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Matthias Nölke Small Talk – Die besten Themen
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Small Talk – Die besten Themen Das Ideen-Buch für Fortgeschrittene
Matthias Nölke
Haufe Mediengruppe Freiburg · Berlin · München
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Bibliografische Informationen Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
ISBN 3-448-06793-8 ab 1.1.07 978-3-448-06793-4
Bestell-Nr. 00155-0001
© 2006, Haufe Verlag GmbH & Co. KG, Niederlassung Planegg b. München Postanschrift: Postfach, 82142 Planegg Hausanschrift: Fraunhoferstraße 5, 82152 Planegg Fon (0 89) 8 95 17-0, Fax (0 89) 8 95 17-2 50 E-Mail:
[email protected] Redaktion: Stephan Kilian, Stefan Zink Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe (einschließlich Mikrokopie) sowie der Auswertung durch Datenbanken oder ähnliche Einrichtungen vorbehalten.
Satz + Layout: AB Multimedia GmbH, 85445 Oberding Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur GmbH, 80538 München Druck: Schätzl Druck & Medien, 86609 Donauwörth Zur Herstellung des Buches wurde nur alterungsbeständiges Papier verwendet.
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Inhalt
Inhalt Vorwort Teil 1: Standard-Situationen Small Talk zur Begrüßung Die Anreise Das Wetter Das vorige Mal Eingangsbereich und Raumschmuck Small Talk beim Geschäftsessen Essen und Trinken Das Geschäftliche Die Politik Beim Warten Die Feststellung des Offensichtlichen Kleine Themen Am Messestand Die menschliche Seite Die Rahmenbedingungen Vorstellungsgespräche Die angenehme Anreise Tee oder Kaffee und so weiter Auf Reisen Ihre Reiseerfahrungen Ihr Reiseziel Autos und die Entstehung von Staus Mit Kunden locker plaudern Wie der Kunde tickt Nähe zum Produkt Short Talk im Büroflur, am Kopierer, im Fahrstuhl Frotzeleien unter Kollegen Flurfunk Partys, Feiern und Empfänge Die Assoziationskette Was machen Sie hier? Small Talk zum Ausklang Die Heimreise Der Ausblick
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Inhalt
Teil 2: Themenwechsel Den geeigneten Moment finden Wie weit entfernt dürfen die Themen liegen? Beim Thema neue Aspekte einführen Mit den neuen Aspekten überleiten Vom Thema aus überleiten Die Trittstein-Technik Selbst einen Bezug herstellen Harte Schnitte
Teil 3: Die Themen Gebrauchsanweisung Der Mensch Seit wann gibt es Menschen? Was Sie über den Neandertaler wissen müssen Unsere Verwandten die Fadenwürmer Erfolgsprinzip Nachäffen Der Mensch äfft den Affen nach Das gerupfte Huhn Albert Einstein als Menschenfresser Woraus besteht der Mensch? Die Seele wiegt 21 Gramm Unser wahres Alter – zehn Jahre Alle acht Tage eine neue Lunge Dreieinhalb Kilo Haut abnehmen Warum Wunden „rosten" Unser Lächeln wird immer dunkler Lachen ist anstrengend Schluss mit lustig Der lustigste Witz der Welt Der zweitlustigste Witz Warum wir uns nicht selber kitzeln können Niesen Sie mit offenen Augen Der Sinn des Gähnens Womit wir unser Leben verbringen Länger leben mit der Murmeltier-Methode Erfindungen und Entdeckungen Der König der Erfinder erfindet das „Hallo" Adenauers Erfindungen Kolumbus hatte Unrecht
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Frauen und Männer Die kleinen Unterschiede Der Klostertest: Warum Frauen älter werden als Männer Warum Chinesen nicht einparken können Schöne Männer bekommen mehr Gehalt Frauen lachen mehr – über Männer Die extremen Männer Männer mögen es systematisch Der treue Traumpartner Sanfte Männer kommen besser an Die Strategie der Künstler und lustigen Jungs Der erste Eindruck: Nur das Aussehen zählt Gleich und gleich gesellt sich gern Liebeserklärungen in zehn Sprachen Das tonlose Eheorakel
Computer und Internet Weizenbaums Regel Der erste Personalcomputer für daheim Das papierlose Büro Die Welt des Sports Religion Evas Apfel war eine Feige Unsere Weihnachtsgeschichte steht nicht in der Bibel Musik Der Mozart-Effekt Elise hieß eigentlich Therese Mick Jagger studierte an einer englischen Elitehochschule Tiere und Pflanzen Die Welt der Wirtschaft Die Welt der Wissenschaft Einstein und die Taschenuhr Fußball und Kernphysik Essen und Trinken Eine kurze Geschichte der Essbestecke Eisbein zum Schlittschuhlaufen Was Sie über Cappuccino und Espresso wissen sollten Die Geheimnisse der Gummibärforschung Literatur Index der doppelten Sprungstellen
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Einführung
Vorwort Worüber sollen Sie reden, wenn es eigentlich gar nichts zu bereden gibt? Das ist die Ausgangsfrage beim Small Talk. Sie wollen niemanden überzeugen, Sie müssen keine Informationen vermitteln, Missverständnisse ausräumen und Sie brauchen sich auch nicht zu rechtfertigen. Es ist sogar so: Sobald Sie damit anfangen, ist der Spaß zu Ende und damit auch der Small Talk. Man kann es gar nicht dick genug unterstreichen: Beim Small Talk geht es inhaltlich um nichts. Und genau das macht die Sache für viele so schwierig. Es gibt kein thematisches Geländer, an dem Sie sich festhalten könnten. Sachgebiete, in denen Sie sich besonders gut auskennen, sollten Sie eher meiden. Denn da besteht immer die Gefahr, dass Sie dem andern erklären, was er noch nie wissen wollte und deshalb nie zu fragen wagte. Außerdem neigen wir dazu, bei solchen Themen kleben zu bleiben – und auch das ist Gift für jeden Small Talk, der ja im Wesentlichen zwei Ziele hat: ● Er soll Ihnen und Ihrem Gesprächspartner Vergnügen bereiten oder zumindest eine angenehme Zeit. ● Er soll jedem die Gelegenheit geben, sich als sympathischer und gewandter Mitmensch zu präsentieren. Doch wie macht man das? Mit welchen Themen gelingt das am besten? Nun, es sind die kleinen unscheinbaren Dinge, die Kuriositäten und Nebensächlichkeiten, über die sich besonders gut plaudern lässt. Bei denen geht es eben um nichts, sie tun niemandem weh und bringen uns zum Schmunzeln. Zugleich aber wollen Sie sich beim Small Talk auch als gewandter Gesprächspartner zeigen. Als jemand, der souverän ist, ja gebildet, der einen weiten Horizont hat und zu fast jedem Thema etwas sagen kann. Ohne zu belehren und seine Gesprächspartner als Dummköpfe erscheinen zu lassen. Genau diese beiden Aspekte wollen wir hier zusammenbringen und Ihnen möglichst praxistaugliche Anregungen geben, worüber Sie reden können, wenn es nichts zu bereden gibt. Dazu werden wir im ersten Teil von typischen Business-Situationen ausgehen, in denen Small Talk nützlich ist: Bei der Begrüßung, beim Geschäftsessen, beim Warten, auf Reisen, im Büroflur und so weiter. Sie erfahren, worauf Sie achten müssen, welche Themen nicht so gut ankommen und wie Sie in das Gespräch hineinkommen. Wenn die Unterhaltung einmal
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Einführung
läuft, kann sie die unterschiedlichsten Wendungen nehmen. Deshalb stellen wir Ihnen im zweiten Teil unterschiedliche Techniken vor, die Sie brauchen können, um das Thema zu wechseln. Denn ein guter Small Talk lebt von einem munteren Themenwechsel. So wird die Unterhaltung leicht und locker. Auch stellen Sie Ihre Gewandtheit und geistige Beweglichkeit unter Beweis, wenn Sie ab und zu über neue Dinge reden. Der dritte Teil schließlich ist der bei weitem umfangreichste. Hier finden Sie nach Themen geordnet jede Menge Material, das Sie, so hoffen wir, in Ihre Unterhaltung einstreuen können. Weil es kurios ist, nebensächlich und absolut smalltalktauglich. Dabei ist die thematische Zuordnung, der Natur der Sache entsprechend, locker und assoziativ. Auch können Sie kreuz und quer im Buch herumspringen, so wie Sie es dann auch beim Small Talk machen: Von Elvis Presley, der eigentlich blond war (Kapitel Musik ➝ S. 137), zu der wissenschaftlich belegten Tatsache, dass sich Attraktivität im Beruf bei Männern stärker auf das Gehalt auswirkt als bei Frauen (Kapitel Frauen und Männer ➝ S. 83); daraufhin ein Schlenker zum Wissenschaftskapitel und der schwedischen Studie, die endlich beweist, dass auch Hühner schöne Menschen bevorzugen. Und da wir gerade von Hühnern sprechen: Haben Sie gewusst, dass die Vögel die Nachfahren der Dinosaurier sind, die so gesehen gar nicht ausgestorben sind (Kapitel Tiere ➝ S. 161)? Um Ihnen die Navigation in diesem dritten Teil zu erleichtern, haben wir zu jedem Thema ein „Assoziationsnetz“ geknüpft, das jedes Themenhäppchen abschließt. Denn natürlich können Sie das Thema, dass auch die Indianer schon Fußball spielten (S. 114), entweder über das Thema „Indianer“ oder über das Thema „Fußball“ erreichen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viele anregende Unterhaltungen Matthias Nöllke
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Teil 1: Standard-Situationen Es gibt typische Situationen, in denen Small Talk für Sie nützlich sein kann: Sie begegnen Ihren Kollegen im Büroflur oder Sie wollen mit jemandem beim Warten ins Gespräch kommen, Sie empfangen einen Geschäftspartner oder verabschieden sich vom ihm, Sie möchten bei einem Vorstellungsgespräch eine gute Figur machen oder auf dem Messestand. Sie müssen beim Geschäftsessen Ihren Nachbarn unterhalten oder wollen auf einer Party Kontakte knüpfen. Mit solchen Standard-Situationen wollen wir uns im ersten Kapitel beschäftigen. Sie erfahren, worauf Sie achten müssen, welche Themen eher nicht gut ankommen und wie Sie den Einstieg in das Gespräch finden. Denn wenn das Gespräch erst einmal läuft, kann es die verschiedensten Wendungen nehmen und Sie können auf die abseitigsten Themen zu sprechen kommen. Das Wichtigste zu den einzelnen Situationen ist am Schluss in einem Kasten zusammengefasst.
Small Talk zur Begrüßung Sie nehmen einen Geschäftstermin wahr oder Sie empfangen einen Besucher. Ehe es richtig losgeht und Sie zur Sache kommen, bietet es sich an, ein wenig Small Talk zu machen. Das entspannt die Atmosphäre, lässt den andern etwas auftauen und schafft gleich eine angenehme Verbindung zwischen Ihnen und Ihrem Gegenüber. Also, ein wenig Small Talk zum Aufwärmen sollte schon sein. Dabei hängt die Messlatte gar nicht einmal hoch, die Kommunikationswissenschaftler nennen solche Einstiegsplaudereien nicht ohne Grund „soziale Geräusche“, deren sachlicher Informationsgehalt im Idealfall knapp über Null liegt. Doch auch und gerade für solche „sozialen Geräusche“ brauchen Sie das richtige Thema. Wie sollen Sie Ihren Gast begrüßen? Sie kennen ihn vielleicht gar nicht. Oder nicht gut genug. Worauf sollen Sie ihn oder sie ansprechen?
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Small Talk zur Begrüßung
Die Anreise Eine beliebte Eröffnungsfrage lautet: „Haben Sie gut hergefunden?“ Dieser Einstieg erscheint Ihnen vielleicht ein wenig unlogisch. Da steht Ihr Besucher pünktlich und ohne abgehetzt zu wirken vor Ihnen und Sie erkundigen sich, ob er sich nicht unterwegs verlaufen habe. Was soll er da von Ihnen halten? Blamieren Sie sich nicht mit so einer Frage? Ganz und gar nicht, denn beim Small Talk zählt nicht die logische Stringenz Ihrer Frage, sondern wie gut es Ihnen gelingt, dem andern den Ball zuzuspielen, ihn zum Plaudern zu bringen. Und dafür ist die Frage nach seiner Anreise außerordentlich gut geeignet, gerade wenn Sie Ihren Gast noch nicht so gut kennen und ihn nicht einschätzen können. Denn angereist ist er immerhin, also kann er auch etwas darüber erzählen. Sie merken, mit was für einer Art Mensch Sie es zu tun haben, und können sich darauf einstellen. Ist er gut gelaunt, ein trockenes Brötchen oder zu Späßen aufgelegt? Außerdem können Sie an der einen oder anderen Stelle einhaken und zwanglos zu einem anderen Thema überleiten. Wenn Ihr Besucher etwa mit der Bahn angereist ist, eröffnen sich vielfältige Möglichkeiten. So könnten Sie etwa über Bahnhöfe, Fahrpläne, das Reisen erster oder zweiter Klasse, Nichtraucher- oder Mutter-KindAbteile, Zugverspätungen, Platzreservierungen, den Komfort im Speisewagen, den Gebrauch von Mobiltelefonen im Zug und vieles mehr sprechen – je nachdem, was sich gerade so anbietet und welche Erfahrungen Sie gesammelt haben. Das Themenspektrum ist bei der Anreise mit dem Auto (Stau) oder mit dem Flugzeug (Sicherheitskontrollen) nicht weniger breit. Sogar wenn der andere zu Fuß gekommen oder mit dem Fallschirm abgesprungen ist, gibt es etwas zu erzählen (Rechtzeitig die Reißleine gezogen?). Insoweit ist die Frage nach der Anreise fast immer ein guter Einstieg. Eine sichere Bank sozusagen.
Das Befindlichkeitsverhör Weit weniger smalltalktauglich ist hingegen die ebenso verbreitete Eröffnungsfrage: „Wie geht es Ihnen?“ Denn was soll Ihr Gegenüber darauf anderes erwidern als: „Danke gut. Und Ihnen?“ So eröffnen Sie jedoch keinen Small Talk, sondern tauschen nur hölzerne Höflichkeitsfloskeln aus, was nicht einmal als „soziales Geräusch“ akzeptabel
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Teil 1: Standard-Situationen
ist. Wenn der andere nun aber nicht floskelhaft, sondern womöglich sogar ehrlich antworten will, kann die Sache erst recht unangenehm werden. Geht es dem andern nicht so gut, können Sie ihn regelrecht in Verlegenheit bringen. Und wie wollen Sie reagieren, wenn Ihr Besucher Ihnen eröffnet, dass es ihm „nicht so gut“ oder „mittelprächtig“ geht? Fragen Sie besorgt weiter nach, wird dieses Befindlichkeitsverhör für den andern vielleicht noch quälender. Gehen Sie hingegen über seine Antwort hinweg, bringen Sie unmissverständlich zum Ausdruck: Ich will gar nicht wissen, wie es Ihnen geht. Eigentlich soll die Frage ja Ihre Anteilnahme ausdrücken, doch erreichen Sie sehr oft nur das Gegenteil. Zumal wenn Sie den andern nicht so gut kennen und kein persönliches Verhältnis zu ihm aufgebaut haben, sollten Sie von diesem Thema lieber die Finger lassen.
Das Wetter Wesentlich besser geeignet ist da schon der Klassiker unter allen Small-Talk-Themen, das Wetter. Nun muss man zugeben, dass es geradezu als Inbegriff der Einfallslosigkeit gilt, vom Wetter zu reden. Doch sollten Sie sich nicht täuschen lassen. Im praktischen Einsatz leistet das angeblich so abgedroschene Thema nämlich sehr gute Dienste, vor allem beim Begrüßungs-Small Talk. Denn es hat vier große Vorzüge: ● Zum Wetter kann sich jeder äußern, egal ob Sie mit einer Stellenbewerberin, einem Hochschulprofessor oder einem Kurierfahrer sprechen. ● Das Wetter ist gut geeignet, um auf andere Themen überzuleiten: „Bei diesem Regenwetter geht man am besten ins Museum. Es gibt da übrigens eine ganz interessante Ausstellung in der Staatsgalerie..." ● Das Wetterthema ist vielfältig und nicht so schnell erschöpft wie andere Standardthemen. Das Wetter gibt es jeden Tag neu. Also gibt es jeden Tag Anlass, sich über das Wetter zu äußern. ● Das Wetter betrifft uns ja wirklich alle. Es ist kein Verlegenheitsthema, sondern wir freuen uns an ihm oder wir leiden darunter. Wir haben Hoffnungen oder Befürchtungen. Und es gibt die Wettervorhersage, die sich gelegentlich auch mal irrt.
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Small Talk zur Begrüßung
Das vorige Mal „Bei Ihrem letzten Besuch hatten Sie noch einen Schnauzbart“, bemerkt der Vertriebsleiter. „Ja, der Bart ist ab“, schmunzelt sein Gegenüber. Wenn Sie einen Bezug zu Ihrer letzten Begegnung herstellen können, so ist das oft ein gelungener Einstieg. Denn es zeigt dem andern: Er ist Ihnen nicht egal, Sie können sich noch an die näheren Umstände Ihres Zusammentreffens erinnern. Dabei muss gar nicht der andere im Mittelpunkt Ihrer Betrachtung stehen. „Heute treffen wir uns mal in unserem Konferenzraum und nicht wie neulich im Büro von Frau Gerges.“ Oder: „Dieses Mal bin ich nicht so erkältet wie bei unserem letzten Termin“, so ein Einstieg in den Small Talk funktioniert genauso gut. Denn Sie greifen auf eine gemeinsame Erinnerung zurück. So etwas kann eine überraschend starke Verbindung zwischen Ihnen schaffen und es ist eine gute Einstimmung auf Ihren Termin. Zwei Dinge gilt es allerdings zu beachten: Die Umstände, an die Sie erinnern, dürfen natürlich nicht unangenehm für den andern sein („Na, diesmal ohne Fleckenmuster auf der Hose unterwegs?"). Und Ihre Erinnerung sollte auch nicht zu spitzfindig sein („Beim letzten Mal hatten wir das Kaffeegeschirr mit dem roten Blumenmuster..."), Ihr Gegenüber sollte sich nach Möglichkeit auch daran erinnern können, worauf Sie anspielen. Denn Sie wollen ihn ja nicht als Gedächtniskünstler beeindrucken, sondern eine Gemeinsamkeit herstellen.
Kleidungsstücke und Accessoires Trägt der andere ein Kleidungsstück, das Ihnen gefällt, so können Sie das ansprechen. Zwar ist das Thema Kleidung nicht ganz gefahrlos, aber wenn Sie sich daran halten, nur solche Jacken, Kostüme, Hemden, Krawatten und Einstecktücher zu loben, die tatsächlich nach Ihrem Geschmack sind, dann kann nicht viel schief gehen. Verteilen Sie hingegen Komplimente, bei denen nicht sicher ist, ob Sie das ernst meinen, kann das Ihr Gegenüber leicht als Kränkung auffassen. Das gleiche gilt für irgendwelche Accessoires, die Ihr Besucher bei sich hat: Gürtel, Uhren, Schmuck, aber auch Taschen, Köfferchen oder ungewöhnliche Schreibmappen. Was Ihnen nicht positiv auffällt, das sollten Sie auch nicht erwähnen.
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Teil 1: Standard-Situationen
Eingangsbereich und Raumschmuck Ein beliebtes Thema, das in aller Regel vom Besucher angeschnitten wird, zumal wenn er das erste Mal kommt: Was ist ihm (positiv) aufgefallen, nachdem er das Firmengebäude betreten hat? Ein geschmackvoller Eingangsbereich mit ungewöhnlichen Pflanzen? Ein altes Motorrad als origineller Blickfang? Oder bemerkenswerte Bilder an den Wänden? Ein idealer Einstieg für einen kurzen Small Talk, könnte man meinen. Doch hat das Thema auch so seine Tücken. Vom französischen Komponisten Maurice Ravel (Sie wissen schon, der, der den „Bolero“ geschrieben hat ➝ S. 137) ist überliefert, dass er in seiner Wohnung ein sehr kitschiges Gemälde aufgehängt hatte. Nicht etwa weil ihm das so gut gefallen hätte, sondern er machte sich einen Spaß daraus, seine Besucher vor dieses geschmacklose Bild zu führen und sie es loben zu lassen. Nun muss nicht jeder missratene Raumschmuck Ausdruck eines exzentrischen Humors sein. Dennoch empfiehlt sich, in das Thema Inneneinrichtung nicht allzu überschwänglich einzusteigen, sondern es eher zurückhaltend anzugehen und wiederum nur das anzusprechen, was Ihnen gefällt oder zumindest bemerkenswert erscheint („Ihre Auffahrt ist ja verglast..."). Denn es ist in der Regel nicht Ihr Gastgeber, der die Innenräume gestaltet hat. Vielleicht findet er das repräsentative Gemälde beim Empfang protzig und geschmacklos. Oder es ist ihm gleichgültig und das Thema langweilt ihn. Das braucht Sie jedoch nicht davon abzuhalten, das, was Ihnen aufgefallen ist, anzusprechen. Denn es ist ein nahe liegendes Thema für einen Begrüßungs-Small Talk. Und wenn Sie feststellen, dass Ihr Gastgeber dem nicht viel abgewinnen kann, lässt sich leicht das Thema wechseln.
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Small Talk beim Geschäftsessen
Darauf sollten Sie achten: ● Kleine leichte Themen, die sich mit drei, vier Sätzen abhandeln lassen. ● Halten Sie sich an Naheliegendes: Fragen Sie nach der Anreise, lassen Sie eine Bemerkung über das Wetter fallen, erinnern Sie an Ihr letztes Zusammentreffen, erwähnen Sie, was Ihnen (positiv) aufgefallen ist. ● Äußern Sie beim Naheliegenden aber nicht nur Naheliegendes, das Ihr Gegenüber schon hundert Mal gehört hat. Vermeiden Sie Platituden und Klischees. ● Kurze freundliche Sätze. Themen, über die Sie nicht kurz und freundlich sprechen können, sollten Sie meiden. ● Keine leeren Komplimente. Wer das Nichtssagende lobt, macht sich lächerlich.
Small Talk beim Geschäftsessen Während das Plaudern bei der Begrüßung eine Art Kurzstreckenlauf unter den Small Talks darstellt, brauchen Sie für ein Tischgespräch schon einen etwas längeren Atem. Hier kommen Sie mit „sozialen Geräuschen“ allein nicht mehr durch. Nun sind durchaus Ihre Entertainerqualitäten gefragt, die Sie beim Begrüßungs-Small Talk eher im Zaum halten sollten. Ein wichtiger Aspekt beim Tischgespräch: Sie haben Ihren festen Platz, was die Anzahl Ihrer Gesprächspartner ein wenig einschränkt und Sie Ihren unmittelbaren Nachbarn ausliefert. Erweisen die sich als ausgesprochene Langweiler oder Stimmungstöter, so müssen Sie das ausbaden. Daher versuchen manche schon im Vorfeld die Dinge zu ihren Gunsten zu beeinflussen und einen strategisch günstigen Sitzplatz zu erobern – nach Möglichkeit direkt neben den Entscheidungsträgern, die nach Abschluss des Essens denken sollen: „Was für ein sympathischer Mensch, mit dem ich mich da unterhalten habe.“ Das klingt zwar schlüssig, doch geht die Rechnung häufig nicht auf. Denn die erfolgreichsten Platzeroberer erweisen sich oftmals als die jämmerlichsten Smalltalker, während die angenehmeren Gesprächspartner gerade diejenigen sind, die die Sache ganz entspannt auf sich zukommen lassen, weil sie nämlich wissen: Sie kommen überall zurecht und können auch noch aus dem Small Talk mit den grauesten Mäusen Funken schlagen lassen. Im Prinzip können Sie bei Tisch auf alle möglichen Themen zu sprechen kommen, die Sie im dritten Teil unseres Buches finden. Sie müs-
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Teil 1: Standard-Situationen
sen nur die passende Überleitung finden. Wie man das macht, erfahren Sie im zweiten Teil. Hier interessiert uns die Frage: Wie kommen Sie gut in den Small Talk hinein? Welches Thema können Sie beim Geschäftsessen gewissermaßen als Erstes auftischen?
Essen und Trinken Bei Tisch ist es nahe liegend, vom Essen und vom Trinken zu sprechen. Eine gute Gelegenheit bietet das Studium der Speisekarte („Rotbarbenfilets auf Grapefruitbutter, das klingt doch ganz interessant...“). Allerdings können Sie da nur einen ersten Akzent setzen, um zwei, drei Sätze mit Ihren Nachbarn zu wechseln. Einen ausführlichen Kommentar der Speisekarte wird Ihnen niemand danken. Doch mit der Bestellung (oder dem Blick auf die Menü-Karte) muss das Thema noch nicht abgetan sein. Was immer auf den Tisch kommt, Sie können es zum Anlass nehmen, um sich mit Ihren Gesprächspartnern über Ihre kulinarischen Vorlieben auszutauschen („Ich bin ein Suppenfan...“; „Mögen Sie es auch gut gewürzt...?“) oder Restauranterlebnisse zum Besten zu geben („Wir waren kürzlich in diesem neu eröffneten libanesischen Lokal."). Jeder Smalltalker sollte einen gewissen Vorrat an heiteren, enthusiastischen oder abenteuerlichen Geschichten aus der Welt der Gastronomie anlegen, auf die er bei Bedarf zurückgreifen kann. Allerdings hat dieses dankbare Thema auch seine Tücken. Sie können nicht unbedingt davon ausgehen, dass Ihr Gesprächspartner Ihren Geschmack teilt oder dem Thema überhaupt viel abgewinnen kann. Vom Philosophen Ludwig Wittgenstein etwa ist bekannt, dass seine Mahlzeiten lange Zeit nur aus Brot und Käse bestanden. Er erklärte, es sei ihm ziemlich egal, was er zu sich nehme, „solange es nur immer das gleiche wäre“. Er wollte durch so etwas Profanes wie die Nahrungsaufnahme nicht von den wesentlichen Dingen abgelenkt werden. Nun zählte Wittgenstein gewiss nicht zu den Königen des Small Talk, was nicht zuletzt in seinem viel zitierten Satz zum Ausdruck kommt: „Worüber man nicht sprechen kann, muss man schweigen“. Doch kann es sein, dass Ihr Tischnachbar zumindest kulinarisch mit Wittgenstein auf einer Wellenlänge liegt und es gar nicht goutiert, wenn Sie ihm von erlesenen Gaumenfreuden vorschwärmen.
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Small Talk beim Geschäftsessen
Das Geschäftliche Eigentlich sollte bei Tisch nicht über Geschäftliches gesprochen werden. Wer es dennoch tut, setzt sich dem Verdacht aus, engstirnig, humorlos und langweilig zu sein, nicht gerade Eigenschaften, die man mit einem angenehmen Gesprächspartner in Verbindung bringt. Daran sollten Sie denken, ehe Sie an Ihren Tischnachbarn die beliebte Frage richten: „Na, wie gehen die Geschäfte?“ Auf der anderen Seite muss man zugeben, dass während des Geschäftsessens, zumal in Deutschland, eben doch sehr oft über Geschäftliches gesprochen wird. Und nicht immer muss das ein Zeichen besonderer Einfallslosigkeit sein. Es kann sogar recht amüsant werden. Immerhin ist es ja das Geschäftliche, das Sie mit den Anderen verbindet, auch wenn Sie sonst nichts verbindet. Also warum nicht zumindest damit einsteigen? Sie müssen jedoch peinlich darauf achten, dass Sie die Sache mit dem nötigen Unernst angehen. Reden Sie über Nebensächlichkeiten, kuriose Details (Kapitel Wirtschaft ➝ S. 162), ziehen Sie gewagte Vergleiche, berichten Sie augenzwinkernd den aktuellen Branchentratsch oder tauschen Sie sich über gemeinsame Bekannte aus. Es kommt einzig darauf an, dass Sie ein Abgleiten in ein ernsthaftes Gespräch verhindern. Das ist nicht immer ganz einfach durchzuhalten, denn früher oder später kommen den meisten doch wieder die wirklich wichtigen Fragen in den Sinn. Sorgen Sie dann rechtzeitig dafür, das Thema zu wechseln.
Aktuelle Themen Bei einem Tischgespräch können Sie durchaus auch aktuelle Themen anschneiden. Worüber „man“ so redet, was gerade Stadtgespräch ist – wie ein ehrgeiziges Bauvorhaben oder die Eskapaden einer bekannten Persönlichkeit. Ein solches Thema können Sie völlig unvermittelt auf den Tisch bringen, Sie brauchen dazu keine Überleitung. Es kommt vielmehr darauf an, dass Ihr Tischnachbar zumindest in etwa weiß, wovon die Rede ist. Spezialthemen kommen daher nicht in Frage, auch und gerade nicht wenn es dabei um Kunst, Kultur oder Fußball geht. Ebenso sollten Sie strittige Themen meiden. Werfen Sie einfach mal einen Blick in eine Tageszeitung. Da werden Sie gewiss fündig.
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Teil 1: Standard-Situationen
Die Politik Im Allgemeinen gelten politische Themen beim Small Talk als tabu. Denn erstens geht es dabei meist um ernste Dinge und zweitens gibt es wohl kaum ein zweites Thema, über das man so leicht und heftig in Streit geraten kann. Nicht unbedingt die beste Voraussetzung für ein gelungenes Geschäftsessen. Und doch kann gerade die Politik ein geeignetes, smalltalktaugliches Thema sein. Das gilt besonders für den Fall, wenn Sie absolut sicher sein können, dass Ihr Gesprächspartner in der Sache genau Ihrer Ansicht ist. Außerdem darf das Thema nicht zu kompliziert und nicht zu schwerwiegend sein. Im Zweifelsfall greifen Sie sich irgendeinen Politiker heraus, der in jüngster Zeit irgendeine haarsträubende Meinung vertreten hat, von der Sie ausschließen können, dass Ihr Gegenüber sie teilt. Sie können auch auf bizarre Forderungen oder missratene Formulierungen anspielen, Hauptsache, Sie können mit Ihren Gesprächspartnern einvernehmlich die Köpfe schütteln. Denn eines versteht sich von selbst: Loben oder auch nur in Schutz nehmen dürfen Sie die Politik niemals. Oder allenfalls um das Thema abzuschließen. Sonst gleitet der Small Talk unvermeidlich ins Ernsthafte ab und der Spaß ist vorbei.
Darauf sollten Sie achten: ● Tischgespräche erlauben eine beachtliche Themenvielfalt. Alles, was überhaupt smalltalktauglich ist, können Sie ansprechen. ● Kurze, amüsante Erzählungen sind durchaus willkommen. Wenn Sie etwas zum Besten geben möchten, bei Tisch dürfen Sie es. ● Ihre unmittelbaren Tischnachbarn sind Ihre „natürlichen“ Gesprächspartner. Sie zu übergehen und mit anderen eine Unterhaltung zu führen, ist unhöflich. ● Andererseits dürfen Sie sich mit Ihrem Tischnachbarn auch nicht abkapseln. Führen Sie mit ihm kein Einzelgespräch, sondern beziehen Sie immer wieder auch andere mit ein. ● Wechseln Sie immer wieder das Thema. Das gibt dem Small Talk bei Tisch Leichtigkeit und Frische.
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Beim Warten
Beim Warten Immer wieder müssen wir warten. Und das ist uns meist unangenehm. Small Talk kann hier Abhilfe schaffen und uns zumindest die Zeit verkürzen. Insoweit ist Small Talk beim Warten eigentlich eine sehr willkommene Sache. Dennoch wird in den Warteschlangen und Wartezimmern, im Empfang oder vor der Tür zum Besprechungsraum sehr oft geschwiegen – vor allem wenn sich die Wartenden noch nicht kennen. Dabei wäre die Gelegenheit doch so günstig miteinander ins Gespräch zu kommen. Was uns daran hindert? Wir wissen nicht, was wir sagen sollen. Wir wollen nicht aufdringlich erscheinen und uns fallen nur Banalitäten ein. Dabei sind gerade die Banalitäten der allerbeste Einstieg in einen gelungenen Small Talk beim Warten. Außerdem können wir oft nicht einschätzen, wie lange das Warten noch andauert. Lohnt es sich überhaupt ein Gespräch zu beginnen, wenn der andere uns gleich wieder verlässt oder wir ihn? Auch diese Sorge ist unbegründet. Denn im Unterschied zu anderen Gesprächen lässt sich ein Small Talk ohne weiteres schnell beenden, wenn das Warten vorüber ist.
Die Feststellung des Offensichtlichen Die sicherste Methode, einen Small Talk mit Unbekannten zu eröffnen: Sie stellen einfach nur fest, was auf der Hand liegt. „Frau Distler hat noch zu tun“, bemerken Sie, wenn Sie mit andern vor der geschlossenen Bürotür von Frau Distler warten. „Der Kaffee ist heute wohl besonders gut“, äußern Sie, wenn Sie sich in die Warteschlange vor dem Kaffeeautomaten einreihen. „Na immerhin, unsere Maschine steht schon auf dem Rollfeld bereit“, sagen Sie zu Ihren Mitreisenden, die von der Abflughalle direkt auf das Flugzeug blicken. Sie brauchen keine Sorge zu haben, dass man Sie für geistig minderbemittelt hält, weil Sie Dinge aussprechen, die nun wahrlich niemand mehr erklären muss. Es ist vielmehr so, dass Sie aus den Reaktionen der andern schließen können, ob und wie Sie miteinander ins Gespräch kommen. Sie signalisieren Gesprächsbereitschaft, ohne aufdringlich zu sein. Ihr Gegenüber kann Ihre Äußerung aufgreifen, muss es aber nicht. Er kann weiter schweigen, ohne Sie vor den Kopf zu stoßen. Vielleicht lächelt er Ihnen freundlich zu, ohne sich mit Ihnen auf ein Gespräch einzulassen. Oder er steigt in das Gespräch ein, stimmt Ihnen zu oder
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Teil 1: Standard-Situationen
macht eine witzige Bemerkung. Das Eis ist gebrochen und schon sind Sie mitten im Gespräch.
Kleine Themen Im Unterschied zum Tischgespräch, bei dem Sie auch mal ein wenig ausführlicher werden können, empfiehlt es sich beim Warten eher kleine und nahe liegende Themen anzuschneiden. Es sei denn, Sie richten sich auf eine längere Wartezeit ein. Ansonsten sind die Plaudereien beim Warten eher flüchtig. Vor dem Kaffeeautomaten könnten Sie über die Vorzüge von frisch gemahlenem Kaffee sprechen; wenn Sie auf einen Geschäftstermin warten, könnten Sie sich über Ihre Anreise oder den Raumschmuck austauschen (hier gilt das Gleiche wie bei der Begrüßung). Häufig werden Sie nicht einmal Gelegenheit haben, sich vorzustellen. Und das sollten Sie auch nur tun, wenn Ihr Gespräch eine gewisse Dauer erreicht hat. Sonst wirkt das aufdringlich.
Das Warten Das naheliegendste Thema beim Warten ist allerdings das Warten selbst. Immerhin teilen Sie mit Ihren Gesprächspartnern das Los, unbeschäftigt herumzusitzen oder zu stehen. Sie sind Schicksalsgenossen und genau darüber könnten Sie sich austauschen. Wie viel Geduld bringt man auf? Gibt es irgendwelche Techniken, sich abzulenken? Außerdem können Sie darauf hinweisen, wie gut man die Langeweile vertreiben kann, wenn man einfach in sich hineinhorcht (S. 63).
Darauf sollten Sie achten: ● Small Talk macht das Warten angenehm. Es ist eine gute Gelegenheit, mit jemandem ins Gespräch zu kommen und einen angenehmen Eindruck zu hinterlassen. ● Versuchen Sie nicht originell oder witzig zu sein. Steigen Sie lieber mit einer banalen Bemerkung ein. Wie viel Humor der andere vertragen kann, werden Sie schnell merken, wenn Sie erst einmal im Gespräch sind.
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Am Messestand
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Halten Sie das Gespräch „kleinteilig“, meiden Sie Themen, bei denen jemand ins Erzählen kommen könnte. Rechnen Sie damit, dass Sie das Gespräch rasch beenden müssen, weil die Wartezeit für einen von Ihnen unvermittelt endet. Stellen Sie sich erst vor, wenn das Gespräch eine gewisse Dauer erreicht hat. Wer jedem, mit dem er ein paar Sätze wechselt, seine Visitenkarte in die Hand drückt, wirkt lächerlich.
Am Messestand Small Talk am Messestand? Eigentlich sind Sie ja nicht zum Plaudern auf der Messe, sondern um Vertreter oder Fachbesucher über Ihre neuen Produkte oder Serviceleistungen zu informieren. Allerdings kann der Small Talk Ihnen helfen, die Aufgabe so angenehm wie möglich zu erfüllen – für Sie und Ihre Gesprächspartner. Small Talk ersetzt natürlich nicht das Informations- oder Fachgespräch, aber er ist gut geeignet, Ihren Gesprächspartner positiv darauf einzustimmen. Egal, ob Sie ihn schon kennen oder nicht.
Die menschliche Seite Es kann durchaus ein gelungener Auftakt sein, es zunächst ein wenig „menscheln“ zu lassen. Bringen Sie zum Ausdruck, dass Sie den andern als Person schätzen und Anteil an ihm nehmen. So könnten Sie sich nach seiner Anreise erkundigen oder erzählen, wie Sie selbst angereist sind. Vorausgesetzt, die Sache hat einen gewissen Unterhaltungswert. Auch die Frage nach der Unterkunft kann die Atmosphäre etwas auflockern („Sind Sie wieder im Atlantik untergebracht?"). Dabei versteht sich von selbst, dass solche Gespräche eine gewisse Vertrautheit voraussetzen. Völlig Unbekannte sollten Sie nicht unbedingt aushorchen, wo sie Quartier bezogen haben. Hier müssen Sie sich erst einmal herantasten, um den andern kennen zu lernen. Aber so schwer ist das gar nicht. Machen Sie es einfach zum Thema, dass Sie den andern noch nicht kennen. Dass er oder Sie neu sind. Erwähnen Sie Ihren oder seinen Vorgänger. Vielleicht hatte der (oder die) eine bestimmte liebenswerte Eigenart oder Marotte, an die Sie erinnern können. Dabei versteht es sich von selbst, dass Sie den Vorgänger nicht heruntermachen dürfen. Auch wenn es ein ausgesprochen unange-
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nehmer Zeitgenosse war, sollten Sie allenfalls von einem „markanten Charakter“ sprechen.
Die Rahmenbedingungen Eine andere Möglichkeit, das Verbindende herauszustellen, besteht darin, auf die Rahmenbedingungen der Messe zu sprechen zu kommen. Das kann die Zahl der Besucher oder der Aussteller sein, die Witterung oder irgendeine Besonderheit dieser Messe. Vielleicht sind in diesem Jahr besonders viele Aussteller aus Fernost vertreten. Oder bei der Eröffnung ist irgendetwas Kurioses geschehen. Es kommt einfach darauf an, dass Sie etwas ansprechen, von dem Sie genauso betroffen sind wie Ihr Gegenüber.
Darauf sollten Sie achten: ● Small Talk auf der Messe dient der Beziehungspflege. Lassen Sie es menscheln oder sprechen Sie etwas an, von dem der andere auch betroffen ist. ● Leichte, knappe Themen mit Bezug zur Messe sind zu bevorzugen. Entertainerqualitäten sind weniger gefragt. ● Etwas Small Talk zum Abschluss rundet die Sache ab (siehe Abschnitt „Small Talk zum Ausklang“ ➝ S. 35).
Vorstellungsgespräche Wer zu einem Vorstellungsgespräch erscheint, der kommt kaum darum herum, seine Small Talk-Qualitäten unter Beweis zu stellen. Dabei erfüllt der Small Talk einen doppelten Zweck: Beide Seiten gehen entspannter in die Phase hinein, in der es eigentlich ernst wird. Und beide Seiten können sich voneinander schon ein ungefähres Bild machen: Wie ist der so als Mensch? Oder wie sind die, humorlos, hölzern und zugeknöpft? Dabei hängt für den Stellenbewerber im Allgemeinen sehr viel mehr von so einem Small Talk ab. Er soll sich beim Vorgeplänkel souverän und entspannt zeigen. Der Einstiegs-Small Talk ist für ihn auch eine Art Test, wie er mit Stress zurechtkommt. Jemand, der locker und freundlich plaudert, obwohl es gleich um sehr viel geht, der macht einen sehr guten Eindruck.
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Vorstellungsgespräche
Die angenehme Anreise Noch häufiger als beim allgemeinen Small Talk zur Begrüßung (➝ S. 10) geht es hier um die Anreise des Stellenbewerbers. „Haben Sie gut hergefunden?“ lautet die Standardformulierung. Und die Standardantwort heißt, dass Sie „sehr gut“ hergefunden haben. Loben Sie die präzise Wegbeschreibung, die Qualitäten des Taxifahrers oder Ihres Navigationssystems. Erzählen Sie, wie bequem und komfortabel Sie mit der Bahn angereist sind. Schwärmen Sie vom örtlichen Flughafen. Aber wenn das gar nicht stimmt? Wenn Sie sogar Anlass hätten, sich zu beklagen? Dann tun Sie das bloß nicht. Es hinterlässt einen sehr ungünstigen Eindruck, wenn Sie auf eine freundliche Frage gleich anfangen sich zu beschweren. Sind Sie wegen der irreführenden Wegbeschreibung oder der mangelnden Ortskenntnis des Taxifahrers zu spät gekommen, sollten Sie das der Firma zwar mitteilen (im Zeitalter des Mobiltelefons nach Möglichkeit bevor Sie eintreffen). Sie sollten aber eher darauf verzichten, Ihre Irrfahrten dann noch weiter auszumalen und sich als beklagenswertes Opfer der Anderen darzustellen. Mit einer knappen humorvollen Bemerkung über verspätete Züge oder orientierungslose Taxifahrer machen Sie eine wesentlich bessere Figur.
Small Talk am Empfang In aller Regel werden Sie als Stellenbewerber nicht von den Personen empfangen, die mit Ihnen das Auswahlgespräch führen. Dennoch kann ein Small Talk mit ihnen für Sie nützlich sein. Zum einen werden Sie gelöster in das Gespräch hineingehen, zum andern bekommen Sie schon einmal einen Eindruck von der Firma und den Menschen, die hier arbeiten. Und vielleicht können Sie das, was Sie hier erfahren, später beim Small Talk mit den entscheidenden Leuten ganz zwanglos einfließen lassen („Ihre Sekretärin hat mir erzählt, dass Sie kürzlich in Nürnberg waren...“). Dabei versteht es sich von selbst, dass Sie nichts erzählen dürfen, was die Sekretärin in Schwierigkeiten bringen könnte, sondern wenn überhaupt etwas, dann nur ganz harmlose, banale Dinge, die jeder wissen darf. Es wäre natürlich fatal, wenn der Eindruck entstünde: Das ist eine „Petze“ oder der will sich als Insider aufspielen. Vielmehr geht es einfach nur darum, dass Ihr Gegenüber merken soll, dass Sie ein sympathischer, aufgeschlossener Mensch sind, der sich nicht zu schade ist, auch mit dem Pförtner oder der Da-
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me am Empfang ein paar freundliche Worte zu wechseln. Und genau darum geht es: Machen Sie eine nette Bemerkung, über das Wetter, die Anreise oder über irgendetwas, was Ihnen positiv aufgefallen ist. Sie können auch fragen, wie „so die Stimmung ist“. Unterschätzen Sie nicht die aufbauende Wirkung eines solchen Small Talks – Sie selbst werden viel sicherer in das Auswahlgespräch gehen.
Tee oder Kaffee und so weiter Im Grunde können Sie an alles anknüpfen, was Sie in der gegebenen Situation vorfinden und was nicht direkt mit Ihrem Vorstellungsgespräch zu tun hat. Werden Getränke angeboten, so können Sie sich kurz über dieses überschaubare Thema auslassen. Dass Sie von Haus aus Teetrinker sind, aber jetzt gerne einen Kaffee hätten, dass Sie stilles Wasser bevorzugen, dass Sie die neuartigen Espressomaschinen für einen bedeutenden Fortschritt halten (vor allem wenn der Kaffee, der Ihnen serviert wird, aus so einer Maschine kommt), solche Bemerkungen sind es, die hier passen. Auch auffälliger Raumschmuck, ungewöhnliches Mobiliar oder üppig sprießende Zimmerpflanzen können Ihnen einen kurzen Hinweis wert sein. Wenn Ihnen gar nichts Ungewöhnliches auffällt, dann verkneifen Sie sich lieber eine Äußerung in dieser Richtung, denn was allzu bemüht oder weit hergeholt erscheint, kommt nicht gut an.
Darauf sollten Sie achten: ● Versuchen Sie sich möglichst positiv zu äußern. Mäkeleien machen einen schlechten Eindruck, auch wenn sie witzig gemeint sind. ● Geben Sie sich ganz natürlich. Versuchen Sie nicht originell zu sein oder mit Entertainerqualitäten zu glänzen. Alles, was nach „Masche“ aussieht, lässt Sie unsympathisch, einfallslos und eitel erscheinen. ● Stimmen Sie sich auf das Vorstellungsgespräch ein, indem Sie schon im Vorfeld einen kurzen Small Talk halten, mit der oder dem Assistentin/en, der Sekretärin oder der Dame am Empfang. ● Lassen Sie den Small Talk nicht ausufern. Ihre Bemerkungen sollten sich aus der Situation ergeben und nicht zu weit hergeholt sein.
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Auf Reisen
Auf Reisen Sehr nützlich ist Small Talk, wenn Sie auf Geschäftsreise gehen. Dies gilt vor allem, wenn Sie diese Reise nicht allein antreten. Denn Small Talk hilft Ihnen nicht allein, Reisebekanntschaften zu schließen oder sich die Zeit aufs Angenehmste zu vertreiben, sondern er ist in erster Linie dort nötig, wo Sie mit Ihren Kollegen oder gar mit Ihrem Vorgesetzten zu tun haben. Ob Sie im Flugzeug mit dem Herrn, der neben Ihnen sitzt, ein paar Worte wechseln oder nicht, bleibt in der Regel ohne Folgen. Deutlich unangenehmer wird die Sache, wenn Sie im Flieger neben Ihrem Chef sitzen und Sie sich gegenseitig anschweigen. Auf Reisen brauchen Sie nicht selten ein Small Talk-Repertoire, das an das heranreicht, das Sie bei Tischgesprächen (➝ S. 15) oder auf einer Feier (➝ S. 32) brauchen. Stellen Sie sich also frühzeitig darauf ein und blättern Sie am Vorabend Ihrer Reise ein wenig im dritten Teil herum. Darüber hinaus gibt es einige klassische Small Talk-Themen, die Sie aus eigener Reserve bestreiten müssen.
Ihre Reiseerfahrungen Auf einer Reise tauschen sich viele gerne über ihre Erfahrungen bei vergleichbaren Reisen aus. Das Thema liegt nahe, es schafft eine gewisse Gemeinsamkeit und es fällt nicht schwer, ihm eine heitere Note zu verpassen. Reisen sind geprägt durch immer wiederkehrende Rituale, auf die Sie anspielen können: Das Check-In vor dem Abflug, die Sicherheitskontrollen, das Warten am Flugsteig und so weiter. Jeder, der häufiger fliegt, hat da seine kleinen Erlebnisse zu berichten. Jetzt haben Sie Gelegenheit dazu. Auch Randaspekte wie Vielfliegerprogramme, Bonusmeilen, die ausliegenden Zeitungen oder die Frage, mit welcher Fluggesellschaft Sie am liebsten fliegen und warum, sind geeignete Themen. Allerdings sollten Sie sich klar machen, dass Sie mit dem Reisethema allein wohl nicht hinkommen werden. Sie brauchen weitere Themen.
Ihr Reiseziel Ein naheliegendes und häufig recht ergiebiges Thema ist das Ziel, das Sie ansteuern. Denn daraus ergeben sich oft viele neue Themen. Angenommen, Sie unternehmen Ihre Geschäftsreise nach Düsseldorf. Was
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wissen Sie über Düsseldorf? Nichts? Dass es die Hauptstadt von Nordrhein-Westfalen ist? Beides keine gute Basis für einen Small Talk. Aber vielleicht verbindet sich irgendein Erlebnis mit der Stadt; Ihre Lieblingsband stammt aus Düsseldorf (Sie leiten zum Thema Musik über) oder Sie haben irgendwann einmal Düsseldorfer Altbier getrunken (Sie tauschen sich über Bier aus). Fast egal, wie nebensächlich die Sache ist, Sie können sie jetzt zur Sprache bringen und damit zum nächsten Thema überleiten. Und wenn Ihnen nun wirklich gar nichts zu Düsseldorf einfällt, dann fragen Sie Ihren Kollegen oder Vorgesetzten: „Kennen Sie Düsseldorf? Also, ich verbinde mit dieser Stadt überhaupt nichts!“ Sollte Ihr Gegenüber jetzt nicht seinen Erfahrungsschatz vor Ihnen ausbreiten, sondern sich überraschenderweise als ebenso Düsseldorf-unkundig erweisen wie Sie, dann führt Sie das zu einem neuen Thema: Welche Städte in Deutschland kennen Sie eigentlich? Und warum? Was zeichnet diese Städte aus? Welche mögen Sie und welche nicht? Vielleicht haben Sie auch Gelegenheit, sich darüber auszutauschen, aus welcher Stadt oder Region Sie selbst stammen.
Autos und die Entstehung von Staus Sind Sie gemeinsam mit dem Wagen unterwegs, dann liegt das Thema auf der Hand: Sie tauschen sich über Autos aus. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Warum fahren Sie den Wagen, den Sie fahren? Allerdings sollten Sie daran denken, dass einige die Wahl der richtigen Automarke fast als Glaubensfrage betrachten und dass unbedachte Äußerungen in dieser Richtung zu ernsthaften Verstimmungen führen können. Bevor Sie es darauf ankommen lassen, wechseln Sie lieber das Thema. Oder sprechen Sie gleich über eine sehr smalltalktaugliche Frage, nämlich: Wie entstehen eigentlich Staus? Und warum lösen sie sich wieder auf? Und wie lange steht man schätzungsweise in einem Stau von 5 Kilometern Länge? Lohnt es sich da überhaupt, die Autobahn zu verlassen? (Die Antwort lautet zumeist nein, aber das müssen Sie ja nicht gleich ausplaudern).
Privates Wenn das Gespräch gut läuft, dann kommen auf Reisen früher oder später auch private Dinge zur Sprache. Und hier heißt es aufpassen. Solange Sie sich auf der Ebene des Small Talks bewegen, sind alle im
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Mit Kunden Locker plaudern
engeren Sinne privaten oder gar intimen Dinge tabu. Also, über Ihre Eheprobleme, Schulschwierigkeiten Ihrer Kinder oder Familienstreitigkeiten sollten Sie kein Wort verlieren. Nicht nur im eigenen Interesse, auch für Ihren Gesprächspartner kann es sehr unangenehm sein, wenn Sie ihn unvermittelt mit diesen Dingen konfrontieren. Also, lassen Sie lieber die Finger davon. Das hindert Sie jedoch nicht daran, das eine oder andere von Ihrer Familie oder Ihrem Lebenspartner zu erzählen. Von der Einschulung Ihrer Kinder, gemeinsamen Unternehmungen und Hobbys, kleinen Erlebnissen und lustigen Begebenheiten. Wohlverstanden, es muss nicht alles immer nur heiter und nett sein, was Sie erzählen. Das ist auf Dauer auch etwas ermüdend. Sie können sehr wohl von liebenswerten Schwächen und kleineren Katastrophen berichten. Doch ernsthafte Probleme haben in einem Small Talk nichts zu suchen. Darüber sollten Sie nur mit denen reden, zu denen Sie ein enges Vertrauensverhältnis haben.
Darauf sollten Sie achten: ● Wenn Sie mit Kollegen oder Ihrem Vorgesetzten auf Geschäftsreise gehen, stellen Sie sich auf einen großen Bedarf an Small Talk ein. ● Als Themen bieten sich die Dinge an, zu denen Sie einen gemeinsamen Bezug haben: Ihre Reiseerlebnisse, das Ziel, zu dem Sie aufbrechen, oder auch Ihre Familien, die Sie hinter sich lassen. ● Im Unterschied zum Tischgespräch oder zur Partyplauderei wird Ihr Small Talk auf Reisen typischerweise immer wieder unterbrochen. Sie müssen sich darauf einstellen, immer wieder neu anzusetzen. ● Die Bandbreite an Themen kann beträchtlich sein. Auch hier können Sie von Thema zu Thema springen und auch abgelegene und kuriose Dinge zur Sprache bringen.
Mit Kunden locker plaudern Small Talk kann ein ausgezeichnetes Mittel sein, um eine gute Beziehung zu seinen Kunden aufzubauen und aufrechtzuerhalten. Es kann aber auch das sicherste Mittel sein, seinen Kunden auf die Nerven zu gehen. Nicht wenige Verkäufer, Berater und Vertreter stellen es nicht gerade geschickt an, wenn sie vor dem eigentlichen Kundengespräch den Programmpunkt „Small Talk mit dem Kunden“ abarbeiten. Unvermittelt beginnen sie damit, über den Urlaub oder die Fußballbun-
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desliga zu sprechen. Oder sie sehen den Autoschlüssel des Kunden auf dem Tisch liegen und stimmen eine Lobeshymne auf die entsprechende Automarke an. Durch solche durchsichtigen Manöver fühlt sich der Kunde verschaukelt. Er merkt die Absicht, die dahinter steht, und ist zu Recht verstimmt.
Wie der Kunde tickt Gute Verkäufer spulen nicht ihr Small Talk-Programm herunter. Vielmehr achten sie darauf, wie ihr Kunde tickt und in welcher Verfassung er gerade ist. Hin und wieder wird er gar kein Interesse an jeder Art von Small Talk haben, sondern es zu schätzen wissen, wenn sein Gegenüber gleich zur Sache kommt und ihm nicht mit belanglosem Gerede die Zeit stiehlt. Ansonsten bieten sich ähnliche Themen an wie beim Small Talk zur Begrüßung (➝ S. 10). Erwähnen Sie, was Ihnen (positiv) auffällt. Heucheln Sie kein Interesse vor, sondern versuchen Sie eine Verbindung zu einem Thema herzustellen, zu dem Sie etwas zu sagen haben. Eine positive Wirkung dürfen Sie auch erwarten, wenn Sie den Kunden dort abholen, wo er gerade ist. Bemerken Sie etwa, dass er auffallend guter Stimmung ist oder dass er sich gerade geärgert hat, weil er beispielsweise Probleme mit seinem Computer hat, so können Sie das ansprechen. Bei den Problemen ist es ein bewährtes Stilmittel, darauf hinzuweisen, dass man selbst erst kürzlich in einer ganz ähnlichen Situation gewesen ist. Oder dass man solche Klagen in letzter Zeit häufiger gehört hat. So sei es einem Arbeitskollegen neulich passiert...
Nähe zum Produkt Manche Verkäufer meinen, damit der Small Talk mit dem Kunden gelingt, müssten sie sich möglichst weit von ihrem eigentlichen Thema entfernen – nämlich von dem Produkt oder der Dienstleistung, die sie anbieten. Doch das muss keineswegs so sein. Selbstverständlich können Sie auch ein Thema ansprechen, das eine gewisse Nähe zu Ihrem Produkt hat. Es kann sogar ganz anregend sein, wenn Sie einen anderen Zugang, einen besonderen Aspekt wählen. Warum sollten Sie als Anlageberater nicht über verschiedene „Geldtypen“ plaudern, also typische Arten, wie verschiedene Leute ihr Geld anlegen? Oder als Weinhändler von Ihren Erlebnissen auf einer italienischen Weinmesse er-
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Mit Kunden Locker plaudern
zählen? Denn in diesem Bereich kennen Sie sich aus. Wenn Sie also darüber plaudern, kann das wesentlich anregender und auch unterhaltsamer sein, als wenn Sie sich irgendein vermeintlich buntes Thema suchen, von dem Sie nichts verstehen. Die eigene Meinung Beim Small Talk geht man möglichen Konflikten natürlich aus dem Weg. Dies gilt insbesondere für den Small Talk mit Kunden. Doch wäre es ein Fehler, seinem Gegenüber immer nur nach dem Munde zu reden. Dadurch lockern Sie keineswegs die Atmosphäre, Sie verbessern auch nicht die zwischenmenschliche Beziehung zu Ihrem Kunden, sondern ziehen sich vielmehr seine Verachtung zu. Denn jemand, der gar keinen Standpunkt hat, mit dem kann man kaum ein Gespräch führen, nicht einmal einen Small Talk. Daher tun Sie gut daran, ein Minimum von einem eigenen Profil zu zeigen. Dazu ist es gar nicht nötig, dem andern zu widersprechen. Es geht nur darum, dass hinter Ihren Äußerungen so etwas wie eine Persönlichkeit zu erahnen ist. Mit Ihren eigenen Ansichten und Vorlieben. Das macht den Small Talk lebendiger, natürlicher und überhaupt erst interessant.
Darauf sollten Sie achten: ● Manche Kunden reagieren argwöhnisch, wenn der Verkäufer oder Berater einen Small Talk beginnt. Wenn Sie merken, dass Ihr Kunde darauf nicht anspringt – kommen Sie am besten schnell zur Sache. ● Holen Sie den Kunden dort ab, wo er ist. Womit ist er gerade beschäftigt? Oder wenn Ihnen auffällt, dass er guter oder gedrückter Stimmung ist, können Sie das ansprechen. ● Auch das eigene Produkt, die eigene Dienstleistung kann Thema eines entspannten Small Talks sein – sofern Sie nicht fachsimpeln, sondern die unterhaltsamen Aspekte ins Spiel bringen. ● Wenn Sie eine gute Beziehung zu Ihren Kunden aufbauen wollen, dann ist auch beim Small Talk ein Mindestmaß an Authentizität und Natürlichkeit unumgänglich.
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Short Talk im Büroflur, am Kopierer, im Fahrstuhl Eine häufig unterschätzte Rolle spielt der Small Talk bei den alltäglichen kurzen Begegnungen – ob mit Arbeitskollegen im Büroflur, mit der Sekretärin am Kopiergerät oder mit der Vorgesetzten im Lift. Nicht selten wird hier geschwiegen. Dabei kann gerade in solchen Situationen ein wenig Small Talk als soziales Schmiermittel Beachtliches leisten. Es ist erstaunlich, wie positiv sich ein paar nette Worte auswirken können, die einfach nur zum Ausdruck bringen: Ich nehme Sie wahr und ich empfinde die Begegnung mit Ihnen als etwas Angenehmes. Ihren Small Talk sollten Sie entsprechend auf diese wesentlichen Punkte reduzieren: Sprechen Sie den Anderen an. Geben Sie zu erkennen, dass Sie den andern als Person schätzen. Handelt es sich um einen Unbekannten, dann sind Ihre Möglichkeiten begrenzt. Aber um es deutlich zu sagen: Es ist schon viel getan, wenn Sie den andern einfach nur freundlich grüßen. Und ihn nach Möglichkeit mit seinem Namen ansprechen. Noch besser ist es, wenn Sie eine scherzhafte Bemerkung machen oder eine Anspielung, die der andere versteht. So etwas schafft eine Verbindung zwischen Ihnen. Das kann den Zusammenhalt stärken und es hebt die Laune.
Frotzeleien unter Kollegen Eine besondere Rolle spielen hier die Frotzeleien. Man nimmt sich gegenseitig auf die Schippe, macht den andern schlecht, obwohl oder gerade weil man ihn schätzt. So etwas kann ganz vorzüglich funktionieren, aber eben nur solange nicht der Hauch eines Zweifels daran besteht, ob man das Gesagte nicht vielleicht doch ernst meint. Daher verlangt die Frotzelei ein gutes, einvernehmliches Verhältnis. Und Sie sollten sich hüten, über die echten oder auch nur vermeintlichen Schwächen Ihrer Kollegen herzuziehen. Wenn Sie einen sehr ehrgeizigen Kollegen augenzwinkernd als „knallharten Karrieristen“ bezeichnen, der „über Leichen geht“, wird das kaum jemand als Frotzelei empfinden. Vielmehr dürfen Sie so etwas nur zu jemandem sagen, bei dem klar ist, dass Sie ihn für seine Kollegialität schätzen. Sonst kann der Spaß schnell enden, Ihr Gegenüber fühlt sich gekränkt und wird sich überlegen, wie er sich bei nächster Gelegenheit revanchieren kann.
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Short-Talk im Büroflur, am Kopierer, im Fahrstuhl
Flurfunk Berühmt berüchtigt ist der so genannte „Flurfunk“. Darunter fallen Gerüchte, Neuigkeiten, Tratsch und Mutmaßungen über das Firmenpersonal, vorzugsweise über das aus den höheren Etagen. „Haben Sie schon gehört...?“ heißt es bei jeder Begegnung in der Teeküche, vor dem Kopierer oder im Büroflur. In Windeseile spricht sich das herum. Nun ist dieser „Flurfunk“ nicht ganz ohne Risiko, vor allem wenn es sich um wenig schmeichelhafte Dinge handelt. Was in der Regel der Fall ist, denn der Unterhaltungswert einer dicken fetten Blamage ist nun einmal unendlich höher als wenn alles glatt läuft. Und ganz im Sinne des Flurfunks läuft selten alles glatt, weshalb es immer viel zu erzählen gibt. Das Problem dabei ist, dass die Geschichten, die da weitergetragen werden, nicht immer ganz wahrheitsgemäß sind. Vieles wird übertrieben, manches hinzugedichtet und einiges, was man so redet, ist schlicht frei erfunden. Das ist dann kein Small Talk mehr, sondern üble Nachrede oder auch Verleumdung. Doch geht es nicht allein um den Wahrheitsgehalt, sondern auch um die Haltung, die Sie einnehmen. Schadenfreude oder Gehässigkeit haben im Small Talk keinen Platz. Wenn Sie denn über die kleinen Geschichten aus der Firma smalltalken, dann sollten Sie das immer mit einem grundsätzlichen Wohlwollen für die Akteure tun. Und Sie sollten erkennen lassen, dass Sie diese Dinge nicht bitter ernst nehmen.
Der nette Satz Bei den flüchtigen Begegnungen im Flur bleibt oft nicht viel Zeit. Und doch können Sie mit ein, zwei freundlichen Sätzen schon viel Sympathie ernten. Sagen Sie einfach: „Ich grüße Sie. Schön, Sie zu sehen, Frau Dahlke“ Oder erkundigen Sie sich: „Den Workshop gut überstanden?“ Bemerken Sie anerkennend: „Sie sehen aber gut erholt aus.“ Oder geben Sie zu erkennen, dass Sie sich an die Begegnungen erinnern: „Wir haben uns ja lange nicht gesehen. Ich habe Sie schon vermisst. Waren Sie weg?“ Und wenn Sie den andern noch nicht kennen: „Wir laufen uns ja ständig über den Weg. In welcher Abteilung arbeiten Sie?“ Erkundigen Sie sich höflich: „Darf ich Ihnen die Tür aufhalten?“ Oder fragen Sie im Fahrstuhl, wenn Sie neben den Druckknöpfen für die Etagen stehen: „In welchem Stockwerk möchten Sie aussteigen?“ Dabei sollten Sie es mit Ihrer Höflichkeit auch nicht über-
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treiben oder das Ganze spektakulär in Szene setzen, sonst glauben die andern, Sie wollten sich über sie lustig machen. Zumindest sind sie irritiert. Es ist die kleine unspektakuläre Freundlichkeit, die am überzeugendsten wirkt und daher am besten ankommt.
Darauf sollten Sie achten: ● Auch flüchtige Begegnungen bieten die Chance, ein paar freundliche Worte zu wechseln. Ohne großen Aufwand können Sie viel Sympathie ernten. ● Zeigen Sie einfach, dass Sie aufmerksam sind. Dass Sie den andern erkennen, dass Sie wissen, ob er gerade aus dem Urlaub oder von einer Fortbildung kommt. ● Neuigkeiten über die Firma auszutauschen, stößt auf großes Interesse und kann den Zusammenhalt der Belegschaft festigen. Allerdings sollten Sie sich nicht daran beteiligen, Gerüchte zu streuen oder jemanden „durchzuhecheln“. Bleiben Sie gegenüber Gerüchten distanziert und betrachten Sie die Sache eher spielerisch. ● Bei flüchtigen Begegnungen: Vorsicht vor Übertreibungen oder witzig gemeinten Bemerkungen. Gerade bei Leuten, die Sie nicht gut kennen, ist die Gefahr groß, dass die einen Scherz in den falschen Hals bekommen. Und für eine Richtigstellung haben Sie meist keine Zeit.
Partys, Feiern und Empfänge Hier bewegen wir uns auf dem ureigensten Grund des Small Talks. Auf einer Party, bei einer Feier oder bei einem Empfang können Sie im Prinzip die ganze Palette smalltalktauglicher Themen nutzen. Denn es geht auf solchen Veranstaltungen eben darum: Mit andern entspannt zu plaudern, angenehme, bisweilen auch amüsante Gespräche zu führen, kurz gesagt, sich und andere gut zu unterhalten. Während Sie in anderen Situationen häufig darauf achten müssen, dass Ihr Small Talk nicht ausufert und Sie vom Hundertsten ins Tausendste kommen, ist das bei Partygesprächen häufig erwünscht. Hier bleiben Sie eben nicht an einem Gesprächsgegenstand kleben, sondern ein nicht geringer Teil des Vergnügens liegt gerade darin, dass Sie ein Thema niemals erschöpfen, sondern in mitunter recht kühnen Gedankensprüngen (➝ S. 46) auf immer neue Sachverhalte zu sprechen kommen.
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Partys, Feiern und Empfänge
Die Assoziationskette Im Prinzip können Sie über alles Mögliche sprechen. Über aktuelle Kinofilme, die richtige Art, das Sektglas zu halten, wunderliche Handyklingeltöne, die Sie gehört haben, den wahren Erfinder des Telefons (➝ S. 66) und vieles mehr, was Ihnen in den Sinn kommt. Das größte Problem besteht darin, einen Anfang zu finden. Die erste Perle Ihrer Assoziationskette sozusagen, an die Sie dann weitere anschließen. Viele machen sich selbst das Leben schwer, weil sie meinen, sie müssten besonders originell einsteigen, um einen besonders gelungenen Small Talk hinzulegen. Ganz nach dem Ratschlag des legendären Filmproduzenten Samuel Goldwyn Meyer: „Du musst mit einem Erdbeben beginnen und dann langsam steigern.“ Beim Small Talk gelingt das kaum. Häufig ist es besser, halbwegs konventionell zu starten, um dann – je nachdem, mit welchen Gesprächspartnern Sie es zu tun haben – der Fantasie mehr oder weniger stark die Zügel schießen zu lassen. Das heißt natürlich nicht, dass Sie einen Smalltalk damit beginnen sollten, abgestandene Phrasen zu dreschen. Vielmehr sollten Sie sich an das Naheliegende halten, an das, was sich direkt vor Ihrer Nase abspielt: Sie können jemanden ansprechen, weil Ihnen irgendetwas auffällt, eine Brosche, eine Krawattennadel (➝ S. 13), fragen Sie nach dem Getränk, das jemand in seinem Glas hat („Das sieht aber interessant aus. Kann man das auch trinken?") oder lassen Sie einfach die Bemerkung fallen, dass Sie hier weit und breit niemanden kennen. Es kommt einfach darauf an, jemanden anzusprechen. Aus der Reaktion erkennen Sie dann sehr schnell, ob der- oder diejenige Lust hat, sich mit Ihnen zu unterhalten.
Was machen Sie hier? Ist das Einstiegsgeplänkel geglückt, stellt sich recht schnell die Frage, mit wem Sie es zu tun haben. Einen Party-Small Talk sollten Sie nicht lange unter dem Schutzschirm der Anonymität führen. Allerdings fällt es vielen schwer, von den launigen und unverbindlichen Anfangsbemerkungen umzuschalten auf das Einander vorstellen. Denn dem haftet immer etwas Förmliches und Steifes an. Oft gelingt es auch nicht, das Gespräch anschließend mit der gleichen Munterkeit wieder aufzunehmen. Man stellt sich einander vor und die Unterhaltung versandet, weil Sie beispielsweise mit der Tatsache konfrontiert sind, dass Ihr
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Teil 1: Standard-Situationen
Gegenüber einen völlig uninteressanten Beruf hat oder Dinge tut, mit denen Sie nicht das Geringste anfangen können. Daher sollten Sie die Vorstellungsrunde eher beiläufig einleiten. Ein bewährtes Stilmittel ist die Vermutung. So könnten Sie beispielsweise bei einer Party äußern: „Sie sind eine Arbeitskollegin von Svenja...?“ Oder Sie erkundigen sich bei einer größeren Veranstaltung: „Kennen Sie den Jubilar persönlich?“ Solche Mutmaßungen führen zwangsläufig dazu, dass man sich einander vorstellt. Alles andere wäre grob unhöflich. Dabei brauchen Sie keine besonders Förmlichkeit an den Tag zu legen. Im Idealfall ergibt sich aus der Vorstellung das nächste Small Talk-Thema. Was meist bedeutet: Man redet über Berufliches. Damit der Small Talk nicht in einen staubtrockenen Informationsaustausch einmündet, sollten Sie sich am besten schon vorher überlegen, was Sie an unterhaltsamen Aspekten aus Ihrem Beruf erzählen können. Wenn sich das mit dem Thema Beruf nicht anbietet, können Sie auch völlig andere Dinge zur Sprache bringen („Stellen Sie sich vor, was mir vor einer Woche auf der Autobahn passiert ist...“). Dazu brauchen Sie nicht mal eine Überleitung. Denn die Vorstellung ist abgeschlossen. Und immerhin sind Sie bereits mitten im Gespräch.
Darauf sollten Sie achten: ● Small Talk belebt jede Party und jede Feier. Haben Sie keine Scheu, auch Gäste, die Sie noch nicht kennen, anzusprechen. ● Zunächst geht es nur darum, miteinander ins Gespräch zu kommen. Dazu können Sie alles aufgreifen, was Ihnen in der betreffenden Situation auffällt. ● Entwickelt sich ein etwas längerer Small Talk, so ist es ein Gebot der Höflichkeit, dass Sie sich Ihrem Gesprächspartner vorstellen. ● Gründlichkeit und Ausführlichkeit ist Gift für jeden Small Talk. Bevor ein Thema erschöpft ist, sollten Sie zu einem neuen überleiten.
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Small Talk zum Ausklang
Small Talk zum Ausklang Wenn Sie jemanden verabschieden, dann geht das häufig nicht ohne ein wenig Small Talk. Dadurch bekommt Ihre Begegnung einen harmonischeren Abschluss. Selbstverständlich können Sie auch als derjenige, der sich beim Gastgeber verabschiedet, den Small Talk einfädeln. Wichtig ist nur, dass Sie nicht einfach so auseinander gehen, sondern den Abschied etwas einpacken. Bestätigen Sie dem andern, dass Sie die Begegnung mit ihm als etwas Positives empfunden haben. Geben Sie einem Geschäftstermin einen guten Abschluss, indem Sie noch ein paar zwischenmenschliche Worte verlieren, die mit Inhalt Ihrer Gespräche nichts zu tun haben. Damit sorgen Sie nicht nur dafür, dass Ihr Gegenüber mit einem guten Gefühl aus Ihrem Gespräch herausgeht, sondern dass er auch gut gestimmt in den nächsten Termin hineingeht.
Die Heimreise Ein klassisches Thema ist die bevorstehende Heimreise. Womit muss der Abreisende rechnen? Sind Staus zu erwarten? Kann der Gastgeber eine Ausweichroute empfehlen? Aber auch die rein menschliche Anteilnahme („Wie lange fahren Sie jetzt noch bis Delmenhorst? Sechs Stunden?") wird im Allgemeinen positiv aufgenommen. Dabei muss nicht der Gastgeber das Thema anschneiden, auch der Abreisende kann schon einmal auf seine Rückreise vorausblicken, was dann eher mit einem positiven Akzent geschehen sollte. Selbstmitleid angesichts einer strapaziösen Rückreise will Ihr Gastgeber nicht unbedingt hören. Er könnte das sogar als Kränkung auffassen, so als wollten Sie ihm zu verstehen geben: Wieder so eine Geschäftsreise, die sich gar nicht gelohnt hat.
Der Ausblick Ebenso ein beliebtes Thema zum Abschied: Der Blick in die Zukunft. Dabei kann es sich um die nächste Begegnung handeln (z.B. „Wenn Sie das nächste Mal kommen...“ oder: „Fahren Sie auch auf die Messe?“ – Egal, ob die Antwort ja oder nein lautet, wechseln Sie ein paar Worte über die Messe). Doch es muss gar nicht unbedingt sein, dass Sie auf Ihre gemeinsame Zukunft zu sprechen kommen. Sie können
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Teil 1: Standard-Situationen
erzählen, dass Sie morgen zum Bergwandern aufbrechen, in der nächsten Woche einen Judokurs beginnen oder demnächst Ihren wohlverdienten Jahresurlaub antreten. Solche Ausblicke passen nirgendwo so gut wie zum Abschied. Der andere steuert seinen wohlwollenden Kommentar dazu bei und wünscht pflichtschuldig alles Gute. So kommen Sie harmonisch auseinander Das einzige, worauf Sie aufpassen sollten: Lassen Sie Ihren Ausblick nicht ausufern, sondern fassen Sie sich kurz.
Darauf sollten Sie achten: ● Gerade bei Businessterminen hilft Ihnen ein wenig Small Talk zum Ausklang, die Begegnung harmonisch abzuschließen. Denn Small Talk löst die Spannung und hebt das Gespräch auf eine persönliche Ebene. ● Schneiden Sie kein Thema an, das längere Einlassungen erfordert. Geeignete Themen sind die bevorstehende Heimreise, die nächste Begegnung oder ein (erfreuliches) Ereignis, das Ihnen bevorsteht. ● Sorgen Sie für einen positiven Abschluss. Vermeiden Sie daher Themen, die für Sie oder Ihren Gesprächspartner unangenehm sind.
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Teil 2: Themenwechsel Stellen Sie sich vor, Sie erzählen gerade von Ihrem Urlaub in, sagen wir: Italien. Ihr Gesprächspartner bemerkt dazu: „Ah ja, Italien. Meine Frau und ich waren letztens in diesem neuen italienischen Restaurant in der Südstadt. Da haben wir eine Minestrone gegessen. Die war wirklich exzellent.“ Sie würden sich vermutlich etwas unbehaglich fühlen. Warum, so würden Sie sich fragen, wechselt der so unvermittelt das Thema? Habe ich etwas Falsches gesagt? Bin ich ihm auf die Nerven gegangen mit meinem Bericht über den Urlaub – aber warum fängt er dann mit seiner Minestrone an, die mich nicht die Bohne interessiert? Warum lässt er mich nicht von meinem Urlaub erzählen? Immerhin hat er doch danach gefragt... Womöglich ist die Antwort ganz einfach: Ihr Gegenüber will mit Ihnen Small Talk machen und weiß nicht recht, wie er halbwegs elegant das Thema wechseln soll und vor allem wann. Denn immerhin gehört der Themenwechsel zu einem gelungenen Small Talk wie das Gemüse in die Minestrone. Aber wie bringt man ihn zustande, ohne dass sich der Andere gekränkt fühlt? Und ohne dass er den Eindruck bekommt, wir würden das, was er gerade gesagt hat, gering schätzen? Davon soll in diesem Abschnitt die Rede sein. Sie erfahren, wie Sie am besten vorgehen, wie Sie von einem zu andern Thema überleiten, welche Assoziationstechniken es gibt und wann Sie diese einsetzen sollten.
Warum sollen Sie überhaupt das Thema wechseln? Ein neues Thema bringt Abwechslung in das Gespräch. Wenn Sie immer mal wieder das Thema wechseln, bekommt der Small Talk die Leichtigkeit, die er braucht. Sie sprechen eben gerade nicht „erschöpfend“ über eine bestimmte Angelegenheit, sondern gleiten souverän zum nächsten Gesprächsgegenstand. Es ist ja auch so: Je länger Sie über ein Thema reden, desto tiefer dringen Sie in die Materie ein. Das muss nicht immer schlecht sein. Nur besteht die Gefahr, dass Ihr Gespräch eine Ernsthaftigkeit und Schwere bekommt, die ihm zumindest als Small Talk nicht gut tut. Springen Sie hingegen virtuos von einem Thema zum nächsten, so wird Ihre Unterhaltung spielerisch und leicht. Und genau so sollte ein Small Talk ja sein.
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Teil 2: Themenwechsel
Nicht hektisch zu neuen Themen Auf der anderen Seite verbessert es nicht unbedingt den Small Talk, wenn Sie ständig von Thema zu Thema hüpfen. Das ist dann eher ein Zeichen dafür, dass Sie sich nichts zu sagen haben und aneinander vorbeireden. Ein wenig sollten Sie also schon bei einem Thema verweilen, ehe Sie auf ein neues überleiten. Allerdings gibt es eine wichtige Ausnahme: Nämlich Phasen, in denen Sie ein geeignetes Gesprächsthema aufspüren wollen, zu dem Sie beide etwas zu sagen haben. Dann empfiehlt es sich tatsächlich, auf immer wieder neue Themen überzuleiten, bis Ihr Gegenüber einhakt und auch etwas dazu beitragen kann. Häufig wissen Sie ja nicht im Voraus, ob sich Ihr Gesprächspartner mehr für die Oper (➝ S. 134), für Fußball (➝ S. 113) oder ausschließlich für seine Fotoausrüstung interessiert. Das gilt es erst einmal herauszufinden. Und eine geeignete Methode dafür ist eben das Themenhopping, bei dem sich ein Thema an das nächste reiht.
Immer wieder neu ansetzen In manchen Situationen werden Sie beim Small Talk immer wieder unterbrochen, beispielsweise auf Reisen oder auf einer Stehparty, auf der Sie viele Bekannte treffen. Zwar ist es lästig, wenn der Gesprächsfaden immer wieder abreißt und Sie neu ansetzen müssen. Auf der anderen Seite haben Unterbrechungen auch ihr Gutes. Sie können nämlich entweder daran anknüpfen, was Sie vorher besprochen hatten, oder aber Sie greifen die Unterbrechung auf und nutzen sie, um ein neues Thema einzuführen. Etwa wenn Sie bemerken, dass derjenige, den Sie gerade begrüßt haben, Ihr Freund Nils war, der sich gerade in Aschaffenburg ein Haus gekauft hat. Was Sie entweder auf das Thema Aschaffenburg oder Häuserkauf bringen könnte...
Den geeigneten Moment finden Für einen gelungenen Themenwechsel kommt es nicht nur auf eine geschickte Überleitung an. Noch wichtiger ist es, den richtigen Zeitpunkt abzupassen. Wenn Ihr Gegenüber gerade von seinen Urlaubserlebnissen berichtet, sollten Sie nicht unbedingt ein neues Thema einführen. Denn das müsste er als Desinteresse, ja geradezu als Kränkung
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Den geeigneten Moment finden
auffassen. Sie geben ihm zu verstehen: „Was Sie sagen, ist unwichtig. Lassen Sie uns von etwas Anderem reden.“ Also: Solange jemand von sich erzählt, sollten Sie mit einem Themenwechsel sehr zurückhaltend sein. Doch oftmals sind es ja gerade die persönlichen Erlebnisberichte und engagierten Statements, die nicht enden wollen, weil sich Ihr Gegenüber festgeredet hat. Mit einem Themenwechsel könnten Sie sich aus dieser klebrigen Verlegenheit elegant befreien. Übrigens auch im Interesse Ihres Gesprächspartners, dem vielleicht gar nicht bewusst ist, dass er Sie mit seinen ausführlichen Darlegungen entsetzlich langweilt. Aber auch dann können Sie etwas geschickter vorgehen als unvermittelt zu einem neuen Thema überzuleiten. Zunächst einmal kommt es darauf an, dass Sie den Anderen nicht in einer Erzählung unterbrechen. Lassen Sie ihn sein Erlebnis zu Ende berichten oder seinen letzten Gedanken ausformulieren – und schließen Sie dann die Sache souverän ab. Kommentieren Sie die letzten Worte ganz im Sinne Ihres Gegenübers (sonst widerspricht er Ihnen noch und Sie müssen weiter über die Angelegenheit reden). Sagen Sie beispielsweise: „Na, das war ja wirklich eine abenteuerliche Sache...“ Oder: „Ach, Sie Ärmster, da waren Sie ja wirklich nicht zu beneiden.“ Und dann bringen Sie das neue Thema ins Spiel. Kommt Ihr Gegenüber wieder auf sein altes Thema zurück, so ist er der Unhöfliche. Bleiben Sie bei Ihrem Thema, er wird Ihnen folgen müssen. Im Übrigen bietet sich ein Themenwechsel nicht nur an, um den Small Talk etwas abwechslungsreicher zu gestalten. Sie sollten vor allem auch dann auf neue Gesichtspunkte zu sprechen kommen, wenn das Gespräch zu ernst, zu sachlich oder gar kontrovers zu werden droht. Das wäre dann nämlich das Ende des Small Talks. Streiten und Widersprechen ist beim Small Talk nämlich nicht erlaubt – auch wenn der Andere Unsinn redet. Sie können ihn ja durchaus für einen Schwachkopf halten, aber Sie sind nicht verpflichtet, ihm das auch mitzuteilen. Nun kann es beim Small Talk allerdings vorkommen, dass Ihr Gesprächspartner Ansichten äußert, die Sie stark missbilligen. Typischerweise sind das auch noch Kommentare, die witzig gemeint sind. Sollen Sie sich darüber aufregen, den Plauderton ablegen und den Anderen zurechtweisen? Damit gewinnen Sie wenig und werden nur für „humorlos“ gehalten. Außerdem ist der Small Talk beendet und die Beziehung zu Ihrem Gesprächspartner belastet. Die bessere Lösung,
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glimpflich aus dieser Situation herauszukommen: Wechseln Sie das Thema. Im Allgemeinen wird ein solches Signal auch verstanden. Und wenn nicht, dann sagen Sie sich einfach im Stillen: Schwachkopf bleibt Schwachkopf und plaudern Sie über andere Dinge. Wenn Sie sich aber ausdrücklich von dem Statement des Andern distanzieren wollen (vielleicht hören ja noch andere zu...?), dann schalten Sie vor Ihrem Themenwechsel einfach den Satz ein: „Na ja, ich bin da etwas anderer Ansicht.“ Oder noch halbwegs humoristisch: „Es wird Sie nicht überraschen, dass ich ganz anders darüber denke.“ Und dann wechseln Sie das Thema.
Wie weit entfernt dürfen die Themen liegen? Im Prinzip können Sie beim Small Talk auch auf Themen überleiten, die nur am Rande etwas mit dem zu tun haben, worüber Sie gerade gesprochen haben. Dadurch bekommt die Unterhaltung eine spielerische Note. Und das ist nur gut so, denn das unterscheidet den Small Talk ja gerade von einer normalen Unterhaltung. Auf der anderen Seite müssen Sie Ihren Gesprächspartner zu dem neuen Thema auch „mitnehmen“. Wenn er überhaupt nicht versteht, wie Sie auf das neue Thema gekommen sind, wird ihn das häufig verwirren. Keine geeignete Grundlage für eine Plauderei. Deshalb tun Sie gut daran, die „großen Sprünge“ zu dosieren und sie überhaupt erst dann zu wagen, wenn Sie Ihren Gesprächspartner ein bisschen besser einschätzen können. Außerdem ist es oftmals sinnvoll, die Verbindung, die Sie herstellen, auch auszusprechen: „Da Sie gerade von Mainz gesprochen haben: Ich bin da kürzlich durchgefahren. Wir haben nämlich an der Nahe ein Weingut besucht. Das kann ich Ihnen nur empfehlen...“ Wie Sie im Einzelnen auf neue Themen überleiten können, das sollen Sie in den folgenden Abschnitten erfahren. Wir wollen Ihnen verschiedene Assoziationstechniken vorstellen, die Sie zu unterschiedlichen Zwecken einsetzen können. Dabei werden die Verfahren immer selbstbewusster, offensiver und in gewissem Sinne auch riskanter.
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Beim Thema neue Aspekte einführen
Beim Thema neue Aspekte einführen Eine Technik, von der Sie auch beim Small Talk immer wieder Gebrauch machen sollten, auch wenn Sie eher dem konventionellen Gespräch entstammt: Sie bleiben beim Thema, führen aber irgendeinen neuen Aspekt ein, der nach Möglichkeit weitere Anknüpfungspunkte bietet. Ein ganz simples Beispiel: Ihr Gegenüber äußert sich über das Wetter: „Ist das nicht furchtbar, wie das regnet? Schon seit Tagen geht das jetzt so.“ Sie erwidern: „Na ja, am Mittwoch soll es wieder besser werden. Sagt mein Schwager. Und der kennt sich mit dem Wetter aus. Der ist nämlich Landwirt.“ Zwar sind Sie bei dem Wetterthema geblieben. Aber Sie haben es mit einem neuen Element angereichert, indem Sie Ihren Schwager erwähnt haben, der Landwirt ist und – Ihrer Meinung nach – das Wetter vorhersagen kann. Ihr Gegenüber kann jetzt das Gespräch auf unterschiedliche Art und Weise fortsetzen: Weiter über das Wetter reden, sich erkundigen: „Ach, Ihr Schwager ist Landwirt?“ – und schon sprechen Sie über die Landwirtschaft oder über die Berufe von Schwägern – oder er kann auf die Zuverlässigkeit von Wetterprognosen eingehen: „Auf ein, zwei Tage ist die Vorhersage ja noch zuverlässig. Aber dann...“ Der Vorteil dieser Methode, den Gesprächsfaden fort zu spinnen: Ihr Gesprächspartner hat den Eindruck, Sie gehen auf ihn ein. Das Thema, das er aufgebracht hat, ist Ihnen immerhin eine Erwiderung wert. So etwas stärkt die Verbindung zwischen den Gesprächspartnern, Sie tauschen sich aus, reden über ein und dieselbe Sache. Und weil es der Andere war, der dieses interessante Thema aufgebracht hat, darf er sich bestätigt fühlen. Und das ist gut für das Gesprächsklima. Nicht zuletzt wenn Sie mit einem Vorgesetzten Small Talk machen müssen, empfiehlt es sich, bei den Themen, die er anspricht, erst einmal zu bleiben. Die Schwäche dieser Technik offenbart sich erst, wenn Sie allzu häufig oder gar ausschließlich davon Gebrauch machen. Denn sie ist ziemlich defensiv, Sie spielen den Ball zurück und überlassen die Initiative Ihrem Gegenüber. Unter Umständen wird das Gespräch sehr einseitig (wenn nämlich nur Ihr Gesprächspartner die Akzente setzt) oder es tritt auf der Stelle. Und doch sollte auch der offensivste Smalltalker dann und wann von dieser Methode Gebrauch machen und einfach bei dem Thema bleiben, das sein Gegenüber zur Sprache bringt.
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Teil 2: Themenwechsel
Mit den neuen Aspekten überleiten Die diplomatischste Methode, das Thema zu wechseln: Sie greifen einen Punkt heraus, den Ihr Gegenüber gerade in das Gespräch eingeführt hat, und machen ihn zum neuen Thema. Vom wetterkundigen Schwager war gerade die Rede. Stellen Sie sich vor, Ihr Gesprächspartner hätte den erwähnt. Dann liegt es ganz an Ihnen, in welche Richtung Sie die Unterhaltung treiben wollen: Schwager, Landwirt, Wettervorhersage, niemand würde diesen Themenwechsel als Bruch empfinden, sondern als folgerichtige Fortsetzung des Gesprächs. Ein anderes Beispiel: Ihr Gegenüber erzählt von seinem Hobby, dem Angeln. Sie bringen dieser Art von Freizeitbeschäftigung kein übertrieben großes Interesse entgegen und sind doch taktvoll genug, das nicht merken zu lassen. „Kürzlich habe ich in Österreich einen Zander gefangen, der war 14 Kilo schwer“, teilt der Andere Ihnen mit. „Nicht schlecht“, könnten Sie daraufhin bemerken. „Wir fahren übrigens auch gerne nach Österreich. Allerdings verbringen wir unsere Ferien mit den Kindern auf dem Bauernhof.“ Und schon haben Sie das Gespräch auf das Thema „Urlaub in Österreich“ umgeleitet. Ihr Gegenüber muss sich schon sehr stark über die gängigen Gesprächskonventionen hinwegsetzen, um jetzt noch über Angelhaken, Köder und Teleskopruten zu reden. Der kleine psychologische Trick bei dieser Art von Überleitung besteht darin, dass der Andere das Thema ins Spiel gebracht hat. Zwar nur als Nebenaspekt des alten Themas, aber immerhin hat er angefangen, davon zu sprechen. Es ist also irgendwie auch seine Idee. Der Themenwechsel wirkt vor allem dann überzeugend, wenn es sich um ein neues Element handelt, von dem bisher noch nicht die Rede war. Sie greifen den neuen Aspekt auf und machen ein Thema daraus. Dabei können Sie inhaltlich durchaus große Sprünge machen. Erzählt jemand, er sei in sein Auto gestiegen und nach Hause gefahren, können Sie auf Ihr eigenes neues Fahrzeug, die Preise der öffentlichen Verkehrsmittel oder die Autobahnmaut zu sprechen kommen. Wichtig ist nur, dass Ihr Gegenüber nicht gerade mitten in einer Erzählung steckt. Dann ist es in jedem Fall unhöflich, das Thema zu wechseln.
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Vom Thema aus überleiten
Vom Thema aus überleiten Eine zweite eher sanfte Methode, das Thema zu wechseln: Sie gehen von dem bisher besprochenen Thema aus. Sie erweitern es, Sie verengen es oder Sie bilden einen Kontrast dazu. Angenommen, es war gerade davon die Rede, wie Sie Ihren Urlaub verbracht haben. Als Erweiterung könnten über das Thema Urlaubsreise allgemein sprechen: Wieso muss man eigentlich in den Ferien wegfahren? Was sind Ihre bevorzugten Reiseziele und wo haben Sie schlechte Erfahrungen gemacht? Eine Verengung könnte darin bestehen, dass Sie sich einen bestimmten Aspekt Ihres Urlaubs herausgreifen: Etwa die An- und Abreise, wie Sie das Problem der Verpflegung lösen oder wie Sie Ihre Kinder beschäftigt haben, vor allem an Regentagen? Als Kontrast zum Urlaub könnten Sie über die Arbeit reden: Über den Stress, dem Sie und Ihr Gesprächspartner ausgesetzt sind, über neue Projekte oder ganz allgemein über die Frage, wie die Geschäfte so laufen. Nun können Erweiterung und Verengung so subtil geschehen, dass man es kaum als Themenwechsel empfindet. Beim Kontrast ist das natürlich nicht der Fall. Und dennoch gilt, dass alle drei Überleitungen gleich gut funktionieren und als natürliche Fortsetzung des Gesprächs empfunden werden – eben auch der Kontrast. So können Sie ohne weiteres vom Thema Lärm auf das Thema Stille, vom Festmahl auf die Hungerkur oder vom Leben in der Stadt auf das Leben auf dem Land überleiten. Entscheidend ist nur, dass es sich um allgemein anerkannte Gegensätze handelt. Der Wechsel etwa vom Thema Briefmarken sammeln (Verletzungsgefahr gering) zum Thema Stierkampf (hohes Verletzungsrisiko) wird für die meisten kaum nachvollziehbar sein. Wo liegen die Stärken und Schwächen dieser Methode? Positiv ist sicherlich, dass es sich um ein gängiges Verfahren handelt, ein neues Thema anzuschneiden. Sie sind damit ohne Zweifel auf der sicheren Seite. Als Schwachpunkt ist eine gewisse Behäbigkeit zu nennen. Im Gegensatz zur letztgenannten Methode, bei der Sie sehr schnell auf die verschiedensten Themen kommen können, besteht hier die Gefahr, dass der Small Talk ein wenig zu brav gerät und sein spielerischer Charakter verloren geht. Besonders geeignet ist diese Art der Überleitung daher bei eher förmlichen Anlässen oder wenn Sie über ein Thema gesprochen haben, das Ihrem Gesprächspartner besonders am Herzen liegt. Wenn er möchte, kann er nämlich relativ schnell wieder zu seinem alten Thema zurückkehren.
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Teil 2: Themenwechsel
Die Trittstein-Technik Bei dieser Methode steht das spielerische Element im Vordergrund: Sie greifen sich irgendeine Nebensächlichkeit heraus und machen sie zum Trittstein, der Sie auf ein neues Thema führt. Im Unterschied zur zweiten Methode, bei der Sie sich auf die Elemente beschränken, die Ihr Gegenüber neu ins Gespräch bringt, sind Sie hier im Prinzip völlig frei. Sie können aufgreifen, was immer Sie wollen. Es kommt nur darauf an, dass Ihrem Gesprächspartner deutlich wird, wie Sie die Verbindung hergestellt haben, über welchen Trittstein Sie sozusagen geschritten sind. Sprechen Sie über einen neuen Film, der zufällig in Hamburg spielt, so können Sie ohne weiteres von Ihrer letzten Reise dorthin erzählen. Oder Ihnen kommt ein aktuelles Fußballspiel in den Sinn, an dem ein Hamburger Fußballclub beteiligt war. Ebenso könnten Sie sich die Filmmusik herausgreifen, die Sie an die Aufnahmen einer bestimmten Band erinnert, von der Sie zu Hause eine CD haben, die Sie ständig hören. Was Ihren Kindern schon auf die Nerven geht, deren musikalische Vorlieben Ihnen wiederum völlig rätselhaft erscheinen. Das letzte Beispiel macht deutlich: Es können durchaus auch mehrere Trittsteine sein, die Sie beschreiten, ehe Sie bei Ihrem Thema landen. Sie können Ihren Assoziationen freien Lauf lassen, solange Ihnen Ihr Gesprächspartner folgen kann. Haben Sie gerade über das Wetter gesprochen, so können Sie auf Ihren anstehenden Urlaub („Hoffentlich haben wir gutes Wetter...“) überleiten oder auf das Thema Garten („Die Pflanzen freuen sich über Regen...“), auf Spaziergänge, die Sie unternommen haben („Bei so einem Wetter ideal...“), oder auf Ihre Arbeit, die Sie so sehr in Anspruch nimmt, dass Sie kaum noch mitbekommen, welches Wetter eigentlich draußen herrscht. Berichtet jemand von einem Rockkonzert, könnte Sie das dazu bringen, auf das ungleich wichtigere Thema Haarausfall überzuleiten – und zwar über den Trittstein „langhaarige und glatzköpfige Rockmusiker“. Sie können die Trittstein-Technik zu mehr oder weniger großen Sprüngen nutzen. Es kann sehr viel Vergnügen machen, plötzlich in Bereiche vorzustoßen, die mit dem eben Besprochenen nicht das Geringste zu tun haben, die Sie aber über ein, zwei Verknüpfungen miteinander verbinden. Nochmals wollen wir jedoch darauf hinweisen, dass die Trittstein-Technik nur funktioniert, wenn Ihr Gegenüber die Verknüpfungen nachvollziehen kann. Sonst fühlt er sich ausgeschlos-
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Selbst einen Bezug herstellen
sen. Darüber hinaus wird nicht jeder, mit dem Sie smalltalken, allzu kühne Themensprünge schätzen. Es gibt Menschen, die so etwas absolut nicht vertragen, die das einfach nur verwirrend finden – zumal in Situationen, in denen es unsicher ist, was Sie voneinander halten sollen – wie bei Begrüßungen, vor Besprechungen oder beim Small Talk mit Unbekannten. Daher empfiehlt sich diese Methode für den lockeren, entspannten Small Talk mit Gesprächspartnern, die Sie schon ein bisschen kennen und die auf Ihrer Wellenlänge liegen. Dann kann Ihnen gerade dieser spielerische Themenwechsel sehr viel Sympathie eintragen. Auf der anderen Seite sollten Sie es mit der Trittstein-Technik auch nicht übertreiben. Auf Dauer nutzt sich der Effekt der kühnen Sprünge nämlich auch ab.
Selbst einen Bezug herstellen Während Sie bei der Trittstein-Technik darauf angewiesen sind, dass Ihr Gegenüber nachvollziehen kann, wie Sie auf das neue Thema gekommen sind, ist das hier nicht mehr der Fall. Es genügt, dass Sie die betreffende Gedankenverbindung herstellen können. Und schon sind Sie bei Ihrem neuen Thema. Dass Sie es sind, der hier die Brücke baut, das sollten Sie Ihren Gesprächspartner natürlich wissen lassen. Sonst ist er verwirrt. Sagen Sie ganz einfach einen Satz wie: „Als Sie vorhin von den Ameisen erzählt haben, die in Ihrem Picknickkorb herumgekrochen sind, da musste ich an eine Managementmethode denken, über die ich kürzlich gelesen habe.“ So geht es nämlich auch. Sie müssen sich nicht immer bei Ihrem Gesprächspartner rückversichern, ob er auf den gleichen Gedankenspuren wandelt wie Sie. Keine Frage, Sie können das neue Thema auch ganz selbstständig einführen. Das gibt Ihnen noch mehr Freiheit als die Trittstein-Technik. Alles ist möglich, was Ihnen in den Sinn kommt: „Stellen Sie sich vor, beim Stichwort Controlling musste ich gerade daran denken, dass...“ – und schon sind Sie bei Ihrem Thema. Auf der anderen Seite wirkt diese Art, ein neues Thema einzuführen, schon recht ichbezogen und dominant – was vor allem dann ins Gewicht fällt, wenn Sie ständig auf diese Methode zurückgreifen. Und Sie übernehmen viel stärker die Verantwortung für das Thema, das Sie ins Spiel bringen, als wenn Sie einfach nur einen Gesichtspunkt aufgreifen, den Ihr Gegenüber ins Gespräch gebracht hat. Anders gesagt: Diese Technik kommt eigentlich nur dann in Frage, wenn Sie dem Ande-
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ren etwas Interessantes oder Amüsantes zu erzählen haben, zu dem Ihnen aber die Überleitung fehlt. Dann ist Ihnen der Beifall sicher. Berichten Sie hingegen von irgendwelchen Ereignissen, bei denen Sie selbst im Mittelpunkt stehen und deren Unterhaltungswert knapp oberhalb der Frostgrenze liegt, erscheinen Sie anmaßend und eitel. Übrigens auch, wenn Sie als Vorgesetzter auf diese Art und Weise Ihre Mitarbeiter wissen lassen, welche harten Bewährungsproben Sie bestanden haben.
Harte Schnitte Es gibt Fälle, da kommen Sie völlig ohne Überleitung aus. Sie setzen einfach einen harten Schnitt und sagen, was Ihnen gerade durch den Kopf geht. Punktum. Natürlich wirkt das unter Umständen in noch höherem Maße ichbezogen und dominant als die vorangegangene Technik. Insoweit sollten Sie sich hüten, Ihren Small Talk vor allem durch solche harten Schnitte zu steuern. Andererseits kann so ein harter Schnitt einem Small Talk auch mal gut tun. Wenn einer nicht groß nach der passenden Überleitung sucht, sondern den Mumm hat, ein neues Thema einfach auf den Tisch zu legen. Auf eigenes Risiko sozusagen. „Ich habe da gestern eine Geschichte gehört, die muss ich Ihnen unbedingt erzählen...“ So eine Einleitung braucht keine weitere Begründung und Einbettung. Es genügt vollkommen, dass Sie eine (hoffentlich) amüsante Geschichte zu erzählen haben und dabei an Ihre(n) Zuhörer denken. Aber es muss gar nicht immer die zündende Story sein. Auch wenn Sie der Unterhaltung einfach einen neuen Impuls geben wollen oder wenn Sie eine Gesprächspause schließen, können Sie das tun, ohne an das vorher Gesagte anzuknüpfen. Die Schwierigkeit besteht dann eher darin, den Anfang eines neuen Gesprächsfadens zu finden. Denn wir sind es ja gewohnt, an das anzuschließen, was gerade besprochen wurde. „Wissen Sie, was mir gerade durch den Kopf gegangen ist...?“ Auch das kann ein brauchbarer Einstieg in ein neues Thema sein. Es kommt nur darauf an, dass Ihr Gegenüber zu diesem Thema auch etwas zu sagen hat, dass es für ihn „anschlussfähig“ ist. Ansonsten besteht die Gefahr, dass Sie in einen Monolog verfallen oder nur noch in harten Schnitten aneinander vorbeireden. In jedem Fall sollten Sie den harten Schnitt als Übergang fein dosieren.
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Teil 3: Die Themen Auf den folgenden Seiten finden Sie Themenhäppchen aus den unterschiedlichsten Bereichen: Sport, Biologie, Popmusik, Klatsch, Quantenphysik, überflüssige Erfindungen, Geschichte, Trinkgeldforschung und vieles, vieles mehr. Alles geordnet in elf Kapiteln, die allerdings nicht streng voneinander getrennt sind, sondern vielfältige Verbindungen untereinander aufweisen. Die Kapitel stehen in keiner logischen Abfolge, sondern sind, ganz wie es einem Small Talk entspricht, bunt durcheinander gewürfelt.
Gebrauchsanweisung Sie können in diesem dritten Teil kreuz und quer lesen, wo immer es Ihnen gefällt, und ganz nach dem Zufallsprinzip einzelne Texte auswählen. Sie können sich aber auch ein einzelnes Kapitel vornehmen, denn es zieht sich immer ein assoziativer Faden durch jedes Kapitel. Sie können sich aber auch von dem Assoziationsnetz am Ende jedes Themenhäppchens anregen lassen und dem einen oder anderen Stichwort folgen, das dort zu finden ist. Die Themenhäppchen verstehen sich auch als Anregung für Sie, für ähnliche Nebensächlichkeiten, Kuriositäten und verblüffende Informationen aufmerksam zu sein. Denn vieles von dem, was Sie auf den folgenden Seiten lesen, stammt aus der Zeitung, aus Zeitschriften, aus dem Internet und aus diversen Büchern. Dabei haben wir uns bemüht, die Informationen nicht nur aus einer Quelle zu schöpfen, sondern sie zu überprüfen. Gerade beim Internet ist das unbedingt zu empfehlen. Denn auch wenn es beim Small Talk nicht auf wissenschaftliche Akkuratesse ankommt, so wird es einem zumindest den Spaß verderben, wenn sich herausstellt, dass man einer Falschinformation aufgesessen ist. Und blamiert sich, wenn es der andere besser weiß. Das ist uns nur allzu bewusst. Insoweit sollten Sie sich auch darauf verlassen können, dass die folgenden Informationen stimmen.
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Teil 3: Die Themen
Der Mensch Der Mensch ist das Maß aller Dinge, sagt der griechische Philosoph Protagoras. Zweifellos gilt das auch für den Small Talk. Das Thema Mensch passt eigentlich immer, denn damit können Sie auch zu solchen Gesprächspartnern eine Verbindung herstellen, die keine Hobbys haben und auf den Gebieten Kultur, Wissenschaft, Wetter oder Sport nicht ansprechbar sind.
Seit wann gibt es Menschen? Der Ursprung des Menschen liegt im Dunkeln. Und das ist gut so, denn dadurch eignet sich dieses Thema für einen kultivierten Small Talk. Wie jeder beschlagene Smalltalker wissen sollte, trennten sich die Wege von Mensch und Affe grob gerechnet vor 5 bis 7 Millionen Jahren. Zu dieser Zeit nahmen unsere nächsten noch lebenden Verwandten, die Schimpansen (➝ S. 151), die letzte Abzweigung vor der Menschwerdung. Aber waren unsere haarigen Vorfahren, die die Schimpansen eigene Wege gehen ließen, deswegen schon Menschen? Wohl doch nicht. Daher sollten wir die Trennlinie vielleicht besser beim aufrechten Gang ziehen. Doch wann sich der entwickelte, ist umstritten. Vor 4 Millionen Jahren, sagen manche Wissenschaftler. Andere glauben, er entwickelte sich schon viel früher. In den 70er Jahren wurde das bekannteste Fossil überhaupt, Stammmutter Lucy, ausgegraben (geschätztes Alter: 3 Millionen Jahre). Ihren Namen bekam sie, weil im Camp der Forscher dauernd der BeatlesSong „Lucy In The Sky With Diamonds“ (➝ S. 139) dudelte. Sollte Ihr Gesprächspartner hier die Menschwerdung beginnen lassen, sprechen Sie gelassen das Wort „Millennium Man“ aus. Der „Millennium Man“ wurde im Jahr 2000 im westlichen Kenia ausgegraben und soll vor 6 Millionen Jahren gelebt haben. Aus seinen Beinknochen wollen die Archäologen geschlossen haben, dass er bereits aufrecht ging. Wenn Ihnen das Gehen nicht reicht, können Sie die Grenze auch bei der Entwicklung von Werkzeugen ziehen. Wobei Sie mit dem Einwand rechnen sollten, dass auch Schimpansen nach Termiten angeln und manche Vögel ebenfalls Werkzeuge benutzen (z.B. der Schmutzgeier ➝ S. 151). Was die Menschen betrifft, so ist zweifellos der Homo habilis der geeignete Stammvater. Er tauchte vor zweieinhalb Millionen Jahren auf und fertigte so genannte „pebble tools“, primitive Werk-
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Der Mensch
zeuge aus Stein. Vielleicht sollten wir aber auch erst mit dem Homo erectus die Menschheitsgeschichte beginnen lassen. Denn dieser Urmensch, der vor eineinhalb Millionen Jahren in Afrika auftauchte, war uns von seiner Körpergestalt schon sehr ähnlich; außerdem wusste er, wie man Feuer macht und war in der Herstellung von Werkzeugen mit seinen scharfen Faustkeilen und Speerspitzen schon deutlich geschickter. Wenn wir von unserer eigenen Art sprechen, dem Homo sapiens, so beginnen wir mit dem Cro-Magnon-Menschen, der vor 45.000 Jahren in Europa auftauchte und die eindrucksvollen Höhlenmalereien hinterließ. Außerdem fertigte er Werkzeuge an und machte offenbar auch Musik. Der Cro-Magnon gilt als unser direkter Vorfahr. Mit ihm beginnt die Kultur der Altsteinzeit.
Assoziationsnetz: Kultur, Malerei, Laufen, Werkzeuge, Feuer.
Was Sie über den Neandertaler wissen müssen Früher hielt man die Neandertaler für ziemlich tumbe, grunzende Gesellen mit fliehender Stirn. Doch dieses Bild ist mittlerweile stark korrekturbedürftig. Zwar hatten die Neandertaler einen etwas gedrungenen Körperbau und ausgeprägte Augenbrauenwülste, ihre stabilen Zähne benutzten sie als Schraubstock und Zange. Doch primitiv waren sie deswegen noch lange nicht. In ihrem gewaltigen Schädel steckte sogar mehr Hirnmasse, als wir sie heute haben. Und sie wussten ihr Hirn zu nutzen: Vermutlich waren sie die ersten Menschen, die sprechen konnten und die sich Kleidung fertigten. Was ihre Werkzeuge betraf, so verließen sie sich nicht allein auf ihr eindrucksvolles Gebiss, sondern stellten allerlei aus Holz, Stein und Knochen selbst her. Obendrein erfanden sie den Klebstoff. Dafür verwendeten sie Pech, das sie aus Birken gewannen. Außerdem waren sie die ersten, die ihre Toten bestatteten. Und schließlich fanden die Archäologen auch noch Figuren, Ritzkunst und Flöten bei den Neandertalern. Mit einem Wort: vor hundert- bis fünfzigtausend Jahren waren die Neandertaler kulturell absolut führend. Dann drangen unsere Vorfahren, von Afrika über Asien kommend, nach Europa vor. Einige zehntausend Jahre lebten die beiden Menschenarten Seite an Seite. Vieles an Kultur und Technik sollen unsere Vorfahren von den Neandertalern übernommen haben.
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Dann starben unsere großhirnigen Vettern vor 30.000 Jahren aus. Bis heute weiß keiner so genau, warum.
Assoziationsnetz: Neandertaler, Sprache, Kleidung, Klebstoff, Kultur, Zähne, Bestattung, Konkurrenz (➝ S. 149).
Der 99-Prozent-Schimpanse Genetisch unterscheiden wir uns gerade mal zu 1,2 Prozent von unseren nächsten Verwandten, den Schimpansen. Zum Gorilla beträgt der Abstand 1,5 Prozent und zum (➝ S. 151) Orang-Utan 2,4 Prozent. So gesehen ist der Mensch ein 99prozentiger Schimpanse und sein Menschsein beträgt nur gut 1 Prozent.
Assoziationsnetz: Evolution, Affen, Verwandtschaft, Genetik.
Unsere Verwandten die Fadenwürmer Die Vorstellung von der prozentualen Verwandtschaft mit den Tieren ist zwar reizvoll, aber irreführend. Zwar haben wir tatsächlich viele Gene mit den Affen gemeinsam, doch trifft das eigentlich auf die meisten Lebewesen zu. Nehmen wir etwa den ein Millimeter großen Fadenwurm C. elegans, der friedlich in der Blumenerde gräbt, wenn er nicht gerade in einem Genlabor seinen Dienst tut. Diesen lächerlichen Zwergwurm würden wir kaum für einen entfernten Verwandten halten, sagen wir ein Vetter hundertmillionsten Grades. Und doch gleichen immerhin noch mehr als 60% seiner Gene den unsrigen. So gesehen sind wir ein 60prozentiger Fadenwurm. Vielleicht sollten wir einmal darüber nachdenken, wie wir mit unserer Verwandtschaft in den Blumentöpfen weiterhin umgehen. In diesem Zusammenhang sollte auch nicht unerwähnt bleiben, dass wir sogar mit der Bäckerhefe etliche Gene gemeinsam haben. Nicht weniger als ein Viertel ihrer Gene kommen in ähnlicher Form auch in unserm Erbgut vor. Vielleicht ist das einen Gedanken wert, wenn Sie das nächste Mal herzhaft in Ihr Brot beißen.
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Der Mensch
Assoziationsnetz: Evolution, Verwandtschaft, Würmer, Brot.
Erfolgsprinzip Nachäffen Da die Affen uns so ähnlich sind, liegt die Frage nahe: Wieso hat unsere Art den Sprung zu Sprache und Zivilisation eigentlich geschafft – und die anderen Primaten nicht? Wieso haben die Menschen das Rad, die Uhr und die Klimaanlage für Schuhe (➝ S. 72) erfunden, während unsere nächsten Verwandten es gerade mal fertig bringen, mit einem Stöckchen nach Termiten zu angeln? Die verblüffende Antwort lautet: Es sind die Menschen und nicht die Affen, die sich am besten auf das Nachäffen (➝ S. 155) verstehen. Affen können das bei weitem nicht so gut wie wir. Zwar greifen auch Schimpansen gelegentlich Anregungen aus ihrer Umgebung auf, aber die Meister der Nachahmung sind zweifellos wir Menschen. Während die Affen versuchen, jedes Problem eigenständig und schöpferisch zu lösen, gucken wir uns erst mal an, wie es die anderen machen. Kommen sie zurecht, dann übernehmen wir das 1:1. Das ist zwar unkreativ, doch ergibt sich daraus der überaus nützliche „Sperrklinken"- oder „Wagenheber"-Effekt, den der amerikanische Anthropologe Michael Tomasello beschrieben hat. Dadurch dass wir alles nachmachen, verbreiten sich Innovationen und gute Einfälle unter den Menschen wie ein Lauffeuer. Wenn wir mal über eine Neuerung nachdenken, dann starten wir auf einem höheren Niveau und müssen die bisherige Lösung übertreffen. Wenn uns das gelingt, kopieren alle anderen unsere Lösung. Und so werden die Einfälle der Menschen immer raffinierter. Deshalb müssen wir das Rad nicht zweimal erfinden, während die Affen bis heute noch nicht darauf gekommen sind.
Assoziationsnetz: Affen, Nachäffen, Ideenklau, Innovation, Kreativität.
Der Mensch äfft den Affen nach Anfang der dreißiger Jahre begann das Forscherehepaar Luella und Winthrop Kellogg mit einem bemerkenswerten Experiment. Sie wollten herausfinden, ob man einem Schimpansen die menschliche Spra-
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Teil 3: Die Themen
che beibringen kann, wenn man ihn genauso behandelt wie ein menschliches Kleinkind. Zu diesem Zweck zogen sie das Schimpansenbaby Gua zusammen mit ihrem eigenen Sohn Donald auf. Zwar gelang es ihnen nicht, dass Gua auch nur ein einziges Wort herausbrachte. Dafür machten sie eine andere überraschende Entdeckung: Ihr eigener Sohn Donald eiferte dem Affen nach. Als er eines Tages mit einer Orange zu seinen Eltern lief und dabei die kehligen Laute „Uhuh, uhuh“ ausstieß, brachen die Kelloggs das Experiment ab. Der kleine Donald holte seinen Rückstand in der Sprachentwicklung schnell auf, studierte später an der Harvard Medical School und wurde Psychiater. Gua hingegen verbrachte ihr weiteres Leben in einer Affenkolonie in Florida.
Assoziationsnetz: Laufen, Evolution, Affen, Körperbau.
Der größte Unterschied liegt in den Beinen Betrachten wir den Körperbau, dann machen wir eine interessante Entdeckung: Was uns von unseren nächsten Verwandten, den Menschenaffen, unterscheidet, das ist nicht so sehr der Kopf und schon gar nicht ist es der Rumpf, sondern es sind die Beine. Von der Hüfte abwärts bis zu den Zehenspitzen haben wir die geringste Ähnlichkeit mit den Schimpansen, den Gorillas und den Orang-Utans.
Assoziationsnetz: Laufen, Evolution, Affen, Körperbau.
Das gerupfte Huhn Der griechische Meisterphilosoph Platon (➝ S. 195) versuchte sich an einer Definition des Menschen. Der Mensch sei ein ungefiedertes, zweibeiniges Wesen. Daraufhin soll ihm Diogenes, der exzentrische Philosoph in der Tonne, ein gerupftes Huhn vor die Füße geworfen haben mit den Worten: „Da hast du deinen Menschen.“ Für Kenner und Spielverderber: Der fragliche Diogenes (fügen Sie beiläufig hinzu „von Sinope") hat gar nicht in einer „Tonne“ gelebt. Dieses Gerücht verdankt sich einer Bemerkung des römischen Philosophen Seneca, der sehr viel später gelebt hat. Seneca meinte, Dioge-
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nes sei so anspruchslos gewesen, dass er auch in einem Pithos, einer Art altgriechischen Vorratstonne, hätte leben können. Also, keine Rede davon, dass er darin gelebt hat.
Assoziationsnetz: Definitionen, Philosophie, Platon, Huhn, Diogenes.
Albert Einstein als Menschenfresser An die vorige Anekdote lässt sich der Hinweis auf ein legendäres Festessen in Barcelona anschließen, das 1923 zu Ehren von Albert Einstein ausgerichtet wurde und bei dem als Hauptgang „Homo platonicus secundum Diogenem cum jure Michelsoniense“ serviert wurde: Platonischer Mensch à la Diogenes mit Michelson-Soße. Anders gesagt: Es gab Huhn in einer Soße, die nach dem Physiker und Nobelpreisträger Albert Michelson benannt war. Außerdem wurden noch „Fasan à la Minkowski in vier Dimensionen“ (nach dem Physiker Hermann Minkowski, der den „Minkowski-Raum“ entwickelt hat) und „Licht reflektierender Relativitätssekt“ serviert. Das Diner muss so eindrucksvoll gewesen sein, dass es 2005, im „Einsteinjahr“ an gleicher Stelle noch einmal nachgekocht und illustren Gästen aus Wissenschaft und Kultur vorgesetzt wurde.
Assoziationsnetz: Definitionen, Platon, Diogenes, Huhn, Einstein, Abendessen.
Woraus besteht der Mensch? Von den chemischen Elementen her gesehen besteht ein normalgewichtiger Erwachsener zu 63% aus Sauerstoff, 20% aus Kohlenstoff, 10% aus Wasserstoff, 3% aus Stickstoff, 1,5% aus Kalzium, 1% aus Phosphor. 0,25% aus Kalium, 0,2% aus Schwefel, jeweils 0,1% aus Chlor und Natrium. Hinzukommen 0,4 Promille Magnesium und 0,04 Promille Eisen, man füge 300 mg Kupfer, 100 mg Mangan und 30 mg Jod hinzu – und der Mensch ist komplett. Für Erbsenzähler und Spielverderber: Wenn Sie alles zusammenrechnen, kommen Sie nur auf 99,2 Prozent. Was ist also mit den übrigen 0,8 Prozent? Ein erfahrener Smalltalker könnte erwidern: Die bleiben für die Seele übrig (vgl. die nachfolgende Geschichte). Oder für den Humor.
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Gehen wir von den Molekülen aus, können wir die Sache auch einfacher ausdrücken: Der Mensch besteht zu 60% aus Wasser, zu 20% aus Eiweißen, zu 15% aus Fetten und zu 5% aus Mineralien.
Assoziationsnetz: Chemie, Sauerstoff, Wasser, Materialismus.
Die Seele wiegt 21 Gramm Unsere chemische Analyse reicht natürlich nicht aus. Es fehlt etwas Entscheidendes, und das ist der Geist oder die Seele. Im Allgemeinen werden diese beiden Substanzen ja als „immateriell“ betrachtet. Und doch gab es 1907 einen etwas makabren Versuch, das Gewicht der Seele zu bestimmen und dabei sehr elegant den Nachweis zu führen, dass die Seele tatsächlich existiert. Der Amerikaner Duncan MacDougall, ein eigenwilliger Arzt von der Ostküste, hatte sich diesem ehrgeizigen Projekt verschrieben. Er wollte die menschliche Seele wiegen – mithilfe einer eigens konstruierten Präzisionswaage, die das Gewicht auf fünf Gramm genau messen sollte. Die Messungen sollten kurz vor und kurz nach dem Tod erfolgen. Das gestaltete sich allerdings sehr schwierig. Die unerfreulichen Details ersparen wir uns. Allerdings hatte MacDougall in einem einzigen Fall tatsächlich einen Gewichtsverlust gemessen. Er musste zwei Dollarmünzen in Waagschale legen, um das Gewicht wieder auszugleichen. Das Gewicht der Seele betrug demnach 21 Gramm. Seitdem wird es auf Partys erzählt, manchmal augenzwinkernd, manchmal aber auch mit verschwörerischem Unterton: Es sei wissenschaftlich erwiesen, die Seele wiege 21 Gramm. Zuletzt wurde sogar ein Kinofilm gedreht, der auf dieses bizarre Experiment Bezug nimmt. Sein Titel: 21 Gramm. Der Film erhielt übrigens zahlreiche Auszeichnungen und wurde unter anderem für den Oscar nominiert.
Assoziationsnetz: Seele, Materie, Gewicht, Leben nach dem Tod, Wissenschaft.
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Unser wahres Alter – zehn Jahre Wir sind längst nicht so alt, wie wir meinen. Zumindest wenn wir das Alter unserer Körperzellen zugrunde legen. Und aus denen bestehen wir ja nun einmal, wie Sie zugeben müssen, wenn wir die Sache ganz materialistisch betrachten. Und das müssen wir wohl, wenn vom Alter die Rede ist. Wie die Wissenschaft herausgefunden hat, erneuern sie sich ständig. Einige wie die roten Blutkörperchen werden nach vier Monaten ersetzt, andere halten ein paar Jahre durch, ehe sie der Körper auswechselt. Ungefähr nach zehn Jahren sind fast alle Körperzellen durch einen Nachfolger ersetzt worden. Wir sind sozusagen ein neuer Mensch geworden. So gesehen beträgt unser „wahres“ Alter nie mehr als zehn Jahre.
Assoziationsnetz: Alter, Erneuerung, Körper, Fitness.
Alle acht Tage eine neue Lunge Am rasantesten werden die Zellen in der Lunge ausgetauscht. Es dauert nur acht Tage, bis die Oberfläche der Lunge ersetzt wird. Wir bekommen sozusagen jede Woche eine neue Lunge frei Haus geliefert. Das muss auch so sein, denn die Lungenbläschen werden außerordentlich stark beansprucht und sind nach acht Tagen nicht mehr zu gebrauchen. Wenn Sie allerdings als Raucher annehmen, dass Sie Ihre verteerte Lunge in der nächsten Woche gegen eine neue eintauschen können, dann irren Sie sich: Die alten Schadstoffe bleiben auch der neuen Lunge erhalten. Zumal sie ja nicht mit einem Mal ausgetauscht wird, wie wenn Sie ein frisches Hemd anziehen. Die Lunge erneuert sich Zelle für Zelle. Wenn Sie heute Ihre letzte Zigarette rauchen, hat die Lunge den darin enthaltenen Teer erst in einem Jahr abgebaut.
Assoziationsnetz: Lunge, Atmen, Erneuerung, Gesundheit, Rauchen.
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Dreieinhalb Kilo Haut abnehmen Die Zellen der äußeren Hautschicht sterben nach 20 bis 30 Tagen ab. Mit ihnen geht die Sommerbräune nach und nach dahin. Und wir verlieren auf diese Weise ungefähr 10 Gramm Hautzellen pro Tag. Das summiert sich im Jahr immerhin auf gut dreieinhalb Kilo, die wir auf diese Weise abnehmen. Im Laufe eines Lebens büßen wir nicht weniger als fünf Zentner Haut oder 250 Kilo ein.
Assoziationsnetz: Haut, Sonne, Urlaub, Diät.
Hirn, Augen und Herz fürs Leben Nicht alle Körperzellen werden erneuert. Bei unserem Gehirn, unseren Augen und unserem Herzen müssen wir ein Leben lang mit denselben Zellen auskommen. Werden sie zerstört oder sterben sie ab, werden sie nicht erneuert. Das beunruhigt uns vor allem bei den Hirnzellen. Etwa zehntausend von ihnen sterben jeden Tag ab. Wenn wir viel Alkohol zu uns nehmen, auch beträchtlich mehr. Weil wir aber 20 Milliarden Neuronen in unserem Hirn haben, können wir diesen Verlust ohne weiteres verkraften. Innerhalb von 70 Jahren büßen wir gerade einmal 1,3% unserer Hirnzellen ein. Zusätzlich gleicht unser Gehirn den täglichen Schwund spielend aus, indem es neue Verbindungen schafft. Wie uns die Hirnforscher versichern, gehen durch das natürliche Absterben der Zellen keine Erinnerungen und keine geistigen Fähigkeiten verloren. Für den Alkoholmissbrauch gilt das allerdings nicht. Man kann sich buchstäblich das Gehirn „wegsaufen“ (➝ 194).
Assoziationsnetz: Gehirn, Altern, Alkohol.
Siebzig Liter Tränen Tränen sind nicht allein zum Weinen da, sie schützen unsere Augen und halten sie sauber. Sie sind sozusagen das „Wischwasser“, mit dem unsere Lider die Augen putzen. Ansonsten kommen uns die Tränen auch beim Lachen und beim Zwiebelschneiden, als eine Art Schutzreflex. Bei den gelblichen Körnchen „Schlaf“, die wir uns jeden Morgen
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aus den Augen wischen, handelt es sich auch nicht um den Sand, den das Sandmännchen uns als Einschlafhilfe ins Auge gestreut hat, sondern um getrocknete Tränenflüssigkeit. Im Laufe unseres Lebens können wir bis zu 70 Liter Tränen verweinen. Das entspricht einer Menge von 4,2 Millionen einzelner Tränen, was schon recht beachtlich ist. Unbestätigten Schätzungen zufolge vergießen an einem einzigen Tag in Deutschland die Menschen so viele Tränen, dass man mehr als 40 Badewannen damit füllen könnte.
Assoziationsnetz: Augen, Tränen, Zwiebeln, Schlaf.
Warum Wunden „rosten" Schürfen Sie sich die Haut auf, so ist das Blut (➝ S. 118), das Sie zu sehen bekommen, erst einmal leuchtend rot. Wenn es trocknet und verkrustet, nimmt es hingegen eine rostbraune Farbe an. Das ist kein Zufall, denn im Blut steckt Eisen und das oxidiert, wenn es mit dem Sauerstoff der Luft in Berührung kommt. Dadurch entsteht nichts anderes als Rost. Und der platzt wie bei einem verrosteten Fahrrad nach einiger Zeit wieder ab. Was bei der Wunde ja nur gut ist, denn die ist mittlerweile wieder verheilt und braucht ihre schützende Rostschicht nicht mehr.
Assoziationsnetz: Blut, Wunde, Rost.
Die seltenste Blutgruppe der Welt Ungefähr die Hälfte der Erdbevölkerung hat die Blutgruppe 0. Die Blutgruppe „Bombay-Blut“ der Untergruppe h-h ist mit Prozentzahlen kaum noch zu erfassen: Bislang wurde sie erst bei drei Menschen festgestellt. Weltweit. Und seitdem überhaupt Blutgruppen bestimmt werden können. Für die Betroffenen gibt es einen gravierenden Nachteil: Wer Bombayblut in den Adern hat, ist bei einer Blutspende ausschließlich auf Bombayblut angewiesen.
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Assoziationsnetz: Blut, Blutspende, Seltenheit.
Unser Lächeln wird immer dunkler Mit fortschreitendem Alter verlieren unsere Zähne allmählich ihr strahlendes Weiß. Das hat nichts mit mangelnder Zahnpflege oder regelmäßigem Zigarettenkonsum zu tun, sondern ist der natürliche Lauf der Dinge. Insoweit kann man auch mit exzessivem Zahnschrubben und dem Einsatz von Zahncreme nichts daran ändern. Oder wie es der Arzt und Autor Jürgen Brater ausdrückt: „So wie dunkle Haare durch Waschen nur sauber, aber nicht blond werden, so kann man auch Zähne nur sauber, aber nicht weißer putzen.“ Wer seine weißen Zähne behalten will, der muss sie regelrecht färben. Doch sollte er sich nicht wundern, wenn sein Lächeln unnatürlich wirkt und ihn die andern nicht für jung und kernig halten, sondern für einen Gebissträger.
Assoziationsnetz: Zähne, Lächeln, Altern, Weiß.
Wie viele Muskeln brauchen Sie zum Lächeln? Der menschliche Körper hat über vierhundert Muskeln. Um eine finstere Miene zu machen, müssen Sie 54 Muskeln in Bewegung setzen. Für ein Lächeln reichen 43.
Assoziationsnetz: Gute Laune, Muskeltraining, Anstrengung.
Lachen ist anstrengend Lächeln kostet keine Mühe, ganz anders sieht die Sache beim Lachen aus. Wie der Lachexperte Michael Titze konstatiert, werden etliche Muskeln beansprucht, vor allem der Zygomatius-Muskel (für Kenner und Besserwisser: Namen merken!), der die Mundwinkel nach oben zieht. Es weitet sich der Mund, ebenso die Nasenlöcher, weil die Einund Ausatmung vervielfacht wird. Die Stimmbänder werden in
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Schwingung versetzt, so dass es die typischen stakkatoartigen Lachlaute gibt. Der Brustkorb wird gezerrt – manchmal schmerzhaft. Der Körper schaukelt hin und her. Bei heftigem Lachen können sich die Bauchmuskeln so stark anspannen, dass sie die Luft mit einer Geschwindigkeit von 100 Stundenkilometern hinauspressen. Nach 6 Sekunden ist ein durchschnittlicher Lachanfall erst einmal vorüber. Nach der starken muskulären Anspannung kommt es nun zu einer tiefen Entspannung. Stresshormone werden abgebaut, wir haben ein wohliges Gefühl wie nach intensiven körperlichen Anstrengung. Tatsächlich geht es uns nach einem überstandenen Lachanfall meist viel besser als währenddessen. Lachen ist erst gesund, wenn es vorüber ist.
Assoziationsnetz: Lachen, Muskeltraining, Anstrengung.
Schluss mit lustig Wenn die jüngsten Lachstatistiken nicht trügen, dann wird in unserer Spaß-Gesellschaft immer weniger gelacht. Lachte der Durchschnittsdeutsche in den muffigen 50er Jahren des letzten Jahrhunderts noch 18 Minuten am Tag, so sollen es heute nur noch sechs Minuten sein. Ein dramatischer Lachschwund auf ein mickriges Drittel! Wie die Statistiker zu ihren Zahlen gekommen sind, ist nicht ganz klar, doch irgendetwas wird wohl schon dran sein, zumal sich die Zahl der Depressionen im gleichen Zeitraum verzehnfacht haben soll.
Assoziationsnetz: Lachen, Spaßgesellschaft, Depression.
Worüber lachen wir eigentlich? Der Lachforscher Robert Provine (➝ S. 83) hat die aufwändigsten Feldforschungen darüber angestellt, worüber Menschen in ihrem Alltag lachen. Er ließ seine Studenten ausschwärmen und jedes Lachen genau registrieren. Wie lang, in welcher Situation, worüber. Das bemerkenswerte Ergebnis seiner Studie: Am häufigsten wird über Bemerkungen gelacht, die nicht im Geringsten komisch sind, sondern ausgesprochen banal. Es kommt nicht auf die zündende Pointe an, viel-
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mehr benutzen wir das Lachen als Signal, dass wir keine bösen Absichten hegen oder misstrauisch sind. Lachen ist unser soziales Schmiermittel, es schafft Einverständnis und sorgt für eine entspannte Atmosphäre. Das erklärt auch, warum derjenige, der eine lustig gemeinte Bemerkung macht, oftmals mehr lacht als derjenige, an die sie gerichtet war. Das heißt nämlich nicht, dass der Scherz verunglückt ist, sondern dass der Erzähler den Anderen signalisiert: Was ich sage, meine ich nicht ernst. Wenn ihr jetzt lacht, lacht ihr mich nicht aus.
Assoziationsnetz: Lachen, Witze, gute Laune.
Der lustigste Witz der Welt In einer weltweiten Studie hat das britische „Laughlab“ unter der Leitung des Psychologen Richard Wiseman den lustigsten Witz der Welt ermittelt. Nicht weniger als 40.000 Witze gingen bei Mister Wiseman ein, 2 Millionen Internetnutzer aus aller Welt beteiligten sich daran, die Witze zu bewerten (natürlich nicht jeder alle 40.000). Der Gewinnerwitz stammt von einem 31jährigen Psychiater aus Manchester und geht so: Zwei Jäger gehen durch den Wald. Plötzlich bricht der eine von ihnen zusammen. Sein Atem steht still und seine Augen werden glasig. Der andere Jäger zückt sein Handy und wählt den Notruf. „Mein Freund ist tot!“ ruft er in Panik. „Was soll ich tun?“ – „Ganz ruhig“, sagt die Stimme am andern Ende. „Zunächst sollten Sie ganz sicher sein, dass er tatsächlich tot ist.“ Stille – dann ein Schuss. Zurück am Telefon fragt der Jäger: Okay. Und was jetzt?"
Assoziationsnetz: Lachen, Witze, Weltmeister, Jäger, Handy.
Der zweitlustigste Witz Lange Zeit hatte ein anderer, nicht ganz so makabrer Witz vorne gelegen. Und der lautet so: Sherlock Holmes und Dr. Watson gehen auf Campingtour. Nach einer guten Mahlzeit und einer Flasche Wein machen sie sich fertig für die Nacht und gehen schlafen. Einige Stunden später wacht Holmes
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plötzlich auf and schüttelt seinen Kollegen aus dem Schlaf: „Watson, schauen Sie mal hoch und sagen Sie mir, was Sie sehen.“ Watson antwortet: "Ich sehe Millionen von Sternen, Mr. Holmes.“ – „Was sagt Ihnen das, Watson?“ Watson denkt nach und antwortet schließlich: „Es sagt mir, dass es im Weltraum Millionen von Galaxien und Milliarden von Sternen gibt. Und dass deshalb die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass es Planeten gibt, die so ähnlich sind wie die Erde. Und wenn es Planeten gibt wie die Erde, dann ist es wahrscheinlich, dass es dort auch Leben gibt. Und was sagt es Ihnen, Holmes?“ – „Watson, Sie Idiot! Jemand hat unser Zelt gestohlen!“
Assoziationsnetz: Lachen, Witze, Sherlock Holmes, Außerirdisches Leben.
Warum wir uns nicht selber kitzeln können Ähnlich wie wir uns nicht selbst zum Lachen bringen können, indem wir uns selber Witze erzählen, so können wir uns auch nicht selber kitzeln. Und das liegt, wie die Neurologin Susan Jayne Blakmore herausgefunden hat, an unserem Kleinhirn. Das hat nämlich gelernt, zwischen äußeren Reizen und Reizen, die wir uns selbst zufügen, zu unterscheiden. Alles, was von außen kommt, löst den Kitzelreflex aus. Es liegt also nicht, wie man vorher dachte, am Überraschungseffekt. Denn auch wenn wir wissen, dass wir gleich gekitzelt werden, können wir den Reiz nicht unterdrücken. Und doch gibt es eine Möglichkeit, das Kleinhirn zu überlisten und sich selber zu kitzeln, wie Susan-Jayne Blakmore herausgefunden hat. Man braucht dazu nur einen Roboter, der die eigenen Kitzelbewegungen mit mindestens 200 Millisekunden Verzögerung umsetzt. Ab dieser Grenze rechnet das Kleinhirn das Kitzeln nicht mehr uns selbst zu und wir brechen unwillkürlich in schallendes Gelächter aus.
Assoziationsnetz: Lachen, Gehirn, Kitzeln, Roboter, Selbstkontrolle.
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Niesen Sie mit offenen Augen Wenn Sie das nächste Mal niesen müssen, dann versuchen Sie einmal die Augen offen zu behalten. Es wird Ihnen nicht gelingen. Unser Niesreflex ist so eingerichtet, dass wir die Augen schließen müssen. Sie können diesen Umstand natürlich auch für eine Wette nutzen und Ihrem niesenden Gesprächspartner anbieten, ihn zum nächsten Drink einzuladen, wenn er es schafft, das nächste Mal mit offenen Augen zu niesen. Sollte es ihm wirklich gelingen und müssen Sie den Drink spendieren, dann sind Sie immerhin Zeuge eines physiologischen Wunders geworden. Das sollte Ihnen einen Drink wert sein. Mindestens. Was die Luft betrifft, die Sie beim Niesen herauspressen, so sollten Sie für Ihren Small Talk wissen, dass Sie hier wesentlich höhere Geschwindigkeiten erreichen als beim Lachen (➝ S. 58). Während da Ihre Atemluft mit 100 Stundenkilometern nach außen dringt, können Sie beim Niesen sogar 800 km/h erreichen.
Assoziationsnetz: Niesen, Reflex, Atemluft, Geschwindigkeit, Lachen.
Der Sinn des Gähnens Warum gähnen wir überhaupt? Früher dachte man, wir täten es, um uns eine besonders große Portion frischer Luft zuzuführen. Weil wir nämlich den Sauerstoffmangel im Gehirn ausgleichen müssten, der sich einstellt, wenn wir müde sind. Aber das stimmt offenbar gar nicht. Denn erstens macht uns herzhaftes Gähnen auch nicht munter. Und zweitens hat man festgestellt, dass Menschen auch dann gähnen, wenn sie genügend Sauerstoff im Hirn haben. Um eine Erklärung zu finden, müssen wir in der Evolutionsgeschichte einige Millionen Jahre zurückgehen, in die Zeit, als wir noch Affen waren. Im direkten Vergleich mit heutigen Affen stoßen wir auf ein interessantes Phänomen: Bei den Pavianen dient das Gähnen nur dazu, den andern mitzuteilen, dass es jetzt an der Zeit ist, die Schlafplätze aufzusuchen. Wenn die Horde am Abend zusammensitzt, fängt ein Pavian mit dem Gähnen an. Nach und nach stimmen die anderen mit ein, bis auch der letzte gemerkt, dass jetzt Schlafenszeit ist. So ähnlich wird es wohl auch bei unseren Vorfahren gewesen sein. Und deshalb
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ist Gähnen auch so ansteckend. Bei uns Menschen genügt es, das Gähnen nur zu erwähnen (am besten mit langem Äääh). Egal, wie ausgeschlafen Sie jetzt sind, beim Lesen dieses Absatzes haben Sie ganz gewiss gähnen müssen, oder?
Assoziationsnetz: Gähnen, Müdigkeit, Affen, Ansteckung.
Womit wir unser Leben verbringen Wie viel Zeit verbringen Sie eigentlich beim Zähneputzen? Oder beim Träumen? Wie viele Stunden gehen Ihnen durch das Warten verloren? Und wie viele Tage sind Sie in Ihrem Leben erkältet? So genau wissen wir das gar nicht. Aber zum Glück gibt es ja Wissenschaftler, die das alles nachgerechnet haben. Auf ein Leben von 70 Jahren umgerechnet, beanspruchen auch die unscheinbarsten Dinge erstaunlich viel Zeit. ● Wenn Sie – wie von den Zahnärzten empfohlen – morgens und abends jeweils zwei Minuten Ihre Zähne bürsten (➝ S. 73), verbringen Sie volle zwei Monate allein mit der Mundhygiene. Wer darüber hinaus noch Zahnseide benutzt, darf getrost einen Monat hinzuzählen. ● Eine Erkältung erwischt uns durchschnittlich drei bis viermal im Jahr. In der Summe läuft uns volle vier Jahre die Nase. ● Fast jeden Tag müssen wir auf irgendetwas warten: Auf den Bus, auf den Arzt, auf eine Verabredung. Alles in allem sollen wir nicht weniger als 14 Jahre untätig herumsitzen und warten. ● Besonders bitter ist das vergebliche Warten: Zwei Jahre sollen wir damit zubringen, bei jemandem anzurufen (➝ S. 94), der gar nicht da ist. ● Der Schlaf ist dabei noch gar nicht eingerechnet: Der kostet uns noch mindestens 20 Jahre extra. In dieser Zeit haben wir rundgerechnet 150.000 Träume. ● Für die reine Arbeitszeit können wir zwischen 14 und 20 Jahren veranschlagen. Wobei ein nicht geringer Teil dieser Arbeitszeit dafür genutzt wird, die 14 Jahre des untätigen Herumsitzens, Wartens und vergeblichen Anrufens zusammenzubekommen.
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Assoziationsnetz: Lebenszeit, Zähneputzen, Erkältung, Warten, Schlaf, Träumen, Arbeitszeit.
Länger leben mit der Murmeltier-Methode Würden wir Menschen wie die Murmeltiere Winterschlaf halten, dann könnten wir unsere Lebenserwartung sprunghaft erhöhen. Das behaupten zumindest einige Wissenschaftler, die sich intensiv mit dem Stoffwechsel beschäftigt haben. Ihre ermutigende Botschaft: Wenn wir die Hälfte des Jahres verschlafen, dann sollte es möglich sein, dass wir im Schnitt 350 Jahre alt werden. Sagen wir also 175 Jahre Normalleben, die auch noch im Sommer stattfinden würden. Keine schlechte Bilanz. Die Sache ist nur: Der Kälteschlaf der Murmeltiere hat mit unserer Art zu schlafen, nicht viel zu tun. Die Körpertemperatur stürzt ab, bei den Murmeltieren sinkt sie zeitweilig auf vier Grad Celsius. Sie befinden sich in einem nahezu leblosen Zustand. Träumen ist beim Schlaf der Murmeltiere nicht vorgesehen. Ebenso wenig wie eine Änderung der Schlafhaltung. Das kostet zu viel Energie. Und genau darum geht es: Weniger Sauerstoff und weniger Energie zu verbrauchen. Die Murmeltiere fahren im Schlaf ihren Energieverbrauch um 85 bis 95 Prozent zurück. Auf den Menschen umgerechnet hieße das: Mit der Energie einer 60-Watt-Glühbirne könnten zehn Menschen ihren Kälteschlaf halten. Und noch etwas haben die Forscher ausgerechnet: Wenn wir nur noch schlafen würden und nur noch zur Nahrungsaufnahme wach werden, dann könnten wir vielleicht sogar über 700 Jahre durchhalten...
Assoziationsnetz: Altern, Schlaf, Energiesparen, Faulheit (➝ S. 135), länger leben.
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Erfindungen und Entdeckungen
Erfindungen und Entdeckungen Ein dankbares Small Talk-Thema sind Erfindungen und spektakuläre Entdeckungen. Dabei geht selbstredend nicht darum, Ihre Gesprächspartner wissen zu lassen, dass James Watt die Dampfmaschine erfunden hat oder Conrad Röntgen etwas mit den gleichnamigen Strahlen zu tun hat. Es geht um das Abseitige, Überraschende und Nebensächliche, etwas, von dem Sie annehmen können, dass Ihr Gegenüber keine Ahnung davon hat, es ihn aber auch irgendwie ein bisschen interessiert. Oder möchten Sie wissen, wer das Autokollimationsprinzip entwickelt hat?
Der König der Erfinder erfindet das „Hallo" Thomas Alva Edison gilt als König der Erfinder. Mehr als 2.000 Erfindungen soll er gemacht haben, darunter die Schreibmaschine, den Phonographen, die Glühbirne und das Mikrophon. Kritiker behaupten zwar, dass viele seiner Erfindungen nur Verbesserungen der Ideen von andern waren, aber das ist ja immerhin auch schon eine Leistung. Darüber hinaus hat Edison nicht nur technische Erfindungen gemacht, sondern der englische Telefongruß „Hallo“ ist eine Schöpfung von Thomas Alva Edison. Im Deutschen und im Englischen gab es das Wort zwar vorher auch schon, aber es hatte eine andere Bedeutung, es galt als Zuruf, mit dem man jemanden an sich heranholen wollte. Für Kenner: „Hallo“ kommt vom Althochdeutschen „Halan“ und das heißt so viel wie „holen“. Nun war Edison nicht nur der ersten Mensch, der seine eigene Stimme aufzeichnete (mit dem Phongraphen, dem Vorläufer des Schallplattenspielers), sondern das erste Wort, das Edison in das Aufnahmegerät sprach, lautete: „Hallo.“ Dieses „Hallo“ gefiel Edison so gut, dass er es für eine andere Erfindung empfahl, die damals für Furore sorgte: Das Telefon. Damals gab es ja noch kein Freizeichen und die Leute mussten dem Anrufer irgendwie mitteilen, dass die Leitung stand und sie bereit waren zu sprechen. Der Erfinder des Telefons, Alexander Graham Bell regt an, sich mit dem Seemannsgruß „Ahoy-hoy“ zu melden. Doch damit konnte er sich nicht durchsetzen. Edisons „Hallo“ verdrängte innerhalb von wenigen Jahren das seemännische „Ahoy-hoy“. Und es drang in den allgemeinen Sprachgebrauch ein. Dabei überschritt es auch nationale
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Teil 3: Die Themen
Grenzen. Wenn wir uns heute begrüßen: „Hallo, wie geht's denn?“ dann geht diese Grußformel auf den König der Erfinder, Thomas Alva Edison, zurück.
Assoziationsnetz: Telefon, Begrüßung, Kreativität, Sprachwandel, USA, Denglisch.
Wer hat überhaupt das Telefon erfunden? Alexander Graham Bell gilt als der Erfinder des Telefons. Zumindest in den USA, denn hierzulande wissen wir es besser: Fünfzehn Jahre vor Bell baute Johann Philipp Reis, ein Lehrer aus Hessen, seinen ersten Fernsprechapparat und stellte ihn 1861 in Frankfurt vor dem Physikalischen Verein vor. Die ersten Worte, die bei dieser Gelegenheit übertragen wurden, lauteten: „Das Pferd frisst keinen Gurkensalat.“ Dass diese Botschaft so merkwürdig klang, war Absicht. Es sollte sichergestellt werden, dass die Hörer auch wirklich jedes Wort verstanden und nicht von zwei, drei Worten auf den Inhalt des ganzen Satzes schließen konnten. Trotz dieses ausgeklügelten Verfahrens fand das Telefon in Deutschland keine weitere Beachtung. Als Reis im Alter von 40 Jahren starb, hatte er seine Erfindung nicht weiterentwickelt und auch kein Geld damit verdient. Das floss umso reicher Alexander Graham Bell zu, denn er war es, dem das Patent zugesprochen wurde. Das gewinnbringendste Patent aller Zeiten, wie vermutet wird. Dabei ist Reis in dieser Angelegenheit gar nicht der größte Pechvogel. Ein Mann namens Elisha Grey reichte nur wenige Stunden nach Bell einen sehr ähnlichen Antrag zum Patent ein. Und Bell hatte seinen Antrag nicht einmal selbst eingereicht, sondern sein Schwiegervater. Es gibt jedoch einen noch größeren Verlierer: Antonio Meucci, ein gebürtiger Italiener, der in die USA auswanderte und dort schon 1854 die erste Fernsprechverbindung entwickelte. Der Grund: Seine Frau litt unter starkem Rheuma und konnte ihr Zimmer nicht mehr verlassen. Meucci war es ein Herzensanliegen, mit ihr in Verbindung zu bleiben. Er entwickelte seinen Apparat weiter und wollte ihn 1871 (fünf Jahre vor Bell) zum Patent anmelden. Allerdings fehlte ihm das Geld und so bekam er nur ein vorläufiges Patent, das nach zwei Jahren auslief. Besonders bitter: Der spätere Patentinhaber, Alexander Graham Bell, soll in einer Werkstatt geforscht haben, in der sich noch Teile und Unter-
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Erfindungen und Entdeckungen
lagen von Meucci befanden, der zu dieser Zeit im Krankenhaus lag. Trotz jahrzehntelanger Streitigkeiten mit Bell erhielt Meucci keinen Cent und starb verarmt. Immerhin erklärt der US-Kongress gut 100 Jahre nach seinem Tod den unglücklichen Meucci zum Erfinder des Telefons.
Assoziationsnetz: Telefon, Innovation, Deutschland, Pechvogel, Glückspilz, Patent, kommerzielle Nutzung, keine Zeit verlieren.
Das Land der Ideen Viele Erfindungen stammen aus Deutschland oder wurden von Deutschen entwickelt, die emigriert waren. Dabei denken wir nicht nur an den Buchdruck mit den beweglichen Lettern (Gutenberg um 1450), das Automobil (Carl Benz, Gottlieb Daimler 1886) oder die Taschenuhr (Peter Henlein 1510). Für den Small Talk viel ergiebiger sind die folgenden Erfindungen: Der Leitz-Ordner: 1871 erfunden von dem schwäbischen Fabrikanten Louis Leitz. Das Loch im Ordnerrücken wurde übrigens erst 1911 hinzuerfunden. Die Gummibärchen (➝ S. 115): 1922 erfunden vom Bonner Fabrikanten Hans Riegel. Erst zwei Jahre zuvor hatte Riegel seine Firma Haribo gegründet. Als Startkapital soll ihm ein Sack Zucker gedient haben. Die Chipkarte: 1968 erfunden von Jürgen Dethloff und Helmut Göttrup. Dethloff erfand 1977 noch die Mikroprozessorkarte, die so genannte Smartcard, die wir heute als EC-Karte, Telefonkarte oder Krankenversicherungskarte nutzen. Die Glühbirne: 1854 erfand Heinrich Göbel, Feinmechaniker aus Hannover, die erste dauerhaft brennende elektrische Glühlampe: Ein Glühfaden aus verkohltem Bambus in einer luftleeren Flasche Eau de Cologne. Göbel meldete seine Erfindung nicht zum Patent an. Und so machte 25 Jahre später Thomas Alva Edison das große Geschäft, der Goebels Erfindung verbesserte. Ganz so urdeutsch ist die Erfindung allerdings nicht, denn Göbel war 1848 in die USA ausgewandert und nannte sich seitdem Henry Goebel. Der Kaffeefilter: 1908 erfunden von der Dresdner Hausfrau Melitta Bentz, die mit den Löschblättern aus den Schulheften ihrer Söhne die erste Filtertüte bastelte. Noch im selben Jahr gründete sie ihr Unternehmen („Melitta") mit einem Eigenkapital von 73 Pfennigen.
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Der Computer: 1941 erfindet Konrad Zuse die Z3, die erste frei programmierbare Rechenmaschine. Sie gilt als erster funktionstüchtiger Computer der Welt (➝ S. 94). Das Bobbycar: 1972 erfindet der fränkische Spielzeugfabrikanten Ernst Bettag das knallrote Kinderauto. Die Straßenbahn: 1881 nimmt die erste elektrische Straßenbahn der Welt in Berlin ihren Betreib auf. Entwickelt hat sie Werner von Siemens. Das Fernsehen: 1883 erfindet Paul Nipkow das elektrische Teleskop, mit dem ihm die erste elektrische Bildübertragung gelingt. Deshalb gilt Nipkow als Erfinder des Fernsehens. Dabei wird das „richtige“ Fernsehen erst 1931 entwickelt – von dem deutschen Erfinder und Naturwissenschaftler Manfred von Ardenne. Die Jeans: 1853 lässt Levi Strauss, ein aus Franken stammender Stoffhändler, in Kalifornien die ersten Jeans schneidern. Patentieren lässt er sie erst 20 Jahre später, 1873. Da die Hosen mit dem Farbstoff „Bleu de Genues“ (Blau aus Genua) gefärbt wurden, nannte man sie „Blue Jeans“. Die Luftpumpe: 1650 erfindet Otto von Guericke, Bürgermeister von Magdeburg, die Luftpumpe.
Assoziationsnetz: Innovation, Deutschland, USA, Fernsehen, Büro, Computer.
Adenauers Erfindungen Der erste Bundeskanzler Konrad Adenauer war nicht nur Politiker. Er betätigte sich auch als Erfinder und sicherte sich eine ganze Reihe von Patenten. Unter anderen für ein „Verfahren zur Herstellung eines dem rheinischen Roggenschwarzbrot ähnelnden Schrotbrotes“, das so genannte „Kölner Brot“, für das beleuchtete Stopfei, den beleuchteten Toaster, die Friedenswurst und für eine Tülle für Gartengießkannen mit einer beweglichen Abdeckklappe.
Assoziationsnetz: Deutschland, Politiker, Kreativität, Brot, Garten, Handarbeit.
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Patentierte Erfindungen „Made in Germany" Unbedingt smalltalktauglich sind auch die folgenden Erfindungen, die alle patentiert (➝ S. 72) wurden. Nur deswegen wissen wir überhaupt von ihnen, denn ihr Verbreitungsgrad wie auch ihr praktischer Nutzwert liegt bei Null. 1. Anfang der Neunziger Jahre ließ sich ein Mann aus NordrheinWestfalen eine „Fischschädeldach-Einschlagvorrichtung“ patentieren. Nach dem Prinzip der Guillotine lassen sich damit frisch geangelte Fische zu Tode bringen. Wie der Antragsteller schrieb, sei das gerade für „einarmige Angler“ eine ungeheure Erleichterung. 2. Am 31. Januar 1922 wurde einem gewissen Martin Szeny aus Gleiwitz das Patent erteilt für „Verfahren und Vorrichtung zur Erleichterung der Selbstentfesselung eines am Flugzeuge hängenden Entfesslungskünstlers“. 3. Anfang der Fünfziger Jahre bekam ein Erfinder namens Harmannus Rosenboom das Patent auf eine „Vorrichtung zur Bekämpfung der Fahrerflucht“. Diese Vorrichtung bestand aus einem Behälter, der in der Nähe der Stoßstange anzubringen war und der sich im Falle einer stärkeren Erschütterung, wie sie bei einem Unfall unvermeidlich ist, öffnet. Daraufhin purzeln lauter kleine Kügelchen heraus, auf denen das amtliche Kennzeichen eingraviert ist. Ein flüchtiger Unfallfahrer müsste also erst einmal alle Kügelchen aufsammeln, ehe er sich aus dem Staub macht.
Assoziationsnetz: Deutschland, Kreativität, Angeln, Flugzeug, Artist, Autofahren.
Der Vergrämungspilz gegen kirschfressende Vögel Unter den ausgeklügelten Erfindungen der Gegenwart verdient die im November 2000 patentierte „Einrichtung zum Vergrämen von Vögeln“ einen Ehrenplatz. Erfunden hat sie eine Dame aus Berlin, aus deren Antragsschrift wir zitieren. Erklärtes Ziel der Erfindung ist es, „Kernobstbäume, insbesondere Kirschbäume“ davor zu schützen, von Vögeln abgeerntet zu werden. Die „Einrichtung“ besteht aus einem „pilzförmigen Körper mit glatter Oberseite“, in der eine Rille verläuft. Diese Rille soll das herabfallende Obst aufnehmen. Deshalb stellt man
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den Vergrämungspilz am besten in großer Zahl direkt unter den Baum. Fällt das Obst in die Rille, greift die unerbittliche Logik. Denn das Obst „lockt kleine Fruchtfleischfresser, insbesondere Mäuse an, die wiederum größere Säugetiere, wie insbesondere Katzen, anlocken. Letztere vergrämen die Vögel, die sich auf dem betreffenden Baum niedergelassen haben oder dies gerade wollen.“ Der Trick dabei ist: Die angelockten Mäuse müssen sich, um an die Frucht zu gelangen, „zwangsweise nach oben recken, was zwangsläufig die Aufmerksamkeit einer Katze erregen muss.“ So einfach ist das also. Und „falls keine Katze in der Nachbarschaft vorhanden sein sollte“, lässt sich der Vergrämungspilz auch anders nutzen, als „eine Einrichtung zum Anlocken und Beobachten von Mäusen im Garten“.
Assoziationsnetz: Garten, Kirschen, Vögel, Kreativität, Logik, biologische Schädlingsbekämpfung.
Der geräuschlose Wecker Im Jahre 1908 bekommt Bernhard Birkenfeld das Patent auf einen bemerkenswerten Wecker. Einer, der nicht klingelt. Der Hintergrund der Erfindung: Birkenfeld hatte die Angewohnheit bei offenem Fenster zu schlafen. Doch jeden Morgen wurde er frühzeitig aus seinen Träumen gerissen – durch das Weckerklingeln seiner Nachbarn, die vermutlich ebenfalls ihre Fenster geöffnet hielten. Birkenfeld konstruierte deshalb eine Weckeinrichtung, bei der dem Schläfer die Bettdecke „entzogen“ wird. Dabei handelte es sich um einen Mechanismus von beachtlicher Komplexität, ein Federwerk, das durch eine Uhr ausgelöst werden sollte. Ob Birkenfeld nach Erteilung des Patents ruhiger schlafen konnte, ist nicht bekannt.
Assoziationsnetz: Aufstehen, Schlaf, Lärm.
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Leonardos Wecker Es sollte Sie nicht überraschen: Birkenfeld war nicht erste, der Überlegungen in dieser Richtung anstellte. Leonardo da Vinci dachte sich vierhundert Jahre vor ihm eine Weckvorrichtung ganz ähnlicher Art aus. Dabei handelt es sich wohl um den ersten Wecker überhaupt, den „Urwecker“ sozusagen. Wobei er wie fast alle Erfindungen von Leonardo nur als Planungsskizze existiert, aber nie realisiert wurde. Leonardos Idee war es, über Nacht aus einer Wasserleitung durch stetes Tropfen allmählich einen Behälter zu füllen. Am Morgen sollte der Behälter so weit gefüllt sein, dass sein Gewicht ausreichte, ein Hebelwerk in Gang zu setzen, das die Bettdecke wegzieht.
Assoziationsnetz: Aufstehen, Schlaf, Leonardo da Vinci, undichte Wasserleitung.
Clocky, der Wecker, der sich selbst versteckt Eine Erfindung, die auch hartnäckige Langschläfer aus dem Bett treiben soll, verdanken wir Gauri Nanda, einer Studentin am renommierten MIT Media Lab im amerikanischen Cambridge: Clocky, ein Wecker, der sich selbst versteckt. Zunächst arbeitet Clocky wie ein gewöhnlicher Wecker. Doch schaltet man ihn ab, um noch ein wenig weiterzuschlafen, dann läuft Clocky auf und davon und versteckt sich in der Wohnung. Wenn er nach einigen Minuten das nächste Mal klingelt, muss der Schläfer sein Bett verlassen und sich auf Weckersuche begeben – immer dem Klingeln nach. Dabei wird auch die größte Schlafmütze wach. Zumal Clocky, damit er nicht so leicht entdeckt wird, als Teppichboden getarnt ist. Ob eine nennenswerte Nachfrage nach Clocky besteht, ist nicht bekannt. Dafür wurde die Erfindung 2005 mit dem „Ig-Nobelpreis“ prämiert, eine Auszeichnung für besonders abwegige, nutzlose oder kuriose Ideen (➝ S.183). Clocky gewann übrigens in der Kategorie Wirtschaft.
Assoziationsnetz: Aufstehen, Schlaf, Langschläfer, Verstecken, Kreativität, Nobelpreis.
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Und wer erfand jetzt wirklich den Wecker? Den ersten Wecker soll ein Amerikaner namens Levi Hutchins im Jahr 1787 gebaut haben. Im Unterschied zu Leonardos Wecker soll der recht vernehmlich geklingelt haben – und zwar jeden Morgen um 4 Uhr früh. Denn das war die Zeit, zu der Hutchins aufstand. Auf eine andere Uhrzeit verstellen ließ sich der Wecker nicht. Der weiteren Verbreitung des Weckers dürfte das damals sehr geschadet haben.
Assoziationsnetz: Aufstehen, Schlaf, Morgenmensch, Morgenmuffel.
Die fünfzehn kuriosesten Patente aus den USA Hierzulande kann man sich ja schon die merkwürdigsten Dinge patentieren lassen (➝ S. 69). Doch das ist noch gar nichts im Vergleich zu den USA. Dort hat sich ein Mann aus Florida sogar den „Prozess der Wiedergeburt“ patentieren lassen. Jeder Amerikaner, der sich für wiedergeboren hält, müsste also eigentlich Lizenzgebühren bezahlen, denn wer das Patent innehat, darf von den möglichen Nutzern solche Gebühren erheben, deren Höhe er frei aushandeln kann. Die folgenden Patente haben ihren Inhabern (noch) keinen großen Geldsegen beschert. Doch sind sie alle authentisch (in Klammern das Jahr ihrer Veröffentlichung durch das amerikanische Patentamt). 1. Fernbedienung für Pferde (1981): Anstelle eines Reiters befindet sich eine Box im Sattel, die über Greifarme mit den Zügeln verbunden ist. Die Greifarme lassen sich über Funk fernsteuern – und damit auch das Pferd. 2. Klimaanlage für Schuhe (1994): Immer gut temperierte Füße durch eine eingebaute Klimaanlage, für die man spezielles Schuhwerk benötigt. 3. Babypopo-Malerei (2000): Wollten Sie schon immer mal ein Bild malen, bei dem Sie anstatt mit dem Pinsel die Farben mit einem Babypop auftragen? Dann werden jetzt Lizenzgebühren fällig – zumindest in den USA. 4. Schirm für Bierflaschen (2003): Ansteckbar, daher mehrfach verwendbar. Der Bierschirm soll verhindern, dass es in die Flasche regnet.
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5. Zigaretten mit Käsefilter (1966): Eine Erfindung, die geschmackliche Abwechslung bringen sollte, sich aber nicht durchsetzen konnte. Überraschend eigentlich, denn es gibt ja auch Mentholzigaretten. 6. Die (➝ S. 63) Fingerzahnbürste aus Gummi (1999): Wird über den Zeigefinger gezogen und soll auch in schwer zugängliche Mundregionen vordringen können. Laut Patentschrift mehrfach verwendbar, was aber wohl noch niemals ausprobiert worden ist. 7. Das Grillen-Gewehr (1992): Wer sich von ihrem ewigen Gezirpe gestört fühlt, kann sich mit dieser Waffe wehren. 8. Der (➝ S. 130) Tanzgürtel (1971): Mit rhythmisch blinkenden Glühbirnen. Der eigentliche Clou ist aber, dass der Tanzpartner mit einer Art Leine festgeschnallt wird. Entkommen ist unmöglich. 9. Taucherausrüstung für Hunde (2001): Endlich können Herr und Hund gemeinsam abtauchen. Die Ausrüstung besteht aus einem rundum verglasten Tauchhelm, einem tierischen Atemgerät und einer Leine – damit sich Fido auch unter Wasser nicht aus dem Staub macht. 10. Grübchen-Bohrer (1896): Ein Klassiker aus der Zeit, als es noch kein Botox gab: Frauen sollten sich mit diesem Instrument verschmitzte Grübchen ins Gesicht bohren können. 11. Sicherheitsgut für Löffel (1992): Eine Erfindung für Kinder zum Wohle der Eltern, die nicht mehr andauernd zu Boden gehen müssen, um den Löffel aufzuheben. Das Kind befestigt seinen Esslöffel an einem verstellbaren Armband. 12. Der umschnallbare Ganzkörpermüllsack (1989): Für das große Entrümpeln oder Aufräumen nach einer Party. Man geht quasi im Sack und braucht den Müll nur noch hinter sich zu werfen. 13. Die motorisierte Eiswaffel (1999): Der Motor sorgt dafür, dass die Eiskugel (für zwei ist wegen der technischen Apparatur kein Platz) nicht mehr aus der Waffel fallen kann. Selten wurde ein Motor dringender benötigt. 14. Das Bergauf-Skifahren (1981): Skilift war gestern! Mithilfe der patentierten Propeller-Apparatur, die auf den Rücken geschnallt wird, soll es möglich sein, die Skipiste auch in der Gegenrichtung zu befahren. 15. Der einräderige Rollschuh (1976): Diese Erfindung sollte das Rollschuhfahren abenteuerlicher und gefährlicher machen und ist da-
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mit der veritable Vorläufer des Inlineskatings. Der Einradschuh hatte allerdings einen Nachteil: Er war fahruntüchtig.
Assoziationsnetz: USA, Kreativität, Innovation, Fernsteuerung, Schuhe, Klimaanlage, Eiskrem, Malerei, Bier, Zigaretten, Zahnpflege, Tanzen, Tauchen, Hunde, Schönheitsoperationen, Babys, Müll, Eis, Skilaufen, Inlineskating.
Die Geschichte der Dose Die Konservendose wurde 1804 von dem Pariser Zuckerbäcker François Nicolas Appert erfunden, 1810 ließ sie sich der Engländer Peter Durand patentieren, 1813 wurden sie bei der britischen Marine eingeführt. Der erste Dosenöffner wurde leider erst 1855 von Robert Yeates, ebenfalls aus England, erfunden.
Assoziationsnetz: Essen, Paris, Marine, Brauchbarkeit.
Leonardo da Vinci entwirft das Automobil Man mag es kaum glauben, aber Leonardo hat nicht nur die Mona Lisa gemalt. Er hat nicht nur Pläne für Roboter, U-Boote, Panzer, Hubschrauber, Fallschirme und so weiter gezeichnet, sondern eben auch für ein Automobil. Gebaut hat er es – wie alles andere – natürlich nicht. Doch im Jahr 2003 haben italienische Wissenschaftler das Leonardomobil den Originalzeichnungen gemäß nachgebaut. Und das Ding kann tatsächlich fahren! Der Antrieb funktioniert mit Zahnrädern und Federn, die immer wieder gespannt werden müssen. Ein bisschen so wie bei den Spielzeugautos. Leonardos Auto bewegt sich dann ganz von selbst – ohne einen Tropfen Benzin zu verbrauchen. Einen Nachteil allerdings hat das Gefährt. Seine Reichweite beträgt nur einige Meter. Danach muss es wieder aufgezogen werden.
Assoziationsnetz: Leonardo da Vinci, Autos, Verkehr, Pläne, Vision.
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Die vier großen Erfindungen Chinas Was Leonardo unter den Erfindern, das sind die Chinesen unter den erfindungsreichen Völkern. Georg Christoph Lichtenberg, immerhin der erste Professor für Experimentalphysik, brachte er es folgendermaßen auf den Punkt: Er sei überzeugt, schrieb er mit milder Ironie, die Chinesen „alle unsere so genannten leidigen neuen Erfindungen schon vor zehntausend Jahren gekannt haben“. Das mag ein wenig überzeichnet sein, doch müssen wir zugeben: Die Chinesen hatten bei etlichen Erfindungen die Nase vorn. Vier davon sollten Sie kennen: 1. Das Papier (➝ S. 96) – gab es in China bereits um 100 nach Christus. Als Erfinder gilt ein gewisser Cai Lun, ein Eunuch am kaiserlichen Hof. Nach Europa kam das Papier erst tausend Jahre später – über Arabien. Dagegen die Chinesen: Ab dem 2. Jahrhundert schnäuzten sie schon in Papiertaschentücher und im 6. Jahrhundert benutzten sie das erste Toilettenpapier. 2. Der Kompass – wurde in China schon im vierten vorchristlichen Jahrhundert benutzt. In Europa orientierte man sich erst seit 1190 an der Kompassnadel. Eineinhalb Jahrtausende Vorsprung für China. 3. Der Buchdruck mit den beweglichen Lettern – wurde in China etwa um 1040 erfunden. Als Erfinder gilt ein gewisser Bi Scheng, der 400 Jahre vor Gutenberg auf die Idee kam. Wovon Gutenberg aber nichts wusste. 4. Das Schießpulver – das in Europa der Ritterzeit ein Ende setzte, war in China ab 1000 in Gebrauch. Das Pulver wurde hier „Feuermedizin“ genannt und vor allem für Feuerwerkskörper verwendet. In Europa kam das Schießpulver erst ab dem 14. Jahrhundert zur Geltung – nicht zuletzt dank der Weiterentwicklung zum „Schwarzpulver“ durch den Freiburger Franziskanermönch Berthold Schwarz. Europa liegt nur gut 300 Jahre im Rückstand.
Assoziationsnetz: China, Zivilisation, Papier, Erkältung, Toilette, Schifffahrt, Gutenberg, Bücher, Literatur, Waffen, Feuerwerk.
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Druck mit beweglichen Lettern – dreitausend Jahre vor Gutenberg Was den Druck mit den beweglichen Lettern betrifft, so ist der möglicherweise noch viel, viel älter, als es auch Bi Scheng und seine Chinesen ahnten: Ein französisches Grabungsteam entdeckte 1903 auf Kreta eine rätselhafte Tonscheibe. Geschätztes Alter: 3.500 Jahre. Bevor sie gebrannt wurde, war in die Scheibe beidseitig ein Hieroglyphentext eingeprägt worden. Linien trennen die Zeichen voneinander ab, der Text verläuft schneckenhausförmig von der Mitte zum Rand hin. Der eigentliche Clou aber ist, dass diejenigen, die die Scheiben beschrieben, Stempel aus Holz oder Metall verwendet haben müssen. Für jedes Zeichen gab es einen bestimmten Stempel, das Zeichen musste nicht immer wieder neu geritzt werden. Mit einem Wort, es handelt sich um die ersten beweglichen Lettern der Welt. Was der Text auf der Scheibe jedoch bedeutet, das hat man bis heute noch nicht herausgefunden.
Assoziationsnetz: Gutenberg, Archäologie, Literatur, Kreta.
Schon im Altertum ging die Post ab Briefe wurden schon im Zeitalter der ersten Hochkulturen verschickt, bei den Ägyptern, den Assyrern und in Mesopotamien, also vor 4000 Jahren. Die Assyrer schrieben ihre Briefe in Keilschrift auf Tontäfelchen und steckten sie in einen Umschlag – ebenfalls aus Ton. Darauf notierten sie in Keilschrift Name und Anschrift des Adressaten. Ganz so wie wir es noch heute machen. Nur Briefmarken, die gab es damals noch nicht.
Assoziationsnetz: Briefe, Orient, Altertum.
Die „Bagdad-Batterie" Strom gilt als Errungenschaft der Neuzeit. Dabei wird seit langem darüber spekuliert, ob die Elektrizität nicht schon viel früher genutzt wurde. Eine besondere Rolle dabei spielt ein unscheinbares Tongefäß, das 1936 bei Ausgrabungen in der Nähe von Bagdad entdeckt wurde. Es
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stammt aus der Partherzeit und soll etwa 2000 Jahre alt sein. Das Merkwürdige: Es enthält ein Kupferrohr, das an einem Ende versiegelt war, einen Eisenstab und einige Brocken Asphalt. Der britische Physiker Walter Winton untersuchte das Gefäß und kam zu dem Schluss, dass man nur etwas Essig hineingeben müsste und schon könnte man damit elektrische Spannung erzeugen. Mit mehreren solcher Zellen ließe sich genug Strom erzeugen, um eine Klingel, eine Glühbirne oder einen kleinen Elektromotor zu betreiben. Eine vollwertige Batterie also. Einige Archäologen mutmaßen, dass die Parther den Strom zur Metallverarbeitung genutzt haben. Aber ob das Gefäß überhaupt der Stromerzeugung diente, ist nicht erwiesen. Denn bis heute hat man nur eine einzige „Bagdad-Batterie“ ausgegraben.
Assoziationsnetz: Batterie, Strom, Archäologie, Orient, Altertum.
Das Ende der Erfindungen Charles H. Duell, Direktor der amerikanischen Patentbehörde, des United States Patent Office, reichte seinen Rücktritt ein und sprach die Empfehlung aus, das Amt zu schließen. Seine Begründung lautete: „Alles, was erfunden werden kann, ist erfunden worden.“ Das ganze geschah im Jahr 1899.
Assoziationsnetz: Prognosen (➝ S. 165), Patente, Innovation.
Kolumbus hatte Unrecht Einer weit verbreiteten Legende zufolge soll Christoph Kolumbus zu seiner Seereise aufgebrochen sein, um zu beweisen, dass die Erde eine Kugel ist. Damals hätte man noch geglaubt, die Erde sei eine Scheibe. Und der spanische Hof hätte seine Reisepläne abgelehnt, weil man befürchtete, die Flotte würde über den Rand des Meeres ins Nichts fallen. Daran stimmt so gut wie nichts. Schon damals wusste man sehr gut, dass die Erde eine Kugel war. Man wusste das seit der Antike und auch im Mittelalter waren zumindest die Gelehrten im Bilde. Es ging um ganz etwas anderes: Nämlich den Erdumfang. Kolumbus war überzeugt, dass er lediglich 28.000 Kilome-
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ter beträgt. Tatsächlich misst er aber 40.000 Kilometer. Diese Fehleinschätzung brachte Kolumbus dazu, in westlicher Richtung den Seeweg nach Indien zu suchen. Und für dieses kostspielige Projekt fand er durchaus auch Unterstützung beim spanischen Königshaus. Die Verhandlungen zogen sich allerdings in die Länge, weil Spanien vorher noch einen Krieg beenden musste und die Forderungen von Kolumbus immer maßloser wurden. Als er 1492 in der Karibik landete, glaubte er sich vor der indischen Küste zu befinden. Ganz so wie es seinen Berechnungen entsprach. Bis zu seinem Tod knapp 14 Jahre später, nach immerhin drei Entdeckungsreisen, glaubte Kolumbus immer noch, er hätte den Seeweg nach „Hinterindien“ entdeckt.
Assoziationsnetz: Entdecker, Kolumbus, Amerika, Erdumfang, Erde, Kugel, Irrtum.
Frauen und Männer Warum Frauen „anders“ sind und Männer nun erst recht, das gehört zu den ergiebigsten Small Talk-Themen überhaupt. Dabei handelt es sich um vermintes Gelände, denn manche nehmen diese Angelegenheit außerordentlich ernst, was einen Small Talk sehr quälend macht. Erschwerend kommt hinzu: Wie Frauen und Männer nun eigentlich „sind“, das glaubt jeder genau zu wissen. Die Angehörigen des eigenen Geschlechts sind in etwa so, wie man selbst ist. Und die Angehörigen des anderen Geschlechts? Das ist eben das große Rätsel. Oder um es mit Oscar Wilde zu sagen: „Alle Frauen werden wie ihre Mutter. Das ist ihre Tragödie. Die Männer niemals. Das ist ihre.“
Die kleinen Unterschiede Was unterscheidet Frauen und Männer überhaupt? Im Grunde gar nicht so viel. Erst mal rein körperlich. Wenn wir uns im Tierreich umsehen, so müssen wir feststellen, dass es wenig Geschöpfe gibt, bei denen sich die Geschlechter so stark ähneln wie bei den Menschen. Nehmen Sie den Pfau. Die kleinen braunen Hennen haben mit dem eitlen und aggressiven Prachtschleppenträger kaum etwas zu tun. Man könnte sie für die Angehörigen einer anderen Vogelart halten. Übri-
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gens ist das den Biologen bei vielen Tieren tatsächlich unterlaufen: Weibchen und Männchen hatten sie verschiedenen Tierarten zugeordnet, bis sie merkten – hoppla, die haben ja doch gelegentlich miteinander zu tun. Nicht immer müssen die Männchen übrigens die größeren, stärkeren Tiere sein. Bei Kaninchen, Hasen, Seehunden und Hyänen ist das genau anders herum. Und bei den Anglerfischen wird die Sache auf die Spitze getrieben: Das Weibchen ist ein fußballgroßer Tiefseefisch mit einem erschreckenden Gebiss, während die winzigen, augenlosen Männchen zu bloßen Anhängseln geworden sind. Man hielt sie zunächst für Parasiten, von denen der Fisch befallen wäre. Es waren aber eben nur die Männchen, die sich an ihrem Weibchen festgebissen hatten. Ein seltener Fall von bedingungsloser Treue im Tierreich übrigens. Hingegen bei den Menschen? Da sind die „weiblichsten Männer viel weiblicher als viele Frauen“, wie das populärwissenschaftliche Magazin P.M. befand und seinen Lesern die „wichtigsten Unterschiede“ nicht vorenthielt, darunter die folgenden, an die Sie vielleicht nicht als Erstes gedacht haben: ● Wassergehalt: Frauen bestehen zu 50 bis 60% aus Wasser, Männer bringen es auf 60 bis 70%. Sie sind also das wässrige Geschlecht. ● Schwerpunkt: Der Körperschwerpunkt von Frauen liegt tiefer als bei Männern. Grund dafür: Schmalere Schultern, breitere Hüften. ● Energieverbrauch: Bei völliger Ruhe verbraucht ein Mann 39,5 Kalorien pro Quadratmeter Körperoberfläche, Frauen 37 Kalorien. ● Ellbogen: Frauen können ihre Ellbogen durchschnittlich um 6 Grad weiter überstrecken als Männer. ● Tränen: Frauen weinen fünfmal so oft wie Männer. Die Haupttränenzeit soll zwischen 19 und 22 Uhr liegen. ● Geburtsfehler: 71% aller Kinder, die mit Geburtsfehlern zur Welt kommen sind männlich. ● Gehirn: Weibliche Gehirne sind durchschnittlich um 14% leichter; dafür sind die Hirnhälften besser miteinander verdrahtet. ● Atmen: Frauen atmen ca. 30.000-mal am Tag, Männer nur 23.000mal. ● Krankheit: Männer verbringen im Laufe ihres Lebens durchschnittlich 40 Tage weniger im Krankenbett als Frauen. ● Altern: Frauen altern wesentlich langsamer als Männer. Eine 55jährige Frau hat 90% ihrer Körperkraft, die sie mit 25 hatte. Männer bringen es dann gerade mal auf 70%. Auch die weiblichen
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Blutgefäße sind in einem besseren Zustand: Das Gefäßsystem eines 35jährigen Mannes entspricht dem einer 50jährigen Frau. Nur die Haut wird bei Frauen schneller faltig, weil sie nämlich dünner ist als die der Männer.
Assoziationsnetz: Wasser, Ruhe, Tränen, Gehirn, Altern.
Der Klostertest: Warum Frauen älter werden als Männer Der letzte Punkt der eben aufgeführten Liste bringt uns zu der Frage, woran das liegt, dass Frauen älter werden als Männer. Immerhin beträgt der Unterschied sechs Jahre (in Deutschland haben Frauen eine durchschnittliche Lebenserwartung von 80,5 Jahren, Männer von 74,5 Jahren). Ist die Erziehung schuld, der Alkoholkonsum, der berufliche und gesellschaftliche Stress, die Tatsache, dass Männer im Ruhestand nichts mit sich anzufangen wissen und aus Langeweile sterben? Oder gibt es dafür biologische Ursachen? Werden Frauen also älter, weil sie weiblich sind? Um das herauszufinden, untersuchte der Rostocker Professor Marc Luy eine Gruppe, bei denen Frauen und Männer unter nahezu gleichen Bedingungen leben: Nonnen und Mönche. Sie haben den gleichen einfachen Lebensstil, müssen sich nicht mit Wettbewerbern herumärgern, sind finanziell abgesichert, wenn auch auf bescheidenem Niveau, und fühlen sich nicht als Versager, wenn sie ein kleineres Auto fahren müssen als ihr Nachbar. Luy überprüfte die Lebensdaten von 12.000 Nonnen und Mönche. Sein Ergebnis: Der Vorsprung der Frauen schrumpft auf ein bis zwei Jahre. Und die Mönche werden im Durchschnitt genauso alt wie die Frauen, die nicht im Kloster leben.
Assoziationsnetz: Lebenserwartung, Stress, Ruhe.
Vom Zuhören und Einparken Die Wesensunterschiede zwischen den Geschlechtern sind das große Thema des Autorenpaars Allan und Barbara Pease. Die beiden machen die Lebensverhältnisse der Steinzeit dafür verantwortlich, dass Frauen (angeblich) schlechter einparken, Männer (angeblich) nicht zuhören
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und nie nach dem Weg fragen. Männer sind Jäger, die es in die Ferne zieht und die ihr Leben riskieren, um Fleisch nach Hause zu bringen, während die Frauen daheim bleiben, die Kinder versorgen, sich mit filigranen Handarbeiten beschäftigen und im Übrigen in der Nähe ihres Heimes Beeren sammeln. Wissenschaftlich sind diese Thesen nicht haltbar. Vor- und Frühgeschichtler (und vor allem -geschichtlerinnen) schütteln den Kopf über diese Ansammlung von altbekannten Stereotypen und gewagten Spekulationen, die als wissenschaftliche Erkenntnisse ausgegeben werden. Über das Leben in der Urhorde wissen wir viel zu wenig, um zu solchen kühnen Schlussfolgerungen zu kommen. Und das wenige, was wir wissen, spricht eher für eine große Vielfalt der Lebensbedingungen und nicht für eine klare Rollenteilung, die noch heute die Frauen daran hindert, richtig einzuparken. Aber für einen entspannten Small Talk eignen sich die Thesen des Ehepaars Pease allemal. Egal, ob Sie das Ganze für ungemein treffend, originell oder lachhaft halten. ● Frauen haben ein weites Blickfeld, Männer den engen Tunnelblick. Denn die Männer mussten als Jäger in der Lage sein, ihre Beute anzuvisieren und sich durch nichts ablenken zu lassen. Die nesthütenden Frauen hingegen brauchten ein weites Blickfeld, um die Raubtiere zu entdecken, die um ihre Behausung herumstrichen. ● Wegen ihres verengten Blickfeldes sind Männer nicht in der Lage, etwas in Schränken, vor allem in gut gefüllten Kühlschränken zu finden. Sie übersehen es einfach. Frauen hingegen nutzen ihren Breitwandblick unter anderem dazu, unbemerkt nach andern Männern zu „schielen“. Bei Männern fallen solche Seitenblicke sofort auf. ● Im Restaurant sitzen die meisten Männer am liebsten mit dem Rücken zur Wand (damit sich kein Raubtier von hinten anschleichen kann) und behalten den Eingang im Blick. Frauen macht es nichts aus, mit dem Rücken zum offenen Raum zu sitzen – es sei denn, sie müssen auf kleine Kinder aufpassen. ● Männer bevorzugen „instinktiv“ die Seite des Bettes, die sich am nächsten zur Schlafzimmertür befindet. Um schnell den „Höhleneingang“ zu verteidigen. ● Frauen können mehrere Dinge gleichzeitig erledigen, Männer können nur eins nach dem andern machen. Das gilt erst recht für
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das Gespräch: Frauen, die mit Männern reden, sollten daher alles möglichst einfach ausdrücken und nie mehr als eine Sache gleichzeitig ansprechen. Frauen reden gern und viel. Männer kaufen Grußkarten mit vorgedrucktem Text. Dann müssen sie nur wenig hinzufügen.
Assoziationsnetz: Steinzeit, Jagd, Blickfeld, Suche, Restaurant, Gespräch.
Warum Chinesen nicht einparken können Beim Einparken (➝ S. 133) ist die räumliche Wahrnehmung gefragt und die soll, wie das Ehepaar Pease behauptet, bei Männern wesentlich besser sein als bei Frauen. Verantwortlich dafür ist das männliche Sexualhormon Testosteron, das Männer auch so aggressiv und gewalttätig werden lässt. Wobei diese Eigenschaften das zielgenaue Einparken eher erschweren dürften. Davon abgesehen können nicht alle Männer gleich gut einparken, meinen Pease und Pease. Chinesische Männer beispielsweise haben einen niedrigeren Testosteronspiegel als die Männer hierzulande. Deshalb ist es mit ihrem Bartwuchs auch nicht so weit her, sie haben seltener eine Glatze und sie können wesentlich schlechter einparken als westliche Männer. Das sollen Einparkstudien von Fahrschulen erbracht haben. Bevor Sie das Ganze als Unsinn abtun: Nach diesen Studien sind die besten Einparker deutsche Männer. Und so besteht eigentlich auch kein Grund, an diesen Studien herumzumäkeln. Ob deutsche Männer auch besonders ungern nach dem Weg fragen, ist allerdings noch nicht geklärt.
Assoziationsnetz: Auto, China, Deutschland.
Unterschätzte Ähnlichkeiten Frauen kommen bekanntlich von der Venus, Männer vom Mars. Sie leben in verschiedenen Welten und wenn sie überhaupt mal miteinander reden, dann reden sie aneinander vorbei. Dieser populären Auffassung widerspricht die Psychologin Janet Shibley Hyde von der University of Wisconsin, die eine breit angelegte Studie zu diesem Thema durchgeführt hat. Ihr Ergebnis: Die Überlappungen zwischen den Ge-
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schlechtern sind erstaunlich groß. Egal, ob es sich um Persönlichkeit, Kommunikationsverhalten, Gedächtnisfähigkeit oder auch den Führungsstil handelt. Es gibt ebenso autoritäre Chefinnen wie konsensorientierte Chefs. Starke Unterschiede zwischen den Geschlechtern bestehen nur in einigen motorischen Fähigkeiten wie dem Weitwurf, beim Verhalten in Kurzzeitbeziehungen („one-night-stand") und bei der körperlichen Aggression. Und noch eine interessante Beobachtung hat die Psychologin gemacht: Die Menschen wichen immer dann besonders stark vom typisch weiblichen oder männlichen Verhalten ab, wenn sie gesagt bekamen, dass ihre Geschlechtszugehörigkeit nicht erfasst wird.
Assoziationsnetz: Persönlichkeit, Führungsstil, Aggressivität.
Schöne Männer bekommen mehr Gehalt Nach landläufiger Einschätzung ist es besonders für Frauen karriereförderlich, wenn sie gut aussehen. Männer hingegen können klein, dick und hässlich sein und kommen dennoch nach oben – solange sie nur durchsetzungsstark und leistungsfähig sind. Das ist ja nicht ganz falsch. Nur trifft das aber auch auf die Frauen zu, die sich ebenso wenig auf ihr Äußeres verlassen können wie die Männer. Es kommt sogar noch besser: Nach einer Studie der Londoner Guidehall Universität verdienen gut aussehende Männer bis zu 15 Prozent mehr als ihre Kollegen, die dem gängigen Schönheitsideal nicht entsprechen. Damit lohnt sich gutes Aussehen für die Männer noch mehr als für die Frauen, die nach der Studie lediglich bis zu 11 Prozent mehr Gehalt bekamen.
Assoziationsnetz: Schönheit, Geld, Karriere.
Frauen lachen mehr – über Männer Der amerikanische Lachforscher Robert Provine (➝ S. 59) hat einige bemerkenswerte Unterschiede im Lachverhalten von Frauen und Männern festgestellt. Demnach lachen Frauen wesentlich häufiger als Männer. Unabhängig davon, ob sie selbst etwas Lustiges erzählen oder
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zuhören. Eine Frau, die einer Gruppe von Männern eine spaßige Geschichte erzählt, lacht mehr als doppelt so viel wie ihre männlichen Zuhörer. Ihr eigenes Lachen übertrifft das ihres Publikums um satte 127 Prozent. Ganz anders, wenn ein Mann einer Gruppe von Frauen etwas Heiteres berichtet. Dann lacht er sogar etwas weniger als sie, exakt gemessene 7 Prozent. Wie Professor Provine weiter festgestellt hat, löst die Bemerkung einer Frau im Allgemeinen weit weniger Gelächter aus als die eines Mannes. Und zwar auch bei Frauen. Dieser Effekt lässt sich schon bei Sechsjährigen beobachten. „Das Los einer weiblichen Komikerin ist nicht einfach“, meint Professor Provine, „egal, ob sie ein weibliches oder männliches Publikum hat.“
Assoziationsnetz: Lachen, Humor, Komiker.
Die extremen Männer Frauen und Männer erreichen im Durchschnitt den gleichen Intelligenzquotienten, nämlich 100, versichern die Intelligenzforscher. Was die Intelligenz der Geschlechter jedoch unterscheidet, das ist ihre Häufigkeitsverteilung, berichtet der Psychologe Simon Baron-Cohen. Die weibliche Verteilungskurve ist steiler, während bei den Männern die Extrempositionen stärker besetzt sind. Das heißt, unter den Intelligenzbestien sind die Frauen vielleicht etwas weniger zahlreich vertreten, dafür stellen die Männer aber auch unter den sehr Dummen die Mehrheit. Der klügste Mensch der Welt allerdings ist eine Frau – jedenfalls nach den Kategorien der standardisierten Intelligenztests: die Amerikanerin Marilyn vos Savant, der ein sagenhafter IQ (➝ S. 133) von 230 bescheinigt wird.
Assoziationsnetz: Intelligenz, Dummheit, IQ, Rekord.
Die Frauen und die Empathie Dass Frauen das bessere Einfühlungsvermögen haben, scheint auf der Hand zu liegen. Und doch gibt es Forscher und Forscherinnen wie die Psychologin Ingrid Frisch, die genau das in Zweifel ziehen, weil ihre
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Untersuchungen einen anderen Schluss nahe legen. Wenn es darum geht, Verhalten, Gedanken und Gefühle anderer Personen vorherzusagen, dann, so stellten die Wissenschaftler überrascht fest, schneiden Frauen nicht besser ab. Auch nicht wenn es sich bei dieser Person um den eigenen Partner handelt, den Frauen nach gängigem Urteil ja so gut durchschauen können. Und während die Frauen sonst eher dazu neigen, die eigenen Fähigkeiten zu unterschätzen, gilt das beim Einfühlungsvermögen offenbar nicht. Wie die Autorinnen Karin Hertzer und Christine Wolfrum schreiben, halten sich die Frauen für einfühlsamer, als sie sind. Dabei haben Frauen weder ein „genetisch vorgeprägtes“ noch ein „antrainiertes überlegenes Talent dazu“. Jedenfalls keines, das sie nennenswert von den Männern unterscheidet.
Assoziationsnetz: Einfühlungsvermögen, Selbstüberschätzung, kulturelle Prägung.
Männer mögen es systematisch Der Psychologe Simon Baron-Cohen, ein ausgewiesener Experte in Sachen Geschlechterdifferenz, würde dem eben erwähnten Befund entschieden widersprechen. Für ihn sind die Frauen das mitfühlende Geschlecht, und das zeigt sich schon in der frühen Kindheit. Kleine Mädchen interessieren sich mehr für ihre Mitmenschen, sie sind kooperativer als die kleinen Jungs, die sich hauen und raufen und toben. Baron-Cohen bescheinigt dem weiblichen Gehirn ein „besonderes Empathievermögen“, während die männliche Denkungsart eher auf Systematisierung geeicht ist. Männer haben einfach Spaß am Klassifizieren. Ausdruck dieser Systematisierungslust sind die zahllosen zweckfreien Ordnungssysteme, die sich Männer ausdenken: Absurde Sporttabellen, Klassifizierungen von Fahrzeugen, Tieren oder Musikaufnahmen („die zehn besten Songs, die in denen ein Waldhorn vorkommt") – damit beschäftigen sich vorzugsweise Männer. Sie haben eben eine besondere „Leidenschaft für Listen“ (➝ S. 91), wie die britische Vogelkundlerin Cath Jeffs bestätigt, die in einem Fach arbeitet, das besonders stark von Männern dominiert wird, weil es eben auch um das richtige Klassifizieren geht. Ironische Pointe: Als weltbeste(r) Vogelkundler(in) gilt wiederum eine Frau, nämlich die Amerikanerin Phoebe Snetsinger.
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Assoziationsnetz: Einfühlungsvermögen, Systematisierung, Rekord.
Der treue Traumpartner Welche Eigenschaften sind bei Frauen und Männern besonders gefragt? Dazu gibt es eine Unzahl von Umfragen. Fast immer die Spitzenposition erreichen Treue und/oder Ehrlichkeit. Und zwar bei beiden Geschlechtern. Frauen legen darüber hinaus noch Wert auf Intelligenz, gutes Zuhören, Humor, Kinderliebe, finanzielle Unabhängigkeit und beruflichen Erfolg. Körperliche Attraktivität belegt eher einen mittleren Rang. Dabei widersprechen sich die Umfragen, auf welche körperlichen Merkmale die Frauen denn nun wirklich besonders achten: das Gesicht, die Hände, den Hintern oder den Waschbrettbauch. Hände und Hintern werden von den Männern selbst eher unterschätzt, die erotische Anziehungskraft des Waschbrettbauchs männlicherseits überschätzt, sagen die Meinungsforscher. Dazu passt: Muskelmänner kommen bei diesen Umfragen immer sehr schlecht weg. Männer hingegen wollen eine Partnerin, die zuverlässig, zärtlich und einfühlsam ist. Körperliche Attraktivität liegt zwar nie auf den vorderen Plätzen, ist für die Männer aber erwartungsgemäß wichtiger als für die Frauen. Dabei sind die Frauen überzeugt, dass es den Männern vor allem auf das Aussehen ankommt und die inneren Werte kaum eine Rolle spielen – sie überschätzen also stark die Bedeutung körperlicher Attraktivität – zumindest wenn man den Angaben der Männer Glauben schenken will. Humor ist für die Männer nicht ganz so wichtig, ebenso wenig wie Intelligenz oder gar Willensstärke. Aber immerhin werden diese Eigenschaften im Allgemeinen höher bewertet als etwas, auf das Frauen bei Männern schon stark achten: Beruflicher Erfolg.
Assoziationsnetz: Treue, Ehrlichkeit, Schönheit, Karriere, Humor, Intelligenz.
Gegensätze ziehen sich an Vielleicht suchen Frauen und Männer in ihrem Partner aber auch nur ihr Gegenstück, wie die folgende kleine Geschichte zeigt. Ein sehr wohlhabender Mann sucht einen Heiratvermittler auf. Der wittert ein
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gutes Geschäft und präsentiert eine Mappe mit seinen besten Kandidatinnen. Doch der Mann schüttelt nur den Kopf. „Hören Sie“, sagt er. „Meine Frau muss nicht schön sein. Schön bin ich selbst. Sie muss auch nicht reich sein. Reich bin ich selbst. Und sie muss auch nicht klug sein. Klug bin ich selbst!“ Der Heiratsvermittler ist ratlos: „Ja, gibt es überhaupt eine Eigenschaft, die Ihre Frau haben sollte?“ Der Mann zögert keine Sekunde: „Sie sollte anständig sein!“
Assoziationsnetz: Partnerwahl (➝ S. 158), Gegensätze, Reichtum.
Sanfte Männer kommen besser an Der Softi ist out, „Weicheier“ und „Frauenversteher“ sind nicht gefragt, am allerwenigsten von den Frauen, die im Grunde ihres Herzens eben doch einen „echten Kerl“ wollen. So ein weit verbreiteter Eindruck – vor allem unter denen, die sich selbst für „echte Kerle“ halten. Die Sache ist nur: Der Eindruck täuscht. Härte, Muskeln, Draufgängertum kommen gar nicht so gut an, wie „man“ meint. Mehrere wissenschaftliche Studien (wie vom Psychologen William Farthing von der Univerity of Maine) zeigen vielmehr, dass Eigenschaften wie Rücksichtnahme, Sanftmut und Besonnenheit durchaus hoch im Kurs stehen. Zumindest für langfristige Beziehungen. Dabei sind Beschützerqualitäten durchaus gefragt, aber eben nicht der harte Draufgänger. Es kommt noch dicker: Frauen bevorzugen neuerdings Männer mit weicheren, weiblicheren Gesichtszügen. Der harte Kantkopf mit dem breiten Kinn ist nicht mehr das Ideal. Wie der britische Biologe Tony Little herausfand, finden Frauen Männer attraktiver, wenn sie weichere Gesichtszüge haben. Dazu manipulierte Little Porträtfotos von Männern und verlieh ihnen mal härtere, mal weichere Züge. Die „unmännlichen“ Gesichter schnitten deutlich besser ab.
Assoziationsnetz: Männlichkeit, Sensibilität, Härte.
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Die Strategie der Künstler und lustigen Jungs Ein kurzer Abstecher ins Tierreich zu unseren nächsten Verwandten: Auch in der Affenhorde ist nicht das dominante Alphamännchen das Maß aller Dinge. Auch Männchen, die in der Hierarchie weiter unten stehen, können erstaunliche Erfolge verbuchen, wenn sie sich mehr um die Weibchen kümmern, sie beschützen und nett zu ihnen sind. Wie der Sozialpsychologe Geoffrey Miller meint, haben sich in der Affenhorde „zwei Strategien herausgebildet: Die der Bosse und die der Künstler und lustigen Jungs, die für ihre Persönlichkeit anerkannt werden“. Daraus haben sich zwei unterschiedliche „Balztaktiken“ entwickelt, meint Miller. Die einen Männer versuchen durch Macht und Stärke zu beeindrucken, die andern durch Kreativität und Humor.
Assoziationsnetz: Männlichkeit, Dominanz, Kreativität, Humor.
Starke Männer für den Seitensprung Die bittere Pille für die sanften Männer kommt jetzt: Wenn die Frauen für ihre langfristigen Beziehungen auch noch so viel Wert auf Verlässlichkeit und Rücksichtnahme legen, bei einem Seitensprung kommen die harten Männer mit dem Testosteronüberschuss dann doch wieder zum Zug. Und zwar ausgerechnet an den kritischen Tagen, da verändern sich plötzlich die Vorlieben der Frauen. Manche Evolutionspsychologen vermuten: Die Frauen suchen einen mächtigen und starken Mann für den Seitensprung, denn er hat dann doch die attraktiveren Gene. Während der sanftmütige Softi sich besser dafür eignet, die künftigen Alphatierchen mit großzuziehen. Das ist dann doch wohl stark übertrieben. Man könnte die Sache nämlich auch umdrehen: Die harten Männer können nur noch bei einem Seitensprung landen. Wenn es um eine dauerhafte Partnerschaft geht, haben sie schlechte Karten.
Assoziationsnetz: Männlichkeit, Seitensprung, Partnerschaft.
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Der erste Eindruck: Nur das Aussehen zählt Wenn Paare zusammenkommen, ist häufig der erste Eindruck entscheidend. Um herauszufinden, worauf Frauen und Männer dabei achten, haben die Wissenschaftler in den USA und in Deutschland so genannte „Speed Dating"-Abende wissenschaftlich durchleuchtet. Bei diesen Singleabenden geht es darum, eine Anzahl von Frauen und Männern zusammenzubringen, damit sich geeignete Paare finden. Zu diesem Zweck finden sich die Teilnehmer zu zeitlich strikt begrenzten Vieraugen-Gesprächen zusammen. Jeder hat für jeden einige Minuten Zeit, um ihn oder sie kennen zu lernen. Nach dem kompletten Durchlauf können die Teilnehmer auf einem Zettel ankreuzen, wen sie wiedersehen wollen. Mehrfachnennungen sind möglich, ebenso kann der Zettel leer bleiben. Nur wenn sich beide Kandidaten angekreuzt haben, bekommen sie die Telefonnummer des jeweils andern ausgehändigt. Die Teilnehmer dieser „Speed Dating"-Abende wurden von den Psychologen intensiv befragt, vorher und nachher, auf welche Eigenschaften sie denn besonders großen Wert legen. Das überraschende Ergebnis: Die zuvor gemachten Angaben, wie der Wunschpartner denn sein sollte (Humor, Intelligenz, Kinderliebe, Einkommen), hatten nicht den geringsten Einfluss darauf, bei wem Männlein und Weiblein später ihr Kreuzchen machten. Es gab nur ein einziges Kriterium, das ganz offensichtlich den Ausschlag gab: Wie attraktiv der andere und vor allem die andere war. Die Jungen und Schönen wurden von fast allen gewählt. Wer nicht mithalten konnte, bekam gar kein Kreuzchen. Dabei waren die Frauen wählerischer als die Männer, die ab einem gewissen „Schwellenwert“ nahezu alle Kandidatinnen ankreuzten. Nach der taktischen Überlegung: Eine wird sich schon finden, die mir ebenfalls ihre Stimme gibt. Und die Studien lieferten noch ein interessantes Ergebnis: Wurden die Teilnehmer unmittelbar im Anschluss an den Abend noch einmal befragt, auf welche Eigenschaften sie besonderen Wert legten, so machten sie nun ganz andere Angaben als vorher. Hatte eine Frau beispielsweise einen attraktiven Mann kennen gelernt, der nicht durch besonderen Humor, sondern durch gute Manieren beeindruckte, so korrigierte sie ihre Angaben in seinem Sinne. Zuvor hatte sie den Humor vielleicht auf die Spitzenposition gesetzt, jetzt tauchte er gar nicht mehr auf, sondern die Manieren wurden ihr besonders wichtig. Diese
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korrigierte Rangliste hielt aber nicht lange an. Wurden die Teilnehmer zwei, drei Wochen später erneut befragt, so kehrten sie zu ihrer alten Rangliste zurück – die allerdings auch nichts mit den tatsächlichen Auswahlkriterien zu tun hatte.
Assoziationsnetz: Partnerwahl, Schönheit, Vorlieben, Unbewusstes, Intuition, Humor.
Gleich und gleich gesellt sich gern Und doch sind die „Speed-Dating"-Studien noch nicht das letzte Wort. Denn dabei wurde ja nur eine sehr spezielle Auswahlsituation untersucht. Wer letztlich zusammenkam, darüber geben die Studien keinen Aufschluss. Und da scheinen tatsächlich zwei widerstreitende Prinzipien am Werk zu sein: Einerseits suchen wir einen Partner, der sich von uns unterscheidet, der uns ergänzt, der das hat, was wir nicht haben. Noch ausgeprägter ist aber andererseits das Bestreben, einen Partner zu finden, der uns möglichst ähnelt. Ohnehin lernen sich 70 Prozent aller Paare in „geschlossenen Situationen“ kennen, also am Arbeitsplatz, bei einem gemeinsamen Hobby oder bei Freunden. Und es gibt noch einen Beleg dafür, dass wir in unserem Partner vor allem unseresgleichen suchen: Eine Studie an der schottischen St. Andrews Universität zeigte, dass Frauen aus einer Reihe von Männerbildern das am attraktivsten fanden, das sie selber zeigte. Zuvor hatten die Forscher ihre Fotos per Bildbearbeitung in Männerporträts verwandelt, was den Damen aber offenbar nicht weiter auffiel. Und noch etwas erscheint bemerkenswert: Eine andere Studie ergab, dass Paare sich äußerlich immer ähnlicher werden, je länger sie zusammen sind.
Assoziationsnetz: Partnerwahl, Fotos, Ähnlichkeit.
Die erfolgreichsten Kontaktanzeigen Der Psychologe Manfred Hassebrauck von der Universität Wuppertal nahm 347 Heiratsanzeigen unter die Lupe. Die meisten (männlichen) Zuschriften erhielt eine extrem knappe Annonce mit folgendem Text: „Sie, 21, attraktiv, sucht Partner.“ In einer anderen Studie gaben Psychologen selbst Anzeigen auf, Kontaktanzeigen, und kontrollierten
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den Rücklauf. Der absolute Spitzenreiter war ein Inserat, das nur aus zwei unmissverständlichen Worten bestand, von denen das erste „will“ hieß und das zweite in einem Buch wie diesem keine Aufnahme findet. Nun muss man allerdings hinzufügen, dass die Forscher nur die Anzahl, nicht jedoch die Qualität der Zuschriften berücksichtigt hatten. Dabei kommt es ja letztlich darauf an, nicht die meisten, sondern (wenigstens) eine geeignete Zuschrift zu erhalten.
Assoziationsnetz: Partnerwahl, Heiratsanzeigen, Schönheit.
Wissenschaftlich getestet: der erfolgreichste Anmachspruch Der amerikanische Sozialpsychologe Michael R. Cunningham unternahm 1984 ein bemerkenswertes Experiment. Von seinen wissensdurstigen Studenten dazu gedrängt, wollte er herausfinden, welcher Anmachspruch in der Praxis am besten funktioniert. Bei seinen Recherchen war er auf eine Arbeit gestoßen, die hundert Anmachsprüche nach ihrer Beliebtheit auflistete (➝ S. 85, Leidenschaft für Listen) und sie in drei Klassen einteilte: den direkten, den harmlosen und den saloppen Anmachspruch. Dummerweise ging aus dieser Aufstellung nur hervor, wie beliebt die Sprüche bei den Männern waren, aber nicht, wie erfolgreich die Männer damit waren. Und genau hier setzte Cunningham an. Er schickte einen durchschnittlich aussehenden Mann in eine Bar in Chicago, ließ ihn neben einer unbegleiteten Dame Platz nehmen und eine von sechs Bemerkungen aus den erwähnten drei Kategorien machen. Die beiden direkten Sprüche lauteten: „Es ist mir etwas peinlich. Aber ich möchte Sie kennen lernen.“ Und: „Es kostet mich ein wenig Überwindung, an Sie heranzutreten. Darf ich Sie wenigstens fragen, wie Sie heißen?“ In der Kategorie „harmlos“ gingen die Kandidaten „Hallo!“ und „Was halten Sie von der Band?“ an den Start. Und als „saloppe Sprüche“ wählte Cunningham „Sie erinnern mich an jemanden, mit dem ich früher ausgegangen bin.“ Und: „Wetten, ich kann mehr trinken als Sie?" Auf den ersten Blick nicht gerade die originellsten Sprüche, aber gerade deshalb sehr lebensnah. Cunningham selbst saß diskret in einer Ecke und notierte die Ergebnisse: Lächeln, Blickkontakt oder freundliche Bemerkung der Zielperson hieß: Anmache erfolgreich. Abwenden,
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weggehen oder ein wenig freundlicher Kommentar zählte als misslungenes Manöver. Die Ergebnisse waren eindeutig: Klarer Sieger war der „Es ist mir peinlich"-Spruch (Trefferquote 90%), mit weitem Abstand folgten „Es kostet mich ein wenig Überwindung“ und die beiden „harmlosen“ Sprüche (Trefferquote um die 50%). Gar nicht gut kamen hingegen die „saloppen“ Bemerkungen an, sie lösten bei 80% der Frauen negative Reaktionen aus. Bleibt noch zu klären: Welche Anmachstrategie verfängt bei Männern am besten? Das versuchte Cunningham in einer Nachfolgestudie zu klären. Das Resultat: Völlig unabhängig davon, welchen Spruch die Frau anbrachte, reagierten fast alle Männer positiv darauf.
Assoziationsnetz: Kontakt, Partnerwahl, Systematisierung, Wissenschaft, Kneipe.
Liebeserklärungen in zehn Sprachen Hin und wieder bietet es sich an, mit Fremdsprachenkenntnissen zu glänzen. Vor allem wenn es um so einen zentralen Satz geht wie „ich liebe dich“, den man ja nur äußert, wenn man sich im wahrsten Sinne des Wortes zu den intimen Kennern eines Landes zählen darf. Aber mit „Ti amo“, „Te quiero“, „I love you“ oder „Je t'aime“ werden Sie nur mitleidiges Lächeln ernten. Man wird Sie bestenfalls für einen textsicheren Schlagerfan halten. Anders sieht die Sache aus, wenn Sie Ihre Zuhörer mit der Kenntnis der folgenden zehn Liebesschwüre verblüffen: 1. Die Eskimos erklären ihre Liebe mit einem Wort: „Negligevapse“. 2. Auf Suaheli heißt es noch einprägsamer „Nakupenda“. 3. Die Koreaner brauchen schon zwei Wörter: „Sarang Heyo“. 4. Auf Hawaii flüstern sich die Verliebten hingegen den Satz zu: „Aloha wau ia oi“. 5. Auf Libanesisch lautet die Liebeserklärung „Bahibak“. 6. Die Sioux-Indianer sagen „Techihila“. 7. Auf Tahiti ist man mit „Ua Here Vau Ia Oe“ dabei (vorher üben!). 8. In Ungarn heißt es „Szeretlek“. 9. Auf Walisisch schwört man: „Rwy'n dy garu“. Und 10. In korrektem Esperanto lautet der Liebesschwur „Mi amas vin.“ Als Weinliebhaber sollten Sie hingegen sagen „Mi amas vino.“
Assoziationsnetz: Ausland, Sprache, Partnerwahl.
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Das tonlose Eheorakel Der amerikanische Psychologe John Gottman und sein Landsmann, der Mathematiker James Murray haben ein Verfahren entwickelt, mit dem sie mit atemberaubender Zuverlässigkeit voraussagen können, ob ein frisch verheiratetes Paar in 15 Jahren noch zusammen ist oder nicht. Und so funktioniert die Sache: Die Forscher lassen die Ehepartner im Labor Platz nehmen und bitten sie, sich über ein Thema zu unterhalten, über das sie schon einmal in Streit geraten sind. Das Gespräch wird mit einer Videokamera aufgenommen und später Sekunde für Sekunde auf Mimik und Gestik hin untersucht. Das Bemerkenswerte dabei: Es ist völlig unerheblich, was die beiden sagen und in welchem Tonfall sie das tun. Es kommt nur auf ihre Körpersprache an. Die Forscher können den Ton abdrehen. Wichtiger ist die Feinheit ihrer Analyse. So erfassen Gottman & Co. auch einen Gesichtsausdruck, der nur für den Bruchteil einer Sekunde aufscheint und bewusst gar nicht wahrgenommen wird. Gerade hier zeigt sich, was die Personen wirklich denken. Mit Strichliste verzeichnen die Forscher, wie oft eine bestimmte Geste oder ein Gesichtsausdruck vorkommt – für Ekel, Verachtung, Traurigkeit, Sympathie und so weiter. Und wie gut die Gesten zueinander passen, wie sehr sie auf einer Wellenlänge liegen. Es ist nämlich nicht so schlimm, wenn sich die Ehepartner auch mal anschreien. Kritisch wird es eher, wenn der eine verzweifelt ist, während der andere in sich hineinschmunzelt. Zusammen mit dem Puls der Versuchspersonen, den die Wissenschaftler ebenfalls genommen haben, verdichten sie alle Informationen zu einer einzigen Ziffer, die „SPAFF-Ziffer“. Und diese Ziffer soll nun darüber Auskunft geben, ja, nicht nur wie gut das Paar zusammen passt, sondern ob die beiden in 15 Jahren noch verheiratet sind, und zwar miteinander. Dreitausend Paare haben Gottman & Co. schon untersucht. Und ihre Trefferquote nach Analyse eines 15minütiges Gesprächs liegt nach eigenen Angaben bei sagenhaften 94 Prozent.
Assoziationsnetz: Partnerwahl, Konflikt, Körpersprache, Prognose.
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Computer und Internet Es gab eine Zeit, da glaubte man, der Computer (➝ S. 68) und das Internet würden die Menschen auseinander bringen, sie voneinander entfremden. Heute wissen wir, das Gegenteil ist der Fall, zumindest beim Small Talk. Es gibt wenig Gesprächsthemen, über die sich die Menschen so gerne und so mitfühlend austauschen wie über Programmabstürze, Computerviren, spurlos verschwundene Dateien oder vollgemüllte E-Mail-Postfächer (➝ S. 102). Insoweit sind Computer und Internet ein besonders ergiebiges Small Talk Thema, das auf jedem Büroflur und auf jeder Party aufmerksame Zuhörer findet, weil sie nämlich warten, ihrerseits ihre eigenen Schreckensgeschichten loszuwerden. Ergänzen können Sie die persönlichen Erlebnisberichte durch den ein oder anderen der folgenden lehrreichen Infohappen. Eine kleine Warnung gleich am Anfang: Die Computerwelt ist extrem schnelllebig, seien Sie also auf der Hut, wenn es um Rekorde und Bestleistungen geht. Vielleicht kennt Ihr Gesprächspartner schon die Zahlen von 2005, während Sie sich noch mit Fakten des letzten Jahres profilieren wollen. Wir haben uns hier bemüht, so aktuell wie möglich zu sein, aber bedenken Sie, dass die meisten Zahlen oder Namen, die hier erwähnt werden, schnell überholt sein können.
Weizenbaums Regel Der Amerikaner Joseph Weizenbaum (➝ S. 98) hat sich zugleich als Pionier wie auch als vehementer Kritiker der Computerkultur einen guten Namen und viele Feinde gemacht. Schon früh machte Weizenbaum darauf aufmerksam: Auf der einen Seite sparen wir durch den Einsatz von Computern enorm viel Zeit. Doch müssen wir auf der anderen Seite die gleichfalls enorme Zeit dagegen rechnen, die es uns kostet, den Umgang mit diesen Geräten zu erlernen, Fehler zu beheben und mit der Hotline des Kundendiensts zu telefonieren (Wie viel Zeit verbringen wir, um bei Leuten anzurufen, die gar nicht da sind? ➝ S. 63). Weizenbaum hatte den Verdacht, dass das Ergebnis dieser Rechnung Null sein könnte. Heute ahnen wir, dass Weizenbaums Schätzung wohl zu optimistisch war.
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Computer und Internet
Für Kenner und Besserwisser: Nach einer Befragung des Stanford Institute for Quantitative Studies of Society gehen in den USA pro Jahr in der Summe zehn volle Arbeitstage (à acht Stunden) verloren, weil sich die Beschäftigten mit den Tücken der Computertechnik herumärgern müssen.
Assoziationsnetz: Büro, Fortschritt, Schulung, Kundendienst.
Das Mooresche Gesetz und andere Prognosen Mit Gordon Moore, einem der Gründer des Chipherstellers Intel, verbindet sich das so genannte Mooresche Gesetz (➝ 101). Häufig wird es so ausgelegt, dass sich die Rechenleistung eines Chips alle 18 Monate verdoppelt. Moore hatte zwar von der Dichte der Transistoren in integrierten Schaltkreisen gesprochen, aber weil das ohnehin niemand versteht, der nicht vom Fach ist, sagte man einfach, es erhöhe sich die Rechenleistung. Auf den Small Talk übertragen bedeutet das Mooresche Gesetz zweierlei: Wenn Sie sich heute den tollsten und modernsten Computer kaufen, dann können Sie sicher sein: Schon in 18 Monaten ist das eine lahme Kiste. Außerdem sagt das Mooresche Gesetz voraus, dass die Computer immer kleiner werden, weil die Chips nach eineinhalb Jahren nur noch die Hälfte des Platzes beanspruchen. Ob das Mooresche Gesetzt nun stimmt oder nicht, ist ein passables Einstiegsthema, um auch mundfaule Kollegen aus der IT-Abteilung zum Sprechen zu bringen. Drei andere Prognosen, die Ihnen auch bei der Plauderei um Moores Gesetz nützlich sein können: IBM-Chef Thomas Watson sagte in den vierziger Jahren voraus: „Weltweit gibt es einen Bedarf an vielleicht fünf Computern.“ Die amerikanische Fachzeitschrift „Popular Mechanics“ verkündete ihren Lesern: „Die Computer der Zukunft werden vielleicht nur noch 1,5 Tonnen wiegen.“ Und Kenneth Olsen, Gründer der Computerfirma Digital Equipment, hielt 1977 die Entwicklung des PCs für absurd, denn er war überzeugt: „Es gibt keinen Grund für eine Einzelperson einen Computer zuhause zu haben.“
Assoziationsnetz: Computer, Fortschritt, Prognose.
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Der erste Personalcomputer für daheim Viele halten den (➝ S. 100) „Apple"-Computer oder den legendären „Commodore PET 2001“ für den ersten PC. Doch das stimmt nicht so ganz. Die Mutter aller PCs ist der Honeywell H316-Küchencomputer, der bereits 1969 solventen Kunden angeboten wurde. Der Apparat konnte programmiert werden, einen Speiseplan aufzustellen, Aktienkurse und Golfergebnisse abzuspeichern sowie Teilnehmerlisten von Wohltätigkeitsveranstaltungen zu erstellen. Kostenpunkt: 10.600 Dollar. Dafür hätte man damals auch einen Wagen der oberen Mittelklasse bekommen können. Kein Wunder, dass der Küchencomputer kein Verkaufsschlager wurde. Als erster PC, der kommerziell erfolgreich war, gilt denn auch der Altair 8800, der 1975 als Bausatz auf den Markt kam. Der Preis war für damalige Verhältnisse sensationell niedrig: 397 Dollar. Dafür konnte das Gerät nach heutigen Maßstäben auch fast nichts. Es verfügt nicht einmal über eine Tastatur, sondern musste über Kippschalter bedient werden. Für Kenner und Besserwisser: Der „Apple II“ und der „Commodore“ kamen erst zwei Jahre später heraus. Dafür mussten die nicht selbst zusammengelötet werden. Und so sind sie denn die ersten kommerziell erfolgreichen PCs, die man fertig kaufen konnte.
Assoziationsnetz: PC, Küche, Do-it-yourself.
Das papierlose Büro Textverarbeitung, Telekonferenzen, Netzwerke und Bürosoftware, das alles wurde vorangetrieben durch die Vision vom „papierlosen Büro“. Alles sollte in elektronischer Form verfügbar sein, Aktenordner, Einlegemappen, ja Notizblöcke würden damit überflüssig. Dachte man. Tatsächlich hat der Bedarf an Papier (➝ S. 75) durch die neuen Techniken explosionsartig zugenommen. Denn man muss all das, was im Computer steckt, mindestens einmal ausdrucken und durch den Kopierer jagen. Manche haben das schon früh geahnt. Amy Wohl, ein Berater für Bürokommunikation, verkündete bereits in den 80er Jahren: „Das papierlose Büro wird um die gleiche Zeit kommen wie die papierlose Toilette.“
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Computer und Internet
Für Kenner und Spielverderber: Mag das papierlose Büro noch auf sich warten lassen, die papierlose Toilette existiert bereits. Als vollautomatisierte Toilette ist sie in Japan entwickelt worden. Ob es sich freilich um die Toilette der Zukunft handelt, darf dann doch bezweifelt werden.
Assoziationsnetz: Büro, Papier, Ausdrucken, Toilette.
Der technische Fortschritt Auf der Computermesse Comdex hielt Microsoft-Chef Bill Gates eine Rede, in der er die Computerbranche mit der Autoindustrie verglich. „Wenn General Motors so rasche technologische Fortschritte gemacht hätte wie die Computerindustrie, dann würden wir heute mit Autos herumfahren, die 25 Dollar kosten und mit einer Gallone Sprit (ca. 3,8 Liter) 1.000 Meilen (ca. 1.600 Kilometer) weit fahren.“ Als Antwort auf den wenig schmeichelhaften Vergleich brachte General Motors eine Presseerklärung heraus, die diese Behauptung in vierzehn Punkten kommentierte: „Wenn General Motors eine Technologie wie Microsoft entwickelt hätte, dann hätten die Autos, die wir heute fahren, die folgenden Eigenschaften: 1. Ihr Auto würde ohne erkennbaren Grund zweimal am Tag einen Unfall haben. 2. Jedes Mal, wenn die Linien auf der Straße neu gekennzeichnet werden, müssten Sie ein neues Auto kaufen. 3. Gelegentlich würde der Motor Ihres Autos ohne jeden erkennbaren Grund auf der Autobahn von selbst ausgehen. Man würde das einfach akzeptieren, den Motor wieder anstellen und weiterfahren. 4. Bei einigen ziemlich gewöhnlichen Fahrmanövern – zum Beispiel bei einer Linkskurve – würde der Motor ausgehen und könnte nachher nicht wieder angestellt werden, ohne dass er neu montiert worden wäre. 5. Wenn Ihr Motor beim Startversuch nicht anspringt, könnten Sie wählen, ob Sie „den Startversuch abbrechen“, „den Startversuch wiederholen“ oder „den Fehler ignorieren“. 6. Sie könnten nur alleine im Auto sitzen, es sei denn, Sie kaufen ein „Auto-95“ oder ein „Auto-NT“, aber dann müssten Sie jeden Sitz einzeln bezahlen.
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Teil 3: Die Themen
7. Macintosh würde Autos herstellen, die mit Sonnenenergie fahren, zuverlässig laufen, fünfmal so schnell und zweimal so leicht sind. Aber die laufen nur auf fünf Prozent der Straßen. 8. Die Öl-Kontroll-Leuchte, die Warnlampe für Übertemperatur und die Batterie-Kontroll-Leuchte würden durch eine einzige „Genereller Auto Fehler"-Lampe ersetzt. 9. Neue Sitze würden erfordern, dass alle Leute die gleiche Gesäßgröße haben. 10. Das Airbag-System würde fragen: „Sind Sie sicher?“, bevor es ausgelöst wird. 11. Gelegentlich würde das Auto Sie ohne erkennbaren Grund aussperren. Der Trick, mit dem Sie es wieder aufsperren können, würde darin bestehen, dass Sie gleichzeitig den Türgriff ziehen, den Schlüssel drehen und die Radioantenne anfassen. 12. General Motors würde Sie zwingen, zusammen mit dem Auto einen Kartensatz der Firma Rand-McNally, einer Tochterfirma von General Motors zu erwerben, auch wenn Sie diese Karten gar nicht brauchen. Wenn Sie sich nicht darauf einlassen, fährt Ihr Auto um 50 Prozent langsamer. 13. Immer wenn ein neues Auto von General Motors auf den Markt kommt, müssten alle Autofahrer das Fahren neu erlernen, weil kein Hebel mehr so funktionieren würde wie früher. 14. Um den Motor abzustellen, müssten Sie einen Knopf mit der Aufschrift „Start“ betätigen. Dann könnten Sie wählen, ob Sie „den Motor wirklich ganz abstellen“, „den Motor neu starten“, „nur mit dem Anlasser weiterfahren“ oder „mit einem fremden Führerschein weiterfahren“ wollen.
Assoziationsnetz: Software, Fortschritt, Autos.
Psychotherapie mit Eliza Der bereits erwähnte (➝ S. 94) Joseph Weizenbaum entwickelte 1966 ein bemerkenswertes Programm, das er „Eliza“ nannte (für Kenner und Besserwisser: nach einer Figur aus dem Stück „Pygmalion“ von George Bernard Shaw, das später die Vorlage für das Musical „My Fair Lady“ lieferte). Mit Weizenbaums Eliza konnte man über Tastatur und Bildschirm in einen Dialog treten oder sagen wir genauer: seine Pro-
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bleme besprechen. Man schrieb beispielsweise „Meine Frau versteht mich nicht.“ Und Eliza erwiderte: „Wieso meinen Sie das?“ Darauf tippte der Mensch vielleicht: „Ständig hat sie was an mir auszusetzen.“ Elizas Kommentar: „Fällt Ihnen ein bestimmtes Beispiel ein?" Das Bestürzende dabei war zweierlei: Zum einen war das Programm vergleichsweise simpel strukturiert. Es besaß zwar eine Lernkomponente, aber die war eher darauf ausgerichtet, Wörter und Sätze, die der menschliche Dialogpartner benutzt hatte, aufzugreifen. Auf bestimmte Signalwörter (wie „deprimiert") erfolgten bestimmte Äußerungen („Es tut mir leid, dass Sie deprimiert sind.“) Weizenbaum hatte keinen Psychotherapeuten „nachbauen“, sondern dessen Gesprächsstil parodieren wollen. Und damit sind wir beim zweiten Punkt: Nicht nur die arglosen Laien, sondern auch professionelle Psychotherapeuten ließen sich von Eliza täuschen. Sie lobten es in den höchsten Tönen und wollten das Programm unbedingt haben, um damit kostengünstig eine große Anzahl von Klienten zu behandeln. Weizenbaum war schockiert und äußerte später: „Ich schloss daraus, dass viele Psychiater nicht mehr tun als Eliza.“
Assoziationsnetz: Software, Gespräch, Psychotherapie.
Unverzichtbares Zubehör für den Computer Welche Geräte hängen an Ihrem PC? Drucker, Scanner, Lautsprecher und externes Laufwerk? Wie gewöhnlich. Die Zubehörindustrie bietet Ihnen eine breite Auswahl an Produkten, die oftmals erstaunlichen Zusatznutzen stiften. Im Folgenden stellen wir Ihnen einige dieser Geräte vor und versichern, dass alle authentisch sind und im (Internet-)Handel zu erwerben sind. 1. Der PC-Zigarettenanzünder: Endlich können Raucher ihre Glimmstängel direkt am Computer anstecken und brauchen weder Feuerzeug noch Zündhölzer. Das silbergraue Gerät lässt sich einfach in den Computer einbauen; Sie brauchen nur einen freien 5,25 ZollSchacht. Das ist der Platz, an dem Sie auch ein zweites CD-ROMLaufwerk unterbringen könnten – wenn Sie wollten. Aber welcher Raucher braucht schon ein zweites CD-ROM-Laufwerk?
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2. Der USB-Staubsauger: Die USB-Steckplätze erfreuen sich steigender Beliebtheit. Die PCs haben mittlerweile eine erkleckliche Anzahl davon zu bieten, in die Sie allerlei Zusatzgeräte einstöpseln können: USB-Speichersticks, MP3-Player, aber eben auch nützliche Instrumente wie einen Ministaubsauger, mit dem sich die Tastatur reinigen lässt. „Die Bakterienfalle Tastatur haben Sie jetzt locker im Griff“, verkündet der Hersteller, der darauf hinweist, dass sich mit dem Ministaubsauger auch eine Schreibtischschublade absaugen lässt. Das Gerät läuft auf allen Betriebssystemen ab Windows ME und erbringt auch mit einem (➝ S. 96) Apple-Macintosh die volle Saugleistung. Eine spezielle Software ist nicht erforderlich. 3. Das USB-Aquarium mit USB-Fischen: Die Alternative zu langweiligen Bildschirmschonern: Ein wassergefülltes Kunststoffaquarium, in dem zwei elektrisch betriebene Fische herumschwimmen. „Eines der sinnvollsten Produkte zur Stressbewältigung am Arbeitsplatz“, wie es der Hersteller anpreist. „Ein sanfter Blauton beleuchtet die Szenerie. Erinnerungen an den letzten Urlaub werden wach. Das Beste: die Fische brauchen kein Futter (da aus fischechtem Kunststoff).“ Eine Minipumpe sorgt dafür, dass die Fische im Wasser in Bewegung bleiben. Der Hersteller meint: „Beruhigt schon beim Hinsehen.“ 4. Der USB-Weihnachtsbaum: Fröhliche Weihnacht am PC! „Im schneebedeckten Design und in verschiedenen Farben leuchtend ist dieser ca. 15 Zentimeter große USB-Weihnachtsbaum ein echter Stimmungsmagnet für jeden Arbeitsplatz“, verspricht der Hersteller. Man muss das zugehörige Kabel einfach in den USB-Port einstecken und schon kehrt Besinnlichkeit ein. 5. Weitere Produkte, die an den PC angeschlossen werden können, bis die Stromversorgung zusammenbricht, sind Ventilatoren, USB„Raum-Erfrischer“, Duftspender mit dem preisverdächtigen Namen „Personal Aroma Diffuser“ und USB-Zahnbürsten (offenbar für die Workaholics, die vor dem PC übernachten und dennoch ihre Zahnpflege nicht vernachlässigen wollen).
Assoziationsnetz: Zubehör, Rauchen, Aquarium, Weihnachten.
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Der leistungsstärkste Computer der Welt Die Computer-Weltrangliste wird angeführt von einem wahren Rechenmonster, das im Lawrence Livermore National Labratory in Kalifornien steht. Dieser Supercomputer heißt „BlueGene/L“ und wurde von der Firma IBM im Oktober 2005 nach über einem Jahr Bauzeit fertig gestellt. Er besteht aus 131072 einzelnen Prozessoren und hat sagenhafte 32768 Gigabyte Arbeitsspeicher. Damit kann er bis zu 367 Billonen Rechenoperationen pro Sekunde ausführen. Zum Vergleich: der jahrelang leistungsstärkste Computer der Welt, der japanische „Earth Simulator“, bringt es auf „nur“ 36 Billionen Rechenoperationen und ist deshalb auch schon auf Platz sieben in der aktuellen Rangliste abgerutscht. Soviel Rechenpower braucht ihren Platz und will auch versorgt werden. „BlueGene/L“ ist 70 Quadratmeter groß und verbraucht 1770 Kilowatt Strom. Er gehört dem amerikanischen Energieministerium und zu seinen Einsatzgebieten zählen Hydrodynamik, Quantenchemie, Molekulardynamik, sowie Klima- und Finanzmodelle. Wie lange „BlueGene/L“ an der Spitze der Weltrangliste stehen wird ist ungewiss, aber Moores Gesetz (➝ S. 95) prophezeit schon seine baldige Ablösung. Mit einiger Wahrscheinlichkeit wird der Nachfolger jedoch wieder im Lawrence Livermore National Labratory stehen, denn schon die dort installierten Supercomputer „ASCII White“ und „ASCII Purple“ führten die Computer-Weltrangliste lange Zeit an.
Assoziationsnetz: Fortschritt, Leistung, Wetter, Komplexität.
Die 90/90-Regel Vielleicht kennen Sie die 80/20-Regel, die auf den italienischen Wirtschaftswissenschaftler und Soziologen Vilfredo Pareto zurückgeht. Ende des 19. Jahrhunderts fand Pareto heraus, dass 80 Prozent des Volksvermögens in Besitz von 20 Prozent der Bevölkerung waren. Daraus wurde ein allgemeines Prinzip abgeleitet, das auf alle möglichen Bereiche angewendet wurde: 80 Prozent des Umsatzes soll durch 20 Prozent aller Kunden gemacht werden. Oder 80 Prozent des angestrebten Ergebnisses soll mit 20 Prozent des Aufwandes erreichbar sein, woraus folgt, dass für die fehlenden 20 Prozent 80 Prozent aller Ressourcen eingesetzt werden müssen.
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In dieser Tradition steht die 90/90-Regel. Sie wurde vom Software-Entwickler Tom Cargill aufgestellt und ist gewiss nicht weniger universell gültig. Sie besagt: „Für die ersten 90 Prozent eines Software-Codes braucht man 90 Prozent der Entwicklungszeit. Für die restlichen 10 Prozent des Codes benötigt man die anderen 90 Prozent.“
Assoziationsnetz: Planung, Projektmanagement.
Die überflüssigen E-Mails An einem normalen Tag werden weltweit 31 Milliarden E-Mails verschickt. Das ist eine ungeheure Menge, wenn man bedenkt, dass die Zahl aller E-Mail-Adressen weltweit auf 500 Millionen geschätzt wird. Jeder erhält also im Durchschnitt jeden Tag nicht weniger als 62 Mitteilungen. Die meisten davon sind nutzlos (➝ S. 94). Von zehn EMails sind sieben unerwünschte Werbemails, so genannter „Spam“. Hinzukommen überflüssige Mitteilungen wie „Danke“ oder „Bis später“ oder der Klassiker „Wir telefonieren“. Am schlimmsten aber sind die „Kopien“, E-Mails, die an jemand anderen gerichtet sind, bei dem Sie jedoch das zweifelhafte Vergnügen haben mitzulesen, weil Sie auch irgendwie am Rande mit der Sache zu tun haben. Der Absender handelt in der lobenswerten Absicht, alles transparent zu machen. Außerdem spart er jede Menge Zeit, wenn er Ihre E-Mail-Adresse einfach nur in das „Cc:"-Feld kopiert. Im Ergebnis führt das jedoch zu einer wahren Explosion überflüssiger Mitteilungen. Experten schätzen, dass sich durch diese Unsitte die Anzahl der internen E-Mails verfünffacht hat. Und so lässt sich vermuten, dass wir von den 62 E-Mails, die jeder von uns Tag für Tag im Durchschnitt bekommt, höchstens zwei wirklich gebrauchen können.
Assoziationsnetz: E-Mail, Informationen, Werbung, Überfluss, Aufmerksamkeit.
Zu viele E-Mails und SMS schaden Ihrer Intelligenz Wer ständig am Computer und am Handy hängt, um Nachrichten zu verschicken, der gefährdet seine Intelligenz. Das wollen zumindest britische Psychologen von der University of London in einer Studie
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für den amerikanischen Computerkonzern Hewlett-Packard herausgefunden haben. Demnach ist es ungemein schädlich, ständig mit dem Informationsstrom mitschwimmen zu wollen, dauernd seine E-Mails und SMS abzurufen und sogleich zu beantworten. Das schwächt die Konzentrationsfähigkeit und führt dazu, dass der Intelligenzquotient um bis zu 10 Prozent abstürzt. Wie die Briten weiter ausführen, reduziert der gleichfalls nicht intelligenzfördernde Konsum von Marihuana den IQ nur um 4 Prozent. Was zu so aufmerksamkeitserregenden Schlagzeilen geführt hat wie „E-Mails schlimmer als Drogen“. Für Kenner und Besserwisser: Sehr ernst müssen Sie die Studie nicht nehmen. Es wurden nur elfhundert Personen befragt; Jugendliche waren nicht darunter. Und nur 80 haben bei weiterführenden Tests mitgemacht. Aber für einen Small Talk über Ihre E-Mail-Gewohnheiten eignet sich die Studie allemal.
Assoziationsnetz: E-Mail, SMS, Aufmerksamkeit, Stress, Intelligenz, Sucht.
Die häufigsten Suchbegriffe Es gibt kaum eine Statistik, die zu einem anderen Ergebnis kommt: Der Begriff, der am häufigsten in die Suchmaschinen eingegeben wird, lautet „Sex“. Die nachfolgenden Ränge sind höchst unterschiedlich besetzt und auch von der aktuellen Nachrichtenlage abhängig. Bei den deutschsprachigen Suchmaschinen belegten im Oktober 2005 diese Begriffe die nachfolgenden Ränge: 2. Download, 3. Free, 4. MP3, 5. Bilder, 6. SMS, 7. Porno, 8. Nackt, 9. Berlin. Und schließlich gleichauf an 10. Stelle: Software und Erotik.
Assoziationsnetz: Suchmaschine, Informationen, Internet.
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Smalltalktaugliche Fakten rund um das Internet Das Internet ist schon lange kein heißes Thema mehr. Umso besser lässt sich darüber plaudern. Daher einige Fakten, die Sie zwanglos ins Gespräch einstreuen können: ● Der Rekord im Dauerchatten liegt momentan bei 104 Stunden und 12 Minuten. Wie viele Stunden die Chatter dabei im Tiefschlaf verbracht haben, ist nicht bekannt. ● Um den Titel „kleinste Website“ im Internet streiten sich www.guimp.com und little.kosmann.com. Beide sind gleich winzig. ● Die größte Website ist die des Netwerk- und System-Anbieters Cisco. Sie umfasst nicht weniger als zehn Millionen Einzelseiten, die von tausend Redakteuren gepflegt werden. ● Unter den längsten registrierten Domainnamen befinden sich solche, die nur den Zweck haben, die Höchstgrenze von 63 Zeichen zu erreichen, um sich den „Rekord“ zu sichern. Löbliche Ausnahme ist die Website eines walisischen Orts, weil der nämlich einfach seinen authentischen Namen als Adresse verwendet. Schauen Sie doch mal rein unter www.llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwyll-llantysiliogogogoch.com. ● Die längste Seite im Web baute der Deutsche Ralf Laue während der Computermesse CeBIT 1999 in Hannover. Sie erreichte die unvorstellbare Länge von 563 Kilometern und 620 Metern. Die breiteste Seite trägt den programmatischen Namen www.scrollscrollscroll.com und misst 11 Kilometer. ● Die Frau und der Mann, die am häufigsten im Netz erwähnt werden, sind zwei Amerikaner: Pamela Anderson und Ex-Präsident Bill Clinton, der noch öfter vorkommt als die Dame mit der großen Oberweite. Dafür durfte die sich als die Persönlichkeit betrachten, nach der am häufigsten in den Suchmaschinen gefahndet wurde; mittlerweile soll sie aber von dem Rap-Star 50 Cent noch überflügelt worden sein. ● Welches Motiv zeigte wohl die Web-Kamera, die bis heute am längsten in Betrieb war? Die Kaffeemaschine an der britischen Cambridge-Universität. Mitarbeiter der renommierten Hochschule konnten sich jederzeit informieren, wie viel Kaffee (➝ S. 200) noch in der Glaskanne war und ob es höchste Zeit war, sich auf den Weg zu machen. Bedauerlicherweise wurde die Kamera 2001
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abgeschaltet. Die Kaffeemaschine soll sich mittlerweile in Besitz der Redaktion von Spiegel-Online befinden.
Assoziationsnetz: Chatten, Website, Prominenz, Kaffee kochen.
Die Welt des Sports Sport bietet sich immer dann als Small Talk Thema an, wenn gerade irgendein sportliches Großereignis stattgefunden hat oder unmittelbar bevorsteht. Und weil eines von beiden bestimmt gegeben ist, können Sie auch fast immer sportliche Themen ansprechen. Dabei sollten darauf achten, dass Ihr Gespräch nie ins Ernsthafte abgleitet, eine Gefahr, die seltsamerweise gerade bei der „schönsten Nebensache der Welt“ droht. Aber mit den folgenden Einsichten und Geschichten können Sie vielleicht auch Leute unterhalten, die ansonsten wenig Interesse an sportlichen Ereignissen haben.
Menschen wollen gewinnen Der Münchner Evolutionsbiologe Josef Reichholf hat eine These aufgestellt, die wie geschaffen ist für einen anspruchsvollen Small Talk zum Thema Sport. Reichholf meint: Wir Menschen unterscheiden uns grundlegend von allen andern Wesen durch unseren rätselhaften Drang, gewinnen zu wollen – und zwar nur um des Sieges willen. Kein Tier käme je auf den Gedanken loszusprinten, um irgendwo als erster durchs Ziel zu laufen. Es sei denn, es geht um irgendwelche anderen Dinge wie Futter, Fortpflanzung oder Flucht. Das zweckfreie Gewinnenwollen gibt es nur bei uns Menschen. Reichholf erkennt darin einen Schlüssel zum Verständnis des Menschen. Nur weil wir spielerisch und zweckfrei in allen möglichen Disziplinen die Besten, die Ersten und die Größten sein wollen, hat sich die menschliche Zivilisation entwickelt. So gesehen kommt unser Menschsein nirgendwo reiner zum Ausdruck als im Sport.
Assoziationsnetz: Mensch, Evolution, Sport, Sieg.
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Die ältesten Sportarten Sportliche Wettkämpfe gab es offenbar schon in der Steinzeit. Höhlenmalereien deuten jedenfalls darauf hin, dass unsere Vorfahren schon vor 30.000 Jahren sportlich miteinander gewetteifert haben. Als älteste Disziplinen gelten Laufen, Schwimmen und natürlich – immerhin befinden wir uns in der Steinzeit – Steinweitwurf. Auch Bogenschießen gehört zu den prähistorischen Sportarten. Ebenso wie Ringen und – spätestens seit der Bronzezeit (also seit 5.000 Jahren) – Fechten. Die alten Ägypter begannen damit, den Sport besser zu organisieren und Wettkämpfe nach festen Regeln zu veranstalten. Neben den bereits erwähnten Disziplinen finden wir im Land der Pharaonen Speerwurf, Hochsprung und Fischen. Wobei der Speerwurf sicher schon vorher als Sport betrieben wurde und das altägyptische Wettfischen nicht mit dem Fischefangen verwechselt werden darf, das der Nahrungsbeschaffung dient. Die Chinesen hingegen erfinden vor 6.000 Jahren die Gymnastik und das Fußballspielen vor etwa dreieinhalb tausend Jahren. Sie nennen es „Tsuh-Küh“ und lassen zunächst ihre Soldaten gegen das runde Leder treten. Gut tausend Jahre später, in der Zhou-Dynastie, wird Fußball zum Volkssport. Und auch die ersten Fußballprofis sollen im Reich der Mitte gekickt haben. Eine eigene Profiliga soll um das Jahr 600 gegründet worden sein.
Assoziationsnetz: Steinzeit, Laufen, Wettkampf, Ägypten, China, Fußball.
Die olympischen Spiele der Antike Wenn wir über die Anfänge des Sports reden, dürfen wir die Griechen nicht übergehen. Immerhin haben sie vor gut dreitausend Jahren die olympischen Spiele ins Leben gerufen. Veranstaltet wurden sie zu Ehren von Göttervater Zeus in und um Olympia. Kenner und Besserwisser sollten sich vor allem zwei Dinge einprägen: ● Offiziell werden die ersten olympischen Spiele der Antike auf das Jahr 776 v. Chr. datiert. Denn aus diesem Jahr stammen die ältesten Siegerlisten. Vermutlich sind die Spiele aber gut drei- bis vierhundert Jahre älter.
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Die olympischen Spiele waren nicht die einzigen, sondern nur die bekanntesten Spiele dieser Art. Es gab noch die Nemeischen, die Pythischen und die Isthmischen Spiele. Ebenfalls kultische Wettkämpfe mit sportlichem Einschlag.
Assoziationsnetz: Olympische Spiele, Religion, Kult.
Die antiken olympischen Disziplinen Zunächst bestanden die olympischen Spiele nur aus einer einzigen Disziplin, dem Laufen. Folgerichtig dauerten die Spiele nur einen einzigen Tag. Später wurde das Programm auf fünf Tage ausgedehnt, wobei am ersten Tag keine Wettkämpfe stattfanden. Den Anfang machten die Laufwettbewerbe, dann gab es Pferderennen und Wagenrennen, den Fünfkampf, der aus Laufen, Weitspringen (aus dem Stand), Speerwerfen, Diskuswerfen und Ringen bestand, sowie drei Kampfsportarten, nämlich Faustkampf, Ringkampf und „Allkampf“ (für Kenner; Pankration), eine ziemlich rüde Angelegenheit, bei der „alle“ Mittel erlaubt waren und die erst endete, wenn einer der Kämpfer aufgab oder tot war. Was häufig sehr dicht beieinander lag. Unter den Laufwettbewerben ist besonders der Waffenlauf hervorzuheben, bei dem die Teilnehmer in sengender Hitze mit voller Rüstung um die Wette rannten. Kenner und Besserwisser sollten nicht unerwähnt lassen, dass es auch einen Wettbewerb zwischen Trompetern und Herolden gab.
Assoziationsnetz: Olympische Spiele, Laufen, Pferderennen, Kampfsport, Militär, Trompete.
Die antiken Superstars Nahmen zunächst nur Söhne aus gutem Hause an den Wettkämpfen teil, so wurden sie bald durch Profisportler verdrängt. Diese Athleten verfügten über eigene Trainer, Ärzte und Köche. Sie bereiteten sich intensiv auf die sportlichen Wettkämpfe (nicht nur in Olympia) vor, sie wurden gefeiert wie Superstars und verdienten ein Vermögen. Einer dieser Superstars war Milon von Kroton, der berühmteste Ring-
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kämpfer der Antike. Siebenmal nahm er an den olympischen Spielen teil, sechs Mal gewann er. Das erste Mal noch im Knabenwettbewerb. Milon war seinen Konkurrenten zeitweilig so überlegen, dass sie Angst hatten, gegen ihn anzutreten. Einmal gewann er den olympischen Siegerkranz, weil sich keiner fand, der mit ihm kämpfen wollte. Nach seiner sportlichen Laufbahn wurde er von seinen Landsleuten zum General ernannt. Bei einer Schlacht schritt er ihnen wie Herkules voran: mit einem Löwenfell um die Schultern und einer schweren Keule in der Hand. Da konnte der militärische Sieg nicht ausbleiben.
Assoziationsnetz: Olympische Spiele, Antike, Helden, Profis, Training, Militär.
Die olympischen Spiele der Neuzeit Beflügelt durch archäologische Ausgrabungen in Olympia verfolgte der Pädagoge Pierre de Coubertin ab 1880 die Idee, die olympischen Spiele wiederzubeleben. Nach seinen Vorstellungen sollen die Spiele zur Völkerverständigung beitragen und friedensstiftend wirken. Ganz nach dem antiken Vorbild will Coubertin nur männliche Einzelathleten zulassen. In Athen kann er sich noch durchsetzen. Doch schon bei den zweiten olympischen Spielen 1900 in Paris sind die ersten Frauen dabei – und nehmen am Golfwettbewerb teil.
Assoziationsnetz: Olympische Spiele, Völkerverständigung, Frauen, Golf.
Silbermedaillen für die Sieger Bei den ersten beiden olympischen Spielen werden die Gewinner mit einer Silbermedaille und einem Ölzweig ausgezeichnet, der Zweitplatzierte bekommt zum Ölzweig eine Medaille aus Kupfer; der Dritte geht leer aus. Erst bei den olympischen Zwischenspielen in Athen 1906 (siehe unten) werden erstmals Gold-, Silber- und Bronzemedaillen vergeben.
Assoziationsnetz: Olympische Spiele, Sieger, Goldmedaille.
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Harvard schließt den ersten Olympiasieger aus Als erster olympischer Wettbewerb der Neuzeit wurde der Dreisprung abgeschlossen. Es siegte der Amerikaner James Connolly. Weil er nach Griechenland gereist war, ohne Urlaub zu nehmen, schloss ihn die Harvard-Universität vom Studium aus. Es dauerte mehr als 50 Jahre, bis sie ihn rehabilitierte und ihm 1949 die Ehrendoktorwürde verlieh.
Assoziationsnetz: Olympische Spiele, Sieger, Helden, Disziplin.
Olympia als Begleitprogramm Die olympischen Spiele 1900 in Paris und 1904 in St. Louis sind alles andere als ein rauschendes Sportfest. Denn sie erstrecken sich über viereinhalb Monate und werden eher als sportliches Begleitprogramm zur Weltausstellung wahrgenommen, die zu dieser Zeit stattfindet. Das öffentliche Interesse an den Spielen hält sich denn auch sehr in Grenzen. Außerdem nehmen nur recht wenig Sportler aus dem Ausland teil. In St. Lous werden immerhin 94 Wettbewerbe ausgetragen, aber nur 42 Sportler aus andern Ländern als den USA nehmen daran teil.
Assoziationsnetz: Olympische Spiele, Weltausstellung, Begleitprogramm.
Die olympischen Zwischenspiele von 1906 Eigentlich haben die müden Veranstaltungen in Paris und St. Louis die olympische Idee ramponiert. Erst die nächsten olympischen Spiele werden Maßstäbe setzen. Zum ersten Mal gibt es eine Eröffnungsfeier, bei der die Sportler hinter ihren Landesfahnen in das Stadion einziehen. So wie es heute üblich ist. Zum ersten Mal werden Gold-, Silber und Bronzemedaillen vergeben und für den Sieger die Landesflagge gehisst. Zum ersten Mal trägt eine Mannschaft einheitliche Sportkleidung, nämlich das Team der USA. Und zum ersten Mal werden alle Sportler an einem Ort untergebracht, es entsteht also das erste olympische Dorf.
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Diese olympischen Spiele, die viele Sporthistoriker als die „Rettung“ des ganzen Projekts ansehen, sind offiziell jedoch gar keine. Es sind die olympischen Zwischenspiele von 1906 in Athen. Und die werden in allen offiziellen Statistiken übergangen, totgeschwiegen. Dafür werden kurioserweise olympische Spiele gezählt, die (kriegsbedingt) gar nicht stattgefunden haben: Die achten olympischen Spiele 1916 in Berlin, die zwölften 1940 in Tokio und die dreizehnten 1944 in London.
Assoziationsnetz: Olympische Spiele, Statistik.
Die wahre Bedeutung der olympischen Ringe Der Begründer der olympischen Spiele, Pierre de Coubertin, hat auch das olympische Markenzeichen, die fünf Ringe, entwickelt. Häufig wird behauptet, jeder Ring stünde für einen bestimmten Erdteil: Der blaue für Europa, der gelbe für Asien, der schwarze für Afrika, der grüne für Australien und der rote für Amerika (wegen der Indianer). Das stimmt jedoch nicht. Und so können Sie das bei nächster Gelegenheit mal richtig stellen. Also: Die fünf Ringe symbolisieren zwar die fünf Erdteile. Aber es steht nicht ein Ring für einen bestimmten Erdteil. Die Farben hat der Baron de Coubertin vielmehr ausgewählt, weil sie seiner Ansicht nach den „Farben sämtlicher Nationalflaggen“ entsprechen. Zu den fünf Farben der Ringe kommt noch das Weiß des Hintergrunds. Aber auch dann hat Coubertin nicht ganz Recht. Selbst wenn wir von solchen Unterschieden wie zwischen Hell- und Dunkelblau absehen und das Gold, das nicht nur in der deutschen Flagge erscheint, als Gelb gelten lassen, bleiben immer noch Orange (zum Beispiel in Flaggen von Irland, Indien, der Elfenbeinküste, Bhutan und Sambia) und Braun (in der Flagge von Katar, die es, nun ja, erst seit 1949 gibt). Für Kenner und Besserwisser: Die einzige Nationalflagge, die alle sechs olympischen Farben enthält, ist die von Südafrika.
Assoziationsnetz: Olympische Spiele, Symbol, Flaggen.
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Der mörderische Marathonlauf In den ersten Jahren durften die Teilnehmer beim Marathonlauf kein Wasser trinken. Entsprechend litten sie unter Austrocknung und schleppten sich halbtot ins Ziel. Außerdem wurde von den Amateursportlern fast schon professionell getrickst: So gewann 1900 der Luxemburger Michel Johann Théato, der in Paris Backwaren austrug und daher die Stadt besonders gut kannte. Während sich seine Konkurrenten im Gewirr der Straßen verliefen, soll Théato die eine oder andere Abkürzung benutzt haben. 1904 überquerte der Amerikaner Fred Lorz als erster die Ziellinie. Doch wurde er disqualifiziert, als sich herausstellte, dass er zwischen Kilometer 14 und 34 ein Auto benutzt hatte. Wobei man hinzufügen muss, dass der Wagen mit einem Motorschaden liegen blieb. Zum Sieger wurde sein Landsmann Thomas Hicks erklärt, der es nur ins Ziel schaffte, weil er von seinem Trainer immer wieder mit Eiern, Strychnin und Brandy hochgepäppelt wurde. Außerdem wurde er unterwegs mit warmen Tüchern gewaschen. Das war alles regelkonform und so konnte er ruhigen Gewissens seine Siegermedaille entgegennehmen.
Assoziationsnetz: Olympische Spiele, Laufen, Tricks, Flüssigkeitsbedarf, Doping.
Kuriose olympische Wettbewerbe Kein Small Talk über die olympischen Spiele, ohne an die zahlreichen Wettbewerbe zu erinnern, die heute schon lange nicht mehr im Programm sind: So gab es Armbrustschießen, Boule, Cricket und Krocket (beide 1900 in Paris), Gewichtwerfen, Golf (bis 1920), Motorbootrennen (1908 in London), Tauziehen und Seilklettern, bei dem ein 10 bis 14 Meter langes Seil hochzuklettern war, ohne die Beine zu bewegen – was mörderisch ist. Bewertet wurden zu gleichen Teilen die Schnelligkeit und die Haltung. Dabei kamen nicht viele Athleten überhaupt oben an. Ebenfalls nicht dauerhaft etablieren konnte sich das Taubenschießen. Bei diesem bizarren Wettbewerb ging es darum, möglichst viele Tauben zu erlegen. Wer zweimal danebenschoss, schied aus. Auf diese Weise sollen fast 300 Tauben ihr Leben gelassen haben.
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In der Leichtathletik finden wir Disziplinen wie das beidarmige Kugelstoßen, das beidarmige Speerwerfen sowie den Hoch-, Weit- und Dreisprung aus dem Stand. Unter den Schwimmwettbewerben verdienen der Kopfweitsprung und das 200 Meter Hindernisschwimmen nähere Beachtung. Beim Kopfweitsprung sprangen die Athleten vom Ufer ab und ließen sich möglichst lange gleiten, ohne Arme und Beine zu bewegen. Beim Hindernisschwimmen waren Boote zu überklettern, die von den Kampfrichtern festgehalten wurden. Für Kenner: Seit 2003 wird ein Teil dieser ausgemusterten olympischen Disziplinen bei den so genannten „Retrolympics“ gepflegt, eine Veranstaltung, bei der hauptsächlich der Spaß im Vordergrund steht und die bis jetzt dreimal ausgetragen wurde, in Kranichfeld, Heidelberg und Potsdam.
Assoziationsnetz: Olympische Spiele, Golf, Jagd, Schwimmen.
Krocket – die unbeliebteste Disziplin Unter allen olympischen Wettbewerben lockte das Krocket die wenigsten Zuschauer an. Es fand nur ein einziges Mal statt, 1900 in Paris. Um das Spiel zu verfolgen, fand sich nur ein einziger zahlender Zuschauer ein, ein Engländer, wie die Chronik vermerkt.
Assoziationsnetz: Olympische Spiele, Zuschauer.
Goldmedaillen für Gedichte Von Anfang sollten die olympischen Spiele mehr sein als ein reines Sportspektakel. Daher erschien es nur folgerichtig, den olympischen Gedanken auch auf kulturelle Leistungen auszudehnen und in diesen Disziplinen ebenfalls Medaillen zu vergeben. Zwischen 1912 und 1948 konnten auch Dichter, Komponisten, Architekten und Bildhauer olympisches Gold gewinnen. Es gab nicht weniger als 18 solcher Wettbewerbe, darunter allein im Fach Literatur die Einzeldisziplinen epische Werke, dramatische Werke, lyrische Werke sowie die ominöse Kategorie „Literatur aller Art“. Wer mitmachen wollte, reichte sein Werk ein. Eine Jury befand darüber und kürte den Sieger. Manchmal waren
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die Vorschläge so dürftig, dass die Kampfrichter nicht immer alle drei Medaillenränge vergeben wollten. Hätte es damals einen „Medaillenspiegel“ gegeben, so hätten ihn die Deutschen klar angeführt. Unter den Ausgezeichneten erscheinen besonders smalltalktauglich: ● Der deutsche Lyriker Rudolf Georg Binding, der 1928 in Amsterdam die Silbermedaille im Dichten holte für sein lyrisches Werk „Reitvorschrift für eine Geliebte“. ● Der Komponist Werner Egk, der 1936 in Berlin die Goldmedaille für seine „Olympische Festmusik“ holte. Im gleichen Jahr bekam der umstrittene Bildhauer Arno Breker für seine Plastik „Zehnkämpfer“ Silber. ● Das weithin unbekannte Autorenduo Georg Hohenrod/M. Eschbach, das in der literarischen Freistilkategorie „Literatur aller Art“ 1912 in Stockholm die Goldmedaille bekam für seine „Ode an den Sport“. Später stellte sich heraus, dass es das Duo gar nicht gab, sondern dass eine hochgestellte Persönlichkeit den Text unter Pseudonym eingereicht hatte. Ihr Name: Pierre de Coubertin.
Assoziationsnetz: Olympische Spiele, Kultur, Literatur, Komponist, Pseudonym.
Stadttore als Fußballtore Im mittelalterlichen England wurde folgendermaßen Fußball gespielt: Zwei Dörfer traten gegeneinander an. Es ging darum, einen Ball durch das gegnerische Stadttor zu schießen. Die Zahl der Mitspieler war uneinheitlich, aber sehr groß, ebenso das Spielfeld, das sich über mehrere Kilometer hinziehen konnte. Feste Regeln gab es nicht, dafür viele Verletzte und einen Ball, der öfters durch die Stadttore flog. Da liegt es nahe anzunehmen, die Fußballtore hätten ihren Namen von den alten Stadttoren bekommen. Es gibt nur einen Haken dabei: Die Engländer nennen das Tor gar nicht „door“ oder „gate“, also nach einem Tor, sondern „Goal“. Und das bedeutet so viel wie „Ziel“ oder „Mal“.
Assoziationsnetz: Fußball, Tor, Mittelalter.
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Indianer spielten Fußball Ähnlich wie im mittelalterlichen Europa wurde auch bei Indianern gekickt – und zwar schon vor Kolumbus. Die Fußballfelder der Indianer waren riesig, die Mannschaften bestanden aus fünfhundert bis tausend Mitspielern. Aber das war auch nötig, denn es wurde von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang gespielt. Genaueres über das indianisches Fußballspiel ist nicht bekannt, denn die Indianer hatten keine Schrift, um uns beispielsweise die Regeln oder die Tabelle der Saison 1504/1505 zu hinterlassen. Alles, was wir über die fußballspielenden Indianer wissen, stammt von weißen Siedlern. Während die jedoch sonst eher dazu neigten, den Rothäuten nur das Schlechteste anzudichten, von ihrem Fußballspiel waren sie stark beeindruckt. Für Kenner und Besserwisser: Das Fußballspiel wurde von den Indianern „Pasuckuakohowog“ (Aussprache üben!) genannt. Zu Deutsch: „Sie treffen sich, um den Ball mit dem Fuß zu spielen.“
Assoziationsnetz: Fußball, Indianer.
Eindruck schinden mit der „Jenaer Regel" Ob jemand etwas vom Fußball versteht oder nicht, erkennt man angeblich daran, ob er die Abseitsregel richtig erklären kann. Deshalb kann es geschehen, dass Sie an kritischen Punkten des Gesprächs aufgefordert werden, „erst mal“ die Abseitsregel zu „erklären“. Als erfahrener Smalltalker könnten Sie das natürlich im Ernstfall tun (siehe unten). Weil diese Erklärung aber nur einen begrenzten Unterhaltungswert hat (vor allem wenn sie korrekt ist), sollten Sie vielleicht eher den Spieß umdrehen und von Ihrem Gegenüber verlangen, dass er „erst mal“ die „Jenaer Regel“ offen legen soll. Und wenn er daraufhin nur ein langes Gesicht macht, erklären Sie ihm die Hintergründe. Im Jahre 1896 wurde in den „Jenaer Regeln“ festgelegt, dass Fußballplätze in Deutschland frei von Bäumen und Sträuchern sein müssen. Eine Regel, die sich zweifellos bewährt hat.
Assoziationsnetz: Fußball, Abseits, Regeln, Bäume und Sträucher.
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Die Abseitsregel erklären Wir haben es eben angesprochen. Manchmal lässt es sich nicht umgehen – Sie müssen die Abseitsregel erklären. Also: Ein Spieler steht beim Fußball dann im Abseits, wenn er zum Zeitpunkt der Ballabgabe in der gegnerischen Hälfte höchstens noch einen gegnerischen Spieler vor sich hat, das kann der Torwart sein, muss es aber nicht. Geahndet wird diese Abseitsstellung jedoch nur, wenn der Spieler ins Geschehen eingreift, also entweder selbst den Ball zugespielt bekommt oder dem Torwart die Sicht nimmt. Weitere Voraussetzung: Es wird nur dann auf Abseits erkannt, wenn der Ball von der eigenen Mannschaft gespielt wurde und nicht vom Gegner kam. Und wer es ganz genau wissen will: Beim Eckstoß, Abstoß und Einwurf ist die Abseitsregel aufgehoben. Aber sobald ein Mitspieler den Ball berührt hat, ist die Regel wieder in Kraft. Am besten lässt sich diese Regel übrigens mit Erdnüssen, Weintrauben, Oliven, Crackern oder Gummibärchen (➝ S. 201) erklären.
Assoziationsnetz: Fußball, Abseits.
Die vier Regeln des britischen Shrovetide Fußballs Seit dem 12. Jahrhundert findet jedes Jahr am Fassnachtsdienstag und Aschermittwoch im britischen Ashbourne ein ungewöhnliches Fußballspiel statt: Das Royal Shrovetide (= Fastnachtszeit, sprich „Schrowtaid") Footballmatch. Der Platz ist gut viereinhalb Kilometer lang. Die Spielzeit beträgt acht Stunden. Als Tore dienen zwei Wasserräder. Da muss der Ball hineinbefördert werden, um einen Treffer zu markieren. Ansonsten gelten die folgenden vier Regeln: 1. Halte den Ball von Friedhöfen, Gräbern und Gedenkgärten fern. 2. Überquere nicht das Eigentum fremder Leute. 3. Füge niemanden absichtlich Schaden zu. 4. Der Ball darf nicht in Taschen oder Rucksäcken versteckt werden oder mit motorisierten Fahrzeugen transportiert werden.
Assoziationsnetz: Fußball, Regeln, Fassnacht, Großbritannien, Mittelalter.
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Die ersten Fußballregeln Studenten der Universität Cambridge verfassen 1846 die ersten Fußballregeln. Demnach durfte eine Mannschaft nur aus 15 bis 20 Spielern bestehen. Später kamen weitere Regeln hinzu: So wurde 1864 die Spielkleidung näher bestimmt: Die Hosen mussten die Knie bedecken und die Mützen mussten mit Quasten versehen sein. Ein Jahr später wurden die Tore nach oben hin begrenzt: In der Höhe von 2 Meter 44 wurde zwischen den beiden Torpfosten ein Seil gespannt. Erst zehn Jahre später wurde das Seil durch eine Querlatte ersetzt.
Assoziationsnetz: Fußball, Mannschaft, Hose, Mütze.
Seit wann gibt es das im Fußball? Beim Small Talk über Fußball ist Sachverstand gefragt. Daher sollten Sie Ihre Gesprächspartner durch detailliertes Wissen beeindrucken, wann was eingeführt wurde. Denn wer darüber Beschied weiß, seit wann es Tornetze gibt, für den ist es ein Leichtes vorherzusagen, wer die Meisterschaft gewinnt. ● Die erste Abseitsregel wird 1863 in England festgelegt. Damals ist noch nicht einmal die Größe der Tore oder des Spielfelds genau bestimmt. Der Grundgedanke ist: Niemand sollte hinter dem Rücken des Gegners Tore schießen dürfen. ● Erst ab 1870 wird die Anzahl der Mitglieder einer Fußballmannschaft auf elf begrenzt. ● Das erste offizielle Länderspiel findet 1872 zwischen Schottland und England in Glasgow statt. Das Spiel endet mit einem torlosen Unentschieden. ● Seit 1874 leitet ein Schiedsrichter das Spiel. Aber erst 15 Jahre später darf er auch allein entscheiden. Vorher mussten sich die Beteiligten irgendwie einigen. ● 1878 benutzt im englischen Nottingham ein Schiedsrichter zum ersten Mal eine Trillerpfeife. ● Die Tornetze werden 1890 eingeführt. ● Den Elfmeter gibt es seit 1891. ● 1906 werden Metalleinlagen in den Fußballschuhen verboten. ● Die Rückennummern werden 1939 offiziell eingeführt.
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Erst seit 1965 dürfen Spieler ausgewechselt werden. Zunächst nur in England und nur, wenn sie sich verletzt haben. Ab 1966 darf auch unabhängig von Verletzungen ausgewechselt werden. Die gelbe und die rote Karte werden 1970 eingeführt, die „gelb-rote“ erst 1991. Seit 1992 gibt es die „Champions League“, die den Europapokal der Landesmeister ersetzt.
Assoziationsnetz: Fußball, Regeln, Verletzungen.
Hilfreiche Zitate rund um den Fußball Bekanntlich ist Fußball die beliebteste Sportart der Welt. Manche meinen, das liege daran, dass Fußball so leicht zu begreifen sei und dennoch kompliziert genug bleibe, dass einem der Gesprächsstoff niemals ausgeht. Aus diesem Grund ist Fußball für den versierten Smalltalker ein unverzichtbares Thema. Denn egal, worum es geht, durch den Bezug auf Fußball oder einen Fußballer bekommt jedes Thema die nötige Leichtigkeit und gleichzeitig die Allgemeingültigkeit, die Ihnen beim Small Talk im Allgemeinen sehr nützlich ist. Daher sollten Sie sich mit den treffendsten Aussagen derjenigen Menschen vertraut machen, die etwas mit Fußball zu tun haben. Es mag ja sein, dass Hegel Recht hat, doch wenn Lothar Matthäus im Grunde auf das Gleiche hinaus will, dann sollte klar sein, auf wen Sie sich berufen. Was ist Fußball? ● „Fußball ist Ding, Dang, Dong. Es gibt nicht nur Ding.“ – Giovanni Trappatoni, Trainer. ● „Der Fußball ist eine Kartoffel“, „Tschik“ Cajkowski, legendärer Trainer von Bayern München. Das nächste Spiel ● „Es ist wichtig, dass man neunzig Minuten mit voller Konzentration an das nächste Spiel denkt.“ – Lothar Matthäus, Nationalspieler und Trainer. ● „Wir fahren hin, hau'n die weg und fahren wieder zurück.“ – Peter Neururer, Trainer. ● „Wir müssen gewinnen, alles andere ist primär.“ – Hans Krankl, österreichischer Nationalspieler.
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„Wenn wir hier nicht gewinnen, dann treten wir ihnen wenigstens den Rasen kaputt.“ – Rolf Rüssmann, Nationalspieler. ● Vor dem WM-Spiel gegen Kroatien äußerte Nationaltrainer Berti Vogts: „Die Kroaten sollen ja auf alles treten, was sich bewegt – da hat unser Mittelfeld ja nichts zu befürchten.“ Niederlagen ● „Zuerst hatten wir kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu.“ – Jürgen Wegmann, Stürmer bei Borussia Dortmund, Schalke 04 und Bayern München. ● „Der größte Fehler, den wir jetzt machen könnten, wäre, die Schuld beim Trainer zu suchen.“ – Karl-Heinz Körbel, damals Trainer von Eintracht Frankfurt. Spielanalysen ● „Der Grund war nicht die Ursache, sondern der Auslöser.“ – Franz Beckenbauer, Fußballkaiser. ● „Sie spielen taktisch gut, obwohl sie ohne Taktik spielen.“ – Udo Lattek, Trainer. ● „Kompliment an meine Mannschaft und meinen Dank an die Mediziner. Sie haben Unmenschliches geleistet.“ – Berti Vogts, Nationaltrainer. ● „Die Breite an der Spitze ist dichter geworden.“ – Berti Vogts, Nationaltrainer. ● „Ich hatte vom Feeling her ein gutes Gefühl.“ – Andreas Möller, Nationalspieler. ● „Es hängt alles irgendwo zusammen. Sie können sich am Hintern ein Haar ausreißen, dann tränt das Auge.“ – Dettmar Cramer, Trainer. Prognosen ● „Ich bin Optimist. Sogar meine Blutgruppe (➝ S. 57) ist positiv.“ – Toni Polster, österreichischer Nationalspieler. ● „Dies kann ein Nachteil oder ein Vorteil sein, sowohl für uns als auch für die gegnerische Mannschaft.“ – Erich Ribbeck, Nationaltrainer, als er sich über die aufgeladene Atmosphäre vor einem Länderspiel in der Türkei äußerte. ● „Ja gut, es gibt nur eine Möglichkeit: Sieg, Unentschieden oder Niederlage!“ – Franz Beckenbauer, Fußballkaiser. Fußballerleben ● „In der Schule gab's für mich Höhen und Tiefen. Die Höhen waren der Fußball.“ – Thomas Häßler, Nationalspieler.
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Die Welt des Sports
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„Ich hatte noch nie Streit mit meiner Frau. Bis auf das eine Mal, als sie mit aufs Hochzeitsfoto wollte.“ – Mehmet Scholl, Nationalspieler. „Hass gehört nicht ins Stadion. Solche Gefühle soll man gemeinsam mit seiner Frau daheim im Wohnzimmer ausleben.“ – Berti Vogts, Nationaltrainer. Nach vier trainingsfreien Tagen äußerte Fußballprofi Ned Zelic: „Ich stehe lieber auf dem Platz. Es ist anstrengend genug, den ganzen Tag mit der Familie zu verbringen.“ „Ich habe viel von meinem Geld für Alkohol, Weiber und schnelle Autos ausgegeben... Den Rest habe ich einfach verprasst.“ – George Best, Stürmerlegende von Manchester United.
Assoziationsnetz: Fußball, Sieg, Niederlage, Prognose, Beruf, Konflikte, Genuss.
Was Sie über die Tour de France wissen sollten Als erfahrener Smalltalker sollten Sie auch über das „härteste Radrennen der Welt“, die Tour de France mitreden können. Hier sind einige smalltalktaugliche Fakten, die Sie in die Unterhaltung einflechten können: ● Die Tour de France wurde ins Leben gerufen, um den Verkauf der Zeitschrift „L'Auto“ anzukurbeln. ● Die erste Tour führte vom 1. bis 19. Juli 1903 über 2.428 Kilometer. Sechzig Fahrer nahmen teil und legten jeden Tag etwa 400 Kilometer zurück. Es wurde von Sonnenaufgang bis in die Nacht gefahren. ● Erster Toursieger wurde der Franzose Maurice Garin. Sein Vorsprung auf den Zweiten betrug sagenhafte zwei Stunden 49 Minuten und 45 Sekunden. Der größte in der Geschichte der Tour. ● Im darauf folgenden Jahr siegt wieder Garin. Doch wird er – zusammen mit den drei Nächstplatzierten – disqualifiziert, als sich herausstellt, dass sie Teile der Strecke im Auto oder im Zug zurückgelegt haben. ● Wiederum ein Jahr später wird nur noch bei Tageslicht gefahren, um die Betrügereien im Schutz der Dunkelheit zu verhindert. ● Das gelbe Trikot für den Spitzenreiter wird 1919 eingeführt. ● Bei der Tour 1928 bricht dem Führenden, dem Luxemburger Nicolas Franz, der Rahmen seines Fahrrads. Kurz entschlossen greift er
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sich das Damenrad einer Zuschauerin und strampelt so die letzten 100 Kilometer ins Ziel. Er verliert 28 Minuten, bleibt aber vorerst in Führung. Ein Deutscher trägt zum ersten Mal 1932 das gelbe Trikot: Der Berliner Kurt Stöpel, der später im Gesamtklassement Zweiter wird. Der Spanier Federico Bahamontes war ein herausragender Bergfahrer. Aber er hasste es, den Berg allein wieder hinunterzufahren. Denn dabei war er schon einmal in einen Kaktus geprallt. 1954 kam er als erster auf einem Alpengipfel an, setzte sich auf eine Bank und aß ein Eis, bis seine Verfolger wieder zu ihm aufgeschlossen hatten. Nur mit ihnen zusammen wollte er talwärts fahren. Trotz dieser einwilligen Taktik gewann Bahamontes sechsmal die Bergwertung. Auf den letzten Kilometern einer Bergetappe löst sich 1994 der Franzose Philippe Bouvatier aus einer Ausreißergruppe und fährt allein dem Ziel entgegen. Doch in einer der Schlusskurven lässt er sich durch einen wild gestikulierenden Gendarmen irritieren und biegt versehentlich in Richtung Presseparkplatz ab. Der Schotte Robert Millar folgt ihm und landet ebenfalls auf dem Parkplatz. Sieger wird der spurtschwache Italiener Massimo Ghirotto, der bis dahin an dritter Position gelegen hat.
Assoziationsnetz: Tour de France, Tricks, Dunkelheit, Improvisationstalent, Bergklettern, Polizei.
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Religion
Religion Eignen sich religiöse Themen überhaupt zum Small Talk? Offen gesagt lautet die Antwort: Nein, lassen Sie bloß die Finger davon. Für die einen ist das Thema viel zu ernst, um darüber locker zu plaudern. Und die anderen werden misstrauisch, wenn Sie, sagen wir: beim Stehempfang unvermittelt über Jesus oder die fünf Säulen des Islam zu sprechen beginnen. Sie setzen sich dem Verdacht aus, die Anderen missionieren zu wollen. Also, Vorsicht ist geboten. Warum dann überhaupt über Religiöses plaudern? Es sind die Nebenaspekte, die hier smalltalktauglich sind. Aber auch dann sollten Sie darauf achten, dass Ihre Unterhaltung nicht plötzlich in religiöses Fahrwasser gerät. Zumindest nicht, wenn Sie weiter smalltalken wollen.
Evas Apfel war eine Feige Welche verbotene Frucht hat Eva ihrem Adam vom Baum der Erkenntnis gepflückt? Nach allgemeiner Vorstellung war das ein Apfel. Doch das stimmt wohl nicht. In der Bibel ist jedenfalls von Äpfeln nicht die Rede, sondern nur von den „Früchten des Baumes“, die unsere Stammeltern nicht essen sollten. Es spricht aber viel dafür, dass es sich dabei um Feigen gehandelt hat. Immerhin bedeckten Adam und Eva (➝ S. 174) ihre Blöße später mit Feigenblättern und nicht mit dem Laub von einem Apfelbaum. Außerdem passt ein Feigenbaum sowohl klimatisch (mild-mediterran) als auch symbolisch (Fruchtbarkeit) sehr gut in den Garten Eden.
Assoziationsnetz: Adam und Eva, Apfel, Feige, Paradies.
Lilith – Adams erste Frau Ist es nicht seltsam, dass es in der Bibel heißt: „Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde und er schuf sie als (➝ S. 158) Mann und Frau“ – und später wird die Frau dann noch einmal aus der Rippe des Mannes geschaffen? Als eine zumindest smalltalkwürdige Erklärung für diese Ungereimtheit gilt die Legende von Lilith, Adams erster Frau. Im Unterschied zu Eva, die Adam in mancher Beziehung nachgeordnet war, soll Lilith eine völlig ebenbürtige Partnerin gewesen sein.
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Und genau das soll Adam nicht verkraftet haben. Noch vor dem Sündenfall (siehe oben) gab es den ersten Ehekrach, in dessen Folge Lilith das Paradies freiwillig verließ und sich Adam bei Gott beklagte, der ihm eine neue, angeblich folgsamere Frau fertigte. Aber ausgerechnet die sorgte dafür, dass nun auch Adam das Paradies räumen musste. Für Kenner und Besserwisser: Lilith ist eine zwiespältige Figur. In manchen Legenden taucht sie als Dämon, Gespenst oder Windgeist auf. Auch wird darüber spekuliert, ob sie nicht eigentlich die Schlange ist, die sich so gesehen an dem alten Adam rächt. Für die feministische Theologie ist Lilith hingegen eine durch und durch positive Symbolfigur. Frauenbuchläden, Frauencafés und Töchter wurden in den 80er Jahren daher gerne Lilith genannt.
Assoziationsnetz: Adam und Eva, Geschlechterrolle, Dominanz, Paradies.
Ask und Embla Adam und Eva gibt es auch in der altgermanischen Mythologie. Dort heißen sie Ask und Embla, was ebenso die Bezeichnungen für Esche und Ulme sind. Aus diesem Holz wurden die Stammeltern denn auch geschnitzt. Und zwar gemeinsam von Göttervater Odin, der unter anderem auch für die Luft zuständig war, vom Wassergott Hönir und vom Feuergott Lodur.
Assoziationsnetz: Adam und Eva, Eltern, Bäume.
Adam und Evas dritter Sohn Kain erschlug Abel. So viel wissen wir immerhin noch. Aber erinnern Sie sich an den dritten Sohn von Adam und Eva, den Ersatzsohn für Abel, den die biblischen Stammeltern nach dem Brudermord in die Welt setzten? Das ist Set. Sein Name soll so viel heißen wie „gesetzt“ oder „Ersatz“. Set gilt als Urahn von Noah (den Mann mit der Arche) und auch von Jesus. Nach dem geheimnisumwobenen gnostischen „Ägypterevangelium“ (das kennt niemand; also können Sie so tun, als würden Sie es kennen) ist Jesus sogar der wiedergeborene Set.
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Religion
Für Kenner und Besserwisser: Es gibt eine altägyptische Gottheit mit dem Namen Seth. Mit diesem Seth dürfen Sie den biblischen Set aber nicht verwechseln. Der ägyptische Seth hat einen Schakalkopf und galt nach einem viel versprechenden Start als Schutzgott etlicher Pharaonen irgendwann nur noch als Prinzip des Bösen. Und doch gibt es eine Verbindung zwischen Seth und Set – den Brudermord. Nur spielte der altägyptische Seth die Rolle des Kain und tötete seinen Bruder Osiris. Übrigens findet man für den biblischen Set auch die Schreibweise Seth, aber verwechseln darf man die beiden trotzdem nicht.
Assoziationsnetz: Adam und Eva, Kain und Abel, Bruder.
Der Noah-Effekt Kennen Sie den Noah-Effekt? Darunter verstehen die Sozialwissenschaftler das Phänomen, dass jemandem, der (wie Noah) eine Katastrophe überlebt hat, besondere Eigenschaften zugeschrieben werden. Die Leute glauben dann, es „kann kein Zufall sein“, dass ausgerechnet dieser Mensch das Unglück unbeschadet überstanden hat. Auch wenn sich dafür keine rationalen Gründe finden lassen.
Assoziationsnetz: Noah, Sintflut, Strafe, Katastrophe, Sinnsuche.
Noahs Arche hatte nur ein Fenster Wenn die Rede nun schon einmal auf Noah gekommen ist: Wussten Sie, dass die Arche zwar drei Stockwerke, aber nur ein Fenster hatte? Nachzulesen in der Genesis 6 Vers 16. Und schließlich kann es Ihren Small Talk bereichern, wenn Sie darauf hinweisen, dass Noah der erste Winzer war. Bemerkenswert auch, dass er seinen Sohn Ham verfluchte, weil der ihn gesehen hatte, als er unbekleidet seinen Alkoholrausch vor seinem Zelt ausschlief. Ein dezenter Hinweis darauf, dass man als Mitarbeiter das Weite suchen sollte, sobald der Alkoholpegel des Vorgesetzten eine bestimmte Schwelle überquert hat.
Assoziationsnetz: Noah, Sintflut, Schiffsbau, Wein, Alkoholrausch.
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Teil 3: Die Themen
Unsere Weihnachtsgeschichte steht nicht in der Bibel Sicher kennen Sie die Weihnachtsgeschichte in- und auswendig. Jahr für Jahr wird sie uns erzählt und in zahllosen Krippenspielen aufgeführt. Josef und Maria unterwegs, finden kein Quartier, müssen in den Stall mit Ochse und Esel, wo Maria ihr Kind zur Welt bringt, die Hirten auf dem Feld rücken an, anschließend die heiligen drei Königen aus dem Morgenland (siehe unten), die dem Stern folgen und sich mit den finsteren Absichten des König Herodes auseinandersetzen müssen. Was viele nicht wissen: In der Bibel steht gar nicht so viel davon. Von den vier Evangelisten erwähnt nur Lukas die näheren Umstände von Jesu Geburt, mit Krippe und Hirten, aber ohne Stern von Bethlehem und die drei Könige. Der Plot um Herodes taucht nur bei Matthäus auf, aber eigentlich auch nicht so, wie wir ihn kennen. Und von Ochse und Esel (siehe unten) ist im Neuen Testament überhaupt keine Rede. Doch woher stammt dann unsere Weihnachtsgeschichte, mit allem Drum und Dran? Die Antwort lautet: Aus dem so genannten Pseudo-Matthäusevangelium. Das ist ein Text, der erst im 8. oder 9. Jahrhundert entstanden ist, zur Zeit Karls des Großen. Er gehört zu den „Apokryphen“ und wird von keiner Kirche anerkannt. Und doch hat er wie kein anderer Text unsere Vorstellung von der Weihnachtsgeschichte beeinflusst.
Assoziationsnetz: Bibel, Weihnachten, Krippe.
Wie kommen Ochse und Esel in den Stall von Bethlehem? In keiner Weihnachtskrippe dürfen sie fehlen, Ochse und Esel im Stall von Bethlehem. In der Bibel steht von ihnen nichts, zumindest nicht im Neuen Testament, sondern erst wie erwähnt im Pseudo-Matthäusevangelium. Doch wieso tauchen die eigentlich in diesem Text auf? Ganz einfach, weil der Autor glaubt, dass sich mit der Anwesenheit von Ochse und Esel zwei Prophezeiungen aus dem Alten Testament erfüllen. Nämlich die des Propheten Jesaja: „Es kennt der Ochse seinen Besitzer und der Esel in der Krippe seinen Herrn.“ Und die von Habakuk: „In der Mitte zwischen zwei Tieren wirst du bekannt werden.“ – Die Sache ist nur, dass sich die prophezeiten Krippentiere Ochse und
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Religion
Esel nicht in der hebräischen, sondern nur in der griechischen Fassung finden. Anders gesagt: Es soll sich um einen Übersetzungsfehler handeln.
Assoziationsnetz: Bibel, Weihnachten, Krippe, Ochse und Esel.
Die Wahrheit über die heiligen drei Könige Am 6. Januar feiern wir „Dreikönigstag“, weil die heiligen drei Könige Kaspar, Melchior und Balthasar aus dem Morgenland nach Bethlehem zogen, um den neugeborenen Heiland anzubeten. Nun wollen wir nicht darüber befinden, ob sich das historisch so zugetragen haben kann. Was wir über die heiligen drei Könige aber mit unterschiedlicher Gewissheit sagen können: Sie waren weder heilig, noch waren es drei und schon gar nicht waren sie Könige. ● Heilig waren sie nicht und sind sie nicht, weil sie niemals von der Kirche kanonisiert wurden. Von der Kirche wird am 6. Januar auch gar nicht das „Fest der heiligen drei Könige“ gefeiert, sondern „Epiphanias“. ● Dass sie zu dritt waren, ist in der Bibel nicht erwähnt. Wie viele es waren, steht nicht im Text (Matthäus 2). Erst später ist die magische Dreizahl ins Spiel gekommen. ● Auch von Königen lesen wir nichts bei Matthäus, sondern je nach Übersetzung von Magiern, Weisen oder Sterndeutern. Für Kenner und Besserwisser: In fast allen Darstellungen ist einer der drei Könige oder Weisen schwarz. Dies hat weniger mit der damaligen multikulturellen Gesellschaft zu tun, sondern verdankt sich wohl einem anderen Umstand: Damals dachte man, es gebe drei Erdteile (Amerika und Australien waren ja noch nicht entdeckt). Die drei Könige kamen demnach nicht nur aus dem Morgenland, sondern standen zumindest symbolisch für die drei Erdteile und damit für die ganze Welt, die Jesus als den Heiland anbetet.
Assoziationsnetz: Bibel, Könige, Dreikönigstag, Feiertag, Heilige, Jesus.
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Teil 3: Die Themen
Geht das Kamel durchs Nadelöhr? „Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher ins Reich Gottes komme“, soll Jesus seinen Jüngern gepredigt haben. Dieses Gleichnis steht nahezu wortgleich dreimal in der Bibel (Matthäus 19,24, Markus 10,25 und Lukas 18,25). Und doch hat es die Leute verstört. Kamel, Nadelöhr, das kann irgendwie nicht hinkommen, dachten sie und entdeckten eine Reihe von alternativen Erklärungsmöglichkeiten: ● Mit dem angeblichen Nadelöhr ist ein besonders niedriges Stadttor in Jerusalem gemeint. Eben weil es so niedrig war, wurde es Nadelöhr genannt. Die Kamele konnten dieses Tor nur auf den Knien passieren. ● Das Nadelöhr war ein extrem enger Gebirgspass, durch den sich mit Mühe nur ein einziges Kamel durchzwängen konnte. ● Es handelt sich um einen Übertragungsfehler: Das Kamel ist gar kein Kamel, sondern ein Schiffstau. Statt „Kamälas“ (griechisch für Kamel) muss es „Kamilas“ (griechisch für Schiffstau) heißen. Während die ersten beiden Erklärungen das Gleichnis entschärfen (die Kamele kommen mit etwas Anstrengung immer durch), bleibt die Aussage bei der dritten Erklärung unverändert. Ein Schiffstau lässt sich eben auch nicht durch ein Nadelöhr fädeln – ganz wie ein Kamel. Egal, vermutlich stimmen alle drei Erklärungsversuche nicht. Die ersten beiden, weil es gar keine ernstzunehmenden Hinweise auf die betreffenden Stadttore oder Engpässe gibt. Darüber hinaus würde so ein lasches Gleichnis auch inhaltlich gar nicht passen. Erklärung Nummer drei wirkt da schon überzeugender. Doch gibt es ein Argument, das dem Schiffstau den Garaus macht: Der Begriff war im 1. Jahrhundert, als die Evangelien auf Griechisch verfasst wurden, noch gar nicht bekannt. Im Übrigen ist das Gleichnis gar nicht so abwegig, wie es vielen scheint: So wettert Jesus ein paar Bibelseiten weiter gegen die Schriftgelehrten und Pharisäer: „Ihr blinden Führer, die ihr Mücken seid und Kamele verschluckt!“ Oder denken wir an andere Gleichnisse wie das vom „Splitter“ im Auge des Nächsten und vom „Balken“ im eigenen Auge. Seltsamerweise erschienen diese Gleichnisse aber niemandem „unlogisch“.
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Religion
Assoziationsnetz: Bibel, Reichtum, Jesus, Kamel, Nadelöhr, Schiffstau.
Was Sie über die sieben Todsünden wissen sollten In der Bibel ist zwar durchaus von Sünden die Rede, aber nicht von Todsünden. Die hat erst der griechische Theologe Evagrius Ponticus (346-399/400) ins Spiel gebracht. Genauer gesagt verfasste er einen Katalog von acht Todsünden und bösen Leidenschaften: Völlerei, Wollust, Geiz, Traurigkeit, Zorn, geistige Faulheit, Stolz und Ruhmsucht (mit H!). Ende des sechsten Jahrhunderts reduzierte Papst Gregor I. die Anzahl auf sieben. Geistige Faulheit und Ruhmsucht strich er aus dem Sündenkatalog und fügte den Neid als neue Todsünde hinzu. Im siebten Jahrhundert wurde die Traurigkeit durch Trägheit ersetzt. Und diese sieben Todsünden gelten heute noch. Zumindest als Bezugspunkt, wenn man von „den sieben Todsünden“ spricht. Jüngstes Beispiel ist der düstere Film „Seven“ von David Fincher. Eigentlich bezeichnen die Todsünden gar keine schlechten Taten und damit Sünden im engeren Sinne, sondern schlechte Charaktereigenschaften, die sich in Sünden offenbaren können. Was bedeutet es aber, wenn man eine Todsünde begangen hat? Im schlimmsten Fall den Verlust der göttlichen Gnade, den Tod nach dem Tod, das Schmoren im ewigen Höllenfeuer. Aber zu Lebzeiten kann man auch von einer Todsünde noch befreit werden. Durch Beichte und Absolution. Es kommt also darauf an, nicht mit einer Todsünde auf dem Kerbholz zu sterben.
Assoziationsnetz: Sündenkatalog, Traurigkeit, Neid, Stolz, Essen, Dummheit, Charakter, Hölle, Beichte, Vergebung.
Andere Religionen sind anders Wenn wir von Religion sprechen, dann gehen wir von der Religion aus, die wir am besten kennen, und nehmen an, die anderen Religionen wären im Prinzip so ähnlich. Der Religionswissenschaftler Pascal Boyer macht darauf aufmerksam, dass es Religionen gibt, die unsere Grundannahmen darüber, was Religion ist, auf den Kopf stellen:
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Der höchste Gott ist keineswegs immer derjenige, auf den es ankommt. In einigen afrikanischen Religionen gibt es zwei Götter: eine Gottheit, die abstrakt über den Dingen schwebt, und eine andere, die mehr die Funktion eines Schöpfergottes übernommen hat, als Schöpfer der Kultur. Auf das tägliche Leben der Menschen nehmen beide kaum Einfluss. Dafür sind die Ahnen, Geister und Zauberer zuständig. Götter sind sterblich. In manchen Strömungen des Buddhismus können auch Götter sterben. Doch wie die Menschen werden auch sie wiedergeboren. Dem ewigen Kreislauf von Tod und Wiedergeburt können sie nur entkommen, indem sie als Menschen wiedergeboren werden. Ungewöhnlich genug: Die Götter müssen Menschen werden, um erlöst zu werden. Übernatürliche Wesen sind dumm. Für uns zeichnen sich übernatürliche Wesen dadurch aus, dass man sie nicht betrügen kann. In anderen Kulturkreisen betrachten die Menschen manche Geister als transzendente Tölpel, die sie mit Leichtigkeit austricksen können. In Sibirien etwa benutzen manche Menschen metaphorische Ausdrücke, damit die bösen Geister nicht merken, was sie vorhaben und ihre Pläne nicht durchkreuzen können. In manchen afrikanischen Dörfern ist es ein Zeichen von Höflichkeit, dass Besucher die Kinder der Gastgeber scheinbar herabwürdigen. Der Grund: Die bösen Geister sollen nicht auf die Idee kommen, ein braves Kind zu stehlen. Besonders originell ist allerdings ein Brauch aus Haiti. Weil die Angehörigen Sorge haben, ein böser Geist könnte den Körper des Verstorbenen stehlen, legen sie einen Faden und eine Nadel ohne Nadelöhr dazu. Die Idee: Der böse Geist würde erst versuchen, den Faden einzufädeln. Was ihm natürlich nicht in Jahrhunderten gelingt. In manchen Religionen geht es nicht um Erlösung. Während bei den klassischen Weltreligion die Idee der Erlösung im Mittelpunkt steht, kümmern sich viele andere Religionen nicht darum, was man tun muss, damit die Seele nach dem Tod weiterlebt oder irgendeinen besonderen Zustand erreicht. Wer stirbt, wird automatisch zu einem Schattenwesen oder Geist. Daran kann man nichts ändern, und da hat auch kein Gott seine Finger mit im Spiel. Kenner und Besserwisser kennen diese Vorstellungen aus der ältesten Dichtung der Menschheit, dem altbabylonischen GilgameschEpos.
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Religion
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Es gibt Religionen ohne Glauben. Die Vorstellung, dass man „an“ Götter, Geister oder Zauberer „glauben“ kann, ist vielen nichtwestlichen Religionen fremd. Es gibt keinen religiösen Begriff für Glauben. Zu sagen, man glaube an eine bestimmte Gottheit, ist dort so befremdlich, wie wenn wir sagen würden, wir glaubten an Berge, Flüsse, Autos oder Telefone.
Assoziationsnetz: Gott, Sterblichkeit, Dummheit, Täuschung, Seele, Glauben.
Kennen Sie das fliegende Spaghetti-Monster? Der Amerikaner Bobby Henderson, von Beruf Physiker, ist der Schöpfer einer ungewöhnlichen Theorie über die Entstehung der Welt. „Wir glauben fest daran, dass das Universum von einem fliegenden (➝ S. 193) Spaghetti-Monster erschaffen wurde“, heißt das Glaubensbekenntnis seiner Anhänger, der „Pastafaris“, wie sie sich nennen. Um die Menschen zu verwirren, so Henderson, habe das fliegende Spaghetti-Monster „Hinweise auf eine Evolution gestreut“. Darüber hinaus sind die Pastafaris überzeugt, dass die globale Erwärmung, Erdbeben, Hurrikane und andere Naturkatastrophen auf eine einfache Ursache zurückzuführen sind: Den Rückgang der Piraten seit Anfang des 19. Jahrhunderts. Das ganze ist natürlich Nonsens, eine Parodie auf die Vorstellungen christlicher Fundamentalisten, die in den USA die Evolutionslehre von den Lehrplänen verdrängen wollen. Und so erhebt auch Bobby Henderson den nicht ganz ernst gemeinten Anspruch, dass die Lehre vom „fliegenden Spaghetti-Monster“ ebenfalls in den Lehrplan muss. Neben Evolutionstheorie und der christlich inspirierten Theorie vom „Intelligent Design“.
Assoziationsnetz: Gott, Spaghetti, Piraten, Evolution.
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Teil 3: Die Themen
Musik Eigentlich mag doch jeder Musik. Insoweit könnte man denken: Ein Thema wie geschaffen für einen entspannten Small Talk. Doch Achtung, gerade bei den musikalischen Vorlieben lassen viele nicht mit sich spaßen. Außerdem hält sich hartnäckig das Gerücht, bei einem Small Talk über Musik müsste man mit seinem Bildungswissen über die klassische Musik glänzen. Das Gegenteil ist der Fall. Nicht einmal im Pausenfoyer der Oper erwartet man von Ihnen, dass Sie etwas Bedeutendes über die Formensprache von Gaetano Donizetti äußern. Ja, man wird es nicht einmal besonders schätzen, sondern es Ihnen übel nehmen, dass Sie die Anderen belehren und sie nicht einmal in Ruhe ihren Pausensekt trinken lassen. Eine entspannte Unterhaltung ist hier gefragt, Small Talk eben, und nicht der Nachweis, dass Sie sich mit der klassischen Musik wirklich gut auskennen. Halten Sie sich daher lieber an die kleinen, kuriosen Dinge, die man nicht zu wissen braucht, die aber nicht zuletzt deshalb Vergnügen bereiten.
Fingerübungen: Bach erfand den Daumen Es gibt nicht viel, was man über (➝ S. 147) Johann Sebastian Bach wissen muss. Abgesehen natürlich von der Tatsache, dass er der größte Komponist aller Zeiten ist. Der Meister aller Meister sozusagen. Aber das versteht sich so sehr von selbst, dass es völlig unangebracht ist, das auch noch in einem Small Talk breitzutreten. Dann reden Sie lieber über das Wetter oder die Erfindung des Tanzgürtels (➝ S. 73). Was hingegen auch unter Musikliebhabern nicht sehr bekannt ist: Johann Sebastian Bach hat den Daumen für das Klavierspiel entdeckt. Er hat ihn zum Hauptfinger gemacht und damit die Gestaltungsmöglichkeiten beträchtlich erweitert. Zu Bachs Zeiten unterschied man noch zwischen „guten“ und „schlechten“ Fingern. Bei den Engländern galten der kleine Finger, der Mittelfinger und Daumen als „gut“, bei den Italienern Ringfinger und Zeigfinger. Gute Finger benutzte man bei betonten Noten, schlechte Finger bei unbetonten. Das machte das Spiel auf den Tasteninstrumenten unnötig kompliziert. Erst durch Bach bekam der Daumen die nötige Bewegungsfreiheit. Nun war es den Pianisten, Organisten und Cembalisten möglich, ihre Hände virtuos über die Tasten gleiten zu lassen, Läufe und Kadenzen zu bewältigen, die vorher völlig unspielbar waren. Bach hat den Bo-
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Musik
den bereitet für alle Klavierkonzerte, von Mozart, Beethoven, Schumann, Chopin und so weiter. Sein Brandenburgisches Konzert Nummer 5 gilt denn auch als erstes Klavierkonzert der Musikgeschichte. Für Kenner und Spielverderber: Bach war nicht der einzige, der den Fingersatz ganz auf den Daumen ausgerichtet hat. In Frankreich war François Couperin wohl noch ein wenig früher dran. Aber – wer außer Ihnen kennt schon François Couperin?
Assoziationsnetz: Klavier, Daumen, Virtuosen.
Mozart hieß gar nicht Wolfgang Amadeus Für uns ist der Name selbstverständlich: Wolfgang Amadeus Mozart. Dabei hat der Komponist selbst diesen Namen nie benutzt. Getauft wurde er auf den Namen Joannes Chrysostomus Wolfgangus Theophilus Mozart. Auf Lateinisch heißt Theophilus zwar Amadeus. Doch das ändert nichts daran: Der Name Wolfgang Amadeus Mozart hat sich erst im 20. Jahrhundert allgemein durchgesetzt. In die Welt gesetzt wurde der „Wolfgang Amadeus“ von dem romantischen Schriftsteller (und Komponisten) E.T.A. Hoffmann, der sich Mozart zu Ehren den Beinamen „Amadeus“ gab (= das A in E.T.A.; vorher hieß er Ernst Theodor Wilhelm, also E.T.W.). Mozart selbst nannte sich „Wolfgang Amadé“ oder ganz einfach nur „Mozart“. Den Namen „Amadeus“ benutzte er nur im Scherz. So unterzeichnete er einen Brief mit „Wolfgangus Amadeus Mozart, Ritter vom Sauschwanz“.
Assoziationsnetz: Klassische Musik, Namen.
Phantombilder von Mozart Wenn uns Mozart heute auf der Straße begegnen würde, vermutlich würden wir ihn nicht wieder erkennen. Denn wie er ausgesehen hat, das ist ein großes Rätsel. Die Bilder und Porträts, die von ihm existieren, haben untereinander kaum Ähnlichkeit. Das gleiche Schicksal trifft übrigens Joseph Haydn, bei dem wir aber den Grund kennen: Sein Gesicht war von Pockennarben offenbar so entstellt, dass es die
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Teil 3: Die Themen
Porträtisten idealisierten – und das eben auf ganz unterschiedliche Art und Weise.
Assoziationsnetz: Klassische Musik, Aussehen, Porträt, Fotografie, Passbild.
Mozart hatte einen Vogel Schon zu Lebzeiten war Mozart sehr erfolgreich. Doch war er nicht nur ein Star, er hatte auch einen. Einen Sturnus vulgaris oder wie er auch genannt wird: einen gemeinen Star. Zu diesem Vogel hatte der Komponist ein besonders inniges Verhältnis. Als er ihn bei einem Vogelhändler erwarb, hielt er das nicht nur in seinem Tagebuch fest, sondern er notierte daneben einige Noten, eine Melodie, die der Star vor sich hin gepfiffen haben soll. Das Ganze versah er mit dem Kommentar: „Das war schön!“ Damit aber noch nicht genug. Die Melodie findet sich nur leicht abgewandelt in einer Komposition von Mozart wieder auf, im Rondo des Klavierkonzerts Nummer 17 in G-Dur. Ein anderes Werk zeigt noch deutlichere Einflüsse des Vogels. Es handelt sich um den so genannten „musikalischen Spaß“, ein Werk, das gerne als Parodie auf stümperhafte Kollegen bezeichnet wird. Zwei amerikanische Vogelkundler, Meredith West und Andrew King, behaupten hingegen: Die vermeintliche Parodie ist in Wirklichkeit eine Reminiszenz an den Vogel. Stare hängen ihre Melodien ebenso beziehungslos aneinander, brechen musikalische Phrasen unvermittelt ab und ergehen sich in langen konturlosen Abschweifungen. Und sie lieben es, dann und wann, falsch zu pfeifen. Ganz wie im „Musikalischen Spaß“ von Mozart.
Assoziationsnetz: Klassische Musik, Vogel, Tierliebe, Kreativität.
Der Mozart-Effekt Mozart zu hören macht intelligenter. Das behauptet zumindest die amerikanische Psychologin Frances H. Rauscher, die das Ganze 1993 wissenschaftlich untersucht hat. Sie spielte ihren Versuchspersonen Mozarts Sonate für zwei Klaviere in D-Dur (KV 225) vor und stellte fest, dass die Hörer daraufhin Aufgaben zur räumlichen Intelligenz
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deutlich besser bewältigten. Und zwar so viel besser, dass sie allein dadurch ihren IQ (➝ S. 84) um ein paar Punkte nach oben schrauben konnten. Das genügte, um unter dem Schlagwort „Mozart-Effekt“ (➝ S. 147) einen regelrechten Run auf alles auszulösen, was irgendwie mit dem Komponisten zu tun hatte. Denn natürlich wollte jeder noch ein wenig intelligenter werden, als er schon war. In den USA kamen spezielle Mozartkurse zur Intelligenzförderung auf den Markt und Schulkinder wurden vor den Hausaufgaben mit Klavierkonzerten beschallt. Ob das allerdings viel genützt hat, ist fraglich. Einige Jahre nach Frau Rauscher veröffentlichte der Harvard-Psychologe Christopher F. Chabris eine Studie über den Mozart-Effekt und stellte fest: Diesen Effekt gibt es gar nicht. Mozart hebt nicht den IQ. Andere Wissenschaftler schalteten sich ein, Frau Rauscher verteidigte ihre Ergebnisse. Bis heute ist die Lage unklar. Und so mag jeder selbst beurteilen, ob Mozart seine räumliche Intelligenz erhöht und er mit Mozart im CD-Player vielleicht besser einparken (➝ S. 82) kann.
Assoziationsnetz: Klassische Musik, Intelligenz, Boom, Wissenschaft, räumliches Denken, Frauen/Männer.
Beethoven war vielleicht schon viel früher taub Wie allgemein bekannt ist, hat Beethoven sein Spätwerk im Zustand völliger Taubheit komponiert. Bei der Uraufführung der Neunten Sinfonie wollte er den Dirigenten dadurch unterstützen, dass er wegen der vielen Tempowechsel den Takt vorgab. Die Musiker wurden jedoch ausdrücklich angewiesen, nicht auf ihn zu achten. Doch Beethoven hatte schon viel früher ernsthafte Probleme mit seinem Gehör. Er ist gerade mal dreißig, da vertraut er seinen engsten Freunden an, dass „mir der edelste Teil, mein Gehör, sehr abgenommen hat“. Zugleich bittet er die Freunde inständig, das niemandem zu verraten, „wer es auch sei“. Denn als Komponist kann er es sich nicht leisten, seine Hörschwäche merken zu lassen. „Seit zwei Jahren fast meide ich alle Gesellschaften, weil's mir nicht möglich ist, den Leuten zu sagen: Ich bin taub.“ Wir wissen nicht genau, wie stark Beethovens Hörfähigkeit beeinträchtigt war. Denn er gab sich alle Mühe, seine Schwäche zu verbergen und mit allen verfügbaren Mitteln auszugleichen. Er ließ sein Kla-
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vier mit bis zu vier Saiten bespannen, legte sich immer größere Hörrohre zu und klemmte sich schließlich einen Holzspan zwischen die Zähne, um über Gebiss und Knochen die Töne zu erspüren. Und doch ist zu vermuten, dass Beethoven die Klavierkonzerte 4 und 5, die Sinfonien 3 bis 9, seine Oper Fidelio, die Missa solemnis, die Mondscheinsonate, die Waldsteinsonate, die Kreutzersonate, die Streichquartette der mittleren Periode, kurzum, nahezu sein gesamtes klassisches Repertoire komponiert hat, als seine Hörfähigkeit bereits schwer beeinträchtigt war.
Assoziationsnetz: Klassische Musik, Gehör, Komponieren, Schwäche.
Elise hieß eigentlich Therese Jeder Klavierschüler kennt das Stück. Und jeder Nachbar jedes Klavierschülers kennt es auch und lernt es zu hassen: Das Albumblatt „Für Elise“, eine kleine elegische Komposition von Beethoven. Lange haben die Forscher gerätselt, für welche Elise er dieses Stück bloß komponiert hat, denn im näheren und ferneren Umkreis des Komponisten ließ sich keine Elise aufspüren. Eine definitive Antwort haben sie nicht gefunden, aber doch immerhin eine plausible Vermutung: Demnach hat Beethoven das Stück gar nicht „Für Elise“, sondern „Für Therese“ betitelt. Therese Malfatti war die Kusine seines Arztes und Freundes Johannes Malfatti. Ihr hat Beethoven sogar einen Heiratsantrag gemacht, den sie jedoch abwies. Und wie kam Elise ins Spiel? Das Klavierstück erschien erst nach Beethovens Tod. Bekanntlich hatte der Komponist eine schwer lesbare Handschrift. Die Herausgeber konnten den Titel nicht richtig entziffern und lasen „Elise“, wo es „Therese“ hätte heißen müssen.
Assoziationsnetz: Klassische Musik, Widmung, Handschrift.
Rossini – der produktive Faulpelz Gioacchino Rossini schrieb nicht weniger als 39 Opern, in seiner produktivsten Phase schaffte er vier Opern in einem Jahr. Da kann auch Verdi nicht mithalten (24 Opern), ebenso wenig wie Puccini (15
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Opern), Mozart (14 Opern) oder Beethoven (1 Oper). Darüber hinaus komponierte Rossini noch Klavier-, Kammer- und Kirchenmusik, Orchester- und Chorwerke. Und doch stand er in dem Ruf, träge, ja regelrecht (➝ S. 64) faul zu sein. Ein Image, das Rossini selbst sorgsam pflegte. „Ich halte nichts vom Recht auf Arbeit“, soll er geäußert haben. „Ich halte es für das größte Recht des Menschen, nichts zu tun.“ Das Komponieren fiel ihm nicht wesentlich schwerer als das Nichtstun. Beides ließ sich für ihn bequem im Bett erledigen. Eines Tages, als er an einem neuen Werk arbeitete, soll ihm ein Notenblatt auf die Erde geglitten sein. Weil es ihm zu mühsam war aufzustehen und das Papier aufzuheben, komponierte er die betreffende Passage lieber noch einmal. Denn das fiel ihm wesentlich leichter. Gefürchtet war auch seine Angewohnheit, die Opern erst am Abend vor der Uraufführung fertig zu stellen. Im Fall der „Diebischen Elster“ geschah das sogar erst am Tag der Uraufführung. Der Operndirektor ließ ihn von vier Maschinisten bewachen. Die hatten Anweisung, die frisch komponierten Noten blattweise aus dem Fenster den Kopisten zuzuwerfen, die sich sofort ans Abschreiben machten. Und noch etwas sollten Sie über Rossini wissen: Mit 37 Jahren verabschiedete sich der erfolgreiche Opernkomponist in den vorzeitigen Ruhestand. Er schrieb kein einziges Bühnenwerk mehr, sondern widmete sich in den nächsten 37 Jahren der Kirchen- und Kammermusik sowie besonders ausgiebig der Küche. Denn Rossini war ein leidenschaftlicher Genießer und ein ausgezeichneter Koch. Seine gehaltvollen Rezepte („Tournedos Rossini“, „Makkaroni nach Rossini Art“, „Rossini-Salat“ mit Endivien und Stangesellerie) werden bis heute nachgekocht und in Restaurants angeboten. Es gibt ein ganzes Kochbuch, das ausschließlich Kreationen des Meisters enthält.
Assoziationsnetz: Oper, Kreativität, Trägheit, Zeitdruck, Gastronomie.
Schönberg und die Angst vor der Dreizehn Seine Zwölftonkompositionen gelten als durchkonstruierte, abstrakte Kopfmusik. Doch war Arnold Schönberg keineswegs der eiskalte Rationalist, für den ihn viele halten. In einer Beziehung war er sogar sehr abergläubisch. Als Schöpfer der Zwölftonmusik hatte er geradezu panische Angst vor der Zahl Dreizehn. Schönberg war an einem 13. ge-
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boren (im September 1874) und er war fest davon überzeugt, an einem 13. sterben zu müssen. Am 13. jedes Monats packte ihn die Angst. Im amerikanischen Exil setzte er sich am Abend eines jeden 13. mit seiner Frau Gertrud ins Wohnzimmer, Gertrud musste seine Hand halten, Arnold starrte auf eine große Wanduhr und wartete solange, bis dieser gefährliche Tag vorüber war. Erst dann legte er sich schlafen. Doch am Abend des 13. Juli 1951 geschah etwas Unerwartetes. Die Uhr schlug Mitternacht. Schönberg stand auf und begab sich ins eheliche Schlafzimmer. Gertrud ging wie immer in die Küche, um seinen Schlaftrunk zu machen. Als sie ihm die Tasse nach oben brachte, lag er leblos auf dem Bett. Gertrud schaute auf die Uhr und sah, dass es noch nicht Mitternacht war. Die Uhr im Zimmer unten war einige Minuten vorgegangen. Seitdem quälte sich Gertrud mit der Vorstellung, ihr Mann habe sich buchstäblich darüber zu Tode erschrocken, dass der 13. noch nicht überstanden war. Dass der Komponist allerdings um dreizehn Minuten vor Mitternacht aus dem Leben schied, ist eine Legende.
Assoziationsnetz: Zwölftonmusik, Aberglauben, Dreizehn, Vorahnung.
Was Sie auch noch über klassische Musik wissen sollten Hier ist eine Liste von Kleinigkeiten, die Sie dann und wann ins Gespräch einfließen lassen können, wenn es um klassische Musik geht: ● Johann Sebastian Bach ging über 300 Kilometer zu Fuß nach Lübeck, um beim Organisten Dietrich Buxtehude Unterricht zu nehmen. ● Der englische Chirurg John Taylor operierte die beiden größten Barockkomponisten mehrmals an den Augen: Johann Sebastian Bach (1750) und (➝ S. 143) Georg Friedrich Händel (1751). In beiden Fällen ohne Erfolg: Beide Komponisten erblindeten. ● Das meiste Geld für wohltätige Zwecke wurde durch das Oratorium „Der Messias“ von Georg Friedrich Händel erlöst. ● Franz Schubert war Fackelträger bei Beethovens Begräbnis. ● Richard Wagner schrieb mit neun Jahren sein erstes Bühnenstück. Für ein Puppentheater, das er auf dem Speicher des elterlichen Hauses gefunden hatte. Seine Schwestern entdeckten das Manuskript und sollen Tränen gelacht haben.
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Maurice Ravel (➝ S. 14) bezeichnete sein populärstes Werk, den Bolero, als „ein Stück für Orchester ohne Musik“. Claude Debussy konnte nur komponieren, wenn er einen bestimmten Porzellan-Frosch bei sich hatte. Im amerikanischen Exil spielte Arnold Schönberg Tennis und Tischtennis mit George Gershwin und dem Komiker Harpo Marx, einem der Marx Brothers. Alban Berg starb an einer Blutvergiftung, die durch einen Insektenstich ausgelöst wurde. Das berühmteste Werk des amerikanischen Komponisten John Cage besteht aus 4 Minuten und 33 Sekunden Stille.
Assoziationsnetz: Klassische Musik, Chirurg, Komponisten.
„Take Five“ stammt nicht von Dave Brubeck Es ist vielleicht die populärste Jazznummer überhaupt, ganz sicher aber das bekannteste Stück im 5/4-Takt: „Take Five“ von Dave Brubeck. Was viele aber nicht wissen: Die Nummer stammt gar nicht von Brubeck, der zwar viele seiner Stücke selbst komponiert hat, aber eben gerade nicht „Take Five“. Geschrieben hat es vielmehr Brubecks langjähriger Weggefährte, der Saxophonist Paul Desmond. Als der 1977 im Alter von 52 Jahren starb, vermachte er die gigantischen Tantiemen von „Take Five“ dem Roten Kreuz.
Assoziationsnetz: Jazz, Bekanntheit, Tantiemen, Testament.
Elvis Presley war blond Er gilt als der erfolgreichste Sänger überhaupt, der King of Rock 'n' Roll. Zu seinen Lebzeiten wurde von ihm nicht weniger als eine halbe Milliarde Schallplatten verkauft – nach seinem Tod waren es noch einmal mehr als doppelt so viel: Elvis Aaron Presley, der zu seinem zwölften Geburtstag eine Gitarre geschenkt bekam. Angeblich soll er sich ein Gewehr gewünscht haben. Aber vermutlich ist das nur eine Legende (und damit smalltalktauglich). Gesichert ist hingegen: Von Natur aus war Elvis blond. Er färbte sich seine Haare schwarz, weil er der An-
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sicht war, dass er mit dunklen Haaren männlicher aussah. Wann das Jugendidol mit dem Haarefärben angefangen hat, darüber kursieren zwei Versionen: Die einen behaupten, Elvis hätte ab 16 seinen Blondschopf abgedunkelt, also noch vor seinem Durchbruch. Während die anderen den kritischen Zeitpunkt erst sechs Jahre später gekommen sehen. Als Elvis seinen ersten Farbfilm („Loving you“, deutscher Titel: „Gold aus heißer Kehle") drehte, sei er auf die Idee gekommen, seine Haare schwarz zu färben. Denn alle männlichen Filmstars, so meinte er, seien dunkelhaarig gewesen. Das Erstaunliche an dieser Version ist, dass Elvis da schon kein Unbekannter mehr war, sondern ein Superstar – mit zehn Millionen verkauften Platten allein im Jahr 1956, ein Jahr bevor der Film herauskam. Die Fotos geben keinen sicheren Aufschluss: Vor der kritischen Phase gibt es keine Farbfotos und die Schwarzweiß-Aufnahmen zeigen einen jungen Mann mit ziemlich dunklen Haaren. Doch ist das kein Beweis, denn den Fotos fehlt eben das Entscheidende: die Farbe. Es ist daher zumindest möglich, dass seine Haare damals noch dunkelblond waren. So pechschwarz wie später sehen sie jedenfalls auch nicht aus. Wie auch immer: Spätestens 1956 war es endgültig aus mit dem blonden Haar.
Assoziationsnetz: Rock 'n' Roll, Haarfarbe, Image, Farbfilm.
Erdnussbutter-Banane-Toast à la Elvis Die kulinarischen Vorlieben von Elvis Presley lassen sich mit zwei Wörtern beschreiben: Süß und fettig. Er aß leidenschaftlich gerne Hamburger, Steaks, die in dicken Soßen schwammen, und mächtige Sandwichs mit möglichst kalorienreichem Belag. Legendär ist der Erdnussbutter-Banane-Toast. Hier ist das Rezept: Bestreichen Sie zwei große Toastscheiben auf beiden Seiten mit reichlich Erdnussbutter. Schneiden Sie zwei Bananen in Scheiben und legen Sie die zwischen den Toast. Das Ganze braten Sie dann noch in Erdnussöl. Fertig ist der Elvis Toast.
Assoziationsnetz: Rock 'n' Roll, Fastfood, USA, Diät, Feinschmecker.
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Wer sang das Original von “The House Of The Rising Sun“? Ein Klassiker der Popgeschichte: „The House Of The Rising Sun“ von Eric Burdon and the Animals. Der Song wurde 1964 aufgenommen und war auf Anhieb ein Hit, in Europa und den USA. Die Version von den Animals gilt im Allgemeinen als Original, doch eigentlich ist der Song viel älter. Wer ihn geschrieben hat, weiß man nicht. Ein Original gibt es so gesehen nicht. Die Melodie geht auf eine alte englische Ballade zurück. Einige schwarze Folksänger griffen sie auf und versahen sie mit einem neuen Text, der von einem Bordell und einer Prostituierten handelte. Daraus machten die Animals eine Spielhölle und einen Zocker, denn sonst wäre die Platte im Radio nicht gespielt worden. Erstmalig aufgenommen wurde der Song in den zwanziger Jahren, von einem schwarzen Folksänger namens Texas Alexander. Es folgten Versionen von Leadbelly, Woody Guthrie und schließlich von der Jazzsängerin Nina Simone. Ihre Aufnahme diente den Animals als Anregung, den Song selbst aufzunehmen.
Assoziationsnetz: Popmusik, Original, Zensur.
Was steckt hinter den Beatles-Songs? Bei einem Small Talk über Musik muss man immer damit rechnen, dass die Rede auf die Beatles kommt. Denn die Beatles mögen fast alle gern: Von den Kindern bis zu den Senioren, die nur unwesentlich älter sind als die fabulösen vier Pilzköpfe. Und wenn Sie über die Beatles plaudern, dann sollten Sie wissen, was sich hinter einigen Songs verbirgt. ● „Lucy In The Sky With Diamonds“ (➝ S. 48) stand wegen der Initialen der drei Hauptwörter immer in Verdacht, dass es hier eigentlich um Lysergsäurediethylamid geht, kurz LSD. Und wenn man ein wenig auf den Text achtet, muss man wohl sagen, zu Recht. Dabei soll alles ganz anders gewesen sein: Der dreijährige Julian, der Sohn von John Lennon, hatte im Kindergarten ein Bild mit Wasserfarben gemalt. Und auf die Frage, was darauf zu sehen sei, antwortete er: „Lucy (eine Spielkameradin von Julian) im Himmel mit Diamanten.“ Und wer das nicht glaubt, kann sich die
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Zeichnung im Internet anschauen: www.heyjules.com/bio/ 1966.html. „Hey Jude“ von Paul McCartney richtet sich direkt an den Sohn von John Lennon, Julian. Es war als Trost gedacht, als sich seine Eltern scheiden ließen. Der Titel lautete zunächst „Hey Jules“ (Jules war Julians Spitzname). McCartney änderte den Titel noch, weil er meinte „Hey Jude“ klinge besser. Julian Lennon ersteigerte später das Originalmanuskript. Der Titel „Happiness Is A Warm Gun“ gilt als einer der gelungensten der Beatles. Was für eine großartige Metapher! Darauf muss man erst einmal kommen. Doch die Worte stammen gar nicht von John Lennon; er hatte sie nur aufgeschnappt. Ursprünglich lautete so der Text einer Werbeanzeige für Gewehre. „Martha My Dear“ komponierte Paul McCartney für eine Dame, die, wie es in dem Song heißt, „immer seine Inspiration“ gewesen ist. Martha hieß McCartneys Hund. Hinter „Sexy Sadie“ verbirgt sich der indische Guru Maharishi Mahesh Yogi, dem die Beatles zeitweilig anhingen. John Lennon bringt in diesem Song seine ironische Distanz zum Ausdruck: „You made a fool of everyone“. „Helter Skelter“ schrieb Paul McCartney als Reaktion auf eine Zeitungskritik, in der ein Song von The Who gelobt wurde, weil er „laut und hart“ sei. McCartney nahm sich vor, diesen Song zu übertreffen. Das gelang, „Helter Skelter“ steht in dem Ruf, das erste Heavy Metal-Stück der Popgeschichte zu sein.
Assoziationsnetz: Popmusik, Anspielungen, Rauschgift, Kindergarten, Werbung, Gewehr, Hund, Guru, Konkurrenz.
Der erfolgreichste Popsong aller Zeiten: Yesterday Der Song „Yesterday“ von den Beatles gilt als einer der besten der Popgeschichte. Auf jeden Fall ist es derjenige, der am meisten nachgespielt wurde: Es existieren mehr als 3.000 veröffentlichte Coverversionen, also Übernahmen durch andere Musiker. Dazu zählen Frank Sinatra, Ray Charles, Marvin Gaye, Placido Domingo und Dionne Warwick. Der Musikkanal MTV und die Zeitschrift Rolling Stone erklärten „Yesterday“ zum „besten Popsong seit 1963“.
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Streng genommen haben die Beatles mit dem Song eigentlich gar nicht viel zu tun. Denn es handelt sich um eine Soloaufnahme von Paul McCartney, der von einem Streichquartett begleitet wird. Obwohl John Lennon ebenfalls als Komponist aufgeführt ist, hat er nichts zu dem Song beigetragen. Vielmehr soll sich die Entstehungsgeschichte so zugetragen haben: Eines Morgens erwachte McCartney und hatte die Melodie bereits komplett im Ohr. Weil ihm der Song irgendwie bekannt vorkam, spielte er ihn allen seinen Bekannten vor. Die sollten ihm sagen, ob sie das Stück schon einmal gehört hatten. McCartney wollte nicht unwissentlich jemanden plagiieren, an den er dann seine Tantiemen hätte abführen müssen. Erst als alle verneinten, arbeitete er das Stück weiter aus. Vorläufig mit einem Nonsense-Text: „Scrambled eggs, oh, you've got such lovely legs“ („Rühreier, ach, ihr habt so liebliche Beine"). Den ziemlich elegischen Text schrieb er dann später, als Reaktion auf den Tod seiner Mutter. Fast vierzig Jahre später, nämlich 2003, kam plötzlich doch jemand auf den Gedanken, dass McCartney die Melodie irgendwo aufgeschnappt haben könnte. Er ähnelt nämlich, so die Behauptung, dem Song „Answer Me“ vom Jazzpianisten und Sängers Nat King Cole.
Assoziationsnetz: Popmusik, Streichquartett, Rührei, Plagiat.
Der Kopf der Beach Boys hasste Surfen Kennen Sie die Beach Boys? Eine Popgruppe aus dem sonnigen Kalifornien, die zur Zeit der Beatles sehr erfolgreich war und in deren Songs es meist um so harmlose Freuden ging wie Sonne, Meer und Wellenreiten. Ihre größten Hits hießen denn auch „Fun Fun Fun“, „Surfer Girl“, „Surfin USA“, „Surfin' Safari“, „Surf City“, „Good Vibrations“ und „Surfs Up“. Hinter den Beach Boys steckten die drei Brüder Dennis, Carl und Brian Wilson, zu denen sich noch ihr Cousin Mike Love gesellte. Unbestritten war Brian der kreative Kopf der Band. Er war sehr sensibel, introvertiert und hat bis heute noch keine einzige Welle persönlich abgeritten. Denn es gab kaum etwas, das ihm so verhasst war wie Sommer, Sonne, Strand und Surfen.
Assoziationsnetz: Popmusik, Surfen, Image.
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Der tyrannische Vater der Beach Boys Gemanagt wurden die Beach Boys von Murray Wilson, dem Vater der drei Wilson Brüder. Er hatte die Gruppe überhaupt erst ins Leben gerufen. Auch wenn es in der Musikgeschichte eine lange Tradition von fragwürdigen Vaterfiguren gibt, die ihre Kinder zu Superstars abrichten wollen (von Leopold Mozart und Johann van Beethoven bis Joseph Jackson, der Vater von Michael, Janet und Latoya Jackson) – Murray Wilson hat in dieser unrühmlichen Reihe zweifellos einen herausragenden Platz verdient. Für ihn sollten die Beach Boys vor allem eine saubere, anständige Band sein. Während der Tourneen bewachte er höchstpersönlich den Hotelflur, damit die Boys keine Girls auf ihr Zimmer nehmen konnten. Und als Bandmitglied Mike Love, der Cousin der Wilson-Brüder, hinter der Bühne einmal „Fuck“ sagte, wollte ihn Murray Wilson sofort aus der Band werfen. Doch am schwersten litt Brian Wilson unter dem strengen Regiment seines Vaters. Er wurde krank, zog sich für Jahre in sein Bett zurück und war schließlich 180 Kilo schwer. Schließlich wurde der Einfluss von Murray regelrecht unterbunden. Vorher setzte er aber noch einige bizarre Werbeideen um. So ließ er 5.000 Sticker herstellen, auf der die bemerkenswerte Botschaft zu lesen war: „Ich kenne Brians Vater.“
Assoziationsnetz: Popmusik, Anstand, Vater, Promotion.
Wer ist Angie? Die Ballade „Angie“ von den Rolling Stones erfreut sich großer Beliebtheit. Nicht zuletzt bei den Anhängern der aktuellen Bundeskanzlerin. Doch auch die hartgesottensten Fans der Regierungschefin ahnen, dass Mick Jagger den Song nicht für die gelernte Physikerin aus Templin geschrieben hat. Umso drängender stellt sich die Frage: Wer ist denn mit Angie wirklich gemeint? Gibt es überhaupt ein real existierendes Vorbild? Vermutlich schon. Zumindest wird darüber heftig spekuliert. Hier die vier häufigsten Vermutungen: ● Bei Angie handelt es sich um die Frau des Popstars David Bowie, Angela Bowie, die mit den Rolling Stones gut bekannt war. ● Zweite Kandidatin für Angie ist die Schauspielerin Anita Pallenberg, die damals mit dem Gitarristen der Band, Keith Richards li-
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iert war und die mit Mick Jagger mindestens eine Affäre hatte. Keith Richards hat zusammen mit Mick Jagger das Stück geschrieben. Dritte Vermutung: Bei Angie handelt es sich um die Tochter von Anita Pallenberg und Keith Richards, Angela Dandelion Richards, die ein Jahr vor Erscheinen der Platte geboren wurde. These Nummer vier brachte Angie Nummer 1 auf, nämlich Angela Bowie. In einer Talkshow erzählte sie, die wahre Angie sei überhaupt keine Frau, sondern Mick Jagger hätte den Song über keinen anderen geschrieben als über ihren Mann, David Bowie.
Assoziationsnetz: Popmusik, Angela Merkel, Namen, Frauen und Männer.
Keith Richards war Chorknabe Als Kind gehörte der krawallfreudige Gitarrist der Rolling Stones, Keith Richards, einem klassischen Knabenchor an. Höhepunkt seiner frühen Gesangskarriere: Richards nahm an der Aufführung von Georg Friedrich Händels (➝ S. 136) Oratorium „Der Messias“ teil – vor Königin Elisabeth II. Es dauerte noch gut zwanzig Jahre, bis er wieder als Sänger hervortrat – mit dem Song „Something Happened To Me Yesterday“ als Duettpartner von Mick Jagger.
Assoziationsnetz: Popmusik, Georg Friedrich Händel, britisches Königshaus.
Mick Jagger studierte an einer englischen Elitehochschule Kaum ein anderer steht so sehr für Provokationen, schlechte Manieren und ein ausschweifendes Sexleben wie Mick Jagger. Er sang über „Sympathy For The Devil“ und den „Streetfightin' Man“, in dem die programmatischen Worte auftauchen: „Was soll ein armer Junge anderes machen als in einer Rock 'n' Roll Band zu spielen?“ Viele Fans hielten das für eine Art Bekenntnis: Ein Kind aus der Unterschicht kann sich ein Dasein als Straßenkämpfer gar nicht leisten, sondern seinen gesellschaftlichen Protest höchstens als Mitglied einer Rock 'n' Roll Band artikulieren. So wie Mick Jagger eben.
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Doch auch wenn er zweifellos in einer Rock 'n' Roll Band spielt, ein armer Junge ist Mick Jagger nie gewesen. Er stammt aus gutbürgerlichen Verhältnissen und hat eine der besten Hochschulen des Landes besucht, die London School of Economics, an der nicht weniger als dreißig aktuelle oder ehemalige Staatsoberhäupter und Regierungschefs aus aller Welt studiert haben. Insoweit hieß Mick Jaggers Zukunftsalternative nicht so sehr „Straßenkämpfer oder Rock 'n' Roller“ als vielmehr „Rock 'n' Roller oder Staatschef“.
Assoziationsnetz: Popmusik, Rebell, Image, Elternhaus, Elitehochschule.
Rauch auf dem Genfer See „Smoke On The Water“ von Deep Purple ist nicht nur eine Paradenummer für alle Luftgitarristen. Den eingängigen Gitarrenriff („Dada-daah-dat-dat-da-daah") kennt wohl jeder, auch diejenigen, die eher das „Dat-dat-dat-daah!“ aus der 5. Sinfonie von Beethoven bevorzugen. Was aber kaum jemand kennt, das ist der für eine Hardrock-Nummer eher untypische Text. Machen Sie einmal die Probe und fragen Sie Ihren Gesprächspartner, was mit dem „Smoke On The Water“ eigentlich gemeint ist. Und wenn Sie erwartungsgemäß nur ein Schulterzucken hervorrufen, dann rücken Sie mit der Wahrheit heraus. Die Gruppe Deep Purple wollte im Casino von Montreux Aufnahmen für ihre neue Platte machen – ohne Publikum, allein wegen der Akustik. Doch dazu sollte es nicht kommen, denn im Casino brach am Vorabend ein Feuer aus. Dieses Feuer verursachte den „Smoke“. Und weil Montreux am Genfer See liegt, ist damit auch die Bedeutung des „Waters“ geklärt. Es wurde also nichts mit den Aufnahmen. Dafür schrieb die Band ihren populärsten Song. In dem Text haben Deep Purple alles verarbeitet. Sogar von Montreux ist die Rede. Aber wer hört bei einer Hardrock-Nummer schon auf den Text?
Assoziationsnetz: Rockmusik, Songtext, Genfer See.
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Schulprojekt „Fred vom Jupiter" Einer der bekanntesten Songs der „Neuen Deutschen Welle“ heißt „Fred vom Jupiter“. Er stammt von Andreas Dorau, nach eigenen Angaben „drittbester deutscher Sänger und Edelklassiker unter den Hitmaschinen der anspruchsvollen Unterhaltungselektronik“. Doch den „Fred“ hat er nicht allein geschrieben. Als Co-Komponist ist ein gewisser Jürgen Kreffter genannt, und der war im Jahr 1981 Lehrer von Dorau. Kreffter stellte seinen Schülern die Aufgabe, einen Popsong zu schreiben und aufzunehmen. Unter seiner fachkundigen Leitung produzierten sechs Schüler schließlich den „Fred vom Jupiter“. Der Song wird an eine Plattenfirma verkauft und erreicht im folgenden Jahr die Top-20. Zwar wird dies der einzige echte Hit von Lehrer Kreffter bleiben, aber unter den Musiklehrern dürfte er immer noch der einzige sein, dem es gelungen ist, aus dem Klassenzimmer heraus die Hitparaden zu erobern.
Assoziationsnetz: Popmusik, Schule, Lehrer, Berufspraxis, Jupiter.
Kurt Cobain und das Mädchenparfum „Smells Like Teen Spirit“ von Nirvana gilt als einer der bedeutendsten Songs der jüngeren Vergangenheit und als Aushängeschild der Grunge-Ära (Für Kenner und Besserwisser: Grunge, zu Deutsch „Schmutz“, ist ein Musikstil mit Elementen aus Rock, Punk und Hardrock, der sich Anfang der 90er großer Beliebtheit erfreute). Um das Werk ranken sich zahlreiche Legenden. So wird behauptet, der Komponist und Leadsänger Kurt Cobain habe hier seinen späteren Selbstmord angekündigt. Weniger bedrückend und lebensnäher ist der Bericht einer Bekannten von Cobain, die erzählte, dass der Musiker in dieser Zeit mit ihr nachts um die Häuser zog, um Graffitis zu sprühen. Eines Abends schnappte sie sich eine Dose und schrieb in Cobains Wohnung an die Wand: „Kurt smells like teen spirit.“ Kurt fasste das als Kompliment auf. Er dachte, sie wollte damit ausdrücken, dass er mit den jungen Leuten auf einer Wellenlänge liege. Doch sie wollte sich nur über ihn lustig machen. Denn „Teen Spirit“ ist in den USA der Name eines Deodorants für junge Mädchen.
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Assoziationsnetz: Popmusik, Image, Jugendlichkeit, Deodorant.
Wie Robbie Williams die Fotografen abschüttelt Wenn Popstar Robbie Williams sein Haus verlässt, dann zieht er sich eine Maske über und trägt immer das gleiche Jackett. Der Grund: Auf diese Weise bekommen die Fotografen, die vor seinem Haus auf einen Schnappschuss lauern, immer nur das gleiche Bild – und lassen ihn in Ruhe, so hofft er wenigstens.
Assoziationsnetz: Popmusik, Prominenz, Fotografen, Exklusivität, Privatsphäre.
Tiere und Pflanzen Gesprächsthemen, die Tiere oder Pflanzen betreffen, sind beim Small Talk sehr beliebt. Kein Wunder, denn Geschichten und Beispiele aus der Natur sind anschaulich und vielfältig. Jeder kann sich darunter etwas vorstellen, wenn Sie von Hummeln, Hyänen oder steinewerfenden Schmutzgeiern erzählen. Und das Thema ist im Allgemeinen auch nicht besonders kontrovers, sondern Sie werden wohlwollendes Kopfnicken ernten und eine Flutwelle von Geschichten auslösen über die erstaunlichen Intelligenzleistungen, zu denen die Haustiere Ihrer Gesprächspartner imstande waren.
Das Hummel-Paradox Hummeln können eigentlich nicht fliegen. Ihre Flügel haben eine Oberfläche von 0,7 Quadratzentimetern. Zugleich wiegen sie 1,2 Gramm. Nach den Gesetzen der Aerodynamik sind sie zu schwer, um sich in die Lüfte zu erheben. Weil die Hummeln aber die Gesetze der Aerodynamik nicht kennen, fliegen sie einfach los, hat ein witziger Insektenkundler einmal bemerkt. Bis zu 18 Stunden am Tag sind sie in der Luft unterwegs und besuchen bis zu tausend Blüten. Für Kenner und Spielverderber: Mittlerweile hat man das Geheimnis des Hummelflugs doch noch gelüftet. Er widerspricht dann doch
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nicht den Naturgesetzen. Vielmehr spielen komplizierte Luftverwirbelungen eine Rolle, die die dicke Hummel mit ihren kleinen Flügelchen auslöst. Und so geht es beim Flug der Hummel eben darum: Möglichst viel Wirbel zu machen.
Assoziationsnetz: Möglichkeiten, Naturgesetze, Gewichtsprobleme.
Pflanzen lieben Bach Der Amerikaner Don Carlson hat eine Methode entwickelt, um Pflanzen, Nutzpflanzen vor allem, zu höheren Erträgen und einem schnelleren Wachstum zu verhelfen. Das Verfahren heißt „Sonic Bloom“ und erfordert den Einsatz von Dünger sowie eine spezielle Klangtherapie aus bestimmten Dauertönen und wachstumsfördernden Musikstücken. Carlson beschallte Felder und Gemüsebeete mit indischen Ragas, Vivaldis Vier Jahreszeiten und Kompositionen von Johann Sebastian Bach. Die Universität der kanadischen Metropole Ottawa soll die Studien von Don Carlson begleitet haben, um zu gewährleisten, dass alles auch streng wissenschaftlich zuging. Wie kaum anders zu erwarten, gediehen die Pflanzen am besten, die den Werken von (➝ S. 130) Johann Sebastian Bach ausgesetzt waren. Als besonders förderlich erwiesen sich Bachs Violinsonaten und das E-Dur-Konzert für Violine (für Kenner: BWV 1042). Sie ließen die Getreideernte förmlich „explodieren“, wie die Gewährsleute im Internet versichern. Hier zeigt sich also eine Art „Mozart-Effekt“ (➝ S. 133) für Pflanzen. Und ähnlich wie beim diesem, so sind auch bei Carlsons „Bach-Effekt“ Kritiker auf den Plan getreten, die behaupten, die ganze Sache sei nur Hokus-Pokus.
Assoziationsnetz: Pflanzen, Ernte, Wissenschaft, Musik, Johann Sebastian Bach, Violinkonzert, „Mozart-Effekt“.
Die Quantenvibrationen des Joel Sternberger Carlsons Pionierarbeit wurde fortgesetzt durch den nicht weniger exzentrischen Physiker Joel Sternberger. Erschienen Carlsons Thesen, zumindest für die Anhängerschaft von Johann Sebastian Bach, unmittelbar überzeugend, so setzt Sternberger seinen Ehrgeiz darein, das Ganze
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in ein möglichst kompliziertes System zu bringen. „Jeder Ton ist ein Vielfaches der Originalfrequenzen, die beim Einbau der Aminosäuren in die Proteinketten entstehen, erklärt Sternberger, „und die Länge des Tons entspricht der Dauer dieses Vorgangs.“ Was in der Theorie so vertrackt klingt, soll in der Praxis ganz einfach funktionieren: Einmal täglich für drei Minuten die Tomatensträucher mit Sternbergs Quantenmusik beschallen, und die Pflanzen wachsen zweieinhalb Mal so schnell. Außerdem schmecken die Tomaten süßer. Versichert zumindest Mr. Sternberger.
Assoziationsnetz: Pflanzen, Wachstum, Wissenschaft, Quantentheorie, Proteine.
Wissenschaftlich erwiesen: Pflanzen können nicht hören Carlson und Sternberger blieben nicht allein. Ein russischer Physiker las seinen Pflanzen sogar literarische Texte vor und stellte dramatische Auswirkungen auf das Erbgut fest (wenn wir uns richtig erinnern, wirkte Puschkin positiv). Dies rief schließlich auch seriöse Wissenschaftler auf den Plan. Und so nahm sich das Forschungszentrum Jülich der Sache an. Dort beschallte man Sonnenblumen mit dem „Blumenwalzer“ aus der Nussknackersuite von Peter Tschaikowski, mit literarischen Texten und mit diversen „Naturgeräuschen des Waldes“. Eine ganze Woche lang. Dann untersuchten die Forscher den Stoffwechsel der Pflanzen. Das Ergebnis: Die unterschiedlichen Klänge hatten keinerlei Auswirkung. Damit scheint erwiesen: Pflanzen können nicht hören.
Assoziationsnetz: Pflanzen, Stoffwechsel, Musik, Tschaikowski, Sonnenblumen.
Wie der Walnussbaum seine Konkurrenten vergiftet Pflanzen können nicht fortlaufen und sind überhaupt friedliebende Kreaturen – glauben Sie. Zu Unrecht. Denn so harmlos sind die chlorophyllhaltigen Gesellen gar nicht. Im Reich der Pflanzen herrscht vielmehr Mord und Totschlag. Das müsste eigentlich jeder wissen, der in seinem Garten Unkraut jätet, um mühsam Platz zu schaffen für seine Lieblinge. Friedliche Koexistenz ist die Sache der Pflanzen nicht.
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Tiere und Pflanzen
Nehmen wir beispielsweise den Walnussbaum. Damit ihm unter seiner Blätterkrone keine Konkurrenz (➝ S. 50) heranwächst, vergiftet er alle Pflanzen, die da wachsen wollen. Und das macht er so: In seinen Blättern steckt eine ungiftige Substanz, die in das Gift Juglon umgewandelt wird, sobald die Blätter zu Boden fallen. Das Erdreich nimmt das Gift auf – und nichts wächst mehr.
Assoziationsnetz: Pflanzen, Frieden, Konkurrenz, Gift.
Gefährliche Tiere Wer von diesen drei Tieren ist am gefährlichsten, Mücke, Elefant oder Hai? Die Zahlen mögen von Jahr zu Jahr schwanken, doch sind die Verhältnis eindeutig. Einer im Jahr 2000 veröffentlichten Statistik zufolge starben weltweit sechs Menschen durch Haiattacken, 300 Menschen starben durch Elefanten und mindestens 1.500.000 Menschen starben infolge eines Mückenbisses, durch den Malaria übertragen wurde. Für Kenner und Besserwisser: Was den Haifisch betrifft, so ist daran zu erinnern, dass mehrere Millionen Exemplare von Menschen verspeist werden. Nicht nur in Form von Haifischflossensuppe, sondern auch als anderes Fischgericht getarnt.
Assoziationsnetz: Gefahr, Mücke, Elefant, Hai, Ernährung.
Die Welt der Ameisen Ameisen leben fast überall, auf allen Kontinenten haben sie sich verbreitet, ganz so wie die Menschen. Schätzungsweise gibt es 10 Billiarden Ameisen auf der Welt, das ist eine Eins mit 16 Nullen. Eine Ameise wiegt im Schnitt ein bis fünf Milligramm, das Durchschnittsgewicht aller Menschen (und nicht nur der aus den wohlgenährten Industrieländern) beträgt 55 Kilogramm. Daraus hat man die Schlussfolgerung gezogen, dass alle Ameisen zusammen genauso viel wiegen wie alle Menschen zusammen.
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Teil 3: Die Themen
Assoziationsnetz: Ameisen, Menschen, Überbevölkerung, Gewicht.
So dumm sind Grabwespen Es wird ja oft genug darüber geplaudert, wie unendlich schlau Tiere sind. Höchste Zeit also, einmal die Dummheit der Tiere zu thematisieren. Die ist nämlich nicht weniger beeindruckend. Nehmen Sie nur die Grabwespe: Diese Insektenart baut Brutkammern, das heißt, sie gräbt sie in den Sand (daher der Name). In jede Brutkammer legt sie ein Ei und schafft dann als Wegzehrung für den künftigen Nachwuchs eine Grille herbei, die sie vorher durch einen gezielten Stich gelähmt hat. Diese Grille legt sie vor der Brutkammer ab, um noch den Innenausbau abzuschließen. Erst dann holt sie die Grille hinein und macht die Brutkammer dicht. Doch um mehr über die Vorgehensweise der Grabwespe zu erfahren, haben die Forscher den geordneten Ablauf ein wenig gestört. Während die Mutterwespe nämlich mit dem Innenausbau beschäftigt war, schoben die Wissenschaftler die Grille mit einem Grashalm ein wenig vom Nest weg. Die Wespe erscheint, will die Grille hineinziehen – keine Grille in Sicht. Schock für die Wespe. Sie fliegt planlos in der Gegend umher, bis sie die Grille endlich findet. Und jetzt? Legt sie die Grille wieder vor der Brutkammer ab, zwängt sich durch die Öffnung, um den Innenausbau nochmals abzuschließen. Moment mal, das hat sie doch schon erledigt. Das stört jedoch eine Grabwespe nicht. Also macht sie in der Brutkammer noch ein wenig Ordnung und begibt sich wieder nach draußen, um... aber was ist das? Grille wieder fort! Und die Grabwespe macht das, was alle Grabwespen ihrer Art machen: Erst mal planlos rumfliegen, Grille finden, wieder vor das Lock der Brutkammer schaffen. Und dann wieder in die Brutkammer! Und wenn die Forscher das Experiment nicht irgendwann beendet hätten, dann würde die Grabwespe wohl noch heute am Innenausbau dieser Brutkammer herumbasteln! Für Kenner und Spielverderber: Erzählt Ihnen jemand diese Geschichte, dann vergessen sie nicht darauf hinzuweisen, dass es auch Grabwespenarten gibt, die die wieder gefundene verfluchte Grille ohne viel Federlesens in die Brutkammer verfrachten!
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Assoziationsnetz: Grabwespe, Routine, Intelligenz, Gewohnheit.
Die Klettersandalen der Orang-Utans Unsere nächsten Verwandten wissen sich zu helfen: Schimpansen (➝ S. 48) stochern mit einem Stock in einem Termitenhügel herum, sie benutzen ihn als Termitenangel. Oder sie zerkauen Blätter, um daraus einen Schwamm herzustellen, mit dem sie Wasser aus einer Pfütze aufsaugen, an das sie sonst nicht herankommen. Oder sie bauen sich aus einem Stein und einem schweren Zweig einen Nussknacker, mit dem sie hartschalige Nüsse aufbrechen können. Von Orang-Utans (➝ S. 50) ist bekannt, dass sie sich aus Blättern eine Art von Klettersandalen fertigen, damit sie sich an der scharfen Rinde der Bäume nicht ihre Füße verletzen. Solche Fertigkeiten waren den Affenforschern schon länger bekannt. Was für sie aber überraschend war: Es gibt zwischen den Horden bemerkenswerte Unterschiede. In der einen Horde knacken die Affen ihre Nüsse auf die eine Art, eine andere Horde geht ganz anders dabei vor. In der einen Horde basteln sich die Affen Sandalen, in der anderen hat sich diese Erfindung noch nicht herumgesprochen. Daraus schließen die Affenforscher: Auch bei den Affen gibt es kulturelle Unterschiede und Traditionen.
Assoziationsnetz: Affen, Werkzeuge, Nussknacker, Schwamm, Sandalen, Kultur, Tradition.
Schmutzgeier nehmen Steine Dass Schimpansen und Orang-Utans Werkzeuge benutzen, hat sich ja mittlerweile herumgesprochen. Weniger bekannt, aber nicht weniger spektakulär ist der Werkzeuggebrauch eines kleinen schlauen Raubvogels, des Schmutzgeiers, einer der wenigen Geierarten, die sich wenigstens zeitweise in Europa blicken lassen. Der Schmutzgeier geht mit einem Stein auf die Nester von Bodenbrütern los und klopft mit einem gezielten Schlag ein Ei auf. Wie wir Menschen, wenn wir mit einem Löffel unser Frühstücksei aufklopfen.
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Teil 3: Die Themen
Für Kenner und Besserwisser: Im alten Ägypten und bei den Hebräern galt der Schmutzgeier als Symbol für Elternliebe. Deshalb ist er auch an manchen Gebäuden aus dieser Zeit zu finden, in Stein gehauen.
Assoziationsnetz: Werkzeug, Steine, Frühstücksei.
Krähen knacken Nüsse Der britische Verhaltensforscher Nathan Emery hat beobachtet, dass japanische Krähen Nüsse auf die Straße werfen, um sie von den Autos, die darüber fahren, knacken zu lassen. Wie Emery weiter berichtet, bevorzugen die Krähen Zebrastreifen als Nussablageplatz. Denn immer wenn die Autos wegen der Fußgänger anhalten müssen, können die Krähen die geknackten Nüsse aufsammeln.
Assoziationsnetz: Krähen, Nussknacker, Zebrastreifen, Autos.
Blaumeisen öffnen Milchflaschen In England fingen eines Tages die Blaumeisen damit an, die Aluminiumverschlüsse der Milchflaschen zu öffnen, die der Milchmann vor der Tür abgestellt hatte. Sie pickten die Kappe mit ihrem kräftigen Schnabel auf und tranken den Rahm. Die Bewohner hatten zunächst den Milchmann in Verdacht. Und als der etwas von einer Gruppe von Meisen erzählte, die ihm jeden Morgen folgte, glaubten die Leute eher, der Milchmann hätte die Meise. Doch als sich Bewohner auf die Lauer legten, machten sie die Entdeckung: Die Meisen waren die Milchdiebe. Auch aus anderen Landesteilen kamen Klagen über geknackte Milchflaschen. Dabei ist umstritten, ob sich die Fähigkeit der Meisen nach und nach über das Land ausbreitete, die Fähigkeit also irgendwie weitergegeben wurde, oder ob im ganzen Land die Meisen auf die Idee gekommen waren, die Flaschenverschlüsse aufzupicken. Der Spuk hatte erst ein Ende, als die Milchflaschen einen meisensicheren Verschluss erhielten. Darüber hinaus wird behauptet, dass einige Blaumeisen an der Farbe des Deckels erkennen konnten, ob es sich um fettarme oder um Vollmilch handelte, die sie bevorzugten.
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Assoziationsnetz: Meisen, Milchflasche, England, Lernen.
Papageien verstehen, was sie sagen Wie jeder weiß, kann ein Papagei Wörter oder sogar ganze Sätze unserer Sprache lernen und nachsprechen. Doch wie Studien der Zoologin Irene Pepperberg gezeigt haben, gehen seine Fähigkeiten über das bloße Nachplappern weit hinaus. Das gilt zumindest für Alex, den gelehrigen Graupapagei von Frau Pepperberg, von dem man ohne Übertreibung sagen kann: Er hat Wissenschaftsgeschichte geschrieben. Alex erkennt Gegenstände und nennt sie beim Namen. Fragen Sie ihn, welche Farbe ein bestimmter Gegenstand hat, dann gibt er Ihnen die korrekte Antwort. Sie können Alex auch danach fragen, aus welchem Material der Gegenstand besteht. Seine Antwort stimmt. Darüber hinaus kann Alex auch zählen. Nur rechnen kann er nicht.
Assoziationsnetz: Papagei, Sprache, Unterhaltung.
Vögel können nicht rechnen Wenn Sie ungestört Vögel beobachten wollen, dann müssen Sie sich hinter einem Sichtschutz verbergen. Bemerkt der Vogel jedoch, wie Sie hinter dem Sichtschutz verschwinden, können Sie die Sache vergessen. Der Vogel weiß ja, dass Sie hinter dem Sichtschutz stecken, auch wenn er Sie nicht mehr sieht. Um ihn zu täuschen, müssen Sie seine Rechenschwäche ausnutzen. Und das geht so: Sie nehmen sich einen Begleiter mit, mit dem Sie zusammen hinter den Sichtschutz treten. Kurze Zeit später verlässt Ihr Begleiter das Versteck. Und zwar so, dass es der Vogel möglichst bemerkt. Weil er wie die meisten Vögel nicht in der Lage ist, eine einfache Rechenaufgabe wie 2-1=1 zu bewältigen, denkt er: Die Luft ist rein, niemand mehr hinter dem Sichtschutz, und er wird sich ganz unbeobachtet fühlen. Für Kenner und Besserwisser: Rhesusaffen bewältigen so eine Aufgabe ohne weiteres. Sie lösen sogar Aufgaben wie 3-1=2, scheitern aber, sobald die 4 ins Spiel kommt.
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Teil 3: Die Themen
Assoziationsnetz: Vögel, Rechnen, Tierbeobachtung, Täuschen.
Tauben als Kunstkenner An der Keio-Universität von Tokio haben Wissenschaftler Tauben darauf trainiert, Bilder von Picasso und von Monet voneinander zu unterscheiden. Eine Gruppe von Tauben wurde belohnt, wenn sie auf eine Reproduktion eines Gemäldes von Monet pickten. Die andere Gruppe bekam ihre Körnchen, wenn sie den Picasso pickten. Das Überraschende: Hatten die Tauben erst einmal den Unterschied gelernt, konnten die Forscher ihnen auch Bilder von Picasso und Monet vorlegen, die sie zuvor noch nie gesehen hatten, sie pickten dennoch richtig. Dabei wurde sichergestellt, dass die Tauben sich nicht von den Farben leiten ließen. Denn auch bei einfarbigen Reproduktionen entschieden die Tauben zutreffend.
Assoziationsnetz: Tauben, Kunst, Picasso, Monet.
Congo, der malende Schimpanse Viele Menschenaffen malen. Zoos in aller Welt bieten die meist sehr bunten Gemälde ihrer Schützlinge zum Verkauf an. Nicht immer vermögen die Resultate restlos zu überzeugen. Doch gab es einen Schimpansen, der über ein herausragendes Talent verfügte. Sein Name war Congo, und er trat mehrfach im britischen Fernsehen auf, in der Sendung „Zootime“ von dem Verhaltensforscher Desmond Morris. Berühmt wurde Congo durch eine Ausstellung im Jahr 1957. Seine Bilder waren abstrakt und verrieten einen kraftvollen Pinselstrich. Kein Geringerer als Pablo Picasso kaufte ein Gemälde von Congo und hängte es bei sich auf. Interessant ist Congos Arbeitsweise. Hatte er ein Bild fertig gemalt, dann stieß er es weg und rührte es nicht mehr an. Auch wenn man ihm Belohnungen anbot, es war nichts zu machen. Auf der anderen Seite war es sehr gefährlich, ihm ein Bild abzunehmen, das er noch nicht vollendet hatte. Dann gab es Ärger. Ein Schimpanse verfügt über die körperlichen Kräfte von mehreren erwachsenen Männern, und die kamen dann zum Einsatz.
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Assoziationsnetz: Schimpanse, Kunst, Picasso.
Künstler kopieren Affen Wer über die Kunst der Schimpansen spottet, der sollte einmal den Versuch unternehmen, sie nachzumachen. Vermutlich wird er kläglich scheitern – so wie der österreichische Künstler Arnulf Rainer, der von dem Wunsch beseelt war, ähnlich klare und kraftvolle Bilder zu malen wie unsere haarigen Vettern. Also hockte er sich neben einen Schimpansen und malte wild drauflos, wie er es von den Affen annahm. Doch der Schimpanse verhielt sich völlig anders. Er ging ruhig und konzentriert die Sache an. Als er sich von dem hektischen Actionpainting des menschlichen Malers gestört fühlte, legte er den Pinsel beiseite und fing an, den völlig überraschten Rainer quer durch das Zimmer zu jagen. Der belgische Kunstphilosoph Thierry Lenain analysierte später 15 Bilder, die Mensch und Affe gleichzeitig gemalt hatten: „Die Kompositionen des Schimpansen sind nüchtern und klar. Dagegen sind die Nachahmungen verschwommene, verwirrte Liniennetze, völlig unleserlich, fast bis zu Hysterie.“
Assoziationsnetz: Schimpanse, Kunst, Konzentration, Kopie, Nachäffen (➝ S. 51).
Bertrand Russell über die Verhaltensforscher Der britische Philosoph Bertrand Russell äußerte sich einmal mit mildem Spott über die Verhaltensforscher: „Alle Tiere unter sorgfältiger Beobachtung verhalten sich so, wie es dem Nationalcharakter des Beobachters entspricht. Von Amerikanern untersuchte Tiere wetzen wie wild herum, entwickeln eine unglaubliche Geschäftigkeit und Energie und bringen es schließlich durch Zufall zu dem gewünschten Ergebnis. Tiere unter deutscher Beobachtung sitzen regungslos da und denken nach, um schließlich die Lösung aus den Tiefen ihres Bewusstseins zutage zu fördern.“
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Teil 3: Die Themen
Assoziationsnetz: Wissenschaft, Versuchstiere, Nationalcharakter, Amerikaner, Deutsche.
Erkenne dich selbst – der Spiegeltest Eine interessante Frage ist, ob Tiere ein Bewusstsein von sich selbst haben. Das Thema ist zwar stark umstritten, doch der Psychologe Gordon Gallup entwickelte einen eleganten Test, um den Dingen auf den Grund zu gehen. Er setzte einen Schimpansen vor einen Spiegel und wartete ab, was passierte. Zunächst starrte der Affe den Spiegel an, berührte ihn und versuchte herauszufinden, was sich dahinter verbarg. Nach einiger Zeit begann er damit, sich vor dem Spiegel zu verbiegen und Körperteile in den Blick zu nehmen, die er sonst nicht zu Gesicht bekam, den Rachen oder das eigene Hinterteil. Doch war das noch kein ausreichendes Indiz dafür, dass der Affe sich in dem Spiegel wieder erkannte. Daher nutzte Gallup einen Trick. Er betäubte den Schimpansen und verpasste ihm zwei rote Markierungen, die er weder tasten noch riechen konnte. Sein Ergebnis: Nach einem Blick in den Spiegel betastete der Schimpanse die Markierungen. Er wusste also, dass der Affe im Spiegel er selbst war.
Assoziationsnetz: Schimpanse, Spiegel, Bewusstsein, Selbstbild.
Rettungshunden droht Burnout Tiere lassen sich trainieren oder auch abrichten durch das Prinzip von Belohnung und Bestrafung. Das gilt auch für Rettungshunde. Und doch sind sie alles andere als gefühllose Roboter, die nur ein Programm abspulen. Wie die amerikanische Hundetrainerin Caroline Hebard herausgefunden hat, erledigen diese Hunde ihre Aufgabe auch, weil sie den Verschütteten helfen wollen. Treffen sie auf zu viele Opfer, die sie nicht retten können, dann versinken sie in einer Art von Burnout-Syndrom. Sie verlieren das Interesse an ihrer Aufgabe, auch wenn sie noch so viele Leckereien dafür bekommen. Die einzige Möglichkeit, einen Rettungshund wieder zu motivieren: Die menschlichen Helfer verstecken einen der ihren zwischen den Trümmern und sor-
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gen dafür, dass der deprimierte Rettungshund ihn findet. Durch diesen Erfolg bestärkt, ist er wieder bereit, nach echten Verschütteten zu suchen.
Assoziationsnetz: Hunde, Burnout, Motivation, Mitgefühl, Aufgabe, Helfersyndrom.
Radio für Haustiere „Denkt daran, seid nett zum Briefträger“, säuselt die Radiosprecherin, „er will doch nur die Post bringen.“ Solche Informationen bekommt man bei DogCatRadio.Com zu hören, einem Internetradio speziell für Haustiere. Gegründet wurde es von dem Amerikaner Adrian Martinez, der selbst Herrchen von sechs Hunden und zwei Katzen ist. Auf die Idee gekommen sei er, erzählt Martinez, weil „meine Katze Snickers es von mir verlangt hat.“ Eines Tages schlich sie unruhig den Flur entlang und miaute unentwegt. „Was willst du?“ fragte Martinez und versuchte es schließlich mit Musik, was Snickers augenblicklich zufrieden stellte. Das war für Martinez das Startsignal, ein eigenes Radioprogramm für Haustiere zu gründen. Neben speziellen Tipps, wie den, nicht den Briefträger zu beißen, gibt es vor allem Songs, die sich die Hörer (oder sagen wir besser: deren Besitzer) wünschen. Ganz oben auf der Wunschliste stehen Elvis Presley mit „You Ain't Nothing But A Hound Dog“ und Dionne Warwick mit „That's What Friends Are For.“
Assoziationsnetz: Haustiere, Radio, Internet, Briefträger, Elvis Presley.
Der Pfau Im Tierreich gibt es kaum so etwas Prachtvolles wie einen balzenden Pfau (➝ S. 190). Doch wer schön sein will muss leiden. Ein männlicher blauer Pfau kann eine Gesamtlänge von zwei Metern erreichen, davon misst die so genannte Prachtschleppe allein 120 bis 130 Zentimeter. Und diese 120 bis 130 Zentimeter behindern den Pfau bei fast allen seiner Tätigkeiten; er kann nicht schnell laufen, kann nicht fliegen und ist extrem schlecht getarnt. Wie konnte es dazu kommen? Einige Evolutionsforscher dachten zunächst, die Weibchen wären schuld, denn sie hätten durch ihre exzentrische Vorliebe für das lange
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bunte Federkleid die Pfauenmänner erst zu dem gemacht, was sie heute sind, groteske schillernde Exzentriker der Vogelwelt. Erst später entdeckten zwei israelische Biologen, dass die Vorliebe der Weibchen für die bunten Vögel durchaus einen vernünftigen Kern hatte. Denn ein Hühnervogel, der mit dieser auffälligen Färbung und diesem sperrigen Federkleid noch am Leben ist, der muss über außerordentliche Qualitäten verfügen. Sonst wäre er längst gefressen worden. Tatsächlich ist das zugrunde liegende Prinzip, das „HandicapPrinzip“, in der Biologie mittlerweile anerkannt. Und wir finden es auch in vielen anderen Bereichen: Wer es schafft trotz offensichtlicher Nachteile zum Ziel zu kommen, der muss über höhere Qualitäten verfügen als einer, der seine ganzen Kräfte darauf konzentriert.
Assoziationsnetz: Pfau, Partnerwahl, Eitelkeit, Schönheit, Nachteil, Stärke.
Partnerwahl bei den Guppys Wer ein Aquarium hat, kennt die kleinen Süßwasserfische aus Südamerika, die Guppys. Die Zoologen wollten wissen, nach welchen Kriterien die Weibchen ihre Fortpflanzungspartner aussuchten und stellten dazu komplizierte Untersuchungen an. Das niederschmetternde Ergebnis: Guppyweibchen haben nicht die Spur eines eigenen Willens. Sie orientieren sich bedingungslos am Geschmack der anderen. Wenn ein Guppyweibchen sieht, dass ein anderes Weibchen den Fisch Klaus dem Fisch Emil vorgezogen hat, dann wird es ebenfalls Klaus auswählen, wenn es an der Reihe ist. Diese Entscheidung wird das Weibchen sogar dann treffen, wenn es zu einem früheren Zeitpunkt Emil den Vorzug gegeben hat. So viel auch zum Thema Treue im Tierreich.
Assoziationsnetz: Fische, Partnerwahl (➝ S. 87), Mehrheitsmeinung, Modetrend.
Wie man das Alphamännchen austrickst Wir haben es schon im Kapitel über Frauen und Männer angesprochen (➝ S. 78): Nicht immer sind es die dominanten Alphatiere, die zu den begehrtesten Partnern zählen. Im Gegenteil, die netten Jungs in
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der Horde bekommen durchaus auch ihre Chance. Und zwar umso eher, je tyrannischer sich der Boss aufführt. Nehmen wir die Mantelpaviane. Hier herrscht oft ein autoritäres Alphamännchen, das es geradezu darauf anlegt, von den kreativen Jungaffen übers Ohr gehauen zu werden. Und so geschieht es denn auch. Zwei smarte Junggesellen tun sich zusammen, der eine lenkt den Boss ab, während sich der andere an eines der Weibchen heranmacht. Anschließend werden die Rollen getauscht. Der eigentliche Clou ist aber, dass die Weibchen bei diesem Spiel keineswegs die willenlosen Opfer sind, sondern es manchmal kräftig unterstützen, ja sogar den Junggesellen ein wenig auf die Sprünge helfen, wenn es nötig ist. Ein sehr gewitztes Pavianweibchen wurde einmal dabei beobachtet, wie es zum Rendezvous immer wieder hinter einem Felsen verschwand und sich zwischendurch umso deutlicher beim nichts ahnenden Alphatier sehen ließ.
Assoziationsnetz: Affen, Treue, Betrug, Männlichkeit, Dominanz, Ablenkungsmanöver.
Die männermordenden Glühwürmchen Nicht nur bei den Menschen, auch in der freien Natur tobt der Kampf der Geschlechter. Und er wird mit allen Mitteln geführt. Ein besonders durchtriebenes Spiel finden wir in der Welt der Glühwürmchen. Bei einer bestimmten Art, die im Osten der USA beheimatet ist, finden sich Männchen und Weibchen zusammen, indem sie sich gegenseitig Lichtsignale zusenden, sich also anblinken. Die Weibchen sitzen auf dem Boden, während die Männchen herumfliegen, auf der Suche nach der passenden Partnerin. Nun muss man wissen, dass es ein dramatisches Überangebot an Männchen gibt, schlimmer als in jeder Dorfdisco. Insektenforscher fanden, dass auf ihre 200 männlichen Studienobjekte gerade einmal zwei Weibchen kamen. Und das versuchen nun die Weibchen einer anderen Leuchtkäferart aufs Schändlichste auszunutzen: Es blinkt das Männchen von der Spitze eines hohen Grashalms an und kriecht dann am Stängel hinunter zu einem versteckteren Platz. Seine Lichtsignale werden immer schwächer, aber das Männchen folgt willig, in Erwartung einer rauschenden Liebesnacht. Ist es gelandet und nähert sich dem Weibchen, merkt es zu spät, dass es auf die Signale einer Femme fatale hereingefallen ist, des
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Weibchens der anderen Glühwürmchenart. Und die klappt ihre Kiefer auf und verspeist den liebestollen Glühwürmchenmann.
Assoziationsnetz: Glühwürmchen, Partnerwahl, Täuschung, Werbung.
Wenn Regenpfeifer humpeln Von edleren Motiven getrieben ist das Betrugsmanöver einer langbeinigen Vogelart, des Regenpfeifers, der sein Nest auf dem Boden baut. Das ist natürlich gefährlich. Sichtet das Weibchen ein Raubtier wie beispielsweise eine Katze, so fliegt es auf und versucht die ganze Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen – und vom Nest abzulenken. Es vollführt halsbrecherische Sturzflüge, als sei es nicht mehr in der Lage zu fliegen. Es lässt die Flügel hängen und humpelt mit einem gewissen Sicherheitsabstand an der Katze vorbei, die glauben muss, hier ist leichte Beute zu machen. Doch sobald die Katze ihr zu nahe kommt, fliegt die Regenpfeifermutter auf und davon. Ihren Zweck hat sie durch ihr spektakuläres Manöver erreicht: Die Katze von ihrem Nest abzulenken.
Assoziationsnetz: Vogel, Täuschung, Nachwuchs, Hypochonder.
Die Hyänen und der Löwe Apropos Täuschung, das Bild ist uns aus den Tierfilmen vertraut: Da verleibt sich der majestätische Löwe ein halbes Zebra ein, während in der näheren Umgebung die struppigen Hyänen schon in Stellung gehen. Hat der König der Wildnis sein Mahl beendet, stürzen sie sich gierig auf die Reste. Verschlagene Aasfresser, die sie nun einmal sind. Als erfahrener Small Talker sollten Sie wissen, dass dieses Bild dringend einer Korrektur bedarf. Hyänen sind in Sachen Beutemachen keine Trittbrettfahrer, sie sind phantastische Jäger, sie zählen zu den besten der Savanne. Ganz anders der Löwe. Ein männlicher Löwe jagt nun schon überhaupt so gut wie nie und die Weibchen gehören auch nicht zu den effektivsten Beutegreifern, tatsächlich belegen sie unter allen Raubtieren einen der letzten Plätze. Wie kommt unser Bild von den feigen Hyänen zustande? Dafür gibt es zwei Gründe: erstens wir-
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ken Löwen nun einmal majestätisch und zweitens jagen Hyänen nachts. Weil man die im Dunkeln bekanntlich nicht sieht, hatten die Tierforscher lange Zeit von den wilden Jagden der Hyänen einfach nichts bemerkt. Erst als sie mit Nachsichtgeräten ausgestattet waren, ging ihnen sozusagen ein Licht auf. Es ist also genau anders herum, als es in den Tierfilmen immer wieder gezeigt wird: Hyänen sind die eigentlichen Meister der Jagd. Der Löwe ist es, der ihnen die nächtlich erjagte Beute am Morgen abnimmt. So gesehen ist er der Aasfresser. Wenn sich die Hyänen mit triefenden Mäulern im Gebüsch herumdrücken, dann hat das nichts mit der verschlagenen Gier aufdringlicher Aasfresser zu tun, sondern mit dem gesunden Appetit des rechtmäßigen Besitzers.
Assoziationsnetz: Hyänen, Löwen, Image, Jagen, Dunkelheit.
Die Vögel sind die Nachfahren der Dinosaurier Es gibt nicht viel, was man für einen Small Talk über die Evolution wissen muss. Doch eines gehört ganz sicher dazu: Die Dinosaurier sind nicht ausgestorben. Ihre Nachfahren leben noch unter uns und zwar handelt es sich um die Vögel. Die haben sich aus den Dinosauriern entwickelt, genauer aus der Familie der zweibeinigen Raubsaurier, den Theropoden, zu denen auch der Furcht einflößende Tyrannosaurus rex gehört. Aber eben auch jede Menge Kleinsaurier, von denen manche schon Schnäbel hatten. Aus den Schuppen der Saurier entwickelten sich allmählich die Federn. Die Urvogel Archaeopteryx hatte schon welche und konnte vermutlich auch recht gut fliegen. Für Kenner und Besserwisser: Ein direkter Vorfahre der Vögel ist der Archaeopteryx wohl nicht gewesen, aber immerhin ein eindrucksvoller Uronkel.
Assoziationsnetz: Vögel, Dinosaurier, Evolution, Federn.
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Hadrocodium wui – der Urahn der Säugetiere Unsere eigenen Vorfahren waren zur Zeit der Dinosaurier weit weniger eindrucksvoll. Während fünfzehn Meter große, siebzig Tonnen schwere Saurier durch die Urwälder schweiften, erreichten unsere Ahnen gerade einmal die Größe einer Büroklammer und das Gewicht eines Lutschbonbons. Vor einigen Jahren hat man in China so ein Wesen ausgegraben, es heißt Hadrocodium wui, und soll so ausgesehen haben wie eine winzig kleine Spitzmaus. Eine völlig unscheinbare Kreatur, und doch haben wir hier den Gewinner der Evolutionsgeschichte vor uns. Denn als die Herrscher der Kreidezeit, die Dinos, vor 65 Millionen Jahren ausstarben, war die Bühne freigeräumt für einen Neuanfang. Und so haben sich aus der Miniaturmaus nach und nach alle Säugetiere entwickelt, vom Löwen, dem Elefanten, dem Menschen, dem Säbelzahntiger, dem Dackel bis zum Buckelwal. Insoweit könnte man sagen, dass in jedem kleinen Mäuschen eine ganze Tierwelt steckt. Es muss nur seine Chance bekommen.
Assoziationsnetz: Maus, Dinosaurier, Evolution, Vorfahren, Büroklammer.
Die Welt der Wirtschaft Über wirtschaftliche Themen zu plaudern, ist nicht ganz einfach, zumal wenn Sie es mit Gesprächspartnern aus der Wirtschaft zu tun haben. Denn dann besteht immer die Gefahr, dass Sie in ein ernstes, staubtrockenes oder auch kontroverses Thema abgleiten – drei Eigenschaften, die beim Small Talk nicht erwünscht sind. Und doch lässt sich über die Wirtschaft auch angenehm plaudern, wenn Sie sich auf die unterhaltsamen und kuriosen Randaspekte beschränken.
Die Geldscheine des Kaisers Wu-ti Die ersten Geldscheine der Weltgeschichte waren nicht aus Papier, sondern aus Leder. Sie wurden unter dem chinesischen Kaiser Han Wu-ti in Umlauf gebracht, der im zweiten vorchristlichen Jahrhundert lebte und gegen die Hunnen einen langwierigen Krieg führte. Die Kämpfe kosteten den Kaiser so viel Geld, dass seine Goldreserven bald
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verbraucht waren. Obendrein hatten private Münzpächter durch billige Legierungen das Vertrauen in die Währung stark erschüttert. Das chinesische Münzgeld verlor stark an Wert. Und so ließ der Kaiser eines Tages die meisten Münzen aus dem Verkehr ziehen und durch Banknoten ersetzen. Diese hatten einen Nennwert von 400.000 Kupfermünzen und waren aus dem Leder einer sehr seltenen Hirschart gefertigt. Ganz klar – der „Rohstoff“ musste ähnlich wertvoll sein wie ein Edelmetall. Auf diesen Lederschein ließ Wu-ti ein Muster aufprägen. Und damit war er ein gültiges Zahlungsmittel. Allerdings hatte der Kaiser bald ein Problem: Im chinesischen Reich gab es fast keine Hirschhäute mehr, die er zu Geldscheinen hätte verarbeiten können. Und so scheiterte dieser erste Versuch, Banknoten in Umlauf zu bringen daran, dass ihr Trägermaterial zu selten und zu wertvoll war.
Assoziationsnetz: Geld, Gold, China, Währung, Wert, Hirsche.
„Fliegendes Geld“ aus China Erst knapp tausend Jahre nach Wu-ti wurde der nächste Versuch unternommen, Geldscheine einzuführen. Und zwar wieder in China. Diesmal waren die Banknoten tatsächlich aus Papier. Aber das „fliegende Geld“, wie es damals genannt wurde, war zunächst gar nicht als Zahlungsmittel gedacht. Vielmehr war es eine Art Gutschein, der von Privatbanken ausgestellt wurde, wenn man „richtiges“ Geld, sprich: Münzen eingezahlt hatte. Mit diesem Gutschein konnte ein Kaufmann zu jeder Filiale der betreffenden Bank gehen und sich das Geld wieder auszahlen lassen. Der Nutzen dieser ersten Geldscheine aus Papier: Die Kaufleute mussten nicht Säcke voll Münzen mit sich führen, wenn sie durch das Land reisten. Und weil der Gutschein auf ihren Namen ausgestellt war, nutzte es auch Straßenräubern nichts, wenn sie das „fliegende Geld“ dem Kaufmann abnahm. Dieses System war so erfolgreich, dass es nur zwölf Jahre später vom Staat übernommen wurde. Aber es dauerte noch einmal gut 200 Jahre, bis der Staat richtige Banknoten aus Papier herausgab, die gleichberechtigt neben dem Münzgeld zirkulierten. Gleichberechtigt mit einer Ausnahme: Die Banknoten waren nur befristet gültig. Nach drei Jahren verfiel ihr Wert, sie wurden wieder eingezogen.
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Teil 3: Die Themen
Assoziationsnetz: Geld, Münzen, China, Gutschein, Straßenräuber, Haltbarkeisdatum.
Der Tulpencrash Mehr als 200 Jahre vor dem ersten Börsenkrach war schon einmal eine Spekulationsblase mit großem Getöse geplatzt. Nur ging es damals nicht um Aktien, sondern um Blumen, genauer um Tulpen. Schauplatz dieses blumigen Crashs war, wie es sich für Tulpen gehört, Holland, im 17. Jahrhundert eines der wohlhabendsten Länder der Welt. In dieser Zeit eroberte die Tulpe die Gärten Europas. Damals galt sie als Königin der Blumen, nicht die dornige Rose. Jeder, der etwas auf sich hielt, wollte Tulpen in seinem Garten haben. Nach Möglichkeit solche, die sein Nachbar nicht hatte. Es gab allerdings ein Problem: Die Tulpenzwiebeln ließen sich so schwer vermehren. Pro Jahr brachte eine Mutterzwiebel gerade einmal zwei bis drei Brutzwiebeln hervor. Zunächst kein gutes Geschäft für die Blumenzüchter. Doch dann fanden die Tulpen immer mehr Anklang. Und so machten ab 1635 die ersten Floristen florierende Geschäfte mit den Tulpen. Das sprach sich schnell herum, und schon bald stiegen auch fachfremde Leute in den Tulpenhandel ein: Handwerker, Anwälte, ja sogar Geistliche fingen an, Tulpenzwiebeln zu kaufen – und zu verkaufen. Denn die Nachfrage nach Tulpen stieg und stieg. Und das Angebot war knapp. In den Gastwirtschaften wird mit den Tulpen gehandelt; hier entstanden regelrechte Zwiebelbörsen. Schon bald erreichten die begehrtesten Sorten unvorstellbare Preise. Für eine einzige Zwiebel der Sorte „Semper Augustus“ musste man schließlich zehntausend Gulden bezahlen. Dafür hätte man auch ein großes Stadthaus in Amsterdam kaufen können – Garten inklusive. Wobei zu dieser Zeit hier Häuser so teuer waren wie in keiner andern Stadt der Welt. Viele kauften deshalb auch keine ganzen Zwiebeln mehr, sondern nur noch Anteile. Zugleich entstanden Termingeschäfte: Es wurden Zwiebeln gehandelt, die es noch gar nicht gab, die erst im nächsten Frühling aus irgendeiner Gartenerde ausgebuddelt werden sollten. Um die realen Tulpen kümmerte sich schon längst keiner mehr. Nur eines schien sicher. Von Woche zu Woche stieg ihr Wert. Bis zum Februar 1637. Dann platzte die Spekulationsblase: In einer Tulpenbörse der Stadt Haarlem wurde ein Pfund Tulpenzwiebeln für
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zwölfhundert Gulden angeboten. Aber plötzlich wollte keiner mehr die Zwiebeln haben. Niemand kauft. Das wirkt wie ein Signal: Die Tulpen verlieren schlagartig an Wert. Und die Besitzer der großen Stadthäuser in Amsterdam waren gewiss erleichtert, dass sie ihr Anwesen nicht für eine Tulpenzwiebel hergegeben hatten.
Assoziationsnetz: Tulpen, Holland, Spekulation, Börsenkrach, Termingeschäft.
Börsenspezialisten Zu einem Börsenwettbewerb traten kürzlich drei bemerkenswerte Kandidaten an: Ein Wertpapierprofi, die Entertainerin Michaela Schaffrath, die Ende der Neunziger Jahre unter dem Namen „Gina Wild“ in Filmen mit Titeln wie „Jetzt wird es schmutzig“ mitgespielt hatte, und ein Kamel namens Laila ohne jede Finanz- und Leinwanderfahrung. Um die richtigen Aktien auszuwählen, setzte der Investmentbanker nach eigenen Angaben seine „analytische Kenntnissen“ ein, Frau Schaffrath entschied „aus dem Bauch heraus“, während Laila ihre Präferenzen dadurch kundtat, dass sie Brötchen von vorher gekennzeichneten Papierstapeln verzehrte. Nach drei Monaten belegte Laila immerhin den zweiten Platz, noch vor dem Wertpapierprofi, während Frau Schaffrath aus diesem ungleichen Wettkampf als Siegerin hervorging.
Assoziationsnetz: Börse, Spekulation, Kamel, Kompetenz.
Das Pferd wird bleiben! – Prognosen für die Automobilindustrie Immer wieder ein dankbares Thema: Fehlurteile und haarsträubende Prognosen. Die gibt es in der Wissenschaft (➝ S. 77), aber eben auch in der Wirtschaft. Nehmen wir beispielsweise nur die Automobilindustrie: ● „Das Pferd wird bleiben. Das Auto ist nur ein neumodischer Schnickschnack.“ – Ein Vorstand einer amerikanischen Bank im Jahre 1905 zu einem Kunden, der in Henry Fords Unternehmen investieren wollte.
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„Das Auto ist fertig entwickelt. Was kann noch kommen?“ – Karl Benz, Automobilpionier, Anfang der 1920er Jahre. „Nein danke, dieses Auto ist eine Fehlkonstruktion.“ – Henry Ford II über den VW Käfer, als ihm nach Kriegsende das Volkswagenwerk zur kostenlosen Übernahme angeboten wurde. „Das Fahrzeug entspricht in keiner Weise den elementarsten technischen Erfordernissen eines Automobils. Es ist zu hässlich und zu laut. Seine Produktion würde sich als Verlustgeschäft erweisen.“ – Sir William Rootes, Chef einer Delegation der britischen Automobilindustrie, zum selben Thema. „Nachdem nun über fünfzig japanische Fahrzeuge in den USA verkauft wurden, dürfte die japanische Autoindustrie kaum mehr auf größere Nachfrage stoßen.“ – Die amerikanische Zeitschrift Business Week im August 1968.
Assoziationsnetz: Prognosen, Autoindustrie, Experten.
Coca Cola und Pepsi Cola waren ursprünglich Medizin Im Mai 1886 kreierte der Apotheker John Styth Pemberton eine neue Medizin, ein „Gehirntonikum“, das gegen Kopfweh, Müdigkeit und Depressionen helfen sollte. Sein Buchhalter taufte den braunen Saft „Coca Cola“, denn es waren Bestandteile der Colanuss und ein Extrakt aus Kokablättern enthalten, sprich: Kokain. In einem Liter Coca Cola steckten 250 Milligramm Kokain, bis 1903 auf diese berauschende Beigabe verzichtet wurde. Zunächst wurde Coca Cola in der Apotheke verkauft. Aber nicht lange. Denn diese Medizin schmeckte einfach zu gut. Außerdem kaufte der geschäftstüchtige Asa Candler dem Apotheker bald die Rechte ab und machte Coca Cola zu einem ganz normalen Getränk, das jeder trinken durfte, auch wenn er keine Kopfschmerzen hatte. Ein wenig später, entwickelte ein anderer Apotheker, er hieß Caleb Bradham, ein Getränk, das helfen sollte, Verdauungsstörungen zu beheben. Es enthielt Pepsin, ein Enzym, das nicht nur in der Kolanuss, sondern auch im Magensaft enthalten ist und das auch heute noch bei manchen Verdauungsproblemen gegeben wird. Es hieß Pepsi-Cola und wurde ebenfalls recht schnell auch von Leuten getrunken, die keine akuten Magenprobleme hatten.
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Assoziationsnetz: Coca Cola, Pepsi-Cola, Medizin, Apotheker, Schweppes (➝ S. 198).
Gratisproben als Ideengeber: Von der Seife zum Kaugummi Ein junger Mann namens William Wrigley zog 1891 nach Chicago und gründete ein Unternehmen, das Großhändler mit Seife belieferte. Als Besonderheit fügte er seinem Produkt Gratisproben hinzu. Allerdings nicht von Seife, sondern von Backpulver. Diese Maßnahme fand bei seinen Kunden großen Anklang. Als Wrigley feststellte, dass sein Backpulver besser ankam als seine Seife, traf er eine folgenschwere Entscheidung: Er ließ die Seife weg und verkaufte von nun an Backpulver. Weil die Sache mit den Gratisproben aber so gut geklappt hatte, gab es zu jeder Dose Backpulver etwas dazu. Keine Seife, sondern zwei Packungen Kaugummi. Bemerkenswerterweise wiederholte sich beim Kaugummi die Geschichte vom Backpulver: Die Gratisprobe war noch beliebter als das eigentliche Produkt. Und so wechselte William Wrigley ein zweites Mal sein Angebot und verkaufte bereits Ende 1892 nur noch Kaugummi – diesmal ohne irgendwelche Gratisproben. Für Kenner und Besserwisser: Kaugummi stammt aus Amerika, wenn auch nicht aus den USA. Es wurde Jahrhunderte vorher von den Mayas erfunden, die im südlichen Mexiko lebten. Die erste Begegnung der europäischen Zivilisation mit dem Kaugummi datiert aus dem Jahr 1518: Auf den Straßen der Hauptstadt des Aztekenreichs trafen die spanischen Eroberer einige Prostituierte, die Kaugummi kauend nach Kundschaft Ausschau hielten.
Assoziationsnetz: Marketing, Sortiment, Kaugummi, Gratisprobe, Mayas.
Die Macht der Namen Namen sind Schall und Rauch, wird gerne behauptet. Und tatsächlich klingen die Namen von bedeutenden Firmen nicht immer so, als hätte sie sich ein Namendesigner ausgedacht. Auf der anderen Seite sind einige Produkt- und Firmennamen ganz gezielt kreiert worden und sie sind eng mit dem wirtschaftlichen Erfolg verbunden.
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Thomas Watson Senior, Geschäftsführer der Computing Tabulating Recording Company, beschloss im Jahr 1924 den Firmennamen zu ändern in International Business Machines. Zu der Zeit hatte das Unternehmen noch gar kein internationales Geschäft und es stellte nicht nur „Business Machines“ her, sondern unter anderem auch Fleischwaagen. Der neue Name gab die strategische Richtung vor und das Kalkül ging auf. IBM wurde zum Sinnbild des modernen amerikanischen Unternehmens. Für das japanische Unternehmen Tokyo Tsushin Kogyou suchte der Präsident Akio Morita einen Namen, der nicht allzu Japanisch klingen sollte. Vielmehr sollte der neue Name in möglichst vielen Sprachen auszusprechen sein und einen guten Klang haben (siehe unten). Das Ergebnis seiner Bemühungen hieß Sony. Anfang der 70er Jahre hatte der amerikanische Eisfabrikant Reuben Mattus die Idee, eine Luxuseiscreme mit frischer Sahne und echten Früchten anzubieten. Dazu brauchte er einen passenden Namen. Niemand weiß warum, aber schließlich gelangte er zu der etwas skurrilen Überzeugung, dass er seine Nobelmarke am besten unter einem dänisch klingenden Namen vermarkten konnte. Und so brachte er seine ersten drei Eissorten unter der Bezeichnung „Häagen Dazs“ auf den Markt. Das ist zwar gar nicht Dänisch, und Mattus hatte auch keine nähere Beziehung zu Dänemark, er war als Achtjähriger aus Polen zugewandert. Dennoch wurde das Eis ein Riesenerfolg.
Assoziationsnetz: Namen, Strategie, Internationalität, Japan, Klang, Dänemark, Eiscreme.
„Beiß in die wächserne Kaulquappe!“ – Firmennamen in China Als Coca Cola in den 20er Jahren auf dem chinesischen Markt Fuß zu fassen versuchte, ging das erst einmal schief. Das Getränk wurde unter dem Namen „Kou-ke-kou-la“ angeboten. Auf Chinesisch hieß das so viel wie „Beiß in die wächserne Kaulquappe“. Erst als man den Namen in „Ke-kou-ke-le“ änderte, liefen die Geschäfte besser. Denn das hatte die Bedeutung „geeignet für Mund, geeignet für Freude“.
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Auch andere Firmen standen und stehen vor dem Problem, dass sie sich in China einen neuen Namen zulegen müssen. Denn die chinesische Lautung unterscheidet sich beträchtlich von der europäischer Sprachen. Man braucht also in jedem Fall eine Übertragung in chinesische Laute und Schriftzeichen. Und wenn man nicht aufpasst, dann kommen eben solche Dinge wie die „wächserne Kaulquappe“ dabei heraus. Doch die Unternehmen haben das Problem erkannt. Der chinesische Name soll so ähnlich klingen wie das europäische Original und gleichzeitig etwas Positives bedeuten. ● Der chinesische Name für BMW liest sich „bao-ma“ (das W wurde fallengelassen). Das bedeutet „Schatz Pferd“, ein Edelross also. ● „Ben-chi“ ist der Name für Mercedes Benz, ein „Galopp-Ding für Rennen“, wie der chinesische Übersetzer Zhen Jiang Yan meint. ● Der Name des japanischen Autobauers Mazda ist persischen Ursprungs und wird in China zu „Ma-zi-da“, das ist „ein Pferd, das selbst ankommt“. ● Der Versicherungskonzern Allianz heißt im Reich der Mitte „An-lian“, was „Sicherheit-Verbindung“ bedeutet und wirklich als kongeniale Übertragung gelten kann. Der Schweizer Konkurrent Winterthur hingegen ist unter seinem chinesischen Namen nicht so schnell wieder zu erkennen. Er heißt Feng-tai, „Reichtum und Frieden“. ● Siemens ist den Chinesen unter dem Namen „Xi-men-zi“ ein Begriff. Darunter verstehen sie einen „West-Tor-Sohn“, also einen Sohn, der aus dem Westen kommt. ● Die Zigarettenmarke Marlboro wird in China zu „Wan-bao-tu“, der Weg der zehntausend Schätze“. Und das amerikanische Bier Budweiser nennt sich „Bai-wie“, was so viel bedeutet wie „hundert-Stärke“.
Assoziationsnetz: Namen, Unternehmen, China, Übersetzung, Poesie.
Fiat Trottel und irischer Mist Missgriffe bei Produktnamen, fatale Namensgleichheiten, spätere Umbenennungen, da müssen wir gar nicht zu den „wächsernen Kaulquappen“ ins ferne China schweifen, so etwas gibt es auch bei uns, im vereinten Europa. So verkaufte sich der Fiat Uno in Finnland nur
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schleppend. Kein Wunder, Uno heißt auf Finnisch „Trottel“. Auch mit dem Modell Regata hatte Fiat kein glückliches Händchen, diesmal in Schweden. Regata heißt auf Schwedisch „streitsüchtige Frau“. Weitere unglückliche Namensgebungen: ● Der russische Autohersteller Lada bot sein Modell „Nova“ in Spanien an. Dort heißt „No va“ so viel wie „läuft nicht“. ● Der Chemiekonzern Bayer brachte den Kunststoff „Tedur“ auch in Holland auf den Markt. In der Landessprache bedeutet der Name „zu teuer“. ● Bei Toyota wunderte man sich, dass in Frankreich das Modell „MR2“ nicht so recht laufen wollte. Ein Kürzel, das in der Landessprache wie „emmerder“ ausgesprochen wird, ein Wort, das mit „anöden“ außerordentlich höflich übersetzt wird. ● Das Aftershave „Irisch Moos“ ist in andern Ländern unter „Irish Mist“ bekannt, also irischer Nebel. Aus nahe liegenden Gründen wurde der Name in Deutschland geändert. ● Der japanische Autohersteller Mitsubishi hatte mit seinem Geländewagen „Pajero“ in Spanien und Lateinamerika kein Glück. Der Name ist ein äußerst vulgäres Schimpfwort. Daher wird das Auto dort jetzt unter dem Namen „Montero“ angeboten.
Assoziationsnetz: Fremdsprachen, Namen, Übersetzung, Auslandsgeschäft.
Wo Manni lebt – Wie Kunden Werbesprüche verstehen In Deutschland sind Werbeslogans in englischer Sprache weit verbreitet. Dadurch soll ein Flair von Internationalität ins Spiel kommen. Allerdings sind die Leute, die angesprochen werden sollen, oftmals völlig ahnungslos, was die kreativen Slogans überhaupt bedeuten. Das erbrachte die Studie einer Kölner Agentur, die auch allerlei kuriose Missverständnisse zutage förderte. ● „Where money lives“ – Slogan von der Citibank. Nur jeder fünfte wusste, was damit überhaupt gemeint war. Unter den Übersetzungsvorschlägen fanden sich: „Wo lebt Geld?“, „Das Leben des Geldes“ und nicht ganz ernst gemeint: „Wo Manni lebt“. ● „Come in and find out“ – Slogan von der Parfümerie Douglas. Nur jeder dritte verstand ihn korrekt, während mehr als die Hälfte der Befragten dachte, sie hätten ihn verstanden. Übersetzungsvor-
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schlag: „Kommen Sie herein und finden Sie wieder nach draußen.“ „Powered by emotion“ – Slogan des Fernsehsenders SAT.1. Nur von jedem dritten korrekt verstanden. Übersetzungsvorschläge: „Kraft durch Freude.“ Und: „Strom bei Emotion.“ „There is no better way to fly“ – Slogan von der Lufthansa. Immerhin die Hälfte aller Befragten konnte ihn verstehen. Übersetzungsvorschläge: „Nur Fliegen ist schöner.“ Und: „Dort gibt es den besten Weg für Flüge.“ „We are drivers too“ – Slogan von Esso. Nicht einmal jeder dritte verstand ihn korrekt. Übersetzungsvorschläge: „Wir sind zwei Fahrer.“ Und: „Wir fahren auch zu.“ „Be inspired“ – Slogan von Siemens Mobile. Nur von jedem achten verstanden. Hilfloser Übersetzungsvorschlag: „Bieneninspektion.“ „Driven by instinct“ – Slogan für den Audi TT. Nur jeder fünfte verstand ihn korrekt. Übersetzungsvorschläge: „Fahren. Kaufen. Instinkt.“ Oder: „Abdriften der Gefühle“. Oder. „Der Instinktfahrer.“
Assoziationsnetz: Werbung, Übersetzung, Internationalität.
Der „Butt-Brush"-Effekt und andere Geheimnisse des Ladenbaus Der New Yorker Paco Underhill hat das Verhalten von Kunden in Kaufhäusern und Supermärkten eingehend analysiert. Dabei stieß er auf ein interessantes Phänomen, das er „Butt-Brush"-Effekt (➝ S. 204): Immer wenn eine Kundin ein bestimmtes Produkt zur Hand nimmt, legt sie es sofort aus der Hand, wenn ein anderer Kunde sie von hinten unabsichtlich streift. Ein anderes Gesetz, das Underhill entdeckte, besagt: Die große Mehrheit der Kunden, die ein Kaufhaus oder einen Supermarkt betritt, wendet sich automatisch nach rechts. Deshalb sollten sich die wichtigsten Produkte auf der rechten Seite befinden. Andere Einsichten, die nicht nur von Underhill stammen: ● Je mehr Eingänge es gibt und je mehr Betrieb dort herrscht, desto mehr Kunden kommen. Der Anblick anderer Menschen, die in Bewegung sind, wirkt geradezu magnetisch. Deshalb sind Drehtüren, die diese Bewegung verstärken, so beliebt.
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Die Analyse von Bewegungsströmen in Kaufhäusern hat gezeigt, dass Menschen langsamer gehen, sobald ein Gang breiter wird. Deshalb befinden sich die teuren Waren häufig in der Mitte des Kaufhauses. Weil Geruch besonders anziehend wirkt, pumpen in den USA einige Süßwarenketten und Bäckereien Luft aus der Backstube nach draußen. Die Ladentheke sollte möglichst groß sein. Wenn zu wenig Platz ist, kaufen Kunden weniger. Ist der Ladentisch geräumig, stellen wir mehr Produkte mit einem guten Gefühl darauf.
Assoziationsnetz: Frauen, Einkaufen, Ladenbau, Eingang, Geruch, Geräumigkeit.
Die Welt der Wissenschaft Small Talk und Wissenschaft, geht das überhaupt zusammen? Sind wissenschaftliche Themen nicht zu ernsthaft, zu spröde und zu fachbezogen, um darüber zu plaudern? Das kommt ganz darauf an, wie Sie diese Themen angehen. Ein fachliches Gespräch ist natürlich Gift für jeden Small Talk. Sobald einer anfängt zu argumentieren, zu begründen, zu erklären, ist der Small Talk am Ende. Daher sollten Sie wissenschaftliche Themen vor allem beim Small Talk mit Wissenschaftlern meiden, denn die können gar nicht anders als zu argumentieren, zu begründen oder zu erklären. Oder sie schütteln nur den Kopf, weil Sie als Laie naturgemäß keine Ahnung haben von dem, was Sie da unbedarft erzählen. Also doch lieber Finger weg von der Wissenschaft? Auf keinen Fall. Denn wenn Sie nicht gerade als Laie mit Wissenschaftlern plaudern, sind Themen aus der Wissenschaft geradezu ideal für einen gehobenen Small Talk. Was Sie auch daran sehen können, dass in den anderen Kapiteln dieses Buch ebenfalls viele wissenschaftlich inspirierte Themen zu finden sind. Nach unserer Einschätzung eignen sich Themen aus der Wissenschaft weit eher als Themen aus der Kultur, über die Sie im Übrigen auch niemals mit Kulturschaffenden plaudern sollten. Wissenschaft genießt ein hohes Renommee, zweitens finden die meisten Leute wissenschaftliche Themen interessant. Und drittens verstehen die meisten Leute dann doch nicht genug davon, um Ihnen
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zu erklären, sagen wir: wie ein Quantensprung wirklich vor sich geht. Und wenn sie doch dazu in der Lage wären, dann sind sie hoffentlich taktvoll genug, das bei einem Small Talk zu unterlassen.
Newton und der Apfel Weltweit das wohl berühmteste Objekt der Wissenschaftsgeschichte ist der Apfel, den der junge Newton (➝ S. 175) in einem Garten von Cambridge hat fallen sehen. Das soll ihn dazu angeregt haben, das allgemeine Gesetz der Schwerkraft aufzustellen. Manche behaupten sogar, der Apfel sei dem dösenden Newton auf den Kopf gefallen und hätte so den Gedankenblitz ausgelöst. Vermutlich stimmt weder das eine noch das andere. Immerhin liegen zwischen dem Fall des Apfels im Garten von Cambridge und der Veröffentlichung des Buchs, in dem er seine Theorie über die allgemeinen Gesetze der Schwerkraft darlegt, mehr als zwanzig Jahre. Dieses Buch (Kenner nennen es schlicht „die Principia"; Besserwisser bevorzugen den kompletten Titel „Philosophia Naturalis Principia Mathematica") halten viele für das größte wissenschaftliche Werk, das je geschrieben wurde. Aber Äpfel kommen nicht drin vor, nicht ein einziger. Erst ein Jahr vor seinem Tod soll Isaac Newton einem gewissen William Stukeley die Geschichte mit dem Apfel aufgetischt haben. Sie saßen beim Tee im Schatten einiger Apfelbäume, da erzählte der betagte Newton, ihm sei in einer ähnlichen Situation die Idee von der Schwerkraft gekommen. Das mag man ihm nun glauben oder nicht. Doch dass ihm der Apfel auf den Kopf geplumpst sei, das hat Sir Isaac nicht berichtet.
Assoziationsnetz: Newton, Apfel, Schwerkraft, Legende, Garten.
Zwerge auf den Schultern von Riesen Eine weitere smalltalktaugliche Angelegenheit, die sich mit dem Namen Newton verbindet, ist das berühmte Gleichnis von den Zwergen, die auf den Schultern von Riesen stehen. In einem Brief an seinen Erzrivalen Robert Hooke schrieb Newton: „Ich habe weiter sehen können (als Sie und Descartes), denn ich habe auf den Schultern von Riesen gestanden.“ Damit spielt Newton auf die Tradition an, auf die er sich
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stützen kann und die ihm seinen Weitblick erst ermöglicht. Diese Aussage wurde weiter ausgebaut zu dem Gleichnis von den Zwergen, die auf den Schultern von Riesen stehen. Ein Sinnbild für den Fortschritt in der Wissenschaft. Demnach können „kleinere“ Wissenschaftler weiter sehen als ihre titanenhaften Vorgänger, weil sie ja auf deren bahnbrechenden Erkenntnissen aufbauen können. Für Kenner und Besserwisser: Weisen Sie darauf hin, dass das Gleichnis gar nicht von Newton stammt (bei dem im Übrigen die Zwerge fehlen). Bringen Sie als Urheber den mittelalterlichen Philosophen Bernhard von Chartres oder den spanischen Mystiker Didakus Stella (16. Jahrhundert) ins Spiel. Darüber hinaus gibt es eine amüsante Umkehrung des Gleichnisses, die verdeutlicht, dass Traditionen auch eine Last sein könnten. So meint Hal Abelson, Professor am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT): „Wenn ich nicht so weit sehen konnte wie andere, so deshalb weil auf meinen Schultern Riesen gestanden haben.“
Assoziationsnetz: Newton, Tradition, Fortschritt, Weitblick, Vorgänger.
Der Baum der Wissenschaft Ein anderes traditionsreiches Bild für die Wissenschaft ist der so genannte „Baum der Wissenschaft“, den sich der Philosoph René Descartes vorstellte. Demnach gehen alle Wissenschaften aus einem gemeinsamen Stamm hervor, sie verzweigen sich zu immer feineren Verästelungen. Aber im Grunde hängen alle Wissenschaften dann doch zusammen. Meinte Descartes. Heute ist man sich da nicht mehr so sicher. Auf der anderen Seite wurde die Vorstellung vom Baum der Wissenschaft als warnendes Exempel verstanden. Und zwar von religiöser Seite. Denn der Baum der Wissenschaft erinnert doch stark an den biblischen Baum der Erkenntnis (➝ S. 121). Und wozu es geführt hat, von dessen Früchten zu kosten, ist ja hinlänglich bekannt.
Assoziationsnetz: Wissenschaftssystem, Descartes, Baum, Adam und Eva.
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Einstein und die Taschenuhr Mit Einstein und seiner Relativitätstheorie endet die klassische Newtonsche Physik. Von ihm gibt es ein sehr anschauliches Beispiel für das neue Verständnis von Naturgesetzen und Naturwissenschaft. Einstein schreibt: „Physikalische Begriffe sind freie Schöpfungen des Geistes und ergeben sich nicht etwa zwangsläufig aus den Verhältnissen in der Außenwelt. Bei unseren Bemühungen, die Wirklichkeit zu begreifen, machen wir es manchmal wie ein Mann, der versucht, hinter den Mechanismus einer geschlossenen Taschenuhr zu kommen. Er sieht das Zifferblatt, sieht, wie sich die Zeiger bewegen, und hört sogar das Ticken, doch hat er keine Möglichkeit, das Gehäuse aufzumachen. Wenn er scharfsinnig ist, denkt er sich irgendeinen Mechanismus aus, dem er alles das zuschreiben kann, was er sieht, doch ist er sich wohl niemals sicher, dass seine Idee die einzige ist, mit der sich seine Beobachtungen erklären lassen. Er ist niemals in der Lage, seine Ideen anhand des wirklichen Mechanismus nachzuprüfen.“
Assoziationsnetz: Naturgesetze, Erkenntnis, Einstein, Taschenuhr.
Max Planck über den wissenschaftlichen Fortschritt Eines der Zitate, die man bei einem Small Talk über Wissenschaft immer parat haben sollte, stammt von dem Physiker und Begründer der Quantentheorie Max Planck. Für ihn stehen die Neuerer nicht unbedingt auf den Schultern der Altvorderen wie für Newton & Co. (➝ S. 173). Zumindest müssen sie mit deren entschiedenen Widerstand rechnen. So bemerkt Planck: „Eine neue wissenschaftliche Wahrheit pflegt sich nicht in der Weise durchzusetzen, dass ihre Gegner überzeugt werden und sich als bekehrt erklären, sondern vielmehr dadurch, dass die Gegner allmählich aussterben und dass die heranwachsende Generation von vornherein mit der Wahrheit vertraut gemacht wird.“
Assoziationsnetz: Innovation, Tradition, Fortschritt, Vorgänger, Wissenschaftsbetrieb.
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Die Geschichte von den Marskanälen Im September 1877 richtet der Astronom Giovanni Virginio Schiaparelli sein Fernrohr auf den Mars. Denn der Planet ist außergewöhnlich nah. Dabei entdeckt Schiaparelli ein feines Netz von Linien auf der Marsoberfläche, die er „canali“ nennt. „Canali“ heißt so viel wie „Furchen“, und so etwas meint Schiaparelli wohl zunächst auch. Allerdings bedeutet „canali“ auch „Kanäle“ – künstliche Wasserstraßen, und solche „Canali“ gelten nach der Eröffnung des Suezkanals als Inbegriff des technischen Fortschritts. Wenn es auf dem Mars hunderte von Kanälen gibt, dann liegt der Verdacht nahe, dass die Marsbewohner der irdischen Zivilisation weit voraus sind. Zunächst kann kein anderer die Marskanäle entdecken, doch mit einem Mal sehen sie ganz viele. Astronomen aus England und den USA. Ein reicher Amerikaner baut seine eigene Sternwarte, um den Mars in aller Ruhe zu studieren. Er veröffentlicht drei Bücher, die so überzeugend geschrieben sind, dass nun auch Schiaparelli zu glauben beginnt, er habe das Bewässerungssystem einer außerirdischen Hochkultur beobachtet. Tausende von Hobbyastronomen nehmen den Mars ins Visier und entdecken immer mehr: Meere, Wälder, Lichtsignale und rauchende Fabrikschornsteine. Noch zu Anfang des 20. Jahrhunderts ist man felsenfest davon überzeugt, dass der Mars bewohnt ist, vermutlich sogar von hochintelligenten Wesen. Die französische Akademie der Wissenschaften setzt einen lukrativen Preis aus: 100.000 Francs erhält derjenige, der mit außerirdischen Wesen Kontakt aufnimmt. Um die Sache nicht zu einfach zu machen, gibt es eine bemerkenswerte Einschränkung: Die Wesen dürfen nicht vom Mars stammen. Erst als 1965 die ersten Fernsehbilder der Marssonde Mariner 4 durch die Welt flimmern, ist klar: Es gibt keine Marsmenschen und es gibt keine Marskanäle. Allerdings ist bis heute rätselhaft, was die Astronomen in ihren Fernrohren eigentlich gesehen haben.
Assoziationsnetz: Mars, Marsmenschen, Fernrohr, Täuschung.
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Was Small Talker über Quarks & Co. wissen müssen Ein versierter Small Talker verfügt auf keinem Gebiet über gründliches Wissen, aber er kann überall mitreden. Und wenn er mal an einen Experten gerät, der es besser weiß, dann ist der Small Talker der erste, der ihm Recht gibt und das Thema wechselt. Darum stellen wir Ihnen im Folgenden einige Grundbegriffe aus der Welt der „neuen“ Physik vor. Diese Begriffe können Sie ganz nach Belieben einsetzen – vor allem dort, wo es gar nicht um Physik geht. Sondern sagen wir: Um Unordnung in Ihrem Büro. ● Quarks (sprich „Kworks") sind die kleinsten Bausteine der Materie, noch kleiner als die Elementarteilchen Proton und Elektron. Der Physiker Murray Gell-Mann hat den Quarks ihren Namen verpasst, weil ihm die Nonsens-Zeile „Three Quarks fur Muster Mark“ aus dem Roman Finnegans Wake von James Joyce so gut gefallen hatte. Quarks gibt es in sechs „Flavours“, also Geschmacksrichtungen: Up, Down, Charme, Strange, Top und Bottom. Und zu jedem dieser Quarks gibt es ein Antiquark. Eine Erkenntnis, die beinahe universell in jeden Small Talk passt: „Zu jedem Quark gibt es ein Antiquark.“ ● Entropie bezeichnet das Maß an „Unordnung“ in einem physikalischen System. Niedrige Entropie bedeutet hoher Grad an Ordnung und an Leistung. Einfach gesagt, wenn Sie in ein physikalisches System mit niedriger Entropie Energie hineinstecken, kommt mehr Energie wieder heraus als bei einem System mit hoher Entropie. Auf den Alltag übertragen: Wo Ordnung herrscht, können Sie mit geringerem Aufwand mehr herausholen. ● Der zweite Hauptsatz der Thermodynamik besagt, dass in einem geschlossenen System die Entropie zunimmt (oder allenfalls gleich bleibt). Übertragen auf die Alltagswelt heißt das: Die Dinge geraten ganz von alleine in Unordnung, ob es sich um Kinderzimmer, Schreibtische, Schränke oder andere „geschlossene physikalische Systeme“ handelt. Um sie in Ordnung zu halten (also die Entropie zu senken), muss man immer wieder von außen Energie zuführen. Anders gesagt: Sie müssen aufräumen. ● Bifurkation bezeichnet einen kritischen Punkt in der Entwicklung eines physikalischen Systems, eine Art Weggabelung, an der das System einen von zwei möglichen Wegen einschlägt. Es stehen zwei Möglichkeiten offen. Eine kleine Fluktuation entscheidet dar-
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über, welche realisiert wird. In den Alltag übersetzt: Wenn Sie zwei gleich gute, aber sehr unterschiedliche Wahlmöglichkeiten haben (z.B. heute Abend Essen gehen oder zu einer Reise aufbrechen), dann können Sie von einer Bifurkation sprechen. Als Attraktor wird ein Zustand bezeichnet, dem sich ein dynamisches System annähert. Ein Attraktor wirkt wie ein Magnet, anziehend. Es gibt Punkt-Attraktoren: Ein Ball, der hüpft und schließlich auf dem Boden zur Ruhe kommt – da ist der Attraktor. Von zyklischen Attraktoren sprechen wir, wenn das System immer wieder die gleiche Entwicklung durchläuft. Doch spannend wird es erst beim „seltsamen Attraktor“, ein Begriff, der es aus der Chaostheorie in den Small Talk geschafft hat. Obwohl oder vielmehr weil er so kompliziert ist. Ein seltsamer Attraktor lässt sich, wie der Name andeutet, nur schwer fassen. Eine krause Abfolge von Zuständen, dem sich das System annähert. Sein Verhalten lässt sich deshalb – im Unterschied zum hüpfenden Ball – nur für einen begrenzten Zeitraum vorhersagen. Im Small Talk können Sie ruhigen Gewissens von „seltsamen Attraktoren“ sprechen, sobald etwas zu kompliziert wird, als dass man es noch voraussagen könnte: Wie wird sich das Geschäft Ihrer Firma entwickeln? Das hängt ganz von den „seltsamen Attraktoren“ des Marktes ab. Der Schmetterlingseffekt besagt, dass eine winzige Ursache große Wirkungen haben kann. Nach dem berühmten Beispiel des Schmetterlings in Brasilien, dessen Flügelschlag einen Wirbelsturm in Florida auslösen kann. Dabei geht es keineswegs darum, den Schmetterling für den Wirbelsturm verantwortlich zu machen, in einer Welt, in der alles mit allem zusammenhängt. Gemeint ist vielmehr Folgendes: Stellen Sie sich ein komplexes System vor, über das Sie alles wissen, auch wie es sich weiterentwickeln wird. Jetzt stellen Sie sich ein zweites System vor, das dem ersten haargenau gleicht. Nur fügen Sie in den Ausgangsbedingungen eine minimale Veränderung hinzu – vergleichbar dem Flügelschlag eines Schmetterlings. Beide Systeme werden sich im Laufe der Zeit vollkommen unterschiedlich entwickeln. Vielleicht tritt im zweiten System ein Wirbelsturm auf, der im ersten nicht vorkommt. Nur in diesem Sinne „verursacht“ der Schmetterlingsschlag den Wirbelsturm.
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Die Welt der Wissenschaft
Assoziationsnetz: Materie, Quark, Unordnung, Entscheidungsschwäche, Unsicherheit, Prognose, Schmetterling.
Schrödingers Katze Das bekannteste Gedankenexperiment der Quantenphysik stammt von dem österreichischen Physiker Erwin Schrödinger. Es ist außerordentlich bizarr und das hat gewiss dazu beigetragen, dass viele von Schrödingers Katze gehört haben, ohne den quantenmechanischen Hintergrund zu kennen. „Wenn ich von Schrödingers Katze höre, dann greife ich nach meinem Gewehr“, meint denn auch der britische Physiker Stephen Hawking. Worum geht es? Stellen Sie sich folgendes grausiges Szenario vor: Eine Katze wird in eine Stahlkammer gesperrt, zusammen mit einer „Höllenmaschine“, wie sich Schrödinger ausdrückt. Diese „Höllenmaschine“ wird durch eine „winzige Menge radioaktiver Substanz“ gesteuert. Im Laufe einer Stunde kann ein Atom zerfallen oder auch nicht. Wenn das aber geschieht, dann wird ein Gas freigesetzt, das die Katze tötet. So weit, so drastisch. Die Frage ist nun: Was ist nach einer Stunde mit der Katze? Lebt sie nun oder nicht? Wenn wir keine Möglichkeit haben, die Stahlkammer zu öffnen, befindet sie sich in einem Zwischenzustand zwischen Leben und Tod. Sie ist zu gleichen Teilen tot und lebendig. Und wozu das Ganze? Schrödinger geht es nicht um Tierquälerei, sondern darum, die Unvollständigkeit der Quantenmechanik sinnfällig zu machen, wenn man wie hier vom Verhalten subatomarer Systeme (Atomzerfall) auf beobachtbare, größere Systeme (Katze) schließen will. Schrödinger koppelt den Zustand eines zerfallenden Atoms an den der Katze. Erst wenn wir die Stahlkammer doch öffnen (nachmessen), wissen wir, welcher Fall eingetreten ist. In der Logik des Gedankenexperiments soll das heißen: Erst durch die Messung entscheidet sich, in welchem Zustand sich das System befindet. Das klingt furchtbar kompliziert und überhaupt nicht smalltalktauglich. Dennoch lässt sich augenzwinkernd auf „Schrödingers Katze“ anspielen, wenn Sie nicht recht wissen, in welchem Zustand sich irgendetwas gerade befindet (z.B. ob Ihr Bankkonto im Plus oder im Minus ist) – auch wenn Sie damit rechnen müssen, dass Physiker wie Stephen Hawking dann nach ihrem Gewehr Ausschau halten...
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Assoziationsnetz: Quantenphysik, Katze, Tierversuche, Ungewissheit, Messung, Atom.
Werner Heisenberg und Niels Bohr über die Quantentheorie Wenn Ihnen das Gedankenexperiment um „Schrödingers Katze“ allzu krude erscheint, dann ist das durchaus beabsichtigt. Die Welt der Elementarteilchen hat mit der „großen“ Welt, die wir kennen, nicht viel zu tun. Werner Heisenberg, der Vater der „Unschärferelation“, stellte sich zu der Zeit, als die Theorie entwickelt wurde, selbst „immer und immer wieder die Frage, ob die Natur wirklich so absurd sein könne, wie sie uns in diesen Atomexperimenten erschien“. Und Niels Bohr, der Vater der Quantenphysik, bemerkte: „Diejenigen, die bei der ersten Begegnung mit der Quantentheorie keinen Schock erleiden, können sie unmöglich verstanden haben.“
Assoziationsnetz: Atom, Realität, Verständnis, Wissenschaftler.
Fußball und Kernphysik Über Niels Bohr sollten Sie noch zwei Dinge wissen: Wie sein Bruder, der Mathematiker Harald Bohr, war auch Niels ein talentierter Fußballer, der in der ersten dänischen Liga kickte. Hin und wieder wird sogar behauptet, er sei wie sein Bruder Nationalspieler gewesen. Doch das erscheint eher zweifelhaft. Aufzeichnungen darüber gibt es jedenfalls nicht. Weil die aber bis 1904 zurückreichen, hätte Niels mit 18 oder 19 Jahren Nationalspieler sein müssen. Übrigens war Niels Torwart. Für Kenner und Besserwisser: Bei der Quizshow „Wer wird Millionär“ kam es zu einer peinlichen Panne, als gefragt wurde, welcher Nobelpreisträger für Physik mehrfacher Nationalspieler seines Landes war. Gemeint war natürlich Niels Bohr. Doch weil es wie erwähnt dafür keine Zeugnisse gibt, waren alle angebotenen Lösungen falsch. Was allerdings erst nach der Sendung herauskam. Der Kandidat durfte noch einmal antreten, scheiterte aber bei einer noch niedriger angesetzten Frage. Im Fall von Niels Bohr ging es immerhin um 500.000 Euro. Schließlich hatte Niels Bohr noch einen Sohn. Aage Niels hatte zwar
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nicht das fußballerische Talent geerbt, dafür war er ein herausragender Wissenschaftler. Wie Vater Niels (1922) bekam auch Sohn Aage den Nobelpreis für Physik (1975). Und daraus ließe sich doch eigentlich auch eine 500.000-Euro-Frage ableiten.
Assoziationsnetz: Nobelpreis, Atomphysik, Fußball, Quiz, Sohn.
Niels Bohr über Abwaschwasser Schließlich gibt es noch eine bemerkenswerte Äußerung von Niels Bohr über das Verhältnis von Sprache und Wissenschaft, die außerdem gewisse Rückschlüsse auf Bohrs Haushalt zulässt: „Mit dem Geschirrwaschen ist es doch genau wie mit der Sprache. Wir haben schmutziges Spülwasser und schmutzige Küchentücher, und doch gelingt es, damit die Teller und Gläser schließlich sauberzumachen. So haben wir in der Sprache unklare Begriffe und eine in ihrem Anwendungsbereich in unbekannter Weise eingeschränkte Logik, und doch gelingt es, damit Klarheit in unser Verständnis der Natur zu bringen.“
Assoziationsnetz: Sprache, Realität, Natur, Klarheit, Abwasch, Schmutz, Geschirr.
Der mathematische Gewöhnungseffekt Ein Physiker, der im Kernforschungszentrum von Los Alamos arbeitete, wandte sich mit einem schwierigen Problem an den berühmten Mathematiker John von Neumann, der sich gerade in Los Alamos aufhielt. „Das ist doch sehr einfach“, erklärte von Neumann. „Das Problem lässt sich mit der Methode der Charakteristiken lösen.“ Nachdem Neumann dem Physiker diese Methode erläutert hatte, seufzte der: „Ich fürchte, ich verstehe die Methode der Charakteristiken nicht.“ Darauf erwiderte von Neumann: „Junger Mann, in der Mathematik brauchen Sie die Dinge nicht zu verstehen. Sie gewöhnen sich einfach an sie.“
Assoziationsnetz: Mathematik, Logik, Beweis, Verständnis, Konvention.
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Zahlensinn Einem Bonmot unter Mathematikern zufolge erkennt man einen guten Mathematiker daran, dass er sich dauernd verrechnet. Auf der anderen Seite unterhalten manche von ihnen besonders innige Beziehungen zu den Zahlen. Wie etwa der geniale indische Mathematiker Srinivasa Ramanujan, der Besuch von einem Freund bekam. „Ich habe gerade das Taxi Nummer 1729 genommen“, bemerkte der, „ich hoffe, das ist kein schlechtes Zeichen.“ Ohne eine Sekunde zu zögern erwiderte Ramanujan: „Keineswegs. Das ist die kleinste Zahl, die sich auf zwei verschiedene Arten als Summer zweier Kubikzahlen ausdrücken lässt.“
Assoziationsnetz: Mathematik, Zahlen, Aberglaube, Wissen.
Warum gibt es keinen Nobelpreis für Mathematik? Nobelpreise gibt es für alle möglichen Wissenschaften, sogar für Medizin und Ökonomie, obwohl viele bestreiten, dass es sich dabei um echte Wissenschaften handelt. Aber für Mathematik, die „Mutter“ so vieler Wissenschaften, wird niemand ausgezeichnet. Böse Zungen behaupten, dies liege daran, dass der Stifter des Preises, Alfred Nobel, mit einem Mathematiker verfeindet war. Nämlich mit seinem Landsmann Magnus Gösta Mittag-Leffler. Dieser Wissenschaftler der Zahlen soll eine Affäre mit Nobels Frau gehabt haben. Grund genug, den Nobelpreis für alle Kollegen von Mittag-Leffler zu streichen. Klingt schlüssig, stimmt aber nicht. Erstens war Alfred Nobel nie verheiratet, was einen Ehebetrug deutlich erschwert. Und zweitens ist über eine Feindschaft oder auch nur persönliche Antipathie zwischen Nobel und Mittag-Leffler nichts bekannt. Es gibt vielmehr einen ganz nahe liegenden Grund dafür, dass Nobel keine Mathematiker auszeichnen wollte: Er hielt nicht viel von der Mathematik.
Assoziationsnetz: Mathematik, Nobelpreis, Ehebetrug, Antipathie.
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Der Ig-Nobelpreis Vor der Verleihung der echten Nobelpreise werden an der HarvardUniversität jedes Jahr die so genannten Ig-Nobelpreise (➝ S. 71) verliehen. Bei dieser satirischen Preisverleihung werden seit 1990 Forschungsergebnisse ausgezeichnet, die „nicht wiederholt werden können oder sollen“. Es handelt sich also weniger um eine Ehrung als um eine Verspottung. „Ignoble“ heißt schließlich auch unwürdig, niedrig, gemein. Die offizielle Erklärung für den Namen (die natürlich nicht ernst zu nehmen ist) lautet, der Preis sei eine Reverenz an Ignaz Nobel, einem nicht weiter bekannten Neffen von Alfred Nobel. Ignaz hat als Erster den Beweis erbracht, dass zwei Luftblasen im Mineralwasser niemals auf dem gleichen Weg nach oben gelangen. Eine Arbeit, die, wenn es sie gegeben hätte, ebenfalls für den Ig-Nobelpreis in Frage gekommen wäre. Offenbar verfolgt dieser „Anti-Nobelpreis“, wie er auch genannt wird, zwei unterschiedliche Ziele: Einmal geht es um Kritik. So wurde als einer der ersten der Physiker Edward Teller dafür ausgezeichnet, dass er die Wasserstoffbombe weiterentwickeln wollte. Ein zweites Motiv, das in den vergangenen Jahren eine immer größere Rolle spielt, ist der Sinn für Humor. Verstanden die Preisträger den Ig-Nobelpreis früher als Missachtung ihrer Arbeit, so reisen nun nicht wenige von ihnen an, um den Preis persönlich entgegenzunehmen und unter Beweis zu stellen, dass sie Spaß verstehen. Dabei sehen die Statuten vor, dass die Dankesrede nicht länger sein darf als sieben Worte.
Assoziationsnetz: Nobelpreis, Humor, Verspottung.
Das Tropfen von Teer – die ignoblen Preisträger 2005 Beim Ig-Nobelpreis gibt es ähnliche Kategorien wie beim richtigen Nobelpreis (übrigens auch keine Auszeichnungen für Mathematik, dafür für Psychologie oder Hygiene). Im Jahr 2005 wurden unter anderem die folgenden Forschungsleistungen ausgezeichnet ● Ig-Nobelpreis für Physik 2005: John Mainstone und Thomas Parnell von der Universität Brisbane für ihre Studie über das Fließverhalten von Teer. Mutmaßlich das längste Experiment in der Wis-
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senschaftsgeschichte. Es begann 1927 mit einem Brocken Teer und einem Trichter aus Glas. Der erste Tropfen fiel im Dezember 1938, der zweite folgte gut acht Jahre später im Februar 1947. Bis heute haben sich acht Tropfen gelöst. Der neunte soll frühestens 2009 fallen. ● Ig-Nobelpreis für Medizin 2005: Gregg A. Miller für die Erfindung künstlicher Hundehoden. Mit diesen „Neuticles“, die es in drei Größen und drei Härtegraden gibt, soll das Selbstbewusstsein kastrierter Hunde gestärkt werden. ● Der Friedens-Ig-Nobelpreis ging an Claire Rind und Peter Simmons, Hirnforscher an der Universität im britischen Newcastle. Sie untersuchten die Aktivität einer Zelle im Gehirn einer Heuschrecke, die sich ausgewählte Szenen aus dem Film „Star Wars“ anschaute. Nachzutragen bleibt, dass sowohl John Mainstone als auch Claire Rind anreisten, um den Preis persönlich entgegenzunehmen. Mr. Miller war verhindert und bedankte sich für die Auszeichnung in einer Videobotschaft.
Assoziationsnetz: Nobelpreis, Teer, Skurriles, Hunde, Hirnforschung, Star Wars, Heuschrecken.
Furzende Fische – die ig-noblen Klassiker Unter den prämierten Leistungen der vergangenen Jahre verdienen einige besondere Aufmerksamkeit: ● Der Ig-Nobelpreis für Biologie 2004 ging an ein internationales Forscherteam aus Kanada, Schottland, Dänemark und Schweden, die in mehreren Studien aufgezeigt hatten, dass Heringe offenbar durch Fürze miteinander kommunizieren. ● Ig-Nobelpreis für Volksgesundheit 2004 für Jillian Clarke von der Chicago High School for Agricultural Sciences für die „Erforschung der wissenschaftlichen Gültigkeit der Fünf-Sekunden-Regel“, die besagt, dass man Dinge, die weniger als fünf Sekunden auf der Erde gelegen haben, noch essen kann. ● Ig-Nobelpreis für interdisziplinäre Forschung 2003 für ein Forscherteam von der Universität Stockholm, dem der Nachweis gelungen war, dass Hühner schöne Menschen bevorzugen.
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Ig-Nobelpreis für Biologie 2003 für C.W. Moeliker vom Naturkundemuseum Rotterdam für „den ersten wissenschaftlich dokumentierten Fall von homosexueller Nekrophilie bei der Stockente“. Der Wirtschafts-Ig-Nobelpreis 2002 ging an die Wirtschaftsprüfer und Finanzvorstände diverser Unternehmen, unter ihnen Enron, Gazprom, WorldCom, Xerox und Arthur Andersen „für die Nutzung imaginärer Zahlen in der Wirtschaftswelt“. Ig-Nobelpreis für Hygiene 2002 für den Spanier Eduardo Segura, der eine Waschmaschine für Hunde und Katzen entwickelt hatte.
Assoziationsnetz: Nobelpreis, Heringe, Essen, Hühner, Schönheit, Ente, Bilanzbetrug, Hunde, Katzen.
Der Ringelmann-Effekt Mit dem grotesken Ig-Nobelpreis wollen wir das Wissenschaftskapitel aber nicht abschließen. Daher soll noch von einem klassischen Experiment die Rede sein, dessen praktischer Erkenntnisgewinn und Smalltalktauglichkeit außer Frage stellt. Es handelt sich um eine Untersuchung, die der französische Agronom Max Ringelmann Ende des 19. Jahrhunderts angestellt hat. Zwanzig Studenten sollten allein und in Gruppe an einem Seil ziehen, wobei am anderen Ende ein Kraftmessgerät darüber Auskunft gab, mit welcher Stärke gezogen wurde. Die Ergebnisse sind für alle Anhänger der Teamarbeit ein wenig ernüchternd, denn je mehr Leute am Seil ziehen, umso geringer ist ihre Kraftanstrengung. Wenn einer alleine zieht, wendet er am meisten Kraft auf. Schon beim Duo leistet jeder nur noch 93 Prozent, zu dritt zieht jeder nur mit 85 Prozent der Kraft, und so geht es abwärts, bis bei acht Teilnehmern jeder nur noch die Hälfte von der Kraft aufwendet, die er alleine in die Waagschale werfen würde. Das ist in aller Knappheit der RingelmannEffekt. Je größer die Gruppe, umso geringer der Einsatz jedes einzelnen. Begünstigt wird diese Tendenz, wenn der Beitrag jedes einzelnen nicht zu erkennen ist – wie es eben beim Seilziehen der Fall ist. Einem nicht mehr ganz taufrischen Gerücht zufolge ist Team-Arbeit ja auch die Abkürzung für „Toll, ein Anderer macht's!“ Für Kenner und Spielverderber: Ziehen Sie den Ringelmann-Effekt in Zweifel. Weisen Sie darauf hin, dass sich die abnehmende Kraftan-
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strengung nicht aus der nachlassenden Motivation, sondern aus der Natur des Seilziehens ergibt, bei dem die Koordination und Synchronisation immer schwieriger wird. Das klingt vielleicht ein bisschen pedantisch und humorlos. beckmesserisch. Aber wenn es darum geht, die Reputation der Teamarbeit zu retten, muss man auch mal pedantisch und humorlos beckmesserisch sein dürfen.
Assoziationsnetz: Teamarbeit, Motivation, Kraftanstrengung, Seilziehen.
Essen und Trinken Auf Partys, beim Geschäftsessen oder während der Kaffeepause – ein Small Talk über feste oder flüssige Nahrung liegt so nahe. Egal, ob Sie über Reismenschen, die Ursprünge der kalten spanischen Gazpacho oder die Frage sinnieren, warum es keine blauen Gummibärchen gibt, dieses Thema eröffnet Ihnen die vielfältigsten Möglichkeiten, Ihre Gesprächspartner aufs Angenehmste zu unterhalten.
Am Anfang war das Feuer Die menschliche Esskultur beginnt mit der Beherrschung des Feuers, manche meinen, die menschliche Kultur überhaupt. Denn wenn Tiere auch alles Mögliche fertig bringen (siehe Kapitel Tiere ➝ S. 146), bis zum Essen kochen oder braten haben sie es dann doch nicht geschafft. Unsere Vorfahren fingen immerhin vor 500.000 Jahren mit dem Brutzeln an – weit vor der Erfindung des Kochtopfs. Interessanterweise befinden sich die ältesten Feuerstellen in zwei Ländern, die später zum Inbegriff der kulinarischen Hochkultur werden sollten: In China (siehe unten) und in Frankreich. Spöttische Zungen behaupten, sie hatten längste Zeit, das Kochen zu üben. Zunächst wurden die Speisen in Gefäßen zubereitet, die nicht eben feuerfest waren: In Tierhäuten, Körben, Schalen aus Holz oder Baumrinde. Man musste darauf achten, dass diese Gefäße den Flammen nicht zu nahe kamen. Beliebt war auch das Kochen in Erdgruben. Und das funktionierte so: Loch graben, mit Fasern auslegen, Fleisch hineinlegen, gegebenenfalls mit Wasser auffüllen und dann heiße Steine hineinlegen, die vorher in einem separaten Feuer glühend heiß gemacht wurden.
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Essen und Trinken
Assoziationsnetz: Feuer, Kochkultur, Frankreich, China, Anbrennen, Steine.
Kochen in der Steinzeit Es war nicht so sehr das offene Feuer mit dem Bratspieß, das die Küche der Steinzeit bestimmte, als vielmehr der Erdofen, in den die heißen Steine geschichtet wurden. Eine weitere kulinarische Neuerung bestand darin, das Essen zu portionieren, in Blätter zu wickeln und die Päckchen zwischen die heißen Steine zu packen. Durch die Beigabe von Kräutern konnten unsere Vorfahren ihre Nahrung würzen und es war möglich, verschiedene Sorten von Fleisch und Gemüse in einer Mahlzeit zu verzehren. Späte Nachfahren dieser steinzeitlichen Art der Essenszubereitung sind übrigens die Folienkartoffel und der Fisch, der mit frischen Kräutern in Alufolie gegart wird.
Assoziationsnetz: Steinzeit, Kochkultur, Folienkartoffel.
Die steinzeitliche Küche war vielfältiger als unsere Fortschritt in der Gastronomie? Ganz sicher, was die Vielfalt der Zubereitungsarten und Gerätschaften betrifft, die zur Zubereitung des Essens benötigt wurden. Wenn wir uns aber auf die Zutaten konzentrieren, dann müssen wir einräumen, dass der Speisezettel der Steinzeitmenschen wesentlich vielfältiger war. Mammut, Bison, Wildschwein, Bergziege, Hirsch, Elefant, Geflügel und Fisch, außerdem Austern, Muscheln und Schnecken aller Art wurden verdrückt. Fast alle heute bekannten Früchte gab es damals schon, wenn auch in ihrer „wilden“ Variante, ebenso Gräser und Getreide. Außerdem verspeisten unsere Vorfahren eine reiche Vielfalt von Pilzen, Algen, Wurzeln und Flechten, Salate aus Knospen, Blättern und Stängeln. „Die Zeiten geschriebener Geschichte haben uns nicht eine einzige neue Pflanze allgemeinen Gebrauchs beschert“, urteilt der Ernährungshistoriker Adam Maurizio. Keine Frage, trotz Tropenfrüchten, Novel Food und Neuzüchtungen wie die Nektarine haben wir unsere Ernährung im Vergleich zur Steinzeit stark eingeengt.
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Assoziationsnetz: Steinzeit, Speisekarte, Vielfalt, Fortschritt.
Reismenschen und Maismenschen In Thailand und weiten Teilen Südostasiens gab es in alter Zeit die Vorstellung, dass die Menschen aus Reis gemacht sind. Ein Kind entsteht im Bauch seiner Mutter aus dem Reis, den sie zu sich nimmt. Die Mutter gibt ihm nur seine Form. Eine ganz ähnliche Vorstellung existierte bei den Indianern Mittelamerikas, etwa bei den Mayas. Nur bestanden für sie die Menschen nicht aus Reis, sondern aus Mais. Am Anfang der Zeiten hatten die Götter sie aus Mais geformt und eingepflanzt.
Assoziationsnetz: Mensch, Schöpfung, Religion, Reis, Mais.
Eine kurze Geschichte der Essbestecke In der Menschheitsgeschichte gab es im Wesentlichen drei unterschiedliche Systeme, sich das Essen einzuverleiben: Mit den Fingern, mit Stäbchen oder mit Hilfe der Gabel. Messer und Löffel sind in allen drei Systemen anzutreffen. Sie sind jedoch mehr oder weniger nachgeordnetes Essbesteck und kommen nur zu bestimmten Gelegenheiten zum Einsatz (der Löffel für die Suppe und das Messer zum Schneiden). Die Finger sind das älteste Essbesteck, die Stäbchen kamen immerhin vor dreieinhalb tausend Jahren in Gebrauch. Doch unser gewohntes System, nämlich mit Messer und Gabel zu essen, gibt es erst seit dreibis vierhundert Jahren. Griechen und Römer benutzten zum Essen nur die rechte Hand. Die linke brauchten sie, um sich abzustützen. Oder zwischendurch für andere Tätigkeiten, über die man bei Tisch nicht spricht. Kaiser und Könige aßen selbstverständlich mit den Fingern. Fleisch oder Brot ließen sie sich vorschneiden. Nur in Ausnahmefällen griffen sie selbst zum Messer. Gabeln gab es zwar schon seit der Antike, aber nur als Küchengerät. Oder als Schneckengabel, mit der die alten Römer hantierten. Noch Ludwig XIV., als „Sonnenkönig“ das Paradebeispiel des absoluten Herrschers, lehnte den Gebrauch der Gabel strikt ab und zog es vor, mit dem Messer und den fünf Fingern
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seiner rechten Hand zu essen. Und doch verbreitete sich die Gabel von Italien und Frankreich, den führenden Nationen in Sachen Gastronomie, langsam, aber stetig über Europa. Noch im 19. Jahrhundert musste man auf dem Land sein Besteck mitbringen, wenn man einen Gasthof aufsuchte.
Assoziationsnetz: Besteck, Gabel, Messer, Stäbchen, Fingerfood, Esskultur.
Vom Tischtuch zur Serviette Seit der Zeit Karls des Großen (also um 800) gibt es Tischtücher. Sie dienten vor allem dazu, sich die Finger abzuputzen, an denen (siehe oben) jede Menge Essensreste klebten. Erst später wurde die Serviette erfunden, mit der man sich Finger und Mund abputzen konnte.
Assoziationsnetz: Tischsitten, Tischtuch, Karl der Große, Serviette.
Früher aß man nicht aus Tellern „Wer hat von meinem Tellerchen gegessen?“ die Frage des ersten Zwergs aus dem Märchen Schneewittchen ist ein Indiz, dass die sieben Zwerge zumindest esstechnisch keine Hinterwäldler waren. Denn Teller kamen erst im ausgehenden Mittelalter in Mode. Vorher aß man aus Holzschüsseln oder Schälchen aus Steingut. Und die Einführung des individuellen Suppentellers Mitte des 17. Jahrhunderts in Italien galt als sensationelle Neuerung, die unter dem Namen „Assiette à l'Italienne“ vom französischen Hof aufgegriffen wurde. Noch im Mittelalter wurden mancherorts Braten und Gemüse auf eine große Brotscheibe gelegt, ein essbarer Vorläufer des Tellers sozusagen. Von dieser Unterlage aßen aber nur die besseren Kreise. Wenn sie mit dem Essen fertig waren, dann verschenkten sie das Brot, das von der Bratensoße getränkt war, an die Armen. Das Wort „Teller“ hat seine Wurzeln übrigens beim lateinischen „taliare“, das so viel bedeutet wie „schneiden“. Der altfranzösische Ausdruck „Tailleoir“ bezeichnet ein Brett, auf dem Fleisch geschnitten, zerteilt wurde. So gesehen ist der Teller ein „Teiler“, eine Unterlage, auf dem das Essen zerteilt wurde.
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Assoziationsnetz: Tischsitten, Essgeschirr, Suppe, Brot, Latein.
Das älteste Kochbuch Europas – der Apicius Als ältestes Kochbuch Europas, das uns noch erhalten geblieben ist, gilt das römische Standardwerk „De re coquinaria“, das nach seinem Autor Marcus Gavius Apicius auch schlicht „der Apicius“ genannt wird. Sein Verfasser war ein Zeitgenosse von Jesus Christus, aber das ist auch das einzige, was die beiden verbunden haben mag. Apicius hatte eine eigene Kochschule und liebte es, im Luxus zu schwelgen. Er soll eine besondere Schwäche für Flamingozungen gehabt haben, wie der Chronist Plinius der Ältere missbilligend vermerkt. Mit Apicius nahm es denn auch kein gutes Ende. Als er feststellte, dass er anstelle von 100 Millionen nunmehr noch 10 Millionen Sesterzen besaß, also nicht mehr kolossal reich, sondern nur noch sehr reich war, setzte er selbst seinem Leben ein Ende und vergiftete sich. Sein Kochbuch hat die hochherrschaftliche Küche Europas jahrhundertelang beeinflusst. So wurde am Hofe Karls des Großen in seinem Krönungsjahr das Festgericht „Flammenspeiender Pfau“ kredenzt. An weiteren Geflügelrezepten enthielt „der Apicius“ noch welche für Kranich, Vogelstrauß, Papagei, Gans, Ente, Taube, Flamingo, Rebhuhn, Haselhuhn, Fasan und nicht näher bezeichnete „stark riechende Vögel“. Für Kenner und Spielverderber: Es ist nicht ganz sicher, ob der extravagante Marcus Gavius tatsächlich „jener“ Apicius gewesen ist, der das Kochbuch geschrieben hat. Drei weitere Kandidaten kommen ebenfalls in Betracht, aber keiner kann mit so einem schillernden Leben aufwarten wie Marcus Gavius.
Assoziationsnetz: Kochbuch, römische Küche, Geflügel, Pfau (➝ S. 157), Haute Cuisine, Luxus.
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Kochen am chinesischen Kaiserhof Manche halten die chinesische Küche für die beste der Welt. Mit dem glutamatgesättigten Geschnetzelten „süßsauer“, das in vielen Chinarestaurants angeboten wird, hat sie, so versichern die Kenner, allerdings gar nichts zu tun. Das stimmt nicht so ganz, denn zumindest die Neigung, alles klein zu schneiden und Fleisch und Gemüse nur kurz zu erhitzen, verbindet die hohe und die weltweit verbreitete Chinaküche. Außerdem bewundern wir die immense Vielfalt der chinesischen Kochkunst, die auch in dem Ausspruch eines chinesischen Mediziners zum Ausdruck kommt: „Wir Chinesen essen alles, was vier Beine hat, außer den Tisch.“ Um die Bedeutung der Kochkunst im alten China zu würdigen, werfen wir einen Blick auf den Personalplan des kaiserlichen Palastes zur Zeit der Han-Dynastie (für Kenner und Besserwisser: 206 v. Chr. bis 220 n. Chr.): Von den 4.000 Personen, die hier beschäftigt waren, hatten knapp 60 Prozent mit den Gaumenfreuden zu tun. Unter anderem beschäftigte der Hof 70 Fleischspezialisten, 162 Diätmeister für den täglichen Speiseplan der Herrscherfamilie, 335 Spezialisten für Getreide, Gemüse und Obst, 342 Fischexperten, 24 Fachleute für Schildkröten und Schalentiere, 28 Fleischtrockner, 110 Weinbeamte, 340 Weinservierer, 170 Spezialisten für die anderen Getränke, 62 Spezialisten für Salz, 61 Bedienstete für das Auftragen der Fleischplatten und weitere 31 für das Auftragen auf Bambustabletts. Für Kenner und Spielverderber: „Die“ chinesische Küche gibt es nicht. Es gibt mindestens acht Regionalküchen. Und ehe Sie daran denken, die alle aufzuzählen („Peking, Sezchuan, Kanton, Tschandong, Yünnan...“), sollten Sie sich lieber einen Reisschnaps genehmigen.
Assoziationsnetz: Chinesische Küche, Luxus, Personal, Wein, Schildkröte.
Chop Suey wurde in den USA erfunden Das beliebte Reisgericht Chop Suey (sprich: „Tschopp Sui") ist ohne Zweifel chinesischen Ursprungs. Aber es wurde von Chinesen erfunden, die längst nicht mehr in China lebten, sondern in den USA. Chop Suey ist der Versuch, ein chinesisches Gericht in der Fremde nachzuempfinden. Der Name bedeutet denn auch so viel wie „ge-
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mischtes Allerlei“. Das sehr flexible Gericht kann man mit Schweineoder Hühnerfiletstreifen zubereiten. Dazu kommt das gerade verfügbare Gemüse, Hühnerbrühe sowie Reis oder Nudeln. Ursprünglich wurde das Ganze noch mit einem Pfannkuchen zugedeckt, um möglichst lange die hohe Temperatur zu halten. Doch ist diese Sitte im Zeitalter der Mikrowelle verloren gegangen.
Assoziationsnetz: Chinesische Küche, USA, Improvisation, Pfannkuchen.
Eisbein zum Schlittschuhlaufen Eisbein mit Sauerkraut gilt als typisch deutsches Gericht, das keineswegs kalt gegessen wird, wie man den staunenden Gästen aus dem Ausland erklären muss. Bei dem Eisbein handelt es sich um den vorderen oder hinteren Unterschenkel vom Schwein, der lange gekocht oder geschmort wird. In Bayern sagt man „Surhax'n“ dazu. Doch wie kam das Eisbein zu seinem frostigen Namen? In alten Zeiten nahm man die abgenagten Knochen und benutzte sie als Kufen zum Schlittschuhlaufen – auf dem Eis.
Assoziationsnetz: Deutsche Küche, Schweinshaxe, Schlittschuhe.
Paella aus der Pfanne Das spanische Nationalgericht besteht aus Reis, Safran und Olivenöl. Und da können alle möglichen Arten von Fleisch, Fisch und Gemüse hineinkommen. Traditionellerweise sollte aber Huhn dabei sein und nach Möglichkeit auch Schnecken. Aber auch Muscheln, Kaninchen, Aal, ja sogar Frösche dürfen oder durften im Prinzip mit hinein. Stilecht wird die Paella im Freien über offenem Feuer zubereitet und direkt aus der flachen Paellapfanne gegessen. Jeder bekommt einen Holzlöffel und isst damit alles auf, was sich in seinem Segment befindet. Bis zur Mitte.
Assoziationsnetz: Spanische Küche, Fleisch.
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Gazpacho – die kalte Suppe aus Andalusien Da wir gerade von der spanischen Küche sprechen: Eine besondere Köstlichkeit an heißen Tagen ist die kalte Gemüsesuppe Gazpacho. Wenn darin ein Eiswürfel schwimmt, so handelt es sich weder um einen Stilbruch noch um den verzweifelten Versuch, die Suppe möglichst rasch kalt zu bekommen. Vielmehr ist der Eiswürfel als Hinweis gedacht, wie kalt die Suppe ist, weil er nämlich nur sehr langsam schmilzt. Ursprünglich war Gazpacho keine erfrischende Spezialität, sondern eine karge Suppe für arme Leute, die keineswegs aus frischem Gemüse bestand, sondern aus „eingeweichtem Brot“. Genau das heißt „gazpacho“ nämlich in dem Arabisch der Mauren, die diese Suppe erfunden haben. Sie bestand aus nichts anderem als einem harten Stück Brot, über das Wasser gegossen wurde. Eine Knoblauchzehe und eine Zwiebel kamen hinzu. Das Ganze wurde verrührt und fertig war die Suppe, die anfangs auch heiß gegessen wurde. Tomaten, Gurken, Paprika, all das, was heute ein Gazpacho ausmacht, kam erst viel später hinzu.
Assoziationsnetz: Spanische Küche, Suppe, Brot, Gemüse, Armut.
Spaghetti Bolognese – Fadennudeln mit falscher Soße Die (➝ S. 129) Spaghetti stammen ursprünglich aus Neapel. Puristen dürften die beliebten Fadennudeln daher eigentlich nur „alla napoletana“ essen, mit Tomatensoße und Parmesan. Auf keinen Fall aber mit der Soße Bolognese, die aus Rinderhack, Zwiebeln und Tomaten besteht. Die gehört nämlich zu ganz anderen Nudelgerichten, den Bandnudeln Tagliatelle oder zur Lasagne.
Assoziationsnetz: Italienische Küche, Spaghetti, Soße, Regionale Küche.
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Carpaccio – Italiens Antwort auf die japanische Küche Die hauchdünnen Scheiben von rohem Fleisch, mit Pfeffer, Zitrone und Parmesan gewürzt, sind eine relativ neue Kreation der italienischen Küchenkultur. Erfunden hat sie der Koch Giuseppe Cipriani 1950 in Harry's Bar in Venedig. Und zwar für eine Gräfin mit dem klangvollen Namen Amalia Nani Mocinego, die dort Stammgast war. Ihr Arzt hatte ihr verboten, gekochtes Fleisch zu sich zu nehmen. Also schuf Cipriani eine Vorspeise aus rohen Rinderscheiben, die er so fein schnitt, wie man es vom japanischen Sashimi kennt, den papierdünnen Scheiben aus rohem Fisch. Seine Kreation benannte er nach dem venezianischen Renaissancemaler Vittore Carpaccio (für Kenner und Besserwisser: 1456 bis 1526). Mittlerweile gibt es Carpaccio in allen möglichen Variationen: Vom Lamm, Kalb, Lachs und anderen Fischen sowie von Gemüse und Obst.
Assoziationsnetz: Italienische Küche, Venedig, Malerei, japanische Küche.
Der Kater stammt aus Leipzig Wie die Chronik weiß, erlitt ein Leipziger Student im Jahre 1850 in Folge von übermäßigem Alkoholgenuss einen „Katarrh“. Zugleich pflegte man den Zustand, der sich nach dem Alkoholrausch einzustellen pflegt und der mit Kopfweh, Übelkeit, Appetitlosigkeit und Verstimmung einhergeht, als „Katzenjammer“ zu bezeichnen. Angeblich wegen des katzenartigen Wimmerns derer, die davon betroffen waren. Da nun schon einmal die Katzen im Spiel waren, wurde aus dem „Katarrh“ ein „Kater“ – und so nennt man die Sache ja bis heute.
Assoziationsnetz: Alkohol, Student, Katzenjammer.
Vorsicht, Alkohol Der wahre Genießer trinkt Alkohol nur in Maßen. Denn Alkohol zerstört die Gesundheit und schädigt im Übermaß genossen das Gehirn (➝ 56). Das haben die Menschen schon vor 4.000 Jahren gewusst und vor den Folgen starken Alkoholkonsums gewarnt. Und dennoch ha-
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ben sie sich immer wieder betrunken, von den alten Ägyptern, den alten Griechen und Römern bis heute. ● Im ägyptischen Kalender war ein Tag im Monat eigens dafür vorgesehen, sich zu betrinken. ● Alexander der Große war nicht nur ein großer Eroberer, sondern ebenso ein großer Säufer. Er betrank sich regelmäßig und soll an den Folgen seiner alkoholischen Exzesse gestorben sein – volltrunken. ● Der Ahnherr aller Ärzte, Hippokrates (genau, der mit dem Eid – der vermutlich gar nicht von ihm stammt), empfahl, sich dann und wann bis zur Übelkeit zu betrinken. Das reinige den Körper, befand er. ● Der griechische Philosoph Aristoteles stellte die Hypothese auf: Wer vom Wein berauscht sei, der falle nach vorn, auf sein Gesicht. Wer sich mit Bier betrinke, falle nach hinten, auf den Rücken. ● Sein Kollege Platon (➝ S. 52) hielt es für gefährlich, dass Jugendliche unter 18 Jahren zuviel Wein trinken. Zugleich war er der Ansicht, dass es ganz natürlich sei, sich jenseits der 40 dann und wann zu betrinken, um seine Sorgen zu vergessen. ● Zur Zeit des Barock befand sich der Alkoholkonsum in Europa auf Rekordhöhe. Vor allem die Deutschen, die Nord- und Osteuropäer standen in dem Ruf, schlimme Trinker zu sein. Als besonders nüchtern galten hingegen die Spanier, während Spanien gleichzeitig für seine guten Weinstuben gerühmt wurde.
Assoziationsnetz: Alkohol, Rausch, Ägypten, Alexander der Große, Ärzte, Aristoteles, Platon, Spanien.
Prosecco ist kein Schaumwein Mit der Bezeichnung Prosecco verbinden die meisten den italienischen Schaumwein, der vor einigen Jahren zum Modegetränk wurde. Doch ist Prosecco nicht die italienische Bezeichnung für Sekt, sondern der Name einer Rebsorte, die im Veneto angebaut wird, genauer: in der Provinz Treviso. Diese Rebsorte wird meist zu Schaum- oder Perlwein verarbeitet; aber es gibt eben auch den „stillen“ Prosecco ohne Kohlensäure. Und dieser Tranquillo ist nicht selten wesentlich besserer Qualität als die sprudelnde Variante.
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Für Kenner und Besserwisser: Im Prosecco sind nicht ausschließlich Trauben der Prosecco-Rebsorte verarbeitet, ein Zehntel stammt von anderen Rebsorten.
Assoziationsnetz: Sekt, Italien, Wein.
Sekt, Champagner, Crémant, Cava & Co. Hilfreich für den Sektempfang: Wenn Sie die unterschiedlichen Arten schäumenden und perlenden Weine auseinander halten können und vielleicht noch die eine oder andere Bemerkung parat haben: ● Sekt ist Schaumwein gehobener Qualität. Sein Alkoholgehalt muss mindestens 10% betragen, er muss mindestens unter einem Druck von 3,5 bar stehen und mindestens neun Monate gelagert worden sein. Sein Name hat nichts mit dem französischen „sec“ (= trocken) zu tun, sondern geht auf den Schauspieler Ludwig Devrient zurück. Der soll eines Abends in dem Berliner Traditionslokal Lutter & Wegner die Bühnenfigur Falstaff imitierend „A cup of sack! Ein Glas Sekt!“ geordert haben. Mit dem „sack“ war bei Shakespeare eigentlich eine Art Sherry gemeint. Doch Devrient wollte Schaumwein, und der heißt seitdem „Sekt“. ● Champagner darf sich nur der Schaumwein aus der französischen Champagne nennen. Mit einer Ausnahme: Zum Ärger der Franzosen gibt es auch – amerikanischen Champagner! Aber nur der französische gilt als Original. Er muss hohen Qualitätsanforderungen genügen. Für ihn sind drei Traubensorten zugelassen (Pinot noir, Pinot meunier als rote und Chardonnay als weiße Rebsorte). In der Regel besteht der Champagner nur zu einem Viertel aus weißen Trauben. Am wichtigsten ist die aufwändige Flaschengärung, die als „Méthode champenoise“ weltweit kopiert wird. ● Crémant ist ein „halbschäumender“ Wein, der eher „sahnig“ (= crémant) als schäumend anmutet. Nur bestimmte Anbaugebiete in Frankreich dürfen ihn produzieren. Und zwar nach der „Méthode champenoise“. Er kann sehr hohe Qualität erreichen. Kenner überraschen ihre Gäste daher lieber mit einem vorzüglichen Crémant als mit einem „echten“ Champagner.
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Cava ist die spanische Version des Champagners. Nach dem gleichen Verfahren (Flaschengärung) produziert. Cava wird jedoch nur aus hellen Rebsorten gewonnen, aus Chardonnay-Trauben sowie den einheimischen Sorten Macabeo und Parellada. Eigentlich ist Cava die spanische Bezeichnung für den Weinkeller. Krimsekt stammt aus der Ukraine und kann immerhin auf eine 200jährige Tradition zurückblicken. Früher bisweilen etwas süß, ist sein Geschmack deutlich trockener geworden. Im „Krimskoye“ sind neben dem Cabernet Sauvignon auch Rebsorten verarbeitet, die nur auf der Krim wachsen. Er wird nach der Champagnermethode hergestellt. Asti Spumante ist ein süßer italienischer Schaumwein aus der Muskateller-Rebe, der in einem eher zweifelhaften Ruf steht. Auch wenn der „Classico“ als Flaschengärung zu haben ist. Vin mousseux, Vino spumante oder Schaumwein sind meist einfache Weine, denen Kohlensäure zugesetzt wurde. Vin pétillant, Vino frizzante oder Perlwein ist die weniger sprudelnde Variante.
Assoziationsnetz: Sekt, Empfang, Shakespeare, Frankreich, Spanien. Ukraine, Italien.
Trinkrituale Warum wir uns zuprosten und warum wir das in der Regel nur tun, wenn wir alkoholische Getränke im Glas haben, das ist nicht ganz geklärt. Sicher ist nur, dass schon die alten Griechen und Römer einander zuprosteten. Und die tranken auch schon „auf etwas“, ein Ideal, ein gemeinsames Ziel oder sonst etwas Verbindendes. Denn darauf kam es an: In gegenseitigem Einvernehmen das Glas zu leeren. Und so trank man nicht nur „auf etwas“, sondern man trank auch jemandem zu. Ein solches Zutrinken nicht zu erwidern und das Glas ebenfalls an den Hals zu setzen, galt von Anfang an als undenkbar. Es wäre eine schwere Kränkung gewesen. Dabei musste derjenige, der dem anderen zuprostete, immer den ersten Schluck nehmen. Es wird vermutet, als Beweis dafür, dass im Getränk kein Gift war. Daher war es auch meist der Gastgeber, der den andern zuprostete. Wenn wir noch weiter zurückgehen, dann hat das Zuprosten und Anstoßen seinen Ursprung wohl in alten Opferritualen. Vor jedem Fest, ja vor jeder Mahlzeit wurde der zuständigen Gottheit ein Trankopfer
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dargebracht. Das sah so aus, dass der Priester oder der Älteste das Gefäß zu Ehren der Gottheit leerte oder aber das Getränk verschüttete. Das Anstoßen mit den Trinkgefäßen ist ein ferner Anklang daran, meinen manche Kulturhistoriker. Dass wir uns nur mit Alkohol zuprosten, während wir unsere Kaffeetasse oder unser Saftglas ohne weitere Umstände an den Mund führen, hat ebenfalls mit den kultischen Ursprüngen zu tun. In nahezu allen Kulturen waren für die alkoholischen Getränke die Götter zuständig. Vielfach glaubte man, die Gottheit würde durch den Mund der berauschten Trinker reden. Bei nüchterneren Getränken war das nicht der Fall.
Assoziationsnetz: Alkohol, Griechen, Römer, Anstoßen, Götter.
Sagen Sie nicht „Schwäpps" (➝ S. 167) Schweppes (angeblich „Schwäpps“ auszusprechen) gilt als urbritisches Gegenstück zu Coca Cola. Wer im Lokal ein Schweppes bestellt, der will eine chininhaltige, bittersüßsaure Limonade haben, die man auch als „Tonic Water“ oder „Indian Tonic Water“ ordern könnte, was aber weit weniger üblich ist. Dabei ist klar, dass es sich bei Schweppes um den Firmennamen handelt. Ja, Cadbury-Schweppes ist heute einer der bedeutendsten Getränkekonzerne der Welt. Wer aber hat Schweppes erfunden? Und wieso hat die britische Firma so einen seltsamen Namen? Auf beide Fragen gibt es eine Antwort: Johann Jacob Schweppe, ein gelernter Uhrmacher und Silberschmied aus dem hessischen Witzenhausen. Schweppe erfand einen Apparat, mit dem man stilles Wasser in Sprudel verwandeln konnte, in kohlensäurehaltiges Sodawasser eben. Dieses Verfahren ließ sich Schweppe patentieren und zog nach London, wo er eine Fabrik für Sodawasser eröffnete. Hier kam ihm auch eine Idee, die Malariaprophylaxe zu revolutionieren. Bis dahin mussten die britischen Kolonialoffiziere in Indien Chinintabletten schlucken. Schweppe löste die Tablette in Limettensaft und Sodawasser auf. Und heraus kam „Schweppe's Tonic Water“, das sich schnell großer Beliebtheit erfreute, nicht nur in Indien. Schweppe wurde Hoflieferant, seine Erfindung verlor den Apostroph. Und so kennt heute die ganze Welt Schweppes, aber kaum jemand Johann Jacob Schweppe. Denn korrekterweise müssten wir
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ein „Schweppes“ oder „Schweppes Tonic“ bestellen, aber kein „Schwäpps“.
Assoziationsnetz: Getränke, Coca Cola, Pepsi, Mineralwasser, Malaria, Deutschland, England.
Sodawasser enthält kein Soda Noch kurz ein Wort zu Schweppes erster Erfindung: Dem Sodawasser. Das Revolutionäre daran war, dass nun auch Wasser sprudeln konnte, das von Natur aus eben keine Kohlensäure enthielt. Sodawasser ist gerade kein Mineralwasser mit „natürlicher Kohlensäure“, sondern eines dem künstlich Kohlenstoffdioxid zugesetzt wird. Dabei ist im Sodawasser genauso wenig Soda, wie in Brombeeren Brom enthalten ist. Vielmehr dient eine Sodalösung dazu, Kohlendioxid auszuperlen. Und dieses Kohlendioxid wird in Wasser eingeleitet.
Assoziationsnetz: Getränke, Mineralwasser.
Was Sie über Cappuccino und Espresso wissen sollten Ein Cappuccino ist der italienische Abkömmling des „Kapuziners“, den man in einem Wiener Kaffeehaus bestellen kann. Im Unterschied zu seinem österreichischen Verwandten ist die Grundlage des italienischen Getränks der tiefschwarze Espresso, der mit geschäumter Milch verlängert und mit Kakaopulver gekrönt wird. Schlagsahne oder gar Sahne aus der Sprühdose gehört nicht auf einen Cappuccino. Und noch etwas sollten Sie wissen: Wer nach dem Essen anstelle des obligaten Espresso einen Cappuccino bestellt, gibt sich als Banause zu erkennen. Wobei man zumindest in Italien keinen „Espresso“ ordert, sondern ganz einfach nur einen „Caffè“. Espresso ist tiefschwarz gerösteter Kaffee, der mit mindestens 9 bar bei 95° C durch eine Wasserdampfdruckmaschine, die Espressomaschine, gejagt worden ist. Dadurch bekommt er seinen charakteristischen feinporigen hellbraunen Schaum. Wenn der fehlt, ist das ein sicheres Indiz, dass der Espresso nicht richtig zubereitet wurde.
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Assoziationsnetz: Italienische Küche, Kaffee.
Echter Mokka kam aus Mokka Mokka ist eine Hafenstadt im Jemen, über die früher ein ganz besonderer Kaffee (➝ S. 104) exportiert wurde: Der Urkaffee aus der Mokkabohne, die nur in Äthiopien und im Jemen wächst und gedeiht. Die Bedeutung von Mokka als Exporthafen ist zurückgegangen; der Name für die Kaffeesorte ist geblieben. Vom echten Mokka, eben jenem aus der Mokkabohne, ist die Zubereitungsart zu unterscheiden, bei der ein besonders starker Kaffee aus staubfein gemahlenen Bohnen gebrüht und in kleinen Tassen wird. Für diesen Mokka können alle möglichen Bohnensorten verwendet werden. Beim türkischen Mokka wird der Kaffeesatz mit Zucker aufgekocht.
Assoziationsnetz: Kaffee, Jemen, Äthiopien, Hafenstadt, Türkei.
Tee am Abend – die Legende von der längeren Ziehzeit Einem weit verbreiteten Ratschlag zufolge können Sie die Wirkung des Tees dadurch beeinflussen, dass Sie ihn kürzer oder länger ziehen lassen. Demnach wirkt der Tee besonders „anregend“, wenn Sie ihn nur kurz ziehen lassen. Soll der Tee hingegen „beruhigend“ wirken, müssen Sie ihn länger ziehen lassen. Denn wenn der Tee länger zieht, dann werden Gerbstoffe frei und die, so wird behauptet, mildern die Wirkung des aufputschenden Koffeins bzw. Teins (das ist ein und derselbe Stoff). Das mit den Gerbstoffen ist zwar richtig, doch stimmt es nicht, dass ein solcher Tee „beruhigend“ wirkt und Sie deshalb am Abend den Tee länger ziehen lassen sollten.
Assoziationsnetz: Tee, Koffein, Schlaflosigkeit, Wachmacher.
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Die Erfindung der Kartoffelchips Kartoffelchips sind das Grundnahrungsmittel der antriebsschwachen „Couch Potatoes“, denen sie auch ihren Namen gegeben haben. Erfunden wurden die Chips bereits im Jahr 1853, und zwar von einem indianischstämmigen Hotelkoch namens George Crum. Der ärgerte sich über einen Gast, der sich dauernd darüber beschwerte, dass die Bratkartoffeln zu dick geraten seien und deshalb das Essen mehrmals zurückgehen ließ. Crum platzte der Kragen, er wollte dem mäkelnden Esser einer Lehre erteilen. Deshalb schnitt er die Kartoffelscheiben millimeterfein und frittierte sie anschließend. Zu seiner Überraschung war der Gast begeistert. Es soll sich dabei übrigens um den amerikanischen „Eisenbahn-König“ Cornelius Vanderbilt gehandelt haben. Die neue Kreation wurde als „Saratoga Chips“ in die Speisekarte aufgenommen. Den Durchbruch erlebten sie jedoch erst 90 Jahre später, als sie industriell gefertigt und besonders gewürzt wurden.
Assoziationsnetz: Kartoffelchips, Rache, Geschmack, Kreativität.
Die Farbenlehre der Gummibärchen Gummibärchen (➝ S. 115) gibt es in den fünf Farben Rot, Gelb, Orange, Grün und Weiß. Da sie ihre Färbung natürlichen Fruchtextrakten verdanken, gibt es keine blauen Gummibärchen. Denn es gibt keine Frucht, die den Bärchen einen akzeptablen Blauton verleihen würde. Doch wissen Sie, welche Früchte hinter den Farben stehen? In den roten Bärchen stecken Extrakte der Himbeere, das Gelb kommt von der Zitrone, Orange von der Orange. So weit, so einleuchtend. Doch das Grün verdanken die Bären den Erdbeeren, und in den farblosen weißen Bären steckt Ananas. Mit Abstand am beliebtesten sind die roten Bären. Deshalb stecken in jeder Tüte auch doppelt so viele von ihnen wie von den andern Farben. Jeder dritte Bär ist rot, während nur jedes sechste Exemplar gelb, orange, grün oder weiß ist. Weiß soll die unbeliebteste Farbe sein. Doch hat das noch keinen Einfluss auf ihren Anteil in der Tüte gehabt.
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Assoziationsnetz: Gummibären, Süßigkeiten, Farben, Früchte.
Die Geheimnisse der Gummibärforschung Und wenn die Rede schon mal auf die Gummibärchen gekommen ist, dann können Sie Ihre Zuhörer auf das faszinierende Gebiet der Gummibärforschung hinweisen. Gesprächspartner mit einem Hang zur Esoterik können Sie alternativ auch mit dem Gummibärchen-Orakel bekannt machen, das in seiner gedanklichen Tiefe und prognostischen Treffsicherheit an das chinesische „I Ging“ heranreicht. Und das Schönste ist: Sie müssen nicht einmal Münzen werfen, sondern brauchen nur die Bärchen aus der Tüte zu ziehen. Doch zurück zur Wissenschaft. Als die wichtigsten Arbeiten (abrufbar im Internet unter www.gummibaeren-forschung.de) können gelten: ● Einfluss der Tütenzugehörigkeit auf das Sozialverhalten der Gummibärchen ● Farbensehen bei Gummibärchen ● Komplexes Problemlösen bei den Bärchen (eine Arbeit von Joachim Funke vom Psychologischen Institut der Universität Heidelberg) ● Populationsentwicklung und Vermehrungsbiologie bei Gummibären (von Till Llyod, Universität Bielefeld) ● Beschleunigung weichelastischer Projektile mit unregelmäßiger Oberflächengeometrie (eine wegweisende Arbeit der Technischen Universität München, Fachbereich Raumfahrttechnik)
Assoziationsnetz: Gummibären, Süßigkeiten, Orakel, Esoterik, Wissenschaft, Parodie.
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Die Verbesserung des Salzstreuers Vielleicht kennen Sie das Prinzip der Bionik: Lösungen, die in der Natur vorkommen, werden auf die Technik übertragen. Dieser Methode verdanken wir so nützliche Erfindungen wie den Klettverschluss, den Tarnanzug für Soldaten und die sich selbstreinigende Gebäudeoberfläche. Die erste bionische Erfindung, die zum Patent angemeldet wurde, war jedoch ein Salzstreuer. Der Botaniker Raoul Heinrich Francé ärgerte sich über Streudosen, die das Salz nicht gleichmäßig über das Essen verteilten. Mohnpflanzen dagegen verteilen mit einer Kapsel ihre Samen schön gleichmäßig. Also meldete Francé, der 1920 das Buch veröffentlicht hatte „Die Pflanze als Erfinderin“, den neudesignten Salzstreuer zum Patent an. Leider hat sich diese gewölbte Form nicht überall durchsetzen können. Und so müssen wir meist mit den unvollkommenen Salzstreuern zurechtkommen.
Assoziationsnetz: Gewürze, Erfindungen, Pflanzen.
Berührende Kellnerinnen Würden Sie der Bedienung ein höheres Trinkgeld geben, wenn Sie von ihr vorher berührt worden sind? Das kommt ganz darauf an, lautet die Standardantwort. Männer bestimmt, Frauen bestimmt nicht. Aber so ist es eben nicht. In einer klassischen Studie zur Trinkgeldforschung untersuchten die Psychologen April H. Crusco und Christopher G. Wetzel von der University of Mississippi, wie es sich auf die Höhe des Trinkgeldes auswirkt, wenn die Kellnerin den Gast wie zufällig an der Hand (je zweimal für eine halbe Sekunde) und an der Schulter (einmal für eineinhalb Sekunden) berührt. Die Berührung der Hand brachte 37 Prozent mehr Trinkgeld, die Schulterberührung immerhin noch 18 Prozent. Unabhängig davon, ob die Gäste weiblichen oder männlichen Geschlechts waren. Spätere Studien haben weitere Möglichkeiten erbracht, das Trinkgeld zu steigern: Wenn sich die Kellnerin bei der Aufnahme an den Tisch kauert, wenn sie sich mit ihrem Vornamen vorstellt, handschriftlich „Danke“ auf die Rechnung schreibt oder einen Witz beilegt, der nicht einmal besonders gut sein muss und dennoch das Trinkgeld um 50% nach oben katapultiert. Der Witz in der betreffenden Studie lautete
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wie folgt: „Ein Eskimo wartet vor dem Kino auf seine Freundin. Die Zeit vergeht, es wird immer kälter, sie kommt nicht. Da zieht der Eskimo aus seinem Mantel ein Thermometer hervor, wirft einen Blick darauf und sagt: „Also, wenn sie bei minus zehn Grad nicht da ist, dann gehe ich!“
Assoziationsnetz: Restaurant, Bedienung, Trinkgeld, Berührung, „Butt-Brush"-Effekt (➝ S. 171), Humor.
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Literatur
Literatur Benecke, Mark: Lachende Wissenschaft, Bergisch Gladbach 2005. Boyer, Pascal: Und der Mensch schuf Gott, Stuttgart 2004. Brater, Jürgen: Lexikon der rätselhaften Körpervorgänge. Von Alkoholrausch bis Zähneknirschen, Frankfurt am Main 2002. Cerman, Zdenek/ Barthlott Wilhelm/ Nieder, Jürgen: Erfindungen der Natur, Reinbek bei Hamburg 2005. Dash, Mike: Tulpenwahn. Die verrückteste Spekulation der Geschichte, München 2001. Gladwell, Malcolm: Blink! Die Macht des Moments, Frankfurt am Main 2005. Hauser, Marc D.: Wilde Intelligenz. Was Tiere wirklich denken, München 2001. Hertzer, Karin/ Wolfrum, Christine: Lexikon der Irrtümer über Männer und Frauen, Frankfurt am Main 2001. James, Peter/ Thorpe, Nick: Keilschrift, Kompaß, Kaugummi. Eine Enzyklopädie der frühen Erfindungen, München 2002. Kruszelnicki, Karl: Wie Telefone Fische fangen. Dr. Karls kuriose Geschichten aus der Wissenschaft, München 2004. Nöllke, Matthias: Anekdoten Geschichten Metaphern, Planegg 2002. Nöllke, Matthias: So managt die Natur, Planegg 2004. Nöllke, Matthias Small Talk Live!, Planegg 2005. Ortoli, Sven/ Witkowski, Nicolas: Die Badewanne des Archimedes, München 2001. Paczensky, Gert von/ Dünnebier, Anna: Kulturgeschichte des Essens und Trinkens, München 1994. Pease, Allan und Barbara: Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken, München 2000. Pini, Udo: Das Gourmet Handbuch, Köln 2000. Ravn, Ib: Chaos, Quarks und schwarze Löcher, München 1997. Rushkoff, Douglas: Der Anschlag auf die Psyche, Stuttgart/München 2000. Schneider, Reto U.: Das Buch der verrückten Experimente, München 2004.
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Index
Index der doppelten Sprungstellen Adam und Eva 121, 174 Apple-Macintosh 96, 100 Blut 57, 118 Butt-Brush-Effekt 171, 204 Computer 68, 94 einparken 82, 133 Elvis Presley 9, 137 Erfinder des Telefons 33, 66 Faulheit 64, 135 Feier 25, 32 Frauen und Männer 78, 158 Fußball 38, 113 Gedankensprünge 32, 46 Gehalt 9, 83 Gehirn 56, 194 Georg Friedrich Händel 136, 143 Gummibärchen 67, 115, 201 Ig-Nobelpreis 71, 183 Indianer 9, 114 IQ 84, 133 Johann Sebastian Bach 130, 147 Joseph Weizenbaum 94, 98 Kaffee 104, 200 Kleidungsstücke und Accessoires 13, 33 Klimaanlage für Schuhe 51, 72 Konkurrenz 50, 149 Lachen 58, 62 Leidenschaft für Listen 85, 91 Lucy In The Sky With Diamonds 48, 139 Maurice Ravel 14, 137 merkwürdige Patente 69, 72 Moore 95, 101 Mozart-Effekt 133, 147 Nachäffen 51, 155
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Nachfahren der Dinosaurier 9, 161 Newton 173, 175 Oper 38, 134 Orang-Utan 50, 151 Papier 75, 96 Partnerwahl 87, 158 Pfau 157, 190 Platon 52, 195 Prognosen 77, 165 Robert Provine 59, 83 Schimpansen 48, 151 Schmutzgeier 48, 151 Schweppes 167, 198 Small Talk zum Ausklang 22, 35 Small Talk zur Begrüßung 10, 23, 28 Spaghetti 129, 193 Tanzgürtel 73, 130 Telefonieren 63, 94 Tiere 146, 186 Tischgespräch 15, 25 überflüssige E-Mails 94, 105 Warten 20, 63 Wirtschaft 17, 162 Zahnpflege 63, 73