Planet ohne Hoffnung Zukunftsroman
von W. Brown
Schweigend sahen alle Männer auf den Bildschirm. Auf ihm glitzerte in...
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Planet ohne Hoffnung Zukunftsroman
von W. Brown
Schweigend sahen alle Männer auf den Bildschirm. Auf ihm glitzerte in dem gespenstisch wirkenden Sonnenlicht ein unübersehbares Meer gigantischer Kugeln. Und doch waren es nicht alle, sondern nur ein kleiner Teil der gewaltigsten Raumflotte, die je in der Geschichte der Menschheit gebaut wurde. Zweitausend Kugelraumschiffe warteten auf den Startbefehl Marschall Worobjews. Sie standen in den Polargebieten Terras, da der Planet nur noch dort bewohnt war. Terra, der dritte Planet des Sonnensystems, sah einem unabwendbaren Schicksal entgegen. Nur Monate, Wochen oder gar Tage konnte es dauern, bis die errechneten Nova-Ausbrüche der Sonne einsetzen würden. Ungeheure Energiemengen in den Raum schleudernd, würden sie mit Sicherheit das gesamte Planetensystem vernichten. In letzter Minute hatte sich der ,Weise Rat' entschlossen, das eigene Sonnensystem zu verlassen und Neuland für die zwanzig Millionen starke Bevölkerung zu suchen. Zu diesem Zweck hatte man den modernen Raumkreuzer Trans-Pluto in das Nachbarsystem Proxima Centauri geschickt. Nach etwas mehr als zwei Jahren war die Expedition unter der Leitung Kapitäns O'Brien zurückgekehrt. Der Jubel der ängstlich wartenden Bevölkerung war unbeschreiblich, als ein Bericht der Raumfahrer veröffentlicht wurde. Die Expedition hatte festgestellt, daß das Nachbarsystem offensichtlich unbewohnt war. Sie hatte auch einen Planeten gefunden, der den Terranern zur zweiten Heimat werden konnte. Die Vegetation und das Klima waren dort geradezu ideal. In dem Bericht hieß es weiter, daß dieser Planet wohl einmal von äußerst hochentwickelten Wesen bewohnt gewesen wäre, da eine Stadt aus
Kuppelbauten und mehrere Stationen vorhanden wären. Es sei zwar alles tot und ausgestorben, aber die Stationen seien teilweise noch in Betrieb. Langsam löste sich der Marschall aus der Gruppe von Offizieren, Wissenschaftlern und hohen Regierungsbeamten, die sich in der Kommandozentrale des Flaggschiffes versammelt hatten. Gesenkten Hauptes, einen wehmütigen Zug um die Lippen, ergriff er ein Radiophon. „Befehl an alle Kommandanten! — In drei Minuten erfolgt der Start. Robotsteuerung einschalten. Ende!" Die Blicke der Männer wechselten nun zwischen dem Bildschirm und dem Sekundenzeiger der Borduhr. Die einzigen Geräusche wurden durch den Kapitän verursacht, der die Robotsteuerung einschaltete. Zur gleichen Zeiten führten 1999 Kapitäne den gleichen Handgriff aus. Hochentwickelte Elektronengehirne würden nun selbststätig den Start durchführen. Unterstützt von den unentbehrlichen Robotern, deren Gehirne tausendmal schneller und genauer arbeiteten als die besten Raumoffiziere. Zum dritten Male erreichte der Sekundenzeiger die oberste Ziffer. Ein feiner Summton klang auf. Er kam aus der Richtung des Kommandostandes. Lichtbänder, Zahlen und Skalen wurden lebendig. Das Bild auf dem Schirm veränderte sich. Die unübersehbare Zahl der Kugelraumschiffe begann sich zu regen, hob sich langsam vom Boden ab, verschwand Sekunden später in dichten Wolkenbänken und eilte nach wenigen Minuten mit Lichtgeschwindigkeit durch das Planetensystem. Zurück blieb Terra, der einst so blühende Planet, der jetzt jedoch dem sicheren Untergang geweiht war. Sie näherten sich dem System Proxima Centauri. Mehr als zwölf Monate Flugzeit lagen hinter ihnen. Der gewaltigen Flotte voran eilte das Flaggschiff. An Bord befand sich auch das Supergehirn. In wenigen Stunden würden sie das System erreichen. Marschall Worobjew wartete ungeduldig auf einen Funkspruch des Raumkreuzers Trans-Pluto. O'Brien war einige Tage früher gestartet als die Raumflotte. Er wollte erkunden, ob die selbsttätig arbeitenden Abwehrstationen immer noch in Betrieb waren. Mit verschränkten Armen stand er vor dem Bildschirm, der einen Durchmesser von fünf Metern hatte. Sein markantes Gesicht schien wie aus Stein gemeißelt. Die leuchtend grauen Augen glitten über die Landschaft, die auf dem Bildschirm zu sehen war. „Es ist genauso wie damals“, bemerkte er nach langem Schweigen. „Jedesmal, wenn wir in das System einfliegen, werden wir angegriffen. Entfernen wir uns, geschieht nichts."
Hauptmann Ralf Borgert, der Erste Offizier des Raumkreuzers Trans-Pluto, trat neben den Freund und schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter. „Mach dir darüber keine Gedanken, Bruce. Wenn wir erst einmal gelandet sind, werden wir die Rätsel, die diesen sonderbaren Planeten umgeben, bestimmt bald lösen." O'Brien drehte sich um und sah mit einem seltsamen Blick auf den Freund. Sie waren beide gleich alt, hatten die gleiche Ausbildung auf der Raumakademie hinter sich. Sie verfügten über die gleichen beneidenswerten Fähigkeiten und glichen sich auch in ihrem Aussehen. Daß Borgert kein Kapitän war, war lediglich darauf zurückzuführen, daß er sich nicht von dem Freund trennen wollte. Er fungierte daher lieber als Erster Offizier auf dem gleichen Kreuzer. Das gleiche galt auch für den Zweiten Offizier, John Black. Es war allgemein bekannt, daß diese drei Männer unzertrennlich waren. „Wenn unser Supergehirn diese Aufgabe nicht lösen kann, wird uns nichts anderes übrig bleiben, als die Stationen zu vernichten", bemerkte O'Brien schließlich. „Das wäre geradezu ein Verbrechen", antwortete Borgert. „Seht euch mal dieses sentimental veranlagte Baby an!" Lachend sahen alle auf den Koloß, der kopfschüttelnd die Kommandozentrale betrat. Wie alle anderen, trug auch er die schneeweiße Uniform der Raumflotte. Die Rangabzeichen waren die gleichen, die auch Borgert trug. Es war daher leicht zu erraten, daß dieser Riese kein Geringerer als der Zweite Offizier, John Black war. Mit seiner imposanten Größe von zwei Metern überragte er alle anderen um Haupteslänge. Sein wuchtiger, muskulöser Körper flößte allen Respekt ein, denn John Black war nicht nur ein ausgezeichneter Offizier, sondern seit einigen Jahren der unbestreitbare König im Ring. Ein Meister im klassischen Ringkampf. „Für dich wäre es geradezu ein Vergnügen, die Stationen zu vernichten", fuhr Borgert den Freund ärgerlich an. „Sie bereiten uns nur Schwierigkeiten, Kleiner." „Wenn wir nicht zu dumm wären, den Mechanismus zu begreifen, hätten wir die Gefahr längst beseitigen können." „Sagtest du gerade Gefahr?" „Begreife ich nicht. Die Energiestrahlen sind noch nicht einmal stark genug, um die Abwehrschirme unserer Beiboote zu vernichten. Folglich bedeuten sie für uns auch keine Gefahr." „Nicht direkt, John", mischte sich der Kapitän in die lebhafte Unterhaltung der beiden. „Wir sind in unseren Abwehrschirmen durchaus sicher. Was
geschieht aber, wenn das Energiefeld nicht eingeschaltet ist?" „Das gibt es nicht", winkte der Riese ab. „Es ist aber möglich. Ein kleiner Kurzschluß in den elektrischen Anlagen und es ist passiert." ..Das ist eine Milchmädchenrechnung, die nie aufgeht." „Du bist verdammt großzügig." „Und ihr ausgesprochene Schwarzseher." „Wir haben die kritische Entfernung erreicht, Kapitän!" meldete der Navigator in die Unterhaltung der Offiziere. O'Brien nickte ihm zu. „Danke, Leutnant." „Sollen wir einfliegen?" "Ja, Ralf. Es ist der letzte Versuch." „Ich würde das Experimentieren endlich aufgeben, Herrschaften", knurrte der Zweite, „ihr dürft nicht vergessen, daß wir ungefähr eintausend Wissenschaftler an Bord haben. Als wir vor gut drei Jahren hier herumkreuzten, waren wir nur zwanzig Seelen." „Du sagtest doch eben selbst, daß wir in unseren Schiffen absolut sicher sind", lachte Borgert. „Trotzdem. Wir vergeuden nur Energie, die wir bestimmt noch bitter nötig haben werden." „Du kannst unbesorgt sein, John. Die Energie, die sich an Bord unseres Kreuzers befindet, dürfte spielend die nächsten Generationen überleben, und die werden im Durchschnitt immer mit einhundert Jahren angegeben." „Macht doch, was ihr wollt." Die Riese nahm achselzuckend hinter der Abwehranlage Platz. Es war eine reine Vorsichtsmaßregel, denn es stand für sie einwandfrei fest, daß der Planet unbewohnt war. Die einhundertzwanzig Stationen, die sie bei ihrem ersten Erkundungsflug entdeckt hatten, waren jedoch seltsamerweise noch in Betrieb. Nach wie vor schleuderten sie ungeheure Energiemengen gegen alle Körper, die sich aus dem Raum näherten. Auch dieses Mal erzitterte das Schiff wie unter gewaltigen Hammerschlägen. Es waren stark konzentrierte Energieströme, die an dem Abwehrschirm zusammenbrachen. Der Angriff dauerte nur kurze Zeit. Zufrieden nickend wandte sich der Kapitän um. „Es läuft alles nach einem bestimmten Zeitplan ab. Jedesmal, wenn wir die gleichen Entfernungen erreichen, werden wir beschossen. Die Stationen müssen auf Werte eingestellt sein." „Unsere Wissenschaftler werden diesem Geheimnis schon auf die Spur
kommen", meinte der Erste zuversichtlich. Der Riese erhob sich zu seiner vollen Größe und trat auf die Freunde zu. „Sollen wir endlich den anderen entgegenfliegen? Sie müssen doch bald den äußersten Planeten erreicht haben." „Leutnant Yamanaka!" „Kapitän?" „Machen Sie die Konstellation der Flotte ausl" „Jawohl!" Der Navigator sah zu einem der Maschinenmenschen herüber. Es war Rob 1, der Navigationsroboter. Er hatte die Größe und den Umfang wie der Zweite Offizier. Die Maschinenmenschen waren einfach unentbehrlich. Sie wurden überall dort eingesetzt, wo das menschliche Gehirn versagte. Und es versagte geradezu in der gesamten Raumfahrt. Es war den extrem hohen Geschwindigkeiten einfach nicht gewachsen. Es reagierte, zu langsam, zu unsicher, um die lichtschnellen Raumschiffe zu steuern. Roboter und Robotgehirne erledigten diese Aufgaben tausendmal schneller und präziser. Ihr hochentwickelter Mechanismus war auf dem Supergehirn entwickelt worden. „Rob 1! Wie weit ist die Flotte noch vom Zentrum des Systems entfernt?" fragte der Navigator. Die elektronischen Facettenaugen des Roboters leuchteten auf. Ein feiner Summton wurde hörbar. Nur Bruchteile von Sekunden brauchte die Maschine, um die aufgefangenen Befehle zu verarbeiten und die gewünschten Werte zu geben. „Die Entfernung zum Zentrum des Systems beträgt 10,25 Milliarden Kilometer", schnarrte gleich darauf die mechanische Stimme. „Dann wird es verdammt höchste Zeit für uns", bemerkte O'Brien. „In einer halben Stunde können Sie mit den ersten Angriffen rechnen." „Marschall Worobjew weiß doch, daß er nur mit Abwehrschirmen in das System einfliegen soll." „Schon richtig, Ralf, aber es ist doch besser, wir geben noch eine Warnung durch." „Die Wachroboter werden die Schirme schon früh genug einschalten." „Wir werden trotzdem eine Nachricht zum Flaggschiff durchgeben, John. Für uns sind die Angriffe nichts Neues mehr, denn wir wissen, daß sie uns nicht gefährlich werden können, Aber du darfst nicht vergessen, daß sich an Bord jedes Raumschiffes ungefähr 10 000 Menschen befinden ... Frauen, Kinder und Greise, Es ist nicht nötig, daß die Roboter die Notbremse ziehen
und dadurch die Alarmanlage auslösen, wie es bei unserer ersten Expedition der Fall war." Entschlossen trat Kreuzerkapitän O'Brien an die Anlage des gewaltigen Raumsenders. Eine hochentwickelte Elektronenschleuder gewährleistete eine Nachrichtenverbindung, die mit zehnfacher Lichtgeschwindigkeit durch den Raum eilte. In der Hand des Kapitäns sah man jedoch nur ein unscheinbares Mikrophon, das er an den Mund hob. Marschall Worobjew sah ungeduldig zur Borduhr. Warum meldete sich der Raumkreuzer nicht? Die vereinbarte Zeit war bereits überschritten, und 15 Minuten bedeuten für sie immerhin eine Annäherung von einer Milliarde Kilometer. „Versuchen Sie den Kreuzer ausfindig zu machen, Leutnant!" wandte er sich an den Nachrichtenoffizier. „Jawohl, Marschall!" Als ein lauter Summton die Stille unterbrach, fuhr Worobjew hastig herum. „Was ist das?" „Der Raumsender meldet ein Gespräch an. Es muß vom Kreuzer kommen." „Nehmen Sie es an, Leutnant!" Alle atmeten erlöst auf, als die Stimme des bekannten Raumoffiziers aus den Lautsprechern hallte. O'Brien erteilte dem Flaggschiff Verhaltungsmaßregeln für den Einflug in das System. Er ordnete an, die Abwehrschirme auf volle Energieleistung zu schalten. Marschall Worobjew beharrte jedoch darauf, sich auf die Wachroboter zu verlassen. „Wie weit sind wir noch vom Zentrum des Systems entfernt, Fähnrich?" wandte er sich an einen Offiziersanwärter. „Ungefähr zehn Milliarden Kilometer, Marschall." „Wir hätten es dann in zweieinhalb Stunden erreicht, da wir ja mit vierfacher Lichtgeschwindigkeit fliegen, nicht wahr?" „Sie haben richtig geraten", bemerkte Professor Cochran, der Leiter der einstigen Raumschiffswerft und setzte etwas leiser hinzu: „Sprach Kapitän O'Brien nicht davon, daß in dieser Entfernung die ersten Angriffe erfolgen?" „Wir werden nichts davon zu spüren bekommen, Professor", winkte Worobjew ab, „Wie Sie ja selber, sagten, sind unsere Energieschirme weitaus stärker als die des Kreuzers." „Das stimmt." „Dann werden..." Der Marschall verstummte mitten im Satz. Drei, gewaltige Schläge liefen mitten durch das Schiff und ließen die Armaturen erzittern.
„Energieschirm auf doppelten Wert erhöhen schnarrte die Stimme des Wachroboters. „Befehl ausgeführt!" meldete der Erste Offizier und sah fragend zu Worobjew herüber. „Wollen Sie nicht doch lieber den Rat O´Briens befolgen?" »Der gute O'Brien ist etwas zu vorsichtig, Professor. Unsere Maschinenmenschen sind durchaus in der Lage, eine Gefahr früh genug zu erkennen und die erforderlichen Maßnahmen zu treffen." „Kapitän O'Brien sprach aber davon, daß unsere Roboter nicht auf alle Strahlungen ansprechen." „O'Brien tummelt sich schon seit einigen Tagen in diesem System herum. Er hat die gleichen Roboter wie wir und lebt immer noch, obwohl der Energieschirm seines Kreuzers nicht so stark ist wie der unsere." Professor Cochran zuckte mit den Schultern und sah schweigend auf den Bildschirm. Die Atmosphäre in der Kommandozentrale war zum Zerreißen gespannt. Alle erwarteten neue Angriffe, die bald an Stärke zunehmen mußten, denn sie näherten sich immer mehr dem äußersten Planeten, der nach den Aussagen O'Briens über die stärkste Abwehranlage verfügte. „Glauben Sie nun, daß unser Energieschirm stark genug ist?" lachte Marschall Worobjew, als auch der nächste Strahlungsbeschuß wirkungslos am Abwehrschirm des Raumschiffes abprallte. Professor Cochran wiegte bedenklich den Kopf. „Ich weiß es nicht. Unsere Wachroboter haben die Strahlungsintensität gemessen, die vorhin das Schiff erreichte. Darauf haben sie den Abwehrschirm aufgebaut." „Wir können uns auf die Robbys verlassen. Sie sehen ja selbst. Die Strahlen erreichen uns, verpuffen aber, ohne die geringste Wirkung zu hinterlassen."' „Die Roboter bauen die Abwehrschirme nach der Strahlungsintensität auf, die unser Schiff bereits erreicht hat. Was geschieht, wenn uns weitaus größere Energiemengen treffen?" Marschall Worobjew winkte ab. „Niemals könnten sie unseren Energieschirm durchbrechen, Professor. Kapitän O'Brien sagte, daß selbst die kleinen Beiboote dem Beschuß standgehalten haben." „Ja, allerdings. Wenn ich nicht irre, sind die verwegenen Burschen mit einem dieser kleinen Boote zuerst auf den Planeten heruntergegangen und dabei mehrere Male angegriffen worden“. „Achtung, Strahlungszentrum geortet“, meldete ein Informationsroboter.
„Aus welcher Richtung?" wollte Worobjew wissen. Der Roboter schwieg und machte keine Anstalten, die Frage zu beantworten. Auch seine Elektronenaugen glühten nicht. Die Maschinenmenschen reagierten nur, wenn man sie mit dem Namen ansprach, der auf ihrer Brust prangte und aus einer schlichten Nummer bestand. „Aus welcher Richtung, habe ich gefragt!" begehrte Worobjew ärgerlich auf und sah zu dem Roboter hinüber. „Sie haben vergessen, daß unser Maschinenvolk sehr von sich eingenommen ist, Marschall", lachte Cochran. „Die Burschen mochten gern mit ihrem Namen angesprochen werden." Worobjew schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. „Natürlich. Ich habe es ganz vergessen." kopfschüttelnd wandte er sich wieder dem Informationsroboter zu. „Rob 21! Aus welcher Richtung kommt die Strahlung?" , „Aus der Richtung des äußersten Planeten", schnarrte die Stimme. „Ist die Strahlung auf unsere Flotte gerichtet?“ „Nein." „Stell gefälligst fest, wohin sie führt!" knurrte der Marschall. „Die Strahlung richtet sich auf das Doppelgestirn Alpha Centauri." „Um was für eine Strahlung, handelt es sich?" „Sie ist nicht meßbar", schnarrte die Stimme wieder. „Sie ist doch Unsinn! Wenn ihr sie registrieren könnt, müßt ihr auch genauere Messungen vornehmen können." „Die Strahlung ist nicht meßbar", beharrte der Informationsroboter. „Geben Sie sich keine Mühe, Marschall. Die Roboter sind eben nicht auf diese Strahlungen eingestellt. Die können sie deshalb auch nicht messen, Kapitän O'Brien sprach auch davon." „Die erste Aufgabe unseres Super-Gehirns wird es sein, diese Strahlungszentren zu untersuchen. Eigenartig, daß sie das System Alpha Centauri anstrahlen, finden Sie nicht auch, Professor?" „Wir werden..." Cochran verstummte. Verzweifelt griff er nach einem Gegenstand, um sich einen Halt zu verschaffen. Es gelang ihm jedoch nicht. Unter dem Geheul der Alarmsirenen stürzte er zu Boden. Er sah, wie Worobjew fluchend auf den Kommandostand zu stolperte, ihn aber nicht mehr erreichte, denn auch er verlor den Halt unter den Füßen. „Was war das?" keuchte Cochran, nachdem die Erschütterungen nachgelassen hatten. „Ein Alarm, der durch die Roboter ausgelöst worden ist", schnaubte der Marschall. Mit funkelnden Augen rappelte er sich auf. „Rob 25! Warum
hast du den Alarm ausgelöst?" „Unser Schiff wurde mit stark konzentrierten Strahlen beschossen." „Wir haben den Schirm doch bereits auf den doppelten Wert erhöht." „Der Abwehrschirm ist nicht stark genug", schnarrte die Stimme gelassen. „Der Teufel soll euch holen! Nächstes Mal meldet so etwas früher!" fluchte der Marschall und wandte sich dann zu Cochran. „Sind Sie verletzt, Professor?" „Nein, mir ist die kleine Bauchlandung ganz gut bekommen. Ich hoffe, Ihnen auch?" „Was meinen Sie damit?" „Na... an Ihrer Stelle würde ich endlich den Rat O'Briens befolgen und den Abwehrschirm auf den höchsten Wert einstellen." „Das ist jetzt nicht mehr nötig. Die Roboter haben bereits die Notbremse gezogen", knurrte Worobjew und wandte sich an den Ersten Offizier. „Hauptmann, erkundigen Sie sich sofort, ob jemand verletzt worden ist!" „Jawohl, Marschall!" Der Offizier entfernte sich. Wenige Minuten später kehrte er mit einer zufriedenstellenden Antwort wieder. Der kleine Zwischenfall war noch einmal glimpflich verlaufen. Um das Mißgeschick wieder gut zu machen, ordnete der Marschall an, daß die gesamte Flotte ihre Abwehrschirme auf den Höchstwert zu schalten hatte." Es erfolgten noch einige Angriffe, die jedoch wirkungslos an den nun sehr starken Energiefeldern abprallten. Eine Stunde später erreichten sie bereits die Bahn des äußersten Planeten, der die Sonne in einer Entfernung von Milliarden Kilometer umkreiste. Nach einiger Zeit stieß das Flaggschiff auf den Raumkreuzer Trans-Pluto. Viermal so schnell wie das Licht eilte die terranische Flotte durch den interplanetarischen Raum. Immer wieder erfolgten Angriffe, die jedoch keinen Schaden anrichteten. „Wo soll die Flotte landen?" Fragend sah der erste Offizier auf O'Brien, der aufmerksam den Bildschirm beobachtete. Vor wenigen Sekunden war auf ihm nur ein gewaltiger Globus zu sehen gewesen. Jetzt rückten bereits Kontinente in den Vordergrund. Landschaften, die dem Kapitän und seiner Mannschaft vertraut waren, wurden sichtbar. „Steuer diesen Kontinent an!" wandte sich O'Brien an den Freund, indem er mit der Hand auf eine bestimmte Stelle des Bildschirms zeigte. „Warum ausgerechnet nördlich des Äquators? Die südlichen Breiten sind doch viel interessanter."
„Sie mögen interessanter sein, John, aber für uns ist es besser, wenn wir nördlich herunter gehen. Die Vegetation und die Bodenbeschaffenheit ist dort weitaus besser. Auch sind in diesem Gebiet nur wenige der rätselhaften Stationen." „Bruce hat recht", stimmte Borgert dem Freund zu. „In Ordnung", grunzte der Riese. Der erste Offizier trat an den Kommandostand. Mit geübten Handgriffen schaltete er die Robotsteuerung aus und übernahm selbst die Führung des Kreuzers. Die Geschwindigkeit sank rapide. Nach wenigen Minuten landeten sie. Dicht neben ihnen setzte das Flaggschiff auf, dem die übrige Flotte folgte. Wie ein Zwerg wirkte der Raumkreuzer neben den gewaltigen Raumtransportern, obwohl er immerhin einen Durchmesser von 30 Meter hatte. Die terranischen Kugelschiffe hatten alle die gleiche runde Form, nur war ihr Durchmesser größer als 100 Meter. „Und jetzt?" fragte Borgert, nachdem er die Triebwerke abgeschaltet hatte. „Jetzt werden wir erst einmal frische Luft schnappen, Herrschaften. Ich komme mir allmählich vor wie ein gefangenes Raubtier. Die Luft hier drin läßt auch zu wünschen übrig", ließ sich der Riese vernehmen. „Seitdem du hier bist, ist mir das auch schon aufgefallen", grinste Borgert und schielte zu ihm hinüber. „Die Luftaufbereitungsanlage ist durch deine Anwesenheit eben überlastet." „Ja, du hast recht", stimmte John Black zu. „Sie ist bestimmt nur für Raumbabies konstruiert worden, wie du eines bist." „Wenn ihr beiden fertig seid, könnt ihr mitkommen", unterbrach sie der Kapitän und wandte sich an den anwesenden Ingenieur. »Leutnant Larsos, Sie übernehmen das Kommando. Geben Sie durch, daß niemand das Schiff verlassen darf, bis ein ausdrücklicher Befehl dazu erteilt wird.“ „Jawohl, Kapitän!" „Kommt mit!" Kapitän O'Brien verließ den Kommandoraum. Schnellen Schrittes trat er auf den Zentrallift zu, der sich nur wenige Meter abseits befand. Als sie gleich darauf vor dem Kreuzer standen, zeigte Borgert zum Flaggschiff hinüber. „Seht mal da! Unsere Häuptlinge scheinen sich auch die Füße vertreten zu wollen." Nervös und gleichzeitig erwartungsvoll standen die Männer vor dem Bildschirm des Flaggschiffes und sahen auf die unter ihnen hinweg gleitende Landschaft. Große, unübersehbare Wälder leuchteten in einem tiefen Grün und wurden von riesigen Tälern abgelöst. Dazwischen schlän-
gelten sich tiefblaue Flüsse und Bäche. Die Augen der Männer, die auf Terra nur noch ausgedörrte Steppen und abgestorbene Wälder gesehen hatten, hingen staunend an den satten Farben der üppigen Vegetation, Gewaltsam riß sich der Marschall von dem imposanten Anblick los und gab Anweisung zum Landen. „Ich komme mir vor, als wären wir in einem Paradies gelandet", brach er das Schweigen. „Diese Vegetation hier... es Ist einfach unvorstellbar. „So sah es auf Terra auch einmal aus, Marschall!" Alle blickten auf Yoshikawa, den besten Mathematiker Terras, der sinnend vor dem Bildschirm stand. Dachte er daran, daß auch dieses System das gleiche Schicksal erleiden würde, wie das beheimatete Sonnensystem? Niemand von ihnen wußte, ob Terra zur Stunde noch existierte. „Ich schlage vor, daß wir uns langsam nach draußen begeben. Ich kann es nicht mehr erwarten, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben." Fragend sah Worobjew von einem zum anderen. Ein grauhaariger hochgewachsener Mann mit einem anmutigen Gesicht nickte zustimmend. Es war der Präsident der terranischen Bevölkerung, dos Santos. „Ich stimme Ihrem Vorschlag gern zu, Marschall, denn auch ich sehne mich nach frischer Luft. Nach Sonne und Grünanlagen. Nach Tieren und nach dem Gesang von Vögeln. Ein Jahr lang haben wir das alles entbehren müssen. Möge dieser Planet unserem Volk eine wirkliche Heimat werden. Und nun führen Sie uns aus dem Schiff, Marschall. Ich möchte Kapitän O'Brien und seiner Mannschaft nochmals danken, denn sie haben für uns dieses Paradies gefunden." Als sie das Schiff verlassen hatten, kamen die drei Offiziere des Raumkreuzers Trans-Pluto ihnen schon entgegen. „Im Namen unsere Volkes möchte ich Ihnen und Ihrer Besatzung meinen herzlichsten Dank aussprechen, Kapitän", ergriff der Präsident das Wort. O'Brien schüttelte ihm die dargebotene Hand. „Wir haben nur unsere Pflicht getan, Herr Präsident", entgegnete er schlicht.“ „Mehr als Ihre Pflicht, Kapitän. Sie haben mit Ihren Leuten unserem Volk einen unschätzbaren Dienst erwiesen." Er drückte jetzt auch dem Ersten und dem Zweiten Offizier die Hand und wandte sich dann an Worobjew. „Ich begreife nicht, daß Hauptmann Borgert und Hauptmann Black nicht im Kapitänsrang stehen, Marschall. Männer wie diese beiden sollten ein Raumschiff führen." Der Chef der Raumflotte sah schmunzelnd von den Offizieren zu dos Santos.
„Fragen Sie die beiden doch selbst, warum sie nicht im Range eines Kapitäns stehen." „Hm... das ist doch eigentlich Ihre Sache, Marschall, oder befördern sich die Offiziere alle selbst?" „Alle nicht, aber diese drei bestimmt", knurrte Worobjew. „Die Burschen sind einfach nicht auseinander zu bekommen. Lieber verzichten sie auf den Titel und den Sold eines Kapitäns, als daß sie sich trennen." „Ich begreife Sie nicht!" Fragend sah der Präsident auf die Freunde. „Wir fliegen seit sieben Jahren zusammen durch den Raum, Herr Präsident. Vorher haben wir gemeinsam die Schulbank gedrückt", antwortete der Erste Offizier. „Und Sie, Hauptmann...? Wollen Sie auch kein Raumschiff übernehmen?" Der Riese holte tief Luft und schüttelte energisch den Kopf. „Tut mir leid, Herr Präsident, aber das geht nicht. Seit 15 Jahren bemuttere ich die beiden schon. Ich kann sie unmöglich allein lassen. Sie sind zu unselbständig." Während O'Brien und Borgert dem hünenhaften Freund giftige Blicke zuwarfen, brachen die anderen in schallendes Gelächter aus. „Wenn ich Sie richtig verstanden habe, wollen Sie auch weiterhin zusammen bleiben?" nahm dos Santos das Gespräch wieder auf, nachdem sich die Gemüter etwas beruhigt hatten. „Wir bitten darum", antworteten Borgert und Black gleichzeitig. „Ich glaube, das läßt sich wohl einrichten, nicht wahr, Marschall?" „Was bleibt uns anderes übrig? Die Burschen sind bockbeiniger als ein neukonstruiertes Raumschiff. Sie schneiden sich außerdem ins eigene Fleisch, denn als Kapitäne würden sie besser bezahlt." „Es wird sich wohl nicht umgehen lassen, daß der Raumkreuzer Pluto in Zukunft immer mit drei Kapitänen an Bord starten wird", lachte dos Santos. Nach einigen Minuten wurde das Gespräch wieder ernst Es mußte überlegt und geplant werden. 20 Millionen Menschen lebten in Raumschiffen. Für sie alle mußten Häuser und Städte gebaut werden und für Nahrung gesorgt werden. „Wie groß ist dieser Kontinent hier, Kapitän?" wollte dos Santos wissen. „Er dürfte ungefähr die Größe Afrikas haben." „Dann Ist er groß genug für unser Volk. Wir werden uns vorläufig hier niederlassen, oder ist Jemand nicht dafür?" „Die Vegetation in diesen Breiten Ist gut", bemerkte der Mathematiker Yoshikawa. „Wir sollten zuerst die Versorgung unseres Volkes sichern. Es sind genügend Menschen und Wissenschaftler vorhanden, um den
Planeten gründlich zu erforschen. Wir müßten uns über den ganzen Kontinent verstreuen und mit dem Bau von Städten beginnen." „Und wo sollen die Menschen bis zur Fertigstellung der Städte wohnen?" fragte der Polizeipräfekt, Oberst Darnell. „In den Raumschiffen", gab dieser kurz zurück. „Ich bin dafür, daß wir uns den Planeten einmal aus der Vogelperspektive ansehen", schlug der Präsident vor. „Der Meinung bin ich auch", stimmte der Marschall zu. „Wir fliegen am besten mit Trans-Pluto, denn unsere drei Freunde müßten ,Neu-Terra' eigentlich wie ihre Westentasche kennen." „Der Vorschlag ist nicht schlecht, Marschall", antwortete dos Santos, „nur Ist Ihre Bezeichnung für den zweiten Planeten des Systems Proxima Centauri nicht zutreffend. Kapitän O'Brien, wie haben Sie dieses Paradies hier getauft?" „Utopia, Herr Präsident!" sagte der Offizier stolz. „Den Namen soll er auch immer behalten. Jetzt aber zeigen Sie uns die Stationen und die rätselhafte Stadt, Kapitän." Die Raumoffiziere schritten voran. Ihnen folgten die Wissenschaftler und die Regierungsbeamten. Sie betraten den Raumkreuzer, der sich kurze Zeit später lautlos vom Boden abhob. „Sollen wir alle 120 Stationen überfliegen, Herr Präsident?" erkundigte sich O'Brien, als sie in der Kommandozentrale des Kreuzers waren. Dos Santos schüttelte den Kopf. „Es genügt vollkommen, wenn wir einige von ihnen zu sehen bekommen, Kapitän." „Die Stadt dürfen Sie uns auf keinen Fall vorenthalten, Kapitän." „Vielleicht werden Sie enttäuscht sein, Professor Yoshikawa. Es sind 40 unscheinbare Kuppelbauten. Das ist alles." „Trotzdem sollen sie voller Rätsel und Geheimnisse sein." „Rätsel bestimmt... aber Geheimnisse? Ich weiß es nicht, Professor. Für Sie und das Super-Gehirn dürfte es ein leichtes sein, diese Geheimnisse zu lüften." „Dort ist die erste Station!" rief John Black und zeigte mit seinen überlangen Armen auf den Bildschirm. „Ralf...! Kannst du etwas tiefer gehen?" Der Erste nickte und nahm die erforderlichen Schaltungen vor. Die eben noch winzige Station wurde schnell größer. Sie fühlte bald den ganzen Bildschirm aus. „Sieht aus wie eine Sternwarte", bemerkte Tschunan-Kwang. Er war Astronom und hatte auf Terra die Raumüberwachungszentrale geleitet.
„Von außen ja, aber innen ist nicht die geringste Ähnlichkeit mit einer Sternwarte vorhanden", lachte O'Brien. „Ein seltsamer Planet. Eigenartig, daß er nicht bewohnt ist." „Als wir vor zwei Jahren hier waren, haben wir alle 120 Stationen durchsucht. Wir fanden nirgends auch nur die geringsten Anzeichen von Leben. Zuletzt waren wir in der Stadt. Auch dort keine Spur von Leben. Es gibt nur eine Erklärung: Die Stationen unterliegen einem Mechanismus, der sie zwingt, alle Körper zu beschießen, die sich dem System nähern." „Seltsam." Professor Yoshikawa sah nachdenklich auf den Kuppelbau. „Wir werden versuchen müssen, die Geheimnisse des Planeten zu ergründen, Kollege", meinte der Mathematiker. „Zuerst werden wir jedoch Städte bauen und Felder bestellen." „Dort unten sehen Sie die Stadt!" O'Brien zeigte auf den Bildschirm. Alle sahen auf das seltsame Gebilde. Es war ein Meer in allen Farben schillernder Seifenblasen. Die Bauten schlossen sich eng aneinander an und waren um eine zentral gelegene Kuppel gruppiert, die sich nur in der Größe von den anderen unterschied. „Ist das die geheimnisumwitterte Stadt?" „Ja, Herr Präsident." „Ich kann es kaum abwarten, dort einen Blick hinein zu tun", bemerkte Tschunan-Kwang. „Sollen wir landen?" O'Brien sah fragend in die Runde. Dos Santos winkte energisch ab. „Später, Kapitän. Wir haben jetzt weitaus wichtigere Aufgaben zu erfüllen, Sobald wir einige Wissenschaftler entbehren können, werden sie die Stationen und die Stadt besuchen, um die Arbeitsweise derselben zu ergründen. — Vorher werden wir jedoch mit vereinten Kräften dafür sorgen müssen, daß alle gut untergebracht werden und daß die Versorgung sichergestellt ist." Oberst Darnell rannte nervös in seinem Dienstzimmer auf und ab. Erst als die Tür ungestüm aufgerissen wurde, blieb er stehen und sah dem Eintretenden entgegen. Es war Inspektor Mike Hendrix, ein etwas untersetzter, kräftig gebauter Mann in mittleren Jahren. Inspektor Hendrix war einer der fähigsten Polizeibeamten und gleichzeitig die rechte Hand von Oberst Darnell. „Nehmen Sie Platz, Inspektor!" Der Mann kam der Aufforderung nach und warf sich in seiner robusten Art in einen Sessel. Auch die angebotene Zigarre steckte er, ohne eine Aufforderung abzuwarten, in Brand. „Sie müssen mit einigen Leuten Station 13 durchkämmen, Inspektor."
„Wollen Sie uns zu Wissenschaftlern ausbilden, Oberst?" knurrte Hendrix unmutig. „Ich werde mich hüten, Inspektor." „Was sollen wir dann in den Stationen? Für Polizisten ist da nichts zu tun. Ich, habe die Dinger schon öfter von innen gesehen, aber ich freue mich jedesmal, wenn ich wieder draußen bin. Die Burschen, die hier vor uns gewohnt haben, scheinen etwas mehr von der Technik verstanden zu haben als wir. Es wird einem geradezu schwindlig, wenn man die vielen Instrumente und Apparate sieht." „Ob Sie schwindlig werden oder nicht... Sie werden mit einigen Leuten Station 13 durchsuchen... und zwar jeden Raum!" „Wollen Sie sich nicht endlich klarer ausdrücken, Oberst?" „Klarer als Ihnen lieb sein wird, in Station 13 sind fünf Wissenschaftler verschollen!" „Verschollen ... ? Das ist doch Unsinn!" „Es ist kein Unsinn, Inspektor, leider." „Wie kann man denn in den Stationen verschwinden? Ich gebe zu, daß man sich kaum zurechtfindet, wenn man dort zum ersten Male ist, aber die Wissenschaftler kriechen doch Tag und Nacht in den Stationen herum. Sie können doch nicht einfach verschwinden." „Halten Sie mir keinen Vortrag, Inspektor", unterbrach Darnell den Redeschwall des anderen. „Was Sie eben gesagt haben, weiß jedes Kind, aber das ändert nichts an der Tatsache, daß die fünf Männer seit drei Tagen verschwunden sind." „Hat man schon nach Ihnen gesucht?" „Ja. Man hat eine zweite Gruppe hinterhergeschickt... ohne Erfolg." „Komisch." „Finde ich auch", knurrte Darnell. „Ich würde vorschlagen, Sie bestimmen sofort zwei oder drei Mann, die zur Station herüber fliegen." „Die Sache werde ich mir selbst ansehen, Oberst. Wenn ich wieder zurück bin, gebe ich Ihnen Bescheid." „Sehr liebenswürdig, Inspektor." Hendrix bemerkte den, ironischen Unterton in der Stimme seines Vorgesetzten, aber er schenkte ihm keine Beachtung. Kurz an die Stirn tippend, verließ er den Raum. Auf einem Laufband durchquerte er die endlos scheinenden Gänge des neu erstandenen Polizeipräsidiums. Kurze Zeit später betrat er sein Dienstzimmer. Mechanisch griff er nach dem Hörer. Auf einem Bildschirm vor ihm wurde ein Gesicht erkennbar. „Schicken Sie sofort Kandier und Ingmar zu mir!" „Jawohl, Inspektor!"
Der Schirm erlosch. Wenige Minute später trat ein Summer in Tätigkeit. Hendrix betätigte einen Knopf. Die Tür sprang auf und zwei Männer in den knallroten Uniformen der Sicherheitspolizei traten ein. „Sie haben uns rufen lassen, Inspektor?" fragte der ältere der beiden und nahm ebenso wie sein Kollege Haltung an. „Sonst wären Sie wohl nicht hier, Sie Geistesblitz", kam es brummig. „Waren Sie schon einmal in einer dieser Stationen, Kandier?" „Jawohl, Inspektor!" »Und Sie, Ingmar?" „Schon öfter", antwortete der. Die Frage seines Vorgesetzten kam ihm reichlich überflüssig vor. Es gab wohl keinen Mann der Sicherheitspolizei, der noch nicht in einer dieser rätselhaften Stationen gewesen war. „Um so besser", bemerkte Hendrix. „Sie holen jetzt sofort Ihre Waffen und sind in fünf Minuten auf der Plattform, verstanden!" „Jawohl, Inspektor!" Die beiden Beamten machten auf dem Absatz kehrt. Schon nach wenigen Minuten standen sie vor dem Schnelllift, der sie zur Plattform des fünfundzwanzigstöckigen Präsidiums brachte. Hendrix stand bereits neben einem Patrouillenboot und sah ihnen ungeduldig entgegen. „Wir fliegen zur Station 13", bemerkte er kurz. Kandier nickte und trat sofort an den Kommandostand. Geräuschlos erhob sich das Boot. Sekunden später war es den Blicken der Beamten, die auf der Plattform ihren Dienst versahen, entschwunden. „Was ist in den Stationen los, Inspektor?" fragte Ingmar zögernd. „Hm... das weiß der Teufel", knurrte Hendrix. „Wir sollen fünf Wissenschaftler suchen, die sich dort verlaufen haben." „Verlaufen? — In der Station?" Ungläubig sahen die Beamten auf ihren Vorgesetzten. Das war für sie einfach zu hoch. Es war doch allgemein bekannt, daß von allen Stationen Pläne angefertigt worden waren, die zur besseren Orientierung in jeder Etage ausgehangen waren. Das war erforderlich, um bei den Untersuchungen systematisch vorgehen zu können. Außerdem bekam jede wissenschaftliche Gruppe, die eine der Stationen aufsuchte, noch einen besonders großen Plan mit in dem alle Räumlichkeiten übersichtlich eingetragen waren. Die Stationen, die alle den gleichen Baustil hatten, verfügten über 150 Räume. Es war schwer, sich in den Kuppelbauten zurechtzufinden, denn nichts deutete auf Türen hin. Die Laufbänder waren vollkommen unsichtbar angebracht. Der Boden setzte sich oft plötzlich in Bewegung. Meistens
gelangten die verdutzten Terraner dorthin, wohin sie gar nicht wollten. „Setzen Sie dort vor der Station auf!" befahl Hendrix. Kandier nickte und steuerte das Boot herum. Sanft setzte er dann auf. Ingmar trat an die Schleuse und ließ sie aufgleiten. Die Rolltreppe schob sich selbsttätig heraus. „Warum gehen Sie nicht weiter?" drängte Hendrix, als Ingmar auf der Treppe stehenblieb. „Sagten Sie nicht, daß die Männer seit drei Tagen verschollen sind, Inspektor?" „Natürlich sagte ich das." „Entweder sie sind wieder aufgetaucht, oder es sind noch andere Leute in der Station." „Wie kommen Sie denn darauf?" „Dort drüben hat sich gerade eine Tür geöffnet." „Ich glaube, Sie träumen am hellen Tage, mein Lieber." „Ich träume lieber von kleinen Mädchen als von Türen, die sich selbständig öffnen", grinste der noch ziemlich junge Beamte. Hendrix warf ihm einen prüfenden Blick zu und ging dann zu der Station, die sich etwa 20 Meter vor ihnen befand. Ein weißes Kreuz an der aalglatten Außenwand gab ihnen die Gewißheit, daß dort eine der unsichtbaren Türen war. Sie glitt vor ihnen auf. Die Beamten der Sicherheitstruppe traten ein. Selbststätig und lautlos schloß sich die Tür hinter ihnen. „Mir scheint, Sie haben doch geträumt, wenn nicht sogar geschlafen, Sergeant." „Ich habe deutlich gesehen, daß sich die Tür geöffnet hat, Inspektor", verteidigte sich der Mann. „Dann müßte doch jemand hier sein." „Vielleicht sind sie in den anderen Räumen?" „Unsinn! Sie haben keinen Grund, vor uns wegzulaufen, Kandier." Schweigend durchschritten sie die Vorhalle. Die Räume, die sie nun betraten, wimmelten von rätselhaften Anlagen Bis zur Stunde war es selbst den fähigsten Wissenschaftlern nicht gelungen, die Funktionen derselben zu verstehen. Man wollte die komplizierten Anlagen aber auch nicht auseinander nehmen, um sie besser untersuchen zu können. Deshalb waren laufend mehrere kleinere Gruppen verschiedener Wissenschaftler damit beschäftigt, die geheimnisvollen Stationen zu ergründen. „Hier im Erdgeschoß können sie nicht sein", bemerkte Ingmar, nachdem sie alle Räume durchsucht hatten. „Habe ich auch bemerkt", knurrte Hendrix. Ihm behagte der Aufenthalt in
der Station nicht. Noch nie hatte er sich darin wohlgefühlt. Es lag etwas Geheimnisvolles in der Luft dieser Räume. Machten es die fremden Instrumente und Anlagen, die immer noch in Betrieb waren? Wie lange waren sie wohl schon in Betrieb? Niemand hatte diese Frage bis jetzt beantworten können. Es würde vielleicht auch noch sehr lange dauern, bis man es konnte. Hendrix öffnete eine Tür. Vor ihm lag ein endloser Gang. Er trat hinaus. Der Boden unter seinen Füßen setzte sich in Bewegung. Ingmar und Kandier folgten. Sie glitten schnell dahin... auf eine Wand zu, die sich plötzlich vor ihnen teilte. Ein Lift nahm sie auf. Ihr Magen schien sich zu drehen, denn die Beschleunigung war beachtlich. Als der Lift stehen blieb und sie wieder auf einem Laufband standen, atmeten alle erleichtert auf. „Ich verstehe nicht, warum die Burschen hier keine Schwerkraftneutralisatoren eingebaut haben", knurrte Kandier und rieb sich die Stelle, wo der Magen saß. „Sie waren sicher nicht so zimperlich wie die Beamten der terranischen Sicherheitstruppen", grinste Ingmar schwach, „Gib bloß nicht so an! Tust gerade so, als wenn es dir nichts ausmachte. Dabei bist du verdammt blaß unter der Nase geworden", parierte der andere ärgerlich. „Wer sagt denn, daß die früheren Bewohner dieses Planeten über den gleichen organischen Körperbau verfügen, wie wir ihn haben?" „Meinen Sie, die Burschen sahen anders aus, Inspektor?" „Das weiß der Kuckuck, Kandier. Auf jeden Fall waren, sie intelligenter als wir." „Vor soviel Intelligenz läuft mir direkt eine Gänsehaut über den Rücken. Unsere Raumschiffe fliegen schon mit vierfacher Lichtgeschwindigkeit. Wie wird es bei denen wohl damit ausgesehen haben?" Inspektor Hendrix zuckte nur mit den Schultern. Gemeinsam durchsuchten sie nun die Etage. Der Erfolg war negativ. Auch in den anderen Stockwerken fanden sie nichts. Die Wissenschaftler blieben verschwunden. Für Hendrix war es sicher, daß sie nicht in der Station waren. Mißmutig gab er den Befehl zur Rückkehr. „Nicht eine Maus ist in dem Gebäude", knurrte er. „Wer weiß, wohin die sich verkrochen haben." „Es müßte doch wenigstens das Boot zu finden sein, mit dem sie hierher gekommen sind." „Man hat sie hier abgesetzt und vereinbart, sie nach zehn Stunden wieder abzuholen", erklärte Hendrix.
„Und dann fand man sie nicht mehr?" „Nein, Kandier." „Warum hat man uns nicht sofort verständigt?" „Sie kennen doch diese weisen Brüder", winkte der Inspektor ab. „Mit uns wollen sie nichts zu tun haben. Wir sind ihnen zu rauh, zu taktlos. Vielleicht auch zu dumm. Sie stellen sich nicht gern mit uns auf eine Stufe." „Aber wenn sie nicht mehr weiter können, dann sind wir gut genug, was?" bemerkte Kandier grimmig. „Dann ist es aber meistens zu spät. — Genau wie jetzt auch." „Glauben Sie nicht, daß wir sie noch finden, Inspektor?" „Vielleicht sind sie mondsüchtig geworden und auf das Dach gekrochen. Es ist die letzte Möglichkeit", knurrte Hendrix wütend, setzte dann aber etwas ruhiger hinzu: „Wir werden hier noch einmal gründlich die Umgebung absuchen und dann zurückkehren." Sorgfältig suchten sie rings um die Station den Boden ab, jedoch ohne Erfolg. Verstimmt bestiegen sie ihr Boot und flogen zurück. Hendrix entließ die beiden Beamten und begab sich zur Berichterstattung zu Oberst Darnell. „Es ist gut, daß Sie wieder hier sind, Inspektor." Hendrix blieb überrascht in der Tür stehen. Waren die Vermißten inzwischen zurückgekehrt? Er wollte gerade danach fragen, als der Oberst erneut das Wort ergriff. „Was machen Sie denn für ein Gesicht?" „Tut mir leid, Oberst. Ich kann kein anderes machen. Ich habe nur das eine." Darnell schmunzelte. Er kannte den bärbeißigen Beamten. Hendrix konnte sich einfach nicht verstellen. Er drückte seine Gefühle immer offen aus und zwar mit allem Nachdruck. „Ich habe volles Verständnis dafür, daß Sie sich, jetzt nach Ruhe sehnen, aber darauf kann ich im Augenblick keine Rücksicht nehmen, Hendrix. Sie müssen noch einmal los." „Noch einmal?" „Ja." „Etwa wieder in diese verdammte Station 13?" „Nein." „Wohin zum Kuckuck?" „In Station 36 werden ebenfalls einige Wissenschaftler vermißt. Die Leute sollen gefälligst ihre Pläne mitnehmen, wenn sie sich in die Stationen begeben. Es ist geradezu lächerlich, daß wir sie dauernd zurückholen müssen."
„Seit wann sind die Leute vermißt?" „Um 18 Uhr hat man sie, wie vereinbart, abholen wollen, aber wer nicht vor der Station erschien, waren die Wissenschaftler. — Der Pilot flog sofort zurück und meldete das. Eine Gruppe von fünf Mann erbot sich, die Kollegen zu suchen. Drei Stunden wartete der Pilot vor der Station. Dann flog er zurück... allein!" Hendrix' Atem ging schwer. Ihm kamen diese Vorfälle einfach unfaßbar vor. Ihm graute vor den rätselhaften Stationen und vor dem geheimnisvollen Erbe, das die einstigen Bewohner zurückgelassen hatten. Nur wenn es unbedingt sein mußte, betrat er die Kuppelbauten. Wenn er nicht Polizeiinspektor wäre, würde er es bestimmt nicht tun. „Wann brechen Sie auf, Hendrix?" Wie ein Schlafwandler fuhr der Angesprochene zusammen. „Was sagten Sie gerade?" „Wann Sie aufbrechen, habe ich gefragt." „Wenn Sie sich etwas davon versprechen, sofort." „Wieso sollte ich mir davon nichts versprechen?" „Hm... wenn die Anderen nichts gefunden haben, werden wir bestimmt auch nicht mehr Glück haben." „Wenn Sie vorhin richtig zugehört hätten, dann wüßten Sie, daß die zweite Gruppe auch nicht herausgekommen ist." „Es will mir einfach nicht in den Kopf... Irgend etwas ist faul an der Sache, Oberst." „Reden Sie keinen Unsinn, Hendrix! Wir haben inzwischen festgestellt, daß es sich in beiden Fällen um sehr junge Wissenschaftler handelt, die die Stationen überhaupt nicht oder nur sehr schlecht kannten. Die Leute haben sich total verlaufen." „So ... meinen Sie?" „Ja, zum Donnerwetter! Wo haben Sie die Leute übrigens abgeliefert? Sie mußten ja vollkommen ausgehungert sein." „Welche Leute meinen Sie, Oberst?" „Hören Sie mal zu, Inspektor. Ich habe das Empfinden, als wären Sie nicht ganz bei der Sache. Haben Sie etwa einen über den Durst getrunken?" „Nicht einen Tropfen, Oberst. — Sie meinten soeben die Leute aus Station 13?" „Welche sonst? Sie waren doch in Station 13, oder nicht?" „Natürlich." „Na also!" „Aber wir haben keinen gefunden!" „Hendrix!" „Tut mir leid, Oberst. Wir haben fünf Stunden gesucht. Nicht eine Maus ist
in der Station. Wir haben jeden Raum durchsucht und sogar die Umgebung. Wenn die Leute wirklich da waren, hat sie der Teufel geholt." Mit verschränkten Armen rannte Oberst Darnell, durch das Zimmer. Er fand keine Erklärung für das Verschwinden der Wissenschaftler. Bis vor einigen Stunden hatte er geglaubt, daß sich die Leute verlaufen hätten, aber jetzt sah die Sache ganz anders aus. Er wußte, daß er sich auf Hendrix verlassen konnte. Wo aber sollten die Männer geblieben sein? „Sie glauben, daß es sinnlos ist, noch einmal in Station 13 zu suchen, Hendrix?" „Meinetwegen können Sie noch eine Gruppe hinschicken, Oberst. Ich fliege nach Station 36." „Wieviel Mann nehmen Sie mit?" „Dieses Mal die ganze Bereitschaft. Hundert Mann sehen mehr als drei. Außerdem sind wir dann auch wieder früher zurück." „Ich wünsche Ihnen viel Erfolg, Hendrix." „Danke, Oberst." Fünf Stunden waren bereits vergangen. Fieberhaft arbeiteten die Männer der wissenschaftlichen Gruppe, um den rätselhaften Anlagen ihre sorgsam gehüteten Geheimnisse zu entreißen. Immer wieder erwies sich Diplomingenieur Resch als einer der fähigsten Männer auf diesem Gebiet. Als Inspektor Hendrix ungeduldig zum Aufbruch mahnte, um die verspätete Mahlzeit einzunehmen, war man bereits ein beachtliches Stück vorwärtsgekommen. „Alle Achtung vor Ihrer Arbeitswut, aber nehmen Sie bitte Rücksicht auf den knurrenden Magen eines Polizisten", sagte er. Professor Yoshikawa richtete sich lachend von seiner Arbeit auf. „Uns wird wohl nichts anderes übrigbleiben, meine Herren, als Inspektor Hendrix zu folgen. Wir sind nun einmal auf seinen Schutz angewiesen. Nach der Mahlzeit können wir unsere Arbeit wieder fortsetzen." Der Vorschlag wurde einstimmig angenommen. Nacheinander verließen sie den Raum. Zuerst gingen die Roboter. Die Männer des Sicherheitstrupps und die Wissenschaftler schlossen sich ihnen an. — Am schlechtesten konnte sich Diplomingenieur Resch von seiner Arbeit trennen. Er schritt erst auf die Tür zu, als die anderen den Raum bereits verlassen hatten. Dicht vor der Tür prallte er zurück. Etwas Unsichtbares versperrte ihm den Weg. Ein Energieschirm! schoß es ihm durch den Kopf. Was sollte es sonst sein? Suchend sah er sich um. Sie mußten bei ihren Arbeiten den Mechanismus ausgelöst haben. Das seltsame war jedoch, daß die anderen ungehindert die Tür erreicht hatten. Sollte sich gerade in' dem Augenblick
die Sperre eingeschaltet haben, wo er auf die Tür zuging? Es mußte wohl so sein, eine andere Erklärung fand er nicht. Energisch näherte er sich ein zweites Mal der Tür. Seine Arme griffen nach. vorn, um sich von dem Vorhandensein eines Energieschirmes zu überzeugen. Er fühlte, wie sich etwas um seine Handgelenke legte. Fassungslos und verwundert zugleich, versuchte er sich loszureißen, was ihm jedoch nicht gelang. Die Umklammerung wurde fester. Mit aller Gewalt bäumte er sich dagegen auf. Er merkte, daß seine Kräfte schnell nachließen und daß etwas Fremdes durch seinen Körper lief. Im Unterbewußtsein sah er, daß die Einrichtung des, Raumes an Gestalt verlor, zu tanzen begann und schließlich vollkommen verschwand. — Um Diplomingenieur Resch, den besten Techniker Utopias, wurde es Nacht. „Ich bin davon überzeugt, daß wir heute ein beachtliches Stück weitergekommen sind, was wir in erster Linie Resch zu verdanken haben", wandte sich Professor Yoshikawa an Inspektor Hendrix. Sie standen in der großen Vorhalle und warteten auf die anderen, die nacheinander auf den schnellen Laufbändern in die Halle glitten. „Nanu, wo ist denn Resch... ? Er ist doch wohl nicht zurückgeblieben, Inspektor?" Hendrix blieb stirnrunzelnd stehen. „Ich habe keine Ahnung, Professor. Seitdem wir den Raum oben verlassen haben, habe ich ihn nicht mehr gesehen." „Dann ist er also doch zurückgeblieben. Er ist von dieser Arbeit wie besessen." „Wenn er sich stark genug fühlt, um auf die Mahlzeiten zu verzichten, dann soll er hier bleiben. Es ist seine Sache." „Wollen Sie nicht lieber nach ihm schicken, Inspektor?" „Warum?". „Ich habe ein ungutes Gefühl." „Keine Angst, Professor. Dem passiert nichts." „Trotzdem würde ich ihn holen lassen", beharrte Yoshikawa. „Es gibt keinen, der die Stationen besser kennt als Resch. Er wird sich schon nicht verlaufen." „Ich gehe noch mal zurück. Wir haben drei ganze Gruppen verloren. Sie sind einfach vom Erdboden verschwunden. Solange dieses Verschwinden nicht geklärt ist, mache ich mir Sorgen um jeden einzelnen. Und Sie tragen die Verantwortung, Inspektor." „Also gut, Professor. Ich werde zwei meiner Leute zurückschicken." Hendrix
drehte sich um. Sein Blick fiel auf Kandier. „Nehmen Sie zwei Mann mit und holen Sie Diplomingenieur Resch...! Der Bursche soll sich gefälligst der Allgemeinheit anpassen und sofort Schluß machen", setzte er ärgerlich hinzu. „Jawohl, Inspektor." Die Männer der Sicherheitsgruppe verschwanden. Vor der Station, die man mittlerweile verlassen hatte, traf man sich mit der anderen Gruppe, die man durch die Roboter von dem Aufbruch in Kenntnis gesetzt hatte. Langsam begaben sich alle zum Boot und stiegen ein. Hendrix blieb draußen. Immer wieder sah er zur Uhr. Die Minuten verstrichen. Eine halbe Stunde war vergangen. Von den Männern war immer noch nichts zu sehen. Wissenschaftler und Beamte wurden unruhig. „Sie müßten schon lange zurück sein." Hendrix schrak zusammen. Als sein Blick auf Professor Yoshikawa fiel, wandte er sich schnell wieder ab, denn der greise Wissenschaftler sah ihn unverwandt an. „Ich sehe selbst einmal nach," Seine Stimme klang tonlos. „Nein!" Erstaunt, blickte der Inspektor auf den Professor. „Meinen Sie, daß …". Der Wissenschaftler zuckte schweigend die Schultern. „Das grenzt ja an Zauberei. An eine verdammt teuflische, Professor. Wenn die wirklich nicht wiederkommen, dann...“. „Was dann, Inspektor?" „Dann werde ich um eine Verfügung kämpfen, die alle 120 Stationen und die Stadt völlig ausradiert" „Das wäre vielleicht zu hart, aber etwas muß unternommen werden." „Darauf können Sie sich verlassen. Hendrix sah sich entschlossen um. „Ingmar!" rief er einem Beamten zu. „Inspektor?" „Nehmen Sie 12 Mann und sechs Roboter mit. Wir suchen die Station durch. Die restlichen fünf Mann sowie zwei Kampf- und zwei Informationsroboter bleiben hier. Von den Wissenschaftlern verläßt niemand das Boot. Ist das klar?" „Jawohl, Inspektor!" „Ich gehe mit!" „Leider muß ich auch Sie bitten, hier zu bleiben, Professor."' „Als Leiter der wissenschaftlichen Gruppe bin ich für Resch verantwortlich", beharrte Yoshikawa. „Nach dem, was hier vorgefallen ist, bin ich als einziger für alles verant-
wortlich, Professor. Aber wenn Sie, darauf bestehen, sich an der Suche zu beteiligen, bitte. Eigentlich lächerlich, das alles. Wir machen uns hier Sorgen und die Burschen sitzen vielleicht oben und erzählen..." Hendrix verstummte. Aus der Station traten die drei Beamten. An der Spitze Kandier. Einen seltsamen Ausdruck in den Augen, traten sie auf die Polizeitruppe zu, die sich gerade zum Gehen rüstete. „Kandier!" Der Mann hob den Kopf. „Wir haben bis jetzt gesucht", erklärte er, „Diplomingenieur Resch aber nicht gefunden." „Wo haben Sie gesucht?" wollte Yoshikawa wissen. „Wir haben jeden Raum der beiden obersten Stationen durchsucht." „Jeden Raum, den Sie kennen." Hendrix sah auf den Wissenschaftler. In seinen Augen flackerte es, als er zögernd sagte: „Aber uns sind doch alle Räume bekannt." „Das habe ich bis jetzt auch gedacht, aber, nun glaube ich nicht mehr daran." „Resch war vorhin noch in der Abwehrzentrale. Er hatte keinen Grund, sie zu verlassen, denn er war ganz und gar in seine Arbeit vertieft. Außerdem kennt er jeden Winkel dort oben. Er muß da sein! Los, vorwärts!" Als erster schritt Hendrix auf die Station zu. Der Mathematiker ging an seiner Seite. Die 15 Beamten und sechs Roboter folgten. Geradenwegs, ohne ein Wort zu wechseln, begaben sie sich in die oberste Etage und suchten den Raum auf, den sie vor etwa 45 Minuten verlassen hatten. Von Resch war nichts zu sehen. „Es sieht aus, als hätte er sich in Luft aufgelöst", knurrte der Inspektor. „Er kann doch nicht spurlos verschwinden." „Nach menschlichem Ermessen nicht, Professor, denn Resch ist schließlich ein ausgewachsener Mann und keine Stecknadel. Wir müßten ihn finden, wenn er noch hier ist." „Er hat die Station nicht verlassen, folglich muß er auch noch hier sein." „Wir werden ja sehen! — Ingmar!" „Inspektor?" „Nehmen Sie sieben Mann mit und suchen Sie die Etage unter uns ab!" „Jawohl, Inspektor!" „Kandier, Sie suchen mit den anderen diese Etage durch. Lassen Sie die Leute den Namen Resch brüllen, daß die Wände zittern." „Jawohl, Inspektor!" „Und jetzt verschwinden Sie!" „Wollen Sie den Leuten nicht auch Roboter mitgeben?"
„Sicher! Daran habe ich gar nicht gedacht. — Kandier! Ingmar! Jede Gruppe nimmt zwei Kampfroboter mit!" Die Beamten und die Maschinenmenschen trotteten aus dem Raum. Der Blick des Wissenschaftlers fiel auf die beiden Informationsroboter, die bei ihnen zurückgeblieben waren. „Und diese beiden hier?" „Von mir aus können sie auch mit den anderen marschieren", meinte Hendrix gleichgültig. „Wir brauchen sie doch nicht." Yoshikawa schüttelte leise lachend den Kopf. „Ich glaube, wir brauchen sie doch, Inspektor. Rob 83 wird Resch finden." „Meinen Sie?" „Er spricht auf nichts besser an, als auf die Ausstrahlungen menschlicher Impulse. Dafür ist er schließlich gebaut worden." „Wenn es so ist, dann lassen Sie ihn suchen, damit wir hier endlich herauskommen." Der Mathematiker, der die hochentwickelten Gehirne der Maschinen konstruiert hatte, begann zu fragen: „Rob 83! Wie viele Personen befinden sieh jetzt in der Station?" „17 Personen", schnarrte die mechanische Stimme. Fragend sah der Wissenschaftler auf Hendrix, der sofort zu zählen begann. „15 Beamte und wir beide sind 17, Professor." Nachdenklich wiederholte Yoshikawa: „Ja, mit uns beiden sind es 17." . Hendrix verlor die Nerven. Ungehalten schrie er: „Verlangen Sie nicht von mir, daß ich das begreife, Professorl Es gibt nur zwei Möglichkeiten. Entweder der Roboter hat sich geirrt, oder Resch ist wirklich nicht mehr in der Station." „Es muß noch eine dritte Möglichkeit geben, Inspektor", entgegnete der Wissenschaftler überlegend. „Dann nennen Sie mir diese." „Das kann ich nicht. Niemand von uns kann es." „Nehmen Sie es mir nicht übel, aber ich komme da nicht mehr mit, Professor. Wenn dieser Resch doch nur nicht zurückgeblieben wäre!" Mit einem Seufzer ließ er sich auf einer Sitzgelegenheit nieder, die von den Urbewohnern dieses Planeten geschaffen worden war. Sie entsprach den menschlichen Formen, nur mußten die Centaurianer wohl größer gewesen sein, denn Hendrix erreichte mit den Füßen gerade den Füßboden. „Rob 83! Hast du dich wirklich nicht geirrt?" fragte der Mathematiker noch einmal die Maschine. „Nein", schnarrte die Stimme.
„Es sind also nur 17 Personen in der Station?" .Ja." „Kann er vielleicht irgendwo an eine Stromleitung gekommen und verbrannt sein?" Achselzuckend wandte sich Yoshikawa den Geräten zu, die sie teilweise schon demontiert hatten. Prüfend ließ er seine Blicke über die Apparate gleiten, dann wandte er sich wieder dem Inspektor zu. „Das halte ich für ausgeschlossen Hier ist nicht die geringste Schmorstelle zu finden." „Dann hat er sich eben in Luft aufgelöst. Warum auch nicht? Vielleicht beherrscht er die Technik unserer intelligenten Vorfahren bis zur letzten Vollendung. Schließlich treibt er sich schon lange genug hier herum." „Hören Sie auf, Inspektor. Wir dürfen uns nicht auf Vermutungen stützen, sondern müssen von Tatsachen ausgehen. Ich bin immer noch der Ansicht, daß es hier Räume gibt, die uns unbekannt sind. Vielleicht ist Resch in einen solchen Raum gelangt?" „Und die Roboter? Müßten die ihn dann nicht anpeilen können?" „Unsere Informationsroboter, die auf Impulse von Lebewesen ansprechen, sind nicht in der Lage, stärkere Energieschirme zu durchbrechen. Wenn nun solche Räume durch starke Energiefelder abgeschirmt sind, können selbst unsere hochentwickelten Maschinenmenschen in diesen Räumen nicht orten." „Und wie soll Resch in einen solchen Raum gelangt sein?" „Das weiß der Himmel." „Die Roboter müßten solche Energieschirme doch registrieren." „Nicht unbedingt. Sie sprechen nicht auf jede Strahlung an." „Warum stellte man sie nicht auf diese Werte ein?" „Wir können sie nicht auf etwas einstellen, das uns nicht bekannt ist, Inspektor." Hendrix stand mit einem Ruck auf. „Kommen Sie, Professor! Wir helfen den anderen suchen." Nachdenklich schritt er auf die Tür zu. Schrak zusammen, als er gegen etwas rannte. Er hob den Kopf und starrte verwirrt auf die Wand, die noch zwei Meter von ihm entfernt war. Schnell trat er einige Schritte zurück. Was war das? Er hätte schwören können, daß er gegen etwas gelaufen war. Trotzdem konnte er nichts sehen . Ein Energieschirm? Sein Blick fiel auf den Roboter. Die elektronischen Facettenaugen des Maschinenmenschen, der auf einen nahezu unbegrenzten Bereich elektrischer Frequenzen reagierte,
leuchteten unruhig, wenn auch nur sehr schwach. „Was haben Sie? Was machen Sie für ein Gesicht, Inspektor?" „Seltsam", murmelte der. „Was ist seltsam? So reden Sie doch endlich!" „Hier muß ein Energieschirm sein." „Was...? Hier mitten im Raum? Das dürfte wohl ein Irrtum sein, Inspektor. Wir sind doch eben noch hier hereingekommen und haben nichts davon gemerkt." Der Mathematiker trat auf die Tür zu. Er hatte beide Arme vor sich gestreckt. Plötzlich riß er sie zurück, als wollte er sich aus einer Umklammerung lösen. Bleich, mit zitternden Lippen ging er rückwärts. Hendrix, der einige Meter hinter ihm stand, verfolgte jede Bewegung. Ihm entging nicht das stärkere Aufleuchten der Elektronenaugen des Roboters. Einem plötzlichen Instinkt folgend, riß er den Strahler hervor und schoß an Yoshikawa vorbei. Der unsichtbare Plasmastrahl fraß in die gegenüberliegende Wand eine häßliche Stelle. „Warum haben Sie geschossen?" fragte der Wissenschaftler. Seine Stimme zitterte. „Das weiß ich auch nicht. Ich hatte den Eindruck, als hatten Sie mit einem unsichtbaren Gegner gerungen." „So war mir auch zumute." Verstört betrachtete Yoshikawa seine Handgelenke. „Was suchen Sie denn da an Ihren Händen?" Der Mathematiker zuckte unschlüssig mit den Schultern. „Ich wage es kaum auszusprechen. Es ist unglaublich." „Was ist unglaublich, zum Donnerwetter!“ „Ich glaube... Ach, lassen wir das. Meine Nerven werden mir wohl einen Streich gespielt haben." „Professor, wollen Sie sich nicht klarer ausdrücken!" Die Stimme des Inspektors klang leise, aber trotzdem sehr energisch. „Ich will es Ihnen sagen, auch wenn Sie mich für verrückt halten. Mich hat eben etwas an die Handgelenke gefaßt." Hendrix stieß einen tiefen Seufzer aus. „Sie haben recht, Professor, unsere Nerven gehen wirklich mit uns durch. — Rob 82! Hast du eben eine Strahlung gemessen?" „Ja." „Was war es?" „Ich kann sie nicht definieren." „War es eine Energiestrahlung?" „Nein!" „Was war es dann?" „Ich weiß es nicht" „Blöder Kerl!"
„Hören Sie auf, Inspektor. Ich habe Ihnen doch vorhin schon gesagt, daß die Roboter hier nicht viel ausrichten können. Bemerkenswert ist jedoch, daß sie überhaupt auf die Strahlung reagieren." „Aber so, daß man damit nichts anfangen kann." „Noch nicht" Der Professor sah nachdenklich vor sich hin. „Es gibt da noch etwas, was mich stutzig macht", sagte er dann zögernd. „Und?" „Als Sie vorhin schossen, löste sich der Griff. Im gleichen Augenblick." „Hören Sie auf, Professor", grinste Hendrix schwach. „Hier vor uns gibt es einen Energieschirm. Sie sind dagegen gerannt und haben sich Ihre Hände verletzt, das ist alles. Erzählen Sie keinem anderen davon, Sie machen sonst nur die Leute verrückt" „Ich wußte, daß Sie mir nicht glauben werden, aber..." Der Mathematiker machte eine kurze Pause. Stirnrunzelnd fuhr er fort: „Glauben Sie wirklich, daß Sie mit Ihrem Handstrahler den Energieschirm vollkommen zerstören konnten?" „Habe ich das?" „Ich möchte es annehmen. — Rob 82! — Kannst du die Strahlung noch messen?" „Nein", schnarrte die Stimme. „Wann verschwand sie?" „Als der Strahlschuß erfolgte." „Seltsam, nicht wahr?" fragte Yoshikawa den Inspektor. Hendrix antwortete nicht. Mit vorgestreckten Armen trat er vorsichtig auf die Stelle zu, wo er den Energieschirm vermutete. Er verhielt erst seinen Schritt, als er unmittelbar vor der Tür stand. „Er ist nicht mehr da." Yoshikawa sah in sein verstörtes Gesicht. „Der Roboter hat es schon gesagt. Ich glaube, wir werden hier noch mehr Überraschungen erleben." „Und ich werde alles versuchen, um dem Spuk hier bald ein Ende zu bereiten. Alle 120 Stationen sollten in Schutt und Asche gelegt werden." Yoshikawa winkte ab. „Kommen Sie! Wir wollen nach den anderen sehen." Oberst Darnell rannte nervös in seinem Zimmer auf und ab. Hin und wieder blieb er vor einem Fenster stehen, um gleich darauf seine unruhige Wanderung fortzusetzen. Er verhielt erst seinen Schritt, als ein Mann eintrat. „Ich warte schon seit einer halben Stunde auf Sie", knurrte er. „Entschuldigen Sie, Oberst, ich konnte nicht eher kommen." „Setzen Sie sich!"
„Danke." „Und jetzt packen Sie aus." Hendrix nahm in dem angebotenen Sessel Platz. Gemütlich steckte er die angebotene Zigarre in Brand und schlug seine Beine übereinander. Erst nachdem er einige Züge gemacht hatte, begann er zu sprechen. Gerade früh genug, um einer erneuten Aufforderung seines Vorgesetzten zuvor zu kommen. „Sie wissen, daß Diplomingenieur Resch verschwunden ist, Oberst?" „Ich habe Sie kommen lassen, um zu erfahren, wie das passieren konnte, Hendrix." Darnell sprang erregt auf und begann von neuem seinen Rundgang durch das Zimmer. „Er ist einfach verschwunden." Hendrix zuckte mit den Schultern. „Es ist uns allen ein Rätsel." „Ein Rätsel...? Unsinn! Man kann doch nicht einfach verschwinden." „Das haben wir auch geglaubt, Oberst. — Trotzdem konnten wir ihn nicht mehr finden. Er war einfach nicht mehr da. Wir haben die ganze Station abgesucht. Die Roboter hätten ihn finden müssen, wenn er noch da gewesen wäre." „Können die Roboter sich nicht geirrt haben?" „Nein, Professor Yoshikawa lehnt das energisch ab." „Hm... erst die drei Gruppen und jetzt einer unserer fähigsten Techniker. Einfach verschwunden!" „Die Stationen soll der Teufel holen!" fluchte Hendrix ungehalten. „Wenn es nach mir ginge, würde ich sie vernichten! Alle! Und zwar sofort" „Sie sind verrückt, Hendrix. Nur weil Ihnen ein Auftrag daneben gegangen ist, sollen wir eine Technik zerstören, die wir selbst in hundert oder tausend Jahren erreichen werden. Wir können in den Stationen bestimmt noch eine ganze Menge lernen." „Hauptquartiere des Teufels sind das, sonst nichts." „Das Hauptquartier kann höchstens die Stadt in der Polargegend sein. Wissen Sie schon, daß Professor Yoshikawa in einigen Tagen dorthin aufbrechen will?" „In die Stadt?" Hendrix vergaß den Mund zu schließen. Er klappte ihn erst wieder zu, als Darnell ihn daran erinnerte. „Machen Sie den Mund zu, Inspektor. Sie könnten sich sonst erkälten und aus diesem Grunde nicht an der Expedition teilnehmen." „Ich soll...? So ein Wahnsinn!" stöhnte Hendrix. „Sie können beruhigt sein. Ich bin auch mit dabei. Ich glaube nämlich immer noch nicht an den ganzen Schwindel."
„Wann werden wir aufbrechen?" „Es wird noch einige Tage dauern. Yoshikawa will erst die heutigen Ergebnisse auswerten. Er nimmt an, daß die Hauptzentrale in der Stadt zu finden ist." „Meinetwegen. Aber nur mit einem ganzen Regiment unserer Beamten." „Darüber können wir uns später noch unterhalten. Jetzt geben Sie mir bitte einen genauen Bericht über den Verlauf des heutigen Tages." „Meine Herren, wir müssen zu einem Ergebnis kommen", ergriff dos Santos das Wort. „Es steht fest, daß bis jetzt drei Gruppen und Diplomingenieur Resch verschwunden sind. Ferner wissen wir, daß es Energiefelder gibt, die uns erst jetzt, nach zwei Jahren, aufgefallen sind. Zweimal sind diese in Erscheinung getreten. Vor einigen Tagen in der Station und vor wenigen Stunden am blauen See. Oder ist noch ein Fall bekannt?" Ich habe so etwas Ähnliches schon einmal erlebt", erklärte die Botanikerin. „Sie, Doktor Sanders?" „Ja." „Erzählen Sie bitte." „Es liegt mehr als vier Jahre zurück, Präsident. — Als wir damals zum ersten Male diesen Planeten aufsuchten, gingen wir auch in die Stadt. Auf dem Rückweg wurde ich plötzlich vom Laufband gestoßen. Etwas ergriff mich bei den Handgelenken und zerrte mich in einen anderen Raum. Ich spürte deutlich die Griffe. Sie lösten sich erst, als Hauptmann Borgert und Hauptmann Black erschienen. Ich glaubte erst, einer von den beiden hätte sich einen Scherz erlaubt und mich vom Band gedrängt. Aber beide versicherten hoch und heilig, daß sie es nicht gewesen wären." „Wie haben Sie damals darauf reagiert? — Hauptmann Borgert?" Der Offizier erhob sich und zuckte etwas verlegen die Schultern. „Für uns war es klar, daß Doktor Sanders aus Versehen auf das andere Laufband geraten war." Dos Santos wollte eine weitere Frage stellen, schwieg aber, als die Tür hastig aufgerissen wurde. Ein Offizier der Sicherheitsgruppe trat auf Oberst Darnell zu und überreichte ihm ein Schreiben. „Sind Sie wahnsinnig, Leutnant!" herrschte der ihn an, nachdem er das Geschriebene überflogen hatte. „Das ist doch wohl nicht möglich!" „Betrifft die Meldung die Gemeinschaft oder ist sie rein privat?" wollte der Präsident wissen. „Ich befürchte, sie betrifft nicht nur die Gemeinschaft, sondern diesen ganzen verdammten Planeten hier", antwortete Darnell. „Dann lassen Sie uns den Wortlaut der Meldung hören."
„Um 20.15 Uhr ist das Supergehirn von unbekannten Tätern stark beschädigt worden", las der Oberst mit belegter Stimme. Nach diesen inhaltsschweren Worten herrschte Totenstille im Saal. Alle hielten den Atem an. „Wie kommen Sie an die Meldung, Leutnant?" fragte dos Santos endlich. „Inspektor Blaffert schickt mich, Präsident." „Inspektor Yoshikawa hatte wie erstarrt zugehört. Jetzt sprang er auf und wandte sich erregt an den Offizier, der die Nachricht überbracht hatte. „Haben Sie das Gehirn gesehen, Leutnant?" „Ja, Professor?" „Ist es vollkommen zerstört?" „Nein" „Wie sind Sie darauf aufmerksam geworden?" „Durch die Alarmanlage, die sofort in Tätigkeit trat." „Ich verstehe nicht, wer ein Interesse daran haben könnte, das SuperGehirn zu zerstören", schnaubte Darnell und setzte dann hinzu: „Ich bitte darum, mich und meine Leute von der weiteren Teilnahme an dieser Sitzung zu befreien, Präsident." „Mich ebenfalls", schloß sich der Mathematiker an. „Ich schlage vor, die Sitzung zu vertagen, denn der letzte Vorfall dürfte nun im Vordergrund stehen." „Haben Sie schon etwas unternommen, Leutnant?" erkundigte sich Darnell. „Ja. Als die Alarmsirenen erklangen, haben wir das ganze Gebäude abgeriegelt, Oberst." „Abgeriegelt?" „Ja. Wir haben den Energieschirm eingeschaltet." „Das ist gut, Heraus kann also nur, wer einen verschlüsselten Konverter besitzt", meinte Professor Yoshikawa. „Wie viele Konverter dieser Art gibt es und wer besitzt sie?" „Es gibt noch keinen einzigen davon, Präsident", lachte der Polizeichef überlegen. „Wenn ich richtig unterrichtet bin, kann der Energieschirm nur in der Zentrale des Gebäudes eingeschaltet werden." „Allerdings." „Wer hat den Energieschirm eingeschaltet, Leutnant?" „Inspektor Blaffert, Präsident." „Er befindet sich also noch im Gebäude und damit auch innerhalb des Energieschirmes?" „Ja, und außerdem noch fünf Beamte."
„Inspektor Blaffert muß also den Energieschirm ausschalten, wenn er das Gebäude verlassen will?" Der Polizeichef nickte. Dos Santos wiegte nachdenklich den Kopf. „Ich finde diese Einrichtung nicht gerade ideal, meine Herren. Wenn Inspektor Blaffert die Täter nicht gefunden hat, wird er den Energieschirm ausschalten müssen, um selbst hinaus zu gelangen. Diese Zeit können natürlich auch die unbekannten Täter nutzen, um zu entkommen." „Das ist unmöglich", bemerkte Professor Yoshikawa sachlich. „Niemand kann das Gebäude verlassen, auch Inspektor Blaffert nicht. Er konnte den Schirm wohl einschalten ... abschalten kann er ihn nicht." „Aber wie kommt er dann wieder heraus?" entsetzte sich der Präsident. „Wir werden ihn holen. Kommen Sie, Oberst. Sie können noch drei Mann mitnehmen. Wollen Sie auch mitkommen, Präsident?" „Ja, natürlich." Yoshikawa trat auf ein Laufband. Die anderen folgten. Der Weg führte sie durch die Hauptgeschäftsstraße von Terra. Sie näherten sich dem Gebäude, in dem das Supergehirn war. Yoshikawa wechselte die Richtung. Vor einem Bauwerk verließ er das Laufband. Er trat auf das Portal des Hauses zu. Hier drin war das Zentralsafe. In ihm wurden nicht nur die Geldreserven aufbewahrt, sondern auch die wichtigsten und geheimgehaltenen Auswertungen des Supergehirns, sowie verschiedene technische Geräte, die nicht für jedermann bestimmt waren. Die Posten salutierten. Es gab keine Kontrolle. Den Mitgliedern der Regierung und des Weisen Rates war der Zutritt zu den Räumen jederzeit gestattet, allerdings nur in Begleitung eines höheren Beamten der Sicherheitsgruppe. Sie erreichten einen Tresorraum. Einem Panzerschrank entnahm der Mathematiker sechs winzige Geräte. Es waren einfache Konventer, die sich in keiner Weise von den normalen Geräten unterschieden. „Können wir mit diesen Konvertern den Energieschirm passieren?" wollte dos Santos wissen. „Ja", antwortete Yoshikawa. „Sie sagten doch vorhin, daß es keine Konverter dieser Art gibt, Oberst Darnell." „Es gibt auch keine, denn diese hier müssen erst einer Prozedur unseres Code-Gehirns unterworfen werden." „Stimmt das, Professor?" „Ja. Kommen Sie bitte mit."
Ein Lift brachte sie ins Obergeschoß. Dort gelangten sie in einen Raum, der mit Geräten und Instrumenten angefüllt war. Vor einer Einrichtung, die einer riesigen Registriermaschine glich, blieb der Mathematiker stehen. Mit sicheren Handgriffen setzte er das Code-Gehirn in Betrieb. Die anderen sahen seinem Tun schweigend aber interessiert zu. „Was Sie uns hier vorführen, erscheint mir rätselhaft, Professor. Wer außer Ihnen weiß noch, wie er sich In einer solchen Situation zu verhalten hat?" fragte dos Santos. „Diese Sicherheitsmaßnahmen gehen auf eine Sondervereinbarung zwischen dem Weisen Rat und einem Gremium der Sicherheitspolizei zurück. Oberst Darnell ist eingeweiht. Allerdings haben wir uns vorbehalten, den Code geheim zu halten." „Warum ist der Regierung nichts von diesen Beschlüssen mitgeteilt worden?" „Weil die Sicherheit unserer Bevölkerung Sache des Sicherheitsdienstes ist, Präsident. Außerdem ist diese Regelung in unseren Gesetzen verankert." „Gut, Professor", gab sich dos Santos zufrieden „Ich wäre Ihnen aber sehr verbunden, wenn Sie uns einen kleinen Einblick In Ihre Aktionen geben würden" „Es bedarf keiner großen Erklärung, Präsident", meinte Yoshikawa. „Dieses Gerät hier nimmt die Strahlung des Energierschirmes auf und gibt die Werte sofort an das Code-Gehirn weiter, wo eine Verschlüsselung erfolgt." Der Mathematiker trat an ein Gebilde, das aus mehreren glasähnlichen Röhren bestand. Er begann zu arbeiten. — Dann trat er zu dem Gehirn zurück. Leichthändig bediente er die Tastatur. Danach ergriff er die Konverter und führte sie nacheinander in eine Öffnung. „Mit diesen Geräten können wir nun den Energieschirm passieren, meine Herren." Profesor Yoshikawa verteilte die nun verschlüsselten Konverter. So schnell sie es vermochten, verließen sie das Haus in dem sich das Zentralsafe befand und eilten zu dem Gebäude, in dem sich das Super-Gehirn befand. Das Haus war von unübersehbaren Menschenmassen umlagert. Bereitwillig und ehrerbietig machte man ihnen jedoch Platz. Sie gelangten an einen Kordon von Sicherheitsbeamten, die das Gebäude abriegelten. Sollten die Täter noch im Haus sein, so konnten sie unmöglich durch diese Sperrkette der Sicherheitsbeamten entkommen. Oberst Darnell sah sich suchend um. — Winkend hob er dann den Arm. Der Offizier, der ihm die Meldung gebracht hatte, kam auf sie zu. „Oberst!" Der Mann nahm Haltung an. „Hat sich hier inzwischen etwas
ereignet, Leutnant?" „Nein, Oberst. Inspektor Blaffert ist noch im Gebäude." „Wissen Sie, ob er etwas gefunden hat?“ „Nein" „Dann hat er auch nichts gefunden", mischte sich Hendrix ein. „So wie ich Blaffert kenne, wäre er bestimmt schon hier aufgetaucht, wenn er Erfolg gehabt hätte." „Wenn er bis jetzt nichts gefunden hat, sind die Burschen bestimmt entkommen." „Sie müssen sich noch innerhalb des Energieschirmes befinden, Oberst." „Wie kommen Sie darauf, Leutnant?" „Wir waren gerade..." „Wer ist wir?" „Inspektor Blaffert und ich." „Gut. Sprechen Sie weiter!" „Wir machten gerade einen Rundgang und besuchten auch die Wache des Super-Gehirns. Sie war im Wachraum des Gebäudes. Gerade als wir gehen wollten, setzte die Alarmanlage ein. Wir stürzten sofort zu dem Raum, in dem das Super-Gehirn steht. Bevor wir diesen betraten, hörten wir starke Geräusche. Es waren Schläge, die mit harten Gegenständen ausgeführt wurden. Als wir den Raum betraten, verstummten die Geräusche. Wir konnten aber keine Menschenseele entdecken." „Weiter", drängte der Polizeichef nervös, als der Mann schwieg. „Inspektor Blaffert forderte die Wache auf, alle Ausgänge zu besetzen. Dann schickte er mich mit der Meldung zu Ihnen und erklärte, daß er hinter mir den Energieschirm einschalten würde. Ich sollte ihn noch prüfen, was ich auch tat. Ich konnte nicht mehr zurück. Der Schirm ist auch jetzt noch in Betrieb." Um seine Aussagen zu bekräftigen, trat der Offizier schnell einige Schritte vorwärts. Ein seltsames Bild bot sich allen Anwesenden. Der Mann lehnte sich Weit vor, ohne jedoch das Gleichgewicht zu verlieren. Er stützte sich mit einem Arm gegen den unsichtbaren Energieschirm. Darnell nickte zufrieden. „In Ordnung, Leutnant. Sie behalten hier weiterhin das Kommando. Beobachten Sie genau das Gebäude!" „Jawohl, Oberst!" „Wollen wir nicht endlich gehen?" fragte der Mathematiker ungeduldig. „Ich kann Ihre Nervosität zwar begreifen, Professor, aber wir dürfen nichts überstürzen. Wir wissen nicht, mit wem wir es zu tun haben" „Eben deshalb", bemerkte Yoshikawa ärgerlich. Leise setzte er hinzu: „Vielleicht haben diese asozialen Elemente die größte Schöpfung unserer
wissenschaftlichen Forschung in einen Schrotthaufen verwandelt, bis wir dort eintreffen", „Inspektor Blaffert wird eine weitere Vernichtung verhindert haben, Professor. — Inspektor Hendrix! Sie übernehmen den Schutz des Präsidenten und des Professors. Und nun wollen wir gehen." Zur größten Überraschung der Anwesenden gingen sie auf das Gebäude zu, ohne durch den Energieschirm aufgehalten zu werden. Heimlich versuchten die dem Schirm am nächsten Stehenden, ebenfalls einige Schritte vorwärts zu gehen. Die unsichtbare Mauer war jedoch nach wie vor noch da. Es war allen bekannt, daß Konverter das Passieren von gewöhnlichen Energieschirmen gestatteten. Der Schirm, der Im Ernstfall die wichtigsten Anlagen schützte, galt jedoch als undurchdringlich. Die kleine Gruppe hatte inzwischen das Gebäude erreicht. Allen voran rannte Professor Yoshikawa. Er bangte um sein Super-Gehirn, an dessen Schöpfung er den größten Anteil hatte. Die gigantische Anlage wurde auch nur von ihm bedient. Er galt als Genie, als unbestrittener Meister der geheimnisvollen Zahlenwelt. „Halt...! Keinen Schritt weiter!" Der Mathematiker blieb stehen. Um ihn war völlige Dunkelheit. Die Stimme kam aus nächster Entfernung, aber der Rufer war nicht zu sehen. Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis die Stimme wieder zu hören war. Dieses Mal jedoch nicht so energisch, sondern verhalten und entschuldigend zugleich, „Ich bitte um Verzeihung. Ich habe Sie nicht sofort erkannt." „Wo, zum Teufel, stecken Sie denn!" fluchte Darnell,“ der dem Professor auf dem Fuße gefolgt war und jetzt neben ihm stand. Man hörte Schritte näher kommen. Bald darauf löste sich eine Gestalt aus der Dunkelheit und kam auf sie zu. Der Mann blieb stehen und nahm Haltung an. In seiner Hand glänzte ein silberner Gegenstand. Ein Strahler. „Fähnrich Brown!" meldete er. Jetzt wurde Inspektor Hendrix lebendig. Mit schnellen Schritten trat er auf den Offiziersanwärter zu und faßte ihn mit einer Hand am Rockaufschlag. „Brown, was soll dieser Unfug? Warum ist hier kein Licht?" „Wir suchen die Täter, Inspektor." „Im Dunkeln?" „Ja, es schien uns am sichersten." „Reden Sie keinen Unsinn, Mann! Welcher normale Mensch macht das Licht aus, wenn er etwas sucht? Oder haben Sie vielleicht Röntgenaugen?" „Nein, Inspektor, nur Infrarotbrillen."
„Der Teufel soll Sie mitsamt Ihren Brillen holen! Machen Sie gefälligst das Licht an, oder sollen wir uns hier die Knochen brechen?" Der Sicherheitsbeamte entfernte sich. Unheimlich hallten seine Schritte in der Dunkelheit, Es dauerte nur wenige Sekunden, bis das Licht aufflammte. Diensteifrig näherte sich der Fähnrich wieder der Gruppe und verneigte sich vor dem Präsidenten. „Führen Sie uns zu Inspektor Blaffert!" befahl der Polizeichef. „Jawohl, Oberst!" Auf Laufbändern glitten sie durch lange Gänge. Ein Lift brachte sie dann in ein höher gelegenes Geschoß. Bald darauf standen sie dem Inspektor gegenüber. Als er den hohen Besuch erblickte, nahm er sofort Haltung an und verbeugte sich vor dos Santos und Yoshikawa. „Was haben Sie uns zu berichten, Inspektor?" erkundigte sich Darnell. „Vor 35 Minuten wurde der Alarm ausgelöst, Oberst. Seit dieser Zeit durchstreifen wir ständig das Gebäude. Bis jetzt konnten wir allerdings nichts finden.« „Wie sieht das Gehirn aus?" platzte Professor Yoshikawa dazwischen. „Ist es vollkommen zertrümmert?" „Wir haben uns nicht weiter um den Schaden gekümmert, Professor." „Ich möchte es sehen!" „Wir gehen natürlich mit, Professor. — Hendrix, Sie begleiten uns." „Und wir?" Fragend sah Ingmar auf den Inspektor. „Sie und Kandier bleiben bei Inspektor Blaffert und beteiligten sich an der Suche." In Begleitung von Oberst Darnell und Inspektor Hendrix verließen dos Santos und Yoshikawa den Raum. Schon nach kurzer Zeit standen sie vor dem Super-Gehirn, der gewaltigsten Erfindung der Terraner. „Wahnsinn muß die Täter zu dieser Tat getrieben haben", bemerkte der Professor tonlos. Die anderen standen schweigend vor der gigantischen Maschine. Sie befand sich in einem Saal, der eine Ausdehnung von 20 mal 20 Metern hatte. Deutlich war die Zerstörung zu sehen. Die Kontrollen, die aus einem glasartigen Stoff bestanden, waren zertrümmert. Überall lagen Scherben herum. „Das begreife ich nicht", sagte Darnell. „Die Täter müssen mit sehr primitiven Mitteln gearbeitet haben." Hendrix, der bereits mit der Untersuchung begonnen hatte, wandte sich den anderen zu. „Es sieht aus, als hätte man die Geräte mit Hämmern oder ähnlichen
Gegenständen bearbeitet." „Dabei hätte man das Gehirn mit Energiestrahlern oder thermischen Bomben schneller zerstören und weitaus mehr Unheil anrichten können." „Wir wollen dem Allmächtigen danken, daß man weder Strahler noch Bomben verwendet hat, Präsident. Es wäre ein Jammer gewesen, wenn unsere 10-jährige Forschungs- und Entwicklungsarbeit durch diesen Anschlag ganz zerstört worden wäre." „Wie hoch schätzen Sie den Schaden?" „Es ist schlecht zu sagen, Präsident. Wenn nur die Kontrollen und die Schaltungen zerstört sind, werden wir den Schaden in einigen Tagen behoben haben." „Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß es Menschen gibt, die solch einer Tat fähig sind. Welche Motive sollen sie haben, um das Gehirn zu zertrümmern? Unser Volk hat doch allen Grund, glücklich zu sein. Haben wir es nicht vor dem sicheren Untergang bewahrt, indem wir unseren Heimatplaneten Terra verlassen haben und hier eine neue Heimat schufen?" Erregt ging dos Santos durch den Raum. „Ich begreife es auch nicht. Nach meiner Ansicht kann man diese Tat nur einem Schizophrenen zuschreiben." „Sind ähnliche Fälle unter dem Volk schon einmal aufgetreten?" „Nicht, daß ich wüßte." „Dann wollen wir uns auch nicht von falschen Vorstellungen leiten lassen", bemerkte Darnell. „Es gehört schon allerhand dazu, in dieses Gebäude einzudringen. Nach Dienstschluß ist nur der Haupteingang offen und der ist — wie Sie ja wissen — durch einen Energieschirm gesichert. Jede Veränderung an diesem Schirm wird in der Wachstube angezeigt." „Sie halten die Täter also für normal?" „Ja, Präsident“ „Wir werden ja sehen." „Ich werde sofort eine Großfahndung einleiten. Ich bin davon überzeugt, daß wir sie fassen werden." Der Mathematiker wiegte bedenklich den Kopf. „Und Wenn sie sich nicht mehr innerhalb des Energieschirmes befinden?" „Auch dann werden wir sie fassen." „Ich wünschte es. Aber wenn die Suche hier noch einige Zeit dauert, werden die Täter sich inzwischen ein gutes Alibi verschaffen, wenn sie schon außerhalb sind." „Wir werden in einigen Stunden alle Räume durchsucht haben." „Mit acht Beamten ist das sinnlos, Oberst. Ihre Leute können nicht überall
auf einmal sein." „Dann werden wir eben noch mehrere einsetzen. Geben Sie mir Ihre Konverter. Inspektor Hendrix kann sofort fünf weitere Leute holen. Wenn wir das einige Male wiederholen, bekommen wir genügend Beamte zusammen." „Ich glaube, wir kommen viel schneller zum Ziel", erklärte Yoshikawa. „Haben Sie einen besseren Plan?" „Ja, Oberst Darnell. Wir werden Roboter einsetzen." „Warum sind wir nicht schon früher auf diesen Gedanken gekommen? Wir hätten die Halunken längst haben können", pflichtete Hendrix ihm eifrig bei. „Wo haben Sie die Maschinen, Professor?" „Kommen Sie mit!". Von den anderen gefolgt, verließ der Mathematiker den Raum. Sie erreichten bald einen Safe, in dem sich mehrere Roboter befanden. Der Professor suchte schnell zwei von ihnen aus und trat dann wieder den Rückweg an. Sobald sie auf dem Laufband glitten, begann Yoshikawa zu fragen, „Rob Alpha 1! Kannst du die Ausstrahlung von Lebewesen feststellen?" „Ja", schnarrte die mechanische Stimme und fuhr in der gleichen Tonart fort: „Ich registriere 12 Menschen." Alle sahen sich an. Der Professor zählte laut. „Inspektor Blaffert und fünf Beamte sind im ganzen sechs, und wir haben ebenfalls mit sechs Mann den Energieschirm passiert. Das sind zusammen 12 Menschen. Die Burschen sind also schon verschwunden." „Kann der Roboter sich nicht geirrt haben?" „Nein, Präsident, ausgeschlossen." „Sie nannten vorhin die Maschine Alpha 1, Professor. Ist dieser Roboter etwas Besonderes?" „Ja, Präsident. Unsere Roboter waren bis jetzt auf Strahlungen geeicht, die uns bekannt waren. Wir müssen aber allmählich damit beginnen, sie auf die Verhältnisse dieses Sonnensystems umzustellen. Ich habe jetzt damit begonnen und die Maschine Alpha 1 mit einigen Schaltungen versehen, über die unsere anderen Roboter noch nicht verfügen." „Versprechen Sie sich etwas Positives davon?" „Aber sicherlich", lachte der Wissenschaftler und sah belustigt auf den Polizeichef. „Wenn meine Arbeiten erfolgreich abgeschlossen sind, brauchen Sie Ihre Leute nicht mehr mit wochenlangen Fahndungen zu belasten." „Das begreife ich nicht!"
„Dann hören Sie zu: Es ist doch bekannt, daß unsere alten Roboter auf Ausstrahlungen von Lebewesen reagieren. Der Aktionsradius beträgt 1000 Meter. Aufgrund der ausgestrahlten Impulse des Gehirns können sie mit Sicherheit sagen, um was es sich handelt. Menschen und Tiere lassen sich unterscheiden. Tiere untereinander jedoch nur bedingt. Rob Alpha 1 verfügt über weitaus größere Fähigkeiten als seine Kollegen. Darf ich Ihnen ein kleines Experiment vorführen?" Der Professor sah fragend in die Runde und als keiner widersprach, fuhr er fort. „Wenn ich mich nicht irre, hat noch niemand von uns diesen Raum dort drüben betreten. — Alpha 1! Du gehst jetzt auf den Gang und wartest, bis ich dich wieder hole. Hast du mich verstanden?" „Ich habe verstanden", schnarrte die Stimme. Mit eckigen Bewegungen setzte sich der Maschinenmensch in Bewegung und verschwand hinter der Tür. Yoshikawa wandte sich wieder an die anderen, die sein Experiment mit großem Interesse verfolgten. „Darf ich Sie, Inspektor, nun bitten, den Raum dort drüben zu betreten. Sie brauchen sich nur einige Sekunden darin aufzuhalten. Dann können Sie wieder herauskommen." Achselzuckend entfernten sich die beiden. Sie schlossen die Tür hinter sich. Nach einigen Minuten kamen sie zurück. „Und nun?" „Jetzt passen Sie gut auf, Oberst. — Rob alpha 1! Komm herein!" Die Tür glitt geräuschlos auseinander. Mit steifen Schritten kam der Roboter auf sie zu und blieb vor ihnen stehen, um weitere Befehle zu empfangen. „Gehe dort in den Raum, präge dir genau die Impulse ein und komme wieder heraus", befahl der Mathematiker. Der Maschinenmensch entfernte sich. Er verschwand in dem gleichen Raum, den kurz vor ihm Darnell und Hendrix betreten hatten. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis er wieder erschien. Schweigend blieb er vor Yoshikawa stehen, der sofort anfing zu fragen. „Was hast du festgestellt, Rob alpha 1?" Die elektronischen Facettenaugen der komplizierten Maschine leuchteten auf. Nur Bruchteile von Sekunden brauchte das hoch entwickelte Gehirn, um die Frage zu beantworten. „Der Raum ist in den vergangenen drei Stunden von sechs Menschen betreten worden", schnarrte er dann. „Stelle sofort fest, wer es war." Wieder begannen die Augen zu glühen. Im nächsten Augenblick hob sich sein kräftiger Arm.
„Sie haben den Raum betreten und Sie ebenfalls." Er zeigte auf Oberst Darnell und auf Inspektor Hendrix. „Donnerwetter! Das nenne ich eine Erfindung, die für uns wie nach Maß zugeschnitten ist", lobte der Polizeichef. Eifrig setzte er hinzu: „Worauf warten wir noch? Ist es jetzt nicht ein Kinderspiel, die Täter zu finden und sie zu überführen?" Dos Santos nickte ebenfalls anerkennend. „Lassen Sie uns zum Gehirn gehen, Professor. Ihr Roboter ist doch sicher in der Lage, auch dort die Impulse aufzunehmen. Vielleicht bringt uns das weiter." „Wenn sie in den letzten drei Stunden dort waren, und das ist ja der Fall, dann wird Rob alpha 1 bestimmt nicht versagen", erklärte der Mathematiker zuversichtlich. „Warum gerade drei Stunden?" „Weil die menschlichen Ausstrahlungen ungefähr drei Stunden an dem gleichen Ort verweilen Erst dann lösen sie sich auf." „Wie sollen wir aber der Burschen habhaft werden? Sie sind vielleicht schon in einer anderen Stadt. Wir können doch nicht mit dem Roboter über den ganzen Kontinent wandern und sie suchen." „Das ist auch gar nicht nötig, Oberst. Die Roboter speichern die ausgestrahlten Impulse in sich auf. Auf eine Entfernung von 10 Kilometern können sie jedes Gehirn anpeilen, das für die Tat in Frage kommt." Im Laufe des Gesprächs hatten sie ein Laufband betreten, um das SuperGehirn aufzusuchen Hendrix stieß jedoch bald einen überraschten Ruf aus, denn der Roboter alpha 1 schlug eine andere Richtung ein. „Sehen Sie mal da, Professor! Der Bursche macht sich selbständig." „Gut erzogen ist er ja nicht gerade", scherzte Darnell. „Und ich behaupte sogar, daß er sehr gut erzogen ist, Oberst. Rob alpha 1 sucht die anderen vier Personen, die außer Ihnen den Raum betreten haben. Sollen wir ihm folgen, oder soll ich ihn zurückrufen?" „Ich bin dafür, wir folgen ihm. Einen besseren Beweis für seine außerordentlichen Fähigkeiten können wir, ja gar nicht bekommen." Auch Darnell stimmte dem Präsidenten zu. „Ich bin der gleichen Ansicht. Mich interessiert sehr, ob er die richtigen findet." „Er wird sie finden. Kommen Sie!" Sie folgten dem Roboter. Die Suche nach den anderen vier Personen dauerte nur kurze Zeit. Rob alpha 1 führte sie zu Inspektor Blaffert und drei weiteren Beamten, die auch sofort bestätigten, den besagten Raum
betreten zu haben. Die beiden übrigen versicherten, daß sie dort nicht gewesen wären. Zuversichtlich suchte man das Gehirn auf. „So, und nun fragen Sie Ihren Wunderknaben, Professor", forderte der Polizeichef den Wissenschaftler auf. Yoshikawa wandte sich sofort an den Roboter. „Rob alpha 1! Stelle fest, wie viele Personen in den letzten drei Stunden diesen Raum betreten habenl" Mit steifen Schritten ging der Maschinenmensch in die Mitte des Raumes. Während der wuchtige Körper unbeweglich stand, drehte sich der Kopf mit den stark leuchtenden Facettenaugen um 360 Grad. Sekunden später erklang seine Antwort, die von allen mit Spannung erwartet wurde. „Der Raum ist in den letzten drei Stunden von 12 Menschen betreten worden." „Von 12?" Darnell sah von einem zum anderen. „Das ist unmöglich. Wir sind doch selbst 12 Mann." Ratlos sah Yoshikawa auf den Roboter. Seine Stimme, die einen Befehl ausdrücken sollte, klang eher flehend und zitterte leicht. „Rob alpha 1! Du mußt dich geirrt haben. Stelle noch einmal alle Impulse in diesem Raum fest!" Wieder bot sich ihnen das gleiche Bild. Die Elektronenaugen leuchteten auf, der stählerne Kopf begann sich zu drehen, verharrte und dann erklang wieder die mechanische Stimme. „Dieser Raum ist nur von 12 Menschen betreten worden." Lastende Stille herrschte im Saal. Der Polizeichef war es, der als erster das Wort ergriff. „Ich habe das Empfinden, daß Ihre Erfindung noch nicht ganz verwendungsfähig ist, Professor." „Oberst... Ich wünschte, es wäre der Fall! Aber wie jedes Kind auf Utopia wissen auch Sie, daß sich das Super-Gehirn nicht irren kann. Die neuen Potentiale sind auf ihm entwickelt worden Sie stimmen, Oberst Sie stimmen ... wie bei allen anderen Robotern auch." „Wissen Sie, was das heißt, Professor?" Darnell sah den Wissenschaftler durchdringend an, aber der hielt seinem Blick stand. Seine Antwort war leise, aber fest. „Von der kriminellen Seite aus betrachtet, müßte Inspektor Blaffert oder einer der fünf Beamten der Täter sein, denn wir waren nicht hier und ein anderer hat — nach Aussage Rob alpha 1 — auch nicht den Saal betreten." „Sie haben genau ins Schwarze getroffen, Professor. Aber Sie werden doch sicher zugeben, daß dieser Gedanke ebenso absurd wie unmöglich ist —
Inspektor, wollen Sie sich zu dieser Sache äussern?" „Die Täter in mir oder meinen Leuten zu suchen, wäre Zeitverschwendung, Oberst. Wir waren alle in der Wachstube, als der Alarm ausgelöst wurde." „Sie wissen, daß bei einem Psychotest die Wahrheit ans Tageslicht kommen würde, Inspektor!" „Sie können den Test sofort bei uns anwenden, aber ich sagte bereits, daß es nur Zeitverschwendung wäre. Welchen Grund sollten wir haben, das Gehirn zu zerstören?" „Sie haben nichts mit dieser Sache zu tun", beruhigte der Mathematiker ihn. Aufmerksam beobachtete er den zweiten Roboter. „Das ist zu hoch für mich, Professor", meinte Darnell. „Da es keiner von uns ist, kommen nur noch Gespenster in Frage." „Oder das Super-Gehirn ist doch nicht unfehlbar", warf Hendrix. ein. Yoshikawa schenkte der Unterhaltung keine Beachtung. Angestrengt sah er auf den zweiten Roboter. Es war kaum sichtbar, daß dessen Augen unmerklich glühten. Aber ihm dem Konstrukteur dieser überragenden Maschine, entging das nicht. Die anderen wurden erst aufmerksam, als sich der unförmige Kopf langsam zu drehen begann. „Was ist das? Worauf reagiert er?" fragte dos Santos leise. „Er reagiert auf Strahlen, Präsident." Prüfend blickte Yoshikawa immer noch auf den Maschinenmenschen. „Es ist die gleiche Strahlung, die wir auch in der Station festgestellt haben", fuhr er nach einiger Zeit sinnend fort. „Sagten Sie nicht, daß die Strahlungen, die dort aufgetreten sind, nicht meßbar wären?" „Sie waren nicht meßbar, Oberst. Rob gamma 1 reagiert jedoch darauf, wie Sie sehen“ „Sehr richtig, Inspektor... Sie erinnern sich, daß unsere Informationsroboter damals schon leicht darauf reagierten." „Ja, sicherlich. Darum schoß ich doch auch." „Meinen Sie die Strahlung dieser verdammten Energiewände, vor denen wir beide gestanden haben?" platzte Hendrix heraus. „Rob gamma 1 kann die Strahlung mit Sicherheit feststellen. Ich wollte ihn in den nächsten Tagen zu der Station mitnehmen, um ihn praktisch zu erproben, aber ich glaube, das ist nicht mehr nötig." „Ehrlich gesagt, ich komme da nicht mehr mit", klagte Darnell. „Erst führen Sie mit Rob alpha 1 Experimente durch, dann beschuldigen Sie meine Leute, und jetzt kommen Sie mit einer vollkommen neuen Maschine und stellen Strahlungen fest, die Sie auch in den Stationen gemessen haben."
„Es besteht kein Zweifel darüber, daß diese Strahlungen auch hier existieren, meine Herren. Sie sehen ja selbst." Yoshikawa zeigte auf den Roboter, dessen Augen nun für alle sichtbar leuchteten. Der gewaltige Kopf bewegte sich hin und her. Wieder war es Hendrix, der die Stille unterbrach. „Professor, können Sie uns sagen, wie die Energieschirme hierher kommen?" „Nein, Inspektor." „Nach dem bis jetzt Vorgefallenen müßten wir also annehmen, daß eine uns unbekannte Form von Energie Ihr Super-Gehirn zertrümmert hat", stellte Darnell leicht ironisch fest. „Dazu möchte ich mich nicht äußern, Oberst", entgegnete der Wissenschaftler kühl. „Ich schlage vor, dieses Strahlungszentrum näher zu untersuchen." „Dürfen wir erfahren, wie Sie sich das vorstellen? Strahlen sind doch unsichtbar." „Für uns ,... aber nicht für die Roboter." „Dann fordern Sie Ihre Maschinen auf. die Ausstrahlung genau anzupeilen. Ich kann mir zwar immer noch nicht vorstellen, daß Strahlen etwas mit der Zerstörung des Gehirns zu tun haben können. Aber wenn Sie meinen, daraus Schlüsse ziehen zu können, bitte ... lassen Sie sich von uns nicht stören." Der Mathematiker nickte nur und wandte sich an den Roboter. „Rob gamma 1! Kannst du ein Strahlungszentrum feststellen." „Ja", schnarrte die Stimme. „Ist es hier im Raum?" „Nein." „Wie weit ist es von uns entfernt?" „Es sind drei Strahlungszentren. Ihre Entfernung schwankt zwischen 20 und 25 Metern." „Schwankt...? Ist der Ort der Ausstrahlung nicht stabil?" „Nein. Jetzt nähern sich die Zentren einander." Darnell kratzte sich einen Augenblick hinter den Ohren und wandte sich schließlich an Blaffert. „Inspektor! Nehmen Sie alle Leute von hier mit und suchen Sie draußen vor dem Gebäude das Gelände ab“ „Jawohl, Oberst." „Die Leute werden nichts finden", erklärte der Wissenschaftler bestimmt. „Gehen Sie trotzdem, Inspektor!". „ Jawohl!" Die Gruppe der Sicherheitsbeamten verließ im Laufschritt den Raum. Lange
hallten ihre Schritte durch die stillen Gänge. Sinnend sah Yoshikawa auf den Roboter, dann wandte er sich entschlossen um. „Ich bin dafür, wir gehen alle hinaus. Ich sagte bereits, daß der Roboter den Ort der Ausstrahlung messen kann. Vielleicht können wir durch ihn unserem Ziel näher kommen. — Ihre Männer suchen nach etwas, das für uns alle nicht sichtbar ist, Oberst. Das ist ein sinnloses Unterfangen." „Gut, gehen wir." „Rob gamma 1! Befindet sich die Strahlung außerhalb des Gebäudes?" „Ja." „Dann führe uns dorthinI" Der Maschinenmensch setzte sich schwerfällig in Bewegung und wandte sich dem Ausgang zu. Sie hatten diesen jedoch noch nicht erreicht, als sie den unterdrückten Schrei eines Mannes hörten. Hendrix stutzte für eine Sekunde, dann rannte er los. Als erster erreichte er das Portal. Wieder klang der Schrei eines Mannes. Suchend sah der Inspektor sich um. Als er keinen der Beamten sah, lief er rasch um das Haus herum. Ihm bot. sich ein seltsames Bild. Erstarrt blieb er stehen. Auf dem Boden lagen zwei Männer. Einer krümmte sich vor Schmerz und stöhnte qualvoll, ,während der andere bleich und regungslos lag. Die übrigen stierten wild um sich. In ihren Fäusten hielten sie die gefährlichen Handstrahler. Aber sie schossen nicht, da sie ja auch niemanden sahen. Hendrix hatte sich von seiner Überraschung erholt und wollte auf die Verwundeten zugehen. Er verhielt aber wieder seinen Schritt, als ein erneuter Aufschrei an sein Ohr drang. Blitzschnell wirbelte er herum und sah entsetzt, wie gleichzeitig drei Beamte zu Boden stürzten. Die beiden letzten, es waren Bob Kandier und Inspektor Blaffert, ergriffen in panischer Angst die Flucht. „Das ist grauenhaft", stammelte dos Santos, der mit Yoshikawa und Darnell soeben um die Hausecke bog. Fassungslos sahen alle auf die fünf Beamten, die wimmernd oder bewegungslos am Boden lagen. Niemand wagte sich ihnen zu nähern, aus Furcht, das gleiche Schicksal zu erleiden wie sie. „Professor, was ist das?" jammerte der Präsident wieder. Ängstlich ließ er seine Blicke in die Runde gleiten, aber nichts war zu sehen. „Leider kann ich Ihnen diese Frage heute noch nicht beantworten", antwortete der Wissenschaftler tonlos. Mit brennenden Augen starrte auch er zu den Verwundeten herüber. Das grausame Schauspiel war auch von der Menschenmenge beobachtet worden, die sich außerhalb des Energie-schirmes befand. Niemand von ihnen konnte jedoch näher treten,
denn die unsichtbare Mauer aus kompakter Energie hinderte sie daran. Hendrix war der einzige, der seine Aufmerksamkeit nicht den verletzten Beamten, sondern dem Roboter widmete. Er hatte sich dicht neben diesem postiert. Mit dem scharfen Blick eines erstklassigen Polizisten beobachtete er die Augen des Maschinenmenschen, die jetzt bedrohlich aufleuchteten. Jeder andere Roboter würde nun eine Warnung durchgeben, aber dieser hier schien noch nicht so weit zu sein. „Rob gamma 1! Peile genau die Strahlungszentren an!" Sein Befehl war im Flüsterton gesprochen. Für den Roboter war es jedoch laut genug. Als der wuchtige Kopf zur Seite schwenkte, leuchteten die elektronischen Facettenaugen bereits hellrot. Hendrix entschloß sich zum Handeln. In seiner Hand erschien der Strahler. Er richtete ihn in Richtung, in welche der Kopf des Roboters zeigte. Sein Zeigefinger krümmte sich. Lautlos verließ die unsichtbare Energie die Mündung der Waffe. Der Kopf des Roboters flog herum und gleichzeitig die Waffe des Inspektors. Wieder krümmte sich sein Finger. Noch einmal bewegte die Maschine den mächtigen Schädel und ein drittes Mal schoß Hendrix. „Wollen Sie die Luft durchlöchern, Inspektor, oder üben Sie sich im Schießen?" Hendrix drehte sich langsam um und sah in das erstaunte Gesicht seines Vorgesetzten. „Nehmen Sie doch endlich den Strahler herunter, Mann, oder wollen Sie uns in Atome verwandeln!" herrschte Darnell ihn unwillig an. Der Inspektor antwortete nicht Mit der Waffe im Anschlag drehte er sich wieder herum und blickte auf den Roboter. Ein befreites Aufatmen ging durch seinen Körper und in seinen Augen blitzte es triumphierend auf. Die Elektronenaugen des Maschinenmenschen leuchteten nicht mehr. Jetzt erst steckte Hendrix die gefährliche Waffe weg. „Würden Sie vielleicht die außerordentliche Güte haben und uns mitteilen, warum Sie geschossen haben?" erkundigte sich der Polizeichef gereizt, als er das zufriedene Lächeln in den Mundwinkeln des Inspektors sah. „Ich habe auf die Strahlungszentren geschossen, Oberst", gab der bereitwillig Auskunft. „Strahlungszentren!" schnaufte Darnell. „Haben Sie vielleicht Röntgenaugen? Sind Sie ein Roboter? Können Sie die Strahlen sehen?" „Ich konnte nichts sehen, Oberst, aber Rob gamma 1. Ich habe einfach in die Richtung geschossen, die er mir angab." „Und jetzt glauben Sie natürlich, daß Sie diese verdammten Energiefelder
vernichtet haben, nicht wahr?" „Das glaube ich ganz bestimmt, Oberst. Was meinen Sie, Professor? Sind die Energiefelder noch da oder sind sie verschwunden?" „Das kann uns der Roboter mit größter Sicherheit sagen", antwortete der Wissenschaftler. „Rob gamma 1! Sind die Strahlungszentren noch da?" „Nein", schnarrte die Stimme unbewegt. „Es waren drei. Sind sie alle vernichtet?" „Ja." „Ich gratuliere Ihnen, Inspektor", wandte sich Yoshikawa jetzt an Hendrix. Als dieser jedoch abwinkte, fuhr er fort: „Ein Kampfroboter konnte nicht besser und schneller reagieren als Sie. Die Strahlungszentren sind wirklich verschwunden . . . genau wie damals in der Station auch. Jetzt wissen wir, daß wir diese Energiefelder mit unseren Waffen vernichten können. Wir alle müssen uns bei Ihnen bedanken, Inspektor. Sie haben uns alle vor dem gleichen Schicksal bewahrt, das diesen armen Kerlen dort widerfahren ist." Mit einer Kopfbewegung deutete er auf die Beamten, die noch immer am Boden lagen. Oberst Darnell hatte sich als erster wieder gefaßt. „Darüber können wir uns später noch unterhalten, meine Herren. Jetzt müssen wir uns schnellstens um die Verletzten kümmern. — Inspektor Blaffert und Kandler! Sie nehmen unsere Konverter und schaffen die Verwundeten hinaus ! Lassen Sie sie sofort ins Hospital bringen, aber..." Er trat nahe zu Blaffert heran und gab ihm leise einige Anordnungen. „Jawohl, Inspektor!" Mit einer gewissen Hemmung, die Strahler im Anschlag, näherten sie sich den Verletzten. Es geschah jedoch nichts. Mit Hilfe des Code-Gehirns wurde der Energieschirm wieder aufgehoben und kurze Zeit später waren unzählige Techniker damit beschäftigt, das zerstörte Gehirn zu reparieren. „Guten Morgen, Professor! Wie geht es meinen Männern?" Professor Born, ein älterer Herr in den sechziger Jahren, erhob sich hinter seinem Schreibtisch. Er war von Kopf bis Fuß weiß gekleidet. Auf seiner rundlichen Knollennase hing eine große dunkle Hornbrille. Die Augen strahlten Güte und Klugheit aus. „Die Fragen kann ich nicht mit zwei Worten beantworten, Oberst." Er ging seinem hohen Besuch entgegen. Nachdem er auch Professor Yoshikawa und Inspektor Hendrix begrüßt hatte, forderte er sie auf, Platz zu nehmen. „Bevor wir uns weiter unterhalten, sagen Sie mir schnell, ob einer von
ihnen in Lebensgefahr schwebt", drängte der Polizeichef. „Nicht mehr, Oberst. Bei zwei Fällen sah es sehr böse aus, aber Gott sei Dank ist das schlimmste nun überwunden. Wir mußten Gehirnverpflanzungen vornehmen." „Welcher Art sind die Verletzungen, Professor?" fragte Yoshikawa. Der Chirurg antwortete nicht. Prüfend blickte er mit seinen klugen Augen von einem zum anderen. Dann erhob er sich und durchmaß mit großen Schritten den Raum. Schließlich blieb er vor den Männern stehen. „Warum fragen Sie mich das, Professor?" „Aber, Professor", staunte der Mathematiker. „Wen sollte ich denn sonst fragen, wenn nicht Sie, den Arzt?" „Wenn ich richtig unterrichtet bin, waren Sie gestern doch auch dabei, als diese Unfälle passierten, nicht wahr?" „Das stimmt, werter Kollege." „Dann müßten Sie doch auch wissen, welcher Art die Verletzungen sind. Außerdem ist es eine große Nachlässigkeit, Verletzte in eine Klinik einzuliefern, ohne den geringsten Kommentar zu dem Vorfall zugeben." „Es ist auf meine Anordnung hin geschehen, Professor", warf Darnell ein. „Auf Ihre Anordnung, Oberst?" „Ja." „Wollen Sie mir bitte sagen, was Sie sich dabei gedacht haben?" „Gern, Professor. — Ich mußte unter allen Umständen verhindern, daß Ihre Diagnose beeinflußt wurde." „Das müssen Sie mir etwas deutlicher erklären." „Später. Zuerst möchten wir Ihre Diagnose hören." Kopfschüttelnd griff der Chirurg in seinen Schreibtisch. „Also gut. Ich werde Ihnen sagen, was wir festgestellt haben. Danach verlange ich jedoch von Ihnen einen genauen Bericht über alles, was sich gestern zugetragen hat." „Den sollen Sie haben, aber jetzt spannen Sie uns nicht länger auf die Folter", drängte Darnell. Professor Born schlug eine Akte auf, die er vor sich auf dem Tisch liegen hatte. „Ich sagte bereits, daß zwei Männer nur mit äußerster Mühe gerettet werden konnten. Sie hatten lebensgefährliche Kopfverletzungen. Ihre Schädeldecke war gesplittert und das Gehirn zum Teil verletzt. Die anderen drei hatten ähnliche Verletzungen am Körper. Sie waren jedoch nicht so gefährlich. „Wie sind nach Ihrer Ansicht die Verletzungen entstanden, Professor?" „Alle wurden mit harten Gegenständen bearbeitet." „Welche Form könnten die Gegenstände Ihrer Meinung nach haben,
Kollege?" mischte sich der Mathematiker in die Unterhaltung. „Ich würde sagen . . . die Form eines Hammers." „Sind Sie dessen sicher?" „Ziemlich sicher sogar." Der Arzt entnahm der Mappe einige Aufnahmen und legte sie vor Yoshikawa. „Sehen Sie sich das einmal an. Wir haben von allen fünf Patienten Röntgenogramme angefertigt. Sie werden zugeben müssen, daß die Verwundungen durchaus von einem Hammer herrühren können." Verblüfft sahen alle auf die Bilder. Deutlich hoben sich rechteckige Stellen von den Gewebeschichten ab. Auf zwei Bildern, sie zeigten die Schädeldecke der Betroffenen, sah man deutlich, daß diese regelrecht heraus gebrochen waren. „Verstehen Sie das?" Mit dieser Frage wandte sich der Polizeichef an Yoshikawa. Der schüttelte jedoch schweigend den Kopf. Sinnend sah er auf die Aufnahmen. „Die Schläge müssen mit sehr großer Kraft geführt worden sein, sonst wären die Verletzungen nicht derart stark", erklärte Professor Born. Der Mathematiker nickte. Seine Stimme zitterte leicht, als er sagte: „Lassen Sie sich von Oberst Darnell erzählen, was sich gestern zugetragen hat." „Schießen Sie los, Oberst", bat der Arzt. „Gestatten Sie, daß ich dabei rauche?" erkundigte sich der Polizeichef. „Bitte." Leise begann Darnell, die Vorfälle des vergangenen Abends zu schildern. Als er seine Ausführungen beendet hatte, sah der Chirurg ihn prüfend an. Dann erhob er sich ruckartig und wanderte mit verschränkten Armen durch das Zimmer. Nach einer ganzen Zeit beugte er sich nochmals über die Aufnahmen und studierte sie eingehend, wobei er immer wieder ungläubig sein Haupt schüttelte. „Wenn ich nicht die verantwortungsvollsten Männer unseres Volkes vor mir hätte, würde ich jetzt an Ihrer Zurechnungsfähigkeit zweifeln und Sie an einen Psychiater überweisen", meinte er schließlich. „Was Sie mir da erzählt haben, hört sich wie ein Märchen an." „Was ist Ihre Meinung dazu, Professor?" „Obwohl sich das alles unglaublich anhört, darf man die Vorfälle nicht einfach als unerklärliche Dinge auf sich beruhen lassen. Dafür ist gestern zuviel passiert, finde ich. Das Super-Gehirn wurde beschädigt und fünf Männer sind verletzt worden. — Haben Sie noch nichts über diese rätselhafte Energie in Erfahrung bringen können, Professor?" „Nein. Wir wissen nur, daß sie gestern zum ersten mal in unserer Stadt
aufgetreten ist. Bis dahin wurde sie einige Male in den Stationen festgestellt und einmal draußen am See." „Aber Sie müssen doch etwas unternehmen, um sie unter Kontrolle zu bekommen. Stellen Sie sich doch vor, welcher Schaden entstehen kann, wenn diese Energie frei und ungehindert in unseren Städten auftritt." „Wenn das Super-Gehirn wieder fertig ist, werden wir die Strahlen sofort auswerten. Vorher können wir leider nichts machen." „Ist durch die Auswertung der Strahlen bereits Abhilfe geschaffen?" „Das nicht, aber wenn wir erst einmal die Herkunft der Energiefelder kennen, dürfte es uns nicht schwer fallen, sie genau zu ergründen und schon in ihrem Ursprung zu vernichten." „Wie aber wollen Sie etwas zu Leibe rücken, das Sie nicht sehen?" „Wir können die Strahlung messen." „Und Sie glauben, daß Sie diese unbekannte Energie dann auch vernichten können?" „Oberst Darnell erwähnte bereits, daß Inspektor Hendrix alle drei Zentren, die der Roboter registriert hatte, mit seinem Strahler vernichtet hat." „Nehmen Sie es mir bitte nicht übel, meine Herren, aber das alles klingt so unwahrscheinlich. Nach zwei Jahren tritt mitten in unserer Stadt ein Energiefeld auf, das unser Super-Gehirn zerstört. Diese Zerstörung ist doch nicht mit Strahlern oder sonstigen Waffen geschehen, sondern erfolgte auf eine ausgesprochen barbarische Art, nicht wahr?" „Ja. Ich habe die Untersuchungen geleitet und festgestellt, daß die Werkzeuge, die man dafür gebraucht hat, die Form von Hämmern haben könnten. Etwa diese Größe hier." Bei seinen letzten Worten deutete Hendrix mit einer Kopfbewegung auf die Bilder, die noch immer auf dem Schreibtisch des Professors lagen. „Finden Sie das nicht reichlich seltsam, meine Herren? Es muß schon eine merkwürdige Form von Energie sein, die, einem Hammer gleich, alles zertrümmert." „Ich verstehe es ja auch nicht, Kollege", seufzte Yoshikawa. „Mir ist es bis jetzt schleierhaft, wo diese Energiezentren herkommen. Es steht jedoch fest, daß sie von einer bestimmten Stelle aus gesteuert werden." „Unsinn, Professor", fuhr Darnell ärgerlich auf. „Wer soll diese dämliche Energie denn steuern? Der Planet ist nicht bewohnt!" „Trotzdem, Oberst. Bedenken Sie doch bitte: Unsere Stadt ist so groß. Warum müßte ausgerechnet das Super-Gehirn zerstört werden? Warum hat man nur die Schalteinrichtungen zerstört? Das ist doch nicht unwillkürlich geschehen. Nein, nein, Oberst, da liegt System drin. Oder haben Sie schon mal was von intelligenter Energie gehört?" .
„Nein." „Würden Sie an so etwas glauben?" „Ich bin doch kein Phantast!" „Ich auch nicht, Oberst. Deshalb bleibt nur noch die eine Möglichkeit, daß diese Energiezentren planmäßig und überlegt gesteuert werden, um uns zu schaden." „Aber wer sollte diese fragwürdige Energie denn steuern und wer sollte ein Interesse daran haben, ausgerechnet das Gehirn zu zerstören?" „Ich will Ihre letzte Frage zuerst beantworten: Wer anders als die Urbewohner dieses Planeten sollten ein Interesse haben, uns zu vernichten Und da sie ja, wie wir wissen, technisch weit höher entwickelt waren als wir, wird es ihnen sicher ein leichtes gewesen sein, Maschinen und Geräte zu bauen, die menschliche Funktionen übernehmen und ausführen. Der Ursprung für die unbekannte Energie liegt meiner Ansicht nach in der geheimnisvollen Stadt." „Damit haben Sie die Kernfrage noch nicht beantwortet, Professor. Ich möchte gern wissen, warum sich der Anschlag auf unser Super-Gehirn beschränkte. Sie sagten vorhin doch selbst, daß es keine intelligente Energie gibt." „Intelligente Energie nicht, Oberst, aber intelligente Maschinen. Wir haben inzwischen festgestellt, daß alle Stationen auf diesem Planeten von einem Gehirn gesteuert werden. Wir wissen zwar nicht, wo dessen Gehirn ist, aber wir wissen mit Sicherheit, daß es unser Super-Gehirn weit übertrifft. Ich befürchte sogar, daß es sich um eine selbst denkende Maschine handelt. Entworfen von einem genialen Volk, das uns in technischer Hinsicht weit voraus ist." „Hm... sind wir nicht etwa in ein Reich eingedrungen, in dem wir nichts zu suchen haben?" „Der Planet war unbewohnt, Kollege. Wir haben uns nicht unrechtmäßig in seinen Besitz versetzt." „Vielleicht ist er auch noch nie richtig bewohnt gewesen." „Und die Stationen und die Stadt?" Born zuckte mit den Schultern. Ich kann mir nicht vorstellen, daß ein Volk nur zwischen Maschinen leben kann. Es gibt doch weder Städte noch sonstige Ansiedlungen hier. Es hat vielleicht noch nie welche gegeben." „Sie meinen, daß die Erbauer der Stationen nicht auf Utopia leben?" „Vielleicht. Aber bitte ... meine Meinung ist nicht maßgebend. Ich bin kein Techniker." „Trotzdem ist sie gar nicht so abwegig. Ich habe auch schon daran gedacht.
Sobald unser Super-Gehirn fertig ist, werden wir all diese Fragen klären" „Wie wollen Sie die Fragen klären, wenn Sie noch nicht einmal wissen, wo sich das Gehirn, das Sie für alles verantwortlich machen, befindet? Sie müßten diese Maschine erst einmal studieren und nach meiner Meinung außer Betrieb setzen." „Das alles habe ich bereits in Erwägung gezogen, Kollege. Wir werden eine umfangreiche Expedition zur Stadt im Norden starten. Daran werden sich Wissenschaftler aller Fakultäten beteiligen. Ich hoffe sehr, daß wir dabei ein gutes Stück weiterkommen" „Wann soll es losgehen?" „Der Zeitpunkt liegt noch nicht fest, Oberst. Wir müssen erst einmal abwarten, bis unser Gehirn fertig ist. Ich habe noch eine Menge Arbeit. Wir wollen nicht ungerüstet und unbewaffnet in die Stadt eindringen." „Unbewaffnet brauchen Sie nicht hin. Diese Sache werde ich in die Hand nehmen. Wenn Sie nichts dagegen haben, werde ich selbst mitkommen. Außerdem werde ich Ihnen genügend Männer zur Verfügung stellen, die den Schutz Ihrer Leute übernehmen." „Vielen Dank für Ihr Angebot, Oberst, aber auf den Schutz der Sicherheitstruppe möchte ich mich nicht zu sehr verlassen, Sie sehen ja, was mit fünf Ihrer Beamten passiert ist. Ebenso kann es den anderen auch ergehen." „Zugegeben, aber wie stellen Sie sich die Bewaffnung vor, mit der Sie die Stadt aufsuchen wollen?" „Unsere Bewaffnung werden Roboter sein." „Roboter?" „Ja, Oberst." „Meinen Sie Kampfroboter?" „Allerdings!" „Aber, Professor! Sie wissen doch am besten, daß unsere Kampfroboter nicht auf Energiefelder ansprechen." „Ich weiß es, Oberst. Ich erwähnte jedoch bereits, daß ich vor Beginn der Expedition noch eine Menge Arbeit habe." „Wollen Sie vielleicht die Kampfmaschinen umbauen, Professor?" „Sie haben es erraten, Hendrix." „Unsere Kampfroboter wären unschlagbar, wenn sie auf die Energiefelder eingestellt wären. Aber werden Sie das schaffen, Professor?" „Das Super-Gehirn wird es schaffen, Herr Oberst. Wir kennen ja nun die Zusammensetzung der Energie. Wir wissen auch, daß sie mit unseren üblichen Strahlern zerstörbar ist. Für die neuen Kampfmaschinen wird es ein leichtes sein, derartige Felder anzupeilen und zu vernichten, wenn
Gefahr droht. Den Sicherheitsfaktor für das Eingreifen kann man bestimmen und im Gehirn der Maschinen verschlüsseln." „Mein Kompliment, werter Kollege. Das ist eine geniale Idee." „Professor, Sie sprachen eben davon, daß Ihnen die Energie bekannt ist. Aber gestern auf der Sitzung wurde wiederholt gesagt, daß man die rätselhaften Energiefelder nicht kennt." „Das stimmt auch, Oberst. Offiziell sind diese Felder noch nicht bekannt. Ich machte lediglich mit Rob gamma 1 Versuche. Den ersten praktischen Einsatz hatte er gestern abend. Sie erinnern sich doch sicher, daß er drei Strahlungszentren ortete und uns auch zu Ihnen hinführte. Mit Hilfe des Super-Gehirns werden wir diese Strahlungsart aufschlüsseln, denn ich habe in das Gehirn von Rob gamma 1 eine Schaltung eingebaut, die es ermöglicht, die aufgegangeneEnergie solange festzuhalten, bis sie wieder gelöscht wird." Darnell nickt anerkennend. „Eine bemerkenswerte Leistung, Professor. Wir können also mit neuen Kampfrobotern rechnen. Sie werden die Maschinen demnächst doch auch der Sicherheitstruppe zur Verfügung stellen?" „Das versteht sich von selbst, Oberst." „Oberst, Sie werden erwartet!" Der Polizeipräsident sah auf Inspektor Hendrix, der im Türrahmen stand. „Donnerwetter, Inspektor. Das hatte ich wahrhaftig vergessen. Ich komme sofort!" Darnell griff in seinen Schreibtisch und holte einen Strahler hervor, den er dann einsteckte. Hendrix verzog sein Gesicht zu einem unverschämten Grinsen „Was wollen Sie mit der Kanone, Oberst?" fragte er ungeniert. „Schießen, wenn Sie nichts dagegen haben?" „Und worauf?" „Auf Sie, wenn Sie noch weiter so dumm fragen." Er schob seinen Untergebenen einfach zur Tür hinaus. Auf einem Laufband erreichten sie den Lift, der sie zur Plattform des Polizeipräsidiums brachte. Wachen salutierten. Die beiden schritten auf einige Flugboote zu, die bereits startbereit waren. „Fünf Boote nur?" Fragend sah Darnell auf den Inspektor. „Die Wissenschaftler wollten nicht länger warten. Sie sind schon dort oben." Der Polizeichef sah in die angedeutete Richtung. Hoch über ihnen schwebten fünf der kugelförmigen Flugkörper. Sie waren mit bloßem Auge gerade noch zu erkennen.
„Wie stark ist die Gruppe der Wissenschaftler, Inspektor?" „50 Mann, Oberst" „Und wie viele Leute haben Sie auf die Beine gestellt?" „Die gleiche Anzahl." „Aber Hendrix! Sie bewachen doch keine Sträflinge." „Diese Gattung ist noch viel schlimmer. Sie kriechen überall herum. Wenn wir merken, daß einer von ihnen fehlt ist es bestimmt schon zu spät Sie sind dann meist spurlos verschwunden. Nein, Oberst! Ich gehe jetzt gleich auf Nummer Sicher." „Meinetwegen. Ich glaube immer noch nicht daran, daß die Männer plötzlich verschwinden, ohne auch nur die geringsten Spuren zu hinterlassen." „Sie werden es vielleicht noch selber miterleben, Oberst!. Ich will nicht den Teufel an die Wand malen, aber die Stadt ist ganz bestimmt des Hauptquartier des Satans." Der Polizeipräsident schüttelte lächelnd den Kopf und sah belustigt auf Inspektor Hendrix. Inzwischen hatten sie das Flugboot erreicht. Sie stiegen ein und gleich darauf erhob es sich von der Plattform. Die vier anderen folgten. Sie drehten einige Schleifen über Terra, der Hauptstadt Utopias. Dann schlossen sie sich den Booten der Wissenschaftler an. In geschlossener Formation verschwanden sie Augenblicke später in nördlicher Richtung. Schon nach kurzer Zeit schwebten sie über der geheimnisumwitterten Stadt die im Sonnenlicht tot und ausgestorben da lag und durch die in vielen Farben schimmernden Kuppeldächer einen seltsamen Reiz ausstrahlte. „Wo sollen wir landen, Inspektor?" fragte Kandier, der die Führung des Bootes übernommen hatte. Hendrix zuckte mit den Schultern und wandte sich an Oberst Darnell, „Hat sich Professor Yoshikawa ein besonderes Ziel ausgesucht, Oberst?" „Mir ist nichts bekannt. Landen Sie irgendwo. Ich würde sagen, dort drüben auf der freien Fläche, dicht neben der Stadt. Sie ist groß genug für alle zehn Boote." „Jawohl, Oberst." Nacheinander setzten die Boote auf. Als erster betrat Darnell die Rolltreppe, die er selbst ausfahren ließ. Von Hendrix und den Beamten gefolgt schritt er ins Freie. Die Schleusen der übrigen Boote öffneten sich und Wissenschaftler und Sicherheitsbeamte kamen heraus. Profes. sor Yoshikawa hatte bald Oberst Darnell entdeckt und ging auf ihn zu.
„Es freut mich, daß Sie sich für unsere Forschungsarbeiten interessieren, Oberst" „An dieser Expedition wollte ich unbedingt teilnehmen, Professor. Wenn ich richtig unterrichtet bin, wollen Sie heute den ersten Generalangriff hier starten." „Ja, Oberst, und ich hoffe sehr, daß unsere Arbeit von Erfolg gekrönt sein wird." „Haben Sie besondere Vorkehrungen getroffen?" „Ich denke schon." „Sie meinen die neuen Kampfroboter?" „Ja." „Wie viele haben Sie mitgebracht?" „Dreißig. Ich denke, wir werden damit auskommen." „Genug, um eine ganze Arme zu vernichten", lachte Darnell. „Eine Armee sichtbarer Feinde ist nicht so gefährlich wie ein Dutzend unsichtbarer Gegner", widersprach Yoshikawa. „Vielleicht war Ihre ganze Mühe umsonst, Professor", meinte Darnell. „Es ist ja gar nicht gesagt, daß sich auch hier diese rätselhaften Energiefelder herumtreiben." „Ich vermute gerade hier ihren Ursprung,. Oberst." „Na, das wird sich herausstellen. Worauf wollen Sie sich hauptsächlich bei dieser Expedition konzentrieren?" „Auf das Gehirn." „Das es nicht gibt." „Das es geben muß." „Was werden Sie tun, wenn Sie es wirklich finden sollten?" „Wir werden lernen müssen, es zu begreifen." „Und wenn Sie kein Gehirn finden?" Der Mathematiker wandte sich ab. Er sah zu den 40 Kuppeln hinüber, aus denen die Stadt bestand. Fröstelnd zog er den Mantel enger um die Schultern, Die Temperaturen, die hier herrschten, lagen weit unter dem Nullpunkt. Er hatte das Bedürfnis, sofort in die gut temperierten Kuppelbauten zu gehen, aber es dauerte noch einige Zeit, bis sich die 50 Wissenschaftler und 50 Beamten zu ihnen gesellten, um ihre Befehle zu empfangen. Nach zehn Minuten war es endlich soweit. Zehn Gruppen schwärmten aus. Sie alle hatten genaue Instruktionen. Jede Gruppe bestand aus fünf Wissenschaftlern, fünf Sicherheitsbeamten, zwei Kampfrobotern und einem Informationsroboter der neuen Bauart. „Sie haben meine Frage noch nicht beantwortet, Professor", wandte sich
der Polizeichef an den Wissenschaftler. Yoshikawa sah ärgerlich zur Seite. Es kam nur selten vor, daß der greise Mathematiker, das Oberhaupt der Weisen Rates, seine Selbstbeherrschung verlor, aber jetzt war es offensichtlich soweit. „Sie wollen eine Realität einfach wie ein unbeschriebenes Blatt Papier zur Seite schieben, Oberst. Sie wollen sich die Sache scheinbar so bequem wie eben möglich machen Aber wir können die Intelligenz einer untergegangenen Kultur nicht einfach leugnen. Wir können nicht leugnen, daß sie ein weitaus höheres Niveau erreicht hat als wir. — Nach dem Vorgefallenen muß es auf diesem Planeten eine Zeitmaschine geben, die alle Vorkommnisse steuert. Ein würdiger oder unwürdiger Erbe seiner Schöpfer." „Gibt es wirklich keine andere Möglichkeiten?" „Nein. Es sei denn, Sie glauben an Gespenster." Darnell winkte lachend ab. „Das wäre eine schlechte Eigenschaft für einen Polizisten." Diskutierend schlossen sie sich einer Gruppe an, die gerade den ersten Kuppelbau betrat. Der Mathematiker trat sofort neben den Informationsroboter. Aufmerksam beobachtete er die verbesserten Elektronenaugen der Maschine. Sie reagierten nicht. Darnell machte die gleiche Feststellung. Er tat es mit voller Zufriedenheit. Für ihn waren die Vorgänge mit dem Super-Gehirn ein seltsamer, wenn auch ungeklärter Zufall. Er glaubte nicht an Energiefelder, die sich von einem Gehirn oder einer Maschine steuern ließen und regelrechte Tätigkeiten ausübten. Er glaubte nicht daran, weil man für diese Behauptung nicht die geringsten Beweise besaß. Sie waren bereits durch etliche Räume gekommen. Yoshikawa verhielt seinen Schritt um sich einem Wissenschaftler zuzuwenden. Zufällig traf sein Blick dabei den Informationsroboter. Die elektronischen Facettenaugen des Maschinenmenschen leuchteten unruhig. Jetzt veränderte der gewaltige Schädel auch seine alte Lage. Er begann sich zu drehen. Nichts, außer den kaum hörbar tickenden Relais war zu hören. Alle hielten den Atem an, denn Jedem war das Verhalten der Maschine inzwischen aufgefallen. Ungefragt gab der Roboter jetzt die erste Meldung durch. „Ich orte ein Energiefeld, quäkte eine Stimme. „Ist es hier im Raum?' fragte Hendrix gespannt. In seiner Hand blitzte schon wieder der gefährliche Strahler. Der Roboter schwieg. In seinem Eifer hatte der Inspektor die Anrede vergessen. Der Mathematiker machte ihn darauf aufmerksam.
„Sie unterschätzen die Unbestechlichkeit unseres Maschinenvolkes, Hendrix. Sie müssen Ihn schon bei seinem Namen nennen, wenn Sie eine Antwort haben wollen." „Lächerlich, die Arroganz von diesen Burschen", knurrte der Inspektor und warf der Maschine einen wütenden Blick zu. „Es läßt sich nicht umgehen“, belehrte Yoshikawa ihn. „Irgendwie müssen wir die Robbys ja schalten. Wenn wir das nicht tun, laufen wir Gefahr, daß sie sich dauernd in unsere Gespräche einmischen." „Meinetwegen", maulte Hendrix. „Sie können außerdem Ihren Strahler wieder einstecken. Unsere Kampfroboter werden eingreifen, wenn es notwendig sein sollte." „Ich verlasse mich lieber auf mich selbst, Professor. Solange ich die Kanone in der Faust habe, lebe ich . . . und solange ich lebe, mache ich Gebrauch von meiner Kanone." „Durchaus logisch, aber nicht sehr klug." „Und warum nicht?" „Nun, es ist doch eine alte Weisheit, daß ein Feind immer auf den zuerst schießt, der bewaffnet ist." Einen Augenblick sah sich Hendrix unschlüssig um. Mißtrauisch musterte er die Anlagen und Apparate, die in dem saalähnlichen Raum standen. Seine Antwort klang jedoch fast wegwerfend. „Die Feinde müssen Sie mir erst einmal zeigen. Wenn es ähnliche sind wie diejenigen, die unser Super-Gehirn zerstört haben, dann sollen sie ruhig kommen." „Reden Sie keinen Unsinn, Inspektor", knurrte Darnell. „Ich lege wirklich keinen Wert auf ein Loch im Kopf." „Sie hätten sich einen Schutzhelm mitbringen sollen, Oberst", stichelte Hendrix. „Wir wissen ja zur Genüge, daß die unsichtbaren Energiewesen mit dicken Hämmern operieren." „Halten Sie den Mund!" herrschte ihn der Polizeichef wütend an. Hendrix schwieg. Aber nicht um Darnells Befehl Folge zu leisten, sondern um die Meldung des Roboters nicht zu stören. „Das Energiefeld nähert sich langsam." „Ist es hier im Raum, Rob gamma 1?" fragte Yoshikawa nun. „Nein", erklang es kurz. „Die Kampfroboter reagierten auch schon", stellte Darnell fest. Wissenschaftler und Beamte sahen zu den beiden Kampfmaschinen hin. Die Augen der Roboter leuchteten bedrohlich. — Plötzlich blitzten sie für einen winzigen Augenblick hellrot auf.
Gleichezeitig stieß einer der Männer einen überraschten Ruf aus. „Was ist denn in Sie gefahren?" polterte Darnell. Ärgerlich musterte er den jungen Beamten, der mit gezogenem Strahler unentwegt auf die gegenüberliegende Wand starrte. „Ich... ich bitte um Verzeihung, Oberst." „Nehmen Sie gefälligst Ihren Strahler, herunter! Oder wollen Sie Löcher in die Wand schießen?" „Nein, aber..." „Was, aber?" „Ich glaube, die Wand dort drüben hat sich eben geteilt." Der Polizeichef stellte sich breitbeinig vor den jungen Beamten und musterte ihn von oben bis unten. „Hören Sie mal zu, Leutnant. Wenn Sie jetzt schon die Nerven verlieren und Gespenster sehen, lasse ich Sie ablösen. Haben Sie mich verstanden?" „Jawohl, Oberst." „Gut. Also, was war das eben? Wollen Sie immer noch behaupten, eine Öffnung gesehen zu haben?" „Ich. . . ich kann mich auch getäuscht haben. Oberst", stotterte der Mann. „Moment mal, meine Herren. So kommen wir hier nicht weiter." Der Mathematiker trat neben Darnell und wandte sich an den Beamten der Sicherheitstruppe. „Wo haben Sie die Öffnung gesehen?" „Dort drüben", kam es kleinlaut. „Gehen Sie mal auf die Stelle zu!" „Was soll das?" fragte Darnell unwillig. „Ein kleiner Versuch, nichts weiter", beruhigte ihn der Wissenschaftler. Dann wandte er sich wieder an den Leutnant. „Waren Sie schon mal hier in der Stadt?" „Nein“ „Sie wissen also nicht, daß sich dort drüben eine Tür befindet?" „Nein", war die erstaunte Antwort. „Gut, gehen Sie jetzt bitte auf die Stelle zu, die sich vorhin geöffnet hat." Zögernd schritt der Beamte los. Als er sich drei Meter vor der Wand befand, glitt diese geräuschlos auseinander. Die Augen des Mathematikers wechselten zwischen der Öffnung und den Robotern. Zufrieden wandte er sich an den Polizeichef. „Der Mann scheint sich doch nicht getäuscht zu haben, Oberst." „Haben Sie etwas auch gesehen, daß sich die Wand vorhin geteilt hat?" „Das nicht. Aber der Roboter hatte ein Energiefeld gemeldet. Die Kampfmaschinen reagierten ebenfalls. Wir können also mit Sicherheit annehmen, daß es irgendwo in unserer Nähe Energiefelder gibt. Vielleicht sogar die
gleichen, die wir bei der Zerstörung des Gehirns registriert haben." „Schon möglich. Glauben Sie, daß diese Energiewesen, oder wie man das Teufelszeug bezeichnen mag, die Tür geöffnet haben, Professor?" „Ja. Ich glaube daran." „Verdammter Blödsinn!" fluchte Hendrix. „Das ist doch alles Hokuspokus! Nehmen Sie es mir nicht übel, Professor, aber ich komme mir ausgesprochen albern vor. Da stehen wir nun und warten auf einen Haufen Energie, die gerade diesen Raum hier betreten wollte. Sie — die Energie natürlich — traf zufällig auf einen Besuch, gegen den sie eine Antipathie hat. Sie überlegte es sich also und nahm Reißaus." Trotz der ernsten Situation, in der man sich zweifellos befand, brachen alle in schallendes Gelächter aus. Auch Yoshikawa und Darnell stimmten ein. „Mein Kompliment, Inspektor", schmunzelte der Mathematiker endlich. „Sie besitzen Witz und Logik zugleich. Ich kann noch nicht einmal gegen Ihre Theorie ansprechen." „Wollen Sie damit sagen, daß ich recht habe?" „Ich weiß nicht, ob Sie recht haben, aber ich kann auch nicht beweisen, daß Sie unrecht haben." „Professor, Sie wissen, daß ich immer dagegen war, die Stadt und die Stationen zu vernichten. Aber wenn das jedesmal ein derartiges Theater gibt, werde ich mich doch dafür einsetzen, daß alle diese Bauten dem Erdboden gleich gemacht werden." „Das werden Sie ganz schön bleiben lassen, mein Lieber." Wütend sah der Mathematiker auf den Polizeichef. „Ich sagte bereits, daß wir die Geheimnisse hier lüften werden. Ich bin sogar fest davon überzeugt, auf dem richtigen Wege zu sein," »Ich lasse mich gern belehren." »Wir wollen weitergehen, meine Herren", bat Professor Yoshikawa verstimmt. „Wir müssen versuchen, zum Zentrum zu kommen." Die Gruppe setzte sich wieder in Bewegung. Die Augen der Roboter verloschen nicht mehr. Sie leuchteten mal stärker und mal schwächer auf. Einen Raum nach dem anderen durchquerten die Wissenschaftler. Immer häufiger wandte sich Yoshikawa an den Informationsroboter. Die Maschine registrierte mehrere Energiefelder, die vor ihnen zu flüchten schienen. „Mir wird langsam unheimlich zumute", stöhnte Hendrix und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Wie lange rennen wir nun schon durch dieses Labyrinth von Hallen und Gängen — Von einem Raum in den anderen, von einer Etage in die andere. Immer wieder messen die Roboter Strahlungsfelder, die sich zehn bis
fünfzehn Meter vor oder neben uns bewegen. Und was geschieht, wenn Wir fünfzehn Meter weiter sind? Genau dasselbe! Sie messen wieder zehn bis fünfzehn Meter!" „Wir werden uns daran gewöhnen müssen, Inspektor." „Ich werde mich nie daran gewöhnen, Professor." Yoshikawa zuckte mit den Schultern. — „Wenn wir nicht jeden Raum einer genauen Kontrolle unterziehen, werden wir auch nicht weiterkommen." „Wenn wir jeden Raum aufsuchen wollen, werden wir einige Tage brauchen, um zum Mittelpunkt der Stadt zu gelangen", bemerkte der Physiker Dr. Rask. „Waren Sie schon mal dort?" „Ja . . . als Trans-Pluto vor ungefähr vier Jahren zum ersten Male hier landete, haben wir auch die Stadt aufgesucht und uns bis zum Zentrum durchgeschlagen." „Eine bemerkenswerte Leistung. Sie hatten damals doch keine Erfahrung mit den Einrichtungen hier. Wie haben Sie das geschafft?" „Unseren Erfolg hatten wir in erster Linie Kreuzerkapitän O'Brien und seinen Leuten zu verdanken. Ich muß schon sagen, die Kerle hatten eiserne Nerven." „Die Besatzung des Raumkreuzers Trans-Pluto wurde auf dem Super-Gehirn getestet. Es sind die besten Leute des Raumgeschwaders", erklärte Yoshikawa stolz. „Ich glaube, seit unserem ersten Besuch ist der Zentralbau nicht wieder betreten worden", meinte der Physiker. „Das stimmt, Doktor Rask. Um so mehr zieht es mich dorthin. Wie haben Sie damals den Weg gefunden?" „Wir sind erst wahllos durch die Räume gegangen. Dann ließen wir uns von der Zentrale des Raumkreuzers zum Mittelpunkt leiten. Wir standen nämlich mit dem Schiff in Funkverbindung." „Unsere Roboter werden das auch schaffen. — Rob gamma 1! Kannst du das Zentrum dieser Stadt anpeilen?" „Ja", schnarrte die mechanische Stimme. „Gut. Dann führe uns bitte dorthin!" Der wuchtige Kopf des Maschinenmenschen begann sich zu drehen. Es dauerte nur einige Sekunden, bis das kaum hörbare Ticken des Relais verklang. Dann setzte sich die Maschine in Bewegung. — Die Gruppe durchschritt zahllose Räume und wechselte verschiedentlich die Etagen. Sie waren bereits 15 Minuten unterwegs, als einer der Männer einen überraschten Ruf ausstieß.
„Was ist los, Professor Tschunan-Kwang? Haben Sie etwa auch die Tür gesehen?" fragte Darnell ihn. Der Wissenschaftler antwortete nicht. Er bückte sich und hob etwas auf, das den Blicken der anderen entgangen war. „Eine Tür habe ich nicht gesehen, aber dieses hier dürfte nicht weniger interessant sein." Er hob das Fundstück über den Kopf, daß es jeder sehen konnte, überraschte Rufe und Bemerkungen klangen auf. Darnell ging schnell auf den Professor zu. „Das ist ja ein Ring“" rief er erstaunt aus. Tschunan-Kwang lachte leise auf. „Allerdings, Oberst. Jemand von uns muß ihn wohl verloren haben." „Vermißt jemand seinen Ring?" Der Polizeichef sah sich fragend um. „Er wird sicher jemand gehören, der schon vor uns die Stadt betreten hat", bemerkte Yoshikawa. „Reichen Sie ihn doch mal herum. Vielleicht kennt jemand seinen Besitzer." Professor Tschunan-Kwang betrachtete das Schmuckstück, dann schüttelte er bedauernd den Kopf. „Ich kenne ihn nicht." Er reichte ihn den neben ihm stehenden Mathematiker. Yoshikawa griff danach. „Das . . . ist doch der Ring von Diplom-Ingenieur Resch! Aber nein, ich muß mich täuschen. Ich weiß zufällig, daß Resch seinen Ring auf dem Finger hatte, als wir in der Station arbeiteten. Ich habe ihn bewundert, denn es war. ein Prachtstück . . . genau wie dieser hier. Es muß wohl mehrere Ringe dieser Art geben. Resch kann er nicht gehören, denn er ist ja in der Station verschollen." „Wollen Sie mir den Ring einmal geben?" . Alle sahen auf Professor Rik van Dellen, einen grauhaarigen Wissenschaftler. Den meisten war bekannt, daß van Dellen mehrere Jahre mit dem Techniker Resch zusammengearbeitet hatte. „Kennen Sie den Ring von Resch?" „Außer ihm selbst dürfte es niemand geben, der ihn besser kennt als ich." „In diesem Ring hier werden Sie aber wohl kaum den Schmuck des Technikers erkennen." „Da muß ich Sie leider enttäuschen, werter Kollege", bemerkte Rik van Dellen, nachdem er das Kleinod einer kurzen Prüfung unterzogen hatte. „Was wollen Sie damit sagen?" „Daß dieser Ring Diplom-Ingenieur Resch gehört." „Unmöglich", winkte Yoshikawa ab. „Resch trug den Ring in der Station, das weiß ich ganz genau. Und er ist in der Station verschwunden. Es kann daher nicht sein Ring sein."
„Der Ring gehört Resch", behauptete van Dellen mit großer Bestimmtheit. „Eine Verwechslung ist ausgeschlossen. Ich kann Ihnen das sogar beweisen ... bitte!" Der Astronom berührte eine Stelle der kostbaren Gravur. Der tiefschwarze Stein, in unsichtbaren winzigen Scharnieren gelagert, sprang nach oben. Ein Bild wurde sichtbar. „Wer ist das?" „Die Mutter von Resch." „Stimmt. Ich kenne sie auch“, stimmte Darnell zu. „Wissen Sie, was das bedeutet?" Der Mathematiker sah sich fragend um. „Wenn das wirklich der Ring von Diplom-Ingenieur Resch ist, müßte er also noch leben und nach seinem Verschwinden in der Station hier in der Stadt gewesen sein", sagte Hendrix. „Eine logische Schlußfolgerung, Inspektor. Aber wie soll das vor sich gegangen sein? Er hat die Station nicht verlassen, das wissen wir bestimmt. Er war aber auch nicht mehr darin, sonst hätten ihn unsere Roboter geortet", entgegnete Darnell. „Vielleicht hat er damals in der Station einen anderen Ring getragen. Einen, der ungefähr so ausgesehen hat wie dieser hier. Es könnte sein, daß Resch bei einem früheren Besuch der Stadt seinen kostbaren Ring hier verloren hat und sich dann einen ähnlichen als Ersatz besorgt hat." .Ja, das wäre eine Möglichkeit", knurrte Darnell. .Aber ich schlage vor, daß wir endlich weitergehen." „Sie haben recht, Oberst. Wir vertrödeln hier nur unsere kostbare Zeit." Der Mathematiker löste sich aus der Gruppe und sah sich suchend um. Ratlos blickte er dann zu Oberst Darnell herüber, der sofort begriff. Ein wütender Fluch klang durch den Raum. „Der Teufel soll diese verdammten Maschinen holen! Wo sind die Kerle denn nur geblieben?" „In der Zeit, wo wir uns den Ring angesehen haben, sind sie wohl weiter gegangen . . . in Richtung des Stadtzentrums." „Vielleicht, Inspektor. Aber wir werden es auch noch finden. Wenn nicht heute, dann eben ein anderes Mal." „Vielleicht haben sie das Zentrum jetzt schon erreicht, Professor?" „Meinetwegen. Ich wünsche Ihnen bei Ihrer nächsten Expedition viel Glück. Ich bin bestimmt nicht mehr mit von der Partie." „Wir werden Sie sehr vermissen, Oberst." „Vermissen ...? Weshalb?" „Uns wird niemand mehr stören." Darnell warf dem Mathematiker einen wütenden Blick zu. Dann trat er
schnell auf die nächste Wand zu. Sie glitt auseinander. Von den Wissenschaftlern und Beamten gefolgt, betrat er eine größere Halle. Auch hier waren zahlreiche unbekannte Anlagen. Es gab überhaupt keinen Raum, der keine technischen Einrichtungen enthielt. Verstimmt ging der Polizeichef auf die gegenüberliegende Wand zu. „Sie schreiten so selbstsicher aus, Oberst. Wittern Sie in dieser Richtung das Zentrum?" fragte Yohikawa leicht lächelnd. „Darf ich Ihnen die Führung anvertrauen, Professor?" parierte der Polizeipräsident. „Nein, danke. Ich werde bestimmt auch nicht mehr Glück haben als Sie." Darnell ging weiter. Als er ungefähr in der Mitte der Halle war, teilte sich vor ihm die Wand. Er war noch etliche Meter vor der Tür, da schloß sie sich lautlos und unerwartet. Mißtrauisch sah der Oberst sich um. „Begreifen Sie das?" Yoshikawa zuckte mit den Schultern. „Sonst öffnen sich die Türen, wenn man drei Meter davor steht." „Als sie aufging, war ich bestimmt zehn Meter davor und als sie sich wieder schloß, werden es ungefähr sechs Meter gewesen sein." „Vielleicht ein anderer Mechanismus?" „Vielleicht, Prof. Tschunan-Kwang." „Was sollte es sonst sein?" Darnell antwortete nicht. Mit einem kurzen Seitenblick streifte er den jungen Sicherheitsbeamten, den er vorhin wegen seiner Beobachtungen gerügt hatte. War hier eben der gleiche Fall eingetreten?" „Wir sollten zurückkehren. Ohne Roboter werden wir das Zentrum bestimmt nicht finden", bemerkte er schließlich. „Wir können nicht mehr weit vom Mittelpunkt entfernt sein, Oberst", mischte sich der Physiker ein. „Wenn Sie gestatten, werde ich die Führung der Gruppe übernehmen. Ich kann mich bestimmt an verschiedene Geräte oder Anlagen erinnern." „Meinetwegen", gab sich Darnell zufrieden. „Wenn wir jedoch in fünfzehn Minuten das Zentrum und die Roboter nicht gefunden haben, gehen wir zurück, denn dann kann ich für die Sicherheit nicht mehr garantieren." Eifrig ging der Physiker auf die Tür zu. Er erreichte sie jedoch nicht. Einen unterdrückten Schrei ausstoßend, sank er taumelnd zu Boden. Wie ein Panther stürzte Hendrix aus der Gruppe hervor. Mit einem flüchtigen Blick streifte er den Bewußtlosen, über dessen Gesicht hellrotes Blut floß. Ehe die anderen begriffen hatte, was geschehen war, peitschte sein Befehl auf und brachte Leben in die schreckerstarrten Gestalten „Alles hinlegen!"
Sekunden später begann der Strahler in seinen Händen zu glühen. Er strich über die Köpfe der Wissenschaftler und Beamten, die sich blitzschnell zu Boden geworfen hatten. Ein Großteil der geheimnisvollen Anlagen verdampfte unter dem Beschuß der Energie. Eine Detonation erfolgte . . . das Licht verlosch! Phosphoreszierende Dämpfe bewegten sich gespenstisch durch das Dunkel. Als das Licht ausging, hatte sich auch Hendrix nieder gekauert. Er versuchte die Dunkelheit mit den Augen zu durchdringen, was ihm jedoch nicht gelang. Die nachleuchtenden Dämpfe erhellten nur schwach die nächste Umgebung. Bald waren auch sie verschwunden. Noch immer hielt er krampfhaft den Strahler in der Hand. Angespannt lauschte er in die Dunkelheit. Hin und wieder hörte er hastige Atemzüge. Die Dunkelheit lastete beklemmend auf ihnen und ließ die Männer bewegungslos auf ihren Plätzen verharren. Mit angehaltenem Atem sah Hendrix in die Runde. Er suchte etwas, obwohl er genau wußte, daß er nichts finden würde. Er suchte etwas, daß es nach seiner Meinung nicht gab ... trotzdem suchte er weiter. Plötzlich schlossen seine Augen sich zu einem schmalen Spalt. Unbewußt preßte er die Zähne aufeinander, bis sie zu knirschen begannen. Ein kräftiger Fluch lag ihm auf der Zunge. Vier oder fünf Meter vor ihm entstand wieder eine phosphoreszierende Wolke. Hendrix hatte das instinktive Gefühl, daß dieses Gebilde anders sei als die nachleuchtenden Wolken seines Strahlers. Unbewußt fühlte er, daß von diesem geheimnisvollen Etwas eine Gefahr ausging. Er schluckte krampfhaft Träumte er, oder...? Er rieb sich die Augen, schloß sie für eine Sekunde und sah dann wieder auf. Er hatte sich nicht getäuscht. Das kaum sichtbare Gebilde bewegte sich. Fluoreszierend und lautlos kam es langsam auf ihn zu. Noch war es ungefähr drei Meter von ihm entfernt. Entschlossen hob er den Strahler und schoß. Er schoß noch ein zweites Mal. Die Erscheinung war verschwunden. Aufatmend ließ er die Waffe sinken und erhob sich. Er hatte das Bedürfnis, den Raum und die Stadt so schnell wie möglich zu verlassen. Suchend wandte sich Hendrix um. Er mußte eine Tür finden, damit sie hier endlich herauskamen. Tastend bewegte er sich vorwärts. Plötzlich weiteten sich seine Augen vor Schreck. Das Fluoreszierende Gebilde existierte noch. Es pendelte wenige Schritte vor ihm hin und her. Er warf den Kopf herum. Unweit von dem ersten schwach leuchtenden Schatten sah er ein zweites Gebilde. Energiefelder! fuhr es ihm durch den Kopf. Nichts anderes konnte es sein.
Die gleichen Energiefelder, die fünf Kollegen schwer verwundet hatten und die wohl auch vor wenigen Minuten Doktor Rask zu Boden geschlagen hatten. Aber damit würde er es bedenkenlos aufnehmen, denn unter dem Beschuß seines Strahlers brachen sie zusammen. Der Gedankengang fiel mit der Reaktion zusammen. Hendrix riß seinen Strahler hoch. Er schoß mehrere Male in beide Richtungen. Lange suchte er dann die Stellen ab. Die fluoreszierenden Erscheinungen waren verschwunden. „Hendrix, wenn Sie nicht sofort Ihren Strahler wegstecken, jage ich Ihnen eine geballte Ladung Energie in den Bauch!“ hörte man jetzt den Polizeichef fluchen. Der Inspektor lachte heiser auf. Wenn die anderen die schemenhaften Gebilde nicht gesehen hatten, mußte seine Schießerei einen seltsamen Eindruck auf sie gemacht haben. „Ich bin fertig, Oberst, wir können weitergehen", grinste er, als wäre nichts geschehen. Die Reaktion auf seine ironische Antwort blieb nicht aus. Darnell polterte sofort los. „Wenn Sie nicht bald für Licht sorgen, werden wir diesen Hexenkessel nicht mehr lebend verlassen. Sie haben durch Ihre blödsinnige Schießerei die Lichtanlage zerstört . . . sehen Sie nun zu, daß wir hier wieder heraus kommen." „Tut mir leid, Oberst. Ich kenne mich in diesen Luxusappartements leider nicht aus. Weiß jemand von den anderen Herren zufällig, wo hier die Sicherungen sitzen?" Keinem entging der spöttische Unterton in seiner Stimme. Es war allen klar, daß Hendrix die Widersinnigkeit von Darnells Befehl mit seiner Antwort noch unterstreichen wollte. Natürlich gab es hier keine Sicherungen oder dergleichen. Man kannte noch nicht einmal die Energiequelle, welche die ungeheueren Anlagen speiste. Mit lauter Stimme versuchte sich Yoshikawa Gehör zu verschaffen. „Ihr Befehl ist unsinnig, Oberst Niemand kann hier Licht machen. Die Anlagen sind zerstört Wir können froh sein, daß wir noch am Leben sind." „Ach, Sie meinen, wir müßten Inspektor Hendrix noch dankbar sein, daß er uns in diese Situation gebracht hat", fragte Darnell mürrisch. „So ein Wahnsinn, die Anlagen zu zerstören!" „Ich wollte nur verhindern, daß uns allen die Schädeldecke zertrümmert wird", verteidigte sich der Inspektor. „Wie edel von Ihnen", höhnte Darnell. „Haben Sie vielleicht gedacht, daß die Anlagen in diesem Raum uns feindlich gesinnt wären und uns mit
unsichtbaren Waffen angreifen würden?" „Die Anlagen nicht, Oberst, aber diese verdammten Energiefelder." Einen Augenblick war es still. Dann fragte Yoshikawa mit brüchiger Stimme: „Woher wollen Sie wissen, daß hier Energiefelder waren, Hendrix?" Der Inspektor zögerte. Sollte er den anderen seine Beobachtungen schildern? Oberst Darnell würde ihm die Geschichte auf keinen Fall glauben. Aber das war ihm ganz egal. „Ich habe sie gesehen, Professor." „Verdammt noch mal, jetzt reicht es mir aber!" zischte der Polizeichef wütend. „Sie sehen Gespenster, Hendrix! Ich glaube, Sie werden langsam alt" „Das glaube ich auch, Oberst", knurrte der Inspektor. „Deshalb werde ich, falls wir aus dieser Mausefalle noch herauskommen sollten, sofort mein Rücktrittsgesuch einreichen" „Sie sind verrückt!" „Noch nicht. Aber wenn ich mich noch länger, mit diesen verdammten Strahlenwesen beschäftigen muß, werde ich es bestimmt." „Erzählen Sie uns doch bitte, was Sie gesehen haben, Inspektor", unterbrach Yoshikawa die erregte Unterhaltung der beiden. Kurz und sachlich berichtete Hendrix den angespannt Lauschenden, daß er in der Dunkelheit drei sich langsam bewegende fluoreszierende Gebilde gesehen hatte, die er nacheinander mit seinem Strahler vernichtet hatte. Den Wissenschaftlern und Beamten brach bei seiner Schilderung der kalte Schweiß aus. Sie krochen in sich zusammen, als drohe ihnen jetzt noch eine unsichtbare Gefahr. Furchtsam versuchten sie das Dunkel mit ihren Augen zu durchdringen. In die eingetretene Stille sagte der Inspektor: „Man sollte sich endlich dazu entschließen, dem Spuk hier ein Ende zu bereiten und die Stadt und die Stationen vernichten. Wir können es uns nicht leisten, laufend Wissenschaftler und Beamte zu verlieren." „Wieso laufend, Inspektor", ereiferte sich Yoshikawa. „Seit dem Vorfall mit dem Super-Gehirn hat sich doch nichts mehr ereignet." „Sie vergessen Doktor Rask, Professor", zischte Hendrix. „Vielleicht ist der arme Kerl inzwischen verblutet." „Warum sollte er denn verbluten?" „Weil er ein Loch im Kopf hat, Professor." „Woher wissen Sie das nun schon wieder, Hendrix?" erkundigte sich Oberst Darnell. „Ich habe gesehen, wie er zusammenbrach. Aus einer großen Wunde floß
Blut." „Das müssen Energiefelder gewesen sein", murmelte Yoshikawa tonlos. „Vielleicht sind sie sogar noch hier?" fragte der Oberst stockend. „Ich glaube nicht, daß es in diesem Raum noch welche gibt", erklärte Hendrix fest. „Aber trotzdem sollten wir versuchen, hier schnellstens herauszukommen." „Ohne Roboter werden wir es kaum schaffen." „Wir müssen es schaffen, Oberst", knurrte Hendrix. „Ich werde versuchen, eine Tür zu finden. Zwei Mann tragen Doktor Rask. Die anderen halten die Ohren steif. Strahler in Anschlag und sofort schießen, wenn etwas zu hören oder zu sehen ist. Damit wir nicht einen von uns treffen, bleiben wir dicht beisammen." Langsam tastete sich Hendrix zwischen den Anlagen durch. Nach jedem Schritt blieb er stehen und lauschte. Die linke Hand weit vorgestreckt, die rechte mit dem schußbereiten Strahler im Anschlag schlich er durch das Dunkel. Plötzlich stürzte er wie ein gefällter Baum zu Boden. Aus einer schmalen Öffnung traf ihn ein greller Lichtstrahl. Im Fallen riß er den Strahler hoch und schoß. Der Energiestrahl drang durch die entstandene Öffnung und fraß eine häßliche Stelle in die Wand des naheliegenden Raumes. „Licht!" schrie Darnell freudig auf und rannte mit den anderen in die hellerleuchtete Nebenhalle. Behutsam ließen die beiden Sicherheitsbeamten dort den verletzten Wissenschaftler zu Boden gleiten. „Das ist ja grauenhaft", murmelte Tschunan-Kwang fassungslos, „Wenn ich nicht wüßte, daß es Rask ist, würde ich ihn nicht erkennen." „Hier ist die Stelle, oder besser gesagt, das Loch", meinte Yoshikawa, der neben dem Physiker niedergekniet war. „Wir müssen ihn schnell verbinden, sonst verblutet er uns noch." „Hoffentlich ist es nicht zu spät!" „Sie unterschätzen die Kunst unserer Ärzte, Oberst Wenn sein Herz noch schlägt, bringen sie ihn auch wieder auf die Beine." Hendrix legte dem Verletzten einen notdürftigen Verband an. Sekunden später versiegte der Blutstrom. Dann machte sich die Gruppe eilends auf den Rückweg. Jetzt war jede Sekunde kostbar. Es galt, das Leben von Doktor Rask zu retten. Ein Raum nach dem anderen blieb hinter ihnen. Von Laufband zu Laufband glitten sie. Niemand wußte jedoch, ob sie sich dem Ausgang oder vielleicht dem Mittelpunkt der Stadt näherten. „Glauben Sie im Ernst, daß wir auf diese Weise herauskommen?" fragte der
Polizeichef mürrisch. Hendrix zuckte mit den Schultern. „Wir müssen einen Ausweg erreichen, wenn wir die Richtung nicht ändern." „Oder wir kommen zum Zentrum." „Das wäre auch nicht so schlimm, denn dort würden wir unsere Roboter wiederfinden." „Allerdings, aber Darnell brach mitten im Satz ab. Sie hatten die Mitte eines Raumes erreicht, als vor ihnen eine Wand auseinander glitt. In Gedankenschnelle riß Hendrix seinen Strahler hoch und schoß. Einen lauten Fluch ausstoßend, riß er den Arm zurück und schwenkte ihn durch die Luft. Sein Strahler war verschwunden Er trat von einem Fuß auf den anderen und sah wütend auf den Roboter, der mit leuchtenden Augen in der Tür stand. „Hören Sie auf zu tanzen, Inspektor", brummte Darnell. Die Burschen kommen uns wie gerufen." Als ihm Hendrix einen empörten Blick zuwarf, fuhr er gelassen fort: „Freuen Sie sich, daß die Roboter bei uns etwas milder sind. Wenn Sie so ein Energiewesen wären, müßten wir jetzt von Ihnen die übrig gebliebenen Atome einfangen." „Sie sind zwar ein hervorragender Schütze, Inspektor, aber gegen unsere Maschinenmenschen sind Sie lahm und träge. Sie müßten tausendmal schneller denken und reagieren, dann wären Sie gleich schnell." Der Mathematiker lächelte fein und wandte sich dann den drei Robotern zu, die inzwischen zu ihnen getreten waren. Erstaunt blieb er nach wenigen Schritten stehen. „Rob gamma 1 ist beschossen worden!" „Wahrhaftig! Das sind deutliche Einschußstellen. Sieht aus, als würden sie von unseren Strahlern kommen." „Ihre Roboter scheinen doch nicht tausendmal schneller zu sein als ich", grinste Hendrix schwach und rieb sich immer noch die schmerzende Hand. „Die Einschüsse stammen nicht von Ihnen, Inspektor." „Nicht von mir...? Hat außer mir denn noch jemand geschossen?" Fragend sah Hendrix von einem zum anderen. „Von uns niemand." „Und woher kommen dann die Einschußstellen?" Der Inspektor trat jetzt ebenfalls näher an den Maschinenmenschen heran und betrachtete fachkundig die Löcher in dessen stählernen Leib. „Als der Robby uns verließ, war er bestimmt noch in Ordnung." „Das weiß ich", entgegnete sinnend der Professor. „Es muß hier etwas
anderes vorgefallen sein. Jemand muß ihnen den Befehl gegeben haben, umzukehren. Allein sind sie dazu nicht fähig." „Fragen Sie die Burschen doch. Wir haben nicht viel Zeit." Yoshikawa nickte zerstreut. „Rob gamma 1 ! Warum seid ihr nicht im Zentrum geblieben?" „Wir bekamen von Rob gamma 2 den Befehl, sofort auf dem gleichen Weg zurückzukehren", schnarrte die Stimme. „Rob gamma 2?" überlegte der Mathemathiker laut. „Das ist die Gruppe von Umarow. Was mag ihn bewogen haben, die Roboter zurück zu schicken...? Rob gamma 2! Ich möchte mich über Rob gamma 2 mit der Gruppe Umarov unter, halten. Schalte um!" „Sie können sprechen", erklang es nach kurzer Zeit „Hallo, Umarov.. Hören Sie mich?" „Sind Sie es, Professor?" klang es aus der Gitteröffnung auf der Brust des Maschinenmenschen. „Ja. Sagen Sie mir, warum Sie die Roboter aus dem Zentrum weggeschickt haben" „Ich hatte einige Fragen. Da ich keinen Kontakt mit Ihnen bekam, wurde ich mißtrauisch. Ich befahl deshalb den Robotern, Sie zu suchen." „Sie wissen also nicht, daß unsere Roboter angegriffen wurden?" „Angegriffen . . .? Nein!" „Ist bei Ihnen alles in Ordnung?" „Ja." „Haben Ihre Roboter nichts geortet?" „Doch, mehrere Strahlungsfelder“ „Sind die Kampfmaschinen in Aktion getreten?" „Nein, bisher nicht. Und wie sieht es bei Ihnen aus? Haben Sie ... Professor... ! Das ist ja grauenhaft!" „Was ist los, Umarow?" „Zwei meiner Leute liegen am Boden ... Sie bluten, Professor, beide aus großen Kopfwunden. Jetzt fangen die Kampfmaschinen an zu strahlen." Die letzten Worte gingen in einem qualvollen Röcheln unter. Mit weit aufgerissenen Augen und angehaltenem Atem starrten alle auf den Informationsroboter, der schweigend und unbeweglich vor ihnen stand. Yoshikawa faßte sich zuerst wieder. „Umarow! Umarow, hören Sie mich?" „Hören Sie auf, Professor. Umarow kann nicht mehr antworten. Ihm ist es sicher genauso ergangen wie Doktor Rask", winkte Hendrix ab. „Bei uns einer, und dort drüben die ganze Gruppe." „Wir müssen zu ihnen!"
„Ich schlage vor, Sie versuchen mit den Wissenschaftlern und Doktor Rask zu einem Ausgang zu kommen, Oberst! Die Sicherheitsbeamten gehen mit mir. Wir suchen die andere Gruppe und bringen die Verwundeten zum Schiff." „Wir bleiben zusammen", bestimmte der Polizeichef hart. „Wollen Sie die anderen vielleicht ihrem Schicksal überlassen?" Mit zusammen gekniffenen Augen sah Hendrix auf seinen Vorgesetzten. „Davon hat niemand gesprochen." „Also gut, gehen wir zusammen." Entschlossen wandte sich Hendrix an den Roboter. „Rob gamma 1! Kannst du Rob gamma 2 anpeilen?" „Ja." „Dann führe uns bitte dorthin, aber auf dem kürzesten Weg!" „Viel Vergnügen", murmelte Darnell. Hendrix reagierte auf seine bärbeißige Art. „Danke, Oberst! Sie werden dieses Vergnügen mit mir teilen, das beruhigt mich außerordentlich." Prüfend sah er sich um. „Ich bin dafür, daß Sie Doktor Rask tragen", wandte er sich an die Wissenschaftler. „Meine Leute brauchen beide Hände zum Schießen. Es hat sich leider wieder einmal gezeigt, daß Ihre Kampfroboter zu langsam reagieren, Professor." „Das wird sich noch herausstellen, Inspektor." „Noch einmal? Genügt es nicht, daß eine Gruppe von zehn Männern diesen verfluchten Energiefeldern zum Opfer gefallen ist, obwohl die Roboter dabei waren?" „Die Kampfmaschinen arbeiten mit einem gewissen Sicherheitsfaktor, Inspektor", erklärte der Wissenschaftler. „Wenn wir diesen Faktor ausschalten, strahlen sie ohne Befehl und auch auf größere Entfernungen" „Immer noch besser als ein Loch im Kopf", knurrte der Inspektor. Dann ließ er sich von einem der Wissenschaftler, die den verletzten Physiker trugen, seinen Strahler geben. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, trat er auf ein Laufband. Nicht einen Augenblick ließ er seine Blicke von den Elektronenaugen der hochempfindlichen Maschinen. Als sie in einem langen, geraden Gang einbogen, leuchteten die Facettenaugen plötzlich auf. Die Kampfroboter reagierten ebenfalls, ohne jedoch zu strahlen. Dafür riß Hendrix den Strahler hoch und schoß. Die Augen des Informationsroboters verloschen. „Jetzt haben Sie noch einmal gesehen, wie Ihre Kampfmaschinen reagieren", wandte er sich mürrisch an den Mathematiker. „Ich sehe ein, daß es besser ist, die Sperre zu beseitigen" „Werden die Roboter dann wirklich schneller reagieren?“
„Ja. Ich sagte bereits, daß sie auf die geringste Strahlung schießen werden." Der Professor trat nacheinander an die beiden Kampfmaschinen heran und führte eine kleine Schaltung durch. „Wenn Sie das sofort getan hätten, wäre uns vielleicht viel Kummer erspart geblieben." „Wenn ich gewußt hätte, was uns hier erwartet, hätte ich den Sicherheitsfaktor bestimmt vollkommen wegfallen lassen, obwohl das SuperGehirn dagegen ist." „Das Super-Gehirn ist weder allwissend noch allmächtig, Professor." „Aber es ist unfehlbar", verteidigte der Wissenschaftler sein Lebenswerk." „Meinetwegen, aber . . . " Hendrix brach mitten im Satz ab und lauschte angespannt. Er glaubte ein Geräusch gehört zu haben. Die anderen sahen sich ebenfalls suchend um. Hatten sie die andere Gruppe schon erreicht? Der Blick des Inspektors fiel auf den Informationsroboter. „Rob gamma 1! Haben wir die Gruppe erreicht?" „Nein. Sie befindet sich über uns", schnarrte die Stimme. „Sind in unserer Nähe Energiefelder?" „Ja. Sie nähern sich langsam." „Wieviel?" „Ich orte zwei Strahlungszentren." „Hm ... jetzt lasse ich mich überraschen", sagte Hendrix und warf einen prüfenden Blick auf die beiden Kampfroboter. Zufrieden stellte er fest, daß die Augen der Maschine bereits hellrot leuchteten. Damit war jedoch noch nicht gesagt, daß die Reaktion schnell genug war, Vorsichtshalber richtete er die Mündung seines Strahlers in die gleiche Richtung, in die auch die Augen des Informationsroboters zeigten. Schnell glitten sie auf eine Wand zu. Sie teilte sich, als sie drei Meter davor waren. Hendrix beobachtete die Kampfmaschinen. Es entging ihm daher nicht, daß der Streifen über ihren Augen für Bruchteile von Sekunden aufleuchtete. Im gleichen Augenblick hörte er zwei dumpfe Schläge. Sein Kopf flog herum. Wenige Meter vor ihm auf dem Boden lagen zwei Strahler. „Wie kommen die denn hierher?" fragte Hendrix erstaunt. Rasch vergewisserte er sich mit einem Bück auf den Informationsroboter, daß die Energiefelder verschwunden waren. Die beiden Kampfmaschinen hatten demnach gut und schnell reagiert. Die Gruppe der Beamten und Wissenschaftler war stehen geblieben. Gespannt sahen alle zu, wie der Inspektor auf die beiden Strahler zuging und sie vom Boden aufhob. Sorgfältig musterte er die gefährlichen
Handwaffen. Ein sinnender Ausdruck trat in seine Augen. „Wem gehören sie?" fragte Darnell ungeduldig. „Sie werden es mir kaum glauben, Oberst." „Spannen Sie uns nicht auf die Folter. Die Strahler können doch nur zwei von unseren Leuten gehören. Möchte nur wissen, wo die sind und wie ihre Waffen hier herkommen." „Zwei von unseren Leuten gehören sie allerdings, aber keinem, der an unserer heutigen Expedition teilnimmt." „Dann waren die Leute eben schon früher hier." „Möglich, wenn auch unwahrscheinlich. Die Strahler gehören nämlich Lefert und Rammon!" „Wie bitte?" „Sie haben richtig verstanden, Oberst: Ich sagte Lefert und Rammon." „Sind das nicht die beiden Leute, die mitsamt dem Flugboot verschwunden sind?" erkundigte sich Yoshikawa. Darnell nickte. „Sehr richtig, Professor." „Demnach müßten sie nach ihrem plötzlichen Verschwinden noch hier gewesen sein." „Eine andere Möglichkeit gibt es kaum." „Hm ... seltsam. Zuerst finden wir den Ring eines Verschollenen und nun die Waffen von Männern, die ebenfalls verschwunden sind." „Wir müssen weiter!" drängte Hendrix und steckte die beiden gefundenen Strahler zu sich. „Wenn wir uns hier stundenlang aufhalten, verbluten uns die anderen." Die Gruppe setzte sich wieder in Bewegung. Sie betraten einen Lift, der sie in die obere Etage brachte. Der Informationsroboter ging an der Spitze. „Ich orte sechs Strahlungsfelder", meldete er unaufgefordert. Die Männer blickten auf die beiden Kampfroboter. Würden sie auch jetzt wieder so schnell reagieren? Würden sie auch jetzt mit der unvorstellbaren Schnelligkeit und Präzision arbeiten, die man von den alten Kampfrobotern gewohnt war? Als sich die Wand vor ihnen teilte, flogen alle Köpfe herum. Nur Yoshikawa und Hendrix beobachteten die beiden Kampfmaschinen. Dreimal leuchteten die schmalen Schlitze auf ihren breiten Stirnen auf. Dann verloschen ihre elektronischen Facettenaugen. Auch die Augen des Informationsroboters verblaßten wieder. Erst jetzt wandten sich der Inspektor und Professor Yoshikawa der entstandenen Öffnung zu. Der Anblick, der sich ihnen bot, war grauenhaft. Die zehn Männer Jagen auf dem Boden. Einige waren bewußtlos, während andere sich stöhnend
bewegten. Hendrix trat als erster ein. Vorsichtig faßte er einen Mann an der Schulter und drehte ihn herum. Er sah in ein schmerzverzerrtes Gesicht. „Das ist Umarow", flüsterte der Mathematiker mit schwankender Stimme. „Umarow! Hören Sie mich?" Der Mann schlug die Augen auf. Er hob den Kopf und sah mit verschwommenen Blicken auf die übrigen Verletzten. Sein Gesicht verzog sich wie in Abscheu und Entsetzen, dann fiel sein Kopf wieder zurück. „Umarow! Was war hier los? So reden Sie doch!" drängte Yoshikawa ungeduldig. Der Wissenschaftler schlug die Augen auf. Seine Zunge fuhr über die aufgesprungenen Lippen. Langsam begann er zu sprechen: „Es war grauenhaft... einfach gespenstisch. Einer nach dem anderen stürzte zu Boden. Es sah aus, als würden sie von unsichtbaren Gegnern niedergeschlagen. Dann traf mich etwas an der Schulter und ich verlor das Bewußtsein." „Schon gut, Umarow. Sagen Sie mir nur noch, wann die Roboter in Aktion traten." „Nachdem einige Männer schon auf dem Boden lagen. Ich habe nicht zählen können, wie viele es waren Es ging alles so schnell." „Danke. Jetzt bleiben Sie ruhig liegen." Während sich die Sicherheitsbeamten und Wissenschaftler um die Verletzten kümmerten, unterwarf Hendrix den Raum einer kurzen Prüfung. Er fand mehrere Stellen, an denen das unbekannte Material zusammengeschmolzen war. Verschiedene Anlagen waren zerstört. „Einschußstellen unserer Roboter", wandte er sich an den Mathematiker, der neben ihn getreten war. „Wir werden bei allen die Sperre beseitigen müssen", sagte der Professor, leise. Seine Blicke glitten dabei durch den Raum. „Was suchen Sie?" erkundigte sich Hendrix. „Die Roboter, Inspektor. Sie sind verschwunden" „Wenige Minuten nach dem Überfall haben sie den Raum verlassen. Ich wollte sie zurückrufen, aber meine Stimme versagte,“ Yoshikawa sah auf seinen Assistenten. „Wann war das, Umarow?" „Ich habe den Begriff für Zeit verloren", kam es schwach. „Lassen Sie die Burschen doch laufen", winkte Darnell ab. „Sobald wir die Männer verbunden haben, werden wir die Stadt auf dem schnellsten Wege verlassen. Und Sie, Professor, geben an alle Gruppen den Befehl durch, das
gleiche zu tun." „Wir brauchen Hilfe, Oberst. Wir können die Verwundeten nicht allein wegschaffen." „Professor Tschunan-Kwang hat recht. Ich werde zwei Gruppen anfordern. Die anderen sollen schon zu den Schiffen gehen." „Gut, geben Sie diesen Befehl durch!" Der Mathematiker trat zu dem Informationsroboter. „Rob gamma 1! Schalte auf Sprache um. Ich möchte mit allen Gruppen sprechen." „Sie können sprechen", schnarrte die Stimme. „Hier spricht Yoshikawa. Durchsage an alle Gruppen. Die Sicherheitsfaktoren sind sofort auszuschalten. Dann haben unverzüglich alle die Stadt zu verlassen. Die beiden Gruppen, die sich uns am nächsten befinden, kommen sofort zu uns. Die Roboter werden sie führen. Wir treffen uns dann vor den Flugbooten." „Sollen wir die entlaufenen Roboter nicht zurückholen?" „Wir wissen nicht, wo sie stecken, Inspektor." „Der Informationsroboter kann sie doch bestimmt anpeilen." „Allerdings. — Rob gamma 1! In unserer Nähe müssen drei Roboter sein. Kannst du sie orten?" „Nein." „Wer weiß, wo die stecken. Wir wissen leider nicht ihre Namen, können Sie daher auch nicht suchen lassen.“ „Der Informationsroboter trug die Nummer 2", beharrte Hendrix. „Sie haben vorhin doch selbst über ihn mit Umarow gesprochen." „Stimmt! — Rob gamma 1! Peile Rob gamma 2 an!" „Rob gamma 2 ist ungefähr 200 Meter von uns entfernt", schnarrte die Maschine. „Zweihundert Meter", überlegte der Wissenschaftler. „Das könnte schon im Zentrum liegen. — Sind die beiden anderen Roboter bei ihm. Rob gamma 1?" fragte er weiter. Die Antwort kam sofort. „Ja. Alle drei Maschinen sind von größeren Energiefeldern umgeben." „Hab' ich mir gedacht", brummte Hendrix und wandte sich dann an den Polizeichef. „Sollen wir sie heraushauen, Oberst?" „Einen Deubel werden wir tun. Unsere Aufgabe ist es, die Verletzten so schnell wie möglich in ärztliche Behandlung zu bringen. — Bis jetzt habe ich gezögert, aber nun lasse ich mich nicht mehr davon abhalten, diese verdammten Stationen mitsamt der Stadt in Schutt und Asche zu legen",
erklärte er. Nacheinander erschienen zwei Gruppen. Behutsam hob man die Verletzten auf und machte sich auf den Rückweg. Immer wieder traten die Kampfroboter, die nun in Gedankenschnelle reagierten, in Aktion. Alle sich nähernden Energiefelder wurden zerstört. Mit Hilfe der Informationsroboter erreichten sie bald den Ausgang. Die anderen Gruppen standen vor den Flugbooten und bestürmten die Ankommenden jetzt mit Fragen. „Bringen Sie die Verletzten in die Boote und fliegen Sie so schnell wie möglich zum Hospital!" schnitt Darnell jede Diskussion ab. Gedankenverloren sah Yoshikawa hinter den Männern her, Sie verschwanden in zwei Booten, die sich gleich darauf in südlicher Richtung entfernten. Als die Kugeln nicht mehr zu sehen waren, kehrte sein Blick zu den hell leuchtenden Kuppelbauten zurück. Die Stadt schien eine einzige gewaltige Maschine zu sein. Eine Maschine, deren ungeheuerliche Ausmaße man wohl nie unter Kontrolle bringen würde. „Sehen Sie sich dieses Teufelswerk noch einmal genau an und nehmen Sie gleichzeitig Abschied davon", sagte Darnell. „Ich bin überzeugt, daß es nicht unsere letzte Expedition war, die uns in die Stadt geführt hat, Oberst. Es ist unsere Pflicht, die Geheimnisse zu ergründen und damit unser Wissen zu erweitern." „Und meine Pflicht ist es, für Schutz der Bevölkerung zu sorgen, Professor. Ich werde nicht zulassen, daß in Zukunft auch nur ein einziger durch diese verfluchten Energiefelder, die mit groben Hämmern zu arbeiten scheinen, umkommt." „Was wollen Sie tun?" „Ich sagte es bereits. — Ich werde alle Stationen und die Stadt vernichten lassen." Yoshikawa antwortete nicht. Schweigend schritt er auf ein Flugboot zu. Seine Gedanken arbeiteten fieberhaft. Er mußte den Polizeipräsidenten von seinem Vorhaben abbringen. Er mußte ihm klarmachen, daß die Gefahr, die von den Stationen und der Stadt ausging, gar nicht so groß war. Er mußte es schaffen ... und er hatte auch schon einen Plan. Der Präsident, dos Santos, erhob sich. Die Versammelten verstummten. Es war die größte Sitzung, die man bis zur Stunde auf dem Planeten Utopia einberufen hatte. Es galt, schwerwiegende Entscheidungen zu treffen. Deshalb waren Wissenschaftler, Militärs, Regierungs- und Sicherheitsbeamte vertreten. „Wir stehen vor einer großen Entscheidung", begann der Präsident. „Vor mir liegt ein Antrag von Oberst Darnell, der die sofortige und völlige
Vernichtung der Stationen und der Stadt fordert. Gleichzeitig erhielt Ich ein Schreiben des Weisen Rates, der um einen Aufschub von zwei Wochen bittet. Wir müssen nun entscheiden, was zu tun ist. Obwohl ich es sehr bedauere, die monumentalen Errungenschaften einer vergangenen Kultur zu vernichten, schließe ich mich doch der Ansicht des Polizeipräsidenten an, daß die Sicherheit unseres Volkes an erster Stelle steht. Ich bitte nun Oberst Darnell um seine Erklärungen.“ Der Polizeichef erhob sich zu seiner vollen Größe. Sein Blick glitt über die Versammelten und blieb schließlich auf dem Präsidenten haften „Seit mehr als zwei Jahren leben wir nun schon auf Utopia, dem zweiten Planeten des Systems Proxima Centauri. Unsere Zeit war ausgefüllt mit dem Bau von Städten und dem Bestellen von Feldern. Genau am 2. Jahrestag unseres Hierseins verschwanden fünf Wissenschaftler. Drei Tage später zehn Wissenschaftler und schließlich noch Diplom-Ingenieur Resch. Bis heute konnten wir nicht klären, wo sie geblieben sind. Sie sind spurlos verschwunden! Kurze Zeit später ereignete sich etwas, was uns allen zu denken geben sollte: Die Zerstörung unseres Super-Gehirns! Die Wissenschaftler behaupteten, es wären unbekannte Energiefelder gewesen. Und wir müssen das glauben, denn wir haben keine Gegenbeweise. Aber es müssen sehr seltsame Energiefelder sein, die anscheinend mit Hämmern arbeiten und bis jetzt mehr als einem Dutzend, unserer Leute die Schädel eingeschlagen haben. Was sich bei unserer Expedition in der Stadt abgespielt hat, klingt phantastisch und unglaubwürdig. Wir mußten uns gegen etwas verteidigen, das wir nicht sehen konnten. Elf Leute wurden zu Boden geschlagen, von etwas, das sie ebenfalls nicht sehen konnten. Nein, meine Herren, so geht das nicht weiter! Ich habe mir geschworen, dem Spuk ein Ende zu bereiten und werde es auch gegen den Willen des Weisen Rates durchsetzen. Die Sicherheit des Volkes steht über den Interessen der Wissenschaft." „Sie wollen, also die Stadt und die Stationen vollkommen vernichten?" „Ja, Präsident." „Und wie haben Sie sich das vorgestellt?" „Wir verfügen über genügend Raumschiffe. Mit ihren Energiestrahlern müßte es möglich sein, die Stationen und auch die Stadt in Atome zu verwandeln." „Professor Cochran! Reichen die Strahler für diesen Zweck aus?" „Ja, Präsident. Da die Stationen keine Abwehrschirme aufweisen, würden
sie sich schnell und vollkommen auflösen." „Gut. Wir haben also die Möglichkeit, der Forderung des Sicherheitsdienstes zu entsprechen. Jetzt wollen wir jedoch auch den Weisen Rat hören. Professor Yoshikawa! Darf ich bitten." Der Mathematiker erhob sich. „Zu den Fällen, die sich in der letzten Zeit, ereignet haben, brauche ich nicht Stellung zu nehmen, da sie ja allgemein bekannt sind. Wir, die Mitglieder des Weisen Rates, bitten die Regierung, die Auflösung der Stationen und der Stadt um zwei Wochen zu verschieben." „Nicht einen Tag!" protestierte Darnell. Dos Santos gebot ihm mit einer Handbewegung zu schweigen und wandte sich dann dem Wissenschaftler zu. „Wir dürfen nicht noch mehr Menschenleben aufs Spiel setzen, Professor." „Wir haben einen Plan ausgearbeitet, wonach kein Mensch mehr zu Schaden kommen kann." „Und wie lautet dieser Plan?" „Er ist sehr einfach. Wir werden alle Roboter, die wir besitzen, auf die neue Strahlung umbauen. Dann werden wir systematisch eine Station nach der anderen aufsuchen. Es wird ein leichtes sein, die Strahlungsfelder zu vernichten. Und mit der Vernichtung dieser Energiefelder ist die Gefahr ja auch ausgeschaltet." „Nicht einen Schritt bekommen Sie mich noch in diese verhexten Gebäude", knurrte Darnell. Energisch setzte er hin. „Ich bestehe darauf, daß die Stationen verschwinden. Wir werden doch nichts über die Urbewohner und ihre Technik in Erfahrung bringen. Die Stationen gefährden nur unser Volk und außerdem auch noch die Raumfahrt. Marschall Worobjew wird uns das bestätigen." „Ich muß Oberst Darnell zustimmen", nickte der Marschall. „Soweit ich informiert bin, kann man die Abwehranlagen doch außer Betrieb setzen", schaltete sich Kreuzerkapitän O'Brien in die Unterhaltung ein. „Ich selbst war dabei, als Diplom-Ingenieur Resch Versuche in dieser Richtung unternahm. „Stimmt das, Professor?" „Ja, Präsident", sagte, Yoshikawa schnell. „Wir können die Abwehranlagen abschalten, aber wir sind in der letzten Zeit nicht mehr dazu gekommen. Die Ereignisse überschlugen sich förmlich. Außerdem durften meine Leute die Stationen nicht mehr betreten." „Es ist also schon ein Anfang da. Vielleicht sollten, wir doch noch einige Wochen warten."
„Ich protestiere dagegen, Präsident! In den Stationen werden wir ohnehin nicht viel erfahren." „Da bin ich anderer Ansicht, Oberst Wenn wir auch von den technischen Anlagen absehen, gibt es doch allerhand zu klären, und ich verlange im Interesse der Bevölkerung und in erster Linie der Betroffenen, daß man uns die geforderte Zeit von zwei Wochen zubilligt." „Hm. . . ich bin gespannt, was Sie in zwei Wochen klären wollen. Professor Yoshikawa", bemerkte Darnell ironisch. Der Mathematiker sah den Sicherheitschef gelassen an. „Was wir zu klären versuchen, ist schnell gesagt, Oberst. Ich bin dagegen, die Stationen zu vernichten, weil wir nicht die geringste Ahnung haben, was aus den Leuten geworden ist, die dort verschollen sind." „Vielleicht schweben sie als Atome in den Stationen herum." „Vielleicht, Oberst." „Meinen Sie, daß die Leute dort noch sind?" „Ich weiß es nicht, und solange wir nichts Bestimmtes wissen, dürfen wir die Stationen auch nicht vernichten." „Das ist auch meine Meinung", erklärte Professor Rik van Dellen. „Ich kann mir immer noch nicht erklären, wie der Ring von Diplom-Ingenieur Resch in die Stadt gekommen ist, obwohl Resch in einer Station verschwunden ist." „Er wird vorher in der Stadt gewesen sein und den Ring dort verloren haben." „Und wie ist es mit den beiden Strahlern, Oberst?" fragte Yoshikawa. „Sind Lefert und Rammon auch vorher in der Stadt gewesen?" „Ich weiß es nicht", winkte Darnell ärgerlich ab. „Wer sind diese beiden Männer?" fragte dos Santos. „Sie waren in dem Boot, das vor den Augen Doktor Bignals und Doktor Sander´s verschwunden ist", gab Darnell Auskunft. „Und die Strahler der beiden haben Sie in der Stadt gefunden?" „Ja." „Hm... seltsam, — Doktor Sanders, haben Sie vielleicht zufällig gesehen, ob die beiden ihre Strahler bei sich hatten?" „Sie hatten die Strahler bei sich", erklärte die Botanikerin mit Bestimmtheit. „Wissen Sie es bestimmt?" „Ja. Wir unterhielten uns beim Hinflug über diese Waffen. Lefert und Rammon verglichen sie und prahlten mit ihren Schießkünsten" „Oberst Darnell! Ist es möglich, daß die beiden vorher in der Stadt waren, dort ihre Strahler verloren und sich dann andere Waffen besorgt haben?"
„Nein, Präsident. Inspektor Hendrix hat Nachforschungen angestellt und will herausbekommen haben, daß Lefert und Rammon noch niemals in der Stadt waren. " „Unglaublich", murmelte dos Santos. „Wollen Sie uns das Ergebnis Ihrer Nachforschungen schildern, Inspektor", wandte er sich dann an Hendrix. „Jeder Beamte hat einen Strahler", erklärte der Inspektor. „Er nimmt seine Waffen bei Dienstbeginn in Empfang und gibt sie nach Dienstschluß wieder ab. Die Waffen sind alle eingetragen. Es fehlen nur die beiden von Lefert und Rammon, und zwar auch erst seit ihrem Verschwinden. Ich habe weiterhin den Dienstplan nachgeschlagen und festgestellt, daß die beiden die Stadt noch nicht betreten haben." „Wie kommen aber ihre Waffen dorthin?" „Das weiß der Teufel", knurrte Darnell. „Wir sollten endlich mit diesem faulen Zauber Schluß machen." „Vor wenigen Minuten hätte ich Sie noch unterstützt, Oberst, aber jetzt bin ich anderer Meinung. Es ist durchaus möglich, daß einige der Leute noch am Leben sind. Ich bin deshalb dafür, noch zwei Wochen zu warten. Vielleicht erreichen unsere Wissenschaftler in dieser Zeit doch noch etwas Positives." „Aber nur vielleicht", meinte der Polizeichef. „Professor Yoshikawa! Tragen Sie uns bitte Ihren Plan vor!" Nachdenklich stand Hauptmann Ralf Borgert vor dem Kommandostand und überflog die Armaturen. Sein Blick fiel auf den riesigen Bildschirm. Er konnte jedoch nichts finden. Trotzdem hatte er sich nicht getäuscht. Das Robotgehirn hatte zwei Ausweichmanöver durchgeführt, obwohl die Wachroboter weder Meteoriten oder dergleichen gemeldet hatten. „Sollte er den Kapitän Meldung erstatten oder warten, bis O'Brien seine Mahlzeit beendet hatte? Unschlüssig Sah er vor sich hin. Plötzlich zuckte er zusammen. Da war es wieder! Das Robotgehirn reagierte selbsttätig. „Leutnant Yamanaka! Haben wir in diesen Breiten schon mal Meteoriteneinfälle registriert?" Der Navigator schüttelte verneinend den Kopf. „Nicht, daß ich wüßte, Hauptmann. Ausgenommen Mikrometeoriten, aber die meinen Sie wohl nicht." „Es muß sich um ganz schöne Brocken handeln" „Meinst du mich, du Raumbaby?" Der Erste sah zur Seite, genau in das drohende Gesicht John Blacks, der an der Seite des Kapitäns die Kommandozentrale betreten hatte. „Von deinem aufgedunsenen Körper war dieses Mal nicht die Rede", grinste
er den Freund an. „Was gibt's?" fragte O'Brien, der sofort erkannt hatte, daß etwas nicht stimmte. „Das ganze System scheint verhext zu sein." „Was ist los ..-..? Rede schon!" „Das Robotgehirn hat soeben drei Ausweichmanöver ausgeführt." „Ausweichmanöver?" „Ja. Und das seltsame daran ist, daß die Wachroboter nicht reagierten." „Du mußt dich geirrt haben, Ralf." „Kann ich mir nicht denken." „Hast du auf dem Bildschirm etwas beobachtet?" „Nein, eben nicht." „Wie ist unser Kurs jetzt?" „Er hat sich nicht geändert, Bruce." „Du hast geträumt, Kleiner. Ich würde . . . was war das denn? Habt ihr es nicht gesehen?" Verständnislos sahen die Freunde auf den Zweiten Offizier. „Was sollen wir gesehen haben, John?" erkundigte sich dann der Kapitän. „Das Robotgehirn war gerade in Betrieb, Bruce. Es führte ein Korrekturmanöver aus." „Jetzt hast du sicher geträumt, Langer", spöttelte Borgert. Der Riese kratzte sich verlegen den Wollschopf. „Ich nehme alles zurück, Ralf. Aber könnt ihr euch vorstellen, wie das Robotgehim eine Korrektur vornehmen kann, wenn die Wachroboter nichts melden?" „Wenn sie nichts feststellen, können sie auch nichts melden." „Schon richtig; Ralf. Trotzdem muß etwas dagewesen sein, sonst hätte das Gehirn doch kein Ausweichmanöver durchgeführt, aber — ach, das ist doch alles Unsinn. Das Robotgehirn kann nicht selbsttätig handeln. Es führt nur aus, was wir schalten." Borgert zuckte mit den Schultern. Sein Blick fiel auf den Wachroboter. „Rob 16! Hast du einen Befehl an das Robotgehirn gegeben?" „Nein", schnarrte die Stimme. „Hast du etwas geortet?" „Nein." „Vielleicht flog hier irgendwo ein Strahlungszentrum herum?" „Das glaube ich nicht, John. Aber wir können trotzdem mal fragen. — Rob 2! Hast du ein Strahlungszentrum geortet?" „Nein."
„Was halten Sie von der Sache, Leutnant Larson?" Der Ingenieur, der die Verantwortung für die elektronischen Anlagen trug, zuckte mit den Schultern. „Mir ist das unbegreiflich, Kapitän. Ich weiß nur, daß das Robotgehirn von sich aus kein Ausweichmanöver vornehmen kann. Es muß dazu einen Befehl von uns oder von den Wachrobotern erhalten." „Es steht aber einwandfrei fest, daß der Kurs geändert wurde." „Könnte es sich vielleicht um einen Defekt in der Programmsteuerung handeln?" „Das ist zwar bis jetzt noch niemals vorgekommen, aber unmöglich ist es auch nicht." „Ich werde mich darum kümmern," „In Ordnung, Leutnant." „Seht mal da!" Borgert deutete auf einen Informationsroboter, dessen Augen leuchteten. „Er registriert eine Strahlung"; winkte der Zweite ab. „Das ist nichts Außergewöhnliches. Hier wimmelt es doch davon." „Das weiß ich, aber trotzdem gefällt mir die Sache nicht. Auf die Strahlenangriffe der Stationen reagieren die Roboter anders", erwidert Borgert. „Das Leuchten wird jetzt übrigens stärker." „Es wird aber wohl ungefährlich sein, sonst hätte er schon etwas gemeldet", bemerkte O'Brien, Vorsichtshalber wandte er sich an den Informationsroboter. „Rob 2! Kannst du ein Strahlungszentrum orten?" „Ja." „Was für eine Strahlung ist es?" „Es ist eine unbekannte Strahlungsart." „Kannst du sonst noch etwas feststellen?" „Sie nähert sich mit Lichtgeschwindigkeit — jetzt hat sie uns erreicht. — Sie entfernt sich wieder." „Habt ihr das Robotgehirn gerade beobachtet?" „Nein . . . warum?" , „Es war wieder in Betrieb. Als der Roboter meldete, daß uns das Energiefeld erreicht hat, erfolgte das Ausweichmanöver." „Seltsam", murmelte O'Brien. „Wir werden uns die Sache gleich etwas genauer ansehen", sagte der Zweite energisch. „Rob 2! Kannst du die Strahlung noch messen?" „Sehr schwach." „Gib die Werte an Rob 1 durch!" befahl der Kapitän. „Leutnant Yamanaka, werten Sie die Sache aus. Wie fliegen hinterher." „Glaubst du, daß wir sie noch einholen?" „Warum nicht, Ralf. Wir bewegen uns viermal so schnell wie die Strahlung. Hm—, ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Der Informationsroboter
ortet sie, gibt aber keine Meldung durch. Folglich ist keine Gefahr für uns vorhanden. Der Wachroboter reagiert überhaupt nicht. Unser Abwehrschirm, der auf halber Kraft steht, ist also stark genug. Was ich überhaupt nicht begreife, ist die Reaktion des Robotgehirns." „Hier sind die Werte, Kapitän." „Danke, Leutnant." O'Brien warf einen kurzen Blick auf die Aufzeichnungen, „Hm — das Strahlungsfeld bewegt sich mit konstanter Geschwindigkeit auf den 3. Planeten zu." „Könnte es etwas mit den Energiefeldern zu tun haben, die in letzter Zeit so häufig auf Utopia auftreten?" „Ich weiß es nicht, Ralf." „Sollen wir wirklich hinterher fliegen?" „Ja. Hier sind die Werte. - John, du befaßt dich etwas mit deiner Kanone." „Nichts lieber als das. Nur mußt du mir rechtzeitig verraten, worauf ich schießen soll, großer Häuptling. Die Energiefelder sind leider nicht sichtbar." „Wir fliegen erst mal hinterher. Alles andere wird sich zeigen. — Leutnant Larson! Schalten Sie vorsichtshalber den Abwehrschirm auf volle Energie!" „Jawohl, Kapitän!" „Kurs liegt an", meldet der Erste. Energieschirm läuft auf volle Kraft!" Mit vierfacher Lichtgeschwindigkeit jagte der Raumkreuzer Trans-Pluto durch den interplanetaren Raum des Systems ProximaCentauri. Die Minuten vergingen, aber der Abstand zwischen dem Kreuzer und dem rätselhaften Energiefeld schien nicht kleiner zu werden, obwohl man viermal so schnell flog. Unwillig wandte sich der Kapitän an den Informationsroboter. „Rob 2! Kannst du die Strahlung noch orten?" „Nein." „Hab ich mir gedacht. — Was machen wir jetzt?" „Wir müßten das Energiefeld doch schon erreicht haben." „Wenn es seine Richtung nicht geändert hat, Ralf." „Meinst du?" „Eine andere Möglichkeit gibt es, nicht. —Wir kehren zurück." „Wir sollten uns den 3. Planeten einmal ansehen. Noch nie ist jemand von uns dort gewesen", schlug der Zweite Offizier vor. „Dazu werden wir bestimmt noch Gelegenheit bekommen, John. Außerdem bin ich gar nicht so scharf darauf, mir kalte Füße zu holen. Die beiden äußeren Planeten sind von einer beachtlichen Eisschicht überzogen. Dort gibt es bestimmt nichts, was uns interessieren könnte." „So . . .? Und die Angriffe, die von dort kommen?" fragte der Riese. „Die werden von Stationen ausgelöst, John, genau wie auf Utopia." Er wandte sich an den Navigator. „Berechnen Sie den Kurs für den Rückflug,
Leutnant!" „Jawohl Kapitän!" Zufrieden sah Professor Yoshikawa auf die fast unübersehbare Zahl von Kugelraumschiffen. Pfeilschnell schossen, sie nacheinander in die Luft und waren Sekunden später schon verschwunden. „Sie machen ein solch ärgerliches Gesicht, Oberst", wandte er sich dann lächelnd an den Polizeichef. Darnell sah ihn wütend an, „Sie wissen, daß ich nicht viel von dieser Aktion halte, Professor." Nun, wenn sie fehlschlägt, sind Sie an der Reihe. Sie können dann ihr Vernichtungswerk beginnen. Darauf brennen Sie doch schon lange, nicht wahr?" „Ja, weil mir das Leben eines Menschen mehr wert ist als unsinnige wissenschaftliche Versuche." „Jede Pionierarbeit muß ihren Tribut zollen, Oberst." „Ich bin dagegen, sinnlos Menschenleben zu opfern." „Sinnlos opfern ist wohl nicht der richtige Ausdruck, Wir könnten eher von tragischen Unfällen sprechen, Oberst. Und jetzt kommen Sie. Oder wollen Sie lieber hier bleiben?" „Natürlich gehe ich mit!" Sie gingen auf den startbereiten Raumkreuzer Trans-Pluto zu. Gleich darauf schoß die gewaltige Kugel in den azurblauen Himmel. Vier Kreuzer folgten Sie flogen in nördlicher Richtung und entschwanden bald den Blicken der Zurückgebliebenen. Kreuzerkapitän O'Brien begrüßte die Wissenschaftler und Sicherheitsbeamten, die gerade die Kommandozentrale betraten. „Können wir nun etwas darüber erfahren, wie die Sache laufen soll?" wandte er sich fragend an Professor Yoshikawa, „Wir werden mit unseren fünf Schiffen die Stadt in gleichmäßigen Abständen umzingeln", begann der Mathematiker. „Sie wissen, daß wir 30 Roboter an Bord haben. In den anderen vier Kreuzern ist die gleiche Anzahl. Alle Kampfmaschinen sind auf die Energiefelder abgestimmt. Sie haben sicher schon davon gehört, ich brauche es deshalb nicht weiter zu erläutern. Die Roboter werden in die Stadt eindringen. Sie sind in der Lage, die Felder selbsttätig anzupeilen und zu vernichten. Wir können alles von hier aus beobachten und zwar auf diesem Gitterschirm. Jeder der 30 Roboter übermittelt uns ein Bild. Wir werden alles sehen, was auch die Kampfmaschinen sehen, ohne uns jedoch der
Gefahr auszusetzen, von den Energiefeldern angegriffen zu werden. Und jetzt möchte ich Sie bitten zu landen, Kapitän." „Sind die 120 anderen Raumschiffe etwa zu den Stationen geflogen, um dort das gleiche durchzuführen?" „Sie haben es erraten, Kapitän." „Und wenn die Energiefelder alle vernichtet sind?" „Dann werden wir natürlich versuchen, die Funktionen der Anlagen in den Stationen und der Stadt zu ergründen, Kapitän." „Hoffentlich vergessen Sie dann nicht die Abwehranlagen außer Betrieb zu setzen, Professor", lachte O'Brien und wandte sich dann der Besatzung seines Kreuzers zu. „Setzt zur Landung an, Ralf. Professor, wissen die anderen Bescheid?" „Sie sind genau unterrichtet" „Wir sind unten", rief der Erste Offizier nach wenigen Augenblicken über die Schulter. „Dann schalten Sie auf Raumbild um. Wir können dann auf dem großen Bildschirm genau sehen, was um uns herum geschieht." „Befehl ist ausgeführt, Professor", meldete der Riese und sah interessiert auf die Bildfläche. Deutlich war in der Mitte die Stadt mit ihren Kuppeln zu sehen. Um sie herum standen in gleichmäßigen Abständen die fünf Kreuzer. „Geben Sie Ihren Leuten nun Order, die Roboter in die Stadt zu schicken, Inspektor." „Ich dachte, Sie könnten die Burschen von hier aus steuern", staunte Hendrix. „Steuern wohl, aber es dürfte unseren Robbys kaum gelingen, das Schiff zu verlassen, Inspektor", lachte der Wissenschaftler auf. „Ich gehe mit Ihnen, Inspektor", erbot sich der Kapitän. Sie verließen die Kommandozentrale und betraten den Zentrallift. Mit diesem erreichten sie schnell die unteren Etagen des Kreuzers. In einem Raum waren die Kampfmaschinen. „Sind die Burschen wirklich so gefährlich, Inspektor?" erkundigte sich O'Brien. Hendrix grinste. „Ich möchte jetzt weiß Gott nicht aus dieser verdammten Energie bestehen, Kapitän. Die Kerle werden sehr gründlich aufräumen, davon bin ich fest überzeugt" „War Oberst Darnell nicht gegen diese Aktion?" „Sicher. Der Alte ist gegen alles, was neu ist. Ich habe die Stationen und die Stadt anfangs auch verflucht, aber es wäre doch schade, sie einfach zu
vernichten. Es wäre nicht fair, die Errungenschaften einer untergegangenen Kultur zu zerstören, nur weil wir zu dumm sind, ihre Einrichtungen zu verstehen." „Ich stimme Ihnen vollkommen zu. Unsere Wissenschaftler haben bis jetzt so vieles geleistet. Sie werden auch die Geheimnisse dieses Planeten ergründen und für uns nutzbar machen." Der Inspektor nickte. „Wir wollen erst die Maschinen heraus schicken." Er trat auf die Tür zu und ließ sie aufgleiten. „Sehen Sie nur, wie die Burschen einen anstarren. Ich trete ihnen nur ungern gegenüber." O'Brien sah auf die 30 Roboter. Ihre gewaltigen Köpfe waren auf die Tür gerichtet. Die elektronischen Facettenaugen leuchteten in einem tiefen Rot. „Bei diesem Anblick kann einem wohl das Herz in die Hose rutschen", lachte er. „Ich würde es dem Betreffenden noch nicht einmal verübeln." „Ich auch nicht... Rob gamma 1! Folge mir! Und gib den Befehl weiter. Ich möchte deine 29 Kollegen nicht alle einzeln aufrufen." „Wir folgen", schnarrte die Stimme des Maschinenmenschen. Hendrix trat auf ein Laufband. Von den Robotern gefolgt, glitt er auf den Lift zu. O'Brien bildete den Schluß. Erst mit der dritten Gruppe konnte er den Kreuzer verlassen, da der Lift nicht mehr faßte. „Wollen Sie die Maschinen hier einfach stehen lassen?" fragte er den Inspektor. „Und ob wir die hier stehen lassen, Kapitän. Erstens kann man sie von der Kommandozentrale aus steuern und zweitens halte ich mich nur ungern in ihrer Nähe auf. Wenn ich mit diesen Burschen arbeiten muß, habe ich immer das Gefühl, mit Sprengstoff zu spielen." „Na, so schlimm wird es ja auch wohl nicht sein. Bis jetzt haben sie noch nie einen von uns angegriffen." „Noch nie, sagten Sie?" „Ja." „Irrtum, Kapitän", knurrte Hendrix. „Mir selbst ist es einmal so ergangen. Ein Roboter schoß auf mich. Zum Glück traf er nur meinen Strahler." „Warum lachen Sie?" begehrte er auf, als O'Brien in schallendes Gelächter ausbrach. „Ich erinnere mich, ein ähnliches Abenteuer gehabt zu haben. Damals wollte ich einen Kampfroboter in seiner Aktion behindern und schoß auf ihn. Als ich den Auslöser betätigte, war mein Strahler auch schon verschwunden. Seien Sie mal ehrlich, Inspektor: Haben Sie nicht auch zuerst geschossen?"
„Ja, aber nicht mit Absicht", knurrte Hendrix. „Ich hatte den Kerl doch noch gar nicht gesehen. Aber jetzt kommen Sie! Sehen Sie sich mal diese Augen an. Der Tanz geht sicher gleich los!" Noch immer lachend sah O'Brien auf die Gruppe der Kampfroboter, deren Köpfe auf die aalglatten Wände des nächsten Bauwerkes gerichtet, waren. Sein Lachen verstummte jedoch sofort. Bei einigen Maschinenmenschen leuchtete der schmale Schlitz auf den breiten Stirnen weiß auf. „Haben Sie das eben gesehen?" fragte er. „Was?" „Sie haben gerade gestrahlt." „Ist das Ihr Ernst?" „Ja." „Dann wird es höchste Zeit, daß wir hier verschwinden." Der massige Körper des Inspektors setzte sich in Bewegung. Im nächsten Augenblick war er schon im Zylinder verschwunden. O'Brien hatte Mühe, ihm zu folgen. Er konnte gerade noch in den Lift springen, bevor sich dieser vom Boden abhob. „Für Ihr Alter sind Sie noch verdammt rege." Mit diesen Worten wurde Hendrix vom Polizeichef empfangen. Er sah achselzuckend auf seinen Vorgesetzten und dann in die lachenden Gesichter der anderen. „Möglich. Für meinen Sold auf jeden Fall zu rege." „Die Roboter strahlen schon, nicht wahr?" mischte sich der Mathematiker jetzt ein. Hendrix nickte. „Ja, Kapitän O'Brien hat es beobachtet." „Das heißt also, daß sich auch außerhalb der Stadt Energiefelder befinden. Trotzdem können wir die Maschinen marschieren lassen. Sie werden bestimmt ganze Arbeit leisten." „Wenn Ihre Kampfmaschinen dazu nicht in der Lage sind, wir sind es bestimmt." „Ich weiß, Oberst. Aber ich bin überzeugt, daß Sie nach diesem Einsatz hier keine Veranlassung mehr haben werden, einzugreifen. Sehen Sie mal dahin! Die Roboter arbeiten wie ein Uhrwerk. Ich glaube nicht, daß ihnen auch nur ein einziges Energiefeld entgehen wird." „Wir wollen es abwarten." Yoshikawa schwieg. Er trat an das Gerät, das man in der Kommandozentrale montiert hatte. Unter einem seltsam geformten Bildschirm blieb er stehen und ließ seine Finger über die zahlreichen Schalteinrichtungen gleiten. Zuletzt schaltete er ein Radiophon ein. „Rob gamma 1! Hörst du mich?"
„Ich höre", klang eine mechanische Stimme aus dem Lautsprecher. „Du gehst sofort in die Stadt. Alle Energiefelder werden vernichtet. Befehle, die du von mir bekommst, gibst du an die anderen Maschinen weiter. Hast du mich verstanden?" „Ich habe verstanden", schnarrte es wieder. „Die Burschen reagieren prompt", bemerkte O'Brien und sah auf die Bildschirme. „Sind Sie schon einmal von einem Roboter im Stich gelassen worden?" „Nein, Professor." „Das freut mich. Hoffentlich enttäuschen uns diese Maschinen nicht." „Das tun sie bestimmt nicht", rief der Zweite Offizier. „Sehen Sie doch nur! Die Strahlen ja aus allen Rohren!" Auf dem Spezialschirm waren die Kampfmaschinen deutlicher zu erkennen als auf dem normalen Bildschirm des Kreuzers. Eine besondere Einrichtung ließ außerdem jedesmal erkennen wenn sie in Aktion traten. „Schade, daß wir das interessante Massaker gleich nicht mehr verfolgen können." „Sie können es verfolgen, solange Sie wollen, Hauptmann Black", erklärte Yoshikawa. „Solange sie außerhalb des Gebäudes sind." „Nein, auch später. Passen Sie jetzt auf!" Die Roboter hatten inzwischen die Wand erreicht. Sie glitt jedoch nicht auf. Das aufkommende Raunen unter den Männern verstummte sofort, als sich die Kampfmaschinen selbsttätig verstreuten Es war ein seltsames Bild, wie diese stählernen Riesen hintereinander an den Wänden entlang marschierten. Jetzt sah man eine Öffnung. Ein Roboter trat darauf zu und verschwand. Die anderen verharrten einen Augenblick und gingen dann weiter. „Warum gehen die denn nicht auch hinein?" fragte der Riese erstaunt. „Sie können nicht", antwortete der Mathematiker. „Verstehe ich nicht", staunte der Offizier. „Sollen sie vielleicht um die Stadt rennen und warten bis ihr Kollege herauskommt?" „Nein, Hauptmann. Sie werden nur bis zur nächsten Tür gehen", lachte Yoshikawa. „Sehen Sie!" Er zeigte auf den Schirm. Ein weiterer Roboter verschwand. Die anderen gingen weiter. „Ich habe sie mit Absicht so geschaltet, damit sie nicht alle auf einer Seite die Stadt betreten und sich dann nur von einer Seite dem Mittelpunkt nähern." „Nicht schlecht", grinste der Riese.
Es dauerte nur wenige Minuten, bis alle Kampfmaschinen im Innern der Kuppelbauten verschwunden waren. Auf dem großen Bildschirm konnten sie erkennen, daß die Roboter der anderen vier Gruppen ebenfalls schon in die Stadt eingedrungen waren. Sie waren für die Besatzung des Kreuzers Trans-Pluto nicht mehr sichtbar. Die eigenen dreißig Kampfmaschinen bewegten sich jedoch auf dem Spezialschirm weiter. Sie glichen grünen Leuchtkäfern. Ab und zu wechselte ihre Farbe zu einem tiefen Rot. „Vernichten sie jedesmal ein Energiefeld, wenn sie rot aufleuchten?" wollte der Zweite wissen. „Ja, Hauptmann. Jedesmal, wenn sich die Farbe ändert, strahlen sie", erklärte der Wissenschaftler. „Demnach müßten ja ungeheuere Energiemengen in der Stadt sein." „Das werden wir später erfahren, Hauptmann“ „Wollen Sie anschließend etwa diese Schmorstellen zählen?" spöttelte der Riese. „Zählen ist eine Eigenschaft der dummen Leute, Hauptmann", parierte Yoshikawa. — „Intelligente Menschen lassen Maschinen für sich arbeiten." Zufrieden blickte er in das verdutzte Gesicht des Offiziers und fuhr dann lächelnd fort: „Die Roboter sind mit einer Schaltung versehen, die jede Energieentladung zählt." Vier Stunden waren inzwischen vergangen. Immer noch stellten die Maschinenmenschen den seltsamen Energiefeldern nach. Das Aufleuchten der Roboter auf dem Spezialschirm wurde jedoch immer seltener. „Wie lange wird die Aktion noch dauern?" wandte sich der Polizeichef jetzt ungeduldig an den Mathematiker. „Das ist schlecht zu sagen, Oberst. Die Roboter werden die Stadt nicht früher verlassen, bis sie auch das letzte Energiefeld vernichtet haben." „Das kann noch einige Stunden dauern." „Es könnte sein." „Kann man die Sache nicht beschleunigen?" „Nein, Oberst. Alles braucht seine Zeit. Außerdem wollen wir dieses Unternehmen doch erfolgreich zu Ende führen. Sie haben sicher Verständnis dafür." „Und ob ich das habe", knurrte Darnell augenzwinkernd. „Schließlich wollen Sie die Stadt und die Stationen ja erhalten." „Sehen Sie sich mal diesen Burschen hier an, Professor", mischte sich Hendrix in das Geplänkel. „Jetzt fängt der auch schon an, mit den Augen zu rollen. Der meint uns doch wohl nicht?" Unter dem Gelächter der anderen trat Yoshikawa an den Roboter heran.
Der Kapitän blickte ebenfalls stirnrunzelnd auf die Maschine, deren Augen mal stärker und mal schwächer leuchteten. „Das ist unser Informationsroboter, Professor", gab er auf den fragenden Blick des Wissenschaftlers Auskunft. „Er ist mit den neuen Schaltungen ausgestattet." „Reagiert also auf die Energiefelder?" „Ja." „Hat jemand gesehen, seit wann er ortet?" „Seit zwei Minuten. Ich stehe die ganze Zeit neben ihm", erklärte Hendrix. „Hm ... seltsam." „Fragen Sie ihn doch, was er festgestellt hat." „Rob 2! Ortest du eine Strahlung?" „Ja." „Wie stark ist sie?" „Es sind größere Energiefelder. Sie entfernen sich mit Lichtgeschwindigkeit." „Woher kommen sie und in welcher Richtung entfernen sie sich?" „Die Strahlung entsteht über der Stadt und bewegt sich senkrecht in den Raum." „Was kann das sein, Professor?" „Ich weiß es nicht, Oberst. Vielleicht elektromagnetische Entladungen einer uns unbekannten Art. Wir werden sie untersuchen, wenn sie des öfteren auftreten sollten. — Rob 2! Kannst du die Strahlung noch orten?" „Nein." „Bilden sich neue Zentren?" „Nein", schnarrte die Stimme wieder. „Wie viele Strahlungsfelder waren es?" „Fünf", gab der Roboter sofort zur Antwort. „Es könnte sein, daß unsere Kampfmaschinen in der Stadt verschiedene Anlagen beschädigt oder gar vernichtet haben. Dadurch könnten unbekannte Wellenstrahlungen entstehen, die wir noch genauen Prüfungen unterwerfen müssen." „Also gut. Ich habe nichts dagegen, daß Sie sich hier noch einige Tage aufhalten, aber was mich betrifft, so möchte ich gern wieder in die Stadt zurück. Meine Arbeit wartet auf mich." „In die Stadt können Sie schnell kommen, Oberst", lachte der Mathematiker und deutete mit dem Kopf zu den Kuppelbauten hinüber. Der Polizeichef winkte jedoch heftig ab. „Danke, Professor. Ich meinte nicht die, Kuppelbauten, sondern Terra." „Wir können Sie mit einem Beiboot hinbringen." „Das wäre sehr liebenswürdig, Kapitän." „Ralf, fliege Oberst Darnell zurück. Leutnant Yamanak kann euch
begleiten." Präsident dos Santos lehnte sich behaglich in seinen Sessel zurück. Ihm gegenüber saßen Darnell und Professor Yoshikawa. Die Auswertungen der abgeschlossenen Aktionen waren zufriedenstellend. „Sie können also mit Sicherheit sagen, daß die Energiefelder alle vernichtet sind, Professor?" wandte er sich nun an den Wissenschaftler. Yoshikawa nickte. „Ich glaube, das kann ich mit Bestimmtheit sagen, Präsident. Ich habe noch vor einer Stunde mit einem Flugboot die Stadt überflogen Die Roboter messen keine Strahlung mehr. Es sind keine Energiefelder mehr vorhanden. Das gleiche gilt für die Stationen." „Dann darf ich Ihnen gratulieren. Sie haben durch diese Aktion die monumentalen Anlagen vor der Vernichtung bewahrt. Wir werden uns die Errungenschaften der Urbewohner Utopias zu eigen machen, die neuen Erkenntnisse jedoch nie für kriegerische Zwecke verwenden. Sie stimmen uns doch auch zu, Oberst, nicht wahr? Oder tragen Sie sich immer noch mit dem Gedanken der Vernichtung?" „Diesen Gedanken habe ich schon lange aufgegeben, Präsident. Ich habe Professor Yoshikawa auch weiterhin unseren Schutz zugesagt. Utopia soll ein Planet des Friedens werden und niemand soll uns seinen Besitz mehr streitig machen. " „Ich freue mich mit allen Terranern, daß der kurze, aber geheimnisvolle Kampf um Utopia beendet ist." Professor Yoshikawa erhob sich und reichte beiden Männern die Hand. ENDE