisches Zeichen angesehen wurde, hatten sie keine Schwierigkeiten Pferde zu bekommen. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zum Schlachtfeld. * Dorian und Sandra hatten fast eine Stunde benötigt das Schlachtfeld zu erreichen. Als sie ankamen und ihre Blicke entsetzt über das Schlachtfeld wanderten, konnte Dorian nicht an sich halten und musste sich übergeben. Entsetzt sahen beide die blutigen Leiber, abgetrennte Köpfe und Armstümpfe. Zerstümmelte und zerfetzte Leichen. „Was für ein schrecklicher Anblick“, hauchte Dorian. „So war es damals. Würde es heute zum Krieg kommen, wäre es nur grausamer. Wir schießen ohne das Ziel zu sehen, damit wird es einfacher. Wären die Mächtigen der Welt dazu gezwungen zusehen was ihre Waffen auslösen, würde es sicher zu keinem Krieg mehr kommen. Ohne das Ergebnis zu sehen ist es leicht, den Finger auf den Knopf zu senken“, kommentierte Sandra die Szene. Kurz war Dorian über ihre kleine Ansprache überrascht, musste ihr dann jedoch im Stillen Recht geben. Ihr Aufmerksamkeit wurde jedoch abgelenkt, als sie am gegenüberliegenden Rande des Schlachtfeldes zwei Gestalten entdeckten die miteinander kämpften. Schnell ritten sie näher und erkannten König Artus und einen Ritter in schwarzer Rüstung. Aus Wortfetzen, die sie aufschnappten hörten sie heraus, dass es sich bei dem Gegner des Königs um Mordred, den Sohn von Lady Morgan Le Fey handelte. Die Gegner schenkten sich nichts. Schwerter prallten aufeinander, Blut rann über beide Gesichter und Körper. „Wer wird wohl gewinnen?“, fragte Sandra. „Du kennst die Geschichte von Camelot nicht“, sprach Dorian verblüfft, „Mordred besiegt König Artus. Er kann seinen Gegner jedoch bevor er ganz unterliegt töten und stirbt danach qualvoll an seinen Wunden.“ Beide LF hätten gerne in den Kampf eingegriffen, wussten jedoch, dass sie es nicht durften. Irritiert bemerkte Dorian das König Artus Rüstung an seinem rechten Oberarm zerfetzt war und darunter die Konturen eines Tatoos zu erkennen waren. Das gleiche Tatoo, das auf Jürgens Handrücken und Michaels Oberarm zu erkennen ist, dachte er.
Im gleichen Moment rutschte König Artus an einem Baum zu Boden und blieb keuchend
lieben.
„So endet es also nun. Meine Mutter hatte recht, du bist eine Memme, nicht würdig das Erbe
des Ewigen Krieges in dir zu tragen“, fauchte Mordred, zog seinen Helm ab und holte zum
Schlag aus.
14
Sandra, die das Pulver von Merlin mittlerweile an sich genommen hatte, zog es hervor und
warf den Beutel instinktiv auf Mordreds ungeschütztes Gesicht.
„Nein!“, schrie Dorian entsetzt, dessen Blick auf die Handfläche von Mordred gefallen war,
„Das Tatoo. Jürgen!“
Doch das Verhängnis nahm seinen Lauf. Mit letzter Kraft warf König Artus sich nach vorne
und rammte seinem Gegner das Schwert bis zum Heft in die Brust. Blut spritzte aus der
Wunde und ließ Mordred zurücktaumeln. Eine erschreckende Veränderung ging mit ihm vor.
Die schwarze Rüstung zerfiel zu Staub, ebenso das Schwert. Das Gesicht alterte ein wenig
und veränderte seine Züge. Röchelnd fiel Jürgen zu Boden. Blut sickerte aus seinem Mund,
seine Augen wurden glasig. Noch immer steckte Excalibur, das Schwert der Macht in seiner
Brust. Der Kontakt mit der Träne war hergestellt. Ein blauer Strudel bildete sich und zog alle
drei Lightfighter in sich. Die Rückreise begann.
* Zwischensequenz, Jürgen Stein Mein Name ist Mordred, nein, mein Name ist Jürgen Stein. Langsam klärt sich mein Gedächtnis. Ich fühle den Schmerz meinen Körper durchrasen. Die Geschichte erfüllt sich. Excalibur steckt in meinem Körper. Ich spüre wie das Leben entweicht und der Nebel des Todes mich langsam umhüllt. Ich empfinde Bedauern bei dem Gedanken, was ich zurücklasse, was ich verliere. Ich werde nie erfahren was geschieht, ob das Böse triumphiert oder Merlin den Untergang der Welt abwenden wird. Ein Husten schüttelt meinen Körper und Blut rinnt aus meinem Mund. Meine Umgebung verschwimmt in einem diffusen Nebel. Dies ist das Ende meines Weges. In Gedanken wünsche ich den Lightfightern viel Glück für ihren weiteren Kampf, ich werde nicht mehr dabei sein. Das Böse darf nicht gewinnen, niemals. Mit Bedauern lasse ich die Lightfighter hinter mir zurück – meine Familie. Die Schwärze des Todes hüllt mich ein. * Traumebene Noch immer schwebte Merlin vor dem Trio des Bösen. Die Träne der Allmacht begann in grellem Licht zu leuchten. Lady X, Zorek und Torsten Thielmann holten zum großen Schlag aus. Für wenige Sekunden schien die Szenerie zu erstarren als sich ein blauer Strudel auftat und drei Menschen ausspie. Entsetzt begriff Merlin was geschehen war, als er den blutüberströmten Jürgen sah, in dessen Körper Excalibur steckte und dessen Augen blicklos ins Leere gerichtet waren. Sandra stand apathisch neben dem toten Körper und blickte ins Leere. Dorian beugte sich über seinen toten Freund und weinte. Der Lightfighter hatte alles um sich herum vergessen und weinte um seinen Freund. Auch Karsten war aufmerksam geworden worden und schlug die Hände vor sein Gesicht. Anna war nach wie vor gelähmt. Für Merlin war die Zeit zum Handeln gekommen. Natürlich war im bewusst welche enormes Risiko er einging, jetzt da die Träne der Allmacht gerade alle Kräfte mobilisierte, doch er musste es wagen. Mit einem Gedanken zog er das Schwert aus Jürgens Körper und schleuderte es gegen die Träne der Allmacht. Die Welt schien zu zersplittern, Geister schienen zu zersplittern, alles schien zu zersplittern. Das Schwert zerteilte die Allmacht. Entsetzt sahen Zorek und Torsten wie ihnen die Macht entglitt. Nur Lady X lächelte. Die allmächtige Macht der Träne wurde freigesetzt. Macht, die im Stande war das Universum aus den Angeln zu hebeln. Ein weiteres Mal handelte Merlin. Er öffnete seinen Geist und nahm die Macht der Träne in sich auf. Ein leises Wispern ertönte in seinen Gedanken.
15
Du hast versagt Splitter des Luzifer. Die Hohen Mächte haben eine Entscheidung getroffen, hörte er die Hohen Mächte flüstern. Die Zeit verrann, er musste sich beeilen. In Gedanken wob der alte Magier Zauber um Zauber. Die Macht der Allmacht war nun in ihm, jedoch nur für kurze Zeit. Sein Geist griff hinaus in die Unendlichkeit und übertrug Lebensenergie auf eine Person. Und in einem kleinen Krankenzimmer in Rom schlug ein junger Mann die Augen auf. Michael Hartmann kehrte ins Leben zurück. Ein weiteres Mal griff der alte Magier hinaus in den Raum und die Zeit. Sein Geist erfasste die Atlanter, die den Untergang ihres Kontinents vor langer Zeit überstanden hatten. Nachdem Zorek die Träne des Lichts entfernt hatte, waren sie gestorben. Dies verhinderte Merlin. Mit der Kraft der Allmacht erschuf er eine konstante Welt in einem Winkel der Traumebene und holte die Atlanter aus der Vergangenheit kurz vor ihrem Tod. Hier auf der Traumebene würden sie eine neue Chance erhalten. Mit sofortiger Wirkung wird dir der Aufenthalt in dieser Existenzebene untersagt, Merlin von Avalon, sprachen die Hohen Mächte weiter. Der Magier spürte bereits ein Ziehen, das seinen Geist mit vortreißen wollte. Er bedauerte sehr Jürgen Stein nicht mehr ins Leben zurückholen zu können, doch dafür blieb keine Zeit. Mit letzter Kraft griff er nach den einzelnen Tränen. Die Träne des Lichts und die Träne der Schatten verschwanden in einem grellen Blitzen und wurden in die Unendlichkeit geschleudert. Die Träne des Universums kehrte zu Michael zurück. Die Wirklichkeit begann zu verblassen, als Merlin von Avalon nach der Träne der Zeit griff. Ein Glühen erfasste die Träne. Im gleichen Moment sprang Lady X herbei und klammerte sich an das mächtige Artefakt. Jahrhundertelang hatte es sie begleitet, geschützt und unterstützt, sie würde es nun nicht aufgeben. Und das musste sie auch nicht. Mit letzter Kraft schleuderte Merlin einen Zauber gegen die Träne. In einem grellen Lichtblitz zersplitterte das Artefakt. Energie wurde frei und umhüllte Lady X. In einem letzten Aufflammen verging die Träne und mit ihr Nina Prestova. Im gleichen Moment rissen die Hohen Mächte Merlin aus der Wirklichkeit, die er nun nie wieder betreten durfte. * Zwischensequenz, Merlin von Avalon Einer meiner Namen ist Merlin von Avalon. Seit dem Anbeginn der Zeit wandelte ich unter den Menschen und versuchte das Böse von ihnen fernzuhalten. Einst war ich ein Bewustseinsspliter Luzifers, doch dann wurde ich zu einem Menschen, einem mächtigen Magier. Der Krieg um die Tränen der Engel ist vorbei, wir haben gesiegt. Mit letzter Kraft konnte ich Michael vor dem Tod bewahren und auch das Volk der Atlanter retten. Zu spät habe ich bemerkt, was Nina Prestova plante und konnte es nicht mehr verhindern. Nun muss ich gehen, die hohen kennen kein Erbarmen. Auch bei meinem Freund, dem Schatten zeigten sie kein Mitleid. Doch nun, jenseits der Wirklichkeit liegt die Zeit, die Zukunft und das Leben offen vor mir. So viel wollte ich Michael noch sagen. Doch ich sehe, das er das Rätsel seines Erbes entschleiern wird. Ich wünsche ihnen alles Glück des Universums, sie werden es brauchen. Von nun werde ich nicht mehr an ihrer Seite stehen. * Schwärze umgab Lady X. Rotes Elmsfeuer umtanzte ihren Körper, hüllte ihn ein. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. Es war gekommen, wie es die Agenda der Ewigkeit prophezeit hatte. Der einzige Sieger der Schlacht war sie. Merlin von Avalon hatte die Träne der Zeit zerstört und damit ihre Kräfte freigesetzt. Nina hatte diese in sich aufgenommen. Nun befand sie sich in der Schwärze zwischen den Dimensionen. Hier würde die Verschmelzung ihren Vorgang nehmen. Hier würde die Macht der Engelsträne auf sie übergehen, mit ihrem Körper 16
verschmelzen. Der Vorgang würde einige Zeit dauern, doch eines Tages würde sie zurückkehren und ihren Kampf gegen die Lightfighter fortführen…mit der Macht eines Engels. *
Rom, Villa Hartmann, 2 Tage später „Und so nehmen wir Abschied von Jürgen Stein und Alex Neufeld…“, begann Pater Alvarez seine Rede. Gemeinsam hatten die Lightfighter sich auf dem Privatfriedhof zwischen der Villa und dem dahinter liegenden Berg eingefunden. Neben Karsten Hartmanns Grab wurden nun auch Alex Neufeld, der ehemalige Sicherheitschef und Jürgen Stein begraben. Zwei weitere Opfer im Krieg gegen das Böse. Der Kampf um die Engelstränen hatte Spuren hinterlassen. Noch immer starrte Sandra auf das Grab, Tränen in den Augen. Sie war es gewesen, die das Pulver auf Jürgen geworfen hatte, wodurch König Artus ihm den Todesstoss versetzen konnte. Auch Dorian stand noch immer im Bann der Geschehnisse. Jürgen war vor seinen Augen getötet worden und Sandra war dafür verantwortlich. Er hatte ihr zugerufen das Pulver nicht zu werfen, doch sie hatte es getan. Dorian wusste nicht, ob er ihr je vergeben konnte. Mit einem Blick der weit in die Ferne schweifte stand Anna neben Michael, der wieder erwacht war. Noch immer glaubte sie den Schmerz zu fühlen, den Torsten Thielmann ihr zugefügt hatte. Zu gerne hätte sie sich an ihm gerächt, hatte jedoch keine Gelegenheit mehr gehabt. Torsten und Zorek waren nach ihrer Niederlage verschwunden. Sie wusste nicht, was er ihr angetan hatte. Sicher würde sie es bald erfahren. Außerdem vermisste sie Andi. Sie hatte oft und gerne mit ihm gesprochen, konnte es noch immer schwer akzeptieren, dass er zu einem Vampir geworden war. Vor ihnen stand Pater Alvarez, der von ihnen in die Geschehnisse eingeweiht worden war. Er hatte versprochen ihnen ein wenig zur Seite zu stehen und von nun an Informationen zukommen zu lassen. Trotzdem konnte er dies nur begrenzt tun. Er war noch immer ein venator pro lux. Trotzdem waren die Lightfighter froh einen weiteren Verbündeten gefunden zu haben auf den sie im Notfall zählen konnten. Als der Pater am Ende seiner Rede angelangt war, trat jeder LF vor und streute Erde auf die Gräber. Danach gingen Sandra, Dorian und der Pater ins Haus. „Kommst du?“, wollte Anna wissen und nahm Michaels Hand. „Noch nicht, ich möchte noch kurz allein sein“, gab dieser zurück und ließ Anna allein vorgehen. Alleine stand der junge Lightfighter am Grab und sah hinab auf zwei Freunde, die der Sieg gekostet hatte. So viel war geschehen. Sein Vater war tot, zumindest sein Körper, Nina hatte die Seiten gewechselt und Andi war zum Vampir gemacht worden. Alex Neufeld war von einem Söldner getötet worden und Jürgen von König Artus als er als Mordred in der Vergangenheit gewesen war. Traurig blickte er auf die Gräber hinab und auf seinen Hals, an dem die Träne des Universums hing. Ich bin wieder da, die Zeit des Reagierens ist vorbei. Von nun an werden wir agieren und der dunklen Seite Schläge versetzen. Es wird Zeit, dass wir aktiv werden. Ich werde nicht zulassen, dass es weitere Opfer gibt. Wir haben die Allmacht zerstört und wir werden auch weiterhin für das Licht kämpfen. Von jetzt an werden wir die Gewinner sein, dachte Michael. Langsam nahm er Erde in jede Hand und ließ diese auf beide Gräber fallen. Die Zukunft hatte begonnen. Und während Michael Hartmann zurück in die Villa ging, ließ er die Vergangenheit hinter sich. 17
ENDE Vorschau auf Band 11: Nach diesen dramatischen Geschehnissen scheint Ruhe einzukehren und die dunkle Seite hält sich zurück. Anna und Michael nutzen diese Kampfpause um sich von den vergangenen Schrecken zu erholen und einen Urlaubstrip nach Australien zu machen. Dort trifft Anna auf den charmanten Reporter Chris und auch Michael versucht alles, um sich zu entspannen. Sehr schnell werden die beiden Lightfighter jedoch in einen Strudel von Ereignissen gezogen, der sie mit einem Stück aus ihrer Vergangenheit konfrontiert und neue Weichen für die Zukunft stellt. Das Erbe der Macht
Band 11
Träume des Todes (1/2)
Ab 24.07.01 zum Download bereit
Weitere Bände: Band 12: Familienbande (2/2)
Band 13: Inkarnation
Band 14: Gefängnis der Träume (1/2)
Band 15: Schattenfall (2/2)
18