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Sybille Günther
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KinderMtirchenland! \) Märchen werden lebendig durch Erzählen, Hören, Spielen und Gestalten
JmpreSSL1m Autorin
Sybille Günther
lIIustratorin
Gisela Fuhrmann
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Satz
art applied
Notensatz
Ja.Ra. Music, Taunusstein
ISBN
978-3-86702-025-1
. Medienproduktion
Hennes Wegmann, Münster
© 2007, Ökotopia Verlag, Münster 1 2 3 4
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... und dazu die CD zum Buch von: H. E. Höfele
Willkommen im Kinder-Märchenland! Märchen und märchenhafte Lieder aus allen Himmelsrichtungen ISBN 978-3-86702-026-8
JnhaItsve~zeichnis Willkommen im Märchenland
5
3. Zum Märchen erzählen Die Rolle der Märchenerzählerin Die Stimme der Märchenerzählerin
31 31 32
Zum Geleit ins Märchenreich
8
4. Zum Märchen hören
33
Vom Ursprung der Märchen Die Sammler von Volksmärchen Die Verfasser von Kunstmärchen
8 10 11
5. Zum Märchenraum
33
Vom Wesen der Märchen Die Handlung im Märchen Zur Struktur des Märchens
12 12 14
Zur Bedeutung der Märchen Archaische Naturmotive im Märchen Archetypen in Märchen und Traum Animistische Vorstellungswelt der Kinder
15 15 17 17
6. Zu den Helfern Märchenstunde Die Helfer für die Augen Die Helfer für die Ohren Die Helfer für die Nase Die Helfer für den Gaumen Das Märchenri ual Zur Ankunft im Märchenland
35 35 36 38 38 39 40
8. Zum Märchen erzählen und hören Die Kristal/kugel
42 42
Zur Symbolik im Märchen Matriarchale Urbilder Kleines ABC archaischer Märchensymbole
.
9. Zum Vertiefen des Märchens
45
10. Zum Abschied vom Märchenland Die Nachbereitung
47 47
18
.. 18
Zur Wirkung der Märchen bei Kindern Ziele beim Vorlesen, Erzählen und Spielen von Märchen
19 20
Märchen vorlesen. erzählen und hören 10 goldene Schlüssel 21 1. Zur Auswahl von Märchen Die Auswahlkriterien Märchenauswahl für Kinder ab 4 Jahren Der süße Brei Märchenauswahl für Kinder ab 5 Jahren Die Alte im Wald Märchenauswahl für Kinder ab 6 Jahren Märchenauswahl für ältere Kinder. Die Bienenkönigin Auswählen eines Märchen durch die Kinder. Der goldene Schlüssel
22 22 23 23 24 24 26 26 27
2. Zum Märchen vorlesen Märchen lernen Schritt für Schritt
30 30
29
29
Märchen spielen, erleben, gestalten ... 48 Märchenhafte Rollenspiele Märchenhafte Raumgestaltung Märchenhafte Utensilien
49 49 50
Märchenkreisspiele Läuschen und Röhchen
51 54
Märchenspielketten Rapunzel Frosch kön ig Aschenputtel.
5B
Märchen spielen mit szenischen Mitteln Märchenhafte Musik Jeu dramatique - Spielen aus dem Erleben. Schneewittchen - ein Guckkastenmörchen Schattenspiel Rumpelstilzchen Schwarzlichttheater. Die Stern taler
59 60 62 63 64 64 . 66 67 67 72 73
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Märchen aus allen Himmelsrichtungen - ganzheitlich umsetzen 75 Im Norden des Märchenreiches Märchen in der Wanderhütte Die Schwanenjungfrau Das zur Taufe eingeladene Bergmännchen ..
76 77 78 81
Im Süden des Märchenreiches Märchen unter afrikanischer Sonne Kamiyo vom Fluss Der Hase und der Baumgeist
84 85 87 90
Im Osten des Märchenreiches Märchen im Diwan Die Geschichte von den drei Schwestern
92 93
Im Westen des Märchenreiches Märchen im Tipi Der Ursprung der Geschichten Zwei Wölfe im Herzen
95 100 100 102 106
Märchenhafte Festgestaltung Zur Methodik Märchenfest im Kindergarten Märchenfest im Ki ndergarten Märchenhafter Kindergeburtstag Willkommen im Märchenreich Eine märchenhafte Spielaktion Die Einweihung Die Herausforderungen Das g lückl iche Ende Die unendliche Geschichte
107
Für alle Prinzessinnen und Ritter ab 5 Zur Methodik Das verwunschene Zauberschloss Zur Aufführung. , , Abschied vom Märchenreich
109 109 112 113 113
Für alle Elfen und Trolle ab 8 Zur Methodik Der Rat der Elfen Zur Aufführung Nachspiel
114 114 115 116 116
,
,
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118 118 118 119 120 121 121 , . 123 123
Anhang
124
Alphabetisches Register
124
Literaturhinweise
125
Quellen
125
Zur Autorin
Märchen erträumen und spielen
117
I Zur
IIlustratorin
126
Das Märchenland ist unendlich groß. Seine Märchen sind unendlich alt, wahr und stets aktuell. Sie erzählen vom Lebensweg des Menschen, von den Herausforderungen, die es zu meistern gilt. von der Begegnung mit guten und bösen Mächten, von wundersamen Helfern, die ihn unterstützen und schließlich immer wieder vom Sieg über das Böse, die glückliche Heimkehr und die Besteigung des eigenen Königsthrones. Wer sich mit Kindern auf Wanderschaft durchs Märchenland begeben will, wird in diesem Buch mit den Tugenden ausgestattet. die notwendig sind, um diese Herausforderung trefflich zu meis-
tern - begegnen sie auf ihrem Weg durchs Märchenreich doch jenen Märchenfiguren, die im Märchen noch heute tatsächlich leben und noch immer Kindern wie Erwachsenen helfen mit ihren Urbildern tief aus der Menschenseele Lebensmut und Selbstvertrauen zu gewinnen. Das Buch ist ein goldener Schlüssel zu einer Schatzruhe voller Spiel ideen, die beispielhaft und übertragbar auf alle weiteren Märchen, diese erzählen und hören, spielend erleben, mit allen Sinnen umsetzen, erträumen und märchenhaft gestalten lassen. 5
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Zum Geleit ins Märchenreich steht Aufschlussreiches zum archaischen Ursprung der Märchen, zu ihrer klaren Erzählstruktur. zur Bedeutung ihrer Bilder und deren positiver Wirkung auf Kinder. Daraus ergibt sich die Zielsetzung zum Vorlesen, Erzählen und Spielen von Märchen mit Kindern. Mit den zehn goldenen Regeln des Märchenerzählens findet der Leser/die Leserin alles Nützliche Schritt für Schritt: von der Auswahl von Märchen, dem ersten Lesen bis zum freien Erzählen im sinnenfroh gestalteten Märchenraum. Die Kinder erfahren dabei fundierte Begleitung von der Ankunft im Märchenreich, über das Hören und Spielen von Märchen bis zum Abschied aus dem Märchenreich. Zur Vertiefung der Märchen gibt's im Buch jede Menge lebendiger Spielanregungen, denn schließlich wissen wir, dass Kinder sich spielend die Welt erobern - auch die Welt der Märchen. Vom freien Rollenspiel in beförderlicher Atmosphäre, über Märchen kreisspiele. fa ntasievolle Spielketten von Märchen, bis zur Umsetzung mit szenischen Mitteln mit den Methoden des Jeu dramatique, des Schattenspiels und des Schwarzlichttheaters ist alles geboten, Kindern von vier bis zehn Jahren Märchen zum Erlebnis zu machen. Im Buch finden sich einerseits Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm, sind ihre gesammelten Märchen doch unser größter Märchenschatz. Jede jüngste Königstochter im märchenhaften Alter ab vier Jahren und jeder junge Königssohn wird sich, wie schon alle Königskinder zuvor, gerne mit ihren zauberhaften Bildern identifizieren und immer wieder glücklich sein über das gute Ende des Märchens. Auf bekannte Märchen wird dabei verwiesen, weniger bekannte sind in ihrer Originalfassung erzählt.
6
Das Märchenreich hält aber auch im Norden und Süden, im Osten und Westen Märchen von fremden Völkern bereit. Sie bieten uns spannende Weisheiten aus fernen Ländern, in denen Menschen ebenfalls seit alters her ihren Lebensweg meistern. Beispielhaft sind Märchen aus vier Himmelsrichtungen erzählt und ganzheitlich umgesetzt: in der nordischen Wanderhütte, unter afrikanischer Sonne, im orientalischen Diwan und im westlichen Indianertipi mit entsprechenden Köstlichkelten und vielfältigen kulturellen Aktivitäten. Kinder können auch Märchen selbst erträumen und spielen und es ist erstaunlich, wie sicher sie der Struktur der Märchen folgen. Hierzu bietet das Buch Beispiele und Tipps zur eigenen Gestaltung. Mit märchenhafter Festgestaltung und einer großen Spielaktion ,,willkommen im Märchenreich" klingt die spielpädagogische Umsetzung von Märchen aus. Zur Abrundung finden sich im Anhang Märchensammlungen, die weitere Märchen für den eigenen Weg durchs Märchenreich bereithalten. Bleibt der Wunsch, das Buch möge allen LeserInnen nützen und vielen .Köniqskindern" zugutekommen, ob zuhause, im Kindergarten, in der Schule oder in einem Märchenzelt - irgendwo, fernab unter dem großen Sternenhimmel.
Nr. 1 Text: H. E. Höfele, Musik: E. Malz
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Willkommen heut im Märchenland Im Reich der Fantasie Es war einmal vor langer Zeit Ihr hört gut zu - gleich ist's soweit Willkommen im Märchenland zu unsrer Märchenstunde Schließt einfach eure Augen Und hört aufmerksam zu Schwups schon seid ihr mittendrin Es war einmal. .. Simsalabim 7
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Das Wort Märchen ist eine Verkleinerungsform
von .diu maere" ab und bedeutet: Kunde, Bericht, Erzählung. Es handelt sich dabei um eine meist kürzere fantastische Erzählung, in der die Bedingungen der Wirklichkeit aufgehoben zu sein scheinen und das Wunder vorwaltet (siehe auch Vom Wesen der Märchen 5. 12).
.Mär", leitet sich vom mittelhochdeutschen
Die Volksmärchen waren zuerst keine Geschichten für Kinder, sondern Erzählgut von Erwachsenen für 8
Erwachsene. Sie befriedigten - besonders in Gesellschaften ohne Schrift - das Bedürfnis nach Information, Tradition und Unterhaltung. Durch das Märchen erhielten Menschen Kunde von der Welt, bewahrten sich Glaubensvorstellungen und Werte im Miteinander und fanden durch das Erzählen eine Form des geselligen Beisammenseins. Erst im 18. Jahrhundert wanderte das Märchen, durch den Geist der Aufklärung als Ammenmärchen abgewertet. von der Wohnstube der Erwachsenen in die Kinderstube.
Schriftlich nachweisen lassen sich Märchenmotive und märchenartige Erzählungen bereits in den Schriften der frühen Hochkulturen. So im Gilgamesch-Epos, die Heldengeschichte eines sumerischen Königs, der um 2700/2600 vor Christus gelebt haben soll. Auch das Alte Testament enthält eine Reihe märchenhafter Motive. Die Literaturen Griechenlands und Roms enthalten Märchenmotive und märchenhafte Erzählungen, zum Beispiel in den homerischen Epen und den Erzählungen um Herakles, Perseus, Theseus und die Argonauten. Märchen wurden und werden auf der ganzen Welt erzählt und (später) niedergeschrieben und da sie sich alle irgendwie ähneln, gibt es verschiedene Ansätze, sich den Ursprung der Märchen zu erklären. Ein Erklärungsansatz für die Entstehung und Verbreitung der Märchen ist die Vorstellung, dass ein Märchen an einem bestimmten Ort das erste Mal erzählt wurde und dann auf "Wanderschaft" ging. Es tauchte an unterschiedlichen Orten auf und wurde in unterschiedlichen Varianten wieder und wieder erzählt und weitergetragen. Die Märchenforsch ung spricht hierbei von Monogenese. Es ist absolut einleuchtend und allgemein anerkannt, dass sich die Märchen mit den Wanderungsbewegungen der Völker ausgebreitet haben. Die Brüder Grimm, die mit ihrer Sammlung der Kinder- und Hausmärchen von 1810 den Auftakt zur deutschen Märchenforsch ung gaben (vgl. S. 10), vertraten die Auffassung, das Märchen entstamme dem indoeuropäischen Kulturraum. Jedoch war das Märchen beispielsweise im Alten Orient bereits vorhanden, bevor es indoeuropäische Wanderungsbewegungen dorthin gab. (vgl. Derungs S. 269) Die zweite Annahme zur Entstehung der Märchen wird als Polygenese bezeichnet, das heißt, ähnliche Märchen tauchten unabhängig voneinander an unterschiedlichen Orten, bei verschiedenen Völkern auf, die einer ähnlichen Entwicklungsstufe entsprachen. Märchen würden somit die Entwicklungsstufen der Völker widerspiegeln. Beide Annahmen schließen einander nicht aus und wir können uns vorstellen, dass Märchen, die an
unterschiedlichen Orten ähnlich entstanden sind, aufgrund ihrer Wanderung jeweils weiter geprägt wurden. Wie es in der Archäologie bei Grabungen unterschiedliche Schichten gibt. die aufgrund ihrer Funde jeweils Hinweise auf ein Zeitalter geben, so hat auch jedes Märchen kulturelle Schichten übereinander gelagert. als hätte jede neue Epoche ihm ein weiteres Mäntelchen seiner Zeit und seiner kulturellen Vorstellungen übergezogen. Bei Märchen, die aus Mythen hervorgegangen sind, reichen ihre Wurzeln bis in die Jungsteinzeit. Die Vertreter dieser Theorie sehen die Verbindung in der Megalithreligion begründet, einer Mvsterienreligion, in deren Mittelpunkt die Himmelsreise der Seele steht. So können die Bilder der Märchen als Darstellung der Jenseitsreise gedeutet werden, die in der heiligen Hochzeit ihren Abschluss findet. Insofern würden Märchen megalithische Mysterienlegenden widerspiegeln. (vgl. Derungs, S. 269) Auch Heide Göttner-Abendroth, eine Erforscherin von Frauengeschichte, sieht in den Bildern der Märchen Hinweise auf eine matriarchale Mythologie der Jungsteinzeit ca.10000-3000 v. Chr. (siehe auch Vom Wesen der Märchen, S. 12, und Zur Bedeutung der Märchen, S. 15) Die europäischen Märchen des Mittelalters waren stark von keltischen Einfl üssen geprägt, seit dem 10. Jahrhundert wurden jüdische und byzantinische, seit den Kreuzzügen indische Einflüsse erkennbar. Später bereicherte die arabische Märchensammlung .Tausendundeine Nacht" die europäischen Märchen. Zuerst übersetzt wurde diese Märchensammlung von Antoine Galland im 18. Jahrhundert ins Französische. In den .Histoires ou contes du temps passe" von C. Perrault von1674 (1822 auf Deutsch erschienen als "Feenmärchen für die Jugend") finden sich viele europäische Märchenmotive. Diese Motive finden sich auch in der Sammlung "Kinder- und Hausmärchen" der Brüder Grimm (3 Bde. 1812 bis 1822, vgl. Anhang). Wer sich ei ngehender mit der Märchenforschu ng und Pflege der Märchenkultur beschäftigen will, dem sei die Europäische Märchengesellschaft empfohlen, die mit ihren Schriften und ständigen Fortbildungsangeboten wertvolle Arbeit leistet. 9
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Die Sammler von Volksmärchen Die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm waren in Deutschland die ersten Märchensammler, die Märchen erforschten, sammelten und veröffentlichten. Bis 1857 hatten sie 240 Märchen und Legenden zusammengetragen. Die Gesamtausgabe der Kinder- und Hausmärchen mit Originalanmerkungen der Brüder Grimm ist heute noch erhältlich. (Die durchaus bezahlbare Anschaffung dieser Sammlung sei jedem Märchenfreund empfohlen, denn hier finden sich neben der originalen Wiedergabe bekannter Märchen viele Märchen, die gemeinhin nicht so geläufig sind. Vgl. Literatur im Anhang) Die Handexemplare des 1812 erschienenen ersten Bandes der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm wurden 2005 zum Welterbe erklärt. Dies zeigt die Bedeutung dieser Märchensammlung nicht nur für den deutschsprachigen Raum. Jacob Grimm, Germanist (1785-1863), gilt als der eigentliche Begründer der germanischen Altertumswissenschaft. der germa nistischen Sprachwissenschaft und der deutschen Philologie. Sein Leben und Werk war eng mit dem seines Bruders Wilhelm verbunden. Wilhe1m Grimm, Schriftsteller und Germanist (1786-1859), ist es letztlich zu verdanken, dass die "Kinder- und Hausmärchen" zum Volksbuch geworden sind: Im Gegensatz zu seinem Bruder Jacob, der sehr viel Wert auf wortgetreue Wiedergabe der gesammelten Märchen legte, überarbeitete Wilhelm die Märchen und schuf jenen Stil, der die Sammlung weltberühmt machte. Mit den Mitteln der direkten Rede und dem Einbau von Versen 10
verhalf er den Märchen zu größerer Lebendigkeit. Die Kinder- und Hausmärchen waren ursprünglich nicht für Kinder gedacht und so war die Sammlung mit ihren zahlreichen wissenschaftlichen Anmerkungen anfangs als nicht kindgerecht angesehen. Die Stilisierung durch Wilhelm Grimm machte sie zum Kinderbuchklassiker. Der Grimmsche Märchenstil beeinflusste nachhaltig die internationale Vorstellung von Märchen. Die Vorstellung, die Brüder Grimm seien durch die Lande gezogen und hätten sich alle Märchen von Großmütterchen von Mund zu Ohr erzählen lassen, ist ein Irrglaube. Viele der Grimmschen Märchen wurden den Brüdern aus ihrem bürgerlichen Bekanntenkreis in Kassel zugetragen. Die Kasseler Bürgerstöchter stammten von den Hugenotten ab und waren im französischen Sprachraum aufgewachsen, sodass sie auch die Märchen französischen Ursprungs von Charles Perrault kannten und den Grimms erzählten. Zu den wichtigsten Erzählerinnen von Märchen gehörte Wilhelm Grimms spätere Frau Dortehen Wild. Auch Annette von Droste Hülshoff half bei der Sammlung. Im zweiten Band der Kinder- und Hausmärchen von 1815 erwähnen die Brüder Grimm im Vorwort Dorothea Viehmann aus Niederzwehren bei Kassel. Auch sie war hugenottischer Abstammung und gilt heute als die Märchenfrau der Brüder Grimm. Über sie gibt es ein schönes Bilderbuch von Arnica Ester! (s. Anhang).
o
Weitere Märchen bezogen die Brüder Grimm aus der Bibliothek. Und das kam so: Clemens von Brentano (1778-1842) und Achim von Arnim (1781-1831) beauftragten anfänglich die Brüder Grimm, als Mitarbeiter für eine beabsichtigte Liedersammlung zu arbeiten, die dann in drei Teilen von 1805-1808 unter dem Titel "Des Knaben Wunderhorn" erschien. Als weiteren Schritt planten Brentano und Arnim die Lieder mit Geschichten aus dem Volk zu bereichern. So war es Brentano, der die Brüder Grimm beauftragte, für ihn schriftlich fixierte Märchen und Sagen zu sammeln. Brentano behielt sich allerdings vor, diese Märchen frei zu bearbeiten, was vor allem Jacob Grimm nicht gefiel. Da die Grimms misstrauisch waren, ob sie ihre Manuskripte je wieder sehen würden, verfassten sie eine Abschrift. Das Projekt von Brentano scheiterte letztendlich und so riet Achim von Arnim den Brüdern, doch selbst eine Märchensammlung herauszubringen. Das Manuskript gab Brentano tatsächlich nicht mehr
zurück. Dieser "Schlamperei" verdankt die Märchenforschung heute die oben erwähnte erste Handschrift von 1810 der Brüder Grimm, denn diese vernichteten bei Drucklegung ihr eigenes Manuskript. Die Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm wurden zum Prototyp der Volksmärchen. Sie entsprechen inhaltlich und sprachlich der Zeit der Romantik. Das Deutsche Märchenbuch (1845) des Thüringer German isten, Volksku nd lers und Sch riftstellers Ludwig Bechstein stellte zeitweilig die Kinderund Hausmärchen in den Schatten, da sie preiswerter waren und reichhaltig bebildert. Mit entsprechend pädagog isch-moral ischen Botschaften konzipierte er seine Märchen von Anfang an für Kinder. Reisetipp: Wer eintauchen will in die Welt der Märchen des 19. Jahrhunderts, dem sei eine Reise entlang der Deutschen Märchenstraße nach Kassel empfohlen, zum Brüder-Grimm-Museum.
Die Verfasser von Kunstmärchen Während Grimm, Bechstein und andere ausschließlich Volksmärchen, die über lange Zeiträume hinweg nur mündlich überliefert wurden, sammelten und niederschrieben, gab es andere, die selbst "neue" Märchen verfassten. Diese Märchenschreiber folgten zwar bei der Entwicklung ihrer Geschichten der Struktur des Volksmärchens, ließen aber ihre zeitgenössischen Werthaltungen mit einfließen. Diese Erzählungen werden im Gegensatz zu den Volksmärchen als Kunstmärchen bezeichnet. Sie sind meist länger und wegen ihres Umfanges und der vielschichtigen Symbolhaftigkeit für jüngere Kinder noch nicht geeignet. Zu den bekanntesten Autoren der Kunstmärchen gehören für den deutschsprachigen Raum:
o
Wilhelm Hauff (1802-1827), schwäbischer Dichter und Redakteur, verfasste die "Geschichte von Kalif Storch", "Zwerg Nase", "Der kleine Muck". Einige der Hauffschen Märchen sind
schon für Kinder ab etwa 6 Jahren geeignet, wie etwa "Zwerg Nase" und "Der kleine Muck", die meisten aber wenden sich eher an Ältere.
o
Hans Christian Andersen (1805-1875), dänischer Dichter und Märchenerzähler, verfasste: "Die Prinzessin auf der Erbse", "Des Kaisers neue Kleider", "Das hässliche Entlein': "Das Mädchen mit den Schwefelhölzchen" und "Die kleine Meerjungfrau" enden tragisch und stimmen den Leser oder Zuhörer meist melancholisch.
o
Michael Ende (1929-1995). verfasste .Jirn Knopf und Lukas der Lokomotivführer", .Morno" und "Die unendliche Geschichte". Es sind märchenhaft symbolische Geschichten für Kinder ab 6 Jahren. Sie sind wesentlich länger als klassische Volksmärchen.
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Vom Wese~ der Märche~ Märchen können nach Inhalt und Struktur unterschieden werden. So wird von einem Kettenmärchen gesprochen, wenn eine Geschichte sinngemäß immer mit "und dann" weitergesponnen wird. Im Tiermärchen werden Tiere zu sprechenden Akteuren der Geschichten. Das Lügenmärchen lebt von der verkehrten Welt, Schwankmärchen machen sich über die Dummheit der Leute lustig. Das ganz Spezifische, was ein Märchen zum Märchen macht, kommt in der Charakterisierung als Zauber-
oder Wundermärchen zur Geltung. Dieser Name rührt daher, dass weltliche Probleme mit wundersamen Helfern und Mitteln gelöst werden. Dies geschieht wie selbstverständlich und kein Zuhörer "wundert" sich darüber. Trotz aller Unterschiede der Märchen, die sich aufgrund ihrer Herkunft und der zeitlich bedingten Einflüsse ergeben, gibt es einen bestimmten Grundtyp des Zaubermärchens.
Die Handlung Im Märchen Die Handlung des Märchens folgt dem klassischen Drama: 1. Einstieg (Exposition) 2. Hauptteil (Entwicklung) und 3. Ende (Lösung).
zieren. Das Märchen erfährt seine Berechtigung, weil diese wie immer geartete Not gewendet wer~ den muss. Märchen gehen den Konflikten nicht aus dem Weg, Konflikte sind der Auslöser zur Handlung - und werden meist zum Guten hin gelöst.
1. Der Einstieg - Es war einmal ...
2. Der Hauptteil Die Herausforderung
Am Anfang der Handlung wird immer: o eine Notlage beschrieben, wie beispielsweise bei .Hänsel und Gretel". o eine Aufgabe gestellt, wie bei "Rotkäppchen" oder o ein bestimmtes Problem geschildert, beispielsweise die Kinderlosigkeit bei "Rapunzel". Motive der Handlung sind dabei immer die zentralen Themen des Menschseins überhaupt, wie sie jeder Mensch erleben könnte. Im Mittelpunkt stehen dabei oft Familienkonflikte: Geschwisterstreit, das Gefühl des Verstoßenseins, Trennung, Brautwerbung, Rivalitäten und so weiter. Der Ort und die Zeit der Handlung bleiben unbestimmt (es war einmal ...) und sind von daher übertragbar und jeder kann sich überall und zu jeder Zeit damit identifi-
12
Die in der Einleitung beschriebenen Herausforderungen werden im Märchen von tugendhaften Heidinnen gelöst, die durch wundersame Helferln-
nen unterstützt werden. Magische Zahlen und Formeln rhythmisieren das Märchen, an dessen Ende meist ein guter Ausgang steht:
o
Tugendhafte Heidinnen
Die Handlung im Märchen entwickelt sich, indem tugendhafte Heidinnen auf den Plan treten. Ihre Aufgabe ist es den sicheren Hort (z. B. das Elternhaus) zu verlassen, in die Welt des Abenteuers zu gehen, um sich zu beweisen. Die Bewährung des Menschen passiert also in einer anderen als der heimischen Umwelt. Die Märchenheidinnen haben weder eine Beziehung zur Vergangenheit oder Zukunft noch zu irgendeiner Art von Gemeinschaft. Sie sind ohne Körperlichkeit, haben keine Gefühlswelt und keine Biographie. Häufig sind sie namenlos, tragen Allerweltsnamen wie .Hänsel und Gretel" oder Namen, die sie durch ein bestimmtes Merkmal kennzeichnen, wie zum Beispiel "Rotkäppchen". Die Heidinnen sind immer mit besonderen Tugenden wie Selbstlosigkeit, Fleiß, Unschuld o. Ä. ausgestattet, die ihre positive Persönlichkeit hervorheben. Gleichzeitig spiegeln ihre Widersacher das glatte Gegenteil von ihnen: gutes Aschenputtel - böse Stiefmutter, fleißige Goldmarie - faule Pechmarie, hochmütige Königin bescheidenes Schneewittchen ...
o
I
die Helfer verschwinden in der Unbedeutendheit. Die einzig bleibende Verbindung, die Heidinnen eingehen, ist die Ehe - in vielen Märchen auch der Schlusspunkt der Erzählung.
Wundersame Helferinnen
Wenn Märchenheidinnen vor einem Problem stehen oder eine Aufgabe zu lösen haben, so treten "jenseitige Helfer" aus dem Nichts auf, z. B.: Aschenputtel bekommt Hilfe durch die Tauben, Schneewittchen durch die sieben Zwerge. Oft überbringen diese Helfer den Märchenheidinnen auch noch Wundergaben, so zum Beispiel den Kochtopf für den süßen Brei. Wundergaben stehen allein den Heidinnen zur Verfügung, .Unhelden" handeln bei der Begegnung mit Jenseitigen falsch, erhalten keine Wunderdinge oder kommen durch sie zu Schaden. Heidinnen und wundersame Helfer kommunizieren wie selbstverständlich miteinander, handeln jedoch nur isoliert nebeneinander oder nacheinander. Sind die Schwierigkeiten überwunden, wird diese Bindung wieder gelöst und
o
Magische Zahlen
Der Verlauf der Handlung wird durch Zahlen mit symbolischer Bedeutung strukturiert. Vor allem die Drei spielt dabei eine große Rolle: drei Söhne, drei Schwestern, drei Aufgaben. Die Drei gilt als weiblich (Jungfrau, Mutter, Greisin), die Vier als männlich, die Sieben als Vereinigung des Weiblichen und Männlichen. Auch die Zwölf taucht hin und wieder auf: 12 Feen, 12 Ritter der Tafelrunde.
o
Zauberformeln
Jedes Märchen beginnt und endet mit einer Eingangsformel: "Es war einmal ..." und einer Schlussformel "... und wenn sie nicht gestorben sind ...".Aber auch im Verlauf der Handlung gibt 13
es Verse und Formeln, die meist drei Mal wiederholt werden, um ihre magische Kraft zu verstärken, z. B.:
"Heut bClck ich, morgen bretu ich, übermorgen hol ich d-er t<önigin ihr tdnO." "Ach wie gut, d-Cl:):) nieYnClnO wei(3, d-Cl:):)ich F-umpebtiLzchen hei(3]" "SI:lieglein, SI:lieglein Cln d-er WclnO, wer i:)td-ie Schön:)te im gClnzen L.Clnd-?--"
3. Glückliches Ende - und wenn sie nicht gestorben sind ... Der Handlungsverlauf zielt in fast allen Märchen auf eine glückliche Überwindung der Hindernisse und Konflikte im Sinne einer ausgleichenden Gerechtigkeit, wie sie im wirklichen Leben nicht unbedingt zu finden ist. Das glückliche Ende wird kurz mitgeteilt. Das Böse wird bestraft, das Gute belohnt und die gestörte Ordnung wiederhergestellt.
Zur Struktur des Märchens Max Lüthi (1909-1991) beschrieb in seinem 1969 erschienenen Buch "Das europäische Volksmärchen" Märchen nach ihrer äußeren Struktur, ihrer Beziehung untereinander und zum Ganzen. Er war mit seinem strukturformalistischen Ansatz bestimmend in der europäischen Märchenforschung. Lüthi bezog sich in seiner Arbeit auch auf die wesentlich ältere Strukturanalyse von Vladimir Propp (1895-1970), wobei sich dessen Strukturanalyse und seine Stilanalyse ergänzen:
Stilanalyse nach Max Lüthi Die folgenden Begrifflichkeiten waren maßgeblich für die folgende Generation von Märchenforschern:
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Ein- und Mehrdimensionalität: Reales und Irreales sind in den Volksmärchen miteinander verwoben. Wunderbares geschieht genauso wie Alltägliches. Flächenhaftigkeit: Orts- und Zeitlosigkeit prägen den Ablauf der Volksmärchen, die Märchenfiguren haben keine Umwelt und Innenwelt, sie besitzen keine Körperlichkeit. Abstrakter Stil: Orte, Plätze und Geschehnisse werden nur umschrieben, nicht ausführlich geschildert.
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MärchenheIden sind allein, sie handeln isoliert. Gleichzeitig sind sie allseitig beziehungsfähig und nehmen die Hinweise von Hilfsfiguren an. Sublimation und Welthaltigkeit: Die Wirklichkeit ist in Märchenhandlungen aufgehoben, dennoch geht es um Sozialbeziehungen, um den Erwerb von Kompetenzen. Funktion und Bedeutung: Volksmärchen zeigen, welche Wege und Möglichkeiten es in der Welt gibt. Isolation und Allverbundenheit:
Die Märchenfiguren sind nach dem Märchenforscher Max Lüthi keine individuellen Personen, sondern sie stehen stellvertretend für den Menschen, sie sind Leitbilder. Das Besondere am Märcheninhalt ist nach Lüthi seine Verwobenheit mit dem Wunderbaren. In der Legende wird das Wunder als eine Offenbarung des alles beherrschenden Gottes begriffen und verehrt. In der Sage wird das Wunder als verwirrendes und schwer deutbares Zeichen einer gewichtigen und gefährlichen Jenseitswelt gesehen. Im Märchen aber ist das Wunder ein Element der Handlung und hat in ihr seinen bestimmten Sinn; deshalb wird es ohne Staunen und Erregung hingenommen, als ob es selbstverständlich wäre.
Viele Wissenschaften beschäftigen sich mit dem Ursprung und der Bedeutung von Märchen. Die Erkenntnisse der Ethnologie, der Archäologie, der Psychologie und ihrer Entwicklungspsychologie
lassen sich schlüssig verbinden. Die Verbindung der unterschiedlichen Erklärungsmuster zeigt auf, warum Kinder sich von Märchen angesprochen fühlen und diese für ihre seelische Entwicklung brauchen.
Archaische Naturmotive Die Bedeutung der Märchen liegt in ihrem ältesten Wesenskern. Das Grimmsche Märchen scheint auf eine vorchristliche, sakrale Dichtungsform zurückzugehen. Aufgrund der Verwendung archaischer Naturmotive im Märchen können die ältesten Überlieferungsschichten aus der jüngeren Steinzeit stammen. Als Deutungsmuster des Märchens dienen Vergleiche zu frühen Naturreligionen, die in Zusammenhang mit einer matriarchalen (mutterrechtlichen) Mythologie stehen. In dieser frühen Mythologie hatte der Mensch eine starke Beziehung und Bin-
im Märchen
dung zur Natur und "Mutter" Erde. Das wundert nicht, war er doch auf Gedeih und Verderb von der Natur abhängig. Die Natur galt in dieser Zeit als "beseelt': (vgl. Animistische Weltvorstellung S. 17) Untermauert werden diese ethnologischen Erkenntnisse durch archäologische Funde aus der Jungsteinzeit, ja sogar aus der jüngeren Altsteinzeit. So zeigt der .Löwenrnensch", eine ca. 32000 Jahre alte Elfenbeinfigur aus dem HohlensteinStadel im Lonetal, einen Löwen mit menschlichen Zügen und menschenähnlichem aufrechten Gang - ein Bild von der "Verwandlung" und "Verwandtschaft" von Mensch und Tier. (siehe hierzu Tierhelferfiguren S. 16) 15
Märchen wie Mythen bestehen aus einem ähnlichen, stets wiederkehrenden und gleichförmigen Grundmuster, das erstaunlicherweise aus recht wenigen "Bausteinen" besteht, (siehe auch S. 14). Im Wesentlichen besteht dieses Grundmuster anhand neuerer Forschungen aus auf sich beziehende und in sich logische Themenkreise wie: o "Einweihung des Helden" (Initiation, oft als Einweihung in die Welt der Erwachsenen), o eine Reise weg vom Vertrauten in die Fremde (Jenseitsreisel, o die glückliche Wiederkehr (gleichgesetzt mit "Wiedergebu rt") o und Heilige Hochzeit (Vereinigung von Gegensätzen). Frühe religiöse Weltanschauungen gingen von einem Stockwerk-Weltbild aus, das den Raum einteilt: 1. in einen oberen Bereich des Himmels, 2. in einen mittleren der Erde und des Meeres und 3. in einen unteren Bereich der Unterwelt. Diese Dreiteilung der Welt ist sehr alt und geht einher mit einer weiteren Dreiheit, nämlich den astronomischen Phasen des Mondes bzw. den drei Himmelserscheinungen von Sichelmond, Vollmond, und Schwarzmond. Dieselbe Dreiheit findet sich auch im Zaubermärchen und zwar nicht nur als räumliche Einteilung der Märchenwelt oder als Stilmittel (drei Gaben, drei Wiederholungen, drei Brüder ctc.). sondern auch personifiziert als drei heilige Frauen, die als Mädchen, Frau und Greisin erscheinen, oft noch mit ihren drei heiligen Symbolfarben Weiß, Rot und Schwarz, was wiederum auf die frühe Mondmythologie hinweist. In der vorchristlichen Mythologie führt die Himmelsreise der Seele den Stufenberg hinauf. Die Hochzeit im Märchen vollzieht sich jedes Mal im höchsten Glanz. Bei der Schilderung des Jenseits fehlen im Märchen Fluss, Brücke und Tor nicht, die den Übergang in die andere Welt markieren.
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Tierhelferfiguren
- Totemismus
Das Tier im Märchen ist die hauptsächliche Helferfigur für die Heidin oder den Helden, welche die Zaubermittel kennt und mit den Jenseitsmächten vertraut ist. Dies erinnert an schamanistische Reisen früher Naturreligionen, in denen auch Tierhelferfiguren in Erscheinung treten, die in einem verwandtschaftlichen Verhältnis zum Reisenden stehen. Im Märchen wirken schließlich die Ahnen durch ihre Tiergestalt, denn oft erscheint im Märchen eine Rückverwandlung des Tieres in seine Menschengestalt. Wobei dann nicht zufällig eine verwandte Person dasteht. Verwandlung und Rückverwandlung sind typische Zeichen früher Naturreligionen und des Märchens. In diesen frühen Naturreligionen ist der Totemismus ein wesentliches Merkmal. Er geht von einer gemeinsamen Abstammung von Mensch und Totem aus. Das Totem des Menschen kann ein Tier, ein Baum, eine Pflanze oder sonst eine Naturerscheinung sein. In den Überlieferungen vieler Völker erscheint eine Ahnfrau oder ein Ahne, oft als Tierahne, welche die Welt erschaffen und bevölkert hat, sodass sich nun ein Stamm mit einer solchen Herkunftsmythologie mit dem entsprechenden Tier verwandt fühlt und es als Totem verehrt.
Archetypen
in Märchen und Traum
Die Psychologie sieht im Märchen archetypische Bilder und Figuren, die allgemein-menschliche Sehnsüchte widerspiegeln. Archetypus bedeutet griechisch "Urbild" wörtlich: "Das zuerst Geprägte" (Brockhaus], Nach c.G. Jung sind diese Archetypen im kollektiven Unbewussten angesiedelt, es sind Urbilder menschlicher Vorstellungsmuster. Diese Archetypen, die jeder Mensch unbewusst in sich trägt, repräsentieren die ererbte genetische Grundlage der Persönlichkeitsstruktur. In ihnen finden sich älteste Erfahrungen menschlicher und tierischer Generationen. Sie sind universelle, vererbte Dispositionen der menschlichen Vorstellungskraft, die sich im kollektiven Unbewussten in einem Zustand potenzieller Bereitschaft befinden und deren Aktualisierung bzw. Bewusstmachung in besonderen Situationen - wie Traum, Fantasie, Vision - auch in Märchen und Mythos in Form von Symbolen erfolgt. Die wichtigsten Archetypen sind: Anima und Animus. Das ist die gegengeschlechtliche Vorstellung im Unterbewussten, die sich in Träumen oder Fantasien offenbart und auf Personen projiziert werden kann. Ihr ambivalenter Charakter spiegelt sich
als Hexe, Engel, Dämon, Dirne, Gefährtin, Amazone u. Ä. Weitere Archetypen sind der Schatten und das Tier, die Mutter und das Kind, der alte Weise, um nur einige zu nennen. Da in zahlreichen Märchen sozial- oder Familienbeziehungen zentrales Thema sind, bieten sie Identifikationsmöglichkeiten sowie symbolische Hinweise zur Konfliktbewältigung. Dieser Ansatz geht davon aus, dass Märchen Reifungs-, Ablösungsund Individuationsprozesse symbolisch darstellen und ein Mittel sind die Ängste und Schrecken zu verarbeiten, die sich zwangsläufig bei diesen Entwicklungsprozessen ergeben. Für Freudianer wie Jungianer sind Märchen also aus dem gleichen Stoff, aus dem die Träume sind. Das Märchen verarbeitet Reifungserlebnisse und berichtet von menschlichen Grundsituationen. Wenn im Märchen Äußeres für Inneres steht, dann wäre auch der Weg zur Königsherrschaft, der in so vielen Zaubermärchen den Hauptinhalt darstellt, Abbild einer psychischen Höherentwicklung. Der König ist Symbol für ein höchstes Ziel, die Abenteuerserie des Helden eine Auseinandersetzung mit dem magischen Bereich der eigenen Seele.
Animistische Vorstellungswelt Wir finden den Begriff des Animismus (zu lat. anima "Seele") sowohl in der Religionswissenschaft, als auch in der Entwicklungspsychologie.
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In der Religionswissenschaft ist Animismus nach E. B.Tylor ("Die Anfänge der Cultur", 1873) die entwickelte Theorie über den Ursprung von Religion aus dem Glauben an Seelen und Geister in der Umwelt der Menschen. Von der traditionellen abendländischen Seelenvorstellung ausgehend vertrat Tylor die These, der "primitive Mensch" habe sich nicht nur Menschen, sondern auch Tiere, Pflanzen und Gegenstände mit "seelen" begabt vorgestellt. Dies sei der Ursprung der Vorstellung von Geistern, Dämonen
der Kinder
und schließlich auch Göttern und damit von Religion insgesamt. (vgl. Brockhaus - Enzyklopädie) o In der Entwicklungspsychologie spricht man im Alter von vier Jahren vom "magischen Alter" des Kindes oder vom Animismus. Dies meint die kindliche Neigung, Erscheinungen in der Natur menschenähnliches Verhalten zuzuschreiben. Nach Piaget ist Animismus die in der Entwicklungsphase des so genannten voroperatorisehen, anschaulichen Denkens vorherrschende Vorstellung, dass alles in der Natur mit Bezug auf den Menschen geschehe. (vgl. Brockhaus Enzyklopädie).
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LlAr Symbolik im MärcheJt1 Das Märchen spricht zu uns in Bildern oder Symbolen, die auch ohne große Erklärung, intuitiv von jedem Menschen aufgrund des kollektiven Unbewussten (s. oben) verstanden werden.
Matriarchale Um die archaische Symbolik bewusst zu machen, möchte ich auf die matriarchalen (mutterrechtlichen) Symbole aus der Jungsteinzeit eingehen. Heide Göttner-Abendroth legt die Grundzüge der matriarchalen Mythologie im Märchen dar (in: Derung S. 271 ff.). Die Mythologie ist verbunden mit den jahreszeitlichen Abläufen in der Natur. Wenn wir ihre Symbolik kennen, finden wir in allen Märchen Hinweise auf die matriarchale Mythologie der
Urbilder
Apfel
In indoeuropäischen Mythologien symbolisierte er als magischer Apfel die Unsterblichkeit durch Tod und Wiedergeburt. Brunnen In Brunnen vermutete man den Sitz der Göttin. Frosch Der Frosch steht für die Wiedergeburt, für Wandlung. Gold Symbolisiert das ewige Leben und die Sonne. Haselstrauch Gilt als Symbol weiblicher Weisheit. König Er steht für Heilung. Er stellt den mütterlichen Schutz dar. Kamm Krone Sie galt als Einverständnis zur Heiligen Hochzeit. Sie galt als die "Blume der Göttin':
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Jungsteinzeit. Verehrt wird die dreigestaltige Muttergöttin (Triade), die sich in der Vegetation zeigt: 1. Die Symbolik des Frühlings verkörpert durch die Gestalt der Jungfrau. 2. Die Symbolik des Sommers verkörpert durch die Gestalt der Mutter. 3. Die Symbolik des Herbst/Winters verkörpert durch die Gestalt der Greisin.
Kleines ABC archaischer Hier findet sich nur eine kleine Auswahl von archaischen Märchensymbolen. Wer sich damit eingehender befassen will, dem sei von Barbara G. Walker "Die geheimen Symbole der Frauen" empfohlen (s. Anhang)
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Märchensymbole
Schlüssel Symbol des Wissens über das Leben nach dem Tode. Spiegel Die Ägypter verwendeten dasselbe Wort für Spiegel und Leben. Die Kelten sahen in ihm den Seelenträger. Auch Sterne galten als Sitz der Seele. Sterne Weibliches Symbol vorchristlicher Zeit. Topf Der Wolf war eines der beliebtesten ToWolf temtiere der Clans im vorchristlichen Europa. Er galt als "Öffner des Weges". Die Bedeutung vieler Symbole, die uns im Märchen begegnen, erschließen sich auch Kindern schon intuitiv. Die Bilder bekannter Märchen lassen sich zwar meist aus dem bisher Gesagten erklären, wichtig ist bei Erklärungsversuchen zu berücksichtigen, dass die unterschiedlichen Bilder jeden Menschen (auch die Kinder) unterschiedlich stark ansprechen, und ihre (Be-)Deutung für den Einzelnen variieren, je nach dem was für ihn gerade persönlich bedeutsam erscheint.
Fassenwir die Erklärungsmuster zur Bedeutung des Märchens aus der Ethnologie und der Psychologie zusammen, so können wir sagen, dass die archaischen Naturmotive aus der Jungsteinzeit im Märchen in Bildern auf uns wirken, denn sie treffen auf die Archetypen unseres kollektiven Unbewussten, die bei Kindern im Alter von vier Jahren noch viel präsenter sind und dort als Seelenbilder verstanden werden. Das heißt, sie werden von Kindern noch nicht verstandesgemäß, rationell erfasst, sondern sie spiegeln den Kindern in Symbolen die Herausforderung wieder, den eigenen Lebensweg zu gehen, und sie vermitteln die Botschaft, dass die Kinder nach diesem Reifungsprozess als Helden mit einem glücklichen Ausgang des Abenteuers wiederkehren werden. Märchen erzählen für Kinder nachvollziehbar symbol haft von Wünschen, Sehnsüchten, Ängsten, Schwierigkeiten und Nöten, die für Kinder auch heute noch aktuell sind. Durch die Eingangsformeln heben sie die Gegenwart auf und führen in das Geschehen ein, durch Verse und deren Wieder-
holungen haben die Kinder eine sichere Handlungsstruktur. Die Schlussformeln am Ende des Märchens setzen den erwarteten beruhigenden Schlusspunkt. Beim Heranwachsen spüren Kinder immer wieder den Willen zur Selbstständigkeit und die Angst vor Trennung andererseits. Egal ob sie das erste Mal bei einem anderen Kind übernachten oder sie in den Kindergarten gehen wollen. In den Märchen finden Kinder die Bilder ihres kindlichen Denkens und Erlebens wieder. Aufgrund ihrer animistischen Vorstellung verwundert es Kinder nicht, wenn Tiere sprechen oder wundersame Helfer zur Seite stehen. Das Wichtigste im Märchen ist die Erfüllung des Glaubens, dass alles zu einem glücklichen Ende führt. Mit dieser Zuversicht können Ängste besiegt werden. Wer diese Lebenszuversicht hat, glaubt auch an das Leben selbst. Märchen vermitteln uns, dass es wichtig ist, alles Nötige stets zu tun und Schritt für Schritt im Leben voranzuschreiten. Der gute Märchenausgang ist deshalb eine Notwendigkeit im wörtlichen Sinne, eine Wendung der Not! 19
In den siebziger Jahren gab es Diskussionen, ob Märchen für Kinder gut seien, ob sie noch aktuell seien. Bruno Bettelheim war es schließlich, der 1982 in seinem Buch "Kinder brauchen Märchen" der Frage nachging, warum das Märchen so bedeutend für das Innenleben des Kindes ist. Dabei wurde ihm mehr und mehr klar, dass das Märchen in einem viel tieferen Sinn als jede andere Lektüre dort einsetzt, wo sich das Kind in seiner seelischen und emotionalen Existenz befindet.
"Soll eine Geschichte ein Kind fesseln, so muss sie unterhaltsam sein und seine Neugier wecken. Um aber sein Leben zu bereichern, muss sie seine Fantasie anregen und ihm helfen, seine Verstandeskräfte zu entwickeln und seine Emotionen zu klären. Sie muss auf seine Ängste und Sehnsüchte abgestimmt sein, seine Schwierigkeiten aufgreifen und zugleich Lösungen für seine Probleme anbieten. Sie darf dabei die kindlichen Nöte nicht verniedlichen und das Vertrauen in das Kind und in seine Zukunft stärken." (Bettel heim, S. 11)
Ziele beim Vorlesen, Erzählen und Spielen von Mä rehen Aus der Wirkung der Märchen bei Kindern ergeben sich folgende Ziele:
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Märchen beschreiben alle Seiten des menschlichen Lebens und machen dadurch Mut und stärken das Selbstvertrauen, denn der Grundton des Märchens heißt: Vertraue! Kinder finden durch Märchen ins seelische Gleichgewicht. Gut und Böse werden gleichermaßen dargestellt aber niemals in Bildern beschrieben. Die Flächenhaftigkeit des Märchens (vgl. S. 14) bewahrt das Kind vor emotionaler Überforderung. Wenn die "Hexe" beispielsweise verbrannt wird, erscheint dies den Kindern nicht grausam, sondern gerecht, denn die Hexe steht ja als Symbol stellvertretend für etwas Bedrohliches im Seelenleben des Kindes. Das Märchen hilft bei Ablösungsprozessen, Identitätsfindung und Emanzipation. Das Kind ahnt die .Lebensherausforderunq":
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Märchen dienen als Ausgleich zur dominanten intellektuellen Förderung, denn sie aktivieren ein Gegengewicht, das den eigenen Bilderschatz in der Seele weckt und belebt. Das Märchen zeigt Verhaltensmodelle von "Heiden" auf. So werden innere Bilder vom "Helden in uns" gestärkt. Kinder identifizieren sich mit den guten Märchenfiguren. Es löst moralische Haltungen aus. Es verschafft Freude, Befriedigung und emotionale Sicherheit durch den guten, sicheren Ausgang. Es trägt für Kinder unbewusst zur Bewältigung innerer Konflikte und Ängste bei. Märchen setzen Fantasie und Vorstellungskraft in Gang.
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machen "altgierig", wecken Sehnsüchte nach dem, was einmal war. Durch das Lesen oder Erzählen von Märchen erhalten Kinder Zuwendung von Erwachsenen in einer alten, traditionellen Art und Weise.
Menschsein bedeutet vor Lebensaufgaben ge-
Kinder genießen diese Erzähl- und Vorfesesitu-
steilt zu werden, die zu "meistern" sind und die eine glückliche Zukunft verheißen. Diese Zuversicht verleiht dem Kind Kraft in Sicherheit, Selbstvertrauen und Selbstachtung erwachsen zu werden.
ation. Märchen bieten vielfältigen "Stoff", der im Rollenspiel miteinander nachgespielt werden kann. Menschliche Grundthemen werden dabei spielerisch nacherlebt und so emotional bearbeitet.
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Mätchel1 votlesel1J etzählel1 l{l1d hötel1 1 0 9olde~e Schli-1ssel Märchen erzählen, lesen und hören hat eine lange Tradition. Wer Märchen erzählt oder vorliest, sollte es zelebrieren. Die Art, wie der Raum gerichtet ist, das alte Buch auf den Schoß gelegt wird, die Stimme sich zur Erzählstimme wandelt und im Fluss der Geschichte Spannung, Heldentaten und Freude über den glücklichen Ausgang vermittelt, a!l das ist bedeutungsvoll für die Zuhörerinnen.
Märchen hören ist ein ganzheitliches Erlebnis. Von der Auswahl der Märchen bis zum eigentlichen Märchenritual, bei dem die Kinder zur Ruhe kommen, ihre Ohren spitzen und den Bildern des Märchens folgen können, gibt es das Geheimnis der zehn goldenen Schlüssel, die den Weg zum Gelingen öffnen.
1. goldener Sch Iüssel
Zt-tr At-tswahl vo~ Märche~ Bevor wir Märchen auswählen, die wir Kindern vorlesen oder erzählen, ist es sinnvoll, sich selbst mit der Vielfalt der Märchen vertraut zu machen. Hierzu eignen sich die Märchen im vorliegenden Buch und im häuslichen Fundus, in Kindergarten und Schule lassen sich bestimmt weitere Märchenbücher zum Reinlesen finden. Eine weitere Quelle bieten die ausgewählten Märchensammlungen im Anhang (Seite 124). Empfehlenswert ist eine voll-
ständige Ausgabe der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm, hier können die wichtigsten Märchen im Grimmschen Originalstil nachgelesen werden, denn die Märchen leiden sprachlich und in ihrer Bilderfülle, wenn sie in Billignachdrucken verkürzt dargestellt sind. Die "alte" Sprache stört die Kinder dabei nicht, sie unterstreicht betont den märchenhaften Zauber.
Die Auswahlkriterien Auswahl nach persönlichen Vorlieben Beim Lesen der Märchen stellt sich schnell heraus, welche Märchen einem persönlich "liegen" und welche nicht. Grundsätzlich wählen wir als Erzählerln nur die Märchen für Kinder aus, die wir persönlich gut finden, die in uns selbst Bilder zum Klingen bringen. Märchen, gegen die wir Vorbehalte haben, können wir beim Erzählen auch nicht gut vermitteln! Die Kinder spüren schnell die eigenen Vorbehalte gegen das Märchen. 22
Auswahl nach Alter der Kinder Das klassische Märchenalter beginnt mit ca. vier Jahren. Vorher sind Fingerspiele, Kinderreime und Spiellieder sinnvoll, bei denen Kinder kleinen Handlungssträngen folgen können, die sich immer wiederholen. Eine Altersgrenze nach oben gibt es beim Märchen nicht, wurden sie früher doch ausschließlich unter Erwachsenen erzählt.
Märchenauswahl
für Kinder ab 4 Jahren
Kinder mit vier Jahren brauchen Mutmärchen, in denen Kinder als Helden hervorgehen. Für Kinder ab vier Jahren eignen sich kurze Märchen mit einem einfachen Handlungsstrang und wenig Personen. Sie müssen für das Kind überschaubar und einfach nachvollziehbar sein. Das ist bei Märchen gegeben, die sich aus einem Motiv entwickeln und bei dem sich dann eine kurze geradlinige Geschichte entwickelt und wieder zum Ende kommt. Kinder wollen das gleiche Märchen immer wieder erzählt und vorgelesen bekommen. Beim Erzählen legen sie Wert darauf, dass das Märchen mit genau den gleichen Worten erzählt wird, ähnlich wie bei Fingerspielen .
Beispiele Solch ein einfaches Märchen ist beispielhaft Der süße Brei (KHM 103). Von seiner Geschichte her macht er Kindern Mut. denn das Kind geht hinaus, besteht die Abenteuer, kehrt heim, kann die Familie ernähren und weiß allein den Zauberspruch. Weitere so geradlinige Märchen sind z. B. "Der goldene Schlüssel" (KHM 200) siehe Seite 29 und "Läuschen und Flöhchen" (KHM 30) siehe Seite 54. Empfehlenswert sind auch die indianischen Tiermärchen von Käthe Recheis (siehe Anhang).
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Märchenauswahl
für Kinder ab 5 Jahren
Ab 5 Jahren können die Märchen länger sein und aus mehreren Szenen bestehen. So genannte Kettenmärchen (und dann ...), in denen einzelne Szejien aneinandergereiht sind, sind möglich. Mit fünf suchen die Kinder mehr Herausforderungen und beschäftigen sich seelisch stärker mit dem Wunsch selbstständig hinauszugehen, spüren aber auch die Trennungsangst. Hier eignen sich auch Märchen, in denen Kinder oder Tiere die Handlungsträger der Geschichte sind.
Beispiele Kinderklassiker sind hier .Hiinse! und Grete!" (KHM 15) siehe auch S. 56, "Rotkäppchen" (KHM 26) und "Der Wolf und die sieben jungen Geißlein" (KHM 5). Unbekannter ist das Volksmärchen "Die Alte im Wald" (KHM 123), drum soll es hier auch erzählt werden:
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1fuh.r einmct( ein Clrme1"Pien1tmdO-ch.en mit semer Herßch.Clft O-urch. einen gro!3en WCl(O-unö- Clb 1ie mitten o-etrin WClren, kClmen "f<,CiuberClU1o-em "pickich.t hervor unö- ermoröeren, wen 1ie fClnö-en. "Pcl kClmen ClUemiteinetnö-er um, bi1 Cluf O-Cl1MCi.O-ch.en, O-Cl1Wetr in o-er Ang1t ClU1o-em WClgen ge11:lrttngen unO- h.Cltte sich h.inter einem 'BClum verborgen. Wie o-ie "f<,Ciubermit ihrer 'Beute fort WClren, trClt es herbei unö1Clh.O-Cl1gro!3e t,.tngtack. "Pcl fing es Cln, bitterlich zu weinen, unO- 1Clgte: "WCl110U ich. Clrme1 MCi.O-ch.ennun ClnfClngen, ich. wei!3 mich. nicht ClU1o-em Wcl(O- h.emu12.ufinö-en, keine Men1ch.en1ee(e wohnt O-Clrin,10 mU11 ich. gewi11 verh.ungem." E1 ging herum, suchte einen Weg, konnte Clber keinen finö-en. Ab es Abenö- wor, setzte es sieb unter einen 'BClum, befClh.( 1ich. C;:ott unö- woUt O-cl1itzen b(eiben unö- nicht weggeh.en, mochte ge1ch.eh.en, WCl1 immer O-clwollte. Ab es Clber eine Weite O-clge1e11en h.Cltte, kClm ein wei!3e1 T Ciubch.en zu ih.m geftogen unö- h.Cltte ein kleines go(o-ene1 Sch.(ü11e(ch.en im sch.netbeL "PCl1Sch.(ü11etch.en (egte es ih.m in o-ie HClnö- unö- 11:lmch.: "Sieh.1t O-UO-clo-en gro!3en 'BClum, o-etrClnist ein k(eine1 Sch.to11, O-Cl11ch.Ue!3 mit o-em Sch.(ü11e(ch.en Cluf, 10 wißt O-USI:lei1e genug finö-en unO- keinen Hunger mehr (eiö-en." "Pcl ging es zu o-em 'BClum unö- 1Ch.(011 ih.n Cluf unö- fClno-Mi(ch. in einem k(einen Sch.ü11etch.en unö- Wei!3brot zum einbrocken O-Clbei,O-Cl11es 1ich. 1Cltt e11en konnte. Ab e11Cltt vrc«, 1j:lmch. es: "Jetzt i1t es Zeit, wo o-ie Huhner O-Clh.eimCluffUegen, ich. bin 10 müo-e, könnt ich. mich. O-och. ClUCh.in mein 'Bett (egen.""pCl kClm O-Cl1TCiubch.en wieeer geftogen unö- bmch.te ein Clno-ere1 go(o-ene1 Sch.(ü11etch.en im sch.netbe( unö- 1Clgte: "Sch.Ue!3 o-ort o-en 'BClum Cluf, 10 wirst O-Uein 'Bett finö-en." "Pcl 1ch.to11 es Cluf unö- fClnö- ein scbönes weiches Bettehen. O-clbetete es zum Ueben C;:ott, er möchte es beh.üten in o-er NClCh.t, (egte 1ich. unö- schlie] ein. Am Morgen kClm O-Cl1TCiubch.en zum o-ritten Met(, bmch.te wieöer ein Sch.ta11e(ch.en unö- 11:lmch.: "Sch.Ue!3 o-ort o-en 'BClum Cluf, O-clwißt O-Uldeiö-er finö-en." t,.tnö- wie es Cluf1ch.(011, fClnö- es ldeiö-er, mit c;:o(o- unö- Eo-ebteinen besetzt, 10 herrlich, wie 1ie keine l<önig1toch.ter h.Clt.Abo lebte es O-cleine Zeit(Clng unö- kClm O-Cl1Tziubchen Cl((eTClge unö- 10rgte für ClUe1,WCl1 es beo-urfte, unö- Wetr O-Cl1ein 1tiUe1 gute1 L-eben. 24
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"Pet~ Mdo-chen ging zu o-em HCiu~chen uno- trzrt zu o-er Türe eini o-et ~et[3eine Alte, o-ie Ynetchte gro[3e Augen, wie ~ie es erblickte, unO- sprach: "auten Tetg, mein l
etn einen 'Betum unO- wollte etuf O-et~TCiubchen Wetrten, unO- wie es so O-et~tetnO-,o-et»ror es, etb wCire o-er 'Betum weich uno- bieg~etm uno- senkte seme Zweige hemb. [.{no- etuf einYnetl ~chletngen sich o-ie Zweige um es herum unO- wetren zwei Arme, unO- wie es sich um~eth, wetr o-er 'Betum ein schöner Metnn, o-er es umfet~~te uno- herzlich kussre uno- ~etgte: ,,"Pu het~t mich erlö~t uno- etU~ o-er aewetlt o-er Alten befreit, o-ie eine böse Hexe ist. Sie hettte mich in einen 'Betum verwzmöelr; uno- etlle Tetge ein l:letetrStunO-en wetr ich eine wei[3e Tetube, uno- ~oletng sie o-en f<,ing be~et[3, konnte ich meine men~chliche ae~tetlt nicht wieöererhzdten," "Pet lehnte es sich
"Pet wetren etuch seine 'Beo-ienten unO-1?fero-e von o-em Zetuber frei, o-er ~ie etuch in 'BCiume verwetnO-elt hettte, unO- ~tetnO-en neben ihm. "Pet fuhren sie fort in ~ein f<,eich, o-enn er wo: eines l<ö-nig~ Sohn, uno- ~ie heimteten sich uno- lebten glücklich.
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Märchen für Kinder ab 6 Jahren
Ab 6 Jahren eignen sich Märchen mit mehreren Hauptmotiven, die ineinander verschachtelt sind. Hier laufen Handlungen zeitlich parallel und ereignen sich an verschiedenen Orten. Alle klassischen Volksmärchen können jetzt erzählt werden. Hier einige Beispiele: o Aschenputtel KHM 21 o Froschkönig KHM 1 o Frau Holle KHM 24 o Rumpelstilzchen KHM 55 o Schneewittchen KHM 53 o Tischlein deck dich KHM 36 o Dornröschen KHM 50 o Die Bienenkönigin KHM 62 o Die Bremer Stadtmusikanten KHM 27
Märchenauswahl Für ältere Kinder und Erwachsene eignen sich auch Kunstmärchen. Die Auswahl der Märchen erfolgt dann nicht mehr nach Alter, sondern nach den Märchenmotiven und was für die jeweilige Gruppe gerade interessant erscheint.
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Hans im Glück KHM 83 Rapunzel KHM 12 Die zertanzten Schuhe KHM 133
Aber auch unzählige unbekannte Märchen warten darauf, erzählt zu werden (siehe auch "Märchen aus vier Himmelsrichtungen" ab S. 75). Besonders empfehlenswert sind folgende Märchensammlungen: "Das große Märchenbuch" - Die schönsten Märchen aus ganz Europa, erschienen im Diogenes Verlag (s. Anhang), "Zauber und Wunder" - Die Märchen der Welt, erschienen im Insel Verlag (s. Anhang) und "Meine afrikanischen Lieblingsmärchen", erschienen im Verlag C.H. Beck (s. Anhang). Beispielhaft erzählt sein soll hier: die Bienenkönigin
für ältere Kinder So können Märchen im Schulunterricht bildhaft für bestimmte Kulturen stehen oder aktuelle Themen in der Klasse von einer anderen Warte widerspiegeln. (siehe auch "Für alle Elfen und Trolle ab 8", S. 114)
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Sie 2.ogen etlle orei miteinetnOer fort uno ketmen etn einen Amei~enhetufen. "Diezwei Älte~ten wollten ihn etufwUhlen unO sehen, wie oie kleinen Amei~en in oer Ang~t herumkröchen unO ihre Eier forttrUgen, etGeroer "Dummling ~etgte: "L-et~~toie Tiere in frieoen, ich le;o /s nicht, Oet~~ihr ~ie stört." "Detgingen sie weiter unO ketmen etn einen See, etuf oem ~chwetmmen viele, viele Enten. "Diezwei BrUoer wollten ein l:letetrfetngen unO Gretten, etGeroer "Dummling lie~ es nicht 2.UunO ~pretch: "L-et~~toie Tiere in frieoen, ich le;o's nicht, Oet~~ihr sie tötet." EnOlich ketmen sie etn ein Bienenne~t, oetrin wetr so viel Honig, Oet~~er etm Stetmm herunterlief. "DieZwei wollten Feuer unter oen Betum legen unO oie Bienen ersticken, oetmit ~ie oen Honig wegnehmen könnten. "Der"Dummling hielt ~ie etGerwieeer etGuno ~I:lretch:"L-et~~toie Tiere in frieoen, ich le;o'~ nicht, Oet~~ihr ~ie verbrennt." EnOlich ketmen oie orei BrUoer etn ein Schl~~, wo in oen Steillen letuter steinerne ")?feroe ~tetnoen, etuch wor kein Men~ch 2.Usehen, unO ~ie gingen ourch etlle Seile, Gi~~ie Vor eine TUr getl'J.2.etm EnOe ketmen, oetvor hingen orei schlö~~eri es vrox etGermitten in oer TUr ein L-eiolein,oetourch konnte metn in oie StuGe sehen. "Det~ethen sie ein gretue~ MCtnnchen, Oet~etn einem Ti~ch ~et~.Sie riefen es etn, einmetl, 2.weimetl, etGeres horte nichr: enOlich riefen ~ie es 2.um oritten Metl, Oet~tetnOes etuft öffnete oie schlö~~er uno ketm heretu~. E~ ~pretch etGer kein Wort, ~onOem fUhrte ~ie 2.Ueinem reich besetzten Tisch: unO etb sie gege~~en unO getrunken hettten, Gretchte es einen ieglichen in ~ein schletfgemetch. Am etnOem Morgen ketm Oet~gretue MCtnnchen 2.Uoem Älte~ten, winkte unO leitete ihn 2.Ueiner ~teinemen TetfeCoetretuf ~tetnOen orei AufgetGen ge~chrieGen, woeurcb Oet~ Schl~~ erlöst wereen könnte. "Dieerste »rar, in oem Wetlo unter oem Mo~ letgen oie ")?erlenoer l<önig~tochter, tet~enO etn eer Zethl, oie mu~~ten etufge~ucht weroen, uno wenn Vor Sonnenuntergetng noch eine eil'J.2.igefehlte, so wetro oer, welcher ge~ucht hettte, 2.UStein. "DerÄlte~te ging hin unO suchte oen getl'J.2.en Tetg, etb etGeroer Tetg 2.UEnOe vrox, hettte er eßt huooert gefuooeni es g~cheth, wie etuf oer Tetfel ~tetOO,er wetro in Stein verwzoieelr. Am folgenOen Tetg unternethm oer zweite Bruoer Oet~Abenteuer: es ging ihm etGer nicht viel Ge~~eretb oem eilte~ten, er fetnO nicht mehr etb zweihunöert ")?erlenunO wetro 2.UStein. Eoolich ketm etuch etn oen "Dummling oie F-eihe, oer suchte im Mo~, es vrax etGerso schwer, oie ")?erlen2.UfinOen, unO ging so letng~etm. "Detsetzte er sich etuf einen Stein uoo weinte. t{nO wie er so ~et~, ketm oer Amebenkönig, oem er einmetl Oet~Leben erhetlten hettte, mit fUnftetu~eoo Amei~en, unO es weihrte getr nicht letnge, so hettten oie kleinen Tiere oie ")?erlenmiteinetnOer gefunOen unO etuf einen Hetufen getretgen. 27
'Die zweite Altfgabe aber war, ö-en Sch.(Li~~e(zu ö-er Sch.(afkammer ö-er l<önig~toch.ter alt~ ö-er See 2lt holen, Wie ö-erUltmmUng zur See kam, ~ch.wammen ö-ieEnten, ö-ieer einma( gerettet h.atte, h.eran, taltch.ten ltnter ltnd- holten ö-en Sch.(Li~~e(alt~ ö-erTiefe. Uie erirre Altfgabe aber war ö-ieschwerste: Alt~ ö-en ö-rei~ch.(afend-en Töchtern ö-e~ l<önig~ soltre ö-ie jLing~teltnd- ö-ie liebste h.eralt~ge~ltch.tweröen. Sie gUch.en ~ich. aber vollkommen ltnö- waren Ö-ltrch.nich.t~ verschieeen, ab ö-a~~sie, bevor sie einge~ch.(afen waren, verschieöene SLi~igkeiten gege~~en h.atten, ö-iecdte~te ein StUck Zucker, ö-ie .zweite ein wenig Sirltl:},ö-ie jLing~teeinen U5-ffe(voll Honig. Ua kam ö-ieBienenkönigin von ö-en Bienen, ö-ieö-erUltmmUng Vor ö-em Feuer ge~ch.Lit2th.atte, ltnd- versuchte ö-en Mltnd- von a((en 'Dreien, zuletzt bUeb ~ie altf ö-em Mltnd- sirzeri, ö-er Honig gege~~en h.atte, ltnd- so erkannte ö-er l<önig~~oh.n ö-ierechte. Ua war ö-erZaltber vorbei, a((e~ war alt~ ö-em Sch.(af edö~t, ltnd- wer von Stein war, erhielt seine men~ch.Uch.e Ci:e~ta(twieöer. L-tnd-ö-erUltmmUng venndh.(te sich mit ö-er jLing~ten ltnd- Ueb~ten Tochter ltnd- waröl<önig nach. ih.re~\)ater~ TOÖ-iseme zwei BrLiö-eraber erh.ie(ten ö-ie beiÖ-enand-eren Sch.we~tem.
Auswählen
eines Märchen
durch die Kinder
Wenn wir mit der Zeit einen Schatz unserer Lieblingsmärchen gesammelt haben und Sicherheit darin erlangt haben, für welches Alter welche Märchen ungefähr geeignet sind, dann können wir "unseren" eigenen Märchenschatz den Kindern symbolisch darstellen. Möglich ist ein schön gearbeitetes Lederbeutelchen (Märchenbeutel S. 105), das von einer feinen Schnur zusammengehalten ist und an dessen Ende kleine wundersame Perlchen gebunden sind.
Der Märchenschatz kann auch in einer kleinen Holztruhe aufbewahrt werden, ganz nach persönlichem Belieben der Märchenerzählerin. Als Schatz finden die Kinder beispielsweise eine Muschel, einen Stein, eine kleine Feder, ein Ringlein, eine goldene Klangkugel und so weiter. Jedes dieser Symbole steht für ein Märchen. Die Kinder können nun selbst wählen, welches Märchen sie hören wollen. Zu dem Schatzkästchen passt das folgende Märchen: Der goldene Schlüssel (KHM 200)
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u,r Winter~eit, Clb einmetl ein tiefer Schnee lClg,mu,~~teein Clrmer ]u,nge hinetu,~gehen u'nO Holz Clu,feinem Schlitten holen. Wie er es nu,n 2u'~Clmmenge~u'cht u'nO Clu,fgelClo-en hCltte,wollte er, weil er so erfroren vror, noch nicht netch HClu'~egehen, ~onOem eßt Feuer ClnmClchen u'nO sich ein bisschen wärmen.
"PClschzrrrre er o-en Schnee weg, u,no-wie er so o-en Ero-0oo-en Clu,fräu,mte,fClnO er einen kleinen golo-enen Schlü~~el. Nu,n glClu,0teer, wo o-er schlU~~el wäre, mU~~teClu,chO-Cl~ Schl~~ O-et.zU, ~ein, gru,0 in o-erEro-eu'nO fClnO ein ei~eme~ t<ä~tchen. "Wenn o-erSchlü~~el nur I:}Cl~~t!", O-Clchteer. "E~ ~inO gewb kosrbzxre SClchen in o-em t<ä~tchen." Er suchte, Cl0er es WClYkein Schlü~~elloch O-cl,enOlich ento-eckte er ein~, Cl0er so klein, O-cl~~ metn es kClu,m~ehen konnte. Er probierte, u'nO o-er Schlü~~el pzxsste glücklich. "Pcl o-rehte er einmetl heru'm, u,no-nu,n mU~~en wir wClrten, 0i~ er vollenO~ Clu'fge~chlo~~en u'nO o-en 'Deckel Clu,fgemetchthClt,O-Clnn weröen wir erfClhren, »ros fUr Wu'nOer0Clre SClchen in o-em t<ä~tchen lClgen.
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2. goldener Sch Iüssel
Zl1m Märchelt\ vorleselt\ Natürlich ist es am Allerschönsten, wenn Märchen von Mund zu Ohr weitergegeben werden, es bedarf allerdings einer gewissen Übung und Vorbereitungszeit, Märchen zu lernen und frei sprechen zu können. - Das Lesen der Märchen ist dazu die richtige Vorbereitung. Das Vorlesen hat durchaus seine Vorzüge. Durch die Wortgetreue haben die Kinder einen sicheren Rahmen. o Sie lieben es, wenn ein Märchen immer und immer wieder mit den gleichen Worten gelesen wird. o Außerdem gewinnt das Märchen beim Vorlesen durch die altertümlichen Worte. Das verzaubert die Zuhörer, sind sie doch ein Beweis, dass das Märchen schon wirklich alt sein muss. Die Kinder verstehen die alten Begrifflichkeiten einfach aus ihrem Sinnzusammenhang heraus. Die altertümliche Sprache regt auch die Sprachfantasie der Kinder an.
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Lesen wir öfter Märchen, bekommen wir ein Sprachgefühl für die Rhythmik im Märchen. Durch die klare Struktur von Einleitung, Hauptteil und Schluss, durch die dreifache Wiederholung im Hauptteil, sowohl in der Tat als auch in der Wortwahl, merken wir uns im Kopf schneller die Wege des Märchens. Esist, als ob Hinweisschilder am Wegesrand stehen würden, die aufzeigen, wo es weiter lang geht. Beim Vorlesen ist es wichtig, immer wieder Blickkontakt zu den Kindern aufzunehmen, sodass sie merken, die Geschichte wird wirklich ihnen vorgelesen, sie sind die Adressaten. Außerdem ist durch Blickkontakt der emotionale Kontakt zu den Zuhörern hergestellt, wir spüren dann auch, wie das Märchen ankommt, ob wir mehr Dramatik oder mehr Gleichförmigkeit in die Stimme legen sollen.
Märchen lernen Schritt für Schritt Haben wir ein Märchen gefunden, das uns selbst gefällt, uns also etwas bedeutet und den sonstigen Auswahlkriterien entspricht, lesen wir es uns zuerst selbst laut vor.
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Wir achten dabei auf den Weg des Märchens auf die "Wegmarkierungen" und die "Stolpersteine" im Text, die wir durch Wiederholung besser meistern können. Die Schlüsselwörter können wir mit Bleistift markieren, dann sitzen die Betonungen auch auf diesen Wörtern und so kommen sie beim Zuhörer direkter an, weil das Gehirn es einfacher hat, sie schnell zu erkennen und weiterzugeben. Außerdem helfen diese Markierungen nach und nach mehr Blickkontakt zu den Zuhörenden aufzubauen, und gleichzeitig freier und freier wortgetreu zu erzählen, statt vorzulesen.
o Jedes Märchen hat einen bestimmten Grund-
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ton. Manche sind scherzhaft gemeint, manche sind traurig, manche sind raubeinig, andere zart - entsprechend lesen wir in diesem Grundton. Beim Lesen entstehen Bilder im Kopf, je genauer ich mir ein Bild mache, eine Vorstellung habe, umso besser kann ich das Märchen vorlesen. Es ist wie in der Pantomime. Der Mime sagt: Wenn du mimisch eine Blume pflücken willst, musst du die Blume nicht nur in deinem Inneren sehen, du musst den Duft der Blume riechen, dann sieht es für den Betrachter wirklich aus, als ob du sie pflücken würdest. So steilen wir uns die Orte der Märchenhandlung vor, machen uns ein Bild von den Märchenfiguren und Charakterträgern der Handlung.
o Wir vermeiden allerdings Übertreibungen
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der Stimme, wenn die Märchenfiguren in wörtlicher Rede sprechen. Das Märchen hat nicht umsonst jene .Hächenhaftiqkeit" die jenseits von "Gut und Böse" liegt. Wenn wir das Böse gruselig betonen, können Kinder Angst bekommen! Auch Wunder werden nicht bedeutungsvoll geraunt, auch sie sind im Märchen selbstverständlich. Gleichwohl ist ein Märchen authentisch gelesen, wenn die Kinder merken, dass der Vorleser innerlich Anteil nimmt an der Geschichte und an der Botschaft des Märchens! Wir stellen uns einfach vor, die Kinder, die uns zuhören, sind auch Helden, weil sie sich trauen, das Märchen zu hören, die Spannung ertragen, bis es schließlich gut ausgeht. Im Geiste nehmen wir diese kleinen Helden an der Hand und führen sie sicher durch das Abenteuer.
o Beim Lesen ist das richtige Tempo wichtig. Wir stellen uns vor, dass es immer einen Moment braucht, bis die Bilder und Botschaften des Märchens über die Stimme des Lesenden am Ohr und dann im Kopf als Bilder bei dem Zuhörenden übertragen sind. Achten wir darauf, kann sich die Vorstellungskraft der Kinder besser entwickel n. Haben wir das alles berücksichtigt, gilt es nur noch zu üben. Also, Märchenbuch auf den Schoß, sich an den unterstrichenen Wörtern orientieren und mehr und mehr frei vortragen, bis wir die Bilder im Kopf so verinnerlicht haben, dass wir das Märchen auch, frei vortragen können. Das ist auch eine gute Gymnastik für unser Gehirn!!!! So wie wir Bauchmuskelübungen lO-mal wiederholen, sitzt auch ein kurzes Märchen mit einfacher Handlungsstruktur nach zehnmaligem Lesen und Üben ... 31
3. goldener Sch Iüssel LV\W\
Mä~che~ e~zähle~
Haben wir ein Märchen Schritt für Schritt gelernt, können wir es mit oder ohne Buch gut vortragen. Jetzt kommen noch ein paar Feinheiten dazu, die etwas tiefer gehen und aus uns echte Märchenerzählerinnen "machen,
Die Rolle der Märchenerzählerin Wenn wir Märchen erzählen, begeben wir uns in die Rolle der Märchenerzählerin. Diese Rolle weckt Erwartungen bei der Zuhörerschaft. Die Märchenerzählerin hatte früher eine wichtige Funktion, erzählte sie doch Wahrheiten des Lebens in all seinen Schattierungen. Insofern war und ist die Märchenerzählerin eine Hüterin und Mittlerin der alten Lebenswahrheiten. Wenn wir Märchen innerlich annehmen, müssen wir auch annehmen, dass es im Leben gut und böse, schön und hässlich, hell und dunkel gibt, so wie es Tag und Nacht, Sommer und Winter einfach gibt. Wenn sie das als gegeben hinnimmt, begibt sich die Märchenerzählerin in eine neutrale Position. Auch bleibt sie Wundern gegenüber neutral - die gibt's eben auch. So wird sie für ihre Zuhörer glaubhaft. Ihre Aufgabe ist es, ihren Zuhörern zu vermitteln, dass die Herausforderungen des Lebens zu meistern sind, also mit ihnen gemeinsam immer wieder den Weg von der Herausforderung zum glücklichen Ende zu gehen. Insofern ist nicht die Person der Märchenerzählerin im Vordergrund, sondern das Märchen selbst. Die Kinder erwarten von einer Märchenerzählerin nichts anderes, als dass sie sicher durch das Märchen fü hrt.
Die Stimme der Märchenerzählerin Märchen sind zeitlos, weil sie in ihrer Thematik immer wiederkehrend, also unendlich sind. In der Mathematik wird die Unendlichkeit mit einer liegenden Acht, der Lemniskate ausgedrückt. Die liegende Acht symbolisiert, dass sich alles rhythmisch wiederholt. Die Acht umkreist zwei Pole, nämlich die Pole der Gegensätze - im Märchen ausgedrückt durch Gut und Böse, Tag und Nacht. Nur der Ausgleich zwischen den bei den Polen zwischen wa-
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chen und schlafen, arbeiten und ausruhen ... hält uns in der Balance. Die Kunst liegt jetzt darin, die Stimme beim Märchenerzählen ebenso "zeitlos" schwingen zu lassen. So entsteht während des Erzählens jenes Gleichgewicht, jene Balance zwischen den Polen. Durch dieses Schwingen fühlen sich die Zuhörerinnen unbewusst gewiegt und damit sicher. Wir nehmen dazu einen Märchentext, unterstreichen die Schlüsselwörter und schon kann die Stimme von Schlüsselwort zu Schlüsselwort hin- und herschwingen. Beispiel: Es war einmal ein armes, frommes Mäd- . ehen, das lebte mit seiner Mutter allein, und sie hatten nichts mehr zu essen. Da ging das Kind hinaus in den Wald und begegnete ihm da eine alte Frau, die wusste seinen Jammer schon und schenkte ihm ein Töpfchen ... Schwingen wir mit der Stimme hin und her, kommt die Erzählstimme in Fluss. Trotz des Gleichklangs gibt es Unterschiede in der Stimmlage, je nach dem ob ein "Riese" oder ein "Röslein" spricht. Um den unterschiedlichen Figuren unsere Stimme zu verleihen, versetzen wir uns in diese Figuren, stellen uns Herz und Charakter vor. Schon klingt das kleine Hähnchen, das helfen will und an das Gute in der Welt glaubt, ganz anders in der Tonlage als der Fuchs, der etwas im Schilde führt ... Helfen können beim Erzählen auch die Hände. Es sind ja immer Wege zu gehen im Märchen, Orte sind zu beschreiben, Bäume nehmen Gestalt an, Tiere treten in Erscheinung, Tätigkeiten sind zu tun ... Sehen wir diese Bilder des Märchens vor Augen, helfen unsere Hände ihnen Form zu geben und führen so die Zuhörenden "mit der Hand" durch das Märchen.
, ..:! 4. goldener Sch Iüssel
ZtAm Märche~ Märchen zu hören ist ein aktiver Akt der Kinder und setzt voraus, dass sie das Märchen hören wollen! Das heißt also: Märchenhören muss immer freiwillig geschehen. Wer nicht zuhören möchte und andere beim Zuhören stört, hat in einem Märchenraum nichts zu suchen. Diese Kinder dürfen sich entweder im Raum (still) selbst beschäftigen oder werden von jemand anderem betreut. Gleichwohl hilft es unruhige Kinder in seine Nähe setzen, sie haben es dann einfacher sich geborgen zu fühlen und zu entspannen. Zum Märchenhören muss niemand motiviert werden. Es ist ein besonderes Angebot, das angenommen werden kann oder nicht. Ganz fatal ist es, wenn eine Märchenerzählerin eingeladen wird und alle Kinder das Märchen hören müssen. Das geht nicht! Um zuhören zu können, brauchen die Kinder die Ruhe. Und kennen wir Erwachsenen nicht auch Situationen, in denen wir uns nicht auf eine bestimmte Lektüre oder eine Lesung einlassen kön-
höre~
nen, weil der Zeitpunkt gerade nicht stimmt? Gestehen wir das auch den Kindern zu! (Wertvolle Tipps eine ruhige Atmosphäre zu schaffen finden sich ab S. 33 zum Märchenraum und zu den Helfern der Märchenstunde ab S. 35.)
Die Zuhörer Märchen können wir zuhause alleine, zu zweit, zu dritt, zu viert genießen. In größeren Gesellschaften beispielsweise auf dem Kindergeburtstag, im Kindergarten in der Schule oder bei Pfadfindern am Lagerfeuer. Die Gruppe sollte aber Klassengröße nicht überschreiten. Wird die Gruppe bei vierjährigen Kindern zu groß (über 10 Kinder), ist es sinnvoll, dass die Eltern mit dabei sind, so kann sich das Kind auf den Schoß des Elternteils setzen und ist dort gut aufgehoben. 33
5. goldener Sch Iüssel
Zl1m Mä~cheJl\~al1m Tatsächlich braucht ein Märchen Raum - zeitlich, 'organisatorisch wie räumlich. Märchen wirken nur in ruhiger Atmosphäre und mit der Bereitschaft, zuhören zu wollen. Kinder sind, wie Erwachsene auch, im Alltag verstrickt in Projekte, Ideen und Klärungsaustausch mit anderen. Um sich auf ein Märchen einzulassen, müssen wir mit den alltäglichen Aktivitäten ausschwingen und uns sammeln. Dazu ist es sinnvoll, einen eigenen Raum zu betreten.
Der Raum sollte eine angenehme Ausstrahlung haben, einladend wirken, und nicht mit anderen Dingen überladen sein, die nicht zum Märchen gehören und ablenkend wirken. Da Märchen nicht auf der rationalen Ebene ansprechen, sondern auf der Gemütsebene, sollte der Raum auch "gemütlich" sein. Meist helfen hier Tücher in warmen Farben, sie vermitteln Geborgenheit.
Der Märchenkreis Schon immer traf man sich zu Versammlungen aller Art im Kreis. Die Kreisform ermöglicht es allen Teilnehmerinnen, gleichberechtigt an der Versammlung teilzunehmen. An Sitzmöglichkeiten sind kleine Sitzpolster besser geeignet als Stühle. Urgemütlich ist zwar eine Kuschellandschaft, sie hat aber den Nachteil, dass die Märchenerzählerin von den Kindern eher belagert wird, und Körperkontakt und die Frage, wer am
nächsten bei der Märchenerzählerin sitzt, wichtiger werden als das Märchen selbst. Ideal ist also ein Sitzkreis, bei dem jedes Kind ein eigenes Sitzpolster hat. So kann jeder die Märchenerzählerin sehen und jeder kommt im Kreis gleichwertig vor. Wichtig ist, den Raum vor äußeren Störeinflüssen zu bewahren. Ein Schild an der Türe mit der Aufschrift "Märchenstunde - bitte nicht stören" oder ein entsprechendes Bild kann hier hilfreich sein.
Die Märchenecke Wer in der Einrichtung oder zuhause keinen eigenen Raum zur Verfügung hat, kann sich eine Märchenecke einrichten. Die Märchenecke mit einem Baldachin räumlich akzentuieren. Damit die Konzentration auf die Märchenerzählerin gerichtet
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wird, für diese einen besonderen Platz richten und durch eine Leselampe bei der Erzählerin noch mal einen Fixpunkt zur Konzentration geben. Der Rest des Raumes kann dann durch Abdunkeln aus der Aufmerksamkeit "ausgeblendet" werden.
6. goldener Sch Iüssel
Zl1 deV\ t-lelferV\ der MärcheV\stl1V\de Auch wir Märchenerzählerinnen haben - fast wie im Märchen - eine Menge teilweise unsichtbare wundersame Helfer, die zum Gelingen der Märchenstunde beitragen können. Dies sind die Materialien, die es den Kindern ermöglichen, ein Märchen mit allen Sinnen zu erleben. (siehe hierzu auch "Märchen aus aller Welt ganzheitlich umsetzen" S. 75) Die Kunst, sich der unsichtbaren Helfer zu bedienen, besteht darin nur behutsame Akzente zu set-
zen, also sparsam die Sinne zu verwöhnen, statt sie zu überfordern! So betonen wir das eine Mal die Märchenatmosphäre durch einen Akzent für die Augen mit einem .Hinqucker", ein anderes Mal gibt es zum Märchen eine kleine Köstlichkeit für den Gaumen ... Überladen wir den Märchenraum mit "Sinnenfreuden", können wir das eigentliche Märchen damit auch "erschlagen".
Die Helfer für die Augen Damit die Kinder "große Augen" machen, kommen Licht, Farbe und Symbole der Märchen ins Spiel: Rot
Grün
Braun
steht für das Leben, für Leiblichkeit und für das Element Feuer. Mit Tüchern, die rot gefärbt sind, erahnen wir frühe Erfahrungen im Mutterleib. In warmen Rottönen fühlen sich Kinder von daher geborgen. Rot als Signalfarbe sollten wir vermeiden. steht für die Natur. Mit grün gefärbten Tüchern werden Assoziationen zu Wald und Natur geweckt. Grün wirkt auch entspannend, das Auge ruht sich aus. wirkt erdig, archaisch. Mit braunen Tüchern wird der alte Höhlencharakter betont. Braun erdet, erinnert an das Element Erde.
Orange
harmonisiert den Raum und die Gefühle. Es steht für Lebensfreude. steht für die Sonne, berichtet von Ruhm Gelb und Glanz. Gelb schafft Konzentration und weckt die Sinne. Dunkles Blau erinnert an Sternenhimmel und Nacht. Blau wirkt kühl und ruhig. Helles Blau erinnert an Himmel und Wasser, es steht auch für das Element Wasser. Schwarz wirkt drückend und sollte vermieden werden. Erzählen wir Märchen in einer schwarzen Jurte, diese mit farbigen Tü- _ chern beleben. Weiß zeigt die Reinheit, den Frühling, das Schloss. Arbeiten wir mit weißen Tüchern, können Lichteffekte wie Strahler, Spiegelkugeln und Kristalle die Wirkung eines Königssaals verstärken. 35
Elementare Raumgestaltung
Gestaltung der Kreismitte
Sind alle vier Elemente im Märchenraum vertreten, bringt er alles mit, was es zum Gelingen braucht. Feuer Ein rotes oder gelbes Plätzchen steht für das Feuer oder die Sonne, es weckt die Begeisterung und Vorstellungskraft der Kinder. Dieses Plätzchen kann auch mit Kerzen oder einem echten Lagerfeuer im Kreis verdeutl icht werden. Erde Ein grünes Plätzchen erdet und beruhigt. Naturmaterialien können die Wirkung unterstreichen. Wasser Ein grünblaues Plätzchen steht für das Wasser. Hier kann eine Duftlampe oder ein Zimmerbrunnen das Wasser betonen. Mit Wasser können die Gedanken und Gefühle und die Stimme der Erzählerin fließen. luft Ein zartes himmelblaues Plätzchen verkörpert die Luft, ein Windspiel darüber kann die Leichtigkeit betonen, mit diesem Plätzchen kommt frischer Wind In den Märchenraum.
Damit die Kinder sich konzentrieren können, gestalten wir die Mitte des Raumes mit Märchensymbolen, die im jeweiligen Märchen im Mittelpunkt stehen. o Kerzen in der Mitte des Raumes unterstreichen die Festlichkeit, o Kronen, goldene Kugeln, Kristalle, Zepter, Handspiegel, ausgewählt je nach den Symbolen des Märchens, erzählen Königsgeschichten. o Kleine Landschaften aus Naturmaterialien wie Moose, Tannenhutzeln, Steine oder Blumen erzählen von Wiesen und Wäldern. o Federn und Felle erzählen von den Tierhelferfiguren im Märchen (siehe auch "Märchen aus allen Himmelsrichtungen ab S. 75). Auch die vier Elemente können als Raummitte gelegt werden (siehe oben Elementare Raumgestaltung). Erzählen wir unter freiem Himmel, ist und bleibt natürlich ein Lagerfeuer die beste Raummitte im Erzählkreis.
Die Helfer für die Ohren Damit die Kinder ihre Ohren spitzen, können wir das Märchen mit Klängen und Geräuschen vertiefen. Hierzu eignen sich außergewöhnliche Musikinstrumente, die Naturgeräusche und sphärische Klänge verursachen - dann ist die Fantasie nicht an eine Tonleiter gebunden. Die Instrumente können ohne viel Übung gleich gespielt werden. Es 36
lohnt sich, immer die Augen und Ohren offen zu halten für neue Instrumente. Die Instrumente liegen bei der Märchenerzählerin. Sie bedient sie als Unterstützung ihrer Erzählung. Beim Vertiefen und nochmaligem Erzählen können die Instrumente auch von Kindern benutzt werden.
Klangschale Die Klangschalen kommen aus Indien, aus der Gegend um den Himalaja. Durch unterschiedliche Größen, unterschiedliche Stärken der Schalenwand und unterschiedliche Metallzusammensetzungen hat jede Klangschale einen ganz eigenen Klang. Der Klang entsteht durch Anschlagen an die Innen- oder Außenseite der Schalenwand mit einem Klöppel. Die Metallmoleküle werden durch das Anschlagen . in Schwingung versetzt. Helle Töne setzen "Lichtpunkte", dunkle Töne sind vielseitiger einsetzbar, sie gehen mehr in die Tiefe der Empfindungen. Kalimba Das Kalimba, ein Daumenklavier, kommt aus Afrika. Auf einem Holz sind schmale MetalIblättchen angebracht. Schlägt man sie mit dem Daumen an, werden sie in Schwingung gebracht. Die darunter liegende Holzscheibe dient als Resonanzkörper und es entstehen wunderbar weiche Klänge. Schlagen wir das Kalimba von der längsten Metallzunge in der Mitte aus erst nach rechts, zurück und dann über die Mitte aus nach links, entsteht eine wunderschöne sphärische Melodie, die sehr beruhigend wirkt und die wir endlos spielen könnten. (vgl. Märchen unter afrikanischer Sonne S. 85) Das Kalimba lässt Assoziationen und Bilder entstehen, die uns träumen lassen, ähnlich einer Spieluhr aus der Kindheit. Mit ihr können wir an die Kindheit erinnern, an Engelsharfen usw.
Rührtrommel Die Rührtrommel ist ein Holzxylofon, bei dem die unterschiedlich langen Klangstäbe nicht horizontal sondern vertikal um eine Holzscheibe am Boden angebracht sind. Mit dem Klöppel können wir Töne erzeugen, indem wir ihn im Innenraum der Rührtrommel wie in einem Topf kreisend bewegen. Schlagen wir die einzelnen Klangstäbe innerhalb der Rührtrommel an, indem wir den Klöppel hin und her schwingen, entstehen zufällige Töne - je nachdem, welchen Klangstab wir gerade berühren. In die Rührtrommel kann man auch eine Holzkugel legen und mit ihr anstelle des Holzklöppels arbeiten. Legen wir die Kugel hinein, steilen die Rührtrommel auf unsere Handfläche und lassen die Hand mit der aufrecht stehenden Rührtrommel kreisen, entsteht ein eigentümliches hölzernes Gluckergeräusch. Rainstick Rainsticks (Regenstäbe) sind Musikinstrumente, die kultische Zeremonien verschiedener Völker begleiten. Sie haben ihren Namen aufgrund des Regengeräusches, das sie verursachen, und weil Naturvölker damit den dringend ersehnten Regen herbeizaubern wollten. Sie. werden hergestellt aus abgestorbenen Kakteen. In die Kakteenröhre werden Dorne gehämmert. Kleine Kieselsteine rieseln über die spiralförmig angeordneten Dornen. Es entsteht ein Regengeräusch, was als sehr entspannend wahrgenommen wird. 37
Ocean-Drum Eine Ocean-Drum ist eine doppelseitige Rahmentrommel, in deren Hohlraum viele kleine Stahlkügelchen das Geräusch einer Meeresbrandung vermitteln. Die Ozeantrommel wird mit beiden Händen gehalten und langsam hin und her bewegt. Jede Neigung des Instrumentes hört sich an, als würde eine Welle an den Strand gespült.
Heulrohr Das Heulrohr hat einen kleinen Anschaffungspreis, aber eine große Wirkung. Es ist ein spiralförmig gefalteter Plastikschlauch von ca. 50 crn Länge. Wird dieser kreisförmig in der Luft bewegt, entsteht ein Windheulton. Je kräftiger gedreht wird, umso lauter und höher heult der Schlauch auf.
Die Helfer für die Nase Reine ätherische Öle schaffen eine gute Raumatmosphäre. Nur wenige Tropfen in eine mit Wasser gefüllte Duftlampe geben! Auch sie wirken unsichtbar und unterschiedlich in ihrer Wirkung: Bergamotte wirkt anregend, aufmunternd, entspannend und beruhigend. Lemongrass wirkt erfrischend, belebend, ermunternd und anregend. Unterstützt die Konzentration und Ausdauer. Mandarine/Orange wirkt erfrischend, aufheiternd, inspirierend und aufbauend. Sorgt für sonnige Heiterkeit. Lavendel wirkt beruhigend und ausgleichend, reinigend und aufbauend. Rose wirkt harmonisierend, aufhellend, entspannend, sinnlich anregend. Sehr kostbare Essenz. Weißtanne wirkt erholsam und schafft neue Klarheit wie ein Spaziergang im Wald.
Honig wirkt ausgleichend und schenkt Geborgenheit. Sandelholz wirkt beruhigend, ausgleichend, stimulierend, erwärmend. Vanille gibt warme Geborgenheit. Zimt wirkt stimulierend, erwärmend und entkrampfend. Unterstützt kreative Pausen. Bei Kindern beliebt. Die ätherischen Öle können wie Farben für das jeweilige Märchen ausgewählt werden. So kann Rosenduft Dornröschen unterstützen. Zimt und Orange, die Erinnerung an Lebkuchen wecken. Weißtanne die Waldatmosphäre unterstützen. Das Riechhirn ist an das limbisehe System gekoppelt, das heißt, das über Geruch ganz tiefe Schichten unseres Unterbewussten und frühe Erfahrungen angesprochen werden.
Die Helfer für den Gaumen Ein Märchen können wir uns auch auf der Zunge zergehen lassen. In vielen Märchen kommen bestimmte Speisen vor, die wir nach dem Märchen essen können. So kennen wir den .Rapunzelsalat" aus Rapunzel. Vielleicht einen Marmorkuchen für "Rotkäppchen", einen süßen Brei für das gleichnamige Märchen, zu "Frau Holle" schmeckt ein Holundertee, wir können ein .Lebkuchenhäuschen" für Hänsel und Gretel backen oder eine deftige Linsensuppe nach "Aschenputtel" gemeinsam verzehren.
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Gestalten wir ein Märchenfest zum Geburtstag eines Kindes oder ein großes Märchenfest in Kindergarten oder Schule, gehört der Märchenspeiseplan auf alle Fälle mit dazu. Wie diese Speisen zubereitet werden, bleibt jedem selbst überlassen, schließlich kann jeder einen Kuchen backen oder einen Brei kochen ... (s. S. 117 "Die Tischleindeckd ich-Tafel") Im Kapitel "Märchen aus allen Himmelsrichtungen", habe ich Anregungen für Rezepte aus anderen Ländern gegeben, damit der Leser nicht lange suchen muss. (vgl. "Märchen aus vier Himmelsrichtungen" ab S. 75)
Zum Märchenritual Da gerade jüngere Kinder die Märchen noch viel unmittelbarer erleben, die Bilder des Märchens auf Kinder stark wirken, brauchen gerade Jüngere eine gute sichere Struktur beim Märchen erzählen. Sicherheit vermitteln uns Rituale, weil jeder ihren Ablauf kennt, weiß, was von einem verlangt wird und keine unvorhergesehenen Dinge passieren. Sicherheit und Struktur geben uns die Abfolge der Jahreszeiten, das Feiern von Jahresfesten, bestimmte Gewohnheiten am Morgen, am Mittag und am Abend. Durch bestimmte Regeln ist die Welt in Ordnung! Das Märchen ist von sich aus schon ritualisiert: Nach einer Eingangsformel folgen der Spannungsaufbau, die Aktion des Helden und der glückliche Ausgang mit einer Schlussformel am Ende, die einen dicken Schlusspunkt hinter das Märchen setzt. Als Voraussetzung zum Märchenhören gilt natürlich die freiwillige Entscheidung des Kindes, ob es ein Märchen hören will!!! Zum Märchenhören brauchen wir Zeit und Raum, die Kinder brauchen Ruhe und Aufnahmefähigkeit, um dem Märchen zuhören zu können. Dazu müssen sie in der Situation erst mal ankommen. Während des Spannungsaufbaus und der Heldenaktion sind Störungen von außen äußerst unpassend, also braucht es hier auch wieder einen sicheren Rahmen für das Märchen. Genauso brauchen die Kinder Zeit, von der Märchenreise zurückzukommen im Hier und Jetzt und sich von den starken Bildern zu verabschieden. Berücksichtigen wir das alles, bietet sich folgende Struktur zum Aufbau von Märchenstunden an. Diese Struktur ist ritualisiert, wie das Märchen selbst, es folgt genau seinem Ablauf, seiner Dramaturgie, seinem Spannungsbogen.
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Ankunft im Märchenreich (Einweihung des Helden) o Vorstellen des Märchens (Herausforderung und Weg des Helden) o Abschied vom Märchenreich (Integration, Wendung, glückliche Wiederkehr)
Wir können das Ganze mit der Lemniskate darstellen, die sich auf den Raum übertragen lässt:
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Ankunft durch das Tor hinein ins Märchenreich
o Konzentration auf das Märchen in der Mitte im
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Kreis - Auflösung des Kreises Abschied vom Märchenreich durch das Tor zurück
Das Tor zum Märchenraum Das Tor zum Märchenraum kann ganz unterschiedlich gestaltet sein. Zum Beispiel kann um den Rahmen der Tür eine Girlande von immergrünem Buchs gewunden sein, der mit bunten Bändern Verheißungsvolles verspricht. Wer es richtig kitschig, üppig mag, kann auch durchaus aus Plastikröslein eine Girlande winden. Das Tor zur Märchenecke (S. 34) kann beispielsweise durch zwei Topfpflanzen oder durch einen Vorhang angedeutet werden. Zum Märchentor kann auch ein Kriechtunnel oder ein Gymnastikreifen werden. Auf die Tür kann ein Schild mit der Aufschrift "Willkommen im Märchenreich". Auf die andere Seite der Tür kann ein Schild mit der Aufschrift "Auf Wiedersehen im Märchenreich".
7. goldener Sch Iüssel
Zl1J-AAJI\kl1J1\ft im MäJ-AcheJl\IClJl\d .Sind die Märchen gefunden, ausgewählt und gelernt. Ist der Raum für das Märchen gerichtet von der Raumumgebung, dem Sitzkreis, seinen Farben, der gestalteten Mitte und seinen wunderbaren Helfern. Ist die Märchenerzählerin selbst gut vorbereitet und in ihre Rolle geschlüpft, sind die Kinder informiert über das Märchenangebot und haben sich entschieden dabei zu sein, kann es losgehen.
Alter: ab 4 Jahren
Jedes Kind wird von der Märchenerzählerin am "Tor" begrüßt. Das kann ein schlichtes "Willkommen im Märchenreich" sein, ein Klang mit einem Glöckchen und so weiter. Möglich ist auch, die Kinder thematisch zum Märchen zu begrüßen. Mit Salbeirauch zum Indianermärchen, mit einem kleinen Lebkuchenherz zu Hänsel und Gretel, mit einem lösbaren (!) Rätsel. Wirkungsvoll ist auch das Märchenreich mit einem goldenen Schlüssel aufzuschließen, dazu den Zimmerschlüssel einfach gold anmalen.
Machet alAf das To~ Alter: ab 4 Jahren
Tor und Begrüßungszeremonie können auch von den Kindern selbst dargestellt werden. Dazu nehmen die Kinder zu zweit Aufstellung wie zu einer Polonaise. Am Anfang steht die Märchenerzählerin mit einem Kind. Das bekannte Lied "Machet auf das Tor" mit neuem Text unterstützt das Torspiel:
Mctchet etuf Oet~ Tor, mctchet etuf Oet~ Tor "Pie rzei~e ~o[[ beginnen In~ Mitrchen[etnO, in~ Mitrchen[etnO Sott ~ie un~ heute bringen "Port finOen wir, oort finOen wir Einen rie~engro0en Schett2. \)o[[er Mitrehen orin, voller Mitrehen orin "Prum nehmen wir [etzr '!?[ett2.!
Die Märchenfrau bildet mit einem Kind einen Torbogen, das nächste Paar geht durch den Bogen durch und bildet dann auch einen Torbogen. So geht jedes Paar durch den Bogen. Bilden alle Paare auf diese Weise den Torbogen, geht die Märchenerzählerin mit Kind durch den Bogengang und alle Kinder folgen nach. Die Märchenerzählerin führt danach mit ihrem Paarkind die Gruppe zu einem Kreis, sie machen eine halbe Drehung nach rechts, jetzt steht jeder mit dem Gesicht zur Kreismitte. Alle reichen sich die Hände und gehen nach Liedende einfach auf den nächsten Sitzplatz.
Alter: ab 4 Jahren
Sind nun alle vom Tor in den Kreis gelangt, kann das Geschehen im Kreis ganz unterschiedlich weitergeführt werden. Kennen sich die Kinder lange, und sind es gewohnt, Märchen zu hören, kann der Fortgang auch ritualisiert sein. Mir gefällt dabei ein Sprüchlein gut, das ich von einer Erzieherin eines Walldorfkindergartens kenne:
Märch.enfretlt er2Cth.lltn~ wcö SC}d-ie~ ltnO d-CÖ 'Plt weißt schon wCJ...~ Ermh.l ltn~ eine Ci:e~ch.ich.te! Danach kann die Märchenerzählerin gleich so oder so mit dem Märchen beginnen: "Es war einmal" ... "Zu einer Zeit, als das Wünschen noch genutzt hat" ... "Vor langer Zeit" ... "Vor alten Zeiten, als der liebe Gott noch selber auf Erden unter den Menschen wandelte" ...
WillkommeV\ im MärcheV\reich Alter: ab 4 Jahren
Kennen sich die Kinder noch nicht, weil sie zu einem einmaligen Treffen zusammenkommen, beispielsweise bei einer Ferienaktion, oder die Märchenfrau in eine Einrichtung eingeladen ist und sie drum die Kinder nicht kennt, beginnen wir natürlich mit einer kleinen Vorstellungsrunde. Dabei kann beispielsweise jedes Kind seinen richtigen Namen sowie eine Märchenfigur nennen und dazu eine typische Bewegung machen, oder ein Lieblingstier (Helferfigur) nennen und dabei ein Tiergeräusch machen. Die Gruppe wiederholt dann Namen und Bewegung oder Geräusch.
Alter: ab 4 Jahren
Damit die Kinder zur Ruhe kommen, ausschwingen können, bietet sich eine Fantasiereise zum Einstieg an. Die Reise kann thematisch gewählt werden, zum Beispiel eine Reise auf dem fliegenden Teppich in das Land von Tausendundeiner Nacht, die Reise zum Lagerfeuer vor einem Tipi ..., die Reise in den hohen Norden (vgl. S. 75, ganzheitliche Umsetzung von Märchen aus anderen Ländern) oder neutraler einfach über den Regenbogen direkt ins Märchenreich führen. Die Fantasiereise mit eigenen Worten frei sprechen. Immer auf Pausen achten, damit sich die Vorstellung der Kinder dazu entwickeln kann. Hier können auch Musikinstrumente von der Märchenfrau sparsam eingesetzt werden. Zum Beispiel zu Beginn: "Hört ihr den Ton? Schließt nun die Augen, wenn der Ton verklungen ist, werde ich beginnen ..."
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Uber del1 Regel1bogel1 - f-cmtasiereise Wollt ihr mit ins Märchenreich reisen? ... Dann schließt jetzt mal die Augen, ich bring euch direkt dorthin ... Stellt euch vor, nach einem wunderbaren Sommerregen zaubert uns die Sonne mit ihren Strahlen einen Regenbogen in allen schillernden Farben direkt vor unsre Füße ... Er lädt uns ein, über ihn zu spazieren. Wir machen die ersten Schritte und tatsächlich: Wir können auf seinen Bogen laufen, als sei er eine Brücke ... Kaum sind wir oben angelangt, setzen wir uns auf den Hosenboden und rutschen auf der anderen Seite des Regenbogens wie von einer Riesenrutsche mit schnellem Wind
hinunter ... Wir landen sicher und wohlbehalten auf einer grünen Wiese ... Da vorne steht ein Tor ... dies ist das Tor zum Märchenreich ... Wir denken uns einen Zauberspruch aus, mit dem sich das Tor öffnen lässt ... Öffnet jetzt die Augen und sagt leise oder laut euren Zauberspruch ... Das Tor zum Märchenreich hat sich für uns geöffnet. Im Märchenreich gibt es viele Dinge zu entdecken, oh ich sehe heute ... (beispielsweise einen Turm, einen Brunnen, ein Schloss, ein Häuschen im Wald, eine Kristallkugel, einen Topf, einen Ring ...) davon will ich euch heute erzählen ...
8. goldener Schlüssel
Zl1m Märchen
erzählen l1nd hören
Die Märchenerzählerin kommt nach der Einstimmung zum eigentlichen Märchen. Wie dieses erzählt oder vorgelesen wird, steht auf Seite 30f. Stellvertretend soll hier ein Märchen vorgestellt und vertieft werden.
[ KHM 197
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Wetr einmcd eine Zetuberin, oie h.ettteorei Söh.ne, oie sieb brüoerlich. liebten; etber oie Alte traute ih.nen nich.t unO oetch.te, sie wollten ihr ihre Metch.t retuben. 'Pet verwzmöelre sie oen ätte~ten in einen Aoter, oer musste etuf einem febengebirge h.etu~en, unO YnCln ~eth.ih.n YnClnch.YnClt etm Himmet in gro!3en I
unO f-lcttte es »ichr finOen können, Oet geriet er in einen gro~en Wetlo unO wu~~te nichr, wo oer Au~gcmg Wetr. Auf einmctl erblickte er in oer Ferne zwei F-ie~en, oie winkten if-lm mit oer HetnO, unO etb er zu if-lnen ketm, ~I::lretcf-len~ie: "Wir streiten um einen Hut, wem er zugef-lören soll, unO Oet wir GeiOe gleicf-l ~tetrk ~inO, so ketnn keiner oen etnOeren üGerwdltigeni oie kleinen Men~cf-len ~inO klüger etb wir, oetf-ler wollen wir oir oie Ent~cf-leiOung üGerlet~~en." "Wie könnt ihr euch um einen etlten Hut ~treiten~", ~etgte oer Jüngling. ,,"Du wei~t nicf-lt, Wet~ er für Eigemcf-letften f-lett,es i~t ein Wün~cf-lef-lut, wer oen etuf~etzt, oer ketnn sich f-linwün~cf-len, wohi» er will, unO im AugenGlick bt er oort." "QeGt mir oen Hut", ~etgte oer Jüngling, "icf-l will ein Stück oe~ Wege~ gef-len, unO wenn ich euch oetnn rufe, so letuft um oie Wette, unO wer etm ehesten Gei mir isr, oem soll er gef-lören." Er setzte oen Hut etuf unO ging fort, oetcf-lte etGer etn oie l<önig~tocf-lter, verget~ oie F-ie~en unO ging immer weiter. Einmctl ~eufzte er etU~ Herzen~grunO unO rief: "Acf-l wdre ich etuf oem Scf-llo~~ oer goloenen Sonne!" tAnO ketum wetren oie Worte üGer seme Lippen, so ~tetno er etuf einem f-lof-lenBerg Vor oem Tor oe~ scf-llo~~e~.
Er
vrox schon lcrnge Zeit f-len.nngezogen
Er trett f-linein unO ging ourcf-l etlle Zimmer, bis er in oem letzten oie l<önig~tocf-lter fetnO. Aber wie erschrak er, etb er ~ie etnGlickte: Sie f-lettte ein et~cf-lgretue~ Qe~icf-lt voll F-unzeln, trübe Augen unO rote Hetetre. "SeiO if-lroie l<önig~tocf-lter, oeren Scf-lönf-leit etlle Welt rüf-lmt~", rief er et~. .Ach", erwiOerte sie, "Oet~isr meine Qe~tetlt nicf-lt, oie Augen oer Men~cf-len können mich nur in oie~er Hd~~licf-lkeit erblicken, etGer oetmit OU wei~t, wie ich etu~~ef-le, so ~cf-letUin oen Spiegel, oer ld~~t sich nicf-lt irrernztchen, oer zeigt oir mein Bilo, wie es in Wetf-lrf-leit ist." Sie getG if-lm oen SI::liegel in oie HetnO, uno er ~etf-loetrin Oet~AGGilo oer schönsten Jungfretu, oie etuf oer Welt wc«, uno ~etf-l,wie ihr Vor Treturigkeit oie Trdnen üGer oie Wetngen rollten. "Det sprxch er: "Wie ketnn~t OU erlöst weroen~ lch scheue keine Qefetf-lr." Sie sprzxch: "Wer oie krbtetllne l
43
o-cö Feuer. "Per anOere Bruo-er, o-er Walfi~c~, war ~eretnge~c~wommen unO ~atte o-a~ Wa~~er in o-ieHöbe getrieGen. Ab eer BretnO gel~c~t war, suchte o-erJüngling 'Yl-Clc~
o-em Ei unO fanO es glücklic~erwei~e; es war noch nicht ge~c~mo12.en, aGer o-ie~)c~ale war von o-er plötzlichen AGkü~lung o-urc~ o-a~ kalte Wa~~er zerbröckelt, unO er konnte o-ieI
Ab o-er Jüngling zn o-em 2.etuGerer ging unO sie i~m vorhielt, so ~agte o-ie~er:"Meine Mctc~t ist zerstört unO o-u bist von nun an o-er I<önig vom Sc~l~~ o-ergolo-enen Sonne. Auch o-einen Brüo-em kann~t o-uo-iemenschliche ae~talt o-amit .zurückgeGen." "Pa eilte o-erJüngling z« o-er I<önig~toc~ter, unO ab er in ihr Zimmer trat, so ~tanO ~ie o-a in vollem ala'Yl-2eihrer Sc~ön~eit, unO Geiö-ewechselten voll freuo-e ihre F-inge mitei'Yl-ClnOer.
gch(Ll3~f()rm.e(n.;
o "Auc~ ich Gin Gei o-er Hochzeit gewe~en unO ~aGe o-aGei o-ie gan.ze ae~c~ic~te
o o
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44
erfa~ren. AGer o-a wir auf einem 1?apierfußGoo-en ta'Yl-2ten unO ich ein l:laar groGe Holzschuhe an~atte, GretC~ich o-urc~, fiel in ein SpinnengeweGe, au~ o-em mich o-er WinO ~i'Yl-Clu~Glie~ unO hierher getragen ~at. So sitze ich o-a Gei euch unO- kann euch o-ie~eae~c~ic~te er.zä~len." "t.-{nO,wenn ~ie nicht ge~torGen ~ino-, so leGen ~ie noch heute." "Mein Jv\.Clrc~enisr au~, o-ort läuft eine Mctu~, wer ~ie fängt, o-arf sich eine große, große 1?e12.kal:lpeo-aretu~ YnClc~en." "t.-{nOo-em, o-er o-a~ zuletzt er.zä~lt ~at, o-em isr o-erMunO noch warm." "t.-{nOo-a~ L.ieO-i~t ge~ungen t.-{nOo-a~ Jv\.Clrc~enist au~ Wenn' ~ ~I:lringt isr'~ ein I
9. goldener Schlüssel Zl1W\
Vertiefe~ des Märche~s
Märchen können ganz unterschiedlich vertieft werden. Nach dem Märchen soll im Erzählkreis auf jeden Fall noch Raum für spontane Äußerungen der Kinder sein. Daraus erwächst aber kein Muss. Es wäre fatal, wenn jeder etwas zum Märchen sagen müsste! Ein Märchen ist ein Erlebnis - und Erlebnisse müssen sich setzen! Märchen vertiefen sich auch im Freispiel der Kinder, wenn die Bilder des Märchens in den Kindern etwas ansprechen. Es ist möglich, gemeinsam noch einen .Märchentee" zu trinken, ein Lebkuchenhäuschen nach .Hänsel und Gretel" zu vertilgen, die Kinder mit einem .Sterntaler" als kleines phosphoreszierendes Sternchen zu beschenken und die Sternchen zum Leuchten zu bringen, indem das Licht gelöscht wird. Gemeinsam kann der süße Brei gekocht werden und, und, und - der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Die KtistallkV\gel - Was damals geschah ... Beispielhaft will ich hier eine mögliche Vertiefung des oben stehenden Märchens zeigen, das ich so im Märchenzelt von Sybille Lay erlebt habe (s. Anhang). Die Märchenfrau fragt die Kinder, ob sie das Märchen spontan nachspielen wollen. Wichtig: Wenn sie das nicht wollen, ist das auch in Ordnung! Nach der Methode des Jeu dramatique (s. Seite 64) werden die Rollen verteilt, die Kinder bekommen entsprechende Utensilien und schlüpfen in die Rolle.
Materialien und Verkleideutensilien Adler: Adlerfedern bzw. .Adlerurnhanq", Flöte um das Luftkreisen anzudeuten Walfisch: Blauer Umhang, Ocean-Drum (siehe Musikinstrumente, S. 36) Dritter Bruder/Jüngling: Schwert, Kristallkugel Riesen: weite Hosen, karierte Hemden, Felle, ein Wünschehut Königstochter: Prinzessinnenkleid oder Umhang, Spiegel, 2 Ringe Zauberer: schwarzer Umhang, Zauberhut Auerochse/ Feuervogel: braunes Fell, darunter feuerrotes Hemd, Kristallkugel oder Ähnliches
Rollen 3 Brüder (Adler, Walfisch, dritter Sohn), 2 Riesen, 1 Königstochter, 1 Zauberer, 1 Auerochse/Feuervogel 45
Spielorte im Erzählkreis Die Märchenfrau klärt mit den Kindern die Spielorte ab. Um Spielorte einzuteilen, die Orte nach den vier Wänden im Zimmer im Kreis wie das Ziffern blatt 'einer Uhr aufteilen. Volle Stunde: Sonnenschloss mit Prinzessin - gelbes Tuch zum Zeichen der Sonne (s. S. 36) Viertel nach: Wald, die zwei Riesen - grünes Tuch mit Naturmaterialen für Element Erde (s. S. 36)
Halb: Adler, Walfisch, dritter Sohn - blaues Tuch als Wandbehang für Luft und Wasser, unter Tuch Kristallkugel verstecken Viertel vor: Ort von Zauberer, Auerochse/Feuervogel Nachdem die Spielorte abgeklärt sind, erzählt die Märchenfrau das Märchen noch mal und die Kinder spielen dazu spontan nach dem Fortgang der Handlung.
Jeu dramatique heißt übersetzt: Spielen aus dem Erleben. Esgeht dabei nicht um eine bühnenreife Inszenierung vor Bühnenpublikum, sondern um das spontane Ausagieren und Nacherleben von Gehörtem, indem man in eine entsprechende Rolle schlüpft. Es ist eine gute Art, ein Märchen spontan noch einmal nachzuerleben und damit emotional zu verarbeiten. Die Kinder haben dabei keine Sprechrollen, das übernimmt alles die Märchenfrau. Sie sind einfach durch ihr Spiel noch einmal im Märchen, können die Geschichte aktiv miterleben und sich dabei ausagieren.
Spielszenen Adler kreist mit seinen Schwingen
Auerochs bricht zusammen und verwandelt sich zu Feuervogel (zieht das braune Fell ab und steht wieder auf.
Walfisch spielt die Ocean-Drum 3. Sohn/Jüngling ist auf Wanderschaft kommt in den großen Wald
und
Feuervogel lässt pantomimisch Ei fallen
Riesen winken und zeigen mimisch den Hut Jüngling zieht Hut auf und läuft selbst vergessen davon und murmelt leise den Wunsch mit Riesen ärgern sich und schlagen sich über ihre eigene Dummheit an die Stirn Jüngling tritt ins Zauberschloss ein, findet Prinzessin und erschrickt über deren Hässlichkeit Prinzessin zeigt den Spiegel Jüngling steigt die Quelle hinab und trifft Auerochs
auf
Auerochs schnaubt und kämpft pantomimisch mit Jüngling. Dieser zieht sein Schwert und deutet einen Todesstoß an. 46
Adler verfolgt Feuervogel Richtung Meer
Walfisch spielt die Ocean-Drum und "löscht" so das Feuer Jüngling holt Kristallkugel unter einem Tuch hervor Jüngling geht zum Zauberer der gibt auf Jüngling geht zurück ins Schloss zur Prinzessin und sie tauschen Ringe Nach dem Spiel geben alle die Utensilien der Märchenfrau zurück und setzen sich noch mal zum Abschluss in den Kreis.
10. goldener Sch Iüssel
Z~m
Abschied
vom MärcheV\laV\d
Nach der Vertiefung, nachdem die Kinder jetzt selbst in Aktion waren, lassen sie sich noch mal gerne auf ihr Sitzkissen fallen. Der Geräuschpegel ist nun lauter und bewegter. Die Märchenerzählerin führt die Kinder noch mal zur Ruhe, wie sie das macht, entscheidet ihr eigenes Temperament. Allerdings muss es kraftvoll geschehen, damit die Kinder sich noch einmal kurz konzentrieren. Gut "einfangen" kann man die Kinder, vielleicht mit den Worten: "Kinder, unserer Zeit ist um im Märchenreich, schnell noch mal auf die Kissen gesetzt startklar machen zur Rückreise." Das goldene Tor zum Märchenreich schließt sich langsam wieder ... Wir winken noch mal unseren Märchenfiguren und allen Bildern zurück ... Jetzt schließen wir die Augen .... Vor unserem inneren Auge sehen wir wieder den Regenbogen ... Wir werden ganz leicht und schweben den Bogen hinauf ...Oben angekommen rutschen wir auf der anderen Seite wieder den Regenbogen hinunter. ... Da sind wir wieder zurück und stehen vor dem Märchentor. Öffnet die Augen und geht mit mir durch das Märchentor mit einem Abschlusslied hinaus.
Die Märchenfrau beginnt wieder mit dem Torbilden (siehe oben) und führt die Kinder aus dem Märchenraum wieder hinaus.
Macn.et Cluf oCl~ Tor, Yl"lClcn.etCluf oCl~ Tor nie F-ei~e WClr sehr ~cn.ön Macn.et Cluf oCl~ Tor, Yl"lClcn.etCluf oCl~ Tor "Sb GClro- Cluf Wieoeßen.n! Macn.et Cluf OCl~ Tor, Yl"lClcn.etCluf OCl~ Tor Wir kommen wieöer n.eim Macn.et Cluf OCl~ Tor, Yl"lClcn.etCluf OCl~ Tor Zun.Clu~e reGt' s sieb fein!
Die Nachbereitung Zur Nachbereitung den Raum wieder aufräumen, kurz notieren, was wie bei den Kindern ankam, auf was sie besonders gut reagiert haben, wie man weiter machen könnte. Die in der Märchenstunde verwendeten Utensilien können zum freien Spiel im Alltag übernommen werden. Das Märchenbuch griffbereit für die Kinder lassen. Wird das Märchen wieder gewünscht, kann es auch in der Alltagssituation einfach vorge-
lesen werden und findet hier seinen Platz zum .Nachschwinqen" Die Kinder können das Bedürfnis haben, dem Erlebten auf ihre persönliche Art und Weise Ausdruck zu verleihen, das kann durch vielerlei Möglichkeiten geschehen: So können Kinder von sich aus ein Bild dazu malen wollen, Situationen mit Spielfigürchen spontan nachspielen oder im Rollenspiel verarbeiten (s. unten). 47
Märchen können im einfachen Spiellied, im freien Rollenspiel, in ritualisierten Kreisspielen und in der spielpädagogischen Umsetzung eines Märchens in verschiedenen Spielstationen nacherlebt werden. Eine weitere Möglichkeit ist, die Märchenbilder in Szene zu setzen.
48
Spielen die Kinder Märchen, erleben sie deren Inhalt nach, erspüren sich die einzelnen Seelenbilder und erobern sie sich. Sie können die widerstreitenden Gefühle integrieren und spielerisch "verarbeiten". Setzen sie Märchen szenisch um, kommt ein kreativer Prozess in Gang, Kinder werden dann selbst zu Gestaltern und "meistern" so die Themen der Märchen eigenaktiv mit persönlicher Note!
Im freien Rollenspiel spielen Kinder Erlebtes nach. Ob sie im Zoo oder Zirkus waren und danach "Löwen" spielen, ob sie "Vater, Mutter, Kind" oder den Arztbesuch nachspielen. Da Kinder im freien Rollenspiel ohne Manipulation durch Erwachsene die Szenen und Bilder selbst bestimmen, entspricht das Spiel passgenau ihren individuellen Bedürfnissen, zeigt auf, welche Bilder bei ihnen zum Schwingen kamen. Das freie Rollenspiel eignet sich
Märchenhafte Raum geben können wir dem freien Rollenspiel durch eine fantasievolle, variable Raumgestaltung. Dazu eignen sich verschiedene farbige Tücher, mit denen sich die Kinder ein zartes Märchenschloss genauso gestalten können wie eine kleine, dunkle Zwergenhöhle. Zusätzlich mit Wäscheleine und -klammern ausgestattet können so schnell "Luftschlösser" gebaut werden. Aus alten Kartons entstehen Trutzburgen, hinter denen es sich gut "verschanzen" lässt. Denken wir an anregende Lernumwelten für die Kinder, sollten wir auch daran denken, die Seelenbilder der Kinder anzuregen. Das können wir bedenken bei der Gestaltung des Schlafraumes durch Himmelbetten (siehe unten) in der Einrichtung des
von daher auch dafür "Märchen" nachzuspielen, nachzuerleben und durch das Spiel die Erfahrung in den Erfahrungsschatz der Kinder zu integrieren. Unsere Aufgabe ist es dabei, den Kindern Raum und Material zur Verfügung zu stellen, damit sich das Spiel frei entfalten kann. Die notwendigen Utensilien hierzu können wir in der strukturierten Märchenstunde einführen. Danach wandern diese Dinge ins Freispiel, als Angebot damit zu spielen.
Raumgestaltung Gruppenraumes, als auch bei der Gestaltung des Waschraumes. Wenn die Spiegel über dem Waschbecken "märchenhaft" gestaltet sind, werden die Kinder auch ihre Prinzessin oder ihren Prinzen im Spiegelbild erken nen (s, unten). In der Gestaltung des Außenbereichs von Kindergarten und Schule können wir ebenso Märchen- _ haftes mit einfließen lassen. Ecken und Nischen laden zum freien Rollenspiel ebenso ein, wie ein "Labyrinth" dazu anregt, sich der inneren Herausforderung "Abenteuer" zu bestehen, nachzukommen. Im Außen bereich kann uns das Bild des verwunschenen Gartens oder .Zauberqartens" Ideen liefern. 49
Märchenhafte
Utensilien
/
s
Mit wenig Kosten und Aufwand können wir einige Einrichtungsgegenstände aus dem Alltag so gestalten, dass Kinder im magischen Alter ab 4 Jahren sich in ihnen wohl fühlen und zu Spiel und Kreativität angeregt werden.
Himmelbetten Schutz und Geborgenheit vermitteln Himmelbetten mit Baldachin. Wer in einer Tageseinrichtung an die Gestaltung des Ruheraumes geht, sollte daran denken ...
Geburtstagsth ron Am Ende eines guten Märchens folgt oft die Thronbesteigung. Am Jahrestag wird das Geburtstagskind zum König, von daher wird sich jedes Kind darauf freuen, einmal im Jahr für einen Tag den "Thron" besteigen zu dürfen. Wie der Thron gestaltet wird, liegt ganz an den vorhandenen Möglichkeiten. Zum Zeichen der Königswürde sollte der Stuhl eine höhere Rückenlehne besitzen, in der über Kopfhöhe eine goldene Krone "prangt"!
Verkleide-Kiste In der Verkleide-Kiste findet sich alles, was man zum Rollenspiel braucht. Hier hat es Prinzessinnenkleider, Heldenumhänge, Tierfelle, Zaubermäntel, Zwergenmäntelchen, Hüte etc. Um so einen Fundus zusammenzustellen, lohnt eine Anzeige im Amtsblättchen oder am Schwarzen Brett einer Schule. Denn irgendwann sind alle Helden und Prinzessinnen der Kleidergröße entwachsen und die heimische Verkleide-Kiste fällt in einen tiefen Dornröschenschlaf ...
Spieglein. Spieglein an der Wand Im Spiegel entdecken wir uns selbst. Wir lernen, unser Selbst zu erkennen und anzunehmen. Da darf eine Schmink- und Frisierecke im Spielzimmer der Kinder nicht fehlen. Zur Ausstattung gehören neben Schminksachen, natürlich Kämme und Bürsten.
Märchenschatztruhe In der Märchenschatztruhe findet sich alles, was glitzert und spannend ist, und von daher die Fantasie beflügelt: Kronen, Zepter, Schwerter, goldene Kugeln, Kämme, Handspiegelchen ... aber auch Felle, Federn, Steine, goldene Armreifen ...
50
MärcheV\kreisspiele Kreisspiele dienen uns zum Erleben von Märchen, in ritualisierter, geselliger Form d. h. sie nachzuspielen. Wir können Kreisspiele zur Vertiefung des Märchens im Märchenritual einsetzen (s. S. 39) oder in einem Märchenspielkreis verschiedene, den Kindern schon bekannte Märchen, spielerisch umsetzen (s. auch einzelne Märchenkreisspiele unter .Spieleketten" S. 58) Mit den Symbolen des jeweiligen Märchens, das wir einführen, können wir Märchenkreisspiele selbst erfinden.
Ri~9Iei~JRi~9Iei~ dlA
W\IASst
wC\~det~ Dies ist ein alter Kreisspielklassiker. Hier der Text kurz zur Erinnerung:
'f<.,ing[ein, 'f<.,ing[ein, Oll mll~~twcmoem \)on oer einen Hcmo zur cmoem Oh wie schon, oh wie ~chön 'f<.,ing[ein mll~~t[erzr weitergehen Alter: ab 4 Jahren Material: 1 Ring oder Münze
Nehmen wir aus der "Kristallkugel" beispielsweise den "Wünschehut" und seine Funktion im Märchen, sich woanders "behütet" hinzuwünschen, entsteht folgende Spielidee: Alter: ab 4 Jahren Material: 1 Hut
Jedes Kind überlegt sich einen Ort, wo es gerne wäre. Gemeinsam wird überlegt, was man an diesem Ort machen kann. Ein Kind sitzt zuerst in der Kreismitte und hat die Augen geschlossen. Die anderen Kinder reichen den Wünschehut stumm im Kreis herum, bis das Kind "Stopp" sagt. Das Kind, das jetzt den Hut hat, setzt ihn auf und nennt seinen Lieblingsort. Schon werden alle Kinder an diesen Ort "gezaubert" und spielen pantomimisch, was man da machen kann. Das Kind mit dem Hut auf dem Kopf wählt nun aus, wer es am lustigsten, schönsten etc. gespielt hat. Dieses Kind sitzt als Nächstes in der Kreismitte.
Die Kinder sprechen/singen das Lied vom Ringlein und geben einen Ring "unsichtbar" hinter ihrem Rücken im Kreis herum. Mit Versende stoppt der Ring und das Kind in der Mitte darf raten, welches Kind den Ring in Händen hält. Rät es richtig, tauschen beide die Plätze. In diesem Kreisspiel wird also auf einfachste Art und Weise, die Herausforderung des Märchens nachgespielt. Dieses Spiel kann zur Vertiefung eines Märchens genommen werden, bei dem Ringe als Symbol auftauchen (z. B. Die Kristallkugel, S. 42). Wird mit einer Münze gespielt. heißt es "Taler, Taler du musst wandern ..." und wird z. B. zu Die Stern toter (S. 74) eingesetzt.
Nr.5 Musik: D. Ferber, Text: M. Maser Refrain
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2. Rapunzel mit dem langen Haar Gibt sich wie ein Superstar Die Gänsemagd trägt ihren Kamm Der Wolf hätt gern ein Autogramm Doch sie geht einfach weiter Zum tapferen Schneider Der schmiert sich jetzt gerade Ein Brot mit Marmelade.
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Stadt - mu - si - kan - ten!
3. Gretel und die gold ne Gans Tanzen mit dem starken Hans Hänsel und König Drosselbart Finden Dornröschen ganz apart Ein ach so hübsches Mädchen Doch die hält ein Schläfchen Der König sagt zum Hänschen: Jetzt wagen wir ein Tänzchen
4. Rumpelstilzchen flucht und flennt Weil jeder seinen Namen kennt Schneeweißchen sagt zu Rosenrot: Gibt es noch Marmeladenbrot? Doch die aß alle - leider Der tapfere Schneider Und Rosenrot sucht hektisch Nach dem Tischlein-deck-dich
11
5. Der Hase will auf den Balkon Der Igel sagt: Da war ich schon Hans im Glück tanzt Cha-Cha-Cha Mit Rotkäppchens Großmama Der Prinz beginnt zu flehen: Bleibt alle mal stehen! Er sucht im Kuddelmuddel Den Schuh von Aschenputtel
6. Frau Holle sagt zur guten Fee: Ich hätt' jetzt gern ein Tässchen Tee Der Kater zieht die Stiefel aus Schneewittchen sagt: Ich geh nach Haus Muss über sieben Berge Schaut her, meine Zwerge Die werden immer müder Habt Dank, ihr Grimm-Gebrüder
Heut luden die Gebrüder Grimm Ein zu Wein und Kuchen Und das ganze Märchenland Kam, um sie zu besuchen Ja, wenn die Gebrüder Grimm Eine Party geben Wird die Feier märchenhaft Da kann man was erleben!
DOI"lt\l"öschelt\ wal" ein
DOI"lt\l"öschelt\ weckelt\
schölt\es Kilt\d
Alter: ab 4 Jahren
Dieses Spiellied ist ein weiterer Märchenkreisspie/klassiker. Zuerst kann im Märchenritual das Märchen von Dornröschen gelesen und erzählt werden (siehe KHM 50), das Spiellied dient zur Vertiefung.
Um das Seelenbild "Wachküssen" und "hundertjähriger Schlaf" spielerisch zu erleben, ein weiteres
Alter: ab 4 Jahren Ein Kind "Dornröschen" sitzt in der Kreismitte. Im Kreis werden eine böse Fee, eine gute Fee und ein Königssohn ausgewählt. Diese betreten während "ihrer" gesungenen Liedzeile den Kreis und verlassen ihn danach wieder. Die anderen Kinder laufen singend im Kreis herum. Und lassen in der entsprechenden Liedzeile die Hecke "wachsen": Sie erheben die Hände und verengen den Kreis, indem sie ganz nah an das Dornröschen heranrücken.
"Pom.r(Y-,ch-enwar ein schönes l
Kreisspiel : Ein Kind ist das Dornröschen. Es "schläft" in der Kreismitte und darf nicht spicken. Ein Kind meldet sich aus dem Kreis, das Dornröschen .wachküssen" will. Dieses Kind schleicht sich an, gibt Dornröschen einen Kuss und schleicht auf seinen Platz zurück. Erst jetzt darf Dornröschen die Augen öffnen und raten, wer es wohl "wach geküsst" hat. Dornröschen hat drei Rateversuche. o Rät es richtig, wird das Wachküsskind zu Dornröschen.
o Rät es dreimal falsch, fällt es wieder in tiefen Schlaf. Das "Wachküsskind" setzt sich dazu und schläft ebenfalls ein. Nun wird dieses Kind von einem anderen wach geküsst. Das Spiel geht so lange weiter, bis ein Kind richtig rät, dann wird der "ganze Hofstaat" in der Kreismitte wieder wach!
"Pet ketm oie gute Fee h-erein, ... ,,"Pom.r(Y-,ch-en ~ch-letfeh-unOert ]eth-r,... " "Petwuchs oie Hecke rie~engro!3, . "Petketm ein iunger l<önig~~oh-n, . "Per ~ch-lugoie Hecke kurz unO klein, ... Er getG"Pom.r(Y-,ch-eneinen l
·~
~&-(;'<x~ 00' ~'tf\) 0v0'~~~
~
------------------------------~----~ KHM 30
J.-,Cl~chen tln~ f(ä-hchen
E
L-äu:<,ch.enunO ein Flöhchen, oie lebten zU:<,etmmen in einem Hetu:<,h.etlteunO brauten Oet:<,Bier in einer Eierschcde. 1)et fiel Oet:<,L-äLl:)ch.enh.inein unO verbrannte sich. 1)etrUber fing Oet:<,Flöhchen etn, letut zu sehrein.
in
1)et :<,!:}rach. oie kleine StubentUre: "Wet:<,schreist OUtflöh.ch.en?''' "Weil L-äu:<,ch.ensich verbrannt h.ett."1)et fing Oet:<,Türehen etn zu knetrren. 1)et :<,prach.ein Besenche» in oer Ecke: "Wet:<,knetrßt OUtTUrch.en?''' "Soll ich. nicht knetrren?' L-äu:<,ch.enh.ettsieb verbrannt, Flohehen weint." 1)et fing Oet:<,Besenehen etn entsetzlich zu keh.ren.1)et ketm ein Wägelch.en Vorbei unO :<,prach.:"Wet:<,kehrst OUtBe:<,ench.en?''' "Soll ich. nich.t keh.ren?' L-äu:<,ch.enh.ett sich verbrannt, Flöheben weint. Türehen knetrrt." 1)et :<,prach.Oet:<.Wägelch.en: "So will ich. rennen", uno fing etn entsetzlich zu rennen. 1)et :<,!:}rach. Oet:<,Mi:<,tch.en, etn oem es vorbei rannte: "Wet:<,rennst OU Wägelch.en?''' "Soll ich. nichr rennen?' L-äu:<,ch.enh.ett sich verbrannt, Flöbchen weint, Türehen knetrrt, Besenehen kehrt."
1)et :<,!:}rach. Oet:<.Mi:<.tch.en: "So will ich. entsetzlich brennen", unO fing etn in h.ellem Feuer zu brennen. 1)et :<,tetnO ein Bäumch.en neben oem Mhtch.en, Oet:<.:<'!:}rach.: "Mbtch.en, warum brennst ou?''' "Soll ich. nicht brennen?' L-äu:<,ch.enh.ett sich verbrannt, Flöhcheri weint, Türehen knetrrt,
•
Besenehen kehrt,
Wägelch.en rennt."
1)et :<,prach.Oet:<,Bäumch.en: "So will ich. mich. :<,ch.Utteln",unO fing etn sich zu scbutteln, Oet:<,:<, etll seine Blätter etbfielen. 1)et:<,:<,eth.ein MCloch.en, Oet:<,mit sejnern Wet:<,:<,erkrUgelchen h.eranketm, uno :<'!:}rach.:"Bäumch.en, Wet:<,schurrelsr OUoich.?''' "Soll ich. mich. nichr :<,ch.Utteln?'
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]...ctu::l.chenhClt sich verGmnnt, Flöheben weint, TUrchen knetrrt, Be::l.enchen kehrt, Wctgetchen rennt, Mhtchen brermr." 'PCl ::I.1::lmchOCl::l. Mctochen: "So wil[ ich mein WCl::l.::I.erkrUge[chen zerbrechen", unO zerbrzcch OCl::l.WCl::l.::I.erkrUgetchen. 'PCl ::I.pmch OCl::l. BrUnn[ein, ClU::l. oem OCl::l.WCl::l.::I.er quoll: "Mctochen, WCl::l.zerbrichst' OU oein WCl::l.::I.erkrUge[chen?''' ,80[[ ich nicht mein WCl::l.::I.erkrUge[chen .zerGrechen?''' ]...ctu::l.chenhClt sich verGmnnt, fbhchen weint, Türeheu knetrrt, Be::l.enchen kehrt, Wctge[chen rennt, Mhtchen Grennt, Bctumchen schuttelr sich." "Ei", ::I.ClgteOCl::l. BrUnnchen, ,,::1.0 will ich ClnfCll'J.fJen.zu f[je~en", unO fil'J.fJCln entsetzlich zu f[je~en. ~nO in oem Wru::l.er ist Cl[[e::l.ertrunken, OCl::l. Mctochen, oru Bctumchen, oru Mhtchen, OCl::l. Wctgetchen, oru Be::I.enchen, OCl::l. Turchen, OCl::l. Flöhchen, OCl::l.]...ctU::l.chen,Cl[[emiteinetnOer!
LäV\scheV\ V\V\dFlöhcheV\ - Kreisspiel Dieses weniger bekannte Kettenmärchen der Brüder Grimm eignet sich von seiner Erzählstruktur auch bestens zum Nachspiel im Kreis. Da es so absurd ist, haben die Kinder viel Spaß daran. Alter: ab 4 Jahren Das Märchen wird zuerst von der Märchenerzählerin vorgelesen. Dann werden die Rollen verteilt. Gemeinsam überlegen die Kinder, wie sie die einzelnen Figuren pantomimisch darstellen könnten. Das Märchen wird wieder gelesen. Die Verse wer-
den zusammen gesprochen. Der Reihe nach steht immer dann ein Kind aus dem Kreis auf, wenn eine andere Figur benannt wird, und macht seine pantomimische Bewegung dazu. Kommt das Brünnlein, lassen sich alle Kinder ganz schnell wieder auf ihre Stühle fallen, als hätte eine große Welle sie überschwemmt. Bei größeren Gruppen können die einzelnen Rollen auch zu zweit oder zu dritt gespielt werden, sodass alle Kinder aus dem Kreis beteiligt werden. Kommt das Wasser, fallen sie in einem großen Haufen übereinander.
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Alter: ab 4 Jahren Ort: Raum, der abgedunkelt werden kann
Nach dem Lesen oder Erzählen des Märchens von - Hänsel und Gretel (KHM 15) werden die Rollen verteilt, wobei auch der "Wald" sowie der "Backofen" von Kindern dargestellt werden. Danach wird das bekannte Märchenlied gesungen und gespielt. Der besondere Reiz liegt darin, dass das Märchenlied im Dunkeln gespielt wird, so kann das Seelenbild "Dunkler Wald" besser nacherlebt werden. Außerdem spielen die Kinder ihre Rolle unbeobachteter und damit freier. Auch ältere Kinder bis zu Erwachsenen spielen auf diese Weise das bekannte Märchen nach!
Nach dem Lesen oder Erzählen von Schneewittehen (KHM 53) kann das Symbol des Spiegels vertieft werden. Alter: ab 4 Jahren Material: evtl. 1 Handspiegel
Die Spielleitung beginnt: "Ich sehe in meinem Spiegel einen Jungen. Er spielt gerne Fußball, bringt zum Frühstück gerne NuteIlabrote mit usw. Sobald sich ein Kind in der Beschreibung erkennt, sagt es: "Du hast mich in deinem Spiegel gesehen." Es nimmt den Spiegel und beschreibt weiter ...
Hier zur Erinnerung der Text:
Schl1eewittchel15 Kamm
HCln~et t(no Qretet verirrten sich im Wcdo E~ war so ounket unO aucn. so bitter katt Sie kamen an ein HClu~cn.en Mit 1?fefferkucn.en fein Wer YnCJ..g oer Herr wobl \)on oie~em HClu~cn.en~ein
Der Kamm gilt als Symbol für mütterlichen Schutz. In vielen Geschichten wird er zum Zauberkamm: Wirft ein Verfolgter den Kamm hinter sich, wird der Verfolger sofort gestoppt.
Huhu 00.. ~cn.aut eine atte Hex n.erau~ Sie [ockr oie t
On.
'Doch ab oie Hex in oen Ofen ~cn.aut n.inein Waro ~ie ge~toßen von Han~ uno Qretetein nie Hexe mu~~te brennen, nie t
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Alter: ab 4 Jahren Material: 1 kleiner Kamm
Die Kinder stehen im Kreis, halten die Hände hinter dem Rücken geöffnet und schließen die Augen. Die Spielleitung steckt einem Kind unauffällig einen kleinen Kamm zu. Dieses Kind läuft nun im Kreis herum und tippt einem "Verfolger" auf die Schulter. Das .Schneewittchen" kann nun entweder den Kamm fallen lassen, dann ist der Verfolger gestoppt, er nimmt selbst den Kamm auf und wird so zum Schneewittchen. Das Schneewittchen kann aber auch einem anderen Kind den Kamm zustecken, dieses wird dann zum Schneewittchen ...
Alter: ab 4 Jahren Material: 1 Knäuel dicke Wolle. viele kleine Sym-
Alter: ab 5 Jahren
bole (Figürchen. Spielzeug ...)
Die Kinder überlegen jeweils für sich den Namen einer Märchenfigur und flüstern diesen der Spielleitung. Die Kinder im Kreis stellen ihm nun der Reihe nach Fragen. die es nur mit Ja und Nein beantwortet (evtl. mit Unterstützung der Spielleitung). Wer errät, welche Märchenfigur gesucht ist, darf der Spielleitung seine Märchenfigur nennen ...
An einen Wollknäuel von dicker Wolle im Abstand von ca. 3 Metern kleine Symbole knoten. In jedem Kinderzimmer finden sich dazu eine Menge Figürchen und Spieldinge. Die Symbole können wahlweise: o ein bestimmtes Märchen betreffen - sie werden in der richtigen Reihenfolge eingeknotet oder o sie werden beliebig aneinandergeknotet, dann ergibt sich daraus später ein neues Märchen. Danach wird das Knäuel wieder aufgewickelt.
Vorbereitung:
Alter: ab 6 Jahren
Die Kinder setzen sich in einen Kreis von 3 m Durchmesser. Die Spielleitung beginnt mit dem Märchen •.Es war einmal ..", nennt ihr erstes Symbol. das sie in der Hand hält, und erzählt etwas dazu. Dann gibt sie das Knäuel an ein anderes Kind aus dem Kreis weiter. Dieses spinnt dann auch das Märchen mit seinem Symbol weiter. Je nach Zusammenstellung der Symbole o erzählen die-Kinder so ein bekanntes Märchen nach oder o spinnen nach und nach gemeinsam ein neues Märchen ...
Ein Kind in der Mitte sucht sich aus dem Kreis 2-3 Kinder aus. die mit ihm ein Märchen pantomimisch darstellen sollen. Die •.Schauspielerinnen" verabreden miteinander. welches Märchen sie vorspielen. Zuerst .frieren sie ein" und auf •.Knopfdruck" geht's los ... Wer von den Kindern im Kreis am schnellsten rät, um welches Märchen es sich handelt. darf die nächste Schauspieltruppe zusammenstellen.
MärcheV\spielketteV\ Zu jedem Märchen lassen sich passende Spiele ausdenken, sehen wir die verschiedenen "Bilder" des .Märchens an. So kann eine ganze Spiel kette zu einem Märchen entstehen. Zuerst das Märchen lesen oder erzählen, dann spie-
len die Kinder die Spiele entsprechend des Handlungsverlaufes nach. Die folgenden Beispiele sollen als Anregung dienen und dazu ermuntern, eigene Assoziationsketten zu jedem beliebigen Märchen zu entwickeln.
Rapunzel Ort: Gespielt wird im Freien, auf einer (hügeligen) Wiese und im Wald Material: Augenbinden, Salatschüssel, Sieb, Wasserkanister, für jedes Kind Geschirr, Vesper, verschließbare Plastikschüssel mit vorbereiteter Salatsoße
Alter: ab 5 Jahren Material: Salatsieb Ort: große Wiese Gespielt wird auf einer großen Wiese. Die Kinder stehen im Kreis und schließen die Augen. Die Spielleitung schreitet den Kreis ab. Legt sie einem Kind die Hand auf die Schulter, so ist dieses zur Zauberin gewählt. Die Kinder pflücken Löwenzahn, der später als Salat gegessen werden soll. Gibt sich die Zauberin einem Kind durch Handauflegen zu erkennen, darf sich dieses Kind nicht mehr rühren - es ist gebannt. Nur durch Abschlagen durch ein anderes Kind kann es von den anderen wieder befreit werden. Hat die Zauberin fünf Kinder gebannt, bilden alle Kinder wieder einen Kreis. Das zuletzt gebannte Kind darf nun den Kreis abschreiten und die neue Zauberin bestimmen ... Gespielt wird mindestens so lange, bis das Salatsieb voll mit Löwenzahn ist ...
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RapV\V\zels t-Iaat Alter: ab 6 Jahren Material: langes dickes Seil Das Seil an einem Baum, der möglichst auf dem Kamm eines Hügels steht, fest verknoten. Wieder stellen sich die Kinder im Kreis auf. Ein Kind wird zu Rapunzel gewählt. Die Spielleitung bestimmt nun durch heimliches Zublinzeln die Zauberin. Hat diese das Signal verstanden, hebt sie leicht die Finger der linken Hand. Danach bestimmt die Spielleitung ebenfalls durch Zublinzeln den jungen Königssohn. Auch er hebt dezent die Hand, wenn er das Signal verstanden hat. Rapunzel stellt sich nun auf den Hang zum Baum (Turm) und hält das Seil (Haar) in der Hand. Wie im Märchen kann Rapunzel nur durch den Königssohn befreit werden. Wehe aber, wenn es die Zauberin in den Turm lässt! Ein Kind nach dem anderen stellt sich unter den Turm und ruft nun das Sprüchlein: ']<.cq:lC..fnZeC ']<.cq:llfnze[ [Cl~~
oe;»
HClClr
herunter!
Rapunzel entscheidet, wem sie das Seil herunterlässt und zu sich hoch hangeln lässt und wen nicht. Hat sie auf diese Weise ihre Wahl getroffen, gibt es drei Möglichkeiten: o Ist im Turm unter den Kindern nur der Königssohn, ist Rapunzel befreit! o Sind im Turm aber Königssohn und Zauberin, steht es unentschieden. Das Spiel beginnt von vorne, wobei das letzte Rapunzelkind diesmal die Kinder auswählt. o Hat sich Rapunzel aber unglücklicher Weise, nur die Zauberin in den Turm geholt, ist sie gebannt. Dann wählt die Spielleitung drei neue Märchenfiguren und das Spiel beginnt von vorne. Das gebannte Rapunzel muss nun hoffen, dass das neue Rapunzel beide befreit ... Hinweis: Wird die Spielkette mit Großgruppen gespielt oder mit Vierjährigen, müssen die Kinder einfach den Hang am Seil erklimmen.
Alter: ab 6 Jahren Material: Augenbinden, Flöte oder anderes M usikinstru ment Ein Kind ist Rapunzel. Sie sitzt mitten in einem Waldstück und spielt die Flöte oder ein anderes Musikinstrument nach Wahl. Die anderen Kinder haben die Augen verbunden. Sie laufen einzeln den Flötentönen folgend quer durch den Wald, um Rapunzel zu finden. Glaubt ein Kind, dass es sich verirrt hat, ruft es laut, dann kommt das nächste Kind ihm mit verbundenen Augen zu Hilfe. Jetzt geht's gemeinsam weiter ... Hinweis: Jüngere tragen keine Augenbinde und suchen so Rapunzel.
Alter: ab 4 Jahren Wer bei Rapunzel angekommen ist, wird wieder sehend, wenn er mit etwas Wasser, den Tränen von Rapunzel, bespritzt wurde. Erst dann darf die Augenbinde abgenommen werden!
wlCtckliche +-Ieimkeht Alter: ab 4 Jahren Nach der Befreiung von Rapunzel gibt es im Wald an einem Rastplatz eine Vesper, bei der ein Löwenzahnsalat nicht fehlen darf. Die Blätter mit Wasser in der Salatschüssel waschen, durch das Sieb geben, die fertige Salatsoße in die Schüssel geben und den Salat vermengen.
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Froschkönig KÖl1igstochtet; Alter: ab 4 Jahren Material: Wasserbottich voll Wasser und Matsch, 1 Glibberfrosch, 1 kleine, goldene Kugel
3Ctl1gste - mach mit avtf
In einem Wasserbottich voll Wasser und Matsch ist ein Glibberfrosch und eine kleine, goldene Kugel versteckt. Jedes Kind muss nun etwas aus dem Brunnen fischen. Zieht es den Frosch heraus, muss es noch mal mit den Händen fischen, zieht es die goldene Kugel heraus, geht's zur nächsten Spielstation.
Gespielt wird im Kreis, in der Mitte sitzt die Königstochter. Ein Kind ist der Frosch und geht kurz vor die Tür. Die Spielerinnen im Kreis bestimmen drei Kinder zu "Türen", die auf Bitten des Frosches "aufgehen", ihn also in die Mitte lassen.
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Alter: ab 4 Jahren
Der Frosch wird wieder hereingerufen. Nun stellt er sich vor das erste Kind und ruft: "Königstochter, Jüngste - mach mir auf!" o Hat er Glück, darf er eintreten. o Hat er Pech, muss er weiterfragen. Schafft er es nach dreimal fragen nicht, zur Königstochter zu gelangen, stellt er sich einfach wieder in den Kreis - ein neuer Frosch und neue Türen werden gewählt. Das Spiel beginnt von vorne. Schafft es der Frosch, wird er zur Königstochter.
Alter: ab 5 Jahren Material: Zettel und Stift
Die Kinder teilen sich in zwei Gruppen: Königstöchter und Königssöhne. Die Spielleitung geht mit Stift und Zettel zur Gruppe der Königssöhne. Diese sagen der Spielleitung heimlich, wessen Prinz sie sind, sodass alle Königstöchter zum Schluss einen Prinzen abbekommen.
Wenn eine Königstochter meint, "ihren" Frosch gefunden zu haben, wirft sie ihn mit den Händen auf den Schultern (vorsichtig!) nach hinten um. o Ist es ihr Prinz, sind die beiden erlöst und gehen aus dem Spielfeld. o Ist ihre Wahl falsch, wird sie selbst auch zum Frosch und quakt mit. Haben alle Königstöchter gewählt. werden sie zur Gruppe der Königssöhne. Allerdings müssen sich die Königssöhne neue Prinzessinnen wählen logisch!
Heinrich war der treue Diener des Königssohns. Als sein Herr zum Frosch verwandelt wurde, war dieser so betrübt, dass er sich drei eiserne Ringe um sein Herz hat legen lassen. Wie er nun den jungen König wieder in sein Reich fahren durfte, war dreimal ein Geräusch zu hören, dies waren die Bänder um sein Herz, die vor Freude aufsprangen. Alter: ab 4 Jahren
Nun verwandeln sich die Prinzen in Frösche, hocken sich entsprechend auf den Boden und beginnen ein großes Froschkonzert. Die Königstöchter versuchen nun ihr Glück, gehen zum Froschkonzert und versuchen herauszufinden, welches "ihr" Frosch ist. Die Frösche können durch die Art zu quaken ihrer Prinzessin vielleicht nützliche Hinweise geben, allerdings können sie so auch eine andere in die Irre leiten.
Die Spielleitung macht hinter dem Rücken der Kinder drei unterschiedliche Geräusche. Raten die Kinder die Geräusche richtig, so fällt auch ihnen ein Stein vom Herzen.
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Aschenputtel LiV\seV\sortieren Alter: ab 4 Jahren Material: Trockenlinsen und -erbsen,
Schüsselchen
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Jedes Kind erhält ein Schüsselchen gefüllt mit Trockenlinsen und -erbsen. Erst, wer seine Linsen und Erbsen sortiert hat, geht weiter zu r nächsten Spielstation.
Alter: ab 4 Jahren Material: verschiedene Kleidungsstücke zum
Danach folgt wieder der Schreittanz zu Paaren hinterei nander. o Die Spielleitung bildet mit Partner einen Torbogen, die Kinder gehen paarweise hindurch und stellen sich danach auch zum Torbogen auf, bis alle Kinder als Tor stehen. o Nun geht die Spielleitung mit Partner durch den ganzen Tortunnel, die anderen folgen nach. o Zum Schluss trennen sich die Paare wieder rechts und links abgehend, bilden noch mal einen Kreis und verbeugen sich zur Mitte.
Verkleiden In einem Baum hängen verschiedene Kleidungsstücke. - Jedes Kind wählt sich etwas davon aus, um so gekleidet zum Ball gehen zu können. Hinweis: Der Ball beginnt, wenn alle Kinder die
beiden ersten Spielstationen bewältigt haben. Bei Großgruppen, wenn 12 Kinder fertig sind.
Jm Ballsaal Alter: ab 4 Jahren Material: (mittelalterliche)
Musik
Zu einer mittelalterlichen Musik nach Wahl tanzen alle eine Polonaise: o Die Kinder stellen sich paarweise hintereinander auf. o Die Spielleitung stellt sich mit einem Partner vorne an und führt den Schreittanz an. o Auflösung der Reihe: Die Spielleitung und ihr Partner trennen sich rechts und links abgehend und führen "ihre" Reihen zu einem Kreis. o Im Kreis tanzen alle mit Partner eine Mühle rechts und eine Mühle links herum - die rechte Hand dabei erhoben aneinanderlegen. 62
Alter: ab 4 Jahren
Alle Kinder ziehen ihre Schuhe aus und legen diese auf einen großen Haufen. Die Kinder gehen paarweise zusammen. Erst jetzt erklärt die Spielleitung die weitere Spielaufgabe: Zuerst ist das eine Kind Aschenputtel - sein Partnerkind rennt zum Schuhhaufen und versucht das richtige Paar Schuhe zu finden. Passt der Schuh, ist die Aufgabe gelöst und das andere Kind rennt zum Schuhhaufen und wühlt nach den vermeintlichen Schuhen seines Aschenputtels ...
Alter: ab 4 Jahren
Sind alle Aufgaben gelöst, gibt es ein rauschendes Fest - wie immer!
Mä~chel!\ spielel!\ mit szel!\ischel!\ Mittell!\
Damit Märchen bei der Inszenierung nicht ihren Zauber verlieren, eignen sich besonders die drei folgenden Darstellungsformen: o das Spielen aus dem Erleben - Jeu dramatique (vgl. S. 64), o das Schattenspiel und o das Spiel mit dem Zauberlicht: Schwarzlichttheater. In allen drei Darstellungsformen können Kinder sich schnell zurechtfinden, müssen keine Sprechrolle auswendig lernen und werden durch die Märchenerzählerin sicher durch die Handlung geleitet.
Das Märchen selbst verliert dadurch seinen Zauber nicht, es bleibt in weite Ferne gerückt und der Zuschauer behält Raum für seine eigene Fantasie zum Märchen. Drum ist es auch nicht notwendig und gar nicht gewünscht, dass "alles" gezeigt wird. _ Immer ist erst die Erzählerin zu sehen und dann die Kinder in der Umsetzung. So kann der Zuschauer erst hören und dann die Umsetzung sehen! Beim Hören entstehen eigene Bilder im Kopf, beim Sehen folgt der Zuschauer den umgesetzten Bildern der Kinder. 63
Märchenhafte Musik Tipps zum Einsatz beim szenischen Spiel _Wollen wir die Inszenierungen musikalisch unterlegen, wählen wir Musik, die ebenso fern wie zauberhaft klingt. Dazu eignet sich Musik der Impressionisten wie Maurice Ravell oder Claude Debussy, weil diese Musik nicht greifbar ist. Sie regt die Fantasie an, aber man kommt ihr nicht so einfach auf die Schliche. Impressionistische Musik verwendet die Ganztonskala. Im Gegensatz zu unserer C-DurTonleiter, wo wir wissen, sie fängt mit C an und hört mit C auf, hat diese Musik diesen Zielton nicht. Es gibt zauberhafte Flötenmusik und Stücke für Klavier, sie wirken wie die Märchen unendlich
Jeu dramatique
- Spielen aus dem Erleben
Die einfachste Form der Inszenierung ist mit den Methoden des Jeu dramatique zu deutsch: Spielen aus dem Erleben. Nach einmaligem Lesen des Märchens überlegen sich die Kinder, welche Rolle sie übernehmen wollen, klären die Spielorte, wählen sich eventuell Kostüme, um besser in die Rolle zu schlüpfen und eventuelle Kulissen, die ihnen zum Spiel notwendig erscheinen. Zum Vereinfachen des Märchens, die klassischen Märchen zuerst mit den Kindern erarbeiten: "Wie fängt das Märchen an, was geschah dann? ..." Den so entwickelten Inhalt in einfachen Worten mitschreiben. Diese vereinfachte Version spielen die Kinder zunächst ohne Geschichte nach.
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und ferne wie beispielsweise .Svrinx" oder .Claire de lune" von Ravell. Auch hier lohnt sich ein Gang in eine Musikalienabteilung und ein wenig Zeit zum Reinhören und selbst auswählen ... Die Musik kann ertönen zwischen Erzählung und dem Spiel der Kinder. Esist auch möglich die Spielszenen der Kinder mit Musik zu untermalen, dann hat das Spiel etwas von dem Spiel der Figuren einer alten Spieluhr ... Wichtig: Nie Musik erklingen lassen, wenn gesprochen wird!
Dann wird die Geschichte erneut gelesen oder erzählt und die Kinder spielen dazu. Sie spielen dabei nicht vorrangig für ein Publikum, sondern aus ihrem inneren Erleben heraus - für sich selbst. Sie können dazu die sich wiederholenden Verse sprechen, wie zum Beispiel .Spieqlein, Spieglein an der Wand ...", es ist für den Handlungsverlauf aber nicht unbedingt erforderlich. Da das Märchen beim Spielen gehört wird, identifizieren sich die Kinder während des Spieles stärker damit und kommen gefühlsmäßig intensiver in Kontakt mit der Rolle, die sie gewählt haben. Nicht alle können immer die Hauptrolle spielen, aber es ist auch gut und wichtig, die Nebenaspekte der Märchen zu sehen: Sich einmal als "gute Fee" zu
fühlen, ein andermal in die Rolle der "bösen Fee" zu schlüpfen. Schließlich tragen wir alle diese heilen und dunklen Aspekte archetypisch in uns. Diese Form der Darstellung ermöglicht es auch, sich z. B. einfach als Baum zu fühlen, sei es im dunklen Wald bei .Hänsel und Gretel" oder als gebender Haselstrauch bei "Aschenputtel". Die Kinder können auch in Tierrollen schlüpfen, ganz so, wie es Zaubermärchen vorsehen. So ist es in diesem Spiel auch möglich, zauberhafte Verwandlungen im Spiel tatsächlich zu erleben, so wie die Kinder dies auch im freien Rollenspiel erleben.
Für die Märchenerzählerin ist es wichtig, dass sie während des Vortrags Pausen macht in ihrer Erzählung, damit die Kinder sich "ausspielen" können. Genauso kann sie durch ihre Erzählweise, durch Betonung in der Stimme, den Kindern signalisieren, dass sie jetzt gleich "dran" sind. So führt sie die Kinder sicher durch ihr Spiel. Beispielhaft setze ich im Folgenden Schneewittchen um. Nach dieser Methode können alle Märchen auch zu einer Aufführung vor Publikum gelangen. Um die Sprachschönheit des Originalmärchens der Brüder Grimm zu zeigen, hier die ersten Sätze des bekannten Märchens.
(KHM 53)
Schneewittchen
E
.
s war einmal, mitten im Winter, (.01.0 oie Schneeflocken fielen wie feoem vom Himmel herctb, Oet ~etß eine I<önigin etn einem Fenster, Oet~ einen F-ethmen von schwarzem Ebenholz hettte uno nethte.
t.-(nOwie sie so nethte unO netch oem Schnee etufblickte, ~tetch ~ie sieb mit oer Netoel in oen finger, unO es fielen orei Tropfen 'Blut in oen Schnee. t.-(nOweil Oet~F-ote im weißen Schnee so schön etu~~eth, oetchte sie bei sieb: Hzitt ich ein l
Besonders an dieser Inszenierung ist, dass auf zwei Guckkastenbühnen gespielt wird. Während in einem Guckkasten für die Zuschauer sichtbar ge.spielt wird, können sich im anderen Guckkasten die Kinder für die nächste Szene vorbereiten. Die zwei Guckkästen können einfach durch einen Vorhang getrennt sein. Es können aber auch zwei getrennte Pavillons aufgestellt werden. Wer will, kann als Kulisse auf Leintuch für das eine Zelt einen großen Spiegel aufmalen, für das andere eine Wand des Zwergenhäuschens gestalten. Als Vorhang dient jeweils ein Leintuch. Um ihn zu schließen, steigen rechts und links zwei Kinder auf den Stuhl und halten ihn hoch. So können sich die Kinder dahinter in Ruhe vorbereiten für den nächsten Auftritt. ...- Zur Vorbereitung Schneewittchen in der Originalfassung der Brüder Grimm lesen (KHM 53).
J
-
Vorbereitung:
Die zwei Guckkastenbühnen ausstatten, die erste wird zum Schloss der Königin mit einem Spiegel, die zweite wird zum Zwergen häuschen mit entsprechendem Tisch mit Geschirr, Kinderstühlchen und einem Bett. Entsprechend der Spielhandlung wechselt die Szene immer zwischen den beiden Spielorten, dazwischen ist der Vorhang der Guckkastenbühnen geschlossen und man sieht nur die Erzählerin. Die Märchenerzählerin erzählt das Märchen und hält immer wieder inne, wenn die Kinder eine Szene nachspielen. Hierzu passt die oben beschriebene Musik von Ravel (s.o.) als Untermalung der Spielszene.
Szene 1 Königinnenschloss Königin stellt sich vor den Spiegel, Märchenerzähierin spricht die Stimme der Königin und die Stimme des Spiegels. Als die Königin hört, dass Schneewittchen schöner ist als sie, zeigt sie Wut und Neid.
Szene 3 Königinnenschloss Königin erfährt vom Spiegel, dass Schneewittchen bei den sieben Zwergen noch lebt, zieht sich ein Kopftuch und eine Schürze um, schnappt sich ein Mieder oder einfach ein Hemdchen und geht ins Zwergenhäuschen.
Szene 2 Zwergen häuschen Schneewittchen irrt durch den Wald (durchs Publikum]. findet das Zwergen häuschen, sieht sich darin um, probiert von den Speisen und legt sich schlafen.
Szene 4 Zwergenhäuschen Schneewittchen zieht das Mieder an, sinkt "bewusstlos" zu Boden. Königin geht triumphierend in ihr Schloss zurück. Zwerge eilen herbei und wecken das Schneewittchen.
Szene 3 Zwergenhäuschen . Auftritt der sieben Zwerge durch das Publikum. Sie betreten das Häuschen und entdecken das Schneewittchen.
Szene 5 Königinnenschloss Königin erfährt vom Spiegel, dass Schneewittchen noch lebt, nimmt sich einen Kamm und geht wieder zum Zwergen häuschen. Szene 6 Zwergenhäuschen Schneewittchen wird von der Königin gekämmt und fällt wieder hin. Königin geht ab, Zwerge eilen herbei und retten Schneewittchen. Szene 7 Königinnenschloss Königin erfährt vom Spiegel, dass Schneewittchen noch lebt. Nimmt sich einen Korb mit Äpfeln und geht zum Zwergen häuschen. Szene 8 Zwergenhäuschen Schneewittchen nimmt ihren Apfel, beißt hinein und fällt hin. Königin wendet sich ab, Zwerge eilen herbei und weinen um Schneewittchen. Auftritt Königsohn: Er hält Schneewittchen in die Höhe, so fällt der vergiftete Apfel wieder heraus und Schneewittchen lebt. Szene 9 KöniginnenSChlOSS Königin ärgert sich schwarz und trampelt wütend hin und her, bis sie umfällt.
~~~~~~--------~ \
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Schattenspiel Eine Schattenspiel bühne lässt sich mit einfachen Mitteln herstellen: Zwei Leintücher zusammennähen, eine Wäscheleine vor die Bühne spannen und - daran die Leintücher befestigen. Ein großer Scheinwerfer beleuchtet das Leintuch von hinten. Die Kinder spielen zwischen Scheinwerfer und Leintuch, so werden ihre Schatten für das Publikum sichtbar. Leicht ist das Schattenspiel für Kinder deshalb, weil sie sich dem Zuschauer beim Spiel nicht direkt zeigen. Spannend ist es für Kinder die zweidimensionale Wirkung des Spiels zu sehen. Zur Einführung erzählt die Märchenfrau das Märchen. Mit den Kindern bespricht sie danach, wie sich die Bilder des Märchens in Schattenbilder übertragen lassen. Gemeinsam wird dann geprobt
und ausprobiert. Wichtig ist beim Spiel mit den Schatten, dass die Spielerinnen ganz nah am Leintuch agieren, dann werden ihre Umrisse deutlicher. Es braucht nur einfache Kulissen, weil sie ja nur schemenhaft wirken. Während der Aufführung ist für das Publikum dann nur die Märchenerzählerin tatsächlich zu sehen. Sie erzählt das Märchen und macht immer Pausen, wenn die Kinder eine Szene darstellen. Während die Märchenerzählerin erzählt, wird einfach der Strahler ausgemacht. so haben die Akteure im Hintergrund Zeit, die neue Szene zu richten. Wichtig ist. dass ein "wunderbarer" Helfer die Kinder dabei unterstützt. Beispielhaft hier einige Szenenbilder für das Märchen Rumpelstilzchen.
KHM 55
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Kinder lieben kleine freche Trolle und Kobolde, die gerne Schabernack treiben und sich wie toll gebärden. Freche Grimassen schneiden und anderen die Zunge zeigen gehört sich normal nicht - gerade deshalb macht es ja so viel Spaß! Beim Vortragen des Märchens vom garstigen Rumpelstilzchen sitzen die Kinder im Kreis, in der Mitte flackert eine Kerze. Die Kinder lauschen der Geschichte.
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Bei den Stellen, an denen das Rumpelstilzchen seinen Schabernackreim aufsagt, wird das Erzählen unterbrochen und der Liedtext wiederholt gesungen. Dazu dürfen die Kinder abwechselnd mal zeigen, wie sie als Rumpelstilzchen tanzen würden - dabei gehen plötzlich sogar die Tanzmuffel aus sich heraus! Beim freien Ausdruckstanz rund um die flackernde Kerze ist jede Geste erlaubt, die Spaß macht. Wer kann gar garstig tanzen? Die übrigen Kinder sitzen im Kreis, singen den Rumpelstilzchen-Reim und patschen dazu auf die Oberschenkel.
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Rumpelstilzehen schemenhaft auf Pappe zeichnen und ausschneiden (s. Abb.). Davon ein Doppel anfertigen, dieses in der Mitte auseinander schneiden. Das Spinnrad wird von drei Kindern gespielt. Sie verkleiden sich als "Spulen". Sie schlüpfen dazu in Bettbezüge o. Ä., damit ihre Körperumrisse als Schatten nicht zu sehen sind. Sie halten jeder ein dickes Turnseil oder Ähnliches und rollen das Seil selbst auf, indem sie sich zur Bühnenmitte hindrehen. Zuerst tritt eine Spule auf, dann zwei, dann alle drei. Das Fußende einer Wiege aus Pappkarton (s. Abb.) ausschneiden. Ein Spieler bewegt diese Wiege dann hin und her.
Spielvorschlag Die Märchenerzählerin erzählt das Märchen, zwischendurch hält sie immer inne und die Kinder spielen die passende Spielszene. 1. Szene Müllerstochter sitzt in der Kammer (seitlich hinter dem Leintuch) auf einem Stuhl und schluchzt (ohne Worte, der ganze Körper bebt). Auftritt des kleinen Männleins (ein Kind "Puppenspieler" liegt bäuchlings in der Mitte der Bühne hinter dem Leintuch auf dem Boden und lässt die ganze Spielfigur plötzlich auftauchen, indem es sie vom Boden an die Leinwand hochklappt. Tochter reicht dem Männlein ein Halsband (in die Hand des "Puppenspielers") Männlein macht sich an die Arbeit. Ein Kind spielt die erste Spule, hält ein Seil vor den Bauch. Männlein fängt an, mit dem Fuß zu wippen und (Puppenspieler hält das andere Ende des Seils fest!) Kind dreht sich vom Bühnenrand zum Männlein hin und spult sich so das Seil um den Körper - Arbeit ist getan!
2. Szene Müllerstochter gibt Männlein ihren Ring,
Männlein geht an die Arbeit. Zwei Kinder rollen sich an zwei Seilen zu Spulen auf. - Arbeit ist getan! Königin gibt zugeben. Männlein Drei Kinder wickeln Spulen auf - Arbeit
3. Szene
Versprechen, ihr Kind hergeht wieder an die Arbeit. sich an drei Seilen zu drei ist getan.
Müllerstochter wiegt ihr Kindlein (ein Kind liegt bäuchlings hinter dem Leintuch und bewegt die Pappwiege hin und her). Auftritt des Männleins (ein anderes Kind lässt Pappfigur "erscheinen") Königin erschrickt.
4. Szene
5. Szene Auftritt
Männlein: Vor Wut reißt sich das Männlein in der Mitte entzwei. (Kind liegt bäuchlings, hält die halbierte Spielfigur erst noch zusammen, bewegt sie immer schneller hin und her, bis es die beiden Teile auseinanderreißt.
Schwa rzl ichttheater Das Schwarzlichttheater eignet sich sehr gut für Zaubermärchen, weil die Akteure mit einfachen Mitteln auch Zauberhaftes zeigen können. Wie -sein Name schon verrät, wird mit einer Schwarzlichtlampe gespielt. Die Schwarzlichtlampe strahlt ultraviolettes Licht aus, das neben weißer Baumwolle auch alle Neonfarben zauberhaft zum Leuchten bringt. Diese Lampe gibt es im Elektrogroßhandel zu kaufen. Gespielt wird in einem
"Schwarzen Kabinett": Dazu einfach ein Pavillonzeit mit schwarzen Vorhängen an Wänden, Decke und Boden auskleiden. Die Spieler ziehen sich ebenfalls von Kopf bis Fuß (Hände nicht vergessen!) uni schwarz an. Außerdem stülpen sie eine schwarze Kapuze über. Die Kapuze lässt sich leicht herstellen: Eine Stoffbahn aus schwarzem, durchsichtigem Stoff von 40 x 80 cm einmal falten und an einer Seitenkante zunähen. (s. Abb.)
Da Schwarz vor Schwarz verschwindet, werden die "schwarzen" Akteure unsichtbar und können so als .Helferfiquren" unsichtbar Dinge erscheinen, schweben und verschwinden lassen. Sollen hingegen Figuren oder Teile davon sichtbar werden, tragen sie am besten Kleidung aus weißer Baumwolle, diese leuchtet im Schwarzlichttheater besonders wirkungsvoll.
Wie immer gilt: Zuerst wird das Märchen gelesen, dann setzen die Kinder die Märchenbilder in Szenen um. Zur Aufführung gibt es wieder ein Wechselspiel von Erzählerin des Märchens und Spiel der Kinder im Schwarzlichttheater.
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Beispielhaft möchte ich das Märchen Oie Sterntaler szenisch umsetzen. Wegen seiner Kürze kann ich es hier ganz im Originaltext erzählen.
KHM 153
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Die Ste~l'\tale~- als Schwa~zlichttheate~ Die Märchenfrau erzählt das Märchen den Kindern. Danach überlegen sich die Kinder die Umsetzung. -Spielvorschlaq :
Die Märchenerzählerin erzählt das Märchen und hält inne, wenn die Kinder spielen. 1. Szene Die Kinder spielen zuerst im normalen Licht. Das Mädchen trägt ein weißes Nachthemd darüber einen Rock, eine Weste und eine Mütze. Es kauert in der Bühnenmitte. In der Hand hält es ein Stück Brot. Ein Kind, als Bettler verkleidet, reibt sich den Bauch und deutet an, dass es Hunger hat. Das Mädchen reicht das Stück Brot; der Bettler geht von der Bühne ab. Als Nächstes betritt ein Kind die Bühne. Dieses bibbert und hält sich mit den Händen schützend die Ohren. Da gibt das Mädchen seine Mütze her. Ein zweites Kind betritt die Bühne und friert am ganzen Körper. Da gibt das Mädchen seine Weste (Leibchen) her. Da kommt das dritte Kind und bittet um den Rock, da gibt das Kind den Rock noch her. Das Mädchen läuft nun selbst frierend im Nachthemd langsam auf der Bühne umher.
Das Weißlicht geht aus. Die Märchenfrau erzählt, wie es Nacht wird und das Mädchen in den dunklen Wald geht ... 2. Szene Die Schwarzlichtlampe wird eingeschaltet. Während die Bühnenbeleuchtung ausgeschaltet war, haben sich drei "unsichtbare Kinder" im Schwarzen Theater aufTische gestellt und halten viele weiße Baumwollsterne an Fäden. Diese leuchten jetzt im Schwarzlicht. Außerdem leuchtet das weiße Nachthemd im Schwarzlicht. Da "erscheint" eine weiße Hand (weißer Baumwollhandschuh) und fordert auch noch das Nachthemd. Danach wird die Hand "unsichtbar", indem sie einfach auf den Rücken gehalten wird. Zwei unsichtbare Helfer lassen jetzt das Sterntaler-Kind hinter einem Tuch, welches sie vor das Kind halten, verschwinden. Der Zuschauer meint, nun habe es auch noch das Hemd hergegeben. Vor dem Tuch gehen jetzt die Sterne nieder. Danach wird das Tuch wieder heruntergelassen - der Zuschauer meint, das Kind habe jetzt ein neues Hemd an. Das Sterntalerkind sammelt jetzt die leuchtenden Sterne auf.
Nachdem unsere erste Aufmerksamkeit den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm und deren spiel pädagogischer Umsetzung galt, wenden wir uns jetzt Märchen aus anderen Ländern des Märchenreiches zu. Da es überall auf der Welt Märchen gibt, habe ich Märchen aus dem Norden, Süden, Osten und Westen des Märchenreiches ausgewählt. Dabei kommt es natürlich immer auf den eigenen Standpunkt an und woher der Wind gerade weht.
Die ausgewählten Märchen sind als Einstieg gedacht für die jeweilige Märchenregion, darüber hinaus gibt es viele, viele weitere Märchen - russische Märchen, chinesische Märchen, australische Märchen, irische Märchen, um nur einige zu nennen. Auch diese lassen sich ganzheitlich umsetzen. Mögen die vier Beispiele Anregungen geben, neue Regionen im Märchenreich selbst zu erkunden. Im Anhang finden sich diverse Märchensammlungen mit Märchen aus anderen Ländern. Die Märchen aus unserer Region lassen sich genauso festlich umsetzen. 75
Während die Märchen bisher kurz und überschaubar gehalten waren, sind einige der folgenden ein wenig komplexer. Diese eignen sie sich für das Märchenalter ab Schulreife, jedoch können Kinder jeden Alters an diesen ganzheitlichen Märchenaktionen teilnehmen, bieten sie in ihrer Gesamtheit -doch für jeden etwas. Früher waren auch alle Generationen beim Erzählen anwesend - haben sich auch einige Bilder von Märchen noch nicht jedem Anwesenden erschlossen. Aus jeder Märchenregion stehen zwei Märchen beispielhaft. so zeigt sich diese Märchenregion vielfältiger. Die Kinder bringen durch die entsprechenden "Spiel pausen" genügend Ausdauer mit, zwei Märchen zu hören und zu "verdauen". Eingebunden sind diese Märchen in eine ganzheitlich gestaltete Umgebung. So werden die Märchen immer in einem besonderen, zum Charakter der Märchen passenden Märchenraum erzählt oder vorgelesen. Gleichzeitig gibt es diesmal auch jedes Mal etwas zu essen, um die andere Märchenkultur auch auf der Zunge zu haben.
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Der Norden des Märchenreiches, irgendwo in Skandinavien, so zwischen Schweden, Finnland und Norwegen, ist rau und ursprünglich in der Vegetation. Er ist nicht so dicht besiedelt wie unser Teil des Märchenreiches. Da, wo der Wanderer noch tagelang um einsame Seen wandern kann, ohne auf Menschen zu treffen, wo nachts einsame WaIdhütten dem Wanderer Schutz vor Nacht und Wetter bieten, da wo einsame Seen am Morgen die einzige Möglichkeit bieten, ein schnelles, kaltes Bad zu verrichten, da haben sich die alten Mythen noch in den Märchen gehalten, die Mythen lange vor unserer Zeitrechnung. Im Norden des Märchenreichs sind Riesen und Trolle, Bergmännchen und Hauswichtel, die Nisse oder 76
Ankunft im Märchenreich, das Märchen selbst, die Vertiefung des Märchens und der Abschied aus dem Märchenreich sind diesmal ganz unterschiedlich, um dem Leser den Variantenreichtum vor Augen zu führen. Durch die unterschiedliche Wahl der Märchenräume gibt es Märchenstunden für draußen, für drinnen, unter freiem Himmel, im Zelt, in der Hütte oder im Haus. So finden wir auch Gelegenheiten die Märchen im Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter durchzuführen. Auch die Tageszeit, wann wir die Märchenstunde gestalten, kann variieren, so können alle Aktivitäten am Tag durchgeführt werden, einen zusätzlichen Reiz erhalten sie, wenn sie nachts im Kerzenschein oder am Lagerfeuer stattfinden ...
MäJ!'che~J!'eiches Tomte zuhause, ebenso ist von wunderbaren Wesen die Rede, die sich in Frauen- oder Schwanengestalt wandeln können. Die Märchen berichten von diesen Zauberwesen mit Achtung und gewissem Respekt. In den Märchen ist auch immer herauszuhören, dass sich die Menschen nicht zu sehr mit ihnen einlassen sollen, schon gar nicht die frommen, denn das würde ein schlechtes Licht auf sie werfen. Auch sind Verbindungen von Menschen und Wesen aus der Jenseitswelt nicht von Dauer. Das alles erfahren die Kinder - fernab von der Zivilisation - in einer kleinen, einsamen Schutzhütte ...
Märchen in der Wanderhütte Zur Vorbereitung Mä~cheV\speise Der Märchenraum ist diesmal eine Schutzhütte, irgendwo in freier Natur. Wer es lieber näher an der Zivilisation mag, kann auch ein Gartenhäuschen als Märchenraum wählen. Zur Raumgestaltung braucht es diesmal nicht viel: Ein paar Kerzen für das gedämpfte Licht in der Hütte oder etwas trockenes Holz, falls es einen Kamin zur Befeuerung gibt. reichen aus. Bei kühler Witterung an eine Decke oder an einen NorwegerPulli denken ... Ansonsten hat das Holzhäuschen in der Natur an sich schon Wirkung genug, symbolisiert es doch Schutz und Geborgenheit sowie gleichzeitig Durchlässigkeit für das geheimnisvolle Leben unter Bäumen, in Hecken, auf der Wiese ringsum.
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Zur Vesper gibt es ein Picknick la .Bullerbü": Kleine Hackfleischbällchen, Butterbrote, wer's edel mag, isst Krabbenbrote. Zum Nachtisch gibt's Rote Grütze oder Grießpudding. Da die Skandinavier nicht so mit heißen Sommertagen verwöhnt sind, ist es dort unbedingt üblich, auch im Winter zu grillen, wer also eine Feuerstelle an seiner Schutzhütte hat, kann zu jeder Tages- und Jahreszeit seine Würstchen auf den Grill legen. Ganz edel. wird's, wenn wir Lachs am Lagerfeuer räuchern. Dazu ein Brett mit Holzdübeln präparieren und seitlich am Lagerfeuer mit zwei Stöcken als Stütze aufstellen. Die gewürzten Lachsscheiben so darauf legen, dass sie weder seitlich verrutschen noch herunterfallen können. 77
Ankunft
im Norden des Märchenreiches
Zur Ankunft im nordischen Märchenreich gehört die Wanderung zur Schutzhütte bereits dazu. Auch die Aktivitäten, es sich in der Hütte gemütlich zu -rnachen, unterstützen die besondere Märchenatmosphäre. Sind wir einen weiten Weg gegangen, werden gleich zur Einstimmung die Butterbrote und Fleischbällchen ausgepackt. Sind nun alle gestärkt und hat es sich jeder gemütlich gemacht, beginnt die Märchenerzählerin mit einer Einstimmung. Hierzu können die beschriebenen Bilder vom Norden des Märchenreiches dienen (siehe oben).
Natürlich können die Kinder auch auf dem Regenbogen ins Land der Märchen gelangen (vgl. S. 42) oder auf dem Rücken eines Schwanes über einen See zum Märchenreich gebracht werden, oder den größten Baum des Waldes in der Fantasie hinaufklettern und das Märchenreich im Himmel vorfinden ... Der Fantasie der Märchenerzählerin sind keine Grenzen gesetzt. Schwingen alle andren Aktivitäten aus und ist Ruhe im Märchenraum eingekehrt, erzählt oder liest die Märchenerzählerin das erste Märchen:
(Skandinavisches Märchen)
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in iUYl{jerp.,itter ~ah. ein~t, ab er o.er ]ago. nach.giYl{j, o.rei Sch.wCine h.erankommen unO an einem Weih.er sich nieo.erla~~en. Mit Er~taunen gewah.rte er, wie sie im Cira~e o.ie Sch.wanenh.ülle, o.ie [etzr einem feinen CiewanOe glich., ablegten, unO wie gleich. o.arauf, ~tatt o.er Sch.wCine, o.rei blenOenO wei~e ]uYl{jfrauen im Wa~~er umh.eßch.wammen. Nich.t laYl{je, so ~ah. er sie wieöer h.erau~~teigen, ihre CiewCinOer anlegen, o.ie sich in o.em netmlich.en Augenblicke in Sch.wanenh.ü((en verwanOelten, unO fortfliegen, wie ~ie gekommen waren. Eine von ih.nen, o.ie iÜYl{j~teunO schönste, h.atte o.en iUYl{jenp.,itter so bezaubert, o.a~~er ~eito.em weeer Tag noch. Nach.t p.,uh.e h.atte, inOem o.a~ liebliche Bilo. ih.m unaufh.örlich. vorschwebte. Seine 1?flegemutter merkte balo., wie ~eito.em weeer o.ie ]ago., noch. anOerer Zeitvertreib, o.em o.er 1?flege~oh.n bi~h.er so gern nach.gegaYl{jen war, ih.n erfreute, unO. sie suchte abbalo. o.ie i-(r~ach.e seines l
78
'Per ju:nge ~itter :<,dlnnte nichr, zurn Weih.er zu. eilen. 'Poch. er jClgte kein Wito mehr, :<,ono-ern:<'Cl~ OCl, voll Seh.n:<,u.ch.tu.mh.er:<,pdh.eno-netch. oen Sch.wdnen, u.no- u.neno-tich. lClng oUnkten ih.m oie TClge bi:'>zu.m 'Ponner:<,tClge, u.no-noch. ldnger wdh.rten ih.m oie Stu.no-en oie:<,e:<, TClge:<,.Enotich. :<'Clnkoie Sonne h.emb, u.no-nich.t lClnge, :<'0tie~ sich ein SClu.:<,enin oer L-u.ftvernehmen, worxu] oie orei Sch.wdne Clm t-tfer sich nieoertie~en. Sie verwClno-elten sieb Clu.genbticktich. in oie h.olo:<,etig:<,tenlu.ngfmu.en, oie metn nu.r sehen konnte, legten ihre Qewdno-er in OCl:<'Qm:<, u.no- eilten uber oen wei~en SClno-u.no- in oie !:lldt:<,ch.erno-enFluren. \)on :<,einem Hinrerhzdte ClU.:<' h.Cltteoer ~itter seine Aceserkorene wohl bemerkt u.no-ge:<,eh.en,woh.in :<,ieihre Sch.wClnenh.ulle gelegt h.Cltte.Leise schlich er sich h.emn, neth.m OCl:<'QewClno- fort u.no-verbClrg sich im L-Clu.bwClloe.BCllo horte er oie zwei Sch.wdne mit gro~em Qerdu.:<,ch.efortftiegen, u.no-oie oritte lu.ngfmu. kClm, wie oie 1?flegemu.tter ih.m vorh.erge:<'Clgth.Cltte,zu. ih.m, fiel Vor ih.m nieoer Clu.fih.re :<,ch.neewei~en loClh.inverborgen h.Cltte.Aber kClu.m h.Cltte:<,iees in ih.ren Hdno-en, Clb :<,iesich in einen Sch.wCln verwzmöelte u.no- blitzschnell ou.rch. Ocl:<' offene Fensrer verschwcmö. 'Per ~itter Clber :<'Clh. seine fmu. niemetb wieoer.
Vertiefung Wie immer bleibt Raum für Spontanäußerungen der Kinder zum Märchen, wir sollten aber mit Interpretationen der Märchenbilder zurückhaltend -sein, auch wenn sie uns als Erwachsene interessieren, Kinder erleben das Märchen auf einer anderen Ebene: Liegt unsere Schutzhütte an einem See oder einem Bach, ist jetzt Zeit für ein Bad. Haben wir dieses Glück nicht oder ist es uns zu kalt, dann bereiten wir einen kleinen Aufguss, wie ihn die Skandinavier in der Sauna lieben. Dazu kleine Steine des Waldes im Kamin oder im Lagerfeuer erhitzen. Diese Steine im Blecheimer in die Mitte der Hütte stellen und mit kaltem Wasser übergießen. Wer will, kann noch ein paar Tropfen Weißtanne (s. S. 38) dazugeben. Wer jetzt schwitzt, kann doch noch ein Bad im See nehmen, das machen die Menschen im Norden auch so ...
des Märchens
Wer es nicht so urig mag und dennoch das Element Wasser mit einbeziehen will, der kann mit den Kindern auf einfache Art und Weise Lichterschwänchen herstellen. Alter: ab 4 Jahren Material: 1 Schale mit Wasser, Kleber, pro Kind 1 Teelicht und 3 weiße Flaumfederchen Zwei Flaumfederchen rechts und links seitlich an das Teelicht kleben, ein Flaumfederchen als Schwanenhälschen vorne. Achtung: Die Federchen nicht in Dochtnähe stecken sonst fangen die Federchen an zu schmoren und das stinkt! Die Dochte der Lichterschwänchen entzünden und diese ins Wasser setzen.
Uberleitung
zum nächsten Märchen
Sind alle nach der immer gearteten "Wassererfahrung" wieder in der Schutzhütte, geht's weiter mit dem nächsten Märchen. Dies beschreibt das Verhältnis der Skandinavier zu ihren uralten Wesen aus der Naturmythologie. Dabei haben die Nordlichter es auf wunderbare Weise geschafft. diese Wesen aus der Anderswelt in ihren Märchen noch lebendig zu halten und gleichzeitig die christliche Religion zu integrieren. Von dieser ungebrochenen Verbindung der vorchristlichen Religionen mit der heutigen berichtet das folgende Märchen. Dabei sei für Erwachsene noch darauf hingewiesen, dass
1)~
1)
der Donner oder Donnerstag dem höchsten vorchristlichen Gott Donar oder Odin gewidmet war. Die Märchenfrau stimmt die Kinder auf das Märchen mit einfachen Worten ein, indem sie von den nordischen Riesen, Trollen und Wichten der Märchen und des alten Volksglaubens erzählt (siehe oben). Hier passt auch der Brauch, dass die Menschen in den skandinavischen Ländern noch heute an Weihnachten ein Schüsselchen Weihnachtsbrei für die Hauswichtel abzwacken.
2Ul' TClUfe einge(Cl~ene 13el'gmCinnchen (Skandinavisches Märchen)
cö \)o[k oer BergmCinnch.en h.Cltgro~e Furcht Vor oem 'Dormer. Wenn ~ie oClh.er sehen, OCl~~ein t{ngewitter Clm Himmet Clllbteigt, so ei[en sie in ih.re HLigeC um Sch.llt2. zu suchen. 'Diese Furcht i~t Clllch. oie t{ßClch.e, OCl~~~ie OCl~ Trommeh; nich.t [eiOen könneni sie g[ClllGen es oonnere. Ein gllt~ Mitte[ ~ie zu vertreiben, finOet sich Clbo, wenn YnClnin oer NClCh.GClßCh.Clftihrer HLige[ rrommelr: ~ie p.Clcken ClboClnn g[eich. ein llnO suchen ~ich. einen mh.igeren Woh.n~it2..
Ein BClller lebte einst in gro~er frellnO~ch.Clft llnO Trztulichkeit mit einem solche» BergYnClnne, oe~~en HLige[ Clllf ~einem, oe~ BCllleß L-ClnOeWetr. Ab nlln ein~tYnCl[~~eine fretll im Woch.enGette [Clg, so wor oer BClller in gro~er \)er[egenh.eit, Ocl er GeoClch.te, Ocl~~er wohl Ocl~BergmCinnch.en 2.ll oer TClllfe ein[Cloen mLi~~e, llnO Ocl~~oie~ ih.n Gei oem 1?fClrrer llnO ~einen NClch.GClrn in schlechten 'J<..llfGringen könne. Er ~Clnn oClh.er em~ig oClrLiGernetch., wie Ocl~zn vermeiOen ~eii Ocl fie[ ih.m plötzlich ein, oen Bllßch.en, oer seme Ferkel h.Litete llnO oer ein sehr l:lfiffiger I
'Bei oie~en Worten öffnete Oet~Mdnncn.en ~einen aeloket~ten u.no. befetn.loem 'Bu.rsehen, oen Setck zu. n.etlten, wdn.reno. es aelo n.ineinwetrf. .Jsr Oet~genw3?t", fretgte es oetretu.f,netcn.oem es einen gu.ten Teil n.ineingetetn n.ettte."Diele geben mehr, wenige weniger", zmrwortete oer ]u.nge. 'Det~'Bergmdnncn.en wetrf noch mehr n.inein u.no.fretgte wieöer: "I~t'~ genu.g?t" 'Der 'Bu.r~cn.elüftete oen Setck, ~etn.zn, ob er noch mehr tretgen könne, u.no.zmrworrere oetretu.f:,,'Det~geben so u.ngefdn.r oie mei~ten ad~te." 'Det leerte Oet~'Bergmdnncn.en oie getYJ..2.e l
Vertiefung Damit die Schutzhütte sicher ist für die Wanderer vor ungebetenen Gästen, trommeln die Kinder erst einmal kräftig mit ihren Füßen auf den Holzfußboden. Danach gibt's zum Nachtisch Rote Grütze oder Grießpudding. Wenn es die Jahreszeit und die Bedingungen vor Ort erlauben, können die Kinder
des Märchens auch Waldbeeren selbst pflücken und mit etwas Zucker, Wasser und Speisestärke Grütze selbst kochen. Ist ein Lagerfeuer geplant, ist jetzt die Zeit, es zu entzünden, dann klingt die Märchenwanderung mit dem Grillen von Würstchen am Stecken aus ...
Abschied vom nordischen Märchenreich Zum Abschied vom Märchenreich lassen wir auf jeden Fall ein bisscheu Essen, am besten natürlich Grießbrei - die Lieblingsspeise des kleinen Volkes - am Ort des Geschehens zurück ...
Jm Süde~ des Märche~reiches
Afrika mit seinen verschiedenen Stämmen und Vegetationen ist groß und unterschiedlich. Trotzdem sind seine Märchen in seinen Motiven und seiner Struktur ähnlich. Es gibt viele Schwänke, Fabeln und Tiermärchen. Die Wandlung von Tier und Pflanze in Menschengestalt oder umgekehrt die Wandlung von Menschen in Tiere und Pflanzen ist noch oft anzutreffen. (vgl. hierzu archaische Naturmotive im Märchen S. 15) Den Tieren werden bestimmte Charaktereigenschaften zugeschrieben, so steht der Hase, meist ein listiger Kerl, auch für die Fruchtbarkeit. In den Märchen finden sich auch Zaubersprüche und sogar eingeschobene Lieder. 84
Kulturell gibt es einerseits arabisch islamische Einflüsse in Nord- und Ostafrika, auf der anderen Seite die ländlichen Kulturen in West-, Zentralund Südafrika. Da im Osten des Märchenreiches orientalische Märchen auf uns warten, habe ich zwei Märchen aus dem Süden von Afrika ausgewählt, der Region der Savannen und des Graslandes. Hier werden Landwirtschaft und Viehhaltung betrieben, die meist auf Kleintiere beschränkt bleibt. Die Menschen treffen sich noch mancherorts in dörflichen Gemeinschaften oder als Nomaden fernab von Großstädten zum Erzählen am Feuer.
Märchen unter afrikanischer
Sonne
Zur Vorbereitung Die Märchen der afrikanischen Savanne lassen sich bei uns am besten auf einem Grillplatz auf einer Wiese unter der Sommersonne oder den Sternen nachempfinden. Als Märchenraum dient uns diesmal das Himmelszelt, die Mitte des Märchenraumes gestalten wir mit einem (genehmigten!) Lagerfeuer, auf dessen Glut eine afrikanische Köstlichkeit vor sich hinköchelt:
Das Gemüse klein schneiden. Die Erdnussbutter mit Wasser verdünnen. Alles zusammen mit dem Fleisch in den Topf geben und köcheln lassen. Den Couscous nach Angaben auf der Packung in Wasser quellen lassen und dazu servieren.
Mase
Für jedes Kind ein Essschälchen und Besteck, 1 Kalimba (s. S. 37), einige Trommeln, 1 afrikanisches Kopf tuch und 1 größeres afrikanisches Tuch zum Verkleiden, evtl. 1 kleine geschnitzte afrikanische Frauenfigur, 1 Schnitzmesserchen plus Eventua Iitätspflaster
Zutaten: Süßkartoffeln
(Afrikaladen), 1 Glas Erdnussbutter, evtl. Fleisch (Lamm oder Hühnchen), Gemüse je nach Geschmack gemischt (Karotten, Kohl, Blumenkohl, Brokkoli, Kohlrabi), Wasser, Gewürze, Couscous
Ankunft
Materialien
im afrikanischen
Als Einstimmung entzünden wir gemeinsam das Lagerfeuer und die Kinder helfen beim Gemüseschnippeln und bei der Essenszubereitung. Bis das Essengar ist, ist Zeit für die Märchen ...
Märchenreich
Die Märchenerzählerin gibt eine Einstimmung der afrikanischen Kultur (s. oben), stellt die afrikanische Frauenfigur vor sich hin (so vorhanden) und sagt. dass sie von solch einer Frauenstatue erzählen will:
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Nr. 18 Text: trad., Musik: D. Ferber
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Mit mlÄsikalischem Tamtam eif'\ Märchef'\ begleitef'\ In weiten Teilen Afrikas ist das Vortragen von Märchen eine uralte Tradition, die bis heute besonders in ländlichen Gegenden gepflegt wird. Die Besonderheit liegt in der musikalischen Begleitung und dem Sprechrhvthrnus, in dem die Geschichten mit viel Engagement vorgetragen werden. In Ghana und Gambia sind beispielsweise Koraspieler Nachrichten- und Geschichtenverbreiter, die noch heute übers Land ziehen und zu den melodischen Klängen der Kora (Kürbisharfe) ihre Geschichten mit Eifer vortragen. Trommelgeschichten gibt es in fast allen Musikkulturen Afrikas. Für unsere musikalische Vertonung des Märchens Kamiyo, vom Fluss wird ein "Kinder86
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Trommelorchester" gebildet. Mit bunt bemalten Konservendosen, runden Pappkartons, Klangstäben oder - ganz einfach - mit den Patschehändchen wird die Geschichte mit leisem Klöppeln begleitet. Zur Einstimmung sollen die Kinder mit ihren Trommelrhythmen verschiedene Tierbewegungen imitieren: Die Termiten trippeln geschwind. Der Leopard schleicht auf leisen Pfoten. Der Elefant stapft zum behäbigen Trornrnelrhvthmus ... Zur Märchenbegleitung werden drei Gruppen gebildet: Die Handklatscher, Trommler und Konservendosenklöppler. - Im gemäßigten Tempo (60 bmp) wird das Märchen leise und behutsam mit Getrommel begleitet. Wenn in der Geschichte die Tauben fliegen, stehen die Kinder auf, hüpfen wie Flattervögel herum und singen den Liedtext ...
11
(Südafrikanisches Märchen)
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s wo: einm.cd ein Mann, oer h.CJ...tteviel \)ieh., viele Sch.CJ...feunO Ziegen, ooch. eines [ehlre ihrn. Er konnte keine fro..u finOen. Eines TCJ...ge:<"CJ...ber CJ...mflu:<,:<,ufer entlCJ...ng ging, :<,p-ro..ch.er zu sich selbst: "Wenn ich. nicht bCJ...loeine frCJ...u finOe, oCJ...nn ist es irgenOwCJ...nn zu :<,pCitfür mich. WCJ...:<' soll ich. mo..ch.en?-" Er lie!3 sich CJ...m ']<.CJ...nOoe:<,Flusses nieoer unO CJ...ufoem CJ...nOeren tAfer :<'CJ...h. er einen gro!3en 'BCJ...um mit schönen grünen 'BlClttem. "Ah.", :<'CJ...gte er, "wie wCir':<" wenn ich. oie:<,en 'BCJ...um nehme unO -mir oie StCJ...tueeiner :<,ch.önen jungen fro..u oCJ...ro..ll:):<,ch.nitze?-" cte:<,CJ...gt, getCJ...n.Er no..h.m seine Axt unO :<,ein'Breitbeil unO schnitzte CJ...ll:) oem 'BCJ...um OCJ...:<' 'Bilo einer 2.CA.uberh.o..ftenfro..u. Ab er fertig »rc«, :<'CJ...h. sie :<'0schön CJ...U:<', OCJ...:<':<' er ihr in oie NCJ...:<,enlöch.er blie:<, unO ihre Augen berüh.rte - unO plötzlich wuroe sie lebenOig. "Ah.!", :<'CJ...gte er, "h.ier h.CJ...beich. jetzt enOlich. meine fro..U!" 'DCJ...nn :<'CJ...gte er zu ihr: ,,'Du oCJ...rf:<,tnie einem Men:<,ch.en erzCih.len, woher OU kommst. Wenn irgenOjemo..nO oich. frCJ...gt,:<,o..g:<,t OU einfCJ...ch.:.lch bin 1
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(Märchenerzählerin spricht den Text zu den Klängen der Kalimba, Spielweise siehe S. 37 oder die Kinder singen und begleiten das Lied wie auf S. 86 beschrieben.)
1inOvon oeinem Metnn ge:'>cf1ickt 1tA.gteun:'>, wir :'>oUten hierher kommen 1ingen hörre», :'>tA.gten:,>ie:"Abo gut, gib if1nen oeinen Scf1urz. Wir f1tA.bennoch vier mehr. AUe:'>, WtA.:'> wir wollen, bi:'>tou." So gtA.b :,>ie oen TtA.uben if1ren Scf1urz, unO oie:'>e flogen otA.mit zurück zu ihrem Metnn. Am nCicf1:'>ten TtA.g :'>tA.gteoer Ef1eYntA.nn zu oen TtA.uben: "Heute mü:'>:'>tif1r zu ihr unO oen ltA.ngen: 1inOvon oeinem Metnn ge:'>cf1ickt 1tA.gteun:'> wir sollen hierher kommen 1tA.gten:"Ciib if1nen oen lieoen TtA.uben if1ren le flogen wieoer zurück. )eoen TtA.g flogen oie TtA.uben über oen Hüge{ unO btA.ten :,>ieum etwtA.:'>tA.nOere:'>,um tA.Ue:'>, WtA.:'> sie f1tA.tte,bi:,>if1r Metnn :'>cf1Ue{3Ucf1 :'>tA.gte:"Nun meine Tauben, mü:'>:'>tif1r zu ihr unO um if1r L-eben bitten." So flogen oie TtA.uben noch einYntA.{zurück. nie:'>YntA.{:'>tA.{3 10 Ue{3en sie sich tA.uf if1rem Scf1o{3 nieoer unO :'>tA.ngen: 1inOvon oeinem Metnn ge:'>cf1ickt 1tA.gteun:'>, wir sollren hierher kommen 1tA.ngen,verwxnöelte :,>icf11ttA.tue zurück. nie:<>erollte oen AbMng f1int.tnter, immer weiter bi:,>unten tA.noen f{ll:'>:'>.In oem AugenbUck tA.ber, wo sie OtA.:'> WtA.:'>:'>er berüf1rte, verwzmöelte sie :,>icf1in einen BtA.um zurück unO bektA.m wieöer grüne B{ätter. t-(nO OtA.steht 1heure.
88
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Vertiefung
des Märchens
Das Märchen kann mit den Mitteln des Jeu dramatique (vgl. S. 64) nachgespielt werden:
3. Szene Der Baum verwandelt sich unter Trom-
melwirbel zur Frau. Der Mann nimmt die Frau an der Hand und führt sie an die linke Seite (zu sich nach Hause). Er reicht ihr das erste Tuch, das sie um den Kopf wickelt, und das zweite Tuch, das sie um ihre Hüften schlägt. Szene Die jungen Männer kommen zu Kamiyo bestaunen sie und nehmen sie mit nach rechts (in ihr Dorf). Szene Die drei Tauben kommen zum Mann, sehen ihn leiden und fliegen zur Frau, sie gibt den Schurz (das Hüfttuch). dies bringen die Tauben dem Mann. Szene Die Tauben fliegen ein zweites Mal zur Frau, sie gibt ihren Kopfschmuck, auch diesen bringen sie dem Mann. Szene Die Tauben fliegen ein letztes Mal zu der Frau, die verwandelt sich unter Trommelwirbel zur Statue, fällt zu Boden, rollt zurück in die Kreismitte, steht wieder auf und verwandelt sich zum Baum zurück (Arme zur Baumkrone geöffnet).
4. Szene
1 Kind spielt Baum und Frau 1 Kind den Mann 3 Kinder die jungen Männer 3 Kinder die Tauben Die anderen Kinder lassen jeweils bei der Verwandlung von Baum zu Frau und von Frau zu Baum einen Trommelwirbel hören; außerdem sprechen sie den Gesang der Tauben leise mit. Die Märchenerzählerin erzählt oder liest das Märchen noch einmal mit Pausen zum Spielen der Kinder und spielt bei dem Gesang der Tauben die Kalimba. 1. Szene In der Mitte steht der Baum. (Kind hält
die Arme ausgebreitet als Baumkrone) 2. Szene Der Mann entdeckt den Baum, beginnt
pantomimisch an ihm zu schnitzen "haucht" ihm den Lebensatem ein.
und
5.
6.
7.
8.
Uberleitung
zum nächsten Märchen
Die Märchenerzählerin leitet mit einfachen Worten zum nächsten Märchen über und erzählt, wie sich die alten Naturmotive noch in den Märchen der .Landbevölkerunq gehalten haben, wie sie sich in
ländlichen Gebieten noch eins fühlen mit der Natur und den Tieren, und dass es drum viele Tiermärchen gibt. Auch, dass ein tüchtiger Fluch in Afrika durchaus keine Seltenheit ist.
(Südafrikanisches Märchen)
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ine~ Morgen~, in zdler frühe, kehrte eine hagere fretu au~ einem Nachbaro-orFt wo sie an einer Hochzeit teitgenommen hatte, 'Yl-Clch Hau~e zurück. Sie achtete nicht auf einen K.etIJuttenTopf, o-erauf o-em Weg lag, ~oo-a~~sie über ihn stolperte, hinfiel UM sich an einer Scherbe o-a~Bein verletzte. )Jerflucht sei o-er1)ummkoIJf, o-er~einen Abfall auf o-em Weg liegen lct~~t,wo an~tcüwige Leute entlanggehen!", rief ~ie au~ unO-retlJIJelte~ich müh~am wieo-er auf. "Sein Er~tgeborener soll ab sofort ~tumm ~ein UM es bleiben, bh jemetM o-en Bann bricht, ino-em er etwas so Torichres metcht wie o-erjenige, o-er o-ie~en kaputten TOIJfauf o-em Weg liegen lie!3,um mich zu l:llagen!" t..tM sie setzte ihren Weg fort. Nicht weit entfernt lebte ein hart arbeiteMer Mctnn 'Yl-Clmen~ 1)oMo mit ~einer fretu UM ihrer ~iebenjährigen Tochter Tembe. 1)ie nicht mehr gaYlZ jungen Eltern hatten sich in jahrelangen Mühen o-ieBequemlichkeit erxrbeirer, o-ie~ie jetzt genie!3en o-urften, UM o-a~ Leben Wetr gut zu ihnen gewe~en bi~ auf eine AU~'Yl-Clhme: E~ hatte ihnen nur ein eiYlZige~l
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MVllnO[et, oer Het:<,e,etGer hettte :<,einen 'Betll genetll etm fll~ eben oie:<,e:<, 'Betllme:<,llnO etb er in :<,einem Sch[llmmer eurch Nthll:<' Fürsprzcche etllfge:<,chreckt wuree, horte er sich oie:<,emit gro~em Interesse zm. Er beschloss sich etllf Ntht.l:) kosten einen SI:}et~zu er[etllGen, oer ihm g[eich2.eitig, :<'0hoffte er, etllch nUt2.tich :<,einwUroe. Mit mögtich:<,t retll ktingenOer Stimme zmrwortete er: ,,"Oll,oer Oll mich um oie:<,e:<, bitresr, Wet:<'het:<,tOll mir etb Ent[ohnllng zu Gieten~" "Gllter Gebt", zorrworrere Nthll netch einer Weite, uforoere, Wet:<,Oll wirbt, llnO ich weröe es fret.toig 2.Cth[en, oenn mein Herz verzehrt sich netch oie:<,em 2.etllGerhetften 'Jv\doc hen. " "Hm, hm", metchte oer Hztse llnO tett :<'0,et[:<,UGertege er sich oie Ange[egenheit reiftich, uich wUroe gerne, Oet:<,:<, Oll mir ieoen Tetg einen Uppigen \)orrett etn [rischer», grUnem GemU:<,e llnO :<,chmetckhetften 'Beeren hierher Gring:<,t,oetnn weree ich mir oie Setche gllt UGer[egen". tAnO tetBächtich brzcchre Nthll hoffnllng:<,vo[[ einen reichlichen \)orrett etn [rischem GrUYl-2.ellgllnO regte ihn z« fU~en oer gro~en Euphorbie, llno Tetg fUr Tetg geno:<,:<,oer Het:<,eseine köstlichen Meth[2,eiten.
'Doch irgenOwetnn Gegetnn ihn :<,einGewi:<,:<,en2.ll zwzccken, oenn schlechter Het:<,e.
er wetr eigenttich
kein
Er beschloss Oet:<,heimge:<'llchte 'Jv\dochen näher kennen zu ternen llnO :<,ievon ihrer Stt.tmmheit zu heilen, oenn er hielt :<,ichfUr getYl-2.Ge:<,onOeßfähig. Am näch:<,ten Morgen ging er zu Donöos Hir:<,efe[oern, oie er nllr et[[2,ll gllt ketnnte, hettte er sie ooch in oer \)ergetngenheit mehr etb einmet[ heimge:<'llcht. "Oort tretf er Oet:<,'Jv\dochen Tembe etn, oie GehllBetm eine 'P-eihe von Set2.tingen netch oer etnoeren l:}f[etYl-2.te. Sie Geetchtete ihn getr nicht, «Is er ihr seine Hil]e etnGot, :<,onOern setzte ihre Arbeit rllhig fort.
"Oetketm ihm eine löee. Er griff sich einige oer Set2.tinge, oie etllf einem Hetllfen 2.t.l:)etmmen [etgen, fo[gte ihr llnO regte hinter ihr eine eigene 'P-eihe etn. "Ooch er pf[etYl-2.te:<,iefetbch hert.tm ein, :<'OOet:<,:<, ihre Wllr2.e[n in oer L..llfthin llnO her wehten. [etzr wUroe :<,iewenig:<,ten:<, etllf ihn etllfmerk:<.etmweroen, oetchte er Gei sich, Ab TemGe Oet:<'EnOe oer 'P-eihe erreichte, srreckre :<,ieihren 'P-Ucken llno orehte :<,ichum, llm mit oer näch:<,ten 'P-eihe 2.ll Geginnen. "Oet:<,eth:<,ieplötzlich, Wet:<'oer Hxse getetn hettte. Sie orohte ihm mit oer fetll:<,t llnO schrie: ,,011., oll"Ollmmkol:}f, Wet:<'fä[[t oir eigenttich ein~" Ein Erstaunen verbreitere sich uGer ihr Ge:<,icht, et[:<,ihr k[etr wllroe, Oet:<,:<' sie ihre Stimme zuruckbekommen hettte! Sie tie~ ihre Hzccke fet[[en llnO rznmte :<,chreienO llnO bchenO [0:<"llm ihre Eltern zu finOen. "';Jo :<,inO oie Men:<,chen nlln met[", grt.tmme[te oer Hzese, "Nie ein Wort oe:<,"Oetnke:<,. Aber wie [etnge, fretge ich mich, hätte Nthll mich noch umsonst mit solch köstlichen Meth[2,eiten veßorgt~"
Vertiefung Nun lassen sich alle das afrikanische Essen munden und wenn noch Zeit bleibt, kann sich jeder noch ein Figürchen schnitzen als Mensch oder Tier. 91
Jm Ostel'\ des Märchel'\reiches Wanderten wir durch den Osten des Märchenreiches, könnten wir vielleicht in der tiefen Mongolei noch eine Filzjurte finden, in deren Mitte ein Feuerchen brennt. Drum herum säßen die Alten, die sich mit viel Ruhe und Zeit eine ganze Nacht lang Märchen aus alter Zeit erzählten, und immer tränken sie vom viel zu süßen Tee ein paar Schlucke. Doch uns führt der Weg noch weiter in das Land der aufgehenden Sonne, in den Orient. Hier entstanden die Märchen aus tausendundeiner Nacht, die von allen fremdländischen Märchen bekannteste Sammlung. Über hundert Jahre flossen hier persi-
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sehe. arabische, indische und ägyptische Erzählungen zusammen. Sie wurden im 15. Jahrhundert in arabischer Sprache aufgeschrieben. Zu den 300 Geschichten zählen Romane, Sagen, Legenden, Fabeln und Parabeln. Zusammengehalten werden sie von dem Märchen von Scheherazade, die eben tausendundeine Nacht dem Sultan Schahirar Geschichten erzählt, um ihn von seinem kranken Herz zu heilen. Zum Schluss verliebt sich der Sultan in Scheherazade und heiratet sie. Erstmals übersetzt wurde Tausendundeine Nacht von dem Franzosen Antoine Galland (s. S. 9).
Märchen im Diwan
Zur Vorbereitung Der Diwan ist der orientalische Empfangsraum. In seiner Nähe befindet sich die Teeküche, denn zum Beisammensein gehört das Teetrinken unbedingt mit dazu. Ebenso werden im Orient dem Gast zum Zeichen der Gastfreundschaft reichhaltig Speisen serviert. In Nischen sind Sitzbänke aus Stein oder Holz eingelassen, die mit Kissen gepolstert sind. Oft sind die Wände mit Ornamenten geschmückt. In der Mitte steht ein niedriger Tisch, auf dem Tee serviert wird. (siehe auch: S. Günther, iftah ya simsim Kinder spielen Orient)
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DiwQl'1
Material: Matratzen, Kissen, Decken, orientalische Tücher, niedriger Tisch, Teelichte, Gläser, r Messingvase, Rose, Geschirr I für die Märchengäste (siehe unten)
Den Märchenraum mit orientalischen Tüchern verhüllen. Den ganzen Raum an den Wänden entlang mit Matratzen und Sitzpolstern ausstatten, auf denen ebenfalls Tücher und weitere Kissen liegen. In die Mitte des Raumes einen niedrigen Tisch steilen. Hierauf können Tee und orientalische Speisen serviert werden. In die Mitte des Tisches Gläser mit Teelichtern stellen, außerdem eine Messingvase mit einer (persischen) Rose.
Scharab Laba~ )oghurtgetränk
mit Minzeblättern
Hähnchen mit Orangen
Zutaten: 500 g Naturjoghurt, 1/2 TL Salz, 1 Bund frische Minzeblätter (klein geschnitten) oder pulverisierte Pfefferminzblätter, 1/2 I Wasser
Zutaten: 1 küchenfertiges Hähnchen, 1 kg Orangen, 2-3 Zwiebeln, Olivenöl, 1 TL Zimt, Pfeffer, Salz
Joghurt in eine Rührschüssel geben und cremig schlagen. Nach und nach das Wasser unterrühren. Salz und Minzeblätter hinzufügen. In einer Glaskaraffe gut gekühlt servieren.
Das Hähnchen in einem Suppentopf mit Wasser eine Stunde kochen. Aus der Brühe herausnehmen (Vorsicht: sehr heiß!) und vom Knochen ablösen. Die Zwiebeln klein schneiden und in einem flachen Topf mit dem Öl glasig dünsten. Das Hähnchenfleisch hinzugeben, anbraten und würzen. Die Orangen schälen, klein schneiden und dazugeben. Etwas von der Hühnerbrühe dazugeben und das Ganze 20 Minuten leise köcheln lassen. Hierzu wird Reis gereicht.
Rl-1ZZ
bi-I-Baharat
Reis mit Kurkuma Zutaten: 1 Tasse Reis pro Person, Wasser, Zwiebeln, Butter, 2 TL Kurkuma, Salz Die Zwiebeln klein schneiden und in der Butter glasig dünsten. Pro Person eine Tasse Reis dazugeben und etwas andünsten. Jede TasseReis mit 2 Tassen Wasser ablöschen. In das Ablöschwasser Kurkuma geben, sodass der Reis sich gleichmäßig gelb färbt. Mit etwas Salz würzen. Aufkochen lassen und dann bei milder Hitze 1/2 Stunde im zugedeckten Topf köcheln lassen. Den Topf vom Feuer nehmen und zugedeckt so lange ziehen lassen, bis er kein Wasser mehr hat. Den Reis mit etwas Butter verfeinert servieren.
Salataf f-awakih I-Ward
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Ma'
Obstsalat mit Rosenwasser Zutaten: 250 g blaue Trauben, 5 frische Feigen, 3 Pfirsiche, 3 Mandarinen, 3 Äpfel, 1 Granatapfel, 100 gungesalzene Pistazien, 3 EL Rosenwasser Die Mandarinen und Äpfel schälen und klein schneiden. Die Trauben halbieren und entkernen. Den Granatapfel aufschneiden und die Fruchtkerne herauslösen. Die Feigen und die Pfirsiche klein schneiden. Die Pistazien schälen und grob hacken. Alles Obst vermischen und das Rosenwasser darüber gießen.
Ankunft
im orientalischen
Die Märchenerzählerin begrüßt die Gäste im Diwan mit .Salarn" und reicht ihnen ein kleines Erfrischungsgetränk: Scharab Laban. Sie beginnt, sobald Ruhe im Raum eingekehrt ist, mit einem Märchen aus 1001 Nacht (s. Anhang): "Gepriesen sei Allah, der Allmächtige und Allwissende. Gepriesen sei Allah, der Schöpfer des Universums und aller Dinge. Gepriesen sei Allah, der alle Geheimnisse kennt zwischen Himmel und Erde. Vieles erscheint uns unglaublich und ist doch wahr und keine Geschichte ist so abwegig, um
Märchen
nicht der Erzählung wert zu sein. Geschichten sind niemals Lügen, sondern immer Brücken, die zur Wahrheit führen. In dieser Welt gibt es drei Arten von Menschen. Die einen lernen aus eigener Erfahrung, das sind die Weisen. Die anderen lernen aus den Erfahrungen der Weisen, das sind die Glücklichen. Und schließlich gibt es noch die, die überhaupt nichts lernen, das sind die Dummen. Nun erzähle ich euch Geschichten. Der Weise wird sie verstehen, der Glückliche wird seinen Spaß daran haben; der Dumme aber wird sich betrogen fühlen. So hört denn und lernt."
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1)ie ae~chichte von ~en ~l'eigchwe~tel'}1. (Orientalisches Märchen)
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n einer persischen Staot wohnten orei Schwe:<,tem zu:<,ammen unter einem "Pach. Sie veröienren ihren L-eben:<,unterha{t ourch fe{oarbeit unO oa:<,S!;}innen von f{ach:<,. "Pie iLing:<,teoer Schwe:<,tem war gleichzeitig auch oie schönste. Sie hatte eine zierliche figur, :<,tmh{enO leuchrenöe Augen, wUnOerbare:<, schwerzes Haar unO ein ourch unO ourch tieben:<,werte:<,QemLit.
•
Ihre Ci{teren Schwe:<,tern, oie von einer anoeren Mutter ab:<,tammten, waren neiOi:<,ch unO ha:<,:<,tensie. Eine:<,Tage:<, kam oie jLing:<,tevom Metrkt zurück. Sie hatte sich eine kleine B{umenva:<,e gekauft, oenn :<,ietiebte B{umen Liber a{{e:<,. /lBi:<,tou verrückt!", :<,chimpften oie Schwe:<,tem. /lWir haben kein Qe{o, um es fLir solch einen I
auf ihre Schönheit
"Pie Schwe:<,ter zog sich :<,chweigenO zuruck, srellre eine F-o:<,ein oie neue \)a:<,e unO setzte sich an:<,S!;}innmo. Sie pflegte ieoen Tag von morgen:<, bi:<,abenO:<' zu arbeiten, gönnte sich selten. eine '!?au:<,eunO beklagte sich nie. "Pie Ci{teren Schwe:<,tem inoe:<, Cirgerten sie unentwegt unO hatten an:<,cheinenO nicht:<, anOere:<,zu tun, ab sieb Liber ihre arme Schwe:<,ter {u:<,tigzu YnCtchen, oeren einzige Abwech:<,{ung oetrin be:<,tanO, immer fLir [rische B{umen in ihrer kleinen \)a:<,e zu :<,orgen unO sich oeren Anblick zu erfreuen. 95 A
J
Ab ihre Sch.we~tem eine~ Tetge~ etu~gegetngen wetren unO ~ie murterseelenzdlein zu Hetu~e ~etß, bretch. sie in TrC{nen etU~."Oh., meine kleine \)et~e", schluchzte sie, "ou bi~t meine einzige freunOin. Meine Sch.we~tem ~inO et~gegetngen, e~~en Ei~ unO Sch.okoletoe, wC{h.renOich. hier oie Arbeit tun mu~~ unO fet~tverh.ungere. Ach, h.C{tteich. ooch. jetzt nur erwzes zu essen!" nie kleine \)et~e mu~~te ihre l
\)on nun etn konnte sie es ketum erwetrten, Oet~~ihre Sch.w~tem et~gingen. l<etumwetren sie «us oer Tür, wün~ch.te ~ie sich oie leckersten SIJei~en unO ctetrC{nke,etß unO tretnk, bi~ ~ie»icbr mehr konnte, unO ließ sich oetnn oie herrlichsten l
mit oie:l.en ningen Cltü, Mlttter, ich muss oie Schöne finaen, oer oie:l.er flt~reif gehört! Ich hCtGemich Ctltf oem Fest schon in :l.ieVer lieGt, Gitte, hilf mir Gei oer Sltche!" nie I<önigin lie~ oCtretltfhin in oer gCtnzen StCtot netch einem Mitochen fCthnaen, oe:l.:l.en f~gelenke :1.0 zierlich ltna schlzoik WCtren, Oct:l.:I. :l.ieoltrch oen F-eif I:lCt:l.:l.ten. Sie besuchte Ctlle HCtrem:l. ltna Hält:l.er, probierte oen F-eif Ctnnlttzenaen :l.chmcder flt~gelenke Ctlt:l., ooch keines wzcr zierlich genltg fUr Oct:l. Schmltck:l.tUck. Schlie~lich weitete oie I<önigin ihre Sltche :l.ogCtrCtltf Oct:l. Armenviertel Ctlt:l.ltna kCtm Ctltch in Oct:l. HCtlt:l.oer orei Schwe:l.tem. nie GeiOen älteren qltälten sieb vergeGlich, oen F-eif uGer ihre fU~e Zlt :l.treifen, ooch Ctb :l.ieoer jUng:l.ten oen woloreif hinhielt, I:lCt:l.:l.te er ihr sojorr wie CtngegO;l,:l.en.nie I<önigin nethm Oct:l. Mitochen uGerglUcklich in oie Arme ltna brzcchre es in oen 1?CtlCt:l.t, wo oer 1?rinz ihm sojorr seine Liebe offenGCtrte ltna ltnverzUglich oen TCtg oer Hochzeit [estserze. nie GeiOen älteren Schwe:l.tem plCttzten Vor NeiO ltna lCtgen oer zltkUnftigen 1?rinze:l.:l.in :1.0 lCtnge mit tCtlt;l,enafretgen netch oem Weheimni:l. ihres Erfolge;\, in oen Ohren, Oct:l.:I. :l.ie ihnen :l.chlie~lich von oem wei:l.t in oer BlltmenvCt:l.e erzcthlte, wOretltfhin oie Schwe:l.tem ihr oie \)Ct:l.e kltrzerhCtno CtGnethmen. NCtch altem Bretltch wzrr es AltfgCtGe oer nctch:l.ten Angehörigen, oer Bretltt Ctm HochzeiBtCtg Geim AnkleiOen Gehilflich zu :l.ein. nie:l. tCtten Ctnjenem TCtg Ctltch oie Schwe:l.tem oer jltngen Bretltt. Sie zltpften hier ltna zltl:lften Oct ltna schmuckreri Oct:l. prächtige HCtCtrihrer Schwe:l.ter zltm Schllt:l.:I.mit orei goloenen NCtoeln, oie oer \)Ct:l.engei:l.t ihnen hCttte Ge:l.orgen mU:I.:l.en. In oem AltgenGlick, Ctb sie oie oritte NCtoel in Oct:l. HCtCtrsteckten, verwzoiöetre :l.ich oie Bretltt in eine wei~e TCtltGe, oie erschreckr Ctlt:l.oem Fenster flog. Ab oie I<önigin in oen AnkleiOeretltm kCtm ltna Ge:l.orgt frCtgte, wo oie 1?rinze:l.:l.in bleibe, . Ctntworteten oie Schwe:l.tem nur: "Sie hCtt sich gCtnz plötzlich oCtvongemetcht."
'Per 1?riYl.2. aGer schickte sojorr SllchtrllPP~ all~ llnO lie~ ~ie gaYl.2.eSta~t ~llrchkämmen, ohne allch nllr eine Spllr von semer Ci:elieGtenz« finOen. 'Pa uGerkam ~en 1?riYl.2.en eine tiefe Trallrigkeit. Er wollte weöer essen noch trinken, wures krank lln~ sieehre frell~t~ ~ahin. Nlln kam aber ie~en Tag, [eweils am fruhen Morgen llnO in ~er AGenO~ämmerllng, eine wei~e Taube geftogen lln~ setzte sieb in ~a~ offene Fenster ~e~ Zimmer~, in ~em ~er 1?riYl.2. Vor sich hinOämmerte. Zuersr nahm er keine Notiz von ~em \)oget, ab ~ie TallGe ie~och immer wieeer kam llnO ~ehn~Uchtig gllrrte, streckte er 2llnClch~t eine HanO nach ihr all~ llnO streichelte sie 2ärtlich, ~ann nahm er ~ie GehllBam in Ge~e HänOe llnO lieGko~te sie. 'Pie TallGe war UGerhallpt nicht scheu llnO lie~ sich a(l ~ie~ tagtäglich mit gro~em 'Behagen gefatten. Ab ~er 1?riYl.2. ~ie eines Tag~ wie~er streichelte, ent~eckte er in ihren Feöem eine got~ene Na~eL Er 20g sie vOßichtig herall~ llnO enr~eckte eine zweite Na~et lln~ eine ~ritte. Er 20g ~ie a(le herall~, llnO ab er ~ie letzte Na~et in ~er HanO hiett, plusterte ~ie TallGe ihre Feöern, schüttelte sich llnO war im ~etGen Moment in gaYl.2.erCi:rö~ewieöer seine gelieGte 'Brallt. 'Per 1?riYl.2. llnO ~ie 1?riYl.2.~~in teGten noch viele lahre gtucklich llnO 2llfrie~en llnO hatten eGen~o gtuckliche llnO 2llfrie~ene l
Vertiefung Zur Vertiefung des Märchens werden orientalischen Speisen aufgetragen:
Da9a9 mal Bvu.
mit Orangen)
bi-I-Baharat
RV\22 (Reis mit Kurkuma)
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jetzt
des Märchens die
Die Kinder erzählen, welches deutsche Märchen sie kennen, das ganz ähnlich ist. Sie vergleichen beide Geschichten miteinander und suchen dabei auch nach den Unterschieden. Dazu gibt es als Nachtisch:
Salataf fawakih mal Mal I-Ward (Obstsalat mit Rosenwasser)
Zum Abschied aus dem orientalischen Die Märchenerzählerin leitet noch einmal über und erzäh It: "Auch ich war bei der Hochzeit dabei gewesen und habe mit Prinz und Prinzessin und dem ganzen Hofstaat den Hochzeitstanz, den .Hotov" getanzt, und den habe ich euch nun mitgebracht: ..."
t-lochzeitstc\V\z "t-IC\IC\}'" Dieser Tanz wird immer dann aufgeführt, wenn es etwas zu feiern gibt. Er wird hintereinander getanzt und quer durch den Raum, wie die bei uns bekannte Polonaise, jedoch fassen sich die Leute nicht an der Schulter, sondern Hand in Hand. Alter: ab 4 Jahren
Musik: beliebige orientalische Musik
Märchenreich
Mit dem rechten Fuß beginnen. Drei Schritte seitwärts nach rechts laufen: rechts, links, rechts. o Den linken Fuß nach vorne schwingen und wieder zurück stellen. o Den rechten Fuß nach vorne schwingen und wieder zurück stellen. o Wieder drei Schritte seitwärts nach rechts laufen: rechts, links, rechts. o Links schwingen und zurück. o Rechts schwingen und zurück ... So geht es langsam aber beständig durch den ganzen Raum: im Kreis, in der Spirale - wie immer die räumlichen Möglichkeiten sind.
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Nach diesem Tanz klingt die orientalische Märchenstunde aus und alle verschränken die Arme vor der Brust und verabschieden sich mit: .Assa lamu'alaiku m!"
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Weste~
des
Im Westen des Märchenreiches führt unsere Märchenwanderung zu den Indianern Nordamerikas. Ihre Märchen gleichen mythologischen Geschichten, die versuchen, die Entstehung der Welt darzustellen. Das tägliche Leben der verschiedenen Stämme war stark mit ihrer Religion verwoben und so berichten ihre überlieferten Märchen oft vom 100
Märche~reiches
Ursprung der Tiere, der Stämme, der Gegenstände, der Zeremonien oder des Universums selbst. Die Helden ihrer Märchen erleben wie die grimmschen Märchenhelden Wunder und Verwandlungen. Auch hier finden wir die archaischen Naturmotive (vgl. S. 15).
Märchen im Tipi Zur Vorbereitung
In diesem Tipi finden 10 Kinder Platz. Werden mehr Kinder erwartet, findet die Märchenstunde bei schönem Wetter vor dem Zelt statt ...
Die miteinander verbundenen Stangen aufrichten, dass sie in einem stabilen Dreieck stehen. Durch Verschieben der Stangen lässt sich die Sitzfläche im Tipi verbreitern. Mit Decken die Seitenwände abhängen. Im ZeItinneren ebenfalls Decken oder Felle ausbreiten.
Material: 3 Baumstangen (10 cm Durchmesser
4 m lang - im Wald suchen oder im Forstamt erbitten), dickes Seil, Decken, wenn vorhanden Felle Für das Schnell-Tipi zwei Baumstangen im Abstand von 10 cm parallel nebeneinanderlegen. Die dritte Stange entgegengesetzt so zwischen die ersten beiden legen, dass diese ca. 30 cm in den Zwischenraum hineinragt. Die drei Stangen nun an der Stelle, wo sie alle drei nebeneinanderliegen, mit dem Seil umwinden, indem das Seil immer von oben nach unten von oben nach unten um alle Stangen gewunden wird, sodass das Seil einmal in die eine Richtung um die Baumstangen "gewebt" ist und dann auf dem Rückweg in die andere Richtung. Damit diese Schlingen noch Festigkeit bekommen, das Seil in den Zwischenräumen der Stangen über die Seilschlingen winden.
Ankunft
1 großer flacher Rundstein, 1 Schale mit ausreichend Popcorn, ein paar Vogelfedern; pro Kind: 1 Leder- oder Stoffflecken (20 x 20 cm), Schnur (30 cm), 2 Perlen, 1 daumendicker Stein Material:
Zur Gestaltung der Mitte einen großen, flachen Stein legen, darauf eine Schale mit Popcorn stellen, darum ein paar Vogelfedern legen. Um den Stein herum die Lederfleckchen verteilen, darauf jeweils zwei Perlen legen und ca. 30 cm Schnur.
im indianischen
Die Märchenwanderung führt uns zu den Seneca, einem nordamerikanischen Indianerstamm, von denen heute ca. 10000 Menschen meist in Reservaten im Staate New York leben. Die Seneca lebten früher (bis vor ca. 200 Jahren) hauptsächlich vom
Märchenreich
Anbau von Mais, Bohnen und Kürbissen durch die Frauen und vom Jagen und Fischen der Männer. Dies können wir auch in folgendem Märchen heraushören:
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~&-(;'<x~ 00' ~'tf\) 0v0'~~
,-------------------------------~v,----------------~--~--------------~----~ (Indianisches Märchen der Seneca)
einem 'Porf oer Senecet lebte Vor tCl"ngerZeit ein jc.mge, oe~~en \)etter uno- oe~~en , Mutter ge~torben Wetren, etb er eßt ein l:letetrWochen ettt gewe~en war. i-tm oen kteinen jungen kümmerte ~ich eine fmu, oie seine Eltern geketnnt hettte. Sie getb ihm einen Netmen, oer "Weti~eniunge" beoeutete. n
'Per junge wo: ein ge~unoer kteiner l<erL i-tno- etb er ettt genug wox, getb ihm ~eine Ziehmutter einen 'Bogen uno- einige 1?feite uno- sprxch: "Nun i~t es Zeit, Oet~~ou lernsr zu ietgen. aeh morgen in oen Wetto uno- töte etUewitoen \)öget, oie OUzu ae~icht bekomm~t. 'Petnn nethm oie fmu einen Meti~kotben, kmtzte oie l<ömer etb Llno-röstete ~ie in oer hei~en Asche, Am ndch~ten Morgen getb ~ie oem jungen etwet~ von oem Metb in ein Leöerbeutelchen uno ~etgte ihm, er solle Oet~ mitnehmen. ,,'Pu wir~t oen getn2.en Tetg fort ~ein", ~etgte ~ie, "uno- ou wißt hungrig weröen." 'Per junge bmch etuf uno- fetno- betto viel Wito. Ab er etuf oem Heimweg »rc«, trug er eine getn2.e Schnur voll ertegter \)öget etuf oer Schutter. Am ndch~ten Morgen, etb er früh~tückte, ~I:lmch seine Ziehmutter zu ihm: ,,'Pu mu~~t oich tüchtig etn~trengen etuf oer jetgo, oenn wenn OU ein guter jblger wißt, wiro es oir immer gut gehen." jeoen Tetg ging nun oer junge fort, uno- immer trug er Oet~ L-eoerbeutetchen mit oem gerö~teten Meti~ bei sich. jeoen Tetg bmchte er mehr jetgobeute heim. i-tno- etm neunten Tetg schoss er so viele \)öget, Oet~~er sie nur mit Mühe schleppen konnte. Seine MLltter Ynetchteoetmuf 'Büno-etvon orei oöer vier \)ögetn uno- verteilte oi~e unter oie Netchbetm etb ae~chenke. Auch etm zehnten Tetg bmch oer junge etuf wie gewöhnUch. Er wetgte sich tiefer in oen Wetto hinein etb ieYnetbzuvor. aegen Mittetg lösre ~ich oie Sehne, mit oer oie feoem etn ~einem 1?feitbefe~tigt Wetren. Er ~eth sich netch einer SteUe um, etn oer er sich nieoeßetzen konnte, wblhreno- er oie Sehne etbwickette uno- neu befe~tigte. 'Pet bemerkte er eine kleine Offnung, uno- oetneben befetno-sich ein ho her, weicher, fbcher 7<-u~tein. Er ging zu oem Stein hin, kletterte hinetuf uno- serzre sich Gort hin. Er wickelte oie Sehne etb uno- steckte ~ie in oen Muno-, um ~ie weich zu ketuen. Aber ett~er ~ie oetnn wieöer um oie 1?feitfeoern wickeln wollte, horte er eine Stimme nethe bei sich fretgen: "SoU ich oir eine ae~chichte er2.blhten?-"
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'Per junge ~eth etuf uno- erwartete, er weree Oet einen Metnn sehen. Er ~ethetber nieYnetno-en. Er ~ch.etutehinter oen Stein. NieYnetno-.Er schxure Vor oen Stein. Nicht~. Er Ynetchtesich oetmn, oie feoem zu bef~tigen. ,SoU ich oir eine a~chichte er2.blhten?-",fretgte eine Stimme neben ihm. 'Per junge ~ethsich übemtt um, uno- wieoeru.m ~ether nieYnetno-en.'Pet entschloss er sich, etUfZul:let~~en uno- hem~ufino-en, wer ihn Oetetn oer Net~e herumführte. Er hielt in semer Arbeit inne, uno- ett~oie Stimme etberYnetbfretgte: "Sott ich oir eine ae~chichte erzblhten?-", stellte er fe~t, Oet~~~ie etU~oem Stein ketm. 'Pet fretgte er: "Wet~ ist Oet~?-Wet~ beoeutet Oet~, ae~chichten erzblhten?-" ,,'Pet~beoeutet zu erzzihlen, von oem Wet~tetnge Zeit zurückUegt. Wenn OU mir oie \)öget gib~t, erzzihle ich oir ae~chichten." ,,'Pie\)öget ketnn~t OU hetben", etntwortete oer junge. Sofort begetnn oer Stein zu er2.blhten, 102
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I·i I'
wo: vor langer Zeit ge:<,ch.eh.en war. L-tnO kW..t}nh.atte er eine ae:<,ch.ich.te GeenOet, oa fing er auch. schon unO horte zu.
wieöer mit oer näch.:<,ten an. 'Per lunge :<,aßmit ge:<,enktem l
aegen AGenO :<,agte oer Stein: "Iet.zt wollen wir uns au:<,ruh.en. l
Auf oem Heimweg :<,ah.sich oer lunge nach. Dögeln um, aGer es war.zu :<,pettgeworoen, unO er fanO nur wenige. An oie:<,emAGenO ermh.lte oie Mutter oer Nach.Garin, oa:<,:<, oer lunge am Anfang immer viele Dögel von eer lago mit h.eimgeGrach.t h.aGe. "AGer nun", [ubr sie fort, "Gringt er nur fünf oöer sechs nach.oem er Gi:<,in oie Nach.t h.inein im Walo umh.ergeirrt i:<,t.'Pa:<,kommt mir :<,elt:<,am vor. Enrweöer wirft er seine Beute fort, oeer er giGt sie irgenOeinem Tier. Dielleich.t i:<,ter auch. nur faul unO jagt ÜGerh.aupt nicht." Sie warG einen anOeren lungen an, oer folgte oem l
WCli~eniu:nfleo.Cl~1::lrClCh, gin.g er zu ihm hin und- frClgte:"WCl~YnClch~to.u o.enn hier?''' "Qe~chichten hören." "WCl~für Qe~chichten o.enn?''' "Qe~chichten, o.ie von 'Din.gen erzcthlen, o.ie lctn.g~tvergCln.gen ~ind-. lege o.eine 'Vögel Clufo.en Stein und- ~Clg:.lch bin gekommen, um Qe~chichten zu hören!'" 'Der lun.ge tClt,wie ihm gehei~en, undClugenblicklich begClnn o.er Stein zu reo.en. 'Der lun.ge horte zu, bi~ o.ie Sonne untergin.g. 'DClnn ~Clgteo.er Stein: "letzt wollen wir Clu~ruhen, komme morgen wieöer." Auf o.em Heimweg schoss o.er WCli~eniun.genoch o.rei oo.er vier 'VögeL Ab sich nun o.ie Ziehmutter bei o.em lun.gen erkund-igte, wClrum ihr Sohn so wenig 'Vögel ge~ch~~en hClbe,~Clgteo.er: "Ich folgte ihm eine Weile, o.Clnn reöere ich mit ihm, und- o.Clnetchietgten wir Z~Clmmen, bi~ es Zeit wo: heimzukehren. Wir konnten einfClch nicht so viele 'Vögel find-en." Am nctch~ten Morgen ~Clgteo.er ctltere lun.ge: "Ich geh mit o.em WCli~eniun.gen Clufo.ie IClgo..E~ YnClchtSI::lCl~." 'Die beiö-en brClchen ZU~ClmmenClUf. Bi~ o.er'VormittClgzur Hctlfte um wox, h.ettteieo.ero.er beiö-enlun.gen eine Schnur 'VögeL Sie liefen zu o.er Stelle und- legten o.ie'Vögel Clufo.en Stein und- ~Clgten:"Wir ~ind-gekommen. Hier ~ind- o.ie'VögeL Er2.Cih[ un~ Qe~chichten." Sie ~Cl~enClufo.em Stein und- hörten o.en Qe~chichten zu bb ~Pctt Clm NClchmittClg.'DClnn ~Clgteo.er Stein wieo.er: "letzt Wollen wir «ns Clu~ruhen bi~ morgen." Auf o.em Heimweg schossen o.ie lun.gen ieo.en 'VogeC o.en ~ie find-en konnten, Clberes WClr~I::lctt,und- ~ie fClnd-ennicht viele. Mehrere TClgevergin.gen Clufo.ie~eWebe. 'DClnn wetrb o.ie Ziehmutter zwei Mctnner Cln, um ~ie zu verfolgen. Am nctch~ten Morgen, Clb o.ie lun.gen eine gro~e AnzClhl von 'Vögeln erlegt hCltten, rClnnten sie zu o.em Stein. 'Die Mctnner folgten ihnen und- verbClrgen sieb hinter o.en Bctumen. Sie ~Clhen,wie o.ie [ungen ihre Beute Clufo.en gro~en Stein legten. Sie hörren, wie ieYnClndzu er2.Cihlen Clnfin.g und- reo.ete. "l
o.Cllun.gen?''' 'Die lun.gen erschraken, Clbero.er WCli~eniun.ge~Clgte:"Ihr mü~~t versprechen, o.Cl~~ihr o.Cl~keinem Men~chen verratet." Sie versprachen es, und- o.er WCli~eniun.ge~Clgte: "SI::lrin.gtClufund- setzt euch hier Clufo.en Stein." Ab o.ie Mctnner sich Clufo.en Stein g~etzt hCltten, ~Clgteo.er lun.ge: "fClhr fort mit o.er Qe~chichte, wir hören zu." 'Die vier setzten ~ich, senkren o.ie l<öl::lfe,und- o.er Stein fuhr fort, Q~chichten zu er2.Cih[en. Ab es fCl~to.unkel wox, ~Clgteo.er Stein: "Morgen mü~~en CllleLeute ClU~eurem 'Dorf herkommen und- meinen Qe~chichten zuhören. Alle ~ollen erwces zu essen mitbrin.gen. Ihr mfu~t o.Cl~Buschwer]; be~eitigen, o.Clmito.ie Leure Clufo.em Ero.boo.en ~itzen können." In eieser NClCht erzzihlte o.er WCli~eniun.geo.em HctUI::ltlin.g Cllle~über o.en Qe~chichten er2.Cihlend-enStein und- teilte ihm mit, WCl~o.er ihm ClufgetrClgen hCltte.'Der HctUI::ltlin.g schickte einen lctufer mit o.er Bot~chClft zu ieo.erfClmilie im 'Dorf. Zeitig Clm nctch~ten Morgen folgten CllleEinwohner o.e~'Dorfe~ o.em WClbeniun.gen. Ab sie Cln o.en Stein kClmen, legte ieo.er hin, WCl~er Cln E~~bClremmitgebrClcht hCltte. 'DCl~~nterho[z wuree ge~ch[Clgen, unO. Clllesetzten sieb. Ab Cllle~~till vrax, ~Clgteo.er Stein: .Ierzr will ich euch Q~chichten von o.em er2.Cih[en,wos Vor letn.gerZeit ge~chehen isr. E~ gClb eine Welt Vor o.ie~er Welt. Die Din.ge, über o.ie ich berichte, spielteri sieb in [ener 'Vorwelt Clb.Einige von euch wero.en ieo.e~Wort, o.cl~ich ~Clge,im Qeo.ctchtni~ behCl[ten, und- einige wero.en Cl[[e~verge~~en. Aber ieo.er so]! ~ein Bestes tun. SI::lcttersollr ihr o.Clnn o.ie~eQe~chichten untereinetnd-er erzzihlen. [etzr Clber hört mir zu:"
Ieo-erYlUtnnsenkte o-en I
Vertiefung Die Märchenerzählerin reicht nun die Schale mit dem Popcorn herum, falls die Kinder nicht selbst schon gefragt haben, ob sie davon essen können. Dieses Märchen kann der Anfang für viele Indianermärchen sein, die hier nicht alle erzählt werden können. Wer sie erzählen will, kann im Anhang entsprechende Literatur finden. Wir aber gestalten mit den Kindern einen Märchenbeutel:
Alter: ab 4 Jahren Die Kinder nehmen das ihnen am Nächsten liegende Lederfleckchen in die hohle linke Hand. Hierein legen sie "ihren Geschichten-Stein" aus der Mitte, der das Symbol für die gerade gehörte Geschichte ist.
des Märchens Die Märchenerzählerin erklärt den Kindern, dass sie nun, wann immer sie ein Märchen hören, etwas dazu Passendes in ihren Märchenbeutel stecken können. Dieses Symbol werde sie immer an das betreffende Märchen erinnern. Und so sammelten sie ihren eigenen persönlichen Märchenschatz. Und wenn sie selbst einmal Kinder hätten, dann könnten ihre Kinder anhand der Symbole wählen, weiches Märchen sie gerne hören würden ... Die Kinder klappen die Lederecken nun nach oben, nehmen die Schnur doppelt, wickeln sie um den Beutel und schieben das Ende durch die Anfangsschlinge, so hält die Schnur den Beutel zusammen. Die zwei Enden der Schnur jeweils durch eine Perle fädeln und verknoten - fertig ist der Märchenbeutel.
Abschied vom indianischen
Märchenreich
Diesmal gibt es zum Abschied aus dem Märchenreich einfach noch ein kurzes Märchen:
Zwei Wö-lfe im. Herzen (Indianisches Märchen, erzählt von Mund zu Ohr) Ein etlter InOietner er2Clh.tte :<,einemEnkel: "In meinem Herzen leben zwei Wölfe.
'Per eine Wolf isr o-er Wolf o-er 'Punkelh-eit, o-er Anfj:<,te, o-e:<, Mh:<,tretuen:<,unO- o-er \)er2weiflunq. 'Per etnOere Wolf isr o-er Wolf o-e:<,Lichts, o-er L-u:<,t,o-er Hoffnung, o-er L-eben:<,freuo-eunO o-er L-iebe. Beiö-e Wölfe kClmpfen oft miteinetnOer." "Welch-er Wolf gewinnt?''', fretgte o-er Enkel. ,,'Per, o-en ich- füttere", :<'I:}retcho-er weise Alte ...
WolfstC\tze~-Abd~V\ck Alter: ab 4 Jahren Material: weiße und schwarze Wasserschminke,
etwas Wasser, Zahnstocher
Wer will, bekommt von der Märchenerzählerin einen Wolfstatzen-Abdruck zum Abschied: Sie benetzt dazu den Daumen mit etwas Wasser und reibt mit dem Daumen zuerst etwas in der schwarzen Wasserschminke und dann in der weißen, sodass sich schwarz und weiß zu einem unregelmäßigen Grau vereinen. Diesen Daumenabdruck setzt sie einem Kind auf den Arm. Dies ist der Fußbalien des Wolfes (s.Abb.]. Nun nimmt sie ihren kleinen Finger und reibt mit diesem ebenfalls in den zwei Schminktöpfen. Sie
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tupft viermal im Halbreis um den Fußballen des Wolfes herum. Nun nimmt sie den Zahnstocher und verzieht die vier Tupfer jeweils nach oben zur Kralle. Hat ein Tupfer zu wenig Wasser zum Verziehen, einfach mit etwas mehr "Wasserfarbe" nachtupfen ...
Erfinden Erwachsene Märchen, dann bringen sie immer ihre eigene Intention mit ins Spiel. Wenn aber Kinder in einer Gruppe gemeinsam ein Märchen erträumen, dann findet sich darin auf wundersame Weise die klassische Struktur des Märchens wieder (vgl. S. 14). Zwei in der Praxis erprobte Beispiele zeigen auf, wie das leicht gelingt:
dl-1 f~ei
D~ei Wi,1Jt\schehast
Eins,
zwei,
drei
drei,
0 1
du's ge-dacht, G
~ä J Eins,
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J zwei,
Wün-sche hast du
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un - be-dacht
0
G
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J drei,
Eins - zwei - drei Drei Wünsche hast du frei Doch pass gut auf - eh tiu's gedacht Hast du völlig unbedacht Den ersten Wunsch verschenkt Eins - zwei - drei Drei Wünsche hast du frei
* *
frei,
J drei
1
J
Nr. 11 Musik: G. Geisinger
doch
pass gut auf eh
0
C
G
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hast du völ-lig
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Text: S. Steffe/H. E. Höfele·
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ers - ten Wu nsch ver - schenkt.
den
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Wün - sche
r J hast
du
G 1
j
frei.
Obwohl er noch nicht fahren kann Möchte Bertram gern Ferrari fahrn Und der immerfaule Klaus Wünscht sich die Schule wäre aus Und Heike fänd es wunderbar Sie wäre Deutschlands Superstar Eins - zwei - drei ...
Anstatt mehr Frieden auf der Welt Wünscht Peter sich ne Menge Geld Und Klaus, bloß weil er Hunger hat Wünscht sich, er wäre dick und satt Und Tina, nur weil's Mode ist Wünscht sich ihr Idealgewicht
Anstatt den Ranzen selbst zu tragen Möchte Gerdi gern nen Diener haben Oscar wünscht sich auf den Mond Die Frage ist, ob sich das lohnt Und in der schönsten Sommerzeit Wünscht sich der Timo, dass es schneit
Eins - zwei - drei ... Eins - zwei - drei
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-
1
1
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lA~d Ritter
Fi1r alle Pri~zessi~~e~
ab 5
Bringt eure Verkleidung mit und wir gestalten gemeinsam ein märchenhaftes Theater!
Zur Methodik Material: Turnmatten oder Ähnliches, diverse
Verkleidung (s. Verkleidekiste S. 50), Papier und Stift
o
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In einer gelenkten Fantasiereise "erträumen" sich die Kinder, welche Rolle sie in einem Märchen gerne spielen würden. Nach der Fantasiereise nennen die Kinder im Kreis ihre .Traumrolle" Dies schreibt die Spielleitung auf. Sind die Rollen gesammelt, überlegen sich alle gemeinsam, wie die "Dramaturgie" des gemeinsamen Märchens sein könnte. Dabei geht es wild durcheinander, bis im gemeinsamen Palaver die optimale Lösung gefunden ist, sodass jedes Kind damit gut leben kann. (vql. S. 14) Die entwickelte Handlung schreibt die Spielleitung auf - fertig ist das Märchen!
o o
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Alle verkleiden sich entsprechend, helfen einander mit Kostümen und Requisiten aus und "schlüpfen" so in ihre Rolle. Spielorte werden bestimmt und jeder geht auf seinen Startplatz. Nach der Methode des Jeu dramatique liest nun die Spielleitung das selbst gemachte Märchen mit entsprechenden Spiel pausen vor (s. S. 64). Jüngere Kinder spielen ohne Sprechrollen, ältere können sich auch entsprechende Texte zu ihren Rollen überlegen. Dann wird geprobt, bis alles "sitzt". Zum Abschluss wird das eigene Märchen vor Publikum (den Eltern) gespielt. Für die Verwirklichung 10 Stunden einplanen, die auf zwei oder mehrere Tage verteilt werden können.
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Einleitende Die Spielleitung führt so oder ähnlich mit eigenen Worten in die Fantasiereise: "Macht es euch alle gemütlich auf den Matten, schließt die Augen und entspannt. Spürt euren Atem kommen und gehen und mit jedem Ausatmen entspannt ihr mehr ... Stellt euch nun vor, wir sind in einem alten Haus und klettern gemeinsam auf den Dachboden. Da oben auf dem Speicher entdecken wir eine alte verstaubte Truhe ... Wir öffnen den Deckel ... In der Truhe liegt ein uraltes Buch ... Auf seinem Ledereinband steht in goldenen Buchstaben" Willkommen im Märchenreich" ... Vorsichtig öffnen wir die Umschlagseite ... Auf der ersten Seite ist ein wunderschönes Bild. Doch was ist das? Jeder von uns erkennt sich selbst auf dem Bild wieder - es zeigt uns als Helden des Märchens ... Was siehst du? Wie siehst du aus als Märchenheld ... Was wäre deine Lieblingsrolle? Bist du ein Mensch oder ein Fabelwesen? Überlege dir, was am besten zu dir passt, ~ was du schon immer einmal sein wolltest ~ im Märchen ... ~ Wenn wir alle eine gen aue Vorstellung haben, dann schließen wir das Märchenbuch wieder, legen es vorsichtig in die alte Truhe zurück, schließen auch ihren Deckel, steigen in Gedanken vom Dachboden wieder herunter und kommen in Gedanken langsam wieder hierher zurück ... Wenn wir wieder da sind, dann öffnen wir die Augen ... recken und strecken uns wie ein Kätzchen am Morgen ... Wir setzen uns hin und schauen uns im Raum um Jetzt geht's ans Wecken Guten Morgen ... Aufstehn! Wir steilen uns hin und schüttein Arme und tüchtig aus, damit wir wieder ganz
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Fantasiereise wach sind ... Wir rennen einmal kreuz und quer durch den Raum, machen mit den Matten einen großen Sitzkreis und nehmen darauf Platz!"
Material: Schreibpapier und Stift Die Kinder nehmen ihre Vorstellung von ihrer Rolle mit in den Kreis und erzählen sie. Die Spielleitung moderiert nun die verschiedenen Vorstellungen und hilft den Kindern aus allem Gesagten ein gemeinsames Märchen zu entwickeln.
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Plauderei aus dem Nähkästchen Dies ist nun kein Märchen, sondern eine wahre Geschichte, die in das unten stehende Märchen von Kindern führte. Damit alle Leserinnen sich vorstellen können, wie wir mit Kindern Märchen selbst erträumen können, sei sie an dieser Stelle erzählt: Eltern fragten bei mir nach, ob ich nicht einmal ein Theaterstück mit Fünfjährigen machen könnte. Also entschloss ich mich zu folgender Ausschreibung: "Für alle Prinzessinnen und Ritter ab Fünf. Ihr bringt eure Verkleidung mit und wir machen ein märchenhaftes Theater: Und sie kamen die Prinzessinnen und Ritter. Die Prinzessinnen waren von den Müttern schon ganz fein herausgeputzt. Eine Mutter entschuldigte sich lächelnd und meinte: Ich weiß, ich hab es ein wenig übertrieben, aber wenn die Christbaumkugeln am Kleid meiner Tochter stören sollten, machen sie sie einfach ab ..." Es kamen nicht nur Ritter und Prinzessinnen, sondern auch Kinder, die zwar Verkleidung mitbrachten, aber in ihrer Rolle noch nicht so entschieden waren. Nach der ersten Begrüßungsrunde schritten wir zur Tat. Alle Kinder legten sich in eine gemütliche Position und begaben sich auf die Reise in die Fantasie, wie oben beschrieben. Nach der Fantasiereise erzählten sie einander, was sie in dem Märchenbuch gesehen hatten: Tatsächlich hatten sich vier Mädchen als Prinzessinnen gesehen, eine schöner als die andere, zwei Jungs hatten sich klar und deutlich als Ritter gesehen, ein Junge war überzeugt davon, sich als Zwerg gesehen zu haben, wieder ein anderer sah sich als gefährlicher Drache, das größte Mädchen sah sich
als Zauberin und das kleinste als weißes Zauberpferdchen mit einem silbernen Horn auf der Stirn, vier weitere Mädchen sahen sich im Märchenbuch als Elfen, der letzte Junge aber sah sich als roter Feuerflieger, er stand blitzschnell auf raste mit wildem Motorengeräusch durch den Raum und verkündete, dass er auch schießen könne. Wie erschraken da die anderen, denn sie befürchteten, der Flieger würde doch alles im Märchenreich kaputt machen. Einer kleinen Eingebung folgend, machte ich dem Jungen einen Vorschlag: Ich sagte ihm, dass noch nie im Leben ein Flugzeug durchs Märchen gedüst sei, aber er könne, wenn er wolle, einen roten Feuervogel spielen. Er erkundigte sich, was es mit dem Feuervogel auf sich hätte, und ich erzählte ihm, dass dieser sich, nachdem er seine Runden gedreht hat, alle sieben Jahre zu einem tiefen Schlaf hinlegt und verwandelt wird. "In was?", wollte der Junge da wissen und ich sagte ihm in einen jungen Königssohn. "Okay", meinte der Junge, "aber was kann ich dann anziehen?" Zum Glück hatte ich das prachtvolle Gewand eines Musketiers dabei. Schnell holte ich dieses Gewand und zog es ihm über den Kopf. Ein Kind hatte eine' große, goldene Krone dabei, die setzten wir dem Jungen auf den Kopf. Zufrieden schaute er in den Spiegel und war mit seiner etwas veränderten Rolle einverstanden. Wir setzten uns alle wieder in den Kreis und jeder konnte nun, nachdem die Gefahr gebannt war, beruhigt mit überlegen, wie das Märchen gehen könnte. Ich schrieb es in Stichworten mit. Durch das tatsächliche Spielen wurde es nach und nach verfeinert, bis es zu seiner Endversion fand:
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T
ief im WCl[O~tClnOein verzaubertes Schto~~. In ihm reGten vier wllnOeßchöne '}?rinze~~innen, eine schöner Clb oie ClnOere. An oen Toren oe~ schto~~e~ wClchten zwei eo[e 1<.itter. I<önig llnO I<önigin lebten schon [Clngenicht mehr llno so WClrenoie '}?rinze~~innen Cl[[eine.Sie trCillmten oClvon, OCl~~enOUch ein illnger I<önig~ohn sie Gefreien möge llnO wieöer Leben im Schto~~ einkehre.
Weit von oie~em Schto~~ entfernt f[og ein roter Feuervoqel ollrch oie L-üfte.Alle ~ieGen lClhreverwClnOe[t sich oie~er. 'Per Feuervoqel regte sich hin llnO schie» 2.ll ~ch[Clfen.'PCl kClmen vier E[fen Clll~oem WCl[OllnO hCl[fen ihm Geioer \)erwClno[llng. Sie gingen ge~chCiftig Cln~ Werk llnO siehe OCl,oer Feuervoqel hClttesich verwzmöett in '}?rinz Timorhy von Timorhy L-ClnO. 'Per '}?rinz 'tnClchtesich ClllfllnO ketm in einen ollnk[en WCl[O.'Port tmf er Clllfeine ZetllGerin. 'Pie ZClllGerin erzCih[te oem '}?rin2.envon oem verwunschenen Sch[~~. Sie uberreichre ihm ein go[oene~ Schwert llnO stellte ihm oie erste AllfgClGe:,,'Pll mll~~t oen 'PrClchen finOen, mit ihm kCiml:lfenllnO ihn Ge~iegen. 'PCl'tnClchte ~ich'}?rinz Timorhy Clllf,fClnO Gdo oen 'PrClchen llno kCiml:lftegClnz mlltig mit ihm. 'Per 'PrClche ~ClnkVor ihn hin llnO wie er so nieoeßClnk, ~Clgteoer 'PrClche zu ihm: ,,'Bringe oein Schwert zum Zwergen, rege es ihm 2.ll fü{3en, Oll wir~t oClfür belohnt weröen." Wieoer 'tnClchte ~ich oer illnge '}?rinz Clllfoen Weg llno Clb er schon nicht mehr OClrCln g[ClllGte,fClnO er oie Höhle oe~ Zwergen. Er trCltein, kniete sich nieoer llnO regte oem Zwerg OCl~Schwert z« fü{3en. 'PCl~1:lrClchoer Zwerg: "Nimm oie~e vier 1<.inge,Clb 'PClnk von mir, Gringe ~ie oen E[fen oe~ WCl[oe~.Sie wi~~en von oeiner Ankllnft llnO weroen oir he[fen, OCl~verwunschene Sch[o~~ zu finOen." 'Per illnge I<önig~~ohn verneigte sich llnO 'tnClchtesieb Clllfoen Weg, oie E[fen 2.ll finOen. Er mll~~te gm nicht [Clngesuche» llno fClnOsie. Er 2.og ieoem oer illngen E[fen ein
~--------------------------v---------------------------------~----'P-inglein cm. -Pet ~Ctljtensie, Oet~~sie oie Scn.ut.zelfen oer vier '}?rinze~~innen seien, oie im verwunschenen Scn.lo~~wohnen. Sie eilten vorxus zum Scn.lo~~ unO oer '}?rinz folgte ihneri. -Pie vier Elfen ketmen leiehr etn oen Wetcn.en vorbei, gingen in oen l<önig~~etetl unO ieoe Elfe uGergetGihrer '}?rinze~~inoen 'P-ing, oetnn stellte ~ie sich n.inter in.re '}?rinze~~in unO gemein~etm warteten ~ie etuf oen l<önig~~on.n. -Pie~er wuröe von oen 'P-ittem etufgen.etlten. Er musste erst ein 'P-ctBellöse», um in Oet~ Scn.l~~ zu geletngen. "Nenne un~ Oet~eine Element, oru verwetnOeln ketnn" -Pie Antwort ketnnte oer '}?rinz wohl, wuroe er oocn. selbst verwzmöelt. freuoig rief er etU~:"E~ isr Oet~ feuer!" Wie fron. wetren Oet oie 'P-itter ihren neue» l<önig Willkommen n.ei0en zu können unO lie0en in.n gem in~ Scn.lo~~.-Per iunge l<önig~~on.n musste nun ieoe '}?rinze~~inkU~~en unO 9 leich oCtretuf fingen sie etn, zu kichern unO zu letcn.en - unO schon wor Leben in oer Buoe! -Pie ZetuGerin etGer ketm mit in.rem ZetuGerJ:lferocn.en in~ Scn.lo~~ unO ~etgte zum neuen l<önig: "Mein ZetuGerl:lferocn.en soll oein Wetl:ll:lentier~ein!" [.{nO so zogen etlle in einem gro0en Triumpn.zug ourcn. oie Stret0en oe~ l<önigreicn.e~.-Pet~neue WetPI:lentier oe~ l<önig~ sehrirr etllen vorzm, Wie freute sieb OetOet~\)olk unO etlle iuGelten unO klett~cn.ten UGeroie Erlö~ung oer '}?rinze~~innen.
Zur Aufführung Die Kinder liebten ihr .erträumtes" Märchen und spielten es wie am Schnürchen. Nun will ich aber noch mal aus dem Nähkästchen plaudern, um an zwei Beispielen zu zeigen, was bei der Aufführung
anders laufen kann, die Aufführung mit Kindern aber so liebenswert macht, und worauf es eigentlich ankommt ...
Wir spielten in einem alten Kellergewölbe, alles war vorbereitet, jeder auf seinem Platz. Alle Eltern, Geschwister und Großeltern waren zur Aufführung gekommen. Ich hatte zum Schluss noch in das Zauberschloss eine Schwarzlichtlampe unter einen Treppenabsatz gestellt, damit das Schloss noch zauberhafter scheint. Als Märchenfrau begann ich das Märchen zu erzählen. Doch was war das? Die vier jüngsten Königstöchter begannen auf ihren Stühlen die Röcke zu raffen, weil sie herausfanden, dass besonders ihre weißen Strumpfhosen und Unterröcke im Schwarzlicht so wunderbar leuchteten.
Das erste Raunen und verhaltene Gekicher ging durch den Saal ... Ich ließ mich von nichts abhalten und fuhr fort in der Geschichte. Doch da vernahm ich Ritter von Hennen. "Papa, gratofier mich!", flüsterte er mit Nachdruck ins Publikum. Erst nahm ich davon keine Notiz und da, noch mal und etwas lauter: "Papa, gratofier mich!" Da bat ich den Vater des Ritters, diesen doch zu fotografieren. "Hab ich schon", raunte der Vater. Da stellte sich Ritter von Hennen in Positur und rief: "Dann noch mal!" Das Publikum konnte nicht mehr an sich halten, lachte und gab donnernden Szenenapplaus!
Abschied vom Märchenreich Nach der Aufführung
erhält jedes Kind das gemeinsame Märchen in gedruckter Version zur Erinnerung! 113
Für alle Elfe~ tA~d Trolle ab 8 Gemeinsam schreiben und spielen wir ein eigenes Elfenmärchen Kostüme, Grillzeug, Geschirr und Schlafsack mitbringen!
Zur Methodik Das Vorgehen bleibt wie oben beschrieben, dazu kommt, dass die Kinder nicht im Kreis das Märchen gemeinsam erfinden, sondern sich tatsächlich auf den Weg machen und sich das Märchen nach und nach "strickt": o Gemeinsame Fantasiereise mit dem Thema: "Stell dir vor, du wärst tatsächlich im Elfenreich, welche Rolle würdest du dabei gerne spielen? (Baumelf, Blumenfee, Wassernixe, Bergtroll, Zwerg, andere Fabelwesen ...) o Danach erstes Treffen im Kreis, jeder sagt, was er gerne wäre, könnte er wählen. o Dann geht es gemeinsam auf eine Wanderung zu einem "Elfenplatz': Die Spielleitung gibt mit auf den Weg, dass sich jeder seine eigene Geschichte überlegt: Wie er heißt, wo er herkommt ... o Am Elfenplatz angekommen, erzählt jeder seine Geschichte. 114
~
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o Danach tun sich die Elfen zu dritt, zu viert zu-
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sammen und bauen ihr eigenes kleines Lager, dabei überlegen sie sich, was der Grund sein könnte für ihr Zusammentreffen. Wieder geht es in den Erzählkreis und die einzelnen Gruppen berichten ihre Geschichte. Danach wird gemeinsam eine Jurte zur Übernachtung aufgeschlagen. Beim gemeinsamen Grillen wird die Geschichte weiter ausgesponnen. Über Nacht "setzt" sich die Geschichte - wird klarer. Am nächsten Morgen gemeinsames Frühstück und Fertigstellung des Elfenmärchens. Proben des Märchens Schminke - Verkleidung Generalprobe Aufführung am Mittag
Plauderei aus dem Nähkästchen Zu der Veranstaltung kamen 12 Mädchen im Alter von 8 bis 12 Jahren. Interessant war, dass alle drei Untergruppen ihr Märchen stark auf die tatsächlichen Sachverhalte in der Gemeinde bezogen. Folgende Ereignisse prägten die Gemeinde zu dieser Zeit: Eine Citymarketing-Gruppe leierte das Marketing in der Stadt an, von daher war das
Stichwort .Lebensqualität" in der Stadt in aller Munde. Im Zuge der Sanierung mit geplanter Umgehungsstraße wurde mit den Bauarbeiten eines Straßentunnels begonnen, in den Schulferien war die weiterführende Schule aufgrund eines Fehlers einer Sanierungsfirma abgebrannt. Daraus entwickelte sich folgende Rahmenhandlung:
g
eit einiger Zeit rumorte es schon im Berg. nCl:<.betmruf-ligte b-en Bergtro[C b-en Hüter b-ie:<.e:<. Berge:<.. Er beschloss, sich Cln b-ie Fee MorgCll'LCl zu wenb-en mit b-er Bitte b-ocf-l eine \)er:<.Clmm[ung Cl[[er E[fen unO Trolle ei1'l2.uberufen, um gemein:<'Clm 1<-Cltzu f-lCl[ten, WCl:<'zu tun sei.
Alle waren
b-em Aufruf gefolgt, unO :<'0veßClmme[te sich eine bunte Scf-lar Cluf b-em E[fenl:l[Cltz mitten im WCl[b-.Aufgeregt WClren b-ie Feuerqeisrchen, Mit f[ClmmenOer Begei:<.terung erzdf-l[ten sie, wie sie b-Cl:<' f-lä:<.:<.Ucf-le Betongebäub-e b-er Scf-lu[e nieb-erbmnnten. nie ClnOeren 1<-Clt:<.tei[nef-lmer WClren nicht :<'0begei:<.tert, wo: b-ie Aktion b-ocf-lzu Cluffä[Ug unO gefäf-lrUcf-l. Auch zu Wort me[b-eten sieb b-ie wi1'l2.igen amumCinn[ein unO B[umenfeen, b-ie in dten Mauem unO 1<-itzen b-er A[t:<,tClb-t[eben. If-lnen war gClnz Clng:<.tunb- BClng Vor b-en Zukunft:<.I:l[änen b-er Men:<.cf-len. MorgCll'LCl :<.Clmme[te d[e vorgetrClgenen Sorgen unO gemein:<'Clm hielten sie 1<-Clt,wie es nun weitergef-len sollte. Scf-lne[[ wor ktar, b-Cl:<':<' man zu b-en Men:<.cf-len b-irekt l
Zur Aufführung Ganz früh erwachten die Elfen im Morgengrauen. Obwohl es nieselte, konnte sie nichts mehr von der Umsetzung ihres Planes abhalten. Sie schminkten sich, kleideten sich festlich an, richteten den Festplatz und ihre Lagerstätten. Dann kamen die EItern. Fee Morgana führte sie erst zu den einzelnen Lagern und anschließend auf den Festplatz. Die EItern nahmen auf einem Hügel Platz, darunter war ein großer, fein gewebter Teppich für den Rat der Elfen ausgebreitet. Einer nach dem anderen erschien im Rat. Alle brachten ihre Bedenken und Sorgen vor, die sie mit der neuen Entwicklung der Stadt verbanden. Sie mussten mit den Menschen in Kontakt treten. Da erhob sich die Fee Morgana und wandte sich ans Publikum, Sie bat die Eltern, die Elfen doch zu unterstützen, indem sie aus ihren Reihen Stellvertreter für den Bürgermeister, den Rektor und den Tunnelbauer wählten, um diese zum Rat der Elfen zu entsenden. Erst waren die Zuschauer etwas irritiert, waren sie doch gewohnt als Zuschauer eben nur dazusitzen und zu zuschauen. Doch dann ging ein Ruck durch die Reihen. Zuerst
wählten sie eine Bürgermeisterin, dann eine Schulleiterin, zum Schluss noch einen Tunnelbauer. Nacheinander gingen sie zum Rat der Elfen, hörten sich die spezifischen Probleme an und versprachen - hoch und heilig - alles zu tun, damit die Stadtgeschichte ein gutes Ende, bzw. einen neuen guten Anfang nehmen könne. Der Vertreter des Tunnelbauers versprach besonders auf die Bergkristalle zu achten, denn immer, wo die seien, so der Troll, sollte er drum herum bohren. Die stellvertretende Schulleiterin versprach, die Kinder an der Planung einer kinderfreundlichen Schule zu beteiligen. Und die stellvertretende Bürgermeisterin versprach, die verträumten Nischen und Ecken in der Stadt nicht zu zerstören, damit sich hier weiter die Elfchen und Graumännchen tummeln können. Da ging ein Seufzer der Erleichterung durch die EIfenschar und einige spielten daraufhin wundersame Weisen auf ihren Flöten und die anderen tanzten mit dem Publikum einen Elfenreigen ...
Nachspiel Die Kinder der Schule wurden tatsächlich gefragt, wie sie sich ihre neue Schule wünschen - wenn auch "nur" im Kunstunterricht ... Der echte Tunnelbauer traf tatsächlich den Bergtroll und er versicherte, auf die Bergkristalle zu achten, er kenne sie gut, schließlich ist er aus Ida Oberstein und da gibt es genügend Bergkristalle. Ansonsten träumen die Graumännlein und Blu-
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menfeen in aller Ruhe in ihren Mauerritzen weiter, da tut sich gar nichts ... nur eines hat sich durch das Elfenmärchen noch ergeben. Die Oma einer Blumenfee packte ein paar Wochen später ihre sieben Sachen und zog mit ihrem orientalischen Krims-Krams-Laden aus der Nachbargemeinde mitten in dieses Elfennest, sehr zur Freude der Jungelfen übrigens!
Jedes Fest kann mit Motiven eines oder verschiedener Märchen ganzheitlich umgesetzt werden. Ob dies ein Fest im Kindergarten, ein Fest in der Schule, ein Geburtstagsfest für Kinder betrifft. Selbst eine .Märchenhochzeit" ist möglich ... Hierzu können Elemente aus den Märchenkreisspielen, den Spieleketten, aus dem szenischen Spiel und Märchen aus allen vier Himmelsrichtungen je nach Alter und Gruppengröße miteinander verbunden werden.
TischleiV\deckdich - Tafel Nicht fehlen darf beim Fest die entsprechende Raumgestaltung und ein entsprechendes Speisenangebot, das wieder entweder ein Märchen betrifft oder sich beispielsweise aus verschiedenen Märchenspeisen zusammensetzt und der Fantasie weitere Möglichkeiten lässt.
Hier ein paar Vorschläge: Lieblingstorte nach Wahl backen und mit echten ungespritzten Rosenblättern oder Zuckerröschen verzieren. Zwergengrütze Rote Grütze in kleinen Schälchen als Nachtisch bereithalten. Sterntaler Butterplätzchen in Sternenform Rapunzelsalat Feldsalat mit Apfelscheiben und Walnussstückchen Rotkäppchenkuchen Marmorkuchen Schneewittchenkuchen Blechkuchen aus Schokorührteig, Kirschen aus dem Glas, Schlagsahne steif schlagen und darüber streichen. Süßer Brei Grießpudding mit Zimt und Zucker Hänsel und Gretels Lebkuchenhaus zum Schlachten an der Kaffeetafel Schlaraffenlandhähnchen Mundfertige Hähnchenteile gegrillt Aschenputtels Linsen Ein deftiger Linseneintopf mit Würstchen Dornröschentorte
Zur Methodik Damit für jeden Gast der Märchenweg erlebbar wird, hat jedes Fest, wie das Märchen auch, einen dramaturgischen Aufbau in drei Schritten: 1. Einweihung Dies kann das Erzählen des ausgewählten Märchens, kann eine Verwandlung durch Schminke, die Verkleidung der Gäste, eine gemeinsame Reise in das Märchenreich (vgl. S. 42) oder einfach der Erhalt von Spielaufgaben sein.
Märchenfest Für das Märchenfest im Kindergarten eignen sich besonders die altersgemäßen Märchen der Brüder Grimm (vgl. S. 23 Zur Auswahl der Märchen) und einfache Tiermärchen aus aller Welt (vgl. Literatur im Anhang) Für das Fest können die Kinder ein Märchenspiel vorbereiten (vgl. Spiellieder S. 51, Märchen mit szenischen Mitteln S. 63). Denkbar ist auch ein eigenes .erträurntes" Märchen (vgl. S. 109) vorzuspielen. Selbst das eigentliche Märchenritual kann den Eltern vorgespielt werden (vgl. S. 39).
Märchenfest Hier kommen Märchen für Ältere in Betracht (vgl. S. 26). In verschiedenen Projektgruppen werden Märchen ganzheitlich umgesetzt. Da gibt es beispielsweise ein Märchenzelt, in dem Märchen erzählt werden, da gibt es eine Traumfabrik, wo ein Märchen selbst geschrieben wird, da wird ein Märchentheater im Schwarzlicht vorgeführt ...
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2. Herausforderung Hier finden sich diverse Spiele oder Programmpunkte, wie sie sich im Buch finden. 3. Glückliches Ende Klar gehen alle Spiele und Aktionen, Vorführungen für alle gut aus - drum sitzen am Ende alle noch beisammen und feiern.
im Kindergarten Die Märchenfrau wählt zum Erzählen ein bekanntes Märchen und die Kinder spielen dazu. Es können sich dann Märchenkreisspiele anschließen oder eine Spielekette gespielt werden, dessen Märchen für die Kinder bekannt ist, deren Spiele sie aber noch nicht kennen (vgl. S. 51). Die einzelnen Spielstände werden dann durch Erzieherinnen und/oder Eltern jeweils betreut.
in der Schule Alle Ideen aus dem Buch können verwertet werden und Kinder und Lehrerinnen bereichern diese Märchenprojektwoche mit ihren eigenen Ideen noch zusätzlich.
Märchenhafter
Das Geburtstagskind entscheidet, ob es mit einem bestimmten Märchen oder mit verschiedenen Märchenmotiven seine Geburtstagsfeier gestalten will. Entsprechend werden die Spiele aus dem Buch ausgewählt. Von der Einladungskarte, über die Speisenwahl bis zur Raumgestaltung wird alles dem Märchenmotiv angepasst. So können zum Beispiel Rosengirlanden die Kinder zum Dornröschenfest willkommen heißen, an einem Obstbaum im Garten verschiedene Verkleidung für die nächsten Spiele warten oder passend zur Apfelernte die Kinder Frau Holle spielen und mitdem Apfelpflücker Äpfel vom Baum ernten.
Kindergeburtstag
Ein im Raum aufgehängtes Leintuch kann ein spontanes Märchenschattenspiel (5. 67) eines beliebigen Märchens ermöglichen, aus einem Umzugskarton kann ein Hexenhäuschen gestaltet werden ... Alle Ideen aus dem Buch helfen bei der Umsetzung des individuellen Märchenwunsches des Kindes ...
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WilikommeV\ im MärcheV\reich Eine mä rehen hafte Spielaktion Diese Spielaktion setzt sich aus unterschiedlichen Spielständen zusammen. Sie kann mit großen Gruppen (bis zu 400 Kindern jeden Alters) geplant werden und wurde so auch schon mehrfach durchgeführt.
Der Märchenraum Als Märchenraum eignet sich jedes weitläufige Gelände, das am besten mit unterschiedlichen Ebenen und Nischen nicht gleich einsehbar ist. Die einzelnen Spielstationen der Landschaft entsprechend anpassen. Sie gibt uns auch Hinweise darauf, was wo gespielt werden könnte. Ich habe mich bei der Planung dieser Spielaktion von einer Parkanlage einer Schule leiten lassen. Das Gelände zog sich einen Hügel hinauf, in ihm fanden sich eine offene Blockhütte, ein Schulgarten, ein großes Feuchtbiotop, eine rund gemauerte Feuerstelle, die für Rollstuhlfahrer bedienbar ist, eine längere s-förmige Wegstrecke, die sich weiter 120
den Hang hinauf schlängelt, ein unwegsames Gelände mit gefällten Baumstämmen, einen Kletterhang, und ganz oben am Hang eine Holzbrücke, von der aus man das ganze Gelände überblicken kann. Das ganze Gelände ist stufenförmig angelegt, was an den Stufenberg (S. 16) erinnert, und ist einerseits mit Treppen verbunden, andererseits führt ein Rollstuhl geeigneter Weg nach oben. Beispielhaft zeige ich die dort entwickelte Spielaktion auf. Sie kann aber auf jedes beliebig andere Gelände übertragen werden - vielleicht ergeben sich dann noch weitere durch die Landschaft bedingte Spielideen.
Die Gefährten Betreut werden die einzelnen Stände wahlweise von Jugendgruppenleiterinnen, Erzieherinnen, Kindern, Eltern oder Lehrerinnen. Diese schlüpfen jeweils in eine Rolle und verkleiden sich entsprechend.
Die Einweihung Jedes Kind erhält zu Spielbeginn von der Märchenfrau eine Spielkarte. Auf ihr ist das Märchenreich in einer Landkarte dargestellt, mit entsprechenden Markierungen der dort zu findenden Spielorte. Das Kind wird in die Spielidee eingeweiht, dass es die ganzen Stationen durchspielt, um am Ende als Held aus der Geschichte heimzukehren. War das Kind bei einer Station, markiert der jeweilige Betreuer sein Feld auf der Landkarte mit einer bestimmten Farbe. Ist das Kind eingeweiht und mit Landkarte ausgestattet, geht es zur ersten Spielstation - zur Verwandlung.
Die Verwandlung Hier kann das Kind wählen, in welcher Rolle es die Herausforderungen im Märchenreich bestehen will, ob als Held, Riese, Zwerg, Blumenfee, Prinzessin, Wassernixe oder Zauberin.
Hat das Kind gewählt, wird es von den Wandlungselfen entsprechend verwandelt. Held Wappentier auf die Backe (Beispiel kleiner Drache) Riese roter Bart und rote Haare Zwerg Nase, Sommersprossen, rote Bäckchen Blumenfee Blümchenranke um Wange und Auge Zauberin drittes Auge auf der Stirn Prinzessin aufgemaltes Diadem auf Stirn, Lidstrich, Wangenrot, Lippenstift Wassernixe grün-blau glitzernde Schüppchen Durch diese Verwandlung wird auch für die Gefährten (s.o.) deutlich, in welcher Rolle sie das Kind ansprechen können. Was das Kind noch nicht weiß: Mit der Wahl der Rolle tritt auch die jeweilige Märchenfigur als Helferfigur für das Kind in Erscheinung. Wählt das Kind zum Beispiel die Rolle des Zwergs, wird ein Zwerg am Spielstand ihm einen Wunsch erfüllen ...
Die Herausforderungen
Alter: ab 4 Jahren Im Zwergenhäuschen ist mit Puppengeschirr der Tisch für sieben Zwerge gedeckt. Ein freundlicher Zwerg empfängt das Kind. Es muss nun raten: o Aus welchem Tässchen hat Schneewittchen getrunken? (Ein Tässchen hat roten Lippenstift) o Von welchem Tellerchen hat es gegessen? (Eine Gabel hat etwas Sahne am Zinken) o Und auf welchem Stühlchen hat es gesessen? (Ein Stuhlkissen ist auf den Boden gefallen) Je jünger die Kinder sind, umso mehr hilft der Zwerg.
Kommt ein zu einem Zwerg verwandeltes Kind ins Zwergenhäuschen, so wird es dort vom Zwerg ganz familiär begrüßt, wie es unter Zwergen üblich ist. Er sagt: "Da du auch ein Zwerg bist, kann ich die Herausforderung im Zwergenhäuschen für dich lösen. Du kannst aber auch die Aufgabe erfüllen und bekommst von mir einen Stern tatet, den kannst du überall einlösen, wenn du mal in der Klemme bist."
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Alter: ab 4 Jahren
Alter: ab 4 Jahren
An einem Brunnen - wir fanden vor Ort eine rund g.emauerte Feuerstelle vor, in die sich Wasser einfüllen ließ (eine große Zinkwanne erfüllt auch ihren Zweck) - sitzt die junge Königstochter. Sie lädt die Kinder ein, zu ihr zum Brunnen zu kommen. Im Brunnen befindet sich trübes Wasser (mit Lehm versetzt). Die Prinzessin bittet das Kind, ihr doch die goldene Kugel aus dem Brunnen zu fischen. Dies können die Kinder mit den Händen oder einer Schöpfkelle probieren.
Im Garten der Zauberin müssen die Kinder - je nach örtlicher Gegebenheit - bei der Zauberin Pflanzennamen erraten oder erriechen, oder zuordnen, oder pflücken, oder schmecken ...
Kommt ein Kind in der Rolle der Prinzessin zu ihr, so hat das Kind wieder die Möglichkeit, die Herausforderung am Brunnen von der Prinzessin selbst gelöst zu bekommen oder es erhält hier seinen Sterntaler als Joker für die weiteren Spielstände.
Alter: ab 4 Jahren
An Däumlings See wartet die Wassernixe auf die Kinder. Auf dem See schwimmen .Seerosenblätter" (Seerosenblatt aus Filz an vier Ecken zusammennähen, sodass ein Körbchen entsteht, und auf Bierdeckel tackern. Durch Blatt und Bierdeckel zwei Drähte überkreuz befestigen). In ihnen liegen Däumlinge und Däumelinchen (winzige Plastikpüppchen). Die Nixe bittet die Kinder, mit einem Angelhaken einen Däumling herauszuangeln. Trifft die Nixe auf ein Nixenkind, hat dieses natürlich einen Wunsch frei und erhält seinen Sterntaler für die nächsten Spielstände.
Einem Zaubererkind wird die Lösung .herbeiqezaubert, bzw. es erhält hier seinen Sterntaler als Joker für andere Herausforderungen.
Alter: ab 4 Jahren
Eine kleine Blumenfee wartet am Wegesrand. Kommt ein Kind als Blumenfee vorbei, spricht es dieses sofort an und verrät ihm, dass sie den Weg zum Riesen und Helden weiß, und dass es das Kind gerne dorthin begleitet. Von den andern Kindern muss sie schon angesprochen werden, damit sie ihnen den Weg verrät.
Jm Kampf mit dem RieseV\ Alter: ab 4 Jahren
Haben die Kinder den Weg zum Riesen erklommen, finden sie ein unwegsames Gelände vor. Hier haust der Riese, eingehüllt in zottelige Felle. Er hat Baumstämme aller Größen bereitgelegt, die die Kinder eine bestimmte Strecke werfen müssen. (Keine Angst, am Ende schafft jeder die Aufgabe!) Haben die Kinder die Aufgabe erfüllt, dürfen sie an Rapunzels Haar (S. 59) hinauf zum Helden klettern. Riesenkinder werden vom Riesen wieder bevorzugt behandelt.
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Das glückliche Ende Besteigw'\g des KöV\igsth~oV\es Alter: ab 4 Jahren
Der Märchenheld begrüßt ein bei ihm ankommendes Kind aufs Vortrefflichste, hat es sich doch allen Herausforderungen erfolgreich gestellt! Vom Heiden bekommt es darüber eine Urkunde, die ihm bescheinigt, als Held des Märchenreiches gesiegt zu haben.
Es darf sich auf den Königsthron setzen und der Held ruft den neuen Märchenhelden des Märchenreiches über alle Spielstationen hinweg aus:
.Dos Märchenreich hat einen neuen Helden gewonnen: Es ist ... Es folgt der Name des Kindes. Daraufhin applaudieren alle Gefährten des Märchenreiches. Der neue Held darf den Sitz auf dem Königsthron solange besetzen, bis ein neuer Held des Weges kommt und nun den Thron besteigen darf. Ach ja, und wer seinen Sterntaler nicht eingelöst hat, der darf ihn jetzt mit nach Hause nehmen ...
-Pie unen~liche ae3chichte
E
wat einmcd ein alter Mdrcn.ener.ztin.[er, o-er fU.hterte mir verschmitzt in:l. Ohr: "Wer :l.ein Scn.ick:l.cd cmnimmt unO sich :l.einen HeraU:l.forO-erungen srellr, o-en wiro- O-a:l.Scn.id(:l.a[ mit freuo-en sicher auf O-e:l.:l.enWeg voranbringen. Wer mit :l.einem Scn.ic!(:l.a[ n.aO-ert unO es nicht annimmt, o-en schleppt O-a:l.Scn.ick:l.a[ eben O-urcn.:I.L-eben." :I.
Nun :l.inOwir am EnOe O-e:l.Bucn.e:l. angelangt unO stehen o-amit am Anfang unserer eigenen Mdrcn.en. Wenn wir un:l. :l.e[b:l.terkennen, unsere WLin:l.cn.e unO- Sen.n:l.Licn.te, un:l.ere Aufgabe in o-er Wett, mutig vorzmschreiten unO uns unseren Herau:l.forO-erungen stellen, o-ann wero-en wir am EnOe aucn. g[LickUcn. :l.ein. "Da:l.war schon immer so!
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A
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I1hal1
Alphabetisches Spiele, Aktivitäten und Speisen rund um Märchen Am Brunnen von Froschkönig An Däumlings See Aschenputtels Schuhe Begrüßungszeremonie Bei der guten Fee Blind irren Brunnenspiel Der Diwan Der eiserne Heinrich Der Wünschehut Der Zauberspiegel Die Besteigung des Königsthrones Die Reise ins Märchenland Die Sterntaler - Schwarzlichttheater Dornröschen war ein schönes Kind Dornröschen wecken Froschverwandlung Geburtstagsthron Glückliche Heimkehr Hähnchen mit Orangen Hänsel und Gretel im Dunkeln Himmelbetten Hochzeitstanz .Halav" Im Ballsaal Im Garten der Zauberin Im Garten der Zauberin Im Kampf mit dem Riesen Im Zwergenhäuschen Jogurtgetränk mit Minzeblättern Königstochter Jüngste Läuschen und Flöhchen Lichterschwänchen Linsen sortieren Machet auf das Tor Märchen spinnen Märchenbeutel Märchenfrau erzähl uns was Märchenhafte Festgestaltung Märchenpantomime Märchenschatztruhe Mase
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122 122 62
40 122 60 60
93 61 51 56 123
41 74
Register
Namen raten Obstsalat mit Rosenwasser Rapunzels Haar Rapunzels Tränen Reis mit Kurkuma Ringlein, Ringlein du musst wandern Rumpelstilzchen - Schattenspiel. Schneewittchen - ein Guckkastenmärchen Schneewittchens Kamm Spieglein, Spieglein an der Wand Tischleindeckdich-Tafel. Über den Regenbogen Verkleide - Kiste Verwandlungsbaum Willkommen im Märchenreich Wolfstatzen - Abdruck
57
94 59 60
94 51
69 66 56 50 117
42 50 62
41 106
53 53 61
Märchen und Lieder
50 60
94 56 50 99 62 122 59 122 121
94 60 55
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Das verwunschene Zauberschloss Daszur Taufe eingeladene Bergmännchen §; Nr. 24 Der goldene Schlüssel ~ Nr. 3 Der Hase und der Baumgeist Der Rat der Elfen Der süße Brei Der Ursprung der Geschichten Die Alte im Wald Die Bienenkönigin Die Geschichte von den drei Schwestern Die Kristallkugel Die Schwanenjungfrau Die Sterntaler Die unendliche Geschichte Drei Wünsche hast du frei §; Nr.ll Ein Fest bei den Gebrüder Grimm ~ Nr. 5 Kamiyo vom Fluss ~ Nr. 19 Läuschen und Flöhchen Rumpelstilzchen ~ Nr. 8 Schneewittchen - ein Guckkastenmärchen Willkommen im Märchenland §; Nr. 1 Zwei Wölfe im Herzen Nr. 15
112
81 29
90 115 23
102 24 27 95
42 78 73 123
108 52 87
54 67
66
7 106
Literatu rh inweise Bauer, Angeline: Heilende Märchen, Südwest Verlag, München 2004 Bettelheim, Bruno: Kinder brauchen Märchen, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1980 Betz, Felicitas: Märchen als Schlüssel zur Welt, Verlag Ernst Kaufmann, Lahr 2001 Betz, Otto Hrsg.: Tausend Tore in die Welt Märchen als Weggeleit, Herder Verlag, Freiburg im Breisgau 1985 Dabrandt/Waliman: Der süße Wolf - ein Märchen-Koch-und-Backbuch, Klatschmohn Verlag, Rostock 2004 Derungs. Kurt (Hrsg.): Die ursprünglichen Märchen der Brüder Grimm, edition amalia, Bern 1999 Diederichs. Ulf: Who's Who im Märchen, Deutscher Taschenbuchverlag, München 1995 Esterl, Arnica: Die Märchenleiter, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2002 Esterl Arnica: Die Märchenfrau, Esslinger Verlag, Esslingen 1997 Fromm, Erich: Märchen, Mythen, Träume, Rowohlt Taschenbuchverlag, Hamburg, 2004 Günther. Sybille: iftah ya simsim - spielend den Orient entdecken Ökotopia Verlag Münster, 1999 Günther, Sybille: Bei Zwergen, Elfen und Trollen, Ökotopia Verlag, Münster 2003 Heim, Heidi Christa: Lebensfest märchenhaft feiern, Verlag Via Nova, Petersberg 2005 Jung c.G.: Archetypen Deutscher Taschenbuchverlag, München 2001 Kahn. Walter: Die schlafende Stadt ... und andere Märchen, CW Niemeyer, Hameln 1991 Knoch, Linde: Praxisbuch Märchen, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2001 Receis/Bilotta: Wie das Erdhörnchen zu seinen Streifen kam - indianische Tiermärchen, Kerle im Verlag Herder, Freiburg, Wien 1999 Röth, Diether, Kahn, Walter (Hrsg.): Märchen und Märchenforschung in Europa, Haag + Herehen, Frankfurt am Main 1993 Schieder, Brigitta: Mit Märchen durch das Jahr, Don Bosco Verlag, München 2003
Schieder, Brigitta: Märchen machen Mut, Don Bosco Verlag, München 2003 Strich, Christian Hrsg.: Das große Märchenbuch, Diogenes Verlag, Zürich 1987 Schulz, Gudrun: Märchen in der Grundschule, Cornelsen Verlag, Berlin 2005 Schwarz, Horst: Märchen zum Mitmachen, Beltz Verlag, Weinheim 2001 Simm, Hans-Joachim: Zauber und Wunder - Die Märchen der Welt, Insel Verlag, Frankfurt am Main 2002 Schwarz. Horst: Märchen zum Mitmachen, Beltz Verlag, Weinheim und Basel 2001 Vom Wege, Brigitte/Mechthild Wessei: Das Märchen-Aktionsbuch, Verlag Herder Freiburg im Breisgau 2003 Walker, Barbara: Die geheimen Symbole der Frauen, Hugendubel Verlag, München 1997 Zitzlsperger, Helga: Kinder spielen Märchen, Beltz Verlag, Weinheim 1994
Quellen Die im Buch erzählten Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm sind immer mit KHM und ihrer jeweiligen Nummer in den Bänden von den Brüdern Grimm bezeichnet. Siehe: Brüder Grimm: Kinder- und Hausmärchen 3 Bde., reclam, Stuttgart 2001 Die "Märchen in der Wanderhütte" habe ich gelesen in: Märchen aus Norwegen und Schweden, Reihe: Märchenschatz der Welt, Weltbildverlag, Augsbu rg 1994 Die Märchen "Unter afrikanischer Sonne" habe ich gefunden in: Mandela, Nelson: Meine afrikanischen Lieblingsmärchen, 7. Aufl. Verlag C.H.Beck, München 2005 Die Märchen aus Tausendundeiner Nacht habe ich gefunden in: Märchen aus 1001 Nacht, Arena Kinderbuch-Klassiker, 4. Aufl. Arena-Verlag, 2005 Und die indianischen Märchen habe ich gefunden in: Hetmann, Frederik Hrsg.: Indianermärchen aus Kanada, Fischer Taschenbuchverlag, Frankfurt am Main, 1990 125
Zur Autorin
Zur Illustratorin
Sybille Günther, Erzieherin, Sozialpädagogin, Spieldozentin und Autorin, hat sich diesmal, mit einem gut geschnürten Rucksack, auf Wanderung durchs Märchenreich begeben. Sie übergibt den Lesern nun Kompass, Fernrohr, Landkarte und ein wenig Wegzehrung mit auf den Weg, mit Kindern dort wahre Erlebnistouren zu gestalten.
Gisela Fuhrmann (*1963) studierte nach einer Ausbildung zur Schriftenmalerin Grafik-Design an der Fachhochschulefür Kunst und Design in Hannover. Nach mehrjähriger Agenturarbeit ist sie als freiberufliche IIlustratorin tätig. Sie lebt und arbeitet in Hannover. Schwerpunkt der Arbeit sind Kinderbücher und Sachbücher für Kinder. Informationen über die IIlustratorin unter www.fuhrmann-illustration.com
Bisher erschienen von Sybille Günther folgende Bücher im Ökotopia Verlag: Iftah ya sim sim . Das Zauberlicht . Feuerwerk und Funkentanz . Snoezelen . Von Räubern Dieben und Gendarmen· Bei Zwergen Elfen und Trollen· Hallo Halloween . Helau, Alaaf und gute Stimmung· Großes Einmaleins für kleine Zauberer und Hexen· Hereinspaziert - Manege frei!· Lichterfeste· Wilde Stämme· In Projekten spielend lernen· Frühlingsluft und Sonnentanz . Hoppla: Hip-Hop 4 kids Kontakt zu Sybille Günther über ihren Laden MOMO unter Tel. Nr: 06223-809666 (siehe Anzeige)
Dankeschön Viel zu verdanken habe ich diesmal der Märchenerzählerin Silay - Sibylle Lay, bei der ich viele Stunden in der Märchenjurte mit vielen Kindern Märchen lauschen und spielen durfte, manchmal begaben wir uns auch auf Märchennachtwanderung, mussten einsame Wege alleine "bewältigen", unwegsame Gelände erklimmen, oder Kräuter für den Märchentee pflücken, immer sicher begleitet von ihrem" Wolfsspitz" Sheela. Es waren für Kinder wie für mich große, tiefgehende Erlebnisse und lange Nachbesprechungen voller Weisheit und unter vier Augen im Märchenzelt, fernab unter dem großen Himmelszelt. Wer Silay mit ihrem Märchenbus "Shambhalla"
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live erleben will. dem sei die Adresse ans Herz gelegt:
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