acrKLat, m)vÖEcr!-iOL tv oi.; <J\JVOEtLUL 'tWV liQLt 1:EX,9EVLWV 7!aLÖlWV 1:0 O'W!-la, QIJ,(}!-llSO!-iEVOV imi 1:0 OQ,961:EQOV Kai l:i>I!O(.!Ecr,9m 'tU !-1EAT] öt' anaAOtT]ta XQWVtat Kai vnv i':vtu t(t)v i:ilvwv <'>uyavm.; ncri llTJ XaV tKot.; ä to crw1-1a notEt olitira 7, I 7 I 336 a, 1 0- 1 2). Ähnliche Techniken bei modernen Primitiven (Hopi l ndianer) s. T. G. R. Bower, Human Development, San Francisco, 1 979, 78 f. "' Zusam menhls<·nde Angaben über Abbildungen : RE s. v. Fasciae (Mau, I 909) 2006,6 1 H. V g l. auch F. Wi 11 1 c r, Die 'l y]wn der figO rl iclH'n ' 1 1-rra kottcn, Bcrlin-Stuttgart, =
I 903, I , S. I 47 Nr. 5 ,6; S. I 49 Nr. 6,7; S. 1 5 I Nr. I o ; 2, S. 27I Nr. !4· Daremberg-Saglio s. v. Cunae fig. 2 I 30; s. v. Educatio fig. 2607 ; s. v. Expositio fig. 2 8 5 9 ; s. v. Bona Dea fig. 868. Her mes als Wickelkind wird im homerischen Hymnus 2 37 f. mit einem Baumstamm verglichen : Der in der Tiefe seiner Windeln sich verkriechende kleine Gott sei wie ein glimmender Baumstumpf, von dichter Asche bedeckt. Vgl. auch 409 ff. 5 5 p. 8 5 , 7 ff. 5 6 De carne Christi 4, I ,2 : Horres utique et in/antem cum suis impedimentis profosum; utique et ablutum dedignaris, quod pannis dirigitur, quod unctionibusformatur, quod blanditiis deri detur. J. P. Mahe ed. Paris, I975, Sources chretiennes, No. 2 I 6 p. 223 übersetzt den offenbar nicht richtig verstandenen Ausdruck mit ,maintenir dans des langes'. V gl. Hieronym. Comm. in Ezechiel. I 6,4 ( = PL Migne 2 5 p. 1 28) : . . . tenera in/antium corpora pannis invol vantur . . . membra tenerrima nefacile depraventur. Unde et corpora Barbarorum Romanis cor poribus rectiora sunt. Usque ad secundum enim, et tertium annum, semperpannis involvuntur . . . involuta atque constricta pannis infantiae. 57 Bemerkenswert ist bei Plautus das unmittelbare Nacheinander der beiden Vorstellun gen. Vgl. unten SS. 48, I 59 f. 58 Wir müssen uns auf eine knappe Auswahl aus der sehr umfangreichen einschlägigen Literatur beschränken : M. W. De Visser, Die nicht menschengestaltigen Götter der Grie chen, Leiden, I 903, 1 08- I I 5 ; R. Meringer, IF I 6 ( I 904) I 5 I ff. ; I 7 ( I 904/ 5) I 59 f., I 6 5 f. ; I 8 ( 1 905 /06) 277-282; 2 I ( I 907) 296-306; Idem, Wörter und Sachen 9 ( I 926) I07- I 2 3 ("Indogermanische Pfahlgötzen") ; R. Much, Wörter und Sachen I ( I909) 39-48 ("Holz und Mensch") ; R. Meringer, daselbst I 99-204 ; A. B. Cook, Zeus, Cambridge, I 9 2 5 , 2, I I 722 ; J.Trier, Holz, Münster-Köln, I 9 5 2 , 49, 70, 73, 78 ff., 89, I r r ff., 1 36- I 43 , I 67 ff. ; M. P. Nilsson, Gesch. d. griech. Re!., München, 2 I 9 5 5 , I , 209 f. ; H. Frisk, Gr. etym. Wbuch, Heidelberg, I 9 5 4 s . v. KEKacr11m; M. Renard, Bulletin de Ia classe des lettres, Academie Royale de Belgigue ser. 5. 6I ( I 97 5 ) I 4-29 ; Handwörterbuch d. deutsch. Aberglaubens s. v. Ahnenglaube 230; Balken 8 5 6 f. ; Firstsäule I 5 2 7 ; Ö lgötze I 24 8 ; Pfahl I 548 ; Weihnacht 899 ; A. J. Pfiffig, Religio Etrusca, Graz, I 97 5 , 3 7 I . S. unten S. I 2 3 f. 19 Säulenkult in Iguvium (Tafel 2 a, 3 3 f. ; 3 7 f. R. Pighi, RFIC 3 2 - I 9 5 4 - 227'). Rom : A u fier der in der Anm. 5 8 erwähnten Literatur, in der römisches Material auch verarbeitet is1, s. RE s. v. Tigillus (Weinstock, 1 936) 9 5 6 f. ; Bömer, Ovid Fasti 2, I 29; Latte, RR, 64, 1 1 4 ; I . K ajanto, The Latin Cognomina, Hclsinki, 1 96 5 , 344 f., 3 4 H . (Die Beinamen Baru lus,
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Tollere infantem
Die Versorgung des Neugeborenen
hier nicht unsere Aufgabe, solch weitreichende Hintergründe auszuleuchten. Im Rahmen der Neugeborenenversorgung ist festzustellen, daß ein statuere in terra, als auspicium eines zukünftigen rectus esse ganz und gar nicht aus dem Rahmen fällt.60 Im Gegenteil, es erscheint vielmehr als die erste Bekundung eines Bestrebens, das auch in den folgenden Phasen präsent ist. Ebenso orga nisch ist aber auch der Zusammenhang mit dem Vorhergehenden, insbesondere mit tollere. Weit entfernt davon, einen Gegensatz dazu zu bilden, oder gar im Widerspruch dazu zu stehen, ist statuere vielmehr die logische Fortsetzung des tollere auf dem Wege zum Endziel, das hilflose, der (Erd)mutter verhaftete Kind auf die eigenen Füße zu stellen, zu einem Menschen in vollem Sinne auf zurichten. Es hebt die Handlung tollere, über den entscheidenden Einschnitt der Omphalotomie hinweg, auf eine höhere Stufe und vollendet es. Mit aller Deutlichkeit zeigt sich dies, wenn man die ganze Phase der Omphalotomie, mit Anfang und Schluß, mit dem gegensätzlichen Vorgang der postnatalen Versor gung, der Aussetzung, kurz konfrontiert. Diese konnte aus verschiedenen Gründen erfolgen und dementsprechend wurde die diesbezügliche Entscheidung in verschiedenen Momenten und mit verschiedenen Konsequenzen getroffen. Man konnte von vornherein zur Aus setzung entschlossen sein.6 1 In diesem Falle war eine Vitalitätsprüfung überflüs sig, die Wege von expositio und sublatio trennten sich bereits nach der ersten Phase, der Apodexis. Ähnlich war die Lage, wenn man nur Neugeborene weib lichen Geschlechts von vornherein aussetzen wollte.62 Die Entscheidung fiel auch hier noch vor der Vitalitätsprüfung, denn das Geschlecht wurde festge stellt, bevor oder während das Kind zwecks Lebensfähigkeitsuntersuchung auf
den Boden gelegt wurde.6J In sehr vielen Fällen entschloß man sich jedoch zur Aussetzung wegen Mißbildung des Neugeborenen, was unter gewissen Umständen sogar von Staats wegen geschah.64 Eine solche Aussetzung wurde naturgemäß nach und auf Grund der Vitalitätsprüfung beschlossen. Während somit die erste Versorgungsphase (Entgegennahme) im Falle einer Aussetzung und einer Bergung gleichermaßen gegeben war, die zweite (Prü fung) nur bedingt wegfiel, wurde auf die meisten weiteren Schritte bei einer Aussetzung prinzipiell verzichtet. Die einzelnen Glieder der Handlungskette in umgekehrter Reihenfolge betrachtet: Phase 7 (Erste Fütterung) konnte schon aus technischen Gründen nicht stattfinden. Denn ausgesetzt wurde möglichst schnell,65 das erste Füttern dagegen wurde 8- r o Stunden (Mustio p. 30 r,S 3) oder gar zwei Tage nach der Geburt vorgenommen (Soran p. 64,2 f.) . L a c t a r i a columna konnte man in Rom die Säule, bei der Neugeborene ausgesetzt wurden, nur nennen, weil man damit etwa sagen wollte : statt ihrer Mutter soll sie die Säule ernähren.66 Das Abfüttern eines auszusetzenden Kindes wäre auch gegen jede Logik gewesen.67 Phase 6 (In-die-Wiege-Legen) fiel per definitionem weg.68 Gereinigt und gebadet wurde das ausgesetzte Kind (Phase 4) offenkun dig auch nicht. Dies wird durch Pausanias hinsichtlich der ausgesetzten Kinder Antiopes ebenso ausdrücklich bezeugt wie durch die Mutter Ions bei Euripi-
Columella, Contus, Festucius, Pertica, Scipio) ; L. Bösing I 5 039, I 5 4 ; Walde-Hofmann, Lat. etym. Wbuch, Heidelberg, 3 I9 3 8 s. v. cippus; Veget. mil. I , I I ; I , I 4 ; 2,23 (palus = das "höl zerne Phantom eines Gegners, gegen das der junge Soldat zur Übung seine Angriffe rich tete" / Georges, Wbuch s. v./). Pfosten als tibicen= ,Flötenspieler' (Ov. Fasti 4,69 5 ; Juvenal 3 , I 9 3 ; Arnob. adv. gent. 2,69; Donat vit. Verg. 24 p. I4 D ; Fest. 503 L. = 366 M.; Serv. Aen. 6, I 86 ; Papias Vocabulista s . v. Tibicines). Stat. silv. 2, I , I o d. ; 5 ,2,69 f. ; Plin. Min. 4,22, 5 : Catullus Messalinus a D o m i t i a n o n o n s e c u s a c t e l a ( !) . . i n op t i m u m q u e m q u e c o n t o r q u e b a t u r ( !) . 60 Eine später mitJuno identifizierte Heilgöttin der Veneter Reitia wird häufig als '''reget ia o. ä. im Sinne von "die zur ,Aufrichtung' . . . gehörige Göttin" gedeutet (Radke, Götter, 272; ]. Untermann RE s . v. Veneti Suppl. I 5 [ I978] 8 9 5 , 22 ff.). Für ausgeschlossen kann diese Deutung, trotz neuerer Skepsis, nicht gehalten werden. Wenn sie richtig ist, wäre die Frage, ob die ,Aufrichtung' bei einer mit Juno identifizierten und eine Schreibschule patro nierenden Göttin nicht im Sinne einer Hilfeleistung zum rectus esse für Kinder zu verstehen ist. Die römische Göttin Orbona deutet Radke, Götter, 24 I als die Kinder aufrichtende Göttin : "Varro b. Non. p. 5 28 M. natus . . . statuebatur in terra ut aspiceretur, num rectus (Orbana !) esset. 0. soll dafür sorgen, oder darauf achten, daß das Kind gerade wird." Die eindeutige Zuordnung zu dem Begriff orbitas in den antiken Quellen spricht nicht für den i n tnessantcn Vorschlag Radkes. '" quod erit na/um tollito (Piaut. Amphitr. 5 0 1 ) ; Suet. Caligula 5 . ' I Jarcmhcrg-Saglio s . v . Expositio 9 J2. .
"'
=
63 'H TOLVI)V J.LULU TO ßQEq>o.; (lJtOÖE�UJ.LEVT] JtQUJTOV d.; Tl']v yfjv anonStcrSro 1t (! 0 1: 1tt S 1: ro Q TJ cr a cr a (mscr. Jt Q o cr 1: n t S 1: ro Q TJ cr a cr a ) n6TE(!OV iiQQEV TO anoKEKUTJJ.LEVOV tcrTiv fJ SfjA.u, Kai KaSw.; yuvm�iv Wor;, anOO'TJJ.LatVETro (Soran p. 57, I 8 ff.). 64 Leges XII Tabularum, tab . 4 , I (Cic. de leg. 3,8, I 9) ; Dionys. Hai. 2 , I 5 , 2 ; L. Wülker, Die geschichtliche Entwicklung des Prodigienwesens bei den Römern, Diss. Leipzig, I 90 3, I 4 f., 3 4 ff., 39; RE s. v. Prodigium (P. Händel, I 9 5 9) 2293 ff. 65 V gl. Cic. I. c. : c i t o necatus tamquam ex XII tabulis insignis ad deformitatem puer; Ter. Hecyra 400 : C O n t i n u o exponetur; Dionys. Hai. 2 , I 5,2 : �:uSu.; ano yovfj.;; proiecta es in faciem terrae . . . i n d i e q u a nata es (Hieronym. in Ezechielem I 6,4 (PL Migne 2 5 p . 1 2 8 C ) ; S . G . Perozzi, Scritti giuridici 3 , Milano, I 948, I 24. 66 Festus (Paulus) I 0 5 L. = I I 8 M . : Lactaria columna inforo olitorio dicta, quod ibi infantes l a c t e a l e n do s de.forebant; Neraudau, Enfant a Rome, I 97· 67 Als Todesursache ausgesetzter Kinder wird öfters der Hunger erwähnt: Tertull. Ad nat. I , I 5 ,4 (Borleffs) ; Tertull. Apo!. 9,7. Kreusa sagt Euripid. Ion I 492 ff. ganz unmißver ständlich :
raA.aKn ö' ouK imtcrxov, ouT�: I.I.UcrT T(!O!pi:LU J.LUTQO.;, OUT!: AOUTQU XEQOLV . . . I 372 : J.LUcrTov ouK l'mtcrx�:v.
Ebenso eindeutig geht aus Suet. Claud. 27 hervor, daß die Aussetzung im Normalfall v o r dem ersten Füttern erfolgte : (Claudius) . . . Claudiam . . . quamvis . . . alique coeptam, exponi tarnen . . . iussit (Perozzi 97, I OO, I I9 = Studi Simoncelli, Neapel, I 9 I 7 , 2 I 5 ff.). S. unten Anm. 7 1 . 68 Ausgesetzt wurde meistens in einem Korb, einer Wanne, einem Gefäß. Wenn dieses bloße Behältnis seiner allgemeinen Form nach einer Wiege mitunter auch ähneln konnte, seiner Funktion nach, begrifflich war es alles andere als cunae: Daremberg-Saglio s. v. Alveus ; Cunae; Expositio 9 3 3 ; RE s . v. Kinderaussetzung (E. Weiss, I 9 2 I ) 467 , I I ff. : "not dürftiger Schutz in Form eines Gefäßes". Sportellarius= ,Körbchenkind' war eine volks tü mliche Bezeichnung für das ausgesetzte Kind (E. Weiss 467, 2 I ff.). Zu cunae gehört ein mlli�:are, condere (Piaut. Amphitr. 1 1 04, I 1 07).
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Tollere infantem
Die Versorgung des Neugeborenen
des.69 Die Spezialbezeichnung sanguinolentus für das ausgesetzte Kind, a san guine emere für das Kaufen eines auszusetzenden Kindes in den römischen
Säugling gefunden wurden, insbesondere die Erkennungsobjekte, crepundia.76 Longos selbst gibt an, was er unter anaQyava versteht: das Mäntelchen, in das das Kind eingewickelt ist, eine Spange, ein kleines Spielzeugschwert (bei Daphnis) ; Kopfbedeckung, Sandalen, Fußringe (bei Chloe)J7 Auch an der erwähnten Pausanias-Stelle ist von etwas Lumpenartigem die Rede, in das die ausgesetzten Kinder eingeschlagen sind, wenn man die Textform der ältesten Handschrift, von der alle anderen abstammen, zugrundelegt.78 Doch völlige Klarheit schaffen die Worte des Euripides im Ion, dem wahrscheinlich detail reichsten antiken Text über Aussetzung. Hier ist einerseits öfters von den anaQ yava des ausgesetzten Ion die Rede ( 3 2, 9 5 5 , 1 3 5 1 , 1 490), andrerseits aber wird unmißverständlich klargestellt, daß darunter keine einschnürenden Wickelbän der zu verstehen sind, sondern ein Gewebe, Üq>UG!!U ( 1 4 1 7, 1 424), ein Tuch, ntnA.a (95 5), das man nur um das Kind herumwirft, es darin nackt einschlägt, und das deswegen auch nicht als richtige, "mütterliche" Windeln anzusprechen
Rechtsquellen und in dem späteren Latein70 ist nur erklärbar, wenn ein solches Kind als auf typische Weise noch ,blutig' = ungewaschen galt. Im altgermani schen Recht ist diese Auffassung gleichermaßen belegt, so sehr, daß ein Baden des Kindes die Aussetzung unmöglich macht.7' Was nun die 5 . Phase, das Ein wickeln betrifft, sprechen griechische Autoren, z. B. Euripides, Pausanias, Lon gos, Heliodor, Menander gelegentlich davon, daß ausgesetzte Kinder in anaQ yava aufgefunden worden sind.72 Mitunter wird dies so verstanden, daß diese Kinder ,gut eingewickelt' waren.73 Obwohl anaQyavov das griechische Fach wort für die Windeln der Wickelkinder ist/4 hat diese Vokabel an sich ein brei teres Bedeutungsfeld : sie bezeichnet neben festen Wickel(bänder)n auch lose Lappen, Lumpen/5 ja alle Gegenstände, die zusammen mit einem ausgesetzten '
69 Paus. r , J 8 ,9 : Atynad iE E� !!EV TO crn-t1A.atov w� AVTtOJtll TEKoücra KaTaBmTo t� auTo
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Toü� naloa<;, JtEQi TE Til� 1t11Yil� TÜV nm11€va Eug6vTa Toü� natoa� t v T a ü S a cr
Anm. 67. 7° Cod. Iust. S, p ( 5 2) : De infantibus expositis . . . et de his qui sanguinolentos emptos vel nutriendos acceperunt . . . ; Cod. Iust. 4,44,2 : Si quis . . . filiumfiliamve sanguinolentos vendiderit . . . ; Cod. Theodos. 5 , 10,1 : . . . si quis a sanguine infantem . . . comparaverit . . . a san guine emerit et nutrierit; Corpus Legum ed. Haenel, Leipzig, 1 8 57, p. 1 86 Constantinus et Licinius, 1 . 2 : mancipium ex sanguine comparasse; Fragmenta Vaticana 3 4 : . . . ex sanguine comparasse; Iuvenal 7 , I 9 6 ; Donat Ter. Andr. 486 (O.A. Danielsson, Eranos 2, I 897, 4 5 ; P. Roussel, REA 44, I 942, 2 I 8 f.). Naturale est . . . ad eluendum sanguinem lavari eos l sc. infantes I aqua (Hieronym. in Ezechiel. I 6,4. PL Migne 2 5 p. 1 2 8 A) ; Neraudau, Enfant a Rome, 7 1 . Von dem Band, das u m das ausgesetzte Mädchen gewickelt wird, heißt es Heliodor Aethiop. 4,8 , 6 : . . . TatVl<;t Ti:iOE . . . tvnA.T]cracra, i)v ano OUKQUOOV T(i)V tni croi Kai a t ll a T 0 � txaganov O!!OÜ 1tQWTOTOKO� Kai noMSg"vo� yEVO!!EVll. Das Blut, das hier, ebenso wie die Tränen der Mutter, Abdrücke auf dem Stoff hinterläßt, ist wahrscheinlich als das Blut zu verstehen, mit dem das noch ungebadete Kind beschmiert ist. Plut. de amore prolis 3 p. 496 b ; Amator. I 5 p. 7 5 8 a. Die hellenistische Bezeichnung für ein ausgesetztes Kind KongtaiQETO� = ,auf einem Misthaufen aufgelesen' (E. Weiss 467, 28 ff.) paßt gut zu einem ungewaschen ausgesetzten Kind. P. Oxyr. I , 37,7; I , J 8,7. S. unten S. 239. 7 ' Ebenso ein erstes Füttern : ]. Grimm, Deutsche Rechtsaltertümer, Leipzig, 4 I 899, I ,6 30 ff. K. Müllenhoff, Deutsche Altertumskunde 4, Berlin, I 900, 6 3 2 ff., oben Anm. 67. 7' Euripides Ion 9 I 8, 9 5 5 , I 3 5 I , I 490 ff. ; Paus. I , J 8,9; Longos Pastor. I ,2 , 3 ; I , 5 , J ; I , 8, I ; Heliodor Aethiop. 2,J I , I ; Menander Perikeiromene I 5 . n G . Humbert, in : Daremberg-Saglio s. v. Expositio ( I 892) 9 3 3 : , On avait bien so in d'emmailloter le nouveau-ne . . . solidement le tout . . . il (sc. l'enfant) est pourvu de son maillot'; im Widerspruch dazu wird allerdings gleichzeitig von ,ces langes i m p r o v i s e s ' gesprochen (gesperrt K.-Z.) . 14 W i r beschränken uns exemplarisch auf den Wortgebrauch Sorans : p. p ,6; 5 7 , I o ; 60,29 und J I ; 6 I , I I und 3 0 ; 6 2 , 3 und passim, 24; 64, 2 ; 68,22 ; 79,9- 1 3 ; S o , I 3 ; 82,8; 84,7-27 pa�SIIll.
1 ' So I ! t-s y c h . s . v. : a n l'q,! y a v a om lla . (!aK11. - O" Jt ll (_!Y a v o t � · Öm!lot�. QUKECJt. Suida .\ . v. : };rrltuyuvcc n't i�tanct, KU(.!i(l)� ot: n't(laKll. Es kann nicht zweifelhaft sein, daß das Wor1 anrh h<'i A r is t o pha n<'s Arharn. 43 1 die Bet t lerl u m pen des erwachsenen lcl e p hos ·
'
meint, trotz Liddle-Scott, Lexicon s. v. Denn als Synonyma gebraucht Aristophanes A.aKl oa� JtEJtA(l)V (423 ) ; JtEJtAW!laTa (426) ; QaK<Ü!laTa (4}2) ; QUK11 (4J J , 438). G. van Hoorn, De
vita atque cultu puerorum monumentis antiquis explanato, Diss. Amsterdam, I 909, 6 ff. 76 Liddle-Scott s. v. 77 1 ,2, 3 : EOQL<JKEt naiotov UQQEV !!Eya Kai Kal..ov Kai Til� KaTa n)v eKSE<JtV TUXll� tv
anagyavm� KQELTTO<Jt . xA.avlot6v TE yag i'jv aA.ougyE� Kai 1tOQ1t11 XQU<Jil Kai �t
(Hercher), entgegen der handschriftlichen Tradition, ist gänzlich unbegründet. 4,2 I ; 4,} 5 . 78 Diese Variante stellt zugleich die lectio difficilior dar und sollte auch aus diesem Grunde bevorzugt werden : AtyETat OE E� !!EV TO crm)A.mov w� 'Avn6n" TEKOücra KaTaSmTO {:� aüTo Toü� natoa�, nEgi OE Til� JtllYil� TÜV nm11€va Eüg6vTa Tou� natoa� tvmüSa cr
coli ante a. I 4 3 7). Text nach M. H. Rocha-Pereira, Teubner, Leipzig, I 97 3 ; zu Wert und Stammbaum der I hndschriften vgl. o. c. VI, VII, XIX. Die ältere Textform würde aussagen, daß der Hirte die Körper der Kinder gewaschen hat, "nachdem er zuerst die windelartigen Lumpenreste abgewaschen hat", die Kindervon den blutbeschmierten Fetzen gereinigt hat. Die nicht aus d rücklich begründete lectio vulgata verdankt ihre Wertschätzung vermutlich drei Überle gungen, einer grammatischen (anol..ouoo mit gen. rei), einer stilistischen (Wiederholung A.oüam - anoA.oucravTa), und einer sachlichen (wie kann man crnagyava wegwaschen?) . I loch anoA.ouw mit gen. rei ist gerade im Zusammenhang mit der Behandlung Neugebore IH'I' nachgewiesen (Liddle-Scott s. v. anoA.ouoo. Kaibel Epigramm Nr. 3 14,6 s. oben S. 8 ) ; pleonastische Wiederholungen kommen im Satz des Pausanias auch sonst vor (t� TO r1 rr i1 A.mo vI t� auT6 ; JtEQi Til� 1t11Yi1<;/ tv-rauSa ; Toü� natoa�/ cr
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Tollere infantem
Die Versorgung des Neugeborenen
ist, sondern nur als "Windeln von einer Jungfrau"_79 Ja selbst dieses Gewebe ist nur ein unfertiges Stück, wie es betont wird, das Ergebnis ehemaliger erster Webversuche des jungen Mädchens.80 Die Lage ist hier ganz klar: Die soge nannten ,Windeln' sind ein Stück Stoff, der gerade zur Hand war und in das das Kind s t a t t regelrechter Wickelbänder bei der Aussetzung eingehüllt wurde.8' Selbst die Tatvia, die als Erkennungszeichen einem ausgesetzten Mädchen bei Heliodor Aethiop. 2,J r , r ; 4, 8 , I ff. mitgegeben wird, auf der ihre Ursprungsgeschichte verzeichnet ist und von der es sogar heißt, sie sei um das ausgesetzte Kind geschlungen worden (Tatvi� TijOE . . . f:vetA:f]aaaa 4,8 ,6) ist keine regelrechte Windel, sondern eine Art Schärpe. Tatvia nennt Soran bezeichnenderweise die Verbandstreifen zum Verbinden von Verletzten, Bänder für die an ein Brett gefesselten Barbarenkinder, nie aber die eigentlichen Wik kelbänder für Säuglinge; diese sind immer TEAalJ.6'lVE�}1 Die Schlußfolgerung,
die sich aus diesen Berichten ergibt, ist, daß die Behandlung der auszusetzen den und der aufzuziehenden Säuglinge auch in dieser Phase unterschiedlich war, wie in der unmittelbar vorhergehenden Etappe des Badens und den fol genden des In-die-Wiege-Legens und des ersten Fütterns. Es ist mir kein Text bekannt, der gegen dieses Ergebnis sprechen würde. Wenn man auf einem unteritalischen Vasenbild ein mehr oder weniger regelrecht eingewickeltes Kind als a u s g e s e t z t e s Kind interpretiert, 83 so kann dies nicht als Gegenbeweis gelten. Denn diese Interpretation ist nicht mehr als ein müßiger Einfall, ohne konkrete Grundlage. Zudem handelt es sich im Terenz-Text, mit dem man das Bild in Beziehung setzt, eindeutig um ein regelrecht versorgtes Kind, das nur ein intrigierender Sklave zum Zwecke einer Pseudoaussetzung mißbraucht.84 Abgesehen davon, daß die antike Kunst mit der realitätsgerechten Darstellung von Kleinstkindern die größten Schwierigkeiten hatte und deswegen gerade in solchen Einzelheiten auf sie kein Verlaß ist.85 Zudem zeigt die Stellung des Kin-
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I 489-9 r : rtaQStvta ö' EJ.LU� (öEiJ.Lan) J.LU'ttQo� crmiQyav' awpißoM crot 1:aö' EVfj\!fU, KEQ Kiöo� EJ.LU� nMvou�.
(Text nach L. Parmentier-H. Gregoire, Bude, Paris, I 9 5 9). Zu awpißoA.u vgl. G. Humbert, i n : Daremberg-Saglio s. v. Expositio (9 3 3 und Anm. 8 5 ; 87) : = ,langes improvises'. ,Ce tissu . . . est un vetement mis a meme sur Ia peau . . . '. Wickelbänder sind im Gegensatz zu diesen rtUQStvta crrtaQyavu richtige Windeln, CJrtUQyavu J.L U 't t Q o � (9 I 8) wozu s . Anm. 8 r . 80 I 4 I 9 : (Ü� �::uva'troQ ö� 't<j> J.LEV EJ.L<'j) VtlJ.L<jll::ll't(,t xaQtv ou rtQoA.aßwv nat:ö' d� otKou� oiKii;n� · 6 ö' EJ.LO� yEvt'ta� Kai cr6�(y' ) UJ.LaST]r;, oirovot:� EQQEL cruA.aSEir;, crrt
Hier werden Bergung und Aussetzung in ihren jeweiligen Ergebnissen einander gegenüber gestellt : Die Integration in das Elternhaus steht dem Verschwinden im unheimlichen Drau ßen gegenüber. Aussetzung bedeutet ein Vertauschen (t�aA.A.a�a�) der ersten Möglichkeit mit der zweiten. Wenn nun dieser Tausch als Entfernung aus den mütterlichen Windeln bezeichnet wird, so gelten hier die crrt 1:1:: Kai EtJ.Lacrt ( �tcrST]n rtotKLA\1) KEKOO'J.LT]J.Ltvov. Van Hoorns Hypothese, 7- I 4, Wickelbän der seien in Griechenland überhaupt nicht in Gebrauch gewesen, sondern nur in Italien, ist unannehmbar: Sie unterschätzt den nichtrealistischen Charakter der plastischen Darstel lungen (s. Anm. 8 5 ) ; sie beruht auf der unerlaubten Präsupposition, alle Funde unbekannter Provenienz seien nichtgriechisch; sie ist aber vor allem unvereinbar mit den klaren gegentei ligen Aussagen von Texten wie Plut. Lycurg. I 6 (Diepgen I 7 5 ) oder Soran p. 60,29 ff. 8' 'tatvla : Soran p. 6 I , J ; I 64, r .7 ; I 67, I I . I 8 ; r68,4. I 8 . 2 1 . 2 5 . 'tf.AUJ.LOOV : Soran p. 6 1 , 1 2 .26.3 1 ; 62,6 . 1 1 .25 .28 ; 82, 5 ; 84,26 ; I 8,37; 40,24; 4 1 , 5 . Auch hei Heliodor handelt e s sich mithin nur u m etwas Wi ndelähnliches, allenfalls um einen Frsat�. fo r regelrechte Wi nde ln . In Men:111 d crs Pcrikei rmnenc bedeuten rmauyava in
concreto Stickereien, Halskette, Gürtel und Mitra (63 3 , 66o, 694, 698 , 70 I . Vgl. insbes. I 5 � 66o). G. Murray, CQ 37 ( I 949) 47· 83 G. Humbert 9 3 3 Fig. 2 8 5 9 nach H. Heydemann, Humoristische Vasenbilder aus Unteritalien. Dreißigstes Programm zum Winckelmannsfest, Berlin, I 87o, 9- I 2 ; Van Hoorn I 5 . 84 Ter. Andria 4. 3-4 = 7 I 6-79 5 : Glycerium gebiert ein Kind von Pamphilus, der ent schlossen ist, das Kind aufzuziehen und die Mutter zu heiraten. Dementsprechend wird das Neugeborene auch nach allen Regeln der Hebammenkunst versorgt (48 1-48 5 ). Der Sklave Davos entwendet nun das - logischerweise - gut eingewickelte Kind aus dem Hause der Mutter und läßt es vor die Haustür des Vaters Pamphilus legen, um die Vaterschaft des Pamphilus bekannt werden zu lassen. Dies gelingt ihm auch, indem der Vater des anderen Mädchens, das Pamphilus zwangsweise statt der Mutter seines Kindes heiraten soll, das Neugeborene findet und auf diese Weise auf die Zwangsehe verzichtet. Wie man sieht, besteht hier keinen Augenblick lang die Absicht einer Preisgabe des Kindes, was die Voraus setzung einer aussetzungsmäßigen ,Ausstattung' wäre. Der Ausnahmecharakter dieser ,Aussetzungsszene', den auch Heydemann betont ( 1 0) , liegt somit darin, daß es sich gar nicht um eine Aussetzung handelt. Dementsprechend wird sowohl von Terenz als auch von dem Kommentator (Eugraphius) diese Handlung als ponere, adponere, afferre, ante ostium co llo care bezeichnet (Ter. 7 2 5 , 729, 742, 748, 763, 773 ; Eugraphius zu 7 I 6, 7 5 2, 759, 763, 769, 775 ) . Nur einmal heißt es exponere (Eugr. Z. 729) ; auf der anderen Seite gilt aber das Kind auch schon als susceptus von Pamphilus (Eugr. zu 740). 85 ]. Bachofen, Annali dell'Instituto 40 ( I 868) 42 df., insbesondere Nr. 9, S. 429 (,Rap presentazioni ehe come Ia presente non hanno per oggetto un fatto mitologico, ma l'anda mento della vita privata e percio mancanti dei mezzi ordinari della esegesi, raramente si pre stano in ogni loro particolarita ad una profonda spiegazione ;'). K. Wernicke, Archäologi sche Zeitung 43 ( 1 8 8 5 ) 2 Io ff., insbes. 2 1 4 (" . . . das erste Bad des neugeborenen Kindes gemeint ist8 (8Der Knabe ist zwar ungemein entwickelt, aber unzweifelhaft soll es sich doch um das Bad des Neugeborenen handeln. Ganz kleine Kinder stellt die antike Kunst n u r a I s W i c k e I k i n d e r d a r [gesperrt K.-Z.] ; da aber der Knabe zum Baden nackt sein mußte, so wurde ihm schon jenes Maß von Beweglichkeit und Entwickeltsein gegeben, ohne das in der antiken Kunst ein nackter Körper undenkbar war) . . . "; 22 1 . K. Mayer, Arch. Zeitung ·l .l ( 1 8 8 5) 244 ("Allein man weiß doch auch, wie spät die griechische Kunst gerade in der Bil dung der Kindesgestalt dazu gelangte, der Natur gerecht zu werden") . D. Heubach, Das K i nd in der griechischen Kunst, Diss. Heidelberg, Wiesbaden, 1 903, I 3 ,4 1 , 5 2 und passim. l .itcraturzusammenstel lung über bildliehe Darstellung von Wickelkindern : RE s. v. Fasciae
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Tollere infantem
Die Versorgung des Neugeborenen
des in einem Winkel von etwa 4 5 ° auf dem hier gemeinten Bild auf jeden Fall, daß es sich um Stilisierung, nicht um strikte Realität handelt. Da detaillierte Angaben über die kleidungsmäßige Ausstattung von ausgesetzten Kindern in der römischen Literatur fehlen, da andrerseits die Verwendung von Gelegen heitstüchern86 statt regelrechter Wickelbänder in der Natur der Sache lag,87 wird man logischerweise den griechischen ähnliche Verhältnisse auch für Rom annehmen müssen. In der Tat wird K ä I t e als Todesursache ausgesetzter Säug linge in lateinischen Texten mehr als einmal erwähnt,88 ja ihre Nacktheit aus drücklich bezeugt.89 Zu beachten ist bei der ganzen postnatalen Handlungs kette, daß der Regelfall, den wir hier zu rekonstruieren haben, Abweichungen im Einzelfall nicht ausschließen muß. Noch mehr jedoch, daß der grundsätzli che Unterschied zwischen Versorgung und Aussetzung in der Wirklichkeit mit einer gewissen Tendenz der Angleichung beider Alternativen gekoppelt war. Diese ergab sich daraus, daß man aus verschiedenen Motiven - Mutterliebe, Mitleid u. ä. - die Wirkungen der Aussetzung häufig abzuschwächen trachtete, Vorsorge für den erhofften Fall traf, daß jemand das ausgesetzte Kind doch noch findet und aufzieht. Dieses Streben wurde insbesondere bei der Ausstat tung des auszusetzenden Kindes manifest - z. B. durch Mitgabe von Erken nungszeichen - d. h. in der Etappe, die der Phase des Einwickeins alternativ gegenüberstand.9° Es ist möglich, daß auch das Einhüllen als Ersatz für Einwik keln des Auszusetzenden letzten Endes auf diese Tendenz zurückzuführen ist. Doch nichts weist darauf hin, daß solche Elemente einer Pseudoaussetzung die grundsätzlichen Grenzen zwischen Aussetzung und Bergung in irgendeinem Punkt je zerstörten. So bleibt auch der Unterschied zwischen bloßem Einhüllen und regelrechtem Einwickeln, so gering er an sich auch erscheinen mag, seinem Wesen nach eine Alternative von grundsätzlichem Gewicht. Wie stellt sich nun, im Rahmen dieses zweigeteilten Weges, die uns beson ders interessierende 3 · Phase, die Phase der Omphalotomie dar?
Die erste Handlung, die ausgeführt wurde, nachdem die Entscheidung über Aussetzung oder Aufzucht gefallen war, bestand im Aufheben des Kindes ( = tollere) zwecks Omphalotomie. So ist es erklärlich, daß tollere gerade zum Gegenbegriff der Aussetzung wurde.91 Allerdings war dieser Akt mitsamt der Omphalotomie - aus Gründen technischer Zwangsläufigkeit - bei einer Aus setzung gleicherweise zu verrichten.92 Tollere als Gegenkategorie der Ausset zung kann also nicht einfach den bei Bergung und Aussetzung gleichen, rein technischen Akt gemeint haben; es muß vielmehr die Komponenten prägnant in sich enthalten haben, die die erste Art des technischen Aktes zum diametralen Gegensatz der zweiten Art desselben werden ließen. Grundsätzlich unterschied lich aber war hier wie dort die Perspektive, in die die gleiche Verrichtung hinein gestellt war sowie das Bewußtsein von dieser jeweiligen Perspektive. In dem einen Fall handelte es sich um die erste Etappe der Lebensrettung, in dem anderen um den ersten Schritt zur Vernichtung. Das aufzuziehende Kind hob man auf, um es nicht weiter auf dem Boden liegen zu lassen, sondern auf die Füße zu stellen, als aufrechtstehenden Menschen, sei es antizipativ und flüchtig, sei es in end gültiger Form; das Auszusetzende hob man dagegen nur auf, um dadurch sein Hingeworfen-Werden auf den nackten Boden vorzubereiten. Das zu erhal tende Kind entzog man durch das endgültige Aufheben dem Bereich der Mut ter Erde, Sphäre der Geburt ebenso wie des Todes ;9J das zu vernichtende beließ man in diesem Bereich, dessen Bann das vorübergehende, technisch unvermeid liche Aufheben nicht brechen konnte ; vielmehr war dies der einzige technisch mögliche Weg, um es dorthin zurückzustoßen, wo es hergekommen war.94 Im Bewußtsein dieses Unterschiedes neigte man sicherlich im positiven Fall zur sorgfältigeren, ostentativeren Ausführung desselben Aktes, während man im negativen Fall vermutlich hastig und nebenbei das technisch Notwendige tat. Tollere infontem im Rahmen des Geburtsvorganges erweist sich somit als ein ,endgültiges Aufheben', ein ,Aufheben zwecks statuere'. Und letzteres zeigt bes ser als alles andere, wie eng beide Akte - tollere und statuere - im Rahmen der Omphalotomie aufeinander bezogen sind : Ein tollere im spezifischen Sinne gibt es nicht, wenn und solange ein statuere nicht nachfolgt; andrerseits setzt statuere nur in die Tat um, was tollere gedanklich-perspektivisch antizipiert.
2 (Mau, I 909) 2oo6, 6 I ; 2007, I 8 . Außerdem F. Winter, oben Anm. 5 4 ; Van Hoorn 6 ff., ins bes. 1 2 f. ; H. Rühfel, Das Kind in der griechischen Kunst, Mainz, I 984, 64 f., 67, 8 2 ; H. Rühfel, Kinderleben im klassischen Athen, Mainz, I 984, I 68 f. 86 Tücher fanden bei der Entbindung vielfältige Verwendung : Bei der Herausnahme des Kindes aus dem Mutterleib (Sor. p. 5 5 ,6 ; Mustio I ,66 p. 24, I 2; Cael. Aurel. I , I 04 p. 36,92 3 : tenentes exemptorium pannum; Diepgen I 8o. Plastische Darstellung: G. van Hoorn I ) ; während man auf die Nachgehurt wartete und das Kind in den Armen hielt (Sor. p. I 4 5 , J J ) ; während der Omphalotomie (Must. 2,66 = p. 94, 1 4 ; Cael. Aurel. 2,99 = p. Io6, I 20 I ) ; als großes Badetuch (Abbildung : Curatulo 7 3 , fig. I 7 ; Daremberg Saglio s . v. Alveus fig. 24I = Gemälde in den Titus-Thermen) ; auch richtig eingewickelte und in der Wiege liegende Kinder sind häufig zusätzlich in ein Tuch gehüllt (RE s. v. Fasciae [Mau, I 909] 2oo6,6I ff.). Insbesondere ein solches Tuch kann man sich als Umhüllung von nicht in Windeln gewickelten ausgesetzten Kindern gut vorstellen. K7 Ein von der Geburt her noch völlig verschmutztes Kind sorgfältig einzuwickeln, wäre ein höchst unnatürlicher Vorgang. V gl. Anm. 70. KK ' f c rtuii. Ad nat. I , I 5 ,4 ; Apolog. 9,7· K·1 Suct. Claud. 27 : n u da m iussit abici; I's . - Qui nti l . dccl. 306 p. 204, I 7 Ritter. 'I' I ) a rcmhcrg-Saglio s. v. 1-: xpositio 9 3 2-9.14 · =
=
=
Darüber s. weiter unten S. 29 Anm. I 02. Nur ein abgenabeltes Kind konnte ausgesetzt werden. Allerdings spricht Hieronymus Comm. in Ezechielem I 6,4 (PL Migne 25 p. 1 2 8 B) von einer Aussetzung ohne vorheriges Abschneiden der Nabelschnur: nec umbilicus abscissus . . . nec aqua Iota est . . ., nec sale salita, neque involuta atque constricta pannis infantiae. Es wäre daher denkbar, daß man bei einer Aussetzung die Nabelschnur allgemein nur mit der Hand zerriß, während das Neugebo rme weiter auf dem Boden lag. Dies würde den wesentlichen Zusammenhang zwischen ( )mphalotomie und tollere, in unserem Sinne, nur noch stärker hervortreten lassen. S. unten '-;, 92. '" Varro L. L. 5 ,64 (Ennius) ; CLEp Nr. I 477, s. oben Anm. I 6 ; C . Robert, Hermes 44 ( I 909) 399, s. oben S. I 5 ; Dieterich 73 ff. '1 1 Vgl. Ezech. I 6, 5 : proiecta es s up e rJa c i e m terrae; Hieronym. o. c. p. 1 2 8 C : proiecta es 111 ./;1 c i e m t e rra e , sive ca mpi. 9'
9'
Tollere infantem
Der sprachliche Befund
Daß ein solches Aufheben zwecks Aufrichtung sich als das primäre Moment der postnatalen Versorgung erweist, sollte nicht überraschen. Denn Römer wie Griechen hielten grundsätzlich das Aufrechtstehen für ein spezifisches Merk mal des Menschen, das ihn von anderen Lebewesen unterscheidet : Qui (sc. deus) primum eos (sc. homines) humo excitatos celsos et erectos95 constituit, ut deo
Die im Rahmen der Geburtshilfe gewonnene Bedeutung des Aktes tollere in/antem ist nun mit den sonstigen sprachlichen Belegen für diese Wendung zu
rum cognitionem caelum intuentes capere possent. Sunt enim ex terra homines non ut incolae atque habitatores sed quasi spectatores superarum rerum atque caelestium, quarum spectaculum ad nullum aliud genus animalium pertinet (Cic. de nat. deor. 2 , 1 40).96 So gesehen muß ein tollere zwecks statuere zentrales Anliegen der Hervorbringung eines Menschen sein, sozusagen eine zweite, künstliche Geburt, ein Willensakt; die eigentliche Geburt als Mensch jedoch, nach der ersten, natürlichen Geburt als Lebewesen. Und auch die zeitliche Zuordnung dieser zweiten Geburt als Mensch zur Phase der Omphalotomie erscheint als äußerst sinnvoll, da die Durchtrennung der Nabelschnur den vegetativen Zusammenhang mit der Mutter beendet. Gewiß, es handelt sich bei den zitier ten Belegen für die Vorstellung des homo erectus durchweg um philosophische und philosophierende Aussagen. Nichts ist jedoch natürlicher als daß eine so alltägliche Philosophie ihren Hintergrund auch in Sitten des Alltags findet. Es dürfte jedenfalls kein Zufall sein, daß sonderbare, vielgeprüfte Wendungen des angeführten Cicero-Textes von den Geburtssitten her betrachtet eine natürliche Erklärung finden : ex terra homines non ut incolae atque habitatores97 - ,der Mensch ist eine Erdengeburt, doch nicht um dort zu verbleiben, sondern um von dort in die Höhe zu kommen'. Ebenso signifikativ ist auch die gelegentli che Verwendung derselben Verben tollere, (sub)levare in philosophischem Zusammenhang98 wie in der Sittenbeschreibung. 95
rectos bieten die Handschriften VNO. Weitere Stellen in sehr großer Zahl sind zusammengestellt : S. 0. Dickermann, De argumentis quibusdam apud Xenophontem, Platonem, Aristotelem obviis e structura homi nis et animalium petitis, Diss. Halle, I 909, 92- I o i ; A. S. Pease, Cicero De Divinatione, Darmstadt, I963 ( = I 9201 I923), S. 89, 5 9o ; Derselbe, Cicero De Natura deorum, Cam bridge Mass., I 9 5 8, 2, S. 9 I 4-9 I 6, I 2 3 8 ; bei Pease finden sich auch reichliche einschlägige Literaturangaben. Vgl. auch Stob. flor. 4> 34 (Rhianos) ; A. Wlosok, Laktanz und die philo sophische Gnosis, Heidelberg, I 96o, 9 ff., 6o ff. S. unten S. 327 f. 0. Weinreich, Hermes 67 (I 9 3 2) 36 I. Über die essentielle Vertikalität des Menschen, über tollere als Herstellen solcher Vertikalität in Form eines ,symbole phylogenetique' s. N. Belmont 87 f. und oben Anm. 4 5 . 97 Pease z . St. verwirft mit Recht die vorgeschlagene Textänderung i n terra und stellt richtig fest, daß ex terra hier n i c h t meint, der menschliche Körper sei aus Erdenstoff gemacht; die von Pease angebotene Lösung ist jedoch auch unbefriedigend : , ex terra : surely not meaning that man is made out of earth ( . . . ), but ratherused of the point from which man observes the heavens'. Die festgefügte Wendung ex terra e s s e kann jedoch schwerlich einen Beobachtungspunkt meinen. Wenn man die Stelle auf den Geburtsvorgang bezieht, löst sich die Schwierigkeit der Praeposition ex: Der Mensch liegt nach der Geburt auf der Erde, wird von hier aus - handlungsmäßig - zum Leben hochgenommen und gilt - glaubensmäßig als ein Ankömmling aus dem Schoß der Mutter Erde. ''' Hier bezeichnen diese Verben allerdings unmittelbar das Aufgerichtetsein des Men sdl<"n : caput attollere caelo (Aetna 227) ; erectos ad sidera tollere vu!tus (Ovid Met. I ,8 5 ) ; sur .01111 .1pcctct whlcvatw ,1/J humo ( l s idor hym. 1 1 , 5 ) ; hominum . . . celsos ad sidera vultus sustu96
konfrontieren : Wird unser Ergebnis durch den allgemeinen Sprachgebrauch bestätigt, ergänzt oder widerlegt?
3.
Der sprachliche Befund
Eine einigermaßen vollständige Stellensammlung liegt bis jetzt nicht vor. Ein schlägige Untersuchungen arbeiten zumeist mit zufälligem Material, beschrän ken sich häufig auch bewußt auf Beispiele, in denen der Wendung a priori eine bestimmte juristisch-technische Bedeutung zuerkannt werden kann.99 Die Zahl der jeweils berücksichtigten Fälle beträgt auf diese Weise auf jeden Fall weniger als ein Viertel der tatsächlich vorliegenden Belege. Im folgenden wird versucht, von einer möglichst vollständigen Materialgrundlage auszugehen, wobei eine wirkliche Vollständigkeit wahrscheinlich auch hier nicht erreicht wurde, nur eine erhebliche Vergrößerung der Zahl der Belegstellen. 100 lerit deus (Si!. It. I 5 ,84 f.) ; unica gens hominum celsum levat a!tius cacumen (Boeth. cons. 5 , 5 . c . I I ) ; homo ad sidera erectus (Sen. Nat. Quaest. 5 , I 5 ,3). CGL 2 , 5 9 5 , I 6 : Teltor homo wäre in diesem Rahmen gut deutbar: Ein nomen actionis mit dem Suffix -or aus einem Verbstamm tell(ere) ,hochheben' gebildet wie amor, horror, error, pallor, pavor usw., in der Bedeutung ,Akt des Hochhebens' und dann personalisiert wie Amor, Pallor, Pavor. Ein solches tel lor= ,der sich Hochhebende' wäre eine passende Bezeichnung für den Menschen, wenn als dessen Wesensmerkmal ein ,In-die Höhe-Streben' gilt. 99 Größere Stellenzusammenstellungen finden sich bei : C. Sittl, Die Gebärden der Grie chen und Römer, Leipzig, I 8 9o, I 302-4 (etwa 30 Stellen) ; Daremberg-Saglio s.v. Educatio ( 1 892) 478256 (9 Stellen) ; Blümner, Privataltertümer ( I 9 I I ) , 3 0 I 5 -7 ( I 8 Stellen) ; H. Bennett XVIIf. ( 1 0 Stellen) ; E. Valterra 389 f. (32 Stellen). Mit Recht stellt S. Perozzi fest, daß die meisten Interpretationen der Wendung tollere liberum nur schlecht durchdachte Improvisa tionen sind; er bezieht diese Kritik auch auf frühere eigene Äußerungen ( 3 , 962, 97, I04, I 261 : , prezipitazione, con cui era espressa da aleuni scrittori Ia detta opinione, e con cui sono state finora espresse tutte le opinioni sul nostro argomento'). Auf der anderen Seite bie tet Perozzi selbst ein Musterbeispiel für aprioristische Materialauswahl: Er läßt alle Stellen von vornherein unberücksichtigt, an denen das Aufheben nicht vom Vater verrichtet wird, die sich nicht auf ,figli posti innanzi al marito' beziehen (962) ; ein ähnliches Beispiel stellt A. Schwind, Über das Recht bei Terenz. Programm des K. Neuen Gymnasiums zu Würz burg, I 90 I , 4 8 1 dar. In Wirklichkeit ist aber die hier schon implizite vorentschiedene Frage die erste Grundfrage, ob und in welchem Ausmaß, in welchem Sinne eine besondere Bezie hung zwischen Vater und tollere bestand. 1 00 Tollere: E n n i u s Scenica 4 5 ; 3 I 2 (Vahlen) ; P l a u t u s Amph. 5 0 I ; Cist. I 2 4 ; I 6 8 ; 1 � 4 ; I 8 6 ; 5 4 7 ; 5 5 0 ; 5 64 ; (Mi!e s 294; Most. I 22) ; Truc. 3 9 8 ; (64o) ; T e r e n z Andr. 2 I 9 ; 464; l leaut. 627 f. ; 665 ; Hec. 5 7 I ; 576; 704; T e r e n z k o m m e n t a r e zu Andr. 2 I9 ; 464; l leaut. 629; Hec. 400; 5 7 I ; 5 7 5 f. ; 704; V a r r o ( N o n . M a r e . ) 5 2 8 M. = 848 L; C i c . Rcp. 2, (2) 4 ; Philipp. I 3 , ( I o) 2 3 ; H o r . Sat. 2 , 5 ,46 ; V e r g . Aen. 9, 202 ; 5 4 7 ; O v i d Met. •1,699; Trist. 2,29 3 f. ; Ep. 4, I 24 (vgl. Ep. 9, 1 2 ?) ; S t a t . Silvae 2, I ,79 f. ; 2, I ,202 ; S e n e c a 1 h e t o r Contr. 1 , I , 7 ; I , 8 , 3 ; 2 , I , 3 ; 2 , I ,3 I ; 2,4 prooem. ; 2,4, 2 ; 2,4, 5 ; 2 , 5 ,4; 4,6 prooem. ; 6,3 prooc m . ; 6,3, 1 ; 7,5 prooem.; 9,3 prooem. ; 9, 3 , 5 ; 9, 3,6; 9,3,7; 9,3, I 4 ; 9, 5 , 1 2 ; 9,6 prooem.; •J,6 , J ; I 0,4, I ; 1 0,4, I 5; 1 0,4, I 6 ; S e n e ca p h i I o s op h u s De provid. 4, 5 ; 5 , 5 ; Benef. 3,I I , I ; •
•
•
Der sprachliche Befund
Tollere in/anlern
In den meisten Fällen kommt der Wendung tollere bzw. suscipere in/antem 4,33,2; Clem. 1 , 1 3 ( 3 , I I ) , 5 ; Cons. Mare. 1 7, 7 f. ; Cons. Polyb. I I , J ; Epist. Mor. 9, 1 7 ; P e t r o n Sat. I I6,7; Q u i n t i l . 3 ,6,97; 4,2,42; P s . - Q u i n t i l . Decl. 278 ; 306 p. 204-205 ; 3 5 8 ; 372 p. 409 ff. (6 mal) ; 3 8 8 p. 440; T a c . Agr. 6,2 ; Ann. 2,37; J u v e n a l 6 , 3 8 ; 9,84; Pi i n . M i n . 8,23,7; I0,66 (72) ; Paneg. 26, 5 ; 27, 1 ; S u e t . Aug. 6 3 , r ; Tib. 47; Cal. 7 ; Claud. 1 ,6 ; 27, 1 ; Nero 5 , 2 ; Otho I , J ; Vit. 6 ; Vesp. 3; Domit. 3 , 1 ; Q . C u r t i u s IO,J, I I ; H y g i n . Fab. 66; V u I g a t a Act. 7,2 1 ; L a c t a n t . Inst. r , 14,9; r , r 6, 10 ; S e r v . Aen. 7,678 ; C I a u d i a n Stil. 3 , 1 79 ; CLEp r Nr. 144; C I L r ,2, 1 Nr. 1 223 = 6 Nr. 2 3 5 5 1 = ro Nr. 6620 = Bue cheler CLEp 2 Nq7o; CIL 6,3 Nr. 20370; CIL 3 pp. 8 5 3, 889, 890, 89 1 , 894/ 5 , 897, 900, 1 997, 1 999, 2ooo, 2004, 200 5 , 2 32865 Nr. 10 ( 1 2) , 75 (47), S r (48), 83 (49), 88 ( 5 2) , 92 ( 5 4) , 97 ( 5 4) , 97 ( 5 7) , 8 4 , 8 6 , 89, 9 5 , 9 6 , ro2; Huelsen, Röm. Mitt. 22 ( 1 907) 434f. Cf. Liste C I L 3 Suppl. p. 2oo6 ; E . Volterra, Festschrift Schulz, Weimar, 1 9 5 1 , 1 , 390. Zusammenfassung: C. G. Bruns-0. Gradenwitz, Fontes Juris Romani Antiqui, Tübingen, 7 I 909, 274. C o d e x J u s t i n i a n u s 5 ,27, 1 r ,o ; 5 ,27, I I , 2 ; 6,25 , 7 (6), o ; 6,2 5 ,7 (6), I ; 7, I 5 , 3 ,0; S , p ( 5 2) , 3 ,0 (bis) ; S , p (52),3,2; D i g e s t a 2 3 ,4,27; 29,2,92; 3 I ,77,24; 34,4,24,0; 37,4,6,4; 37,4, I 4, I ; 37,8,3,0; 3 7 , I 4,6,o; 3 7 , 1 4,6,2; 3 8 , 1 , 37,6; 40,4,29; CGL 2 , 1 90,40; 2,22 5 , 3 1 ; 2 ,4 5 2 , 3 8 ; 4, I 8o, 1 2 ; 4, 1 82 , 1 2 ; 4,290,39; 4 > 572, p ; 5 ,48 5 ,48 ; 5 , p 6,27. Suscipere: P l a u t . Amph. 1 I 39 ; Ep. 5 6 I ; T e r . Andr. 4oi ; Phorm. 647; 943 ; 1007 ; T e r e n z k o m m e n t a r e zu Andr. 398; 464; 469 ; 740; Heaut. 642; Phorm. I 007; C i c . De domo 34; 3 6 ; Cum populo grat. I , 2 ; Verr. 2 , 3 ,69 ( 1 6 1 ) ; (Har. resp. 27 ( 5 7)) ; Philipp. 3,(6) I 7 ; Tusc. 3 , ( 1 ) 2 ; Ad Att. I I , Io (9), 3 ; Ad Farn. 5 , I 6, 3 ; V e r g . A e n . 4,327; J u s t i n . 1 r , ro, r ; S e n . r h e t o r Contr. 2,4 prooem ; P s . - Q u i n t i l . Declam. 3 8 I Lemma; P l i n . M i n . 2,7, 5 ; Paneg. 26,4; T a c . Ann. 2,37; (4, 8 ?) ; 1 1 ,27; H i s t o r i a A u g u s t a : Ael. Lampr. Comm. 7 , 3 ; ]. Capitol. Mare. Aurel. 6,6; Ae. Spart. Sever. 4,2; 20, 2 ; J. Capitol. Clod. Alb. 4,7; ]ul. Capitol. Max. et Balb. 5 ,2 ; 5 , 7 ; S u l p i t i u s V i c t o r 38 (RLM Halm p. 3 3 6, 8,9) ; F e s t u s 63 M. = 5 5 L.; P a n e g . L a t . 6,2,2 ; P e rv i g . V e n e r i s 78 ; C e n s . Die nat. 3 ; A u s o n . Epist. I 9 inscript. ; F i r m . M a t e r n . 1 ,7 , 3 ; 3 , 1 I , I I ; 5 , 1 , I 8 ; 5 , 3 , 3 ; 5 , 3,4; 5 , 3 , 8 ; 5 , J , I I ; 5 , 3 , 1 9 ; 5 , 3 , 2 5 ; 5 , 3 , 3 8 ; 5 , 3,47; 5 ,4, I I ; 6 , I o,2; 6 , I 9 ; 6,22,7; 6,22, 1 3 ; 6,2 3 , 3 ; 6,p , J 8 ; 8 , 2 1 , 2 ; 8 ,26, 5 ; 8 ,27, 3 ; 8,Jo, I ; S e rv . Ecl. 4, I ; Aen. 1 ,273 ; Georg. 2,502 ; I s i d o r Etym. 9 ,4,4; C l a u d i a n In Ruf. I ,9 3 ; Pan. cons. Stil. 2,346; (In Eutrop. I ,46) ; A m b r o s . Hexa meron 4,4, 1 4 ; A u g u s t i n Civ. Dei 22,22; A r n o b . 2,8; H i e r o n y m . Epist. 69,7 ; ( A r a t o r Act. Apost. I , J 50) ; D r a c o n t i u s Laud. Dei 3 , Io2 ; Carm. Rom. I O, J J 2 ; V u I g a t a Gen. I 6, 2 ; Exod. 2,9; ]ud. I I , 2 ; Ruth 4, 1 6 ; Psalm. 1 3 8, q ; E p i g r . B o b i e n s i a 2 5 , I I ; C I L 3 p. 896 Nr. 9 I ( 5 3) ; 899 Nr. 5 6 ; Suppl. p. I 996 Nr. 8 2 ; Bruns-Gradenwitz o. c. 2755. C o d e x J u s t i n i a n u s 3,28,3; 5 ,4,6; 5 ,4,9; 5,6,3,0; 5 ,6,4,0; 5,6,6, I ; 5 , 8, I , I ; 5 ,9,3,0; 5 ,9,3 , I ; 5 ,9,4, I ; 5 ,9,4, 2 ; 5 ,9,4,4; 5 , I 9, 1 ,0; 5 ,27, 1 ,0 ; 5 ,27, 3,2; 6,29, 1 ,0 ; 6,46, 1 ,0 ; 7,9, J, I ; 7 , 1 4, J ,o; 8,46 (47),7,0; S , p (52), 3, 1 - 2 ; 8 , 5 5 ,8,o; 9, 1 I , I , J ; ro, p ,67 , 3 ; I I ,48, r 3,o ; I 2, I , I I ,o ; 1 2, 5 7, 1 2,0; C o d e x T h e o d o s . 4,6,3 ; D i g e s t a I ,9, 5 ; 2,4,4, 3 ; 2,4, I o, 8 ; 2, 1 4,40, 3 ; 5 ,2 , 1 4,0; r 6, 3,26,o; 22, 3 , I 5 ; 23,2, 1 2 , 3 ; 23,2,2 5 ; 2 3 ,2,34,2; 2 5 , 3, 3 , 2 ; 2 5 ,4, 1 , 8 ; 27, 1 ,4 5 ,0 ; 28,2,28,2 ; 29,2,92; 3 1 ,76, 5 ; 3 1 ,77, 1 7 ; 3 1 ,77,24; 3 I ,8 8 , 1 2 ; 3 2,40,0; J 2,4 1 , 1 1 ; 34, 1 , 1 5 ,0; 3 5 , 1 ,2 5 ,0 ; 3 5 , 1 ,6 I ; 3 6, 1 , 1 8, 5 ; 3 6, I , 1 8 , 7 ; 37,8 , 3 ; 37,8,4; 37,8,7; 3 8,6,7; 4 5 , I , I J2 ; 4 8 , 1 9, 9 , 1 4 ; 48, 1 9,9, I 5 ; 49, 1 5 ,9 ; 49, 1 5 , 1 2, 3 ; 49, 1 5 ,2 1 ; 5 0, I , I 7,9; 50,6,6,7; N o v e l l a e 74, 5 ,0 P· 376, 1 4 ; 89,2, 1 P· 43 I , I 5 ; Mosaicarum et Romanarum legum C o l l a t i o 6,4, 3 ; 1 6, 3 ,9 ; r 6 , J , I 2 ; P a u l i S e n t e n t i a e 3,4 B,2 ; 4,8,9 ; 4,8, 1 2 ; C G L 2,4 5 5 ,3 3 . A n h a n g : A . Griechisch UVU1.QEi:cr3at, das auf lat. tollere oder suscipere zurückgehen kann : P I u t . Anton. 36, 5 ; Plut. Fort. Rom. p o; D i o C a s s . 48,44,4 f. ; 49,32,4; 5 0, 1 , 5 ; p , r 5 , 7 ; 54, I 8 , r ; 56,3,4; 6 I , r 6,2; E p i s t u l a H a d r i a n i (Bruns Fontes Nr. 196 = Pap. B. G. U. I 40) . B. M i tte lalterl ic hes : "Jbllere: S a x o G r a m m . Hist. Dan. I ,4, 1 ; 3,4, I 3 ; 3 ,6,4; 5 , 1 3,4; 7 ,2, I 3 ; 7 , I O, I I ; 7,I I , I I ; H , I O , I O ; I 0, 5 , I ; I O, I 7, I ; I 0,2 I , J ; I I ,7, I ; I 3 , I ,2. Swcipere: S a x o C r a m 111 . I I ist. Dan . 1, 1 , 1 ; 2, 5 ,2 ; 5 ,2, 5 ; 7, 1 ,4 ; 7 ,6,7 ; 7, 1 o, 1; 9,3, I ; 9,4, 3 ; =
=
(u. ä.) eine ganz allgemeine, wenig konkrete Bedeutung zu : (a) ,Kinder bekom men', ,Kinder erzeugen oder gebären, zur Welt bringen' - je nach dem Geschlecht der Person, von deren Elternschaft die Rede ist; ja ganz einfach ,Kinder haben'. 1 0 1 Der Zusammenhang, aus dem sich dieser semantische Wert ergibt, enthält keinen Hinweis mehr darauf, warum und wie diese Bedeutung sich aus dem ursprünglichen Wortsinn des ,Aufhebens' entwickelt hat; es han delt sich um ein zur Konvention erstarrtes sprachliches Schema. In einer zwei ten Gruppe (b) erhält der Ausdruck eine Präzisierung dadurch, daß er als Gegenbegriff zur Aussetzung, zur Vernichtung des Kindes gemeint ist: quod peperissem id (non n)ecarem ac tollerem (Plaut. Truc. 3 98). 1 02 Derselbe Kontrast kann aber auch (c) mehr ins Positive gewendet werden ; der Ausdruck bedeutet dann ,das Kind aufziehen, großziehen'.'O J In all diesen Fällen bezeichnet die Wendung, aufs Ganze gesehen, nichts anderes als die Tatsache der Geburt, der
I 0, 1 2,2; 1 0, I 4,7; r o, 1 7, 2 ; 1 3 , 1 0 ; 1 4, 1 6, J ; 1 4,28,23 ; I4,JO, r ; 14,4 1 , J ; P a u l . D i a c . Hist. Langob. 2, 10. 10 1 Tollere: C i c . Philipp. 1 3 , 10 (2 3) ; H o r . Sat. 2 , 5 ,46; V e r g . Aen. 9,202; C u r t . R u f . I O, J , I I ; S e n . r h e t o r 4,6 prooem. ; 7,5 prooem.; 9,6 prooem.; 2 , 5 ,4 ; S e n . De dem. 3, I I , 5 ; Cons. ad Marciam 17,7; 1 7 , 8 ; Cons. ad Polyb. 1 1 , 3 ; Epist. 9, 1 7 ; Q u i n t . Inst. 4,2,42 ; T a c . Agric. 6 , 3 ; J u v . 6,38 ; 9,84; P l i n . M i n . 8,23,7; S u e t . Aug. 63, r ; Calig. 7 ; Claud. 1 , 6 ; 2 7 ; Otho I , J ; Vitell. 6 ; Vesp. 3 ; Domit. 3 ; L a c t a n t i u s , Inst. div. I , r 6, r o ; D i g . 37,8, J ; 37, 1 4, 6 ; 3 8, I , J7,6; c G L 2, 1 90,4; 2,4 ) 2,38. Suscipere: Pi a u tu s Epid. 5 6 I; T e r . Phorm. 647 ; 94 3 ; 1 007; Ci c. De domo 34; Cum populo grat. 1 , 2 ; Verr. 2,3,69 ( I 6 r ) ; Har. resp. 27 ( 5 7) ; Ep. Att. r r , ro (9) , 3 ; Ep. ad Farn. 5 , 1 6, 3 ; V e r g . Aen. 4,327; P s . - Q u i n t . Decl. 3 8 1 Lemma; P l i n . M i n . Ep. 2,7, 5 ; T a c . Ann. 2,37; J u l . C a p i t . M . Ant. Phi!. 6,6 ; A e l . S p a r t . Severus 4,2 ; 20,2 ; J u l . C a p i t . Maximus e t Balb. 5 ,2 ; A u s o n i u s Ep. 1 9 Lemma; F i r m . M a t e r n . J , I I , I I ; 5 , 1 , 1 8 ; 5 , 3 , 3 ; 5 , 3,4; 5 , 3 , 8 ; 5 , J, I I ; 5 , 3 , 1 9 ; 5 , 3 ,2 5 ; 5 , 3 , 3 8 ; 5 ,3 ,47 ; 5,4, 1 1 ; 6 , 1 0,2; A r n o b . 2,8; E p i g r a m . B o b . 25, 1 1 . An vielen Stellen ist die Bedeutung komplex; wir ordnen nach der jeweils dominierenden Nuance. Welche Bedeutung dominiert, ist jedoch häufig eine Frage der Interpretation, über die man verschiedener Meinung sein kann. Doch diese unvermeidlichen Unsicherheiten sind zweitrangig; uns kommt es nicht auf eine genaue Einordnung an sich an, sondern auf die Herausarbeitung der verschiedenen Bedeutungstypen. Dies ist sicher erreichbar, trotz der Einordnungsschwierigkeiten. 1 02 Zu ac= sed s. H. Menge, Repetitorium d. lat. Syntax, Wolfenbüttel, '0 1 9 1 4, § 506,2, S . 442. Weitere Beispiele : Tollere: E n n i u s Alexander 4 5 (Vahlen) ; T e r . Andria 2 1 9 ; 464; Heautont. 627 f. ; I Iee. 5 7 1 ; 704; D o n a t zu Ter. Hec. 400 (alienus exponitur et non tollitur pro tuo); 0 v i d I !er. 4, 1 24 ; Met. 9,699; Trist. 2,294; Q u i n t . Inst. 4,2,42; L a c t a n t . Inst. div. 1 , 1 4,9 · 103 Tollere: E n n i u s Telamo 3 1 2 (Vahlen) ; P l a u t . Amph. 5 0 1 ; S e n . r h e t o r Contr. 1 , 1 ,7; S e n . De benef. 4, 3 3, 2 ; P e t r . Sat. n6,7; P ! i n . M i n . Paneg. 2 6, 5 ; 27, 1 ; S u e t . Tib. 47; C I L 3 p . 8 5 3 Nr. r o ( 1 2) ; p . 8 8 9 Nr. 7 5 (47) ; p. 890 Nr. 8 1 (48 ) ; p . 8 9 I Nr. 8 3 (49) ; p. H94/5 Nr. 88 ( 5 2 ) ; p. 897 Nr. 92 ( 5 4) ; p. 900 Nr. 97 (57); p. 1 997 Nr. 84; p. 1 999 Nr. 8 6 ; p. 2000 Nr. 89; p. 2004 Nr. 9 5 ; p. 2005 Nr. 96 ; p . 2 p865 Nr. 1 0 2 cf. p. 2006; C o d e x J u s t . K , 5 1 ( 52),3 (penitus /. . .I eos tollere et educationem eorum procurare); C G L 2,22 5 , 3 1 (Av EtAO vuutouavatQE<j)a sustuli). Swcipere: P l i n . M i n . Paneg. 2 6,4; F e s t u s p. 55 L. s.v. Cingillo; P a n e g y r . M axim. c · 1 ( 'onstant. 2 ( Pani·gyriques Latines ed. Gallctirr, Paris , 1 9 52, 2 p. I 7) . ·
]0
Tollere infontem
Existenz des Kindes. Deswegen kann in synonymen Wiederholungen tolli, sus cipi einfach durch nasci ersetzt werden. 1 04 Gemeint ist jedoch nicht die natürli che Entstehung, sondern jene oben besprochene zweite, künstliche, die eigent liche Geburt. Trotz aller Abstraktheit werden in bestimmtem Kontext weitere, spezielle Bedeutungen der Wendung sichtbar. Sie dient (d) routinemäßig auch zum Ausdruck der postnatalen Versorgung eines schon ausgesetzten Säuglings durch einen Fremden. 1 05 Da solches Tun gewissermaßen nur die Aussetzung rückgängig macht, ist es logisch, auf es den Kontrastbegriff der Aussetzung anzuwenden. Häufig wird dem Ausdruck in Wörterbüchern, Kommentaren und Übersetzungen des weiteren die Bedeutung ,ein Kind a n e r k e n n e n ' zugeschrieben. In manchen Fällen ist diese Deutung keineswegs zwingend, 1 06 in anderen nachweislich verfehlt. 107 Daraus ergibt sich die Notwendigkeit näher zu prüfen, ob es diese Bedeutungsgruppe überhaupt gibt und in welchem Aus maß. Wir beschränken uns dabei auf die Stellen, für die eine solche Interpreta tion n o c h a m m e i s t e n in Frage kommt:
'04 C i c . Att. II,Io (9),3: Haecad te die na t a l i meo scripsi, quo utinam s u s ce p t u s non essem aut ne quidex eadem matrepostea n a t u m esset; S e n . Cons. ad Mare. I 7,7: Tu sifilios sustuleris, poteris habere/ormosos . . . ;/ortasse mutili n a s c e n t u r ; J u v e n . 9,8 3 f. : tibifiliolus velfilia n a s c i t u r ex me? Ta lfi s enim . . . ; D i g . 38,I,37: . . . a se g e n i t o s n a t a s v e . . . alter n a s ca t u r . . . liberis s u b la t i s . . . ; C G L 2,I90,40: sublatus natus; 2,452,38: TEKTJ sustulerit. Vgl. auch C i c . De domo 34; C u r t . R u f . IO,J,II; Ae I. S p a r t . Severus 20,2; D i g . 37,8,3; P s . -Qu i n t . Decl. 278 (p. I34,I9 C. Ritter). 1 05 Tollere: P l a u t . Cist. I24; I68; I84; I86; 547; 564; C i c . Rep. 2,2 (4); S e n . R h e t o r Contr. 9,3 prooem . ; 9,3,5; 9,3,6; 9,3,q; I0,4,I; I0,4,I5; P s . -Qu i n t . Decl. 278; 358; P l i n . M i n . Io,66 (72); C o d e x J u s t i n . 8, p (p); D i g . 40,4,29. Suscipere: Eugraph. ad Ter. Heaut. 642. 106 So z. B. S e n . R h e t o r Contr. 2,I,3I; C u r t . R u f . I0,3,II: (Aiexander) non dedi gnatus ex captiva Iiberos tollere= ,reconnaitre les fils d'une captive ' (Bardon, Bud e, I948); "mit einer Gefangenen Kinder zu zeugen" (Müller-Schönfeld, Heimeran, I954); ,to rear children from a captive' (Rolfe, Loeb, I962 = I946). Offensichtlich ist letztere Lösung rich tig, da derselbe Ausdruck im nächsten Satz als ex captivis generandi Iiberos variiert wird. '07 Cicero Tusc. Disp. 3,(I) 2: simul atque editi in lucem et suscepti sumus= "anerkannt worden sind" (Büchner, Artemis, 2I966); "in die Gemeinschaft aufgenommen sind " (Gigon, Heimeran, 2I977); ,have been acknowledged' (King, Loeb, I96o=I927); ,sommes admis ' (Humbert, Bude, I960) . Cicero geht es hier um die These, daß die Erziehung den Menschen der Natur entfremdet; die einzelnen Phasen des Erziehungsprozesses werden in chronolo gischer Folge aufgezählt - Geburt, Milch der Amme, Eltern, Lehrer, Dichter ( = Schule), maxumus magisterpopulus. Der wichtige Anfangspunkt der Entfremdung, die Geburt, wird auch in zwei aufeinanderfolgenden Etappen vergegenwärtigt - editi . . . suscepti -. Es han delt sich dabei um eine allgemeinmenschliche Problematik, nicht um eine juristische oder politische : J e d e r Mensch, der geboren wird und Muttermilch bekommt, wird zu einem künstlichen, nicht naturgemäßen Wesen, auch nicht anerkannte uneheliche Kinder, auch sol ch e, die der römischen Gemeinschaft nicht angehören. Der Doppe lausdruck meint nur den doppelten Charakter des Zustan de komm cns ein es jeden Menschen, in richtiger chro nologischer Folge, die ,erste' un d d ie ,7.weite', ,künstliche' Geburt.
]I
Der sprachliche Befond
(1.) Terenz, A ndria, 219, 401, 464 Der junge Pamphilus hat ein Mädchen aus Andros, Glycerium, geschwängert und ist entschlossen, sie zu heiraten, trotz der anderweitigen Verheiratungs pläne seines Vaters. Bei Beginn des Dramas steht die Geburt des Kindes bevor, sie erfolgt in den ersten zwei Szenen des dritten Aktes. In diesem Zusammenhang wird v. 2I9 (Szene I,}) berichtet, daß die jungen Leute quidquid peperisset (Glycerium) decreverunt tollere. Die Eltern entscheiden zusammen über die Zukunft des Kindes und müssen auch - nach den Regeln der lateinischen Grammatik - als Ausführende des tollere angenommen werden. Die positive Entscheidung über die Zukunft des Kindes wird v. 40 I , Sz. 2,3, bestätigt, indem Pamphilus sagt: pollicitus sum (me puerum) suscepturum. Aller dings erscheint hier der Vater allein als Entscheidungsträger und Ausführender des suscipere. Wieder anders ist es an der dritten Stelle, an der derselbe Sachver halt zur Sprache kommt, v. 464, Sz. 3,1. Hier wird der Hebamme, bevor sie das Geburtszimmer betritt, von der Treue des Pamphilus erzählt und dies in der Form ausgedrückt: nam quod peperisset (Glycerium) iussit (Pamphilus) tolli. Der Vater gilt wieder als alleiniger Entscheidungsträger; wer das tollere vornimmt, wird aber weitgehend offengelassen, nur eines ist sicher: jeder andere kann es sein, nur nicht der Vater. 1 08 Er ist hiermit in eine extrem antithetische Position geraten : Er allein kann über das tollere entscheiden, aber er allein kann es nicht ausführen. Hinzuzufügen zu diesem Befund ist, daß das ,Aufheben' des Kindes im Verlauf des Dramas erfolgt sein muß, zwischen den Zeilen 464 und 740, d. h. zwischen Sz. 3,I und Sz. 4>4· In seinem Kommentar zur Zeile 740 spricht der Kommentator Eugraphius dementsprechend davon, daß Pamphilus bereits sus
ceperit filium.
Wie ist dieser Befund zu werten ? Manche Kommentatoren und Übersetzer verstehen den Vorgang im Sinne einer ,Anerkennung' ;109 andere sprechen von Nichtaussetzen oder Aufziehen, d. h. nehmen die oben besprochenen, eng mit einander zusammenhängenden Bedeutungen b und c an. 1 1 0 Sicher ist, daß Terenz hier tollere und suscipere synonym gebraucht; denn beide Verben bezie hen sich abwechselnd auf denselben Vorgang.III Zweitens läßt sich feststellen, wann genau dieses tollere/suscipere tatsächlich stattfand und worin es bestand. Außer der Hebamme und den bei der Geburt helfenden Dienerinnen treten mit 1 8 0
R. Kühner - C. Stegmann I,7I 6 f. ; H. Menge § 425 a. Donat zu v. 464; R. de Rose zu vv. 2I9, 40I, 464 (Ausgabe Firenze, I97o); S. G. Ashmore zu vv 2I9, 40I, 464 (Ausgabe Oxford, I965=2I9o8) ; J. Sargeaunt zu vv 2I9, 464 (Loeb-Ausgabe, I964 = I9I2); ]. Marouzeau zu v. 40I (Bud e-Ausgabe, 3I963); v. Mar nitz zu v. 464 (Ausg. Stuttgart, I96o); Arici zu v. 401 (Bologna, 1965). "0 C. Bardt, (Römische Komödien, deutsch, Berlin, 2I909, I, S. I39, I50, I54) zu vv 2I9, 40I, 464; P. McGlynn, Lexicon Terentianum, London-Glasgow, 1967 s. v. tollo 2; G. Stall baum (Ausg. Leipzig, 183 r ) zu vv 219, 401, 464; G. P. Sh ipp (Ausgabe Melbourne, 1960) zu vv. cc; Marouzeau zu v. 219, 464; v. Marnitz zu v. 219, 401; Arici 7.U v. 219, 464. "' Vgl. Eugraph ius zu An dria v. 468. '09
.
.
.
.
Tollere infantem
Der sprachliche Befond
(der Gebärenden und) dem Neugeborenen noch der Vater sowie der Sklave Davos in Kontakt. I I 2 Beide kommen aber für das Ausüben des tollere nicht in Betracht. Denn Davos täuscht eine Art Aussetzung vor, indem er das Kind vor die Haustür des Vaters legen läßt (72 I ff.), d. h. er verübt gerade ein - scheinba res - Nicht- tollere."3 Der Vater andererseits kann aus sprachlichen Gründen, wie wir gesehen haben, nicht der tollens"4 sein. So kommt als tollens nur eine der mit der Geburt beschäftigten Frauen in Betracht. Deren Tätigkeiten werden aber in der Rede der Hebamme, 48 I-488, andeutungsweise geschildert. In oder zwischen diesen Zeilen muß sich also das tollere verbergen : 48 df. : LE (sbia obstetrix):
führt von der anderen Seite die Betrachtung der Angabe dari bibere. Denn dies kann sich nur auf das Kind beziehen : ,Trinken' als repräsentatives Stichwort für Nahrungsaufnahme paßt nur auf den Säugling, der ausschließlich flüssige Nah rung bekommt. Der Wöchnerin dagegen gibt man an erster Stelle feste Nah rung cibus . . ., panis, pultes et ova apala und nur dazu Wasser. I I 7 Außerdem bekommt sie erst am dritten Tag nach der Geburt zu essen, der Säugling wird aber schon nach 8- I o Stunden gestillt. " 8 Wir befinden uns mit der Rede der Lesbia also zwischen der 5. und der 7· Phase der postnatalen Versorgung (s. S. 3 f.) . lavet bezieht sich dann nicht auf das Kind, wie die überwiegende Mehr zahl der Kommentatoren es richtig annimmt. I I 9 Denn eine Reinigung des san guinolentus ist Voraussetzung des Einwickelns . 1 20 Mit einem Wort : Die Heb amme hat hier genau das getan, was wir in der geburtshilfliehen Sachuntersu chung als Gehalt des Begriffes tollere feststellen konnten; sie hat das Kind zur Omphalotomie aufgehoben, mit der Perspektive des Überlebens und den dar aus sich ergebenden handlungsmäßigen Konsequenzen. In der Betonung dieser Perspektive kulminiert ihre ganze Abschiedsrede; zugleich umrahmt dieser Gedanke des salus die gesamte Äußerung, ob man die signa ad salutern auf die Mutter oder aber auf das Kind bezieht, was ich für richtiger halte. I 2 I Ohne allerdings, daß die Wörter tollere oder suscipere in dieser Rede fielen. Was anderes aber als dieses ungenannt vollzogene tollere sollte der Ausdruck sonst im Drama meinen, der v o r dieser Szene, als Zukunftsankündigung, dreimal steht, n a c h ihr aber gar nicht mehr? Irgendeine andere Begebenheit im Drama bietet sich zur Identifikation mit einem tollere in keiner Weise an. Hinzu kommt, daß das tatsächliche tollere mit der vorher gebrauchten sprachli chen Formel tollere eine höchst auffällige strukturelle Korrespondenz im Rah men des dramatischen Aufbaus zeigt. iussit tolli steht nämlich in der der Rede der Hebamme unmittelbar vorgeschalteten Szene, in der sie zur Ausführung ihres Auftrages schreitet : 122
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Adhuc, Archylis, quae adsolent quaeque oportent signa esse ad salutern, ornnia huic esse video. nunc prirnurn fac istaec [ut] lavet; post(e) deinde, quod iussi dari bibere et quanturn irnperavi, date; rnox ego huc revertor. per ecastor scitu ' puer est natu' Parnphilo. deos quaeso ut sit superstes, quandoquidern ipsest ingenio bono, quornque huic est veritus opturnae adulescenti facere iniuriarn. Die Interpretation dieser Rede bereitet Schwierigkeiten. Umstritten ist sprach lich, auf wen die Pronomina huic und istaec sich beziehen, ebenso inhaltlich, wer - die Mutter oder das Kind - mit lavare und bibere gemeint ist. Nicht zu bestreiten dürfte zweierlei sein : Erstens, daß hier eine Hebamme spricht, die das Wesentliche ihrer Arbeit zum Abschluß gebracht hat und nur noch über zweitrangige Anschlußhandlungen den nichtprofessionellen, bei der Geburt helfenden Dienerinnen Anweisungen gibt. Zweitens, daß sie ihre Tätig keit im Dienste der Erhaltung, "5 nicht der Aussetzung des Kindes ausübt. Die Durchtrennung der Nabelschnur war nun ein unerläßlicher Teil ihres Berufes und das Einwickeln des Kindes hing damit unzertrennlich zusammen ; denn es erfolgte, während das Neugeborene auf dem Schenkel der Hebamme lag." 6 Anzunehmen ist also, daß die Hebamme Lesbia den Sohn des Pamphilus in ein gewickeltem Zustand verließ, was auch aus allgemeinen Gründen als ein natür licher erster Endpunkt ihrer Tätigkeiten gelten muß. Zu demselben Ergebnis
Akt 3, Szene I :
Akt 3 , Szene 2 :
MY (sis ancilla): 464 narn quod peperisset iussit
487 deos quaeso ut sit s up e rs t e s,
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t o ll i LE(sbia) :
1 1 2 vv. 708 ff. I IJ
S. oben S. 2 3 und Anm. 84. S. Anm. 108. Er ist mit dem Kind unter einem Dach vv. 708-722, 8 1 9-872, 901-904. Das tollere durch den Vater Pamphilus müßte beim ersten Zusammentreffen, während der Handlungszeitspanne vv. 708-722 erfolgt sein. Die Umstände für eine solche Zeremonie wären nicht besonders geeignet gewesen : Das Zusammensein von Vater und Kind war nur von kurzer Dauer und hastig; denn zugleich werden schon Vorbereitungen für die Pseudo aussetzung des Neugeborenen durch Davos getroffen. Es fällt auch auf, daß an mehreren Stellen jeder Hinweis auf eine Aufhebung durch den Vater fehlt, an denen ein solcher nahe gl'll'g!'n hätte, wäre der Vater der Aufhebende gewesen : 684 ff., 770 f., 89 I , 972 ff. 1 1 1 V g l . v. 487 : dros quaeso ut sit superstrs. 1 "" S. ohl'n A n m . 26. "4
1 1 7 Caelius Aurel. 1,965, 968 f. ; Mustio 1 ,69 (p. 26 Rose). Dies ist eine Änderung des
" I erenz
gegenüber dem menandrischen Original, der von vier Eiern als Speise sprach, d. h. vom Speisen der Wöchnerin (Shipp S. 2 3). " 8 Mustio r ,69 (p. 26 Rose) ; r , 8 3-85 ( p . 30 Rose) ; Caelius 1 , 1 1 1 2 , I I 18; Diepgen r 8 2 f., l <) l .
1 1 9 Donat und Eugraphius zu v. 48 3· Shipp, Marouzeau, v. Marnitz, de Rose, Sargeaunt, A�hmore z. St. 1 2 0 S. oben S. 20 ff. Unten Anm. 2 3 r . 1 " Vgl. die Unterscheidung huiclistaecvv. 482/3. "' Dazwischengeschaltet sind nur die I 2 Zeilen des Gesprächs zwischen Simo und I lavos vor der Tür, während im Hause d i e Gehurt vor sich geht (v. 473).
Tollere in/antem
34
466 b o n u m i ng e n i u m narras quandoquidem ip s e st i ng e n i o b o n o
adules centis 488 quomque huic est veritus optumae
MY: optumum 467 sed sequere me intra .
LE : sequor
adulescentiae facere iniuriam
..
Auftritt und Abgang der Hebamme, das Gespräch vor und das Gespräch nach der Geburt entsprechen einander auf diese Weise geradezu spiegelbildlich. Und der Hinweis auf tolli bildet ebenso einen wesentlichen Bestandteil des ersten Gesprächs, wie superstes des zweiten Gesprächs. Denn eine Mitteilung an d!e Hebamme darüber, ob das Kind erhalten oder ausgesetzt werden soll, war dre wichtigste, eine unerläßliche Information für sie, um überhaupt zu wissen, was ihr Auftrag war (tolli). Und ebenso organisch gehörte ein Hinweis auf die erfolgreiche Bewältigung ihres Auftrags zu ihrem Schluß�ericht (superstes). _ Wenn nun Auftrag und Ausführung einander strukturell und mhalthch entspre chen, nur der Auftrag aber ausdrücklich als tolli bezeichnet wird, kann man nicht umhin, auch die Ausführung mit tolli zu identifizieren. Kein Zweife l : Die jenigen Interpreten haben recht, die den Ausdruck tollere hier im Sinne von superstes ,leben lassen', ,aufziehen' verstehen. I 2 J . Neben dieser Feststellung ergibt sich jedoch aus unserem Belegmatenal noch eine weitere wichtige Beobachtung. Wenn nämlich hinsichtlich desselben Sach verhalts Terenz abwechselnd davon spricht, daß die Eltern bzw. der Vater die Entscheidung über die Zukunft des Kindes getroffen haben oder hat; wenn er ebenso bald die Eltern (den Vater) als die Ausführenden der Handlung tollere/ suscipere erscheinen läßt, bald aber andere, nicht näher bestimmte Personen, so _ bedeutet dies, daß hier eine genauere mit einer ungenauen Ausdruckswerse wechselt. Was die Alternativen Eltern/Vater betrifft, so ergibt es sich schon aus der allgemeinen Situation im Drama, daß Letzteres di� gen� uere Formulierung _ _ ist. Selbstverständlich wird sich ein verliebter Jünglmg mrt semer Geliebten besprechen, sich durch sie beeinflussen lassen; doch in einer patriarchalischen Gesellschaft, zumal im Rahmen der römischen p a t r i a potestas, entscheidet der Vater über seine Kinder. 124 Erst recht hat eine rechtlose Fremde, eine NichteheS. oben Anm. I I O. Trotz der griechischen Vorlage und des athenischen Schauplatzes setzt Terenz in sei ner Komödie auch inhaltlich manchen römischen Akzent, gerade auch was Geburt und Vaterschaft betrifft, wie Donat es genau vermerkt : Juno Lucina statt Artemis-Diana (473); Trinken statt Eier verspeisen (48 3 ff.) ; Freigelassene als Geburtshelferinnen (77 I : et hoc pro _ prium Terentii est, nam de Romano more hoc dixit) ; der besondere Nachdruck, mtt dem ;on domus uxor liberi inventi invito patre gesprochen wird (89I). Unabhängtg davon, ob dt�se tcrenzischen Akzentuierungen immer Abweichungen von der griechischen Lebenswetse festhalten oder nicht (Ship 2 3), soviel ist zumindest sicher, daß aus Terenz in solchen Dingen S c h l ü s se a u f römisches I .eben gezogen werden dürfen, zu mal wo diese sich aus seinem l atei nischen Sprachgt'hrauch ergehen. Dali die patria poleslas in Rom stärker ausgeprägt war als i n < ; ri!'du·nland, ist h!'kannt: c ; a iu s 1 . \ 1 ; Diony.� . I Iai. 2,2 6, 2-4 ; A . Wlosok, Vater und "J 124
Der sprachliche Befond
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frau wenig zu bestimmen. Gewissermaßen umgekehrt ist es bei der Alternative tollereltolli. Die Handlung wird hier genaugenommen, wie wir gesehen haben, von der Hebamme ausgeführt; wenn die Tat mitunter den Eltern, insbesondere dem Vater als Subjekt zugeschrieben wird, so ist dies nichts weiter als eine ungenaue Ausdrucksweise. Da die Verrichtung auf die Willensentscheidung, auf den Befehl des Vaters oder Eltern unausweichlich folgt, drückt man sich sprachverkürzend so aus, als ob er der wirkliche Täter wäre. An dieses Phänomen ließen sich weitreichende Überlegungen anknüpfen über die Hochschätzung des Willens durch den römischen Machtmenschen 1 25 oder über die tiefeingewurzelte römische Überzeugung, daß das Aussprechen eines Sachverhalts Tatwert haben kann. ! 26 Stattdessen möchten wir auf Konkre teres hinweisen : Erstens darauf, daß ungenaue Ausdrucksweisen, das Ersetzen des Täters einer Tat durch deren Veranlasser, gerade im Bereich der Sprache der Kinderversorgung häufig ist, nicht nur im Lateinischen. Zweitens aber dar auf, daß der Grundsatz quod quis per alium .focit, ipse .focisse putandus est ein all gemeines Stilgesetz der lateinischen Sprache darstellt. So kann man genauge nommen nur von einer Frau nasci, geboren werden; trotzdem wird es auch von einem Mann ausgesagt. 127 Ebenso lhEKEV im Griechischen mitunter ein Mann, wie er auch ,ernährt', TQEq>Et. 1 28 Insbesondere ist aber diese Erscheinung in Aus setzungsberichten zu beobachten; hier sind geradezu routinemäßig die Eltern, der Vater das Subjekt des aktiven Verbs, wobei es aus der Situation klar wird, daß sie die Aussetzung nicht persönlich vornehmen, sondern dies von einem Sklaven ausführen lassen. 129 Warum sollten die sprachlichen Gewohnheiten bei der Gegenhandlung tollere, suscipere anders sein ? Was aber das allgemeine latei nische Stilgesetz betrifft, versteht jeder Wendungen wie Caesar fossam perducit, castella communit, tormenta collocavit u. ä. nicht wörtlich, sondern im kausativen Vatervorstellungen in der römischen Kultur, in : Das Vaterbild im Abendland I , hrsg. H. Tel lcnbach, Stuttgart etc., I978, I 9 ff. '25 R. Heinze, Vom Geistdes Römertums, Darmstadt, 3 I 960, I 8 ff., 24, 3 2 · Vgl. Donat zu v. 270 : ve l l e aliquid . . . effectio est, . . . voluntas, non/actum damnatur. Neraudau, Enfant a Rome, 2 I 0- 2 I 6 (,La nature et Ia volonte'). "6 Plin. Mai. Nat. Hist. 2 8 , I I ; I 7 ff. ; K. Latte, RR, 62, 198 ; Th. Köves-Zulauf, Reden und Schweigen, passim, bes. 5 5 f., 69, 1 09, 1 5 6,265 f. ; F. Aitheim, Von den Ursachen der Cröße Roms, in : Römertum, hrsg. H. Oppermann, Darmstadt, I 962, 4 1 6 ff., 422 : " . . . Fatum bedeutet . . . das Numen des verkündeten Wortes selbst". In diesem Sinne ist tol lere das Fatum des Neugeborenen, nicht die Tat der Aufhebung, sondern das sie verkün dende Wort. S. unten S. 92. "7 Ch. Lewis. - Chr. Short, Latin Dictionary s.v. ; CIL 5 Nr. 1662; J. Bachofen, Ges. Werke, Basel, I 948, 3,628. " � Pind. Schol. 01. 1 , 1 4 1 ; Plut. Lyk. 1 6, 1 ; Kaibel, Epigramm. Nr. 3 1 4, s. oben S. 8; Ste phanus, Thesaurus Linguae Graecae, Graz, I 9 5 4 ( 1 829) s. v. 'ttK'tW, 'tQEq>W. Ähnlich wird I I yg. fab. 7 4 das deponere, das die Amme ausführt, dem Vater zugeschrieben, oder procreare von einer Frau gesagt: Dig. 3 5 , 1 , 2 5 . "'' Apoll odor. Bibi. 2,7,4; Codex Just. 5 ,4, 1 6 ; R E 1 1 , 1 ( 1 9 2 1 ) s.v. Kinderaussetzung ( F. Weiss) 467. Zum Sklaven als dem Ausführenden vgl. z. B. Plaut. Cist. I 67- I 87; Ter. l l !'aut. 6 30. =
]6
Tollere infantem
Sinn. '30 Auch zieht niemand aus der lateinischen Ausdrucksweise den Schluß, neben der realen Bautätigkeit der Soldaten hätte der Feldherr selber eine ritu elle symbolische Bauhandlung vollzogen. Im Falle der Wendung pater talfit u. ä. ist dies ebensowenig zulässig, wie die Analyse der Terenz-Stellen zeigt. Diese Erkenntnis, daß in der Andria des Terenz tollere = tolli iubere bedeutet, wirft die Frage auf, in welchem Ausmaß dieser Sprachgebrauch auch in ande ren Texten vorkommt und wieweit uns ihre Überprüfung unter diesem Aspekt weiterhilft, zu begreifen, was bei einem tollere infontem wirklich geschah. Daß der Sprachgebrauch weiter verbreitet ist, lassen uns schon andere Terenz-Dra men ahnen. Denn hier kommt öfters vor, daß der Vater ein tolli seines Kindes verordnet, verbietet oder befürchtet, während das reale, aktive tollere des Neu geborenen durch eine andere Person, die Mutter oder die Schwiegermutter ausgeführt wird. '3' Doch dieses Problem des Umfangs des Sprachgebrauchs ist später zu untersuchen. Hier geht es zunächst darum, ob die Bedeutung ,aner kennen' für tollere überhaupt zu erweisen ist. In dieser Hinsicht scheint eine Äußerung des Terenzkommentators Donat streitentscheidend zu sein:
(2 . ) Donalus ad Ter. A ndr. 4 64 ( = III 1, 6) 6 I IUSSIT TOLL! haec estfides (I f,ff). 2 (IUSSIT TOLL! id est) sus cipi. legitimos filios fociunt partus et sublatio: matris est parere, patris tol lere. (Ausg. P. Wessner, Leipzig, I 902 , I p. I 58) = " . . . legitime Kinder bringen Geburt und sublatio zustande : Aufgabe der Mutter ist das Gebären, die des Vaters das tollere." Nach dem oben Ausgeführten ist diese Donat-Stelle doppelt überraschend. Nicht nur, daß er das aktive tollere zur genuinen Aufgabe des Vaters erklärt; er schreibt dieser sublatio auch offensichtlich eine Anerkennungsfunktion zu - das Ergebnis des Gebärens sind filii, das der sublatio l eg i t i m i filii. Damit wäre die traditionelle Auffassung von der Existenz eines besonderen väterlichen Anerkennungsritus durch eigenhändiges Aufheben voll bestätigt. Bei näherem Zusehen erweist sich jedoch, daß hier nicht der tatsächlich überlieferte, sondern ein von dem Herausgeber zurechtgemachter Text vorliegt. ,Richtiggestellt' wurde er im Sinne der opinio communis; so ist es kein Wunder, daß man diese darin bestätigt findet. Tatsächlich - und zwar einmütig laut Apparat - überliefert ist Folgendes :
2 suscipi. legitimos filios (filios legitimos B T C) fociunt partus et sublatio: matris est pater, matris tollere. = "Aufgehoben werden : Legitime Kinder bringen Geburt und sublatio zustande : die Mutter hat den Vater in der Hand, der Mutter kommt das tollere zu." I \O z . B. BG r ,H,2 ; 2,H,4 ; Ci c . Verr. 2, 4, (56) 1 1 1 l l cautont. 627 f. ; � I t•c 57 1 , 576, 704.
124; Menge § 293, 297.
Der sprachliche Befond
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Die überlieferte lectio difficilior hat einen guten Sinn. Was Donat hier erklä. ren will, ist die passive Form des Verbs, da zu seiner Zeit die aktive Formulie rung pater tollit, suscipit gewöhnlich war (cf. suscipi, als Lemma). Dazu sagt er sinngemäß Folgendes : Kinder werden durch sublatio legitimiert; eigenhändig, aktiv vornehmen kann dies der Vater nicht; denn was den wirklichen Verlauf der Geburt betrifft, ist der Vater der Mutter gänzlich ausgeliefert (er ist ja im Geburtszimmer nicht anwesend) ; und so ist ihm auch ein aktives tollere nicht möglich. Was er tun kann, ist für ein tolli zu sorgen, d. h. dafür, daß die sublatio überhaupt - durch eine andere Person ggf. die Mutter erfolgt. Deswegen ist es richtig, daß Terenz hier den passiven Infinitiv gebraucht. Was Donat laut dieser Textform geschrieben hat, ist nicht nur gänzlich logisch, sondern auch sachlich vollkommen richtig. Denn mit der Geburt ist nur die Mutterschaft als offenkundige Tatsache gegeben, die Vaterschaft ist eine Annahme, die des Beweises bedarf und diesen Beweis kann nur die Mutter lie fern. Insofern hat sie den Vater in der Hand, matris est pater. Das römische Recht hat es nicht anders gesehen : (mater) semper certa est, . . ., pater vero is est, quem nuptiae demonstrant (Digesta 2,4, 5). ' 32 Deswegen die minutiösen Bestim mungen De inspiciendo ventre custodiendoque partu (Digesta 25,4 und ff.) und gegen Frauen quae folsum parturn subiciunt (Digesta 2 5 , 3 , I). Daß andrerseits aktives tollere der Frau zukommt, der Vater nur über tolli bestimmen kann, zeigt eine Stelle aus dem Heautontimorumenos des Terenz mit völliger Klar heit. Hier entspricht einem nolle tolli seitens des Vaters ein aktives sustulisti durch die Mutter (627 f.).'JJ Für eine editorische Umkrempelung bietet der Donat-Text überhaupt keine Handhabe. Er sagt in seiner gültigen Form das Gegenteil dessen aus, was gewöhnlich angenommen wird ; nicht von einem cha rakteristischen Aufhebungsakt des Vaters ist hier die Rede, sondern von einer Handlung der Mutter. Allerdings geht aus den Worten Donats mit Eindeutig keit hervor, daß er den Begriff der sublatio an sich im Sinne von Legitimation, ,Anerkennung' versteht. Und dies ist im gegebenen Zusammenhang der eigent liche Gewinn. Daß er dabei das Wort anders versteht als Terenz selbst, sollte festgehalten werden, darf aber nicht besonders stören. Der Kommentator lebte ja mehrere hundert Jahre später als der Autor und denkt in den Kategorien sei ner eigenen Zeit. Auch sonst faßt er manches legalistisch auf, was Terenz nur als Tatsächlichkeit meint. '3 4 Noch wichtiger jedoch ist, daß der analysierte Donat-Text sich als geeigneter Ausgangspunkt anbietet für Überlegungen dar über, wie es zu dieser Anerkennungsbedeutung kommt und woraus sie resul tiert. Was ist ,Anerkennung' ? Nichts anderes als eme confossio patris '3' Dig. 4,5 ,7; 50,1,9; 2 5 , J , I , 5 (denuntiatio a marito non incipit, sed a mutiere); Sen. contr. 2,4,6; Bachofen, Ges. Werke 2, ro2 ; 3,633. '33 626 : SO. meministin me ess(e) gravidam et mihi te maxumo apere edicere, si puellam parerem, nolle tolli ? CH. scio quidfeceris : sustulisti. SY. sie estfactum . . . ' 34 Donat zu Andr. 297; Hec. 5 77· Das Wort legitimus, von Donat häufig gebraucht, exi stiert im Wortschatz des Terenz nicht. Vgl. Donat Aen. 1 ,70; 7 5 . A. Schwind 70.
Tollere infantern
Der sprachliche Befond
(Dig. 2 5 , J , I , I 2) , ein suum dicere seitens eines Elternteiles, ggf. des Vaters (Nepos Ages. 1 ,4). IJ5 Ihre Notwendigkeit ergibt sich aus der oben beschriebe nen Grundsituation, daß die Vaterschaft für niemanden außer der Mutter eine offenkundige, erlebbare Tatsache ist, durch matris est pater. Nach der traditio nellen Auffassung erfolgt diese confessio patris durch eine wortlose, symbolische Geste, durch das Aufheben von dem Boden = tollere. Da aber der Vater, wie wir aus Terenz und seinem Kommentator wissen, dieses tollere nicht verrichtet, wie kann dieses Wort, dieses Handeln trotzdem Anerkennungsbedeutung haben? Offenkundig dadurch, daß der Vater es befiehlt. Nicht tolli an sich bedeutet die Anerkennung, sondern das i u b e r e tolli und nur indem man sprachverkürzend statt tolli iubere = tollere sagt, ist in diesem Wort und in diesem Begriff eine Anerkennung impliziert. Dies leuchtet umso mehr ein, als das iubere tatsächlich eine sprachliche Äußerung = dicere, confiteri ist. Sublatus = postnatal versorgt ist demnach jedes überlebende Kind; ein legitimes, anerkanntes Kind nur dasje nige, bei dem diese Versorgung der Vater verordnet hat : v e ll e aliquid . . . effectio est, wichtig ist die voluntas, non factum (Donat zu Ter. Andr. 270) . Dadurch, daß der Vater diese Anordnung trifft, anerkennt er, daß es sich um sein eigenes Kind handelt. Die Ausführung der Anordnung ist nicht seine Sache, sondern die der Dienerinnen bei der Geburt, in Anwesenheit und unter Aufsicht der Mutter. Eine besondere, außerhalb der postnatalen Versorgung existierende rituelle Anerkennungsgeste des Vaters gibt es - zumindest bei Terenz - nicht. Im Verkennen dieser Duplizität des Kürzels tollerelsuscipere könnten viele der Schwierigkeiten wurzeln, die sich bei der Einordnung von Berichten ergeben, welche nicht in das traditionelle Schema der Forschung passen wollen und von denen noch die Rede sein wird. Hier sei abschließend nur soviel hervorgeho ben, daß infolge der geschilderten Grundsituation die semantische Kompo nente ,Anerkennung' im Begriff tollere/suscipere potentiell immer inhärent ist und es nur vom Kontext abhängt, ob sie realisiert wird. Auch gibt es in concreto viele Mischfälle, in denen eine Realisierung nur zum Teil erfolgt, was zu ver ständlichen interpretatorischen Schwankungen und Meinungsverschiedenheiten führt. IJ6
sti 62 8). Nun wird es mit Hilfe eines Ringes als das Kind seiner wahren Eltern erkannt und von den Eltern als die eigene Tochter verheiratet. In der Szene, in der der Vater vom Überleben seiner Tochter erfährt, hält er seiner Frau eine vorwurfsvolle Rede (632-643), deren Sinn Eugraphius folgen dermaßen zusammenfaßt (zu v. 642) : sensus . . . est talis: exposita tibi (sc. der Mutter) est filia suscepta ab ea (sc. von der Fremden), quae pudorem filiae tuae
]8
(3.) Eugraphius ad Ter. Heautontimorumenos 642. Im Heautontimorumenos des Terenz hatte ein Vater während der Schwanger schaft seiner Frau im voraus die Anordnung getroffen, daß das Neugeborene beseitigt werden sollte, falls es ein Mädchen wäre ( edicere . . . nolle tolli 626 f.). Ein Mädchen wurde geboren und von der Mutter einer fremden Frau überge ben, damit das Kind ausgesetzt werde. Die Fremde behielt aber das Mädchen, die Verfahrensweise der Mutter führt also dazu, daß es am Leben blieb (sustuli1 11 ' 1"
O vid
I.
mct. 1 3 ,17; Curt. Ruf. 8,8, 1 4 ; Quimil. Der 177, 178, 306, 3 8 8 ; Suet. Jul. 5 1 ·
Einzelbeispiele erübrigen sit·h.
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venderet . . . ego nunc cogor eam suscipere, sed defendere eius pudorem non possum. Die Aufnahme als Tochter in das eigene Haus drückt Eugraphius durch susci pere aus ; das Wort ist auf das vorhergehende suscepta ab ea parallel bezogen, wo das Verb die nachträgliche postnatale Versorgung eines ausgesetzten bzw. aus zusetzenden Kindes meint (s. oben Gruppe d). Die Wiederholung bringt zum Ausdruck, daß der Vater jetzt das suscipere nachholt, was er seinerzeit versäumt hatte. Da es sich aber um eine erwachsene, heiratsfähige Tochter handelt, kann das Wort hier nicht Postnatales meinen, sondern nur die Anerkennung der Tochtereigenschaft und des damit verbundenen persönlichen Status. 1 37 In den zwei letztbesprochenen Beispielen ergeben sich durch tollere/suscipere legitime = eheliche Kinder. Es wäre jedoch ein Irrtum, in der Herstellung dieser Qualität das Wesen einer sublatio als Anerkennung zu sehen. Durch diese wird vielmehr nur die pure Tatsache einer Abstammung anerkannt, die nur dann zur Ehelichkeit führt, wenn die Umstände der Abstammung a n s o n s t e n die Bedingungen der Ehelichkeit erfüllen. Wenn Donat legitimos filios faciunt . . . sublatio sagt, so nimmt er stillschweigend an, daß die sublatio im Rahmen einer gesetzlichen Ehe erfolgt und vom legitimen Vater mit der legitimen Mutter gezeugte Kinder betrifft. Diese Bedingungen waren bei Pamphilus und Glyce rium zumindest perspektivisch auch gegeben. Ebenso handelt es sich im Heau tontimorumenos um das suscipere der Frucht eines iustum matrimonium. IJ 8 Daß diese Unterscheidung gemacht werden muß, zeigen Fälle, in denen Kinder trotz suscipere unehelich bleiben, weil die Bedingungen einer gesetzmäßigen Ehe nicht gegeben sind : ein nothus sublatus/39 ein nepos ex meretrice susceptus/4° überhaupt eine suscepta ex inaequali coniugio subofd41 creditur appellatione •
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filiorum et naturales Iiberos, id est, in servitute susceptos contineri.l41 Als Endergebnis ist daher festzustellen, daß tollere/suscipere eine Bekundung 1 37 1 18 1 39
Vgl. v. 667 : nunc ita ternpus est rni ut cupiarnfiliarn. Zum Begriff s. M. Kaser I ,3 I 1. Quint. Inst. orat. 3,6,97 f. Aus dem Kontext geht hervor, daß die Qualität eines nothus trotz tollere erhalten bleibt; daß er Legitimität nicht durch einen Akt des Vaters erlangt, son dern durch den zeitlichen Vorrang seines Geburtsdatums gegenüber denen der ehelichen Kinder. Sustulit bedeutet hier überhaupt nicht ,reconnu', wie ]. Cousin (Ausgabe Bude, Paris, I 976) es übersetzt, sondern nur, daß dem Vater ein uneheliches Kind geboren wurde, vgl. den viermal verwendeten synonymen Ausdruck nothus . . . natus (§§ 96, 98). 140 Sen. contr. 2,4. 141 Codex 5 ,27,],2. 142 Dig. 3 I ,88, I 1. Vgl. auch Mos. et Rom. legum collatio 6, 4 , J : sciant tarnen non legitirnos se suscepisse Iiberos, quos tarn nefaria coniunctione genuerunt. Codex 5 ,27, I ; 9,I I , I , 3 ; Digesta 49, I 5 , 1 1 ,o (Si quis . . . susciperet Iiberos, et postea ex se naturn sub titu!o naturalis I ! Ifilii . . manumiserit); 2,4,4, 3 ·
Tollere in/antem
Der sprachliche Befund
der physischen Sohn/Tochter-Eigenschaft meinen kann, nicht im Sinne eines förmlichen, unmittelbaren Rechtsaktes, sondern als ein tatsächlicher Akt mit eventuellen mittelbaren rechtlichen Konsequenzen. Insofern wäre es richtiger, in allen diesen Fällen von ,Akzeptierung', nicht von ,Anerkennung' zu spre chen. Während somit dieser Wortgebrauch gegenüber der in der wissenschaftli chen Literatur weithin üblichen Deutung - quantitativ und qualitativ - einge schränkt werden muß, gibt es eine weitere Interpretation, die als gänzlich verfehlt zu erweisen ist. Sie betrifft aber nur das Verb suscipere. Gelegentlich wird heute (infantem) suscipere in populärwissenschaftlichem Bereich als (f) ,ein Kind empfangen, konzipieren' (seitens der Frau) über setzt. 1 43 Dies wäre vielleicht noch kein Grund, auf diese angebliche Bedeutung besonders einzugehen. Doch schon die byzantinischen Kommentatoren des codex Justinianus bzw. ihre Quelle, der griechische Rechtsgelehrte Thalelaios (6. Jhdt. n. Chr.) haben die Formel zuweilen so verstanden ; 1 44 und moderne Rechtshistoriker gehen von der Richtigkeit dieses Verständnisses aus. l45 Die Tragweite einer solchen Bedeutung wäre nicht unerheblich; sollte es sie geben, so wäre in allen Fällen, in denen suscipere infantem von einer Frau ausgesagt wird, die Möglichkeit prinzipiell gegeben, daß von Empfängnis und nicht von dem hier untersuchten postnatalen Versorgungsakt die Rede ist. Mit anderen Worten : suscipere wäre in diesen Fällen als ein Synonym für concipere gebraucht, den eigentlichen Fachausdruck für ,(ein Kind) empfangen' seit der römischen Antike bis in unsere Tage. Nun gibt es in der christlichen Literatur lateinischer Sprache tatsächlich einen Topos, der sich auf den Zeitpunkt der Empfängnis bezieht und der das Verb suscipere routinemäßig enthält, in einem Zusammenhang, in dem auch concipere stehen könnte. Es handelt sich dabei um das Thema der incarnatio Christi, um die unbefleckte Empfängnis Mariä: . . . carnem illam theodochon . . . id est suscep tricem deitatis . . . Ooh. Cassianus contra Nestorium 3 , 1 5 ,2, CSEL 1 7, 1
p. 280) . 146 Die Gleichwertigkeit von suscipere mit concipere= ,empfangen' ist hier jedoch nur scheinbar; genau besehen meint hier suscipere nicht ,empfangen', sondern die bloße räumliche Aufnahme (Gottes) in den menschlichen Leib einer Jungfrau. 1 47 Doch dieses äußerst subtile Jonglieren mit dem Verb suscipere im Rahmen einer späten, mystisch-theologischen Problematik liegt auf jeden Fall außerhalb des Bereichs gewöhnlicher Menschlichkeit, sagt für alltägliche Empfängnis und Geburt nichts aus und braucht deswegen hier nicht näher untersucht zu werden. Berücksichtigt werden können jedoch Stellen christlicher Autoren, die sich auf gewöhnliche Empfängnis beziehen. Auch in solchem Zusammenhang nämlich kommt suscipere auf den Zeitpunkt der Empfängnis bezogen, quasi parallel zu concipere, vor, allerdings nie mit in/ans o. ä. als Objekt, 1 48 sondern mit semen, /etus verbunden und ziemlich selten; z. B. :
14 3 S . z . B . J. Götte i n der Übersetzungvon VergilAen. 4,327 (Ausgabe Heimeran, 2I965) ; H. Kasten in der Heimeran-Ausgabe von Ciceros Briefen an Atticus (München, 2 I 976), I I,IO (9),3: Haec ad te die natali meo scripsi, quo utinam susceptus non essem aut ne quid ex eadem matre postea natum esset!= "Heute ist mein Geburtstag. 0 hätte meine Mutter mich doch nie empfangen oder nicht nachher noch einen Zweiten geboren !" : An dem Tage seiner Geburt (vgl. quol) kann man jedoch unmöglich e m p f a n g e n worden sein, nur geboren sein (vgl. natum esset), S. Perozzi 96. Vgl. unten Anm. 267 ' 44 Codex 3,28,3: si mater filiis duobus institutis tertio post testamenturn suscepto5 cum mutare idem testamenturn potuisset, hoc/acere neglexisset, merito utpote non iustis rationibus neglectus de inofficioso querellam instituere poterat. (5) "suscepto a c o mp i la t o r i b u s nato s u bs t i t u tu m e s s e Th a l e l a e u s r efe rt. "(Mommsen). Basilicorum libri LX ed. H.J. Scheltema - N. van der Wal, Groningen - s - Gravenhage, I953, ser. A. vol. 5 (I967) p. I769 B XXXIX, I, J6 C. III 28,3: ruvfrw; exoucra Mo natoa� f.v
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D. Simon, R IDA
16 ( 1 969) 29 1 ff.
Vulg. Levit. 1 2, 2 : Mulier si suscepto semine pepererit masculum, immunda erit septem diebus . . . l 49 Lactant. divin. inst. 6,2 3,26 : . . . deus cum ceteras animantes suscepto /etu
maribus repugnare voluisset, solam omnium mulierem palientern virifecit.
ibid. 2 7 : . . . mutum animal . . . suscepto fetu mari repugnat. Lactant. opif. dei 1 2, 1 7 : (Mulieri) suscepto /etu cum partus adpropinquare
iam coepit, turgescentes mammae dulcibus sucis distenduntur . . .
Tert. adv. Valent. 7,2, 5 : Hoc vice seminis in Sige sua velut in genitalibus
vulvae locis collocat. suscipit illa statim et praegnans efficitur et parit . . . Von diesen Stellen bietet die erste eine Übersetzung der griechischen Wendung <J1tEQ!.!UTt/;;E<J�at in der Septuaginta : semen suscipere meint daher hier nachweis lich nicht dasselbe wie concipere= ,befruchtet werden', d. h. eine Vereinigung des männlichen Samens mit dem weiblichen Ei, sondern bloß das Eindringen des Samens in den weiblichen Körper, ein in unserem Zusammenhang wichtiger Nuancenunterschied. Auch die beiden ersten Lactantius-Stellen sind unter den Aspekt des freien Raumes gestellt : Ausgesagt wird, daß kein Eindringen des männlichen Gliedes stattfindet, weil keine Stätte dafür vorhanden ist, der Platz schon von einem /etus eingenommen ist : /etum suscipere meint die räumliche Aufnahme des Embryos in den weiblichen Körper, wobei fetus statt semen eine leicht unlogische Antizipation ist. 1 5° Es liegt auf der Hand, daß für denselben Ausdruck bei demselben Autor auch im dritten Text dieselbe Bedeutung anzu nehmen ist, zumal die beiden Werke in unmittelbarem Nacheinander verfaßt 146 Weitere Stellen : August. de fide et symb. 8 (CSEL 4I p. II) ; Tert. adv. Valent. 7,5; Marius Mercator translat. var. opusc. imp. Nestor. sermo 7,48 ; Lact. div. inst. 4,I2,I5. Con cipere gebraucht : Zeno Veronensis tract. I,54,2, 5 ; 2, 1 2, I ,2. ' 47 V gl. August. de fide et symb. 8: . . . totum hominem suscipere dignaretur (sc. deus) in utero virginis, maternum corpus integrum inhabitans, integrum deserens; Mar. Mercator I. c. : susceptricem Dei Virginem . . . E>coo6xov dico, non E>tm6Kov ' 48 Zur Synonymität von suscipere in dieser Verwendung mit concipere s. ThLL s. v. conci pio p. 62,75 ff. - Die Wendung suscipere in/antem etc. ist immer auf eine G e b u r t bezogen. ' 49 S. dazu Orig. In Leviticum hom. 8,3. ' 50 V gl. virum suscipere Vulg. Tob. 3, 1 8 ; Eclus. 1 5 ,2.
Tollere infantem
Der sprachliche Befond
worden sind!5 1 Auch an der letzten Stelle ist semen als Objekt von susci pere = ,in den weiblichen Leib aufnehmen' gemeint. Dieser Bedeutungsunterschied zwischen suscipere semen (fotum) und concipere semen {fttum) erscheint umso überzeugender als er sachlich zwei verschiedenen Vorgängen bei der Zeugung genau entspricht, die die gynäkologische Literatur immer sorgfältig auseinanderhält, der ava/.:r]\jltt;, sumtio einerseits, auA.I.:T]\jft<;, conceptio andererseits.'52 Ebenso genau entspricht es aber auch der unterschied lichen etymologischen Bedeutung der beiden Verben sowie einem charakteristi schen Unterschied in ihrer syntaktischen Konstruktion. •:·sub-capere drückt ori ginär ein Fortbewegen im Raume aus, exceptio . . . matricis i n fu n du m (Cael. l.c.), •:·cum-capere eine organische Zusammenfügung im seihen räumlichen Punkt, retentio atque conglutinatio (Cael.) ; dementsprechend benötigt ein auf den Zeitpunkt der Empfängnis bezogenes suscipere immer ein. Objekt, concipere dagegen kann auch absolut stehen . ' 5 3 Nun ist aber unser Problem nicht die Bedeutung von suscipere i n Verbindung mit semen und fetus als Objekt, sondern mit in/ans o. ä., d. h. mit einem Wort für voll entstandenes, vom uterus unabhängig existierendes Kind. Kann suscipere in solcher Verbindung dieselbe Bedeutung wie concipere= ,empfangen' haben ?'5 4 Von vornherein wahrscheinlich ist dies vor dem Hintergrund der unterschiedli chen Bedeutung in den bisher erörterten anderen Objektverbindungen ganz und gar nicht. Im vorhinein läßt sich vielmehr ein wichtiger Unterschied auch hier feststellen : Während concipere infantem sich ausnahmslos immer auf den Zeitpunkt der Empfängnis bezieht, ist dies bei suscipere keineswegs der Fall. Im Gegenteil : Von den ungefähr 23 Belegstellen, die wir für diese Verbindung ken nen, mit einer Frau als handelndem Subjekt, I 5 5 beziehen sich 12, die Hälfte, ohne jeden Zweifel auf die Geburt, auf ein schon geborenes Kind / 5 6 keine ein-
zige ist dagegen mit Sicherheit im Sinne einer Empfängnis zu deuten; nur bei der übrigbleibenden Hälfte ist somit eine mit concipere synonyme Bedeutung . . wemgstens theoretisch denkbar, wenn auch nicht wahrscheinlich. '57 Aus ?er a�lgemeinen Sachlage ergibt sich nun, daß diese Möglichkeit eine . Irreale 1st, d1e Bedeutung ,empfangen' für die Wendung infantem suscipere in Wirklichkeit nicht existiert. Denn. solange kein sicherer Gegenbeweis vorliegt, können auch die an sich unklaren Fälle nur in dem Sinne gedeutet werden ' der allein sicher und mehrfach erwiesen ist. Dafür spricht ferner die Tatsache daß selbst ein au! den Zeitpunkt der Empfängnis bezogenes suscipere (semen, tum) . n 1 c h t conczpere bedeutet. Noch mehr jedoch der Umstand, daß, wie bei männ lichen Subjekten suscipere infantem und tollere infantem wahlweise für die Bezeichnung desselben postnatalen Aufhebungsaktes gebraucht werden, so auch bei weiblichen Subjekten neben suscipere in/antem ungefähr genausooft (23-mal) tollere infa�tem vorkommt, was naturgemäß nur den Aufhebungsakt nach der Geburt memen kann.'5 8 Warum sollte die generell zu beobachtende Bedeutungsgleichheit der beiden alternativen Ausdrücke gerade nur für e i n e n T e i I der Wendungen suscipere in/antem mit weiblichem Subjekt nicht gelten? Wenn daher griechische Kommentatoren des codex Justinianus filius susceptus mit av}.),1J
Lactance, L'ouvrage du dieu createur, trad. par M. Perrin, Paris, r 974 ( Sources Chre tiennes No 2 13-2 14), r, r s ff. Vgl. die richtige Übersetzung der zitierten Stelle : suscepto /etu= ,Lorsqu'elle a commence une grossesse'. 2 Soran r ,44 (p. 3 r ,2 ff. Ilberg) : 8taq>i::QEt OE avaAT]IjJtt; <J\JAAT11J1EW<;. avaAT]IjJtt; J.u':v yaQ 15
I,93; cons. Stil. 2, 345; Eugraph. in Terent. Heaut. 642; Serv. Aen. 1 ,273; Vulg. Gen. r 6,2 (vgl. 30,3) ; Exod. 2,9 ; Ruth 4, r 6 ; Codex 5 ,9,3,0. '57 Z. B. spielt sich die Szene Plaut. Epid. 56 r lange nach der Geburt ab und suscipere bil det den Gegensatz zum Aufziehen des Kindes. Firm. Mat. 5,3,25 wird Menschen mit der Gebu::skonstellation Satumus in Virgine vorausgesagt nec virgines sortientur uxores, sed aut ab al11s stuP_ratas �ucu�t, aut quae iam susceperint .filios: Daß eine Frau in schwangerem Zustand herratet, 1st em Ausnahmefall und eignet sich daher wenig als Inhalt für eine g e n e r e I� e Regel; daß eine Frau mit Kindern eine zweite Ehe eingeht, ist dagegen häufi ger, �nd �me ,Frau mit �nhang' eine sinnvolle Steigerung der Minderwertigkeit der Ehe kandidatm gegenüber emer bloß entehrten Frau (stupratae). Codex 3,28,3 ersetzt suscepto . . em nato der ursprünglichen Textfassung (vgl. Anm. 144). '58 Plaut. Amph. 50 1 ; Truc. 398 ; 64o; Ter. Heautont. 627; Hec. 57 1 ; 576 ; 704; Donat ad Ter. Hec. 400; 57 1 ; Varro vita pop. Rom. frg. Sr Riposati; Verg. Aen. 9,546; Ovid Met. . 9,699; Tnst. 2,293 f. ; Sen. contr. 2,5,4 ; Hygin fab. 66; CLEp Nr. 97o; CIL 6 Nr. 20370;7 , ; Serv. Aen. 7,67 8 ; CodexJust. 6,25,7 (6), o ; Digo. 29,2,92; 37, 14,6; Vulg. Act. Apost. 7,2 1 . ' 59 Vgl. oben Anm. 144. Scholion B . XXXIX, r,J6 § 2: 1:0
15 1
i:crnv T) q>OQU 1:0ü crni::QJ.La'tor; i:ni 'tOV noSJ.Li::Va Tfi<; ucr'ti::Qar;, cruAAT]IjJtt; OE T) J.!E'tU 'tTJV q>OQUV KQU'tT]crir; 'tE Kai <J\JyK6AAT]crtt;' Kai UVUAT]IJ1l<; J.!EV j.L6VO\J E<J'ti crnt':Qj.!a'tOr;, <JUAAT]IjJlt; ot Kai t':J.LßQUO\J ; Cael. Gyn. 1 ,55 (439 ff. p. 1 7 f. Drabkin) ; Auson. ecl. 7 , 1 r: ubi conceptus genitali
insederat arvo. ' 5 3 ThLL s. v. concipiop. 56, 34 ff. saepissime absolute. Lucr. 4, 1266. ' 5 4 Die Verbindung von concipere mit in/ans o. ä. als Objekt ist häufig, s. ThLL s. v. p. 56, r2 ff. ' 5 5 Plaut. Epidic. 56 r ; Verg. Aen. 4,327; Pervig. Ven. 78 ; Hist. Aug. Maxim. Balb. 5,7; Firm. Mat. 5,3·, 3; 5,J, r9; 5,3,25; Claud. Ruf. 1 ,93 ; cons. Stil. 2,345; Eugraph. in Terent. Heaut. 642 ; Serv. Aen. 1 ,273; Vulg. Gen. r 6,2; Exod. 2,9 ; Ruth 4 , r 6 ; Codex Just. 5,9,3,0 ; 7, 14,3; 9, I I , I ; 3,28,3; Digesta r 6,3,26; 3 I ,76,5 ; 32,4 1 , I I ; 34, 1 , I 5 ; 35 , I ,25. Wir zählen hier nur Belegstellen mit, an denen eine Frau als Handelnde eindeutig zum Ausdruck kommt. Nicht berücksichtigt sind manche Stellen mit passiven Ausdrucksweisen, an denen eine Frau als logisches Subjekt auf Grund des Kontextes nur vermutet werden könnte. Wegen solchen l J nsch ä rfen sprechen w i r von nur ungefährcn Zahlen. ''" l 't' rv i g . V!' n. 7H ; ! I ist. Aug. M ax i m . Balh. 5 ,7 ; Fi r m . M at. 5.3.3; 5,3,19; Claud. Ruf.
43
fo
TEXStvwr; J.!VTJJ.!T]V EtXEV J.!E'tU n']v OtaST)KT]V' crTJJ.!EQOV ot U(j>'\]Qi::ST] 'tO ,'tEXStnor;' Kai i:yt VE'tO ,<J\JAAT]q>Stvwr;', wr; dvm OflAOV. Die richtige wörtliche Übersetzung wäre, statt susceptus 'gewesen. ,<J\JAAT]q>Stv'=, conceptus : ,avaAT]q>Stv' = ,
' 60
E. Zachariä von Lingenthal, ZRG 8 (I 8 87) 26 ff.
Tollere infontem
Der sprachliche Befond
der codex nie enthielt. Deswegen müssen auch ihre Erklärungsversuche in einer kaum mehr nachvollziehbaren Weise spitzfindig ausfallen. '6' Bestätigt wird somit durch obige Analyse die einmütige Auffassung aller mir zur Verfügung stehenden lateinischen Wörterbücher, '62 daß lat. suscipere die Bedeutung ,(ein Kind) empfangen' nie besaß; ebenso der Standpunkt erfahrener Philologen : s u s c ip e re autem . . . omnino[que] est nostrum K i n d e r b e k o m m e n , noli
In allen bisher betrachteten realen Bedeutunsgruppen (a-d) ergab sich aller dings nur eine sehr summarisch-abstrakte Bedeutung. Umso größeres Interesse bieten weitere Stellen, die eine - mehr oder weniger starke - Konkretisierung der gemeinten Vorstellung zulassen. Schon an den bis jetzt untersuchten Stellen mit schematischer Bedeutung war der schematische Charakter mitunter abgeschwächt, durch den Kontext, in den der Ausdruck eingebaut wurde. Dies ist generell der Fall, wenn tollere/suscipere als Stichwort für die 2. Geburt einem Ausdruck der r . Geburt gegenübergestellt wird : . . . peperisset . . . tollere (Ter. Andr. 2 1 9) ; . . . parerem . . . tolli (Ter. Heaut. 627) ; quod erit natum tollito (Plaut. Amph. 5 0 1 ) ; natum de crimine virgo sustule rit (Ovid Trist. 2,293 f.) ; simul atque editi in lucem et suscepti sumus (Cic. Tusc. 3 , ( 1 )2); (iuvenem) patriciis maioribus ortum . . . tulit (Stat. silv. 1 ,2,72 f.) ; natam mihi filiam . . . sustuli (Sen. contr. 9,6, 3).' 64 Aus allen diesen Sätzen wird deut lich, daß , t./s. ' eine zweite Phase im Entstehungsprozeß des Menschen meint nach der primären Geburt und daß beide Phasen zusammen die Entstehung ergeben. Ein ähnlicher Konkretisierungseffekt wird erzielt durch die Bezug nahme auf eine später folgende Etappe der Aufzucht: . . . filiam suscepit; et eam clam educat (Ter. Phor. 943 f.) ; suscepit et aluit (Script. Hist. Aug. Max. Balb. 5 ,7) ; suscepit mulier, et nutrivit puerum (Vulg. Exod. 2,9) . '65 Eine Beziehung zu einer früheren und zu einer späteren Phase kann aber strukturell auch zugleich hergestellt werden : Filius mihi n a t u s est . . . ita candidus statim corpore, ut lin
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confundere cum c o n c ip e re .'63 ' 6 ' D. Sirnon 29 I ff. Die Rechtsvorschrift geht offensichtlich stillschweigend davon aus, daß eine Beschäftigung mit dem Testament vor der Entbindung, während der Schwanger schaft, für die Mutter nicht in Frage kommen kann. ("Der Zeitpunkt, von dem man an den Enterbungwillen als manifest betrachtete, war d i e G e b u r t des nichtbedachten Abkömm lings", Sirnon o. c. 292, gesperrt K.-Z.). Deswegen wäre eine Unterscheidung zwischen Zeitpunkt der Empfängnis und dem der Geburt im gegebenen Kontext vollkommen irrele vant und systemfremd. Eine systematisch relevante Aussage ergibt sich dagegen, wenn man susceptus im Sinne der Aufhebung nach der Geburt versteht, als ein präzisierendes Synonym zu natus. Durch diese Präzisierung wird nämlich einerseits betont, daß das Kind, anders als die Mutter (eam in puerperio vita cessisse) nicht nur zur Welt kam, sondern auch am Leben blieb; andrerseits wird auch der Fall ausgeschlossen, daß das Kind nach der Geburt ausge setzt wurde. Solche Überlegungen dürften in Wirklichkeit die Kommission bewogen haben, das Wort natus der ersten Fassung durch das genauere Synonym susceptus in der Endfassung zu ersetzen. '62 Lewis-Short, Forcellini, Georges, Klotz, Freund, Du Cange. CGL 2,4 5 5 ,J 3 ; suscipio
'tLK'tW imi ÜQQEVO<;.
So Farbiger zu Aen. 4,327 · Schon Donat deutet die Vergil-Stelle in diesem Sinne, ebenso Conington-Nettleship, Pease (Verg. Aen. 4, Darmstadt, I 967 = I 9 3 5 ), Austin (Ver gil Aen. 4, Oxford, I 9 5 5) . Vgl. oben Anm. 1 4 3. Eine andere Stelle, die in diesem Zusammen hang eine Rolle spielt, ist Plaut. Epidic. 56 I . Auf sie - und eine weitere Bezeugung bei Plaut. Amphitr. I r 39 - gestützt wurde die These aufgestellt, die Verwendung von susciperefilium (filiam) im Sinne von ,empfangen', ,concipere : sei allgemeiner, genuiner plautinischer Sprachgebrauch; erst Terenz habe dem Ausdruck einen veränderten und erweiterten Sinn gegeben, worin die Späteren ihm gefolgt seien : Terenz "gebraucht, der klassischen Latinität entsprechend suscipere nicht von der Mutter, sondern von dem Vater . . . in dem Sinne von ,aufziehen, nicht aussetzen' " (P. Langen, Beiträge zur Kritik und Erklärung des Plautus, Leipzig, I 8 8o, 3 I 3 ; Gonzalez Lodge, Lexicon Plautinum, Leipzig, I9 3 3 s. v. suscipio). Diese Deutung der Plautus-Stellen wird mit Recht allgemein abgelehnt, s. Farbiger und Coning ton-Nettleship ll.cc., die Übersetzung von Ernout, (Paris, I 9 3 5 , Epid. 5 6 I : ,Ma fille, que j'avais eue de toi'), von P. Nixon (Loeb, 1 9 5 9 = I 9 1 7 : ,The daughter l had byyou'), W. Lud wig (Antike Komödien, Plautus/Terenz, München, 1 966 : "Die Tochter, die ich Dir gebo ren . . . "). Es ist nicht statthaft, auf Grund von nur zwei Plautus-Stellen, die im Sinne des spä teren Sprachgebrauchs besser zu deuten sind, eine Abweichung von der gesamten Latinität bei Plautus zu postulieren. Einen echten Beweis für die Verwendung von Iiberos suscipere im Sinne von concipere würde Dig. 3 6, I , I 8, 5 darstellen, wenn auf den überlieferten Text des Codex Florentinus Verlaß wäre. Menge, gebilligt von Mommsen, hat jedoch das überlieferte sinnlose suscepto auf Grund des systematischen Kontextes mit Recht in conceptosgeändert (Iustiniani Digesta rec. Th. Mommsen, Berlin, I 89 5 , z. St. und Praefatio III). Eindeutig auf den Geburtsvorgang bezieht sich susciperefilium auch in der Sprache der Vulgata, wie parallele Formulierungen es beweisen : Gen. I 6,2 : ingredere ad ancillam meam, si jrJrtc saltcm cx illa suscipiam filios. Gen. 30,30 : ingredere ad illam (sc. fomulam), ut pariat super }(C»IIa mca, ct habcam cx il/a.filios. suscipercfi/ium bedeutet somit, eine Frau zu veran'63
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teamen, quo e x c e p t u s est, vinceret. quare s u s c e p t u m eum Albinorum fami liae . . . dedi Albini n o m i n e i mp o s i t o . (Script. hist. Aug. Clod. Alb. 4,6 f.). suscipi ordnet sich hier in den Gesamtverlauf nasci-excipi-suscipi-nomen impo nere ein und definiert sich dadurch als Bestandteil einer postnatalen Hand lungsserie. '66 Es kann alles meinen, was nach der Entnahme aus dem Mutterleib lassen parere supergenua alicuius et haberefilium (Novae concordantiae Bibliorum Sacrorum . . . digessit B. Fischer, Stuttgart-Bad Cannstatt, 1977 s. v. suscipio); es bezeichnet, in abstrak ter Verallgemeinerung, den Akt der Entgegennahme und der In-Besitz-Nahme eines Kin des bei der Geburt seitens der Geburtshelferin (des Geburtshelfers). Damit wird zwar eine lateinische Wendung für einen alttestamentarischen Brauch in Anspruch genommen, der mit dem römischen nicht ganz deckungsgleich war (G. Binder, Geburt 2,6 3 f.), doch es han delt sich nur um eine Variante derselben Phase der postnatalen Versorgung. Auch hier muß, naturnotwendig, die Omphalotomie unmittelbar auf das suscipere in den Armen der Geburtshelferin erfolgt sein, es war ein suscipere zwecks Omphalotomie (s. oben S. I 3 f.). Daß hier keine Rede davon ist, daß das Neugeborene zwischendurch absichtsvoll auf den Boden gelegt wurde, weist auf den spezifisch römisch(-griechischen) Charakter dieses Momentes der Verfahrensweise hin. Es erklärt auch, warum lat. tollere zum gewichtigeren Synonym neben susciperewerden konnte, vgl. unten S. 8 5 ff. Zu den allgemeineren Aspekten des Problems vgl. ]. Loth, Revue Ceitique 39/40 ( 1 922-I923) I43 ff.; E. Schwyzer, Antido ron. Festschrift J. Wackernagel, Göttingen, I 92 3, 292 f. ; R. Meringer, Wörter und Sachen I I ( I 928) I 2 I ff. ; R. B. Onians, The Origins of European Thought, Cambridge, 1 9 5 4, 1 7 5 ff. '64 Juv. Sat. 9,8 3 f. ; Collectio legum 6,4, 3 . '65 Plaut. Epidic. 5 6 I ff. ; Sen. contr. 9,3, Lemma; 9 , 3 , 6 f. ; 9,3, 1 4 ; Plin. Min. Paneg. 27, 1 ; Codex 8 , p , 3 . '66 Die gelegentlich anzutreffende Ansicht, infontem suscipere sei an dem Tag der Namensgebung erfolgt, ist eine du rch nichts begründete Hypothese, offensichtlich eine
Tollere infantem
Der sprachliche Befond
und vor dem Fest der Namensgebung, der nominalia, geschieht (vgl. oben S. 3 f.). tollere als Etappe der postnatalen Versorgung (s. oben S. 24 f.) fällt in diesen Zeitabschnitt. , T.IS. ' kann jedoch nicht nur durch horizontale strukturelle Einordnung eine nähere Charakterisierung erfahren, sondern auch vertikal, indem verschiedene Bedeutungsebenen in dem einen Ausdruck selbst deutlich werden. So macht eine Bestimmung des codex Justinianus (8, 5 1 [ 5 2].3) einen Unterschied zwi schen (pueros) nutriendos tollere einerseits, penitus tollere andererseits :
Maximum aber der endgültige Erwachsenenstatus des aufzuziehenden Kindes. Deswegen heißt dies p e n i t u s tollere; nutriendum tollere besitzt ein Zwischen maß an Perspektive. Der Ausdruck ist jedoch, wie wir bereits wissen, von per spektivischer Prägnanz auch in der entgegengesetzten Richtung, indem es auch d a s kausativ mitmeinen kann, was v o r dem tollere geschieht, nämlich die Anweisung zu diesem ,t.ls. ; das iubere (S. 3 5 f.). Die schematischen Bedeutungs gruppen entstehen dadurch, daß man kleinere oder größere Abschnitte des gesamten Handlungsweges oberflächlich zusammenfaßt. Dabei handelt es sich insgesamt immer um denselben Handlungsweg, mit situationsbedingten Varian ten (d = Versorgung eines schon ausgesetzten Kindes), oder mit betonter Abgrenzung von Gegenbegriffen (b = nichtaussetzen), oder aber unter beson derer Berücksichtigung der möglichen juristischen Folgen (e = akzeptieren) . In diesem Sinne stellen auch nutriendum tollere und penitus tollere nicht zwei ver schiedene, sondern eine und dieselbe Handlung dar. Wenn dies richtig ist, so muß man davon ausgehen, daß die Aktualisierung der Endperspektive nicht auf den Fall schon ausgesetzter Kinder beschränkt werden kann, sondern auch bei eigenen Kindern gegeben sein muß. Belege solcher Art existieren in der Tat, und sie sind nicht gering an der Zahl : tollere dulcem cogitat h e re d e m Guv. Sat. 6,3 8 f.) ; ut illi c o h e r e de m pater ex ancilla tollere! (Sen. rhet. contr. 6,3,257 M.) ; dixisse illum sibi dubitanti an filium tolleret: , tolle ' - inquit - , i n m e u m p a t r i m o n i u m ' (Sen. rhet. contr. 2, I , J I ) ; oder in rhetorischer Ver wässerung : Natam mihi filiam quasi futurae pacis o b s i de m sustuli (Sen. rhet. contr. 9,6, 3) ; tollere Iiberos . . . in spem l i b e rt a t i s , in spem s e c u r i ta t i s (Plin. Paneg. 27, I ) . '68 Es ist ein Mißverständnis, wegen der Verknüpfung des , t.ls. ' mit der langfri stigen Perspektive des Kindes, in dieser Handlung einen juristischen Akt zu sehen. Das entscheidende Merkmal für einen solchen Akt ist nicht gegeben, die dominierende Absicht, eine Rechtswirkung zu erzielen, wie z. B. im Falle der adoptio. Wort und Tat zielen vielmehr auf eine Realitätswirkung ab, auf die Begründung der Existenz des Kindes. Diese 2. Geburt ist daher sowenig ein juristischer Akt, wie die erste, die biologische. Ja, noch viel weniger. Denn mit der biologischen Geburt ist wenigstens eine wichtige juristische Konsequenz unvermeidlich verknüpft : Nach richtigen neueren Erkenntnissen erfolgt die Unterwerfung unter die patria potestas mit der Geburt an sich, und nicht mit dem tollere. ' 69 Auch hier ist ein Vergleich mit der Adoption lehrreich, die als juristischer Akt eine neue patria potestas begründet. '7° In all den zitierten Fällen geht es nur um die existentielle Tatsache, daß der
sed neque his, qui eos (sc. pueros) nutriendos sustulerunt, licentiam concedi penitus (cum quadam distinctione) eos tollere et educationem eorum procu rare, sive masculi sint sive feminae, ut eos vel loco libertorum vel loco ser vorum aut colonorum aut adscripticiorum habeant. Es geht hier um die Rechtsstellung ausgesetzter und von Fremden versorgter Kinder (oben d, S. 30) . Bestimmt wird, daß sie als frei und freigeboren zu betrachten sind (liberi et ingenui), weder ihren natürlichen Eltern noch ihrem Retter unterworfen. Ein nutriendum tollere wird erlaubt, dessen Vertiefung zu einem penitus tollere aber untersagt. Wie die Einzelerklärung zeigt, wird unter penitus tollere die auf einen bestimmten sozialen Stand - distinctio - gerichtete Aufzucht und Ausbildung verstanden. ' 67 Die zwei Bedeutungen von tollere, die hier miteinander konfrontiert werden, sind uns als solche schon bekannt: Es handelt sich um die Bedeutungsgruppe d sowie c. Doch die Art und Weise, wie sie einander gegenübergestellt werden, enthält eine neue Aussage. Ihr Verhält nis zueinander wird nämlich gewertet und von c (,das Kind aufziehen, großzie hen') ausgesagt, daß es die Idee, das Wesen von tollere in höherem Maße reprä sentiert als die bloße postnatale Ersatzversorgung (d) zum Zwecke der Lebenserhaltung. Der Rangunterschied der Bedeutungen ergibt sich aus den unterschiedlichen Perspektiven und Zielen hier wie dort; Ernährung einerseits, Stellenzuweisung andrerseits im Gefüge sozialer Besitz- und Machtverhältnisse. Wenn es aber heißt, daß erst Letzteres ein penitus tollere, ein tollere im vollen Sinne des Wortes ist, so bedeutet dies, daß die soziale Integration, die Installie rung in ein Hauswesen substantiell zum Begriff des tollere gehört. Wir haben schon früher (S. 2 5 ) feststellen können, daß ,t.ls. ' ein prinzipiell prägnanter Begriff ist, weil es außer der primär gemeinten Einzelhandlung Aufhebung zwecks Omphalotomie - immer auch die Perspektive der Folge handlungen in geringerem oder größerem Maße mitenthält. Das Minimum die ser perspektivischen Prägnanz ist das Mitmeinen des statuere, das denkbare unbedachte Konsequenz der Annahme, es sei eine väterliche Handlung zeremoniellen Cha rakters gewesen. So z. B. Combet-Farnoux J2 3, mit der Berufung auf andere Forscher (Wis sowa, Latte, Bayer) , die jedoch einen Zusammenhang mit den Nominalia n i c h t behaup te n . "'7
penitus eos tollere w ird durch e t educationem eorum procurare präzisiert. Vgl. Ter.
l'horm. 942 ff. : ex quafiliam suscepit; et clam eam educat. Zu der Bedeutung distinctio = hono rC'J Th l .l . s . v. distinctio p. 1 p 2,2 ff.
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CLEp Nr. 144. S. oben S. 39· Kaser i,65,345· '7° Kaser 1,67 : Der Adoptionsvorgang "besteht in der in iure cessio zum Erwerb der patria potestas. Der werdende Adaptivvater behauptet vor dem Magistrat, daß der zu Adoptie rende sein Kind sei, der Gegner unterläßt die bestreitende Gegenbehauptung, und der Magistrat spricht das Kind dem Adaptivvater zu". " . . . die manumissio vindicta . . . mit der in iure cessio zum Erwerb der patriapotestas . . . in einer einheitlichen Formel zusammengefaßt" ( I ,J4H.) ' 69
Tollere infantem
Der sprachliche Befund
Vater ein Kind erzeugt, erhält, aufzieht. Deswegen ist es auch nicht zu billigen, daß das Verb an den angeführten Stellen vorzugsweise mit ,anerkennen' über setzt wird.'7' Doch an der schwierigen juristischen Diskussion uns zu beteili gen, die um dieses Phänomen geführt wird, ist hier nicht unsere Absicht. Statt dessen soll ein Schluß gezogen werden, der sich aus dem Tatsächlichkeitscha rakter eines solchen tollere mit langfristiger Perspektive ergibt. Ein Korrelat der Tatsache, daß , t./s. ' mit einer potentiellen Endperspektive geschehen kann, ist, daß eine solche Perspektive für diese Handlung konstitutiv gegeben ist. Mit anderen Worten : in./antem tollere kann man zwar ohne jede juristische Qualität, doch nicht ohne einen festgefügten sozialen Rahmen, in den das Kind inte griert wird. Domus und sublatio gehören zusammen. Dies kann auch ganz kon kret verstanden werden : Wenn zu tollere ein Bergen in der Wiege, colligare incunabulis, in cunas condere gehört, '7' so braucht diese Wiege einen festen, geschützten Platz, wo sie stehen kann. Metaphern, die eine Verbindung zwi schen Kind und Haus herstellen, unter verschiedenen Aspekten, '73 sind nicht zufällig; sie wurzeln letzten Endes in diesem realen Zusammenhang zwischen Wiege und Haus, Bergungsstätten des Neugeborenen im Kleinen und Großen. Bisherige Konkretisierungen des untersuchten Ausdrucks erwiesen sich als das Ergebnis einer näheren Bestimmung des Handlungsgehalts, des Hand lungsobjekts oder der Handlungsperspektive mit Hilfe verschiedener grammati scher Mittel. Nichts Konkretes erfuhren wir über die handelnde Person. Die jetzt zu betrachtenden Belegstellen enthalten solche Hinweise und erreichen dadurch ein höheres Maß an Konkretheit. A. In seinem ersten Buch gegen Rufinus läßt Claudian die Unterweltsgestalt Megaera folgendes sagen :
Zusammenh ang suscipere gremio ? Zweifelsohn e eine Hebammen handlung, chronologisch sehr nahe an dem Zeitpunkt des Austritts aus dem Mutterleib. Fraglich bleibt jedoch, ob die Entnahme (Apodexis) selbst gemeint ist, was übli cherweise excipere heißt'75 oder die Aufnahme vom Boden zwecks Omphaloto mie, d. h. tollerelsuscipere in./antem im Sinne des obigen 2. Abschnittes (S. 3-27) . Denn die Einzelelemente des postnatalen Vorgangs werden hier zu groben Ein heiten zusammen gefaßt. Claudian spricht noch ein zweites Mal von suscipere puerum, in seinem Loblied auf Stilichos Konsulat, 2 , 3 42 ff. :
Rufinus, quem prima meo de matre cadentemlsuscepi gremio. parvus repta bat in istolsaepe sinu . . . (92 ff.) . Rufinus soll ein Megaera-artiges Wesen, eine besondere Affinität mit diesem Unterweltsdämon zugeschrieben werden. Dies geschieht durch die Aussage, er habe jene Eigenschaften ,mit der Muttermilch eingesogen', ja die Megaera sei nicht nur seine Amme gewesen, sondern auch seine H e b amme : Sie sei die erste Person gewesen, mit der er bei der Geburt in Berührung kam'74 und diese erste Berührung habe seinen Charakter bestimmt. Was bedeutet in diesem '7' Nicht einmal ein suum dicereim Sinne einer tatsächlichen Annahme der Vaterschaft ist an diesen Stellen gemeint. '7' S. oben S. 3 f. Plaut. Amph. I I04 ff. '73 Kind steht fest wie ein Haus, wie ein Pfeiler im Haus : Plaut. Most. I 20 ff. ; Sen. contr. 2, 1 ,7 (domus per multos folta Iiberos); Plin. Min. 4,2 I , J ; Stat. Silv. 4,7,29 f. S. oben S. I 7 f., unten S. I 6o. Der Hausherr sorgt für das Geburtslager: oben Anm. 29. '74 Es handelt sich hier um eine ,delivery on the ground' (oben Anm. 4 und S. 3). In paral lelen Beschreibungen einer Entbindung mit Hilfe des Verbs cadere steht mitunter tellure (ab I.) als nähere Bestimmung : C laudiani Opera ed. N. Heinsius-P. Burmannus Secundus, Amsterdam, 1 760 z . St. (p. 37) ; H. Heuvel, P. Papini Statii Thebaidos liber primus, Zutphen, I <J F p. H4 ; R. D. Wil liams, CQ 45 ( 1 9 5 1 ) 1 44 f.
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. . . sacri Mariae partus; Lucina doloreslsolatur; residet folgente puerpera lecto; lsollicitae iuxta pallescunt gaudia matris. lsusceptum puerum redimi tae tempora Nymphae Iauri fonte lavant; teneros de stamine risus Ivagitus que audire putes. iam creverat infons etc. (Vgl. oben. S. 8)
Susceptum wird in dieser Beschreibung, die sich auf die Darstellung einer fikti ven Geburtsszene auf dem Konsularmantel Stilichos bezieht, nur nebenrangig erwähnt. Soviel geht jedoch aus dem Text mit Sicherheit hervor, daß das susci pere vor dem Baden erfolgte, wahrscheinlich durch dieselben Nymphen, die das Baden verrichten;'76 des weiteren, daß es sich auf jeden Fall um einen organi schen Bestandteil der postnatalen Gesamtversorgung handelt. Eine ausdrückli che Verbindung mit dem Moment der Entnahme aus dem Mutterleib wird nicht angedeutet, anders als in der Invektive gegen Rufinus. Mit dem spontanen Gesamteindruck, den der Leser gewinnt, ist vielmehr die Annahme am besten vereinbar, daß vom Dichter das suscipere sensu proprio gemeint ist, das Hoch nehmen vom Erdboden zwecks Omphalotomie und weiterer Versorgung. Die dritte Belegstelle für dieselbe Wendung bei Claudian findet sich in der Invektive gegen Eutropius 1 ,46.' 77 Sie wird hier im allegorischen Sinne gebraucht, zum Ausdruck der Kastration des Eutropius in frühestem Alter:
'75 Caelius Gynaec. I , I03 ( p. 3 6,9 I 7 Drabkin) ; August. pecc. mer. I ,2 8 , 5 5 (PL Migne 44 p. I 4 I ) . '76 ,The flower-crowned Nymphs take u p the babe and wash h i m i n a golden basin' ( M. Platnauer z. St. Loeb-Ausgabe) ; A. Cameron, Claudian, Oxford, I 970, 47 f., I 5 3 f. '77 tollere infantern kommt bei Claudian einmal vor, cons. Stil. 3 , I 76 ff. ( fehlt im Index der Ausgabe von Th. Birt) : Dedit haec (sc. Roma) exordia lucis I Eucherio puerumque ferens hic rcgia materIAugusto monstravif avo; laetatus at ille I Sustulit in Tyria reptantem veste nepotem. Mit avus ist der Kaiser Theodosius I. gemeint, der genaugenommen der Großonkel, nicht der Großvater des Eucherius war (Cameron 47, XIV). Es handelt sich nicht um eine < ;cburtsszene - das Kind gilt schon als älter, vgl. in Tyria reptantem veste nepotem-, sondern 1 1 111 eine Präsentation des Kindes s. unten S. 67 f. Aus dem Wort tollere allein hier eine Aner kennung des Eucherius als legitimer Enkel des Kaisers herauszulesen, mit dem bekannten p roblematischen Argument ,tollo is the technical term for acknowledging a child as legiti ' t n ate , ist unbegründet (so Cameron 47). Richtig Platnauer: ,his mother showed the babe to h i ., imperial grandsire who rejoiced to Iift a grandson upon his knee and to Iet him crawl l l jHlll his purple rohes.' =
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Tollere in/antem
Cunabula prima cruentis Debet suppliciis; rapitur castrandus ab ipso Ubere; suscipiunt matris post viscera poenae. Auch hier gilt suscipere als eine Handlung, die unmittelbar nach der Geburt erfolgt (cunabula p ri m a , ab ipso ubere), ohne daß eine weitergehende Präzi sierung möglich wäre. '78 Ausgeführt wird es auch hier durch weibliche Gestal ten, die allegorisch personifizierten Strafen. In seiner kürzelartigen Prägnanz bildet es den Kontrapunkt zum Verlassen des mütterlichen Leibes; suscipere, der Empfang durch die diesseitige Welt ist die Kompensation für die Trennung vom Mutterschoß. Diese claudianischen Geburtsszenen zeigen so große Ähnlichkeiten mit gewissen Schilderungen bei Statius und Sidonius Apollinaris, daß eine Nachah mung der Früheren durch die Späteren angenommen werden muß. Dies umso mehr, als Claudian bekanntlich Statius im allgemeinen mit Vorliebe nach ahmte'79 und auch Sidonius in enger Nachfolge sowohl des Statius als auch Claudians dichtete. '80 Im Rahmen solcher vielfachen Beeinflussung ist ein dich terischer Topos der Geburtsschilderung in der spätlateinischen Dichtung ent standen, mehr als dreihundert Jahre lang dauernd. Deswegen sind Claudians Darstellungen nur als Bestandteil dieser Typus-Tradition voll zu würdigen, trotz des Umstandes, daß er als einziger den terminus technicus suscipere ver wendet, die beiden anderen sich - zum Teil nur minimal abweichender - Syn onyma bedienen : recipere, excipere, /overe. I ) Stat. Theb. I ,6o ff. : (Oedipus an Tisiphone) . . . me de m a t r e c a de n t e m lfovisti g re m i o et traiectum vulnere plantaslfirmasti . . . (78-90 n. Chr.) 2) Stat. Silv. I ,2, I 07 ff. : (Venus über Violentilla) . . . Hanc ego
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . t e l l u r e c a de n t e m excepi foviq�e s i n u . . . (vor 92 n. Chr.) 3) Stat. Silv. I ,2,260 f. : (der Dichter an Stella, den Bräutigam Violentillas) at te n a s e e n t e rn g re m i o mea prima recepitiParthenope, dulcisque solo tu gloria nostrolreptasti . . . (vor 92 n. Chr.) 17 8 Cf. Arator Act. Apost. I , 3 49 ff. : quos ubere raptos I Vulnera suscipiunt . . . cum prima dies atque ultima sit simul una (CSEL 72 p. 3 3 ) . l79 Heinsius-Burmannus 84; Th. Birt, Claudii Claudiani Carmina (MG I o) , Berlin, I 892, CCII Anm . : auctoritatem Statii vix minus penes Claudianum valuisse quam ipsam Vergilii in propatulo est; F. Vollmer, P. Papinii Statii Silvarum libri, Leipzig, I 898, J 2 ; A. Cameron 2 5 5 , 2 7 1 , 272, 272 ' (,a thorough study of Statian influence o n Claudian would be welcome), 282, 297· JI 5 f. • Ho M . Schanz-C. Hosius-G. Krüger, Geschichte der römischen Literatur 4,2, München, 1 920, 5.1 ·
Der sprachliche Befond
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4) Stat. Silv. 2,7, 3 6 ff. : Na t u m (sc. Lucanum) protinus atque humum per ipsamlprimo murmure
dulce vag i e n t e m Iblando Calliope s z n u recepit. Tum . . . . . . . . . dixit: ,Puer o dicate Musis, longaevos cito transiture vates . . . (vor 94 n. Chr.)
5) Claudian In Ruf. I ,92 ff. :
Rufinus, quem prima meo de m a t r e c a de n t e m lsuscepi g re m i o
(396 n . Chr.) 6) Claudian In Eutrop. I ,46:
. . . suscipiunt m a t r i s post viscera poenae (399 n. Chr.)
7) Claudian Cons. Stil. 2,345 f. :
susceptum puerum redimitae tempora Nymphae Iauri fonte lavant . . . (400 n. Chr.) ' 8 ' 8) Sidonius carm. 2 3,204 ff. : Iam prima tenero c a l e n t e m a b o r t u Iexcepere s i n u novem sorores Iet te de genetrice v ag i e n t e mltinxerunt vitrei vado Hippocrenes (469 n. Chr.) . Das von Statius gebrauchte (gremio) recipere drückt in Text Nr. 3 die Entgegen nahme des Neugeborenen durch den Erdboden der Stadt Neapel unmittelbar aus dem Mutterleib aus. In diesem allegorischen Bild werden zwei Momente der Realität sublimiert: Die Entnahme des Kindes aus dem Mutterleib durch die Geburtshelferin und sein anschließendes Auf-den-Boden-Gelegt-Werden durch dieselbe Person. ' 82 In der allegorisierenden Synthese dieser zwei Akte erscheint die Mutter Erde selbst als eine Geburtshelferin personifiziert. Gremio recipere ist ein - allegorisch überdehntes - geburtshelferisches Tun. Im zweiten Textbeleg für recipere, mit der stilistischen Variante sinu statt gremio, im Genethliacon Lucani ad Pollam des Statius (Nr. 4), schimmert die Realität stär ker durch. Sinu recipere geschieht, nachdem der Austritt aus dem Mutterleib bereits erfolgt ist (natum) und während das Neugeborene auf dem Boden lie gend die ersten Töne von sich gibt (vagientem part. praes), d. h. im Anschluß an die Prüfung der Lebensfähigkeit (Phase 2, oben S. 3 ) . ' 8 3 Mit anderen Worten : '81
Vgl. auch Stat. Silv. 2 , I 2 o ff. : scilicet infausta Lachesis cunabula dextra attigit et gremio puerum complexafovebat Invidia. Unten S. 64 ff. 1 8 2 Vgl. Varro Antiqu. rer. div. frg. I 06 Cardauns ( = Aug. Civ. Dei 4, 1 1) : opem /erat nascentibus excipiendo eos sinu terrae et vocetur Opis. 183 Calliope, die das zukünftige Schicksal des Kindes in der Stunde der Geburt voraus sagt, tritt hier in der Rolle der Geburtsgöttinnen, Parcae, Fata, Carmentes auf (Varro Antiqu. rer. div. frg. 98, IO}, I04 Cardauns). Diese sprechen während des Geburtsvorgangs (Varro frg. I04:/ata n a s ce n t i b u s canunt). Ihre Schicksalsvoraussage spiegelt in mythisch überhöhter und verschlüsselter Form einen realen Vorgang, die Prognose der Lebenschan cen des Neugeborenen, die die Geburtshelferin auf Grund der Vitalitätsprüfung äußert. Die Qualität des ersten Schreis ist einer der wichtigsten Anhaltspunkte für die Beurteilung der Lebensfähigkeit (Th. Köves-Zulauf, Glotta 591 ! 98 I /z679, 274, 2 8 8 , 29o ff.). Insofern ent spricht es der realen Abfolge, wenn auch Calliope bei Statius ihre Prognose in deutlich mar-
Tollere in/antem
Der sprachliche Befund
Die Szene reflektiert hier dichterisch das reale Moment der Aufnahme des Kin des zwecks Omphalotomie, recipere ist gleichbedeutend mit suscipere infontem im eigentlichen Sinne des Wortes, stellt nur einen verallgemeinernden Ersatz für den technischen Ausdruck dar, wie dies auch sonst vorkommt. 1 84 Excipere sinu scheint, wenn es allein steht, wie bei Sidonius (Nr. 8), ohne Pro blem zu sein : Es drückt das aus, was das Wort in solchem Zusammenhang ter minologisch bedeutet, die Apodexis. 1 85 Sidonius verdeutlicht diese Bedeutung noch durch den Zusatz tenero c a l e n t e m ab ortu. Seine Intention jedoch ist, den ganzen geburtshilfliehen Vorgang ins Bewußtsein zu rücken, verkürzt auf die drei schwerpunktmäßig genannten Punkte excepere, vagientem, tinxerunt. Dadurch wird der Eindruck erzeugt, als ob die Musen als Geburtshelferinnen das Neugeborene von der Apodexis bis zum Baden in den Armen gehalten hät ten. Da in Wirklichkeit während dieser Zeit das Kind abgelegt wurde und ein neuerliches suscipere erfolgte, stellt sich die Frage, ob das generalisierende exce pere nicht zugleich an dieses unausgesprochene suscipere mit anklingen soll. Man mag diese Frage für übertrieben subtil halten. Tatsache ist aber, daß Sido nius solche Wortspiele treibt. Denn sein ca/entern spielt mit dem Wort cadentem seiner Vorlagen (Nr. 1 ,2,5), indem er durch die Änderung eines einzigen Buch stabens einen ganz anderen Wortsinn erzeugt. Tatsache ist auch, daß ihm die statianische Verbindung vagientem . . . sinu recepit (Nr. 4) vorlag, als er sein e x cepere sinu . . . vagientem formulierte. Und daß Claudian in ähnlichem Zusam menhang suscipere gebrauchte (Nr. 5,6,7) war ihm auch bekannt, wie die Asso ziation einer Geburt mit dem Wort suscipere für einen Römer überhaupt eine Unvermeidlichkeit war. Wie dem es aber auch mit der Prägnanz des sidoni schen excepere bestellt sein mag, sein Vorbild Statius versteht an einer Stelle, im Rahmen des Topos, excepere in unzertrennlichem Zusammenhang mit den nachfolgenden Betreuungshandlungen : Bergen und fortdauerndes Hegen des Neuankömmlings sind z w e i engverbundene Leistungen e i n e s und desselben pflegenden Busens, excepi fovique sinu (Nr. 2). Fovere sinu, ,das Kleinkind in seinen gütigen Armen halten', wird hier, als typische Geste der Kleinkinderbe treuung, zu einer symbolischen Zusammenfassung der Versorgung in der ersten Lebenszeit in ihrer gesamten Dauer, 1 86 vom ersten Augenblick an, und diesen ersten Anfang markiert excipere. Ja, Statius treibt diese symbolische Zusammen fassung im 1 . Text noch weiter, bis zur letztmöglichen Grenze der verdichten-
den Abkürzung, und spricht nur noch von fovere, wobei dieses fovere das exci pere mitumfaßt (de matre cadentemfovisti gremio). Sachlich erfolgt suscipere zwi schen excipere und dem Beginn des späteren fovere, ja stellt das zweite Vorkom men eines fovere im Rahmen der postnatalen Gesamtversorgung dar; suscipere ist in der Zusammenstellung excepi fovique oder in cadentem fovi unausgespro
kiertem zeitlichen Abstand nach dem vagire kundtut (tum . . . dixit). Im übrigen ist auch die Übereinstimmung zwischen der Qualität des Schreis und dervorausgesagten Zukunft reali tätskonform ( du l ce vagientem . . . dicate Musis: Vollmer zu v. 37), wie der Umstand, daß die Muse sich vor allem über die Lebensdauer des Kindes äußert (longaevos . . . transiture); nicht minder die zeitstufenmäßige Differenzierung natum . . . vagientem. '84 Sen. contr. 2,4 werden die Ausdrücke nepos . . . susceptus (Titel), recepi in sinum nepo tem (§ 2), meretricisfilium recepisti als gleichwertig verwendet. o Hj S. oben Anm. I 7 5 . • H•· h1vrre gremio (sinu) kann man jemanden nur, wenn man ihn längere Zeit i n den A rnH·n h ä l t .
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chen mitenthalten. Wenn nun Claudian die statianische Formulierung dahinge hend variiert, daß er excipere und fovere durch suscipere ersetzt, so macht er nur jene verschwiegene Implikation explizit. Ja er gestaltet seinerseits suscipere ansatzweise als Kürzel für den Vorgang der postnatalen Versorgung insgesamt aus : . . . Suscepi gremio. Parvus reptavit in isto/ S a ep e sinu teneroque per ardua colla volutus!Ubera quaesivit fletu . . . 1 8 7 Aus der Analyse dieses dichterischen Topos der silbernen und späten Latinität sind zwei wichtige Erkenntnisse zu gewinnen. Erstens, wie sehr suscipere infon tem als ein in die postnatale Handlungskette unzertrennlich eingefaßtes Glied gesehen wird. Zweitens, daß diese Handlung immer weiblichen Personen zuge schrieben wird, mythischen Gestalten, die hier in der Rolle von Geburtshelfe rinnen auftreten. Die große sprachliche188 und inhaltliche Einheitlichkeie89 des wiederkehrenden Formulierungsmusters gibt dieser Beobachtung ihr ganzes Gewicht. 1 90 B. Bei Statius, dem historischen Urbild des erörterten Darstellungstopos ist auch ein zweites, verwandtes Muster festzustellen, das jedoch, trotz wesentli cher Übereinstimmung, in einigen grundsätzlichen Punkten von dem eben besprochenen abweicht. Auch hier geht es um die Schilderung unmittelbar post-
' 87 fovere gremio gebraucht auch Claudian als zusammenfassenden Ausdruck für die postnatale Versorgung in seinem frühen Gedicht (395 n. Chr.) Paneg. Probino et Olybrio coss. 1 42 ff., allerdings nicht im Rahmen des oben erörterten festgeprägten Topos : (Roma regina) : Sunt mihi pubentes alto de seminefratres, . . . . . . festa quos luce creatos Ipsa meo.fovi gremio. Cunabula parvis Ipsa dedi, cum matris onus Lucina beatum Solveret et magnos proferrent sidera partus. Vgl. auch Bell. Gild. 1 ,303; Sext. cos. Honor. 67. '88 Ein Prädikat in Perfekt, gebildet von einem Kompositum von capere oder von .fovere (in 6 von 7 Fällen) ; damit verbunden ein abl. instrument. von sinus oder gremium (6l7) ; ein Objektsakkusativ in Form eines Partizips (7l7) Präsens (6l7) oder Perfekt ( r ) ; eine lokale Umstandsbestimmung der Handlung des Partizips ( 617 ). ' 89 Geburt auf der Erde ( 5 l7) ; weibliche Gottheiten in der Hebammenrolle (7l7) ; beson dere Affinität des Neugeborenen mit ihnen, sei es im Positiven, sei es im Negativen, auf G rund dieser Rolle (5 I 7) ; ein In-die-Arme-Nehmen des Kindes seitens der göttlichen Heb a mmen als zentrale Handlung (6l7) ; Betonung des unmittelbaren Zusammenhangs dieser I hndlung mit der Geburt ( 6l7) ; abkürzende Verdichtung der einzelnen Phasen der realen ( ;eburtshilfe zu einer symbolischen Geste (7 I 7) . '90 I n h a l t l i c h zeigt der behandelte Topos bemerkenswerte Ähnlichkeiten mit Ovid Ibis 22 r ff., einer Stelle, die den Geburtsvorgang nicht in e i n e symbolische Geste zusam menfaßt, sondern etappenweise schildert. Auch hier treten weibliche Gottheiten als Heb a m men auf, die den Stempel ihrer Natur dem Neugeborenen aufdrücken; auch hier wird dn unmittelbare Zusam menhang mit der Geburt betont (protinusv. 22 5 , primus v. 2 30).
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Tollere infantem
nataler Vorgänge, auch hier steht eine das Kind auf Erden empfangende Person im Mittelpunkt, doch nicht eine mythische Frauengestalt in Ausübung der Heb ammenrolle, sondern ein wirklich existierender Mann, der sich in die Hebam mentätigkeit einmischt. Auch diesmal soll eine besondere Affinität begründet werden, doch ist es jetzt ein künstliches Eltern-Kind-Verhältnis: Ein hoher Herr verschafft sich einen jungen Geliebten, indem er sich das Kind gleich bei der Geburt als Quasi-Vater aneignet; die Einmischung in die Hebammentätig keit dient als Mittel zur Begründung einer zweiten, dauernden Usurpation als ,Vater'. Ganz bewußt macht man sich dabei den Charakter der postnatalen Ver sorgung als ,zweite Geburt' (s. oben S. 26, 46 f.) zunutze : quid plus tribuere parentes ? Quin a l i o s o r t u s . . . tibi, parve, dedi; (Silv. 5 , 5 ,72 ff.) . Die Beschrei bung ist hier ausführlicher, doch auch hier werden Elemente der realen Geburtshilfe poetisch verarbeitet : Der authentische Sinn der Texte erschließt sich nur, wenn man sie vor diesem Realitätshintergrund betrachtet; manche Textkonjekturen, Diskussionen und Mißverständnisse in der Forschung sind das Resultat einer Mißachtung dieses Hintergrundes. 1 91 Stat. Silv. 2, I. Glaucias Atedii Melioris delicatus v. 76 Hic domus, hinc ortus . . . v. 78 Rapturn (sc. infantem) sed protinus1 92 alvo
s u s t u l i t exultans ac prima lucida voce astra salutantem1 93 dominus sibi mente dicavit amplexusque sinu tulit et genuisse putavit. Fas mihi sanetarum venia dixisse parentum, tuque oro, Natura, sinas . . . v. 84 . . . non omnia sanguis proximus aut serie generis demissa propago alligat . . . v. 87 . . . Natos genuisse necesse est, eiegisse iuvat.
1 9 1 O. A. Danielsson, Eranos 2 ( r 897) 4 3 ff. ; L. Häkanson, Statius' Silvae, Lund, 1 969, r6off. 19' Vgl. Silv. 2,7> 36; Ovid Ibis 2 2 5 . I9J Die Verbindung lucida und astra ist inhaltlich wichtig. Die Himmelsgestirne sind Bestandteil des ,Lichts der Welt', das man bei der Geburt ,erblickt' und zu dem Lucina hin führt. Als solche entsprechen die hellen Sterne der Helligkeit der prima vox. Die Qualität der prima vox ist im allgemeinen von wesentlicher Bedeutung : ein Ausdruck der Qualität des Geborenen und Vorzeichen seiner Zukunft (oben Anm. r 8 3). So weist die an die Gestirne appellierende Iux in der Stimme das Kind als einen echten spectator rerum caele stium aus (oben S. 26). Der Satz enthält auch eine astrologische Nuance : Das Kind ist unter einem günstigen Stern geboren, vgl. festa . . . luce creatos. - magnos proferrent sidera partus I' roh. ct Olybr. I4 3 ff., oben Anm. I87. Zugleich stellt dies eine Absage an die pessimistische Philosophie dar, die Jen ersten Schrei des Neugeborenen als lucem lacrimis auspicari deutet (l(·rt. adv. M are 4,21, ohcn S. 12 f.).
Der sprachliche Befund
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Stat. silv. 5 , 5 . Epicedion in puerum suum. v. 69 . . . meus ille meus. Tellure cadentem1 94
aspexi atque unctum1 95 genitali carmine fovi1 96 poscentemque novas tremulis ululatibus auras197 inserui vitae. Quid plus tribuere Parentes ? quin alias ortus libertatemque sub ipsis uberibus tibi parve, dedi. Vergleiche Val. Flaccus Arg. 1 , 3 5 5 f. :
. . . celer Asterion, quem matre cadentem Piresius gemino /ovit pater amne Cometes sowie Kaibel, Epigr. Nr. 314, oben S. 8 . Auch diesmal ist unser eigentliches Problem die Bedeutung des Wortes (infan tem) sustulit, in Silv. 2, 1 ,79 ; auch hier soll die Antwort durch Einordnung in die Gesamtheit der Parallelstellen, im engeren und weiteren Sinne, gefunden wer den. Sicher fe�tzustellen ist, daß in allen drei Schilderungen als inhaltliche Grund lage das routinemäßige Aufgabengebiet der Hebamme gegeben ist. Dies geht protinus, matre (tellure) cadentem aus der Bestimmung des Zeitpunktes ebenso hervor, wie aus inhaltlichen Aussagen und aus der Typengleichheit mit dem oben analysierten mythischen Hebammenmuster. Mit dem weiblichen alvus hat die Hebamme zu tun, die prima vox des Kindes hat sie vorrangig zu beobachten (oben S. 4 f.) ; das Baden des Kindes ist ihre Aufgabe wie das unguere desselben, eine interpretatorisch arg malträtierte Einzelheit, durch Kommentatoren, die vergessen haben, hier einen Blick in die antike gynäkolo gische Literatur zu werfen. 1 98 Was aber die Typengleichheit betrifft, ist diese in -
1 94
-
Vgl. Silv. r ,2, r ro. Vgl. Sidonius c. 2 3,207. 196 Vollmer z. St. bezieht dies auf den dies lustricus; Statius habe für dieses Fest ein geneth liacon verfaßt. 1 97 Zweifelsohne ist hiermit das vagire des Neugeborenen gemeint. Der überlieferte Text ist mehrfach beanstandet worden, s. Häkanson r 6 3· Gewiß ist hier nicht einfach von Atmen die Rede (was aber Vollmer auch nicht behauptet), sondern vom erhöhten Atembedürfnis bei kräftigem und langdauerndem Schreien. Gerade ein solches Schreien ist aber das Merk mal eines vitalen Säuglings (vgl. oben Anm. r 9 3). poseentern ist also voll verständlich : Statius will sagen, daß das Neugeborene durch sein intensives Schreien, bis zur Atemnot, sein Anrecht darauf "einfordert", als besonders lebensfähig beurteilt und am Leben gehalten zu werden ; er bekundet seinen Anspruch auf die aura vitalis. Diese ist ihm mit dem bloßen Ver lass� n des �ütt�rlichen Leibes erst provisorisch, biologisch gegeben; endgültig, sozial, erwirbt er sich sem Recht darauf erst durch das Schreien, und so gesehen ist aura zu diesem Zeitpunkt in der Tat eine nova aura. Verständnislose Kritik tut der in diesem Falle gelunge nen plastischen Schilderung des Statius sehr Unrecht. 1 9 g Nur so ist die Behauptung Danielssons 44 erklärlich, es gäbe für ein unguere im Rah men der postnatalen Versorgung keinen Beleg. Dies widerspricht der tatsächlichen Lage, s. Soran Gynaec. 2,8 (28), I2 (p. 5 9 f. Ilberg) ; Mustio r ,79 f. (p. 29 Rose) ; Ovid Metam. 10,5 I 3 ff. ; Ibis 225 f.; Sidonius carm. 2 3 ,207; Vulg. Ezechiel I 6,4 f. ; Diepgen I 8 I f. Binder, 195
Tollere infantern
Der sprachliche Befond
der Struktur ebenso unverkennbar wie im Wortschatz : Sowohl im mythischen als auch im ,Vater'-Muster steht immer das Kind am Anfang des Satzes, in Form eines Partizips als Akkusativobjekt, das mit einer Umstandsbestimmung (Lokalablativ oder Zeitadverb) verbunden ist; darauf folgt eine Handlung der empfangenden Person als Prädikat, begleitet von einem instrumentalen Ablativ. Vokabelmäßig aber sind tellure (matre) cadentem, protinus, gremio (sinu), fovi(t) die beiden Mustern gemeinsamen Stichwörter, zu denen noch die Entspre chung suscepi(t)/recepi(t) auf der einen, (sus)tulit auf der anderen Seite hinzuge fügt werden kann. Der (Quasi)Vater, der auf diese Weise die Stelle der mythischen Hebammen einnimmt, daß heißt in die genuine Sphäre der Hebamme überhaupt ein dringt, !99 befindet sich damit der Natur der Sache nach auf ihm fremden Gebiet, in einer Ausnahmesituation. Deswegen liegt hierin auch kein logischer Widerspruch zu dem allgemeinen Prinzip der Abwesenheit des Vaters aus dem römischen Geburtszimmer.200 Solche Ausnahmen mögen nun aus besonderem Anlaß durchaus auch wirklich vorgekommen sein. 201 Daß in den zitierten Geschichten ein besonderer Anlaß gegeben ist, wird durch den Dichter in allen drei Fällen durch das Aufzeigen einer besonderen Motivation deutlich gemacht. Das Baden des Neugeborenen außerhalb des Hauses, in einem Fluß, war in Griechenland, obwohl tatsächlich bezeugt/02 die Ausnahme und seine Verrich tung stand dem Vater gut an, der für außerhäusliche Tätigkeiten generell zuständig war. Noch mehr liegt die besondere Veranlassung an den beiden anderen Stellen zutage : Ein gewaltsamer Eingriff in den natürlichen Ablauf ist die erklärte Absicht der Möchtegern-Väter. Dieses ungewöhnliche Durchbre-
chen der Schranken der Normalität wird von Statius auch durch entsprechende Charakterisierung der beiden Väter subtil unterstrichen, auf antithetische Weise : Atedius Melior erscheint als Draufgänger (rapuit, exsultans) (Silv. 2,1 ,78 f.), der Dichter selbst dagegen als eigenartig gehemmt - er tut eigentlich nichts, blickt und singt nur; wenn überhaupt, so handelt er ganz abstrakt (aspexi, carmine fovi, inserui vitae Silv. 5 , 5 ,7o ff.).'03 Aber auch für die beschriebenen Handlun gen selbst hat diese Inkonzinnität zwischen vorgegebenem Normalmuster und einmalig anormaler Verrichtung eine wichtige stilistische Konsequenz : Da die Ausnahmsweise-Verrichtung als Ersatz für eine Normalhandlung gesehen wird, schimmert Letzteres im Ersteren durch, was zu eigenartig inkongruenten Wendungen führt - eine stilistische Doppelbödigkeit, ein Stil der Verfrem dung, so recht nach Geschmack spätzeitlicher Meister virtuos - ungewöhnli cher Effekte, wie Statius einer war. Doch auch eine Quelle von Mißverständ nissen und unpassendem Textveränderungswillen bei modernen Interpreten. Ein gutes Beispiel stellt der Gebrauch des Verbs fovere dar : gemino fovit pater amne (Val. Flacc. 3 5 6) ; genitali carmine fovi (Silv. 5 , 5 ,70) . fovere = wärmen, hegen kann man eigentlich nur in (lau)warmem Wasser. 204 Das Flußwasser aber, in dem das Neugeborene gebadet wurde, mußte per definitionem kalt sein, da die Kälte dem Zweck der Festigung und Lebensfähigkeitsprüfung diente. 205 Die Kombination amne fovere ist daher einigermaßen sinn- und sprachwidrig. Ihr Zustandekommen erklärt sich jedoch dadurch, daß die H e b a m m e n das Neugeborene tatsächlich in w a r m e m Wasser badeten, fovere paßt hervorra gend für den Normalfall ; 206 die Paarung dieses Verbs mit dem Instrumentalis des Ausnahmefalles ergab den innerlich gestörten Ausdruck. 207 Vielleicht noch härter ist die Zusammenstellung carmine fovere, eine perquam mira et absona dictio, ,curious words', 208 wie behauptet wird. Auf welche Weise auch immer man diese angeblich schwierige Stelle ,korrigieren' wollte, zo9 das Wort fovi hat
Geburt 2,66 f., I6 5 f. Neraudau, Enfant a Rome, 34S ff. Auch das weitere Gegenargument ist unhaltbar, es sei unlogisch unctionern . . . diserte cornrnernora ri, lavationis nullarn rnentionern fieri (Danielsson 44; Häkanson I 62) : Waschen und Einreiben sind als Momente der postna talen Reinigung unzertrennlich miteinander verknüpft, so daß das Kind zum Teil mit einem ,Einreibemittel' (Wein, Salz, Honig, Ö l u. ä.) ,gewaschen wird' s. die zitierten Soran- und Mustio-Stellen sowie Diepgen I S I f. Diese unzertrennliche Einheit findet Ausdruck bei Ovid Met. I0,5 I 3 f. : . . . vagitque puer . . . Naides . . . lacrirnis unxere parentis. Unguere und lavare sind also gleichwertige Möglichkeiten zum Ausdruck der Reinigung als solcher. Uneturn ist dabei jedoch besser geeignet, als ein lauturn, den Prozeß der Reinigung als defi nitiv darzustellen. Einige Kommentatoren akzeptieren zwar das uncturn, verlegen es aber auf den Tag der Namensgebung (W. Lundström, Quaestiones Papinianae, Uppsala, I 893, 5 9 ; Vollmer z. St. ; Mozley in der Loch-Ausgabe). Daß an diesem dies lustricus ein unguere I 6 f.). stattfand, dafür gibt es jedoch keinen Hinweis (De Marchi I 69 f., Binder, Geburt 2, I der in noch uns wir daß eindeutig, auch es beweist menhang Textzusam Der gegebene Geburtsstunde befinden, s. cadentern aspexi a t q u e uneturn . . . sowie n o v a s auras: Sieben uem "Iage nach der Geburt könnte nicht mehr von atemlosem Schreien als von etwas N e flir das Kind gesprochen werden. Vgl. oben Anm. I 66. quid referarn ''1'1 Ocr Quasi-Vater vergleicht sich v. 96 indirekt selbst mit den Ammen : altricum victas pietafl: parentes ?. S. oben Anm. 29. Solch e Finzclheispiclc und ihrC' ßC'wertung s. oben Anm. 29. Soran ( ;ynaec. 2 ,H ( 2 H), 1 2 (p. 59, 1 1 llhcrg) ; K. M üllcnhoff 6 36 ff.
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203 Die Gegensätze gehen ineinander über: Auch in silv. 2 , I werden zum Teil objektive
"faten durch deren subjektive Schatten ersetzt: rn e n t e dicavit (v. So), genuisse p u ta v i t (v.
H 1).
204 ThLL s.v. ; Ernout-Meillet s.v.; Cael. Gynaec. 2,6 ( 108 p. 66 Drabkin) ; Mustio 1 o f. (p. p Rose) . 20 5 Soran Gynaec. 2,S (2S), I 2 (p. 59, I I ff. Ilberg). 106 Soran p. 6o, I O ff. ; Cael. p. 4 I , 4 ff. ( I 04 5 ff.) ; Mustio p. 29, I S ff. (aquafrigida . ..at luere et aqua calida relavare); A. Rausseile 7 I ; Neraudau, Enfant a Rome, 76. Zu der Not wendigkeit allgemeiner Wärme im Geburtszimmer s. Tert. anima 2 5 ,6. 107 Ausnahmsweise kommt fovere in der Kombination mit kaltem Wasser, in medizini 'chem Zusammenhang, auch sonst vor (Celsus, Chiron, Augustinus, Theod. Prise.) s. ThLL '· v. I 2 2 I , J 6 f.; 45 ff. ; S I ; I 222,2 f. Dies beruht auf der routinemäßig verallgemeinerten lk d e utung fovere = curare. S. unten Anm. 2 I I . :oH Danielsson 4 5 ; Häkanson I 62. 109 vincturn genitali starninefovi (Unger) 1111clum genitali strarninefovi (Baehrens) lilie/Um genitali sanguinefovi (Danielsson) IIIIe/ um genitali grarninefovi (Häkanson). 1\c-ihchalten wird der überlieferte Text durch Lundström 59, Vollmer und Frere-I7.aac. =
1,
=
Tollere infantem
Der sprachliche Befond
man immer beibehalten, und dies aus gutem Grund. Denn es ist hier zu fest ein gebettet in einen postnatalen Gesamtablauf; und ein ,Wärmen', fovere kam im Rahmen der postnatalen Fürsorge mehrfach tatsächlich vor, sei es als Baden, sei es als Einwickeln2 1 0 oder als allgemeines In-die-Arme-Nehmen. Ersteres schei det hier aus, da wir uns schon nach dem Zeitpunkt des unguere befinden. Da andererseits ein carmen aus Anlaß einer Geburt eine festeingewurzelte Vorstel lung war, wie wir unten sehen werden, gibt es auch dafür keinen Grund, dieses Wort aus dem Text zu eliminieren. Wenn wir nun genitali carmine als einen Ablativ des begleitenden Umstands deuten, ist die Stelle ohne jede Schwierig keit interpretierbar : Der Dichter nahm das Kind in die Arme und sang ein Lied dabei.21 1 Sollte es aber ein ab!. instrument. sein, so wäre hier das Lied die meta phorische Entsprechung des Mittels, mit dessen Hilfe das fovere im realen Leben geschah, d. h. entweder das g remium der versorgenden Person (a), oder die Windeln, in die das Kind durch die Hebamme gelegt wurde (b). Die sonst übliche Ausdrucksweise des Statius, gremio(sinu) /overe'1 2 spricht für die erstere Möglichkeit (a), die Struktur des Vergleichs dagegen! 1 l Das zweite Bild aber der Dichter umgibt einen geliebten Neugeborenen mit einem Begrüßungsge dicht quasi wie mit Windeln, mit einer schützenden Hülle - wäre eine im Rah men des statianischen Stils durchaus mögliche Metapher; es wäre eine ,tour nure' echt statianischer Drechslerarbeit, ein cruciatum lima (Silv. 4,7,26)!14
Welche Alternative man aber auch nimmt, die Lösung ist nicht die unüberlegte Eliminierung der überlieferten lectio difficilis, sondern die Erkenntnis, daß hier der Versuch, eine Sondersituation in den Kategorien des Normalfalles zu beschreiben, zu einer hochgestochenen Ausdrucksweise geführt hat : der Schoß des Dichters, die bergende Hülle, die er bereithält, ist sein Lied. Es wäre notwendig und eine reizvolle Aufgabe, solch komplizierte Texte Wort für Wort analytisch zu durchleuchten. Wir müssen uns jedoch auf einige weitere Hinweise beschränken, die zeigen sollen, daß die Schilderungen des Statius kontrapunktisch auf die Realitäten des Geburtszimmers bezogen sind, nicht unbedingt auf Handlungen der Hebamme allein, und nicht immer so, daß die gedanklich präsente Gegenvorstellung der Normalität sich auch durch sprachliche Absonderlichkeiten bemerkbar macht. Rapturn protinus (Stat. silv. 2 , 1 ,78) steht als künstlicher Eingriff einerseits im Gegensatz zum spontanen Vorgang cadere, andrerseits, als schnelle Handlung, zur normalen Apodexis durch die Hebamme, was höchst sorgfältig und etap penweise geschah. Die prima vox, der erste vagitus des Kindes erfolgt normaler Weise auf der Erde, ja wird durch die Berührung mit der Erde erzeugt (s. oben S. 4) ; hier aber wird es mit den Sternen, und in abgeschwächter Form, mit der Luft, mit den aurae ( 5 , 5 ,7 1 ) , offensichtlich den aurae superae der Oberwelt, ver bunden. Die Vorstellung fügt sich nahtlos ein in die verbreitete antike, vor allem stoische Auffassung, daß das Kind im Moment der Geburt zusammen mit dem ersten Schrei Lebenshauch und Seele empfängt : vitam vagitu s a l u ta v i t; et vim animalern ra p e re et vocalem sonum reddere'1 5 - der Statius-Text enthält nichts Unverständliches und nichts textkritisch zu Verwerfendes!1 6 aspexi (5 , 5 ,70) : Das Neugeborene in Augenschein zu nehmen, btt�kmQEi:V (Soran p. 57,19) gehört auch zu den unerläßlichen Aufgaben der Hebamme. Betrachtet wurde das Kind gewiß auch von den anderen. Doch dies geschah später und war nur eine Sekundärhandlung!17 Jenes erste Angeschaut-Werden war lebens entscheidend, denn die Entscheidung über Aufzucht oder Aussetzung hing davon ab. Das anblickende Auge konnte ebenso das ,böse' wie das ,gütige' sein ; jedoch ist es interessant, daß nicht nur an unserer Stelle der Blick allein, ohne spezifizierendes Attribut, prägnant positiv gemeint sein2 1 8 und als Moment der
21°
Cael. p. 4 1 , ro6r f. : ne nudusfrigore vexetur; Mustio p. 3o, r o f. : . . . infantem iacere opor tet ... in loco ... mediocriter calido; Soran p. 6 r , ro f., 19; p. 6 3 , 1 8.22; vestefovere Ov. epist. r 5 ,222. Vgl. obenAnm. SS. fovere vom Füttern des Kindes gesagt: Gell. Noct. Att. I 2 , I , I 3 · 211 Fovere ist i n manchen Texten so weit abstrahiert, daß jeder konkrete Bezug z u einem realen Moment schon unsichtbar geworden ist. Das Wort gilt in solchem Kontext, meistens ohne jede Rektion, als Ausdruck für den Begriff der postnatalen Fürsorge als solcher. In die ser Eigenschaft ähnelt es dem Begriff suscipere bzw. tollere, kann daneben als stilistische Variante verwendet werden, wie Tac. Ann. 4,8,9 f. : . . precatusque sum, . . . ne secus quam suum sanguinem fo v e re t, a t t o lle re t (ac tolleret Beroald.) . . . Augustipronepotes, clarissi mis maioribus genitos, s u s c i p i t e . Plin. Min. Paneg. 44, 6 : Amas constantiam civium ( e) rec tosque vividos animos non ut alii contundis ac deprimis, sedfoves et attollis. Vgl. oben S. 5 2 f., Anm. r 87, Anm. 207. Der Unterschied zwischen den beiden Kennwörtern fovere bzw. tol lere/suscipere besteht dann darin, daß im ersten Fall die Person des Kindes, dessen subjektive Befindlichkeit und individuelles Geschick mehr betont wird, im zweiten die Tat der Eltern, deren objektive Funktion und soziale Bedeutung. Theb. r ,6 r ; Silv. r ,2, r ro. Vgl. Silv. 2, r ,8 r : amplexusque sinu tulit; Claudian Paneg. Prob. et Olybr. '44· 2 1J Carmen ist kein Bestandteil der Person des Dichters wie der sinus der fürsorglichen Person, sondern ein von ihm getrennt existierendes, von ihm geschaffenes, der Begünsti gung des Kindes dienendes Instrument, wie die Windeln ein von der Hebamme herbeige schafftes, dem Wohle des Kindes dienendes Mittel sind, und ein Vergleich beruht wesens mäßig auf einer solchen strukturellen G I e i c h h e i t zwischen Realität und Abbild. Hinzu kommt, daß das Einwickeln auch im wirklichen Leben auf das unguere folgt, wie fovi auf uneturn bei Statius, s. oben S. 3 · ""1 Die Verbindung carmine fovere scheint außer dieser Statius-Stelle nirgends vorzu kom mt·n. Doch dem "lyp nach Ähnliches ist belegbar: plausu, exhortationibus, votis, solacio, 111111tiis, belle/;lctisjiJven•, s. ThLL s. v. 1 222. .
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"5 Tert. a im. 1 9,7 ; 2 5 , 2; 2 5 ,9 (animam . . . induci . . . de prima aspiratione nascentis); � Z6,J . S. Waszmks Kommentar zu diesen Stellen. Vgl. oben Anm. 9, r o. " 6 R. Unger, P. Papinii Statii ecloga ultima, Neu-Strelitz, r 868, r r 6 ; Häkanson r 63 . "7 S . unten SS. 6 7 ff. nH Kallim. frg. I , J 7 f. Pfeiffer: Moücrat . . . loov öS�an na1:oa<; �i] /co�(j). Hor. carm. ·I.J, 1 f.: Quem tu, Melpomene, semei l n a s ce n te m placido lumine videris . . Angeblickt werden an sich gilt als günstig: Hesiod Theog. S r : övnva n�T]crwm ßtoc; KOÜQat �Eya/cmo ynvöw:v6v 1:' tcriOmcrt . . . ; Vulg. Ezech. r 6, 4 f. : 4· Et q u a n d o n a ta e s, in die ortus tui non nt praecisus umbilicus tuus, et aqua non es Iota in salutem, nec sale salita, nec involuta pannis. 5. Mm peperctt super te oculus, utfaceret tibi unum de his, misertus tui, sedprojecta es superfaciem tame in abjectione animae tuae, in die qua nata es.Aus diesen Stellen geht es genügend her vor, daß das Anblicken unmittelbar nach der Geburt im Rahmen der postnatalen Versor ��tlng geschieht. Bis auf die letzte Stelle wird es immer durch weibliche Gestalten ausgeübt. .
Tollere infantem
Der sprachliche Befond
Affinitätsbegründung gelten kann2 1 9 - ,inappropriate and curious'220 ist es kei neswegs. Genitale ca r m e n schließlich ( 5 , 5 ,70) : Äußerungen über das Neuge borene unmittelbar nach der Geburt waren üblich, von Seiten des Vaters wie der Freunde, die sich zur Gratulation einfanden und sich offensichtlich in einem Nebenraum neben dem Geburtszimmer aufhielten.22' Die erste Aussage dieser Art machte die Hebamme selbst, indem sie das Ergebnis der Lebensfä higkeitsprüfung bekanntgab ; medizinische Diagnose, Prognose und abergläubi sche Zukunftsdeutelei mischten sich darin ;222 die Erklärungen der an der Geburt nicht unmittelbar Beteiligten mußten mit dem Bericht der Hebamme inhaltliche Berührungspunkte haben. Daß der ausnahmsweise in das Geburts zimmer vorgedrungene Pseudo-Vater Statius auch eine solche Erklärung wäh rend oder unmittelbar nach der postnatalen Versorgung abgibt, ist somit etwas fast Selbstverständliches. Ebenso verständlich aber ist es, daß er seine Worte, poetisch übertreibend, 223 ein carmen nennt. Denn die Mystifikation der ersten Äußerungen über Beschaffenheit und Zukunft des Neugeborenen unmittelbar nach der Geburt als carmen war ein traditioneller Topos : (deae) . . . fota nascenti bus(!) canunt et vocantur Carmentes(!) schreibt schon Varro (rer.div.frg. 104 Cardauns). Solche Geburtslieder singen aber auch die Parcae und verwandte Gestalten, zum erheblichen Teil nur mythische Sublimationen der wirklichen Hebammen.224 Seine mythische Hebamme, Calliope, schließlich läßt auch Sta tius, Silv. 2,7,4 1 ff. so vorgehen. Daß er eine eigene einschlägige Äußerung im Geburtszimmer als genitale carmen bezeichnet, daran ist nichts auszusetzen, die vorgebrachten Gegenargumente sind insgesamt ohne Substanz.225
Daß Statius sich des Mittels poetischer Mystifikation bedient, bedeutet aber nicht, daß seine Beschreibungen keine Elemente der Wirklichkeit enthalten. Diese zu rekonstruieren ist nun unsere Aufgabe. Bei der Geburt seines puer (Silv. 5 , 5) war er im Geburtszimmer als Zuschauer von Anfang an anwesend (cadentem aspexi); nachdem das Kind gereinigt war (unctum) und während es gewickelt wurde, oder nachdem es gewickelt worden war, und der Dichter es in den Armen hielt Cfovi), gab er eine Erklärung zugun sten des schreienden Neugeborenen ab (genitale carmen, tremuli ululatus); deren wesentlicher Inhalt bestand in der Bestimmung der zukünftigen Stellung, die dem Kind im Leben zukommen sollte (inserui vitae), d. h. in dem Versprechen, er werde als Freier und quasi als Sohn des Herren seiner Eltern aufwachsen (alias ortus libertatemque . . . dedi). Mit anderen Worten : Statius tat hier genau das, was im j ustinianischen Gesetzgebungswerk penitus tollere heißt (oben S. 46 f.).226 Doch das Wort tollere oder suscipere fällt bei Statius ebensowenig wie irgendein Ersatzsynonym (recipere, gremio forre o. ä.). Dies ist umso auffälliger als ein Wort dieser Art sich in allen Paralleltexten findet, im selben Gedicht in anderem Zusammenhang bald von blandus sinus die Rede ist (84) und im eng stens verwandten Gedicht 2, 1 _, sogar sustulit, verdoppelt durch amplexusque sinu tulit ( vv. 79, 8 1 ) steht. Diese auffällige sprachliche Absenz verlangt nach einer Erklärung. Die natürlichste Annahme wäre, daß das Fehlen der Vokabel durch das Fehlen der Sache verursacht wurde : Statius hat das Neugeborene nicht in die Arme genommen. Es kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, daß die Geste des tollere in dem Ausdruck fovi oder inserui vitae versteckt ist. Mit bei den Möglichkeiten rechnend kann man auf jeden Fall aus dem Statius-Text fol gende Schlüsse ziehen : r) Die ,Aufnahme zwecks Omphalotomie' wurde durch den zuschauenden Dichter - an Stelle der Hebamme - auf keinen Fall ausge führt. Denn sowohl fovi als auch inserui liegen zeitlich nach der Reinigung (unctum). Er kann das Kind höchstens in Form einer Sekundärhandlung nach dem Baden in die Arme genommen haben, damit die Primärgeste der Heb amme wiederholend. 2) Daß er den Ausdruck tollere nicht gebraucht, selbst wenn er die Handlung sekundär verrichtet haben sollte, und trotzdem von inse rui vitae spricht, bedeutet, daß tollere nicht ein zeremoniell so verfestigter termi nus technicus für die Eingliederung war, daß man nicht ohne das Eine von dem Anderen hat sprechen können. Der Text besagt nur, daß ein inserere vitae erfolgt ist, ob durch tollere oder nicht, bleibt ganz offen. 3) In konkreter Deut lichkeit und mit Gewißheit erwähnt werden dagegen die Worte des Quasi Vaters (genitale carmen), noch dazu als das den Kontext beherrschende Haupt moment.227 Die Situation, die hiermit gegeben ist, entspricht genau derjenigen,
6o
2 1 9 Hor. carm. 4, 3,1 f. ; Hesiod Theog. 8 1 Danielsson 4 3 f. ; Häkanson I 6 1 . Plaut. Truc. 384 f. ; 5 I 6 ; Varro vit. pop. Rom. frg. 8 o Riposati; Cic. Farn. 6, I 8, 5 ; Ovid Met. 9,705 ff. ; Suet. Nero 6, I ; Suet. Aug. 94,5 ; Gell. Noct. Att. I 2, I ; Stat. Silv. 4,8, 3 6 ff. ; F. Marx, Neue Jahrb. f. das klass. Altert. I ( I 898) rr I ; Lundström 59· In diesem Zusammen hang ist auch Ovid Ibis 22 I ff. zu sehen : Qui simul . . . matris prolapsus ab alvo I . . . pressit humum I . . . bubo I . . . graves edidit ore sonos. 222 Ter. Andria 486 ff. ; Soran Gynaec. 2,6 (26), IO (p. 5 7 f. Ilberg) ; Th. Köves-Zulauf, Glotta 5 9 ( I 9 8 I ) 29o ff. 223 Die Übertreibung ist wahrscheinlich nicht sehr groß; Statius kann seiner Äußerung aus dem Stegreif durchaus die Form rudimentärer Poesie gegeben haben, da Improvisatio nen sein metier waren (Vollmer 22 f., 27 ff. ; Frere-Izaac XXVIIIf.). Richtig Frere-Izaac z. St. : ,Stace donna naturellemeilt une forme poetique aux vota avec lesquels I'aieule ou Ia tante maternelle accueillent Je nouveau-ne dans Perse 2 , 3 5 sqq.'. 224 Unger I I I ; Köves-Zulauf, Glotta 59 ( I 9 8 I ) 2679, 293 f. ; Ovid Ibis 24o ff. 221 Die Gegenargumente : Der Zeitpunkt sei für ein Genethliacon ungeeignet (Unger 1 1 1. Danielsson 44) ; ein solches Gedicht sei für ein Sklavenkind eine allzu große Ehre (U nger 1 1 1 ) ; das Schreien des Kindes und die Melodie eines Liedes ergäben eine Kakopho nie (Unger 1 1 2). Ebenso ohne jede Überzeugungskraft, ja geradezu unmöglich ist die Annahme Mozley's (Loch-Ausgabe z. St.), der Dichter spreche hier von einem am Fest der Namensgebung vorgetragenen Gedicht (,with a natal ode I welcomed his anointingb1 - bl J>rohahly a rcfercnce to the solemn purification of the child on the ninth day after birth') : I kr Kontext läfh keinen Zweifel darüber zu, daß es sich um ein carmen in der Stunde der 220
( ;chu rt handelt.
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Mit inserui vitae kann eine Adoption (Barth bei Unger I I 3) nicht gemeint sein, vgl. v. nec qui mea nomina.forret; aber auch nicht eine ,formal registration' (so Mozley und Voll mer z. St.), denn eine solche wurde erst fast I OO Jahre nach Statius eingeführt (Blümner, I 'rivataltertümer, 304). "7 Die Darstellung ist wohldurchdacht komponiert : Die Zweiheit von Kind und Quasi Vater wird zuerst in optischen, dann in akustischen Kategorien ausgedrückt : cadentem •1.\f'exi I carmine- ululatibus. Aus dem Umstand, daß carmine, fovi, inserui in einem aku1o
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Tollere in/anlern
Der sprachliche Be/und
die wir oben SS. 3 5 f., 47 als für die postnatale Behandlung allgemein gültige rekonstruiert haben : Die Eingliederung des Neuankömmlings wurde nicht durch eine Geste, sondern durch entsprechende Worte des Vaters bewirkt; die sekundäre Geste, ob vorhanden oder nicht, war auf jeden Fall nur ein akziden telles Begleitphänomen. Atedius Melior, in Silvae 2, 1, war ungestümer und ging radikaler vor als Sta tius in 5 , 5. Jener riß das Kind, sobald es den Mutterleib verlassen hatte, der Hebamme aus den Händen 228 (rapturn), hob es in die Höhe229 (sustulit), in dem Bewußtsein, das schreiende Kind auf diese Weise stillschweigend sich anzueig nen (astra salutanlern . . . sibi rn e n t e dicavit); er trug es dann im Schoß (arnple xusque sinu tulit) und sah sich selbst in der Vaterrolle (genuisse putavit). Man würde gerne weitere Einzelheiten erfahren, insbesondere möchte man wissen wie die Hebamme sich dabei verhielt, was mit der Omphalotomie gesch :h. Sicher ist, daß Atedius - im Gegensatz zu Statius - keine förmliche Erklärung zugunsten des Kindes abgab!3° Die Geste allein reichte aber auch hier nicht ganz aus ; auch hier mußte eine Willensbekundung hinzukommen, wenn auch nur eine gedankliche. Was die Omphalotomie betrifft, kann man ein an der Nabelschnur hängendes, blutbeschmiertes Kind nur schwer an die Brust drücken und gewiß nicht umhertragen,Z3 1 ein bloßes Aufheben ist dagegen, wenn auch unhygienisch, physisch möglich : schließlich hebt ja im Normalfall auch die Hebamme das Kind ungebadet auf. Nach menschlichem Ermessen kann man es also als sicher ansehen, daß arnplexusque sinu tulit erst nach vorhe riger Abnabelung, ja nach Baden des Kindes erfolgte. Wenn man nun weiter versucht aus dem dichterisch verschleierten Abbild der Realität diese selbst her auszuschälen - eine komplizierte, jedoch notwendige Aufgabe, 232 so deuten die Anhaltspunkte exultans und astra darauf hin, daß auch sustulit sich auf das schon abgenabelte Kind bezieht: Mit einem noch an der Nabelschnur hängen den Neugeborenen in den Armen kann man keine Temperamentsausbrüche
inszenieren, ,herumspringen', noch kann man es in die Höhe heben,Zl3 sondern man muß es höchst vorsichtig anfassen. Hinter Rapturn sed protinus alvo ver birgt sich also realiter der ganze Anfangsteil der postnatalen Versorgung, min destens einschließlich der Abtrennung der Nabelschnur - wie wir meinen, auch des Reinigens und des Einwickelns, worauf es aber im gegebenen Zusammen hang nicht entscheidend ankommt!H Die Formulierung des Statius ist mithin höchstwahrscheinlich eine dichterische Verkürzung und Übertreibung, 2 35 bedeutet nur, daß der Quasi-Vater auf möglichst rasche Erledigung der anfäng lichen Versorgungshandlungen drängte, damit das Kind endlich in einen ,auf nehmbaren' Zustand kommt. Die Konsequenz davon ist, daß sustulit nicht das eigentliche primäre ,Hochnehmen zwecks Omphalotomie' bezeichnet, sondern das sekundäre In-die-Arme-Nehmen ; daß Atedius Melior das Kind nicht von der Erde, sondern aus den Armen der Hebamme hochnahm, und das ist der entscheidende Punkt. Aber selbst wenn man die statianische Wendung gegen jede Wahrscheinlichkeit wörtlich verstehen möchte und dem Atedius Melior eine gewaltsame Aneignung der typischen Hebammenrolle von Anfang an zuschreibt, bleibt die Folgerung bestehen, daß sustulit nur ein sekundäres Hochnehmen nach bereits erfolgter Omphalotomie, ein Hochnehmen nicht von der Erde bedeuten kann, und nicht durch diejenige Person, die diese Handlung im Normalfall verrichtete. Dabei kommt dieser Stelle besondere Bedeutung zu. Sie ist nämlich eine der wenigen, wenn nicht überhaupt die ein zige in der lateinischen Literatur, wo ein Aufheben des Neugeborenen durch einen ,Vater' in ganz konkreter Form bezeugt ist. Auch sie liefert aber keinen Beweis für die allgemein vertretene These, daß ein Aufheben vom Boden ein typisch, ja exklusiv väterlicher Akt gewesen sei!36 Nicht minder gilt dies für die abgeschwächte Form derselben Behauptung, wie sie - nicht zufällig - in der medizinhistorischen Literatur sich gelegentlich findet: " . . . von hier (sc. vom Boden) nahm es (sc. das Neugeborene) . . . der Vater oder eine von ihm autori sierte Persönlichkeit, die auch die Hebamme selbst sein durfte, und hob es von
stisch-kontrapunktischen Rahmen stehen, ergibt sich von selbst, daß ca� en �as char� kte�i stische Gewicht zukommt. Wir glauben sogar, daß poscenternque . . . vttae mchts weiter ISt als eine detaillierende Explikation von genitali carminefovi; aus der Natur des akustischen Kontrapunktes folgt dann, daß inserui vitae nichts anderes meint, als etwas Akustisches, Worte: die ,zweite Geburt' - alias ortus v. 73 = ,une seconde naissance' (Frere-lzaac) erfolgt durch Worte. S.unten S. 92. 228 Es ist wenig wahrscheinlich, daß er die Geburt ohne Hebamme selbst leitete. Rapturn . . . protinus alvo ist daher nicht ganz wörtlich zu nehmen. . 229 Daß das Kind in diesem Falle über die übliche Höhe der Arme hmaus hochgehoben wurde, darauf scheint a s t ra salutanlern hinzuweisen. '3° Vgl. rn e n te dicavit, putavit gegen ü ber dixissev. 82. . A.aßoov); Ael. var. h1st. 2,7 'l' Plut. Lyk. I6, I (To öl': yEVVllS!':v . . . 6 y�_;vvflcrw; ... EWV crUV TOll; G11:UQYUVOl<; UtlTO (sc. natöiov) : Aus dem Kontext ergibt sich, daß das Hochnehmen und Tragen nach der Abnabelung geschieht. Einen sanguinolentus an die Brust drücken, ist eine abwegige Vorstellung und deswegen die Konjektur Danielssons zu Stat. Silv. 5 , 5 ,70 : u net u rn genitali s a ng u i n e ji1vi (' o.c. 44) ganz und g:�r unmöglich. S. ohen S . 3 3 · . gering. '" I >ie Zahl der 'I (·xl<' mi1 konk rctcr Schilderung der V:�terrolle hei der Geburt ist
6;
2 3 3 S. oben Anm. 229.
' 34
Rapturn . . . alvo klingt an die Abtrennung der Nabelschnur an. S. oben Anm. 228. ' 3 6 S. oben Anm. I . Ich kenne auch keinen archäologischen Beweis für einen solchen Akt des Vaters. Einen solchen findet zwar N. Belmont Sr auf einem Pariser Sarkophag darge ''rllt, doch diese Interpretation ist unbestreitbar irrtümlich. Dargestellt wird dort eine ein 1\ind hochhebende Person : Kleidung, Haartracht sowie der Gesamtzusammenhang im R:�hmen aller Parallelfälle weisen die Person ohne Zweifel als weiblich aus. Es handelt sich 1 1 111 die Hebamme, die ein Neugeborenes aufhebt, wahrscheinlicher sogar aus dem Leib der gegenübersitzenden und als schwanger charakterisierten Frau entnimmt. Auch hier ist die I',<'W:IItsame und unerlaubte interpretatorische Verdrängung der Hebamme durch den Vater wmptomatisch. Vgl. H.-I. Marrou, MOYCIKOC ANHP, Rom, I 964, 32 N 3 . 5 ; G. Koch II.Sichtermann, Römische Sarkophage (Handbuch der Archäologie 3), München, I982, 1 07- 1 09 N r. 3 . Paris 3 I 9, mit weiterer Literatur. Herrn Kollegen B . Schmaltz, Marburg bin 1 c h für hchkundige Hilfe bei der Klärung dieser Frage zu D:�nk verpflichtet. S. unten 235
Alllll. 2HO.
Tollere infantem
der Erde auf . . . "!37 Nach Aussage aller vorliegenden Belege war das Tätigwer den der Hebamme in dieser Eigenschaft nicht die Ausnahme und die des Vaters die allgemeine Regel, sondern gerade umgekehrt. Auch in unserem Text, mit einem Quasi-Vater in extremer Hebammennähe, wird ihm durch tollere kein Aufheben vom Boden zugeschrieben, sondern nur ein sekundärer Akt. Die Ausdrucksweise klingt ganz gewiß an die festgeprägte allgemein gebräuchliche Formel tollere infantem2J8 an; umso bedeutsamer ist es, daß Statius dem Akt keine automatische Wirkung239 und keinen juristischen, sondern einen emotio nalen Gehalt zuschreibt. 24° So ist es auch ganz irrig, die bezeichnete Handlung als eine rechtlich verfestigte Geste der A d o p t i o n in die väterliche Gewalt zu deuten, deren Wesen in der Berührung mit der Hand (manus) zu erblicken und aus dieser einen mißverstandenen Stelle eine Theorie zu konstruieren darüber, daß es in Rom ein von der Erwachsenenadoption unterschiedenes Verfahren für die Adoption von Kindern gegeben habe.241 Von manus, diesem römischen Rechtsbegriff ist hier nicht die Rede, sondern von sinus (gremium).242 Und durch sinu susciperelrecipere/excipere/ferre/fovere wird kein Rechtsverhältnis kon stituiert, sondern allenfalls eine Attitüde des Alltags eingenommen. Sie kann als solche selbstverständlich auch symbolische Bedeutung haben : Die dadurch her237 E. Curatulo 70. Fast wortgleich wiederholt von Diepgen I 8 1 . S. unten Anm. 26 5 . Neraudau, Enfant a Rome, 272 f. 8 23 Vollmer, Mozley, Frere-Izaac, z. St. Danielsson 4 5 . 2 39 S . Anm. 2 30, S. 62. 24° Vgl. v. I 02 f. : et te iamfecerat illi!mens animusque patrem . . . in Verbindung mit v. 8o f.: . . . sibi mente dicavit . . . I et genuisse putavit. 24 1 C. Sittl I 30. V gl. auch Mozley z. St. Sittls Theorie beruht auf einem prinzipi llen Miß � verständnis römischer Rechtskategorien sowie auf einer Mißachtung des Gesamtmhalts des statianischen Gedichts : (patria) potestas und manus sind zwei grundsätzlich unterschi�dene Arten des Abhängigkeitsverhältnisses, natürlich entstanden di e erst� , durch �ünsthchen . . . Eingriff in organisch gewachsene Verhältnisse herbeigeführt dre zwerte. Zu semem lerbh chen Vater kann das Kind nur in einem Verhältnis der patria potestas stehen und nur zu rhm kann es dieses Verhältnis haben; in einem manus-Verhältnis steht es nur als ein einem frem den Pseudovater verkauftes Hauskind in mancipio. Die patria potestas wird durch die biolo gische Geburt, nicht durch den künstlichen Akt der ,Aufhebung' begründet; sie endet auch nicht durch den Verkauf in eine manus, sondern sie ruht nur; nach Entlassung aus der frem den manus lebt sie wieder auf. Die Adoption begründet keine manus-Gewalt, sondern eine potestas, die über die manus-Unterworfenheit hinausgeht. Die Herstellung eine� manus-�er hältnisses bildet vielmehr ein Präliminare der Adoption, zugleich mit der Befremng von Jeg licher patria potestas. Freiheit von patria potestas und gleichzeitig vorhanden� man�s-Abhän� gigkeit als Voraussetzung einer Adoption zeigt � m besten die l!ntersch�edh�hkert der zwer Kategorien. Das Anfassen mit der Hand (Tac. Hrst. I , I 5) hat mrt Adopuon mchts zu tun, ISt ein repcnte e media salutanti um turba adprehendere (Suet. Galba 1 7) . S. Kaser I , 56 f., 5 9,6 ? ff., 7o •H, 345 , 348. S. oben Anm. I 69, I 70, S. 47· Außerdem bleibt das Kindschaftsverhältnis zu den l·:ltcrn in unserem Fall bis zuletzt erhalten, vv . I 7 3 f., 234. '·II v. H 1 . Claudian Ruf. 1 ,9 3 und die Texte auf S. 5 o f. Wie ein Vergleich von v. I 2 I (gremio <mnplcxa purrum, . . /nvidia) und v. 147 (complexa manu crinem . . . infera Iuna)verdeutlicht, . hatte Statius leicht eine Formulierung finden können, dre tolleremit manusverbunden hatte, wenn m1mm fur ihn in diesem Zusammenhang ein bedeutsamer Begriff gewesen wäre. Vgl. A11111. 245. Siuw oder g rcmium sind keine Kategorien des römischen Rechts, s. Kaser Index.
Der sprachliche Befond
gestellte unmittelbar körperliche Nähe zwischen Kleinkind und Erwachsenem gilt auf natürliche Weise als ein Zeichen von Verbundenheit, Identifikation, Akzeptierung,24J insbesondere zwischen Eltern, Großeltern, Verwandten und Kindern, insbesondere wenn es am Lebensanfang geschieht. Es ist kein Zufall, daß diese Attitüde in demselben Gedicht, in dem sustulit steht, auch außerhalb des Rahmens der Geburtsszene sich noch einmal wiederholt. Der puer delicatus ist inzwischen gestorben ; das ganze Gedicht ist ein aus diesem Anlaß verfaßtes Epicedion, in dem auch die Schilderung der Geburtsszene als Erinnerung an die Vergangenheit steht. In der Unterwelt wird nun der puer durch den bereits verstorbenen besten Freund des Adressaten Atedius Melior, Blaesus empfangen und auch dieser ,hebt das Kind hoch', tollit humo (202) . Beide Szenen entspre chen einander inhaltlich in mehreren Punkten, wenn auch antithetisch, und dies gewinnt auch in sprachlichen Anklängen Ausdruck : Beide Male handelt es sich um die Überwindung der Grenze zwischen Jenseits und Diesseits durch densel ben puer, in jeweils entgegengesetzter Richtung, in Richtung des Todes hier, in Richtung der Geburt dort. Auf Erden wird er durch Atedius Melior empfan gen, in der Unterwelt durch dessen Alterego. Hier wie dort wird er mit Freuden begrüßt, wird zunächst in die Arme genommen und dann längere Zeit in den Armen getragen ; an beiden Stellen gilt er als raptus:
VV. 202-208 R ap t u m sed protinus a l v o t o II i t h u m o magnaque ligat cervice diuque s u s tu l i t exultans . . . ipse manu gaudens vehit et, quae munera astra salutantem . . . amplexusque sinu tulit
Elysii . . . porgit . . .
Hic fi nis .!.3:..P.!..!!_. In mancher Hinsicht ist das Muster an der zweiten Stelle deutlicher ausgeprägt. So wird z. B. ausdrücklich gesagt, daß das manu vehi = amplexusque sinu ferre ein längerer Vorgang war (diu v. 202) und es wird unzweifelhaft deutlich, daß das tollere der Beginn des manu vehi war, kein davon getrennter Akt. Sofern auf Grund der Musterähnlichkeit Rückschlüsse von der zweiten Schilderung auf die erste erlaubt sind, muß man beides auch für die erste annehmen. D. h. daß unsere Folgerung bestätigt wird, daß sustulit in v. 79 nicht die primäre ,Auf nahme zwecks Omphalotomie' meinen kann, sondern den Auftakt eines zwei ten, unverbindlichen Hochhebens als alltäglichen Ausdrucks der Vaterfreude. Dieser emotionale Sinn des Hochhebens wird in der zweiten Schilderung auch ausdrücklich geäußert.244 Für ein solches Ergebnis spricht aber auch die ganze innere Logik der Szene des Empfangs in der Unterwelt, wenn man sie als eine '43 Claudian cons. Hon. 4, I 5 9 f. ; I68 ; Sidon. c. 2 , 1 3 4 ff.; Suet. Aug. 94, 8 ; Sittl 329, 3 3 8 (Schlafen im Schoße des Hypnos). '44 V. 206 f.
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Tollere infantem
Der sprachliche Befund
Schilderung in der Formelsprache der postnatalen Vers?rgung sieht, als eine . Geburt mit umgekehrtem Vorzeichen, sozusagen als em , U n t e r -die-_W'el� Kommen' : Der Akt des Hochhebens ist nicht der Akt der Aufnahme m die Unterwelt denn er bezieht sich auf einen, der schon in der Unterwelt weilt. Der Eint;itt in diese Welt, der ,zweite Tod' als Gegenfon� der ,zweiten Geburt' = ,Aufheben zwecks Omphalotomie' erfolgte durch Uberqueren � es Grenzflusses Lethe (vv. I8 3- I 88) ; Charon ist die Hebamme der Toten. Der biO logische Tod aber entspricht als allererste Phase der biologischen Geburt, der Apodexis. '4 5 Es kann als sicher gelten, daß das Neugeborene während der ersteP Lebenstage, nach Abschluß der postnatalen Verrichtungen zu ":"iederholten Malen hochgenommen wurde. D !�se scheinbare Platitü�e hat ms o�ern besondere . Bedeutung, als es zu der Uberlegung führt, ob die generaliSierende Formel (infantem) tollere/suscipere nicht auch verschiedene solche Akte des Hoc�neh . mens zu einem einzigen Schema vereinigt, die eine oder andere vorrangig Im Sinne habend, je nach Kontext. Insgesamt gemeint wäre aber die ?ymbolik des alltäglichen Aktes an sich, als Zeichen positiver Hinwendun�, re�Ipr?k formu liert : als Zeichen bejahender Hineinnahme des Neuankömmlmgs m die gegebe nen Lebensverhältnisse. Ja mehr noch : die Frage erhebt sich, ob unter jenen verschiedenen späteren Gelegenheiten nicht doch eine für den normalen Vat�r typische gewesen sein könnte, so daß in der tradi�ionellen o !'inio commun�s, nach Abstreifung aller Elemente unüberlegter Fehlmterpretauonen, doch em Körnchen Wahrheit übrigbliebe. Eine solche Gelegenheit läßt sich ausfindig machen. Allerdings ist ein Ho�h nehmen durch den Vater auch in Zusammenhang mit ihr nicht tatsächlich bezeugt : Doch läßt die Natur der Situation eine solche ausschließlich väterliche Handlung als in hohem Grade wahrscheinlich erscheinen. . . Ennius erzählt in seinem Euhemerus die GeburtsgeschiChte der Kmder des Saturnus. Saturnus ist durch einen Pakt mit seinem Bruder gehalten, keine männlichen Nachkommen zu erzeugen. Als seine Frau Ops zweimal ein Zwil lingspaar zur Welt bringt, je ein Mädchen und einen Knaben, retten die Frauen
245 Die näheren Bestimmungen zu den Verben an dieser Stelle, tollit h u m o, m a n u vehit, verdienen besondere Beachtung.Wenn nämlich diese Formulierun�en als typische · ·
·
Ausd rücke für eine ,Aufhebung zwecks Omphalotomie', in kontrapunktischer ':erwe� dung, betrachtet werden könnten, so läge hier ein indirekter Beweis daf�rvor, daHd1ese pn märe Aufhebung von der Erde unmittelbar nach der Geburt vo� emer vaterahnhche� Cestalt ausgeübt wurde, ein Beleg für die sonst unbclegbare Verbmdung von tollere mit fmmo in nachgeburtlichem Zusammenhang (H.Ben�ett, TAPhA 1922, XVIII: , I n no case do we find any such phrase as tollere ab humo . . .').D1� Erwähnungvon manus�uf der�nde1-en Seite wäre ein Hinweis darauf, daß Sittls T heone (Anm.241, 242) doch m Erwagung gewgen w erde n könnte. Beide Ablative jedo�h si.nd durch die speziellen Umstände der l lnterweltsszene bestimmt: Einen etwa zwölf)ähngen Jungen (v. 124), der auf der Erde Khreiu·t, kann man nur vom Boden aufheben, und er überragt mit seiner Größe .den 1 Im fa ng des si11us.Ganz abgesehen davon, daß die innere Struktu� der Szene dafür spncht, daf\ wir um nicht mehr in einem der Omphalotomie p a rallelen Zeitpunkt befmden.
der Familie das Leben der männlichen Kinder dadurch, daß sie die Geburt der Knaben vor dem Vater verheimlichen : . . . deinde . . . nati sunt gemini, Juppiter
atquefuno. tumfunonem Saturno i n c o n s p e c t u m dede re atquefovem clam abscondunt dantque Vestae (der Mutter des Saturnus) educandum celantes Satur num. - . . . ad eundem modum . . . Ops parit geminos Plutonem et Glaucam. Pluto Latine est Dis pater, alii Orcum vocant. ibi filiam Glaucam Saturno o s t e n du n t, atfilium Plutonem celant atque abscondunt (Lact. divin. inst. I, I4.4- 5). Wir vergleichen damit die Worte der Mutter eines ausgesetzten Kindes aus Heliodor Aethiopica : 'Q� !!EV ouotv aotK OüGa, natoiov oü-rro GE yEV O!!EVT]V E�E,<}E!lT]V OUOE n ULE Q U T OV G OV 'Yoa Gn T]V -ri]v GijV ,9i;a v a n EK Q U \jl a !lll V . . . (4,8,2) . . . YEV O!!EV T]V TE GE TE,9vavat JtUQUXQfi!lU JtQO� TOV ÜV OQU n A.a GU!lEV TJ A.a,9Qa Ka i an OQQTJTro� E�E,<}E!! TJV . . . (4,8,6) . Aus beiden Texten läßt sich schließen, daß es üblich war, das neugeborene Kind dem Vater zu präsentieren, in conspectum dare, ostendere! 46 Der Vater erscheint dabei vom Geschehen im Geburtszimmer gänzlich ausgeschlossen. Man kann Kinder verschwinden lassen, ohne daß er es merkte, Kinder für tot geboren erklären, ohne ihm einen Beweis vorlegen zu müssen. Mit dieser Situa tion ist die Annahme am natürlichsten zu vereinbaren, daß der Vater ein am Leben bleibendes Kind erst zu Gesicht bekam, nachdem alles schon erledigt war, das heißt in völlig versorgtem Zustand, in die Windeln eingewickelt!47 Gewiß liegt hier auch bei Ennius letzten Endes griechisches Material vor; denn sein Euhemerus war eine lateinische Übersetzung der 'IEQU 'AvayQa
'46 Herod, 6,p; Ter. Andr.5 16; Dig. 25, 4, I , I o ( . . . mortuo marito . . . quod natum erit, his ad quos ea res pertinet procuratoribusve eorum, si inspicere valent, ostendatur); Vulg. Ezech. 16, 5 (Non pepercit super te oculus). In Oberägypten darf der Vater das Neugeborene bis zum
siebten Tag nicht sehen.An diesem Tag wird das Kind zu dem Aufenthaltsraum des Vaters gebracht "und den Gästen gezeigt, die mit dem Vater sich freuen ..." (W.Mannhardt, Mythologische Forschungen, Straßburg, 1884, 367). '47 V gl. die Reihenfolge ortus, praecisus umbilicus, aqua Iota, sale salita, involuta pannis, .wper te oculus an der zitierten Ezechiei-Stelle.- Das logische Korrelat derAbwesenheit des Vaters vom Geburtszimmer ( oben Anm.29) ist, daß nach erfolgter Geburt und Versorgung i hm Meldung gemacht wird: Herod. 6, 63 (Kai 'tL<; oi 1:rov OLKE'tEWV EV �h:i>K
Tollere infantem
Der sprachliche Befund
tion auch in die Arme nahm, wie es auch heute zu geschehen pflegt.248 Dies wäre eine für den Vater typische Art des tollerelsuscipere gewesen, das als Ele ment in den schematisch zusammenfassenden Begriffen des t./s. eingehen konnte. 249 Das Gewicht dieses Elements konnte allerdings nur sehr relativ sein : Als das Kind schon fertig gewickelt dalag, war über Leben oder Aussetzung schon längst entschieden und der Vater vollzog mit diesem Hochheben nur etwas, was vor ihm die Hebamme in grundsätzlicher Form bereits verrichtet hatte, und dies auf seinen Befehl. Dieses hypothetische väterliche tollere wäre mithin nur eine nachträgliche und nebensächliche Geste der Bestätigung der eigentlichen, bereits gefällten und in die Tat umgesetzten Entscheidung. Das Standardwissen, wonach das römische Kind nach der Geburt vor dem Vater auf den Boden gelegt, von ihm zeremoniell aufgehoben und dadurch sei ner patria potestas einverleibt, legitimiert wurde, erweist sich damit als eine wis senschaftliche Legende, in der Renaissance-Zeit aufgekommen/50 seitdem kritiklos weitertradiert und schließlich als Handbuchwissen sanktioniert. Zugleich wird auch der Mechanismus des Zustandekommens durchsichtig : Drei unterschiedliche Tatbestände der Realität sind undifferenziert zu einem Schema vereinheitlicht worden : Die mit magisch-religiösen Vorstellungen ver knüpfte Aufhebung zwecks Omphalotomie vom Boden gleich nach der Geburt durch die Hebamme ; die diesbezügliche verbale Anordnung des Vaters ; die Präsentation des Kindes vor dem Vater schließlich, postfestum, in endgültig ver sorgtem Zustand, wobei der Vater es in manchen Fällen von der versorgenden Person übernahm und in den Armen hielt. Anstoß und Bindemittel für diese Amalgamierung stellte die lateinische Redewendung infantem tollere dar : man verwechselte Rhetorik mit Realität. So ist es kein Zufall, daß trotz mehrhun dertjähriger Nachforschung bis jetzt kein einziger Beleg für ein solches tatsäch liches Verhalten eines römischen Vaters gefunden werden konnte : Der Beleg existiert nicht, weil das Verhalten nicht existierte. C. Im Rahmen der Untersuchung von Stellen mit konkreten Angaben haben wir zuletzt Fälle betrachtet, in denen die Handlung durch Angaben zur Person
eines Pseudovaters konkretisiert ist, oder wo eine so konkretisierte Handlung des wirklichen Vaters hypothetisch anzunehmen ist. Das nun folgende Beispiel bezeugt eine solche Handlung t a t s ä c h I i c h von einem e c h t e n Vater. Die Konkretisierung besteht allerdings nur darin, daß vom Schoß, sinus des Vaters gesprochen wird. Firmicus Matemus gebraucht in seinem astrologischen Werk die Wendungen filios suscipere, subolem suscipere im allgemeinen höchst schematisch, im Sinne von ,Kinder, Nachkommenschaft bekommen bzw. haben'.25' Nur an einer ein zigen Stelle, der frühesten in seinem Werk, wird er etwas konkreter. In seinem ersten Buch gibt er eine generelle Verteidigung der Astrologie und stellt die These auf, daß auch die Gesetze der Macht der Sterne unterworfen sind ( r ,7,r). An fünf Beispielen wird demonstriert, daß das Schicksal der Menschen nicht von den Gesetzen des Staates, sondern von den Gestirnen, häufig im Widerspruch zu den staatlichen Gesetzen, bestimmt wird. Das fünfte Beispiel lautet : Ecce pirata post infinitas innocentium neces i n c ru e n to s i n u felices sus cipit filios; ille innocens et ab omni seelerum . . . separatur invidia ( r ,7,3). Der Text ist lückenhaft,252 doch der allgemeine Sinn ist klar: Der Mörder wird durch glückliche Nachkommenschaft vom Schicksal begünstigt, der Unschul dige durch Verlust der Kinder oder durch Kinderlosigkeit benachteiligt. Es ist unverkennbar, daß diese ausnahmsweise Konkretisierung der Hand lung aus einem rhetorischen Impuls der Kontrastierung erfolgt; der Gegensatz zwischen der blutbefleckten, lebensvernichtenden Vergangenheit des Mörders und der gegenwärtigen lebensbejahenden Güte desselben als Vater soll betont werden. Doch der Verfasser hätte den Ausdruck nicht in dieser Weise gestalten können, wenn er unter suscipere in concreto nicht ein ,ln-den-Schoß-nehmen' von Seiten des Vaters verstanden hätte. Welches Moment der Realität hat er dabei im Auge? Offensichtlich nicht mehr und nicht weniger als die allgemeine Gewohnheit von Vätern, ihrer positiven Einstellung einem Neugeborenen gegenüber dadurch Ausdruck zu verleihen, daß sie es in die Arme nehmen, auch schon bei der ersten Begegnung. Wann und unter welchen näheren Umständen diese erste Begegnung erfolgte, darüber sagt die Stelle aber nichts aus. In Ermangelung anderer Beweise ist aus dieser Stelle keineswegs zu erschließen, daß es einen rituellen Anerkennungsakt des Vaters überhaupt gegeben hat. Ja nicht einmal das ist wahrscheinlich, daß Firmicus Matemus c i n e n konkreten Anlaß im Auge hat. Die allgemein gehaltene Formulierung 'agt nur etwas allgemeines aus : Kinder aufzuziehen bedeutet für einen Vater ei ne positive Einstellung zu ihnen zu haben, was sich in der Attitüde des ,Auf den-Arm-Nehmens' ausdrückt, wann, wo und wie oft auch immer. Diese Atti i lide gilt sogar ganz sicher nicht als alleiniges Vorrecht des Vaters. Denn Firmi c u s Matemus spricht an dreien von I 3 einschlägigen Stellen davon, daß Frauen,
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Das Kind wird g e w i c k e I t dem Vater in die Hand gegeben : Hesiod Theog. 48 5 ; Paus.8 ,8 , 2.V gl.nächste Anm. 2 49 Claudian cons.Stil.3, I 78 wird der neugeborene Eucherius dem kaiserlichen Großon kel gezeigt, einige Zeit nach erfolgter Geburt ( oben Anm.I 77). Er hebt das Kind auf, mit einer Geste verwandtschaftlicher Verbundenheit. Das Motiv der Freude bei solcher Gele genheit kehrt mehrmals wieder, s. außer der Claudian-Stelle auch Vulg.Jer.20 , I 5 ; Stat.Silv. 2, 1 , 79 ; 203 ; Ovid Met. 9 ,708 ; Mannhardt, Myth.Forsch., 367. 21° H. Bennet XVIII.Wie diese Legende auch heute noch weiter kultiviert wird, trotz des Fehlens von Textbelegen , unter Zuhilfenahme populärwissenschaftlicher Allgemeinlitera tur ( z. B. G.J. Witkowski, Histoire des accouchements chez tous !es peuples, Paris, I 887) und mit Bezugnahme auf nichtexistente, von Verfasser zu Verfasser weitergegebene Text stellen sowie fehlerhafter Übersetzung lateinischer Sätze zeigen exemplarisch N. Belmont 77 f., H7; A. Roussclle 69 f.: Die Ovid zugeschriebene Wendung findet sich in W irklichkeit ht'i j uvt'nal 7, 1 96 ; ut auspicaretur rectus esse kann nicht bedeuten , pourvoir ( !) s'il n'est pas drfonn(· (ou in firme) ( ')' u.a. m. V gl. auch Curatulo 70 , offensichtlich aus derselben Quelle ( Wi t lww,ki).
' ' ' I , 7 , J ; 3, I I , I I ; 5 , I , I 8 ; 5 , J , J ; 5 ,J,4; 5 , J ,8 ; 5 , J, I I ; 5 , J , I 9 ; 5 , J , 2 5 ; 5 ,J , J 8 ; 5 > 3 >4 7 ; 5 ,4, I I ; (, , 1 0,2. ' ' ' Ergänzt werden könnte (macu!a !iber afi!iisfatorum) oder (macu!a amotus liberorum
g.wdio mortis) o. ä.
Tollere in/antem
Der sprachliche Befond
Mütter susceperint filios.253 Wenn ,ein Kind hochnehmen' zum sprachlichen Schema für ,ein Kind bekommen, haben, nicht aussetzen' werden konnte, so nicht zuletzt deswegen, weil in dieser Attitüde allein, von Person, Anlaß und Umständen unabhängig, die Einstellung zum Ausdruck kam, die zum Behalten des Kindes führte. Daß sie in der postnatalen Versorgung, im Rahmen der Hebammentätigkeit, wie wir früher gesehen haben, auch eine bestimmte tech nische Funktion haben konnte, ändert nichts an dieser allgemeinen Bedeutung. Dasselbe gilt generell von allen Stellen, an denen ein väterliches tollere oder suscipere allein durch Hinzufügung eines sinu oder gremio konkretisiert ist. Nur wenn man a priori von der Existenz jenes einmaligen Ritus ausgeht, kann man in ihnen eine Bestätigung dafür sehen. Doch gerade diese Existenz wäre zu beweisen, und ist nicht zu erweisen. So bedeutet die ennianische Zeile Seen. frg. 299 Vahlen Neque tuum umquam in gremium extollas liberorum ex te genus254 zweifelsohne soviel wie ,Du sollst nie Kinder haben' ; doch impliziert der Text auch hier nur jene allgemeine Attitüde des Vater-Seins, wie auch immer man ihn einordnet, 2 5 5 keineswegs einen genau definierten und präzisierten Akt. Des wegen kann auch Sen. Rhet. contr. 2,4,2 die Tat eines Großvaters, der den nicht mehr neugeborenen kleinen Sohn seines verstorbenen Sohnes zu sich nimmt als recipi i n s i n u m nepotem verdeutlicht werden, vgl. den Titel der controversia: Nepos ex meretrice susceptus. Ganz gewiß ist auch hier nicht ein besonderer ritu eller Akt gemeint, sondern nur die liebevolle Aufnahme durch den Großvater generell; es liegt nicht ein Ritus, sondern ein sprachliches Sinnbild, fußend auf einer Alltagsgeste, vor. 2 5 6 Als Ergebnis der sprachlichen Untersuchung läßt sich zusammenfassend fest stellen, daß die Lösung des semantischen Problems in der richtigen Bestimmung des Verhältnisses zwischen sprachlichem Ausdruck und Realität liegt. Die eine Wendung in/antem tollere oder suscipere bringt nicht e i n e n bestimmten Akt der Wirklichkeit zum Ausdruck, sondern ein gemeinsames Element in verschie denen realen Handlungen. Dies mag auf den ersten Blick als ein Unterschied in den Nuancen gegenüber der bisherigen Auffassung erscheinen; die verschie dene Nuancierung führt aber insgesamt zu einem wesentlich andersartigen Bild. Jenes gemeinsame Element ist die Gewohnheit, ein kleines Kind in die Arme zu
nehmen, sei es um an ihm Versorgungshandlungen vorzunehmen, sei es um es näher zu betrachten, sei es um einen unmittelbar körperlichen Zärtlichkeitskon takt mit ihm, bei den verschiedensten Anlässen, herzustellen. Da angesichts der antiken Sitte freier Kinderaussetzung die Tatsache, daß ein Kind geboren wurde, noch keineswegs gleichbedeutend war damit, daß es Existenz gewann, benötigte man eine andere Angabe, um seine endgültige Ankunft eindeutig aus zudrücken.257 Diese fand man passender Weise in der Geste, die gerade wegen ihrer Allgemeinheit und wegen ihrer emotionalen Intensität besser als alles andere für die Bejahung des neugeborenen Lebens repräsentativ war. Ein Auf heben v o m B o d e n war damit keineswegs verknüpft. Dies ist aus gewichtigen Indizien, positiv wie negativ, zu erschließen : Einerseits geht aus Textstellen mit näherer Schilderung der Begleitumstände hervor, daß der das Kind in Empfang Nehmende (Vater oder Großvater) das Kind a u s d e n A r m e n der Amme oder einer vergleichbaren weiblichen Person empfängt.25 8 Andererseits ist von Bedeutung, daß in den Fällen, in denen man tollere oder suscipere nur durch einen kurzen Zusatz präzisiert, dieser immer in der Angabe des lokalen Ziel punktes oder des Mittels besteht, sinu, gremio, XELQEamv, youvamv,259 nie in einem Hinweis auf die Ausgangslage des Kindes, in Form von e terra o. ä. : Offenbar spielte diese keine Rolle bzw. war nicht gegeben. Dies fällt umso mehr ins Gewicht, als Schoß und Knie, ja die Vorstellung des Hochhebens an sich allem Anschein nach originär auf den Bereich der Erde als Kontrastbegriff bezogen waren, 260 ein Kontrast, der jedoch ausschließlich beim primären
25
5 , J , J i 5, J , I 9 i 5, 3, 25. So lautet der überlieferte Text.Konjekturen sind unnötig, wie H. D.Jocelyn, T he Tra gedies of Ennius, Cambridge, 1967, 142, 389 richtig ausführt. ' 1 5 Das Bruchstück wird mit Recht dem Phoenix des Ennius zugewiesen, als Äußerung des Vaters Amyntor an seinen Sohn Phoenix. Die Geschichte des Phoinix ist aus Homer, Il. 9,447 ff. bekannt. Er hat die Konkubine seines Vaters verführt und wurde deswegen vom Vater verflucht, nie Kinder zu bekommen. Dies drückt der homerische Vater durch die For mulierung aus, Phoinix solle "nie einen lieben Sohn auf seine Knie setzen" ( Il. 9>45 5 : J.!TJ rron: yo\Jvncnv olcnv E
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.
2 17 Diese Unterscheidung zwischen filiolum parere und / tollere bildet den Hintergrund v? n Pl�ut.Truc. 640 und gibt dem Satz seine hintergründige Ironie : Postquamfiliolum pepe
nt, antmos sustultt. 2 58
Claud.Stilicho 3 , 1 78 ; Hesiod Theog. 485 f.; Homer Od. 19,40 1 . Ennius Seen. frg. 299 Vahlen ; Ter. Ad.3 3 3 ; Sen. contr. 2, 4 , 2; Firm. Mat. 1,7, J ; Homer I I . 9,45 5; Hesiod Theog. 487. '60 Dafür spricht auch die Parallele des rituellen tollere eines vom Blitz Erschlagenen. Hier gilt das -verbotene - tollere alsvollzogen, wenn der Leichnam über die Kniehöhe hin aus gehoben wurde. Zugleich scheint die Bedeutung eines solchen tollere darin zu bestehen, daß der Leichnam dadurch herausgehoben wird aus dem dunklen Erdenbereich, in den ihn der göttliche Wille aus der Sphäre des Himmelslichts, aus dem Leben hinabgestoßen hat. Denn ein tollere bedeutete, die Absicht des Himmelsgottes zu durchkreuzen, wäre Sakrileg und ist deswegen verboten: Itaque in Numae Pompili regis legibus scripturn esse: si hominem 2 19
jit!minibus occisit, ne supra genua tollito. Et alibi: homo si folmine occisus est, ei iusta nullafieri oportet ( Fest. 190 L.). Da die Knie von vielfacher und höchster religiöser Bedeutung sind, und da sie gerade als Sitz der Zeugungs- und Lebenskraft gelten, kann ihre Erwähnung auch in dieser rituellen Vorschrift nicht für eine bloße stilistische Wendung ohne eigenstän d ige Bedeutung gehalten werden ( Onians 1 74 ff.), für eine bloße ,fas;on de parler', um "ein fach das Verbot, den blitzgetroffenen Leichnam fortzutragen" auszudrücken ( K.Latte, l 'hilologus 87, 1 932, 271 . V gl. auch E. Schwyzer, RhM 76, 1927, 439). Vielmehr wird ganz 'pcziell mit der Linie der Kniehöhe die Grenze des Bereichs der Erde = des Todes rückwärts w ieder überschritten. Ähnlich gilt ein levare im Sinne von ,wegnehmen, stehlen' in der lan g<>hardischen Iex Rothari (265) aus dem Jahre 643 ( Latte l.c.) erst als vollzogen, wenn eine I 'undsache supergenuculum gehoben worden ist. Erst über diese Linie hinaus verläßt sie den llcr<"ich des herrenlosen Draußen.
Tollere infantem
Der sprachliche Befund
Hochheben durch die Hebamme ausdrücklich dargestellt wurde. Gegen diese Folgerung spricht auch nicht eine Textstelle - meines Wissens die einzige von dieser Art -, an der ein Neugeborenes seinem Großvater unmißverständlich vor die Füße gelegt wird, allerdings ohne nachfolgendes tollere. Stat. Achill. I ,907 ff. wirft Achilles seinen illegitim geborenen Sohn Pyrrhos auf den Boden vor die Füße des Vaters der heimlich verführten Geliebten :
Ein Beleg für eine Sitte, Neugeborene vor dem Vater oder Großvater auf den Boden zu legen, um sie aufheben zu lassen, liegt hier damit nicht vor. Dem unspezifischen, rhetorisch verallgemeinernden Charakter des Aus drucks tollere, suscipere entspricht es, daß in unserem Belegmaterial sehr ver schiedene Personen als Handlungssubjekte erscheinen : Der Vater, der Onkel, der Großvater, der dominus, ein Fremder (bei ausgesetzten Säuglingen) ; auf der anderen Seite die Mutter, die Mutter der Mutter, die Familie der Mutter, eine virgo, eine Fremde (bei Ausgesetzten u. ä.) , die Hebamme - realer oder mythi scher Art -; schließlich beide Eltern zusammen. Bei der Beschaffenheit des Materials ist eine klare Abgrenzung nicht in jedem Falle möglich und deswegen genaue Prozentzahlen nicht anzugeben. Sicher bestimmt werden kann dagegen die Größenordnung der Häufigkeit der verschiedenen Subjekte. Von den fast 290 Textstellen263 sind etwa So allgemein gehalten; von den verbleibenden beziehen sich IO gemeinsam auf ein Elternpaar, fast I 50 auf einen Mann, davon der größte Teil, ungefähr I 20, auf den Vater, eine auf den Onkel, fünf auf den Großvater, eine auf den dominus, etwa 20 auf einen fremden Mann. Fast 50 Stellen schreiben die Handlung Frauen zu, davon in beinahe der Hälfte der Fälle (2 1 ) tritt die Mutter auf, sechszehnmal eine Fremde, ein- oder zweimal die reale Hebamme und doppelt so häufig eine mythische. Das Verhältnis Mann/Frau ist mithin etwa 3 : I, das von Vater/Mutter fast 6 : I .264
,quid triste ftemis ? quid Iumina mutas ? iam socer es ' - natum ante pedes prostravit et addit: , iamque avus : immitis quotiens iterabitur ensis ! turba sumus. ' Für welche der verschiedenen Möglichkeiten der Interpunktion und der Deu tung dieses schwierigen Textes man sich auch entscheidet/ 6 ' sicher bleibt, daß wir es hier mit einer Mischung aus z w e i typischen Situationen zu tun haben, einer Präsentations- und einer Auslieferungsszene. Achill präsentiert seinen Sohn dem Schwiegervater und zugleich liefert er das Leben des Kindes der Gnade des Schwiegervaters aus, um ihn durch diese Demutsgeste zu zwingen, vor dem Töten des Ausgelieferten zurückzuschrecken und damit seiner Exi stenz zuzustimmen. Prosfernere ante pedes bildet einen Bestandteil der traditio nellen Demutsgeste262 und hat mit dem Muster der Präsentation nichts zu tun. Da auch das tollere eines Kindes in Rom, in allen seinen Formen, tatsächlich immer über die Kniehöhe geschieht; da in der primären Form des tollere durch die ebamme das Kin ostentativ vom Boden in diese Höhe gehoben wird; da der Erdboden, d1e Erdmutter dabei als Bereich der praenatalen wie der postmortalen Existenz gilt (s. ob en SS. 5, I 5 ff., 25 · Plin. _ das Kme, _ genu, nach Mai. Nat. Hist. 2, I 54 mit Beaujeu z. St. Lucan 7,8 I 8 f.) ; da andrerseits verbreiteter archaischer Auffassung der Sitz der Lebens- und Zeugungskraft, gignere, ist (Onians I 7 5 f., I 8 I 6), kann angenommen werden, daß mit dem Hochheben des Kindes eigentlich diese Linie der Kniehöhe, als Grenzlinie zwischen Tod und Leben überwunden werden sollte, das geschehen sollte, was im Falle eines Blitztoten _verboten war. Aus er bewußten Wahrnehmung dieser Grenzlinie ist dann mit der Zelt unbewußte Routine geworden. Zu der Bedeutung derselben Grenzlinie bei der Proskynese vgl. Claud. Mamert. de con sulatu suo 20,4 : demissi iacentesque vix capita supra eorum quosprecabanturgenua tollebant. 26' Der Text wird nach der Loeb-Ausgabe zitiert a. H. Mozley, I 96 I I 928). Zu den ver schiedenen Gestaltungsmöglichkeiten vgl. Statius, Achilleid ed. O.A. W. Dilke, Cambridge, I 954, 1 40 ; Stace, Achilleide, ed. J. Meheust, Paris, I 9 7 I (Bude), 98. 262 Prosfernere mit persönlichem Objekt dient immer, als typische Wendung, zum Aus druck einer Unterwerfungs- bzw. Demutshandlung, abgesehen von der trivialen Verwen dung im militärischen Zusammenhang im Sinne von ,mit Waffen_gewalt niederst�ec en' : _I ) Sexuelle Auslieferung, Prostituierung: Suet. Calig. 2 4 ; Caes. 2 ; Tiber 3 5 . 2 ) Supplzcatw :Cic. Plane. (20) 50; Phi!. 2,(I 8)45 ; Lucan. 7,372. 3) Selbsterniedrigu ng: Cic. Paradoxa I , I 4 ;
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C. Sittl I 5 8 f., I 64, I 78, I 99· . . Eine genaue sprachliche Parallele zu der ergänzenden Besummun� ante pedes ISt schwe_r zu finden; es gibt jedoch Beispiele für engverwandte Ausdrucksweisen : Verbmd_ung mit pedibus, ad pedes (Lucan 7,372 ; Cic. Phi!. 2, 1 8-4 5 ) ; Verbindung mit ante: Clementm. reco gnit. 7 . 3 8 ; ante pedes in Verbindung mit einem Synonym von pr�sternere.: Prop. 3 ,6,32 (poena erit ante . . . pedes); Prudent. apotheos. 4 5 5 (caput curvarc); Sulpic. Sev. dial. 2,3,9 (ante genua .H' provolvunt). S. die Wilrtnhüdwr.
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263 S. oben Anm. IOO ohne den Anhang. 264 Allgemein gehaltene Formulierung : (Tollere) : H o r . Sat. 2 , 5 ,46; S e n . benef 4,3 3 ,2; S e n . dem. 3 , r r ,5 ; S e n . Mare. cons. I 7, 8 ; S e n . Polyb. cons. I I , 3 ; S e n . Epist. 9, I 7 ; P e r r o n . Sat. r r 6,7 ; T a c . Agr. 6,J ; P l i n . M i n . I0,66 (72) ; P l i n . M i n . Paneg. 26, 5 ; 27, I ( 2 Mal); S t a t . Silv. I ,2,72; P s . - Q u i n t . Decl. 306 p. 204-5 Ritter (2 Mal) ; C o d e x J u s t . 5 ,27, I I , J ; C o d e x J u s t . 8 , p ( 5 2) ( 3 Mal) ; C G L 2,I 90,40; 2,22 5 ,3 I ; 2.4 5 2 , 3 8 ; 4 , I 8o, 1 2 ; 4, I 82 , 1 2 ; 4,290, 39; 4, 572, 5 2 ; 4,4 8 5 ,4 8 ; 5 , 5 I 6,27 ; D i g . 2 3,4,27; D i g . 29,2,92; D i g . 34,4,24,0; D i g . 3 8 , I , J 7,6; D i g . 40,4,29. (suscipere): P l a u t . Amphitr. r r 39 ; C i c . harusp. resp. 27 (57); C i c . Tusc. disp. } , I (2) ; C i c . Epist. Att. I I , I o (9) , 3 ; C i c . Epist. Farn. 5 , I 6, J ; S e n e c a r h e t o r contr. 2,4 prooem . ; H i s t . A u g . Marc. Aurel. 6,6; H i s t . A u g . Clod. Alb. 4,7; P a n e g . L a t . 6,2 ; A u s o n . Epist. I9 inscr. ; F i r m . M a t . 5 , 3 , 3 8 ; F i r m . M a t . 5 ,4, 1 1 ; F i r m . M a t . 6, 10,2; A r n o b . 2,8; I s i d o r Etym. 9,4>4 ; C o d e x J u s t . 5 ,4,6; 5 ,6,3,0 (2 Mal) ; 5 ,6,6, I ; 5 ,9,},I a (2 Mal) ; 5 ,9>4, I (2 Mal) ; 5 ,9,4, 2 ; 5 ,9,4,4; 5 , I 9, I ; 5 ,27, I ; 5 ,27, 3 ; 7,9, J, I ; 7 , I 4, 3 ; 9, 1 1 , I ; 1 1 ,48 , I 3,o; Mos. et Rom. l e g u m C o l l a t i o I6,3,9; S e n t e n t i a e r e c . P a u l o 3,4 b,2 (Fontes iur. Rom. Anteiust. 2 p. 3 5 9) ; D i g e s t a 2,4, I o, 8 ; 23,2,34,2; 28,2,28,2; } I ,77, I 7 ; } I ,8 8 , 1 2 ; }2,4o,o; 3 5 , I ,2 5 ; 37,8,4; 37,8,7; 48, I9,9, I 4 (2 Mal) ; 49, I 5 , I 2 , 3 ; ) O, I , I 7,9; E p i g r a m m . B o b i e n s i a 2 5 , I I (48 Stellen). Elternpaar: (tollere): P I a u t . Most. I 22 (extollere); T e r . Andr. 2 I 9 ; 0 v i d Her. 4, I 24; S e n . benef. }, I I , I ; C LE p Nr. I 44 (4 Stellen) . (suscipere): T a c . Ann. I 1 ,27 ; S e rv . Verg. Georg. 2,502 ; D i g e s t a 2,4>4, 3 ; Mos. et Rom. l e g u m C o l l a t i o 6,4,3 (4 Stellen). Mann : Vater: (tollere) : E n n i u s Seen. 45 ; Seen. } I 2 ; C i c . Phi!. I 3,2 3 ; V e r g . Aen. 9,20 3 ; C u r t . R u f . I0,3, r r ; S e n . r h e t o r contr. I , I ,7 ; I ,8,J ; 2 , I , J ( 2 Mal) ; 2 , I , J I ; 2,4 p rooem.; 2.4, 2 ; 2,4, 5 ; 4,6 prooem.; 6,3 prooem. ; 6,3, 1 ; 7,5 prooem. ; 9,6 prooem. ; 9,6, 3 ; S e n . d e prov. 4 , 5 ; 5 , 5 ; S e n . Herc. Oet. I 6o4 ; Q u i n t . inst. orat. 3 ,6,97 ; 4·,2,42 ; J u v .
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Tollere infantem
Der sprachliche Befond
Das quantitative Übergewicht des Mannes, insbesondere des Vaters springt in die Augen. So ist es kein Zufall, daß die opinio communis - bei ungenügender Materialkenntnis - nach solchen Fällen modelliert wurde. Diejenigen Forscher aber, die auch die Belege über andere Handlungsträger zur Kenntnis genom men haben, versuchten die abweichenden Fälle in jenes Grundmodell zu inte grieren, sei es indem sie annahmen, die Nichtväter würden in ihrem Handeln
nur den Vater vertreten, 26 5 sei es daß sie die Ausdehnung eines primär auf den Vater gemünzten Ausdrucks im Laufe der Sprachentwicklung auch auf andere Personen, mit verändertem Sinn, als Erklärung anboten.166 Das konkrete Mate rial jedoch bietet weder für eine sekundäre Stellvertreter-Rolle der Frauen noch für eine charakteristische Verbindung der späteren erweiterten Bedeutun ,aufziehen' mit den Frauen irgendeine Handhabe!67 Gewiß gibt es mehrere Belege dafür, daß ein Vater das tollere befiehlt oder verbietet, und Frauen die Ausführung des Befehls obliegt.16 8 Doch daraus folgt nur, daß er das Entschei dungsrecht darüber besitzt, ob ein tollere stattfinden soll oder nicht, keineswegs aber, daß die Verrichtung der Handlung selbst ihm typischer Weise zukommt.
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Sat. 6,3 8 ; 9,84; T a c . Ann. 2,37; P l i n . M i n . Epist. 8,23,7; S u e t . Aug. 4, I ; 63 , I ; S u e t . Tib . 47; S u e t . Cal. 7; S u e t . Claud. I ,6 ; 27; S u e t . Otho I , } ; S u e t . Vit. 6 ; S u e t . Vesp. 3 ; S u e t . Domit. 3; L a c t . Inst. I , J 4,9; I , I 6, I o ; C I L 3 p. 8 5 3 Nr. I o ; p. 889 Nr. 47 ; p. 89o Nr. 48 ; p. 89I Nr. 49; p. 894- 5 Nr. p ; p. 897 N q 4 ; p. 900 Nr. 5 7 ; p. I 997 Nr. 84; p. I 999 Nr. 86; p. 2ooo Nr. 89; p. 2004 Nr. 9 5 ; p. 2005 Nr. 96; p. 232865 Nr. I02 ; C o d e x J u s t . 5 ,27, I I ,o; 6,2 5 ,7(6), I ; 7, I 5 , 3 ,0; D i g . 37 ,4,6,4; 37 ,4, I 4, I ; 37,8,3 ; 37, I 4,6 ( 62 Stellen). (Suscipere) : T e r . Andr. 40 I ; T e r . Phorm. 647 ; 943 ; I007 ; D o n a t . Ter. Andr. 464 ; 469; E u g r a p h . Ter. Andr. 398; 740 ; E u g r a p h . Ter. Heaut. 642; E u g r a p h . Ter. Phorm. Ioo7 ; C i c e r o de domo 34; 36; C i c . pop. grat. I , 2 ; C i c . Verr. 2,3 ,69 ( I 6 I ) ; C i c . Philipp. 3,(6) I 7 ; P s . - Q u i n t . decl. 3 8 I Lemma; P l i n . M i n . Epist. 2,7, 5 ; T a c . Ann. 2, 37; H i s t . A u g . Comm. 7, 3 ; H i s t . A u g . Sev. 4,2 ; 2o,2 ; H i s t . A u g . Max. et Balb. 5 , 2 ; J u s t i n . I I , I o ; F e s t u s 5 5 , I 7 L. ; F i r m . M a t . I ,7, 3 ; 3 , I I , I I ; 5 , I , I 8 ; 5 , 3,4 (2 Mal) ; 5 , 3 , 8 ; 5 , J , I I ; 5 , 3 ,47; S u l p i c . V i c t o r Inst. orat. 3 8 (Rhet. Lat. Min. ed. Halm p. 3 36,8 f.) (2 Mal) ; V u l g . Jud. I I , 2 ; C o d e x J u s t . 5 ,6,4,0 ; 5 , 8 , I , I ; 5 ,27,3,2; 6,29, I ; 8,46 (47),7; 8 , 5 5 , 8 ; I 0,}2,67,3 ; I 2 , I , I I , I ; I 2, 5 7, I 2,o; Mos. et Rom. l e g u m C o l l a t i o I 6, 3 , r 2 ; N o v e l l a e 74, 5,0; 89,2, I ; D i g . I,9, 5 ; 22,3, I 5 ; 27, I,45,o; 3 5 , I ,6 I ; 36, I , I 8 , 5 ( 2 Mal) ; 37,8, 3 ; 4 8 , I 9,9, I 5 ; 49 , I 5 , 2 I ,o; H i e r o n y m u s Epist. 69, 7 ; D r a c o n t i u s laud. Dei 3 , I 02 ( 5 8 Stellen). Onkel : (attollere):T ac. Ann. 4,8. Großvater: (tollere): S e n e c a r h e t. 9,5 , 1 2 ; CI a u d i an cons. Stil. 3 , I 79 (in Wirklichkeit der Großonkel) (2 Stellen). (suscipere): C o d e x ] u s t . 6,46, I ; Mos. et Rom. l e g u m c o l l a t i o I6,},9; D r a c o n t i u s carm. Rom. I O, } J 2 ( 3 Stellen). Dominu s : (tollere): S t a t . silv. 2 , I,79 f. Fremder Mann (meistens bei ausgesetzten Kindern) : (tollere): C i c . de re publ. 2,2 (4) ; S e n . r h e t . contr. 9>3 prooem. ; 9,3, 5 ; 9 , 3,6; 9,3,7; 9,3 , I 4 ; I 0,4, I ; I 0,4, I 5 ; I0,4, I 6 ; P s . - Q u i n t . decl. 278 p . I 3 4, I 3 und I S Ritter ( 2 Mal) ; 3 5 8 p . 390 Ritter; 372 p. 409-4I I Ritter ( 6 Mal) ; D i g . 40,4,29 ( I9 Stellen). (suscipere): T a c . Ann. 4, 8 ; ( P l i n . M i n . Paneg. 26,4) ; V u l g . Psal. I J S ( I 39), I 3 ( 3 Stellen). Frau : Mutter: (tollere): P l a u t . Amphitr. 5 0 1 ; P l a u t . Truc. 398 ; T e r . Heaut. 627; V e r g . Aen. 9,546; O v i d Met. 9,699; S e n . r h e t . contr. 2,5,4; C L E p Nr. 970; C I L 6,3 Nr. 20370/7 I ; P s . - Q u i n t . decl. 306 p. 205,4 Ritter; 3 8 8 p. 440, I5 Ritter; D i g . 37, 1 4,6,o ( I I Stellen) . (suscipere): P l a u t . Epid. 5 6 I ; V e r g . Aen. 4,327; F i r m . M a t . 5 , } , } ; 5 , } , I 9 ; 5 ,3 ,2 5 ; V u I g . Exod. 2,9 (Amme als Pseudomutter) ; D i g . I 6, 3,26,o; 3 I ,76, 5 ; 32,4 I , I I ; P e r v i g . V e n . 7 8 (Mutter als Hebamme) ( I o Stellen). C roflmutte r : (tollere): T e r . Hec. 57 I ; 5 76. (suscipere): V u I g . Ruth 4 , I 6. Fa m i l ie der M u tter : (tollere): T e r . Hec. 704; D o n a t zu Ter. Hec. 400 (2 Stellen). 1 I t-ha m m e (real) : (tollere): V a r r o vit. pop. Rom. frg. 8 I Riposati. (swccptio): 1\ 111 h r o s . l iexamer. 4,4, 1 4 . ( 111y t h i.,rh) : (tollere) : O v i d Trist. 2 , 2 9 J (!'alias Frichthonium).
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(suscipere): C l a u d i a n cons. Stil. 2,345 (Nymphen) ; C l a u d i a n in Ruf. I ,9 3 (Furie) ; C I a u d i a n in Eutrop. I ,46 (Poenae) (3 Stellen). Fremde Frau (meist bei Ausgesetzten) : (tollere): P I a u t . Cist. I 24; I 67 ; I 84; I 86; 5 47; 5 5 0 (sustollere); 5 6 4 ; H y g i n fab. 6 6 ; S e rv . Aen. 7,678 ; V u I g . Act. Apost. 7,2 I ( I o Stel len). (suscipere): E u g r a p h . ad Ter. Heaut. 642 ; H i s t . A u g . Max. et Balb. 5 ,7 ; S e r v . Aen. I ,273 ; D i g . 34, I , I 5 ,o (2 Mal) ; V u I g . Gen. r 6,2 (6 Stellen) . Vate: oder Mutter : (tollere) : O v i d Heroid. 4, 1 24 ; C o d e x J u s t . 6,25 ,7(6),0 (2 Stellen). Die Stellenzuordnungen und demzufolge die Stellenzahlen sind aus mehreren Gründen mit Unsicherheiten behaftet : Die Formulierung kann mehrdeutig sein; e i n Sachverhalt wird öfters durch m e h r m a l i g e Wiederholung derselben Vokabel im engen Nacheinan der ausgedrückt (Wortgebrauchsnester) ; der Wortgebrauch ist mitunter mehr oder weniger metaphonsch u. ä. m. Deswegen sollen die angegebenen Zahlen nur als Indizien für eine sta tistis�he Tendenz !?ewertet werden. Als Indikatoren für eine solche behalten sie ihre Gültig keit, m welchem Smne man auch von einem gegebenen interpretatorischen Ermessensspiel raum Gebrauch macht. 265 S. oben Anm. 237· Forbiger zu Verg. Aen. 9,547: S u s t u l e ra t ex patris voluntate. 266 F. Bömer zu Ovid Metam. 9,698. 267 Was die Stellvertreter-Rolle der Frauen betrifft, gibt es vereinzelt Stellen, an denen sie i nterpretatorisch wenigstens denkbar wäre, so z. B. im Falle einer geheimgehaltenen illegiti men Geburt von einer Sklavin (Verg. Aen. 9,547). Zwingend ist sie auch hier nicht. Auf der a nde en Seite gibt es aber Fälle, in denen ein Handeln stellvertretend für den Vater interpre : tatonsch ausgeschlossen werden muß, so wenn das tolleredurch eine Frau gegen den Befehl des Vaters erfolgt (Ter. Heaut. 627; Ter. Hec. 704; Ovid Met. 9,699) oder das ,Aufheben' d u rch einen Vater oder durch eine Mutter als Alternativen einander gegenübergestellt wer den (Ov. Her. 4, 1 24 ; Codex 6,25 ,7(6) ). Wie sehr die Stellvertreter-Rolle der Frau eine vor l:daßte Meinung ist, ohne Grundlage in den lateinischen Texten, zeigen Übersetzungen wie rcleve a m a p I a ce l'enfant qui naitra' (Ern out - Neraudau, Enfant a Rome, 273) für lat. tfiiOd erit natum tollito (Plaut. Amphitr. 50 I ) . Desgleichen das Hineinübersetzen des Vaters 1 1 1 einen Text, in dem im lateinischen Original nur von der Mutter die Rede ist : Cic. ad Atti ' 11111 r I , I o (9),3 : "Si seulement je n' av;ais pas ete eleve p a r m o n p e r e " (Neraudau, Enfant . 1 Ro m e, 27 5 ; gesperrt K.-Z.) Vgl. oben Anm. I 4 3 · l·�henso widerspricht das konkrete Material der Auffassung, tollere oder suscipere i n Ver bi nd ung mit Frauen sei eine spätere Entwicklung und bedeute immer "großziehen" wozu s. l nlgcnde Anmerkungen. "'' S. oben S. 36. Plaut. Amph. 50 I ; Plaut. Truc. 398; Ter. Andr. 464 ; Ter. Heaut. 627 f. ; I i·r. Hcc. 57 I ; 704 ; O v i d Met. 9,679/699. ,
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Tollere infantem
Der sprachliche Befund
In der Tatsache, daß er diesen Akt befiehlt, kann man vielmehr einen Beweis dafür sehen, daß die Ausführung nicht seine Sache war. Dafür spricht des weiteren die Angabe, daß susceptio in einem Geburtszimmer stattfindet, in welchem die Abwesenheit des Vaters ausdrücklich festgestellt wird. 269 Es ist fer ner eine Handlung, die ohne Wissen,Z7° ja gegen den Willen des Vaters27' mög lich, und das heißt von ihm in der Ausführung unabhängig ist. Wenn es dann auch in einem solchen Fall nachträglich heißen kann, der Vater sei derjenige, der infantem suscepit, so beweist dies nur den früher besprochenen272 ungenauen kausativen Gebrauch des Verbs, die Diskrepanz zwischen Realität und sprachli chem Schema. Hinzukommt, daß neben der häufigen Formulierung des Typs pater suscipitltollit infantem ex matre, in der der Vater als Hauptperson der Handlung erscheint, die Mutter als Nebenumstand,Z73 auch die entgegenge setzte Ausdrucksweise in typischer Form existiert, die der Mutter die Haupt rolle zuweist und den Vater zum Statisten macht.274 Aber auch von dieser For mulierung abgesehen gibt es Texte, in denen die Handlung alternativ ebenso der Mutter wie dem Vater zugeschrieben wird. Wenn Phaedra bei Ovid an Hippolytus schreibt :
frustra, mea mater, /desine jletu]lte miseram totos exagitare diefs] etc. In der Vul
Addidit (sc. Theseus pater) et fratres ex me tibi, quos tarnen omnes Non ego tollendi causa, sed ille fuit. 0 utinam nocitura tibi, pulcherrime rerum, In medio nisu viscera rupta forent! (Her. 4, 1 2 3 ff.), so k a n n man daraus schließen, daß nicht nur der Vater, sondern auch die Mutter causa tollendi hätte sein können. 275 Firmicus Matemus bezeichnet Ehe kandidatinnen, die schon einmal verheiratet waren und Kinder bekommen haben als quae iam aliquando susceperint filios (5 , J , r 9). In einem inschriftlichen Grabepigramm (CLEp 2 Nr. 970) spricht ein früh (mit 8 Jahren ?) Verstorbener davon, daß s e i n e M u t t e r ihn unter unglücklichen Vorzeichen ,aufgehoben', d. h. ihm Existenz gewährt hat : adverseis quae me sustulit ofminibusj!desine iam
S. 8. Auch hier treten Männer erst 269 S. oben Anm. 29, S. 67 f. Claud. Stil. 2,34 5 ff. (Oben in Erscheinung, nachdem iam creverat in/ans). 27° S. oben S. 6 7. H. Bennett XVIII. 27' Ter. Heaut. 627; Ter. Hec. 576; 704 ; Ovid Met. 9,699; Bennett l. c. 2 7 2 S. oben S. 3 5 ff. Ter. Andr. 740; Cic. Phil. 3,6, r 7 ; 27l Ter. Phorm. 943 ; Donat. Ter. Andr. 469 ; Eugraph. Seneca rhetor I , 8 , J ; 2, I , J ; 2,4 prooemium; 4,6 prooemium; 7 , 5 prooemium ; 9,6 prooe mium; Suet. Aug. 4, I ; Suet. Claud. I ,6; 2 7 ; Suet. Otho I , J ; Suet. Vit. 6; Suet. Vesp. 3 ; Suet. Domit. 3 ; Curt. Ruf. I0,3,I I ; Ps.-Quint. decl. 3 8 I Lemma (ed. Ritter p. 42 5 , I 8 ) ; Hist. Aug. Max. et Balb. 5 ,2; Firmicus Matemus 3 , I I , I I ; CodexJust. 5 , I9, I ; 6,46, I ; 7, I 5 ,3,0; Mos. et Rom. legum collatio I6,3,9; Dig. 22,J , I 5 ; 28,2,28,2. Vgl. Hist. Aug. Sev. 20, 2 ; Dig.
23,2, 34,2 (ex matrimonio). 2,5,4; CLEp Nr. 970; '74 Plaut. Epid. 5 6 1 ; Verg. Aen. 4, 3 2 ; Ovid Her. 4,I24; Sen.rhet. Firm . M at. 5 ,3,3 ; 5 ,J, 19; Vulg. Gen. 1 6,2 ; Codex 9, 1 I , I ; Dig. I6,J,z6,o; 3 5 , 1 ,2 5 . Vgl. Verg. t\cn. 9 , 547 (Maeonio rcgi . . . serva sustulerat). '" V gl. d:ts Wort omncs :111 hervorgehobe ner Stelle.
gata, Gen. r 6,2 sagt die unfruchtbare Frau Abrahams, Sara zu ihrem Mann :
Ecce conclusit me Dominus, ne parerem; ingredere ad ancillam meam, si/orte sat tem e x i ll a s u s c i p i a m fi l i o s . Nicht Abraham, sondern seiner Ehefrau wird hier die Handlung suscipere ausdrücklich zugeschrieben, ein Charakteristi kum des lateinischen Textes. Denn in der Septuaginta steht : dm;A-�E ouv nQ6r; n'Jv natoicrKTJV f.WU, iva T E K V o n o t l'l cr TJ r; t� at.n:fjr;.276 Die Ehefrau als Hand lungsträger ist hier umso auffälliger als das Subjekt des entsprechenden Verbs im griechischen Original der Ehemann ist. Alle diese Stellen sind weder mit dem Argument der Spätzeitlichkeit ihrer Beweiskraft zu berauben, noch mit der Behauptung, es handele sich um Aus nahmesituationen, z. B. um einen eigenen Sklaven der Frau als Vater ihres Kin des (Cod. Just. 9, r r , r ) , eine ,matriarchale' Gestalt wie Dido (Verg. Aen. 4,327),'77 oder eine Geburt, mit der nur die gegenwärtige Ehefrau nicht aber der gegenwärtige Ehemann etwas zu tun hatte, eine Geburt, die außerhalb der jetzigen Ehe erfolgte. Denn was die Spätzeitlichkeit betrifft, erscheint schon bei Plautus eine Mutter als diejenige, die suscepit: Filiam quam ex te suscepi . . . eductam perdidi - sagt sie zum Vater ihres Kindes Epid. 5 6 1 ff. Bei Seneca Rhe tor andrerseits wird bei der Behandlung einer ganz formgerechten Ehe das sus cipere nicht vom Ehemann, sondern von der Ehefrau ausgesagt : Illam sterilitatis nomine dimisit (sc. vir) intra quinquennium non parientern (Contr. 2 , 5 , Lemma) ; den Fall, daß die Frau nicht unfruchtbar gewesen wäre, einem Kind das Leben geschenkt hätte, spricht der Rhetor in der Form an si de te (sc. vom Ehemann) Iiberos sustulisset (2, 5 ,4). In den angeführten Texten steht mithin nirgends der kleinste Hinweis darauf, daß die Frauen das t./s. stellvertretend, statt ihrer Männer vollzogen hätten; um diese Präsupposition haben moderne Interpreten die Aussage der Texte bereichert, unter dem Systemzwang eines einmal gefaß ten Grundgedankens. Ebensowenig trifft es zu, daß infantem tollerelsuscipere von der Mutter nur mit sekundär erweiterter Bedeutung (,großziehen') ausge sagt wird. Allein die Formel t.ls. ex viro beweist, daß es auch um etwas Primäres gehen kann, um die Entstehung des Kindes selbst; an der zitierten Plautus Stelle (Epid. 5 6r) wird suscipere der späteren Phase des educere deutlich gegen übergestellt/78 bei Sen. Rhet. contr. 2,5 gilt tollere als Parallelausdruck für parere; Dig. 3 5 , 1 ,2 5 wird Iiberos ex viro suscipere als Paraphrase für Iiberos ex viro procreare gebraucht u. a. m. Auf Grund solcher Belege muß festgestellt werden, daß das ,Aufheben' des Kindes keineswegs eine prinzipiell dem Vater vorbehaltene Verrichtung war.
'76 Vgl. Vulg. Gen. 30, 3 : ingredere ad illam (sc. famulam), ut pariat super genua mea, et habeam ex illafilios. ' 77 Vgl. H. Collitz-F. Bechtel, Sammlung der griech. Dialektinschriften, Göttingen, i <J05 , Nr. 499 I col. 3,46 ff. (p. 264). '1' Auch in Plaut. Epid. 399 (Si quodpeperissem id (non n)ecarem ac tollerem) meint tollere primär den Akt des Aufhebens, da es die Alternative zu necare= Aussetzen darstellt. D:ts I >rama spielt am 5 . 'Etg n:tch der (vorgetäuschten) Gehurt, s. vv. 423,509.
Tollere infantem
Der sprachliche Befund
Noch weniger begründet aber ist die Behauptung, daß der Vater bei diesem Akt das Kind v o m B o d e n aufhob. Wie H. Bennett schon vor einem halben Jahr hundert richtig festgestellt hat, gibt es dafür keinen einzigen Beleg, ja nicht ein mal einen Text, wo ,tollere or suscipere in juxtaposition with a reference to the custom of placing the child on the ground' vorkäme!79 Selbst wenn man daher einen spezifisch väterlichen Aufhebungsritus annehmen würde, eine Aufhebung v o m B o d e n könnte dies auf keinen Fall gewesen sein. Zu der gegenteiligen Auffassung gelangte man, indem man die Nachricht von Augustin-Varro über die Göttin Levana - levet de t e r ra (sc. infantem) . . . dea Levana Civ. Dei 4, I I = Varro rer. div. frg. I 09 Cardauns - vorschnell auf einen Akt des Vaters bezog. Diese unüberlegte Kombination, historischer Ausgangspunkt und Grundstein der bis heute herrschenden Ansicht, läßt sich als irrtümlich erwei sen. Dazu bedarf es jedoch einer näheren Betrachtung. Wir haben schon oben S. IO festgestellt, daß der Akt levare de terra, der in der Gestalt der Göttin Levana personifiziert wurde, in der Aufzählung Augustins (Varros) so in den Gesamtablauf der Hebammentätigkeit eingebettet ist, daß er als eine Handlung der Hebamme verstanden werden muß, nicht auf den Vater bezogen werden kann. Dieses Ergebnis wird durch die sprachliche Untersu chung aller übrigen Stellen, an denen das Verb levare im Sinne von .filios tollere noch vorkommt, weiter erhärtet und entspricht keineswegs zufällig typischen Situationen des griechischen Mythos, in denen das Aufheben eines Neugebore nen aus den Armen der Mutter Erde folgerichtig immer durch eine w e i b I i c h e Gestalt (Athene, Demeter) geschieht. Dieser - literarische und archäologi sche - Topos wird sehr überzeugend als ,l'illustration d'un rite athenien de Ia naissance' gedeutet und die aufhebende griechische Göttin als eine Entspre chung der römischen Levana: Die weibliche Gottheit verkörpert, in Rom wie in Griechenland, den Akt eines weiblichen Wesens, nicht den des Vaters.280 Eine solche Ausdrucksweise findet sich nämlich gewöhnlich in einem eigen artig weiblich geprägten Kontext, levare erscheint als eine Angelegenheit der Mutter und wird stark in die Nähe des Austritts aus dem Mutterleib selbst gerückt. Die Zahl der Belegstellen ist überraschend klein, sie stammen meist aus späterer Zeit und das Kind wird nur umschreibend genannt.28' Verhältnismäßig direkt spricht der christliche Dichter des 5 ./6. ]hdts., Alcimus Avitus von pig nus = in/ans : quid /orte levatum!Nutritumque diu rapitur si funere pignus . . . ? (6, I 86 f., De virginitate) . Es handelt sich um eine Schilderung der Beschwernisse der Mutterschaft, insbesondere um die Totgeburt; den gemeinsamen Tod von Gebärender und Neugeborenem; Tod der Mutter allein; Tod eines schon gefüt-
terten Kindes ( = die hier zitierte Stelle) ; Tod des Neugeborenen noch vor der Taufe etc. Ganz metaphorisch verwendet dagegen den Ausdruck der lateini schen Dichter des 5 . Jahrhunderts aus Karthago, Dracontius, in seinem Gedicht an seinen Lehrer Felicianus (carm. Rom. } , I 9 f.) :
S. oben Anm. 2 5 0. ''0 ThLL c. I 2 J0, 5 o ff. ; 1 2 J J , 5 J ff. ; I 2J 4,74 ff. H. Metzger, Athena soulevant de terre le nouveau-ne : du gestc au mythe. In: Melanges d'histoire ancienne et d'archeologie offerts a l 'aul C:ollart, Lausanne, 1976, 302 f. Vgl. unten Anm. 287. ''' hnc direkte Nennung des Kindes können wir erst in einem mittelalterlichen Text nachwci�cn : l'aul. b ist. l .angoh. 1 , 1 5 . '79
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tu mihi numen eris, si carmina nostra levaris; nam tua sint quaecunque loquor, quaecunque canemus. Der Schüler gilt hier als die Mutter, die Lieder als die neugeborenen Kinder, der Lehrer als die Göttin, die die Neugeborenen ,aufhebt'. Wir vermuten, daß Dracontius mit numen auf die Levana im Götterstaat seines Landsmanns und Glaubensgenossen Augustin anspielt. Tatsache ist auf jeden Fall, daß auch an fast allen Dichterstellen, deren Nachahmung in anderer Hinsicht hier in Frage kommt und die in Vollmers Apparat verzeichnet sind/82 von einer weiblichen Gottheit die Rede ist. Vielleicht dieses Aufheben vom Boden nach der Geburt durch die Hebamme ist auch in der Ekloge De ratione puerperii maturi des Au sonius - zumindest teilweise - gemeint, auf jeden Fall und hauptsächlich aber bedeutet levare hier die Entnahme aus dem Mutterleib : nono incumbens signo sol cunctantia m a l r u m vota ( = infantes) levat (369, 39 f. P· 97 Peiper = Ecl. 7,39 f.) .283 Zweifelsohne auf diesen allerersten Akt der eigentlichen Hebammen tätigkeit bezieht sich das Verb in der von Ovid und Donat gebrauchten Wen dung matrem partu levare oder einfacher matrem levare.
. . . levata est Argolis Alcmene potiturque puerpera voto (Met. 9,3 I 2 f.).284 . . . cum te partu Lucina levarit (Met. 9,698) .285 mater . . .partu levata est (Don. vita Verg. p. 2) = mater . . . peperit (Excerptum in codd. C et K) . Hier wird grammatisch die Mutter in den Mittelpunkt gestellt, die abstrakt gefaßte Vorstellung des Kindes (partus) erscheint als ab!. sep. Doch die Formu lierung aliquem partu levare impliziert die Vorstellung parturn levare: Jemand wird von der Geburt, vom Geborenen erleichtert, ,entbunden', dadurch, daß man das drückende Gewicht des Geborenen eliminiert, leicht macht, ,auf hcbt'.286 Es läßt sich somit feststellen, daß levare zweierlei bedeutet : I ) die Entnahme :IUs dem Mutterleib, 2) das Aufheben vom Boden als Eröffnungsakt der postna t a len Versorgung. Eine Doppelheit, die nicht überraschen sollte. Wenn man
''' MGAA 1 4, Berlin, 1 9 6 1 = 1 90 5 ; Ov. Met. q, 124 (Sibylle); Anth. Lat. 2 5 4, 1 3 f. ( 1 , 1 Riese) ; Hor. carm. 4,3,2 1 ff. (Melpomene) . ' ' ' Vgl. vv. I 8,zo,2J,2 8. ThLL s . v. levo I 2 J0,54· ' ' · 1 ,Aicmene d'Argos est delivree; elle est mere; ses voeux sont accomplis' (G. Lafaye). ''' Vgl. auch 9,67 5 : minimo ut relevere dolore. '''" Dementsprechend ist pondus ein Leitbcgriff der ganzen ovidische n Schilder ung (Met. • 1 , 1 7 1 ; 2H4; z H 6 ; 2H7; 2H9). p. w H
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Tollere infontem
Der sprachliche Befond
nämlich davon ausgeht, daß die Kinder dem Prinzip nach aus der Erde geboren werden, '87 in der Mutter nur diese Funktion der Erdmutter individuell konkre tisiert ist, so ist die Geburt mit einer Apodexis allein noch nicht vollendet, sie muß auch ein zweites Mal, prinzipiell, durch Aufheben vom ,Schoße der Erde' vollzogen werden. Weil es die ,Mutter' doppelt gibt, faktisch und ideell, muß es auch den Akt der Entnahme doppelt geben; das zweite levare meint dasselbe wie das ,erste', die Entnahme, nur auf einer höheren Bezugsebene. So gesehen versteht sich von selbst, daß auch das zweite levare, nicht weniger als das erste, ausschließlich eine Hebammenhandlung, ja d i e Hebammen handlung war. Dieses dem Vater zuzuschreiben, Levana als mythische Hypo stase des Vaters aufzufassen, war ein grundsätzlich falscher erster Schritt; er führte zu der Auffassung, der Vater hätte in der Realität das Kind vom Boden aufgehoben. Offen bleibt die Frage, in welchem Verhältnis levare und tollere/suscipere zueinander standen (a), desgleichen das Problem der Diskrepanz zwischen grundlegender Qualität und äußerst seltenem Vorkommen von levare über haupt (b) . Wie ist es möglich, daß gerade die einzige Art des Aufhebens levare, dessen Bedeutung man durch göttliche Personifikation hervorhob (Levana), im lateinischen Schrifttum so überaus selten vorkommt?'88 a) levare in der zweiten der o. g. Bedeutungen konnte auch tollere oder susci pere genannt werden, nicht jedoch in der ersten: susceptio und effusio blieben an sich immer deutlich getrennte Phänomene.'89 Auf der anderen Seite wurde levare nie als Synonym für eine spätere mit tollere gemeinte Stufe der Kinderer ziehung gebraucht, außer der ersten, der ,Aufhebung zwecks Omphalotomie'.
Wir haben es hier also mit zwei Bedeutungsfeldern zu tun, die sich in ihrem Endpunkt bzw. Anfangspunkt überschneiden und nur in diesem :
' 8 7 S. oben SS. 5, I 5, I 8, 25 f. Anm. 1 4- I6, 9 3, 97. R. Kassel, Quomodo quibus locis apud veteres scriptores Graecos infantes atque parvuli pueri inducantur describantur commemo rentur, Meisenheim a. Glan, I 95 4, 38 ff. Einen Teil der Stellen, an denen die Erde als Mutter von Menschen erscheint, kann man als bloße metaphorische Identifikation von Erde und Menschenmutter verstehen; oder beschränkt auf die ernährend-mütterliche Funktion der Erde, ohne daß sie auch Gebärerin wäre; die Vorstellung kann schließlich mitunter auch als abstrakte Zusammenfassung aller wirklichen Mütter eines Landes gemeint sein. Trotz aller eventuell notwendigen Einschränkung bleiben jedoch unzweifelbare Belege dafür übrig, daß man in der Erde die Mutter von Menschen im wörtlichen Sinne gesehen hat: Die Ent stehung von Urmenschen aus Erde; die Gruppe der Gegeneis; die Autochthonen sowie die ignobiles et ignoti als Terraefilii (A. Otto, Die Sprichwörter und sprichwörtlichen Redens �r ten der Römer, Leipzig, I 89o, 344 f.; F. Altheim, Italien und Rom 2, Amsterdam-LeJpztg, 'o.J., I 8 5; Liv. I ,8,5 : natam e terra sibi prolern ementiebantur; Quint. 3,7,26; Ovid Met. I ,6 I 5; Platon Symp. I9I c) ; die Ansicht, daß der menschliche Körper aus Erdenstoff besteht (Auson. ecl. 7,2 f. : terrenaque . . . membra homini; Cic. Tusc. I , ( I 8) 42, s. oben S. 26). Vgl. auch unten Anm. 3 30. '8 8 Bömer zu Ovid Met. 9 , J I 2 . '89 S. oben SS. 7- I 1 . Ovid Met. 9,698 f. : Necdubita, cum tepartu Lucina l e v a r i t , I T o l l e re quidquid erit . . . . Daß man die zwei Akte gelegentlich in einer allegorisi eren�en Syn _ _ these 7:U e i n e m Kürzel verdichten kann, ändert an ihrer realen Unterschtedhchkett ntchts, vgl. oben SS. 4H- 5 3 .
Entnahme aus dem Mutterleib = e.ffusio �-.--- levare1 Prüfung der Lebensfähigkeit Abtrennu ng der Nabelschnur a. Hochheben des Kindes vom Boden = +----'-- levare' (aus dem Schoß der Mutter Erde) b.Abnabelung c. Statuere etc. 4. Baden 5 . Einwickeln 6. In die Wiege legen = depositio 7. Erstes Füttern I.
2. 3·
{
Das Bedeutungsfeld von levare endet damit, womit die durch tollere gemeinte Handlungsserie anfängt. In diesem gemeinsamen Grenzbereich treffen zwei Welten aufeinander: Die erste ist ursprungsorientiert, die zweite final ausge richtet; die erste biologisch, die zweite sozial bestimmt; eine Sphäre vollbrach ter Leistung (Schwangerschaft und physische Geburt) die eine, eine der Hoff nung (soziale Integration) die andere; die Welt der Mutter gegenüber der Welt des Vaters. So erscheint derselbe Hebammenakt von der Mutter aus gesehen als eine ,Erleichterung' (levare), vom Vater aus betrachtet als das Aufrichten von etwas Neuern (tollere), als Hereinnahme in eine höhere Welt ( s u s cipere). b) Damit sind schon die Bedingungen genannt, aus denen sich eine Antwort auf die zweite Frage ergibt. Es ist eigentlich kein sprachliches, sondern ein inhaltliches Problem. Denn jener grundlegende Akt des Aufhebens vom Boden im Geburtszimmer wird nicht nur als levare sondern auch als tollerelsuscipere selten erwähnt,'90 während die beiden letzteren Wörter im Sinne späterer Pha sen bzw. anderer Aspekte der Kindesbehandlung überaus häufig sind. Als Erklärung dafür bietet sich an, daß das Aufheben des Kindes vom Boden in der privatesten Sphäre und im mütterlichen Bereich stattfand ; Literatur aber schrieb man primär unter dem Aspekt der Öffentlichkeit und einer von den Gesichts punkten der Väter geprägten Öffentlichkeit.'9 1 So kam eine Diskrepanz zwi schen Qualität und Quantität zustande : die wichtigste Art wurde am seltensten erwähnt. Denn sie war wegen ihrer naturgegebenen Erstposition die unabän derlich wichtigste Art : alle weiteren Aufhebungen des Kindes, unter was für S. oben SS. 8 ff., 68, 78. Anm. 2 32· Es gab zwar Hebammen, die Schriften verfaßten, von denen zu vermuten ist, daß sie das Geschehen im Geb ��tszimmer beschrieben haben. Doch ihre Sprache war griechisch und sie wurden von der Offentlichkeit so wenig zur Kenntnis genomm en, daß wir von ihrer Fxistenz ganz selten, eher nur zufällig, etwas hören (Plin. Mai. nat. hist. 2 8 , J 8 ; 66; 82; l z, ' 3 5 ; qo; Index auctorum zu Buch 28 und 3 2 : Salpe obstetrix, Lais, Sotira obstetrix) . Auf der anderen Seite war auch die medizinische Literatur esoterisch und technisch orientiert. '90 '9'
Tollere infantem
Der sprachliche Befund
Begleitumständen auch immer, waren unvermeidlich nur sekundäre Wiederho lungen, unvollkommene Nachahmungen des vorher, ,prinzipiell' bereits vollzo genen Aktes. Dadurch, daß die Literatursprache die verschiedenen Aufhebun gen dann zu e i n e m Schema zusammenfaßte, wurde der wirkliche, differen zierte Sachverhalt vollends verschleiert. Als dann die Gelehrten der Renaissance die Weichen für eine geistige Rekonstruktion der römischen Lebenswirklichkeit stellten, mit bis heute währender Gültigkeit, verwechselten sie in ihrer Textbe geisterung quantitative Häufigkeit mit qualitativem Gewicht, nahmen ein sprachliches Einheitsschema irrtümlich für e i n Phänomen der Wirklichkeit; dem Kernmuster, das sie damit schufen, sind alle heute zur Verfügung stehen den Mosaiksteinehen der Erkenntnis nicht naht- und widerspruchslos einzufü gen. Um dies zu erreichen, muß der Ausgangspunkt des Rekonstruktionsversu ches geändert werden, indem man nicht den Vater, sondern die Gestalt der Hebamme in den Mittelpunkt des zu rekonstruierenden Gesamtbildes stellt. Die Rolle, die dem Vater auf diese Weise verbleibt, ist keineswegs unerheb lich, nicht vergleichbar der eines beliebigen Familienmitglieds oder Freundes. Zwar ist nicht er derjenige, der den prinzipiellen Akt vollzieht, erst recht nicht in Form eines besonderen ,römischen Geburtsritus', doch er verordnet es und er vertritt es in der Öffentlichkeit. Und wenn er das Kind später gelegentlich auch selbst in die Arme nimmt, sei es bei einer eventuellen ersten Präsentation oder sonst, dann wird dies als Ausdruck dafür gesehen, daß er das Neugeborene als sein eigenes Kind akzeptiert.292 Diese öffentliche, gewissermaßen demonstrative Bestätigung hat jedoch keine juristische Qualität, sondern besitzt nur vorrecht liehen, moralischen Charakter: Einen römischen Rechtsakt infantem tollere von der Art etwa der manus iniectio hat es nie gegeben.29J Wenn man daher in die sem Zusammenhang gelegentlich auch von , anerkennen' sprechen mag, so darf dies keineswegs als juristischer Terminus, sondern als bloßer Ausdruck für eine alltägliche Verhaltensweise verstanden werden. Ebensowenig bedeutet die gele gentliche Verwendung von suscipere als Synonym für adoptare/94 daß das erste Wort als solches ein Rechtsgeschäft ausdrückt. Wie schon Cicero ausführt (De domo sua 14 I 36/), ist die Adoption als eine fiktive Geburt zu betrachten, als die Nachahmung einer wirklichen Geburt, gesehen unter ihren sozialen Aspek ten, der veritas illa suscipiendorum liberorum. Wenn daher eine Adoption susci pere genannt wird, so ist das nicht mehr, als eine Metapher.295 Aber auch der
Sprachgebrauch der inschriftlichen Militärdiplome beweist nicht, daß tollere Iiberos ,appartiene alla terminologia giuridica e corrisponde ad un preciso atto avcnte efficacia giuridica'.296 Diese in der neueren rechtshistorischen Literatur im Rahmen einer grundsätzlichen Diskussion mit Nachdruck vertretene These beruht auf der Beobachtung, daß die routinemäßige Wendung fortiter et pie
292 Statt "anerkennen" sollte man für die Charakterisierung dieser Handlung einen weni ger juristisch gefärbten Ausdruck wählen : "in Emfpang nehmen", "in sein Haus aufneh men", "akzeptieren" o. ä. 2 9l S. oben Anm. 24 1 . 294 Dig. 1 ,9,5 ; 50, 1 , 1 7,9· Ein Beispiel für synonymen Gebrauch von tollere statt adoptare ist mir nicht bekannt. 29 5 ut . . . adoptiofilii . . . veritatem illam suscipiendorum liberorum i m i t a t a esse videatur (Cic I. c). R ea liter b l eiben susceptio und adoptio grundsätzlich verschiedene Möglichkeiten zur M a n i festation bzw. Erlangung der Kindeseigenschaft : Quem . ..suscepit vel adoptavit . . . ( M os. t·t Rom. lcgum coll. 1 6 , 3 , 1 2).
8;
militiafonctis ius tribuo conubi dumtaxat cum singulis et primis uxoribus, ut etiam si peregrini iurisftminas matrimonio suo iunxerint, p r o i n d e Ii b e r o s t o lla n t a c s i e x du o b u s c i v i b u s R o m a n i s n a t o s nur gegenüber solchen Vetera n e n verwendet wird, die bei der Entlassung und Erteilung der Eheerlaubnis schon römische Bürger waren.297 Daraus zieht man die Folgerung, daß tollere Iiberos eine römische Rechtsinstitution war. Übersehen wird dabei, 298 daß es einige Entlassungsurkunden auch von Soldaten ohne römisches Bürgerrecht gibt, denen der Vollzug des suscipere Iiberos attestiert wird, während sie als Nichtrömer mit nichtrömischen Frauen ohne matrimonium zusammenlebten und Kinder gezeugt haben.299 Die vorhin zitierte These könnte deswegen nur unter der Bedingung aufrechterhalten werden, daß ein grundsätzlicher Unter schied zwischen tollere Iiberos auf der einen, suscipere Iiberos auf der anderen Seite angenommen wird : das erste wäre eine römische Rechtsinstitution, das zweite ein auch nichtrömisches, allgemeinmenschliches Faktum des Alltagsle bens. Die Möglichkeit einer solchen Unterscheidung wird jedoch durch die generelle Austauschbarkeit der beiden Ausdrücke, tollere oder suscipere (Iiberos), quer durch unser ganzes Belegmaterial hindurch, strikt ausgeschlossen. So füh ren unsere sprachlichen Untersuchungen zu dem Schluß, daß diejenigen Rechtshistoriker Recht haben, für die ,II tollere liberum resta . . . un atto senza significato e importanza giuridica ; . . . ma l'atto ha un significato morale'.Joo Eine nicht unerhebliche Rolle als Argument für einen persönlichen Akt des Vaters spielen in der Literatur außerrömische Parallelen. Insbesondere aus der Ähnlichkeit alter indischer und germanischer Sitten mit dem angeblichen römi schen Geburtsritus zieht man den Schluß, es habe sich dabei um eine uralte, gemeinsame indogermanische Institution gehandelt.3°1 Wenn diese Parallelen einen solchen historischen Ursprung für das römische ,t./s. ' tatsächlich beweisen würden, so wäre dies ein Argument für eine ausschließlich persönliche Rolle auch des römischen Vaters. Die zum Beweis angeführten altindischen und alt nordischen Textstellen näher zu überprüfen, fehlt uns die Fachkompetenz. Auch für den Nichtfachmann erkennbar geht jedoch aus den Darlegungen der Fachwissenschaft selbst hervor, daß die altindischen Texte über die persönliche
296 E. Valterra 398. 297 CIL 3,2 p. 843-9 1 9 ; Suppl. p. 1 9 5 6-2038 ; 22 1 2 ; 22 1 3 ; 2J286L2J2872 ; Fontes iuris Romani antiqui ed. C. G. Bruns - 0. Gradenwitz, Tübingen, 7 1909, 1 ,274 ff. 2 9K Volterra 390 wirft selbst seinen Gegnern vor, daß sie das inschriftliche Material (Militärdiplome) unbeachtet gelassen haben. 2 99 CIL 3,2 p. 896 Nr. 5 3 ; p. 899 Nr. 5 6 ; Suppl. p. 1 996 Nr. 82. 100 S. Perozzi 99· 10' Th. Zachariac, ZVV 20 ( 1 9 1 0) 1 42 ; J. Loth, RC 39.40 ( 1 922-23) 1 49, 1 5 1 f.
Tollere infantem
Der sprachliche Befond
Rolle des Vaters nichts hergeben. J02 Was aber die germanischen Parallelen betrifft, unter denen auch moderne Sitten aus dem Bereich der Volkskunde angeführt werden, wird der Akt zugegebenermaßen bald vom Vater, bald von der Hebamme ausgeführt : "Das neugeborene (sanguinolentum) liegt auf dem Boden . . . , bis sich der Vater erklärt, ob er es leben lassen will oder nicht. In jedem Fall hebt, nimmt er das Kind auf oder heißt es aufheben . . . Von solchem Aufheben scheint es, daß die Hebamme benannt ist, die ahd. Form lautet hevanna . . . das, gleich dem lat. levana, bloß aus dem verbo abgeleitet sein könnte".303 "Der Vater ließ sich das Kind, das nach der Geburt auf den Boden ( . . .) gelegt war, reichen und entschied, ob er es anerkennen wolle oder nicht. Geschah das erstere, hatte der Vater das Kind aufgenommen, so setzte er es auf seine Knie, gab ihm einen Namen und begoß es mit Wasser".J04 "Das nach der Geburt auf die Erde gelegte Kind wird mancherorts vom Vater aufgehoben und damit als sein Kind anerkannt. Anderswo besorgt das Aufheben die Hebamme. Darauf wird ihre Benennung zurückgeführt. "Jo5 Man gewinnt aus diesen Dar legungen den Eindruck, daß die Rolle der Hebamme als gewichtiger bezeugt ist und fragt sich, ob eine genaue Überprüfung der Belege nicht auch in diesem Bereich ein dem lateinischen ähnliches Ergebnis zeitigen würde.3°6 Tatsache ist, daß je populärwissenschaftlicher eine Darstellung ist, desto ausschließlicher wird der Aufhebungsakt dem Vater allein zugeschrieben ;3°7 ein Vorgang der Schematisierung, wie wir ihn uns in der Entwicklung der lateinischen Literatur sprache nicht anders vorzustellen haben. Selbst wenn somit die germanistischen Belege dafür sprechen sollten, daß bei einem verwandten indogermanischen Volk die Ausübung des Aufhebungsaktes zwischen Hebamme und Vater geteilt
war - und das ist das Äußerste, was ihnen entnommen werden kann - würde d ies auf keinen Fall einen Gegenbeweis gegen die ausschließliche R�lle der Hebamme in Rom darstellen. Daraus würde sich nur die Notwendigkeit der Annahme ergeben, daß dieselbe Institution nach der Trennung der beiden Völ ker sich in jeweils verschiedene Richtungen entwickelt hat. Die innere Wahr scheinlichkeit spräche dafür, daß die ausschließliche Aktivität der römischen Hebamme den ursprünglichen Zustand bewahrt hat.3°8 Wichtiger als diese hypothetische Perspektive der Urgeschichte ist für unsere Untersuchung jedoch die Frage des historischen Verhältnisses der betrachteten lateinischen Ausdrucksweisen levare, tollere, suscipere infontem. Die schwierige Natur des Problems,309 ebenso die lückenhafte Art der Verewigung wirklicher Sprachgewohnheiten in der Literatur, schließen die Möglichkeit einer histori schen Rekonstruktion im eigentlichen Sinne des Wortes aus. Es können nur :r.wei Orientierungspunkte mit relativer Sicherheit festgehalten werden. Zunächst möchte man annehmen, daß levare infontem alt ist, wegen der Perso nifikation Levana ; doch dies ist, wie wir gesehen haben, mehr ein funktionales als ein historisches Problem. Zweitens aber spricht alles dafür, daß tollere infon tem älter ist als suscipere infontem, l 10 eine alte Ausdrucksweise, die erst später in der durchsichtigeren, deutenden Formulierung suscipere infontem ihre Verdop pelung erhielt. Einen Anhaltspunkt für diese Annahme stellt die Tatsache dar, daß das Wort tollere als solches alt ist : Es ist schon in den Zwölftafelgesetzen hezeugt;3" sein Stamm dient zur Bildung so altertümlicher Formen wie tolutim; in seiner Konjugation kommen reliktartig noch später archaische Formen wie tulam (Konj .), tetuli, tuli (Perf.) l'2 vor - diese Perfektform wird durch Sueton in Verbindung mit Iiberos, filios u. ä. als Objekt, im Sinne des hier interessieren den Ausdrucks, ausschließlich verwendet. 3'3 Nichts ähnliches findet sich bei sus-
J02 R. Thurneysen, KZ 57 ( I 9 30) 69 ff. ; P.Thieme, KZ 66 ( I 939) I 3o ff. JOJ ]. Grimm I ,627 f. Aufschlußreich ist die Fortsetzung der zitierten Grimm' sehen Dar stellung : "Auch die schwed. und dänische benennung (sc. der Hebamme) iordgumma, iorde moder (wörtlich erdmutter) hat man füglieh auf diese dienstleistung bezogen : alii putant a terra illam nomen accepisse, quod infantem humi positum p r i m a (gesperrt K.-Z.) tolleret. Ihre s. v. Belege für die humi positio infantum aus altn. sagen gibt Thorlac p. 87''. Das Wort "prima " in diesem Zusammenhang ist verräterisch. 3 04 W. Mannhardt, Germanische Mythen, Forschungen, Berlin, I 8 5 8 , 3 I 2. Auch hier ist Jas Aufnehmen durch den Vater primär ein Aufnehmen-L assen. Jos Handwörterbuch d. deutschen Aberglaubens s. v. Erde 899. J06 Von den angeblichen Parallelen für einen aufhebenden Akt des Vaters, die in der ein schlägigen Literatur aus volkskundlichem Bereich angeführt werden, erscheint keine in unzweideutiger Formulierung. Am eindeutigsten ist noch der Hinweis ]. Grimms 628''·''· : ., Im alten Polen wird das neugeborene Kind vom vater auf die erde gelegt, nachher werden I ieder gesungen, dann wird es von der erde in die höhe gehoben (-von wem ? - K. Z.) und als erbe des Vaters begrüßt. Hube in den berl. jb. I 8 30 pag. 394." E. H. Meyer, Badisches Volks lebt>n im I 9· Jahrhundert, Straßburg, I 900, I 5 : "Im württembergischen Oberamt Gehringen legte noch vor Kurzem die Hebamme das Neugeborene auf den Boden, von dem es der Vater aufhob. Diese uralte Sitte scheint in Baden nicht mehr nachweisbar". Handw. d. dt. 1\hcrglaubens s. V. 9003 a) ; E. Samter, Familienfeste, 6 3 ; A. Dieterich 8 ; E. Samter, Geburt, 24 101 K. WeinhoiJ, Die deutschen Frauen im Mittelalter, Wien, I 8 82, I, 96; P. Wilutzky, Vorgeschichte des Rechts, Berlin, 1 903, 2 , 1 1 f. ; R. Beitl, Deutsche Volkskunde, Berlin, I 9 3 3 , [
1 0<).
308 Die Ausdrücke für den Begriff ,Hebamme' sind in den germanischen Einzelsprachen versc�ieden. Daraus folgert man, daß "der ältesten Zeit Sache und Wort fehlen" (F. Kluge W. Mitzka, Etym. Wörterbuch der deutschen Sprache, Berlin, 20I 967, s. v. Hebamme). Wenn dies richtig ist, so ist die logische Konsequenz nicht, daß vor der Professionalisierung der geburtshiflichen Tätigkeit diese etwa von dem Vater ausgeübt wurde, sondern vielmehr von gelegentlichen Protohebammen, erfahrenen Frauen aus der familiären Umgebung der Mutter. Vgl. Kluge-Mitzka s.v. Hebamme. Außerindoeuropäische Parallelen zählt auf N . Belmont 79 f. 1 09 Die verschiedenen Ausdrücke lassen sich nicht mit Ausschließlichkeit vers�hiedenen h istorischen Perioden zuordnen; sie werden weitgehend synchron gebraucht; nur schwer pu nktmäßige Verlagerungen lassen sich feststellen . 1 ' 0 Sittl. I 30' : " Suscipere scheint nur eine poetische Variation". ' " Taf. I o,6 a Döll Cic. de leg. 2,24,60. Vgl. Taf. 9, 1 .2 Cic. de leg. 3,4, I I ; I 9,44 ; Taf. r 0,3 Cic. de leg. 2,23,59. 1' Ern out-Meillet s. v . tollo, tolutim; Walde-Hofmann, Lat. etym. Wörterbuch ss. vv.; 1. l 'okorny, Indogerm. etym. Wörterbuch, Bern-München, I 9 59, I, I o6o f. ; Leumann-Hof r n a nn-Szantyr, Lat. Grammatik, Allgemeiner Teil, München, I965, 68'' (Handbuch d. Altertumswissenschaft 2,2,2). ' ' ' Suct. Aug. 63, 1 ; Tib. 47; Cal. 7 ; Claud. I ,6 ; 27; Otho I , 3 ; Vit. 6; Vesp. 3; Domit. 3 · V g l . auch Stat. silv. 1 ,2,72 ; Sen. Hcrc. Oet. 1 604; Th LI. s . v.jero 5 5 H, 5 5 (hier ist die Einord =
=
'
=
Tollere infantem
Der sprachliche Befond
cipere. Hinzukommt, daß die etymologische Bedeutung des Verbs tollere (infon tern) für die Römer schon längst unverständlich geworden war, gegenüber einem etymologisch allgemeinverständlichen suscipere. Schließlich aber zeigen
,beseitigen' ebenso wie ,errichten'. So bedeutet z. B. bellurn tollere , einen Krieg abschaffen', bellurn suscipere - ,einen Krieg unternehmen'; teeturn tollere - ,ein Gebäude errichten', teeturn suscipere - ,ein vorhandenes Gebäude durch Pfeiler abstützen'Y 8 Wenn infons tollitur, so ist deswegen der Kontakt mit dem Boden viel definitiver beendet;l 1 9 auf der anderen Seite ist das Kind auch aufge richtet, vgl. die nachfolgende Handlung des statuere. Und doch kommt - widersprüchlicher Weise - durch tollere auch die origi näre Affinität zwischen Kind und Erde stärker zum Ausdruck. Über die Deutung des Namens Tellus, der göttlichen Erde nach uraltem römischen Glauben,320 besteht keine Einmütigkeit. Die beste Erklärung scheint uns die von St. Weinstock vorgeschlagene Ableitung vom Verb tollere als ,die Hervorbringerin',Jlr diejenige, die alles Lebende, insbesondere die Pflanzen aus der Erde aufsteigen läßt, tollit. Ein ernsthaftes Gegenargument gegen diese sprachgeschichtlich korrekte Ableitung ist uns nicht bekannt.l22 Dafür aber spricht u. a. ihr Charakter als Vegetationsgöttin, der Zusammenhang mit Acker bau, das Opfern trächtiger Tiere, die enge Verbindung mit Ceres, des Numens des Wachsenlassens (crescere);F l die Formulierung Varros Tellurern . . . putant esse . . . Proserpinarn, quod e x e a p r o s e rp a n t /r ug e s (Varro, rer. div. frg. 268 Cardauns = Aug. civ. Dei 7,24), was trotz der falschen Etymologie zeigt, welche Vorstellungen man mit Tellus verband. Insbesondere aber fällt in rituel len Formeln auf, daß die häufige paarweise Erwähnung von Tellus et Ceres immer in dieser Anordnung erfolgt, mit Tellus an erster StelleY4 Auf Grund dieses Tatbestandes drängt sich nicht nur die Folgerung auf, daß Tellus und Ceres engverwandte nurnina waren, wie allgemein anerkannt, sondern auch
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sich in der GebrauchsstatistikJ I4 klare Umrisse einer historischen Verlagerung der Häufigkeit von tollere zu suscipere. Die Verhältniszahlen der beiden Verben kehren sich in den ersten I 50 Jahren ihrer belegbaren Verwendungsgeschichte, von Plautus bis Cicero, fast genau um : Plautus I0(12) : 2 ; Ennius 2 : o ; Terenz 7 : 4; Cicero 2 : 9· Die gleichmäßigste Verwendung beider Verben durch Terenz paßt gut zu seiner generell ausgewogenen Sprache und markiert in überzeugen der Weise einen Wendepunkt. Ebenso gut verständlich ist, daß das glattere, rational durchsichtigere Wort im Stil des Sprachneuerers Cicero das Überge wicht gewann. Das fertige Ergebnis sehen wir in der Spätantike vor uns : Nach Laktanz (um 300) kommt tollere, außer in den Rechtsquellen kaum noch vor, und wenn, dann neben einem mindestens dreimal so häufigen suscipere im sei hen Werk. So steht in der Vulgata einmal tollere (Act. Ap. 7,2 I), aber fünfmal suscipere (Altes Testament) Y 5 Aber auch im Codex Justinianus nur achtmal tol lere, 28mal dagegen suscipere. Die entsprechenden Verhältniszahlen in den Digesten sind I I : 3 8 . 1 1 6 Bei den übrigen Autoren kommt in dieser späten Zeit ausschließlich suscipere vor, z. B. 22mal bei Firmicus Maternus, 7mal in der Historia Augusta. Die Entwicklung war jedoch nicht gradlinig. Denn nach Cicero, in den ersten I 50 Jahren der Kaiserzeit, bekam zwischenzeitlich tollere erneut das Übergewicht. Die Wortwahl mancher Schriftsteller, die den Begriff nur ein- oder zweimal verwenden, sagt sicherlich wenig aus; aber kann es Zufall sein, daß Ovid dreimal tollere und niemals suscipere schreibt? Sicherlich kein Zufall ist das Verhältnis 2 3 : I bei Seneca Rhetor, 8 : o bei seinem Sohn, und ein ähnliches Verhältnis I O : o bei Sueton (vgl. damit die Historia Augusta). Man mag dies als sprachlichen Reflex der politischen Restauration, als Archaisie rung, als Folge eines pathetischen Stilideals, ja als eine Laune der sprachstatisti schen Optik deuten, feststellbar bleibt insgesamt, daß tollere infontern sich als die altertümlichere, wuchtigere, ehrwürdigere Formulierung präsentiert. Nicht zuletzt damit dürfte es zusammenhängen, daß in den Militärdiplomen (von 76 bis 30 I I 5 n. Chr.) dieser Ausdruck Veteranen mit römischem Bürgerrecht vor behalten bleibtY7 Tollere infontern enthält, als sprachliche Bezeichnung desselben Aktes, mehr Substanz als suscipere. Es impliziert auf Grund seiner semantischen Konnotatio nen ein gründlicheres Vorgehen, eine weitergespannte Handlungsperspektive, ein weiterreichendes Ergebnis . Tollere hat, anders als suscipere, die Konnotation
-
3 ' 8 S. die Wörterbücher. 3 '9 Dies dürfte der Grund für die Anm. 3 1 3 erwähnte problematische Einordnung der
Perfektform tulit im ThLL sein. S. oben Anm. 1 6 3 Schluß. Vgl. Anm. 294. lO J S. oben Anm. 1 6. 3" RE 5 , 1 ( 1 934) s . v. Terra Mater 799 f. 322 Das singuläre ii Suffix kann Weinstock sowenig erklären, wie die anderen Deuter; er weist aber mit Recht darauf hin, daß diese Schwierigkeit im Fal le seiner Erklärung - "der Eigenname Tellus das Primäre" - am kleinsten ist, "da in der religiösen Sphäre singuläre, j a hybride Bildungen durchaus nicht ungewöhnlich sind" (o. c. 8oo) . Der noch a m meisten Beachtung verdienende Einwand gegen Weinstocks Deutung bei Walde-Hofmann, Etym. Wörterbuch s. v. S. 6 5 6 überzeugt nicht ("Die Sippe ist, da ,flach hinbreiten, flaches Brett' Gdb. ist, nicht zu tollo zu stellen"). Denn der Einwand beruht einerseits auf einer petitio principii; andrerseits, auch wenn man Tellus von vornherein in die von Walde-Hofmann gemeinte Sippe einordnet, enthält diese auch Wörter, die nichts mit ,flach hinbreiten' zu tun haben, nämlich aksl. telo columna, tentorium, Idol, Körpergestalt - alles Dinge, für die vielmehr ein Hochragen charakteristisch ist. JlJ Die Belege s. Weinstock 797 ff. ; Radke, Götter Altitaliens s . v. Ceres 87; J. Bayet, ( :royances et rites dans Ia Rome antique, Paris, 1 97 1 , 1 77 ff. S. nächste Anm. 124 Ovid Fasti 1,67 1 ; Horaz carm. saec. 29f. ; CIL 12 p. 3 3 6 f. ; Serv. auct. Georg. 1,2 1 ( Fabius Pictor) ; Non. Mare. 1 6 3 M. = 240 L. (Varro) ; August. Civ. Dei 7,2 (Varro) ; Lyd. 1ncns. 3,9. Auch in der Formulierung des Martianus Capella Nupt. 1 ,49 Ceres Telluris (gen.) i't chronologisch und inhaltlich Tellus die primäre Person (fall s dies überhaupt die richtige ' l i· x t form ist). -
-
=
nung unter das Lemma foro sowie unter die semantische Gruppe aliquis aliquem aufort unrichtig) ; p8,3 ff. 1 '4 Der Aussagewert dieser statistischen Zahlen wird allerdings dadurch gemindert, daß es sich oft nur um eine kleine Zahl von Belegstellen handelt. 11s Servius 1 : 3· Claudian 1 : 3, s. oben Anm. 1 00. 1 1 (' S . A n 1n . 1 00. 1 1 1 Volterra J 9 ' -
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Der sprachliche Befond
Tollere infantem
daß die Potenz der Tellus der der Ceres logisch und/ oder chronologisch vor aufging. Da nun Ceres die Fähigkeit des Wachsen(lassen)s repräsentierte, wäre Tellus als Verkörperung des tollere tatsächlich die Repräsentantin einer logisch voraufgehenden Fähigkeit, der Fähigkeit nämlich, aus der Erde hochzukom men und in die Höhe zu streben : Umfangmäßiges Größerwerden erfolgt auf grund einer vorgegebenen Orientierung dieses Größerwerdens in eine bestimmte Richtung - Ceres folgt auf TellusY5 Was aber auch immer die rich tige Etymologie von Tellus sein mag, Tatsache ist, daß (se) tollere aus der Erde in unseren Quellen als Wesensmerkmal allen vegetativen Lebens gilt. Die älte sten mir bekannten Belege, bei Lukrez, schreiben diese Wirkkraft noch der Erde selbst zu :
. . . mollia terrae arva, novo fetu quid primum in luminis oras t o lle r e et incertis crerint committere ventis ( 5 ,780-782) sie nova turn tellus herbas virgultaque primum s u s t u l i t, inde loci mortalia saecla creavit (5 ,790- r ) . Später erscheint die Pflanze selbst als Trägerin der Potenz, sei es, daß sie i n toto auf sich selbst wirkt (a) oder auf einen Teil ihrer selbst (b) : a) Unde igitur ordiri rectius possumus quam a communi parente natura ?
quae, quidquid genuit, non modo animal, sed etiam quod ita ortum esset e terra, ut stirpibus suis niteretur, in suo quidque genere perfi:ctum esse voluit. Itaque et arbores et vites et ea quae sunt humiliora neque s e to lle re a terra altius possunt, . . . virent, . . . frondescunt . . . (Cic. Tusc. 5 , ( r 3) 37). Sponte sua quae s e t o II u n t in luminis oras, infecunda quidem, sed laeta et fortia surgunt; . . .
b) . . . focilis quaerentibus herba;
namque uno ingentem t o II i t de caespite silvam, (Verg. Georg. 4,272 f.) .
quaeque diu latuit, nunc se qua t o ll a t in auras fertilis occultas invenit herba vias . . .
(Ov. Fast. 3,2 3 9 f.) .
J25 Weinstock 8oo,2 ff. Nach weit verbreiteter Meinung ist das gegenseitige Verhältnis von Tellus und Ceres jedoch anders zu definieren : "die Kraft, die im Schoße der Erde den Keim behütet, als Tellus gegen die Macht, die aus ihm Halm und Frucht wachsen läßt, und die Ceres heißt, differenziert ist." (Latte, RR, 7 d.; Ähnlich Bayet, Croyances, r 8 r , 1 9 1; Radke, Götter s. v. Tellus 299; Dumezil, Religion archa"ique, 36 3 u. a.) . Diese Unterschei dung dürfte aber nicht das Ursprüngliche gewesen, sondern erst sekundär zustandegekom men sein, dadurch, daß man Tellus mit Terra identifizierte (s. oben Anm. r6). Dies zeigt sehr schön der Wortlaut des locus classicus, auf dem diese These beruht, Ovid Fasti r ,67r ff. : placenturfrugum matres, Tellusque Ceresque, farre suo gravidae visceribusque suis. officium commune Ceres et Terra ( !) tuentur, haec praebet causamfruy,ibus, i!la locum.
(Ov. Fast. 3,8 5 3 f.) .
vere nitent terrae, vere remissus ager; nunc herbae rupta tellure cacumina t o II u n t
(Ov. Fast, 4, 1 2 6 f.) .
. . . nescia folcis silva comas t o ll i t . Abgesehen davon, daß Begriffe wie crescere, creare (cf. Tellus-Ceres) an man chen Stellen alsbald auftauchen,F6 ist bemerkenswert, wie stark die Vorstellung des tollere durch den Gedanken der Entfernung vom Boden, ja des Durch bruchs der Erdoberfläche in Richtung nach oben geprägt istY7 Noch beach tenswerter jedoch sind die Anklänge an eine animalische, ja menschliche Geburt bei der Schilderung dieses tollere im pflanzlichen WachstumY8 So ist es kein Wunder, daß beide Bereiche schließlich untrennbar miteinander verwoben werden : Menschliche Geburt erscheint im Bilde eines pflanzlichen tolli: ex ipsa stirpe virtutum s u s t u l i s s e t se flagitiis suboles heißt es von einem unwürdigen Verwandten des Marius Ps.-Quint. decl. 3 , r 8 p. 5 7, r f. Lehnen. Ein Kind kommt hier aus einer Familie hervor, genauer gesagt ,herauf' - se tollit - wie ein Sprößling aus einer Wurzel. Noch lehrreicher jedoch ist die Verwendung desselben Ausdrucks in der Entstehungssage der Myrmidonen, der ,Ameisen leute', durch Ovid :
. . . agmen ( sc. formicarum) . . . crescere quod subito maius maiusque videtur Ac s e t o ll e r e humo rectoque assistere trunco Et maciem numerumque pedum nigrumque colorem Ponere et humanam membris inducereformam (Met. 7,63 8-642).
iam quae seminibus iactis s e s u s t u I i t arbos . . .
(Verg. Georg. 2,47 f., 57)
seminibus tostis sceleratae fraude novercae s u s t u I e r a t nu/las, ut solet, herba comas
Als Hauptcharakteristikum des Menschseins gilt hier das Geradestehenkön nenF9 - recto assistere trunco - und als Weg, der dazu führt se tollere humo. Der Gebrauch der Vokabel truncus ist nur ein erstes schwaches Indiz dafür, daß das Hochkommen dieses Menschengeschlechts vom Boden im Bilde pflanzlichen Wachstums gesehen wird. Denn im Gesamtrahmen der Geschichte wird die wesensmäßige Affinität der Ameisenmenschen mit einem Baum sichtbar. Sie e ntstehen nicht nur w i e ein Baum aus der Erde, sondern kommen von der Erde auf dem Umweg über einen Baum: Der Zusammenhang zwischen Baum u nd werdenden Menschen ist keine Metapher, sondern mythischer Inhalt. 126
Lucr. 5 ,787; 791; Verg. Georg. 2,56; Ovid Fasti 3,24 1 . Lucr. 5 ,78o f.; Cic. Tusc. l. c. ; Verg. Georg. 2,47; Ovid Fasti 3, 239 f.; 4, 1 27. " � Lucr. 5,78 r (novo /etu); 788 ff. ; Cic. I . c. (non modo animal); Verg. Georg. 2, 5 5 (rami matris); 56 (fetus); Stat. l. c. 68 f. "'' S. oben S. 26. Pl
Tollere infantem
Der sprachliche Befond
Ebenso der letztlich gemeinsame Ursprung von Baum, Ameise und Mensch aus der Erde, wobei die Ameise als Kontrast zu Baum und Mensch diejenige Erdengeburt repräsentiert,33o die am Erdboden haften bleibt, se non tollit.W Solche Texte belegen - unabhängig von der Etymologie von Tellus - die Auffassung, daß das Leben, das aus der Erde kam, als Teil der Natur, nicht nur auf Wachsen, sondern auch auf ein Streben in die Höhe angelegt war, auf tolli, se tollere et crescere, in welchem Ausmaß auch immer. Dies mußte auch für den Menschen gelten, sofern er prinzipiell aus der Erde geboren wurde und sofern er bis zur Omphalotomie die Natur einer Pflanze, eines Baumes besaß : Ka�a11:EQ qmt6v (Chrysipp), non ut hominis natura est, sed ut arboris (Varro), instar arborum et virgultorum (Hieronymus). w So gesehen bedeutete das Aufheben des Kindes durch die Hebamme nicht nur ein Abtrennen von der Erde, von der vegetativen Existenz, sondern zugleich auch deren Nachahmung i? �ö�erer, künstlicher Form : Das tollere als postnataler Versorgungs- und SoZtahsauons akt war ein Ersatz für ein in der biologischen Existenz des Neugeborenen angelegtes naturmäßiges tollere. Nur in diesem Wort ist diese Erkenntnis impli ziert; suscipere drückt jenen natürlichen Vorgang des ln-die-Höhe-Wachsens nicht aus, suscipi, se suscipere kann eine Pflanze nicht. Insofern führt unsere sprachliche Untersuchung zu demselben Ergebnis wie die sachlic�e : Toller� in diesem Sinne stellt die Quintessenz und die Wurzel des ganzen hrer analysier ten semantischen Komplexes dar, die Idee einer zweiten Geburt, die die eigent liche Geburt als Mensch ist. Alle Einzelbedeutungen in verschiedenem Kontext erwachsen aus diesem Kern : erzeugen und gebären; nicht aussetzen ; aufziehen; ein ausgesetztes Kind aufnehmen; schließlich akzeptieren, in Empfang nehmen, sozial übernehmen. Die Überzeugung, daß ein wahrer Römer nicht so sehr biologisch, sondern vielmehr sozial geboren wird, fügt sich hervorragend in das Gesamtbild einer Kultur, die Disziplin über Spontaneität stellte, Reglementierung über organi-
sches Wachstum, staatlichen Lenkungswillen über natürliche Leidenschaften. Nicht minder römisch ist der Versuch, die als Reglement, als tollere in/antem verstandene Geburt zumindest sprachlich-ideologisch dem Vater zuzuschrei ben, sowenig dies tatsächlich so sein konnte : fast eine Art ideologische Cou vade.m Daß die tatsächliche Ausführung des Aktes bis zuletzt in den Händen der Hebamme blieb und exklusiv in der Sphäre der Mutterschaft sich abspielte, zeigt die natürlichen Grenzen eines solchen Versuchs. Diese Umfunktionierung eines levare in/antem in ein tollere in/antem, das Spannungsverhältnis zwischen mütterlicher Leistung und väterlichem Aneignungsanspruch in ihrem histori schen Ursprung und in ihrer historischen Entwicklung analysieren zu wollen, würde leicht in den unsicheren Bereich vorgeschichtlicher Spekulation füh ren.JH Mehr Ertrag verspricht zu versuchen, das hier erfaßte Phänomen in die Gesamtheit historisch wohlbezeugter römischer Geburtszeremonien einzuord nen. Dies umso mehr, als das tollere in/antem zwar keine Zeremonie, kein Ritus im vollen Sinne des Wortes war, wohl aber Ansätze zu einer solchen Entwick lung in sich barg und insofern Affinitäten mit vollwertigen Geburtsriten auf-
Erde : RE s. v. Ameise JJo Ameise als an der Erde haftendes Wesen, Ausgeburt der (A. Marx, I 894). !!DQ!lll� ( = Ameise) heißt auch ein Fels unter Wasser (Lykophron 878). Ameisen kooperieren mit Schlangen, diesen typischen chthonischen Tieren . (Ael. nat.. an; I I , I 6) . Ihre charakteristische Beschäftigung sind Erdarbeiten, Sie gelten als d1e ,Landwlfte der Tierwelt. Myrmex hieß die Erfinderio des Pflugsterzes. Sie sind ein Symbol für Auto chthonie (Strabo 8 , I 6/ 375/. RE s. v. Myrmex Nr. 6/]. Schmidt, I 9 3 3 /). So nennt sie Apul. Met. 6, I0,5 sehr treffend terrae omniparentis . . . alumnae. . . Telamon, der be1 Ov1d JJ 1 Ist es ein Zufall, daß der Sohn des Myrmidonenkönigs Aeacus, seinen Vater auf die Umwandlung der Ameisen in Männer aufmerksam macht (v. 647ff.), einen Namen trägt, der aus demselben Stamm gebildet ist wie lat. tollere (Ernout- !"leille� s. v.) ? Vgl. zum hier behandelten Problem Verg. Georg. 2,3 s o.: animos tollent sata; Ov1d Fast! 4, 5 59 f. : (Triptolemus) . . . primus arabitlet seret et culta praemta tollet hu�o; Fasu 6,7 I 9 : tollet humo validos pro/es Hyriea lacertos ( = Das Sternbild Onon, der nach emer best�mmten Tra dition - Apollodar 4,3 - ein Sohn der Erde war, aber auch sonst ohne menschliche Mutter, aus dem väterlichen Urin und Erde gezeugt worden ist - Ovid Fasti 5 , 5 3 3 f.). Jll S. oben Anm. 2 5 . Th. Köves-Zulauf , Glotta 59 ( 1 98 I ) 27840. Unten SS. I 2 3 f., 304 ff. J\urh den in de r V it a Vcrg il i i Donats, 3 - 5 be ric hte te n Wunderzeichen bei der Geburt des 1 >irhtcrs li egt zum ' l (· i l die s y mbolische l denr i ri k a t ion Mensch(Kind ) = Baum zu Grunde.
m Die Sitte des Männerkindbetts, bei der der Vater nach der Geburt den Geburtsakt noch einmal nachahmt und die Rolle der Wöchnerin manchmal sogar mehrere Tage lang nach allen Regeln weiterspielt, ist nicht nur aus der Ethnographie moderner Völker bekannt, sondern wird auch von antiken Völkern mehrfach berichtet, den Tibarenoi im l 'ontus-Gebiet, den Keltiberern, von den Einwohnern Korsikas und Zyperns, von den Argi vern : Apo!!. Rhod. 2 , I O I O- I O I 4 und Scholien; Strabo 3 ,4, I 7 ; Diodor s , q ; Plut. Thes. 20; l'lut. Mulier. virt. 4 ; Aelian. nat. anim. 7, I 2 ( ?). Es handelt sich hierbei um eine "Fiktion, kraft welcher der Vater als zweite Mutter gedacht und dargestellt wird", um "die Fiktion des Mutterturns in der Person des Erzeugers" ; "der Vater muß durch die Naturwahrheit des Mutterturns hindurchgehen, um seiner Männlichkeit jene Anerkennung zu gewinnen, die sie ihrer eigenen Natur nach nicht hat." (j. Bachofen, Gesammelte Werke 3,6 3 1 ) ; S. K. Bir ket-Smith, Geschichte der Kultur. Eine allgemeine Ethnologie, Zürich, 1 946, 3 3 2 ; H. Bau mann, Das doppelte Geschlecht, Berlin, 19 5 5 , 5 6 ; M. 0 . Koszven, Matriarchatus, Buda pest, I 9 5 0, 22>376 mit weiterer Spezialliteratur; W. Schmidt, Gebräuche des Ehemannes bei Schwangerschaft und Geburt, Wiener Beiträge zur Kulturgeschichte und Linguistik I O ( 1 95 4) . Wir teilen die skeptische Deutung von W. Schmidt nicht; darauf kommt es hier jedoch nicht an. Wir gebrauchen den Terminus couvade hier in dem Sinne einer ostentativen Mitwirkung des Mannes bei der Geburt, welche als Nachahmung der Rolle der Frau ver standen oder mißverstanden werden kann. Sind auch die Di Nixi, männliche Dämonen in der Haltung der Gebärenden, in diesem Zusammenhang zu sehen? (Binder Geburt 2, I I I f.). Auch die Amme in Aisch. Choephoroi 734-76 5 sieht den Vorgang der Geburt, insbesondere die Apodexis, unter doppeltem, mütterlichem sowie väterlichem Aspekt: In ihrer Rede sagt sie einerseits, sie habe das Kind aus dem Leib der Mutter herausgenommen - !ll]TQO�Ev l'id)EYfll'>Vl] (750) -, andrerseits aber bezeichnet sie dasselbe Tun als Herausnehmen des Kin des für den Vater - e�dlE�U!!l]Y 1tUTQi" (762) -, j a nach einer zweiten Variante in der einzi gen vorhandenen Handschrift als Herausnehmen a u s dem Vater - 7tUTQ6c; M2 • Dies sagt eine Amme, die ihre Tätigkeit auch in anderer Hinsicht als "doppeltes Handwerk" (ötnf...äc; . . . XCLQWVa�lac; v. 76 I) bezeichnet, die Amme des Orestes, des Muttermörders und Rächers seines Vaters in Argos, einem Land, von dem Plut. Mulier. virtut. 4 eine couvade-artige Sitte I H' richtet. 1 14 Es wäre naheliegend, den Vorgang als ein Phänomen des Übergangs von Matriarchat tu l':nriarchat zu deuten, wie Bachofen, Ges. Werke 3 ,6 31 es mit der couvade ge ta n hat.
Tollere infantem
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Der sprachliche Befund
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weist. Noch dazu waren diese Ansätze nicht das Ergebnis von Willkür und Zufall, sondern ergaben sich notwendigerweise aus der Natur der Sache. Aus der Situation, daß das Aufheben des Kindes durch die Hebamme einerseits nichts weiter als ein Moment praktischen Verfahrens war; andererseits jedoch ein elementares Bedürfnis bestand, die zwei möglichen Arten dieses Verfahrens momentes voneinander zu unterscheiden, diejenige, die ein Aufziehen einleitete und diejenige, die auch im Falle einer Aussetzung unvermeidlich war (s. oben S. 2 5 ) . Die Unterscheidung bestand darin, daß ersteres ein b e f o h l e n e s Auf heben war, letzteres ein ungewollt hingenommenes : Die W o r t e des Vaters stellen den Keim der Zeremonialität dar. Dieses faktische Gewicht seiner Worte335 wird mit dazu verführt haben, sie mit der unmittelbaren Tat zu ver wechseln.
111
'-,. ohcn A n 11 1 . 1 1 6 , A n 111 . 1 1 7.
Ft ruskischer Spiegel, früher im Museum des Collegia Romano, heute im Metropolitan M useum of Art, New York (All rights reserved, The Metropolitan Museum of Art) ({ ;crhard, Etruskische Spie ge l pl. 1 47)
li. lntercidona, Pilumnus, Deverra "Die Instrumente der pinsere Reihe . . . spielen eine ungeheuere Rolle in der Kultur der indogermanischen Völker". (R. Meringer, Wörter und Sachen I , I 909,28) -
"Wie ich meine, können Beobachtungen zu Mörsern und Mörserkeulen, so abseitig sie zunächst erscheinen mögen, Licht auf zentrale Fragen der Reli gionsgeschichte werfen". (H.-G. Buchholz, Acta praehistorica et archaeologica 7/8, I 976/7,25 2)
I.
Vclrro: Bericht und Theorie
Augustirr (civ. 6,9 p. 26 3,26 ff. = Varro Antiquitates rerum divinarum, XIV, frg. deos I I I Cardauns) berichtet Folgendes : m u l i e r i Je ta e p o s t p a r t u m t r e s d e o s c u s t o de s commemorat (sc. Vclrro) a d h i b e r i , n e S i l v a n u s d e u s p e r eorumque custodum significann o c t e m i n g re d i a t u r e t v e x e t , e o r u m q u e c u s t o d u m s ig n i f i c a n dorum causa d o r u m c a u s a t r e s h o m i n e s n o c t u c i rc u i r e l i m i n a do m u s e t p r i m o l i m e n s e c u r i Je r i re, p o s t e a p i l o, t e r t i o de v e r r e re s c op i s, u t his datis culturae signis d e u s S i I v a n u s p r o h i b e a t u r i n t r a r e , quod neque arbo res caeduntur ac putantur sine ferro, neque far conficitur sirre pilo, neque fruges coacervantur sirre scopis ; ab his autem tribus rebus tres nuncupatos deos, I n t e r c i d o n a m a securis intercisione, P i l u m n u m a pilo, D e v e r r a m ab düs scopis, q u i b u s d i i s c u s t o d i b u s c o n t r a v i m d e i S i I v a n i f e t a c o n s e rv a r e t u r . Der Text setzt sich, wie auf den ersten Blick erkennbar, aus verschiedenen Schichten zusammen; die Beschreibung eines tatsächlich beobachteten Sachver halts (gesperrt : I) wird verknüpft mit dessen gelehrter Interpretation (recte : 2). Der tatsächliche Teil enthält wieder zwei Elemente, einen Ritus (kursiv gesperrt : I a) und den dazugehörigen Volksglauben (recte gesperrt : I b) ; die Interpretation aber vereinigt in sich eine symbolische Deutung der verwendeten rituellen Geräte (recte fett : 2 a), eine aitiologische Erklärung ihrer Verwendung (recte normal : 2 b) sowie die Namensetymologie der mit dem Ritus verbunde nen Götter (recte normal unterstrichen : 2 c) . 1 ' Das Vorhandensein der genannten Schichten ist sicher, über den gerrauen Verlauf der Trennungsgrenzen kann man mitunter verschiedener Meinung sein. Als Ritus gekcnnzcich-
Intercidona, Pilumnus, Deverra
varro: Bericht und Theorie
Die unterschiedliche Qualität der zwei grundlegenden Textschichten bedeu tet für die Forschung eine jeweils unterschiedliche Aufgabenstellung. Die beschreibenden Teile sind ein Dokument, ihr Inhalt eine Realität, von der aus zugehen,2 die zu deuten ist. Die gelehrten Zusätze dagegen sind eine Hypo these, eine Deutung der Realität - höchstwahrscheinlich durch Varro selbst 3 die als solche kritisch zu prüfen, gegebenenfalls zu korrigieren oder gar durch eine andere zu ersetzen ist. Die Zustimmung zu Varros Hypothese ist in der Forschung weit verbreitet.4 Auch skeptische Stimmen jedoch fehlen nicht völlig. Die Kritik richtet sich gegen zwei wichtige Punkte : Erstens wird die symbolische Deutung der Gegenstände und Handlungen als culturae signa überhaupt für problematisch gehalten oder ihr Charakter als Symbole für landwirtschaftliche Tätigkeiten -,
net haben wir nur das, was für einen Beobachter sichtbares Geschehen war. Für tradierten Glauben halten wir die Angaben über Bezugsobjekt (mulieri fotae) und unmittelbaren Zweck der Handlung (ne . . ., ut . . . ) sowie die Namen der Götter: Diese kann Varro unmöglich selbst erfunden haben; und über Bezugsobjekt und Sinn ihres Tuns müssen die Handelnden selbst eine Meinung gehabt haben. Schwanken kann man hier aber darüber, ob die drei Männer schon im Volksglauben als Abbilder der genannten Götter galten, oder ob dies nur das Verständnis Varros war - deswegen die doppelte Kennzeichnung. ' Das feindselige Verhältnis des Silvanus zu Frauen ist auch sonst bezeugt. Sie dürfen bei Opfern an diesen Gott nicht anwesend sein. (Schot. Juv. 6,447 ; H. Wagenvoort Dynamism, I 69 f. ; Latte, RR, 8 3). Silvanos et Panes, quos vulgo incubos vocant, improbos saepe extitisse mulieribus et earum appetisse acperegisse concubitum (August. Civ. Dei I 5,2 3). Silvanus ist nur ein anderer Name bzw. ein Beiname für Faunus (Latte, RR, 8 3 . Dumezil, Rel. rom. arch., 340) . Insbesondere unter dem Namen Faunus sowie weiteren Beinamen - Inuus, Incubus, Ficarius - wird demselben Gott die Eigenschaft, ein Quälgeist der Frauen zu sein, zuge schrieben : Inuus = ,Der Eindringende'; Incubus = ab incumbendo hoc est stuprando (Isid. etym. 8 , I I , I o3) ; Ficarius ,il dio particolarmente cupido delle vulve muliebri' = ,l'impulso al coito, personificato e divinizzato (U. Pestalozza, SMSR 9, I 9 3 3 , 44· G. Radke, Götter Altitaliens ss. vv.) . ab ea quae sitfomina (sc. canis) ex primipara genita Faunos cerni (Plin. Nat. Hist. 8 , I p). Hac (sc. natrice) in Piceno fominis abigunt quos . . . Fatuos vocant (Plin. Nat. Hist. 27, 107). A. W.J. Holleman, Pope Gelasius I and the Lupercalia, Diss. Amsterdam, I 974> 94-97> I 2 I f. J Die stilistische Beschaffenheit des Augustin-Textes, der uns Varros Äußerung berichtet, spricht dafür, daß der Kirchenvater sich eng an den varronischen Wortlaut gehalten hat; er wird kaum mehr getan haben, als die direkte Rede Varros in eine indirekte umzuwandeln. So ist es richtig, daß der Text als ein Varro-Fragment angesehen wird (Cardauns I ,70 f.) und die opinio communis nichts für eine Zutat Augustins hält. K. Vahlerts Unschlüssigkeit ist unbegründet (36: "Aber es bleibt immerhin fraglich, ob in der Wiedergabe der Varro-Stelle bei Augustin nicht eine Interpretation des christlichen Darstellers . . . miteingeflossen ist . . . Wie dem auch sei . . . ") . 4 L. Preller - H. Jordan, Röm. Mythologie, Berlin, I 8 8 I , I ,376 f. , 392; R. Peter, in : W. H . Rose her, Lexikon s. v. Indigitamenta 2 I 4 f. ; J. Marquardt - G. Wissowa, Röm. Staats verwaltung, 1 2 ; I .. Deubner, ERE s. v. Birth, Edinburgh, I 909, 649 ; RE s. v. Deverra (Aust, I 903) 260 f. ; 1-:. Samtcr, Geburt, 29 ff., 38, 52 f. ; G. Wissowa, 'RuKR, München, I 9 I 2 , 244; ]. Bayct , l l istoirc po l i t i q uc , 6H; H. Blümner, Privataltertümer, 303'J; W. Mannhardt, Antike Wald und h·ldkultc 2, lkr li n , 1 H77, 1 24 f. ; H.J. Rose, Primitive Culture, I 3 3 ; Idem, JRS 3 ( 1 9 I \) 2 ! •) ; ( ;, R a d kc, Cilttcr, 1 0 3 f., 1 5 1 f., 25 5 f. ; A. Ernout - A. Meillet, 2 , 5 07 s. v. Pilum nus. =
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bestritten.5 Zweitens bezweifelt man die Richtigkeit der Verbindung der genannten Götter mit den beschriebenen Akten, aus verschiedenen Gründen : Pilumnus werde sonst immer mit Picumnus gepaart, so könne er schlecht nur hier allein auftreten ;6 der Name Pilumnus sei von pilum = ,Speer' abzuleiten, die Verbindung mit der Mörserkeule sei daher eine Fehldeutung Varros ;7 der Name Intercidona "passe nicht ganz zum geschilderten Brauch" ;8 überhaupt seien alle Götternamen mit den geschilderten Akten nur auf Grund etymologi scher Spekulation kombiniert worden und deswegen diese Verbindung ohne jede Gewähr.9 Wenn schließlich der Verfasser des Artikels Pilumnus in der RE schlichtweg erklärt, der ganze Ritus sei trotz der Erklärungsversuche "nicht mehr verständlich", 10 so ist all dies Grund genug, um die ganze These Varros von Grund auf erneut zu prüfen. Die Kriterien, an denen die Richtigkeit der Erklärung zu messen ist, ergeben sich aus den Eigenarten des zu erklärenden dokumentarischen Berichts selbst : a) die drei Handlungen, verrichtet aus demselben Anlaß, von derselben Gruppe, zu demselben Zweck, bilden eine Einheit, die fest strukturiert ist. Denn die Akte werden offensichtlich weder auf einmal, noch in beliebiger Rei henfolge, sondern in fester Folge nacheinander verrichtet: prima - postea - ter tio. Die richtige Erklärung muß somit die drei Tätigkeiten als sinnvoll aufeinan derfolgende Phasen einer einheitlichen Gesamthandlung verständlich machen. b) Anlaß ist die vor kurzem erfolgte Geburt eines Kindes. Eine Lösung kann nur richtig sein, wenn sie einen sinnvollen Zusammenhang zwischen Ritus und rituellem Anlaß (Geburt) aufzuzeigen vermag. c) Ziel ist die Abwehr des Gottes Silvanus : Erkennbar gemacht werden muß, warum und auf welche Weise die beschriebenen Handlungen gerade gegen Silvanus gerichtet sind. Wieweit genügt Varros Theorie diesen Grundkriterien ? a) An dem Gebot der einheitlichen Erklärung gemessen erweist sich die Intention des Polyhistors zwar als richtig, das erzielte Ergebnis jedoch als ver fehlt: Zwischen dem, was er erstrebt, und dem, was er erreicht hat, ist ein Widerspruch festzustellen. Eine einheitliche Erklärung finden w o I I t e er zwei felsohne : Er geht zunächst von der einheitlichen Bedeutung ,data culturae signa ' aus, konkretisiert dies dann auch noch in einheitlich-paralleler Weise : arbores
caeduntur ac putantur . . . forro - far conficitur . . . pilo - ./ruges coacervantur . . . scopis. Doch was dabei herauskommt, ist ein innerer Bruch und inhaltliche 5
A. De Marchi I67; K. Vahlert 36; RE s . v. Intercidona (G. Wissowa, I 9 I 6) ; D. Briquel,
I .c pilon de Pilumnus, 268 ff.
Cardauns 2,206. v. Blumenthai I 370 f. H v. Blumenthai I J7 I , p ff. : " Intercidona mit dieser Handlung" (sc. firnen securi forire) "nichts gemein haben kann, da ihr Name den geschilderten Vorgang in keiner Weise zum Ausdruck bringt." Cardauns 2,206. 9 K. Latte, RR, 9 5 ' . Vgl. auch Dumezil, Religion archa"ique, 587 (,Le docteur chretien 1 11tcrprete peut-etre mal les noms, mais le rite est surement authentique '.). • o v. Blumenthai 1 3 69, 52 f. ("die trotz Samter Jahrb. 4 I nicht mehr verständliche Bege h u ng . . . " ). 6
7
Intercidona, Pilumnus, Deverra
U!rro: Bericht und Theorie
Unlogik. Die erste Handlung wird in waldwirtschaftlichem, die zwei anderen in getreidewirtschaftlichem Rahmen lokalisiert; die erste, das Fällen und Schneiteln von Bäumen, ist mit zwingender Logik gegen den Gott der Bäume' ' gerichtet, das, was mit dem Getreide i n n e r h a I b der Getreidewirtschaft geschieht, nicht. Zudem ist die Reihenfolge, erst Mahlen des Getreides, dann dessen Aufhäufen, völlig inadäquat, eine Vergewaltigung der realen Abfolge aus einem Systemzwang : Ein Erklärungssystem aber, das zu solchem Zwang führt, muß falsch sein. Und das bleibt es auch, obwohl Varro versucht hat, die verlorengegangene Einheitlichkeit wenigstens nachträglich wenn nicht wieder herzustellen, so wenigstens, durch entsprechend gewählte Worte, stilistisch vor zuspiegeln. Von den drei, den drei Akten zugeordneten Gottheiten tragen näm lich die erste und die dritte auf durchsichtige Weise deverbale Namen : Intercidona - intercidere, Deverra - deverrere. Da jedoch der mittlere Name Pilumnus von einem Substantiv, pi/um, abzuleiten war, 12 hat Varro auch die anderen Etymologien wenn nicht in der Sache, so wenigstens in der Formulie rung substantiviert : lntercidona a securis i n t e r c i s i o n e . . . Deverra ab s c o
pi/um nannte, pi/um murale und die eine frühe Entwicklungsstufe der späteren Wurf- und Stoßwaffe der römischen Legionen darstellte.'4 Die sprachliche und sachliche Identität von alter Waffe und Mörserkeule ' 5 erklärt man entweder durch die Annahme, daß eine ursprüngliche Mörserkeule mit der Zeit auch als Waffe Verwendung fand ' 6 oder aber, indem man von einer gemeinsamen undif ferenzierten Urform ausgeht, die sich auf der einen Seite zur Mörserkeule, auf der anderen Seite zur Waffe differenziert hätte. '7 Wenn man bedenkt, daß nach der Natur der Dinge der Mensch in anfänglichen Zeiten mit undifferenzierten Mehrzweckholzstäben hantieren mußte, '8 wird man die zweite Erklärung die bessere finden : Nicht zufällig bedeutet gr. önA-a, '9 lat. arma'0 bei des, Gerät und Waffe zugleich, etymologisch : alles, womit man Arbeit verrichtet,'' etwas zustande bringt.22 Welche Entwicklungstheorie aber auch die richtige sein mag, Tatsache bleibt, daß das im Geburtsritus verwendete pilum seinem ideellen Wert nach objektiv mehrdeutig war, außer der Mörserkeule auch die Waffe repräsen tieren konnte, ja sogar undifferenziert nur einen Holzstab von bestimmter Form, unabhängig von der jeweils spezifischen Verwendung zu verschiedenen Zwecken in verschiedenen Bereichen.'J Dies gilt selbst dann, wenn man anneh-
pis. Warum ist Varro in der Deutung der zweiten Handlung ,entgleist' ? Man wird vielleicht sagen : Weil er nicht anders konnte, da das zweite Gerät tatsäch lich eine Mörserkeule und damit ein getreidewirtschaftliches Instrument war. Das würde bedeuten, daß der Ritus selbst innerlich brüchig war, die realitäts widrige Sequenz ,Getreidemahlen - Getreideaufhäufen' in ihm selber vorlag, und er in seinem größeren zweiten Teil tatsächlich keinen - oder einen anders gearteten - logischen Bezug auf Silvanus implizierte. Was zu dem Eingeständ nis führen müßte, daß die Zeremonie nicht als eine logische, einheitliche Gesamthandlung interpretierbar ist; die Interpretation endete in einer Sack gasse. Sicher ist dies jedoch keineswegs. Denn eine Mörserkeule hatte keine exklusiv spezifische Form, sie war nur ein Holzstab, "gegen die beiden Enden hin etwas spitzer, in der Mitte zum Anfassen etwas dünner"(J in ihrem Ausse hen nicht zu unterscheiden von der altertümlichen Holzwaffe, die man auch Silvanus deus est silvarum (Serv. Georg. I ,20) ; Silvanos (Faunosque et dearum genera) silvis . . . attributa credimus (Plin. Nat. Hist. I 2 , 3 ) ; horridi dumeta Silvani (Hor. carm. 3 , 29) ; monticolae Silvani (Ovid Met. I , I93). Daß Silvanus der Gott des Bergwaldes, silva, ist, war für den Römervon Anfang bis Ende eine auch sprachlich durchsichtige Glaubenstatsache : F. Ait heim, Griechische Götter im alten Rom, Gießen, I 930, I 4 8 ; G. Dumezil, Religion :m·h:üque, 340; K. Latte, RR, 6 I , 8 3 ,94; Radke, Götter s . v. ; RE s.v. Silvanus (Klotz, I 927) 1 1 7 H. ; Mannhardt, Feldkulte, I 24 f. ; Preller - Jordan I , 392 f. ; L. et P. Brind'Amour, Lato nws )h ( 1975) I94. " v. Blumenthai I 370,43 ff.; A. Walde - J. B. Hofmann s. v. pica, S. 300; A.-J. Reinach, R I I R I I ( I907) 3 3 7 f. ; Diese Ableitung Varros Pilumnum apilo ist nach Ausweis der zitierten l .itrr a t u r richtig. Auch andernorts scheint er die zwei Wörter etymologisch verbunden zu h:1hrn , jedoch in umgekehrter Richtung: pilum a Pilumno, vgl. Isidor. orig. 4, I I , 5 : U!rro •lllfr•m n{ert Pilumn{ifum . . . ab hoc igiturpilum et pilam inventam . . . et ex eius nomine appel l�rlll; A . ,1 . Reinach RHR 5 5 ( I 907) 3 37. Vgl. auch unten Anm. 26. 11 1{ 1 ·: s . v. Mortarium (Aug. Hug., I 9 3 3) 320,6I ff. ; RE s.v. Pilum (A. Schulten, I 9 50) 1 1
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1 4 Aen. Tact. 3 3 , I-2. Ob das Wort ursprünglich die Mörserkeule bedeutete und von hier auf die Waffe übertragen wurde, wie Kropatschek, A. Schulten und andere meinen (RE Pilum I 3 34,2 5 ff. ; O. Keller, Grammatische Aufsätze, Leipzig, I 89 5 , 1 40 ; F. Sommer, Handbuch der lat. Laut- und Formenlehre, Heidelberg, J I 9 1 4, 73 f.), oder aber pilum zuerst eine allgemein undifferenzierte Bedeutung hatte, wie ich eher annehmen würde, spielt hier keine Rolle. Vgl. dazu unten. RE Pi!um I 3 36,43 ff. ; I 3 3 8 f.; A.-J. Reinach RA 9 ( I 907) 2,24 3 ' ; G. Kropatschek, JDAI 2 3 ( I 908) 84,86 ff. ' 5 "Der sprachlichen Identität von P(ilum) und Mörserkeule entspricht also die sachli che" (A. Schulten, RE Pilum I 3 34,56 ff.). "pi7um ,Wurfspeer' ist von pi7um ,Mörserkeule' nicht verschieden" (A. Walde - J. B. Hofmann 2,302). ' 6 RE Pilum I 3 34 , 5 6 ff. ; Kropatschek 8 5 ,87; A.-J. Reinach, RHR 5 5 ( I 907) 3 3 i ; E. Meyer, Kleine Schriften, Halle, I924, 2,248 ff. ; H. G. Buchholz, Acta praehistorica et archaeologica 7/8 ( I 976/7) 2 5 7 ff. ' 7 Reinach RHR 5 5 ( I 907) 345. Vgl. auch L. et P. Brind'Amour, Latomus 3 6 ( I975) 2 I (,A premiere vue le pilum comme j avelot pourrait donc etre ici designe. Pourtant un examen plus attentif joue en faveur du pilon a ble') ; 38 (,On voit donc ici le pilon servir d'arme . . . ') . ' 8 , . . . a l'epoque . . . o u !es armes n e s'etaient pas encore differenciees des instruments . . . Ces instruments se reduisaient en definitive a deux: celui qui broie et celui qui coupe . . .' . (Remach, RHR 5 5 [ I 907] 3 373) ; M. Delcourt, Hephaistos, Paris, I 95 7, 64. ' 9 ThLG s.v. 20 ThLL s. v. 5 90,5 8 ff. Aus der Tatsache, daß arma in der Bedeutung instrumenturn cuius libet rei erst seit Vergil belegbar ist, die Hypothese zu entwickeln, diese Bedeutung sei von Vergil, nach Vorbild von gr. önA.a kreiert worden, ist müßig. 2 : Lat. arma ist aus derselben Wurzel gebildet wie armus Oberarm, Schulter, s. die etymo logischen Wörterbücher von Walde-Hofmann und Ernout-Meillet s. v. " Gr. önA.ov ist eine Bildung mit I-Suffix und o-Abtönung von enro ,besorgen, verrichten ' usw. , s. H. Frisk ss. vv. 23 Es ist kein Zufall, daß pilum öfters in einem Kontext vorkommt, der durch primitive l lndifferenziertheit geprägt ist. Ennius Ann. 5 70 Vahlen drückt die Wirkung der Waffe d u rch (re)tundere aus : Pila retunduntur venientibus obvia pilis - tundere wird auch von der
Intercidona, Pilumnus, Deverra
Vttrro: Bericht und Theorie
men möchte, daß zu der von Varro beschriebenen Zeit der Ritus des pilo /erire tatsächlich mit einer Mörserkeule verrichtet wurde, da dies die einzige Art
pi/um war, die man im bäuerlichen Haushalt zur Hand hatte. Wenn bei der Anna � me, daß !m Ritus eigentlich ein pilum in dieser allgemeinen Bedeutung �.ememt war, eme störungsfreie Gesamtdeutung sich ergibt, ein unlogisches Uberwechseln in den Bereich der Getreidewirtschaft vermeidbar ist, so müßte aus methodischen Gründen eine solche Lösung für die richtige gehalten wer den. Damit wird uns die Aufgabe auferlegt, zu prüfen, wohin der von Varro eingeschlagene waldwirtschaftliche Deutungsweg führt, wenn man ihn ohne Spurwechsel fortsetzt. Klarzustellen ist vorher aber noch, daß Varro auch andere persönliche Gründe hatte, bei der Deutung der zweiten Handlung in den Bereich der Getreidewirtschaft hinüberzuwechseln, ob man im Ritus tatsächlich eine Mör serkeule benützte bzw. zu benützen glaubte oder nicht. Es fällt in der Tat auf, daß er schon in der Beschreibung des zweiten rituellen Aktes alles Gewicht auf das Gerät selbst legt, nicht auf die Handlung, im Unterschied zu den zwei � nderen Verrichtungen!4 Die Bezeichnung für dieses Gerät, pilum aber war für Ihn unzertrennlich mit der Landwirtschaft verknüpft. Denn er leitete das Wort etymologisch von far pisere = Getreide mahlen ab25 und hielt pilum für eine Erfindung des Pilumnus, den er als den Schutzgott des Getreidemahlens auf faßte!6 Wenn also das Wort pilum fiel, wenn Varro ein pilum vor Augen hatte, das � an zumindest für ei�� Mörserkeule halten k o n n t e , so zwangen ihn sei ne e1genen vorgegebenen Uberzeugungen, in die Sphäre der Landwirtschaft hin überzuspringen. Mit anderen Worten : Während er die beiden anderen Teilriten ungestört aus dem vorliegenden Zusammenhang selbst deuten konnte,'7 wirk-
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Mörserkeule gesagt: Plin. Mai. Nat. Hist. q , I 24 ; I 8,73 ; I9,9 I ; 20,207; 3 3 , 1 1 9 ; Non. Mare. p. I p , I J . Livius 2 I,8, IO verbindet pilum mit der primitiven Waffe phalarica: phalarica . . . ad extremum . . . sicut in pilo, quadratum . . .. Quintilian 8,2,5 spricht von pilum aut sudem. Dio dorus Siculus I7, I 00,5 schließlich nennt eine primitive Keulenwaffe, ein !26na/.ov m'>J.lllE --rQOV , d. h. ,eine aus zwei symmetrischen Teilen bestehende Keule' expressis verbis nll.ov pilum. Obwohl dies die einmütige handschriftliche Überlieferung ist und obwohl die sachliche Richtigkeit dieser Textform schon längst erkannt ist - J. Baunack, Philologus 20 ( I 907) 598 f. ; Kropatschek 8 521 - athetieren die Herausgeber des Diodortextes dieses authentische Wort bis in die neueste Zeit (P. Goukowsky, Bude-Ausgabe, Paris, I 976) . Allerdings ist die Wortwahl Diodors nicht ein Beweis dafür, daß eine Mörserkeule als Waffe gebraucht wurde, sondern dafür, daß es ein pilum als altertümliche undifferenzierte keulen artige Waffe tatsächlich gegeben hat. Wenn es nur um eine Mörserkeule gegangen wäre, ist nicht recht einzusehen, warum Diodor nicht ein griechisches Wort wie aA€--rQißavo� ooiou� oder ÖJtEQO<; gebraucht hat. Erst wenn man annimmt, daß der von Diodor beschriebene Zweikämpfer eine sonderbare Waffe in der Hand hatte, für die Diodor kein griechisches Wort kannte, wohl aber das lateinische pilum, ist die Verwendung eines lateinischen Wortes im griechischen Text erklärbar. Auch in Rom ist die Existenz solcher Waffen mit unbestimmtem Charakter eine Tatsache, Waffen, die durch die reziproke Symmetrie ihrer Form einer Mörserkeule ähnlich waren und für die die Bezeichnung pilum in Frage kommt - im Sinne einer Vorform des späteren klassischen pilum der Legionäre : a) Daß die Waffe, die die Salii, neben dem Schild in der Linken, in ihrer rechten Hand trugen, mit keiner der bekannten Angriffswaffen der späte ren Zeit genau identifizierbar war, bezeugen die Worte des Dionys. Hai. 2,70, 3 : Ti] J.lEV oe�u;t XEtei MYXT]V i\ Qaßoov il n "t0toü3' !hEQOV KQU"tEt (sc. EKU
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Mit diesem undifferenzierten Charakter dessen, was pilum genannt wurde, hängt es wohl a�ch zusam�en, daß manche moderne Forscher sich nicht entscheiden mögen, ob im . PI!umnus-Rnus eme Waffe oder eine Mörserkeule gemeint ist: " . . . Pilumnus, der unzwei felhaft vom pilum, sei es nun Stempel, mörserkeule, sei es geschoss, wahrscheinlich aber von beiden seinen namen hat" (A. Kuhn, Mythologische Studien, Gütersloh, I 8 86, 93). X. M. F. G. Wolters, Notes on Antique Folklore, Paris-Amsterdam, I935, 87 hält das im hier analysierten Ritus vorkommende pilum für einen Dreschflegel (,flail'), was gewiß unrichtig ISt, doch den undeutliche n Charakter dieses rituellen Gerätes symptomatisch zeigt. Mit emem Wort : Pi/um meinte prinzipiell die Form, nicht irgendeine Gebrauchsfunktion; pilum war alles, was diese charakteristische Doppelform hatte. '4 prima securi./erire . . ., postea pilo, tertio deverrere scopis: Die zwei anderen Geräte wer den jeweils mit einem eigenen Verb verbunden, bei pilo dagegen ist nur das Verb des ersten Gliedes Zeugmatisch mitgemeint; im dritten Glied steht das Verb sogar betont an erster Stelle. Hängt dieses F�h len eines Verbs vielleicht auch damit zusammen, daß mit pi/um keine mdiV!duell charaktensti_ sche Bewegung ausgeführt wurde, oder zumindest Varro ein sol ches nicht bemerken konnte? . '5 L� 5 , I 3 8 : pilum quod eo /ar pisunt. Plin. Nat. hist. I 8, I o : Pilumni (sc. cognomen), qui _ _ mvenerat. pdumptstrmts '6 Isidor Orig. 4, I I , 5 , vgl. Anm. I 2. 27 Deverra und Intercidona kommen in anderem Zusammenh ang nicht vor, Pilumnus d agegen Wird auch sonst noch, im Rahmen anderer ritueller Handlungen erwähnt. Die S tellen smd zusammengestellt bei Riposati, Varro De vita populi Romani zu frg. 8 I und 82; < _.ardauns zu frg. I I I ; RE s. v. P1lumnus. Auch das männliche Geschlecht von Pilumnus war vorgegeben, wodurch er sich auch signifikant von den beiden anderen weiblichen numina
Intercidona, Pilurnnus, Deverra
Die rituelle Struktur
ten beim zweiten Glied kontextfremde Faktoren in die Deutung hinein. Ein Grund mehr für uns, die Möglichkeit einer konsequenten Deutung auch dieses Gliedes aus dem gegebenen rituellen Gesamtzusammenhang selbst zu prüfen. c) Dem dritten Gesichtspunkt - den wir hier aus technischen Gründen vor ziehen - genügt Varros Theorie im Großen und Ganzen, trotz ihrer inneren Gebrochenheit: Daß der wilde Gott des Unheimlichen Draußen durch die Wahrzeichen der Zivilisation, ein dare culturae signa abgeschreckt wird, wie der Teufel durch Christenkreuz und Weihwasser, ist eine einleuchtende Erklärung. Daß die Symbole der Zivilisation auf zwei verschiedene Arten wirken, stört in dieser Perspektive des Außenbezuges nicht: Man kann den Gott der Unkultur durch schädigendes Eindringen in seinen eigenen Bereich (securis) ebenso abschrecken wie dadurch, daß man ihm die Sphäre menschlicher Getreidekul tur als eine ihm unzugänglich fremde symbolisch entgegenhält (pilum, scopae). b) Warum und in welcher Weise der dokumentierte Ritus an eine Geburt als Anlaß gebunden ist, läßt dagegen die Deutung des Polyhistors weitgehend im Dunkeln. Allerdings scheint vordergründig eine besondere Klärung dieses Zusammenhangs gar nicht nötig zu sein, da eine Antwort in dem mitgeteilten Volksglauben selbst schon inbegriffen zu sein scheint : Anlaß für den Abwehrri tus gegen Silvanus ist die Geburt, weil der Gott die Wöchnerin in der ersten Nacht nach der Geburt - wie man glaubt - zu belästigen droht und deswegen abgewehrt werden muß. Eine nur scheinbare Antwort deswegen, weil sie die eigentlich substantielle Frage nicht klärt, vielmehr erst aufwirft : Warum tut der Gott solches? Was hat er speziell gegen Wöchnerinnen? Die Frage ist umso berechtigter, da wir sonst immer nur davon hören, daß er Frauen überhaupt quält, sexuell überfällt, 2 8 ein besonderer Bezug zu g e b ä r e n d e n Frauen aber nirgends bezeugt ist. Hinzu kommt ein weiteres. Neben dem indirekten, durch die Person des Sil vanus vermittelten Zusammenhang zwischen Geburt und Ritus gibt es Indizien auch für einen direkten von Silvanus unabhängigen Zusammenhang. Die göttli che Verkörperung eines der rituellen Geräte, des pilum, Pilumnus nämlich, hatte auch unmittelbar etwas mit Geburt zu tun : Er war ein spezieller Schutz gott Neugeborener, dem man während der postnatalen Versorgung ein Lager im Haus bereitete :29 Auch Varro war dies bekannt.3° Deswegen ist mit der
Möglichkeit zu rechnen, daß der gesamte Ritus neben seiner Ausrichtung gegen Silvanus noch eine zweite Orientierungsperspektive hatte : Er sollte auch unmittelbar auf den Prozeß der Geburt und der postnatalen Versorgung wir ken. Wie aussichtsreich diese Fragestellung ist, beweist die moderne Forschung. Schon v. Blumenthai kam zu dem Schluß, daß die durch lntercidona repräsen tierte securis intercisio abbildlieh auf das Durchschneiden der Nabelschnur des Neugeborenen bezogen sein mußte3' und hat damit Anklang gefundenY Welchen speziellen Grund hatte Silvanus, die Wöchnerin anzugreifen? Wel che d i r e k t e n Bezüge sind ferner zwischen dem Geburtsvorgang und dem Ritus insgesamt vorhanden? Diese zwei Fragen zu klären, ist die Aufgabe, die sich aus einer Prüfung der varronischen Deutung anhand des z w e i t e n Krite riums ergibt. Aufs Ganze gesehen aber muß vor allem eine bessere Deutung der inneren rituellen Struktur versucht werden, in konsequenter Verfolgung des richtigen ersten Ansatzes Varros (zu a). Das Ganze fußend auf der richtigen grundlegenden varronischen Erkenntnis, daß es hierbei im Grundsatz um eine rituelle Konfrontation der Sphäre der unzivilisierten Wildheit und der Sphäre der Kultur geht (zu c).
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2.
=
Die rituelle Struktur
S'ecuri ferire deutet Varro ausdrücklich als sinnbildliches Schneiden von Bäu men. Entscheidend dabei ist das Moment der Abtrennung (a securis i n t e r cisione), zunächst der Wurzeln (caeduntur), aber auch der Äste (putantur). Ersteres ist die wesentliche Abtrennung; insofern wird die sinnbildliche Hand lung in adäquater Weise gegen die Schwelle, gegen den Boden gerichtet, wie es beim Wurzeldurchschneiden geschieht; das Schneiteln ist nur eine konsequente Folgehandlung, eine Ausdehnung der grundsätzlichen Tat auf weitere Baum teile. So kann die eine grundsätzliche Geste prägnant auch die Fortsetzung implizite mitdarstellen.J J Übrig bleibt ein abgehauener Stamm sowie Abfälle : putare bedeutet ja gleichzeitig ,putzen', ,reinigen'.34 Unsere Gewährsmänner, Nonius und Servius, berufen sich auf Varro als Quelle für Sitte (Stellen s. Cardauns zu frg. I I I). J l I 37 I , J 5 ff. 1' G. Radke, Götter, I p. Anders D. Briquel, Latomus 42 ( I 983) 2676 , die den Symbol durakter der securis übersieht. S. unten Anm. 2 56. 3 3 G. Wissowa betont - RE s. v. Intercidona ( I 9 I 6) Sp. I 6o8,34 ff. - zu Recht, daß Interci dona "als die in der Axt bei allen ihren Anwendungen . . . wirksame göttliche Macht" zu betrachten ist. 14 Walde-Hofmann s. v. sowie Ernout-Meillet s. v. J. Tri er I 72, I78. Zu den verschiedenen I 'hasen der Baumbearbeitung vgl. Horn. Od. 5, 243 ff. (Fällen, Schneiteln, Abschälen der R inde) oder die Grammatikerstellen, die lat. delubrurn - wahrscheinlich unrichtig - von dc/ibrare ,abrinden' etymologisch ableiten (Serv. Aen. 2,22 5 ; 4,56; Paul. Fest. 64 L. ; Asco l l i u s zu Cic. Divinat. 3). H. Blümner, Technologie und Terminologie der Gewerbe und Kün \ l t' bei Griechen und Römern 2, Leipzig, 1 879, 298 f. 30
unterscheidet. Gegen die landwirtschaftliche Deutung Varros argumentiert auch D. Bri quel, Latomus 42 ( I 98 3) 269 ff. Es handelt sich hier um eine ,sequence ceremonielle', wozu s. A. van Gennep, Les rites de passage, Paris, I 98 I ( I 909, I 969 ), 1 3 f. '8 S. oben Anm. 2. W. H. Rascher, Ephialtes, Leipzig, I9oo, 90 f. Außer der hier analysier ten Varro-Stelle gibt es keinen einzigen antiken Beleg über ein Verhältnis des Silvanus (Fau nus) zu Wöchnerinnen. '9 S. oben S. 8, De vita populi Romani frg. 8 I Riposati : Natus si erat vitalis ac sublatus ... dis coniugalibus Pilurnno et Picurnno in aedibus lectus sternebatur; Frg. 82 b : Vctrro Pilurnnurn et Picurnnurn infantiurn deos esse ait eisque pro puerpera leeturn in atrio sterni, durn exploretur an vitalis sit qui na/us est; l'iso frg. 44 J>eter HRR : Pilurnnurn dieturn quia pellat rnala infan tiae.
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d i ese
lntercidona, Pilumnus, Deverra
Die rituelle Struktur
Läßt sich dieser waldwirtschaftliche Deutungsansatz ohne Bruch fortsetzen und dadurch ein einheitlicher Sinn, in Abweichung von Varro, finden ? Die dritte Handlung, deverrere scopis, ordnet sich nahtlos ein, ja befriedigt geradezu ein durch die erste Handlung geschaffenes Bedürfnis : Abfälle sind da, Abfälle müssen beseitigt werden. Das Fällen und Abästen eines Baumes schließt in der Tat naturgemäß und nachweislich mit eben dieser Handlung der Beseitigung, des Wegfegens der Abfälle, ab.35 Doch eine solche Deutung wird nicht nur durch den logischen Zusammenhang mit dem ersten Glied des Ritus nahege legt, sondern auch durch die Geste des Fegens an sich. Varro deutet diesen Akt zwar positiv, zentripetal, als das Einsammeln von etwas Nutzbarem. Kehren, verrere kann nun eine solche positive Bedeutung (auch in der Getreidewirt schaft) durchaus haben.36 Doch dies ist relativ selten. Erdrückend ist das Über gewicht der Fälle, in denen Kehren als etwas typisch Negatives, Zentrifugales gilt, als Beseitigung, wobei Beiseitigung von Schädlichem als geboten, Beseiti gung von Nützlichem als verboten erscheint. Das Tatwerkzeug, der Besen, aber ist typischerweise ein Symbol der Abwehr, ein ApotropaeumY Insbesondere in Rom ist es so, im profanen Leben wie in der Religion und im Aberglauben, handele es sich um das Fegen einer Straße oder eines Prozessionsweges ; eines Stalles, eines Hauses oder eines Tempels ; des Bodens, des Tisches oder des
Altars.l8 Erst recht kann d e verrere kaum etwas anderes als ein W e g fegen bedeuten.J9 Wenn es Varro anders deutet, so macht er von einer Ausnahme möglichkeit Gebrauch, für die die geschilderte Handlung an sich keinen zwin genden Grund bietet, die die Implikationen seines eigenen Ansatzes fallen läßt, ja die vorgegebene Linie gewaltsam verbiegt. Der getreidewirtschaftliche Bezug ergibt sich nicht aus der Sache selbst - zumindest was die erste und die dritte Handlung betrifft - sondern stellt einen Eingriff von außen dar. Wie sehr ein Besen bei der Beseitigung von Baumresten in jeder Hinsicht an seinem natürlichen Platze ist, wird aber in seiner ganzen Tiefe erst sichtbar, wenn man bedenkt, daß hier ein Verhältnis der Reziprozität vorliegt: Nicht nur ein Besen kann ein Mittel der Beseitigung der letzten Reste eines Baumes sein, sondern umgekehrt, auch die Baumreste sind gewissermaßen das Mittel zur Herstellung eines Besens. Er ist das Produkt der Abästung eines Baumes, besteht aus Teilen, die dabei abfallen, aus Stiel und Reisig, wie schon der Name zeigt.4° Zu deuten ist aber noch die mittlere Handlung und deren Mittel, das pilum. Von den zwei Dingen, die nach Verrichtung der ersten Handlung als Ergeb nis - symbolisch gesehen - zurückblieben - ein abgehauener Stamm und das zerkleinerte Astwerk - bildete letzteres den Gegenstand der dritten Handlung. Stand parallelerweise ersteres im Mittelpunkt der zweiten Handlung? Kann pilum der abgehauene Stamm gewesen sein ? Sicher ist, daß ein pilum - ob Mörserkeule, Wurfwaffe oder eine gemeinsame Urform beider - als Holzgegenstand nur auf diese Weise hat entstehen können : Er war der entsprechend gestaltete Rest eines abgeästeten Baumes, sei es eines
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l 5 Im Siegerland wird nach dem Abästen eines Baumes alles Kleinzeug, was den Boden bedeckt, Laub, Reisig usw. zu Meilern zusammengerecht, um verbrannt ZU werden a. Trier 4 I ') ; im Rheinland heißt ,de Lode f e g e ' = "die überzähligen Sommertriebe des Rebstocks beseitigen" Q. Trier I o7). Es wäre in Rom eine weitere Göttin für eben diese Tätigkeit der Beseitigung der (ver brannten) Reste eines zerhackten Baumes nachgewiesen, wenn die Deutung von Defe runda als "sie soll fortschaffen" durch G. Radke, Götter Altitaliens, 56 richtig sein sollte. Meistens bezieht man jedoch das dem Namen zugrunde liegende de/erre auf das , Herabho len' eines auf einem Tempeldach gewachsenen Baumes. RE s.v. Deferunda (Aust, I 90 1 ) . Roseher Lexikon s. v. Indigitamenta I 97· Selbstverständlich soll damit nicht behauptet wer den, ein Besen sei das hauptsächliche Mittel der Abfallbeseitigung beim Baumfällen. Doch für die Entfernung der allerletzten, der kleinsten Reste ist nur ein Besen geeignet und inso fern ein Gerät des Abschlusses in letzter Vollendung. Zumal unter bestimmten Umständen, z. B. bei Abästung auf einem B a u e r n h o f , bei vollkommener Ab s c h ä l u n g zum Zwecke der Holzbearbeitung, bei Beseitigung v e r b r a n n t e r Baumreste. J6 ex illa pecunia magnam partem ad se verrit (Cic. in Caecilium I 7(5 7) ). everriculum mali tiarum omnium (Cic. De nat. deor. 3, 74). hereditates omniumpasse converrere (Cic. off. 3,78). . . . proprio condidit horreo I quidquid de Libycis verritur areis (Hor. c. I, I ,9 f.). (rusticus) ton sam raro pectine verrit humum (Ovid Rem. am. I 92) . . . . verrebant nigras pro./arrefavillas (Ov. Fast. 2 , 5 2 3 : Herausfegen des gedörrten Spelts aus dem Ofen) . nuda ossa . . . verrere (Stat. Theb. 1 2, 5 68 f.). quod messibus A/ris verritur, aestiferi quidquid terit area Nili (Stat. Silv. 3 , 3 ,9of.). Quidquid ponitur hinc et inde verris (Mart. 2,37, 1 ) . Hesych. spricht von einem craQcrin::tor; XOQÜt; · nQÜt; !!UAOV notOU!!EVOt; TTJV XOQELUV, d. h. von einer Gruppe von "Getreide- oder Mehlfegern" in der Nähe der Mühle: F. G. Welcker, Kleine Schriften 2, CIV3 • J7 Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens 4 s. v. kehren, Kehricht I 2 I I ff. ; F. Samter, Geb u rt, 3 1 -37, p, 1 5 5 , 1 70, 1 99 , 200.
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3 8 Wir beschränken uns auf die Anführung einiger charakteristischer Stellen sowie auf einige Titel aus der umfangreichen Sekundärliteratur: Straße : Suet. Vesp. 5,3 Dio Cass. 5 9, 1 2, 3 . Prozessionsweg : Ovid Am. 3 , I 3,24. Stall : Colum. 7,4,5 ; Ovid Fasti 4,736 (mit Bömers Kommentar) . L. Preller - C. Robert, Die grie chische Heldensage, Berlin, I 92 I , 2, 4 5 4· Haus : Plaut. Stichus 347 ff.; 3 7 5 ; Lucil. 703 Kren kel; Cato de agric. I43,2; Plin. Mai. Nat. Hist. 2 5 , I05 ; I09; Fest. 68 L. (Erbe als everriator des Sterbehauses). Tempel : Ovid Fasti 6,227 f. ; 7 1 3 (mit Bömers Kommentar). Boden, Tisch : Hor. Sat. 2,4, 8 1 ff. ; Petron 3 4, 3 ; Mart. 14,82; ]uv. I4,59 f. ; Plin. Mai. 2 8,26 (die zwei l etzten Stellen in Zusammenhang mit Gastmahl). Mensa fovis: Plin. Mai. 25 , I o ; Boetticher, Der Baumkultus der Hellenen, Berlin, I 8 5 6, 372-377; S. Eitrem, Opferritus und Voropfer der Griechen und Römer, Kristiania, 1 9 1 5 , 122 f. ; Handwörterbuch d. dt. Aberglaubens s. v. kehren, Kehricht 1 2 1 9 ; Samter, Geburt, 30-34; RE s.v. Scopae (Hug, 1 9 2 1 ) ; X . F. M. G . Wolters 8 7 f. ; W. Deonna - M. Renard, Croyances et superstitions d e table dans Ia Rome antique, Bruxelles, 1 9 6 1 , 4 I , 5 7, 1 24- 1 29 ; K. Latte, RR, 9 5 , 1 0 1 . 19 ThLL s . v. deverro " i. q. verrendo au./Jerre". Das Wort ist nur noch zweimal belegt: Lucil. 7 3 7 Marx 702 Krenkel und Colum. 7 ,4, 5 : Stabula . . . everrenda . . . humorque omnis urinae deverrendus. D. Briquel, Latomus 42 ( I 98 3) 269. 4° Cato de agric. 1 5 2 ; Plin. Mai. 1 6, 108 (tamarix, scopis tantum nascens); 23, I66; 24,76; Boetticher 372. scöpa hängt etymologisch mit sciipus ,Schaft, Stiel, Stenge!, Stamm' gr. oKi)nLQOV alb. shkop ,Stock, Szepter' ahd. skaft ,Schaft, Speer, Lanze' etc. zusammen. S. Walde-Hofmann und Ernout-Meillet s. v. sciipus. H. Frisk s. v. O'KTJnLO!!at (Bd. 2, 729) . Zu "gs. !im ,Glied, Zweig' engl. limb aisl. limr . . . ,Glied, Zweig', lfmi ,Reisbund, Besen' vgl. I I . G li ntc rt , Wörter u . Sachen 1 1 ( 1 928) 1 3 5 . =
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Intercidona, Pilumnus, Deverra
Die rituelle Struktur
(kleinen) Baumstammes selbst, oder eines AstesY Insofern wäre diese Annahme die natürliche, aus der Gesamtstruktur des Ritus sich wie von selbst zwanglos ergebende Lösung : Ein Baum mußte zuerst gefällt und geschneitelt werden, darauf ein pilum geschnitzt werden und zum Schluß die Abfälle besei tigt werden. Die Schwierigkeit jedoch ist, daß Varro das pilum nicht als einen Gegenstand beschreibt, auf dessen Erstellung die beiden anderen Handlungen abzielten, sondern - parallel zu den zwei anderen Verrichtungen - als das Mit tel zur Ausführung einer bestimmten Bewegung, d. h. als symbolische Darstel lung eines bestimmten Arbeitsvorganges. Allerdings haben wir gesehen, daß trotz allen Strebens nach Einheitlichkeit die Rolle des pilum in wichtigen Punk ten eine andere geblieben ist, als die der übrigen Geräte : Nur hier liegt das Hauptgewicht auf dem Gerät gegenüber der mit ihm ausgeführten Handlung, die hier nur mitgedacht wird und insofern einen undeutlichen Charakter hat;42 auch wird nur hier das Gerät und nicht die Handlung in göttlicher Gestalt ver körpert, die allein männlich ist und allein auch außerhalb der hier gegebenen rituellen Handlung existiert. Alle diese Abweichungen fänden mit einem Mal ihre einleuchtende Erklärung durch die Annahme, der Stellenwert des pilum sei im Ritus tatsächlich eine abweichende, eine übergeordnete gewesen : Die ande ren Handlungen dienten dem Zweck der Herstellung eines pilum aus einem Baum. Wenn Varro diesen grundsätzlichen Punkt mißverstanden hat, so wird auch sofort klar, warum die Bruchstelle seines interpretierenden Gedankengan ges gerade bei postea pilo liegt: Weil er die echte Einheitlichkeit des Ritus nicht erfaßt hat, mußte er diese durch eine erzwungene Scheineinheit ersetzen. Auch die zwei grundsätzlichen Bezugsperspektiven des Ritus werden aber besonders durchsichtig - Abwehr des Silvanus, Geburtsvorgang - : Was anderes könnte den Gott des Waldes mehr provozieren als die enteignende Umwandlung eines Baum(teil)es, s e i n e s Baumes in ein Kulturgerät? Und welch anderes Ereignis könnte symbolisch mehr mit Geburt zu tun haben, als eine Geburt, die ,Geburt' eines Gerätes aus einem Baum?43 Übergewicht, zentrale Stellung, organische
Einbettung des pilum selbst wäre durch eine solche Deutung des Ritus aufs beste erklärt. Nicht geklärt bleibt dabei jedoch die Geste, die mit diesem Gerät ausgeführt wurde und die eine der rituellen Teilhandlungen bildet. Ist auch diese als das Element einer Herstellungsprozedur deutbar? - Eine entschei dende Frage. Es handelte sich dabei - wie man annehmen muß - um eine etwas undeutli che schlagende Berührung der Schwelle mit einem Kopfende des pilum, in ver tikaler Richtung, mindestens einmal. Denn nur eine solche Bewegung konnte Varro als das Stampfen mit einer Mörserkeule deuten oder mißdeuten. Ein sol ches Tun gehört aber unerläßlich zum Herstellungsvorgang : Erst wenn man probeweise geprüft hat, ob das Gerät seine funktionsgerechte Gestalt angenom men hat und man eventuelle Mängel beseitigt hat, ist das Produkt fertig.44 Dies gilt insbesondere für ein pilum, unabhängig von seiner Zweckbestimmung als Mörser oder Wurfgeschoß. Denn seine besondere, richtige Form bedingt in beiden Fällen das richtige Funktionieren. Um form- und funktionsgerecht zu sein, muß es erstens gerade, zweitens in beiden Teilen symmetrisch sein :45 Nur so kann man mit ihm richtig stampfen, nur so kann man es zielgerecht und berechenbar werfen.
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Hesiod Erga 420 ff. Meringer, Wörter u. Sachen I ( I 909) 7, I 3 f. ferire (pilo) als Ausdruck für die Betätigung eines pilum als Mörserkeule ist unpassend. In dieser Funktion sind sonst nur pinsere, tundere oder malere bekannt, vgl. Non. Mare. I p , I 3· RE (Aug. Hug., I 9 3 3) s. v. Mortarium. Vermutlich brachte das Wort/erire Wolters auf den - unannehmbaren - Gedanken, pilum hier als Dreschflegel zu deuten (s. oben Anm. 23). 43 Wie eng man das Verhältnis eines Geräts zu dem Baum sah, aus dem es verfertigt wurde, zeigen die Fälle, in denen man Gerät (Waffe) und Baum mit demselben Wort bzw. mit Wörtern aus demselben Stamm bezeichnete : V. Bertoldi, Wörter u. Sachen I I ( I 92 8) I 52 ff. ; I 5 8 ; H. Hirt, IF I (I 892) 482. In Rom nannte man die Lanze der Fetialen hasta s a n g u i n e a , weil sie aus einer virga s a n g u i n e a (Kornelkirsche) verfertigt war: J. Bayet, Croyances et rites, 9 ff. ; K. Latte, RR, I 2 2 ; ]. Andre, Lexique des termes de botanique en latin, Paris, 1 9 56, ss. vv. sanguis 2, cornus 2, virga,frutex. Auf der anderen Seite ist die meta phorische Identifikation der Geburt eines Menschenkindes mit der Herstellung eines Gerä tes gerade in d e r Vorstellungswelt Varros nachzuweisen : nascimur enim spissius quam emori mur. vix duo homines deccm mcnsibus c d o I a tu m unum reddunt puerum etc. (Sat. Menipp. 4'
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> _ H ff. Bolisa n i ) .
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I lölzerne Mörserkeule von der Altenburg in Hessen. ( ;, Kropatschek, JDAI 2 3 ( I 9o8) I 8 I
Fr:wen, im Mörser stampfend. Rotfigur. Vasenbild nach : Berichte d. Sächs. < ;es. d. Wiss. Phil.-Hist. Kl. I 867, l :t f . !,4 Blümner, Technologie, 2 I , Fig. 3· =
Wir nehmen somit an, daß hinter der varronischen Beschreibung postea pilo (/i·rire limen) ein solches Aufschlagen auf die Schwelle, unter Umständen mehr1 1 ds, im Rahmen des Herstellungsvorgangs als ursprüngliche Realität sich ver birgt. Zusammenfassend aber glauben wir den von Varro beschriebenen Ritus als d i e rituelle Nachahmung der Herstellung eines pilum aus einem Baumteil deu-
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1 1 V gl.
Horn Od. 5 ,24 5 ; I 7,J4I ; 2 I ,44; I 2 I ;23, I97; II. I 5 ,4 I o ; Claud. Rapt. Pros. 3 , J 6 I f. M ü ller, Handwerk und Sprache, Meisenheim a. Glan, I 974, 7 I f. '1 ' ! >iodor 1 7, 1 00.
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Intercidona, Pilumnus, Deverra
Daspilum und seine Götter
ten zu müssen, wie Hesiod Erga 42 3 ff. einen solchen Vorgang tatsächlich beschreibt. 46 Diese Hervorbringung war der Kern der symbolischen Zeremonie, Fällen und Schneiteln eines Baumes nur die notwendige Vorhandlung, wie das Wegräumen der Abfälle der notwendige Abschluß. Pilum bedeutet dabei weder nur die Mörserkeule noch nur ein Wurfgeschoß vom Typ des späteren pilum murale,47 sondern das was beiden gemeinsam war, die reine Form, die das Gerät für beide Funktionen geeignet machte und die der Etymologie des Wortes ent sprach : ein ,Gerät zum Zerschmettern', 48 sei es von Getreidekörnern, sei es von feindlichen Menschen.49 Dieselbe Form hatte im übrigen auch der Blitz,5° auch dies ein ,Gerät zum Zerschmettern', dessen Gott in Rom, Jupiter, den Beina men Pistor, der ,Zerschmetterer' führteY Dabei ist es durchaus möglich, ja
sogar wahrscheinlich, daß die römischen Bauern der varronischen Zeit im Ritus tatsächlich eine Mörserkeule benutzten, da kein anderer Gegenstand dieser Form im Haushalt zur Hand war; gemeint war aber nur die Form des Gerätes, nicht dessen Verwendungszweck im Alltag. Ja überhaupt kein Verwendungs zweck, sondern die Herkunft. Daß Varro dies nicht durchschaut hat, ist ihm zum Fallstrick geworden, hat ihn veranlaßt, den waldwirtschaftliehen Deu tungsweg abrupt mit einem getreidewirtschaftliehen zu vertauschen und dadurch die organische Einheit des Ritus zu zerstören.P Warum mußte es aber gerade ein pilum sein? Hätte denselben rituellen Zweck - die ,Geburt' eines Kulturgerätes aus einem Naturgewächs der Wildnis darzustellen - nicht auch jedes andere Holzgerät erfüllen können? Um diese Frage beantworten zu können, muß dieses mysteriöse Gerät pilum mitsamt sei ner göttlichen Verkörperung Pilumnus einer näheren Betrachtung gewürdigt werden.
Vgl. auch ApoII. Rhod. I , I oo 3 f. ; Plut. Phoc. 4· S. oben Anm. I4, 2 3 . 8 4 Walde-Hofmann ss. vv . 2. pila, pilum, pinso; Ernout-Meillet s. v. pinso; ] . Pokorny Indogermanisches etymologisches Wörterbuch I , S. 796. 49 Es gibt keinen Beweis dafür, daß die Vorstellung des Zerschmetterns, die in der Wurzel von pinsere, ''peis-, enthalten ist, früher auf Getreidekörner angewandt worden wäre, als auf Menschen, d. h. daß pilum in der Bedeutung ,Gerät zum Zerschmettern von Getreidekör nern' historisch älter sei als pilum mit der Bedeutung ,Gerät zum Zerschmettern von Men schen'. 5o Die Form, in der man sich den Blitz vorstellte, hatte mit dem pilum nicht nur eine ganz allgemeingehaltene Ähnlichkeit (insofern als man auch dem Blitz die Form irgend eines D o p p e I geräts zuschrieb, z. B. die einer Doppelaxt: A. B. Cook, Zeus, Cambridge, I 92 5 , 2 , 5 0 5 ff., 5 4 8 , 5 5 2, 5 59\ 676, 8 4 4 f., 848). Darüber hinaus gab e s aber auch eine Blitzform von spezifischer Ähnlichkeit mit der , Mörserkeule' : �uA.a o1ov ÜJtEQU . . . n'> 8€ döo<; . . . olov KEQUUVÜ<; 1:rov YQU>, ist kein Blitzgott, sondern ein Mühlengott" (RE s. v. Pistor 2 [ 1 9 50, W. Ehlers] I 8 3 I ; G. Radke, Götter, 2 5 7), ist sehr vordergründig und führt beim nä heren Bedenken auch auf Pistor als Blitzgott. Sie bietet nämlich keine Erklärung dafür, a u � we lch em G r u n d gerade Jupiter diese niedrige Funktion eines Mörsergottes zuge �rhrichen wurde, die seinem Wesen als höchster Himmelsgott zuwiderlief (Frazer I. c.). Der ( ; n1 11d kann n ur gewesen sein, daß Jupiter als Blitzgott der exemplarische Zersehrnetterer w a r, u n d dc.� wegen auch als Zersehrnetterer von Getreidekörnern in Anspruch genommen wnd1·n kon nte. Und so gesehen tat dies seiner Würde keinen Abbruch, sondern verdeut l i c h t e n u r noch mehr seinen Rang des absoluten Zerschmetterers, auf welchem Gebiet auch I n l l m· r. M i t andcrm Worten : Auch wenn Jupitcr ein M ühlengott wäre, wäre er es nur 46
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3. Das pilum und seine Götter
Das besondere Merkmal eines pilum - ob Mörserkeule oder Wurfgeschoß - ist die reziproke Doppelform)J Doppelgestaltige Geräte sind auch sonst bekannt, und sind meistens von besonderer Wirkungskraft, kultisch verehrte Wunderge genstände. Als Beispiel möge hier die kretisch-minoische Doppelaxt oder der Blitz genügen, der mitunter eine dem pilum ganz ähnliche Form zeigt.54 Ohne auf dieses gewaltige Thema diesmal eingehen zu können, sei nur soviel bemerkt, daß auch unser Gerät über seine realpraktische Funktion hinausge hende symbolische Bedeutung haben konnte, wie es von Varro' mit den Worten his . . . s i g n i s attestiert wird. Ein Grundelement dieser symbolischen Bedeu tung wird auch im gegebenen Fall, wie bei den Doppelbildungen generell , 5 5 naturgemäß die Vorstellung einer erhöhten Wirkungspotenz gegenüber den
sekundär, auf Grund seiner primären Eigenschaft als B litzgott. Wie sehr Jupiter Pistor vom Blitzgott nicht zu trennen ist, beweist die Tatsache, daß sein Altar neben dem Tempel des luppiterTonans stand (Ov. fast. 6,349 f.) ; ferner der Umstand, daß die Brote, die der als Bäk kergott verstandene Jupiter vom Kapitol herabschleudern läßt, quasi wie Donnerkeile nie derfallen (Ov. fasti 6,392). Dieselbe Erklärung dürfte im übrigen auch für Z�:0<; MuA!:u<; zutreffen (Lykophron Alex. 43 5 ; F. G. Welcker, Kleine Schriften 2, CIV; H. Usener, Götter namen, Bonn, I 896, 2 5 6 f.) 5 2 Die sekundäre Mißdeutung des lupiter Pistor als Bäckergott zeigt, daß solche Mißver �tändnisse zu Zeiten, als die Getreidewirtschaft vorherrschte, fast unvermeidlich waren. 51 S. oben Anm. 2 3 · 54 S. oben Anm. 50. 0. Gruppe, Bursians Jahresberichte Suppl. I 86 ( I 9 2 I ) I 56, I 6o f. ; I I . Usener, Kleine Schriften 4 , Leipzig-Berlin, I 9 I 3 , 489-490; A . B. Cook, Zeus, Cam hridge, I 9 I 4- I 940, 2,6 3 6 ; Index s. v.Axe. 11 JtQÜ<; Mo o08' 'HQUKAi'j<; verkündete ein griechisches Sprichwort (Welcker CV; R. Strömberg, Griechische Sprichwörter, Göteborg, I 96 I , I I). Duowar ein mächtiges Zau berwort (Plin. Nat. Hist. 28 ,24 und Wolters 55 z. St.). Urwesen verlieh ihre Doppelgestalt
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Das pilum und seine Götter
einfachen gewöhnlichen Geräten gewesen sein. Es mag sogar sein, daß die Ver doppelung in entgegengesetzte Richtungen - erdwärts und himmelwärts (Mör serkeule) oder in Zielrichtung und in Ausgangsrichtung (Wurfwaffe) - als ein Kürzel für Wirkung in j e d e Richtung und in jeder Hinsicht zu deuten wäre, als Eigenschaft eines absoluten Gerätes : Zweiheit ist eine urtümliche Aus drucksform für Totalität.56 Doppelheit ist auch für die Gestalt charakteristisch, die das pilum auf göttlicher Ebene repräsentiert, Pilumnus. Doch ist nicht er selber eine Doppelgestalt, sondern die eine Hälfte eines göttlichen Paares. Die Frage ist, ob die Doppelexistenz des göttlichen Paares etwas zu tun hat mit dem Doppelcharakter des repräsentierten Gerätes, und wenn ja, welche Erkennt nisse sich daraus hinsichtlich des Sinngehalts solcher Doppelung ergeben. Die enge Verbundenheit von Pilumnus und Picumnus ist vielfach bezeugt. Daß sie abwechselnd mit demselben dritten Gott, Stercutus identifiziert wer den,57 daß sie beide zusammen auf e i n e r Liege aus rituellem Anlaß liegen, 5 8 ist weniger gewichtig. Sie werden aber auch expressis verbis ,Jratres dii " genannt, ja für eine besondere Erscheinungsform der Dioskuren, der göttlichen Zwillinge, gehalten.59 Dies ist wahrscheinlich wörtlich zu nehmen : Sie werden ein frührömisches Beispiel für das weltweit verbreitete Phänomen des , Diosku rismus' darstellen,60 aus einer Zeit, da das gemeinindogermanische dioskurische Erbe in Rom noch nicht eine Umprägung durch unmittelbaren Einfluß der griechischen Dioskuren Kastor und Polydeukes erfahren hat.6 1 Zwillinge also höchstwahrscheinlich, ganz sicher aber zwillingsähnliche Brüder. Ein weiteres Moment, das ihre paarweise Verbindung unterstreicht, ist nicht zufällig ein all-
gemeines Charakteristikum des Dioskurismus : Sie sind dii coniugales,62 Götter des coniugiums. Unsere antiken Gewährsmänner verstehen dies z. T. im Sinne von ,Ehegöttern,63 und dies wird nicht falsch sein; denn die ,göttlichen Zwil linge' sind auch in anderen Teilen der Welt - aus naheliegenden Gründen Ehe- und Fruchtbarkeitsgötter.64 Gewisse Überlegungen führen jedoch zu der Frage, ob in Rom coniugium in diesem Zusammenhang nicht allgemeiner, grundsätzlicher und auch dinglich zu verstehen ist, ob Pilumnus und Picumnus nicht Götter des coniugiums, des Verbundenseins und der Verbindung an sich sind, wovon die Ehe nur eine bestimmte, die familiäre Erscheinungsform, war: Denn die Festlegung auf den Charakter von Ehegöttern ist, wie am Wortlaut unserer Texte erkennbar, nur eine Schlußfolgerung unserer Gewährsmänner und ihrer Quellen, eine Mutmaßung (deputantur Nonius 848 L.) , ein Verdacht ( Vtirro . . . suspicatur Serv. Aen. 9.4) ; auch können wir eine zunehmende Ver stärkung dieser einseitig ehemäßigen Auslegung innerhalb der antiken Tradi tion mit Händen greifen.65 Dieselbe Tendenz ist auch sonst nachweisbar, die
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wunderbare Stärke (Platon Symp. I 9ob). H. Usener, RhM 58 ( I 903) I 90-205 , 342-347; G. R. Levy, Religious Conceptions of the Stone Age, New York-Evanston, I963, 230; A. H . Krappe, Mythologie universelle, Paris, I 930, 5 9 ; Th. Hadzisteliou-Price, JHS 9 I ( I 97I) 68 f. 56 Platon Symp. I 9 I d- I93 c, 205 e. Ein eminentes Beispiel für diese Auffassung stellt der Androgynismus dar (W. Fauth, Der Kleine Pauly - I 979 - s. v. Hermaphroditos I066,47 f. ; ]. Campbell, Der Heros in tausend Gestalten, Frankfurt a. M., I 9 5 3, I42 ff., I p , I 5 8, 2 5 7 f. ; M. Delcourt, Hermaphrodite, Paris, I 9 5 8, I 0 5 ff.). Der ganze Mensch ist ein Doppelwesen : Nam cum nascimur, duos genios sortimur(Serv. Aen. 6,743). Auch der römische Liebesgott ist ein Doppelwesen, gemini Amores (A. Wlosok, HSCPh 79 [ I975] I 6 5 ff.) ; Usener, RhM 5 8 ( I 903) 342-347; Derselbe, Kleine Schriften 4 , 3 3 4 ff. Auf weitere Literatur, weitere Beispiele sei hier verzichtet. 57 Serv. Aen. 9,4 : Picumnus = Sterquilinius. Serv. Aen. I 0,76 : Pilumnus Stercutus. 5H Serv. Aen. Io,76 : Vtt rro Pilumnum et Picumnum infontium deos esse ait, eisque pro puer pera leeturn in atrio sterni, dum exploretur an vitalis sit qui natus est. Nonius Mare. 5 2 8 M. = 848 L. : Pilumno et Picumno in aedibus lectus sternebatur (Varro) . 5 " Serv. Aen. 9,4 : Pilumnus et Pitumnus /ratres foerunt [et] dii . . . Quidam Pilumnum et Pitumnum Castorem et Pollucem accipiunt . . . Vttrro coniugales deos suspicatur. R. Harris, The Cult of the Heavenly Twins, Cambridge, I 9o6; Idem, Boanerges, 2 I 2 ; R E �. v . Dioskuren ( I 903, E . Bethe) I I I I ; A . H . Krappe, Mythologie universelle, 5 3 ff., 6 I f. ; F Chapouthier, Les Dioscures au service d'une deesse, Paris, I 93 5, 3 3 8 ff. ; RAC s. v. Dios kun·n ( I 9 57, W. Kraus) I I22 f., I I 34; A. P. Okladnikov, Altertum 22 ( I 976) 92 ff. '" RE s. v. Dioskuren I I I I ; RAC s. v. Dioskuren I I 3 2 ; E. Biekel, RhM 89 ( I 940) I 7-24 ("Aitriimischcr Zwillingskult vor dem Castorkult"); D. Briquel, MEFR 88 ( I 976) 42 ff. =
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62 Serv. Aen. 9,4 (Anm. 5 9) . Nonius 848 L. : Pilumnus et Picumnus di praesides auspiciis coniugalibus deputabantur. Vttrro de vita Populi Romani lib. I!: . . . dis coniugalibus Pilumno et Picumno in aedibus lectus sternebatur. 6 l Nonius 848 L. 64 Vgl. Anm. 5 5 · RAC s . v. I I 30 f. 6 5 Derselbe Text aus dem 2. Buch von Varros De vita populi Romani, den Nonius wört lich zitiert, wird von Servius in indirekter Rede paraphrasiert (B. Riposati, M. Terenti Varro nis De vita populi Romani, Milano, I939, 43 f.) : Nonius 848 L. : natus I si erat vitalis ac sublatus SERV. AEN. I o,76 : Q UI NA TUS E S T I D UM E XPL O R E TUR ab obstetrice, statuebatur in terra, ut auspicaretur rectus esse; I A N VI TA L IS S I T I dis coniugalibus I Pilumno e t Picumno Ii n aedibus lectus sternebatur. I INFA N TI UM D E O S E S SE I E IS Q UE / PR O P UE R PE R A L E C T UM IN A TR I O S TE R N!. I (Die Wortfolge des Servius-Textes ist geändert, um die entsprechenden Teile einander optisch zuordnen zu können). Das Beachtenswerte an der Umformulierung des Servius ist, d aß er dis coniugalibus als infontium deosparaphrasiert sowie daß erpropuerpera dem Varro Text hinzufügt, obwohl er sonst diesen abkürzt. Dies bedeutet, daß er die Qualifizierung der Götter durch Varro als di coniugales nicht wörtlich, im üblichen Sinne akzeptiert; er meint, sie hätten nichts mit einem Ehepaar zu tun, sondern es gehe hier um Mutter und Kind deswegen die verdeutlichende Hinzufügung pro puerpera auf eigene Rechnung. Zur l J ntermauerung dieser paraphrasierenden Berichtigung Varros führt er unmittelbar im Anschluß an den paraphrasierten Text die Ansicht Pisos an, der einen ähnlichen Standpunkt vertrat: Pisa Pilumnum dieturn quia pellat mala infontiae. Auch Aen. 9,4 läßt Servius seine 'ikepsis gegenüber dervarronischen Auffassung hinsichtlich der Zweisamkeit von Pilumnus und Picumnus durchschimmern, indem er das abwertende Prädikat (Vtt rro) suspicatur gt'hraucht. Daraus lassen sich folgende Schlüsse hinsichtlich der Entwicklung der Auffassung des < ;iitterpaares in der römischen Tradition ziehen : 1 . Vorvarronische Zeit (Piso) : Das Gött.erpaar hatte direkt nichts mit Ehe zu tun, sondern nur mit dem Wohlergehen der (neugeborenen) Kinder.
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Das pilum und seine Götter
spätere Verengung eines ursprünglich allgemeiner, nicht ehelich gemeinten coniugium-Begriffes auf das Allerweltsthema eines congiugium als Ehebund.66
Hinzu kommt in unserem Fall, daß ein Götterpaar, das die eheliche Verbin dung ausschließlich und originär repräsentiert, natürlicherweise Mann und Frau sein müßte, nicht aber gleichgeschlechtlich, Bruder und Bruder.67 Auch andere römische Götter, die einen aus iugum gebildeten Beinamen führen, sind nicht ausschließlich Repräsentanten des Ehejochs, sondern auch anderer, ding licher Arten des iugums : Jugatinus war ebenso ein Gott der iuga montium wie des ehelichen Jochs ;68 die Göttin Juno, die als "Juga" und "Jugalis" als Ehegöt tin galt,69 wurde andrerseits verkörpert durch den Seitenpfahl eines iugum7° und trug in dieser Erscheinungsform den Beinamen Sororia, bedeute dies nun die Göttin der heiratsfähigen ,Schwester' oder ,Göttin des Anschwellens der Brü ste' (und dadurch Heiratsfähigwerdens der Mädchen) .7 1 All dies legt die Ver mutung nahe, daß auch die dii coniugales Pilumnus und Picumnus primär nichts anderes waren als Götter des coniugium als solchen, oder verschiedener, auch dinglicher Arten von coniugia. Wie auch schon die griechischen Dioskuren durch ein iugum, ö6Kava, verkörpert werden und ein germanischer ,Dioskuros' den Namen ,Balken' trägt/2 Daß das pi/um, das von ,Pilumnus' nicht zu tren ner{ ist, in seiner reziproken Doppelform auch eine Art con-iugium war, wird
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2. Die direkte Verbindung des Götterpaares mit' der Vorstellung der Ehepartnerschaft war das Werk Varros. Er setzte sich mit seiner These von anderen ab, und trug sie als eine per sönliche Hypothese vor; nur so ist die Charakterisierung seines Standpunktes durch Ser vius als Mutmaßung (suspicatur), ja durch Nonius als ein D afürhalten (deputabantur) zu
verstehen. 3· Die Auffassung Varros konnte sich in der Folgezeit nicht restlos durchsetzen (s ..Servius). Sofern sie aber Zustimmung fand, wurde sie durch manchen Nachfolger (Nomus) noch weiter verstärkt. Bei Varro blieb nämlich die eheliche Qualität des Götterpaares an den konkreten Anlaß der Kindergeburt gebunden : Nur deswegen konnte Servius den Wort laut dis coniugalibus zu i n/a n t i u m deos kritisierend verbiegen. Nonius aber verabsolu tierte, in seinem einleitenden Satz zu dem wörtlichen Zitat, die eheliche Qualität: Pilum nus und Picumnus erscheinen hier als Ehegötter schlechthin, die sogar schon bei der Eheschließung präsent sind, das Eheglück im voraus ( = Kindersegen) garantieren : di praesides auspiciis coniugalibus. Was allen diesen Deutungen tatsächlich zugrunde liegt, ist augenscheinlich nicht mehr und nicht weniger, als die rituelle Zubereitung einer Liege für das Götterpaar aus Anlaß einer Geburt. Die zwei auffälligsten Merkmale dieses Ereignisses waren die Verbindung mit dem Kindersegen sowie die Zweiheit der Götter. Die pisonisch-servianische Deutung legte das Gewicht auf das erste Merkmal, Varro-Noniu s auf das zweite. Varro konnte sich dabei den Sinn einer solchen engen Zweierbindu ng im Zusammenhang mit Kindersegen nicht anders vorstellen als eine Versinnbildlichung der Ehegemeinschaft. In dieser Neigung, auf das nächstliegende Schema zurückzugreifen, drückt sich dieselbe Geisteshaltung aus, wie in der spontanen Deutung des pilum und des pilo (/erire) im anderen Ritus im Sinne der Getrei dewirtschaft, die das Leben des ,einfachen Volkes' seiner eigenen Zeit beherrschte (s. oben S. I O I f.). Ob die Wendung di coniugales zur Charakterisierung des Götterpaares schon vor Varro festgeprägt war, und er den Ausdruck nur deutete, oder aber auch diese Wortprägung selbst von ihm stammt, ist ungewiß. Ersteres erscheint mir wahrscheinlicher. S. dazu nächste Anmerkung. 66 Die etymologische Bedeutung von coniugium enthält keinen Hinweis auf die Ehe. Daß man von diesem etymologischen Freiraum in der Literatur auch tatsächlich Gebrauch gemacht hat, dafür gibt es einen vorvarronischen Beleg, gerade beim archaisierenden Lukrez, 3,84 5 f. : . . . nos qui comptu coniugioque I corporis atque animae consistimus uniter apti. ThLL s. v. 32 5 ,6o ff. Cato Agr. 8,2 ; I 3 3,2 erwähnt eine Myrtenart unter dem archai schen Namen myrtus coniugulus. Plinius Maior, der das N at. hist. I 5, I 22 berichtet, moderni siert nicht nur die Wortform in coniugalis, sondern verknüpft es - zögernd (/ortassis) - auch inhaltlich mit dem Begriff der Ehe (coniugulam,/ortassis a coniugiis et illo Cluacinae genere. Zur Beibehaltung von etund dem Inhalt vgl. die richtigen Ausführungen von J. Andre z. St.). Doch aus seiner eigenen Darstellung geht hervor, daß die ,Zusammenfügung', die man mit der myrtus coniugulaund mit der Myrte generell ursprünglich meinte, nicht die eheliche Ver bindung war. Sie war das Mittel der Versöhnung der einander bekriegenden Römer und Sabiner (nachdem die Ehen der geraubten Sabinerinnen schon längst vollzogen waren) ; ein Myrtusbaum war das augurium der einträchtigen Stärke der zukünftigen Stadt Rom; sie war der ,Lebensbaum ' des Zusammenhalts des Patrizier- bzw. des Plebejerstand es; der erste Veranstalter einer ovatio bekam einen Myrtenkranz quoniam rem l e n i t e r s i n e c ru o r e gesserat . . . o p t a b i l e m q u e arborem e t i a m h o s t i b u s fecit. Die Zusammenfügung, für die in allen diesen Fällen die Myrte steht, hat mit Ehr nichts zu tun , wie die Göttin Venus
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nicht (Bömer zu Fasti 4, I 5 I , S. 2 I7. Serv. Aen. 3,2 3 ) , zu deren heiligem Baum sie geworden ist. C. Boetticher 445-45 5 . Der Myrtenkranz als Brautkranz ist in der Antike nicht nach weisbar (Der Kleine Pauly s. v. Myrtos - I 979 - I 528, 1 9 f.) . In der Hand der ehe- und liebes feindlichen Camilla ist die Myrte ein (zur Waffe pervertiertes) Attribut bukolischen Frie dens und Verbundenheit mit der Natur (Verg. Aen. 7,8 1 7) . 67 Die Parallele der griechischen Dioskuroi bietet sich hier an. Ihr Abbild in Form von iugum -artigen ö6Kava . . . ETIE�EilYJ.lEVa gilt selbstverständlich als ein Symbol der Bruder liebe, nicht der ehelichen Verbindung (Plut. fratr. am. 1 ). RE s. v. Dioskuren 1 1 1 3,2 r ff.). 68 Varro frg. 1 46, 1 64 Cardauns. Radke, Götter s. v. Es ist verfehlt, hier die Frage zu stel len, welche der beiden Deutungen die richtige ist (Radke : "Eine Entscheidung ist kaum möglich") : Iugatinus war beides, d. h. Gott des iugum als solches und deswegen aller Ver hältnisse, die metaphorisch als iugum galten. Da iugum vorrangig eine Metapher für die Ehe war, wurde der Gott hauptsächlich, aber nur sekundär, zu einem Ehegott. Es liegt in der Natur der Dinge, daß konkrete Bedeutungen primär, metaphorische nur abgeleitet sind. 69 Fest. Paul. 92,30 L. ; Serv. Aen. 4 , I 6. 7° Cook, Zeus 2, 363 ff. ; A.-J. Reinach, RHR 5 5 ( I907) 3 2 6 f. ; K.-D. Fabian, Aspekte einer Entwicklungsgeschichte der römisch-latinischen Göttin Juno, Diss. Berlin, I978, 97· Der Wortlaut von Serv. Aen. 4, 1 6 erweckt den Verdacht, daß auch das iugum, quod impone hatur matrimonio coniungendis und nach dem Juno luga(lis) genannt wurde, nicht als bloße 'prachliche Metapher, sondern als konkreter ritueller Gegenstand zu verstehen ist. Nur so wäre der Unterschied wirklich zu verstehen, den Servius zwischen iugalis und coniugalis macht. Dem entspricht die archaische Form des Beinamens Iuga, das alles andere als eine wkundäre künstliche Bildung ist (so Fabian 8 5 ) , vgl. vasa iuga Cato r. r. r o ; I 4 5 . 7 ' Fabian 9 7 ff. 7' Plut. fratr. am. I ; Cook, Zeus 1 ,766 ff. (Verwandtschaft der ö6Kava mit einem römi 'chen iugum; Dioskuren als anthropomorphisierte Form der Balkenkonstruktion) ; l , 1 60,43 I , I o63 f. ; RE s. v. Dioskuren I089,32 ff. ("Wie die ÖÜKava durch Querhölzer ver bu nden waren, so zeigt sie [sc. die Dioskuren] die Terracotte von Kyzikos sich umschlin gend, die von Olympia mit e i n e m Kreuzbande gebunden, alle aber wenigstens auf < ' 1 11 e m Sitze oder e i n e m Tragbrette") ; A. H. Krappe, Mythologie universelle, 79, 1 0 1 .
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man in diesem Zusammenhang nicht übersehen können. Wie dem aber auch sei, daß Pilumnus und Picumnus Götter eines coniugium im etymologischen Sinn des Wortes waren, einer ,Zusammenspannung', steht als Tatsache fest. Die enge Parallelität der beiden kommt aber schließlich auch in ihren Namen zum Ausdruck. Diese unterscheiden sich nur durch einen einzigen Laut und entsprechen mit ihrem reimenden Beinahe-Gleichklang einem weltweit verbreiteten Typ von ,Dioskuren'-Namen, z. B. baltisch Pekols und Pokols, vandalisch Rhaos und Rhaptos (Cass. Dio 7 1 , 1 2) oder Amis (Amicus) und Amiles (Amelius) in einer weitverbreiteten Sage des mittelalterlichen EuropaJl In dieses Muster werden auch die römischen Zwillingsnamen Romulus (Romus) und Remus eingeord net.74 Solche doppelte Wortbildungen beschränken sich aber, was in Sonderheit das Lateinische betrifft, nicht auf die Benennung von Zwillingen, sondern sind allgemeiner nachweisbar. Sie finden sich sowohl im profanen Bereich als auch insbesondere im Bereich der Götternamen : vicapervica ,Immergrün' (Plin. Nat. Hist. 2 r ,68 ; 1 72) ; Anna Peranna; Mutunus Tutunus; Abeona!Adeona; Patella!PatellanaJ5 Für alle diese Namen gilt, wie auch immer man sie im ein zelnen deutet, daß die Paare inhaltlich dieselbe Grundvorstelttmg variieren, in feststehender Reihenfolge - die Namensfolge ist nicht umkehrbar -, d . h. es handelt sich um festgefügte Zweiheiten; die Doppelnamen bezeichnen entwe der eine einzige oder zwei verschiedene Personen, wobei die Grenzen fließend sind;76 immer stellt der erste Name die grundsätzliche Benennung dar, der zweite eine ergänzende Abwandlung; der Sinn der Ergänzung ist entweder eine polare Kontrastierung oder eine intensivierende Wiederholung.77 Daß es sich
bei den Namen Pilumnus und Picumnus um eine Zweiheit handelt, die nach diesem Muster geprägt ist, läßt schon der erste Blick vermuten : Auch hier ist die Reihenfolge festgelegt, auch hier ist der erste Name die grundsätzliche Benennung.78 Näher zu prüfen bleibt, ob auch die weiteren Strukturgesetze gelten : Variieren auch diese zwei Namen dieselbe Grundvorstellung? Handelt es sich dabei um eine polare Kontrastierung oder um eine Wiederholung in ver vollkommneter Form ? Die Beantwortung dieser Fragen stellt zugleich die Ant wort auf unsere Ausgangsfrage dar, wie die Zweiheit der Götter sich zu der Doppelform des dem Pilumnus zugeordneten Geräts verhält. Zu erzielen ist diese Antwort auf dem Wege der inhaltlichen Deutung der Namen. Für den Namen Pilumnus ist, neben einer unmöglichen Ableitung aus pellere (mala infimtium, hostes),79 schon in der Antike die Deutung vorgebracht wor den, die bis heute als maßgeblich gelten kann, die Verbindung mit pilum.so Namhafte Sprachwissenschaftler haben allerdings den Versuch unternommen, Pilumnus als ein etruskisches Wort zu erweisen und dadurch inhaltlich letztlich unfaßbar zu machen.8' Die Argumente, auf denen diese Hypothese beruht, sind
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73 R. Harris, Boanerges, 409; Cook, Zeus 2, 3 1 2 ; Krappe, Modern Language Review r 8 ( 1 923) I 5 3 f. ; Ders., Mythologie Universelle, 79; Ders., IF 5 0 ( 1 932) 6 3 ff. ; RAC s . v. Dios kuren (W. Kraus, I 9 5 7) I I 34. 74 Krappe, Modern Language Review r 8 ( I 923) r 53 f. ; RE s. v. Dioskuren I I05 ,48 ff. 75 Zusammenfassende Darstellung des Problems der Doppelnamen und der verschiede nen Deutungen : G. Radke, Götter Altitaliens, 24 ff. Radke faßt unter der Kategorie der "Doppelnamen" Benennungen sehr verschiedenen Typs zusammen und überträgt beden kenlos die bei einem Typ gewonnenen Erkenntnisse auf alle übrigen. Wir behandeln hier dagegen nur einen bestimmten Typ, bei dem beide Namen lautbildmäßig einander gleichen. 7 6 So spricht man manchmal statt des einen Gottes Mutunus Tutunus von Mutunus et Tutunus oder Mutunus velTutunus ; ebenso von Anna ac Peranna (Perenna) : Radke, Göt ter, 30 7 7 Um ein "Gegensatzpaar" (Latte, RR, 53 2) handelt es sich unbezweifelbar bei Ab(eona) und Ad(eona) ; jeder Versuch, diese Evidenz wegzudiskutieren, muß bloße Rhetorik blei ben ("zwischen Abeona und Adeona besteht kein Gegensatz . . . , sondern es kommt in die sem Doppelnamen das Zusammenwirken mehrerer Funktionen zum Ausdruck" Radke, Götter, 2 4 - Daß Gegensätze eine Systemeinheit bilden, beraubt sie noch nicht ihres Gegen satzcharakters) . In einem Verhältnis intensivierender Wiederholung steht Patellana zu Patella, wie schon durch die sprachliche Form angedeutet : Patellana numen est et Patella, ex quibus una ( = Patellana) est patefoctis, patefociendis rebus altera ( = Patella) praestituta (A rnoh. adv. gcntes 4,7). Vgl. Radkc o. c. ss. vv. Patella ,die öffnen wird oder soll'; Patellana,
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die ,die Ö ffnung der Saat vollzogen' hat. In das eine oder das andere der beiden Musterord nen sich auch Anna Perenna und Mutunus Tutunus ein, je nachdem welche der vorgeschla genen Deutungen man akzeptiert : G e g e n s a t z : Anna Perenna - Jahresanfang I Jahres ende oder e i n annus Iperennitas. Mutunus Tutunus - weibliches Geschlecht I männliches Geschlecht. I n t e n s i v i e r u n g : Wenn ,Anna' ein Lallwort für ,Mutter' sein sollte, so ist das zweite Namensglied eine Wiederholung desseihen Wortes in - durch per- verstärkter Form ("eine Mutter, die ihrer Funktion ganz und gar nachgekommen ist, d. h. also nieder gekommen ist" Radke, Götter, 68). "Im Namen des Tutunus . . . der Vollzug der in Mutunus ausgesprochenen Potenz ausgedrückt" ( Radke, Götter, 226) . Das Verhältnis der beiden Namensglieder kann auch unter zeitlichem Aspekt gesehen werden : Die Realisierung einer G e g e n position setzt auch zeitlich eine Position voraus, wie eine intensivierte Form die ein fache. Einzelheiten und Literatur s. zusammenfassend bei Radke, Götter, 24 ff. und ss. vv. 7' An allen Stellen, wo Pilumnus und Picumnus vorkommen, werden sie in dieser Rei henfolge genannt: Fabius Pietor Iuris Pontificii lib. III (Nonius p. 8 3 5 L.) ; Varro de Vita l 'opuli Romani lib. II ( = frg. 8 I Riposati, Nonius p. 848 L.) ; Serv. Aen. 9,4; Serv. Aen. r o,86. l 'ilumnus allein wird vierzehnmal erwähnt, Picumnus allein ein einziges Mal. Pilumnus : l 'iso (Serv. Aen. r o-76) ; Quidam (l. c.) ; Varro (August. CD 6,9 ) ; Verg. Aen. 9,4; I 0,76; 1 0,6I9; I 2, 8 3 ; Serv. Aen. 7,372; 1 0,6 I 9 ; Plin. Mai. I 8, I o ; Martianus Capella 2, I 5 8 ; Min. I ;cl. Oct. 2 5 , 8 ; Isidor Etym. 4, I I ; CIL I 4, 206 5. Picumnus : Non. p. 8 3 4 L. Vgl. unten S. I 34· 79 Piso (Serv. Aen. I0,76) ; Festus 224 L. Ho Varro rer. div. frg. I I I Cardauns : Pilumnum a pilo (nuncupatum); Festus 224 L. : pilum velutpilis uti assueti; Plin. Mai. Nat. Hist. I 8, I o : Pilumni qui pilum pistrinis invene IIIIC rat; Serv. Aen. I0,76 : Pilumnus . . . ut quidam dicunt, . . . propterpilum inventum . . . ita appel /,aus est. S. oben Anm. I 2 . ' ' E . Benveniste, BSL 3 4 ( I 9 3 3) I r f.; Ders., SE 7 ( I 93 3) 2 5 2 ff. ; A . Ernout, Philologica I , l 'aris, I 946, 3 3 . ; Ders., Dict. etym. s. v.; G. Devoto, Scritti minori 2, Firenze, I 967 ( = SE I 4 1 940 -), I 89. Alle Vertreter der These sehen sich allerdings z u gewissen Einschränkungen dn etruskischen Charakters im Falle von Pilumnus und Picumnus genötigt : Benveniste 'Jlricht von einer Kollision zwischen etruskischem und indoeuropäischem Suffix sowie vom <'I rusko-latinischen Charakter dieser Namen, nicht zuletzt, weil das präfixale -u- aus '"hließlich lateinisch ist (etr. -i-) (BSL o. c. I I ; SE o. c. 2 5 2 f.) . , . . . rattaches secondairement .I piws et i pi/um . . . en les depouillant de leur origine etrusque' (Ernout, Philologica 1 ,33). •
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Intercidona, Pilumnus, Deverra
Das pilum und seine Götter
jedoch nicht tragfähig;82 sie wird daher mit Recht zurückgewiesen.83 In Pilum nus ist mithin der Gott des pilum zu sehen. Wie dieses Verhältnis des näheren zu definieren ist - und darauf kommt es uns insbesondere an - hängt von der Funktion und der Bedeutung des Suffixes -mnus ab. Von fast ausnahmslos allen, 84 abgesehen von den Vertretern der etruskischen These, wird in diesem das aus dem Indogermanischen ererbte mediopassive Partizipialsuffix -mno-, -meno-, -mono- erkannt.85 Unterschiedliche Auffassungen bestehen innerhalb des Rahmens dieser Grundansicht in der Frage, ob das Suffix unmittelbar deno-
minativ a n pilum angefügt ist86 oder aber als Zwischenglied ein sonst unbelegtes Verb '"pilo(e)re, '"pilu(e)re anzunehmen ist, dessen Partizip ''Pilo-men-os wäre.87 Desgleichen in der Frage, ob das Suffix im gegebenen Fall medial, passiv oder aktiv zu verstehen ist.88 Da eine denaminative Verwendung von Partizipialsuffi xen generell vorkommt, vgl. stellans, flammans; hastatus, verutus usw., Vitum nus,89 besteht keine Veranlassung für das künstliche Konstruieren eines Zwi-
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,A ete mis de bonne heure en rapport avec pllum, peut-etre I !I par etymologie populaire' (Ern out, Dict. I. c.). Devoto hält die Namensbildung letztlich für protolatinisch, die durch eine etruskische Zwischenstufe (wieder) lateinisch geworden ist : ,Pilumnus . . . ha per sim boli il pilum e porta un nome derivato da esso, ma in modo non corrispondente al tipo parti cipiale, tradizionale degli indeuropei' (I. c.). 8 2 Es gibt nur ein sicheres Argument für diese Theorie : Die Tatsache, daß im Etruski schen ein Suffix -mn- existiert. Da jedoch die Existenz eines solchen Suffixes auch im Indo germanischen von niemandem bezweifelt wird, ist der etruskische Ursprung von vornherein nicht mehr als eine M ö g I i c h k e i t ; mit diesem Suffix gebildete lat. Wörter k ö n n e n ent weder indogermanischen oder etruskischen Ursprungs sein. Über die Tatsächlichkeit des Ursprungs entscheiden die konkreten Umstände des Einzelfalles (, . . . il y a simple coinci dence et similitude fortuite', Benveniste, SE 7 [ I 9 3 3] 2 5 4 ; Devoto I 8 6 ; Cardauns zu Varro rer. div. Frg. 97). Diese sprechen bei Pilumnus eindeutig für innerrömische Entstehung : Das Wort ist schon im carmen Saliare bezeugt, in sehr archaischem Latein ; für einen ähnlich lau tenden etruskischen Namen gibt es dagegen keinen einzigen Beleg; der Gott gilt als typisch autochthon römischer Gott (Min. Fe!. Oct. I 7,8. Vahlert 4 5 ) ; ein -u- vor dem Suffix -mnus ist eine lateinische, nichtetruskische Eigentümlichkeit (Benveniste s. Anm. 8 I ; Devoto I 87) . Aber selbst wenn das Wort dem Etruskischen entlehnt worden wäre, müßte eine sehr frühe Übernahme und eine vollkommene Latinisierung, d. h. Verständnis im Sinne der ererbten indogermanischen Partizipialsuffixes angenommen werden. Unsere Ausführungen bezö gen sich dann auf diese alte, ,volksetymologische', aber für den tatsächlichen römischen Glauben einzig relevante Vorstellung. Ganz abgesehen davon, daß bei Vorliegen eines dem Etruskischen und dem Lateinischen gemeinsamen Namens die Möglichkeit keineswegs auszuschließen wäre, daß es durch die Etrusker von den idg. Italikern entlehnt wurde (P. Kretschmer, Glotta I 4 - I 92 5 - 3 q; Radke, Götter, 20). 8 J W.W. Fowler, The Roman Festivals, London, I 92 5 , 20I (,beyond doubt Latin') ; G. Dumezil, Re!. rom. archa"ique, 3 3 3 , 5 9 8 1 ; K. Latte, RR, p 4 ( " . . . für etruskisch . . . weder sa.chlich noch formal ein Anhalt vorliegt") ; Radke, Götter, 2 56. 84 Singulär ist die Deutung von E. W. Fay, CQ 4 ( I 9 IO) 8 8 Pilumnus = pilo- + -bno ,feriens' ,pike-striker' ohne näheres Argument und ohne jede Überzeugungskraft : "unbrauchbar" (Walde-Hofmann S. 300). Ähnlich veraltet ist der Standpunkt von Düntzer und Zeyss, Ztschr. f. vergl. Sprachf. I7 ( I 868) 4 I 8 ff. 8 5 O. Bechstein, in : Studien zur gr. und lat. Grammatik, hrsg. von G. Curtius 8, Leipzig, I 87 5 , 39o ff. ; Fr. Stolz, Archiv f. lat. Lexikographie IO (I 898) I 6 I , I 69 ; A.-J. Reinach, RHR 5 5 ( I 907) 3 3 5 f., 3442 (mit älterer Literatur) ; v. Blumenthal RE s.v. Pilumnus I 370, 3 8 ff. ; Radke, Götter, 2 5 6 ; R. Peter, in Roschers Myth. Lex. 2,2 I 4 ; Carter, daselbst, 3,2506 ; E. Meyer 2 , 2 5 2 ; K. Latte, RR, p 4 . Summarische Ableitung von pilum ohne Erörterung der Natur des Suffixes : A. Hartung, Die Religion der Römer, Erlangen, I 8 36, 2 , I 7 5 Anm.; A. Kuhn 9 3 ; S. Eitrem, Opferritus und Voropfer, 305 ; H. Herter, RhM 76 ( I 9 24) 424\ Vahlert 44 f. ; Walde-Hofmann 300; A. H . K rappe, M nemos. ser. 3,9 ( I94 I) 25 4 f. ; H.J. Rose, Primitive Culture, I 3 3 · =
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x6 Bechstein 3 9 I ; Brind'Amour, Latomus 36 ( I 97 5 ) 3 7 ; Graßmann, Ztschr. f. vergl. Sprachforschung I I 2 , Nr. I 5 ; M. Leumann, Lateinische Laut- und Formenlehre, München, 1 977, 322; v. Blumenthal I 370. Auch ,protoindogermanisch' ist das Suffix nur denominal nachzuweisen : P. Kretschmer, Glotta I4 ( I 92 5 ) 3 I 3 ; Vgl. Devoto I 87, I 89. Undeutlich Latte, RR, p 4 • 87 S. die Literatur bei Reinach, RHR 5 5 ( I907) 3442; Roscher, Lexikon 2,2 I4 (R. Peter) ; E. Meyer 2 p3 • xs Passiv deuten es die Anm. 9 I angeführten Autoren, medial Latte I. c., aktiv Radke I. c. Radkes Argument ist sehr vordergründig: "P(ilumnus) kann aber nur aktivisch verstanden werden, wenn sein Name eine göttliche Potenz bezeichnet". Jedoch vgl. z. B. Hercules l nvictus. 89 W. Corssen, Über Aussprache, Vokalismus und Betonung d. lat. Sprache, Leipzig, ' 1 870, 2, I70; Kretschmer, Glotta I4 ( I92 5) 3 I 3 ; M. Leumann, Lat. Laut- und Formenlehre, München, I 977, 227, 5 8 3· Vitumnus hat schon Varro rer. div. frg. 97 Cardauns (Aug. Tert.) mit vita in Zusammenhang gebracht. G. Wissowa (Gesammelte Abhandlungen, München, 1 904, 3 I 8) und W. F. Otto (RhM 64 - I 909 - 4 5 2) haben diese Ableitung ohne nähere Begründung für "sprachlich unmöglich" erklärt, vermutlich aus zwei Gründen. Erstens, weil der Name einen -o-Stamm evito-) voraussetzt, zweitens, weil die Art, wie diese Schwierigkeit umgangen zu werden pflegte, allzu unverbindlich war (Annahme eines nicht belegten, aus vitaabgeleiteten Verbs ''vitoere oder ''vituere als Zwischenstufe : Corssen, Aus �rrache I, I74; 2, p 8 ; Bechstein 39r f., 394 ; R. Peter, in : Roscher, Lexikon s . v. Indigita menta 2 JZ). Diese in der älteren Literatur weit verbreitete Verfahrensweise, beim Vorliegen der Verbindung eines Partizipialsuffixes mit einem Nominalstamm seine Zuflucht zu neh men zu der Hilfskonstruktion eines nie existiert habenden denaminativen Verbes als Zwi schenstufe, mag tatsächlich als eine Art wissenschaftliche Spielerei betrachtet werden. Die Behauptung einer ,sprachlichen U n m ö g I i c h k e i t ' wird jedoch durch die pure M ö g I i c h k e i t einer denaminativen Ableitung als unzutreffend erwiesen. So ist es kein Zufall, daß manche Forscher der varronischen Etymologie zugestimmt haben, ohne ins Einzelne zu gehen : Fr. Stolz I 6 I , I 69 ; Grassmann I I 2 (Nr. I 5 ) ; Fay 87 f. ; G. Ciardi-Dupre, Bezzen hcrgers Beitr. 26 ( I 9 0 I ) 203 (zweifelnd). Die einzig seriöse Lösung bleibt auf jeden Fall die Annahme der Anfügung des Partizipialsuffixes unmittelbar an einen Nominalstamm, per analogiam (so schon richtig Bechstein 294, 392). Diese Lösung hat G. Radke, Götter s. v. bekräftigt, indem er auf die Möglichkeit eines Nominalstammes ''vito-, unter Vergleich von gr. ßloTo�, hingewiesen hat. Das Argument erhält noch größeres Gewicht, wenn man ; usätzlich beachtet, daß im Griechischen die Alternative ßloTO� - ßLOTT] existiert: E. Schwy l lT, Griechische Grammatik, München, 3 I959, I,425 , 5 0 1 . Da Vitumnus von vivere nicht ;Jl>leitbar ist, ein ''·vitoerelvituere nie existiert hat, wohl aber ein Nomen vita, ''·vito-, stellt V i tumnus ein eminentes Beispiel der denaminativen Verwendung des Suffixes -mno- dar. Angesichts dieser Sachlage erübrigt sich auch jeder Versuch, Vitumnus als strikt oder als ha lbwegs etruskisch zu erweisen (Otto, RhM 64 [ I909] 4 5 4 ; Benveniste, SE 7 [ I 9 3 3 ] 2 5 4 ; l ·: rnout-Meillet S . V. : , . . . etymoJogie popuJaire . . . d'origine etrusque, mais plus o u moins ddorme'; Walde-Hofmann s. v. : "wohl . . . etruskisch"). Methodologisch zulässig wäre eine '"lrhc Erklärung nur, wenn (a) dieser Name m i t - m n - S u f f i x in irgendeiner Form i m
lntercidona, Pilumnus, Deverra
Das pilum und seine Götter
schenverbs, das als solches unbelegbar ist. Ebenso grundlos ist die Annahme einer zwar nicht beispiellosen,9° jedoch irregulären aktiven Bedeutung, da mit Hilfe der regulären mediopassiven Bedeutung sich eine sinnvolle Lösung ergibt. Als grundsätzlich charakteristisch für die Verbindung von Grundwort und Suf fix bzw. abgeleitetem Wort, zwischen pilum und Pilumnus, ergeben sich daraus folgende Merkmale : Unmittelbarkeit, präsentische Parallelität, archaischer Charakter. U n m i t t e I b a r k e i t : Die medio-passive Handlung, die im Suffix impliziert ist, hat keinen anderen Inhalt als das Nomen pilum, das Vorhanden sein des pilum; durch - ':·menos wird das pilum selbst zur Handlung, sie realisiert sich selbst. P r ä s e n t i s c h e P a r a I I e I i t ä t : Pilumnus ist nicht das Ergebnis einer vergangenen Handlung, sondern deren zeitlich koinzidente und auch rangmäßig gleichwertige Konsequenz; er verhält sich zum (Vorhandensein des) pilum nicht wie altus zu alere, sondern wie alumnus zu alere; alere und alumnus bedingen sich gegenseitig und gleichzeitig, altus existiert als selbständige Quali tät für sich, lange nachdem alere schon aufgehört hat und nachträglich sich als bloßes Mittel zum Zweck erwiesen hat. Deswegen ist es auch ganz unrichtig, Pilumnus bedeutungsmäßig mit pilatus, pilo armatus gleichzusetzen,9' nach dem Muster von hastatus, scutatus, verutus u. ä. Denn Pilumnus verhält sich zu pilum nicht wie hastatus zu hasta, sondern wie Mars zu hasta : Er ist nicht ,der mit dem pilum Ausgestattete', auch nicht bloß ,der m i t dem pilum Wirkende' ,92 sondern er wirkt a I s pilum, er i s t das pilum in abgewandelter Form, wie Mars die hasta ist, dessen Kreis im übrigen Pilumnus zuzuweisen ist,93 ,Le
Pilon', ,L'Homme au Pilon',94 der , Mörserkeulengott',95 das pilum in anthropo morpher Gestalt. A r c h a i s c h e r C h a r a k t e r : Das Suffix ':·-meno- ist im Lateinischen ein aus uralten Zeiten ererbtes Relikt. Mit diesem sprachgeschicht lichen Tatbestand ist der hocharchaische Charakter der dargelegten inhaltlichen Vorstellung, die sich hinter der denaminativen Verwendung des Suffixes ver birgt, in vollem Einklang. Ein Sachverhalt, der in einer Kultur nicht überra schen sollte, die Menschen bis in späte Zeiten Acisculus, Dollabella, Malleolus, Pistillus nannte.96 Das mediopassive Partizipialsuffix -mnus erweist sich in unserem Fall sozusa gen als Anthropomorphisierungssuffix, als Ausdrucksmittel für die Umwand lung eines Gerätes in eine menschliche Figur, wie auch im Deutschen mit Hilfe eines passiven Partizipialsuffixes aus einem ,Stock' ein ,Verstockter (Mensch)' wird. Der Verdacht ist begründet, daß diese Funktion sich nicht auf den einen Fall Pilumnus beschränkt, sondern auch in anderen Götternamen vorliegt, die mit Hilfe desselben Suffixes denaminativ gebildet werden. So wäre z. B. Vitum nus nicht derjenige, der dem Neugeborenen confert . . . vitam (Aug. Civ. Dei 7.3· Varro Rer. div. frg. 97 Cardauns), "das Leben bringt" (Radke s . v.), sondern in dem die Lebenskraft zur numinösen Gestalt wird. Dies könnte sogar für die Fälle deverbaler Verwendung des Suffixes in Götternamen gelten : Alemona nicht als ,Nahrungsspenderin', sondern als göttliche Gestalt gewordenes alere usw. Hierdurch fände der Tatbestand eine sehr einfache Erklärung, warum die ses Suffix gerade in Götternamen so häufig vorkommt.97 Doch wir müssen uns hier auf Pilumnus beschränken. Selbstverständlich sind etymologische Bedeu tung eines Götternamens und tatsächliche Vorstellung der Gläubigen von einem Gott in historischer Zeit zweierlei. Die historischen Römer werden höchst wahrscheinlich im pilum nur ein Attribut des Gottes, nach dem gewöhnlichen Schema klassischer Göttergestalten, gesehen haben, Pilumnus sich einfach als den ,Pilumträger', und nicht auch als den ,Pilumgestaltigen' vorgestellt haben. Die Bedeutung der Etymologie beschränkt sich jedoch nicht darauf, hinter die sem trivialen Schema die Perspektive einer ursprünglich Substantielleren Ver bindung zwischen Gott und seinem ,Attribut' theoretisch aufzuzeigen. Diese Perspektive verhilft auch dazu, Einzelheiten im rituellen Umgang mit Pilumnus in historisch hellen Zeiten besser zu verstehen, ob dabei die Römer selbst eigentlich richtig verstanden haben, was sie taten oder nicht. Denn es gibt Indi l.ien dafür, daß, soweit der Gott in einem Ritus sichtbar darzustellen war, man dies in der Weise tat, daß man ein pilum als Pilumnus vorzeigte. Der Hinweis ist für uns in der Mitteilung Varros impliziert, daß für Pilumnus (und Picumnus) aus Anlaß einer Geburt im Hause eine Liege bereitet wurde : h·ctus sternebatur (Nonius 8 4 8 L.), leeturn in atrio sterni (Serv. Aen. 1 0,76).98 Der
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Etruskischen belegt wäre und wenn (b) eine tadellose lateinische Etymologie unmöglich wäre. Beide Bedingungen sind nicht gegeben. 90 Bechstein 378 f., 3 8 8 f. ; Benveniste, BSL 34 ( I 9 3 3 ) 5 , I 7 ff. ; Devoto I 86 f. ; Leumann I ,J 2 2 , 5 8 3 . 9 ' Die Ansicht ist weit verbreitet: Hartung 2 , I 7 5 Anm. ; Corssen, Aussprache 2, I 7 3 ; Bechstein 39 I ; F . Buecheler, Grundriß der lat. Declination, Bonn, I 879, 3 6 ; B. Maurenbre cher, Jahrbuch f. dass. Philologie Suppl. 2 I (I 894) 347; F. Sommer, Handbuch der lat. Laut und Formenlehre, Heidelberg, 2 I 9 I 4, 346; Ciardi-Dupre 203 ' ; Reinach, RHR 5 5 ( I907) 3 3 5 ; E. Meyer 2 5 2 ; Leumann 322 s.v. Pilumnus. Dagegen : Fay 88. 9 2 R. Peter, in Roschers Lexikon s.v. Indigitamenta 2, 2 I 4,63 f. ; S. Samter, Geburt, 5 3 ; v. Blumenthai I 370,46 (qui pilo utitur). 93 v. Blumenthai I 37o f. ; Fay 87; A. Rossbach, Untersuchungen über die römische Ehe, Stuttgart, I 8 5 3, J06 ; A. Alföldi, AJA 6 3 ( I 9 59) I 5 , I 9 f. "Die Lanze stellte den Gott (sc. Mars) selbst dar" (Latte, RR, I I 4) . " . . . hasta Martis . . . Symbol des Gottes . . . , Symbol im wörtli chen Sinne als Zusammenfall von Bezeichnetem und Bezeichnendem . . . fetischistische Züge . . . " (U.W. Scholz, Studien zum altitalischen und altrömischen Marskult und Mars mythos, Heidelberg, I 970, 29) ; E. Simon, Marburger Winkelmann-Programm, I 9 8 I , I 7. Wir gehen hier nicht näher auf das Problem des Verhältnisses zwischen Mars und hasta ein, das bekanntlich die grundsätzliche Problematik eines ,Prädeismus', ,Manaismus' in der römischen Religion berührt und eine unübersehbare Flut von Literatur hervorgebracht hat. Im gege b e ne n Zusammenhang genügt die Feststellung, daß auch die extremen Gegner einer direkten Identifikation Mars = hasta nicht bestreiten, daß die Lanze, ohne jede figura tive I Ja r.� tt· l l u ng , d as al leinige sichtbare Zeichen für die Präsenz des unsichtbaren Gottes w a r : ( i. I )u m{?. i l , Religion rom aine arrh a iq ue , 37-42. '
''4
Brind'Amour, Latomus 36 ( I 97 5 ) 37·
'1 1 Vahlerq 5 . ''" I . Kajanto 342 f. ''1 Va h lert 4 3 ' 4 .
''' S. oben S. 1 4, 1 02 f., 1 1 0.
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Intercidona, Pilurnnus, Deverra
Das pilurn und seine Götter
verwendete Ausdruck ist der terminus technicus für ein lectistemium; diesen Kul takt muß also Varro gemeint haben.99 Das unerläßliche, definitorische Merkmal eines lectistemium ist nun der lectus und die Präsenz der Gottheit in gegen ständlicher Form, im Normalfall als "puppenartiges Bild der Gottheit" oder als Statue: 1 00 ,La presence sensible caracterise . . . Je lectistemium ' (Dumezil, Re!. rom. arch. 542). Daraus ergibt sich die Konsequenz einer sichtbaren, gestalthaf ten Präsenz des Pilumnus (und Picumnus) in dem Ritus : Eine absurde Konse quenz, wenn man unter gestalthafter Präsenz eine regelrechte Götterdarstel lung versteht. Denn solche gab es mit Sicherheit nicht. Die Existenz eines Götterbildes wird nirgends bezeugt, und es ist unter den gegebenen Umständen auch nicht vorstellbar : Pilumnus und Picumnus waren primitive autochthone Götter, 1 0 1 schon früh fast vollkommen in Vergessenheit geraten, zu mal in der öffentlichen Religion; ,Sondergötter' noch dazu, für die es generell keine pla stischen Darstellungen gab. Rebus sie stantibus bliebe nichts anderes übrig, als Varros Worte für eine verfehlte Formulierung zu halten, die nicht das zum Aus druck bringen, was sie besagen sollen. So hat Wissowa geurteilt : Ein lectister nium kann von Varro nicht gemeint gewesen sein, "weil das dafür wesentliche Hinlegen der Götterpuppen fehlt". 1 02 Wenn man dagegen davon ausgeht, daß ein pilum die Verkörperung des Pilumnus war, oder auch nur ein Symbol seiner Präsenz, so kann eine solche Präsenz in den Worten Varros ohne jede Absurdi tät impliziert sein : Die für ein lectistemium definitorische Bedingung einer Anwesenheit des Gottes in gegenständlicher Form ist erfüllt, ein Widerspruch zwischen Varros Wortwahl und dem sachlichen Hintergrund nicht existent. Dies allein müßte schon ein ausreichendes Argument für die Richtigkeit dieser Lösung sein, auch abgesehen von der Übereinstimmung mit dem Ergebnis der etymologischen Untersuchung. Es wird jedoch durch eine Reihe weiterer, sowohl sprachlicher als auch sachlicher Tatbestände zusätzlich bekräftigt. Dasselbe rituelle Arrangement103 erfolgte später zu Ehren von Göttern, Her cules und Juno, die routinemäßig in Statuenform dargestellt wurden, deren Sta tuen unbestritten vielfach in lectistemia bewirtet wurden. 104 Trotzdem wird im Zusammenhang mit ihnen nicht die terminologische Wendung lectus stemebatur
gebraucht, sondern untechnische Formulierungen : lectus p o n e b a t u r (Serv. ccl. 4,62) ; mensa p rop o n i t u r (Tert. anim. 39,2) . Wenn bei Göttern und Anlässen, die alle Bedingungen für ein regelrechtes lectistemium erfüllen, termi nologisch so ungenau formuliert wird, so hätte dies für Varro erst recht nahe gelegen, falls er nur von einer Art Pseudo-lectistemium zu sprechen gehabt hätte. 1 05 Daß er solches nicht tat, weist darauf hin, daß er seine Worte mit Bedacht gewählt hat, bewußt ein lectistemium im wörtlichen Sinne gemeint hat. Auf der anderen Seite wird die tatsächliche Aufstellung eines lectus für Pilum nus und Picumnus auch von denjenigen nicht bestritten, 1 06 die dem Ritus den lectistemium-Charakter, d. h. eine gegenständliche Darstellung der Götterprä senz absprechen. Doch mit der Bereitstellung einer Liege ist die sichtbare Repräsentierung göttlicher Anwesenheit grundsätzlich schon erfolgt, zwar nicht eines b e s t i m m t e n , aber i r g e n d e i n e s Gottes. Da die Römer sonst Liegen immer nur für eindeutig bestimmte Götter aufgestellt haben, gibt es kei nen Grund zu der Annahme, sie hätten dies in einem Fall anders getan : Wer einen lectus konzediert, konzediert damit ein ,Abbild."07 Doch kann ein pilum, das als sichtbare Erscheinungsform des Gottes auf die Liege gelegt worden wäre, als ,Abbild' in einem lectistemium gelten? Gerade der rudimentäre Cha rakter einer solchen Repräsentanz spricht bei näherer Betrachtung nicht gegen, sondern für ein derartiges Ergebnis. Die voll ausgereifte Form der göttlichen Präsenz im lectistemium war die Götterstatue. Es gab aber auch primitivere Formen, die noch anikonisch oder nur halbwegs ikonisch waren, die göttliche Gestalt bloß andeuteten, nicht eigentlich darstellten. In die erste Kategorie gehört der schwarze Meteorstein, in dessen Gestalt Kybele nach Rom gebracht wurde und ein lectistemium erhielt;108 die Darstellung von Göttern in Form von spitzen weißen Kegeln in etruskischen lectistemia und ähnliche Erscheinungen anderswo bieten sich als Parallelen an. 109 Zweitens aber haben wir sichere Kunde davon, daß es in Rom
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99 De Marchi I66; Reinach, RHR 5 5 ( I 907) 339\ Riposati I 8 4- 5 ; Brind'Amour, Lato mus 30 ( I 97 I ) I 003 I ; Iidem, Latomus 36 ( I 97 5 ) 22. Vgl. Anm. I05 : D. Briquel, Latomus 42 ( I 983) 267. Ioo Wissowa, 'RuKR, 422; Cook, Zeus 2, I I 7o ; ]. Gage, Apollon romain, Paris, I 9 5 5 , I 7 5 f. ; Latte, RR, 244, 25 3 · IOI Min. Fe!. Octavius I 7,8. Vahlert 4 5 . Iol 'RuKR, 3 5-7I · I OJ S . oben S. I4. Daß e s sich u m zwei historisch verschiedene Ausgestaltungen desselben Ritus handelt, wird ohne Argument bestritten von L. und P. Brind'Amour, Latomus 30 ( I 9 7 I ) I 003 I · Io4 Hercules : 399, 364, 3 4 8 , 3 2 6 v. Chr. (Liv. 5 , I 3,6; 7,2,2; 7,27, I ; 8,2 5 , I ) . Juno : 2 I 7 v. Chr. (Liv. 22, 1 , 1 8 ; 22, 1 0,9) . Generell : i n ornnibusfo.nis, in quibus lectisterniurn rn a i o re rn p a r f e rn a n n i /ieri so/et (Liv. 36, 1 ,2 ; 4Z,JO,S. Latte, R R , 263).
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Io 5 leeturn sternere als solches ist eine allgemeinsprachliche Wendung und bedeutet ein fach die Zubereitung eines Bettes, zum Speisen, zum Schlafen oder als Totenbett (ThLL s. v. 1 097,6; 49· I 098,J I ff. ; 57 ;8o;84. 1 099,6 ; I 4 ;20-2 5 ) . Strikt terminologisch wird es jedoch im religiösen Bereich ; hier bedeutet es immer = lectisterniurnfo.eere (ThLL s. v. 1 097,} 7-4 I ) , vgl. 1 11sbes. Liv. 5, I 3 , 6 : . . . leetisterniofo.eto . . . Hereulern, Mercuriurn atque Neptunurn . . . stratis lcctis plaeavere; 22, I , I 9 : lectisterniurnque irnperaturn - et eurn leeturn senatores straverunt; 40, 5 9,7; Aug. Civ. Dei 3 , I 7 p. I 2 3,23 ff. Dombart. Daß die Wendung bei Varro im religiösen Kontext steht, ist unbezweifelbar: d i s leetus sternebatur(frg. 8 I Riposati). 1 06 Wissowa, 'Ru KR, I 8 3J, 3 5 7\ 423 I ; RE s. v. Lectisternium ( I 924) I I I o,6 r . Io7 Leetus und sichtbare Präsenz bedingen sich gegenseitig: Das Abbild benötigt einen I .iegeplatz, die Liege einen Liegenden. Dem entspricht, daß bei nur gedachter, unsichtbarer l 'räsenz eines Gottes, dessen Anwesenheit nur durch Gebetsworte bewirkt und festgestellt wi rd, auch keine sichtbare Sitz- oder Liegegelegenheit bereitgestellt wird, so bei der daps ( 'at. agr. I 32· In solchen Fällen genügt eine Vorrichtung für die dargebrachte Gabe, ein (Opfer)tisch (Latte, RR, 375 f.). 'oH Liv. 29, I I ,7; I 4, I 4. '0� S. Eitrem, CR 3 5 ( I 92 I ) 20; Idem, SO IO ( I 932) 3 5 I ; F. Messerschmidt, SE 3 ( 1 929) 1 1 <J ff. ; V. Basanoff, Evocatio, Paris, 1 947, 1 59 f. ; A. J. Pfiffig 3 7 1 - 3 7 5 .
lntercidona, Pilumnus, Deverra
Daspilum und seine Götter
und anderen Italikerstädten üblich war, die göttliche Gestalt bei einem lectister nium in Form von struppi, d. h. bekränzten Bündeln aus heiligen Baumzweigen darzustellen. 1 10 Gerade von Castor (und Pollux?) wissen wir, daß er beim lecti-
sternium in Tusculum durch einen struppus vergegenwärtigt war. " ' Bei solch
122
"0 Paul. Fest. 5 6 L., 4 1 0 L., 473 L. ; Liv. 40,59,7; Cook, Zeus 2, 1 1 70 ff. Latte, RR, 244' versucht, die Beweiskraft dieser Belegstellen zu eliminieren, ohne selbst von einem vollen Erfolg überzeugt zu sein ("So wird man diese Vorstufe vorsichtiger nicht in Anschlag bnn _ gen"). Die argumentative Grundlage seiner - von fehler?aften Stellenan? aben verunzierten _ - Ausführungen ist in der Tat in keiner Wwe tragfähig. Behauptet w1rd ( 1 ) daß deorum capita quae in lectis erant bei Livius Köpfe bedeut�n, die "wo�!" . . . ,� auf einer Stat� e saßen" : quae in dieser Weise zu deuten, ist jedoch sprachlich unmöglich. PhllologJsch versierte Her_ t[UI. ausgeber, die zu demselben Ergebnis �ommen w<_>llten, hab� n deswege? den Text m _ _ verbessert", was aber unbegründete Willkür 1st. D1e Alternauve, d1e somit als Smn des em �andfrei überlieferten Textes verbleibt, sind allerdings keine "Büsten", die vielleicht tat sächlich "in so alter Zeit und im Kultus sehr befremdlich" wären (so Latte), sondern aus schließlich Köpfe im strikten Sinne, gemeint als vollwertige D �rst�llungen d er ganz� n _ auch 'm göttlichen Person. Caput als pars pro toto für die Gesamtperson 1st mcht nur em . Lateinischen zur Genüge bekanntes sprachliches Phänomen, sondern auch Ausdrucksmit tel der primitiven Plastik, gerade zum Zwecke der Darstellung göttlicher Personen, wie z. B. gallische Funde es beweisen (P. Lambrechts, L'exaltation de Ia tete dans Ia pensee et dans l'art des Celtes, Brugge, 1 954, 67-90; Onians 9 8- r oo, 1 3 8- 1 46, 1 66 f., 1 9 5 \ 226, 507 f.). Vgl. auch Cook, Zeus 2,290 Anm. 5 ; Eitrem, SO ro ( 19 32) 3 5 ' ; ThLL s . v. Caput 404 ff. (2) Zwischen dem direkt erhaltenen Festus-Text 473 L. und den nur als Exzerpt des Paulus bekannten 56 L. sowie 4 1 0 L. wird ein Widerspruch konstruiert: Festus selbst habe struppus nur als Kranz definiert, die dem widersprechende Definition struppus Pflanzenbündel als Götterbild (Götterkopf) sei bloß dadurch entstanden, daß Paulus die Festus-Stelle 472 L. sinnentstellend abgekürzt habe : dieses Zufallsprodukt ungeschickten Redigierens habe es mithin in Wirklichkeit nie gegeben. Über den dilettantischen Umgang mit der lateinischen Sprache, auf dem diese Schlußfolgerung ber� ht, kann man ind�s nur staunen : "quod in pu�� _ vinari imponatur Castoris, struppum vocan. Castor trägt be1m ��hl emen Kr�nz . . . _ (410 L.) - durch das Autoschediasma einer Verwechslung des Gemuvs CastortS_ mit emem Dativ Castori wird aus dem Gebilde (quod), das nach dem Text a u f d a s G ö t t e r p o I s t e r des Castor gelegt wird ein Kranz a u f d e m K o p f Castors. Damit steht z�gleich fest, daß _ auch Festus selbst von struppi auf Götterpolstern gesprochen hat, zw1schen 1hm und �aul� s existiert in diesem Punkt kein Widerspruch. Nicht zufällig ist der Festus-Text 472 L. m sei nem erhaltenen Teil mit dem Paulus-Exzerpt, bis auf die veränderte Zeitstufe, wortgleich : 47 2/3 L. Festus : Struppi vocantur inpulvinaribus . . . orum capitibusponuntur. Paulus : Struppi vocabantur in pulvinaribusfasciculi de verbenisfacti, qui pro deorum capitibus ponebantur. =
Deswegen wird auch die Lücke im Festus-Text durch die l_{erausgeber � llge�ein zu vollem Recht mit dem Paulus-Exzerpt wortgleich ergänzt. Auf jeden Fall bleibt d1e Aussage des Paulus, 56 L. (nur in seinem Exzerpt erhalten), von dem angeblichen Mißgeschick der Abkürzung in 47 3 L. völlig unberührt bestehen : Capita deorum appellabantur/asCtcultfactt_ L'X vcrbenis. Aber auch inhaltlich besteht zwischen den verschiedenen Definitionen, die Pau lus und Fcstus gleicherweise gegeben haben, kein Verhältnis des Widerspruches, sondern t·i1ws d es pars p ro toto. Fasciculi ex verbenis (struppi) = capita deorum co �onae: Als der wichtigste ' l (·il einer Pflanzenbündelpuppe wird der Kopf angesehen, als w1chugster Tet!_ _ dc·s Kopfes das darauf sitzende insigne (4 r o L.), der Kranz. So w1rd d1e ursprüngliche lkdcut ung des Wortes struppus ( O"t!lÖ
=
12]
unvollkommener Darstellungsform, häufig mehrerer Götter zusammen, ergab sich natürlich die Schwierigkeit der genauen Identifizierung.' 1 2 Die nahelie gende Vermutung ist, daß diese mit Hilfe den struppi beigegebenen oder an ihnen kenntlich gemachten typischen Attributen geschah ; " J insofern vergleicht man die Anwendung der struppi als Abbilder von Göttern zu Recht mit der römischen Sitte, die Götter durch ihre exuviae im Kultwagen oder durch ihre Rangabzeichen auf dem Sessel präsent sein zu lassen. "4 Auch wenn es keine Pilumnus-Statuen gab, war mithin eine gegenständlich-abbildhafte Präsenz in primitiver Form, bei einem primitiven Gott, im lectisternium möglich. Der Varro-Text impliziert nichts sachlich unmögliches und ist daher wörtlich zu nehmen. Der Gegenstand mit Abbildwert kann ein struppus gewesen sein, wie beim lectisternium des tusculanischen Dioskuros. Es ist anzunehmen, daß dabei dem Unterscheidungs- und Identifikationsbedürfnis durch die Beigabe oder das Kenntlichmachen eines typischen Attributs bei oder an dem struppus Rech nung getragen wurde. Und was anders könnte dann diese typische Beigabe gewesen sein als ein pilum ? Aber selbst ein struppus, Götterpuppe, muß nicht unbedingt vorhanden gewesen sein, ohne deswegen auf eine ,Darstellung' verzichten zu müssen. Man kann auch einfach nichts weiter als ein pilum auf den lectus gelegt haben; auch dies allein schon könnte als Pilumnus gegolten haben. Diese Art der Vergegenwärtigung eines Gottes in Form eines gänzlich aniko nischen Gegenstandes ist in der Antike durch viele Beispiele belegt, ohne daß hier das einschlägige Material voll ausgebreitet werden könnte."5 Nicht nur im Bereich des - poetisch sublimierten - Aberglaubens, etwa als ein Besenstiel, ein Türriegel oder eine Mörserkeule ( !) , die durch Zauberspruch zu Dämonen· wicklung, vgl. tecta = Dächer = Häuser Stadt. (3) Es wird darauf hingewiesen, daß die Kegel der etruskischen Grabmonumente keine Verbenenbündel und das Totenmahl kein lectisternium ist. Gewiß, ihre Relevanz besteht jedoch nicht darip., daß sie identische Phäno mene, sondern darin, daß sie ihrer allgemeinen Art nach vergleichbar sind. (4) Es "ist schwer denkbar, daß man sechs gleich aussehende Bündel auf sechs verschiedene Götter bezogen hätte". Zu diesem an sich richtigen Einwand s . Anm. I r 3, I I4. " ' Festus 4 1 0 L. ; Basanoff I 56. ' ' 2 Latte, RR, 244' . ' ' 3 ] . Gage, Apollon romain, I 7 5 f . Vielleicht ist die lana cum integumentis Liv. 40, 5 9,7 ein solches spezifizierendes Attribut, das einen der Götterköpfe im lectisternium gerade als Jupi t t· r kenntlich machen soll, welche konkreten Gegenstände auch immer darunter zu verste hen sind : Deorum capita, quae in lectis erant averterunt se, lanaque cum integumentis quae lovi appositafoit, decidit. ' ' 4 Festus 5 00 L. : Timsam ait vocari Sinnius Capito vehiculum, quo exuviae deorum ludicris circensibus in circum adpulvinarvehuntur. Serv. Aen. I ,276 : . . . Remo . . . interempto . . . sella curulis cum sceptro et corona et ceteris regni insignibus semper iuxta . . . Romulum ponebatur, ut pariter imperare viderentur. Appian Bell. civ. 3 , 2 8 ; C. Boetticher 22I-22 5 ; Eitrem, CR 3 5 ( ' 92 1 ) 20; RE s. v. Lectisternium I I I 3 ; Cook, Zeus 2,44o f. ; Gage, Apollon romain, I 7 5 f. ; I ,;ttte, RR, 2492• " 1 S. obcn S. 1 7 und An m , 5 R , 59, =
Intercidona, Pilumnus, Deverra
Daspilum und seine Giitter
gemacht und dann wieder in Geräte zurückverwandelt werden.' 16 Das Phäno men ist auch in unverfälscht religiösem Zusammenhang existent. Wie ein Stück Holz, ein Holzpfahl oder Holzpfeiler als Abbild eines Menschen gelten kann, 1 17 so auch als ,Darstellung' eines sonst anthropomorph gedachten Gottes. In diese Kategorie gehört die schon besprochene Vergegenwärtigung der Dios kuren in Form von ö6KaVa1 1 8 ebenso wie die Verehrung von Janus Curiatius und Juno in der Gestalt von Holzpfeilern in Rom, 1 1 9 Einzelbeispiele aus einer umfangreicheren phänomenologischen Gruppe, in der auch große griechische Götter wie Hera, Athene, Demeter, Artemis, Apollo, Hermes, Dionysos mehr oder weniger deutlich vertreten sind. 1 20 Von spezieller Aussagekraft für den gegebenen Zusammenhang sind aber Fälle religiösen Charakters, in denen ein Waffengerät als Verkörperung eines Gottes erscheint : Außer der schon behan delten hasta des Mars '21 die Lanze des Parthenopaios, die sein Besitzer "aus tiefster Überzeugung mehr als einen Gott verehrt" ;122 die Speerwaffe Tychon, ,der Treffer' des thessalischen Tyrannen Alexander (369- 3 5 9 v. Chr.), der ein Tempel errichtet und der geopfert wird . ' 2l Engste Berührungspunkte mit unse Pilumnus weist jedoch folgende Parallele auf: Die Einwohner rem Fall pilum von Chaironeia verehren ein hölzernes Waffengerät als Gott, das als Szepter Agamemnons gilt und �OQI.l (Speer) genannt wird; Priester bedienen seinen Kult, der im Privathaus des Priesters stattfindet, in dem der Gegenstand aufbe wahrt wird; geopfert wird dem �OQU täglich "und neben ihm steht ein Tisch vollgedeckt mit Fleisch und Backwerk". ' 24 Mehrdeutigkeit des Gegenstandes (Szepter/Speer), Namensähnlichkeit bzw. -identität zwischen Gegenstand und �6Qu), Privathaus als Schauplatz des Kultes, Bewirtung als Gottheit (ÖÜQI.l Kultinhalt - dies sind die Punkte besonderer Übereinstimmung zwischen dem Kult in Chaironeia und dem römischen Pilumnus-Ritus. Die angeführten Beispiele mögen zum Beweis dafür genügen, daß die Vereh rung eines pilum als Pilumnus keineswegs etwas Absonderliches, sondern ein typisches Phänomen auf einer bestimmten Ebene der (antiken) Religionsge schichte war. Eine weitere Beobachtung macht deutlich, daß dieses Gerät sich
gerade für eine solche Rolle, gerade unter römischen Verhältnissen, in einzigar tiger Weise eignete. Die schemenhaft unvollkommenen Abbilder der Götter, die struppi, die die Römer auf die Liegen des lectisternium legten, wurden capita deorum125 genannt. Dahinter verbirgt sich die Auffassung, daß der Kopf das Wichtigste am Menschen ist und deswegen auch eine Abbildung des Kopfes das unerläßli che Minimum einer verkürzten, auf das wesentliche reduzierten Darstellung der ganzen Gestalt ist. 126 Ein pilum nun ist in hervorragender Weise geeignet gerade für diese Art verkürzender Darstellung des bloßen Kopfes statt der gan zen Person. Es weist nämlich eine caput-artige Form auf, wie kaum ein anderer Gegenstand. Symphosius, ein Dichter der Anthologia Latina (2.-6. Jhdt. pistillum1 2 8 wie folgt : n . Chr.) ' 27 charakterisiert ein kleines pilum
124
=
=
I I 6 Lukian Philopseudes 3 5 ; Blümner, Technologie, 2 1,202 • r r7 S. oben S. 1 7 und Anm. 5 8 , 59· uB S. oben S. I I J . ' 1 9 S . oben Anm. 70. 1 20 M.W. De Visser 7 f., 7 r f., ro8- 1 1 3, 1 1 5 f. 1 2 1 S. oben Anm. 9 3 . 1 22 Aisch. Septern 529 f. : Öj.tVI)CH o' alx�-tTJV i'jv EXEL, j.tÜAAOV �EOÜ crtßnv Jti::JtOl�W�. ... A,am't�ELV äcr
12f
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Pistillus Contero cuncta simul virtutis robore magno; Una mihi cervix, capitum sedforma duorum; Pro pedibus caput est; nam cetera corpore non sunt. 1 29 Eine Mörserkeule ist nichts als Kopf. Wenn also eine umrißhafte pars pro toto Abbildung für Pilumnus benötigt wurde, die vor allem einen ,Kopf' zeigen sollte, so war für diesen Zweck nichts geeigneter als das pilum selbst. Ein pilum, das schon als Wort nach der Meinung Varros an Anthropomorphes erinnerte, ab homine pilum (dictum)' l0 und Plautus als Metapher für einen Menschen diente : ego ex te hodie faciam pilum. 'l 1 Nähere Einzelheiten über eine solche anikonische Darstellung des Pilumnus im lectisternium ermitteln zu wollen, wäre angesichts der Überlieferungslage ein aussichtsloses Unterfangen. Die Hypothese in Worte zu fassen, die sich aus dem Bisherigen mit größter Wahrscheinlichkeit ergibt, zur Abrundung und 1 25
Festus 56 L. 472/ 3 L. 1 26 S. oben Anm. 1 10. 127 M. Schanz - C. Hosius - G. Krüger, Geschichte der römischen Literatur, München, 1 920, 8,4,2, S. 7 5 · 1 28 Walde-Hofmann s. v. 2 . plla. 1 2 9 Bachrens PLM 4 Nr. 87. 1 30 LL 5 , 1 1 6 : ab homine pilum, qui hostem/eriret, ut perilum. Der in dieser Form überlie ferte Text wird für fehlerhaft gehalten und auf verschiedene Weise , korrigiert' : ab omine pi!um, qui hostis periret, ut perilum (Goetz-Schoell ; Kent; Collart) ; ab homine pilum, qui hostem /eriret, ut/arpilum (Koechly, Opusc. 2,344 Anm.). Alii aliter. Der überlieferte Text ngibt jedoch einen tadellosen Sinn, so daß jeder Änderungsversuch überflüssig ist : Varro meint, daß pilum aus perilum = per illum per hominem qui hostem /eriret entstanden sei, und der Satz ist zu übersetzen : "Das Wort pilum wurde nach dem Menschen gebildet, der die Aufgabe hat, einen Feind zu schlagen, wie (wenn man) ,durch jenen' I = per illum /sagen w li rde". Diese Erklärung wird als Etymologie heute niemand ernst nehmen können, doch d ie Vorstellung, auf der sie beruht, verdient volle Beachtung. Das pilum definiert sich als ein ( ; e rät, das ohne den Menschen nicht existiert; die Wirkung des pilum ist vermittelte I I H'nschliche Wirkung ; das pilum vertritt einen Menschen. ' " Curculio 689: ,il s'agit du pilum murale, ,javelot de siege' . . .' Q. Collart ed. Erasme, l 'a ris, 1 962 z . St.). S. oben Anm. I, 59. =
Intercidona, Pilumnus, Deverra
Das pilum und seine Götter
Verdeutlichung des Gesamtbildes, dürfte jedoch nicht unnütz sein. Die allge meinen Usancen eines lectistemium sprechen dafür, daß man das pilum nicht schlicht und einfach als anikonische Götterdarstellung auf den lectus legte, son dern die mit der neuen Funktion verbundene besondere Qualität, gegenüber der Verwendung als Gerät oder Waffe, durch eine besondere Maßnahme betonte. Am natürlichsten konnte dies dadurch geschehen, daß man auf die zwei Köpfe des pilum je einen Kranz setzte : Dadurch wurde das Gerät auf sehr einfache Weise zu echten struppi, zu capita deorum, zu der Darstellung von zwei Göttern auf einer Liege, in Übereinstimmung mit dem allgemeinen Lectister nienstiPF - eine erste Etappe der nie vollendeten Entwicklung einer Göttersta tue mit dem pilum als Attribut. l33 Eine Ausstattung, die nicht auf griechischen Einfluß zurückgehen kann, 1 34 sondern aus der einheimischen Vorstufe der nach griechischem Vorbild ausgestalteten lectistemia stammen müßte. 1 3 5 Zugleich aber auch eine Dekorierung, die die Anwesenheit einer Gottheit auf dem lectus unübersehbar anzeigt. Und eine demonstrative Anwesenheit des Gottes auf dem lectus ist auch nach dem speziellen Sinn des Ritus im gegebenen Fall uner läßlich. Denn er übt eine Wächterfunktion über Mutter und Kind I J6 aus, eine ganze Woche lang, zwischen Geburt und Namensgebung. 137 Ein leeres Bett aber - wessen Bett? - wäre alles andere als ein Zeichen von Wächtertum, es würde eher im Gegenteil die Abwesenheit eines Wächters demonstrieren. Sach liche wie sprachliche Umstände sprechen auf jeden Fall eine genügend deutli che Sprache, auch wenn man auf eine hypothetische letzte Abrundung der Gegebenheiten der Überlieferung verzichtet: Pilumnus war der Gott des pilum im Sinne eines ,Pilumgestaltigen', eines , a l s pi/um Wirkenden'. Erwies sich schon eine Analyse des Namens Pilumnus als nicht einfach, so trifft dies vielleicht noch mehr auf Picumnus zu, dessen Prüfung wir uns jetzt zuwenden müssen, um zu einer Deutung des strukturellen Sinnes der Paarung
l 'ilumnus-Picumnus zu kommen. Erst nachdem dies geklärt ist, wird die Frage beantworten sein, welche Bedeutung das Nebeneinander des göttlichen Paa res und des Doppelgerätes hatte, um dadurch letztlich zu klären, was das besondere an diesem Gerät gewesen sein mag. Das eigentliche Problem stellt hier die Deutung des Wortstammes dar, der vom Namen Pilumnus abweichende Bestandteil. Denn daß dasselbe Suffix in den beiden Namen auch dieselbe semasiologische Funktion hat, davon muß man ausgehen. Was bedeutet aber Pic(u) ? Nach der weitaus überwiegenden Meinung in der Forschung liegt hier derselbe Stamm vor wie im Namen des Spechtes bzw. Spechtgottes, des picus bzw. Picus; wie die Namen so seien auch die Gestalten Picus und Picumnus inhaltlich eng verwandt, wenn nicht gar identisch. 138 Für die Richtigkeit dieser Auffassung sprechen entscheidende Argumente : Das identische Lautbild beider Wortstämme ; die ausdrückliche I d entifikation von Picumnus und Picus durch Aemilius Macer bzw. Nonius p . 8 34 L. : Picumnus et avis . . . quam picum vel picam vocant, et deus qui sacris
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qz Die Zweiheitvon Göttern auf e i n e r Liege ist ein generelles Merkmal der römischen lectistemia von Anfang an: RE s. v. Lectisternium I I I I ff. ' J J Das charakteristische Attribut eines anthropomorphen Gottes ist in vielen Fällen als die ursprüngliche eigentliche Erscheinungsform des Gottes deutbar, so der Blitz des Zeus, der Stein (Lapis) Jupiters, die Rosse der Dioskuren u. a. m. : J. Bayet, Histoire politique, I I 6 ; Cook, Zeus 2 , I I ff., 807, 8 14, 840, 8 s o ; A.-J. Reinach, RHR 5 9 ( I 909) 2 3 2 f. ; R E Dioskuren I 09 I , 5 4 ff. ' 3 4 Struppi waren in griechischen Theoxenien nicht üblich. '35 Daß es eine solche Vorstufe, auch beim Pilumnus-lectistemium, gegeben hat, ist unbe stritten. Die genaue Bestimmung dieser autochthon römischen Wurzel jedoch ist schwierig und geschieht z. T. auf widersprüchliche Weise. Als sicher kann zumindest soviel gelten, daß der griechische Einfluß die Tendenz zur vollausgestalteten anthropomorphen Präsentie rung, im Sinne griechischer Epiphanie-Vorstellungen, entscheidend verstärkt hat. Darem berg-Saglio s. v. Dioscuri 2�6 f. ; Theoxenia 2 1 2 ; RE Lectisternium I u o ; Reinach, RHR 5 5 ( I 907) 3 39' ; Wissowa, 'RuKR, 422 ; Dumezil, Re!. rom. arch., 5 4 d. ; ]. Gage, Apollon romain, I 7 5 f. 'l6 Serv. Aen. 1 0,76 : . . . i nfa n t i u m deos esse eisque p ro p u e rp e ra leeturn . . . stemi . . . pellat mala i nfa n t i a e . J . A . Hartung 2 , 1 76. ' 11 " l (·rt. :m i m . _)<),2; Riposati 1 H4'; Brind'Amour, Latomus 36 ( 1 97 5 ) 22.
127
tu
Romanis adhibetur. Aemilius Macer . . . : ,et nunc agrestis inter picumnus habe /ur'. ' 39 Inhaltlich spricht dafür der gemeinsame Kurotrophos-Charakter :
Picumnus ist infontium deus als Teilnehmer an einem Mahl (lectistemium), der ' 3 8 A. Schwegler, Römische Geschichte, Tübingen, d l 5 3, I ,2 I 4 5 ; 2 3 3 f. ; Hartung 2, I74; W. Corssen, Aussprache 2 , I 7 J ; O. Bechstein 388 f. ; Preller-Jordan I , 1 I 5 ; 375; A. Kuhn I , J 2 ; 9 3 ; R. Peter, in: Roscher, Lexikon s.v. Indigitamenta 2 1 5 ; R. Harris, Boanerges, l l 2 ; Daremberg-Saglio s.v. Picus 47 I ; A. H. Krappe, M nemosyne ser. 3,9 ( I 94 I ) 2 5 4 ; < ; , Radke, Götter s . v. Picumnus ; Brind'Amour, Latomus 36 ( 1 97 5 ) 22,2 5 ; v . Blumenthai I .) 70, 59 ff. ' 39 Die Identifikation durch Nonius ist explizit, die Aussage des aus dem Zusammenhang gerissenen Aemilius-Macer-Zitats ist eine Frage der Interpretation. Es gibt drei Deutungs möglichkeiten : I) et nunc agrestis (sc. aves) interpicumnus habetur: "auch heute noch zählt 'I er p. zu den Vögeln der wilden Natur". 2) et nunc agrestis (sc. deos) interpicumnus habetur: "auch heute noch zählt der p. zu den ländlichen Göttern", so v. Blumenthai I 370. Preller J ordan I ,376. 3) et nunc agrestis inter Picumnus habetur(sc. Picus Martius) : "auch heute noch gilt im Kreise der Landbevölkerung der Picus Manius als Picumnus", so Wissowa, 2 RuKR, z443. Eine direkte Identifikation picumnus picus liegt im Falle der 3., m. E. besten Deutung vor. Dasselbe besagt, undeutlicher, die erste Deutung. Denn die Einordnung des picumnus 1 1 1 die Kategorie der ,Vögel der Wildnis' bedeutet automatisch eine enge Zuordnung zu dem repräsentativen Vogel des ,Unheimlichen Draussen', dem picus Martius :picus und picumnus kommen als nur verbale Varianten nebeneinander zu stehen. Die zweite Deutung aber wird ' I u rch die Struktur des Nonius-Textes als Fehldeutung erwiesen : Mit dem Zitat belegt er die These, daß picumnus ein Vogel, nicht, daß er ein Gott war: =
1' / C UM N US Thesen : ,.,
Marti dicata ,.,
Belegzitate :
avis est
Aemilius Macer =
picus
deus qui sacris R. adhibetur
Hyginus Fabius Res gestae FabiusJus Pontificium varro Vzta l'opuli Romani
lntercidona, Pilumnus, Deverra
Daspilum und seine Götter
Specht ernährt die Zwillinge Romulus und Remus;'40 die beiderseits vorhan dene Verbindung mit dem Düngergott Stercutus : Picus ist der Sohn des Stercu tus, '4' Picumnus sein Alterego ;'42 das gemeinsame Moment des Zwillinghaften schließlich : Picumnus ist selber ,Zwilling', der picus Martius aber der ,Nährva ter' von Zwillingen, wie Spechtgötter auch in anderen Gegenden öfters selbst Zwillinge oder Väter von Zwillingen sind.'4l Gegenargumente gegen diese all gemeine Auffassung sind mir andrerseits nicht bekannt. Denn die gelegentli chen Gegenäußerungen bleiben ohne argumentative Substanz. So wenn die Identifikation von Picumnus und Picus durch Nonius bzw. ,les anciens' ohne jede Beweisführung für eine falsche Kombination deklariert wird ;'44 oder wenn die Verbindung von Picumnus mit picus formal zwar für möglich gehalten, auf sie jedoch verzichtet wird, weil dafür die "semasiologische Grundlage" angeb lich fehlt'45 - wir hoffen im folgenden zeigen zu können, daß eine solche Grundlage durchaus vorhanden ist. Wir gehen mithin von einem sprachlichen und inhaltlichen Zusammenhang zwischen picus (Picus) und Picumnus aus. Wie schwierig es nun auch sein mag, Stärkegrad und Natur dieses Zusammenhangs näher zu bestimmen, zwei Fest stellungen können mit Sicherheit getroffen werden. Erstens kann die vollkom mene Identität von Picus und Picumnus ausgeschlossen werden. 1 46 Zweitens können die zwei grundsätzlichen alternativen Möglichkeiten eines Zusammen hangs gerrauer beschrieben werden : Picumnus kann entweder sekundäre Wei terbildung aus einem primär gebildeten Wort Picus (picus) sein ('pic----+Picu(s)
(picu(s)) ---+ Picumnus) bzw. umgekehrt ('pic----+ Picumnus ---+ Picus), oder aber pri rn:lr aus einem gemeinsamen Stamm als gleichwertige Alternative geformt wor-
!28
'4° Serv. Aen. 1 ,273 ; r o,76; A. H. Krappe, Mnemos. ser. 3,9 ( 1 94 1 ) 2 5 1 ; A. H . Krappe, IF
50 ( 1 9 3 2) 68 ; RE s. v. Picus 1 2 1 5 ,6 3 ff. Allerdings tritt Picus als aktiver Kinderernährer auf, während Picumnus als in.fontium deusein Ernährter ist, wozu s. weiter unten S. 200 f., 208. ' 4 ' Serv. Aen. 1 0,76 ; Augustin Civ. Dei r8, r 5 ; Tert. ad nat. 2,9,20; Isid. Etym. 1 7 , 1 , 3 . '4 2 Serv. Aen. 9,4. Picumnus kommt i n genealogischen Betrachtungen nicht vor. In diesen wird Pilumnus mit P i c u s kombiniert. ' 4 3 RE s . v. Picus 1 2 1 5 f. ; Krappe, IF 50 ( 1 93 2) 69 ; Krappe Mnemos. ser. 3,9 ( 1941) 245, 251[
. . 1 44 A.-J. Reinach, RHR 5 5 ( 1 907) 3 4 3 ; W. Mannhardt, Feldkulte 2, I 2 5 1 . In diesem Smne auch Walde - Hofmann, Lat. etym. Wbuch noch in der 2 . Auflage, Heidelberg, 1 9 1 0 s.v. Picumnus und Pilumnus. Die Ablehnung einer strikten Identität ist dabei richtig, nicht jedoch die jedweder Verbindung. Die diesbezügliche Argumentation s. Anm. I 46. '45 K. Latte, RR, 5 r 4. 1 46 Der charakteristische Unterschied, trotz engster Verwandtsch aft, besteht darin, daß Picus nur als Individuum, nie als Zwilling auftritt, Picumnus dagegen fast immer nur Zwil ling neben Pilumnus ist. Dementsprechend wird Picus g e n e a l o g i s c h definiert (Sohn des Stercutus, des Saturnus, Vater des Faunus), Picumnus s t r u k t u re l l (Alterego des Stercu tus) ; Picus ist ,Nährvater', Picumnus Abbild des ernährten Kindes. Dieser Unterschied drückt sich im Unterschied der Suffixe -us/ -mnus aus ; denn letzteres reimt sich mit der Endung von Pilumnus (Re s. v. Pilumnus I 370, 6 3). Selbst wenn daher beide Suffixe (Picu � nus/Picus) inhaltlich dasselbe bedeuten würden - so Radke, Götter, 2 5 4 -, drücken Sie funktional einen wichtigen Unterschied aus : Picumnus wäre der in ein zwillinghaftes coniu gium integrierter Picus bzw. Picus wäre ein aus der Zwangsjacke des Zwillingsseins heraus gewachsener Picurnnus. Es ist eine weitere frage, ob eine dieser Formen die primäre ist, und gegebenenfalls welrhe.
den sein ('pic- __.;;, �
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pic s (Picus) � ). '47 Als zuerst zu klärende Grundfrage in dem Pzcumnus
einen wie im anderen Fall ergibt sich die Frage nach dem semasiologischen Wert des - in der einen oder anderen Form - gemeinsamen Wortstammes ''pic-. Die etymologische Deutung dieses Stammes ist in der bisherigen Forschung n icht so erfolglos gewesen, daß man sich mit einem non liquet zufriedengeben müßte, wie es mitunter geschieht. '48 Eine Lösung ist allerdings nur zu finden d u rch eine Sprachwissenschaft, die nicht ausschließlich mit den formalen Laut gesetzen rechnet, sondern darüber hinaus auch die für uns manchmal verwegen erscheinenden inhaltlichen Assoziationen primitiven Denkens in Rechnung stellt, um dadurch die authentischen Sinnzusammenhänge zu entdecken. '49 Aufs Ganze gesehen sind bisher fünf nennenswerte Ableitungsvorschläge gemacht worden : a) Aus dem Stamm von spicere ,sehen' im Sinne von picus ( Picumnus) = der ,Späher', der ,Vorsorgliche';'5° b) aus dem Stamm von lat. pix, picea, d. h. picus = ,Fichtenvogel' ; ' 5 1 c) aus einem mit lat. p[p(i)are verwand ten Stamm, der onomatopoeischen Wert hat und den Laut nachahmt, der beim Aufhacken durch den Schnabel spitzschnäbliger Vögel entsteht, dann Lockruf wird, aber auch Picken, Stechen bedeutet ; ' 5 2 d) aus einem mit gr. rtotKiA.os ver wandten Stamm im Sinne eines ,bunten Vogels' ; ' 5 3 e) schließlich aus einem Stamm mit der Bedeutung ,Spitze', ,spitz', sei dieser in lat. pinna ,Schärfe der i\xt"54 oder spica ,Ähre', spiculum ,Spitze' usw. zu finde n ' 5 5 oder im griechi schen Wort ntKQOs = ,scharf', ,bitter' und lat. pingere' 56 = ,malen' ; picus wäre demnach ein ,Vogel mit spitzem Schnabel', ein ,Hacker' o. ä. Von diesen Vorschlägen ist die - zugegebenermaßen gewagte - Vermutung
'47 Radke, Götter, 20, 2 5 4. ' 48 Ernout-Meillet ss. vv. pica, Picumnus; Radke, Götter, 2 5 4 ; F. Kluge - W. Mitzka, 1-:tym. Wörterbuch der deutschen Sprache, Berlin, 20I 967 s. v. Specht. '49 C. Koch, Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte 5 ( I 9 5 3) 14 ( = Religio, Nürnberg, I 96o, 29) ; 0. See!, Römerturn und Latinität, Stuttgart, I 964, I67'7 . ' 5� W. Corssen, Kritische Beiträge zur lateinischen Formenlehre, Leipzig, r 863, 4 5 7 f. ; l dem, Aussprache, I 7 J ; O . Bechstein 3 8 8 f ; Peter, in : Rascher, Lexikon s . v. Indigitamenta ( i'ilumnus) 2 I 5 . ' 5 1 H. Hirt, IF I ( I 892) 478. ' 5 2 W. Goldberger, Glotta r8 ( I 930) p ff. ; G. Iljinskij, Ztschr. f. vergl. Sprachforschung ·L l ( I 9 IO) I79; 0. Keller, Thiere des classischen Altertums, Innsbruck, r 887, 4 5 2\ ]. Andre, l .cs noms d'oiseaux en latin, Paris, I 967, 1 2 8 f. ' 5 3 H. Suolahti, Die deutschen Vogelnamen, Straßburg, I 909, 27 ff. ; A. Walde J l'okorny, Vergleichendes etymologisches Wörterbuch der indogermanischen Sprachen, lkrlin-Leipzig, I 927, 2, 68 I ; Radke, Götter, 20, 2 5 4. ' 1 4 Hartung 2 , I 7 5 f. ; Reinach, RHR 5 5 ( I 907) 34 1 . ' 1 1 G. Bergmann, IF 39 ( I 920) I 0 5 . ' 1 6 Hartung 2, 1 7 5 f. ; Reinach, RHR 5 5 (I 907) 3 4 I ,344 f. ; Krappe, Mnemos. ser. 3,9 ( I 'J4 I ) 24 I 6, 245, 254; Radke, Götter, 20,254 ·
lntercidona, Pilumnus, Deverra
Das pilum und seine Götter
Hirts (I. c.) Q mit Sicherheit verfehlt und wird zu Recht allgemein abgelehnt: '57 Der Specht lebt keineswegs "vor allem in Fichtenwaldungen", sondern in Wäl dern von sehr verschiedener Art, und wenn es eine typische Verbindung mit einer bestimmten Baumart in der Antike gibt, so ist dies die Eiche. 1 5 8 Inhaltlich nicht ganz unpassend wäre dagegen die Lösung �; denn es gibt beim Specht gewisse sachliche Ansätze für ein ,Sehen' als besondere Funktion : das Suchen nach den Holzwürmern, das Führen eines Stammes in eine neue Heimat, ' 5 9 die Wahrsagefähigkeit und die Aufsicht über neugeborene Kinder. 160 Ein solches Sehen gilt jedoch nirgends als die definitorische Haupteigenschaft des Vogels, wie man etwa von ,Adlerauge' sprechen kann. Das Merkmal, das in verschiede nen indogermanischen Sprachen immer wieder zur Bezeichnung des Spechtes dient, in sprachlich durchsichtigen Benennungen und stereotypen Charakteri sierungen, ist das Hacken mit dem spitzen Schnabel und das dabei erzeugte Geräusch. 161 Wenn daher dieser Bedeutungsinhalt auch für picus als Alternative gegenüber einem ,Sehen' zur Auswahl steht, so erweist sich letzteres als die schlechtere Möglichkeit. Hinzu kommt die sprachliche Schwierigkeit einer Ableitung von picus aus s-pic-ere. 162 So wird diese in der älteren Forschung ver tretene Lösung heute berechtigterweise kaum mehr zur Kenntnis genommen. Gegen eine Deutung des Stammes als Schallwurzel (�), in Verwandtschaft mit lat. pipiare, russ. pikatj, rom. '"pik- spricht wieder der Umstand, daß alle diese Wörter Ausdrücke für Pieplaute sind, typisch für kleine Vögel, der Specht aber ein größerer Vogel ist, der gerade nicht durch einen Pieplaut auffällt, sondern durch ein klopfendes Geräusch. 163 Alle übrigen Etymologien laufen, in der
einen oder anderen Form, letztlich auf eine Ableitung aus einer Wurzel mit der Hcdeutung ,spitz, Spitze' o. ä. hinaus. Wenn dabei im einzelnen gegen den Vor schlag �. eine Verbindung mit gr. JWtKiAo �, eingewendet wird, daß einige unter dieser Rubrik zusammengestellten indogermanischen Vogelnamen gegenüber lat. picus einen Guttural enthalten, 1 64 so ist die Folge nur, daß diese abgetrennt werden müssen, die Vermischung zweier Stämme - nach dem Vorschlag von Walde- Pokorny - angenommen werden muß,' 6 5 wobei uns nur der nichtguttu rale Stamm angeht. Das weitere Gegenargument, daß aus diesem Stamm auch Namen für nichtbunte Vögel gebildet werden, 166 ist nicht nur sachlich unzutref fend, 167 sondern auch irrelevant. Denn das dem griechischen Adjektiv JWtKtA O � zugrunde liegende deverbale nomen actionis ':·not:Ko � hat die Bedeutung ,bunt' gar nicht, sondern bedeutet ,Schneiden', ,Stechen', ,Ritzen', ,Tätowieren' wie auch der Stamm des Grundverbes, idg. pik-. 16 8 Die unmittelbar aus diesem Stamm abgeleiteten lateinischen Benennungen picus, pica müssen somit die Bedeutung ,stechend, ritzend' = ,spitz' haben. 1 69 JttKQO � (�) ist nun nichts ande res als "eine alte !-Ableitung desselben Verbs" mit der eigentlichen Bedeutung ,"einschneidend, stechend"'.'70 Diese ,Schärfung', die auch in den lateinischen Namen Picus, Picumnus enthalten ist, nur sekundär, im Sinne der ,Schärfe' des Düngers zu verstehen, wie G. Radke es tut, mit Berufung auf die - sekundäre Verbindung von Picumnus mit dem Dünger, •7 1 dafür besteht allerdings gar kein Grund. Denn JttKQ6 � besitzt noch bei Homer und Sophokles 1 72 seine primäre Bedeutung im Sinne des Spitz-Seins einer Waffe. Wir kommen also zu dem Ergebnis, daß die Namen Picus und Picumnus aus einem Stamm abgeleitet sind, der den semasiologischen Wert von ,spitz', ,Spitze' o. ä. hat. Wie die Wurzel von pinna einerseits, der Wortgruppe spica, spiculum andrerseits sich zu diesem Stamm von JttKQ6 �, Jt OtKtA O � verhält, brau-
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'57 Reinach, RHR 5 5 ( I 907) 343 f. ; Bergmann Io5 ; Walde - Pokorny 2,68 I ; Walde Hofmann 300. ' 5 8 Keller, Thiere, 2 8 I , 4 5 3 ' 3 ; Daremberg-Saglio s . v. Picus 47 I 2 ; Krappe, IF 50 ( I9 3 2) 6 4 ff.; Plut. quaest. Rom. 269 ; Ovid Metam. I4,326; 39 I . Vgl. auch die griechischen Namen OQUOKOAamTjc;, oguoK6noc;. ' 5 9 Keller, Thiere, 282. '6° Corssen, Aussprache 2, I7J; Sechstein 3 8 8 f. ; Roscher, Lexikon s . v. Indigitamenta (Pilumnus) 2 I 5 ; Suolahti 2 8 ; Ovid Metam. J 4, 3 5 9 ; 372; Plin. Nat. Hist. 27, 8 5 (interdiu . . . pico . . . impetum in oculosfaciente). ' 6 ' V gl. gr. ogu(o)KOACtnTTJc;, ogu(o)K6noc;; lat. arborum cavatores: Plin. Nat. Hist. I o, J 8 ; 40. Deutsch ,Baumhacker', ,Baumpicker' usw. Suolahti 29 ff. ; Keller, Thiere, 4 5 2 4 ; Reinach, RHR 5 5 ( I 907) 344; 0. Gruppe, BursiansJahrb. Suppl. I 8 6 ( I 9 2 I ) 1 4 2 f. ; ] . Andre, Les noms d'oiseaux, I 29 f. ; E. Schwentner, ZVS 73 ( I 9 5 6) I I 2 f. '62 Die sprachliche Schwäche der Verbindung des Wortes picus mit dem Stamm von spi cere besteht im Fehlen eines anlautenden s-. Man nimmt eine ursprüngliche Form '·spicus an wegen der naheliegenden Gleichung lat. picus/germ. Specht. Doch da ein s -Anlaut auf das Deutsche und das Nordische beschränkt bleibt, ist es einfacher, die Ergänzung eines Stam mes ''pic- durch einen s-Ai1laut im Deutschen und im Nordischen zu postulieren, als umge kehrt, den Verlust eines solchen ursprünglichen Anlauts in allen anderen idg. Sprachen. Im übrigen ist mir kein Beispiel dafür bekannt, daß ein lateinisches, aus dem Stamm von spicere gebildetes Wort das anlautende s- verloren hätte. Ebensowenig kenne ich ein Beispiel dafür, daß der Specht nach dem Sehen benannt oder als Sehender stereotyp charakterisiert wäre. Pokorny 68 1 . Der Specht gibt auch unmittelbare Töne von sich, doch diese ">I Walde sind ,g rof�t"· Tilnc, kein Piepen : ein Wie he rn vgl . den Namen "Wieherspecht" (Suolahti -
,
',
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33), ein ,Schreien' ("Schreiheister" Suolahti 3 3) . Auch die pica ( = Eichelhäher oder Elster, vgl. Anm. I 46) ,schnarrt' oder schwatzt, garrit, non pipiat. Vgl. Plin. Mai. I o, I I 8 sq. ; Suo lahti 202 ; Keller, Thiere, 279, 282. '64 Walde - Pokorny 68 I; Walde - H ofmann 300. •65 Walde - Pokorny 68 I . 1 66 Bergmann I 0 5 ; Suolahti 29. ' 6 7 Alle Spechtarten sowie die Elster (pica) sind zumindest schwarzweiß gefärbt, d. h. ver 'chiedenfarbig, ,bunt' im weitesten Sinne. So nennen Plinius Maior Nat. hist. I 0,78 sowie l'etron Sat. 28 die Elster pica v a r i a . JtOtKiAoc; bedeutet auch schwarz-weiß vgl. Geopo111ca I 8,6. ' 8 6 H. Frisk s. v. notKiAoc; 5 72 f. ' 69 Pica bezeichnet zwei verschiedene Vögel : den Eichelhäher Corvus glandarius = Gar mlus glandarius L. und die Elster Pica caudata = Pica pica L. J. Andre, Noms d'oiseaux, I 27 f. ; S. H. Leitner, Zoologische Terminologie beim älteren Plinius, Hildesheim, I 972, 200. Wie der Specht den Baum (die Eiche) hackt, so die pica als Eichelhäher die Eichel. (Vgl. den Namen , Holzhacker' für den Eichelhäher Suolahti 202). Außerdem stellt der Schwanz der picaeine besondere ,Spitze' dar: picarum genera, . . . longa insignes cauda (Piin. Mai. I0,78). '7° Frisk 57 3; s. v. JttKQ6c; 53 5 ; Walde ·- Pokorny 9 f. ' 1 ' Götter, 254 f. '1' T h LGr s . v . ntK!_!Öc; 1 078 B C.
Intercidona, Pilumnus, Deverra
Daspilum und seine Götter
chen wir hier nicht zu erörtern. Denn an der Bedeutung würde sich nichts ändern. Dieses Ergebnis scheint umso überzeugender als es dem Namen des Spechtes im Griechischen wie auch in anderen Sprachen entspricht : ÖQUOKO Altn'IT]<;, ÖQUOK6nos, m:AEKfis (Baumhacker, Rindenpicker etc.) /73 ebenso der Charakterisierung durch Plinius Maior Hist. Nat. 10,40 als arborum cavator. Es ist aber auch in Einklang mit der Gewohnheit des Spechtes, Menschen die Augen auszuhacken, l74 mit seiner spezifischen Macht gegen Nägel und Keile 1 75 sowie mit der Funktion des Spechtschnabels als Amuletts gegen Bienenstiche. 176 "Sein Schnabel ist in der Tat so stark, daß er Eichen umstürzen kann, dadurch daß er sie behackt . . . ". 1 77 Es wäre allerdings ein Fehler, diesen Charakter eines ,Spitzvogels' einseitig nur auf den spitzen Schnabel zu beziehen. Wie das Bei spiel anderer Tiernamen ähnlichen Gehalts zeigt, gewinnt man eine solche appellative Charakterisierung häufig durch die generalisierende Zusammenfas sung m e h r e r e r Merkmale. So bei der im Deutschen "Spitz" genannten Hun derasse aus den spitzen Ohren u n d der spitzen Schnauze ;178 beim mythischen Hund des Geryones, Ortho5= ,der aufrecht Stehende', erklärt man den Namen ebenso von arrecti5 auribu5 wie von dem gesträubten Haar oder als erectu5 vel arrectu5; der Name wird sogar als Orthro5 verschrieben und dann volksetymolo gisch als ,Der Frühaufsteher' gedeutet. l79 Auch der Specht aber zeichnet sich außer dem spitzen Schnabel noch durch eine andere herausragende Körperpar tie aus, durch die eigentliche Spitze des ganzen Körpers, das obere Ende des Kopfes ; dieses trägt ein Federbüsche!, das rot ist : . . . natura . . . dedit . . . cirro5 pico . . . Martio (Plin. Mai. Nat. Hist. u , r 22). Nach einer sehr bedenkenswerten Theorie war sogar dieser Kopfabschluß der Sitz des quiddam divinum im Vogel des Mars. 1 80 Tatsache ist, daß er besondere Affinitäten mit aller Art ,Spitzen' in diesem Sinne zeigt : Er sitzt auf dem oberen Ende einer heiligen Säule ;181 er setzt sich auf die Spitze von Fahnenstangen /8 2 ja er läßt sich auf dem Kopfe
!'ines römischen Beamten nieder, 183 der dazu noch den Beinamen Tubero trägt, d . h . ,der mit einem Auswuchs auf dem Kopf< �84 und als dessen Alterego der Vogel gilt - der Vogel mit dem ,Auswuchs' auf dem Kopf ist ein Abbild des J >raetors und bildet zugleich dessen ,Kopfauswuchs'. 185 Wie wenig zufällig d iese enge Verbindung zwischen Specht und Spitze im Sinne von ,Scheitel, C ipfel, höchster Punkt' ist, zeigt der Umstand, daß die Griechen genauso lbchten : Hesychios behauptet, daß das Wort KOAOicumnus die Anthropomorphisierung eines Vogel(gestaltigen Gotte)s oder !'i nes ,Spitzseins' anderer, direkter Art? Ist Pilumnus und Picus die originäre Dualität, eine Zweiheit ,Waffengerät und VogeJ< �9I in anthropomorphisierter
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I7J S. oben Anm. I 6 r . 1 74 Plin. Mai. 2 5 ,29; 27, 8 5 . l7 5 Plin. Mai. I0,40; 2 5 , 1 4. Vgl. "schwed. hackspik ,Specht', wo die Anlehnung an spik
,Nagel' unverkennbar ist" (Suolahti 29). '76 Plin. 29,92; 30, I 47. ' 77 Plut. Quaest. Rom. 2I 269; Ovid Metam. I4,J9I f. 1 78 F. Kluge - W. Mitzka s . v. l79 RE s . v. Orthros I) ( I 942, Müller-Graupa) I497ff. ; I 498,6o ff. ; F. Mentz, Ph 8 8 ( 1 93 3) 1 9 5 ff. ; Der kleine Pauly s. v. Orthos 2 ) ( I 979, H. v . G.). ' 80 R. B. Onians 470 : , . . . the picus Martius . . . Its cry is not remarkable and its pecking beak will not suffice to explain why it should have been singled out and honoured thus. The significance which we have seen to be attached to the head and to the appearance of fire there suggests attention to a remarkable characteristic of the different European species : that they are marked with scarlet on the head, most strikingly in the case of the Great Black Woodpecker, the picus Martius of Linnaeus.' ''' Dionys. Hal. I , I4,5 ; Keller, Thiere, 28 I ; Krappe, Mnemosyne ser. 3 , 9 ( I 9 4 1 ) 2 5 0 ; M . P . Nilsson, The Minoan-Mycenaean Religion, Lund, 1 927, 29o ff. ''' Pau l . Fest. 2 ) 5 , I 6 ; I " Bouchc-Lcclcrcq, Histoire de Ia divination, Paris, I 882 = Aalen, =
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1 978, 4 , 1 2 r ; R. Merkelbach, in : Studi in onore di U. E. Paoli, Firenze, 1 9 5 5, 5 I 3 ff. ; 0. Sze Jncrenyi, in: Sprache und Geschichte, Festschrift H. Meier, München, I 9 7 I , 5 3 I ff. ' ' 3 Plin. Mai. r o,4r und 4 Parallelberichte, s. Köves-Zulauf, Reden und Schweigen, 234. ' ' 4 Köves-Zulauf, Reden und Schweigen, 246. ''5 Köves-Zulauf, Reden und Schweigen, 245 f. Auch bei Ovid Metam. I 4, 3 1 4 wird Picus 1 1 1 Menschengestalt mit einem picus auf dem Kopf dargestellt: foctum de marmore signuml r )stendit iuvenale, gerens i n v e r t i c e picum. ''6 Brind'Amour, Latomus 36 ( 1 975) 3 1 2 1 ; Frisk s. v. KOAOlpWV. ' ' 7 RE s. v. Polytechnos I 8 3 4 f. ; Brind'Amour, Latomus 36 ( 1 975) 3 1 . ''' Hesych. s . v. ninov; Brind'Amour, Latomus 3 6 ( I 97 5 ) 3 I 2 1 • ' '9 ThLGr ss. vv. KEAEOVTE<; und KEAE6<;; Krappe, Mnemosyne ser. 3, 9 ( 1 94 1 ) 243 ff. "10 Brind'Amour, Latomus 36 ( I 97 5 ) 3 I 2 1 • ''" Die Verbindung von Waffengerät (Axt) und Vogel (Specht?) ist bekanntlich auf kreti " hcn Darstellungen häufig : 0. Gruppe, Bursians Jahrb. Suppl. I 8 6 ( I 92 I ) 142 f. ; R. Harris, 1\oanerges, 2 I I ; Nilsson, Minoan Religion, 290 ff. ; S. Wide, Festschrift Johansson, Göte1 " >rg, I 9 I o, 62 ff. ; Der enge Zusammenhang zwischen Axt und Specht drückt sich auch i n d < · n g r ie ch i s c he n Namen für heidr aus :
lntercidona, Pilumnus, Deverra
Das pilum und seine Götter
Form, oder aber Pilumnus und Picumnus ? Diese Fragen zu stellen, bedeutet fast schon, die richtige Antwort zu finden. Denn Picus an sich ist schon eine vollgültige Anthropomorphisierung, eine anthropomorphisierende Weiterstei gerung Picus-+Picumnus wäre grund- und funktionslos ; nirgends wird ferner Pilumnus mit Picus gepaart, wohl aber immer mit Picumnus. 1 92 Hinzu kommt, daß Picumnus generell archaischeren Charakters ist als Picus, ein Zwilling gegenüber einem Individuum, ohne genealogische Einordnung. 193 Schließlich spricht auch die strikte Parallelität zwischen Pilumnus und Picumnus dafür, daß auch der zweite Name wie der erste, mit Hilfe desselben Suffixes, aus der Benennung für einen leblosen Gegenstand, und nicht für ein Lebewesen, ein Tier, gebildet ist.194 Wenn dem so ist, welche Art ,Spitze' kann aber dann mit dem Namen Picumnus gemeint gewesen sein ? Namen und Wesen des Picumnus hat schon A.-J. Reinach von der Vorstel lung der ,Spitze' abgeleitet, die in lat. pingere enthalten ist und nach ihm einer seits zu dem Namen Picus, andrerseits zu Picumnus führte, deren Identität er mit Nachdruck bestritt. l95 Sachlich fand er die Spitze, die Picumnus repräsen tierte, in der Schärfe der Axt, der Doppelaxt, 1 96 und sah in ihm eine römische Variante des in ganz Europa verbreiteten Axtgottes vom Typ eines "Labran deus, Dolichenus, Latobios, Tarann, Odin etc." (o. c. 344). Die enge Paarung von Pilumnus und Picumnus erklärte er als Abbild des Nebeneinanders von zermalmendem und schneidendem Waffengerät, der zwei alternativen Urtypen von Waffen und Geräten, ,le pilant et le piquant, pilum et picnum ' (o. c. 345).
Diese Zweiheit von pilum und Axt sowie deren Gottheiten Pilumnus und Picumnus betrachtete er auch als den ursprünglichen Kern des Geburtsritus der Silvanus abwehren sollte, und zwar mit Hilfe einer mehrphasigen Entwick� lungstheorie : Aus der ursprünglichen Zweiform sei zunächst eine Vierform geworden, dadurch, daß man neben den die Gegenstände repräsentierenden männlichen Gottheiten auch die mit den Gegenständen ausgeführten Handlun gen in weiblichen Gottheiten verkörperte und diese dem jeweiligen männlichen Gott zur Partnerin gab ; so entstanden die zwei Paare Pilumnus und Deverra sowie Picumnus und Intercidona. Unter dem zur Entwicklung von Triaden drängenden etruskisch-griechischen Einfluß entstand dann die dreigliedrige Endform ; das Opfer dieser Umgestaltung war Picumnus, die Gewinnerin Deverra : Picumnus wurde von seiner Göttin Intercidona und seinem Gerät der Axt, getrennt und mit Pilumnus verschmolzen ; auf der anderen Seite De�erra von Pilumnus getrennt, verselbständigt und sogar mit einem eigenen, aus ihrem Namen heraus kreierten Gerät, dem Besen ausgestattet. Das Ergebnis war J>ilumnus + pilum - Intercidona + securis - Deverra + scopae. Kritisch betrachtet erscheint diese Erklärung als eine Vermischung von richti gen Erkenntnissen mit nicht möglichen, realitätswidrigen Konstruktionen. D �e Verbindung von Picumnus mit der Axt beruht auf der etymologischen Ableitung des lateinischen Wortes bipinnis= Doppelaxt aus pinnum = acutum (Quint. r , 4, u) sowie der sprachgeschichtlichen Erklärung dieses pinnum als ':pic-nom, d. h. aus derselben Wurzel, die auch in Picumnus vorliegt: Die ,Spitze' des Picumnus (pic-) wäre somit dieselbe wie die der Axt (pic-). Die heu tige Sprachwissenschaft jedoch erklärt das Wort für Axt bipinnis sowie pinna anders, wobei das Vorhandensein eines authentischen lateinischen Wortes pin num acutum, oder pinna = Axt bestritten. wird . ' 97 Aber selbst wenn es diese Wört�r gegeb � n haben sollte, 198 wäre eine Ableitung aus der Wurzel ''pic- nicht möglich, da em ''pic-num(na) lautgesetzlich ein pignum ergeben hätte. 199 Aber auch dann, wenn man selbst dies noch konzedieren wollte) bliebe festzustellen )
1]4
Axt : ni;A,EKU<; Specht: nEA,EKii<;, nEA,EKav KEA,Et<; KEA_EÜ<; Bursians ThLGr s. v. m:A,EKav; Frisk ss. vv. nEA,EKii<;, KEA,E6<;; Cook, Zeus 2,692 f. ; Gruppe, vgl. E. Schwyzer, Jahrb. Suppl. r 8 6 ( 1 9 2 1 ) 1 4 2 f. Zur Bedeutung ntA,EKU<; = (Axt)hammer Zimmermann aus RhM 79 ( 1 9 30) 3 1 4 ff.; M. Delcourt, Hephaistos, Paris, 1 957, 64. Der eine Axt (nEA,E weil elt, verwand ) (nEA,EKav Specht einen in wird nos, Polytech n, Kolopho us Libera Antonin war: erät Arbeitsg tes geschenk Kii<;) sein repräsentatives, von Hephaistos 9 5 0- 1 9 5 1 , 1 Milano, ltis, di saga La a, Cazzanig I. Vgl. 14. 3, Bibl. r Apollode ; lis 1 1 ,2 ff. I , 5 3 ff., 76 ff. ßreich ist die Aufzählung Minuciu s Felix 19' S. oben Anm. 1 42, 1 46. Sehr aufschlu Oct. 2 5 ,8 : Rarnanorum enim vernaculos deos novimus: Romulus, Picus, Tiberinus et Consus et Pilumnus ac Volumnus dii. net als Pilumnu s Hier wird Picus in eine andere Kategorie ( = göttliche Urkönige) eingeord bieten Polum riften Handsch die r, Konjektu eine ist s Volumnu ?). ( = Götter der Kindheit statt -ic ? Oder nus: Versteckt sich dahinter ein Picumnu s, mit fehlerhafter Schreibung -ol auf jeden Fall, daß Pilumnu s e i n e sonst unbekannte Reimbild ung zu Pilumnu s? Feststeht Weise n i c h t Picus ist. h i er mit einer Gestalt gepaart wird (ac!), die auf demonstrative 1'1 1 S . oben A n m . I 46.
dem Picumnu s iden (Radke, Götter,
ln der ' l at ist nicht nur Pilumnus , sondern auch Sterculin ius, mit ,Dünger"' t i fi z iert w i rd , die Verkörpe rung einer Sache : "Sterculus ist der l <J 4 ) . Snv. Aer1. 9>4, oben A n m . 1 42. 1'1\ ( ) . l'' ·' .l9 fl, l 4 ' f . . . 1'1'' So ,dwn l l a rl l l n g 2, 1 7 S f. 1 ''"'
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1 97 Pinna gilt als dial ktale Nebenform von penna ,Feder', aus ''pet-na vgl. lat. .petere; bi � . . als das, ,w�s zwe1 Flügel hat'; das von Quintilian bezeugte Wort pinnum = acutum als {'tnnts ( , rammatlkererfmdung. S. F. Sommer, Kritische Erläuterungen zur lateinischen Laut- und Formenlehre, Heidelberg, 1 9 14, r 5 f. ; Walde - Hofmann ss. vv. penna, pinna; Ernout-Meil lct S S . VV. 198 Einen B e w e i s dafür, daß ein lateinisches Wort pinnum acutum, dessen Existenz t)uintilian mit l?roßer Entschiedenheit bezeugt, nur das Erzeugnis etymologischen Rück . 'l·hbeßens Jst, g�bt es mcht: . . . discatpuer . . . nec miretur . . . cur . . . .fiat a,pinno 'quod est acu t u m, securzs utrzmque habens aciem ,bipennis ; ne illorum sequatur errorem qui, quia a pennis duabus hoc esse n?me� ex�stima � t, pennas avium dici volunt. Die einschlägigen Ausführungen 1 - .dors we1chen m w1cht1gen Emzelheiten von Quintilian ab, so daß sie nicht als eine Kopie l,)umobans gewertet werden können, sondern zumindest teilweise eine zweite Bezeugung darstellen : Haec (sc. securis) apud veteres penna vocabatur; utrimque autem habens aciem, l'i{'Cnnis. Nam bipennis dicitur quod ex utraque parte habeat acutam aciem, quasi duas pinnas. l'cnnum autem antiqui acutum dicebant; unde et avium pinnae, quia acutae. Et ecce nomen
!ntercidona, Pilumnus, Deverra
Das pilum und seine Götter
daß aus der a I I g e m e i n e n Bedeutung der Wurzel 'pic- (, Spitze') erst durch Hinzufügen des Elements -na(-num) die k o n k r e t e Bedeutung , A x t spitze' wird; nur eine Namensform Pinnumnus o. ä. wäre daher ein etymologischer Beweis für eine Verbindung des Gottes mit der Axt, wofür im übrigen auch alle sachlichen Indizien fehlen. Ein Pic-umnus neben ':pic-na aber könnte Repräsen tant von Spitzen jeder anderen Art sein. Als noch weniger möglich stellt sich das Bild heraus, das Reinach von dem Geburtsritus und dessen Entwicklung zeichnen muß, um seine Vorstellung von einer originären Verbindung zwischen Picumnus und der Axt unterzubringen ; es entpuppt sich als eine regelrechte reductio ad absurdum, deren Absurdität zum Gegenbeweis gegen die Richtigkeit der Ausgangsthese wird. Die Grundlosig keit, ja Irrigkeit der dabei angenommen a I I g e m e i n e n Entwicklungsprämis sen sei nur nebenbei festgestellt. Nichts weist ferner auf eine genealogische Ver knüpfung von diesen Göttern und Göttinnen hin ; das Prinzip der Dreiteilung in Rom erscheint nach heutigen Ergebnissen eher als von Anfang an gegeben (Dumezil), die Ablösung durch Dualformen als die spätere Stufe;200 kein Indiz spricht für eine nachträgliche Aufnahme von Deverra in den Rit� S!0' Au� h der _ Umstand, daß die Theorie die charakteristische Struktur des RituS - Emhelt lichkeit, festgefügte Reihenfolge, zentrale Stellung von pi/um - keineswegs erklärt, mag noch als weniger wichtig gelten. Der Hauptpunkt des Anstosses ist j edoch die Rolle, die durch diese Theorie dem Fegen, dem Besen und Deverra willkürlich zugewiesen wird : Daß deverrere die charakteristische Funktion der Mörserkeule war,202 widerspricht eindeutig den Tatsachen, ebenso die Annahme, scopae hätte ursprünglich die Abfälle des Korndreschens bedeutet/03 eine Textform ab scopis [deverrendisj gibt es in keiner Handschrift und ist als Konjektur unmöglich; die Annahme ist abwegig, die Gestalt der Deverra sei durch Teilung der Pilumnus-Gestalt gewonnen worden (,Pilumnus s'etait deja divise en s'accouplant avec Ia deesse nee de lui' o. c. 340) u. a. m!04 Eine These, die zu so unmöglichen Konsequenzen führt, kann nur falsch sein. Was indessen der Kritik standhält, hat noch heute Gewicht : a) Die Ableitung des Namens Picumnus aus dem Stamm 'pic-o-!0 5 b) Die Betonung des engen Nebeneinanders von Pilumnus und Picumnus'06 sowie die daraus gezogenen
Schlüsse : c) Daß Picumnus, wie Pilumnus, nach Benennung und Wesen mit einem Gerät besonders verbunden sein muß ; d) Daß angesichts der sonstigen engen Paarung das Fehlen des Picumnus im Ritus nach einer Erklärung ver langt und dies am aussichtsreichsten darin zu finden ist, daß Picumnus in i rgendeiner Form sich in Pilumnus verbirgt. Die zwei letzten Punkte sind näher zu präz1s1eren. Die Folgerung, daß Picumnus, wie Pilumnus, mit einem Gerät verbunden sein muß, wird durch die Parallele der Dioskuren und anderer ,dioskurischen' Zwillinge gestützt, mit denen die zwei römischen Götter identifiziert werden (Serv. Aen. 9,4 oben S. I I O) und deren weltweiter typologischer Gruppe sie jedenfalls angehören. Die Dioskuren besitzen im Prinzip die gleiche Gestalt und Haltung, die gleichen Attribute - Kleidung, Waffen, Sternsymbol, Pferd usw. - und wenn eine Variation stattfindet, so im Rahmen der prinzipiellen Gleichheit!07 So reitet der eine Zwilling z. B. auf einem schwarzen, der andere auf einem weißen Pferd ; der eine trägt einen schwarzen, der andere einen wei f�en pilos; der eine ist bärtig, der andere ohne Bart!08 Oder die Seiten sind ver kehrt : der rechten Körperhälfte des einen entspricht die linke des anderen ; was der eine mit der rechten Hand ausführt, tut der andere mit der linken!09 Oder aber der erste trägt eine Lanze mit der Spitze nach oben bzw. nach rechts, der zweite nach unten resp. nach links. 2 10 Auf Grund dieser Parallelen ist zu erwar ten, daß auch Picumnus mit einem Gerät verbunden war sowie daß das charak teristische Gerät des Picumnus eine abgewandelte Form des pilum war, abge wandelt in Richtung ,Spitzsein'. Was eine notwendigerweise gemeinsame Präsenz des Pilumnus und Picum nus betrifft, so werden diese zwar nur etwa in einem Viertel unserer Belegstel len zusammen genannt!" Doch die getrennte Nennung erfolgt immer in theo retisierendem Zusammenhang, im Rahmen einer genealogischen oder etymolo gischen Fragestellung, die jeweils nur e i n e n der Götter als Vater oder e i n e n der Namen als etymologisch passend gebrauchen kann : die Einzelerwähnung ist durch den besonderen Kontext bestimmt! 1 2 Die fünf Texte mit gemeinsamer Nennung dagegen haben eine völlig andere Qualität : Sie nehmen -:- direkt oder indirekt - auf Riten bzw. auf das Pontifikalrecht Bezug!'l Die die Silvanus-
200 A. Alföldi, Die Struktur des voretruskischen Römerstaates, Heidelberg, I 97 4, 42 ff., I 5 r ff. 20 1 Reinach, RHR 5 5 ( I 907) 3 392• 202 3 392 : ,deverrere, qui indique a l'origine l'action de rejeter !es issues en battant le grain'. 0. c. 3 3 9 : ,intercidere est bien le propre de Ia hache, deverrere du pilon'. 20J 3 3 8 f. 204 Ein Wort verrae (vgl. 3 392) gibt es im Lateinischen nicht. 3 39 ' wird ein Nonius-Zitat dem Servius zugeschrieben. . . . 20 5 Dies bedeutet jedoch nicht, daß alles, was dazu von Reinach 3442 gesagt w1rd, nchug ist. 206 "als Götterpaar bezeugt seit Fabius Pietor . . . Alliteration und Reim d � r Namen zei gen, daß die Paarung nicht allzu jung sein wird" : RE s. v. Pilumnus und PJCumnus 1 369, 17 ff. V gl. ohcn SS. 97, 1 1 o f.
207 Daremberg-Saglio s. v. Dioscuri (I 892) 25 5 ; RE s . v. Dioskuren ( I 903) I I o 7 ff. ; Cook, /cus 2,4 3 5 ff. ; Krappe, Mythologie universelle, 5 5 f., 86. 208 RE s. v. Dioskuren I 09 I ; Cook, Zeus 2,43 5 f., 4 5 r . 209 Cook, Zeus I ,765-770, insbes. fig. 5 5 4 · 5 5 5 · 5 6 5 . 1 00 Cook, Zeus I , 2 5 0 fig. I 8o. I , J 5 fig. 8. I ,443 fig. 3 5 1 ; E. Krüger, Trierer Zeitschrift l h- 1 7 ( I 94 I - I 942) 7. "' Nonius 8 3 5 L. ( = Fabius Pietor Iuris Pontificii lib. III) ; Nonius 848 L. ( = Varro de v i 1 a Populi Romani lib. II) ; Serv. Aen. 9>4; Serv. Aen. I0,76 (Varro). Vgl. oben Anm. I 46. '" Genealogischer Kontext : Verg. Aen. 9,4; I 0,76; 6 I 9 ; I 2, 8 3 (indirekt) sowie Serv. i\t"ll . 7,J72 ; I o,76; 6 I 9 ; 1 2, 8 3 . Etymologischer Kontext : ,Pilumnus a pilo' : Aug. CD 6,9 ; l 'l i n . NH. 1 8 , 1 0 ; Isid. Etym. 4, 1 1 , 5 ; Mart. Cap. 2, 1 5 8 (implizit) . ,Picumnus = picus ' Nonius K \ 4 L. Zu Min. Fel. Oct. 2 5 , 8 s. oben Anm. I92. ' ' 1 Es ergeben sich fünf Belege, weil Nonius 848 L. doppelt zu zählen ist : a) praesides aus t•iciis coniu�:alibus. - h) U!rro . . . : , . . . lectus sternebatur'.
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Intercidona, Pilumnus, Deverra
Das pilum und seine Götter
Abwehr beschreibende Augustin(Varro)-Stelle mit Erwähnung nur des einen Pilumnus fällt insofern tatsächlich aus dem Rahmen.2'4 Hinzu kommt, daß gleichzeitig2' 5 mit dem alleinigen Auftritt des Pilumnus als Beschützer der Wöchnerin derselbe Gott nachweislich in gleicher Funktion, im gleichen Geburtshaus, in denkbar engster Verbindung mit seinem Bruder Picumnus prä sent ist : auf einer gemeinsamen Liege, als coniugalis. 2'6 Daß er sich unter diesen Umständen von seinem Doppelgänger plötzlich trennen sollte, ist mehr als unwahrscheinlich. Als richtig anzunehmen ist vielmehr, daß pilum hier letzten Endes symbolisch für das Götterpaar, nicht nur für einen von ihnen steht, zwar direkt für Pilumnus als den erstrangigen, indirekt aber auch für Picumnus ; wenn Varro oder der Volksglaube nur von Pilumnus spricht, so ist das eine Kürzel, bedingt auch durch die etymologische Komponente der Stammgleich heit zwischen pilum und Pilumnus. Wenn pilum somit indirekt auch Picumnus repräsentieren kann, wenn pilum in einer ,spitzen' Variante auch ein Gerät des Picumnus ist, was ist diese Vari ante dann für ein Gerät? Angesichts der doppelten Verwendung des pilum - als Mörserkeule zum Stampfen und als Wurfgeschoß zum Treffen (s. oben SS. 98 ff., I 07) -, angesichts der Tatsache, daß das pilum als Wurfgeschoß tat sächlich gespitzt war, ja sogar mit der Zeit eine eiserne Spitze erhielt, 2 1 7 wäre es naheliegend, daß Pilumnus das pilum als stumpfes, stampfendes Gerät reprä sentierte, Picumnus aber als spitzes, stechendes, verwundendes. Wenn wir diese Lösung trotzdem nicht für die richtige halten, so deswegen, weil das Gerät in beiden Verwendungen pilum genannt wurde, was strikt zu Pilumnus gehört. Vielleicht noch wichtiger aber ist der Gesichtspunkt der Simultaneität: ein pilum kann nie gleichzeitig als Mörserkeule und als Wurfgeschoß fungieren, sondern nur in chronologischem Wechsel, Pilumnus und Picumnus dagegen stellen keine zeitliche Alternative dar, sondern existieren als Brüderpaar grund sätzlich immer zusammen. Das pilum muß also in irgendeiner Form gleichzeitig das Gerät sowohl des Pilumnus als auch des Picumnus sein. Da das Gerät gleichzeitig immer eine Doppelform hat, liegt die richtige Lösung auf der Hand: Da Pilumnus proprie die stampfende Geräthälfte repräsentiert, wird Picumnus die andere Hälfte vertreten, die beim Stampfen immer gleichzeitig in die Höhe ragt. Das pilum ist also in der Tat auch das Gerät des Picumnus, nur mit der jeweils anderen, oberen, Hälfte seiner Doppelform.2 ' 8 Damit haben wir die Vorstellung der ,Spitze' gefunden, die dem Namen Picumnus zugrundeliegt und die der ,Spitze' parallel ist, auf der die Benennung des Vogels picus beruht
(oben SS. I 29, I J4 f.).219 Es handelt sich hierbei freilich um ,Spitze' nicht so sehr im Sinne eines geometrischen Winkels, sondern vielmehr im allgemeineren Sinne der höchsten Stelle eines Gegenstandes, um die Vorstellung, wie sie lat. cacumen, fostigium zugrunde liegt. Daß charakteristische Momente des Geburtsritus im Lichte dieser Erklärung als Selbstverständlichkeiten erscheinen ist kein geringes Argument für ihre Richtigkeit : Wenn ein pilum auf dem lectu� die Anwesenheit der Götter anzeigt, so ist es in der Tat unausweichlich daß es die Anwesenheit des Pilumnus mitsamt der des Picumnus ist; und w�nn ein pilum Silvanus entgegengesetzt wird, so muß darin zwar primär Pilumnus wir ken und genannt werden - das u n t e r e Ende des Gerätes wird ja betätigt, auf d1e Schwelle gesetzt -, doch unzertrennlich davon ist auch das obere Ende da ' d. h. Picumnus anwesend. Es liegt in der Natur der Sache, daß als Funktion des Suffixes -mnus im Namen des Picumnus dasselbe wie bei Pilumnus angenommen werden muß, was bedeutet, daß auch er mehr ist als ein numen, das wie der obere Kopf des . Gerätes Wirkt, auch mehr als ein Gott, der diesen ,Kopf' als charakteristisches Attribut han�habt; auch er ist letzten Endes, halbwegs oder ganz, die göttliche Hypostase dieser Geräthälfte, der , Picumgestaltige' (oben SS. I I 8 f., I 26). Es liegt hier, wie schon A.-J. Reinach richtig gesehen hat, ein Fall von Hoplolatrie vor.220 Die doppelte Namensbildung ist vom Typ Abeona/Adeona : Dieselbe Grund vorstellung wird in Form einer polaren Kontrastierung, der Richtung nach . unten und der Richtung nach oben, variiert, 22 1 wobei die erstere die wichtigere, . pnmäre Vorstellung und Gestalt ist - der ,Rammende und Ragende' etwa. Die kontrastive Parallelität der Namensgebung bringt den Doppelcharakter der Götter Pilumnus und Picumnus auf das beredteste zum Ausdruck. Sie ermöglicht aber auch die Feststellung, daß die Doppelheit der Götter nicht nur in enger Beziehung zu der Doppelform des Gerätes pilum steht, sondern deren genaue Entsprechung ist (oben S. I 09 f.) . 222 Das Phänomen einer solchen Ver göttlichung bestätigt so auf kraftvolle Weise, daß das pilum in der Tat ein Gerät von besonderer Bedeutung gewesen sein muß, ein Fetisch.22l Daß gerade des sen Verfertigung den Mittelpunkt eines Ritus in Rom bildete, wird daher voll verständlich.
Zwar steht die alleinige Erwähnung des Pilumnus auch hier in einem etymologischen Rahmen (Pilumnum a pilo, s. oben S. 95), doch nicht ausschließlich. Auch als tatsächlicher Glaubensin halt ist nach Varros Worten nur Pilumnus vorhanden. 215 Die Liege für Pilumnus und Picumnus wird unmittelbar nach der Entbindun g aufge stellt und bleibt längere Zeit aufgestellt (s. oben S. I 3 f., unten S. I79f., I 82); der pilum Ritus wird in der ersten Nacht nach der Entbindung verrichtet (s. oben S. 95). 2 1' S. oben S. I 10 f., I 20. l l 7 R E s. v. Pilum 1 3 36 ff. ) •H S. unten Anm. 240. 214
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219 Als Benennung für dies � Spitze müßte ein ''pie-um angenommen werden, nicht ''pic num Wie bei Hartung und Remach II. cc., vgl. oben S. I 3 5 f. Als weitere Konsequenz ergibt � � eh eme doppelte W�rtbedeutung für pilum: I) (im engeren Sinne) das untere, stampfende l ·.nde des Geräts; 2) (Im weiteren Sinne) das ganze Gerät, mitsamt den zwei Enden. RHR 59 ( I 909) 2 J 2 f. ; Cook, Zeus 2,544ff., 1 1 J 26 . S. oben S. I 14 f. 222 Wie das Gerät wegen seines Doppelcharakters besonders mächtig ist, so auch dessen Cötter wegen ihres Zwillingscharakters. Zwillingsein als Ausdruck verdoppelter Macht : Köves-Zulauf, Gymn. 78 (1971) I 6o. " 3 Doppelaxt als quasi-anthrop morph gestaltetes Amulett : Cook, Zeus 2,649. Diosku � rcn-Dokana als Fetisch : RE s.v. Dioskuren. Fetischistische Phänomene in der römischen R<·l igion allenthalben : Krappe, Mythologie universelle, 24I ; L. Deubner, ARW Beiheft H ( I 904) 72 ff. ; A. Alföldi, J RS 39 ( I 949) I 9-22; U. Scholz, Marskult, 27 ff. no m
Intercidona, Pilumnus, Deverra
Das pilum und seine Götter
Angesichts der Bedeutung dieses Sachverhalts, angesichts einiger lmplikatio nen, die als sonderbar erscheinen mögen, empfiehlt es sich, abschließend Zusammenhänge und Dimensionen dieser Vergöttlichung eines Gerätes einer kurzen Betrachtung zu unterziehen : a) Ist die Konsequenz nicht absurd - und somit ein Gegenargument gegen unsere These -, daß Pilumnus und Picumnus als ,Pilum/Picum-Gestaltige' auf einem Kopf stehen, keine Füße haben oder diese zumindest nicht zur Fortbe wegung benützen können? Parallelen beweisen, daß solche Vorstellungen durchaus denkbar und existent waren. Sie sind schon im metonymischen Gebrauch des lateinischen Wortes caput impliziert. Denn mit diesem Wort bezeichnete man sehr häufig b e i d e Enden eines Gegenstandes, sei er horizon tal, sei er vertikal ausgerichtet: Kopf- und Schwanzende einer Schlange, Quelle und Mündung eines Flusses, Anfang und Ende einer Linie, eines Grabens, einer Mauer, Ausgangs- und Endpunkt eines Weges, die zwei ,Köpfe' einer Brücke, beide Hälften einer Doppelaxt u. a. m.224 Ebenso aber die zwei Enden eines Bal kens, auch wenn er nicht horizontal stand ;225 das in den Boden gesteckte Ende eines Setzlings ;226 nicht nur den Wipfel eines Baumes, sondern auch seine Wur zel : . . . pedes cruraque arboris ramos appellat, caput stirpem atque caudicem (sc. Varro) (Gell. Noct. Att. r 6, r 6,2) .227 Eine Gestaltung pro pedibus caput (oben S. 1 2 5 ) ist also keineswegs etwas beispielloses. Was aber die Fortbewegungs möglichkeit betrifft, gibt es im griechischen Material Wunderwesen, die nur aus einem Kopf und drei Extremitäten bestehen und sich wie ein Rad fortbewe gen;228 eine solche Bewegungsart schreibt auch Platon im Symposion seinen Urwesen zu, die er in Fortentwicklung traditioneller Vorstellungen modelliert hat.229 Die gleiche Möglichkeit, ebenso ein geradliniges Auf und Ab, läßt ihre Gestalt auch für Pilumnus und Picumnus offen, gerade die Bewegungen, die auch das Gerät pilum machen kann. Ganz abgesehen davon, daß diese Frage stellung an sich inadäquat ist, wie das Beispiel der Dioskuren es beweist. Denn auch sie hatten ursprünglich die Gestalt von zwei festgefügten Balken, wurden noch auf etruskischen Spiegeln als zwei durch Querbalken zusammengewach sene Jünglinge dargestellt'3° und konnten trotzdem als Gottheiten der schnellen Fortbewegung (Reitergötter) gelten. b) Zweiköpfigkeit kommt im Kreise der griechischen Zwillingsgötter tatsäch lich vor.231 So z. B. als Darstellung des Zwillingspaares Herakles und Iphikles
oder eines ,doppelten Herakles'.2F Vor allem aber die Molionen haben diese Gestalt. Einer unserer ältesten Belege, ein Gedicht des Ibykos aus dem 6. Jhdt. v. Chr., nennt sie icroKE<paA-ous f:vtyuious, Wesen mit einander entsprechenden Köpfen und e i n e m Körperglied :
" 4 ThLL s.v. capuqo8, 4 1 1 , 4 1 2, 4 1 3 . s . v. biceps.
"5 ThLL 4 1 2,4 3 ; 4 ! 3 , 3 5 ff. ; Vegetius mil. 4,2 I . "" ThLL 408,78 ff. "7 Cato de agric. 36,2 ; 42,2 ; ThLL s. v. caput 4 1 4,2off. nK Cook, Zeus r ,302-309. Darunter ,the Strange type of two young male heads in juxta position, o ne of the two being upside down . . . Head . . . held that this design ,probably refers to the cult of the Dioskuri . . .' . . .' (Zeus r , 3o65). Syn1p. 1 90 A. ' 1 " C : o o k , Zeus 1 ,766-771 ; 2 , 1 60,4 3 1 f. ; F. Chapouthier 67, 1 09. ' 1 ' ( ;emeint ist hier n icht eine ]anus-artige Zweiköpfigkeit, sondern eine mit getrennten I Lil'e'1. ) } <J
Tous TE A-cuKbmous K6Qous Tixva MoA-t6vas KTavov, ÜAtKa<;, icrOKEyaffiTas tv ffit
Die in den Handschriften überlieferte Form icroKE<paA-ous f:vtyuious bereitete antiken wie modernen Philologen gelegentlich Kopfzerbrechen ;233 das erstere Wort mag in der Tat, aus metrischen Gründen, für verderbt gehalten werden und durch ein icroKaQtas (Edmonds, Loeb) icroKE<paUous (Bergk), icroKaQa vous (Hermann) o. ä. ersetzt werden, was aus der Sicht unseres Problen:s inhaltlich nichts ändert. Die Bedeutung dieser Parallele wird dadurch unterstri chen, daß ein Doppelgerät, eine Doppelaxt, als Attribut der Molionen mit gro ßer Wahrscheinlichkeit anzunehmen ist.234 Wenn ihre Deutung als Verkörpe rung der Mühlsteine'35 richtig wäre, so müßte man für die zwei Köpfe eine ähnliche polar-reziproke Stellung annehmen, wie bei der anthropomorphen Gestaltung des pilum; damit wäre auch die Wendung icroKE<paA-ous gut zu ver einbaren. Jedoch zeigen archäologische Darstellungen die Molionen ander� , mit parallel nebeneinander gestellten Köpfen,236 wie auch Herakles und lph.t . kles. Doch es existieren auch genau entsprechende Parallelen, zwet Köpfe m antithetischer Stellung : Eine Münze aus lstros zeigt zwei junge männliche Köpfe in dieser reziproken Stellung, die als Dioskuren oder als auf- u � d �nter gehende Sonne interpretiert werden.237 Angeführt werden kann aber m dtesem Zusammenhang auch eine merkwürdige Stelle aus dem ersten Buch der Argo nautica des Apollonios Rhodios, r , I OOJ ff. Hier werden die Leichen der ,Söhne der Erde' beschrieben : Sie liegen aufgereiht nebeneinander am Meeresstrand, die einen mit Kopf und Brust im Wasser, mit den �li�?maßen an Land; die . anderen umgekehrt, "wie wenn Holzfäller lange, mtt Axten fnsch behauene
232
Cook, Zeus 2,445 ,7. . . F. G. Welcker, Kleine Schriften 2, CVF; L. Preller - C. Robert, Gnechtsche Mythologie 2, Die griechische Heldensage 2, Berlin, 192 1 , 5 38 ff. 2 3 4 Der Kleine Pauly ( 1 979) s. v. Molione r 399· . ' l 5 So Welcker, Kleine Schriften, CII-CIV; Idem, Alte Denkmäler 2, Götungen, 1 8 50, J 2 9 ff. . . . '16 Welcker Alte Denkmäler 2, Tafel r 6 ; R. Hampe, Frühe gnechtsche Sagenbtlder, Athen, 1936, S8 , Tafel 9, 1 4. Herod. 6 , 5 2 bedeutet lcro<; im Zusammenhang mit Zwillingen ,de meme taille' (Legrand). ' 17 Cook, Zeus 1 , 3065. 2 ll
lntercidona, Pilumnus, Deverra
Das pilum und seine Götter
Balken in einer Reihe ans Ufer werfen".'38 Die reziproke Stellung der Leichen kann zwar rational einleuchtend erklärt werden, '39 doch es fällt schwer, hierbei an einen rein zufälligen dichterischen Einfall zu glauben. Dafür ist der ganze Abschnitt zu auffällig durch allgemeine, rational unmotivierte und aussagelose Dichotomie geprägt.'4° Jedenfalls ähneln diese Leichen urtümlicher Wesen24 1 in ihrer Stellung ad pedes caput sowie in ihrer Vergleichbarkeit mit gefällten Baum stämmen der Gestaltung pro pedibus caput des Paares Pilumnus und Picumnus und deren Ursprung aus einem gefällten Baumstamm. c) Die griechische Tradition weiß auch von Doppelwesen, die man sich ursprünglich allem Anschein nach direkt als V e r k ö r p e r u n g e i n e r M ö r s e r k e u I e vorgestellt hat, wenn auch nicht immer mit doppeltem Kopf nach Pilumnus-Picumnus-Art. Zunächst die Aloaden Otos und Ephialtes, in denen man zu Recht ein den Dioskuren engverwandtes Paar sieht;'4' und die ebenso als Gegeneis gelten, wie die kyzikenischen Riesen bei Apollonius.'43 Ihr Vater ist Aloeus, der ,Tennenmann' (aAffiTJ = ,Tenne, Dreschplatz'),Z44 Otos bedeutet
,der Stoßende' von ffi�t':ffi,Z45 Ephialtes ,der Aufspringer',Z46 d. h., wie wir mei nen, die beiden ,Köpfe' der Mörserkeule, genauso wie im Falle des Pilumnus und Picumnus.'47 ,Mörserkeule' bedeutet des weiteren der Name Thyestes, den
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Qc; 8' ÖTE iiOUQaTa !laKQU VEOV m:AEKE<J<JVti.JnEV'ta
I 00 3 uA.m611m crTOLXTJÖÜV tni QTJY!ltvt ßaA.wcrw, Ö
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Welcker, Kleine Schriften 2, CVIll, CXIII f. Preller - Robert I , I O } . LL. cc. '47 Nur die hier vorgetragene Deutung vermag die Dreierkombination Aloeus Otos-Ephialtes als ein Gesamtgebilde von zwingender struktureller Logik zu erklären. Partiell oder gänzlich abweichende andere Deutungen dienen entweder nur der Verwi schung derselben anerkannten Grundlinien oder beruhen auf falschen Voraussetzungen : a) Aloeus zwar mit aA.wT] zu verbinden, ihn aber als den ,Pflanzer' zu deuten (Preller Robert I , I O}), weil seine Frau einen typischen Erdmutternamen - lphimedeia - trägt, ist unberechtigt : Ein ,Tennenmann' hat nicht weniger mit der Erdmutter zu tun als ein ,Pflan zer'; die grundlegende Bedeutung von aA.wT] ist Tenne - ,Garten, Saatfeld' u. ä. aber nur per extensionem; was ein Stoßen und Aufspringen (oder eine Nachteule, ein spitzohriges Wesen) mit einem Pflanzer zu tun haben könnte, ist nicht ersichtlich ; vgl. demgegenüber H. Usener, RhM 5 3 ( I 898) 349· b) Die Verbindung von Otos mit wSi:oJ wird wegen der fehlenden Aspiration beim Eigen namen angezweifelt und eine Ableitung aus ouc; ,Ohr' oder finoc; ,Ohreule' befürwortet (Lit. s . RE s . v. Otos I 879, 48 ff.). Doch solche phonetischen Nuancen spielen für die Volksety mologie keine Rolle, vgl. die Verbindung Zi)Soc; - /;;l]TEtV Euripides frg. I 8 I (Antiope). Zudem ist die Überlieferung schwankend zwischen Otos und Othos vgl. Hygin Praef. 4 u . z 8 ; Myth. Vat. I , 8 3 ; 2, 5 5 , wie i m übrigen bei Zethos/Zetos (Ovid met. 6,7 I 6 ; Hygin 7, I 6), bei Kronos/Chronos (Cook, Zeus 2,445 2) . So kann die richtige Form ursprünglich durch aus Othos gewesen sein. Ja diese kann sich sogar hinter Otos verbergen mittels eines dialek talen -t- statt -th- (F. Bechtel, Die griechischen Dialekte 2, Berlin, I92 3, 66 3 ff., 669 ff. ; E. Schwyzer, Griechische Grammatik, I , 204 ff.). Für Ephialtes ist eine solche alte dialektale Form (ionisch: Epialtes) tatsächlich bezeugt (Preller - Robert I 0 } 5 ; Roscher, Abh. Sächs. Ak. Phil.-Hist. Klasse 20 [ I 900] 48 f.) . Nicht minder kann Hauchdissimilation eine Rolle gespielt haben, entgegen den Erfordernissen der Etymologie, bei zwei Namen, die dicht aufeinanderfolgten, eine feste Zweiheit bildeten und mit jeweils g e g e n I ä u f i g e n Bewe gungen verbunden waren. (Beispiele für solche Dissimilation s. Schwyzer, Gr. Grammatik, 1 ,26 I ) . Inhaltlich kommt hinzu, daß "der mit beiden Ohren vorsichtig Aufpassende und mit den Augen die Dunkelheit Durchdringende" (RE s. v. Otos I 879, 52 ff.), im Zusammenhang mit der Tätigkeit auf der Tenne oder sogar auf einer Pflanzung, gar keinen Sinn ergibt. c) Es empfiehlt sich nicht, das im Namen Ephialtes zum Ausdruck kommende Aufsprin gen, statt auf die Bewegung der Mörserkeule, auf die Bewegung des Menschen auf der "Ienne zu beziehen, die beiden Namen also als Ausdruck "vom Stoßen und Stampfen des Getreides, vom Treten und Herumspringen auf der Tenne" (Welcker, Kl. Sehr. CXIV) zu verstehen. Denn die Dichotomie Hinabstoßen/Aufspringen ist eine perfekte Beschreibung der Bewegungsabläufe einer Mörserkeule, und ein nicht so vollkommener Ausdruck für die Bewegungen eines das Getreide austretenden Menschen. Ebenso verfehlt ist in Otos (wStw) den Ausdruck für das Stampfen d e s G e t r e i d e s , in Ephialtes (i:
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Intercidona, Pilumnus, Deverra
Das Doppelgerät beim Geburtsritus
mehrere Gestalten des griechischen Mythos tragen, darunter als bekanntester der Sohn des Pelops und Bruder des Atreus.148 Dieser Thyestes wird zu Recht für eine mit dem römischen Pilumnus homonyme Gestalt erklärt.149 Ein Zwil lingshaftes Wesen ist er zwar nicht; doch zusammen mit seinem Bruder Atreus ein Repräsentant des argivischen Doppelkönigtums15° wie seine Neffen Aga memnon und Menelaos, dieses "Atridengespann im Besitze einer Doppelthron und Doppelzepter-Würde"/5 1 die mit den Dioskuren verschwägcrt sind und deren älterer, Agamemnon, später in Gestalt eines hölzernen Stabes tägliche Speiseopfer erhielt.151 Drittens aber weist ein alter Name der Dioskuren selbst, Tyndaridai, ,Söhne des Tyndareos', auf eine Benennung nach einem Gerät hin, das zumindest in die Gruppe der Mörserkeule gehört. Denn ,Tyndareos' bedeutet ,Zerschmetterer',15J was man gewöhnlich auf Zeus als Blitzgott
bezieht, 154 auf diese Weise in dem sterblichen und dem unsterblichen Vater der Dioskuren dieselbe Person erkennend. Zeus aber zerschmettert mit dem Blitz, einem Doppelgerät, das mitunter die Form eines pilum hat.15 5 Ist somit die Aus sage, die Dioskuren seien Söhne des Tyndareos, letzten Endes nur eine genea logisch-anthropomorphisierende Formulierung dafür, daß sie sich von einem ,doppelköpfigen' Zerschmettergerät herleiten? Wie dem auch sei, die angeführ ten Parallelen dürften beweisen, daß die Vorstellung von Pilumnus und Picum nus als Verkörperungen der zwei Hälften eines Doppelgerätes keineswegs aus dem Rahmen primitiven Denkens fällt.
charakteristisch, den Himmel zu erstürmen. Dieser kombiniert eine nach unten drückende Bewegung - Aufstülpen des Ossa auf den Pelion - mit einer Bewegung nach oben - Hinauf stürmen in den Himmel -. Wie exakt rolktv und tq>iaUccrSat die typische Doppelbewegung einer Mörserkeule aus drücken, läßt sich an mehreren Darstellungen ablesen : R. Meringer, Wörter und Sachen I ( I 909) 4 ; H . G. Buchholz, Acta praehistorica et archaeologica 7/8 ( I 976/7) 266-268, fig. 27-28, 32· "Es gab bei den Griechen einen Tanz, der . . . seinen Namen . . . vom Mörser oder dem, was man in ihm tat, hernahm . . . man stampfte im gleichen Rhythmus, abwech selnd, wie zwei Mörserkeulen" (Buchholz 26o f.) : Als solche "Tänzer" und gleichzeitig Ver körperungen der Mörserkeule weisen ihre Namen die Aloaden aus. Diesem ihrem Charak ter entspricht es auch, daß sie in der Unterwelt als Strafe e COntrario zur Unbeweglichkeit verdammt werden, und zwar in Form des Angekettetseins an eine Säule, mit Rücken zuein ander: ad columnam, aversi alter ab altero, serpentibus sunt deligati (Hygin 28). Hier wird ihre Angleichung an einen stabartigen Gegenstand, an e i n e n Gegenstand, augenfällig vollzo gen. Daß sie ihre ganze Existenz einer ähnlichen Angleichung verdanken, wird dadurch umso glaubwürdiger. Eine solche Angleichung ist nicht der einzige Umstand, der die Aloaden als dem Pilum nus/Picumnus vergleichbare Größen erscheinen läßt. In dieselbe Richtung weist auch ihr zweites großes Abenteuer, der Versuch, Ares am Tätigsein zu hindern (Ilias 5 ,J 8 5 ff.), wie Pilumnus/Picumnus die Funktion haben, eine Gestalt im Umkreis des Mars, Silvanus, daran zu hindern, Aggressionsakte (gegen das Zuhause eines Neugeborenen) zu verüben. 248 J. Ilberg, in : Rascher, Lexikon s . v. Thyestes ( I 9 I 5 /6) 9 I 4 ; Eitrem, Opferritus und Voropfer, 305 f. ; H. Frisk s. V. Sm:ia; Chantraine, Dict. erym. de Ia Iangue grecque, Paris, 1 968 s. v. SUw (Die Unterscheidung Sutcrnl'; = pilon, 0utcrTT]� = ,celui qui manie Je pilon' ist hier unrichtig: 0utcrTT]� i s t die Mörserkeule) ; H.-G. Buchholz, Acta praehistorica et archaeologica 7/8 ( I 976/7) 2 5 3 ; Brind'Amour, Latomus 36 ( I 97 5 ) 3 7 ; Buchholz, Methymna, Mainz, I975, 30,208. 249 Brind'Amour, Latomus 36 ( I 97 5 ) 38. 2 5° A. Alföldi, Die Struktur des voretruskischen Römerstaates, I 6 3 f. Die Dioskuren Zwillinge gelten ebenso als Prototypen und Ahnen der s p a r t a n i s c h e n Doppelkönige. Zjl M cvtAao� ava�
Obige Ausführungen enthalten nicht nur eine Antwort auf die Frage, warum gerade das pilum zum Mittelpunkt eines Ritus gemacht wurde - als doppelt mächtiges Gerät und gottgewordener Fetisch - (SS. 1 09 f., 1 39) ; sie stellen eine Erklärung auch dafür dar, warum mit diesem Gegenstand d i e Handlung aus geführt wurde, die Varro beschreibt: (limen ferire) pilo - ein probeweises Auf schlagen auf die Schwelle zwecks Prüfung seiner richtigen, symmetrisch-gera den Form und des dadurch bedingten richtigen Funktionierens (S. I 07). Und in der Tat, je wesentlicher diese antithetische Form und die polare Fähigkeit des ,Stoßens' und ,Aufspringens' für das Gerät war, desto verständlicher wird es, daß man das Bedürfnis empfand, diese Fähigkeit sofort nach der ,Geburt' des Gerätes zu demonstrieren und damit den Prozeß der Herstellung ostentativ abzuschließen. Auch der Zusammenhang der drei Handlungen findet im Rah-
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Tjö' 'Aya!-lt!-lYWY, ÖtSQOYOU L'l.toScv Kai ÖtcrKTJnTQOU Tl!-lfJ� OXUQÖY i;;cüyo� ATQEiÖatv (Aischyl. Agamemnon 4 I ff.).
Paus. 9,40, 1 I f. ; Cook, Zeus 2, I I 326 ; Nilsson, Griech. Religion r ,209. S. oben S. I 24. '" C:ook, Zeus 1 ,780; H. Usener, RhM 5 3 ( r 898) 341 f. ; RE Dioskuren I 0 8 8 ; Walde l lofmann s. v. tundo 7 1 7 ; A. H. Krappe, S M SR ( 1 9 39) 2 5 ; Krappe, Mythologie universelle,
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Das Doppelgerät im Mittelpunkt eines Geburtsritus
43 ,69 f. ; A. F. Pott, Philologus Suppl. 2 ( I 863) 347 f. ; Roscher, Lexikon s. v. Tyndareos I 4 I 6 ; v. Tydeus I 398. Der Zusammenhang des Namens Tyndareos mit lat. tundere, gr. Tydeos und die Bedeutung ,Zerschmetterer' wird durch Maresch, Glotta I4 ( I 92 5 ) 298 f. und Kretschmer daselbst, 302 ff. sowie Glotta 30 ( 1 94 3) 89 ff. bezweifelt, ebenso von W. Kraus, RAC s. v. Dioskuren I I 24; der Name wird stattdessen mit Hilfe von etr. Tinia und -tur als protoindogermanisches Äquivalent von L'l.t6crKOUQot aufgefaßt. Dieser Erklärungsversuch darf für eine bedauerliche Verirrung gehalten werden, ohne daß hier eine ins einzelne gehende Argumentation Platz finden könnte, vgl. A. Nehring, Language I6 ( I 940) 2 ff. ; Krappe, Mythologie universelle, 69 f. ; Schwyzer, Gr. Grammatik, I,6 5 mit weiterer Litera tur; Radke, Götter, I6 I . Festgestellt sei nur soviel, daß die grundlegenden Annahmen, von denen dieser Deutungsversuch ausgegangen ist, unzutreffend sind : Daß sich der Name aus dem Griechischen nicht ungezwungen erklären läßt (Maresch 299) ; daß die Doppelheit des Vaternamens am ehesten als Verschmelzung verschiedensprachlicher religiöser Anschauun gen zu erklären ist (I. c.) ; daß der typische Charakter der Bezeichnung , Kinder des Him melsgottes' für die idg. Dioskuren dafür spricht, daß alle ihre Kultnamen diese Bedeutung hatten (Kretschmer, Glotta I 4 - I925 - 303 ; 30 - I943 - 8 9 ; Krauss RAC s. v. Dioskuren 1 1 24) u . a. m. ' 1 4 Roscher, Lexikon s . v. Tyndareos I 4 IO,Joff. ; J 4 I 6,44 ff. ; Usener, RhM 5 3 ( I 898) l 4 1 f. ; Cook, Zeus I ,78o; Daremberg-Saglio s.v. Dioscuri 249. Vgl. Juppiter Pistor oben S. r oH und Anm. 5 1 . ' 1 1 S. oben Anm. 50. s.
Intereidona, Pilumnus, Deverra
Das Doppelgerät beim Geburtsritus
men der Herstellung eines Gerätes aus einem Baum ihre natürliche Erklärung (oben S. 97). Die Tragweite des Ritus erschöpft sich jedoch nicht in der - sum marischen - Darstellung dieses Vorgangs. Als symbolische Handlung ist sie doppelschichtig; die direkte Darstellung ist nur der Vordergrund, ein Sinnbild, hinter dem sich auf einer zweiten Ebene das Versinnbildlichte verbirgt, auf das das vordergründige Geschehen indirekt hinweist. Daß dieses indirekt Gemeinte der Vorgang der Geburt eines Kindes ist, nicht, wie Varro meinte, die allge meine Kulturtätigkeit des Menschen, ergibt sich ebenso aus dem Anlaß des Ritus - post parturn - , wie aus der allein bezeugten rituellen Funktion der dabei beteiligten Götter, Pilumnus und Picumnus, des Wachens über Neugeborene/56
nicht zuletzt aber aus der perfekten Entsprechung zwischen den Momenten der dargestellten Handlungsstruktur und den grundlegenden Momenten einer Geburt. Hier wie dort bildet das zentrale Ereignis die künstliche Hervorbrin gung eines Menschen bzw. eines pilum; die Vorhandlung besteht hier wie dort in einem intercidere, der Baumwurzel bzw. der Nabelschnur (s. o. S. ro3) ; die Abschlußhandlung schließlich bildet in beiden Fällen ein deverrere der abge schnittenen Reste und des Schmutzes. Die dargestellte Handlung ist somit ein Gleichnis dafür, was bei einer Geburt geschieht. Und zwar des zentralen Ereig nisses, der Omphalotomie im weiteren Sinne, d. h. der Trennung von der Natur, der Umwandlung eines Naturwesens in ein Kulturwesen. Diese symbolische Parallelität eröffnet weite Perspektiven, was sicherlich nicht gegen die Richtigkeit der hier vorgeschlagenen Deutung spricht. Diese sollen im folgenden verdeutlicht werden, insbesondere im zweiten und dritten Punkt (pilo ferire, deverrere scopis), da diese weniger selbstverständlich sind. z57
2 5 6 Serv. Aen. ro,76 : Uzrro Pilumnum et Pieumnum infantium deos esse ait, eisque pro puer pera leeturn in atrio sterni, dum exploretur . . . qui natus est. Pisa Pilumnum dieturn quia pellat mala infantiae. D. Briquel, Latomus 42 ( I 98 3 ) 265 ff. kommt zu dem Ergebnis, daß die Dreiheit der Gegenstände Axt, Mörserkeule, Besen, eine Zusammenstellung der Instrumente von Haus haltung und Hauswirtschaft, die drei Dumezil'schen Funktionen der gesellschaftlichen Ordnung repräsentiere und diese Ordnung als Abwehrmaßnahme der durch Silvanus ver körperten Welt des Chaos und des Todes sinnbildlich entgegenstelle. Es handele sich um ein aus indoeuropäischen Zeiten ererbtes rituelles Ensemble, dem in einem Brahmanenritus die unten S. I 66 erwähnte Dreiheit Mühl(st)e(in), Axt, Goldstück entspreche. Eine enge Ver bindung zwischen dem römischen Ritus und einem Geburtsvorgang wird verneint (s. oben Anm. 32). So bedenkenswert die Deutung der drei Gegenstände als Haushaltungsinstrumente ist Axt : Holzhacken, Mühle : Essenszubereitung, Besen: Saubermachen - so zweifelhaft erscheint ihre Einordnung in ein indoeuropäisches System der drei Funktionen. Sie ist nur möglich bei der Annahme, daß in Indien das Vorhandensein des Goldstückes eine spätere Änderung ist. Warum wurde aber ein Besen gerade durch ein Goldstück ersetzt? Warum ist ein Goldstück hier ein Gegenstand der ersten, der herrschaftlichen Funktion, und nicht einer des materiellen Reichtums, der dritten Funktion, wie so oft? Und wenn drei Funktio nen, warum in der unlogischen Reihenfolge 2, 3, I ? Hinzukommt, daß im römischen Ritus Schwellenritus und Hinlegen des Kindes auf den Boden keineswegs gleichzeitig, vielmehr ohne jeden Zusammenhang miteinander stattfinden, keine Einheit bilden. Aus diesen und ähnlichen Gründen ergibt sich, daß das System der drei Funktionen für d i e s e n römischen Ritus keinen erhellenden Deutungsrahmen liefert, sondern eher ein Prokrustes-Bett der Vergewaltigung und Verundeutlichung darstellt. Wenn man jedoch von solcher Systemati sierung absieht, bleibt der verlockende Gedanke eines symbolischen haushälterischen Tätigkeitsablaufs, wobei man die Holzverarbeitung mittels eines Axtes statt auf Brennholz hacken auf die Errichtung eines Hauses beziehen sollte; so würde man ein Ensemble der symbolischen Errichtung eines Zuhause für das neugeborene Kind erhalten - Axt : Hausbau (, Bett'), Mörserkeule : Essenszubereitung (,Tisch'), Besen: Reinigung - statt der von mir vorgeschlagenen Deutung einer symbolischen Vergegenwärtigung der Eingliederung des K indes selbst in ein solches Zuhause. Entscheidende Argumente sprechen nun für die Richtigkeit der zweiten Interpretation : N u r diese vermag den T r e n n u n g scharakter des Ritus ganz zu erklären, nämlich die Sdtwel lt· als Schauplatz und das D u r c h trennen ( i n t e r cidere) als Funktion der Axt (s. llriqtu·l 270, oben S . I 03 und Anm. 32) ; ferner die zentrale Stellung des einen Geräts pilum (, >lwn S. 1 o6) ; ebenso die strikte Notwendigkeit der Aufeinanderfolge der drei Handlungen ( oi >l"ll S. 97) ; dt•sgleichen w i rd nur sie der engen Verbindung mit dem Phänomen der Geburt g<·n·rlll , w il" < · i nt• solche dem il�/;mtium d!'IIS P il u mnus allein adäquat ist; schließlich wird erst
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a) Deverrere Bei der vielfältigen Verwendung von deverrere als Akt der Schmutzbeseiti gung258 kann es nicht zweifelhaft sein, daß dieser Handlung eine solche Sym bolik auch im gegebenen Fall per se vorrangig anhaften mußte. Auf der anderen Seite bildete die Schmutzbeseitigung ein unerläßliches, gewichtiges Moment der tatsächlichen postnatalen Versorgung. Zunächst in Form von Waschen, Reinigen und Baden des Neugeborenen und der Mutter. 2 59 Damit war aber die ganze Aufgabe nicht erschöpft. Obwohl wir kaum einschlägige antike Schilde rungen besitzen/60 erfordert die Natur der Sache zwingend die Annahme einer Beseitigung auch der Geburtsabfälle im eigentlichen Sinne, namentlich der abgeschnittenen Nabelschnur und der Nachgeburt (Placenta). Und dies nicht nur aus dem profanen Grund der Hygiene, sondern aus Gründen des Aber glaubens : Man glaubte nämlich allgemein, daß Körperabfälle, wie z. B. abgedadurch auch die Konfrontation von Silvanus und Pilumnus ganz durchsichtig, als Kon frontation von Gottheiten desselben Bereichs, aber in entgegengesetzten Sphären, der Bäume in der Natur und des Holzgerätes in der Kultur. Die beiden Deutungen widersprechen sich im Endergebnis nicht völlig, die Theorie Bri quel's scheint eher nur auf der Oberfläche zu bleiben, die andere bis zum Kern zu dringen. Die pilum- Herstellung symbolisiert ja die Integration des Kindes in ein Z u h a u s e ; dieses ist aber nur als Kreis und ambulatio um das Haus, als Nebenumstand, vorhanden; der eigentliche Kern ist das, was über diese ambulatio hinaus geschieht. 2 5 7 Aus technischen Gründen werden die zwei Punkte in umgekehrter Reihenfolge behandelt. 2 58 S. oben S. 104 f. 2 5 9 Diepgen I 7 4 f., I 8 I f. 260 Es wird allenfalls vom Waschen der blutigen Wäsche, Beseitigung von TOKOtO AVJ.!UTa, Ka,'}
Intercidona, Pilumnus, Deverra
Das Doppelgeriit beim Geburtsritus
schnittene Haare und Nägel, Dämonen die Möglichkeit eröffnen, durch deren Besitz pars pro toto magische Macht über die ehemaligen Trägerpersonen aus zuüben ; deswegen war man darauf bedacht, solche Abfälle auf das sorgfältigste zu beseitigen.26 1 Es ist schlechterdings undenkbar, daß diese magische Grund überzeugung ausgerechnet auf Geburtsabfälle keine Anwendung gefunden hätte, zumal es eine Fülle von ethnographischen Parallelen für eine solche Anwendung gibt :262 Das Schweigen der antiken Quellen über diesen Punkt ist nur das Schweigen über ein esoterisches, unappetitliches Detail.263 Deverrere scopis folgt als sinnbildliche Handlung den zwei anderen Handlun gen zeitlich nach und ist ihnen auch logisch nachgeordnet. Dasselbe gilt auch für die damit versinnbildlichten postnatalen Verrichtungen, d. h. die Schmutz beseitigung. Nicht nur das Waschen folgt logischer Weise zeitlich auf die Om phalotomie und zwar unmittelbar (oben S. 3), sondern auch hinsichtlich des übrigen Geburtsschmutzes steht zumindest soviel fest, daß seine Beseitigung au.f jeden Fall erst nach der Omphalotomie - wann auch immer - erfolgen konnte.264 Dieser innere Zusammenhang zwischen pilum -Errichtung und Schmutzbe seitigung, zwischen einem Pilum-artigen Gebilde und einer bestimmten Schmutzart ist eine Struktur, die auch sonst nachweisbar ist, mit oder ohne Bezug zum Phänomen Geburt. Durch die analogen Belege für eine solche Struktur wird verdeutlicht, wie wenig zufällig und wie bedeutungsträchtig sie auch im gegebenen Fall ist. Mit der rituellen Notwendigkeit einer Beseitigung der Nachgeburt werden die zwei verschlossenen, schlangenumwundenen Amphoren in Zusammenhang gebracht, die ebenso urtümliche Symbole der Dioskuren sind, wie die o6Kava, denen die Gefäße auf Darstellungen gelegentlich direkt gegenübergestellt wer den. Die Dioskuren erscheinen manchmal als Kinder, auf einer Liege.26 5 Auf diesen ihren Status ist das Amphorensymbol nach der Auffassung von Rendei Harris bezogen : In den Gefäßen, die sonst auch zur Bestattung toter bzw. zur Aussetzung todgeweihter Kinder dienten, 266 sei die Placenta, dieser ,Zwilling der Zwillinge', begraben, ,ausgesetzt' worden; während die aufrecht stehenden o6Kava dann zum Symbol für die eigentlichen, am Leben gelassenen Verkörpe-
rungen der Kinder wurden, galten die Amphoren als Sinnbilder für deren Nebenverkörperung sozusagen, die vernichtet wurde. Zugleich weisen aber die Amphoren auch auf die jeder antiken Geburt immanente negative Alternative hin : wie hier nur die Nachgeburt ausgesetzt wurde, so hätten auch die Kinder selbst in genau solchen Amphoren ausgesetzt werden können. Diese sekundäre Aussetzung der Nachgeburt sei somit auch ein Ersatz und das auch historisch. Denn Harris geht davon aus, daß ursprünglich Zwillinge als monströse Gebur ten generell ausgesetzt wurden und die Aussetzung der Nachgehurt der Dio skuren auch ein historisches Relikt jener alten Aussetzung der Zwillinge selbst sei. 267 Eine rituelle Beseitigung von Geburtsabfällen, wenn auch nicht in der Form des Wegfegens und zugleich eine duale Struktur Stab/ Abfälle wäre damit im Kult der griechischen Dioskuren als grundsätzliches Moment gegeben. Die Theorie von Rendei Harris, obwohl sie durch ethnographische Parallelen wohl untermauert und plausibel ist, wird jedoch nicht allgemein akzeptiert. Die schlangenumwundenen Dioskuren-Amphoren werden zum Teil als Sepulkral gefäße der Dioskuren selbst gedeutet, als Symbole ihrer Bestattung und Vereh rung als divinisierte Tote, Sinnbilder für einen Tei laspekt der jenseitigen Exi stenz der göttlichen Zwillinge nach Vollendung ihres irdischen Lebens ; sie wurden ja an bestimmten Orten als unter der Erde lebend oder in einem Grab ruhend verehrt.268 Oder aber man sieht in den Amphoren Symbole des häusli chen Reichtums, der von den Dioskuren als Penaten-artigen Hausdämonen ( = Schlangen) gefördert und beschützt wird.'69 Was zunächst die Sepulkral theorie betrifft, die Antithese der Symbole, der Dokana und der Amphoren wäre in diesem Fall nicht mehr als die Polarität von Behalten der Neugebore nen und der Aussetzung ihrer Nachgeburt zu werten, sondern als die Antino mie von Leben und Tod überhaupt, wie diese das mythische Bild von den Dio skuren generell geprägt hat : Der eine Zwilling galt als unsterblich, der andere als sterblich; um über den Tod des einen hinaus weiter verbunden bleiben zu können, verbrachten sie fortan abwechselnd einen Tag im Himmel und den anderen unter der Erde ; auch waren sie der Morgenstern ebenso wie der Abendstern.27° Eine gewisse Beziehung zur Beseitigung körperlicher ,Abfälle' wäre jedoch letztendlich auch bei solcher Deutung gegeben. Denn neben der Geburt ist der Tod der zweite große Anlaß für die Ausübung von Beseitigungs riten, auch in der Form des rituellen Fegens, auch bei den Griechen.27' Da der Sterbende gerade in den Bereich des Todes und der Mutter Erde zurückkehrt, aus der der Neugeborene kommt (s. oben S. 2 5 ) , handelt es sich in beiden Fällen um dasselbe Streben nach Eliminierung der Elemente des Nichtlebens aus der
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26 ' Wolters I IO-I I4, mit weiterer Literatur. Deswegen wurden die Nägel von Kindern mancherorts im ersten Lebensjahr nicht abgeschnitten (I I 3). 262 R. Harris, Boanerges, 8 5,93 f., I 24, 378, 399; Diepgen 26; HDA s . v. Nachgeburt Bd. 6,76af. 263 Freilich ist damit nicht gesagt, daß die Beseitigung der Geburtsabfälle durch Fegen geschehen sein muß. Deverrere kann auch eine allgemeine Bedeutung der Schmutzbeseiti gung an sich erlangt haben. Obwohl ein Ausfegen des Geburtszimmers nach Verrichtung der ganzen postnatalen Versorgung nicht gerade unwahrscheinlich ist. S. L. Deubner, in : ERE s. v. Birth 649. Zur Rolle des Besens bei einer Geburt s . Samter, Geburt, 36 ff. 2 64 Nabelschnur und Placenta hängen zusammen. Erst nach Austritt auch der Placenta darf die Omphalotomie erfolgen : Diepgen 26, 92, 2 I I, 27 4· 26 5 RE s. v. Dioskuren I I 22, I 8 ff. ; Der Kleine Pauly s. v. 93,8 ; Daremberg-Saglio s. v. 2 5 5. 266 S. oben Abschnitt I, An m . 6H. Cook, Zeus 2, 1 064 f. ; Daremberg-Saglio s . v. Exposi tio 9.! 3 ; ß. N ybcrg, K i nd u n d Erde, ll c ls i n k i , I 9 3 I , I 9 I- I 94·
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267 Boanerges, 8 5 ,93 f., I 24, 378 ff., 3 8 5 , 399; RAC s. v. Dioskuren I I 24, I 1 2 6 f. 268 Arnob. 4,2 5 : In Spartanis et Lacedaemoniis./inibus . . . conditos, in cunis coalitosfratres.
C :ook, Zeus 2, 1064 f.; RE s. v. Dioskuren I09 I , I I o 8 ; RAC s. v. Dioskuren I I 26 f. 269 J. E. Harrison 304 ff. ; F. Chapouthier 4, I 09, I I 2 , I 5o', 3 I 3- J 2 8 . '7° RE s.v. I09 I , 1 1 1 2 f. ; RAC s.v. I I 28 f. '7' Festus s.v. everriator 68 L. ; Preller-Jordan 1 , 377; Samter, Geburt, 3 o ff. ; Eitrem, ( )pferritus und Voropfer, I 22 f. ; Wolters 87 ff. ; Deonna-Renard 57, I 24.
Intercidona, Pilumnus, Deverra
Das Doppelgeriit beim Geburtsritus
Sphäre des Lebens; wenn auch im Falle eines Todes diese Sterbereste dem Toten mitgegeben werden, er mit ihnen zusammen eliminiert wird, bei der Geburt dagegen das Kind von den Geburtsresten getrennt und in das Leben hereingenommen wird. Auch wenn daher die Dioskuren-Amphoren als sepul krale Gefäße direkt nichts mit Geburt zu tun haben sollten, weisen sie typolo gisch indirekt darauf hin, daß jeder Übertritt in eine andere Existenzphase mit einem Beseitigungsritus verbunden sein muß, daß Abbruch wie Anbruch irdi scher Existenz und Reinigung nicht nur chronologisch, aus Gründen arbeits rhythmischer Zweckmäßigkeit aufeinander folgen, sondern daß zwischen ihnen, so auch zwischen Omphalotomie und Reinigung, deverrere, ein zutiefst magisch-substantieller Zusammenhang besteht. Was aber die zweite Theorie betrifft, die Deutung der Amphoren als Sinnbilder häuslicher Fruchtbarkeit, wollen wir hier auf einen Versuch der Widerlegung ebenso verzichten272 wie darauf, die verschlungenen Fäden aufzuzeigen, die die Vorstellung der Frucht barkeit letzten Endes mit dem Phänomen der Abfälle verbinden können : Im natürlichen Kreislauf von Tod und Leben kann aus Abfällen ebenso Fruchtbar keit erwachsen wie aus dem Tod des Korns neues Leben, im Schoße der Mutter Erde, necatrix und genetrix zugleich. Die Frage auf diese Weise letztlich offen lassend, ob die Dioskuren-Symbolik eine beweiskräftige Analogie im gegebe nen Zusammenhang darstellt oder nicht, wollen wir das Problem zum Anlaß nehmen, um zu den dioskurischen Geburtsgottheiten der Römer Pilumnus und Picumnus überzugehen, deren enge Verbindung mit Abfällen eine sichere Tat sache ist, wie ihre Identifizierung mit Stercutus es beweist.'73 Kein antiker Text bringt das Alterego von Pilumnus und Picumnus, Stercu tus274 ausdrücklich mit dem Geburtsschmutz in Zusammenhang. Im Gegenteil, er gilt immer als Gott einer landwirtschaftlichen Tätigkeit, des Düngens der Felder.275 Es liegt jedoch auf der Hand, daß diese Auffassung nur eine sekun däre Ausdeutung ist, bedingt durch die Lebensumstände unserer Gewährsmän ner : Sie dachten bei stercus automatisch an die Art, die zu ihrer Zeit die Haupt rolle spielte, an den Dünger. So wurde Stercutus sogar mit dem Gott der Landwirtschaft par excellence, Saturnus, identifiziert276 oder wenigstens zum Erfinder des fimus, des agrum laetificare 277 als Pendant eines Pilumnus, Erfin ders des Getreidezerreihens und Gottes der Bäcker.278 Dies war Stercutus jedoch ursprünglich sowenig wie Pilumnus ein Gott der Bäcker oder fimus
gleich stercus. Stercutus war ursprünglich das, was der Name besagt, ein Gott des stercus nämlich. Während nun fimum (fimus) das Spezialwort für Dünger animalischen Ursprungs ist, 279 bezeichnet stercus Abfälle j e d e r Art omne immundum stercorosumque (Sen. Nat. Quaest. ),26,7) : Dünger auch pflanzlicher Herkunft, insbesondere Laub, Weinreben, Holzasche, 280 aber auch die Schlak ken, die bei der Metallverarbeitung abfallen.28' Schließlich aber auch die Abfälle, die man aus dem Hause auskehrt, den Kehricht, so in der alten religiö sen Sprache,282 bei Plautus,28l bei den landwirtschaftlichen Schriftstellern, bei Varro.284 Es versteht sich von selbst, daß die Römer, als sie in der Gestalt des Stercutus die dem stercus als solchen innewohnende Macht personifizierten, es in diesem allgemeinen alten Sinne gemeint haben müssen. Dies umso mehr, als sowohl im Vesta-Ritus als auch bei Plautus das stercus ohne jede wie auch immer geartete finale Funktion ist; es kommt nur darauf an, daß es entfernt, beseitigt wird, es ist nichts weiter als purgamina :28 5 stercus everritur ( !) et . . . in locum deftrtur certurn (Varro I. c.) ; stercus hinc auftrri (Plaut. Asin. 424) . Es ist ferner eine Tatsache, daß Stercutus in der Zusammenstellung der Götter der Feldbebauung im alten Gebet des flamen sacrum Cereale faciens fehlte. Dies mag vielleicht kein absolutes Argument gegen eine alte Verbindung des Gottes Ster cutus mit dem Ackerbau sein ; ein halber Beweis in dieser Richtung ist es sicher lich.286 Dazu kommt schließlich, daß Stercutus als Sohn bzw. Großvater des
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Das Nebeneinander von Dokana und Amphoren wird durch diese Theorie am schlechtesten erklärt. ,Miss Harrison's theory . . . fanciful and baseless' (L. R. Farnell, Greek Hero Cults, Oxford, 1 92 1 , 1 95d). 2 7l S. oben S. 1 I o, Anm. 5 7 · '74 Die verschiedenen Varianten des Namens s. bei Radke, Götter, unter Sterculus. Sie sind im gegebenen Zusammenhang ohne Belang. '11 Plin. Mai. 17,50; Tert. ad nat. 2,9, 1 9 ; Lact. inst. 1,20, 36; August. Civ. Dei 1 8 , ! 5 ; Macr. �. Sat . 1 ,7,25 ; Serv. Georg. 1 ,2 1 ; Aen. 9,4; 10,76; Isidor Etym. I 7, I , J . 1 1h I ,act. August. l sidor I I . cc. 111 August. Plin. M a i . I I . cc. ' 1 H Scrv. Acn. 9,4.
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Vgl. die korrekte Definition fimum stercus animalium CGL 6,2 p. 4 5 2 ; ThLL s. v. 766, 1 4 ff. 28° Cato agr. 37,2- 3 ; Colum. 2 , 1 4,5-6; Plin. Mai. 17, 54-56. 281 Scrib. Larg. ! 8 8 ; Mare. Med. 10, 1 9. 282 S. Bömer zu Ovid Fasti 6,71 3 · 28 3 Asinaria 424 f. : Jussin, seefeste, ab ianua hoc stercus auferri ? Jussin columnis deiici operas araneorum ? (Die Zusammenstellung stercus-columnae ist bemerkenswert) ; Trucul. 5 5 6 ff. 2 84 Colum. 2, 1 4,6 : . . . cum purgamentis cohortis . . . stercori reponendo . . . ceteraque, quae everruntur; 2,14,8; Varro LL. 6, 32· Vgl. CGL 7,2,29 3 : s te rq u i l i n i a scopiliarum acervus (. . . a scopis ?). '8 5 Ähnlich auch Seneca Nat. Quaest. 3,26,7. '86 Man kann das Fehlen des Stercutus damit erklären, daß diese Liste von zwölf Göttern der landwirtschaftlichen Tätigkeit, ein Produkt pontifikaler Gelehrsamkeit, nur eine A u s w a h I einschlägiger Gestalten enthielt; daß Stercutus nicht in die Reihe paßte, weil sein Name nicht auf -tor endete wie die übrigen Benennungen; daß schließlich Stercutus sich hinter Reparator, dem ,Wiederhersteller', verbergen konnte, diesem künstlichen Namen verallgemeinernden Sinnes. Vgl. H.J. Rose, JRS 3 ( 1 9 1 3) 2 34, 239 f.; Le Bonniec 68,7 df. Wenn man alle diese Voraussetzungen akzeptiert, so bleibt es doch eine Tatsache, daß das Verstecken von Stercutus hinter einem ,Reparator' ein ganz anderes Verfahren gewesen wäre, als die sonstigen Umformulierungen von alten Gottheiten zwecks Aufnahme in diese Reihe, wie Runcia-Subruncinator, Messia-Messor, Consus-Conditor. In "Reparator" ist nämlich abweichend von den übrigen Fällen kein Restbestand des Namens "Stercutus" vor handen. Außerdem wäre es ein leichtes gewesen, aus "Stercutus" einen in die Reihe passen den Namen mit -tor Endung zu bilden, da es die Wörter stereo rare, stercoratus, Stereoratio gab; sie sind alle schon bei Varro bezeugt. Wenn man also Stercutus wirklich in die Reihe hätte aufnehmen wollen, wäre es sehr einfach gewesen, einen Namen Stereorator zu diesem Zwecke zu bilden. Daß man dies nicht getan hat, zeigt zumindest soviel, daß die ged a n k l i -
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Intercidona, Pilumnus, Deverra
Das Doppelgerät beim Geburtsritus
Faunus galt,287 des göttlichen Repräsentanten des ,Unheimlichen Draußen' par excellence; Faunus ist aber nur "ein anderer Name für die gleiche Macht" wie Silvanus.288 Der Gott des Waldes und sein Kreis sind ganz gewiß originär eben sowenig Gottheiten des Ackerbaus wie das ,Unheimliche Draußen' nicht der natürliche Raum solcher Kulturtätigkeit ist. Stercutus ist also primär der Gott all des Schmutzes, stercus, das ins Unheim liche Draußen gehört und in jeder konkreten Lage in anderer Form konkreti siert wird : bei der Verfertigung eines pilum aus einem Baum sind es die Baum abfälle, bei der Abnabelung eines Kindes das, was als wegzufegender Schmutz abfällt, die Reste der Nabelschnur, die Placenta und die übrigen Schmutzteile. Dieses stercus wird durch Deverra im Geburtsritus symbolisch weggefegt, sozu sagen Stercutus in den Bereich verwiesen, in den er gehört, den Bereich des abzuwehrenden Silvanus. Daß Stercutus nur eine andere Erscheinungsform des Pilumnus - Picumnus ist, findet im Lichte des Geburtsritus somit eine einleuch tende Erklärung. Denn pilum und Abfälle waren vor dem Zustandekommen des Gerätes genauso ein und dasselbe - der Baum, wie Neugeborenes und Nachgeburt dasselbe Gesamtwesen. Die enge Verwandtschaft zwischen Pilum nus/Picumnus und Stercutus wird auf diese Weise zu einem Beweis dafür, daß das enge Nebeneinander von denselben Gottheiten und Deverra im Schwellen ritus von substantiell-strukturellem Charakter ist, keinen historischen Zufall darstellt. Wie wenig zufällig eine solche Zusammenstellung ist, zeigt sich auch darin, daß die gleiche Symbolik - Aufstellen eines ,Stabes' und Schmutzbeseiti gung - nicht nur zum Ausdruck der z e i t 1 i c h e n Existenz des Menschen dient ( = Geborenwerden), sondern auch seine 1 o k a 1 e n Existenzbedingungen versinnbildlicht ( = Lebensraum). Diesbezüglich müssen wir uns jedoch im gegebenen Rahmen auf die summarische Schilderung einiger Tatbestände beschränken. Das Auskehren von Tempeln ist aus Griechenland als sakrale Funktion bekannt. Sie oblag einem besonderen Priester, der nach dieser Funktion benannt wurde, dem VEffiKOQO�= ,Tempelfeger'. Dies war keineswegs grund sätzlich ein subalternes Amt. Im Gegenteil: Die Neokoroi stammen häufig aus den vornehmsten Familien, haben selbst Diener, sind Hüter des Tempelschatzes und Wächter über die Einhaltung der Tempelgesetze. Ihre Funktionen konstitu ieren mancherorts sogar eine Arche.289 Dieses Neokorenturn gilt nun als uner läßliches Korrolarium der Errichtung des Tempels : Der Titel neokoros für eine Stadt war an die Errichtung eines bestimmten Tempels geknüpft ; sooft ein sol cher Tempel errichtet wurde, sooft wurde der Titel verliehen - ,le nombre des temples correspond au nombre des neocorats'.290 Der Schluß drängt sich somit
auf, daß Schmutzbeseitigung hier genauso als ein Komplement der Existenz gesehen wurde, 291 wie bei einer Geburt oder der Verfertigung eines Gerätes. Angesichts eines solchen Zusammenhangs zwischen Bestehen des Tempelge bäudes und dem Fegeramt ist die Frage berechtigt, ob ein Name wie die der vornehmen Neokoroi des athenischen Asklepieions, Statioi, zufällig ist, oder aber gerade dieses komplementäre Verhältnis zwischen ,Stehen' des Tempels und der Tätigkeit der Neokoroi ausdrücken soll. Die Neokorentempel ,stan den' jedenfalls in betonter Form : Sie waren in der Regel Säulentempel und die Münzbilder rücken gerade diese Beschaffenheit unübersehbar in den Vorder grund. Dieser allgemeine Zusammenhang zwischen Stehen und Fegen eines Tempels wird durch das klassische Zeugnis über griechisches Neokorentum, den euri pideischen Ion, konkretisiert. Der genuine Tätigkeitsbereich des jungen delphi schen Tempelfegers Ion ist nicht das Tempelinnere, sondern das Gebiet zwi schen dem Allerheiligsten und dem Zaun des heiligen Bezirks :292 "Draußen bin ich das Sprachrohr des Gottes, das Innere besorgen andere" (v. 4 1 3 f.) ;'93 sein besonderer Standort ist der Platz vor dem Tempeleingang (v. 1 2 9 f.)/94 und hier tritt er fegend auf ( I I 5 ,795)!95 Eben hier aber stehen eine Reihe von Pfeilern oder Säulen, und zwar Säulen von besonderer Beschaffenheit. Neben anikoni schen auch solche mit Spuren beginnender Anthropomorphisierung/96 und
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29 1 Dies wurzelt in den tatsächlichen Verhältnissen : Unterhaltung eines Tempels ( Schmutzbeseitigung) ist das unerläßliche Korrelat seiner Errichtung. Diese gegenseitige Bedingtheit ist prinzipiell, von Anfang an, gegeben; wenn die Verleihung des Titels Neoko ros an eine Stadt nach einer Tempelerrichtung erst seit Anfang der römischen Kaiserzeit bezeugt ist, so bedeutet dies nicht die Spätzeitlichkeit der Korrelation selber, sondern nur die Spätzeitlichkeit einer ihrer Ausdrucksformen. 292 VV . 5 J-56, I I I- 1 54, 4 1 3 f., 5 56, 5 76, 794 f., I I90 f. 293 V. 4 I 3 : ... UAA
294
JQN: 'H!!Et� TU y' E�(l), l:WV E<J(l) ö' iiUot� 1-LtAEt,
V. I 29 : $otßE, croi JtQO ÖO!!WV AU1:QE6ro l:t!!WV !!UV1:EtOV EÖQUV
Er dient Ctl!<;; (68 3), naQa vaov, wacht über die Grenze des Heiligtums (2 I 9 f., 2 30 f.), wie ein ii
1:ij) Aa1:oü� ötö61!rov JtQomü ehe Verbindung von Stercutus mit dem Begriff landwirtschaftlicher Bodenverbesserung (Düngung), repara tio nicht unverzichtbar eng war. 'H7 Plin Mai. Nat. Hist. 1 7,5o; Aug. Civ. Dei t8, 1 5 . zi\H Latte, RR, 8 3 ; Radkc, Götter s. V.; Bömer zu Ovid Fasti 2,27 1 . >H•J C . Boettichcr V 2-376 ; RE s. v. (Krister Hanell, 1 9 3 5) 2424 ff.; Daremberg-Saglio s . v.
nrov KaA.AtßAt
Auf Antropomorphisierung weist die Formulierung - bezogen auf die Säulen - "leuchten der Blick aus Augen mit schönen Lidern in doppelten Gesichtern" hin. Sie werden ferner als "hinführende Dienstleistungen" (ayutanÖE� SEQUJtEtat) charakterisiert. Die genaue Inter pretation dieser Wendung ist schwierig und hier nicht ausführlich zu erörtern (Zusammen fassung der bisherigen Interpretationen Gregoire z. St. o. c. 190 '). Hier sei nur kurz die Lösung angedeutet, z.u der ich kom me: Ich verstehe den Satz im Sinn!' zwcil'r rwiH'ncinan=
''10
Dar!'mlH'rg-Saglio
s. v.
5h ( Mitt(').
Intercidona, Pilumnus, Deverra
Das Doppelgerät beim Geburtsritus
einer dieser Pfeiler stellt Apollo selbst dar, ja i s t der Gott selbst.297 Damit ist jedoch die besondere Nähe Ions zu pfeilerartigen Gebilden nicht erschöpft. Im zweiten Teil des Dramas baut er ein heiliges Zelt - ein für uns dunkles rituelles Tun, mit hier nicht zu klärenden Anspielungen auf ein unbekanntes RituaJ.298 Sicher ist, daß das gewaltige Zelt'99 ohne Wände ist, nur aus einer Überda chung besteht, verfertigt mit Hilfe von heiligem Gewebe. Dieses Dach wird nun von Pfeilern gehalten. Diese Pfähle erhalten durch den Kontrast zur Wandlo sigkeit, durch den Gebrauch des seltenen Wortes 6Q�O<JT!l't11�, das das Gerade Stehen unterstreicht3°0 sowie durch die metrische Stellung besonderes Gewicht.3°' Hier haben wir also einen Tempelfeger vor uns, der durch seine Tätigkeit nicht nur allgemein für das Bestehen des Tempels sorgt, sondern diese Tätigkeit einerseits in der Nähe von Pfeilern verrichtet, diesen plastischen Wahrzeichen für Gerade-Stehen überhaupt, andrerseits aber selber m i t Pfei lern eine rituelle Tätigkeit ausübt.3°2 Letzterer Umstand legt die Vermutung nahe, daß seine Verbindung mit Pfeilern auch im ersteren Fall nicht nur ein zufälliges lokales Nebeneinander ist, sondern eine substantielle Verbindung : Hochragende Pfeiler, Sinnbilder des Besteheus als natürlicher Kontrapunkt zu dem Zerstörerischen Schmutz, den er beseitigt und dadurch das Bestehen des Tempels sichert. Errichtung, Sicherung von Pfeilern und Auskehren von Schmutz sind offensichtlich konträre Pole einer und derselben Sache.
Auch in Rom gibt es Zeugnisse zumindest dafür, daß das Aufrechterhalten von Tempeln sowie anderen Gebäuden und ihre Säuberung als eine polare Doppelaufgabe gesehen wurde. Der dem griechischen Neokaros entsprechende Amtsträger in Rom ist der aeditu(m)us; so wird VEroK6QO� regelmäßig ins Latei nische übersetzt.JoJ Er trägt die Aufgabe, für das Gebäude zu sorgen, in seinem Namen ;3°4 er curat aedes sacras (Varro L. L. 7, 1 2) , ist aedis sacrae . . . curam agens (Fest. 1 2 L.) . Daß diese Fürsorge in einer polaren Doppeltätigkeit besteht, bringt Tertullian beredt zum Ausdruck, der als den Inhalt einer Iex aeditualis templum saneire sowie templum purificare definiert,3°5 d. h. einen Tempel als hei ligen Ort durch rituelle Akte "absichern"Jo6 sowie "reinigen". Einen Beleg, der den aedituus konkret mit Pfeilern oder mit einem Besen in Zusammenhang bringen würde, kenne ich allerdings nicht, obwohl daß das Reinigen u. a. auch Auskehren impliziert sich aus der Natur der Sache ergibt. Etwas mehr wissen wir über die römischen aediles, die ursprünglich das waren, was die aeditui für immer blieben, nämlich die aeditui e i n e s Tem pels ;307 erst im Laufe einer langen und vielschichtigen Entwicklung erhielten sie allgemeinere Funktionen und gesamtstaatlichen Charakter.3°8 In dieser Eigen schaft war die cura urbis einer ihrer speziellen Aufgabenbereiche,3°9 wozu die Aufsicht über die Gebäude der Stadt, getreu ihrem Namen ,Gebäudeherren' ebenso gehörte, wie die Sorge für den ordentlichen Zustand der Räume der Stadt, sofern sie außerhalb der Häuser sich befanden, d. h. der Märkte und Straßen.3'0 So findet einerseits die Errichtung von Gebäuden, z. B. der Wieder aufbau Roms nach dem gallischen Brand, unter ihrer Oberaufsicht statt; ein aedilis Cerialis der Antoninenzeit in der samnitischen Stadt Telesia ist zugleich Vorsitzender des Kollegiums der Zimmerleute (CIL 9 Nr. 221 3). Andrerseits sind sie für Straßenreinigung zuständig : Die Iex Julia municipalis verpflichtet sie, daß sie vias publicas purgandas curent eiusque rei potestatem habeant; ein
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der stehender Pfeiler, die den Hauseingang markieren, um ursprünglich die Ankömmlinge, nicht zuletzt die Tiere des Hauses, quasi wegweisend in den Bereich des Hauses zu lenken. ("Anlagen, die für den Weg sorgen" Wilamowitz z. St. ed. Berlin, I 926). Nicht zu bezwei feln ist die magisch-apotropäische Bedeutung der Pfeileraugen, die in den bekannten Bereich des bösen und des abwehrenden Blickes gehören. Vgl. De Visser 6 5 ff., 7 I . 297 Suidas s . V. ,Aymai . . . Kai uyuu:;u� 07tQO 'tWV au/cdwv SUQWV K(l)VOELÖTJ� Kiwv, LEQO� 'An6Uwvo�· K a i a u 't 6 � S E 6 � . ( ed. A. Adler I p. 39,2 3 f.) ; De Visser 66; J. E. Harrison 3 6 5 , 406 ff. ; Cook, Zeus 2, I 6o ff., 499· 298 Vv. 8o4-6,982, I I J 2- I I 42 . J.J. Bachofen, Das Mutterrecht 2 (Ges. Werke 4), 6 I 4-62 I deutet es als eine Feier dionysischer Paternität: "vereint auf der mütterlichen XWQU wird also der delphische Demos durch Schmaus Ions Geburtsfest feiern" (6 I 9 f.). 299 Es mißt I OO X IOO Fuß im Viereck, d.h. 3 I , 5 X 3 I , 5 m =992 m2 (F. Hultsch, Griechi sche und römische Metrologie, Berlin, 2 I 882, 497 ff., 5 34). Der Raum bietet 3 36 Tischge nossen Platz (A. S. Owen zu v. I I 3 7). Charakteristischerweise wird von diesem Zelt im Plu ral gesprochen : <JKT]VUl LEQUl (806, 982, I I 29), ÖOJ.!ot (8 5 I, I I 96), I I 33, I I 68. J oo V. I I 34· "In den ÖQSOcr'tUtat� erkennen wir das Bild des Dionysos 6QS6� und cr-rüAo.;, 7tEQtKt6vto�, des phallischen ÖQSUVT]� und jenes doppelgeschlechtigen Kaineus, von dem es heißt crxicra� ÖQSQi noöi yäv (Schol. Apollon. Rh. I , 5 7 =Pindar fr. I67)" Bachofen, Das Mutterrecht =Gesammelte Werke 3, 6 I 8). JOI Das Wort steht am Anfang der Zeile, umrahmt von den Adverbien <JEJ.!Vffi� und KaAro� am Anfang der vorhergehenden bzw. der folgenden Zeile. Beachte auch das Nebeneinander von <JEJ.!VW� U'tOlXOU�: 1 1 3 2 : . . . 6 öt vwvia� <JEJ.!VW� UTOlXOU� 7tEQtßOAU� <JKT]VWJ.!U't(l)V
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l>uSo q>Mya KaAro� q>tJAa�a� . . .
,nl·orort·, gard ien des tresors sacres,
il est un pe u arrhitt·cte aussi' (H. Gregoire I 77).
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303 CGL 6, I p. 3 I s . v. aedilis; s.v. aedituus; CGL 7,2 p. 5 87 s . v. ; ThLL s . v. aeditumus p. 934.40; Daremberg-Saglio s. v. Aedituus; Plin. Mai. 36,3 2 . J04 E rnout-Meillet s. v . aede s. Jo5 De pudicitia I 6 : qui (sc. deus) et templo sanciendo puri.fi candoque aeditualem legem scripsit. Jo6 Sane ire hat ursprünglich lokale Bedeutung : Latte, RR, 39; Dumezil, Religion ar cha'ique, I 3 7 f. ; Der Kleine Pauly ( I 979) s. v. Sanctus. J07 GrLat Suppl. 2 I 4, I 5 ff. : A edis . . . templum dicitur . . . inde aedilis dicitur custos templi. ! dem est et aedituus . . . ; Ernout-Meillet s. v. aedes; RE s. v. Aedilis ( I 894, Kubitschek) 448 f. ; Le Bonniec 344, 348 f., 3 5 3- 3 5 7 ; H. Sieber, Römisches Verfassungsrecht, Lahr, I 9 5 2, 20, 42, r I 5 f. ; J. Bleicken, Die Verfassung der röm. Republik, Paderborn, I 97 5, 8 5 ; J. B. Hofmann A. Szantyr, Lateinische Syntax und Stilistik, München, I 96 5, 79"· . 308 R. M. Ogilvie, Commentary on Livy I - 5 , Oxford, I965, zu 3,6,9 (S. 4o6) ; 3 , 5 5 , I 3 (S. 503); 4,30, I I (S. 5 8 3). Später üben die Aediles die Oberaufsicht über die Aeditui aus : Varro r. r. I ,z,2 ; Latte, RR, 410. Die Problematik der Aediles ist in vieler Hinsicht bis heute ungenügend geklärt: RE s. v. Aedilis 448 ; Le Bonniec 3481. Konkrete Beispiele dafür stellen Plin. Mai. I 8,4I oder 3 3 , I 4 dar, s. Köves-Zulauf, ANRW z, I 6, I ( 1 978), 242'70, 25 5334, 2 5 8. 309 Cic. de leg. J,J,J: aediles curatores urbis annonae ludorumque sol/ emnium. 310 RE s. v. Aedilis 4 54 ff.
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lntercidona, Pilumnus, Deverra
Das Doppelgerä t beim Geburtsritus
aedilis Cerialis von Marruvium hat gleichzeitig das Amt eines curator viarum (Tiburtinae valeriae et alimentorum) inne (CIL 9 Nr. 3 667). Die Aufgabe der
solchen Zufall zu glauben, verbietet jedoch der bisher geschilderte allgemeine Hintergrund ebenso wie der besondere Charakter der ovidischen Gesamtszene, die voll Bedacht konstruiert und alles andere als alltäglich, vielmehr absonder lich ist. Ihre Tiefen auszuleuchten, ein Desiderat der Forschung, ist hier nicht der Ort. Zum Beweis planvoller Konstruktion mag im gegebenen Zusammen hang die Feststellung exemplarisch genügen, daß in der Beschreibung der Sam mdtätigkeit der Frau - aut virides malvas autfongos colligit albos (v. 697) - eine heliotrope Heilpflanze, ja ein Wundergewächs (Malve)3'4 mit einem pflanzli chen Ausgeburt der Erde, dem Lieblingsmittel von Giftmördern (Pilze)3'5 plan voll kontrastiert wird. Ungewöhnlich aber ist, daß die Frau gegenüber ihrem Ehemann übergewichtig ist, der Sohn beider als i h r Sohn gilt,3'6 nicht zuletzt
Straßenreinigung wird mitunter ganz präzise als Fegen konkretisiert: Nero machte dem Aedilen Vespasianus den Vorwurf curam Verrendis viis non adhibi tam und ließ ihn deswegen mit Schmutz überhäufen (Suet. Vesp. 5 , 3 Dio 59,12, 3 ) ; als ein Sklave bei Plautus vor dem Haus zu fegen anfängt und einen Mitsklaven auffordert, das gleiche zu tun, wird er von diesem folgender maßen verhöhnt: Sine suffragio populi tamen aedilitatem hic quidem gerit (Stich. 347ff.) - Fegen, Aufforderung zum Fegen bedeutet hier Ausübung des Aedilenamtes. Belege für einen speziellen Bezug zwischen einem Aedilis und Säulen habe ich nicht gefunden,3'' ebenso nicht eine konkrete Gegenüberstel lung von Säulen und Fegen im Rahmen des Aedilenamtes. Dessenungeachtet bleibt die allgemeine Tatsache bestehen, daß die cura urbis seitens der Aedilen einen doppelten Aspekt zeigt, den positiven der Gebäudeerrichtung und -Siche rung sowie den negativen der Schmutzbeseitigung. Vor diesem Hintergrund sind literarische Stellen zu sehen, die das Vorhan densein von Säulen (Pfosten) und Auskehren von Schmutz unmittelbar mitein ander konfrontieren : verre pavimentum, nitidas ostende columnas schreibt Juve nal Sat. 1 4,6oY2 Ovid aber läßt eine Bauersfrau auftreten, die Tag für Tag ihr "Haus kehrte, das auf einem Pfosten stand", verrebat stantem tibicine villam (Fasti 4,69 5). Man könnte diese Gegenüberstellungen für Zufall halten: Die Dichter hätten zufällig gerade diese Elemente trivialer Szenen des Alltags nebeneinandergestellt; ein Haus muß schließlich gefegt werden, dies gehört auch zu den Pflichten einer Bauersfrau - munda siet: villam conversam munde que habeat (Cato Agr. 1 4 3 ,2) - und wenn es ein Säulenhaus oder ein primitives Pfostenhaus ist, 3 ' 3 so wird es nach der Reinigung als solches dastehen. An einen =
Jll Unspezifische Bezüge zwischen Ädilentätigkeit und Säulen gibt es durchaus; diese können jedoch auch als Fälle unvermeidlicher Verbindung aus anderen Gründen gedeutet werden : Im Jahre I 9 3 v. Chr. ließen Ädilen aus Strafgeldern für unerlaubte Benutzung von Gemeindeland zu Weidezwecken gleich zwei Säulenhallen errichten (Liv. 3 5 , I o, I 2). Ferner hat der berühmte Redner L. Licinius Crassus als Aedil ad scenam orn andam vier besonders prächtige Säulen aus dem Ausland kommen lassen, die er dann nach Ablegung seines Aedi lenamtes im Atrium seines eigenen Hauses aufstellte (um I oo v. Chr. Plin. Mai. I 7,6; 36,7; I I 4i Val. Max. 9, I ,4). Ebenso errichtete der Aedil M. Aemilius Scaurus i.]. 58 v. Chr. eine dreigeschossige Szene mit 360 Säulen (Plin. Mai. 36, I I 4) . Die lex fulia municipalis (CIL I 1 p. I 2 I ,68 ff.) stellt loca publica p o rt i c u s v e publicae unter die Aufsicht aedilium eorumve magistratuum, quei vieis loceisque publiceis urbis Romae ...purgandeis praerunt. 3'2 v. 6o : verrepavimentum, nitidas ostende columnas/arida cum tota descendet aranea tela; ergo miser trepidas, ne stercorefoeda canino/atria displiceant oculis venientis amici v. 64 : neper:fo sa luto sitporticus, et tamen unolsemodio scobis haec emendat servulus unus. Verwoben in den Gegensatz ,Schmutz-Säule' ist hier auch der Kontrast ,Schmutz-Glanz (nitidas c.): Wie wenig zufällig auch dieser ist, zeigt schon die Herakles-Sage : Der König, aus dessen Stall der Mist entfernt werden soll, heißt ,Strahlenmann' (Augeias) und ist Sohn des Sonnengottes ; Herakles arbeitet nach einer bestimmten Variante mit dem Besen: Preller- Robert 2,2,45 4 f. Vgl. damit Plautus Asin. 424 ff., im Zusammen hang mit Stichus 3 52 ff. 111 Dieser Haustyp ist aus mittelitalischen archäologischen Funden wohlbekannt :
Fr. v.Duhn, Italische Gräberkunde I, Heidelberg, I 924, 2 I 4 f. Taf. 26; M. Ebert, Reallexi kon der Vorgeschichte 5, Berlin, I 926 s.v. Haus I 8o, I 8 9 f., I 9 4 f., 226 f. Taf. 66, 74, 77-79; R. Pittioni, RE s.v. Italien (Suppl. 9, I 962) 263 ff.; H. Drerup, Zum geometrischen Haus, Marburger Winckelmann-Programm, I 962, 4 f. ; R. Bloch, Tite-Live et !es premiers siedes de Rome, Paris, I965, 36 f. ; F. E. Brown,- Festschrift O . J. Brendel, Mainz, I976, 5 ff. ; W. Fauth, Römische Religion im Spiegel der <UAAOV (Ael. var. hist. 4)· oihw<; Kai !!UAUXTJ<; E'iQymllat EKEAEUEV (sc. nu3a y6QU<;) , ön J!QOHTJ ayyEAO<; Kai O'TJ!l44i 22,I08). Dafür wird auch eine systematische Erklärung geliefert: Der giftige Charakter ergibt sich daraus, daß Pilze inmitten von Schlamm, Schmutz und Verwesung geboren werden, sei es der Erde, sei es der Bäume, und alle Schadstoffe ihres Geburtsplatzes in sich aufnehmen (Plin. I 9 , 3 4 f. ; 22,94 f. ; RE s. v. Pilze [Steier, I 9 5 0] I 373). 116 v. 69 I : , hoc'ait,in campo '- campumque ostendit-,habebat rus breve cum duro parca colona viro. il le suam peragebat humum . . . . . . 69 5 : haec modo verrebat stantem tibicine vil lam
.fi lius huius eratprima lascivus in aevo . . . 70 I : Ähnlich ist es auch in der Geschichte von Samsan und Delila im Alten Testament. Auch Samsons Mutter spielt eine überragende Rolle : I h r erscheint der Engel, um die Geburt von Samsan anzukündigen, als sie sich auf dem Felde befindet "und ihr Mann . . . war nicht bei ihr" ; s i e gibt dem Neugeborenen einen Namen (Septuaginta Judices I 3,9; 24). Zu dem vielerörterten Problem der bemerkenswerten Übereinstimmungen zwischen der ovidischen und der alttestamentlichen Geschichte vgl. im allgemeinen 0. Gruppe, Griech. Mythologi<',
Int ercidona, Pilumnus, Deverra
Das Doppelgeriit beim Geburt srit us
aber, daß der Pfosten, auf dem das Haus steht, tibicen, ,Flötenspieler' genannt wird, das erste Mal in der lateinischen Literatur an dieser Stelle und insgesamt nur noch fünfmal nachovidisch.J I7 Welche Erklärung auch immer für eine sol che Benennung zu finden sein wird, ihre Grundlage bildet eine zumindest gedankliche Anthropomorphisierung.318 Ist es glaubhaft, daß ein Haus rein zufällig als auf einem solchen ,Flötenspieler' stehend beschrieben wird?319 Ist es vorstellbar, daß dieses Stehen ohne besonderen Grund auf ein Fegen bezogen wird? Wie dem auch sei, e i n e n sicheren Beweis gibt es in Rom dafür, daß man in einem aufrechtstehenden Stab das Gegenmittel gegen die Kräfte des Schmutzes sah. Landwirtschaftliche Schriftsteller teilen die Vorschrift mit, in die Mitte des Abfallhaufens einen Ffahl aus Hartholz fest einzuschlagen ;Fo er soll bewirken, daß im Düngerhaufen, der auch pflanzliche Abfälle enthält, ja alle purgamina
des Hofraumes und überhaupt alles quae everruntur,321 keine Schlangen entste hen. Ein rationaler Grund für dieses bis heute unerklärt gebliebene VorgehenJ22 ist nicht zu sehen; es handelt sich ganz offensichtlich um eine irrationale Maß nahme, um einen römischen ,rite d'ordure', wie solche bei primitiven Völkern zahlreich sindY3 Aus der Natur der abzuwehrenden Gefahr, dem allgemein bekannten chthonischen Charakter der Schlange,J24 ergibt sich unschwer der Sinn des Ritus: Durch einen geradestehenden, fest eingerammten PfahlF5 soll magisch verhindert werden, daß am Rande des Bereichs, wo der Mensch zu Hause ist, die dunklen Kräfte dessen, was man aus jenem Bereich entfernt, aus gekehrt hat, virulent werden. Hochragender, unbeweglich stehender Stab und erdgebundenes umherkriechendes Tier des Schmutzes sind magische Gegen sätze, eine polare Kombination, die an die Zusammenstellung derselben Sym bole im Stab des Hermes oder des Asklepios erinnert, eine Übereinstimmung, deren Analyse jedoch hier den Rahmen sprengen würde. Unmittelbar zu unse rem Thema gehört aber die Ähnlichkeit dieses Symbolpaares mit den zwei Symbolen der Dioskuren, den Dokana und den schlangenumwundenen Am phoren, so wie mit dem strukturellen Zusammenhang zwischen Pilumaufstel lung und Abfallbeseitigung. Daß auf diese Weise dieselbe Symbolkombination einmal lokal orientiert ist, den Lebensraum des Menschen darstellt, das andere Mal in zeitlicher Ausrichtung seine Existenz versinnbildlicht, hat seine innere Logik. Denn Lebensraum und Lebenszeit sind untrennbar miteinander verwo ben : Menschliche Existenz ist nur in einem Zuhause möglich. Geburt als Mensch bedeutet Aufnahme in ein HausY6 So ist es auch kein Zufall, daß die Zusammengehörigkeit beider Aspekte nicht nur indirekt, durch die Ver wendung derselben Symbole für beide, ihren Ausdruck findet, sondern auch direkt, indem man den einen Aspekt als Gleichnis für den anderen benutzt:
München, I 906, 2,8 I 8 3 ; S. Reinach, Cultes, Mythes et Religions, Paris 4 ( I 9 I 2) , I 5 8 f. ; Fra zer zu Ovid, Band 3, 3 3 3 ; W.W. Fowler, Roman Festivals, 78 f. ; Buschenhagen, Gymna sium 6I ( I 9 54) 4 2 2 ff. ; F. Bömer, WS 69 ( I 9 5 6) 372 ff. ; Le Bonniec I I 7 f. 317 Juvenal 3 , I 9 3 ; Arnobius 2,69 ; Donat vit. Verg. 24 p. I4 D; Fest. 503 L. ; Serv. Aen. 6, I 86. Vgl. auch CGL 2,202,5 I : Tu bicines in berroaVtllQtOEs ooKot. 3 18 Diese meint Festus 503 L., wenn er als Grundlage solcher Benennung eine similit udo annimmt: Tz bicines in aedifi ciis dici exist imant ur a similit udine t ibiis canent ium, qui ut can t ant es sust ineant, it a illi aedifi ciorum t ect a. Wie hier ein Pfeiler mit einem Menschen vergli chen wird, so bei Arnobius (2,69) umgekehrt ein ,Mensch' mit einem Pfeiler: At lant ern . . . gest at orem baiulum t ibicinem illum ac dest inam coeli. Als t ert ium comparat ionis gilt bei Festus der abstrakte Begriff einer Unterstützung; dies ist mit an Sicherheit grenzender Wahr scheinlichkeit bloß sekundäre Spekulation. Darauf deutet schon hin, daß Festus selbst diese These als bloße Mutmaßung nicht näher genannter Denker charakterisiert ( exist imant, sust ineant coniunct ivus obliquus der Distanzierung). Als echter ursprünglicher Vergleichs punkt zwischen einem Pfeiler und einem Flötenspieler, der zur sprachlichen Identität führte, ist vielmehr das plastische Aussehen anzunehmen : Man entdeckte zwischen Pfeiler und Flötenspieler eine gestaltmäßige Ähnlichkeit, sah in den Pfeiler einen Flötenspieler hin ein, wenn man den Pfeiler nicht schon rudimentär in dieser Gestalt modellierte. Dazu bot die Realität gewisse Ansatzpunkte. Aufrechtstehen wie eine Säule war e i n e der typischen Posen von Flötenspielern (K. Schefold, Meisterwerke griechischer Kunst, Basei-Stuttgart, 2 I 96o, Nr. I 47, I48, 207 ; Daremberg-Saglio s . v. Tibia 3 0 I fig.694I ; 3 I 4 fig. 6966; 3 1 7 fig. 6974). Wie sehr hinter dem Phänomen der Benennung von Pfeilern und Balken nach Lebewesen - römisch capreoli, cant herii, cerv i u. ä. - die plastische Phantasie sich verbirgt, beweist der parallele Prozeß der tatsächlichen Ausformung dieser Holzstücke in Form sol cher Lebewesen. Der ovidische t ibicen ist in diesem allgemeinen Rahmen zu sehen und stellt im übrigen ein noch in dieser Perspektive zu klärendes Problem dar, auf das hier nicht näher eingegangen werden kann. Vgl. dazu oben Abschn. I Anm. 5 7-59 und Abschn. II SS. I 1 3 f., I 2 3 - 1 26. M. Voigt, Jahresberichte Bursians I 5 (I 878) 378 f. 319 Der Text der Samsan-Geschichte in der Septuaginta ist in diesem Punkt mit Ovid fast wortgleich : ·rous Kiovus, tcp' oüs 6 oiKos <J1:i]KEt (Version B) ; TOUs cr-ru/"ous, tcp' rov 6 oiKos btEcr'ti]QtK'tat (Version A) (Septuag. Judices I 6,26). Vgl. S. Reinach, Cultes, Mythes et Reli gions 4, 1 5 3 , 1 6 3 ; H. Scherb, Das Motiv vom starken Knaben, Stuttgart, I 9 30, I 30. Zusam menfassend zu der ganzen ovidischen Geschichte : Th. Köves-Zulauf, Die Verehrung von Tieren in der griechisch-römischen Antike. Die römische Fuchshetze, i n : Zum Problem der Deutung frühmittelalterlicher Bildinhalte, hrsg. H. Roth, Sigmaringen, 1 986, 5 7 ff. po Varro r. r. 1 , 38.3 ; Colum. 2, 1 4,6; Plin. Mai. 1 7, 5 7· Vgl. Homer Odyss. 9.329.
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Co!. 2, q,6; 7,4, 5 f. S. Andre zu Plin. I 7, 5 7 : ,procede curieux'. Ganz gewiß wurde noch nie eine Schlange durch eine solche Maßnahme tatsächlich ferngehalten. 323 G. Dieterlen, Essai sur Ia religion Bambara, Paris, I9p, 202 ff. ; HDA s . v. kehren, Kehricht 1 2 I df. ; Bömer ZU Fasti 6,7 I 3 ; Frazer, Ovidii Fasti zu 2,23; 5 ,62 I (Bd. 4· s. 88 f.) ; 6,7 I 3 . Oben S. I 4 8 f. Anm. 26I-263, 27 1 . J 24 E. Küster, Die Schlange in der griechischen Kunst und Religion. RVV I 3,2, Gießen, I 9 I 3, 85 ff., 1 04 ff. ; Der Kleine Pauly s. v. Schlange ( 1979) I 6. Entstehung der Schlangen aus Mist und Schlamm: HDA s . v. Schlange I 1 20. Verg. Georg. 3 .4 1 6 ff.: saepe . . . vipera delit uit c a e lu m q u e ext errit a fug it , laut t ect o adsuet us coluber succedere et u m b r a e I(pest is acerba boum) pecorique aspergere virus, Ifo v it h u m u m . cape saxa manu, cape robora, past or, lt ollent emque minas et sibila colla t ument emldeice . . . . Colum. 7,4,6. S. oben I S. I 5 und Anm. 48. 325 Hauptsache ist, daß ein Stab inmitten der nicht ins Zuhause gehörenden Abfälle steht. Was für ein Stab es ist, bleibt unbestimmt, ja nebensächlich. Varro spricht in allgemeinen Wendungen von robust a aliqua mat eria depact a, Columella von robust am mat eriam defigere, erst Plinius nennt ihn einen p a l u s e robore depact us (Stellen s. Anm. 320) . Wichtig ist ersichtlich nur, daß er von fester Konsistenz, fest eingerammt, lang ist und gerade steht. J26 S. oben SS. 39, 46 ff. JZI
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Das Doppelgerii t beim Geburtsritus
Kinder gleichen Häusern, sie zur Welt zu bringen, sei wie ein Haus errichten, ein extollere, ein in firmitatem parare;J27 ja Kinder seien ,Stützen' des Hau sesY8 Abfallbeseitigung bildet demnach die Kehrseite der Errichtung (Aufrechter haltung) eines Hauses wie der Verfertigung eines Gerätes oder der Hervorbrin gung eines Menschen. Kein Wunder, daß das eine als Metapher für das andere gebraucht werden oder es gar rituell symbolisieren kann : deverrere scopis, die Abfallbeseitigung nach der Herstellung eines pilum meint symbolisch das Reini gen und Baden des Kindes nach der Geburt (Phase 4, s. oben S. 4) wie securis intercisio die Omphalotomie (Phase 3). Als logische Konsequenz daraus ergibt sich weiter, daß die zwischen deverrere und intercisio stattfindende zentrale Handhing im römischen Geburtsritus, das kontrastive Antecedens von deverrere - pilo (ferire) nämlich- das symbolisieren muß, was sich nach Durchtrennung der Nabelschnur und vor dem Reinigen abspielt und das ist das statuere des Kindes. Pilum wäre dann ein Symbol für das Kind selbst. So nahtlos sich dieses Resultat an oben gewonnene Teilergebnisse anfügt - ein Stück Holz, insbeson dere Waffen und Geräte als Darstellungsform eines Menschen (oben S. 1 7 f., 1 2 3 f.), pflockartige Festigung des Neugeborenen als wichtiges Ziel der postna talen Versorgung (S. 1 6 f.), pfeilerartige Gebilde als genereller Kontrapunkt von Schmutz und Abfallbeseitigung -, so sehr drängen sich auch gewisse Einwände auf: Kann pilum gleichzeitig eine Erscheinungsform des Neugeborenen sowie der Götter Pilumnus und Picumnus (SS. 1 26, 1 36 ff.) sein? Ist ein provisorisches, versuchsweise statuere des Kindes, ist ein forire pilo ohne weiteres gleichzuset zen mit dem festen Einrammen oder Eingerammtsein eines Pfeilers, als Kontra punkt zu Schmutz und Schmutzbeseitigung? Zur Klärung dieser kritischen Fra gen ist eine nähere Betrachtung des Momentes pilo (ferire) erforderlich.
wendet, das pilum in aktiver Form als Mittel zum Stoßen oder Stampfen, ein Pfeiler aber wird oder ist in den Boden eingeschlagen.B0 Genetisch sind sie ganz dasselbe : ein behauener Ast. Diese sich im Einzelfall immer wiederho lende Genese reproduziert höchstwahrscheinlich eine historische Entwicklung, in die sich beide Gegenstände als Glieder einordnen. Wie das pilum sich mit der Zeit zu zwei verschiedenen Gegenständen differenzierte - Mörserkeule und Waffe (oben S . 9 8 ff., 1 34 f.) - so ist vermutlich das Urpilum selbst neben dem Holzpfeiler auf dem Wege der Differenzierung aus einem einfachen Holzstab entstanden, der ursprünglich undifferenziert zu den vielfältigstell Zwecken ver wendet werden konnte, bis er sich auf der einen Seite zu einem Gerät, auf der anderen Seite zu einem Bauelement verfestigte. Eine solche Entwicklung doku mentiert sich in der Semasiologie des lateinischen Wortes sudis, das sowohl einen in die Erde eingeschlagenen rfahl bedeutet als auch eine Gerätwaffe,B' die zugleich als eine Art Variante zu pilum gilt.332 Die konkreten Unterschiede zwischen pilum und Holzpfeiler aber bestehen im wesentlichen darin, daß ein Holzpfeiler nicht einen verdünnten Mittelgriff aufweist sowie, daß er nicht immer wieder im Mittelpunkt eines Stampfens/Stoßens steht, sondern am Anfang ein für alle Mal in den Boden eingeschlagen wird. Diese grundsätzliche Verwandtschaft in konkreter Differenzierung läßt sich in der beiderseitigen Verwandtschaft von pilum und Holzpfeiler mit dem Mör ser am besten fassen, der typologisch und funktional zwischen beiden in der Mitte steht. Mörserkeule und Mörser, pilum und pila bilden nicht nur arbeits technisch so sehr eine Einheit, daß sie in mehreren Texten miteinander ver wechselt werden;333 sie werden auch zusammen verfertigt3 34 und gelten als zusammen - durch Pilumnus - erfunden.335 Mörser und Holzpfeiler aber sind insofern enger miteinander verwandt, als beide die ursprüngliche Form des HolzstammesB6 ohne Verjüngung in der Mitte perfekt wahren, beide unbeweg-
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b) Pilo (feri re) a) Pilum und pila
Wenn etwas Pfeilerartiges das natürliche Gegenbild zu dem Schmutz ist, der mit deverrere beseitigt wird, so ist die Schlüsselfrage, wieweit ein pilum mit einem Pfeiler, sein probeweises Aufstellen mit dem festen Einramm� n eines Pfeilers vergleichbar ist. Es kommt dabei auf ein präzises Erfassen von Ahnlich keiten und Unterschieden an. Die Ähnlichkeiten sind allgemeiner, und das bedeutet: grundsätzlicher Art, die Unterschiede liegen in der konkreten Ausformung und Anwendung. Pilum wie Pfeilerl29 sind ein gerader Holzstab und werden bei Stoßen/Stampfen ver3 27
S. oben Abschnitt I, S. I 7, 48 und Anm. I7 3. Über die Identifikation von Haus und Person im Zusammenhang mit den Hüttenurnen s. F. E. Brown 7 ff. PY Ich verwende im folgenden dieses Wort in untechnischem Sinne für pfeilerartige ( ;t'i>ildt' jeder Art (Säule, Pfosten, Pfahl u. ä.). pH
330 Serv. Aen. r2 ,r2r: . . . p i la ta ag m in a . . . vela p i l o, quodfigit, vel a p i la s t ru c t i l i, quaefi xa est et manet . . .. 33' S. Georges, Lateinisches-Deutsches Handwörterbuch s. v. 33 2 Verg. Aen. 7 ,664 f.; A.-J. Reinach, RA 9 (I907) I,4264. 333 Palladius I,4o,I (picem liquidam tundes in pilo); Oribas. Syn. 3,129 (tundis in pilo); MareeiL 14,7 (ictu pilae). ] . Svennung, Untersuchungen zu Palladius und zur lateinischen Fach- und Volkssprache, Uppsala etc., I9 35, 372. In allen diesen Fällen ist es eindeutig, daß es sich um echte Wortverwechslung, nicht um einen orthographischen oder paläographi schen Fehler handelt. So ist derselbe Tatbestand auch für Plin. Mai. r8,98 anzunehmen : tri ticum ante pedimdi aqua . . . , dein sole siccatum pila repeti. So die Handschriften, was durch die Herausgeber zu i n pila oder p i l o geändert wird. Überflüssiger Weise, wie die ange führten Parallelen es zeigen. 334 Hesiod Erga 42 3. 3 3 5 Isidor Etym. 4>II ,6: varro autem refo rt P ilumnium quendam in Italia fo isse, qui pinsen dis pra efo it arv is . . . Ab hoc igitur pi/um et pilam inventam, quibus fa r pinsitur, et ex eius nomine ita appellata. P ilum autem est unde contunditur quidquid in pila mittitur. 33 6 H.-G. Buchholz, Acta praehist. et arch. 7/8 (1976/7) 259: "letzterer (sc. der Mörser) war aber nichts anderes als ein ausgehöhltes Stück vom Baumstamm". M eringer, Wörter und Sachen 1 ( 1909) 7· Deswegen ist es völlig adäquat, wenn bei Homt'r II. 11,14 5 ff. ein ver-
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Das Doppelgeri:i t beim Geburtsritus
lieh stehen, beide passives Objekt von Stampfen sind, für beide die Festigkeit des Holzes gegenüber der auf sie wirkenden Druckkraft Wesensgrundlage ist.337 Das Problem dieses Dreierverhältnisses hat auch einen sprachgeschichtlichen Aspekt, angesichts der überaus großen Ähnlichkeit der lateinischen termini für die drei Gegenstände : Mörserkeule = pi/um; Mörser = pila1; Pfeiler = pila2• Nach zahlreichen klärenden Bemerkungen zu diesen Lautgleichheiten in der bisherigen Forschung kann die identische Abstammung von pi/um und pila1 = Mörser - aus demselben Verb pinsere ,stampfen' - heute nicht mehr ernstlich bezweifelt werden.338 Als ungeklärt muß dagegen gelten, ob pila als Bezeichnung für Mörser sowie Pfeiler zwei verschiedene Wörter sind, die nur zufällig gleich lauten, historisch wie sachlich jedoch nichts miteinander zu tun haben, oder aber hier dasselbe Wort als Benennung ursprünglich derselben Sache vorliegt. Der Standpunkt der Trennung wird zwar, wie es scheint, in der Forschung etwas resoluter vertreten,339 doch insgesamt sind die linguistischen Äußerungen zu der Frage durch Unsicherheit und Argumentenmangel gekenn zeichnet. Dies ein Zeichen dafür, daß wir es hier wieder mit einem Problem zu tun haben, das mit lautgeschichtlichen Argumenten allein, ohne Berücksichti gung inhaltlicher Zusammenhänge, die der primitive Mensch gedanklich her stellt, nicht zu lösen ist. Die Grundtatsache dabei ist die formale Identität des Wortes pila für Mörser und Pfeiler, so daß die Beweislast demjenigen obliegt, der diese Identität bezweifelt. Und entsprechende Beweise liegen nicht vor. Ver gleichsmaterial aus anderen indogermanischen Sprachen, das die Existenz eines besonderen Wortstammes für pila = Pfeiler belegen würde, findet sich nicht,34°
ganz im Gegenteil zum Stamm von pinsere, aus dem man bei Annahme der Identität die Wörter bzw. das Wort abzuleiten hat. Die Tatsache der verschie denartigen Bedeutung an sichW kann auch nicht als ernstzunehmendes Argu ment gelten: Dieser semasiologische Abstand ist immer noch kleiner als Entfer nungen, die im Rahmen der Entwicklung der Wortgruppe pila = Pfeiler u. Verwandtes sicher nachzuweisen sind, so z. B. zwischen ,Pfeiler' und ,plün dern'.W Momente sachlicher Identität sind zudem, wie oben aufgezählt, durchaus vorhanden. So glauben wir davon ausgehen zu müssen, daß hier ein einziges Wort pila vorliegt, mit der ursprünglichen Bedeutung ,Stamm zum gestampft werden', später in den zwei Bedeutungen ,Pfeiler' und ,Mörser' dif ferenzierend konkretisiert. Der Pfeiler wird nicht n a c h einem Mörsergerät, sondern w i e ein Mörsergerät pila genannt und nicht wie die Mörser k e u I e sondern wie der Mörser.343 Die lautliche Identität muß, bis zum Beweis des Gegenteils, als Ausdruck einer ursprünglichen inhaltlichen Identität akzeptiert werden. Die Verwandschaft zwischen einem undifferenzierten pi/um - ,Doppelkeule', sei es als Mörsergerät, sei es als Waffe - und einer noch nicht differenzierten pila- ,Stampfstamm' als Mörser oder Pfeiler - ist somit eine unmittelbare. So ist es kein Wunder, daß nicht nur Mörserkeule und Mörser miteinander ver wechselt werden (oben Anm. 3 3 3), sondern auch pilum-Waffe und Pfeiler : Den Ausdruck pilatum agmen, ,dichte Marschkolonne' leiten antike Interpreten bald richtig344 von pila = Pfeiler ab, bald aber von pilum.J45 Und wie Mörser und Mörserkeule zusammen verfertigt werden (oben Anm. 3 34) , so kann ein Pfahl als pi/um benutzt werden346 oder umgekehrt. Auch ein historischer Zusammen hang wird zwischen pilum-Waffe und Pfeiler ähnlich hergestellt wie zwischen Mörserkeule und Mörser (Anm. 3 3 5): Den Namen eines berühmten Eckpfei lers, der pila Horatia, am Eingang einer Säulenhalle (!) in Rom leitete man mit unter von pilum her, indem man die Benennung pila = Pfeiler als den Plural von pi/um auffaßte.347 In diesem Falle wird die Verbindung bewußt hergestellt,
stümmelter Körper, ohne Arme und Beine, "wie e i n M ö r s e r durch die Kampfreihen gewälzt wird" und Vergil daraus, in variierender Absicht, einen Baumstamm macht: t ru n c u m q u e tepentemlp rovolvens (Aen. I0,555 f. G. N . Knauer, Die Aeneis und Homer, Göt tingen, I964, 4I7, 4 60). 3 3 7 Die Festigkeit des Holzes ist Träger der Stampfkraft des Mörserkörpers, die in passi ver Form zu Geltung kommt: Die Mörserkeule zerstampft aktiv, aber kann dies nur tun, weil der Körper des Mörsers selbst sich stampfen läßt, ohne nachzugeben. Ebenso zeichnet sich der Holzpfeiler durch Festigkeit aus, wenn er eingerammt wird oder wenn auf ihn die Druckkraft der Last (Hausdach u. ä.) wirkt, die er trägt. JJ 8 0. Keller, Zur lateinischen Sprachgeschichte 2 , Leipzig, I 895 , 140 ; Meringer, Wörter und Sachen I (I909) 6, I9 ("Zwischen der stampfund die stampfe ist ein ähnliches Verhältnis wie zwischen pi/um ,Stößel' und pila ,Mörser"') ; Walde-Hofmann s. v. 2. plla und 2. pl lum;, Pokorny, S. 796 s. v. I . (peis) :pis-; Ernout-Meillet s. v. pf nsö, S.509 . JJ9 Für Trennung treten ein: A. Vanicek, Etymologisches Wörterbuch der lateinischen Sprache, Leipzig, I88 I , I49, I 69 ; W. Corssen, Aussprache r, 529 ; E. Meyer 2, 25 3 ; Walde Hofmann s. v. pila (S. 302). Die Identität der beiden Wörter vertreten : 0. Keller, Sprachge schichte 2, I 4o ; Reinach, RA 9 (1907) I ,248. Schwankend : Ernout-Meillet, S. 507 s. v. pfla ,pile, pilier . . . Pas d'etymologie sure.. . Souvent rapproehe de pinsö et identifie a plla ,mor tier', mais !es sens different'. 140 Die in dieser Hinsicht mitunter angeführte Parallele aus den iguvinischen Tafeln, os k isc h ehpeilatasset, im Sinne von '' expilatae sunt =erectae sunt (Walde-Hofmann I. c., Ernout-Meillet l. c.) stellt keinen Beweis dar. Denn, abgesehen von der Unsicherheit der inhaltlichcn Deutung, ist die Vorstellung des Hinaufragcns nicht auf den Pfeiler beschränkt,
sondern eignet Mörser, Mörserkeule und Baumstamm ebenso, d. h. das Verb kann auch im Oskischen sich aus einer Wurzel herleiten, die der g e m e i n s a m e n Wurzel von pila = Mörser und pila =Pfeiler im Lateinischen parallel wäre. Damit entfällt der Beweis für eine Sonderwurzel für I . pilä = Pfeiler. 34' Vgl.Ernout-Meillet: Anm. 3 39· w S . Ernout-Meillet s . v. prla : ,pile, pilier . . . Derives . . . pllö, -äs:enfoncer comme un pilier, planter, empiler . . . Du sens de ,empiler' pllä re est passe a celui de ,entasser' et, par suite, ,piller, voler', qui n'est atteste que dans Ammien Marcellin . . . Ce sens de ,voler, piller' est surtout frequent dans !es composes : compf lö . . . expf lö . . . suppflö . . . : Ammian I4,2 , 3 . 343 I n diesem Sinne scheint die zwei Bedeutungen von pila 0. Keller z u verstehen, wenn er, Sprachgeschichte 2,I40 von "mörserkeulenähnlichem" Pfeiler spricht. 344 Walde-Hofmann s. v. I. pila. Ernout-Meillet s. v. pila. 345 Serv. Aen. I2,I2I: . . . p i Ia t u m a g m e n . dicunt . . . vel a p i I o , quod.figit, vel a p i I a s t ru c t i Ii, quae.fi xa est et manet . . . . 346 Daremberg-Saglio s. v. Pi!um 484 ; Propert. 4,4 ,I2: stabant Romano pila Sabinafo ro. 347 Ogilvie, Livy zu I ,26,IO (S. I I 6); A.-J. Reinach, RHR 55 ( I907) 3186, 319' ; Properz .l , J ,7 ; Scholia Bobiensia in Cic. pro Milone 7; Dionys. Hai. 3,22,9 .
Intercidona, P ilumnus, Deverra
Das Doppelgereil beim Geburtsritus
wenn ihr auch nicht unbedingt die Auffassung zugrunde liegt, daß pila und pi/um gestalt- und wesensverwandt sind, sondern nur die Überzeugung, daß die pila zum Anbringen von erbeuteten pila (neutr. plur.) diente. Sprachlich faßt man aber auf jeden Fall das Wort pila fern. sg. als Benennungsvariante zu einer deklinierten Form von pi/um (n. plur.) auf. Wenn man des weiteren in einem ex voto aus Sparta (2.]hdt. n. Chr.) an Stelle der 06Kava eine nEiA.a = lat. pifa
So gewagt das Stellen dieser Fragen erscheinen mag, so unsicher alle ange führten Belege für eine Affinität von pi/um und pila letzten Endes scheinen mögen, als unbezweifelbare Tatsache bleibt, daß ein pilum, wenn es in vertikaler Stellung auf eine Schwelle aufgeschlagen wird, für Sekunden, vorübergehend, wie ein kleiner Pfeiler auf dem Boden steht, ein momentaner Quasi-Pfeiler ist. Und gerade weil es so ist, gerade wegen dieser Unvollkommenheit ist pilo (forire) vollkommen geeignet, ein wichtiges Moment der postnatalen Versor gung magisch zu versinnbildlichen, das statuere des infons nämlich. Wie ein erst vor kurzem geborenes Kind nicht eigentlich stehen kann, sein Aufrichten nur ein Pseudostehen erzeugt, das aber das wirkliche Stehen des zukünftigen Erwachsenen antizipiert (oben S. 1 6), ebenso täuscht das pilo (forire) das con sistere terra einer pila nur vor, besitzt das pi/um täuschende Ähnlichkeit mit etwas, was wirklich und in vollem Sinne des Wortes auf dem Boden steht. Und im Rahmen dieser Ähnlichkeit eignet auch dem pi/um die Qualität, als Gegen pol von Schmutz und Abfall, wie der Pfeiler, zu gelten, durch Aufgeschlagen werden den Kontrast zu deverrere scopis zu bilden. Der Umstand, daß pilum auf diese Weise sich als ein Symbol für das Neugebo rene entpuppt, obwohl darin sich zugleich die Geburtsgottheiten Pilumnus und Picumnus verkörpern, stellt genau besehen keine Schwierigkeit dar. Da anthropo morphe Götter vielmehr per definitionem nur ins Numinöse überhöhte Abbilder der menschlichen Gestalt sind,m schließt es sich logisch keineswegs aus, daß ein Symbol eine Gottheit und zugleich eine entsprechende Gestalt der realen Men schenwelt versinnbildlicht. Es ergibt sich im Gegenteil aus dieser Dreierkonstella tion widerspruchsfrei eine wichtige weitere Erkenntnis : Pilumnus und Picumnus als Einheit - sind die göttliche Hypostase des neugeborenen Kindes. Der Sachver halt - die Geburt eines Kindes -, der durch die rituell verrichtete Handlung der Verfertigung eines pilum gemeint ist, wird zugleich mythisch überhöht gemeint.354 Beide Gleichungen aber, pi/um= Kind und Pilumnus + Picumnus = Kind sagen Wesentliches über das römische Menschenideal aus.
dediziert,H8 so wird hier ein Pfeiler statt undifferenzierter pi/um-artiger Holz stäbe rituell verwendet. Nicht unerwähnt bleiben soll schließlich in diesem Zusammenhang eine merkwürdige Stelle aus Vergils Aeneis, 1 0,7 5 f. Hier bean sprucht Juno für Turnus das Recht, fest auf der väterlichen Erde zu stehen, mit der Begründung, Pilumnus sei sein Ahnherr und Venilia seine Mutter.l49 Das Pendant zu diesem patria Turnum consistere terra bildet die Vernichtung eines Gemeinwesens in statu nascendi ( Troiam . . . nascentem, v. 7 4 f.) . Man kann diese Zeilen konventionell vordergründig auslegen : Juno spricht als Erbfeindin Troias und Schutzpatronin Italiens ; das Recht der Autochthonie wird als consistere terra formuliert im Gegensatz zum profogus-Charakter des Aeneas (Aen. 1 ,2) ; Pilumnus und Venilia werden erwähnt, weil sie die einzigen Gottheiten in der Ahnenreihe des Turnus sind und weil ein autochthoner G o t t als die substan tiellste Form der Autochthonie gilt. Man kann aber auch die Frage stellen, ob die Worte Vergils nicht konkreter zu verstehen sind. Wird hier Pilumnus auch konkret als Gott des pi/um gemeint, und als solcher mit consistere terra in spe zielle Verbindung gebracht? Und auch Venilia vor allem als Mutter, die als sol che mit Erde zweifelsohne konkret zu tun hat (s. oben S. 5 f., 2 5 f.)? Spricht hier Juno auch als Göttin der Geburten, die sich auf der einen Seite für die Vernich tung des Troia nascens (!) ausspricht, andrerseits für das Weiterleben des Turnus und letzteres als consistere terra ausdrückt?35o Mit anderen Worten : Wird die Ausdrucksweise Junos hintergründig durch die Kategorien eines Geburtsvor ganges mitbestimmt und in diesem Rahmen (der Gott des) pi/um mit consistere terra in Verbindung gebracht?35 1 Womit diesem Gerät eine Eigenschaft zuge dacht wäre, die im vollen Sinne nur einer pila zukommt.352 348
A.-J. Reinach, RHR 55 ( I 907) 320'; A. Conze - A. Michaelis, Annali dell'Instituto 3 3 (I86I) 46 f. 349 v. 74: indignum est ltalos Tr oiam circumdarefl ammis naseentern etpatria Tumum consistere terra, cui P ilumnus avus, cui diva Ve nilia mater: quidfa ce Tr oianos atra vimferre Latinis, arva aliena iugo premere atque avertere praedas? 11o Es ist interessant zu bemerken, daß consistere terra in der Aeneis sonst von Ankömm lingen gesagt wird, im Sinne von ,Fuß fassen': 1 , 5 4 I ; I ,629; 6,8o7; 8,ro; 8 , 3 81 . S. Coning ton-Nettleship z. Aen. I0,75 und 6,807; ThLL s. v. consisto 470 , 5 3 ff.; A. Farbiger zu Aen . 1 0,75 : c o n s i s t e re p a t r i a t e r ra, eamque contra advenas defendere. Auch die Gehurt, das erste statuereeines Kindes ist eine Art Ankunft. Vgl. Anm. 3 5 4· II' Bemerkenswert ist, daß Servius im Zusammenhang mit dieser Stelle seine Mitteilun gl'n oher den Gebu rtsgott-Charakter von Pilumnus/Picumnus macht. 11' D ie Behan d lung eines pilumartigen Geräts als Pfeiler liegt auch der Wendung hastam pi/,m· (Srrv. Aen. 1 2, 1 2 1 ) zu Grunde. Pilare hedeutet "wie eine pila in den Boden pflanzen",
,enfoncer comme un pilier' (Walde-Hofmann s. v. 1. pll a, S. 302; Ernout-Meillet s. v. pll a, S. 506). Zwischen Lanze und Pfeiler gibt es auch eine Angleichung und Anlehnung lokaler Art : Die Lanze wird an den Pfeiler in der Mitte des Hauses gelehnt aufbewahrt: Verg. Aen. r 2, ?.2 f. : exim quae mediis ingenti adnixa columnaelaedibus astabat, validam vi corripit hastam. Ahnlieh schon bei Homer: H. Ebeling, Lexicon Homericum, Leipzig, I 8 8 5 s. V. oou QOOOKT]. m RGG s. v. Anthropomorphismus ( I 9 57, G. Mensching); K. Kerenyi - L. M. Lancko ronski, Der Mythos der Hellenen in Meisterwerken der Münzkunst, Amsterdam-Leipzig, I94 I , 7 ff . ; K. Kerenyi, Die Religion der Griechen und Römer, München/Zürich, I963 , 24 ff. 354 Auf allen drei Ebenen spielt das Moment der Ankunft eine gewichtige Rolle : Wie in der Realität das Kind g e b o r e n wird, in der rituellen Symbolik das Gerät v e r f e r t i g t wird, s o t r e t e n die Götter i n E r s c h e i n u n g auf der mythischen Ebene. Und zwar nicht nur als Silvanus-Abwehrer, sondern auch als zu Tisch Geladene (im lectistemium). Der adventus dei ist eine wesentliche Komponente der Theoxenie und ähnlicher Formen; Theo xenie ist Theophanie : Daremberg-Saglio s . v. Theoxenia 212; s.v. Dioscuri 256; RE s.v. Dioskuren 1109 f.
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ß) Die Gleichung pilum = Kind
Daß ein neugeborenes Kind mehr oder weniger direkt mit einem Gerät oder einer Waffe identifiziert wird, ist nicht beispiellos. In der Atharva Veda (3,23) bricht man einen Pfeil über dem Kopf einer Frau mit den Worten : "In deinen Schoß möge ein Foetus kommen, wie ein Pfeil in einen Köcher."355 Ebenfalls im alten Indien setzt der Vater den neugeborenen Sohn, unmittelbar nach Durchschneiden der Nabelschnur (!) auf einen Mühlstein, auf eine Axt, auf ein Goldstück, die auf dem Boden liegen und äußert den Wunsch, der Sohn möge Stein, Axt und unvergängliches Gold sein.l56 In Griechenland galt der Gott Dionysos als in der Gestalt eines vom Himmel herabgeschleuderten Holzstük kes geboren.J57 Ebensowenig kann es überraschen, daß im Rahmen einer sol chen Denkweise die Römer ihr Neugeborenes gerade mit einem Gegenstand identifizieren, zu dessen eminenten Eigenschaften das Geradesein gehört (oben S. Io7) : rectus esse ist ja das Ziel, auf das solche Kernelemente der postnatalen Versorgung sich richteten, wie tollere und statuere sowie das Einwickeln, . �mmit telbar vor bzw. nach dem deverrere (oben S. I 3-26) ; selbst die zufällige Uberle be�schance ausgesetzter Kinder gewinnt in einer Säule Gestalt ( Lactaria columna, oben S. 20) . Wenn es gar zutreffen sollte, daß der terminus technicus für ,römische Bürger' - Quirites - aus einem alten Wort quiris (curis) mit der Bedeutung ,Speer' abzuleiten ist,l58 so läge damit ein weiteres Indiz dafür vor, daß die Römer ihr Mannesideal und Leitbild der Erziehung von Geburt3 59 an Onians P 3 · Brind'Amour, Latomus 36 (I975) 5 6. 357 De Visser I IO. 3 58 Eine ausführliche Erörterung des schwierigen Problems, was Quirites ursprünglich bedeutete, wäre hier fehl am Platze. Festzustellen ist nur, daß die Ableitung aus dem als sabi nisch bezeugten alten Wort curis (quiris) =,Speer' durchaus möglich ist, ja eine der bes�en Möglichkeiten bleibt, obwohl sie in den letzten Jahrzehnten aus der Mode gekommen I: t, nicht zuletzt unter dem Einfluß P. Kretschmers (Glotta I O - I920 - I47 ff.), G. Dumezils (Religion archalque, I 6 5 f.) u. a. Auf jeden Fall haben alle �egen diese Deutung ��rgebrach ten Einwände ihre schlüssige Widerlegung gefunden, s. msbesondere B. Verdiere, AC 42 (I 973) 5 5 ff. So muß das Problem eher deswegen als ungeklärt gelten, weil es offen ist, ob nicht eine andere Möglichkeit b e s s e r ist, als die Verbindung mit curis = Speer. Vertreter letztgenannter Auffassung sind u. a. : Th. Mommsen, Röm. Gesch., Berlin, 7 I 8 8 I.' 69; Idem, Röm. Staatsrecht 3, Leipzig, I 8 87, 52; Preller-Jordan I, 278, 3694; Ph. Bersu, Die Guttura len und ihre Verbindung mit v im Lateinischen, Berlin, I 8 8 5 , I I 9; L. ? eubner, A�W 8 (I 904), Beiheft, 76; A.-J. Reinach, RHR 5 5 (I 907) p8, 3 36; A. Alföldi, Voretruskischer Römerstaat, I 69 (" Quiris, ,Speer', kann sehr wohl die Bezeichnung der Wehrbürger gewe _ sen sein, wobei ,ein Speer' so viel wie ,ein Krieger' bedeutete") . Vgl. auch R. M. OgJlvi� , Commentary on Livy S. 79 (,attractive conjecture') . Neuere Zusammenstellungen der anti ken Belegstellen sowie einschlägiger Literatur : C. Koch, Religio, Nürnberg, I 96o ( = I 9 5 3), 24 ff. ; !.. l .abruna, Labeo 8 ( I 962) 34 5-348; A. Alföldi, Voretruskischer Römerstaat, I 6854; IJ. Porte, Romulus-Quirinus, ANRW 2, I7, I ,302-4 . . 1 1'1 Vcrg. Gcorg, 4,20 1 nennt Neugeborene parvos Quirites. Vgl. W. Richter, Vergil, ( ;!'orgira, M ü nchen, 1 9 5 7 , J 5 H z. St. 355
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Das Doppelgerät beim Geburtsritus
im Bild von Gegenständen sahen, deren eminente Eigenschaft das Gerade-Sein war.l60 Wie auch immer jedoch das Problem eines eventuellen originären ,Speercha rakters' des römischen Quiriten zu beurteilen sein mag, dasselbe Problem, ob ein Römer nach einer geraden Waffe benannt wurde, taucht auch im engen Zusammenhang mit unserem eigentlichen Thema, dem pilum auf. Denn nicht nur eine bestimmte Heereseinheit, ein Manipel der Triarii wurde als pilus bezeichnet,l6' sondern auch deren Führer, eine Einzelperson, hieß pilus.l62 Auch hier besteht Uneinigkeit über die richtige Deutung dieser Bezeichnungen. Die eine Richtung bringt den Namen des Triariermanipels pilus mit pila ,Pfeiler' in Zusammenhang, deutet ihn als ,Kolonne' und nimmt eine Ableitung der Bezeichnung centurio (primi)pilus aus dieser Vorstellung an.l6J Die andere, heute als maßgeblich geltende Erklärung hält den Namen der Heereseinheit für identisch mit dem der Waffe pilum bzw. für dessen Variante mit maskuliner Endung und beruft sich dabei auf die auch außerrömisch nachweisbare Sitte, einen Waffenträger durch das Wort für seine Waffe zu bezeichnen; dies soll dann als kollektiver Singular zur Bezeichnung der Heereseinheit geworden sein;l64 ob das Wort zuerst für die Gruppe oder für deren Führer Anwendung fand, wird jedoch verschieden beurteilt.365 Bei kritischer Betrachtung dieser Lösungsmodelle läßt sich folgendes feststellen : ( I ) Es ist durchaus möglich, daß pilus = ,dichter Haufe' nach Kolonnenart sowie dessen Führer keine späte Bil dung sondern ein altes Relikt sind, wie Reinach RA 9 ( I 907) I ,247 f. meint. Denn auch alle anderen Wörter aus demselben Stamm sind alt, zum Teil relikt artig: pilum, pila, pilanus, pilatus, pilatim, pilumnus.l66 (2) Ob pilus von pila = ,Kolonne' oder pilum = ,Waffengerät' abzuleiten ist, hat nur nebensächli ches Gewicht, besonders im Rahmen unserer Auffassung von der engen Ver wandtschaft - dem Wort und der Sache nach - zwischen pila und pilum. Denn in beiden Fällen findet Angleichung an einen typischerweise geraden Gegen stand statt.l67 Allerdings scheint die Annahme eines Zusammenhangs mit pilum die weitaus bessere Lösung zu sein : die dagegen vorgebrachten Argumente sind unzutreffend. Man argumentiert in der Hauptsache damit, daß (a) die pilani = triarii in historischer Zeit gerade diejenigen waren, die kein pilum hatJ6 o . . . man wie bei diesem (sc. dem pilum) so auch bei der hasta den Holzschaft als das eigentlich Charakteristische betrachtet hat" (E. Meyer 2, 2 p). 36 ' Caes. BG 5 . 3 5 ; Liv. 7, 1 3,I; 8,8,7; 42,3 2,7; 42,34, I I; 42, 3 5,2; Ovid Amores 3,8,28; Suet. Cal. 44· 36 2 Mart. I,J I,J; 6,58, Io; RE s.v. Pilum 1 3 3 5 , 5 0 f. 3 63 A.-J. Reinach, RA 9 ( I 907) I,246 ff.; E. Meyer 2,25 3 ', 2 5 4; RE s. v. Pilum I 3 3 5 . 3 64 Corssen, Aussprache I , 5 29 f.; A.-J. Reinach, RA 9 ( I 907) I ,2 p l; J. Wackernagel, Vorlesungen über Syntax 2, Basel, I 924, 24 f.; Alföldi, Voretruskischer Römerstaat, I 69; Walde-Hofmann s. v.2. pll um; Ernout-Meillet s. v. pilum. 365 Anwendung für das Kollektivum zuerst nehmen an Corssen und Ernout-Meillet l. c., für die Einzelperson Walde-Hofmann l. c. J 66 S. darüber die Wörterbücher. 36 7 Wenn im Falle der Ableitung von pila - pilus (Manipel) der gerade Gegenstand auch in horizontaler Lage vorgestellt wird (Pfeiler-Stoßtrupp). "
Intercidona, P ilumnus, Deverra
Das Doppelgerät beim Geburtsritus
ten; (b) daß die Ausdrücke agmen pilatum, pilatim iter focere inhaltlich einen dichtgedrängten Haufen, nicht eine mit pilum bewaffnete Truppe, meinen, mit pilum also nichts zu tun haben können, wie man behauptet. Das Argument (�) jedoch beruht auf der unzulässigen Implikation, daß pilum von Anfang an d1e enge spezielle Bedeutung der Wurf- und Stoßlanze der manipularisch aufge bauten römischen Legion hatte, eine Waffe, die tatsächlich erst später einge führt wurde. Wenn man dagegen davon ausgeht, daß pi/um ursprünglich ein undifferenziertes Waffengerät war, verliert dieses Argument jede Gültigkeit; besonders angesichts der Tatsache, daß auch andere römische Heeresteile hastati, principes - durch ihre Benennung einen alten historischen Zustand bezeugen, der mit dem späteren historisch gekannten in keiner Weise überein stimmt.J68 Ähnlich fehlerhaft sind die Voraussetzungen des Arguments (b) : Gebrauch eines pilum - in archaisch-unspezifischem Sinne - widerspricht einer dichtgedrängten Heeresordnung (agmen pilatum) keineswegs, ist dafür auch nicht irrelevant, sondern kann geradezu deren Ursache sein. Wenn man bedenkt daß eine makedonische Sarissa 5-7 m. lang war, auf die Schulter der Vorderl�ute gelegt und so ein ,Schießwall' gebildet wurde,369 kann man sich leicht vorstellen, daß ein pilum ähnlichen Ausmaßes durch einen vereinzelten Krieger schwer getragen werden konnte und als logische Konsequenz eine dichtgedrängte Schar (agmen pilatum) erzwang. (3) Eine genau identische Benennungsform für eine Truppeneinheit wie für den Führer ist ein sonst völlig beispielloses und somit vorrangig zu erklärendes Phänomen, vgl. sonst centurial centurio, (de)curia!(de)curio, tribus/tribunus, manipuluslmanipularis etc. Eine Ableitung im eigentlichen Sinne - in der einen oder in der anderen Richtung kommt nicht in Frage, da diese eine Verschiedenheit der Wortendungen erge ben müßte. Trotzdem geht man bisher von der Priorität der einen oder der anderen Benennung aus, entweder ohne jeden Versuch einer Erklärung, oder indem man eine später unkenntlich gewordene Ableitung bzw. einen Ersatz für eine Ableitung annimmt. Nach M. Leumann sei ursprünglich aus dem Truppen namen (, centurio primi pili ') ein Adjektiv mit Ableitungssuffix gebildet (,primipi larius ') und dies dann nachträglich zu ,primipilus ' "wohl verkürzt" worden ; die Identität der beiden Benennungen sei somit nur scheinbar.J7° Walde-Hofmann und Ernout-Meillet aber gehen von der Priorität des Offiziersnamens primipilus aus und leiten daraus den Truppennamen pilus als eine Art Rückbildung oder gar als gedanklichen Fehlschluß ab : "primiprlus . . . daraus entnommen ein prlus,
-1 ,Manipel"' (Walde-Hofmann) ; von , centurio prlmi pr!T . . . a ete tire un sub stantif prlmiprlus . . . ce qui a fait croire a l'existence d'un substantif prlus ' (Ernout-Meillet). Abgesehen davon, daß all diese Hypothesen unverkennbar Verlegenheitslösungen sind, mit entsprechend geringer Überzeugungskraft,37' versuchen sie alle, die eigentliche Frage zu eliminieren, anstatt sie zu beantwor ten, dadurch, daß sie die Übereinstimmung pilus = Triariermanipel und pilus = Führer dieses Manipels als zufälligen Fehlgriff der Sprachentwicklung hinstellen. Angesichts der Tatsache aber, daß dasselbe Wort in beiden Fällen Mitglieder derselben Truppeneinheit bezeichnet, nur abwechselnd als Kollekti vum oder als repräsentatives Individuum, ist es die natürliche Annahme, daß die wortmäßige Identität in der sachlichen Identität wurzelt, kein Zufall ist. Mit anderen Worten : Es ist anzunehmen, daß Truppe und Führer mit demselben Wort bezeichnet wurden, weil sie unter einem bestimmten Gesichtspunkt sach lich dasselbe waren. (4) Ein solcher Gesichtspunkt läßt sich auch ohne Schwie rigkeit aus der Funktion des gemeinsamen Suffixes -us statt -um (pilum) oder -a (pila) erschließen. -us bedeutet Personifikation, die Verleihung einer persönli chen Qualität, wie Florus neben flos, Terminus neben termen, Robigus neben robigo; grandaevus, primaevus neben aevum, (Aheno)barbus neben barba, (incurvi)cervicus neben cervix; wie die Baumnamen auf -us neben den Fruchtna men auf -um (pirus!pirum) u. ä. mY' Pilus ist ein personifiziertes pilum oder pila, sei es im engen Sinne wesensmäßiger Transfiguration oder im Sinne der Zuord nung des Gegenstandes zu einer Person als charakteristisches Attribut; es han delt sich dabei ebenso um eine kollektive Personifizierung (pilus = Truppe) wie um eine individuelle (pilus = Führer) . Um nichts anderes als um eine konse quente Ausgestaltung der oben erwähnten Sitte, die Vorstellung und die Bezeichnung des Waffenträgers durch die seiner Waffe zu ersetzen.m Die Umwandlung des Gegenstandsnamens in ein Maskulinum ist ein logisch konse quenter zweiter Schritt, der in dem Ersatzwort ein Element des zu Ersetzenden auch aufscheinen läßt; der Wortstamm pil- entspricht dem Gegenstand, das personale Suffix -us dem (den) im Hintergrund stehenden Person(en) ; die zwei Ebenen, der materielle Gehalt im Stamm und die personale Determination durch das Suffix werden in einem Wort vereint. Dies gilt vollends, wenn man
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J6H RE s. v. Exercitus (Liebenam, I909) I59 3 ; Daremberg-Saglio s. v. Legio I048 f. ; J. Kromayer - G. Veith, Heerwesen und Kriegführung der
·
l7' Es ist schwer einzusehen, warum primipilus nicht unmittelbar aus pi/um gebildet wer den kann, ohne die Zwischenstufe primipilarius (s. Leumann), wo solche Bildungen doch regulär sind, vgl. aevum - primaevus; scrinium - primiscrinius. Aber wenn schon primipila rius abgekürzt wurde, warum nicht zur primipi I i u s ? Welchen Sinn hat überhaupt eine Abkürzung, die nur Verwirrung stiftet, d. h. eine Verwechselungsmöglichkeit zwischen pilus = Truppe und pilus = Führer der Truppe? Alle sonstigen Zusammensetzungen mit dem Bestandteil primi im ersten Glied gehen auf präexistierende Wörter zurück, z. B. primicerius, primiformis, primigenus, primipara, primipotens, primaevus, primiscrinius. Aus keinem Wort dieser Art ist ein neues Substantiv durch Rückbildung des zweiten Gliedes entstanden. 37' ]. B. Hofmann - A. Szantyr, Lateinische Syntax und Stilistik (Lat. Grammatik 2), 9 f. ; Wackernagel 2, I7 f., 38 f., 4 3 ; P. Kretschmer, Glotta I 3 (I924) I0 3 f. ; G. Radke, Götter, 1 3 mit Literatur. Vgl. auchfotus als personifiziertesfotum. m Solche Personifizierungen gesc h e h e n auch in kollektivem Sinne, vgl . Reinach, RA 9 ( 1907) I ,2 p 3 ; Wackernagel 2 5.
Intercidona, P ilumnus, Deverra
Das Doppelgerät beim Geburtsritus
davon ausgeht, daß der Bezeichnung pilus das Wort pi/um zugrundeliegt, die einzig ernstzunehmende Möglichkeit, aus vielerlei, hier jedoch nicht näher aus zuführenden Gründen. Mit dieser gedanklichen Angleichung der hochwenigsten Einheit des römi schen Heeres und des am höchsten geschätzten Truppenoffiziers an einen auf charakteristische Weise geraden Gegenstand steht der römische Geburtsritus in bemerkenswertem Einklang, der das Neugeborene als pilum versinnbild lichte.374 In der Tat, wenn ein Römer zum Pi/um-Sein geboren war, ist es nur konsequent, wenn eine römische Mustergestalt wie der centurio primi pili als pilus, als personalisiertes pilum galt und auch die ganze Mustertruppe, die er befehligte. Was alles sich sonst noch hinter der merkwürdigen Wortbildung pilus ver birgt, sei sie ein altes Relikt, sei sie eine Neubildung der ciceronischen Zeit, gehe sie letztlich auf pilum oder auf pila zurück, läßt sich heute wegen der Spärlichkeit der Überlieferung nicht mehr klären. A limine unmöglich ist die Richtigkeit solcher Vermutungen nicht - wenn sie auch nicht zu verifizieren sind - wie die von Graßmann und Rendei Harris, daß neben dem Gottesnamen Pilumnus auch die Form Pilus existierte. m Denn wenn es einen Picus neben Picumnus gab, wäre ein analoges Pilus neben Pilumnus, angesichts der allge meinen Spiegelbildlichkeit der beiden dei coniugales sowie der besprochenen Alternanz mythischer Zwillingsnamen (s. oben S. 1 14) ganz systemgerecht. Sicher ist allerdings, daß das Wort pilumnus nicht nur als Name des Gottes, sondern auch als eine Bezeichnung für römische Männer existierte. Sie ist daher im gegebenen Zusammenhang als nächstes in Augenschein zu nehmen. Daß sie sich aus pilum herleitet und daß sie von hohem Alter ist, steht für sie unzweifelhaft fest: Pilumnoe poploe in carmine saliari Romani, velut pilis uti assueti: vel quia praecipue pellant hostis (Festus 224,4-6 L.). Außer an dieser Stelle kommt das Wort pilumnus noch einmal, in einer Handschrift der ovidischen Fasti (3, 1 29) vor, dem Mazarinianus = Oxoniensis Bodl. Auct. F. 4,25 = m Merke!, Frazer, Krüger = M Landi, Levy, Lenz, Bömer, Alton, 376 ohne von den Herausgebern in den Text aufgenommen zu werden; meistens wird die Variante nicht einmal in den Apparaten verzeichnet.377 Das hohe Alter des Ausdrucks pilumnoe poploe - mit verjüngter Orthogra phie statt pilumnoi poploi 378 - wird sowohl durch die Lautform als auch durch die Semasiologie erwiesen. Es liegt hier, nach übereinstimmender Meinung der Forschung seit gut hundert Jahren379 der Nominativ Plural eines -o-Stam-
mes380 vor; die klassische Endung -i- des nom. plur. ist über -\7, -ei auf ursprünglich -oi zurückzuführen.381 Inhaltlich aber meint hier populi, nach der unzweideutigen Angabe des Festus (Verrius Flaccus)= Romani, d. h. das e i n e römische Volk, populus Romanus nach klassischer Vorstellung, und der hochar chaische Charakter besteht gerade darin, daß das eine römische Volk an dieser Stelle noch als aus einer Pluralität von "Völkerschaften" bestehend erscheint. Wenn man berücksichtigt, daß im Arvallied das (römische) Volk pleores = plures, d. h. eine Mehrzahl, genannt wird,382 wenn man weiß, daß im Vulgärlatein der Plural populi die Mitglieder eines einzigen Stammes, die Einwohnerschaft einer einzigen Stadt bezeichnen kann,383 so wird man den pluralischen Sprachge brauch des carmen Saliare nicht anstößig finden. Die sachliche Erklärung liegt offensichtlich darin, daß der Ausdruck aus einer Zeit stammt, da die eine römi sche Siedlung noch als eine Mehrheit von lose zusammenhaltenden kleinen lokalen Gruppen gesehen wurde.384 Selbst auf eine kleine palatinische Ursied lung bezogen könnte man solche einzelnen populi etwa in der Einwohner gruppe des Cermalus oder der Velia ohne Schwierigkeiten finden; der Cerma lus wurde in einer alten religiösen Urkunde sogar in fünf Gipfel weiter unterteilt (Varro LL 5 , 5 4 : Germalense quinticeps), die Velia - oder manchmal pluralisch Veliae - in sechs (Varro l. c. Veliensefs] sexticeps) ; Plinius Maior 3 ,69 erwähnt unter den carnem in monte Albano soliti accipere populi Albenses die Velienses, die durch Pallottino (o. c. 27 ff.) mit den Bewohnern des palatinischen Viertels Velia identifiziert werden : hier hätten wir zwei populi Velienses als Bestandteil des späteren einen populus Romanus.385 Was die Semasiologie betrifft, kann es keinen vernünftigen Zweifel darüber geben, daß das Wort als nomen commune dieselbe Bedeutung hatte wie in seiner
374 Man kann in dieser Versinnbildlichung ein Argument dafür sehen, daß pilus Dämon des pilum, Pi!umträger aus pilum = Gerätwaffe entstanden ist. m Graßmann I I 2; R. Harris, Boanerges, 384. 1 7 " F. Peeters, Les «Fastes» d'Ovide. Histoire du texte, Bruxelles, I 939, I 5 5 . m Verzeichnet wird sie jedoch von Merke! z . St., berücksichtigt von A.-J. Reinach, RA 9 ( 1 907) 1 ,244 ' und RHR 5 5 ( I 9o7) 3 373. 11 H F . Sommer, Laut- und Formenlehre, 346. 11'' F . Bun·lwler, Grund riss der lateinischen Declination, Bonn, I 879, 36; 0. Bechstein \ ') 1 ; R. M a u rTnhrl'dlt'r, .Jahrh. f. class. Philolo�ie, h rsg. A. Fleckeisen, Suppl. 2 I (I 894) 327, =
347; E. Meyer 2,252 f. ; Preller - Jordan 1 ,375 \ A.-J. Reinach, RHR 5 5 ( 1 907) 3 3 5 f., 3 4 5 ; Sommer, Laut- und Formenlehre, 346; Fr. Stolz - ]. H. Schmalz - M . Leumann - J . B. Hof mann, Lateinische Grammatik, München, 5 1 928, 2 7 5 . 38° Corssen, Aussprache, I , 5 2 8 f. hält e s für gen. sing. Zander bei Maurenbrecher 3 4 6 f. für dat. sg. 38 ' Sommer, Laut- und Formenlehre, 346; Stolz - Schmalz - Leumann - Hofmann, Lat. Gramm., 5 1 92 8 , 275 f. = Leumann - Hofmann - Szantyr, Lat. Grammatik 2, München, I965, 4 I 4. 382 Maurenbrecher 347; Reinach, RHR 5 5 ( I 907) 346 ' . 38 3 Maurenbrecher 347 · A. Blaise - H. Chirat, Dictionnaire latin-franc;:ais des auteurs chretiens, Paris, I 9 5 4 s.v. : ,ab Arvernis populis, Greg.-T. Hist. 5 ,49, !es Arvernes ; populi Gomorrhae, Lucif. Athan. I , 39, p. I 3 5 , 1 0, !es gens de Gomorrhe'. Hier nimmt der späte Sprachgebrauch Altes wieder auf. 384 M. Pallottino, ArchC!ass I 2 ( I 96o) 6 , I 8,23 ff., 2 6 : ,sul Palatino e in parte nel Fora una aggregazione di piccoli nuclei abitati, dapprima isolati, poi riuniti in villaggi: quali appaiono sul Germalus e sul Palatium'. 385 Anders A. Alföldi, Das frühe Rom und die Latiner, Darmstadt, I 977, I 838• Auf diese Einzelheit kommt es uns aber nicht an. Vielleicht war populus i n diesem ursprün�lichcn Sinne identisch mit einer curia, dieser Ackergemeinschaft, vgl. Der Kleine Pauly s. v. Curia Band 1 , 1 5 56 ( I 979, H. Hausmaninger).
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Intercidona, P ilumnus, Deverra
Das Doppelgerl:it beim Geburtsritus
Verwendung als Gottesname,386 d. h. daß es sich von pilum herleitete und den ,Pilumträger', ja den ,Pilumgestaltigen' bedeutete,387 wobei ersteres mit fort schreitender Rationalisierung die zweite, ursprünglich-primitive Bedeutung zunehmend in den Hintergrund gedrängt haben dürfte. Eine Bedeutung, die der Denkweise "eines kriegerischen und deswegen auf körperliche Wohlgera tenheit besonders aufmerksamen Stammes" (v. Blumenthal, RE Pilumnus I 370,2 I ff.) bestens entsprach : Ein Krieger sollte mit seiner Waffe verwachsen sein, sie nicht nur perfekt handhaben, sondern quasi auch sein wie sie. Wie die Wörter pilatus, pilanus, pilus sich zu einem so verstandenen pilumnus verhalten, ist eine in diesem Zusammenhang naheliegende,388 jedoch nicht näher zu erörternde Frage. Sie gehört genuinerweise in eine Untersuchung des Problems ,l'origine du pilum', ein Problem, das heute wahrscheinlich insgesamt neu zur Diskussion gestellt werden müßte, ausgehend von dem Gesichtspunkt, daß pilum ursprünglich die viel undifferenziertere und komplexere Bedeutung eines allgemeinen , Gerätes zum Zerschmettern' besaß, gegenüber der späteren Einengung auf eine Spezialwaffe bestimmter römischer Truppenkontingente. Hier sei - als eine notwendige Vorbemerkung zum genannten generellen Thema - auf ein besonderes Problem hingewiesen, das sich aus der Analyse von pilumnoe poploe unmittelbar ergibt. Es bezieht sich auf das Verhältnis von pilumnus und pilanus. Pilani war ein anderer, seltener Name für die dritte Reihe in der römischen Heeresformation, die triarii. Dies ist zunächst nur aus der Benennung antepi lani für die zwei vor den triarii stehenden Reihen, die hastati und die princi pes389 zu erschließen ; die Gleichung triarii =pilani wird dann aber von Varro LL 5 , 8 9 auch ausdrücklich formuliert. Außer dieser Varro-Stelle kommt das Wort noch in dem Festus-Exzerpt des Paulus vor, 225 L. ; in direktem Sprachgebrauch jedoch nur einmal, bei Ovid, Fasti 3 , I 29. Der Schluß aus die sem Befund ist unabweisbar, daß es sich hierbei um eine alte, aus der lebendi gen Sprache verschwundene Bezeichnung handelt; Ovid verwendet das Wort, um seiner Schilderung ein archaisches Kolorit zu geben und um mit seiner Eru dition zu prahlen.J9° Die etymologische Erklärung durch Varro und Festus (Verrius Flaccus) lau-
tet fast wortgleich : qui pilis (sc. pugnabant Varro), pilis pugnantes (Festus). Da Festus auch pilumnoe poploe vorrangig als velut pilis uti assueti erklärt, ergibt sich daraus indirekt, daß für Festus und seine Quellen pi!umnus und pilanus synonyme Wörter, pilumni populi und pilani verwandte Gestalten waren. Direkt ersetzt wird aber die Textform pilanus durch pilumnus in dem oben erwähnten Manuskript der ovidischen Fasti. Was ist die Bedeutung dieser überlieferungs geschichtlichen Alternanz? Was der Wert der Handschrift, die die singuläre Variante bietet? Der codex Mazarinianus, M, stammt aus dem frühen I 5 . Jhdt., stellt aber die Abschrift eines älteren Manuskriptes aus dem IO. oder 9. ]hdt. dar. Zusammen mit G ( = Bruxellensis Nr. 5 369-5 373, I2.Jhdt.) sowie I ( Fragmentum Ilfel dense, I I . / 1 2 . Jhdt.) bildet er eine Handschriftengruppe, die die älteste Überlie fung bewahrt hat und durch die indirekte Tradition (Laktanz-Zitate) bestätigt wird.J9' Daß unser Kodex auch von G und I abweicht und einmalige Varianten bietet, kommt nicht selten vor; diese sind häufig, wenn nicht sogar mehrheit lich, durchaus diskutabel,J92 mitunter nachweislich, trotz aller Singularität, das einzig Richtige und Authentische.J93 Prinzipiell kann somit dasselbe auch an der hier erörterten Stelle der Fall sein. Sicher ausschließen läßt sich freilich ein bloß zufällig mit einem authentischen altlateinischen Wort übereinstimmender Lesefehler nicht;394 doch das Rechnen mit solchen Zufälligkeiten sprengt die Grundlagen jeder wissenschaftlichen Methodik und könnte deswegen nur in Ermangelung jeder besseren Erklärungsmöglichkeit in Betracht gezogen wer den. Besser wird aber der Befund durch die Annahme erklärt, jemand hätte pilanus bewußt durch pilumnus ersetzt, in Kenntnis gerade der etymologischen Theorien über die Synonymität der beiden Wörter. Dies nahm auch Reinach an,395 und ließ die Änderung noch im antiken Rom geschehen. Auch diese Hypothese jedoch ist nicht die bestmögliche. Ihre Schwäche besteht darin, daß
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RE s . v. Pilumnus I 370,43 ff. Ch.T. Lewis - Ch. Short, A Latin Dictionary, Oxford, I 879 s. v. pilumnoe poploe. 8 3 7 Leumann, Lat. Laut- und Formenlehre, München, I 977, 322. S. oben S. I I 5 ff., 1 26. pilumnuspopulus kann nicht ,!es gens de Pilumnus' sein - so Reinach, RHR 5 5 ( I 907) 345 - ; denn dies müßte pilumnius populus heißen. 88 Daß pilatus gleichbedeutend mit pilumnus war, nehmen an: Buecheler 3 6 ; Sommer, 3 Laut- und Formenlehre, 346; Leumann, Lat. Laut- und Formenlehre, I 977, 3 2 2 (pilumnoe poploe Salierlied (zu pll um; -umnus künstlicher Ersatz für dtus?)). 8 3 9 ThLL s. v. antepilanus. 39o 3, I 2 7 : indepatres centum denos secrevit in orbes Romulus hastatos instituitque decem, et totidem princeps, totidem pilanus habebat corpora, legitimo quique merebat equo. A.-J. Rcinach, RA 9 ( I 907) I ,244. I 966
=
=
39' E. H. Alton, Hermathena 44 ( I 926) I O i ff. ; F. Bömer, Ovidius, Die Fasten, Heidel berg, I 9 5 7, I , 5 I ;54;59. 39' Beispiele s. I , I 8 3; 682; 2,48; I49; 346; 467 ; 5 34; 3 , I 29 ; 206; 238; J 2 I ; 3 2 2 ; 6 5 9 ; 4,709; 5 ,2 I ; 6,35o; 8o5 . 393 2,5 3 4 : parvaque in exstinctas (extructas M' cett. et ed. pler.) munera/erte pyras!S. dazu Bömer im Kommentar z. St. 394 Ein als ü abgekürztes -um kann mit Leichtigkeit als a gelesen worden sein. So könnte aus pilumnus pilünus pilanus geworden sein. Aber auch ohne Abkürzungszeichen über dem u werden u und a häufig verwechselt. Falls dafür Beispiele überhaupt nötig sind, vgl. Varro =
6,2 I 6,62 etc. 3 95 RA
=
richtig korr.
falsch überliefert
urvum veru dicunt inducuntur
arvum vera dicant inducant-
9 ( I 907) I ,244' ; RHR 5 5 (. 1907) 3 371 ·
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Das Doppelgeriit beim Geburtsritus
kein Motiv für ein solches Vorgehen ersichtlich ist. Wenn pilanus genauso sin gulär und genauso nur ein totes antiquarisches Wort war wie pilumnus, warum dann das eine durch das andere ersetzen?396 Auch diese Erklärung läuft somit letzten Endes auf die Annahme einer bloßen Laune eines gelehrten antiken Kopisten hinaus. Wirklichen Sinn ergibt eine solche Alternative nur, solange das eine Wort noch nicht im Text vorgegeben war, sondern man erwägte, wel che von den zwei Möglichkeiten realisiert werden sollte. Mit anderen Worte n : Wir halten für die beste Erklärung die Annahme, daß Ovid selbst zwischen den beiden Wörtern geschwankt hat, die Alternative durch das Vorhandensein von zwei verschiedenen Fassungen der Fasti verursacht wurde. In diesem Zusam menhang ist es nicht nötig, die bekannten Theorien von den zwei Ausgaben der Fasti zu erörtern, der "Germanicus-Ausgabe" aus der Verbannung ( = Hand schriftengruppe GMI) und der "Augustus-Ausgaben" aus der Zeit vor der Ver bannung397 ( = übrige Handschriften) und zu versuchen, etwa pilumnus der ersteren, pilanus der zweiten zuzuweisen. Es genügt die unzweifelbare Tatsa che, daß Ovid einzelne Partien der Fasti in der Verbannung neu bearbeitet hat.398 So wenig auch die beste Möglichkeit als sichere Lösung gelten kann, gewiß ist soviel, daß das Problem als solches existiert und einer Lösung bedarf: Die Variante pilumni gehört zumindest in jeden Textapparat, was bisher keines wegs der Fall ist. Wer auch immer aber pilumnus in den Ovid-Text hineingeschrieben haben mag, der so lautende Text stellte auch eine sachliche Aussage dar, nicht bloß eine sprachgeschichtliche Mitteilung :399
Ansicht verbergen, daß beide Namen von pilum abzuleiten sind. Denn dies ist die einzige, für beide Wörter gemeinsame Etymologie, die in der Antike vertre ten wird. Daß pilumni und pilani eine historische Abfolge darstellten, ist eine durchaus ernstzunehmende Auffassung. Denn sie wird durch zumindest zwei weitere Argumente gestützt, durch die jeweiligen Suffixe sowie durch die Art und Weise, wie Festus die beiden Gruppen definiert. -anus ist ein Suffix der Ableitung und drückt inhaltlich eine bloße Zugehörig keit aus, zu einem Ort, einer Personengruppe, einem Gegenstand o. ä., vgl. Nomentanus, Silvanus, Curianus, (ante)signanus.4°1 -mnus als präsentisches Partizipialsuffix dagegen bringt ein gegenwärtiges Tätigwerden in, mit oder durch das im Wortstamm Beinhaltete zum Ausdruck, gegebenenfalls durch das pilum. Ein Verbundensein durch einen gegenwärtigen Tätigkeitszusammenhang bedeutet aber eine engere Verbindung als die bloße Zugehörigkeit. Und die Lockerung eines ursprünglichen Zusammenhangs im Laufe der historischen Entwicklung ist ein natürliches Phänomen. Dementsprechend spricht auch Festus (Verrius) von einem engeren Verhältnis zwischen pilum und pilumni populi, gegenüber dem zwischen pilum und pilani. Das eine ist als dauerhaftes, konstitutives Merkmal stilisiert (assueti), das andere als situationsbedingtes Cha rakteristikum (pilis pugnantes). Darüber hinaus ist das pilum für die pilumni ein nicht spezifizierter Gebrauchsgegenstand (uti), bei den pilani aber ein spezifi sches Mittel zum Kampf: Das Gerät der pilumni kann man auch als Mörser keule verstehen,402 das der pilani nicht. Auch dieser Unterschied zwischen weniger und stärker differenziertem Instrumentengebrauch, gepaart mit Abschwächung der Bindung zwischen Instrument und Instrumententräger, ent spräche durchaus der Natur einer auf Differenziation angelegten historischen Entwicklung. Der Verdacht dürfte somit begründet sein, daß pilanus das Wort und die Gestalt war, die pilumnus mit zunehmender Rationalisierung abgelöst hat, als die ursprüngliche Hauptbedeutung des ,Pilumgestaltigen' zunehmend in den Hintergrund gedrängt wurde (oben S. 172 f.) . Welches Gewicht man aber auch dem Textzeugen für eine ovidische Identifikation vom pilumnus und pilanus einzuräumen geneigt sein mag, wie positiv oder negativ man auch das Verhält nis zwischen pilum und pilani sowie verwandter Begriffe generell beurteilen wird, und wie groß oder klein man damit den Umfang der später noch faßba ren Spuren eines urtümlichen pilum -Gebrauchs umschreibt, sicher bleibt eines : Der Text des carmen Saliare weist den Gebrauch dieses Gerätes als ein Stam mesmerkmal der Römer ältester Zeit aus.4°3 Daß man in einem althergebrach-
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inde patres centum denos secrevit in orbes Romulus hastatos instituitque decem, et totidem princeps, totidem pilumnus habebat corpora, legitimo quique merebat equo. Eine solche Aussage implizierte zweierlei : Erstens, daß die triarii der Romulus Zeit für den Schreiber dieser Zeilen eine Weiterführung dessen waren, was das carmen Saliare populi pilumni nannte ;400 zweitens, daß er pilumni und pilani als dieselben Gestalten betrachtete, und sei es in historisch verschiedenen Zeiten. Denn die Qualifikation pilani für die triarii muß ihm, wenn nicht aus Varro oder Verrius Flaccus (s. oben S. 1 72), so schon als Konsequenz des terminus antepilani bewußt gewesen sein. Etymologisch aber kann sich dahinter nur die 196 Dabei war im gegebenen Fall die Verwendung von pilanus naheliegender, wegen des soldatischen Kontextes und wegen der Kontrastwirkung zu antepilanus, das in soldatischem Zusammenhang durchaus gebräuchlich war. '"' Bömer, Fasti 1 , 5 4 f. 1''H Biimcr, Fasti 1 , 1 7 f. Wie Festus (Paulus) 22 5 L. und Festus 224 L. es zeigt, war für Ver rius Flaccus sowohl die Erklärung von pilumnus als auch von pilanus ein Thema. Daß Ver ri u' von ( )vid als Quelle der Fasti benutzt wurde, steht fest, s. Bömer Fasti 1 ,2 3 f. 1 '1'1 ( ;q.; cn Kei nach, RA 9 ( 1 907) I ,244'. ,,, ., . I )a, Zitat aus dem carmen Saliare bei Festus ist die einzige Stelle, an der pilumnus als /11!1/11"11 nmiiiiiiiH'
vorko m m t ,
40' M. Leumann, LaL Laut- und Formenlehre, 5 1 96 3 = 5 1 926-8, 2 2 3 f. = 1 977, 3 2 4 f. ; Radke, Götter, 1 8 f 40' In diesem Sinne deutet es Reinach, RHR 5 5 ( 1 907) 345 : ,qu'est-ce que pilumnoe poploe, sinon les gens de Pilumnus, ceux qui vivem du pilon et de ses produits ?' 403 E. Meyer 2,25 3, Vgl. Propert. 4, 1 ,89-91 : geminos . . . natos . . . adpatrios suapila re/erre Penatis. Angesichts der sonderbaren Form der ,Salierlanzen', angesichts des Umstandes, d aß die Salier als Abbild des ältesten römischen H ee res zu gelten haben, l iegt es nahe, a uch
Intercidona, P ilumnus, Deverra
Das Doppelgerät beim Geburtsritus
ten Geburtsritus das neugeborene römische Kind4°4 im Sinnbild dieses Gerätes präsentierte, um damit sein echtes Römerturn zu inaugurieren, ist daher von bestechender innerer Logik.
im Normalfall liegt, durchaus schon empfunden haben. Deswegen schworen die römischen Frauen der klassischen Zeit nur noch bei einem der Dioskuren; statt dem Vorbild der Zwillinge, wie der Sinn seiner Erzählung es erfordern würde, spricht Plutarch wörtlich nur noch vom Vorbild des einen Romulus.4°9 Auch Ovid aber spricht in seinem Bericht über ,Silvias Traum', der sachlich in diesen Zusammenhang gehört, ohne daß es hier ausgeführt werden könnte, 4 1 0 nur davon, daß Rhea Silvia mit Romulus schwanger war, obwohl ihre Leibes frucht im Bilde von zwei Palmen im Traum erscheint (Fast. 3,9-40, bes. 24; 3 1 ff.). Das Streben nach nachträglicher rationaler Normierung ist in diesen Formulierungen unverkennbar. Als Erklärung für ein solches göttliches oder sagenhaftes Doppelmuster für jede einfache Geburt bietet sich die Vorstellung an, die ein Zwillingspaar für eine besonders starke, glückliche, wünschenswerte Art des Kindersegens hielt.4 1 1 Sie mag durchaus eine gewisse Rolle gespielt haben, vor allem solange man noch auf die Ankunft des Kindes wartete. Doch nachdem das eine Kind tatsächlich geboren war, wird eine direkte Repräsentation durch zwei Gestalten in diesem Sinne nicht mehr möglich gewesen sein : Niemand kann sich erhofft haben, dadurch aus dem Kind tatsächlich ein Zwillingspaar zu machen. Hinzu kommt, daß Pilumnus und Picumnus, wie die Dioskuren, nicht eine bloß quan titative Verdoppelung, sondern innerhalb ihres Paarseins qualitativ verschieden waren, wie auch die Namen es zum Ausdruck bringen.412 Sie können daher das eine Kind nicht bloß in doppelter Stärke repräsentiert haben. Als Erklärungs möglichkeit bleibt somit nur übrig, daß die beiden Götter gewissermaßen als e i n e Person (mit doppeltem Wesen) galten, eine im Rahmen des Dioskurismus "extrem verbreitete" Auffassung,41 3 und sie das Kind darstellten, weil auch die ses - die komplementäre Seite der Medaille - als ein Doppelwesen in einer Per son galt. So verstanden muß jedes einzelne Kind ein ,Zwilling' gewesen sein. Überraschend ist dies, wenn man recht bedenkt, nichtY4 Denn auch das gegen ständliche Sinnbild des Kindes, das pilum, war ein Gerät, zusammengesetzt aus zwei antithetischen Teilen, herauswachsend aus einer gemeinsamen Mitte. Welche zwei antithetischen Qualitäten des Neugeborenen aber waren gemeint? Zwangsläufig dieselben, die auch in der Antithese der zwei Teile des
y) Die Gleichung Pilumnus + Picumnus = Kind
Die symbolische Identifikation des Kindes mit einem pilum bedeutet zugleich eine Identifikation mit den Geburtsgöttern Pilumnus + Picumnus, die in jenem Gerät Gestalt geworden sind. Gegen diesen Schluß, zu dem wir oben S. 1 6 5 gelangt sind, drängt sich ein Einwand geradezu auf: Wieso kann e i n Kind durch z w e i Götter repräsentiert werden, und sei es durch ein göttliches Zwil lingspaar? Wie inadäquat eine solche Repräsentation rationalem Denken auch erscheinen mag, es gibt Beweise für die Tatsächlichkeit einer solchen Denk weise in alter Zeit. Die Dioskuren oder andere Zwillingsgötter sind die Beglei ter der Geburtsgöttin Eileithyia,4°5 wie dioskurische Gestalten auch in anderen Teilen der Erde allgemein Geburtsgottheiten sind.4°6 Die römischen Frauen schworen ursprünglich bei Castor u n d Pollux.4o7 Plutarch fort. Rom. 320 berichtet sinngemäß, daß die Römer der Gründerzeit beim "Aufheben" und "Ernähren" ihrer neugeborenen Kinder sich nach dem Beispiel der Gründer z w i I I i n g e richteten.4°8 Diese Belege zeigen allerdings gleichzeitig, daß unsere Gewährsmänner die logische Anomalie, die in dem Schutz- oder Musterverhältnis von z w e i mythischen Gestalten zu e i n e m Neugeborenen in den Saliern selbst eine Darstellung des pilumnus populus zu sehen. Zu den Salierlanzen s. U. W. Scholz, Marskult, 28 : "ihr Aussehen entsprach offenbar nicht der später üblichen Lanzenform, es waren Lanzen einer höchst altertümlichen Zeit . . . ,Stab' aus Holz, welcher sich vielleicht an beiden Enden knaufartig verdickte" = archaisches pilum. Wenn Quirites von quiris ,Lanze' stammt (oben Anm. 3 5 8 ) so wäre pilumnoi poploi nur die archaische Ent sprechung der klassischen Wendung populus Romanus Quiritium. Ennius sagt von zu Boden Gefallenen cubitispinsibant humum. (Sc. 4I I V = Varro LL 5 ,2 3). Die Wendung wäre besonders witzig, wenn dahinter die Vorstellung stände, daß ein Römer im Normalfall die Erde nicht mit den E l l b o g e n , sondern - geradestehend - mit den F ü ß e n stampft. Ein solches terram p i n s i r e aber wäre als charakteristisches Merkmal eines p i l u m n u s populus sehr passend. 4°4 Und das heißt natürlich das m ä n n l i c h e Kind : Kind für die Römer war par excel lence immer der Sohn. 4°5 RAC s. v. Dioskuren I I 3 0 f. ; K. Meister, Lateinisch-griechische Eigennamen, Leip zig-Berlin, I 9 I6, 1 2o f. ; A. H. Krappe, Mythologie universelle, 62,263 f. ; F. Chapouthier 226. 4°6 R. Harris, Boanerges, 3 84 f. ; A. H. Krappe, Mythologie universelle, 97 ; Chapouthier 3 3 2 f. 4°7 Gell. I I ,6, 5 ; RE s. v. Dioskuren 1 09 5 ,I 5 ff. ; Krappe, Mythologie universelle, 97; Abwegig K. Latte, RR, I 745• 4°8 Ist auch das Phänomen der g e m i n i Amores, Söhne der Venus genetrix und römische Entsprechung des einen griechischen Eros als ein Fall der Personifikation e i n e s Wesens in einer Zwillingsgestalt zu sehen? A. Wlosok, HSPh 79 ( I 975) I 6 5 ff. ; Dieselbe, Monumen tum Chiloniense, I975, 5 1 4 ff. ; H. Fliedner, Amor und Cupido, Meisenheim a. Glan, I 974, I OH ff.
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werden : Krappe, Mythologie universelle, 5 4 f., 5 7 ff. ; Köves-Zulauf, Gymnasium 78 ( I 97I) I 6o ; Neraudau, Enfant a Rome, 72 f. 1 4 2 S. oben S. I I 4, I 39, I 49· D. Briquel, Trois etudes sur Romulus, in : Recherehes sur Ies religions de l'antiquite classique ed. R. Bloch u. a., Genf-Paris, I 98o, 294 ff. 4 1 3 Krappe, Mythologie universelle, 8 3 f., oben S. I I 4· 414 Serv. Aen. 6,743 : cum nascimur, duos Genios sortimur; RAC s. v. Geburt 2 (rcligionsge schichtlich) 1 12 f.
Intercidona, P ilumnus, Deverra
pilum, der zwei Dioskuren, des Pilumnus und des Picumnus zum Ausdruck kommen. Das Gerichtetsein erdwärts und himmelwärts, nach dem Ausgangs punkt und nach dem Ziel, die Qualität des ,Stampfens' und die Qualität des ,Ragens'. So ist das Neugeborene in der Tat beschaffen als Mensch, ein zur ver tikalen Existenz bestimmtes animal, ein Lebewesen gerader Antithese, ein Wesen mit zwei gegensätzlichen Endpunkten : mit Füßen, um auf der Erde zu stehen, dem Bereich seiner Herkunft und seines Todes, und mit einem Kopf, um sich dem Himmelslicht zuzuwenden, dem Leitstern auf seinem Wege - ein humo excitatus, ein ex terra homo auf der einen Seite, ein celsus et erectus specta tor caelestium auf der anderen (oben S. 26).4'5 Eine wahrhaft dioskurische Exi stenz, nach dem Muster des göttlichen Zwillingspaares, das in täglichem Wech sel sein Leben bald auf der Erde, bald im Himmel führt.4'6 Es wäre sicherlich ein Fehlschluß zu meinen, ein so ,philosophischer' Gedanke sei primitiven Menschen nicht zuzutrauen. Denn in Wirklichkeit han delt es sich dabei nur um die Anwendung eines überaus alten menschlichen Ele mentargedankens auf die neugeborene menschliche Gestalt: Die hier skizzierte antithetische Bedeutung von gerade stehenden Objekten ist in primitiven Kul turen tausendfach nachgewiesen. Es erübrigt sich, hier darauf näher einzuge hen ; wir beschränken uns auf einige besondere Hinweise. Insbesondere Säulen, Pfeiler und ähnliche Objekte gelten als Gebilde, die Erde und Himmel miteinander verbinden,4'7 die Erdgöttin und den Himmels gott zugleich repräsentieren, ja ihren hieros gamos versinnbildlichenY8 Dieser ihr antithetischer Doppelcharakter kann auch besondere Betonung erfahren, dadurch, daß sie auf der einen Seite auf einem Omphalos, auf dem Nabel der Erde stehen;4'9 auf der anderen Seite sitzt auf ihrer Spitze ein Vogel und wird ihr Höhencharakter betont;420 mitunter handelt es sich gar um einen Specht, picus,42' was in unserem Fall besondere Aufmerksamkeit verdient. Daß ein pilum - Sinnbild des Neugeborenen - sich als Vergegenwärtigung einer irdisch-himmlischen Antithese entpuppt, und daß e i n Gerät zugleich das Gerät z w e i e r Götter ist, findet somit seinen organischen Platz in der Vorstel lungswelt grauer Urzeiten.
4 ' 5 Vitruv 1 ,4,5 : . . . corpora hominum . . . corpora sunt composita . . . e calore et umore, ter reno et aere . . . . 4'6 RE s. v. Dioskuren 1 09 1 ,28 ff. ; RAC s. v. Dioskuren I 1 27. 4 ' 7 Cook, Zeus 2,5 3 3 f., 677; O. Gruppe, Bursians Jahresberichte Suppl. 1 86 ( 1921) 1 36 ; P. Lambrechts, Latomus 1 3 ( 1 95 4) 2081 (,On peut multiplier !es references bibliographiques a l'envie'). 4 • H Cook, Zeus 2, 1 66 f. 5 33 f. Vgl. auch M. P. Nilsson, Minoan Religion, 2 2 1 , 293 . 4 ' 9 Cook, Zeus 2, 1 66 ff. 41° Cook, Zcus 2 , 1 1 3 3 1 ; N i lss o n , Minoan Religion, 292 f. 4"
Cook, Zcus 2, I I J J 1 •
Die symbolische P i/um-Herstellung
o) Pilo (forire)
=
1 79
statuere
Wir kommen zum Ergebnis, daß im pilum als Sinnbild das menschliche Kind und das Götterpaar Pilumnus + Picumnus vereint waren. Wie im Rahmen der rituellen Wiederholung eines Aktes der Baumbearbeitung securis intercisio (Intercidona) die Durchtrennung der Nabelschnur analogisch darstellte und das scopis deverrere (Deverra) die Beseitigung der Abfälle des Geburtsvorgangs, so war pilo (forire) der magische Ausdruck der Phase, die dazwischen lag, des statuere in terra, ut auspicaretur rectus esse (sc. natus) ; die Schutzgottheit dieser Pilumartigkeit des Kindes, seines Pilumartig-Werdens war das Götterpaar Pilumnus + Picumnus. Nicht zufällig werden diese beiden Götter in unmittelba rem Zusammenhang mit dem Akt des statuere durch Varro erwähnt.4''
5·
Die symbolische Pi/um-Herstellung im rituellen Gesamtzusammenhang
a) Pilo forire war nicht der einzige, auf Pilumnus bezogene rituelle Akt aus Anlaß einer Geburt. Dem Götterpaar wurde bei dieser Gelegenheit auch ein Speisebett bereitet, und zwar während oder unmittelbar nach dem statuere (s. oben S. q, Anm. 4 5 ) . Alles deutet ferner darauf hin, daß in dieses Bett ein pilum gelegt wurde als sichtbares Zeichen der Präsenz der Götter (oben S. 1 2 3). Die gewichtige Rolle desselben Gerätes in beiden Riten, die Präsenz desselben Göt terpaares hier wie dort, das analogische Verhältnis zwischen dem ersten Ritus und bestimmten Phasen der postnatalen Versorgung, wirft unvermeidlich die Frage auf, ob nicht ein solches abbildartiges Verhältnis auch zwischen dem lec tistemium und konkreten Phasen des realen postnatalen Geschehens gegeben war. Zumal die Errichtung des lectus zeitlich unmittelbar auf das statuere folgte. Eine solche Analogie ist in der Tat nicht zu übersehen. Während die Götter im Bett lagen und bewirtet wurden, wurde auch das Kind in die Wiege gelegt und erstmal gefüttert. Denn diese Phasen folgten auf die im ersten Ritus darge stellten Phasen, insbesondere auf das Reinigen und Baden ( deverrere). Nur das Einwickeln lag dazwischen, doch als Vorbedingung des In-die-Wiege Legens, vor allem aber als Maßnahme des Gerade-Richtens findet auch diese Phase ihren vollkommenen analogischen Sinn im Liegen der Götter des Gera deseins. Schwellenritus und lectistemium erweisen sich auf diese Weise sachlich als eine organische Einheit, zusammengehalten durch das Prinzip der analogi schen Versinnbildlichung aller Phasen des postnatalen Geschehens in ihrem naturgegebenen Zusammenhang. Mit zwei Einschränkungen jedoch. Erstens werden die zwei ersten postnatalen Phasen - Entnahme aus dem Mutterleib, Vitalitätsprüfung - rituell nicht dargestellt. Dies ist selbstverständ=
4 22 S. oben I, Anm. 43· Wenn im Schwellenritus nur der eine Gott Pilumnus als explizit präsent gedacht wird, so kann darin eine ähnliche Entwicklung gesehen werden, wie die auf S. 1 76 f. besprochene.
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lntercidona, P ilumnus, Deverra
Die symbolische P i/um-Herstellung
lieh. Denn der Zweck des Ritus ist nicht eine theoretische Abbildung des post mtalen Geschehens an sich, sondern die praktische Einwirkung mit den Mit teln der analogischen Magie ; und dies ist nur sinnvoll und möglich im Sinne einer magischen Stärkung der Lebenschancen und guten Eigenschaften des Kindes, nachdem die Entscheidung gefallen ist, daß es leben sollte, d. h. von dem Zeitpunkt erfolgter Vitalitätsprüfung ab (s. oben Abschnitt I, Anm. 45). Schwerer wiegt die zweite Einschränkung : Die rituelle Spiegelung des realen Ablaufs als sachliche Einheit erfolgt in zwei chronologischen Etappen, die ver kehrt angeordnet sind. Denn während das lectisternium ( = Bergen + Füttern) zeitlich parallel zur postnatalen Versorgung stattfindet, wird der Schwellenritus ( = Omphalotomie + Reinigen) gemäß Varro in der ersten Nacht n a c h der Niederkunft verrichtet: tres homines n o c t u circuire limina . . . Daß dieser Ritus im Falle einer zufälligerweise nächtlichen Geburt auch parallel zur Versorgung vorgenommen werden kann, ändert am prinzipiellen Charakter des Bruchs nichts. Hinzu kommt, daß beide Verrichtungen auch nach Schauplatz, Orien tierung und Wirkungsart verschieden sind : Das lectisternium findet im Inneren des Hauses statt - in aedibus (Nonius-Varro) , in atrio (Servius-Varro) -, ist auf das Innerste, das Geburtszimmer, zentripetal orientiert und wirkt positiv (p r o puerpera); die andere Handlung wird a m Außenrand der Behausung durchge führt, auf das Unheimliche Draußen, zentrifugal orientiert und negativ, als Abwehr wirkendYJ Ein sachlich, chronologisch und räumlich einheitliches Darstellungsobjekt erscheint also in zwei unterschiedlich stilisierten Teilabbil dern, deren Abfolge nicht von der inneren Struktur des darzustellenden Objekts, sondern durch den funktionalen Zweck der darstellenden Riten, von außen, bestimmt wird. So betrachtet allerdings ist diese Reihenfolge ganz natürlich. Es liegt in der Natur der Dinge, daß die realen Handlungen zuerst verrichtet werden, und die rituellen Handlungen, die jene abbilden, und ihre Wirkung auf Dauer sichern, Wiederholung sind, zeitlich nachfolgen. Von diesen Riten wird nun das Aufstellen des lectus deswegen als erstes vorgenommen, weil hier sich ein organischer, chronologisch zwangsläufiger Übergang von der realen auf die rituelle Ebene ergibt. Denn die tatsächliche postnatale Versorgung endet unaus weichlich damit, daß nach Zufriedenstellen von Mutter und Kind auch der Geburtsraum, das ganze Hausinnere wieder in den Zustand seiner alltäglichen Ordnung gebracht wird ; erst danach ist die Arbeit der an dem Geburtsgesche hen helfend beteiligten Frauen ganz getan. Es wäre unter solchen Umständen sachwidrig, wenn die Frauen ein Requisit der Innenausstattung des Geburts h auses, die Liege des lectisternium, nicht jetzt schon an ihrer bestimmungsmäßi-
gen Stelle aufstellen würden, nur weil es ein r i t u e I I e s Möbelstück ist. Ein solcher immanenter arbeitstechnischer Anknüpfungspunkt zwischen Vollen dung der geburtshilfliehen Tätigkeiten und Handhabung der Geräte des Schwellenritus ist auf der anderen Seite keineswegs gegeben. Im Gegenteil. Dieser findet nicht nur an einem anderen Schauplatz, am Außenrand der Behausung statt, sondern wird auch durch eine andere Gruppe verrichtet, nicht durch die Frauen, sondern durch Männer.4'4 Hinter der chronologischen Zwei teilung verbirgt sich also auch eine gruppenmäßige. Und dies wieder läßt das spätere Verrichten des Schwellenritus als natürlich sinnvoll erscheinen. Denn mit dem Geburtsvorgang selbst haben die Männer nichts unmittelbar zu tun. Hinzu kommt ein weiteres. Der Schwellenritus hat den Zweck, Silvanus abzuschrecken. Dies kann man am wirkungsvollsten tun, wenn der Gott mit einem fait accompli konfrontiert wird, wenn das Neugeborene schon sicher im Innersten des Hauses, in der Wiege geborgen ist, bevor Silvanus zum Angriff antritt. Auch deswegen erfolgt der Abwehrritus sinnvollerweise erst nach Abschluß der gesamten postnatalen Versorgung. Da andrerseits die natürliche Angriffszeit des Gottes die Nacht ist, als die Dunkelheit des Waldes das Licht der Häuslichkeit bedrängt,4'5 trachtet man danach, jenen Abschluß noch vor Einbruch der Dunkelheit zu erreichen und verrichtet man andrerseits den Abwehrritus notwendigerweise in der ersten Nacht nach der Geburt. Ebenso natürlicherweise verlegt man ihn in den Schwellenbereich des Hauses, wo das Unheimliche Draußen und die häusliche Sphäre räumlich aufeinandertreffen. Dargestellt wird nun Silvanus gegenüber nur der für ihn relevante Kern des postnatalen Geschehens ; und dies ist nicht das In-die-Wiege-Legen und das Füttern : Daß das Kind vom Inneren ins Innerste des Hauses verbracht wird, in der Wiege seine eigene Lagerstätte zugewiesen bekommt, ist eine innerhäusliche Angelegenheit, die den Silvanus nicht mehr direkt angeht. Relevant für ihn ist nur die grundlegende Tatsache, daß das Kind überhaupt ins Haus aufgenommen wird, von der außerhäuslichen Sphäre, aus der es kommt, getrennt wird. So wird dieser Teil des postnatalen Geschehens Silvanus gegenüber demonstrativ aufgezeigt, die Trennung, das grundsätzliche Moment der Umwandlung eines Baumes in ein pilum; was ein Baum nur war, es aber nicht mehr ist, darauf hat er keinen Anspruch mehr. Seine Macht wird durch den Anfang der postnatalen Versorgung grundsätzlich gebrochen und er deswegen durch die rituelle Vorführung dieses Teils abge wehrt. Auf der anderen Seite ist der Kern der Schaffung einer vollendeten Tatsache nichts anderes als eben die Vollendung, der Endpunkt. Deswegen kürzt man die rituelle Begleitung und magische Abbildung des lnstallierungsvorgangs unter diesem Aspekt auf die vollendenden Abschlußphasen ab ; das Hysteron Proteron der rituellen Vorführung ergibt sich nicht zuletzt aus der Tatsache,
·I' 1
Besc hw ö r ung und Abwehr sind jedoch letztlich komplementäre Kategorien und defi
n ieren sich je n ac h Gesichtspunkt der Betrachtung : Köves-Zulauf, Reden und Schweigen, 6S f., 1 09, 1 s 1 . Der Schwel l e n ritus ist nach seiner wesentlichen Ausrichtung - auf Silvanus A bw e h r, a u f das Neugeborene bezogen aber Bestärkung, ,Beschwörung'. Umgekehrt wirkt d:t\ lt•ctiJIC'mium prim�r st �rkrnd - a u f das Kind bezogen -, enthält aber implizite auch eine abwehrende Seite, IH'�.ogen a u f geh u ns fe i nd l i c he K r�fte.
414 S. unten S. 2 1 7. 415 Die Nacht ist bekanntlich die Zeit der Geister: W. K roll, Alte T:IUfgebr�uche, ARW H ( 1 90 5 ) Beiheft, 3 5 ' .
lntercidona, P ilumnus, Deverra
Die symbolische P i/um-Herstellung
daß man einen Baum ein Kind dem Silvanus nur entwenden kann, wenn man dafür sorgt, daß, bevor der Gott auf den Plan treten kann, der Baum in definitiver Form kein Baum mehr ist. Schließlich ist aber noch ein weiterer Unterschied zwischen Schwellenritus und lectistemium zu beachten. Während ersterer sich nur aus punktuellen Akten zusammensetzte, hatte das lectistemium einen Doppelcharakter: Das Aufstellen der Liege war zwar ein momentaner Akt, doch daraus resultierte ein Dauerzu stand. Denn niemand bezweifelt, daß die Liege für Pilumnus + Picumnus mehrere Tage lang aufgestellt blieb, wahrscheinlich während der ganzen Zeit spanne bis zum dies lustricus.426 So mag das Aufstellen als einmaliger Akt zwar eine Antizipation sein, als rituelles Abbild der Zubereitung der Wiege für das Kind, noch bevor die Omphalotomie und die Reinigung rituell dargestellt wurde; als Dauerzustand jedoch ist das lectistemium mit dem Liegen und Gefüttertwerden des Kindes in der Wiege synchron und auch in der rituellen Struktur an seinem natürlichen Platz, indem es dem Schwellenritus zeitlich nachfolgt. Schwellenritus und lectistemium bilden also zusammen letztlich eine Einheit ohne inneren Bruch, sowohl ideell-inhaltlich als auch nach ihrer chro nologischen Struktur: Sie stellen das Gesamtschicksal des Neugeborenen von der Omphalotomie bis zur Aufnahme in die Gemeinschaft am dies lustricus ritu ell dar. Diese Einheit findet ihren augenfälligsten Ausdruck in der Tatsache, daß in beiden Teilriten die Götter Pilumnus (und Picumnus) im Mittelpunkt stehen, Götter, die deswegen zu Recht nicht nur als coniugales dei, sondern schlichtweg als die dei infantium gelten.427 b) Der lectus Pilumno et Picumno war nicht der einzige rituelle Gegenstand, der im Geburtshaus aufgestellt wurde. Außer diesem wird noch von einer wei teren Liege berichtet, die für Juno, zusammen mit einem Tisch für Hercules, errichtet wurde ;428 desgleichen hören wir von einem Tisch für Juno allein429 sowie von einer mensa, an der die Freundinnen der Wöchnerin ein Opfer dar brachten.43o Vorausgesetzt, daß es sich hier jeweils um verschiedene Gegen stände handelt, hätten wir es insgesamt mit zwei Liegen und vier Tischen zu tun ; denn auch neben dem lectus der pilum-Götter ist ein Speisetisch vorauszu setzen : lectus u n d mensa gehörten zusammen zu einem lectistemium. 431 Eine solche Massierung von rituellem Mobiliar, zumal unter primitiven Verhältnis sen, darf als äußerst unwahrscheinlich gelten. So ist die Frage berechtigt, ob es
sich hier nicht - zumindest partiell - um identische Objekte handelt, die in historisch verschiedenen Zeiten in verschiedene Zusammenhänge gestellt und dementsprechend verschieden beschrieben werden ; oder aber nur verschieden zu sein scheinen, weil sie, von jeder historischen Änderung unabhängig, in unterschiedlichen Kontexten unter verschiedenen Aspekten gesehen werden. Das eigentliche Problem stellen dabei die zwei alleinstehenden Tische dar. Denn daß Liege und Tisch für Juno und Hercules nur das alte lectistemium für Pilumnus + Picumnus historisch abgelöst haben, darüber besteht in der For schung weitgehende Übereinstimmung.432 In welchem Verhältnis stehen aber zu diesem Tisch neben der Liege der Tisch Junos sowie der Opfertisch der Besu cherinnen, und die beiden letzten zueinander? Ausgegangen werden soll hier vom Opfertisch, der bis jetzt kaum Beachtung gefunden hat und deswegen näherer Betrachtung bedarf. Erwähnt wird er in einem Zitat aus dem 2. Buch von Varros De vita populi Romani, das w1r Nonius verdanken:
4 26 Tert. anim. 39, 2 : per totam hebdomadem funoni mensa proponitur. Waszink z. St. (S. 444) ; RE s. v. Lucina (Latte, 1 927) 1 649; Köves-Zulauf, Glotta 59 ( 1 9 8 1 ) 278 f., 2 8 8 . 4 27 Serv. Aen. 1 0,76 : Utrro P ilumnum et P icumnum infa ntium deos esse ait eisque pro puer pera leeturn in atrio sterni . . . P iso P ilumnum dieturn quia pellat mala infa ntiae. 428 Serv. Ecl. 4,62 : P roinde (sc. ut Veneri ac Libero possent opera ri) nobilibus pueris editis in atrio domus funoni lectus, Herculi mensa ponebatur. 429 S. Anm. 426. 43o Non. 487 , 1 4 = Varro pop. Rom. frg. 8o Riposati : Mensa anteponebatur cum culleo ac vino, quo quae veniebant adfetam amicae gra tulatum, dis mactabant. 4 " Ma c r. Sat. 3 , 1 1 ,6 : mensa . . . religionem obtinet pulvinaris. RE s.v. Lectisternium 1 1 0H f.
mensa anteponebatur cum culleo vino (eum cullia acuno in codd.), quo quae veniebant ad fetam amicae gratulatum dis mactabant (Non. 3 r 2 M. 487 L. Varro frg. So Riposati). =
=
Wenn wir zunächst nur den Teil des Satzes in Betracht ziehen, der auf Überlie ferung, nicht auf Konjektur beruht, läßt sich folgendes feststellen : Die Wen dung mensa anteponebatur ist ungewöhnlich, erst recht der absolute Gebrauch des Verbs.m Ein Opfer verrichten nur diejenigen, die die Wöchnerin besuchen, und nur Frauen : Nichts weist in der Formulierung darauf hin, daß im vollstän digen Text neben den Frauen auch männliche Opfernde erwähnt worden wären. Im Gegenteil. Wenn man die ein-zwei Parallelstellen in unserem recht spärlichen Belegmaterial über solche Gratulationsbesuche434 heranzieht, so fin det man, daß dort dem Vater nur männliche Freunde gratulieren.435 So entsteht der Eindruck, als ob es Sitte gewesen wäre, daß nach der Geburt Frauen und Männer die Mutter bzw. den Vater nach Geschlechtern getrennt zum Zwecke der Gratulation aufsuchten. Überraschend wäre das nach der schon mehrfach erörterten exklusiven Anwesenheit von Frauen im Geburtszimmer während der Geburt keineswegs. Aber auch vom Fest der Geburtsgöttin Juno Lucina waren Männer generell ausgeschlossen, und wenn sie Zutritt haben wollten, mußten
43 2 De Marchi 1 66 ; A.-]. Reinach, RHR 5 5 ( 1 907) 340; Wissowa, 2RuKR, 1 8 3 l , 2 8 I ; RE v. Hercules 596; RE s. v. Pilumnus I 37 I, I 8 ff. ; J. Bayet, Les origines de l'Hercule romain, Paris, 1 926, 3 8 3 f. ; Riposati I 84 f.; Dumezil, Religion archai'que, 5 8 6 ; Champeaux, Latomus 34 ( 1 975) 964. Vgl. Vahlert 50433 ThLL s. v. anteponere r 5 3 , 2 3 ; s. v. rnensa 743 , 5 8 f. ; 79 f. Vgl. unten Anm. 48 5 . 434 Plautus Truculentus 3 84, 42 3 , 5 1 2 ff. gehört nicht hierher, dort handelt e s sich um Besuche anderer Art. 4 1 5 Gellius 1 2, r, insbes. 1 2, 1 , 2 : Eamus . . . et puerum visum et patri gratulatum; Suet. Ncro 6, 1 : patris vox, inter gratulationes a m i c o ru m ; Riposati 1 H4 ist ,dei parcnti' w i l l k ü rliche s.
J ·: rgänzung.
lntercidona, P ilumnus, Deverra
Die symbolische P i/um-Herstellung
sie sich als Frauen verkleiden.4J6 Was wurde geopfert? Auch wenn man den konjizierten Text (cum culleo ac vino) außer Acht läßt, gibt es indirekte Indi zien, die für eine Beantwortung der Frage hilfreich sind. Sicher ist zunächst, daß es sich um einen heiligen Tisch, um einen Opfertisch handelt und zwar in einem Text archaischen Zuschnitts, der die Sitten der römischen Vorväter beschreibt.437 An solchen archaischen heiligen Tischen müssen nun primär Trankopfer verrichtet worden sein. Denn der alte terminus technicus für solche Tische, anclabris mensa bedeutet nichts anderes als ,Schöpftisch'.438 Auch wird es kein Zufall sein, daß Varro in einer Kategorisierung der verschiedenen Tischarten gerade der mensa vinaria sakrale Funktionen zuordnet.439 Ebenso wenig kommt es von ungefähr, daß es eine große Zahl von Belegstellen gibt, an denen eine zu Opferzwecken dienende mensa in enger Verbindung mit Libation oder Gefäßen erwähnt wird, die Flüssiges enthalten.440 Hinzu kommt schließ lich, daß ein Trankopfer in der gegebenen Situation als besonders adäquat erscheint. Nicht nur, daß es sich offensichtlich um ein schnelles Opfern im Vor beigehen handelt und dies gerade durch ein Trankopfer vorzüglich geschehen konnte.441 Das Hervorbringen einer Flüssigkeit - der Muttermilch nämlich war aber zur Zeit der Freundinnenbesuche das Hauptproblem im Geburtshaus, was unten S. r 8 8 näher erörtert werden wird. Eine Libation, das Ausgießen von Flüssigkeit an einem heiligen Tisch wäre daher eine besonders sinnvolle Art von Analogiezauber gewesen. Diese Indizien und Überlegungen reichen vielleicht nicht aus, um zu beweisen, daß die Besucherinnen a u s s c h I i e ß I i c h ein Trankopfer verrichtet haben; daß sie dies unter anderem taten oder gar als Hauptsache taten, dürfte als sicher gelten. Ergänzend haben sie vielleicht auch eßbare Gaben auf dem Tisch der Götter deponiert; ihr Opfer bestand mögli cherweise in der Präsentierung verschiedener Mitbringsel für Mutter und Kind bzw. ihre Götter.442 Wem wurde geopfert? Nach dem Wortlaut (dis) mehreren Göttern, mit Sicherheit aber nicht den generellen Schutzgöttern des Hauses und der Familie, den Laren, Penaten, dem Genius familiaris (domesticus), der Vesta. Denn all diese hatten ihren ständigen Kultplatz am Familienherd.443 Wenn hier ein besonderer Opfertisch für einige T:1.ge aufgestellt wird, so kann dies nur bedeu-
t cn, daß er der Verehrung von Göttern zu dienen hatte, die speziell während d icser Tage wirksam waren, d. h. den Gottheiten der Geburt, den besonderen Schutzgöttern der Wöchnerin und des eben erst in die Wiege gelegten Kindes. Wem auch immer sonst noch der Kult aus der zahlreichen Schar solcher Göt ter444 gegolten haben mag, eines ist sicher: Juno Lucina muß dabei gewesen sein, da sie d i e Geburtsgöttin par excellence war, und zwar nicht nur als allge meine Geburtshelferin, sondern als göttliches Abbild der Mutter selbst, insbe sondere der Kindesernährerin, eine Kurotrophos. Nach dem Zeugnis von Münzbildern wurde sie als Mutter mit Wickelkind(ern) auf dem Arm darge stellt.445 Ihr esquilinischer Tempel wurde nach inschriftlicher Bezeugung durch eine Mutter für das Wohlergehen ihres Sohnes sowie ihrer selbst gelobt und d urch die Matronen dediziert;446 auch zwei weitere persönliche Weihinschrif ten wurden von einer Mutter für ihr Kind verfaßt.447 Ovid erzählt zum 2. Mai, wie Juno, von einer Blume berührt, ohne Zutun ihres Ehemannes Jupiter, mit Mars schwanger wurde (Fasti 5 ,229-260). Nach der üblichen Berechnung von zehn Monaten für das Austragen eines Kindes448 erfolgte dann die Geburt des Mars am I . März, am Tag der Matronalia und des Festes der Juno Lucina : Der Kalender des Philocalus verzeichnet zu diesem Tag den Geburtstag des Got tes449 und Ovid läßt Mars auf die Frage, warum die Matronalia zugleich ein Marsfest seien, die Antwort geben, daß dies aus einem besonders frommen Grunde geschehe - seine M u t t e r liebe die Ehefrauen und deswegen feiern ihn die M ü t t e r an diesem Tage :450 Das Marsfest am r . März ist hauptsächlich
416 RE s . v. Lucina I 649; RE s.v. Matronalia 2 3o8 f. ; Verfehlt J. Gage, Matronalia, Bru xelles, I963, 68'. 417 Anteponere, mactare geben dem Text sein archaisches Kolorit. Riposati 26 3· 41 8 Festus I O, I 6 ; I8 L. ; 67,27 L. Latte, RR, 375 f. ; De Marchi I I 94 ; Ernout-Meillet s. v. ''·ancliibris. 4J9 Varro LL 5 , I I 8- r 27, insbes. I 2 3 : vasa vinaria in mensa deorum sunt posita. 44o Verg. Aen. I ,7J6; 2,764f. ; 8,278 f. ; Macr. Sat. 3 , I I , 6 : . . . principem locum obtinet mensa in qua epulae libationesque et stipes reponuntur. Vgl. ThLL s. v. mensa 74 3,3off. 44 ' Es handelt sich also n i c h t um eine mensa von der Art der adsidelae mensae: Festus 1 8,8 f. L. : A d s i d e l a e mensae vocantur, ad quas sedentesflamines sacrafa ciunt. Das gewohn heitsmäßige Opfer am Geburtstag war hauptsächlich ein Trankopfer: De Marchi 209 f. ; M. Bulard, La religion domestique dans Ia colanie Italienne de Delos, Paris, I 926, 27. HJ V gl. Macr. Sat. 3 , I 1 ,6, s. Ann1. 440. H 1 I )(' Man· hi 2 6 ff. , 42 ff., 1 1 ff., <) 2 ff., 1 1 J f. und passim.
Liste dieser Gottheiten s. RAC s. v. Geburt 2 , I O I - I I 2 . J. Overbeck, Griechische Kunstmythologie 2, Leipzig, 1 873-8, 1 5 3- I 5 5 ; Preller .Jordan I ,273 f. ; E. Curatulo 43 f., 7 5 ; E. Norden, Die Geburt des Kindes, Leipzig-Berlin, 1 924, 20. 446 CIL I2 p. 387; Gage, Matronalia, 70,75,28 1 f. 447 RE s.v. Lucina I 65o,8; Dessau ILS Nr. 3 I03, 3 I 04. Vgl. auch Dessau ILS Nr. 3 I o6; CIL I 2 Nr. 3 59· 448 Bömer zu Ovid Fasti I , 3 3 f. ; Verg. Ecl. 4,6 I ; Norden 6 I ' ; H. Usener, Italische Mythen, RhM 30 (I 875) = Kleine Schriften 4, Leipzig-Berlin, I 9 I 3, I 3 2 · S. unten SS. 293 f., 297-300. 449 G. Binder, Der Kalender des Filocalus, Meisenheim a. Glan, I 970/7 I , zum r . März : N. Martis. 45° Fasti 3,2 5 I : mater amat nuptas, matrum me turbaftequentat; lhaec nos praecipue tam pia causa decet. /ftrte deaefl ores! gaudetfl orentibus herbislhaec dea; de tenero cingitefl ore caput!Idicite: ,tu nobis lucem, Lucina, dedisti !'/ dicite: , tu voto parturientis ades!' l J nter pia causa ist hier die Mutterliebe zu verstehen. Enthält ftrte deaefl ores eine Anspielung auf die Schwängerung der Mars-Mutter durch eine Blume? Wenn als Grund dafür, daß Mars gerade am Festtag der Mütter (Matronalia) besonders gefeiert wird, die besondere A ffinität seiner Mutter mit Müttern, ihr Charakter als ,Mutter par excellence' angegeben wird, so ist die Feststellung von W. Fowler nicht zutreffend : ,There is no trace of allusion ( !) 10 a binh of Mars on this day (sc. I . März) in Latin literature, though the day is often men l ioned' (The Roman Festivals, London, 1 92 5 , 36). Für die Koppelung von Mars-'fag und M utter-Tag gibt es keine einleuchtende re Erklärung als die, dali in Mars an diesem T1g das <·xcm p l a ri s c hc Kind gefeiert wird : Ein Feiern von M uttcr.s chaft ist logisch n u r komple t t , 4+4
+45
lntercidona, Pilumnus, Deverra
Die symbolische Pi/um-Herstellung
(praecipue) ein Fest des Mars als Kindes seiner Mutter. Der Wert dieser Überlie ferung wird verschieden beurteilt. Einerseits sieht man darin ein repräsentatives Stück ältester italischer Mythologie ;45 I andrerseits eine zur Erklärung der Kult tatsachen des 1 . März erfundene unechte Geschichte452 bzw. griechisches Lehn gut.45J Auf diesen Streit soll hier jedoch nicht näher eingegangen werden.454 Als Ernährerin wird Juno auf einem etruskischen Spiegel dargestellt : sie säugt den Hercules, der durch die beigegebene Inschrift als Junos Kind bezeichnet wird455 - ein nichtrömisches Beispiel, bei dem jedoch mit einer mehr oder minder starken Einwirkung auf bzw. durch römische Vorstellungen gerechnet werden muß.456 In Rom selbst aber spielen nährende Bäume und deren ,Milch' in alten Juno-Kulten eine auffällige Rolle; so sehr, daß man sich fragen muß, ob diese Bäume ursprünglich nicht als eine Erscheinungsform der Göttin selbst galten. Z. B. die Feigenmilch an den Nonae Caprotinae, was man selbst bei skeptischster Betrachtung dieses komplexen Festes nicht bestreiten kann ;457 Ein Baum derselben Art wie die ficus Ruminalis, unter der die Wölfin die Gründerzwillinge ernährt haben soll und deren Name man mit ruma mamma in Zusammenhang brachte,458 möglicherweise ganz zutreffend.459 Der Beiname Paloscaria bezeichnete Juno, nach der bis jetzt immer noch besten Deutung,460 als die ,Feigen-Juno'. Der Feigenbaum galt nun als der Spender der ersten Nahrung für die zivilisierte Menschheit, 46 I und in Griechenland nährte man neugeborene Kinder mit Feigensaft, um sie wohl gedeihen zu las sen.462 Ein anderer, insbesondere mit der Geburtsgöttin Juno Lucina verbunde ner Nährbaum war der Lotus (Zürgelbaum, Celtis australis L.) ; ein mehr als 500 Jahre alt gewordenes Exemplar stand seit dessen Gründung im Hof des esquili nischen Lucina-Tempels ; die Süße der Früchte galt als unübertroffen, ja als so
groß, daß man diese mit der Speise der homerischen Lotophagen identifizierte und darauf den Namen zurückführte.46l Wie eng man die Verbindung Lucinas mit diesem Baum sah, zeigt der Umstand, daß diejenigen antiken Autoren, die ihren Namen etymologisch von lucus ableiteten,464 dabei vor allem an d i e s e n Baum dachten,465 eine Etymologie, die bis heute nicht ohne Anhänger ist.466 Dieselbe Funktion des mütterlichen Ernährens prägte aber den Festtag der Juno Lucina am r . März, zugleich Stiftungstag ihres erwähnten Tempels und ,Festtag der Mütter' (Matronalia), entscheidend. An diesem Tag "verkündete der Prie ster, daß alle süße ( !) Getränke und Speisen zu sich nehmen sollen, um für ihre Gesundheit zu sorgen" ; die Matronen bewirteten die Sklaven; man aß insbe sondere Bohnen, diese "Schwangerschaftsfrüchte",467 und beschmierte sich die Gesichter gegenseitig mit Bohnensalbe.468 Wir begnügen uns hier mit der Fest stellung des eminent mütterlich-ernährenden Charakters dieses Juno-Festes, ohne den Verbindungen im einzelnen nachzugehen, die diese rituellen Hand lungen mit dem Lotos-Baum der Juno Lucina verbinden und die zu vermuten sind.469 Wie grundlegend aber der Kurotrophos-Charakter Junos in römischen Augen war, zeigt abschließend die von Varro (Augustin) bezeugte Auffassung, daß sie es ist, die schon im Mutterleib für die Ernährung des werdenden Kindes mit Hilfe des Menstruationsblutes sorgt,47o woraus gemäß antiker Auffassung nach erfolgter Geburt die Muttermilch entsteht_47I Die Tatsache, daß Juno nicht nur sozusagen eine göttliche Geburtshelferin, sondern die göttliche Hypostase ihrer gebärenden Verehrerinnen, der matronae, selbst war,472 spricht mit Nachdruck dafür, daß sie zu den Gottheiten gehörte,
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wenn damit zusammen auch ein Neugeborenes gefeiert wird, das die Mutterschaft konsti tuiert. 4P H. Usener, Kleine Schriften 4, 1 26, I 29- I 30, I 32 ; Rascher, Lexikon s . v. Juno (Rascher, I 890-97) 5 84-5 8 7 ; s.v. Mars (Rascher, I 89o- I 897) 2399; H. Hommel, Horaz, Heidelberg, I950, 66; E. Manni, Annali de Museo Pitre 8 / r o ( I 9 57/59) p ; G. Martorana, in : Studi di storia antica dagli allievi a E. Manni, Roma, I 976, 2 5 0. 452 Fowler, Roman Festivals, 36-38, I 3 4 ; RE s. v. Juno (Thulin, I 9 I 7) I I I 8 ; H. H. Scullard, Festivals and Ceremonies of the Roman Republic, London, I98 I, 87. 453 Bömer, Ovid Fasti, 2, S. 307; Radke, Götter, 204. 454 S. unten Anm. 498 . m Spiegel von Volterra : E. Gerhard - A. Klügmann - G. Körte, Etruskische Spiegel 5 , Berlin, I 8 84-I 897, Taf. 6o ; Radke, Götter, I 4 I ; A.]. Pfiffig 3 4 5 . S. unten S. 2 0 I ff. H" Reifferscheid, Annali dell'Instituto 39 ( I 867) 3 5 5 ; W. Otto, Philologus 64 ( I 905) 204 ; Alföldi, Das frühe Rom, I 88 ; U . W. Scholz, Marskult, I46'5, I 57. 457 Fabian 74-76. o�s H Plin. Mai. Nat. Hist. I 5 ,77; Varro r. r. 2, I I , 5 ; Radke, Götter, 274; C. Boetticher 3 I , 1 2H''·l , 440 ; D . Briquel, Latomus 36 ( I 977) 3 0 I ff . Rumina galt als Geburtsgöttin, als Göttin für d as Stillen der Säuglinge ; sie erhielt ein Milchopfer: Binder s. v. Geburt 2 , I I o f. ·1 1 '1 C ardauns, Varro zu frg. I I 3 ; Bömer zu Ovid, Fasti 2,4 I 2 (S. I I 3). l'" " J . Whatmough , CQ 1 6 ( 1 922) I 9o; Latte, RR, 1 07' ; Fabian n f. ·1 ' ' ' 1\thcn. _1 ,6 = 74 d ; Bocttichcr 4 3 8 , 440. 1''' 1\then l, 1 5 = 7K d ; ßoettichcr 440. .
.
463 ]. Andre, Lexique des termes de botanique en latin, Paris, I 9 5 6, I 89 s. v. Iotus Nr. I ; Plin. nat. hist. I 6,2 3 5 ; I 2 3 und Andre z. St. (Bude, I 962) ; 24,6. 464 Plin. nat. hist. I6,2 3 5 ; Ovid Fasti 2,449. 465 Plin. l. c. Romae vero Iotos in Lucinae area . . . ab eo luco Lucina nominetur. 466 Literaturzusammenstellung s. Fabian I 95 22 ; Binder, Geburt 2, I o6; E. Manni 5 4,62. 467 Lydus mens. 4,42 p. 98 f. Wünsch. KUU!-!O� Bohne ist etymologisch von KUeTv = ,schwanger sein' abzuleiten (H. Frisk s. v. KUUJ.LO� p. 37) ; P. Chantraine s. v. V gl. Lydus mens. 4,42 p. 99, I I : "AQeo� ot 6 KUaJ.LO�, TIUQU 1:6 Kuetv a1J.La. p. 99, I 6 f. : oteyefeet 1:u crroJ.La'ta TIQO� nuvoucriav i:cr,9t6J.LeVO� Kai 'taUT!] Ka,9i:A.nt 'tU� \II UXU� i:11i 1:T]v yl':v�::m v; Plin. nat. hist. I 8, I I 9 : et auctionibus adhibere eam (sc. fobam = KUUJ.LOV) lucrosum putant. sola certe/rugum etiam exesa repletur crescente Iuna. Die Bohne gilt als Symbol ungehinderter Fortpflanzung ( RE s. v. Bohne [Olck, I 897] 6 I 7,5 7 f.). KUUJ.LOL "die Hoden . . . welche das ,Schwanger sein' verursachten" (Olck 6 I 9,47 ff.). "In der Medicin und auch sonst nannte man die zuerst sich bildende Milch der Mutterbrust (Po il. 2, I6 3) oder die bei Eintritt der Geschlechtsreife sich vollkommen ausbildende Mutterbrust KUUJ.LO�" (Olck 62 I , 2 8 ff.) u. a. m. 468 Lydus mens. 4,42 p. 99, I 2 ff. 469 Verbindende Elemente sind z. B. die Betonung der Süße hinsichtlich der Speisen an den Matronalia einerseits, hinsichtlich der Früchte des Baumes andererseits. Im übrigen war t-.:ÜaJ.Loc;, foba Graeca, foba Syriaca eine synonyme Benennung für den Lotosbaum bzw. für dessen Frucht, s. Andre, Termes de botanique, I 90 ; RE s. v. Lotos (Steier, I 927) I 5 2 8 , 5 8 f. 47° Cardauns, Varro frg. 273 mit dem Kommentar. 47 ' Diepgen 50, I 37, I 40, I 50, I69f. 47' Fulgent. Serm. ant. 6; Rascher, Lexikon s. v. Juno 5 84 f., 5 89 f. ; M . Renard, R BI'h 1 1 ( 1 9 5 3) 1 0,20; !dem, Annuaire d e l'J nst. de Phi!. et d'H i.st. orienta l es ct slavcs I ) ( I 9 D) (= =
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Intercidona, Pilumnus, Deverra
Die symbolische Pi/um-Herstellung
denen die Besucherinnen opferten. Ja mehr noch : daß sie hier einen eminenten Platz einnahm. 473 In dieselbe Richtung weisen aber auch die besonderen Umstände, unter denen das Opfer stattfindet. Die Fütterung des Neugeborenen beginnt nicht sofort, nachdem es in die Wiege gelegt und die eigentliche postnatale Versorgung beendet worden ist. Die erste Nahrung bekommt es erst 8-ro Stunden später, Muttermilch erst nach zwei Tagen.474 Die erfolgreiche Inauguration dieser lebenswichtigen Tätigkeit ist somit die Hauptaufgabe in all seinen auch physiologischeh Aspek ten gerade während der Tage, als die Freundinnen ihren Besuch abstatten. Ein kultischer Appell an Gottheiten der Laktation und Säugung ist unter solchen Umständen unvermeidlich. Gewiß, es gab eine besondere Gottheit für das Stil len der Säuglinge, die Göttin Rumina, die sogar kultisch, mit einem Milchopfer verehrt wurde.475 Doch nicht sie, sondern nur Juno repräsentierte auch die Säu gung in ihrem Zusammenhang mit dem Gesamtgeschehen der Geburt, insbe sondere die Umwandlung des weiblichen Blutes in Muttermilch und den ersten Milchaustritt. Deswegen gilt auch Rumina in diesem Zusammenhang nur als eine Helferirr Junos, der eigentlich Zuständigen.476 Aus diesem Grunde ist es nicht vorstellbar, daß die Besucherinnen, die insgesamt für das Wohlergehen von Mutter und Kind sorgen wollten, nicht auch Juno geopfert hätten, mag sein neben Rumina. Das Opfer einer Flüssigkeit zu Ehren dieser Juno wird allerdings denselben Sinn gehabt haben wie im Kult der Rumina : ein rituelles Nachahmen und analogisches Herbeizaubern der reichlich fließenden Mutter milch.477 Es ist sogar aus allgemeinen Gründen zu vermuten, daß auch die durch die Besucherinnen geopferte Flüssigkeit, zumindest in der ursprünglichen Form, Milch und nicht Wein war. Denn im römischen Kult ganz allgemein sind "natürlich . . . von den Trankopfern die Darbringungen von Milch absolut genommen älter als die von Wein" ;478 das von Nonius-Varro beschriebene Opfer ist in der Tat insgesamt recht altertümlichen Zuschnitts. Archaisch ist aber auch das dabei für ,opfern' verwendete Wort mactare, das ,mehren' bedeu tet und zum Ausdruck bringen soll, daß mit der Darbringung der Gott ,gemehrt', seine spezielle Kraft verstärkt wird.479 D. h. im gegebenen Fall, daß die milchspendende Kraft der göttlichen Ernährerirr als Hypostase der mensch lichen Mutter oder ihre ernährende Potenz allgemein (Speiseopfer) rituell
gestärkt wird. Mögen nun die Frauen in der von Varro gemeinten Opferform Milch - in direkter Symbolik - gespendet haben, oder - mit indirekter Versinn bildlichung - Wein oder eine andere Flüssigkeit; mögen sie neben einer Flüssig keit auch Eßbares auf dem Opfertisch deponiert, dargebracht haben; mag Varro schließlich das Wort mactare bewußt oder nur zufällig gebraucht haben, der beschriebenen Handlung ist ein Sinn objektiv immanent, der organisch in der gegebenen Situation wurzelt und an Juno Lucina als Hauptadressatin des Opfers denken läßt. Dasselbe gilt von der Opferstätte, dem Tisch. Denn heilige Tische spielen auch sonst gerade in Juno-Kulten eine besondere Rolle; sie waren der Göttin geweiht, d. h. hatten eine eher attributive, nicht bloß opfertechnische Bedeu tung. Die Göttin tritt dabei in Funktionen auf, die auf eine Sicherung des Bevölkerungsbestandes gerichtet sind, eine Aufgabe, die denen einer Geburts göttin nicht unverwandt ist. Eine augusta ( sacrata) mensa stand im Tempel der Juno Populon(i)a,480 der Göttin, die für populus zu sorgen hatte.48' Ebenso war ein heiliger Tisch in jeder curia der Juno als göttlicher Vorsteherirr der curia geweiht.482 Wem könnte daher mit mehr Berechtigung ein Opfer an einem hei ligen Tisch nach der Geburt gegolten haben als der Geburtsgöttin und Ernähre rirr Juno ? An einem Tisch, der nur zum Zwecke dieses Opfers aufgestellt wurde und ein Gegenstand war, der naturgemäß als Symbol für Nahrung, ja für Leben überhaupt483 stand? Wir wollen damit keineswegs behaupten, daß auch der Tisch der Besucherin nen ein direktes rituelles Gleichnis für die erste Säugung war, wie das an ihm ver richtete Opfer - obwohl die Möglichkeit besteht. Auch soll nicht verkannt wer den, daß z. B. an den mensae curiales nicht Trankopfer, sondern nur Opfer allge mein sowie gemeinsame Mahlzeiten der Kurienmitglieder bezeugt sind.484 Was wir für sicher halten, ist vielmehr nur, daß der im Geburtshaus aufgestellte Tisch für ein Opfer an Juno Lucina wie an keine andere Gottheit geeignet war; daß mensa ]unoni eine in jeder Hinsicht adäquate Bezeichnung für ihn gewesen wäre.
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Melanges I. Levy) 5 3 I ff. ; Norden 20; Whatmough, CQ I6 ( I 922) I 8 r f., I 87 (,Juno Lucina as goddess of motherhood, of the procreation of children'). 473 Plaut. Truc. 476. 474 Diepgen qo, I 50, I 70, I 82 f. 475 Der Kleine Pauly s. v. Rumina (Gerhard Radke, I 979). 476 Aug. Civ. Dei 7, I I : . . . animalibus mammam praebere sugentibus . . . ]unonem, . . . cum esset etiam diva Rumina quae in hoc opus adiutorium illi /amulatumve praeberet; RAC s. v. Geburt 2, I 39 · 477 Rose zu Plut. Quaest. Rom. 5 7 · 47K Latte, RR, 378. � 1 " Vgl. oben Anm. 437; Latte, RR, 45· Der Genius wird am Geburtstag durch Opfer g es :i t t i g t : Tih. z , z , H : (Genius) satur libo sit madeatquc mero.
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480 Macr. Sat. 3, I I, 5 f. : . . . arae vicem praestare passe mensam dicatam. u t i n t e m p l o, inquit, ] u n o n i s Pop u l o n i a e a ug u s ta m e n s a e s t ; Waszink zu Tert. anim. 39,2 (S. 444). 4 8 ' Latte, RR, I66; Weinstock, JRS p ( I96I) 2 I O. Weitere Literatur bei Fabian 20 I 52. Eine andere Ableitung schlägt Radke, Götter, r 36, I 53 vor, ohne jeden Grund und ohne jede Überzeugungskraft, eine Theorie, die mit Recht abgelehnt wird (Der Kleine Pauly, W. Eisenhut s. v. Juno I 5 64,3 ff.). Aber selbst wenn Radke recht hätte, stünde es fest, daß die Antike später an die Ableitung populus - Populona glaubte (Fabian I 02 f.). 4 82 Dionys. Hal. 2,23 , 5 ; 2,50, 3 ; Festus p. 5 6 L.; Latte, RR, 399 f. ; RE s . v. Quiris-Curis (W. Eisenhut, I 963) I 3 3 3 ; R. E. A. Palmer, The Arehaie Community of the Romans, Cam bridge, I 970, 8o f., I02, 1 20 ; Alföldi, Voretruskischer Römerstaat, 68, 97; Fabian 9o ff. S. unten S. 2 8 o f. 4 8 3 Lucr. 3,960; Hor. Sat. I , I , I I9 ; Hor. ep. 2,2, 2 I 4 ; Plut. conv. sap. I 5 ( I 5 8 C.) ; - Plut. quaest. conv. 7,4 (704 B.) sagt eine G r o ß m u t t e r , der Tisch sei heilig. H. Blümner, Philo logus 76 ( I 92o) 34 5 f. ; De Marchi I I 5 f. ; Deonna-Renard 46 f., IOO f. ; Köves-Zulauf, Reden und Schweigen, 49 10211 . .,K4 S. Anm. 4H2.
lntercidona, Pilumnus, Deverra
Die symbolische Pi/um-Herstellung
Genau diesen Ausdruck verwendet nun Tertullian, als er von einem zeremo niellen Tisch im Hause der Wöchnerin spricht, aufgestellt in derselben Zeitpe riode zwischen erfolgter Geburt und Abschlußtag der ersten Woche. Es dürfte kein Zweifel darüber bestehen, daß damit derselbe Tisch gemeint ist, an dem die Besucherinnen ihre Opferzeremonie verrichteten. Denn zusätzlich zu der inhaltlichen Übereinstimmung in allen erkennbaren Begleitumständen gibt es auch eine sprachliche Kongruenz : wie Varro von a n t eponere, so spricht Ter tullian von p r o ponere, eine fast ebenso rare präfixale Bildung mit dem gleichen semantischen Wert eines Aufstellens im Eingangsbereich des Hauses.485 Es bleibt zu klären, wie sich dieser alleinstehende ,Tisch für Juno' zu dem Tisch verhält, der zusammen mit einem lectus für Pilumnus + Picumnus bereit gestellt bzw. für Hercules aufgestellt wurde. Auch hier deuten die Indizien auf eine Identität, zumindest mit der älteren Form, dem Tisch des lectisternium für die Zwillingsgötter: Zum lectisternium gehört ein Tisch,486 ohne daß er in unseren Belegen ausdrücklich Erwähnung fände. Wenn nun in anderen Berichten in demselben Haus, aus demselben Anlaß, mit derselben Bedeutung der sinnbildlichen Fütterung ein Tisch aus drücklich genannt wird, so muß man davon ausgehen, daß dieser kein anderer ist, als der in der anderen Quellengruppe implizit vorhandene. Allenfalls kann angenommen werden, daß die beiden rituellen Gegenstände, Tisch und Liege, durch einen gewissen räumlichen Abstand voneinander getrennt waren, was eine getrennte Erwähnung begünstigte ; oder daß - äußerstenfalls - derselbe symbolische Gegenstand tatsächlich in zweifacher Ausführung da stand, was nichts daran änderte, daß es sich nur um die iterative Darstellung desselben ide ellen Sachverhalts handelte. Doch all diese Annahmen wären eher abstrakte Erzeugnisse methodologischer Überkorrektheit, keine Alternativen von einiger Wahrscheinlichkeit oder praktischer Konsequenz für die weiteren Darlegun gen. Denn die Liege des Pilumnus + Picumnus und Junos Tisch gehören so selbstverständlich zueinander, bilden eine so einfache natürliche Einheit wie das gefütterte Kind und die Ernährerin, der passive und der aktive Aspekt desselben einheitlichen Vorgangs der Fütteru ng. Beide Gegenstände erwähnte Varro tat sächlich in e i n e m Abschnitt, wie die Ergebnisse der Rekonstruktion seines Werkes zeigen;487 wenn er den Namen Junos dabei nicht nannte - falls er es wirklich nicht tat488 -, so ändert das an der Nähe der Gegenstände selbst im
Rahmen seiner Schilderung nichts. Warum aber unsere unmittelbaren Quellen jeweils nur die eine Hälfte eines zweiseitigen rituellen Komplexes ins Blickfeld des Lesers rücken, ist deutlich erkennbar: Es ist durch den besonderen Textzu sammenhang bedingt, in dem diese Berichte stehen. Nonius will an einer Stelle belegen, daß das Wort feta die Bedeutung von ,Wöchnerin' haben kann und führt deswegen nur den Satz Varros an, in dem von dem Opfer am heiligen Tisch durch die Besucherinnen der /eta die Rede war ( 3 1 2 M. 487 L.). An einer anderen Stelle soll geklärt werden, wer Pilumnus und Picumnus waren; hier wird nur der varronische Satz zitiert, in dem die beiden Götternamen in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Aufstellen des rituellen lectus erwähnt wurden (528 M. 848 L.). Tertullian spricht deswegen ausschließlich von ]unoni mensa, weil er seine These belegen will, daß die Heiden die Götzenver ehrung schon mit der Muttermilch einsaugen, idololatria obstetrice nascuntur. Diese metaphorische obstetrix als Oberbegriff kann stilgerecht nur in weibli chen Gestalten konkretisiert werden, die in wohlponderierter Aufreihung für jeweils eine Etappe des postnatalen Geschehens stehen und dieses insgesamt in prägnanter Verkürzung vertreten : Schwangerschaft und die werdende Mutter selbst. - Geburt und Lucina mit Diana. - Wochenbett und Junos Tisch. Namengebung und Fata Scribunda. - Erstes Stehen und Statina (De anim. 39,2). Eine Erwähnung der männlichen Götter Pilumnus + Picumnus auf ihrer Liege wäre in diesem Rahmen überflüssig, ja gänzlich fehl am Platze. Servius wiederum hat zu erklären, warum Vergil Aen. 1 0,76 den Urahn des Turnus Pilumnus nennt; daß in diesem Zusammenhang nur Material zu Pilumnus geboten wird, ist selbstverständlich ; schon der Hinweis auf die Rollen des Pilumnus bei der Geburt zusammen mit Picumnus ist eine Art Abschweifung, das nur im erweiterten Servius steht; hier noch mehr von diesem Geburtsritus zu sagen, bestand kein Grund. Hinzu kommt als letztes, daß sowohl Juno als auch Pilumnus + Picumnus altererbte, autochthon römische Götter waren und als solche sehr wohl eine engere Einheit bilden konnten.489 Eine Affinität zwi schen ihnen ist aber nicht nur in dieser Allgemeinheit feststellbar; sie prägt sich auch in einem gemeinsamen besonderen Charakter aus. Nicht nur die griechische Hera wurde mitunter in der Gestalt eines Holz pfahls kultisch verehrt;490 auch im Rom galt der eine Seitenpfahl der iugum-artigen Konstruktion, die man pila Horatia und tigillum sororium nannte, als der Altar der Juno; und wenn diese Konstruktion der Juno geheiligt war491 und wenn man dem Holzgerüst selbst kultische Opfer darbrachte,492 so bedeutet dies, daß die Gottheit, die man im Holz verehrte Juno war : Nicht a u f dem Holzpfahl als Altar Junos opferte man, sondern d e m Holzpfahl als
4 8 5 ThLL s . v. mensa 740, 1 7 ff. ; 26; 742,40; 5 3 ; 744, 5 8 . Der Thesaurus führt dafür nur zwei Belege an: Cic. Pis. 8 8 ; Vulg. Prov. 9,2. Vgl. auch B. Fischer, Novae concordantiae bibliorum sacrorum, Stuttgart, I 977, Bd. 4 p. 4050; 405 1 ( mensa propositionis : Num. 4,7 ; 1 . Par. z8, I6 ; 2 . Par. 29, I 8 ; 1 . Mcc. I,2J). Der Tisch wurde jedoch nicht vor dem Haus, außer halb des Hauses aufgestellt, sondern innerhalb. Vgl. unten Anm. 5 2 8 , 5 76. 4x" S. oben Anm. 43 I . 48 7 Es handelt sich um zwei aufeinanderfolg ende Fragmente, Nr. So und 8 I ( + 8 2 b) ( R ipns:n i S. 303). 8 \J 48 n ten S. 1 99 f. w i rd der Beweis geführt werden, daß Junos Name in frg. 80 in Wirk l ic h kt'it vorkam. Das Werk ist im übrigen nur fragmentarisch erhalten und deswegen sind ;lllch wt·it�·n· l ·: rwiihllllllJ.\l'll kci nt·swt'J,\S au SJ.\t'Srh losscn.
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Wissowa, 2RuKR, r 8 J, 423'. Boetticher 226 f. De Visser §§ 8 3-4 (S. 1 0 8 f.). Hera Tropaia : Lykophron I J 28 mit l 'a us. 9,2 5 ,2. 4 9 ' Festus 3 8o, I 8-22 L. ; Reinach, RHR 55 ( 1 907) J 26. 49' Th. Mommsen, CIL I , I 2 p. J JO (Jpsum tigillum pro numinc cu!tum esse . . . ); Cook, /cus 2,)64; Rcinach, R H R 55 ( 1 907) J26. 489 490
Intercidona, Pilumnus, Deverra
Die symbolische Pilum-Herstellung
Juno.49J Auf einem etruskischen Spiegel ist Juno ein kleiner Holzpfahl mit einer weiblichen Scham als Kennzeichen zugeordnet.494 Wie auch immer man daher über das Verhältnis von pila Pfeiler und pilum im allgemeinen denken mag (s. oben S. I6I ff.), Juno als Gottheit von Holzpfählen495 ist nicht ohne Berüh rungspunkte mit den Göttern des holzpfahlartigen pilum. Sie führt ja auch die Beinamen Juga und Jugalis, wie jene dei coniugales sind, wobei hier offenblei ben kann, ob die allgemein verbreitete triviale Deutung dieses Beinamens der Juno als ,Ehegöttin'496 richtiger ist als dieselbe Deutung der Bezeichnung dei coniugales bei Pilumnus und Picumnus (oben S. I I 3). Wenn all diese Umstände der Einheitlichkeit Göttin und Götterpaar i n ein
Mutter-und-Kind-artiges Verhältnis zueinander bringen, so sollte man diese klare Tatsache nicht durch das Vorurteil einer angeblich völlig ungenealogi schen Betrachtungsweise der alten Römer vernebeln lassen. Es sei vielmehr in aller Vorurteilslosigkeit daran erinnert, daß auch Mars als Kind Junos galt, ein Gott, dessen besondere Affinitäten zumindest mit Picumnus unbestritten sind.497 Ein solches Verhältnis zwischen Juno und Mars für späte literarische Erfindung zu halten, besteht, genau betrachtet, wenig Grund.498 Wenn es dem
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49 3 Latte, RR, I 3 3 f. ; Schol. in Cic. orat. Bobiensia, Pro Milone 7 (ed. P. Hildebrandt, Leipzig, I 907 p. 64) : Constitutis igitur duabus aris fano Curiatio et Junoni Sororiae superque eas iniecto tigillo . . . 494 E. Gerhard, Annali dell'Instituto I 9 ( I 847) 3 3 I ; E. Gerhard, Etruskische Spiegel, Ber lin, I 863, 3 , I , S. I J S, Tafel I 4 7 ; E. Gerhard, Ges. akademische Abhandlungen I, Berlin, I 866, 29 r f. ; O.Jahn, Die Picaronische Cista, Leipzig, I 8 p, 5 8 ; A. Reifferscheid, Annali dell'Instituto 39 ( I 867) 3 5 5 ; Peter, in: Rascher, Lexikon s. v. Hercules 2 2 5 9 ; W. W. Fowler, HSPh I4 ( 1 903) 30; A. B. Cook, CR 20 ( 1 906) 374 ff. ; J A. Pfiffig 344, 3 5 3· Die dargestellte Szene wurde bis Peter als eine durch Jupiter herbeigeführte Versöhnung zwischen Juno und Hercules gedeutet, seitdem als eine Verheiratung der beiden durch den Ehemann Junos, Jupiter. ]. Pfiffig kombiniert beide Deutungen, 344 : "Erst nach seinem (sc. des Herakles) Tode versöhnt sie (sc. Hera) sich mit ihm und gibt ihm Hebe zur Gattin. Diese Versöhnung zeigt der Pränestiner Spiegel G .-K. I 47'' ; 3 5 3 : "Der griechische Mythos läßt den Heraktes zum Gatten der Hebe werden; der italische - der Spiegel dürfte einen solchen darstellen läßt Juno selbst durch Jupiter zur Gattin des Hercules werden". Der kleine Pfahl, auf dem ein kleiner Kopf mit Modius sitzt, d. h. der auch durch dieses Attribut als weiblich ausgewie sen wird, gilt den verschiedenen Deutungen entsprechend entweder als Abbild Junos selbst, oder als Abbild der Juventas ( Hebe). Ohne hier im einzelnen argumentieren zu können, ist festzuhalten, daß Juno in ihrer Hand einen Ölzweig (Cook I. c.) oder ein�n l:<_Jrbeer zweig (]ahn I. c.) hält. Beides ist ein Friedenszeichen (Der Kleine Pauly s. v. Ol, Olbaum 246,5 ff. ; s. v. Lorbeer 7 3 7, 8 f.) : Der Spiegel stellt eine Versöhnung dar. Auf der anderen Seite ist der Größenunterschied zwischen Juno und der weiblichen ,Herme' zu beachten, unge fähr 3 : I. Dies legt die Deutung nahe, daß der Pfahl nichtJuno selbst ist, sondern eine ,kleine Juno', d. h. ihre Tochter Hebe Juventas. Dargestellt wird also die Versöhnung und gleich zeitig die prospektive Verheiratung des Hercules, nicht mit Juno, sondern mit der Tochter Junos. Dies entspricht dem ursprünglichen Mythos und der Logik, indem Jupiter die Ver heiratung der eigenen Frau erspart bleibt. Für einen Unterschied zwischen griechischer und italischer Auffassung entfällt damit der Beweis ; Juno verbindet sich mit Hercules als mit ihrem (Schwieger)sohn. Da aber Hebe nur eine Neuausgabe Junos selbst ist (Bayet, Origine de l'Hercule romain, 38 I), bleibt der Pfahl neben Juno als Vergegenwärtigung junonischen Wesens im gegebenen Zusammenhang relevant. Vgl. dazu unten S. 20 I-2 I 5 · 495 Die Inschrift mit dem Beinamen Paloscaria für Juno ist in der Nähe von Präneste gefunden worden, wie der gerade besprochene Spiegel. V gl. oben Anm. 460. Wenn die Deu tung Juno Paloscaria = Feigen-Juno richtig ist, ergibt sich die Frage, ob der Pfahl als Dar stellung junonischen Wesens in demselben Gebiet nicht bloß eine jüngere Form ihrer Dar stellung als Baum war. ·W'• Radke, Götter, 1 p ; Serv. Aen. 4, 1 6 : ,iugali ' autem propter iugum, quod inponebatur matrimonio coniunxendis: unde et Iuna iugalis dicitur. quidam( !) ,iugali 'accipiunt pro ,coniu gali ', per apht�t·rcJin dictum . . . . =
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RE s. v. Pilumnus I 370. J. Bayet, Hereule romain, 3 3 3 f. S. oben S. I 86. Die Argumente der Skepsis sind, genauer besehen, von schwacher Konsistenz : Die Einmaligkeit der ovidischen Geschichte in der lateinischen Literatur soll für griechischen Ursprung sprechen (oben Anm. 4 5 3) ; doch bezeugt ist diese Geschichte auch in der griechischen Literatur n i c h t (Cook, CR 20 [ I 9o6] 367,369) . Gegen die These der späten Erfindung in Rom, eventuell durch Ovid selbst, spricht aber die Parallele Fest. 86 L., wo auch von einem pflanzlichen Ursprung des Mars berichtet wird, wenn auch nicht von einer Blume und vonJuno - doch die Erdmutter isteine Juno adäquate Variante (Gradi vus Mars appellatus . . . quia gramine sit ortus. Bömer zu Fasti 5 ,229 ; Serv. Aen. 8,84.) : Ein gramine ortus ist offensichtlich ein filius Terrae. Gegen sekundäre literarische Fiktion spricht weiter die Tatsache, daß der Erzählungstyp ,unbefleckte Empfängnis durch eine Blume o. ä.' in der Folklore vieler Völker nachweisbar ist (Usener, Kleine Schriften 4, 1 2 8 ff. ; H. Hepding, Attis RVV I , Gießen, I 903, I oi ; Bömer zu Fasti 5 , 2 5 I ) . Warum soll derselbe Typus nicht auch in Rom, selbständig und vorliterarisch, entstanden sein können? Auf der anderen Seite gibt es starke positive Argumente für eine Echtheit des Mutter Sohn-Verhältnisses zwischen Juno und Mars : In erster Reihe steht hier die rituelle Tatsache, die unbestritten ist, das Junktim von Mars-Fest und Juno-Fest am r . März. Dies ist kein historischer Zufall, sondern ein organischer Zusammenhang von systematischer Unaus weichlichkeiL Juno und Mars sind an diesem Tag so unausweichlich verbunden, wie der r . März zwangsläufig Jahresanfang und Monatsanfang zugleich ist. Juno ist präsent, weil alle Monatsanfänge, Kalendae, ihr heilig sind, der r . März sogar auf besonders betonte Weise, da dieser Tag die ersten Kalendae des Jahres darstellt, die Kalendae der Kalendae sozusagen (Serv. Aen. 8,6 3 8) : Er fängt nicht nur einen Monat an, sondern die ganze Reihe der Monate, das Jahr. Da hier das Leben des ganzen Jahres ,geboren' wird, ist es nahelie gend, daß die Göttin der Kalendae unter ihrem Aspekt der Gebärenden, als Juno L u c i n a erscheint. Mars wieder ist gegenwärtig, weil der erste Monat des Jahres anfängt und der erste Monat auf natürliche Weise einem weitverbreiteten Usus entsprechend, dem ersten Römer, dem Stammvater Mars gehört. (Ovid Fasti 3,97 f. : Romulus . . . sanguinis auctori Iernpara prima dedit und Bömer zu 3,79) . Doch Mars ist hier nicht nur als Gott des Anfangs allgemein im Spiel, sondern auch konkret-inhaltlich : Er ist Schutzherr der Jahrestätigkei ten, die am I . März anfangen : Krieg (Latte, RR, I 1 4), Frühling (Der Kleine Pauly s. v. Mar tius 3). Das Zusammentreffen von Juno und Mars an diesem Tag für einen Irrtum zu halten - so z . B. Heurgon, SE 24 ( I 9 5 5-6) 96" - ist somit verfehlt. Doch sind beide auf jeweils andere Weise Gottheiten des r . März : Neben Juno Covella, der Mondgöttin (Latte, RR, r q), der Göttin des Monatsersten, aber aller Monatsersten des Jahres, steht Mars als Gott des ersten Monats : Juno ist der sich immer wiederholende Anfang, Mars das Angefangene. Sobald, soweit nun dieses ungleiche Verhältnis anthropomorph personalisiert wird, muß die Beziehung als Verhältnis von Gebärender und Geborenem, von Mutter und Kind erschei nen. Dies umso mehr als es eine ,Mutter' in absoluter Form nicht gibt, immer nur Mutter von jemand ; und als Bezugsperson für Juno Lucina am Tag der Matronalia war M ars in der Natur des Tages gegeben ; in Mars wird die MutterschaftJunos explizit, die in dem Charak ter Juno Lucinas immanente strukturelle ' l cndenz rea l isiert. E� gibt tat skh li da· a l t i t a l isrh497 49H
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Die symbolische Pi/um-Herstellung
aber so sein sollte, hätten wir in der hier analysierten rituellen Zusammenstel lung zumindest einen Beweis dafür vor uns, daß Ovid oder ein Vorläufer seine Erzählung von Juno, des Mars Mutter, nicht völlig aus der Luft gegriffen hat,
sondern von authentischen rituellen Ansätzen ausgehend erfand. Dasselbe gilt von einer sonderbaren Bemerkung Junos über Turnus in Vergils Aeneis : Turnus stammt "von uns" ab (nostra deducit origine nomen), da Pilumnus sein Urgroß vater ist - sagt Juno ( 1o,6 1 8). Wie Servius Dan. dazu richtig bemerkt : Nostra . . I e. aut ]ovis, aut ] u n o n i s, aut omnium deorum. Läßt Vergil die Göttin hier einen belanglosen Gemeinplatz sagen oder verbirgt sich in ihren Worten eine esoterische Anspielung darauf, daß Pilumnus als Junos Kind galt?499 Schwierigkeiten ergeben sich allerdings, wenn man ,Junos Tisch' mit der j ü n g e r e n Form des lectisternium in Beziehung setzt. Denn obwohl auch hier dieselben Gegenstände, Tisch und Liege, zusammengestellt werden, gehört der Tisch nicht Juno, sondern Hercules. Kann Junos Tisch mit dem Tisch des Her cules identisch sein? Als Gegenstand vielleicht, geändert hätte sich dann nur seine Zuordnung; die Zuweisung an Juno in der Frühzeit wäre später durch die an Hercules abgelöst worden. Diese e i n f a c h e historische Erklärung erweist s ich jedoch beim näheren Zusehen als nicht möglich. Denn Junos Tisch wird ausdrücklich als noch gegenwärtig erwähnt, lange nachdem die Sitte aufge kommen ist, Hercules einen Tisch aufzustellen. Tertullian bezeugt ersteres für den Anfang des 3· nachchristlichen Jahrhunderts ;5oo selbst wenn seine Zeitan gabe adhuc als eine mechanische Übernahme aus seiner Quelle Varro aufzufas sen sein sollte, 50' befinden wir uns immer noch in der Mitte des ersten vor christlichen Jahrhunderts. Die Sitte, den Tisch Hercules zu weihen, ist aber nach übereinstimmender, richtiger Meinung in der Forschung viel früher aufge kommen, zur Zeit der Hellenisierung der römischen Religion in den ersten Jahrhunderten der Republik, wenn nicht schon erheblich früher.5°2 Historisch läßt dies nur einen Schluß zu : daß die Juno-Form zwar älter war als die andere, jedoch nach Aufkommen der neuen Form weiter existierte, so daß lange Jahr hunderte hindurch zwei Varianten desselben Ritus parallel nebeneinander üblich waren. Natürlich nicht in demselben Haus, sondern in verschiedenen Kreisen. Dies bezeugt Serv. Ecl. 4,62 auch ausdrücklich, indem er davon spricht, daß die Hercules-Form in a d l i g e n Häusern Sitte war :5°3 eine neue, vornehme Variante in griechisch gebildeten Aristokratenfamilien, neben dem zähen Weiterleben der altväterlichen Form im rückständigen Milieu einfacher
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etruskische Darstellungen des Mars als Kind (Usener, Kl. Schriften 4, I 3 8 ; Scholz, Mars kult, I 4 I- I p ; Pfiffig 348). Auch ein weiterer wesentlicher Zug der Zweisamkeit von Lucina und Mars am I. März findet anderswo faktisch-rituelle Bestätigung, die Abwesenheit eines Vaters : Nach dem Zeugnis von zwei Weihinschriften wandte man sich mitunter an Juno Lucina, opferte man ihr unter der ausdrücklichen Bedingung, daß sie von Jupiter unberührt ist, Jovis castu (CIL I2 Nr. 36o,J6I a). Die gewöhnliche Deutung dieser Formel auf die eheliche Enthaltsamkeit während des Wochenbettes ist nicht ganz befriedigend (Mommsen CIL l.c. zu Nr. 360; St. Weinstock, in : Festschrift A. Rumpf, Krefeld, I 9 5 2 , I 5 9 f. ; RE s.v. Lucina I 65 o ; Fabian I I I f., 20424). Sollte sich dahinter nicht vielmehr die Vorstellung einer Mutterschaft Lucinas ohne Mann schlechthin verbergen, wie im griechischen Mythos Hera vielfach ohne Mann, ohne Zeus Mutter ist? (Cook, CR 20 [ I 9o6) 365 ff., 4 I 6 ff. ; Ovid Fasti 5 ,24r f. : Cur ego desperem fieri sine coniuge materiet parere intacto, dummodo c a s t a, viro?; C. K? ch, Der römische Jupiter, Frankfurt a. M., I 9 37, 5 6 ; W. Pötscher, RhM 1 04 [ I 96 I ) 3 I 3). Mtt Stcher heit wird man soviel sagen können, daß bei bestimmten Anlässen die Mutterschaft Lucinas aus ihrer Verquickung mit Jupiters Vaterschaft gedanklich herausgelöst wurde, um sie als Faktum für sich allein zu würdigen; ihre praktische Funktion konnte eine solche Vorge hensweise z. B. in Fällen finden, wo als Grund einer Kinderlosigkeit die Unfruchtbarkeit der Ehefrau angenommen wurde (Falsch Koch, Jupiter, 5 9 : ,Jovis castus bezeichnet somit einen castus im Dienste und zu Ehren Jupiters"). Eine andere Erscheinungsform Junos, Popu lon(i)a, die für populus zu sorgen hat und mit Rumina verglichen wird, gilt ausdrücklich als Göttin ohne Mann, caelebs, vidua (S. oben Anm. 48 I . Aug. CD 6, I O : Quosdam tarnen caeltbes relinquimus . . ., praesertim cum quaedam viduae sint, ut Populonia vel Fulgora e! diva Rumina; Preller - Jordan I ,279 ; W. Otto, RhM 64 [ I 905) 204). Wenn der Kamm, mtt dem die Braut vor der Hochzeitsnacht gekämmt wird, hasta ca e l i ba ri s heißt, so besagt dieses Attribut, daß es sich um ein Mittel handelt, welches die Fruchtbarkeit der Frau für sich genommen magisch steigern soll (U.W. Scholz, Marskult, I 62 f. ; Festus 5 5 L. : Caelibari hasta caput nubentis comebatur . . . quodfortes viros genituras [sc. ftminas ] ominetur). Zu den Darstellungen Juno Lucinas auf kaiserzeitlichen Münzen mit Wickelkind im linken Arm und mit einer Blume in der rechten Hand s. Overbeck 2 , I 5 4 ff. Preller - Jordan 1 ,274; zum Problem der Juno Martialis J. Heurgon, SE 24 ( I 9 5 5 I 5 6) 93 ff. All diese Argumente schließen die Möglichkeit vielleicht nicht definitiv aus, die von Ovid dargebotene ausführliche Erzählung über Empfängnis und Geburt des Mars für eine nach träglich erfundene aitiologische Legende zu halten, oder für eine römischen Kulttatsachen sekundär aufgepfropfte griechische Geschichte. Doch sie bedeuten mit Gewißheit eine wesentliche Einschränkung : Die grundlegende Tatsache - Mars als Kind Lucinas, Lucinas allein - ist nicht durch diesen (Pseudo)mythos geschaffen worden, sondern war im Gegen teil schon vor ihm in den Riten impliziert, wie keimhaft und wortlos auch immer. Die mythi sche Erzählung hat diesen vorgegebenen Ansatz nur wortreich expliziert. Dabei ist es kei neswegs sicher, daß die Grenze zwischen rituell Ursprünglichem und erzählerisch Nachträglichem eng zu ziehen ist. Gewiß führen diese Überlegungen in so grundsätzliche Problembereiche wie die angeb liche Mythenlosigkeit der Römer (E. Manni 5 2 '76; Fowler, Roman Festivals, 3 7 ; Koch, Jupi ter, 56 ff.) oder der Jahresgottcharakter des Mars (Usener, Kleine Schriften 4, 1 26 ff.). Doch einmal eingenommene Positionen in allgemeinen Fragen dürfen nicht zu einer Behinderung der konkreten Analyse werden, sollten vielmehr in deren Lichte ständig neu überdacht wer
den.
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499 Heyne z. St. : A funone Tumi genus si ducturn fuit, ignotam fobulam attingere videri debet poeta, utfortasse Pilumnus funonisfilius habitus fo.erit; quod nunc ignoratur. 500 De anim. 39,2. Das Werk wurde 2 ro/ 3 n. Chr. verfaßt : Waszink 6''-. 5°' So Cardauns 2, 1 98 (frg. 1 0 1 ) . 502 S. obenAnm. 432, insbesondere Reinach, RHR 5 5 ( 1 907) 340; Riposati 1 8 5 ; De Mar chi 1 66. Einen gewissen Anhaltspunkt bietet das erste lectistemium in Rom, 399 v. Chr., ein geführt unter griechischem Einfluß, an dem Hercules zusammen mit Diana an einem Tisch liegt: Wissowa, 2RuKR, 276; Cook, CR 20 ( 1 908) 374 f. Aber noch der Hercules Epitrape zios in Sullas Besitz (Statius Silvae 4,6) ist vorvarronisch. Auch wenn die Besitzerangaben des Statius - Alexander, Hannibal, Sulla - fiktiv sein mögen (so Vollmer z. St.), wird zumin dest Sullas Zeit als allgemeine Altersangabe glaubwürdig sein. Vgl. unten S. 1 9 8 und Anm. 5 1 4. 503 Proinde n ob i I i b u s pueris editis in atrio domus funoni lectus, 1/ercu/i mensa poneba tur. Aust 223.
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Leute. Die historische Tatsächlichkeit einer solchen Verdoppelung ist auf der anderen Seite auch durch philologische Kritik nicht zu erschüttern. Die Annahme, die Waszink selbst - zweifelnd - erwägt, Tertullian hätte eigentlich von der Sitte funoni lectus, Herculi mensa berichten wollen, und nur aus Unachtsamkeit statt des lectus die mensa Juno zugeschrieben,504 liefe auf die Hypothese hinaus, Tertullian hätte aus purem Zufall etwas Richtiges gesagt, da ja ,Junos Tisch' in der älteren Form impliziert ist. Die Annahme von Zufalls treffern wäre jedoch mit wissenschaftlicher Methodik inkompatibel. Ebenso wenig kann aber angenommen werden, daß umgekehrt unser Gewährsmann über die andere Form, Servius (Ecl. 4,62), lectus und mensa vertauscht hätte, unter dem Einfluß der Vergilstelle, die er kommentiert und wo deus und mensa sowie dea und cubile zusammengehören.sos Denn wie wir vom Mythographus Vaticanus 1 , 1 77 erfahren, gab es die Kombination Tisch des Hercules neben Liege der Geburtsgöttin tatsächlich, und zwar außerhalb des Geburtshauses, jedoch im Zusammenhang mit einem Geburtsritus.506 Als Ergebnis unserer Untersuchung ist festzustellen, daß in jedem Haus nach einer Geburt tatsächlich nur ein Tisch und eine Liege aufgestellt wurden, und diese ursprünglich als Tisch Junos sowie Liege des Pilumnus und Picumnus gal ten, später aber wahlweise auch als Tisch des Hercules und Liege der Juno. Auf diesen bloßen Tisch legten die Besucherinnen ihre mitgebrachten Gaben, vor allem Flüssiges, das in Form von Trankopfern dargebracht wurde. Wie innig beide rituellen Verrichtungen - die Aufstellung des Tisches zum lectistemium und das Opfern an demselben als ,Junos Tisch' bzw. ,Hercules' Tisch' - mitein ander zusammenhingen, erhellt aus dem Umstand, daß der Tisch erst durch die Darbringungen der Besucherinnen ,gedeckt wurde', daß ein lectistemium erst dadurch vollkommen hergerichtet war. Gemeinsam aber war in allen Formen,
der archaischen sowie der späteren, die Kombination der Gegenstände; dies war das Grundlegende, die Sitte, die Zuordnung zu anthropomorphen Göttern ein Element des mythischen Überbaus, der bewußten Explikation. Dargestellt und durch magische Analogie gesichert werden sollten durch die zwei Sinnbil der die zwei letzten Momente der postnatalen Versorgung, das Liegen in der Wiege sowie das erstmalige Füttern. c) Wie kam es aber zu dem Eindringen des Hercules in diesen Ritus? Ein Vorgang, der in der einschlägigen Literatur meist nur flüchtiger Nebenbemer kungen wert befunden wird, obwohl er gewisse Erkenntnismöglichkeiten birgt, die näheres Zusehen verdienen. Die Hauptpunkte der Änderung sind auf den ersten Blick erkennbar. Einer seits fand ein personaler Wechsel statt, indem die männlichen Gottheiten Pilumnus und Picumnus durch einen anderen Gott abgelöst wurden, während die weibliche Gottheit Juno weiterhin beteiligt blieb. Andrerseits ist ein Stellen tausch erfolgt: Gott und Göttin haben ihren Platz auf der Liege bzw. am Tisch vertauscht. Die Affinitäten, die Hercules auf der einen Seite mit Pilumnus + Picumnus, auf der anderen Seite mit dem Tisch verbinden, weisen darauf hin daß keine dieser Änderungen grundlose Willkür einer historischen Zufälligkei� war, sondern eine organisch sinnvolle Entwicklung. Das charakteristische Attribut des Hercules wie des Pilumnus ist eine primi tive Holzwaffe desselben Typs; die Keule ist ihrem Aussehen nach nicht viel mehr als eine halbierte Mörserkeule; so sehr, daß Diodor (16naAov und niAov als Synonyma gebrauchen kann. 507 Nichts liegt daher näher als anzunehmen, daß die modernere, einfache Form des Knüppels die Stelle der älteren Doppel form eingenommen hat,508 mitsamt dem jeweils zugehörigen Gott.5°9 Dies umso mehr, als auch Hercules selbst in den Kreis dioskurischer Wesen gehört, als der überragend, ja ausschließlich gewordene Teil einer ursprünglichen Dop pelung erscheint, 5 1 0 und solche dioskurische Doppelungen andrerseits häufig
Aust 443· Ecl. 4,62 : . . . qui non risere parentes (sie codd.)/ nec deus hunc mensa, dea nec dignata cubili est. 5°6 1 77. Templum Junonis Templum funonis fuit, in qua mensam Hercules, et Diana leeturn habuit; ubi portabantur pueri, ut de ipsa mensa ederent, et inde acciperentfortitudinem; et in lecto Dianae dormirent, ut omnibus amabiles ./ierent, et illorum generatio succresceret. Nur Juno und Diana tragen den Beinamen ,Lucina', der sie als Geburtsgöttin qualifiziert (Cook, CR 20 [I 908] 374). In die ser Qualität kann (Diana) Lucina eine Rolle im Tempel der Guno) Lucina spielen, als ihr Alterego sozusagen (RE s. v. Hercules 5 96, I4 ff. ; Bayet, Hereule romain, 2 803). Diese auf den ersten Blick störende Unregelmäßigkeit Diana statt Juno ist jedoch insofern wertvoll, als sie ein Indiz dafür ist, daß der Bericht des Mythographus nicht eine grundlose Erfindung sein kann, oder aus einem Kommentar zu Ecl. 4, 62 herausgesponnen wurde. Denn in diesen Fällen hätte man dem allgemeinen Schema entsprechend ganz gewiß Tempel und Bett der selben Göttin, Juno, zugeschrieben. Es erhebt sich vielmehr die Frage, ob nicht ein Zusam menhang mit dem ältesten lectistemium in Rom d.J. 399 v. Chr. besteht, insofern als auch dort Hercules und Diana als Paar auftreten, denselben lectus und denselben Tisch teilen. Vgl. Bayet, Hereule romain, 278 f. ; B. Combet-Farn oux 329· Radke, Götter, I42 irrt sich, wenn er von "groben Mißverständnissen" des Mythographus spricht. Vgl. Anm. 5 09, 5 22, 504
5o5
u n t e n S. ) I .l und A n m . 484.
S. oben S. 99 und Anm. 2 3· Scholz, Marskult, 2 8 . Reinach, RHR 5 5 ( I 907) 340: ,On con<;:oit sans peine que le dieu de la massue prit Ia place du dieu du pilon'. 509 Ptolemaios Chennos weiß von einem Rhopalos, Sohn des Herakles, d. h. die Keule erscheint hier in anthropomorphisierter Form (Mythographi. Scriptores poeticae historiae Graeci ed. Westermann, Brunswick, I 843, I p. I 86,2 5 ff. = nova hist. 3 ; A. Chatzis, Der Phi losoph und Grammatiker Ptolemaios Chennos, Paderborn, I 9 I 4, I 3 f., 24). Wenn allerdings Radke, Götter, 142 es für "denkbar" hält, "daß der Gott Pilumnus seinen Namen von Her cules erhalten hat", so ist dies eine starke Übertreibung und auf jeden Fall ein Umkehren des wahrscheinlichen Verhältnisses. p o S. oben S. I IO und Anm. 6o, S. I40f. und Anm. 232, S. I77· Iphikles, Iolaos sind der Zwillingsbruder bzw. der Doppelgänger des Herakles, die mit der Zeit in den Schatten gestellt werden, s. Der Kleine Pauly ss. vv. ; Krappe, Mythologie universelle, 6 5 ,292. Deswe gen ist mit Herakles Doppelheit in verschiedener Form verbunden, doppeltes Wesen ( Heros/Gott), zwei Tempel oder Altäre, zwei Bäume u. ä. : Cook, CR 20 ( I 906) 4 1 H f. ; Ptol. C : henn. l. c.; Serv. Ecl. 7,6 I ( Prohus) ; De Visser S. I J 2, I 42, 2 I 8 f. ; l .atte, RR, 2 1 84. 507 508
Intercidona, Pilumnus, Deverra
Die symbolische Pi/um-Herstellung
die Tendenz zeigen, sich zu einem Einzelindividuum zu vereinfachenY ' So könnte auch hinter der Parallelisierung des Hercules Diavis filius mit dem !lt6<JKOQO� Castor - einem Einzelnen ! -, die Aelius Stilo vornahm (Varro LL 5 , 66), sich vielleicht mehr verbergen als nur sprachliche SpekulationY2 Hercules in der Gestalt eines kleinen Kindes, als Hercules Puerinus, Bullatus, Pusillus, Juvenis ist in Rom tatsächlich bezeugtYl Eine Ablösung des dioskurischen Paa res Pilumnus und Picumnus durch den einen Hercules muß auf jeden Fall als eine höchst logische, einer allgemeinen Tendenz entsprechende Entwicklung erscheinen. Die alte Vorstellung, daß jedes Neugeborene ein Doppelwesen ist, wird ersetzt durch eine modernere, ,vernünftigere', daß e i n Kind e i n Wesen ist; ein aggiarnamenta der rationalen Denkweise einer späteren Zeit adäquat; es ist kein Zufall, daß es mit Hilfe griechischen Kulturgutes geschah. Die innige Verbindung des Hercules mit dem Tisch kommt in seinem Beina men Epitrapezios zum Ausdruck. Eine Statuette von weniger als 30 cm Höhe, die ihn in dieser Eigenschaft darstellte, mit einem Becher in der Rechten, wurde auf den Tisch gestellt, und der Tisch dadurch geheiligt. Er galt in dieser Posi tion als "Gottheit, die man mit fröhlichem Tafeln ehrt" (laetis numen venerabile mensis, Stat. Si!. 4,6,6o), ja als castae genius tutelaque mensae (Stat. v. 32), als anthropomorphe Verkörperung der Heiligkeit des Tisches.5 1 4 An der Überzeu gung des Statius, daß Sulla eine solche Statuette auf seine Tafel zu stellen pflegte, wird zumindest soviel historisch sein, daß die Sitte in sullanischer Zeit üblich warY 5 Aber schon im Hercules-Kult an der Ara Maxima, den man noch in die Zeit vor der Stadtgründung datierte, spielte ein heiliger Kulttisch eine
besondere Rolle. 5 ' 6 Auch im Geburtshaus kann also Hercules der Juno den Platz am heiligen Tisch nicht zufällig streitig gemacht haben, sondern nur auf Grund dieses besonderen Zusammenhangs zwischen dem Gott und dem Tisch. Für diesen Prozeß der Ablösung der Göttin durch den Gott - oder besser: für eine Vermischung der beiden parallelen Formen - besitzen wir möglicher weise sogar einen konkreten Beleg. Der oben S. 1 8 3 erörterte Nonius-Text über den heiligen Tisch ist heute in der maßgeblichen Ausgabe des varronischen Werkes von Riposati in konjizierter Form zu lesen cum cullea ac vina qua etc. 5 1 7 Die Konjektur ist inhaltlich sinnvoll, sagt nur das aus, was i m sonstigen Text ungefähr impliziert ist. Sie ist auch paläographisch überzeugend, bis auf die zwei letzten Buchstaben des überlieferten Textes vor qua:
5 ' ' S. oben S. I 77· Häufig wird der eine Zwilling durch den Kampf der beiden eliminiert: R. Harris, Boanerges, 377 f., 3 8 2 ; Krappe, Mythologie universelle, 8 5 f. Es handelt sich hier um eine zu allgemeine und tiefgründige Entwicklungstendenz als daß sie im Falle des Castor und Pollux in Rom durch bloße sportgeschichtliche Realität erklärt werden könnte (so R. Bloch, Recherehes sur la religion romaine, in : Recherehes sur les religions de l'anti quite classique, Paris, I 980, 3 8o f.). Ein eminentes Beispiel für einen solchen ,Streit der Ver einfachung' stellt das Schicksal der römischen Gründerzwillinge dar : Ovid Fasti 2 , 48 5-9 : . . . quamvis intercidit alter, Ipro se proque Remo, qui mihi restat, erit. l, Unus erit, quem tu tolles in caerula caeli ' I tu mihi dixisti: sint rata dicta fovis. D. Briquel, in : Recherehes sur les reli gions de l'antiquite classique, 3 I 8. Sehr interessant sind in diesem Zusammenhang Darstel lungen der römischen lupa mit nur e i n e m Säugling auf römischen Graburnen bzw. Grab monumenten; ebenso aber die traditionelle Darstellung der Wölfin mit den beiden Zwillingen in symbolischer Zuordnung zu e i n e m realen Kind : J. Bachofen, Annali dell'Instituto 40 ( I 868) S. 426-429 und Taf. OP Nr. 2 und 3 a; Taf. QR Nr. 3 · P ' Aelius Dium Fidf.,1)um dicebat Diovis filium, ut Graeci 6t6<JKOQOV Castorem, et putaba[n]t hunc esse Sancft]um ab sabina lingua et Herculem a graeca. - Pollux et vagus Hercu fes (Hor. carm. 3, 3,9). uti Graecia Castoris et magni memor Hercutis (Hor. carm. 4,5 , 3 5 ) . 5 ' 3 Rascher, Lexikon s. v. Herakles 2 I 9 2 ; s. v. Hercules 2968 ; RE s. v. Hercules 596 f. 5 '4 S. oben Anm. 48 3· Stat. silvae 4,6 und Vollmers Kommentar (Leipzig, I 898) dazu, S. 47 3 ff. ; Mart. 9>43 ; 9>44; Arnob. 2,67; Oe Marchi 8 8 f. , I 05 , I I 5 ; Rascher, Lexikon s.v. Herakles 2 I 7 5 f., 2 2 1 6 f. ; s. v. Hercules 2967 ; Bayet, Hereule romain, 424 f. ; Deonna Renard I 5 , 3 I4. 115 Z u der Präsenz des H c rcu les im Rom der sullanischen Zeit vgl. die Kapelle des Her ndes S u l b n u s a u f dem Esquil in : Wissowa, ' R u K R , 2774; Latte, R R , 220 ' .
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feum cullia acuna in fqua codd. cum cullea ac uina, qua Überschüssig und unerklärt bleibt bei dieser Textgestaltung das abschließende in. Die Schwierigkeit wird beseitigt, wenn man die letzten zwei Wörter vor qua als ac Iunani liest, was paläographisch ebenso leicht denkbar ist wie die bishe rige Konjektur. 5 1 8 In culli könnte dann der Name des Hercules im Dativ stek ken, mit Dittographie; eine ebensolche Dittographie wäre a ac.519 eum müßte unter solchen Umständen aus er entstellt sein, was sehr gut möglich ist. Denn er könnte leicht mit einem als eii abgekürzten eum verwechselt worden sein.52° Die Schwierigkeit, die hiernach noch bleibt, das fehlende "H" am Anfang, ist nur eine scheinbare. Denn gerade das Weglassen eines "h" am Wortanfang ist für 5 '6
Macr. Sat. 3, I I , 7 ; Wissowa, 'RuKR, 28 I J . Andere Konjektur-Vorschläge (s. die Textapparate von Riposati sowie der Nonius Herausgeber Mueller und Lindsay) : culigna Bentinus; edulio quo Onions; cum caliculo uno Quicherat; cum culleo ac vino quodKettner; culigna ac vino Hadr. Junius ; cum culina ac vino alii; cum luculuncis ac vino alii; cum culigna ac vino; hinc quom Mueller; cum fcullia acuno ffinJ quo Lindsay. 5 '8 Vertauschung von zwei benachbarten Buchstaben ist bei Nonius häufig, wozu s. im allgemeinen F. Bertini - G. Barabino, Studi Noniani, Genova, I 967, 5 4 (Typ auctalacuta jlammae(flammea etc.). ,i' und Konsonant (silis): 322,8 L. ,i' und Nasal: aus in mammis wird bei Nonius mi mammis ( I 88,8 L.) . Entsprechend Iunonilfuno in. Zum Wegfall von ,i' am Wortanfang bei Nonius vgl. 5 87,22 (iturltur). 5 19 Vgl. Annibal [ljaudaci 2 87, I 9 L. ; H. Düntzer, Über Dittographien im Texte des Nonius Marcellus, Zeitschrift f. d. Altertumswiss. 6 ( I 848) 48 I-49 I ; Bertini-Barabino 5 2 · Dittographische Wiederholung eines anfänglichen ,a' a m Schluß des vorhergehenden Wor tes : 346,28 L. : promissa [ajstare (39 I ,J9 L.) ; jluent[a] arma (466, I 5 L.). Ebenso hier Her culli[aj ac. Die Dittographie ,a-a' fehlt in der Handschrift H , : cullia cuno, s. Ausgabe Muel ler im Apparat. S. im allgemeinen Oüntzer, Zeitschrift f. d. Altertumswiss. 6 (I 848) 48 I f. 520 Diese Abbreviatur s. z. B. im codex F (Laurent. 5 I , Io XI. saec.) von Varros Oe lingua Lat. 5 ,J (ed. Goetz-Schoell p. XVII, 2 I ) . Ein Schreiber hat die Fahne eines ,r' in der Minus kelschriEt des Archetypus von Nonius leicht verwechseln können, mit einem Abbreviatur zeichen über einem ,u', und das Wort so als eu eum statt er weitertradiert haben. Tatsache ist, daß ein ,r' des authentischen Textes im Archetypus des Nonius öfters falsch abgeschrie ben erscheint : als ,n' 762, I 9 L. (libu n t statt libe r i, Oüntzer 486) ; 1 1 8,7 L. (co/um n am statt colust r a) ; aber gerade auch als ,u' - ca u des st::m tu r das 340, '4 1 .. 517
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lntercidona, Pilumnus, Deverra
Die symbolische Pi/um-Herstellung
den Archetyp, aus dem alle späteren Nonius-Handschriften abstammen, cha rakteristisch : Er wurde in einem Sprachraum geschrieben, wo die Aspiration faktisch nicht mehr existierte und der Buchstabe "h" nur mehr ein graphisches Symbol geblieben war.521 Es wäre daher ernstlich zu erwägen, ob nicht folgen der Wortlaut als die authentische Form des Varro-Zitats bei Nonius anzuneh men ist :
über den allgemeineren Formen sein,P4 doch ein Kind, ein Neugeborenes ist er nicht, sein Trinken stellt somit nicht eine erste Nahrungsaufnahme dar, sein Tisch ist nicht ein Sinnbild erster Fütterung. Einen gewaltsamen Bruch mit der alten Form bedeuten diese Unterschiede trotzdem nicht, vielmehr eine organi sche Umwandlung. Denn aktiver und passiver Aspekt des zweiseitigen Phäno mens ,Fütterung' bilden eine natürliche Einheit, die nie vollkommen getrennt, sondern jeweils nur schwerpunktmäßig verschieden gewendet ins Blickfeld gerückt werden können. Nur in diesem Sinne ist der neue Symbolwert des Tisches neu. Ebenso komplementär sind erstmaliges Gefüttert-Werden und Nahrungsaufnahme im Verlauf des späteren Lebens : Das Neugeborene wird erstmals gefüttert, um damit die lange Serie der Nahrungsaufnahmen während des ganzen zukünftigen Lebens zu inaugurieren. Während mithin Junos Tisch die Gegenwart des Neugeborenen darstellt, symbolisiert Hercules und sein Tisch die Zukunft. Auch als Methode ist dieses Verfahren glückherbeizwingen der Antizipation in den alten Formen des Geburtsritus, wie erörtert, vielfach verwurzelt. PS Die Folge der Ablösung Junos durch Hercules am Tisch ist aber, daß die Göttin nicht verschwindet, sondern die Stelle des Pilumnus + Picum nus auf dem lectus einnimmt. Ein Symbol für die Wiege, das Liegen des Neuge borenen in der Wiege kann unt�r diesen Umständen der lectus nicht mehr sein. Was bedeutet dann aber dieses neue Arrangement? Das Liegen der Mutter im Wochenbett? Ein gemeinsames Mahl von Mann und Frau am seihen Tisch, während die göttliche Frau bei Tische liegt, der göttliche Mann sitzt? Dies sind die denkbaren Möglichkeiten. Um die richtige Antwort zu finden, ist eine Betrachtung der Zusammenstellung in ihrer Gesamtheit notwendig. Nach verbreiteter Auffassung526 stellen die zwei Götter Ehemann und Ehe frau dar, als italisch-römische Besonderheit :P7 "der göttliche Ehebund als das getreue Abbild des menschlichen . . . : wie die Frau des Hauses nach der Geburt darniederliegt, während der Hausherr am Tische sich gemütblich tut, so erhal ten die das eheliche Leben beschützenden Gottheiten dementsprechend einen lectus und eine mensa hergerichtet"Y8 Diese Deutung ist insofern gewiß über zeugend, als die rituelle Szene aus der gegebenen Situation des Geburtsgesche hens eine natürliche Erklärung findet; auch ist die enge Verbindung von Juno und Hercules an sich in Rom und Italien sicher bewiesen.P9 Was jedoch ganz
200
mensa anteponebatur He r c u I i a c ] u n o n i, quo quae veniebant ad .fotam amicae etc. Bezeugt wäre damit eine Zwischenstufe, eine Mischform, in der Hercules schon an Junos Tisch vorhanden war, doch gleichzeitig auch die Göttin noch nicht entfernt worden war, ein Zustand, den Varro in längst vergangene Zeiten datierte. Freilich ist Hercules in einem anderen Sinn mit dem Essen, mit dem Tisch verbunden als Juno. Während sie die Ernährerio ist, ist der Gott der Ernährte, der gute Esser und Trinker, und als solcher Vorbild : conviva (Mart. 9,43, I J), bibebat (Statius v. 5 4), hortatur mensas (Statius v. 5 6) - eine logische Eigenschaft des fo rtis deus (Statius v. 76, 96), des virfortis in vergöttlichter Form (Serv. Aen. 8 , 5 64, s. unten Anm. 5 42).P2 Logisch aber auch insofern als Hercules personal eine Ersatzgestalt für Pilumnus und Picumnus, für die Hypostase des Neuge borenen ist und dieses in der Tat Objekt, nicht Subjekt der Fütterung ist. Der Platztausch mit Juno am Tisch bedeutet somit zugleich eine Änderung des Symbolwertes: Aus einem Sinnbild für den aktiven Aspekt der Fütte��.mg wird der Tisch zu einem rituellen Zeichen für deren passiven Aspekt. Die Anderung erschöpft sich darin jedoch nicht. Der Hercules Epitrapezios ist nur eine beson dere Form des allgemeinen, variantenreichen Typs des ,Hercules mit dem Becher'PJ und das Auftreten im Geburtsritus wieder nur eine besondere Erscheinungsform des Epitrapezios, der an sich ein Gott für Mahlzeiten gene rell ist. Jugendlichkeit kann zwar eines seiner definitorischen Merkmale gegen-
I 72,6; 43 5 ,27; 467, 36; s oo,J4; 798,9 etc. Bertini-Barabino 49.5 3 . 5 4 ·Düntzer 487,489. Vgl. oben S. I 90. Roscher, Lexikon s . v. Herakles 2 I 84, 46- s o ; F. Ravaisson, Mem. Inst. Nat. de France 32 (I 8 9 I ) I 9,46 f. In dieser Eigenschaftwird dem Gott auch in der Acca Larentia-Sage ein Essen bereitet: Plut. Rom. 5 ; Plut. Quaest. Rom. 3 5 ; Macr. Sat. I , I O, I 2 ff. ; Augustin Civ. Dei 6,7; Tert. nat. 2 , I O, I ( Varro, Rer. div. frg. 220 a, b Cardauns). Im Her cules-Tempel wird für den Gott ein Tisch gedeckt und eine Frau auf einer Liege zur Verfü gung gestellt, und beide zu einer Liebesnacht im Tempel eingeschlossen. Es kann angenom men werden, daß der Gott in Form einer Statue zu der Frau gelegt wurde. Hier hätten wir dann ein genaues Abbild eines lectisternium mit göttlicher Statue und menschlicher Person, jedenfalls die Kombination Tisch + Bett sowie Mann und Frau auf der Liege, was an das Arrangement Herculi mensa, Junoni lectus erinnert, ebenso aber auch an den Bericht des Mythographus Vaticanus I , I 77, oben Anm. 506. Dies legt die Frage nahe, ob nicht ein ritu elles Arrangement hinter der Acca-Larentia-Sage verborgen ist, die mithin nicht so gänzlich aus der Phantasie gegriffen wäre wie vielfach angenommen wird. Doch dies kann hier nicht erörtert werden. � ' 1 Vollmers Kommentar zu Statius silvae 4,6 S. 474 ; Bayet, Hereule romain, 42 5 . jZ l
5 2z
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Ch. Picard, RA ( I96I) I ,68 f. S. oben S. I I f. 5 26 W. W. Fowler, HSPh I 4 ( I 903) 30; K. Vahlert s o ; Bayet, Hereule romain, 379 f. ; Pfif fig 3 5 3 · 5 27 A. Reifferscheid, Annali dell'Instituto 39 ( I 867) 3 5 3 , 3 5 5 ; Roseher s . v. Hercules 2 2 5 8 f., 2267; Fowler HSPh I4 ( I903) 3 o f. ; Pfiffig 3 5 3· 52 8 Roseher s. v. Hercules 2947,5 8-6 5 . Diese Deutung setzt voraus, daß Tisch und Bett in dem Zimmer aufgestellt wurden, in dem die Wöchnerin zu Bett lag. Dies war sicherlich nicht das Atrium. Nach Servius ecl. 4,62 wurden aber lectus und mensa im Atrium aufgestellt. V gl. auch die Formulierungen mensa p r o ponitu r (Tert . anim. 39,2), mensa a n te ponebatur ( Varro pop. Rom. frg. 8o Riposati), oben S. 1 90 und Anm. 4 H 5 , 576. 1 19 S. Anm. p6. J. Champeaux, Latomus 34 ( 1 97 5 ) 96 ) f. 5 24
525
lntercidona, Pilumnus, Deverra
Die symbolische Pi/um-Herstellung
und gar unbegründet bleibt, ist die automatische gedankenlose Gleichsetzung der Zweiheit mit e h e I i c h e r Zweisamkeit. Dafür gibt es, wie schon festge stellt wurde, keinen ernstzunehmenden Beweis, weder in Italien noch in Grie chenland . 5 30 Was in der griechischen Mythologie als Allgemeingut vorgegeben war und was auf italischen Monumenten unzweideutig dargestellt wird, ist ein (Stief)mutter-Sohn-Verhältnis zwischen Juno (Hera) und Hercules (Herakles). Abgesehen von den allgemeinen mythologischen Umständen, aus denen ein solches Verhältnis sich ergibt, da Hera die Ehefrau des göttlichen Vaters des Herakles war, 5 3 ' tritt die Göttin Herakles gegenüber auch konkret in der Mut ter-Rolle auf : Sie adoptiert ihn auf Bitten des Zeus, indem sie ihn in Nachah mung eines Geburtsaktes zwischen den Beinen auf die Erde fallen läßt. 532 Unsterblich wird der sterblich geborene Herakles ferner dadurch, daß er aus Heras Brust trinkt; aus der überströmenden Muttermilch entsteht im Kosmos die Milchstraße, auf der Erde die Lilie.m Und diesmal handelt es sich nicht, wie bei der Adoption, um fiktive Nachahmung, sondern um die wirkliche Ausführung eines mütterlichen Aktes, während Heraktes noch ein Säugling ist. 534 Da eine Frau nur nach einer Entbindung Muttermilch hat, erscheint hier Hera als eine Mutter im wahrsten Sinne, wenn auch nicht als die des Herakles, sondern eines anderen, den Zeus auf listige Weise durch Heraktes ersetzt, während die Göttin schläft. Von diesem anderen, echten Kind verlautet freilich in der Überlieferung nichts. So stellt sich die Frage, ob nach dem ursprünglichen Sinn dieser Sage Hera ihre Muttermilch nicht der Geburt desjenigen Kindes verdankt, das hier allein vorhanden ist. Mit anderen Worten : ob in einer alten Fassung der Erzäh lung Hera für Herakles nicht eine echte, göttliche Mutter war, statt der sterbli chen Alkmene, wie der Held auch zwei echte Väter hatte, den sterblichen Arn phytrion und den Gott Zeus. Dies wird auch tatsächlich berichtet : In einem alten thebanischen Kultlied wurde Heraktes als Sohn des Zeus und der Hera gefei-
ert. 535 Es kann kein Zufall sein, daß solches gerade in einer Stadt gesungen wurde, in der man noch dem Pausanias den Platz zeigte, wo die oben erwähnte Säugungsszene stattgefunden haben soll. 5 36 In dieselbe Richtung weist aber auch das ursprünglich positive Verhalten Heras gegenüber Herakles5 37 sowie der Namensgehalt Heraktes ,der Heraberühmte', ,der durch Hera Ruhm gewann',538 wenn nicht gar ,der nach Hera Benannte' gemäß der Sitte einer Gesellschaft ,in which the son is named after his mother'.m Wenn dann späte Quellen,540 auf Grund der - wahrscheinlich richtigen54 ' - etymologischen Ver bindung zwischen Hera und Heros, der Göttin einen Sohn Heros andichten ' so mutet dieser etymologische Mythos nur wie eine spekulative Verallgemeinerung des authentischen Verhältnisses Hera - Herakles an. Denn Heraktes war der heros par excellence : omnes quifortiterfocerunt, Hercules vocabantur.W Die Rich tigkeit der Schlußfolgerung ist daher schwer zu bezweifeln, zu der manche For scher gelangen, daß das Paar Hera und Herakles ursprünglich eine Variante der großen mediterranen Muttergöttin mit ihrer männlichen Nebengestalt dar stellte.543 Wie wahr es dabei im allgemeinen auch ist, daß der männliche Partner je nachdem als Ehemann oder als Sohn auftreten kann,544 bleibt es eine Tatsache, daß Herakles die Rolle des Ehemannes neben Hera selbst nirgends spielt: er ist immer nur ihr ,Sohn'; eine Ehe geht er allenfalls mit der Muttergöttin unter anderem Namen für sie ein, selbst wenn es sich dabei um Ersatzgestalten oder Abspaltungen Heras handelt, wie z. B. ihre ,Tochter' Hebe.545
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530 S. oben Anm. 494. Statii Epithalamium (Silv. I,2) ed. A. Herzog, Leipzig, I 88 I \ p''"''· ; J. G. Winter, The Myth of Hercules at Rome. Michigan Studies 4 ( I 9 I O) I 79\ I 79l ; Wis sowa, 2RuKR, 2 8 I ; RE s.v. Hercules 5 96,2 I ff.; 6os,6I ff.; Bayet, Hereule romain, 3 8 r ff. ; J. Champeaux 96 3 f. 53' Es gibt Anzeichen dafür, daß Juno in Italien vor Jupiter Partnerin des Janus war: J. Whatmough, CQ I6 ( I922) I 8 4 f. ; M. Renard, RBPh 3 1 ( I 9 5 3) 5 ff. 532 Diodor 4,39,2; Lykophron 3 9 mit Scholien; Baehofen, Ges. Werke 3 (Orchomenos und die Minyer), 626 f. Diodor bemerkt, daß die Barbaren dieses Adoptionsverfahren allgemein praktizierten. Eine moderne Parallele s. H. J. Rose, Plutarch, Roman Questions zu 5 (S. I 7 I ) . 5 3 3 S. oben S. I 86. Lykophron I J2 8 ; Diod. 4,9,6; Geopon. I I , I 9 ; Paus. 9,2 5 ; Mart. Cap. 1 ,34; Bayet, Hereule romain, I 704 ; Cook, CR 20 ( I 906) 4 I 6 '0 ; M. Renard, i n : Hommages :i J. Bayet, Bruxelles, I 964, 6 I r ff. 534 J. Tzetzes zu Lykophron 39; Paus. 9,2 5 ; Geopon I I , I 9· Ähnlich ergeht es dem Mer curius Myth. Vat. 3,9,2 ; Bayet, Hereule romain, I 704. Wie sehr eine solche Adoption in Form der nachträglichen Fütterung in die Gesamtheit der postnatalen Versorgung integriert se i n k a n n , ersieht man aus dem Bericht Plutarchs über fälschlicherweise Totgesagte, die d urch k ü n stl iche Adoption in das Leben zurückgeholt werden müssen (quaest. Rom. 5 =
l f> \ !\) : 1T!tlJIHlXI:!V /:mm)v (imm:u /;� auxi'l� TttCTÖ!!I:VOV Tal� yuvat�iv a n 0 A 0 ü (J a l K a i n 11
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Bachofen, Ges. Werke 3 , 627.
20]
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5 3 5 Ptolem. Chenn. Nov. Hist. 3 (Mythogr. Gr. ed. Westermann p. I 86,28 ff. ) ; Cook, CR 20 ( I 906) 4 I 826 . 53 6 Paus. 9,2 5 . 537 L . Preller - C . Robert, Griechische Mythologie 2 Griechische Heldensage, 426 ff.; RE s.v. Herakles (Suppl 3 , I 9 I 8, Gruppe) I 099, I 9 ff. ; Bayet, Hereule romain, I 7o ; Thom son, Studies in Ancient Greek Soeiety, London, I949, 2 8 8 ; Der Kleine Pauly s. v. Herakles 1 0 p , I ff. (Pötseher). 53 8 Probus Verg. Eel. 7,6 I ; Preller - Robert 426 ff.; Farneil 99 f. ; Thomson 289; Cook, CR 20 ( I 9o6) 4 I 8 ; Bayet, Hereule romain, I 7o4 ; Pötscher, RhM I04 ( I 96I) 3 29 f. ; Der Kleine Pauly s.v. Herakles I o p , I ff. 539 Thomson 289; Cook, CR 20 ( I 9o6) 37 I 2\ 4 I 9 ; Serv. Ecl. 7,6I im Apparat (ed. Thilo, Leipzig, I 8 87, 3 , I p. 9 I ) : alcides herculis patronomicum (sie!) a matre. 540 August. Civ. Dei I 0,2 I ; Isidor Etym. 8, I I ,98 ; Cook, CR 20 ( I 906) 4 I 9· 54' S. oben Anm. 5 3 8 . F. R. Sehröder, Gymnasium 63 ( I 95 6) 69 f., 77· 54Z s. oben S. 200. Probus Ecl. 7,6 I : Alcides Hercules . . . ano Ti)� UAKi)� id est/ortitudine; Serv. Aen. 8,203 ; 8 , 5 64 ; Mythographus Vat. 3 . I 3,8 = p. 2 50,38 ed. Bode; Cook, CR 20 ( 1 906) 4 I 8 ; RE s.v. Herakles (Suppl. J 4, I 974, Prinz) I 64, I 70, I 9 5 · 543 Paus. 8 , 3 1 , 3 ; K.Tümpel, Philologus 5 0 ( I 89 I ) 6 I 7 ff.; Cook, CR 20 ( I 9o6) 3692\ .J7 I '0, 377 f., 4 I 8 f. ; Farneil 1 2 8 f. ; G. Thomson 2 86, 289; Schröder, Gymnasium 63 ( I 9 5 6) 7 1 ; Pötscher, RhM I04 ( I 96I) 3 3 3· 544 Aug. Civ. Dei 4,I I : terram vero tamquam coniugem eandemque matrem (quia hoc in divinis turpe non est); Baehofen, Ges. Werke 2 ( Das Mutterrecht), 440 ; K. Kerenyi, Das göttliche Mädchen, Zürich, I94I, I 9 f.; Thomson 2 5 5 ; Sehröder, Gymnasium 6 3 ( I 9 5 6) 1 , 7 3 ; Manni 5 3 f. Auch das Sternbild der Virgo ist zugleich Mutter : CLEp N r. 24, 1 ff. ; RE s. v. l'arthenos (W. Gundel, 1 949) 1 9 39. 145 Tümpc:l 6 1 6 ; ]. l- b rri'<m 38o f. ; Cook, C R zo ( 1 906) 366 f., .J 7 H ; R I ·: s . v. I Ic:hc: ( 1 9 1 2 , =
=
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lntercidona, Pilumnus, Deverra
Die symbolische Pi/um-Herstellung
Auch auf italischem Boden ist die Verbindung des Hercules mit m ü t t e r I i c h e n ]uno-Gestalten gut belegt. Im Gebiet des Garda-Sees faßt eine Weihin schrift Hercules und Junones zu einer Gruppe als di sancti zusammen. Junones ist hier ein in diesem Gebiet üblicher römischer Deckname für die einheimi schen Muttergottheiten, die Matronae oder Matres ;546 die Weihung erfolgt charakteristischerweise durch Vater und Mutter für ihren S o h n ; 547 die Deu tung dieser "nicht ganz bedeutungslosen" (Ihm l. c.) Gruppierung der di sancti als Ehegötter ist ein eklatanter Mißgriff.548 Auf dem oben S. 1 86 schon erwähn ten etruskischen Spiegel ist sogar die Säugung des Hercules durch Juno zwei felsfrei bezeugt, wobei die beigegebene Inschrift den Hercules eindeutig als Kind Junos bezeichnet. Die Darstellung ist umso interessanter, als Hercules hier eindeutig als schon erwachsener Jüngling erscheint. Diese Beispiele sind zwar nicht römisch, doch es muß bei ihnen mit einer mehr oder minder starken Einwirkung auf bzw. durch römische Vorstellungen gerechnet werden.549 In Rom selbst aber erscheint Hercules im Tempel der Geburtsgöttin Juno als ideal typische Verkörperung des Neugeborenen : Die kleinen römischen Jungen wer den an den in diesem Tempel befindlichen Tisch des Hercules gesetzt, ut de ipsa mensa ederent et inde acciperentfortitudinem, d. h. um zu tun und zu werden wie dieser Gott.sso Dasselbe Gefälle zwischen der Göttin auf der Rangebene einer
Mutter und dem Gott auf der Rangebene eines Sohnes zeigt das Zusammen treffen der beiden Gestalten in römischen Eheriten, nicht eine Paarung von gleich zu gleich, als Braut und Bräutigam : Einerseits ist der Gürtel der Braut mit einem nodus Herculaneus gebunden, damit der neue Ehemann beim Lösen dieses Gürtels, beim Vollzug der Ehe sich als ,Hercules' erweisen kann ;5P andrerseits ist das Binden des Brautgürtels ein Werk der ,Gürtenden Juno', Juno Cinxia.5P Da die Braut sich zur Ehe nicht selbst gürtet, sondern diese Handlung durch die Braut m u t t e r verrichtet wird, 553 ist hier Juno nicht die göttliche Verkörperung der Braut, sondern der Braut m u t t e r , der Juno Pro nuba - eine Juno nuba, nupta oder nubens in der Ehezeremonie gibt es nicht.554 Die rituellen Muster, die eine solche Zweierbindung mit Namensnennung her stellen, finden ihre deckungsgleiche Entsprechung in weiteren Belegen, in denen nur die eine der Gottheiten in derselben Funktion namentlich auftritt, die Stelle der anderen dagegen durch eine andersgenannte oder namenlose, jedoch
Eitrem) 2 5 89,36 ff. ; U. v. Wilamowitz-Moellendorff, Der Glaube der Hellenen, 2 39 ff., 244; Idem, Euripides Herakles, Berlin, 2 I 909, 5 6 '00• 546 Rascher, Lexikon s. v. 2 . ]unones 6 I 7 f. (Ihm, I 8 90-97). 547 CIL 5 ,48 5 4 : d(is) s(anctis) Herculi et lunonibus L. valerius Severus et Clodia Comeliana pro L. valerio Comeliano v. s. l. m. Daß es sich um Eltern und Sohn handelt, ergibt sich aus den Namen : Der Begünstigte trägt einen mit dem Dedikanten identischen Vor- bzw. Gen tilnamen, während sein cognomen mit dem der Dedikantin identisch ist. 548 So Ihm, Rascher, Lexikon s. v. 2. Junones 6 I 8,43 ff. Diese Deutung hätte die abson derliche Implikation, daß Hercules mehrere Frauen auf einmal besitzt, in Form einer Art von Polygynie. Ähnliches kommt zwar im griechischen Mythos gelegentlich vor- Heraktes heiratet 50 Töchter des Thespios auf einmal (Preller - Roben, Griechische Heldensage, 624) -, doch nichts weist darauf hin, daß Solches auch in Italien gedacht wurde, hinsichtlich des Verhältnisses von Hercules und irgendwelchen Junones. Den Grund der Zusammen stellung sieht Bayet, Hereule romain, 3 84-88 viel richtiger in der Wesensverwandtschaft von Hercules und den Junones als Fruchtbarkeitsgottheiten. 549 S. oben Anm. 456. 5 5 0 S. oben S . I96 und Anm. 5 06. Die Belegstelle, Myth. Vat. I , I 77 sagt nichts über den Ort, wo dieser Tempel sich befindet. Doch alle Indizien sprechen dafür, daß es sich um einen Tempel in Rom handelt: Unterlassene Ortsangaben in lateinischen Texten bedeuten häufig, daß römische Umgebung als selbstverständlich und der Erwähnung nicht wert vorausge setzt wird (Köves-Zulauf, RhM I 06 [ I 96 3] 3 5 , 39) ; die rituelle Kombination eines Tisches für Hercules und einer Liege für die Geburtsgöttin ist in Rom auch sonst bezeugt (Serv. ecl. 4,62), bezeichnenderweise auch diesmal ohne ausdrückliche Ortsangabe; ebenso das Nebeneinandervon Hercules und Diana im alten lectisternium (s. Anm. 5 06) ; hinzu kommt, daß wir auch einen historischen Fall kennen, in dem ein neugeborenes Kind in einen Tempel getragen und einer Göttin in den Schoß gelegt wurde (Caligula juliam Drusillam . . . per omnium deorum templa circumforens Minervae gremio imposuit alendamque et instituendam wmmcndavit Suet. Caligula 2 5 ,4). Die konkreten Unterschiede zwischen dem von Sueton berichteten Fall und der von Myth. Vat. 1 , 1 77 behaupteten Sitte ändern an der grundsätzli-
chen allgemeinen Verwandtschaft nichts, ebenso die Möglichkeit nicht, daß das Vorgehen Caligulas unter fremdem Einfluß geschah (H. P. L'Orange, SO 2 I [ I 940] 1 0 5 ff.). Dieser fremde Einfluß wird m. E. durch L'Orange stark übertrieben, was jedoch hier nicht zu erör tern ist. S. unten S. 3 I 3 f. 5 5 ' Fest. p. 5 5 L.; Reifferscheid, Annali dell'Instituto 39 ( 1 867) 3 5 5 ; Cook, CR 20 ( I9o6) 375 ; Rascher, Lexikon s. v. Hercules 2260; Catull 67,27 f. 5 5 2 Radke, Götter s. v. Cinxia. S. auch Anm. 5 54· 5 5 3 A. Rossbach 274, 277 8 39, 378, 38 I-39 I ; Claudian 6. cons. Honorii 5 2 5 . 5 5 4 Irrtümlich ist Preller - Jordan I ,28o die Rede davon, daß "Juno selbst . . . a n der Seite ihres Gemahls als Nupta verehrt2 ('Plaut. Cas. 2 , 3 , I 4 . . . Varro b. Serv. V. Ecl. VIII,Jo)" wird. An der zitierten Plautus-Stelle werden Juno und Jupiter, nicht Hercules, als Abbilder von lange verheirateter Ehefrau und Ehemann nebeneinandergestellt (Heia, mea Iuna, non decet te esse tarn tristem tuo fovi), von einem Beinamen oder einer Qualität Nupta ( frisch Geheiratete) ist nicht die Rede. An der angeführten Servius-Stelle wird sogar betont, daß, gemäß Varro, Juno k e i n e nupta (im prägnanten Sinne, d. h. eine eben Geheiratete) ist, sondern eine matrona; die Bestimmung der nupta sei, in Zukunft eine matrona zu werden : ut nupta matrona sit sicutJuno. Die pronubawird auch sonst als ein Vorbild für die Braut gedeu tet, die ihr ähnlich werden soll : Pronubae adhibentur nuptis, quae semel nupserunt, causa aus picii, ut singulare perseveret matrimonium (Festus 28 3 L.). varro pronubam dicit quae ante nupserit; quaeque uni tantum nupta est, ideoque auspices deliguntur ad nuptias (Serv. Aen. 4 , I 66). Vgl. Serv. Aen. 4,59. Rascher, Lexikon s . v. Juno 5 89. Selbst wenn man Guno) Cinxia neben dem Gürten der Braut auch die Funktion zuschreibt, diesen Gürtel in der Hochzeitsnacht wieder zu lösen, wird sie nicht die gleich rangige Partnerin des Hercules, eine göttliche Verkörperung der Braut selbst. Diese Auffas sung (Lösung des Gürtels durch Cinxia) wird in der Antike ebenso vertreten wie in moder ner Zeit: Festus 5 5 L. ; Mart. Cap. 2 , I 49 ; Arnob. } , I 5 ; Radke, Götter s. v. Cinxia; Preller Roben I,28o; 2,2 I 8 ; Roscher, Lexikon, Juno 5 89. Da in der Realität den Gürtel, den nodus Herculaneus der Bräutigam löst, als Abbild des Hercules, nicht die Braut, wird Juno dadurch nicht die göttliche Hypostase der Braut, sondern die göttliche Patronin einer Tätigkeit des Bräutigams = des Hercules, d. h. dem Hercules übergeordnet. Daß Cinxia auch die Lösung des Gürtels zusteht, ist jedoch eine verfehlte Auffassung, s. dazu A. Herzog, Stati Epithala m i u m , 3 2 f. ; Wissowa, 2RuKR, I 8 6 ; G. Dumezil, Religion archa'ique, 34; Fabian 86. So bleibt das Verhältnis zwischen Juno Cinxia und Hercules in der Ehezeremonie eindeutig zu besti mmen als das Ve rhältnis der pronuba und d e s Bräutigams auf göttl icher Ebene. =
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Die symbolische Pi/um-Herstellung
ähnliche Gestalt eingenommen wird. So wurde eine Statuette des Hercules Pusillus in der Nähe Roms auf dem Terrain einer Kapelle der Terra M a t e r gefunden.555 Es wiederholt sich in der hier erörterten Verbindung zwischen Juno und Hercules nur das Muster des schon erörterten Verhältnisses zwischen Juno und Mars (S. 1 9 3 , Anm. 498). Diesem Umstand kommt deswegen beson dere Bedeutung zu, weil Mars und Hercules in gewissen Punkten einander nicht nur sehr ähnlich waren, sondern sogar als miteinander identisch galten. Die gleichen uralten Salii, die in Rom Mars dienten, standen in Tibur im Dien ste des Hercules.556 Varro widmete dem Beweis der Identität beider Götter eine ganze menippeische Satire, unter dem Titel "A'A'Aoc; oiS·wc; 'HQUKAf]c;.5 57 Die letzte Gewähr für die Gleichsetzung boten jedoch die pontifices selbst, die sie nicht nur lehrten, sondern auch rituell praktizierten.558 Neben dem Natalis Martis am Festtag der Juno Lucina am 1 . März ist eine kultische Begehung des Natalis Bereuleus und der Junonalia am 5 . März bzw. 7. März bezeugt.559 Die Gleichung Hercules = Mars bloß als eine "verunglückte" antike "Hypothese" abzutun,560 ist unter solchen Umständen ganz und gar unberechtigt. Offensicht lich hat man in bestimmten Riten, nach Übernahme des griechischen Herakles, Mars durch diesen, aus theologischer Überzeugung, tatsächlich ersetzt.561 Die allgemeine Grundlage wird sicherlich gewesen sein, daß der eine wie der andere der repräsentative, göttliche vir fortis in seiner jeweiligen Religion war. 562 Der spezielle Umstand, daß Mars von Haus aus als ein Sohn Junos galt wie Heraktes als der der Hera, kann dabei gewiß nicht erschwerend gewirkt haben.563
Nicht unerwähnt bleiben soll in diesem Zusammenhang, daß ein ähnliches Nachfolgeverhältnis auf Grund neuerer archäologischer Funde auch zwischen der sabinischen Entsprechung des römischen Mars, dem "sabinischen Mars" Quirinus und Hercules sich abzuzeichnen beginnt. Der Name des neuentdeck ten sabellischen Hercules C u r i n u s ist von Quirinus schwerlich zu trennen. 564 Ist es ein Zufall, daß auch diesmal Juno als dritte im Bunde erscheint, als Juno Curitis (Quiritis) ?565 Doch wir müssen diesen Problemkreis hier auf sich beru hen lassen, der durch die lange sprachwissenschaftliche Diskussion eher unnö tig kompliziert und verdunkelt,566 als in seinen natürlich einfachen Grundzügen - so vermuten wir - erhellt worden ist.567 Wenn unter solchen Umständen in einem römischen Geburtsritus Juno mit Hercules gepaart erscheint, so spricht alles dafür, in ihnen ein Abbild von Mut ter und Kind zu sehen : Die Bedingtheit durch die rituelle Vorform, Pilumnus und Picumnus auf dem lectus, die hier ersetzt werden sollte, und die eine Dar stellung des K i n d e s war; die Phase der postnatalen Versorgung, um deren Abbildung in neuer Form es hier ging, Bergen und Füttern des Neugebore nen,568 was im Prinzip durch die M u t t e r oder in ihrer Stellvertretung erfolgte ;569 der griechische Mythos als Vorbild, der Hera nur als Mutter des Herakles kannte, sowohl konventionell-routinemäßig (Stief-, Adoptivmutter), als auch in esoterisch obskuren Formen; das religiöse Umfeld im aufnehmen den Italien und Rom schließlich, das Hercules und ihm parallele Gestalten im Rahmen einer Mutter-Kind-Beziehung darbot. Ein Ergebnis, das den nach denklichen Betrachter nicht überraschen wird bei einem Volk, in dessen Bild von der eigenen Geschichte Paare wie Coriolan und seine Mutter Veturia,57° Cornelia mater Gracchorum und ihre Söhne, Caesar und Venus Genitrix, Aeneas und Venus sich aneinanderreihen.57l Die Antwort, die sich aus diesen Überlegungen auf die oben S. 201 aufge worfene Frage ergibt, ist, daß die liegende Juno in der neuen Form des Ritus eine symbolische Entsprechung der im Wochenbett liegenden Mutter war. Frei lich hat man nicht den Eindruck, daß dies darzustellen der eigentliche Zweck
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S. oben Anm. 5 I 3 ; Jordan, Hermes 1 4 ( I 879) 572 f. Verg. Aen. 8,285 ff. und Servius z. St.; Macr. Sat. 3 , I 2, 5 ff. ; B. Maurenbrecher, Jahrb. f. dass. Philol. Suppl. 2 I ( I 894) 3 I 8, 3 22, 329 f. ; Bayet, Hereule romain, 3 5 4 ; Latte, RR, I I 5 \ R. Verdiere, AC 4 2 ( I973) 5 8 ff. ; Radke, Götter, I 42 . 5 5 7 Macr. Sat. 3 , 1 2, 5 . 5 5 8 Macr. Sat. 3 , 1 2, 5 : is deus etapudpontifices idem qui etMars habetur. Serv. Aen. 8,275 : se cundumpontificalem ri tu m idem estHerculesquietMars. = Myth. Vat. 3 , I 3,8 p. 2 5 0, 2 3 Bode. 5 59 Auson. ecl. 2 3,2 3 f. : adiciam cultus peregrinaque sacra deorum/natalem Herculeum vel ratis Isiacae. Mit ratis Isiaca meint Ausonius in seiner Ekloge Deferiis Romanis das navigium Isidis am 5 . März. Die Verbindung ve/zwischen diesem Fest und dem natalis Bereuleusweist darauf hin, daß letzteres am gleichen Festtag lag oder in unmittelbarer Nähe. Denn Auso nius gebraucht in dieser Aufzählung auch ein zweites Mal vel und verbindet damit zwei etwa gleichzeitige Feste, die Opalia am I9. Dez. und die Saturnalia I 7.-2 3 . Dezember (H. H. Scullard 205-207). Daß Ausonius den Natalis Hercutis am I. Februar gemäß Philo calus meint (Wissowa, 'RuKR, 2765), dürfte somit nicht richtig sein. Isis war im übrigen eine repräsentative Muttergöttin (H. Boll, Sphaera, Leipzig, I 903, 208 ff.). 5 60 So Wissowa, 'RuKR, 2 80. Schon der Konsul Q. Fabius Maximus Aemilianus Allobro gicus errichtete nach seinem Sieg über die Allohroger i . J. I 2 I I I 20 v. Chr. gleichzeitig je einen Tempel für Mars und für Hercules (Strabon 4, I, I I C. I 8 5 ; R. Schilling, RPh I 6 [ I 942] 3 5 ) ; Fowler, Roman Festivals, I 94- I96. 5 6 ' Fowler, Roman Festivals, I94; RE s . v. Hercules 603 f. ; Schilling, RPh I 6 ( I 942) 3 I ff. Augustus kehrt diese Entwicklung um: Schilling 4 8 ; Champeaux 972. 5"' S. oben Anm. 5 42, 5 50. Preller - Jordan I ,27 5 . 11" H e ra bietet "dem als starken Knaben gebildeten Herakles die Brust" auf einer römi schen ' J (·rrakotta a u s Bordeaux ( R E SuppL 3, 1 099.48 ff.). 555 5 56
5 64 St. Weinstock, JRS p ( ! 96 I ) 2 I2 (zu r 32,2) ; E. Paratore, in : Vergiliana par H. Bardon - R. Verdiere, Leiden, 1 97 1 , 270, 272 ; E. Paratore, AC 42 ( 1973) 49, 5 1 , 5 4 ; R. Verdiere, AC 42 ( I973) 5 9 f. ; Fr. van Wonterghem, AC 42 ( I973) 3 8 . 5 6 5 Paratore, in: Vergiliana, 2 7 2 ; A C 42 ( I 973) 50; Verdiere, A C 42 ( I 973) 6o. 5 66 S. oben S. 1 29 und Anm. I 49, S. I 66. 5 67 Zu Juno als Schutzherrin der Jungmannschaft der iuvenes, insbesondere des ordo iuvenum Lanuvinorum s. M. Renard, RBPh 3 I ( I 9 5 3) I I und Alföldi, Die Struktur des vor etruskischen Römerstaates, 93 f., 9 360, 1 2 5 mit weiterer Literatur. 5 68 S. oben S. I79 f. 5 69 Gellius I 2 , I . D. Balsdon, Die Frau in der römischen Antike, München, I 979, 223 f. 570 Liv. 2,40,2; Dionys. Hai. 8,40,2. 3· Ohne hier auf die vielerörterte Problematik dieser Geschichte eingehen zu können, sei nur darauf hingewiesen, daß Vetusia = Veturia schon im 7- Jhdt. v. Chr. als Name einer Frau mit matriarchalen Zügen in Präneste vorkommt (A. Alföldi, Das frühe Rom, 1 80). 5 7 ' Balsdon 2 I ,225 f.
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lntercidona, Pilumnus, Deverra
Die symbolische Pi/um-Herstellung
des neuen Arrangements gewesen wäre. Es ist eher anzunehmen, daß es primär um die Neufassung der Gestalt des Kindes ging, und daß man auch für Juno einen organisch sinnvollen Platz in der neuen Form fand, dürfte ein glücklicher Nebeneffekt der insgesamt organisch verlaufenden Umgestaltung gewesen sein. Daß sie hier nur nebengewichtiges Komplement ist, dafür spricht, daß es in allen analysierten Geburtsriten immer um die Versinnbildlichung dessen ging, was mit dem Kind nach der Geburt geschieht, allein Junos Liegen fällt aus die sem Rahmen. Statt zwei postnatale Phasen darzustellen - Liegen in der Wiege, erste Fütterung - erscheint nunmehr nur eine, letztere im Ritus, und daß Juno den leergewordenen Platz des Kindes ersatzweise einnehmen muß, macht sie zur Lückenbüßerin. Dieselbe Wirkung hat aber auch die Ablösung des aktiven Aspekts der Fütterung durch den passiven. In der ersteren Sicht war sie es, von der die Handlung ausging, der Tisch, an dem sie saß, ihr Tisch; in der zweiten Form ist ihr Tun nur implizite vorhanden, ja nicht einmal als Präsens impliziert, sondern unter dem Bild der Zukunft verdeckt. Alle diese Momente - Indivi dualisierung, aktives Auftreten am Tisch, Verknüpfung der Zukunftsperspek tive mit der Gestalt des Kindes - bedeuten entsprechend eine Erhöhung des re lativen Gewichts des Kindes. Dies scheint in der Tat die Quintessenz der Neufassung zu sein : die Ablösung der Höherrangigkeit der Mutter durch die des Sohnes. Nicht zufällig betont Varro (Servius), daß der lectus in der alten Form zwar den Göttern des Kindes, Pilumnus + Picumnus, aber im Interesse, zum Schutz, zu Ehren der Wöchnerin aufgestellt wurde eisque p r o p u e rp e ra leeturn in atrio sterni (Aen. 10,76), während er hinsichtlich der neuen Form nichts dergleichen verlauten läßt. Hier unterstreicht er vielmehr, daß es die v o r n e h m e n , a d e l i g e n K i n d e r sind, denen die Sitte gilt: n o b i l i b u s
rerumfulgore . . . Hercutis prope (Plin. Nat. Hist. 7,95) oder eines Scipio Africa nus Minor, dessen Statue an der Seite des Hercules aufgestellt wurde.573 Dieser durch die Neufassung des alten Ritus beschrittene Weg war verführe risch. Da die Leistungen des Hercules, aus menschlicher Sicht, grenzenlos waren - er hat sich den Himmel erobert -, konnte diese Identifikation leicht dazu verleiten, sich die Zukunft des solchermaßen rituell präsentierten Kindes mit Maßlosigkeit auszumalen, zumindest in der Sprache poetischer Metapho rik. Eine Gefahr bestand aber auch in einer anderen Richtung, die Gefahr einer völligen Mißdeutung. Je mehr der Glaube nämlich und damit das innere Ver ständnis für den Sinn alter Riten schwand, desto mehr mußte man dazu neigen, das verlorengegangene echte Verständnis durch ein sekundär erfundenes zu ersetzen. Zu diesem Zwecke preßte man die vorgegebene Form, auf Grund oberflächlicher Merkmale, in die Zwangsjacke geläufiger allgemeiner Gedan kenschemata und unterstellte ihr auf diese Weise einen falschen Sinn. Das Zusammensein von Gott und Göttin anläßlich einer glücklich verlaufenden Geburt konnte leicht das Schema ,Ehemann + Ehefrau' aktivieren, wie es in der modernen Forschung tatsächlich geschehen ist. Von dem wirklichen Sinn des Ritus her gesehen eine ebensolche Unmöglichkeit, als wenn jemand eine Ehe mit der eigenen Mutter unterstellt würde. Um jedoch den Mechanismus solcher späterer gedanklicher Verfehlungen besser begreifen zu können, muß vorher noch der Charakter des Hercules am Tisch kurz präzisiert werden.
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pueris editis . . . lectus, . . . mensa ponebaturY2 Es ist kein Zufall, daß die Rangerhöhung des Kindes mit aristokratischer Exklusivität gepaart erscheint. Sohn einer lebenspendenden Mutter zu sein, in zwillinghafter Solidarität Objekt der Fürsorge einer mütterlichen Ernährerin zu sein, sind Vorstellungen, die die existentielle Gleichheit Aller ins Bewußtsein rücken. Als Individuum für sich zu stehen, in einer Zukunftsperspektive zu ste hen, weckt dagegen Gedanken an individuelle Unterschiede und mahnt an die Möglichkeiten großer Leistungen im Leben. Insbesondere wenn das Kind in der Maske des Hercules präsentiert wird, des Helden allergrößter Lebenstaten. Nicht nur die bloße Stilisierung, sondern die Grundkonzeption der altväterli chen und der modernisierten Form ist mithin anders : kollektivistisch die eine, elitär die andere, - ein Ausdruck archaischer Lebensauffassung die alte, ein Phänomen von heroischer Gesinnung die neue Form. Die Darstellung des gerade erst Geborenen im Bilde des Hercules drückt die elitäre Hoffnung aus, daß er einst sein werde wie Hercules, nach Art eines Pompeius, aequato . . .
Se rv. ccl. 4,62. Dieselbe Wortfolge bieten die Scholia Bernensia (H. Hagen, Jahrb. f. Philologie Surrt. 4 r I H 6 I I67] r · 7H2). Nur Philargyrius hat die Reihenfolge pueris no/Jili/Jus cditis ( I I . I lagen, Arrend i x Scrv i � n � , I .eirzig, 1 902, r. 88). 17'
d�ss.
573 Zu Pompeius und Hercules s. Rascher, Lexikon s. v. Hercules 29 1 8 f. ; zu Scipio Afri canus und Hercules Cic. Att. 6, r , r7f.; Th. Bergk, Zeitschr. f. d . Altertumswiss. r 84 5 Nr. r oo,79 3 f. ; A. Klügmann, Arch. Ztg. 3 5 ( r 877) 1 2 ff. ; Roscher, Lexikon s . v. Hercules 2944 f., 294 5 ,64 ff. Andere Identifikationen mit Hercules, insbesondere von römischen Kai sern : Roscher, Lexikon s. v. Hercules 294 3 , 5 2 ff., 2980 ff. Die Darstellungen von Spitzenlei stungen als Hercules-Taten war aber in weiterem Rahmen, in sehr verschiedenen Milieus üblich, wozu s. als Beispiel : a) varro ,Rusticelius : inquit, ,Hercules appellatus mulum suum tollebat . . . ' . . . (Plin. N at. hist. 7,8 J). b) Hercules ab Euandro sacratus . . . inforo boario . . . triumphalis vocatur atqueper triumphos vestitur habitu triumphali (Plin. Nat. Hist. 34,3 3). Roscher, Lexikon s. v. 2 9 1 r f. ; Bayet, Hereule romain, 297, 308, 328, 3 5 3 · Als der Triumphator in der Kleidung des kapitolini schen Jupiter an der Hercules-Statue vorbeifährt, schaut dieser ihm in derselben Klei dung zu : Der Triumphator i s t Jupiter, und ist gleichzeitig w i e Hercules. Die ,lmitatio Herculis: durch die von Myth. Vat. r , r 77 berichtete Geburts-Sitte inauguriert, geht durch diese Angleichung beim Triumph in Erfüllung : Die schon bei der Geburt gemeinte zukünftige Größe des adligen Neugeborenen ist konkret gesprochen die eines Trium phators. So ist es kein Zufall, daß zum Kult des Hercules Triumphalis Tisch und Festes sen gehören (Bayet, Hereule romain, 326 ff., 3 5 3) , wie schon der Neugeborene neben einer Herculi mensa liegt bzw. an einen solchen Tisch gesetzt wird, "um zu essen und daher Stärke zu gewinnen". Schon die Geburt in einer dem Hercules geweihten Stadt (Tibur) kann als den zukünfti gen Ruhm des Neugeborenen begünstigend gelten. Auch hier steht letzten Endes die Per srektive einer Angleichung an Hercules im Hintergrund, vgl. Suet. Calig. H, wo die Wen dung a m a b i li pueritia an Myth. Vat. 1 , 1 77 : a m a b i l e s .fieren t ninne rn m�g.
Intercidona, Pilumnus, Deverra
Die symbolische Pi/um-Herstellung
Nach verbreiteter Auffassung574 tritt Hercules im Geburtsritus als übelab wehrender Beschützer des Hauses auf, als der Heraktes Alexikakos, der Her cules Defensor, Salutaris oder Domesticus. Eine andere Gruppe von Forschern aber sieht in ihm die Verkörperung des genius des Ehemannes.575 Weder die eine, noch die andere Erklärung stellt eine befriedigende Lösung dar. Denn eine solche muß erstens die spezielle Rolle des Gottes im Ritus - das Sitzen am Tisch, das Gefüttert-Werden bzw. das Sich-Ernähren - als charakteristisches Zubehör des vorgeschlagenen Aspektes erweisen, zweitens einen inneren Zusammenhang zwischen dem Auftreten dieses Gottes und dem Gesamtritus sowie dessen Anlaß aufweisen, d. h. die Zusammenstellung mit der liegenden Juno und die Verbindung mit einer Geburt als Anlaß erklären. Was den ersten Punkt betrifft, steht Essen mit übelabwehrender Tätigkeit in keinem direkten Zusammenhang, gehört nicht zu den Merkmalen des Alexikakos; sein Sitzen an einem Tisch im Hausinneren widerspricht sogar dieser Funktion : der Platz des Hercules Defensor ist draußen vor der Eingangstür. 576 Sofern man aber diese Deutung mit der Notwendigkeit begründet, die Wöchnerin gegen böse Dämonen (Silvanus) zu schützen, verwechselt man Hercules mit seinem Vor gänger Pilumnus ( + Picumnus) und macht den Sinneswandel rückgängig, den die Neufassung des Ritus beinhaltet : Pilumnus war es, der es mit der Abgren zung der menschlichen Sphäre vom Unmenschlichen Draußen zu tun hatte ; die Aufgabe, die Hercules darstellt, ist eine innermenschliche, die der Elevation des großen Individuums über andere Sterbliche. Der ganze Vorschlag verdankt seine Entstehung und Verbreitung dem vorschnellen Aufstülpen eines vergrö bernden Schemas auf einen nur flüchtig wahrgenommenen konkreten Sachver halt, ist mehr eine Verlegenheitslösung als eine adäquate Erklärung. Der zweite Vorschlag scheitert daran, daß der Gott eo ipso nicht der genius des Ehemannes sein kann, wenn er nicht diesen, sondern den Sohn darstellt.577 Doch ist er viel leicht der genius d e s n e u g e b o r e n e n K i n d e s , der zusammen mit diesem entsteht oder erscheint, um es das ganze Leben hindurch zu begleiten? Eine Lösungsmöglichkeit, die bis jetzt nur gestreift, nicht ausdrücklich vertreten wurde,578 die aber in die richtige Richtung zu weisen scheint. Denn sie ent spricht den oben festgestellten Kriterien. Der innere Zusammenhang mit der Geburt ist evident, die Parallelität mit Juno von systematischem Charakter, in welchem Sinne auch immer,579 die Affinität mit Nahrungsaufnahme so eng, daß diese Tätigkeit als eigentlich zugunsten des genius verrichtet gilt : Wein trinken heißt, "seinen genius pflegen" (genium curare Hor. car. 3 , I 7, 1 4 f.), "den genius versöhnlich stimmen" (placare, Hor. ars p. 2 I 5 ) ; genialis ist der großzügige
Gastgeber oder ein Tag mit reichlichem Weingenuß und vorzüglichem Mahl.580 Hinzu kommt, daß Hercules in der Tat in vielen Belegen zusammen mit dem genius, Seite an Seite, auftritt.58' Hier dürfte also die Lösung liegen, die freilich nur als gefunden gelten kann, wenn es gelingt, das Verhältnis zwischen genius und Hercules in der gegebenen Situation präziser zu erfassen. Wie eng auch die Affinität zwischen genius und Hercules sein mag, identisch sind beide nicht : Sonst trügen sie nicht verschiedene Namen, und könnten nicht - zwar eng nebeneinander - doch als zwei getrennte Personen dargestellt wer den. Sie sind eben nur ,plus ou moins assimiles' (Bulard 42o) .S82 Der römische genius ist in der Tat, wie bekannt, nichts anderes als die religiöse Vergegenwär tigung des persönlichen Wesens.58J Gerade deswegen blieb er immer an das Individuum gebunden, hat sich nie zu einer überindividuellen, umfassenden Gottheit, von der Qualität einer Juno entwickelt.5 84 Das Bedürfnis nach einer solchen archetypischen Zusammenfassung auch aller individuellen genii zu einer einzigen universalen göttlichen Gestalt mag sich mit der Zeit entwickelt haben. Spätere Formen des genius zeigen jedenfalls häufig einen überindividuel len Charakter, so allen voran der genius populi Romani585 und der genius Augu sti, dem man seit 29 v. Chr. bei j e d e r öffentlichen und privaten Mahlzeit kraft Senatsbeschluß eine Weinspende darzubringen hatte.586 Doch dies war eher ein Ersatz faute de mieux als eine befriedigende Lösung. Denn die Universalisie rung erfolgte hier nicht auf der Ebene der göttlichen Gestalt, sondern auf dem Niveau der Menschen, deren Wesen die genii oder der genius zu repräsentieren hatte. Hercules dagegen war eine solche universale göttliche G e s t a 1 t . Wenn er daher Seite an Seite mit dem individuellen genius in derselben Funktion auf tritt, so wird dadurch jene Universalisierung, Archetypisierung der Gestalt voll zogen. Insbesondere gilt dies für den Geburtsritus. Wenn er hier die Stelle des genius des Kindes einnimmt, so tut er dies in archetypischer Überhöhung :
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574 De Marchi I66; Wissowa, 'RuKR, 28 I ; RE s.v. Hercules 5 96, 3 6 ff. ; Bayet, Hereule romain, 384; Latte, RR, 95\ 2 I 67. 575 ReiHerscheid 3 5 4 ; Herzog, Stati Epithalamium, 3 2''·"· ; Fowler, HSPh l 4 ( I903) 30; Roscher, Lexikon s. v. Hercules 2 2 5 9, 2947 ; Pfiffig 35 3· 17 6 M. Bulard 2 32 f., 2 38 ff., 24 I, 260, 3 34 f., 420, 422. Vgl. dazu oben Anm. 48 5 . 177 S . oben S . 20 1 -207. Champeaux 966 f. . 17 8 Herzog, Stati Epithalamium, 32,, ,,. ; Champeaux 97 1 f. 11'1 S. oht'n Anm. p6, 529· Latte, RR, IO.) ff. ; Fabian 5 5 ff.
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80 5 GrRF I p. 3 8 5 Fun. ; Bömer zu Ovid Fasti 3 , 5 8 ; De Marchi 72. Der genius ist an der Vorbereitung und am Verzehr der Mahlzeit beteiligt, er gleitet sogar in Gestalt einer Schlange an der Tafel während des Gastmahls entlang. W. Deonna - M. Renard I4. De Marchi 79· Er wird zusammen mit Nahrungsmitteln dargestellt (Deonna - Renard I 29) oder gar an einem gedeckten Tisch liegend mit Becher in der Hand (De Marchi 76). 5 8 ' Roscher, Lexikon s. v. Herakles 2I 8 5 ,9 ff. ; s. v. Hercules 2967; ]. G. Winter I 7 5 4 ; Wissowa, 'RuKR, 2 8 I ; RE s. v. Hercules 5 94,36 ff., 6o6; Bulard 2 3 5-240, 398, 4I 5, 420, 422. 5 8 ' Wissowa, 'RuKR, 2 8 I ; ]. G. Winter I 7 54• 5 83 Mit Literaturangaben Köves-Zulauf, Reden und Schweigen, I 96'7', 247 f., 27 1 . 5 8 4 Latte, RR, I05 ; Dumezil, Religion archaique, 29of., 3 5 2 f. ; Fabian 5 6 ff. und andere. 585 Universalistischen Charakters ist offensichtlich der Genius, dem 2 I 8 v. Chr. geopfert wurde (Liv. 2 I ,62, I O) . Darauf weist der Wortlaut hin : . . . supplicatio . . . deinde u n i v e rs o populo circa o m n i a pulvinaria indicta, et Genio maiores hostiae caesae qinque. Im übrigen ist die Zusammenstellung der Götter, denen die Maßnahmen dieses Jahres insgesamt gelten, sehr aufschlußreich : Juno, Fortuna; in Rom : Iuventas, Hercules, Genius. W.W. Fowler, The Religious Experience of the Roman People, New York, I97I ( I 9 I 1), 3 3 2 1 2 ; Latte, RR, I 883, 24of. 58 6 Bulard 2 d., 50\ p4, 59\ F. Altheim, Römische Religionsgeschichte, Berl i n , ' 1 956, 2,79 f. ; Latte, RR, 3o6 f., 332 f. =
2 12
lntercidona, Pilumnus, Deverra
Immer derselbe eine Hercules für jedes individuelle Kind sitzt hier am rituellen Tisch, er ist die umfassende, überindividuelle Verkörperung aller einzelnen genii, der gemeinsame Genius aller, der Archetyp des Genius. Da er auch einen Beinamen besitzt, der gerade diese Qualität zum Ausdruck bringt - Hercules Primigenius587 - muß man folgern, daß d i e s e r N a m e seiner Funktion im Geburtszimmer zukam. Die Belege für diese Sonderform des Gottes sind freilich spärlich, in ihrer Tragweite bis jetzt nur selten588 erkannt, was sicherlich kein Zufall, eher ein Symptom ist. Nur die Wortbedeutung des Beinamens ist viel diskutiert worden, auch dies jedoch mehr in anderen Verbindungen als im Zusammenhang mit Hercules. Was bedeutet aber, genau betrachtet, die Benennung Hercules Primi genius ? · Als sichere Erkenntnis ergibt sich aus der bisherigen Forschung589 folgendes : I) Das Wort leitet sich etymologisch unbestritten aus primus und gignere (genere)59° her. 2) Primigenius bezeichnet jedoch nicht das älteste, das ,erstge borene' von mehreren Geschwistern, eine Bedeutung, die etymologisch möglich wäre. 3) Die wahre Bedeutung ist vielmehr: ,uranfänglich', ,ursprünglich' .59' So richtig dieses aus einer umfassenden Analyse des Wortgebrauchs gewon nene empirische Ergebnis auch ist, etwas wurde dabei versäumt: die nähere ety mologische Konkretisierung dieses semantischen Wertes, und damit auch seine begriffliche Präzisierung. Ist hier gignere in aktivem oder passivem Sinne gemeint? Ist dementsprechend primigenius der Uranfängliche im Sinne eines ersten Erzeugers, oder umgekehrt, im Sinne des erstmals Erzeugten, des Urkin des ? Genius ist mit dem deverbativen, ererbten und im lateinischen selten gewor denen Primärsuffix -ius gebildet,59l das ebenso den aktiven wie den passiven Aspekt des Grundverbs weiterformen kann : nesapius ,unwissend' steht neben inforius ,dargebracht', eximius ,herausgenommen'.59l Formal betrachtet kann also genius ebenso den ,Erzeuger' wie den ,Erzeugten' bedeuten. Eine inhaltli che Betrachtung des Begriffes aber spricht dafür, daß er beides nicht nur sein
587 Rascher, Lexikon s. v. Hercules 2968 f. Nach heutigem Stand der Forschung ist dieser Hercules in sieben Inschriften sicher und in zwei weiteren unsicher bezeugt (J. Champeaux 9 5 2 ff.). 588 Wissowa, 2RuKR, 2774; Rascher, Lexikon s. v. Hercules 2968,64 ff. : "Unerklärt muß der H e r c u l e s P r i m i g e n i u s . . . bleiben". Eine Ausnahme bildet hier Champeaux 97r f. 589 S. die in der Arbeit von Champeaux zitierte Literatur sowie G . Dumezil, Mariages indo-europeens, Paris, I 979, 3 I I ff. 590 Altheim, Röm. Rel. gesch., I ,6o f., über Genius : "Genius gehört seiner Bildung nach zur Wurzel ''gen-, nur war der Name nicht vom reduplizierten Praesens, sondern von der aoristischen Wurzel abgeleitet. Es war nicht der ,Zeuger', sondern der ,Erzeuger' gemeint". 59' A. Brelich, Tre variazioni romane sul tema delle origini, Roma, I 9 5 5, I 9 ; G. Dumezil, Deesses latines et mythes vediques, Bruxelles, 1 9 56, 77; G. Dumezil, Religion archa'ique, 68, 3 2 H ; Latte, RR, 1 7 6 ; ]. Champeaux 936, 973· 59' M. Leumann, Lateinische Laut- und Formenlehre, München, I 977, 290; Fabian 5 6 f. 59 1 Leumann 290
Die symbolische Pi/um-Herstellung
2 1]
kann, sondern auch tatsächlich und gleicherweise ist.594 Zweifelsohne gilt der
genius des Ehemannes - bei der Eheschließung als nuptialis angesprochen595 als der ,Erzeuger'. Doch ebenso gewiß ist der genius, wenn er zusammen mit dem Neugeborenen am Tage der Geburt als dessen göttliches Alterego entsteht, der ,Erzeugte' : quodam modo cum homine gignitur (Apul. de deo Socr. I 5 I ) ; natale comes qui temperat astrum (Hor. ep. 2,2, I 87) ; cum nascimur . . . genios sor timur (Serv. Aen. 6,743). 596 Der genius, der am Geburtstag gefeiert wird, ist der genius des Geburtstagskindes, nicht der seines Vaters.597 Ob erzeugt oder Erzeuger ist er dabei für denselben Menschen immer derselbe genius, .filius und pater zugleich, zuerst .filius, später pater,598 Dies ist naturgemäß so. Denn nie mand kann Erzeuger sein, ohne vorher selbst erzeugt worden zu sein ; auf der anderen Seite gewinnt das Erzeugtwerden seinen vollen Sinn erst durch die Perspektive, daß das Erzeugte einmal selbst weiterzeugen wird. Diese Doppel qualität macht das eigentliche Wesen des genius aus, der F o r t b e s t a n d des Lebens innerhalb der Geschlechterfolge.599 Das gignere an sich ist das Wunder, das nur erfahrbare, nicht aber erklärbare und beherrschbare Numinosum im sterblichen Menschen, das nach göttlicher Verkörperung verlangt, in all seinen Aspekten, als Tun und als Geschehen, als Moment der Weiblichkeit ebenso wie der Männlichkeit,600 was jedoch hier nicht zur Diskussion steht. Genius unter scheidet sich in dieser aktiv-passiven Totalität nicht von anderen römischen Göttern. Denn auch Juppiter Elicius z. B. ist das Numen des Regnens und des
594 Dies soll hier besonders betont werden, weil die opinio communis allzu ausschließlich auf die aktive Bedeutung festgelegt ist. Zur passiven Bedeutung vgl. ingenium = ,das Ange borene', ingenuus sowie die Parallelbildungen mit -genus im zweiten Glied : omnigenus = einerseits passiv, ,von allerhand Zeugung' Art (Verg. Aen. 8,698 ; Mart. Cap. 9,9I I), andrerseits aktiv, ,alles hervorbringend' (Prudent. c. Symm. I , I 3 ) ; ThLL s. v. 2 . omnigenus. Der Großteil solcher Bildungen auf -genus ist aber passiv, vgl. alienigenus, caeligenus, terri gena, aurigena,jlammigena etc. (Juno) Opigena ist dagegen wieder aktiv, vgl. Festus 2 2 I L. : quodftrre eam apern in partu laborantibus, ebenso Mart. Cap. 2 , I 49· Allerdings vertritt Wis sowa, 'RuKR, 6 5 3 die Auffassung, der Beiname hätte ursprünglich passivische Bedeutung gehabt: ,die von Ops Geborene'. Vgl. ThLL s. v. 595 ThLL s. v. genius I 8 37, 3 8 ; Festus p. 84 L. : Et propterea Genius meus nominatur, quia me genuit. 596 Censor. die nat. 3 , I : Genius est deus, cuius in tutela ut quisque natus est ( !) vivit. Hic sive quod ut genamur (!) curat, sive quod una genitur (!) nobiscum, sive quod etiam nos genitos (!) suscipit ac tutatur, certe a genendo genius appellatur. Mart. Capella 2, I 5 2 : ideoque dicitur Genius, quoniam cum quis hominum genitus (!) fuerit, mox eidem copulatur. Cic. de leg. 2,(I I)28 ed. J. Vahlen, Berlin, 2 I 8 8 3 p. I07. 5 9 7 Cens. die nat. 2,2 f. ; 3 , 5 ; Tibull I ,7,49; 2,2, 5 ; De Marchi 2I I f. ; Bulard 243. 598 Er ist Teil jenes orbis generantium nascentiumque, von dem Censorinus 4,4 spricht. Diese Doppelqualität ist in der Definition von Aufustius indirekt enthalten, den Festus p. 84 L. zitiert : Genius, inquit, est deorumfilius, etparens hominum, ex qua homines gignuntur. Filius, d. h. Erzeugter und parens, d. h. Erzeuger. 599 Whatmough, CQ I6 ( I 922) 1 87 ff. ; Fabian 5 8 . 60° Fabian 56 ff. Gignere hat bekanntlich nicht nur die Bedeutung ,e rze uge n sondern auch ,gebären' s. ThLL s. v. gigno 1 976,29 f. =
',
Intercidona, Pilumnus, Deverra
Die symbolische Pi/um-Herstellung
Regenmachens,60' Messia des Mähens und des Gemähten,602 Ceres die Kraft des Wachsens und Wachsenlassens,603 Salus das Retten und das Gerettet-Wer den. Dasselbe gilt dann auch für profane Begriffsbildungen, wie die Beispiele amor Lieben und Geliebtwerden, odium Hassen und Gehaßt-Werden u. ä. zeigen. Primigenius-a unterscheidet sich der Bildung und der Bedeutung des Grund wortes nach in nichts von genius; der im Zusammenhang mit diesem Komposi tum viel erörterte aktiv-passive Doppelsinn ergibt sich aus der deverbativen zweiten Hälfte. Der erste Teil, primi-, hebt die Vorstellung nur auf die Ebene der Absolutheit, chronologisch und strukturell. Primigenius ist der genius des schlechthin ersten gignere, im jeweils gegebenen Rahmen, sei dieser eine gens, ein Volk oder die ganze Menschheit.604 Die ,obsession des origines', die die Seele des archaischen Menschen beherrscht,605 läßt dieses erste gignere dann zum Urmuster und Vorbild werden, als dessen Nachahmung jedes spätere gignere gilt. Strukturell besteht aber der Unterschied zwischen genius und primi genius darin, daß in der historischen Zeit der chronologische Abstand zwischen passiver und aktiver Äußerung des genius, zwischen Geburt und späterer Zeu gung, wesentlich ist, beim Primigenius dagegen unwesentlich : Beides spielt sich hier in der Urzeit ab, die gewissermaßen ohne zeitlichen Gehalt oder zumindest von äußerst komprimierter Zeitlichkeit ist. Der Primigenius ruht als vorausset zungsloses Kind und voraussetzungsloser Vater gewissermaßen in sich selbst: Er ist ein echter.Archetypos, ein terminus, der in der Formelsprache künstlicher Tätigkeit denselben Sachverhalt formuliert, den im Bereich des Naturlebens pri migenius meint.606 Wenn daher die berühmte Göttin von Präneste, Fortuna Pri-
migenia, einerseits als das Urkind, andrerseits aber als die Urmutter erscheint, so ist das der sachgerechte Ausdruck ihrer existentiellen Ambivalenz. Daran ändert auch der Umstand nichts, daß in der Vorstellungswelt der latinischen Religionen diese Ambivalenz nur auf die Gestalt desselben höchsten Gottes bezogen zum Ausdruck gebracht werden konnte und dadurch formal unlogisch wurde : Fortuna (Primigenia) ]ovis filia einerseits (CIL 12 6o), ]uppiter puer, qui
2 14
=
60 '
=
Latte, RR, 78 f. Das Grundwort ist messis (Radke s. v. Messia), das sowohl ein nomen actionis ist (,Ern ten') als auch das Ergebnis einer Tätigkeit ausdrückt, die eingeernteten Früchte. 603 Radke, Götter, 86. 604 Censorinus 4, 5 stellt primigenius dem orbis generantium nascentiumque als Alternative gegenüber. Primigenius ist einer, der nicht Kettenglied mitten in einem solchen orbis ist ( = genius), sondern als erstes Glied einen solchen orbis anfängt. 605 Champeaux 98 3 606 primigeniusjlos meint nicht die erste Blume des Frühlings, im Rahmen des ewig wie derkehrenden jährlichen Kreislaufes, sondern die schlechthin erstmalige Entstehung der Blume in der anfangslosen mythischen Urzeit, am absoluten Anfang : Champeaux 9 3 3 · Censorinus 4,7 erläutert den Begriff primigenius am Beispiel der Philosophie Anaximan ders : In der Entstehung des Primigeniusfallen Zeit der Pubertät und Zeit der Geburt zusam men ; auf der anderen Seite ist der Zeitpunkt der Entstehung der Zustand, in dem dieser U rmensch schon fähig ist se alere, d. h. er ist Ernährer und Ernährter in einem, Vater/Mutter und Kind zugleich in einer Person. Wie der Heros von Gott aus gesehen Fortsetzung, ,Sohn' ist, vom Menschen her aber Anfang "der Urmensch . . . der erste Priester, der erste Köni� und der erste Prophet . . . der Ahnherr und Stammvater des Menschengeschlechtes . . . " (Srhrödcr, Gymnasium 63 [ I 9 5 6) 7 I). Wenn der Hercules des Geburtshauses der Her ndcs l ' ri m i�t· ni u s ist, so ist die Schwierigkeit gut verständlich, ob er als Abbild des Vaters oder als das des Neugeborenen zu deuten ist (s. oben S. 20I f., Anm. 5 44, 5 4 5 , unten S. 2 I 9) : I >ir Aporir w u rzelt letzten Endes in dem Wesen eines Primigenius. I > u m l· � i l s Vn.� urh (s. A n m . 5 H9), die passiv-aktive Doppeldeutung von primigenius 602
2 15
lactens cum ]unone Fortunae Primigeniae in gremio sedens mammam adpetens andrerseits (Cic. De div. 2,85) .607 Ebenso verständlich wird aber die Vorliebe von Sklaven und Freigelassenen, ihren Kindern den Namen Primigenius zu geben;608 und auch der Appell an Hercules Primigenius aus Anlaß von Tod und Begräbnis :609 Welcher Name könnte die Hoffnung besser zum Ausdruck brin gen, daß das Kind von Sklaven das Urkind einer neuen Welt der Freiheit, der Urvater eines neuen Geschlechts von freien Menschen werden möge? Daß der Tod nicht das Ende ist, sondern der Anfang eines neuen, ewigen Lebens, eine Neugeburt unter der Obhut des Hercules Primigenius? Wie viel mehr wird dieser Hercules gemeint gewesen sein bei einer Geburt im wörtlichen Sinne ! Der einzige Hercules, der einen auf Geburt bezogenen Bei namen trägt ! Der Primigenius, als dessen typische Erscheinungsform ein Trin ker mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit auch außerhalb des Geburtszimmers erschlossen werden kann,610 dessen Name aber auf jeden Fall zwischen einem Krug und einer Schale auf dem Grabstein des C. Petronius erscheint.6I I Der ebenso wie der Hercules des Geburtszimmers in den privaten Untergrund der römischen Religion gehört, deswegen chronologisch nicht genau zu fixieren ist, und mehr nur zufällig in unseren Gesichtskreis gerät.6 '2 Eine historische Quali tät im übrigen, die diesen Hercules generell als Erben gerade des Pilumnus + Picumnus bestens qualifiziert. Wie sehr er für diese Erbschaft sozusagen präde stiniert war, zeigt sich aber auch in einem konkreten Moment, im aktiv-passi ven Doppelwesen des Primigenius. gegenüber Champeaux zu bestreiten, ist nicht geglückt. Daß der primigenius auch am Anfang einer nachfolgenden Reihe steht, ergibt sich schon aus dem Begriff des primus;wenn Dumezil Recht hätte, müßte der terminus soligenius lauten. Richtig ist, daß die Fortsetzung des primigenius nur indirekt ist, d. h. der passive Aspekt, chronologisch und ontologisch, der primär ausgeprägte ist. 6 07 Formal logisch richtig wäre gewesen, als Komplement der Mutter- sowie der Toch ter-Eigenschaft der Göttin eine jeweils andere Person zu wählen (z. B. Jupiter und Satur nus). Doch gerade dadurch wäre ihr Wesen als Primigenia, Mutter und Tochter i n E i n e m , simplifizierend zerstört worden. Vgl. Dantes Divina Commedia, Paradies, 3 3 , I , wo die heilige Jungfrau als "Tochter ihres eigenen Sohnes" angesprochen wird. Pease zu Cic. De div. S . 49 I b; Brelich, Tre variazioni romane, I8 ff., 24 f., 3 o ff. ; Dumezil, Deesses latines, 7 df. ; Derselbe, Religion arch., 68,p8; Champeaux 909 ff., 965 f., 97 df., 975 '68 , 980 f. Es ist hier nicht möglich, auf das Fortuna-Problem näher einzugehen . 608 Champeaux 945 , 945 80, 949 f. 609 Champeaux 95 3, 9 5 6. 6 '° Champeaux 9 5 493. 6" Champeaux 95 5 (CIL 6,30907). ''" Champeaux 9 5 2 ff.
216
Die Rolle des Ulters
Intercidona, Pilumnus, Deverra
Wir haben oben festgestellt, daß Hercules die Tradition der Doppelform des Pilumnus + Picumnus weiterführt, 6'3 indem allerdings das Kind als Doppelwe sen durch ein Einzelwesen ersetzt wird. Dieses Neugeborene wird durch Her cules sichtbar repräsentiert und insofern ist er als der Primigenius im passiven Sinne, als der Archetypos des Geborenen präsent, zumindest nach dem logisch immanenten, wenn auch unausgesprochenen, Gesamtsinn des rituellen Arran gements. Tatsächlich und sichtbar wird er jedoch nicht von Juno gefüttert, son dern, wie ein Erwachsener am Tisch von Juno getrennt sitzend, füttert er sich sozusagen selbst. Insofern erscheint er als eine Antizipation seiner selbst, nicht wie das Kind in der gegebenen Geburtssituation tatsächlich ist, sondern wie es einmal in der Zukunft sein soll, und durch diese beschwörende Antizipation auch sein wird. In letzter Konsequenz ist dieses magische Zukunftsbild der Pri migenius in aktivem Sinne des Wortes, der zukünftige Erzeuger. Mithin erweist sich gerade die doppeldeutige, aktiv�passive Qualität des Primigenius als gün stige Voraussetzung für die Rolle einer moderneren Ersatzgestalt für den Dop pelgott Pilumnus + Picumnus, wie keine andere Erscheinungsform des Hercu les. Es ist weiter nichts geschehen, als daß eine archaische synchrone Doppelheit durch eine diachrone ersetzt wurde. Und doch ist damit eine die rationale Denkweise der neuen Zeit voll befriedigende Umwandlung geglückt : Der Gedanke, daß gegenwärtige und zukünftige Erscheinungsformen eines Neugeborenen von unterschiedlicher Qualität sind und doch Erscheinungsfor men einer und derselben Einzelperson ; daß bei jeder Geburt das eigentlich wichtige nicht die momentane Gegenwart, sondern die Zukunft ist - all dies ist von ebenso tadelloser Rationalität, wie die alte Vorstellung für die ratio uner träglich ist, daß ein Einzelwesen z u g I e i c h ein Doppelwesen ist. Wenn aber der Hercules Primigenius, der im Geburtszimmer Juno sichtbar gegenübersitzt, letzten Endes auch ein ,Erzeuger' ist, bedeutet dies nicht, daß wir es bei der Paarung von Juno und Hercules doch mit einer Zweiheit von Mutter und Vater zu tun haben? Daß die traditionelle Auffassung6'4 im Ender gebnis doch richtig ist? Keineswegs. Denn dieser Hercules ist nicht der Ehe mann Junos, sondern ihr Sohn, bloß in seiner Eigenschaft als zukünftiger Vater; nicht das Abbild des Herrn im Hause der gerade erst erfolgten Geburt, sondern die Darstellung des Neugeborenen selbst, die Verkörperung der Hoff nung, daß ein neuer Hausherr auch in der nächsten Generation da sein wird ; ein Wechsel auf die Zukunft glücklicher Mutterschaft, nicht der Ausdruck eines nunmehr erfüllten Vaterglücks.6'5
6 ' 3 Durch diese Entwicklung findet nachträgliche Bestätigung, daß das lectisternium ein rituelles Abbild der Fütterung des Kindes darstellt. " ' 4 So. oben S. 20 1 und Anm. p6, 5 27· "'1 I nsofern h:1.t die :1.lte Auff:1.ssung in diffuser Weise etwas Richtiges geahnt, vgl. i\ n m . 6o6.
6.
217
Die Rolle des Utters
Wer stellte Bett und Tisch für das Götterpaar auf? Wer verrichtete den Schwel lenritus ? Die Quellentexte versagen uns jede direkte Antwort. Der ersterwähnte Ritus wird in Passivform geschildert, als Subjekt des zweiten wird (tres) homines angegeben (oben S. 94) , ein allgemeiner Ausdruck, der dem göttlichen Angrei fer Silvanus die Bewohner des Hauses nur generalisierend als irdische Wesen gegenüberstellt. Wer sich hinter diesen homines verbirgt, läßt sich jedoch bis zu einem gewissen Grade aufklären, auf indirektem Wege, mit Hilfe einer Analyse der Ausdrucksweise sowie der Implikationen der Gesamtsituation. Unbeteiligt ist ganz gewiß die Mutter, die in der auf die Geburt unmittelbar folgenden ersten Nacht erschöpft darniederliegt und passives Schutzobjekt ist (fota conservaretur). Aber auch die Frauen des Hauses ganz allgemein sind die jenigen nicht, die für solche Verrichtungen vornehmlich in Frage kommen : Ihre Tätigkeit muß sich auf die Versorgung von Mutter und Kind konzentrieren sowie auf die Fortführung der innerhäuslichen Arbeiten trotz Ausfalls der Her rin.6'6 Die Männer sind es vielmehr, für die, was den Schwellenritus betrifft, alle Indizien sprechen. Der Wortgebrauch homo im Sinne von ,Mann' ist allgemein bekannt. Die Männer sind es ferner, die für die Außenbezüge des Hauses, für dessen Schutz vor äußeren Gefahren zuständig sind. Sie sind insbesondere auf gerufen, ihre Frauen vor einem männlichen Gott zu schützen, der die Frauen sexuell belästigt, den Alleinanspruch der menschlichen Ehemänner in Frage stellt. Und wenn der eigentliche Sinn des Schwellenritus eine rituelle Darstel lung der pilum-Verfertigung ist, so ist dies Männerarbeit, die .H:andhabung der Axt Männersache. Wem sollte in der Tat die symbolische pi/um-Herstellung obliegen, wenn nicht den Mitgliedern des pilumnus populus, den römischen Männern ? Ihr Auftreten im ersten Ritus ist schwerlich zu bezweifeln. So ist es auch kein Zufall, daß die erdrückende Mehrheit der Forscher die varronische Angabe homines im Sinne von ,Männern' versteht.6'7 Befand sich der Vater unter diesen Männern ? Eine direkte Antwort auf diese Frage ist aus der spärlichen Überlieferung erst recht nicht herauszulesen. Für eine solche Hypothese spricht aber jede Wahrscheinlichkeit. Sollte er an einer Aktion unbeteiligt gewesen sein, die s e i n e Frau gegen einen göttlichen Kon kurrenten zu schützen hatte, verhindern wollte, daß s e i n Stammhalter aus 6 ' 6 S. oben S. I So f. Eine kurze Zusammenfassung der hier ausführlich begründeten Dar legung über "Tisch und Liege im Geburtshaus" s. Verf., in : Filologia e forme letterarie. Studi offerti a Fr. Della Corte, Urbino, I988, 5 , I 6J ff. 6 ' 7 Mir sind nur zwei Ausnahmen bekannt geworden, die von "Personen" sprechen : ,) . A. Hartung 2 , I 7 5 . H.J. Rose, Primitive Culture, I 3 3 · Sonst ist generell von "Männern" die Rede : Preller - Jordan I , 376; De Marchi I67; E. Curatulo 5 3 ; A.-J. Reinach, RHR 5 5 ( 1 907) 3 3 8 ; L . Deubner, i n : ERE s. v. Birth 649 ; E . Samter, Geburt, 2 9 ; Vahlert 3 5 ; Ernout Meillet s. v. Pilumnus ; ]. Bayet, Histoire politique, 68 ; Latte, RR, 94 ; G. Radke, Götter s. v. l'icumnus 2 5 4 ; G. Dumezil, Religion archai'que, 5 8 6 ; Brind'Amour, Latomus .� 6 ( 1 975) 1 H,zo; Cardauns 2,205 u. a.
Intercidona, Pilumnus, Deverra
Die Rolle des vaters
s e i n e m Haus ins Jenseits zurückgeholt wurde? Als weitere Implikation der Hypothese ergibt sich dann die Annahme, daß die Rolle des Vaters in diesem Ritus nicht irgendeine, sondern eine zentrale war.618 Und das zentrale Moment der dreigeteilten Handlung war zweifelsohne das (pilo) forire, das symbolische Aufschlagen des pi/um auf die Schwelle. Die Vorstellung ist in der Tat beste chend, daß der Vater in der Mitte , von rechts und links von je einem männli chen Helfer flankiert, seinen neugeborenen Sohn in der Gestalt eines pilum symbolisch auf der Schwelle des Hauses aufstellte, dem Gott des unheimlichen Draußen abschreckend entgegenzeigte, und damit als neue Stütze seines Hau ses installierte. Ein Angehöriger des pilumnus populus, eine irdische Entspre chung des vergöttlichten pi/um Pilumnus, vollzog die Eingliederung eines neuen pilumnus in seine Familie. Als der Vater mit den zwei männlichen Helfern nach Verrichtung des Schwellenritus in das Hausinnere zurückkehrte, standen rituelle Liege und hei liger Tisch schon da, lange vorher von den Frauen bereits aufgestellt. Was die Liege betrifft, ergab sich uns diese Annahme schon früher, aus der Kompetenz der Frauen für das Innere des Hauses sowie aus dem gleitenden arbeitstechni schen Übergang zwischen realen Versorgungshandlungen und deren ritueller Abbildung ; in der Ausführung des statuere noch untrennbar mit der realen Ver sorgung verknüpft - es wurde mit dem Kind selbst vorgenommen - verselb ständigte sich die rituelle Komponente zum Schluß : Der lectus war nur noch ein rein rituelles Spiegelbild der Wirklichkeit der Wiege. Das Aufstellen des Tisches davon zeitlich zu trennen und nicht den Frauen zuzuschreiben, wäre gegen jede Logik. Nicht nur, weil Bett und Tisch einen einheitlichen Gesamtkomplex bilden, sondern weil dieser das Sinnbild einer genuin weiblichen Tätigkeit, der Säugung ist, ein Tisch für die Frauengöttin Juno, ein Tisch für die Besucher gruppe der Frauen. Der geschlechtsspezifisch gruppenmäßige Charakter der Trennung zwischen innerer und äußerer rituellen Teilhandlung wird damit voll ends deutlich. Wer von den zwei Gruppen das pilum als Abbild des Kindes schließlich in die ,rituelle Wiege' legte, als Schlußpunkt des ganzen Ritus, oder in der späteren Form die kleine Hercules-Statuette auf den (zum) Tisch stellte, ist gewiß eine müßige Frage. Es sei jedoch die Bemerkung erlaubt, daß uns als das einzig natürliche erscheint, dies dem Vater und seinen Mitmännern zuzu schreiben. Wie dies aber auch gewesen sein mag, die Rolle des Vaters in seinem Verhält nis zu Mutter und Kind bei der Geburt läßt sich, nach unserer Deutung, fol gendermaßen bestimmen : Die reale postnatale Versorgung oblag den Frauen, zusammen mit rituellen Teilhandlungen am Rande realen Tuns. Mutter und Kind waren Objekt wie der postnatalen Versorgung so auch deren ritueller Darstellung. Der Vater dagegen war im wesentlichen derjenige, der die rituelle Darstellung vollzog, zumindest in ihren entscheidenden Teilen und er tat
schwerpunktmäßig nur das, in diametralem Gegensatz zu seiner Tätigkeit im realen Leben. Denn im tatsächlichen Geburtsverlauf hat er nichts zu tun, ist im Normalfall nicht einmal als Zuschauer präsent. Außerhalb des Geburtsgesche hens verharrend, empfängt er nur die Kunde von der erfolgten Geburt und srricht das Befehlswort über Behalten oder Aussetzen des Kindes aus. Seine Verbindung mit der Geburt erweist sich auf diese Weise insgesamt als eine nur abstrakte, eine der Willensbekundung einerseits, des rituellen Nachspielens andrerseits. Nicht im tätigen Leben ist der Platz, den er einnimmt, er steht auf einer Bühne, auf der nur Worte fallen und das Leben nachgeahnt wird. Freilich sind es Worte, die das Leben bestimmen, und er ein magischer Spieler, der Schicksal spielt. Man mag über den Wahrscheinlichkeitsgrad dieser Deutung verschieden urteilen. Eines jedoch ist gewiß: Aus ihr ergibt sich eine besonders einleuch tende Erklärung für die verwirrende Tatsache, daß der Vater nie die Handlung tollere infontem tatsächlich ausführte und sie ihm trotzdem seit jeher zuge schrieben wurde. Gewiß spielte hier die Neigung, sich verkürzt auszudrücken, tollere statt tolli iubere zu sagen, ihre Rolle (s. oben S. 3 5 f., 91). Doch die Tatsa che, daß diese Wendung sich begrifflich dermaßen verfestigte, so ausschließlich und ohne jede Schwankung dem Vater zugeschrieben wurde, bedarf einer zusätzlichen Erklärung. Und diese wird durch unsere Theorie geliefert. Denn, wenn auch nicht wirklich, r i t u e I I verrichtete der Vater diese Handlung : Das Aufstellen des pilum war ein symbolisches statuere und als dessen notwendige Voraussetzung ein tollere (s. oben S. 1 79). Nur weil er, rituell gesehen, der Urheber war, konnte er realiter als solcher gelten. Denn was könnte mehr römisch gedacht sein als gerade dies : prout quaeque accepta sint, ita valere (Plin. Nat. Hist. 28, 17); daß im Zweifelsfall nicht das bloß praktische Tun, sondern erst dessen rituell-abbildhafte Verrichtung die gültige Realität konstituiert? Daß ein rituelles Spiel ein Spiel mit Konsequenzen ist, zeigt sich aber nicht nur in dieser Außenwirkung der Sprach- und Bewußtseinsgestaltung. Die ritu elle Dynamik, die der Vaterrolle innewohnt, zeitigt auch Folgen für die innere Struktur des Spiels selbst. Der Vater, der nach dem ursprünglichen Arrange ment nur agens der Darstellung ist, fängt mit der Zeit an, sich selbst zu spielen, aus dem Subjekt der Darstellung auch Darstellungsobjekt zu werden. So wan delt sich das ursprüngliche Bild einer nahrungsspendenden Mutter mit Klein kind in der Wiege zu dem Bild eines Sohnes von mächtiger männlicher Zukunft im Mittelpunkt neben einer Mutter als Anhängsel, eines Sohnes, dessen Säug lingssein hinter der Maske des zukünftigen Vaters verborgen ist. Es wäre fast ein Wunder, wenn die Entwicklung hier haltgemacht hätte.
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=
6'H Der patcrfamilias w a r für alle rituellen Handlungen im Haus grundsätzlich zustän d ig : scito dominum pro tota .familia rcm divinam focere (Cato agr. I 4 3, I ) . Auf Darstellungen des ( ;eburt s t agw p fcr� hat der Fa m i l ienvater eine herausgehobene Ste l lung : Bulard 36.
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III. Juno Lucina
I.
Das Lachen der Luperci
Wann ist ein Geburtsvorgang beendet ? Im engen Sinne mit dem vollständigen Austritt aus dem Mutterleib, der Feststellung, daß das Kind lebt, lebensfähig ist sowie mit dem anschließenden Durchschneiden der Nabelschnur. Im weiteren Sinne gehört jedoch die ganze postnatale Versorgung zu einer Geburt; erst wenn alle Reste, die das Kind aus der praenatalen Welt mitbrachte, beseitigt sind, es seinen endgültigen Platz im Hause gefunden und das Haus seine All tagsordnung wiedergewonnen hat, ist das Ereignis vorbei. Dieser Zustand wird mit dem Ende der Geburtswoche, mit dem dies lustricus erreicht: Er ist der Tag des Abfalls der Nabelschnurreste ; die mit der Geburt in Berührung gekomme nen Personen werden gereinigt,' ebenso das Kind, das an diesem Tage seinen Namen und damit seine soziale Identität erhält. 2 Es ist kein Zufall, daß diesen zwei Stufen des Abschlusses zwei besondere Riten oder Quasi-Riten entspre chen, das oben behandelte tollere infantem (Kap. I) sowie der dies lustricus, an dem der T isch und die Liege im Atrium, die per totam hebdomaden aufgestellt waren (Kap. II, 5 S. 1 79 ff.), weggeräumt und das Haus in seine alte Ordnung gebracht wird. Es gibt allerdings einen wichtigen Umstand, der zu der Folgerung zwingt, daß auf jene zwei Stufen des Abschlusses auch in Rom noch eine dritte folgte, wenn nicht rituell, so zumindest im realen Leben. Eine wichtige Begleiterschei nung der Geburt nämlich, der Wochenfluß, die Unreinheit der Wöchnerin, war am dies lustricus bei weitem noch nicht zu Ende. Sie konnte an diesem Tage daher auch nicht gereinigt werden.3 Die Lochien dauern bis vier-sechs Wochen nach der Geburt4 an und geben dementsprechend bei vielen Völkern Anlaß zur Herausbildung einer besonderen Abschlußstufe, einer Zäsur, die auch rituell markiert wird.5 Da die Dauer des physiologischen Phänomens empirisch-indivi duell schwankend ist, wird eine einheitliche offizielle Frist institutionalisiert und ritualisiert. In überaus vielen Fällen, so z. B. in Israel und Griechenland, wird ' Th. Wächter, Reinheitsvorschriften im griechischen Kult, Gießen, 19 1 0 (RVV 9,1), 26 f.; P. Lejay, RPh 36 ( 1 9 1 2) 26'; G. Binder, Geburt2, 8 8, I I 6 f. 2 Van Gennep, Rites de passage, 8 9 ; Köves-Zulauf, Glotta 59 ( 1 981) 278, 2 8 8 . 3 Wächter 29; Binder, Geburt 2, 8 7 f. ; Lejay 2 6 ' . 4 Diepgen 2 6 , 4 7 , 1 69.
5 W. H. Rascher, Die Tessarakontaden und Tessarakontadenlehren der Griechen und anderer Völker. Berichte der kgl. sächsischen Gesellschaft d. Wiss. zu Leipzig, Phil.-hist. Kl. 61 ( 1 909) 28 ff., 99, 142, q8, 1 6o f., 165, r 8 r (zu 38) ; Samter, Geburt, 22', 69f.; Binder, Geburt 2, 53, 67, 8 5, 87 ff., I I 7, I 56.
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dafür eine Zeitspanne von urtümlicher Heiligkeit, die Tessarakontade, der gewählt, dem die 6 Wochen christlicher Zeit entsprechen.6 Die Zeit um den vierzigsten Tag herum war aber nicht nur im Leben der jun gen Mutter eine Zäsur, sondern besaß einen solchen Charakter generell. Denn auch in der Pflege und in der Entwicklung des Neugeborenen erfolgten zu die ser Zeit wichtige Änderungen. Die Amme bekommt vom vierzigsten Tag an Wein zu trinken, was sich auf die Qualität der Milch und dadurch auf Festi gung und Stärkung des kindlichen Körpers auswirkt/ Die es besonders eilig haben,8 geben dem Kind von diesem Tag an schon festere Nahrung.9 Einen spektakulären Einschnitt aber bedeutet, daß an diesem Tag die Befreiung des Säuglings aus den Windeln beginnt. Voraussetzung dafür ist, daß der Körper schon genügend festgefügt ist: deswegen fängt für die bestentwickelten Kinder an diesem Tag die Befreiung tatsächlich an, auch für die anderen ist aber von nun an das Ziel aktuell.10 Doch nicht nur im Hinblick auf das Fest- und Frei werden des Körpers ist hier eine bedeutsame Grenze : Sie wird auch durch die ersten Zeichen erwachenden Bewußtseins und Kontaktaufnahme mit der Um welt markiert. Das Kind fängt zu ,gurren' und zu lallen an 1 1 und tut damit den ersten Schritt zum Sprechenkönnen. 1 2 Ebenso beginnt es vom 40. Lebenstag an, mit Lachen auf Umwelteinflüsse zu reagieren und dadurch insbesondere kund zutun, daß es seine Mutter erkennt. 1 l Alles in allem ist dieser Tag, .oder die Zeit um diesen Tag, was das Kind betrifft, dadurch gekennzeichnet, daß das bisher passive Lebewesen zur Aktivität erwacht; es ist zwar am dies lustricus durch die Namensgebung zum Individuum geworden, aber seinen Persönlichkeitscha rakter erhält es erst von diesem Tag an, 1 4 der die Nachgeburtsperiode fortdauern der Nähe jenseitiger Kräfte 1 5 beendet und das eigentliche Leben eröffnet.
Kein Wunder, daß bei manchem Volk der vierzigste Tag als definitiver End punkt der Geburtszeit, für die Mutter ebenso wie für das Kind, gefeiert wird: An diesem Tage erst dürfen in Armenien Mutter und Kind das Geburtshaus verlassen ; 1 6 im neuen Griechenland die Mutter mit dem Säugling in die Kirche gehen, 1 7 um sich weihen zu lassen. Im Neuen Testament findet die Reinigung der Mutter zusammen mit der Darstellung des Kindes im Tempel an diesem Tage statt. 1 8 Aber auch im alten Griechenland gab es das früh versunkene Fest des Tessarakostaion, an dem das Ende der Unreinheit der Mutter in Einheit mit dem Ende der Nachgeburtsperiode des bisher noch in Todesnähe verweilenden Kindes gefeiert wurde. r9 In Rom sind keine Spuren einer Ritualisierung dieses naturgemäß wichtigen ,Tages' im Rahmen der Geburtssitten faßbar.20 Entwicklungen, die an diesem Wendepunkt ihren Anfang nahmen, wurden zwar in schemenhaften göttlichen Gestalten verkörpert : eine Ossipago quae solidat infantibus parvis ossa;21 eine diva Educa (Edusa, Edulia) als Patronin der ersten festen Nahrung;22 Fabulinus, der Schutzgott des ersten Lallwortes ;'J Sentinus qui sensum puerperio largitur.24 Auch wird für Educa und Fabulinus ein Opfer am Tage des Anfangs des ent sprechenden Tuns ausdrücklich bezeugt und ist für die anderen per analogiam und contra silentium höchst wahrscheinlich. Doch alle diese obscuri et ignobiles (Aug. Civ. Dei 7,3) sind, nach echt pontifikaler Art, zusammenhanglos zerglie dert, nur für sich, auf ihren jeweiligen Anfangstag (wenn überhaupt) datiert, und diese keineswegs in einen Gesamtrahmen der postnatalen Entwicklung ein geordnet. Wenn sie daher ihre Wirkung auch, der Natur der Dinge nach, hauptsächlich um den ,vierzigsten' Tag entfaltet haben müssen, ein rituelles Begehen dieses Tages ergibt sich aus ihrem Nebeneinander nicht. Sie stellen im Gegenteil eher einen Gegenbeweis dar. Es gibt allerdings e i n natürliches Phänomen des ,vierzigsten' Tages/5 das auf ganz andere Weise ritualisiert worden ist, das erste Lachen des Neugebore nen. Es erscheint als organischer Bestandteil eines der römischen Hauptriten, der Lupercalia. Als solcher ist es kalendermäßig, auf den I 5. Februar, genau fixiert. Darüber hinaus - und das ist der uns hier eigentlich interessierende Tat-
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40. Tag
6 Censorin Die nat. I I ,7. S. Literatur in Anm. 5 . Wächter 29 ff., 3 3 f. ; Lejay 26'.
Soran Gynaec. 2,26 (p. 7 J , I J ff. Ilberg) ; D iepgen 29 1 . S . dazu unten S . 30 3 und Anm . 4 2 5 . 9 Soran Gynaec. 2,46 (p . 86, I ff. Ilberg) ; A . Rousselle 76. '0 Zu der Funktion der Windeln, den Körper zu festigen s. oben S. I 7 f. Soran Gynaec. 2,42 (p. 84,6 ff. Ilberg) ; Mustio I, I 2 I p . 4 I , I o ff. " August. Conf. I ,6 betont die Gleichzeitigkeit der ersten Bewegungen und der ersten Laute des Säuglings : Post et ridere coepi . . . et eccepaulatim sentiebam, ubi essem . . . itaque iac tabam et membra et voces, signa similia voluntatibus meis . . E. Oksaar, Spracherwerb im Vorschulalter, Stuttgart usw., I977, I 58 f. 12 J. Haarer, Unsere kleinen Kinder, München, I 9 p , 34· Köves-Zulauf, Glotta 5 9 ( I98 I) 295. IJ Aristot. Hist. anim. 7, Io 5 87 B ; Antigon. Caryst. Hist. mirab. I 7 5 ( I 9 I ) (Rer. nat. script. Graec. min. rec. 0. Keller, Leipzig, I 877, I p. 42) ; Censorin Die nat. I I ,7;]. Lydus De mens. 4,26 p. 8 5 , 2 d. Wünsch ; J. Haarer, Die Mutter und ihr erstes Kind, München, I 9 6 I , I 2 3 ; E . Norden 64. ]. Mesk, BPhW 64 ( I 944) I 2o ; R . G . M. Nisbet, BICS 2 5 ( I978) 70. '4 Lachen ist eine exclusiv menschliche Fähigkeit, s. unten Anm. 44· Nisbet 70. 1 5 Censorin De die nat. I I ,7 : et parvuliferme per hos (sc. post parturn quadraginta dies) infirmi, morbidi, sine risu nec sine periculo sunt. S. Reinach, Cultes, Mythes et Religions, Paris, 4 ( I 9 I 2), 1 1 3 f. : ,c'est comme une prise de possession formelle de Ia vie'. Neraudau, Enfant a Rome, 279 f. .
1 6 Roscher, Tessarakontaden, I 42
Roscher, Tessarakontaden, 29f.; Samter, Geburt, 222• Leviticus 1 2 ; Luk. 2 ,22-24; Binder, Geburt 2,67 f., 87 f. , I 3 I . '9 Censorin I I,7; Wächter 30,34; Roscher, Tessarakontaden, 28 f., 100 ; Samter, Geburt, 222; Lejay 26' ; Binder, Geburt 2, 89. 20 Lejay 26'. Arnob. 3 , 30; 4,7; Roscher, Lexikon s. v. lndigitamenta 209,49ff . ; Radke, Götters. v. 22 Cardauns frg. I I 4 ( I , S . 7 I f., 87; 2, 206). 2J Nonius 8 5 3 ,2o f. L. ; Cardauns zu frg. 1 0 8 ; Köves-Zulauf, Glotta 59 ( I9 8 I ) 295. Rad kes Hypothese, Götter s. v. entbehrt jeder Grundlage. 24 Cardauns frg. 97 und I 4 I . Haltlose Kombinationen bei Radke, Götter ss. vv. Sentinus, Sentia. 25 ,Vierzig' ist hier nur in rituell-theoretischem Sinne einer konventionellen Annähe rung, nicht mathematisch genau zu verstehen. 17 '8
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bestand - führt eine genaue Analyse des Gesamtritus zu dem Ergebnis, daß das Lachen der luperci als rituelles Abbild einer bestimmten Etappe im postnatalen Werdegang des Kindes gemeint ist, nämlich der Zäsur am vierzigsten Tag. Um dies zu begründen, müssen wir auf dieses grundlegende Fest - wenn nicht sogar ein Fest der Grundlegung26 - Roms etwas näher eingehen. Eine umfas sende Behandlung aller Bestandteile des Gesamtkomplexes kann hier nicht angestrebt werden. Wir beschränken uns auf die für uns einschlägigen Zusam menhänge. 27 Das Fest beschreibt Plutarch, der als einziger den uns hier interessierenden Ritus bezeugt, wie folgt : 6 . . . a<panouot yaQ atya<;, dta !LEIQUKlffiV ÖUOtV ano y{;vou<; 1tQOOUX �{;v-rrov au'totc;, oi !LEV TI!LUY!LEV'IJ 11axaiQ� 'tOü !LE'twnou �tyyavoumv, ihEQot ö ano11anoumv cMuc;, E!Jwv ßcßQEY!L{;vov yalcaKn nQoo
des zweiten Teils, dem Umlauf, ein besonderer Ritus unmittelbar voraus, das Schneiden der Fellstreifen, die dann als Umgürtung sowie als Schlagriemen der Läufer dienten. Wie Blut und Messer die Szene der zwei Jünglinge mit dem Opfer eng verbinden und im Umlauf keine Rolle mehr spielen, so ist die enge Verknüpfung der Fellstreifen mit dem Umlauf evident, die während des Opfers sowie der Blutzeremonie noch gar nicht existierten. Die innere Trennungslinie des Festritus verläuft also genau genommen zwischen Blutzeremonie und Fell schneiden, eine Grenzziehung, die durch Verschiedenheiten im Zustand und im Verhalten der sodalitas, vorher und nachher, noch weiter verdeutlicht wird. Vor her verharren die luperci am Opferplatz, vor dem Lupercal ; nachher laufen sie in der Stadt herum. Im ersten Teil wird die Körperschaft in ihrer vollständigen Form erst konstituiert; im zweiten dagegen handelt sie in der vollzähligen ZusammensetzungY Denn die zwei Jünglinge gehören nicht von Anfang an dazu, sie werden erst vor Verrichtung der Blutzeremonie den anderen hinzuge führt, wie Plutarch ausdrücklich betontY Am Umlauf dagegen nehmen sie
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·
26 Zu diesem Problem vgl. G. Piccaluga, SMSR 3 3 ( I 962) 57'7; G. Binder, Die Ausset zung des Königskindes, Meisenheim a. Gl., I 964, 40, 98, I I 4 ; K.-W. Welwei, Historia I 6 ( I 967) 46 ff. ; A. Alföldi, Voretruskischer Römerstaat, 9 7 ff., IO�. . . . 27 Zusammenstellung moderner Literatur über d1e Lupercaha s. Alföld1, Voretruskischer Römerstaat, 86'. Ergänzend zu nennen sind : D. Briquel, Trois etudes, 267 ff. ; U. W. Scholz, Entretiens Hardt 27 ( I 9 8 I ) 2 8 9 ff. ; Ch. Ulf, Das römische Lupercalienfest, Darmstadt, I 9 8 2 ; W.Pötscher, Grazer Beiträge I I ( I984) 22I ff. 28 Der Text wird zitiert nach der Ausgabe von R. Flaceliere, Paris, I957 (G. Bude). 29 Fabian 68 ; Scholz, Entretiens Hardt 27 ( I 9 8 I ) 302 ff. ; Scullard 77; Ulf 9 3 ; Pötscher, Graz. Beitr. I I ( I984) 248 f. ; Scholz, GGA 236 ( I 984) I7J. 3° Fabian I 9o'5, 68 f. ; Scullard 77; Ulf 93; Pötscher, Graz. Beitr. I I ( I 9 84) 248 f. - Scholz, Entretiens Hardt 27 ( I 9 8 I ) 302-4 vertritt eine andere Reihenfolge der Kultha� dlungen, insofern als er Berührung mit dem Messer einerseits, Abwischen mit der Wolle sow1e Lachen andrerseits voneinander trennt: Opfer, Berühren mit dem Messer, Umlauf, Abwischen und Auflachen sei die wirkliche Reihenfolge gewesen. Er stützt sich dabei auf Rückschlüsse aus mythologischen Deutungen seitens Ovids sowie des Butas bei Plutarch ; in den z� r Deut� ng benutzten Erzählungen sei erst nach dem Lauf von Lachen die Rede. Er hält d1e sonsuge, allgemein angenommene Reihenfolge für einen fehlerhaften Bericht Plut� rchs, der aus zweiter Hand und ohne unmittelbare Anschauung arbeite. Demgegenüber se1 "den stadtrö• mischen Quellen der Zeitenwende zu folgen" (S. 304), nämlich Ovid und Butas. Diese Argumentation vermag nicht zu überzeugen. Sie beachtet nicht den Gattungsun terschied zugunsten Plutarchs : Plutarch gibt eine unmittelbare Beschreibung des Ritus selbst Ovid und Butas bieten aitiologische Erzählungen, bei denen es zunächst eine offene Frag; ist, oh sie überhaupt irgendwelche und gegebenenfalls welche Momente des Ritus
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spiegeln. Zweitens dürfte es klar sein, daß Plutarch aus Quellenautoren arbeitet, die stadt römisch und (vor)augusteisch waren - vgl. Deubner, ARW I 3 ( I 9 I O) 506 ff. : Juba? Verrius? -; der Gegensatz zwischen dem späten sekundären Griechen Plutarch und den früheren Römern mit primärer Anschauung ist also ein künstliches Konstrukt. Drittens ist auch Butas, auf den sich Scholz stützt, ein Grieche, den wir nur aus Plutarch (!) selbst kennen. Hinzu kommt, daß aus dem Butas-Zitat Plutarchs sichtbar wird, daß auch für Butas Berüh rung mit dem Messer sowie Abwischen und Lachen als unmittelbar aufeinanderfolgende, miteinander zusammenhängende (!J-EV-81':) Tatbestände galten und zu deuten waren : K a i T O !J- E V � i <po � U!J- U Y!J-E V OV 1!QOcr !J-T]t tytvETO XEt!J-!ll Vo� (A ounEQK UA t a KaAEi:Tm) tv i'jt YllQUtoi TE O!J-Oü 1!0!J-1!EUOUcrt Kai vf: ot yU!J-VOL CIL I O Nr. 6488 kommt ein mag(ister) luperc(orum) vor, CIL 6 Nr. I 9 3 3 ein lupercus Quinctial(is) vetus. Beide Inschriften stammen spätestens aus augusteischer Zeit (Th. Mommsen, Römisches Staatsrecht, 5 66l). Beide Attribute bezeichnen luperci der älte ren Altersklasse, entsprechend den YllQUtoi bei Nik. Damsk. ; Ulf 6 3 · 3 2 Vgl. Plut. Rom. 2 I ,6 : d T U !J-EtQUKtWV 8uoi:v a 1! 0 yf:vou� 1! QOO'UX�EVTOOV. Beson dere Beachtung verdient dabei die Reziprozität U1!0-1!QO�. Die genaue Bedeutung von yl:vo� wird später behandelt. Die Annahme von Ulf 1 08, 142 ist ansprechend, daß die zwei ·
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Das Lachen der Luperci
schon zusammen mit den anderen teil.J3 Wenn die Lupercalia - wie man richtig annimmt- unter anderem auch ein Initiationsritus waren,34 d . h . der Aufnahme neuer Mitglieder dienten, so haben wir hier diese neuen Mitglieder und den
Vorgang ihrer Aufnahme in ganz konkreter Form. Wahrscheinlich handelt es sich im wesentlichen um dieselben imberbes, deren Teilnahme Augustus später verbot :35 Die Pubertät ist die klassische Zeit der Initiation in eine Männerge sellschaft.
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Jünglinge die Anführer und sozusagen Repräsentanten einer ganzen Gruppe waren. Nicht logisch erscheint dagegen folgende Behauptung in diesem Zusammenhang, Ulf 9 3 : "Zwei Jünglinge . . . werden herbeigeführt. Sie sind zu den luperci zu zählen. Wer sie herbeiführt, wissen wir nicht, doch ist die Wahrscheinlichkeit hoch, daß dies nicht luperci taten, wenn die Jünglinge selbst als luperci aufzufassen sind." Die Unterscheidung zwischen den Jünglingen als luperci und ihren Herbeiführern kann auch darin bestanden haben, daß beide luperciver schiedener Kategorie waren, nämlich n e u h i n z u k o m m e n d e luperci die Jünglinge, a I t e luperci die Herbeiführer, im Sinne der Anm. 3 I zitierten Belege. Es ist auch natürlich anzunehmen, daß z w e i Jünglinge durch z w e i Führer herbeigeholt wurden. Und wenn die ersteren eine Gruppe repräsentierten, so ist die Annahme natürlich, daß ähnliches auch für die zwei letzteren zu gelten hat : Die Begegnung von zwei zu Führenden mit zwei Füh rern ist die Begegnung von zwei verschiedenen Gruppen in repräsentativer Auswahl. Die große Rolle, die dabei gerade die Zweizahl spielt, ist sicherlich kein Zufall. 33 Alle einschlägigen Berichte vermitteln, wie eine Selbstverständlichkeit, den Eindruck, daß die Gesamtheit der luperci am Umlauf beteiligt war. Von den zwei Jünglingen der Blut zeremonie wird dies durch Butas ausdrücklich berichtet Plut. Rom. 2 I , 8 : Kai T Q ExEtV TOU� ano ytvou�. oi ano ytvou� kann nur ein bewußter Rückbezug auf t.tELQUKiwv ouoiv uno ytvou� in § 6 sein (Marbach, RE s. v. Lupercalia I 827, 3 5 ff.). Dies bedeutet selbstverständ lich nicht, daß nach der Auffassung des Butas n u r die zwei Jünglinge liefen. Ihr Lauf wird nur durch den Kontext bedingt besonders hervorgehoben. So richtig Deubner, ARW 1 3 ( I 9 I 0) 5 o6, unglaubwürdig kritisiertvon W. F. Otto, Philologus 72(I 9 I 3 ) I 867, vgl. G. Pic caluga 5 8 ; Ulf 49 f. V gl. unten S. 2 59· 34 Die Auffassung der Lupercalia als Initiationsritus ist fast allgemeingültig in der neue ren Forschung: S. Reinach, Cultes, Mythes et Religions, Paris, 4 ( I 9 I 2) I 2 I f. ; Brelich, Tre variazioni, 1 1 03 5 ; A. Illuminati, SMSR 32( I 96 I)6 I ff. ; G. Piccaluga p ff. ; Alföldi, Voretrus kischer Römerstaat, I oo ; Fabian 68 f. ; ]. P. Neraudau, La jeunesse dans Ia Iitterature et !es institutions de Ia Rome republicaine, Paris, I 979, I 5 3, 2o6; D. Briquel, Trois etudes, 277, 280, 2 8 3 ; Ulf 96; Pötscher, Grazer Beitr. I I ( I984) 2 36. Halbwegs skeptisch äußert sich Wel wei, Historia I 6( I 967) 5 5 . Gegen die Deutung als Initiationsritus tritt ein Scholz, Entretiens Hardt 27( I98 I ) 3 3 9 f. sowie GGA 236(I 984). Als Argument dient dabei einerseits, daß das Vorhandensein verschiedener Altersgruppen von luperci mit der Annahme eines Intiations ritus unvereinbar sei, andrerseits der Nachweis, daß die lupercieine sodalitaswaren, d. h. ein "mehrjähriges, wenn nicht gar lebenslängliches Solidaritätsbündnis", keine einjährige Initi anden-Gruppe. Die Sachverhalte, von denen Scholz ausgeht, können als bewiesen gelten und insofern überzeugt seine Argumentation durchaus. Nicht überzeugend dürften dage gen die aus jenen Sachverhalten gezogenen Schlüsse sein: Wenn der Luperker-Status auf lebenslanger Mitgliedschaft in einer Sodalität beruhte, schließt dies keineswegs aus, daß jährlich Neuaufnahmen stattfanden, auf einmal, gruppenweise, und diese Gruppe eine besondere Einheit für sich bildete. Die schon früher - auf Lebenszeit - Aufgenommenen und die jedes Jahr neu Hinzukommenden können im Gegenteil die zwei grundlegenden Kategorien innerhalb der Körperschaft gebildet haben, die ,alten' und die jeweils ,neuen' luperci in prägnantem Sinne. Daß man durch Aufnahme in die Luperker-Sodalität gelangte, wird nicht bestritten (Scholz, GGA 236 [ I 984] I 82). Da fast jede Aufnahmezeremonie ent wicklungsgeschichtlich auf das Vorbild von Initiationszeremonien zurückgeht, ist es schwer zu bestreiten, daß die /uperci, zumindest in diesem weiten Sinne ursprünglich etwas mit Initiation zu tun hatten.
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35 Suet. Aug. 3 I > 4 : nonnu//a etiam ex antiquis caerimoniis paulatim abolita restituit, ut . . . sacrum Lupereale . . . Lupercalibus vetuit currere imberbes, item Saecularibus ludis iuvenes utri usque sexus prohibuit u//um nocturnum spectaculum ftequentare nisi cum aliquo maiore natu propinqua rum. Die von Sueton bezeugte, von Augustus beendete Teilnahme von imberbes wird meistens als ein Phänomen spätrepublikanischer Entartung gedeutet und die Tat des Augustus als Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes der Luperealienfeier ohne imberbes:Latte, RR, 296; G. Binder, Aeneas und Augustus, Meisenheim a. G., I97 I , I96; A. W.]. Holleman, Pope Gelasius I and the Lupercalia, Amsterdam, I 974, I 3 ff., I 48; Neraudau, La jeunesse, 204 ; Neraudau, Enfant il Rome, 2 3 7 ; Scholz, Entretiens Hardt 27(I98 I ) 3 1 6 . Doch der Sueton-Text wird auch im entgegengesetzten Sinne einer Bestäti gung und Präzisierung des ursprünglichen Zustandes interpetiert: Die Lupercalia seien schon immer das Fest von - geschlechtsreif gewordenen - Jugendlichen gewesen, die Ver ordnung des Augustus formulierte nur eindeutig, und bestätigte damit, die ungefähr auch praktizierte Altersgrenze nach unten : Rose, Mnemosyne s. 2, 6o( I 93 3)392; Ulf 49 f. Der Text erlaubt schließlich auch noch eine weitere Interpretation, daß nämlich imberbes zu den traditionellen Teilnehmern seit jeher gehörten, und Augustus in dieser Hinsicht eine grund sätzliche Änderung verfügt habe, aus zeitbedingten moralischen Gründen. Er verschob die Altersgrenze der Teilnehmer bewußt um ein paar Jahre nach oben. Ich halte die letzte Alter native für die beste, aus zwei Gründen : 1) imberbis stimmt inhaltlich auffallend mit den t.tEt QCtKta Plutarchs überein. Die genaue Bedeutung dieses griechischen terminus zu erfassen ermöglicht uns das Onomastikon des Pollux (ed. E. Bethe, Leipzig, I 900). Pollux ordnet t.tELQCtKtoV grosso modo in dieselbe Kategorie ein wie EEtt.ti:vo� ( der Entlassene), JtEQU
=
tniyat.toc;, VE6yat.toc;, yu vf], TJVOQWt.t EVTI, (aVOQi t.tEt.tt Yt.t EVTI, vta, UKt.tetl,;o ucra], VEUVtc;, U
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Das Lachen der Luperci
Die Blutzeremonie an den Lupercalia, die uns hier insbesondere interessiert, stellte also eine Komponente der inneren Grenzziehung im Gesamtverlauf dar, wie der Plutarchtext gut zeigt, der nach Beschreibung dieser Teilzeremonie mit 'EK öf: 1:ouwu, ,Ensuite' (Flaceliere) neu anhebt. Doch auch dieser Teilritus selbst war in sich ähnlich strukturiert wie die ganze Feier. Die Berührung mit einem blutigen Messer einerseits, das Auflachen andrerseits bilden eine natürli che Antithese wie Opfer und Umlauf: Messer und Blut erinnern unvermeidlich an Tötung und wecken Angstgefühle ; das Lachen dagegen ist ein Ausdruck von Lebensfreude. Auch hier ist der Gegensatz der Handlungen mit der Verschie denheit der Handlungsträger gepaart : Das blutige Messer wird von anderen (wahrscheinlich von einer Gruppe der alten luperci) gehandhabt, das Lachen verrichten die zwei neuhinzukommenden Jünglinge ; sie sind zudem im ersten Handlungszusammenhang (Berührung mit dem Messer) passiv, ,Opfer', im zweiten (Lachen) allein aktiv. Hinzu kommt, daß die zwei grundlegend gegen sätzlichen Handlungen auch diesmal durch Zwischenhandlungen erweitert werden: Zwischen der Berührung und dem Lachen findet das Abwischen mit Milch und Wolle statt. Hier handelt es sich zwar um e i n e Zwischenhandlung, abweichend von den entsprechenden zwei Handlungen im Gesamtmaßstab, der Blutzeremonie und des Riemenschneides ; doch ein Rudiment der Zweiteilung ist durch die Verwendung von zwei Handlungs m i t t eIn auch diesmal vorhan den. Ähnliches gilt hinsichtlich der besonderen Affinität des einen Mittels mit dem vorhergehenden Ritus, des anderen mit der nachfolgenden Handlungs etappe. Wie im Großen die ganze Blutzeremonie und das Eingangsopfer durch besondere Verwandtschaft verbunden sind, so gibt es eine evidente Kommensu rabilität zwischen Milch und Blut im Kleinen.36 Ob freilich auch auf der ande ren Seite eine besondere Verbindung zwischen Wolle und Lachen gegeben ist was die Vollständigkeit des Musters theoretisch erfordern würde - muß hier offenbleibenY Selbst wenn es aber solche Lücken und Unvollkommenheiten in
der Entsprechung zwischen großer und kleiner Struktur geben sollte,38 darf behauptet werden, daß grob gesehen in der Blutzeremonie die Struktur des Gesamtritus sich wiederholt. Große Schlüsse daraus sollen hier nicht gezogen werden. Es soll auch nicht prinzipiell geleugnet werden, daß die Lupercalia wie unsere Quellen sie kennen, sehr disparate Elemente einer langen historischen Entwicklung in sich enthalten konnten.39 Wir folgern aus obiger Analyse nur, daß die These eines historischen Sammelsuriums nicht verabsolutiert werden darf und Standpunkte wie die von P. Lambrechts ihre relative Berechtigung haben : ,Tout !es elements constituant Je rituel forment une tout homogene et logique . . . et rien ne nous invite a y voir une superposition desordonnee de
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942 : Mi)A.a of:Kai 'ti)llO� A. a cr i 0 l � i;ßaQUVE1:0 ll a A. A. 01: � EV VO!l<Jl . . .
949 : ll E t o t 6 w v, Kai noA.A.Ov tn' aVÜQ Ucrt v öA.o ß v EXEUEV. Avienus Orbis terrae (Carmina ed. A. Holder, lnnsbruck, I 897, 3): I I 20: Nascenti Baccho ri s i t pater . .. I I2 3 : Vi lla r u m subitis tumuitpecus i n c re m e n t i s I I 2 8 : Extemplo Liber subnectit nebridepectus I I 30: Attollit thyrsos,
et blandi luminis igne O s h i la ra t . . . Auch in der vergilischen Schilderung der Rückkehr goldener Zeiten kommt Lachen und Wolle besonderer Art vor: Ecl. 4, 20 : (tellus) mixtaque ri d e n ti colocasiafondet a ca n t h o 43 :
chen der Blutzeremonie einen eindeutig 1-U;tQaKtoV-artigen Charakter zeigen, und dies geschah unübersehbar durch Bartlosigkeit. War Bartlosigkeit des Gesichts eine wichtige rituelle Bedingung für diese llElQUKta ? Waren die mit dem Messer zu berührenden Jugend lichen von schon beginnender Geschlechtsreife aber noch ohne eigentlichen Bart? War der rituelle Sinn ihrer Bartlosigkeit, daß sie dem Messer ein quasi noch k i n d I i c h e s Gesicht entgegenstrecken sollten? J 6 Der Zusammenhang zwischen Milch und Blut ist nach den antiken gynäkologischen Lehren sehr eng : Die Muttermilch wird aus dem Stoff der aussetzenden Monatsblutung gebildet, es handelt sich um zwei verschiedene Erscheinungsformen derselben Substanz, zwei Erscheinungsformen, die sich, zumindest partiell, gegenseitig ausschließen: Diepgen I 3 7, 1 40, I 50, I69f. Der enge Zusammenhang im Rahmen des Luperealienritus ist jedoch nicht als Gleichheit im Sinne der Übertragung einer Kraftsubstanz zu verstehen, wozu s. unten S. 2 3 3 und Anm. 49-50. 37 Lachen und Reichtum an Wolle werden miteinanderverbunden im Rahmen der Schil derung von Momenten kosmischer Glückseligkeit, s. den Zeitpunkt der Geburt des Bacchus im glücklichen Arabien : Dionysios Orbis descriptio 940 ff. (Geographi Graeci Minores ed. C Müller, Paris, 1 H6 1 , Bd. 2, S. 1 62) :
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ipse sed in pratis aries iam suave rubenti murice, iam croceo mutabit v e l l e r a luto
J 8 Dies wäre nur natürlich : Ein Ritus ist kein Kunstwerk. Eine ähnliche Kleinstrukturwie die Blutzeremonie zeigt im übrigen auch die erste Teilhandlung des Umlaufteils, die Hand habung der Fellstreifen : 'EK oi: 1:0U1:01) nx OEQilU'tU 1:(ÖV aiyrov KU1:U1:Eil0VTE� ( I ) otaSf:ou crtV tv nEQt �ffillacrt (2) yu�.�-voi, 1: 01:� crKUTEcrt (3) 1:6v E llnoorov naioVTE�. ( I ) Fellschneiden -Berührung mit dem Messer. Affinität mit der Opferhandlung. ( 2) Umgürten mit dem Fellstreifen -Abwischen mit Wolle. Fellstreifen und Wolle sind partiell aus derselben Substanz. Berührung des Körpers von luperci. (3) Gebrauch der Fellstreifen als Peitsche -Lachen. Besondere Affinität mit dem folgen den Teil (Umlauf). Die Peitschenhiebe waren mit laetitia und hilaritasverbunden, s. Holleman, Pope Gelasius, 68 ff. ; Liv. I,5 ,2; Val. Max. 2,2,9 . 39 S. dazu z. B. Deubner, ARW I 3 ( I 9 I O) 48 1 ff., 505 ff. ; A. M. Franklin, The Lupercalia, New York, 1 92 I, 96 f. ; V. Basanoff 1 2 9 ff. ; Holleman, Pope Gelasius, 1 5 6 ff.; Scholz, Entrr ticns Hardt 27 ( 1 9H 1 ) 291 ff., 324 ff.; Pö tsc h c r Grazcr Beiträge 1 1 ( 1 9H4) 22 1 ff. ,
funo Lucina
Das Lachen der Luperci
rites disparates'.4° Für die hier untersuchte Blutzeremonie ergibt sich aber aus der festgestellten strukturellen Entsprechung zwischen Gesamtritus und Teil handlung, daß das mittlere Glied der Teilzeremonie (Abwischen) von großem Gewicht, gewissermaßen deren innerster Kern und Angelpunkt war; alle Lösungen, die zur Deutung vorgeschlagen wurden, müssen sich daran messen lassen, ob sie auch das Abwischen mit der milchgetränkten Wolle zu erklären in der Lage sind. Was aber das Lachen selbst betrifft, definiert sich seine struktu relle Position wie folgt : In der großen Struktur lag es vor einer großen Zäsur, in der kleinen Struktur ging ihm eine kleine Zäsur voraus - es war also im umfas senden Sinne grenzbildend.
der bisherigen Deutungen der Blutzeremonie als nicht tragfähig.4' K. Latte sah in ihr ein Abbild für den blutigen Kampf mit den Wölfen, repräsentativ darge stellt an einigen Mitgliedern der Gemeinde, wobei das Lachen zugleich die Ungefährlichkeit der Verletzung dokumentieren sollte, auf Grund seiner allge meinen bannbrechenden Kraft.42 Abgesehen davon, daß diese Erklärung auf der Grundauffassung beruht, die luperci seien Wolfsabwehrer gewesen - eine Auffassung, die heute weitgehend abgelehnt4l wird -, läßt sie die ganze Hand lung des Abwischens vollkommen unberücksichtigt : Wenn das Lachen die Ungefährlichkeit der blutigen Wunde "zugleich" (so Latte wörtlich) dokumen tiert und dessen Bann bricht, so ist dies nur möglich, wenn beide unmittelbar zusammentreffen. In Wirklichkeit wird aber gerade dies ausgeschlossen: Als das Lachen erfolgt, ist das Blut nicht mehr da; ein Beweis der Ungefährlichkeit kann das Lachen daher ebensowenig sein wie den Bann einer auf betonte Weise nicht mehr vorhandenen Gefahr brechen. In Wirklichkeit könnte es vielmehr nur ein Ausdruck der Freude über das N i e h t m e h rv o r h a n d e n s e i n des Blutes sein. Aber auch die implizierte Auffassung des Messers als eines Symbols für die Aggression des Wolfes stellt eine ungewollte reductio ad absurdum dar : Der Wolf verwundet den Menschen mit naturgegebenen Mitteln, das Messer ist ein charakteristisches technisches Mittel d e s M e n s c h e n g e g e n d e n W o I f . Ähnliche sachliche und logische Schwierigkeiten lassen den Erklä rungsversuch von A. K. Michels als einen Irrweg erscheinen : Die luperci seien Verwundung eine Maß Werwölfe, die Berührung mit dem blutigen Messer nahme der Zurückverwandlung in menschliche Gestalt, das Abwischen mit Wolle und Milch eine Vervollständigung dieser Erlösungsmaßnahme, das
2]0
Verharren am LupereaL
A. Opferteil I. Opfer Ziegen =:::::: Hund Kuchen
�
--------------------r-----Berührung mit blutigem
� Messer 1 � 2. Blutzeremonie Abwischen mit Milch und
�:
Sodalitas ist zu ergänzen
=
olle
Lachen
! B. Umlaufteil
t
Teilen der Häute 3. Riemenverfertigung � Gürtel Peitsche �
-------------- -
4·
Umlauf und Schlagen
5·
Mahl
Lauf in der Stadt
�
-----------
}
Sodalitas oder umgekehrt
2]1
ist voll ständig
Bei Anwendung des oben aufgestellten Kriteriums erweisen sich die meisten 4o In : Hommages aJ Bidez et F. Cumont, Bruxelles, Coll. Latomus 2, o.J, I 74· Sukzes sive Aufnahme verschiedener historischer Elemente und einheitliches Grundmuster müssen einander nicht widersprechen. Es ist denkbar, daß der Ritus eine solche Integrationskraft besaß, daß disparate historische Komponenten in ein altes Grundmuster so eingegliedert wurden, daß dadurch die wesentliche Struktur nicht gestört, sondern bekräftigt wurde : ,Plus cela change, plus cela reste Ia meme chose'. Vgl. dazu Ulf 5 4 ff., 78, 92, I 3 8 und Pöt scher, Grazer Beiträge I I ( I 984) 22 3: "Daf� im Lauf der Zt·it gewisse Veränderungen statt gefunden haben, steht außer Zweifel. Dies hcifh aber nirht, daß es unmöglich wäre, das alte Grundkonzept herauszuarbeiten".
4' Zwei Deutungsthesen werden im folgenden nicht näher behandelt, da sie als nicht (mehr) aktuell gelten können : Binder, Aussetzung, 99 erwägt fragend, ob die Blutzeremo nie nicht die kultische Wiederholung eines von Ovid erzählten (Fast. 2,377 f.) Mythos sein könnte. Angesichts der Singularität der ovidischen Erzählung sowie des losen und verwik kelten Zusammenhangs zwischen ihr und dem Kult, kommt diese Theorie keineswegs in Frage. Die richtige Erklärung liegt anderswo : Nicht der Kult ist aus der Erzählung zu inter pretieren, sondern umgekehrt, wozu s. unten Anm. 89. Die andere These, die Blutzeremo nie als Relikt eines ehemaligen Menschenopfers, hatte einst viele Anhänger: A. Schwegler, Römische Geschichte, Tübingen, I 8 5 3, I , 3 6 3 ; C. A. Böttiger I , I 5 3'' ; J Marquardt - G. Wis sowa 3 . 443 ; H. Diels, Sibyllinische Blätter, Berlin, 1890, 69\ C. Pascal, Rendieanti della Reale Accademia dei Lincei ser. 5 ,4 ( I 89 5 ) I 5 I ; E. Lefebure, RHR 59 ( I 909) 74, 79; Samter, Geburt, I 84 ; Bayet, Histoire politique, So (halbwegs zweifelnd) ; Neraudau, La jeunesse, 204 ; B. Riposati, in : J Collart et alii, Varron, grammaire antique et stylistique latine, Paris, I 978, 66. Diese These hat jedoch schon S. Reinach, Cultes, Mythes et Religions 4, I 2 I f. zutreffend widerlegt. Die entscheidenden Gegenargumente stellt auch Pötscher, Grazer Beiträge I I (1984) 234 überzeugend zusammen. 42 Latte, RR, 86. 4 3 Walde-Hofmann s.v. Lupercus; Bömer zu Ovid Fasti 2,267 (S. 100); Binder, Ausset zung, 91 ; Lambrechts, Hommages a Bidez - Cumont, I72; G. Radke, Götter s. v. ; Holle man, Pope Gelasius, 3 7 ; G. Martorana 246; Fabian 66; B. Riposati, in:J Collart et alii, Var ron, grammaire antique et stylistique latine, 68 f. ; Neraudau, La jeunesse, 20 I ; M. Corsano, R H R 1 9 I ( I 977) I 372; RE s.v. Wolf, Suppl. I 5 (I978, W. Richter) 980, 2o f. S. unten Anm. I 97·
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Das Lachen der Luperci
Lachen das Zeichen des zurückgewonnenen Menschseins, da nur der Mensch lachen könne.44 Daß die luperci ursprünglich ein Männerbund von Werwölfen waren, ist eine bei dem heutigen Stand der Forschung45 akzeptable Grundan nahme. Doch selbst wenn man hiervon ausgeht, ist nicht zu übersehen, daß auch dieser Versuch dem spezifischen Gewicht des Abwischens in keiner Weise gerecht wird, ja die polare, im Gesamtaufbau des Festes verankerte Grund struktur der ganzen Blutzeremonie verkennt, indem sie antithetische Akte als Parallelitäten deutet: Beseitigung einer Substanz kann naturgemäß nicht die selbe Bedeutung haben wie ihr Auftragen, sondern nur die gegenteilige ; ganz abgesehen von der sich spontan aufdrängenden Gegensätzlichkeit von scharfem Messer und weicher Wolle,46 von rotem Blut und weißer Milch, von einer Flüs sigkeit, deren Hervortreten zum Tode führt und von einer anderen, deren Flie ßen der Ernährung und Lebensrettung dient. Unbegründet bleibt eigentlich auch, warum ein Ziel symbolisch zweimal angestrebt werden sollte.47 Schließ lich widerspricht auch das verfügbare antike Material in entscheidenden Punk ten der von Michels vorgetragenen Deutung: Verwundung spielt zwar in der Geschichte von in Menschen zurückverwandelten Werwölfen eine Rolle, doch deren Gestalt wandelt sich nicht infolge der Verwundung. Im Gegenteil: Die Wunde bleibt auch in der menschlichen Gestalt erhalten, ja dient geradezu als Kennzeichen der persönlichen Identität in beiden Erscheinungsformen.48 Der selbe Einwand der Verkennung einer polaren Struktur ist auch denjenigen For-
schern entgegenzuhalten, die dem Beschmieren mit Blut die Bedeutung einer symbolischen Kraftübertragung zuschreiben, beruhend "auf dem Glauben an die Kraft des Opfertierblutes" (Otto), sei es, daß dabei der Akt des Abwischens mit Milch gänzlich unberücksichtigt bleibt;49 sei es, daß die Milch ausdrücklich zu einer mit dem Blut gleichbedeutenden Substanz erklärt wird und das Lachen als Ausdruck der Freude über diese doppelte Übertragung von Vitalität vom Opfertier auf die Jünglinge angesehen wird bzw. selbst als ein Akt der Vitalität gilt.5° Die Richtigkeit eines Teilelements dieser Auffassungen leuchtet unmittel bar ein - die Verwendung von Milch als symbolische Lebenskraftübertragung. Dieselbe Bedeutung kann jedoch das Beschmieren mit Blut nicht haben; nicht nur wegen der allgemeinen Polarität der Struktur, nicht nur wegen des Aktes "s o f o r t i g e n Abwischens", der Milch und Blut in einen augenfälligen Gegensatz zueinander bringt;5 1 sondern deswegen, weil die Jünglinge nicht
2]2
44 TAPhA 84 (I95 3) p ff.; Mannhardt, Mythologische Forschungen, 99 f. ; Frazer zu Ovid Fasti 2,412 (S. 378). Daß das Lachen der Jünglinge das Grinsen der Wölfe nachahmen soll ,and so, by the principle of similarity, the Luperci became walwes so far as magic was concerned' (E. E. Burriss, Taboo, Magie, Spirits, Greenwood, I93I, I62; Ulf I 2 I 87), ist eine grundlose Annahme. Denn sie betrachtet das Lachen von seiner strukturellen Umgebung isoliert: Im Zusammenhang mit dem Blutschmieren und dem Abwischen mit Milch ergibt ein Grinsen von Wölfen keinen Sinn. Vgl. oben Anm. I4· 45 C.A. Böttiger I,I 5 3; Schwegler I,36 3 f. ; A. K. Michels, TAPhA 84 (I95 3) 5 5 ff. ; A. Illu minati 64\J; Binder, Aussetzung, 9d.; Alföldi, Voretruskischer Römerstaat, 88, II4ff.; W. Burkert, Homo necans, Berlin-New York, I972 (RVV 32), 98-I04. Weitere Literatur: Pötscher, Grazer Beiträge II (I984) 23677. 46 Weichheit ist eine wesentliche Eigenschaft der Wolle, s. Ovid Fasti 2,742; Ovid Metam. 2,4II. 47 Für eine Antithese und nicht für Parallelität spricht auch, daß beide Handlungen von verschiedenen Personen ausgeführt werden und dies noch besonders betont wird : oi J.u':v . . . lhEQOt ol': (nicht bloß oi o!':), vgl. W. F. Otto, Philologus 72 (I9I3) I88; ferner, daß die eigent lichen Handlungsträger das Messer und die Wolle sind, Blut und Milch nur Nebenmittel Messer und Wolle bilden aber einen schroffen Gegensatz; auch die beiden Handlungen sind antithetisch : Berühren - Abstreichen, wobei gr. �hyyavw auch die Bedeutung ,verletzen' haben kann und ,streichen' nahe bei ,streicheln' liegt. Auch e\J36<; konstitutiert eine strikte Grenze zwischen der ersten und der zweiten Handlung. S. dazu unten Anm. 5 I. 48 Die Verwundung hat also keinen Einfluß auf den Gestaltwandel; bewirkt wird dieser vielmehr durch Ablegen bzw. Wiederanlegen der menschlichen Kleidung, vgl. Petr. Sat. 62,5 : ille exuit se et omnia vestimenta secundum viam posuit . . . ille circumminxit vestimenta sua, et subito lupus.fo.ctus est. § I 2: postquam veni in illum locum in qua lapidea vestimenta erant }1Utl, nihil inveni nisi sanxuinem. ut vero domum veni, iacebat miles meus in lecto.
2]]
49 RE s.v. Faunus (Otto, I909) 206 5 f.; Gjerstad, in : Römische Geschichtsschreibung, hrsg. V. Pöschl, Darmstadt, I969, 379· 50 D. P.Harmon, ANRW 2,I6,2 (I978) I445; Ulf I09,II8 ff. ; Pötscher, Grazer Beiträge II (I984) 233-240. Harrnon führt keine Argumente an, Ulf argumentiert mit ethnographi schen Parallelen, die sich jedoch auf isolierte und partielle Einzelheiten beziehen und gerade die charakteristische Gesamtstruktur der Blutzeremonie an den Lupercalia ohne jede Analogie lassen, das Nacheinander von blutiger Messerberührung, Abwischen mit milchgetränkter Wolle, Lachen (I29 f.). Pötschers Argumente sind gewichtig: Er geht einer seits davon aus, daß ein Abwischen des Blutes nicht dem Ritus einer Tötung entspricht, andrerseits zeigt er verschiedene Momente auf, die alle Momente der Vitalität sind : der jugendliche Charakter der zwei Jungen, Blut als Träger der Lebenskraft, Milch und Wolle als Symbole der Vitalität, Lachen als Zeichen von Lebenskraft und Vollendung der Stär kung. So richtig dies alles im einzelnen auch ist, und so sehr der Gedanke der Übertragung von Lebenskraft einen Schwerpunkt des rituellen Arrangements auch bildet, er ist ungeeig net, als a I I e i n i g e s Erklärungsprinzip der Gesamtstruktur des Ritus. So angewendet wird daraus ein Prokrustes-Schema, in das alle Elemente nur gewaltsam und unter Verlust jeder Differenzierung hineingezwängt werden können. Auf diese Weise wird manches zum Ele ment der Blutzeremonie selbst gemacht, das eigentlich nur zu ihren Voraussetzungen Uugendkraft, Romulus/Remus als Vorbild) oder Folgeereignissen gehört (Fellschurz, Schlagen als Kraftentfaltung). So dient als Argument gegen die Deutung des Lachens als Freude über die Rettung, daß die Gefahr für die Jünglinge, nämlich der Umlauf (!), noch bevorsteht, sie also noch nicht zu lachen haben (240) . Ist das Berührtwerden mit einem Mes ser - im Rahmen der Blutzeremonie selbst - nicht das Abbild einer Gefahr? Ebenso gilt das Lachen als ein Akt der Stärkung, wie Blutübertragung, Milchübertragung, wobei übersehen wird, daß die Jünglinge diesmal Subjekte der Handlung (des Lachens) sind, nicht Objekte wie sonst. Manches wird auch zu einer Art Sophisma, wenn z. B. aus dem Messer auch ein Mittel der Kraftübertragung wird, mit der gewundenen Argumentation, daß das Messer das Tier gewaltsam getötet habe und dies ein Zeichen der Vitalität des Tieres sei, die dem Messer jetzt anhafte und durch es weitergegeben werde : Ein Tötungsinstrument gilt als Leben spendendes Instrument, weil es erfolgreich im Töten war! Einiges ist auch mit dem ·1 cxt nicht vereinbar, z. B. die Behauptung, daß das Lachen nicht unmittelbar nach dem Abwischen geschieht (240).' EK OE TOOTOU im Plutarch-Text ist eine eindeutige Angabe in dem Sinne, daß, solange die Jünglinge nicht gelacht haben, nichts weiter geschieht. Im übri gen s. Anm. 47, 5 1, 52· 5' So richtig W. F. Otto, Pbilologus 72 ( I 9 I 3) I HH ; Marbarh RE Lup e rc a lia I 828,28 ff.; l .arn b rcchts , Hornrnagcs a Bidez-Cumont, I 74· Das sofortige Abwischen erklärt Pötschcr,
Juno Lucina
Das Lachen der Luperci
bloß allgemein mit Blut beschmiert werden - es wird ihnen zugleich das Opfer messer an die Stirn gesetzt. Ein Messer, das gerade eben getötet hat und vom Todesblut benetzt ist, kann dieses nicht in einer neuen Qualität des ,Lebenssaf tes' auf einen anderen übertragenY Dies würde auch ein anderes, sinnfällig
antithetisches Übertragungsmittel erfordern, z. B. Wolle. So bleibt immer noch die ältere und am häufigsten vertretene Erklärung die beste, die, dem antitheti schen Charakter des Ritus voll gerecht werdend, in ihm eine symbolische Dar stellung von Tod und Wiedergeburt sieht.53 Sie bedarf allerdings der Präzisie-
Grazer Beiträge 1 1 ( I 984) 2 3 8 auf ingeniöse Weise damit, daß "nur frisches, noch nicht gestocktes Blut Ausdruck des Lebens und der Lebenskraft ist; gestocktes oder gar einge trocknetes Blut . . . zeigt vielmehr Verwundung und Tod an". Das führt auch hier zu dem paradoxen Ergebnis, daß das Blut erst durch seine Beseitigung zur wahren Existenz gelangt. Wenn dies richtig wäre, so müßte man erwarten, daß dieselben Männer das Blut auch besei tigen, die es aufgetragen haben, evtl. mit demselben Mittel, mit dem es aufgetragen wurde und mit derselben Bewegungsart (s. Anm. 47). Der pointiert antithetische Charakter der Begleitumstände weist jedoch darauf hin, daß Auftragen und Beseitigung des Blutes eine naturgemäß gegensätzliche Bedeutung haben. Es wird kein Zufall sein, daß keine Parallele dafür bekannt ist, daß als kraftspendend gemeintes Blut zugleich beseitigt wird (vgl. Ulf I 1 8 ff.). Hinzu kommt, daß die Grundthese - nur frisches, d. h. vor ein paar Minuten ver gossenes Blut sei Ausdruck der Lebenskraft - nachweislich nicht stimmt: Das an den Parilia am 2 1 . April verwendete Blut wurde höchstwahrscheinlich am I 5. Oktober des vorigen Jah res (equus October) gewonnen und seitdem aufbewahrt, spätestens aber zwischen dem 4.- I o . April, war also zehn Tage bzw. ein halbes Jahr alt und trotzdem ein Ausdruck der Lebenskraft : Die Parilia waren ein Frühlingsfest und der Geburtstag (!) der Stadt, hatten mit Tod und geronnenem Blut als Todesattribut gewiß nichts zu tun. Vgl. Scholz, Marskult, 97 ff. ; Scullard 1 0 5 , I 9 3 · Auf Altäre oder Menschen als stärkendes Mittel gegossenes Blut wird nie abgewischt, d. h. ,frisch' gehalten, sondern bleibt auf Dauer, wirkt also als ,einge trocknetes' altes Blut kräftigend. Dasselbe gilt für Blut als magisches Heilmittel. Mitunter ist sogar die Verwendung von ,geronnenem' Blut in solcher Funktion ausdrücklich vorge schrieben, s. S. Eitrem, Opferritus und Voropfer, 426, 460, bes. 426 f., 4 34· 5 2 Daß Blut an sich kräftigende Bedeutung haben kann, wenn die Begleitumstände ent sprechend sind, wird nicht bestritten. Dafür gibt es viele Belege. Doch in dem ganzen ein schlägigen Parallelmaterial, zusammengetragen in der unten zitierten Literatur, findet sich kein Beispiel dafür, daß als Träger der Lebenskraft gemeintes und übertragenes Blut a) mit einem Messer oder einer sonstigen Waffe übertragen worden wäre oder/und b) sofort abgewischt worden wäre. Als Kraftübertragung gemeintes Blut fließt vielmehr spontan, wird geträufelt, gespritzt, gestrichen o. ä. Wenn zur Sühne eines Mords in Griechenland das blutige Schwert am Haupt des Ermordeten abgestrichen wird, so handelt es sich dabei nicht um Übertragung, sondern um das eigene Blut des Getöteten und das Blut ist nicht Träger der Lebenskraft, sondern im Gegenteil Träger des Todes, der auf diese Weise ganz am Getö teten haften bleiben soll : Soph. EI. 444ff.; Mannhardt, Mythologische Forschungen, 97 ; Eitrem, Opferritus und Voropfer, 417. Sofern das Blut durch Töten gewonnen wird, besitzt es Kraft immer getrennt vom Tötungsinstrument, nachdem das Tötungsinstrument seine Funktion verrichtet hat. Es stellt immer die Substanz dar, die trotz des Todes das Leben bewahrt und weiterträgt, die Wir kung des Tötungsinstruments überlebt (Entstehen von Pflanzen oder Menschen aus vergos senem Blut, Gewinnen vitaler Kraft, Wiedergeburt durch empfangenes Blut). Das Tötungs instrument bewirkt und bedeutet Vernichtung des Lebens, Blut ist die unzerstörbare Kraft, die jene Vernichtung transzendiert. Ein zusammen mit dem Tötungsinstrument appliziertes Blut aber wird ipsa re als tödlich definiert, als eine Substanz, deren Überlebensqualität noch nicht manifest werden konnte. Blut und Waffe zusammen, blutige Waffe bedeutet Aggres sion, Beschädigung, Verletzung dessen, an den oder gegen den sie sich richtet. Dies zeigen die Fälle von Anwendung blutiger Waffen l"m römischen Material : I) Scythae sagittas tingunt viperina sanie et humano sanguine . . . martern ilico adfert le v i t a c t u (Plin. Nat. Hist.
I I,279) . 2) Stechen mit einer spitzen Waffe, die einen Menschen getötet hat, vernichtet Schmerzen der Seiten und der Brust (Plin. Nat. Hist. J4, I p ) . 3) Die hasta sanguinea der Ferialen, in Feindesland geworfen, eröffnet die Aggression gegen dieses Land und antizi piert seine Eroberung (Latte, RR, 1 22 ; Scholz, Marskult, 3 I f. mit Stellenangaben und Lite ratur). 4) Mit der hasta caelibaris, die einen Gladiator getötet hat, wurde die Braut vor der Hochzeit gekämmt (Fest.-Paul. 5 5 L.). Die verbreitete Deutung als "Stärkung der Braut" (Latte, RR, 96; Bömer zu Ovid Fasti 2, 5 60 mit weiteren Stellenangaben und Literatur) bleibt an der Oberfläche und insofern irreführend. Wenn man nämlich bedenkt, in welchem kon kreten Sinne die Braut gestärkt wird, so kommt man zu dem Schluß, daß ihre Fähigkeit, _ werden zu können, erhöht wird. Die Lanze, die nicht effektiv blutig ist, Blut über deflonert trägt, sondern nur ihre Fähigkeit unter Beweis gestellt hat, Blut zu vergießen, antizipiert auf magisch-analogische Weise die blutige Entjungferung der Braut, stärkt sie in dieser Hin sicht. Diese magische Analogie meint letztlich die erste von Festus anvisierte Deutung: ut, quemadmodum illa (sc. hasta) coniunctafuerit cum corpore gladiatoris, sie ipsa (sc. nubens) cum viro sit. Die Lanze ist rituell auf ihre Verletzung ausgerichtet. Defloration gilt symbolisch als Verwundung, Vagina als Wunde : Burkert 74 f. ; Köves-Zulauf, Gymnasium 85 ( I 978) I 97· Auch die Deutung auf Dämonenvertreibung impliziert Aggression (H.]. Rose, The Roman Questions of Plutarch p. 205 ; de Waele RE s. v. Stab - I 929 - I 9 I2). 5) sagittas corpori eductas . . . subiectas cubantibus (!) amatorium esse Orpheus et Archelaus scribunt (Plin. Nat. Hist. 28,34) : Auch hier gilt die spitze, schon einmal blutig gewesene Waffe aus den oben gesagten Gründen der analogischen Magie als ,Verwundungsinstrument' und de.:;wegen als Aphro disiakum. 6) Difficiles partus statim solvi, cum quis teeturn in quo sit gravida transmiserit . . . missili ex iis, qui tria animalia singulis ictibus inter/ecerint, hominem, aprum, ursum. Probabi lius id/acit hasta velitaris evolsa corpori hominis (Plin. Nat. Hist. 2?>3 3 ff.). Der Lanzenwurf wird allgemein als auf die Vertreibung der Dämonen auf dem Dach gerichtet interpretiert: Samter, Geburt, Hochzeit, Tod, 5 4 ff.; K . Vollprecht, Beitrag zur Problematik des Schau und Scheinkampfes, Diss. Köln, 1 963, 3 5 ff. ; G. Binder, Geburt 2 , I 2 5 f. Ebenso auf Beschä digung gerichtet bleibt die geworfene Lanze bei einer anderen Interpretation : Ist auch hier eine magische Analogie gemeint? Die blutige Lanze, die unter Überwindung von Schwie rigkeiten von der einen Seite des Hauses übers Dach auf die andere Seite gebracht wird als Abbild des Kindes, das blutbeschmiert von jenseits des Mutterschoßes in einer schwierigen Passage diesseits gelangt? Auch hier wäre die Lanze auf eine Verletzung der Mutter gerich tet, Geburt als Verwundung, ein R e c i p r o c u m der Defloration? Literatur mit Parallelmaterial zur Blutzeremonie der Lupercalia: K. F. Hermann, Lehr buch der gottesdienstlichen Alterthümer der Griechen, Heidelberg, 2 I 8 5 8, I 25 - I J2i Diels 69, 72; E. Samter, Familienfeste, 68 f. ; ldem, Geburt, 1 7 5 ff., I 8 3 ff. ; H. Hepding 1 07', I 1 9 ; L. Deubner, ARW I 9 ( I 9 IO) 499 ff. ; Frazer, Ovid Fasti z u 2,267 (S. 340 ff.) ; F . Rüsche, Blut, Leben und Seele, Paderborn, 19 30, insbes. 97-I I I; Bömer, Ovid Fasti zu 2, 5 5 9 und 5 ,223-28 ; Scholz, Marskult, J2, I 3916; Ulf u8- 1 30. 53 W. Mannhardt, Mythologische Forschungen, 96-Ioo; Deubner, ARW 1 3 ( 1 9 1 0) 5 01 f.; R. C. Kukula, Römische Säkularpoesie, Leipzig-Berlin, I 9 I I, 64'; S. Reinach, Cultes, Mythes et Religions 4, 1 2 d. ; Cook, Zeus I ,6n4; A. M. Franklin 86; Marbach RE s. v. Lupercalia ( I 927) I 827 ff. ; Frazer, Ovid Fasti zu 2,267 (Bd . 2 , 340) und zu 4,505 (Bd. 3, S. 288); F. Altheim, Terra Mater, Gießen, I93 I (RVV 22,2), I46; V. Basanoff I 29 f.; A. Brc lich, Tre variazioni, 1 1 035 ; ]. Bayer, Histoire politique, 8o; lllum inati 62; G. Piccaluga 59;
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Das Lachen der Luperci
rung. Denn manche ihrer Vertreter begnügen sich mit einer sehr abstrakten, schemenhaften Formulierung des Bedeutungsinhaltes. Genauerer Klärung bedarf insbesondere die Frage, welchen konkreten Bereichen der Realität die einzelnen Symbole entnommen sind - das ist bei Symbolen letzten Endes immer der Fall -, ferner, inwieweit ihr vorliegender symbolisch-ritueller Zusammenhang reale Zusammenhänge reproduziert, oder aber erst auf der Ebene der Symbolik hergestellt worden und zu verstehen ist. Im gegebenen Rahmen ist für uns vor allem die Frage von Interesse, in welchem Ausmaß For men des realen Geburtsverlaufs hier zu Symbolzwecken verwendet wurden. Es kann nämlich kaum anders sein, als daß eine Wiedergeburt symbolisch unter Zuhilfenahme der Formen wirklicher Geburt dargestellt wird.54 Daß Milch ein beliebtes Symbol für Wiedergeburt war, in den antiken Mysterienreligionen ebenso wie auf Zauberpapyri und im frühen Christentum, ist schon öfters festgestellt worden.5 5 Daß der reale Bezugspunkt der Symbolik dabei die Fütterung des Neugeborenen mit Milch ist, liegt nicht nur auf der Hand, wurde nicht nur in der Forschung schon vermerkt,56 sondern wird bereits in den religiösen Formeln selbst ausgesprochenY Dieselbe symbolische Bedeutung auch im Falle der römischen Lupercalia anzunehmen, ist, angesichts des rituellen Umfeldes, unvermeidlich: Die Milch findet hier Anwendung an der heiligen Stätte, wo die Wölfin die Gründerzwillinge mit ihrer Milch am Leben erhalten hat, unter der ,milchspendenden' .ficus Ruminalis, 58 als Teil einer Feier, deren Zweck es unter anderem ist, den Frauen zum Gebären zu verhel-
fen. Wegen dieser Umrahmung, wegen der naturgegebenen Assoziation ,Milch/(Wieder)geburt',59 ist die Annahme völlig unbegründet, die Römer hät ten einen solchen menschlichen Urgedanken aus dem hellenistischen Griechen land entliehen.60 Wenn nun auf diese symbolische Vergegenwärtigung einer wichtigen Etappe in der Entwicklung des Neugeborenen ein Lachen folgt, dar gestellt von denselben mit Milch behandelten Jünglingen, und wenn andrerseits im realen Verlauf der postnatalen Entwicklung das Lachen eine unerläßliche Rolle spielt, 6' später als die erste Milchfütterung sich zeigt und die Zeit des Geborenwerdens letztlich abschließt, so ist die natürliche Annahme, daß wir es auch in diesem Punkt mit der symbolischen Verwendung eines Phänomens des realen Geburtsverlaufs zu tun haben: Das Lachen der luperci ist das Lachen des Neugeborenen. Nicht die symbolische Zusammenfassung irgendwelcher angeb licher Gewohnheiten, die Errettung aus einer Lebensgefahr mit einem Lachen zu quittieren62 - ist dies wirklich eine durchgängige, typische Verhaltensweise? - ; auch nicht die Anwendung irgendwelcher nebulöser magischer Praktiken,6J sondern die Nachbildung einer wohlbekannten, konkreten, naturgesetzlich regulären Lebensäußerung im Laufe der Entwicklung eines jeden Menschen (vgl. oben Anm. 1 4,44) . Wenn somit von den drei konstituierenden Akten der Blutzeremonie zwei als eine Nachbildung des Geburtsgeschehens erscheinen, einzelngenommen und in ihrem strukturbildenden Nachein ander, so ergibt sich die Frage, ob dies nicht auch für den ersten Akt, die Berührung mit dem blutigen Messer zutrifft. In der Tat hat man schon auf die Schwierigkeiten hingewiesen, die sich ergeben, wenn man diesen Akt als das Abbild der Tötung eines Menschen auffaßt:64 Absichtli ches, erst recht rituelles Töten, erfolgt kaum jemals durch eine Verwundung der Stirn, sondern durch Durchschneiden der Kehle, Stich in das Herz, in die Schlagader o. ä.65 Insbesondere ist dies der Fall in den zur Stützung dieser These angeführten Parallelfällen. 66 Ein unmittelbares Abbild direkten Tötens kann hier also nicht vorliegen. Allerdings sehr wohl ein symbolisch verklausu liertes Bild für einen verwandten Tatbestand : Obwohl man das Opfertier nicht
2]6
Lambrechts, Hommages a Bidez-Cumont, 174; D. Porte, REL 51 (1973) 177; Alföldi, Vor etruskischer Römerstaat, roo, 1 02. 5 4 Parallelität von leiblicher Geburt und Wiedergeburt in der Taufe: G. Binder, Geburt 2 , r 66. - Wenn z. B. die Nacht symbolisch als Mond und Sterne erscheint, so stammt diese Zusammenstellung aus der Realität; die symbolische Darstellung der Unbeständigkeit des Schicksals als eine Frauengöttin mit Rad ist aber ein Ensemble, das auf der symbolischen Ebene zustandekommt. Zur Theorie G. Binders von der Blutzeremonie als Abbild einer Aussetzung s. unten S. 24 r . Ulf 1 42 14 1 kritisiert die Deutung der Blutzeremonie als Darstellung von Tod und Wieder geburt: Sie sei nicht überzeugend, weil sie eine Zeremonie von dem rituellen Ganzen isoliert deute; ferner sei es unwahrscheinlich, "daß in einer einzigen zeremoniellen Handlung Tod und Wiedergeburt dargestellt werden sollen"; drittens lassen die engsten Parallelen "von dieser Vorstellung nichts erkennen, und es fehlt . . . das zu dieser Auffassung gehörige ,Ver schlingerwesen' ". Doch ist es nicht richtig, ein Phänomen unbedingt in das Prokrustesbett von Parallelen zwingen zu wollen (wozu s. Scholz, GGA 236- r 984-174 f.) ; des weiteren handelt es sich n i c h t um eine einzige, sondern um zwei Handlungen ( Messerhandlung Tod ; Wollehandlung = Wiedergeburt) ; richtig ist, daß die Blutzeremonie nur als Teil des Ganzen gültig interpretierbar ist - folgende Ausführungen beruhen auf der methodischen Beachtung dieses Prinzips. 55 Deubner, ARW 19 (1 9 1 0) 5 0 1 ; Reinach, Cultes 4, 1 21 f. ; Cook, Zeus r ,6774 ; Franklin 8 6 ; K. Wyß, Die Milch im Kultus der Griechen und Römer, Gießen, 1 91 4 (RVV 1 5 ,2), 5 2 ff. 56 Mannhardt, Mythologische Forschungen, 99; Reinach, Cultes 4,1 2 r f. ; K. Wyß 5 3 ; Frazer, Ovid Fasti, Bd. 2 , S . 340 (zu 2,267) ; Illuminati 6 2 ; Neraudau, La jeunesse, 206. 57 Wyß 54 ff. ; Franklin 86; Eitrem, Opferritus und Voropfer, 1 022• IH s. oben s. I H6 f. Fr;v.cr, Ovid Fasti, Bd. 2, s . 34 5 I; Briquel, Trois etudes, 3or ff. =
2] 7
59 Neraudau, La jeunesse, 206. In keiner sonstigen Lebensperiode ist Milch so aus schließliche Nahrung wie in den Wochen nach der Geburt. 60 S. unten S. 2 5 6. Fremden Ursprung nehmen an Deubner ARW 1 3 (1910) 5 02 f.; Frank lin 8 6 ; Marbach RE s. v. Lupercalia r 82 r , gewissermaßen auch V. Basanoff r 29 f. Dagegen s. unten Anm. 8 5. Milch spielt in Initiationsriten bei verschiedenen Völkern eine Rolle, s. Ulf 1 2 8 f. Auch dies spricht für einen allgemein menschlichen Grundgedanken. 61 Das Lachen des Kleinkindes ist ein unbedingtes Muß seiner Entwicklung, s. unten Anm. 42 5 . Auch die jungen luperci m ü s s e n lachen: r�;A.äv 8e 8Et'ta J.lEI{lUKtU (Plut. l. c.) . 62 Reinach, Cultes 4, 1 2 5 ff. 63 So Reinach, Cultes 4, 1 2 3 ff., 1 27 ff. ; Illuminati 6 3 f. ; Neraudau, La jeunesse, 204f.; Pötscher, Grazer Beiträge r r ( r 984) 239 f. 64 W. F. Otto, Philologus 72 (191 3) r 87; Pötscher, Grazer Beiträge r r (r 984) 2 3 4 f. S. oben Anm. 4 r . 6 5 Schol. Apoll. Rhod. 1 , 5 87 ; Otto, Philologus 7 2 (191 3 ) 1 87; Samter, Geburt, 1 8 3 ; Latte , RR, 3 8 8 ; Pötscher, Grazer Beiträge r r (1984) 2 3 4 f. 66 Otto, Philologus 72 (191 3) 1 87 ; Reinach, Cultcs 4, 122.
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durch eine Verwundung des Kopfes tötet, ist eine Beschädigung dieses Körper teils vor dem Töten rituelle Vorschrift, sei es durch einen betäubenden Schlag auf den Kopf, sei es durch Abschneiden der Stirnhaare. Die Handlung bildet einen Teil des Voropfers, bereitet das Töten vor, ist aber nicht das Töten selbst das Tier kann manchmal noch entfliehen, und es floß noch kein Blut.67 Über j ede praktische Wirkung hinausgehend wird diese Maßnahme als symbolische Handlung interpretiert: Da der Kopf Sitz des genius ist, wird durch dieses Vor opfer die tödliche Gefährdung des genius des Tieres symbolisch vor Augen geführt, nicht die Tötung des Lebewesens selbst vollbracht.68 Nach diesem Muster könnte auch erklärt werden, warum in der Blutzeremonie der Luperca lia mit dem blutigen Messer gerade die Stirn berührt wird : Nicht effektive Tötung, sondern nur tödliche Gefahr, mit der Alternative möglichen Entrin nens, soll symbolisiert werden ; nicht der Mensch selbst ist betroffen, sondern sein genius, als dessen Sitz insbesondere die Stirn gilt.69 Eine vielleicht pedan tisch anmutende Unterscheidung, die sich jedoch als bedeutsam erweist. Für eine solche Nuancierung gibt es nämlich keinen einsehbaren Grund, wenn es sich nur darum handelt, ein allgemeines Bild des Todes mit der Vorstel lung der Geburt zu konfrontieren. Sie wird dagegen sofort verständlich, wenn man davon ausgeht, daß auch der Messerritus als Abbild einer konkreten Phase des Geburtsgeschehens gemeint ist. Denn die Zeit vor dem ersten Lachen des Kindes ist in der Tat eine Periode der Todesnähe, nur des möglichen, nicht des effektiven Todes, und alles kommt auf die Wahrung und zunehmende Vertie fung dieser Differenz an. Dies wäre ein unabweisbar notwendiger Grund, der Rettung durch den glücklichen Abschluß der Geburt ein Bild nur der Todesge fahr, nicht des Tötens als Kontrapunkt entgegenzuhalten. Und wo sollte eine Bezugnahme auf den genius, den Geburtsgeist, statt der Person selbst, wie in der Stirnberührung impliziert, besser am Platz sein, als in einer Darstellung der Geburt? Ganz abgesehen davon, daß die Versinnbildlichung aufeinanderfol gender Phasen eines und desselben Geburtsgeschehens durch sukzessive rituelle Handlungen ein Ergebnis ist, das durch seine selbstverständliche Einfachheit bestechen mag. Spielen aber Messer und Blut in den Anfangszeiten des Geburtsgeschehens überhaupt irgendeine Rolle, wie beim Opfer, die als Anhaltspunkt dienen könnte für eine symbolische Darstellung der Todesnähe bei der Geburt mit
Hilfe dieser Gegenstände? Es gibt einen Moment, in dem ein Messer oder ein messerähnlicher scharfer Gegenstand an jeden Säugling angelegt wird : die Durchtrennung der Nabelschnur. Dies ist mit Blutvergießen verbunden, ver stärkt die originäre Blutbeschmutztheit des Neugeborenen /0 außerdem ist es mit der Gefahr gekoppelt, daß subsequenti fluxu sanguinis in/ans periclitetur (Mustio 1 ,78 p. 29 Rose)/' Diese Abtrennung von der Mutter, die biologische Verselbständigung ist es, die das Kind, nach der relativ gesicherten Koexistenz im Mutterleib, am Anfang seiner Lebenstage definitiv in Todesnähe bringt. Wir wissen außerdem von Soran, daß die Anwendung des Messers zur Omphaloto mie mit abergläubischen Angstvorstellungen verknüpft war: Man befürchtete, daß eine solche Handlung ein magisches Vor-Bild für ein späteres Zu-Tode Kommen des Kindes durch ein Messer sein würde (1. c.)/1 Unmittelbar nach der Omphalotomie wurde das Neugeborene von dem Geburtsschmutz, nicht zuletzt vom Blut gereinigt. So scheint uns, daß hier die konkrete Wurzel mit Händen zu greifen ist, aus der die symbolische Berührung der luperci mit Mes ser und Blut herausgewachsen ist, die sich durch das Milchsymbol und ihr Lachen als Quasineugeborene zu erkennen geben. Es ist hier kaum mehr geschehen, als daß die von Soran bezeugte abergläubische Vorstellung, die an der Omphalotomie haftete, rituell dramatisiert wurde/3 Wir kommen hiermit zu dem Schluß, daß die Blutzeremonie in allen ihren Teilen einheitlich als die symbolische Darstellung einer Geburt zu deuten ist/4 Zur Darstellung kommt der Teil des Geburtsverlaufs, der insbesondere durch Todesnähe und deren sukzessive Überwindung gekennzeichnet ist, mit der Omphalotomie am Anfang und dem siegreichen ersten Lachen als Abschluß; dazwischen liegt die Bezugnahme auf die Reinigung und das erstmalige Füt tern/5 mit Milch ,as the substance which sustains new life', nach der Formulie-
Deubner, ARW I 3 ( I 9 r o) 500; Latte, RR, 3S7 f.; Burkert I 2. Onians I 07 f. Daraus kann sich ein Ersatzopfer entwickeln (Haaropfer statt Opferung eines Tieres) : Samter, Geburt, I 79 ff., 203 f. 69 Serv. ecl. 6,3 ; Aen. 3,607; Eitrem, Opferritus und Voropfer, 407, 440\ Wagenvoort, Dynamism, I 9 I ; Onians I 29 f. Die Stirn des Neugeborenen wird in Rom gegen den bösen Blick mit Speichel bestrichen : Pers. Sat. 2 , 3 I ff.; Binder, Geburt 2, I I6 f., I 24, I 66. Auch hier ist die Stirn eine pars pro toto für den Kopf, und dieser fo r die Person (Eitrem, Opferritus und Voropfer, 407). Umsernehr kann das Beschmieren der Stirn mit Blut im Luperealienritus sozusagen ein symbolisches Kontrastbi ld dieser rralt·n postnatalen Verfahrensweise sein. Beschmieren der Stirn ist aber auch als lnitiationsuremonie nicht unbekannt, s. Ulf I 24, I 2497 , I 2 8 . 67
68
2] 9
70 S. oben S. 20 mit Anm. 70. Welches rituelle Gewicht das Blut des Neugeborenen erlan gen konnte, zeigt exemplarisch der Bericht des Antoninus Liberalis § I9 über 1:0 'tOÜ �to<; i::K Tfj<; yEvi::cn:ro<; Ctt!J.Ct, das sich zusammen mit den Windeln des Zeus in der kretischen Geburtsgrotte befand und jährlich einmal rituell zum Sieden gebracht wurde. Die Beschrei bung stammt aus der Ornithogonie des Boios, wurzelt aber in einer volkstümlichen Sage, die höchstwahrscheinlich schon im 6.Jhdt.v.Chr. nachzuweisen ist: Antoninus Liberalis ed. M. Papathomopoulos, Paris, I 96S, S. 3 3 und I I 26-7 sowie I I 3 1 2 . Bezeichnenderweise ist die Grotte nicht die Stätte einer Tötung, sondern nur einer Todesgefahr, einer versuchten Tötung: ZEu<; öi:: ßQovTi]cra<; avi::'tEtVE 'tOV KEQetuv6v, Mo!Qat öi:: Kai ®i::J.Lt<; i:: KroA.ucrav · ou yaQ �v öcrtov au1:6St SavEtv ouötva. 7 1 Soranus Gynaec. 7, I I (So) p. 5 S,26 ff. Ilberg; Diepgen p, S9, r So. 72 Soran Gynaec. 7, 1 1 (So) p. 5 S , 1 4 ff. Ilberg; Diepgen S9,93. S . oben Kap. I, Anm. 40. 73 Vgl. jedoch auch oben Anm. 69. 74 Ähnlich äußerte sich kurz schon W.Aly, ohne nähere Begründung, ARW 3 3 ( 1 9 36)69 : .,So dürfen wir in diesem Ritus einen Geburtsakt sehen, die Säuberung des Neugeborenen, dessen Lachen es sofort als besonders begnadet erkennen läßt". 7 5 S. oben S. 3· In diesem Sinne ist die Blutzeremonie teilweise tatsächlich ein Reinigungs ritual, aber in konkretem, geburtsbezogenem Sinne, nicht allgemein abstrakt ("Der Mensch soll vom Bösen jeder Art . . . gereinigt werden" Otto, Philologus 72 [ I 9 I 3] I 87, was von Marbach RE s. v. Lu pe rca li a I 828, 5 o ff. zu Recht bemängelt w i rd ; er spricht ,.von der doch
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rung eines Vertreters der Kraftübertragungstheorie (Harmon 1 44 5 ) . Es handelt sich um eine symbolisch verkürzende Vergegenwärtigung, in der Realitätsele mente und symbolische Verknüpfungen ineinander verwoben sind. So ist z. B. nicht nur die Rolle der Stirn symbolisch zu verstehen, sondern auch die Anwendungsart der Milch : In der Realität wird sie nie als Reinigungsflüssigkeit verwendet, bei einer Geburt nicht und sonst auch nicht, höchstens als seltene Ausnahme.76 Gesäubert wird das Neugeborene mit den verschiedensten Sub stanzen, von Wasser und Wein angefangen bis zu Galläpfelsaft, Urin oder Mauersalpeter, aber nie mit Milch.77 Auch in der Medizin dient Milch nicht als Reinigungsmittel, sondern als heilende Substanz, interessanterweise häufiger gegen Augenkrankheiten, blutrote ( !) Augen, aber auch gegen Kopfschmerzen, ab und zu sogar in Wolle getränkt und an die Stirn appliziert.78 Dies weist dar auf hin, daß sie auch in der Blutzeremonie nicht bloß eine technische Funktion ( = Abwischen) hat, sondern eine eigenständig symbolische Bedeutung besitzt; als Symbol für Fütterung wirkt sie gegen die Kräfte des Todes.79 Dieselbe Frage stellt sich schließlich auch hinsichtlich der Wolle : Ist sie nur rein technische Notwendigkeit, da man zum Abwischen irgendeinen Stoff benötigt, oder aber ist sie symbolisch zu verstehen, Bo mit möglichen Bezugspunkten in der realen Säuglingsbehandlung? In dieser spielte sie eine wichtige Rolle : Das Kind wurde in Wolle gewickelt.81 Wenn man Wolle als Symbol für die Phase des Wickeins
und des ln-die-Wiege-Legens versteht, erhalten die bis jetzt noch fehlenden Glieder der postnatalen Versorgung auch ihre Entsprechung im rituellen Abbild. Auch die symbolische Aussage wird vollständig: Wolle in Verbindung mit Milch wischt das Blut ab, wie das Geborgensein in den Windeln, in der Wiege und die Ernährung die zwei Potenzen sind, die das Kind realiter vom Tode bewahren.82 Es stärkt dieses Ergebnis, daß manche Altertumskundige schon in der Antike eine ähnliche Auffassung vertreten haben : Die Blutzeremonie sei - zumindest in ihrem zweiten Teil - eine rituelle Nachahmung der Geburtsgeschichte der Gründerzwillinge, die Reinigung mit Hilfe der Milch ein Erinnerungsbild ihrer Fütterung.83 Eine Auffassung, die heute noch ihre Anhänger hat.84 Die von uns vertretene Deutung widerspricht dieser Auffassung nicht, faßt sie nur allgemei ner : Dargestellt wurde grundsätzlich eine Geburt schlechthin, die eines jeden Menschen, und so auch die der Gründerzwillinge, ja diese vorrangig. Da Romulus und Remus die archetypischen Mustergestalten für jeden Römer waren, war jede Geburt gewissermaßen nur eine Wiederholung j ener archetypi schen Geburt. Daß im Falle der Zwillinge die Periode der Todesgefahr die Form der Aussetzung hatte, abweichend vom Normalfall, stellt keinen grund sätzlichen Unterschied dar : Die Aussetzung ist nur eine besonders prägnante Form der allgemeinen Todesnähe nach einer Geburt; das Verlassen des mütter lichen Leibes, die Durchtrennung der Nabelschnur ist die primäre Aussetzung. Nun endet zwar eine Geburt mit dem ersten Lachen, fängt aber mit der Omphalotomie nicht an. So drängt sich die Frage unausweichlich auf, ob nicht auch die früheren Phasen der Geburt, die Geburt im engsten Sinne, ihre Dar stellung im Luperealienritus fanden. Dies umso mehr, als die Blutzeremonie keineswegs als Fremdkörper im Gesamtgeflecht der Feier dasteht, 85 sondern durch viele Fäden mit ihm organisch verflochten ist. Hinsichtlich der Milch ist dies oben S. 2 36 f. schon festgestellt worden. Dasselbe gilt aber hinsichtlich des
recht unwahrscheinlichen Symbolik des Blutes für ein allgemein gedachtes, zu entfernendes Übel"). 76 Gelegentlich wird von Milch als Reinigungsmittel gesprochen, so z. B . Eitrem, Opfer ritus und Voropfer, I O I f. oder Diels 7 1 . Wenn man die angeführten Belegstellen aber nach prüft, erweisen sie sich als irrelevant, bis auf einen Zauberpapyrus, Berl. Pap. 2,20; Wyß 5 6 : f;crni:Qar;; !LEAAWV Kot�LiicrSat 6vEicp yaA.aKn KaSiiQÖV cro[u] Tl']v crTQW!ivTJV, - man soll vor dem Schlafengehen sein Lager mit Eselsmilch reinigen. (K. Preisendanz, Papyri Graecae Magicae, Leipzig, I928, I p. 22, v. 2 I f.) 77 Diepgen I75, I 8 I . 7 8 Plin. Nat. Hist. 20,67; 2 I I ; 28,72 ff. ; I 3o ; p , 36; 36, I 5 2 · n I n diesem Sinne deutete schon Butas (Piutarch) richtig (Romulus 2 I ,9) : 1:ijv otu 1:0ü yaA.aKTor;; a n o K a S a Q cr t v als un6�LVTJ!LU 1: fj r;; T Q O Soran Gynacc 2, 1 4(83) p. 61 ,10. 62,1 9 ff. Ilberg; Mustio 1 , 8 1 . Auch in der einzigen
von Ulf I 29 gefundenen Parallele zur Verwendung von Wolle in einem Initiationsritus hat diese mehr als technische Bedeutung : "Die Ambo (Nordrhodesien) geben in die bei den Übertragungszeremonien angebrachten Wunden Wolle, wodurch die Geschlechtskraft der Initianden gestärkt werden soll." 82 Eine direkte ethnographische Parallele für die Details der Blutzeremonie, nämlich " . . . Verwendung des Messers . . . und . . . die Verwendung von Milch und Wolle" ist noch nicht gefunden worden, Ulf I29 f. 83 V gl. oben Anm. 30 und 79· Plut. Rom. 2 I ,9 f. 84 G. Binder, Aussetzung, 99 f. ; N eraudau, La jeunesse, 202. 8 5 Als Hauptargument für die These des fremden Ursprungs (s. oben Anm. 6o) wurde ins Feld geführt, daß die Vorstellung einer mystischen seelischen W i e d e r gehurt nicht römisch, sondern hellenistisch sei. Wenn in der Blutzeremonie demgegenüber das Abbild einer einfachen allgemeinmenschlichen G e b u r t gesehen wird, so entfällt jene ganze Argumentationsgrundlage von vornherein. Für einen integralen, ursprünglichen Bestandteil der Lupercalia halten die Blutzeremonie insbesondere : W. F. Otto, Philologus 72(191 3) I 8 8 ff. ; Cook, Zeus 1 ,6774 Schluß; Wyß 3 8 ; H . J. Rose, Mnemos. 60(1 9 3 3) 395 ; Latte, RR, 865 ; E. Sachs, AJPh 84(1 963)277 f. ; E. Gjl'r stad 379, 399 ; Ulf 6o f., 61 '0\ , 141 > l7.
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blutbeschmierten Messers : Wo sollte es plötzlich hergenommen worden sein, wenn nicht vom gerade erst verrichteten Tieropfer?86 Ob die Wolle vom Opfer tier abgeschnitten wurde oder nicht, gehörte sie derselben rituellen Kategorie der ftbrua an, wie der Schlagriemen der umlaufenden luperci; von diesen ftbrua erhielt der Festtag die Benennung dies Februatus, ja der ganze Monat seinen Namen.87 Das Lachen der zwei Jugendlichen schließlich ist nur wie das früh zeitige Auftauchen eines Leitmotivs, das später die ganze Darstellung beherrscht; der Umlauf der luperci war geprägt von spielerischer Ausgelassen heit, Spaßmachen, Lachen.88 Auch in diesem Sinne war das Lachen der Jüng linge ein ,erstes' Lachen. Wenn Ovid Fasti 2,377 bzw. 3 5 5 vom Lachen des Romulus und auch des Hercules im Zusammenhang mit den Lupercalia erzählt, so darf vermutet werden, daß das lachende Auftreten der luperci den realen Hintergrund solcher Erzählungen bildete.89 Da im rituellen Aufbau der Lupercalia der Blutzeremonie im wesentlichen nur das Opfer vorausging, müßte eine Darstellung der Geburt im engen Sinne, des Heraustretens aus dem Mutterleib, durch das Opfer erfolgt sein. Ist so etwas möglich? Das Opfer ist seinem letztendlichen Zweck nach ein kreativer Akt. Es zielt auf , Stärkung' als Endergebnis ab, Stärkung des Altarsteins, der Gottheit, der Teilnehmer.9° Die Vernichtung des Opfertieres ist nur das notwendige Mittel zu diesem Zweck. Diese Vernichtung ist andrerseits nicht restlos. Im Gegenteil : Die Restitution des getöteten Tieres, durch Wiedererrichtung und Heiligung der Reste, bildet den konstitutiven AbschlußteiL Die Formen sind vielfältig : Wiederherstellen der Tiergestalt mit Hilfe der auf den Altar gelegten Knochen ; Anbringen der Hörner i m Tempel ; Ausspannen und Ausstopfen der Tierhaut; Aufstellen eines Bildes ; Verehrung als göttliches Wesen.9 1 So endet das Opfer mit einer Auferstehung handgreiflicher Art, damit, daß neues Leben - zunächst nur symbolisch - wiederum entsteht, auf Grund des paradoxen Glaubens, daß ein Lebewesen, das bestehen soll, durch das Opfer hindurchgegangen sein
muß.92 In der römischen Religion kommt dies durch die alte Formel für opfern deum mactare, hostiam mactare= ,den Gott mehren', ,das Opfertier mehren' zum Ausdruck9J sowie durch die Bezeichnung magmenta oder augmenta ,Vergröße rungen' oder ,Vermehrungen' für die Teile des Opferfleisches, die man von a l l e n Gliedern des getöteten Tieres abschnitt und auf den Altar legte, "zwei felsohne als Zusammenfassung des ganzen Körpers" (Dumezil l. c.).94 Das Opfer resultiert also einerseits in der Hervorbringung eines gestärkten Gottes, endet andrerseits mit der Wiederherstellung des getöteten Lebewesens in höherer Form. So betrachtet, überrascht es keineswegs, daß Opferhandlung und Geburtsri tus häufig in Verbindung miteinander vorkommen. Neben dem Opferaltar gerade des Zeus Lykaios in Arkadien, Schauplatz eines geheimen Opferfestes, befindet sich die ,Höhle der Rhea' und der Bezirk, wo Zeus geboren und von den arkadischen Nymphen gepflegt wurde ; nur "geweihte Frauen" dürfen die Geburtshöhle betreten: "Die Männer versammeln sich zum Opfer; . . . die Frauen pflegen neugeborenes Leben".95 Ähnlich wird in Olympia, neben den Tötungsopfern am Zeus- und am Pelopsaltar, im Höhlenheiligtum des Zeus Sosipolis und der Geburtsgöttin Eileithyia der Kult eines göttlichen Kindes ver richtet; das unablässige Töten am Zeusaltar hat ihr Gegenstück in der geheim nisvollen Geburt in der Höhle.96 Als gleichzeitig und sich gegenseitig bedingend beschreibt Plutarch einen Opferritus und einen Geburtsritus in Deiphi : Die Hosioi bringen im Heiligtum ein ,unsagbares' Opfer dar, das Plutarch mit der Zerstückelung des Dionysos assoziiert, während die Thyiaden das Kind in der Getreideschwinge ,wecken'.97 Schon in paläolithischen Heiligtümern in <;:atal Hüyük ist eine Göttin gebärend, mit weitgespreizten Beinen dargestellt, aus deren gespreizten Schenkeln Tierschädel hervortreten : "sie ist die Mutter der Tiere, die gejagt und geopfert werden",98 Opferung Oagd) und Geburt erschei nen hier als identischer Vorgang. Daß solche Zusammenstellungen von Opfer und Geburt auf der Grundauffassung beruhen, Tod und Geburt bildeten eine Polarität,99 ist leicht einzusehen. Wenn man den kreativen Grundcharakter des Opfers bedenkt, erhebt sich jedoch die Frage, ob der Zusammenhang nicht noch enger ist, ob die Polarität nicht nur in einer polaren Verteilung des Schwergewichts im Rahmen eines identischen Grundmusters hier wie dort besteht. Wenn die rituelle Aussage des Opfers ist, daß der Weg in den Tod zum Leben führt, 1 00 und wenn auf der anderen Seite der Sinn der Geburt, daß der Weg ins Leben aus dem Tode kommt, so liegt in der Tat beide Male dasselbe große Kreislaufmuster Leben-Tod vor, nur in jeweils anderer Gewichtung. Erst
86 So J. Marquardt-G . Wissowa 3,44 3 ; RE s.v. Faunus (Otto, 1 909) 206 5 ,49 ; W. W. Fowler, Religious Experience, 34; Idem, Roman Festivals, 3 1 5 ; Wissowa, 2RuKR, z r o ; Otto, Philologus 72( 1 9 1 3) 1 86 ; Franklin 8 3; Frazer zu Ovid Fasti 2, 267 (S. 2, 340) ; Bin der, Aussetzung, 99; Harrnon 1 442 ; G. Dumezil, Religion archalque, 342 ; Gjerstad 379, 399 ; Scullard 77 ; Ulf 1 2 9 f. 87 Ovid Fasti z,zr f. ; Festus P·75 L.; Plut. Quaest. Rom. 68(z8o B) ; Serv. Aen. 8,343 ; Deubner, ARW 1 3 ( 1 9 1 0) 5 o d. 88 Liv. 1 , 5 , 2 ; Val. Max. 2,2,9; Plut. Caes. 6 I , z ; Tert. Spect. 5 , 3 ; Aurelius Victor Origo zz,I ; Isidor Orig. I 8 , I 6, z ; Gelas. epist. adv. Andr. I 9 f. ; Binder, Aussetzung, I I z ; Holleman, Pope Gelasius, 63, 68, I OO, uz, I 46, I 49, I 5 8, I 82, I 86; Scullard 77· 89 Sachs 278 f. ; Scholz, Entretiens Hardt 27 ( I 98 I ) 303 (oben Anm. 30) ; Falsch Binder, Aussetzung, 99 (oben Anm. 4 I ) . Vgl. auch Holleman, Pope Gelasius, 3 I , 68, 7o f., I05 f. ; N eraudau, La jeunesse, 204 f. 9o Wagenvoort, Dynamism, 4 5 ff. ; Latte, RR, 4 5 f. 9' W. Burkert 22, 24, 7929, I 29, I 59, z6o-6z, 269-27 1 . Errichtung eines Baues, eines Altars, einer Statue über den Opferresten : 49 f. ; Aufrichtung eines erigierten Phallos als Wiedergutmachungsritus nach einer Kastration : Hz f.
92 Burkert 24, 30, 49; G. Thomson 5 I . 93 Latte, RR, 4 5 f. Ähnlich ist die alte Bedeutung von adolere (Latte, RR, 4 5 2) . 94 Dumezil, Religion archalque, 5 34; Latte, RR, 3 89. 95 Burkert ro6; Cook, Zeus I ,66-88. 96 Burkert I I 8 . 97 Burkert 1 4 I f. 98 Burkert 92 f. 99 Burkert 108, 3 I 9· '00 Burkert 292.
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Das Lachen der Luperci
so wird es ganz erklärlich, daß die Mutter der Tiere die Herrin des Opfers ist; daß der homo necans im Dienste der Geburtsgöttin steht. 1 0 1 Von selbst versteht sich dann auch, warum Gestalten wie Artemis und Diana Göttin der Geburt und Göttin der Jagd in einem sind, der Jagd, die das genetische Urmuster des Opfers darstellt. 1 02 Im rituellen Töten und in der Geburt die gleiche große Grundstruktur zu erkennen, mit jeweils umgekehrter Ausrichtung, liegt für den primitiven Menschen umso näher, als für ihn jeder Neugeborene ein wiederge borener toter Ahn ist, bzw. der Tod eines Alten nur die Vorstufe zum Neugebo ren-Werden in der Gestalt eines Enkels. 1 03 Man stirbt, um geboren zu werden, und man wird geboren, weil man vorher gestorben ist. Angesichts solcher Strukturverwandtschaft bedeutet es keine Schwierigkeit, das eine Muster als das Abbild des anderen zu verwenden, ganz oder partiell. Eine solche Substituierung ist sogar eine sehr einfache Methode symbolischer Verschlüsselung : Ein Opfer, insbesondere die ,Geburtskomponente' des Opfers, die Restitution, kann auf hervorragende Weise das reale Mutter-Werden ver sinnbildlichen, wie die mit dem Opfer erzielte Stärkung das Hervortreten eines Kindes u. ä. 1 04 Ebenso gut denkbar ist die gleichzeitige Zurschaustellung beider Vorgänge in enger Kombination, so daß gemeinte Realität und symbolisches Abbild sich dauernd durchdringen. Eine Zeremonie des Gikuyu (Kikuyu) -Stammes aus Kenya in Afrika bietet dafür ein lehrreiches Beispiel, welches seit Frazer eine wichtige Rolle in der Diskussion über das Wesen gerade der römischen Lupercalia spielt. In einer bestimmten Phase der Initiationsfeierlichkeiten wird die Geburt der Initianden dargestellt. Ein ausgesuchtes Schaf oder eine Ziege wird geschlach tet, aus deren Fell Streifen geschnitten und an die Handgelenke der Kinder gebunden werden. Vater und Mutter gehen zu Bett, dann fängt die Mutter an wie in einer Niederkunft zu schreien, der Vater ruft die Hebamme. Diese legt die Gedärme des geschlachteten Tieres auf das Fell, auf dem die Mutter jetzt sitzt oder das die Beine der Mutter bedeckt. Die Gedärme werden geschnitten und die Kinder schreien laut auf. Daraufhin wird aus den Gedärmen ein langer Streifen geschnitten und um die in einer Gruppe stehenden Kinder gelegt, so daß er auf ihren Nabeln aufliegt. Jetzt kommt die Hebamme mit einem in das Opferblut getauchten Rasiermesser und schneidet den Streifen entzwei. ,This
symbolises the cutting of the umbilical cord at birth'. Der zerschnittene Fell streifen wird dann wie die Reste der Nabelschnur und die Nachgeburt wegge tragen und begraben. Das Fleisch des Opfertieres wird darauffolgend in einem festlichen Mahl verzehrt. 1 0 5 Statt eine ausführliche Analyse dieser Zeremonie zu versuchen, für die uns Kompetenz und Raum fehlen, sei nur einiges festgehalten, was in die Augen springt. Es handelt sich unverkennbar um die Darstellung der Entstehung eines Kindes, von der Befruchtung bis zum Abfall der Nabelschnurreste ; 1 06 das erste Schneiden der Gedärme, gekoppelt mit dem Aufschrei des Kindes stellt offen bar das Heraustreten aus dem Mutterleib dar. Die Gestalt der Mutter ist dop pelt vorhanden, einmal realiter; und einmal als das Opfertier: Das Sitzen der Mutter auf dem Fell bzw. das Fell auf ihren Beinen, das Niederlegen der Gedärme auf den Sitz der Mutter, der Name der Zeremonie ,Geboren von der Ziege" 07 sind die Merkzeichen der Identifikation von Mutter und Opfertier. Identifiziert wird sie jedoch mit dem schon getöteten Tier : Das Fell, das sie bedeckt, die Gedärme, aus denen die Kinder hervorgeholt werden und ihre Nabelschnur entsteht, sind Reste eines getöteten Tieres. Nicht der Akt der Opfertötung wird somit hier zur parallelen Vergegenwärtigung des gespielten Geburtsaktes verwendet, sondern die Behandlung der Reste nach der Tötung, in der dritten Phase des Opfers, der Phase der Restitution im weitesten Sinne. Dies ist im vollen Einklang mit dem oben Gesagten : Die Restitutionsphase ist die Geburtskomponente in der Opferstruktur. 1 08 Eine Zeremonie im modernen Afrika vermag freilich nicht unbedingt einen direkten Beitrag zur Deutung eines römischen Ritus zu leisten. 1 09 Sie besitzt jedoch zumindest eine Bedeu tung kategorieller Art: Sie zeigt prinzipiell, daß und wie die Verwendung der Opferstruktur zur symbolischen Darstellung einer Geburt möglich ist. Ob dies auch bei den römischen Lupercalia der Fall war, muß durch eine Analyse dieses Ritus selbst geklärt werden. Es gibt starke Argumente dafür, daß die Lupercalia grundsätzlich einer weib lichen Gottheit, Juno, galten. Die diesbezügliche Äußerung des Festus = Ver rius Flaccus (p. 7 5 ,26 sq. L.), die an Klarheit und Entschiedenheit nichts zu
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Burkert 9 3 · Burkert 9 3 f., 4 5 . Auch Juno ist nicht nur Geburtsgöttin, sondern auch Göttin einer rituellen Jagd : Ovid Am. 3, I 3; Th. Köves, Hermes 90( I 962)2 14 ff. ; Alföldi, Voretruskischer Römerstaat, 93 f. ' 03 E. Samter, Antike und moderne Totengebräuche, NJb 1 5 (I 905) 3 8 f. ; Thomson 46 mit Literatur; Aly, ARW 3 3 ( I 9 3 6)69. Von einem Neugeborenen zu träumen bedeutet Tod : Neraudau, Enfant a Rome, 272, 274, 28of. S . unten S . 275. '04 Nicht zufällig nennt Plutarch den Neugeborenen qmvmoJltVq> JlUAAOV fl yEWOOJlEVq> tmK<Ü<; (De amore prolis 3-496B-). Auf ähnliche Weise kann Tötung (Opfer) als symboli scher Ausdruck für eine Defloration dienen : "Das nur beim Menschen notwendige Blutver gießen in der ersten Liebesvereinigung vor allem macht die· Defloration zum Opfer'' (Bur kert 74); oben Anm. 52,4.
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1 05 Der Ablauf der Zeremonie wird im wesentlichen geschildert nach ]. Kenyatta, Facing Mount Kenya, London, I 979, I 49 f. (nicht verwendet von Ulf). Ergänzend s. Frazer, Ovid Fasti 2,34 f. (zu 2,267); U. Pestalozza 5 3 f. 106 Frazer, Fasti 2, 343 : Die zerschnittenen Stücke der symbolischen ,Nabelschnur' wer den nach 4-5 Tagen vergraben. 107 Frazer, Fasti 2, 342. 108 In diesem Zusammenhang ist der Einwand denkbar, das Tier sei nicht als Opfer, son dern nur aus rein technischen Gründen getötet worden, um die Möglichkeit zu erhalten, Körperteile einer Ziege auf die Mutter zu legen. Dieser Einwand wird jedoch durch die Tat sache widerlegt, daß die ganze Verrichtung durch ein höchst zeremonielles Mahl beschlos sen wird (Kenyatta I 50 f.) : Es handelt sich um eine regelrechte Opfertötung. 1 09 Es gibt jedoch Forscher, die davon ausgehen, daß die Ähnlichkeiten zwischen den Lupercalia und afrikanischen Zeremonien sich historisch aus einem alten gemeinsamen mediterranen Substrat herleiten und darin ihre unmittelbare Erklärung fi nden : U. J>esta lozza 49, 5 4 ; Gjerstad 37 1 , 3 7 5 , 37H-Ho, 39H. V gl. auch F. Manni 32 ff. ; C. Martorana 24 1 ff.
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funo Lucina
Das Lachen der Luperci
wünschen übrig läßt, ist schwer wegzudiskutieren : I I o eiusque (sc. Junonis Februatae) foriae erant Lupercalia. Ebenso eindeutig und betont sind die Worte Ovids, was das Geschlecht des Opfertieres betrifft : . . . caesa d e m o r e capella (Fasti 2,361). Das Bild jedoch ist nicht einheitlich. Derselbe Ovid läßt das weib liche Opfertier einem männlichen Gott, Faunus, geopfert werden (1. c.), ja spricht später sogar von einem männlichen Opfertier (2,445 ) . Ebenso erwägt Serv. Aen. 8,343 nur männliche Götter als mögliche Gottheiten des Festes und geht von einem männlichen Opfertier aus, zumindest nach dem Zeugnis eines Teils der handschriftlichen Überlieferung. I I I Auch für Quintilian ist ein caper das repräsentative Opfertier der Lupercalia ( 1, 5 , 66). I 12 So ist es kein Wunder, daß auch in der modernen Forschung sowohl der eine wie der andere Stand punkt vertreten wird. "3 Mitunter wird sogar die nicht unmögliche These aufge stellt, Götter und Opfertiere beiderlei Geschlechts gehören zum Fest: I I 4 seu pos cat agna, sive malit haedo (Hor. c. 1 ,4, 1 2 , vgl. } , 1 8, 5 ) . Es bliebe freilich dabei immer noch die Frage, welchen Geschlechts das Tier, die Tiere waren, die als die rituell repräsentativen galten. Angesichts dieser Lage empfiehlt sich als fester Ausgangspunkt die Bezeich nung amiculum funonis. Es ist unstrittig, daß der Schlagriemen der luperci die sen Namen trug und daß dieser Riemen aus dem Fell der Opfertiere hergestellt wurde."5 Was bedeutet diese Bezeichnung?
Sie besitzt den Charakter eines sprachlichen Petrefakts. Darauf weist schon die Tatsache hin, daß sie nicht ohne weiteres verstehbar ist; ferner der philolo gische Kontext der Quelle, in der der Ausdruck steht. Denn Festus (Verrius Flaccus) hält es für notwendig, ihn näher zu erläutern, wie er es im selben Zusammenhang mit dem alten, nicht mehr allgemein üblichen Wort fobruare tut:"6 fobruaretur, i d e s t lustraretur ac purgaretur . . . Id vero quod purgatur, dicitur fobruatum - amiculo funonis, i d e s t pelle caprina. Und er tut dies in einem "gelehrte Forschung und genaue Beobachtung verratende/n/ Kon text" ."7 Mit Recht geht also sozusagen die Gesamtheit der Forschung vom hohen Alter dieses Ausdruckes aus. Dies umso mehr, als gelegentlich und ver einzelt hervorgebrachte, ganze und halbe Gegenargumente auf augenfällig schwacher Grundlage beruhen. Für den Konjekturversuch Ungers, amiculum ]unonis durch amiculum lnui zu ersetzen, " 8 bietet der überlieferte Text weder Grund noch Handhabe ; mit Recht traf sie auf allgemeine Ablehnung.' I 9 Die Schlußfolgerung von U. W. Scholz, "erst seit Augustus gibt es . . . ein amiculum ]unonis ': beruht auf der Gleichsetzung der Zeit der Bezeugung mit dem Zeit punkt des Vorhandenseins ; beweiskräftig kann ein solches Verfahren seiner Natur nach nicht sein, erst recht nicht im Falle eines A I t e r t u m s forschers als Gewährsmann, der die Angabe amiculum funonis durch seine Ausdrucksweise unzweideutig der Vergangenheit zuweist. I 2o Hollernans Annahme, der Aus druck sei erst 276 v. Chr. entstanden, ist eine Folge seiner allgemeinen Theorie über den ursprünglichen Zweck der Lupercalia, und wird von ihm selbst für unbeweisbar erklärt. I 2 I Späteren Ursprung scheinen auch die unklaren Worte
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Niobe, Zürich, I 949, I 4 5 : "Die K. Kerenyi, Melanges Marouzeau, Paris, I 948 große ,Gereinigte' am Luperealienfest war ursprünglich Juno, die als Göttin verehrte Weib lichkeit der römischen Frauen überhaupt. Sie trägt daher auch den Namen J u n o F e b r u a t a und dies beweist . . . , daß derweibliche Bezug des Festes das Wesentliche ist". ' ' ' ideoque et puellae de loro capri caeduntur, ut careant sterilitate et/ecundae sint: nam pet lern ipsam capri veteresfehrum vocabant. Im codex T Bernensis I 6 5 steht allerdings de loro cap ra e . 1 1 2 Neutral äußern sich Varro L L 5 ,8 5 : Luperci . . . sacra/aciunt (cf. 6 , I 3 ) und Plutarch Romulus 2 I , 6 : cr<panoum . . . aiya.;; RE s. v. Faunus 206 5 , I 9-27. 1 1 3 Von einem weiblichen Opfertier gehen aus : Mannhardt, Mythologische Forschun gen, 74; Franklin 40; Kerenyi, Niobe, 1 4o ff. ; L. Deroy, LEC 28 ( I 96o) 1 3 ; Gjerstad 376 ; Riposati, in : Varron, ed. ]. Collart et alii, 65 f. ( ?) ; D. Briquel, Latomus 36 ( I 977) 278 . Ein männliches Opfertier nehmen an : Deubner, ARW 1 3 ( I 9 IO) 490 ff. ; Wissowa, 2RuKR, 2 I o ; Otto, Philologus 72 ( I 9 I 3) I77 f., I 86, I 8 8 ; Idem, R E s.v. Faunus 2o66,9; Fowler, Roman Festivals, 3 I I ; Frazer, Ovid Fasti 2,3 3 I ; Marbach, RE s.v. Lupercalia I 8 I7, I 82 4 f. ; Rose, Mnemosyne 6o ( I 9 3 3) 390, 399; Basanoff 1 26 ; E. C . H. Smits, Faunus, Leiden, I 946, I 9 ; Lambrechts, Hommages a Cumont-Bidez, I 6 8 , I70 f. ; Bömer z u Ovid Fasti 2 , J 6 I (S. I 09) ; D . Porte, REL p ( I 97 3) I 8 I ; Neraudau, La jeunesse, 20I f.; Ulf 52 f., I 4o ; Pötscher, Grazer Beiträge I I (I 984) 2 30, 2 32· 1 14 Unger, RhM 36 ( r 8 8 I) 57; Scholz, Entretiens Hardt 27 ( I 9 8 I ) 302, 307, 3 IO, 3 I 9. 1 15 Festus 7 5 L. : Februarius mensis dictus, quod turn, id est extremo mense anni, populus februaretur, id est lustraretur ac purgaretur, vel a Junone Februata . . . quod ipsi eo mense sacra fiebant, eiusqueferiae erant Lupercalia, qua die mulieresfebruabantur a lupereis amiculo Juno nis, id est pelle caprina; quam ob causam is quoque dies Februatus appellabatur. Quaecumque denique purgamenti causa in quibusque sacrificiis adhibentur,februa appellantur. Jd vero, quod purgatur, dicitur /ebruatum. Ov. Fast. 2,445 f. ; Basanoff 74, I 3 d. ; Ulf 76. Lit. s . Anm. 1 1 6- 1 2 5 . =
=
1 1 6 D aß februare ein erklärungsbedürftiges altes Wort war, bezeugen ebenso Ovid Fasti 2,2I-32 (Anm. I07) ; Varro LL 6, 1 3 ; Censor. die nat. 2 2 , I 4. "7 Fabian 7 1 . 1 1 8 Philologus 40 ( I 8 8 I ) I 8 8 ; Idem, RhM 3 6 ( r 8 8 I) 5 8 ' , 72. 1 1 9 Marquardt-Wissowa 445 4; Pascal 1 47 f. ; RE s.v. Faunus 2067 ; Frazer, Ovid Fasti 2 , 3 3 I7. 120 Scholz, Entretiens Hardt, 27 ( r 9 8 r ) 3 I 8 f., 322. Zur Beweiskraft solchen Verfahrens kritisch Versnel bei Scholz 3 3 2 ; Sachs 267, 277 f. ; Ulf 74 I 48, 8922 I . Durch den Umstand, daß das Wort amiculum Junonis zwar erst in augusteischer Zeit auftaucht, aber als altertümli ches, zu erklärendes Wort in die augusteische Zeit hineinragt, verliert d e r Z e i t p u n k t d e r E r w ä h n u n g jeden unmittelbaren historischen Wert. Ein amiculum funonis an den Lupercalia wird durch eine Wiener Gemme als voraugusteisch bezeugt, s. unten Anm. I 5 5 . Man könnte allerdings einwenden, amiculum Junonis sei zwar für Verrius Flaccus ein erklä rungsbedürftiger Ausdruck, doch nicht wegen seiner Altertümlichkeit, sondern aus irgend einem anderen Grund, z. B. als eine ausgeklügelt hintergründige Metapher des "Volkswit zes" (Latte, RR, 8 5 ) oder als ein symbolisches Kryptogramm. Mit id est erklärt schließlich Festus I. c. auch das nicht altertümliche turn extremo mense anni. Doch an turn ist auch nichts metaphorisches oder symbolisches; erklärungsbedürftig ist seine Einbettung in den Gesamtzusammenhang. Und der Gesamtzusammenhang, in dem amiculum Junonis steht, ist das Hereinragen altertümlicher Wendungen in die Gegenwartssprache, wie jebruare, februa vor und nach amiculum Iunonis es zeigen. Vgl. Anm. I I 6 und I 2 3 . 12 1 Pope Gelasius, 37 : ,Nowwhen that striking turned into a deliberate act of flagellating the women for purposes of fertility the name amiculum Iunonis was quitc appropriatc. Though it cannot be proved that it was unknown prcvious to 276 B. C. it sccrns quitc hard to =
Juno Lucina
Das Lachen der Luperci
K. Laues anzudeuten, mit dem Argument, nach der Angabe des Servius Aen. 8,343 sei das Ziegenfell der Lupercalia in alten Zeiten fobruum genannt wor den. 122 Februum ist jedoch zweifelsohne der Name für eine Oberkategorie, in die neben der secta pellis noch weitere Gegenstände gehörten wie lanae, domi bus purgamina certis, torrida farra, pinea virga/23 das Vorhandensein eines Wor tes für einen Sammelbegriff kann aber kein Argument gegen die gleichzeitige Existenz eines Spezialwortes für einen konkreten Gegenstand sein, der unter jenen Sammelbegriff fällt. H.J. Rose scheint das hohe Alter des Ausdrucks an sich nicht zu bezweifeln, meint nur anscheinend, dieser habe ursprünglich das Ziegenfellkleid der lanuvinischen Juno bezeichnet und sei erst sekundär (durch Verrius Flaccus ?) zur Bezeichnung der Ziegenfellstreifen an den Lupercalia ver wendet worden ; zur Begründung gibt er zudem nur an mea quidem sententia.'24 In ähnlicher Weise erkennt Mannhardt amiculum Junonis als authentische Bezeichnung für die Bekleidung der lanuvinischen Juno-Statue an und nimmt an, der Ausdruck sei von hier auf den "Bocksfellschurz" der luperci übertragen worden, mit dem Argument, daß die Bezeichnung für die Bekleidung der luperci sachlich inadäquat war. '25
Folgendes läßt sich nun hinsichtlich dieser Wendung, die wir auf Grund des eben Dargelegten als solche für althergebracht halten müssen, ! 2 6 mit Sicherheit feststellen : Erstens, daß sie rein sprachlich ,Umwurf (Mantel) der Juno' bedeu tet, wobei Juno sowohl genitivus obiectivus als auch subiectivus sein kann : ein ,Mantel', der die Juno umhüllt - oder ein ,Mantel', mit dem Juno (sich selbst oder andere) umhüllt. Zweitens, daß sachlich gesehen, nach dem Wortlaut des Festus-Textes, damit i m P r i n z i p nichts anderes gemeint ist, als das Fell des Opfertieres, die pellis caprina. Daß dieses als ,Umwurf Junos' bezeichnet wer den kann, beweisen das Erscheinungsbild der Göttin in Lanuvium, ihr Beiname Caprotina, ,die mit Ziegenfell Bekleidete'. ! 27 Der Schluß kann daraus freilich
elucidate its meaning as related to the original purpose : purifying the city perhaps mean while striking an occassional passer-by'. S . I 56 ist die hier noch gemachte Einschränkung dann schon vergessen. 12 2 Latte, RR, 85 : "Die Riemen, mit denen die Luperci schlugen, hatte der Volkswitz "Umwurf der Juno" (amiculum lunonis, Fest. exc. I. c.) genannt, offenbar, weil der lange Riemen, wenn er einen Menschen trifft, die Bewegung macht, die man beim Umwerfen eines Gewandes ausführt; aber Serv. auct. Aen. 8,343 sagt pellem ipsam capri veteres februum appellabant." Serv. I. c. : non nulli propter sterilitatem hoc sacrum dicunt a Romufo constitutum, ideoque et puellae de loro capri caeduntur, ut careant sterilitate et fecundae sint: nam pellem ipsam capri veteresfebrum (sie libri februum Masvicius) vocabant. ' 2 3 Ovid Fasti 2,2I-32: pontifices ab rege petunt etflamine lanas, quis veterum linguafebrua nomen erat. quaeque capit lictor domibus purgamina certis, torrida cum micafarra, vocantur idem. nomen idem ramo, qui caesus ab arbore pura casta sacerdotum temporafronde tegit. ipse egoflaminicam poseenternfebrua vidi, februa poscenti pinea virga data est. denique quodcumque est, quo corpora nostra piantur, hoc apud intonsos nomen habebat avos. mensis ab his dictus, secta quia pelle Luperci omne solum lustrant idque piamen habent, etc. 124 Mnemosyne 6o ( I 933) 399· 125 Mythologische Forschungen, 8 5 f. : " . . . nach Ausweis der Kolossalstatue der Sospita . . . das amiculum Junonis . . . aus einem über die Schulter geschlagenen, dem Gewande auf liegenden und über den Rücken herabhängenden Ziegenfell bestand . . . während das Bocksfell der Luperci die Lenden umgürtete . . . so ist es wahrscheinlich, daß ein engerer historischer Zusammenhang zwischen beiden Insignien nicht bestand, mithin die Beteili gung der Juno bei den Luperealien der theologischen Gelehrsamkeit und keineswegs dem alten Volksglauben angehörte". In Wirklichkeit ist der Gebrauch des terminus nur für die
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Riemenpeitsche der Luperci bezeugt, seine Verwendung für die Juno Sospita bloße theore tische Folgerung. Außerdem existierte ein amiculum funonis als Mantel an den Lupercalia, s. unten Anm. I5 5 . 126 Die sprachliche Bedeutung von amiculum lunonis ist ebenso sicher zu bestimmen, wie der Gegenstand, auf den es sich bezieht, nicht zweifelhaft ist ( Schlagriemen). Insofern ist dieses Problem von den prinzipiellen Schwierigkeiten, die Ulf bei Schlußfolgerungen aus Namensdeutungen und Etymologien sieht, I -24, nur begrenzt betroffen. Abgesehen davon, daß Ulfs allgemein methodologische Einwände an sich nur beschränkt richtig sein dürften. Er stellt nämlich der etymologischen Methode im wesentlichen zwei Argumente gegenüber : Daß Bezeichnung und Bezeichnetes sich faktisch nicht immer entsprechen müs sen, daß aus einer sprachlichen Bezeichnung deswegen nicht unbedingt direkte Aufschlüsse über eine bezeichnete Sache sich ergeben. Zweitens, daß eine Konfrontation von Sprache und Sache zu Zirkelschlüssen führen kann, wenn man das Wesen der Sache auf Grund eines sprachlichen Tatbestandes bestimmt, und dieses erschlossene Wesen dann als Argument für die Bestimmung des sprachlichen Tatbestandes verwendet. So richtig diese Gefahren erkannt sind, so wenig liegen sie in der etymologischen Methode selbst, sie ergeben sich viel mehr aus i hrer fehlerhaften Anwendung. Der sprachliche Regelfall, oder idealtypische Fall, ist, daß Bezeichnung und Bezeichnetes einander entsprechen; man kann deswegen aus einer Randerscheinung, oder Erscheinung der Entartung, kein absolutes methodisches Prinzip ableiten. Zudem gibt es für das Auseinanderklaffen von Bezeichnung und Bezeich netem immanente Grenzen, was dazu führt, daß über einen bestimmten Punkt hinaus eine neue, adäquate Bezeichnung für dieselbe Sache gewählt wird (S. die Ansätze im Falle der luperci, diese Bezeichnung durch creppi zu ersetzen, unten Anm. I 93.). So kommt es, daß innerhalb der so gearteten Grenzen das Auseinanderklaffen von Wortbedeutung und Sache immer erklärt werden muß und prinzipiell auch kann, so daß ein d i r e k t e r Aufschluß aus einer Bezeichnung für eine bezeichnete Sache sich zwar nicht immer ergibt, ein i n d i r e k t e r aber auf jeden Fall. Ebensowenig ist ein Nebeneinanderstellen von Sprachphänomenen und Kulttatsachen nur in der Form von Zirkelschlüssen möglich : Die gegenseitige, beidsei tige Bestätigung der Anpassungslinie zwischen zwei benachbarten Mosaiksteinehen i m Rahmen einer ,Methode der Mosaiksteinchen' ist kein Zirkelschluß, sondern einwandfreies methodisches Verfahren. Zu den forschungsgeschichtlich verständlichen, sachlich jedoch inadäquaten Vorbehalten gegenüber Möglichkeiten sprachlicher Zeugnisse bei Ulf, die hier nicht weiter erörtert werden können, s. die zutreffenden kritischen Bemerkungen bei Pöt scher, Grazer Beiträge I I (1984) 221 f. Vgl. auch oben S. 129. "7 Ich vermag die Formulierung bei Festus . . februabantur . . . amiculo funonis, id est pelle caprina nur so zu deuten, daß amiculum Iunonis sachlich den Schlagriemen bezeichnet (februabantur), der nichts anderes ist als ein Stück Ziegenfell und der Name ihm in dieser sei ner Eigenschaft, aus Ziegenfell zu sein, zukommt. Amiculum lunonis als Felltracht der Iuno Sospita : Mannhardt, Mythol. Forschungen, H s ; =
.
funo Lucina
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keineswegs gezogen werden, daß die pellis caprina = amiculum Junonis nach träglich aus Lanuvium in die Lupercalia übernommen wurde. 1 2 8 Denn ein sol ches Ziegenfell war an den Lupercalia selbst, konstitutiv und originär, als Ergebnis des Tieropfers automatisch gegeben. Die korrekte Schlußfolgerung, die sich aus dieser Sachlage ergibt, ist vielmehr: 1) Daß das repräsentative Opfertier der Lupercalia als Juno galt, d. h. daß es ein weibliches Opfertier war, eine capella, nach der richtigen Angabe Ovids (Fasti 2 , J 6 I ) . Ein Ergebnis, das durch die Parallele der faliskischen Ziegenjagd bestätigt wird. Auch dort wird an einem Juno-Fest eine Ziege rituell gejagt, getötet und fällt dem Sieger im Wettjagen als Beute zu (offensichtlich mitsamt Fell). Dabei gilt sie als ein Abbild Junos : Weil die Ziege einst verschuldet hat, daß Juno gejagt wurde, wird sie jetzt wie früher die Göttin selbst von ihren Verfolgern gejagt. '29 Über den engen Zusammenhang zwischen Ziege und Juno im allgemeinen ist schon so viel geschrieben worden, daß auf eine ausführliche Darlegung hier verzichtet werden kann. I 3° 2) Daß das Fell des Opfertieres einen zentralen Gegenstand der Luperealienriten darstellte, wie es sich auch in der Verwendung der schon behandelten WolleiJ' sowie im Fellschurz und in der Fellpeitsche der luperci äußerte, auf die wir gleich zu sprechen kommen. Es handelt sich hier um ein Phänomen, das einzuordnen ist in den größeren Rahmen der Verwendung von
Opfertierfellen im römisch-italischen Kult, Erscheinungen höchst archaischen Stils, deren Bedeutung, trotz vielfacher Behandlung, erst sehr unvollkommen erkannt worden zu sein scheint. Erinnert werden kann hier, außer der Juno Lanuvina und dem Namen Lanuvium selbst, für den eine Deutung als ,Ort der Wolle' gelegentlich vorgeschlagen wurde/32 kurz an folgendes : Die Vorschrift, daß Fell und Haut des Tieres nach dem Opfer im Tempel verbleiben müssen;'JJ die Kopfbedeckung des flamen Diafis und anderer Priester aus dem Fell eines Opfertieres ;'34 das Tierfell, das die Salii bei ihren Umzügen schlagen;'J5 das Schafsfell, auf das sich die römische Braut im Hause ihres Gatten setzen muß ;'J6 die geölten Tierfelle an den Ludi Tarpeii vor dem Tempel des Juppiter Feretrius ;'37 das Opfertierfell im Inkubationsorakel, auf das sich der Orakelsu chende legt, das von weiblichen Opfertieren stammt, mit der Sicherung von Fruchtbarkeit und Opfern trächtiger Muttertiere verknüpft ist'38 oder aber im Zusammenhang steht mit der Verheiratung der Tochter und der Erzielung von Nachkommenschaft. ' 39 Festus schreibt : mulieres /ebruabantur a lupereis amiculo funonis, id est pelle caprina. Dies bedeutet nicht nur, daß die Frauen mit Fellriemen, die aus dem Opferfell geschnitten waren, geschlagen wurden, '40 sondern daß ein solcher Fellriemen als amiculum funonis galt, diese Bezeichnung ihm zukam. Mit ande-
Pascal 1 4 8 f. ; Wissowa, 2 RuKR, r 84 f. ; Frazer, Ovid Fasti 2,295 f., 3 3 1 ; Rose, Mnemos. 6o ( 1 93 3) 398 f.; Kerenyi, Niobe, 1 4 5 ; Lambrechts, Hommages a Bidez-Cumont, 1 7 5 ; Fabian 7 1 . Die Deutung von Caprotina als ,die mit Ziegenfell bekleidete' wird nicht allgemein akzeptiert. Dafür z . B . Wissowa, 2RuKR, r 84 f. ; H.Jacobsohn, Charites Fr. Leo, Berlin, 1 9 1 r , 425 ff. ; RE s. v. Nonae C aprotinae (Weinstock, 1936) 849 f. ; Ernout-Meillet s. v. caper; Der Kleine Pauly s.v. Caprotina (W. E. 1 979) r o46, r7 ff. Dagegen : Radke, Götter s.v.; Fabian 7 3· Die dagegen vorgebrachten Argumente überzeugen nicht. Zu dem Problem der Quantität der zweiten Silbe (Radke) s. insbesondere Specht, Gnomon 3 ( 1 927) 657 f. Mir erscheint die Skepsis in dem gegebenen Fall als die künstliche Komplizierung eines ein leuchtend einfachen Tatbestandes. Doch auf die Etymologie kommt es letztlich nicht an ; die Verbindung Junos mit der Ziege ist davon unabhängig vielfach bezeugt, wozu s. insbeson dere Wissowa, 2RuKR, r 84 f. ; Otto, Philologus 72 ( 1 9 1 3) r 82 ; Bömer zu Ovid Fasti 2,44 1 ; Köves, Hermes 90 ( 1 962) 225 f. ; Alföldi, Voretruskischer Römerstaat, 92 ff. ; Martorana 249· 128 Dies nehmen an Mannhardt, Mythol. Forschungen, 8 5 ; Deubner, ARW 1 3 ( 1 9 1 0) 496 f. ; Rose, Mnemosyne 6o(1 93 3) 399; Marbach, RE s. v. Lupercalia r 8 24,44 ff. ' 29 Ovid Am. 3, r 3, r 8 ff. : Invisa est dominae sola capella deae (sc. Iunonz) Illius indicio silvis inventa sub altis Dicitur inceptam destituissefugam. Nunc quoque perpueros iaculis incessitur index Et pretium auctori vulneris ipsa datur. Köves, Hermes 90 ( 1 962) 225 f. Typologisch ist eine solche Verbindung zwischen Ziege, Ziegenopfer, Ziegenhaut und Göttin auch anderswoher bekannt: Eine Ziege weiblichen Geschlechts wird für Artemis Agrotera geopfert; Athene legt die Haut der ,geopferten' Ziege, die berühmte Aigis an; im delphischen Ritus erscheint eine zu opfernde Ziege als Abbild der Pythia selbst: Burkert 78, 79J7· 39 , 142 f. Fowler, Roman Festivals, } 2 1 '. 1 30 S. oben Anm. 1 27. ' l ' S. oben S. 24of.
1 3 8 f.
2f0
' 32
2f 1
Pascal r 5 r. Zu dem Gewicht des Tierfells im lanuvinischen Juno-Kult vgl. Basanoff
'33 CIL 1 2 Nr. 7 5 6, r 6 f. ; Latte, RR, 3 9 1 ; R . E . A. Palmer, Roman Religion and Roman Empire. Five Essays, Philadelphia, 1 974,8 3 . ' 34 Fest. 230, 1 2 L . ; 9 L. ; Fronto epist. a d M. Caes. 4,4 (p. 66 Naber) ; Gell. I O, I 5 , J 2 = Varro rer. div. frg. 5 r Cardauns; Serv. Aen. 2,68 3 ; lsidor orig. r 9 , 30, 5 ; E . Samter, Familien feste, 34 ff.; Latte, RR, 404; Alföldi, Voretruskischer Römerstaat, 92 56. ' 3 5 Min. Fel. Oct. 24, 1 r ; Serv. Aen. 7 , r 8 8 ; Lyd. mens. 4,49 (p. 105 f. Wünsch) ; Fowler, Roman Festivals, 47-50; Basanoff I I7- I 2 I ; Illuminati 5 2- 5 5 , 7 I ; J. Loicq, Hommages a J. Bayer, Bruxelles, 1 964, 401 ff. ; Scullard 89. ' 36 Fest. 1 02 L.; Plut. Quaest. Rom. 3 1 (27 1 F) ; Serv. Aen. 4>374; De Marchi 1 56 f. ; Samter, Familienfeste, r od. ; W. Kroll, ARW 8 ( 1 905) Beiheft, 3 8 ff.; Pötscher, Mnemos. 4,2 1 ( 1 968) 2 3 5 f. 1 37 Schol. Bern. Georg. 2,384 (H. Hagen, Jahrb. f. dass. Phil. Suppl. 4 [ r 86 r- r 867) p. 9 1 2.) ; Palmer, Five Essays, 1 4o f., 1 46, r 5 8, 170 (Zusammenhang mit der incubatio). 13 8 Ovid Fasti 4,64 1-672. IJ9 Verg. Aen. 7,8 r ff. Auch im Aberglauben, als Mittel gegen Frühgeburt, spielen pellicu lae sacrificatorum animalium eine Rolle : Plin. N at. Hist. 36, r 5 r . Angesichts der Tatsache, daß mehrere Völker die incubatio kennen sowie daß "zwei der bedeutendsten Inkubations orakel . . . in Italien" lagen (Bömer zu Ovid Fasti 4,650, S. 265), ist die Behauptung unbe gründet, daß "Vergil und dann Ovid griechische Vorstellungen nachformten, denn die Itali ker kennen keine Inkubation" (Bömer I. c.) ; J. Pley 3 ff. ; E. C. H. Smits 3 5 ff., 47 ; Palmer, Five Essays, 8o-89, 1 47. Allgemein zum Problem der heiligen Tierfelle : Eitrem, Opferritus und Voropfer, 372 ff. 1 40 Plut. Romulus 2 1 ,7 : 'tU OEQJ.lU'tU 'tOOV uiyoov KU'tU't€J.lOV'tl:<; otuStouow . . . 'tOt<; crKu 'tCcrt 'tOV tJ.Lnoorov :nuione<; ; Nik. Damask. vita Caes. frg. 1 30,2 1 (FGrH 2 A p. 40 5 ,7 1 ) : lOU<; 't€ unuV'toovm<; . . . 'tumone<; uiyeiot<; OOQUI<;. Eine ethnographische Parallele bei Ulf 1 27, wo das Fell des Opfertieres auch in Streifen geschnitten und an die Anwesenden verteilt wird.
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Das Lachen der Luperci
ren Worten : Der Ausdruck hatte zwei Bedeutungen, eine allgemeine, grund sätzliche (id est), und eine spezielle in konkreter Anwendung Cfobruabantur . . . amiculo). Letztere Bezeichnung war ein pars pro toto, der doppelte Sprachge brauch beruhte auf der Einsicht, daß der Teil q u a l i t a t i v mit dem Ganzen identisch ist. Wie man z. B. fontem forre o. ä. sagen kann, auch wenn man nur einen Krug Wasser aus der Quelle holt. 14 1 In diesem, und nur in diesem struk turellen Sinne ist der Name der Fellriemen tatsächlich sekundär. Eine leichte semantische Verschiebung in dieser Verwendung ist durchaus möglich, ja wahr scheinlich, indem man den Genitiv auf das ganze Fell bezogen als einen obiecti vus verstand (,Umwurf, der Juno umhüllt'), während in der Bezeichnung des Fellstreifens als subiectivus, als einen Umwurf, mit dem Juno die Geschlagenen - partiell - bedeckt. Die abgeleitete, auf ein Teilstück bezogene, Verwendung zum Ausgangspunkt für die Feststellung der grundsätzlichen Bedeutung zu nehmen, ist dann freilich verkehrt; nicht zufällig kommt dabei eine "allzu dürf tige Erklärung", die "man nicht recht zu sehen vermag" 1 42 heraus, wie die K. Lattes : ein "Volkswitz . . . offenbar, weil der lange Riemen, wenn er einen Menschen trifft, die Bewegung macht, die man beim Umwerfen eines Gewan des ausführt" ;l43 oder so zugegebenermaßen pure Kombinationen wie Wagen voorts und Hollernans , enveloping of the sexual parts'. '44 Nein, die Fellriemen waren amicula funonis ,as part of the sacrosanct victim','45 und funonis ist dabei keine Metonymie für ,the female principle', für ,especial concern to women','46 sondern handgreiflich, als das das Fell tragende Tier zu verstehen. Außer den Riemenpeitschen wurden aus dem Fell der Opfertiere auch die Lendenschurze hergestellt, mit denen die sonst nackten luperci sich umgürte ten. 147 Obwohl dies gelegentlich behauptet wird, 1 48 ist für diese die Bezeich nung amiculum funonis nirgends direkt bezeugt. An sich kam freilich auch ihnen der Name zu, denn auch sie waren rituell verwendete Teile des ganzen ursprünglichen amiculum Junonis, der pellis caprina. So kann man denjenigen Forschern zustimmen, die den Namen den Fellgürteln zuschreiben, l49 voraus-
gesetzt, man beachtet, daß die Gürtel den Namen nicht allein trugen und auch nicht primär: Das Umhüllen, das amiculum meint, ist eigentlich nicht das ,Umfassen' durch die Gürtel der nackten luperci, sondern das Umhüllen des Opfertieres bzw. der Göttin durch das heilige Fell als Ganzes. Allerdings ist diese sekundäre Anwendung sehr adäquat, bezogen auf eine Bekleidung, durch die die Verehrer das äußere Erscheinungsbild der verehrten Gottheit symbolisch nachbilden. Die Annahme jedoch, die faktische Sitte der Fellumgürtung sei überhaupt nur unter dem Einfluß des Wortes amiculum Junonis ins Leben geru fen worden, 1 5° ist ein grundloses GedankenspieL All dies spricht, wie festgestellt, dafür, daß das rituelle Umgehen mit dem Restitutionsfell ein wichtiges verborgenes Grundelement der Luperealienstruk tur darstellt, im Einklang mit übrigen halbversunkenen altitalischen Kultge wohnheiten. ' 5 1 Angestrebt wird damit eine generelle Wirkung - sei es Reini gung oder Fruchtbarkeitserzeugung.'52 Denn als Zielobjekt gilt immer eine Gesamtheit, wenn nicht gar d i e Gesamtheit: Alle Entgegenkommenden - ob darunter Frauen in erster Linie und Männer nur nebenbei, ist auch eine sekun däre, hier nicht interessierende Frage ; ' 5 3 das ganze populus id est . . . antiquum oppidum Palatinum als solches (Varro L L 6,34. - Vgl. Festus 75 sq. L. : populus) ; Romae moenia (Kalender des Polemius Silvius) ; Roma (Censorin. de die natali 22, 1 5 ) ; ja omne so/um ( !) (Ovid Fasti 2 , 3 2) . ' 54 Da das Schlagen mit dem Fellrie men auch in seiner Wirkung immer partiell ist, immer nur Einzelne(s) trifft und man sich nicht vorstellen kann, wie man einen ganzen Stadtboden, eine ganze Stadtmauer konkret durchgehend in allen Einzelheiten hätte beschlagen kön nen, erhebt sich die Frage, ob dahinter ursprünglich nicht eine andere Form des Einsetzens des heiligen Fells sich verbirgt, eine Form, die ihrer Natur nach jene
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1 4 1 Verg. Georg. 4,376; Aen. 2,686 ; I 2, I I 9 ; Serv. Aen. I 2, I I9 /ontem p ro aqua posuit, a toto partem. H. Menge § 5 50, I , d; H. Lausberg, Handbuch der literarischen Rhetorik, München, I 96o, S. 29 5 f. (§ 5 7 2 f.). 1 42 Fabian 71. E. Zwierlein-Diehl, Die antiken Gemmen des kunsthistorischen Museums in Wien I, München, 1973, 1 24. 143 Latte, RR, 85 . 144 Holleman, Pope Gelasius, 36 f. ; Wagenvoort, Dynamism, I 9 3. 145 Fowlet, Roman Festivals, 32 I ; Wissowa, 2RuKR, 18 5 ; Bömer zu Ovid Fasti 2,441. 146 So Fowler, Roman Festivals, J Z I 1 ; RE Faunus 2068,32 ff. ,Faunus leaves room for no such vague connection as that' (Franklin 6 3). 147 Dionys. Hai. r ,8o; Val. Max. 2,2,9; Plut. Rom. 2I ,7. Richtig über die "Nacktheit" der luperci Uif 6 7 f. Bekleidung der Initianden mit dem Fell des geopferten Tieres, ja mit dessen Teilen (Streifen), kommt in Initiationsriten häufiger vor, wobt·i das Opfertier mitunter als der lnitiationsgott gilt: Ulf I25 ff., I J 81JJ, 142 f. 148 Mannhardt, Myth. Forschungen, 8 5 ; M arquardt- Wissowa 445 ; Alföldi, Voretruski scher Römerstaat, 92. 149 Vielleicht schimmert in der Formu lit•rung drs Just inu.,, Pomp. Trogi hist. Phi!. epit.
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43,1,7 die Bezeichnung amiculum für den Schurz der luperci noch durch : dei simulacrum t:.udum caprina pelle a m i c t u m est. Gelas. adv. Andromach. 17 bietet die handschriftliche
Uberlieferung einen verdorbenen Text: ipsi cum r i d i c u lo nudi discurrite. ridiculo wurde dur�h A. Carafa (1591) und A. Thiel (1868) in amiculo geändert. O. Günther (1895 -98) sow1e G. Pomares (195 9) konjizieren resticulo, s. Gelase !<', Lettre contre !es Lupereales ed. G. Pomares, Paris, I 9 5 9, Sources Chretiennes No 65 p. I 76. Wenn die - an sich anspre chende - Konjektur von Carafa richtig sein sollte, hätten wir eine zwar späte, aber direkte Bezeugung für den Gebrauch der Bezeichnung amiculum (Iunonis) auch für den Fellschurz. 150 Holleman, Pope Gelasius, 36. 1 5 1 Palmer, Five Essays, 89. '52 Palmer, Five Essays, I 8. Zum Problem im allgemeinen s. unten S. 284 f. '53 Der Schlag gilt Frauen: Fest. Paul. 49 L. ; 75 L. ; Ovid Fasti 2,425 ff. ; 445 f.; Juvenal 2, I 42 mit Scholien; Plut. Caes. 6 I ; Serv. Aen. 8,343; Gelas. adv. Andr. 16. Keine Beschrän kung des Schlages auf Frauen: Val. Max. 2,2,9; Nikol. Dam. Caes. 2 1 ; Plut. Rom. 2 I ,7; Anton. 12,2; Caes. 6 I ; Rom. Quaest. 68; Aurel. Vict. Origo 22,1. Übersicht über die moderne Literatur dazu Ulf 72-78. Bei der gegebenen Quellenlage und nach Auswertung der Sekundärliteratur ist der Schluß unvermeidbar, zu dem Ulf sowie Pötscher, Graz. Beitr. 11 (1 984) 24 I , 249 gelangen, daß nicht ausschließlich, wohl aber in erster Linie Frauen geschlagen wurden; Frauen waren die repräsentativen Geschlagenen. '54 Mannhardt, Myth. Forsch., 86; Brelich, Tre variazioni, 1 1 0; A. K. Michels, The Calendar of the Roman Republic, Princeton, 1 967, 79; Ulf 81.
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Das Lachen der Luperci
angestrebte allgemeine Wirkung erzielt hätte. Man kann an ein Herumtragen des Felles in der ganzen Stadt denken, mit einer Ausstrahlung der darin enthal tenen magischen Kraft des frisch geopferten Tieres 1 5 5 ; durch Anfassen, Geschlagen-Werden, Anziehen konnte die allgemeine Wirkung konkretisiert und auch intensiviert werden. Nicht das Schlagen, nicht das Anziehen war aber das grundsätzlich Wichtige, sondern der contactus als solcher. 1 5 6 Für diese Annahme spricht die Parallele eines anderen an den Lupercalia eingesetzten fobruum, der mola salsa bzw. des Salzes. Diese(s) wurde in der Stadt herumge tragen. 1 57 Ebenso der zitierte Varro-Text (LL 6,34), in dem die Luperker und ihr Lauf nicht als die ,Reiniger' selbst erscheinen, sondern nur als das Mittel, durch das diese Reinigung in Gang gesetzt wird. 1 58 Und nicht zuletzt die Rolle des Operfells in den Inkubationsorakeln : Auch hier kommt dem physischen Kontakt sowohl der Gottheit als auch des Gläubigen mit dem Fell grundsätzli che Bedeutung zu. 1 59
Wenn das amiculum ] u n o n i s das Fell des frischgeschlachteten Opfertieres war und wenn es ein Kernelement des Luperealienritus darstellte, in wie allge meiner oder konkreter Form auch immer, so ist die Einsicht unausweichlich, daß ein w e i b I i c h e s Opfertier im Mittelpunkt des Ritus stand und daß dieses Tier Juno vertrat, auf jeden Fall aber eine Muttergottheit. 1 60 Nichts ist natürli cher als das, vor dem Eingang einer Höhle mit fruchtbarer Vegetation und her vorsprudelndem Quellwasser, 1 61 unter einem Baum der Ernährung, an der Stätte der säugenden Wölfin. 16' Daß ein solches Opfer als symbolischer Aus druck für einen Geburtsvorgang verwendet wird, Töten und Restitution eines weiblichen Tieres für die Mutter steht, die beim Gebären sich in den Bereich des Todes begibt und aus diesem in neuer Qualität wiederhergestellt hervor geht, dies fügt sich nahtlos in die strukturelle Logik des gesamten rituellen Ablaufs, stellt das fehlende erste Glied in der Kette der symbolischen Bedeu tung der nachfolgenden Einzelhandlungen dar. Das Fell als Umgürtung und das Fell als Mittel zum Geschlagenwerden stehen dabei freilich logischerweise in einer jeweils anderen Symbolperspektive : Ein Luperker wird vom Fellstück symbolisch umfangen wie ein Kind vom Mutterschoß ; eine Frau wird durch den Schlag des Fellriemens symbolisch mit der Muttergöttin identifiziert, zur potentiellen Mutter gemacht und die Identifikation erfolgt passenderweise durch das Auftreten eines ,Kindes', eines Luperkers. Neben dem Aspekt des Verhältnisses von Mutter und Kind steht der der Entsprechung von göttlicher und menschlicher Mutter. Erkenntnisse, die ihre Gültigkeit auch bei prädeisti scher Deutung der Lupercalia behalten, wenn nämlich das Tier an sich als numinös betrachtet wird, und nicht als Erscheinungsform einer Gottheit. Ja sogar die Annahme, das authentische, repräsentative Opfertier sei ein männli ches Tier, für einen männlichen Gott (Faunus o. ä.) gewesen - wie wenig glaub haft es auch ist - steht der Deutung des Opfers als symbolische Geburt letztlich nicht entgegen : Es müßte sich dann um so etwas wie eine symbolische Couvade handeln 1 63 oder das Opfertier als Abbild des gerade zur Welt kommenden
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1 55 Deubner, ARW 1 3 ( 1 9 1 0) 49 5 ; Basanoff 1 20 ; Neraudau, La jeunesse, 2 1 9 f . Insofern könnte die Annahme Palmers, 1 8 richtig sein, daß "der Mantel Junos" als solcher, in seiner Ganzheit an den Luperealien eine Rolle gespielt habe. S. unten S. 28 3 · Auf einer Gemme des kunsthistorischen Museums i n Wien (Mitte r . Jh. v . Chr.) ist in der Tat ein mit Ziegenfell umhüllter weiblicher Kopf zu sehen, neben Attributen, die auf die Lupercalia deuten (Faunuskopf, Ziegenpeitsche). "Die Gemme . . . fa�d . . . in religion_sg�schichtlichen Behandlunge n der Luperealien . . . keine Beachtung . . . Dte Gemme bewetst m Übereinstimmung mit Festus, daß es neben dem Ritus des Schiagens mit den Fellriemen einen anderen gab, bei dem den Frauen ein Ziegenfell über den Kopf gelegt wurd�" (E. Zwierlein-Diehl Nr. 3 5 9, S. 1 24 und Tafel 6 1) . Die ausführliche Interpretation dieser bts her vernachlässigten Gemme ist ein dringendes Erfordernis und soll andernorts nachgeholt werden. Hier sei nur festgehalten, daß das Umlegen des Fells durch Frauen oder eher noch durch e i n e Frau (Priesterin?) als amiculum Junonis und ihr Herumgehen in dieser Aufma chung sehr wohl die Form gewesen sein kann, in der die magisch-numinöse Ausstrahlung des Tierfells universell zur Geltung gebracht wurde. Den Hinweis auf die Gemme verdanke ich Frau Dr. M. Bergmann, Marburg. 1 5 6 Wagenvoort, Dynamism, 1 1 , 1 6 ff., 5 8 . 1 57 Censor. die nat. 22, 1 4 : Lupercalibus, cum Roma lustratur, salem calidumferun t, quod februum appellant. Was genau .ferunt bedeutet, ist schwer zu bestimmen. Wir schließen uns Scholz an (Entretiens Hardt 27 - 1 98 1 - 3 1 2) : "durch die Stadt getragen"; im Sinne von "bei sich mit sich tragen" fassen die Wendung auf Eitrem, Opferritus, 3 1 5 ; Pötscher, Grazer Beit�äge 1 1 ( 1 984) 24088, 248. Unrichtig auf jeden Fall Latte, RR, 1 09 ("an das Volk verteilt" - darauf weist nichts hin), desgleichen Marbach, RE s.v. Lupercalia 1 8 1 7 , 3 0 : "Salz ge opfert". Verfehlt auch die Annahme, die Nachricht von der Verwendung von Salz sei ei_ne praktische Folge des Umstandes, daß man den Lupercalia Reinigungschar�kter zugeschne ben habe (so Ulf 5 8 ; Latte, RR, 8 5) . Vgl. W. Kroll, ARW 8 ( 1 905) Betheft 34; Samter, Geburt, 1 5 8- 1 6 1 , 1 5 88 . Unten S. 277 f. 1 58 Scholz, Entretiens Hardt 27 ( 1 9 8 1 ) 3 1 2 ; Varro LL. 6,34: Februarium a diefebruato, quod tumfebruaturpopulus, id est lupereis nudis lustratur antiquum oppidum Palatinum gregi bus humanis cinctum. Scholz faßt lupereis nudis als Instrumentalis auf; es könnte sich aber auch um einen dat. auctoris handeln; auch dies würde jedoch eine Abschwächung des Täter charakters der luperci bedeuten, s. Menge, Repetitorium § 64. Der Ton liegt auf populusl oppidum, nicht auf den luperci als Tätern. . I \ Y Ver�-; . At•n. 7,94 f. : atque harum effoltus tergo stratisque iacebat/velleribus (sc. Latmus) ;
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Ovid Fasti 4,6 5 9 f. : supra nova vellera corpuslponit(sc. Numa) ; 663 f. : Faunus adest oviumque premens pede vellera duroledidit . . . talia verba. Bömer zu Ovid Fasti 4,6 50 (S. 266) ; Kroll, ARW 8 ( 1 905) Beihefq 8 ff. ; Pley, 9 f., oben Anm. 1 39. 1 60 E. Manni 62 ; Martorana 2 5 6 ff. ; L. Deroy, LEC 2 8 ( 1960) 1 5 ff. Ähnlich ist das Ver hältnis zwischen Zeus und dem �u'>c; Kcpöwv: ,Zeus was originally believed to be, not merely the god to whom as to an owner the fleece belonged, but the very animal from which the fleece was stripped' (Cook, Zeus I, 423). 1 6 1 Dionys. Hai. I ,J2,3 ff. ; Kerenyi, Niobe, I 4 3 f. Quellwasser kann als ,Milch der Mut ter Erde' gelten, z. B. im Falle der Wassergottheit Galateia, der ,Milchigen' (Duris frg. 5 8 FGrHist Nr. 76; Köves-Zulauf, Würzburger Jahrb. I 3 - I987 - I 3 4 und Anm. 84). Vgl. unten Anm. 262. Ulf 29 ff. bestreitet, daß es eine natürliche Höhle als Lupereal je gegeben habe. Jedoch "nach dieser Zeugnislage kommt man an der Annahme einer ,Höhle' - wie immer diese auch ausgesehen haben mag - nicht vorbei" (Scholz, GGA 2 3 6 - I984 - 175). 16' S. oben S . 2 3 6 f. 16 3 S. oben Anschnitt I, S. 9 I und Anm. 3 3 3 ; unten S. 286. Vergleichbar wäre etwa eine Sitte wie die der symbolischen Säugung durch eine m ä n n I i c h e Person als Adoptionsge sir : J. Gricourt, in : Hommages a W. Deonna, Bruxrlles, 1 9 57, 249 ff. M artorana 2 p, 2 57
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(männlichen) Kindes selbst gesehen werden. Alles spricht jedoch für eine sym bolische Vergegenwärtigung der Mutter und für die Richtigkeit der Auffas sung, "daß der weibliche Bezug des Festes das Wesentliche ist", '64 daß die Vor stellung von Geburt und Tod die Grundkonzeption , a Ia base meme de Ia fete des Lupercales' ist. '65 Wir bezweifeln, daß der eigentliche Sinn des Gesamtritus je wird erfaßt werden können, solange man sich dieser grundlegenden Einsicht verschließt. Eigenartige Konstellationen von , Mutter und Sohn' in Initiationsri ten aus heutigen primitiven Kulturen ebenso wie aus Hochkulturen, die man neulich als Vergleichsmaterial bei der Analyse der Lupercalia verwertet hat, '66 unterstreichen das Gewicht dieses Aspektes. Nicht minder der Umstand, daß nicht nur die zwei Teile des Ritus, Opfer und Blutzeremonie, in dieser Beleuch tung durchsichtig werden, sondern auch der rituelle Übergang vom ersten die ser Teile zum zweiten im rituellen Gesamtablauf der Lupercalia selbst. Plutarch, dessen Quellenwert nicht hoch genug eingeschätzt werden und "der in gewissem Sinne mit einem modernen Ethnologen verglichen werden kann", 1 67 beschreibt diesen Übergang folgendermaßen : cr<panoum yaQ a{ya�, ( = Opfer) d 't a !! E L Q U K i m v ö u o i v a n o y f: v o u � 1t Q O cr a x � f: V 't ffi V a t'> L o i � , o i !!EV U!!UY!!EVIJ 11axaiQc;t etc. ( = Blutzeremonie). Der Ubergang besteht darin, daß die zwei Jünglinge herbeigeführt werden. Schwierigkeiten bereitet dabei die ungewöhnliche Wendung ano yf:vou�. Einmütigkeit herrscht bis heute darüber, daß der Ausdruck attributiv zum Substantiv !!ELQUKta gehört und eine Qualität der Jünglinge ausdrückt. Ebenso einmütig war man bis vor 30 Jahren der Auffassung, daß mit der Wendung die ,adelige' Qualität der Jünglinge gemeint war. '68 Diese Eintracht ist 1 9 5 3 durch A. K. Michels gestört
worden. Sie kam zum Ergebnis, daß jene attributive Wendung allein ,adelig' nicht bedeuten kann, einer näheren Spezifizierung bedürfte und daher mit einer Textlücke zu rechnen sei, in der yf:vo� durch ein weiteres Wort als eine ,Familie von Werwölfen' definiert gewesen sei.'69 Diese Auffassung hat zwar nur wenige überzeugt, 1 7° führte aber dazu, daß der alte Standpunkt heute öfters bewußt, mit Argumenten, untermauert wird. Als solche gelten sprachliche und inhaltli che Parallelstellen, an denen Plutarch entweder d i e s e I b e W e n d u n g in anderem Zusammenhang gebraucht oder die Qualität der luperci mit a n d e r e n A u s d r ü c k e n inhaltlich charakterisiert. Eine sorgfältige Prüfung der beiderseitigen Argumente führt zu folgendem Eregebnis : r) An keiner sprachlich vergleichbaren Stelle steht die Wendung ano yf:vou� ohne nähere Spezifikation, sei diese direkt angegeben oder nur im Kontext impliziert; nirgends bedeutet sie ,adelig'.'7 1 Selbst das ist nicht sicher, ob das Wort yf:vo�, in welchen Verbindungen auch immer (ohne ano), die prä gnante Bedeutung , a d e I i g e Geburt' an sich besitzen kann 1 72 und diese Nuance nicht vielmehr nur durch den entsprechenden Kontext erzeugt wird. 173 2) Der Plutarch-Text (Romul. 2 1) bietet gar keinen - wie auch immer gearteten - konkreten Anhaltspunkt für eine Lücke ; eine solche anzunehmen, sei es im Verlaufe des Kopierens oder der Quellenbenutzung, ist daher unmethodische Willkür. Die Wendung ano yf:vou� muß deswegen so gedeutet werden, wie sie im Text steht. Und lateinisch genus, das aller Wahrscheinlichkeit nach sich letzt lich hinter dem Wortlaut Plutarchs verbirgt, ist bekanntlich ,a vexing defini tion','74 wie griechisch yf:vo� nicht minder. '75 Zweifelsohne werden in anderen plutarchischen Beschreibungen der Luperealienfeier die luperci als "adelige Jünglinge" (EuyEVEi� vcavicrKot bzw. vtm) charakterisiert.'76 Es handelt sich hierbei um semantisch gleichwertige Formulierungen, die nur aus stilistischen
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kommt zu dem Ergebnis, daß in der Entwicklung der Lupercalia eine grundsätzliche Wand lung in Richtung auf patriarchalische Verhältnisse sich abgespielt hat, in deren Rahmen Juno als Hauptgöttin verschwand und der männliche Gott Faunus ihre Stelle einnahm. 164 Kerenyi, Niobe, I 4 5 . Symptomatisch in diesem Sinne dürfte die Darstellung auf der Anm. I 5 5 behandelten Wiener Gemme sein: Der weibliche Kopf im amiculum Junonis beherrscht die ganze Bildfläche, der Faunuskopf bekommt nur am Rande einen Platz und ist gut sechsmal kleiner als der weibliche Kopf. Vgl. die Weihung an die Magna Mater seitens eines Lupercus CIL I4 Nr. 2094. 165 Lambrechts, Hommages a Cumont-Bidez, I 76; Martorana 245 · 249 ff. 166 Ulf r o7, n o, I J 81JJ. 167 So Ulf I I I f. Vgl. auch Lambrechts, Hommages a Cumont-Bidez, I 70. Solche Urteile werden der Qualität des plutarchischen Berichts besser gerecht als Scholz, Entretiens Hardt 27 ( I 9 8 I ) 302 ff., s. oben Anm. 30. 168 A. K. Michels, TAPhA 84 ( I 9 5 3) 5 4 : ,In all the editions and commentaries which I have been able to consult ano ytvou<; is always translated ,noble' and I have not discovered any editor who is troubled by the expression'. Diese Interpretation vertreten, meistens �hne . jede Reflexion: Stephanus ThLG s. v. ytvo<; p. 5 75 A; Liddle-Scott, Greek-Enghsh Lextcon s.v. ytvo<; III b; Mannhardt, Myth. Forschungen, 78 ; Deubner, ARW I 3 ( I 9 I O) 498 1 (mit Argumenten), 506; Otto, Philologus 72 ( I 9 I 3) I 86 ; Fowler, Roman Festivals, 3 I I ; Frazer, . Ovid Fasti 2, 340 (zu 2, 267) ; Rose, Mnemosyne 6o ( I9 3 3) 3 9 3 f. ; RE s.v. Lupercaha d ! 1 7,J2 ; Lambrechts, Hommages a Bidez-Cumont, I 70. Ebenso Verfasser, die nach Erscheinen der Arbeit Michels' über die Lupercalia geschrieben haben : Riposati, in : ]. Col lart ct alii, Varron, 6 5 ; Srullard 77 ; Ulf 5999 (mit ausführlicher Argumentation gegen
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Michels) ; Scholz, Entretiens Hardt 27 ( I 9 8 I ) 303' ; Pötscher, Grazer Beiträge I I ( I984) 233· 169 TAPhA 84 ( I 9 5 3) p , 5 4 f. 170 So G. Binder, Aussetzung, 9916, der die Kritik Michels' zwar akzeptiert, seinerseits aber eine andere Interpretation vorschlägt (die zwei gentes). Im übrigen s. Anm. I 68 Schluß. 1 7 1 S. den Index von Wyttenbach s. v. ytvo<;. Plut. Cato maior I ,2 : Eiro�6·uov öt 'tWV 'Pq>JJ.Uirov 't O U <; a n o y t v o u <; J.lEV Ö6�aV OUK E X O V 't a <; , U Q X O J.l E V O U <; ÖE yVffiQi�EO' �(lt öt' (lU'tOOV KatVOU<; JtQOO'UYOQEUElV UV�001t?U<;. ano yi:vou<; ( = von ihrer Abstammung, Familie) ist hier der Gegensatz zu 8t' au'trov. Ahnlieh Plut. Publicola 2 3 ,6 ; Themistocles J2,6; IG 5 , I ,6o7,29. Vgl. Michels, TAPhA 84 ( I9 5 3) 54· 172 So Deubner, ARW I 3 ( I 9 Io) 498 1 . 173 Am nächsten dieser Bedeutung kommen die zwei von Deubner I. c. angeführten Stel len Plut. Lys. et Sulla 2,2; coni. praec. 22, 23 ( I 4 I a, c) sowie IG 5, I ,602,J ff. : itQEtav öuk liiou K[ai] öta ytvou<; 'ti'j<; tnup[avE]cr'tU'tT]<; �EOü 'AQ'tEJ.ltÖ[o<;]. Das Problem dabei ist immer, ob yi:vo<; prägnant gemeint ist, oder einfach als ,Abstammung, entsprechende Abstam mung'. Letztere Interpretation ist an allen Stellen möglich. Vgl. jedoch Anm. I 74, I 7 5 . 174 R . E . A. Palmer, The Arehaie Community of the Romans, Cambridge, I 970, 7 0 und ff. 175 Vgl. beispielshalber nur F.Jacoby in FGrHist IIIb (Suppl.) vol. r , S. 320 ff., vol. 2 , S. 2 2 9 ff. z u Nr. 328 Philochoros von Athen Frg. 3 5 . '76 Antonius 1 2 , 2 ; Caes. 6 I ,2.
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Das Lachen der Luperci
Gründen variieren. Daraus jedoch den Schluß zu ziehen, daß ano ytvou<; EUyEvf]<; entspricht und "adelig" bedeutet, ist eine vorschnel l gezogene Schluß folgerung. Eine genaue Beachtung der Paralleltexte zeigt nämlich, daß dies nicht ganz der Fall ist :
der Ausdruck im ersten Fall nur auf die zwei Jünglinge der Blutzeremonie, im zweiten Fall auf die laufenden luperci generell. Doch wenn j ene zwei nur ein repräsentatives pars pro toto für letztere waren, und als solche in der Gesamtheit auch mitgelaufen sind, 178 so kann der Ausdruck beide zugleich umfassen ; dies umso mehr, als an der zweiten Stelle die Gruppe der laufenden luperci als ein Abbild der Gründerzwillinge gedeutet wird und deswegen für den Leser jeder Grund besteht, sie auch in historischer Zeit als eine Gruppe mit zwei Hauptgestal ten an ihrer Spitze sich vorzustellen. Zweitens kann man davon ausgehen, daß das Kollektivum im Singular ytvo<; die jeweiligen gentes der Jünglinge nicht bezeich nen kann. r79 Denn in diesem Fall müßte der Plural stehen oder ein f:au1:mv o. ä. als Ergänzung, erst recht an der zweiten Stelle. ytvo<; kann nur etwas sein, was in die ser singularischen und ergänzungslosen Form durch die gegebene Situation allein ausreichend und unmißverständlich definiert ist. Und diese Bedeutung ist ,Nach kommenschaft', ,Nachwuchs', im Sinne des Jahrgangs, der in einem gegebenen Jahr bei der jährlich stattfindenden Feier zur Aufnahme in die Körperschaft der luperci ansteht, mit anderen Worten : die Gruppe der Initianden, aus der die zwei Jünglinge als repräsentatives pars pro toto zum Zwecke der Blutzeremonie herge nommen werden. In ihrer Gestalt wird die ganze Gruppe stellvertretend initiiert. Es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß ytvo<; ohne jede weitere Bestimmung in diesem Sinne ein eindeutig definierter Begriff ist : das aktuelle ytvo<; der gegebe nen Gemeinde im gegebenen Jahr zum gegebenen Zweck. Das Problem, ob ytvo<; dabei im engeren oder weiteren Sinne zu verstehen ist - ein Jahrgang der adeligen Nachkommenschaft oder der Nachkommenschaft Roms überhaupt -, ist eine zweitrangige Frage ; umso mehr, als selbst im ersten Fall entwicklungsgeschicht lich ein hypothetischer älterer Zustand angenommen werden müßte, in dem die luperci eine Elite, Auswahl der römischen Jugend überhaupt darstellten. Es ist unbestritten, daß gr. ytvo<; ebenso wie lat. genus das Kind bedeuten kann, r So auch eine Gruppe von Kindern, wie Danai genus die 50 Töchter des Danaos oder genus Terrae, Titania pubes die Titanen als Gruppe ; 1 8 1 dann Nach kommenschaft, Nachwuchs allgemein, und auch Generation, r Sz zumal im Lateinischen, wo ein dem griechischen yEvta entsprechendes Begriffswort fehlri83 und durch genus mitersetzt wird. 1 84 nvo<;/genus in diesem Sinne umfaßt freilich mehrere Jahrgänge. Trotzdem hat es seinen guten Grund, wenn die
"Bo(na<; . . . v tvrvyxav6vrmv" (Anton. 1 2,2) . Dieselbe Grundaussage erscheint in zwei Varianten: A. 1:QExOUcrtV oi ano ytvou<; WU<; t�noöiou<;
n)mOV1:E<;
B. öta-lftoumv
naiov1:E<;
nol.l.oi. 1:mv
EUyEvmv
wu<; t�noörov
o. ä.
Daraus geht hervor, daß ano den Wert eines genitivus partitivus hat und zur Heraushebung der luperci als engere Gruppe aus der größeren Gruppe der ade ligen Jünglinge dient. Ferner, daß diese größere Gruppe als Gesamtheit ytvo<; (Sing.) genannt wird, ytvo<; = EUYEVEt<;, nicht aber a 1t 0 ytvou<; = EUYEVEt<;. Die Gleichung a 1t 0 ytvou<; = EUYEVEt<; existiert nicht, und das heißt, daß ano ytvou<; als eine präpositionale Umschreibung für die Eigenschaft des Adeligen nicht existiert. Noch augenfälliger ist dieser Tatbestand an der ersten Stelle, wo Plutarch ano ytvou<; im Zusammenhang mit der Luperealienfeier auf die ju gendlichen Opfer der Blutzeremonie bezogen gebraucht, Rom. 2 1 , 6 : �EtQa Kirov öuot:v a 1t 0 ytvou<; 1t Q 0 (J ax-lftV1:(l)V Daß hier eine Korrespondenz anol 1tQ6<; vorliegt, ist schwer zu übersehen : ano ist eine Rektion des Verbs 1t Q O cr ay tcr -lfat ; a n o ytvou<; gibt an, w o h e r die Jünglinge h e r b e i geführt wer den. Da sowohl Michels als auch die Vertreter der gegenteiligen Auffassung diese verbale Bedingtheit des plutarchischen Ausdrucksl77 übersehen, findet die ganze Diskussion auf falscher Grundlage statt. Das wirkliche Problem ist nicht, ob ano ytvou<; als attributive Ausdrucksweise "adelig" oder "nicht adelig" bedeutet, sondern was die genaue Bedeutung von ytvo<; als Sammelbegriff für die adelige Jungmannschaft und Ausgangspunkt der Handlung 1tQOcrayEcr-lfat überhaupt ist. Zunächst ist festzustellen, daß es keinen vernünftigen Grund für die Annahme gibt, ytvo<; würde an den zwei Stellen, an denen Plutarch ano ytvou<; im Zusammenhang mit der Luperealienfeier verwendet, etwas Unterschiedli ches bedeuten (Rom. 2 1 ,6 und 8). 0 i ano ytvou<; mit dreizehn Zeilen Abstand nach �EtQUKta ano ytvou<; 1tQO crax-lftV1:E<; kann nur ein bewußter Rückbezug sein. Inhaltliche Schwierigkeiten ergeben sich daraus nicht. Zwar bezieht sich .
'77 Diese verbale Bedingtheit ist auch Cato I ,2 gegeben, vgl. oben Anm. I 7 I : cino ytvou<; . . . 86�a.v ouK EX o v t a <; . Das Partizip hat zugleich adjektivale Funktion, wodurch die Behauptung von Ulf 5999 widerlegt wird, daß Plutarch hier ano ytvou<; "ohne dazugehöri ges Adjektiv" gebraucht. Der partitive Wert von cino an der ersten Plutarch-Stelle wird durch die davor stehende Zahlangabe noch erhöht: ouolV cino ytvou<;.
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1 78 Vgl. oben Anm. 3 3 . 1 79 Auch nicht die zwei Genossenschaften der luperci Fabiani und der luperci Quinctiales nach der Auffassung von Binder, Aussetzung, 9916 • 1 80 Il. 5,896; 6, I 8o; 9, 5 3 8 ; Soph. Ant. I I I 7 ; Aj. 784; Catull 6 I , 2 ; Verg. Aen. 6,79 2 ; 7,5 56. 1 8 1 Hor. c. 2 , I 4, I 8 ; Verg. Aen. 6,5 80. 18 ' Hesiod Opera Io9 ; Horn. Od. 3,24 5 ; Herodot 3 , I 5 6 (nach der einmütigen Überliefe rung ; eine Textänderung ist unnötig) ; Lucr. 2, I I 70; Catull 64,2 3 ; Verg. Aen. 6,648. ThLL s. v. genus I 892, 72 ff. 1 8 3 Censorin die nat. I 7 ,2. generatio ist eine späte Bildung, nachgewiesen in dieser Bedeu tung erst in christlicher Zeit: ThLL s. v. I 784 ff. 1 84 E. F. Leopold, Lexicon Gr.-Lat., Leipzig, 1 890, s. v. y�:vt:a generatio; natales; xenus; aetas hominum; aetas, saeculum; progenies, posteritas.
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Gruppe der Initianden mit diesem allgemeineren Wort bezeichnet wird, obwohl jeweils nur ein Jahrgang Jahr für Jahr initiiert wird, was genaugenommen gr. i]A.tKia, lat. aetas, aequales'8 5 zu nennen wäre. Denn der Unterschied zwischen Eingeweihten und Nichteingeweihten, Erwachsenen und Nachwuchs ist die bestimmende Größe eines lnitiationsvorgangs, und diese wird durch ytvoc; erfaßt. Welcher Jahrgang in einem bestimmten Jahr gerade als Nachwuchs initi iert wird, ist dagegen für Ablauf und Sinn der Zeremonie irrelevant; ,alle Jahre wieder' spielt sich strikt derselbe ,rite de passage' ab ; die Aufeinanderfolge ver schiedener Jahrgänge ist ein außerritueller, durch Kalender und Biologie be dingter Unterschied. Für ytvoc; als Gruppenbezeichnung des Initiandennach wuchses spricht auch das generelle Muster von Initiationszeremonien. Denn immer werden die Initianden als solche in einer Gruppe zusammengefaßt, ab getrennt und zur Initiation geführt, nach Seclusion in einem ,Buschlager' o. ä.'86 Diese Deutung von ytvoc; eröffnet zusätzliche Perspektiven für das Ver ständnis des Lupercalienfestes, wenn diese Perspektiven mangels weiteren Materials auch nur hypothetisch rekonstruierbar wären, was hier nicht gesche hen soll. Aufgezeigt werden sollen nur die in der Wendung gegebenen Ansätze, in zwei Richtungen : I) Es muß offensichtlich angenommen werden, daß eine ytvoc; genannte zeremonielle Gruppe in irgendeiner Form beim Beginn der Feier dabeistand. '87 2) Die Tatsache, daß einige Mitglieder aus dieser Gruppe zum Zwecke einer repräsentativen Vorführung ( Blutzeremonie) ausgewählt wurden, daß ferner die nach der Initiation umherlaufenden luperci als T e i I des genas (Oi a n o ytvouc;) oder gar als euyevei:c; bezeichnet werden, wirft die Frage auf, ob hier nicht die Spur einer ersten Herausbildung eines höheren Standes, einer Aristokratie aus der allgemeinen Gemeinschaft der Gleichaltri gen vorliegt. In der Weise, daß bei der Zeremonie zwar der ganze Nachwuchs eines Jahres als Gruppe dabeisteht, doch nur ein Teil dieser Gruppe zum luper cus geweiht wird, als neueingeweihter am rituellen Lauf teilnimmt und als euyevf]c; gilt? Die Lupercalia als Zeremonie der Aufnahme in eine rudimentäre Aristokratie, die luperci als Keim eines späteren aristokratischen Standes?'88 Man wird an das alte Gebet an Juno ( !) aus Tibur erinnert; in dem geborene Mitglieder der curia mit einem Wort bezeichnet werden, das später nur Sklaven bezeichnet.'89 Vemula = ein geborenes Mitglied der curia, das nichts als das geblieben und damit ein Mann niederen Standes geworden ist?'9°
Diese Bedeutung von uno yf:vouc; 1tQOauym�at liegt auf der faktischen Ebene des Ritus. Es ist bemerkenswert, daß ein nicht minder guter Sinn sich auch auf der zusätzlichen symbolischen Ebene der Geburtsimitation ergibt. Das Wort yf:voc; besitzt seiner Grundbedeutung nach einen zweifachen semanti schen Wert: es bedeutet im Prinzip einerseits den Vorgang, andrerseits das Ergebnis der Geburt, , Gebären' und ,Geborenes'. Dieser Doppelung entspre chend besagt der hier analysierte Ausdruck als solcher zweierlei : I) Vom ,Geborenen', vom Nachwuchs herbeiführen. 2) Vom ,Gebären', von der ,Geburt' hernehmen. Während ersteres sich in den faktischen Rahmen des Ritus sinnvoll einfügt, stellt die zweite Bedeutung eine geradezu perfekte Ergänzung des bisher eruierten symbolischen Hintergrundes dar. Wenn nämlich das vor hergehende Opfer ein Sinnbild der gebärenden Mutter ist, und die nachfol gende Blutzeremonie die Abnabelung der Kinder versinnbildlicht, so kann das dazwischenliegende Brückenglied uno ytvouc; 1tQOaayea�at seinem symboli schen Gehalt nach nichts anderes bedeuten, als eine ,Hernahme der Kinder von der Geburt', die Entnahme aus dem Mutterleib. Besonders, wenn die Nach wuchsgruppe während des Opfers in der Wolfshöhle gestanden hätte, und ihre Repräsentanten von dort zur Blutzeremonie herbeigeführt worden wären : So wären sie quasi direkt aus dem Schoß der Mutter Erde gekommen. Somit erweist sich der Luperealienritus in seinem ersten, dem Opferteil als die symbolische Darstellung einer Geburt. Geburt wird dabei nicht unter ihrem Aspekt des Anfangs, sondern unter dem des Vollzugs gesehen. Deswegen wird sie bis zu ihrem Endpunkt im weiteren Sinne dargestellt, bis zum ersten Aufla chen des Neugeborenen. Das Lachen der luperci ist daher nicht nur chronolo gisch das letzte Moment des Opferteils, sondern auch wesensmäßig sein Krö nungspunkt, ein Ereignis von zentraler Bedeutung. Erst nachdem dies vollendet ist, kann das neue, das eigentliche Leben beginnen, die Neueingeweihten im Umlauf auftreten. ,Geboren' werden die luperci dabei von der Muttergöttin, die in der historisch belegten Form der Feier als Juno apostrophiert und in der Ziege verkörpert wird. Ohne auf die Lupercalia als Gesamtgebilde hier einge hen zu wollen, kann festgestellt werden, daß dieses Ergebnis sich in den Gesamtrahmen nahtlos einfügt, und zwar unter beiden Aspekten, die für die Lupercalia konstitutiv charakteristisch sind, dem Ziegen-Aspekt und dem Wolf Aspekt. '9' Wenn auch die Deutung des Nebennamens creppi für die luperci'92 als Ziegenböcke'93 nicht ohne Widerspruch geblieben ist, '94 verleiht ihnen ihre
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1 8 5 ThLL s.v. aequalis I P· 99J ff., 999, 5 9 ; s.v. aetas p. I I J7, J ff. ; F. Fügner, Lexicon Livianum (Leipzig, I 897) s. v. aequalis II B p. 694 f. 18 6 Ulf 99 f., I o6 f. 1 87 Dies kann auch der gesamte Nachwuchs gewesen sein, d. h. alle Kinder im vorpuber tären Alter. Eine gewisse Abgrenzung nach unten wäre in jedem Falle nötig. Wenn dem so ist, dann ist es schon naheliegender anzunehmen, daß es sich jeweils um den zur Aufnahme in die Erwachsenen-Welt anstehenden einen Jahrgang im jeweils gegebenen Jahr handelte. 1 88 "Von keinem römischen Fest ist die uralte Entstehung in rein patricischer Zeit ( . . .) so sicher beglaubigt wie von den Lupercalien" ( Mommscn, Röm. Staatsrecht 3, I , 5 663). 1 8 9 Serv. Aen. 1 , 1 7 : Iuna Curitis tuo curru clipeoque tuert• mew curiae vernulas. '9° Palmer, Arehaie Community, 6 1 ff.
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1 9 1 Kerenyi, Niobe, I J 6 ff. ; Alföldi, Voretruskischer Römerstaat, 87 ff. ; Scholz, Entre tiens Hardt 27 ( I 98 I) p6f. 1 92 Festus 49, I 8 ff. ; 42,7 ff. L. ; Isidor Etym. I 2, I, I 5 . 193 So u. a . Frazer, Ovid Fasti 2 , 3 3 2 5 ; Alföldi, Voretruskischer Römerstaat, 79, 90, 92, 101, 1 06; G. Radke, Archaisches Latein, Darmstadt, 1 9 8 1 , 143 ; Pötscher, Grazer Beiträge 1 1 ( 1 984) 24 5 . Diese Deutung ist ziemlich verbreitet. ' 94 Otto, Philologus 72 ( I 9 I 3 ) 179 f. ; Marbach, RE s. v. Lupercalia 1 825 ; J. Carcopino, La louve du Capitole, Paris, 1 92 5 , 696 ; Neraudau, La jeunesse, 20 1 .
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Kostümierung und ihr Benehmen vom sprachlichen Befund unabhängig Bocks charakter. 195 Und solche Böcke werden passenderweise von der Ziege Juno geboren: ,Geboren von der Ziege', wie der afrikanische Parallelritus zu der Blutzeremonie heißt. 196 Auf der anderen Seite besitzen die luperci, bereits nach Ausweis ihres Namens, wie auch immer man diesen deutet, einen wölfischen, wolfsähnlichen Charakter. l97 Auch in dieser Eigenschaft aber können sie im Rahmen des Opferteils symbolisch geboren werden. Denn an dem Fest wurde
nicht nur die Ziege, sondern auch ein Hund geopfert. 198 Gewichtige Argumente sprechen dafür, daß ursprünglich nicht ein Hund, sondern ein Wolf das Opfer tier war. 199 Genauer gesagt eine Wölfin : Der Wolf, der an dem Ort des rituellen Geschehens in vielfacher Weise gegenwärtig ist, ist eine Iupus fomina,Z00 eine lupa: Als mythische Bewohnerin des Lupercals, als Ernährerin des Prototyps der luperci, der Gründerzwillinge u nter dem ficus Ruminalis.201 Sie trägt deswe gen auch den Namen Luperca.202 Und von einer Wölfin können die jungen luperci als wölfische Wesen auf völlig logische Weise geboren werden. Dies darf in der Tat für das eigentliche Geheimnis des Opferteils der Lupercalia gehalten werden : eine Demonstration der symbolischen Geburt eines jungen Römers von der mythischen Lupa.203 Ob die Alternanz Ziege/Wölfin als Erscheinungs form der Muttergöttin dabei strukture!J2°4 oder im Sinne einer historischen Ent wicklung205 zu verstehen ist, mag hier offenbleiben. Welchen Sinn kann es aber haben, daß vollausgewachsene Jünglinge als Neugeborene dargestellt werden? Da im Rahmen der Blutzeremonie neue Mit glieder den _luperci zugeführt werden, können die Lupercalia mit Fug und Recht für einen Initiationsritus erklärt werden, wofür auch die Typologie der ethno-
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S.oben S. 2 5 5 . Alföldi, Voretruskischer Römerstaat, 92. S. oben S. 24 5. ' 97 S. oben Anm. 4 3 · Übersicht über die verschiedenen Etymologien: Bömer, Ovid, Fasti zu 2,267 (S. wof.) ; Riposati, in : J. Collart et alii, Varro, 68 f. ; Ulf 9-24; Pötscher, Grazer Beiträge I I ( I 984) 245 ff. Die Deutungen lassen sich in 4 Gruppen einteilen : I) Ableitungen aus dem Grundwort Iupus= Wolf in der Bedeutung ,Wolf', ,Wölfling', ,Wölfisch', ,Gefolgs mann des Wolfes' u . ä. 2) Zusammensetz ung aus Iupus und einem anderen Wort, hir cus= Bock oder ''percus ,Eiche' (v. Blumenthal). 3) Iupus + arcere in der Bedeutung ,Wolfs abwehrer'. 4) Schlecht begründete singuläre Einfälle ohne Nachwirkung in der Forschung wie luere per caprum (Quintilian) ; Iues + parcere (Unger) ; L. Deroy, SE 3 I ( I 963) I o9 luperec Jecundator'; !dem LEC 28 ( I96o) q f. ; ''·wl" kw-arkades ,arcadi lupi ' (Peruzzi, i n : Lingue e dialetti dell' Italia antica a cura di A. L. Prosdocimi, Roma, 1 978, 495 ) ; ''Iu + ''prek- ,bitten' (Radke, Archaisches Latein, I 44). Wenn man die letzte Gruppe - mit gutem Recht - aus klammert, bleiben nur Deutungen übrig, aus denen sich eine Affinität mit dem Wolf ergibt, in welchem Ausmaß und in welcher Form auch immer: Auch ein ,Wolfsbock' (Gruppe 2) ist zur Hälfte Wolf; und auch Wolfsabwehrer kann man nur sein, wenn man intime Kenntnis über den Wolf besitzt, sich in ihn hineindenken kann, Affinität mit ihm aufweist - man jagt ihn sozusagen homöopathisch (Michels, TAPhA 84 - I 9 5 3 - 5 7 f.). Die tief empfundene Affinität, ja Identität des Jägers mit dem gejagten Tier ist ein Urgedanke der Menschheit. Es möge hier nur das Stichwort Totemismus genügen sowie der Hinweis darauf, daß in Grie chenland derselbe Gott Lykaios und Lykoktonos, Pythios und Pythoktonos, dieselbe Göt tin Elapheia und Elaphebolos ist ; daß die Herrin der T i e r e zugleich Patronin der J ä g e r ist: Franktin 36 f. ; Alföldi, Voretruskischer Römerstaat, 3 2 f., 45 f. ; Burkert 29; Köves-Zulauf, Gymnasium 85 ( I 978) I 90 ; Pötscher, Grazer Beiträge I I ( I 9 84) 247. S. oben s. 243 f. Die absolute Skepsis von Gjerstad 377 ist unbegründet : "Ich will keinen neuen etymolo gischen Versuch unternehmen, aber ich möchte sagen, daß ich nicht glaube, daß der erste Bestandteil des Wortes (sc. lupercus) etwas mit Iupus zu tun hat. Es gibt keine einzige Spur eines Wolfes in den Riten der Luperkalien, trotz allem was über die Verbindung von Wölfen mit diesem Fest geschrieben worden ist, und der Wolf der Luperkalien ist . . . gänzlich mythologisch" . Doch ist das Opfern eines Hundes eine unbezweifelbare r i t u e I I e Tatsa che, die am ehesten als die Spur eines Wolfsopfers zu deuten ist (s. dazu Anm. 1 99), oder aber als das Opfern eines Wächtertieres der Herde (Schob:, Entretiens H ardt 27 [ I 9 8 I ] 327 f.) ; und gegen wen sollte der Hund die Ziegenherde bewachen, wenn nicht gegen den typischen Feind Wolf? Auch ist eine so absolute Trennung 1.wisrhen Ritus und Mythos der Lupercalia grundsätzlich nicht statthaft. Radkes Ausgangsthrse , Iupus sei ein aus dem Sabi nischen im 4-Jahrhundert v. Chr. nach Rom ühernommrrws Wo rt, es könne also nicht von Anfang an zur Benennung des uralten Festes drr l .upnralia gedient haben, führt zu der unmöglichen Konsequenz der späten Benennun1-1 odrr l l mbennung eines alteingewurzel ten Festes. Die späte Entstehung des Wortes Iupus im l .ateinischen ist jedoch keine notwen d ige A n n a h me, wozu s. Ernout- Meillt·t s. v. lupw; l I kroy, I .EC 28 ( 1 960) 1 2l8. ' 96
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'98 Plut. Rom. 2 1 ,8 ; Quaest. Rom. 68 (280 B C) ; I I I (290 D) ; RE s . v. Lupercalia I 82 6 f. ; Ulf 54· ' 99 Ein Hund kann einen Wolf als Opfertier leicht ersetzen, auf Grund der nahen Ver wandtschaft beider: RE Suppl. I 5 s. v. Wolf 984 (in der Tierfabel). Ein Wolfskind läßt nur einen Hund an seine Nahrung heran : Frazer, Ovid Fasti 2, S. 377 f. Wolf als Vater einer Hündin : Ovid Metam. 3 , 2 I 4 ; Burkert I 24. Rasende Hirten zerfleischen ein Mädchen W<JTIEQ KUVE<; i1 AUKOt (Longus Pastor. 3,23,3 ; Alföldi, Voretruskischer Römerstaat, 9046). Die KUVET], die ,Hundsfell-Kappe' war ursprünglich eine Wolfskappe (Alföldi, Voretruski scher Römerstaat, 3 3) u. a. m. Zugleich besteht auch ein gewisser Zwang, einen Wolf durch einen Hund zu ersetzen, da einen Wolf "lebendig zu beschaffen seine Schwierigkeiten hatte" (Latte, RR, 87). Hund als Wolfersatz an den Lupercalia : Lambrechts, Hommages ä Bidez-Cumont, I 7o ; Kerenyi, Niobe, 1 4 1 ; Manni 6 1 ; Latte, RR, 87; Scholz, Entretiens Hardt 27 ( I 9 8 I ) 295 f., 3 2 8 ; Pötscher, Grazer Beiträge I r ( 1 9 84), 249· Es gibt gegen die Annahme eines Wolfes als Opfertier ein gewichtig scheinendes Gegen argument: Da das Fleisch von Opfertieren gewöhnlich verzehrt wird, würde diese Annahme implizieren, daß man Wolfsfleisch gegessen hat. Führt sie sich dadurch nicht selbst ad absurdu m ? Keineswegs. Das Essen von Wolfsfleisch ist bei manchen Völkern belegt: I. Fodor, Die große Wanderung der Ungarn vom Ural nach Pannonien, Budapest, I 9 82, 206. Alföldi, Voretruskischer Römerstaat, 878. 20 1 S. oben S. 2 5 5 . Arnob. 4, 3 : quod abiectis infantibus pepercit lupa non mitis, Luperca, inquit, dea est auc tore appellata Uzrrone. Hier ist zwischen Bericht und Deutung zu unterscheiden: die unmögliche - Etymologie ist eine Erfindung Varros ; er hätte aber keinen Anlaß gehabt, sie steh auszudenken, wenn die appellatio Luperca dea nicht vorgegeben gewesen wäre. Der Satz Lattes "Die Luperca (Arnob. 4.3) ist eine Erfindung Varros" (87) ist ein falscher, ober flächlicher Satz, vgl. Riposati, in: J. Collart er alii, Varro, 69 ; Franktin 3 6. 203 Frank! in 3 5 ; Alföldi, Voretruskischer Römerstaat, 87 f. 204 Kerenyi, Niobe, 1 3 8 ff. ' 0 1 S r h o lz , Entrcticns Hardt 27 ( 1 9H 1 ) _126 f. 2 00
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graphischen Parallelen spricht.206 Und daß eine Initiation per analogiam im Bilde einer Geburt inszeniert wird, ist nicht nur mehrfach zu beobachten,207 sondern auch als ein ganz natürlicher Vorgang zu verstehen: Um den Eintritt in einen neuen Lebensabschnitt, in eine neue Lebensqualität auszudrücken, ver wendet man auf ganz natürliche Weise die Grundkategorie, die als Ausdruck eines Eintritts in das Leben überhaupt zur Verfügung steht: Initiation ist w i e eine Geburt, eine Quasi-Geburt. Im gegebenen Fall scheint es sich jedoch um mehr zu handeln, um so etwas wie eine faktisch gemeinte erneute Geburt. Denn während man am Anfang des Lebens von einer gewöhnlic hen individuel len Mutter zur Welt gebracht wurde, wird man dadurch zum lupercus, daß man kollektiv von der Ziege, von der Wölfin erneut geboren und versorgt wird, und dadurch so wird wie die archetypischen Zwillinge Romulus und Remus : Erst die ,Geburt' als lupercus ist die richtige Geburt, die Geburt als echter und von der Gemeinsc haft als solcher anerkannter Römer, eine wirkliche ,Geburt von der Wölfin (Ziege)', eine ,Goat Birth' (Frazer 342) nach römischer Art. Diese Deutung der Opfer- und Blutzeremonie wird weiter untermauert durch die eigenartige Stellung der Lupercalia im Rahmen des römischen Fest kalenders, insbesondere durch das Verhältnis dieses Festes Mitte Februar zu dem Auftritt der Salii um die Mitte des folgenden Monats. März war ursprünglich der Anfangsmonat des römischen Kalenders und Zeit typischer Neujahrsriten.208 Dieser Neujahrscharakter verdichtet sich insbeson dere an dem Tag des ersten Vollmond s im Jahr, an den Iden des I 5. März, der Anna Perenna gewidmet war. Was auch immer man in moderner Zeit über diesen Namen spekuliert haben mag, nüchtern betrachtet war Anna Perenna ,clearly a female personification of the year (annus), . . . for the co�tinual su� cession of years'.209 Die sprachlich völlig problemlose Verbindun g mit gut latei nischen Wörtern wie annus, perennis, die Sitte, an ihrem Tag so viele Becher zu trinken, wie man Jahre zu leben hoffte/10 beweist auf jeden Fall mindesten s soviel, daß sie völlig zwanglos und aus der gegebenen Situation heraus a_ls N_eu j ahrsgöttin verstanden werden konnte und verstanden wurde,1!1 vielleicht sekundär, aber unvermeidlich, d. h. schon früh. Am ersten rituell möglichen Tag
folgte auf diesen Neuj ahrstag das Fest der Liberalia. An diesem erhielt der her angereifte römische Jüngling die toga virilis, wurde als Mitglied in die Tribus Liste eingetragen, begann sein tirocinium fori und sein tirocinium militiae ebenso wie sein freies Liebesleben :2 1 2 ,forma piu o meno attenuata e riplasmata di riti iniziatici'.2'3 Mit diesem Initiationstag, wie mit dem ganzen Anfangsmo nat März war der Auftritt der Salii mehr oder weniger eng verknüpft. Ihre Tätigkeit erstreckte sich vom 1 . bis zum 24. März, vom Hervorholen der heili gen Schilde bis zu deren erneutem Bergen ; die Tage, während derer diese pi gnora imperii ,bewegt' wurden - dies religiosi insgesamt -, bildeten einen ein heitlichen Zeitabschnitt von besonderer Heiligkeit.2'4 Seine Höhepunkte lagen am 1 . , 9., 1 4., 19., 2 3 . und 24. März, mit spektakulären Auftritten der Priester schaft in der Öffentlichkeit, mit Prozessionen, Tänzen, Chören, gemeinsamen Festessen und anderen rituellen Darbietungen.2'5 Vor dem Hintergrund dieser besonderen Festzeit und eingerahmt durch die spektakulären Verrichtungen am 14. und am 19. wurden am I 7. die Liberalia gefeiert. In welchem Ausmaß und auf welche Weise die Salii an diesem Fest unmittelbar beteiligt waren, ist nicht genau bekannt. Sicher ist soviel, daß in ihren heiligen Büchern dieser Festtag erwähnt wurde, und zwar mit einer besonders altertümlichen Bezeichnung.2 ' 6 Doch wichtiger als diese kalendermäßige Verknüpfung der Salii mit dem tradi tionellen Initiationstag ist die Tatsache, daß sie inhaltlich, ihrem Erscheinungs bild nach, die Merkmale einer Initiatengruppe trugen. Sie boten das Bild einer repräsentativen Schar archaischer römischer Krieger/ '7 eines pilumnus populus, das sie in ihren Liedern erwähnten und dessen Waffe, das archaische pilum, sie
2o6 S. oben S. 226, Anm. 34· 207 S. oben S. 244f. W. Kroll 482 ; G. Thomson 45-47 ; Illuminati 62 ; Ulf I 23 (Lebensalter vom Zeitpunkt der Initiation an gerechnet) etc. . 208 Fowler, Roman Festivals, 5-7; Bömer, Ovidius, Die Fasten I ,42 f. ; A. K. M1chels, C alendar, I 8, 97 f. ; Scullard 4I f., 84 ff. . . 209 Scullard 90; Fowler, Roman Festivals, p f. ; J. E. Harrison I 97 ; G. Dumez1l, Tarpe1a, Paris, I 947, 2 3 9 f. ; Idem, Religion archa"ique, 3 29 ; Latte, RR, q 8 . 2 10 Ovid Fasti 3 , 5 3 d. . 2 1 1 In diesem Sinne Bömer zu Ovid Fasti 3, 5 29f. (S. I 8 I). Radke, Götter s. v. kommt mit Hilfe einer komplizierten Rechnung zum Schluß, daß zwischen Annae sacrum am I 8 .Juni und dem Tag der Anna Perenna am I 5. März 2 74 Tage, d. h. die normale Frist einer Sc?wan gerschaft nach antiker Auffassung liegen. Wenn dem so ist, wäre es immer noch naheliegen der, Anna Perenna als Jahresgöttin 7.u deuten, indem man unter ,Jahr' jene 274 Ta.ge der Schwangerschaft versteht, als an ein phantastisches Verb 'per-annare = ,der Funktion als Mutter (anna) narhzukom mt·n' zu gl a ube n .
Scullard 92; Fowler, Roman Festivals, 56 f. ; W. Kroll zu Catull 6 8 , I 5 ; Illuminati 5 8 ff. Illuminati 68; Harrison I 96. Liv. 37,3 3 ,6 ; Suet. Otho 8,3 ; Tac. Hist. 1 ,89. 2'5 Fowler, Roman Festivals, 3 8 ff. ; RE s . v. Salii (Geiger, I920) I 88 8 f. ; Scullard 8 5 f. Nach einer stark verstümmelten Notiz des Festus 346 L. hat es den Anschein, daß die Salii auch schon am 24. Februar (Regifugium) tätig waren. Dies wäre als ein Vorgriff auf ihre systematische Festzeit im März zu werten, welche durch die Präsenz der ancilia als Einheit besonders charakterisiert ist (Scullard 82). Vgl. Anm. 229. 2 ' 6 Varro LL. 6, I 4: Agonia. Macr. Sat. I ,4, I 5 : agonium Martiale. Wissowa begründete die Auffassung, daß es sich dabei um zufälliges Zusammentreffen von Liberalia und Mars-Fest der Salii handelte, mit dem Argument, daß es keine Gemeinsamkeit zwischen Mars und Liber in ipsa venerationegegeben habe (Ges. Abhandlungen, München, I 904, I 68 f.). Dieser Auffassung folgen Fowler, Roman Festivals, 5 4 ; Scullard 92 ; RE s. v. Salii I 8 89,24. Richtiger d ürfte die Ansicht Mommsens sein : "in Liberalibus celebrandis . . . Salii Martis nescio quas partes haberent" (CIL IZ, I p. 3 I 2). Denn mögen auch die zwei Götter, Liber und Mars, ein ander fernstehen, die Anlässe beider Feste ergeben eine sinnvolle Verknüpfung : Es ist sinn voll an dem Tage, an dem die Jünglinge als handlungs- und kampffähig akzeptiert werden, dem Gott des Kampfes zu opfern. Wegen dieses strukturellen Berührungspunktes müßte selbst im Falle eines urprünglich zufälligen Zusammentreffens eine Entwicklung angenom men werden, die im Endergebnis zu einer bewußt absichtlichen Huldigung an Mars am "f:tg der Liberalia führte. 2 1 7 Fowler, Roman Festivals, 43 ; Latte, RR, 1 1 5 ; Illuminati 67; Ni·ra u d a u , I .a jcu nessc, 2' l 2 14
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funo Lucina
Das Lachen der Luperci
trugen.2 1 8 Die Gruppe bestand des weiteren ausschließlich aus gerade herange reiften Jünglingen, 71:QOO"TJßüt/19 und ihr Gebaren wird als eine Art ,Jugendlich Tun' (KOUQT]l"LO"J.l.O�) bezeichnet.120 Die Zahl der Salii sowie die ihrer heiligen ancilia - zwölf - stimmt mit der Zahl der Monate überein / 21 auch die Zahl der Loblieder, die sie auf Janus singen, ist zwölf, für jeden Monat wird in der Rei henfolge des Kalenders je ein Lied gesungen.212 Der Sinn dieser hartnäckigen, dreifachen Parallelisierung zwischen Jahresablauf und einer am Jahresbeginn auftretenden Sodalität drängt sich mit Evidenz auf: Die Gruppe der Salii reprä sentiert einen Jahrgang, im wörtlichen Sinne. Diese richtige Einsicht ist auch hinter der sprachlich falschen etymologischen Ableitung von ancile aus annus zu vermuten.12l Abgerundet wird dieses Bild durch typologische Übereinstimmun gen zwischen antiken Berichten über die Salier und modernen ethnographi schen Beschreibungen : Prozessionen am Jahresanfang, Tanz mit labyrintharti ger Choreographie, ein Handwerker (Schmied) als Initiator sind typische Motive einer Initiation.124 Die Salii zeigen somit charakteristische Züge einer Initiandengruppe, ebenso wie dies bei den im vorigen Monat auftretenden luperci der Fall war. So über rascht es nicht, daß beide Gruppen im Grundmuster ihres Verhaltens auch man che konkreten Übereinstimmungen aufweisen. Beide sind ,wohlgeborene' Jüng linge,125 sind in zwei Untergruppen geteilt, verrichten Lustrationshandlungen, werden mit Gottheiten derselben Sphäre, Faunus, Picus, Mars, den Göttern von Wolf und Specht1 26 in Verbindung gebracht; beide Male spielt Ziegenfell eine wichtige rituelle Rolle, 117 beide Genossenschaften sind besonders geklei det, verteilen rituelle Schläge und verrichten schnelle Bewegungsabläufe.128 Diese Ähnlichkeiten haben umso mehr Gewicht, als auch die beiden aufeinan derfolgenden Monate, die durch das Auftreten der luperci und der Salii beherrscht und geprägt werden, Februar und März, durch notwendige innere Bande miteinander verknüpft waren, ut Februarium omni modo Martius conse queretur (Macr. Sat. I, q , I 5 ) .129
Vor dem Hintergrund dieser wesensmäßigen Übereinstimmung heben sich die unterschiedlichen Ausprägungen derselben Grundzüge bei beiden Gruppen umso plastischer hervor. Gegenüber der zahlenmäßig höchst systematisch kon struierten Zusammensetzung der Salii wissen wir nichts hinsichtlich der Zahl der luperci/30 was zumindest soviel beweist, daß ihre Anzahl, wenn überhaupt festgelegt, kein strukturelles Gewicht besaß. Die Zweigruppenbildung beruhte bei den luperci - Quinctiales und Fabiani - auf dem naturhaften Prinzip gentil mäßiger Abstammung, bei den Salii - Palatini und Collini - auf dem Lokal prinzip künstlich errichteter Siedlungen. Das Verhältnis zum heiligen Fell war in beiden Fällen gegensätzlich, es war für die luperci ein Attribut ihrer selbst, für die Salii ein Objekt ihrer Aggression : Die Luperci waren mit Teilen des Fells bekleidet und führten ihre Schläge mit Fellteilen aus; die Salii dagegen schlugen auf das Fell ein, sei es in Gestalt ihrer Schilde, sei es als Bekleidung des von ihnen aus der Stadt getriebenen Mamurius Veturius. 2 J 1 ,Bekleidung' und ,Bewaffnung' der Luperci waren äußerst rudimentär, ein Stück Fell als Schurz, ein Fellstreifen als Peitsche - Gegenstände minimaler Künstlichkeit, von Gestalten benutzt, die fast ganz so auftraten, wie die Natur sie geschaffen hat; die Salii dagegen waren regulär bekleidete und bewaffnete archaische Krieger, und die besondere Kunstfertigkeit, mit der ihre Schilde geschaffen wurden, gehörte zum Kern ihres Mythos. Die Luperci rannten ziemlich einfach um die Stadt herum, 2 3 2 die Salii führten einen rhythmischen Waffentanz auf, nach einem Vortänzer sich richtend, mit Flötenbegleitung und festgeschriebener, labyrinthartiger Choreographie. 2 l 3 Von den Gottheiten des ,Unheimlichen
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2 1 8 S. oben S. I 7o f., I 7 5 , I98, 206 und Kap. Il, Anm. 403 . ]. Harrison I 94 f. Dionys. Hai. 2,7o, I ; 4 ; 2,7 I ,2 ; 3 ; 4; Latte, RR, I I 5 ' ; Harrison I94 ; Neraudau, La jeu nesse, 222. S. oben Anm. 3 5 . 220 Dionys. 2,7 I , 3 . 221 RE s. v. Salii I 876,49 ff. ; Scullard 30, 8 5 . Liegt auch der Länge der Festperiode der Salii vom 1 . bis zum 24. März die Zahl I2 zugrunde, 2 X I2 24? 222 Lyd. de mens. 4,2 p. 64, I 5 ff. Wünsch. 22 Anders J Roscher, Lexikon s . v. Mars 24I9 ; Dumezil, Tarpeia, 2 3 9 ; Illuminati 56. Fowler, Roman Festivals, 42. 22 4 Brelich, Tre variazioni, 1 Jo35 ; Illuminati 56, 64, 68 f., 7I ff. 22' Zum Vergleich Luperci - Salii allgemein vgl. Basanoff 12off., I 2 5 , 1 3 8, I 74 · S. oben S. 2 57 und Anm. I 76. Dionys. 2,70. 2 26 S m i ts 7, 1 6 f., 22, 82, 1 04. S. unten Anm. 2 34· "7 S. oben S. 249 ff. und Anm. I 3 5. "' Fra n klin 4 1 . "'' ( ; t·na ucr gesagt waren das Ende des Februar u nd die erste Hälfte des März miteinan d n ilt'mndc r.\ vnknopft . I nd i z ie n dafür bietet d n l J mstand, dafi man bei der lntercalatio 2 19
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von 22/2 3 Tagen im Februar diese nicht am Ende des Monats, sondern nach dem 2 3. Februar eingefügt hat, um auf diese Weise den unmittelbaren Anschluß Februar /März ungetrübt zu lassen. Ferner die Parallelität des zweimaligen Festes der Equirria am 2 7. Febr. und am I4. März. Ebenso die antizipierte Teilnahme der Salii schon am Regifugium des 24. Febr. (s. oben Anm. 2 I 5 ). Schließlich die Ähnlichkeit des Regifugium (24. Febr.) und der Mamuralia ( I 4. Febr.). Vgl. Fowler, Roman Festivals, 3 3o f. ; Scullard 82, 89; Brelich, Tre variazioni, 1 00 ; Loicq 4 I O f. ; Michels, Calendar, I 7 f. 23 0 Aus dem verstümmelten Text von Festus 308 L. gewinnt man den Eindruck, daß dort von der Zahl der luperci die Rede war: Luperci . . . Romuli . . . et Quinctili . . . quarum nul'fl Dies muß aber keineswegs eine konkrete Zahlangabe gewesen sein. Jedenfalls beruht die Hypothese Prellers über die Zahl der luperci (2 x 1 2) auf äußerst schwacher Grundlage (Preller - Jordan I, 3 8 83). S. dazu RE s . v. Lupercalia I 8 3 3,3 3 ff. ; Brelich, Tre variazioni, 5 5 '7 ; Holleman, Pope Gelasius, 9 I , I 2 3 8 ; Neraudau, La jeunesse, 202 f. 2 3 ' Min. Felix Oct. 24, I J ; Serv. Aen. 7, r 88 ; Lyd. de mens. 4,49; Fowler, Festivals, 47 ff. ; Illuminati 43, 5 2 ff. 2 3 2 Bekanntlich ist es seit dem Artikel von Michels, TAPhA 84 ( 1 9 5 3) 48 ff. umstritten, ob die luperci im Kreise um den Palatin liefen oder planlos umherrannten. Selbst wenn ihr Lauf einen Kreis bildete, muß dies eine mehr nur ideelle Größe gewesen sein, realisierbar nur nach den Möglichkeiten realer Straßenführungen. Und ein Kreis - zumal ein solcher - ist ein einfaches, mit der kunstvollen Choreographie des Saliertanzes nicht vergleichbares Muster. Vgl. Franktin 4 I ; Latte, RR, 8 5 ; Binder, Aussetzung, 1 08 ; P. Harmon I44 2 f. ; Scholz , Entretiens Hardt 27 ( I 98 1 ) 298 ; Ulf 6 3 ff. ; Pötscher, Grazer Bcitr. I I ( 1 9H4) 222 ff., 248. ' 1 1 Latte, RR, 1 1 5 f. ; Flrelich, ' l rc variazioni, 1 1 0 1 1 ; I l l u m i na t i 6 H . .
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Das Lachen der Luperci
Draußen', mit denen beide Körperschaften gleicherweise in besonderer Bezie hung standen, war Faunus der männliche Hauptgott der Luperci, der das Draußen der naturhaften, unkultivierten Wildnis vertrat; der Hauptgott der Salii, Mars, dagegen war in entscheidendem Maße ein Gott des gesellschaftli chen Draußen, des Krieges, einer organisierten Form gemeinschaftlicher Tätig keit fern von zu Hause!H Verschieden war auch die Zielrichtung der von bei den Sodalitäten verrichteten lustratio: ein Akt des Jahresabschlusses dort, eine Maßnahme zur Inauguration des neuen Jahres hier!35 Alles in allem steht ein Element des zwischen den Jahren hervorbrechenden temporären Chaos/36 eine .fora quaedam sodalitas . . . agrestis (Cic. Cael. I I ,26), eine Welt der Natur einem konstitutiven Bestandteil kalendermäßig geordneter Lebensführung, einer dis ziplinierten Schar junger Krieger als Säulen der Gemeinschaft, einer Welt der Technik gegenüber. Diese unterschiedliche Ausprägung desselben Grundmusters in der Forma tion der luperci einerseits, in dem Erscheinungsbild der Salii andrerseits führt zum logischen Schluß, daß wir es hier mit der Ritualisierung von zwei verschie denen Phasen der Initiation zu tun haben. Der zeitliche Vorrang der luperci im Rahmen der festen kalendarischen Verbindung, ebenso ihre größere Nähe an einen naturhaften primitiven Zustand sprechen eindeutig dafür, daß die luperci die frühere Phase repräsentieren. Wenn man in ihnen ein Abbild der Initianden im ,Buschlager' sieht, in der Terminologie der ethnographischen Parallelen aus gedrückt, in den Salii aber das rituelle Spiegelbild der Vollinitiierten und Vollin tegrierten, so ist dagegen nichts einzuwenden.2J7 Der Lauf der Luperci wäre dann eine Erinnerung an die typische Handlung des Weglaufens aus dem Buschlager, das Anlegen der toga virilis am I7. März aber der Krönungspunkt des Auftretens der vollinitiierten und vollständig ausgerüsteten Salii. Auf Ein zelheiten dieses Ergebnisses einzugehen, ist im gegebenen Zusammenhang nicht nötig.2J8 Wir dürfen uns mit der Feststellung begnügen, daß die symboli sche Ausge_s;altung des Luperealienritus als eine Geburt in vollkommenem Ein klang mit diesem Charakter einer Anfangsetappe der Initiation ist : Eine Initia tion fängt ganz natürlicherweise damit an, daß den Initianden zu allererst die Weihe der in die Gemeinschaft auf gültige Weise Hineingeborenen, d. h. von
der Ziege (Wölfin) Geborenen verliehen wird.2J9 Aber auch wer gegen eine sol che Deutung der Verknüpfung zweier Sodalitäten, die in ihrem Personenstand verschieden waren, Bedenken hat oder gar eine Anwendung der Kategorie der Initiation auf luperci und Salii grundsätzlich ablehnt, wird anerkennen müssen, daß kalendermäßige Stellung, Charakter und Gebaren der luperci ,anfängli cher', primitiver waren als die der Salii und daß eine metaphorische Darstellung der luperci als Neugeborene sich deswegen nahtlos in ihr allgemeines Wesens bild einfügt. Die Verknüpfungen mit den Salierriten des folgenden Monats sind jedoch nicht die einzigen Verbindungen, in die die Lupercalia kalendermäßig einge flochten sind und die die weitverzweigte Verwurzdung ihres Geburtsaspektes tiefer erkennen lassen. Ähnliche Bezüge sind auch zu sakralen Verrichtungen des vorhergehenden Monats Januar erkennbar, namentlich zu dem Fest der Carmentalia am I 5 . dieses Monats, zwei Tage nach den Iden, an einem mit NP markierten Tag, Eigenarten, die auch auf die Lupercalia im Februar - wie auf die Liberalia des 1 7. März - zutreffen. Ein zusätzlicher Umstand im Januar ist jedoch, daß die Carmentalia doppelt gefeiert werden, vor dem I 5 . auch schon am 1 I . Januar. Für den Kult der Göttin Carmenta ist die Doppelform auch sonst charakteristisch : Sie besaß zwei Altäre, ja existierte selber in der Doppel form der zwei Carmentes.240 Zumindest rein äußerlich erinnert dies an die Zweiheit der lachenden luperci sowie an die Zweigruppenform der Luperker wie der Salier-Sodalität.24 1 Über solche Parallelitäten hinausgehend, fällt es auf, daß Carmentalia und Lupercalia häufig, in verschiedenem Kontext, in engem Zusammenhang miteinander erscheinen : Vergil läßt Euander seinem Gast Aeneas Carmenta-Altar und Lupereal nacheinander zeigen; auf dem Schild des Aeneas bilden Salii, Luperci und die Carmentalia feiernden matronae eine geschlossene Gruppe.242 Macrobius führt die beiden Feste als Beispiele für .foriae publicae stativae, Plutarch für Feste, die Römer und Sabiner gemeinsam gegründet haben, zusammen auf.24J Ähnliche Verknüpfungen sind auf der Ebene von Mythologie und Sage feststellbar : Der Sohn Carmentas, Euander, ist der erste lupercus; Carmentalia und Lupercalia werden von demselben Grün der eingerichtet, 244 die Lupercalia gar auf die Anweisung Carmentas hin. So überrascht es nicht, daß auch der Stammvater der gens Fabia, aus der sich die
2 34 Es kann hier die Diskussion um den ursprünglichen Charakter des Mars nicht fortge führt werden. Fest steht auf jeden Fall, daß a) Faunus und Mars durch innige urtümliche Verwandtschaft miteinander verbunden sind; b) daß Mars, in welchem Ausmaß auch immer, den Charakter eines Kriegsgottes besitzt, Faunus dagegen nicht: Smits 7, 1 6 f., 22, 82, 1 04 ; Scholz, Marskult, 78, 90, 1 1 3 f. ; Latte, RR, 66, H 3 f., 1 1 4 ff.; Illuminati 645 0, 67. 235 Brelich, Tre variazioni, 1 1 1 ; Illuminati 58 ff., 66 f. 2 3 6 Brelich, Tre variazioni, 1 1 1 ; Piccaluga 56; Illumi nati 65 f. ; Neraudau, La jeunesse, 2 1 9 f. 237 Breiich o. c. 1 1035; Illuminati 64, 67 f. ; Ulf 10H f. , 1 H f., 1 4 1 ff. 238 Neraudau, La jeunesse, 220 deutet den Umersd1 icd zwischen luperci und Salii histo risch, nicht strukturell, als verschiedene Etappen dt·s.�t·lhen Vorgangs einer Initiation. Dies muß kein Widerspruch sein, s. oben Anm. 40.
2 39 Kann der Lauf der Luperci als ein S y m b o I des Gehen- und Stehen-Könnens, d. h. als ein Merkmal des sich frei bewegenden Kindes gedeutet werden ? Der kunstvolle Tanz der Salii würde dann dieses Moment weiter entwickeln. 240 Varro rer. div. frg. 1 03 Cardauns; RE s. v. Carmenta (Aust, 1 899) 1 59 5 ; Palmer, Arehaie Community, 1 1 5 f. ; Scullard 62 f. 2 4 ' Fowler, Roman Festivals, 29 1 . 24 2 Aen. 8. 3 36 ff. ; 66 3 ff. ; Ovid Fasti 1 ,6 1 7 ff. ; G. Binder, Aeneas, 1 1 5 , 1 9 1 (über die enge Verbindung der drei Darstellungen), 20 1 f. ' 4 3 Macr. Sat. 1 , 1 6,4-6; Plut. Rom. 2 1 , 1 ff. ' 44 RE s. v. Carmenta (Aust, 1 899) 1 5 9 5 ; RE s. v. Euandros Nr. 1 (Eschcr, 1907) H4o; H41 ; Smits 20; Dionys. Hai. I , J2,3.
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Das Lachen der Luperci
luperci Fabiani rekrutierten, genealogisch mit Carmenta verknüpft ist : er wird
tatsächlich vorgenommenen Durchzug die Erklärung für den Untergang zu finden.252 Über diese theoretischen, allgemeinen, indirekten Verbindungen hinaus gab es aber auch eine konkret rituelle Gemeinsamkeit zwischen Carmentalia und Lupercalia : In beiden spielte das Fell der Opfertiere eine besondere Rolle, aller dings auf jeweils andere Art, eine Gemeinsamkeit, die sich auch auf die Kulte der Salier erstreckt. Während die !uperci sich das Fell als Umgürtung und Handlungsmittel positiv aneigneten, die Salii es schlagend und austreibend negativ behandelten, mußten vom Carmenta-Kult Felle sowie Ledernes über haupt ferngehalten werden.253 Ob der Sinn dieser Vorschrift durch die antike Gelehrsamkeit richtig ausgelegt wurde,Z54 soll hier unerörtert bleiben. Festzu stellen ist, daß die konsequente rituelle Bezugnahme auf einen Gegenstand ähnlicher Art in drei großen Festen dreier aufeinanderfolgenden Monate am Jahresanfang schwerlich für einen Zufall gehalten werden kann. Es mag sein, daß alle diese Indizien letztlich nicht beweisen, daß man die Lupercalia unter bewußter Bezugnahme auf die Carmentalia feierte. Die aufge zählten Bezugspunkte bieten aber zumindest eine sichere Grundlage für einen Vergleich der Aspekte, unter denen man ,Geburt' an dem einen und an dem anderen Fest sah, und lassen dadurch den besonderen Charakter des Geburts-
von Hercules mit der Tochter Euanders, d. h. mit der Enkelin Carmentas gezeugt.245 Selbstverständlich sind dies sekundäre Ausdeutungen mit Hilfe grie chischen Materials. Doch daß sich hinter der Maske Euanders eine echtitalische Gestalt verbirgt, aller Wahrscheinlichkeit nach Faunus selbst, ist nicht zweifel haft.246 Die Verbindung dieser italischen Gestalt mit den Lupercalia ist originär. Auch Carmenta ist eine uralte italische Gottheit.247 Die Möglichkeit ist damit gegeben, daß auch ihre Verbindung mit Euander = Faunus nicht erst durch die griechische Umdeutung zustande kam, sondern schon italisch vorgegeben war. Dies ist in der Tat die wahrscheinlichere Annahme.248 Jedenfalls ist die Ver knüpfung, die die Sage vom Untergang der Fabii an der Cremera erneut zwi schen luperci und Carmenta herstellt, frei von jedem Element griechischer Mythologie. Die Fabier sind dem Untergang geweiht, nachdem sie durch die porta Carmentalis aus Rom ausgezogen sind.249 Und ihr Schicksal erfüllt sich, während sie nach Rom zurückkehren, um dort die Lupercalia zu feiern25°, kurz vor dem kalendermäßigen Datum der Lupercalia - dies die ältere, authentische Sagenversion.251 Bekanntlich hängen mit dieser Sage, insbesondere mit der Ein zelheit des Durchzugs durch die porta Carmentalis eine Fülle schwieriger Pro bleme zusammen. Ob man aber diesen Durchzug als fiktiv oder als historisch beurteilt, bleibt bestehen, daß man einen besonderen Grund gehabt haben muß, dieser gens, mit Vorrecht auf den Lupercalienkult, einen Weg in den Untergang gerade durch die porta Carmentalis anzudichten bzw. gerade in einem solchen 245 RE s. v. Euandros Nr. I, 84o ; Sil. Ital. 6,634; RE s. v. Fabius (Groag, I 909) I 740, J I ff. ; Radke, Götter s. v. Fabula. 246 RE s. v. Euandros Nr. I , 8 39 f. ; Radke, Götter s. v. Eu ander. 247 Literatur zu Carmenta s. Cardauns zu frg. I 03-4, S. 2,2oof.; Bömer, Fasti zu I ,462 (S. p) ; Radke; Götter s. v. Carmenta, Carmentes; Dumezil, Religion archa'ique, I I 5 f., 3 8 4 f. ; Palmer, Arehaie Community, I I 5 ff. ; G. Binder, Aeneas, I I4. 248 Die Annahme einer vorgegebenen altitalischen Verbindung von Faunus und Car menta erklärt einerseits besser die Identifikation von Carmenta mit den griechischen Gestal ten Nikostrate, Themis, Tiburs, Timandra, d. h. den neben dem griechischen Euandros ste henden Frauengestalten. Denn für sich genommen zeigen diese keine inhaltliche Ähnlichkeit mit Carmenta. Selbst wenn Carmentas Name - nach der Deutung Radkes - an Themis erinnern sollte (82), gibt es nichts ähnliches hinsichtlich der anderen Namen. Abge sehen davon, daß Radkes Etymologie Carmentas allzu p hantasievoll ist. Ich halte mit Dumezil, Rel. rom. arch., 384, entgegen einer weitverbreiteten gegenteiligen Meinung, die Ableitung von carmen für die richtige, in ihrer natürlichen Einfachheit bestechende, sprach geschichtlich tadellose Lösung, was hier jedoch nicht zur Debatte steht. Andrerseits haben die altitalischen Gottheiten Faunus und Carmenta ein wichtiges Merkmal gemeinsam, das der wahrsagenden Stimme, s. Dumezil, Religion archa'ique, 3 39, 3 8 3 ff. ; Latte, RR, 84, I 3 6 ; Scullard 63. 249 Liv. 2,49,8 ; Ovid Fasti 2,20I ff. ; Festus 358 L. ; Serv. Aen. 8, 3 3 7 ; Aurel. Victor vir. ill. I 4, 5 ; Flor. Epitome, I ,6,2. '50 Dionys. Hal. 9, I 9 ; Mommsen, Römische Forschungen, Berlin, I 879, 2,2 5 542 ; Bömer, Gymnasium 64 ( I 9 5 7) I I 4 f. ' 5 ' Mommsen, Römische Forschungen 2,25 54'; Frazer, Ovid Fasti 2, S. 322 f.; Bömer, C y m nasium t'i4 ( I 95 7) I 1 4 f. hält diese Version für die Fami lienüberlieferung der Fabii.
'52 Die Einzelheiten s. Bömer, Gymnasium 64 ( I 9 5 7) I I 5 ff. ; Idem, Ovidius, Die Fasten 2,96. Bömer hält die Verbindung der Fabier-Geschichte mit der porta Carmentalis für eine nachträgliche Aitiologie, um die Benennung porta scelerata für dieses Tor zu erklären. Selbst wenn dem so ist oder so sein sollte, bleibt die Frage, warum gerade die Fabii für diese Rolle in der sekundären Aitiologie ausgewählt wurden. '53 Varro LL. 7,84; Ovid Fasti I ,629 f. ; Fasti Praenestini zum I 2. Jan. (Bömer, Ovid, Fasti I , 3 3). Aus der Varro-Stelle geht hervor, daß scortum und pellis Synonyme sind. Ersteres wird im Zusammenhang mit den Carmentalia gebraucht, letzteres in der Beschreibung der Lupercalia bzw. der Salier-Riten, vgl. oben Anm. I 3 5 . '54 S. unten S . 274. Varro LL. 7,84 : in aliquot sacris a c sacellis scripturn habemus : ,ne quod scorteum adhibeatur: ideo ne morticinum quid adsit. Fasti Preaenestini (Bömer, Ovid, Fasti I , 3 3 = CIL I', I p . 2 3 I ) : [Carmentis partus curat omniaquej fu t u r a o b q u a m c a [ussam in aede eius cavetura scorteis omniquej o m i n e m o rt i c i n o . Ovid Fasti I ,629 f. : scortea non illi fos est inforre sacello, I ne violent puros exanimatafocos. Vgl. auch Serv. Aen. 4, 5 I 8 : Sane Fla minicae non licebat neque calceos, neque soleas morticinas habere. M o r t i c i n a e autem dicun tur, quae depecudibus sua sponte mortuisfiebant. Aus den Texten Varros bzw. Ovids geht ein deutig hervor, daß nur das Verbot ne quodscorteum adhibeaturbzw. scortea nonfos . . . inforre sacello ein Faktum war, das übrige (ne morticinum quid adsit, ne violent . . . exanimata focos) Interpretation. Der Wortlaut der Verbotstexte bietet nun keine Handhabe für eine Ein schränkung in dem Sinne, daß nur die Verwendung von Fel l und Leder auf natürliche Weise verendeter Tiere verboten gewesen wäre (so Frazer zur Stelle, Fasti 2, S. 2 3 8). Die von Ser vius bezeugte Bedeutung von morticinus = depecudibus s u a s p o n t e mortuis ist nach Aus weis des ThLL s. v. erst spätkaiserzeitlich/christlich belegbar. Vgl. das Wort exani mata= ,getötet' bei Ovid. Woher sollte man bei jedem Fellstück oder jedem ledernen Gegenstand wissen, wie das entsprechende Tier zu Tode kam? Die allgemeine Formulie rung des Verbots weist vielmehr darauf hin, daß auch Fell und Leder von Opfertieren tabui siert war : Fowler, Roman Festivals, 292 f. ; Scullard 6 3; R E s. v. Carnwnta I 5 94, 5 H f. ; Bilnwr, Ovid, Fasti 2, S. p.
funo Lucina
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aspektes der Lupercalia e contrario mit letzter Deutlichkeit erfassen. Das Phä nomen der Geburt erscheint nämlich in Zusammenhang mit Carmenta unter dem Aspekt eines Anfangs schlechthin. Die Geburtsgöttin, die Carmenta zwei felsohne ist,255 trägt in ihrer Doppelform ·die Namen Porrima (Prorsa, Ante vorta) und Postvorta, d. h. "die nach vorne" und "die nach hinten Gewen dete".256 Die Namen werden schon seit der Antike verschieden gedeutet; man bezieht sie entweder auf die Geburtslage des Kindes - mit dem Kopf nach vorne bzw. nach hinten/57 oder auf die Wahrsagekunst der Göttin - Aussagen über die Zukunft bzw. die Vergangenheit/58 oder gar auf die zwei Richtungen, in die die porta Carmentalis sich öffnete, nach vorne (innen) und nach hinten (außen) . 2 59 Diese Deutungen werden fälschlicherweise in einen Gegensatz zueinander gebracht, denn sie sind alle gleichermaßen richtig : Sie sagen das selbe auf verschiedenen Ebenen der komplexen Gottesvorstellung aus. Car menta überwacht den - wie auch immer gerichteten Austritt aus dem Mutter leib ; sie sagt die Zukunft des Kindes in der Geburtsstunde voraus, 260 was die Kenntnis seiner vorgeburtlichen Vergangenheit voraussetzt/6' die archetypi sche Tür, die sie bewacht, ist die des Mutterschoßes/62 die wie jede Tür zwei Perspektiven eröffnet, eine nach vorn und eine nach hinten. Uns kommt es hier nicht auf die einzelnen Ebenen, sondern auf die gemeinsame Grundbedeutung selbst an : Der Punkt, wo beide Richtungen, die nach vorne und die nach hin ten, sich treffen, ist der Anfangspunkt schlechthin. Als solcher absoluter Anfang
gehört der Moment der Geburt in die spezielle Zuständigkeit Carmentas, der göttlichen Hypostase einer menschlichen Geburtshelferin.'63 Es ist erstaunlich, wie sehr das, was wir über den Carmenta-Kult sonst noch wissen, von diesem Kardinalpunkt aus gesehen seinen natürlichen Sinn gewinnt; wie häufig späte Dichterworte sich nicht als abwegige Zutaten, sondern als kongeniale Aus schmückungen eines feinfühlig erahnten Grundcharakters erweisen. Die Zuweisungen der Carmentalia dem Monat des Gottes aller Anfänge, Janus, spricht für sich;'64 wenn dann Marcrobius ( 1 ,7,20) Antevorta und Postvorta zu Begleiterinnen des doppelgesichtigen Gottes macht, divinitatis scilicet aptissimae Comites, '65 so mag das späte Mythisierung sein, doch es ist nicht ohne tiefes Ver ständnis. Die höchst unpraktische rituelle Vorschrift, daß die porta Carmentalis immer geöffnet sein mußte, '66 versteht sich von selbst bei einem Tor der Göttin des Austritts aus dem Mutterleib : Öffnen und Lösen alles Verschlossenen und Gebundenen im Umkreis einer Geburt ist allgemeine rituelle Vorschrift,'67 dar unter auch das Öffnen von Türen oder die symbolische Gabe eines Schlüssels. Diesem Aspekt entspricht es vollauf, wenn Carmentis bei Ovid mit aufgelösten Haaren auftritt (Fasti 1 , 5 03) ; denn auch das Lösen der Haare ist als eine Form des ,Entbindungs'zaubers vielfach belegt.'68 Daß bei Ovid dieser Zug als Merk mal prophetischer Verzückung gilt, schließt die andere, zusätzliche Bedeutung im Ritus nicht aus. Wie adäquat Ovid den Anfangsaspekt Carmentas an sich erfaßt, zeigt sich auch daran, daß er im Zusammenhang mit dem Kult von abortus spricht ( 1 ,623 f.), was als Phänomen in die Entstehungsphase einer Geburt gehört. Von dieser Warte aus findet sich auch eine einleuchtende Erklä rung für die beispiellose Anordnung des Doppelfestes der Carmentalia im Kalender,'69 in engstmöglicher Umrahmung der Iden, des Vollmondtages :'7° Die Synthese des letzten (ungeraden) Tages vorher und des ersten (ungeraden) Tages nachher definiert den Punkt des Anfangs, das endliche volle Hervortre-
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2 5 5 RE s . v. Carmenta I 5 9 5 ,40 ff. ; R. Pettazzoni, SMSR I6 ( I 940) 2, I 4 ; Cardauns 2, · S. 2oi ; Dumezil, Religion archa ique, 384f.; Radke, Götter, 83; Fowler, Roman Festivals, 2 9 I f. ; Binder, Geburt 2 , I 02. 25 6 Cardauns 2,2oi f. ; Radke ss. vv. '57 Varro rer. div. frg. I03 Cardauns = Gell. Noct. Att. I6,I6, I ; Tert. nat. 2, I I ,6 ; Car dauns 2,20 I ; RE s. v. Carmenta I 5 94, 52 ff. ; Frazer, Ovid Fasti 2, S. I 79· 2 5 8 Ovid Fasti I ,6 3 5 f. ; Macr. Sat. I ,7 ,20. '59 Palmer, Arehaie Community, 1 1 6 f. Die Interpretation Pettazonis, SMSR I6 ( I 949) 5 f. Antevorta = Luna crescens= konkav nach Osten; Postvorta = Luna decrescens= konkav nach Westen beruht ausschließlich auf Münzdarstellungen (einander gegenübergestellte Mondsicheln), ohne daß diese als Carmentes bezeichnet wären und ohne daß in der Litera tur irgendwo Carmenta lunarer Charakter zugeschrieben wäre. Diese Interpretation ist deswegen müßig und völlig unsicher, vgl. Latte, RR, I 367• 260 Plut. Quaest. Rom. 56 (278 C) ; Aug. civ. Dei 4, I I ( = Varro rer. div. frg. I 04 Car dauns) ; Wissowa, 2RuKR, 22 I ; Köves-Zulauf, Glotta 59 ( I 9 8 I) 28o f., 288, 294· '6 ' Pettazzonis Gegenargument, daß ,il neonato ha soltanto un futuro, non un passato' und deswegen Porrima (Prorsa, Antevorta) keine Wahrsagerin sein kann, trifft nicht zu : Die Zukunft des Kindes wird auch auf Grund der Vergangenheit vorausgesagt, vgl. Ovid Ibis 2 I 9 f. ; Catull 64,3 34-6, 366, 377· Vgl. auch Catull 6 I ,22I ff. Das Kind hat in seinen Ahnen, deren Werk es fortsetzt, eine seine Zukunft determinierende Vergangenheit: Auson. Parent. 3,2 d. ; Suet. Nero 6; Köves-Zulauf, Glotta 59 ( I9 8 I) 28 3 f. ' 6' Vgl. Myth. Vat. 3 > 4> 3 : Dicitur(sc. Juno) enim Lucina, quod nascentes in l u ce m produ cat. Unde et portarum dicitur dea, quod nascentibus portam praebeat luminis. Auch die Deu tung Carmentas als eine Quellgottheit - Wissowa, 2RuKR, I22I ; Pettazzoni 3 , I 4 - ist mit dieser Grundauffassung vereinbar: Das Hervortreten einer Quelle ist eine Geburt, die Q u e l l e qu:�si ein von der M utter Erde hervorgebrachtes Kind.
'63 '6 4 26 5 266 '67
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Fowler, Festivals, 292; Pettazzoni I 4 f. A. v. Domaszewski, ARW IO ( I907) 3 37· Pettazzoni I 3 · Dionys. Hal. IO, I 4,2. Paul. Fest. 49 L. ; Tert. anim. 39, I spricht vielsagend von ianua nativitatis; Samter, Geburt, I 2 I ff. ; Binder, Geburt 2,93 f., Io6, I 2 I f., I 62 f. '68 Ovid Fasti },2 5 ff. ; },257 mit Bömers Kommentar ZU den Stellen; Samter, Geburt, I 24; Binder, Geburt 2,9 3 f., Io6, I 2 1 . Auch Medea verrichtete ihre verjüngende Tätigkeit mit aufgelösten Haaren, im übrigen auch bei Vollmond und ohne Schuhe = Leder. Verjün gung ist eine Art Neugeburt. Vgl. Ovid Metam. 7 , I 79 f., I 8 3, 2 5 7, 3 2 1 . ' 69 Fowler, Roman Festivals, 29of. ; G . Wissowa, Ges. Abhandlungen, München, I 904, 16 3 ff. ; Pettazzoni 8; Scullard 62. Sonst wird die Doppelung mit einem bestimmten histori schen Anlaß erklärt (Einnahme von Fidenae, Erlaubnis der Wagenbenutzung für die Fr:�uen) oder als Folge des römisch-sabinischen Synoikismos. Keine dieser Erklärungen befriedigt. '70 Diese Konstellation ist einmalig bei den Carmentalia im Unterschied zu allen anderen römischen Doppel festen, s. Pettazzoni 8 ff. Die Umr:�hmung der Iden a m I 3 . ]a n . als Ziel e nthält die Antwort auf die F rage von Scullard 62, w:�ru m die zweiten C:�rmcntali:� nicht m i t (·incm cinbchen u ngeraden Abst:�nd nach dem I I . , :1 111 I .J . .Jart., stattf:�nden.
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ten des Mondlichts, nach einer quasi embryonalen Phase und vor Beginn einer quasi postnatalen Entwicklung - die r. Carmentalia sozusagen als Beginn der Geburtswehen und die 2. als erster Tag einer unverhüllten Existenz!7 1 Schließ lich auch die Vorschrift, daß Carmenta nichts zu tun haben darf mit Fellen und Fellprodukten, ordnet sich nahtlos in diese Vorstellungswelt ein : Das präpa rierte Fell des Tieres ist augenfälliger Abschluß und Endprodukt des Opfervor gangs und als solches verbannt aus der Nähe einer Göttin der Anfänge!72 Daß ,Geburt' in der Blutzeremonie der Lupercalia unter einem ganz ande ren, ja gegensätzlichen Blickwinkel gesehen wird, ist evident. Geburt fängt in den Augen der luperci dort an, wo sie für die Verehrer Carmentas aufhört. Geburt ist hier nicht Anfang, sondern Abschluß ; das ganze Geburtsgeschehen wird von Anfang bis Ende rekapituliert, bis zu seinen absoluten Endpunkt sinn bildlich vorgeführt, und auf diesen Endpunkt, das Lachen der luperci, zuge spitzt. Es ist natürlicherweise so, in einem Ritus der zweiten Geburt, der nur stattfinden kann, nachdem die erste, die individuelle Geburt vollendet worden ist. So gesehen sind allerdings Geburt an den Carmentalia und Geburt an den Lupercalia nicht nur Gegensätze, sondern einander auch komplementär. Die beiden Feste zusammen bilden, wenn nicht rituell-praktisch, so zumindest ide ell, eine Einheit. Der Geburtsaspekt der Lupercalia ist schließlich auch in den Sinnzusammen hang fest verwoben, in dem dieses Fest mit anderen Festen desselben Monats steht, namentlich mit den Parentalia und den Fornacalia. Beides sind Festzeiten von längerer Dauer, in die der Tag der Lupercalia zeitlich eingefügt ist, wie andere Feste des Monats auch : Die Lupercalia fallen auf den ersten (ungera den) Tag (I 5 . Febr.)273 nach dem Beginn der Totenfestperiode der Parentalia ( q .-2 1 . Febr.) und auf den letzten (ungeraden) Tag vor Ende der Festzeit des Ofenfestes, der Fornacalia ( I 7. Febr.). Ebenso bilden die Quirinalia, zugleich stultorum foriae, den Abschluß der Fornacalia am I 7· Februar wie die Feralia den der Parentalia am 2 I . Februar. Parentalia, Feralia und Caristia am nachfolgenden Tag (22. Febr.) stellen einen einzigen eng zusammenhängenden Ablauf von Familienfesten dar.274 Das
charakteristische Merkmal aller dazugehörigen Riten ist die Betrachtung der Toten als freundlicher, wohltätiger Wesen, das Streben, die verwandtschaftli chen Bande trotz der Trennungslinie des Todes aufrechtzuerhalten, ja die Absicht, die Familie als Einheit von Lebenden und Toten zu festigen.275 Wenn an den Lupercalia der Initiand im Bilde eines Neugeborenen erscheint, , entbun den' vom getöteten Opfertier, so erweist sich eine solche Demonstration der inneren Affinität von Tod und Geburt an ihrem natürlichen Platz während der Woche der Familientotenfeiern, die auf demselben Glauben beruhen : Die Enkel sind neugeborene tote Ahnen, "die Gemeinde denkt beim Totenfest an die neuen Geburten".276
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27' Diese kalendermäßige Konstellation ihrer Festtage ist die einzige sichere Verbindung Carmentas mit dem Mond. Daraus ist jedoch eine Identifikation Carmentas als Mondgöttin im Sinne Pettazzonis keineswegs ableitbar. Es handelt sich nur darum, daß das grundle gende Wesen Carmentas am Mondlauf chronologisch-symbolisch verdeutlicht wird. 2 72 So gesehen ist die Interpretation des scorteum als Symbol fürTotes eher nur oberfläch lich und zu eng als unrichtig : Tod ist nur eine konkrete Form des Vollbrachtseins ; Gegen stände aus Leder sind auf der anderen Seite nicht nur tote Materie, sondern zu einem neuen Fertigprodukt verarbeitete tote Materie. Im Prinzip muß aber von der Göttin des Werdens zeitlich Vollendetes, Fertiges als Solches ferngehalten werden. Sie muß in der Dimension d e r Zeit ebenso offen bleiben, wie sie es in Raum - porta Carmentalis - und Gestalt - aufge löste H aare - ist. '7l Bekanntlich fallen im Prinzip alle römischen Festtage nur auf ungerade Tage : Bömer, Ov i d Fast i 1 , .H . '1·1 Sculbrd 7.l ff., IH's. 74·
Februar I 3 I5
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Ovid Fasti 2,3 3 f. ; 5 3 3 ff. ; 6 I 7 ff. mit Frazers und Bömers Kommentar; Scullard 73 ff. Aly 69. S. oben S. 244· Zu den Verbindungen der Lupercalia mit den Totenfeiern und Unterweltsvorstellungen : RE s . v. Lupercalia I 824, 1 4 ff.; Michels, TAPhA 84 ( I 9 5 3)48 ff. ; G. Binder, Aussetzung, 3 9 ff., I I I f.; Welwei 5 I ff. ; Holleman, Pope Gelasius, 98, I 5 I f. ; Al földi, Voretruskischer Römerstaat, 9 8 . ; W. Fauth I 34 f., I 37 f. ; Scholz, Entretiens Hardt 27 ( I 9 8 I) 308 f. ; Ulf 70, 8 5 . In diesem Zusammenhang werden die luperci mitunter als ein Toten heer, als eine Schar wiedergekehrter toter Ahnen gedeutet : als Hauptargument dient ihr Maskentragen, was als typisches Merkmal der Darstellung solcher Totenheere gilt, auf Grund vergleichenden Materials : Binder, Aussetzung, 39 f., I I I f. ; Welwei 5 I ff. ; Alföldi, Voretruskischer Römerstaat, 9 8 ; Holleman, Pope Gelasius, 9 8, I 5 I f. ; Fauth I 3 8. Unsere Interpretation der luperci als symbolisch erneut Geborene widerspricht dem nicht, gerade weil die Neugeborenen zugleich wiedergekehrte tote Ahnen sind. Allerdings ist der Toten heer-Charakter der luperci zu modifizieren und einzuschränken : Die luperci treten primär als Neugeborene auf, nur partiell, nebenbei werden sie zugleich als wiedergekommene Tote kenntlich gemacht. Auch kann ihre Wiederkehr nicht die Form des Hervorkommens aus den Gräbern und nur für die Zeit der Totenfeiern haben, um dann wieder in die Gräber zurückzukehren; die Geburt ist die Form ihrer Wiederkehr, und sie gilt für ein ganzes Leben : Die Geburt von der Ziege (Wölfin) ist zugleich die Wiedergeburt eines toten Ahnen. Dem entspricht, daß nicht alle luperci und nicht immer Masken tragen; sie sind keine ein heitliche Korporation von Maskenträgern, vgl. das einzige Zeugnis Lact. Inst. 1,2 1 ,4 5 : illos dico, qui vel inhonesto saltu tripudiant, vel qui nudi, uncti, coronati, a u t personati, a u t luto obfiti currunt: nur ein Teil der fuperci ist maskiert, und nur einmal wird dies in der Gc., am1überlieferung erwähnt.
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Das Lachen der Luperci
Die Fornacalia feiern das Dörren der Spelternte (fa r = triticum dicoccumf77 des letzten Jahres!78 Spelt ist eine urtümliche Nahrungspflanze mit gedecktem Korn, das nach der Ernte, im Juni-Juli, zusammen mit der deckenden Ähren hülle in die Scheune gebracht und dort aufbewahrt wird ; das Heraustrennen des Korns aus der Ährenhülle erfolgt erst Monate später, durch Stoßen mit einem pi/um, um das so gewonnene Korngut dann zu mahlen und daraus einen dicken Brei herzustellen. Die Korngewinnung, die Ernte erfolgt auf diese Weise in zwei voneinander deutlich getrennten Etappen. Bevor man nun die Ähre mit dem pi/um in der zweiten Phase bearbeitet, wird die Ähre in einem Ofen gerö stet und dieses Rösten wird an den Fornacalia gefeiert.279 Das Opfer an den Ofen aus diesem Anlaß280 hat - nach der ursprünglichen Logik des Opfers überhaupt - die Funktion, die Dörrkraft des Ofens zu stärken, zu aktivieren, aber auch zu zügeln.28' Allen Anzeichen nach war auch ein gemeinsames Mahl der curia Bestandteil desselben Festtages ; so ist anzunehmen, daß an den For nacalia nicht bloß die Speltkörner vor dem Herausstoßen geröstet wurden, son dern die ganze Arbeit der Nahrungszubereitung verrichtet wurde bis zur Her stellung und zum Verzehren des neuen Breis, 282 der in alten Zeiten die Stelle des später erfundenen Brotes vertrat.28J Die Fornacalia waren ein Fest des neuen ,Brotes' alter Art, ein Primitienfest, 284 jedoch ein Primitienfest besonde ren Charakters : Der Brei, dessen erstes Kosten sie feierten, war das ,Brot' des alsbald beginnenden n e u e n Jahres, zugleich aber ein Produkt der Vollendung der weit zurückliegenden Ernte des a I t e n Jahres - eine dem Brückencharak ter der zweiten Februarhälfte voll entsprechende Begehung.285
Auch das enge zeitliche Nebeneinander von Fornacalia und Lupercalia ist, nach der richtigen Erkenntnis neuerer Forschung, 286 kein chronologischer Zufall, sondern beruht auf einem inneren Sinnzusammenhang. Daß der Zeit punkt für eine Feier des Jahreswechsels durch ein entscheidendes agrarisches Ereignis bestimmt wird, ist häufig zu beobachten; ebenso die Verbindung eines solchen agrarischen Festes mit einem großen Lustrations- und Fruchtbarkeits fest.287 Diesem Muster entspricht die Kombination von Fornacalia, Fest der ersten Verfügbarkeit des Grundnahrungsmittels, mit den Lupercalia, Fest der Lustration und der Fruchtbarkeit, auf augenfällige Weise. Sicher ist, daß die zeitliche Umgebung des Luperealientages von Gruppen, die ihre Fornacalia fei erten, geradezu überschwemmt und atmosphärisch stark geprägt gewesen sein muß : Das Ofenfest wurde durch die Kurien zeitlich und örtlich getrennt gefei ert, 288 was bei 30 Kurien und 17 Februar-Tagen bis zu den Quirinalia fast 2 Fornacalia-Feiern pro Tag, wenn man nur die ungeraden Tage zählt, das Doppelte ergibt. Wie weit können jedoch konkrete Verflechtungen der beiden Abläufe trotz des Mangels an detaillierten Berichten nachgewiesen weiden ? Daß Spelt an dem Tag der Lupercalia eine Rolle spielte, ist belegt. An diesem Tag verarbeiteten die Vestalinnen den letzten Rest ihrer vorjährigen Spelternte, durch Hinzufügung von Salz, zu mola salsa.289 Eine unmittelbare Verbindung dieser mola-salsa-Zubereitung mit dem Luperealienritus ist doppelt zu erschlie ßen : Da jedes Opfertier mit mola salsa bestreut wurde, wird dies auch mit dem Opfertier der Lupercalia geschehen sein; daß ferner zu diesem Zweck das eben erst neu verfertigte Opfermehl verwendet wurde, liegt in der Natur der Sache. Die neue mola salsa wurde also nicht zuletzt für die Zwecke des Luperealienop fers bereitet.290 Zweitens mußte das Salz, das man an den Lupercalia herum-
Das Massensterben der Fabii am ersten Tag der Parentalia, in unmittelbarer zeitlicher Nähe zu den Lupercalia, und z. T. in sachlichem Zusammenhang mit diesem Fest (S. oben S. 270) paßt verdächtig gut zu dem Totenheercharakter der luperci (Fauth, ANRW 2 , I 6, I , I }4). Handelt es sich dabei um die Historisierung eines rituellen Sachverhalts ? Sind die Fabii an der Cremera die Geschiehtsiegende gewordenen luperci Fabiani, dieses an den Lupercalia, während der Parentalia, auftretende rituelle Geisterheer? Bemerkenswert ist, daß auch mit ihnen nicht nur Sterben, sondern auch Geborenwerden verbunden ist : E i n Fabier bleibt übrig, ein Puer impubes et adhuc non utilis armis . . . ut posses olim tu, Maxime, nasci (Ovid Fasti 2> 3 9 ff.) ; unum prope puberem aetate relictum, stirpem genti Fabiae (Liv. 2 , 5 0, I I) . '77 ]. Andre, L'alimentation e t Ia cuisine a Rome, Paris, I 9 6 I , 5 3 · '7 8 Festus n ; 82,JOf. L. ; Ovid Fasti 2 , p 9 ff. ; 6,3 I ff. ; Plin. Nat. Hist. I 8,7-8 ; H . Le Bon niec I 2 5 f. '79 Serv. Aen. I, I 79; Fowler, Roman Festivals, 30 3 f. ; J. Andre, L' alimentation, 57 f. ; Brelich, Tre variazioni, I I 6 ff. ; Bömer zu Ovid Fasti 2 , 5 I 3· 28° Fest. 82, 30. L.; Frazer ZU Ovid Fasti 2,527 (S. 2,4 3 I ) . ' 8 ' S. oben S . 243. Ovid Fasti 2,p6. 2 8 2 Preller-Jordan 2,9 f. ; Roscher, Lexikon s. V. Fornax; Fowler, Roman Festivals, 305 f. ; Brelich, Tre variazioni, I I 6 ff. 28 J Andre, L' alimentation, 62 f. 2x4 Preller-Jordan 2,9 f. ; Brelich, Tre variazioni, I I 9 ; Palmer, Arehaie Community, uof. zx, I .oirq 4 1 1 . S. oben S. 266, Anm. 229. Lambrechts, Hommages a Bidez-Cumont, I 74· I lie These von D . Porte ,!es Romains avaient instaure un cloisonnement infranchissable
�ntre Ies notions de fin et de renouveau' (REL 5 I - I 97 3 - I 76 f.) ist eine unbewiesene, gänz lich verfehlte Behauptung, Teil eines insgesamt mißratenen Gedankengebäudes. ' 8 6 Brelich, Tre variazioni, I IO ff., I I 9 f. 28 7 und mit Totenfesten, s. im gegebenen Fall die Parentalia : Brelich, Tre variazioni, I r 9· 288 Wissowa, 2RuKR, I 5 8 ; Roscher, Lexikon s.v. Fornax 1 499; Frazer zu Ovid Fasti 2 , 5 1 3 (S. 423) ; Fowler, Roman Festivals, 303 f. ; Dumezil, Religion archarque, I64; Palmer, Arehaie Community, 98, I 2 I. Der Wortlaut der Belege kann nur so verstanden werden, daß jede Kurie zeitlich und örtlich getrennt feierte. Vgl. Varro LL. 6, I 3 : . . . eorum hominum, qui Furnacalibus s u i s nonfoerunt/eriati. Festus 304, 5 ff. L. : qui diem s u o r u m fornacalium . . .. Auch die Angabe Ovids, daß diejenigen, die ihre eigene Kurie nicht kennen, s p ä t e r feiern müssen, birgt diese Implikation. Die gegenteilige Ansicht von Delatte, AC 5 ( I 9 36) 392 f., 395 ist augenfällig unrichtig. Im selben Sinne irrt auch Bömer in seinem Kommentar zu Ovids Fasti 2 , p 3· Er bestreitet nicht, daß Ovid getrennte Feiern der Kurien schildert, bezweifelt aber die Richtigkeit der ovidischen Schilderung. Doch Ovid steht in diesem Punkt nicht allein, wie oben dargelegt. Hinzu kommt, daß Mommsen, Röm. Staatsrecht 3, 10off., auf den sich Bömer beruft, sich nicht peremptorisch äußert : " . . . wenigstens ü b e r w i e g e n d , v i e I I e i c h t ausschließlich" (gesperrt K.-Z.) feiern alle Kurien zugleich und zusammen (o. c. 1 0 1 ) . Mommsen führt gleich eine solche Ausnahme 1 0 1 ' an. 28 9 Serv. Ecl. 8,82; Fowler, Roman Festivals, r r o f., 3 1 1 ; Brelich, Tre variazioni , 1 1 7 ; Scullard 77 (,from the first ears of the previous harvest'), r 5 o. 290 Mann hardt, Mythologische Forschungen, 74 f. ; Frazer zu Ovid Fasti 2,267 (S. J J 2 ) ; l 'almcr, Arehaie Comm uni ty , 973. Ulfs Hy poth es e 5 H , "daß d i e mola salsa ns1 nadll rtt� firh,
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trug, h e i ß sein. 29' Wo sollte es herkommen, wenn nicht aus dem Gefäß dersel ben Vestalinnen, die das Salz zur mola-salsa-Zubereitung e r h i t z e n 292 mußten ? Ähnliche Verbindungen ergeben sich auf der anderen Seite auch zu dem Ritus der Fornacalia. Der Spelt für die mola salsa wurde auf genau dieselbe Weise zubereitet, wie der für die allgemeine Nahrung an den Fornacalia, gerö stet, im Mörser gestoßen, gemahlen.29J Dies geschah im Februar auch in zeitli cher Parallelität für beide Mittel: Der Spelt zu sakraler Verwendung wurde an einem bestimmten herausgehobenen Tag (Lupercalia) während der Dauer der allgemeinen Speltverarbeitung zu Ernährungszwecken ( = Fornacalia) bearbei tet. Speltrösten zu Kultzwecken und zu Ernährungszwecken wurde nach der antiken Theorie auch historisch gleichzeitig ausgeführt, ja sie galten als zwei Verfahrensweisen, deren eine die andere zwingend nach sich zieht!94 Dasselbe Bewußtsein der Einheit liegt modernen Auffassungen zugrunde, die in der mola-salsa-Zubereitung nur eine ritualisierte Form der Speisezubereitung aus Speltmehl überhaupt sehen ;295 oder die Göttin der mola-salsa-Zubereitung, Vesta, zugleich für die Göttin halten, der die Fornacalia galten.296 Die am Tag der Lupercalia zubereitete neue mola salsa war also einerseits ein Mittel, ohne das gewisse Riten der luperci nicht durchfü hrbar waren, andrerseits war ihre Zubereitung nur ein Kettenglied in der Serie der weitgehend identischen Hand lungen, die an den Fornacalia und an deren Abschlußtag, den Quirinalia, vor und nach dem Tag der Lupercalia, stattfanden : Eine Art Vorritus, verrichtet
durch die Vestalinnen, bevor die Lupercalia beginnen konnten, 297 und eine Art Parallelritus - im Tempel der Vestalinnen? - zum rituellen Geschehen der For nacalia. Dieser Ritus verbindet beide Feste wie eine kalendarische und hand lungsmäßige Brücke.298 Kein Wunder, daß Lupercalia und Fornacalia auch ide ell ihrem Grundgedanken nach eine wichtige Gemeinsamkeit zeigen. Die Fornacalia, als Fest "des neugewonnenen Getreides"/99 sind das Fest einer ,zweiten Geburt', die erst die richtige Geburt bedeutet. Das Speltgetreide, sofern es von den es tragenden Halmen getrennt und in die Scheune gebracht wird, wird am Tag der Ernte ,geboren'. Doch diese Geburt ist unvollständig; die Körner existieren für sich genommen noch nicht, sind in der Ähre verbor gen, ein Teil der Ähre. Erst durch das Rösten an den Fornacalia gewinnen sie sichtbare, selbständige, endgültige Existenz, werden sie Nahrung. Diese zweite ist ihre echte Geburt.l00 Ebenso werden die jungen luperci, die im ersten, biolo gischen Sinn einer Trennung vom Mutterleib schon längst geboren worden sind, erst durch die zweite Geburt an den Lupercalia, namentlich durch die Blutzeremonie, als Kinder der Göttin, sozial geboren, gewinnen sichtbare, selb ständige Existenz als Römer eigenen und vollen Rechts. Eine solche rituell verankerte Parallelität zwischen Speltkorn und luperci unterstreicht den Geburtsaspekt des Luperealienritus umso stärker, als die Glei chung ,Kind und Korn' vielfach belegt und gründlich erforscht ist.l01 Es birgt jedoch auch ein Problem : Wenn die Römer bei dieser Gelegenheit das Neuge borene gedanklich mit dem - im Mörser gestoßenen - Korn identifizierten, ist dann nicht davon auszugehen, daß dieselbe Identifikation auch dem anderen Geburtsritus zugrundeliegt, in dessen Mittelpunkt ein ,Mörsergerät' steht (oben S. 95 ff.) ? Noch dazu ein pilum für Speltkornzubereitung nach der Deutung
über die Interpretation der Lupercalia als einer Reinigungszeremonie, dazugekommen ist", entbehrt nicht nur jeden Belegs, sondern auch der minimalen Plausibilität. Wo gibt es ein Beispiel dafür, daß eine typische rituelle Kadenz, die dreimalige (!) mola-salsa-Bereitung durch die Vestalinnen, wovon die dritte an den Lupercalia, als Folge einer späten gelehrten Fehlinterpretation entstand? Die uralte religiös-magische Bedeutung der Dreizahl ist zur Genüge bekannt. Die Hypothese ist umso unwahrscheinlicher, als die Tätigkeit der Vesta linnen von den Lupercalia r e l a t i v unabhängig war; schon deswegen ist es kaum vorstell bar, daß die Vestalinnen den Rhythmus eines ihrer grundlegenden Riten durch irgendwel che Interpretationsbedürfnisse der Lupercalia ausgerichtet hätten. Hinzu kommt, daß die dreimalige mola -salsa- Zubereitung relativ gleichmäßig auf das ganze Jahr verteilt ist I 3· Febr., 9. ]uni, I 3· Sept. -, zumal wenn man das in Zeiten eines Zehnmonatsjahres zurückprojiziert. 29' S. oben Anm. I 5 7 zu S. 254· 292 Serv. Ecl. 8,82 : Ex eoforre virgines ter in anno molamfociunt, Lupercalibus, Vestalibus, Idibus Septembribus, adiecto sale c o c t o et sale duro. Paul. Fest. I 5 3 L. : Muries dicebatur sal in pila tunsum et in ollamfictilem coniectum et in /u rn o p e r c o c t u m, qua dehinc in aqua[mj misso Vestales virgines utebantur in sacrificio. H.J. Rose, Mnemos 5 6 ( 1 928) 79 f. ; M. Beard, ]RS 7o ( I 98o) 1 5 ; Scullard I 50. 293 Serv. Ecl. 8,82. Auch das Salz wurde geröstet und im Mörser bearbeitet : Eitrem, Vor opfer, 3 I 5 ; Scullard I 50. S. vorige Anm. 294 Plin. Nat. Hist. I 8 ,7-8 ; Delatte, AC 5 ( 1 9 36) 394· 295 Plin. Nat. Hist. 3 1 ,89; Latte, RR, 109; Beard, J RS 70 ( 1 9Ho) 1 3 ; Eitrem, Opferritus und Voropfer, 3 1 9 f. (mit völliger Mißdeutung d e r J>l i n i us-Stel le), J l 1 ff. ; Hommel, . ANRW 1 ,2 ( 1 972) 404. '96 J. A. Hartung, Die Religion der Ril nll'r, E rlanJ.:I' n , 1 H \6, l, 1 07; Delatte 396.
'97 Wenn aus Ovid Fasti 2>364 (medias sole tenente vias) mit Mannhardt, Myth. Forschun gen, 77 geschlossen werden kann, daß das Luperealienopfer zur Mittagszeit stattfand, wäre ein zeitlicher Spielraum für eine rituelle Tätigkeit der Vestalinnen vor Opferbeginn passen der Weise gegeben. 298 Auch zwischen Lupercalia und Parentalia (Feralia, Caristia) gibt es ähnliche Momente sachlicher Verbindung: Auch am ersten Tag der Parentalia ( 1 3 . Febr.) wird eine Vestalin tätig und am letzten Tag (2 r . Febr.) wird Spelt und Salz dargebracht. Vgl. zum 22. Febr. (Caristia) Ovid Fasti 2, 628 : semina tosta. CIL I 2, I p. 2 5 8 , 309; Ovid Fasti 2 , 5 3 8 ; Frazer, Ovid Fasti 2 , S. 43 5 f. ; Fowler, Roman Festivals, 3o6 ff. ; Scullard 74f.; Latte, RR, I II. 299 S . oben S . 276. Rascher, Lexikon s. v. Fornax 1 5 00. 300 Das Rösten, wie alle mit dem Mahlen und Backen zusammenhängende Tätigkeiten, oblag ursprünglich den Frauen : Plin. Nat. Hist. 1 8 , Io7; Frazer zu Ovid Fasti 2,5 3 3 (S. 4 3 1 ) ; H. Blümner, Technologie 2 1 , 10 ' , 1 8 ; H. Hommel, ANRW I , 2 ( 1 972) 404. Prop. 4, 1 ,2 5 f. nennt einen lupercus ,arator'= Pflüger: verbera pellitus saetosa movebat aratorlunde licens Fabius sacra Lupercus habet. Wahrscheinlich ist der Grund für diese Charakterisierung ein gedankenloser Schematismus (Otto, Philologus 72 - I 9 I 3 - 1 76 f.). Oder konnte sich dahinter eine dunkle Ahnung der Verbindungen zwischen luperci und Nahrungsgewinnung verbergen? 3 0 ' Mannhardt, Myth. Forschungen, 365 ff. ; A. Dieterich 101 f. ; J. G. Frazcr, Thc Golden Bough : Adonis Attis Osiris 1 , London, 3 1 922, 279. Spirits of the Corn t , London, ' 1 9 1 2 , 2 1 4 ff. ; Cook, Zeus 2, 295 ' ; Onians 1 1 3 f. u. a.
funo Lucina
Das Lachen der Luperci
Varros ? Denn der Vorgang des far conficitur, von dem er spricht, meint nichts anders als das torrere, pinsere, malere, wie auch an Fornacalia und Quirinalia verrichtet. Hat vielleicht nicht doch der große Polyhistor Recht, daß mit dem pilo ferire aus Anlaß einer Geburt eine sinnbildliche Speltkornzubereitung, nicht aber die Verfertigung des dazu dienenden pilum gemeint ist? Wenn die rituelle Handhabung des pilum im Rahmen des Schwellenritus den Akt der Befreiung des Korns aus der Hülle = Geburt andeuten soll, so wäre der innere Zusam menhang mit dem Anlaß in höchstem Maße gegeben. Doch eine schlüssige Gesamtdeutung des dreiteiligen Ritus als eines getreidewirtschaftliehen Ablaufs, wie es sich aus diesem Ausgangspunkt ergeben würde, bleibt nicht minder unmöglich. Sie scheitert vor allem an der Axt, die nur eine waldwirtschaftliche, keine getreidewirtschaftliche Funktion haben kann. Und selbst dann, wenn man sie trotz allem etwa als eine Nachbildung des Abmähens des Speltkorns bei der Ernte deuten wollte, hätten wir eine doppelte symbolische Vergegenwärtigung der einen menschlichen Geburt, einmal in einem Bild der ,ersten' Geburt (securi ferire = Mähen), einmal in einem Bild der ,zweiten' Geburt (pilo ferire= Mör sern) . Welchen Sinn aber könnte eine doppelte Vergegenwärtigung einer und derselben Geburt haben, noch dazu einer ,ersten' Geburt zusätzlich auch in einem Bilde der ,zweiten' Geburt? So müssen wir weiterhin daran festhalten, daß den getreidewirtschaftliehen Aspekt des pilum nur Varro fälschlicherweise in den Schwellenritus hineinprojizierte, der in Wirklichkeit anders gemeint war. Allerdings ist es jetzt noch besser erklärbar, warum er das tat. Es ist anzuneh men, daß Varro auf diese Idee kam, weil ihm die Gleichung ,Speltkornmör sern' = ,Geburt eines Kindes' geläufig war, nicht zuletzt aus dem rituellen Zusammenhang der Februarfeste. Die tatsächliche Verwandtschaft der beiden Geburtsriten aber war indirekter : Im Schwellenritus, der die erste Geburt eines Menschen darzustellen hatte, war die V e r f e r t i g u n g eines pilum symboli scher Darstellungsinhalt; an den Fornacalia und Quirinalia erfolgte die zweite Geburt des Speltkorns durch die H a n d h a b u n g desselben fertigen Geräts. Eine sachgerechte unterschiedliche Zuordnung verschiedener Existenzzustände desselben Geräts zu verschiedenen Phasen desselben Phänomens: Die Handha bung eines pilum setzt sein Verfertigtwerden ebenso voraus wie eine zweite die erste Geburt. In ähnlicher Weise lassen sich gewisse Zusammenhänge zwischen dem Ritus der Korn,geburt' im Februar und dem anderen in Privathäusern verrichteten eigentlichen Geburtsritus, der Aufstellung eines Tisches und einer Liege, ver muten. Das Problem dieser Gemeinsamkeit kann hier jedoch nur aufgezeigt, nicht näher analysiert werden. Sie bestand darin, daß beim Feiern der zweiten Geburt des Kornes in den Kurien ebenso wie bei der Geburt eines Kindes im Privathaus Speisetische aufgestellt waren, die als Junos Tische galten.302 Wie die erste Ernährung eines Menschenkindes in einem solchen Tisch symbolisch Aus druck gewann, so war er das reale Mittel zum Auftischen des neuen Brotes und
die erste Speisung der Gemeinschaft der Kurien, bevor das kollektive Leben Jahr für Jahr einen neuen Anfang nahm. Die Frage stellt sich - ob sie beant wortbar ist oder nicht -, wie weit auch das Mahl an den Lupercalia in densel ben Rahmen einzuordnen wäre. Auch dort muß man von mensae - wie primiti ver Art auch immer - gegessen haben;303 auch dort wird man neben dem Fleisch vom n e u e n Brot gekostet haben ;Jo4 und wenn das Opfertier, von dem das Fleisch stammte, das Tier der Muttergöttin Juno war,3°5 so war auch hier sie die Ernährerin, der ,Tisch' ihr Tisch. Kein unbegreifliches Ergebnis bei einer Speisung im Schatten der s ä u g e n d e n Wölfin. Der im Kalender und im rituellen Denken der Römer vielfach verwobene Geburtsaspekt der Lupercalia wirft aber zum Schluß auch ein erhellendes Licht auf ein vielerörtertes grundsätzliches Problem dieser Feier, auf die Frage, ob sie im Kern ein Reinigungs- oder ein Fruchtbarkeitsritus war. Geburt wurde an den Lupercalia unter dem Aspekt des Abschlusses darge stellt, zugespitzt auf das allerletzte Moment des postnatalen Geschehens, das Lachen des Kindes.l06 Wie oben dargelegt, entsprach diesem Wendepunkt naturgemäß ein wichtiger Einschnitt auch im Leben der Mt tter, das Ende der Lochien, ihrer natürlichen Unreinheit. Nichts wäre daher besser am Platze im rituellen Gesamtgefüge, als ein Hinweis auf das Ende mütterlicher Unreinheit zugleich mit dem symbolischen Neugeborenenlachen. In der Tat teilt Festus 75 L. ohne Umschweife mit,J07 daß die Lupercalia ein Fest der Juno Februata waren und im Zusammenhang damit der ganze Festtag überhaupt den Namen dies februatus trug. Wie wir von Varro erfahren, war dies die offizielle Bezeich nung (und nicht Lupercalia), unter der der Tag durch den rex sacrorum Non.
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Dionys. 2,2 3 , 5 ; 2, 50>3. S. oben S. 1 H 2 ff., d l94H'· 4H4, 207 f. Preller - Jordan 2,9 f. ; Fowler, Roman Festivals, 305 f. ; Bn·lich, Trr variazioni, 1 1 913.
3 03 Ovid Fasti 2 > 376 : Romulus et m e n s a s ossaque nuda videt. Auch Papst Gelasius spricht im Zusammenhang mit den Lupercalia von mensae: Adv. Androm. 9: Non potes enim mensae Domini participare et m e n s a e daemoniorum. 3 04 Das Mahl an den Lupercalia war nur eines in der Serie der sakralen Mähler Mitte Februar, zumindest äußerlich-chronologisch betrachtet, s. oben S. 276 f. 3 05 S. oben S. 249 ff. 3 06 S. oben S. 22 3 f., 274· 307 Februarius mensis dictus, quod turn, id est extremo mense anni, populus./ebruaretur, id est lustraretur ac purgaretur, vel a Iunone Februata, quam alii Februalem, Romani Februlim vocant, quod ipsi eo mense sacra fiebant, eiusque ./eriae erant Lupercalia, qua die mulieres ./ebruabantur a lupereis amiculo Iunonis, id est pelle caprina; quam ob causam is quoque dies Februatus appellabatur. Quaecumque denique purgamenti causa in quibusque sacri.ficiis adhi bentur, februa appellantur. Id vero, quod purgatur, dicitur./ebruatum. Mart. Cap. 2 , 1 49 : Iuno pulchra, licet aliud nomen tibi consortium caeleste tribuerit . . . - nam Fluuoniam Februalemque ac Februam mihi poscere non necesse est, cum nihil contagionis corporeae sexu intemerata pertu lerim. Bemerkenswert ist, daß Martianus Capella Fluvonia und Februalis hier mit der Ver unreinigung durch Geschlechtsverkehr in Verbindung bringt, nicht mit der Unreinheit durch die Monatsblutung. Dem entspricht, daß Fluvonia generell eine Göttin der Schwan gerschaft ist: Varro frg. 94 rer. div. Cardauns ; Fest. 82 L. ; Myth. Vat. 3,4, J . S. den Kommen tarvon Cardauns zur Varro-Stelle (2, S. 193). Logischerweise - peranalogiam - müßte man annehmen, daß auch Iuna Februata mit ihrem Namen nicht auf die Reinigung durch oder nach der monatlichen Blutung hinwei.�t, sondern auch hier dir Reinigung nach drr Gehurt gemeint ist. Vgl. unten Anm . 3 1 5 .
juno Lucina
Das Lachen der Luperci
Febr. feierlich angekündigt wurde.J08 Ernsthafte Zweifel an der Existenz dieser GöttinJ09 sind ebensowenig möglich wie an ihrer Verbindung mit den Luperca lia.J•o Februata - als allergewöhnlichstes Partizip perf. pass. von fobruare bedeutet ,die gereinigte Juno'; l ' ' eine aktive Deutung - , Die Reinigende', 3 ' 2 ist ungenau und verdankt ihre Entstehung vermutlich einem spontanen Schematis mus, der meint, Aktivsein, nicht Passivität sei das natürliche Merkmal göttlicher Macht.l ' J Wovon diese Juno Februata der Lupercalia gereingt wurde, ist auch kein schwer zu enträtselndes Geheimnis. Sie tritt in engster Verbindung mit Flu(v)onia auf - eine andere Erscheinungsform Junos -, die die Göttin der Menstruation ist, vor allem in ihren Ersatzformen während der Schwanger schaft bzw. des WochenbettesY4 Doch auch von Juno Februa(ta) selbst heißt es expressis verbis, daß sie diejenige ist, die die Wöchnerinnen von den Lochien reinigtY 5
Kein Zweifel somit : Die Juno Februata der Lupercalia ist die von dem post natalen Wochenfluß an diesem Tag gereinigte Juno, eine Reinigung, die logi scherweise - wie im Alltagsleben - an einem Tag mit dem Lachen der Neuge borenen erfolgt. Die Theorie hat viel für sich, daß diese fobruatio der Muttergöttin nicht nur in der Vorstellung der Festteilnehmer existierte, sondern auch ihre rituelle Dar stellung fand.J'6 Angesichts der extremen Wortkargheit unserer Quellen gerade hinsichtlich solcher Intimitäten der Feierl '7 muß es freilich ein aussichtsloses Unterfangen bleiben, Genaueres feststellen zu wollen. Eine schwache Spur deu tet darauf hin, daß Frauen, nachdem sie mit dem amiculum ]unonis geschlagen waren, ein Bad nahmen. l ' 8 Doch daß auch eine Juno- S t a t u e gebadet wurde (so Palmer I. c.) , scheitert daran, daß zumindest in den langen Urzeiten der Lupercalia keine Statuen vorhanden waren. Eine bestechend einfache Möglich keit einer Reinigung Junos in körperlich faßbarer Gestalt stellt jedoch die Annahme dar, daß diese in Form einer Reinigung der Opfertierhaut erfolgte. Eine Reinigung, die in der N atur der Dinge lag. Denn daß die daraus nachher verfertigten Schurze und Schlagriemen blutbeschmiert waren, wird weder berichtet noch ist es recht denkbar. Erst dieser Charakter der Lupercalia als eines Festes der symbolischen Wochenbettreinigung der Muttergöttin macht es voll verständlich, daß das Christentum die Lupercalia gerade in das Fest der Reinigung Mariä verwandelt hat, unter Verschiebung des Zeitpunktes auf den 2. Februar, um die traditionelle Frist von 40 Tagen seit der Geburt des Kindes (Weihnachten) sicherzustellen. J I9 Diese war die archetypische Reinigung des Tages, alle weiteren Arten nur ver allgemeinernde Nachbildungen und Begriffsübertragungen: Die Frauen, das ganze Volk, das gesamte StadtgebietJ2° wurden nach dem Vorbild der Mutter göttin der Reinigung teilhaftig; der Tag war der dies fobruatus, der Monat der Februarius, wie Juno die Februata warY' Die Befreiung von der körperlichen Unreinheit ist jedoch nur die eine Seite des Einschnitts, den der Tag des ersten Lachens des Kindes auch im Leben der Mutter bedeutet. Die komplementäre Seite ist die Wiederaufnahme des eheli-
JoS LL. 6, I 3 : Carmentalia nominantur quod sacra turn etferiae Carmentis. Lupercalia dicta, quod in Lupercali Luperci sacrafociunt. rex cumferias menstruas nonisfebruariis edicit, hunc diem februatum appellat; fehrum Sabini purgamentum, et id in sacris nostris verbum: nam et Lupercalia februatio, ut in antiquitatum libris demonstravi. LL. 6,34: ego magis arbitror Februarium a diefebruato, quod turnfebruaturpopulus, id est lupereis nudis lustratur antiquum oppidum Palatinum gregibus humanis cinctum. Weitere Stellen s. im Apparat von Goetz Schoell; G. Radke, Archaisches Latein, I 44 mit Literatur in Anm. I 1 2 . Vgl. oben Anm. I97 Ende. 3 o9 Die Zweifel vertreten Wissowa RE s. v. Februarius ( I 909) 2097 sowie Bömer zu Ovids Fasti 2,2 I (S. 8 I ) . Argumente werden dabei keine vorgebracht. Es gibt auch keine. Vgl. Fabian 72 und Anm. 26. 3 '° Fabian 72. Auch hierfür gilt das in der vorigen Anmerkung Festgestellte. l " Pascal I 5 I ; Kerenyi, Niobe, I 4 5 ; Palmer, Five Essays, I 8 . 3'2 S o Franklin 62f.; Radke, Götter s . v. ; D. Porte, REL 5 1 ( 1973) I 74, I 8 8 f . ; Myth. Vat. 3 > 4> 3 · 3 ' 3 E s ist nicht zweifelhaft, daß das Suffix mitunter auch aktive Bedeutung haben kann (vgl. Radke, Götter, I 7) . Doch zur Zeit des Verrius Flaccus war die aktive Bedeutung schon eine seltene Ausnahme und jeder Römer verstand deswegen den Ausdruck spontan zunächst passivisch. Daß auch Verrius Flaccus (Festus) passivische Bedeutung gemeint hat, zeigt die Textumgebung (oben Anm. 307), wo die Ausdrücke der Reinigung ausschließlich in passiver Form vorkommen : populusfebruaretur . . . lustraretur . . . purgaretur . . . mulieres februabantur. Mit letzterem Passiv bringt Verrius den Namen Februata sogar in begrün dende Verbindung. Hinzu kommt, daß die passive Bedeutung im gegebenen Fall die aktive indirekt mitenthält: Die Göttin, die gereinigt wurde, und in dieser Eigenschaft Vorbild für die Wöchnerinnen ist, wird dadurch zugleich zur Helferin der Frauen zum Gereinigtwer den, zur Reinigerin in gewissem Sinne. Umgekehrt wird durch eine aktive Deutung die pas sive nicht mit impliziert. 3 '4 S. die Textstellen oben Anm. 307. 3 ' 5 Myth. Vat. 3 ,4, 3 : Februalis vel Februa (sc. dicitur luno), quod eas (sc. feminas) post parturn secundis egredientibus purget. Eine andere Textvariante bietet statt egredientibus egres sis, was noch ausdrücklicher ist und vielleicht vorzuziehen wäre. Es ist nicht ausgeschlossen, daß der Tätigkeitsbereich der Februata auf d ie Reinigung der Frauen allgemein ausgedehnt wurde, auch in oder von der Menstruation (so Porte, REL 5 I [ 1979] I 89) ; einen eigentli chen Beweis dafür gibt es nicht, und es steht auf it·den Fall fest, daß der Kern ihrer Tätigkeit die Reinigung nach der Geburt war. In d ieser H insicht sind die Worte Augustins Civ. Dei 7>3 typisch : (potestatem haben:) omnium purxallilorum ct pariendorum lunonem et ideo eam non
deesse purgationibus feminarum et partubus hominum: Iuna assistiert der Reinigung der Frauen allgemein, aber diese wird sofort mit Geburten in Verbindung gebracht, wie Juno für eine Reinigungsgottheit in jeder Hinsicht erklärt wird (omnium purgandorum), aber auch hier sich sofort die Verbindung mit Geburten einstellt (etpartubus hominum). 3 • 6 Palmer, Five Essays, r 8 f. 3 ' 7 Holleman, Pope Gelasius, 3 7 f., 8 8 ff., I 39 f. 3 ' 8 Schal. Juven. 2 , I 4 2 ; Deubner, ARW I 3 ( I 9 I O) 496. Die Wöchnerin badet, um ihre Unreinheit zu beseitigen : Diepgen 2 9 1 . Reinigungsbad nach 40 Tagen in Persien : Binder, Geburt 2, 5 3 . Reinigungsbad nach 40 Tagen in Ägypten : Rascher, Tessarakontaden, I 6 5 . Rhea badet nach der Geburt des Zeus (Wächter 2 5 ) . 3 ' 9 F. Gregorovius, Geschichte der Stadt Rom i m Mittelalter, Stuttgart, 3 1 H7 5 , 1 ,249 ; 2 , I o7 ; ]. Toutain, RHR 79 ( I 9 I 9) 5 ; Kerenyi, Niobe, 145 ; Holleman, Pope Gelasius, r o H ; RA C s. v. Fackel (Gage, 1 969) 209 f. 1 20 S. oben S. 2 5 3 f. 11 ' Varro LL 6,34 (oben Anm. J OH); Festus 7 5 I . (oben A n m 1 07). . .
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Das Lachen der Luperci
chen Verkehrs, dessen unerläßliche Voraussetzung durch jene Reinigung geschaffen wirdY2 So beruht es auf einer strukturellen Notwendigkeit, wenn die römische Frau, nachdem sie durch die luperci gereinigt wurde, sich sofort in das Haus begibt, um dort den Geschlechtsverkehr auszuübenYJ Diese unzer trennliche zeitliche Verkettung von Reinigungsakt und Befruchtungsakt führt schließlich zu einer vollkommenen inhaltlichen Verschmelzung : Das Baden selbst, das seiner Natur nach eine Reinigungsmaßnahme ist, wird als eine Methode der Befruchtung angesehenY4 Diese Notwendigkeit, mit der die Rei nigung in einer Befruchtung ihre Fortsetzung am Tage der Juno Februata fin det, erklärt auch, warum Ovid seine Schilderung der Lupercalia mit dem Bild einer kollektiven Befruchtungszeremonie abschließt (2,42 5-4 5 2) . So richtig ein zelne Beobachtungen auch sind, die insbesondere R. Heinze hinsichtlich der räumlichen, zeitlichen, sachlichen Sonderstellung dieses ovidischen Abschlusses getroffen hat,J25 so wenig folgt daraus, daß wir es hier mit einem unorgani schen Zusatz, mit einer willkürlichen, fiktiven Erweiterung der Realität zu tun haben. Zugrunde liegt als minimale Realität mit Sicherheit die Ausübung des Geschlechtsaktes in unmittelbarem Anschluß an die Reinigung im oben erörter ten Sinne, eine zwar zeitlich, räumlich, sachlich getrennte n e u e Etappe in der Begehung des Tages, doch alles andere als ein unorganisches, ein nicht dazuge höriges Anhängsel. Manches spricht sogar dafür, daß hinter dem ovidischen Bild, über jene baldigst und einzeln ausgeübten privaten Geschlechtsakte als logischen Abschluß des Luperealientages hinausgehend, sich auch eine Tradi tion verbirgt, die von einer ehemals üblichen kollektiven Befruchtungszeremo nie als Abschluß der Lupercalia wußte : "im Hain der Juno Lucina . . . vielleicht war einst eine Gruppenhochzeit veranstaltet worden"Y6 Eine Abschlußfeier mit allgemeinem Geschlechtsverkehr bildet jedenfalls einen organischen Bestandteil des ethnographischen Musters, dem man die Lupercalia als historische Variante zuordnen kannY7 So gesehen erweist sich das vielerörterte Problem, ob die Lupercalia im Kern,
dem Ursprung nach ein Reinigungsfest o d e r eine Fruchtbarkeitszeremonie waren, als ein Scheinproblem, das sich aus einer falschen Fragestellung ergibt. Daß in späterer Zeit beide Aspekte vorhanden waren, wird zwar heute kaum mehr bestritten. Doch der Fruchtbarkeitsaspekt wird dabei häufig für historisch sekundär gehalten, der einem ursprünglich reinen Lustrationsritus nachträglich aufgepfropft wurde, sei es bei der Gründung der palatinischen Stadt,l28 sei es im J. Jhdt. v. Chr.,329 sei es erst in augusteischer Zeit,J Jo sofern man auf eine Zeitbestimmung nicht überhaupt verzichtet.l l ' Aus unseren Überlegungen ergibt sich demgegenüber, daß Lustrationswirkung und Fruchtbarkeitsfunktion von Anfang an zwangsläufig zusammen vorhanden waren, wie Ende der Lochien und Wiederaufnahme des Geschlechtsverkehrs am seihen Tag ; nur strukturell war die Befruchtungsabsicht sekundär, dieses strukturelle Nachein ander wird durch die erwähnten Theorien fälschlicherweise historisiert. So muß der stattlichen Anzahl derjenigen Forscher Recht gegeben werden, die von der Doppelfunktion der Luperealienriten ausgehen.332 Doch werden im Lichte des hier Vorgetragenen die Wurzeln solch grundsätzlicher Zweiseitigkeit - Beseiti gung von Übel, Bewirken von Segen als zwei Seiten derselben MedailleJ J J - in höchst konkreter Form faßbar : Der Doppelcharakter dieses Festes der Jahres wende wird durch das Muster der Reinigung und der neuen Fruchtbarkeit Junos an diesem Tage bestimmt. Nicht zufällig besitzt auch das christliche Nachfolgefest einen solchen Doppelcharakter: Neben Mariä Reinigung wird es zugleich als Mariä Lichtmeß (Chandeleur) gefeiert, mit Kerzenlicht, das - den Geburtstagskerzen verwandt - das Lebenslicht der Teilnehmer symbolisiert und an die römische Sitte erinnert, bei der Geburt ein Licht anzuzünden.JH Gegen dieses Ergebnis, daß die Lupercalia im Kern als eine symbolische Geburtsdarstellung zu verstehen sind, als ein Fest der nachgeburtliehen Reini gung und Fruchtbarkeitserneuerung der Muttergöttin, gibt es einen naheliegen den Einwand. Wenn nämlich die Blutzeremonie als zentrales Ereignis die post natale Integration des Neugeborenen in die Familie, symbolisch verschlüsselt,
l" Der Verzicht auf Geschlechtsverkehr während des Wochenbettes ist eine bei vielen Völkern nachzuweisende Regel : R. Briffault, The Mothers, London, I 9 5 2 I 927, 2,366-397 passim; als vorgeschriebener Zeitpunkt für die Wiederaufnahme des Verkehrs gilt das erste Lachen des Neugeborenen z. B. auch bei den Kuku im Kongo-Gebiet (Briffault 2,394) ; Diepgen 5 7 f., 229 ; Binder, Geburt 2, I 5 6. Was insbesondere Rom betrifft, beruht die Furcht vor einem sexuellen Angriff des Silvanus auf die Wöchnerin auch auf der Auffassung, daß ein Geschlechtsverkehr während dieser Zeit schädigend ist (oben S. 1 02). Vgl. auch oben Kap. II, Anm. 498 l2J Schol. Juven. 2, I 42. 3 24 Schol. Juven. 2 , I 42 : ( Ne c p r o de s t ag i l i p a l ma s p ra e b e r e L up e rc o ) : steriles mulieres februantibus Lupereis se offirebant etferula verberabantur . . . tune et in solio, si qua post ipsum (sc. omen, das in dem Schlage bestand, Deubner, ARW I 3 - I 9 I o - 496) descende rit, statim concipit. I 9 I 9) , 3 29 f. ; D. Porte, l ' 5 R. Heinze, Vom Geist des Römertums, Darmstadt, 3 I 96o ( R EL 5 1 ( 1973) 1 8o f. ; Scholz, Entreticns Hardt 27 ( I 98 I) 320. P" Binder, Aussetzung, 1 1 1 . =
=
Ii! [ J l f i O I , 1 .) 1 1 1 6 , I ).) ", 1 4 .l ·
328 Franklin 96.
J29 Porte, REL p ( I 973) I 79 f. ; Holleman, Pope Gelasius, 3 6 f., 1 00, I 5 6.
330 Scholz, Entretiens Hardt 27 ( I98 I) 3 I 8-3 2 1 . 3 3 ' Pascal I p. 332 Mannhardt, Myth. Forschungen, 82 ff., I 2 9 ; Otto, RE s. v. Faunus 2065 f. ; Idem, Phi lologus 72 ( I 9 I 3) I 6 8 ; Wissowa, 2RuKR, 209 f. ; Toutain, RHR 79 ( I 9 I 9) 8; Frazer, Ovid Fasti 2, S. 3 3 o ff., 3 34 ; Rose, Mnemosyne 6o ( I9 3 3 ) 396ff. ; Kerenyi, Niobe, I 4 5 f. ; Brelich, Tre variazioni, I o9 ff. ; Latte, RR, 8 5 - 7 ; Binder, Aussetzung, ro9 ff. ; Welwei 5048, 5 I f. ; Gjer stad 379; Alföldi, Voretruskischer Römerstaat, 98 ff. ; Palmer, Five Essays, I 8 ; L. Foucher, Annales de Bretagne 83 ( I 976) 275 ; Neraudau , Laj eunesse, 2oo, 203 ; Scullard 77; Pötscher, Grazer Beitr. I I ( I 984) 226. Dies schließt nicht aus, daß in verschiedenen Epochen auf den einen oder den anderen Aspekt der stärkere Ton gelegt wurde : Deubner, ARW I 3 ( I 9 I O) 492 ff. ; Michels, TAPhA 84 ( I 9 5 3) 47'9; Harrnon I445 f. 333 Mannhardt, Myth. Forschungen, 8 3 ff., I 29, 1 5 4; RE s.v. Faunus 206 5 ff. ; Wclwei 5 o f. ; Rose, Mnemosyne 6o ( I 933) 396 ff. ; Brelich, Tre variazioni, 1 09 ff. ; Harrnon 1446. 3 54 Toutain d., 5, 9; RAC s. v. Amburbalc (W. Pax, 1950) 37 3 f. ; s . v. Fackel 1 6 1 , 20J , 2o6 f., 209 f. ; Binder, Geburt 2,94, 1 2 3 .
Juno Lucina
Das Lachen der Luperci
vergegenwärtigen soll, von der Abnabelung bis zum ersten Lachen, so müßten die entsprechenden Handlungen auch im Ritus durch Frauen vorgenommen werden wie die realen Verrichtungen. Bei dem Fest aber treten sowohl generell als auch insbesondere den zwei Jünglingen gegenüber ausschließlich Männer auf. So störend dieser Umstand auf den ersten Blick erscheinen mag, so sehr muß er beim näheren Bedenken als selbstverständlich gelten : Bei den Luperca lia geht es, im Bilde einer Geburt, um die Aufnahme in die Gesellschaft der erwachsenen vollgültigen Römer. Und diese Gesellschaft war eine Gesellschaft der Männer; nur Männer konnten daher eine Aufnahme in sie vornehmen. Durch diese Ablösung der Frauen durch Männer im Zuge der Transposition von Realität in Symbolik wird zudem ein Ansatz voll entfaltet, der schon in der Realität angelegt war. Die postnatale Versorgung, insbesondere das tollere infantem, geschah zwar in Wirklichkeit durch Frauen, es bestand aber die Ten denz, dieses Tun ideell-rhetorisch für den Vater in Anspruch zu nehmen. Indem an den Lupercalia die Frauen durch männliche fuperci abgelöst werden, wird aus Rhetorik Handlung. Die Auffassung, daß in der Aufnahmezeremonie ,alte' fuperci, d. h. gewissermaßen die Generation der Väter, den aufzunehmenden Jünglingen gegenübertreten (s. oben Anm. 3 1 ), steht damit in bestem Einklang. Die symbolische Anwesenheit einer Vatergestalt kommt jedoch im Luperealien ritus noch in einer weiteren, viel gewichtigeren Form zum Ausdruck. Die Teilnahme des flamen Diafis am Ritus ist ein vielerörtertes Problem. Sie wird allein durch Ovid bezeugt, Fasti 2,279-28 2 :
nicht einmal beim Namen nennen.337 Man hat versucht, diesen Widerspruch historisch aufzulösen, indem man annahm, der flamen Diafis sei erst spät, durch Augustus, in den Ritus aufgenommen worden, auf unsachgemäße Weise, und Ovid nur ein Bild seiner Gegenwart gebe.338 Oder umgekehrt : eine Teilnahme des flamen Diafis sei zwar schon immer gegeben gewesen, doch ursprünglich waren die Tiere für ihn nicht tabuiertl 39 bzw. gab es kein Hundeopfer an den Lupercalia.340 Man suchte einen Ausweg auch in strukturellen Erklärungen. Zunächst chronologischer Art : Der flamen Diafis habe nicht am eigentlichen Luperealienopfer teilgenommen, sondern war nur bei einem Voropfer dabei, wo weder Ziege noch Hund geopfert wurden.H ' Oder : die Tabus wurden ein mal im Jahr, nur für die Lupercalia, regelmäßig aufgehoben.J42 Man argumen tierte des weiteren auch mit der geringen Intensität der Teilnahme des flamen Diafis, um den Widerspruch abzuschwächen : Das Hundeopfer sei als Wolfsop fer anzusehen, insofern sei ideell kein Tabu gebrochen worden ; das Hundeop fer sei sogar überhaupt erst am Schluß erfolgt, nach dem Lauf, und der flamen müsse nicht bis zum Schluß dagcwesen sein. Was aber die Berührung mit der Ziege betrifft, sei nur ein bloßes Dabeisein des Priesters anzunehmen ; dies sei zwar auch n icht zulässig gewesen, doch stellt die bloße Anwesenheit des flamen einen solchen vitalisierenden Wert dar, daß man diesem, gegenüber dem Tabu, den Vorrang gab.l4J Man verstand schließlich die geringe Intensität der Teil nahme des flamen im Sinne eines bloßen Kontrapunktes : Die Luperci seien die Repräsentanten des hervorbrechenden Chaos, der flamen Diafis die Verkörpe rung der Ordnung, seine Anwesenheit demonstriere erst den völligen Sieg der Unordnung über die Ordnung.l44 Die zwei letzten Theorien scheinen, wenn nicht in Einzelheiten, so doch im Ansatz den Weg zur richtigen Lösung gefunden zu haben. Diese liegt (a) in der Erkenntnis der speziellen Art der Anwesenheit des Priesters und (b) in der Ein sicht, daß der Widerspruch kein Mißgriff oder Mißverständnis ist, sondern gewollt, aussageträchtig : Der Widerspruch ist die Botschaft. (a) Aus dem Text Ovids geht es eindeutig hervor, daß der flamen Diafis keine andere Funktion hat, als nur dazusein, ad haec . . . erat. In diesem Zusammen-
transtufit Euander sifvestria numina secum; hic, ubi nunc Urbs est, turn focus urbis erat. inde deum cofimus devectaque sacra Pefasgis: flamen ad haec prisco more Diafis erat. Gelegentliche Versuche, die tatsächliche Anwesenheit des flamen Diafis in Zweifel zu ziehen, müssen heute als gescheitert gelten: Es gibt weder dafür schlüssige Argumente, daß v. 282 der Zusatz eines Kopisten sei,JJ5 noch dafür, daß Ovid die Unwahrheit sagt.Jl 6 Ovids Behauptung führt gewiß zu einer widersprüchlichen Situation. Doch sie allein aus diesem Grund zu verwerfen, ist methodisch erst zulässig, wenn es für den Widerspruch keine einleuchtende Erklärung geben kann. Solche gibt es aber durchaus, in verschiedenartiger Form. Der Widerspruch besteht darin, daß an den Lupercalia sowohl Ziegen als auch ein Hund geopfert wurden, der flamen Diafis aber weder mit dem einen noch mit dem anderen Tier in Berührung kommen durfte, eine Ziege durfte er J l s Jachmann, Philologus 90 ( 1 9 3 5 ) 341 '3. Gegenargumente s. Bömer zu Ovid Fasti 2, 202-4 ; 282. Vgl. unten Anm. 345· . l l'• Dies scheint anzunehmen Fowler, Roman Festivals, 3 1 3, ,wegen der sachltchen l J n möglichkeit' der Behauptung. Ihm folgt A. M. Franktin I 9\ mit dem Vorbehalt, daß eine genaue l l nt crsuchung der Gestalt des /lamen Diafis notwendig wäre. Rose, Mnemosyne 6o ( l 'l l l ) l 'l l wi rfl ()vid l rn·fii h ru n g infolge schematischen Denkens vor.
337 Plut. Quaest.Rom. I I I (29oA) ; Gellius N. A. 1 0, I 5 , 1 2 ; Arnob. 7,2 1 .
338 Latte, RR, 84l ; Holleman, Numen 20 ( 1 973) 2 2 3 ff. ; Idem, Pope Gelasius, 1 4 f., 2636, J2 f. Holleman geht von der Textform erit statt erat am Schluß des Verses 2,282 aus, sieht ferner in prisco more eine Ironie Ovids, der dami� eigentlich eine Neuerung des Augustus
verhöhnen wollte. S. dazu Le Bonniec, Ausgabe "Erasme" (Paris, 1 969) z. St. 339 Das Tabu sei mit Einrichtung des kapitolinischen Kultes etabliert worden : Lambrechts, Hommage a Bidez-Cumont, 1 7 5 f. 340 Bömer, WSt 69 ( 1 9 5 6) 3 8 I f. ; Idcm, Ovid Fasti zu 2,282. 34 ' Mannhardt, Myth. Forschungen, 74· J4Z Frazer, Ovid Fasti zu 2,28 r (S. 360). Ähnlich sieht Breiich in der Anwesenheit des ßa men Diafis ,Ia temporanea rottura delle caerimoniae da parte del ßamen Diafis . . . uno dei piu significativi strumenti rituali per realizzare il funzionale invalidamento d c l l ' o rdi n e nor m ale' (ACD 8 - 1972 - 2 1 ) . 1 4 1 Pötscher, Grazer Beiträge 1 1 ( 1 984) 23o f. ; ! dem, Mnemosyne 4 , 2 1 ( 1 96 8 ) 2 1 5 ff. 144 M . C o rs ano 1 50 ff. ; vgl. auch D. B ri q u e l, ' I i·ois i·tudes, 29 5 .
Juno Lucina
Risu cognoscere rnatrern
hang ist auch der Gleichklang der Versschlüsse 280/282 zu sehen, der kein Fehler, sondern eine Aussage ist : Das Verhältnis des flamen zum Ritus (haec) wird dadurch mit dem Verhältnis der Stadt ( Urbs) zu dem Umland der Stadt (locus urbis) in Parallele gesetzt. Der flamen Diafis ist für die Lupercalia nichts weiter als ein aktionsloser ,Um-stand', umgebende Landschaft quasi, ein bewe gungs- und funktionsloses Zeichen.345 Alle Deutungen, die davon ausgehen, daß er "etwas tun" müßte, "amtierte", das Opfer "darbrachte",346 gehen von falschen Voraussetzungen aus und deswegen prinzipiell in die Irre. (b) Was nun Grund und Sinn einer solchen bloß zeichenhaften Anwesenheit betrifft, wird er durch Corsano richtigerweise aus dem Wesen des flamen Dialis, aus dem Verhältnis dieses Wesens zu der Welt der wilden Unordnung der Lupercalia abgeleitet. Ich glaube freilich nicht, daß der flamen für den Sieg der Unordnung über die Ordnung steht; dies wäre konkret sichtbar darzustellen gewesen, etwa durch eine Mißhandlung oder Mißachtung des flamen nach Art eines Mamurius Veturius.H7 Sein Mahnmalcharakter stellt vielmehr einen
natürlichen Hinweis darauf dar, daß trotz allen Tobens infernaler Kräfte die Ordnung als Gesamtrahmen weiterhin fortbesteht, das Chaos in die Ordnung Roms eingefaßt wird ; eine sehr römische Lösung, wenn man bedenkt, wie die Römer religiöse Ausgelassenheiten im allgemeinen einschränkend in ihren Staatskult integrierten, sei es den Kybele-Attis-Kult, die Bacchus-Verehrung oder die wahrsagende Fortuna-Religion. Auch wird es nicht die ganze Wahr heit sein, sowenig das Wesen des flamen Diafis ausschließlich darin besteht, die Welt der Ordnung zu repräsentieren. Nicht zuletzt den wegweisenden Untersuchungen W. Pötschers wird die Erkenntnis verdankt, daß der flamen Diafis seinem Wesenskern nach der arche typische Ehemann war, sein Leben ein ,eheliches Leben' und seine Gestalt die Repräsentation der befruchtenden Funktion des Gottes Jupiter.J48 Von hier aus gesehen ist seine Anwesenheit bei der kultischen Darstellung einer Geburt, an den Lupercalia, auf selbstverständliche Weise organisch. Er nimmt im Ritus den Platz ein, der bei einer realen Geburt dem Vater zukommt. Erst aus dieser Eigenschaft ergibt sich aber eine volle Erklärung, warum sein Dabeisein einer seits unerläßlich, andrerseits aber äußerst distanziert ist : Der Vater ist es, der einerseits rechtlich-ideell den Geburtsvorgang beherrscht, im Hause während der Geburt in Bereitschaft steht, andrerseits aber das Geburtszimmer tatsächlich selbst nicht betritt, von jeder konkreten Berührung von Mutter und Kind in der Stunde der Geburt den striktesten Abstand nimmt. Auch steht diese Erklärung der Rolle des flamen im Ritus mit der obigen nicht im Widerspruch, stellt viel mehr eine notwendige Ergänzung dar. Entsprechend den zwei Aspekten der Lupercalia, dem Reinigungs- und dem Fruchtbarkeitsaspekt, oder wie immer man sie nennen will, erscheint unter dem ersteren Aspekt der flamen als Reprä sentant der öffentlichen Ordnung, der Urbs,349 unter dem Aspekt der Frucht barkeitserneuerung aber als der Erzeuger.3 50 Er repräsentiert letztendlich, nach einer passenden deutschen Redewendung, so etwas wie den "Vater Staat".
345 S. oben Anm. 3 3 5 . Es ist in der Tat nicht zu übersehen, wie kunstvoll korrespondierend die vier Zeilen insgesamt konstruiert sind, ein Musterstück virtuoser ovidischer Formkunst Sie bilden den Abschluß eines Abschnitts (267-2 8 2 : R.J. Littlewood, Latomus 3 4 - I 9 7 5 I 072) ; ungerade hexametrische Zeilen (279i 2 8 I ) sowie gerade pentametrische (28ol2 8 2) korrespondieren dabei untereinander: 2 79 : transtufit Euander sifvestria nurnina s e c u rn ; 28o: HIC (UBI NUNC URBS EST), TUM LOCUS URBIS ERA T 28 I : i n d e (deurn) cofirnus devectaque sacra Pelasgis: 2 8 2 : FLAMEN A D HA E C PRISCO MORE DIALIS ERA T Die einzelnen Wörter entsprechen einander sowohl in ihrer grammatikalisch-kategorialen Qualität als auch in ihrer inhaltlichen Aussage, nur zum Teil nach ihrer Stellung in der Wort folge des Satzes. Explikative Erweiterungen (in Klammern) sind aus metrischen Gründen hinzugefügt worden. Wenn man die vier Zeilen von diesen ,Entstellungen' durch den Zwang der Umstände befreit, ergibt sich folgende idealtypische Form : transtufit Euander sifvestria nurnina securn; cofirnus Pefasgis devecta sacra inde.
�
hic turn focus urbis erat. ad haec priscoflarnen Diafis erat. rnore Im wesentlichen besteht jede Zeile aus einem einzigen einfachen Satz : Prädikat, Subjekt, Objekt, Umstandsbestimmung bei den Hexametern, dasselbe ohne Objekt bei den Penta metern. Die Hexameter enthalten jeweils eine einleitende Aussage (Semikolon), die Penta meter die abschließende. Die Entsprechungen hic ( ubi nunc urbs est) l ad haec ( Luperca fia); turn Iprisco rnore; focus urbis Iflarnen Diafis sind nicht zu übersehen. Nicht zu reden von erat 1 erat. Dies kann schon deswegen kein Kopistenfehler sein, weil es nur einen Ted der generellen Korrespondenzstruktur bildet. Von einer bloßen Anwesenheit des fla rnen Diafis . gehen richtigerweise aus auch G. Rohde, Die Kultsatzungen der römtschen Ponttftces, Ber lin, I 936, I 0 3 (RVV 2 5 ) ; Binder, Aussetzung, 9 8 . l46 Latte, RR, 84J : "zu tun hat e r . . . nichts". Fowler, Festivals, 3 I 3 : ,it i s impossible that this priest could have been the sacrificer'. Frazer zu 2,28 I : ,Ovid is the only ancient au�hority for thc statement that the Flamen Dialis officiated at the Lupercalia'. Marquardt-Wtssowa =
44.).
1 11
Fowln, Roman Festivals, 44 ff. ; Illuminati 4 1 ff. ; J. Loicq 40 I ff.
=
2.
R isu cognoscere matrem
a. Das Lachen des Neugeborenen Lachen bei der Geburt spielt auch im berühmtesten Geburtstagsgedicht der lateinischen Literatur, Vergils 4· Ekloge, eine wichtige Rolle. Doch von wessen Lachen ist hier die Rede? Von dem des Kindes, von dem der Eltern, oder von beidem? Die Antwort erfordert eine aufmerksame Betrachtung der Worte Ver gils, deren textkritische Form sowie die richtige Auslegung umstritten sind. 348 Pötscher, Mnemosyne 4,2 I (I 968) 2 32 ff., 2 38 f. 349 Basanoff 1 2 6 f., I 3 5 .
J s o Es wäre lohnend, unter diesem Aspekt des unerläßlichen, aber distanzierten Dabei seins die Rolle des Mannes resp. Vaters in der ovidischen Schilderung des Lupcrcalicnab srhlusscs (Fasti 2, 4 2 5-4 5 2), insbes. v. 44H genau zu a n a ly si e re n .
funo Lucina
Risu cognoscere matrem
Es handelt sich um den Epilog des Gedichts, eine adhortatio an das neugeborene Kin d :
chen Prägung ridere alicui (Dat.) ,jemandem zulachen' enthalten ist : Ein rein neutrales Lachen, ohne positives, aber auch ohne negatives Vorzeichen; der Akkusativ der Person bringt nur das pure Faktum der Bezogenheit auf ein per sönliches Objekt als Anlaß und Adressat zum Ausdruck, ein ,objektives' Lachen im wahrsten Sinne des Wortes ; eine Offenheit in beide Richtungen, die ihrer Natur nach zugleich Ambivalenz ist, die erst durch den jeweiligen Kontext in positiver oder negativer Richtung aufgehoben werden kann. l 5 5 In diesem Sinne enthält der quintilianische Vergiltext eine wertfreie Aussage über das Faktum des Lächelns an die Adresse der Eltern, und dies ist nichts, was inhaltlich gegen die Authentizität dieses Textes sprechen könnte.J56 Daß selbst die Annahme einer gewissen ,tendency towards irrisio 'J57, dies nicht tun könnte, werden wir später sehen (S. 308 f.) . Die hier relevante Auslegungsschwierigkeit aber betrifft risu cognoscere matrem. Während vor hundert Jahren eine Deutung auf das Lächeln der Mutter ("an ihrem Lächeln die Mutter erkennen") weit verbreitet war,358 interpretiert
!ncipe, parve puer, risu cognoscere matrem (matri longa decem tulerunt fostidia menses) incipe parve puer: cui non risere parentes, (codd., Serv., Schol.) qui non risere parentes, (Quintil.) qui non risere parenti, (0. Crusius u. andere) nec deus hunc mensa, dea nec dignata cubili est. (vv. 6o-6 3). Eine unvoreingenommene formale Betrachtung des textkritischen Problems in Zeile 62 führt zum Ergebnis, daß unser ältester Beleg, Quintilian 9,3,8 als authentisch vergilischen Text qui non risere parentesJ P bezeugt; eine Änderung dieser lectio difficilior in das gewöhnlichere cui non risere parentes erfolgte noch vor der Entstehung der ältesten Vergil-Handschriften P bzw. R (Eusebius, Constantini oratio 5 97 = 21 PL Migne tom. 20 p. qo2 ; Serv. Ecl. 4,62), aus wel chen Gründen auch immer.w Dies könnte nur durch schwerwiegende sprachli che oder inhaltliche Argumente in Frage gestellt werden. Daß ridere jedoch mit einem Akkusativ der Person stehen kann, dafür ist reichhaltiges Beweismaterial vorgelegt worden. J 5 3 Aus diesem Parallelmaterial geht auch hervor, daß ridere aliquem ein Verhalten bezeichnet, das in dem vorliegenden inhaltlichen Zusam menhang einen tadellosen Sinn ergibt. Denn es entspricht nicht den Tatsachen, daß diese Wendung an sich ,jemanden auslachen', ,verhöhnen'J54 bedeutet, wie deridere oder irridere. Es fehlt ihr nur die positive Nuance, die in der gewöhnliJP
Estfigura et in numero, vel cum singulari pluralis subiungitur: ,gladio pugnacissima gens Romani' (gens enim ex multis), vel ex diverso : ,qui non risereparentes, nec deus hunc mensa dea nec dignata cubili est': ex illis enim ,qui non risere 'hic quem non dignata. (Text nach der Ausgabe von M. Wi nterbottom, Oxford, I 970). Es führt kein Weg daran vor bei, daß die Gedankenführung Quintilians ohne jeden Zweifel die Formulierung qui non risere parentes voraussetzt. S. im einzelnen : W. Fowler, HSPh I4 ( I 903) 2 8 ; Lejay 6 ; J. S. Phillimore, C R 30 ( I 9 I 6) I 49 f. ; Idem, C R 3 I ( I 9 I 7) 2 3 ; Th. Birt, BPhW I 9 I 8 No. 8 , I 8 6 ff. ; Idem, BPhW I923 No. 29,678 ff. ; Kurfess, BPhW I 9 I 8 No. 3 I,76o; D . R. Stu art, CPh I6 ( I 92 I) 2 I4, 2 I 7, 222 f.; Linkomies, Aretos I ( I 930) I 8 3 f. ; G. Erdmann, Die Vor geschichten des Lukas- und Matthäus-Evangeliums und Vergils vierte Ekloge, Göttingen, I 9 32, 7 I ; J. Mesk I Zo ; L. Herrmann, Les masques et les visages dans les Bucoliques de Vir gile, Paris, I 9 5 2, 6o; N.J. Herescu, Orpheus 4 ( I 9 5 7) I 29; Duckworth, TAPhA 89 ( I 9 5 8) 7 ; J . Perret, Virgile, Les bucoliques, Paris, I96I (" E rasme"), z u Ecl. 4,62; R. D . Williams, Pro ceedings ofthe Virgil Society I4 ( I 974/ 5) 5 ; R. G. M . Nisbet 70; E. Coleiro, An lntroduction to Vergil's Bucolics, Amsterdam, I 979, J2 I . 3 5 2 Birt, BPhW I 9 I 8 No. 8 , I 87 f. ; ldem, BPhW 1 923 No. 29,68o. 353 Krebs-Schmalz, Antibarbarus der lat. Sprache, Darmstadt, 8 I 962 7 I 905, 5 I8 sowie Fowler, Lejay, Phillimore, Birt, Mesk, Herescu, Pnrct , Nisbet an den Anm. 3 5 I angegebe nen Stellen. Manche Autoren weisen mit Recht darauf hin, daß es sich hierbei um eine Wen dung der volkstümlichen Sprache handelt. 354 Dies behaupten A. forbiger, Vergil, Opera 1 , l rip�.ig, I 8 4 5 , z. St. ; E. Norden 6 3°; Lin komies I H4; Gotoff, Philologus I I I ( 1967) n I ; ( ;, Rad k(·, in : Vergil, Bucolica ed. Tusculum, 1970, Anhang "Zwei AuszUge aus 1·inern Vortr:lf\ in lkrlin ( I 969) von G. Radke", p I ; =
(1 9Ho) 634; William� , CR 7I ( I 976) I I9. Diese Meinung stimmt mit den Tatsachen so wenig üherein, wie die Außerung von Kraus 63445 ; "Birt's Versuch, parentes als Objekt von risere zu rechtfertigen, hat außer bei Perret keine N achfolge gefun den (und nun wieder bei Nisbet 70)". Diese Auffassung ist nicht als "Birt's Versuch" anzu sprechen, da sie schon vor Birt vertreten wurde, und außerdem wurde sie auch nach Birt von anderen neben Perret und Nisbet bekräftigt, s. Anm. 3 5 I . Die perfektionistische Hyperkri tik gegenüber ridere + Akk. ist sowenig am Platze, als mit derselben Methode auch die angebotene Alternative ridere + Dativ zu erschüttern ist, vgl. G. Conington - H. Nettleship - F. Haverf1eld, The Works of Vergil I , Hildesheim, I 96 3 London, 5 I 898, z. St. : ,It has been usually assumed that ,risere' governs the dative, ,smiled on him', but there is no author ity f�r such an use'. Bei d�r Deutung von risere parentes ist außer den Parallelstellen, angege ben m der Anm. 3 5 I zmerten Literatur, zu beachten, daß hier eine volkstümliche Aus drucksweise vorliegen kann, etwa eine Abkürzung von (ad) parentes (so Scaliger bei Fowler HSPh I4 [ I 903] 2 8) oder eine prägnante Ausdrucksweise, ridereim Sinne von ridendo oblec tare, afficere o. ä., wobei der Akkusativ als Rektion des nur gedanklich vorhandenen oblec tare, afficere völlig natürlich wäre. 355 Perret zu Ecl. 4,62; Nisbet 73 3 5 : , ridere with the accusative may describe amusement rather than derision . . . and the crowing of babies betrays a robuster emotion than benevo lence'. Die interessantesten Parallelstellen sind : Plaut. Capt. 48 I ; Petron 6 I ,4 ; Catull 5 3 , I ; Ovid A. A. I , 87; Horaz Epist. I , I4,39. An allen diesen Stellen handelt es sich um amüsiertes, nicht um feindseliges Lachen. ridere stellt wie der Sprachform nach so auch semantisch die neutrale Mitte zwischen arridere und irridere, deridere dar, bedeutet ,über jemanden lachen' als Mitte zwischen ,jemandem zulachen' einerseits, ,jemanden verlachen' andrerseits. So gesehen sind die von Ernout, RPh 36 ( I 962) 263 kritisierten Parallelen echte Parallelen. 3 5 6 Das Argument, ridere parentes impliziere impietas - so Greene bei Phillimore, CR 3 I ( I 9 I 7) 2 3 -, trifft also in dieser Form nicht zu. 357 Phillimore, CR 3 I ( I 9 I 7) 23. S. unten Anm. 4 5 8 . 3 5 8 Diese Interpretation ist schon i n der Rede Kaiser Konstantins a n die Versammlung der Heiligen bezeugt: Eusebius Opera 1 (PG Migne vol. 20,1 8 5 7) cap. 21 ( 5 97) ; Sonntag bei Lejay 9; Heyne, Wund, Voss, Sabinus, Frankenstein bei Forbiger z. St. und Radke in der Tusculum-Ausgabe der Bucolica (oben Anm. 3 5 4), 504. Vgl. auch 0 . Crusius, RhM N . F. 5 1 ( 1 H96) 5 p ; T. E. Page, Vergili Bucolica, I .ondon, 1 H9H, z. St. ; Norden 64' ; Stuart, C l'h 1 6 ( 1921) 221 1 : ,this view, now gencrally rcl i nquishcd ' .
W.· Kraus, ANRW 2, 3 1 . 1
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Risu cognoscere matrem
man heute nahezu ausnahmslos359 risu als ein Lächeln des Neugeborenen.360 Dafür sprechen in der Tat alle Argumente : Die Realitäten des Neugeborenenle bens,36' das catullische Muster, das Vergil vor Augen hat,362 die Identität der Subjekte des Lachens in v. 6o und 62.363
Wir haben es hier also mit dem Lachen eines Neugeborenen zu tun, und zwar - wie das zweimalige incipe zeigt - mit seinem ersten Lachen, ein in diese Untersuchung gehörendes Thema. Den Abschluß des Geburtstagsgedichtes bil det das abschließende Ereignis jeder Geburt (s. oben S. 22 I f.) , nicht zufällig in die Form eines Wiegenliedes gegossen364 und in einer Art ,Ammenlatein' stili siert :365 Ein Motiv von entscheidendem Gewicht für das ganze Gedicht, das man zu Recht "das Lied vom ersten Lachen" genannt hat;366 um einen Epilog über das erste Lachen handelt es sich auf jeden Fall. Die zwei Ausdrücke : ridere parentes risu cognoscere matrem interpretieren sich gegenseitig. Das Lachen ist ein erstes Zeichen des erwachenden Bewußt seins, der bewußten Kontaktaufnahme mit der Umwelt, insbesondere mit der Mutter. Ein solches Erkennen der Mutter als einer von einem selbst getrennten Person ist aber ein zweiseitiger Vorgang, es impliziert auch das Erkennen s e i n e r s e I b s t als eines von der Mutter getrennten Wesens.367 Dementsprechend gibt es zwei Begründungen dafür, warum das Lachen erfolgen soll, die eine auf die Person der Mutter bezogen - matri longa decem tulerunt fastidia menses -, die andere mit der Person des Neugeborenen argumentierend - qui non risere parentes I nec deus hunc . . . , dea nec . . . -.368
359 Ausnahmen in den letzten Jahrzehnten : Linkomies I 8 I ff. ; E . de Saint-Denis, Aus gabe Bude, Paris, I 94 2 zu Ecl. 4, 6o; Büchner, RE P. Vergilius Maro ( I 9 5 5) I 8 3 ; Radke, Gymnasium 64 ( I 9 5 7) I 84. Vgl. auch M. Pagnol ( I 9 5 8) beiJ. Carcopino, Latomus 23 ( I 964) 662 ; Neraudau, Enfant a Rome, I 32· J6o So u. a. Crusius 5 5 3 ; Page ( I 898) z. St. ; Conington - Nettleship - Haverfield ( I 898) z. St. ; Lejay 9; Stuart 22I, zzS ; Norden 6I, 64; V. Stegemann, �·rotXEta 9 ( I 930) I 863 ; J. Carcopino, Virgile et Je mystere de Ia 4e eglogue, Paris, I 943, 93, I 88 ; Mesk 120; G. Ste gen, Etudes sur cinq Bucoliques de Virgile, Namur, I 9 5 5 , 7 3 ; Herescu, Orpheus 4 ( I 9 5 7) 1 2 8 f. und Anm. I 3 ; Perret ( I 96 I ) z. St. ; A. Ernout, RPh 36 ( I 962) 264 (,Ia plupart des edi teurs considerent justement que risu s ' applique au rire de l'enfant') ; F. Klingner, Virgil, Zürich-Stuttgart, I 967, 7 I ; Williams, Proc. of the Virgil Society 14 ( I 974I 5) 5 ; Idem, CPh 7 I ( I976) I ZO (,most scholars agree') ; Coleiro 234; Krauss 6 3 3 ; G . Binder, Gymnasium 90 ( I 983) I I 9 ; J. Beaujeu, L'enfant sans nom de Ia 4 ' bucolique, REL 6o ( I 982) 204, 209. J 6 ' In dieser Hinsicht sind vor allem drei Sachverhalte von Gewicht : Das Neugeborene erkennt nicht nur und nicht primär am Lachen seine Mutter, sondern an ihrem Atem, an ihrem Geruch und durch Hautkontakt: Tert. anim. I 9 , 8 ; ad nat. z , I 7, 5 ; apol. 2 5 , 7 ; August. de quantit. anim. z8,54 (PL Migne I p. Io66). Zweitens kann man nur an einem äußeren Zei chen ablesen, daß das Kind die Mutter erkannt hat; sein Lachen wäre ein solches Zeichen, das sonst in der Aussage fehlt. Drittens ist es das erste Lachen des Kindes, auf das man war tet, wie auf alle Zeichen seiner Entwicklung ; das Lachen der Mutter dagegen ist nicht ter mingebunden, von Anfang an vorhanden, und eine Banalität (Lejay 10; Norden 62) . Lachen des Kindes als Zeichen des Erkennens : Justinus Epit. Pomp. Trog. I ,4, 1 2 : Quem (sc. pue rum) ubi in man um mulier accepit, v e l u t i a d n o t a m a d l u s i t, tantusque in illo vigor et dulcis quidam blandientis i nJa n t i s r i s u s apparuit, ut pastorem ultra rogaret uxor . . . per mitteretque sibi . . . puerum nutrire. S. unten Anm. 427. Im Parallelbericht Herodots I , � I Z steht nichts von einem Lachen des Kindes. Bestätigung durch heutige Erfahrung: das Ktnd " kennt auch die Personen, die es täglich betreuen, vor allem die Mutter. E s I a c h t u n d j a u c h z t i h r e n t g e g e n . Es horcht auf herannahende Schritte und sieht nach der Tür." : J. Haarer, Die Mutter und ihr erstes Kind, 2 I 4 f. . . . . 362 ,it is impossible that Virgil should not have been thmkmg of the exqutstte passage of Catullus (6 I , z i 6 ff.) to which all editors refer or should refer us : Torquatus, volo, parvulus Matris e gremio suae Porrigens teneras manus D u lc e r i d e a t a d p a t r e m Semihiante labello (Fowler, HSPh I 4 [ I 903] zS). Zu Catull als Vorbild für die 4· Ekloge, sei es allgemein, sei es in der Relation Catull 6 I ,2 I 9 I Verg. ecl. 4,6o : 0. Ribbeck, Verg. Bucolica et Georgica, Leipzig, 1 8 5 9 p. 24 I f. ; F. Marx I I 8 ; Slater, C R z 6 ( I 9 I 2) I I 4 ff. ; Erdmann 79 f., 92, 108, I I 7 ; Linkomies I 6 8 f. ; Herrmann, Les masques et !es visages, 62 ff. ; W. W. Tarn, JRS 22 ( I 932) I 5 2 ; J. Perret, Virgile, Paris, I 9 5 z, 4 5 ; RE s. v. P. Vergilius Maro (Büchner) I 86; Herescu, Orpheus 4 ( I 9 5 7) I 2 9 ; Perret z. St. ; Williams, CPh 7 1 ( I 976) I zo; Nisbet 70; Klingner 74; M. Manson, in : ,Presence de Vtrgtle' _ ed. R. Chevallier, Paris, I 978, 56 ff. ; E.A. Srhmidt, Poetische Reflexton. Vergtls Bukoltk, München, 1 972, 1 6 5 ; Coleiro 245 f. ; J. Beaujeu 1 9 8 ; H. Naumann, AU 24 ( I 98 5 ) 5 , 3 7 f. . 1" 1 R . C . Seaton , CR 7 ( 1 893 ) zoo; C rusiu� 5 5 2 f. ; Fowler, HSPh I4 ( I 903) 27; Btrt, Bl'hW 1 9 1 H No. H, 1 H 7 ; Norden 6 1 f. ; W i l l i ;um, l'ror, Virg. Soc. 14 ( 1 974l 5) 5 ; Idem, CPh '
2 9]
=
7 I ( I 976) I zo ; Coleiro 32 I : ,the link between incipe parve puer and qui non risere parentes in the same verse is too close for a change of subject'. Die beiden Ausdrücke sind in der Tat in eine Textumgebung eingebaut, die durch Wiederholungsstrukturen geprägt ist: incipeparve puerI incipeparvepuer; matrem I matri Iparentes; nec Inec; risul risere. Das Kind bleibt Subjekt auch des wiederholten incipe, die Mutter dagegen Objekt, sei es direktes (matrem Iparentes), sei es indirektes (matri). (Herescu, Orpheus 4 [ I 9 5 7] I 29 ; Williams, CPh 7 I [ I 976] 1 2 I) . In dieser Umgebung ist es logisch anzunehmen, daß auch risere eine Wiederholung von risu ist, und zwar mit demselben logischen Subjekt. Gelegentlich wird zwar das erste risu auf das Kind bezogen, das zweite, risere aber auf die Eltern ( cui non risere parentes, z. B. Ernout, RPh 36 [I 962] 264). Dabei nimmt man an, daß das Lachen des Kindes das Lachen der Eltern provoziert. Doch das elterliche Lachen geht im Prinzip dem des Kindes voraus (s. Anm. 3 6 I ) . 3 64 Seaton zoo; Fowler, HSPh I 4 ( I 903) z 6 ; Kukula 6 6 ' ; Phillimore, CR 30 ( I 9 I 6) I49f.; Stuart 210; J. Carcopino, Mystere de Ia 4e eglogue, 93; Herescu, Orpheus 4 ( I 9 57) I25 ff. (mit z. T. ungenauen Literaturangaben). 365 Fowler, HSPh I4 ( I 903) 26, 2 8 ; Lejay 6; Phillimore, CR 30 ( I 9 I 6) I 49 f. ; Idem, CR 3 I ( I 9 I 7) 2 3 ; Bin, BPhW I 9 I 8 No. 8 , I 90- I 9 2 ; Kurfeß, BPhW I 9 I 8 No. 3 I Iz, 76o; Stuart 2 1 0 f., 2 I 3 f. ; Erdmann 7 I , 1 1 8 ; Rose, CR 4 I ( I927) 6o; J. Loft, C&M 5 ( I 942) 1 2 ; Herescu, Orpheus 4 ( I 95 7) I 29. 3 66 Lejay 25 f. ; Phillimore, CR 30 ( I 9 I 6) I 50. 367 August. conf. I , 6 : Post et ridere coepi . . . et ecce paulatim sentiebam, u b i essem, et volunta�es m e a s vole�a n;: ostendere . . . . S. o�en Anm. I 3 · Mesk, PhW 64 ( I 944) I zo : "Das _ Lachen tst darnach betm Ktnde das erste Zetchen des erwachenden Bewußtseins s e i n e r s e I b s t und d e r U m w e I t , . . . Diesen ersten Schritt aus dem Dunkel des U nbewu ßten meint . . . auch Vergil" (gesperrt K.-Z.). F. Marx 1 27 ; S. Reinach, Cultes, Mythes et Reli gions 4, I I 3 f. : ,c'est comme une prise de possession formelle de Ia vie'. Fowler, CR 3 3 ( 19 19) 67. M. Manson, 6o. 36� Die Zweizahl der Begründungen ergibt sich aus der Struktur des " ( (:xtes u n d desw!' gen macht die zweite die erste keineswegs zunichte, entgegen K raus 6 _16 .
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Risu cognoscere matrem
Ersteres versteht man gewöhnlich als Ausdruck eines Anspruchs der Mutter auf Entgeltung: Das Lachen soll sie für die Geburtsqualen entschädigen.J69 Nichts im Text deutet jedoch darauf hin, daß primär ein solches m o r a I i s c h e s quid pro qua gemeint ist; dies ist Zuspitzung durch die Interpreten. Wofür es konkrete Hinweise gibt, ist eine z e i t l i c h e Verknüpfung : Zwei Wörter zeitlichen Inhalts - incipe und longa - stehen betont am Anfang dreier aufeinanderfolgender Zeilen, incipe in der ersten und dritten Zeile, longa in der mittleren. Ihr Zeitinhalt ist konträr, ja komplementär: longa bezeichnet eine allzu lange Dauer, incipe einen momentan eintretenden, heiß ersehnten Anfang; longa liegt in der Vergangenheit, incipe weist in die Zukunft; longa ist Zustandsbeschreibung, incipe Aufforderung zur Tat. Die zeitliche Perspektive wird noch dadurch betont, daß das zweite incipe ohne Objekt steht - es handelt sich primär um einen neuen zeitlichen Anfang als solchen. In diese zeitlich geprägte Umrahmung ist der eigentliche Gegensatz, um den es geht, eingefügt - fostidialrisus, mater!puer, ersteres mit longa, letzteres mit incipe verbunden. Wenn somit die fostidia eine Begründung für risus sind,l70 so kann sich die nähere Natur dieser Begründung nur aus dem konkreten, zeitlichen Kontext ergeben, in den sie eingebettet ist : In c i p e risu, weil die fostidia I o n g a, waren - ,Fange endlich an zu lachen, da die Beschwernisse der Mutter schon lange genug gedauert haben', nämlich zehn Monate. Dieses textanalytische Ergebnis erhält eine entscheidende Unterstützung durch den Umstand, daß es den Reali täten einer Geburt völlig entspricht, sofern man fostidia umfassend versteht, unter Einbegreifen aller Beschwernisse, die eine Gebärende zu ertragen hat, d. h. auch der Lochien. Alle Beschwernisse mitsamt der Lochien hören in der Tat erst mit dem ersten Lachen des Kindes auf, und das Verhältnis zwischen diesem definitiven Ende der Unannehmlichkeiten der Mutter und dem ersten Lachen des Neugeborenen ist realiter ein rein zeitliches, ein Verhältnis der Gleichzeitigkeit.J7 1 Vergil freilich bildet diese Realität nicht einfach ab, sondern gestaltet sie dichterisch um. Wenn er zum Lachen mit der B e g r ü n d u n g auf fordert, dies soll das Zeichen für ein Ende der fostidia geben, so formt er eine zufällige zeitliche Parallelität in einen zeitlichen Komplex von Bedingung und Folge um, das Lachen ist Bedingung, das Ende der fostidia die Folge. Dies haben schon antike Interpreten so verstanden : s i riseris, abstulerint decem men ses matri tuae longa fostidia.J72 Von einem solchen zeitlich-kausalen Verhältnis gehen auch moderne Ausleger aus, wenn sie es auch auf die psychologische
Ebene transponieren: ,she needs cheering for she has suffered ten lang months' ; , . . . une risette . . . suffira a effacer l e souvenir des longs degouts endures'.m Die Grundvoraussetzung dieses Textverständnisses ist die Auffassung, daß mit fostidia die Beschwernisse der Mutter bis zuletzt, bis zum Ende der Lochien gemeint sind. Sie wird nur durch eine Minderheit von Forschern vertreten.J74 Die Mehrheit versteht unter fostidia nur die Qualen der Schwangerschaft, bis zum Ende der Entbindung. Trotz ihrer Verbreitung sprechen entscheidende Ar gumente jedoch dafür, daß die mehrheitliche Auffassung schlecht begründet ist. Es dürfte unbestritten sein, bei allen Unterschieden in der Beurteilung vieler Einzelheiten, daß in der Ekloge zwei unterschiedliche Ereignisebenen mitein ander verwoben sind :J75 Einerseits wird ein konkretes Geburtsgeschehen in der realen oder in einer fiktiven Gegenwart dargestellt, andrerseits eine Prophezei ung über das zukünftige Leben des Kindes und der Welt verkündet. Zweitens kann es als sicher gelten, daß im Rahmen der Schilderung des konkreten Geburtsvorgangs das Kind am Anfang (v. 8 : nascenti) als noch nicht geboren angesehen wird, am Ende dagegen als schon geboren daliegt (vv. 6o-6 3)Y6 Diese vier Zeilen, der Epilog, sind nun vom Kerngedicht in einer Weise abge trennt, die fast den Eindruck eines Bruches erweckt : Durch eine lange Unter brechung in der Schilderung des Neugeborenenschicksals nämlich, d. h. eine rein persönliche Äußerung des Dichters über seine Dichtkunst ( 5 3-59), die an den Anfang der Ekloge ( 1 - 3 ) anklingt und deswegen für den echten Abschluß des ganzen Gedichtes gehalten werden konnte.m Wenn auch der damit ver bundene Vorschlag, die Zeilen 6o-6 3 an eine andere Stelle des Gedichtes zu versetzen, zu weit geht und zu Recht abgelehnt wird,J78 so ist die Beobachtung, auf der der Vorschlag beruht, doch zutreffend : "was soll da die nachhinkende Apostrophe an das . . . Knäblein, das . . . in der Wiege liegt?". 379 Mit anderen
2 94
3 69 Forbiger, Page, Conington-Nettleship-Haverfield z. St. ; Lejay 1 0 ; Norden 6 5 ; Mesk 1 20 ; Herescu, Orpheus 4 ( I 9 5 7) I 29 ; Ph. Merlan, MH 20 ( 1 963) 2 I ; Williams, Proc. Virg. Soc. I4 ( I 974/ 5) 5 ; Kraus 636. Auch bei der zweiten Begrü ndung (risere) geht es um Schick sal, nicht um Moral, wie Kraus l. c. gegenüber Stegen rirh1 ig ausführt. 37o Dies wird, soviel ersichtlich, von niemandem hezw!'i felt. .17' S. oben Anm. 1 3. 17' Serv. ecl. 4,6 1 . Auch i n d ieser H i nsicht gilt die l'ormulierung von Lejay 2 5 : das Zei che n ist zugleich Voraussetzung (,clk cn est lc sign1·, ,., , par suite, Ia condition'). S. unten
A n 111. 4 2 1 .
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373 Seaton zoo; Stegen 7 3 · Vgl. Kerenyi, i n : Wege zu Vergil, 3 3 3 f. : "deine Mutter für die lange Schwangerschaft zu trösten". Weil mit dem ersten Lachen des Kindes normalerweise das Ende der Lochien verknüpft ist, wird das erste Lachen, auch wenn es frühzeitig erfolgt, so etwas wie ein Anspruchstitel, eine Garantie der Hoffnung auf ein Ende der Lochien. Anders ausgedrückt : p s y c h o l o g i s c h ( = als Hoffnung) sind die Lochien auch mit einem frühzeitigen Lachen gleichzeitig zu Ende. 374 Lejay 8- 1 0; S. Reinach, Cultes, Mythes et Religions 4, I I 4 ; Stuart 2 I 7 ; Stegen 74; J. G. Preaux, RBPh 4 I ( I 963) 69; H. Hommel, in : Wege zu Vergil, 406; Carcopino, Latomus 23 ( I 964) 662. 375 G. Binder, Gymnasium 90 ( I 983) I I 3 ff. 37 6 Sabbadini, RFIC 29 ( I 90 I ) 2 5 8 ; K. Kunst, BPhW 40 ( I 920) No. 29,694; Kraus 609, 6 3 3 ; Stegen 7 8 ; Naumann, AU 24 ( I 9 8 I ) 5 . 30. Die Annahme Binders (Gymnasium 90 [I 98 3] I I 6), daß auch in vv. 6o-63 die Geburt noch bevorsteht, scheint mir nicht möglich zu sein, vgl. Kraus 6 3 3 : "es wäre sinn- und geschmacklos, ein ungeborenes Kind so anzure den". Die Aufforderung setzt voraus, daß das Kind schon in der Lage ist, das zu tun, wozu es aufgefordert wird. 377 Kukula 5 I f. ; L. Herrmann, Musee Beige I 926, I 50 . l 7H Kunst 694; Herrmann, Musee Beige I 926, I47; Idem, Musee Beige 1 92 H , 26' ; !de m , Masques e t visages, 5 9 ' , 6 o ; Preaux 69. ' 17� Kukula 5 I ; Austin, CQ 2 I ( 1 927) 1 04 f. ; Anders Prfaux 77 .
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Worten : Die nachgeburtliche Phase wird von den übrigen Etappen des Geburtsgeschehens - vorgeburtlicher Moment (v. 8- I o), Stunde der Entbin dung (v. 46 f.)380 - bewußt und deutlich abgetrennt. Ja noch mehr : Sie wird ver selbständigt, dadurch, daß sie in eine andere Gesamtperspektive eingeordnet erscheint als das übrige Gedicht. Erwartung und Eintritt der Geburt sind näm lich auf das zukünftige d i e s s e i t i g e Leben des Kindes bezogen, bis zum Erreichen des Mannesalters und dem KatQ6<; für sein Wirken381 inmitten dieser Welt. Die Perspektive im Epilog ist dagegen eine rein individuelle, und sie spannt sich von der ersten selbständigen Regung des Neugeborenen, dem erst maligen Lachen, bis zu seiner Existenz nach der Apotheose, i m J e n s e i t s . Zwischen . . . deus hunc mensa, dea . . . dignata cubili est (v. 63) und ille deum vitam accipiet divisque videbit I permixtos heroas . . . I pacatumque reget patriis virtutibus orbem (vv. I 5 - I 7) gibt es einen grundsätzlichen Unterschied.38' Ein äußeres Zeichen dafür ist die Verwendung von futurischen Verbformen im ersten, von gnomischen Perfekten im zweiten Fall. Nicht mehr die Geburt im engen Sinne und die damit verknüpften Erwartungen sind das Thema des Epi logs, sondern der Eintritt in die Phase der Realisierung jener Hoffnungen, nachdem die Geburt selbst schon erfolgt ist. Ein verkürzender Ausblick darauf, wovon das Gedicht nicht mehr sprechen wird : die Einlösung der ausgesproche nen Hoffnungen durch tägliche Heldentaten, ein Abschluß, der den Charakter eines Anhangs hat, durch erdnähere Färbung in Sprache, Stil, Atmosphäre sich vom eigentlichen Gedicht signifikant unterscheidet383 und strukturell mit dem von humiles myricae sprechenden Prooemium korrespondiert.384
Wir befinden uns mithin i m Epilog auf betonte Weise i n der Zeit nach der Entbindung. Wie weit danach? Eine nähere Bestimmung scheint sich aus der Angabe decem menses (v. 6 I) zu ergeben : Seit der Empfängnis sind zehn Monate vergangen. Doch was versteht Vergil unter "zehn Monaten"? Über das Problem ist viel geschrieben worden, auch viel Überflüssiges.385 Als Ergebnis der langen Erörterung schälen sich folgende alternativen Möglichkeiten heraus : a) Vergil rechnet in Sonnenmonaten, die man schematisch mit je 30 Tagen anzusetzen pflegte.386 Da die Römer schon lange vor der j ulianischen Kalen derreform in Sonnenmonaten rechneten,387 wäre ein solches Vorgehen für Ver gil das spontan Selbstverständliche gewesen. Zehn Monate ergeben auf dieser Grundlage 300 Tage. Da 280 Tage = 7 Tessarakontaden schon in der Antike als die normale Schwangerschaftsdauer galten, wie es bis heute der Fall ist, 388 befänden wir uns im vergilischen Epilog 20 Tage nach einer Entbindung nor maler Art : Die Konsequenz daraus wäre, daß der Dichter entweder den puer als einen um zwanzig Tage zu spät Geborenen charakterisieren will, oder aber dessen erstes Lachen 20 Tage nach der Stunde der Geburt erwarten läßt, in der symmetrischen Mitte der Unreinheitsperiode der Wöchnerin und der Zeit spanne, während gewöhnliche Kinder noch nicht lachen. Diese Zeitspanne umfaßt nämlich schematisch gesehen, wie oben S. 222 erwähnt, die 8. Tessara kontade, die Tage 28 I bis po. Für eine Spätgeburt des vergilischen puer spricht jedoch in Wirklichkeit nichts :389 Der Dichter macht keine diesbezügliche Andeutung;39o eine Funktion für eine solche Geburt im Sinngefüge der Ekloge ist nicht erkennbar ;39 1 unzählige Male wird im Zusammenhang mit fristgerech-
380 v. 46 f. dixerunt kann nur auf den Zeitpunkt der Geburt bezogen werden, da die Par zen in diesem Moment oder unmittelbar nach der Geburt ihre Tätigkeit ausüben, jedenfalls abervon dem Zeitpunkt der Geburt an, nicht vorher, vgl. unten S. 3 I 5 . Köves-Zulauf, Glotta 59 ( I 9 8 I ) 2 8 8 . 381 Kraus 628, 63 r . 382 Deswegen sind vv I I- I 7 und 6o-63 auch nicht durch strukturelle Korrespondenz verbunden, sondern vv. 1 1- I 7 korrespondieren mit vv. 46- p . Coleiro 248 ; Kerenyi, in : Wege zu Vergil, 3 2 3 ; Kraus 6 I 4 f. Unten Anm. 407. Den grundsätzlichen Unterschied über sehen Kukula 64' , 6 5 1 ; Erdmann 1 1 3 f., 1 1 7 ; Norden 69 ; W. Weber, Der Prophet und sein Gott, Leipzig, I925, 8 4 f. ; Herrmann, Musee Beige, I 926, I49 ; P. Corssen, Philologus S I ( I 926) s o ; 0. Weinreich 3 6o ; F . Boll, Kleine Schriften, 349 ; Klingner 74; E.A. Schmidt I68. Auf der anderen Seite wird dieser Unterschied übertrieben, wenn ]. Loft, C&M 5 ( I 942) I - 1 2 die Hypothese aufstellt, in der Ekloge sei nicht von einem, sondern von zwei Kindern die Rede, von einem Menschensohn und einem Götterkind; vv I I - I 7 gälten dem Götter kind, vv 6o-6 3 aber dem Menschensohn. Man wird dieser Theorie zwar nicht folgen kön nen ; daß sie aufgestellt werden konnte, zeigt aber auf symptomatische Weise, wie unter schiedlich die Inhalte vv. I 1- I 7 einerseits, vv. 6o-6 3 andrerseits sind. Ähnliches gilt für Sabbadini's Theorie, der die zwei Abschnitte zwei entwicklungsgeschichtlich verschiede nen und unterschiedliche Kinder besingenden Fassungen der Ekloge zuordnet (RFIC 29 [ I 90 I ] 2 5 7 f.). Vgl. auch W. W. Tarn, JRS 22 ( 1 932) 1 59 f. ; K. Kunst 694 ff. 18 1 S. oben Anm. 364, 36 5 . S. Reinach, Cultes, Mythes et Religions 2,72 f. ; Austin 1 0 5 ; Erdmann I I H ; Loft 2,7, I 2 ; Preaux 69'. 18'1 K raus 627; Coleiro 24H. Der Anhangcharakter der Zeilen 6o-6 3 ist ein sicherer struk I Li r('lln ' l ill ht'.\ l and ; j('dn l' ntsl e h u ng sge s c h ic htl ic hc Schluß daraus - sekundäre Hinzufü-
gung durch Vergil : Sabbadini 2 5 7 f.; Kunst 695 - ist jedoch unsichere und deswegen unnö tige Spekulation. S. auch Anm. 396. 385 W.W. Briggs, ANRW 2, 3 1 .2 ( I 9 8 I ) 1 3 1 7 ; Norden 6 I 1 ; W.Weber 1 1 6'; Neugebauer, AJPh 84 ( 1 963) 64; M. Manson 5 2 1 5 ; Kraus 636P. J86 Herodot I , J 2 ; Macr. Somn. Scip. I , 6 , I 6 f. ; Censor. die nat. I I , I-2 etc. ; H. Fasbender, Entwicklungslehre, Geburtshülfe und Gynäkologie in den hippokratischen Schriften, Stuttgart, I 897, 1 03\ Diepgen 1 6o; Herescu, REL 33 ( 1 9 5 5) 1 6o; Neugebauer, AJPh 84 ( I 963) 64. J 87 Michels, Calendar, I6 ff. 388 W. H. Rascher, Tessarakontaden, 97 f.; Diepgen 160; Kraus 636P. J 8 9 Norden 6 I 1 ; Weber I I 6'. 39o Das Adjektiv longa neben /astidia kann nicht als Hinweis auf überlange Schwanger schaft gedeutet werden : J e d e Schwangerschaft wird von den Betroffenen als zu lang emp funden. Falsch Erdmann 106. Vgl. unten Anm. 407 . . J 9 l Die griechische Übersetzung der 4· Ekloge, welche der Rede Konstantins bei Euse bios zugrunde liegt, macht aus dem decem menses eine sehr lange Zeitspanne, indem mensis mit einem archaischen griechischen Wort für Jahr, A.uKaßw;, übersetzt wird : matri longa decem tulerunt fastidia menses = T] yaQ <JE q>EQEV noA.A.ou� A.uKaßaV'ta�. Dies stellt keinen Anhaltspunkt dafür dar, daß Vergil die decem menses als allzu lange Zeitspanne verstanden wissen wollte. Bei Eusebios handelt es sich um eine verfälschende, chiliastische christlich theologische Spekulation; die lange Dauer der Schwangerschaft soll den Boden für die Identifikation Christus = puer bereiten. Auf dieses Problern kann hier jedoch n icht näher ('ingegangen werden; es sei nur auf Kurfefi, .Jahresberichte des l'hilologischt'n Vn(' i n s zu
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Risu cognoscere matrem
ten Geburten von zehn Monaten gesprochen,392 sie sind keineswegs für O\jltyo Vot charakteristisch.393 Die symmetrische Stellung des ersten Lachens gerade in der Mitte der nachgeburtliehen Tessarakontas sieht dagegen verdächtig wohl ponderiert aus und wäre der absichtsvollen Konstruktionsweise eines Dichters wie Vergil gemäß. Wer an "den latenten Einfluß religiöser Zahlensymbolik" in der 4· Ekloge glaubt,394 oder gar davon ausgeht, daß inhaltlich bedeutungsvolle Zahlenverhältnisse zugleich den formalen Aufbau bestimmen,395 könnte noch auf Weiteres verweisen : Der Epilog mit der inhaltlichen Aussage über die Hal bierung der nachgeburtliehen Tessarakontas durch das Lachen hat selbst die Form eines halbierten strukturellen Grundelements. Er besteht aus 4 Zeilen, die zusammen mit den 3 Zeilen des Prooemiums eine Einheit von 7 Zeilen ergeben, das Grundelement des Aufbaus der ganzen Ekloge.J96 ß) Die Schwangerschaft in Mondmonaten zu berechnen, war eine alte, aus indogermanischen Zeiten ererbte Tradition.397 Dieselbe Dauer von 280 Tagen, die nach der Sonnenmonatsrechnung 9 Monate ergibt, drückt sich nach dieser Berechnungsart in 10 Monaten aus.J98 Die Identität der gemeinten Tageszahl nach beiden Rechnungsarten war der Hauptgrund dafür, daß man die alte Aus drucksweise auch nach Einführung des Sonnenkalenders in großem Umfang
beibehielt.J99 So sehr, daß gelegentlich die irrige Behauptung aufgestellt werden konnte, eine Angabe von 9 Monaten als die normale Schwangerschaftsdauer komme in der "guten Latinität" überhaupt nicht vor.400 Erleichtert wurde das rhetorische Weiterleben der archaischen Formel durch verschiedene weitere Umstände - die leichte Verwechselbarkeit von Kardinalzahl und Ordinalzahl (decimo mense decem menses), Zählen der konkreten Kalendermonate, in die die Schwangerschaft fiel, statt Rechnen mit abstrakten Monatslängen, Neigung zur Abrundung u. a. m. - auf die hier nicht einzugehen ist.40 1 Im Rahmen dieses verbreiteten Sprachgebrauchs ist es durchaus möglich, daß auch Vergil mit decem menses die Zeitspanne der Schwangerschaft meinte. Für das Lachen selbst ergibt sich damit allerdings nur ein genauer terminus post quem, ohne einen festen terminus ante quem. Dieser wäre spätestens einen halben Monat nach erfolgter Geburt anzusetzen, von wo ab der Dichter nicht mehr von decem men ses hätte sprechen können, sondern passenderweise nach oben hätte abrunden müssen, zu undecim menses. Auf jeden Fall bleibt aber in einem solchen Fall etwa die Woche bis zum dies lustricus als zeitlicher Spielraum offen. Dies umso mehr, als der Dichter durch nichts andeutet, daß das Lachen schlagartig und gleichzeitig mit dem Erreichen der Zehnmonatsgrenze erfolgt. Im Gegenteil : Das Kind mug zum Lachen wiederholt animiert werden, das nicht eine einma lige Tat, sondern der Anfang eines Zustandes ist. Beides impliziert das Verstrei chen einer gewissen Zeit : lncipe - incipe weist auf mehrmaliges Versuchen, auf eine Entwicklungsstufe hin. y) Decem menses wird durch Vergil nicht als eine genau berechnete Zeitan gabe gemeint, sondern als ein übliches Klischee zur allgemeinen Bezeichnung der Dauer der Entstehung eines Neugeborenen, insbesondere der Dauer der damit verbundenen fastidia. Zweifelsohne besitzt die überwiegende Mehrzahl derartiger Monatsangaben im Zusammenhang mit einer Geburt - ,zehn Monate', ,neun Monate' - solchen klischeeartigen Charakter.402 Deswegen kann ein Dichter wie Ovid wahllos bald die Zahl 9, bald die Zahl 10 als für eine Geburt charakteristische Monatszahl verwenden ;403 deswegen wird mitunter, völlig unrechnerisch und sozusagen seitenverkehrt von neun M o n d mona-
Berlin 64 ( I 920) 9o ff. verwiesen. Im übrigen galt auch Jesus im Neuen Testament nicht als ein Spätgeborener, wie auch Johannes zur normalen Zeit geboren wurde, Luk. I , 5 7 ; 2,6. 2 39 Bakchylides Epin. I, I 2 5 ff. ; Eurip. Ion q86 f. ; Aristoph. Thesm. 74 d. ; Oppian Kyneg. I ,494 f. ; Seneca Epist. 1 02,2 3 ; CLEp No. I 5 J4,6f. ; Ambras. Expositio Psalmi I r 8 , r 5 , I6 (CSEL 62 p. 3 39) ; August. De trinitate 3 > 3 ; Galen. Comm. in Hipp. progn. 3,4 etc. etc. 393 Die Geburt des Heraktes erfolgt im zehnten Monat, und ist eine künstlich verzögerte, späte Geburt: Hesiod Aspis ed. Rzach p. 2 70, 3 1 ff. ; Ovid Metam. 9,286. Hierher gehört, wie ich meine, auch Theokrit Id. 24, r ; 3 I . Daraus schließt man mitunter, daß die zehn Monate für Spätgeborene charakteristisch seien : Kukula 67 ff. ; A. Ludwich, Homerischer Hymnen bau, Leipzig, I 9o8, 3 5 , I 49 f. ; Erdmann I06. Dies ist jedoch ein Irrtum, wie schon die in Anm. 392 angegebenen Stellen es zeigen. Die zehn Monate sind gegenüber dem Siebenmo natskind Apollo gemeint, nicht als eine Verzögerung gegenüber einer normalen Geburt: Die Geburt des Heraktes wurde allenfalls um Tage verzögert, was an der Monatszahl nichts änderte. Auch in seinem Fall sind die zehn Monate als Angabe einer im großen und ganzen zur angemessenen Zeit erfolgten Geburt gemeint. 394 Kukula 67. 395 Ludwich 3 5 f., 309 ff. ; Preaux 6 3 ff. 396 Kukula 5 1 ; F. Boll, Kleine Schriften, 3 3 3 ff. ; Weber 2 5 ; Brakmann, Mnemosyne s. 2, 5 4 ( I 926) I I ; H . Draheim, PhW 47 ( I927) n 67-8 ; Erdmann 75 f. ; Loft 8 f. ; ]. Perret, Vir gile, 2 I ; Stegen 76 f. ; K. Büchner, RE s . v. P. Vergilius Maro ( 1 95 5) 1 82 ; Wagenvoort, Studies in Roman Literature . . . , Leiden, 1 9 5 6 ( 1 929), 2 3 ; E. Duckworth, Structural Pat terns and Proportions in Vergils Aeneid, Michigan, 1 962, 2 1 f. ; Preaux 70, Anm. r ; Kerenyi, in : Wege zu Vergil, 329, 3 3 2 ; Hommel, in : Wege zu Vcrgil, 1 76 f. ; E.A. Schmidt r 6 r ; J. van Sickte, ANRW 2, 3 r . r ( I 98o) 5 84 ; Coleiro 248 ff.; Naumann 2 9 ; U. Beaujeu, REL 6o [ r 982] 2 1 4). Die 7-er Einheit auf zwei Teile aufgeteilt: Austin 1 04 f. 397 R. Schmitt, in : Studi linguistici . . . V. Pisani 1 , Brnc i a , 1 9 69, 903 ff. 1 9H Herescu, REL 3 3 ( 1 9 5 5 ) 1 5 9 ; Neugebaucr 6 5 ; R . Schrnitt 9 1 0 2 7; Benko, ANRW 2,3 1 . 1 ( 1 9Ho) 66 1 . =
2 99
=
399 S. obenAnm. 392. Herescu, REL 33 ( 1 9 5 5) 1 6 3 ; Bömer zu Ovid Fasti 1 , 3 3 ( 2, S. n ) ; Perret z . St. 400 Dies wird behauptet von Ph. Fabia, REA 33 ( 1 93 1) 3 8 ; Herescu, RPh 20 ( 1 946) 14. Vgl. auch Halkin, LEC r 6 ( 1 948) 3 5 4 1 . Einige Gegenbeweise : Varro, rer. div. frg. 98 Car dauns; Cic. nat. deor. 2,69; Ovid ep. Her. I I ,4 5 f. ; met. 2,4 5 3 ; ro,29 5 f. ; 479 ; Macr. Som nium r ,6 , r 4 ; Gell. Noct. Att. 3 , r 6, r ; Ausonius ecl. 7>39· 401 Fabia 3 3 ff. ; Haikin 3 5 4 ff. ; R.Waltz, REA p ( 1 949) 4 r ff. ; Oguse, REL 27 ( 1 949) 6off.; Ernout, RPh 23 ( 1 949) r 8 4 ff. ; Idem, RPh 36 ( 1 962) 264; Neugebauer 64f. ; Nisbct 70. 402 Herescu, REL 33 ( 1 9 5 5) I6 3; R. Schmitt 9 I O. 403 Neun Monate : Met. 2,45 3 ; 10,295 f. ; 1 0>479· Zehn Monate : Met. H , 5oo; 9,286 f. ; Fasti 1 ,27-34; 2 , 1 7 5 ; 2,447 ; 3 ,43 ff. ; 3 , 1 2 1 f. ; 5,5 34· Vgl. epist. Her. 1 1 ,45 f. : Iam novies crat or/cl snror pulcherrima l'hoebi I !Jcnaque luci/eros l.una movebat cquos. =
Juno Lucina
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ten404 oder von zehn S o n n e n monaten4°5 gesprochen. Daß auch Vergil, ein Dichter, sich schematisch, nicht mathematisch ausdrückt, ist in hohem Maße wahrscheinlich.406 In diesem Falle ist festzustellen, daß er von den zwei zur Wahl stehenden rhetorischen Möglichkeiten auf jeden Fall die größere Zahl gewählt hat. Dies entspricht seiner Absicht, die Länge der fastidia zu betonen : longa . . . fastidia. Schon an einer anderen Stelle desselben Gedichts (v. 1 2) ver wendet er in ganz persönlicher Weise mensis4°7 selbst als Begriff für einen lan gen Zeitraum kosmischen Ausmaßes. Rechnerisch ergibt sich somit aus der Angabe decem menses entweder gar nichts (y) oder ein Zeitpunkt, der einige Tage (ß) bzw. drei Wochen (a) nach dem Zeitpunkt der Geburt liegt. Auf jeden Fall handelt es sich aber beim Lachen um ein vom Augenblick der Geburt - im engen Sinne - inhaltlich und strukturell deutlich abgetrenntes Phänomen. Als weiterer Anhaltspunkt möglicher Präzisierung bietet sich das von Vergil verwendete Wort /astidia an. Fastidia als allgemeine Bezeichnung der mit einer Geburt verbundenen Beschwerden ist eine Prägung Vergils, geschaffen für die Bedürfnisse dieser Ekloge. Alle sonstigen Verwendungen des Wortes in diesem Sinne stammen von späteren Autoren, die unter dem Einfluß Vergils, insbeson dere unter dem der 4· Ekloge schreiben.4°8 Gebräuchlicher wäre im gegebenen Zusammenhang das Wort Labores gewesen, das gelegentlich auch Vergil selbst gebraucht : (Lycorias) Lucinae experta Labores (Georg. 4,340) ; Nec iam toLerare
Iabores I ulterius poteram (Ov. Met. 9,2 8 9 f.) ; bis mensum quinque Labores (Ov. Met. 8, 5 00) ; decem mensum graves I uteri Iabores (Sen. Phoen. 5 3 5 f.) ; Labor; gra vidis (Plin. Nat. Hist. 7,40) ; Quanta melius . . . I quis steriles thaLami I nulloque uLulata doLore I respexit Lucina domum! mihi quippe maLorum I causa Iabor (Stat. Theb. 3 , 1 5 7 ff.). Ein Vergleich der zwei Ausdrucksweisen bietet die Möglich keit, die spezielle Aussage zu erfassen, die Vergil mit seiner Wortwahl zum Ausdruck bringt. Labores bedeutet primär die Schmerzen der Entbindung, nisus et dolores pariendi und per extensionem alle Leiden der Schwangerschaft, 4o9 die auf jenen Entbindungsakt hinführen und im Moment der Entbindung kulminieren. Es ist ein in seiner Reichweite, durch die Geburt im engeren Sinne begrenztes Wort Der Plural /astidia drückt demgegenüber zwar auch eine Verallgemeinerung aus, verallgemeinert aber nicht das Kernphänomen der Geburt, sondern eine dem sachlichen Gewicht und der chronologischen Stellung nach - Rander scheinung des Geburtsvorgangs. In konkreter Verwendung bezeichnet /astidium in der gynäkologischen, insbesondere in der geburtshilfliehen Literatur zweier lei : Erstens die Appetitlosigkeit, auch ohne die Spezifizierung cibi oder in cibis,4'0 zweitens den Verzicht auf Geschlechtsverkehr.4" Beides gilt als ein typisches Phänomen der Anfangszeit der Schwangerschaft als signum conceptio nis,4'1 andrerseits hören fastidia dieser Art mit der Entbindung keineswegs auf, sondern sind gerade auch für die Zeit des Wochenbetts mitunter charakteri stisch.4' 3 Sie verschwinden erst mit der vollkommenen Wiederherstellung der Wöchnerin. Wenn Vergil ohne nähere Spezifizierung von den Frustrationen spricht, die mit einer Geburt verbunden sind, von den contemptiones, vitae Labo res (Philargyrius), so muß er implizit schwerpunktmäßig die genannten zwei Hauptarten meinen.4'4 Auf jeden Fall sind /astidia ein Phänomen, das grund-
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404 Ovid Met. 2,45 3 ; 1 0,295 f.; I 0,479; Nonnos Dionys. 4 I , I 5 8 f. : Kat ÖQ6 J.!OV EVVEUKU KAOV avanA.T]cracra LEATJYT]� q>6QTOV EAU<j>QtsEL. 405 CLEp Nr. I 5 1 4,5 ff. : djulci pondere cum gravata [mjater
incluso utero decem k(alendas) gajudebatpueri edidisse partus. Die Angabe kaiendas meint konkret die in dieser Zeit üblichen Kalendermonate und diese waren Sonnenmonate. 406 Halkin, LEC I 949, 3 5 6 ; Herescu, REL 3 3 ( I 9 5 5) I 6 3 ; Ernout, RPh 36 ( I 962) 264 : ,l'affirmation qu ' il s' agit de ,lunaisons' meriterait d'etre attenuee'. 407 Kraus 6 I 3· Das Wort mensis kommt in den Eklogen Vergils nur an diesen zwei Stellen (vv I 2, 6 I) vor, beide Male an letzter Stelle der Zeile, beide Male in derselben Form menses. Die beiden decem menses, als Monate des großen Jahres, miteinander zu identifizieren, ist trotzdem gänzlich verfehlt (vgl. Fr. Ribezzo, RIGI I4 [ I 930) 27. Mit Recht zurückgewiesen von Erdmann 1063). Auch dieser Gleichklang ist als Stütze ungeeignet, um eine Gleichheit der Inhalte vv I I-I7 sowie 6o-63 zu konstruieren (vgl. oben Anm. 3 82). Was sich aus ihm allenfalls ergibt, ist etwas Atmosphärisches : mensis hat an beiden Stellen die Konnotation einer gewissen Länge - m ag n i menses, d e ce m menses = I o ng a fostidia. Es handelt sich dabei jedoch nicht um eine außergewöhnliche, sondern um eine naturgesetzlich reguläre, normale Länge : Der Ablauf der kosmischen Bewegungen ist ebenso gesetzmäßig festgelegt wie die Entwicklungszeiten eines Neugeborenen. Vgl. oben Anm. 390. J. Beaujeu 20 1 . 8 40 ThLL s . v. fostidium II C plur. de g ra v i d i t a t e p. 3 I 6, 72-8 3 . Angeführt werden außer Vergil ecl. 4,6 I Hieronymus, Prudentius, Plinius Maior. Zu ergänzen : Ambras. Expos. Psalmi I I 8 I 5 , I 6 ; August. epist. I 37 ,2. Alle diese Autoren waren eifrige Leser Ver gils. Zu Plinius s. den Indexband von I an s. v. Vergilius im Index auctorum (p. I 3 f.) und im Index rerum et verbarum (p. 446 f.). Zu Hieronymus : S. Benko 677 ; zu Prudentius : 673 ; zu Amhrosius : 674 ; zu Augustinus : 674 ff. ; Naumann 43· .
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409 ThLL s . v. Iabor p. 792,46-63 (laxius de graviditate); Mustio ed. V. Rose I , 5 8 f. (p. 20 f.) ; Diepgen I 59, I 64. laborbedeutet schon der Etymologie nach körperliche Schwer arbeit (Ernout-Meillet s. v.) ; der Kraftakt, der in der Wortbedeutung impliziert ist, ist die Entbindung. Einen solchen Kulminationsakt gibt es in der Semasiologie vonfostidium nicht. 410 Plinius nat. hist. 7,4 I ; Mustio ed. Rose p. I 3,4; p. 65, I 5 ; 20 = Sor. Gynaec. p. I I 7> 3 Ilberg ; Mustio p. 68, I = Sor. p. I I 9,6; Mustio p. 7 1 , 5 . Im soranischen Original entspricht an den zwei zitierten Stellen fostidium das konkretere avoQE�ia. Cael. Aurel. Gynaec. I , 57 4 ; 66o; 2,9I ; 6oS ; 6 8 5 ; I 3 6 8 . Dieselbe Bedeutung ist auch außerhalb der gynäkologischen Lite ratur nachzuweisen: Plin. nat. hist. 22, 1 09 ; I5 5 ; 2 3 , 8 ; 10; 5 4 ; I 6 I ; 26, 4 I ; 27,48; 29,79; 32,64. Vgl. ThLL s.v.fostidium p. 3 16,8 ff. Vgl. unten Anm. 4 I 4. 4" ThLL s . v. fostidium 3 1 6-7; Mustio p. 7 3 ,7 f. ; Cael. Aurel. I ,446 ; 2,736; Soran p. 1 2 5 , I 7. Vgl. Ovid Ars 2,323· 4 " Plin. nat. hist. 7>4 I ; Cael. Aurel. I ,446 ff. 4 1 3 Hippakrates nEQi yuvatKdwv I , J 9 (ed. Littre 8 ,96) ; Soran Gynaec. I 1 9,6; I 3 ' ,2o; Cael. Aurel. 2,6o8 ; 68 5 ; Mustio p. 68, I . 414 Auch sonst ist ab und z u eine Tendenz der Ausweitung zu fostidia allgemein, ausge hend von dem fostidium cibi, zu beobachten: Hippokr. Gyn. l. c . : i\crn ö· ÖTE Kai
funo Lucina
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sätzlich mit dem Geburtsvorgang in seiner weitesten Ausdehnung, d. h. bis zum Ende der Lochien, verbunden ist, nicht aber mit der Geburt im engen Sinne, bis zum Ende der Schwangerschaft. Wenn in der Forschung letzteres wie selbstver ständlich angenommen wird,4 ' 5 so wird durch solchen Unbedacht der zeitliche Rahmen für das Lachen, wie er Vergil vorschwebt, von vornherein verkürzt. Fastidia, mit der Implikation eines so weit gefaßten Geburtsbegriffes, stellt ja keine Ausnahme dar. Viele mit der Geburt zusammenhängenden Ausdrücke, im Griechischen wie im Lateinischen, haben neben ihrer engeren, etymologischen Bedeutung, die nur auf eine bestimmte Etappe des Gesamtvorgangs bezogen ist, auch eine erweiterte, auf eine andere Etappe oder auf den Gesamtvorgang bezogene : TtKTEtv ,gebären' kann die Zeitspanne bis zum Ende der Lochien meinen, nicht nur den Zeitpunkt der Niederkunft;4'6 ebenso
Daraus folgt, daß der Dichter das erste Lachen vom Kind gar nicht in der Stunde der Geburt erwartet, wie es vielfach angenommen wird.422 Dies wäre auch unlogisch, sowohl nach dem Sinn der dargestellten Situation als auch aus der Sicht des darstellenden Dichters. Abgesehen davon, daß ein Lachen zu die sem Zeitpunkt ein Ende der /astidia, aus physiologischen Gründen, nicht bedeuten könnte, enthält die Geburtsstunde bereits einen anderen gewichtige ren Grund zur Freude für die Mutter, der ein eventuelles Lachen als Grund in den Schatten stellen müßte : Die Mutter freut sich über die Tatsache der geglückten Geburt selbst.423 Auf der anderen Seite, wie könnte man aus der Sicht des Dichters ein so frühzeitiges Lachen, eine wundersam seltene Aus nahme, im voraus v e r I a n g e n , mit ihm sicher rechnen, bevor es tatsächlich eingetreten ist?424 Völlig anders ist die Lage, wenn man sich schon der Zeit mehr oder weniger nähert, da jedes normale Kind zu lachen anfängt : Hier wird man natürlicherweise das Kind zu möglichst frühem Tun zu bewegen versu chen, als Zeichen einer andere Kinder überragenden Qualität. Noch heute set zen Mütter ihren ganzen Stolz darein, daß ihr Kind die einzelnen Phasen der frühkindlichen Entwicklung schneller durchschreitet als andere, und halten eine Verzögerung für ein schlimmes ZeichenY5 So ist auch die Szenerie bei Vergil
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4 ' 5 Ambros. Expos. psalm. I I 8 I 5 , I 6 : matrem longo decem mensium/astidio piifetus onera portantem; J. Carcopino, 4e eglogue, 94 : ,S'agit-il de la gestation ? Il y paraitrait :i cause de fastidia . . . ' ; H. H. Huxley und B. Baldwin 280. 4 1 6 Test. Nov. Ev. Matth. 1 , 2 5 . 4'7 Diog. Laert. 3,2; Erdmann 5 6 . 4 ' 8 S. die Wörterbücher. Kreißende, Niederkunft : Plaut. Truc. 475 : 478 ; Ovid Met. I0,5 I I ; Suet. Calig. 8 ; Gell. 1 2 , I ,4 ; Sen. epist. mor. 24, 14. Wöchnerin, Wochenbett : Plaut. Truc. 4 1 4 ; 464 ; Plin. Nat. hist. 20,27; 8 6 ; 24, I 66 ; 2 5 , I 5 4 ; 2 8 , 8 ; 250. 4'9 ThLL s.v. 2. jetus-a-um. Schwangere : Verg. Aen. 8,630. Wöchnerin : Varro vita pop. Rom. frg. So Riposati ; Verg. Georg. 3, I 76 (Nonius 487 L.) ; Cens. die nat. I I ,7; Aug. Civ. Dei 6,9. 420 Plut. Quaest. conviv. 8 , I ,2 (7I7 E.) . 42' Das Perfekt tulerunt in v. 6 I bedeutet keineswegs zwangsläufig, daß die fastidia im Zeitpunkt der Ansprache an das Kind (incipe) schon beendet sind ; dies würde nur das Plus quamperfekt tulerantausdrücken (so der codex Bernensis I 84 sowie der Pragensis) ; tulerunt läßt ein geringfügiges Weiterdauern der fastidia zu ("bis jetzt schon haben gebracht"). Die dritte Textvariante, tulerint (Fut. exactum; codex Bernensis I 6 5 , 2. Hand sowie vielleicht Vat. Pal. Lat. I 6 3 I, s. Ribbeck ed. Vergil Bucolica, 2 I 894 z. St. ; Hirtzel, ed. Oxford, I 9 5 9 = I 9oo, z. St.) wäre inhaltlich die sinnvollste : sie würde das Ende der fastidia in die Zukunft verlegen, nach Eintritt des zu erwartenden Lachens. Die äußeren Umstände der Überlieferungsgeschichte sprechen jedoch dafür, daß Vergil tulerunt geschrieben hat. Dies ist mit metrischen und sprachlichen Argumenten nicht zu erschüttern : So richtig H. H. Huxley und B. Baldwin 280 gegen D. Kinzler I 3o f. Die Bemerkung des Servius z. St. : alii a b s tu I e ri n t legunt beweist aber, daß Vergil-Kenner schon im 4.]hdt. n. Chr. für ein Futu rum c x act u m plidien haben ; es ist anzunehmen, daß auch sie sich dabei von der logi 'rlwn Cl hnkgung leiten lid�en, daß die .fastidia erst nach erfolgtem Lachen zu Ende sein
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können. Diesen Punkt mißverstehen Kinzler, Huxley und Baldwin übereinstimmend, wenn sie davon ausgehen, daß d i e G e b u r t in v. 6 I noch bevorsteht (Kinzler 1 3 I ) ; daß ,The rnother is in a protracted state of pregnancy' (Baldwin 280) : Nicht die Geburt, sondern das Lachen läßt hier auf sich warten. S. oben Anrn. 372. 422 Norden 6 I ', 6 5 . Weitere Vertreter dieser Ansicht: Ernout, RPh 36 ( I 962) 264 ; Nau rnann 40. Richtig gegen diese Auffassung : Erdmann I 0 5 ; Dahlrnann, Gnomon 8 ( I 93 2) 498 ; Kraus 633, 6 3 5 f. 423 Vgl. AP 6,244 : "'HQT], 'EAT]Sutwv j.!l'rt:TJQ . . . wöiva� VEUGUtl:' 'A Vl:(J)Vl\] tAUOl tA.SEiv Öq>QU KE yT]ST]crEtE n6crt� jlTJl:T]Q s· EKUQTJ l:E. CLEp Nr. I 5 I4, 5-7 : djulci pondere cum gravata [mjater incluso utero decem k(alendas) gajudebatpueri edidisse partus. 424 Kraus 6 3 5 . Selbst wenn Vergil postfesturn schriebe, in Kenntnis eines sofort erfolgten Lachens, wäre die Aufforderungssituation als Fiktion unlogisch. Oder soll der Dichter hier als Prophet gelten, der im voraus weiß, daß das Kind frühzeitig lachen wird und fordert es deswegen auf, dies endlich zu tun? Propheten jedoch p r o p h e z e i e n die Zukunft, die unabhängig von ihren Worten eintrifft : sie bedarf keiner Aufforderung. Gerade dadurch aber, daß Vergil das Lachen als Bedingung formuliert, deutet er an, daß es n i c h t rn i t S i c h e r h e i t eintrifft. 425 S. oben Anrn. 6 r . CLEp Nr. 787,8. Daß mit dem ersten Lachen die Erwartung ver knüpft ist, daß es möglichst früh erfolge, innerhalb des naturgesetzlich möglichen Rah mens, zeigt sich in den Worten des Plinius, Nat. Hist. 7,2 : Es handelt sich um risus praccox ille et celerrimus. J. Geffcken, Herrnes 49 ( I 9 I 4) 3 39' ; Goroff 72' ; Nisbet 70. Ein triviales Bei spiel aus moderner Zeit : "Die Fernschwoche" vorn Juli 1 9!13, S. 5 5 , eine " w a h re Ccschichtc" : ," Du, das K i nd ist nicht normal.' - , Wie wagst du so etwas l.ll ht'hauptcn ?' fu h r
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nicht zufällig in einem gewichtigen Punkt signifikant anders als bei allen - wie man meint _426 sofort nach der Geburt lachenden Wunderkindern, die als angebliche Parallelfälle durch lange Forschungsarbeit eruiert wurden. Diese lachen nämlich alle sozusagen absolut; sie lachen entweder ohne Objekt, oder sie lachen den Kosmos, alle Menschen oder einen zufällig anwesenden Frem den an;427 nur das Neugeborene der 4· Ekloge richtet sein Lachen zielbewußt an ein festes, unvertauschbares, naturgegebenes Paar von Bezugspersonen, an seine parentes, im engeren Sinn sogar an d i e natürliche Bezugsperson allein, an die eigene Mutter: Er ist in die Menschenwelt persönlich eingebettet. Daß Vergil nicht ein Lachen sofort nach der Geburt meint, dafür spricht schließlich auch die Parallele der Vergii-Vita : ferunt infantem (sc. Vergilium) ut sit editus
Nachbildung: Während dem puer ein ausdrücklicher risus, ridere bescheinigt wird, heißt es vom neugeborenen Vergil nur, daß er nicht gewimmert (neque vagisse) sowie ein mildes Antlitz gezeigt habe (miti vultu Donat; fronte serena Focas). Gewiß liegen beide Beschreibungen nahe beieinander, doch gerade des wegen verlangen sie eine Erklärung : Die Überwindung eines so kleinen Abstandes in der Formulierung wäre für einen Biographen fast zwangsläufig gewesen, der den Text des Vorbildes mehrmals wörtlich zitiert oder eng para phrasiert. Hinzukommt, daß das ausdrückliche Wort ridere, das Lachen als sol ches, in der Ekloge "die Hauptsache, das eigentlich Charakteristische" ist,43' und gerade das geht in der Nachbildung verloren.w Außerdem war ein aus drückliches Lachen, nicht bloß ein mitis vultus, der traditionell gegebene Kon trastbegriff zu vagire.m Wie zäh trotz alledem die biographische Tradition an diesem ,kleinen Unterschied' festhält, führt die I 970 zuerst veröffentlichte späte Vita Monacensis 2434 eindrucksvoll vor Augen. Obwohl die Abhängigkeit von der 4· Ekloge hier in Form eines direkten Zitats ganz explizit wird, erfährt die Abweichung nur noch stärkere Betonung : Mater . . . genuit in/antem (sc. Vergi
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neque vagisse et adeo miti vultu fuisse, ut haud dubiam spem prosperioris geniturae iam tum daret (Vita Donati 4)Y8 Zweifelsohne bestehen engste Beziehungen zwischen dieser biographischen Angabe und dem Epilog der 4· Ekloge ;429 höchstwahrscheinlich ist jener Epilog sogar der alleinige Grund für die Entstehung des biographischen Details, indem, nach allgemein bekannter Methode der antiken Biographie, ein Zug des vom Dichter beschriebenen puer auf den Dichter selbst übertragen wurde.43° Um so auffälliger ist ein charakteristischer Unterschied zwischen Vorbild und
ich ihn erschrocken an. - ,Sieh doch selbst. Hat er dich etwa schon einmal angelächelt? Die meiste Zeit liegt er nur apathisch da."' 42 6 S. unten S. 305-307. 427 L a c h e n o h n e 0 b j e k t : Beroe (Nonnos Dionys. 4 I , 2 I 2) . Dionysos (Avien. Orbis terrae I I 3 I ; Dionys. Perieg. 949). Herakles (?) (Theokrit 24, 5 8) . Pan (Hymn. Horn. 37). Zoroaster (Plin. Nat. Hist. 7,72; Solin. I ,72; Aug. Civ. Dei 2 I , I 4) . A n l a c h e n d e s K o s m o s : Dionysos (Nonnos Dionys. 9,26 : Sternenhimmel). Per seus (Lukian, Seegöttergespräche I2, I [3 I 9J : das Meer; P. Ox. I 8, 2 I 6 I , col. I ,22). A 1 1 e n M e n s c h e n w i r d z u g e I a c h t : Hermes (Lukian, Göttergespräche I I [7], I [ 220]). A n l a c h e n z u f ä l l i g e r E i n z e l p e r s o n e n : Kypselos (Herodot 5 ,92 : 'tOV A.aß6vm). Kyros Oustin. Epit. Pomp. Trog. I,4, 1 2 : die zukünftige Stiefmutter). S. oben Anm. 36 I . Diese Stelle kommt Vergil am nächsten. Es ist sehr wahrscheinlich, daß sie durch Vergil beeinflußt ist. Pompeius Trogus hat Vergils Werke gekannt und den Dichter öfters nachgeahmt: A. Sonny, RhM 4 I ( I 8 86) 473 ff. ; 0. Seel, Die Praefatio des Pompeius Trogus, Erlangen, I 9 5 5 , 72; Idem, ed. Pompei Tragi Fragmenta, Leipzig, I 9 5 6 p. 8,23, I 8 4 ; Idem, Eine römische Weltgeschichte, Nürnberg, I 972, 67 f., I 42, I6off., 2 I 4, 304; P. Corssen 47· Diese Formen des Objektbezugs sind verschiedene Varianten derselben Grundaussage, daß nämlich allein das Lachen als solches von Bedeutung ist. Demgegenüber ist bei Vergil die Bezugsperson die Hauptsache, das Lachen nur das untergeordnete Mittel zur Kontaktauf nahme mit der Bezugsperson, vgl. die Wiederholung matremlmatri . . . parentes, die Stellung am Zeilenende bzw. am Zeilenanfang, die Nebenfunktion des Instrumenalis risu neben cog noscere. 428 in/antem vagisse negant. namfronte serena/conspexit mundum, cui commoda tanta/ere bat Focas-Vita v. 23 f. (Vitae Vergilianae antiquae ed. C. Hardie, Oxford, I 966 2 p. 32). -�"1 Die ei nsch l ägige Literatur s. in den folgenden Anmerkungen. " 'o Fowler, H SPh I 4 (I 903) 27' ; Stuart 222 ff., 227 ff. ; G. Duckworth, TAPhA 89 ( I 95 8) 7 f. ; K raus 6 I H f. ; W. Suerha u m , ANRW 2, 3 1 .2 ( I 98 I) I 243.
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lium) . Qui parentibus /uturam de se spem gestiens non vagiit neque ploratus emisit, sed-sicut in Bucolicis ,lncipe, parve puer, risu cognoscere matrem ' et ,lncipe, parve puer, cui non risere parentes ' futuram parentibus de eo voluptatem quibus potuit nutibus ac gestibus demonstra vit (7- I 8). Was ist der Sinn dieses Unterschiedes ? Ein mildes Antlitz ist ein unausbleibli cher Begleitumstand des Lächelns, dessen Vor- und Nachstadium zugleich. In diesem Sinne spricht Hieronymus von in/ans parvulus, et qui vix matrem r i s u e t v u l t u s h i la r i t a t e cognoscat (epist. I 30, I 6,J), zum Teil zweifelsohne die 4· Ekloge paraphrasierend;435 Avienus übersetzt das Wort J.LELOt6rov seines grie chischen Originals, der Periegesis des Dionysios, 949, durch blandi luminis ignelos hilarat (Orbis terrae I I 30 f.) - es handelt sich um das Verhalten des neu geborenen Dionysos-Kindes.436 Die Erwähnung des mitis vultus allein, ohne die Hauptsache, das Lachen, bedeutet also eine qualitative Abschwächung, aber auch eine chronologische Verschiebung, in den Zeitraum vor oder nach dem Lachen. Daß es sich in der Vergil-Vita um das Vorstadium handelt, beweist die Formulierung desselben Tatbestandes in negativer Form als neque vagisse, und damit seine Fixierung an den naturgegebenen Zeitpunkt des vagire. Dieser ist 43' Birt, PhW I923 No. 29,679. 4J 2 Norden 6 5 2 ; Kraus 6 3 5 . 43l Plin. Nat. Hist. 7,2 : vag i t u s , ploratus, lacrimae . . . r i s u s . Solin. I ,72 : vox prima v a g i t u s est: laetitiae enim sensus differtur . . . r i s i s s e . . . August. Civ. Dei 2 I , I 4 : non a ri s u, sedafl e tu orditurhanclucem. Fulg. Virg. contin. I 5 0 p. 93, 4 ff. Helm : vix nobis quino mense ri d e re permittitur, dum la c r i m a e in ipsa vitae ianua projluant. 0. Crusius, Rh M 5 I ( I 896) 5 5 8 . 4 34 Vergil, Viten e d . K . Bayer 37o ff. ; Suerbaum I 2 4 I ff., I 243. 4 1 1 Vgl . auch ep. 1 07,4 : patrem risibus recognoscat, sit omnibus amabi/is. Bcnko 677'' 1 . 4 1" V g l . auch Av. I I I 9 : aetheria.fu��entem.fronte l.yaeum.
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der Augenblick der Geburt selbst, der ersten Berührung des Neugeborenen mit der Erde, der Anfang seines Lebens schlechthin.m Das erste Lachen erfolgt so, ob zur normalen Zeit oder ungewöhnlich früh, zwangsläufig erst n a c h diesem ersten Lebensaugenblick In diesem Moment selbst ist nur entweder ein vagire beim normalen lebensfähigen Kind - oder ein non vagire mitis vultus möglich, als Vorstadium eines wundersam frühen, aber doch späteren ersten Lächelns. Dementsprechend ist der neugeborene, frühlachende Dionysos zunächst nur iiöaKQU� und vollführt das Lachen erst hinterher: dazwischen liegt die Zeit sei ner Übergabe an die Nymphen, seiner Fütterung durch die einzelnen Nymphen der Reihe nach, seines Niedergelegt-Werdens.4l8 Auf ähnliche Weise ist auch in anderen Beispielen für Kinder, die angeblich gleich bei der Geburt gelacht haben, der Zeitpunkt des Lachens von dem der Entbindung durch eine Reihe von Ereignissen getrennt, die Tage benötigen;4l9 mitunter werden ein Tag und eine Nacht als Zwischenzeit ausdrücklich erwähnt;440 auch in summarischen Berichten wird aber nicht vom A u g e n b 1 i c k der Geburt gesprochen, sondern höchstens von dem T a g der Geburt.441 Da nun die Vergil-Vita die wundersa men Ereignisse bei der Geburt des Dichters zeitlich genau strukturiert - je ein Vorzeichen während der Schwangerschaft, bei der Entbindung, zur Zeit des Wochenbetts -,442 und neque vagisse et . . . miti vultu fuisse genau auf den Zeit punkt der Entbindung festgelegt ist, 443 konnte dem neugeborenen Vergil in die sem Rahmen ein Lachen nicht zugeschrieben werden, trotz des Vorbilds der 4 · Ekloge, sondern nur ein abgeschwächter Ersatz dafür, die Vorstufe. Daraus folgt aber auch umgekehrt - und das ist hier das eigentlich wichtige -, daß
nach der konsequent durchgehaltenen Auffassung der Vita-Tradition, die Umstände in der Ekloge anders waren : Dort konnte der puer lachen, weil es sich nicht um den Zeitpunkt der Entbindung handelte. Diese war hier nur ein terminus post quem, mit offenem terminus ante quem auf der anderen Seite, bzw. mit dem 40. Tag nach der Entbindung im Normalfall als allgemein bekanntem Grenzpunkt.444 Viele Einzelheiten im Text der Vergil-Viten bekommen erst dann ihren guten, prägnanten Sinn, wenn man von diesem Verständnis des mitis vultus als Vor-Vorzeichen, als Vorgriff auf ein späteres erstes Lachen des Kindes Vergil ausgeht. Deswegen wird der Gesichtsausdruck von Donat s p e s prosperioris geniturae genannt, nicht signum o. ä. : Das eigentliche Zeichen wird das Lachen sein, das milde Antlitz ist nur eine Hoffnung darauf, daß das Zeichen einmal erfolgen wird; es ist eine sichere Hoffnung (haud dubiam), denn m itis vultus ist schon ein halbes Lachen ; wir befinden uns in einem ungewöhnlich frühen Sta dium, wo das eigentliche Zeichen sich erst ankündigen kann (iam tum); genitura bedeutet hier nicht Horoskop,441 sondern ,Geburt' ; der Komparativ prosperioris ist wörtlich gemeint - die frühe Ankündigung des kommenden ersten Lachens hebt Vergil über normale Kinder hinaus. In verstärktem Maße gilt Ähnliches auch für die Münchener Vita Nr. 2: Hier wird nicht nur von spes, sondern von fu t u ra spes gesprochen, die das Kind mit seinem Antlitz zum Ausdruck brachte (gestiens); es wird betont, daß zu diesem frühen Zeitpunkt ihm mehr noch nicht möglich war (quibus potuit nutibus); das erste Lachen ( /uturam parentibus de eo voluptatem),446 das hiermit angekündigt wird, wird erst später erfolgen. Wie richtig es deswegen auch ist, zwischen diesem ersten Anzeichen eines kommenden Lachens und diesem Lachen selbst genau zu unterschei den,447 so besteht doch andrerseits zwischen beiden Phänomenen ein unauflös licher Zusammenhang. Aus diesem Grunde stellt jener Unterschied auch kein Gegenargument gegen eine Abhängigkeit der Viten von der Ekloge in diesem Punkt dar,448 sondern im Gegenteil einen Beweis dafür. Freilich auch einen Nachweis, daß die Verfasser der Vergil-Viten einheitlich davon ausgegangen sind, daß der puer der Ekloge erst einige Zeit nach der Stunde seiner Geburt das erste Mal gelacht hat. Dieses Ergebnis hat erhebliche Folgen für die Lösung eines der Hauptpro bleme in der Deutung der 4 · Ekloge, ob nämlich das besungene Kind ein göttli-
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S. oben Kapitel I, S. 4, 1 2 f. Köves-Zulauf, Glotta 59 ( I 9 8 I ) 290-295. Nonnos Dionys. 9,2 5 - 3 6 : Kai JlLV axuTA.tirrmo ötatcrcroVTa A.oxdTJ.; m'lx�::"l KOÜQOV ä 8 a K Q u v tKouyyovo.; "EQJ.Li).; Kai ßQt<po.; EUKEQaoto
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444 Man kann diesen Unterschied zwischen der 4. Ekloge und der Vita-Tradition nicht etwa damit erklären, daß man den Dichter dem puergegenüber doch als um eine Stufe nied riger erscheinen lassen will : Vergil gilt in der Vita-Tradition durchaus als Wundermann. 445 Als Horoskop versteht es Fowler, HSPh q ( r 903)27'. Auch bei Annahme dieser Bedeutung würde es sich um ein Vor-Vorzeichen handeln. 446 Unter voluptas ist das Lachen des Kindes zu verstehen, das den Eltern Freude bereitet, gleichzeitig aber auch das Lachen der Eltern als äußere Erscheinungsform ihrer i n neren voluptas : Im Text der Münchener Vita II steht ja c u i non risere parentes. 447 Bin, PhW 1 923 No. 29, 678 f. ; Norden 6 5 ; Kraus 63 5 . . ,.,, Als G egena rgu me nt verwendet von Birt, Nord en , K raus I I . rc. Weber 7' .
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ches, ein Wunderkind ist,449 oder aber ein alltägliches Wesen.45° Ein lachend geborenes Wunderkind ist es nach den obigen Ausführungen nicht; dies darf in der Tat - trotz aller verführerischer Faszination der Vorstellung eines göttlichen Kindes - mit Fug und Recht eine "unglückliche Idee" genannt werden.45' Das erste Lachen auch dieses Neugeborenen ist mit dem Ende der fastidia gekop pelt, wird in der Endphase des Wochenbettes, wie bei jedem Kind, erwartet, und stellt insofern eine berechenbare, herbeisehnbare Entwicklungsetappe dar (incipe . . . incipe). Nur was spontan, unerwartet, widernatürlich geschieht, könnte aber per definitionem ein Wunder sein. Es ist auch keine Gnade, sondern eine Leistung, die Erfüllung eines natürlichen Anspruchs, zu der das Kind ani miert wird; die erste Leistung eines Menschenkindes, das freilich gerade seine Leistungen in den Himmel führen können. Der Hinweis auf diesen Leistungscharakter des Lachens stellt die zweite Begründung für dessen Notwendigkeit dar, die mit der Person des Neugebore nen argumentierende Begründung (oben S. 293), der wir uns jetzt zuwenden müssen.
für die bewußtseinsmäßige Verselbständigung gegenüber der Mutter.455 Und diese Komponente der Trennung ist im Lachen das perspektivisch Gültige : Die Lebensperspektive des Kindes ist die zunehmende Loslösung von den Eltern, nicht die stufenweise Erstarkung der Bindungen. Sollte daher dieses Lachen in �.er Wendung ridere parentes tatsächlich eine Nuance spöttelnder, gutmütiger Uberlegenheit enthalten,456 so wäre dies keineswegs fehl am Platze. Im Gegen teil : In diesem Sinne kann "von einem Säugling" durchaus "verlangt werden, daß er über seine Eltern lacht".457 Ein Akt purer impietas wäre so etwas nicht,458 vielmehr der erste Schritt auf dem Wege, der in einen Anspruch auf pietas für die eigene Person ( Gottwerdung) mündet. Die Notwendigkeit eines ersten Schrittes mit dem Hinweis auf das hohe Ziel zu begründen, zu dem der betretene Weg führt, ist ein logisches Argument. Doch es gibt einen Einwand inhaltlicher Art : Wenn der puer nach Art eines j eden gewöhnlichen Kindes lacht, so bedeute dies einen inhaltlichen Bruch zwi schen Anfang und Ende des Weges - "Ein gewöhnlicher Vorgang . . . kann nicht die Bedingung zur Apotheose sein".459 Dieser Einwand träfe jedoch nur zu, wenn der Dichter das gewöhnliche Lachen für eine a u s r e i c h e n d e Bedingung erklären würde ; dies tut er aber keineswegs : Er meint nur eine n o t w e n d i g e Bedingung.460 Und man kann in der Tat nicht Gott w e r d e n , wenn man vorher nicht Mensch gewesen, geworden ist.46' Durch das Anlachen der Eltern wird aber jedes gewöhnliche Kind eine menschliche Person. Diesen
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b. Geburtssitten und Vergils 4· Ekloge Im Lächeln des puer wird meist nur ein Akt der Verbundenheit mit der Mutter, mit den Eltern gesehen.4P Dies ist nicht ganz richtig. Im Rahmen des konkre ten Entwicklungsganges ist es eine neue, und eine losere Art der Verbindung als die bisherigen Bindungen (Nabelschnur, enges Nebeneinanderliegen), d. h. es beruht auf einer relativen Trennung : Von der Mutter aus gesehen bedeutet das Ende der fastidia eine Lockerung des Gebundenseins an Kinderzimmer und Haus;45J vom Kind aus betrachtet ist das erste Lachen das Signal für das Verlas sen des Bereichs von mors und periculum,454 für die Befreiung von den Windeln, 449 Crusius 55 I ff., 5 5 8; Kukula 6 3 ; S. Reinach, Cultes, Mythes et Religions 2,69 ff. ; Bin, BPhW I 9 I 8 No. 8 , I 86 ; Idem, BPhW I923 No. 29,678 ; Stuart 220; Boll, Kleine Schriften, 348 ff. ; Norden 64 ff., I 12 ff. ; Weber 84 f. ; V. Stegemann I 86 f. ; 0. Weinreich 3 60 ; Erdmann I 0 5 ; Hommel, in : Wege zu Vergil, 3 8 3 f.; Kerenyi, in: Wege zu Vergil, 3 34 ; Nisbet 70; Bin der, Gymnasium 90( I 983) I I 9. 45o Marx I 0 5 , I 27; F. Skutsch, Aus Vergils Frühzeit, Leipzig, I 90 I , 149ff. ; Fowler, HSPh I4( I 903)2 I, 3 I ; Lejay 9\ 24 f.; Deubner, Gnomon I ( I 92 5) I66 f.; Linkomies I 49 f., I 5 5 , I 8 I ; E . A. Hahn, TAPhA 7 5 ( I 944) 2 I 2 ; Stegen 63, 74; Williams, Proc. Virg. Soc. I4( I 974/ 5) 5 ; Coleiro 2 2 5 , 234; Kraus 6 I 4,6 3 5 f. ; J. Beaujeu 200. 45 ' Kraus 6 3 3; Deubner, Gnomon I (I 92 5) I 66 f. 45' Bei Annahme der Textvarianten qui non risere parenti oder cui non risere parentes ist diese Auffassung eo ipso gegeben. Meistens deutet man aber auch qui non risere parentes in diesem Sinne. Eine Zusammenstellung der verschieden en Textgestaltungen s. Coleiro 3 2 I (wo e s i n der vorletzten Zeile allerdings heil\en mu/S qui . . . parenti) ; W . W. Briggs, ANRW 2,J 1 .2 (I 98 I) I 324 f. ; oben Anm. 3 5 I . 45 3 S. oben S. 22 I -223. '" Censor. Die nat. I I ,7 : post parturn quadmgi11lcl diehus pleraequefetae graviores sunt nec sanguinem interdum contincnt, et parvuliji·mH' per ho.( ;,�firmi, morbidi, sine risu nec sine peri w lo J/1111. ob tfllilm causam, cum is die.( prcleleriit, diem /t•stum solent agitare.
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S . oben S. 222 und Anm. I4; 232 Anm. 44; 293 und Anm. 3 67. 456 S. oben S. 29 1 . 457 Kraus 6 34· 45 8 So H. W. Greene, CR 30( I 9 I 6) I 9 1 . Dagegen richtig Phillimore, CR 3 I ( I 9 I 7) 2 3 f. Es geht aber hier nicht nur darum, daß man über jemanden positiv, bestätigend lachen kann (ridere aliquem), wenn dieser sich bemüht, einen zum Lachen zu bringen und in einem sol chen Fall ein Nicht-Lachen der unfreundliche Akt wäre. (Über Bemühungen der Eltern, das Kind zum Lachen zu bringen : Phillimore l.c.; Bin, BPhW I 9 I 8 No. 8 , I 9 d.). Es ist sehr wahrscheinlich, daß in der an sich neutralen Wendung ridere aliquem (s. oben S. 290 f.) hier durchaus eine Komponente steckt, die die Eltern als negativ empfinden könnten : Der erste Schritt zur Trennung ist Anlaß zur Freude und Trauer zugleich, weckt seinem Wesen nach ambivalente Gefühle. Nur ein solches Verständnis des risusvermag es wirklich überzeugend zu erklären, warum man dem ersten Lachen des Kindes tatsächlich einen ambivalenten Charakter zuschrieb : Einerseits galt es für Servius als ein omen bonum (Serv. zu Ecl. 4,6o), andrerseits für denselben Servius als ein parentibus omen . . . in/elicitatis (zu Ecl. 4,I). Die Erklärung, die Servius für diese Ambivalenz gibt, erst recht die Fassung des Philargyrius, mutet wie die nachträgliche spekulative Zurechtmachung eines widersprüchlichen Tatbe standes an : Dicuntur infontes post quadragensimum diem matribus + adridere agnoscere, sin vero ante quadragensimum, indicium mortis est (Philargyrius zu v. 6o) : Daß auf diese Weise gerade das frühe Lachen, sonst ein Zeichen von Vitalität, ja Göttlichkeit, ein tödliches Negativum sein soll, hat wenig Glaubwürdigkeit. Es darf vermutet werden, daß das Lachen unabhängig von seinem Zeitpunkt als ambivalent galt. 459 Norden 64 f., 6 i ; Erdmann 7 I , I 0 5 ; P. Mingazzini, GIF I ( I948)2 IO. 460 Deubner, Gnomon I ( I925) I67; Linkomies I 7 2 ; Mingazzini 2 I 2. 46' Empedokles frg. I46 Diels- Kran z ; Cic. Nat. deor. 2, (24) 62. 455
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Weg des Menschwerdens muß zunächst auch der puer der 4· Ekloge gehen462 eine Aussage, die alles andere als eine Banalität ist.463 Er i s t kein göttliches Kind d u r c h G e b u r t ,464 sondern w i r d Gott d u r c h L e i s t u n g - tua facta
und im Grunde nur obskure, wenig überzeugende Parallelen a n den Haaren herbeiziehen konnten, so lag dies an ihrem verfehlten Ausgangspunkt. Sie gin gen nämlich davon aus, daß die Koppelung des frühen Lachens mit der Apo theose schon für die vom Dichter gemeinten mythischen Vorbilder galt, wäh rend Vergil mit seinem Doppelbild ausschließlich auf das Phänomen der mythischen Apotheose als solches abzielte ; die Koppelung mit dem Lächeln war ein Strukturelement des Gedichts, nicht des mythischen Vorbildes. Daß die Interpreten in der mythischen Tradition kaum etwas Entsprechendes aufstöbern konnten,470 ist dafür der beste Beweis. Was nun die konkreten Beispiele betrifft, so bietet die moderne Forschung eine entsprechende Palette von Präzedenzfäl len.47' Daß dabei für den Dichter Hercules im Vordergrund stand, unterliegt für uns gar keinem Zweifel : Dieser Held genoß beide beschriebenen Arten der Apotheose, sein Lebensweg ähnelte insgesamt am meisten dem für den puer im Gedicht vorausgesagten. So ist es auch kein Zufall, daß die Identifikation des vergilischen deus mit Hercules, im Rahmen der mythischen Deutung, in der Forschung überwiegt.472 Die rituelle Interpretation sieht in den Worten Vergils dagegen eine Anspie lung auf den oben mehrmals behandelten ,Tisch und Bett'-Ritus des Geburts zimmers.473 Ihre Berechtigung leitet sie nicht zuletzt aus dem ungenügenden Ertrag der mythologischen Deutung ab, ohne deren verfehlten Ansatz immer zu erkennen. Die rituelle Deutung existiert in verschiedenen Varianten. Ihre antiken Vertreter benutzten den Ritus nur als Stütze für eine allegorische Deu tung: Durch den Gott zu Tische, durch die Göttin zu Bett geladen zu werden, bedeute, dem Weingerruß (Liber) und dem Liebesgerruß (Venus) zu frönen ; dies nicht zu tun sei gleichbedeutend mit Nichterreichen des Erwachsenenalters;
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Die große Zukunft wird durch ein Doppelbild ausgedrückt : Tischgenosse eines Gottes, Bettgenosse einer Göttin werden. Auf drei verschiedene Arten hat man seit der Antike dieses Bild gedeutet, allegorisch, mythologisch, rituell. Die allegorische Interpretation, sei es in ihrer heidnisch profanen,465 sei es in der christlichen Variante,466 spielt heute keine große Rolle mehr und bedarf daher keiner besonderen Erörterung.467 Die Wahl zwischen den zwei anderen Ver ständnisarten stellt dagegen auch in der heutigen Forschung noch ein virulentes Problem dar. Die Verwendung von gnomischen Perfektformen durch den Dichter468 weist darauf hin, daß er hier einen Schluß aus der bisherigen menschlichen Erfahrung zieht - weil es bisher so war, wird es im gegebenen Fall auch so sein - ; da die Apotheose ein Phänomen des Mythos ist, versteht es sich von selbst, daß er mit seinen Worten an den reichhaltigen Schatz der mythischen Tradition erinnert. Da es in dieser Tradition mehrere Fäll� e � ner Aufnahme in den Himmel durch die Tisch- oder Bettgenossenschaft mrt emer Gottheit gab, muß der Leser die anonyme Wendung des Dichters, deus und dea ohne konkrete Eigennamen, unvermeidlich als eine mehr oder weniger deutli che Bezugnahme auf alle diese Fälle verstehen, auf ihre Summe, auf den Typus der Gottwerdung als solchen, den sie gemeinsam repräsentieren.469 Dies schließt nicht aus, daß ein ganz bestimmter Gott und eine ganz bestimmte Göt tin aus der Gesamtgruppe im Vordergrund der Vorstellung des Dichters stan den. Wenn trotz der Mehrzahl der Beispiele schon die antiken Vergil-Interpre ten große Schwierigkeiten hatten, mythische Vorbilder namhaft zu machen, Stegen 74 : ,il faut avoir ete d'abord un etre humain pour entrer un jour dans l ' assemblee des dieux'. Nisbet 70. 46 3 So qualifiziert von Mingazzini 2 IO. 464 S. oben Anm. 4so. Coleiro 2 2 S . 465 Serv. z u Ecl. 4,62 : Sane n e c D e u s h u n c m e n s a ; alii ita intellegunt quasi tam cito extinctus ut nec Veneri nec Libero potuerit operari. S. unten S. 3 I I f. 466 Scholia Bernensia ed. Hagen, Jahrb. f. dass. Phi!. Suppl. 4 ( I 8 6 I - I 867) 78 3 ; Eusebius Opera (PG Migne 20 p. I 299 ff.) ; Marx I 2 I ; Benko 6 ! 2 . . 467 Skutsch I49 ; Erdmann Io6l, I092• Ich spreche hter nurvon der allegortsehen Interpre Allegonen möglichen tation der Zusammenstellung von Tisch und Bett, nicht von sonstigen des puer Deutung allegorische die hat Bekanntlich puer. des Gestalt der B. z. in der Ekloge, auch heute noch Anhänger. 46 8 A. Beltrami, RFIC 4o( I 9 I 2) 3 1 J : ,yVWJlll finale'. 469 Empedokles frg. 1 47 Diels-Kranz : aDavcn:oH; iiA.A.ot
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470 S. Servius Ecl. 4,6 2 ; Marx 1 2 8 ; Stuart 2 I s ; ,Politian accuses Servius of having . . . war ped the mythological data to make them suit his purpose'. Mingazzini 209f. Norden, 67 f. weist mit Recht darauf hin, daß man Belege für die hier gegebene Vorstellung nur finden kann, wenn man sie aus ihrer bei Vergil gegebenen Verbindung mit dem Lachen löst. ]. Beaujeu 20974. 47 ' T i s c h g e m e i n s c h a f t m i t e i n e m G o t t : Tantalus (Mingazzini 2 1 0) . B e t t g e m e i n s c h a f t m i t e i n e r G ö t t i n : Tithonos (Preaux 77). Anchises (Min gazzini 2 I O ; Weinreich 362; Benko 662). S. unten Anm. S22. T i s c h - u n d B e t t g e m e i n s c h a f t z u g l e i c h : Orientalisch beeinflußte Mysterien tradition (Norden 69-72 ; Erdmann I07 ; F. Kampers, Vom Werdegang der abendländi schen Kaisermystik, Leipzig, I 924, 72 f.) ; Psyche und Amor (Norden 6 8 ) ; Dionysos (Wein reich 362 f. ; Stegemann I 88 f., 22 I . Vgl. auch Th. Plüss, Jahrbücher f. dass. Phi!. I I s [I 877] 72 ff.) ; Peleus (Catull. 64,294 ff., 303 ff. ; Slater I I s ; Norden 68 ; Herrmann, Masques etvisa ges, 66 ; H.J. Mette, RhM I I6 [ 1973] n) ; Alexander (Kukula so3, 64 f.; Bol!, Kleine Schrif ten, 349 ; Kampers, Kaisermystik, 73 ' ; Herrmann, Masques et visages, 86 f.; F. Ravaisson I 9) ; Herakles (s. nächste Anm.). 472 Rascher, Lexikon s. v. Herakles 2 r 84, 224 I , 22 s I; Seaton 200; Fowler, HSPh I 4 ( I 9o3) 29; Kukula sol, 64 f., 68 ; Bol!, Kleine Schriften, 349, 36s ; Kampers, Kaiserrnysti k, 73 ; Norden 6 8 ; Weber 84' ; P. Corssen so; Erdmann I06 f., I I 3 f. , I I 7 ff. ; We i n re i c h 360, J6 3 ; Mingazzini 209 f. ; Stegen 74 ; Gotoff 73 ; E. A. Schmidt I 6 8 ; N isbet 7 I ; Naumann .36. 17 1 S. oben S. 1 8 2 ff. Köves-Zulauf, Festschrift F . Dei Ia C:o rte , 5 , t6J ff.
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Vergil wolle also sagen, wer seine Eltern nicht anlächle, pflege früh zu sterben. Aus eben diesem Grunde ( proinde), d. h. um für die Neugeborenen durch magische Antizipation die zukünftige Teilhabe am Tisch des Gottes, am Bett der Göttin = Wein- und Liebesgenuß = Erwachsensein zu sichern, werde dieser Tisch und dieses Bett auch im Geburtszimmer aufgestellt.474 Hier wird also behauptet, Vergil benutze als poetische Ausdrucksweise dieselbe Allegorie, die in dem ,Tisch und Bett'-Ritus gegenständliche Gestalt gewinne. Die Kommen tatoren der Moderne sehen die Verbindung zwischen Dichterworten und Ritus direkter: Mit mensa und cubile werde auf das rituelle Arrangement als solches Bezug genommen, Vergil wolle sagen, dieser Ritus nütze Kindern, die nicht lächeln, nichts.475 Diese Interpretation ist ebensowenig von der Hand zu weisen wie die mytho logische. Wie sehr es richtig ist, daß Vergil mit seiner tiefverwurzelten mytholo gischen Bildung nicht von Tisch- und Bettgenossenschaft mit Göttern im Zusammenhang mit der großen Zukunft eines Kindes von göttlichen Aspiratio nen hat sprechen können, ohne dabei an die mythische Kategorie der Apo theose, mit Hilfe derselben Mittel, zu denken, so gewiß ist es andrerseits auch, daß die Erwähnung von göttlichem Tisch und Bett im Zusammenhang mit einer Neugeburt unausweichlich die Vorstellung jenes Ritus des Geburtszim mers bei Dichter und Publikum heraufbeschwor.476 Die Lösung besteht also nicht in der richtigen Entscheidung zwischen mythologischer und ritueller Deutung, sondern in der Erkenntnis, daß Vergil beides zugleich gemeint haben muß.477 Für dieses Ergebnis spricht in der Tat der gesamte, sowohl subjektive als auch objektive, vorliegende Tatbestand. Vom Dichter aus gesehen die wohl bekannte Eigenschaft Vergils ,de combiner et de fondre des elements pris aux matieres les plus differentes',478 ,l'amalgame de themes et de textes Iitthaires grecs et latins' ;479 von der Sache her die Tatsache, daß der Ritus selbst schon in mythologisierter Form existierte, die rituellen Gegenstände Göttern der Mytho logie galten, und zwar demselben Gott Hercules,480 der auch im Vordergrund des Apotheose-Aspektes stand. Die Bezugnahme auf einen Ritus ohne mytho-
logische Komponente wäre für den Dichter mithin gar nicht möglich gewesen ; seine scheinbar doppelschichtige Aussage ist nur die dichterische Verarbeitung einer Verbindung von Mythos und Ritus, wie sie in der Realität, zumindest im Kern, existierte. Um diese vorgegebene Einheit richtig zu erkennen, um die in der Forschung vorliegende falsche Alternative zu überwinden, müssen freilich vorher gewisse Irrtümer auch der ritualistischen Auffassung ausgeräumt wer den : Daß Hercules und Juno im Ritus als die Ehegötter der Eltern des Neuge borenen galten ;48 ' daß immer nur e i n Gegenstand, Tisch oder Bett, aufgestellt wurde, Tisch bei einem männlichen, Bett bei einem weiblichen Neugebore nen48' - eine den Belegstellen widersprechende, gänzlich willkürliche Annahme ; vor allem aber, daß dignata eine verschwommene, nicht näher präzi sierbare Bedeutung habe, mit ,is . . . worthy of notice', ,expect the favour of . . . guardian deities' wiederzugeben sei48l - es bedeutet im Gegenteil ganz genau die konkrete, ehrende Zulassung zu Tisch und Bett als Genosse. Die Worte Vergils beruhen mithin auf der Vorstellung, daß das Kind selbst zumindest gedanklich, symbolisch, antizipativ - an den Tisch gesetzt, in das Bett gelegt wird . Handlungen solcher Art wurden in verwandten Riten, nach eindeutigen Belegen auch tatsächlich ausgeführt.484 Der ,Tisch-und-Bett-Ritus'
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474 Serv. ecl. 4,62 : Sane n e c D e u s h u n c m e n s a ; alii ita intellegunt, quasi tam cito extinctus sit, ut nec Veneri nec Libero potuerit operari. Proinde nobilibus pueris editis in atrio domus !unoni lectus, Herculi mensa ponebatur. 475 Fowler, HSPh I4 ( I 903) 3 I : ,Begin, little one, to recognise thy mother with a smile : . . . begin, little one, for babes who do not thus own their mothers' Iove, cannot expect the favour of her guardian deities'. Mingazzini 2 I I : ,Molto probabilmente lo scoliasta ha voluto dire ehe Ercole e Giunone, degnandosi di accettare l'epulum, cui erano invitati, davano vita e salute al neonato e gli permettevano di giungere all ' eta adulta e di godere dei piaceri della vita (compresi forse quelli della paternita), ehe Bacco e Venere dispensano a coloro ehe, prima di assidersi a mensa o salire sul letto, si ricordano di invocarli'. Lejay I O ; Stuart 2 1 4 f. ; Erdmann n 8 ; Herescu, Orpheus 4 ( I 9 5 7) qo; Nishet 7 1 . 476 Erdmann I I 8. 477 Nisbet 7 1 . 47 H Lejay I9. 4n Herrmann, M asques ct vi sag es , H2; Marx 1 1 1 , I 26; Naumann 29 ff. ·l�'� o S. oben S. 107 ff.
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48 ' Fowler, HSPh I 4 ( I 903) 3 I ; oben Anm. 47 5 . 48 ' S o schon Scaliger, Politian bei Stuart 2 I 4 f . ; Nisbet 7 1 . Vgl. Fowler, HSPh 1 4 ( I 903) 30. 48 1 So Fowler, HSPh I 4 ( I 903) 3 1 . 48 4 Es handelt sich hierbei um verschiedene Riten, die alle in die allgemeine Kategorie einer ,Darstellung von Neugeborenen im Tempel' gehören, aus verschiedenen Bereichen stammen (orientalisch-ägyptisch, griechisch, römisch), und durch Belege von unterschiedli cher Direktheit sowie Konkretheil nachweisbar sind : Auf Monumenten abgebildet ist der pharaonische Geburtsritus, in dessen Rahmen das Neugeborene dem Gott Ammon in die Arme gegeben und Ammengöttinnen an die Brust gelegt wird (L'Orange, SO 2I [ I940] I05 ff.). Als Ritus bezeugt ist das Verfahren von Sparta, am Fest derTithenidien ( = Ammen fest) die Pfleglinge zu der Ammengöttin, Artemis Korythalia, zu tragen (Athen. 4 , I 6 [ I 39 b ] ; L . Preller - C. Roben, Griechische Mythologie, Berlin, 4 I 894, I , J 0 7 ; Berlin, 4 I 92o, 2,3 37). Auch vom römischen Kaiser Caligula wird in konkreter Form berichtet, daß er seine neugeborene Tochter Iulia Drusilla Jupiter auf die Knie gesetzt und Minerva in den Schoß gelegt hat (Suet. Cal. 25 >4; Dio Cass. 59,28,7). Es handelt sich hierbei sicherlich nicht um einen allgemein in Rom ausgeübten Ritus; ein ägyptischer Einfluß ist sehr wahrschein lich, jedoch sind einheimische Ansätze nicht mit Sicherheit auszuschließen (De Marchi I 70 ; ]. Marquardt- A. Mau, Das Privatleben der Römer, Leipzig, 'I 886, I , 8 3 ; J . Gage, Matrona lia, 247 f.). Direkt und konkret - allem Anschein nach - als römischer Ritus wird berichtet Myth. Vat. I , I 77 : Templum lunonisfoit, in qua mensam Hercules, et Diana leeturn habuit; ubi portabantur pueri, ut de ipsa mensa ederent, et inde acciperent/ortitudinem; et in lecto Dianae dormirent, ut omnibus amabiles ./ierent, et illorum generatio succresceret. Der Text ist offen sichtlich in dem Sinne gemeint, daß die Kinder konkret an den Tisch gesetzt bzw. in das Bett gelegt wurden, vgl. oben S. I 96, 204. Als Legende ist die Nachricht bei Herodot 6,6 I zu wer ten, daß eine Amme einen weiblichen Säugling regelmäßig in den Tempel der Helena in Lakonien getragen und "vor die Statue der Göttin gestellt" habe (1tQÖ<; TE nüyrlAWl tam). Helena war auch eine Göttin der Kinderrflege ; die Sage hat wahrscheinlich einen ritu e l l e n H intergrund, nach Art des obenerwähnten Verfahrens am spartanischen Ammenfest ( Prel ler - Rohert 2,_1 37 f.). Ehen so legendär ist der von Suet. Aug. 94,H ber ic h tete Trau m , dn den =
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Risu cognoscere matrem
Juno Lucina
galt als die Darstellung der vorweggenommenen Apotheose eines zukünftigen ,Hercules', seiner Teilhabe am Tisch Jupiters und am Bett Hebes. Der Sohn erscheint hier als der Ehepartner der Göttin im Bett und damit wird die letzte Stufe einer Entwicklung des rituellen Verständnisses erreicht, das von dem Bild einer nahrungsspendenden Mutter mit Kleinkind in der Wiege über die Gestalt des Sohnes als zukünftigem Erzeuger neben der Mutter als Anhängsel, zu die sem Endpunkt führt.485 Hierin ist freilich für den tiefer denkenden Leser ein Widersinn impliziert, indem das Bett der Mutter Juno, ausdrücklich als solches gekennzeichnet, stillschweigend mit dem ihrer Tochter Hebe verwechselt wird, oder aber es geschieht ein Skandalon, indem Hercules als Ehepartner im Bett seiner eigenen Mutter liegend gedacht wird.486 Daß ein solcher Widersinn die Entstehung der Vorstellung nicht verhindert hat, findet in den gegebenen Umständen seine volle Erklärung. Erstens ist es in hohem Maße wahrscheinlich, daß Vergil mit den 4 Abschlußzeilen der Ekloge ein Wiegenlied, formal und inhaltlich, nachahmt. Wenn es sich hier aber tatsächlich um ,Ia sagesse savoureuse de dictons en hon neur chez !es nourrices et !es a·ieules' handelt, 487 um eine schematische Rede wendung von Ammen und Großmüttern (,sonst kommt das Kleine nicht in den Himmel'),488 so wäre ein mythologischer Fehlgriff alles andere als verwunder lich. Zweitens aber läßt sich eine solche Vermengung des Bettes der Mutter mit dem der Tochter letztlich gerade aus der Sicht eines gelehrten Kenners der Mythologie bestens rechtfertigen : Der Weg in das eheliche Bett Heb es führte für den vergöttlichten Hercules tatsächlich über das Kindbett der Mutter Juno.489 Hier kommt dem Vergiltext der kategorisierende Charakter der Aus sage sowie das Fehlen eines konkreten Namens für die gemeinte Göttin zugute - d e a . . . dignata cubili est. In das mütterliche Bett Junos zu gelangen und zugleich in das Ehebett ihrer Tochter Hebe ist für den Kenner kein Wider spruch, sondern der einheitliche Gesamtvorgang ein und derselben Apotheose. Eine solche schlagwortartige Wendung, zum Ausdruck der großen Zukunft eines Kindes, durch Herstellung einer engen Verbindung mit Juno und zugleich mit einer gewissen Nuance der Verwischung dieses Verhältnisses ist auch sonst nachweisbar. In seinem selbstkritischen Brief an Oktavian tut Ps.-Cicero fol gende Äußerung : Ego . . . te Junonium puerum et matris tuae parturn aureum esse
dixi. At te fata patriae Paridem futurum praedicebant, qui vastares urbem incendio etc. (c. 6) . Was damit gemeint ist, muß trotz wortreicher Erklärungen49o als biszukünftigen Augustus im Schoß des kapitolinischen Jupiter sitzend zeigte ; und ebenso kann auch hier an einen gewissen rituellen Hintergrund gedacht werden (Gage, Matronalia, 248). Vgl. Test. Nov. Ev. Luc. 2,22 : nagacn:fjcrat n"f> KUQ(q>. 485 S. oben S. 2odf., 2o6 ff., 2 I 9. 486 S. oben S. 209. 487 Carcopino, Mysteres de la 4e eglogue, 9 3 · 488 Loft I 2 ; Seaton 200 ; Nisbet 7 I . S. oben Anm. 364, 3 6 5 . ·•8'' Diodor 4-39,2 f. ; Bachofen, Ges. Werke 3 , 626. Für die weitere Problematik s. oben S. 20 I-20H , inslws. Anm. 5 44 · ·1'1" R . l .amarrhia, M . ' l ld l i Cireron is Epistu b ad Octavianum, Firenze, I 968, 99 ff.
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her wenig geklärt gelten. Sicher ist, daß die Wendung Junonius puer et matris . . . partus aureus eine auf den Zeitpunkt der Geburt gemünzte Aussage darstellt. Darauf weist nicht nur die Wortwahl partus hin - vgl. auch puer - sondern der ko:rigierende Ersatz durch einen Aussspruch der fata : Diese sprechen zum Ze1tp � nkt der Geburt49 ' und von der Zukunft des neugeborenen Kindes, vgl. praedtcebant, futurum. Die Charakterisierung eines Kindes als aureus in unmit telbarem Zusammenhang mit der Vorstellung der Geburt ist in der Tat nicht sel ten.492 Was den semantischen Wert des Attributs aureus im allgemeinen betrifft, 493 sind folgende drei Bedeutungsmöglichkeiten gegeben, wenn man von den Stellen absieht, wo Gold, Reichtum494 oder die goldene Farbe (Haare Schmuck, Gestirne) in konkreter Weise gemeint ist:495 ,schön' (Priap. 8 Apul. :net. 5 , J 4 , 3 ; Prop. 4,7, 8 5 ) ; ,liebenswert' (Hor. c. 1 , 5 , 9 ; Tib. 1 , 6, 5 8 ; Augu sun C1v. D. 1 8 , 1 8 ; CLEp 1 298 ,2) ;496 ,erstranging', entsprechend dem höchsten Rang des Goldes unter den Metallen (Hieronym. Epist. 7,6; Ov. Fasti 5 , 2 8 ; Hor. c . 4,2, � 4) .497 Eine Kombination mit partus ist außer a n der hier analysier ten Stelle mcht bekannt, wohl aber mit synonymen Substantiven : puer (Priapea 8 3 ,40), puella (Hor. c. r ,5 ,9), proles (Cu lex r 1 ; Lydia 74) , in/ans (Apul. met. 5 , 14> 3 ) ; vgl. aureus venter Hieronym. Epist. 7,6, aurea fila Mart. 6 , 3 , 5 . Die Wendung partus aureus dü rfte mithin nicht viel anders gemeint sein als unser "Goldkind ", wobei die Verbindung mit matris tuae die gefühlsmäßige Kompo nente verstärkt.498 Vergleichbar erscheint diese deutsche Ausdrucksweise auch insofer�, als auch die lateinische Wendung den Eindruck einer klischeeartigen Formulierung der volkstümlichen Sprache erweckt.499 Partus aureus bildet nun als Charakterisierung mit der ersten Hälfte des ps.-ciceronischen Ausspruchs Iunonius puer eine enge Einheit, wie die Subsumierung unter e i n Wort des
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49' 49' 493 494 495 496
S. oben Anm. 380. Verg. Culex I I; Ovid Fasti 5 , 2 8 ; Apul. Met. 5 , I 4,J ; Hieronym. Epist. 7,6. ThLL s. V. Tac. ann. 1 3 , I ; Petron 5 8 . ThLL s. v. Abschn. I -4. Kießling-Heinze zu Hor. c. I , 5 , 9 : "aureus im übertragenen Sinne bezeichnet bei H. wie bei anderen römischen Dichtern ( . . . ) nicht sowohl die Schönheit ( . . . ) als den Wert ( . . . ) und die daraus folgende Wertschätzung ; so wird aurea hier durch vacuam (sibi, . . . ) und amabtlem weitergeführt". 497 Vgl. ThLL s. v. Abschnitt 5 : summa pulchritudine, suavitate, virtute p. I49 I ,6 I ff. Die Bedeutung kann in "Göttlic �keit" übergehen, s. Lydia 74· Doch ist Wagenvoort, Studies, I 9 aureus partus ,somethmg l Ike a ,child of the sun" wahrscheinlich zu viel, vgl. Mart. 6,3,5 _ Bedeutungen sind im übrigen nicht immer genau zu und unten Anm. 498. Die emzelnen trennen. 498 D'Ie von WT w agenvoort, stu d'1es, I9 angenommene Bedeutung ,Kind der Sonne' kann allenfalls als Nebenmoment im Hintergrund gegeben sein. Vgl. den Gegensatz qui vastarcs urbem _ 1 n c � n d I o . Eme andere mögliche Assoziation ist die mit der ,goldenen' Zeit, wozu d1e gle!chzeJUge Bezugnahme aufluno passen würde, die als Saturnia mit der goldenen Zeit verbunden war, vgl. Ovid Fasti 6,29-32· 499 Petron 5 8,6; T1c. ann. I J, I ; ThLL s . v. I 490,2 3 ff. ; A. Otto, Die S p r ir h w i i rtn dn Riimer, Leipzig , I 890, 49 ; l .a m acch i a I o 1 . =
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funo Lucina
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Sprechens (esse dixi) beweist sowie der korrigierende Ersatz durch e i n e Wen dung (patriae Paridem), wobei der Eigenname Paris eine Korrespondenz zur Adjektivbildung aus einem Eigennamen in der ersten Hälfte darstellt, die Wort folge Genitiv-Akkusativ zur zweiten. soo Dies spricht dafür, daß die beiden Aus drücke !unonius puer und matris tuae partus aureus auch stilistisch einheitlich sind, d. h., daß auch lunonius puer eine volkstümliche Ausdrucksweise ist und nicht eine des episch-archaischen Stils.50' Gleichgeartete Wendungen wie nepos Veneris, Venerius nepotulus, educatus in nutricatu Venerio - für einen Weiberheld - sind bei Plautus in der Tat als volkssprachliche Ausdrücke belegt.soz Ganz abgesehen von inhaltlichen Überlegungen : In der archaischen Epik galt Juno als Feind Roms,soJ und daher hätte episch nicht ein Held Roms, sondern eher ein Feind lunonius puer genannt werden müssen. Auch bei Vergil ist ja nicht Aeneas, sondern Turnus in gewissem Sinne ein !unonius puer.504 Wie kommt man aber auf den Gedanken, zur Bezeichnung eines Neugeborenen, von dem man hervorragende Dienste für das Vaterland erwartet, das sprachliche Kli schee des ,junonischen Kindes' zu prägen ? Ganz gewiß nicht unabhängig von der Sitte, durch die Aufstellung eines rituellen Bettes im Zimmer der Geburt desselben Kindes Präsenz und Segen gerade dieser Göttin zu sichern. Wir sehen vielmehr in einer Bezugnahme auf diesen Brauch des aristokratischen Alltags die einzig plausible Erklärung für die sichtbar routinemäßige Wendung, die der angebliche Cicero in seinem rhetorischen Übungsstück reproduziert: lunonius puer ist ein Kind, bei dem der ,Tisch und Bett-Ritus' in der gewünsch ten Weise gewirkt hat. Daß mit der Vorstellung einer symbolischen Aufnahme des Neugeborenen in Junos Bett auch sonst das Motiv der Liebenswürdigkeit, des Geliebtwerdens, des Akzeptiertwerdens verbunden erscheint, wie hier der !unonius puer zugleich ,ein Schatz seiner Mutter' ist, spricht zusätzlich für die Richtigkeit der hier vorgelegten Deutung : Schon Heraktes wird im Zuge der Apotheose als Neugeborenes in das Bett Junos genommen, damit die Göttin ihn ,für alle Zeiten wie eine Mutter I i e b t ' ;5°5 ut omnibus amabiles fierent ist
der Zweck des Verweilens i m Bett der Muttergöttin nach dem Myth. Vat. 1 , 1 7 7 ; und auch die Göttin der 4. Ekloge ,würdigt' das lachende Kind ihres Bet tes. Daß lunonius puer eine Typenbezeichnung darstellt, ist auf jeden Fall sicher.506 Ob Ps.-Cicero darüber hinaus hintergründig auch die Identifikation Oktavians mit einem ganz bestimmten Gott im Sinne hatte, ist ungewiß. Wenn das aber der Fall war, so kommt eine Gleichung Iunonius puer H e r c u I e s Oktavian viel eher in Frage als eine Identifikation Oktavians mit lunonius puer R o m u I u s .507 Denn eine Gleichsetzung des puer mit Hercules war im ,Tisch-und-Bett'-Ritus selbst angelegt; für die Römer war es außerdem leichter, sich ein freundliches Verhältnis Junos zu Hercules als zu Romulus vorzustellen, da dem ersteren nur - sekundäre - griechische mythologische Traditionen im Wege standen, letzteres aber gemäß innerrömischen Traditionen gestört war;sos eine Identifikation des Augustus mit Hercules5°9 war nicht minder üblich als die mit Romulus,5 1 0 sie war zudem auch spezifischer: Mensa und lectus spielen in der Vergöttlichung des Hercules und des Augustus eine Rolle, 5 I I nicht aber in der des Romulus, die Attribute, die zugleich Gegenstände des Ritus sind, auf den der Ausdruck lunonius puer nach unserer Deutung anspielt. Durch diese Formulierung wird das Verhältnis zu Juno nicht genau definiert. Der Genitiv eines Eigennamens und das daraus abgeleitete Adjektiv sind bekanntlich einander grundsätzlich gleichwertig,s 1 2 jedoch nicht rest- und unterschiedslos : Der Genitiv ist individualisierend, das Adjektiv generalisie rend. 5 1 3 So ist !unonis puer (ein Kind Iunos) zwar ein lunonius puer (ein iunoni sches Kind), doch dies gilt nicht unbedingt auch umgekehrt; ein lunonius puer kann Iunonis puer sein, doch darüber hinaus auch einer, der nur von derselben Art, von demselben Charakter ist, ohne Juno persönlich zur Mutter zu haben.
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I b matris tuae parturn aureum Paridem patriae akk. gen. Die enge Verflechtung von I a und I b findet auch darin ihren Ausdruck, daß die Hinweise auf die Mutter einander nicht nur inhaltlich, sondern auch in der Wortfolge entsprechen (Iunoniuslmatris); desgleichen sind sie auch in ihrer grammatischen Funktion gleichwertig. Zur Gleichwenigkeit von Genitiv und Adjektiv s. E. Löfstedt, Symactica I, Lund- London, I 942, I07 ff. ; Fr. Altheim, Geschichte der lateinischen Sprache, Frankfurt a. M., 1 9 5 I, 1 49 f.; ]. B. Hofmann - A. Szantyr, Lateinische Syntax und Stilistik, München, 1 96 5 , p, 6o, 66, I 5 I f., 1 6 1 . 5 0 ' So Lamacchia 99· 50' Miles 650, 1 26 5 , J 4 I 3, I 42 r . 5 o 3 V. Buchheit, Vergil überdie Sendung Roms, Heidelberg, I963, 5 4 ff., I 4 5 ff., I 7 3 ff. 5o4 S. oben S. 1 9 5 . Verg. Aen. I 0,6 I 8 f. (deducit n o m e n ). Das Adjektiv Iunonius kommt ein ei nziges M al bei Vergil vor (Aen. I ,6 7 1 f.) und hier im feindlichen Sinne (lunonia . . . hospitia). 1 0 1 Diodor 4..1 9,2. 5oo
I a Iunonium puerum Paridem 2a
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=
=
506 Forcellini et alii, Lexicon s. v. Iunonius p. 604 c, 22 ff. : appellat J u n o n i u m p u e ru m ipsum Octavium, vel quasi alterum Martern, qui funonis./ilius est; vel generosissimum, ac divi nae originis, ut funonis ac fovisfilii sunt. 5 07 So Lamacchia 1 oo f. 508 Ovid Fasti 6,5of. und Bömer z. St. ; Horat. c. 3,3,3of. : gravis iras et invisum nepotem. V gl. oben Anm. 503. 509 Buchheit I I 7, 1 J2. G. Binder, Aeneas, 6 3 , 76', I 4 5 ff. p o Lamacchia 1 00. 1 1 Ho rat. c. 3 ,3,9 ff. : . . . Pollux et vagus Hercules . . . 5
quos inter Augustus recumbens purpureo bibet ore nectar. c. 4, 5 , J 2 ff. : te mensis adhibet deum
S. oben S. 1 9 8 ff., 2 1 5 . 512 S . oben Anm. 500. 1 " Löfstedt I, 1 1 0 ' .
. . . laribus tuum miscet numen, uti Graecia Castoris et magni memor Herculis.
Juno Lucina
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So kann z. B. auch ein Enkel oder ein Nachfahre der Göttin ein Iunonius puer genannt werden, wie Plautus von Venerius (nepotulus) spricht (Miles 1 2 6 5 , 1 4 1 3 , 1 4 2 1 ) oder Vergil unter lunonia hospitia nicht die gastliche Aufnahme durch Iuno selbst (lunonis hospitia)P4 versteht (Aen. 1 , 67 1 f., vgl. 668 : odiis lu nonis), sondern nur durch die S t a d t Iunos, Karthago. So kehrt auch in der von Ps.-Cicero reproduzierten Ausdrucksweise hinsichtlich des genauen Ver wandtschaftsverhältnisses zwischen Iuno und dem ihr zugeordneten Kind die selbe Mehrdeutigkeit wieder, die wir schon bei der Apotheose des Hercules und der dea der 4· Ekloge beobachten konnten. Das Nebeneinander von Tisch und Bett am Ende der Ekloge beruht letztlich zweifelsohne auf einer tiefgründigen inneren Einheit. P 5 Dasselbe gilt für den Tisch-und-Bett'-Ritus des Geburtszimmers selbst, 5 '6 für das lectisternium gene �ell, 5 ' 7 im Einklang mit vielen weiteren Beispielen für die Zusammenstellung gerade dieser Gegenstände in verschiedenen Bereichen.P8 Ohne diesem Tatbe stand hier weiter nachgehen zu können, soll eine Erklärung dafür nur kurz angedeutet werden, die auf der Hand zu liegen scheint. Tisch und Bett, Stätte der Nahrung und Stätte der Ruhe sind ein natürliches Kürzel für das Zuhause; zu Tisch und zu Bett gebeten zu werden daher ein einleuchtendes Bild für die Aufnahme in eine Hausgemeinschaft. Auch die Dominanz des Weiblichen in diesem Symbolkomplex ist leicht zu verstehen : Das Heim ist die Frau, in letzter archetypischer Reduktion die Brust und der Schoß der Mutter für das neuge borene Kind, der ncq.tl.tfrrroQ K6/cno�. 5 ' 9 Nicht zufällig ist für die Leute des Aeneas das Zeichen der neugefundenen Heimat, daß sie einen Tisch und eine liegende, ihre Kleinen säugende Muttersau gefunden haben.5 2° Trotzdem ist es
keineswegs richtig, daß "jeder Erklärungsversuch . . . , der die Einheit zwischen Tisch und Lager zerreißt, von vornherein abzulehnen"P' ist. Im Gegenteil : Es gibt unleugbare Beispiele dafür, daß eine Aufnahme, zumindest e x p l i z i t e , nur durch einen der erwähnten Akte geschieht, zumal in Apotheoseberichten.P' Aber selbst wenn beide Akte erwähnt werden, können sie zeitlich verschoben geschehen, dazu in verschiedener Reihenfolge, was auch verschiedene Gewich tung bedeuten kann. So stoßen die landflüchtigen Trojaner erst nur auf die Tische und das bedeutet für sie hic d o m u s, haec p a t r i a est (Aen. 7, r 2 2) ; erst später finden sie die liegende Muttersau vor, und nun wissen sie : hic t i b i c e r t a domus, c e r t i . . . p e n a t e s (Aen. 8, J9) .PJ Juno verspricht Aeolus eine Aufnahme in den Kreis der Götter durch Bettgenossenschaft; Aeolus selbst sieht die Aufnahme im Bild der Tischgenossenschaft (Aen. 1 , 7 1 ff. 79 f.). 5'4 Auch in den uns hier besonders interessierenden Berichten über die Apotheose des Heraktes wechselt die Reihenfolge.5 2 5 Man kann in der Tat die Heirat mit der Tochter als Endziel sehen, und d ie Tischgenossenschaft mit dem Vater als Weg dazu, oder umgekehrt, die Heirat mit der Tochter als Mittel zur Auf nahme in einen erlauchten Kreis. Auch der Vergilkommentator Servius trennt beide Möglichkeiten betont voneinander: foctaque amicitia . . . filiam eius in matrimonium sumpsit (Aen. 1 , 52) ; . . divinos honores meremur, dearum coniugio, et convivio deorum (Aen. 1 ,79) ; ad quos (sc. divinos honores) aut per convivium numinum, aut per coniunctionem venitur dearum (Ecl. 4,62) .P6 Er hat den Dich ter richtig verstanden. Denn auch die negative Formulierung Vergils nec deus, . . . dea nec beruht auf einer deutlichen Differenzierung.P7
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5'4 Vgl. Aen. I 0,494f. Aeneia hospitia. 5 ' 5 Herodor I , I S I ; Test. Nov. Apocalyps. I9,7; 9; Kampers, Kaisermystik, 73\ Norden
6 8 ff.
S. oben S. I90· Köves-Zulauf, Festschrift Della Corte, 5 , I 62-4. S. oben Kapitel II, S. I 8 2 f., Anm. 43 1 . 5 '8 Kampers, Kaisermystik, 68 ff. (exigua) 5 ' 9 Nonnos Dionys. 4 I ,92; 1 39 ; I 4 3 · Deswegen kann Vergil, Aen. 7,229 sedes (für Landflüchtige) durch das synonyme gremio excepisse v. 2 3 3 wiederaufnehm en. 5 2° Verg. Aen. 3,3 8 8-39 5 ; 7, I I 6 ff. ; I 24 ff. ; 8,42 ff. ; 8 df. Bei dem Sauprodigium wird das Moment des Liegens besonders betont: 3 , 3 9 I f. ; 8,44f. Daß es sich dabei um mehr handelt als um einen zwangsläufigen Nebenumstand des Gebärens und Säugens der dreißig Ferkel, beweist die Version des Fabius Pictor, erhalten bei Diodor 7,5,4ff. sowie Dionys. I , 5 5 ,4. Vgl. origo g. R. I I , } (ubi illa procubuit). Grundsätzlich ist das Verhältnis der beiden Prodi gien zueinander nicht das einer Kollision - so W. Ehlers, MH 6 ( I 949) I 7 I -, .s� ndern das _ der Komplementarität. Ihre Einheit wird von B. Graßmann-F1scher, D1e Pro? 1g1� n m V� r gils Aeneis, München, I 966, 49 f., 5 I, 5 8 f., 63 ahnungsweise erfaßt. Auffälltg 1st d1e Verbm dung des Sauprodigiums mit Juno : Helenus darf wegen Juno sich über den größeren Rah men nicht äußern ( 3 , 3 80) ; Aeneas soll vor allem Juno besänftigen, um sich in der durch das Sauprodigium angezeigten neuen Heimat niederlassen zu können (3,437f�. 8 ,6o) ; das T1er wird schließlich Juno geopfert (8,84 f.). Ist hier Juno nur als Feindin der TroJaner/Römer 1m allgemeinen im Spiel, ohne deren Einverständnis Aeneas sein Ziel nicht erreichen kann, oder ist sie speziell auch als Göttin einer Geburt gemeint? Vgl. ihre Erwähnung zusammen mit den Geburtsgöttinn en, den Parcae (3> 379 f.). Eine neue Heimat zu finden, ein neu es P6
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Leben zu beginnen ist wie eine erneute Geburt; ist sie gegen den Willen der Göttin der G e b u r t e n nicht möglich? 5 " So Kampers, Kaisermystik, 68 ff. 5 2 2 T i s c h g e m e i n s c h a f t o h n e B e t t g e m e i n s c h a f t : Empedokles frg. I 46 f. (s. oben Anm. 469); Artemidor Onirocrit. I , 5 ; Nonnos Dionys. 48,974 ff. ; Hor. c. 3, 3,9- I 2 ; 4,8,29 f. "Commensalite" : van Gennep, Rites d e passage, 3 9 f. B e t t g e m e i n s c h a f t o h n e T i s c h g e m e i n s c h a f t : Alkman frg. I , I 7 Garzya. S. oben Anm. 47 1 . 523 Nur das Tischprodigium, ohne das Sauprodigium wird erwähnt Verg. Aen. 3,25 5 ff. ; Strabo Geogr. I 3 , I , 5 3 (C. 6o8). 5 24 Serv. Aen. I, 52 berichtet von einer Erzählung, nach der Aeolus den König der später aeolisch genannten Inseln, Liparus, aufgesucht, mit ihm Freundschaft geschlossen und seine Tochter Cyana geheiratet habe : foctaque amicitia Cyanam.filiam eius in matrimonium sump sit. Verbirgt sich hinterfocta amicitia die Vorstellung einer Tischgemeinschaft mit Liparus? 5 2 5 Die Tis chgemeinschaft steht an erster Stelle Theokrit I7,23- 3 3 (Typ a), die Bettge _ memschaft Pmdar Nem. I ,69 (Typ b) . Nach Typ a ist konstruiert Horn. Odyss. I I ,6o2f., ebenso 7,3 I 3 und davor (Odysseu s und Nausikaa). Nach Typ b Serv. Aen. I ,79; ecl. 4,62. 5 ' 6 Die Formulierung drückt hier nicht nur eine Reihenfolge, sondern - genaugenom men - sogar eine Alternative aus, vgl. H. Menge § 5 22, I . 517 H. Menge § 5 I 4 Anm. 2 . Insofern ist es nicht ganz richtig, davon zu reden, daß bei Vergil e i n Motiv vorliegt, vom Typ ,Hochzeit des Lammes' bzw. nach dem Muster der Hochzeit des Herakles mit Hebe geformt (Kukula 64 f. ; Norden 67, 69 ; Erdmann 1 1 7 f.). Es mag durchaus sein, daß Vergil an letzteres, an die Apotheose des Hercules in der Form ei nes I lochzcitsmahls gedacht hat. Durch seine Formulierung hat er aber die Einlu·it dieses
Risu cognoscere matrem
Juno Lucina
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Diese Alternative dient bei Vergil dem Zwecke der Gewichtung. Die Bettge nossenschaft mit der Göttin als Abschluß des ganzen Gedichts erscheint als der eigentliche Höhepunkt, unterstrichen noch durch die lnkonzinnität nec deus . . . dea nec, durch die Verbindung des Prädikats mit dea sowie durch die Stellung von cubili als letztes selbständiges Wort. Es verdient Aufmerksamkeit, was den hier unterschwellig mitgemeinten Hercules betrifft, daß unser Dichter die Rei henfolge Theokrits, nicht Pindars nachbildet. 528 Noch bemerkenswerter aber ist, daß in diesem stilvollen Abschluß eines Geburtsgedichtes, das den Bogen von der mütterlichen Wiege bis zum Bett der zukünftigen Ehefrau spannt, eine das ganze Gedicht beherrschende Strukturlinie ihren Krönungspunkt findet. Männliche und weibliche Gestalt, als zwei Repräsentanten e i n e s inhaltli chen Bereiches, stehen nicht nur am Schluß nebeneinander; solche Zweiheiten kommen vielmehr im ganzen Gedicht regelmäßig vor. Sicelides Musae und con sul vertreten zusammen, als Sinnbilder für Inspiration und Themenwahl, die spezifische Dichtungsart (vv 1 , 3) ; virgo und Saturnus (Saturnia regna = Saturni regna) die neue goldene Zeit (v. 6) ; Lucina ( = Diana) und Apollo, Mond und Sonne, ein göttliches Geschwisterpaar, Moment und Zeitumstände der Geburt (v. I o) ; Thetis und Achilles, Mutter und Sohn, die prisca /raus der kriegerischen Schiffahn (vv 32, 36, vgl. mittetur v. 36), zusammen mit dem Wunderschiff Argo und dessen Steuermann Tiphys (v. 34). Die Verbindung zwischen Parzen und Jupiter ist etwas loser, doch verkörpert Jupiter das stabile fotorum numen, nach dem sich die Parzen in ihrer Voraussage richten ( concordes v. 47), und dessen "Zuwachs" ( incrementum v. 49) 529 die von den Parzen verkündete Neugeburt bedeutet (vv. 46-49) . Orpheus und Calliope, Linus und Apollo, ein Dichter mit jeweiliger Unterstützung der göttlichen Mutter bzw. des göttlichen Vaters, der Gott der Hirtendichtung Pan vor seiner Heimat Arcadia als Schiedsrichterin Symbolgestalten größter dichterischer Leistung welchen Typs auch immer 5 30 bilden ein wahres Nest von Zweierbeziehungen: Orpheus und Linus nebenem ander I Calliope gegenüber Apollo I der Dichter neben seinem jeweiligen Elternteil oder Heimatland I mater mit pater alternierend (vv 5 5 - 5 9). Die Zwei förmigkeit scheint sich hier sogar des Gedichts selbst zu bemächtigen, aus gedichtetem Inhalt Dichtungsform zu werden : deswegen das plötzliche Dich ten in Zeilen p a a r e n , die durch deckungsgleich wiederholten Zeilenanfang und beziehungsreich variierenden Abschluß zum Zeilenduo werden, und dies .
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beim Tisch des Zeus ; Hochzeitsgeschehens aufgelöst und die zwei Komponenten - Sitzen chung eman Vergötth zur Wege ige selbständ zwei als Bett eheliche Vereinigung in Hebes ellt. bergest gegenü der 5'8 S. oben Anm. 5 2 5 . sondern für die P 9 Kraus 6 3 I : "bei Vergil steht der Gott (sc. Jupiter) für keine Person, Wir gehe ? hier wird". wirken ne geworde Mann zum Ordnung selbst, in deren Dienst der 629 ff. ; Emder, Kraus zuletzt dazu S. ein. nicht lovis tum incremen von Deutung auf die . Gymn. 90 ( 1 983) 107. . . aufgezählten Jeweils zwei 1 1 o S. dazu E. A. Schmidt 1 66 f. und dagegen Kraus 6 32· D1e n Struktureinheit auf. aufei nander bo.ogen cn G es ta l ten treten immer innerhalb derselbe .
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zweimal.53' Das Nebeneinander von Gott und Göttin in der letzten Zeile erweist sich damit als tief in der Gesamtstruktur des Gedichts verankert. Dasselbe trifft jedoch auch auf den Vorrang der weiblichen Gestalt zu. Die paarbildenden Gestalten stehen nämlich meist nicht gleichwertig nebeneinander, sondern jeweils eine im zweiten Rang : consul charakterisiert nur den Inhalt des gesungenen Liedes, die Musen schaffen das Lied ; die Saturnia regna werden durch die Ankunft der virgo inauguriert; die Herrschaft Apollos ist nur der zeitli che Hintergrund für die konkrete, die Geburt auslösende Tat Lucinas; Thetis das Meer, auf dem Achilles nach Troja geschickt wird, Argo das von Tiphys gelenkte Schiff; in Jupiter ruht zeitlos das fatum, das die Parzen der Menschenwelt ver künden, die göttliche Ordnung, die durch das Neugeborene vermehrt wird; Cal liopea und Apollo sind nur Sekundanten im Wettstreit der Dichter; ebenso Arca dia nur die Jury sozusagen, vor der Pan seine Leistung vollbringt. 532 In fast allen diesen Zusammenstellungen werden weibliches und männliches Geschlecht kombiniert.533 Der höhere Rang kommt dabei bald der männlichen, bald der weiblichen Gestalt zu. In den ersten zwei Struktureinheiten, bis v. I O (die Vorbereitungszeit) , haben die weiblichen Gestalten Übergewicht; dagegen ist der Mittelteil, die 28 (4 x 7) = 8 + I I + 9 Zeilen, vv. I 8-4 5, durch männlichen Vorrang gekennzeichnet (die Entwicklungszeit des puer, insbesondere die Epo che der vestigia priscae fraudis v. 3 I ) ; im folgenden vorletzten siebenzeiligen Strukturteil, 46- p, stehen wieder Frauen, die Parcae an erster Stelle (inhalt lich : adgredere magnos honores, aspice . . . omnia ) ; im nun folgenden letzten sie-
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53' v. 5 8 : Pan etiam, A rcadia mecum si iudice certet 5 9 : Pan etiam, A rcadia dicat se iudice victum. n z�e'! e!_ er, ris cogn scere matrem
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62 : mczpe, parvepuer: quz non rzsereparentes. 53' Die Gestalten des zweiten Ranges bilden dabei immer eine Art Hintergrund für die erstrangigen Gestalten, die im Vordergrund stehend eine konkrete, entscheidende Tat aus führen : 2. I. Musae consul: Die Zeit steht im Zeichen seiner ,Herrschaft' Saturnus cf. regna Vtrgo regnat Lucina Apollo Achilles Thetis = das Meer, das befahren wird Argo = das Schiff, das gelenkt wird Tiphys ]upiter Herr der allgemeinen Ordnung Parcae Apollo Linus helfende Nebengestalten Orpheus Calliope Pan Arcadia Landschaft und Gerichtsinstanz mater (parentes): soziale Umwelt der Tat und des puer puer 533 Es gibt in dieser Hinsicht allenfalls zwei Ausnahmen: Orpheus und Linus (zwei Män ner) stehen nebeneinander v. 5 5 f. und - wenn man so will - Pollio und puer v. I I ff. Letzteres kann aber nicht voll berücksichtigt werden, da der puer eine Ausnahmeerscheinung ist : von ihm handelt das g a n z e Gedicht. Das männliche Paar Linus/ Apollo (v. 5 6 f.) ist wieder nur die zwangsläufige Konsequenz der geschlechtsvariierenden Zusammenstellung huic m a t r: r . . . huic p a t e r adsit (v. 56).
' funo Lucina
Risu cognoscere matrem
benzeitigen Teil mit dem Dichterbekenntnis dominieren wieder die männlichen Gestalten ( 5 3- 5 9 : Orpheus, Linus, Pan). Es ist insgesamt ein Rhythmus des Alternierens zwischen weiblicher und männlicher Gewichtung erkennbar, des sen Logik ein weibliches Übergewicht im letzten Abschnitt 6o-6 3 erfordert. In dieselbe Richtung wird das Gedicht auch durch die strukturelle Notwendigkeit einer Ergänzung des dreizeitigen Anfangs durch den vierzeitigen Schluß zu e i n e m ganzen siebenzeitigen Strukturelement gedrängt : 534 Da der Anfang weiblich geprägt ist, muß es auch der Schluß sein. Dea nec dignata cubili est als Schlußpointe entspricht diesen inneren Notwendigkeiten. Die davor st��ende_n drei Zeilen mit der Zusammenstellung von Kind und Mutter sind als Uberlei tung zum Schlußwort nicht minder kunstvoll gestaltet. Formal steht hier noch die männliche Gestalt, der puer im Vordergrund wie im vorhergehenden Abschnitt 5 3- 5 9 ; er führt die konkrete, entscheidende Tat, das Lachen aus, während die Frau nur die soziale Umwelt für diese Tat repräsentiert. Ohne die sen formalen Rahmen zu durchbrechen, wird aber zugleich das außergewöhnli che Gewicht der Frau, der Mutter schon hier verdeutlicht: durch ihre Nennung in jeder Zeile ; am Zeilenende bzw. am Zeilenanfang; durch die unmittelbare Repetition matrem/matri; dadurch, daß eine ganze Zeile (6 1 ) ausschließlic� ihr gewidmet ist; entscheidend aber dadurch, daß sie allein die Eltern repräsenuer�, . von einem Vater ausdrücklich keine Rede ist. Damit geschieht etwas Wesentli ches : Es wird nicht nur das bisher schon Beobachtbare bestätigt, daß nämlich die Gegenwart des Kindes, das Geburtsereignis mit der Zeit davor �nd danac�, weiblich geprägt ist, während seine d i e s s e i t i g e Zukunft mä_nnhc� determ� niert ist. 5 3 5 Hier wird auch seine j e n s e i t i g e Zukunft als Gott Im Himmel pn mär unter das Zeichen einer Frau gestellt.536 Die diesseitige Zukunft des Neu geborenen ist zwar männlich, seine Gegenwart und sein Jense�ts s!nd aber weiblich : In diesem Sinne mag das Wort Nordens durchaus Gülugkeit haben, daß die Gestalt der Frau, der Mutter, zwar erst in den Schlußversen in den Vor dergrund tritt, "aber der Idee nach bildet sie doch den Mittelpunkt" des gan�en Gedichts.m Daß dabei die Frau im Epilog als Mutter und als Braut präsent ISt, bedeutet keinen Störfaktor. Es ist im Gegenteil ein Zeichen dafür, daß Weib lichkeit in der Gedankenwelt, in der wir uns hier befinden, eine totale, kom plexe, ja mystische Vorstellung ist : Die Gestalt der "Jungfrau" u ?d der "Mut . ter" gehen im mythologischen und im rituellen Rohmatenal, das In der Ekloge verarbeitet wird, vielfach ineinander über.538
Das schattenhafte Dasein des Vaters im Epilog der E t-.loge - dessen kongru ente Weiterführung die Nebenrangigkeit auch des deus darstellt - ist durch die bisherige Forschung nicht unbemerkt geblieben. Mat1 kam sogar zu dem Schluß, daß bei Vergil hier vom Vater ganz und gar 11jcht die Rede ist, nicht einmal indirekt oder am Rande. Gefolgert wurde dies z Um Teil auf Grund der Textform qui non risere parenti ( = matri) (v. 62) , 539 zum Teil aus der Wendung risu cognoscere m a t r e m ,54° schließlich auch mit de r Be�ründung, parentes ( qui non risere parentes 62) sei als der Plural von parens mater zu verstehen, d. h. als ,Mütter'.541 Wir gehen hier von der Richtigkeit der Textform parentes aus sowie davon, daß der Plural auch diesmal seine allgemei n übli che Bedeutung ,Eltern' hat.w Die Wendung umfaßt dann auch den Vater, doch nur sehr im Hinter grund ; konkret gemeint ist damit im gegebenen Kontext die Mutter, aber als Vertreterio der Elternschaft : so dürfte wohl fast die Gesamtheit der Forschung die Stelle verstehen.54J Doch nicht, wie weit der Vater i m Epilog als abwesend gedacht wird, ist das eigentliche Problem, sondern wie diese Abwesenheit zu erklären ist. Die zitierten Forscher deuten den Tatb estand historisch : Der Vater sei verstorben, die Mutter Witwe, das Kind ein posthu nles Kind ;544 oder er sei
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S. oben S. 296 und Anm. 384; S. 298 und Anm. 396. . Gegenwart der Geburt und umgebende Zeit: v. 4- I O (Virgo, Lucma) ; v. 46-5 2 (Par cae) ; v. 6o-62 (mater, risus). Diesseitige Zukunft des Neugeborenen : v. 1 1 -4 5 . 5 3 6 S . oben Anm. 382. 517 Norden 6o. Das Gewicht der Muttergestalt im vergilischen Epilog wird auch durch einen Vergleich mit Vergils catullischen Vorbildern deutlich. Catull 6 I , 2 I 6 ff. stehen Vater und Mutter gleichgewichtig nebeneinander. Die Gewichtsverschiebung zugunsren der Mutter in der 4. Ekloge ist das Werk Vergils. S. oben S. 29 d. und Anm. 362. Herrmann, Masques et visasges, I 0 3 ; M. Manson 5 9 ; E. A. Schmidt I 68. . "" S . olwn Kapitel I I , S. 20 1 -2 1 o und Anm. 544; S. 3 I4, 3 I7 f. Ungenau BeauJeU I 97· 534 5 15
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Carcopino, 4" eglogue, I 88 f. Herrmann, Masques et visages, I o 3 ; Perret, Les Bucoliqu es zu v. 6o (p. 5 5) . rtsu c o g n o s c e r e matrem v. 6o und heroum Iaudes etfacta parentis ( patris) . . . legere et quae sit . . . . c og n o s ce re virtus v. 26 f. : Die zwei Verwendungen von cognoscere m der 4· Eklog� smd aufeinander zu beziehen (Herrmann, Masques et visages, I036) · Die erste Stelle Ist Ihrem Inhalt, ihrem Umfeld sowie ihrem Ethos nach männlich geprägt , die zweite weiblich : Hel dentaten des Vaters, virtus sind ein männliches Erkenntnisobjekt, wie der Weg dazu - legere, schulische Anstrengung - männliche Atmosphäre spüren läßt. oaß das weibliche Erkennt nisobjekt atmosphärisch mit risus gekoppelt erscheint, ist nicht r1ur anmutig, sondern auch sehr charakteristisch. 54' So Herrmann, Masques et visages, I 02 f. w Parentes matres ist sprachlich nicht unmöglich und desw egen theoretisch auch hier denkbar. Allerdings hat man gewöhnlich unter parentes sponta r1 beide Elternteile :ersta� den ; um parentes matres zu verstehen, mußte das Wort durch di e Textumgebung emdeuug in diesem Sinne definiert sein. S. die Belege ThLL s. v. 2. parens p. 3 5 �, 5 2 ff. Eine solche Prä . zisierung ist hier nicht gegeben. Wenn man das Wort trotzdem i(l diesem Smne versteht, Ist die Abwesenheit des Vaters im Epilog nur noch stärker als bei ußserer Annahme. 5 41 Literaturangaben dürften sich erübrigen. Anders M erl a n, _rwiH 20( I 96 3)2 I, der paren tes als die betont gleichgewichtige Bezeichnung beider Elternte:: ile auffaßt und memt, das Kind werde auf diese Weise als cq.HptSaA.T,<; ausgewiese n . Die G .egenargumente von Kraus 637 sind jedoch zutreffend : awptSaA.T,<; bezieht sich nicht auf da s Neugeborene ; ein betont gemeintes ambo kann nicht stillschweigend, sondern nur expUzite ausgedrückt werden. Abgesehen davon, daß die strukturelle Umgebung einen primären Bezug von parentes auf die Mutter nahelegt. 544 Herrmann, Masques et visages, I 0 3 ; Perret, Virgil e, 44 f. ; I dem, Bucoliques zu v. 6o. Vgl. Coleiro 227 f. Herrmann folgert dies u. a. aus legerev. 27 : , C:: 'est par les livres � ' � istoire qu ' il sait les actes de son pere . . . parce que celU! ne seraplus Ia povJr lU! raconter s � v1e . Doch /egere bezieht sich Zeugmatisch auch auf heroum Laudes; andrersCits hätte z. B. em Sohn des Antonius die Taten seines Vaters noch zu dessen Lebzeiten i n Caesars Büchern lesen kön nen; ebenso ein Sohn Pollios die seines Vaters in Vergils Werken ( ccl. 3,84 ff.) u. a. m. A u fin dem kann der I i inweis, d a G die ' I atcn des Vaters in veröffem li cl 'll tt'n Blichern z u lncn -� ind, 0
5 4°
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Juno Lucina
Risu cognoscere matrem
in amtlichem Auftrag von Rom abwesend.545 Diese Deutungen werden alsdann benutzt, um Vater und Kind mit bekannten historischen Persönlichkeiten zu identifizieren. Im Lichte unserer obigen Ausführungen546 über die Sitten des römischen Geburtszimmers wird erkennbar, daß solche historischen Interpreta tionen auf falschen Voraussetzungen beruhen : Die Außenseiterrolle des Vaters im Zusammenhang mit einer Geburt ist der Regelfall, nicht etwas Spezifisches, und deswegen bar jeder individuell historischen Aussage. Der Schlüssel zum Rätsel der vaterlosen Zweisamkeit von Mutter und Kind im Epilog der vierten Ekloge liegt nicht in der römischen Geschichte, sondern in den römischen Sit ten - wie das Kind generell kein historisches Individuum, sondern ein Typus ist.547 Dieser Realität hat Vergil durch adäquate Strukturierung in seinem Gedicht plastischen Ausdruck verliehen. Die sonderbare Verteilung der Gewichte zwischen Mann und Frau, insbe sondere zwischen Vater und Mutter, führt jedoch weiter zu der Frage, ob hin ter dieser geschlechtsbedingten Unterscheidung sich nicht ein tiefer verwurzel ter Unterschied verbirgt. Aussagen über die Abstammung des Kindes wie deum suboles (49) fordern die Frage heraus, ob nicht ein Elternteil als göttlich, der andere als menschlich angesehen wird, und gegebenenfalls welcher. 548 Beide Auffassungen wurden in der Forschung vertreten, die Göttlichkeit der Mutter, 549 häufiger die Göttlichkeit des Vaters. 5 5o Ersteres findet im Text
schlechthin keine Stütze,55' letzteres beruht auf Textstellen, die zumindest auf den ersten Blick für einen göttlichen Vater zu sprechen scheinen;5P Musterge stalten, mit deren Apotheose die individuelle Zukunft des Kindes verglichen wird, insbesondere Hercules, sind tatsächlich Söhne eines Gottes_553 Eine inten sive Interpretation führt jedoch auch bei diesen Belegen zu dem Schluß, daß Vergils Worte nirgends eine Göttlichkeit des Vaters aussagen. 5 54 Was sich aus dem Text genau betrachtet ergibt, ist eine allgemein gehaltene göttliche Abstammung unbestimmten Grades, die nicht in einem Vater oder in einer Mutter personalisiert wird, sondern nur der Charakterisierung des Kindes dient: Es handelt sich um eine Doppelnatur; dies ist in Wirklichkeit das Pro blem. Wie ist diese zu verstehen? Wie ist sie zu vereinbaren mit dem rein menschlichen Charakter des lachenden Neugeborenen ? 5 5 5 Die Doppelnatur ist s o stark ausgeprägt, daß sogar die These aufgestellt wer den konnte, Vergil rede von z w e i verschiedenen Kindern, einem schon gebo renen, in der Wiege liegenden Menschenkind und einem erst erwarteten Göt terkind.556 Daß jedoch der Dichter mit nascenti puero (v. 8) sowie puer (v. I 8, 6o, 62) dieselbe eine kindliche Person meint, kann nicht strittig sein. Ebenso bleibt die Einheit der Person als vom Dichter intendierter Inhalt von jeder entste hungsgeschichtlichen Hypothese unberührt; auch wenn man annimmt, Vergil hätte mit puer in einer Erstfassung ein anderes Kind gemeint, als in der zweiten, korrigierten Endausarbeitung, 5 57 sprach er immer nur von e i n e r Person. Auf der anderen Seite ist aber der Doppelcharakter von substantieller Art, nicht b!oß der Effekt einer doppelschichtigen Ausdrucksweise des Dichters, indem er emem als real beschriebenen Kind zugleich auch metaphorisch ein mythologi sches Kostüm überstülpt.558 Die als Substanzänderung gemeinte Schlußapo theose verlöre in einem solchen Rahmen ihren Sinn : Sie setzt ein Nebeneinan der bzw. Nacheinander von Menschsein und Gottsein von gleicher primärer, substantieller Qualität voraus. Göttlichkeit wird dem Kinde dementsprechend, wenn man es genau beobachtet, einerseits hinsichtlich seiner Existenz nach Vollendung des irdischen Lebens zugeschrieben (v. 6 3), andrerseits hinsichtlich seines Ursprungs, seiner vorgeburtlichen Existenz (v. 49) : Er entstammt dem Himmel und wird in den Himmel kommen; auf Erden, actualiter, ist er jedoch
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einfach eine Erhöhung von dessen Ruhm sein, gegenüber einem Mann, dessen Leistungen nur mündlich, von ihm selbst, erzählt werden. 545 Carcopino, Mysteres de Ia 4e eglogue, 93· 54 6 S. oben Kapitel I, S. 9 f. und Anm. 29, S. 5 6, 67, 76. 547 ]. Beaujeu 203 ff., 2 I 487. 54 8 Mit Recht betont M. Mansan die Notwendigkeit, die 4· Ekloge auch als ein D o k u m e n t im Rahmen einer ,Geschichte der Kindheit in Rom' zu sehen (49, 62). Die einschlägi gen Ausführungen von Neraudau, Enfant a Rome bes. I 32 f., werden diesem Gesichtspunkt nur in geringem Ausmaß gerecht. Die Theorie, daß beide Eltern Götter waren, bzw. daß das Kind restlos göttlich, wird in dieser absoluten Form, genau betrachtet, kaum vertreten. (S. die Übersicht bei Herrmann, Masques et visages, 86-89; Coleiro 222-2 39). Denn selbst wer das Kind für einen Gott hält, z. B. den Dionysos, schließt gewisse menschliche Komponen ten nicht aus oder einen menschlichen Elternteil. Vgl. Coleiro 22 5 : ,a divine being and a son of Zeus and some nymph or some o f t h e m o rt a I s . . .' (gesperrt K.-Z.). Oder aber er geht davon aus, daß die Eltern die Göttlichkeit nur als Maske trugen, in Wirkl ichkeit Menschen waren, so Alexander Helios = Apollo als Sohn von A nto n iu s Dionysos u n d Kleopa tra = Isis. Schwerer wiegt aber, daß entscheidende Argum e n te d iese Theorie überhaupt als nicht möglich erscheinen lassen, vor allem die u nübersehhar<'n l ·: lc·nH·ntc men s c h li c her Rea lität in der Schilderung der ,Geburt des Ki n d es ' sowi<' d i<' l l i nweise, dar\ t'l' e rst mit der Zeit Gott w e r d e n w i r d , dies also nicht von Gc·hurt an .� <'i n kann : Skutsch I 49f.; Fowler, HSPh I4(I 903) 3 1 ; Lejay 24 f. ; Erdm a n n I O I ; Wi l l iants, l 'ror. V i rgil Soc. I 4( I 974/ 5 ) 5 ; Nis bet 70; Coleiro 22 5 ; Kraus 6 I 2, 6 I 4, 6 ·' 7· H Y S la ter I I 5; Herrmann, M asques et vi.� agrs, ')O f. 5 5 o M arx 1 09, I I ') f., I 2 } ; S. Reinach, C u h c•,, M y t hcs ct Religions 2, 79 ; Norden 76 ff. ; Erd m a n n 29, 1 I H f. ; f l crrma n n , Masquc·s rt vi,agc·,, H<J-') 1 ; E. A. S ch mi d t I 67. =
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5 5 ' Die These einer göttlichen Mutter stützt sich nur auf das catullische Vorbild der Ekloge : Weil bei Catull von Achill die Rede ist, und dieser das Kind einer göttlichen Mutter war, folgert man, daß der puerVergils auch eine göttliche Mutter gehabt haben müsse : Lin komies I 7 I ; E. A. Hahn 207. 5 5 2 Vgl. v. I 7 : pacatumque reget patriis virtutibus orbem und v. 49 : cara deum suboles, magnum lovis incrementum. Kukula, 50J ; Lejay 5 f. ; S . Reinach, Cultes, Mythes et Religions 2,73 ff. ; T. Frank, CPh I I ( I 9 I 6) 3 34-6; Norden I29 ff. ; Weber 22'; E . A. Schmidt I 67'8l, r 67 ' s 4 . 5 5 3 S. oben S. 3 I I und Anm. 47 1 . 5 54 Deubner, Gnomon I ( I 92 5 ) I 66 f. ; Kraus 6q, 628-30, 637. 5 5 5 S. oben S. 308. 5 5 6 S. oben Anm. 382. 557 S. oben Anm. 3 82. 5 5 8 Hahn 2 I 2 ; Coleiro 2 3 1 . S. oben A n m . 5 47 .
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ein Mensch, nur potentialiter Gott.>>9 Darin, und nur darin, daß Aktualität und Potentialität untrennbar aneinandergekoppelt sind, besteht seine Affinität mit dem Göttlichen. Und gerade darin ist er ganz Mensch. Denn nach verbreiteter antiker Auffassung kommt die Seele eines jeden, zumindest eines jeden hervor ragenden, Menschen aus dem Himmel und kehrt dorthin zurück,560 letztlich ist jeder Mensch56' ein Kind Jupiters - d� YUQ ZEU� navnnv nQOnUTffiQ, !lia o' av5Qacn Qil:;a - je außergewöhnlicher er ist, desto mehr.562 Der puer der 4· Ekloge ist nur Kai {;�oxflv Mensch in diesem Sinne, der Erstgeborene seiner Generation : v. 49 : cara deum s u b o l e s , magnum fovis incrementum korrespon diert mit v. 7 : nova p r o g e n i e s caelo demittitur alto.56 J Durch sein Lachen bekundet er nicht seine Göttlichkeit, sondern vielmehr die Tatsache, daß er ganz Mensch geworden ist.564 Es ist ein merkwürdiges Faktum, daß auch in dieser Darstellung einer exem plarischen Geburt das Kind als Doppelwesen erscheint, wie wir es in verschie denen Zusammenhängen schon mehrfach beobachtet haben. Hercules Primige nius a is Abbild des Neugeborenen ist Erzeugter und Erzeuger zugleich ;565 ein
göttliches Zwillingspaar, Pilumnus/Picumnus, der erdwärts und der himmel wärts Gerichtete, repräsentiert es in der alten Fassung des Bett-und-Tisch Ritus;566 die Sitte des tollere zwecks statuere zielt auf das Kind als ein Wesen ab, das der Erde entstammt, mit der Bestimmung, in den Himmel zu blicken, 567 ein ex terra homo celsus et erectus spectator caelestium. Diese Doppelheit des Kindes, soweit in rituellen Abbildern dargestellt, findet in all diesen Fällen ihren bered ten Ausdruck immer in einer Angleichung an die Dioskuren : Diovis filium, ut . . . ßt6<JKOQOV Castorem . . . Herculem;568 Pilumnum et Picumnum Castorem et Pollucem accipiunt.569 Der Kreis schließt sich dadurch, daß auch zwischen dem puer der 4· Ekloge und den Dioskuren eine Parallelität auf bestimmte Weise hergestellt wird. Dieselbe Zeile nämlich, die die göttliche Abkunft des puer kundtut, wird durch den Verfasser der Ciris, nur leicht abgewandelt, gerade auf die Dioskuren angewandt :57°
Bömer, Gymnasium 5 8 ( I 9 5 1 ) 3 5 , 37· Geffcken 3 30 ; Kraus 628 f., 637. 56' Erdmann 1 19 f. ; A. Wlosok, Vatervorstellungen, 5 J. 56 2 Verg. Aen. 6 , I 2 9 ff. ; Erdmann I I 9 f. ; Wlosok, Laktanz, I 8o ff. ; J. Beaujeu I 99, 205 . 56J Erdmann Ioof. ; Weber 202 ; Kraus 628 f. Linkomies I 66 ff. bestreitet, daß nova proge nies sich auf ein neues Menschengeschlecht bezieht und daß ein Zusammenhang zwischen progenies und dem puer ( suboles) besteht. Nova progenies meine ein neues G ö t t e r ge schlecht. Diese Auffassung ist unhaltbar, die angeführten Argumente unzutreffend. Es ist nicht richtig, daß progenies caelo d e m i t t i tu r (7) und s u rg e t gens aurea (9) sich ausschlie ßen (wie auch Weber 202 und Deubner, Gnomon I [ I 9 2 5 ) I 66 annehmen). Im Gegenteil : Auch für das goldene Geschlecht ist eine doppelte, himmlisch-erdhafte Entstehung, ein demitti ebenso wie ein surgere charakteristisch. 0. Beaujeu 205). Bei Lukrez erscheint diese Doppelung als dogmatischer Gegensatz : haud . . . mortalia saecla supeme I aurea de caelo demisit (!) Junis in arva I. . . sedgenuit tellus . . . (2, I I 5 3- 1 1 5 6). Bei Ovid als Alternative : sive d i v i n o seminefecit (sc. hominem) I Ille opifex rerum . . . I Sive recens tellus . . . I . . . cognati retinebat semina caeli (Met. I ,78-8 I ) ; vgl. dementsprechend aurea prima s a t a est aetas (89) : Das goldene Zeitalter entstand entweder von oben, im Himmel, oder von unten, aus der Erde, wobei auch im letzteren Fall ein semen caeli in ihm enthalten ist. Damit ist auch das zweite Argument von Linkomies entkräftet, daß das goldene Geschlecht bei der Wiederho lung des Laufs der Welt nicht aus dem Himmel kommen kann, wenn dies das erste Mal nicht der Fall war: Es war in gewissem Maße der Fall. Deswegen kann auch in der Angabe caelo (7) nicht automatisch ein Beweis dafür gesehen werden, daß von Göttern die Rede ist ; ebenso kann demitti nicht als ein ausschließlich für eine Epiphanie von Göttern typischer Ausdruck gesehen werden (s. Lukrez I. c.) . Schließlich aber kann n o v a progenies nicht als ein n e u e s Göttergeschlecht gedeutet werden : novus (7) ist etwas anderes als alter (34 f.). Es handelt sich um eine W i e d e r k e h r , nicht um eine Entstehung n e u e r Götter ( redit . . . redeuntv. 6) . Virgo, Saturnus, Apollo sind für Vergil zweifelsohne die alten, ewig seien den Götter, keine periodisch sterbenden und neu entstehenden Götter: , Les dieux immor tels echappent a Ia renovation' (Reinach, Cultes, Mythes et Religions 2,79). Mit dieser Deu tung führt vielmehr Linkomies die eigene These ad absurdum. 564 S. oben S. 308 ff. 5"5 S. oben S. 2 1 6. 559 560
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J27
cara deum suboles, magnum Iovis incrementum (Ecl. 4.49) illi etiam altemas sortiti vivere luces cara Iovis suboles, magnum lovis incrementum 1jmdaridae niveos mirantur virginis artus (Ciris
397 ff.).
In welchem chronologischen Verhältnis diese beiden Texte zueinander auch stehen mögen,P ' der offenkundige Vergleichspunkt, der die Anwendung der selben Zeile auf den puerwie auf die Dioskuren rechtfertigt, ist die Eigenschaft der göttlichen Abstammung; der gezielte Austausch nur des einen Wortes deum durch lovis beweist, daß dem Nachahmer der Zeile der Unterschied zwischen allgemein göttlicher Herkunft und Gottessohnschaft im genealogischen Sinne voll bewußt war. Ob er auch die weitere Parallele der irdisch-himmlischen Doppelexistenz, altemas . . . vivere luces gedanklich aktualisiert hatte, entzieht sich der Beweisführung. Sie war auf jeden Fall beiden Stoffen, dem des Vorbil des und dem der Nachbildung, immanent. Handelt es sich bei diesen verschiedenen Formen, ein Neugeborenes als Doppelwesen darzustellen, nur um unterschiedliche Ausprägungen derselben, wiederkehrenden Grundidee ? Ist die irdische Geburt mit der Endperspektive einer Existenz im Himmel nur eine Abwandlung des Gedankens, daß der Mensch geboren wird, um auf der Erde zu stehen, aber in den Himmel zu blik ken ? Das Streben nach Apotheose nur eine potenzierte Form des In-den-Him mel-Blickens? Dies ist in der philosophischen Anthropologie, in Griechenland S. oben S. I 76 ff. S. oben S. 26, 89 f., I 78. Die Vorstellung wird mit dem himmlisch-erd haften Ursprung des Menschengeschlechts gekoppelt bei Ovid Met. I ,82 ff., s. oben Anm. 5 63 . 56 8 Varro LL 5 ,66, oben S. I 9 8 . 569 Serv. Aen. 9,4, oben S. I 1 0 f., I 36 f., qo ff. 570 Skutsch I 48 ; Erdmann u 8 ; Wagenvoort, Studies, 8,2 8 ; Bömer, Gymnasium 5 8 ( I95 I ) s o30. 5 7 ' V gl. zum Problem K. Büchner, RE s. v. P. Vc rgi liu s M a ro ( 1 9 5 5) 89, 1 0 5 ; D. Knecht , C :i ris, Brugge, 1 970, I X ff. 566 567
funo Lucina
Risu cognoscere matrem
wie in Rom, von Plato bis Laktanz, kontinuierlich der Fall. Der rectus status und die damit verbundene contemplatio caeli gilt als eine Haltung der Erinnerung an den himmlischen Ursprung des Menschen und zugleich als ein Verhalten der expectatio immortalitatis, wenn auch nicht unbedingt in der Form einer Apo theose im technischen Sinn .57' Auch im Gedankengang der 4· Ekloge wird eine solche Verbindung zwischen Anblicken des Himmels und Aufnahme in den Himmel unterschwellig, doch deutlich erkennbar, hergestellt. Von den zwei Aufforderungen, die im Gedicht unmittelbar an das Neugeborene gerichtet werden, enthält die erste die Mahnung, es solle i n d i e T i e f e d e s H i m m e I s b I i c k e n : aspice . . . caelumque pro.fimdum ( 5 o f.) . 573 Die zweite fordert es zum Lachen als conditio sine qua non einer zukünftigen A p o t h e o s e auf.574 Auf der Ebene des Geburtsgeschehens folgen die zwei Apostrophen unmittelbar aufeinander. Denn die sieben Zeilen, die sie formal voneinander trennen, liegen auf einem anderen Niveau, stellen eine Parenthese subjektiver Gefühlsäußerung des Dichters dar, in der er das eigentliche Geschehen aus persönlicher Sicht kommentiert. Diese Ideenverknüpfung von himmelwärts Blicken und Apo theose ist hier nicht eine abstrakt philosophische, vom beschriebenen Geburts geschehen losgelöste Gedankengestaltung des Dichters. Im Gegenteil : Wie die Geburtsbeschreibung insgesamt letztlich an den objektiven Geburtsverlauf gebunden ist und wie das Lachen eine bestimmte Phase des Geburtsgeschehens reflektiert, so auch die erste Apostrophe. Wenn die Parzen zum Zeitpunkt der Entbindung sprechen,575 so befinden wir uns jetzt unmittelbar danach, in der Phase des tollere und statuereY6 Diese Realitäten sind es, die in der Verdich tung Vergils als die Mahnung, anzutreten (adgredere v. 48) und aufwärts zu blik ken (aspice v. 50, 5 2), erscheinen. Hinter der Aufeinanderfolge dieser Mahnung und der Aufforderung zum Lachen als ersten Schritt auf dem Wege zur Apo theose steht letztlich das reale Nacheinander der Aufhebung des Kindes und seines ersten Lachens, beides Momente der eigentlichen, der sozialen Geburt. Die Geburtsbeschreibung in der vierten Ekloge bietet ein impressionistisches, dichterisch pointiertes, doch nichtsdestoweniger in den Realitäten einer Geburt fest verankertes Gesamtbild, das das Wesentliche des ganzen Vorgangs auf Anfangs- und Schlußpunkt der sozialen Geburt, tollere und ridere, zusammen-
gedrängt präsentiert.577 Dadurch wird sie zu einem Zeugnis darüber, wie die Römer der Epoche eine Geburt als solche verstanden wissen wollten : Tollere und ridere als Anfangs- und Endpunkt des Vorgangs umfassen ihn in seiner ganzen Spannweite und machen seine ganze Qualität aus : Man wird als Mensch nur geboren, wenn man durch andere aufgehoben, auf die eigenen Füße gestellt wird, aber auch nur, wenn man dies durch das Zeichen des ersten Lachens, die erste Leistung als Mensch, sichtbar bestätigt. Eine erste Leistung, deren Perspektive prinzipiell unendlich ist, mit der Hoffnung verknüpft ist, daß der Weg eines rechtzeitig, ja im gegebenen Rahmen möglichst frühzeitig lachenden Menschenkindes über das Menschsein hinaus zur Göttlichkeit füh ren wird.
p8
57' S. oben Anm. 567. S. Prete, Gymnasium 6 3 ( I 9 5 6) 369; Wlosok, Laktanz, 19 ff., 38 f., 47, I 8 2 f., 2 2 I f. 573 ,Hebe Deinen Blick himmelwärts !' bildet nicht den H auptinhalt der Aufforderung, mehr nur dessen Vorbereitung. Denn unmittelbar aufgefordert wird das Kind , das Beben des Weltalls zu beobachten (a. c. p. abhängig von aspice bzw. aspice, ut; mundus = terrae, trac tus maris, caelum ) . Auf der anderen Seite ist aber aspice kein belangloses Füllwort, das him melwärts Blicken kein ungewichtiger Nebenumstand. Dagegen spricht die zweimalige Wie derholung, am Zeilenanfang, die Betonung von caelum mittels des Adjektivs profundum, die klimakrisehe Struktur mundus = I . terrae 2. tractus maris (Weitblick) 3· caelum (Blick nach ohe n ) . \J 1 S. ohen S. 309 f. 1 ; 1 S. oben 1\ n m . 3 Ho. \ ,.,, S . ohcn S. 1 1 ff.
J29
577 Gelegentlich wird in den Zeilen 48-5 2 nicht ein Hinweis auf die G e b u r t des Kin des, sondern auf seine I n t h r o n i s a t i o n gesehen (Erdmann I 28 ff.). Als Argument dient die Tatsache partieller Übereinstimmung mit lnthronisationsschilderungen. Dieser ,Beweis' ist jedoch eo ipso irrelevant, da lnthronisationsschilderungen nach dem Muster einer Geburtsschilderung konzipiert sind bzw. Geburtsschilderungen eines zukünftigen Herr schers nach der kommenden Inthronisation ,schielen'. P a r t i e I I e Übereinstimmungen als Unterscheidungskriterium sind daher ungeeignet (Köves-Zulauf, Reden und Schweigen, München, I 972, I 89 f., I 94, 2ooff., 2 0 1 ' 9 5 , 203'07) . Da das Urmuster, selbst nach dem Mate rial Erdmanns, die Geburtsschilderung ist (I 29, I 305), da das Generalthema der 4· Ekloge eine Geburt ist, muß angenommen werden, daß bei Vergil unmittelbar eine Geburtsschilde rung vorliegt, die als solche aber zugleich sekundäre Antizipation eines zukünftigen Herr schaftsantrittes ist. Dies erklärt die Mischung von Präsens- mit Futurformen in der Passage (Binder, Gymnasium 90 [ I 98 3 ] I I 8) : Aggredere, Aspice (Auf-die-Füße-Stellen, tollere des Kindes) ist Gegenwart, aderit tempus ( = Inthronisation) ist Zukunft. Es ist nicht zufällig, daß als Zeitpunkt einer von Erdmann angeführten Parallele (Pseudo-Kallisthenes r, I 2 , J9, s. Boll, Kleine Schriften, 3 5 6) definiert wird : nw6vw� cni Yfi� TOÜ ßQE
.
Indices 1.
Aelianus nat. anim. 7, 1 2 : 9 I 33 3 I I , I 6 : 90330 var. hist. 2, r 6223 ' 4 : I 5 73'4
Aeneas Tacticus 33, I-2 : 99'4 33, 2: Io85° Aeschylus Agam. 4I ff. : I 442 5 1 choeph. 7 3 4-765 : 9 1 JJJ septem 5 29 f. : 1 24 ' 22 Aetius Amidenus ed. Olivieri 4, 2-3 p. 3 5 9 : 3 6 p. 3 59, 26-2 8 : 4 10 ; 7" p. 3 5 9, 27 : 47 i 72 1 p. 3 60 , I 2 f. : 2 1 78 Aetius Amidenus ed. Stephanus, Latine I 6, I 5 = Tetrabiblos 4, I 5 : I 47260 Aetna 227 : 2698 Alcimus Avitus de virg. 6, I 8 6 f. : 78 Aleman frg. I , I 7 Garzya: 3 I 9 522 Ambrosius exp. psalm. I I 8 I 5, I 6 : 29839z ; 3 004°8 ; 30 24'5 (h)exam. 4, 4, I 4 : 3 6 ; 4 ; 8 ; I 029; 2 8 '00 ; 742 64 Ammianus Mare. I 4, 2, 3 : I 6 3 Anecdota Graeca ed. Bekker I , 304, I 4- I 6 : I65 0
Anthologia Pa!. 6, 244 : 303423 Antigonus Caryst. I 7 5 ( I 9 I ) : 222'3 Antoninus Lib. I I , 2 ff. : I 3 4'9' I 9 : 2 3 970 Apollodoms Mythogr. I , 4, 3 : 90JJ' 2, 7 > 4: 3 5 1 29 3, I 4 : I 34'9'
Apollonius Rhod.
I , 940: I 42 240 948- 5 0 : 1 42 240 9 5 5 f. : I 42 240 9 8 8 ff. : 142 240 992 ff. : I 42240
1003 f. : 10846 100 3 ff. : 1 4 1 ; 142'JH
Stellen I O I I : 42 240 I O I 5 ff. : I 4 2 240 2, I O I O- I 4 : 9 I 3JJ Scholia Ap. Rhod. I , 57: I 5 4300 5 sr 23765
Appianus bell. civ. 3, 28 : I 2 3 1 14 Apuleius met. 5, I 4 , 3 : 3 I 5 i J I 5 492 6, IO, 5 : 90330 d. d. Soc� I 5 I : 2 I 3 Arator act. apost. I , 349 ff. : 50'78 3 5 0 : 2 8 '00 Aristophanes Ach. 42 3 : 2 I 75 426 : 2 I7 5 4 3 1 ff. : 2o f. l 5 4 3 8 : 2 1 75
thesm. 74 1 f. : 298392 Aristoteles hist. anim. 7, 10 5 87 B : 222 I) 7, 17 1 3 3 6 A, 1 0- 1 2 : 1 653 Arnobius adv. nat. ( = adv. gent.) 2, 8 : 2 8 '00 ; 29 10 1 ; 7 3264 67 : 1 9 8 5 '4 69: 1959; 1 5 8J I7 ; 1 5 8 3 ' 8 3 , I 5 : 205 5 54 30 : 2232 1 4, 3 : 26 3 202 7 : 1 1 477; 223 " 2 1 : 28i37 2 5 : 1 49 268
Artemidorus Dald. I , 5 : 3 1 9 522 [Asconius] in Cic. div. Caec. 3 : 10334 Athenaeus deipnosoph. 2, 5 0 = 58 A: I 4 I s. Ibycus 3, 6 = 74 D : 1 8646' 1 5 = 78 D: 1 86462 4, 1 6 = 1 39 B : 3 I 3484 1 4, 6 = 6 1 6 D : 329577 Augustinus civ. Dei 3, 1 7 : 1 2 1 ' 05 4 > I I : 3 6 i 47 i 5 ' 3 ; 8 ; 5 1 ' H ' i 78 i 203 544 ; 2 7 2 260 2 1 : 5 I)
33 2
Index
6, 7 : 2005 22 9: 95 i 1 1 5 78 ; 1 3 7 212 ; 3024 1 9 ro: 194498 7 > 2 : 8i'4 3 : I I9j 223; 282315 I I : I 8 8476 24: 87 IO, 2 1 : 20354o I 5 ' 2 3 : 96' r8, 1 5 : !28 141 ; 1 5 0'75 ; 1 5 2'87 I8: 3I5 2 1 , 1 4 : 3044'7; 305433; 306441 22, 2 2 : 28 100 conf. r, 6: 222 1 1 ; 293 3 67 epist. r 37, 2 : 300408 fid. et symb. 8 : 41 1 46 ; 4 1 1 47 pecc. mer. r, 28, 5 5 : 49 1 75 quant. anim. 28, 5 4 : 292 361 trin. 3, 3: 298 39'
Avienus orb. terr.
1 1 19 : 305 436 I ! 20 ff. ; 22937 1 1 30: 305 I I J I : 3044'7
[Aurelius Victor] origo r r , 3 : 3 r 8 F0
22, I : 24288; 2 5 3 1 53 vir. ill. 14, 5 : 270'49
Ausonius ecl. 7, 2 f. :
8o'87 I I : 42 1 5 2 39: 299400 39 f. : 79 23, 23 f. : 206559 epist. inscriptio : 28 100; 29 10\ 73 '64 parent. 3, 2 d. : 272'61 1 , r 2 5 ff. : 29839'
Bacchylides epin. Basilica ser. A 39, r , 36 = C(odex) 3, 28, 3 : 4d44 ser. B (Scholia) 39, 1, 36, 2 = C(odex)
3, 28, 3 : 40144; 43 1 59 5, 5 carm. r 1 : 2 798
Boethius consol.
Caelius Aurelianus gynaec. ed. Drabkin
I, 5 5 (43 9 ff.) : 42 1 5 2 (446) : 301 41 1 (446 ff.) : 301 412 68 (574) : 3014 10 (574 f.) : 301 4 1 4 77 (66o) : 301 410 (66of.) : J O I 4 1 4
1.
103 (917) : 49 1 75 104 (923) : 2486 (926 ff.) : 5 12 . (927 f.) : 1 3 4' 107 (965) : 3 3 "7 (968 f.) : 33 "7 I 1 4 (roro)-121 ( r i 2o) : 36 1 1 5 (101 3 f.) : 47 ; 4 10j 1 6 (IOI J-1017) : 7' 1 I I 6 (1029) : 48; 5 11 I 17 (1045 ff.) : 57zo6 n 8 ( r o6 1) : 9'6 (ro6 d.) : 58 2 10 1 2 1 (1 1 !2) : 33" 8 (r r r8): 33 " 8 2, 5 (9 1) : 3014 10 6 (ro8) : 57'o4 46 (6o8) : 301 410j 3014 1 3 5 1 (685 ) : 30I 410j 301413 58 (736) : 301 411 99 (!20 1 ) : 2486 ro8 ( 1 368) : 301 410 Caesar bell. Gall. r , 8, 2 : 36 13° 2, 8, 4: 36 130 5 > 3 5 : 1 67 361
Callimachus frg. 1, 37f. Pfeiffer : 59" 8 hymn. Jov. r 7 ff. : 1 47'60 [Callisthenes] r , 1 2, 39: 329 577 Calpurnius Piso frg. 44 Peter HRR:
102 29; 1 1 5 78
Carmina Latina epigraphica (CLep) Nr. 144: 28 1oo; 4 i68 ; 73 '64
787, 8 : 3034'5 970 : 43 1 5 8 i 74'64; 76'74 ! 298, 2 : 3 1 5 1477 : 6 16; 2593 I 5 14 > 5 ff. : 300405 j 3034'3 I 5 1 4, 6 f. : 298392 Johannes Cassianus c. Nest. 3, 1 5 , 2 : 4o f. Cato agr. 8, 2 : r 1 266 ro: r i J70 36, 2 : 1 40"7 37 > 2 f. : 1 p 280 42, 2 : 1 40227 1 32 : 1 2 1 107 1 3 3, 2 : 1 1 266 143, I : 2 ! 8 618 2: 105 38 ; 1 56 I 45 : I I J7o r p : I05 4o Catullus 6 1 , 2 : 2 59
216 ff. : 19236' ; 322537 121 ff. : 172261 64, 13 : 259 182 334ff. : 172261 366 : 272261 377 : 272261 67, 17 f. : 20555 1 Celsus Medicus 7, 29, 9 : 1 3 4'
Censorinus d. die nat.
2, 2 f. : 1 1 3597 3 : 28 100 3, 5 : 2 1 3597 4 > 4 : 1 1 3598 5 : 1 1 4604 r 1146o6 I I, I f. : 29i86 7 : 2216; 222 13 ; 222 1 5 ; 113 1 9; 301419; 308454 1 7, 1 : 259 1 83 22, 1 4 : 147" 6; 254 1 57 I 5 : 253
Cicero Att. 6,
I, I 7 f. : 2095 73 I I , 10 (9), 3 : 18 100j 18 1 01 j 30 104; 40'43 ; 73 '64 Cael. ( 1 1) 26: 168 div. 2, (41) 8 5 : 1 1 5 div. in Caec. (17) 5 7 : 104 36 dom. ( 1 3) 34: 74'64; 18 1oo; 29 101 (14) 36: 74'64; 28 100 j 82; 82 2 8 5 fam. 5 , r6, 3 : 73 '64; 28 1oo ; 29 101 6, r8, 5 : 6o" 1 har. resp. (27) 5 7 : 18 1 00; 29 101 ; 73' 64 leg. 2, ( r r) 28: 2 1 3596 (23) 5 9 = leg. 1 2 tab. 10 3 : 8531 1 (14) 6o = leg. 1 1 tab. ro6 a : 85 3 11 3 · (3) 7 : 1 5 5 309 (4) I I : 853" (8) I 9 = leg. I 2 tab. 4, I : I 96\ 196 5 (19) 44 = leg. 1 2 tab. 9, r, 1 : 8 5 3 " nat. deor. 2, (14) 62 : 309461 (27) 69 : 299400 (56) 140: 16 ; 2695 ; 2697 3, (30) 74 : 1 043 6 (34) 8 3 : 22i5 off. 3, (19) 78 : 1043 6 parad. r , (2) 14: 72'6 ' Phili pp. 2, (r8) 45 : 72'6' 3 (6) r r 74'64 ; 28 1 00 j 76'73 I J , ( 1 o) 23 : 27 100; 2910 1 ; 73 ' "4 Pis. (36) H H : 1904 81
Stellen
333 Plane. (10) 50: 72'6' pop. grat. (r) 1 : 74' 64 ; 18 1oo; 29 101 rep. 2, (1) 4: 2 ioo; 74' 64 ; 28 1oo; 29 101 Tusc. r, ( 1 8) 42 : 8o'87
3 · (r) 2 : 73'64; 18 1oo; 30 107 ; 45 5 , ( I J) 37 : 88 ; 89J27; 89 3'8 Verr. 2, 3, (69) r6r : 74'64 ; 28 1 00; 19 101 4 > (56) 114: 36 1 30
Scholia in Cic. orat. Bobiensia pro Milane 7 : r 63H7; 192493 [Cicero] epist. ad Oct. 6 : 3 1 4 Ciris 397 ff. : 327 Claudianus bell Gild. r , 30 3 : 5 3 187 cons. Prob. et Olyb. 141 ff. : 5 3 187
143 ff. : 54 193 1 44 : 5 8' " cons. Stil. 2, 342 ff. : 849 345 : 42 1 55; 43 1 5 6; 75' 64 345 ff. : p ; 78' 69 346 : 28 100 3, I 76 ff. : 49 177 r 78: 68 '49; 7 r'5 8 179 : 74'64; 28 100 4· cons. Hon. 1 59 f: 65 '43 r68 : 65 '43 6. cons. Hon. 67 : 5 3 187 5 2 5 : 205 553 in Eutr. r, 46 : 8'3; 18 1 00 j 49f : 5 1 ; 75 264 in Rufin. r , 91 ff. : 48 ; 5 1 9 3 : 8 2 3 ; 18 100; 41 f.55 ; 41 1 5 6; 64'4'; 75 264 rapt. Pros. 3, 36r ff. : 1 0744 Claudius Mamertinus de cons. suo 20, 4 : 72260 Codex Just.
3, 18, 3 : 18 100; 40'44; 41 1 55; 43 1 57 4, 44> 2: 2070 5 > 4, 6: 28 100; 73'64 4 > 9 : 28 1 00 r6: 3 5 1 29 6, 3 · o: 28 100 ; 7 3 '64 4, o: 18 100; 73'64 6, I : 18 100j 73'64 8, r, I : 28 1oo; 74'64 9, 3, o: 18 100; 41 1 5 5 ; 43 1 56 ra: 28 100; 73 '64 4> I : 18 100 ; 73 '64 2 : 28 1 00; 73 '64 4: 2H IOO ; 73'"4 1 9, I , 0: 2H 100 1 9 , r : n '''4 ; 76'7 1
334
27, I : 39 142 ; 73 264 I, 0 : 28 100 5 , 27, 3 : 73264 3 . 2 : 28 100; 39 141 ; 74264 I I , o : 28 1oo; 74264 2 : 28 100 3 : 73 264 6, 25, 7 (6) : 75 267 7 (6), o: 281 00; 43 158; 75 264 I : 28 100; 74264 29, r : 74264 r, o : 28 100 46, I : 74264 ; 76273 r, o : 28'00 7 > 9, 3 > I : 28 1oo; 73 264 14, 3 : 42' 5 5 ; 73 264 3 . o : 28 100 I 5, 3 . o: 28 100; 74264; 76273 8, 46 (47), 7 : 74264 7 · o : 28 100 5 I (52) : 2070; 30 105 ; 73 264 3 : 29 103 ; 4 5 '6 5 ; 46 ; 6I 3 . o: 28 100 I-2 : 28 100 2 : 28 100 5 5 · 8 : 74264 8, o : 28 100 9> I I, I : 42 1 55; 73 264 ; 762 74; 77 I, 3 : 28 1oo; 39'4 2 ro, J2, 67, 3 : 28 1oo; 74264 r r, 48, 1 3 , o : 28'00; 73 264 1 2, r, r r, o : 28'00 I : 74264 57 · 1 2, o : 28 100; 74264 Codex Theod. 4, 6, 3 : 28'00 5 , ro, r : 20l0 Collatio, Mos. et Rom. legum
6, 4 · 3 : 28'00; 39'4 \ 45 '64; 73 264 r6, 3 · 9 : 28 1oo; 73 264 ; 76273 ! 2 : 28'00; 74264; 82295
Columella de re rust.
2, 1 4, 5 f. : 1 5 1 280 6 : I 5 ! 284; I 58 J2°; I 59Jl 1 8 : I 5 ! 2 84 7 · 4 · 5 : 1053 8; 10539 5 f. : I 593 2 1 6 : 1 593 24 I I, 2, 98 : 12 C G L 2, 190, 40: 28 100; 29 101 ; 30 104; 73 264 202, p : I 583 l 7 225, 3 I : 28 100; 29 103 ; 73 264 452· J 8 : 28 100; 29 101 ; 30 104; 73 '64
1.
Index
45 5 · 3 3 : 28'00; 44 162 595 · r6: 2798 4, r8o, I 2 : 28'00; 73 264 r 82, ! 2 : 28 100; 73 264 290, 39 : 28'00; 73 264 572, 5 2 : 28'00; 73 264 5 . 485, 48 : 28 100; 73 264 p 6, 27 : 28'00; 73 264 6, I, 3 1 : I 5 5 303 7 • 2, 293 : r p 284 7 > 2, 5 8 7 : 1 5 5303 CI!,- r ' p. r2r, 68 ff. : I 5 63 " r ' , r p. 23 1 : 271 2 5!; 271 2 54 p. 2 5 8 : 279 298 p. 259.: 2 5 3 p . 309 : 279298 p. 3 ! 2 : 265"6 p. 330 : 1 91 492 P· J 36 f. : 8 i 24 r ' , 2 Nr. 6o : 2 1 5 2 p. 38 7 : r 8 s 446 p . 403 (Nr. 359) : 1 8 5 447 (Nr. 36o) : 194498 (Nr. 36 r a) : 194498 p. 540 (Nr. 756, r 6f.) : 2 5 1 '33 p. 595 (Nr. 122 3 6 Nr. 235 5 1 ro Nr. 662o = CLep Nr. 970) : 28' 00 p. 843 -9 1 9 : 83 297 CIL 3 p. 8 5 3 (Nr. ro / !2 /) : 29 10! ; 74264 p. 889 (Nr. 7 5 /47/) : 28 1oo; 29 103 ; 74264 p. 890 (Nr. S r /48 /) : 28 100; 29 10J ; 74264 p. 891 (Nr. 8 3/ 49/) : 28'00; 29'0!; 74264 p. 894-95 (Nr. 88 /52/) : 28'00; 29'03; 74264 p. 896 (Nr. 9 1 / 5 3 /) : 28 100; 8 3 299 p. 897 (Nr. 92 1 5 4/) : 28 IOO ; 29 1 03 ; 7 4264 p . 899 (Nr. 56) : 28 100; 83 299 p. 900 (Nr. 97 1 57/) : 28 1oo; 29 10 3 ; 74264 3 Suppl. p. I956-2038 : 83 297 p. I996 (Nr. 82) : 28 100; 8 3 299 p. 1997 (Nr. 84) : 28'00; 29'03 ; 74'64 p. 1999 f. (Nr. 86) : 28'00; 29 103; 74 264 p. 2000 (Nr. 89) : 28'00; 29'0! ; 74264 p. 2004 (Nr. 95) : 28'00; 29'03 ; 74 264 =
=
2005 (Nr. 96) : 28'00; 29 103 ; 74264 p. 2006 : 28' 00; 29 103 p . 22 I 2 f. : 83 297 p. 2J28 6L 2J28 72 : 83 297 p. 2328 6 5 (Nr. 102) : 28' 00; 29 103; 74264 5 Nr. I662 : 35 "7 Nr. 48 54: 204547 6 Nr. 193 3 : 225 3 ' Nr. 20370 : 28'00 Nr. 20370-7 I : 43' 58 ; 74264 Nr. 30907 : 2 1 5 6 " 9 Nr. 22 I 3 : 1 5 5 Nr. 3667 : r 56 ro Nr. 6488: 2253 1 1 4 Nr. 2065 : r I 5 78 Nr. 2094 : 256 16 4 Culex I I : 3 r 5 ; 3 I 5 49' p.
Curtius Rufus
8, 8, 1 4 : 38 1 35 ro, 3 · r r : 28 1oo; 29 101 ; 30 104; 30 io6 ; 73 '64; 76'73
Digesta
r, 9, 5 : 28'oo ; 74'64 ; 82294 2• 4· 4 · 3 : 28'00 ; 39'4' ; 73264 5 : 37 ro, 8: 28'00 ; 73 264 2, 14, 40, 3 : 28 100 4· 5 · 7 : 37 1 3 2 5 ' 2, 14, o : 28 100 r6, 3, 26: 42 155 r6, 3, 26, o : 28'00; 74 '64; 7 6274 22, 3 . r s : 28100; 74 '64; 7 6273 23, 2, 1 2, 3 : 28 100 2 5 : 28 100 J4, 2 : 28 100; 73 '64; 76'73 4 · 2 r 28 100; 73 264 25, 3, 1 : 37 25, 3, r , 5 : 37' 3 ' ! 2 : 38 3 . 2: 28 100 25, 4: r o29 4 ff. : 37 4 ff., I , 8: 28 100 ro: 67246 27, r , 45, o : 28'00 ; 74264 28, 2, 28, 2 : 28 100; 73 '64; 76'73 29, 2, 92 : 28'00 ; 43' 58; 73'64 3 I , 76, 5 : 28 1oo; 42 155; 74 '64 77 · I 7 : 28 100; 73 '''4
Stellen
24: 28 100 88, ! 2 : 28'00; 39'42; 73 '64 32, 40, o : 28'00; 73 264 4 1 , r r : 28'oo ; 42 1 55; 74'64 34 · r , r s, o : 28 100; 75 264 4 . 24, o : 28'00; 73'64 3 5 , r, 2 5 : 3 5 "8; 42 155; 73 26\ 7627\ 77 25, o : 28 100 6 I : 28'00; 74264 36, I , r 8, 5 : 28'oo; 44'6 3 ; 74264 7 : 28'00 37· 4 · 6, 4 : 28 100; 74'64 1 4, I : 28 'oo; 74264 8, 3 : 28'00; 29!0! ; 30'04; 74'64 3 . o : 28 100 4 : 28'00 ; 73 264 37 · 8, 7 : 28 100; 73 '64 9 : Io'9 I4, 6 : 29 !0! ; 43' 58; 74'64 6, o: 28 100 2: 28 1 00 38, I, 3 7: 30 104 37 · 6 : 28 1 00; 29 101 ; 73 264 6, 7 : 28 100 40, 4· 29: 28 100; 30'05 ; 74264 45, I, I 3 2 : 28 100 48, I9, 9. q : 28'00; 73 264 49 · I 5, 9 : 28'00 I2, 3 : 28 100; 73 264 2 I : 28 100 2 I , o: 39 142 ; 74264 50, I , 9 : 37'3' I7, 9 : 28'00 ; 73 264; 82294 6, 6, 7 : 28 100 Dio Cassius 48, 44, 4 f. : 28'00 49 · J2, 4 : 28 100 50, I , 5 : 28 100 5 I , I 5 , 7 : 28 100 54, I 8, r : 28 100 5 6, 3 . 4: 28'00 59 . I 2, 3 = 1053 8 ; 1 5 6 28, 7 : 3 I 3 484 6I, I 6, 2 : 28'00 7I , I 2 : I I4 Diodorus Sie. 4, 9, 6 : 202m 39, 2 : 202 5Jl ; 3 I 65°5 2 f. : 3 1 4489 5 . 1 4 : 9 1 333 7 · 5 · 4 ff. : 3 I 8 5 20 I7, I oo: r oo''; Io7 4 ' 37• I I : 6 16
335
1.
Index Diagenes Laert. Dionysius Hai.
3, 2 : 3024 ' 7
I, 14, 5 : 1 3 2 ' 8' 32 > 3: 269244 32 > 3 ff. : 2 5 5 16 1 5 5 > 4 : 3 1 8 5 20 8o: 2 p '47 2, I 5, 2 : I 9 6\ I 965 2 3 ' 5 : r 89482 ; 28o302 26, 2-4 : 3 5 "4 s o, 3 : ! 8948 2 ; 28o3o2 70 : 26622 5 70, I : 266 219 3 : roo'3 4 : 26621 9 71, 2 : 2662 '9 3: 266'19 ; 266220 4 : 26621 9 3 > 22, 9 : !63 347 8, 40, 2 f. : 207570 9 > 1 9 : 270570 10, 1 4, 2 : 273 266 Dionysius Per. 940 ff. : 22 8 f. J7 942 ff. : 229 37 949 : 304 4 27; 305 Donatus Ter. Andr.
270: 3 5 " 5 ; 39 297 : 37 134 464 : 3 1 109; 36ff. ; 74264 469 : 74264; 76 273 473 : 34 1 24 48 3 : 33 "9 48 3 ff. : 34 124 486: 2070 77 1 : 34 124 891 : 34"4 Ter. hec. 400: 29 1 02 ; 43 158; 74264 571 : 43 ' 58 577 : 37' 34 Verg. Aen. r , 70: 37 134 7 5 : 37 1 34 4> 327: 44 16 3 vita Verg. 3 : 79 3-5 : 9033 2 4 : 304; 306443 24: r 859 ; r s 8 J l 7 Dracontius laud. Dei 3, 102 : 28 100; 74 264 Romul. 3, 1 9 f. : 79 10, 3.) 2 : 2H' 00; 74 '64 l >u r i � ( H ; r t l ist N r. 76) fq� . s H : 2 5 5 '6 '
Empedocles frg. 146 Diels - Kranz : 309 461 1 46f. Diels - Kranz : 3 195 22 147 Diels - Kranz : 3 10469 Ennius ed. 2Vahlen ann. 5 70: 992 3 scen. 45 : 27'oo ; 29 102 ; 73 264
299 : 70 ; 7 1 2 5 9 3 1 2 : 27'oo; 29 ' ol ; 73 264 41 1 : 176403 varia 48 (p. 221 = incerta 3 5 5 Jocelyn p. 1 48) : 6 16 Epigram. Bob. 25, 1 1 : 28 100; 73 264• Epigram. Graeca Nr. 3 14 Kaibel : 8 f. ; 8 2 8; 2 1 78; 35 128
Eugraphius Ter. Andr.
398 : 74264 468 : 3 1 " 1 48 3 : 3 3"9 n 6 : 2384 729 : 23 84 740 : 23 84; 74264 ; 76273 7 5 2 : 23 84 7 59: 23 84 763 : 2384 769 : 2384 775 : 23 84 Ter. heaut. 642 : 30 105 ; 3 8 ff. ; 42 1 55; 43 1 56; 74264; 75 264 Ter. Phorm. 1007 : 74264
Euripides Ion
32: 2 1 5 J ff. : 1 5 3 292 78 f. : I 5 3 294 I I I- I 54: I 5 3 292 I I 5 : I 5 3 ; I 5 3 2 95 I 2 9 f. : I 5 3 ; I 5 3 294 ! 84-189: I 5 3 296 2 1 9 f. : 1 5 3 294 230 f. : 1 5 3 294 4 I 3 f. : I 5 3 ; I 5 3 292 ; I 53 293 s s 6: r s 3 292 576: 1 5 3 292 6 J 4-62J : 1 54298 6 I 9 f. : I 54298 68 3 : I 5 3 294 794 f. : I 5 3 292 79 5 : I 5 3 ; I 53 295 8o4-8o6 : 1 54 298 8o6 : 1 5 4299 822 : 1 5 3 294 H 5 I : I 54 299
9 1 2-9 ! 8 : 228 ' 918: 2072 ; 2279 95 5 : 2 07 1 ; 2 1 982 : 1 54298; 1 54299 1 129: 1 54299 I I J2-I J 42 : 1 54'98 I I J2 ff. : 1 543 01 I I 3 3 : I 54 299 1 1 34 : 1 54300 1 168 : I 54299 I I 90 f. : I 5 3 292 I 196 : I 5 4299 I J p : 2072 ; 2 1 1 372 : 1 967 1417: 2 1 1 4 1 9 : 22 80 1 424 : 2 1 I 486 f. : 298392 q 89- 149 1 : 2279 1 490 : 2 1 I 490 ff. : 2071 1492 ff. : 1967 frg. I 8 I ; 143 2 47
Eusebius Constantini or. 2 1 (597) (PG Migne 20 p. 1 299 ff.) : 290 ; 291 358;
3 1 0466
Festus (Lindsay)
9 : 2 p 1 34 ro, r 6 : r84438 I 8 : I 84438 12: 155 r8, 8 f. : r 8444 1 42, 7 ff. : 261 1 92 49 : 2 5 3 153; 273 267 49, r 8 ff. : 261 1 92 5 5 : 28 1 00; 29 103; 194498; 205 55 1 ; 205554; 2 355 2 5 5, 1 7 : 74264 s 6 : 122" 0; 125 125; r89482 64: 10334 67, 27: 184438 68 : 1053 8 ; 1 49271 7 3 : 276278 7 5 : 24287; 246"5; 2 5 3 153; 28r ; 281 3°7; 2833 21 75 f. : 2 5 3 7 5 , 26f. : 245 f. 82: 2 8!3°7 82, 3 0f. : 276 278; 276 2 8o H4: 2 1 3595 ; 2 1359s H6 : • 93498
Stellen
33 7
92, JO: I I 3 69 102 : 2 p 1 36 105 : 1 966 1 5 3 : 278 292 190: 7 1 260 2 2 1 : 2 1 3594 224 : 1 1 5 80 ; 1 74398 224, 4-6 : I 70 225 : 1 72; 174398 230 ; 1 2 : 2 p 'l4 23 5 , r 6 : I J 2 1 82 28 3 : 205554 304, 5 ff. : 2 772 88 308: 2672 30 346 : 265 21 5 3 5 8 : 270249 380, 1 8-22: 1 9 1 491 410: 122"0 ; 1 2 3 1 " 472 : 122"0 472-473 : 1 25 " 5 ; 122"0 473 : 122"0 s oo : 123 114 503 : I 859 ; I 5 8 3 l7; r s 8 318
Firmicus Mat. math.
I, 7, I : 69 3 : 28 100; 69 ; 692 51 ; 692 5 2 ; 7 1 2 59; 74264 3, 1 1 , 1 1 : 28 100; 29 101 ; 692 5 1 ; 74264; 76273 5, I, r 8 : 28 1oo; 29 101 ; 69 2 5 1; 74 264 3 > 3 = 28 100 ; 29 101 ; 42 155; 42 156; 692 5 1 ; 702 53 4 : 28 100; 29 101 ; 692 5 1 ; 74264 8 : z 8 1oo; 29 1 01 ; 692 51 ; 74264 I I ; 28 100; 29 101 ; 69 2 5 1 ; 74 264 1 9 : 28'00; 29 ' 0 ' ; 42 1 5 5 ; 42 1 56; 692 51 ; 702 53; 74264; 76 ; 76274 2 5 :28 '00; 29 101 ; 42 1 5 5 ; 43 '57; 692 51 ; 702 53; 742 64 3 8 : 28 '00; 29 101 ; 692 51 ; 73 2 64 47: 28 ' 00 ; 29 101 ; 692 51 ; 74264 4, J J ; 28 1oo; 29 101 ; 692 5 1 ; 73 264 6, 10, 2 : 28 '00; 29 101 ; 692 5 1 ; 73 264 1 9 : 28 100 22, 7 : 28 100 1 3 : 28 '00 23, 3 = 28 100 J2, 3 8 : 28 1 00 8, 2 1 , 2 : 28 100 26, 5 : 28 100 27, 3 : 28 100 30, I : 28 100 Florus cpit. I , 6, 2 : 270' 49 Focas v i t. Vcrg. 23 f. : 304 4 '8; J06 4·1 1
33 8
Index
frg. Vat. 34: 2070 Fronto epist. ad M. Caes. 4, 4 p. ber : 25 r 134 Fulgentius serm. ant. 6: r 8747' Virg. con. 1 5 0 : 305 433
66
Na
Galenus comm. in Hipp. progn. 3, 4 : 29839' de san. tuenda r = 6 : 3 6 Gelasius adv. Androm. 9 : 2813°3
r 6 : 2 5 f5 3 I 7 : 2 5 3 '49 19f. : 24288
3, r6, r : 299400 ro, 1 5 , u : 287337 32: 2 p i J4 I I , 6, 5 : 176407 1 2, r : 6o''1 ; r 8 3 4 35; 2oi 69 121 I , 4 : 302418 1 3 : 5 8 2 10 r6, r 6, r : 272'57 2 : 1 40 Geoponica r r , 1 9 : 202m r8, 6 : 1 3 1 167 GRF r p. 385 Fun. : 2 1 1 5 80 GrLat Suppl. p. 2 14, r 5 ff. : 1 5 5 307
Gellius
Heliodmus Aethiop.
2, 3 1, r : 207'; 22 4, 8, I ff. : 22 2: 67 6 : 2070 ; 22 ; 67 Herodotus r, 32: 297386 I I I : 2281 1 1 2 : 29236 1 r 8 r : 3 1 8 5 15 3, 1 5 6 : 259 182 5 ' 4 1 : r o'9 92: 3044'7 6, 5 2 : 6i46 ; 1 4 1'36 6 I : 3 I 3 484 6 3 : r o'9; 6 7'47
Hesiodus opera
scutum theog.
109 : 259 182 42off. : r o641 423 : r6r3l4 423 ff. : ro8 p. 2 70, 3 r ff. Rzach : 298J9J 8 r : 59'18; 6o'19 48 5 : 68 '48 48 s f. : 7r '5s 48 7 : 7 1 ' 59
1.
Hesychius s. v. Ko/coq>rov : 1 3 3 �ai:a : I030 O�q>UAT]1:6�o<; : 1 03° ninov : r 3 3 188 <JUQ<Jil:ELO<; XOQO<; : I 04 36 crnaQyava : 2075 Uq>UlQETQta : I I J2 Hieronymus epist. 7 ' 6 : 3 r 5 ; 3 I 5 49'
69, 7: 2S ioo; 74'64 I07, 4 : 305 435 I JO, I6, 3 : 305 in Ezech. I6, 4 (PL Migne 25 p. u6) : 9'5 ; 90 r 6, 4 (PL Migne 25 p. uS A) : I 756 ; 201o r 6, 4 (PL Migne 25 p. I 2 S B) : 2 59' r 6, 4 (PL Migne 25 p. uS C) : I96 5 ; 2594 Hippocrates gynaec. I , 3 9 : 301 413; 30I 414 Historia Augusta Clod. Alb. Q. Capitol)
4, 6 f. : 36 ; 45 7 : 28 1oo; 73 '64
Comm. Ant. (Ae. Lamprid.)
74'64
M. Ant. Phil. Q. C apitol.)
29101 ; 73'64
7, 3 : 28100;
6, 6 : 2 S 100;
Max. et Balb. Q. Capitol.)
s, 2: 28 100; 29 101; 74'64; 76'73 7 : 28 1 00; 42155; 42 156 ; 4 5 ; 7 5 '64
Severus (Ae. Spart.)
4, 2 : 2S IOO ; 29 101 ; 74'64 20, 2 : 29 101 ; 30 104; 74'64; 7 6'73
Homerus
5, 38 s ff. : I 44'47 S96 : 259 180 6, I 8o: 259 1 80 9, 447 ff. : 70'55 4 5 5 : 7o'55; 7 I'59 5 J S : 259 180 I I , I45 ff. : I6I 336 I 5 , 4IO: I0744 Od. 3, 245 : 259 18 2 5 · 243 ff. : I03 3 4 24 5 : I0744 6, 2 1 9 : 2 I 78 7 , 3 1 3 : 3 I95 2 5 9, 329 : I 58 3'o Io, Soff. : I42'41 n.
r r, 6o2 f. : 3 1 95 2 5 1 7, 341 : I07 44 19, 401 : 7 I'5 8 2 1 , 44 : !0744 I 2 I : Io744 23, I97: I0744 hymn. Ap. I I9- I 30 : 36 Merc. 237f. : I 754 Pan. 3 7 : 3044 '7
Justinus epit.
I, 4, 1 2 : 2923 6 1 ; 3044'7 I I, IO: 74'64 IO, I : 2 S ioo 43, I, 7 : 2 5 2 f. 149 Juvenalis 2, 142 : 2 5 3 1 53 3, 193 : I 859; I 5 8 3 17 6, 3 S : 2S IOO ; 29 101 ; n f.'64 3 S f. : 47 7, I 96 : 2o7°; 68'5° 9 , S 3 f. : 30 104; 45 164 84: 28 1oo; 29 1 01 ; 73'64 I4,59f. : 105 6of. : I 56 ; 1 5 63 " 64 ff. : r 563" Sc hol Juv. 2, I42 : 2 5 3153; 2 S 3 318; 2S43'l ; 2S43'4 6, 447 : 96'
4, I 2 : 246 5 > 9= 3 I 5 2, 14, I S : 259 181 3, 3, 9 = I9S5" 9 ff. : 3 Ii " 9- ! 2 : 3 I 95 " I 7, I4f. : 2 IO IS, 5 : 246 29: 98" 4 > 2, 24: 3 I 5 3 , r f. : 59" 8 ; 6o"9 2 I ff. : 79'8' 5, 3 2 ff. : 3 1 75 11 3 5 : I98 5 " 8 , 29f. : 3 195" carm. saec. 29 f. : S73'4 epist. I, q, 39: 29 I 355 2, 2, I87: 2 1 3 2 1 4 : r S9483 epod. 17, 5 1 : I 47'6o sat. r , r, 1 19 : IS9483 2, 4, S r ff. ; 105 38 5, 46: 27'00 ; 29 101 ; 73 '6 4 Hyginu s fab. praef. 4 : I43'47 7 = I43'47 2 S : I43'47 66 : 2S ioo; 43 1 58; 75 '64 7 4 : I 5 ; I 5 47; 3 5 128
6o7, 29 : 25717 1
lsidorus etym. = orig.
4 > I I : 1 1 5 78 I I, 5 : 98" ; IOI'6 ; I37' " 1 1 , 6 : I6r 33 5 H , I I , 9S : 2035 4° 1 03 : 96 ' '), 4 · 4 = 28 100 ; 73 '"4
33 9
I9, I I : I 3 5 1 98 I I , 5 : 2698 1 2, I , 1 5 : 261 1 92 I7, I , 3 : 1 2 S 141 ; I 50'75 ; I 5o'76 r8, I6, 2 : 24288 I 9, 30, 5 : 2 p 134
Horatius ars p. 2 I 5 : 2 I O carm. I , r, 9 f. : I 0436
lbycus frg. I 6 PLG 3 p. 242 Bergk: Athenaeus 2, s o = s S a I G 5 , r , 6o2, 3 ff. : 257'73
Stellen
Lactantius div. inst.
I4I s.
r, I4, 4-5 : 67 14, 9 : 2Sioo; 2 9 1o> ; 74'64 r 6, I O : 2Sioo; 29101 ; 74'64 20, 36: I 5 o'75 2 1 , 45 : I 50'76 41 I 21 I 5 : 4 I 1 46 6, 23, 26f.: 4 1 opif. I 2, 1 7 : 41 legum, Corpus ed. Haenel p. IS6: 2o7o Leges r 2 tab. 4, I (Cic. leg. 3, (8 ) I9) : I964 9, r, 2 (Cic. leg. 3, (4) I I ) : S 5 3 " 9, r , 2 (Cic. leg. 3, (I9) 44) : 8 5 3 " ro, 3 (Cic. leg. 2 , (23 ) 5 9) : S 5 3 " IO, 6 a (Cic. leg. 2, (24) 6o) : 8 5 3 "
Livius
r, 5 , 2 : 22938; 24288 8, 5 : So'87 2 , 40, 2 : 20757° 49, 8 : 270'49 50, I I : 276'76 5, I 3, 6: !20 104 ; !2I 105 7, 2, 2: 1 20 104 1 3, 1 : 1 67 3" ' 27, 1 : 1 20' 04 H , H , 7 : 167'" '
]4 0 2 5 , I : I 20 104 2 I , 8, I O : Ioo'3 62, I O : 2 I I 5 8 5 22, I , I 8 : I 20 104 I 9 : I 2 I 105 1 0, 9 : I 20> 04 29, I I , 7 : I 2 1 108 I4, I 4 : I 2 I 108 3 5 , IO, 1 2 : I 5 63 1 1 36, I , 2 : I 20 104 37, 3 3 , 6 : 265' 1 4 40, 59, 7 : I 2 I I05 ; I 2 2 1 10 ; I 2 3 1 1 3 42, 30, 8 : I 2d 04 J 2, r I 6i 6 1 34, I I : I 6i 61 3 5 , 2 : I 673 6 1 Longus I, 2, 3 : 2072 ; 2 I77 5 ' 3 : 2o7' ; 2 I77 8, I : 2072 3 > 2 3 , 3 : 263 1 99 4,2 I : 2 I 77 3 5 : 2 I77 Lucanus 7, 372: 72262 Lucianus dial. deor. I I (7), I (220) : 3o644o; 304427 3 ( 222) : 306440 4 (224) : 306440 dial. mar. I 2, I (3 I 9) : 304427 philops. 3 5 : 1 24 1 1 6 Lucilius 702 Krenkel : I 0 5 39 703 Krenkel : 1 0 5 3 8 Lucretius 2, I I 5 3- I I 5 6 : p6563 I I 70 : 2 5 9 182 3, 845 f. : I I 266 960 : I 8948 3 5 , 780-782 : 88 78o f : 89 J 27 78 I : 89328 787: 89326 788 ff. : 89J 2 8 790 f. : 8 8 79 I : 89326 Lycophron 3 9 : 202532 43 5 : I 095 1 878 : 90 ) )0 I 328 : I 9 I49°; 202593 Lydia 74 : 3 1 5 Joannes Lydus mens. J , 9 ( p. 42 W.) : 87 J 24 4, 2 (p. 64, 1 5 ff. W.) : 266212 26(p. H 5 , 2 1 ff. W.) : 22 2 ' ' 4l(p. <J H , 2 1 ff. W.) : I H74"7; I H7468
Index
1.
49(p. I05 f. W.) : 2 p 1 3 5 ; 26723 1 8o(p. I J2, 1 3 f. W.) : 4 10 Macrobius sat. I, 4, I 5 : 265 2 1 6 7 > 20 : 27225 8 ; 273 7, 2 5 : I 5 0275 Io, 12 ff. : 2oo522 I 2, 20 : 4 I 2, 20-22 : 47 I 2, 2 2 : 4 I 3, I 5 : 266 I6, 4-6 : 269243 3, 9, 7 : 6 16 I I : 6 16 I I , 5 f. : I 89480 6 : I 8 243 1 ; I8444o; 1 84442 7 : I 995 1 6 1 2, 5 : 206557; 20655 8 5 ff. : 206556 somn. I , 6, I 4 : 299400 I 6 f. : 29i 86 Marcellus Med. CML 5 ed. M. Nieder mann I O, I 9 : I p2 8 1 I4, 7 : I 6 I 333 Marius Mercator Nestorii sermo 7, 48 : 4I I 46 ; 4I I 47 Martialis I , 3 I , 3 : I 6i62 2, 37, I : I0436 6, 3 > 5 : 3 I 5 497 ; 3 I 5 5 8 , I o : I 673 62 9, 4 3 : I985 14 43, I 3 : 200 44: I985 1 4 I 4,82 : I053 8 Martianus Capella I, 3 4 : 2025 J J 49 : 8 i 24 2, I49 : 205554 ; 2 I 3594; 2 8 1 3 07 I p : 2 I 3 596 I 5 8 : I l 578 ; I 372 1 2 9, 9 I I : 2 J 3594 Menandrus peric. 1 5 : 2072; 22 82 63 3 : 2 3 82 66o : 2 3 8 2 694 : 2 3 8 2 698 : 2 3 82 70 I : 2 3 82 Minucius Felix I7, 8 : I I 6 8 2 ; 1 20 1 01 24, I I : 2 5 1 1 3 1 ; 26723 1
2 5 , I : I 3 4o 8 : I I 57 8 ; I 34 1 92 ; I 372 ! 2 Mustio ed. V. Rose p. I 3 , 4 : 30I 410 2o f. : 30I4o9 24, I 2 : 24 86 2 5 ' 2 : 924 2 6 : 3 3 1 17 ; 3 3 118 2 8 : 47 28, I o f. : 4 1 o; 72 1 20: 48 ; 5 1 1 28-30 : 3 6 2 9 : 239 29, I 8 ff. : 5 72o6 30 : I 9 ; 3 3 1 1 8 30, 2 : 926 I o f. : 5 82 1 0 I I ff. : 926 4 I , I o ff. : I 65° ; 222' 0 2 3 f. : I65° p : 5 8204 6 5 , 1 5 : 301 410 20: 30I4 10 68, I : 3014 10 7 I , 5 : 3o i4 10 73, 7 f. : 30I4 1 1 94, I 3 ff. : 924 I 4 : 2486 Mythographus Vat. I 8 3 : 14 3247 I 7 7 : I96 ; I 96506; 2oo5" ; 20455°; 209573; 3 I 348\ 3 1 7 Mythographus Vat. 2 5 5 : I43247 Mythographus Vat. 3 4, 3 : 272262; 2 8 I l07 ; 282 J 1 2 ; 2823 1 5 9, 2 : 202534 I 3 , 8 : 20354'; 20655 8 Cornelius Nepos Ages. I , 4 : 3 8 Nicolaus Dam. (FGrHist Nr. 90) frg. I 30, 2I (7I) : 2 2 5 3 1 ; 2 p 1 4°; 2 5 3 1 53 Nonius Marcellus (Lindsay) p. I I 8, 7 : I 99520 I I 8, 8 : I 99 5 l 8 I p, 1 3 : I 002 3 ; Io642 I 72, 6: 20052 1 240 : 87 J 24 287 , 1 9 : 1 995 1 9 }22, 8 : I 995 18 340, I 4 : I 99 j 20 346, 2 H : I 99 5 1 "
Stellen
J4 I
3 9 I , 3 9 : I995 1 9 4 3 5 , 2 r 20052 1 466, I 5 : I 995 1 9 467 ' 3 6 : 20052 1 487: I 8243o; I 8 3 ; I 9 I ; 3024 1 9 5 00, 3 4 : 20052 1 5 87, 2 2 : I 995 18 762, I 9 : I 99520 798, 9 : 20052 1 8 3 4 : I I 5 78 ; I 27 ; I 2 i J 9; I 372 1 2 8 3 5 : I I 5 78 ; I 372 I I 848 : 8 ; I 860 ; 27 1 00 ; I I 05 8 ; I I I ; I I I62; I I I63; I I I65; I I 578; I I 9 ; 1 372 II ; I 372 1 3 ; I 9 I s 5 3 , 2 0 : 22323 Nonnus Dionys. 9, 2 5 - 3 6 : 30643 8 2 6 : 304427 4 I , 92 : 3 I 8 5 1 9 I 39 : 3 I 85 19 I 4 3 : 3 I 8 5 19 I 5 8 f. : 300404 I 6 I ff. : I 029 2 1 2 : 304427 48, 974 ff. : 3 I 9522 Novellae = Corpus Juris Civilis 3 (ed. R. Schoell - W. Kroll, Berlin, 1 963) 74 > 5 > 0 p. 376, I4: 28 1 60; 74264 89, 2, I p. 4 3 I , 1 5 : 28 100 ; 74264 Novum Testamenturn Graece ev. Luc. 2, 2 2 : 3 1 44 84 ev. Matth. I, 2 5 : 3024 1 6 Oppianus Apam. cyneg. I , 494 f. : 298392 Oribasius lib. inc. 28-29 CMG 6, 4 p. I I 9- I 2 I : 36 28 CMG 6, 4 p. I I9, 3 5 : 47; 41 0 CMG 6, 4 p. I I9, 3 5 f. : 28 72 1 synops. 3, I 29 CMG 6, 3 p. Ioo, 2 5 : I 6 I 333 Origenes in leviticum hom. 8, 3 : 42 '49 Ovidius amores 3, 8, 2 4 : I 6736 1 3, I 3 : 244 102 I 3, I 8 ff. : 2 5 0 1 29 2 4 : I053 8 ars I , 8 7 : 29I355 2, 323 : 30I 4 1 1 fasti I , 27-34 : 299 403 I 6 7 ff. : I 2 1 " I H. j : I 7.J 1'"
•
1.
Index
34 2
503 : 273 6 I 7 ff. : 269 242 62J f. : 273 629f. : 27I 2 5J ; 27I 2 54 6 ) 5 f. : 272 2 58 67I : 8i 24 67 I ff. : 6 16 ; 88 3 2 5 682 : I73 392 2, 2 I f. : 24287 2 I-32 : 24 i16 ; 248"3 32: 2 5 3 3 J f. : 275 275 39 ff. : 2762 76 4 8 : I73 J92 I 29 : I7 5 9 I49: I73 3 92 I75 : 299403 20I ff. : 270249 279-282 : 286; 288; 288 345 ) 46: I73 392 3 5 5 : 242 J6I : 246; 250 )64 : 279297 37I : 225 30 376 : 28I 303 377 = 242 377 f. : 2 J I4 1 425 ff. : 2 5 3 153 445 : 246 445 f. : 246 1 15 ; 25 f 53 447 = 299403 448 : 289350 449 : I 87464 467 : I73 3 92 48 5-489 : I98P I 5 I 9 ff. : 276278 5 2 3 : I04 36 5 26: 276281 5 3 J ff. : 275 275 5 34 ; I 73 3 92 ; I 73 393 5 )8 : 279298 6I7ff. : 275 275 628 : 279298 742 : 23246 J, 9-40 : I77 25 ff. : 273 268 43 ff. : 299403 97 f. : I93 498 I 2 I f. ; 299403 I 27ff. : 1 72 390 ; 1 74 I 29 : I70 ; I 72 ; I 7 3 192 2oo : I 7 J ''''
2 ) 8 : I 7 ) 392 2J9 f. : 88; 89J27 24 I ; 89J 26 2 5 1 : I 8 5 450 2 5 7 : 273 268 ) I 5 f. : I ) ) 3 2 r f. : I73 )92 5 3 r f. : 264210 6 59; I 73 3 92 8 5 ) f. : 89 4· ! 26f. : 89 I 27 : 89)27 5 5 9 f. : 9033 ' 64 I-672 : 2 p ' 3 8 659f. : 2 5 5 '5 9 66J f. : 2 5 5 '59 69 r ff. : I 573 16 695 : I 8 59 ; I 56; I 573' 6 697 = I 5 7 70I ; I 573 '6 709: I73 392 736 : I05 3 8 5 · 2 I : I73 3 92 28 : J I 5 ; J I 5 492 229-260 : I 8 5 24r f. : I94498 5 3 J f. : 9033 1 5 )4 : 299403 6, 29-32 : J I 5 498 3 I ff. ; 276278 50f.: J i i o8 227f. : I05 38 349 f. : I095 ' 3 5 0 : I73 )92 392 : I09 5 1 7 I J : I05 3 8 7I9 : 903) 1 805 ; I 73 3 92 her. 4, I 2 3 ff. : 76 I24: 27 100 ; 29 102 ; 73 264; 76274 9 · I 2 : 2 i 00 I I , 4 5 f. ; 299400 ; 299403 I 5 , 222 ; 5 8 210 ibis 2 19 f. : 27226 ' 22 I ff. ; 47; 4 I 190 ; 60221 225 : 4 1 ' 90 ; 54 192 2) 0 : 4I ' 90 240 ff. : 6d24 metam. I , 78-8 I : 326 5 63 82ff. : 327 5 67 8 5 : 2698 89 : )26 5 63
I9J : 98 1 1 6 I 5 : 8o' 87 2, 4I I : 23246 45 3 : 299400 ; 29940) ; )00404 J, 2 I 4 : 263 ' 99 6, 7I6: 143 247 7 > I79 f. : 273 268 I 8 3 :273 268 2 5 7 : 273 268 32I : 273 268 6) 8-642 : 89 647 ff. : 9033 I 8, 500: 299403 ; JOI 9, 273 : 792 86 284: 792 86 286 : 792 86 ; 298 393 286 f. : 792 86 ; 299403 289 : 79286 289 f. : JOI ) I z f. : 79 675 : 792 85 679-699 = 75 268 698 f.: 79; 8o289 699 : 27 1 00; 291 02 ; 43' 58 ; 74264; 75 267; 7627 1 70 5 ff. : I 029 ; 6o"' 708 : 68 249 I O, 29 5 f. ; 299400; 299403; )00404 479 : 299400 ; 299403 ; )00404 5 I I ; )024' 8 I ), 27; )8 '35 I 4, I 24 : 7928 2 3 1 4 : I J 33'4 )26: I J0' 58 359; I J0' 6o 372 : I J0 160 39 I : I J0'5 8 39 r ff. ; I 32'77 rem. am. I92 : I0436 trist. 2, 293 : 27'00; 74264 294 : 29 102 4, ), 46: 47 l'acuvius Chryses frg. 7 (v. 93 ) Ribbeck = 7 (v. 94) Klotz : 6 16 Palladius I , 40, I : I 6I JJJ l'anegyrici Lat. 6, 2, 2 : 28'00 ; 29'0l ; 73 264 l 'apias Vocabulista s. v. tibicines : I 8 59 l'apyri Gr. Mag. Berlin 5026, I p. I 8 ff. l'reisendanz: 24076 l 'apyri Oxyr.
I , 37 · 7 = 2o7o
Stellen
343
3 8, 7 : 2o7o I8, 2 I 6 col. I , 22: 3044 27
]. Paulus sententiae
J, 4· 8, 2 : 28'00; 73 264 4, 8, 9 : 28 100 I 2 : 28 100
Paulus Diac. hist. Langob.
I, I 5 : 78 281 2, IO: 29'00 Pausanias I , 38, 9 : 2o69 ; 2072; 2I78 8, 8, 2 : 68 248 J I , 3 : 203543 4I, 2: I47260 9, 2 5 : 202 533 ; 203 536 25, 2: I9I490 40: I 24"4 40, I r f. : 1442 F Persius 2, J I ff. : 238 69 Pervigilium Veneris 78 : 28'00 ; 42• 55 ; 42 • 56 ; 74264 Petronius 28 : I 3 I 167 )4, 3 : I05 38 5 8 : 3 I 5494 5 8, 6: J I 5 499 6I, 4 : 29 I 355 62, 5: 23248 1 2 : 2)248 I I6, 7 ; 28'oo; 29 103 ; 73 264 Phaedrus I, I 8 : 47; I029 App. I 9 : Io29
Philargyrius ad Verg. ecl. 4, 6o (p. 87 Hagen) : 309458 62 (p. 88 Hagen) : 208 572 Philocorus Athen. (FGrHist. Nr.
3 5 : 2 5i75 Photius I, 403 Naber: Io l0 2, I7 Naber: Io3 ° Pindarus frg. I67: I 543oo Nem. I , 69 : J I 9F5 7 I-86: Io2 9 Schal. 01. I, I4I : 3 5 " 8
328)
frg.
Platon symp.
I9o a : 40"9 b : I lo 55 I9I c : 8o287 I9I d-I9J C: I !o 56 205 e: I Io 56 Theaet. 149 e : Io3°
Plautus Amph.
50I : I 8 6 ' ; 27' oo ; 29' o3; 43'58 ; 45 ; 7 4 264; 7 5 267; 7 5 268 I I04 : 1 968 I I 04 ff. ; 48 '72
344 I I07 : I 968 I I 39 : 2 8 'oo ; 44'63 ; 73 264 asin. 424 f. : I p ; I p 28l ; I 563' 2 capt. 48 I : 2 9 I 3 5 5 Cas. 230 = 2, 3, I 4 : 205 5 5 4 eist. I 2 4 : 27'00; 30 105 ; 75 264 I 6 7 : 75 264 I 67- I 8 7 : 3 5 129 I 6 8 : 27' oo ; 30'05 I 84 : 27' oo ; 30' o5 ; 7 5 264 I 86 : 27' oo ; 30' o5 ; 75 264 547: 27'00; 30 105 ; 7 5 264 5 5 0 ; 27'00; 75 264 564: 27'00; 30'0 5 ; 76 264 Curc. 689: I 2 5 '3 ' epid. 399 : 77 278 42 3 : 77278 5 09 : 77 278 5 6 I : 2 8 '00 ; 29 10' ; 42'5 5 ; 43'57; 44'6 3 ; 74 264 ; 76274; 77 56 I ff. : 4 5 '65 mil. 294 : 27'00 6 5 0 : 3065 02 1 26 5 : 3 1 6502 ; 3 I 8 I 4 1 3 : 3 I 65°2 ; 3 I 8 I 42 I : 3 I 65°2 ; 3 I 8 most. 1 20 ff. : 48'73 I 2 2 : I 7; 27' oo ; 7 3 264 stich. 347 ff. : I 0 5 38 ; I 5 6 3 5 2 ff. : I 5 63 12 375 : I 0 5 3 8 Truc. )84: I 8 3434 3 8 4 f. : 6o221 398 : 27'00; 29; 4 3 ' 5 8 ; 74264 ; 7 5 268 399 : I ' 4 I 4 : 3024 1 8 42 3 : I 8 3434 464 : 3024' 8 47 5 : 302418 476 : I 8 8473 478 : 3024 1 8 p 2 ff. : I 8 3434 p 6 : 60221 5 5 6 ff. : I p 28 3 6 4o : 27'oo; 43'5 8 ; 7 I 257 Plinius Maior nat. hist. 2, I 5 4 : 72 2 6o 3 ' 69 : I 7 I 7 , prooem. 2 : 47 ; 4'0; 3034 25 ; 305433 3 : I } ; I 75 1 7 • .1 3- 34: 1 3 '10 40: J O I
Index 4 I : 30I 4'0; 30I 4 12 4 5 : I 440 46 : I 440 47 : 1 340 68 : I 340 69 : I 340 72 : 3044 27 ; 30644 1 8 3 : 209573 9 5 : 209 8, I 5 l : 96 2 IO, 3 8 : I 30 161 40 : I JO I 6 1 ; I 32 ; I 3 2 1 75 4 1 : I 3 3 ' 83 7 8 : I } I I67 ; I 3 I I69 l i 8 f. : I } I 163 l i , 1 2 2 : 1 32 279 : 2 345 2 1 2, 3 : 98 1 1 1 3 , 1 24 : I 00 23 1 5 , 77 : I 86458 1 2 2 : I I 266 I6, I o8 : I 0 5 40 2 3 5 : I 87464; I 87465 17, 6: I 563 1 1 1 7, 5 0 : 1 50275; 1 50277 ; 1 5 2 287 5 4- 5 6 : 1 5 I 280 5 7 : 1 5 8 )20 I 8 , 7 f. : 276278 ; 278 294 r o : 1 0 1 2 5 ; I I 5 78 ; I I 5 80 ; I 37'" 4 I : I 55 307 7 3 : I0023 98 : r 6 r 333 I07: 279300 l i 9: I 87467 1 9, 3 3 : 1 573 1 5 H f. : I 5 i' 5 3 5 : I 573'5 63 : I 5i' 5 9 I : r oo23 20, 2 5 : I 573' 5 27: 3024' 8 47 : I 5 i 1 5 67 : 24078 8 6 : 3024 18 94 : I 5 i 1 5 1 3 2 : I 5 73'5 207 : r oo23 2 I I : 24078 224: I 5 73 1 4 2 3 6 : I 5 i' 5 2 I , 68 : I I 4 ! 26 : 1 5 73 1 5
1.
1 7 2 : I 14 22, 3 1 : I 5 i l 5 94 : I 5 73 1 5 94 f. : I 5 73 1 5 9 6 : 1 5 73 1 5 9 7 : I 573' 5 99 : 1 5 73 1 5 ro8 : r 5 i ' 5 1 09 : 3 0 I4 10 1 5 5 : 3 0 I4 10 2 3 , 8 : 3 0 I4 IO r o : 30I4'0 4 3 : 1 5i ' 5 5 4 : 301410 6 5 : I 5i ' 5 159: I 5 i15 r 6 r : 3 0 1 4 10 ! 62 : 1 573 1 5 I 6 6 : I 0 54o 24, 76: 10540 r 66 : 302418 2 5 , I o : I o53 8 1 4 : 1 3 2'75 29 : 1 3 2 1 74 I05 : I 0 5 38 109 : I 0 5 38 1 3 1 : I 5i' 5 1 5 4 : 3024 18 26, 4 I : 3014'0 27, 9 : 1 5 73 ' 5 48 : 3014 10 5 0 : I 5i l5 8 5 : I 30'6o ; 1 32 '74 I O J : 96' 28, 8 : 3024'8 I I : 3 5 "6 1 7 : 2 19 I 7 ff. : 3 5 ! 26 2 2 : I 236 2 4 : 1 09 5 5 2 6 : 1 0 5 38 2J: 5 3 3 ff. : 2 3 5 5 2 3 8 : 8 I 29' 6 6 : 8 I'9' 7 2 ff. : 24078 8 2 : 8 r 29' I 30: 24078 2 5 0 : 3024' 8 29, 79 : 30I4 10 92 : I 3 2 1 76 103 : 1 5 7 \ 1 5
Stellen 30, I 4 7 : I 3 2 '76 3 1 , 4 1 : 1 237 89: 278 295 I I9 : I 5 i ' 5 3 2 , 3 6 : 24078 44 : I 573 1 5 64 : 30I4 10 1 3 5 : 82 29' 1 40 : 8 r 29' 33, 14: 1 5 5 308 1 1 9 : r oo23 }4, 3 3 : 209573 I p : 2 3 5 52 36, 7 : 1 5 63 1 1 3 2 : I 5 5 303 I J 4 : I 5 63 1 1 r p : 2 p 1 39 I p : 2407 8 Plinius Minor epist. 2, 7, 5 : 28 100; 29 1 0 1 ; 74 264 4, 2 I ' 3 : 48'73 22, 5 : r 859 8, 2 3 , 7 : 2 8 1 00; 29 101 ; 74 '64 1 0, 66 (72) : 2 8 '00; 30'05; 73 264 paneg. 26, 4 : 2 8 '00; 29'03 ; 7 5 264 5 : 2 8 '00; 29'03 ; 7 3 264 27 ' I : 2 8 ' oo ; 29'03; 4 5 '65 ; 47; 73'64 44, 6: 5 8 21 ' Plutarchus amator. I 5 (75 8 A) : 201° coni. praec. 22 (I 4 I A) : 2 5 7 '73 23 ( 1 4 I C) : 2 57 '7 3 am. pro!. 3 (496 B) : 207° ; 244'04 fort. Rom . 8 ( 3 20 D) : 2 8 '00 ; I 76 ; 1 774o9 frat. am. r (478 A) : r I 3 67; r q 7 2 mulier. virt. 4 (245 D f.) : 9 1 333 quaest. conviv. 7, 4 (704 B) : I 8 948 3 8 , I , 2 (7 1 7 E) : 302420 quaest. Rom. 5 (26 5 A) : 202534 21 (269 A) : r 3o ' 5 8 ; 1 3 2 '77 3 1 (271 F) : 2 5 I '36 35 (272 ff.) : 2005 22 56 (278 C) : 2 7' 2260 68 (28o B) : 242 81 ; 2 5 3 ' 5 3 ; 2 6 3 '98 r I r (290 A) : 28 i 37 r i r (290 D) : 2 6 3 '98 sap. conviv. r 5 ( r 5 8 C) : r 8948 3 Ant. I2, 2 (92 1 ) : 2 5 3 ' 5 3 ; 2 5 7 '76 ; 2 5 8 3 6 , 5 (932) : 2 8 100 Caes. 6 1 (736 D) : 2 5 } 1 1 1 6 1 , 2 (736 0) : 242HH ; 2 5 7 1 1'' ; 2 5 H
345
Index Cato Maior I , 2 (336 B) : 2 5 7 1 7 1 ; 2 5 8 1 77 Lyc. r6 (49) : 22 8 1 r6, r (49) : 3 5 1 28 ; 6z23 1 Lys. et Sulla z, 2 (434) : 2 5 7 1 73 Phoc. 4 (743) : 1 0846 Publ. 2 3 , 6 ( r o9 D) : 2 5 7 1 7 1 Rom. 5 ( 1 9 F) : zoo522 2 1 (31) : 257 2 1 , I ff. (JO- J I ) : 269243 z r , 6 ( 3 1 B) : 22532; zz63 l ; 246 1 " ; 258 6 f. ( 3 1 B-C) : 2 24 ; 2 3 76 1 7 ( 3 1 C) : z p 14o ; z p 147 ; 2 5 3 1 5 3 8 ( 3 1 C-D) : zz6ll ; 2 5 8 ; 263 1 98 9 ( J I D) : zzs3 o ; z4o79 9 f. ( 3 1 D-E) : 2 3 18 3 Them. 32, 6 ( r 2 8 E) : 2 5 7 1 7 1 The s. 20 (9) : 92JJ J Pollux z, 9 f. : 22735 I 8 : 22735 20 : 22735 ! 6 3 : I 87467 Priapea 8 3, 40 : 3 I 5 Probus in Verg. ecl. 7, 6 I : 1 975 10; 20353 8 ; 203542 Propertius 3, 3, 7 : 1 63347 6, 3 2 : 72262 4 > I, 25 f. : 2793 00 89-9 1 : 1 7 5403 4, 1 2 : I 6 }346 7, 8 5 : J I 5 Prudentius apoth. 4 5 5 : 72262 c. Symm. r , 1 3 : 2 1 3594 Ptolemaeus Chennus nova hist. 3 : I 9i09 ; 203535 Quintilianus inst. orat. I , 4, 1 2 : 1 3 5 5 ' 6 6 : 246 J, 6, 96 : 39 1 39 97 : z8 10o ; 73264 97 f. : 39 1 39 7, z6: 8o2 87 4 > 2, 4 2 : 28 1oo ; 29 10 1 ; 29 102 ; 73264 8, 2, 5 : I 0023 9 · 3 · 8 : 290; 2903 5 1 [Quintilianus] decl. mai. 3, I 8 : 89 dccl. min. 277 : 38 1 35 278 : 2 8 'oo ; 30 1o4 ; 30 105 ; 38 1 3 5 ; 74 2 1'4
1.
}06 : 248 9; z8 100; J 8 1 3 5 ; 73264 ; 74264 3 5 8 : 28 1oo ; 30 105 ; 74264 372 : 28 100; 74264 J 8 I : 2 8 1oo ; 29 101 ; 74264; 76273 J88 : 28 1oo ; 3 8 1 3 5 ; 74264 Saxo Gramm. gesta Dan. I, I, 3 : 28 1 00 4, I : 28 100 2, 5 , 2 : 28 100 3, 4, I J : 2 8 1 00 6, 4 : 28 100 s , z, s : 28 1oo 1 3 , 4 : 28 1 00 7 > I , 4 : z8 1 00 2, 1 3 : 28 1 00 6, 7 : 28 1 00 IO, I : 2 8 100 1 I , I I : 28 1 00 8, IO, r o : 28 100 9, 3, I : 28 1 00 4, 3 : 28 1oo ro, 5 , I : 28 1 00 I 2 , 2 : 29 1 00 14, r 29 100 17, r : 28 1 00 2 : 29 1 00 2 1 , 3 : 28 1 00 I I , 7, I : 28 100 I J, I , 2 : 28 1 00 r o : 29 1oo I4, r6, 3 : 29 1oo 2 8 , 2 3 : 29 100 }0, I : 29 100 4 I , 3 : 29 1 00 Scholia s. Apollonius Rhod., Basilica, Ci cero, Lycophron, Pindarus, Juvenalis, Vergilius Scribonius Largus r 8 8 : 1 5 I 2 8 1 Seneca Philosophus benef. 3, r r, r : 27 100 ; 73264 4, 3 3 · 2 : 27 100 ; 29 103 ; 73264 dem. r , 1 3 ( 3, I I), 5 : 28 100 ; 29 10 1 ; 73264 cons. Mare. r 7, 7 : 29 101 ; 30 104 7 f. : 28 100 8 : 29 101 ; 73264 cons. Polyb. 1 1 , 3 : 2 8 1 00 ; 29 101 ; 73264 epist. 9, 1 7 : 28 100 ; 29 101 ; 73264 24, 1 4 : }024 18 8J, 5 : I 2 =
95, 2 5 : I 5i15 102, 2 3 : 2983 92 nat. quaest. 3, 26, 7: r 5 r 5 > I 5 3 : 2 798 ' prov. 4, s : 2710o ; 73264 5, s : 27100; 73264 Herc. Oet. r 6o4 : 73264 ; 8 5 3 1 3 Phoen. 5 3 5 f. : 3or Seneca Rhetor contr. I , I , 7 : 27' 00 8, 3 : 27' oo ; 73264; 76273 2, I, 3 ; 27 1oo ; 73264 ; 76273 7 : 48 1 73 } I : 27' oo ; J0 1o6 ; 47; 73264 4 : 3940 ; 5 2 18 4 4, prooem. : 27' 00 ; 73264 ; 76273 4 > 2 : 27' 00 ; 70; 7 1 259; 7 3264 5 : 27 1 00 ; 73264 6 : 37 1 32 5, Iemma : 77 5 · 4: 27 ' oo ; 29 101 ; 43 1 5X; 74264; 76264 4, 6, prooem. : 27' oo ; 29 101 ; 7326 4; 76273 6, 3, prooem. : 27 1 00 ; 73264 J, I : 27 1oo ; 73264 2 5 7 M. : 47 7 • 5 , prooem. : 27 10o ; 29101 ; 73264; 76273 9, 3, prooem. : 27 1 00 ; J0 105 ; 74264 3, Iemma : 4 5 16 5 J, 5 : 27 1 00 ; 30 105 ; 74264 6 : 27' 00 ; 30 105 ; 74264 6 f. : 4 5 16 5 7 : 27' 00 ; 30 1 05 ; 74264 q : 27 1 00 ; 30 105 ; 74264 5, 1 2 : z7' oo ; 74264 6, prooem. : 27 1oo ; 29 101 ; 73264; 76273 6, 3 : 27' 00 ; 4 5 ; 47; 73264 Io, 4 • I : z7' oo ; 30 105 ; 74264 I 5 : z7' oo ; 30 105 ; 74264 r 6 : 27 1oo ; 74264 Septuaginta gen. r 6, z : 77 iud. I J , 9 : 1 573 16 2 4 : 1 573 1 6 I6, z 6 : 1 5 83 1 9 Servius Aen. r, 1 7 : z6o189 p : 3 1 9 ; 3 I 9524 79 : } Io469; 3 19 ; 3 1 9525 I 79 : 276279 273 : z8 1oo ; 42 1 5 5 ; 43 1 56 ; 7 5264; 1 2 8 140 276 : I 2 3 "4 2, 225 : I0334
Stellen 68 3 : z p 1 34 J, 2 } : I l 366 607 : 2 } 869 4 • r 6 : I I 369; I J 37o ; I 9z496 s 6 : Io334 5 9 : 205554 r 6 6 : 205 5 54 374 : 2 5 1 1 36 p 8 : 2 7 1 254 6, r 8 6 : r 859 ; 1 5 8J ll 743 : I I056 ; 1 774; Z I 3 7, I 8 8 : 2 5 1 1 3 5 ; z67"3 372: I I 5 78 ; 1 372 1 2 678 : z8 1oo ; 4 3 ' 5 8 ; 7 5 264 8, 8 4 : 193498 203 : 203 5 42 275 : zo6 55 8 z 85 : zo6556 3 3 7 : 270249 343 : 242 87 ; 246 ; 248; 248 " 2 ; 2 5 3 1 53 564: zoo; 203 542 6 J 8 : 193498 9, 4 : I I o57 ; uo59; I I I ; I I I62; I I J65; 1 1 578 ; 1 2 8 1 42; I J4 1 94; 1 }7 ; 1 37" 1 ; 1 5027 5 ; 1 50278; 3 27569 r o, 7 6 : 1 4 ; 1 1057) I Io5 8 ; I r r65 ; 1 1 578 ; 1 1 579 ; I I 5 8o ; 1 1 9 ; 1 26 1 36 ; 1 2 8 1 4 1 ; 1 372 l l ; 1 372 1 2 ; q6256 ; I 5027 5 ; r 8z427 ; I 9 I 8 6 : I l 57 8 6 r 8 : 195 6 ! 9 : I I 5 78 ; I 372 1 2 1 2, 8 3 : 1 372" 1 2, I I 9 : 2 5 2 1 41 1 2 1 : r 6 r33° ; 163345 ; I 64352 ecl. 4, I : 28 1 00 ; 30945 8 6o : 309458 6 r : 294372; Joz42 1 6z : 1 4 ; q46; 1 2 1 ; r 8z428 ; I 9 5 ; 1 9 5 5 03 ; 1 965 05 ; 20 I j28 ; 204550; zo8572 ; 290; 3 1 0465 ; 3 10469; 3 1 1 470 ; 3 1 2474; 3 1 9 ; 3 1 952 5 6, 3 : 2 3 869 7• 6 r : 1 975 10 8, 30: 205 5 54 8 2 : 277289; z78 '92 georg. I , zo: 98" 2 I : I 5o 27 5 ; H7 1 2 4 2, 502 : 28 100 ; 7 J "·I
34 7
1.
Index Sidonius Apoll. carm. 2, I 34 ff. :
6 5 243 2J, 204ff. : 4 10 ; 5 I 207 : 5 5 1 95 ; 5 5 1 98 epist. I, 5, J : 1 237 Silius Ital. 6, 634: 270245 I 5 , 84f. : 2798 Solinus I, 72 : 30442 7; 305433; 3 06441 Sophokles Aiax 784: 259 1 80 Antig. J I I 7 : 259 1 80 EI. 444 ff. : 2 345 2 Soranus gynaec. (CMG 4 ed. Ilberg) p. I8, 37: 22 82 J I , 2 ff. : 42 1 5 2 40, 24: 2282 4 I , 5 : 2282 5 I, 6: 2o74 5 5 ' 6 : 2486 5 7f. : 6om 57- 64: 3 6 57• IO: 2074 I 8 : 48 I 8 f. : 47 I 8 ff. : I96 3 I 9 : 59 2 df. : 4 10 58, I0- 1 2 : 8 I 4 ff. : 2}972 I6ff. : 1 340 26 ff. : 2 397 1 28-30: 7" 59 > I I : 56202 J l ff. : 57'05 6o, 3 : 926 JOf.: 2 I 78 Ioff. : 572o6 I J : 2I78 29 : 2074 29 ff. : 228 1 JOff. : I65 2 3 I : 2074 6 I , df. : 926 3 : 2282 9-I I : 926 IO: 2408 1 Iof. : 58 2 10 I I : 2ol4 1 2 : 2282 1 9 : 5 8 2 10 26: 22K ' JO: 2 074 2 J I : 2 2K
62, 3 : 2074 6 : 22 82 J I : 22 82 I9 ff. : 2408 1 24 : 2074 25 : 2282 2 8 : 2282 63, 2 ff. : I653 I 8 : 58 2 10 22: 5 8 2 10 64, 2 : 2074 68, 22: 2074 7J, I J ff. : 2227 79, 9-I J : 2o74 So, I 3 : 2074 82, 5 : 2282 8: 2074 84, 6 ff. : 222 10 7-27: 2074 I0- 1 3 : I 650 26: 22 8 2 8 5 , 7 ff. : I 755 86, I ff. : 2229 I I7, J : JOI 410 I I9, 6 : JOI 410 ; JOI 41 3 I 25, I 7 : JOI 4 " I J I, 20: JOI 413 I44, I 6 : 5 " I45 > 9 = 5 1 2 3 3 : 9 '4; 24 86 q6, 2 : 5 1 2 I64, I : 2282 7 = 22 82 I67, J I : 2282 I 8 : 2282 I68, 4: 22 8 2 I 8 : 2282 2 I : 2282 2 5 : 22 82
Statius Achill. I, 907 ff. : 72 silv. I, 2, 72 : 73 '64; 853 1 3
72 f. : 1 340 ; 45 I07ff. : 5 0 I IO: 5 5 1 9\ 5 8'" 26o f. : 50 2, I : 62 2, I , 76: 54 78: 59 ; 62 228 ; 63 '34 78ff. : 54 ; 57; 59 ; 62 ; 65 79 = 5 5 ; 6 1 ; 65 ; 68 '49
79 f. : 27 100 ; 74264 So: 57'03 ; 62229 So f. : 62 '30; 64 '4o S I : 57 203; 5 8' " ; 6I ; 64'4' 82: 62 23° 84ff: 54 87f. : 54 96 : 56 1 99 IOI f. : I 859 102 f. : 64240 1 2 I f. : 64'4' I47= 64 242 I7J f. : 64241 I 8J-I 8 8 : 66 202 : 27 100 ; 6 5 ; 66245 202 ff. : 6 5 ; 66245 203 : 68 '49 206 f. : 65 2 44 234 : 64241 2, 7 · J6: 54 1 92 J6ff. : p ; 5 2 183 4 1 ff. : 6o J, J, 90f. : I0436 4> 6 : I95 5 02 ; I98 P 4 6, J2 : I98 54: 200 5 6: 200 6o: I98 76: 200 96: 200 7 · 26: 5 8 2 9 ff. : 48 173 8, 36ff. : 6o22 1 5, 2, 68 f. : 893 28 69 f. : I 859; 89 5 ' 5 : 5 5 ; 6 df. 5, 5 , 69 ff. : 5 5 ; 6 I ; 6 I 227 70: 5 7 f. ; 5 7209; 59 ; 6o ; 62'3 1 70ff. : 57 7 I : 59 72ff. : 5 4 ; 6I 226 73 f. : 6I 84: 6I Theb. I , 6o ff. : 50 ; p f. 6I : 58 2 1 2 J, I 5 7 ff. : JOI I2, 568 f. : I0436 Stobaeus (Rhianus) 4, 3 4 : 2696 Strabo 3, 4, I 7 : 9 I 333 4, I, I I : 206560 8, 1 6 : 90])0 I J, 1 , 5 3 : } 1 912 1
Stellen Suda (Suidas) s. V. ay\Jtal: 542 97 anagyava : 2075 Suetonius Aug. 4• I : 74'64; 76'73
349
5 : 47 J I, 4 : 22735 6J, I : 28 1 oo; 29 101 ; 74'64; 85 3 1 3 94, 5 : 6o22 1 94, 8 : 65 243; J I J 484 Caes. 2 : 72 '6 ' p : 38 1 35 Calig. 5 : I 8 61 7 = 28 100 ; 29 101 ; 74'64; 85 3 1 3 8 : 209573; J0241 8 24 : 72 262 2 5, 4 : 204550 ; J I 3484 44: I 67361 Claud. I , 6: 2 8 100 ; 29 101; 74 264; 7627! ; 8 5 3 13 27: I967; 2489; 29 101 ; 74264 ; 76273; 85 3 1 3 27, I : 28 100 Dom. J : 29 101 ; 74264; 76273; 853 1 3 J, I : 28 100 Galba I7: 64244 Nero 5, 2 : 28 100 6: 47; 4 8 ; 272 261 6, I : 6022 1 ; I 8 3435 22 : I 237 33 = I 573 1 5 Otho I, 3 : 28 1oo; 29 101 ; 74 264; 76273; 85 3 1 3 8, J : 265 2 14 Tib. 3 5 : 72 262 47 = 28 100; 29 103; 74'64; 853 1 3 Vesp. J : 28 10o; 29 101 ; 74 f.'64; 76273 ; 85 3 1 3 5 , 3 = I053 8 ; I 5 6 Vit. 6 : 28 100; 29 101 ; 74'64; 76'73 ; s 5 3 1 3 Sulpicius Severus dial. 2, 3, 9 : 72'6' Sulpitius Victor 3 8 : 28 100; 74'64 Symphosius (PLM Baehrens 4 Nr. 87) : I25 Tacitus Agr. 6,
2 : 28 100 3 : 29 101 ann. 2, 37= 28 1oo; 29 101 ; 73'64 ; 74'64 4 > 8 : 29 100; 74264 8, 9 f. : 5 8 2 l l I I , 27 : 28 1oo; 73 264 I J, 1 : J 1 54"' ; J l 5 499 dial. 1 1 : 1 2 l7
]5 0 hist.
Index
I, I 5 : 64'41 89 : 265 2 14
Terentius adelph. 3 3 3 : 7d 5 6 ; 7 I'59 And. 2 I 9 : 27 100 ; 29 10' ; 3 I ; 4 5 ;
Phorm.
73'64
40I : zS I OO; 3 I ; 74'64 464 : 27 100 ; 29 102 ; 3 I ; 3 3 ; 75 268 466 f. : 34 473 : 3 3 122 48 I-48 5 : 23 84 48 I-48 8 : 32 48z f. : 3 3 1 21 486 ff. : 60222 487: 32"5 ; 3 3 f. 488 : 34 p 6 : 67'46 684ff. : 32" 4 708 ff. : 32 708-722 : 32"4 7I6-795 : 23 84 72I ff. : 32 724-727: I 5 48 725 : 23 84 729 : 23 84 740: 3 I 742 : 23 84 748 : 23 84 763 : 23 84 770 f. : Id9; 32"4 773 : 23 84 8 I 9-872 : 32" 4 89 I : 32"4 90I-904 : 32"4 972 ff. : 32"4 heaut. 6z6f.: 37'33 ; 38 627 : 43 158 ; 4 5 ; 74'64 ; 7 5 267; 76271 6z7 f. : 27'00; 29 102 ; 36 1 3 1 ; 37; 7 5 268 6z8 : 3 8 f. 630: 35 1 2 9 63 2-643 : 39 642 : 39 66 5 : 27 100 66r 39 1 37 hec. 400: I96 5 5 7 I : 27 100 ; 29 102 ; 36 1 31 ; 43 1 58 ; 74'64 ; 7627 1 576: 27'00; 36 1 3 1 ; 43 1 58 ; 74'64 ; 76271 704 : 27' 00 ; 29' 0\ 36 ' 3 ' ; 43'5 8 ; 74264 ; 75 21'7 ; 75 268 ; 76 27 1 l ll
647 : zs loo ; 29 101 ; 74'64 942 ff. : 46 1 67 943 : z S IOO ; 29 101 ; 74'64; 76'73 943 f. : 45 I007 : zS IOO ; 29 101 ; 74'64
Terenzkommentare s. auch Donatus, Eu graphius ad Andr. 2 1 9 : 27' 00
398 : zs'oo 464 : 27' 00; zS IOO 469 : 29 1 00 740 : zS' oo ad heaut. 629 : 27' 00 642 : 28 100 ad hec. 400 : 27 100 57' : 27 100 575 f. : z7' oo 704 : 27'00 ad Phorm. 1 007 : 29 100
Tertullianus ad nat. r,
1 5 , 4 : 1967 ; 2488 2, 9, 19: I 50'75 zo : rz8 141 I O, I : 2005 22 I I, 6: 2722 57 17, 5 : 2923 6 1 adv. Mare. 4, 2 1 : 1 2 ; 54 1 93 adv. Val. 7, z, 5 : 4 I 7 ' 5: 41 146 anim. 19, r 34 ; 47; 4 10 ; 592 1 5 8 : 1239; 2923 6 1 25, 2 : 49; 592 15 6 : 57'06 9 : 592 1 5 z6, 3 : 59" 5 39 > I : 273'67 z : 1 2 1 ; I 26137; r 8z 4'6 ; 1 9 I ; I 9 5 5oo ; 20 I p8 apolog. 9, 7 : I 967 ; 2488 25, 7 : 29236 1 carn. Christ. 4, I , 2 : 1 i 6 pudic. r 6 : 1 5 5305 spect. 5 , 3 : 24288 Theocritus id. 17, 23-33 : 3 I 95 2 5 24, I : 298 J9J 3 I : 298J9J; 306438 5 8 : 304427; 3064 3 8 Tibullus r , 6, 5 8 : 3 I 5 7 > 49: 21 3597 2, 2, 5 : 21 3597 8 : r S S 479 J. Tzetzes ad Lycophr. 39: zoz53 4
1.
Valerius Flaccus
I , 3 5 5 f. : 5 5 356: 57
Valerius Maximus
z, z, 9: 22938 ; 24288 ; zp'47; 2 5 3 1 53 9, I, 4: 1 5 63"
Varro lingu a Lat.
5, 3 : 1995 20 23 : 176403 54: I 7 I 64 : 6 1 6 ; 2593 66 : i9S; 3275 68 s 5 : 246 I l2 S9: 172 I I S-I2 7: 1 S4439 127: ' 73394 I 3 S : 10! 2 5 5 16 : 125 130 6, 1 3 : 246 112 ; 247" 6 ; 277'88 ; zSz 3°8 14: 265 " 6 2 1 : '73394 3 2 : r p '84 34: z8z3os; 254; 254'58; 2S33 2 1 6z : , 73394 7, I z : I 5 5 84: 27 ! '53; 271 2 54 3 3 5 ff. : ro643
sat. Men. rer. div. ed. Cardauns frg.
5 r : 2 5 1 1 34 94: zS I 3 07 94ff. : 5 1 3 97: I Il9 ; II 9 98: 5 I 18 3 ; 299400 99 : s roo: S IOI : 195501 103 : p 18 3 ; 269 24°; 272'57 I04: 5 ' 183 ; 6o; 272'6o ro6 : 6 16 ; 8 ; 5 ' 1 82 ror s 109 : S ; 78 I I I : 9 5 ; I I 5 80 I12: S q 6 : I 1 3 68 164: I I 3 68 zzo a, b : zoo5 2 ' z6S : 8 7 273 : I S7470 f. r. I , I, 5 : 6' 6 2, 2 : I 5 5Jo8 I ' 3 8 ' 3 : I 5 H \lO
Stellen
]5 1
z, 1 1, 5 : IS645 8
vita pop. Rom. ed. Riposati frg.
So: 6o22 1 ; I 8z 43°; r S3 ; I9o487; zor 5 28 ; 302419 S r : S ; 1443; I44 5 ; 1 s 6o ; 43 158 ; 74264 ; roz'9; I I 578 ; I Z I 105 Sz b : q ; roz'9; 1 90487 Vegetius mil. r, I r : I S59 q : I S59 z, 2 3 : I 859 4, 2 1 : 4022 5
Vergilius Aen. I,
z : r 64 5 2 : 3 I9 7 1- So : 3 Io469; 3 '9 79 : 319 54 ' : 164350 629 : ! 64350 668 : 3 I S 67 r f. : 3 16504 ; 3 1 8 736: rS4440 2, 6S6: 2521 4 1 764 f. : I S4440 3, 2 5 5 ff. : 3 1952 3 379 f. : 3 I S 520 3So: 3 I S5 20 3SS-395 : 3 I S5 20 39 r f. : 3 1 85 20 437 ff. : 3 I S 520 4> 32: 76'74 327: zS IOO; z S IOI; 42 1 55; 74'64 ; 77 6, 129 ff. : 3265 62 580: 259 181 648 : 259 182 792 : 2591 80 807 : !64350 7, 8 I ff. : z p 1 39 94 f. : 254159 n 6 ff. : 3 1 85 2° 122: 3 1 9 I 24 ff. : 3 I 8 5 2o 1 73 : ' 3 3 229 : 3 IS5 19 233 : 3 I 8519 5 56: 259 180 664 f. : I6r33' 8 !7 : I I 3 66 8, 10: I 6435o 39: 3 '9 42 ff. : 3 1 8 5 20 44 f. : 3 ' H PO 6o : .l ' H""
' 2.
Index
352 8 df. : 3 I 85 20 8 4 f. : J I 85 20 278 f. : I 84440 28 5 ff. : 206556 3 36 ff. : 269242 38 I : I 64J50 6 30: 3024 1 9 66 3 ff. : 269242 698 : 2 I 3594 9, 4: I I 578 ; I 372 1 2 202 : 27100; 29 101 203 : 73264 546: 43 1 58; 74264 547: 27 100; 75267 ; 76274 68of. : 10850 695 : Io85o 7o6 f. : Io850 IO, 74f. : I 64 74 ff. : I 64l49 7 5 : I 64350 7 5 f. : I 6 4 76 : I I 5 78 ; I 372 1 2 ; 208 494 f. : p 8 5 14 5 5 5 f. : I 62JJ6 6 I 8 f. : I 9 5 ; J I 6504 6 I 9 : I I 578 ; I 372 12 I2, 8 3 : I I 578 ; I 37212 9 2 f. : I 6 5352 I I 9 : 2 5 2 141 ecl. J, 84ff. : 3 2 3544 4, 8 : 295 20 : 22937 4 3 f. : 22937 45 : 3 I O 48- 5 2 : 329577 5 3- 5 9 = 295 6o-63 : 290; 292 ; 295 6 I : I 8 5448 ; 30242 1 62 : 3 I 9 5 , p f. : 329 577 georg. 2, 47: 89J27 47 f. : 8.8 5 5 : 89328 5 6 : 89J26 ; 89)28 5 7 : 88 3 50: 9033 1 2.
Ab:istcn 1 04 1 5 , 105 Ab:is1ung 1 04 1 \ 1 05
J, I 76 : J024 1 9 4 I 6 ff. : I 5 9)24 4, 20I : I 66359 272 f. : 89 340 : 300 376 : 2 5 2 1 4 1 Scholia Verg. Bern. ad ecl. 4, 6 3 : 3 I 0466 ad georg. 2, 3 8 4 : 2 p 1 37 vitae Verg. s. Donatus, Focas vita Verg. Monacensis 2 ed. K. Bayer 7- ! 2 : Io' 9 7- I 8 : 305 Vitruvius I , 4, 5 : I7 84'5 Vulgata exod. 2, 9 : 2 8 1 oo ; 42 '55 ; 4 3 ' 56; 45 ; 74264 Ezech. I 6, 4 f. : 592 1 8 5 : 2 594 ; 67246 ; 67247 gen. I6, 2 : 28 100 ; 42 1 5 5 ; 43 1 5 6 ; 44163 ; 7 5 264 ; 76274; 77 30, 3 : 43 1 56 ; 77276 JO, JO: 44 163 Jer. 20, I 5 : 67247 iud. I I , 2 : 28 100; 74'64 lev. 1 2 : 223 18 I2, 2 : 4 I r . Macc. I , 2 3 : I 9o485 num. 4, 7: I 90485 r . par. 28, I 6 : I 90485 2. par. 29, I 8 : I90485 prov. 9, 2 : I 90485 psalm. 1 3 8 ( I 39), 1 3 : 2 8 100 ; 74264 Ruth 4' I 6 : 2 8 1oo ; 42 15 5 ; 43 1 5 6; 74264 Sirach ( eclus.) I 5, 2 : 4 I 1 50 Tob. 3, I 8 : 4 I 1 50 act. 7 , 2 I : 28 1oo; 43 1 58; 7 5 264 ; 86 Joh. 20, I 5 : I 030 Luc. 2, 22-24 : 22 3 1 8 =
Zeno Ver. tract. I , 54 (2, 8), 2, 3 ff. : 36 I , 54 (2, 8), 2, 5 : 4 I 146 2, 8, 2, I 3 f. : I 3 2 , I 2 (2, 9), I , 2 : 4 I 146 2, I2 (2, 9), 2, 3 : 36
Personen, Wörter, Sachen Abbild 5 8 " l , 96', I 002 3, I 2 I , I 2 I 107, 1 2 J- 1 2 5 1 1 2 8'46, 1 3 3 f. , 1 6 5 , I7 5403, 1 82,
Personen, Wörter, Sachen
I 8 5 , I 92494, 2ooP2, 2o i, 205 554, 207, 2 I 4606, 2 ! 6, 2 I 6613, 2 I 8, 224, 2 J I , 2 3 7 f., 24I, 244, 2 50, 2 5 5 , 2 5 9, 26S, 326f. abbildartig I 79 Abbilden I So abbildhaft I 2 J, 2 I 9 Abbildung 1 2 5 , I So f., 207, 2 I S, s. auch Teilabbildung Abbildwert I 2 3 Abbreviatur I 99P0, s. auch Abkürzung, Kürzel, sprachverkürzend, Verkürzen, Verkürzung Abbreviaturzeichen I 99po Abendstern I 49 Abeona/ Adeona I I 4, I I477, 1 39 Aberglaube 1 340, I04, 1 2 3 , 147, s. auch Hebammenaberglaube abergläubisch 239 Abfall ro3 f., 1 06, 108, 1 36, 148-r 5o, I 5 2, I 5 S, I 59J25, 1 6 5 , 1 79, 22 1 , s. auch Baumabfall, Geburtsabfall, Körperab fall Abfallbeseitigung 1 0435, r 59 f. Abfallhaufen r 5 8 Abgrenzung 2 1 0 Abkürzen r r r 6 5, !22 1 10, r 6937 1, I 99 Abkürzung 52, ! 221 1 0, r 6937 1 , 291354, s. auch Abbreviatur, Kürzel, sprachver kürzend, Verkürzen, Verkürzung Abkunft 327 Ableitungssuffix r 6S Ablösen 286 Ablösung 1 99, 2o r , 2oS, 2S6 Abmähen 2So Abnabeln 2 5 92 Abnabelung 62, S r , 1 5 2, 2 6 r , 286 abortus 273 Abrunden 299 Abrundung 299 Abschälen 1 0334 Abschälung 1 0435 Abschließen 237, 293 Abschluß 1 4, r o4ll, 108, r S r , 221, 2 3 S f., 274, 2 S r , 2SS, 288345, 293, 295 f., 320, s. auch Lupercalienabschluß, Jahresab schluß, Kopfabschluß Abschlußfeier 2S4 Abschlußhandlung r 47 Abschlußphase r S r Abschlußstufe 2 2 1 Abschlußtag 190, 278 Abschlußteil 242
353
Abschneiden 1 47 f., qS264, 2 3 S , 242 f. Abschrecken r S r , 2 1 S absolut roS5 1 , r ro, 124 1 22, r p , r S 3, r SS , I 93498, 2 1 46o6 , 272, 274' 304, 324548 Absolutheit 2 1 4 absonderlich 1 5 7, 204548 Absonderlichkeit 5 9 Abstammen 1 9 5 Abstammung 3 9 , 267, 324 f., 3 27 absurd r 2o, 1 40, I6S368, s. auch reductio ad absurdum Absurdität r 2o, 1 36 Abtrennen 296 Abtrennung 63, S r , 1 0 3 , 239 Abwehr 97, 1 04, r o6, I J S , r So, r So4'3 Abwehren 1 02, 1 3 5 , I 5 2, I 5 4296 , 1 5 9, r So4'3, r S r Abwehrer r 6 5 354, s. auch Wolfsabwehrer Abwehrmaßnahme 146'56 Abwehrritus 102, r S r abwehrend, übel- 2 1 0, s. auch apotropä isch abwesend 32 3 f. Abwesenheit ro29, 56, 67247, 76, 1 26, 1 94498, 2S6 f., 2S7342 , 2 S S f., 323, 323542 Abwischen 22S, 230-23 3 , 240 Acca Larentia 200522 accipere 2 r 9 Achilles 72, 320 f., 3 2 1 53', 3 2 5 5 5 ' Acisculus r r 9 Ackerbau S7, 1 5 r f., s. auch Feldbebau ung ÜÖUKQU<; 306, 306438 ad(e)lig 1 9 5 , 20S, 209573, 2 5 6-25S, s. auch aristokratisch, vornehm adhortatio 290 adhuc I 9 5 Adlerauge r 3 0 adludere 292361 adoptare S2, S2294, S2295 Adoptieren 47 17°, 202 adoptio 47, S2295 Adoption 6 r 226, 64, 6424 1 , S2, 202, 202534 Adoptionsverfahren 202532 Adoptionsvorgang 47'7° Adaptivmutter 207 Adaptivvater 47'7° adpetere 2 r 5 adridere (arridere) 29 1 355, 30945 H adsidela mensa 1 8444' adventus 1 6 5 1 H Acan1s 90 1 1 '
' 35 4
Index
aedes I0229, I I 058, I I I6', I I I65, I 5 5 , 1 5 5 1o1, 1 6 5 JF, 1 80 aedijicium I 5 83'8 Aedil 1 5 6, I 5 63u Aedilenamt I 5 6, 1 5 63 1 1 Aedilentätigkeit I 5 63 l l aedifis 1 5 51 1 5 5 307, 1 5 5308, 1 5 5 309, I 563 u aedilis Cerialis I 5 6 aeditu(m)us I 5 5 , 1 5 5 307, I 5 5 308 aeditualis I 5 5, 1 5 5 305 Ägypten 28 3318 ägyptisch 3 I 3 484 Ähre 1 29, 276, 279 Ährenhülle 276 Aemilius Scaurus, M. 1 5 63u Änderung 1 46256, I 97, 200, 222, s. auch Substanzänderung Aeneas I 64, 207, 269, 3 I 6, 3 1 8, 3 I 8520 Aeneius p 8 5 14 äolisch 3 1 9524 Aeolus 3 1 9, 3 I 9524 aequalis 260 ae·r I 784 1 5 aetas 260, 326563 aevum 1 5 7316, I 69, I 6937 1 aevus, grand- I 69 aevus, prim- I 69, I 69371 Affinität 5 3 189, 5 4, 87, 89, 9 I , I 6 5 , I 8 5450, I 9 I , I93, I 97, 2 1o f., 228, 275, 3 26 Affinitätsbegründung 6o Afrika 244 f. afrikanisch 262 Agamemnon I 24, I 44, I 4425 1 agens 2 I 9 ager I 5 0 agrestis I 27, I 27139, 268 äyyEAOC, I 5 i 14 aggredi 322, 328, 329247 Aggression 2 3 I, 267 Aggressionsakt I 44247 agna 246 agnoscere 309458 agonium 265"6 agonium Martiale 265"6 agrarisch 277 ayutal I 54297 ay\JUXTLC, I 5 3296 ayuu;(Jc, I 54 297 Ahn I 44250, 244, 27226', 275, 275276, s. auch U ra hn Ahnenreihe 1 64 i\ hnhnr 1 64, 2 1 4606
atXJ.lll 1 24122 UtJ.lU I 8 7467 UtJ.UlT'tElV 2 5 6 Aitiologie 27I252 aitiologisch 95, I 94498, 22430 als 224, 2 5 6 Akklamation 329577 Akkusativ der Person 290 f. ÜKQOV I 30 Akt 2', 5, 616, 7, 9, I I , I6, 2 5 , 27, 2798, 39139, 40, 45 163, p, 63-66, 64241, 70, 76, 77278, 78, 80-84, 84306, 86, 9 I , 97 f., I O I , I 041 I47, I 5 51 I 79, I 8 2, 2 3 2 f., 2 37, 242, 24 5, s. auch Aggressionsakt, Anerkennungsakt, Aufhebungsakt, Be fruchtungsakt, Entbindungsakt, Ge burtsakt, Geschlechtsakt, Kultakt, Rechtsakt, Reinigungsakt, Sozialisa tionsakt, Willensakt Aktion 2 I 7 aktiv I 17 f., 1 2 8 140, I 6 I , I 62337, I 90, 2oof., 208, 2 I 2-2 I6, 2 I 4606, 228, 282, 2823 1 3 Aktivieren 209 aktivisch I I 788 Aktivität 222 Aktivsein 282 Aktualisierung 47 Aktualität 32 7 aktuell 222 akustisch 62"7 Akzeptieren 47, 90, 3 I 6 Akzeptierung 40, 6 5 , s . auch Anerkennung, Legitimation Albenses, populi I 7 I albus I 57 Alcides 203539, 203 542 Alcmene (Alkmene) 79, 202 Alemona I I 9 alere 4 5 , I I 9, 204 550, 2 I 4606 aAETQlßavor; I002J Alexander I 24, I 9 5 502 Alexander Helios 324548 ä"Ats 1 4 I UAKlj 203542 Allegorie 3 Io467, 3 I I allegorisch 49- p , 3 10, 3 I 0467, 3 1 I allegorisierend I 029, 8o289 Alleinanspruch 2 I 7 Alliteration I 36206 Allohroger 206560 Alltag 26, 64, I 09, I 5 6, 3 I 6 Alltagsgeste 70
2.
Personen, WOrter, Sachen
Alltagsleben 8 3 Alltagsordnung 22 I alltäglich 26, 65 f., 82, I 57, I 8o, 308 Aloaden I 42, I 43247, I 44247 a"Awlj I42, I43247 Aloeus I 42, I43247 Altar I 0 5 , I095 1 , I 9 I , I 975 10, 242 f., 269, s. auch Opferaltar, Pelopsaltar, Zeus altar Altarstein 242 Alterego 6 5 , 128, 1 2 8 146, I 5o, 1 965°6, 2 I 3 Alternanz I 7o, I73, 263 alternativ I 34 Alternative 24, 59, 75261, 77278, I 22 1 0, I 3 8, 1 49, I 74> I 90, 2 I 4604, 238, 3 I 9526, 320, 326563 Alternative, falsche 3 I 3 Alternieren 3 I o, 322 altemus 327 altertümlich I 002l, I 8 8 , 265, s. auch archaisch altgermanisches Recht 20 althergebracht I 7 5 f. altlateinisch I 7 3 altrömisch I I 06 1 alttestamentarisch 4 5 1 63 altväterlich I 9 5, 208 alumnus I I 8 alvus 47, 5 4 ff., 63, 6 5 amabilis I 965°6, 209573, 305435, 3 I 3484, 3 I 5496, 3 I 6 ambivalent 309458 Ambivalenz 2 I 5 , 2 9 I , 309458 ambo 323543 ambulare I 547 ambulatio I 47256 Ameise 90330, 9o1J I Ameisenmensch 9o33o, 90 11' amicitia 3 I9, 3 I 9524 amiculum funonis 246-248, 2 5 0-2 5 5 , 2 8 I J07, 2 8 3 Amiles (Amelius) I I4 Amis (Amicus) I I4 Amme I 5 , 30107, 3 5 "8, 48, 7 I , 9 I 3n, 222 Ammenfest 3 I 3484 Ammengöttin 3 I 3 484 Ammenlatein 293 Ammon 3 I 3484 amor 2 1 4 Amor I Io56, I764°8 ftft
355
UJ.lq>lQQs I 42240 Amphora 148-I 5o, I 50270, I 59, s. auch Gefäß, Sepulkralgefäß Amphorensymbol I48 Amphytrion 202 amplecti 5 8"8, 65, s. auch complecti Amt 1 5 2, I 5 6, s. auch Ädilenamt, Fegeramt Amtieren 2 8 8 amtlich 3 2 4 Amtsträger I 5 5 Ämterlaufbahn 329577 Amulett I 32, I 39"J Amüsement 29 I355 amüsiert 29I355 Amyntor 70255 Anagnia I 0023 avaAllq>�i-:v 431 59 UVCtAlliJilC, 42, 42152 analogiam, per 223, 264 Analogie I 97 Analogiezauber I 84, s. auch Entbindungszauber, Zauberwort analogisch I 88 analytisch 616 Anaximander 2 I 4606 Anbli cken 59, 592 1 8, 328 anceps I 5 7315 Anchises 3 I I 47 l ancile 26 5215, 266 ancilla 44 163 anclabris mensa I 8 4 Androgynismus I Io56 Andros 3 I Aneignungsanspruch 9 I avi]Q 326 Anerkennen 30, 30107, 36, 39, 39139, 48, 82, 8229', 84 264 Anerkennung I, 22, 3 I , 37-39, 40, 49177, 9 I m , 3 29577, s. auch Akzeptierung, Le gitimation Anerkennungsakt 69 Anerkennungsbedeutung 3 8 Anerkennungsfunktion 36 Anerkennungsgeste 3 8 Anerkennungsritus I, 3, 3 6 Anerkennungszeremonie 2 Anfang I2, 1 2 6' J2, I 3 6, 1 40, I 5 J291, I 5 43°1, I 8 I , I9 J498, 2 I 4 f., 2 I 4 f.606, 223, 2 2 5 , 239, 26 1 , 264, 272-274, 2Ho, 294 f., 299 , J06 , J09, 322, s. auch Jahn·san fang, l .ehensanfang, Monatsa n fang, Worl a n fang, /c·ilc n a n fa ng, Begi n n
Index Anfangen I 9 3498, 2 I 4604, 222, 2 4 I , 2 94, 303, 3 I z475, s. auch Beginnen Anfangsaspekt 273 anfangslos 2 I 4606 Anfangsmonat 264 f. Anfangspunkt 2 7 2 , 3 2 8 f. Anfangstag 22 3 Anfangszeit 2 3 8, 30I anfänglich 99, I 995 19, 269, s. auch uranfänglich Anfassen 2 5 4 Angleichung 209573 Angriff 284322 Angriffswaffe Ioo'3 Angstgefüh l 228 Angstvorstellung 239 Anhang 296 Anhängsel 2 I 9, 3 ! 4 anikonisch r z i , r z 3 , I 2 5 f., I 5 3 anima 5 92 1 5, 592 1 8, s. auch mens animal I 5 I 279, I78, I 88476 Animieren 299, 308 animus 64240 Ankerstein I 42240 Ankömmling I 5 4296, I 6435o Ankündigen 282, 307 Ankündigung 307 Ankunft 7 I , I 6435o, I 6 5 354, I77 Anlachen 304427, 309 Anlächeln 304425, 3 I 2 Anna Peranna (Perenna) I I 4, I I 476 , I I 577, 2 64, 2642 1 1 Annae sacrum 2642 1 ' annus I z 36 , I I 5 77, I 20'04, 264, 266 Anomalie I 76 Anomalie, körperliche I 3 4o avoge�ia 30I4 10 anormal 5 7 Anreden 29 5 376 antepilanus I 7 2 , I 74, I 74396 anteponere I 8 z43o, I 8 3 , I 8 4437, zoo, zoi 528 (ante)signanus I 7 5 Antevorta 2 7 2 f., 272259, 272261 Anthropologie 327 anthropomorph 6 '6 , r r 9, I 2 4 f., r z6'33, I26'35, I 4 I , I65, I 9 3498, I 97 f., s. auch quasi-anthropomorph Anthropomorphisieren I I f\ I 3 3 f., I 4 5 , I 9io9 Anthropomorphisierung I 33 f., I 5 3 , I 5 8 Ant h ropomorphisierungssuffix I I 9 A nt h ropomorphismus 7'"
2.
Antinomie I49 Antiope I 9, zo69, z i 78 antiquus 2 5 3 Antithese I 49, I 77 f., zzS, s. auch Gegen satz antithetisch 57, I 4 I , I43247, I 4 5 · I 77 f., 2 32, 2 3 5 , s. auch gegensätzlich Antizipation I6, 4 I , I 8z, zo i , Z I 6, 3 I 2 , 3 29 577 antizipativ 2 5, 3 I 2 f., 3 29577 Antizipieren 2 5 , I 6 5 , 267229 Antlitz 305, 3 07 Antonia 303423 Antonius 323 544, 32 4548 anwesend I I , 37, 6 I , 67, I 39 Anwesenheit Io29, I 445, 3 8 , I ZO, r z I '07, I z6, I 39, I 8 3 , z88, s. auch Präsenz Anzeichen 307 aoristisch 2 1 2 590 U
Personen, WOrter, Sachen
Arbeitsgerät I 34 '9' arbeitsrhythmisch I 50 Arbeitsvorgang Io6 arbor 925, 88, 90, 9 5 , 97, I I z66, qo' 6 ' , I 3 2, I 40 Arcadi a 32o f., 3 2 I 53' , 3 2 I 532 Arkadien 24 3 arkadisch 2 4 3 archaisch I 002l , I I z66 , I I 37°, I I 68Z, I I 8 f., I 34, I68, I 72, I7640l, I 84, I 84437, I 8 8 , I 97, zo8, 2 1 4, Z I 6, 2 5 I , 265, 267, 299, 3 I 6, s. auch altertümlich - archaisch, episch - 3 I 6 archaisch, hoch - I 7 I Archaisieren I I 2 66 Archaisierung 86 Arche I p Archemorus I 547 Archetyp(os) zoo, z i z, 2 I 4, z i 6 archetypisch Z I I , 24 I , 264, 272, 2 8 3 , 289, 3I8
Archetypisierung 2 I I Architekt I 5 43°2 Archylis 3 2 Ares 1 44247, I 8 7467 Argiver 9 I 333 argivisch 1 44 Argo 32o f., 3 2 I 532 Argonauten I4z239, 1 42240 Argos 9 I 333 Aristokratenfamilie I 9 5 Aristokratie z6o aristokratisch zo8, z6o, 3 I6, s. auch ad(e)lig, vornehm Arm zZ, 9, 2486, 4 5 '63, 52, 5 2 '86 , 5 3 '89, 5 8 , 6 I-63, 62229, 6 5 , 68-7 1 , 78, 8 z , I 6z336 , I 8 5 ' I 94498 ' 3 I 3 484 arma 99, 9920• 992 1 Armenien 22 3 armus 992 I Arrangement I zo, zooPZ, zo i , zo8, 2 I 6, 2 I 9, 3 I 2 iiQQT]V I 963, z i 77 Artemis 34124, r z4, 244 Artemis Korythalia 3 I 3 484 arva I 6 I 33 5 , I 6 I 349, 326563 Arvallied I 7 I Arzt 9, I o29 Asche I i4, s. auch Holzasche i\sklepieion I 5 3 i\ s kl c p i o s I 5 9 1Hpiccrc H , I I , I 4 ·1 1 , I H"0, 5 5 , 5 6 "'�. 5 7, 5 9 , 6 1 , 6 1 "', J l H , J Z H " ' , l l <J";
357
Aspiration 1 4 3247, 3 I z Assoziation I 29, 23 7, 3 I 5498 Assoziieren 24 3 Ast I03, Io6, I zo Astwerk I05 Astrologie 6 9 astrologisch 5 4'93, 6 9 iicngov 306438 astrum 54 '93, 6z, 6z229, 6 5, 329577 astrum, natale 2 I 3 Atedius Melior 54, 5 7, 6z f., 6 5 Atem 29236' UTEQi]<; 3 1 o469 'ASavat I 5 3 296 Athene 78, I24 athenisch 341 24, I 5 3 Atlas I 5 83'8 'ATQELOat I 4425' Atreus I44 Atridengespann I 44 Atrium I 44\ I446 , I 0229, r r o58, I r r 6 S, I I 9, I46256 , I 563", I 5 631 2 , I 8o, I 8z427, I 82428, I 9 5503, zoi P8, zo8, z z i , 3 I z474 Attis-Kult, Kybele- 289 Attitüde 64 f., 69 f. attollere z698, 5 82 I ', 74264 Attribut I I 366, I I9, I 23 , I 2 3 "l, 1 26, 1 26'3\ I 37, I 39, I 4 I , I 69, I92494, I 94498, I 97, 2 67 attributiv I 89, 2 5 6, 2 5 8 auctio I 8 7467 auctor I 9 3 498 Aufbau 242, 298, s. auch Gesamtaufbau, Wiederaufbau Aufeinanderfolge 146256 , z6o, s. auch Aufreihung, Reihenfolge auferre I 5 I 283 Auferstehung 242 Aufhacken I 29 Aufheben zZ, z4, 5 '4, 9 f., I 548, z 5 f., 2 799, 29, 3 3 , 49'76, 49'77, 62, 6 3236, 68249, 7 I , 7 5 267, 77278, 7 8 , So, 843o6, 90, 92, I 76, 329, s. auch Aufnehmen, Hochheben, Hochnehmen Aufhebung 3 2 "4, 3 5 126, 44'6' , 46, 6424', 66'45, 78, Sof., 84, 328 Aufhebungsakt 4 3 Auflachen 228, z6I Auflösen 273, 273'6 8 , 274'7' Aufnah m e 1 H 2, 226, 2 5 9 f. , zH6, 3 1 6, 3 1 H f., J2H i\ u fna h ntt'lt· n·monie 2 H 6
2.
Index Aufnehmen 843°4, r S r , 286, s. auch Auf heben, Hochheben, Hochnehmen Aufrechterhalten I 5 5 Aufrecht Stehen 2 5 f., 1 32 f., 148, 1 5 8,
I 5 83 18
Aufreihung 191, s. auch Aufeinanderfolge, Reihenfolge Aufrichten S r , 87, 165 Aufrichtung r S 60, 26 Aufgerichtetsein 2698 Aufschlagen 107, 145, 165, 2 1 S Aufschrei 2 4 5 Aufschreien 244 Aufsicht r 5 5 , r 563 11 Aufsicht, Ober- r 5 5 Aufspringen 1 4 3 247, 145 ,Aufspringer' 143 Aufstellen 1 342, 1 3S2 15 , 1 5 2, 1 563 1 \ r6o,
r 8o, 1 82, r S4, rS9-19I, 195 f., 201 528 , 2o8 f., 2 1 7-2 19, 221, 242 Aufstellung 1 96, s. auch Pilumaufstellung Aufstülpen 1 44247 Aufsuchen r S 3, s. auch Besuchen Auftragen 2 3 2 aufwärts 32S Aufziehen (Kinder) 2 3-2 5 ,
23 8\ 29, 3 1 , 34· 4f57, 44 163, 47, 59· 69, 70255, 75 > 90, 92, s. auch Großziehen Aufzucht 25, 45 f., 59 Auge 928 , 1 32, 143247, r 5 3 f.296, 240,
s. auch Adlerauge, Pfeilerauge, Blick Auge, böses 59 Auge, gütiges 59 Augenblick der Geburt 306 Augenkrankheit 240 Augeias r 563 1 2 augmenta 24 3 augere t9 augur 7 1 9 augurium 7, i9, 1 340, I I266 augusteisch 5 16, 2S 5 augustus r 89, r S9480 Augustus 2065 6 \ 2 1 1 , 227, 247, 2S7, 2Si38 , 3 1 4484, 3 17, 3 1 7P 1 , s. auch Geni us Augusti aura 56198 , 59, SS aura vitalis 5 5 197 aureus 3 1 4-3 1 6, 3 1 5496 , 3 1 5497, 3 1 65°0, 32651>) Ausdeutung 1 50 Ausfegen 1 4H "> J , s. auch Auskehren Au\gangspunkt 7H, 1 4 0
Ausgeburt 903JO, 1 5 7, 1 573 1 5 Ausgelassenheit 242, 2S9 Aushacken r 32 Auskehren r p f., 1 54, 1 56, 1 59, s. auch Ausfegen Auslachen 290 Ausliefern 72 Auslieferungsszene 72 Auslieferung, sexuelle 72262 auspex 205554 auspicari S, I I- I J, 1 233, 1 34°, 1 443, I6,
54 193, I I I 65 , 1 79
7 19, 12, 1236 , 1 340, rS, I I I 6', I I 26 5 , 1 37"3, 205 5 54 Außenbezug 2 I 7 auspicium, Auspicium
Außenseiterrolle 324 außergewöhnlich 326 außerhäuslich 18 1 außerrituell 260 außerrömisch 8 3, I 67 Ausrichtung 244 Ausschmückung 273 Aussetzen 1 44\ I 9-25, 1967, I 968 , 2I78 , 2486 , 25 92, 30 f., 3 8 f., 44 16 \ 44 16\ 46 f., 67, 70, 73, 74f. '64, 77278 , 90, 14Sf., r 66, 219 Aussetzung 7, 1 548 , I S-25, 228 \ 25 92, 29f., 3 2· 3 2 1 14, 3 5 > 59> 68, 92, 148 f., 241, s. auch Kinderaussetzung Ausstrahlung 2 54 Austragen (eines Kindes) 1S5 Austreiben 2 7 r Austritt I 4 8 264, s. auch Milchaustritt Austritt aus dem Mutterleib S, 49, 7S,
22 1 , 272 f.
Auswuchs I 3 3, s. auch Kopfauswuchs Authentizität 29 1 autochthon So2 8 7, n 68 ', 1 20, !26 1 35 , 1 64,
I9l
Autochthonie 90 JJ0, I64, s. auch Bodenständigkeit Autoschediasma 122 110 a\JTOTQam:t;o<; 3 r o469 avertere I23 1 1 3, 1 64349 avis 1 27, 1 2 i39 , 1 3 5 1 98 avus 49'77, I 64l49 Axt I0333, 1 29, 1 3 3 1 9 1 , 1 3 4- 1 36 , 1 36202, I41, 1 4 625 6 , r 66, 2I7, 2So, s. auch Dop pelaxt Axtgott 1 34 Bacchus 289, 3 1 247 5 BaKxo<; 3o643x
Personen, 'WOrter, Sachen
Backen 2793 00 Backwerk 1 24 Bäcker 1 50 Bäckergott 109P, 109 52 Bad 23 85 , 283, s. auch Reinigungsbad Baden 3, S f., 1 5 , 20, 2 3 , 25 92, 49, 49 1 76 , 5 2, 5 6 f. , 58, 59 2 18 , 6 1 f., S r , I47, r 6o, 179, 2S3, 2833 18 , 2S4, s. auch Reinigen, Säubern, Waschen baiulus 1 5 S3 18 Balken 1 1 3 , 140, 1 42, I 5 S3' 8 , s. auch Querbalken Balkenkonstruktion 1 r 372 baltisch r 14 banal I22 llo Bann 2 3 I bannbrechend 2 3 1 barba 1 69 Barbaren 1756 , 22, zoz53' barbus, (Aheno)- 1 69 Bart 1 3 7 bärtig I 37 ßa
ro643, 108, 1 1 366 , I J I '69, 1 40, 1 46, 1 47256, I p, 1 573 1 5 , r S r f., r 86 f., r S7 469, I 92495, s. auch Feigenbaum, Lebens
baum, Lotosbaum, Myrtusbaum, Nährbaum, Zürgelbaum Baumabfall r 5 2 Baumart 1 30 Baumbearbeitung 10334, 1 79 Baumfällen 10435 Baumhacker I3o' 6 \ 1 3 2 Baumname 1 69 Baumpicker qo' 61 Baumreste 10435, 105 Baumstamm 1754, Io6 Baumstumpf 1 754 Baumteil 103, 1 06 f. Baumwurzel 147 Baumzweig I22 Bautätigkeit 36 Beamter 1 3 3 B e ile n 3 2H P l
3 59
Becher 19S, zoo, 2 1 r 580, 264, s. auch Hercules mit dem Becher Bedeutungstyp 29 1 01 Befehl 6S, 75 267 Befehlen 75, 92 Befehlswort 219 Befreiung 222, 30S Befruchtung 24 5, 2S4 Befruchtungsabsicht zS 5 Befruchtungsakt 284 Befruchtungszeremonie 2S4 Beginn 274, s. auch Jahresbeginn, Opfer beginn, Anfang Beginnen I l, 222, 279, 3 19 52°, s. auch Anfangen Begraben 148, 245 Begräbnis 2 r 5 Begriffsübertragung 2S 3 Behacken r 3 2 Behausung 1 So f. Bein I6z336 , 243-245 Beiname 962, I I }, I I f0, I }}, 192, 1 92495 ,
196 5 °6 , 19S, 205554, z rz, 2 1 3 5 94, 2 1 5
Bekleiden 249 Bekleidung 248, 2 5 3 , 267 Bekränzen 1 22, s. auch Kranz Benennen 1 52, 167, 203 Benennung I I 32, I 147 5 , r r 5, I3 r,
r 3 3 f., 1 37 f., 1 }92 19, 144, l 5 J286, 1 5 S, I 5 83 1 8 , r6z f., r6S, 1 72, r S7469, 2 1 2, 242, 27I2F,
s. auch Name Benennungsform r 68 Benennungsvariante 1 64 Berechnen 299 Berechnungsart 299 Bergen 1 So f., 207 Bergung 228 ', 24 f., 4S, 5 2 Bergwald 9S 11 Beroe 3o4427, 3 0643 9 Berühren 224, 23S, s. auch unberührt Berührung 24, 4S, 59, 221, 228, 23of., 2 37, 239, 2S7, 2S9, 306, s. auch Stirn berührung Beschädigung 2 3 8 Beschlagen 2 5 3 Beschmieren zo70, r S7, 2 3 3 f. Beschützen 149 Beschützer 1 3 8, 2 1 0, s. auch Schutzherr Bschwerde 300 Beschwernis 7H, 294 f. Beschwören 2 1 6, s. auch Herau fheschwil ren
]60
Index
Beschwörung I 8o4 23 Beseitigen Io4, I 06, I 4 8, I 5 I , I 54, I 6o, 283 3 8 Beseitigung Io4f., I 0435, I 47260, I47f., I4826 l , I 49, I79, 232, s. auch Schmutz beseitigung Beseitigungsritus I 50 Besen I04 f., I0435, I35 f., I46256, I 48263, I 5 5 · I 5 63'2 Besenstiel I 2 3 Bestätigung 68 Bestattung q8 f. Bestimmung 327 Besuch I 88, s. auch Freundinnenbesuch, Gratulationsbesuch Besuchen I 83, s. auch Aufsuchen Besuchergruppe 2 I 8 Besucherin r 8 3 f., I 8 8 f., I 9o f., I96 Betäuben 238 Bett ! 2 I 05 , 1 26, I 46256, I79, I9 65 06, 20I 528, 2 I 7 f., 244, 3 I0467, 3 I r f., 3 I 2475, 3 1 3 f., 3 I 3484, 3 I6-p8, 320, s. auch ,Bett und Tisch'-Ritus, Speisebett, Tisch + Bett, ,Tisch und Bett'-Ritus, Totenbett, Wochenbett Bettgemeinschaft 3 I I470, 3 I952\ 3 I 9525 Bettgenosse 3 I o Bettgenossenschaft 3 IO, 3 I 2, 3 I 9 f. ,Bett und Tisch'-Ritus 327, s. auch ,Tisch und Bett'-Ritus Bettlerlumpen 2075 Beute 250 Bevölkerungsbestand I 89 Bewaffnen I 6 8 , 2 67 Bewaffnung 267 Bewegungsablauf 266 Bewirken 285 Bewirten I 79 Bewirtung I 24 bewußt 293, 295, 327 Bewußtsein 208, 222, 293, 2933 67 Bewußtseinsgestaltung 2 I 9 bewußtseinsmäßig 309 Bezeichnung I 3 3, I45253, 243, 2 8 I , 32354\ s. auch Gruppenbezeichnung, Typen bezeichnung Bezugsperson I 9 3 498, 304, 304427 Bezugspunkt 236, 240 bibere 32 f., 200, 3 r 750' Bienenstich I 32 Bild I 2o, I 49 · I 5 4 100, I 6 7, I 77, 208, 2 I 9, 2 JH , 242, 2 6 4, 2 7 5 , 2Ho, 284, 2H 6 f., '
0
2.
3 IO, 3 I4, 3 I 8 f., s. auch Abbild, Dop pelbild, Gegenbild, Gesamtbild, Göt terbild, Münzbild, Sinnbild, Spiegel bild, Sternbild, Vasenbild, Vorbild, Zu kunftsbild Binden 205, 244, 272 Bindung 308 f. Biographie 304 biographisch 305 ßLOTT] I I 789 ßiOTO<; I I 789 bipennis I 3 5 198 bipinnis I 3 5 , I 3 5 1 97 bitter I 29 Blaesus 65 blandus 5 1 , 6I, 305 Blick 59, I 5 J296, 328m, s.' auch Auge Blick, böser I 54 296 Blicken 57, 327 f., 328m, s. auch Anblikken Blitz 7I260, Io8 f., I085 0, ! 26 1 33, I45 Blitzform I o8 50 blitzgetroffen 7 I 260 Blitzgott I 08 f.P blitztot 72260 Blum e I 8 5 , I 8 5 4 5o, I93 f. 49 s , 2 I46o6 Blut 207°, I88, 225, 228, 23 I-234, 238 f., 24075, 24I, s. auch Menstruationsblut, Opferblut, Todesblut blutbefleckt 69 blutbeschmiert 2I7 8, 62, 242, 283 Blutbeschmutztheit 2 39 blutig I 3 4°, I 47260, 224, 228, 23of., 237f. blutrot 240 Blutvergießen 239 Blutzeremonie 225, 228-232, 237-242, 2 56, 2 5 8-264, 274· 279
Bock 262, s. auch Ziegenbock Bockscharakter 262 Bocksfellschurz 248 Boden 2 \ 47, 5 1 \ I 6, I9, 2 5 , 259\ 45 16 \ 49, 5 I , 63 f., 66245, 68, 7 1 , 72260, 73, 78 f . , 8 I , 84, 84306, 87, 89, 103 f . , I0435, I 0 5 38, I 40, I 4 625 6, I6I, I 64352, I 6 5 f., 204, s. auch Erde, Erdboden, Stadt boden Bodenkontakt I 548, s. auch Erdberührung Bodenständigkeit 6 '6, s. auch Autochthome Bodenverbesserung I 5 2 Bohne I 87, r 87 467 Bohnensalbe I 87
Personen, WOrter, Sachen
bonum I 573 1 5 Brahmanenritus q 62 5 6 Brand I 5 5 Brauch 45 '63, 67, 97, 3 I 6, s. auch Gebräuche, Gewohnheit, Sitte, Usance, Usus Braut 205, 205 554, 2 p , 322 Brautgürtel 205 Brautkranz I I 366 Brautmutter 205 Bräutigam 205, 205 554 Brei 276 (Brenn)holzhacken I 46256 ßQi:q>o<; 306439, 329577 Brett 22 Bronzestatuette Io85° Brot Io9P, 276, 28of. Brücke qo Bruder I IO, I I 3, I J8, I 44, s. auch Zwillingsbruder Bruderliebe I I 367 Brüderpaar r 38 Brust 62, 6223 ' , 1 1 3, q i , 202, 2o656J, 3 I 3484, 3 I 8, s. auch Mutterbrust bubo 6022 1 Buch 32 3>44 bukolisch I I 366 Bündel I 22, I 2 3 " 0, s. auch Pflanzenbündel, Verbenenbündel bunt I 29, l 3 I , I 3 I 167 bunt, nicht - I 3 I Büste 122" 0 Buschlager 26o, 268 Busen 5 2 byzantinisch 40, 4 3 cacumen I 39 cadere 48 1 7\ 50- 52, 5 5 f., 5 6 1 98, 59, 6 I , 6 I 227 caelebs I 94498 caelibaris I 94498 Caelestis r 78, 327 caelum (coelum) 2 698 , I 5 83' 8 , I 5 9324, I 9 85",
326, 326563' 328, 328573
caerimonia 287342 Caesar 207 calere 5 I f. calidus 5 82 0 0 Caligula 204 f.55°, 3 I 3 484 Calliope(a) p ' 8 3, 6o, 320 f., calor 49 C:amilla I I 3 66 campus I 5 7 l ' 6
32 r 532
caninus I 5 63 1 2 canis 962 cantherius I 5 8 3 1 8 capella 246, 250 caper 246 capere 5 3 188 , I 5 9J24 capreolus I 5 83 18 caprinus 247, 249 f., 2 5 1 f. caput 2698, !22" 0, I23"\ 1 2 5 f., 1 40, I42, I 8 5 450 , I 94498 Caristia 274, 275274, 279298 carmen 5 5 , 5 7 f., 5 82 1 3, 5 8 2 14, 6o, 6o225, 6 I 227 carmen, genitale 6of. carmen Saliare I I 68\ I 70, I 7 4 f., I 7 44oo Carmenta 269-274, 270248, 2722 59, 27427 1 Carmenta - Kult 27I, 273 Carmentalia 2 69, 27I, 27I25 l , 273 f.,
273270, 282308
270, 27I2P, 272 f., 27226\ 274272 Carmentes 5 I 18l, 6o, 269, 27 2259 Carmentis 273, 282 3 8 caro I7I Castor I I059, I 22, I 22" 0, I76, I98, I985", I98P Z , 3 I75", 327, s. auch Kastor Castor - Kult I Io6 1 castus I 94498 , I98 <;:atal Hüyük 243 caudex I 40 cavator, arborum I 30 16 1 , I 3 2 celsus 2 6, I 78, 327 centuria I 6 8 centurio I 68- I 70 Carmentalis, porta
°
centurio (primi)pilus I 67 centurio primi pili I 6 8 f. Cerealis I 5 I Ceres 6 16 , 87f., 87324 , 88325, 2 I 4 Cerialis, aedilis I 5 6 Cermalus (Germalus) I 7 I , I 7 I 384 certare 32I certus I p , 329 cervix I25, I 69 cervicus (incurvi)- 1 69 cervus I 5 8 3 •8 Chaironeia I 24 chandeleur 2 8 5 Chaos I4 625 6 , 267, 287, 289 Charon 66 XEiQ 7I, I 002 J chiliastisch 297 '"' Chlot' 2 I
Index Chor 265 XWQet 1 5 4298 C horeographie 266 f., 267 2 J 2 Christenkreuz ro2 Christentum 2 36, 28 3 christlich 4of., 78, 222, 271 2 5\ 285, 3 10 christlich - theologisch 29i9' Christus 29739• chthonisch r 5, 9033 0, r 59 cibus 33, 1 573'S, 301, 3014 1 0 cingere 2823 08 Cinxia, s. Juno Cinxia circensis r 2 3 114 circuire 95, r So circumdare 1 64349 circumferre 20455 0 circus r 2 3 114 cirrus r 32 cissa 3014 1 0 clipeus 26o' 89 Clodia Corneliana 204547 Cluacina r 1 2 66 coalitus r 49 268 cognomen ! J 40, ror 2 S, 204547 cognoscere 289-291, 293, 304427, 305,
321 53', 323, 3235 40
cohors r p 2 84 colligare 1 968 , 48 Collini, Salii 267 collum r 5 93 24 colona r 5 i' 6 coluber r 5 9 J 24 columna 144 247, r p 2 8l , 1 5 6, 1 5 6l 'Z, 16535 2 , s. auch Lactaria columna comere r 94 498 comes 2 1 3, 273 commendare 20455 0 complecti 64 2 4', s. auch amplecti concipere 40-44, 4 1 '46, 4 1 '48 , 42'5 2 , 42'5\
43'59, 44' 63, 284J 24
conceptio(nis), signum 301 concors 320 concubitus 96 2 condere 19 68, 48, 1 49 268 Conditor I 5 I 286 confessio patris 37f. conficere 280 conglutinatio 42 coniugalis 1 1 16 2, 1 1 266 , l l f0,
1 9 l4CJfl
1 37" l , 1 38,
H, q4', 1 02'", 1 1 059, 1 1 1 6', 1 1 d -"1, 1 1 1, 1 70, 1 Ho, 1 H1, 1 91
crm iugttlis dew
2.
contugtum
3 19
r r r- 1 1 4, r r 266, r28'46 , 3 ro469 ,
coniugulus r I 2 66 coniunctio 3 r o469, J I 9 coniungere I 1 370, 192496 coniunx I94498 , 203544 consistere I I 2 66, I64f., I64349, 1 6435 0 conspectus 67 conspicere 306443 consul 320 f. Consus I 34'9Z , I p 2 H6 contactus 2 54 contemplatio caeli 32 8 contemptio 30I conterere I 2 5 contundere I6r335 conubium 83 converrere I 0436 , I 56 convtva 200 convivium 3 Io469, 3 I 9 copulari 2 I 3 596 Coriolan 207 Cornelia 207 corona I 22 110, 123 114 coronatus 275 276 corpus 4 I '47, I25, I 7239°, I 784'5 Couvade 91, 9 I m, 9 I334, 2 5 5 , s. auch Männerkindbett creare 54'93, s s f. Cremera 270, 276 276 creppi 26I crepundia 2 I crescere 87-90, I 87467, 272 2 59 cruentus 50, 69 crus I 40 cubile I 96, I965 o5, 290, 290J I 5, 296, po469,
3 I 2, 320, 322
culleus I 8243°, I 8 3 f. cultura 95-97, I02 cultus 206559 cunabulum 50, p ' 8 ', 53 • 87 cunae I9 68, 48, I49268 Cunina 8 cura urbis I 5 5 f. curare 2 I o curator urbis annonae ludorumque sollemnium I 5 5309 curator viarum (Tiburtinae valeriae et alimentorum) I 56 curia I68, 1 7 r 3 8 S, I 89, 260, 276 f., s. auch Kurie curialis, mensa 1 89
Personen, WOrter, Sachen
Curianus I75 Curiatius, Janus I 24, I9249J curio I68 curis I66, I6635 8 , s. auch quiris currere 275 216 currus 26o' 8 9 custos 95, I 5 5307 Dabeisein 287, 289, 28935° Dach 32 11 \ 1 2 3 110, r 54, s. auch Tempel dach dachung, Über- I 54 Dämon 91333, I23, I48, I7o374, 2IO, s. auch Hausdämon, Unterweltsdämon Danaos 259 Daphnis 329577 daps 1 2 I ' 07 Darbringen 1 2 I ' 07, I 89, 1 9 I , I96, 2 1 1 f.,
243, 288
Darbringung 1 88, I 96 Darstellen 1 1 893, I I 9,
1 2 I f., I 3 3 ' 8 5, I 50, I 59, I77, I79- 1 82, I85 f., I 9249\ I97 f., 202 f., 208, 2 IO f., 2 1 15 80 , 2 I 66 'J, 2 3 I , 237 · 24 I , 243 · 2 5 5 > 259, 263, 2 8 I , 288, 327 Darstellung I I 266 , I 1 475, I I 893, 1 20 f., I22 1 1o, I 23-I 2 5 , 1 3 3 '9', I44247, I48, I 7640l , I90, I92495, I9449s, 1985 1 1 , 204, 207 f., 209573, 2 I 6-2I9, 2 I 86 ' 8 , 2 3 5 , 238 f., 24r f., 245, 2 6 I , 269, 26924' , 283, 289, 3 14, 326, s. auch Geburtsdarstel
lung, Götterdarstellung, Münzdarstel lung Darstellung (von Kleinkindern) 228 ', 23 8 ',
2 3 8 5, 2486
Darstellungsform I23, I6o Darstellungsobjekt I So, 2 I 9 Darstellung des Kindes im Tempel 223 Darstellung von Neugeborenen im Tempel 3 I 3 484 Davos 23 84 , 32, 32 11 4, 33' 22 decem ro643, 1 723 90, 290, 293 f., 297,
297J9 1 , 299-303 , 300405, 300407, 3024'5, 30342 3 decimus 299 lltKet 302 deni I7239°, 2994°3 Decken I 96 Deckname 204 decrescere 272 2 59 decuria I68 decurio 168
Dedizieren 1 64, I85 Dedikant 204547 Dedikantin 204547 deducere I95, 3 r 65°4 deferre I0435 Deferunda I0435 defigere I 59J 2 5 delibrare I0334 delicatus 54, 6 5 Delila r 5 73 ' 6 Deiphi 243 delphisch I 5 3, I 5 42 98 delubrum I0334 Demeter 78, I 24 demittere p6, 32656 3 demonstrare 305 Demonstrieren I45 demonstrativ 1 26, I 34 '9' , Demos I 5 42 98 Demutsgeste 72 Demutshandlung 72 2 62 denominal I Il6 denaminativ I I6 f., I Il9, depangere I 5932 5 deponere I 547, I6, 3 5 " 8 depositio 8, 8 r depositus 4 10, 7", I 6 deputare I I r 6Z, I u6 5 deridere 29I, 29I355 destina I 5 83' 8
r8r
I I9
OE�Ul Ioo2 3 oi:mw 224 dea 98 11 , I 8 5 4 5 0,
I96, 1965°5, 3 Io, 3 I o469, 3 I 8-}20, J22 deus 5, 1 44\ 2798 , 98 11 , 10229, I Io5 8 , I I I f., 1 2 1 105, I22 100, I23 1 1 3, I23 11 \ 1 2 5 - 1 27, I 26'36 , I 27'39, !28'4°, I 34'9' , 1 462 5 6 , I 5 5305, I 5i'5, 165354, r 82-r 84, r82427, 1 8243°, 1 84439, 195 f., I965 0S, 200, 204, 204547, 204550, 206558 , 206559, 2 1 3596 , 2 I 3598 , 243 · 3 IO, 3 1 046 5, 3 I0469, 3 1 1, 3 I247\ 3 I75 11 • 3 1 9 f., 323 f., 32555 2 , J26 f., 329577 deutbar 107, 1 26'33 Deuten 79, ror, 105, ro7 f., I I 26 5, I Il8 , I 32, 1 39, 143 247, I49, I 54298 , 1 563 11 , I92494, 20555\ 2 I 4606 , 257, 259, 262, 264" ', 272, 275 2 76 , 280, 29i90 , 3 IO,
s. auch Mißdeuten Deutung 95 f., 1 0 1 - 1 04,
1 02'7, 1 0411, 1 07, 1 1 26\ I I J6H , 1 1 411, 1 1 5 , 1 1 511, 1 1 6M\ 1 26 f., 1 27 ' 19 , 1 29, 1 4 1 , 143 ' 4 1, 1 46 f.' 1",
Index I 47, I 49 f., I 6234°, I 66358, I 67, I 8 6, I 92, I 9 2494, I 92495, I 94498, 20 I , 20I 528, 204, 204548, 2 I O, 2 I 8 f., 2 30-2 3 2 , 2 4 I , 2 4 5 , 2 p , 2 5 5 , 26o f., 264, 269, 2 7 2 , 27226', 279, 2823'3, 2 8 8 , 2 9 I , 2 9 I 3 54, 3l I f., 320529, 324, s. auch Ausdeutung, Dop
peldeutung, Fehldeutung, Gesamtdeu tung, Mißdeutung, Umdeutung Deutungsansatz I04 Deutungsmöglichkeit I 27 ' 39 Deutungsrahmen 1 46256 Deutungsversuch I 4 5 253 Deutungsweg I O I , I 09 deverbal 98, I I 9, I 3 I deverbativ 2 I 2, 2 I 4 Deverra 9 5 , 98, I O I 27, I 3 5 f. , I 5 2, I 79 deverrere 9 5 , I O I 2\ I 04 f., I 0 5 39, q6, I 3 620\ I 4 7 f. , I 5 0, I 60, I 6 5 f., I79
Dezember, I 7- 2 3 . 206559 Dezember, I9. 206559 Diagnose 6o Diana 3 4 1 2\ I 9 I , I 9 5 5°', I965°6, 20455°, 244 ' 3 I 3 484, 3 20
Öta�ElV 224, 2 5 8
dicare I 89480 Dichotomie I 4 2, I4224', I 4 3 247 Dichtkunst 295 Dido 77 ötöwo� I 5 3 296 Dienerin 3 d., 3 8 diesfebruatus 2 4 2 , 2 S I , 2 8 I 3°7, 2 82308, 2 8 3 dies festus 308454 dies lustricus 5 5 '96, 5 6 '98, I 8 2, 2 2 I f., 299, s. auch nominalia dies, natalis 4 1 0, 30'0\ 40'43 dies religiosus 26 5 Diespater 8 diesseitig 296, 322, 3 22535 diesseits 6 5 Differenz 2 3 8 Differenzieren 82, 99'8, I 6 I , I 6 3 , I 7 5 , s . undifferenziert Differenzierung 52 '83, I 6 I , 3 I 9 Differenziation I 7 5 dignari I 965°5, 290, 2903 • 5 , 296, 3 I o469, 3 I 3 , 322
dinglich I I I dionysisch I 54 298 Dionysos I 24, I66, 243, 304427, 306, 32454K
Dionysos - Kind 305 1\UtiV\JrJO� I'I(.!Hb.;
I
5 4 100
2.
�LWV\JGO� JtEQLKLOVLO� I 5 4300 �trovucro� <:n:üA.o� I 5 4300 Dioskuren I I O, I I 3 , I I 367, n f', I 24,
! 26'33, I 3 7· I 3 922\ I 40- I 42, I 40228, I44 f., 1 44250, 1 4 5253, 1 4 8- 1 5 0, 1 5 9, 1 76- 1 7 8, 3 27 dioskurisch I I O, I 3 7, 1 5 0, 1 76, 1 7 8 , 197 Dioskurismus n o f., 1 77 Dioskuros, ��6�Ko(u)QO� I 1 3 , 1 2 3 , 1 4 5 25\ 1 9 8 , 1 9 8 5 1 \ 327 ÖLGKT]Jt'tQO� 1 4425 1 distinctio 46, 46'67 Disziplin 90 diszipliniert 268 ÖiSQOVO� 144251 Dittographie 1 99, 1 99 5 19 dittographisch 1 995 •9 Dius Fidius 1 9 8 5 '2 Divinisieren 1 49 divinitas 273 divinus 1 3 2, 20354\ 3 1 0469, 3 1 7506, 3 1 9, 3 2656) divus I 64, 1 8 8476, 1 94498, 223 Dodona 1085° Dörren I 0436, 276 Dörrkraft 276 dogmatisch 326563 öoiöu� 10023 Dokana I I 2, 1 39223, 1 5 d7\ 1 5 9 ÖOKUVU 1 1 3 , 1 1 367, 1 1 37\ 1 24, 1 4 8 , 1 64 Dokument 96, 324548, s. auch Urkunde dokumentarisch 97 Dolabella I 19 Dolichenus I 34 Doliones 1 42240 dolor 49, 79285, 3 0 1 dominari I 3 3 dominus 7 3 , 74264, 2 1 86'8 ÖO!lO� I 53 294 domus 2', 1 446, 3412\ 48, 54, 9 5 , 1 8 2428 , 1 9 5 503, 3 0 1 , 3 1 2474, 3 1 9
Donnerkeil 1 0951 Doppelaufgabe I 5 5 Doppelaxt 10850, 1 09, I 34 f., 1 3 9- 1 4 1 Doppelbewegung 1 44247 Doppelbild 3 I o f. Doppelbildung I09 Doppelcharakter 1 0850, I 1 0, I 39, I 3922\ 1 7H, 1 H z , 2 H 5 , 325 doppcldt·uti� 2 1 6 DopJwldeut u n g 2 1 4606 I >opJwlexistenz I I O, 327
Personen, WOrter, Sachen
Doppelfest 273, 37327° Doppelform 1 oo f.2l, 109, n 5 , 1 3 8 f., 1 97, 2 1 6, 269, 272
Doppelfunktion 2 8 5 Doppelgänger 1 3 8 , 1 97 � '0 Doppelgerät Io850, 1 27, 1 4 1 , 1 4 5 doppelgeschlechtig 2 7 3 doppelgesichtig 2 7 3 Doppelgestalt 10955, 1 1 0 doppelgestaltig I09 Doppelgott 2 1 6 Doppelheit 79, 1 1 0 , 1 3 9, 1 4 5 253, I 97 � '0, 2 1 6, 3 2 7
Doppelkeule 1 6 3 Doppelkönig 1 4425° Doppelkönigtum 1 44 doppelköpfig I 4 5 Doppelmuster 177 Doppelname 1 1 4, 1 1 475, I I 477 Doppelnatur 32 5 Doppelqualität 2 I 3, 2 1 3598 doppelschichtig 1 46, 3 I 3 , 3 2 5 Doppelsinn 2 1 4 Doppelspitzform 10023 Doppelszepter 1 445o6 doppelt 96', 1 1 4, 1 3 8 f., 1 39219, 1 4 I f.,
1 42240, 1 4 5 . 1 5 3296, 1 5 6, 1 77, 1 97, 2 3 8 , 24 5 ' 2 5 2, 269, 280, 326563 Doppeltätigkeit I 5 5 Doppelthron I 44 Doppelung 1 09 f., 1 97, 26 1 , 273269, 326563 Doppelwesen n o56, 1 42, 1 77, 198, 2 1 5 f. , 326 f. doppeln, Ver- 1 3 9222 doppelung, Ver- 8 5 , I I O, 1 77, 196 dormire 1 96, 3 1 3484 �6Qu 1 24 ÖOUQU'tU 1 42238 Drache I 5, s. auch Schlange draco 1 5 47 Dramatisieren 239 Draußen 7 I 260, 1 5 3 , 2 1 0, 268 Draußen, Unheimliches 228 ' , 102, 1 27'39, 1 5 2, 1 8o f., 2 1 8 Draußen, Unmenschliches 2 1 0, 267 f. drei I, 97 f., 1 40, 1 46256, . 1 62, 237, 2 7 1 , 298, 322 Dreierkombination 1 4 3 247 Dreierkonstellation I 6 5 Dreierverhältnis 1 62 d rcigeschossig I 5 63 " d reigeteilt 2 1 H
dreigliedrig I 3 5 Dreiheit 1 46256 dreihundert 297 dreimalig 27829° dreißig 3 I 8 52o dreiteilig 280 Dreiteilung I 36 Dreizahl 27829° dreizeilig 322 dritter 98, I O I 24, 1 46256, 1 72, 207, 22 1 , 2 4 5 ' 278 290
Dreschen 1 3 620', s. auch Korndreschen Dreschflegel I O I 23 , 1 0642 Dreschplatz 142 Druckkraft 1 62, 1 62m ÖQUOKOAUJt'tT]� 1 30'6', 1 3 2 ÖQUOKOJtO� 1 30'6', I 3 2 dual 1 49 Düngen 1 5 0 Dünger I 3 1 , I 3 4'94, I 5 0 f. Düngergott 1 2 8 Düngerhaufen 1 5 8 Düngung I 5 2286 Dunkelheit I 4 3247, 1 8 1 duo Io643, Io850, I0955, I I o56, 1 2 5 , 1 3 5 '98, I 774'4, I 92493
öuo I 0955, 224, 2 2 5 32, 2 5 8
duplex Io85°, 3 1 0469 Durchschneiden I 0 3 , I 66, 2 2 1 , 2 3 7 Durchtrennen 1 46256 Durchtrennung 1 60, I 79, 2 3 9, 2 4 1 Durchzug 270 dynamistisch 6'6 Eckpfeiler I 6 3 edere ' ( = gebären)
I446, 30'07, I 8 2428, 1 9 5 503, 204, 208, 20857', 3004°5, 303423, 304, 306443' 3 1 2474 edere2 ( = essen) I 965°6, 204, 3 I 3 484 edicere 2 8 2 308 edolare 1 0643 EÖQU 1 5 3 294 Educa (Edusa, Edulia) 2 3 3 educare 46'67, 3 I 6 educatio 29 '01, 46'67 educere 77 effosio S, S o f.
'Eyx�:LQoyacr'twQ I 4224 ' Ehe 39, 4 3 ' 57, 77, I I I , I I I 65, I I 266, 1 1 36 K , 203, 20 5 , 209 Ehebund 1 1 2 , zo 1 Fheerlauhnis H 3
;66
Index
ehefeindlich 1 1 3 66 Ehefrau 1029, 77, 185, 194498, 2od., 205 55 4, 209, 320 Ehegemeinschaft 1 1 26 5 Eheglück 1 12 6 5 Ehegott I I I, I I 26 5, I I 3 68, 204, 3 1 3 Ehegöttin 1 1 3, 192 Ehejoch 1 13 Ehekandidatin 43 '57, 76 ehelich 39, 39'39, 1 1 2 f., 1 12 6 5, 1 1 2 66, 1 1 3 67, 1 94498 , 20d., 2 S 3 f., 2S9, 3 1 4 > s. unehelich Ehelichkeit 39 ehelicher Verkehr 2S 3 f. eheliche Vereinigung 3 205 27 Ehemann 9, 1029, 77, 1 57, 1 S 5 , 1 9249\ 201, 203, 205, 209 f., 2 1 3, 2 1 6 f., 2S9, s. auch Gatte, Gemahl Ehepaar 1 1 1 6 5 Ehepartner 324 Ehepartnerschaft 1 1 26 5 Eheritus 203, 205 Eheschließung 1 1 26 5, 2 1 3 Ehezeremonie 205, 205 55 4 Ei 3 3 "7, 34 124 Eiche qo, 1 3 1 ' 69, 1 3 2 Eichel 1 3 1 ' 69 Eichelhäher 1 3 1 ' 69 Eigenname 143 247, 3 10, p 6 f. Eileithyia I02 9, 176, 243 'EA.T]Suiat 303 42 3 Eindringen 102, 197 Einernten 2 I 4602 Eingangsbereich 190 Eingangsopfer 22S Eingangstür 2 10 eingeweiht 260 eingeweiht, nicht- 260 einheimisch 1 26, 204, 3 1 3 487, s. auch au tochthon Einheit 143 247, 1462 5 6, 161, 165, 179f., 1 S2, 19of., 201, 223, s. auch Heeres einheit, Struktureinheit, Systemeinheit, Truppeneinheit einheitlich 1 So, 1 90, 2 1 S, 222, 239 Einheitlichkeit 5 3, 9S, q6, 1 43 247, 1 92 Einheitsschema S2 einmalig 1 S2, 27} 270, 299 Einmaligkeit 1 93 498 Einrammen 1 5 9, 1 59 3 2 5 , 160, 162 lll Ei nw ickeln J, 9, 921', 1 3, 1 6 f., 20 f., 2oll , 22 8", l_\ f., 2 _\ 8\ 2486, 24 8 1, 25�', J 2 f.,
5s, 5 S 21 \ 59218 , 6 1 , 63, 67 f., S 1 , 166, 1 79 Einzelhandlung 2 5 5 Einzelindividuum 19S einzelne(s) 19S, 2 5 3 Einzelperson 1 6736 5, 2 1 6, 3044 27 Einzelwesen 2 1 6 Eisen 1 34° eisern 1 3S Elementargedanke 178, s. auch Urgedanke i]A.u
2.
Personen, Wörter, Sachen
Entlassungsurkunde S 3 Entnahme 3, 45, 49, p , 79-S 1 , 1 79, 261, s. auch Apodexis, Entgegennahme Entnehmen 6 3 2 3 6 Entscheidung 7, 1445, 1S, 2 5 , 3 1 , 34, 59, 68, 1 So, s. auch Willensentscheidung Entscheidungsrecht 75 Etnscheidungsträger 3 1 tvruyxav�:tv 2 5S entwickeln, sich 2 1 1 Entwicklung 65, S4, 9 1 , I IO, 1 2 2 f., 1 3 5 f., 1 5 5, 1 6 1 , 1 63, 175, 1794 22 , 197 f., 2065 6 ', 2 1 66 '3, 2 19, 222 f., 229, 237, 263, 274, 2923 6 ', 303, 3 14, s. auch Sprachent wicklung Entwicklungsetappe 30S Entwicklungsgang 30S Entwicklungsphase 5 Entwicklungsprämisse 1 36 Entwicklungsstufe 299 Entwicklungstendenz 1985" Entwicklungstheorie 99, 1 3 5 Entwicklungszeit 300, 3 2 1 tqnaA.A.mSat 14 3 247 Ephialtes 142 f., 1 43 247 Ephoroi 1o'9 Epicedion 65 EJ!LYELO<; I 5i'4 Epik p 6 Epilog 290, 293, 295-29S, 304, 322, 322537> 323 f., 323542 , 329577 Epiphanie 1 26'35, 32656 3 episch 3 16 episch-archaisch 3 16 tmaTT]QL/;;EtV 1 5 S 3 '9 EntBEWQElV 59 Epitrapezios 19S, 200 epulae 1 8444o epulum 3 1 2475 EJ!EtV 9922 Equirria 267"9 equus 1 7 2 3 90 Erdarbeit 9o33o Erdberührung 1 5 48 , s. auch Bodenkontakt Erdboden 4, 7 '7, 5 1 , 72 260 Erde I , 2 2 , 24, 4, 47, 48 , 4'o, 5 12, S f., 926, 1 5 f., 1 5 48 , 2697, 54> 59 > 63, 6624 5, 7 1 , 7 I 26o, So, So287, S4, S43 o6 , S7-90, 90330, 9033', 1 4 1 , 149, 1 57, 1 5i'5, 1 6 1 , 164, 1 76, 176403 , I7S, 202, 306, 325, 327 Erdenbereich 7 1 260 hdengeburt 26, 90, s. auch Geburt auf der Erde
erdenhaft 326563 Erdensohn 1 42 Erde, Sohn der 14 I Erdenstoff 2697, So2 87 erdgebunden I 59 Erdgöttin I 7S Erdmutter 5: 5 ' 6 I S > 72260> So > So2 87 > S4303 , I43 2 7, I9 �498 Erde, Mutter 6' 6 , I 5 , 25, 2697, p , 7S, S I , I 49 f., 26I , 272262 , s . auch Schoß der (Mutter) Erde Erdmuttername I43 2 47 erdnah 296 Erdoberfläche S9 erdwärts 1 10, 1 7S, 327 erectus 26, 26 f.98 , 5 S 21 ', 1 32, 17S, 327, s. auch homo erectus Erfinden 96', I6I, I S6, 1 94498 Erfinder I 50 Erfindung 193, I93498 , I965 o6 Erhitzen 27S EQtOV 224 Erkennen 222, 29236 ', 293, 3 1 2475 Erkenntnisobjekt 3235 4o Erkennungszeichen 2 111, 22, 24 Ernähren So2 87 , 1 2S, 1 2 S ' 46, 1 76, I S6- ISS, 200, 2 I o, s. auch Füttern Ernährer 2 I 4606 , s. auch Kinderernährer, Kindesernährerin Ernährter 12S 14°, 200, 2 1 4606 Ernährung 46, I S7, 232, 24I, 2 5 5 , 2So, s. auch Fütterung Ernährungszweck 27S Ernte 276, 279 f., s. auch Spelternte Ernten 2 1 4602 Eros 1 76408 Errettung 2 3 7 erstgeboren 2 I 2, 326 Erwachsene(r) 2075, 64, I65, 204, 2 I6, 260, 2S6 Erwachsenenalter 3 1 1 , 3 1 2475 Erwachsenenstatus 47 Erwachsensein 3 I 2 Erzählen 242 Erzählung 242 Erzählungstyp I 9 3 498 Erzeugen 90, 2 I 3, 2 I 3 600 Erzeuger 9 I 3 n, 2 I 2 f., 2 I 259°, 2 I 3598, 2 1 6, 2S9, 3 I 4, 326 Erzeugter 2 1 2 f., 2 I 3 wH, 3 26 Erziehung 30'01, 1 66, s. auch Ki n d e r erziehung
]68
2.
Index
ECJ()) I 5 3 '9) esoterisch 8 I '9', I48, I 9 5 , 207 Esquilin I98 esquilinisch I 8 5 f. eßbar I 84, I 89 Essen 200, 2005", 209573, 2 IO, 2 8 I , s. auch Festessen Essenszubereitung q6'56 Esser 200 Ethnologe 2 5 6 ethnographisch I 4 8 f., 26 3 f., 266, 268, 284 E�O<; I 9 6J Etrusker I I 68 ' etruskisch I I 5 f., r r 5 8 ', I I 68 \ I I 68 l , I I 7 f. 8 9, I 2 I , I 2 3 "0, I 3 5 , 1 40, I 86, I 9 2 , I 9 3 f.498 , 204 etrusko-latinisch I I 5 8 ' Etymologie 8 7 f., 90, 98, Io8, I I 68 ', I I 7 89, I 25 J0, I I9, I 30, I 43'47, I 62JJ9, I68l68, I 7 5 , I 87, 270'48 , 3 0 I409, s. auch Na mensetymologie, Volksetymologie, Deutung etymologisch 42, 97, 98", 99, 99", I O I , I 03J\ I05 40, I I 266, I I 4, I I 9 f., I 29, I 3 5- I 3 8 , I 3 5 '98 , I 37"', I J 8"4, I 72-I74· I 87, I 87467, 203, 2 I 2, 266, 302, s. auch volksetymologisch Euander (Euandros) 20957J, 269 f., 270'48 , 2 86, 288345 Eucherius 49'77, 68'49 EUYEVTJ<; 2 57 f., 260 Euhemerus 66 f. Europa r r 4, r 34 EUSU<; 224 EU'tOKtU 224 Eutropius 49 everrere 1 0 5 39, I 5 I, I 59 everriator ro53 8 everriculum I04J6 ewig 2 1 46o6 , 2 1 5 , 32656J excipere 6' 6, 4 5 , 49-5 3 , p '8 ', 64 excitare 26, r 78 exemplarisch 3 26 extmtus 2 1 2 Existenz 6'6, 30, 7 1 , 72'60, 72'6 ', 76, 8 r '9', 90, 1 0o'l, I I 68 ', I 44'47, I 49 f., I p f., 1 5 9, I 62, I78, 274, 279, 282, 296, 3 2 5 , 3 27, s. auch Doppelexistenz Ex istenzbedingung 1 5 2 existenziell 208, 2 1 5 Fxi�tenzphase 1 50
Existenzzustand 280 Existieren 38, 42 f., 76, r i 68 ', qr, I 74, 1 9 5 , 200, 2 2 5 E�()) I 5 3 expectatio immortalitatis 328 Explikation 62"7, 197 Explizieren 1 94498 explizit(e) 9, 5 3, r27'J9, 1 794", 1 93498 , 305, 3 1 9, 3 2 3543 exponere 29'02 expositio I J, r 8 exsultare 5 7, 62, 6 5 extollere 70, r 6o Extremitäten I 40 exuviae 1 2 3 , 1 32 "4 ex - voto r 64
faba r 8 7467, I 87469 Fabia gens 269, 276'76 Fabiani (luperci) 267, 270, 276'76 Fabier 276'76 Fabii 270, 270'5', 2 7 I '5', 276'16 Fabius Maximus Aemilianus Allobrogicus, Q. 206560 Fabius Maximus (Cunctator) 276'76 Fabius Lupercus 279300 fabula r 549, I 9 5 499 Fabulinus 22 3 Fällen I033 4 , I 04, ro8, s. auch Baumfällen, Holzfäller Fahnenstange I 3 2 fait accompli r 8 r faktisch I 94498 , 2 5 3, 2 6 r , 264 Faktum 1 94498 faliskisch 2 5o familia 2 I 86' 8 /amiliaris I 8 4 familiaris (domesticus), Genius r 84 familiär 8 5 308 , I I r Familie 67, 70'5 \ 73, 74'64, 89, r 84, 2 r 8, 2 57, 275, 2 8 5 , s. auch Aristokraten familie Familienfest 274 Familienherd I 8 4 Familienmitglied 8 2 Familientotenfeier 2 7 5 Familienüberlieferung 27o'P Familienvater 2 r 86' 8 /anum r 20'04 /ar 9 5 , 97, r o r , r o r '5, r o436, I 6 I 3J5, 248, 276, 278'9', 280 /asciculus 1 2 2 1 10
Personen, WOrter, Sachen
/astidium 290, 29 3-2 9 5 , 297390, 297J9 1 , 299 f., 300407, 3004o8, 3 0 1 , 30I4o9, 3014 10, 3014'4, 302, 3024'5, 3024 " , 303, 308 /astigium 1 39 Fata p ' 8 l Fata Scribunda I 9 I /atum 4 10, 3 5 "6, p ' 8 3, 6o, I 6937', 3 I 4 f., . 3 2 0 f. /atus I 6937' Fatuus 96' Faunus 9 8 " , I02'8 , r 2 8 146, I 3 3 , I p, 246, 25 5> 266, 268, 268'34, 270, 270'48 /avilla I 043 6 fax I 64J49 fobrua 242, 2 8 I 307 Februalis 28 I J07 fobruare 247, 2 p f., 2 8 1 307, 282, 282J08 , 282l'J, 2 84J24 fobru(u)m 248, 2 5 4, 2 8 1 J07, 282J08 Februar 267"9, 269, 276-278, 280 Februar, r . 2o6m Februar, 2. 28 3 Febr., Non. 28 I f., 282J08 Februar, Mitte 264, 2 8 1 303 Februar, r 3 · 275'74, 278'90, 279'98 Februar, 1 3-2 1 . 274 Februar, 14. 267"9 Februar, r 5. 223, 274, 275'74 Februar, I 7. 274, 275'74 Februar, 2 1 . 274 Februar, 22. 274, 275'74, 279'98 Februar, 2 3 . 266 f. "9 Februar, 24. 265"5, 266, 267"9 Februar, 27. 267"9 Februar, Ende 266"9 Februarfest 280 Februarius (mensis) 2 8 1 J01, 282J08 , 283 Februata 282 fobruatio 2 82308 , 28 3 fobruatus, dies 242, 2 8 I , 2 8 I 307, 282J08 , 2 8 3 Federbüschel I 3 2 Fegen I o4, r 36, q8'6 3 , 1 49, 1 5 3 , 1 5 6, r 5 8 , s. auch Ausfegen, Wegfegen, Keh ren Fegeramt I 5 3 feger, Getreide- ro4J 6 feger, Mehl- 1 0436 feger, Tempel- 1 5 2- r 5 4 Fehldeutung 1 27'39 Fehlgriff 3 1 4 Feier 1 5 4'98, 228, 236, 24 1 , 2 5 9-26 1 , 277, 277'88, 28 1 , 2 8 3 , s. auch l .upe rcal i,· n fein, 'I (Henfein, Fest
feierlich 282, 3 29577, s. auch Initiationsfei erlichkeit Feiern 1 5 4'98 , I 8 5450, 2 1 3, 2 2 3 , 269-2 7 1 , 280, 2 8 5 Feigenbaum r 8 6 Feigenmilch r 8 6 Feigensaft r 8 6 Feigen - Juno r 86, I 92495 Feind 1 42'4°, 3 r 6 Feindin 3 r 8 �'0 feindlich ro8, 1 42240, 3 r 6504, s. auch ehefeindlich, geburtsfeindlich feindselig 96', 2 9 1 3 5 5 Feld r 5 0, r 5 i ' 6, s. auch Saatfeld Feldbebauung r 5 r , s. auch Ackerbau Fell 244-246, 249- 2 5 5 , 267, 2 7 I , 2 7 1 '5\ 274, s. auch Opferfell, Opfertierfell, Restitutionsfell, Schafsfell, Tierfell, Ziegenfell Fellgürtel 2 5 2 Fellpeitsche 2 5 0 Fellprodukt 274 Fellriemen 2 5 r f., 2 5 5 Fellschneiden 2 2 5 Fellschurz 2 5 0 Fellstreifen 2 2 5 , 2 4 5 , 2 5 2, 267 Fellstück 2 5 5 Fellteil 267 Fellumgürtung 2 5 3 Fels 90330 fomi�a 96', 1 94498 , 2 8 3 3 ' 5 , s. auch lupusfomma Feralia 274, 275'74 , 279'98 foriae 206559, 2 8 r l07, 282J08 foriae publicae stativae 269 foriae, stultorum 274, 2 7 5'74 forire 9 5 , r oo, r o r '4, ro3, ro64', I 07, I I 265, r r 684, 1 2 5 '30, 1 4 5 , 1 47, r 6o, r 6 5 , 1 79, 2 ! 8, 280 Ferkel J I 8 5'0 Fernhalten 27 1 , 274'7' forre 5 8'", 6 r , 64 f., r 8 5450, 2 5 2, 290, 293, 3024" forrum 9 5 , 97 fertig 274'7' Fertigprodukt 274'7' Fest r 8 3 , r 8 5 f., I93498 , 206559, 223 f., 232, 246, 2 5 6, 263-265 , 265" 6 , 267"9, 269, 2 7 I , 274 . 276, 276'76, 277 · 279 · 2 8 1 , 2 8 3 , 28 5 f., 3 1 348\ s . auch Ammenfest, Doppelfest, Familienfest, Februarfest, Fruchtbarkeit.�fest, (;ebu rtsfest, .Juno-
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Index
Fest, Lupercalienfest, Lustrationsfest, Marsfest, Nachfolgefest, Neujahrsfest, Ofenfest, Opferfest, Primitienfest, Rei nigungsfest, Totenfest, Feier Festessen 209573, z6 5 Festkalender 264 festlich 24 5 Festperiode 266"', s. auch Totenfestpe riode Festritus 22 5 Festtag r 8 5450, r 87, zo6, zo6559, 242, 27427 1 , 274273, 276, z 8 r Festteilnehmer z 8 3 Festzeit 265, 265"\ 274 fest 1 59, 1 59325, zzz f., festeingewurzelt 5 8 festgefügt 222 Festigkeit r 6z, r 6z337 Festigung 5 7, 222 Festwerden 222 festus, dies 308454 /eta 7 5 ', 9 5 , 96', r 8 z430, 1 9 1 , zoo, 2 1 7, 302, 308454 Ferialen r o643 Fetisch 1 39, 1 39"3, 1 4 5 fetischistisch I I 893, r 39"3 /etus 4 '0, 7' ', 92 \ 4 1-43, 41 ' 5 1 , 88, 89328, 3024 ' 5 Feuer 1 3 2 '80 Feuerkraft r o850 Ficarius 962 Fichtenvogel 1 19 Fichtenwaldung r 30 ficus Ruminalis r 86, 136, 263 Fidenae 273269 figere r 6 r no, r 63345 .figura 19o3P Fiktion 9 1 m, ' 93498, 303424 fiktiv 8z, 102, 284, 1 9 5 fiktive Geburt 82 filia ' 547, zo7o, 3 0'o4, 39'37, 44' 63 , 46'67, 67, 77 > 2 1 5 , J I 9, 3 1 9524 filius r 547, zo70, 30'0\ 36, 39'42, 40'4\ 4 3 ' 57, 45 '63, 5 2 '84, 67, 69, 76-78, 8o287, 8 5 , ' 5 73 '6, ' 93498, ' 9 5499, r 98 , 1 98 5 " , 2 1 3 , 2 1 3 598, 3 I 75o6, 3 2 7 ./imus (fimum) r so, r p 279 Fisch 1 4224° flamen r p , r 8444', zz8 f. flamen Diafis 2 5 r , 286-289, 286336 , 287342 , 2 8834', 288346, 289 flaminica 27 1 'H
flamma r 64349 Flankieren 2 r 8 Fleisch 1 24, 245, z S r , s. auch Opferfleisch fletus 305433 Fließen r S S , 232, 2 3 8 Flötenbegleitung 267 Flötenspieler I 5 8 ' I 5 83 '8 florere r 8 545° Florus 1 69 flos 1 69, r 8 5450, 2 1 4 fluchen, Ver- 70255 Flüssiges 1 84, 196 Flüssigkeit r 84, rSS f., 232, s. auch Reinigungsflüssigkeit Flu(v)onia z 8 r 3°7, 282 Fluß s6, 1 40 Flußwasser 5 7 fluxus 1 3 9 Foetus r 66 Folklore 1 93498 fons 1 547, 2 5 2 Formel 40, 64, 66, 87, 194498, 2 3 6 , 243, 299 Formelsprache 65 f., 2 14 Formkunst z 88345 Fornacalia 274, 275274, 276-280, 277288 fortis 100, 203, 206 fortitudo r 965°6, 20 3 54', 204 Fortpflanzung 1 87467 Fortuna 289 Fortuna Primigenia 2 1 4 f., 2 1 5607, 289 Forum Boarium 209573 fovere so, p '8 ' , s z f., 5 2 r 86, 5 3 '87, 5 3 r 88, 5 7207, 5 7209, 5 5- 5 8 , s s "o, s S" ' , s S"l, 5 8"\ 6r, 62"7, 6223', 64, 1 59324 /rater r oS, 1 4 9268 /ratres dii I IO Frau 9, I I , 32, 3 5, 3 5 "8, 3 7 f., 40, 42, 42'55, 43 '57, 6323 6, 66, 69, 73, 7426\ 7 5 · 7 5 267, 77, 8 3 , S s 3o8, 96', roz, I I 3 , '43247, 1 57, r 66, 1 76 f., r S o f., r 8 3 f., 1 8 9, 192494, 1 94498, zoo5", zor f., 204548, 20757°, 2 1 7 f., 236, 243, 2 5 1-2 5 3, 2 5 5 , 273269, 279300, z8z3'3, z8z3'5, 2 8 3 f., 2 8 33'', 286, 3 1 8 , 3 2 r f., 324, s. auch Bauersfrau, Ehefrau Frauengestalt 54, 2 70248 Frauengöttin 2 1 8 Frauenheilkunde 35, s. auch gynäkolo gisch /raus 31of. frei 46, 6 r , 2 1 5
2 . Personen,
freigeboren 46 freigelassen 34 "4, 2 1 5 Freiheit 2 1 5 Freiwerden 222 fremd 30, 34, 3 8 f., 46, 73, 74 f.'64, 1 02, 205 5 50, 304 Freude 6 5 , 68249, 2 3 1 , 2 3 3 , 303, 307446, 309458, s. auch Lebensfreude, Vater freude freuen, sich 49'77, 67246, 1 1 1475 Freund 6o, 6 5 , Sz, 1 8 3 Freundin r 81, r 8 8 Freundinnenbesuch 1 84 freundlich 1 41240, 3 1 7 Freundschaft 3 r 9524 Friede r r 3 66 /rigidus 49 /rigor 5 82 1 0 frischgeopfert 2 54 frischgeschlachtet 2 5 5 Frucht r 86, 1 87469, 1 1 460', s . auch Leibes frucht, Schwangerschaftsfrüchte fruchtbar 2 5 5 , s. auch unfruchtbar Fruchtbarkeit 1 50, ' 94498, z p , 1 8 5 , s . auch Unfruchtbarkeit Fruchtbarkeitsaspekt 18 5 Fruchtbarkeitserneuerung 2 8 5 , 189 Fruchtbarkeitserzeugung 2 5 3 Fruchtbarkeitsfest 2 77 Fruchtbarkeitsfunktion 18 5 Fruchtbarkeitsgott 1 1 1 Fruchtbarkeitsgottheit 104548 Fruchtbarkeitsritus 18 r Fruchtbarkeitszeremonie zS 5 Fruchtname 1 69 früh 303, 303425, 306 f., 309458, 3 I I f. Frühaufsteher 1 J2 frühkindlich 303 frühlachend 306 Frühling 1 93498, 1 1 4606 frührömisch r r o Frühzeit 1 9 5 frühzeitig 3 0 3 , 303424, 329 fruges 95, 97, 1 87467 Frustration 301 Führer 1 67- 1 69, r 69J7I Fürsorge 58, zoS, s. auch postnatale Für sorge Füttern 3 , 1 967, zo7', 78 f., S r , 1 79- 1 8 1, 1 90, 197, 207, 2 1 0, 1 1 6, 239 füttern, Ab- 19 Fütterung 1 9, d l8 , 1 90, 2oo f., 202 5 1 ', 2oH ,
Wo"rter, Sachen
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z r 66'3, 2 3 6 f., 14of., 306, s. auch Milch fütterung, Ernährung Fulgora 1 94498 Fund r 563'3 Fundsache 7 ! 260 fongus I 5 7• I 5 7 3 ' 5 fonis 3165 63 Fuß 12, 72, 1 40, 1 76403 , 1 78 Fußring 1 1 foturus 305, 307, 3 1 5 futurisch 296 ya r 5 43 00, s. auch Yi'i raße 1 2 1 107, 1 84, 1 96 ya'Aa zz4 Galläpfelsaft 140 gallisch ! 2 1 1 10, 1 5 5 Garten 143247 Gast 67246 Gstgeber 2 1 1 Gastmahl r os 38, 2 1 r 580 Gatte 191494, z p , s. auch Ehemann, Gemahl Gattin 191494, s. auch Ehefrau gaudere 6 5 , r 8 545o, 3oo4o5, 303423 gaudium 49 Yi'i 3 29577, s. auch ya Gebären 928, 29, 36, 90, 1 87, 2 1 3600, 236, 144, 1 5 5 , 161, 302, 3 1 852°, s. auch Ge boren(es), Geboren werden Gebärende 5 12, !029, 32, 78, 9 I lll , 1 02, 1 93498, 194 Gebärerin 8o287 Gebäude 87, 1 5 5, s. auch Tempelgebäude Gebäudeerrichtung 1 56 Gebäudeherr 1 5 5 Gebäudesicherung 1 56 Gebet r 5 1 , r 6o Gebetswort 1 2 r 107 Geboren(es) 1 029, 79, 1 6 5 f., 1 70, 1 77, ' 93498, 102, 108, 1 1 3 594, 2 1 6, 260-262, 269, 295, 297, 308, 3 2 5 , s. auch erstge boren, freigeboren, Neugeborene(r/s), spätgeboren, totgeboren, ungeboren, wiedergeboren, Gebären, Geboren werden geboren, erneut 175 276, s. auch Neugebo rene(r/s) Geboren werden So, 1 5 2, 1 5 73 '5, 1 6 5 3 54, 19 349H , 237, 243 f., 26 1 -264, 176 '7", 279, 298 �'�', 327, 329, s . auch Gebären (;t'horgcnsei n 24 1
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Index
Gebrauchsfunktion I O I 23 Gebrauchsgegenstand I 7 5 Gebräuche 67, s. auch Brauch, Gewohn heit, Usance, Usus Geburt, I, 2Z, 24, 3, 47, i7, Io29, I I, I 238,
I 340, 2487, 2 5 f., 2697, 29- 3 4 > 30107, 3 3 122 > 3 4 1 2\ 36- 3 S , 4 I -43 > 4 I 148, 4 3 157, 4416 ' , 45 > 45 163, 4 7 f. , 50, 52, 5 3 1 89, 5 3 190, 54, 5 4 1 93, 5 6198, 5 S- 6 I , 592 1 8, 62228, 622 ) 2, 64241, 65-6S, 66245, 67247, 7 5 267, 77, 77278, 79-S2, S4, S9-9 I , 90JJ2, 9 I lll, 97, I 02 f., I 06, I 0643, I09, I I 265, I I 9, 1 26, I 4 5 - I 50, I 46256, I 4 S26l, I 5 3 > I 5 73 16, I 59 f., I 64- I 66, I 64350, I 7 7 > I 79- I S I , I S 3, I S 5 , I S 5450, I S 7- I 9 I , I 94498, I 96, 2 0 I f., 20S-2 IO, 20957), 2 I 3- 2 I S , 2 I 4606, 22 I , 2 3 6, 2 3 S-245, 2 5 5 f., 26 I , 263 f., 26S, 2 7 I -27 5 , 27226', 2 7 5 276, 279-2 S I , 2 S I 3°7, 2S23 1 5 , 2 S 3 , 2 S 3 3 1 5 , 2 S 3 3 18, 2 S 5 f., 2 S 9 , 293-29 5 , 295 376, 29638o , 297-304, 29Sl9l, 3 0 3 f., 303421, 306 f., 3 I O, 3 I 5 f., 3 I S 520, po f., } 22535, 324, 3 24548, 326, 3 2 S f., 329577,
s. auch Ausgeburt, Erdengeburt, Kin dergeburt, Korngeburt, Nachgeburt, Neugeburt, Quasi-Geburt, Spätgeburt, Totgeburt, Wiedergeburt, vorgeburt lich Geburt, fiktive S 2 Geburt, soziale 3 2 S Geburt, späte 2 9 S Geburt, zweite 26, 30, 30 107, 45, 47, 5 4,
62227, 66, 90, 274 > 279 f. Geburt, Augenblick der 306 Geburt, Stunde der 5 I 183, 6o225, 303, 307 Geburt, Tag der 306, s. auch Geburtstag Geburt, Zimmer der 3 I 6 Geburt auf der Erde 5 3 1 89 Geburtsabfall I 47- I 49, qS263, s. auch
Geburtsschmutz Geburtsakt, 2, 9 I m , 202, 24 5 Geburtsaspekt 269, 2 7 I , 274, 279, 2S I Geburtsbegriff 302 Geburtsbeschreibung 3 2 S Geburtsdarstellung 2S 5 Geburtsdatum 39139 Geburtsereignis 322 geburtsfeindlich 1 So423 Geburtsfest 1 54 298 Gebu rtsgedicht 320
( ;eburtsgeist 2 J H ( ;eburtsgesrhchcn 2 7 4 , l <J \ f., p H
1
Ho, 20 1 , 2 1 9 , 2 3 7 f.,
Geburtsgeschichte 66, 2 4 I Geburtsgott I 64351, I 76 Geburtsgottheit I 5 o, I 6 5 , I 76 Geburtsgöttin 1 238, 5 I 1 8l, 1 76, I S 3, 1 S 5 f.,
I S6458, I S9, 1 96, I 965°6, 204, 20455°, 243 f., 272, 3 I S520 Geburtshaus 1 3 S , I SO, 1 S 2, 1 S4, 1 S9, I 96, I99 > 2 I 4606, 223 Geburtshelfer 4 5 163 Geburtshe lferin 9, 926, J 4 12\ 4 5 163, 5 1 - 5 3 , 5 1 183, I S 5 , I S7, 273, s. auch Helferin Geburtshilfe 4, 7 f., I 029, I 1, 27, 5 3 1 89, 54,
s. auch postnatale Fürsorge, postnatale Verrichtungen, postnatale Versorgung geburtshilflieh I 029, 3 3 , p , 301 geburtshilfliehe Tätigkeit I029, S 5 3°8, I S I geburtshilflieh es Tun 5 I Geburtshöhle 243 Geburtsimitation 2 6 1 Geburtskomponente 2 4 4 f. Geburtskonstellation 4 3 '57 Geburtslage 272 Geburtslager 4S 173 Geburtslied 6o Geburtsplatz I 5 7 3 1 5 Geburtsqual 294 Geburtsraum I So Geburtsrest I 50 Geburtsritus S 2 f., 9 1 , 99, I 3 5 f., I 3 9, I 4 5 ,
I 5 2, 1 6o, I 70, 1 76, I 9 I , I 96, 2oof., 207, 2 I o f., 243, 279 f., 3 I 3484, 3 29577 Geburtsschilderung S, 50, 329577 Geburtsschmerz 928 Geburtsschmutz I 4 S , I 50, 239, s. auch
Geburtsabfall Geburtsschock 5, 5 1 1 Geburtssitte 26, 209573, 2 2 3 , 30S Geburtssituation 2 I 6 Geburtsstunde 56 198, 272, 303, 3 29577, s. auch Stunde der Geburt Geburtsszene 49 f., 49177, 65 Geburtstag 1 34°, 1 S444 1 , 1 8 5 , ! 8 8479, 2 I 3 Geburtstagsgedicht 289, 29 3 Geburtstagskerze 2 8 5 Geburtstagskind 2 I 3 Geburtstagsopfer 2 1 8618 Geburtsverlauf 2 1 9, 2 36 f., 2 39, 3 2 8 Geburtsvorgang 2 \ 2697, 44 1 63, 5 I 183,
5 3 1 90, 1 0 3 , 1 06, 1 46256, 1 64, I 79, I S I , 22 1 , 2 5 5 Geburtswehen 274 Geburtswoche 22 1
2.
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Personen, WOrter, Sachen
Geburtszeit 223 Geburtszeremonie 9 1 Geburtszimmer 1 1 , 3 1 , 3 7 , 5 6, 57206,
5 9-6 I , 67, 67247, 76, S I , S J 291, i 4S26l, I So, I S 3 , 2 I 2, 2 I 5 f., 2S9, 3 I d., 3 1 S , 3 2 4 , s. auch Zimmer der Geburt Gedankenschema 209 Gefahr I 5 9, 209, 2 I 7, 2 3 I , 2 3 S f., s. auch
Lebensgefahr, Todesgefahr Gefährdung 2 3 8 gefährlichkeit, Un- 2 3 I Gefäß I968, I 4 S , 1 5 0, I S 4, s . auch Amphora, Sepulkralgefäß Gedärme 244 f. Gegenbild I 6o Gegeneis So'87, I 42, 1 4224° gegenläufig 1 4 3 247 Gegenmittel 1 5 S Gegenpol 1 6 5 Gegenposition I I 577 Gegensatz 1 8 , 1 1 4 f.n, 1 5 63 1 ', 2 1 9, 228, 233, 272, 274, 294, 3 26563, s. auch Anti these gegensätzlich 228, s. auch antithetisch Gegensätzlichkeit 2 32 Gegensatzpaar I 1 477 Gegenstand I0023, I I f0, I 2 3 f. , I 2 3 1 1 l , I J 4 f., I 39 f., 1 44247, 1 4 5 , I 46256, I 6 I f., I 66 f., I 6i67, 1 6 9 f., I 7 5 , I 8 2, I 8 9- I 9 I , 1 9 5 > I 9 7 > 239 > 248, 2 5 0, 267, 2 7 I , 27 I 254, 27427Z, 3 I 2 f., 3 1 8, s. auch Ge
brauchsgegenstand, Holzgegenstand, Wundergegenstand gegenständlich 120 f., 12 3, I 77, 3 I 2 Gegenstandsname 1 69 Gegenstück 24 3 Gegenübersitzen 2 1 6 Gegenwart 3 2 2 , s. auch Vergegenwärtigen, Vergegenwärtigung Gegenwind 1 4224° geheim 243 geheimgehalten 7 5 267 Geheimnis 26 3 gehimnisvoll 24 3 Gehen I 5, 269239, s. auch Umgehen Gehen, Stehen und 9, I 5 Geist I 8 ! 425, s. auch Geburtsgeist, Quälgeist Geisterheer 2 76276 ycA.av 224, 306438 Geldstück I 238 Cclicbte(r) 34, 5 4 , 72
Gemahl 2o555\ s. auch Ehemann, Gatte Gemeinde 2 J I , 2 5 9 Gemeindeland 1 5 63 1 1 gemeinindogermanisch I I O Gemeinplatz I 9 5 Gemeinschaft I 8 2, 260, 264, 2 6 8 , 2 8 I , s . auch Bettgemeinschaft, Ehegemein schaft, Hausgemeinschaft, Tischge meinschaft gemeinschaftlich 268 Gemeinwesen I 64 geminus 67, I I o56, I 7 5 4o3, I 7 64°8 gen- 2 1 2590 genealogisch 1 2 8 14Z, 1 2 8 '16, I J 4, 1 3 6 f., I 3 721\ I 4 5 , 270, s. auch ungenealo gisch Generalisieren 3 I 7 generare 30 1 06, 2 I 3 598, 2 I 4604 generatio I 965°6, 3 I 3484 Generation 2 I 6, 2 5 9, 286, 326 YEVECH� I 87467 Genethliacon 5 5 1 96, 6o225 genetrix 4 10, I 50 genialis 2 IO genitalis 5 5 , 5 7, 62227 Genitrix, Venus I 764°8, 207 genitura 304, 307 Genius I 1 056, I 77414, I 84, I 8 8479, I 9 8 , 2 I 0- 2 I 4 ' 2 I I 58 o' 2 I I 58 5 2 I 2590 2 I J 595 � 2 I 3 596, 2 I 3 598, 2 14, 2 I 4 04, 2 3 8 s. auc
:
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Primigenia, Primigenius Genius Augusti 2 I I Genius familiaris ( domesticus) 1 84 Genius populi Romani 2 I I yi::vo� 224, 2 2 5 J2, 2 5 6-261 Genosse 3 I 3 , s. auch Bettgenosse, Tisch genosse Genossenschaft 266, s. a u ch Bettgenossenschaft, Tischgenosse nschaft gens 2 1 4, 259, 270, 29035 1 , 326563 gentilmäßig 267 genu 4 5 163, 7 I f.26o, 7226 2 genus 257, 2 5 9 - genus 2 I 3 594 geometrisch I 39 gerade I 6, 10o'3, 145, I 6o, I 67, I 67367, I 70, I 7 8 , s. auch ungerade Gerademachen I 6 Geraderichten 1 7 , I 79 Geradesein I 66 f., 1 79 Geradestehen I J6, 1 5 4, 1 5 9, 1 5 9 " ' , 1 7 6'1° 1 Gcradcstehcnkilnncn H9
3 74
Index
Geradheit I 7 geradlinig qo Gerät 9 5 , 9 8 f., Ioo f.23, I O I , I O I 24, I02, I 0435, I06- no, Io643, I o849, I I 5 , I I 9, I 24, ! 2 5 13°, I26 f., I J4 f., I 37- I 40, I 39219, I 3922\ I 44- I 46, I 46256, I p f., I6of., I 64, I 64352, I 6 5 354, I 66, I 72, I 7 5 , I 77- I 79, I 8 I , 28o, s. auch Arbeitsge rät, Doppelgerät, Holzgerät, Kulturge rät, Mörsergerät, Waffengerät, Zer schmettergerät Geräthälfte I 3 8 f. Gerätwaffe I 6 I , I 7ol74, s. auch Waffengerät Geräusch I 30 Gerichtetsein I 78 germanisch 8 3-8 5 , I I 3 germanistisch 84 Geruch 292 Geryones I 32 Gesamtablauf 5 8 , 2 5 6 Gesamtaufbau 2 3 2 Gesamtbild 1 26, 328 Gesamtdeutung IOI, 280 Gesamtgebilde I43247, 26I Gesamtgeflecht 24 I Gesamtheit 202534, 25 3, 2 5 8 f. Gesamtkomplex 2 I 8, 224 Gesamtmaßstab 228 Gesamtperspektive 296 Gesamtrahmen 223, 26I Gesamtritus 2 I O, 224, 229 f., 2 5 6 Gesamtsinn 2 I 6 Gesamtsituation 2 I 7 Gesamtstruktur Io6, 3 2 I Gesamtverlauf 228 Gesamtversorgung 49, 5 3 Gesamtzusammenhang I 79 Geschiehtsiegende 276276 Geschlecht I 8, 29, I O I 27, I q77, I 8 3, 2 I 5 , 246, 3 2 I , J2656l, s. auch doppelge schlechtig, gleichgeschlechtlich, golde nes Geschlecht, Göttergeschlecht, Menschengeschlecht Geschlechterfolge 2 I 3 Geschlechtsakt 284 geschlechtsbedingt 3 24 Geschlechtsreife I 87 geschlechtsspezifisch 2 I 8 Geschlechtsteil 2 5 2 geschlechtsvariierend 32 1 1 1 1 Ct'srhl<'rhtsverkt'hr 2H 1 107, 284, 284122, 2H 5, 101
Geschoß I O I 23, s. auch Wurfgeschoß Geschwister 2 I 2 Geschwisterpaar 320 gesellschaftlich I 46256 Gesicht I 5 3296, 22 735 Gesichtsaudruck 307 Gesinnung 208 gestalthaft I 20 gestaltmäßig I 5 83 1 8 gestator I 5 83'8 Geste 3 8 , 52, 5 3 1 89, 5 f9°, 6 r f., 68, 68249, 7 I , I03 f., Io7, s. auch Alltagsgeste, Anerkennungsgeste, Demutsgeste, Pri märgeste gestire 305, 307 Gestirn 5 4 193, 3 1 5 , s. auch Stern gestus 305 Gesundheit I87 Getränk I 8 7 Getreide 9 8 , I O I , 143247, 279, s . auch Speltgetreide Getreide, Aufhäufen von 98 Getreidefeger I 0436 Getreidekorn I08, Io849, Io85 1 Getreidekultur I 02 Getreide mahlen I O I Getreideschwinge 243 Getreidewirtschaft 98, I O I , I 04, I 095\ I I 26 5 getreidewirtschaftlich 98, I 0 5 , I09, 280 Getreidezerreiben I 50 Gewand 2 5 2 Gewebe 2 r f., 2279, I 5 4 , s. auch Tuch Gewohnheit I J2, 2 3 7, s. auch Brauch, Gebräuche, Sitte, Usance, Usus, Kult gewohnheit giftig I 5 i '5 Giftmörder I 57 gignere (genere) 39 '4', 5 7203, 6424°, 72260, 1 94498, 2 I 2- 2 I 4, 2 I 3 59S, 2 I J 596, 2 I 3 598, 2 I J6oo, 305, 30644 \ 32656 3 Gikuyu (Kikuyu)- Stamm 244 Gipfel I 3 3 · I 7 I gladius 2903'2 gläubig I I 9, 254 Glanz I 5 63'2 Glauben 6 '6, 2697, 87, 96', I I 68Z, 209, 2 3 3 , 242, s. auch Götterglaube, Volksglaube Glaubensinhalt I 3 82 '4 Glaubenstatsache 98 1 ' Glauca 67 gleich 1 37, 206
2.
Personen, WOrter, Sachen
gleichaltrig 26o gleichgeschlechtlich I I 3 Gleichheit I 37, 208, 300407, s. auch Stammgleichheit, Typengleichheit Gleichklang I I4, 3oo4o7 Gleichnis 1 47, I 59, 1 8 9 gleichrangig 205 5 54 Gleichsetzung 202, 206, 3 I 7 Gleichung I 6 5 f., I 76, 206, 3 I 7 gleichzeitig 97256, 206559, 206560, 209573, 244, 295 m , 299 Gleichzeitigkeit 7, 294 Glied 1 0 1 24, I 6 I , 24 I , 243, 2 5 5 , s. auch dreigliedrig, Körperglied, männliches Glied, Namensglied Gliedmaßen l 4 I Clycerium 238\ 3 I , 39 Gnade 308 gnomisches Perfekt 296 gnomische Perfektform 3 I o Gold I 66, 3 1 5 golde n 49 '76, 3 I 5 , 32656J goldenes Geschlecht 32656J goldene Zeit 31 5498, 320 goldenes Zeitalter 326563 Goldkind 3 I 5 Goldstück I 46256, I 66 y6vu (youvu) 7 1 Gott 2', I4, 9 5 , 96\ 96', 9 7 f., 98 ' \ I02, 1 06, I08, nof., I I I65, I I 3, I I 368, I q- I I 6, I I 476, I I 68Z, I I 89l, I 1 9- I 2 1 , I 2 I 1 07, 1 23- 1 26, I 2 3 1 10, I 26'J2, 1 26'll, I27'39, I 3 3 , I 34 '9Z, I 3 5 - 1 39, I 39222' q6, I 50- I 54, I p286, I 6o, I 64-I 66, I 6 5354, I 7o, 1 76- I 79, I 79422, I 8 r f., I 84 f., I 8 8 , I91 f., I 9 3498, I 97, I 97'08, I97509, I975 10, 1 99-202, 200522, 204-206, 208-2 I O, 2 I I 585, 2 I 2 f., 2 1 4606, 2 I 5 , 2 I 7 f., 243, 246, 2 5 5 , 289, 309-3 I I , 3 I046Z, 3 I I47', 3 I 2, 3 I 3484, 3 I 7, 3 19-322, 320529, 325 f., 32656!, s. auch Axtgott, Blitzgott, Doppelgott, Düngergott, Ehegott, Fruchtbarkeits gott, Geburtsgott, Hauptgott, Him melsgott, Jahresgottcharakter, Kriegs gott, Liebesgott, Mörsergott, Mörser keulengott, Mühlengott, Reitergott, Schutzgott, Sondergott, Sonnengott, Spechtgott, Zwillingsgott Gottesname 1 70, 1 72 Gottessohnschaft 327 Gottesvorstellung 6'6, 272
3 75
gottgeworden l4 5 Gottheit 5 , 1 44\ 5 3 '89, 5 3 '90, 98, I 2o, 1 24, ! 26, I 34 f., qo, I 47256, I p 286, I p, I 6 4 f., 1 8 5 , 1 8 544\ 1 87- I 89, I 9 r f., I 9 3498, I 97 f., 20I , 205, 2 1 I , 242, 245 f., 2 5 3-2 5 5 , 266 f., 270, 273, s. auch Fruchtbarkeitsgottheit, Geburtsgott heit, Muttergottheit, Quellgottheit, Reinigungsgottheit, Schutzgottheit Gottsein 32 5 Gottwerdung 309 f. Götterbild I 20, ! 22 10 Götterdarstellung I 20, 1 26 Göttergestalt I I 9 Göttergeschlecht 32656J Götterglaube 5, 382 Götterkind 296, 3 2 5 Götterkopf 1 22 1 10, 1 2 3 "J Göttername 97, I I 4, I I 9, I 9 I Götterpaar I I I f.65, I I 3 , I J6206, q 8 , 1 79, I 92, 2 I 7 Götterpolster I 22' '0 Götterpräsenz I 2 I Götterpuppe I 20, I 2 3 Götterstatue I 2 I , 1 26 Göttin 5 , 78 f., I 0435, I IO, 1 I 266, I I 3 , I 3 5 f., I 64, I 86, I 86458, I 8 8 f., 1 8 847', 1 92, I 93498, I 9 5 · I965o6, I97'99, 200-202, 204, 204550, 209, 2 1 4, 2 1 5 607, 243 f., 249 f., 2 5 3 · 269, 272-274. 27427', 278 f., 2 8 I J07, 282, 282l'l, 3 I 0-3 1 2, 3 I I470, 3 1 348\ 3 I4, 3 1 6-3 I 8, 3 I 8520, 320 f., s. auch Ammengöttin, Ehegöt tin, Erdgöttin, Frauengöttin, Geburts göttin, Jahresgöttin, Mondgöttin, Mut tergöttin, Neujahrsgöttin, Vegetations göttin göttlich 5 '6, 5 3 '89, So, 87, I 02, 103JJ, Io6, 1 09-I I I , I I 788, I I 9, I 2 I f., 1 22 1 10, 1 24122, I27, I 34'9Z, I J9, 1 49, 1 5 2, I 6 5 , q6, I 7 8 , I 85 , I 87, I 89, 200522, 2 0 I f., 205 f., 205 55\ 2 I I , 2 I 3, 2 I 7, 223, 2 5 5 , 273, 282, 3 I 2, 320 f., 324-327, 324548, 3 2 5 5 5 ' , s. auch Vergöttlichen, Vergöttli chung göttliches Kind 243, 307 f., 3 I O göttlicher Wille 7 I 260 Göttlichkeit 309458, 3 I 5497, 3 24- 326, 324548• 329 Götzenverehrung 1 9 1 Grab 1 49· 275'7• G rabepigra m m 6 "', 76
Index Grabmonument I 2 J 1 10, I 9 8 5 1 1 Grabstein 2 I 5 Graburne I 9 8 5 " Gracchi 207, s. auch mater Gracchorum Gradivus, Mars I 93498 Graecia I985 1 2, J i i " Graecus I985 1 2 gramen I 93498 grandaevus I 69 gratulari I 8 24Jo, I S J, I 8 34J5 gratulatio I 8 34l5 Gratulieren I 8 3 Gratulation 6o, I 8 3 Gratulationsbesuch I 8 3 gravare 3oo4o5, 303423 graviditas 300408, JOI409 gravidus 37IJJ, 301 gravis J O I , 308454, 3 I i08 gremium 49- p , 5 I 18 1 , 5 2 1 86, 5 3, 5 6- 5 8 , 6 r , 64, 6424', 70f., 204550, 2 I 5, 292l6', J i ß5 1 9 grenzbildend 2 30 Grenze I 5 J294, I 94498, 222, s. auch Trennungsgrenze, Zehnmonatsgrenze Grenzlinie 7 r f.'60 Grenzziehung 228 grex 282l08 Griechen 26, I 3 3 , 1 44247, I 49 griechisch 5 1 6, 2 38 \ 34"\ 40, 43, 67, 8 I29 1 , 9920, Ioo'l, I 0955, I I J, I I J 67, I I 789, 1 24, I 26, I 26 1 l4, I 261l5, 1 29, I J I - I J J, I J J 19 1 , I J 5 , J 40, I 42, I42240, I 44• I4525J, I49, I 5 J, I 5 5, I 764o8, I 86, I 9 I , I92494, I 93498, I 9 5 · I 9 5 502' I98, 202, 204548, 2o6f., 2 5 9, 270, 270248, 29i 9 \ 302, 305, J I 348\ J I 7 Griechenland 228 1 , 5 6 , 78, I 5 2 , I 66, I 86, 202, 2 2 I , 223, 237· 327 Griffteil Ioo2l Großeltern 6 5 Großmutter 6o"l, 73, 7426\ J I4 Großonkel 49 1 77, 68249 Großvater 49 1 77, 70-73, 74264, I 5 I, s. auch Urgroßvater Großziehen 29, 75267, 77, s. auch Aufziehen Größe 209573 Größerwerden 88 Grundidee 327 Grundmuster 243, 266, 268 Grundnahrungsm�tel 277 C ru ndstruktllr 232, 244
Gründer 269 Gründerzeit I 76 Gründerzwilling I 76, I 86, I 9 8 5 " , 236, 24I, 2 5 9· 263 Gründung I 86, 28 5, s. auch Staatsgrün dung, Stadtgründung Gruppe I 7 I , 228, 2 5 8-260, 266 f., 269, 277, s. auch Besuchergruppe, Initiaten gruppe, Nachwuchsgruppe, Unter gruppe, Wortgruppe, Zweigruppenbil dung, Zweigruppenform Gruppenbezeichnung 260 Gruppenhochzeit 284 gruppe, Einwohner- I 7 I Gürtel 2382, 205 , 205 5 5\ 230, 2 5 3 , s. auch Brautgürtel, Fellgürtel Gürten 205 , 2055 54, s. auch Umgürten Guttural I 3 I yutov J 42238 YUJ.LV6.; 224 gynäkologisch 72, 42, 5 5 , s. auch Frauen heilkunde yuvl] 202534, 224 Haar I J 2, I48, 273, 273268, 274272, J I 5 , s . auch Stirnhaar habitator 26 Hacken I 30, s. auch Aushacken, Behakken, Holzhacken Hacker 129 haedus 246 Hälfte I IO, I 3 8- I 4o, I 4 5 , I 9 I , 2 1 4, s. auch Geräthälfte Hafen I 42240 Hain 284 Halbieren I 97 Halm 279 Hals I 4023 1 Halskette 2 3 82 Hand 926, 928, I6, 2 5 92 , 6424 1 , 68248, I 002J, Io8'0, I I J66, I J7, I 92494, I94498, 2 I I Handgelenk 244 Handlungsstruktur I 47 Handschrift 2 I , I 34 1 92, 1 36, I 4 I , I 70, I 7 3 f., s. auch Manuskript handschriftlich Ioo2J Handwerker 266 Hannibal I 9 5 '02, I 99 5 19 Hartholz I 5 8 hasta Ioo'l, Io643, I I 8 , I I 89l, I 24, I64f.l5 2, I 67J6o hasta caelibaris I 94498
2.
Personen, WOrter, Sachen
hasta pura I002J hastatus I I 8, I68, I 72, I 72390, I 74 Hauptgott 268 Hauptritus 223 Haus I029, I 7, 238\ 3 3 1 22, 39, 48, 48 1 7\ 5 6, 82292, I02, I04, I I 9, I 2 J 1 10, I46 f.256, I p , I 54296, I 5 5 f., I 563", I 5 8-I 6o, I 6ol28, I 6 5l 52, I 8o f., I 84, I90, I 9o48 S , I 9 5 f., 20 I , 2 I O, 2 I 6- 2 I 8 , 2 I 86 1 8, 22 I , 2 p , 284, 289, 308, s. auch Elternhaus, Geburtshaus, Pfostenhaus, Privathaus, Säulenhaus, Behausung Hausbau q 6256 Hausdämon I 49 Hauseingang I 54 296 Hausgemeinschaft 3 I 8 Haushalt I O I , I09 Haushaltung I462 56 Haushaltungsinstrument I46 2 56 haushälterisch q6 2 '6 Hausherr Io29, 48 173, 20I, 2 I 6 Hausinneres I 8o, 2 I O, 2 I 8 Hauskind 64'4 1 Haustier I 5 3 294 Haustür 2 3 84, 32 Haustyp I 5 6l 1 J Hauswesen 46 Hauswirtschaft q625 6 häuslich I49 f., s. auch außerhäuslich, in nerhäuslich Haut 2 30, I p , s. auch Opfertierhaut, Tierhaut Hautkontakt 292J6 1 Hebamme 9-I I , I029, I J40, 3 I-3 5 , 48, 5 3 1 89, 5 3 1 9o, 5 5-64, 62"8, 6 J2J 6, 66, 68, 7 I268, 72-74, 7426\ 78 f., 8 I 29', 82, 84 f., 84303, 843o6, 8 5 308, 90-92, 244, s. auch Geburtshelferin, Protohebam me Hebammen(aber)glauben I 34o Hebammenhandlung 49, So Hebammenkunst 2 384 Hebammenrolle 5 3 1 89, 5 4 Hebammentätigkeit 54, 70, 7 8 hebdomas I 82426, 22I Hebe I92494, 203, J I 4, J I9527 Heer I002l, I 70, I 7 5 403, s. auch Geisterheer, Totenheer, Totenheercharakter Heereseinheit I 67 Heeresformation I 72 Heeresordnung I68 Heeresteil 1 68
3 77
Heide I 9 I heidnisch 3 I O Heilen 240 heilig I I J66, I22, I 3 2, I 5 J '54, I 5430', I 5 5 , I 84, I 89, I 9 I , I 9J498, 1 9 8 f., 2 I 5607, 2 I 8, 253 Heiligen 1 9 I , I98 Heiligkeit I98, 222, 265 Heiligtum I 5 3294, 222, s. auch Höhlenheiligtum Heiligung 242 Heilmittel I 57J' s Heilpflanze I 5 7 Heim J I S Heimat I JO, J I S, J I 8 52°, 320 Heimatland 320 Heirat 2 38\ 3 I 9 Heiraten 3 I , 43 ' 57, 204548, 205 ''\ 3 I 9524, s. auch Verheiraten, Verheiratung, Ver heiratungsplan heiratsfähig I I 3 heiß 278 EKUQT] 3034'3 Held I42240, 202, 208, 3 I I, 3 I6, s. auch Weiberheld Heldentat 296, 323 Helena J I J484 Helenus 3 I 8520 Helferin 282l'3, s. auch Geburtshelferin ijA.to.; I 5 4Jo r heliotrop I 5 7 Hellenisierung I 9 5 hellenistisch 2 3 7 Hephaistos I 34 '9' Hera I 24, I 9 I , I 92494, I94498, 202 f., 206, 2o656l Hera Tropaia I 9 I 49° 'HQ11 3034'3 Herakles Io9'S, qo f., 1 42239, I 5 6l 1 2, I92494, I 975o9, I 975 1o, 202 f., 204548, 2o6f., 206563 , 298m , 304427, J I 6, J I9, 3 I9527 Herakles Alexikakos 2 I o Heraufbeschwören 7 Herausnahme 2486 Herausragen I J2 Herausstoßen 276 Heraustreten 242, 245 Herbeiführen 2 5 6, 2 5 8 , 26I Hercules I 4, I 446, I 20, 1 20 104, 12 I IOj ' r 8 2 f., 1 824 28 , 1 86, 1 90, 1 92494, 1 9 5-2 1 2 , 1 9 5 501, 1 9 5 1 0 ' , 1 9 6 506, 1 97 509,
Index I9S5 1 ', I 9 S 5 1 5, 1 995 1 9, 200522, 203539, 203 54\ 204547, 204550, 205 554, 206558, 206559, zo656o, 209573, 2 1 2587, 2 I 46o6, 2 1 5 f., z r S , 242, 270, 3 1 r f., 3 1 2474, J I 2475, 3 I 3 f., 3 I 7 f., 3 1 75 1 \ 3 19527, 320, 3 2 5 , 3 27 Hercules Bullatus r9S Hercules Curinus 207 Hercules Defensor 2 1 0 Hercules Domesticus z ro Hercules Epitrapezios 1 9 5 50', r 9S , zoo Hercules Juvenis 1 9 S Hercules Primigenius 2 1 2, 2 ! 2588, 2 1 4606, z r s f., 326 Hercules Puerinus r9S Hercules Pusillus r 9S Hercules Salutaris z ro Hercules Sullanus r 9S 5 1 5 Hercules Triumphalis 209573 Hercules-Taten 209m Hercules mit dem Becher zoo Herculeus zo6559 Herculeus, natalis zo6, zo6559 Herculis, natalis zo6559 Herd 70255, s. auch Familienherd Herkunft 1 09, r p , 1 7 S Herme 192494 Hermes I 029, r i\ I 24, I 59, 304427, 306438, 306439, 306440 Hernahme 26 I heroisch zoS Heros I975 10, 203, 2 1 4606, 296, 3 2 354°, 3 23 544 Herr 2 1 6, s. auch Ahnherr, Gebäudeherr, Hausherr, Schutzherr Herrin 2 1 7, 244, s. auch Schutzherrin Herrschaft 3 2 I herrschaftlich q625 6 Herrschaftsantritt 329577 Herrscher 329577 Herstellung ro643, 1 07, I 4 5 f., I 6o, I 79, s. auch Pilumherstellung, Verfertigung, Wiederherstellung Herstellungsprozedur I 07 Herstellungsvorgang I 07 Herumspringen I43 247 Herumtragen 2 5 4 Hervorbringen I S4 Hervorbringung IoS, I47, I 6o Hervortreten 243 f. Hcr1. 237 löul>t:onm 1 54 ' 0 '
iEQ6s I 5 4 297, I 5 4299, I 5 i l 4 Hieros Garnos 1 7S hilarare 305 hilaritas 305 Himmel 2697, I 44247, 1 49, I 66, I7S, 209, 30S, 3 IO, 3 1 4, 322, 325-32S , S. auch Sternenhimmel Himmelsgott 7 1 260, roS5 1 , I 4425l, 1 7S Himmelslicht 7 1 260, I7S himmelwärts n o, r 7S, 327 f., 32S51J himmlisch r7S, 32i67, 32S himmlisch - erd(en)haft 326563, 327567 Hinabstoßen 1 4 3 247 Hinaufragen r 6zl4° Hinfahrt I4224° Hinlegen 4, 5 1 \ 6, 1 4625 6 , s. auch Nieder legen hinten, (nach) 272 Hintergrund 42, r 69, I 72, 242, z 6 I , 3 2 I , 3 2 r 5J 2, 323, s. auch Realitätshinter grund Hippolytos 76 Hirte z i78 Hirtendichtung 3 20 icn:6no8ts I 3 3 Historisieren 2 S 5 Historisierung 276276 Hochheben 2798, 63236, 6S, 7 I f., 72260, S r , s . auch Aufheben, Aufnehmen, Hoch nehmen Hochkommen S S Hochnehmen 2697, s . auch Aufheben, Aufnehmen, Hochheben Hochragen S 732\ I 54, I 5 9 Hochzeit 3 r 9527, s . auch Gruppenhochzeit Hochzeitsgeschehen 3 20527 Hochzeitsmahl 3 1 9527 Hochzeitsnacht 205 554 Hochzeit des Lammes 3 I 9527 Hoden r S7467 Höchst( er) roS5 1 , I 3 3, I 39, 2 I 5 Höhe 62, 62229, 72260, S S , I 3 3 , I9S, s. auch Kniehöhe -Höhe-Heben, In-die- S43°6 -Höhe-Streben, In-die- 2798, 90 -Höhe-Wachsen, In-die- 90 Höhencharakter I 7S höher 90, 243, z6o, 3 2 I Höherrangigkeit zoS Höhle 2069, 243, 2 5 5 , s. auch Geburts höhle, Wolfshöhle
2.
Personen, WOrter, Sachen
Höhlenheiligtum 243 Hof r S6, s. auch Bauernhof Hofraum I 5 9 Hoffnung 2 I 5 f., 29 5m, 296, 307, 3 29 Holz r 6, I 24, I 6o, r 6z, I 6z337, I 764°J, 1 9 I , s. auch Hartholz, Querholz, Setz holz Holzasche I 5 I Holzbearbeitung I 0435 Holzfäller I 4 I Holzgegenstand I05 Holzgerät I 09, I 47 2 56 Holzgerüst I 9 I Holzhacken I46256 Holzpfahl I 24, I 9 I f. holzpfahlartig I92 Holzpfeiler I 24, I6I, I 6z337 Holzschaft I 67360 Holzstab 9 S f., I 6 I , 1 64 Holzstamm I 6 I Holzstück I 66 Holzverarbeitung I 46256 Holzwaffe 9S, I 97 Holzwurm I 30 hölzern I S59, I 24, I 44 homerisch I 87 homo 4 10, 2798, 90, ro64l, I 2 5 , I 2 5 1 30, I78, q84 1 5 , r So, 2 I J 598, 2 I 7, 326563, 3 27 homo erectus 26, 327 homo necans 244 homonym 1 44 honos 3 10469, 3 I 9, 322 Hoplolatrie I 39 hora 30644 1 "OQett 928 Horatia, pila I63, I 9 I horizontal qo, I 67367 Horn 242 Horoskop 307, 307445 Hosioi 243 hostia z n 585, 243 Hülle zSo, s. auch Ährenhülle Hüter I 5 2 Hüttenurne r 6o328 Humanistenzeit I , s. auch Renaissance humanus z Sz3°8 humus 47, 4 10, I 5 48, z698, 6o22 1 , 6 s , 66245, s9, I 0436, I 5 73 16 , I 5932\ 1 76403, I78 Hund I 32, 230, 263, z S 6 f. Hundeopfer 287 Hunderasse 1 3 2 Hunger 1 967
3 79
hybrid S7322 Hygiene I 47 Hyperkritik 2 9 1354 Hypnos 6 5 243 Hypostase So, 1 39, r 6 5 , I S7, zoo, 205 554, 273 Hypsipyle I 5, r 547 Hysteron-Proteron I S r Jagd 243 f., s . auch Ziegenjagd Jagen 243, 2 5 0, s. auch Wettjagen Jahr 1 2, 1 236, 1 93498, z n 585, 2 5 9 f., 264, 2642 1 1 , z6S, 276, 27S290, 2 8 I , 287, s. auch Lebensjahr Jahresablauf 266 Jahresabschluß z6S Jahresanfang ! 238, I I 5 77, I 93498, 266, 27I Jahresbeginn 266 Jahresende r r 577 Jahresgottcharakter I 94498 Jahresgöttin 2642 1 1 , s. auch Neujahrsgöttin Jahrestätigkeit 1 9 3498 Jahreswechsel 277 Jahreswende 2 8 5 Jahrgang 2 5 9 f., 266 Jahr, großes 3oo4o7 Jahr, neues z6S jährlich 2 q, 2 5 9 ianua I 5 1283, 273267 ianua nativitatis 2 73 267 ianua vitae 305433 Januar 269 Januar, I r . 269, 27327° Januar, r 3 · 27327° Januar, I 5 . 269 Janus 1 236 , 20253 1 , 266, 273 Janus Curiatius I 24, I9249J ]anus-artig I4023 1 idealtypisch 204 ideell 274, zS6 f., 2S9 Iden 264, 269, 273, 273270, s. auch Idus Identifikation 64, I o643, r r S9J, I 2 7'39, r 6o328, I 7 5 f., 209, 209573, 245, 2 5 5 , 270'48, 27427 \ 279, 29739 \ 3 I I , 3 I 7 identifizierbar r oo23 Identifizieren I }4 1 94, I 5 0, 1 66, I 7 1 , I S7, 245 > 2 5 5 , 279> 300407, 324 Identifizierung 1 2 3, 1 50 identisch 1 67, 24 1 , 243, 2 5 2 Identität 22 1 , 2 3 2 , 292, 29H idololatria 19 1
3 80
Index
Idus 27527\ s. auch Iden jenseitig 1 49, 222, 322 Jenseits 6 5 , 2 1 8, 296, 322 Jesus 29839' ignobilis 8o287 ignotus 8o287, 22 3 Iguvinische Tafeln 1 6234° Iguvium r i 9 ikonisch 1 2 1 illegitim 72, 7 5 267 imberbis 227 imitatio 209573 immanent I 1 9, r 8 r , 1 89, 1 9 3498, 3 27 immergrün 1 1 4 immortalitas 328 immundus 1 5 1 impietas 29 1 3 56, 309 Implikation 5 3 , I 0 5 , I 40, r 68 , 204548, 2 I 7 f., 302 Implizieren 38, 79, 90, 1 1 9 f., I 40, I 5 5 • I 74, I 94498, 1 96, 1 99, 208, 2 3 1 , 2 3 8 , 2 5 7, 2 8 2 3 ' \ 299, 301409 implizit I03, I 8042l , I 9 I , 208, 30I impressionistisch 328 improbus 962 impubes 276276 Inauguration I 8 8, 268 Inaugurieren I 76, 20 I , 209573, 3 2 1 incendium 3 1 4, 3 I 5498 incipere 290, 293 f., 293 363, 299, 305, 308, 32I53' incola 26 incrementum po, 3 20529, 3 2 5 5 52, 326f., 329577 incubus, Incubus 962 incumbere 962 incunabula I 340, 48 Indien 1 46216, I 66 indisch, alt- 8 3 Individualisieren 3 1 7 Individualisierung 208 individuell I O I 2\ I 69, 208, 2 1 I f., 22I f., 264, 274· 296, 324f. individuell, über- 2 1 d. Individuum 1 2 8 '46, 1 34, 1 69, 208, 2 1 o f., 222, 324, s. auch Einzelindividuum indoeuropäisch I I 5 f.8', I 46256 indogermanisch 83 f., I I 6, I I 682, 1 30 f., 1 30'6', 1 4 5253, I 62, 298, s. auch gemcinindogermanisch, protoindogerma nisrh i l(/alls 4 '0, •/"'. 14-H, 1 6 1 0, 1 7 56, 1 96", 2070,
42 f., 42'54, 5 8"0, 64, 66, 70, 76-79, 82, 87, 9 I , I0229, n o58, I I I 6', I 26'36, I 27, ! 2 8 '4°, 1 46256, I 6 5 , I 82, I 8 2427, 2 1 9, 22 I, 22 3, 2 39, 286, 29236', 304 f., 304428, 309458, 3 I 5 , s. auch tollere (in fantem) in/antia I0229, I I I 65 , I 26'36, I 46256, I 82427 infelicitas 309458 in/erius 2 1 2 infernal 289 infirmus 308454 ingenium 2 I 3594 ingenuus 46, 2 I 3594 Initiand 244, 2 5 9 f., 268, 275 Initiandennachwuchs 260 Initiatengruppe 26 5 f. Initiation 227, 26o, 264, 264207, 266, 268 f., 268328 Initiationsfeierlichkeit 244 Initiationsritus 226, 2 5 6, 264f. Initiationstag 26 5 Initiationsvorgang 260 Initiationszeremonie 260 Initiieren 2 59 f. initiiert, voll- 268 Inkonzinnität 3 20 Inkubationsorakel, 2 p , 2 5 4 innerer(-es) 1 5 3, 2 1 8, s . auch Hausinneres, Tempelinneres innerhäuslich 1 8 I , 2 I 7 innermenschlich 2 r o innerrömisch I I 682 Insel 3 I 9524 insigne 1 22 "0, I 2 3 "4 Inspiration 320 Installieren 2 1 8 Installierungsvorgang I 8 2 instituere 204550 Institutionalisieren 22 I Instrument 9 5 , 99 '8, 146256, I 7 5 , s. auch Haushaltungsinstrument Instrumentengebrauch 17 5 Instrumententräger 17 5 instrumenturn 9920 Inszenieren 264 intactus I 94498 Integration 1 47256, 28 5 Integration, soziale 228', 30107, 46, 48, 6 I "6 Integrieren 289 integumentum I 2 3 "3 intensivierend I 14
2.
Personen, Wo"rter, Sachen
intercalatio 266"9 intercidere 1 36202, I 46256, 147 Intercidona 9 5 , 97, 978, IOI27, I03, 10333, I 3 5 ' I 79 intercisio I 6o, I 79 Inthronisation 329577 Inthronisationsschilderung 329577 intrare 9 5 Inuus 962, 247 invenire I 6 r 3 35 Invidia 64242 Joch I 1 3 , s. auch Ehejoch Johannes 298J9' Iolaos 1 9 i 'o Ion 1 9, 2 1 , 2280, I 5 3 f., 1 5 4298 Iphikles 1 4of., 1 97 Iphimedeia 1 43247 irdisch 149f., 178, 2 1 7 f., 3 2 5 , 327 Ironie 7 1 257, 287 ll8 irridere 2 9 1 , 29 I 355 irrisio 29I Isiacus 206559 Isis 206559, 324548 iaoKtcpaA.o<; 1 4 1 tcro<; 1 4 r 2 36 Israel 2 2 I Isthmos 1 4224° Istros 1 4 1 Italia I 6 r 335 Italien I6, 228' , 1 64, 2or f., 20253', 204548, 207 Italiker I I 682 Italikerstadt r 22 italisch, alt- r 86, 192494, 1 9 3498, 2or f., 204, 2 p , 2 5 3 · 270 italisch, mittel- 1 5 63'3 italisch, unter- 2 3 Italus r 64l49 Iteration 1 4 3 247 iterativ 1 90 iubere 2489, 3 2 f., 36, 3 8 , 47, 1 5 128 l , 2 I 9 iudex 3 2 1 5 3 • Juga, s. Juno iuga montium 1 1 3 Jugalis, s. Juno iugalis r 1 37°, 192496 Jugatinus I I 3 , 1 1 368 Jugend 2 5 9 jugendlich 2 5 8 Jugendlicher 242 Jugendlichkeit 200 wgum 1 1 3 , 1 1 368, 1 1 f0, l l f' , 1 64349, 1 9241)11
iugum -artig I 1 367, 1 9 1 iugus r r 37° Juli 276 Julia Drusilla 20455o, 3 1 3484 julianisch 297 jung 22, 1 4 1 , 263, 268 Junge 204 Jungfrau 22, 4 I, 2 1 5607 Jungfrau und Mutter 322 Jungmannschaft 207567, 2 5 8 Jüngli ng I 40, 204, 224 f., 228, 2 3 3 , 2 37, 242, 2 5 6-259, 263, 26 5 [, 2652�, 286 Juni 276 Juni, 9· 27829° Juni, 1 8 . 264m Juno I4, r 860, 67, 1 20, 1 20 1 04, 1 24, 1 64, r 82 f., 1 824'6, ! 8 2428, I 8 5 f., r 88- 1 96, 1 90488, 192494, 1 9 3498, I 9 5 499, 1 9 5 '03, 1 96506, I 99-202, 1 99518, 2oo5", 2025 J I , 204, 205 5 54, 206-208, 207'67, 2 I o f., 2 I 5 f., 2 1 8, 245-2 5 3· 249 f. "7, 2 5 5 , 260-262, 280-28 3 , 2 8 I 3o7, 2 8 2 f.J ' 5 , 3 1 2474, 3 1 3-3 19, 3 1 3484, 3 1 5498, 3 1 7'o6, 3 I 8520 (Juno) Caprotina 249, 2 50"7 Juno Cinxia 205 , 205 554 Juno Covella 1 93498 Juno Curitis (Quiritis) 207 Juno Februa 282, 2823•5 Juno Februalis 28 r 3o7, 282JI5 Juno Februata 246, 28 1-284, 2 8 1 3°7, 2823'5 Juno Februlis 2 8 1 3°7 Juno infera 64244 Juno Juga(lis) 1 1 3, I I f0, 1 92, 1 9 2496 Juno Lanuvina 2 5 1 (Juno) Lucina 8 , 1 238, I 446, 34"\ 49, 5 3 '87, 54'9l , 8o289, 1 8 3, I 8 5- 1 87, 1 8 545°, ! 8 7465, 1 88472, ! 89, I 9 I , I 9 3 f.498, 1 965o6, 206, 272262, 284, 3 0 I , 320 f., 3 2 1 532, 3225J5 (Juno) Luperca 263 (Juno) Nupta 205 5 54 Juno Opigena 2 1 3 594 (Juno) Paloscaria r 86, 1 92495 (Juno) Populon(i)a I 89, 1 89480, 1 8948 ' , I 94498 Juno pronuba 205 , 205 5 54 Juno Sororia I 1 3 , 1 92493 Juno-Fest 1 87, I9J49 8, 2 5 0 Juno-Kult 1 86, 1 89 Juno-Statuc 248
Index Junonalia 206 Junones, 204, 204547, 204548 junonisch I92495, 3 I 6 f. funonius 3 I 4-3 I 8, 3 I 6500, p 6504, 3 I 7506 Juppiter 6'6, 67, I0538, ro8, ro8 f.P, 1 2 3 "\ ! 26'33, I 8 5 , I92494, I94498, I98, 1 9 8 5 ' ' , I 9 8 5 ' \ 20253', 20 5 5 54, 209573, 2 I 5 , 2 I 56o7, 289, 3 I 3484, 3 I 4, 3 I io6, 320 f., 320529, 3 2 I5J2, 3 2 5 5 52, 326 f., 329577 Juppiter Elicius 2 I 3 Juppiter Feretrius 25 1 Juppiter Pistor 108, 1 08 f.5 1 , I 0952 Juppiter Tonans I 095 ' juristisch 2\ 27, 30'07, 47f., 64, 82, 8 2292, s. auch rechtlich ius peregrinum 8 3 iure cessio, in 47'70 iuvenis 207567 Juventas I 92494 Kadenz, rituelle 27829° Kaineus I 54300 KatQ6<; 296, 3 29577 Kaiser 209573, 3 I 3484 kaiserlich 68 249 Kaiserschnitt 13 40 Kaiserzeit 1 5 3 29' kaiserzeitlich I94498 Kalendae I93498, 3004°5, 303423 kaiendarisch 268, 279 Kalender 260, 264, 266, 273, 2 8 I , s. auch Festkalender, Sonnenkalender kalendermäßig 224, 265, 268-270, 27427 1 Kalendermonat 299, 30040' Kalenderreform 297 KUAAtßAEq>UQO<; I 5 3 296 kalt 57, 57207 Kälte 24, 57 KUAW<; I 5 430 1 Kamm I94498 Kämmen I94498 Kampf I 7 5 , I985", 2 3 I , 265 2 '6, s. auch Zweikämpfer Kampfreihe I 62336 kapitolinisch 209573, 287m Kardinalzahl 299 K arthago 3 I 8 Kastor 1 1 0, s. auch Castor Kastration 49 K!ltUt/:)LVI:LV 224 Kc'd lumtrL 1 47 "'" kat<"J.\miell 2 4 5
kausativ 3 5 , 47, 7 6 Kegel I 2 I , 1 2 3 "0 Kehle 237 Kehren I04, I 56, s. auch Auskehren, Fegen Kehricht I 5 I Keil I 32, s. auch Donnerkeil Keim 6 '6, 88 J 25 KEAEL<; I 34 KEAEOVTE<; I 3 3 KEAE6<; I 3 3, I 34'9' Keltern I43247 Keltiberer 9 I JJJ Kenya 244 KEq>UATJ 142238 KEQUUV6<; I 0850 Kernmuster 82 Kerzenlicht 2 8 5, s. auch Geburtstags kerze Keule 1 0o'l, I97, I 97508, I97509, s. auch Doppelkeule, Mörserkeule keulenartig 1 0o'3 Keulenwaffe 1 0023 Kind I , 2\ 24, 4 f., 5 '\ 6 f., 6 '6, 9, 928, I 238, I 3, q45, I 5 f., I 5 48, I 8-25, I 86o, I 967, 207°, 2 I 78, 2 38\ 2385, 2 59\ 29-34> 3 2 "4, 36, 3 8 f., 3 9 ' 39, 42, 4 3 ' 57, 44' 6 ', 46-48, 47 '70, 48 '73, 49'77, 5 I f.'8l, 52-56, 5 3 '89, 54 '93, 5 5 f. '98, 5821', 5 8213, 59, 6d25, 6 I-72, 6 I 227, 62229, 63236, 64241, 67246, 68249, 70255, 7I f_26o, 74264, 76-84, 7828 ' , 84 J06, 87, 8 9 f., 9033\ 9 I JJJ, 9 7 , I I I65, ! 26, ! 2 8'46, I 30, I4525J, I46, J46 f.256, I48- I 5 0, I48264, I 5 2, 1 60, I 64350, I65 f., I 6 5 35\ I 76 f., I7 640\ I79- I 82, I 8o42l, I 84- I 88, I 85450, I 8 847\ I 9o, I93 > 1 93498 , I985", 20I f., 204, 207-2I2, 2 I 4-2I9, 2 I4606, 2 I 66'l, 22I-224, 23 8-24 I , 243-245 > 2 5 5 f., 2 5 9 > 26 I , 269239, 272, 27226', 27226\ 279-28 I , 2 8 3 , 289 f. , 29236o, 29236 ' , 293363, 293367, 294-297, 29 5m, 295 376, 29638\ 299, 303, 30342\ 304425, 306-po, 3 I 2-3 I 8 , 3 I 3484, 3 I 5497, 3 I 5498, 322-328, 32 3543, 324548, 3 2 5 5 5 ' , p857l, 329577, s. auch Dionysos-Kind, Geburtstagskind, Göt terkind, göttliches Kind, Goldkind, Hauskind, Kleinkind, Menschenkind, Siebenmonatskind, Sklavenkind, Ur kind, Wickelkind, Wunderkind Kinderaussetzung 7I Kinderernährer 1 28 '40, I 8 5
2 . Personen,
Kindererziehung So Kindergeburt I I 2 Kinderlosigkeit 69, I 94498 Kinderpflege 3 I 3 484 Kindersegen I I 265, I 77 Kinderversorgung 3 5 Kinderversorgung, Sprache der 3 5 Kinderzimmer 308 Kinderzucht I7 Kindesbehandlung 8 I Kindesernährerin I 8 5 Kindheit I 445, I 34 '92 Kindheitsrit I kindlich I 5, 222, 32 5, s. auch frühkindlich Kindschaftsverhältnis 64 24' KtWV I 5 4297, I 5 83'9 Kirche 223 Kirchenvater 963 klassisch 44'63, IOo'l, I I 9, I 53, I 7J, I 77, 227 kleiden, Be- 249, 267 kleiden, Ver- I 84 Kleidung I 37 f., 209573 kleidung, Be- 267 kleidungsmäßig 24 Kleinkind 2 I 9 Kleinkind, Mutter mit 3 I 4 Kleopatra 324548 klimaktisch 3 28 573 Klischee 299, 302, 3 I 6, s. auch Schema klischeeartig 299, 3 I 5 Klopfen I 30 Knabe 2385, 329577 Knabe, starker 2o6563 Knäblein 295 Knie 49 ' 77, 7o'55, 7 I , 7 I f.26o, 84, 3 I 3484 Kniehöhe 7 I f_ 260 Knochen 242 Knüppel I 97 Köcher I 66 König I 563 '', 2 1 4606, 3 I 9 524, s. auch Dop pelkönig, Doppelkönigtum, Urkönig Körper 8 d87, I 32, I62336, I 62337, 222, 243, s. auch Mörserkörper, Verkör pern, Verkörperung Körperabfall I 47 Körperglied I 4 I körperlich I49, I 7 2 Körperpartie I 3 2 Körperschaft 225, 2 5 9, 2 6 8 , s. auch Kor poration Körperteil 2 3 8
WOrter, Sachen
] 8]
Koexistenz 239 kollektiv I 69, I 69l7l, 264, 284 kollektivistisch 208 Kollektivum I 67l65, I 69 Kolonne I 67 Kolophon I 3 3, I 34'9' KOAOq>WV I 3 3 K6A.no<; 3 I 8 Kombination 244, 3 I 5 , s . auch Dreierkombination, Symbolkombination Kombinieren 32 I Kommensurabilität 228 Komplement 208 komplementär I 8o42l, 20 I , 274, 2 8 3 , 294 Komplementarität 3 I 852° Konfrontation Io3, I 47256 Konfrontieren I 8 I, 2 3 8 Kongo-Gebiet 284322 konkav 272259 Konkubine 70255 Konkurrent 2 1 7 KWVOELOTJ<; I 54 297 Konstantin 297l9' Kontakt 47, 48, 410, 1 3, I 5 f., 87, 2 5 4, s. auch Bodenkontakt, Hautkontakt, Zärtlichkeitskontakt Kontaktaufnahme 222, 293, 304427 konträr 294 Kontrapunkt 5 0, 66245, I 5 4, I 6o, 2 3 8287 kontrapunktisch 5 9 Kontrast 7 1 , 90, I 5 4, I 5 63'', I 6 5 Kontrastbegriff 7 I , 3 0 5 Kontrastieren I 5 7 Kontrastierung I I4 f., I 3 9 kontrastiv I 3 9 , I 6o Kontrastwirkung I74396 Kopf I 22 1 10, I 2 5 f., I 3 2 f., I 3 2'80, I 3 3 ' 8 5 , I 39- I43, I 40228, I 66, I78, I92494, 2 3 8 , 272, s. auch doppelköpfig, Götterkopf, Zweiköpfigkeit Kopfabschluß I 32 Kopfauswuchs I 3 3 Kopfbedeckung 2 I , 2 5 1 Kopfende I07 Kopfschmerz 240 KOnQUllQETO<; 207° Korb I 968 Korn I 3620\ I 50, 276, 279 f., s. auch Getreidekorn, Speltkorn Korndreschen I 36 Korngeburt 280 Korngl'winnung 276
2.
Index Korngut 276 Kornelkirsche r o643 K6QO<; I 4 I Korporation 275276 , s . auch Körperschaft Korrespondenz 296382 Korrespondenzstruktur 2SS345 Korrespondieren 296380 Korsika 9 1 333 kosmisch 300, 3004°7, 3 29577 Kosmokrator 329577 Kosmos 202, 304, 304427 Kostüm 3 2 5 Kostümierung 262 KO\lQTJTl<JJ.L6<; 266 KOÜQO<; 306438 Kurotrophos 1 27, r S 5 , r S 7 Kraft 6 ' 6 , 9 , S S325, 1 59, r So42l, 2 1 4, 2 3 1 , 2 3 3 , 240, 254, s . auch Druckkraft, Feu erkraft, Lebenskraft, Stampfkraft, Wir kungskraft, Zeugungskraft Kraftstrom r 5 Kraftübertragung 2 3 3 , s. auch Lebens kraftübertragung Kraftübertragungstheorie 240 Kranz 1 22 1 10, 1 26, s. auch Brautkranz, Myrtenkranz kreativ 242 f. Kreis r r S, 1 47'5 6, r p, 1 97, 267'32 Kreislauf 2 1 4606 Kreislaufmuster 243 Kreißende ro29, 302, 3024 1 8 kretisch r 3 f9' kretisch-minoisch 1 09 Kreuzband r r f2 Krieg S7, 1 93498, 26S Krieger r 66358, 1 72, 265, 267 f. kriegerisch 1 72, 320 Kriegsgott 26S 234 Krönungspunkt 26 r, 26S, 320 Krug 2 1 5 , 2 5 2 Kuchen 2 3 0 Kürzel 3 S , 5 3 , So289, r ro, 1 3S , J I S , Abkürzung, Abbreviatur, s. auch sprachverkürzend, Verkürzen, Verkür zung kürzelartig 5 0 Kuku 2S4322 Kult 1 24, 1 40228, 1 49, I S 5 , I S S , I9S, 209573, 243, 2p, 27I, 2S9, s. auch Car menta-Kult, Castor-Kult, Juno-Kult, K ybele-Attis- Kult, Lupercalienkult, Säulcnkult, Staatskult, Zwil lingskult, K u ltus
Kultakt I 20 Kultgewohnheit 2 5 3 Kultinhalt I24 kultisch 1 09, I SS, 19I, 206, 2S9 Kultlied 203 Kultname 1 4 5253 Kultplatz r S 4 Kulttatsache r S6, 1 94498 Kulttisch I 9 S Kultur IOJ, 1 47256, 17S, s. auch Getreidekultur, Unkultur Kulturgerät Io6, I09 Kulturgut I9S Kulturtätigkeit q6, r 5 2 Kulturwesen 1 47 Kultus I 22 1 10, s. auch Kult Kultwagen r 2 3 Kultzweck 27S Kunstfertigkeit 267 kunstvoll 26723', 322 künstlich 90 Künstlichkeit 267 Kurie 277, 277288, 2So Kurienmitglied r S 9 KUUJ.LO<; I s 7467' I s 7469 Kybele I 2 I Kybele-Attis-Kult 2S9 K\JEtV I S 7467 KUTJcrt<; 224 Kypselos 304427, 306439 Kyros 304427, J06439 kyzikenisch 1 42 Kyzikos r r f2
Iabor 3oof., 301409 Iaborare 2 I 3594 Labrandeus I 34 labyrinthartig 266 f. Lacedemonius 1 49268 Lachen 22 1-224, 228, 230-2 3 3 , 237-239, 24r f., 261, 269, 274 > 2 S I , 2SJ, 284322, 2S6, 2S9, 29 1 3 5 5 , 291-294 · 292360, 29236', 293363, 293367, 295m, 296-JOO, J02-J09 , 30242 1 , 303424, 303425, 304427, 307-309 , 307446 ' 309458 ' 3 I I ' 3 I I 470, J I 2475, 3 1 7, 3 22, 325 f., 32S f., s. auch Auslachen, Auflachen, Anlachen, Nichtlachen, Verlachen, Zulachen, Neugeborenenlac hen, frühlachend Lächeln 29 r f., 305 f., JOS, 3 I r f., s. auch Anlächeln Lachesis 5 I 18 1
Personen, WOrter, Sachen
lacrima 5 6 1 98 ' 305 Lactaria Columna 19, 1 966, I 66 lactens 2 r 5 Laden J I I , J I 2475 laetari 49 1 77 laetus I9S Lager I44J, 102, 3 I 9, s. auch Buschlager, Geburtslager Lagerstätte r S r Lais S I29' Laistrygonen 1 42 24 1 Lakonien 3 I 3 484 Laktation I SS Lallen 222 Lallwort 223 Lamm J I9527 AaJ.Lo<; 306438 lana I 2 J 1 1 3, 24S Land 1 4 1 , s. auch Gemeindeland, Heimatland, Umland, Vaterland landflüchtig 3 I 9 Landschaft 2SS Landwirtschaft r o i , I 50 landwirtschaftlich 96, I 0227, r p f.>8 6 , r 5 S langobardisch 7 r 260 lanuvinisch 24S Lanuvinus 2oi67, 2 5 I Lanuvium 249-25 1 Lanze Io64J, I I S93, I 24, I 24'22, 1 37, 1 65352, 1 7 5 f.40l , s. auch Salierlanze, Stoßlanze, Wurflanze, Speer lanzenartig Ioo'3 Lanzenform r 764°3 Lapis ! 26'33 Lappen 20 Lar I S4, J i i 1 1 lascivus I 5 i '6 Last I 62JJ7 Latein r r 6337, s . auch Ammenlatein, Vul gärlatein lateinisch 34 1 2\ 3 5 f., 43 f. , 44'6! , 63, 67 f., 7 5 267, 77, So, S4f., I 002l, I I 4, I I 58 1 , I I 68', I I S89, I I 9, I 22 1 1 0, I 30 1 6', I 3 I , I 34 f., I J 5 198, I 40, I 5 5 , I 5 S , I 6 r f., I6J34o, I 64, I S 5450, I 93498, 204550, 2 I 2 , 2 59, 302, J I 5 , s . auch altlateinisch latinisch 2 I 5 , s. auch protolatinisch Latinisierung l i 682 Latinität 44 f. 1 6l, 5 J, 299 Latinus I 64349 Aano I 5 3 2 96 l .atobios 1 34
AUTQEUEtV I 5 J294 Laub I 5 I Lauf 2 30, 2 54, 260, 26723', 26S, 269239, 2S7, s. auch Mondlauf, Kreislauf, Um lauf laufen, (Herum)- 2 2 5 , 2 59, 2672J', s. auch Mitlaufen, Umherlaufen, Weglaufen Läufer 225 Lautform I 70 lautgeschichtlich I 62 Lautgesetz I 29 lautgesetzlich I 3 5 Lautgleichheit I 62 lavare 32 f., 49, s. auch relavare, luere Leben 7 I f.>60, Io4, I I 2 6 5 , r r9, qS-I 50, I 7S , 1 S9, I 9 J498, 20 I , 2 I J , 2 1 5 , 2 I 91 2 2 r f., 236, 2 39, 242 f., 2 6 I , 264, s. auch Alltagsleben, Liebesleben, Naturleben, Neugeborenenleben, Nichtleben ' Überleben Leben, reales 5 S , 22 1 Lebensabschnitt 264 Lebensäußerung 2 3 7 Lebensalter 264207 Lebensanfang 4, 1 2J8, 6 5 Lebensauffassung 20S Lebensbaum I I 266 Lebenschancen 7, p '83, I So Lebensdauer 5 I '83 lebensfähig 5 5 1 97, 22 I, 306 Lebensfähigkeit 2', 3 f., 4, 4 1 0, q45, p, 5 I '83, S r , s. auch Vitalität Lebensfähigkeitsprüfung 57, 6o, s. auch Vitalitätsprüfung Lebensfähigkeitsuntersuchung I S, s. auch Vitalitätsprüfung Lebensfreude 22S Lebensführung 26S Lebensgefahr 2 3 7 Lebenshauch 5 9 Lebensjahr r 4S26' Lebenskraft 7, 71 f.>60, I I 9 Lebenskraftübertragung 2 3 3 Lebenslicht 2 S 5 lebenspendend 20S Lebensperspektive 309 Lebensqualität 2 64 Lebensraum I 52, I 59 Lebensrettu ng 232 Lebenssaft 234 l .chenstag 2 39 l .!'ht·nslal zoH
; 86
Index
Lebensumstand r 50 Lebensweg 3 I I Lebenswirklichkeit S z Lebenszeit r 5 9 Lebewesen 6 1 6 , 26, I 5 S3 1 8, I 7 S , 222, 2 3 S , 242 leblos I J4 lectio difficilior 2 r 78, 3 7, 290 lectio difficilis 5 S Lectisternienstil r 26 lectisternium I 20- r 2 3 , 1 20104, 1 2 I 105, I 2 3 "0, I 2 3 " l , 1 2 5 - 1 27, 1 26 1 32, 1 26135, I 6 5354, 1 79 f., I So42l, I S2 f., I 9o, I 9 5 f., I 9 5 5o2, I 965o6, zoo5", 204550, 2 I 66 1 3 leeturn sternere S, 14, 1 443, I 444, I 445, I0229, I Io58, r r r6', r r r65, r r 9 f., I 26136, I 37"l, 1 46256, I S 2427, 2oS lectus I 2 o f., r 2 I 107, I 2 2 "0, 1 2 3 , 1 2 3 "l, 1 26, I 39, I 79 f., r S2 , r S2428, I 9o f., 1 9 5 5°3, 1 96, I 965°6, 2oo5", 20I , 20I 528, 207 f., z r S, 3 I 2474, 3 1 348\ 3 1 7 Leder 27I 254, 273 268, 274272 ledern 27I254 Ledernes 2 7 I leer 1 26 legalistisch 3 7 legendär 3 I 3 484 Legende I94498, 3 1 3484, s. auch Geschichtslegende legere 32354o, 3 2 3544 Legion 99, r 6S Legionär r oo23 legitim 39, 49177 Legitimieren 6S Legitimation 37, s. auch Akzeptierung, Anerkennung Legitimität 2', 39139 legitimus 36, 37134, 39, 3 9142 Lehngut I S6 Lehrer 30 1 07, 79 Leib 50, 5 5 197, 9 1 JJJ, 2 4 I , s. auch Mutterleib Leibesfrucht 1 77 Leiche I 4 I f. Leichnam 7 I 260 Leid 3 0 I , s. auch Mitleid Leistung S r , 9 I , 2oS f., 30S, 3 IO, 32o f. , 3 24544, 3 29, s. auch Spitzenleistung Leistungscharakter 30S Leitmotiv 2 r 2 Lendenschurz 2 52 l .cn kungswille 90
Lesbia 3 2 f. Lesen 32 3 544 Lesefehler I 7 3 Lethe 66 Leuchten r 53 296 AEUKlnno� r 4 I Levana S, I r , 7S, So, S4 f. levare S, Io, 26, 2798, 7 1 260, 7S-S I , So289, S 5 , 9 1 , s. auch sublevare Lex I 5 5 , I 5 5 3°5 Lex fulia municipalis I 5 5 , r 5 63 " Lex Rothari 7 1 260 libatio I S 4440 Libation I S4 liber 46 Liber I S2428, 265"6 , 3 1 0464, 3 1 1 , 3 1 2474 Liberalia 26 5 , 26 5 " 6 , 269 Licht 5 4 1 93. I S r , 2 S 5, s. auch Himmels licht, Kerzenlicht, Lebenslicht, Mond licht Licinius Crassus, L. I 5 63" Lieben 3 I 6 liebenswert 3 I 5 Liebenswürdigkeit 3 r 6 Liebensgenuß 3 I r f. Liebesgott I Io56 Liebesleben 26 5 Liebesnacht 200522 Lied s S f., 6o"5 , 79, 26s f., 293, 3 2 I , s . auch Geburtslied, Kultlied, Loblied, Wiegenlied Liege r ro, I I 265 , I I9, 1 2 I , 1 2 I 107, 1 2 5 f., 1 26 1 32, I 3 S, 1 3 S"5, 14S, I SO, r S 2 f., 1 9o f., 1 9 5 - I 97, zoo5", 204, z r S, 22 1 , 2So Liegegelegenheit I 2 I 1 07 Liegen 1 2 I 1 07, r S2, I 9 5 502, 1 97, 20 I , 20! 528, 207f., 209573, 2 I O, z r r 580, 3 1 8520, 3 I9, 3 2 5 Liegeplatz 1 2 I 107 Lilie 202 firnen 9 5 , 1 07, I 4 5 , r So Linie I 40, s. auch Strukturlinie, Trennungslinie Linke I0023 link(s) I 37, 1 94498, 2 1 8 Linus 320, 3 2 r 532, 3 2 r 5JJ, 322 Liparus 3 r 9524 Loblied 266 Lösen 205, 205554, 273, s. auch Auflösen Lösung 205 5 54, s. auch Loslösung A.oxEia 306438
2.
Personen, WOrter, Sachen
Lochien 22 1 , 2S r f., 2 S 5 , 294 f., 29 5 m , 302 Lockruf 1 29 A.6yxTJ roo23 Lokalprinzip 1 67 Lorbeerzweig I 92494 Loslösung 205 5 54 Lotophagen I S 7 Lotos I S 7465 Lotosbaum r S7469 Lotus r S6 i\o�la� I 5 3 296 lucifer 299403 Lucina, s. Quno) Lucina lucrosus I S 7467 lucus I S7, I S7465 Ludi Tarpeii 2 5 I luere 5 7206 , s. auch lavare Lumen 272262, 305 Lumpen 20, s. auch Bettlerlumpen Lumpenrest 2 r 78 Luna I S7467, 272259 Luna 299403 lunar 272259 lupa 1 9 S 5 " , 263 Lupa 263 Lupus femina 26 3 Luperca, s. Quno) Luperca Lupereal 22 5 , 2 30, 26 3, 269, 2S23°8 Lupercalia 224, 226, 22S, 236, 2 3 S , 242, 244, 246-24S, 2 50, 275274, 275276, 276276 , 277-279, 27S290, 27S292, 279298, zS r-2S9, z S r 3°l , 2 S r 3o4, z S I 3°7, 2 S23°8, 2SS345, zSSl46 Luperealienabschluß 2S9350 Luperealienfeier 2 57 f. Luperealienfest 260 Luperealienkult 270 Luperealienopfer 277, 279297, 2S7 Luperealienritus 24 1 , 250, 2 5 5 , 261, 26S, 277, 279, zSs f. Luperealienstruktur 2 5 3 Luperealientag 2S4 Luperker 2 5 4 f. lupercus, Lupercus 22 r, 224 f., 22S, 2 3 r f., 2 37, 239, 242, 246, 24S, 249125, 266-27I, 26723°, 267232, 26S238, 269239, 274, 275276, 276276, 27S f., 279300, 2 S r 307, zS z308, 2S4, 2S432\ 2S6 f. lustrare 247, z S r 3°7, z S I 3°8, zS23'3 Iustratio z6S l .ustrationsfest 277
Lustrationshandlung 266 Lustrationsritus 2 S 5 Lustrationswirkung 2 S 5 lustricus dies 5 5 196, 5 6 198, I S2, 2 2 I f., 299 lutum I 563", 275276 Lux 54193, I S 5 45o, 272262, 3054JJ, 327 Lyaeus 305436 A.uKaßa� 29739 1 AU!!a I 4726o 11axaiQa 224, 2 5 6 Macht SSJ2 5, I03JJ , 1 3922 2, I4S, I s r f., I S I , 2S2 mächtig I095 5 , I 39222 Machtmensch 3 5 mactare I S2430, I S 3 , I S S f., 243 !!Ct�a 306438 Mädchen 22, 2070, 22, 2384, 3 S , 66, I I 3 Mähen 2 I 4 März 264-266, 2 65 " \ 267"9 März, r . 1 238, r S 5- I S7, I 9 3498, 206, 265 März, 5. zo6, 206559 März, 7· 206, 206559 März, 9· 265 März, I 4· 26 5, 267"9 März, I 5 . 264, 2642" März, I7. 2 6 5 , 26S f. März, I 9 . 265 März, 2 3 . 265 März, 24. 26 5 März, r .-24. 26 5 , 267"9 März, r. Hälfte des 266"9 Magie I So, 2 3244 magisch 5, I4S, I 5o, I 54296, I 59 , 1 6 5 , I 79- I S I , 1 94498, I 97, 2 I 6, 2 I9 , 237, 239, 2 54, 3 I 2 magisch-religiös (religiös-magisch) 6S, 27S290 Magistrat 47'70 magistratus I 563" magmenta 24 3 Mahl 1 22 "0, I 27, 20 I , 2 1 1 , 230, 245, 276, 2 S r , 2 S I 3o4, s. auch Gastmahl, Hoch zeitsmahl, Totenmahl, Schmaus Mahlen S9, I O I , 276, 27S, 279300, s. auch Getreide mahlen Mahlzeit I S9, zoo, 2 r I, 2 r r 580 Mahnmalcharakter 2 S S Maia 1029 11ata 48, 10, 1029, 196\ 2 384 M a kedonen r 6 makedon i.�ch r 6 H
; 88
Index
J.!UAUXll I 5 i '4 Malen I 29 Malleolus I I 9 malum I0229, I I I 6 5, I 26'36 , I 4625 6 , I 5 i '5, I 8 2427 malva I 57 Malve I 5 7, I 5 73'4 mamma I 86, I 8 8476, 2 I 5 Mamuralia 267"9 Mamurius Veturius 267, 2 8 8 Manaismus 7' 6 , I I 893 mancipium 6424' Manipel I 67, I 6i67 , I 69, s. auch Triariermanipel manipularisch I 6 8 manipularis I 6 8 manipulus I 6 8 Mann 9, I 029, I I , 3 5 , 54, 73, 74264, 76269, 77, 96', I I 3, I 5 i '6, I 70, I 8 I , I 8 3 , I94498, 200522, 20 I , 2 I 7, 2 5 3 , 2 6 I , 286, 289350, 320529, 3 2 I 5JJ, 324, 324544, s. auch Ehemann, Mitmann, "Strahlen mann", "Tennenmann", Wundermann Mannesalter 296 Mannesideal I 66 Männerarbeit 2 I 7 Männerbund 2 3 2 Männergesellschaft 227 Männerkindbett 9 I JJJ, s. auch Couvade Männersache 2 I 7 männlich I O I 27, Io6, I I 577, I 3 5 , 1 40"8, I 7640\ I 8 3 , I 9 I , I 97, 203, 2 I 7-2I9, 246, 2 5 5 f., 268, 286, 3 1 3 · 320-322, 3 2 I 5 J l , 323 540 Männlichkeit 9 Im, 2 I 3 männliches Glied 4 I JlUVTEtO� I 5 3 294 Mantel 249, s. auch amiculum manumissio vindicta 47'7° manus 92\ 64 f., 6424', 6424', 66245, I 5 9324, 2923 62 manus iniectio 82 Manuskript I 7 3 , s. auch Handschrift Maria 8, I I , 40, 49 Mariä Lichtmeß 2 8 5 Mariä Reinigung 283, 2 8 5 Markieren 22 I f. Markt I 5 5 M a rruviu m I 56 Mars I I8, I I 893, I 24, I 3 2, I44247, I 8 5 f., I 8 5 44'1, I 8 5 4 50, I 93 f . , I 9 3 f.498, 206 f., 2 06 1 1 8 , 206160, 2 6 5 "", 266, 268, 268'14, 1 I 7'"", � . a ud1 ( ; radivus, picw Martius
Marsfest I 8 5 , I93498, 2652 16 Martis, natalis 206 Maske 208, 2 I9, 275276, 324548 Maskentragen 275 276 Maskenträger 275276 maskiert 275276 Massensterben 276276 mater 30 10\ 40'4\ 40'4\ 47, 49- p , 4977, 5 3 '87, 5 5 , 6o"' , 76 f., 79, I 64349, I 8 5 45o, I 94498, 203 539, 203 544, 2 9 I , 29236', 293 f., 293363, 29i9',. 300405, 3024'5, 303483, 304427, 305, 309458, 3 I 4- 3 I 6, 3 I 6500, 320, 3 2 I 53', 3 2 I 5J2, 32 I 5JJ, 322 f., 3 22535, 3 2 3 540, 3 2 3 w , s. auch JlTJTllQ mater Gracchorum 207 mater, Tellus 6 '6 Mater 204 Mater, Terra 5 '6, 206 materia I 5 9J25 Materie 274272 materiell I 69 maternus 4 I '47 matriarchal 77, 20757o Matriarchat 9 I 334 matrimonium 39, 8 3, I I f0, I 92496 , 205 55\ 3 I9, J I9520 Matrona 204 matrona I 87, 205 55\ 269 Matronalia 1 238, I 8 5 , I 8 5 45°, I 87, I 87469, I 9 3 498 Matrone I 8 5 , I 87 Mauer 1 40, s. auch Stadtmauer Mauersalpeter 240 Medea 273268 medial I I 7, I Il8 medicus 927 mediopassiv I I 6, I I 8 mediterran 203 Medizin 240 Meer 3 2 I Meeresstrand I 4 I Megaera 48 Mehlfeger I 0436 Mehrdeutigkeit 3 I 8 Mehren I 88, 243 JlELOtoüv 305 JlELQUKtoV 224, 2 5 6, 2 5 8 Melpomene 592'8 J.LTJV 302 Menelaos I 44, 1 4425 ' mens 6424°, s. auch animus, anima mensa 1038, I 446, I 82- 1 84, r 82426, I 82428,
2.
Personen, WOrter, Sachen
I 824Jo, I 8243 ', 1 84439, I 8444o, I 8444' , I 89, I 8948o, I 90485, I 9 I , I 9 5 503, I 96, I 96505, I 96506 , I98, 2oof., 2oo5", 20I 528, 204, 208, 209573, 2 8 I , 2 8 I 3°3, 290, 2903 ' 5 , 296, 3 I 0464, 3 Io469, 3 I 2, 3 I 2474, 3 I 348\ 3 I 7 3 I i 1 1 ' mensa curialis I 89 mensa vinaria I 84 mensa, anclabris I 84 Mensch 26, 266, 2696, 2698, 30'07, 8o287, 89 f., 9o3J2, 99, Io643, I o8 , 1 0849, I I o56, I I 9, I 24 f., 1 2 5 1 30, I 32, 1 4 3 247, 1 46 f., I p, I 5 83 '8, I 5 9 f., I 62, I78, I 96, 2 I I , 2 I 3 f., 2 I 4606, 2 3 r f., 2 3 7 f., 24 I , 2442 5\ 244253, 304, 304427, 309, 324548, 326, 327'67, 328'38, 329, s. auch Ameisen mensch, Machtmensch, Urmensch Menschengeschlecht 89, 2 1 4, 3265 6l, 327 Menschengestalt I 3 3 '85 Menschenideal I 6 5 Menschenkind 280, 308, 3 2 5 , 329 Menschensohn 296382 Menschenwelt I 6 5 , 304, 3 2 I Menschheit I 8 6 , 2 I 4 menschlich 2697, 8o287, 89, I I 9, 1 2 5 '3°, I 59, I 6 5 , I78 f., I 8 8, 2005", 20I, 209 f., 2 I 7, 2 3 d., 237 · 2 5 5 , 280, 309 f., 3 I0462, 324f., 324548, s. auch innermenschlich, unmenschlich Menschsein 89, 2 32, 32 5, 3 29 Menschwerden 3 I o mensis I 064l, 2 8 I J07, 290, 293 f., 297, 29i9', 299-302, 300407, 3024 '5, 3 0 5 433 Menstruation 282, 2823'5, s. auch Monatsblutung Menstruationsblut I 87 Mercurius I 2 I '05, 202534 mereor 3 I 0469, 3 I 9 meretrix 39, 5 2'8\ I 70 Messer 224, 228, 230-232, 2 34, 237-239, 242, s. auch Opfermesser, Rasiermesser messerähnlich 239 Messerritus 2 38 Messia I 5 I 286 ' 2 1 4 messis 2 I 4602 Messor I 5 I 286 Metall 3 I 5 Metallverarbeitung I 5 I Metapher 48, 58, 82, 89, I I 368, I I J7°, 1 2 5 , r6o Metaphorik 209 metaphorisch I 3 , I J'10, I 7, 5 8 , 7 5 "' 4 , 79, Ho '81 , I o6 ·l l , I I 1 "8 , I <) I , 269, .J2 5
Meteorstein I 2 I JlTJTll Q 30342\ s. auch mater Methode 20 I , 29I 354 Methodik I73, I96 methodisch 286 methodologisch I I 789, I 90 Metonymie 2 5 2 metonymisch I 4o JlEL<J)1lOV 224 Milch 20 107, I 86, I 87467, I 8 8 f., 222, 228, 2 30-2 3 3 , 2 3 6 f., 239-24 I , s. auch Fei genmilch, Muttermilch Milchaustritt I 8 8 Milchfütterung 2 3 7 milchgetränkt 230 Milchopfer I 8 545°, I 88 milchspendend I 8 8, 236 Milchstraße 202 Milchsymbol 239 mild 30 5 , 307 Milieu I 9 5 , 209573 Militärdiplom 8 3, 83298, 8 6 militärisch 72262 minae I 5 9324 minoisch, kretisch- I09 Minerva 204 55°, 3 I 3 484 Mißbildung I9, I 96 5 Mißdeuten I 07 Mißdeutung I09J2, 209 Mißhandlung 2 8 8 Mißverständnis 5 4, 5 7, I 0952, I 965°6 misereri 5 9218 Mist I 5 63 ", I 5 9J24 Mitbringsel I 8 4 Mitglied I 69, 226, 2 3 I , 26of., 2 6 3 , 2 6 5 , s. auch Familienmitglied, Kurienmit glied mitis 304-307, 306443 Mitlaufen 2 5 9 Mitleid 24 Mitmann 2 I 8 Mitra 2 382 Mittagszeit 2 79297 Mitte 5 8 , Ioo'l, I 6 I , I 77, 2 I 8 Mittel 48, 5 4, 5 8, 7 I , I 05 f., I I 266, I I 8, I 6 I , I 7 5 , I 8o, I 94498, 228, 23 I , 242, 2 5 4 f., 28o, s. auch Gegenmittel, Heil mittel, Nahrungsmittel, Reinigungs mittel, Übe rtragung s mitte l mittelalterlich I I 4 M ittelgriff I 6 I Miuclpunkt 79, H 2 , I 0 5 , I J<), I 4 5 , I 6 I , 2 I I), 2 \ \
]90
Index
Mobiliar 1 82 modern 84, I O I 2l, 20253', 205 5 54, 209, 2 1 6 Modernisieren 1 1 266 , 208 Möbelstück 1 8 1 Mörder 69, s. auch Giftmörder, Mutter mörder Mörser 9 5 , 1 07, 1 44241, I 6 J - 1 6 3 , I 6 I f.336 , ! 623 3 7, !62 33 8, I 6 3 34o, 278 f., 278293 Mörsergerät 1 63, 279 Mörsergott 108P Mörserkeule 9 5 , 97- I O I , 99 1 \ 99 1 5 , 99 1 7, IOO f.23, 1 0 5 , 1 064', 1 0 7 f., 1 0850, I IO, 1 23 , 1 2 5 , 1 36, 1 3 620', 1 3 8, 1 42 f., 1 4 3 f.247, 1 44248, 1 462 56, I 6 I - I 6J, 1 62337, ! 63340> 1 7 5 > 1 97, 1 97508 Mörserkeulengott 1 1 9 Mörserkörper 1 62Jll !J.OYO
Mühlstein 1 4 1 , 1 46256, 166 mündlich 324544 Mündung qo Münzbild 1 5 3 , 1 8 5 Münzdarstellung 272259 Münze 1 4 1 , 1 94498 mulier 9 5 1 , 96', 2 5 1 , 2 S I 3°7, 2S23 1 3, 2S4J2\ 29236 1 mulus 209m mundus 1 ( = Welt) 304428, 306443, 32s573 mundus2 ( = saube•) 1 56 muries 27S292 Musae p , p 1 83, 320, 3 2 1 53> Moücrat 5 92 1 8 Musen p, 3 2 1 Muster 1 1 4, 1 1 577, I I S, 1 7S , 205 f., 228, 23S, 244, 260, 267'3', 277, 2S4f., 292, 3 1 9527, 329577, s. auch Doppelmuster, Grundmuster, Kernmuster, Kreislauf muster, Urmuster Musterähnlichkeit 65 Mustergestalt 1 70, 2 4 1 , 3 2 5 Mustertruppe 1 70 Musterverhältnis 1 76 Mutter 5 " 728 1 238 1 548 19 ' 207° ' 2279 8 228 1 , 2 3 \ � 6, 3 � f., ; 6, 3 8 f., 44 1 6 < 44 1 63, 49 177, 67, 70, 73, 7426\ 75267, 76- S 1 , S 5 308, 90JJ 1 , 903JJ, 1 1 165 , 1 1 577, 1 26, 1 47, 1 5 73 '6, 1 64, 1 So, I S J- I S S , ! 8 5 f.450, 1 9 1 , 1 9 3 , 1 93 f.498, 201-205, 207-209, 2 1 4606, 2 I 5607, 2 I 6-2 I 9, 222 f., 2}9, i 43-245 > 2 5 5 f., 26 1 , 264, 2642 I I , 2 S I , 2 S J , 289, 2 9 1 , 292361 , 293-295, 295 373, 303 f., 303421, 30S f., } 1 2475, } 1 4, } 1 6, J I 6 5 oo, } I 7 f., 320, 322_3 2 5 , 322 5 3 7, 3 2 3 543, 3 2 5 5 5 ' , s. auch Adoptivmutter, Brautmutter, Erdmut ter, Schwiegermutter, Stiefmutter, Ur mutter Mutterbrust 1 S7467 Muttergestalt 322537 Muttergottheit 204, 2 5 5 Muttergöttin 2 03 , 206559, 2 5 5 , 2 6 1 , 2 63 , 2 S I , 2SJ, 2 8 5 , 3 1 7 Mutterleib 47, 6 1 6, 8 , 4 5 , 49, p , 62, 7S f., S r , 1 79, 1 87, 2 2 1 , 239, 242, 245, 26 1 , 279 Mutterleib, Austritt aus dem S, 49, 7S, 22 1 , 272 f. Mutterliebe 24, 1 S 54 5o Muttermilch 20 1 07, 4S, 1 S4, 1 S 7 f., 1 9 1 , 202
2.
Personen, Wörter, Sachen
Muttermörder 9 1 333 Muttersau 3 1 8 f. Mutterschaft 7S, 9 1 , r S 5 f.45°, r S S47', 1 9 3 f.498, 2 1 6 Mutterschoß 50, 2 5 5 , 272 Muttertag 1 S 545o Muttertier 2 5 1 Mutterturn 9 1 JJJ Mutter der Tiere 244 Mutter mit Kleinkind 3 1 4 Mutter-Sohn-Verhältnis 193 498, 2 5 6 Mutter, Jungfrau und 322 mütterlich 2 1 , 228', 50, 5 5 , S I , 1 5 4298, ! S7, 202, 204, 20S, 24 1 , 2 S I , 320 Mutunus/Tutunus 1 1 4, 1 1 476 , 1 1 477 Myrmidonen 89, 9033 1 Myrte 1 1 2 f.66 Myrtenart 1 1 266 Myrtenkranz 1 1 2 f.66 Myrtusbaum 1 1 266 myrtus coniugula 1 1 2 66 myrtus coniugulus 1 1 266 Mysterienreligion 2 3 6 Mysterientradition 3 1 147 1 mysteriös 1 09 Mystifikation 6o mystisch 322, 329577 Mythenlosigkeit 1 94498 mythisch 5 1 183, 5 3, 5 5 f., 6o, 73, 74264, S9, 1 32, 1 49 > 1 6 5 , ! 6 5 354, 1 70, 1 94498, 1 97, 2 1 4606, 263, } 10-} 1 2 Mythisierung 273 Mythologie 1 S6, 202, 269 f., 3 1 2, 3 1 4 mythologisch 2385, 202, } I 0-3 1 2, 3 1 147°, 3 1 4, 3 1 7, 322, 3 2 5 Mythologisieren 3 1 2 Mythos 78, 144, 192494, 1 94498, 203, 204548, 207 Nabel 178, 244 Nabelschnur 5 ", 1 3 f., 1 340, 1 34\ 259\ 26, }2, 62 f., 6 J 234, S I , IOJ, 1 47, 1 4S26 \ 1 5 2, 1 60, 1 66, 1 79, 22 1 , 239, 245 , 308 Nabelschnurreste 22 1 , 245 nabelung, Ab- 6223 1, 1 5 2 Nachahmen 1 29, r S S , 2 19, 3 1 4 Nachahmer 327 Nachahmung S2, 90, 9 1 JJJ, 1 07, 202, 2 1 4, 2 4 1 , 3 27 Nachbar 22 Nachbilden 2 5 3 Nachbildung 237, 2Ho, 2H3, 305
J9 1
Nachfahre 3 1 S Nachfolgefest 2 S 5 Nachgeburt 5 ", 2486 , 1 4 S f., 1 52, 245 nachgeburtlich 66245, 2S 5, 296, 29S Nachgeburtsperiode 222 f. Nachkommenschaft 2 5 I , 2 5 9 Nacht 1 02, 1 3 82 1 5, r So f., I S I425, 2 1 7, 306, s. auch Hochzeitsnacht, Liebesnacht Nachteule 1 4 3 247, s. auch Ohreule nächtlich 1 So Nachwuchs 2 5 9-26 1 , s. auch Initiandennachwuchs Nachwuchsgruppe 2 6 1 nackt 2 1 , 2 385, 2 5 2 Nacktheit 24 Nagel' 1 32 Nagel2 14S, q S 26 1 Nahrung 3 3 , r S6, r 8 8 f., 2 2 2 f., 278 f., 3 1 S Nahrungsaufnahme 3 3 , 201, 2 1 0 Nahrungsgewinnung 279300 Nahrungsmittel 2 I I 580, s. auch Grundnahrungsmittel Nahrungspflanze 276 nahrungsspendend 2 I 9, 3 I 4 Nahrungsspenderin I 1 9 Nahrungszubereitung 276 Nährbaum I S6 Nähren r S6, s. auch Ernähren Nährvater 1 2S, 1 28 146 Naides 5 6 1 98 Name 6 1 6, 84, S7, 90JJ 1 , 96 1 , 96\ 978, 979, 98, 1 00 f. ' l, 1 0435, 1 0 5 , 1 1 266, 1 1 4 f., I J 475, 1 1 5 f.8\ I I 682, 1 1l8, 1 1 789, 1 2 6 f., I } I- 1 }9, 1 } } 1 9 1 , 1 362o6 , I 4 J f. , I 4 J f.247, 1 4 5 253, 1 50274, I 5 J- I 5 J , I 5 J 286, 1 5 5 > I 5 i 16, 1 6 3 , 1 67, 1 70, 1 72, 1 7 5 , 1 77, r 8 6, 1 90, 1 90488, 1 975°9, 203, 204547, 20757°, 2 1 1 f., 2 1 2590, 2 1 5 , 2 2 1 , 242, 245 f., 24S, 2 p f., 262-264, 270248, 272, 2 S 1 3o7, 2S23 1 3, 2 S7, s. auch Baumname, Beiname, Deckname, Doppelname, Ei genname, Erdmuttername, Fruchtna me, Gegenstandsname, Gottesname, Göttername, Kultname, Nebenname, Offiziersname, Tiername, Truppenna me, Vatername, Vogelname, Zwillings name, Nennung namenlos 205 Namensbildung 1 1 68', 1 3 3, 1 39, 2 p f. , 262 f. Namensetymologie 95 Namensfol�e 1 14
3 92
Index
Namensform 1 44\ r 3 6 Namensgebung r , 4 5 166, 46, 5 6 1 98, 6o225, 1 26, I 39, 191, 222 Namensgehalt 203 Namensglied r r 577 Namensnennung 205 namentlich 205 va6.;; r 5 3 294 nasci 48, r }40, 1443, 1 44\ r S60, r S6', 1 965, }0, 30 1 04, 35, 39139, 40'4\ 43 '57, 44 16 ', 5 0, 5 1 18\ 5 1 1 83, 5 4, 5 92 1 \ 5 92 1 8, 67246, So'87, 1 0229, ro64l, 1 09 104, r ro56 , r ro58, I I !65 , ! 46256 , ! 64, ! 64349, 1 7 5403, ! 774 1 4, 1 79, 1 9 1 , 2 ! }, 2 ! 3596, 2 ! 3 598, 2 1 4604, 27226', 276276 , 306, 3 2 5 , s. auch status nascendi natale astrum 2 r 3 natalis 206559 natalis dies 4 10, }0 104, 40143 natalis Herculeus 206, 206559 natalis Herculis 206559 natalis Martis 206 natrix 962 Natur 238\ 24, 30107, 5 6, 90, 9 1 3JJ, 99, I I }66, 1 27'39, 1 39, 1 47, 1 47'56 , 1 5 5 , 1 59, 1 7 5 , r So, 1 93498, 223, 247, 2 54, 267 f., 2S4, 29 1 , s. auch Doppelnatur natura 410, SS, 90 naturgegeben S r , 2 3 1 , 2 37, 304f. naturgemäß 1 04, r S9, 2 1 3 , 223, 232, 2 S r naturgesetzlich 237, 3oo4o7, 303425 Naturgevrächs 1 09 naturhaft 267f. Naturleben 2 1 4 Naturvresen 1 47 natürlich 32, 5 6, 67, 1 0 5 , 1 26, 1 46, 1 50, r p, r 6o, 1 69, 1 75 , r S r f., r S S , 1 90, 1 9}498, 1 9 5 , 20! , 207, 2 I S , 22}, 22S, 2}7, 2 5 5 · 264, 2S r f., 2S9, 29 1 3 54, 304, }OS, } ! S natürlichervreise r S r , 30 3 nausea 301 4 1 0 Nausikaa 3 1 9525 navigium 206559 VEUVLa.;; I 5 430 1 VEUVlO"Ko.;; 2 5 7 f. Neapel 5 1 Nebenname 261 nebenrangig 49 Nebenrangigkeit 32 3 Nebenverkörperung I 49 necare I 9"5, 7727H, 244, s. auch homo ne CtiiiS
necatrix I 5 o nectar 3 I 75" Neffe I44 negativ 7 I , I 04, 1 49, I 5 6, I 7 5 , r So, 2 7 I , 29 I , 305, 309458, 3 I 9 Nemea I 547 Nennen 96 1 , I 002l, I I }'0, 2S7, s. auch Be nennen Nennung 7S28 1 , I 37, 322, s. auch Benennung, Namensnennung Neokorentempel J 5 3 Neokorenturn r 5 2 f. Neokaros I p f., I 5 3291, I 5 43°2 VE6.;; 2 5 7 VEWKOQO.;; I 5 2 nepos 39, 49177, p 1 84, 70, 3 I i08, s. auch pronepos nepos U>neris 3 I 6 nepotulus, U>nerius 3 I 6, 3 I S Neptunus 1 2 I 105 Nero 48, I 56, I 573 15 nesapius 2 I 2 neu 276 f., 2 S r , 2 S 4 f., 30S, 3 r S52o, 320, 3 26563 neueingevreiht 260 f. Neufassung 20S-2 I 0 Neugeborene(r)/(s) r , 2', 24, 5 12, 7 , 1 029, 1 2, I } 4\ I 548, I S f., 2o73, 2 I 78, 2384, 2385, 2 59'. }2, 32"\ 3 5 1 26, } S, 4 5 1 6\ 4S, 49 1 76, 49 1 77, p f., 5 I 1 83, 5 3 189, 5 3 190, 5 5 1 97, 5 7-63, 6o223, 6223 1 , 63236, 66 f., 67246, 6S249, 69 f., 72,' 7S f., S2, S4, S4306, 90, 1 02 f., I I I 6 5 , I I9, I }O, 1 44247, I 46 f., q6256 , 149, I 5 2, I 573 1 6 , r 6o, I 6 5 f., I 70, I 76- I7S, I So423, I S r f., I S6, I S 645°, r SS , I9S, 2oof., 204, 204550, 207, 209573, 2 1 0, 2 I } , 2 1 4606, 2 I 6, 2 I S, 222 f., 2 3 6 f., 239 f., 243 f., 2 6 I , 26}, 269, 275, 275 276, 279, 2S}, 2S4322, 2 S 5 , 290, 292-294 > 296, 299, }00407, 304-}06, }OS, 3 I2, } I 2475, } I }, } I } 484 , 3 I 5 f., } I S , 3 2 r f., 322535, 3 2 3 543, 325-32S, s. auch gebo ren, erneut; Quasi-Neugeborenes Neugeboren-Werden 244 Neugeborenenlachen 2S I Neugeborenenleben 292 Neugeborenenschicksal 295 Neugeborenenversorgung I S Neugeburt 2 I 5 , 273268, } I 2, 320 Neujahrscharakter 264 Neujahrsfest 1 238 Neujahrsgöttin 264
2.
Personen, WOrter, Sachen
Neujahrsritus 264 Neujahrstag 1 238, 265 neun 29S f., 2994°3 Nichtlachen 309458 Nichtleben I 49 Nichtrömerturn S 3 nichtrömisch S 3, I S6 Niederkommen 5 1 \ I I 577 Niederkunft I SO, 244, 302, 3024 1 8 Niederlegen 2, 5, 5 1 \ 6 '6, 7, 245 , 306, s. auch Hinlegen Nikostrate 270248 nisus } O I nitidus I 5 6, r "5 63 1 2 Nixi dii 9 I 333 nobilis I 446, I S2428, I 9 5 5°3, 2oS, 2oS57', } I 2474 nodus Herculaneus 205 , 205554 nolle 37'33, 38 nomen 9 S 1 ', ! } 5 198, I 6 I 335, } I 65°4 nomen actionis I 3 I , 2 I 4602 nomen commune I 7 I Nomentanus 1 7 5 nominalia 46, 46 166, s. auch dies lustricus Nominalstamm I I 789 nominare I S7465 Nonae Caprotinae I S 6 nordisch, (alt)- S 3 , I }o'62 normal 297, 29S39 1 , 29S393, 299, 3004o7, }0}, 303425, }06 normalervreise 295m Normalfall 57, 59, 62 f., I 7640l, I 77, 2 I 9, 2 4 1 , 307 Normalität 5 7, 59 Normalzustand r 6 Normierung I 77 nothus 39, 39 1 39 novies 2994°3 novus 326, }2656 3 nox 9 5 , I So noxius I 573'5 Nuance 1 4 }247, 2 5 7, 2 9 I , 309, 3 I 4 Nuancierung 2 3 S nuba 2 0 5 , s. auch pronuba nubere 1 94498, 205, 205554 nudus 4 1o, 2489, 5 S210' 275276 , 2S23o8 numen 3 5 126, 79, SS, I O I27, I J 477, I }9, I 9 I49\ I9S, 2 I }, 2S6, 2S S345, } I0469, } I i " , } I9 f. Numinosum 2 I 3 numinös I I9, I65, 2 5 5 numerisch 302
393
numerus 29035 1 nuncupare 9 5 , I I 5 so nupta I S 5 4 5o, 205, 205 5 54 nuptiae 37, 2 0 5 5 54 nuptialis 2 I 3 nutricatus 3 I 6 nutrire 4 10, 925, 1 547, 201°, 46 f., 7S, 29236 1 nutus 3 0 5 , 307 Nymphe S, I r , 49, 49'76, 243, 306, 306438, 324548 oben I 37, I 39, I 44247 oberer I 3 S f. oberster r 3 3 Obervrelt 5 9 oblectare 2 9 1 3 54 obscurus 22 3 obskur 3 1 I obsession des origines 2 I 4 obstetrix S f., 924, ro29, r r 3 1 , I 443, S I29', I I I65, I 9 I obstetrix, Salpe S I 29 1 obstetrix, Sotira S I 29 1 Octavius 3 I 7506 oculus 5 92 1 8, 67246, l }O I 6o, I 5 63 1 2 Odin I 34 root.;; 303423 odium 2 14, 3 I S Odysseus } I S525 öffentlich S2, I 20, 2 I r , 2S9, s. auch veröffentlichen Öffentlichkeit S I f., S I 29 1 Öffnen I I 477, 273 Öffnung r r 5 77 Ölen 2 5 1 Ölzvreig 192494 Ofen I 0436, 276 Ofenfest 274, 277 offiziell 22 1 , 2 S I Offiziersname I 6 S Ohr I 32, I43 247, s. auch spitzohrig Ohreule I43247, s. auch Nachteule OtKo.;; I 5 S3 1 9 Oktavian 3 1 4, 3 ! 7 Olympia r r 37\ 24 3 omen ! 236, I 34o, 2S4324 omen bonum 309458 omen impetrativum 7 omen infelicitatis 30945H !'l!J.I:ano.;; 3 I o4" 9 ominari r z 1'', 1 94·'''H l'liLVliVItl 1 2 4 " '
Index
3 94
Ofi
opifex rerum 3 26563 Opis 6 1 6, 8, 5 I 1 82 önA.ov 99, 9920, 99" oppidum 2 5 3 , 2823°8 Ops 6 16, 66 f., 2 I 3 594 Ops Opifera 6 1 6 Oljllyovo.; 298 optisch 6 I "7 orbis 2 I 3 598, 2 I 4604, 296, 3 2 5 552 Orbona I 860 Orcus 67 Ordinalzahl 299 ordiri 305433 Ordnung 146256, 22 I , 287-289, 287342, 320529, 3 2 I , s. auch Alltagsordnung, Heeresordnung, Unordnung Orestes 9 I 333 organisch 9, I 6, I 8 , 49, 9I, I06, 1 09, I 7 9 f., I 89, I 93498, I 971 20 I , 208, 223, 24 I , 284, 289, s. auch unorganisch orientalisch 3 I I 47 l orientalisch-ägyptisch 3 I 3 484 Orientieren I 5 9• I 8o Orientierung 8 8 , I So Orientierungsperspektive I o 3 originär I002l, I I } , I 3 3 , q 6, I p, I 67, 2 39. 2.50, 329577 origo I 9 5 , 3 I 7506 Orion 9033 1 oriri I 9 3498 omare I 563 1 1 Orpheus 320, 3 2 I 532, 3 2 I m , 322 oQSavTJ.; I 5 43 oo Orthos I 32 6QS6.; I 5 4300 6QSocnaTTJ.; I 54, I 5 4300, 1 543° 1 Orthros 1 32 Ortsangabe 20455o os ( = Knochen) 223 oskisch r 62 f. Ossa 1 44247 Ossipago 223 ostendere 67, 1 5 6, 1 5 63" ostentativ 72260, 9 I 33J, 1 4 5 W�h:tV 1 43, I 43247 Otos 1 42, 143247 ono.; 143247 OUQUVto.; I 5 73 1 4 ou.; 143247 ova apala 3 3 ovatio I I 266
2.
Personen, Wörter, Sachen
Paar no, I I4, I 27, I 3 5 · I42, I 96506, I98, 203, 207, 304, 3 2 I m, s. auch Brüder paar, Ehepaar, Gegensatzpaar, Ge schwisterpaar, Götterpaar, Symbol paar, Zeilenpaar, Zwillingspaar paarbildend 3 2 I Paaren I 34 1 92, 207 f. Paarsein I 77 Paarung 5 7, 1 26, I 34, I 36206, I 37, 205 , 2I6 paarweise 87, I I O pacare 296, 3 2 5 552 nat.; 30641 8 nalEtV 224, 2 5 8 paläolithisch 243 Palast I 3 3 Palatin 267232 Palatini, Salii 267 palatinisch I 7 I, 28 5 Palatinus I 7 I 384 , 2 5 3 , 282308 palma 284J24 Palme I77 Paloscaria s. Juno palus I 8 59, I 5 9J25 JtUflflTJTffiQ 3 I 8 Pamphilus 2 384, 3 r f., 3 2 1 1\ 39 Pan 962, 304421, 3 20-322, 3 2 I 5 3 1 , 3 2 I 532 panis 3 3 paradox 242 parallel I 3 8, I 5 83 18 , 1 63340, I 8o, 207, 245 Parallelbericht 29236 1 Parallelbildung 2 I 3 594 Parallelgestalt 143247 Parallele I48 f. , I 62340, I 9 3 498, 202532, 2 50, 2 5 4, 264, 268, 288, 29 1 3 5 5 , 304, 3 I I , 327. 329577 Parallelfall 237, 304 Parallelisierung I98, 266 Parallelität I I4, n S , I 47, 232, 267'29, 269, 278 f., 294· 327 Parallelmaterial 290 Parallelritus 262, 279 Parallelstelle 257, 2 9 1 354, 29I355 Parca 40 1 83, 6o, 3 r 8520, 3 2 1 532, 322, 3 22535 parens 54, 5 6'98, 5 6'99, I 965o5 , 2 I 3 598, 290, 29035 1 , 2 9 I 3 54, 29 1 3 56, 293, 29336!, 304 f., 3 04427, 307, 307446, 308452, 309, 309458, 3 2 I 5 3 ' , 3 2 I 5J2, 323, 3 2 3540, 3 2 3542, 323543 Parzen 2961 80, 32of., 3 2 8 Parentalia 274 , 2 7 5 274 , 276276, 277287, 279298 parere 4 5 '6 5, 7 I '57• 77• 77278• 79 • I 94498 • 2 H 2 " 5 , JO I
3 95
Paris 3 1 4, 3 I 6, 3 I 6500 pars pro toto I22 1 10, I 2 5 , I48, 2 5 2, 2 5 9 Parthenopaios 1 24, I 24 1 22 Parthenope 5 0 Partizip I I 7 Partizip perf. pass. 282 partizipial 1 1 68 ' Partizipialsuffix n 6 f., n 682, I I 789, I I9, I75 Partizipialsuffix -mno-, -meno-, -mono n6 Partizipialsuffix -mnus n 6 , I I 9, I 7 5 Partner(in) 20253', 203, 205 5 54, s. auch Ehepartner parturire I 8 54 5o, 329577 parturn custodire I029, 37 partus 5 3 '87, 54'93, 79, 9 5 , 1 46, 1 47260, 2 I 3 594, 2 8 3 1 ' 5 , 300405, 303423, 308454, 3 1 4-3 I 6, 3 I 5497, 3 I 65oo Passiv I I 7, I I 788, I I9, I 62, I 623J7, I 9o, 2oof., 208, 2 I 2-2 I7, 2 I 3 594, 2 1 4 f.606, 222, 228, 282 1 ' 3 Passivform 2 I 7 passivisch 2 I 3594, 282l'l Passivität 282 pastor 292 1 6' Patella/Patellana I I 4, I 1 477 pater 64240, 1 72390, I 74, I 8 3435, 2 1 3, 292362, 305435 ' 320, 32 I 5JJ paterfamilias 22, 70255, 2 I 86 1 8 Paternität I 5 4298 patria 3 I 9 patria potestas I , 34, 34"\ 47, 47'70, 6424 1 , 68 patriarchalisch 34 Patriarchat 9 I JJ4 patrius I 64, 1 64349, I 64350, I 7 5403, 296, 3 2 55 5 2 Patrizierstand I I 266 Patronin 205 5 54, 223, s. auch Schutzpatronin pavimentum I 56, I 5 63" 1tTJYTJ 2069' 2 I 78 JtElA.a I 64 Peitsche 230, 267, s. auch Fellpeitsche, Riemenpeitsche Pekols I I4 Pelasgi 286, 288345 JtEicEKUV I 3 3 f. 1 91 JtEAEKa.; (JtEicEKfit;) I 32, I 3 3 f. '9 1 Jti:AEK\Jt; 1 3 3 f. '9 1 , r 42' l 8 l'elion r 44 ' 41
Index pellere I0229, I I I 65, I I 5 , 1 26I36, I 46'56,
I 82427 pellis 248, 27I253 pellis caprina 247, 249-2 52, 2 8 I JO? Pelops 1 44 Pelopsaltar 243 Penaten I 49, I 84 Penates I 75403, J I 9 penna I J 5 I97, I J S I98 ntnl.,ov 2 I peregrinus 206559 perennis 264 perennitas I I 5 77 neQtßoA,u I 5 4 1o i periclitari 2 39 periculum 308, 308454 JtEQi/;;rocrJ..La 224 periodisch 326563 Perseus 304427, 306439 Persien 28 3 3 I 8 Person 5 3, 63, 68, 7 5 , I I 4, I 2 2 "0, I 69, I 77> 2005", 2 I I , 2 I 46o6, 2 I 5 6o7, 2 I l i 7, 238, 325, s. auch Bezugsperson, Ein
zelperson, Trägerperson personal I 69, I 97, 200 Personalisieren 2798, I 70, I 93498, 3 2 5 personatus 2 7 5 276 Personifikation 8, 8 5 , I 69, I 764°8, 264 Personifizieren I 5 I, I 69372 Personifizierung 6I6, I 69, I 69m Persönlichkeit 6 3 Persönlichkeitscharakter 222 Perspektive 33, 4 6 f., 85, I02, I I9, I 47, I 5 83 I8, 209573, 2 I 3, 260, 272, 294, 296, 3 29, s. auch Gesamtperspektive, Le
bensperspektive, Orientierungsper spektive, Symbolperspektive, Zukunfts perspektive perspektivisch 46 f., 309 Pervertieren I I 366 pes 72'67, 1 2 5 , qo, I42 JtETQU I 4 2 240 Petrefakt 247 Petronius, C. 2 I 5 Pfahl I7, I 5 4> I 5 8 f., I 6oJ29, I 6 J , I 92494, I 92495, s. auch Holzpfahl, holzpfahl artig, Seitenpfahl Pfeil I 66 Pfeiler 48 I73, 87, I 5 3- I 5 5 , I 54296, I 5 83I8, I 6o- I 6 5 , I62 f.34°, I 6435o, I 64 f.w, I 67367, s. auch Eckpfeiler, Holzpfeiler,
Quasi-Pfeiler
pfeilerartig I 5 4, I 6o, I 6o3'9 Pfeilerauge I 54 296 Pferd I 37 Pflanze 6I6, 87 f., 90, s. auch Heilpflanze, Nahrungspflanze, Wunderpflanze Pflanzen, I 64352 Pflanzenbündel I 22 I Io Pflanzenbündelpuppe I 22 I Io Pflanzer I 4 3 247 pflanzlich 89, I 5 I , I 5 7 f., I 93498 Pflanzung I 4 J 247, �- auch Fortpflanzung Pflege 222, s. auch Kinderpflege Pflegen 52, 243 Pflegling 3 I 3 484 Pflock I 7 pflockartig I 7, I 6o Pflugsterz 9o33o Pflüger 279300 Pfosten I J J , I 56, I 5 8 , I 6o329 Pfostenhaus I 5 6 Phaedra 7 6 phalarica 1 0o2l, Io85° phallisch I 5 4300 Phantasie I 5 83 I8, 200522 pharaonisch 3 I 3484 Philosophie 26 philosophisch 26 Cj)AO� I 5 430I Phoebus 2994°3 otßo<; I 5 3 '94 Phoinix (Phoenix) 70'55 cpw<; I 5 3 296 <J>UAUO"O"ELV I 5 430I Cj)UAAOV I 5 73I4 Cj)UTOV 6I6, 90 ''pic- 1 2 8 f., I 3 5 pic-o- I 3 J, I 3 6 pic d e montagne I 3 3 pica I 27, I 3 I , I 3 I I6J, I 3 I I67, I 3 I I69 picea I29 Picken I29 Pic(u)- I 27 Picumnus 8, I 44J, I 445, 97, I02'9, n o f.,
I I057, I I058, I I I , I I I6\ I I 265, I I 3- I I 5 , I I 578, I I 5 8', I I9 f., I 2 I , I26- I 29, I27'39, 1 2 8 I4o, I 2 8 I4', I 2 8 I46, I J I - I 40, I 34I9Z, I 34 I94, I 37'", I J 8"5, I 42 f., I 44247, 1 4 5 f., q6'56, I 5o, I 5 2, I 6o, I 6435I, I 6 5 , I 70, I 76- I 79 > I 8 2 f., I 90- I 9 J , I 97 f., 2oof., 207, 2 I O, 2 I 6 picumnus I 27, I 27 I39 Picus I 27- I 29, 1 2 8 I4o, I 2 8 I4', 1 2 8 I46, I 3 I , 1 3 3 f. , 1 3 3 I 85, 1 34 I9', 1 70, 266
2.
Personen, WOrter, Sachen
picUS I I 5 8I, I27- I 3 I , I 27 I 39, I 30 I60, I 30 I 6',
I 3 3 , I 3 J I 85, I 37212, I 3 8, I78 picus Martius I27I39, 1 28, I 3 2, I 32 I8o Piepen I JOI63 Pieplaut I 30 pietas 309 pignus 8 , 78 pignora imperii 265 ''pik- I JO f. JtlKQO<; I 29, I J I pil- I 69 pila i ( = Mörser) 9 8 ", I 6o- I 63, I 6 I m, I 6 I 335, I 62JJ8, I 62339, I6334°, I 63HJ, I 70 pila' ( = Pfeiler) I 6o- I 6 5 , I 6 I 33o, I 6Jl4°, I 6J34l, I 6J345, I 6435', I 67, 1 6i67, I 69 f., I92 pila Horatia I 63, I 9 I pilanus I67, I 68368, 1 72- 1 7 5 , 1 72390, I7JJ94, I7J396, I74398, s. auch antepila
nus pilare I 64350 pilatim I 67 f. pilatum agmen I 6 I 33°, I 6 3 , I 6 3 345, 168 pilatus n8, I 67, I 72, I 72388 ''pilo(e)re, ''pilu(e)re I 1 7 JtlAOV = pifum I 97 pilos I 37 pilum 9 5 , 97-Io2, 98 IZ, 99I\ 99I5, 99I7,
99 f.'1, I O I 24, I O I'5, I 05-no, Io64', I0849, 1 085°, 1 1 I f.65, I I J, 1 1 5 f., I I 580, I I 58I, 1 1 685, I I 8- I 2 1 , 1 1 89', I 2 3 - 1 26, 1 2 5 I 3o, I 34- 1 39, I 37"\ I 3 8"4, I J 8"5, I 39"9, I4I, I 4 5 > I 4 6 f.'56, I 4 7 f., I 5 2, I 60-I 70, I 6 I 33°, 1 6 I 33J, I 6 I I35, I 6 I 338, I63345, I 3 3346, I 6736o, I 6937I, I 70374, I72 f., 1 75 - I 79, I75 f.403, I 8 I f., I 9 I f., 2 I 8 f., 265, 276, 279 f., s. auch Urpilum pilumartig q 8, I 64, I 64352, I 79 Pilumartigkeit I 79 Pilumaufstellung I 5 9 pilumgestaltig 1 0850, I I 9, 1 26, qo, I 72, I75 Pilumherstellung I 47'56, I 79, 2 I 7, s. auch
Pilumverfertigung Pilumnius I 6 I 335 Pilumnus 8 , I 4, q4l, I 44\ q45, 9 5 , 97 f.,
98 IZ, I O I f., I O I 2l, I O I 25 , I O I 27, I0229, I09- I I I , 1 1057, 1 1058, no59, I I I6Z, I I I65, I I 3- 1 1 6, 1 1 578, I I 5 80, I I 58I, I 1 68', I I 684, I I 788, I I 8- I 2 I , I 2 3 - 1 27, 126I3S, 1 2 8I4\ 128 '46, I 3 3- 1 40, I 34 '9\ 1 34 ' 9\ 1 37' ", 1 3 8"4, 1 3 8 " 5 , 142- 146,
39 7
I 44247, I46 f.>56, I 5 o, I 5 2, I6of., I 64 f., I 64349, I 6435I, I 70, I 7540Z, I 76- I79> I 794", I 8 2 f., I 82427, I 90- I 92, I95 - I 98, I 9 5499, I9i09, 2oo f., 207, 2 I O, 2 I 5 f., 2 I 8, 327 pilumnus I I 580, I67, I 70, I72- I 7 5 , 1 72387, I 72388, I 7 3 394, I 74398, I 74400, I 7540Z, I 7640l, 2 I 7 f., 265 Pi!umträger I I 9, I 70374, I 7 2 Pilumverfertigung 2 I 7, s. auch Pilumher-
stellung pilum murale 9 9 f., I odl, Io8, 1 2 5 I3o Pilus I 70 pilus I 67- I 70, I 67367, I 6937I, I 7o374, I72 Pilz I 5 7, I 5i i 5 pineus 248 pingere 1 29, I 34 pinna I 29, I J I , I 3 5 , I 3 5 I97 pinnum I 3 5 , I 3 5 I97, I J 5 I98 pinsere 95, I O I , 1 064>, I o849, I 6 IJJ5, I 62 f., I 62JJ9, I 7640l, 280
plp(i)are I 29 f., I J I I63 pisere I O I'5 Pirat 69 pirum I 69 pirus I 69 Pistillus I I 9, I 2 5 Pistor, s. Juppiter pistrina 1 0 1 '5 , I I 580 Pitumnus I 44\ I Io59 pix I 29, I 6 I 333 placare I 2 I !05, 2 IO Placenta I 47 f. , I48264, I 5 2 Plebejerstand I I 266 ploratus 305, 305433 Plündern I 6 3 pluralis 29o3 5 I pluralisch I 7 I plures = pleores I 7 I poena 50, 72262
JtOLKlAO<; I 29, I 3 I , I J I I67 Pokols 1 1 4 Pol I 5 4, s. auch Gegenpol polar I I 4, I 39, q i , I 4 5 , I 5 5 , I 59, 2 3 2, 243 Polarität I 49, 233, 243 Polen 84306 Pollio 3 2 I m, 323544 Pollux I I o59, I22, I 76, 1 9 8 5 " , 1 9� P " , 3 1 75", 327 Polydeukcs 1 10 Polygynie 204148
Index Polytechnos 1 3 3, 1 34'9' Pompeius 208, 209573 pondus 79286, 30o4o5, 3 03 42J ponere 1446, 23 8\ 1 2 1 , 1 2 2 1 10, 1 2 3 1 1\ ! 82428, ! 84439, 1 9 5 503, 208, 3 1 2474
pontifex 205554, 206 pontificalis 206558 pontifikal 1 p 286, 22 3 Pontifikalrecht 1 37, s. auch römisches Recht Pontus 9 1 333 poplos 1 70, 172 f., 1 754oz, 1 764o3 populi Albenses 1 7 1 populi Velienses 1 7 1 Populon(i)a, s . Juno populus 1 7 1 , I 7 1J8J, 1 7 1 384, 1 72J81,
1 7 3 - 1 7 5 , 176403, 1 89, ! 8948 ' , 2 1 7, 2 5 3, 265, 2 8 ! 307, 2 8 1 3°8, 282JIJ populus Romanus 1 7 1 , s. auch Genius po-
puli Romani porrigere 292362 Porrima 272, 272261 porta 272262 porta Carmentalis 270, 271 252, 272 f., 27226\ 274272
porta scelerata 271252 portare 1 965o6 , 302415, 3 1 3484 porticus 1 563 ' ' , 1 56312 Pose 1 5 8318
n6crt<; 30342) positiv 69, 7 1 , 104, 1 5 6, 1 7 5 , r So, 1 93498, 27 1 , 2 9 1 , 309458 postea 97, I O I24 posthum 3 2 3 postmortal 72260 postnatal 16, 24, 45 f., 5 8 , 62, 208, 223 f., 237, 274, 2 8 ! , 2 8 3 , 2 8 5 postnatal versorgen 3 8 postnatale Fürsorge 5 7, 5 s m , s. auch postnatale Verrichtungen, postnatale Versorgung, Geburtshilfe postnatale Verrichtungen 66, 148, s. auch postnatale Fürsorge, postnatale Versor gung, Geburtshilfe postnatale Versorgung 9, 14, 1 8 , 26, 30, 3 3 , 3 8-40, 45 16\ 49, 5 3 f., 5 3 187, 5 5 198, 59218, 6o, 63, 6 5 , 70, 79, 90, 1 02, 1 47, 14826J, r 6o, 1 6 5 f., 179- I S I , r 88 , 1 97, 202534' 207, 2 1 8, 2 2 1 , 241, 286, s. auch postnatale Fürsorge, postnatale Ver richtungen, Geburtshilfe postnataler Vorgang 49
2.
postnatales Geschehen r So, 1 9 1 Postvorta 272 f., 272259 Potentialität 3 26 Potenz 1 1 577, r r l8, r 88 , 24 1 , s. auch Wirkungspotenz nou<; 142238, 1 54300 praeda 1 64349 Prädeismus 1 1 893 prädeistisch 2 5 5 praedicere 3 1 4 f. präfixal 1 1 5 8 1 , 1 90 prägnant 1 0 3 , I 5i 15, 1 9 1 , 205 554, 2 4 1 , 257, 29 1 354, 307
Prägnanz 47, 5 2 pränatal 72260, 2 2 1 Praeneste 1 92495, 20757°, 2 1 4 Praenestiner 1 92494 Präsens 208, 2 1 2 59o präsent 1 23 , q S , 1 79422, 1 93498, 2 1 6, 2 1 9, 322
Präsentation 49177, 68, 72, 8 2 Präsentieren 2', 1029, 67, 1 76, 2o8 f., 3 29 Präsenti�rung 1 445, 67, 1 26 1 35, 1 84 präsentisch 1 1 8, 1 7 5 Präsenz 1 1 893, 1 20, 1 2 1 107, 1 2 3 , 1 37, 1 79, 1985 15, 3 1 6, s. auch Götterpräsenz, An wesenheit praeses 1 1 162, 1 37213 Praetor 1 3 3 Präzedenzfall 3 1 1 - praktisch, real - 109 - praktisch, rituell - 274 precatio 12 36 premere 1 64349 presage determinatif 1 2 Priester 1 24, 1 5 2, 1 87, 2 1 46o6, 2 5 1 , 287, 2 88346
prima vox 5 4 f., 5419\ 5 9 primär 45, 63, 6 5 , 72260, 7 5 , 8 1 , 8 7 , I I J, 1 39, 1 5 2, 1 84, 208, 24 1 , 2 5 3
Primärgeste 6 1 Primärsuffix 2 1 2 primaevus 1 69, 1 69371 primi- 1 6937', 2 1 4 primicerius 1 69Jll primi/ormis 1 69371 Primigenia, s. Fortuna Primigenius, s. Hercules primigenius 2 1 2, 2 1 4, 2 1 4604, 2 1 4 f.606 primigenus 1 69371 primipara 96\ 1 6937 1 primipilarius 1 6 8 f., 1 6937'
Personen, Wo"rter, Sachen
primi pili, centurio 1 67- 1 69 primipilus 1 68 f., 1 6937 ' primi(pilus) 1 67- 1 69 primipotens 1 69J1' primiscrinius 1 6937' Primitienfest 276 primitiv 99 f.23, 1 22 1 10, 1 4 5 , 1 5 6, 1 59, 1 72, 178, ! 82, 197, 244, 2 5 6, 268 f.
primo 97, I O I 24 primus 1 236, 5 3 '9o, 5 4 '93, 59215, S4JoJ,
1 5i '6, 1 68368, 193498, 2 1 2, 2 1 56o6, 305433' 3 26563 princeps 1 7239°, 1 74, 1 8444o principes 168, 172 principium 1 236 privat 2385, 8 1 , 2 1 1 , 2 1 5 , 284 Privathaus 1 24, 280 procreare 3 5 '28, 77 Prodigium 3 1 852°, s. auch Sauprodigium
Tischprodigium Produkt 105, 107, s. auch Fellprodukt, Fertigprodukt, Zufallsprodukt profan 104, 1 1 4, 1 47, 2 1 4, 3 1 0 Professionalisierung 8 5 J08 professionell, nicht- 3 1 profugus 1 64 profundus 328, 328573 progenies 326, 326563 Prognose 5 1 183, 6o proinde r 8 2428, 1 9 5 5o3, 3 1 2, 3 1 2474 pro/es 80287, 3 1 5 pronepos 5 sm pronuba 205 554 Prooemium 296, 298 Prophet 2 1 4606, 303424 1tQO<j>TJ'ti;UELV I 5 3293 prophetisch 273 Prophezeien 303424 Prophezeiung 295 1tQ01t!lT(llQ 326 proponere 1 2 1 , r 8 2426, 1 90, 2o1 528 propositiv 1 90485 Prorsa 272, 272261 nQ6<; 2 5 8 1tQO<;UYEtv 224, 2 5 6, 2 5 8, 2 6 1 1tQO<;TJßot 266 Proserpina 87 Proskynese 7 1 296 1tQO<JW1tOV I 5 3 296 1tQO<;<j>EQELV 2 24 prosfernere 72262 Prostituierung 7226 2
protinus 5 3 '90, 56, 59, 62228, 63 Protohebamme 8 5 J08 prolOindogermanisch 1 1 786, 145253 protolatinisch 1 I 58'
3 99
1tQclrtO<; I 5 7314 Prototyp 1 44250, 26 3 provolvere r 62336 Prozession 265 f. Prozessionsweg 104, 1 0 5 38 Pseudo - Stehen 1 6 5 Pseudo-Vater 6o, 64, 69 psychologisch 294, 295m Pubertät 2 1 4606, 227 pubes 259 puella 3 7 '3\ 3 1 5 puer 1 446, 1 547, 1965, 49'77, 5 1 18', 5 6198, 6 r , 6424', 6 5 , 10643, ! 82428, ! 8 3435, 1 9 5 503, 1 965°6, 208, 20857', 2 1 5 , 276276, 290, 292 )6', 293363, 294, 297, 29i9', 300405, 303423, 305, 307-3 1 1 , 307444, 3 10467, 3 1 2474, 3 1 3484, 3 1 4-3 1 8, 3 I 65oo, 3 1 75o6, 3 2 1 f., 3 2 1 53 ' , 3 2 1 5J2, 3 2 1 5)3, 3 2 5-327, 3 2 5 5 5 1 , 326563 Puerinus, s. Hercules pueritia 209573 puerpera S, 1 44\ 49, 79, 1 0229, 1 ro58, 1 ! !65, ! 26136, 1 46256, 1 80, ! 82427, 302 puerperium 1 0 f., 1 029, 44'6', 79, 223, 302 pulchritudo 3 1 5497 pultes 3 3 pulvinar 1 2 2 1 10, 1 2 3 1 14, r 8243 1, 2 1 1 585 Puppe 1 2 2 1 10, s. auch Götterpuppe, Pflanzenbündelpuppe puppenartig 1 20 purgamen 1 5 1 , 1 5 8, 248 purgarnenturn r p 284, 2 8 1 3°1, 282JI5 purgativ 28 3 3 1 5 purificare 1 5 5, 1 5 5 J05 Pusillus, s. Hercules putare 9 5 , 97, 103 Putzen 103 Pyrrhos 72 ITu3ay6Qa<; 1 5 7314
quadragensimus dies 309458 quadraginta 308454 quadratus 10023 Qual 295, s. auch Geburtsqual Quälen 102 Quälgeist 96' quasi-anth ropomorph 1 3 9 " 3
400
Index
Quasi-Geburt 264 Quasi-Neugeborenes 239 Quasi-Pfeiler I 6 5 Quasi-Ritus 22 1 Quasi-Vater 5 4, 5 6, 56199, 6 I , 6 I 227, 63 f. Quelle I 40, 252, 272262 Quellgottheit 272262 Quellwasser 2 5 5 Querbalken I 40 Querholz I I f2 quid pro quo 294 quinque 2 J l 585 quinque, bis 30 I quinticeps I 7 I quinus 305433 Quirinalia 274, 27527\ 277 f., 2So Quirinus 207 quiris (curis) I 66, I 66358, I 764°3 Quirites I 66, I 66358, I 66359, I 764°3 Juno Quiritis (Curitis), s. Juno Qlißoo<; I0023 Rad I 4o Rächer 9 I m Ragen I 3 S f., I7S, s. auch Herausragen, Hinaufragen, Hochragen Rammen I 39, s. auch Einrammen ramus I 40 Rang IoS51, 3 I 5 , 3 2 I , 3 2 I 5J2, s. auch Vorrang Rangabzeichen I 2 3 Rangerhöhung 20S rangigkeit, Höher- 2oS, s. auch gleichrangig, nebenrangig, Nebenrangigkeit Rasiermesser 244 ratio 2 I 6 rational I 76, I9S, 2 I 6 Rationalisierung I 72, I 7 5 Rationalität 2 I 6 ratis 206559 Raum 27427', s. auch Geburtsraum, Hof raum, Lebensraum, Zeitraum real p 183, 5 3 189, 5 S2 1 1 , 70, 7}, I 6 5 , I 7 9 f.,
I 9 S P 1 , 2 I S, 2 3 6 f., 240, 242, 244> 2SO, 2S6, 2S9, 295 > 3 2 5 , 32 s , 329577 reales Leben 5 S , 22 I Realisieren I 9 3 498 Realisierung I I 577, 296 Realität 5 S213, 59, 62, 6S-7o, 76, So, 96, Io7, I 5 8 , I65354, I 9 S 5 " , 2o55 54, 2 I 9, 236, 240, 244, 2 84, 2 S6, 294, 3 I 3 , 324, 324148, J2H, s . auch Wirklichkeit
2.
Realitätselement 240 realitätskonform 5 2 183 Realitätshintergrund 54 Realitätswirkung 47 realiter 2 I9, 2 4 I , 294 real-praktisch I 09 Rechnen 299 Rechnungsart 29S, s. auch Sonnenmonatsrechnung rechtlich 40, 2S9, s. auch juristisch rechtlich, vor- S2 recht(s) I0023, I 37, I 94498, 2 I S Rechtsakt 40, S 2 Rechtsgeschäft S2 Rechtshistoriker S 3 rechtshistorisch S 3 Rechtsinstitution S 3 Rechtskategorie 64 241 Rechtsquelle S6 Rechtsstellung 20, 46 Rechtsverhältnis 64 Rechtsvorschrift I029 Recht, altgermanisches 20 Recht, römisches 37, 6424\ S 3 , s. auch Pontifikalrecht recipere 50-p, 5 2 18\ 56, 6 I , 64, 70 recognoscere 305435 rectus I 44l, I i6, I S60, 2695, S9, I I I65, I 66, •
I 79> 32S
Redewendung 3 1 4 (reductio) ad absurdum I 36, 2 3 I , 326563 Reduktion 3 I S Reduzieren I 2 5 Regel I 5 3 Regelfall 324 Regenmachen 2 I 4 regere 296, 3 2 5 5 5 2 Regifugium 2 6 5 2 1 5 , 267229 Registration 6 I 226 Regnen 2 I 3 regnum I 2 3 1 14 Reichtum 1 46256, I 49, 3 I 5 Reihe 1 42, I p 286, I 5 3 , I 72, I 9 3498, 2 I 5606, s. auch Ahnenreihe, Kampfreihe Reihenfolge I I 4 f., I I 5 78, 1 3 6, I46256, I So, 2oS57', s. auch Aufeinanderfolge, Auf reihung Reim I J6206 Reimbildung I 3 4 Reinigen 3 , 6 I , 63, I03, I 47, I 5 5 , I 6o, I 79 f., 22 I , 239, 282-284, 2S23 1l, s. auch Baden, Säubern, Waschen
Personen, WOrter, Sachen
Reiniger(in) 2 5 4, 2S23 1 3 Reinigung 3 3 , 56198, 6 I , I 46256, I 5o, I 5 6, I 82, 223, 239, 2 5 3 f., 2 S I 3°7, 2S2313, 2S2315, 2 S 3-2 S 5 , 2 8 33 1 5 , s. auch Stra
ßenreinigung, Wochenbettreinigung, Verunreinigung, Säuberung Reinigungsakt 2S4 Reinigungsaspekt 2S9 Reinigungsbad 2S 3318 Reinigungsfest 2 S 5 Reinigungsflüssigkeit 240 Reinigungsgottheit 28 3 3 1 5 Reinigungsmaßnahme 2 S 4 Reinigungsmittel 240 Reinigungsritus 2S I Reinigungszeremonie 27829° Reinigung, Mariä 2 S 3 , 2 S 5 Reisig I 0 5 Reitergott I 40 Reitia I 860 Rekapitulieren 274 relativ 6S, I04, 208, 278290, 308 relavare 5 7206 religio I S243 1 Religion I04, I l 893, I 20, I 3922\ I 9 5 , 206, 2 I 5 , 243, s. auch Mysterienreligion Religionsgeschichte 7'6, 9 5 , I24 Religiosität 5 , 616 religiosus, dies 26 5 religiös 5, S7322, I 2 I 105, I 24, I 45 25l, I 5 I , I 7 I , 207, 2 I I , 236, 278290, 289, 29S
Relikt I I 9, 1 49, I 67, I 70 reliktartig I 6 7 rem divinamfacere 2 I 8618 Remus I l 4, I 2 3 "\ 128, I985", 24I, 264 Renaissance 68, S2, s. auch Humanistenzeit Rennen 267 reparatio I p286 Reparator I 5 I286 Repetition 322 reponere I S4440 Repräsentant I I 3, I J6, I 44, I p, 26 I , 287, 289, 320
Repräsentation I76 f. , 289 repräsentativ 7I, I 27'39, I 34191, I 69, I S6, 206, 206559, 2 3 I , 246, 2 50, 2 5 5 , 2 5 9 f., 265 Repräsentieren 99, I I O, I I 3, I 34 f., I 3 8 , I 46256, I 76- I78, I S S , 2 I I , 2 I 6, z66, 289, 3 1 0, 3 22, 3 27
Rcpräscntierung
1 2 1
401
Requisit I So respicere 30 I Rest Io435, I 0 5 , I 47, I 52, 22 I , 242, 245, s. auch Baumreste, Geburtsrest, Lumpen rest, Nabelschnurreste, Sterbereste Restbestand I 5 I 286 restlos 242 Restitution 242, 244 f., 2 5 5, s. auch Wiederherstellung Restitutionsfell 25 3 Restitutionsphase 24 5 retentio 42 Retten 2 I 4 Rettung 2 3 S , s . auch Lebensrettung retundere 9923 rex 2823°8 rex sacrorum 2S I reziprok J002l, I09, I l 3 , I 4 r f., 2 3 552 Reziprozität I05 Rhaos I l4 Rhaptos I I 4 Rhea 243, 2S 3318 Rhea Silvia I 77 Rheinland I04J5 Rhetorik 68, 2S6 . rhetorisch I 340, 69, 73, 2S6, 299 f., 3 I 6 (!6naA-ov I 002\ I 97 Rhopalos I 9io9 rhythmisch 267, s. auch arbeitsrhythmisch Rhythmus I 44247, 322 Richtung S S f., I Io, I 39, I 43247, 272, 2 9 I , s. auch Ausrichtung ridere 30S452, 309, J 2 I 531, 3 2 3 , 32S f. , 329577, s. auch adridere (arridere) ridere alicui 29 I ridere aliquem 309458 ridere + Akk. 29 I J54, 2 9 I m ridere + Dat. 2 9 I 354 risus 8, 49, 2S9-294, 290361, 292360, 293 J6J, 304427, 305' 305433' 305435' 308454, 309458, 3 2 I 5JI, 3 22535, 323, 3 2 3 540 risus praecox 303425 Riemen 246, 2 5 2, s. auch Fellriemen,
Schlagriemen Riemenpeitsche 252 Riemenschneiden 22S Riemenverfertigung 2 30 Riese I 42 Rinde I0334 Rindenpicker 1 3 2 Ring 39 rite d 'ordure 1 5 9
2 . Personen,
Index rite de passage z6o Ritual I 54, s. auch Ritus Ritualisieren 222 f., 278 Ritualisierung 223, 268 ritualistisch 3 I 3 rituell 24, I 4, 36, 3 8 , 70, 7 I 260, 87, 9 5 , 97,
I oo'l, I O I-I03, I O I '7, I o6 f., I09 f., I I 265, I I 3 7°, I I '} f., I 46, I 46'56, I48 f., I 54 f., I 6o, I64f., I 6 53 54, I 79 f., I 8 I- I 8 3 , I 87- I 9 I , I 9 3 f.498, I 94- I '}6, zoof., zoo5", 204550, 205-207, 209, 2 I 2, 2 I 6- 2 I '}, 2 I 66'l, z i l'7, 2 2 I , 223 f., 236-239, 24 I-244, 24 � 2 50, z s z f., 2 5 5 f., z6o, 263 f., z66, 268, 2 7 I , 273, 276'76, 278'90, 279-28 I , 279'97, 2 8 3 , z8i4Z, 3 I 0- 3 I 2, 3 I 3484, 3 I 4, 3 I6, 322, 327, s. auch außerrituell rituelle Kadenz 278'90 Ritus zZ, 69 f., 70'55, 78, '} I , 9 5 , 9 5 ', 97 f., 979, IOO-I04, I O I'l, I04, I o6 f., I O'}, I I 265, I I '}- I 2 I , I 20 1 03, I 26, I 36 f., I 3 8''5, I 39, I 4 5 f., I 46'56, I 5 I , I 59> I 79 f., I 94498, I 9 5 , I 97, zo6-z i o, 2 I 7 f., 22 I , 224 f., 228-230, 2 3 5 > 245 > z s s f., z 6 I , 2 6 5 , 273-2 7 5 , 278-z8o, 278'90, 286-289, 3 I I- 3 I 3 , 3 I 348\ 3 I 7, s. auch
Abwehrritus, Anerkennungsritus, Be seitigungsritus, ,Bett und Tisch'-Ritus, Brahmanenritus, Eheritus, Festritus, Fruchtbarkeitsritus, Geburtsritus, Ge samtritus, Hauptritus, lnitiationsritus, Kindheitsritus, Lupercalienritus, Lu strationsritus, Messerritus, Neujahrs ritus, Opferritus, Parallelritus, Quasi Ritus, Reinigungsritus, Salierritus, Schwellenritus, Teilritus, ,Tisch und Bett'-Ritus, Trennungsritus, Vorritus, Ritual ritus zo6558 Ritzen I 3 I robigo I 69 Robigus I 69 robur 1 2 5 , I 5 93'4, I 5 9JZ 5 robustus I 5 9JZ5 Rösten 276, 278 f., 278'9Z, 279300, s. auch Speltrösten Rom 36, 6 '6, Io'9, I7, I 7 59, I9, 34r z4, 64, 67, 72'60, 78, 8 5 , 10o'l, I 04, I 0435, I064l, Io8 , I Io f., I I z66, I 2 I , I 24, I 36, I 39, I 5 5 , I 5 8, I73, I 86, I '} I , I 9 3498, 1 9 5 50', 1 965o6, 1 98 , I '}8 5 " , I '}8 5 1 5, 20 I , 204, 204550, 2o6f., 22 1 , 223 f., 2 5 9, 270, 2H4 1 " , 2H9, J I J4K\ 3 1 6, J24, J27
Roma I s63"' I 87465' 2 5 3 Romanus I 7 56, I 27'39,
I 34'9', I 6 3 H6, I70f., I764°J, 206559, 2 I I , 290 ) 5 1 Romulus (Romus) I I 4 , I 2 3 "4, 1 28 , I 34 '9', I 72390, I 74> I 77> I 77409, I 93498 , 24d. , 264, z 8 I 30l, 3 I 7 Römer 6'6, I 6'9, I 7 , 26, 5 2, 86, 90, 98", I I 266, I I9, I2I, 125, I 50 f., I 66 f., I 70, I 7 5 f., I '} 3 , I 764o3, I 764o4, I 9 3 f.498, 237, 2 4 I , 263 f., 269, 279> 2 8 I , 2 8 I 3°7, 2823'3, 286, 2 8� 297, 3 I7, 3 I 8520, 3 29 Römerturn I 76, s. auch Nichtrömerturn römisch z4, 6 f. '6, I 549, zo, 30'01, 3 4 f., 34 r z\ 4 5 '63, 64'4•, 7o'5 5, 8 z f., 8 s , 87, 9 I , 99, Ioo f.'3, Io8, 1 Io56, I I I65, I I J f. , I I 37', I I 68', I I 89l, I 23- I 2 5 , I 26'3', 1 26'35, I 3 3 f., I J7, I 39"l, 144, I46'56, I 5 3'9', I 5 5 , I 5 9 f., I 6 5 , I 67 f., I 70- I 72, I 7 5 403, I 76, I 76408, I 84, I 86- I 8 8 , I 9 I , I 94498, I 9 5 > I 9 8 5 " , 20 I , 204, 204550, 207, 209573, 2 I I , 2 I 3, 2 I 5 , 2 I 7, 2 I9, 223, 2 36, 243 f., 2 5 I , 2 5 9> 264 f., 273'69, 273'70, 2 8 4 f., 289, 3 I 3484, 3 I 5 496, 3 24, s.
auch altrömisch, außerrömisch, früh römisch, innerrömisch, nichtrömisch römisches Recht 37, 64'4', 8 3 , s. auch Pontifikalrecht Roß 1 26 '33 rot I 32, 232, s. auch blutrot Routine 72'60 routinemäßig 2, z4, 8 3 , I zo, 207, 3 I 6 Rückbildung I68, I 6937' Rücken 144'47 Rückkehr I 42'4° rückständig I 9 5 Rufinus 49 Ruhm 209573 ruma I 86 Rumina I 86458, I 88 , I 88476, I 94498 Ruminalis, .ficus I 86, 236, 263 Runcia I 5 I '86 rus I 5 73'6 Rusticelius 209573 Saat l i 5 77 Saatfeld I 43'47 sabellisch 207 Sabiner I I z66, 269 Sabinerin I 1 266 sabinisch I 66358, 207, 273'69 Sabinus I6 3 H6, I 9 8 5 r z, z8z3°8 sacer I 5 5
sacrum I 5 I , s. auch Annae sacrum sacra-orum I 27, Iz7'39, zo6559, z8z3°8, 286, z8 8l45, s. auch rex sacrorum sacra facere (fieri) I 8444', z 8 I 3°7, z8z3°8 sacratus I 89, 209573 sacri.ficium 224, 2 8 I 3o7 sacrosanct 2 5 2 saeculum J26563, 3 29577 Sättigen I 8 8479 Saubermachen I 46'56 Säubern 240, s. auch Baden, Reinigen, Waschen Säuberung I 5 5 , s. auch Reinigung Säugen I 86, 2 5 5 , z 8 I , 3 I 8, 3 I 8 520 Säugling 2, I 4 f., 2 I , 30, 3 3 , 5 5 '97, 73, I 8 6458, I 8 8, I985", 202, zzzf., 239, 309
Säuglingsbehandlung 240 Säuglingssein 2 I 9 Säugung I 8 8 f., 204, z i 8 Säugungsszene 203 Säule I7, I9, I 3 2, I44'47, I 5 3 , 1 5 3'96, I 5 6, I 5 63 " , I 5 63 rz, I 5 63 '8, I 6oJ19, I 66, I78
Säulenhalle I 5 63 ", I 6 3 Säulenhaus I 5 6 Säulenkult I 759 Säulentempel I 5 3 Sage I I 4, I 5631', zoo5", zoz, z69 f. sagenhaft I 77 Sagenversion 270 sakral I p, I 84, 269, 278 Sakrileg 7 I 260 sal 278'9' Saliare, carmen I I 68', I 70, I 74 f., I 74400 Saliaris I 70 Salier I 7 5 f.403 Salierlanze I754o3 Salierritus 269, 27I'53 Saliertanz 267'3' Salii Ioo'3, zo6, 25 I, 264-269, 265'15, 265"6, 266"' , z67''9, 268'38, 269'39, 27I
Salii Collini 267 Salii Palatini 267 salus 32 f., 2 I 4 salutare 4'0, 65 Salpe obstetrix 8 I'9' Salz 59"8 , 2 5 4, 277-279, 278'93 Sammeltätigkeit I 5 7 samnitisch I 5 5 Samson I 5 73•6, I 5 83 '9 saneire l i 5, I 5 5 3o5 f sanctus 204, 204 547 Sancus 19851 '
Wörter, Sachen
4 0]
Sandalen 2 I a sanguine emere zo, zo7° sanguine fovere 5 7'09, 6z'3 ' sanguineus Io643 sanguinolentus zo, zo70, 2 178, 3 3, 6 z'3 ' , 8 4 sanguis 2 39, 308454 Sara 77 sarissa I68
CJUQCJil:EtO<; XOQO<; I 0436 Saturnalia zo6559 Saturnia 3 I 5498 Satumia regna 32of. Saturnus 43 '51, 66 f., 1 2 8 146, I 5o, 2 I 5607, 320, 3 2 I 5J2, 326563 Sauprodigium 3 I 8 520, 3 I 952' scapus I0540 scelerata, porta 27I'52 Schaden 1 445 Schädigen 2843" Schaf 244 Schafsfell 2 5 I Schale 2 I 5 Schallwurzel I 30 scharf I 29, 2 32, 2 39 Schärfe I 29, I 3 I , I J4 Schärfung I 3 I Schauplatz I 24, 1 46'56, I 8o f., 243 Scheitel I 3 3 Schema 66, 68, 70, 76, 82, I I z65, I I 9, I 965°6, 209f., s. auch Einheitsschema,
Gedankenschema schematisch 4 5, 47, 68, 286, 297, 300, 3 I 4 Schematisierung 84 Schematismus 2793oo, 282 schemenhaft 223, 236 Schenkel 9'6, 32, 243 Scheune 276, 279 Schicksalsvoraussage 5 I '83 Schiff I 42'4°, 3 2 I , s. auch Wunderschiff, Zwillingsschiff Schiffahn 320 Schild Ioo'l, 265, 267, 269
CJXt/;;EtV I 5 4300 Schlachten 244, s. auch frischgeschlachtet Schlacke I 5 I Schlafen 6 5'43, 1 2 I '05 Schlag 238, 2 5 5 , z66 f., 284Jl4 Schlagader 237 Schlagen I07, 230, 25 1 -2 5 5 , 27 1 , 2 8 3 , s.
auch Aufschlagen, Beschlagen Schl ag ri e m en 22 5 , 242 , 246, zH 3
schlagwortartig 3 1 4
2.
Index Schlamm 1 5 73 '5, 1 5 9324 Schlange 1 5 , 90J J0, 1 40, 1 49, 1 59, 1 5 932 2, 1 5 932\ 2 1 1 580, s. auch Drache schlangenumwunden 1 4 8 f., 1 5 9 Schmaus 1 5 4298, s . auch Mahl Schmied 266 Schmuck 3 1 5 Schmücken 1 5 3294, s. auch Ausschmük kung Schmutz 1 47 , r p, 1 54, 1 5 6, 1 5 63'\ 1 5i ' 5 , I 5 8- I 6o, 1 6 5 , s. auch Geburts schmutz, verschmutzt Schmutzart 148 Schmutzbeseitigung 1 47 f., 1 4826!, 1 5 2 f., 1 5 329', I 5 6, r 6o Schmutzteil 1 5 2 Schnabel 1 29, I 32 f., s . auch Spechtschna bel, spitzschnäblig Schnauze 1 3 2 Schneiden 103, I } I , 1 34, 225, 244 f., s . auch Abschneiden, Durchschneiden, Zerschneiden, Fellschneiden, Riemen schneiden Schneiteln 103, 1 0334, r o6, r o8 Schöpftisch 1 8 4 Schoß 6'6, 5 9 , 6 2, 6 5 243 , 69, 702 5 5 , 7 I , 1 50, r 66, 20455o, 2 6 1 , 3 1 3484, s. auch Mutter schoß Schoß der (Mutter) Erde 6 ' 6 , 2697, 8o, 82J25
Schrei(en) 4, 47, 410, 7, 72', 1 2, p '83, 5 5 '97, 5 9, 6I f., 244, s. auch Aufschrei(en) Schuh 273268 Schurz 267, 28 3, s. auch Fellschurz, Len denschurz Schutz 208, 2 1 7 Schutzgott 1 445, rod., r 84 f., 223, 3 1 2475, 313
Schutzgottheit 1 79 Schutzherr 1 9 3498, s. auch Beschützer Schutzherrin 207567 Schutzobjekt 2 1 7 Schutzpatronin 1 64 Schutzverhältnis 1 76 Schützen 2 1 0, 2 1 7, s. auch Beschützen schwanger 4 3'57, 6 3236, 1 77, 1 8 5 , 1 8 7467 , } 02 , }024'9 Schwangerschaft 38, 4 1 , 44'6', 8 1 , 1 9 1 , 2642 I I ' 2 8 I 307, 282, 295, 295373, 29i90, 297 ·' 9', 298 f., } 0 1 f., }024'5, 30342 1 Schwangerschaftsdauer 297, 299 Schwangerschaftsfrüchte 1 87
Schwängern 3 I Schwängerung r 8 545o Schwanz r 3 I '69 Schwanzende 1 40 schwarz 1 2 1 , 1 37 Schweigen 148 Schwelle 103, 107, 1 39, 145, 1 46256, I 6 5 , 2!8
Schwellenbereich 1 8 1 Schwellenritus 1 4 62 56, 1 p , I 79- 1 82, I 7942 2, I 8042 3 , 2-1 7 f. Schwerarbeit 3 0 1 4o9 Schwester I 1 3 Schwiegermutter 36 Schwiegersohn 1 92494 Schwiegervater 72 Schwören 1 24 1 22 sceptrum 1 2 3 "4 Scipio Africanus Minor 209, 209573 scobis 1 5 63 '2 scopae 9 5 , 97 f., I O I 24, I 02, 104, 105 40, 1 3 5 f., I 47 f., I 5 I284, r 6o, 1 6 5 , 1 79 scopiliae r 5 r 2 84 scorteum 2 7 1 2 5 4 , 274272 scortum 27 1253 scribere r 5 5 3o5 Scribunda, Fata 1 9 1 m';ßEtV I 24122 sechs 1 2 3 "0, 2 2 r f. Seclusion 260 secundae 2823'5 securis 9 5 , I O I 24, r o2 f., 1 033\ 1 3 5 , 1 3 5 '98, I 6o, 1 79, 28o sedere r 8444', 2 1 5 sedes 3 1 85 '9 Seele 59, 2 14, 326 Segen 285, 3 1 6, s. auch Kindersegen Sehen 1 29 f., 1 30'62 Seitenpfahl I I }, 1 9 1 Selbsterniedrigung 72262 LEATJVTJ 3oo4o4, 306438 sella curulis r 2 3' 14
Personen, .Wo"rter, Sachen
Sepulkralgefäß 149 Sepulkraltheorie I 49 Sequenz 98 sequence ceremonielle 10227 serenus 304428, 305, 306443 serere 326563 serpens I 44247 serva 76274 servulus I 5 63'2 Sessel I23 Setzen 209573 setzen, sich 2 p Setzholz 1 0023 Setzling 140 sexticeps I 7 1 sexuell 7 2 26\ 102, 2 I 7, 284, 322 sexuelle Auslieferung 7 2 262 mpa-rtElV 224, 256 Sicelides 310 sichtbar 9 5 ' , I I 893, I I 9, I 2 I , 1 2 I '07, I 79, 2I6 sidus 26 f.98, 5 3 '87 sieben 29 7 f., 328 Siebenmonatskind 298393 siebenzeilig 3 2 I f. siebter Tag 67246 Siedlung I 7 I , 267 Sieger 250 Siegerland I0435 Signal 308 significare 95 signum 95 f., I02, I 09, I 3 3 ' 8 5 , }OI, 307 silentium 12 3 silva 89, 98 " , 286, 2 8 8 345 Silvanus 95, 96\ 97 f., 9 8 " , 102 f., 1 0228, I06, I 3 5 , 1 37, I 39, I 44247, I 47256, I 5 2, I 6 5 354, I 7 5 , I 8o42J , I 8 r f., 2 10, 2 I 7, 284322 silvestris 28 6, 288345 Silvia I 77, s. auch Rhea Silvia similitudo I 5 83 '8 Simo 3 3 '22 Simultaneität 1 3 8 singularis 2903 5 1 Sinnbild 70, I 46, I 49 f., I 5 4 , I 76- I78, I 97, 200, 2 I 8, 26 I , } 20, s. auch Symbol, Versinnbildlichen, Versinnbildlichung sinnbildlich IO}, I 4 62 5 6, I 4 8 , I90, 274, 280, s. auch symbolisch Sinnius Capito I 2 3 "4 sinus 6'6, 48, 50-52, p 'H\ 5 2 ' H4, 5 2 'x", 5 3 ' HH, 54 • 56, 5 H , 5 H ' " , 5 8 " 3 , 6 1 , 64 f. , "1 6 4 '·1 ' , 6 5 , 66 1 , 6 l)- 7 1
Sitte 47, 1 }40, 26, 7 I , 73, 78, 843o6, 9 I m , I0}30, I 67, I 69, I 8 3 f., I 9 5 , I 97 f., 20}, 204550, 208, 2 5 } , 264, 285, } I 6, 324, 327, s. auch Brauch, Gebräuche, Ge wohnheit, Usance, Usus, Geburtssitte Sittenbeschreibung 26 Sitz 1 1 f\ 24 5 Sitzen 2 I O, 2 I 2, 2 I 6, 244 f., 320527, s. auch Gegenübersitzen Sitzgelegenheit I 2 I '07 Skandalon 3 1 4 CJKT]vTJ I 5 4 299 CJKTJVT]f-LU I 5 430 1 CJKi'jJt'tQOV I 054° Sklave 23, 238\ 32, 3 5 , 3 5 '29, 77, I 56, I 87, 2 I 5 , 260
Sklavenkind 6o225 Sklavin I 548, 7 5 267 crKu-ros; 224 sodalitas 22 5 , 2 30, 2 6 8 Sodalität 266, 268 f. Sohn 39, 6 I , 70, 70255 , 72, 9033 ' , I 44, I 5 I , I 5 63'\ I 5 7, I 66, I 76404, I 76408, I 8 5 , 1 92494, I 93498, I 97509, 202-208, 204547, 2 I O, 2 I 4606, 2 I 5607, 2 I 6, 2 I 8 f., 2 5 6, } I 4, 320, 3 2 3 54\ 324548, 3 2 5 20\ s. auch Er densohn, Gottessohnschaft, Men schensohn, Schwiegersohn Sohn der Erde I 4 I - Sohn-Verhältnis, Mutter- I 93498, 2 5 6 so/ 48, I 6 I333
Soldat I 859, 83 Soldatensprache I0023 solidare 22 3 Solidarität 208 solium 284324 solum 2 5 3 CJWf-LU I 8 7467 Sondergott 5, I 20 Sonne 1 4 I , 320 Sonnengott I 5 63 1 2 Sonnenkalender 298 Sonnenmonat 29 7, 300, 3004o5 Sonnenmonatsrechnung 298 soror 2994°3 sororium, tigillum I 9 I sortiri I I o56, I774'4, 2 I } , 327 Sotira obstetrix 8 1 29' soziale Geburt 328
sozi a le I n tegration 22H ' , 30'01, 46, 4H,
6 I l lfl
Sozial isationsakt l)O
Index spät '93498 Spätgeborener 29839', 298393 Spätgeburt 297 späte Geburt 298 Spätzeitlichkeit 1 53 291 Spange 2 1 <JJtUQYUVOV 1 6 50, 20, 2069, 2075, 2 1 , 2 177, 2 1 18, 2279, 2280, 228', 228', 6223 1 <JJtUQYUVOÜV 20253 4 Sparta 1o'9, 1 64, 3 1 3484 spartanisch 1 4425°, 3 1 3484 Spartanus 149268 Specht 1 27 f., 1 30, 1 30 1 6', 1 30 16l, 1 3 1 '69, 1 32 f., 1 3 3 19', 178, 266 Spechtgott 127 f. Spechtschnabel 1 3 2 spectator 178, 3 2 7 Speer 99'7, I002l, 1 24, 1 66, I 66358, s. auch Wurfspeer, Lanze Speercharakter 1 67 Speerwaffe 124 Speise 1 87, 1 8 7469 Speisebett 1 79 Speisen 1 2 1 105 Speiseopfer 1 44, 1 88 Speisetisch 1 82, 280 Speisezubereitung 278 Speisung 2 8 1 Spekulation 9 1 , 1 5 83 1 8, 1 9 8 , 29i9 1 spekulativ 203, 309458 Spelt 1 0436, 276-279 Spelternte 276 f. Speltgetreide 279 Speltkorn 276, 279 f. Speltkornmörsern 280 Speltkornzubereitung 2 79 f. Speltmehl 278 Speltrösten 278 Speltverarbeitung 278 Spenden 1 89, s. auch lebenspendend, milchspendend, nahrungsspendend Spender 1 86, s. auch Nahrungsspenderin <JJtEQ!.lU 4 3 I 57 <JJtEQI.lU"tt/;;Ecr�m 41 spes 304 f., 307 Spezialwaffe 1 72 Spezialwort 248 speziell 1 4, 1o2 f., 1 24, 1 26, 168, 1 8S, 206, 2 1 0, 2 5 2, 3 0 1 , 3 1 S 52° Spezifikation 2 5 7 spezifisch 2 6 , 45 '6l, 10S5 0, 1 32, 1 7 5 , 232, .1 17, 3 20, 3 24, s. auch geschlechtsspezi fisch, u nspez i fisch
2.
Spezifizieren 59, 1 2 3 "3, 1 7 5 Spezifizierung 2 5 7, 3 0 1 spica 1 29, 1 3 1 spicere 1 29 f., I J0 1 62 spiculum 1 29, 1 3 1 Spiegel qo, 1 86, 1 92, 1 92494, 1 92495, 204 Spiegelbild 2 1 S, 268 Spiegelbildlichkeit 1 70 Spiegelung 1 So Spiel 2 1 9, s. auch Wortspiel Spielen 2 1 9, 245 Spieler 2 1 9, s. auch Flötenspieler spielerisch · 242 Spielzeug 2 1 spitz 1 2 1 , 1 29- 1 3 3 , 1 3 8 Spitz ( = Hund) 1 32 Spitze I 002l, 1 29, 1 3 1 - 1 39, 1 3 1 '69, 1 392 1 9, i7S Spitzen 1 3 8 Spitzenleistung 209573 spitzohrig 1 4 3 247 spitzschnäblig 129 Spitzsein 13 3, 1 37 "Spitzvogel" 1 3 2 f. spontan 1 1 265, 232 Spontaneität 9 1 sportellarius 1968 sportgeschichtlich 1 9 S 5 ' ' Sprache der Kinderversorgung 3 5 Sprachentwicklung 1 69 Sprachgebrauch 36, 1 7 d., 2 5 2 sprachgeschichtlich 1 3 5 , 1 62, 1 74 Sprachrohr 1 5 3 sprachstatistisch S6 sprachverkürzend 3 5 , 3 S , s. auch Abbre viatur, Abkürzung, Kürzel, Verkürzen, Verkürzung Sprechenkönnen 222 Spreizen 243, s. auch Weitspreizen Sprichwort 1 09 5 5 Sprößling 89 Staat 1 9, 69 staatlich 9 1 Staatskult 2S9 Staat, Vater 2 S9 Stab I Oo2l, 1 44, 1 49, 1 p, 1 5 S f., 1 59325, 1 764o3, s. auch Holzstab stabartig , 44247 Stadt 1 2 3 "0, 1 5 2, ' 5 3291, 1 5 5 , 1 7 1 , 225, 2 30, 2 5 4, 267, 2S5, 28S, 3 1 8201, s. auch Italikerstadt Stadtboden 2 5 3 •
Personen, WOrter, Sachen
Stadtgebiet 2S 3 Stadtgründung 198 Stadtmauer 2 5 3 cr-raqmf.:f]Kol.loc; 306438 Stall 1 04, 1 5 6312 Stamm 103, 105, 1 064l, 1 27, 129- 1 3 1 , 1 36, 163, 1 67, 1 69- 1 72, s. auch Baum stamm, Holzstamm, Stampfstamm, Wortstamm Stamm, -o- 1 1 789 Stammesmerkmal 1 7 5 Stammgleichheit 1 3 8 Stammhalter 2 1 7 Stammvater ' 93498, 2 1 4606, 269 Stampf 1 62338 Stampfe 1 62338 Stampfen 1 07, 1 3S, 1 39 2 1 9, 1 4 3 f. 247, I 6o- 1 63, 1 62337, 1 764°3, 17S, s. auch Zerstampfen Stampfer IoSP Stampfkraft 1 62m Stampfstamm 1 6 3 stark 1 J2, 1 77 starker Knabe 206563 Stärke 1 1 oss, 1 1 266, 209573 Stärkung 222, 242, 244 Statina 1 9 1 Statioi 1 5 3 statistisch 7 5 264, S63 1 4 , s. auch sprachstati stisch Statue 1 20, 1 2 2 "0, 1 2 3 , 200522, 209, 209573, 248, 2S 3, 3 1 348\ s. auch Götter statue, Juno-Statue Statuenform 1 20 Statuette 19S, 206, 2 1 S , s. auch Bronze statuette statuere 8, 926, 1 1 , 1 3 f., q43, q45, 1 6, 1 S6o, 2 5 f., 46, S I , 87, 1 1 165, 1 60, 1 6435°, 1 65 f., 1 79, 2 1 S f., 327 f., 3 29 577 Status qS, s. auch Erwachsenenstatus status 328 status nascendi 1 64 Stechen 1 29, 1 3 1 , 1 3 S Stehen 1 5 f., qo, 1 5 3 , ' 5 4296, 1 5 S f., I 6 I f., 1 64 f., 178, 1 9 1 , 269 2 39, 3 27, s. auch Pseudo-Stehen Stehen, Aufrecht 2 5 f., I J 2 f., i4S, i 5 S, I 5 S 3 18 stehenkönnen, Gerade- 89 Stehen und Gehen 9, 1 5 Stehlen 7 1260 Stein 126'33, 166, s. auch Altarstein, An-
kerstein, Grabstein, Meteorstein, Mühlstein Steißlage I J40 Stellvertreterrolle 75 267 Stellvertretung 207 crTfivm I 5 83 19 Stempel I O I 23 Sterben 928, 6 5 , 1 49, 244, 276276, 3 1 2, 326563, s. auch Massensterben Sterbereste I 5 0 sterblich I 49, 202, 2 I o, 2 1 3 , 3 24548, s. auch unsterblich stereorare 1 5 I 286 stereoratio 1 5 1 286 stercoratus I 5 I 286 stercorosus 1 5 1 Sterculinius I 34 194 Sterculus I 34194 stercus I p f., I 5 I 279, I p 28l, I p 284, I 5 63 1 2 Stercutus I Io, I Io57, 1 2 8 , 1 2 8 146, I 50- I p, I p f. >86 Sterquilinia I 5 1 284 Sterquilinius I 1057 stereotyp I 30, 1 30 16\ 1 5 i 1 5 sterilis 30 I Stern 59, 69, s. auch Abendstern, Morgenstern, Gestirn Sternbild 90JJ 1 Sternenhimmel 304427 Sternsymbol 1 37 Stich 2 37, s. auch Bienenstich Stickerei 2 3 82 Stiefmutter 202, 207, 304427 Stiel I 0 5 , s. auch Besenstiel Stiftungstag I 87 Stilicho 49 Stil 57, 3 I 7, s. auch Lectisternienstil Stilgesetz 3 5 Stilisieren I 7 5 , I So, 29 3 Stilisierung 24, 208 stilistisch 2 1 78, 5 7, 96', 9S, 2 57, 3 I 6 Stillen 1 S6458, I 8S Stimme 5 4 1 93, 270248 stips I 84440 Stirn 234, 2 3 7 f., 240 Stirnberührung 2 3 8 Stirnhaar 2 3 8 stirps I 40 Stock 1 1 9, s. auch Trommelstock, ver stockt CT"tOLXllOI'IV 1 42'1H Stoiker 4Y
Index stoisch 5 9 Stoßen I 4 3 , I 43247, I 4 5 , I6of., 276, 278, s. auch Herausstoßen, Hinabstoßen Stoßlanze I68 Stoßwaffe 99 Stößel I 6zll8 Strafe I 44247 Strafgeld I 563 1 1 "Strahlenmann" I 5 6312 Straße I04, I0538, I 5 5 , s. auch Milchstraße Straßenführung 267232 Straßenreinigung I 55 f. Streifen 244, s. auch Fellstreifen, liegenfellstreifen Streit I 9 8 5 1 ' , s. auch Wettstreit CHQO<j>tOV I 2 2 1 10 structilis I 6 I3JO, I 6 3345 Struktur I03, I zi39, q6, I 4 8 f., I 8o, I 8z, 2 I 9, 229 f., 2 3 2 f., 29 3368, 328573, s. auch Gesamtstruktur, Grundstruktur, Hand lungsstruktur, Korrespondenzstruktur, Lupercalienstruktur, Opferstruktur strukturbildend 237 Struktureinheit 320530, 3 2 I Strukturelement 3 I I , 322 strukturell 1 26, 1 2 8 146, I 4 3 247, I p, I 59,
2 I 4, 2 30, 2 5 2 , 2 5 5 , 263, 265216, 267, z68238, 284 f., 287, 296, 29638', 298, 300, 322, 3 2 3 543 Strukturgesetz I I 5 Strukturieren 228, 306 Strukturierung 324 Strukturlinie 320 Strukturteil 3 2 I Strukturverwandtschaft 244 struppus 1 2 z f., I 22 1 10, 1 2 5 f., 1 26134 Stütze I 6o, 2 I 8 cr"tüA.or; I 5 43oo, I 5 83 19 stultorum feriae 274, 275274 stumpf 1 3 8 Stunde der Geburt p 138, 6o225, 303, 307,
s. auch Geburtsstunde stuprare 43 157, 962 suavitas 3 I 5497 sublatio l i JI, I 3, 36 f., 39, s. auch tollere sublevare z6, 2698 suboles 69, 89, 324, 3 2 5 552, 3 2 6 f., 326563, 329577
Subruncinator I 5 I 286 substantiell 1 50, 32 5 Substanz 2 32 f., 2 39 f.
Substanzänderung 32 5 substernere I 548 Substituierung 244 succrescere I 96 5°6, 3 I 3 484 sudis 1 0023, I 6 I süß I 87 Süße I 86, I 87469
cruA.A.atJ.ß6.vetv 40144, 43, 4 3 1 59 cr6A.A.T]\jlt<; 42, 421 F Suffix I I 58 \ I I 6- I I 9, I I 685, 1 I l6, I 27, 1 2 8 '46, I 34, I 6'}, I 7 5 , 282313, s. auch Ableitungssuffix, Anthropomorphisie rungssuffix, Partizipialsuffix, Primär suffix Suffix -a I 69 (Suffix) -anus I 7 5 (Suffix) -ius 2 I 2 Suffix -l 9922 Suffix - ''·meno(s) I I 6, I I S f. Suffix -mn- I I 68>, l i 889 Suffix -mno- I I 6, I I 789 Suffix -mnus I I 6, 1 I 68Z, I 2 8 '46, I 39, I 7 5 Suffix -mono- 1 I 6 (Suffix) -tor I p 286 (Suffix) -tur I45253 Suffix -um I 69 Suffix -us I 2 8 146, I 69 sugere I 8 8476 cr6yyovor; 306438 sukzessiv 2 3 8 Sulla I 9 5 50Z, I 9 8 sullanisch I98, I 9 8 5 1 5 summus I 3 3 sumtio 42 cruvoucrla I 8 7467 superstes 32-34, 3 2 1 1 5 supplicatio 7226', z i i 585 surgere 326563 susceptio S , 74264, 76, 82295 susceptrix l i J2, 40, 4 I 147 suscipere z, z4, 3, I I , 2 384, zS, 2 8 100, 29'0', 29'03, 30 f., 30104, 30105, 30107, 3 3- 3 5 > 38- 5 J , 39'4', 40143, 40144, 4 1 147, 4 I '48, 4 I 150, 42 r 5 1 , 4 3 ' 57, 43 159, 4416\ 44 r 6z, 44f. 16l, 4 5 166, 50178, 5 2 184, 5 6, 5 82 1 1 , 6 I , 64, 66, 68-7 I , 73 > 73-7526\ 7 5 267, 76-78, So-83, 82295, 8 5-87, 8 5 J I0, 90, 2 I 3 596 suspicari 1 Io59, I 1 265 Symbol z696, 90JJ0, 96, Ioz, I04, I I 367, I I 681, I I 89J, I ZO, I 48 f., I 5 9 f., I 6 5 , I 87467, I 89, zoof., 2 3 I , 2 36, 240,
2.
Personen, WOrter, Sachen
269239, 27427', s. auch Amphorensym bol, Milchsymbol, Sternsymbol, Sinn bild Symbolcharakter I0332 Symbolgestalt 320 Symbolik 66, I 47, I 5o, I p, I 65354, I 89, 2 36, 286, s. auch Zahlensymbolik symbolisch 36, 3 8 , p, 5 3 189, 5 3 190, 64, 90JJ2, 95 f., IOZ, I05 f., Io8 f., I 3 8 , q6 f., 1 46256, I p, I 6o, I 76, I 79, I985 1 1, 207, z i S f., 2 3 2 f., 2 3 5 -242, 244 f., 2 5 3, 2 5 5 f., z6I f., 268, 273, 274271, 275 276, zSo f., 2 8 3 , z 8 5 f., 3 I 3, 3 I 6, s. auch
sinnbildlich Symbolisieren I 4i56, I 6o, ZO I , 2 3 8 , 245, 285
Symbolkombination I 59 Symbolkomplex 3 I 8 Symbolpaar I 5 9 Symbolperspektive 2 5 5 Symbolwert zoof. Symbolzweck 236 Symmetrie I0023 symmetrisch 1 0023, I07, I 4 5 , 297 f. criJtJ.tJ.E"tQO<; I 0023 crutJ.n6.Seta I 5 7314 Symplegaden 1 42240 Synoikismos 273269 Synonym I 87469, I 97, 27I253, 3 I 5 , 3 I 8 5 19 Synonymität I 7 J System I 46256 systematisch I 5 i 1 5 , I 93498, Z I O, 267 Systematisierung I 46256 Systemeinheit I q77 Systemzwang 77, 98 Szene 65, I 563 11, I9z494, zo i , s. auch Aus lieferungsszene, Geburtsszene, Säu gungsszene Szepter I 24, s. auch Doppelszepter Tabu 287, 287339 tabui(si)ert 27I254, 287 Tätowieren I 3 I Tafel I98, z i i 580, s. auch Tisch Tafeln I 9 8 Tag I 49, I 56, I 84, I 93498, z z r f., 264, z n f., 274273, 277-279, 2 8 I , 283-2 8 5 , 297 f., 298393, 300, 306 f., s . auch Ab
schlußtag, Anfangstag, Festtag, Ge burtstag, Initiationstag, Lebenstag, Lu percalientag, Muttertag, Neujahrstag, Stiftungstag, Vollmondtag
Tag, siebter 67246 Tag der Geburt 306, s. auch Geburtstag Tageszahl 298 "tatvla 2070, 22, 2282 Tantalus 3 I I47l Tante 6o223 Tanz I 44247, 265 f., 269239, s. auch Saliertanz, Waffentanz Tänzer I 44247, s. auch Vortänzer Tarann I 34 Tarpeii, Iudi 2 5 1 Tatbestand 87' I I 9 f., I p, 2 37, 2 5 8 Tatsache 47, 5 2 , 79, I002l, I09 5 1, I I 68Z, I 5 I , I 5 I 286, I 56, I 6 5 , I 69, I 9 3 f.498, I 99 F0, 203, 247, z6o, 326, 3 29577, s.
auch Glaubenstatsache, Kulttatsache tatsächlich I 1 265, I I 68Z, l i 789, I 2 2 1 10,
I 3 8214, I 40, I 4 3 247, I 5 329\ 1 5 83 18, I 9 3498, I98, zoz f., zo6, 209, 2 I 3 , 2 I 6, 2 I 9, 222, 3 I 3, 3 2 5 Tatsächlichkeit 3 7 , I I 68Z, 1 76, 1 9 6 Tatsächlichkeitscharakter 4 8 Tatwerkzeug I04 Tatwert 3 5 Taufe 79 Technik z68 teeturn 87, I 2 3 1 10, I 5 83'8, I 59324 Teil 43, I 5 4, I 77, 224 f., 2 3 8 , 243-246, zp, 256, z6o, s. auch Abschlußteil,
Baumteil, dreiteilig, Griffteil, Fellteil, Geschlechtsteil, Heeresteil, Körperteil, Opferteil, Schmutzteil, Strukturteil, Umlaufteil Teilabbildung I So Teilhandlung 1 07, 2 1 8, 230 Teilnahme 227 Teilnehmer 242, s. auch Festteilnehmer Teilritus I O I , 1 82, 228 Teilstück 2 52 Teilzeremonie 228, 230 "tEKVOV I 4 I "tEKVOJtotElV 77 tela I 5 6312 "tEAU!J.WV 22, 2282 Telamon 90331 Telephos zo75 Telesia I 5 5 Tellor 2798 Tellus 616, H7-H9, H7'", H7 ''4, H H 3 '1 "!i!//us mater 6 '6 te//w 4H114, 50, 5 4 - 5 6, HH, .1 26 11' 1
410
2.
Index
Tempel 1 238, I04, I 095 1 , I 24, I 5 2-I 5 5 , I 5 3291, I 8 5- I 87, I 89, I 97 5 10, 20052Z, 204, 2045 50, 206560, 223, 242, 2 p , 279, 3 I 3484, s. auch Neokorentempel, Säu lentempel Tempeldach I o435 Tempeleingang I 5 3 Tempelerrichtung I 5 3 '91 Tempelfeger I 5 2- I 5 4 Tempelgebäude I 5 3 Tempelgesetz I 5 2 Tempelinneres I 5 3 Tempelkasse 1 218 Tempelschatz I 52, I 5 43oz templum I 5 5 ' I 5 5305' I 5 5 307, I 894so , I 965o6' 204550, 3 I 3484 Tenne I 42, I 4 3 '47 "Tennenmann" I 42 tensa I 2 3 "4 termen I 69 terminus (technicus) I 62, I 66, I 74, I 84, 2 1 4 terminus ante quem 299, 307 terminus post quem 299, 307 Terminus I 69 Terminologie 268 terminologisch 1 2o f., 1 2 I 105 terra 3\ 4s, 4 10, 5 ", 721, 9'5, I 443, I 547, I6, I 86o' I 965 2 5 94 , 26 ' 2697' 5 I I 8 z , 5 9'18 7I 78, 8o'8;, 8 8 f., 8 8J2s , I I I 65, I 6 4 f.: I 64349, I 6435o, I 764o3 , I 7 8 f., 203 544 Terra 8o'87, I 93498, 2 5 9 Terra Mater 5 16, 206 terrenus I 784 1 5 Terrakotta I I f' tertio 9 5 , I O I 24 tertium comparationis I 5 8 J l 8 Tessarakontade 222, 297 Tessarakontas 298 Tessarakostaion 22 3 Testament 4416 1 testamenturn 40144 «tete-beche» I 42 '39 Teufel I 02 textkritisch 289 f. thalamus 3 0 I Thalelaios 40, 40144 �tu 67 Thebae I 547 thebanisch 203 9T]A.T] 202534 Themis 270'48 Tlwodorhos 40
0wö6xo<; 4 I l47 0EO't6KO<; 4I 147 Theodosius I. 49 1 77 theologisch 4 I , 206 theologisch, christlich- 29739 1 Theophanie I 6 5 354 �€6<; I 24 122' I 5 3'9J, I 5 3'96, I 5 3 '97 Theoxenie I26 1l 4, I 65354 �EQUJtdU I 53 '96 Theseus 76 Thespios 204548 thessalisch I 6, I 24 Thetis 32of. , 3 2 I 53' �tyyaVEtV 224 Thoas I 547 Thraker I 6 Thyestes I 4 3 f., I 4 4'48 �uy
Personen, WOrter, Sachen
3 I 2475, 3 I 3484, p 8 f., 320527, s . auch Kulttisch, Opfertisch, Schöpftisch, Speisetisch, Tafel Tischart I 84 Tisch + Bett 2oo5" ,Tisch und Bett'-Ritus 3 I I- 3 I 3 , 3 I 6-3 I 8 Tischgemeinschaft 3 I I471, 3 I 95", 3 I 95'4, 3 I 9525 Tischgenosse I 5 4'99, 3 I o Tischgenossenschaft 3 I o, 3 I 2 Tischprodigium 3 I 9, 3 I 9523 tischen, Auf- 280 Titan 2 5 9 Titanius 2 59 Tithenidien 3 I 3484 Tithonos 3 I I 47 l Toben 289 Tochter 39f., I92494, 203, 204548, 2 I 5607, 2 p , 2 59, 270, 3 I 348\ 3 1 4, 3 1 9, 3 I 9524 Tod 2 5 , 65 f., 7 r f.'60, 78 f., I 46'56, I 49 f., I78, I 92494, 2 I 5 , 2 J 2, 2 3 5 . 2 3 8-240, 243 f., 2 5 5 f., 27I '54, 274'7', 275 Tod", "zweiter 66 Todesblut 234 Todesgefahr 238, 24I Todesnähe 223, 2 3 8 f., 24 I Todesursache I 967, 24 todgeweiht I48 tödlich 238, 24I toga virilis 26 5 , 268 Töten 2 34, 2 3 7 f., 243-245 , 2 50, 2 5 5 , 275 Tötung 228, 2 3 7 f., 245, s. auch Opfertötung Tötungsopfer 243 tolerare 3 oo tollere (infantem) 2, 2 f.\ 3 , 8, I o f., I 03°, I 34', q43, I445, I7, I 861, 2 5-39, 2 5 9', 2698, 2799, 27f. ' oo, 291o l , 29 10', 29'o3, 30 104, 30'oS , 30 106, 3 2 "4, 3 5 "6, 37 1 33, 39'39, 43· 45-48, 4 5 '6\ 49'77, 5 4-56, 5 82 1 ' , 6 I-66, 64'4', 66'45, 68, 70-73, 7 I '57, 7 I f.'60, 73-7 5'6\ 7 5-78, 75'65' 7 5 '67, 76'7\ 77'78, 80-8 3, 8o'89, 82'94, 84303, 8 5-9 I , 873", 903 3 ' , I 02'9, I I I65, I 5 932\ I 66, I985", 209573, 2 I 9, 2 2 I , 2 8 6 , 327-329, 329577, s. auch attollere, extollere, sublatio tollere, penitus 29'03, 46 f., 46 '64, 6 I tofutim 8 5 Topos Io'9, 40, 50, 52 f., 5 3 '87, 5 3'9°, 6o, 78 '[(Jr 27 1 '1 2 , 273
4Il
Torquatus 292162 torrere 280 tot 66, I48 f., I 50, 244, 274'7', 275, 275'76, s. auch blitztot Totenbett I 2 I 105 Totenfeier 275'76, s. auch Familientotenfeier Totenfest 275, 277'87 Totenfestperiode 274 Totenheer 275'76 Totenheercharakter 276'76 Totenmahl I 2 3 "0 totgeboren 67 Totgeburt 78 totgesagt 202534 Totalität I Io, 2 I 3 trächtig 87, 2 p Tragen 6221 1 , s . auch Herumtragen, Mas kentragen Träger I 62337, s. auch Amtsträger, lnstru mententräger, Maskenträger, Pilumträ ger, Waffenträger Trägerperson q 8 Träne 2o7° Trankopfer I 84, I 8444', I 8 8 f. , I 96 Transfiguration I 69 Traube I 43'47 Trauer 309458 Traum I 77, 3 I 3484 'tQEXEtv 2 5 8 'tQEq>Etv 3 5 Trennen I095 1 , q 8, I 4o'3 ' , I 8 I , I 8 3 , I 90, 20 I , 207, 2 I I, 2 I 6, 2 I 8, s. auch Abtren nen, Durchtrennen Trennung I 47, I 62, I 62339, I 8 I , 2 I 8, 279, 308 f., 309458, s. auch Abtrennung, Durchtrennung Trennungscharakter I 46'56 Trennungsgrenze 9 5 ' Trennungslinie 22 5 Trennungsritus 5 '4 tres 9 5 , I 8o, 2 I 7 Treten 1 43'47, s . auch Heraustreten, Hervortreten Triade I 3 5 Triariermanipel I 67, I 69 Triarii (triarii) I 67, I 72, I 74 tribunus I 68 tribus 1 68 Tribus-Liste 26 5 " l ri n ken .14"\ 2 0 1 f., 2 1 0, 222, 264 " I ri n kn 2oo, 2 1 5
412
Triptelemus 9033' tripudiare 275'16 triticum I 6 I 3 3 3 Triumph 209m triumphalis 209m triumphator 209m triumphus 209m trivial I 92 Trösten 295m Troia I 64, I 64l49, 3 2 I Troianer 3 I 8 520, 3 I9 Troianus I 64349 Trommelstock 1 00'3 truncus 89, I 62336 Truppe I 68 f., I 6937', s. auch Mustertruppe Truppeneinheit I 68 f. Truppenname I68 Truppenoffizier I 70 Tubero I 3 3 Tuch 2486 Tür I 548, 3 3 m, I 5 3294, 272 f., s. auch Eingangstür, Haustür Türriegel I 2 3 tulam, tuli, tetuli 8 5 tumere I 5 9J24 tundere 992\ 1064', I 45'53, I 6 I 33J, s. auch contundere n)m:etv 2 5 8 Turnus I 64, I 64349, I 9 I , I 9 5 , I 9 5 499, 3 I 6 tusculanisch I 2 3 Tusculum 1 2 3 tutari 2 I 3596 tutela I98, 2 I 3 596 Tychon I 24 Tydeos I45'53 Tyndareos I 44 f., I 45'53 Tyndaridai(e) I 44, 327 Typ 7· 5 8 "4, 76, I 002l , I 08, I I 4, I 1 475, 1 1 68 ' , I 34 · I 39 · I97 · 200, 3 I9525, 3 I 9527, 320, s. auch Bedeutungstyp, Erzäh lungstyp, Haustyp, Prototyp, Urtyp, Typus Typenbezeichnung 3 I 7 Typengleichheit 5 5 typisch 228', 66'45, 72, 72'6\ 7 5 f., 78, 90JJ0, I04, 1 1 68', I 2 3 f., I 30, I 4 3 f.'47, I 4 5253, I 5 83 '8, 2 I 5 , 237 · 264, 268, 275'16, 27829°, 2823'5, 30I, 3 2 6 5 63, s.
auch idealtypisch typischerweise I 67 "Typologie 2 6 3
2.
Index typologisch I 37, I 5o, I 6 I , 266 Typus I 93498, 3 IO, 3 2 4 Tyrius 49'77
uber 5 0, 50'78, 5 3, 5 5 Übel 2 8 5 übelabwehrend 2 Io, s. auch apotropäisch Überbau I97 Überfallen I 02 Übergang 2 5 6 Überhöhen I 6 5 Überhöhung 2 I I Überleben 3 3, 3 8 f. Überlebenschance I 66 Überliefern 1 2 5 'Jo Überlieferung 100'3, I 7 3 , I 86, s. auch Familienüberlieferung Überlieferungsgeschichte 302421 überlieferungsgeschichtlich I 73 Übersetzen 43, I 2 5 '30, 29i9' Übersetzung 29739' Übersetzungsfehler 43 Übertragen 2 34 Übertragung 2 3 3 , s. auch Kraftübertragung, Lebenskraftübertragung Übertragungsmittel 2 3 5 Übertritt I 50 •
UAO"tOJ..lO<; I 42'38
ululare 30I ululatus 55, 6 I , 6 I 227 ÜUJtEQO<; I 002 l , I 08 5° Uq>U<Jf..l
Personen, WOrter, Sachen
Umwandlung 90JJ', 1 06, I I 9, 1 47, I 69, I 8 I , I 88, 20 I , 206 Umwelt 222, 293, 293367, 3 2 I 5J2, 322 Umwelteinflüsse 222 Umwerfen 2 5 2 Umwurf 249, 2 5 2 Umzug 2 5 1 Unannehmlichkeit 294 unappetitlich I 48 unbefleckte Empfängnis 40, I 93498 unberührt I 94498 Unbewußtes 293367 unctio I 756, 5 6 '98 undecim 299 undifferenziert 99, 99'\ 1 00 f.'l, I 6 3 f., I 6 8 , I72 Undifferenziertheit 9923 unecht I 8 6 unehelich 30'07, 39, 3 9 ' 39 unfruchtbar 77 Unfruchtbarkeit I 94498 ungeboren 295376 Ungefährlichkeit 2 3 I ungenealogisch I 9 3 ungerade I6, 273 f., 273270, 274'73, 277 unguere 5 4, 5 6 '98, 5 8 , 5 8 " l, 6 I , 62'3 ', 275'76
universal 2 I I Universalisierung 2 I I universalistisch 2 1 1 585 universus 2 I I 585 unkultiviert 268 Unkultur I 02 unmenschlich 2 I O Unmittelbarkeit I I 8 Unordnung 2 8 7 f. unorganisch 284 Unreinheit 22I, 223, 2 8 I , 2 8 I 3°7, 2 8 3 , 283318
Unreinheitsperiode 297 unsterblich I 49, 202 unten I 37, I 39, I44'47 untere(r/s) I 39, I 39 "9 Untergang 270 Untergrund 2 I 5 Untergruppe 266 Unterschiebung Io'9, 27 Unterstützung I 5 8J'8 Unterwelt 6 5 f., 66'45, I 44'47 Unterwehsdämon 48 Unterweltsgestalt 48 Unterweltsvorstellung 275 '76
4 1]
Unterwerfungshandlung 72262 unus I 563", I 9 8 P ' unverhüllt 274 unzivilisiert I o 3 Urahn I 9 I uranfänglich 2 I 2 urbs 286, 2 8 8 f., 2 8 8345, 3 I 4, 3 I 5498 Urform 99, I05 Urgedanke 2 37, s. auch Elementargedanke Urgeschichte 8 5 , s. auch vorgeschichtlich Urgroßvater I 9 5 Urin 9033', 240 Urkind 2 I 2, 2 I 5 Urkönig I 3 4 '9' Urkunde I 7 I , s. auch Dokument, Entlassungsurkunde Urmens ch 8o287, 2 I 4606 Urmuster 2 I 4, 244, 329577 Urmutter 2 I 5 Urpilum I 6 I Ursprung 3 2 5 urtümlich I 42, I 48, I 7 5 • 222, 276 Urtyp I 34 Urvater 2 I 5 Urwesen Io955, I 40 Urzeit I78, 2 I 4, Z I 4606, 2 8 3 Usance 1 26, s. auch Brauch, Gebräuche, Gewohnheit, Sitte, Usus ÜCHEQ
Usus I93498, s. auch Brauch, Gebräuche, Gewohnheit, Sitte, Usance uterus 49, 4 I 147, 42, 3oo4o5 , 3 0 I , 3034'3 uxor 34"\ 4 3 '57
vagire 5 1 f., 5 2'83, 5 5 '97, 5 6'98, 304-306, 3044'7, 306443
vagitus 410, 7" , 8, 49, 59, 305439 valere 2 I 9 Valerius Cornelianus, L . 204547 Valerius Severus, L. 204547 vandalisch I I 4 varius I 3 I '67 vas I 84439 Vasenbild 2 3 vastare 3 I 4 , 3 I 5498 Vater I f., 2 2 , 24, 9 f., I029, I I, 1 1 3', I 548, 2 384, 2799, 3I f., J2 "4, 34-39 · 34"\
3 5 "8, 39'39, 44'6J, 48, 56, 6o, 6z-64, 6J' l" , 64'4 ' , 67-69, 67'4" , 67'47, 67'4\ 70 ' " , 7 1 -7 H , 75 '"4, 7 5 '1'7, H 1 -H4, H4 '0\ H4 lül•, H 5 loH, 90" ' , 9 d ., 9 1 1 1 1, J 2 H '4'',
Index 1 3 7 · 1 42, 1 4 5 · ! 66, ! 8 3 , 1 94498, 202, 204, 2 1 3 f., 2 1 4606, 2 1 6- 2 1 9, 244, 286, 289, 3 1 9 f., 3 2 2 f., 322537, 3 2 3 540, 3 2 3 54Z, 3 2 3 54\ 324f., 329577, s. auch Adoptivva ter, Familienvater, Kirchenvater, Nähr vater, Schwiegervater, Stammvater, Ur vater, Vorvater, Vater Staat, Pseudo Vater, Quasi-Vater vaterähnliche Gestalt 66245 Vaterfreude 65 Vatergestalt 286 Vaterglück 2 1 6 Vaterland 3 1 6 vaterlos 324 Vatername 145253 Vaterrolle 6223\ 2 1 9 Vaterschaft 2 3 84, 34 1 2\ 3 8 , 48'7', 1 94498, 3 1 2375 Vater - Sein 70 Vater Staat 289 väterlich 2, 1 1 , 46'66, 66, 70, 9 1 , 1 64, s. auch altväterlich väterliche Gewalt 64 Vaticanus 8 Vegetation 2 5 5 Vegetationsgöttin 87 vegetativ 88, 90 vehiculum 1 2 3 "4 Velia 1 7 1 Velienses, populi 1 7 1 velle 3 5 1 24 venenum 1 5 73 ' 5 Veneris, nepos 3 1 6 Venerius 3 16, 3 1 8 Venerius nepotulus 3 1 6 , 3 1 8 Veneter 1 860 Venilia 1 64, 1 64349 venter 3 1 5 ventrem inspicere 1 029, 37 Venus 1 1 266, 1 82428, 3 10464, 3 1 1, 3 1 2414, 3 1 2475, 3 1 6 Venus Genitrix 1 76408, 207 Veranlasser 3 5 verbenae 1 548, 122 "0 Verbenenbündel 1 2 3 "0 Verdichtung 328 Vereinfachung 1 9 8 5 " Verengung 1 1 2 Verfertigen J o643 , 1 5 4, 1 6 1 , 1 6 3 , 1 6 5 354, 280 Verfertigung I 39, I 52 f., I 6o, I 6 5, 2 1 7, 2!lo, s. auch Pilumverfertigung, Rie lll("llvnf(·rtigung
Verfremdung 57 Vergegenwärtigen 1 2 3 Vergegenwärtigung 1 2 3 f., 143247, 1 46'56, 178, 2 1 1 , 23� 240, 245, 2 56, 280, 286 Vergewaltigung 1 46256 Vergleichsmaterial 2 5 6 Vergleichspunkt 327 Vergöttlichen 200, 2 1 8 Vergöttlichung 6'6, 1 39 f., 3 1 7, 320527 Verheiraten 39, 205 5 54 Verheiratung 19249•, 2 5 1 Verheiratungsplan 3 1 Verhöhnen 28 i 38, 290 Verjüngen 273268 Verjüngung 273268 Verklausulieren 23 7 Verklausulierung 329577 Verkleiden 1 84 Verkörpern 1 1 3 , 1 3 5 , 1 46256, 1 6 5 , 223, 26! Verkörperung 102, 1 09, 1 20, I 24, 1 34'9\ 1 4 I f., 1 44247, 1 4 5 ' 148 f., 1 9 8 , 204 f., 205 5 54, 2 1 0, 2 1 2 f. , 2 16, s. auch Neben verkörperung Verkünden 2 9 5 , 32of. Verkündung 329577 Verkürzen p , 1 2 5 , 1 68, 2 1 9, 240, 296, 302, s. auch Abbreviatur, Abkürzung, Kürzel, sprachverkürzend Verkürzung 6 3 , 1 9 1 Verlachen 29 I m Verletzung 2 3 I Vermehrung 243 vernaculus 1 3 4'92 vernula 261 Vernichtung 242 Veröffentlichen 32 3 544 verrere 1 04, 1 0436, 1 05 39, I 5 6, 1 563'\ 1 5 73 '6, s. auch converrere, deverrere, everrere Verschlüsseln 28 5 Verschlüsselung 244 verschmutzt 2487 Verselbständigung 2 39, 309 Versinnbildlichen 1 46, 148, I p, 1 59, I 6 5 , I 70, 1 7 8 , 244> 2 6 I Versinnbildlichung I I 265, I 70374, 1 79, 1 89, 208, 2 38 versöhnen, sich 1 92494 Versöhnung 192494 Versorgen 2 38\ 46, 68, 264, s. auch post natal versorgen
2.
Personen, Wo"rter, Sachen
Versorgung 7, 24, 3 8 , 47, 49, p f. , 67247, 217 f., s. auch Gesamtversorgung, Kin derversorgung, Neugeborenenversor gung, postnatale Versorgung, Geburts hilfe verstockt 1 1 9 Verstümmeln 1 6 1 f.336 Vertauschen 1 97 Vertauschung 1 995 18 vertikal 1 07, 1 3 3 , 1 40, 1 6 5 , 178 Vertikalität 2696 Verundeutlichung 1 46256 Verunreinigung 2 8 1 3°7 verwandt 1 6 1 , 237 Verwandtschaft 1 1 37\ 1 2 8 '46, 1 30, I 4224 ', 1 5 2, 1 6 1 , 1 67, 205550, s. auch Struktur verwandtschaft verwandtschaftlich 68249 Verwechseln 1 99, 1 99520, 3 1 4, s. auch Wortverwechslung Verwenden 1 6o f. , 240 Verwendung I 3 8, 1 47, 2 3 3 Verwendungszweck I 002l, 1 09, s. auch Gebrauchsfunktion Verwunden 1 3 8 , 2 3 1 Verwundung 2 3 1 , 2 3 7 f. Vespasianus 1 5 6 Vesta 67, 1 5 1 , 1 84, 278 Vestalia 278292 Vestalin 277, 27829°, 279, 279291, 279298 vestiri 209573 vestis 49 '77, 5 82 •o Veteranen 8 3, 86 Veturia 207, 20757° Vetusia 20757o via 1 5 6 via publica I 5 5 , I 5 6 3" vzcapervica 1 1 4 vidua 1 94498 vier 1 5 63", 1 82, 22 1 , 298 Viereck 1 54299 Vierform 1 3 5 vierzeilig 322 vierzig 283, 2 8 3 3 '8 vierzigster 222-224, 307 villa 1 5 6, 1 5 73 '6 vinaria, mensa I 84 vinarium, vas 1 844 39 vinum 1 8243o vipera I 5 9324 virga I 064l, I48 Virgo (virgo) 4I '47, 4 3 ' � 1, 7J, _p o f. ,
3 2 1 53\ 322m, 3 26563, 327, s. auch Aqua Virgo viridis I 5 7 virtuos 5 7 virtus 1 2 5 , 296, 3 1 5497, 3 2 3 540, 3 2 5 552 virus 1 59324 vita 1 1789 vitae, ianua 305433 Vita-Tradition 307 vitalis 1 44 3, I 444, 1 445, 1 0229, 1 1058, I I I65, s. auch aura vitalis Vitalisieren 287 Vitalität 2 3 3 , 309458, s. auch Lebensfähig keit Vitalitätsprüfung 4 f. , 7, 9, 14, 1 8 f., p '8l, 1 79 f., s. auch Lebensfähigkeitsuntersu chung Vitumnus 1 1 7, 1 1 789, I I 9 vivere 1 1 789, 2 1 3 596 Vogel 1 27'39, 129- I 3 3 , 1 3 3 '9', I 38 , I 42240, 1 78, s. auch Fichtenvogel, "Spitzvogel" vogelgestaltig 13 3 Vogelname 1 3 1 Volk 8 5 , 1 1 265, 1 7 1 , 2 14, 223 Volksetymologie I43247 volksetymologisch 1 1 68Z, 1 3 2 Volksglaube 9 5 , 9 6 ' , 1 02, 1 3 8 Volkskunde 84 volkssprachlich 3 I 6 volkstümlich 290)5), 2 9 1 3 54, 3 1 5 f. Völkerschaft 1 7 1 Vollenden 274272 Vollendung 1 0435 Vollmond 264, 273 Vollmondtag 273 Volumnus 1 34 '92 voluntas 3 5 1 24, 3 8 voluptas 305, 307, 307446 voluptarius I 5 i ' 5 Voraussage 320, s. auch Schicksalsvoraus sage Voraussagen 5 1 '83, 272, 3 1 1 , s. auch Vor hersagen, Wahrsagen Vorbild 9020, 1 26, 200, 205 5 54, 207, 2 1 4, 239· 2823'3, 2 8 3 , 29236', 304-306, J IO f., 322537, 3 2 5 5 5 ' , 3 27 vorgeburtlich 272, 296, 3 2 5 vorgeschichtlich 9 I , s. auch Urgeschichte Vorhandlung I o8, I 47 Vorhersagen 7, s. auch Voraussagen, Wahr.�agen vorlitna ri.�ch I <J f''IH
Index vornehm 20S, s. auch adelig, aristokratisch Voropfer 23S, 2S7 Vorrang 3 2 1 Vorritus 27S Vortänzer 267 Vorvater r S4 vorvarronisch I 9 5 502 Vorzeichen 2', 7, 1 3 40, 5 4 1 9\ 76, 2 9 1 , 306 Vor-vorzeichen 307, 307445 votum r S 54 5o VOX 5 419\ I S 3435, 305433 vox, prima 5 4 f., 5419\ 59 Vulgärlatein 1 7 1 vulnus 50178 vultus 2698, 304-307, 306443 Wachen 1 46, 1 5 3294 Wachsen (lassen) S S , S SJ25, 90, 2 1 4, s. auch -Höhe-Wachsen, In-die Wachstum S9, 9 1 Wächter 1 26, r p, r 5 43°2 Wächterfunktion 126 Wächterturn 1 26 Wälzen r 62336 Waffe 99, 991\ 9917, 9918, 99- 10 1 2\ ro64l, roS5°, 1 1 2 f.66, 1 26, 1 3 1 , 1 34, 1 37, r 6o f., 1 6 3 , r 66- r 69, 1 72, 265, s. auch Angriffswaffe, Gerätwaffe, Holzwaffe, Keulenwaffe, Speerwaffe, Spezialwaf fe, Stoßwaffe, Wurfwaffe, Bewaffnen, Bewaffnung Waffengerät r 24, r 3 3 f., r 3 3 191, r 6S Waffengewalt 72262 Waffentanz 267 Waffenträger 1 67, 1 69 Wagenbenutzung 2 7 3 269 Wahrsagefähigkeit r 30 Wahrsagekunst 272 Wahrsagen 270248, 2S9, s. auch Voraussa gen, Vorhersagen Wahrzeichen 102, 1 5 4 Wald r o6, r 30, r p, r S r , s . auch Bergwald, Fichtenwaldung waldwirtschaftlich 9S, r o r , 1 04, 1 09, 2So Wand 1 5 4 Wandlosigkeit r 5 4 Wanne 1 968, 49176 warm 57 Wärme 57 zo6 Waschen 2 1 78, 5 5 '98, 147 f., 1 47'60, s. auch Baden, Rt· i n igen, Säubern
Wäsche 147'60 Wasser 3 3 , 5 7, 5 7'07, S4, 90JJ0, 1 4 1 , 240, s. auch Flußwasser, Quellwasser, Weih wasser Webstuhl r 3 3 Webversuch 22 Wechsel 1 97, s. auch Jahreswechsel Wecken 22S, 243 Weg 140, 1 5 4'96, 243, s. auch Lebensweg, Prozessionsweg Wegfegen 104 f., 149, I 5 2 Weggang 1 42240 Weglaufen 26S Wegnehmen 7 1 '60 Wegräumen roS, 2 2 1 Wegweisen r 54'96 Wehrbürger r 66358 Weiberheld 3 r 6 weiblich ro'9, r S, 4 1-43, 50, 5 3, 5 3 189, 5 3 190, 5 5 > 5 9" 8, 63'36, 7 1 , 7S, !0227, 1 1 5 77, 1 3 5 , I S S, 1 9 r f., 19249\ 197, 2 1 S, 24 5 f., 2 50-2 p, 2 5 5 f., 264, J I J, 3 I 3 48\ 3 1 S, 320-323 Weiblichkeit 2 1 3, 322 Weidezweck r 563" Weihen 1 9 5 , 209573, 223, 243, 260, s. auch neueingeweiht, todgeweiht Weihinschrift 1 94498, 204 Weihnachten 2S 3 Weihung 204 Weihwasser 102 Wein r S S f., 222, 240 Weinen 1 3 Weingenuß 2 1 1 , 3 1 d. Weinrebe r 5 r Weinspende 2 I r weiß 1 2 1 , 1 37, 232 Weiterzeugen 2 I 3 Weitspreizen 24 3 weitverbreitet r r 4 Weltall 3 2S57J, 3 29577 weltweit 1 1 4, 1 37 Wendepunkt 22 3, 2S r Werfen 1 07, s. auch Umwerfen Werwolf 2 3 1 f., 2 5 7 Wettjagen 2 5 0 Wettstreit 32 r Wickelband 20-22, 2281, 24 Wickelkind r 6 f., 1 75\ 20, 2 385, r S 5 , 1 94498 Wickeln 20, 67'48, 240, s. auch Einwik keln
2.
Personen, WOrter, Sachen
Widersprechen 147'56, 249 Widerspruch r S, 97, 1 20, ! 22 1 10, 26 1 , 2 S 6 f., 2S9, 3 1 4 widersprüchlich 1 26'35, 2S6, 309458 Wiederaufbau I 5 5 Wiedererrichtung 242 wiedergeboren 244 Wiedergeburt 23 5-237, 275'76 Wiederherstellen 242, 2 5 5 Wiederherstellung 243, 3 0 1 , s. auch Restitution wiederholen, sich 1 93498 Wiederholung 2 r78, 7 5 264, S2, r q, 1 1 477, 1 79 f., 1 99519, 241, 293363, 3 2656\ 32S57J Wiederkehr 275 276, 326563 Wiederkehren 2 1 46o6 , 275 276, 327 Wiederkommen 275276 Wiege 3, 926, r6, 19, 1 968, 23, 2486, 4S, S r , 1 79, r S d., r S 5 , r S S , 197, 20 1 , 20S, 2 1 S f., 249, 29 5 , 3 14, 320, 3 2 5 Wiegenlied 2 9 3 , 3 1 4 wild r o 2 , ! 27139, 2 S S Wildheit 103 Wildnis 109, 2 1 7 '39, 26S Willen 22, 35, 3 5 "\ 76, s. auch Lenkungswille Wille, göttlicher 7 1 260 Willensbekundung 62, 2 1 9 Willensentscheidung 3 5 Wimmern 305 Wind 1 42240, s. auch Gegenwind Windel 17, 1754, 20-22, 2on, 2281, 2282, 2486, 5 s, 67, 222, 249> 30S windelartig 2 r78 Winkel 24, r 39 Wipfel qo wirklich 236 Wirklichkeit 43, 6o, 2 r S, 2 3 1 , 3 24548, s. auch Lebenswirklichkeit, Realität Wirken 103, 1 26, r So, 240, 3 1 6, 3 20529, 329577 Wirkung 992\ r r o, 1 2 5 130, 2 3 S, s. auch Kontrastwirkung, Lustrationswirkung, Realitätswirkung Wirkungsart I So Wirkungskraft I 09 Wirkungspotenz 109 Witwe 3 2 3 Woche 1 26, 1 90, 22 d., 299 f., s. auch Ge burtswoche Wochenbett 1 9 1 , 1 94498, 20 1 , 207, 282, 2843", 30 1 f. , 3024 '8, 306, 308
Wochenbettreinigung 2S 3 Wochenfluß r S3 , 2 2 1 Wöchnerin 3 3 , 3 3 "7, 9 r JJJ, ro2 f., ro228, I J S, 1 S2, r S 5 , 190f., 20 ! 528, 20S, 2 ! 01 22 ! , 2S2, 2S231l, 2 S 3 3 I 5, 2S43", 297, 3 0 1 f., 302418, 302419 Wolf 2 3 1 , 263, 266, s. auch Werwolf Wolfsaspekt 261 Wolfsabwehrer 2 3 1 wolfsähnlich 262 Wolfshöhle 261 Wolfsopfer 2S7 Wölfin r 86, 1985", 236, 2 5 5 , 263 f., 269, 275276, 2 S I wölfisch 262 Wolle 22S, 2 30-2 32, 2 3 5 , 240-242, 2 5 o f. Wort 2 r , 3 5 "6, 3 S , 5 5 , 5 8 , 6o, 62227, S r , S 5 , 92, I 002\ ro643, ro8, I I 5 77, r r 682, ! 2 ! , 1 2 5 130, 1 3 5 > 1 3 5 198, 1 40, 1 5 4301, 162 f., r 62Jl9, 1 6 5 , r 66358, 1 67, I 69- 1 7 I , 1 6937, 1 7 5 · 1 99 5 19, 1 99520, 2 1 9, 247 f., 2 5 3, 26o, 264, s. auch Befehlswort, Ge betswort, Lallwort, schlagwortartig, Spezialwort, Zauberwort Wortanfang 1 99 Wortbedeutung 1 39"9, 2 1 2 Wortbegriff r oo23 Wortbildung 1 70 Wortfolge 208572 Wortform I 1 266 Wortgebrauch 2 1 2, 2 1 7 Wortgebrauchsnest 7 5264 Wortgruppe 1 6 3 Wortlaut r 1 265, 2 1 r 585 wortlos r 94498 Wortprägung r 1 265 wortreich 1 94498 Wortspiel 5 2 Wortstamm 1 27, r 62, 1 69, 1 7 5 Wortverwechselung r 6 r JJJ Wortwahl I 002l, 301 Wunde 2 3 I f., s. auch Verwunden, Verwundung Wunder S9, 163, 2 1 3 , 2 1 9, 223, 246, 30S wunderbar I Io55 Wundergegenstand 1 09 Wundergewächs I 5 7 Wunderkind 304, 30S Wu ndermann 307444 Wunderpflanze 1 548 wundersam J06 Wunder�c h i ff J lO
Index Wunderwesen I 40 Wunderzeichen 90332 Wurfgeschoß I07-I09, I 3 S Wurflanze I 6 S Wurfspeer 99'5 Wurfwaffe 99, I05, I Io Wurzel S9, 9921, I03, I oS49, Iz6'35, I 3 I , I 3 5 , I 4o, I 6 3 340, z r z 590, 239, s. auch Baumwurzel, Schallwurzel �6/"ov IoS50 Zärtlichkeitskontakt 7 I Zäsur 2 2 I f., 224, 2 30 Zahl 267, 267230, 299 f., 302, s. auch Drei zahl, Kardinalzahl, Ordinalzahl, Mo natszahl, Tageszahl, Zweizahl Zahlensymbolik 29S Zahlenverhältnisse 29S Zählen 299 zaubern, Herbei- I SS Zauberpapyri 236 Zauberspruch I 2 3 Zauberwort I 0955, s. auch Analogiezau ber, Entbindungszauber Zaun I 5 3 zehn I S 5 , 294 f., 297-300, 29Sm, 299403, 302
Zehnmonatsgrenze 299 zehnter 29S m Zeichen I I S93, zoo, 232, zSS, 292361,
293 f., 293367, 29437', 303, 307, 3 I S , 3 22, 3 2 9 , 329577, s. auch Abbreviatur
zeichen, Anzeichen, Erkennungszei chen, Vorzeichen, Vor-vorzeichen, Wahrzeichen, Wunderzeichen zeichenhaft z S S Zeilenanfang 320, 32S573 Zeilenduo 320 Zeilenpaar 3 20 Zeit 99, I 76, I S4, I 9 5 , I 975 '0, I9S, zoo, 2 I 4, z i 6, 222, 227, 264, 27427', s. auch Anfangszeit, Festzeit, Frühzeit, früh zeltlg, Geburtszeit, gleichzeitig, Gleichzeitigkeit, goldene Zeit, golde nes Zeitalter, Gründerzeit, Kaiserzeit, Lebenszeit, Mittagszeit, Spätzeitlich keit, Urzeit, Zwischenzeit Zeitangabe 299 Zeitenwende 329577 Zeitinhalt 294
zeitlich 1 48, 1 82, 2 1 4, 2 1 8, 294, 306, 3 2 1 , s. auch kaiserzeitlich
2.
Zeitlichkeit 2 I 4, s. auch Spätzeitlichkeit zeitlos 3 2 I Zeitpunkt 7 , 296380, 300, 328, 329577 Zeitraum 300 Zeitspanne 222 Zelt I 54, I 54299 zentral I o6, 1 36, I 46256, I 6o, 2 I S, 2 50, 26 I , 2 8 5
zentrifugal I04, I SO zentripetal 104, I So Zeremonie 32I I\ !' I , 98, Io8 , 244 f., s. auch Anerkennungszeremonie, Auf nahmezeremonie, Befruchtungszere monie, Blutzeremonie, Ehezeremonie, Fruchtbarkeitszeremonie, Geburtszere monie, Initiationszeremonie, Opfer zeremonie, Reinigungszeremonie, Teil zeremome Zeremonialität 92 zeremoniell 46 166, 6 I , 68, I 90, 260 ceremonielle, sequence I0227 Zergliedern 6 '6, 223 Zermalmen I 3 4 Zersehrnetterer I 0 8 , I o S 5 1 , 1 44, I 4 5253 Zerschmettergerät I 4 5 Zerschmettern Io8, IoS49, 1 4 5 , I72 Zerschneiden 245 Zerstampfen I 62337 zerstörerisch I 5 4 Zerstückelung 2 4 3 Zeuge I 029 Zeugen 270, s. auch Erzeugen, Weiterzeugen Zeuger z r z59°, s. auch Erzeuger /;;Euyo� I 4425 1 Zil�O� I 4 3 247 zeugmatisch I O I 24 Zeugung 42, 2 I 4 zeugungskraft 72260 Zeus IoS5°, I 26 '33, I 44 f., I94498, zoz f., 243, 2 8 3 3 '8, 306438 , 320527 , 324548
Z€6� I 4425 1, 326 Zeusaltar 24 3 Zeus Lykaios 243 ZEu� MuAI>u� Io9 5 ' Zeus Sosipolis 243 Ziege 230, 244 f., 2 50, z6I-264, 269, 275276, zS6 f.
Ziegenaspekt 26 I Ziegenbock 26 I Ziegenfell 248-2 50, z66 Ziegenfellkleid 24S
Personen, WOrter, Sachen
Ziegenfellstreifen 248 Ziegenjagd 2 5 0 Zimmer zoi 528, s. auch Kinderzimmer Zimmer der Geburt 3 16, s. auch GeburtsZimmer Zimmermann I 3 3, I 34 '9\ I 5 5 Zitat I 340, I I z65, 305 Zivilisation Ioz Zoroaster 304427, 30644' Zürgelbaum I 86 Zufall 92, 992\ I I 789, I S4, I 9 3498, I 96,
I 9 S , 203, 207, 2 I 2, 2 I 7, 22 I , 2 7 I , 277, 3 I I, 329577 Zufallsprodukt I 221 '0 zufällig r z z i io, I 42, I 5 6312, I7J, I S9, I 99, zoS, 2 I 5 , 2652 16, 2 S 5 , 293 f., 304, 304427, 3 I 8, 329577 zufälligerweise I So Zufälligkeit I 3 3 , I 97 Zukunft 7, I 340, 54 193, zo i , zoS f., 2 I 6, 2 I 9> 272, 272261 ' 294, 302421 ' 303424, 3 IO, 3 I 2, 3 I 4 f., 3 2 1 f., 322535, 3 2 5 , 329577 Zukunftsbild 2 I 6 Zukunftsdeutelei 6o Zukunftsperspektive zoS zukünftig I I z66, zo i , 209573, 2 I 6, 2 I 9, 295 f., 304427, 3 I4, 3 1 448\ 320, 329577 Zulachen 2 9 I , 29I355, 304427 zwanzrg 297 zwei 9S, I Oo23, I0024, 1 I z65, I 34 f., I 37, I 392I9, 1 4 1 , I 4z24o, 1 43247, 1 4 5 , I48, I 5 3296, I 563 I I, 1 74- 1 7S, I 8z, I S 5 , I 8 8, I 90487, I 94498, 1 97, I 975 '0, I 99, 20I f., 2 1 8, 2 2 I , 224 f., 228, 237, 256, 2 5 8 , z 6 8 f., 272, 276, 286, 295 , 29638', 3 2o5 J o, 32 5 ' 32S Zweierbeziehung 320 Zweierbindung 1 r z65, 205 zweifach I 90 Zweiform I 3 5
Zweiförmigkeit 320 Zweigruppenbildung 267 Zweigruppenform 269 Zweiheit 6 I 227, I I O, I I z65, I l 4, r z61J2, I 3 3, I 3 5 , I 4 3 247, 202, 2 I 6, 269, 320
Zweihundertachtzig 297 f. Zweikämpfer roo'3 Zweiköpfigkeit 1 40, 1 4o'3 ' zweimal 232, 3 2 I zweimalig 293 Zweisamkeit I I I65, I 94498, zoz, 324 zweiseitig I 9 I , 20I , 293 Zweiseitigkeit 2 8 5 zweite(r/s) I I z65, I I 577, I 37, I 44247,
2 I 3 594, 224 f., zzS, 2 4 I , 2 5 6, 273270, 274, 3 2 I , 3 2 I 5J', 329577 zweite Geburt 26, 30, 30'07, 4 5 , 47, 54, 6z227, 66, 90, 274, 279 f. "zweiter Tod" 66 Zweiteilung 1 42240, I 8 I , zzS Zweizahl 293368 Zwilling l l o f., I l 4, I zS , r z S '46, I 34, I 37, I 42236, I 44250, 1 4S f., 1 77, I 9 S 5 I I , 2 4 I , 246, s. auch Gründerzwilling zwillingshaft r z8, r zS '46, I 4 3 247, 1 44, zoS zwillingsähnlich I I O Zwillingsbruder 1 975 '0 Zwillingscharakter I 39222 Zwillingsgott I 40, I 76, 1 90 Zwillingskult I I06 ' Zwillingsname I I 4, I 70 Zwillingspaar 66, I 40, I 42240, I 76- 1 78 , 327 Zwillingsschiff 14224° Zwillingssein r zS '46, 1 39222 Zwischenhandlung 22S Zwischenzeit 306 zwölf I p 286, 266, 266221 , 267230 Zwölftafelgesetz S 5 Zypern 9 I 333
46 : Die Soldaten und die römische Politik in der
Z ETE MATA Monographien zur klassischen Altertumswissenschaft
Untersuchungen zur Odyssee von R. Merkel bach. 2., durchges. u. erw. Auf!. I969
2 7 : Origenes der Neuplatoniker v . K.-0. We ber. I 962
G. Müller. 2., durchges. Auf!. I968
V. Buchheit. I962
z:
3 : Studien zu den platonischen Nomoi von
4: Oktavian und das Testament Cäsars von W. Schmitthenner. 2., durchges. Auf!. I97 3
7 : Beobachtungen zur epischen Technik des Apollonios Rhodias von P. Händel. I 9 5 4 8 : A ristotelesstudien. Philologische Untersu chungen zur Entwicklung der aristotelischen Ethik von R. Stark. 2., erw. Auf!. I972
9: Die Quellen des griechischen Alexanderro mans von R. Merkelbach. 2. Auf!. I 977
1 0 : Die Urkunden im Geschichtswerk des Thukydides von C. Meyer. 2., durchges. Auf!. I 979
1 2 : Von Homer zur Lyrik. Wandlungen des griechischen Weltbildes im Spiegel der Spra che von M. Treu. 2., durchges. Auf!. I 968
I 3 : Das Volkstribunat der klassischen Republik von Jochen Bleicken. 2., durchges. Auf!. I968 I 4: Gottmenschentum und griechische Städte
von Chr. Habicht. 2., durchges. Auf!. I970
I 7: Abhiingige Orte im griechischen Altertum
28:
Studien zum Corpus Priapeorum
von
30: Kosmos. Quellenkritische Untersuchun
gen zu den Vorsokratikern von J. Kerschen steiner. I 962
3 I : Demosthenes U. Schindel. I 96 3
im
18. fahrhundert
von
3 2 : Mageiros. Die Rolle des Kochs in der grie
chisch-römischen Komödie von H. Dohm.
I 964 33 :
Platons Selbstkritik im Sophistes
W. Kamlah. 1 96 3
von
3 4 : Über die Elemente in der Kosmologie des
Aristoteles.
Untersuchungen zu "De genera tione et corruptione" und "De caelo" von G . A. Seeck. I964
3 5 : Die Zeittheorie des A ristoteles von P. F. Co
nen. I964
3 6: Ananke. Untersuchungen zur Geschichte des Wortgebrauchs von H. Schreckenberg. I 964
3 7 : Griechische Grammatik in der Vergilerklä rung von M. Mühmelt. I965
von F . Gschnitzer. I 9 5 8
3 8 : "Lizenzen " am Versanfong bei Plautus von H. Drexler. I965
I 9 : Die Lehre von der Lust i n de n Ethiken des Aristoteles von G. Lieberg. I 9 5 8
V. Grassmann. I 966
I 8 : . Untersuchungen zur griechischen und römi schen Konsolationsliteraturvon R. Kassel. I 9 5 8
20: Porphyrios ' " Symmikta Zetemata " von H. Dörrie. 1 9 5 9
3 9 : Die erotischen Epoden des Horaz von
40 : Thukydides. Die Stellung des Menschen im geschichtlichen Prozeß von H.-P. Stahl.
I966
2 I : Naucellius und sein Kreis. Studien z u den Epigrammata Bobiensia von W. Speyer. I 9 5 9
4 I : Eine vorplatonische Deutung des sokrati schen Epos. Der Dialog Aspasia des Sokrati
schen und sokratischen Philosophierens
42 : Die allegorische Dichtkunst des Prudentius von R. Herzog. I966
2 2 : Sprachliche Deutung als Triebkraft platoni C. J. Classen. I 9 5 9
von
2 3 : Der epirrhematische Agon bei Aristophanes von Th. Gelzer. I 960
24 : Beiträge zur Überlieferung der Iliasscholien von H. Erbse. I 96o 2 5 : Beiträge zur Interpretation von Platons No moi von H. Görgemanns. I 960 26 :
Der
Thukydideische
J. Th. Kakridis. I96I
Epitaphios
von
kers Aischines von B. Ehlers. I 966
Beobachtungen zur Darstellungsart in Ovids Metamorphosen. von E.J. Bernbeck.
43 :
I 967
44: Formproblemuntersuchungen zu den Re den in derfrühgriechischen Lyrik von R. Füh
rer. I 967
4 5 : Paratragodia. Untersuchung einer komi schen Form des Aristophanes von P. Rau. I 967
Zeit von Caesars Tod bis zur Begründung des Zweiten Triumvirats von H. Botermann. I968 47 : Probleme der platonischen Seelenteilungs lehre von A. Graeser. I 969 48 : Grundzüge griechisch-römischer Brieftopik von K. Thraede. I 970
49 : Die Bedeutung des Wortes ethos in der Poe tik des Aristoteles von E. Schütrumpf. I 970
5 0 : Studien zur Kosmologie und Theologie der
A ristotelischen Schrift " Uber die Philosophie" von B. Effe. I 970
5 I : Die Beurteilung des Perikles durch die atti
sche Komödie und ihre historische und historio graphische Bedeutung von J. Schwarze. I97 I 5.� : Untersuchungen zur handschriftlichen Uberlieferung der Argonautica des C. valerius Flaccus von W. W. Ehlers. I 970 5 3 : Homerisches in römischer Epik jlavischer Zeit von H. Juhnke. I972 5 4 : Der Eselsroman von H. van Thiel. I. Un tersuchungen. I 97 1 . li. Synoptische Textaus gabe. I 972
5 5 : Nomos und Psephisma. Untersuchungen z. griechischen Staatsrecht von F. Quass. I 97 I 5 6 : Formale Konventionen der Homerischen Epik von T. Krischer. I 97 I 5 7 : Die Theologie Epikurs von D. Lemke. I 973 58 : P. Ovidius Naso. Der Brief der Sappho an Phaon von H. Dörrie. I 97 5 5 9 : Plurima Mortis Imago. Vergleichende In
terpretationen zur Bildersprache Vergils von H. Raabe. I 97 5
6o : Textstudien z u Lukrez von W . Richter. I974
6 I : Ethologische Überlegungen aufdem Gebiet der Altertumskunde von D. Fehling. I974
62: Die Erklärungen zum Weltbild Homers und zur Kultur der Heroenzeit in den b T-Scholien zur Ilias von M. Schmidt. I 976 6 3 : Parmenides zum Verhältnis von Sprache und Wirklichkeitvon J. Jantzen. I 976
64 : Phokion. Studien zur Erfassung seiner hi storischen Gestalt von H.-J. Gehrke. I 976
6 5 : Die Form der Widerlegung beim frühen Aristoteles von K. Schickert. I 977
Kampfparänese, Kampfdarstellung und Kampfwirklichkeit in der !Iias, bei Kallinos und Tyrtaios von J. Latacz. I 976
66:
67 : Zur Komposition der Argonautica des vale rius Flaccus von J. Adamietz. I 976
�.8 : fohann Heinrich Voß. Seine Horner Uhersetzung als sprachschöpferische Leistung von G . H äntzschel. I977
69 : Dichtung und Lehre. Untersuchungen zur Typologie des antiken Lehrgedichts von B. Ef fe. I977 70 : Senecas Naturales Quaestiones. Griechi
sche Wissenschaft und römische Form von F. P. Waiblinger. I 977
7 I : Der Hexameter in Rom. Verstheorie und Statistik von K. Thraede. I978
7 2: Gründungsmythen und Sagenchronologie
von F. Prinz. I 979
7 3 : Die rhetorische Zahl. Quellenkritische Un tersuchungen anhand der Zahlen 70 und 700 von A. Dreizehnter. I 978 7 4: Der Phormio des Terenz und der Epidikazo
menos des Apollodar von Karystos
fevre. I978
7 5 : Das Denkmal als Garant des Nachruhms
von H. Häusle. I 98o
76: Zenans Paradoxien der Bewegung und die
Struktur von Raum und Zeit
I98I
von R. Ferber.
7 7 : Antike Theorien über Entwicklung und Verfall der Redekunst von K. Heldmann. I982
78 :
Entscheidungsfreiheit bei Platon
W. M. Zeitler. I 9 8 3
von
79 : Die Historien des Poseidonios von J. Ma litz. I98 3
So: Historische und epische Tradition bei Silius Italicus von E. Burck. I984 8 I. Dramatische Strukturen der griechischen Tragödie: Untersuchungen zu Aischylos von
G . A. Seeck. I984
82. Alexander der Große und Arabien von
P. Högemann. I 9 8 5
8 3 . Zum Wortfeld , Seele-Geist' in der Sprache Ho mers von Th.Jahn. I987 84. Künstlichkeil von Kunst von E.-R. Schwin
ge. I 986
85. Claudius Claudianus von W. Taegert. I 9 8 8
86. Affekte und Strukturen: Pathos als ein
Form- und Wirkprinzip von Vergils Aeneis von
R. Riecks. 1989
Die Hefte 1,5 ,6 , 1 1 , 1 5 , 1 6 ,2 9 sind vergriffen
V E R LA G C . H . B E C K M Ü N C H E N
von E. Le
V E R LAG C. H . B F C K M O N CI I F N