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Tatsachen und Informationen aus der Aquaristik Nr. 60
Herausgeber Dr. rer. nat. Ulrich Baensch Redaktion K. A. Fric...
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TI
Tatsachen und Informationen aus der Aquaristik Nr. 60
Herausgeber Dr. rer. nat. Ulrich Baensch Redaktion K. A. Frickhinger
Dezember 1982 17. Jahrgang Bezugspreis DM 3,50 Ersch. vierteljährlich
TI Inhalt
Nymphaea lotus im Biotop.
Foto: E. Pürzl
s. 4 Aquaristik in Kürze
Die Kolumne
Süßwasser
Vorwärts oder rückwärts? Mißbildung bei einer Wildform
S. 15
„Apistogramma amoena" — ein seltener Zwergbuntbarsch S. 5 Das Gesicht verrät den Räuber S. 6 Homalopteridae und Gastromyzonidae
S. 9
Xiphophorus helleri, Population von Belize
S. 10
Rote Wildformen von Xiphophorus helleri
Wasserpflanzen
Zahnschäden beim Kugelfisch S. 15 Die Aalquappe ein Aquarienfisch
S. 16
Ein Evolutionsbeispiel? Periophthalmus barbarus S. 16 Zucht des Neunstachligen Stichlings S. 18
S. 11
Neue und seltene Buntbarsche aus der Neuen Welt S. 12
Neue Aquarienpflanzen
S. 27
Ein anpassungsfähiger Wasserkelch — Cryptocoryne spiralis S. 30 Der Gewimperte Wasserkelch — Cryptocoryne ciliata S. 32 Anemonenfische mit Mänteln (Buchauszug) S. 34
Seewasser
Fotografieren im Aquarium, Teil 2 S. 36
Nußknacker unter Wasser, Erfahrungen mit Drückerfischen
Die Fossilienseite
S. 19
Der lichtscheue Höhlenfisch
S. 14
Über Wasserpflanzen aus Westafrika S. 25
Ein Schmuckstück ist Nemateleotris decora
Titelbild: Xiph. montezumae, der Montezuma-Schwerttrager.
Panzerfische
S. 38
S. 23
Foto: L. Wischnath
Chefredakteur
Liebe TI-Leser!
In diesem Heft wird über interessante Versuche mit dem Blinden Höhlenfisch berichtet. Dieser Fisch hat mich schon immer fasziniert, weil er ein deutliches Beispiel dafür darstellt, wie konsequent die Natur auf Organe zu verzichten bereit ist, die nicht mehr benötigt werden. Dieser Verzicht auf den Gesichtssinn wird gleichzeitig begleitet durch Pigmentlosigkeit der Haut und auf der anderen Seite wieder kompensiert durch hochentwikkeltes Geruchs-, Geschmacks- und Tast-Vermögen. In Mittelamerika ist der Silbersalmler Astyanax mexicanus verbreitet. Obwohl die Höhlenfische sich von diesem Salmler im Aussehen ganz beträchtlich unterscheiden und außerdem auch ein gänzlich anderes Verhalten entwickelt haben, müssen sie dennoch als ein an das Leben im Dunkeln angepaßter „Blutsverwandter" dieser Silbersalmler gelten. K. A. Frickhinger Der allgemein übliche Name „Anoptichthys jordani" hat deshalb auch keine Berechtigung. Nun könnte man glauben, daß die Rückbildung der Augen und der Farbstoffe der Haut nur als unmittelbare Folge des Lebens in der Dunkelheit auftreten und in mehr oder weniger kurzer Zeit sich wieder verändern ließen. Doch es hat sich gezeigt, daß man den Höhlensalmler über viele Generationen in hellen Aquarien halten und züchten kann, ohne daß die geringste Veränderung seines Aussehens und seines Verhaltens eintritt. Dies wiederum macht deutlich, daß diese Eigenschaften bereits erblich bedingt sind. Doch nun kommt das Allermerkwürdigste. Der Höhlensalmler und sein oberirdisch lebender Verwandter lassen sich miteinander kreuzen und hierbei entstehen Mittelformen zwischen dem Silbersalmler und dem Höhlenfisch. Diese Mittelformen besitzen kleine Augen, sind deutlich gefärbt und auch voll fortpflanzungsfähig. Wenn man nun diese Mittelformen untereinander kreuzt, erhält man eine Tochtergeneration mit verschiedenen Nachkommen, deren Palette von normalen Augen bis zur völligen Blindheit reicht. Dabei kommen als besonders interessante Formen normal pigmentierte Fische ohne Augen ebenso wie auch pigmentlose Fische mit Augen vor. Dies zeigt wiederum, daß die Pigmentlosigkeit und die Blindheit auf jeweils eigenen Erbfaktoren beruhen und nicht zusammengekoppelt sind. Wie lange mag es wohl gedauert haben, bis sich diese Merkmale ausgebildet haben? Leider läßt sich dieses nicht genau sagen. Aber man kann in etwa abschätzen, wie lange es im Höchstfall gedauert haben kann. Ursprünglich stammt der Silbersalmler aus Südamerika. Die Landbrücke zwischen den beiden Teilkontinenten bildete sich erst gegen Ende des Tertiärs vor ca. 2 Mill. Jahren aus. Eher konnte der Silbersalmler also nicht nach Mexiko gekommen sein, da es sich um eine an das Süßwasser gebundene Form handelt. Andererseits dürfte das vom Blinden Höhlensalmler eroberte Höhlen-Biotop frühestens während der Eiszeit, also vor höchstens 500.000 Jahren, entstanden sein. Vor dieser Zeit kann diese Entwicklung nicht eingesetzt haben. Wie lange wird es nun wohl dauern, bis unser blinder Höhlenfisch sein Erbgut so gesichert hat, daß er mit Recht seinen eigenen Gattungsnamen trägt? Wird es noch einige 100.000 Jahre dauern, oder wird unsere schnellebige Zeit auch die Evolution beschleunigen? Wir werden es mit Sicherheit nicht mehr erleben, - aber es lohnt sich, darüber nachzudenken!
Herzlichst
Ihr K. A. Frickhinger
Die Tl-Redaktion sucht laufend interessante Texte und Farbdias zur Veröffentlichung. Wir sind Ihnen deshalb für jeden Beitrag dankbar. Gleichzeitig müssen wir Sie jedoch um Ihr Verständnis bitten, wenn wir nicht alle eingesandten Artikel berücksichtigen können. Vor allem gilt dies dann, wenn das gleiche oder ähnliche Thema in einem der letzten 6 Hefte abgedruckt wurde, es sei denn, Sie berichten über völlig neue Beobachtungen oder Erkenntnisse. Bitte beachten Sie, daß wir nur solche Beiträge annehmen können, die nicht gleichzeitig anderen Zeitschriften angeboten wurden oder gar schon früher veröffentlicht worden sind. Dasselbe gilt natürlich auch für Ihre Farbdias, obwohl wir in diesem Falle zu Ausnahmen bereit sind, wenn die Bilder entsprechend gekennzeichnet werden. Leider sieht sich die Redaktion manchmal gezwungen, Artikel zu kürzen oder sonstwie geringfügig zu verändern bzw. zu ergänzen. Auch kann es vorkommen, daß wir nicht alle Autoren-Bilder verwenden oder einzelne Bilder durch solche aus unserem Archiv ersetzen müssen. Für all dies bitten wir Sie nicht nur um Ihr Verständnis sondern vor allem auch um Ihr Einverständnis. Zuletzt noch ein Hinweis. Sie sparen uns viel Arbeit, wenn Sie Ihre Beiträge w e i t z e i l i g geschrieben einreichen. Liefern Sie uns bitte Ihre Bilder einzeln verpackt und kennzeichnen Sie jedes Dia mit der dazugehörigen genauen wissenschaftlichen Bezeichnung und vor allem mit dem Autoren- bzw. Fotografennamen. Versenden Sie bitte niemals eingeglaste Dias. Glaslose Rahmen oder Cellophanhüllen gibt es in jeder Fotohandlung. Schließlich möchten wir unsere Leser noch darauf aufmerksam machen, daß die Meinung des Autors nicht unbedingt auch die Meinung der Tl-Redaktion sein muß.
TI Süßwasser „Apistogramma amoena" — ein seltener Zwergbuntbarsch Apistogramma amoena gehört zu den Zwergbuntbarschen, die weitgehend in Vergessenheit geraten sind. Apistogramma amoena lebt im Gebiet des Rio Ambyiacu (= Rio Ampiyacu) in Peru. Da Copes Beschreibung von Apistogramma amoena (nicht amoenus!) aus dem Jahre 1872 sehr lückenhaft ist und das Exemplar, auf dem sie beruht, inzwischen verlorengegangen ist, läßt sich zur Zeit nicht mit Sicherheit feststellen, um welchen Apistogramma es sich bei jener Spezies handelt. Die in der Aquaristik unter der Handelsbezeichnung „A. amoena" auftauchenden Arten sind nicht mit Copes Spezies identisch, die einen schlanken langgestreckten Körper besitzt. In Deutschland hat sich für eine dieser noch nicht eindeutig identifizierten Arten die Bezeichnung Apistogramma spec. (Rotpunki-Apistogramma) eingebürgert. Mit seinen 6 cm Länge ist er noch ein rechter Zwerg; seine hohe Rükkenflosse und die lang ausgezogenen Bauchflossen lassen ihn allerdings weitaus größer erscheinen. Die Caudale ist gerundet, beim Männchen laufen die Rücken- und die Afterflosse spitz zu. Die Färbung ist außerordentlich stimmungsabhängig. Oberhalb der Mittellinie und auf den Kiemendeckeln unter den Augen verlaufen blau irisierende Tüpfel, während die Körpergrundfarbe von einem beigefarbenen Ton bestimmt wird. Je nach Lichteinfall ist unterhalb der Mittellinie ein dünner Saum aus rotbraunen Punkten erkennbar. Die schwarze Mittellinie ist beim Männchen nur schwach ausgebildet. Sie endet bei beiden Geschlechtern in einem ovalen Fleck auf der Schwanzwurzel. Die Lippen schimmern ebenfalls weißblau und stellen einen aparten Blickfang der relativ kurzen
Schnauze dar. Wie bei allen Apistogramma-Arten trifft man auch hier eine schwarze Augenbinde von den Augen bis zur Kehle an, die beim Weibchen stärker ausgebildet ist. Das Weibchen hat mit 4 cm seine Totallänge erreicht.
Apistogramma amoena, o. , u. 2 Fotos: RSatura
Nachdem ich mein erstes „Amoena"-Pärchen in ein 80-l-Becken eingesetzt hatte, mußte ich deshalb anfangs um das Leben des noch relativ winzigen Weibchens bangen. Das Männchen balzte sofort mit ihr, indem er sie zuerst zitternd um-
kreiste, sie dann aber äußerst heftig angriff. Doch in dem stark verkrauteten Becken konnte sie sich ausreichend vor ihm verstecken, zumal das Männchen auch durch die fünf Nannostomus beckfordi und zwei Otocinclus, die ich als Feindfische eingesetzt hatte, abgelenkt wurde. Nun mußte das Weibchen möglichst schnell und gehaltvoll angefüttert werden. Gute Erfolge erzielte ich dabei mit meiner selbst zusammengestellten Flockenfutter-Mischung - zwei Teile TetraMin und je ein Teil TetraPhyll und TetraRubin - die ich stets im Wechsel mit Tubifex, roten Mückenlarven und Wasserflöhen anbot. Durch diese Abwechslung beugte ich der Gefahr von Mangelerscheinungen und der Futterverweigerung durch einseitige Ernährung vor. Obwohl das Weibchen bald seine Größe erreicht hatte, fand sich das Pärchen erst nach einem Jahr so weit zusammen, daß es zur Eiablage kam. Auffallend war, daß die Eier nicht in einer der Höhlen aus halbierten Tontöpfen abgelegt wurden, sondern auf einer Wurzel, die dicht mit Javamoos bewachsen war. Das Gelege bestand aus 50 bis 60 ovalen klarweißen Eiern. Bei einem pHWert von 6,5, einer GH von 10°, einer KH von 4° und 25° C Wassertemperatur hatte ich keine Bedenken, daß die Jungen nicht schlüpfen könnten. Gefahr konnte nur durch anormales Verhalten der Eltern drohen, zumal die Aufzucht der ersten Nachkommenschaft immer etwas problematisch ist. Doch die Brut wurde von der Mutter vorbildlich bewacht. Beide Tiere zeigten eine ausgeprägte Brutfärbung. Das quittengelbe Weibchen hatte ein schwarzes Schachbrettmuster aus der nun in kurzen Abständen unterbrochenen Mittellinie und schwarzen Streifen auf dem Rücken ausgebildet. Sogar das Männchen war in dieser Zeit auffallend gelb und zeigte eine tiefschwarze Augenquerbinde. Tatsächlich schlüpften die Jungen nach drei Tagen und schwammen nach weiteren fünf Tagen frei. Sie nahmen sofort Artemia-Nauplien an, da sie im Gegensatz zu anderen Apistogramma-Jungfischen schon relativ groß waren. Das Weibchen mußte jedoch immer mehr dem Drängen des Männchens weichen, das offensichtlich selbst die Brutpflege übernehmen wollte.
Nach 15 Tagen hatte das Männchen alle Jungfische übernommen und vertrieb die Mutter unerbittlich in die hinterste Ecke des Aquariums. Am folgenden Tag hatte es alle Jungfische aufgefressen und balzte nun wieder mit dem ziemlich zerzausten Weibchen. Mit dem folgenden Gelege hatte ich allerdings mehr Glück. Das Weibchen pflegte die Jungen vier Wochen lang, während das Männchen stets in gebührendem Abstand das äußere Revier verteidigte. Bemerkenswert war, daß es die Jungen in diesem Alter zum großen Teil übernahm, was ohne die Aggressivität geschah, die beim ersten Nachwuchs zu beobachten war. Beide Tiere hatten sich den Schwarm geteilt und verhielten sich friedlich zueinander. Durch seine ebenfalls gelbe Signalfärbung wurde der Vater von den Jungen als Elterntier erkannt. Da er die Jungen aber nicht mit dem Maul aufsammelte, wenn sie sich zerstreut hatten, sondern sie nur durch Kopfrucken zurückrief, breiteten sich seine Schützlinge etwas weiter aus. Der Pflegetrieb des Weibchens ließ erst nach sechs Wochen nach, als sie zum dritten Mal ablaichte. Zur Zeit bewohnt sie mit ihren gerade geschlüpften Jungen die rechte Hälfte des Aquariums, während sich der Vater die linke Hälfte mit ca. 25 Jungfischen von 1 cm Länge teilt. Das Brutpflegeverhalten des „Apistogramma amoena" stellt einen Übergang zwischen Elternfamilie und reiner Mutterfamilie dar. Eventuell ließe sich aufgrund dieses Verhaltens auf die entwicklungsgeschichtliche Stellung des „Amoena" innerhalb seiner Gattung schließen. P. Santura
Das Gesicht verrät den Räuber
Nicht immer sieht man einem Fisch, wenn er als Jungtier in einer Zoohandlung schwimmt, auf den ersten Blick an, was einmal aus ihm werden wird: wie groß er wird, wie er sich farblich entwickelt, wie er sich anderen Fischen gegenüber verhält, welche Nahrung er benötigt usw. Schon oft sind Aquarianer auf das hübsche Aussehen im Fachhandel angebotener Fischlein hereingefallen, da sie nicht wußten, daß die harmlos aussehenden Tierchen sich einmal zu ausgesprochenen Raubfischen auswachsen würden. Wenn dann die Zahl der im Gesellschaftsaquarium lebenden Neonfische und Glühlichtsalmler rapide abnimmt, ist es meistens zu spät. Die Enttäuschung über den mit dem Erwerb des Räubers getanen Mißgriff ist groß und wird von manchem Aquarianer als Rückschlag empfunden. Dabei kann es ausgesprochen interessant und lohnenswert sein, einmal einen „Raubfisch" im Zimmeraquarium zu pflegen. Allein das Freßverhalten solcher Fische kann faszinieren, und es macht auch Spaß, zu sehen, wie aus kleinen Jungfischen wahre Prachtexemplare heranwachsen. Allerdings müssen zwei Voraussetzungen erfüllt sein, wenn die Pflege solcher Räuber nicht nur gelingen sondern auch ein wenig Spaß machen soll: Erstens muß ein Aquarium zur Verfügung stehen, das den heranwachsenden Fischen genügend Platz bietet, und zweitens muß gewährleistet sein, daß geeignete Nahrung in aussreichender Menge vorhanden ist. Zweifellos lassen sich fast alle Aquarienfische, auch fleischfressende Arten, an alle möglichen Ersatzfuttersorten gewöhnen; meistens reicht die Fütterung mit Großflocken, Futtertabletten, usw. auch aus, um die Tiere ausreichend zu ernähren. Doch ihr „richtiges" Verhalten zeigen die räuberisch lebenden Arten erst dann, wenn sie auch „richtig" gefüttert werden. Ihr Beutefangverhalten läßt sich erst beobachten, wenn ihnen natürliche Beutetiere angeboten werden - und das sind in den meisten Fällen kleinere Fische! Es lohnt sich also
schon, vor der Anschaffung fleisch— bzw. fischfressender Arten zu überlegen, ob man sich nicht eine Futterfischzucht anlegen sollte. Lebendgebärende Zahnkarpfen oder solch vermehrungsfreudige Cichliden wie etwa Cichlasoma nigrofasciatum, Arten also, die nur wenig Platz beanspruchen, sind hierzu hervorragend geeignet. Räuberisch lebende Arten gibt es eigentlich in allen Fischfamilien. Es gibt also für jeden „Geschmack" das Richtige. Wenn man sich einmal genauer im Fachhandel umsieht, dann findet man eine ganze Menge verschiedener „ Raubfischarten", die sich gut für die Pflege zu Hause eignen. Zu den größten „Kalibern" unter den Räubern zählen die Schlangenkopffische aus der Familie Channidae. Die Gattung Channa umfaßt etwa 30 Arten, die entweder im tropischen Afrika oder in Südostasien beheimatet sind. Die größten Channa-Arten, z. B. C. striata oder C. micropeltes, können fast einen Meter Gesamtlänge erreichen! Alle Arten haben einen langgestreckten, im Querschnitt runden Körper. Ihr endständiges bis leicht oberständiges Maul ist sehr tief gespalten, der Unterkiefer springt deutlich vor. Channa-Arten ernähren sich von Fischen, die sie im schnellen Vorstoß packen: Mit ihrer langgezogenen Rücken- und Afterflosse, der kräftig entwickelten Schwanzflosse und dem sehr beweglichen, geschmeidigen Körper sind diese Fische enorm wendig. Eine eher steif wirkende Schwimmweise dagegen zeigen die Knochenhechte aus der Familie Lepisosteidae. Diese auch Kaimanfische genannten Tiere kommen in Mittelamerika und im südlichen Nordamerika vor. Im Fachhandel wird man ihnen kaum einmal begegnen. Dafür bieten uns die meisten öffentlichen Schauaquarien die Gelegenheit, diese Fische zu betrachten. Der Name „Kaimanfisch" erscheint gut gewählt, wenn man sich die schnabelförmige Schnauze mit den kräftigen Kiefern ansieht. Knochenhechte erreichen recht unterschiedliche Gesamtlängen: Die nordamerikanische Art Lepisosteus platostomus bleibt mit 60 cm (nach Sterba) relativ klein, im Vergleich etwa zu der aus Kuba, den südlichen USA, Mexiko und Mittelamerika stammenden Art Lepisosteus tristoechus, die dreieinhalb Meter lang werden soll!
Der Schlangenkopffisch
Lamprologus lemairii
Crenicichla strigata
3 Fotos: R. Stawikowski
Auch in der Ordnung der Welse Siluriformes gibt es eine ganze Anzahl von Arten, die räuberisch leben. Von ihrerGröße herzurVergesellschaftung mit den Knochenhechten geeignet wären z. B. die Spatelwelse aus der Familie der Antennenwelse Pimelodidae. Sorubim lima aus Südamerika dürfte der bekannteste Vertreter dieser Familie sein. Die Fische besitzen ein unterständiges Maul, das sich über die ganze Breite des spitz zulaufenden, von oben nach unten spateiförmig verbreiterten Kopfes erstreckt. Spatelwelse lieben Versteckplätze im Aquarium: Gern stehen sie fast senkrecht kopfunten zwischen hoch aufstrebenden Pflanzenbüschen, Moorkienwurzeln oder Steinspalten und lauern auf Beute, die auch aus größeren Fischen bestehen kann: Spatelwelse erreichen immerhin eine Gesamtlänge von gut 60 cm! Wenn es um räuberisch lebende Aquarienfische geht, dürfen natürlich die Piranhas nicht vergessen werden. Über diese Fische, die bekanntlich nur etwa 30 cm groß werden und somit auch in etwas kleineren Aquarien gepflegt werden können, ist in der aquaristischen Litera-
Piranha
tur schon so oft geschrieben worden, daß hier nichts weiter gesagt werden soll, als daß es sich um lohnenswerte Pflegeobjekte handelt. Räuber gibt es auch in der Familie der Buntbarsche Cichlidae; ja, für viele Aquarianer handelt es sich bei diesen Fischen sogar durchweg um Räuber (und „Rabauken"). Doch wer sich ein wenig mit den Cichliden auskennt, der weiß, daß solche Ansichten nur Vorurteile sind: Es gibt eine stattliche Anzahl von „lammfrommen" Buntbarschen, die einen gerade geborenen Guppy als Futter einfach ignorieren würden. Es gibt aber auch sehr interessante spezialisierte Räuber in dieser Familie. Von den ostafrikanischen Lamprologus-Arten (Tanganjikasee) z. B. haben sich einige zu Fleisch- bzw. Fischfressern entwickelt. Lamprologus pleuromaculatus und L. elongatus verraten bereits durch ihr Aussehen, wie sie ihre Beute machen: Mit dem spindelförmigen Körper und der kräftigen Schwanzflosse sind diese Fische in der Lage, in einem schnellen Vorstoß ihr Opfer zu packen, so ähnlich wie unser einheimischer Hecht. Das Maul dieser beiden Lamprologus-Arten ist tief gespalten, die
Foto: G. Ott
kräftigen Kiefer tragen eine beeindruckende Bezahnung. Eine ähnliche „Räubervisage" hat auch der ruhige L lemairii, offensichtlich ebenfalls ein lauernder Jäger, der in dunklen Felsgrotten im „Anstand" sitzt. Aus dem „Hinterhalt" jagt auch L. compressiceps, eine ganz besonders auffällige Gestalt unter den Lamprologus-Arten: Sein Körper ist seitlich extrem stark zusammengedrückt, so daß der Fisch engste Steinspalten und Felsritzen als Versteckplätze nutzen kann. Die genannten Lamprologus- Arten werden übrigens nicht allzu groß; bei rund 20 cm liegt ihre Gesamtlänge, L. compressiceps bleibt noch ein Stück kleiner. Auch aus dem Malawisee sind räuberische Cichliden bekannt. Hier sind es in erster Linie verschiedene Haplochromis-Arten, die sich von Fisch ernähren. Arten wie Haplochromis polystigma, H. fuscotaeniatus, H. spec. dem „Azurcichliden" oder H. spilorhynchus sieht man schon aufgrund ihres tief gespaltenen Maules und der torpedoförmigen Gestalt an, daß sie ihre Beute im schnellen Vorstoß erjagen. Andere Arten haben sich „ hinterhältige Tricks" einfallen lassen, um an ihre Lieblingsspeise - Fisch - zu gelangen: So nutzt etwa H. //vingstonii seine konturenauflösende Fleckenzeichnung aus, um Beute zu machen. Der „Schläfer", wie dieser Cichlide auch genannt wird, legt sich einfach flach auf den Sandboden und wartet darauf, daß ihm ein „mundgerechter Happen" vor das große Maul schwimmt. H. compressiceps steht mit seinem seitlich extrem stark zusammengedrückten Körper kopfunten zwischen Schilfund Vallisnerienwäldern und lauert auf kleine Fische; von vorn betrachtet sieht er selbst fast aus wie ein Schilfstengel. Aus Mittelamerika stammen zahlreiche fischfressende CichlasomaArten: Die Arten der CichlasomaSektion Parapetenia zeichnen sich durch ein relativ spitzes Kopfprofil, das in einem tief gespaltenen endständigen Maul ausläuft, aus. Die kräftigen Kiefer tragen eine auch mit bloßem Auge gut sichtbare starke Bezahnung. Die Parapetenia-Cichlasoma gehören (mit einigen Ausnahmen) zur „Bullenklasse" der Cichliden: Cichlasoma trimaculatum wird etwa30 cm, C. managuense und C. friedrichsthalii sogar gut einen halben Meter lang! C. mana-
Homalopteridae und Gastromyzonidae
o.: Haplochromis spec. „Azurcichlide" u.: Hapl. compressiceps 2 Fotos: R. Stawikowski
guense übrigens frißt am liebsten kleinere Cichliden. Aus Südamerika sind die Hechtcichliden der Gatttung Crenicichla als ausgesprochene Räuber bekannt. Auch sie besitzen ein tief gespaltenes Maul mit starken Kiefern und kräftigen Zähnen. Mit ihrer „aerodynamischen" Körperform sind sie in der Lage, ihre Beutefische blitzschnell im Vorstoß zu packen. Die meisten Crenicichla erreichen Gesamtlängen um 20 bis 30 cm; es gibt aber auch kleiner bleibende (um 10 bis 15 cm) und größer
werdende (40 cm) Arten. Alle benötigen für ihr Wohlbefinden eine Aquariendekoration, die in Form von Steinaufbauten oder Holzwurzeln einige Höhlen als Versteckplätze bietet. Dort sitzen die Räuber dann und warten darauf, daß sie sich auf einen vorbeischwimmenden Beutefisch stürzen können. Ein fesselnder Anblick! Ein Aquarium, in dem „Raubfische" gepflegt werden, wird so schnell nicht langweilig! R. Stawikowski
Im Handel tauchen immer wieder Fische unter dem Fantasienamen „Chinesische Flossensauger" auf. Es handelt sich dabei um mehrere verschiedene Arten zweier unterschiedlicher Familien: Bei den Karpfenschmerlen (Homalopteridae) sind stets mehr als ein Flossenstrahl von Brust- und Bauchflossen ungeteilt. Dagegen ist bei der Familie der Flossensauger (Gastromyzonidae) jeweils nur ein Flossenstrahl von Brust- und Bauchflosse ungeteilt. Diese weit über Südostasien verbreiteten Familien sind an den Bodengrund stark strömender Gewässer angepaßt: Der Körper ist stark abgeflacht und die waagerecht angeordneten paarigen Flossen bilden mit der leicht hohlen Körperunterseite eine wirksame Haftkonstruktion. Damit können die Fische sogar an glatten Aquarienscheiben hängen, wie die beigefügten Bilder zeigen. Im freien Wasser sind diese Fische unbeholfen und bewegen sich mühsam zappelnd fort. Bisher sind folgende Arten eingeführt und bestimmt worden: Pseudogastromyzon cheni aus dem südlichen China, Gastromyzon punctulatus aus Borneo; Homaloptera orthogoniata von Sumatra und Homaloptera zollingeri aus Thailand. Ob Vertreter anderer Gattungen, wie Balitora, Vanmenia oder Hemimyzon eingeführt worden sind, ist wegen der unsicheren Bestimmungen und Nomenklatur noch ungewiß. Die Spezialisten wurden als extrem sauerstoffbedürftig und empfindlich eingeschätzt; es wurde bezweifelt, ob sie sich überhaupt in Gefangenschaft pflegen lassen. Alle Arten lieben zwar bewegtes Wasser, können aber in einem Aquarium mit einer kräftigen Kreiselpumpe problemlos gehalten werden. Allerdings sollte die Wassertemperatur aus zwei Gründen nicht über 24° C liegen. Erstens: Die Heimatgewässer dieser Fische liegen zumeist in kühleren Bergregionen. Zweitens: In kühlerem Wasser löst sich mehr Sauerstoff, als in warmem Wasser.
beobachtende Untermieter für größere Gesellschaftsbecken. Und auf den Züchter und Spezialisten-Liebhaber wartet noch völlig unbekanntes Neuland. G.Ott
Xiphophorus helleri, Population von Belize.
Homaloptera zollingesi aus Thailand.
Foto: G. Ott
Es wurde berichtet, GastromyzonArten fräßen bevorzugt Blaualgen. Das stimmt nicht. Flossensauger und Karpfenschmerlen sind zwar Aufwuchsfresser, benötigen aber unbedingt auch tierische Kost. Der indische Zoologe Sunder Lal Hora hat im Magen- und Darminhalt dieser Fische eine ganze Reihe der tierischen Kleinlebewesen des Aufwuchses gefunden: Würmer, Krebschen, Insekten und deren Larven.
o.: Pseudogastromyzon cheni. u.: Homaloptoa orthogoniata. 2 Fotos: G. Ott Bei Gasteromyzon und Pseudogasteromyzon überlappen sich Brust- und Bauchflossen. Foto: G. Ott
Rote Mückenlarven (Chironomus), die tiegefroren das ganze Jahr über verfügbar sind, werden von allen bekannten Arten besonders gerne gefressen. Die größeren Homalopteriden nehmen auch Bachflohkrebse (Gammarus). Pseudogastromyzon cheni frißt auch Flockenfutter. Um ausreichend pflanzliche Nahrung anzubieten, sollten Algen von Rück- und Seitenscheiben des Aquariums nicht entfernt werden. Kopfsalat, Spinat und Löwenzahnblätter ergänzen die vegetarische
Kost. Solche Blätter können tiefgefroren bevorratet werden. Aufgetaut sind sie dann weich und werden sofort angenommen. Ein Brei aus pflanzlichem Flockenfutter und Vitaminen auf rauhe Sandsteinplatten aufgetragen und getrocknet, ergibt künstliche Futtersteine, auf denen sich die Fische gerne versammeln. Karpfenschmerlen und Flossensauger sind ichthyologisch und aquaristisch noch wenig erforscht. Hoffentlich werden noch weitere Vertreter dieser artenreichen und interessanten Familien eingeführt. Die meisten Arten sind um die zehn Zentimeter lang und somit gut für unsere Zimmeraquarien geeignet. Sie sind hübsche und spannend zu
Diese Schwertträger-Population ist beschränkt auf das Mündungsgebiet des Belize-River im Staate Belize, nahe der Hauptstadt gleichen Namens. Hier mündet der BelizeRiver in das Karibische Meer. Diese Belize-Schwertträger sind recht kleine Tiere. Beide Geschlechter erreichen eine Größe von 4 - 5 cm. Bei den Männchen kann das Schwert nochmals 2 — 3 cm lang werden. Hellgelb ist es und nur an seiner Unterseite schwarz gerandet. Alle Tiere sind von hellgrauer Grundfarbe. Die untere vordere Körpergegend ist inklusive Bauch besonders hell. Über der hellroten Mittellinie schimmern die Tiere hellblau. Eine zweite, auch hellrote Linie, befindet sich darüber. Am ganzen Körper, gelegentlich einschließlich der Flossen, befinden sich dunkelbraune oder schwarze Flecke und Punkte. Die Anzahl dieser Punkte ist nicht bei allen Tieren gleich. Auf dem Rücken sind Flecke und Punkte hellgelb umrandet. Stets hellgelb und rotbraun gepunktet ist die Rückenflosse. Im Aquarium lieben diese Schwertträger dichte Bepflanzung und eine Wassertemperatur von 24° — 27° C. Bei abwechslungsreicher Fütterung mit Lebend- und Flockenfutter, sollte auch reichlich TetraPhyll verabreicht werden. Entsprechend ihrer geringen Größe ist die Zahl der Jungtiere dieser Schwertträger gering. Alle 24 - 28 Tage können es 10 - 25 Jungfische sein. Genaue Biotopangaben können
X. helleri, Population Belize
nicht gemacht werden. Auch liegen keinerlei Notizen über Fänge und Biotop aus jüngerer Zeit vor. Die letzten Angaben lauten: „Von der New York Zoological Society gesammelt 1949. Fundort: Belize-Revier." Vor der Revision der Gattung Xiphophorus ROSEN 1979, lautete die nun ungültige Bezeichnung, Xiphophorus hellen guentheri ROSEN 1960.
Rote Wildformen von Xiphophorus helleri. In Tl 41, 51 und 56 berichtete ich über Schwertträger-Wildformen, Gattung Xiphophorus HECKEL 1848. Seit 1979 ist eine rote und gefleckte Population und seit 1980 eine weitere rote und gefleckte sowie eine rote ungefleckte Population bekannt. Im November 1979 konnte ich anläßlich meiner XiphophorusFangreise im Rio Playa Vicente, Oaxaca, Mexico, nahe der Kleinstadt Playa Vicente, diese prächtige Population beobachten und fangen. Unter einer Straßenbrücke über dem Fluß wurden einige dieser roten Tiere in einem Schwarm nicht roter, gefleckter Schwertträger gesehen. Der Fluß ist dort etwa 50 m breit und 0,5 - 2m tief. Das schnellfließende Wasser ist kristallklar. Wasserpflanzen waren am Fundort nicht sichtbar. Der Bodengrund besteht aus grobem Kies. Im flachen Uferwasser war der Schwärm auf Futtersuche. Der Rio Playa Vicente gehört zum Stromgebiet des Rio Papaloapan. Folgende Wasserwerte wurden ermittelt: pH 7,5, KH 4°, GH 6°, Sauerstoff 21 mg/l, Nitrit 0 mg/l, Temperatur 29° C. Die Grundfarbe der Tiere, bei beiden Geschlechtern, ist ein kräftiges Rot. Es ist besonders kräftig unterhalb des ebenfalls roten und daher kaum sichtbaren Mittelstreifens. Hellgelb und hellrot gepunktet ist bei allen Tieren die Rückenflosse. Vom Rücken an abwärts befindet sich die schwarze Fleckung und Punktierung an den Körperseiten und über den Mittelstreifen hinaus. Meistens ist das hintere Körperdrittel ungefleckt. Von unterhalb der Kiemen bis an und einschließlich der Bauchflossen sind diese Schwertträger hellgrau oder weiß. Bei den Männchen schließt diese Färbung das Gonopodium mit ein.
X. hellen, rote Population, RioAtoyac
X. helleri, rote und gefleckte Population, Rio Playa Vicente.
Der Fundort von X. helleri, rot und gefleckte Population, der Rio Playa Vicente. Hinter den Bauchflossen beginnt bei ihnen die tiefschwarze Zeichnung, die als untere schwarze Schwertumrandung fortgesetzt verläuft. Schwächer schwarz ist die obere Umrandung des gelben Schwertes. Ebenfalls schwarz gerandet ist der gesamte Schwanzflossenwurzelansatz. Die Schwanzflosse ist hellrot. Diese imposanten „helleri" erreichen eine Größe von 1 0 - 1 2 cm. Bei den Männchen kommen nochmals 6 8 cm Schwertlänge hinzu. Im November 1980 wurden im Rio Atoyac ebenfalls rote und gefleckte
Xiphophorus helleri gesehen. Ein Paar konnte damals gefangen werden. Diese Population ist orangefarben und weist nur wenige schwarze Punkte und Flecke auf. Diese können auf dem Rücken und an den Seiten bis in die Mittellinie hinein vorhanden sein. Sehr selten sind sie unterhalb des Mittelstreifens vorhanden. Die gefangenen Tiere hatten eine Größe von 10 cm. Das Schwert des Männchens war nochmals 8 cm lang. In einem Altarm des Rio Atoyac, bei Finca Anita, Veracruz, wurde diese Population beobachtet. Der Wasserstand betrug 40 — 60 cm. Dieser Altarm ist üppig bewachsen und stark veraigt. Im Rio Atoyac lebt diese Wildform mit Xiphophorus helleri der grünen Population, sowie der anschließend genannten roten Population, mit Xiphophorus variatus MEEK 1904, sowie mit Xiphophorus anders! MEYER und SCHARTL 1979, zusammen. Ebenfalls aus dem Rio Atoyac stammt die rote ungefleckte Xiphophoros helleri-Population. Beide Geschlechter der hübschen Tiere sind von kräftiger Orangefärbung oberhalb der hellroten Mittellinie an den Seiten sowie auf dem Rücken. Mattgelb oder rosa ist die Rückenflosse. Stets ist sie rot gepunktet. Unterhalb der Mittellinie sind diese Schwertträger ebenfalls orange. Von gleicher Farbe sind die Bauchflossen. Hellblau oder türkis ist die untere, hintere Körperpartie. Beide Geschlechter werden 8 - 10 cm groß. Das Schwert der Männchen, zitronengelb oder türkisfarben, ist oben schwach und unten stark schwarz umrandet. Es wird 6—8 cm lang. Alle drei genannten Xiphophorus helleri-Populationen sind wie die meisten Xiphophorus helleriPopulationen, erst mit etwa einem Jahr geschlechtsreif. Anfangs lassen die Jungtiere vom späteren prächtigen Rot nur wenig ahnen. Sie zeigen in den ersten Lebensmonaten nur eine matte Orangefärbung. Im Aquarium sind die roten Schwertträger anspruchslose Pfleglinge. Sie benötigen wegen ihres beträchtlichen Körperwuchses schon größere Becken mit dem erforderlichen Schwimmraum. Im Rio Atoya wurden im November 1980 folgende Wasserwerte ermittelt: pH 7,5, KH 8°, GH 12°, Sauerstoff 18 mg/l, Nitrit 0 mg/l, Temperatur 26° C. 4 Fotos und Text: L. Wischnath
Neue und seltene Buntbarsche aus der Neuen Welt Daß aus den afrikanischen Seen immer neue Buntbarsche importiert werden, gehört fast schon zur Tagesordnung. Seltener sind Neuheiten aus Süd- und Mittelamerika, die nur zögernd ihren Weg zu uns finden, obwohl das Interesse gerade an diesen Cichliden deutlich zugenommen hat. Einige „Raritäten" aus den unterschiedlichsten Gattungen sollen daher im folgenden vorgestellt werden. Da gibt es zunächst von der vereinzelten Neueinführung von Aequidens thayeri zu berichten, eines „lammfrommen" Vertreters dieser an sich schon recht friedlichen Gattung. Die recht kleine Art stammt aus dem Amazonas (Südbrasilien, Ostbolivien) und dürfte im Extremfall 15 cm erreichen. Sowohl vom Körperbau als auch vom Verhalten her ähneln diese Offenbrüter solchen Arten wie Aequidens flavilabris, Aequidens dorsigerus und Aequidens curviceps, die allesamt als Vertreter einer „CurvicepsGruppe" innerhalb der Gattung Aequidens angesehen werden können. Aequidens thayeri erscheint zunächst recht bescheiden gefärbt, Grundfärbung ist ein helles Oliv mit undeutlichen dunklen Querbändern. Ein dunkles Längsband kann sich vom Auge bis unterhalb der 4. Schuppe ab der Seitenlinie erstrekken, ansonsten ist ein dunkler Seitenfleck auf und unterhalb der 6. 10. Schuppen der Seitenlinie vorhanden. Recht hübsch wirken eine Anzahl gelber Tüpfel um den Seitenfleck, die blaßorangene Anale und die gelblichen Brustflossen. Aber erst geschlechtsaktive Tiere zeigen, welches Farbwechselvermögen in ihnen steckt. Der Kehlbereich wird dann dunkelrot, ähnlich Aequidens dorsigerus, die Schuppen erscheinen dunkel gerandet und ein Nasenstreifen vor dem roten Auge und eine markante Binde über den Nacken sorgen für ein eindrucksvolles „Gesicht". Alle innerartlichen Auseinandersetzungen gehen in der Regel ohne Verletzungen ab. Schon etwas weniger zurückhaltend gebärdet sich dagegen Cichlasoma urophthalmus, denn obwohl
Eine aquaristische Neuheit: Batrachops semifasciatus
Das Weibchen dieser bisher unbeschriebenen Crenicichla-Art ist an dem deutlichen Fleck in der Rückenflosse erkennbar.
Diese farbenprächtige CrenicichlaArt wird leider nicht regelmäßig importiert: links rechts ?
Aequidens tayeri gehört in die „ Curviceps-Gruppe "
Eine neue Aequidens-Art Ähnlichkeiten zu Ae. tetramirus sind unübersehbar.
Cichlasoma urophthalmus, mit Jungtieren
es sich um einen verhältnismäßig ruhigen Vertreter seiner Gattung handelt, der sich durch eine behäbige Schwimmweise auszeichnet, läßt schon die Maximallänge von ca. 20 cm ein gewisses Durchsetzungsvermögen erahnen. Auch dieser Mittelamerikaner, der in Panama nördlich des Kanals vorkommt, ist Offenbrüter und entsprechend produktiv. Mehrere hundert Jungfische sind keine Seltenheit, und so wird die heute noch teure Art sicher bald preisgünstig zu haben sein, zumal auch die Geschlechtsunterscheidung nicht sonderlich schwierig ist: Die Weibchen tragen normalerweise einen oder mehrere dunkle Flecke in der Rückenflosse, sie bleiben auch etwas kleiner. Cichlasoma urophthalmus kommt in verschiedenen Farbschlägen vor, im Verkaufsaquarium werden sie meist schmutzig-graugrün aussehen. Eingewöhnte Tiere tragen auf bräunlichem Grund sieben dunkelgrüne oder graugrüne Querbinden, deren erste etwas schräg nach hinten verläuft. Alle Binden können hellblau abgesetzt erscheinen, die 4. Binde hat ein besonders intensives Zentrum. Auffällig ist ein ovaler Augenfleck auf der Schwanzwurzel, der weiß oder gelblich eingefaßt ist. Je nach Herkunft und Stimmung erscheinen die Flossen bräunlich, grünlich oder grauschwarz, tragen hellblaue Tüpfel, und Dorsale und Anale sind weinrot gesäumt. Die Iris leuchtet gelblich bis rot. Weniger farbig, wenn auch effektvoll gezeichnet ist der erste Batrachops, den ich bisher in natura sah. Offensichtlich haben die Importeure gemerkt, daß auch Hechtcichliden ihre Käufer finden. Die Batrachops sind torpedoförmige 20 - 30 cm lange Raubfische mit tiefgespaltenem Maul. Die gestreckte Gestalt teilen sie mit den Crenicichla, haben aber nur 2 - 3 Zahnreihen in jedem Kiefer, während die Crenicichla durchweg mehr haben und die Zähne der inneren Zahnreihen niederdrücken können. Außerdem haben die Batrachops in jedem Fall mindestens 22 Rückenflossenstacheln, die den Eindruck eines spindelförmigen Geschosses noch verstärken. Die hier im Jugendstadium abgebildete Art ist wahrscheinlich B. semifasciatus aus dem ParaguaySystem (Rio de la Plata und Zuflüsse), möglicherweise aber auch B. cyanonotus aus dem Amazonas,
bzw. dem Rio Maranon. Die Erstbeschreibungen beider Arten sind, was die Färbung angeht, weitgehend identisch, zeichnen sie doch das Bild eines Hechtcichliden von gelblicher Grundfärbung mit einem dunklen Streifen durch das Auge bis zum hinteren Kiemendeckelrand und 7 - 8 dunklen Querbändern. Beide Arten tragen einen auffälligen Augenfleck im oberen Teil der Schwanzflossenbasis. Die Querbinden bei B. cyanonotus sollen schräg verlaufen, über die Form derer von B. semifasciatus (= halbgestreift) ist nichts gesagt. Allerdings sollen sie sich in der oberen Körperhälfte befinden. Ein ganz ähnliches Zeichnungsmuster weist eine weitere Hechtcichlidenart auf, die neuerdings auch in größeren Stückzahlen im Handel aufgetaucht ist. Auch sie kennzeichnet der Augenstrich, der in einer Art Kiemendeckelfleck endet. Die 7 fleckenartigen Querbänder bestehen eigentlich aus paarigen Streifenelementen, der Fleck auf der Schwanzflossenbasis ist klein und unauffällig. Die Weibchen tragen einen hell umsäumten Augenfleck im hartstrahligen Teil der Rückenflosse. Wahrscheinlich handelt es sich hier um eine völlig neue, noch nicht beschriebene Crenicichla-Art, die verschiedene Merkmale mit C. niederleinii und C. jaguarensis teilt, aber nicht völlig mit diesen übereinstimmt. Als echte Kuriosität und überraschendes Novum innerhalb der Gattung kann die Tatsache gelten, daß es sich um eine rheophile (= strömungsliebende) Art handelt, die als „Grundfisch" mit zurückgebildeter Schwimmblase die Fähigkeit des freien Schwimmens aufgegeben hat, da die Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum vom Fließwasser unweigerlich fortgerissen würden. So bewegen sie sich durch kraftvolles Flossenschwimmen sprunghaft im Schutz des Gerölls, oder aber sie lauern aus dem Eingang einer Höhle heraus auf Beute. Denn obwohl ihre Schwimmweise etwas unbeholfen wirkt, sind sie wie die übrigen Hechtcichliden hochspezialisierte Räuber und wie diese sicherlich Höhlenbrüter. Nicht alle vorgestellten Neulinge bringen gleichermaßen günstige Eigenschaften für die Aquarienhaltung mit. Insbesondere die Hechtcichliden stellen gewisse Platzansprüche und ordnen sich anderen
Aquarienmitbewohnern nicht immer problemlos unter. Alle aber sind unempfindliche und interessante Pfleglinge, die unsere Aufmerksamkeit verdienen. 6 Fotos und Text: Uwe Werner
Der lichtscheue Höhlenfisch Der erst 1936 entdeckte mexikanische Höhlenfisch Astyanax mexicanus schlüpft mit zwei ausgebildeten Augen aus dem Ei. Innerhalb weniger Tage degenerieren die Augen und sind beim erwachsenen Tier nicht mehr zu sehen. Trotzdem reagiert er noch auf Licht, wenn auch nicht mittels seiner Augenreste, wie Dressurversuche gezeigt haben bei Tieren, denen die degenerierten Augenreste operativ entfernt worden waren. Die im Fachhandel zu kaufenden Exemplare des Höhlenfisches sind keine Neufänge, sondern entstammen Zuchten aus Singapur oder anderen Orten. Die Höhlenfische brauchen nicht im Dunkeln gehalten zu werden. Sie pflanzen sich auch im Hellen fort. Ich möchte im folgenden von einem ausgedehnten Experiment berichten, das zeigt, daß der mexikanische Höhlenfisch auch noch nach vielen Generationen die Dunkelheit aufsucht, wenn ihm dazu Gelegenheit geboten wird.
Ein Aquarium (Abb. 1) mit den Maßen 70 cm x 30 cm x 38 cm wurde zur Hälfte von außen mit dunklem Papier lichtdicht verklebt. Mit einer Wand aus undurchsichtigem Kunststoff wurde das Aquarium in zwei Hälften geteilt. Eine über dem Aquarium befindliche Lampe (60 Watt) leuchtete die unverdeckte Hälfte hell aus. In der Trennwand in der Mitte des Aquariums befand sich ein rundes Loch mit einem Durchmesser von 5 cm. Ein kleiner Höhlenfisch, Länge ungefähr 1,5 cm, und ein größerer, Länge ungefähr 2,5 cm, wurden in das Aquarium eingesetzt. Sie schwammen nach Art der Höhlenfische unausgesetzt im Aquarium umher und wechselten häufig durch die Öffnung von der hellen in die dunkle Hälfte und wieder zurück. Zum Füttern wurden sie zweimal in der Woche herausgefangen und in ein anderes Aquarium gesetzt. Auf diese Weise wurde eine Ungleichverteilung von Duftstoffen im Wasser vermieden. Das Aquarium war vollständig leer, auf Ausströmer wurde verzichtet. Das Verhalten der Fische wurde folgendermaßen registriert: In der Zeit zwischen 7.30 morgens und 17.30 Uhr nachmittags stellte ich, so oft ich am Aquarium vorbeikam, fest, welcher Fisch sich auf der hellen bzw. dunklen Seite befand und machte eine Notiz darüber. Es
fiel von Anfang an auf, daß sich die Fische überwiegend auf der dunklen Seite befanden. Um sicherzugehen, daß keine vorübergehenden Einflüsse oder Stimmungen, sondern eine ererbte, noch aus der Zeit des Höhlenlebens stammende, Verhaltensweise für die Bevorzugung des Dunkels verantwortlich ist, registrierte ich die Aufenthaltsorte in der angegebenen Weise durch 285 Tage, d. h. über einen Zeitraum von etwa 40 Wochen. Das Ergebnis (Abb. 2 und Abb. 3) ist eindeutig.
Grosser kleiner Fisch Gesamtwerte in 7.
Abb.:3
Hell 15,7V. dunkel 84,3 7,
TI Aquaristik in Kürze Vorwärts oder rückwärts? Mißbildung bei einer Wildform Vor einiger Zeit erhielt ich eine Sendung Wildfang-Apistogramma. Als ich die Tiere genauer betrachtete, stellte ich bei einem Exemplar merkwürdige Mißbildungen fest. Vom Kopf bis etwa zur Körpermitte war der Fisch ganz normal, doch die hintere Hälfte entsprach nicht der üblichen Form. Anstatt von vorne nach hinten verlief die Schuppenreihe von hinten nach der Körpermitte hin. Auch die Rücken- und die Afterflosse waren in die falsche Richtung gewachsen.
Die Fische verhielten sich über den gesamten Zeitraum hinweg gleichartig. Der große Fisch hielt sich im
Die Schuppen verlaufen von hinten nach der Körpermitte Foto: P. G. Stadik Astyanax fasciatus mexicanus. Blinder Höhlenfisch. Foto: Meyer/Tetra-Archiv Mittel nur etwa 20% der Zeit im Hellen auf, der kleine nur 10%. Dieses Verhalten ist um so erstaunlicher, als es bisher niemandem aufgefallen ist, daß Licht für den Höhlenfisch schädlich sein könnte. Die mexikanischen Höhlenfische haben sich bei mir im hell ausgeleuchteten Aquarium fortgepflanzt. Auch wenn das Licht nicht schädlich ist, sucht, so zeigt mein Versuch, der Fisch angeborenermaßen lieber das Dunkel auf. W. Hoch
Um so mehr verwunderte es mich, daß der Fisch trotz dieser Fehlprogrammierung der Natur voll lebensfähig war und ein ganz normales Schwimmverhalten an den Tag legte. Das Tier hatte bereits eine Länge von 6 cm als ich es bekam, gewöhnte sich ohne Schwierigkeiten ein und lebte bei mir im Aquarium noch ein gutes Jahr. Besonders bemerkenswert finde ich dabei, daß es sich um eine Wildpopulation handelte, haben doch die meisten Mißbildungen in der Natur wenig Überlebenschancen. P. G. Stadik
Zahnschäden beim Kugelfisch In TI 53 S. 19 berichtet Herr Ricke von einer „Zahnbildung" bei einem Exemplar des Kugelfisches Tetraodon palembangensis. Nach Herrn Rickes Beschreibung möchte ich das beschriebene Phänomen tatsächlich für ein unmäßiges Wachstum der Zähne halten, denn die Kugelfische besitzen Zähne, wie der Name Tetraodontidae (= Vierzähner) schon aussagt. Beim Lesen des Artikels in der TI wurde ich an eine frühere Publikation erinnert. Herr Birkholz schreibt in der DATZ (1961) von einem anderen Kugelfisch, Chonerhinusmodestus. Bei einem seiner beiden Tiere wuchsen die Zähne in Oberund Unterkiefer so stark, daß sie sich in den gegenüberliegenden Unter- bzw. Oberkiefer bohrten. Das Tier konnte das Maul nicht mehr öffnen und nicht genügend Futter aufnehmen. In seiner Not wandte sich Herr Birkholz an einen Zahnarzt. Dieser schliff zunächst mit einer Schmirgelscheibe den oberen Zahn ab, was bei dem ca. 7 cm langen Fisch mit einer Maulbreite von 3 mm nicht ganz einfach war. Nach drei Wochen wurde dann der untere Zahn mit einem Zahnbohrer abgefräst. Der Fisch überstand diese Strapazen gut. Wie Herr Ricke erwähnt auch Herr Birkholz die außerordentliche Härte der Kugelfischzähne, die der menschlicher Zähne (dem härtesten biologischen Material) nicht nachsteht. Zur Ver-
meidung solcher übermäßiger Zahnbildung wird harte Nahrung empfohlen (TabiMin, Kalkschalen von Schnecken, Chitinpanzer von Käfern u. ä.), damit die Zähne beim Zerknacken des Futters abgeschliffen werden. Dr. Joachim Das
Die Aalquappe ein Aquariumfisch? Die Aalquappe ist ein Kaltwasserfisch, der in Teilen von Europa, Asien und Nordamerika vorkommt. Man findet sie in stehenden und fließenden Gewässern, und von adulten Tieren werden meist größere Tiefen bevorzugt. Als ich meine erste junge Quappe fing, glaubte ich zunächst, es sei ein kleiner Molch ins Netz geraten. Durch die beiden Rückenflossen, die runde Schwanzflosse und den Bartfaden erkannte ich meinen Irrtum und nahm sie als seltenen Pflegling mit nach Hause.
Lota Iota
Foto: O. Böhm
Mein „Quappenbaby" hatte eine Länge von 4,5 cm und fraß nur Lebendfutter; davon wurde allerdings alles, was bewältigt werden konnte, angenommen. Ich fürchtete, daß ich mich wegen zu raschen Wachstums bald von ihr trennen müßte. Doch innerhalb eines Jahres erreichte sie eine Größe von nur 10 cm und begnügte sich die ganze Zeit mit einem 10-Liter-Becken. In der Natur sind die Quappen arge Fischräuber, und auch die Jungen räumen auf den Laichplätzen ande-
rer Arten ganz schön auf und verschonen selbst ihresgleichen nicht. Im Aquarium braucht man nicht unbedingt Fische zu verfüttern; Würmer, Insektenlarven und sonstiges nicht zu kleines Lebendfutter tut es auch. Sie führen nach Art der Welse eine versteckte Lebensweise und sind nachtaktiv. Es genügt eine schwache Filterung oder Durchlüftung des Aquariums, und selbst bei erhöhten Temperaturen konnte ich kein Unbehagen feststellen. Tagsüber hielt sich mein Pflegling im dichten Javamoos oder unter Steinen auf und konnte von dort nur mit Futter hervorgelockt werden. Es wurden kaum Ansprüche gestellt, und mein Pflegling bereitete mir durch seine interessante Verhaltensweise viel Freude. Die Aalquappe ist unter den verschiedensten Namen wie Aalrutte, Rutte, Quappe, Aalraupe oder Trüsche bekannt. Sie wurde erstmals von LINNE 1758 als Gadus Iota beschrieben. Der derzeit gültige Name ist Lota Iota. Aalquappen zählen zur Familie der Dorschfische und sind die einzigen im Süßwasser lebenden Vertreter. Die Wirtschaftlichkeit wird unterschiedlich bewertet, das Fleich ist fettreich, und die Leber zählt zu den Spezialitäten. Die Stellung, welche die Familie der Dorsche oder Schellfische innerhalb der Sektion der Knochenfische einnimmt, ist umstritten. Zu den charakteristischen Kennzeichen der Dorsche (Gadidae) zählt das Vorhandensein eines Bartfadens am Kinn, der breite vorstülpbare Mund ist mit Zähnen bewehrt. Die Bauchflossen stehen vorne kehlständig. Alle Flossen besitzen Weichstrahlen. Die Schwimmblase ist geschlossen, besitzt also keinen Luftgang. Lota lota wird in der Natur meist 30 - 50 cm groß. In sehr großen Tiefen erreichen sie bereits bei einer Länge von 60 cm 8 Kilogramm. Zu den Rekorden zählt ein Exemplar mit 120 cm und 32 kg. Die Geschlechtsreife wird erst im vierten Jahr erreicht. Die Zucht dürfte im Aquarium kaum möglich sein, und es ist mir nicht bekannt, daß dieser Fisch in der Teichwirtschaft wie Karpfen oder Hecht herangezogen wird. Die Fortpflanzung fällt in die Wintermonate, das Laichgeschäft erfolgt in großen Scharen über Steinen und Kies. Die Eier entwickeln sich in 5 - 6 Wochen. L lota ist sehr produktiv,
Der Bartfaden am Kinn ist deutlich erkennbar. Foto: O. Böhm und die Fruchtbarkeit richtet sich nach der Größe des weiblichen Tieres: etwa 30.000 bis 300.000 Eier. Die Färbung von L. lota ist bei Jungtieren olivgrün, an den Körperseiten heller, der Bauch schmutzigweiß. Der Bartfaden und die Bauchflossen sind reinweiß; die übrigen Flossen grau. Mit zunehmendem Alter tritt an den Körperseiten eine schwarzbraune Marmorierung auf. Lota lota maculosa, die nordamerikanische Unterart, hat eine dunklere netzartige Marmorierung. Otto Böhm
Ein Evolutionsbeispiel? —Periophthalmus barbarus Vor mindestens zwei Milliarden Jahren geschah auf der bisher unbelebten Erde etwas ganz Wunderbares, es entstand Leben. Wie sich die ersten Lebewesen, höchstwahrscheinlich winzige Einzeller bildeten, versuchen viele namhafte Wissenschaftler zu klären, aber eines ist sicher, alles war von Anfang an einem Überlebenskampf ausgesetzt und mußte sich der Umwelt anpassen. Die Evolution, die Triebfeder zu immer besser angepaßtem und höherem Leben fing ganz unten an, dauert bis heute und wird auch in der Zukunft das Geschehen auf der Erde bestimmen, den Menschen miteingeschlossen! Der Aquarianer, der sich mit der Natur und dem Leben näher beschäftigt, kann den Daseinskampf, das
Entstehen von Leben und den Tod an seinen Pfleglingen erleben, und eine gewisse sich anpassende Entwicklung läßt sich bereits in der verhältnismäßig kurzen Zeitspanne der Aquaristik beobachten. Fische, die vor 30 Jahren zu absoluten Problemfischen gezählt wurden, gewöhnten sich durch Nachzuchten an die veränderten Wasserbedingungen und schwimmen heute in Wässern, die den natürlichen überhaupt nicht mehr entsprechen. Auch Wasserpflanzen, die in der Natur in weichem Wasser wachsen, gedeihen heute in Aquarien mit hoher Wasserhärte. Doch dies alles wird von einer unscheinbaren Fischart übertroffen, die eine ungeheure Umweltanpassung durchmacht, eine Unterfamilie der Gobiidae, die Gattung der Periophthalminae, auf gut deutsch: die Schlammspringer. Natürlich ist unser Leben zu kurz, um diese komplette Anpassung, die wahrscheinlich vor Millionen von Jahren begann, zu beobachten. Vielleicht läuft die Entwicklung dieser Tiere in eine Sackgasse und die Art stirbt einmal aus, aber eines ist gewiß, dieser Fisch, der dank seiner Erbanlage fähig war, eine Überlebensweise zu entwickeln, die ihn an eine neue Umwelt anpaßte, zeigt uns von allen Aquarienfischen am besten die Evolution der Natur. In der natürlichen Umwelt dieser Fische, den Mangrovensümpfen auf zeitweisen durch Ebbe bedingten, trockenen Schlammbänken kann Periophthalmus aufgrund seiner, vom Wasser unabhängigen Lebensweise sehr gut überleben. Doch nun zur näheren Beschreibung dieses interessanten Fisches. Der Körper erinnert sehr stark an die nicht verwandten Blenniden, die oberständigen Augen werden oft in die unterhalb befindlichen Höhlungen zum Zwecke der Befeuchtung zurückgezogen. Die Brustflossen haben sich zu armähnlichen Fortsätzen entwickelt und dienen an Land zur Fortbewegung. Bei Flucht wird auch der Schwanz eingesetzt und das Tier springt so in weiten Sätzen davon. Die Haut des Schwanzteiles ist von feinen Blutgefäßen durchzogen und wird somit auch zur Sauerstoffaufnahme herangezogen. In den Kiementaschen speichert der Fisch einen Wasservorrat zur Kiemenatmung, der in gewissen Abständen erneuert wird. Dies alles zeigt die Spezialisierun-
gen auf, die eine amphibische Lebensweise ermöglichen.
Springern steht jederzeit Nahrung zur Verfügung. Gibt man Tubifex di-
Periophthalmus lebt im Wasser.. 2 Fotos: F. Morawetz ... aber mehr noch auf dem Land.
Hat man Periophthalmus barbarus, die meist gelieferte Art der Familie erworben, setzt man sie in ein Aqua-Terrarium, das überwiegend aus einem Landteil bestehen muß. Die Fische benötigen Brackwasser und der Wasserstand sollte sich langsam abfallend bis auf 15 cm vertiefen. Sowohl im Wasser als auch auf Land ist eine Temperatur von über 25° C erforderlich. Eine hohe Luftfeuchtigkeit ist zum Wohlbefinden der Fische nötig. Als Nahrung wird Tubifex, Daphnien, Garnelenfleisch und sogar Flockenfutterangenommen. Die Daphnien füttere ich direkt ins Wasser. Tubifex gebe ich in dem umgedrehten Schraubdeckel einer Futterdose auf dem Landteil. Die Tubifex-Würmer halten so in der hohen Luftfeuchtigkeit gut aus, und den Schlamm-
rekt ins Wasser, verschleppen die Fische das Futter, und außerdem sterben die Würmer im Brackwasser bald ab und belasten das Wasser sehr stark. Die Fische zeigen nach Eingewöhnung gegenüber dem Pfleger eine Zutraulichkeit, die auf eine gewisse Intelligenz schließen läßt. Periophthalmus barbarus verbringt den überwiegenden Teil seines Lebens auf Land, sitzt auf erhöhten Stellen und beobachtet aufmerksam seine Umgebung. Periophthalmus bedeutet übrigens auf deutsch soviel wie „Herumgukker". In einem Aqua-Terrarium mit den Maßen 100 x 50 x 40 cm kann man bis zu 10 Tiere halten, die aber ein revierbildendes Verhalten zeigen, das manchmal in Beißereien ausartet, die aber meist harmlos verlaufen! Das Aqua-Terrarium soll
mit Glasplatten abgedeckt werden, um eine hohe Luftfeuchtigkeit zu garantieren und eine Flucht der Tiere zu verhindern, die mit ihren Bauchflossen, die saugknopfähnlich gebildet sind, sogar auf den Aquarienscheiben emporklettern und so leicht aus dem Becken kriechen können. Periophthalmus barbarus wird bis zu 15 cm lang, Geschlechtsunterschiede sind nicht sicher zu erkennen. Über Nachzuchten ist bisher nichts bekannt. Die Fische im Handel stammen alle aus Wildfängen! Ich kann diese Fische jedem Aquarianer, der sich gerne mit seltenen Arten beschäftigt, nur empfehlen. Periophthalmus zeigt dem Pfleger seine interessante Lebensweise und erstaunt jeden Besucher, der es nicht fassen kann, daß dieses sehr oft an Land lebende „komische Tier" ein Fisch sein soll! 2 Fotos u. Text: Friedrich Morawetz
und die Streifen am Körper verschwanden. Das Männchen stand dann fast auf dem Kopf und schwamm so zum Nesteingang, wobei ihm das Weibchen folgte. Es laichte im Nest ab und wurde anschließend vom Männchen verjagt. Die anderen Weibchen laichten am nächsten Tag in Abständen von einer halben Stunde ab. Ich fing alle 4 heraus. Das Männchen baute am Nest weiter und fächelte frisches Wasser über die Eier. Nach 4 Tagen sah ich die ersten Jungfische außen am Nest „kleben". Sie waren fast durchsichtig und hatten noch einen Dottersack. Am nächsten Tag konnte ich schon 10 Jungfische entdecken. 4 Tage später schwammen sie frei im Wasser umher. Es waren jetzt 25 Stück. Der Körper schimmerte bräunlich, und die Körperlänge betrug 1 cm. Ich fütterte sie mit zerriebenen Tetra FD-Menüflocken und Tetra MikroDreistachliger Stichling
Min. Beides wurde gern genommen. Das Männchen fing ich heraus, und wenn die Jungfische größer sind, werde ich sie ebenfalls in den Graben zurückbringen. Zum Schluß noch etwas Allgemeines: Der Neunstachlige Stichling wird wegen seiner geringen Größe (bis 6 cm) auch Zwergstichling genannt. Seine Stacheln sind im Gegensatz zu seinem größeren Vetter, dem Dreistachligen Stichling (Gasterosteus aculeatus) wesentlich schwächer ausgebildet. Beide Arten kommen sowohl im Süßwasser als auch im Brack- und Seewasser vor. Der Neunstachlige Stichling ist häufiger im norddeutschen Raum zu finden, während das Verbreitungsgebiet des Dreistachligen Stichlings bis nach Süddeutschland reicht. Axel Löhn Foto: B. Kahl
Zucht des Neunstachligen Stichlings (Pungitius pungitius) In einem Graben fing ich 4 Weibchen und 1 Männchen des Neunstachligen Stichlings. Zu Hause richtete ich ein 40 cm langes Bekken ein. Als Bodengrund diente Kies. In die eine Ecke stellte ich eine Schieferplatte, hinter der sich die Weibchen verstecken konnten, in die andere kam ein leistungsfähiger Innenfilter. Auf den Bodengrund wurden Torffasern, die als Baumaterial für das Männchen dienen sollten, gelegt. Dem Leitungswasser gab ich AquaSafe zu. Dann wurden die Stichlinge eingesetzt. Nach kurzer Eingewöhnungszeit begann das Männchen mit dem Nestbau. Unermüdlich schaffte es Torffasern heran, steckte sie zu den anderen und verklebte dann das Ganze mit einem klebrigen Schleim, der von den Nieren abgesondert wird. Kam dem Männchen ein Weibchen zu nahe, so wurde es wütend verjagt. Nach gut 5 Stunden entstand eine Röhre, die mit Torffasern über dem Bodengrund festgehalten wurde. Nun begann das Männchen, die Weibchen anzulokken. Die Brustpartie des Männchens färbte sich dabei schwarz,
Neunstachliger Stichling
Foto: Tetra-Archiv
TI Seewasser Nußknacker unter Wasser Erfahrungen mit Drückerfischen
Balistidae oder „Drückerfische" gehören mit zu den beliebtesten Pfleglingen in der SeewasserAquaristik. Die Bezeichnung „Drücker" rührt von der gewehrabzugsähnlichen Rückenflosse her, mit deren Hilfe sich die Tiere bei Gefahr in Felsspalten und Korallen festklemmen können. Die meisten Arten sind untereinander sehr unverträglich und bissig. Sie leben in der Natur meist als Einzelgänger oder als Paar. Ihr Lebensraum sind küstennahe Gewässer, Korallenriffe, in denen sie sich bei Gefahr verstecken können. Mit ihrem harten Schnabel sind sie prädestiniert zum Knacken „Harter Nüsse" sprich Korallenstücke, Muschelschalen, Schnecken und Seeigel. Letztere blasen sie buchstäblich um und verspeisen sie von der ungeschützten Bauchseite her. Es werden auch Weichtiere angegriffen und verspeist, zum Beispiel Seesterne. Somit empfiehlt es sich nicht, Drückerfische zusammen mit Niederen Tieren zu vergesellschaften. Trotz dieser Untugenden lassen sich viele Arten als Einzeltiere gut im Gesellschaftsbecken halten. Sie sind recht robuste ausdauernde Pfleglinge. Leider werden einige sehr groß (bis 60 cm) und sind dann nur noch in Schauaquarien unterzubringen. Da ihr Körper stark gepanzert und ziemlich unbeweglich ist, sind sie keine Unterwasser-Akrobaten. Ihre Hauptantriebsflossen sind die Rükken- und Afterflosse, die sich wie kleine Propeller bewegen, ähnlich wie bei Koffer- oder Kugelfischen. Im Aquarium gehen die meisten Arten gut ans Futter, das möglichst abwechslungsreich sein sollte. Auf
dem Speiseplan stehen Muscheln, auch Süßwasserschnecken, sowie Rinderherz, Garnelen, TabiMin und TetraTips. Alle diese Futtersorten kann man noch mit Vitaminen anreichern, z. B. LIQUI-fit. Mein erster „Drücker" war ein Odonus niger, der recht friedlich ist. Er ist einer der wenigen, der in der Natur im Schwarm auftritt. Im Aquarium erweist er sich als lebhafter Schwimmer, immer ist er in Bewegung, und immer schaut er nach einer Brotzeit aus. Einmal bekam ich von einem „guten Freund" einen kleinen Balistapusundulatus geschenkt. Er konnte ihn angeblich aus Platzmangel nicht mehr behalten. Als Anfänger in der SeewasserAquaristik freute ich mich damals über den hübschen Burschen. Doch die Freude währte nicht lange. Nachdem der „Kleine" in kürzester Zeit um 2 - 3 cm gewachsen war, schaffte er sich auf recht bissige Art und Weise „Platz". Kurzfristig beförderte er einen Weißkehlseebader und einen Chelmon rostratus in den Fischhimmel, worauf ich ihn weiterschenkte, jedoch nicht ohne auf seine kleinen Eigenarten hingewiesen zu haben. Er lebt nun mittlerweile seit 6 Jahren alleine in einem 500-l-Becken.
Über viele Jahre hinaus erfreute mich ein Drückerfisch, der zwar keine Rarität ist, sondern mit zu den bekanntesten der RhinecanthusGruppe gehört. Gemeint ist natürlich Rhinecanthus aculeatus, der Picassodrücker. Er gehört zu den leichter zu pflegenden Arten, oft wird er auch mit Rh. rectangulus, dem Harlekindrücker, verwechselt. Auch der Keilfleckdrücker Rh. triangulus als dritter im Bunde ist eine attraktive Bereicherung im Aquarium. Meist nur in Schauaquarien findet man Batistes carolineasis, der im Mittelmeer und an der nordamerikanischen Küste genauso heimisch ist wie in der Karibik. Zu den friedlichen Arten kann man auch die folgenden Arten zählen: Melichthys ringens, der „Schwarze Drücker", dessen Lieblingsnahrung in freier Wildbahn aus Schwämmen besteht, und Batistes vidua, bekannt als Rotschwanzdrücker.
Innenposter: Balistoides conspicillum Foto: Meyer, Tetra-Archiv Rhinecanthus aculeatus Foto: K. A. Frickhinger
Ein Schmuckstück ist Nemateleotris decora Unverkennbar war die Ähnlichkeit mit der allseits bekannten Feuerschläfergrundel Nemateleotris magnifica in bezug auf ihre Körperform. Doch was ich hierzum erstenmal lebend in der Stuttgarter „Wilhelma" 1979 sah, übertraf an Farbenpracht doch alle mir bis dahin bekannten Grundein. Erst nach langem Suchen konnte ich das Fischchen als Nemateleotris decora bestimmen. Laut P. Wilkens ist diese Art erst 1973 beschrieben worden. Sie kommt wahrscheinlich in größeren Tiefen vor, was der Grund für die späte Entdeckung sein dürfte. Es sollte mehr als 2 Jahre dauern, bis ich gleich 5 Exemplare bei einem Händler in Kassel wiedersah. Dieser sagte mir dann auch, daß er zwar schon mehrere Male Tiere dieser Art bekommen habe, aber jeweils nur ein Tier pro Sendung. Obwohl der Preis nicht gerade niedrig war, stand doch gleich fest, daß eine der Grundein in mein 320 I fassendes Niedere Tiere-Becken einziehen sollte. Erfahrungen mit der verwandten Nemateleotris magnifica lagen insoweit vor, als daß sich 3 zusammen eingesetzte Tiere gegenseitig umbrachten. Dasselbe sollte mit der Dekor-Grundel nicht wieder passieren. Nachdem nun das ca. 6 cm große Tier zusammen mit einem Centropyge loriculus und einem Centropyge argi aus dem Transportbeutel in das Becken entlassen worden war, verschwand es für 2 Stunden unter einem hohlen Stein der Dekoration. Dieses Verhalten kann man als normal betrachten, zumal sich die Feuerschläfergrundeln genauso verhalten. Im Gegensatz hierzu kam N. decora jedoch danach wieder hervor und schwamm dann immer wenige Zentimeter über ihrem Schlupfloch im freien Wasser. Weder andere Fische noch am Aquarium vorbeilaufende Personen veranlaßten sie, sich in Sicherheit zu bringen. Das ist bis heute so geblieben. Im Vergleich dazu blieben die N. magnifica immer etwas scheu. Eine hastige Bewegung vorm Becken, und sie waren verschwunden.
Die erste Nacht im neuen Domizil wurde zur eingehenden Erkundung genutzt. Dies konnte ich bei mehreren Stichproben feststellen. Auch in der zweiten und dritten Nacht, das heißt sofort nach Erlöschen der Beleuchtung, ging sie auf Entdekkungsreise. Das genügte aber offenbar, um alle Schleichwege und Ausweichquartiere kennenzulernen, denn ab der vierten Nacht war diese Verhaltensweise nicht mehr zu beobachten, Der zweite Tag begann. Nimmt sie Futter an? Für jeden Aquarianer eine spannende Frage, die manchmal zum Alptraum wird. Ein Versuch mit aufgetauten Mysis wurde gestartet. Und siehe da, sie fraß. Alles, was im Umkreis von 20 cm an ihr vorbei trieb, wurde gierig angenommen. Es ist erstaunlich, welch ein großes Maul diese kleinen Tiere haben. Trotzdem wird auch die kleinste vom menschlichen Auge kaum noch sichtbare Nahrung erbeutet. Ob Tiefkühlfutter wie schwarze, weiße und rote Mückenlarven, Wasserflöhe, Miesmuschelfleisch,
Nem. decora (oben) Nem. magnifica (unten)
gefriergetrocknete Futtersorten oder Flockenfutter, alles wird geschluckt. Es muß aber im Wasser schweben, von der Oberfläche wird es nicht so gern genommen. Zusammenfassend läßt sich folgendes sagen: Obwohl Nemateleotris decora kein scheues Tier zu sein scheint, sollte man es nicht mit zu großen anderen Fischen vergesellschaften. Es ist ein ausgeprochener Farbklecks für ein Becken mit Niederen Tieren, denn es steht den ganzen Tag sichtbar im freien Wasser. Futterschwierigkeiten gibt es auch bei der Eingewöhnung nicht. Das hat mir ein befreundeter Aquarianer ebenfalls bestätigt. Andere Mitbewohner, auch kleinere, werden nicht belästigt. Rangeleien anderer Fische, wie bei mir ausgehend von einem C. argi, geht die Grundel aus dem Wege, ohne dabei gleich die Flucht zu ergreifen. Wer streng auf die Wasserqualität im Seewasserbecken achtet, dürfte mit Nemateleotris decora keine Schwierigkeiten haben. D. Kühling
2 Fotos: D. Kühling
TI Wasserpflanzen ':'•••
Vymphaea lotus findet man in Kamerun auch in kleinen Urwaldtümpeln
Foto: E. Pürzl
Über Aquarienpflanzen aus Westafrika. In unseren Aquarien pflegen wir überwiegend Wasserpflanzen, die ihre Heimat in Südost-Asien oder in den tropischen und subtropischen Gebieten Amerikas haben. Nur selten finden wir unter ihnen Wasserpflanzen aus West-Afrika, die erst in den letzten Jahren importiert wurden. In diesem Beitrag möchte ich einige afrikanische Wasserpflanzen vorstellen, die sehr gut zur Bepflanzung von Aquarien geeignet sind. Einige von ihnen sind schon bei den Aquarianern bekannt, andere sind Neuheiten, die eine angenehme Überraschung für Wasserpflanzenliebhaber sein werden. Zu den schon lange bekannten Aquarienpflanzen aus ZentralWest-Afrika gehören vor allem die grüne und die rote Tigerlotus. Unter dieser Bezeichnung ist allgemein die Seerosen-Art Nymphaea zenkeri bekannt, die vielleicht für eine Form von Nymphaea lotus gehalten werden kann. Im Aquarium bringt sie meist sehr dekorative Unterwasserblätter, die grün bis tiefrot und auch dunkel gefleckt gefärbt sind. Bei genügender Beleuchtung bleiben die Blätter für gewöhnlich submers, bei schwächerer Beleuchtung dagegen bilden sich leicht und gern Schwimmblätter. Auch die Intensität der roten Blattfärbung ist von der Lichtstärke abhängig. Die wunderschöne weiße Blüte dieser Nymphaea können wir im Aquarium nur selten beobachten. Es ist interessant, daß sich die Blüten immer erst gegen den Abend öffnen; sie blühen über Nacht und schließen sich wieder morgens etwa um 9.00 Uhr. Afrikanische Seerosen sind dankbare Solitärpflanzen im Aquarium; sie haben keine besonderen Ansprüche auf die Zusammensetzung des Wassers und wachsen auch noch gut in mittelhartem Leitungswasser. Sie brauchen nur höhere Temperaturen - etwa um 25° C nahrhaftes Bodensubstrat und intensive Beleuchtung. Bei der Pflege in Aquarien können wir sie nur vegetativ vermehren, durch Jungpflanzen, die sich an kurzen Ausläufern bilden. Wenn die Jungpflanze einige Blätter und ein selbständiges Wurzelsystem entwickelt hat, können wir sie von der Mutterpflanze
wegschneiden und einzeln einpflanzen. Blühende Tigerlotus setzen auch Samen an, aber eine Vermehrung aus Samen ist ohne Gewächshaus kaum möglich. Das tropische West-Afrika ist auch die Heimat von verschiedenen Anubias-Arten. Manche Vertreter dieser Gattung sind neue und schöne Aquarienpflanzen. Bis vor kurzem war in der aquaristischen Literatur zu lesen, daßAnubias-Arten als Aquarienpflanzen wenig geeignet sind und daß sie besser in ein Paludarium passen würden. Das gilt aber nur für bestimmte Arten, wie z. B. A. gigantea, heterophylla, hastifolia, gillettii, auriculata oder pynertii. Diese Sumpfpflanzen wachsen meist entlang der Bachufer und in Tümpeln im Regenwald Afrikas. Für die Aquarienpflege sind sie zu grob und wenn sie ständig unter Wasser stehen, gedeihen sie nicht gut. Unter den Anubias findet man aber auch anspruchslose und anpassungsfähige Arten, die unter Wasser ausgezeichnet wachsen. Zu dieser Gruppe gehört vor allem Anubias nana mit glänzenden dunkelgrünen Blättern und die weiteren Arten A. barteri, lanceolata, lanceolata f. angustifolia und minima. Wim Crusio ist in seiner Bearbeitung der Gattung Anubias der Meinung, daß alle diese Arten als Varietäten von A. barteri zu betrachten sind. Zur erfolgreichen Pflege von Anubias gehört vor allem eine hohe Durchschnittstemperatur des Wassers um 25° C. Sie wachsen in reinem Sand, gedeihen aber besser in einer Mischung aus kalkfreiem Sand, Torf und etwas Lehm. Die Pflanzen dürfen nicht zu tief in den Bodengrund gesetzt werden, die Basis der Blätter soll darüber stehen. Anubias lassen sich auch sehr gut auf Wurzelholz und auf Steinen befestigen, wo sie sehr gut anwachsen. Die chemische Zusammensetzung des Wassers scheint keinen merklichen Einfluß auf das Wohlbefinden der Pflanzen auszuüben, obwohl sie in ihrem natürlichen Biotop in ausgesprochen weichem Wasser vorkommen. Im allgemeinen sind Anubias wenig lichthungrig und gedeihen im Aquarium daher auch gut bei gedämpftem Licht, allerdings werden sie auch durch helles Kunst- oder Tageslicht nicht beeinträchtigt. Weitere sehr interessante Wasserpflanzen, die in den letzten Jahren aus Kamerun importiert wurden,
sind die Afrikanischen Hakenlilien der Gattung Crinum (Familie Amaryllidaceae). Bis jetzt wurden drei Crinum-Arten eingeführt, von denen nur eine Art determiniert werden konnte. Es handelt sich um Crinum natans mit bandförmigen, leicht gewellten Blättern, die bis 1 m lang und 3 - 5 cm breit werden. Die Blattrosetten wachsen aus einer langhalsigen Zwiebel. Die zweite Crinum-Art hat bandförmig schmale, stark gewellte bis gehämmerte Blätter, die eine Breite von 1,5 cm und eine Länge bis zu 75 cm erreichen. Die dritte Crinum-Art aus Kamerun ist eine sonderbare Wasserpflanze. Ihre Blätter sind nur 4 - 5 mm breit, bis zu 50 cm lang und stark gekräuselt. Bei letzteren Hakenlilien handelt es sich höchstwahrscheinlich um neue, wissenschaftlich noch nicht beschriebene Arten. Die Blüten dieser drei Crinum-Arten sind weiß, auffallend groß und ähneln den Lilienblüten. Alle CrinumArten blühen auch im Aquarium, entwickeln aber keine keimfähigen Samen. Wir vermehren sie durch Seitenzwiebeln die sich an erwachsenen Pflanzen bilden. Die Jungpflanzen können nur dann abgetrennt und neu eingesetzt werden, wenn sie kräftig genug sind und mehrere Blätter getrieben haben. Crinum-Arten sind anspruchslose Wasserpflanzen, die aber genug Licht, einen nahrhaften Boden und einen höheren Wasserstand beanspruchen. Sie sind robuste, dekorative Wasserpflanzen für geräumige Aquarien. Eine rätselhafte Wasserpflanze hat Eduard Pürzl, Wien, in Süd-Kamerun entdeckt und mit nach Europa gebracht. Es handelt sich um einen Vertreter der Familie Alismataceae, der auf den ersten Blick wie eine Echinodurus-Art aussieht. Diese Gattung ist jedoch in Afrika nicht bekannt. Es handelt sich bei dieser Neuheit um eine robuste Wasserpflanze mit schmal lanzettlichen Blattspreiten, die bis 50 cm lang und 3,5 - 4,5 cm breit werden. Für große Pflanzenaquarien stellt sie eine äußert dekorative Solitärpflanze dar, die unter Aquarianern noch völlig unbekannt ist. Diese Pflanze ist hart und anspruchslos, bildet keine emersen Luftblätter und braucht nur einen hellen Standort, nicht zu hartes Wasser und Temperaturen von 22 - 25° C. Für den Bodengrund ist
Anubias nana ist mit ihren glänzenden Blättern eine Zierde für jedes Aquarium
Roter Tigerlotus im Aquarium
grober Sand mit Lehm erforderlich. In meinem Gewächshaus blüht die Pflanze reichlich und auf dem Blütenstand entwickeln sich junge Adventivpflanzen. So kann diese Neuheit leicht vegetativ vermehrt werden. Ich nehme an, daß es sich um eine neue, wissenschaftlich noch nicht beschriebene Art handelt. Keine Beschreibung eines bekannten Vertreters der Afrikanischen Familie Alismataceae, wie Burmatia, Limnophyton oder Wiesneria, paßt zu ihr. Für Aquarianer würde sie eine gute Bereicherung im Wasserpflanzensortiment bedeuten. Noch eine weitere Wasserpflanze wartet auf den Import aus Afrika: Ottelia ulvaefolia, mit breit-lanzettförmigen, weinroten, bis zu 40 cm langen Blättern. Unter den Aquarianern ist diese schöne Pflanze bisher unbekannt. Leider ist diese Neuheit heikel und schwierig zu halten. Die richtige Pflegemethode muß erst erprobt werden. Bekannte und beliebte Wasserpflanzen aus Westafrika sind Bolbitis heudelotii. Dieser Wasserfarn wächst am natürlichen Standort submers und auch emers zusammen mit Anubias- und Crinum-Arten. Die bis zu 50 cm langen, schwarzgrünen Blätter sind tief eingeschnitten und doppelt gefiedert. Den kriechenden Wurzelstock befestigt man im Aquarium an Baumwurzeln oder Steinen. Bolbitis beansprucht weicheres, leicht saures Wasser und nicht zu helles Licht. Von Afrikanischen Stengelpflanzen kommen in unseren Aquarien zwei Ammania-Arten vor. Die „Cognacpflanze" Ammania sennegalensis hat bei genügender Beleuchtung kupferbraune, 2 — 5 cm lange, lanzettliche Blätter. Sie vermehrt sich durch Stecklinge und braucht gute Beleuchtung und Temperaturen von 22 - 26° C. Sie ist eine anspruchsvolle Pflanze und wächst im Aquarium nicht immer gut. Bessere Anpassung an die Aquarienbedingungen zeigt die zweite Art, die bei den Aquarianern als Ammania gracilis verbreitet ist. Je nach Beleuchtung hat sie grüne bis rotbraune, mehr oder weniger zugespitzte Blätter. Die Vermehrung durch Stecklinge ist problemlos. Eine schöne dekorative Wirkung erzielt man, wenn Ammania mit großblättrigen grünen Pflanzen kombiniert wird. Aus dieser kurzen Übersicht ist sichtbar, daß auch die Wasserpflan-
zenflora von West-Afrika sehr artenreich ist. Sie bildet eine wertvolle Bereicherung des Wasserpflanzensortiments für unsere Aquarien. Genauso wie jedes Jahr dort neue Killifische gefunden werden, kann man auch mit der Entdeckung neuer und interessanter Wasserpflanzen rechnen. V. Sadilek
Crinum natans ist eine robuste und dekorative Pflanze
Neue, rätselhafte Wasserpflanze mit Blütenstand aus Kamerun 4 Fotos: V. Sadilek
Neue Aquarienpflanzen. Die Sumpf- und Wasserflora ist mit etwa 390 Gattungen verbreitet und erstreckt sich auf ungefähr 4000 verschiedene Arten von Moosen, Farnen und Blütenpflanzen. Hiervon eignet sich für die Kultur in Aquarien nur eine begrenzte Anzahl von anpassungsfähigen Spezies. Bisher wurden rund 300 unterschiedliche Gewächse bekannt, die in Aquarien zu pflegen sind. Diese sogenannte Aquarienflora setzt sich zusammen aus 256 echten Arten, 42 Varietäten und 2 Bastarden. Davon sind 13 Spezies noch nicht eindeutig ermittelt. Probleme der Artbestimmung bringen vor allem neu importierte Pflanzen. Bei diesen Neuheiten findet man mitunter solche Arten, die in der zugänglichen Literatur genannt sind und nun erstmals eingeführt wurden. Soweit Blüten vorliegen, ist ihre Nachbestimmung in der Regel problemlos. Bei den echten Neuheiten, welche die gängige Literatur nicht nennt, dauert die Ermittlung des richtigen Namens meist länger. Dafür muß Spezialliteratur gesichtet werden. Mit diesem Beitrag stelle ich einige brauchbare Neuheiten vor, die überwiegend in den Jahren 1977 1981 erstmals als Aquarienpflanzen bekanntwurden. Echinodorus isthmicus Die in Mittelamerika und Westindien beheimatete kleine Sumpfpflanze bildet gestielte, lanzettliche Luftblätter von 8 — 12 cm Länge und 4 — 7 mm Breite. Diese Sumpfform gewöhnt sich im Aquarium gut ein und treibt schmale, kurz gestielte Wasserblätter. Die hellgrüne und einnervige Spreite wird 8 — 15 cm lang, 5 - 7 mm breit, hat beide Enden spitz und zeigt deutliche Quernervchen. An der Blattspitze, die einen 2 mm langen abgesetzten, stumpfen Fortsatz zeigt, stellt man unter der Lupe winzige Zähnchen fest. Daran trenne ich die Aquarienpflanze von den im Habitus ähnlichen E. bolivianus und E. quadricostatus. Beide Arten bringen zudem breitere und eiförmige Luftblätter. Die Schmalblättrige Zwergschwertpflanze paßt sich unterschiedlichen Lebensbedingungen in den Aquarien recht gut an. Wichtig ist ausreichendes Licht um etwa 50 Watt auf je 100 Liter Becken-
Schmalblättrige Zwergschwertpflanze (Echinodorus isthmicus)
Gedrehtblättrige Wasserlilie (Crinum spec.) größe. Die Vermehrung erfolgt durch kriechende Ausläufer, die Ketten von Ablegerpflanzen verankern. Damit wächst im Vordergrund ein ausgedehnter Rasen heran der etwa 10 - 15 cm hoch wird. Der dicht verwucherte Bestand wird regelmäßig ausgelichtet. Crinum spec. Von den 110 Arten der Gattung Crinum, aus der Pflanzenfamilie der Amaryllisgewächse, sind 10 Spezies dem Wasserleben angepaßt. In der Regel sind es Zwiebelgewäch-
se mit langen schmalen Blättern. Manche Arten entwickeln jedoch einen knollenförmigen Wurzelstock, der sich nach oben zwiebelartig verlängert. Die hier vorgestellte Art stammt aus Afrika, wurde bei uns erstmals 1977 bekannt und ist noch nicht nachbestimmt. Es handelt sich um eine Wasserpflanze deren vorne zugespitze Blätter bis zu 50 cm lang und 2 cm breit werden. Ihre Blattbasen sind dicht ineinander geschachtelt und bilden so einen fast 20 cm langen, hochragenden Stamm. Die neuen Blätter treiben oben heraus und rollen sich dann spiralig nach unten. Damit sich die auffällige Solitärpflanze ungehindert entfalten kann, erhält sie einen freien Platz in den Mittelzonen. Dabei sollte das nicht zu flache Becken zumindest 40 cm Wasserhöhe aufweisen. Die Gedrehtblättrige Wasserlilie wächst unter mittelstarkem Licht und wurzelt in nicht zu grobkörnigem Bodengrund. Als recht anspruchslose Aquarienpflanze treibt dieses seltene Crinum auch bei höherer Karbonathärte noch willig. Crinum natans Die Flutende Hakenlilie ist im zentralen Westafrika als Wasserpflanze verbreitet und bildet unterschiedliche Formen. Der Typ dieser Art mit fast 100 cm langen und bis 3 cm breiten kräftigen, gewellten Blättern ist schon seit 1930 als Aquarienpflanze bekannt. Eine abweichende Wuchsform mit schmalen, gekräu-
selten Blättern wurde erstmals 1977 in Kamerun nördlich von Kumba im Fluß Menge gefunden. Der kräftige Wurzelstock bildet nach oben den etwa 10 cm hohen Zwiebelhals. Die dunkelgrünen Blätter werden 50 100 cm lang, etwa 4 mm breit, und sind vorne lang zugespitzt. Das feste und dickliche Blatt hat neben dem kräftigen Mittelnerv schmale und eng gekräuselte Blattflächen. In weichem bis mittelhartem Wasser, bei Temperaturen von 25 - 28° C. und einem Lichtwert um 50 Watt/ 100 Liter, wächst diese Hakenlilie gut weiter. Die Solitärpflanze erhält im Becken einen freien Standplatz, an dem sie sich ungehindert entfalten kann. Aus dem Rhizom treiben später Tochtersprosse, die man abtrennt und zur Vermehrung verwendet. Cryptocoryne moehlmannii Das Heimatgebiet dieser neuen Cryptocoryne sind Bäche und Flüsse in West-Sumatra. Die Typuspflanzen wurden im Raum Bukittingi gefunden, 1977 eingeführt und 1979 durch Professor de Witt (Niederlande) als Cryptocoryne moehlmannii beschrieben. Das breitlanzettliche Blatt ist vorne spitz, zur Basis herzförmig und an den Rändern schwach gewellt. Die glatte und beidseits grüne Spreite wird bis zu 12 cm lang und 5 cm breit und ist bis 10 cm lang gestielt. Von den 5 Paar Seitennerven treiben 3 aus der Basis, während 2 Paar weiter oben vom Mittelnerv abzweigen. Die erforderlichen Lebensbedingungen für gesundes Wachstum lassen sich gut erfüllen. Als Bodengrund dient Grobsand mit Lehmzusatz. In weichem bis mittelhartem Wasser mit schwach saurer Reaktion bei Temperaturen von 25 - 28° C. und unter guten Lichtbedingungen treibt C. moehlmannii dann regelmäßig gesunde Blätter. Die bis 20 cm große Solitärpflanze bietet in den Mittelzonen des Aquariums ein dekoratives Bild. Diese Art gleicht im Habitus der C. pontederiifolia, doch ist deren ähnliches Blatt leicht bullos, in der Spitze schlanker und auf der Unterseite meist rötlich. Hygrophila corymbosa „rotblättrig" Der Große Wasserfreund, Hygrophila corymbosa, ist eine altbekannte Aquarienpflanze mit etwa 1 0 x 4 cm großen und hellgrünen Wasserblättern. Es handelt sich um eine veränderliche Art, die mehrere abweichende Formen hervorbringt. Die hier vorgestellte rotblättrige
Möhlmanns Wasserkelch (Cryptocoryne moehlmannii)
Rotblättriger Wasserfreund (Hygrophila corymbosa)
Zierlicher Sumpffreund (Limnophila spec.)
Pflanze wurde bei uns um 1978 bekannt. Ihre Nachbestimmung als H. corymbosa erfolgte aufgrund der violetten Blüten, die in den Blattachseln der Landpflanze treiben. Deren behaarte Luftblätter messen 3 x 1,5 cm und sind somit kleiner als beim Typ der Art. Stecklinge der Landform treiben im Aquarium gut weiter und bilden unter entsprechend starker Beleuchtung rotbraune Wasserblätter. Die Größe der Blätter variiert je nach den Bedingungen von 13x3cm bis26x6cm. Der lichtabhängige Farbton ist allerdings nicht konstant. Der Rotblättrige Wasserfreund kann mehrere Monate farbig heranwachsen und dann spontan grüne Blätter bringen. Nach einiger Zeit können die neuen Blätter dann wieder dunkelrotbraun werden. Das passiert auch im selben Becken bei gleichbleibenden Bedingungen. Insgesamt stellt diese Variante von H. corymbosa keine besonderen Ansprüche und die Vermehrung durch Stecklinge ist gut möglich. Limnophila spec. Diese noch nicht nachbestimmte Art der Gattung Limnophila ist seit 1981 häufiger im Fachhandel zu finden. Die in Südostasien verbreitete kleine Sumpfpflanze treibt 2 cm große Quirle mit fein zerteilten Luftblättern. An der Aquarienpflanze bilden die Wasserblätter 10 bis 12 zählige Quirle von 3 - 4 cm Durchmesser. Das bis zu 2 cm große Blatt ist fiederförmig geteilt und hat flache, einfache Segmente, lediglich untere Abschnitte sind mitunter nochmals gabelig geteilt. Das vorderste Segment ist etwas länger als das darunter sitzende Paar und hat seitlich 2 kurze Auswüchse. Daran kann man die neue Art gut erkennen und von den ähnlichen L. sessilis oder L. heterophylla unterscheiden. Nach den Erfahrungen treibt die zierliche Aquarienpflanze besser in weniger hartem, schwach saurem Wasser. Bei zu hoher Karbonathärte und pH-Werten über 7 vergilben die älteren Blätter, wodurch der Trieb meist nur im Spitzenbereich gesund aussieht. Das passiert auch bei zu schwacher Beleuchtung, weshalb der recht hohe Lichtbedarf (65 Watt/100 Liter) erfüllt werden sollte. Die raschwüchsige Stengelpflanze wird regelmäßig eingekürzt und die Spitzen werden neu gesteckt. Aus mehreren Stecklingen bildet man dabei eine lockere Gruppe mit dekorativer Wirkung.
Salvinia minima Mit 12 Arten ist die Gattung Salvinia überwiegend in den Tropen und Subtropen verbreitet. Die kleinen Schwimmfarne besiedeln ruhige Ufer und stille Buchten der langsam fließenden Gewässer. Salvinia minima, aus dem südlichen Brasilien, wurde bei uns 1980 bekannt. Der kleine Büschelfarn treibt an der dünnen, flutenden Sproßachse kurz gestielte und rundliche Schwimmblätter die etwa 4 - 9 mm Durchmesser erreichen. Ihre Blattoberseite ist nicht warzig, doch winzige Borsten sitzen zu zweit in gleichmäßigen Reihen. Unter zusagenden Bedingungen bildet der Kleine Büschelfarn auf dem Wasser lockere Polster und wird sich durch Seitentriebe ständig weiter ausbreiten. Bei der Pflege im Aquarium stellt die zierliche Schwimmpflanze jedoch einige Ansprüche. Salvinia minima wächst besser, wenn das Wasser mäßig hart ist, schwach sauer reagiert und Temperaturen von 22 — 25° C. a'ufweist. In sehr salzarmem Wasser wird ein Nährstoffdünger das Wachstum fördern. Stark erhitzte Luft durch intensives Licht bei abgedecktem Becken sowie Kondenswasser auf den Blättern werden nicht gut vertragen. Das offene Aquarium ohne Abdeckscheibe eignet sich daher besser. 6 Fotos und Text: K. Paffrath
Kleiner Büschelfarn (Salvinia minima) findet man daher häufiger in den Aquarien der Liebhaber, zumal sie meist auch leicht Ableger bilden. In diese Gruppe der robusten Arten möchte ich auch Cryptocoryne spiralis eingliedern. Weder im Aquarium noch als Sumpfpflanze bereitet dieser Wasserkelch besondere Probleme. Wenn die Art dennoch in den Aquarien seltener gepflegt wird, mag dies wohl mit dem relativ bescheidenen Aussehen und der mäßigen Vermehrung zusammenhängen.
Ein anpassungsfähiger Wasserkelch— Cryptocoryne spiralis Von der umfangreichen Gattung Cryptocoryne mit mehr als 60 beschriebenen Spezies eignen sich etwa 30 Arten mehr oder minder gut für Aquarienkultur. Obwohl diese Pflanzen an ihren natürlichen Standorten in ungefähr gleichen oder doch ähnlichen Wasserverhältnissen leben, stellen sie im Aquarium recht abweichende Ansprüche. Bestimmte Cryptocorynen wachsen lediglich in weichem Wasser gesund, während andere Arten auch bei höherer Karbonathärte recht gut gedeihen. Solche anpassungsfähigen Wasserkelche
Cryptocoryne spiralis im Aquarium.
Cryptocoryne spiralis ist in weiten Gebieten von Indien verbreitet, und zwar von der Westküste (Bombay) südwärts und entlang der Ostküste in den nördlichen Teil vom Bengalischen Golf und in Bangladesch. Die amphibische Sumpfpflanze bewohnt Überschwemmungsgebiete auf Niederungswiesen und lebt während der Hochwasserzeit untergetaucht. Erstmalig wird die Art 1779 durch Retzius unter dem Namen Arum spirale beschrieben. Nachdem im Jahre 1828 die Gat-
Landpflanze von Cryptocoryne spiralis.
Blühende Sumpfpflanze.
Gesamter Blütenstand.
tung Cryptocoryne aufgestellt wurde, hat man die Pflanze 1830 in Cryptocoryne spiralis umgetauft. Später wird sie dann noch mehrfach unter anderen Namen beschrieben wie etwa Ambrosinia spiralis, Cryptocoryne unolicularis, C. hügelii und C. tortuosa. Als Sumpfpflanze wächst C. spiralis bis zu einer Höhe von etwa 30 cm und bildet schmale Luftblätter auf 10 cm langen Stielen. Die bandförmige Blattspreite ist an beiden Enden spitz zulaufend, sie wird bis 20 cm lang und 0,5-0,8 cm breit. Aus den kräftigen Mittelnerv treiben an beiden Seiten drei feinere Seitenadern. Die Kultur der Sumpfpflanze ist nicht schwierig und kann im entsprechend hohen und abgedeckten Vollglasbecken bei diffusem Tageslicht im Blumenfenster erfolgen. Darin steht der Blumentopf mit sandhaltiger Humuserde einige Zentimeter tief im Wasser. Die Landpflanze treibt dann später ihre eigenartig geformten Blütenstände. Dabei ist die gesunde und kräftige C. spiralis ziemlich blühwillig und bildet mitunter mit 6 Wochen Abstand eine neue Blüte. Am kurz gestielten Blütenstand bleibt der sogenannte Blütenkessel meist im Bodengrund. In diesem erweiterten Teil der Spatha befindet sich der eigentliche Blütenkolben, an dem die Geschlechtsblüten heranwachsen. Im Vergleich zu anderen Arten der Gattung fehlt bei C. spiralis der röhrenförmige Teil der Blütenspatha. Hier geht der Kessel sogleich in die bis 11 cm lange Blütenscheidenspreite über. Diese Fahne ist vorne lang geschwänzt, innen stark runzelig und dunkel purpurrot gefärbt. Die Aquarienform von C. spiralis bringt schmale, an beiden Enden spitze und an den Rändern leicht gewellte Wasserblätter. Sie werden 10—20 cm lang und 5—10 mm breit, zeigen einen kräftigen heller grünen Mittelnerv und mehrere feinere Seitennerven. Die Blattoberseite ist bräunlich bis rötlich, meist dunkel gemasert, gepunktet oder quer gestreift. Die Farbintensität ist dabei nicht unbedingt lichtabhängig, auch bei geringen Lichtwerten sind dje Blätter selten rein grün. In weichem Wasser tendiert die Blattfärbung etwas stärker zum rötlichen Ton. Bei der Wasserhärte werden bis etwa 10° Karbonathärte problemlos vertragen. Bei höheren Werten sind Probleme möglich, wobei das Wachstum langsamer verläuft und
die Blätter kleiner bleiben. Solche Nachteile des relativen Kohlendioxid-Mangels kann man durch Zusatz von CO 2 gut ausgleichen. Dafür bietet der Fachhandel entsprechende Geräte an, wobei in bis zu mittelgroßen Aquarien der Hilena CO2-Optimat gute Dienste leistet. In nährstoffarmem Wasser empfiehlt sich gleichzeitig ein guter Nährstoffdünger für Wasserpflanzen wie zum Beispiel Hilena Crypto-Dünger. Unter zusagenden Bedingungen treibt C. spiralis regelmäßig gesunde Blätter und bildet so eine dekorative Solitärpflanze, die man im kleineren, aber auch größeren Aquarium pflegt. Am ausreichend freien Platz kann der Solitär seine schmalen Blätter ungehindert ausbreiten. Damit die schlanke Gestalt von C. spiralis hervorgehoben wird, sollte man in der unmittelbaren Nähe entsprechende Kontrastpflanzen einsetzen. Den Aufblick zur mittelhohen C. spiralis hält man frei und verwendet dabei im Vordergrund kleinbleibende Wasserpflanzen. Hier empfehlen sich: die grasartige Zwergschwertpflanze (Echinodorus tenellus), der Zwergwasserkelch (Cryptocoryne willisii), der Zwergkleefarn (Marsilea drummondii) oder das Zungenblatt (Glossostigma elatinoides). Insgesamt ist C. spiralis eine wenig heikle Aquarienpflanze. Den unterschiedlichen Bedingungen paßt sich dieser Wasserkelch recht gut an und ist auch hinsichtlich der Blattfäule bei Cryptocorynen recht widerstandsfähig. Ein Nachteil ist die geringe Neigung zur Bildung von Ablegerpflanzen. Hier empfiehlt sich daher die Pflege als Landform, welche besser Ausläufer treibt. Solche Jungsprossen werden mit etwa 5 Blättern abgetrennt und im Aquarium angesiedelt. Die Umstellung auf das Wasserleben erfolgt dabei ziemlich problemlos. 4 Fotos und Text: K. Paffrath
Der Gewimperte Wasserkelch— Cryptocoryne ciliata Als kräftige Sumpfpflanze ist Cryptocoryne ciliata im tropischen Südostasien weit verbreitet. Die Pflanzen wachsen vielfach an Standorten, die, durch Ebbe und Flut bedingt, täglichen Schwankungen des Wasserstandes unterliegen. Stellenweise lebt die Art in Mangrovesümpfen und dringt zum Teil bis in die Brackwasserzonen der Flüsse vor. In seinem sehr weiten Verbreitungsgebiet entwickelt C. ciliata unterschiedliche Pflanzen, wobei es sich zumeist um standortbedingte Modifikanten handelt. Lediglich eine konstante Zwergform mit Unterschieden in Blüte und Vermehrung erhielt einen Status als Varietät und ist 1975 mit C. ciliata var. latifolia RATAJ bezeichnet worden. Beschreibung: Der Typ von C. ciliata (var. ciliata) bildet bis zu 2 cm dikke Wurzelstöcke. Der runde und kräftige, bis 30 cm lange Blattstiel wird 4 - 7 mm dick. Die feste und etwas fleischige Spreite erreicht 15-35 cm Länge und wird 4 - 9 cm breit (4-5 mal so lang wie breit), ist vorne spitz und an der Basis kurz abgerundet. Diese Landform treibt bis 40 cm lange Ausläufer und verankert damit mehrere Ablegerpflanzen im Boden. Die Blütenspatha von C. ciliata wird 2 0 - 4 5 cm lang. Sie ist röhrenförmig und bildet im unteren erweiterten Teil den sogenannten Blütenkessel, in dem der Blütenkolben heranwächst. Am Kolben sitzen oben 6 0 - 8 0 männliche Blüten und am unteren Abschnitt wachsen 5—7 weibliche Blüten. Das obere Ende der Blütenspatha trägt die bis zu 7 cm lange purpurrote, im Schlund hellgelbe Fahne. An den Rändern sitzen 5—8 mm lange fleischige Auswüchse, die den Artnamen (ciliata = gewimpert) begründen. Diese Wimpern sind teilweise verzweigt und unterscheiden sich somit von den unverzweigten Auswüchsen an den Blütenspathen der C. ciliata var. latifolia. Diese Zwergform hat kürzer gestielte Blätter mit 10-15 cm langen und 3 - 5 cm breiten Spreiten (etwa 2 - 3 mal so lang wie breit) sowie deutlich herzförmiger Basis. Die sehr kurzen Ausläufer messen 1 —2 cm und tragen nur eine Jungpflanze. C. ciliata var. latifolia (= breitblättrig)
Kräftige Sumpfpflanze des Typs von Cryptocoryne ciliata mit Blütenstand.
bleibt grundsätzlich kleinwüchsiger als der Typ dieser Art. Ansprüche: Beide Varietäten können als Wasserpflanzen an der unterschiedlichen Wuchshöhe und den veränderten Blattverhältnissen von Länge zu Breite gut erkannt werden. Die Sumpfpflanzen benötigen einige Zeit zum Eingewöhnen im Aquarium, wachsen aber bei zusagenden Bedingungen meist ohne besondere Probleme. Günstiger für das Wachstum ist weiches bis mittelhartes Wasser von 2-12° Karbo-
nathärte. In härterem Wasser empfiehlt sich der Zusatz von Kohlendioxid. Der weite Temperaturbereich liegt zwischen 22-28° C, doch treiben die Pflanzen im kühlen Wasser langsamer und bleiben kleiner im Wuchs. Als kräftig zehrende Sumpfpflanze, die in der freien Natur im nährstoffreichen Bodenschlamm treibt, bevorzugt C. ciliata auch im Aquarium einen nährstoffhaltigen Bodengrund. Der Zusatz von Lehm oder Tonerde zum Bodensand ist vor allem im salzarmen
Wasser wichtig. Um den Standplatz von C. ciliata kann man jedoch gut nachträglich mehrere Tonkugeln in den Boden eindrücken. Besonders wichtig für das gesunde Wachstum ist ausreichend starkes Licht von zumindest 50 Watt je 100 Liter Bekkenvolumen. Stärkeres Licht ist in jedem Fall besser, und der tägliche Lichtbedarf beträgt 12-14 Stunden. Das Wachstum sollte ungestört verlaufen, daher werden verwurzelte Exemplare nicht kurzfristig wieder umgesetzt. Diese Störung im Trieb mit Blattverlusten schwächt die Pflanzen, wobei der Kümmerwuchs meist über einen längeren Zeitraum anhält. Die Pflanzen erhalten daher sofort ihren endgültigen Platz, an dem sie verwurzelt bleiben. Von der gefürchteten Blattfäule der Wasserkelche bleibt die Art weitgehend verschont, doch sollte man stärkere Veränderungen der Temperatur, Beleuchtung oder der Zusammensetzung des Wassers vermeiden. Blattschäden sind häufig auch eine Folge zu hoher Anteile von Abbauprodukten, die man jedoch durch den regelmäßigen Wasserwechsel vermeidet. Verwendung: Je nach Varietät ist die Verwendung im Aquarium verschieden. Der größere Grundtyp (var. ciliata) wird bis 50 cm hoch und gehört in ein Aquarium mit entsprechend hohem Wasserstand. Im flachgebauten Becken können lediglich Jungpflanzen über einen begrenzten Zeitraum gehalten werden. Später treiben die langen Blätter über das Wasser hinaus in die freie Luft. Dabei drängeln sie sich unter der Deckscheibe und zeigen leicht Trockenschäden. Außerdem sieht man im Blickfeld des Aquariums lediglich die Blattstiele. C. ciliata var. latifolia wird ungefähr 30 cm hoch und kann somit auch in flacher gebauten Behältern eingesetzt werden. Innerhalb einer Gruppe erhalten die einzelnen Exemplare etwa 10 cm Seitenabstand und wachsen am freien Standplatz mit ungehindertem Lichteinfall. Im übrigen ist C. ciliata eine recht problemlose Sumpfpflanze für das helle Paludarium oder größere Uferaquarium. Darin werden dann auch die interessanten Blütenstände entwickelt, die bei den Wasserpflanzen ausbleiben. Vermehrung: Die Stammform bildet nur selten Ableger im Aquarium. Lediglich ältere und gutwüchsige Exemplare, die lange ohne Störung
Die rote Blütenspatha zeigt gewimperte Ränder.
Cryptocoryne ciliata var. ciliata im Aquarium.
Cryptocoryne ciliata var. latifolia.
am selben Platz verwurzelt bleiben, bringen gelegentlich einen gestreckten Ausläufer mit wenigen Jungpflanzen, die sich am Bodengrund verankern. Die Zwergform vermehrt sich meist besser. In den Achseln älterer Blätter trieben kurze Seitentriebe, die man Achselsprosse nennt. Sie bilden wenige kleine Blätter und bleiben dann im Wachstum stehen. Sobald sie sich leicht ablösen lassen oder von selber abtrennen, werden sie eingesetzt. Wichtig ist helles Licht und ungestörtes Wachstum. Die so gewonnenen Ableger treiben recht langsam weiter, und ihre Aufzucht erfordert etwas Geduld. 4 Fotos und Text: K. Paffrath
Anemonenfische mit Mänteln Das Amphiprion-Paar lebt in Einehe. Zwischen ihnen sind kaum Anzeichen von Aggressivität zu beobachten, obwohl sie gegenüber anderen Fischen gar nicht so friedlich sind. Wie können die Amphiprions aber zwischen Fremden und dem Partner unterscheiden? Erkennen Sie sich vielleicht persönlich? Diese Fragen sind bei Tieren, die in freier Natur leben, nicht immer leicht zu beantworten. Hans Fricke baute zunächst ein großes langes Aquarium mit drei Abteilen. In das mittlere Abteil setzte er ein Weibchen mit ihrer Anemone, in das linke den Ehepartner, in das rechte einen Fremden. Alle drei Abteile waren zusätzlich noch durch Plastikplatten optisch gegeneinander abgeschirmt. Sobald Fricke diese Trennwände hochzog, schwammen die Männchen an die Glasscheiben in Richtung Anemone. Sofort stürzte das Weibchen auf den Fremden zu, bis es auf die Scheibe prallte. Den Gatten griff es dagegen nicht an. Auch wenn Fricke Fremde und Ehepartner vertauschte, blieb das Ergebnis dasselbe: Bei 16 getesteten Tieren griff das Weibchen nur viermal den Partner an, dagegen 390mal den Fremden. Woran nun erkennen sich die Gatten? Auch dieses Problem löste das Ehepaar Fricke: Simone und Hans Fricke zogen den Amphiprions selbstgenähte grüne Stoffmäntelchen an, so daß nur noch Augen, Kiemen und Flossen herausschauten. Setzten sie einen so verkleideten Fisch in seine Anemone zurück, bezog er von seinem Gatten sofort Prügel. Der Ehepartner hatte ihn verkleidet also nicht mehr erkannt. Amphiprions — dies bestätigen andere Experimente - erkennen sich an der Kopfzeichnung; sie ist bei jedem Anemonenfisch etwas anders. So besitzt ein Amphipricn eine schmale, ein anderer eine breite Kopfbinde. Ein Männchen weiß damit zum Beispiel genau, daß „sein" Weibchen der dicke Amphiprion mit der „aufregend" schmalen Kopfbinde ist. (Diesen und noch viele interessante Artikel über das Verhalten von Süßund Seewasserfischen finden Sie in
Günther K. H. Zupanc „ Fische und ihr Verhalten", Tetra-Verlag, Meile.
Das Buch ist ab sofort im Zoofachhandel erhältlich.)
Bis zu dreizehnmal im Jahr paaren sich Amphiprion (hier: A. bicinctus) im Schutz ihrer Anemone.
Kann ein Anemonenfisch seinen Ehepartner aus einer Gruppe von vier Tieren heraus erkennen? Um diese Frage zu beantworten, setzte Hans Fricke einen Testfisch mit einer Anemone in das mittlere, achteckige Versuchsabteil. Drei unbekannte Amphiprions und der Paarpartner befanden sich in den vier Aquarien, die durch PVC-Platten vom mittleren Abteil optisch getrennt waren. Beim Öffnen der Trennwände versuchten die Aquarienfische, in Richtung der Anemone zu schwimmen. Während der Anemonenbesitzer daraufhin Fremde sehr heftig attackierte, griff er den Ehegatten kein einziges Mal an.
Anemonenfische leben in Einehe. Um herauszufinden, an welchen Merkmalen sich die Ehepartner erkennen, zogen Simone und Hans Fricke den Amphipnons selbstgenähte grüne Stoffmäntelchen an. Setzten sie einen so verkleideten Fisch in seine Anemone zurück, bezog er von seinem Gatten sofort Prügel.
Anemonenfische der Gattung Amphiprion erkennen sich an der Kopfzeichnung. So besitzt ein Amphiprion eine schmale, ein anderer eine breite Querbinde am Kopf. Bei alten Tieren nimmt die Breite dieses Streifens zunehmend ab.
So macht man Zierfischfotos (2) Fotografieren im Aquarium Die Schillerfarben leuchten nur bei bestimmten Einfallswinkeln des Lichtes auf, deshalb ist man oft enttäuscht, wenn mit Blitzlicht die Farben nicht so erscheinen, wie man sie bei der Aufnahme gesehen hat. Will man sicher gehen, daß mit Blitzlicht dieselben Schillerfarben kommen, die man beim Einstellen sieht, dann muß das Einstellicht genau aus derselben Richtung kommen, wie das Blitzlicht. In welchem Winkel das Licht auf den Fischkörper fallen muß, damit optimale Schillerfarben aufleuchten, erkundet man am besten mit einer Taschenlampe, mit der man den Fisch aus verschiedenen Richtungen anleuchtet. Was für ein Licht nimmt man für Fischaufnahmen? Es gibt Leute, die meinen, Lampenlicht sei diskutabel. Doch die Erfahrung zeigt, daß Lampenlicht in ausreichender Stärke stets zu schwerwiegenden Beeinträchtigungen der Fische führt. Fische passen ihre Helligkeit und ihre Farbintensität der vorhandenen Helligkeit an. In stark beleuchteten Becken sind sie lange nicht so intensiv gefärbt wie in dämmrigen Becken. Intensives Lampenlicht ist stets von einer starken Wärmestrahlung begleitet. Das Wasser erwärmt sich deshalb bei intensiver Beleuchtung innerhalb kurzer Zeit sehr stark. Von einem gerichteten Lichtstrahl können gewisse Fische sogar Schleimhautschäden bekommen, bevor das Wasser heiß wird. Zu nahe plazierte Lampen sind gefährlich: Scheiben können platzen, Pflanzen können eingehen und Fische können sterben. Trotz intensiver Beleuchtung kommt man aber bei den nötigen kurzen Belichtungszeiten zu keinen vernünftigen Blenden. Die Tiefenschärfe wird also meist unbefriedigend sein. Deshalb ist es besser, von vorneherein einen Blitz zu nehmen. Vor allem Elektronenblitze haben eine erfreulich kurze Belichtungszeit, die auch schnelle Bewegungen scharf darstellt und ihre Energie ist so groß, daß wir mit kleinen Blenden
Maßstab
Blende 4
1:8 1:7 1:6 1:5 1:4 1:3 1:2
19,2 14,9 11,2
1:1,5 1:1,33
1:1 1,5:1
2:1 3:1
8,0 5,3 3,2 1,6 1,0 0,8 0,5 0,30 0,20 0,12
.. Tiefenschärfebereich in mm Blende Blende Blende Blende Blende Blende Verlänge32 rungsfaktor 11 22 8 16 5,6 26,9 20,9 15,7 11,2
7,5 4,5 2,2 1,4 1,2 0,8 0,41 0,28 0,17
38,4 29,9 22,4 16,0 10,7
52,8 41,1 30,8 22,0 14,7
6,4 3,2 2,0 1,7 1,1
8,8 4,4 2,8 2,3 1,5
0,59 0,40 0,24
0,81 0,55 0,33
arbeiten können. Fische möglichst groß und möglichst scharf fotografieren erfordert nämlich eine Blende, die kleiner als 8 ist. Bei Abbildungsmaßstäben, die größer als 1:5 sind, wird die Tiefenschärfe so klein, daß man bei offener Blende den Fisch nicht einmal über die sichtbare halbe Körperdikke scharf bekommt. Eine Zeitlang wurde das Gerücht verbreitet, Fische könnten vom Blitzlicht so erschrecken, daß sie sterben oder schwarze Flecken bekommen könnten. Das war falsch. Von einem kurzen Elektronenblitz erschrickt kein Fisch. Oft genug wird der Blitz nicht einmal wahrgenommen. Anders ist es, wenn man den Blitzreflektor an die Scheibe preßt und dann blitzt. Dabei werden Schallwellen auf das Wasser übertragen und der Fisch empfängt Druckwellen, die einen unbekannten, plötzlich auftauchenden Gegner von der Größe des Blitzreflektors melden. Vor ihm flieht der Fisch und kann bei der kopflosen Flucht auch noch gegen eine Scheibe prallen.
Bei sehr scheuen Fischen blitzen wir zuerst im Zimmer an die Decke und erst, wenn wir keine Reaktion feststellen, blitzen wir direkt ins Aquarium und beginnen mit den Aufnahmen.
76,8 59,7 44,8 32,0 21,3 12,8
105,6 82,2 61,6
6,4 4,0 3,3 2,1
8,8 5,6 4,6 3,0
1,19 0,80 0,47
1,62 1,10 0,66
153,6 119,4 89,6
44
64
29,4 17,6
42,6 25,6 12,8
8 6,6 4,2 2,38 1,60 0,94
1,3 1,3 1,4 1,4 1,6 1,8 2,3 2,8 3,1 4,0 6,3 9,0 16,0
Nie legen wir die Blitzlampe direkt an die Scheibe oder auf die Deckscheibe. Die Fische können erschrecken und gewichtige physikalische Gründe sprechen dagegen. Das Licht breitet sich nicht mehr im ursprünglichen Leuchtwinkel aus, wenn es aus der Luft ins Glas und dann ins Wasser eindringt. Das einfallende Licht wird stets in Richtung auf die Mittelsenkrechte gebrochen, so daß bei einer angelegten Leuchte nur ein Bereich ausgeleuchtet wird, der wenig größer ist
als der Reflektor. Die Lampe muß also soweit von der Scheibe entfernt sein, daß diese in ihrer ganzen Größe beleuchtet wird. Aus einem weiteren physikalischen Grund ist eine größere Entfernung der Lampe vom Aquarium empfehlenswert. Das Licht nimmt im Quadrat der Entfernung ab. In einem 40 cm tiefen Aquarium beträgt der Lichtabfall von Oberfläche bis zum Boden 3 Blendenintervalle, wenn die Lampe dicht bei der Wasseroberfläche angebracht ist und nur einen Blendenintervall, wenn die Lampe etwa 80 cm über der Wasseroberfläche leuchtet. Bei der zweiten Anordnung sind beim Be-
lichtungsspielraum moderner Filme die Schwimmpflanzen und der Boden gerade noch richtig belichtet, wenn man den für die Aquarienmitte richtigen Wert einstellt, während bei der ersten Anordnung der Lichtabfall so stark ist, daß je nach Aufnahmeort eine andere Blende eingestellt werden muß. So ideal, wie eben geschildert, sind die Verhältnisse in Wirklichkeit nicht, im Wasser nimmt die Lichtintensität schneller ab als in der Luft, aber über den Daumen gepeilt stimmt es auch so vereinfacht. Genügt aber eine Blitzleuchte? Die meisten Bilder sind zwar mit einer Lichtquelle gemacht, besser ist aber die Beleuchtung mit zwei Lampen. Eine kommt von oben und erzeugt im Aquarium ein etwa gleichmäßiges Lichtniveau und die zweite zielt direkt auf den Fisch. Die Lampe von oben ist problemlos, wenn sie in einiger Entfernung von der Oberfläche plaziert wird, bei der Lampe von vorne machen uns wieder die Naturgesetze Schwierigkeiten. Licht, das auf einen Spiegel oder auf eine andere reflektierende Fläche fällt, wird nach bestimmten Naturgesetzen zurückgespiegelt. Errichtet man auf der spiegelnden Fläche ein Lot, dann wird das Licht im selben Winkel abgespiegelt, in dem es einfällt. In der Praxis der Aquarienfotografie sieht das so aus: Vom Licht, das senkrecht auf eine Aquarienscheibe fällt, wird nur ein Teil durchgelassen, ein anderer Teil spiegelt zurück zur Lampe. Schräg einfallendes Licht wird im selben Winkel zum Lot von der reflektierenden Fläche nach der anderen Seite weggespiegelt, ein anderer Teil dringt ins Wasser. Beim senkrechten Lichteinfall wird am wenigsten weggespiegelt, beim schrägsten Einfall ist der Verlust durch Spiegelung am größten. Was folgt daraus? Um eine möglichst große Lichtausbeute zu haben, müssen wir möglichst steil auf die Scheibe leuchten. Mit Lampe und Kamera senkrecht auf die Scheibe leuchten und fotografieren, ist wegen der Reflexe unmöglich! Die Kamera muß stets auf der gleichen Seite vom Lot auf die Scheibe sein, wie die Lampe. Theoretisch ist es sicherer, wenn der Einfallswinkel der optischen Achse der Kamera schräger ist als der Einfallswinkel
des Lichtes, denn dann sind Reflexe unmöglich. Praktisch muß aber die Kamera möglichst steil durch das Glas fotografieren, denn die optischen Eigenschaften des Glases verändern die Schärfe sehr ungünstig. Punkte werden vor allem bei dicken Gläsern zu Strichen und die Farben werden so stark getrennt, daß Farbsäume entstehen und diese Effekte verstärken sich, je schräger man durch das Glas fotografiert und je dicker die Scheiben sind. Wegen der möglichen Reflexe sind kurzbrennweitige Objektive, also Weitwinkelobjektive, für die Aquarienfotografie ungünstiger als Teleobjektive. Auch die optischen Verzeichnungen durch dicke Scheiben lassen sich mit Teleobjektiven geringer halten als mit Normalobjektiven. Wie fotografiert man Fische? Das hängt vom Zweck ab, den man erreichen will. Man kann sogar eine Großformatkamera auf einem Stativ verwenden und trotzdem lebendige Aufnahmen erzielen. Vor allem für schön komponierte Aufnahmen empfiehlt sich die Aufnahme vom Stativ. Nachdem man das Aquarium dekorativ eingerichtet hat, stellt man eine bildmäßig schöne Szene ein und wartet, bis die Fische an der richtigen Stelle schwimmen. Wer sich den Bildausschnitt nicht merken kann, der klebt sich die Bildbegrenzung mit Tesafilm ab. Aufnahmen, die einen Fisch bei Lebensäußerungen zeigen sollen, macht man am besten mit einer einäugigen Spiegelreflexkamera. Hier spielt der wohlkomponierte Hintergrund keine so bedeutende Rolle. Da der Fisch groß dargestellt werden soll, wird der Hintergrund sowieso unscharf. Klaus Paysan Fortsetzung folgt
9 Zeichnungen: A. Paysan
TI Die Fossilienseite Panzerfische Gegen Ende des Silurs, also vor etwa 400 Mill. Jahren, begann sich eine äußerst merkwürdige Gruppe von urtümlichen Fischen in den Gewässern der damaligen Welt auszubreiten. Es waren die Placodermi oder Panzerfische, die ein völlig vom üblichen Bild eines Fisches abweichendes Aussehen zeigten. Kopf und Vorderteil waren durch einen zweiteiligen Panzer geschützt, der aus relativ großen Knochenplatten bestand, die sich wiederum aus symmetrisch angeordneten Teilen zusammensetzten. Im Querschnitt zeigt dieser Panzer innen und außen je eine dünne Lage kompakter Knochensubstanz, während der dazwischenliegende Raum von porösem Knochengewebe ausgefüllt wird. Die Unterseite des Kopfpanzers ist frei und läßt Platz für die noch äußerst unterentwickelten Kiefer. Besonders eigenartig sind die ruderförmig ausgebildeten „Brustflossen", die ebenfalls von einem mehrteiligen Panzer bedeckt sind. Erst der aus dem Rumpfpanzer herausragende Körperabschnitt entspricht den analogen Teilen eines typischen Fisches. Rückenund Schwanzflossen sind vorhanden, in einigen Fällen istdieser Kör-
Pterichthys milleri per nackt, meist aber bereits mit Schuppen bedeckt. Die größte Verbreitung erfuhren die Panzerfische im oberen Devon, um dann bereits in der unteren Steinkohlenzeit ersatzlos auszusterben. Nur wenige Panzerfische entstammen dem Meere. Die meisten waren im Süßwasser beheimatet. Obiges Bild zeigt einen Pterichthys milleri aus dem Devon von CaithDinichthys, ein räuberischer Vertreter der Panzerfische, nach CH. R. Knight (aus: A. H. Müller, Lehrbuch der Paläozoologie) Foto und Text: K. A. Frickhinger
ness in Schottland. Deutlich sind auch die aus dem Panzer herausragenden Weichteile zu sehen, was verständlicherweise nicht allzu oft der Fall ist. Meist ist nur der Panzer allein gut erhalten. Zu den weiter entwickelten Panzerfischen zählt auch Dinichthys, der bereits weit auseinanderklaffende Kiefer besaß, die mit einem scharfen, schnabelartigen Fortsatz versehen waren und spitze Knochenteile ausbildeten, welche wie Zähne funktionierten. Dieser damalige „Schrecken der Gewässer" wurde 8 m lang.
Herausgeber: Dr. rer. nat. Ulrich Baensch Redaktion: K. A. Frickhinger (Chefredakteur) Peter Beck Frank Walter Verlagsleitung: H. J. Ketteier, BDW Erscheinungsweise: vierteljährlich 3 — 6 — 9 — 12 Die Genehmigung zum Nachdruck einzelner Beiträge und Bilder wird gerne erteilt. Wir bitten jedoch um vorherige Rückfrage. Redaktions- und Verlagsanschrift: TetraGruppe Tetra-Verlag Postfach 4520 Meile 1 Printed in West Germany