N e g a s p h ä r e
B a n d
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Im Frühjahr 1346 Neuer Galaktischer Zeitrechnung steht die Menschheit vor der größten Bedrohung ihrer Geschichte. Die Terminale Kolonne TRAITOR hat die Milchstraße besetzt und alle bewohnten Planeten unter ihre Kontrolle gebracht. Die gigantische Raumflotte steht im Dienst der sogenannten Chaotarchen. Deren Ziel ist, die Ressourcen der Milchstraße auszubeuten, um die Existenz der Negasphäre in Hangay abzusichern: einem Ort, an dem gewöhnliche Lebewesen nicht existieren können und herkömmliche Naturgesetze enden. Perry Rhodan ist mit der JULES VERNE in eine Zeit vor 20 Millionen Jahren gereist, weil zum damaligen Zeitpunkt die einzige ihm bekannte erfolgreiche »Retroversion« einer Negasphäre stattfand. Diese wird vor allem durch die Superintelligenz ARCHETIM durchgeführt, aber deren oberste Befehlshaberin ist verschwunden. Perry Rhodan erhält die Aufgabe, sie zurückzubringen. Sein Ziel ist die Negane Stadt, wo alle WARTEN AUF XRAYN ...
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UWE ANTON
nen, den sogenannten Quartieren, die völlig unregelmäßig geformt waren, in vielen Fällen auf über 100 Kilometer Durchmesser beziehungsweise Länge kamen und in teils halsbrecherischer »Nichts zu machen«, sagte Rhodan. Nähe zueinander durch den Weltraum »Ich glaube es bald auch«, erwiderte trieben. Ihre Pulk-Formation war in etPothawk. »So kommen wir in den Negawa kugelförmig und durchmaß an der nen Kerker jedenfalls nicht hinein.« dicksten Stelle mehr als 2200 Kilometer. Rhodan schien die Stille in der Etwa 75 Prozent dieser unglaublichen PLURAPH beinahe unnatürlich. Zu seiKugel wurde von den Quartieren eingener Überraschung vermisste er die frünommen, der Rest entfiel auf Zwischenher stets allgegenwärtigen Urenzo räume, Lichtungen und Schneisen zwiSa'pha, so unheimlich ihr Auftreten geschen den Brocken, die durch Millionen wesen sein mochte, wenn sie als schaudicht ineinander verrige Gliedmaßen aus wobener, teils ulden Decks und Wäntrastarker Gravitatiden drangen und wieDie Hauptpersonen des Romans: onsfelder stabilisiert der verschwanden. wurden. Viel schwerer wog Perry Rhodan - Der Unsterbliche empfängt allerdings, dass sie In einem der Quardie mentalen Ausstrahlungen des Weltweisich der Chorälen Katiere wurde Generalin rawane angeschlosKamuko gefangen geG u c k y - Der Mausbiber freut sich auf Action. sen hatten. Denn zum halten, die Prinzipa, Ekatus A t i m o s s - Der Dual zeigt sich Perry einen würde sich die Heerführerin ARRhodan gegenüber erkenntlich. die PLURAPH nicht CHETIMS und desiGeneralin Kamuko - Die Heerführerin A R mehr vom Boden diegnierte Trägerin der C H E T I M S muss Schreckliches über sich ses Quartiers der NeNachtlicht-Rüstung. ergehen lassen. ganen Stadt erheben Perry Rhodan und und zum anderen die Mitglieder seines handelte es sich bei Suchkommandos mussden Urenzo Sa'pha ten sie daher so schnell um Geheimnisträger ersten Ranges: Ihr wie möglich befreien. Zumal in der NeWissen in der Hand der Chaosmächte ganen Stadt in Kürze KOLTOROC erkonnte alles gefährden, wofür ARCHEwartet wurde, der Chaopressor des FeldTIM nun seit Jahrhunderten kämpfte. zugs um die Negasphäre Tare-Scharm. Zwar war die Chorale Karawane all ihSobald diese negative Superintelligenz rem Wissen nach zu einer Kommunikaeingetroffen war, würde sie zudem den tion im eigentlichen Sinne nicht imstanwahren Herrn der Negasphäre rufen: de, doch Rhodan wollte und konnte sich Xrayn, den Chaotarchen. nicht auf eine solche Annahme verlasDenn die Negane Stadt war seine sen. Das Verschwinden der ursprüngliStadt! Sie diente dem Zweck, Milliarden chen Besatzung der PLURAPH stellte von Wesen Unterkunft zu bieten, die seieinen gewaltigen Störfaktor dar, den er ne Ankunft gebührend bejubeln und ihm nicht vernachlässigen durfte. einen prachtvollen Empfang in seiner neuen Heimat, seinem neuen MachtbeUnd nun waren sie in der Neganen reich bereiten sollten. Stadt gestrandet... Diese Stadt war auf den ersten Blick Perry Rhodan durfte jedoch Xrayns ein Sammelsurium von etwa 10.000 Ankunft nicht abwarten: Schon KOLRaumschiffen oder besser RaumstatioTOROCS Eintreffen würde jenen Zeit14. Mai 1347 NGZ (relative Bordzeit = 20.059.812 v. Chr.)
punkt markieren, an dem sie als Eindringlinge entlarvt und verfolgt würden. Zumindest plus/minus ein paar Minuten, günstigstenfalls Stunden. Davon ging Rhodan allerdings nicht aus, dazu hatte er bereits zu viel erlebt. Ihre einzige Chance zu entkommen bestand nach dem Ende der PLURAPH im raumfahrerischen Sinne in mitgeführten Transmittern, mit denen sie die in knapp vier Lichtjahren Entfernung wartende JULES VERNE erreichen konnten. Aus unerfindlichen Gründen funktionierten Transmitter noch weitgehend störungsfrei, während die klassische Raumfahrt in der entstehenden Proto-Negasphäre so gut wie unmöglich war. Der Negane Kerker - in dem Kamuko untergebracht war - befand sich auf der anderen Seite der Stadt, was mehr als tausend Kilometern entsprach. Den Meisterdieben der Laosoor um Commander Pothawk war es gelungen, in das hiesige Datennetz einzudringen und einige Informationen über den Kerker zu beschaffen. Rhodan staunte noch immer darüber, wie einfach es ihnen gefallen war, woran galaktische Experten lange hätten tüfteln müssen. Die »Pantherwesen« stellten damit unter Beweis, dass sie ihren Ruf als »Hightech-Diebe« mehr als verdient hatten. Besonders Pothawks Bruder Limbox, der »NanoHand«, war dieser zügige Erfolg zu verdanken, aber der Laosoor versicherte, damit bis über die Grenzen des Möglichen hinausgegangen zu sein. Viel mehr durften sie nicht erwarten. Rhodan sah zu dem Holo auf, das Pothawk eingespielt hatte. »Da ist wirklich nichts zu machen«, gab er zu. »Jedenfalls nicht so, wie ihr es bislang durchgezogen habt.« Den geraubten Daten war eindeutig zu entnehmen, dass der Negane Kerker keineswegs konventionell ins Innere eines Quartiers gebaut war. Vielmehr handelte es sich bei ihm um eine Art Station von 400 Metern Durchmesser, die Rho-
dan an eine altertümliche, wehrhafte Burg aus blitzendem Stahl erinnerte. Die benachbarten Quartiere waren jeweils mehrere Kilometer von dem Kerker entfernt, und das Gebilde hing in einer Wasserstoff-Methan-Blase, die von Prallfeldern umschlossen wurde. Zu keinem der Quartiere existierte eine materielle Verbindung, und darüber hinaus sicherte ein fünf dimensionales Schirmfeld den Neganen Kerker ab. Rhodan überprüfte die Daten noch einmal. »An jedem Punkt besteht zu den benachbarten Quartieren mindestens zehn Kilometer Abstand«, bestätigte er. »Das ist für die Verhältnisse im Innern der Neganen Stadt ein geradezu riesiger Hohlraum!« Ein zu großer für die Nahdistanz-Teleporter unter den Laosoor, fügte er in Gedanken hinzu. Ganz zu schweigen von dem Schutzschirm, dessen fünfdimensionale Natur für einen Teleporter sowieso nicht zu überwinden war. Aber sie hatten ja noch Ekatus Atimoss mit seinen Parapolarisatoren, der ihnen vielleicht weiterhelfen konnte, die Abschirmung und andere Hindernisse zu überwinden. »Wir fliegen mit insgesamt vier Gleitern eines der benachbarten Quartiere des Kerkers an«, sagte Rhodan, »und entscheiden vor Ort über unser weiteres Vorgehen.« Der Individualverkehr in der Neganen Stadt wurde kaum reglementiert; jeder Besucher konnte Fahrzeuge benutzen, die er in seinem Raumschiff mitgebracht hatte. »Den ersten Gleiter bemannen Ekatus Atimoss, Gucky, Icho Tolot und ich. Commander Pothawk und neun seiner Laosoor bilden auf einer alternativen Route Gruppe zwei. Sie benutzen drei terranische Gleiter - Belegung: drei, drei und vier Personen. Die Bordrechner speichern das einheitliche Ziel, doch wir halten eine gewisse räumliche Trennung voneinander, damit nicht irgendein un-
UWE ANTON sichtbares Überwachungssystem uns als zusammengehörig erkennt.« »Du meinst, jeder Gleiter fliegt auf einem anderen Kurs zum gemeinsamen Ziel?« »Genau.« Rhodan kam die Freizügigkeit des stadtinternen Verkehrs ungewöhnlich vor, aber vieles an der Neganen Stadt wirkte auf ihn sehr freizügig und passte so gar nicht zum Bild, das er bisher von den Chaosmächten gewonnen hatte. »Alle Gleiter führen selbstverständlich Kleinst-Transmitter mit.« Da das Negane Beamtenkorps solche Geräte einsetzte, würde ihre Benutzung wohl kaum auffallen. »Natürlich.« Der König der Laosoor reckte sich geschmeidig, wie Rhodan es von einem irdischen Panther her kannte. »Sollte es uns wirklich gelingen, Generalin Kamuko zu befreien, dürfte allerdings von einer Minute zur anderen eine völlig andere Sicherheitsstufe ausgerufen werden.« »Uns bleibt dann keine Zeit mehr, in aller Gemütsruhe vom Kerker zur PLURAPH zurückzufliegen«, bestätigte Rhodan. »Dann muss es schnell gehen. Eben per Transmitter!« »Warum soll ich nur neun meiner Leute mitnehmen und zwei zurücklassen?«, fragte Pothawk. »Wir müssen in der PLURAPH einige Vorbereitungen treffen. Das werden diese beiden Laosoor erledigen. Nachdem die Urenzo Sa'pha das Schiff verlassen haben, ist die PLURAPH nicht mehr flugfähig. Zur Rückkehr in die JULES VERNE sind wir also wiederum auf Transmitter angewiesen, dieses Mal jedoch auf die größeren Geräte, die ich vor Beginn des Einsatzes an Bord bringen ließ.« »Und meine beiden Männer sollen über die Transmitter und das Schiff wachen?« »Das ist nur ein Teil ihrer Aufgabe. In erster Linie müssen sie die PLURAPH bereit zur Selbstvernichtung machen, denn ich habe nicht die Absicht, das
Schiff nach unserem Abzug zur Untersuchung durch den Gegner zurückzulassen!« »Natürlich nicht. Wer weiß, welche Informationen die Mächte des Chaos aus den Bordrechnern herausholen könnten. Aber was das betrifft, sind wir zum Improvisieren gezwungen. Soweit ich weiß, steht keine vorbereitete, bequeme Schaltung zur Verfügung, die die Selbstvernichtung per Knopfdruck bewirkt.« »Selbstverständlich.« Rhodan lächelte. »Aber Improvisationstalent ist doch die Stärke der Laosoor. nicht wahr? Als Hightech-Diebe müssen sie ...« Commander Pothawk knurrte leise. »Du kannst dich darauf verlassen, dass bei unserer Rückkehr in der PLURAPH alles vorbereitet ist!« »Nichts anderes habe ich erwartet.« »Wann brechen wir auf?« »Die Zeit drängt. In einer halben Stunde?« »Auch das wird kein Problem sein. Aber ich dachte, die Zeit drängt?« »So sehr nun auch wieder nicht, dass wir leichtsinnig werden dürfen.« Pothawk bleckte die Zähne. »Ich sehe, wir verstehen uns.«
In den Straßen und Schluchten zwischen den Quartieren herrschte reger Verkehr. Die Himmelskörper selbst, die die Negane Stadt bildeten und teilweise kaum hundert. Meter voneinander entfernt lagen, waren größtenteils von pulsierendem Leben erfüllt, von einem Milliardenheer aus Chaos-Touristen, die einfach die Ankunft eines Chaotarchen miterleben wollten, von Claqueuren, Korpsbeamten und gewöhnlichen Stadtbewohnern. Das Treiben in der Stadt präsentierte sich - und das war für Rhodan die größte Überraschung - sehr farbig, stellenweise bedrohlich eng, stellenweise von der gewaltigen Kraft des Vibra-Psi stark mental belastet.
Warten auf Xrayn Rhodan rief Holovergrößerungen der Oberflächen jener Quartiere auf, die sie passierten, und staunte erneut, wie vielgestaltig die Wesen waren, die den Chaotarchen in der Neganen Stadt empfangen wollten. Die Vielfalt war noch wesentlich ausgeprägter als im Dom Kesdschan, wo Vertreter zahlreicher Völker der Weihe jedes Ritters der Tiefe an diesem Ort beigewohnt hatten. Und was war ein simpler Ritter der Tiefe gegen einen Chaotarchen? Wenn Xrayn in der Tempolaren Arkade materialisierte, würde er von Claqueuren vieler Galaxien jubelnd begrüßt werden. Die Negane Stadt repräsentierte all das an den Mächten des Chaos, was sie im allgemeinen Verständnis ausmachte: Vielfältigkeit. Die Terminale Kolonne TRAITOR hingegen, gleichwohl ein Instrument der Chaosmächte,'stand eher für Gleichschaltung, Einförmigkeit trotz aller zahlreichen Mitgliedsvölker und Ressourcen ohne Ende. Beinahe schien die Negane Stadt die Verlockungen des Chaos zu spiegeln: Aber konnte es wirklich eine »leichte Seite« geben? Der Ton einer Alarmsirene riss Perry Rhodan aus seinen Gedanken. Ein, zwei Sekunden lang wurde er mit brachialer Gewalt in seinen Sitz gedrückt, dann konnte er wieder ungehindert atmen. Während der Sirenenton weiterhin durchdringend jaulte, bildeten sich flimmernd zwei, drei kleinere Holos, die Unmengen unterschiedlichster Fahrzeuge zeigten, die sich ihnen auf Kollisionskurs näherten. Der Alarm war über das offizielle Warnsystem der Neganen Stadt gekommen, das sie schon beim ersten Abhören der Funkfrequenzen entdeckt und gespeichert hatten. Rhodan wusste nicht, wer schneller reagiert hatte, Icho Tolot als Pilot oder die Syntronik des Gleiters, doch im nächsten Augenblick hatte ihr Fahrzeug gewendet und raste auf Umkehrkurs zurück. Einige Gleiter schlossen noch zu
7 ihnen auf, doch die meisten blieben zurück. Die direkte Gefahr war gebannt. Was war geschehen? Rhodan beschloss, den Flugkünsten der - materiellen oder immateriellen Hände zu vertrauen, in deren Obhut er sich begeben hatte, und rief Holos aus der permanenten Flugaufzeichnung auf. Verdammt! Nicht einmal eine Minute lang hatte er sich während des völlig unproblematischen Flugs ablenken lassen, und genau in dieser kurzen Zeitspanne hatten die Instrumente einen Anblick aufgenommen, den sie noch nicht kannten. Wo sich in einiger Entfernung gerade noch ein Quartier befunden hatte, schien es plötzlich wie von einem Schwarzen Loch verschluckt worden zu sein. Ihr Gleiter hätte es in nicht einmal einer Minute in einem Abstand von gut einhundert Metern passiert und ... Unvermittelt hatte Rhodan das unerklärliche, seltsame Gefühl, dass in der absoluten Dunkelheit vor ihnen irgendetwas Unheimliches geschah, ohne dies aber genau bestimmen zu können. Nein, dachte er. Das vermeintliche Schwarze Loch dehnte sich aus, leckte auf dem Holo wie mit schwarzen Flammenzungen nach dem benachbarten Himmelskörper, erfasste den Rand dieses Quartiers, legte sich über ihn, schien ihn geradezu zu verschlucken, genau, wie es die andere Raumstation vollständig verschluckt hatte... Dieses Gefühl, etwas Unfassbares, Unheimliches zu erleben ... Mit Grauen wurde Rhodan klar, was hier, wenige Kilometer von ihm entfernt, geschah. Dort wirkte das Element der Finsternis!
Das Element der Finsternis war eher ein Phänomen als ein Volk oder Indivi-
UWE ANTON duum, eine Existenzform aus den frühesten Anfängen des Universums, die Reste jener absoluten Schwärze, ehe das Licht der expandierenden Schöpfung entstanden war. Es hatte im Gegensatz zu allen anderen Lebensformen des Frühuniversums die Jahrmilliarden der kosmischen Entwicklung überstanden. Manifestierte sich das Element, wurde es in einem größeren oder kleineren Umkreis vollkommen finster. Jegliche Strahlung, ob sichtbar oder unsichtbar, wurde absorbiert. Alles Licht erlosch, alle Wärmestrahlung wurde aufgesogen, jeder Funkimpuls verschluckt. Dauerte die Finsternis länger, wuchs zudem die Wahrscheinlichkeit, dass Wesen oder Objekte in ihr spurlos verschwanden. »Vergrößern!«, krächzte er und sah im nächsten Moment über die Teleoptik mit an, wie eine vor Technikern wimmelnde Baustelle auf der Oberfläche des zweiten Quartiers von der Finsternis verschluckt wurde. Dort erhoben sich gewaltige Säulen, manche über einhundert Meter hoch, zwischen denen Energiefelder gespannt waren, auf denen mit AntigravProjektoren stählerne Querverbindungen fixiert wurden. Überall waren Arbeiter, hauptsächlich Guschkar: am Boden, auf Podesten an den Säulen, auf den Stahlträgern oder in winzigen Gleiterkapseln für maximal zwei Personen, mit denen sie das Einfügen der Stahlträger überwachten. Die Finsternis floss plötzlich noch schneller, als hätte sie Beute gewittert, sodass Rhodan kaum mit Blicken zu folgen vermochte, und erreichte die Baustelle. Erst jetzt sah der Terraner, dass das Quartier dort bis zu den tiefsten inneren Maschinenebenen aufgerissen war. Offensichtlich wurde, das gerade entstehende Gebäude nicht nur in die Höhe gezogen, sondern auch in die Tiefe getrieben oder zumindest renoviert. Dann umschloss die schwarze Wolke die Baustelle endgültig. Rhodan fühlte
sich wieder in den Sitz gepresst; der Haluter beschleunigte mit allem, was das Triebwerk hergab. Wenn die Finsternis sich weiterhin ausdehnte, würde sie früher oder spater ihr Fahrzeug erfassen. Doch dann zog sich die Finsternis so schnell, wie sie nach dem Quartier gegriffen hatte, wieder zurück, löste sich auf. als r. nie existiert. Tolot versuchte, das Tempo des Gleiters zu verringern, musste jedoch auf die anderen Fahrzeuge Acht geben, deren Piloten teilweise in Panik ihr Heil in der Flucht suchten und noch gar nicht gemerkt hatten, dass der Spuk wieder vorbei war Rhodan konnte nicht glauben, was er soeben gesehen hatte, obwohl er damit rechnen musste: Das Element der Finsternis gehörte zu den Mächten des Chaos, auf irgendeine Weise schien es sich zu ihnen hingezogen zu fühlen; es stellte einen der größten Machtfaktoren auf Seiten der Chaotarchen dar: Es zählte zum Z ekalog der Elemente, es begleitete TRAITOR. manifestierte sich in der Proto-Negasphäre, zumindest im Fall TareScharn:s: Teile oder Abkömmlinge des Elements wurden bei der Konstruktion von Chaotendern verwendet, und einst hatte es gar versucht, ein Sporenschiff der Kosmokraten zu verschlingen. An dieser Beute war es allerdings gescheitert: On- und Noon-Quanten waren freigesetzt worden und hatten Teile des Elements der Finsternis an sich gebunden. Aus jeder dieser Lebenssporen war ein einzelnes Quant der Finsternis entstanden. Diese nun unsterblichen Kreaturen waren zwar sehr mächtig, litten aber in unvorstellbarem Ausmaß darunter, im Standarduniversum leben zu müssen. ein Wunsch beseelte sie: wieder mit dem Element der Finsternis vereinigt zu werden. Diener des Chaos hatten den Quanten der Finsternis daraufhin die Quell-Klipper der Trophi-Terryc zur Verfügung gestellt und die Quanten mit falschen Versprechungen dazu bewogen,
Warten auf Xrayn für die Terminale Kolonne TRAITOR tätig zu werden. So waren die Dunklen Ermittler entstanden, die sogar von anderen Angehörigen der Kolonne gefürchtet wurden. In diesem Zusammenhang ergaben sich weitere Fragen, wenn man genauer darüber nachdachte. War wirklich noch nie ein Dunkler Ermittler dem Element der Finsternis begegnet? Er könnte ja versuchen, dort einfach einzudringen, um sich zu erlösen! Und selbst wenn die Dunklen Ermittler nur vom Element der Finsternis gehört hätten, müssten sie auf diese einfache Idee zur Erlösung kommen - und massenhaft auftauchen, sobald die Finsternis erschien. Solch eine Erlösung war sicherlich wahrscheinlicher als der ref aktive Sprung alle 100.000 Jahre, mit denen die Quanten der Finsternis getäuscht wurden. Das alles waren Einsätze für das Chaos gewesen. Aber, fragte sich Rhodan, warum lassen die Mächte des Chaos ihren Helfer, das Element der Finsternis, nun ausgerechnet hier wüten, in ihrer ureigenen Neganen Stadt? In einer Stadt, in der Milliarden Anhänger die Ankunft eines Chaotarchen feiern wollten oder sollten? Rhodan rief eine Vergrößerung der Darstellung auf. Die Finsternis war gewichen, die Baustelle noch vorhanden ... zumindest in groben Zügen. Die mächtigen Säulen standen, doch die Energiefelder waren erloschen, die Strahlträger zu Boden gestürzt. Von den Guschkar und anderen Technikern in ihren Fahrzeugen waren auf dem Holo nur knapp die Hälfte zu sehen. Den Rest hat die Finsternis mit sich genommen, wurde ihm voller Entsetzen klar. Wie sie es stets tat, wenn sie länger an ein und demselben Ort verweilte. »Was ... ist da gerade passiert?«, fragte Gucky. Seine Stimme klang belegt. »Das Element der Finsternis hat ...«, setzte Rhodan an. »Das ist mir klar!«, raunzte der Ilt.
»Aber wieso hier? Wieso in der Neganen Stadt? Wieso in einem wichtigen Zentrum des Chaos?« »Wieso lassen die Mächte des Chaos das Element der Finsternis auf ihre eigenen Leute los?«, grollte Icho Tolots Stimme durch die Kabine des Gleiters. Der Haluter wich auf eine Nebenstrecke aus, die zwischen zwei anderen Quartieren vom Ort des Geschehens wegführte; vor ihnen näherten sich zahlreiche Kolonnenfahrzeuge den von der Dunkelheit heimgesuchten Himmelskörpern. Es schien sich um Rettungs- oder Hilfseinheiten zu handeln. Ein schier endloser Strom von ähnlich konstruierten Fahrzeugen füllte sämtliche Holos aus, manche größer, manche kleiner, mit diesen oder jenen Aufbauten, aber alle mit diskusf örmigen Grundkörpern und schwarzem Hüllenanstrich. »Ich habe den Eindruck«, sagte Rhodan bedächtig, »dass die Finsternis hier keineswegs als willkommener Gast agiert, sondern als unkontrollierbare Gefahr für das eigene Lager!« Gucky schüttelte den Kopf. »Aber so etwas ... ist doch einfach nicht nachvollziehbar!« »Du hast recht, Kleiner. Ich habe auch keine Antwort darauf. Doch selbst die Finsternis - oder zumindest ein Teil davon - scheint auf die Ankunft Xrayns zu warten.« Gucky sah ihn zweifelnd an. Auf die Konversion der Proto-Negasphäre zur physikalisch vollendeten Negasphäre, fügte Rhodan in Gedanken hinzu. Auf einen Vorgang, der niemals eintreten wird. Zumindest das wusste er, denn er kam ja aus der Zukunft.
2. Niemand nahm Notiz von ihnen, als sie sich mit einiger Verspätung dem Quartier näherten, das sie als Ziel aus-
10 gewählt hatten. Noch befanden sie sich an jenem Ende des Quartiers, das dem Neganen Kerker abgewandt lag. Bei einer Länge des Himmelskörpers von fast 80 Kilometern hatte es keinen Sinn, danach Ausschau zu halten. Nur die energetische Ortung bestätigte, was sie aufgrund der von den Laosoor gestohlenen Daten erfahren hatten. An diesem Ort herrschte kein derart reger Betrieb wie auf den meisten anderen Quartieren, die sie bislang passiert hatten, doch über mangelnden Besuch konnte sich auch dieser Himmelskörper nicht beklagen. Sie flogen über belebte Städte hinweg, ausgedehnte Industriegebiete, weitläufige Parkanlagen, dann wieder eine Stadt... Rhodan zuckte zusammen, als er unvermittelt ein mentales Tasten spürte, einen flüchtigen Gedanken - wie das Zupfen eines Spinnenbeins oder den Schlag eines Mottenflügels ... eher den Eindruck eines Gedankens als den Gedanken selbst, und davon ahnte er mehr als zu wissen den Hauch von Überraschung und Neugier darin. »Was ist los?«, fragte Gucky im nächsten Moment. Offensichtlich war dem Ilt nicht verborgen geblieben, dass ... Ja, was? Er wusste selbst nicht genau, was soeben geschehen war. »Hast du das ebenfalls gespürt?« Fragend sah der Mausbiber ihn an, während Icho Tolot den Gleiter mit gleichbleibender Geschwindigkeit ihrem Ziel entgegensteuerte. »Also nicht«, murmelte Rhodan. »Du hast keine geistige Präsenz wahrgenommen, die dich kurz ... abgetastet hat?« Gucky schüttelte den Kopf, und Rhodan rief die Holoaufzeichnungen auf, die der Bordrechner während ihres Flugs automatisch erstellte. Einen Moment lang spielte er mit dem Gedanken, den Haluter zu bitten, zu wenden und zu dem Ort zurückzukehren, an dem der seltsame Kontakt erfolgt war, doch dann nahm er Abstand davon. Wenn man ihn
UWE ANTON oder seine Aura wirklich entdeckt hatte, war es vielleicht besser, zuerst einmal eine gewisse Distanz zwischen sich und den Unbekannten zu bringen. »Heißt das, wir sind aufgeflogen?« Guckys Überlegungen gingen also in dieselbe Richtung. Rhodan zögerte. Er wollte nicht vorschnell entscheiden in einer Situation, die dadurch womöglich von »beinahe unmöglich« zu »vollkommen aussichtslos« kippen konnte. Er spulte die Holoaufzeichnung zurück, betrachtete sie erneut. Er fror das Bild ein, als es einen gewaltigen kreisrunden Platz zeigte, auf den sieben breite Straßen sternförmig zuliefen. Wahre Besuchermassen wälzten sich zum Mittelpunkt der freien Fläche. Hatte er nicht aufgepasst, oder warum sonst war ihm dieser Anblick beim direkten Überflug entgangen? Über dem Zentrum des Platzes schwebte ein seltsames Gebilde, eine große Kugel, vielleicht aus einem glasähnlichen Material oder gar purer Energie, in der sich ... Der Terraner konnte nicht sagen, was sich in der Sphäre befand, weil es darin flimmerte und flackerte, so stark, dass er sich an eine überdimensionale Schneekugel erinnert fühlte, wie er sie als Kind einmal gesehen hatte. Millionen Flocken schwebten innerhalb der Umrandung, trieben gemächlich darin, gerieten wieder in stärkere Bewegung ... und verharrten dann plötzlich, nahmen im nächsten Moment wieder Fahrt auf und näherten sich zielstrebig und bestimmt der Richtung, in der sich das Objektiv des Aufnahmegeräts befand. Und damit dem Gleiter und ihm, als hätten sie ihn in diesem Augenblick entdeckt. Und dann seinen Geist abgetastet und Überraschung und Neugier zum Ausdruck gebracht? Was war das für ein Objekt... oder ein Wesen? Die Ströme von Touristen schienen zu dem Platz zu pilgern, um diese
Warten auf Xrayn Schneekugel zu bewundern. Staunend standen sie da, legten die Köpfe zurück und betrachteten sie. »Ich habe eine neugierige geistige Ausstrahlung gespürt«, antwortete Rhodan endlich. »Eine Art... wie soll ich es ausdrücken ... mentalen Verfolgerspot, wenn du weißt, was ich meine. Jemand oder etwas hat mich wahrgenommen!« Er hätte sich mental öffnen und Gucky anbieten können, in seinen Gedanken »nachzulesen«; der Ilt würde das sicher besser einschätzen können als er. Aber aus irgendeinem Grund nahm er A b stand davon. »Willst du damit sagen, Großer, dass offizielle Stellen auf uns aufmerksam geworden sind?« »Das wiederum glaube ich nicht«, sagte Rhodan bedächtig. »Dazu fehlte meiner Wahrnehmung jedes Anzeichen von Gefahr, Zorn oder sonstigen negativen Gefühlen. Stattdessen war da schlicht Neugier.« »Neugier, die dir entgegengebracht wurde oder solche, die in dir erzeugt wurde?«, bohrte Gucky nach. Rhodan überlegte kurz. Tatsächlich sprach der Ilt einen Aspekt an, der ihm bisher nicht bewusst geworden war. »Beides. Wobei, wenn ich darüber nachdenke, eher meine Neugierde geweckt wurde.« »Aha«, machte Gucky und nickte weise. »Also eine Art mentaler Lockruf. Kam er von dieser Schneekugel da?« »Womöglich.« Rhodan zuckte mit den Achseln und verbesserte sich dann: »Wahrscheinlich.« »Soll ich mich der Sache annehmen?«, fragte Gucky, die Hände in die Hüften gestemmt. »Ich könnte diesen Geistangler einfach kaltmachen, das bin ich meinem Ruf als Überall-zugleich-Töter wohl schuldig.« Er klang ungewohnt aggressiv. Ob das eine Nebenwirkung des Vibra-Psi war, das dem Mutanten deutlich stärker zusetzte als den anderen?
11 »Nein«, lehnte Rhodan ab. »Ich glaube nicht, dass uns von diesem Phänomen Gefahr droht.« »Aber wir müssen auf jeden Fall nachhaken.« »Natürlich. Doch jetzt bleibt dafür keine Zeit. Später, sobald sich eine Gelegenheit ergibt, Kleiner.« Denn vor ihnen kam bereits der Raumsektor in Sicht, in dem sich der Negane Kerker befand. Rhodan nickte Icho Tolot zu. »Trotz unserer Verspätung landen wir an der vereinbarten Stelle«, entschied er.
* Schon nach dieser kurzen Zeit kam es Rhodan ungewöhnlich vor, kilometerweit leeren Raum zu sehen, so sehr hatte er sich daran gewöhnt, dass das benachbarte Quartier sonst anscheinend unmittelbar über seinem Kopf zu hängen schien, manchmal nur einen Kilometer entfernt. Doch an der »Spitze« dieses Himmelskörpers betrug der Abstand sogar zehn Kilometer! Seit einer geraumen Weile sah der Terraner zum ersten Mal nach der gedrängten Enge, die überall in der Neganen Stadt herrschte, wieder so etwas wie Leere. Der Anblick machte ihn nervös, denn in der Leere lag Dunkelheit und darin... vielleicht... die Finsternis? Er schalt sich einen Narren, derartige Furcht zu verspüren, aber das Wissen darum, dass dieses Phänomen sich im Umkreis der Neganen Stadt aufhielt, konnte alles Planen zur Makulatur machen. Nein, das dort vorne war nichts anderes als ganz gewöhnlicher, leerer Raum. Das Weltall, dem sein Sehnen galt, seit er ein Knabe gewesen war. Und er würde nicht zulassen, dass dieses süße Empfinden nachhaltig getrübt würde. Die Messinstrumente zeigten nichts Ungewöhnliches in der enormen Spalte aus nichts. Ihnen zufolge gab es nicht einmal eine künstlich erzeugte Strah-
12 lung, die bei den Besuchern der Neganen Stadt Unbehagen auslöste, damit sie sich von dem Gefängnis fernhielten. Der Negane Kerker war tatsächlich ein eigenständiger Himmelskörper, aber keine riesige Raumstation wie die anderen, die die Stadt bildeten, sondern durchmaß lediglich 400 Meter und erinnerte Rhodan tatsächlich an eine mittelalterliche Burg, aber nicht eine aus Stein, sondern aus blitzendem Stahl. Aus dem quadratischen Grundriss wuchsen Türme in die Höhe, aber es gab keine Schießscharten, sondern Geschützkuppeln, und die Mauern wurden nicht von Zugbrücken, sondern von Projektoren unbekannten Zwecks durchbrochen. Die Burg hing, genau wie die Daten es verkündeten, in einem lichten Raum an der Grenze zwischen mehreren Quartieren in einer von Prallfeldern umschlossenen Wasserstoff-Methan-Blase. Dunkle Schlieren trieben in dieser für ihn nicht atembaren Mischung und nahmen dem bloßen Auge immer wieder die Sicht. Zu keinem der benachbarten Quartiere existierte eine materielle Verbindung. An jedem Punkt bestand mindestens zehn Kilometer Abstand zu ihnen. Die Blase bildete für die Verhältnisse im Inneren der Neganen Stadt also einen relativ gewaltigen Hohlraum. Darüber hinaus sicherte ein 5-DSchirmfeld den Neganen Kerker ab. Alles, was die Laosoor hatten in Erfahrung bringen können, traf also in der Tat zu. In dieses Gefängnis einzubrechen, würde Phantasie, Kreativität, Sachverstand und eine geradezu unverschämte Menge an Glück erfordern. Er überlegte, ob er per Richtfunk eine kurze Nachricht an die Laosoor senden sollte, die den konkreten Treffpunkt bestätigte und ihre Verspätung erklärte, verzichtete jedoch darauf. Sie hatten absolute Funkstille vereinbart. Auch wenn eine Überwachung durch die
UWE ANTON Machthaber der Neganen Stadt so gut wie nicht stattfand, wollten sie kein noch so kleines Risiko eingehen. Mit stoischer Ruhe steuerte Tolot den vereinbarten Landeplatz an, einen riesigen Parkplatz am Rande einer gewaltigen Stadt. Zu Rhodans Überraschung war er kaum frequentiert; die ChaosTouristen schienen jene Quartiere vorzuziehen, bei denen man den Eindruck hatte, im nächsten Augenblick würde einem der Himmel auf den Kopf fallen. Das verschaffte den beiden Kommandos einerseits natürlich Bewegungsfreiheit, erhöhte andererseits aber auch die Gefahr einer Entdeckung. Der Haluter machte die drei Gleiter der zweiten Gruppe, der Laosoor, auf Anhieb aus und setzte direkt neben ihnen auf. Commander Pothawk wartete bereits ungeduldig, schritt vor seinem Fahrzeug auf und ab wie das Raubtier, aus dem sich seine Spezies entwickelt haben mochte. »Probleme? Ist die Mission in Gefahr?« Rhodan winkte ab. »Verzögerungen sind immer möglich. Wir hatten einen kleinen Verkehrsstau.« Der König der Laosoor verengte die Augen. »Seid ihr verfolgt worden?« »Nach allem, was wir wissen, nicht«, erwiderte Rhodan. »Wir auch nicht«, erwiderte Pothawk. »Wieso dann die Verspätung?« »Wie ich schon sagte, ein Verkehrsstau.« Das Element der Finsternis wollte Rhodan nicht unbedingt erwähnen. »Alle warten auf Xrayn. Da kann so etwas schon mal vorkommen.« »Wir haben die Wartezeit sinnvoll überbrückt«, sagte der König durchaus selbstzufrieden, »und ein Versteck aufgetan, das einen ausgezeichneten Ausblick auf den Kerker bietet.« Die beiden Gruppen begaben sich zu einem leerstehenden Gebäude am Rand des Parkplatzes. Besonders beliebt schien dieses Quartier in der Tat nicht zu
Warten aufXrayn sein; der Terraner entdeckte auf dem Weg dorthin mehrere andere solcher Häuser, wahrscheinlich Lagerhallen. Übte der Negane Kerker wirklich solch einen Schrecken aus? Oder hielten die Machthaber der Neganen Stadt mit irgendwelchen technischen Mitteln die Besucher fern? Commander Pothawk hatte nicht übertrieben. Sie mussten aus dieser leer stehenden Lagerhalle nur durch die Kuppel nach oben sehen, und da hing in einer grauschwarzen Leere die metallene Trutzburg im Raum, immer wieder teilweise von Atmosphäreschleiern verhüllt. »Wir haben bereits sämtliche verfügbaren Daten über die Konstruktion und das Gebäude überprüft«, sagte Pothawk. »Sie treffen leider zu. Auch der Zellenbelegungsplan, der uns auf den Meter genau Generalin Kamukos Aufenthaltsort zeigt, stimmt mit dem Augenschein überein. Wir entwickeln gerade mit Hilfe der Daten über die Wachmannschaft und die weiteren Insassen einen Plan, wie wir vorgehen werden, sobald wir erst einmal drin sind.« »Fragt sich nur, wie kommen wir hinein?« Gucky entblößte den Nagezahn. »Und wieder hinaus, wenn wir einmal drinnen sind und Kamuko tatsächlich lebend aus ihrer Zelle holen können?« »Das werden wir scharfen«, behauptete Pothawk beinahe trotzig. »Wir haben schon Hunderte solcher Einsätze erfolgreich absolviert. Zurzeit beobachten und überwachen wir sämtliche Vorgänge um den Kerker. Wir werden schon ein Schlupfloch finden, wie wir in ihn hineinkommen.« »Ihr werdet nicht allein arbeiten müssen«, sagte Rhodan. »Icho Tolot und Gucky werden euch unterstützen.« »Der Klotz und das Pelzknäuel? Von ihren Fähigkeiten haben wir uns ja bereits einen Eindruck verschaffen können«, sagte Pothawk zweideutig und spielte damit auf den Befreiungsversuch
13 an, den der Haluter und der Ilt bei ihrem Aufenthalt in der LAOMARK durchgeführt hatten. Der Mausbiber räusperte sich, und der Laosoor sah ihn fragend an. »Stimmt doch, oder?« Rhodan verkniff sich ein Lächeln. »Das Planhirn und die Erfahrung von Tolotos werden euch bei der Befreiung von Generalin Kamuko von unschätzbarem Wert sein. Und wenn es um Teleportationen geht, ist Gucky allen Nahdistanz-Teleportern hoch überlegen.« »Akzeptiert«, sagte Pothawk. »Und du, Großer?«, fragte Gucky. »Was willst du mittlerweile anstellen?« »Ihr beide werdet der ersten Gruppe wertvolle Hilfe leisten können«, wich Rhodan aus. »Ekatus Atimoss und ich sind in diesem Moment nicht von großem Nutzen.« »Der Dual könnte uns helfen, den Schutzschirm zu durchdringen.« »Natürlich, Kleiner. Aber das schafft ihr auch allein. Achtet auf Strukturlücken. Ekatus Atimoss und ich werden während der Planungsphase auf Erkundung gehen und stoßen später dazu. Aber ihr bereitet umgehend die Befreiung der Generalin vor.« Der Mausbiber kniff ein Auge zusammen. »Während du dich mit einem Schneegestöber befassen wirst, Großer?« »Ekatus und ich gehen auf Erkundung«, wich Rhodan aus. Gucky kannte ihn nur allzu gut...
3. Der Schmerz war allgegenwärtig. Er hatte keinen Anfang und kein Ende. Aber er war nicht gleichförmig, denn dann wäre sie irgendwann abgestumpft und hätte ihn vielleicht besser ertragen können. Die Kerkermeister und Folterknechte verstanden es mit beeindruckender Virtuosität, immer neue Akzen-
te zu setzen, neue Höhepunkte, von denen jeder in seiner Intensität den vorherigen übertraf, sodass eine ständige Steigerung erfolgte. Immer, wenn sie glaubte, die Pein könne nicht noch schlimmer werden, belehrte man sie eines Besseren. Generalin Kamuko hatte jedes Zeitgefühl eingebüßt. Sie wusste kaum mehr, dass sie sich in der Neganen Stadt befand, nur der Ort, an dem sie sich befand, spielte noch eine Rolle und beherrschte ihre Gedanken: Den Worten des Wachpersonals zufolge nannte man ihn den Neganen Kerker. Wie lange war es her, dass man sie in ihre Zelle geschleppt hatte? Tage, Wochen, Monate, Jahre? Sie erinnerte sich, wie am ersten Tag ihrer Haft ein Assomga zu ihr gekommen war und sich durchaus freundlich mit ihr unterhalten hatte. Die Generalin hatte dieses Wesen, das sich ihr nicht namentlich vorgestellt hatte, auf Anhieb nicht gemocht. Nicht nur, dass es sich bei ihm um einen Feind handelte, dem sie nahezu wehrlos ausgeliefert war; es lag an etwas anderem. Der Assomga wirkte auf den ersten Blick beinahe humanoid, war in Wahrheit jedoch ein reptiloides Wesen, wie sie schnell durchschaut hatte. Sein Gesicht war flach und filigran, Mund und Kiefer wirkten klein, fast schon kraftlos, nur für kleine Mengen Nahrung geeignet. Sie fühlte sich schon rein optisch von ihm abgestoßen. Als sie dann seinen Einflüsterungen widerstand, die ihr als Lohn für die Preisgabe von Wissen die Freiheit in Aussicht stellten, verlor er kurz die Beherrschung. Er riss seinen Kiefer so weit auseinander, dass er ihn dazu aushängen und erstaunlich dehnen musste, als wolle er sie verschlingen. Das erinnerte sie an Schlangen, wie die Evolution sie auf vielen Welten geschaffen hatte. Sein Schuppenpanzer verstärkte diesen Eindruck noch, eine weiche, fein gemaserte,
dunkelgraue und ausgesprochen zähe Haut, wie sie erkannte, als er sich zu ihr vorbeugte, sie packte und zu sich heranzog, bis seine Zähne nur eine Wimpernbreite von ihren Augen entfernt waren. Da hatte sie wahrhaft begonnen, sich zu fürchten. Der Assomga verschwand nach dieser offensichtlichen Drohung wortlos und kehrte nicht wieder. Man brachte sie in ihre Zelle zurück und ließ sie dort einen Tag lang warten, ohne Nahrung, nur mit ein wenig Wasser. Etwa einen Tag später kam ein anderer Assomga in ihre Zelle, stellte sich als Gremsa vor und stellte ihr dieselben Fragen wie der erste. Als sie sie nicht beantwortete, nickte er nur und befahl ihr, sich nackt auszuziehen. Als sie sich weigerte, betraten zwei weitere Reptiloiden die Zelle, entkleideten sie trotz heftiger Gegenwehr und fesselten ihre Hand- und Fußgelenke mit eng sitzenden energetischen Bändern, die ihr tief in die Haut schnitten. Zwei Stunden ließ man sie so liegen, dann betraten mehrere Assomga die Zelle. Außerhalb davon war wohl ein Prallfeldgenerator untergebracht; als man ihr die Fesseln abnahm, konnte sie sich mit einem Mal nicht mehr bewegen, und einer der Reptiloiden schickte sich an, sie zu untersuchen. Es war eine oberflächliche Abtastung, eher darauf angelegt, sie zu demütigen, als wirkliche Erkenntnisse zu gewinnen. Sie war schmerzhaft, aber viel schlimmer als der Schmerz war das Gefühl, sich nicht bewegen zu können, dem Assomga völlig hilflos ausgeliefert zu sein. Wortlos beendete er die Inspektion, und die Echsenwesen verließen die Zelle. Man hielt es nicht für nötig, das Prallfeld abzuschalten; sie blieb mit gespreizten Gliedern dort stehen, und irgendwann schmerzten ihre Muskeln so stark, dass sie glaubte, es nicht mehr ertragen zu können.
Warten auf Xrayn Stunden später kam Gremsa mit anderen Assomga zurück. Unter ihnen war ein echter Mediker. Er nahm ihr Blut ab und legte eine Art Helm über ihren Kopf, der, so vermutete sie, ihr Gehirn scannte und darüber Messwerte lieferte. Nach der Untersuchung desaktivierte Gremsa das Prallfeld. Sie stürzte zu Boden, schrie, als sie auf das harte Material prallte und das Blut wie Feuer durch ihre Adern floss. Irgendwann brachte man ihr zu essen und zu trinken. Klares Wasser und einen übel riechenden Brei, der aber durchaus genießbar war. Sie wartete, dachte nach. Plante ihren Tod. Sie wusste, sie würde der Folter, die sie erwartete, auf Dauer nicht widerstehen können. Aber wie sollte sie Selbstmord begehen? Sie war überzeugt, sie würde rund um die Uhr überwacht. Sie war nackt, und in der Zelle gab es keinen einzigen Einrichtungsgegenstand; sie musste ihre Notdurft in einer Ecke verrichten. Sollte sie trotzdem versuchen, sich etwas anzutun, wären wohl innerhalb von Sekunden Wachen bei ihr und würden sie davon abhalten. Oder Paralysestrahlen würden sie auf der Stelle lähmen. Sie suchte verzweifelt nach einer Fluchtmöglichkeit, fand aber keine. Nach zwei weiteren Mahlzeiten kam Gremsa wieder in die Zelle. Sein Lächeln war falsch, seine Umgänglichkeit einfach nur widerlich. »Mit deinem Körper ist etwas seltsam«, sagte er. »Und mit deinem Geist noch viel mehr. Willst du mir sagen, was es damit auf sich hat?« Sie antwortete nicht. »Du wirst es mir sagen«, fuhr er fort. »Auf diese oder jene Weise. Du kannst es dir einfach oder schwer machen, aber du wirst es mir sagen.« Sie schwieg weiterhin. »Nun gut«, sagte er mit seiner falschen Freundlichkeit; fast unbeteiligt, wie es schien, was ihre Angst nur noch steiger-
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te. Sie war für ihn kein Lebewesen, nur ein Ding, das Informationen hatte, die er haben wollte. »Wir haben noch etwas Zeit, bis der Chaopressor kommt. Wir fangen ganz unten an und arbeiten uns nach oben. Nicht, weil es nötig ist, sondern weil es mir Spaß macht. Du bist mir völlig ausgeliefert.« Sie antwortete noch immer nicht. »Wie du willst. Fangen wir mit den Bergläusen an.' Weißt du, was eine Berglaus ist?« »Nein«, sagte sie. Diese Auskunft war kein Geheimnisverrat, und wenn sie irgendeine Chance haben wollte, ihre Gefangenschaft zu überleben, musste sie versuchen, irgendeine Beziehung zu diesem Gremsa herzustellen. »Nein, das weiß ich nicht.« Der lächelnde Assomga wendete sich um. Ehe er die Zelle verließ, sagte er mit dieser abscheulichen Leichtigkeit, als gäbe es nichts Schlimmes im gesamten Kosmos: »Du wirst es erfahren. Sie frisst sich durch Berge. Und mit Leichtigkeit auch durch dich. Man nennt sie auch den Roten Teufel.« Kurz darauf kamen zwei Assomga in ihre Zelle. Sie trugen eine energetische Kugel mit sich, legten sie in die Mitte des Raums und verließen ihn wieder. Danach geschah zweierlei: Die Kugel löste sich auf, und Kamuko erhaschte gerade noch einen Blick auf ein widernatürliches, wimmelndes Rot, ehe das Licht erlosch. Sie hörte die Bergläuse schmatzen, scharren, schaben, in der Dunkelheit, und sie spürte sie immer wieder auf ihrer Haut, streifte sie ab, doch sie kamen immer wieder zurück. Sie bissen und kratzten in der Dunkelheit, und sie sah sie nicht, spürte sie nur. Sie zerquetschte Hunderte von ihnen, widerliche, winzige Läuse, die sie waren, doch für jede einzelne kamen in der Finsternis zehn neue. Und jede von ihnen fraß sich in ihre Haut, in ihren Körper, und ... ... und sie war völlig nackt.
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Als nach einer Ewigkeit das Licht in ihrer Zelle eingeschaltet wurde und ihre Augen tränten und sie noch immer über ihren Körper wischte, um die schrecklichen Bergläuse abzuwehren, die sie hinterhältig, aus der Finsternis, töten wollten, war die Zelle leer. Sie sah keine Spur von Rot mehr. Sie schlief. Vielleicht zehn Minuten, vielleicht eine Stunde, vielleicht einen Tag lang. Als sie erwachte, brachte man ihr zu essen und zu trinken, eine grüne Flüssigkeit, in der sich voller Leidenschaft winzige Tierchen vermehrten. Irgendwann betrat Gremsa erneut die Zelle. »Möchtest du mir etwas sagen?«, fragte er lächelnd, gönnerhaft. »Wir beide sind doch intelligente Wesen«, setzte sie an. »Es muss doch möglich sein, dass wir...« »Wir haben viel Zeit«, unterbrach er sie. »Weißt du, was ein Leia ist?« »Nein«, flüsterte sie.
Ein Leia war eine Alptraumgestalt. 200 Kilo Muskeln und Sehnen, krumme, dürre Beine, kaum ein Hinterteil, ein Kopf, der größer war als der Körper, ein Maul, das größer war als der Kopf. Alles nur Einbildung, dachte sie. Ein Leia ist wahrscheinlich ein armseliges, bedauernswertes Geschöpf, das ... Sie konnte den Gedanken nicht zu Ende führen. Vier Leia hatte Gremsa in ihre Zelle gebracht, an langen, klirrenden Ketten, die er energetisch in den Ecken ihres Verlieses befestigte. Diesmal erlosch das Licht nicht. Sie stand in der Mitte des Raums, und die Leia sprangen nach ihr, zerrten an ihren Fesseln, wollten sie erreichen, zerfleischen, warfen sich mit solcher Wucht gegen ihre Ketten, dass sie hart aufprallten und jaulten, wenn sie zurückgerissen wurden, doch im nächsten Augenblick standen sie schon wieder und sprangen
UWE ANTON sie an, immer wieder. Keins der widerlichen Ungeheuer kam an sie heran, doch sie wich immer wieder unwillkürlich aus, fand keinen Ruhepunkt, auf dem sie das Geifern, Zetern und Knurren einfach ignorieren konnte, musste vor und zurück springen, um nicht zerfleischt zu werden. Ob Gremsa zugelassen hätte, dass die Biester sie tatsächlich töteten, war eine andere Frage. Wohl kaum, dachte sie, kam aber im Traum nicht darauf, es einfach auszuprobieren. Im Gegensatz zu den Bergläusen blieben die Leia nicht über Nacht. Nach einigen Minuten betrat Gremsa die Zelle und erlöste sie. Jeder Muskel ihres Körpers schmerzte, und ihr Atem ging rasselnd. Er lächelte. »Das alles können wir beenden«, sagte er. »Ich bin großzügig. Ich sehe dir nach, dass du bislang nicht antworten wolltest. Wir können von vorn anfangen. Was meinst du?« Sie schwieg. »Glaubst du mir, dass das erst der Anfang ist?«, fragte Gremsa jovial. »Wir haben konventionelle Methoden. Wir haben Drogen, aber auf die möchte ich verzichten. Sie machen keinen Spaß. Wir haben den Biss. Wir haben die Kralle. Und wenn der Chaopressor kommt, wirst du sowieso sprechen.« »Du möchtest dem Chaopressor Ergebnisse präsentieren«, sagte sie. »Genau. Du kannst mich ärgern oder kooperieren. Aber reden wirst du.« »Ich möchte dir den Spaß nicht verderben«, sagte sie, obwohl alles in ihr danach schrie, Gremsa alles zu sagen, was sie über ARCHETIM, die Angriffspläne und die Retroversion wusste. »Wie du willst«, sagte Gremsa. »Alles andere wäre auch ... schade gewesen, weißt du? Der ganze Aufwand ... für nichts.«
Warten auf Xrayn
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Jedes Mal, wenn sie gerade eingeschlafen war, weckte man sie mit einer eiskalten Dusche. Infolgedessen verlor sie jegliche Orientierung in Raum und Zeit. Man packte sie und drückte ihren Kopf in einen Behälter mit Wasser, bis die Flüssigkeit in ihre Lungen drang und sie zu ertrinken, zu ersticken drohte. Irgendwann starb sie vielleicht, aber man reanimierte sie. Man klebte kleine Kontakte auf ihre Haut, an jenen Stellen, an denen sie am empfindlichsten war, und ihre Nerven wurden zu Feuerbahnen, ihr Blut wurde zu Glut. Glaubte sie zumindest. Äußerlich sah man ihr nicht an, was mit ihr geschehen war. Äußerlich war sie fast völlig unversehrt. Irgendwann kam Gremsa wieder zu ihr. Er lächelte. »Es wird langweilig«, sagte er. »Also kommt als Nächstes die Kralle, dann der Biss. Aber es dauert eine Weile, bis die Kralle dich unterworfen hat, deshalb werde ich den Biss noch persönlich genießen können. Glaub mir, das war nur der Anfang. Du kannst dir nicht vorstellen, mit welcher Freude ich dich beißen werde.« Im nächsten Augenblick wurde sie ohnmächtig.
Paralysestrahlen, die nur mich lähmen, nicht aber Gremsa, dachte sie, als sie erwachte. Oder Gremsa war ein Hologramm, das alles ist nur eine Täuschung, ich bin ihnen völlig ausgeliefert... Ihnen. Sie. Man. Man foltert mich hier. Man ist gesichtslos, nicht fassbar, aber allgegenwärtig. Ich kann nicht gegen man ankämpfen. Wie kann ich mich töten, bevor ich verrate, was man wissen will? Ihr Nacken schmerzte, ihr Hinterkopf ebenfalls. Als hätte man sie operiert,
17 aufgeschnitten und wieder zugenäht, ohne ihr ein Schmerzmittel zu verabreichen. Man konnte das. Man brachte ihr einen Napf mit Nahrung, in der es vor Maden wimmelte, und nach zwei Stunden - oder nach zwanzig - schlang sie das Zeug hinunter. Die ersten Krämpfe zogen ihren Magen gerade zusammen, als sich die Tür ihrer Zelle öffnete und Gremsa eintrat. Er lächelte. »Nun?« Sie schwieg. Dieses flache, filigrane Gesicht, ohne Spuren von anatomischen Merkmalen, die eigentlich für die Entwicklung dieser Spezies typisch sind. Eine Maske, ein glattes, nichts aussagendes Antlitz, das sich genauso anpassen könnte, wie ich meine Gestalt verändern kann. Dieser kleine, fast schon kraftlose Mund, dieser kaum vorhandene Kiefer... »Ich weiß nicht, was ich dir sagen soll, aber wir können uns doch bestimmt...« Gremsa hob die Hand, und sie verstummte tatsächlich. »Endlich«, sagte er. »Die Kralle wird erst in ein paar Tagen aktiv. Jetzt kann ich den Biss auskosten.« Generalin Kamuko glaubte, alle Demütigungen schon erlebt zu haben, doch mit diesem Schmerz hatte sie nicht gerechnet. Er brannte sich nicht nur durch ihre Nervenbahnen, sondern in jede Faser ihres Körpers. Eine paranormale Fähigkeit, dachte sie, als sie wieder denken konnte. Allein mit der Kraft ihres Geistes können die Assomga andere Wesen in fürchterlicher Weise leiden lassen! Während sie sich vor Qualen auf dem Boden wand, wurde ihr klar, dass Gremsa nicht einmal seine volle Kraft eingesetzt hatte. Er war ein Meister der Pein. Er wäre zweifellos in der Lage, sie vor Qual sterben zu lassen, ohne sie ein einziges Mal zu berühren.
18 Doch das wollte er nicht. Er wollte nur zwei Dinge. Sie leiden sehen. Und Antworten erhalten. »Du wirst es nicht glauben«, sagte er mit einer Freundlichkeit, einer Gelassenheit, die sie endgültig um den Verstand zu bringen drohte, »aber es wird noch schlimmer. Was ich dir antue, ist nichts im Vergleich zu dem, was der Chaopressor mit dir machen wird. Und halt mich nicht für dumm. Ich frage, du antwortest. Oder du leidest. Was hat es mit deiner Sonnen-Aura auf sich?« Sie schwieg. Ihre Nerven explodierten. »Was hat es mit deinen seltsamen Ausrüstungsgegenständen auf sich?« Er meint die Beinschienen und den Brustpanzer der Nachtlicht-Rüstung, dachte sie und schwieg. Der Schmerz wanderte in ihren Kopf, ihr Gehirn, breitete sich dort aus und versengte ihr Denken. »Gehörst du zu den kosmischen Ordnungsmächten?« Ihr Körper verfaulte, fiel von ihr ab, sie verlor die Arme, die Beine, war nur noch ein Torso mit Hals und Kopf, in dem es vor Maden wimmelte, wie in dem Fraß, den Gremsa ihr vorgesetzt hatte. Sie schwieg. »In welcher Beziehung stehst du zur Negasphäre Tare-Scharm?« Tödliche, fressende Zellen breiteten sich in ihr aus, nagten an ihr. Sie brachten Schmerzen mit sich, unerträgliche Schmerzen. Eine Steigerung zu dem, was sie bislang erlebt hatte, war eigentlich nicht möglich, doch sie erfuhr sie trotzdem. Und schwieg. »Kannst du deine Gestalt verändern, deinen Körper, dein Geschlecht?« Der Schmerz wanderte in die Spitzen ihrer Extremitäten, ihrer Finger, ihrer Zehen, und steigerte sich dort punktuell zu unerträglicher Intensität. Gremsa lachte. »Na schön. Glaub mir,
UWE ANTON es ist nicht vorbei. Jede Stunde werde ich kommen, jede Stunde wirst du meinen Biss erfahren, und es wird jedes Mal schlimmer sein als zuvor. Ich werde dich nicht töten, aber du wirst leiden. Also rede! Mach es dir einfach! Denn unter der Kralle wirst du sowieso sprechen. Du wirst bald nicht mehr verstehen, wie du dich weigern konntest. Bald gehörst du zu uns, und dann wird dir deine Bockigkeit nur noch lächerlich vorkommen.« ARCHETIM, dachte Kamuko entsetzt, steh mir bei! Endlich wusste sie, was Gremsa mit der Kralle meinte, von der er ständig sprach, was das Wühlen in ihrem Nacken, in ihrem Kopf zu bedeuten hatte. Warum war sie nicht früher darauf gekommen? Hatte die Sorge um ihr Schicksal, um ihre Standhaftigkeit sie schon um den Verstand gebracht? Man hatte ihr die Kralle des Laboraten eingesetzt. Jetzt wurde ihr alles klar. Ja, früher oder später würde sie reden. Sich den Mächten des Chaos zugehörig fühlen. Wahrscheinlich früher als später. Sie musste davon ausgehen, dass sie der Kralle nicht mehr lange standhalten konnte. Und dann war alles verloren. Sie würde alle Geheimnisse verraten, und ARCHETIMS Angriff auf die Negasphäre würde gescheitert sein, bevor er überhaupt begonnen hatte. Verzweifelt dachte sie darüber nach, wie sie sich vorher das Leben nehmen konnte.
Sie wartete darauf, dass Gremsa zu ihr zurückkehrte, um sie mit dem nächsten Biss zu quälen, doch der Assomga ließ sich eine Weile nicht mehr sehen. Vielleicht weil keine Steigerung mehr möglich war? Lief Gremsa Gefahr, sie zu töten, wenn er die Intensität dieser Qual
noch zu steigern versuchte? Und das durfte er nicht, nun, da die Kralle in ihrem Nacken daran arbeitete, sie zu unterwerfen und zu einer loyalen Gefolgsf rau des Chaos zu machen. Aber das konnte sie nicht so recht glauben. Der Assomga plante irgendetwas, eine neue Folter, die die bisherige noch übertreffen würde. Genauso wenig, wie sie glauben mochte, dass Gremsa die Folter beenden würde, wenn sie ihm verriet, was sie wissen wollte. Anderen Wesen Schmerz zuzufügen war seine Berufung. Seine Leidenschaft. Aber dieses Warten war Folter genug. Sie versuchte, ihre Zelle unauffällig zu untersuchen, kam jedoch nicht weiter. Es gelang ihr nicht herauszufinden, wie man sie überwachte oder welche Möglichkeiten zum unmittelbaren Eingreifen man hatte. Man ... Ihre Häscher, die Assomga, oder die, die in der Befehlshierarchie noch deutlich über ihnen standen? Doch dass solch eine Überwachung stattfand, dass es solche Eingriffsmöglichkeiten gab, stand zweifelsfrei fest, seit man sie paralysiert hatte. Wie konnte sie die Kerkermeister also überlisten? Vielleicht hatte sie etwas übersehen, irgendein winziges Detail, das ihr jetzt weiterhelfen würde. Sie rekapitulierte noch einmal, wie sie in diese fast aussichtslose Lage, in diese Gefangenschaft geraten war. Sie hatte einen Einmann-Aufklärer bestiegen. Es war eine speziell ausgestattete Einheit auf der Basis eines Standard-Beiboot-Chassis gewesen, Länge knapp 20 Meter, Durchmesser 6,6. Die MAYUKI-10. Sie war als einzige Einheit zur Beobachtung näher an die Negane Stadt herangerückt. In der Absicht, niemand anderem zu vertrauen, als sich selbst. Vertraue niemandem, hatte sie ge-
dacht. Nicht einmal Perry Rhodan, der Einzige, zu dem du dich seit Jahrhunderten hingezogen gefühlt hast... Ihr wagemutiger Einsatz hatte einen bestimmten Grund gehabt. Sie trug die Beinschienen und den Brustpanzer der Nachtlicht-Rüstung unter ihrem Schutzanzug und hoffte, die beiden Komponenten könnten trotz des fehlenden Vektor-Helms in irgendeiner Weise besondere Aufschlüsse über die Negane Stadt geben. Ein Irrtum. Sie war leichtsinnig gewesen, hatte jede Warnung in den Wind geschlagen. Oder hatte alles Pech gehabt, das man nur haben konnte. Die MAYUKI-10 flog selbstverständlich ohne Schutzschirme, mit passiver Ortung und geringstmöglicher Energieemission, um sich nicht der Entdeckung preiszugeben. Das war der erste Fehler gewesen. Ein offener Anflug hätte vielleicht gar nichts ausgemacht. So getarnt hingegen wurde sie sofort als Spion erkennbar. Der Aufklärer fiel in unmittelbarer Nähe eines gewaltigen Objekts in den Normalraum zurück, das zuvor praktisch unsichtbar gewesen war. Es war über 50 Kilometer lang und 15 breit, auf den ersten Blick eine gigantische Stadt, die allein durch den Weltraum trieb. Sie konnte nur Vermutungen anstellen, worum es sich dabei handelte: wahrscheinlich um ein einzelnes Quartier, das darauf wartete, mit den anderen zur Neganen Stadt zusammengesetzt zu werden. Im nächsten Augenblick verlor sie abrupt die Orientierung. Sie wusste nicht mehr, wo sie war, was mit ihr geschah, konnte die Kontrollen der MAYUKI-10 nicht mehr bedienen. Das Objekt ist von Strangeness-Effekten umgeben!, wurde ihr klar. Daran lag es hauptsächlich, dass ihre Reaktion sich verzögerte, als ein Waffenstrahl ihren Aufklärer traf und mit dem
20 ersten Schuss lahmlegte. Wehr- und schutzlos trudelte sie in den Trümmern des Standard-Beiboots durchs All. Weshalb hatte sie überhaupt diesen Alleingang unternommen? Als hätte mir jemand diese Aktion in einem grausamen Leitfaden vorgeschrieben. Sie wusste es nicht mehr zu sagen, doch jedes Quäntchen Bissqual war die angemessene Strafe für diese unsinnige Entscheidung. Als ihr Schiff den Treffer abbekam, hatte sie noch erkannt, dass sie in Gefangenschaft geraten würde, und sämtliche Datenbestände der MAYUKI-10 gelöscht. Schon damals hatte sie kurz über Selbstmord nachgedacht ... und wurde genau in diesem Augenblick von einem Paralysestrahl getroffen. Als sie die Lähmung überwunden hatte, nahm man ihr den Schutzanzug, die Fingerringe, die Kleidung, die Beinschienen und den Brustpanzer der Nachtlicht-Rüstung ab. Sie wachte in einem Kittel auf, unter dem sie jedoch alle traditionellen Schichten ihrer Unterwäsche trug, als wüssten ihre Häscher ganz genau, welche Gebräuche ihr Volk pflegte. Und nun vermutete sie, dass man schon damals ihre Sonnen-Aura erkannt hatte. Dass alles, was danach geschehen war, nur ein böses Spiel war, ein hässlicher Plan, ihr wichtige Informationen zu entreißen. Was andererseits vielleicht der einzige Grund war, wieso man sie nicht getötet hatte. Die assomgischen Kerkermeister hatten versucht, ihr so schnell wie möglich so viel Wissen wie es nur ging zu entlocken. Sie mussteh begriffen haben, dass ihnen durch Zufall eine wichtige Persönlichkeit der Gegenseite in die Hände gefallen war, und wollten nicht warten, bis die Kralle für klare Verhältnisse sorgte. Sie hatten wirklich alles versucht. Mit psychologischen Mitteln, den Bergläu-
UWE ANTON sen und zahlreichen anderen Attacken, mit brutaler körperlicher Folter, mit Erniedrigungen, schließlich mit paranormaler Folter, dem Assomga-Biss. Warum nicht mit Medikamenten? Vielleicht hatten die Assomga von Anfang an gewusst, dass sie aufgrund ihrer speziellen Physiologie auf Medikamente oder Drogen so gut wie gar nicht reagierte. Kamuko hatte jeglicher Folter widerstanden. Aber nicht nur die Kralle lauerte als weitere Bedrohung in den Schatten ihres Geistes. Was hatte der widerwärtige Gremsa noch gesagt? Sie sei vorgesehen zur Befragung durch den Chaopressor. Durch KOLTOROC. Wahrscheinlich hatte man sie mit der Kralle des Laboraten präpariert, damit sie ihre Geheimnisse nicht mehr länger wahren konnte, sondern aus freiem Willen zu KOLTOROC sprach. Vor einer Superintelligenz konnte man ohnehin keine Geheimnisse bewahren. Wie KOLTOROC sich wohl anfühlte? Konnte es auch nur im Entferntesten mit ARCHETIM vergleichbar sein? Sie hoffte, dass dem nicht so war, denn sie wollte KOLTOROC hassen, so wie sie ARCHETTM liebte. Nicht nur ihr Körper schmerzte an unzähligen Stellen und wurde immer wieder von Krämpfen erschüttert, auch ihr Geist destabilisierte sich zusehends, wurde von einem inneren Kampf gepeinigt. Das Wühlen in ihrem Kopf ließ kaum noch einen klaren Gedanken zu. Außer bei wenigen Gelegenheiten wie gerade eben, wenn ihr Ich sich noch einmal gegen das Flüstern in ihrem Kopf durchsetzen konnte, gegen die unerträglichen Schmerzen. In solchen Augenblicken wusste sie, dass sie verloren hatte. Sie konnte jeder konventionellen Folter widerstehen, auch dem Biss der Assomga. Eher würde sie sterben, als etwas zu verraten. Aber wie sollte sie den Kampf gegen
die Kralle aufnehmen? Sie konnte sich immer nur einreden, dass sie nicht nachgeben, nichts verraten würde, aber sie würde nicht mehr lange durchhalten. Und da war es schon wieder, das Wispern, das immer deutlicher, immer lauter, immer mächtiger wurde. Gib den sinnlosen Kampf auf... wende dich endlich der richtigen Seite zu... der des Chaos... »Nein«, flüsterte sie. Wie lange war es schon her? Seit wann vegetierte sie in der Gewalt der Assomga, nach wie vor an jenem Ort, über den sie nicht mehr wusste als seinen Namen ... Neganer Kerker? Seit wann leistete sie Widerstand? Wann würde die Kralle des Laboraten sie geistig unterwerfen? Wie lange ...? 4. Gucky schaute von den Plänen des Kerkers auf. »Auch wenn in der Neganen Stadt eine Laisser-faire-Haltung herrscht, an der unter Leitung des Neganen Beamtenkorps offensichtlich Milliarden Personen beteiligt sind, ist bei der Absicherung des Neganen Kerkers leider davon nichts zu spüren.« Commander Pothawk sah ihn fragend an. »Lässe-fäär?« »Gewähren lassen«, erklärte der Mausbiber. »Hauptkennzeichen eines Liberalismus, der Eingriffe von oben für schädlich hält und von der Selbstregulierung des Geschehens überzeugt ist.« Er zeigte den Nagezahn. »Wenn man es genau nimmt, ist das sogar eine richtig gute Beschreibung für das Chaos und seine Absichten.« »Ach?«, sagte der König der Laosoor. Gucky nickte nachdrücklich. »Stell dir ein kleines Zimmer vor, in dem ein Kind deines Volkes wohnt. Wirf noch etwas Müll zu dem, der sowieso dort liegt, verschließe es luftdicht und drehe die
Heizung hoch. Was passiert? Die Entropie wird enorm beschleunigt, und schon bald ist eine Zone entstanden, in der kein normales Wesen unseres Universums mehr leben kann. Außer Kindern natürlich, die einen Heidenspaß daran haben, die Maden einzusammeln und zu verdrücken.« »Maden sind sehr schmackhaft und eine wichtige Nahrungsergänzung.« Der Mausbiber verdrehte die Augen. »Na schön, drücken wir es anders aus. Aus welchen Gründen auch immer, in der Neganen Stadt lassen die Machthaber die Zügel locker. Man kommt so gut wie unkontrolliert hinein, kann dort so ziemlich machen, was man will, ohne weiteres mit seinem eigenen Gleiter durch die Gegend fliegen, wichtige Datenzentren sind nur unzureichend gesichert ... das nackte Chaos eben. Wenn man Glück hat, regeln ein paar Polizisten den Verkehr oder achten darauf, dass es nicht zu Mord und Totschlag kommt. Wobei ich einmal behaupten möchte, dass es den Machthabern eigentlich schnurz ist, wenn sich ein paar Claqueure im Drogenrausch oder aus schlichter Habgier gegenseitig umbringen. Sie haben ja genug davon.« »Worauf willst du hinaus?« Gucky merkte dem Commander allmählich die Ungeduld an. »Warum haben die Machthaber diesen Neganen Kerker überhaupt errichten lassen? Und darüber hinaus so stark gesichert? Kommt dir das nicht auch seltsam vor, o mein König?« Pothawks Fell am Hinterkopf sträubte sich. Ob wegen der Respektlosigkeiten oder aus echtem Erklärungsnotstand, konnte Gucky nicht sagen. »Wenn man das Risiko auf sich nimmt, derartige Mengen Besucher und Claqueure zur Tempolaren Zeremonie in die Stadt zu holen«, antwortete der Hightech-Dieb schließlich, »muss die Stadtpolizei auch eine Möglichkeit haben, besondere Gefangene an einem be-
22 sonders gesicherten Ort unterzubringen.« »Ja, aber wie will sie besondere Gefangene überhaupt erwischen, wenn sie gar nicht nach ihnen fahndet?« »Nicht die üblichen Störenfriede, Amokläufer und Mörder, die es bei Milliarden Besuchern zuhauf gibt«, fuhr Pothawk unbeeindruckt fort. »Im Neganen Kerker sind ausschließlich Gefangene von übergeordneter Bedeutung untergebracht.« »Was für Generalin Kamuko sicherlich zutrifft. Aber den von euch gestohlenen Daten zufolge sitzen zurzeit auch einige hundert andere Gefangene im Kerker ein. Und die sollen alle so ungeheuer wichtig sein?« »Gefangene einer gewissen Klasse, die in der Stadt auffällig geworden sind und in Gewahrsam genommen wurden.« Gucky gab es auf. Pothawk begriff einfach nicht, worauf er hinauswollte. »Für die Verhältnisse des Neganen Kerkers herrscht augenblicklich also Hochbetrieb«, sagte er. »Genau.« Pothawks Laune besserte sich schlagartig, als er sich wieder praktischen Dingen zuwenden konnte. »Und das müssen wir ausnutzen. Wir haben uns gründlich mit den Plänen vom Neganen Kerker vertraut gemacht. Ich möchte behaupten, dass meine Leute und ich uns dort blind auskennen würden.« »Wenn wir erst mal drin wären.« Der Commander überging den Einwand. »Hinweisen muss ich euch zu eurem eigenen Schutz auf das Dossier, das die eigentlichen Kerkermeister beschreibt. Es ist in diesem Zusammenhang von besonderer Bedeutung.« Er rief ein Holo auf. »Ein Assomga«, sagte er. »Ein Wächter des Neganen Kerkers.« Gucky betrachtete das Holo genau. Es zeigte ein auf den ersten Blick beinähe humanoid wirkendes, bei näherem Hinsehen jedoch reptiloides Wesen, dessen
UWE ANTON Haut dunkelgrau und geschuppt war. Das glatte Gesichtsfeld wirkte filigran, die Mundpartie fast unscheinbar. Doch dann öffnete das Wesen auf dem Holo den Mund, und Gucky stellte überrascht fest, dass es den Unterkiefer aushängen und den Mund erstaunlich weit aufreißen konnte. Der Mausbiber konnte sich nicht mehr erinnern, ob Glorithlin Pal daran gedacht hatte. Jedenfalls erschauderte er; unwillkürlich erinnerte der Assomga ihn nun an eine irdische Schlange, die nicht unbedingt zu seinen Lieblingen in der Fauna seiner adoptierten Heimatwelt zählten. »Fies«, sagte er. Er hatte den Eindruck, dass dieser Assomga ihn nun in einem Stück verschlingen könnte, was natürlich Unsinn war, aber trotzdem verspürte er nicht gerade Begeisterung. Er musste an das Beuteschema einer Schlange denken, in das nicht nur Hasen, sondern auch Mäuse und Biber passten. Wie hieß dieser alte terranische Spruch doch noch gleich? Wie ein Kaninchen vor der Schlange? »Diese Assomga sind alles andere als ungefährlich«, fuhr Pothawk fort. »Sie verfügen über eine Parafähigkeit, mit der sie allein Kraft ihres Geistes andere Geschöpfe leiden lassen können. Manche Assomga haben diesen Unterlagen zufolge die mentale Kraft entwickelt, ihre Opfer bis zum Tod zu foltern ... ohne einen Finger zu regen.« »Ups«, sagte Gucky. Er sah ein Problem auf sich zukommen sowie eine Erkenntnis, doch über keines von beidem konnte er mit Pothawk sprechen. Er kannte solch ein Wesen. Nun ja, zumindest aus den Gedanken des Neganen Beamten Pal, den er telepathisch ausgehorcht hatte. Dieser Pal, ein kleines Licht in der Beamtenschaft, hatte seinen höchsten Vorgesetzten, den Zeremonienmeister, als Assomga bezeichnet und intensiv, aber nicht unbedingt mit großer Zuneigung an ihn gedacht. Allerdings war der Zeremonienmeis-
Warten aufXrayn ter ein Dual gewesen, bei dem nur eine Hälfte ein Assomga gewesen war. Gucky hatte damals unverzüglich die Parallelen zu Endogener Qual und Endogenem Genuss erkannt. Bislang waren sie davon ausgegangen, die entsprechende paranormale Fähigkeit habe sich in der aktuellen Vergangenheit noch nicht entwickelt, doch hier wurde darauf nun ein anderes Licht geworfen. War es möglich, dass diese beiden Fähigkeiten hier in der Neganen Stadt, zwanzig Millionen Jahre vor der Gegenwart, ihren Ursprung hatten? Gucky hatte diese Vermutung geäußert, was ihm prompt den Vorwurf der Voreiligkeit eingebracht hatte. Doch Pothawks Daten rehabilitierten ihn sozusagen. Aber darüber konnte er mit den Laosoor wohl kaum sprechen; was ihre wahre Herkunft betraf, ihre Zeitreise, war äußerste Geheimhaltung noch immer das oberste Gebot der Stunde. Die Laosoor wussten nicht, dass die JULES VERNE aus der Zukunft kam, also konnte Gucky sie auch nicht über die Hintergründe in Kenntnis setzen. Aber er würde Perry auf jeden Fall davon berichten. »Und diese Assomga verfügen als Einzelwesen über diese Fähigkeit? Nicht nur, wenn sie mit einem Kollegen zu einem wohlgestalteten Dual zusammengeschnippelt wurden?« »So ist es«, knurrte Pothawk zur Bestätigung. »Das Datenmaterial, das wir erbeutet haben, führt den sogenannten Assomga-Biss auf genetische Veränderungen infolge der stark erhöhten VibraPsi-Werte in der Neganen Stadt zurück.« »Im Grunde sind die Assomga also als Emanation zu werten«, sagte Gucky nachdenklich. Sie hatten es bei der Endogenen Qual mit einer weiteren außergewöhnlichen Errungenschaft zu tun, die wahrscheinlich direkt auf eine Proto-Negasphäre zurückzuführen war.
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»Ja«, bestätigte der Commander. »Sie sind eine sehr kleine Volksgruppe, beheimatet in der Neganen Stadt, und kommen an keinem anderen bekannten Ort vor. Mit dem genetischen Material der Assomga wird jedoch längst anderweitig in weiteren Quartieren der Neganen Stadt experimentiert, heißt es in dem erbeuteten Dossier. Genproben wurden darüber hinaus an die GenproxAnalysten und andere zuständige Stellen außerhalb der Neganen Stadt übergeben.« Wie können wir die Verbindungslinie ziehen, fragte sich der Mausbiber, von einzelnen Assomga, die über den Biss verfügen, über Duale, die zu einer Hälfte aus Assomga bestehen, hin zu Dualen, bei denen keins dieser Wesen mehr verarbeitet wurde? Im Grunde eine müßige Frage, auf die er vielleicht niemals eine Antwort bekommen würde, aber trotzdem speicherte er sie in seinem Hinterkopf ab. Wer konnte schon sagen, ob diese Information eines Tages nicht doch nützlich werden würde? Commander Pothawk stieß ein tiefes Knurren aus. »Die Beschreibung dieses AssomgaBisses bereitet dir Unbehagen«, stellte Gucky fest. »Sie lässt mich schaudern und meine Leute ebenso«, gestand der Laosoor unverblümt ein. »Dennoch sind wir fest entschlossen, in den Kerker einzubrechen.« »Schön, dass wir endlich wieder zum Thema zurückgefunden haben«, erwiderte Gucky. »Gewiss, ihr verfügt über zahlreiche Informationen über den Aufbau des Kerkers, über die internen A b läufe in dem Gebäudekomplex ... Was aber noch lange nicht heißt, dass ihr auch hineinkommt. Wie würdet ihr normalerweise vorgehen?« »In einem normalen Fall würden wir uns auf die Lauer legen, ganz gleich, ob es Wochen oder Monate dauert, weitere
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Daten sammeln, Bewegungsprofile der Anlieferer, Wächter und Besucher im Kerker anlegen und auf unsere Chance warten.« »Diese Zeit haben wir zum Glück nicht«, sagte Gucky, »sonst würde ich ja schon allein an Langeweile eingehen. Was wir brauchen, ist Tempo.« »Genau. Und ich habe auch schon eine Idee.« Der Mausbiber betrachtete den Laosoor interessiert. Commander Pothawk war einer der erfahrensten Diebe seines Volkes. »Genauer gesagt«, fuhr der König fort, »habe ich bereits einen Plan ausgearbeitet. Einen Plan, der genau zehn Phasen umfasst, und am Ende der zehnten Phase werden wir Generalin Kamuko befreit und in Sicherheit gebracht haben.« »Na, dann lass mal hören«, sagte der Ilt. »Gern«, sagte Pothawk. »Eindringen, Erkundung, Verwirrung, Unvorhergesehenes ...« »Unvorhergesehenes?«, echote der Mausbiber. »Genau. Das kann auch Phase zwei, fünf oder sieben sein. Es geschieht stets etwas Unerwartetes, und wir fahren besser damit, wenn wir es von vornherein erwarten und dann Zeit haben, darauf zu reagieren.« »Und die restlichen Phasen?« »Über die entscheiden wir dann vor Ort«, erwiderte Pothawk grinsend. Gucky feixte. »Wenn man dich so reden hört, könnte man schwören, dass du Terraner-Gene in dir hast...«
5. Rhodan wartete darauf, dass ein Funkspruch sie zur Landung auffordern oder ein Fahrzeug der Stadtpolizei vor ihnen auftauchen und ihren Gleiter abdrängen würde, doch nichts dergleichen geschah. Man nahm offenbar keinerlei
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Notiz von ihnen oder, genauer gesagt, so wenig wie von den Milliarden anderen Besuchern der Neganen Stadt. Ungehindert erreichten sie das Zentrum der Ansiedlung und damit auch den Platz, über dem Rhodan die überdimensionale Schneekugel gesehen hatte. Der Strom der Chaos-Touristen und Claqueure hielt ungebrochen an. Tausende von Fahrzeugen bogen auf breiten Spuren vom Hauptdurchgangsweg zwischen den Quartieren ab, um das seltsame Gebilde aus nächster Nähe betrachten zu können. Rhodan bemerkte eine überdurchschnittliche Präsenz von Gleitern der Stadtpolizei, aber auch zahlreiche Funk- und Leuchtbojen, die die Verkehrsströme regelten. Unvermittelt war der mentale Verfolgerspot, wie Rhodan ihn genannt hatte, wieder da. Er spürte eine geistige Präsenz, die diesmal jedoch etwas weniger Überraschung, dafür umso mehr Neugier ausdrückte. Neugier auf... ihn? Nein, nicht auf ihn als Individuum, sondern auf etwas anderes ... auf seine Ritter aura. Auch diesmal bemerkte Rhodan keinerlei negativen Gefühle, obwohl die Aura ihn als einen Beauftragten der Kosmokraten auswies - inmitten eines bedeutenden Zentrums der Chaotarchen sicherlich keine Lappalie. Das deutete darauf hin, dass die Aura selbst nicht das Augenmerk des Anderen rechtfertigte, sondern ... ja, was eigentlich? Rhodan horchte in sich hinein und konnte die Präsenz nun ein wenig genauer einschätzen. Er glaubte, einen unterschwelligen mentalen Lockruf auszumachen, sehr dezent und ohne eine gewisse Sensibilität vielleicht gar nicht wahrnehmbar. Was auch immer ihn da bemerkt hatte, es wollte, dass er zu ihm kam. Es wollte mit ihm kommunizieren. Er hob den Blick von den Gleiterkontrollen und sah Ekatus Atimoss an. Der psionisch begabte Dual, der über-
Warten auf Xrgyn dies aus einer Negasphäre stammte, erwiderte den Blick. »Wie beim ersten Mal«, sagte er. »Ich spüre nicht das Geringste.« Rhodan nickte knapp. Er musste also davon ausgehen, dass dieser Ruf allein ihm galt. Nur er war für den Fremden von Interesse. Kurz entschlossen reihte Rhodan den Gleiter in den Strom des Verkehrs ein, der vom Durchgangsweg abbog und die Kugel passierte. Als sie sich ihr langsam näherten, sah er, dass sie dicht über der Oberfläche des Quartiers schwebte. Von dort aus führte ein filigraner Brückenbogen so nah an der Wandung vorbei, dass Fußgänger wie durch eine Aquarienscheibe ins Innere der Kugel schauen konnten. Das Objekt hatte einen Durchmesser von etwa 70 Metern, und aus der Nähe erinnerte die Form Rhodan weniger an eine Kugel, sondern an ein leicht deformiertes, riesenhaft vergrößertes Goldfischglas. Eine Art Schneegestöber-Effekt erfüllte dessen Inneres, genau wie Rhodan es bei der ersten Überprüfung bemerkt zu haben glaubte. »Was ist das?«, flüsterte der Terraner. Der Dual offenbarte seine Ratlosigkeit durch Schweigen. Es war jedenfalls kein Schnee, keine normale Substanz, die Rhodan dort sah, davon ging er aus. Vielmehr hielt er dieses »Schneetreiben« für die optisch sichtbare Nebenwirkung eines ihm unbekannten hyperphysikalischen Effekts. Rhodan folgte dem Strom der Gleiter zu einer riesigen freien Fläche, auf der auch zahlreiche andere Fahrzeuge landeten. So gut wie alle Insassen stiegen aus; sie wollten das »Schneegestöber« nicht nur aus der Ferne betrachten, sondern aus nächster Nähe bewundern. »Nun gut«, sagte Rhodan. »Folgen wir ihrem Beispiel und sehen uns das zu Fuß an.«
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Große Hinweisschilder führten die Besucher zu den Aufgängen des Brückenbogens, allerdings verrieten sie nicht, was dort zu bewundern war. Setzten die Herren der Stadt voraus, dass sämtliche Gäste und Claqueure wussten, wen sie dort rinden würden? Die Brücke war über Antigravlifte, Treppen und Rampen zu erreichen. Rhodan fühlte sich inmitten der Unmengen von Schaulustigen aller möglichen Spezies einigermaßen sicher. Tag für Tag mochten Hunderttausende den Weg über den Brückenbogen nehmen, und da stand kaum zu befürchten, dass ausgerechnet er besonderes Aufsehen erregen würde. Falls niemand seine Aura bemerkte. Rhodan musste daran denken, dass Mondra ihm nachdrücklich davon abgeraten hatte, diesen Einsatz persönlich zu leiten. Es gab schließlich etliche Wesen, die Auren der Hohen Mächte erkennen konnten; davon auszugehen, ausgerechnet an einem Kristallisationspunkt kosmischer Ereignisse keine zu treffen, war töricht. Trotzdem wusste Perry Rhodan instinktiv, dass er an diesem Ort sein musste. Seine Ungeduld wuchs, während sie sich über den Brückenbogen quälend langsam der Schneekugel näherten. Immer wieder geriet ihr Vorankommen ins Stocken. Rhodan reckte den Hals und sah, dass fast alle Schaulustigen lange stehen blieben, sobald sie die Kugel erreichten. Schritt für Schritt ging es voran, und endlich konnte er die Kugel und ihren Inhalt genauer erkennen. Durch das ihm unbekannte Medium hinter dem Glas oder der Energiebarriere? - trieb ein Wesen, das ihn auf den ersten Blick an eine überdimensionale Qualle erinnerte. Der gallertartige Organismus war vielleicht zehn, zwölf Meter groß und schien hauptsächlich aus Flüssigkeit zu bestehen. Die schirmartige Gestalt bewegte sich offensichtlich nicht aus eigenem Antrieb; nur ein langer, hängender, stiel-
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ähnlicher Auswuchs zuckte manchmal, gleich einem halben Dutzend kaum kürzerer Tentakel, die mit Tausenden einzelnen Zellen besetzt waren. Rhodan konnte nun erkennen, dass sich in der Mitte des Körpers ein dunkler Kern befand, vielleicht ein Nervenzentrum oder das Gehirn des Wesens. Dem Terraner wurde klar, wieso buchstäblich jeder Passant zunächst innehielt, minutenlang auf die treibende Qualle starrte und erst weiterging, wenn der Unmut der Nachfolgenden zu groß wurde. Er spürte es ebenfalls. Von dem Wesen ging eine Ausstrahlung enormen Wissens aus. Als besäße es eine eigene Aura, so ähnlich und so fremd derjenigen Rhodans, wie dies gleichzeitig nur möglich war. Hatte die Qualle deshalb versucht, ihn zu sich zu locken? »Kennst du dieses Wesen?«, fragte Rhodan den Dual. »Nein«, antwortete Ekatus Atimoss. »Ich habe noch nie von ihm gehört. Aber ich spüre, dass es fast allwissend ist...« Einige der Passanten bemühten sich, die Aufmerksamkeit des Wesens zu erregen, vielleicht sogar mit ihm in geistigen Kontakt zu treten, so, wie es Rhodan ansatzweise gelungen war. Einige richteten Stablampen auf das Geschöpf und gaben Lichtsignale, andere trugen kleine Projektoren mit sich und erzeugten Holospiele, um die Qualle aus der Ruhe zu bringen. Wieder andere klopften an die Umhüllung oder schnitten ganz einfach Grimassen. Doch die Qualle ignorierte die Wesen. Nichts von alledem erweckte auch nur ansatzweise ihre Aufmerksamkeit. Als Rhodan dann nur noch den Arm auszustrecken brauchte, um die Kugel zu berühren, reagierte sie immer noch nicht. Äußerlich betrachtet blieb sie völlig ruhig. Doch der Terraner spürte sehr genau das Interesse, das sie ihm entgegenbrachte. Etwas schien über seinen
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Geist zu streichen, Wärme, Freundlichkeit und Interesse abzusondern. Rhodan erlag der Faszination und hätte noch länger an Ort und Stelle verharrt, hätte Ekatus Atimoss ihn nicht am Arm gepackt und weitergezogen. »Die hinter dir werden allmählich ungeduldig«, flüsterte der Dual ihm zu. »Genauso ungeduldig wie du, als es nicht voranzugehen schien.« Rhodan nickte und folgte dem Dual. Vor dessen Schmiegstuhl schienen die Passanten Respekt zu haben; zumindest kamen sie nun, da die Kugel mit der Qualle hinter ihnen lag, etwas schneller voran. »Was war das für ein Geschöpf?«, fragte Rhodan und wunderte sich erneut, dass hier keine Schilder errichtet worden waren, die das Phänomen ausführlich beschrieben. »Warte hier.« Rhodan stockte der Atem, als Ekatus Atimoss sich kurz entschlossen an einen Stadtpolizisten wandte, der die Szenerie überwachte, und mit ihm sprach. Doch er beruhigte sich schnell wieder, als der gedrungene, übertrieben muskulös wirkende Morgoth'Daer in seiner martialischen, schweren Rüstung Ekatus geradezu ehrerbietig behandelte und ihm bereitwillig Auskunft gab. Kein Wunder, dachte Rhodan bei sich, als Dual ist Atimoss auf den ersten Blick als hochgestellter Angehöriger der Terminalen Kolonne zu erkennen. Er selbst hielt Abstand zu dem genetisch manipulierten Schlangenwesen, um zu verhindern, dass der Polizist eventuell misstrauisch wurde. Nach wenigen Minuten kehrte Ekatus Atimoss zu ihm zurück. »Das ist der Weltweise von Azdun«, berichtete er. »Er ist mehr als zehn Millionen Jahre alt, heißt es, und entstand bei der Errichtung einer Negasphäre an einem fernen Ort, in einem fernen Universum. Seither ist der Weltweise in seiner Weltkugel mit der Neganen Stadt unterwegs.«
Warten aufXrgyn »Was?«, sagte Rhpdan. Diese Quglle?, wollte er im ersten Augenblick hinzufügen, doch er hatte schon lange gelernt, ein Wesen nicht nach seinem Äußeren zu beurteilen. »Das ist noch nicht alles«, fuhr der Dual fort. »Man sagt, der Weltweise habe Kontakt zu Xrayn selbst!«
»Was wiederum das Interesse der vielen Besucher erklärt«, murmelte Rhodan und drehte sich wieder zu dem seltsamen Wesen um. Diesmal reagierte es auf ihn. Es veränderte unmerklich in dem Bassin seine Richtung und trieb auf Rhodan zu. Ein Raunen ging durch die Menge. Offenbar genügte diese kleine Regung, um die Besucher in Verzückung zu versetzen. Und vielleicht sogar Entrückung. Aber ... warum erst jetzt?, fragte sich Rhodan. Dann begriff er. Hätte das Wesen auf ihn reagiert, als er direkt vor der Umhüllung stand, hätte es damit nur auf ihn aufmerksam gemacht. Und das wollte es offenbar vermeiden. Hatte der Weltweise, wie er genannt wurde, tatsächlich seine Ritteraura erkannt und richtig eingeschätzt? Wollte er ihn schützen? Die mentalen Ausstrahlungen hatten sich nicht verändert. Dieses seltsame Wesen war definitiv freundlich gesonnen. Aber es war in seinem Bassin unerreichbar fern. Wie konnte Rhodan einen Kontakt mit ihm herstellen, der über das hinausging, was er gerade erlebt hatte? Noch einen Moment lang schauten Rhodan und der Weltweise von Azdun wie stumme, faszinierte Gesprächspartner aufeinander, dann ging der Terraner weiter. Als sich das Geschöpf mit den trägen Strömungen des Mediums in der Weltkugel wieder von ihm entfernte, trat Rhodan zurück an den Rand des Brückenbogens.
27 Unauffällig aktivierte er die Ortungssysteme seines Raumanzugs und überprüfte die Ergebnisse der Feinanalyse. Wie er vermutet hatte, bestand die Außenhülle des Bassins des Weltweisen keineswegs aus Glas, Kunststoff oder einem ähnlichen Material, sondern aus einer rätselhaften Energieform, die die Syntronik nicht vollständig entschlüsseln konnte. Aber was für Energie auch immer das sein mochte, davon würde er sich nicht abschrecken lassen. Für Rhodan stand fest: Er musste irgendwie ins Innere der Weltkugel gelangen. Er musste mit dem Weltweisen kommunizieren.
»Wir können mit Hilfe meiner Paraf ähigkeit versuchen, zu dem Weltweisen vorzudringen«, sagte Ekatus Atimoss leise zu ihm. »Hinter einem ParapolSchleier werden wir vermutlich das Material der Weltkugel durchdringen können.« »Eine gute Idee«, erwiderte Rhodan. Er wollte dem Dual nicht eingestehen, dass er ihn eigens deshalb mitgenommen und nicht der anderen Gruppe mit Gucky, Icho und den Laosoor zugeteilt hatte. Natürlich hätte Atimoss gute Dienste bei dem Versuch leisten können, in den Neganen Kerker vorzudringen, doch Perry hatte das Gefühl gehabt, ihn hier dringender zu brauchen. Offensichtlich hatte es ihn nicht getrogen. Sie gingen weiter, ließen sich zuerst von den anderen Besuchern treiben und sonderten sich dann ab. Die Brücke senkte sich wieder zur Oberfläche des Quartiers, und hier fanden sich auch zahlreiche kleinere und größere Gebäude, vielleicht Sanitäranlagen oder Erholungsräume, die ihnen Deckung bieten mochten. Rhodan schlug den Weg zu einem der
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Gebäude ein, betrat es jedoch nicht, sondern spähte um die Ecke des Gemäuers - und einem Stadtpolizisten ins Gesicht, dessen Aufgabe es wohl war, genau das zu verhindern, was der Terraner beabsichtigte. Der stämmige, breite Morgoth'Daer sagte etwas zu ihm, doch noch bevor der Translator die Worte übersetzt hatte, schwebte Ekatus Atimoss auf seinem Schmiegstuhl neben ihn. Der Polizist nahm Haltung an, wechselte einige Worte mit dem Dual und entfernte sich. »Vielleicht solltest du in Zukunft nicht ganz so voreilig handeln«, sagte Atimoss. Rhodan nickte knapp. Hatte der Lockruf des Weltweisen solch eine starke Wirkung auf ihn, dass er die einfachsten Regeln der Vorsicht nicht mehr beachtete? Der Dual holte einen Parapolarisator aus einer Tasche seiner Kombination, und Rhodan schaute sich kurz um. Sie waren allein und unbeobachtet; niemand würde sie verschwinden sehen. Ekatus Atimoss legte den vielleicht drei Millimeter großen, bernsteinfarbenen Tropfen mit der Konsistenz eines festen Gels auf die Handfläche und starrte ihn an. Übergangslos aktivierte er den Polarisator, und Rhodan nahm von einem Augenblick zum anderen die Umgebung nur noch schattenhaft und umrissartig wahr, wie durch einen Schleier aus Pergament. Sie waren auf ein verschobenes Energieniveau gewechselt, auf dem sie niemand mehr bemerken konnte. Die Eindrücke von der Umgebung, die Rhodans Sinne an das Gehirn weiterleitete, blieben verschwommen und undeutlich, während er dem Dual zu der Kugel folgte. Atimoss bewegte sich völlig sicher, während Rhodan gewisse Schwierigkeiten hatte, sich in diesem Medium zu orientieren. Aber sie kamen voran, näherten sich
UWE ANTON der Kugel. Rhodan .musste schließlich nur noch einen Schritt tun, um sie zu durchdringen... ... und spürte den Widerstand. Atimoss hatte nicht so viel Glück wie Rhodan, prallte gegen die immaterielle Wand und wäre fast aus dem Schmiegestuhl gerutscht. Völlige Überraschung spiegelte sich auf den Gesichtern des Duals: Bislang war er davon ausgegangen, im Schutz der Parapolarisatoren jede Art Barriere durchdringen zu können, ohne Alarm auszulösen. »Ein undefinierbarer Einfluss verhindert unser Eindringen«, sagte er fassungslos. Rhodan nahm es als Anzeichen seiner absoluten Verblüffung, dass er das Offensichtliche noch einmal konstatierte. Ja, die Wand war vorhanden, hatte sich von einem Augenblick zum anderen gebildet, und Rhodan war überzeugt, dass sie in der Tat von dem Weltweisen erzeugt wurde. Doch er spürte genau, es ging nicht um ihn. Ihn hätte das seltsame Geschöpf anstandslos eingelassen. Aber nicht Ekatus Atimoss! Warum nicht? Hegte der Weltweise Groll gegen hochstehende Angehörige der Terminalen Kolonne? Wurde er etwa gegen seinen Willen hier festgehalten? Oder war der Dual einfach nicht würdig, in die unmittelbare Nähe des Wesens vorgelassen zu werden? Sie kehrten an ihren Ausgangspunkt zurück, und Ekatus ließ die Parapolarisation zusammenbrechen. »Was ... ist passiert?« Die Erschütterung war ihm noch deutlich anzumerken. »Mich interessiert vielmehr, was wir nun tun wollen«, sagte Rhodan. »Ich muss mit dem Weltweisen von Azdun sprechen.« »Ich weiß, worauf du hinauswillst.« Der Terraner nickte. »Du musst mir zwei Parapolarisatoren überlassen. Diesen Besuch kann nur ich allein unternehmen.« Der Dual zögerte.
Warten auf Xrayn »Ich habe schon einmal Parapolarisatoren auf eigene Faust eingesetzt«, erinnerte Rhodan ihn, »und werde auch dieses Mal damit umzugehen wissen.« »Das ist lange her ...« Es war wirklich schon eine Weile her, seit sie die LAOMARK befreit und Jagd auf Ekatus Atimoss, den Herrn der Pressor-Gärde Chada Saryeh, gemacht hatten. Rührte das Unbehagen des Duals, das Rhodan genau spürte, von der Erinnerung an diese unangenehme Episode her, oder ganz einfach von dem Umstand, dass der Terraner etwas schaffen konnte, was ihm nicht gelungen war? Rhodan streckte die Hand aus, und zögernd legte der Dual zwei unregelmäßig geformte, masselose, bernsteinfarbene Tropfen darauf. »Danke«, sagte Rhodan, steckte einen Tropfen ein und betrachtete den anderen angestrengt. Er konzentrierte sich, verengte das Blickfeld, bis er nur noch den Tropfen sah, spürte, wie in ein mentaler Kontakt entstand. Jetzt, dachte er, und der Parapolarisator akzeptierte den mentalen Befehl und versetzte Rhodan auf das verschobene Energieniveau. Der Terraner hatte den Eindruck, als würde er in einen schwebenden Zustand versetzt und der Realität entrückt. Vorsichtig machte er den ersten Schritt, dann den zweiten...
15. Mai 1347 NGZ Phase 1: Eindringen Gucky teleportierte. Er ließ die beiden Laosoor los und atmete tief durch. Allmählich machte sich die Anstrengung doch bemerkbar, und er war froh, dass er jetzt eine Weile etwas kürzertreten konnte. Das würde er den beiden Nahdistanz-Springern natürlich nicht auf die Nase binden. Aber er machte sich nichts vor, ihm
29 blieben vielleicht ein, zwei Stunden, dann war es mit der Ruhepause schon wieder vorbei. Wenigstens machte das Vibra-Psi ihm nicht mehr dermaßen zu schaffen. Irgendwie schien er sich daran zu gewöhnen. »Keine Panik, Jungs«, sagte er zu den beiden Hightech-Dieben. »Ihr wart die Letzten. Noch ein Sprung und wir sind komplett drin. Aber keine Sorge, ich mach das schon.« Pothawks Plan war wirklich nicht übel gewesen. Der Commander hatte messerscharf erkannt, dass es schwierig, aber nicht unmöglich sein würde, unerkannt in den Kerker einzudringen. So gesehen hätte der Plan auch von ihm, dem Retter des Universums persönlich, sein können. Aber gelegentlich ließ er anderen den Vortritt. Sie hatten beobachtet, dass hin und wieder per Gleiterverkehr neue Gefangene und Warenlieferungen in die Kerkerburg gebracht wurden. Bei diesen Transporten mussten in dem fünfdimensionalen Schirm Strukturlücken geschaltet werden, und diese Gelegenheiten nutzte Gucky als Teleporter, um ins Innere durchzuschlüpfen. Irgendwie verspürte er einen Hauch von Nostalgie. So war er im Lauf der Jahrtausende schon Hunderte von Malen vorgegangen. Das war tausendfach geübt und geprobt. Aber endlich war wieder was los! Endlich hatte er Action! Auch die Nahdistanz-Teleporter der Laosoor hätten natürlich auf diese Weise in den Kerker eindringen können. Allerdings nur mit einer Serie von Sprüngen hintereinander, vielleicht von Deflektoren geschützt, was wiederum ein erhöhtes Orterrisiko bedeutet hätte. Also hatte der erste Teil des Plans wieder mal fast komplett in seiner Verantwortung gelegen. Zuerst war er mit drei Hightech-Dieben an Bord eines Gleiters teleportiert, mit dem König und seinen Brüdern. Nun konnten die drei wenigstens schon mal
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wunderung für die Bewegung des Laosoor. Geschmeidig, aus dem Nichts heraus, ein Hervorschnellen, das die Gesetze der Schwerkraft zu verhöhnen schien. Die linke Pranke des Laosoor schoss in einem unglaublich anmutenden Winkel zur Seite ... und brach dem fragil gebauten Assomga kurzerhand den Hals. Der Reptiloide war tot, ehe sein Kopf den Boden berührte. Vizquegatomi war schon immer ein Freund körperlicher Gewalt gewesen. Aber seine Methode hatte zumindest den Riesenvorteil, dass der Vorgang nicht geortet werden konnte. »Ups«, sagte Gucky. »Ich habe etwas zu spät reagiert.« Viz sah ihn ausdruckslos an und half dann seinem Bruder hoch. »Das war knapp, nicht wahr, o mein König?« »Commander«, knurrte Pothawk. »Während dieses Einsatzes firmiere ich keineswegs als König. Ich führe selbstverständlich wieder meinen Diebesrang. Hast du das endlich verstanden, Bruder?« »Jawohl, mein König.« Vizquegatomi wich mit spielerischer Leichtigkeit einem Hieb seines Bruders aus. Gucky grinste schwach. Der Diebesrang war Pothawk mit der Krönung natürlich nicht aberkannt worden. Das hinderte Vizquegatomi und Limbox aber nicht daran, den Bruder höchst despektierlich immer dann als »König« anzusprechen, wenn Pothawk in wenig würdevolle Situationen geriet. Im Gegenteil, der Umgangston der übrigen Laosoor ihrem Commander gegenüber schien mit jeder Stunde im Einsatz unbefangener zu werden, auch wenn Pothawks Autorität keine Sekunde lang infrage stand. »Hört mal«, sagte der Ilt. »Es war nicht meine Absicht, euch in Gefahr zu bringen. Tut mir leid. Beim nächsten Mal werde ich schneller reagieren.« »Es ist ja nichts passiert«, knurrte der
UWE ANTON König der Laosoor. »Hast du nichts Besseres zu tun, als hier große Reden zu schwingen?« »0 doch«, antwortete Gucky. »0 doch.« »Worauf wartest du dann? Der Zeitplan muss unbedingt eingehalten werden!«
Phase 3: Verwirrung Gucky zog den Abzug des Kombistrahlers durch. Der Assomga hatte nicht einmal Zeit, einen Schrei auszustoßen, und brach augenblicklich zusammen. Nur Paralyse, dachte der Mausbiber. Einen Assomga hatte er bereits auf dem Gewissen, und das behagte ihm ganz und gar nicht. Jeder Tote war einer zu viel - egal, in welcher Zeit und an welchem Ort. Pothawks Plan war noch immer nicht übel. Die Laosoor hatten vorgehabt, sich mit Nahdistanz-Sprüngen in sämtliche wichtigen Schaltzentren des Assomga vorzuarbeiten, Natürlich hatte er sie an ihre Einsatzorte gebracht, sonst hätten sie vielleicht Tage dafür gebraucht. Wenn nicht sogar Monate oder Jahre, dachte der Retter des Universums und tadelte sich dafür, dass er die Laosoor dermaßen heruntermachte. Doch sie hatten es permanent herausgefordert. Aber die Pantherähnlichen reagierten auf die Sekunde präzise, in einem Plan, den Icho Tolot noch einmal mit seinen zwei Gehirnen überprüft hatte. Und alle hielten den vereinbarten Zeitpunkt X ein. Die Laosoor teleportierten aus Nebenräumen in alle wichtigen Schaltstellen des Kerkers, die sie ermittelt hatten, und paralysierten sämtliche Assomga, die sie finden konnten. Der Mausbiber schoss noch einmal, Ein weiterer Assomga brach zusammen. Der letzte.
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Immerhin, dachte der Ilt, es geht voran. Wir machen richtig Action. Die Nano-Hand saß schon hinter einem Terminal des Raums, den sie gerade beobachtet hatten. Gucky fragte sich, ob der Laosoor überhaupt mitbekam, was in der Welt passierte, oder er nur für seine Computer lebte. »Ja!«, rief Limbox und riss die Schwanzhand hoch. »Geschafft!« Gucky konnte es kaum fassen. Wie brachte dieser Meisterdieb das nur fertig? Wie hatte dieses kleine Raubtier es nur geschafft? Wie war es ihm nur gelungen, das automatische Verschlusssystem sämtlicher Zellen lahmzulegen? Rechneten die Herren der ProtoNegasphäre nicht damit, dass jemand in ihren Machtbereich eindringen konnte? Gucky verfolgte auf den Holos, was geschah. Sämtliche Türen des Zellenblocks sprangen auf. Zahlreiche Gefangene gelangten ins Freie. Verwirrung. Was ein wichtiger Bestandteil des Plans war. Je länger die Gegenseite im Unklaren blieb, welchem Gefangenen die Aktion galt, desto besser. Pothawk und Vizquegatoni liefen los. Ihre Aufgabe war es nun, zu Generalin Kamuko vorzudringen. Der Ilt wünschte ihnen viel Glück und teleportierte. Jetzt kam es auf jede Sekunde an. v
Phase 4: Unvorhergesehenes Gucky streckte die Hände aus und legte sie um die dünnen, zerbrechlichen Greifer der Laosoor. Es war ihm unangenehm; er hatte Angst, sie ihnen abzureißen. Er teleportierte die drei Laosoor und schwor sich, sich in Zukunft nicht mehr so schnell überreden zu lassen. Drei Riesenkater auf einmal - das war dermaßen anstrengend ...! Zumal die Distanz sich
auf Hunderte oder Tausende von Metern belief. Nun ja, als Retter des Universums musste man Opfer bringen, und er brachte sie seit vielen, vielen Jahrhunderten. Wieder einmal war seine Aktion ausschlaggebend für den Erfolg des Plans. Er hatte, nachdem er Pothawk und Vizquegatomi abgesetzt hatte, sofort wieder teleportieren und diese drei Laosoor hierherbringen müssen; absolut zeitgleich zur Befreiungsaktion selbst mussten sie versuchen, die Besitztümer der Generalin an sich zu bringen, die in dem nahe gelegenen Tresor gelagert wurden. Die drei Laosoor unter Limbox' Führung besetzten sofort ebenso viele Terminals des kalten, gefliesten Raums und machten sich mit einer Hingabe und einem Vergnügen an die Arbeit, die Gucky immer wieder erstaunte. Die eigentliche Tresorwand bestand aus einem dem Mausbiber unbekannten Metall; er wusste nichts über dessen Spezifikationen zu sagen, doch es sah kalt, hart und ziemlich widerstandsfähig aus. Rillen zeigten an, dass sich zahlreiche, unterschiedlich große Fächer dahinter befanden, doch Gucky konnte weder Schlösser noch Schaltflächen entdecken, mit denen man sie öffnen konnte. Offensichtlich war das nur über die Terminals möglich, an denen die Laosoor bereits arbeiteten. »Also, Jungs, ich muss dann mal weg. Ihr wisst ja, der enge Zeitplan. Bleibt immer schön konzentriert, vertändelt eure Zeit nicht mit Computerspielen aus der Chaosfabrikation und knackt den Safe!« Gucky konzentrierte sich. Der Plan war in seine kritische Phase getreten, und wenn etwas schiefgehen würde, dann jetzt. Vorerst noch zwei Sprünge, und wenn er die vermasselte, war alles verloren. Wieso war er nicht schon längst gesprungen? Wieso hatte er den Laosoor noch bei der Arbeit zugesehen und einen überflüssigen Spruch abgelassen?
Raumschiffe in ARCHETIMS Flotte
Scherenkreuzer der To s'amosa Die To s ' a m o s a leben a m p h i b i s c h . Sie w a r e n das b e v o r z u g t e Volk der Superintelligenz E L E D A I N , bis d i e s e im K a m p f u m die P r o t o - N e g a s p h ä r e T a r e - S c h a r m starb. Ihre H e i m a t w e l t w u r d e v o n der T e r m i n a l e n K o l o n n e TRAITOR v e r n i c h t e t . D e s h a l b leben die l e t z t e n T o s ' a m o s a ( w e n i g e H u n d e r t t a u s e n d ) i n i h r e n n u r m e h r n a c h H u n d e r t e n zählenden Raumschiffen. Diese Schiffe basieren auf e i n e m q u a d e r f ö r m i g e n Grundkörper. Der w e i c h g e f o r m t e , g e r u n d e t e Bug w e i s t z a h l reiche kleine Kuppeln auf. Markant e r s c h e i n t e b e n s o das s c h e r e n f ö r m i g g e s p a l t e n e H e c k . Die S c h e r e n k r e u z e r s t e h e n seit m e h r e r e n T a u s e n d J a h r e n i m E i n s a t z u n d w u r d e n allmählich z u K r i e g s s c h i f f e n u m g e b a u t . Das abgebildete Schiff ist 658 Meter lang, 304 Meter breit u n d 153 Meter h o c h . Legende: 1. Sublicht-Triebwerke, m a x i m a l e B e s c h l e u n i g u n g z i r k a 1000 k m / s e c 2. H y p e r r a u m z a p f e r ( d e r Z ä p f v o r g a n g erfolgt kontinuierlich u n d w i r d direkt an die V e r b r a u c h e r weitergeleitet) 3. Not-Triebwerke a u f I m p u l s b a s i s 4 . W a f f e n r i n g mit f ü n f S u b l i c h t - G e s c h ü t z e n u n d e i n e m Ü b e r l i c h t - G e s c h ü t z 5. Überlicht-Triebwerke. Ü b e r l i c h t f a k t o r b i s zu 105 Millionen 6. S c h u t z s c h i l d g e n e r a t o r u n d -projektor ( p a r a t r o n ä h n l i c h ) ?. H a n g a r mit ü b e r l i c h t f ä h i g e m Beiboot 8. Prallfeldgenerator 9.Antigravaggregate 10. P r i m ä r e S c h w e r k r a f t e r z e u g e r u n d A n d r u c k a b s o r b e r 11. W a s s e r t a n k s 12. L a n d e f e l d p r o j e k t o r e n 13. H a n g a r mit V e r b i n d u n g s b o o t e n 14. K ü n s t l i c h e U n t e r w a s s e r l a n d s c h a f t , e i n e m Korallenriff nachgebildet 15. Wasser- u n d L u f t a u f b e r e i t u n g IG. Wohnbereiche, sekundäre Lebenserhaltungs-Systeme 1?. K u g e l f ö r m i g e Zentrale 18. W a f f e n r i n g mit f ü n f S u b l i c h t - G e s c h ü t z e n u n d e i n e m leichten Ü b e r l i c h t - G e s c h ü t z 19. F u s i o n s r e a k t o r e n mit S p e i c h e r b ä n k e n für N o t v e r s o r g u n g 2 0 . S c h w e r e s Ü b e r l i c h t - G e s c h ü t z ( d a s Ziel w i r d i n den H y p e r r a u m a b g e s t r a h l t , ä h n l i c h d e m t e r r a n i s c h e n Paratronwerfer) 21. E n e r g i e s p e i c h e r 22.Bugsektor. I n den Kuppeln O r t u n g s - u n d F u n k s y s t e m e , A u s s i c h t s t ü r m e u n d leichte W a f f e n . Möglichkeit für die L a g e r u n g gefährlicher Fracht 23. Leichter K r e u z e r ( L ä n g e z i r k a 4 0 0 Meter) 2
Zeichnung und Legende © J o h a n n e s Fischer
Warten aufXrayn Lag es vielleicht am Vibra-Psi, das ihn doch stärker beeinträchtigte, als er vermutete? Er verspürte eine überwältigende Erleichterung, als er teleportieren wollte und es ihm tatsächlich gelang.
Safeknacken ... das war Limbox' Lieblingsbeschäftigung und kein Problem für einen guten Hightech-Dieb, und für den hielt er sich. Insbesondere dann, wenn auf Alarmsysteme keine Rücksicht mehr genommen werden musste. Ein wenig telekinetische Sondierung, dann die vorbereiteten Entschlüsselungsprogramme durchlaufen lassen. Etwas Fingerspitzengefühl, und die Klappe des Tresorfachs, in dem Generalin Kamukos Besitztümer verwahrt wurden, ging auf. Limbox sprang hoch, öffnete das Fach und betrachtete zufrieden seinen Inhalt. Er erwies sich in der Tat als in höchstem Maße wertvoll, und es befand sich in Kamukos Box genau das, was sie erwartet hatten: die beiden Komponenten der Nachtlicht-Rüstung, Kamukos schwarze Spezialbekleidung sowie die Fingerringe der Generalin. Eilends packte er sämtliche Gegenstände in den zu diesem Zweck mitgebrachten Beutel. »Räumt weitere Tresore aus!«, befahl Limbox. »Sonst merken sie sofort, wem unsere Aktion gilt! Ach ja ... alle Wertsachen teilen wir natürlich gerecht unter uns auf!« Phase 5: Befreiung Commander Pothawk sah die Generalin und lief zu ihr. Erst jetzt, im Augenblick des ersten Erfolgs, wurde ihm klar, wie sehr ihm all das gefehlt hatte, die Planung und Durchführung einer sol-
chen Aktion, und wie sehr er an diesem Einsatz trotz aller Unbill Freude empfand. Doch diese Freude verging wieder, als er sich über Kamuko beugte. Sie war nackt, lag völlig reglos auf dem harten Boden, ihr filigraner, dunkler Körper wirkte geschunden; der Laosoor befürchtete, dass sie gefoltert worden war. Und es stank fürchterlich in der kleinen Zelle. Erschüttert fragte er sich, wie man ein Lebewesen nur so behandeln konnte. Das Chaos zeigte hier sein wahres Gesicht; die aufgesetzte Fröhlichkeit in der Neganen Stadt war nur eine dünne, fadenscheinige Maske. Als Vizquegatomi neben ihn trat, um ihm zu helfen, die Generalin hochzuheben, erklang das grelle Jaulen von Alarmsirenen. Pothawk fragte sich, wieso der Alarm erst jetzt losging; er hatte schon viel früher damit gerechnet. Das war die kritische Phase; wenn es Gucky nicht gelungen war, seinen Auftrag zu erfüllen, waren sie so gut wie erledigt. Dass nach dem Öffnen sämtlicher Zellen Alarm gegeben wurde, war nicht zu verhindern - damit hatten sie gerechnet. Und zwar Alarm für die gesamte Anlage. Der Negane Kerker war soeben in den Verschlusszustand gegangen. Ihnen blieb kaum Zeit. Pothawk nickte seinem Bruder zu, und sie nahmen die reglose, wohl stark geschwächte Kamuko zwischen sich. Aber sie lebte, und das war das Wichtigste. »Mach dich bereit zu teleportieren«, raunzte der Commander seinem Bruder zu, »aber warte noch. Halte dich an den Plan.« »Vielleicht sollten wir besser ...« »Nein!«, fuhr Pothawk seinem Bruder über den Mund. »Wir werden keine einzige Teleportation versuchen. Wir müssen davon ausgehen, dass' in diesen Sekunden im gesamten Kerker Anti-
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Psi-Fallen oder fünfdimensionale Sektionsschirme aktiviert werden!« Wie nachlässig die Machthaber der Neganen Stadt auch sein mochten, den gestohlenen Daten zufolge verfügte der Kerker über solche Einrichtungen. Pothawk knurrte leise. Es war an der Zeit, dass ihre zwei Freunde aktiv wurden. Icho Tolot und Gucky. Von ihnen hing jetzt alles ab. Ohne ihre Hilfe war alles verloren. Pothawk wäre am liebsten auf und ab geschlichen, um seine Anspannung abzubauen, doch die noch immer bewusstlose Generalin verhinderte das. Allmählich wurde er nervös. Was war los mit Tolot und dem Mausbiber? Wie lange würde das noch dauern?
7. Alles ist zugleich und überall zugleich. Rhodan blieb abrupt stehen. Dieser Gedanke... kam nicht von ihm, dazu war er zu abstrus, aber er war in seinem Kopf. Also konnte er nur von dieser Entität stammen, die er immer deutlicher spürte, während er langsam voranschritt und dabei die Umgebung nur schattenhaft und umrissartig wahrnahm. Sie drang nur wie durch ein von der anderen Seite grell beleuchtetes Pergament zu seinen Sinnesorganen vor, verschwommen und unscharf, doch gleichzeitig absolut real. Der Parapol-Schleier lag zwischen ihm und der Wirklichkeit, verhüllte ein nichtlineares Bild der Zeit und des Raums, in dem sich die Welt ausgedehnt in der Zeit wie eine Zwiebel entfaltete, mit einer beinahe unendlichen Zahl an nachfolgenden Schichten. Einen Moment lang glaubte er, selbst innerhalb dieses Bereichs des Seins zu schlummern und zu träumen, während er auf die Stimme wartete, die gerade zu ihm ge-
sprochen hatte und ihn endgültig erwecken wollte. Stand er kurz davor, den Einfluss einer Macht zu erkennen, die die Wirklichkeit ständig neu gestalten konnte? Die Situation erinnerte ihn vage an jenen Moment, da er am Berg der Schöpfung gestanden hatte und sich ihm die Antwort auf die dritte Ultimate Frage nahte. Damals hatte er seinen Verstand dagegen abgeschottet, weil er ahnte, dass die Wissensflut diesen armseligen sterblichen Geist einfach davonspülen würde. Hatte er damals einen schrecklichen Fehler begangen? War er so arrogant gewesen, seine Ahnung über die Weisheit der Hohen Mächte zu stellen? Denn diese hatten ihn bis zu diesem Punkt geführt, einem Scheitelpunkt der Entwicklung - und er hatte sich verweigert. Vielleicht wären viele der schlimmen Ereignisse der letzten rund tausend Jahre nicht eingetreten. Vielleicht. Vielleicht. Viel...leicht. Diesmal war es anders. Es gab zwar auch ein Vielleicht, doch seine Tragweite berührte eine völlig andere Ebene. Die Antworten, die hinter dem Schleier lockten, waren zweifellos bedeutend, ließen sich allerdings mit der Dritten Ultimaten Frage nicht vergleichen. Er bewegte sich weiter durch das ungewisse Kontinuum jenseits des Parapol-Schleiers, direkt auf die Schneegestöber-Kugel mit dem Weltweisen von Azdun zu, weiter, immer weiter. Dieses Mal versperrte ihm keine Mauer den Zugang, dieses Mal konnte er ungehindert ins Innere jenes Bereichs eindringen, der durch die Energiebarriere gesichert wurde. Beinahe im gleichen Moment spürte er die Präsenz. Körperlichkeiten spielten keine Rolle mehr, da war nur ein Verstand, eine Geistesmacht, der er sich vom ersten Augenblick an verbunden
Warten auf Xrgyn fühlte. Die ihn erkannte, wirklich durchblickte. Ihm vielleicht überlegen war, aber die Essenz dessen begriff, was ihn, Rhodan, ausmachte. Der Weltweise ... Ein Wesen, das auf irgendeine Weise so war wie er. Er war potenziell unsterblich, fragte sich jeden Tag, wie Normalsterbliche ihn, einen Dreitausendjährigen mit dementsprechender Lebenserfahrung, wahrnahmen und verstehen konnten. Stand er für sie nicht schon außerhalb dieser Welt? Genau wie die Kreatur vor ihm, das Geschöpf einer vollkommen anderen Umwelt, eines fremden Universums und einer Zeit, die sich selbst Rhodans Begreifen entzog. Was er bislang erlebt hatte, war nichts im Vergleich zu dem, was der Weltweise gesehen hatte. Rhodan ging immer weiter, durchbrach problemlos die Barriere, und der Schleier löste sich auf. Er glaubte, einen Blick auf die Wirklichkeit zu erhaschen, auf Geheimnisse, die er nirgendwo sonst erfahren würde. Und er spürte... Zuneigung. Verständnis. Er hatte viel gesehen in seinem Leben, aber nur selten ein Wesen kennen gelernt, das ihm geistig, von seiner Erfahrung her, seiner Einschätzung der Dinge, so nahe stand. Er mochte den Weltweisen von der ersten Sekunde an, stand fast in seinem Bann, und spürte, dass es umgekehrt so ähnlich war. Einer im Bann des anderen. So, als gäbe es zueinander eine Affinität. Er hoffte, dass sie Freunde werden würden. Rhodan trat einen Schritt näher. Noch einen. Und einen weiteren. Von außen mochte er den Eindruck gehabt haben, als treibe das Geschöpf durch eine von Schneegestöber erfüllte Kugel, doch auf der Existenzebene, die er durch den Kontakt zu ihm in diesen Sekunden erreichte, erhaschte er einen Blick auf die Wahrheit.
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Aber ... auf die endgültige oder nur eine von vielen? Alles ist zugleich und übergll zugleich. Die Worte, die ihm anfangs abstrus vorgekommen waren, entfalteten sich vor ihm, sodass er sie begreifen konnte. Ja... Der Weltweise trieb nicht durch ein Schneegestöber in einer energetischen Blase, sondern durch den Kosmos selbst. Durch Zeiten und Galaxien, wie es ihm beliebte. Das also meint der Ausdruck »Weltkugel«, wurde Rhodan klar. Er hatte den ersten Schleier zerrissen, doch der zweite blieb bestehen. Eine Qualle? Hatte der Weltweise tatsächlich einen Körper, der an eine Qualle erinnerte, oder war das nur ein Sinnbild, um ihn nicht zu überfordern? Weil der Terraner die wahre Gestalt des Weltweisen einfach nicht verstehen, verkraften konnte? War das, was er für die Wirklichkeit hielt, nicht nur ein Abbild? Er tat einen letzten Schritt und war am Ziel.
In der Tat, ich bin mehr als zehn Millionen Jahre alt. Die Stimme war in ihm, in seinem Geist, und er wusste, sie sprach die Wahrheit. Sie war rein und klar. »Aber auch ohne jede Täuschung?«, murmelte er. Spätestens in diesem Moment war er endgültig überzeugt, dass er es mit einem Wesen zu tun hatte, das zwar so ähnlich sein mochte wie er, ihm aber hoch überlegen war. »Wer bist du?«, fragte er. »Was bist du? Du bist mir so vertraut und fremd zugleich ...« Auch das stimmt. Meine Entstehung geht auf die Genese einer Negasphäre in tiefer Vergangenheit zurück.
40 Rhodans Neugier war geweckt. Er hoffte, nein, er wusste, hier und jetzt würde er mehr über kosmische Zusammenhänge erfahren, die noch sehr wichtig für ihn und seine Mission werden würden. »Was für eine Negasphäre?« Später vielleicht. Negasphären kommen und gehen, das ist der Lauf der Dinge. Wenn du mehr erfahren möchtest, werde ich es dir verraten. Aber für deine Mission ist es unwichtig. Das Wissen, das in dem Weltweisen ruhte ... es würde ihm neue Zusammenhänge erschließen, Fragen beantworten, die er sich seit sehr langer Zeit stellte, seit er begriffen hatte, dass der Kosmos nicht nur seine Heimat, sondern zugleich eine Bühne für die Hohen Mächte war. Aber... aktuell wichtig war seine Mission, Er musste verhindern, dass in seiner Gegenwart, in 20 Millionen Jahren, in Hangay eine Negasphäre entstand. »Und seitdem...?« Seither gehöre ich dem Konglomerat der Neganen Stadt an, bestätigte der Weltweise, was Rhodan vermutet hatte. Was mir jedoch gleich ist, denn in der Weltkugel bin ich überall und zu jeder Zeit, und mein körperlicher Standort ist nicht von großem Belang. »Alles ist zugleich und überall zugleich.« Genau, bestätigte der Weltweise. Du hast es erkannt. Wie ich es gehofft hatte. »Erzähl mir von dir. Du bist wie ich, aber gleichzeitig auch viel mehr ...« Da war noch etwas unter dieser Ähnlichkeit, eine schreckliche Sehnsucht, ein Verlangen, das Rhodan ansatzweise wahrzunehmen glaubte. O ja. Anfangs hofften die Herren der Neganen Stadt, mich als ein mentales Fernrohr oder Fernortungssystem benutzen zu können. Aber Aufschlüsse dieser konkreten Art konnte ich nicht liefern, und das erkannten die Herrscher sehr bald. »Welche Herrscher?«
UWE ANTON Nicht die Negane Beamtenschaft, falls du das meinst. Die ist völlig unwichtig. »Wer dann?« Die wahren Herrscher über die Negane Stadt. Die Herrscher über das Chaos. Doch ihnen wurde klar, dass ich das Wesen von Ordnung und Chaos sehr wohl erfasst hatte, wich der Weltweise Rhodans Frage aus, und damit stand ich hoch über den gewöhnlichen Geschöpfen. »Warum weichst du aus? Willst du mir nicht enthüllen, was ich erfahren will?« Du willst so viel erfahren, Rhodan, und weißt so wenig. »Aber das kannst du ändern.« Nun ja. Ich weiß viel, was du auch wissen möchtest. Zehn Millionen Jahre sind eine lange Zeit. »Erzähle!« Am meisten interessiert dich wohl ... Seit man meine Qualitäten erkannte, führte ich, der Weltweise von Azdun, zuweilen Gespräche mit dem Chaotarchen Xrayn. »Du ... kennst Xrayn? Hast Kontakt mit ihm?« Oft. Alle paar tausend Jahre. Rhodan begriff, dass sich die Zeitvorstellung des Weltweisen sehr weit von der sterblicher Wesen entfernt hatte. »Was weißt du über ihn? Was kannst du mir über ihn sagen?« Viel, Rhodan. Aber bedenke, diese Gespräche sind Höhepunkte meiner Existenz, denn sie reißen mich aus dem unterschiedslosen Dämmer des Alleszugleich-überall-zugleich. »Du bist ewig? Und allgegenwärtig?« Später, Rhodan. Später, wenn ich dir den Vorschlag machen werde, den ich dir machen will, seit ich zum ersten Mal deine Nähe gespürt habe. »Was für einen Vorschlag?« Der Weltweise antwortete nicht, doch plötzlich entstand ein Abbild Xrayns vor Rhodans innerem Auge. Rhodan sah eine monströse, psionisch aufgeladene Gest'alt, eine dampfende, veränderliche
Warten aufXrayn Schimäre, die in langsamen Metamorphosen die äußeren Merkmale humanoider und reptiloider Wesen durchlief. Aber sie war ins Riesenhafte vergrößert, und Rhodan kam sich noch kleiner vor als bei den Gelegenheiten, bei denen er mit Kosmokraten persönlich verhandelt hatte. Dies ist Xrayn, der Chaotarch!, erklang die Stimme in seinem Geist. Rhodan versuchte hinzuschauen, Einzelheiten zu erfassen, wandte dann jedoch den Blick ab. Spürte er eine gewisse kreatürliche Scheu, oder befürchtete er, dass sein Geist nicht dazu geschaffen war, einen Chaotarchen in seiner wahren Gestalt zu sehen? War das überhaupt die wahre Gestalt des Chaotarchen oder nur eine Annäherung, die der Weltweise ihm zeigte, weil Rhodan nicht imstande war, die wahre Natur solch einer Wesenheit in irgendeiner Hinsicht zu erfassen? »Unsinn«, murmelte er. Dass diese Geisteseindrücke der Wahrheit entsprachen, bezweifelte Rhodan keine Sekunde lang. Wenn der Weltweise nicht gerade einen Schleier über die Wirklichkeit legte ... Hab keine Angst vor Xrayn. Heute, jetzt, bist du bei mir, und dir wird nichts geschehen. Bei einem Wesen, erkannte Rhodan, das ihm vielleicht doch nicht so ähnlich, aber sehr sympathisch war. In gewisser Weise ebenfalls ein kosmisches Wesen, das nicht nach purer Macht und Herrschaft strebte. Das hatte er während ihres geistigen Kontakts festgestellt. Davon war er seit der ersten Sekunde ihrer Begegnung überzeugt. Er, der er nicht einmal eine Superintelligenz so wahrnehmen konnte, wie sie wirklich war, geschweige denn einen Kosmokraten oder Chaotarchen. »Ich will das nicht sehen.« Du stellst Fragen, schreckst aber vor den Antworten zurück, doch der unbändige Wissensdurst in dir bleibt bestehen.
41 Was für ein seltsames Wesen bist du doch. Letzten Endes wirst du dich deiner Bestimmung stellen. »Schluss mit den orakelhaften Andeutungen. Mein Leben lang bin ich an ein Orakel nach dem anderen geraten. Niemand hat es für nötig gehalten, mir die Wahrheit zu sagen oder alle nötigen Informationen zu verraten. Ich war lange genug eine Puppe höherer Mächte. Ich will Antworten.« Dann solltest du lernen, die richtigen Fragen zu stellen. War das ein amüsiertes Gelächter, das Rhodan da vernahm? »Zum Beispiel ... Was ist das Chaos?« Nun hörte Rhodan ganz deutlich ein Lachen in seinem Geist. Ja, natürlich. Die Alles-zugleich-Frage. Der Weltweise seufzte. Du musst so vieles lernen. »Dazu bin ich bereit«, sagte Rhodan. Und ich bin gern bereit, deine Wissbegier zu befriedigen. »Ohne Hintergedanken? Ohne böse, dunkle Absichten?« Wie kam er auf diesen Gedanken? Rhodan spürte, dass das Gespräch abzudriften drohte, dass er drauf und dran war, eine vielleicht einmalige Chance zu vertun. Das unfassbare Wesen schwieg einen Moment lang. Böse? Dunkel? Das wird sich zeigen. Des einen Licht ist des anderen Schatten. Jeder Fortschritt erfordert Opfer. Das ist ein Naturgesetz. Denk an die Entropie, Rhodan. »Entropie und Hoffnung. Also? Soll ich mich wieder zurückziehen?« Ich habe etwas für dich. Bilder, die dir viel von dem verraten werden, was du erfahren möchtest. Und in Rhodans Geist öffnete sich ein Kaleidoskop rasch aufeinanderfolgender Eindrücke, Schlaglichter, die sein Verständnis von gewissen Zusammenhängen förderten, Bilder, die sein Begriffsvermögen bis ans Äußerste beanspruchten. *
42 Bilder einer entstehenden Negasphäre. Bilder einer Perversion, die wie im Zeitraffer aufeinanderfolgten, so eindringlich, dass er den Anblick dieser Abscheulichkeit irgendwann nicht mehr ertragen konnte und die Augen davor verschloss. Negasphären entstehen im Universum häufig auf natürlichem Wege, hörte er in diesem Moment die Stimme des Weltweisen, als hätte die Entität nur darauf gewartet, dass Rhodans Geist sich von dem Gezeigten abwandte, und verlöschen ebenso natürlich wieder. Aber wenn es gelingt, eine Negasphäre zu stabilisieren und auszuformen... entstehen wahre Monster. Dass Negasphären von den Mächten des Chaos künstlich stabilisiert und erweitert wurden, wusste Rhodan mittlerweile. Sie bildeten Keimzellen eines chaotischen Universums, die die Entropie erhöhten und Chaotarchen als Stützpunkte dienten. Negasphären waren kosmische Regionen, in denen keine Informationsübermittlung durch Kosmische Messenger erfolgte, sodass der Moralische Kode des Multiversums nicht mehr griff. Die kosmische Ordnung konnte nicht aufrechterhalten werden, und die Negasphäre mutierte zu einem Ort des Chaos und der Willkür. Es existierten keine Naturgesetze, keine Logik und keine Kausalität mehr. Das ist richtig, vernahm er die Stimme des Weltweisen in seinem Kopf. Solche Negasphären werden in militärisch nutzbarer Form vorwiegend auf solchen Schlachtfeldern ausgebaut, die von den Kosmokraten längst als gewonnen betrachtet werden. Sie dienen tatsächlich als Kernzellen des Widerstandes gegen die Ordnung, genau, wie du es vermutet hast. Vor den Sinnen des Terraners ließ der Weltweise die Genese der Negasphäre in der Galaxis Tare-Scharm noch einmal von den allerkleinsten Anfängen ablaufen. Rhodan sah mikroskopische, natür-
UWE ANTON lich entstandene Proto-Chaotische Zellen, wie es sie überall im Universum gab. So, wie in jedem menschlichen Körper Krebszellen existierten, die gottlob nur in seltenen Fällen aktiv wurden. Doch wie die Kosmokraten Leben und Intelligenz gezielt ausgesät und gefördert hatten, säten die Chaotarchen beziehungsweise ihre Beauftragten mit ihren Chaos-Geschwadern auch breitflächig oder gezielt Proto-Chaotische Zellen, um die Entropie in derri betreffenden Teil des Universums zu erhöhen. Dann sah er eine ihm fremde Galaxis vor sich. Um eine Negasphäre zu erzeugen, schotteten die Mächte des Chaos sie vollständig ab. Nichts kam mit normalen Mitteln mehr hinein, nichts hinaus, auch kein Kosmischer Messenger. Rhodan beobachtete, wie Proto-Chaotische Zellen sich rasend schnell vermehrten, dann eine kritische Masse erreichten und sich explosionsartig vergrößerten. Echte Chaotische Zellen entstanden und hinterließen einen deutlich erkennbaren Abdruck im Normalraum. In ihrer Nähe kam es zu starken Verzerrungen und Störungen des RaumZeit-Gefüges. Zuerst langsam, dann immer zügiger wuchsen die Chaotischen Zellen zusammen, bildeten ein Chaotisches Geflecht, das wie ein Pilz einen Wirtskörper befiel und sich im Lauf der Zeit über die gesamte in der Umwandlung befindliche Galaxis verteilte. Der interstellare Raumflug starb, und neues Leben schnellte in die Lücke. Als sich das Chaotische Geflecht über etwa zwei Drittel der Galaxis ausgedehnt und sie somit gesättigt hatte, kam es zur Bildung der eigentlichen Negasphäre: Ein Chaotarch erschien aus den Gefilden von jenseits einer Materiesenke und besetzte sie. Rhodan sah noch weitere Bilder, teilweise in schnellerer Abfolge, als er sie erfassen konnte. Entropische Zyklone tauchten in bewohnten Sonnensystemen
Warten aufXrayn auf, sogen die Intelligenz und Vitalenergie der Bewohner auf und führten die On- und Noon-Energie den Proto-Chaotischen Zellen zu. Ein Raumschiff beschleunigte bei dem Versuch, vor dem Chaotischen Geflecht zu fliehen, und hinter ihm explodierte der Weltraum. Im Multiversum dient das Leben aus Sicht der Kosmokraten zur Vermehrung von Ordnung, vernahm Rhodan wieder den Weltweisen. In einer Proto-Negasphäre, erst recht in einer von den Chaotarchen manipulierten Negasphäre, ist das anders. Das natürliche Psionische Netz ist von dem außerhalb des Grenzwalls abgeschnitten und schwingt mit anderen, manipulierten Parametern. In diversen Frequenzbereichen sehr viel stärker als zuvor, während andere Bereiche wirksam unterdrückt werden. »Deshalb unterliegt das Leben in Tare-Scharm hohen Mutationsrateh«, begriff Rhodan. Die Hälfte allen Lebens ist bereits ausgelöscht. Wenn die Negasphäre endgültig entsteht, werden vom verbleibenden Rest nochmals neunzig Prozent vergehen. Und was dann übrig bleibt, ist ein erstes Resultat der Chaotischen Evolution. Das Leben, das die Umstellung auf Dauer übersteht, findet einen stark entvölkerten Lebensraum vor, der in Besitz genommen werden will. »Und es gibt nicht wenige Lebensformen, die gerade darauf warten«, vermutete der Terraner. »Die die Chaotische Evolution herbeisehnen, weil sie schon jetzt die Gewinner sind. Die den Lebensraum Negasphäre mit Hilfestellung des Chaos überfluten werden!« In einer Negasphäre entstehen auf Dauer Armeen des Chaos, bestätigte die Entität. Mit Wesensformen, die nicht die Wahl haben, sich dem Chaos oder der Ordnung zuzuwenden, sondern von vornherein auf Seiten der Chaotarchen stehen. Sie bilden eine Galaxis überzeugter Kämpfer, die durch das Vibra-Psi spüren können, dass sie für das Recht kämpfen.
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Rhodan musste an die Genprox-Analysten denken, die für die Terminale Kolonne die genetischen Veränderungsprozesse überwachten und dokumentierten, zu denen es während der Entstehung einer Negasphäre auf den vom Vibra-Psi betroffenen Planeten in den Genpools der Bewohner kam. »Deshalb also«, murmelte er. »Damit die Chaotarchen über ihre neuen Völker Bescheid wissen.« Durch das Wirken des Vibra-Psi sind solche Veränderungen extrem häufig. Planeten, auf denen das Vibra-Psi sehr stark ist, sind bevorzugte Geburtsstätten von paranormal begabten Wesen oder Entitäten, die unter den Bedingungen des Chaos entstanden sind. Solche Geschöpfe wurden Emanationen genannt. Sie waren für die Herrscher der kommenden Negasphäre von großem Wert, und die Genprox-Analysten waren das institutionalisierte Suchkommando, das sie aufzuspüren hatte. Emanationen sind prädestiniert, als Diener des Chaos angeworben zu werden. Sie geben oft besonders gefährliche und zugleich besonders fähige Diener ab. Und über den Hebel des Vibra-Psi sind sie leicht zu kontrollieren. Wesen, die in einer solchen Negasphäre geboren werden, können loyaler nicht sein. Der Terraner musste an Ekatus Atimoss denken. In extremen Fällen sorgte das Vibra-Psi sogar dafür, dass betroffene Geschöpfe dessen Abwesenheit wie den Entzug von einer Droge empfanden. Aber noch droht der Proto-Negasphäre Tare-Scharm Gefahr, fuhr der Weltweise fort. Die Manipulation, die an dem Teilabschnitt des Psionischen Netzes vorgenommen wurde, ist nur möglich, weil durch den Grenzwall keine Kosmischen Messenger mehr eindringen können. Rhodan horchte auf. Im nächsten Augenblick überfluteten ihn wieder Bilder, diesmal eher schematisch. Er sah eine
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riesige schwarze Kugel, um die zehn kleine Körper schwirrten, immer wieder dagegen anflogen, immer wieder abprallten. »Ein extrapolierter Blick auf die Randbereiche von Tare-Scharm«, murmelte der Terraner. Nicht weniger als zehn Kosmische Messenger warten vor der Galaxis, bestätigte der Weltweise, sind aber nicht imstande, dort einzudringen. Die Messenger sind absolut ausgeschlossen. »Aber wenn nur ein einziger in diesem Stadium durchkäme ...« ... dann könnte alle Mühe, die die Terminale Kolonne TRAITOR in TareScharm investiert hat, umsonst gewesen sein!
* »Ist das die Retroversion?«, fragte Rhodan. »Geht es dabei nur darum, den Messengern zu ermöglichen, die entstehende Negasphäre zu befrieden, die Ordnung wieder durchzusetzen?« Sobald die Negasphäre Tare-Scharm vollendet ist, nimmt ein Chaotarch sie in Besitz, überging der Weltweise die Frage. In diesem Fall wird es Xrayn sein. Die Galaxis wird dann zu seiner Machtbasis, die den Truppen der Kosmokraten nicht zugänglich ist. »Und was hat das mit der Neganen Stadt zu tun? All ihre Bewohner und Gäste warten auf Xrayn ...« Tatsächlich eine ganze Menge. Unter den Mächten des Chaos verläuft die Evolution nach einem Standardmuster. Es gibt natürlich immer wieder Sonderformen einer Genese zum Chaotarchen. »Lassen wir das außer Acht. Berichte mir von diesem normalen Muster! Stimmt es, dass es analog zur Genese der Kosmokraten verläuft?« Das ist richtig. Eine Negative Superintelligenz wird zur Materiesenke, und daraus entsteht irgendwann ein Chaotarch. Will ein Chaotarch seinen Existenzraum hinter den Materiesenken ver-
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lassen und im Standardraum agieren, unterliegt er dem Transformsyndrom, ebenso wie ein Kosmokrat. Auch das lag nahe, war aber bislang ebenfalls nur eine unbestätigte Vermutung gewesen. Und das ist der wichtigste Aspekt einer stabilisierten Negasphäre, wie TareScharm eine ist. Wenn sich der Chaotarch Xrayn dort manifestiert, in seiner Neganen Stadt... »Nein«, flüsterte Rhodan, »nein ...« ... dient ihm die speziell gestaltete Umgebung der gesamten Negasphäre dazu, das gefürchtete Transformsyndrom zu vermeiden! Xrayn kann dann sofort und direkt den Kampf gegen die Ordnungsmächte aufnehmen! Der Terraner kannte dieses Syndrom von den Kosmokraten her, denen er bislang begegnet war. Ihr Hauptlebensraum, über den praktisch nichts bekannt war, befand sich »hinter den Materiequellen«. Aus den Beschreibungen des Kosmokraten Taurec hatten die Terraner abgeleitet, dass der Lebensraum der Kosmokraten ein transzendenter Zustand war, ein Ort, an dem alle Existenz pure Energie und Information war. Gesichert war diese Information keineswegs. Wenn Kosmokraten durch die Materiequellen ins normale Universum kamen, was gelegentlich der Fall war, unterlagen sie dabei dem Transformsyndrom. Sie konnten diese Existenzebene weder in ihrer wahren Gestalt aufsuchen, noch war es ihnen möglich, über ihre vollen Fähigkeiten zu verfügen. Sie benötigten vierdimensionale Projektionskörper und fanden sich diesseits der Materiequellen nur schwer zurecht. Der Kosmokrat Hismoom hatte für Unternehmungen in diesem Universum Maunari-Körper als Träger benutzt. Sie waren zwar normalen Umwelteinflüssen gegenüber ausgesprochen widerstandsfähig, begannen aber von innen heraus
Warten auf Xrgyn zu verbrennen, sobald Hismoom sie mit seiner Essenz ausfüllte. Ein Körper von normaler Konstitution würde vermutlich auf der Stelle zu Asche zerfallen. Von allen Kosmokraten, mit denen Rhodan Kontakt gehabt hatte, hatte Taurec die stabilste Erscheinungsform besessen. Er manifestierte allerdings, anders als Hismoom, so gut wie keine kosmokratischen Kräfte, was Rhodan als Hinweis darauf sah, wie stark Taurec durch das Transformsyndrom in Mitleidenschaft gezogen worden war. Und wenn nun ein Chaotarch in dieses Universum kam und nicht dem Transformsyndrom unterlag... Rhodan konnte sich nicht vorstellen, was das für ein Wesen sein würde. Welche Macht es diesseits der Materiesenken haben würde. Was es bewirken könnte. Er verspürte angesichts dieser Vorstellung nacktes Entsetzen. Wichtigstes Hilfsmittel ist dgbei die Negane Stadt, fuhr der Weltweise fort. Sie stellt interuniversell Xrayns Anlaufpunkt dar und erscheint überall dort, wo Xrayn ohne Transformsyndrom zu agieren wünscht. Da zu diesem Zweck große Mengen Vibra-Psi notwendig sind, das wiederum ausschließlich bei einer beträchtlichen Manipulation des Psionischen Netzes entsteht, kommen als solche Orte ausschließlich künstlich stabilisierte, manipulierte Negasphären wie Tare-Scharm infrage. »Die Negane Stadt zieht also von Negasphäre zu Negasphäre...« ... und macht nicht selten viele tausend Jahre Station oder legt sich selbst still, wenn ihre Dienste nicht benötigt werden. Und diese Negane Stadt ist nicht die einzige ihrer Art. Den Chaotarchen stehen bei Bedarf analog gestaltete Gebilde zur Verfügung. Sollte diese Negane Stadt vernichtet werden, wird für Xrayn eben eine andere nach TareScharm gebracht... Nur langsam wurde Rhodan das wahre Ausmaß der Gefahr bewusst, das hier
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entstand ... und in 20 Millionen Jahren mit Hangay entstehen würde. Einen Moment lang drohte er an der Größe und Bedeutung der Aufgabe zu verzweifeln, die er sich selbst gestellt hatte. »Erzähl mir von Xrayn«, bat er. Er brauchte Informationen. Jede noch so kleine Auskunft konnte wichtig sein. Der Chaotarch wird sich in jener Hohlkugel manifestieren, die in der Stadt als Tempolare Arkade bekannt ist. Der Chaopressor, der den Feldzug um die Negasphäre führt... »In diesem Fall also KOLTOROC?« Ja. Er wird in Kürze den Zustand der Arkade prüfen. Herrscht ein Feld absoluter Phasengleichrichtung mit sehr hohen Vibra-Psi-Werten, wird er die Negane Stadt zum Bezug freigeben. Glorithlin Pal, der Negane Beamte, den Gucky telepathisch ausgehorcht hatte, hatte etwas Ähnliches berichtet. Rhodan verglich den Vorgang mit den Monsterwellen auf irdischen Ozeanen. Alle Wellen rollten im Gleichklang und erschufen eine extrem hohe Amplitude, einen Wellenberg, der anders niemals zu erzeugen wäre. Der Chaopressor sendet das Rufsignal an Xrayn, und der Chaotarch manifestiert sich in der Arkade, in dem stabilisierenden Feld aus Vibra-Psi. »Ohne dass das Transformsyndrom ihn ereilt...« All die Zeremonien, die zurzeit in der Neganen Stadt abgehalten werden, sind für den Chaotarchen und die Superintelligenz in Wahrheit von keinerlei Interesse. Das Negane Beamtenkorps hat sich längst verselbstständigt. Doch Xrayn stört sich nicht daran. Es interessiert ihn nicht. Was kümmert einen Chaotarchen das Gewimmel der Wesen, die ihn umgeben? Höchstens der Chaopressor könnte sich vielleicht genötigt sehen einzugreifen, käme es durch das Negane Beamtenkorps zu Störungen der wirklich wichtigen Vorgänge. Aber dem ist nicht so. Das Negane Be-
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amtenkorps funktioniert, es kontrolliert und koordiniert die Negane Stadt, und solange das der Fall ist... »Xrayn kommt also nach TareScharm, ohne dem Transformsyndrom zu unterliegen...« Solange er die Negasphäre nicht verlässt, schränkte der Weltweise ein. »... und findet in relativ kurzer Zeit eine loyale Armee vor, die sich aus dem Genpool einer ganzen Galaxis speist...« Wobei relativ kurz für die Hohen Mächte eine ganz andere Bedeutung haben konnte als für ihn, wie Rhodan wusste, doch auf diesen Aufschub wollte er nicht setzen. Und diese Armee und den Chaotender INFATHER, der in den Galaxien rings um Tare-Scharm erbaut wird, wird Xrayn sehr bald schon dringend nötig haben - für das wahre und einzige Ziel des Feldzugs um Tare-Scharm ... Rhodans Stimme drohte zu versagen. »Das wahre Ziel...?« Im Visier des Chaotarchen stehen die Kosmonukleotide des im Umfeld gelegenen Kosmogens. Xrayn hat die Absicht, von Tare-Scharm aus DORIICLE anzugreifen! »Im Umfeld«, echote der Terraner und versuchte, seine Fassungslosigkeit schnell zu überwinden. Tare-Scharm war etwa 20 Millionen Lichtjahre von DORIICLE-2 entfernt, oder DORIFER, wie das Kosmonukleotid auch genannt wurde. Und »lediglich« etwa 52 Millionen Lichtjahre waren es bis zum Kern des Kosmogens mit DORIICLE-1 bei Norgan-Tur! Denn darum geht es im Kosmos... Wer kontrolliert den Moralischen Kode? Perry mochte nicht über das nachdenken, was er gerade gehört hatte. Nicht über das Ausmaß, die wahnwitzige Natur des Konflikts, in den er hineingeschlittert war. Er wollte sich nicht vor der Wirklichkeit verschließen, brauchte aber Zeit, um sie zu verstehen. Ihm wurde klar, dass die in seiner Gegenwart entstehende Negasphäre Han-
UWE ANTON gay später selbstverständlich ebenfalls dem Angriff auf das Kosmogen DORIICLE dienen sollte. DORIFER war etwa 40 Millionen Lichtjahre davon entfernt, DORIICLE-1 etwa 88. Musste er sich wirklich Gedanken darüber machen, was geschehen würde, wenn die Chaotarchen die Kontrolle über DORIICLE erlangen würden? Aber dann würde es in der Lokalen Gruppe längst schon kein Leben mehr geben, wie er es kannte. Er bezweifelte, dass er die wahre Bedeutung dieses anstehenden Kampfes um ein Kosmogen auch nur ansatzweise erfassen konnte. »Wie soll die fertige Negasphäre eigentlich aussehen?«, fragte er, um nicht mehr über Kosmonukleotide und Kosmogene nachdenken zu müssen. »Wirklich völlig chaotisch?« Das ist ein typisches Missverständnis vieler Wesen, die den Begriff des »Chaos« im Mund führen. Gewiss nicht. Denn völlig andersartige Formen von Leben können die Chaotarchen im Krieg gegen DORIICLE nicht gebrauchen. Nein, zu großen Teilen wird sie aussehen wie jetzt auch, nur dass das Vibra-Psi als besonderer Einfluss immer und überall in großer Intensität wirkt. Die Traitanks und sonstigen konventionellen Einheiten werden sich spätestens mit Beginn der eigentlichen Konversion an den Rand der Galaxis zurückziehen. Auch sie sind unter den dann entstehenden Bedingungen der Raumfahrt nicht mehr manövrierfähig. Dann übernehmen Spezialeinheiten den Dienst in Tare-Scharm. Allerdings werden gewisse Schwerpunktzonen entstehen, in denen wahrhaftes Chaos herrscht, der Urgrund allen Lebens sozusagen. Rhodan wollte mehr erfahren, noch viel mehr. Aber er zögerte. Es wurde still, auch der Weltweise schwieg. Nach einer Weile wurde Rhodan klar, dass der Weltweise von Azdun ihm verraten hatte, was er ihm zu verraten ge-
Warten aufXrayn dachte. Der Terraner verspürte Erleichterung und Enttäuschung zugleich. Doch da war noch etwas, dieser nagende Zweifel, den er schon ganz am Anfang verspürt hatte. In Rhodan wuchs die Überzeugung - oder Befürchtung? -, dass der Weltweise ihm all das nicht umsonst offenbart hatte. Das Geschöpf verband eine bestimmte Absicht damit. Aber welche? Und zum ersten Mal befürchtete Rhodan bei aller Affinität zu diesem Wesen, dass es keine gute war.
8. Phase 6: Gegenangriff Gucky schloss die Augen. Diese eine Teleportation noch!, dachte er. Diese eine! Sie gelang mühelos, trotz seiner schweren Last. Dem Mausbiber blieb keine Zeit, gehörig durchzuschnaufen. Im Neganen Kerker war der Zeitpunkt X angebrochen - auch für ihn und Icho Tolot. Sie hatten keine Sekunde zu verschenken und mussten sich genau an den Plan halten, den sie mit den Laosoor aufgestellt hatten. Er teleportierte von Ichos Schulter auf den Boden und esperte, während der Haluter bereits zu einem Terminal der Schaltanlagen stapfte, bei denen sie materialisiert waren. Der Negane Kerker verfügte über eine autarke Energieversorgung, und in deren Schaltzentrale waren sie teleportiert. Pothawks Unterlagen zufolge verfügte der Kerker über zahlreiche Anti-PsiFallen und fünfdimensionale Sektionsschirme, die das Agieren von Mutanten verhindern sollten. Wahrscheinlich wurden sie in diesem Augenblick aktiviert. Wie viele Sekunden waren vergangen, seit sie sämtliche Gefangenen aus ihren Zellen befreit hatten?
Sie hatten eigentlich damit rechnen müssen, dass schon just in diesem Augenblick die Fallen und Schirme automatisch hochgefahren wurden, doch Limbox hatte einen Virus in die Rechner des Kerkers eingeschleust, der genau das verzögern sollte. Viel besser wäre es natürlich gewesen, es vollends zu verhindern, doch das war dem Laosoor in der Kürze der Zeit nicht möglich gewesen. Aber es hatte ja gereicht. Sie hatten noch in die Schaltzentrale eindringen können, bevor die Anti-Psi-Fallen und fünfdimensionalen Schirme es verhindern konnten. Und nun musste der Haluter sämtliche Fallen, Sektionsschirme sowie das externe Schutzfeld des Kerkers ausschalten. Sonst war ihr Plan gescheitert, und die Laosoor würden nicht mehr zu dem Materialdepot zurückkehren können, in dem der Transmitter auf sie wartete. Sollte es Icho nicht möglich sein, die Fallen zu desaktivieren und die Laosoor mit Generalin Kamuko damit beweglich zu halten, bot sich als letzte Option noch an, dass der Haluter die Struktur seines Körpers veränderte und wie ein Geschoss durch wichtige Teile der Energieversorgung raste. Sehr ratsam erschien dem Ilt das nicht; dabei konnte es leicht zu einer Explosion kommen, die nicht nur die Anlage, sondern den gesamten Neganen Kerker zerstörte. Damit wären sie wohl etwas über das Ziel hinausgeschossen. Gucky horchte auf. Man hatte ihr Eindringen bemerkt! Mehrere Assomga näherten sich ihnen, und sie trugen auch konventionelle Waffen bei sich. »Mach hier weiter, Tolotos!« Er aktivierte den Schutzschirm seines Raumanzugs. »Ich halte dir den Rücken frei!« Er lächelte. Wie lange war es schon her, dass er hatte Roboter unter der Decke schweben oder explodieren lassen? 1
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48 Mit dem Assomga würde es zwar nicht so viel Spaß machen, und er musste darauf achten, sie nicht zu töten, aber er war sicher - diese Abwechslung würde ihm gut tun.
Phase 7: Kampfhandlungen Pothawk riss die Waffe hoch, als der Assomga zwei Gefangene zur Seite stieß, die sich sowieso kaum noch auf den Beinen halten konnten, und über den breiten Gang zu Generalin Kamukos Zelle stürmte. Seinen Biss verschwendete er nicht an die beiden Mitleid erregenden Opfer, sie stellten keine Gefahr für ihn dar. Er hielt ihn für die Laosoor reserviert. Er hat uns als die Urheber des Ausbruchversuchs erkannt!, wurde dem Commander klar. Schwer war das nicht; sie waren die Einzigen hier, die noch einigermaßen unmalträtiert aussahen und handlungsfähig waren. Aber der Commander kam nicht zum Schuss. Auf dem Gang vor der Zelle herrschte nacktes Chaos. Verwirrte Gefangene stoben vor den Assomga und sonstigen Wächtern auseinander, die den Zellentrakt zu sichern versuchten, und der Laosoor wollte nicht das Risiko eingehen, einen von ihnen zu treffen. Ihre Fluchtversuche hatten sie längst aufgegeben; Energieschirme sicherten sämtliche Ausgänge. Nun ging es für sie nur darum, den Biss oder auch körperliche Prügel zu vermeiden. Einige hatten sich sogar schon in ihre Zellen zurückgezogen. Der Commander versuchte erneut, den Assomga ins Visier zu bekommen, als ein glutheißer Strahl durch den Gang fauchte, drei, vier Häftlinge ansengte und den Reptiloiden gleichzeitig von den Beinen riss und verbrannte. Schreiend liefen Gefangene davon und verhinderten auf diese Weise, dass andere Wärter zu ihnen vordringen konnten.
Pothawk warf seinem Bruder einen Blick zu und nickte kaum merklich. Natürlich hatte Vizquegatomi weniger Skrupel, doch er hatte recht. Ihnen blieb keine andere Wahl, als sich kompromisslos der Assomga zu erwehren, die sich ihnen näherten. Sie durften ihnen auf keinen Fall zu nahe kommen; Pothawk hatte am eigenen Leib ihren Biss gespürt und war genauso wenig wie sein Bruder erpicht darauf, diese Erfahrung noch einmal machen zu müssen. Verdammt, was hielt Gucky und Tolot so lange auf? Generalin Kamuko stöhnte leise neben ihm. Er fuhr zu ihr herum, lockerte seinen Griff aber nicht. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr, das war ihm mittlerweile klar. Aber was? Nun ja, zumindest lebte sie noch. Plötzlich kam Bewegung in die schlaffe, vermeintlich bewusstlose Gestalt der Aeganerin. Sie riss die Augen auf. Im nächsten Moment schlug sie mit der einen Hand nach ihm und zerrte mit der anderen an seiner Ohrenhand, als wolle sie sie abreißen. Dann erschlaffte sie wieder. Aber nicht, weil die Anstrengung sie über Gebühr erschöpft hatte. Vizquegatomi hatte sie kurzerhand mit einer Paralysesalve niedergestreckt. Verdammt, dachte Pothawk erneut, was ist mit der Generalin los? Und warum lassen Gucky und Tolot auf sich warten? Lange würden sie sich hier nicht mehr behaupten können.
Phase 8: Flucht Limbox schrie jubelnd auf, als er das vereinbarte Funksignal von Icho Tolot empfing. Sämtliche Schutzfelder in der Station waren soeben zusammengebrochen.
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Tolot und Gucky hatten es geschafft. Limbox teleportierte ebenso wie die anderen Laosoor, fast alle in Gruppen, wobei die Nahdistanz-Teleporter die Telekineten transportierten. Und er hoffte, dass jetzt auch Pothawk und Vizquegatomi teleportieren würden - mit der befreiten Generalin Kamuko zwischen sich. Es würde eine lange, anstrengende Serie von Kurzstrecken-Teleportationen werden, aber die Begeisterung, die er verspürte, würde ihm die nötige Kraft geben.
Phase 9: Sammeln und entkommen Vizquegatomi stöhnte erleichtert auf, als die letzte Teleportation ihn, seinen Bruder und die Generalin zurück ins Materialdepot beförderte, in ihren Brückenkopf. Direkt neben ihm materialisierten in diesem Moment auch Tolot und Gucky. Sie hatten es also auch geschafft. Der Haluter beugte sich zu ihm hinunter und nahm ihm Kamuko ab, bettete sie auf ein Armpaar, als wäre sie gewichtslos. Er sah sich um. Die Meisterdiebe, die vor ihnen eingetroffen waren, hatten den Kleinst-Transmitter bereits aktiviert, und die ersten traten hindurch. »Du gehst mit ihnen, Tolotos«, sagte der Mausbiber zu dem Haluter. »Ich bleibe noch einen Moment. Es gibt da etwas, was ich noch erledigen muss.« »Gucky ...« Tolots dröhnende Stimme klang weniger verwundert als drohend. »Keine Extratouren!« »Nein, keine Extratouren! Höchstens eine Partie Doppelkopf, ich muss wohl mal mit jemandem Schlitten fahren«, sagte der Ilt. Er zeigte auf die paralysierte Generalin Kamuko. »Nun geh schon! Das ist nichts für kleine Haluter.« »Vizquegatomi!«, rief Pothawk und trat durch den Transmitter. Er war außer ihm der letzte Laosoor; alle anderen
befanden sich jetzt schon in der PLURAPH. »Nun mach schon, Tolotos!«, drängte der Mausbiber. Tolot trat durch den Transmitter, und Vizquegatomi folgte ihm. Gucky blieb allein zurück.
Phase 10: Auf ein Neues! Gucky beobachtete, wie Icho Tolot durch den Transmitter ging, und justierte die Empfangsstation neu. Nicht die PLURAPH war sein Ziel. Eine grüne Lampe zeigte an, dass der andere Transmitter bereit war. Dann stellte er die Selbstzerstörung auf zehn Sekunden ein, aktivierte sie jedoch noch nicht. Er hatte dem Haluter nicht gesagt, was er nun vorhatte, weil Icho dann darauf bestanden hätte, ihn zu begleiten. Aber ihre bisherigen Ausflüge in den Quartieren hatten gezeigt, dass Tolot allein durch sein Äußeres Aufsehen erregte, und das wollte der Ilt unbedingt vermeiden. Er konzentrierte sich und esperte. Das betreffende Quartier war nur zehn Kilometer entfernt, und er war so gut vertraut mit Perrys Gedankenmuster, dass er es auch unter Hunderttausenden von Wesen bemerkt hätte. Aber da war nichts. Wieder nichts! Er konnte Perry nicht wahrnehmen, genau wie beim letzten Versuch. Nur den Dual, und der schien ziemlich besorgt zu sein. Mittlerweile machte er sich Sorgen. Rhodan und Ekatus Atimoss waren zwar nicht gerade überfällig, und Perry konnte durchaus auf sich allein aufpassen, aber trotzdem... Für den Ernstfall hatte er sich die Koordinaten der Schneegestöber-Kugel eingeprägt, die Rhodans Interesse so sehr geweckt hatte. Er fragte sich, ob er die paar Kilometer lieber teleportieren
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Warten aufXrayn
sollte, doch wenn genau in diesem Moment der fünfdimensionale Schirm wieder errichtet wurde... Aber dann würde er auch mit dem Transmitter nicht durchkommen. Nur nicht drüber nachdenken, mahnte er sich. Augen zu und durch! Er aktivierte die Selbstzerstörung und trat durch den Torbogen.
Alles war zugleich und überall zugleich. Zeitlos. Rhodan hätte sich eigentlich Sorgen machen müssen; die Wirkung der Parapolarisatoren hielt normalerweise immer nur zwischen vier und fünf Minuten an. Aber nicht in der Gegenwart des Weltweisen. Die Wirkung würde erst enden, wenn es das wissende Wesen wollte. Einen Moment lang ließ Rhodan sich in diesem Wohlfühlen treiben, wie der Weltweise von Azdun sich in dem Medium treiben Heß, in dem er existierte. Beide spürten und genossen schweigend die Nähe des anderen. Doch der Terraner konnte nicht gegen seine Natur an. Wie die Neugier den
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Weltweisen zu ihm getrieben hatte, nagte noch immer eine Frage an seinem Verstand, die beantwortet werden wollte. Warum hatte das Geschöpf ihm all dieses Wissen offenbart? Rhodan glaubte, nun eine gewisse A b sicht hinter diesem Vorgehen zu sehen, ahnte, dass es sich um eine gewisse Verlockung handelte. Der Weltweise wollte ihn von einer süßen Frucht kosten lassen, die sich Wissen nannte. Er zeigte dem Terraner, wie wenig er von diesem Wissen besaß und wie viel davon er noch benötigte, um den Kosmos wirklich zu erfassen. Warum?, dachte Rhodan bei sich, o b wohl er wusste, dass der Weltweise in seinen Gedanken lesen konnte wie in einem aufgeschlagenen Buch. Was bezweckt er damit? Wollte das Geschöpf, dass er selbst auf die Antwort kam, oder verfolgte es eine ganz andere Absicht? Wissen ... Die Aussicht ließ Rhodan frohlocken, gleichzeitig aber auch erschaudern. Endlich zu erfahren, was die Chaotarchen wirklich waren, was die Kosmokraten wirklich waren ... Die Erkenntnis kam nur sehr zögerlich. Das mochte das große Streben seiner Existenz sein, aber genau das würde er,
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[email protected] P E R R Y R H O D A N ist auch als E-Book erhältlich: www.readerspianet.de und www.libri.de
52 Perry Rhodan, niemals erkennen. Weil er in seiner jetzigen Zustandsform, als Mensch, gar nicht dazu imstande war. Es sei denn... Er musste wieder an die Dritte Frage denken, auf die er die Antwort damals verweigert hatte. Es sei denn, wurde ihm klar, ich entscheide mich dafür, hier bei dem Weltweisen in der Weltkugel zu bleiben!
Einen Moment - oder eine Ewigkeit - lang spielte er mit diesem Gedanken, zog ihn ernsthaft in Betracht. Doch dann erfasste ihn eine überwältigende Freude, und er nahm noch etwas anderes im Geist des Weltweisen wahr. Etwas beängstigend Intensives. Es dauerte eine Weile, bis er es identifizieren konnte, aber da war eine Sehnsucht, die er nun genau spüren konnte. Der Weltweise will mich nicht gehen lassen, erkannte er. Will nicht länger allein sein. Will sein Dasein teilen. Und Rhodan wurde klar: Wenn er in der Kugel blieb, würde er in kurzer Zeit selbst werden wie der Weise. Würde er zu dessen Gefährten werden, zu seinem Partner für die Ewigkeit. Was war so falsch daran? War das nicht nur eine andere Art der Unsterblichkeit, aber eine, die eine Erhöhung mit sich brachte? Wissen? Das Begreifen von Zusammenhängen, die ihm sonst wahrscheinlich für immer verborgen bleiben würden? Und es war nicht gesagt, dass er auf ewig in dieser Kugel verweilen musste. Denn er würde auch die treibende Kraft der Jugend mitbringen, eine Kraft, die der Weltweise selbst nicht hatte, schon längst nicht mehr. Sie würden wachsen, gemeinsam mehr sein als die Summe der beiden einzelnen Teile, und eines Tages würden sie die Weltkugel verlassen, weil sie für das Gefängnis in der Neganen Stadt zu groß geworden waren.
UWE ANTON Welch eine Versuchung... Rhodan vermochte ihr kaum zu widerstehen. Gewiss, er hatte einst am Berg der Schöpfung gestanden, und er hatte wohl nicht umsonst das Wissen um die Dritte Ultimate Frage abgelehnt. Doch er wusste bis heute nicht mit Bestimmtheit, ob diese Erkenntnis seinen Geist tatsächlich vernichtet hätte. Vielleicht, nur vielleicht... Doch wenn sein Geist sich ohnehin verändern würde, wenn er werden würde wie sein geheimnisvoller Freund ...? Ja, das ist die Lösung!, dachte er. Immer schneller näherte er sich dem Weltweisen an, halb gezogen, halb getrieben. Wie leicht, süß und verlockend wäre es doch jetzt, einfach die alte Existenz aufzugeben und die Geheimnisse des Kosmos zu ergründen ... das zu tun, was er schon immer gewollt hatte ... schon bevor er von Superintelligenzen und Kosmokraten und Chaotarchen erfahren hatte, von Materiequellen und -senken, von ... Der Schlag, der ihn sinnbildlich von den Füßen riss, traf ihn einzig und allein durch die geschärften Sinne des Weltweisen. Er selbst hätte nichts davon mitbekommen, noch lange nicht, wahrscheinlich erst dann, wenn es längst zu spät gewesen wäre. Der Weltweise hingegen war für solch eine Annäherung sensibilisiert. Schließlich hatte er schon oft mit Xrayn gesprochen, alle paar tausend Jahre mal im Lauf eines Lebens, das nun schon zehn Millionen Jahre währte. Und Xrayns Ankunft wurde von seinem Verkünder vorbereitet, vom Chaopressor des Feldzugs um die Negasphäre Tare-Scharm. Von KOLTOROC! Durch den Weltweisen von Azdun spürte Rhodan das Nahen eines gewaltigen Geistes. Nein, das Warten auf Xrayn hatte noch kein Ende gefunden. In diesem Augenblick war Rhodan überzeugt davon,
Warten auf Xrayn dass er tatsächlich den Verstand verloren hätte, wenn der Chaotarch ohne die Einschränkungen des Transformsyndroms erschiene. Aber auch der Geist des sich nähernden Wesens war mächtig, degradierte ihn zu einem winzigen Insekt, zu einer Amöbe. KOLTOROC kam! Die negative Superintelligenz KOLTOROC! Rhodan verspürte nacktes Entsetzen und kreatürliche Furcht, und zwar in einer Intensität, die von einer Sekunde zur anderen seine faszinierte Machtlosigkeit brach, die Verlockung, sich dem Weltweisen anzuschließen. Vielleicht vermochte das Wesen ihn vor KOLTOROC zu schützen, seine Anwesenheit vor der Superintelligenz zu verbergen, doch Rhodan wurde endgültig klar, dass er im Begriff gestanden hatte, ein Angebot der falschen Seite anzunehmen. So hasserfüllt war KOLTOROCS Geist, so lebensverachtend, so chaotisch negativ, dass schon dieser eine flüchtige Kontakt den Terraner zur Besinnung brachte. Nur noch ein Gedanke trieb ihn an: weg von hier! Weg von dem Weltweisen! Weg von der Superintelligenz! Aber wie? Wie wollte er, der kleine Mensch, sich dem Zugriff des mächtigen Quallenwesens entziehen? Seine Hände zitterten, doch das erinnerte Rhodan daran, dass sie nach wie vor eine Quelle von Energie bargen: den Parapolarisator! Du weißt, wie du ihn aktivieren kannst!, mahnte er sich. Konzentriere dich, verenge das Blickfeld, bis du nur noch den Tropfen siehst! Warte auf den mentalen Kontakt, erteile den mentalen Befehl, und der Parapolarisator versetzt dich auf das verschobene Energieniveau! Aber es fiel ihm furchtbar schwer. Sich angesichts der Verlockungen des Weltweisen und der Macht der sich nähernden Entität überhaupt konzentrieren zu können...
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Jetzt, dachte er, jetzt, JETZT! Er hätte es nicht für möglich gehalten, doch seine Wahrnehmungen wurden unscharf, verschwommen, und mit dem letzten Rest seiner geistigen Energie glitt er hinter den Parapol-Schleier. Er warf sich herum, hatte völlig die Orientierung verloren, lief einfach weiter, immer weiter, wusste schon längst nicht mehr, wo er war, in welche Richtung er sich wenden musste ... und spürte, wie er die Energiebarriere der gewaltigen Schneegestöber-Kugel durchbrach und in letzter Sekunde auch die Wand, die der Weltweise nun errichtete, um ihn auf die gleiche Weise festzuhalten, wie er zuvor Ekatus Atimoss abgewiesen hatte. Entweder ließ Rhodans Konzentration nach oder die Energie des Parapolarisators war erschöpft; jedenfalls war die richtige Welt plötzlich wieder da, und der Terraner sah, dass er am Rand der Kugel wieder zum Vorschein gekommen war. Er war unglaublich schwach, völlig erschöpft, konnte sich kaum auf den Beinen halten. Wie in Zeitlupe sah er, dass sich andere Besucher des Weltweisen zu ihm umdrehten. Augen wurden aufgerissen, Fäuste geschüttelt. Jeder einzelne von ihnen hatte versucht, die Aufmerksamkeit des seltsamen Wesens zu erregen, mit ihm zu kommunizieren, etwas über Xrayn zu erfahren, und nun tauchte plötzlich ein einzelner Humanoide aus der Kugel auf, der offensichtlich bei dem Weltweisen gewesen war, mit ihm gesprochen hatte... Dutzende anderer Besucher schüttelten ihre Erstarrung ab, setzten sich in Bewegung. Rhodan wusste nicht, ob sie ihn vor Zorn zerreißen oder nur ausfragen wollten, wie der Weltweise wirklich war, was er gesagt hatte. Doch er befürchtete, dass sich am Ergebnis nichts ändern würde. Sie würden ihn erdrücken, zu Tode trampeln. Und er war zu schwach, um sich auch
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nur halbwegs aufrecht zu halten. Er spürte, wie seine Beine ihm den Dienst versagten, er kraftlos zusammenbrach. Was nun?, fragte er sich verzweifelt. Was nun?
Rhodan hörte das Geräusch, ein lautes Kreischen, das das Gröhlen der Menge mühelos übertönte, fühlte den Luftzug, der ihn noch im Fallen herumriss, spürte, wie ihn auf einmal etwas packte, hochzerrte, auf den Beinen hielt... Ekatus Atimoss!, dachte er, der Dual ist da! Ja, das war er, aber nicht dieses kleine, gerade einmal 80 Zentimeter große Wesen, das noch bis vor kurzem unter ständigen Schmerzen gelitten hatte, weil die beiden Körperhälften sich permanent abstießen, hatte ihn gepackt. Atimoss hatte mit den Armen seines Schmiegstuhls zugegriffen. Sie umklammerten ihn so fest an den Schultern, dass es schon schmerzte und Rhodan sich fragte, ob der Dual ihm die Knochen brechen wollte. Dann klärte sich allmählich sein Blick, und Rhodan begriff, wieso der Überläufer ihn dermaßen hart anfasste. Ekatus Atimoss hatte den Schmiegstuhl in die Höhe gezogen. Nach allem, was Rhodan gerade erlebt hatte, wurde ihm ein wenig schwindlig, als der Dual mit ihm über die Köpfe der Neugierigen hinwegraste, deren größtes Interesse nun nicht mehr dem Weltweisen galt, sondern dem Schauspiel, das über ihnen stattfand. »Wohin?«, fragte der Dual. »Such ein Versteck!«, krächzte Rhodan. »Nicht nötig!«, sagte eine ihm wohlvertraute Stimme hinter ihm. »Mann, dich hat's aber übel erwischt! Du trägst einen flugfähigen Raumanzug! Warum benutzt du ihn nicht, Großer?« »Gucky?«, brachte er mit Mühe über die Lippen.
UWE ANTON »Der Retter des Residenten persönlich!« »Wie ... wie hast du uns gefunden?« »Ich habe geespert, wie sonst? Ekatus Atimoss ist sogar hier ein psionisches Leuchtfeuer. Von eurem Gleiter aus war das kein großes Problem. Und den habe ich über den Transmitter erreicht, den ihr in kluger Voraussicht mitgenommen habt. Jetzt mach die Augen zu, Großer!« Rhodan wunderte sich über die Anweisung, tat aber wie geheißen, und im nächsten Augenblick spürte er, dass der Mausbiber ihn an der Hand berührte. Dann folgte ein leichter Entzerrungsschmerz, der Rhodan jedoch zusätzlich an den Rand der Belastbarkeit trieb. Ihm wurde klar, wie recht der lit hatte. Die mentale Konfrontation mit dem Weltweisen - oder auch nur die Annäherung KOLTOROCS - hatte ihn nahezu handlungsunfähig gemacht. Als er die Augen wieder öffnete, sah er ihren Gleiter vor sich. Er schwankte noch immer, konnte kaum stehen. Nur verschwommen machte er die Gestalt des Mausbibers aus, das pelzige Gesicht, die großen, fragenden Augen. Es fiel ihm schwer, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. »KOLTOROC kommt!«, sagte er schließlich. »Er ist schon ganz nah! Es geht um jede Minute! Wir müssen sofort weg, fort aus der Neganen Stadt...« »Schon verstanden«, antwortete der lit und streckte eine Hand aus. Rhodan schüttelte den Kopf und zeigte auf den Gleiter. »Nein! Wir nehmen den Transmitter!« Langsam schien seine Denkfähigkeit zurückzukehren. »Du musst deine Kräfte schonen, Kleiner. Aktiviere die Sprengvorrichtung! Schnell jetzt!« Gucky berührte ihn und den Dual trotzdem und teleportierte sie kurzerhand in den Gleiter. Er aktivierte telekinetisch den Kleinst-Transmitter. Der grüne Energiebogen baute sich auf.
Warten aufXrayn »Was ist mit der Generalin?«, fragte er, während der Mausbiber ebenfalls telekinetisch die Zeitschaltung in Gang setzte. »Wir haben sie!«, antwortete der Ilt und stieß ihn zum Torbogen. »Sie ist schon in der PLURAPH!« Dann taumelte Rhodan durch den Transmitter. und die Umgebung veränderte sich abrupt.
Ekatus Atimoss kam als Zweiter aus dem Transmitter. Gucky als Letzter. Der Energiebogen brach zusammen, und eine rote Lampe leuchtete auf der Schaltfläche des Geräts auf. Die Gegenstation war nicht mehr empfangsbereit. Rhodan wusste, was das zu bedeuten hatte. Sie war bei der Detonation des Gleiters zerstört worden. Commander Pothawk und Icho Tolot erwarteten sie am Empfangsgerät, die anderen Laosoor hatten sich bereits vor dem Ferntransmitter versammelt, den Rhodan vorsorglich an Bord der PLURAPH hatte verladen lassen. Rhodans Gedanken flössen noch immer zäh und träge. Zumindest war er sich darüber im Klaren, dass sie mit dem Schiff nicht mehr aus der Neganen Stadt entkommen konnten. Die Urenzo Sa'pha, die eigentliche Besatzung der PLURAPH, hatte das Schiff verlassen, sich der Chorälen Karawane angeschlossen. Rhodan lachte heiser auf. Als sie auf diesem Quartier gelandet waren, hatte er sich genau über diese Möglichkeit den Kopf zerbrochen: dass sie die JULES VERNE nur mit Hilfe des Transmitters erreichen konnten und die PLURAPH zurücklassen und sprengen mussten, damit sie nicht in die Hände des Feindes fiel. Was hätten sie dann mit den Urenzo Sa'pha machen sollen, die größtenteils im Hyperraum lebten und das Schiff nicht verlassen konnten? Sie hätten sie
ja schlecht mit der PLURAPH in die Luft jagen können, das wäre glatter Mord gewesen. Der Terraner empfand es als reinste Ironie des Schicksals - oder Fügung durch ein Wesen, das größer war als er -, dass dieses Problem sich nun von selbst erledigt hatte. Doch das änderte nichts an ihrer brenzligen Lage. Selbst wenn er, der Dual, Pothawk oder Icho Tolot das Schiff ohne Hilfe der Urenzo Sa'pha steuern könnten - in dieser Hinsicht hatte der Haluter sich etwas undeutlich ausgedrückt, Rhodan wusste nicht genau, ob es überhaupt möglich war -, die Superintelligenz war viel zu nahe, würde ihnen die nötige Zeit nicht mehr lassen! »Ich spüre es mittlerweile auch, Großer«, sagte der Mausbiber. »Ein undefinierbarer mentaler Druck, der sich über meinen Verstand legt...« Commander Pothawk sah Rhodan mit fragendem Blick an. »Ich nehme es auch wahr...« »KOLTOROC kommt!«, erklärte der Terraner. »Diesen Druck kann man nicht nur hier im Schiff wahrnehmen, sondern im gesamten Quartier, in der gesamten Stadt. Wir müssen schleunigst weg! All unsere Tarnungen sind hinfällig, sobald die Superintelligenz erst die Negane Stadt erreicht hat ...« Davon musste
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Rhodan angesichts der Wahrnehmungsfähigkeiten, die man Superintelligenzen gemeinhin zuschrieb, zumindest ausgehen. »Wir haben nur eine einzige Chance«, sagte der Laosoor. »Meine Leute justieren den Ferntransmitter bereits auf die JULES VERNE.« »Die Selbstvernichtungsanlage?« »Ist wie versprochen funktionsfähig. Die beiden Laosoor, die wir in der PLURAPH zurückgelassen haben, haben sie mittlerweile installiert. Ich habe dir doch gesagt, dass du dich auf uns verlassen kannst. Das Schiff kann jederzeit gesprengt werden.« Rhodan atmete auf. Er mochte gar nicht darüber nachdenken, was geschehen wäre, wenn nach ihrer Flucht die Geheimnisse des Schiffes, insbesondere die über den KORRIDOR DER ORDNUNG und ARCHETIM, in die Hände KOLTOROCS und der Terminalen Kolonne gefallen wären. Der Terraner spürte, wie der mentale Druck immer stärker wurde. Litt er besonders stark darunter, weil er über den Weltweisen schon früher als die anderen davon betroffen gewesen war? Aber nein, auch die Laosoor bewegten sich schleppend, wie in Zeitlupe. Sie schienen eine Ewigkeit zu brauchen, um die Schaltungen am Transmitter vorzunehmen. Gucky wimmerte leise, und Icho Tolot stand stocksteif da - in den Armen hielt er Generalin Kamuko, die offensichtlich bewusstlos war. Die Prinzipa des Trecks des GESETZES sah übel mitgenommen aus. Was war da passiert? Aber er konnte sich später noch informieren lassen. Endlich leuchtete der grüne Torbogen auf. Die Laosoor hatten die Verbindung zur VERNE hergestellt! »Aktiviert den Countdown für die PLURAPH!«, sagte Rhodan zu niemandem im Besonderen. »Schon geschehen!«, erwiderte Com-
UWE ANTON mander Pothawk. »Uns bleiben noch neunzig Sekunden!« »Dann losN< Der König der Laosoor, Limbox und Vizquegatomi verließen die PLURAPH durch den Transmitterbogen als Erste, dann folgten Icho Tolot, Generalin Kamuko noch immer in den Armen, Gucky, Ekatus Atimoss, der Rest der Laosoor ... Als Letzter tat Perry Rhodan selbst den Schritt zur JULES VERNE. Er konnte nicht mehr sehen, wie in der Neganen Stadt die PLURAPH in einer Detonation verging.
10. 15. Mai 1347 NGZ Mondra hatte ein Akustikfeld aktiviert, sodass sie sich in der Zentrale des Hantelschiffs ungestört unterhalten konnten. Die JULES VERNE hatte unverzüglich Fahrt aufgenommen, gesteuert von den Cypron-Sphärikern, kaum dass das Einsatzkommando aus der Neganen Stadt vollzählig an Bord eingetroffen war. »Bitte?«, fragte Rhodan, als er den Blick Mondras bemerkte. Er hätte in ihren Augen versinken können. Sie boten Trost, Wärme, Verständnis. »Verzeih mir, ich ...« Er schüttelte hilflos den Kopf. »Ich bin noch nicht ganz wieder der Alte. Diese Beinahe-Begegnung mit KOLTOROC hat mich dermaßen mitgenommen ...« Dankbar registrierte er, dass Mondra ihre Hand auf die seine legte. Er fragte sich, ob er das Geschehen in der Neganen Stadt jemals richtig würde einschätzen können. Eine gigantische Ansammlung von Quartieren, in denen Milliarden von Bewohnern und Besuchern in ausgelassener Freude auf die Ankunft eines Chaotarchen warteten ... das entsprach ganz und gar nicht dem Bild, das er sich vom Chaos gemacht hatte. Und wenn man bedachte, dass
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ihm die Ankunft einer negativen Superintelligenz fast zum Verhängnis geworden wäre ... »Das Warten auf Xrayn wird noch eine Weile dauern«, sagte er. »Ich würde gern wissen, wie die Zustände in der Neganen Stadt jetzt sind, nach KOLTOROCS Ankunft. Und was aus den Besuchern und Claqueuren wird, wenn das Warten ein Ende hat und Xrayn wirklich eintrifft.« Beabsichtigten die Mächte des Chaos etwa, Milliarden ihrer Anhänger zu Ehren der Ankunft des Chaotarchen in den Bereichen diesseits der Materiesenke zu opfern? Würden sie in Xrayns Gegenwart einfach verbrennen? Würden ihre Bewusstseine in den Chaotarchen fließen und ihn zusätzlich stärken? Oder waren sie wirklich nur dort, um sein Erscheinen zu bejubeln? Je länger er darüber nachdachte, desto surrealer kamen ihm die Negane Stadt und das vor, was er darin erlebt hatte. Er würde versuchen, gar nicht mehr darüber nachzudenken. Vielleicht wäre das besser so.
Er sah zu den Zentrale-Holos. Unangefochten hatte die VERNE in den Hyperraum fliehen können. Nun raste sie durch den Tir-Tair-Sektor von Tare-Scharm, zurück zur planetenlosen Doppelsonne Lotrafur, wo die beiden GESETZ-Geber CHEOS-AKIS und CHEOS-DEGU auf sie warteten. »Ich bitte noch einmal um Entschuldigung«, sagte er zu Mondra. »Ich habe nicht mitbekommen, was du gesagt hast. Verzeih.« Seine Gefährtin räusperte sich, als wolle sie sich vergewissern, dass Perry ihr nun tatsächlich zuhörte. »Gucky hat Generalin Kamuko bereits in die Medostation der JV-1 gebracht«, sagte sie dann. »Es liegen noch keine weiteren Informationen über den Zustand der Aeganerin vor. Aber er ist äußerst rätselhaft.« »Sie wird noch untersucht?« »Das habe ich doch gerade ... ja, sie wird noch untersucht.« »Dass wir entkommen sind«, sagte Rhodan, »ist auf der einen Seite un-
K Ö M M U N i K A ? !
•s ist ein Sprung über den Abgrund ier zeit - als die JULES VERNE nach zwanzig Millionen Jahren in der GegenI wart ankommt, ist der weg zurück zur Erde versperrt. Perry Rhodan und die Besatzung des Raumschiffes sitzen in der fernen Galaxis Tare-Scharm fest...
Das A b e n t e u e r beginnt am 1. A u g u s t 2008: Band 2450 [ »Evoiux« v o n Robert Feldhoff www.Perry-Rhodan.net
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glaubliches Glück. Wäre KOLTOROC bereits in der Neganen Stadt anwesend gewesen, wäre es uns wohl kaum mehr gelungen. Am Ende ging es bei unserer Flucht vielleicht wirklich nur um Minuten.« »Aber sie ist uns gelungen.« »Auf der anderen Seite ist es mehr als schade«, fuhr Rhodan leise fort, »die Superintelligenz KOLTOROC nicht mehr erlebt zu haben. Verstehst du das? Ihre bloße Anwesenheit hat mich fast um den Verstand gebracht, aber trotzdem hätte ich gern mehr über sie erfahren. Wie mag sie. beschaffen sein? Was treibt sie um? Wie ... ja, wie könnte man sie besiegen?« »Der Flug nach Lotrafur dauert nur ein paar Minuten«, sagte Mondra. »Wenn du dich noch frisch machen willst...« Rhodan schüttelte den Kopf. »Nein, ich warte hier. Ich bleibe einfach hier sitzen und ...« Er zuckte mit den Achseln. Und genieße deine Gegenwart, hatte er sagen wollen, aber das war ihm dann doch zu platt vorgekommen. *
Rhodan saß noch immer mit Mondra unter dem Akustikfeld in der Zentrale, als die JULES VERNE in den Normalraum zurückfiel und im gleichen Augenblick das Jaulen der Alarmsirenen erklang. Der Terraner desaktivierte das Akustikfeld und wirbelte auf seinem Sessel herum, während Mondra schon zu ihrem Pult lief. Holos bildeten sich, zeigten auf den ersten Blick verwirrende Darstellungen des Raums vor ihnen. Darstellungen mit Tausenden winziger Symbole in Falschfarben, die aber in Bruchteilen von Sekunden von der Syntronik identifiziert und klassifiziert worden waren. Und jeder einzelne dieser Punkte stellte einen Traitank dar! Rhodan wurde abrupt klar, dass der
UWE ANTON Rückweg zu den GESETZ-Gebern versperrt war. Er warf einen Blick auf das Holo, das die Entfernungen darstellte. Die JULES VERNE war mit einem gehörigen Sicherheitsabstand zur Doppelsonne in den Normalraum zurückgefallen, und diese Vorsichtsmaßnahme hatte ihnen vorerst einmal das Leben gerettet. Rhodan erkannte, dass das gesamte Umfeld der Doppelsonne von Traitanks abgesucht wurde. »Lanz, auf fünfzig Prozent Licht beschleunigen, Überlicht jederzeit bei direkter Gefahr oder auf meinen Befehl!« »Verstanden!«, antwortete Oberst Lanz Ahakin, der Kommandant der JULES VERNE. »Lars, Funkverkehr der Traitanks abhören. Weshalb sind sie hier? Gibt es einen konkreten Grund für ihre Anwesenheit?« »Verstanden!«, bestätigte Oberstleutnant Lars Brock, Leiter der Abteilung Funk und Ortung der JULES VERNE. Und ob es solch einen Grund gab! Rhodan glaubte sogar, ihn zu kennen. Mit Schrecken erinnerte er sich an den Augenblick, als das Hantelschiff vom KORRIDOR DER ORDNUNG in den Sektor Tir-Tair eingeflogen war: Ortungsimpulse hatten die JULES VERNE getroffen ... ... und er hatte in der Hoffnung, dies sei bedeutungslos, den Flug Richtung Negane Stadt fortsetzen lassen! Jetzt stellte sich heraus, dass dem keineswegs so gewesen war. Nun sah es so aus, als habe irgendetwas die Truppen des Chaos extrem misstrauisch gemacht. Vielleicht ist ihnen ja nicht nur eine Ortung der VERNE gelungen, dachte Rhodan, sondern auch der GESETZGeber? Womöglich, nachdem das Hantelschiff sie erst an diesen Ort gelockt hat... Müßige Spekulationen. Sie mussten sich mit den Gegebenheiten abfinden.
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»Ortving!«, meldete Oberstleutnant Brock. »Perry, wir haben die ersten Funksprüche der Traitanks ausgewertet. In ihnen ist von Dunklen Ermittlern die Rede!« »Auf Überhchtnug gehen!«, befahl Rhodan. »Sofort!«
Wo Dunkle Ermittler im Spiel waren, konnte die JULES VERNE nur zu entkommen versuchen, so schnell und weit wie möglich. Das Hantelschiff trat in den Hyperraum ein, und Perry Rhodan fragte sich, was nun werden sollte.
ENDE
Die JULES VERNE ist durch einen Sprung in den Hyperraum wieder einmal knapp den Traitanks entkommen. Doch sie hat ihre Mission erfüllt, und nur darauf kommt es an. Hubert Haensel ist der Autor des folgenden Romans. Er schildert die großen Ereignisse in Tare-Scharm, die nahe bevorstehen. PR 2448 erscheint nächste Woche überall im Zeitschriftenhandel unter dem Titel: TAGE DER ANGST
P E R R Y R H O D A N - Erbe des Universums - erscheint wöchentlich in der Pabel-Moewig Verlag K G , 76437 Rastatt. Internet: www.vpm.de. Chefredaktion: Klaus N. Frick, Postfach 2352, 76413 Rastatt. Titelillustration: Alfred Kelsner. Innenillustration: Michael Wittmann. Druck: V P M Druck K G , 76437 Rastatt, www.vpm-druck.de. Vertrieb: VU Verlagsunion K G , 65396 Walluf, Postfach 5707, 65047 Wiesbaden, Tel.: 06123/620-0. Marketing: Klaus Bollhöfener. Anzeigenleitung: Pabel-Moewig Verlag K G , 76437 Rastatt. Anzeigenleiter und verantwortlich: Rainer Groß. Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 33. Unsere Romanserien dürfen in Leihbüchereien nicht verliehen und nicht zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden; der Wiederverkauf ist verboten. Alleinvertrieb und Auslieferung In Österreich: Pressegroßvertrieb Salzburg Gesellschaft m.b.H., Niederalm 300, A-5081 Anif. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie gewerbsmäßige Weiterverbreitung in Lesezirkeln nur mit vorheriger Zustimmung des Verlages. Für unverlangte Manuskriptsendungen wird keine Gewähr übernommen. Printed in Germany. Juni 2008. Internet: http://www.Perry-Rhodan.net und E-Mail:
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KOMMENTAR ARCHETIM A u s d e n T r ä u m e n der materialisierten S c h o h a a k e n w i s s e n wir, d a s s die Superintelligenz A R C H E T I M 5011 J a h r e (in Erdzeit g e r e c h n e t ) v o r i h r e m Tod i m J a h r 20.064.820 v o r Christus, z u v o r bereits v o n d e n rätselh a f t e n Schmetterblütern a n g e k ü n d i g t , e r s t m a l s in P h a r i s k e - E r i g o n e r s c h i e n . Fast 3500 J a h r e n a c h dies e m e r s t e n E r s c h e i n e n verließ A R C H E T I M die Milchs t r a ß e z u m e r s t e n Mal u n d k ä m p f t e mit d e n a n d e r e n S u p e r i n t e l l i g e n z e n u n d V e r b ü n d e t e n g e g e n die entstehende Negasphäre v o n Tare-Scharm - um dann 20.059.809 v o r C h r i s t u s s i e g r e i c h z u r ü c k z u k e h r e n , allerdings d e m Tod g e w e i h t . I n d e n s e c h s M o n a t e n , die n o c h bis z u m e n d g ü l t i g e n Tod der Superintelligenz v e r g i n g e n , stellte G o u v e r n e u r Orgid S a s s t r e die » K e t t e v o n O a g h o n y r « z u s a m m e n , e i n e n T r a u e r z u g aus 60.000 R a u m s c h i f f e n der unters c h i e d l i c h s t e n Völker, der d e n psimateriellen L e i c h nam ARCHETIMS den schohaakischen Gebräuchen g e m ä ß z u r l e t z t e n R u h e s t ä t t e geleitete. Z u dieser hatte die Superintelligenz bereits vor ( ! ) i h r e m e r s t e n A u f b r u c h n a c h T a r e - S c h a r m eine bislang u n b e d e u t e n d e gelbe S o n n e i m Gretton-Mok-Spiralarm v o n Phariske-Erigon b e s t i m m t . . . ( P R 22?9) R h o d a n & Co. als B e s u c h e r a u s der Z u k u n f t k e n n e n z w a r d i e s e s E n d e , das A R C H E T I M b e v o r s t e h t u n d z u m psimateriellen L e i c h n a m als U r s p r u n g des » s e c h s d i m e n s i o n a l f u n k e l n d e n J u w e l s « i n Sol f ü h r e n w i r d . Doch ü b e r A R C H E T I M selbst halten s i c h die Informatio n e n w e i t e r h i n in G r e n z e n . W e l c h e G r ü n d e s e i n e r Ents c h e i d u n g g e n a u z u g r u n d e lagen, lässt s i c h d e r z e i t b e i s p i e l s w e i s e nicht s a g e n . B e f ü r c h t u n g e n , R h o d a n 8c Co. k ö n n t e n hierbei A n l a s s g e w e s e n s e i n , s c h e i n e n sich nicht zu b e s t ä t i g e n . Dass allein d u r c h ihre Einbind u n g in die G e s c h e h n i s s e der f e r n e n V e r g a n g e n h e i t letztlich eine Zeitschleife g e s c h l o s s e n w i r d , ist das eine - A R C H E T I M S A u s w a h l allerdings e t w a s a n d e r e s . Derzeit gibt es jedenfalls keine H i n w e i s e darauf, d a s s sie v o n den B e s u c h e r n a u s der Z u k u n f t a u f irgendeine Weise beeinflusst wurde. D u r c h a u s m ö g l i c h , d a s s e s g a n z banale G r ü n d e gab - u n d erst d u r c h die Tatsache, d a s s s i c h A R C H E T I M Sol als » l e t z t e R u h e s t ä t t e « a u s w ä h l t e , alles Weitere initiierte u n d das S o l s y s t e m auf diese Weise ü b e r h a u p t erst z u e t w a s B e s o n d e r e m m a c h t e , s p ä t e r E S anlockte u n d dergleichen mehr. E b e n s o ist es natürlich m ö g lich, d a s s doch m e h r d a h i n t e r s t e c k t - aber das w i s s e n w i r nicht. G e n a u s o w e n i g w i s s e n wir, w e r o d e r w a s
A R C H E T I M wirklich ist, w o h e r die Superintelligenz k a m o d e r w i e sie e n t s t a n d . I m H y p e r k n o t e n d e s KORRIDORS D E R O R D N U N G k a m e s n u n allerdings e r s t m a l s z u einer » d i r e k t e n B e g e g n u n g « . W o z u n ä c h s t n u r o m i n ö s e , a b e r u n g l a u b l i c h e Strahl u n g s w e r t e g e m e s s e n w e r d e n k o n n t e n , z e i g t e n die O p t i k e n ein Meer a u s F a r b e n u n d Licht. E t w a s , w a s w i e eine Sonne w i r k t e , s i c h a u f b l ä h t e u n d w e i t e r a n Strahlkraft g e w a n n . Ein » f e u r i g e r Ball« a u s p u r e r psio n i s c h e r Energie - u n d d e n n o c h » n u r « ein Abbild, ein P r o j e k t i o n s k ö r p e r der S u p e r i n t e l l i g e n z , e'mAnker, ein A v a t a r o d e r w i e i m m e r m a n e s n e n n e n will. Die Feuerkugel v o n 16.000 K i l o m e t e r n D u r c h m e s s e r w e i s t keinerlei m e s s b a r e T e m p e r a t u r auf, keinerlei M a s s e . U n d d o c h ist es d e u t l i c h m e h r , viel mehr. E i n e u n glaubliche P r ä s e n z . Eine Ballung v o n G r ö ß e u n d Macht, Kraft u n d k a u m v o r s t e l l b a r e r E n t s c h l o s s e n heit. Eine feurige, riesige Kugel a u s p u r e r E n e r g i e bereit z u m L o s s c h l a g e n . U n d es bleibt ein F r ö s t e l n bei der V o r s t e l l u n g , u m w i e v i e l e s m ä c h t i g e r der » w a h r e « A R C H E T I M s e i n m u s s , w e n n dies n u r eine » v o r ü b e r g e h e n d e P r o j e k t i o n « ist. ( P R 2 4 4 5 ) Und d o c h - das ist das W i s s e n der B e s u c h e r a u s der Z u k u n f t - ist selbst d i e s e m ä c h t i g e W e s e n h e i t z u m Tod v e r d a m m t . Sie w i r d die b e v o r s t e h e n d e Retrovers i o n der P r o t o - N e g a s p h ä r e , die mit der Finalen Schlacht eingeleitet w e r d e n soll, nicht ü b e r l e b e n . A R CHETIM wird J a h r e benötigen, um nach Phariske-Erig o n z u r ü c k z u k e h r e n , u m d a n n als psimaterieller L e i c h n a m in Sol zu e n d e n . Als Gebilde, das die p s e u domateriellen Projektionen der S c h o h a a k e n , einst v o n A R C H E T I M a u f g e n o m m e n u n d Teil der Superintelligenz g e w o r d e n , a u s der v e r b l i e b e n e n » m e n t a l e n S u b s t a n z « der Superintelligenz als » A k t i o n s k ö r p e r « i m H e r b s t 1331 NGZ materialisierte. Ein Gebilde, das d e n n o c h i n der G e g e n w a r t v o m N u k l e u s der M o n o c h r o m M u t a n t e n als » K r a f t q u e l l « u n d z u r S t ä r k u n g g e n u t z t werden kann. R h o d a n u n d die B e s a t z u n g der J U L E S V E R N E sind i n die V e r g a n g e n h e i t gereist, um m e h r ü b e r die Ret rovers i o n z u e r f a h r e n . N o c h ist unklar, o b das w i r k l i c h gelingt. U n d s e l b s t w e n n , ist das alles a n d e r e als eine Garantie dafür, d a s s sie s i c h in der G e g e n w a r t im K a m p f g e g e n die e n t s t e h e n d e N e g a s p h ä r e v o n H a n g a y w i e d e r h o l e n lässt. Rainer Castor
L E S E R KONTAKTSEITE Liebe P e r r y R h o d a n - F r e u n d e , d i e s e s Mal w a r t e t eine geballte L a d u n g Stardust a u f e u c h , v e r b u n d e n mit ein paar Spekulationen ü b e r die Z u k u n f t der M e n s c h h e i t im P R - K o s m o s . Dafür ist s o gar ein Großteil der g e w o h n t e n K o m m e n t a r e w e g g e fallen. N e u e s v o n Stardust J ü r g e n Talke Band 2436 » D i e T e l e t r a n s - W e i c h e « ist b u c h s t ä b l i c h ein Licht am E n d e d e s T u n n e l s . Ich habe die H o f f n u n g , d a s s die p a u s e n l o s e E n d z e i t - S t i m m u n g mit vielen Tot e n pro Heft m a l eine P a u s e v e r o r d n e t b e k o m m t . Ihr w ü r d e t e i n e m alten P a z i f i s t e n w i e mir damit eine g r o ß e Freude m a c h e n . Wir halten uns das Stardust-System auf alle Fälle warm. Die beiden P£RRY RHODAN-Extra-Bände, die noch im Lauf dieses Zyklus erscheinen, beschäftigen sich mit diesem Thema. F r a n z Ulbricht, c p t . h o o k @ g m x . d e Mit der Option » S t a r d u s t - S y s t e m « w i r d d u r c h die A b w a n d e r u n g d e r Siedler das S o l s y s t e m o f f e n b a r für eine lange B e l a g e r u n g s z e i t vorbereitet. D e n n w e r w i r d ins S t a r d u s t - S y s t e m a u s w a n d e r n ? Die e w i g R u h e losen u n d A b e n t e u r e r , die s i c h inj S o l s y s t e m w i e in e i n e m G e f ä n g n i s f ü h l e n , s o w i e die Ä n g s t l i c h e n u n d v o n der B e l a g e r u n g Z e r m ü r b t e n . Beide B e v ö l k e r u n g s t e i l e w ü r d e n ü b e r k u r z o d e r lang i m S o l s y s t e m z u einer B e l a s t u n g w e r d e n . Der B e v ö l k e r u n g s s c h w u n d k a n n u n d sollte d u r c h j e n e Bürger k o m p e n s i e r t w e r d e n , die im A u g e n b l i c k n o c h außerhalb d e s K r i s t a l l s c h i r m s u n t e r der u n e r t r ä g lichen Belagerung d u r c h die T r u p p e n TRAITORS leiden. Ich frage m i c h allerdings, w a s ES mit d e m StardustS y s t e m b e z w e c k t ? Braucht E S die Eiris der a u s g e w a n d e r t e n T e r r a n e r ? Das w ä r e z u banal. Hier k o m m e n sicher einige Ü b e r r a s c h u n g e n a u f u n s L e s e r z u . Die H i n w e i s e in der Perlweiß-Stadt sind zu deutlich. Hier w i r d eine S u c h e n a c h w e i t e r e n G e h e i m n i s s e n a n g e s t o ß e n . B u l l y s E r l e b n i s s e dort sind n u r ein Appetit-Häppchen. W a s w i r d u n s L e s e r n der k o m m e n d e S t a r d u s t - Z y k l u s b r i n g e n ? Den A u f b a u e i n e s kleinen S t e r n e n r e i c h e s , die E r k u n d u n g d e s K u g e l s t e r n h a u f e n s u n d den K o n takt mit f r e m d e n , r a u m f a h r e n d e n V ö l k e r n ? Den Vers u c h , eine V e r b i n d u n g z w i s c h e n Stardust u n d Terra herzustellen?
Rainer Castor hat mit A n d e u t u n g e n nicht g e k n a u s e r t . Hier w i r d die B ü h n e bereitet für e i n e n d a u e r h a f t e n Handlungsschauplatz. W e r d e n w i r also i m J a h r t a u s e n d der K r i e g e endlich mal w i e d e r einen Z e i t s p r u n g e r l e b e n , garniert mit Ges c h i c h t e n aus d e m S t a r d u s t - S y s t e m ? Werwill schon monatelang v o n m ü h s a m s t e n Aufbaul e i s t u n g e n l e s e n ? A u c h hier will der L e s e r i r g e n d w a n n e i n m a l Fortschritte s e h e n . I n der Milchstraße s i n d t a u s e n d J a h r e k r i e g e r i s c h e A u s e i n a n d e r s e t z u n g e n mit TRAITOR keine Option für Lesespaß. Die P R - R e d a k t i o n hat hier - bereits in e t w a s a n d e r e r F o r m bei der P E R R Y RHODAN-Action-Miniserie g e t e s tet - eine Möglichkeit g e f u n d e n , das Flair der Dritten Macht, A u f b a u u n d s p a n n e n d e E n t d e c k u n g e n glaubw ü r d i g z u w i e d e r h o l e n , w o b e i die t e c h n i s c h e n Bes c h r ä n k u n g e n dafür s o r g e n , d a s s e s l a n g s a m v o r a n geht u n d a u c h R ü c k s c h l ä g e g l a u b w ü r d i g i n s z e n i e r t werden können. F ü r s g r o ß e k o s m i s c h e T h e a t e r gibt e s d a n n n o c h den H a n d l u n g s s t r a n g Terra. Ich bin w i r k l i c h g e s p a n n t , w i e es w e i t e r g e h t . Andreas Schindel,
[email protected] S o e b e n habe ich d e n a k t u e l l e n S t a r d u s t - S y s t e m - V i e rerblock z u E n d e g e l e s e n u n d m u s s s a g e n , d a s s m i c h die n e u e H a n d l u n g s e b e n e fasziniert. Da ist ein n e u e s S o n n e n s y s t e m i n e i n e m u n b e k a n n t e n Bereich ( o d e r soll ich s a g e n in einer u n b e k a n n t e n Z e i t ? ) des Univers u m s , u n d a u f den P l a n e t e n s o w i e z w i s c h e n d e n P l a n e t e n b a h n e n gibt e s j e d e M e n g e G e h e i m n i s s e z u e r g r ü n d e n . A n g e f a n g e n v o n den r ä t s e l h a f t e n i m m a t e riellen S t ä d t e n ü b e r die Stardust-Nadel ( w e r hat die g e b a u t ? ) , die in allen B e l a n g e n k ü n s t l i c h e r s c h e i n e n d e Konstellation der P l a n e t e n b a h n e n bis hin z u den I n d o c h i m i u n d d e n H o w a n e t z e n gibt e s j e d e Menge Stoff, der zu S p e k u l a t i o n e n einlädt. Die B e m e r k u n g v o n Rainer Castor i m P E R R Y R H O D A N Report 2436, d a s s e r z ü r n B e r e c h n e n solcher S o n n e n s y s t e m e ein Excelfile hat, das er a b e r ( a u s für m i c h v e r s t ä n d l i c h e n G r ü n d e n ) nicht h e r g e b e n will, hat m i c h d a z u inspiriert, s e l b s t mit d e m Basteln e i n e s s o l c h e n Files a n z u f a n g e n . Die j e w e i l s n e u e s t e V e r s i o n findet m a n , w e n n m a n i m P R - F o r u m , U n t e r f o r u m PRU n i v e r s u m , den T h r e a d » S t e l l a r e B e r e c h n u n g e n « anklickt. A m m e i s t e n K o p f z e r b r e c h e n b e i m Basteln m e i n e s
Files hat mir b i s h e r der Stern s e l b s t bereitet. W e l c h e F o r m e l n v e r w e n d e t Rainer Castor für die M a s s e L e u c h t k r a f t - B e z i e h u n g u n d die M a s s e - R a d i u s - B e z i e h u n g ? L ä s s t er das Alter des ( H a u p t r e i h e n - ) S t e r n s in die B e r e c h n u n g einfließen? W e n n ich g e m ä ß d e m Wikipedia-Artikel die » E f f e k t i v e T e m p e r a t u r « a u s der Formel L = 4 * p i * R 2 * s i g m a * T ( e f f ) 4 (mit s i g m a = B o l t z m a n n - K o n s t a n t e ) b e r e c h n e n will, k o m m e ich mit d e m g e g e b e n e n 1,24-fachen S o l - D u r c h m e s s e r für Stardust auf folgende W e r t e : Bei einer L e u c h t k r a f t v o n 1,99 mal Sol ergibt die F o r m e l eine O b e r f l ä c h e n t e m p e r a t u r v o n 61B2 K, w a s d e m im Report 243G a n g e g e b e n e n W e r t v o n 6160 K s e h r n a h e k o m m t . W e n n ich allerdings die i m P E R R Y R H O D A N K o m m e n t a r a n g e g e b e n e L e u c h t k r a f t v o n 2,3*Sol e i n s e t z e , k o m m e ich mit d i e s e r Formel a u f eine T e m p e r a t u r v o n 6390 K, also zu heiß. W e l c h e F o r m e l verw e n d e t Rainer hier? A
A
Wie o b e n g e s a g t , regt der Stardust-Viererblock z u einig e n Spekulationen a n , so a u c h die Vision v o n Bully. Ich v e r m u t e , d a s s der Angriff der K o l o n n e mit z i r k a 2,5 Millionen T r a i t a n k s t a t s ä c h l i c h s t a t t f i n d e n w i r d , aber e t w a s a n d e r s , als Bully das in der V i s i o n g e s e h e n hat. W e i t e r f ü h r e n d e Spekulationen habe ich im N e u e n Galaktischen F o r u m gepostet. First Stardust G o u r m e t R e s t a u r a n t Klaus Seibel,
[email protected] Der Wurm sah erschrocken nach oben, als zwei orangefarbene Säulen vor ihm auftauchten. Darüber war ein weißes, flauschiges Etwas, das er nicht weiter definieren konnte. Er besaß keine Erfahrungswerte mit solchen Begegnungen und nur ein begrenztes Sichtfeld. Ein großes Auge sah ihn von schräg oben an. Ein Schnabel hackte nach ihm. Der Schmerz war nur kurz... B e v o r T i m b e r F W h i s t l e r jr. d e n R a u m betrat, s a h er s i c h n o c h m a l s die E i n l a d u n g a n . » F i r s t Stardust Gourm e t R e s t a u r a n t « s t a n d darauf. U n d : » E r ö f f n u n g « . Als p r o m i n e n t e s t e r B ü r g e r d e s S t a r d u s t - S y s t e m s erhielt er viele E i n l a d u n g e n , die er gar nicht alle w a h r n e h m e n k o n n t e o d e r wollte. Diese hatte ihn neugierig g e m a c h t . Nicht nur, d a s s er gut u n d g e r n aß. Die E i n ladung w a r d a r ü b e r h i n a u s nicht a u f Folie g e d r u c k t , s o n d e r n a u f ein k a r t o n ä h n l i c h e s Material. Ein M a n n i n e i n e m s e l t s a m e n s c h w a r z e n A n z u g beg r ü ß t e ihn f r e u n d l i c h u n d f ü h r t e ihn z u s e i n e m Platz. Der G a s t r a u m w a r r e t r o m ä ß i g a u f g e m a c h t . N u r das a n w e s e n d e K a m e r a t e a m s t ö r t e den E i n d r u c k . W h i s t ler w a r ü b e r r a s c h t , d a s s der Stuhl s i c h nicht s e i n e m K ö r p e r a n p a s s t e . E r r ü c k t e a u c h nicht s e l b s t ä n d i g a n den T i s c h . Das ü b e r n a h m der M a n n i m s c h w a r z e n Anzug.
J e m a n d mit e i n e m e i g e n a r t i g e n w e i ß e n Hut b r a c h t e ein s i l b e r n e s Tablett. E s w a r o f f e n s i c h t l i c h der K o c h . Er platzierte den T e l l e r v o r Whistler. » W a s ist d a s ? « , fragte W h i s t l e r e r s t a u n t . » E i n Ei, Sir.« » D a s s e h e ich selbst. Ich will w i s s e n , ob dies das Eröffnungsessen ist.« » K o s t e n S i e ! « , s a g t e der K o c h n u r u n d w i e s f r e u n d lich auf das B e s t e c k . Das Ei besaß bereits keine Schale mehr. W h i s t l e r s c h n i t t e s der L ä n g e n a c h d u r c h . E r t e i l t e die Hälften n o c h m a l s u n d s c h o b s i c h ein Viertel in den M u n d . Sein e G e s c h m a c k s n e r v e n benötigten e i n e n M o m e n t , u m die K o n s i s t e n z z u e r t a s t e n u n d das A r o m a w a h r z u nehmen. » H m - s e h r g u t « , k o m m e n t i e r t e Whistler. » I s t das...?« » J a w o h l , Sir. Ein e c h t e s Ei. Kein K o n z e n t r a t . Gelegt im S t a r d u s t - S y s t e m . Zubereitet n a c h e i n e m uralten Originalrezept aus derZeit der e r s t e n STARDUST, gekocht in richtigem W a s s e r . « W h i s t l e r nickte beifällig. » U n d wird es die P r o d u z e n t e n solcher Eier a u c h bei I h n e n z u v e r s p e i s e n g e b e n ? « » A b e r s e l b s t v e r s t ä n d l i c h . E s dauert n u r n o c h e t w a s , bis sie ausgereift s i n d . « » D a n n d ü r f e n Sie m i c h g e r n w i e d e r e i n l a d e n . « Der K o c h strahlte. N a c h d e m E s s e n verließ T i m b e r F W h i s t l e r jr. bes c h w i n g t das Lokal. Er hatte ein e c h t e s Ei g e g e s s e n . G e n a u g e n o m m e n ein Stardust-Ei. Und bald w ü r d e er sogar ein e c h t e s , gegrilltes H ä h n c h e n e s s e n . Die n e u e Zeit ließ s i c h wirklich gut a n . Forum: Menschheit im PR-Kosmos Harald Kirchhoff, H a K i 4 3 @ w e b . d e Dieser Brief befasst s i c h eigentlich n u r am Rande mit der a k t u e l l e n E n t w i c k l u n g , v i e l m e h r g e h t e s mir u m die E n t w i c k l u n g o d e r a u c h E v o l u t i o n der M e n s c h h e i t im PR-Kosmos. Vor einiger Zeit - ich w e i ß nicht m e h r g a n z g e n a u , w a n n - s c h r i e b ich e i n e n l ä n g e r e n , v o n dir a u c h n a h e z u u n g e k ü r z t v e r ö f f e n t l i c h t e n Brief ü b e r die Z u k u n f t der Menschheit n a c h dieser I n v a s o r e n o r g i e , i n s b e s o n dere der l e t z t e n ?00 Hefte. D a m a l s s c h l u g ich e t w a s grob e i n e n b e s t i m m t e n W e g der M e n s c h h e i t z u r k o s m i s c h e n Macht u n t e r A u s n u t z u n g der Möglichkeiten der K o s m i s c h e n H a n s e vor. Deine A n t w o r t , d a s s die M e n s c h h e i t dafür n o c h » m i n d e s t e n s eine Million J a h r e « b r a u c h e n w ü r d e , m ö c h t e ich i m L i c h t e der d e r z e i t i g e n E n t w i c k l u n g s t a r k a n zweifeln. 1. Der NUKLEUS Laut Z w i e b e l s c h a l e n m o d e l l hat j e d e s Volk - z u m i n d e s t potentiell - die Möglichkeit, s i c h f r ü h e r oder s p ä -
ter z u v e r g e i s t i g e n . Gerade i n P R w u r d e n s o viele u n terschiedliche Wege z u r Entwicklung zu einem G e i s t e s w e s e n , positiv oder negativ, b e s c h r i e b e n , dass m a n s i c h den H i n w e i s a u f die H e r k u n f t des N U K L E U S , die M o n o c h r o m - M u t a n t e n , s p a r e n k a n n . Sie s i n d / w a ren zu hundert Prozent Mensch. Die z w e i t e Menschheit u n t e r der F ü h r u n g der U n s t e r b lichen mit P e r r y R h o d a n u n d d e m » B e u t e t e r r a n e r « Atlan an der Spitze hat es a l s o in nicht e i n m a l g a n z 3 0 0 0 J a h r e n g e s c h a f f t , s i c h derart weit f o r t z u e n t w i c k e l n , d a s s dies m ö g l i c h w u r d e . Das n e n n e ich ein geradezu höllisches Tempo. Das n ä c h s t s c h n e l l s t e Volk, d a s mir z u d i e s e m T e m p o einfällt, sind die Baolin- N'da. Die h a b e n i m m e r h i n zirk a 100.000 J a h r e g e b r a u c h t u n d viel m e h r o p f e r n müssen. Ich habe b e w u s s t G e i s t e s w e s e n g e s c h r i e b e n , da a u c h ich w e i ß , d a s s der N U K L E U S n o c h nicht g a n z eine S u perintelligenz ist. A b e r viel fehlt nicht. Die C h a r a n i d e n ü b r i g e n s s i n d m e n s c h l i c h e r A b k u n f t u n d h a t t e n e s w o h l d e s h a l b nicht s o n d e r l i c h s c h w e r , s i c h mit d e m N U K L E U S z u v e r e i n e n . 2. ES und diverse andere Ereignisse S c h o n J a h r m i l l i o n e n v o r P e r r y s u n d Atlans Geburt bek a m E S v o n den K o s m o k r a t e n z w e i b e s o n d e r e Zellakt i v a t o r e n mit d e m Auftrag, sie z w e i P e r s o n e n z u überg e b e n , v o n d e n e n einer ein u n s w o h l b e k a n n t e r N e u l e m u r e r / T e r r a n e r u n d der a n d e r e ein u n s w o h l b e k a n n t e r l e m u r o k J e r H u m a n o i d e a r k o n i d i s c h e r Herkunft ist, d e r a u f d e m w i c h t i g s t e n P l a n e t e n der M ä c h tigkeitsballung b e s a g t e r Superintelligenz ein fast z e h n t a u s e n d j ä h r i g e s Exil a n t r e t e n m u s s . D a z u ist das Z e n t r a l g e s t i r n b e s a g t e n E x i l - S y s t e m s a u c h n o c h der » K r i s t a l l i s a t i o n s p u n k t « i n F o r m e i n e s 6 - D - J u w e l s , das g e n a u dort J a h r m i l l i o n e n z u v o r sein e n e n d g ü l t i g e n Status als Superintelligenz e r l a n g t e ( n ä m l i c h a u f der Insel T a l a n i s ) , i n d e m e s das J u w e l anzapfte. F e r n e r w a r der z e r s t ö r t e f ü n f t e Planet d i e s e s S y s t e m die Heimat einer s o g e n a n n t e n Megaintelligenz n a m e n s Z E U T , die i n S y m b i o s e mit der e r s t e n M e n s c h heit lebte. N u r ein Narr k ö n n t e das nicht mit d e m J u w e l u n d E S in V e r b i n d u n g b r i n g e n . Des W e i t e r e n ist d e r v i e r t e Planet - n a t ü r l i c h g a n z zufällig - ein P a s s a g e p l a n e t ins A r r e s u m , g a n z z u s c h w e i g e n v o n L a i r e s A u g e , das die L o o w e r auf der Erde einst v e r s t e c k t e n ( u n d n a t ü r l i c h v o n den Cappins, d e n S h u w a s h e n u n d a n d e r e n ) . 3. Chronofossilien Die » k o s m i s c h e n F u ß s p u r e n « b e s a g t e r A n g e h ö r i g e n dieser s o angeblich u n b e d e u t e n d e n R a s s e s o r g e n für e i n e s der w i c h t i g s t e n E r e i g n i s s e der l e t z t e n 100.000.000 Millionen J a h r e i m g a n z e n U n i v e r s u m
u n d d a r ü b e r h i n a u s für die R ü c k k e h r d e s F r o s t r u b i n s a n s e i n e n a n g e s t a m m t e n Platz. Das b e d e u t e t e nichts w e n i g e r als die R e t t u n g e i n e s b e t r ä c h t l i c h e n Teils d e s U n i v e r s u m s . Gleichzeitig steht P e r r y R h o d a n am Berg der Schöpf u n g u n d w e i s t die A n t w o r t auf die Dritte Ultimate Frage z u r ü c k . Z u v o r hat die Menschheit in Rekordzeit die A n t w o r t e n a u f die beiden a n d e r e n F r a g e n g e f u n d e n . 4. Ritter der Tiefe Die B e r u f u n g der s c h o n u n t e r P u n k t 2 e r w ä h n t e n K a n didaten z u Rittern der Tiefe ist ein e h e r z w e i t r a n g i g e s E r e i g n i s , da sie es - z u m Glück - nicht lange w a r e n . Z u g e g e b e n e r m a ß e n s i n d die A u r e n bis a u f d e n h e u tigen Tag m i t u n t e r recht n ü t z l i c h . 5. Die Niederwerfung THOREGONS Die D u r c h k r e u z u n g der Pläne T H 0 R E G 0 N S u n d die Hilfe bei s e i n e r V e r n i c h t u n g d u r c h die SOL b e d e u t e t e n die e r n e u t e R e t t u n g e i n e s b e t r ä c h t l i c h e n Teils d e s Universums. 6. Die Negasphäre Die in m e i n e r w a h r s c h e i n l i c h u n v o l l s t ä n d i g e n A u f z ä h lung bisher letzte Großtat u n d w i e v i e l e s in Heft 242? a u c h v o n Beck, d e m K o s m o k r a t e n r o b o t e r u n d e c h t e n Igsorian v o n V e y l t , e r w ä h n t , ist der e x t r e m e h r g e i z i g e Versuch (der höchstwahrscheinlich am Schluss gelingt) einer R e t r o v e r s i o n einer N e g a s p h ä r e . W a s h a b e n die T e r r a n e r nicht alles erreicht: die Vern i c h t u n g o d e r Kaltstellung v o n ( n e b e n T H 0 R E G 0 N ) w e n i g s t e n s v i e r w e i t e r e n n e g a t i v e n Superintellig e n z e n - A N T I - E S , Seth-Apophis, S E E L E N Q U E L L u n d V ' A U P E R T I R , v o n der Befriedung v o n SATRUGAR g a n z zu schweigen. A b e r a u c h die Rolle der M e n s c h h e i t bei der B e s i e d l u n g d e s A r r e s u m s w ä r e z u e r w ä h n e n u n d v i e l e s mehr. Wie viel m e h r k o s m i s c h willst du es denn noch haben? Ich s a g e n a c h w i e vor: Es ist h ö c h s t e Zeit, d a s s die T e r r a n e r endlich eine k o s m i s c h e Macht w e r d e n , a u c h im Hinblick a u f die 20.000 J a h r e , die ES als Frist g e s e t z t hat. Die T e r r a n e r s i n d s e h r gut im Zeitplan, a u c h w e n n eine w e i t e r e V e r g e i s t i g u n g der T e r r a n e r wirklich erst in einer Million J a h r e a n s t e h t . Sie aber a u c h i m m e r a u f der Stelle t r e t e n z u l a s s e n , w i e ihr A u t o r e n e s macht, u n d k ü n s t l i c h e B r e m s e n w i e Technikalzheimer und Hyperimpedanz einzubauen, ist u n g l a u b w ü r d i g . Es w i r d Zeit, d a s s ihr die Terraner, o d e r s a g e n w i r b e s s e r die L F T , z u einer e c h t e n Macht w e r d e n u n d sie w a c h s e n lasst. Außerdem w ü r d e es einen Heidenspaß machen, den alten B o s t i c h u n d die a n d e r e n g a l a k t i s c h e n N e i d h a m mel bildlich g e s p r o c h e n v o r W u t in d e n Teppich beißen z u s e h e n . D a hat m a n s i c h s c h o n die Unsterblichkeit e r p r e s s t u n d m u s s d a n n d o c h z u s e h e n , w i e die m e n s c h l i c h e K o n k u r r e n z a l l m ä h l i c h hinter d e n entw i c k l u n g s t e c h n i s c h e n H o r i z o n t enteilt.
Allerdings k ö n n t e t ihr aber a u c h das eine oder a n d e r e B l u e s v o l k , keinesfalls aber alle, z u r Einsicht k o m m e n u n d s i c h der L F T a n s c h l i e ß e n l a s s e n , e t w a die A p a s o s oder die T e n t r a - B l u e s . A u c h eine baldige W i e d e r a u f n a h m e des K o n t a k t e s m i j d e n M e n s c h e n g r u p p e n bei den N o n g g o , der Nation A l a s h a n u n d den C h r o m u n d e r n w ä r e w ü n s c h e n s w e r t , w o b e i er nicht w i e d e r a b r e i ß e n sollte. Mit A m b r i a d o r w u r d e ein s c h ö n e r A n f a n g g e m a c h t , w o b e i m a n dort a u c h ein w e n i g t e c h n i s c h e Hilfe b r a u chen könnte. T r a n s f o r m k a n o n e n sind z w a r n u t z l o s , aber P a r a t r o n technik und Intervallkanonen sowie verbesserte K N K s dürften willkommen sein. Vielleicht k a n n m a n a u c h s p ä t e r eine T r a n s m i t t e r s t r e cke z u m i n d e s t bis z u m R a n d v o n A m b r i a d o r b a u e n . A u c h das g e h ö r t d a z u , w e n n m a n k o s m i s c h e Macht w e r d e n will. Vielleicht w o l l e n s i c h die Alteraner d o c h w i e d e r Terra anschließen? Am besten macht m a n dasselbe, w a s die Posbis einst für Terra g e t a n h a b e n : eine Flotte v o n s a g e n w i r 10.000 Schiffen s c h i c k e n . Vielleicht l e g e n die Posbis n o c h ein paar t a u s e n d L F T - B o x e n drauf.
Damit w ä r e Altera s i c h e r gut g e h o l f e n , u n d die L a r e n gefahr w ü r d e s t a r k r e d u z i e r t . Vielleicht k a n n m a n i h n e n a u c h b e i m A u f b a u v o n etw a s Ähnlichem wie NATHAN helfen. Übrigens sollte m a n den A l t e r a n e r n vielleicht bald einmal die g a n z e u n g e h e u e r l i c h e G e s c h i c h t e der M e n s c h heit i m A l l g e m e i n e n u n d P e r r y R h o d a n s i m B e s o n d e ren e r z ä h l e n ; letztlich m ü s s e n sie es e r f a h r e n - es ist ihr R e c h t ! Ich jedenfalls s e h e m i c h mit d e m C h r o n i s t e n Beck in g u t e r Gesellschaft. Schlusswort Frank S c z e n s n y A u f d i e s e m W e g e m ö c h t e ich d e m g e s a m t e n A u t o r e n t e a m für all die s p a n n e n d e n S t u n d e n im P e r r y v e r s u m d a n k e n . Bitte s e n d e ein g a n z b e s o n d e r e s D a n k e s c h ö n an H. G. Francis. Mein Bruder u n d ich w a r e n / s i n d b e g e i s t e r t e F a n s der alten » H e - M a n « - H ö r s p i e l e , a n d e n e n er m i t g e w i r k t hat. Vielleicht hat u n s der s p a n n e n d e Mix aus F a n t a s y u n d Science Fiction s c h o n d a m a l s z u d e n h e u t i g e n P e r r y L e s e r n geprägt.
Die Grafik der W o c h e Stardust J o s t Alpe,
[email protected] Gerade k o m m e ich a u s N e w Y o r k v o m Sightseeing. Am Broadway, g a n z in der N ä h e d e s T i m e S q u a r e , fand ich diesen Frühstücksdiner, der b e s t i m m t v o n E S eröffnet wurde, um T e r r a n e r i n die » N e u e Welt« einzuladen. Die B e d i e n u n g e n s i n g e n die g a n z e Zeit k a r a o k e m ä ß i g a u s alten Musicals vor. Der L a d e n hat eine s u p e r A t m o s p h ä r e .
Z u den S t e r n e n ! Euer A r n d t E l i m e r VPM P o s t f a c h 2352 76413 Rastatt
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ftppj/Rbodan G LOSSAR Chaotarchen Die C h a o t a r c h e n - a u c h als die » M ä c h t e d e s C h a o s « b e z e i c h n e t - v e r k ö r p e r n die k o s m i s c h e n G e g e n s p i e ler der K o s m o k r a t e n . Beide w e r d e n z u s a m m e n f a s s e n d als » H o h e M ä c h t e « b e z e i c h n e t . K o s m o k r a t e n u n d C h a o t a r c h e n r i n g e n seit Milliarden v o n J a h r e n u m die H e r r s c h a f t ü b e r d e n K o s m o s . Die C h a o t a r c h e n b e a b s i c h t i g e n , d a s Maß d e r U n o r d nung im Universum weiter zu verstärken, w ä h r e n d die K o s m o k r a t e n d a s P r i n z i p der O r d n u n g f ö r d e r n w o l l e n . D a z w i s c h e n s t e h t nicht n u r d a s » L e b e n a n s i c h « , sondern auch weitere, geringere Mächte wie Si K i t u . Spürbar w u r d e n die c h a o t i s c h e n M ä c h t e für die T e r r a ner meist n u r d u r c h ihre Helfer, n e g a t i v e Superintellig e n z e n , der Dekalog der E l e m e n t e i n d e n J a h r e n 4 2 2 / 4 2 8 NGZ u n d in der H a n d l u n g s g e g e n w a r t der u n e n d l i c h e H e e r w u r m d e s Chaos, die T e r m i n a l e Kolonne TRAITOR. G u c k y ; der Meisterdieb Z u r Zeit der S c h w a r m k r i s e - 3443 n. Chr. - erhält G u c k y d e n E h r e n t i t e l Meisterdieb d u r c h die Pai'uhn K'asaltic z u g e s p r o c h e n . N a c h d e m e s d i e s e n g e l u n g e n w a r , die s a g e n u m w o b e n e K r o n e der Koltas z u s t e h l e n - der » D i e b s t a h l d e s J a h r h u n d e r t s « - , trifft G u c k y a u f d i e s e s Volk d e s S t e r n e n s c h w a r m s . D a n k s e i n e r T e l e p o r t e r g a b e e r w e i s t e r s i c h , g e m e i n s a m mit L o r d Z w i e b u s , als Meisterdieb u n d w i r d in die Gilde der Meisterdiebe a u f g e n o m m e n . D a d u r c h w i r d e s G u c k y m ö g l i c h , a n das v o n d e n Pai'uhn K'asaltic g e s t o h l e n e Tabora h e r a n z u k o m m e n . G u c k y ; der Überall-zugleich-Töter Die B e z e i c h n u n g » Ü b e r a l l - z u g l e i c h - T ö t e r « erhielt G u cky w e g e n seiner sagenhaften Teleporterfähigkeiten, die i h m g e w i s s e r m a ß e n O m n i p r ä s e n z v e r l e i h e n k ö n n e n . E r w u r d e i h m u r s p r ü n g l i c h v o n d e n M a a h k s verliehen, d e n e n er bei e i n e m Z e i t r e i s e a b e n t e u e r g e g e n die Meister der Insel half. On- und Noon-Quanten O n - u n d N o o n - Q u a n t e n w e r d e n z u s a m m e n f a s s e n d als Biophore u m s c h r i e b e n . S i n n g e m ä ß lässt s i c h Biophor e als » L e b e n s t r ä g e r « ü b e r s e t z e n . H y p e r e n e r g e t i s c h e n t s p r e c h e n die Biophore d e m , w a s m a n a u c h als L e b e n s e n e r g i e b e z e i c h n e n k ö n n t e . W ä h r e n d das O n Quant das L e b e n e r z e u g e n k a n n , n a c h d e m m a n e s i n d e n N o r m a l r a u m e n t l a s s e n hat, legt das N o o n - Q u a n t u n t e r b e s t i m m t e n V o r a u s s e t z u n g e n den G r u n d s t o c k z u r o r g a n i s c h e n Intelligenz. Biophore stellen d a s Mittel dar, mit d e m die K o s m o k r a t e n L e b e n i m U n i v e r s u m a u s s ä e n l a s s e n . Die Sieben M ä c h t i g e n v e r b r e i t e n mit d e n S p o r e n s c h i f f e n die Biophore in d e n Galaxien; später s c h i c k e n sie d a n n die S c h w ä r m e aus, die d e n e n t s t a n d e n e n W e s e n a u c h die Intelligenz b r i n g e n sollen. An Bord der S p o r e n s c h i f f e
s i n d die Biophore in einer Art s i m u l i e r t e m H y p e r r a u m untergebracht. Sie m ü s s e n a u f diese Methode v o n der A u ß e n w e l t a b g e s c h i r m t w e r d e n . A u f g r u n d ihrer Neig u n g , mit jeder Art v o n Materie z u r e a g i e r e n , a l s o a u c h mit p r i m i t i v e n N e r v e n s y s t e m e n , k ö n n e n f a l s c h a u s g e s t r e u t e Biophore z u einer e x i s t e n z i e l l e n B e d r o h u n g für g a n z e Galaxien w e r d e n . Pai'uhn K'asaltic Die Pai'uhn K'asaltic sind ein Volk des S t e r n e n s c h w a r m s , der im v i e r t e n J a h r t a u s e n d alter Z e i t r e c h n u n g die Milchstraße d u r c h q u e r t e . N a c h d e m der S c h w ä r m w i e der an die C y n o s ü b e r g e g a n g e n w a r , hinterließen diese das H e i m a t s y s t e m der Pai'uhn K'asalic, Ghoghor, in der Milchstraße. Die Pai'uhn K'asaltic w e r d e n a u c h » V i e l g e s t a l t i g e mit den f l i n k e n H ä n d e n « g e n a n n t , d a sie b e g n a d e t e Ges t a l t w a n d l e r u n d Meisterdiebe s i n d . A u f ihrer Heimatwelt w ä h l e n sie b e v o r z u g t eine h u m a n o i d e E r s c h e i n u n g s f o r m , allerdings gleichen sie i m R u h e z u s t a n d , bei der P a a r u n g o d e r i m Tod e t w a z w e i M e t e r h o h e n , s e h r s c h l a n k e n K e g e l n a u s einer w e i ß g r a u e n , schleim i g e n M a s s e . V o m C h a r a k t e r her s i n d die P a i ' u h n K'asaltic n o t o r i s c h e Diebe, die mit i h r e n H a n d l u n g e n aber nichts U n r e c h t e s o d e r gar B ö s e s v e r b i n d e n , s o n d e r n den Diebstahl als K u n s t f o r m b e t r a c h t e n , für d e n sie R u h m e r w e r b e n k ö n n e n . Ihre Diebstähle r i c h t e n s i c h allerdings n i e m a l s g e g e n i h r e s g l e i c h e n . PLURAPH Die P L U R A P H ist eine e h e m a l i g e K o l o n n e n - E i n h e i t ein 280 Meter hoher, k e g e l s t u m p f f ö r m i g e r Grundkörper mit g e w ö l b t e r Unterseite ( a n der Basis 860, o b e n 4 0 0 Meter d u r c h m e s s e n d ) , a u s d e m f ü n f A u s w ü c h s e r a g e n , die s i c h 200 Meter ü b e r d e m B a s i s k ö r p e r z u m 250 Meter l a n g e n u n d bis zu 120 Meter d u r c h m e s s e n d e n Mast v e r e i n i g e n . Die hellblau u n d hellbraun g e m a s e r t e O b e r f l ä c h e der P L U R A P H ist v o n m u s c h e l a r t i g e n , lebendigen S c h a l e n w e s e n , d e n P h ' a k u t u o d e r H y p e r p h y s i o l o g i s c h e n H y b r i d e n , dicht an dicht bes e t z t . E s handelt s i c h dabei u m unintelligente L e b e w e s e n , die eine A r t S c h i f f s p a n z e r u n g g e w ä h r l e i s t e n , B e s c h ä d i g u n g e n selbsttätig r e p a r i e r e n , die P L U R A P H mit s e l b s t e r z e u g t e n Kraftfeldern s c h ü t z e n k ö n n e n u n d das Schiff i n d e n H y p e r r a u m v e r s e t z e n , w o sie allerdings d u r c h e i n e n g e e i g n e t e n Antrieb f o r t b e w e g t werden muss. Der Mast der P L U R A P H b e s t e h t aus dicht g e p a c k t e r Technologie - darunter W a f f e n s y s t e m e und H y p e r z a p f e r - u n d w u r d e d e m Schiff n a c h t r ä g l i c h h i n z u g e f ü g t , n a c h d e m d e s s e n interne T e c h n o l o g i e irreparabel b e s c h ä d i g t w u r d e . W i r d e r v o n der u r s p r ü n g l i c h e n P L U R A P H g e t r e n n t , s i n k t d e r e n Leist u n g b e ä n g s t i g e n d ab, allerdings w i r d sie i n d i e s e m Z u s t a n d v o n Einheiten TRAIT0RS n o c h i m m e r als ihresgleichen a k z e p t i e r t .
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