Buch Auch für die Männer der Delta und Omega Squad ist die Zeit gekommen, gegen ihre Jedi-Verbündeten ins Feld zu ziehe...
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Buch Auch für die Männer der Delta und Omega Squad ist die Zeit gekommen, gegen ihre Jedi-Verbündeten ins Feld zu ziehen, doch schon vor der Erteilung der verhängnisvollen Order 66 kamen den kampferprobten Kriegern Zweifel. Gerüchte über riesige Klontruppenkontingente, die absichtlich zurückgehalten werden und Befehle, die gegen alle Prinzipien verstoßen, haben ihre Wirkung nicht verfehlt. Wie werden sich die Elitekrieger jetzt entscheiden? Werden sie den schändlichsten Befehl der Geschichte der Galaxie ohne zu zögern ausführen oder ihren Treue schwur auf die Republic brechen und damit zu Deserteuren werden?
BEREITS BEI PANINI ERSCHIENEN Star Wars Der letzte Jedi Band 1: Auf verlorenem Posten Jude Watson - ISBN 978-3-8332-1274-1 Star Wars Der letzte Jedi Band 2: Düstere Vorboten Jude Watson - ISBN 978-3-8332-1275-8 Star Wars Der letzte Jedi Band 3: Unterwelt Jude Watson - ISBN 978-3-8332-1357-1 Star Wars Der letzte Jedi Band 4: Tod auf Naboo Jude Watson - ISBN 978-3-8332-1358-8 Star Wars Der letzte Jedi Band 5: Im Netz des Bösen Jude Watson - ISBN 978-3-8332-1365-6 Star Wars Der letzte Jedi Band 6: Die Rückkehr der Dunklen Seite Jude Watson - ISBN 978-3-8332-1515-5 Star Wars Der letzte Jedi Band 7: Die Geheimwaffe Jude Watson - ISBN 978-3-8332-1513-1 Star Wars Der letzte Jedi Band 8: Gegen das Imperium Jude Watson - ISBN 978-3-8332-1514-8 Star Wars Der letzte Jedi Band 9: Der Meister der Täuschung Jude Watson - ISBN 978-3-8332-1733-3 Star Wars: THE FORCE UNLEASHED - Roman zum Game Sean Williams - ISBN 978-3-8332-1737-1 Star Wars: REPUBLIC COMMANDO Band 1: Feindkontakt Karen Traviss- ISBN 978-3-8332-1199-7 Star Wars: REPUBLIC COMMANDO Band 2: Triple Zero Karen Traviss - ISBN 978-3-8332-1366-3 Star Wars: REPUBLIC COMMANDO Band 3: True Colors Karen Traviss - ISBN 978-3-8332-1653-4 Star Wars: Das Vermächtnis der Jedi Jude Watson - ISBN 978-3-8332-1073-0 Star Wars: Das Geheimnis der Jedi Jude Watson - ISBN 978-3-8332-1231-4
www.oswfc.de
Karen Traviss Aus dem Amerikanischen von Jan Dinter
Scanned and Edited by
„HARICAN“
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Dieses Buch wurde auf chlorfreiem, umweltfreundlich hergestelltem Papier gedruckt. In neuer Rechtschreibung. Deutsche Ausgabe 2008 by Panini Verlags GmbH, Rotebühlstraße 87, 70178 Stuttgart. Alle Rechte vorbehalten. Copyright © 2008 Lucasfilm Ltd. & ™. All Rights Reserved. Used under authorization. Titel der amerikanischen Originalausgabe: „Star Wars: Republic Commando: Order 66" by KarenTraviss, A Del Rey ® Book, published by The Random House Publishing Group. No similarity between any of the names, characters, persons and/or institutions in this publication and those of any pre-existing person or Institution is intended and any similarity which may exist is purely coincidental. No portion of this publication may be reproduced, by any means, without the express written permission of the Copyright holder(s). Übersetzung: Jan Dinter Lektorat: Carmen Jonas, Uwe Raum-Deinzer Redaktion: Mathias Ulinski, Holger Wiest Chefredaktion: Jo Löffler Umschlaggestaltung: tab visuelle kommunikation, Stuttgart Satz: Greiner & Reichel, Köln Druck: Norhaven A/S, Viborg, DK Printed in Denmark 1. Auflage,November 2008 ISBN 978-3-8332-1735-7 www.starwars.com www.lucasarts.com www.paninicomics.de
Dem britischen Soldaten - mit Stolz und Dankbarkeit
DANKSAGUNGEN Mein Dank gilt den Redakteuren Keith Clayton (Del Rey) und Frank Parisi (Lucasfilm); meinem Agenten Russ Galen; Bryan Boult und Jim Gilmer für Verständnis und unermüdliche Unterstützung, auch wenn ich richtig, richtig nervig werde; Mike Krahulik und Jerry Holkins von Penny Arcade dafür, dass sie Mike und Jerry sind; Ray Ramirez; HHC 27th Brigade Combat Team für fachlichen Rat und großmütige Freundschaft; Haden Blackman für erneutes Entfachen des Feuers; Sean für tolle Einzeiler; Wade Scrogham für erschreckend wirksame Handwaffen; und Lance, Joanne, Kevin und allen anderen von der 501st Dune Sea Garrison für praxisnahe und inspirierende Rüstungs-Expertise und dafür, dass sie or'aliit sind.
HANDELNDE PERSONEN Republic Commandos: Omega Squad: RC-1309NINER RC-1136 DARMAN RC-5108/8843 CORR RC-3222 ATIN Delta Squad: RC-1138 BOSS RC-1262 SCORCH RC-1140 FIXER RC-1207 SEV Fl SKIRATA, ehemaliger Republic Commando BARDAN JUSIK, ehemaliger Jedi-Ritter, jetzt Mandalorianer Sergeant KAL SKIRATA, mandalorianischer Söldner WALON VAU, mandalorianischer Söldner Captain JALLER OBRIM, Coruscant Sicherheitskräfte General ETAIN TUR-MUKAN, Jedi-Ritterin General ARLIGAN ZEY, Jedi-Meister
JILKA ZANZENTIS, Steuervollzugsbeamtin der Republik LASEEMA, Kellnerin (weibliche Twi'lek) Null ARC-Trooper: N-7 MEREEL N-10JAING N-11 ORDO N-12 A'DEN N-5 PRUDII N-6 KOM'RK ARC-Trooper Captain A-26, MAZE ARC-Trooper A-30, SULL ARC-Trooper A-02, SPAR Agentin BESANY WENNEN, Schatzamtsermittlerin der Republik Dr. OVOLOT QAIL UTHAN, separatistische Genetikexpertin NYREEN „NY" VOLLEN, Handelspilotin
PROLOG Curbaq Plaza, Galactic City, Coruscant 600 Tage nach der Schlacht von Geonosis Das bin also ich. So habe ich also einmal ausgesehen. Wir alle sollten uns ein Mal aus der Sicht eines anderen sehen. Wenigstens ein einziges Mal im Leben. Ein Jedi kommt auf mich zu, braune Robe, pure Frömmigkeit. Kein Zopf. Das heißt, trotz seiner Jugend ist er kein Padawan mehr. Er wird Truppen kommandieren. Auf jeden Fall wird er im aktiven Dienst auf eigenen Füßen stehen müssen. Der Krieg macht uns vor unserer Zeit zu Veteranen. Ich möchte ihn bei seinen Schultern packen und ihn fragen, ob er meint, dies sei ein gerechter Krieg, ein Krieg der ehrenvoll ausgetragen wird? Aber er würde in Panik geraten, wenn ihn ein Mandalorianer in voller Rüstung anhautbesonders einer, von dem er spürt, dass er ein Machtnutzer ist wie er selbst. Niemand schenkt mir sonderliche Beachtung. Mandalorianer sind auf Coruscant einfach nur Fremdstämmige, Kopfgeldjäger, ein weiterer Haufen wirt-
schaftlicher Migranten unter den Tausenden von Spezies, die in die Hauptstadt der Galaxis strömen. Ah, der Jedi sieht sich in der Menge um. Er kann mich spüren. Ich gehe in der Masse aus Einkäufern und Touristen unter. Sehr seltsam - geradezu obszön - zu sehen, wie jedermann auf Coruscant seinen Geschäften nachgeht, als würden wir uns nicht im zweiten Jahr eines hässlichen Krieges befinden. Aus der Sicht von jedermann tun wir das natürlich auch nicht. Es ist in jeglicher Hinsicht der Krieg der anderen - ausgetragen auf anderen Planeten, gekämpft von anderen Wesen, gefochten von Männern, die nicht zu den Bürgern Coruscants gehören. Klontruppen sind niemandes Bürger. Sie haben keine Rechtsansprüche. Sie sind Objekte. Gegenstände. Militärische Aktivposten. Niemand sollte zurückstehen und so etwas zulassen, am allerwenigsten die Jedi. Ich bin jetzt nur noch wenige Meter von dem Jedi entfernt. Er ist so ernst, so verpflichtet Ja, das war ich. Ist nur ein paar Monate her. Eine Passantin blickt in seine Richtung, und ich kann ihr Unbehagen spüren. Als ich noch in meiner Robe durch die Stadt gegangen bin, dachte ich, andere würden in mir jemanden sehen, der ihnen hilft. Inzwischen weiß ich es besser: Wahrscheinlich sahen sie jemanden, dem sie nicht
trauen konnten, mit Kräften, die sie nicht verstanden, jemanden, den sie nicht gewählt hatten und der dennoch hinter den Kulissen ihr Leben mitgestaltete. Hätten sie gewusst, wie sehr ich zu alldem ihre Gedanken beeinflussen könnte, wären sie vor mir geflohen. Der Jedi geht dicht an mir vorbei, aber ich erkenne ihn immer noch nicht. Er starrt in den T-Schlitz meines Helms, als hätte ich ihn gepackt. Im Weitergehen kann ich seine Verwirrung fühlen - nein, nicht bloß Verwirrung: Furcht Ein machtnutzender Mandalorianer muss auf der Liste seiner schlimmsten Albträume stehen. Es gab mal eine Zeit, da ging es mir ebenso. Schon komisch. Dann spüre ich, wie er sich umdreht. Ich fühle die Fragen in ihm brennen, als er sich seinen Weg durch die Menge zu mir zurückbahnt. Bevor er den Arm ausstreckt, um mir auf die Schulter zu tippen - und allein schon für den Versuch muss ich ihm Respekt zollen -, drehe ich mich zu ihm um. Er zuckt zusammen. Was er sieht, passt nicht zu dem, was er fühlt. „Was seid Ihr?" „Jemand, der einen Schlussstrich gezogen hat", erwidere ich. „Wie steht's mit dir?" „Ihr seid General Bardan Jusik ..."
Ist das so offensichtlich? Für einen Jedi sicher. Ich war einmal Bardan Jusik. Jeder im Jedi-Orden weiß, dass ich bodenständig geworden bin. Es ist die einzige Reaktion, die ich kenne; die völlige Unterwerfung unter eine Lebensart - erst die der Jedi, jetzt die Mandalorianische - mit jeder Faser meines Wesens. Meine Jedi-Meister haben mir nicht beigebracht, halbe Sachen zu machen. „Nicht mehr", antworte ich schließlich. „Ihr habt uns mitten in einem Krieg im Stich gelassen einem Krieg, den wir kämpfen müssen." Er ist verwirrt, empört- verängstigt. „Wie konntet Ihr uns nur so hintergehen?" Ich frage mich, wen er mit uns meint: Jedi oder Klone? „Ich bin gegangen, weil er falsch ist." Ich sollte ihm das nicht erklären müssen. „Weil ihr eine Sklavenarmee benutzt, um ihn zu führen. Weil es keinen Sinn macht, eine Art Übel zu bekämpfen, wenn man es nur durch die eigene Marke ersetzt." Komm zum Punkt Werde persönlich. Gib ihm keine Gelegenheit, sein eigenes Gewissen außer Acht zu lassen. „Du persönlich. Du triffst diese Entscheidung jeden Morgen. Ein Glaube, den man beiseiteschiebt, wenn es einem passt, ist kein Glaube. Er ist eine Lüge." Oh, das hat gesessen. Ich fühle, wie sich seine Seele windet.
„Es gefällt mir ebenso wenig wie Euch." Er scheint die Blicke der Passanten gar nicht zu bemerken. „Aber wenn Ihr davonlauft, wird das nichts an der Politik des Rates ändern. Oder am Verlauf des Krieges." „Es wird Euren Krieg verändern", entgegne ich. „Aber ich nehme an, Ihr befolgt nur Befehle, richtig?" Alles, was in der Galaxis geschehen ist - alles, was jemals geschehen wird -, ist ein Gefüge aus unzähligen Verbindungen aus individuellen Entscheidungen: Ja oder nein, töten oder verschonen, überleben oder sterben. Sie gestalten jeden Moment für alle Ewigkeit. Die Entscheidung eines Mannes ist von Bedeutung. Die Entscheidungen eines Wesens, Augenblick für Augenblick, verbunden mit einem Netzwerk aus Milliarden anderer Entscheidungen, das ist es, woraus die Existenz besteht. „Wir brauchen jeden General, den wir aufbringen können", erklärt er. Vielleicht denkt der Jedi, er könne an mein Schuldbewusstsein appellieren. „Eine schreckliche Dunkelheit zieht herauf. Ich kann es fühlen." Das kann ich auch. Sie ist vage und unergründlich, aber sie ist da. Lauernd, als würde mich jemand verfolgen. „Dann tut etwas gegen Eure eigene Dunkelheit."
„Ihr schließt Euch einer Bande von Söldnern an?" Er sieht meine Rüstung mit offenkundiger Abscheu an. „Gangster. Wilde." „Bevor Ihr an Eurer Frömmigkeit erstickt, Jedi, fragt Euch lieber, für wen Ihr kämpft." Fierfek, ich habe ihn Jedi genannt. Meine Trennung ist vollendet. Sein Gesichtsausdruck spiegelt stilles Entsetzen, und ich gehe weiter in dem Wissen, dass ich ihn niemals Wiedersehen werde. Ich weiß es. Und dieser Krieg wird leidvoll enden. Auch das weiß ich. Ich habe meine Wahl getroffen. Im Gegensatz zu den Klonsoldaten habe ich eine. Und ich habe beschlossen, die Galaxis sich selbst zu überlassen und jene Männer zu retten, die vom Rest der zivilisierten Welt auf den Status von Tieren reduziert werden. Es ist das Richtige. Es ist das, was ein Jedi tun sollte. Der Tag der Abrechnung naht. Ja, auch das kann ich fühlen. Was es auch ist, ich kann es nicht aufhalten. Aber ich kann jene schützen, die mir am Herzen liegen. Entscheidungen. Ich stand vor meiner. Ich habe sie getroffen.
1. Wer weiß denn schon, ob Jango mehr als einen Sohn hatte, oder gar, wie alt er ist? Komm schon, Spar, es wird Zeit, deinen Teil fürs Man-da'yaim zu leisten. Du musst nicht einen Finger rühren. Tu einfach so, als wärst du Fetts Erbe, während wir uns zusammenraufen, damit alle wissen, dass wir noch im Geschäft sind. - Fenn Shysa in seiner Bitte an den Deserteur Spar - ehemaliger ARC-Trooper A-02 -, sich in der Übergangszeit nach Jango Fetts Tod als dessen Sohn und Erbe auszugeben
Mes Cavolir Mittlerer Rand, ungefähr fünfzig Jahre vor der Schlacht von Geonosis „Steh auf! Steh auf und lauf, du kleiner chakaar, oder ich schleif dich mit." Falin Mattran konnte ein paar Hundert Meter weiter den Rauch über dem Söldnerlager aufsteigen sehen. Vielleicht waren es auch ein paar Hundert Kilometer. Er konnte nicht aufstehen. Er konnte nicht weiter. Er kniete auf
allen vieren und rang nach Luft. Jeder Muskel brannte, aber er verbot sich zu weinen. Er war sieben Jahre alt. Beinahe. Er meinte, er wäre sechs Jahre und zehn Monate, aber er hatte das Zeitgefühl im Krieg verloren. „Kann nicht", keuchte er. „Kannst wohl." Munin Skirata war ein großer Mann in pockennarbiger, grüner Rüstung, mit einem Blaster der Metallschrot abfeuerte. Er stand über ihm mit ohrenbetäubender Stimme, das Gesicht unsichtbar in einem Helm mit T-förmigem Visor, der Falin das erste Mal, als er ihn sah, erschreckt hatte. „Ich weiß, du kannst. Du hast ganz allein Surcaris überlebt. Und du spazierst hier nicht durch deinen hübschen Kuati-Park, also beweg deinen shebs, du fauler, kleiner nibral." Es war nicht fair. Das war das Leben generell nicht. Falins Eltern waren tot, und er hasste die Welt. Er war sich nicht sicher, ob er Munin Skirata hasste, aber wenn er den Mann in diesem Moment hätte töten können, hätte er es getan. Nur die Erschöpfung hielt ihn davon ab. Beinahe hätte er nach dem Messer gegriffen, das er dem Leichnam seines Vaters abgenommen hatte in dem Moment, als er erkannte, dass Papa tot war und nie mehr aufwachen würde. Damals war es ganz gleich gewesen, wie sehr er sich bemühte, ihn wachzurütteln, aber nun konnte er sein
Gewicht nicht auf seine Beine und nur einen Arm verlagern, ohne dabei in den Dreck zu sacken. „Du kannst es, wenn du willst", brüllte Munin. „Aber du willst nicht, und das macht dich zu einem nibral. Du weißt, was ein nibral ist? Ein Verlierer. Ein Blindgänger. Überflüssig. Steh auf!" Eines wollte Falin: Zeigen, dass er nicht faul oder dumm war. Sein Vater hatte ihn niemals als dumm bezeichnet. Auch seine Mutter nicht. Sie hatten ihn geliebt und ihm das Gefühl von Geborgenheit gegeben und nun waren sie für immer fort. Mühsam kniete er sich hin und stand dann schwankend und torkelnd auf, bevor er wieder loslief. „So ist's schon besser." Munin joggte neben ihm her. „Komm schon. Beweg dich." Falins Beine fühlten sich an, als wären sie keine Körperteile mehr. Er war so weit gelaufen, dass sie nicht mehr taten, was er wollte. Er versuchte zu rennen, stolperte aber nur in kleinen Schritten vorwärts, unfähig, einen gleichmäßigen Rhythmus zu finden. Seine Lungen schrien nach einer Pause. Aber er würde nicht anhalten wie ein nibral. So einer wollte er nicht sein. Niemals wieder würde er etwas finden, das einem Zuhause so nahekam, wie das, was vor ihnen lag: Ein Lager, das jeden Tag von einem Ort zum nächsten zog, in dem er sich jede Nacht in den Schlaf schluchzte, die Fäuste in den
Mund gesteckt, damit die Mandalorianer ihn nicht hörten und dachten, er wäre ein Baby, weil er so oft weinte. Er konnte die Mando-Soldaten sehen, wie sie im Lager herumstanden und wachten. Alle trugen sie Rüstungen. Selbst ihre Frauen waren zähe Krieger, und es war nicht immer einfach zu erkennen, wer sich unter der Rüstung verbarg: Mann oder Frau - oder überhaupt ein Mensch. Falin trieb seinen Körper mit all seinem Willen an, aber der wollte nicht hören. Mit dem Gesicht voraus stürzte er zu Boden. Jedes Mal, wenn er versuchte aufzustehen, schnitten ihm Kies und Dreck in die Handflächen, und seine Arme gaben nach. Er schluchzte frustriert. Die Ziellinie lag noch in weiter Ferne. Aber er musste aufstehen. Er musste es zu Ende bringen. Ich bin nicht faul. Ich bin kein nibral. Ich lasse nicht zu, dass er mich so nennt „Okay, ad'ika", sagte Munin und hob ihn hoch. Er setzte sich Falin auf die Hüfte, als wäre er es gewohnt, ein Kind zu tragen, und schritt ins Lager hinein. Der plötzliche Wechsel von Gebrüll zu Güte verwirrte den Jungen. „Du hast dich wacker geschlagen, Junge. Alles ist gut." Falin schlug Munin, so hart er nur konnte. Aber seine geballte Faust prallte von dem metallenen Brustpanzer ab.
Es schmerzte. Aber das würde er Munin nicht wissen lassen. „ Ich hasse dich", sagte er und war sich darin endlich sicher. „Wenn ich größer bin, werde ich dich umbringen." „Ich wette, das würdest du", antwortete Munin lächelnd. „Du hast es bereits einmal versucht." Die anderen Mandalorianer beobachteten sie. Manche trugen ihre Helme, andere nicht. Ihren Krieg hier hatten sie ausgetragen, und jetzt warteten sie auf ein Schiff, das sie nach Hause brachte. „Willst du den Jungen umbringen?" Einer der Männer blieb stehen und strich Falin übers Haar. Sein Name war Jun Hokan, und er verzehrte Schnitze von diesem widerlichen getrockneten Fischzeugs, gihaal, die er mit seiner Vibro-Klinge von einem großen Brocken abschnitt und sich in den Mund schnippte, so wie manche Leute Früchte aßen. „Armer shab'ika. Hat er nicht schon genug durchgemacht?" „Ich trainiere ihn bloß." „Es gibt so etwas wie Übertreibung." „Komm schon, er ist mandokarla. Er hat es bereits geschafft, allein zu überleben. Der hat Mumm, der Kleine." „Mumm oder nicht, meinem Jungen hab ich keine Trainingsläufe zugemutet, bevor er acht war." Falin gefiel es nicht, wenn über ihn geredet wurde, als würde er nicht verstehen, was los war. In der Mitte des
Lagers, das aus Zelten bestand, deren Plastoid-Planen über Gruben aufgezogen und dann mit Zweigen und Gras abgedeckt worden waren, kochte ein Kessel mit Eintopf über einem prasselnden Feuer. Munin setzte ihn auf den Boden und schrubbte ihm Gesicht und Hände mit einem nassen Lappen sauber, bevor er etwas von dem Eintopf in eine Schale schöpfte und ihm reichte. „Wir müssen dir eine Rüstung besorgen, wenn wir nach Hause kommen", sagte Munin. „Du musst lernen, darin zu leben und zu kämpfen. Beskar'gam. Die zweite Haut eines Mandalorianer." Falin schlürfte aus der Schale. Er war immerzu hungrig. Der Eintopf glich eher einer Brühe - ohne die leckeren Klöße, die seine Mutter gemacht hatte -, und er mochte den fischigen Geruch nicht. Aber verglichen mit dem, was er in den Ruinen der Stadt ergattert hatte, war es ein Festschmaus. „Will aber keine Rüstung", maulte er. „Wenn du in der Rüstung steckst, kannst du alle möglichen Dinge tun, die gewöhnliche Leute nicht tun können, Kal." Munin nannte ihn Kal. In der Sprache des Mannes hatte es etwas mit Messern und Stechen zu tun. Munin hatte ihm den Spitznamen Kal gegeben, weil Falin bei ihrer ersten Begegnung versucht hatte, ihn mit seinem dreischnei-
digen Messer zu erstechen. Der Mandalorianer schien das lustig gefunden zu haben und war überhaupt nicht wütend gewesen. Munin gab ihm zu essen, tat ihm nicht weh, und in den Wochen, in denen Falin Teil des Söldnerlagers gewesen war, hatte er sich besser gefühlt, auch wenn er nicht glücklich war. Manchmal rief Munin ihn Kal'ika. Die Söldner erklärten ihm, das bedeute „kleine Klinge" und würde zeigen, wie lieb Munin Ihn hatte. „Ich heiße Falin", korrigierte er schließlich. „Mein Name ist Falin." Aber er vergaß bereits, wer Falin war. Sein Zuhause in Kuat City wirkte wie ein fast vergessener Traum. Wenn er aufwachte, glich er mehr einem Gefühl als einer Erinnerung. Seine Familie war nach Surcaris gezogen, weil sein Vater dort auf den neuen KDY-Kriegsschiffen Ingenieurskram erledigte. „Ich will keinen anderen Namen." Munin aß mit ihm zusammen. Wenn er nicht gerade brüllte, war er eigentlich ein liebenswürdiger Mann, aber er konnte niemals Papas Platz einnehmen. „Von vorn anzufangen kann eine prima Sache sein, Kal'ika. Die Vergangenheit oder andere Leute kannst du nicht ändern, aber dich selbst kannst du immerzu ändern, und das verändert deine Zukunft." Falin packte dieser Gedanke, und er ließ ihn nicht mehr los. Wenn man sich hilflos fühlte, war die Vorstellung, in
der Lage zu sein, alles Schlechte aufhören zu lassen, das Tollste in der Welt, und er wollte sich nie wieder so schlecht fühlen. Er wollte, dass die Dinge sich änderten. „Aber warum scheuchst du mich rum und lässt mich Sachen schleppen?", fragte er. „Das tut weh." „Damit du mit allem fertig wirst, was das Leben dir entgegenschleudert, Sohn. Damit du niemals wieder vor irgendwem Angst haben musst Ich werde einen Soldaten aus dir machen." Falin gefiel der Gedanke, ein Soldat zu sein. Er besaß eine recht unklare, dafür aber umso längere Liste mit Wesen, die er dafür umbringen wollte, dass sie seinen Eltern Leid angetan hatten, und solche Dinge ließen sich bewerkstelligen, wenn man ein Soldat war. „Warum?" „Es ist ein edler Beruf. Du bist zäh und gewitzt, und du wirst einen tollen Soldaten abgeben. Das ist es, was Mandalorianer tun." „Warum hast du mich nicht umgebracht? Du bringst doch sonst jeden um." Munin kaute eine Weile nachdenklich vor sich hin. „Weil du keine Eltern hast, und ich und meine bessere Hälfte haben keinen Sohn. Also macht es Sinn, dass wir tun, was Mandalorianer immer tun: Dass wir dich aufnehmen, dich trainieren, dir das Rüstzeug geben, selbst ein Soldat und Vater zu sein. Möchtest du das nicht?"
Falin dachte lange darüber nach. Er fand keine Antwort. Allerdings fühlte er sich nun unter anderen Wesen einsamer als vorher in seinem Leben, auf sich allein gestellt im Schutt von Surcaris. Denn all diese Mandalorianer schienen zusammenzugehören. Sie waren eng verbunden wie eine Familie. Und sie hatten seine Eltern nicht getötet. Sie waren lediglich in die Stadt marschiert, während der Krieg nach wie vor tobte. Aber er war noch immer wütend, und sie würden als Ziel seiner Wut herhalten müssen, bis ihm die richtige Sache über den Weg lief. „Du glaubst, ich bin faul und dumm", sagte er. „Nein, ich sage das nur und schreie dich an, damit du so wütend wirst, dass du an deine Grenzen gehst." Munin sah zu, wie er seine Schale leerte und schöpfte ihm dann nach. „Denn Stärke liegt hier." Er tippte sich an den Kopf. „Du kannst deinen Körper alles tun lassen, wenn du es nur doll genug willst. Das nennt man Ausdauer. Wenn du erst herausfindest, was du alles tun kannst, was du alles aushältst, dann wirst du dich großartig fühlen - so als ob dir niemand mehr wehtun kann. Du wirst stark sein, in jeder Hinsicht." Falin wollte sich großartig fühlen. Mit vollem Bauch schien das Leben schon wieder etwas vielversprechender, solange er nicht an seine Mutter und seinen Vater dachte,
wie sie zwischen den zerbrochenen Balken des Hauses lagen, das sie auf Surcaris gemietet hatten. Dieses Bild ging ihm nicht aus dem Kopf. Er stand auf, um seine Schale in einem Wassereimer auszuwaschen, und setzte sich dann wieder ans Feuer und betrachtete das Messer seines Vaters, so wie er es jeden Tag tat. Es besaß drei flache Seiten wie eine Pyramide, die sich lang zu einer Spitze hinstreckten. Als sein Vater noch am Leben gewesen war, hatte er es nie anrühren dürfen. Inzwischen hatte er sich selbst beigebracht, damit umzugehen, da er nirgends hingehen konnte und niemanden hatte, der auf ihn aufpasste. Mittlerweile konnte er es recht gut werfen. Er übte viel und traf jedes Ziel, ob beweglich oder nicht. „Wie ist das so, Soldat zu sein?", fragte er. Munin zuckte mit den Schultern. „Oft langweilig. Manchmal schaurig. Man reist viel. Man lernt die besten Freunde kennen, die man überhaupt haben kann. Man lebt wirklich. Und manchmal -stirbt man zu früh." „Muss ich Befehle befolgen?" „Befehle halten dich am Leben." Es dämmerte noch nicht einmal, dennoch konnte Falin die Augen kaum noch offen halten, und er sank in eine behagliche Benommenheit, und die Welt um ihn verschwand. Er versuchte diesen Dämmerzustand aufrechtzuerhalten, weil der Schlaf unweigerlich Träume mit sich
brachte, aber er war einfach zu müde. Einen Augenblick lang nahm er wahr, wie er hochgehoben und getragen wurde, aber er wachte nicht gänzlich auf, und das Letzte, das er spürte, war das Versinken in einem Haufen Decken in einem der Zelte, in dem es nach Maschinenöl, Rauch und getrocknetem Fisch roch. Das war der Punkt, an dem die Träume wieder begannen. Er wusste, dass er träumte, aber das half nicht. Er trat durch die Eingangstür des Hauses auf Surcaris. Alle Wände waren zerborsten und eingestürzt, und nur der Boden war noch intakt, und er bemerkte erst, dass es seine Mutter war, auf die er trat, als er den blauen Stoff ihrer Lieblingstunika sah. Er blickte sich nach seinem Vater um. Papa lag bei den Überresten des Fensters, und Falin wusste, dass etwas nicht stimmte, aber er brauchte einen Augenblick, um zu erkennen, dass der größte Teil des Kopfes seines Vaters fehlte. Er kniete nieder, um das Messer aus dem Gürtel seines Vaters zu ziehen, und meinte, jener würde sich bewegen. Das war immer der Augenblick, in dem er aufwachte. In Wirklichkeit war es nicht so gewesen - er hatte sich eine Ewigkeit neben den Leichen zusammengerollt, bevor er entschieden hatte, er müsse weglaufen und sich verstecken und das Messer mitnehmen, um sich verteidigen zu können - aber in dem Traum war alles schneller, anders,
viel schrecklicher. Ruckartig und mit pochendem Herzen fuhr er aus dem Schlaf. „Papas Kopf ....", schluchzte er. „Papas Kopf ist gebrochen." Munin Skirata drückte Falin an seine Brust. „Alles gut", raunte er. „Ich bin da, Sohn. Ich bin ja da. Es ist nur ein böser Traum." „Ich will, dass es aufhört. Es soll aufhören, dass ich Papas Kopf sehe." Munin schrie ihn nicht an, weil er weinte. Er hielt ihn einfach nur fest, bis er aufhörte. Falin klammerte sich an ihn und schluchzte, bis er keine Luft mehr bekam. Ihm wurde klar, dass sein dreischneidiges Messer jetzt an seinem Gürtel hing, in einer neuen Lederscheide, von der er nicht wusste, woher sie gekommen war. „Es hört auf, Kal", beruhigte ihn Munin. „Das verspreche ich. Und niemand wird dir je wieder wehtun, solange ich da bin. Du wirst groß und stark werden, und du wirst glücklich sein." Falin entschied, dass es ihm gleichgültig war, Kal genannt zu werden, solange das seine Albträume verscheuchte. Irgendwie waren diese beiden Dinge nun verbunden: Wenn er aufhörte, Falin zu sein, hörte er auf, die Leichen seiner Eltern zu sehen. Munin Skirata klang so gewiss und fühlte sich so stark und robust an, dass Falin ihm
glaubte. Man konnte sich ändern, wenn man wollte. Man konnte alles tun, wenn man wollte. „Ich bin nicht wirklich ein nibral, oder?" „'türlich nicht, Kal", sagte Munin leise. „Ich hätte das nicht sagen sollen. Für das, was du bist, gibt es kein Wort auf Mandalorianisch." Falin - Kal - verstand nicht. Er blickte hinauf in Munins Gesicht und suchte nach einer Erklärung. „Held", erklärte Munin. „Wir haben kein Wort für Held. Aber du bist ein echter kleiner Held, Kal Skirata." Kal Skirata. Er war es, der er von diesem Augenblick an sein sollte. Er schlief wieder ein, und als er am nächsten Morgen erwachte - ohne Träume, ohne Albträume -, schien die Welt ein anderer Ort zu sein.
2. Ba'jur bal beskar'gam, Ara'nov, aliit,
Schulung und Rüstung, Selbstverteidigung, unser Stamm, Mando'a bal Mando'alor - Unsere Sprache und unser An führer An vencuyan mhi. Helfen uns zu überleben. - Vers, der mandalorianischen Kindern beigebracht wird, um sie die Resol'nare zu lehren - die sechs Grundsätze der MandoKultur
Arca-Kaserne, Hauptquartier der Sondereinsatzbrigade, Coruscant, 736 Tage nach der Schlacht von Geonosis zweiter Jahrestag des Kriegsausbruches Scorch hob sein Gewehr und legte auf zwei Sergeants auf dem Paradeplatz unter dem Fenster an. Die verbesserte Optik des DC-17 erwies sich im Vergleich zur letzten Version als deutlicher Fortschritt. Das Fadenkreuzraster wanderte auf Kal Skirata, genau auf die schmale, imaginäre Linie von den Augen zu der Vertiefung
an der Schädelbasis: ein perfekter Hirn-Schädel-Schuss, ideal für sofortige Handlungsunfähigkeit. Scorch konnte sehen, wie sich der Mund des Mandalorianer bewegte, während er mit Walon Vau sprach. Mann, langsam geht's hier zu wie im Zentrum von Keldabe. Nicht, dass ich den Typ nicht leiden kann. Aber ... Sergeant Vau - und er würde immer Sergeant Vau sein, Zivilist hin oder her - kam für Scorch einem Vater am nächsten. Vau und Skirata schienen in ein Gespräch vertieft zu sein. Beide redeten gleichzeitig, während sie auf den Ferrobetonbelag des Paradeplatzes hinunterblickten. Keinerlei Augenkontakt. Eine eigenartige Beschäftigung bei Tagesanbruch. „Hast du nicht gesagt, du könntest Lippen lesen?", fragte Sev, der eine Handvoll gewürzter Warranüsse knabberte. „Kann ich auch, aber ich werd nicht schlau draus." „Vielleicht reden sie auf Mandalorianisch?" „Ich kann Mando'a bestens von Lippen ablesen, mir'sheb ..." „Man sollte meinen, die wären clever genug, ihre Deckel zu tragen und das interne Komlink zu benutzen." „Vielleicht ist es nicht vertraulich." Scorch konnte den scharfen Geruch der Nüsse quer durch den Raum riechen. „Hey, du weißt ja wohl was passiert, wenn du dir die Din-
ger ins Gesicht stopfst. Du kriegst es mit der Verdauung und bekommst Blähungen. Und ich leg dich bestimmt nicht über meine Schulter und lass dich Bäuerchen machen." Sev rülpste. „Du wirst mich vermissen, wenn ich tot bin." „Mach dich nützlich und schau mal, ja?" Sevs Kehle gab ein langes, tiefes Rumoren von sich, dann aß er den Rest der Nüsse und legte seinen eigenen Deeze an. Er war ein Scharf-schütze. Er verbrachte noch mehr Zeit damit, durch das Visier zu starren, als Scorch. „Die rezitieren irgendwas", stellte er schließlich fest, lehnte seinen Deeze zurück an die Wand und setzte sich wieder auf die Pritsche, um weiterzuknabbern. „Sie sagen beide die gleichen Worte." „Ja? Und?" „Keine Ahnung. Kann's nicht ausmachen." Seit Sev denken konnte, lagen sich Skirata und Vau ständig wegen irgendwas in den Haaren. Angefangen bei taktischen Fragen über Truppenmotivation bis hin zur Wandfarbe der Kantine. Und oft trieben sie es dabei bis zum Rand eines Faustkampfs. Aber der Krieg schien ihre Anschauungen gemildert zu haben. Es bestand keine Zuneigung zwischen ihnen -jedenfalls nicht, soweit Scorch
das beurteilen konnte -, aber irgendetwas hielt sie als Waffenbrüder zusammen, eng und verschwiegen. Keiner der beiden musste hier sein. Vaus Bankraub über den sie zwar nicht sprachen, aber hallo! Der hatte wahrscheinlich Millionen eingebracht. Sie waren Männer mit einer Mission, getrieben von etwas, das Scorch nicht ganz verstand. Er drehte die Vergrößerung hoch, aber es half nichts. „Vielleicht führen sie einfach nur eine echt langweilige Unterhaltung." „Namen", erkannte Sev schließlich. „Sie sagen Namen auf." Sev legte erneut wie gebannt an. „Wie alt ist Skirata?" „Sechzig, einundsechzig, so was um den Dreh." „Wie viel ist das in Klon-Jahren?" „Tot" Das war ein ernüchternder Gedanke, und Scorch fragte sich, warum er ihm noch nie gekommen war. Er hatte sich nie Gedanken über das Älterwerden gemacht. Trotz Delta Squads ständigen Prahlereien, der Separatist, der sie umbringen könne, müsse erst noch geboren werden, hatte er nie geglaubt, er würde überleben. „Glaubst du, der verrückte, alte Barve wird sein Wunderheilmittel finden?", fragte er.
Sev schnippte eine Nuss und fing sie mit dem Mund. „Gegen was?" „Unseren vorzeitigen Abgang aus diesem Leben. Er redet andauernd davon." Sev rülpste wieder. „Ich gehe immer noch davon aus, dass er Ko Sai umgelegt hat. Und ich gehe davon aus, dass er ihre Forschungsergebnisse hat und dass er sie genau deswegen umgelegt hat, damit sie nichts ausplaudert. Von daher ... ja, ich würd' drauf wetten, dass er einen Weg findet, unser beschleunigtes Altern aufzuhalten." Scorch nahm an, dass Vau ebenso tief in den Tod von Kaminos abtrünniger Klonerin verstrickt war wie Skirata. Er war Vau gegenüber immer noch äußerst loyal. Schließlich war der Mann der Grund, weshalb Delta heute noch am Leben war, eine von einer Handvoll Schwadronen, die seit den Tagen auf Kamino noch intakt geblieben waren. Vau schaffte Überlebenskünstler. „Du wirst das Zey gegenüber doch nicht erwähnen, oder, Sev?" „Nee. Ich will ihm nur ungern schlaflose Nächte bereiten." „Aber wenn Sergeant Kal Ko Sais Ergebnisse hat, warum fängt er dann nicht an, ein Heilmittel auszuteilen? Es ist jetzt schon fast sechs Monate her, dass er dir ihren Kopf gegeben hat."
„Bei dir hört sich das fast wie ein Geburtstagsgeschenk an", fand Sev. „Vielleicht kriegt er ja irgendeine Formel nicht zum Laufen. Oder er melkt einfach die Republik noch bis zum Gehtnichtmehr, bevor er mit dem ganzen Batzen abzischt." „Kal würde niemals ohne seine geschätzten Nulls abhauen." Scorch wandte sich zu Sev um, der ihn mit einer hochgezogenen Braue ansah. „Oder doch?" „Wenn sie desertieren, würdest du sie erschießen?", fragte Sev. Scorch zuckte mit den Schultern und versuchte unbefangen auszusehen, aber der Gedanke, eine Blastersalve durch einen Klon-Bruder zu jagen, gefiel ihm gar nicht. Außerdem waren die Nulls Skiratas Adoptivsöhne, seine geliebten, kleinen Jungs, obwohl es ausgewachsene Männer waren, große Männer, gefährliche Männer - und dennoch: Wenn irgend so ein Barve sie auch nur falsch ansah, würde Skirata Kleinholz aus ihm machen. Auch aus uns. „Das müssten wir gar nicht", antwortete Scorch. „Du hast doch von Palpatines Todesschwadronen gehört, die zur Stelle sind, falls wir aus der Reihe treten." „Weich der Frage nicht aus! Würdest du sie erschießen, wenn der Befehl käme?" „Hängt davon ab", sagte Scorch schließlich.
„Befehl ist Befehl." „Hängt davon ab, wer ihn erteilt." „Je länger dieser Krieg läuft, desto weniger habe ich das Gefühl, dass die Nulls auf unserer Seite sind." Scorch verstand, was Sev meinte, hielt es aber trotzdem für ein zu hartes Urteil. Er konnte sich die Nulls nicht auf der Seite der Seps vorstellen. Sie waren verrückt, unberechenbar, fungierten sogar als Skiratas Privatarmee, aber sie waren keine Verräter. „Komm schon", sagte er, nahm seinen Helm und ging zur Tür. „Lass uns nachsehen, was die alten Kerle vorhaben. Ich halt's vor Spannung kaum noch aus." Der Paradeplatz, eine Plattform mit einer niedrigen Böschungsmauer und einer Rabatte gepflegter Büsche, die auf Vorschriftshöhe - so etwas gab es, dessen war sich Scorch sicher - gestutzt waren, bekam nicht viele Paraden zu sehen. In diesen Tagen stand er meistens leer, bis auf eine gelegentliche, spontane Runde Bolo-Ball. Die beiden altgedienten Sergeants standen mit leicht gesenkten Köpfen in der Mitte des Platzes und nahmen von den näher kommenden Commandos keine Notiz. Allerdings gab es nichts, das Skirata nicht zur Kenntnis genommen hätte. Das Gleiche galt für Vau. Sie hatten Augen in ihren Hinterköpfen, diese beiden. Scorch hatte immer noch nicht verstanden, wie sie es damals in Tipoca
City geschafft hatten, ständig ein so wachsames Auge auf ihre jeweiligen Ausbildungskompanien zu haben. Auf einen jungen Klon wirkten sie wie allwissende Götter, die man nicht umgehen, täuschen oder überlisten konnte und diesem Bild kamen sie auch heute noch ziemlich nahe. Scorch konnte das Brummeln tiefer Stimmen hören. Es lag ein gewisser Rhythmus darin. Ja, sie beteten eine Liste herunter. Nun, da er sie hören konnte, erhaschte er Töne, die er kannte. Namen. Sie sagten tatsächlich Namen auf. Sev zögerte zuerst. Er griff nach Scorchs Ellbogen. „Ich finde, wir sollten sie nicht unterbrechen, ner'vod." Skirata wandte sich langsam um. Seine Lippen bewegten sich weiter, und dann sah auch Vau auf. „Möchtest du mitmachen, ad'ike?", fragte Vau freundlich. Und er war gewiss kein freundlicher Mann. „Wir gedenken nur Brüdern, die ins Manda gegangen sind. Schon vergessen, was für ein Tag heute ist?" Scorch hatte es vergessen, obwohl es ihm eigentlich ins Gehirn geätzt sein sollte. Siebenhundertsechsunddreißig Tage zuvor waren alle zehntausend Republic Commandos zusammen mit dem Rest der Großen Armee ohne Vorwarnung nach Geonosis geschickt worden. In dem Gedrängel beim Einschiffen war keine Zeit für Abschiede von
den Ausbildungssergeants geblieben. Von den zehntausend eingeschifften Männern kehrten nur fünftausend zurück. Scorch kam sich wie ein Depp vor. Er wusste, was die beiden Sergeants jetzt taten und warum: Sie sagten die Namen der gefallenen KlonCommandos auf. Es war ein mandalorianischer Brauch, mit dem tote Angehörige und Kameraden geehrt wurden, indem ihre Namen täglich wiederholt wurden. Er fragte sich, ob sie jeden einzelnen Tag all die Tausende aufzählten. „Sie erinnern sich doch nicht an jeden Namen, oder, Sarge?", fragte Sev. „Wir erinnern uns an jeden Burschen, den wir ausgebildet haben, für immer", sagte Skirata ruhig, aber Scorch konnte sehen, dass er seinen Blick auf ein Datapad heftete, das er in Händen hielt. Fünftausend Namen - plus jenen, die nach der Schlacht von Geonosis gefallen waren -, eine unmögliche Gedächtnisleistung, selbst in Anbetracht von Skiratas Hingabe. „Beim Rest... brauchen wir nur ein bisschen Nachhilfe." Scorch hätte nicht die Hälfte der Schwadronen seines Schubs im Ausbildungszentrum von Tipoca benennen können, von den Männern darin ganz zu schweigen. Er schämte sich, als hätte er sie verraten. Vau nickte ihm zu
und machte eine Geste mit seinem eigenen Datapad, die ihm zeigen sollte, dass er übertrug. Als Scorch auf das Datapad sah, das an seinen Gürtel geschnallt war, bemerkte er, dass die Liste angekommen war. Die Kompanie, die gerade aufgezählt wurde, war farbig hervorgehoben. Folgsam stimmte er in die Lesung ein. Sev schloss sich an. Es gab viele Klone mit identischen Spitznamen, die auf ihren Nummern basierten: Eine Menge namens Fi oder Niner oder Forr - und Scorch schauderte, als er den Namen Sev öfter als einmal aufsagen musste. Auch auf Sevs Stimmung konnte es kaum positiven Einfluss haben. Scorch blickte zu ihm hinüber, aber er hatte den Blick auf sein Datapad geheftet und sah ungerührt aus wie meistens. „Baris, Red, Kef..." „... Vin, Taler, Jay ..." „... Tarn, Lio ..." Die Liste ging weiter. Nach ein paar Minuten erklangen ihre Stimmen synchron, was eine seltsam hypnotische Atmosphäre hervorrief, gleich einer Beschwörung; Rhythmus und Tonfall brachten Scorch in eine Art Trance. Es war nur der Effekt simpler Wiederholung, aber dennoch irritierte es ihn. Das Mystische lag ihm nicht.
Hinter sich konnte er das schwache Knirschen herannahender Stiefel hören, aber er wagte nicht, den Zauber zu brechen, sich umzudrehen und nachzusehen. Weitere Commandos schlossen sich dem Ritual an. In der Kaserne hielten sich niemals sonderlich viele Männer auf, aber es schien, als würden sie jetzt alle herauskommen, um den Toten ihren Respekt zu zollen. So viele Namen. Wird meiner nächstes Jahr um diese Zeit dabei sein? Fi war dabei; Fi, RC-8015, Omega Squads Scharfschütze. Skirata zuckte nicht einmal mit der Wimper, als er den Namen aussprach und auch Vau nicht, obwohl das Gerücht umging, dass Fi gar nicht tot sei. Es war ein seltsamer Moment, den Namen dieses großmäuligen, kleinen di'kuts zu wiederholen, als wäre er dahingegangen. Scorch, der sich plötzlich schuldig fühlte, so viel persönliche Trauer zu verströmen, sah, wie Sev langsam nach links blickte, als ob er jemanden entdeckt hätte. Scorch wollte seine Konzentration nicht unterbrechen. Er sah nicht nach, was Sev abgelenkt hatte. Die Liste mit den Gefallenen zu rezitieren, dauerte eine gute Stunde. Schließlich, nachdem der letzte Name ausgesprochen war, standen Skirata und Vau einen Moment lang still und mit gesenkten Köpfen da. Scorch fühlte sich, als wäre er abrupt aufgewacht. Plötzlich war er sich den
Geräuschen und dem hellen Sonnenlicht wieder bewusst, so als wäre er gerade aus einem dunklen Raum getreten, und fast schon erwartete er ein gewichtiges Ende der Zeremonie. Aber auf typisch mandalorianische Art hörte sie einfach auf. Denn alles, was gesagt werden musste, war gesagt. Skirata sah auf. Ein paar Hundert Commandos hatten sich versammelt. Manche hatten ihre Helme auf, andere nicht. Aber jeder Mann trug seine individuell bemalte Rüstung, was angesichts des feierlichen Anlasses unpassend heiter wirkte. Andererseits war es aber auch sehr Mando. Das Leben ging weiter und musste gänzlich ausgelebt werden, und das ständige Gedenken an verlorene Freunde und Familienangehörige gehörte als wesentlicher Bestandteil dazu. Aay'han. Das war das Wort dafür: eine eigenartige, mandalorianische Emotion, jene sonderbare Mischung aus Zufriedenheit und Kummer, wenn man von nahestehenden Personen umgeben ist und sich doch mit bittersüßer Intensität der Toten erinnert. Die Toten wurden niemals ausgeschlossen. Skiratas Tiefseeklassen-Tauchschiff hieß Aay'han. Das sagte viel über den Mann aus. „Worauf wartest du, ad'ike?", fragte Skirata. So nannte er sie immer: kleine Söhne. Scorch fragte sich, ob er alle seine Schwadronen formal adoptiert hatte. Das sähe ihm ähnlich. „Passt nur auf, dass ich nächstes Jahr keinen von
euren Namen auf die Liste setzen muss, ich wäre ziemlich sauer." „Meinen Sie, es wird ein nächstes Jahr geben, Sarge?" Scorch kannte den Commando, der die Frage stellte, nicht, aber die Deltas blieben die meiste Zeit auch unter sich. Seine Rüstung schmückten marineblaue und goldene Rangabzeichen. „Ich plane gern voraus. Wer weiß, vielleicht habe ich soziale Verpflichtungen ..." Skirata zögerte einen Augenblick. „Du weißt, wie der Krieg bisher lief. Vielleicht sind wir alle in zehn Jahren noch hier." „Ihr Enkel wird dann groß genug für eine Rüstung sein." Leises Lachen war zu hören, und Skirata lächelte traurig. Scorch hätte bei der Erwähnung des kleinen Jungen, den seine Kinder - seine biologischen Kinder - ihm aufgehalst hatten, ein glücklicheres Gesicht von ihm erwartet. Er schien richtiggehend vernarrt in das Kind. Aber es sah aus, als hätten ihm irgendwelche Umstände seinen fröhlichen, großväterlichen Glanz geraubt. „Mein größter Wunsch ist", sagte Skirata, „dass ihr alle erlebt, wie er aufwächst." Tja, es war sowieso nicht der Tag für Ausgelassenheit. Sie hatten nur auf dem weiten, leeren Paradeplatz gestanden und die Namen Tausender toter Brüder rezitiert. Daher hielt Scorch diesen Satz für eine passend deprimie-
rende Schlussbemerkung. Dieser Tage sang niemand das Hohelied des darasuum kote - des ewigen Ruhms -, dennoch meinte Scorch, eine Strophe aus dem Vode An wäre angemessen. Stattdessen löste sich die Stegreifversammlung wortlos auf und Skirata ging wie gewohnt humpelnd davon, in Begleitung von Vau. Aus reiner Neugier behielt Scorch die beiden Sergeants im Auge, bis sie auf der anderen Seite der Kaserne die Hangars erreichten. „Komm schon", drängte Sev. „Wir können nicht den ganzen Tag hier rumhängen. Vorm Mittagessen heißt's noch Einsatzbesprechung. Ich muss mein HUD kalibrieren." „Was glaubst du, haben die vor?" „Alt werden und rausfinden, wie sie die Beute aus Vaus Bankraub verprassen können." „Nein, die haben was echt Dickes vor. Ich spür's." „Sind wir jetzt Gedankenleser, ja?" Scorch konnte nicht verstehen, weshalb Sev niemals sehen konnte, was er sah. Sie waren mit diesen beiden alten shabuire aufgewachsen und wenn einer von ihnen irgendeine Gaunerei am Laufen hatte, hatte er dieses Etwas an sich, ganz dezent, aber für Klone, die auf unterschwellige Einzelheiten angewiesen waren, um sich in dem Meer aus nahezu identischen Brüdern zu erkennen, deutlich wahr-
nehmbar. Skirata hatte sein Gauner-Gesicht aufgesetzt. Ganz sicher! „Er weiß definitiv etwas, das wir nicht wissen", behauptete Scorch. „Dann kann's uns nicht schaden, ganz gleich, was es ist." Skirata und Vau blieben am Eingang zum Waffenlager stehen. Dann sah Scorch etwas, das seine Paranoia rechtfertigte. Zwei wohlbekannte Gestalten, die er seit Jahren nicht mehr gesehen hatte. Gestalten in beskar'gam - der traditionellen mandalorianischen Rüstung - traten aus einer Seitentür und begrüßten die beiden Sergeants mit dem typischen Hand-zu-Ellbogen-Griff. Mandalorianer schüttelten sich die Hände, indem sie sich gegenseitig am Handgelenk fassten. Vau sagte, es würde einen Griff zeigen, der stark genug sei, um einen Kameraden in Sicherheit zu ziehen. Vielleicht waren sie wegen des Jahrestages gekommen. Niemand außerhalb der Großen Armee schien sich darum zu scheren. „Was machen die denn hier?", murmelte Sev. „Wieso jetzt?" Wad'e Tay'haai und Mij Giiamar waren zwei der Cuy'val Dar, jener Ausbildungssergeants, die Jango Fett persönlich rekrutiert hatte, um die Klon-Commandos auf Kamino zu trainieren. Die meisten waren Mandalorianer, und die
meisten waren wieder verschwunden, nachdem ihr Vertrag erfüllt war, getreu ihrem Namen: „Jene, die nicht länger existieren." Aber nun tauchten sie einzeln oder zu zweit wieder auf, und das rechtfertigte für Scorch sein generelles Misstrauen. „Ich weiß nicht", sagte er. „Vielleicht meint Kal, er brauchte die Gesellschaft von Intellektuellen." Er hielt inne. Tay'haai trug noch immer den altertümlichen Bronziumspeer um den Rücken geschlungen und eine beskarFlöte an seinem Gürtel. Beides tödliche Waffen. „Glaubst du, dass er die Dinger jemals benutzt?" „Hundert pro!", behauptete Sev. „Ich hab gehört, Zey hätte versucht, Cuy'val Dar zu rekrutieren, um gewöhnliche Trooper per Crosstraining auszubilden." „ Riecht nach Verzweiflung." „ Falls du's noch nicht gemerkt hast, wir sind verzweifelt." Die vier Mandalorianer tauschten ein paar Worte und verschwanden. Ohne seine Helmsysteme konnte Scorch über diese Entfernung nichts mithören. „Warum hat Fett überhaupt irgendwelche Nicht-Mando-Sergeants rekrutiert?" Sev zuckte mit den Schultern. „Er meinte, das wäre eine gute Mischung aus Fähigkeiten, aber ich glaube, er konnte
einfach keine hundert Mandos auftreiben, die für ihn antraten." Scorch folgte Sev zu den Unterkünften. Er fragte sich häufig, wie sich die Commandos, die von aruetiise - NichtMandalorianer (ein Wort, das alles von Fremder bis hin zu Verräter bedeuten konnte) -ausgebildet worden waren, wohl unter all den anderen fühlten, die so tief mit der mandalorianischen Kultur verwurzelt waren. Allerdings waren nicht mehr viele von ihnen übrig. Von den rund Fünfundzwanzigtausend, die ihre Ausbildung unter aruetiise abgeschlossen hatten, hatten weniger als Tausend überlebt. Das sagte eine Menge über mandalorianische Ausbildung. „Wir sollten die Fünfzehner besser selbst ausbilden", schlug Scorch vor. „Wir können Erfahrung an sie weiterreichen." Sev nahm seinen Helm vom Tisch und drehte ihn um, um ihn zu kalibrieren. „Hast du die Nase voll vom Kämpfen? Willst du einen hübschen Schreibtischjob?" „Nö, ich mein bloß ..." Scorch versuchte nicht allzu viel nachzudenken, weil sein Leben ohnehin voller Fragen steckte, die jenseits seines Beantwortungsvermögens und seines Einflusses lagen. In unaufmerksamen Momenten schlichen sie sich an ihn heran. In der Nasszelle, oder wenn er auf dem Weg zu ei-
nem Einsatz im Kanonenboot saß, und immer kurz bevor er einschlief. Wo sollte die Große Armee mehr Truppen hernehmen? Wenn sie begannen, im Crosstraining mehr Fleischbüchsen zu Commandos auszubilden, wer würde dann deren Stellen einnehmen? Die Überlastung schien mit jedem Tag anzusteigen. Und wo waren die Abermillionen dieser shabla Droiden, die die Separatisten angeblich hatten? Es gab reichlich davon, aber wenn tatsächlich so viele existierten, wie der Geheimdienst erzählte, dann mussten die irgendwo 'ne Party feiern und den Krieg aussitzen. Einer der Null ARCs schwor Stein und Bein, dass nur ein Bruchteil der offiziellen Zahl eingesetzt wurde. Die Nulls wussten eine Menge Dinge, die sie den Commando-Schwadronen nicht erzählten. Wenn sie etwas nicht wussten, dann begann Scorch sich Sorgen zu machen. Er vergaß immer wieder, wie viele Nullen eine Billiarde hatte, aber wie viele es auch sein mochten, es hätten mehr Droiden sein müssen, als er jemals gesehen hatte. „Vielleicht muss Palpatine bald Zivilisten rekrutieren", spekulierte er hoffnungsvoll. Sev lachte. Was selten vorkam. „Ich arbeite lieber unterbesetzt, anstatt mit Promenadenmischungen zu die-
nen. Hast du gesehen, was die für Flottenoffiziere abgeben? So was willst du als Infanterie?" „Wenigstens wäre der Krieg dann schneller zu Ende. Wir würden volles Rohr gewinnen oder verlieren." „Wohl wahr. Grausam, aber wahr." Aber was wird mit uns, wenn es zu Ende geht? Diese Frage glich jenen, die dieser weinerliche Haufen Omega Squad immerzu stellte. Scorch konnte nicht so weit im Voraus planen. Er wusste nur, dass der Großen Armee in einem Jahr oder so die Truppen ausgehen würden, falls die Verlustraten konstant blieben. Von ausreichend Ersatz konnte er nirgends etwas ausmachen. „Irgendjemand hat gesagt, Palpatine hätte auf Coruscant mit der Klon-Produktion begonnen, weil er nicht darauf vertraut, dass die Kaminoaner ihre Einrichtungen nicht wieder von den Seps plattmachen lassen", erzählte Scorch. Sev schnaubte und fuhr mit der Kalibrierung fort. „Klar, so wie das Gerücht, dass wir so 'ne superklasse neue lonenkanone bekommen ..." Er hatte recht. Es war nur ein weiteres dummes Gerücht, wie all die anderen, die bei ihnen ankamen. Wenn der Kanzler mehr Klon-Trup-pen züchten würde, hätte er es allen gesagt, allein schon, um die Moral zu heben und
den Seps Angst einzujagen. Und wenn er sie hätte, würde er sie einsetzen. Für das eine wie das andere hatte Scorch keinerlei Beleg gesehen. Aber falls er sie züchtete ... wären sie noch lange Zeit nicht einsatzbereit. Kamino-Klone brauchten zehn Standardjahre, um sich voll zu entwickeln. Nein, das war alles nur Gewäsch, ein Strom von Lügengeschichten, aufgeschnapptes, pauschales Gerede, gespickt mit gelegentlichen Brocken Wahrheit, die unter den Rängen zirkulierten. Es gab keine ExtraVerstärkung am Horizont. Galactic City, Coruscant, 737 Tage NSG Überwachung war eine Kunst, ebenso, sich ihr zu entziehen. Die Schatzamtsermittlerin der Republik Besany Wennen hatte in den letzten sechs Jahren schon reichlich Unterschlager und Betrüger verfolgt, aber sie selbst war noch nie Ziel einer Ermittlung gewesen. Als sie nach einem späten Feierabend - manche Arbeiten erledigte man besser, während die Kollegen abwesend waren, insbesondere die Art Arbeit, die einen hinter Gitter bringen konnte - auf dem Nachhauseweg vom Büro war, steckte sie gewohn-
heitsmäßig die Hand in die Tasche, um nach zwei Dingen zu tasten: Das eine war der Merr-Sonn-Blaster, den Mereel, Null ARC-Trooper N-7, ihr gegeben hatte; das andere war ihr Datapad, voll mit hoch verschlüsselten Daten, die niemals den Hauptcomputer des Schatzamtes hätten verlassen dürfen. Ich bin eine Spionin. ich arbeite gegen meine eigene Regierung. Ich war doch immer so ein braves Mädchen, oder, Dad? Und jetzt sieh nur, was aus mir geworden ist! Ihr Vater hätte sie jedoch verstanden, da war sie sich sicher. Er hatte ihr beigebracht, für die eigenen Überzeugungen einzustehen. Der Blaster war nur die Art Vorsichtsmaßnahme, die man treffen musste, wenn man sich in die Geheimnisse des Kanzlers einmischte. Bei Nacht, selbst in dem grellen Licht eines Viertels, in dem sich Wesen aus allen Ecken der Galaxis tummelten, fühlte Besany sich schrecklich allein und gejagt. Jeden Tag- manchmal am Morgen, manchmal auf dem Nachhauseweg - war sie überzeugt, dass ein paar Schritte hinter ihr jemand lauerte und sie beobachtete. Dann drehte sie sich um und sah nur Pendler, die ganz andere Sorgen im Kopf hatten als sie, aber die Beklemmung blieb. Sie fragte sich, ob sie noch immer einer der formwandelnden Gurlanin-Spione beschattete, die nicht einmal Jedi aufspüren konnten.
Dieses Mal war das Gefühl, belauert zu werden, nicht nur Ausdruck ihrer Schuldgefühle. Die Gurlanins hatten sie gewarnt, und ihr folgte tatsächlich jemand. An der Plattform des Speederbusses, nahe dem Schatzamt war ihr ein Mann aufgefallen. Sie war es gewohnt, Blicke auf sich zu ziehen - sie war recht groß und ziemlich blond -, aber dieser Blick war anders. Es war eine Art, knapp an ihr vorbeizuschauen, die zeigte, dass der Mann sie sorgfältig aus dem Augenwinkel heraus beobachtete, indem er versuchte, so auszusehen, als würde er ihr keinerlei Beachtung schenken. Manch einer hätte behauptet, Besany sei paranoid, aber sie war eine professionelle Ermittlerin, und sie wusste es einfach: Ihre Intuition lag nur selten daneben. Der Mann war korpulent, mittleren Alters, und seine Haare ergrauten. Ein anonym aussehender Mensch in einem ausgetragenen, hochgeschlossenen Geschäftsanzug wie Millionen andere. Er schien es sich noch einmal zu überlegen, ob er den Speederbus zur Universität nehmen sollte, und ging dann zehn Meter hinter Besany. Sie konnte sein Spiegelbild in den Transparistahlscheiben des Galos-Einkaufszentrums sehen. Oh ja, er beschattete sie, daran gab es gar keinen Zweifel.
Und wenn du mich noch nicht verhaftet hast, bedeutet das wohl, dass du es nicht kannst... oder nicht weißt, was ich vorhabe. Es war nur schwer vorstellbar, was nicht können bei einer Regierung bedeutete, die scheinbar Noteinsatzkräfte mit völlig sorgloser und ungehemmter Leichtigkeit losschickte. Seit Besany begonnen hatte, die Regeln zu biegen, um sie dann auf Sergeant Kal Skiratas Geheiß hin ganz und gar zu brechen, wartete sie des Nachts in stiller Furcht auf ein Klopfen an der Tür. Kal Skirata - Kal'buir, Papa Kal wegen dessen väterlichem Charisma sie ihre lebenslange Vorsicht über Bord geworfen hatte. Sie tat es für eine edle Sache. Daran hatte sie nie gezweifelt. Es war nur die gesunde Angst, erwischt zu werden. Sie warf wieder einen Blick auf das Spiegelbild ihres Verfolgers in der Transparistahlscheibe, und ihr drehte sich der Magen um. Je tiefer sie in den Konten der Großen Armee buddelte, desto mehr Anomalien fielen ihr auf-Scheinfirmen, Credits die in Klon-Einrichtun-gen weitab von Kamino flossen und trotzdem tauchten nirgends Extra-Truppen zur Unterstützung der angeschlagenen Großen Armee auf, die sich jetzt zahlenmäßig gefährlich dünn quer durch die Galaxis erstreckte. Zahlen waren ihr Leben, aber die Zahlen in
Kanzler Palpatines Verteidigungsbudget ergaben nicht mal ansatzweise einen Sinn. Du stellst eine weitere geheime Armee auf, nicht wahr, Kanzler? Und deshalb sind die Kaminoaner beunruhigt. Sie wissen, dass sich etwas zusammenbraut. Besany verlangsamte ihr Tempo nicht. Sie ging einfach weiter, immer noch relativ sicher in der Menge, versuchte sie sich zu entscheiden, ob sie weiter zur Plattform der Lufttaxis gehen sollte, um sich dort ein Taxi zu nehmen, mit dem sie vor ihrem augenscheinlichen Verfolger fliehen konnte, oder ob sie ohne klares Ziel auf den nächsten Verbindungssteg abbiegen sollte, um ihn dazu zu bringen, seine Tarnung fallen zu lassen. Und was dann? Weglaufen? Ihn erschießen? Der Mann war immer noch hinter ihr, als sie das Laufband Betrat, welches die tiefere Ebene des GalosEinkaufszentrums mit den Mode-Etagen verband. Sie stützte sich mit einer Hand auf das Sicherheitsgeländer, während das Band sie an den Holoauslagen verschiedenster Kleidungsstücke vorbeifuhr. Als sie sich drehte, um zur anderen Seite zu sehen, streifte sie den Mann mit einem Blick. Sie erreichte die Konfektionsabteilung und trat im letzten Moment vom Band. Und als sie schon glaubte, ihn abgehängt zu haben, sah sie ihn wieder, beim Durchstö-
bern einer Auslage mit unerhört aufgetakelter Unterwäsche, so als suchte er nach etwas für seine Frau. Er wirkte ver tieft und völlig abwesend. Am Ende könnte ich natürlich doch paranoid sein ... Besany drehte sich um und ging zu dem Laufband, das zu der Ebene des Verbindungsstegs zurückführte, über den sie gekommen war. Sie beschloss, falls er ihr dieses Mal erneut folgen sollte, ein Lufttaxi zu nehmen oder ihn vielleicht sogar zur Rede zu stellen. Doch, das könnte sie tun: Sie würde direkt auf ihn zugehen, ihm in die Augen sehen, charmant lächeln und fragen, ob er sie kennen würde. Will ich ihn nur abschütteln oder herausfinden, wer er ist? Wenn Palpatines Agenten sie umbringen wollten, so hätten sie dazu Gelegenheiten genug. Dieser Mann wollte wahrscheinlich nur herausfinden, zu wem sie gehörte und wohin sie ging. Das Laufband neigte sich zu einem leichten Gefalle hinab zum Verbindungssteg, und sie bewegte sich im Eilschritt hinunter in Richtung der Lufttaxi-Ebene. Seine einzige Alternative bestünde darin, ihr nach Hause zu folgen, und dann - dann hätte sie einen Vorwand, um ihn zu erschießen.
Und selbst dann ... würde ein anderer seinen Platz einnehmen. Wie viel wussten sie? Die Schatzamtssicherheit war ihr Ding. Sie war sich sicher, sie würden nicht realisieren, dass sie Daten aus dem Budgetsystem herunterlud. Vor ihr hing ein Turm aus schwarzem Transparistahl, einem Wasserfall gleich, der auf jeder Etage ein Erlebnisrestaurant mit unterschiedlicher Ausrichtung bot. Sie konnte die Speisenden sehen und Flammen, die vereinzelt aufloderten, wenn die Köche Cojayav-Flügel an den Tischen zubereiteten. Außerdem sah sie noch immer das Spiegelbild des Mannes im Anzug inmitten der flanierenden Menge. Sie befanden sich mittlerweile schon recht tief im Vergnügungsdistrikt. Auf den Gehwegen wimmelte es von gut betuchten Coruscanti und Touristen, die nach der besten Küche der galaktischen Hauptstadt suchten. Dicht gedrängte Massen konnten entweder eine nützliche Rückversicherung oder aber auch der Grund dafür sein, dass das Schlimmste passierte. Besany gab vor, nach ihrem Transit-Identichip zu suchen, steckte dabei ihr Datapad in die Innentasche ihres Mantels und griff nach dem Blaster in ihrer Tasche. Es war keine gute Idee, an diesem öffentlichen Ort eine Waffe zu benutzen. Ihre neu gewonnenen Freunde bei den Coruscant-Sicherheitskräften hätten das
Problem beseitigen können, wenn sie geschossen hätte, aber sie konnten nicht Tausende Leute dazu bringen wegzuschauen. Aufmerksamkeit war das Letzte, was sie momentan brauchen konnte. Der Platz füllte sich stetig, während sie sich der TaxiPlattform näherte. Eine Warteschlange von Gästen, die auf Tische in der Vesari-Braterei wartete, bildete einen Damm in dem Besuchermeer, der den Passantenstrom so weit verlangsamte, dass einzelne Wirbel in der Menge entstanden. Der Mann im Anzug näherte sich Besany jetzt immer mehr. Sie sah ihn, als sie versuchte, der Schlange auszuweichen. Deshalb flitzte sie zur Seite in eine Kolonnade kleinerer Tapcafs, um die Menge zu umgehen. Sie verließ sich darauf, dass er in der Öffentlichkeit nichts Dummes tun würde - nichts tödlich Dummes. Die Kolonnade führte zu einem Parkplatz für Privatgleiter, sodass sie, falls sie ihn überquerte, wieder zum Hauptgehweg bei der Taxiplattform kommen würde. Der Platz aus Durabeton erwies sich jedoch als verlassenes Labyrinth aus Fahrzeugen, durch das sich lange, schwarze Schatten zogen, und sie erkannte, dass sie einen gefährlichen Fehler begangen hatte. Sie hätte in der Menge bleiben sollen. Die Hand am Blaster drehte sie sich um. Es hatte keinen Sinn zu rennen. Sie stand dem Mann nun beinahe Auge in
Auge gegenüber, nur wenige Schritte entfernt, und ihre Blicke kreuzten sich. Er schien überrascht, als sie den Blaster aus ihrer Tasche zog. Aber seine weit aufgerissenen Augen galten nicht ihr. Jemand anders stand plötzlich direkt hinter ihm, einen Arm fest um seinen Hals gelegt,' so-dass sein erschrecktes Keuchen abgewürgt wurde. Besany hörte ein schwaches Gurgeln. Das rechte Bein des Mannes suchte nach Halt, und dann schien er auf den Zehenspitzen stehend zu erstarren. „Nur weil du jemanden verfolgst", sagte eine vertraute, schmerzlich vermisste Stimme, „heißt das nicht, dass dich niemand verfolgt." Kleidung raschelte. „Wollen doch mal sehen, was du bei dir trägst... oh, einen hübschen DHSiebzehn. Nicht ganz dein Stil, oder?" Ein angeschlagener, grauer Auslieferungsgleiter senkte sich aus dem Nichts herab, und Besany blieb nicht einmal Zeit, von völliger Verwirrung auf Furcht umzuschalten. Die Seitenluke öffnete sich: Ein riesiger, haariger Wookieearm schoss heraus und zerrte den Mann hinein. Captain Ordo Null ARC-11 Ordo, ihr Ordo, ihr Geliebter - schob die DH17 Blasterpistole in seine Jacke und winkte sie ungeduldig zu sich. Er hätte eigentlich Lichtjahre weit entfernt im Einsatz sein sollen und nicht hier. Sie hatte nicht einmal bemerkt, dass er ihnen gefolgt war.
Der Mann im Anzug offenbar auch nicht. „Ordo, du hast gesagt, du wärst im Äußeren Rand", flüsterte sie und sah sich mit hämmerndem Herzen um, ob vielleicht Zeugen in der Nähe waren. „Wie lange folgst du mir schon?" Der Gleiter sank noch etwas tiefer, und er setzte einen Fuß auf die Kante der Luke. Ohne seine makellose, weiße ARC-Trooper-Rüstung sah Ordo völlig anders aus: In den nichtssagenden, dunklen Straßenklamotten hätte er jedermann sein können. Vom Leibwächter bis zu einem Schläger der örtlichen Banden, die unvorsichtigen Touristen auflauerten. „Ich behalte dich gern im Auge", erwiderte er. „Steig ein." „Was wirst du mit ihm machen? Wenn seine Hintermänner wissen, dass er mich verfolgt hat, wissen sie, dass ich involviert bin." Ordo wirkte erschreckend entspannt. Fast schien es, als hätte ihm nie jemand gesagt, dass es falsch war, andere Leute zu entführen. Aber Skiratas Spezialschwadronen kidnappten, meuchelten und spionierten für die Republik, und es gab eine Unvermeidbarkeit, wenn man superclevere, ultra-harte Kämpfer heranzüchtete: Früher oder später erkannten sie ihre Macht und setzten sie zu ihrem
eigenen Vorteil ein, falls die Republik ihnen keinen Vorteil verschaffte. „Keine Zeit für Plaudereien", sagte Ordo. „Steig ein, cyar'ika." Ordo strahlte in Krisenzeiten immer unerschütterliche Zuversicht aus, und Besany verstand nun, weshalb Soldaten manchen Offizieren überallhin folgen würden. Bevor sie noch darüber nachdenken konnte, kletterte sie bereits durch die offene Gleiterluke. Befehl ohne Widerrede befolgt. Der Gestank von altbackenem Schrotbrot und Speiseöl -wahrscheinlich die vorangegangene Fracht des Gleiters - schlug ihr entgegen. In der Dunkelheit saß ein Wookiee unbeholfen zusammengekauert in den für Menschen gefertigten Sitzen und hielt den Mann in dem Anzug fest gepackt. Es war Enacca, eine von Skiratas Helferinnen. Kal'buirs Mitarbeiter bildeten einen bunten Mix aus unterschiedlichen Spezies und beruflichen Werdegängen, vom respektablen Ehrenmann bis zum unverhohlenen Halunken. Größtenteils gehörten sie jedoch zu jenen Kleinkriminellen, die allerlei Haken schlagen müssen, um über die Runden zu kommen. Skirata war sehr gut darin, einen scheinbar wahllos zusammengewürfelten Haufen dazu zu bringen, zum gegenseitigen Vorteil zusammenzuarbeiten. Er hatte den Beruf verfehlt, dachte Besany. Leute wie er wurden in der Politik gebraucht.
Enacca gab ein leise grollendes Trällern von sich. Ordo antwortete mit einem Achselzucken. „Nein, ich habe keine Ahnung, wer dieser chakaar ist", antwortete er. „Bring diese Kiste in die Luft, und wir finden's raus." „Was wollt ihr?", fragte der Mann. „Meine Brieftasche? Meinen Gleiter?" Er versuchte den kleinen Mann zu spielen, aber es gelang ihm nicht. Er war nicht verängstigt - oder wütend genug - für jemanden, den man gerade von der Straße gezerrt hatte. Jedes andere Wesen wäre zu einem zitternden Häufchen Elend zusammengesunken, wenn es von einer Wookiee und einem Mann, der wie Ordo aussah, entführt worden wäre. Ordo streckte seine geöffnete Handfläche aus. Seine andere Hand zog eine maßgefertigte, kurzläufige Verpinen-Pistole. „Nicht, dass ich annehmen würde, du hättest deinen echten Identichip dabei, aber lass mal sehen." Besany sank gegen das Schott. Sie fühlte sich wieder völlig sicher, aber selbst mit einer Wookiee und einem Null-ARC-Trooper, die sich um ihr Problem kümmerten, empfand sie Beklemmungen dabei, so nahe bei jemandem zu sitzen, der sie verfolgt hatte. Ihr Adrenalinspiegel sank langsam. So hatte sie sich ihre besonnene Karriere im Staatsdienst der Republik nicht vorgestellt. Vor einem Jahr
war Ordo mit einem buchstäblichen Knall in ihr Leben geplatzt, und ihre Galaxis hatte sich von Grund auf verändert. Das hier war nur die neue Normalität. Enacca ließ den Gleiter vom Parkplatz aufsteigen und überflog die künstlichen Klippen und Schluchten von Coruscant. Aus dem kleinen Heckfenster blickte Besany auf das Nachtpanorama. Sie fragte sich, wohin es wohl ginge: Enaccas Fachgebiet bestand in der Beschaffung von Fahrzeugen und sicheren Unterschlüpfen - sicher für Klone und Skiratas Kollegen jedenfalls. Wohin sie diesen Mann auch bringen würden, für ihn wäre es gewiss nicht sicher. „Ich heiße Chadus", sagte der Mann, und seine Augen folgten dabei Ordos Händen, die seine Brieftasche durchsuchten. „Ich arbeite in der Spätschicht der Transitbehörde." „Hört sich für mich nach einem Haufen osik an. Warum bist du dieser Frau gefolgt?" „Bin ich nicht." „Du schleichst immer in der Unterwäscheabteilung um attraktive Frauen herum, ja? Es gibt ein Wort für Männer wie dich." „Ich bin ihr nicht gefolgt. Ich habe nach etwas für meine Frau gesucht-" „Ich bin mehr so der eifersüchtige Typ. Ich hab was gegen Perverse, die meiner Freundin nachstellen."
„Ich sage doch-" „Und wieso trägst du dann rne amtliche Wümme wie diesen DH-17 bei dir?" „Falls Sie es noch nicht bemerkt haben sollten, Coruscant wird ein immer raueres Pflaster." „Ein Handblaster ist 'ne weise Vorsichtsmaßnahme. Bei all dem Gesindel." Ordo, der immer noch die Verp auf Chadus gerichtet hielt, griff in seine Jacke und zog den DH17-Blaster hervor. Einen Moment lang bewunderte er ihn, dann löste er den Sicherungshebel und reichte ihn Besany. Zögernd nahm sie ihn. „Aber das ist die Waffe eines Attentäters. Weshalb sonst brauchtest du einen Blitzdämpfer und Restlichtoptik?" „Ich habe ihn von einem Kumpel bekommen." „Muss ja in einem harten Gewerbe tätig sein, dein Kumpel. Hör zu, wir können dieses Spielchen so lange spielen, wie du willst, aber ich hatte heute noch nichts zum Abendessen, und da bin ich immer ziemlich launisch." „Du bist ein verdammter Klon, oder?" „Und du bist vom Geheimdienst der Republik." Chadus schnaubte. „Ich bin nur ein Büroangestellter." „Okay." Ordo holte seinen Handscanner hervor. „Besany, wenn er sich bewegt, schieß ihm seine gett'se ab. Wollen doch mal sehen, wer er wirklich ist."
Besany war sich nicht sicher, wie sie mit dem Blaster auf etwas anderes als die Brust des Mannes zielen sollte, aber sie versuchte, den DH-17 überzeugend zu halten. Tausende Meter über der Stadt gab es sowieso nicht viel, das Chadus hätte tun können, außer sich dem Scannen zu ergeben. Ordo ließ ihn vor seinen Augen aufblitzen, um seine Netzhaut zu überprüfen, und nahm seine Fingerabdrücke. „Was verrät Ihnen das?", fragte Chadus. Er wirkte jetzt doch sehr nervös. „Mein Führungszeugnis ist sauber." „Da wette ich drauf." Ordo las mit leichtem Stirnrunzeln das Display ab. „Nun, Agent Lemmeloth, Arbian J., Sie haben da ja einen Top-Sicherheitsstatus. Noch zwei Beförderungen, und Sie erstatten dem Kanzler persönlich Bericht." „Stang! Wie konnten Sie das abrufen?" „Weil ich viel, viel cleverer bin als du, Bastard." Besany hatte noch nie erlebt, dass es Ordo in irgendeiner Weise peinlich gewesen wäre, ein Klon zu sein. Tatsächlich schien er sogar stolz darauf zu sein: Sein Genom war ausgewählt und verbessert worden, um das Rohmaterial für den perfekten Soldaten abzugeben, und - ganz gleich, wie schlecht die kaminoanischen Kloner über die Null-Prototypen als gescheitertes Experiment dachten intensives Training von Kindesbeinen an hatte einen super-fitten, hyper-intelligenten, aber unkontrollierbar ei-
genwilligen Black-Ops-Commando hervorgebracht. Soweit es Ordo betraf, war er der Beste, und daher liefen alle wahllos gezeugten Wesen, wie etwa Chadus, unter „ferner liefen", wenn nicht Schlimmerem. Er hatte nicht ganz Unrecht. Und jetzt hatte er auch noch den biometrischen Zugriff des Agenten auf die empfindlichsten Informationen. Er hätte sich in unbezahlbare Datensätze hacken können. Allerdings hätte er es gleich tun müssen, bevor der Geheimdienst Chadus, oder wie auch immer er hieß, vermisste. Die Nulls kannten sich mit Datenfledderei aus, besser sogar als Besany. Ja, sie waren wirklich die Besten, und das machte es noch gefährlicher, ihnen in die Quere zu kommen. Chadus - Lemmeloth - schien zu dem gleichen Schluss gekommen zu sein. „Wenn Sie versuchen, meinen Zugang zu benutzen, wird man sie sofort erwischen." Er war jetzt wirklich aufgeregt und starrte mehr schockiert als verängstigt in Ordos Gesicht. „Was machen Sie hier überhaupt? Sie sind darauf programmiert, gehorsam zu sein." „Du hättest im Genetikunterricht besser auf passen sollen", erwiderte Ordo. „Gene schaffen nur Veranlagungen. Auf die Umwelt kommt es an. Programmieren ... nein, so
funktionieren menschliche Wesen nicht. Lehrbar. Nicht programmierbar." „Sie sind Soldat der Republik. Ich befehle Ihnen, diesen Gleiter zu landen und mich freizulassen." Ordo gab ein leichtes Schnauben unaufmerksamer Verachtung von sich. „Du kannst mich am shebs lecken. Und du hast mir immer noch nicht gesagt, warum du Agentin Wennen gefolgt bist." „Für wen arbeitest du, Klon?" „Ich sehe mich gern als meinen eigenen Boss. Bessere Arbeitszeiten. Jetzt antworte mir, bevor ich anfangen muss, was kaputt zu machen." Besany hatte im Laufe ihrer beruflichen Laufbahn auch Verdächtige befragt, aber unausgeglichene Konten oder nicht genehmigte Ausgaben schlossen für gewöhnlich keine Entführung samt Überredungskünsten mit dem Blaster mit ein. Lemmeloth drehte langsam den Kopf, um Besany anzusehen. Vielleicht glaubte er, bei ihr weiterzukommen als bei Ordo. „Es ist noch nicht zu spät, sich zu stellen, Agentin Wennen", sagte er. „Wir haben Verständnis. Sie sprechen mit einem unzufriedenen Senator wie Skeenah. Er setzt Ihnen wenig hilfreiche Flausen bezüglich der Kriegsanstrengungen in den Kopf -"
„Sie bluffen", schnitt ihm Besany das Wort ab, in der Hoffnung, dies wäre der Fall. Wenn Lemmeloth den Schlagabtausch damit eröffnete, wusste er über ihr größtes Ding wahrscheinlich nicht Bescheid - den Datenklau über das Klonproduktions-Programm für Skirata. „Ich bin nur eine einfache Rechnungsprüferin. Zahlen. Bilanzen. Haushaltsansätze." „Seid ihr dann fertig?", fragte Ordo ruhig. „Letzte Chance, Lemmeloth." Trotz ihres scharfen Verstands dämmerten Besany manche Dinge nur langsam. Es gab nur ein Ende, das diese Sache für Lemmeloth nehmen konnte. Ordo konnte ihm nicht einfach ein blaues Auge verpassen und ihm sagen, er solle sich ihr nicht mehr nähern. Sie hatten einen Spion geschnappt, und Spione vergaßen nichts. Selbst wenn Jusik da gewesen wäre, hätte er Lemmeloth das Gehirn nicht gründlich genug spülen können, um zu garantieren, dass der Mann keine Erinnerung mehr daran hatte, ihr gefolgt zu sein. „Wenn ich mich nicht zurückmelde", warnte Lemmeloth, „sind Sie die letzte Person, der ich gefolgt bin. Nichts von all dem hier wird ein Ende für Sie haben, Agentin Wennen."
„Nein, aber du." Ordo blickte nicht von seinem Datapad auf. Er schien in Gedanken vertieft und tippte auf dem kleinen Schirm herum. „Ich bin jetzt in deinem gesicherten Comm-System. Ich habe gerade eine Mitteilung abgeschickt, die besagt, dass Agentin Wennen direkt nach Hause gegangen ist, mit niemandem Kontakt hatte und du dich später heute Nacht meldest." „Sie arbeiten also für die Separatisten. Ich nehme an, das haben wir davon, dass wir unsere Truppen von mandalorianischem Abschaum ausbilden lassen." „Normalerweise", begann Ordo, indem er seine behandschuhte Hand nach dem DH-17-Blaster ausstreckte, „ist das der Punkt, an dem mich die Leute anflehen, Gnade walten zu lassen." Lemmeloth war kreidebleich. Sein Blick wanderte langsam durch den engen Frachtraum des Gleiters, so als dächte er, er hätte bei siebentausend Metern eine Chance, wenn er es nur zur Luke schaffen würde. „Aber daraus wird wohl nichts, oder?" „Nein." Ordo stellte den Stärkeregler des Blasters ein. Besany spürte, wie sich ihr der Magen zusammenzog. „Aber ich bin kein Wilder. Gefälligkeiten unter Kollegen und so." Dann - keine Reden, keine Beleidigungen, keine Warnung – hob Ordo einfach den DH-17, hielt ihn an die Schlä-
fe des Agenten und schoss. Die Entladung verursachte ein lautes Bdapp. Der Mann sackte vom Sitz und knallte mit einem dumpfen Schlag auf den Boden. Es geschah schnell, leidenschaftslos, schockierend. Der Geruch des abgefeuerten Blasters und der von versengter Haut verdrängten den Gestank fauler Lebensmittel. Besany konnte weder sprechen noch aufschreien. Sie erstarrte. Enacca blickte vom Pilotensitz aus über ihre Schulter und gab ein tiefes, grollendes Brummen von sich. „Nein, ich erwarte nicht, dass du die ganze Hausarbeit machst", sagte Ordo, immer noch völlig sachlich. „Ich übernehme die Entsorgung selbst." Enacca jaulte. „Okay, behalte den Blaster, aber lad ihn in den Unteren Ebenen in der verfallenen Zone ab, dann können sich die Bohrratten um die Leiche kümmern." Ordo fing mit einer Beiläufigkeit an, dem Leichnam alle verräterischen oder nützlichen Dinge abzunehmen, als würde er es jeden Tag tun. Besany wurde klar, dass dies wahrscheinlich der Fall war. „Die Ratten sind recht gründlich. Und Recycling ist unsere Bürgerpflicht." Ordo blickte auf, als würde er sich plötzlich bewusst werden, dass Besany ihn entsetzt anstarrte. Trotz all der schrecklichen Jobs, die er erledigen musste, hatte er eine deplatzierte Unschuld an sich, eine Art, die Augen peinlich
berührt aufzureißen, immer wenn er glaubte, ihm könne ein gesellschaftlicher Ausrutscher unterlaufen sein. Besany hatte noch nie gesehen, wie jemand getötet wurde, ganz zu schweigen davon, dass jemand eine Armlänge von ihr entfernt von ihrem Liebhaber erschossen wurde. Sie wusste, dass Ordos Arbeit schmutzig und schwierig war, aber es machte einen Unterschied, ob man etwas wusste oder etwas sah. „Entschuldige", sagte er mit dem Schuldbewusstsein eines kleinen Jungen, den man beim Steinewerfen erwischt hatte. „Ich hätte dir raten sollen wegzuschauen." „Schon ... schon okay." So sehr sie sich auch bemühte, Besany war nicht okay. Irgendetwas in ihr stockte. Sie fühlte sich, als würde ihr Herz auf einen sicheren Moment warten, um wieder zu schlagen. „Ich verstehe, dass du ... ihn nicht laufen lassen konntest." Ordo mühte sich etwas ab, um den Gürtel des Mannes zu lösen. Der Gurt aus Banthaleder schnappte wie eine Peitsche. „Was glaubst du, hätte er mit mir gemacht, wenn es andersherum gewesen wäre? Oder mit dir? Er hätte uns beide, ohne zu überlegen, umgebracht. Ich habe ihn ja nicht gefoltert oder so. Ein sauberer Tod. Mehr kann sich niemand von uns erhoffen." Besany hatte sich immer gewünscht, in sehr hohem Alter im Schlaf zu sterben. Sie nahm an, die meisten Wesen
täten das, selbst mandalorianische Krieger. „Weiß ... wusste er, an was ich wirklich dran bin?" „Ich bin deine Akte im Hauptcomputer vom Geheimdienst durchgegangen." Ordo schüttelte den Kopf. „Nach dem, was da drinsteht, hat sie nur dein Treffen mit dem Senator nervös gemacht. Das Beste, was du jetzt tun kannst, cyar'ika, ist deinem Chef zu erzählen, dass dir irgend so ein Perverser nachstellt und dass du Angst hast. Das erklärt dein Verhalten und die Waffen, falls irgendwer fragt, und lässt es so aussehen, als hättest du nichts zu verbergen." Ordo war dazu ausgebildet worden, effizient zu töten, ohne weitere Karrieremöglichkeiten. Besany versuchte das im Kopf zu behalten, als Enacca sie beide bei ihrem Appartement absetzte und der Gleiter in der Nacht verschwand. Im selben Moment, in dem sich die Tür öffnete, schaltete er von Meuchelmörder auf Häuslichkeit und schlenderte in die Küche, um eine Kanne Caf zu kochen. Besany beobachtete ihn, unfähig, das Zittern in ihren Beinen zu unterdrücken. Es tat ihr nicht leid um Lemmeloth, aber vor ein paar Stunden hatte er wahrscheinlich nicht die geringste Ahnung gehabt, dass er sterben würde. Sie war sich nicht sicher, was sie am meisten verstörte: bei einer Exekution anwesend gewesen zu sein oder zu begreifen, wie zerbrechlich die Verbindung zum Leben in diesem Krieg
für manche war und dass diejenigen, die sie liebte und um die sie sich sorgte, der Vergessenheit in jeder Sekunde ebenso nahe waren wie dieser Agent. Draußen vor ihrem Appartement fuhren die Bürger Coruscants damit fort, einzukaufen, auszugehen und Holovids anzusehen. Der Krieg war eine andere Realität. „Ich bin am Verhungern", sagte Ordo, während er die Türen des Kü-chenschranks öffnete und wieder schloss. Exekutionen schienen ihm nicht den Appetit zu verderben. „Soll ich Abendessen machen? Ich habe gelernt, ein würziges Graskorn zu kochen. Das wird dir schmecken." „Nur Caf, danke." Besany wusste nicht, ob sie sich vielleicht übergeben würde, wenn sie jetzt etwas aß. Sie öffnete den Konservator und zeigte auf eine säuberlich aufgestellte Reihe kleiner Behälter, vorgekochte Mahlzeiten für zwei Wochen, alle etikettiert und datiert, weil sie eben ein Etiketten-und-Datums-Typ war. „Bedien dich." Ordo deckte den Tisch trotzdem für zwei. Er hatte eine sehr präzise Art, Dinge zu erledigen. So als besäße jede Tätigkeit in seinem Leben einen speziellen Drill, und sie wusste, würde sie jetzt nachmessen, läge das Besteck in exakt gleichen Abständen zueinander. Er zog einen Stuhl zurück und bedeutete ihr mit einem Nicken, sich zu setzen.
„Es ist mein Job", sagte er leise. Er wusste also, was sie quälte, und vielleicht war ein Umschalten auf häusliches Geplänkel reine Verdrängung. „Ich töte nicht zum Spaß." „Ich weiß." „Es wird Zeit, dass du Coruscant verlässt, Bes'ika. Auf Mandalore wirst du sicher sein. Du kannst so nicht weitermachen." „Ihr braucht mich im Schatzamt." „Aber ich kann mich ins System hacken. Mereel auch. Wir alle können es, seit du uns die Codes besorgt hast." Ja, das hatte sie ganz gut hinbekommen in jener Nacht, als sie sich zum ersten Mal getroffen hatten. Von einer Jedi abgeschossen, von einem Klon entführt. Und ich habe ihnen vertraut? Ja, habe ich. Sie sind jetzt sozusagen Familie. „Für mich ist es trotzdem einfacher." Ordo stellte ihr eine Tasse Caf hin, den Henkel genau neunzig Grad zur Seite zeigend, als wäre es ein privates Ritual. „Was am ehesten mal zu einem Streit zwischen Kal'buir und mir geführt hat, war die Frage, ob wir dein Leben zu unserem Vorteil aufs Spiel setzen sollen." „Ich weiß inzwischen, was bei euch abläuft, Ordo." „Aber du glaubst, du müsstest dich der Gefahr selbst stellen, damit du mir in die Augen sehen kannst, oder?" Er kannte sie sehr viel besser, als sie dachte. „Ich werde nicht in Kyri-morut die Füße hochlegen, während du an
vorderster Front kämpfst", erwiderte sie. „Ich bin immer noch nützlich." Stang, sie hatte ihr Datapad völlig vergessen. Sie zog es aus der Tasche. „Hier. Ich habe noch ein Schwarzes Loch im Beschaffungswesen gefunden/Neue Verträge mit Rothana Heavy Engineering." Ordo nahm das Datapad. Seine Lippen bewegten sich leicht, als würde er rechnen. „Sieht aus wie ein Auftrag über fünfhundert Latten." „Genau." Das LAAT/i Kanonenboot war das Arbeitstier der Großen Armee, und es gab immerzu Bedarf an Nachschub. Fünfhundert waren ein Tropfen auf den heißen Stein für RHE, deren Werften diese Schiffe am laufenden Band herstellten wie Familiengleiter. „Und jetzt sieh dir mal das Lieferdatum an." Ordo zog die Augenbrauen hoch. „Das ist ja erst in einem knappen Jahr. Stricken die die von Hand oder was?" „Es kommt noch besser. Ich habe die Auftragsbewilligung mit dem Lieferdatum verglichen und mit dem dazugehörigen Haushaltsvoranschlag für das nächste Finanzjahr. Die passen nicht nur nicht zusammen, die Ausgaben sind auch noch als Inlandsschutz kodiert. Erst dachte ich, ein Dezimalkomma sei verrutscht, aber nein ... das liegt daneben um ... ach, sieh's dir selbst an. Dafür kann man ein paar Tausend Acclamator-Kreuzer kaufen."
Besany wartete auf Ordos Reaktion. Sie hatte ihm unter hohem Risiko einen Hauptgewinn mitgebracht: Ihr wurde klar, dass sie ein Schulterklopfen erwartete. „Entweder hat Palpatine ein paar maßgefertigte vergoldete Latten bestellt, um uns zu zeigen, wie sehr er uns mag, oder er stellt eine riesige, neue Flotte zusammen." Ordo kratzte sich nachdenklich am Kinn. „Ein Haufen große Schiffe. Shab, ich hab 'ne Rasur nötig." „Es muss einen Ort geben, an den er seine neue Klonarmee schickt", spekulierte Besany. „Aber KDY und Rothana brauchen nur fünf Monate von der Kiellegung bis zum Start eines Kriegsschiffs, und wenn sie alle anderen Aufträge fallen lassen, können sie Hunderte, Tausende abarbeiten. Was ist mit der Ausrüstung, die sie in der Zwischenzeit bauen?" „Solange sie die Schiffe nicht Niete für Niete ersetzen, gibt's keine größeren Aufträge, die vor Ablauf dieser Frist fertiggestellt sein müssen." „Palpatine deckt sich also mit Klonen und Schiffen ein, ohne sie in naher Zukunft einzusetzen. Was ist so wichtig in einem Jahr? Wozu dieses Timing?" Besany wusste genug über das Kämpfen - das Zeug, das HNE in diesen Tagen nur höchst selten übertrug -, um zu wissen, dass jeder Tag irgendwo eine letzte große Anstrengung für Einheiten der Großen Armee bedeutete.
Aber noch größere Mengen an Ressourcen in den Krieg zu pumpen, verwies auf Endgültigkeit. „Glaubst du, der Krieg könnte sich seinem Ende nähern?" „Er hat ja gerade erst begonnen. Vielleicht hat er endlich unsere Warnungen erhört, dass die Separatisten eben doch nicht über unendlich viele Droiden verfügen, wie sie behaupten. Aber trotzdem verstehe ich die Verzögerung nicht. Naja, wie dem auch sei, diese Information wird Kal'buir nützlich sein." Ordo schickte die Daten sogleich über Comlink an Skirata. Die Zahlen in diesem Krieg ergaben keinen Sinn, und das war ein heikler Punkt für die Nulls und besonders für Skirata. Sie stießen auf immer neue Beweise dafür, dass die Droidenarmeen der Separatisten eben nicht aus den viel gepriesenen Billiarden bestanden, sondern mehreren Hundert Millionen, und dennoch schien das nichts an den Taktiken zu ändern, die von Palpatine diktiert wurden. Die Chancen standen für eine so kleine Klonarmee immer noch schlecht genug. Aber es erklärte, weshalb die Separatisten Coruscant noch nicht überrannt hatten. Besany zog es vor, dies als den Anfang vom Ende anzusehen. Sie war eine datenorientierte Frau, ihre Welt fußte auf klar erkennbaren Beweisen und unumstößlichen Zahlen. Aber es gab immer Raum für Optimismus. Sie bevorzugte es ebenfalls, in Ordo ein Opfer eines Regimes zu se-
hen, das ihm geschadet hatte, und keinen eiskalten Killer. Er durchstöberte den Konservator, setzte sich mit einem Teller kalten Robabraten und dünnen Scheiben Fladenbrot an den Tisch und kaute fröhlich vor sich hin, als müsste er sich um nichts in der Welt Sorgen machen. Wie hätte er auch wie ein normaler Mann reagieren können? Er hatte nie eine Kindheit erlebt, und nicht einmal Skiratas vernarrt väterliche Gegenwart konnte etwas an der Tatsache ändern, dass alles an Ordo und seinen Brüdern von ihrem Genom bis hin zu dem intensiven Training, um dieses genetische Potenzial zu maximieren -darauf ausgelegt war, ihn zu einer tödlichen menschlichen Waffe zu machen. „Du hast Angst vor mir", stellte er plötzlich fest, und wieder klang diese unverblümte Sichtweise eines Kindes mit. Es steckte noch eine Menge Knabenhaftes in Ordo. „Cyar'ika, ich würde dir niemals wehtun, ich schwöre es." „Ich weiß, Schatz." Dieser leicht verzweifelte, verletzte Ton, der in so krassem Widerspruch zu seiner starken körperlichen Erscheinung stand, machte Besany immer wütend auf die Welt. Ordo verdiente Besseres. „Ich bin nur etwas gebeutelt. Ich sehe nicht jeden Tag, wie jemand so erschossen wird." Für Ordo war es natürlich Routine. Das Leben eines Klons war billig und entbehrlich, sowohl für seine kami-
noanischen Schöpfer als auch für seine politischen Herren. Und wenn Männern eingetrichtert wurde, daran zu glauben, dass ihr einziger Zweck darin bestand, für die Republik zu kämpfen und zu sterben, war es unvermeidlich, dass sie das Leben anderer als ebenso wertlos einstuften. Für die meisten Coruscanti lag der Krieg in weiter Ferne, ein Konflikt ohne persönliche Konsequenzen, ausgetragen von Männern, die sie niemals zu Gesicht bekamen. Die beiden Welten - Soldaten und Zivilisten — waren vollkommen voneinander getrennt, und Besany war der Meinung, dass sich das für die Gesellschaft nur als schlecht erweisen konnte. „Dieses Roba ist viel besser als das bei uns in der Kantine", sagte Ordo, wieder erschreckend unschuldig. „Ist echt lecker." „Für dich nur das Beste", erwiderte Besany. „Du hast es verdient." Für einen Augenblick schaute Ordo ausdruckslos drein, dann tastete er mit den Fingern in seiner Gürteltasche herum. Was er vor ihr auf den Tisch legte, war- gelinde ausgedrückt- schockierend. Eine goldene Anstecknadel mit drei ungeheuer schillernden Edelsteinen - ein Stein in der Mitte, flankiert von zwei kleineren - glitzerte mit einer Andeutung dunklen, waldgrünen Feuers im grellen Küchenlicht.
„Ich wollte sie dir schon vor Monaten geben", sagte er. „Aber der Zeitpunkt schien nie der richtige zu sein." Besany hatte beinahe Angst, sie zu berühren. „Ordo, ist das das, was ich glaube, dass es ist?" „Shoroni-Saphire, ja." Shoroni-Steine waren sehr selten und unerhört teuer. Klone wurden nicht einmal bezahlt, und von persönlichem Vermögen konnte schon gar keine Rede sein. Besany musste fragen. „Wo hast du sie her?" „Sergeant Vau. Er hat das Bankschließfach seiner Familie auf Mygeeto ausgeraubt. Er ist ein enterbter Aristokrat von Irmenu. Er sagte, du wärst die Steine wert." Ordo löffelte Würzsoße aus eingelegten Majwurzeln aus seinem Teller. „Die kosten zehn Millionen." „Ordo!" Besanys Herz machte einen Sprung, dass es beinahe an der Decke kleben geblieben wäre. So fühlte es sich zumindest an. Sie war sich nicht sicher, ob sie noch einen weiteren Schock in dieser Nacht aushalten konnte. „Die Polizei wird nach ihnen suchen." „Du musst sie nicht annehmen ... und wenn die Bullen sie bis jetzt noch nicht gefunden haben, werden sie es wohl niemals tun." Sie sind gestohlen, sagte eine Stimme in ihrem Kopf. Das ist falsch.
Aber das war der Datenklau aus dem Hauptrechner des Schatzamtes auch. Und die Aushändigung ihrer Passworte an Kal Skirata auch. Und einen verletzten Klon mit vorgehaltener Waffe aus einem Krankenhaus zu entführen und aus dem System der Großen Armee verschwinden zu lassen, auch. Und dazusitzen und zuzusehen, wie ein Agent der Republik, der seinen gesetzmäßigen Job erledigt, mit einem Kopfschuss hingerichtet wird, auch. All das hatte sie getan. Und ich werde so weitermachen. Besany wusste nicht, wie sie mit einem Geschenk dieser Größenordnung umgehen sollte, gestohlen hin oder her. Sie wappnete sich, die Nadel in die Höhe zu halten und zu drehen, damit das Licht in den Facetten der Steine tanzte. „Shoroni-Edelsteine leuchten bei Tageslicht grün", erklärte Ordo sachlich. „Das macht die kristalline Struktur. Zweiaxial und doppelbrechend. Es -" „Kann Kal sie nicht verkaufen? Kyrimorut braucht die Credits." „Du könntest einen behalten Es waren prächtige Steine, aber es war Ordos Gesichtsausdruck, der ihre Hand führte. Sie war verdammt. Sie hatte sich mit Skirata eingelassen, und seine Regeln waren jetzt auch die ihren. Machte es etwas aus, wenn sie ein weiteres Verbrechen zu der Liste hinzufügte? Sie würde
Ordo jetzt besänftigen und später ausknobeln, wie sie es mit ihrem Gewissen vereinbaren konnte. „ Danke." „Wenn ich bezahlt werden würde, würde ich dir etwas Wundervolles kaufen." Ordo sprach manchmal in einem bangen, zaghaften Ton, wenn er glaubte, etwas nicht hundertprozentig perfekt gemacht zu haben, eine seltene Entgleisung aus seinem sonst so unangreifbaren Selbstvertrauen. Das kam dabei heraus, dachte Besany, wenn einem Kind gesagt wurde, es müsse sterben, weil es nicht den vorgegebenen Standards entsprach. Es zerriss ihr jedes Mal aufs Neue das Herz. Nicht einmal Skiratas Einfluss - der ihnen immerzu sagte, sie seien perfekt, wunderbar, brillant- konnte dieses Trauma völlig ausradieren. „Etwas Besseres kann ich im Augenblick nicht tun. Willst du mich heiraten?" Ordo war ein Sklave, wenn man es so ausdrücken wollte, ein Objekt, hergestellt für einen Zweck, minus Rechte und Stimme. Besany verstand, weshalb auch Etain ihren Moment scheinbaren Irrsinns erlebt und Darmans Kind zur Welt gebracht hatte. Die Klone hatten das Recht, Männer zu sein. Ihre Zukunft war umso kostbarer, weil sie so kurz war. „Nun ...ja." „Oh, gut." Ordo schien sehr klare Vorstellungen davon zu haben, wie ein Mann sein müsse und was er tun sollte.
Eine Vorstellung, die er zweifellos komplett aus Skiratas Philosophie herausgebissen und in einem Stück geschluckt hatte. Er stützte seinen Ellbogen auf den Tisch, als wolle er sie zum Armdrücken herausfordern. „Darin nimm meine Hand." Sie tat es und legte ihre Handfläche in die seine, denn Ordo hatte einfach diese Art. Sie vertraute ihm. Sie wusste nicht, ob er zärtlich ihre Finger drücken oder ihre Hand auf den Tisch schmettern und seinen Sieg erklären würde. „Mhi solus tome, mhi solus dar'tome, mhi me'dinui an, mhi ba'Juri verde", sagte er, den Blick mit ihrem verschränkt. „Jetzt sag du es." „Was ist das?" „Ein Mando-Ehevertrag. Wenn du zustimmst, wiederhole es. Es bedeutet, wir sind eins, ob wir zusammen sind oder getrennt, dass wir alles teilen, was wir haben, und dass wir unsere Kinder als Krieger großziehen." Besany hatte sich ihre Hochzeit immer etwas anders ausgemalt. Andererseits hatte sie sich auch niemals einen Tag wie diesen vorgestellt. Ihre Normalitätsgrenze war innerhalb einer Stunde zweimal verrückt worden, und der Hammer sauste schon zum dritten Anlauf herunter. „Okay", sagte sie. Sie konnte nicht ablehnen. Sie wollte auch nicht, obwohl es schrecklich pragmatisch war, jedoch auf diese widersprüchliche mandalorianische Art: im einen
Augenblick rein geschäftlich und im nächsten wieder tränenreich sentimental. Es war, als habe er sich entschieden und sie ebenso, und er sah nicht den geringsten Grund, noch länger um den heißen Brei herumzureden. „Mhi solus tome, mhi solus dar'tome, mhi me'dinui an, mhi ba'juri verde." Ordo lächelte. „Ich bin froh, dass wir das geregelt haben", sagte er und ließ ihre Hand los. „Du siehst aus, als könntest du noch einen Caf vertragen." Ich stehe immer noch unter Schock. Das muss es sein. Im Krieg machen die Leute SQ unüberlegte Sachen. Besany lebte jetzt ein Leben in Extremen, mit den Extremen, mit den Geringsten der Gesellschaft, eine Existenz, die nur wenige Wesen um sie herum jemals kennenlernen würden. „Gute Idee", bejahte sie mit zittriger Stimme. Sie versuchte nicht daran zu denken, wie Lemmeloths Frau, so er denn eine hatte, gesagt wurde, dass er niemals wieder nach Hause käme. Es gelang ihr nicht. Es würde sie in stillen Momenten für immer quälen. Das, so ermahnte sie sich, war der Krieg.
3. Hätte man uns in unserer gesamten Geschichte nur ein Wort der Information gegeben, oh, wie würden wir es verehren! Über jede Silbe würden wir nachsinnen, über ihre Bedeutung rätseln, über ihre Wichtigkeit streiten; wie wir es untersuchen, würden und ihm jede nur mögliche Lektion abringen. Doch wir haben Trillionen von Wörtern, ganze Flutwellen von Informationen und das kleinste Detail einer jeden Aktion unserer Regierung und Unternehmen ist für uns milder Leichtigkeit eines Knopfdruckes verfügbar. Und trotzdem ... ignorieren wir es und lernen nichts daraus. Eines Tages werden wir an freiwilliger Unwissenheit sterben. - Hirib Bassot, Experte für Zeitgeschehen, auf HNEs Faktenfieber -einer publikumsschwachen Politiksendung, die kurz nach dieser Übertragung wegen schlechter Quoten abgesetzt wurde.
Encerir Mandalore, Markttag, ungefähr sechs Monate später -937 Tage NSG Mandalore war paradiesisch. Der Planet war einsam, unterentwickelt und entbehrte der meisten der eingeschränkten Annehmlichkeiten, an die Fi als Klon-Commando gewohnt war. Aber hier war er nicht länger ein Soldat unter Zivilisten. Mandalorianer verstanden das Militärleben. Sie waren alle auf die eine oder andere Art Soldaten, und das machte Mandalore zu einem ungezwungenen Ort, um zu leben. Er stand im unablässigen Nieselregen, der Enceris Marktplatz in einen Morast verwandelt hatte, und versuchte sich zu erinnern, weshalb er zugestimmt hatte, Parja hier zu treffen. Sie hatte es ihm gesagt. Aber er vergaß zurzeit so viel. Der Krieg war für ihn zu Ende. Er fragte sich, ob er jemals wieder fit genug sein würde, um zu kämpfen. Ich weiß nicht, wie man etwas anderes macht, oder? Zu was bin ich jetzt nutze? „Alles klar, ner'vod?" Ein Fremder- ein Mann in voller mandalorianischer Rüstung, wie jeder andere hier auch legte seine Hand auf Fis Schulter, als wolle er dessen Aufmerksamkeit erlangen. Fi musste verloren ausgesehen haben. Es war eine Stimme, von der Fi meinte, er müsse sie
kennen, aber es gelang ihm nicht, sie zu identifizieren. „Kann ich helfen?" Fi konnte der Karte folgen, die Parja ihm gegeben hatte. An manchen Tagen wusste er, dass er etwas Wichtiges vergessen hatte, und an anderen wieder wurde es ihm erst klar, wenn es ihm jemand sagte. Aber allein das Wissen, dass er etwas nicht mitbekommen hatte, bedeutete schon einen Fortschritt. Vor etwas mehr als einem Jahr war er noch künstlich am Leben erhalten und für hirntot erklärt worden. Die Erinnerung an seine Genesung glich einem Flickenteppich aus Bruchstücken, die ebenso gut Träume hätten sein können, „Ich warte auf meine Freundin", sagte Fi und stützte sich auf den bevii'ragir, den Parja ihm gegeben hatte. Das war ein Jagdspeer mit einem abnehmbaren Gegengewicht am anderen Ende, und auch wenn er nicht fit genug für die Jagd war, sah er damit wenigstens etwas respektabler aus als mit Krücken oder einem Gehstock. Er hatte seinen Stolz. Er rang noch immer damit, die richtigen Worte zu finden, und er wusste, dass er sich verwirrt anhörte, aber... ja, er machte Fortschritte. Parja hatte es ihm versichert. „Sie sagte, ich solle sie hier treffen. Ich vergesse in letzter Zeit viel. Ich wurde in die Luft gesprengt." Der Mann, der eine mittelgrüne Rüstung trug wie so viele Mandalorianer, starrte auf die Markierungen an Fis
Helm, die ihn als verwundeten Veteranen auswiesen, und hielt ein paar Augenblicke inne, fragte aber nicht nach einer Erklärung. „Du bist jünger, als ich dachte", sagte er. Fis Stimme musste ihn überrascht haben; vielleicht hatte er einen älteren Mann unter der Rüstung vermutet. „Ich werde mit dir warten, bis sie auftaucht." Es war eine liebenswürdige Geste, so als benötige Fi Schutz. Er war es gewohnt gewesen, selbst derjenige zu sein, der Schutz bot. Es wurmte ihn, hilfebedürftig zu sein. Du hast Parja, und du bist am Leben. Sei dankbar. Aber Fi war nicht dankbar. Seit er sich auf Mandalore befand, begann er zu verstehen, wie freie Menschen lebten, und jetzt war ihm jeder einzelne Moment verhasst, den er damit verbracht hatte, einer Gesellschaft zu dienen, die ihm weniger Rechte einräumte als einem Droiden. „Für wen hast du gekämpft?", fragte der Mann nach einer langen, unbeholfenen Pause. Mandalore hatte die Galaxis seit Generationen mit Söldnertruppen versorgt, und kommerzielles Kriegshandwerk galt als allgemein akzeptiertes Gesprächsthema für Plaudereien. „Wurdest du gut bezahlt?" „Große Armee der Republik. Welche Bezahlung?"
Wieder eine Pause. Mandalore war nicht Territorium der Republik, nicht einmal annähernd. Jetzt wusste der Mandalorianer auch, dass Fi ein Klon war, dem nicht einmal die Ehre zuteil wurde, für seine Fertigkeiten im Kampf bezahlt zu werden. Aber das schien hier nicht als Stigma aufgefasst zu werden. „Deserteur", stellte der Mann ohne eine Andeutung von Missbilligung fest. „Tot entlassen." Fi suchte nach Worten. Er wusste, was er sagen wollte, aber seinen Mund zum Gehorsam zu zwingen, war schon wieder eine andere Sache. Er spürte, wie ihm der Schweiß auf die Oberlippe trat. „Wie eine gewöhnliche Krankenentlassung, nur schwerwiegender. " „Schon in Ordnung, ner'vod. Du bist hier unter Freunden", erwiderte der Mann. „Es war eine Schande, dass Fett es den Kaminoanern gestattet hat, Klone von sich für die Jedi zu machen. Ist nicht deine Schuld." „Muss dir um mich nicht leidtun", sagte Fi abwehrend. Er wollte kein Mitleid. Den Kaminoanern war es ebenso egal wie Fett, ob die Klonarmee glücklich war und gut behandelt wurde, solange sie nur Kriege gewann. Aber er hatte Kai Skirata gehabt, der auf ihn aufpasste. „Unser Sergeant hat sich gut um uns gekümmert. Er hat mich als seinen Sohn adoptiert. Uns ging's gut." „So hört man es."
„Man hört viel." „Ist ein kleiner Planet. Eine ganze Reihe Cuy'val Dar kamen hierher zurück, nachdem sie eure Ausbildung beendet hatten." Der Typ wusste also tatsächlich Bescheid. Die von Fett handverlesenen, mandalorianischen Ausbildungssergeants waren nicht alle von ihm angetan gewesen, aber sie hatten sein Können respektiert. Und sie hatten über das Leben in Tipoca City gemotzt Nun gab es keine Geheimnisse mehr zu bewahren. Jeder wusste jetzt über die Große Armee der Republik Bescheid. Langsam dämmerte es Fi, dass Fett, Mand'alor und Kopfgeldjäger, ein guter Werber für den mandalorianischen Schneid gewesen war, aber sein heroischer Status wurde nicht von allen seinen Leuten respektiert. Die Alpha ARC-Trooper, harte Männer, buchstäbliche Abgüsse von Fett, fürchteten ihn und folgten treu ergeben seinen Befehlen, selbst über seinen Tod hinaus. Aber Fi wurde klar, dass ihn manche Mando'ade hier für einen eigennützigen chakaar hielten. Mandalore hatten zurzeit kein Oberhaupt, aber trotzdem ging das Leben weiter. Fi konnte sich gut vorstellen, welches Chaos auf Coruscant geherrscht hätte, wäre der Kanzler ohne einen Nachfolger in Sicht getötet worden. Mandos machten einfach weiter. Es ist schon einmal pas-
siert, pflegten sie zu sagen, und es wird wieder passieren. Aber keine Nation, die etwas taugt, zerbricht, nur weil niemand auf dem Thron sitzt. „Hast du Kinder?", fragte der Mann. Fi zuckte mit den Schultern. „Ich arbeite dran." Manchmal trat Fis altes Ich unerwartet an die Oberfläche. Er war in außerordentlicher Topform gewesen, ein Elite-Commando, und - und das schmerzte am meisten - er hatte das besessen, was Skirata paklalat nannte, die Gabe des Quatschens. Aber die Explosion auf Gaftikar hatte dem ein Ende gesetzt, und jetzt war er ein Pflegefall, abhängig von der Fürsorge einer netten Frau namens Parja Bralor, der es egal zu sein schien, dass sie nicht den Hauptgewinn gezogen hatte, der er einst gewesen war. Der Mann sah an Fi vorbei, so als hätte er jemanden bemerkt, der sich ihnen aus der Menge näherte, diesem Gewühl aus Rüstungen, die in Flexitaschen konserviertes Gemüse, Maschinenteile und den gelegentlichen FünfLiter-Behälter mit tihaar herumschleppten, dem hiesigen, dreifach destillierten Alkohol, den man gut und gerne zum Entfetten von Motoren hätte verwenden können. „Ist das deine Holde?", fragte er. „Hierher unterwegs. Auf sechs Uhr." Fi drehte sich um. Parjas dunkelbraune Zöpfe schwangen, von roten Kupferkügelchen zusammengehalten, un-
ter dem Kinnstück ihres Helms. In ihrer tief scharlachroten Rüstung wirkte sie in dem grauen Nieselregen wie eine leuchtende Herbstfrucht. „Ja. Das ist sie." „Dann mach ich mich mal auf. Du bist wieder in sicheren Händen." Wieder. Was meinte er damit? Als Fi sich erneut umdrehte, war der Mann schon mit der Menge auf dem Marktplatz verschmolzen. Parja drängte sich mit der Zielgenauigkeit einer Laserkanone durch das Gedränge aus Rüstungen, nahm Fi beim Arm und zog ihn an sich, um mit der Stirn ihres Helms gegen den seinen zu tippen. Die einzige Möglichkeit, jemandem in voller Rüstung einen Kuss zu geben. Das war wahrscheinlich auch der Grund, aus dem manche aruetiise meinten, Mandalorianer würden sich zur Begrüßung einen Kopfstoß verpassen. Aruetiise - Fremde, Feinde, Verräter und alle möglichen Schattierungen davon - glaubten auch jeden Schwachsinn, dachte Fi. „Du hast es geschafft", sagte Parja anerkennend. „Gut gemacht, cyar'ika. Schließt neue Freundschaften, was?" „Ich weiß nicht." Fi konnte den Mann nirgends mehr sehen. Er war verschwunden. „Er war um mich besorgt." Parja hob ihre Hand und tätschelte seinen Helm. Sie hatte die mandalorianischen Buchstaben M und S darauf gemalt, als Abkürzung für mir'shupur - Hirnverletzung -,
ganz so, wie es die Sanis auf dem Schlachtfeld bei der Triage machten. Auf Mandalore funktionierte das Symbol als Mischung aus generellem Warnhinweis, um dem Träger etwas Ruhe zu gönnen, und Orden für Verdienste im Kampf. „Er hat die Markierung auf deinem buy'ce gesehen. Es hat ihm verraten, dass du behindert bist und warum. Erspart einem 'ne Menge blöder Fragen, weißt du, und die Leute wissen, wie sie dich behandeln sollen." Fi hatte sich selbst nie als behindert angesehen. Verletzt vielleicht, aber nicht behindert. Er sagte sich, er befände sich noch im Frühstadium und dass Bardan Jusik ihn mit seinen heilenden Jedi-Techniken wieder Zelle für Zelle zusammensetzen würde. „Was machen wir jetzt?", fragte er. „Jetzt musst du deinen Weg zur Cantina finden." Parja zeigte keine Spur von Ungeduld, obwohl ihm bewusst war, dass sie es ihm wahrscheinlich schon Dutzende Male erklärt hatte. „Und ich werde dir natürlich nicht helfen. Benutze die Karte. Und was musst du noch machen? Komm schon, sag's mir." „Notizen. Unterwegs Notizen machen." „Gut. Mach Notizen. Dann musst du nur noch daran denken, immer wieder auf dein Datapad zu sehen." Verglichen mit pur einem der Viertel Coruscants, in denen es wimmelte wie in einem Insektenstock, war Enceri
lediglich ein Fleckchen auf der Karte. Und es war die nächste Siedlung zu Kyrimorut, Skiratas Zufluchtsort für desertierte Klone tief in den nördlichen Wäldern. Es glich mehr einem Handelsposten als einer Stadt, aber aus Fis Sicht wirkte der Ort so komplex und verwirrend wie ein Labyrinth. Er zog den Griffel aus seinem Unterarmpanzer und überprüfte sein Datapad. Er hatte Ereignisse, die schon mehrere Jahre zurücklagen - selbst seine künstlich kurze Kindheit - lebhaft vor Augen, aber die Erinnerungen von einem Tag auf den nächsten, die jedermann für selbstverständlich nahm, entglitten ihm. Wie man es ihm einst antrainiert hatte, bestimmte er seinen Standpunkt anhand von Orientierungspunkten wie dem Getreidesilo am Stadtrand und dem einfachen, magnetischen Kompass an seinem Unterarm und trottete los. Wenn er erst wieder gelernt hatte, auf diese Weise klarzukommen, würde er erneut lernen, das Head-Up-Display seines Helms zu gebrauchen. Ein Schritt nach dem anderen, hatte Parja gesagt. Sie folgte ihm. „Du machst das gut. Ehrlich, cyar'ika, du wirst von Tag zu Tag besser. Ich bin stolz auf dich." Wie konnte Parja ihn in diesem Zustand lieben? Erfühlte sich niedergeschmettert. Aber sie hatten sich kennengelernt, als er bereits verletzt war und sie kannte den Fi
nicht, der er einmal gewesen war. Sie liebte den, der er jetzt war. Es konnte nur besser werden. „Ich vermisse meine Brüder", vertraute er ihr an. „Und ich vermisse auch Ordo." Es gab Nachrichten, gelegentliche Unterhaltungen über Comlink mit Omega Squad und den Null-ARCs, die für ihn im weitesten Sinne des Wortes die einzige Familie darstellten, aber Fi hatte sein gesamtes kurzes Leben unter solchen Männern verbracht, wie er einer war. Er war noch nie so allein gewesen. Plötzlich fühlte er sich schuldig, weil Parja seine ganze Welt darstellte. Sie pflegte ihn in diesen schrecklichen Tagen, nachdem man ihn von Coruscant gerettet hatte, fütterte und wusch ihn wie ein Kleinkind, und ihre ständige Ermutigung hatte ebenso viel dazu beigetragen, dass er wieder gehen konnte, wie Jusiks Heilkräfte mit der Macht. Einst hatte sich Fi nichts vorstellen können, das er mehr gewünscht hätte, als ein nettes Mädchen, das sich um ihn sorgte. Nie hätte er geglaubt, dass er mal bei einer landen würde, die für ihn sorgte. „Ordo sollte bald vorbeischauen", tröstete ihn Parja. „Du weißt ja, die Nulls und Zeitpläne passen nicht so richtig zusammen. Wie dem auch sei, Bard'ikas Besuch für deine nächste Heilbehandlung steht in ein paar Tagen an." Fi dachte, es wäre es wert zu fragen: „Kann ich nach Hause gehen?"
Parja blinzelte. „Das hier ist dein Zuhause, Fi. Oder meinst du etwa Coruscant?" „Ja." „Nein, dorthin gehst du nicht zurück. Die wollten dich umlegen, erinnerst du dich? Die wollten dir den Stecker rausziehen, weil sie meinten, du wärst es nicht wert, am Leben erhalten zu werden. Wahrscheinlich würden sie dich bei der Zollabfertigung als gestohlenes Regierungseigentum konfiszieren. Du musst nicht wieder zurück in dieses stinkende dar'yaim." Parja regte sich darüber auf, aber Fi empfand es als eine weit entfernte Grausamkeit, etwas, von dem er wusste, dass es schrecklich war, aber tatsächlich gefühlt hatte er es nicht, da er ohnmächtig im Koma gelegen hatte. Während er den Weg zur Cantina mit mechanischer Sorgfalt abschritt und dabei an jeder Gasse und Kreuzung auf die Karte sah, versuchte er sich vorzustellen, wie Besany und Captain Obrim verzweifelt versuchten, ihn vor einem gefühllosen System zu retten, das auf Dauer Versehrte Klone einfach einschläferte wie Tiere. Ordo hatte erzählt, Besany hätte die Belegschaft des Medicenters mit der Waffe bedroht und ihn mit vorgehaltenem Blaster entführt. Er schien ungeheuer stolz auf sie zu sein. Solch purer Mut schien auf mandalorianische Männer den gleichen Effekt
zu haben wie ein Paar langer Beine auf aruetiise; weibliche Courage war unwiderstehlich. „Um den Zoll komme ich rum", meinte Fi. „Ich bin ein Commando." „Besany hat jede Menge Ärger auf sich genommen, um dich rauszuholen." „Ich weiß." Fi konnte Besanys erschreckend blonden Zauber nicht mit der eher einsamen, methodisch vorgehenden Frau in ihrem Inneren in Einklang bringen und schon gar nicht mit einer, die eine bewaffnete Entführung vom Zaun brach. „Hab mich nie bedankt" „Du möchtest ihr danken? Warte, bis sie uns besucht." „Aber ich könnte allen mal ,Hallo' sagen", beharrte Fi. Er ging um eine Ecke herum, und dort befand sich die Cantina, genau wie auf der Karte verzeichnet. Ein kleiner Sieg. Er nahm den Helm ab, ließ den Regen über sein Gesicht laufen und hasste sich dafür, zu reden wie ein dummes Kind. „Es ist leichter für mich, zu ihnen zu gehen." „Deine Brüder sind überall in der Galaxis im Einsatz." „Und ich könnte Etains Baby sehen ..." „Das ist ein gefährliches Geheimnis, Fi." „Es ist nicht fair, dass Darman nicht weiß, dass er Vater ist." „Die Galaxis ist nun mal ein unfairer Ort. Es ist sicherer, dass er es noch nicht weiß."
Plötzlich platzte es ohne Überlegung aus Fi heraus: „Ich gehöre nicht hierher, Parj'ika. Ich sollte kämpfen. Das ist das Einzige, was ich kann. Ich dachte, ich würde rauswollen, aber- ich weiß nicht, was ich tun soll." Perlenbesetzt von Regentropfen wirkten die Türen der Cantina, als wären sie frisch gestrichen, als wären sie der einzige Teil des Gebäudes, den man über die Jahre instand gehalten hatte. Sich auf ihre glänzende Schwärze zu konzentrieren, hielt die Frustration und Wut über seine eigene Hilflosigkeit davon ab, ihn zu überwältigen. Aber ein Teil seines Verstandes hörte nicht auf, ihm zuzuflüstern, dass er jetzt ein Nichts war, dass es für ihn keine Bestimmung und keinen Stolz gab. Es war seine Indokthnation, die zum Vorschein kam. Sergeant Kai hatte das gesagt. Kal'buir erinnerte Fi mehrmals die Woche über Comm daran, dass er jetzt ein freier Mann sei und dass er keine Bestimmung haben musste, außer der, sein Leben zur Gänze auszuleben. Im Augenblick fühlte er sich jedoch ganz anders. Fi konnte die Schuldgefühle einfach nicht abschütteln, die ihn plagten, weil alle außer ihm den Krieg ausfochten und weil er eine Last für Parja war. Sie zog ihren Helm ab und hakte ihn an ihren Gürtel. „Dahin zu kommen, wo du jetzt bist, war ein harter Kampf für dich", sagte sie ruhig und nickte in Richtung Tür.
„Und wenn du willst, kannst du wieder ein Soldat sein, aber noch nicht jetzt. Ich weiß, es ist schwer. Versuch Geduld zu haben." „Ich habe keine Zeit." Parja schien jedes Mal zusammenzuzucken, wenn er sie daran erinnerte, dass die Zeit für ihn doppelt so schnell verrann als für normale Männer. Sie sprachen nicht über Kal'buirs Plan, das beschleunigte Altern aufzuhalten. Die Geheimnisse der Gentechnik, die dafür vonnöten waren, lagen wie eh und je in weiter Ferne. Er suchte immer noch nach dem richtigen Genetiker, der aus Ko Sais Forschungsergebnissen schlau wurde. „Du bekommst Zeit" Parja besaß eine Art, ihre Stimme zu senken, mit der sie Fis Aufmerksamkeit — und Fügsamkeit - besser wecken konnte als mit Geschrei. Stille Bedrohung war die passende Beschreibung. „Selbst so, wie die Dinge jetzt stehen, arbeitet die Zeit immer noch für dich." „Klar." „Fi, sieh mich an." Sie legte ihre Hände auf seine Wangen und zwang ihn, ihr in die Augen zu blicken. „Du hast noch Jahre vor dir. So oder so. Also lebe sie! Außerdem flicke Ich dich nicht zusammen, damit du mit irgendeinem aruetyc-Luder mit schicker Coruscant-Mani-küre abhaust. Wenn du also wieder fit bist, heiratest du mich besser.
Okay? Mandos heiraten jung. Wir sind beide über das Alter hinaus. Das ist nicht richtig." Fis erster Gedanke war, dass er irgendjemanden um Erlaubnis fragen musste, wahrscheinlich Kal'buir. Aber das brauchte er nicht, und das war erschreckend. Er konnte tun und lassen, was er wollte. Sein ganzes Leben lang hatte er Armeeregeln und Anordnungen und Vorgehensweisen befolgen müssen, eine klar strukturierte Existenz geführt, und jetzt trieb er inmitten eines Ozeans aus Wahlmöglichkeiten, die er sich niemals hatte träumen lassen, besaß aber nicht das Vermögen, das Beste daraus zu machen. „Ich bin zu nichts nutze", jammerte er. „Warum willst du mich heiraten?" Parjas Augen verengten sich. Sie waren außerordentlich blau. „Ich werde die Richterin sein, die entscheidet, zu was du taugst. Zunächst einmal bist du Fi, und das ist schon mal Grund genug. Jetzt schaff deinen shebs in die Cantina und zeig mir, dass du dich dran erinnerst, wie man ne'tra gal und eine Mahlzeit bestellt." Fi war sich sicher, das wäre alles nur Trara. Er staunte über ihre Geduld: Es war ihr egal, wie oft er Dinge fallen ließ oder ob ihm die richtigen Worte einfielen. Ihre Tante Rav Bralor, eine der Cuy'val Dar, die sie auf Kamino ausgebildet hatten, sagte, die Technikerin in Parja könne eine
kaputte Maschine einfach nicht unrepariert stehen lassen. Fi war also genau die Art von Reparaturprojekt, an dem sie ihre helle Freude hatte. „Wirst du mich immer noch wollen, wenn's mir besser geht?" Beim Eintreten durch die Türen der Cantina, schüchterte ihn die Bar als Ziel mehr ein als jeder Landungskopf. „Ich bin dann vielleicht zu ..." Die Worte entzogen sich seinen Lippen, obwohl sein Gehirn bereits umwerfend ausgesucht hatte. „... toll zum Angucken." „Dann werde ich wohl meinen Schweiß-Visor aufsetzen müssen, um meine zarte Empfindsamkeit zu schützen", entgegnete Parja. Mehrere Leute in der Cantina hielten inne, um aufzusehen. Es war eine kleine Stadt auf einem kleinen Planeten, in der jeder über seinen Nachbarn Bescheid wusste. Also sahen sie in Fi einen Fremden. „Oder du behältst einfach immer deinen Helm auf." „Okay, dann heirate ich dich." „Bevor ich dich hauen muss, was?" „Ich könnte vielleicht ein Handwerk lernen." „Wenn dein Koordinationsvermögen wieder auf Trab ist, kannst du dich in der Werkstatt ins Zeug legen." Bei Parja hieß es immer wenn und niemals falls. Misserfolg kam ihr nie in den Sinn. Als Fi mit klopfendem Herzen an die Bar trat, weil er sich nicht sicher war, ob er die richtigen Worte finden würde, um Ale zu bestellen, bemerkte
er zu seiner Rechten zwei Männer, die sich besonders für ihn zu interessieren schienen. Er konnte hören, wie sie über ihre Drinks hinweg murmelten. Ihre Helme hatten sie neben dem Tisch aufeinandergestapelt. Ganz gleich, was mit seinem Gehirn nicht in Ordnung war, Fi konnte aus einem Stimmengewirr immer noch eine Unterhaltung herausfiltern, wenn sie sich um ihn drehte. „Wenn ich's dir doch sag, das ist nicht der Typ." „Kannst du nicht wissen." „Ersieht aus wie er, da geb ich dir recht." „Zu sehr wie er." „Wer kann schon sagen, wo Fett seinen bas neral ausgesät hat, hä?" Sie blickten auf, als hätten sie plötzlich bemerkt, dass Fi sie anstarrte - und das tat er mit Verärgerung -, und wechselten das Thema. Mandalorianer besaßen das Taktgefühl eines betrunkenen Weequays, also dachten sie wohl, ihr Vergleich müsste ihn enorm beleidigt haben. Fi versuchte sich auf die anstehende Aufgabe zu konzentrieren und tastete nach einem Credit-Chip. „Zwei Ales", bestellte er klar und deutlich. Und da sich in jeder mandalorianischen Cantina auch etwas Suppe auftreiben ließ: „Und zwei Suppen." Die Wirtin, eine ältere Frau mit dünnem, ausgemergeltem Gesicht, das wirkte, als fände sie Spaß daran, den Saft
aus Sauerrohr zu saugen, bedachte ihn mit einem langen, verhaltenen Blick. „Du bist nicht von hier", stellte sie auf Basic fest. In Enceri sprach jeder Mando'a, aber Fi hatte in letzter Zeit schon genug Schwierigkeiten mit Basic. Sie neigte den Kopf etwas zur Seite, um den Helm anzusehen, den er unter seinem Arm trug, und ihr Gesichtsausdruck wurde milder. „Ah. Okay, verd'ika, sollen's Gi-Klößchen sein oder roter Kürbis?" Verd'ika. Das war ein liebevoller Ausdruck für einen Soldaten. Der Warnhinweis funktionierte ziemlich gut. „Kürbis, bitte." Gi-Suppe war zu viel für ihn. Fi konnte keinen Fisch mehr sehen, nicht nach dem, was mit Ko Sai geschehen war. Sie hatten die kaminoanische Wissenschaftlerin immer gihaal genannt- Fischmehl -, und jetzt, da sie tot und zerstückelt war, bekam er schon vom Gedanken an Fisch ein seltsam flaues Gefühl im Magen. Er reichte ihr seine Credits. Parja besorgte ihnen einen Tisch in einer schummrigen Ecke und half ihm auf einen Platz. „Du schlägst dich gut, cyar'ika." „Wie wer sehe ich aus?" Fi wusste, dass er wie jeder Einzelne seiner Klonbrüder aussah und - soweit er wusste auch wie Jango Fett im gleichen Alter. Er deutete mit dem diskretesten Kopfnicken, das er zustande brachte auf die
beiden Männer, die immer noch über ihren Drinks kauerten. „Fett ist tot, und er war viel älter als ich." „Nicht Fett", flüsterte Parja und packte seine Hand mit schraub-stockartigem Griff, um ihn zum Schweigen zu bringen. „Einer deiner Brüder. Spar." Spar - ARC-Trooper Alpha-02 - desertierte, noch bevor man die Große Armee auf Geonosis das erste Mal losgelassen hatte. Wie Skirata immer sagte, mochte der Mann zwar ein Alpha-Holzkopf sein, aber er war kein Narr. „Er ist nicht mein Bruder." „Nun, es heißt, Fenn Shysa will, dass er vorgibt, Fetts Erbe zu sein, nur der Form halber. Falls du es nicht bemerkt hast, wir haben zurzeit keinen Mand'alor." „Habt ihr's bemerkt, als ihr einen hattet?" Parja machte eine Pause und sah aus, als würde sie gleich lächeln. „Es geht darum, dass keinen zu haben, den aruetiise den Eindruck vermittelt, dass es mit uns bergab geht. Seien wir mal ehrlich, wir haben uns nie vom Verlust unserer besten Kämpfer bei Galidraan erholt. Das war nicht nötig - noch nicht." Fi hatte nichts von einem Verfall bemerkt. Mando'ade schienen nicht viel Führung zu brauchen, obwohl ihnen die Idee einer Repräsentationsfigur durchaus gefiel, und sei es nur, um über sie zu meckern. Eine lebhafte Erinnerung schoss ihm durch den Kopf, zusammen mit den Worten,
um sie auszudrücken. „Fett hat bereits einen Sohn. Boba. Er muss jetzt ungefähr zwölf sein. Frecher, kleiner Sack. Ordo hat ihm mal den Kopf in die Schüssel gestopft, weil er geprahlt hat, er könnte Kal'buir durch die Mangel drehen." „Im Augenblick brauchen wir mehr als ein Kind, Fi, selbst wenn wir ihn finden könnten. Er ist verschwunden." „Kommt nach dem Vater." „Vorsicht, am Ende fragt Shysa noch dich, ob du die Frucht von Fetts Lenden spielen willst..." „Wohl eher aus seinem Reagenzglas." Fi erinnerte sich daran, Fett von Zeit zu Zeit in Tipoca gesehen zu haben, ein eigenbrötlerischer, unaufmerksamer Mann, der sich selten mit den Cuy'val Dar abgab, die er angeheuert hatte. Fi fragte sich, ob es der Mand'alor wohl genossen hatte, überall Millionen Kopien von sich selbst zu sehen, oder ob es ihn verstört hatte. „Warum übernimmt Shysa nicht die Führung? Oder einer der Stammesführer?" „Der Name Fett lässt die aruetiise noch immer zittern." Aliit ori'shya taldin. Mandalorianer trafen mit ihren Sprichwörtern immer den Nagel auf den Kopf: Familie bestand definitiv aus mehr als nur Blut. Technisch gesehen war Fi ebenso Jango Fetts Fleisch und Blut wie Boba. Fi dachte darüber nach, wie interessant es sei, dass der Mann ihm so gar nicht wie ein Vater vorkam.
„Dann bin ich Erster-Klasse-Mando", bemerkte er. „Hundert "Prozent Fett. Aber mit einem besseren Händchen bei den Frauen." Parja ergab sich dem Grinsen, das sie vergeblich zu unterdrücken versuchte. Sie streichelte überschwänglich seinen Arm. „Kandosii! Jaing meinte schon, du seiest nicht auf den Mund gefallen. Ich glaube, da kommt einiges zurück." Fi fühlte sich etwas aufgeweckter. Ja, vielleicht wäre er eines Tages wieder so gut wie neu oder zumindest nahe dran. Er aß seine Suppe mit unsicherer Hand, wie ein Kind, das lernen muss, selbst zu essen, und drehte dabei der Cantina den Rücken zu, damit niemand die Hälfte davon über sein Kinn laufen sah. Parja streckte diskret die Hand aus und wischte es ab, bevor er nach einem Tuch tasten konnte. „Vor sechs Monaten", munterte sie ihn auf, „konntest du ohne Hilfe nicht einmal gerade gehen. Du machst dich wirklich, cyar'ika." Sie wusste genau, wann er Zuspruch brauchte. Hab ich ein Glück. Meine Freunde haben mich gerettet Und sie helfen mir wieder auf die Beine. Einst hatte er geglaubt, die Bande zu seiner ursprünglichen Schwadron, zu den Brüdern, mit denen er geboren worden und aufgewachsen war, wäre das Dauerhafteste, was er jemals erfahren wür-
de, und als sie starben, war er am Boden zerstört gewesen. Er hatte sich nicht vorstellen können, jemals wieder einem anderen Wesen so nahe sein zu können. Dann hatte er zur Omega Squad eine ebenso starke Bindung empfunden. Jetzt erstreckten sich diese Bindungen auf eine umfassendere Familie, einen bunten Haufen aus Klonen, Nicht-klonen und sogar auf etwas, das ihm einst unerreichbar erschienen war: eine Frau, die ihn liebte. „Okay", sagte Fi. „Wenn ich nicht mehr so kaputt aussehe, heiraten wir." Er wollte für sie wieder sein altes Ich sein. Sie sah ihn mit leichtem Stirnrunzeln an, und ihm wurde klar, dass sie vielleicht glauben könnte, er wolle sie abwimmeln. Vielleicht verstand sie einfach nicht, was er sagen wollte. In letzter Zeit kamen ihm die Worte oft nicht wie geplant über die Lippen. „Dann werd mal besser schnell wieder gesund", erwiderte sie. Kal'buir hatte seinen Jungs beigebracht, sich Ziele zu setzen, egal wie klein. Der nächste Bergrücken, der nächste Morgen oder auch nur der nächste Schritt, falls die Dinge schlecht liefen - man musste den Blick darauf gerichtet halten und Konzentration und Stärke daraus ziehen. Nächstes Jahr um diese Zeit, beschloss Fi, würde er
wieder derjenige sein, der er vor der Explosion gewesen war. Er nahm seinen Becher mit ne'tra gal, neigte ihn leicht in Parjas Richtung, wobei es ihm gelang, nichts davon zu verschütten, und zwang sich zu einem Grinsen. „Ich werde meine Rüstung besonders anmalen", versprach er. Vielleicht wurde es Zeit, dass er aufhörte, wie der Geist von Ghez Hokan auszusehen, dessen rotgraue Rüstung er erbeutet hatte. „In jeder Farbe, die dir gefällt." Aber Parja schaute an ihm vorbei zu den Türen der Cantina, und ihr Gesicht hatte diesen schmallippigen, verkniffenen Ich-schlag-dir-gleich-den-Schädel-ein-Ausdruck angenommen, den er auf seltsame Art und Weise reizend fand. Vorsichtig drehte er sich um, um zu sehen, weshalb sie so eine finstere Miene zog. Ein Mann in grüner Rüstung stolzierte auf sie zu und blickte auf Fi hinunter. Dann nahm er den Helm ab, unter dem welliges, blondes Haar zum Vorschein kam, das einen Schnitt vertragen konnte, und streckte seine gepanzerte Hand zum Gruß aus. „Na, sieh sich das einer an", begann er. „Ganz der alte Herr oder zumindest, was der alte Herr hätte sein können, wenn er deinen Start ins Leben gehabt hätte. Alles klar bei dir, ner'vod?" Fi hatte nicht die blasseste Ahnung, wer er war. Er schien allerdings der Einzige zu sein, dem es so ging. In der
Cantina herrschte Stille, ein gemeinschaftliches Atemanhalten. Parja sah dem Mann in die Augen. „ Du bist nicht nur einfach so vorbeigekommen", stellte sie säuerlich fest und legte ihre Hand mit einem Griff, der sagte fernhalten, auf Fis Arm. „Bevor du also überhaupt fragst - mein Alter steht nicht zur Verfügung. Siehst du nicht, dass er verletzt ist?" Der blonde Mann schien wegen der Abfuhr nicht im Geringsten beleidigt zu sein. Er lächelte bloß charmant nicht, dass es bei Parja gewirkt hätte - und umfasste auf Mando-Art Fis Arm. „Du siehst angeschlagen aus, Soldat", sagte er. „Ich heiße Fenn Shysa. Was würdest du davon halten, deinen Beitrag für Mandalore zu leisten?" Beobachtungspunkt von Omega Squad, oberhalb der Hadde-Rishun-Straße, Haurgabr Mittlerer Rand Darman war nie ein Spielertyp gewesen. Jetzt wusste er auch, weshalb: Er sah zu, wie seine Credits verschwanden, während Atins Laufkäfer unangefochten und unaufhaltsam zum Endspurt Richtung Sieg anhob.
Der Käfer war nicht gerade ein geölter Blitz. Aber wenigstens wusste er, wo sein Ziel lag. Eine Fähigkeit, die in der lokalen Insektenwelt dünn gesät zu sein schien. Während die Käfer vom Rest der Schwadron völlig chaotisch umher wuselten, krabbelte der von Atin auf geradem, entschlossenem Kurs der Zielgerade entgegen - einem Streifen Detonationstape in der aufgestellten Munitionskiste, die als provisorische Rennbahn herhielt. Die anderen huschten vor und zurück, knallten immer wieder gegen die Wände und prallten von ihnen ab, so als hätten sie vor, einen Fluchtweg in die Seitenwand der Kiste zu rammen. Sie besaßen einfach nicht die unbeirrbare Aufmerksamkeit, die einen Gewinner ausmacht. Darman gab ihnen fünf Punkte für bloße Hartnäckigkeit. „Kandosii!", jubelte Atin. Die stehende Luft übertrug Stimmen über Kilometer, aber in einem schalldichten Helm konnte ein Commando nach Herzenslust brüllen. Omega Squad hatte Tage gebraucht, um den Pfad hinauf zu diesem Aussichtspunkt zu finden, und sie wollten sich bedeckt halten. „Mach schon, ner'vod, zeig ihnen, aus was du gemacht bist..-. so ist's richtig ..." Die Omegas hatten jede Menge Zeit, während sie darauf warteten, dass Rebellen-Konvois der Separatisten Haurgabs Maujas-Wüste durchquerten, und Käferrennen war das sprichwörtliche einzige Spiel in der Stadt. Die Mit-
tagssonne brannte; einer dieser Tage, an denen eine klimatisierte Katarn-Rüstung eine kühle Zuflucht vor der mörderischen Hitze bot. Vielleicht war es sogar für die einheimischen Insekten zu heiß. Darman streckte die Hand aus, um seinen Käfer mit vorsichtigem Zeigefinger wieder auf die Bahn zu schieben. Die rubinroten Flügel erinnerten ihn an die Tagesflügler, die er auf Qiilura gesehen hatte: Fliegen, die einen einzigen hektischen, herrlich bunten Tag lang lebten und dann starben. Darman hatte einmal geglaubt, auf der Höhe des Lebens abzutreten, sei ein nobles Ende für einen Commando, aber nachdem er einige Jahre die große, weite Welt jenseits von Kamino kennenlernen hatte dürfen, war er zu dem Schluss gekommen, dass es absolut nichts Glorreiches an sich hatte. Es war einfach nur unfair. Das Leben war kurz - besonders für einen Klon - und zunehmend deprimierend. Tagesflügler zeigten einem im Zeitraffer, was schon viel zu bald mit einem passieren würde. Manchmal fühlte sich Darman genau wie die Laufkäfer: gefangen, von einem Punkt zum anderen geschoben, ohne wirklich zu wissen, welcher allumfassende Plan dahinterstecken mochte. Mit dem Kopf die Wand eines Krieges einrennend, der scheinbar weder zu gewinnen noch zu verlieren war.
Er hatte die Nase voll davon, Gemeinsamkeiten mit Insekten zu entdecken. Er war ein Mann, und er vermisste seine Kleine. Er wollte nach Hause - und hatte keine Ahnung, wo das war. Fi sagte, es wäre Kyrimorut. Darman entschied, dass es immer dort wäre, wo Etain es haben wollte. Manchmal berührte sie ihn durch die Macht hindurch, um ihn wissen zu lassen, dass sie an ihn dachte. Ein entrücktes, beinahe beunruhigendes Gefühl, so als würde sich jemand von hinten an einen heranschleichen. Sich mit seinem Jedi-General einzulassen, war eine sehr schlechte Idee, und das wusste er auch. Aber irgendwann musste der Krieg enden, und dann würde er das haben, was Sergeant Kai ein normales Leben nannte, Er hatte keine Vorstellung davon, wie sich diese Normalität für einen rasch alternden Klon und eine vorzeitig zurückgetretene Jedi gestalten würde, aber er war willens, den Versuch zu wagen. Er stupste seinen Laufkäfer wieder auf die Bahn. „Jetzt leg mal 'nen Zahn zu, di'kut Da geht's lang." „Hey, schummeln gilt nicht." Corr wandte sich an Niner in Erwartung eines schiedsrichterlichen Urteils. „Disqualifizieren Sie diesen unsportlichen Halunken, Sarge. Sein Käfer ist gedopt."
„Okay, ich weiß, ich hab eh verloren." Darman warf Atin einen Cre-dit-Chip an den Kopf, um seinen Wetteinsatz zu bezahlen, nahm dann seinen Käfer und drehte ihn in Richtung Ziellinie. Entspannender Witz war immer Fis Ding gewesen, aber er war fort: Corr, sein Ersatzmann, tat sein Bestes, um die Rolle des Schlaumeiers hinsichtlich der allgemeinen Aufmunterung in der Schwadron auszufüllen. „Ich kann nur nicht mit ansehen, wie das arme Ding sich abmüht, ganz jämmerlich und verwirrt." „Du wirst nie ein erfolgreicher Trainer werden, wenn du wegen deinem Vollblut gefühlsduselig wirst, Dar..." Niner robbte auf dem Bauch zur Kiste und spähte hinein, wobei sein Schatten auf einen der Käfer fiel. Dieser hielt inne, tastete mit seinen Fühlern nach der plötzlich kühleren Luft und krabbelte dann zu dem von Corr ausgewählten Läufer-einem leuchtend türkisen, stark glänzenden -, um diesen mit amourösen Annäherungsversuchen zu becircen. „Ich glaube, der ist mit dem Kopf nicht ganz beim Rennen, ner'vod", meinte Niner und begab sich wieder auf alle viere. Atins Käfer krabbelte weiter, so zielstrebig und standhaft wie sein vorübergehender Besitzer, und überquerte die Ziellinie. „Hurra, Atin hat's wieder geschafft. Drinks im Stall des Gewinners..."
Sie tranken inzwischen selbst recyceltes Wasser. Darman träumte von frischem, kaltem Wasser aus einem Hahn, und ganz gleich, wie sehr die Technikfuzzis von der Ausstattung betonten, das Filtersystem würde dafür garantieren, dass das aufbereitete Wasser - „persönliches" Wasser, wie sie es nannten - so rein wäre, wie aus einer Nabooquelle, er konnte sich einfach nicht mit dem Gedanken anfreunden, es bereits mehrere Male getrunken und ausgeschieden zu haben. Es fühlte sich in seinem Mund beunruhigend warm an, als er an dem Schlauch des Speichers in seiner Rüstung saugte. Aber immerhin war es besser, als das von den anderen zu trinken. Ein Riesenkrug mit eiskaltem Wasser, eine Dusche, eine hübsche, weiche Koje ... Atin ballte dezent die Faust. „Oya! Zahltag, ihr Pfeifen." Er streckte seine Handfläche aus. „Das sind acht Gewinne in Folge." „Wir basteln dir einen kleinen Pokal, At'ika", sagte Darman und pflückte eine kelchförmige, verdorrte Schote von einer längst abgestorbenen Pflanze. „Jetzt kannst du den Gewinner zum Beschälen geben. Echtes Vollblut züchten." „Bekomme ich Gestreifte oder Hellviolette, wenn ich ihn mit Corrs zusammenstecke?"
„Das ist nicht wie Farbenmischen. Du verstehst wohl nicht viel von Genetik, was?" Niner schob die Käfer mit den Händen zusammen und warf sie in die Luft. Sie stoben in einem schillernden Feuerwerk aus juwelenartigen Flügeln auseinander und verschwanden in der trüben Hitze. Sie konnten recht gut fliegen. Weshalb hatten sie nie versucht, von der Rennbahn zu flüchten? Weshalb hatten sie unentwegt mit ihren dummen, kleinen Köpfen die Seitenwände der Munitionskiste eingerannt, wenn sie doch nur aufschauen und davonfliegen hätten können? Niner stellte die Blasterkanone auf ihrem Stativ um, sodass die Mündung unauffällig auf einer Felsritze auflag, und fummelte an der Optik herum. Er wirkte dieser Tage zunehmend unruhig und verschlossen, als hätte er Zweifel an allem, ohne mit seiner Schwadron darüber sprechen zu können. Vielleicht war es wegen Fi. Nicht nur seine Abwesenheit, die schon schwer genug zu ertragen war, sondern das, was ihm zugestoßen war. Wenn Fi gestorben wäre, hätten sie damit vielleicht besser umgehen können, als mit dem Wissen, dass er einen Hirnschaden hatte. Sie hatten ihn nicht mehr gesehen, seit Sergeant Kai ihn abrupt nach Mandalore gebracht hatte. Manchmal schickte er Comm-Mitteilun-gen. Aber abgesehen von der Erwähnung irgendeiner mandalorianischen Frau namens Parja, die an-
scheinend einen zentralen Punkt in seinem neuen Leben darstellte, erzählte er ihnen nur wenig. Jusik meinte jedoch, er würde Fortschritte machen. Darman konnte sich erinnern, wie sehr Fi sich eine Freundin gewünscht hatte, und jetzt, da er eine hatte, brauchte Darman sich nicht mehr wegen Etain schuldig zu fühlen. Die meisten menschlichen Wesen schienen glücklicher zu sein, wenn sie etwas für sich hatten, das anderen verwehrt blieb, aber Darman empfand - wie die meisten Klone - Unbehagen, wenn er einen Vorteil gegenüber seinen Brüdern hatte. Soweit es General Zey betraf - der natürlich nicht ein Wort der offiziellen Geschichte glaubte -, war Fi tot. Er war jetzt in jeder Hinsicht so weit weg, dass er es ebenso gut hätte sein können. Auch Jusik war fort. Das ganze Team driftete auseinander. Darman legte sich auf den Bauch, spähte hinunter auf die unbefestigte Straße in der Tiefe, das einzige offene Gelände im Umkreis von mehreren Kilometern, und wartete auf ihr Ziel. Atin gab leichte Schlürfgeräusche von sich, während er an seinem Wasservorrat saugte. Der Schatten einer uralten Festungsruine - drei verfallene Mauern aus gebrannten Lehmziegeln - bot ein paar kühle Flecken innerhalb ihrer Wartestellung. Viele Gefechte waren auf
diesem Pass ausgetragen worden. „Apropos Genetik", begann Atin auf einmal. „Was ist eigentlich wirklich mit Ko Sai passiert?" Darman zuckte mit den Schultern. „Wenn Kal'buir meint, wir sollten es wissen, wird er es uns sagen." „Ich hab echt irren Kram gehört." „Wie irre?" „Dass Kai ihre Forschung geklaut und sie umgelegt hat." „Wer hat dir das erzählt?" „Sev." Atin war einer von Vaus Auszubildenden gewesen, und Darman wusste, dass sie trotz alter Fehden immer noch miteinander plauderten. „Sev redet wie immer mit seinem shebs", lästerte er. „Ko Sai hat bekommen, was sie verdient hat, so oder so." „Ich weiß, aber was will Kal'buir mit ihren ganzen Daten?" Wenigstens hatte Atin kein Mitleid mit dem AiwhaHappen. Darman hatte seit seiner abgekapselten Existenz in Tipoca City einen soliden Hass auf die Kaminoaner entwickelt, und manchmal wünschte er sich, er hätte bereits so gefühlt, als er noch dicht genug dran gewesen war, um ein paar Rechnungen zu begleichen. Es war erstaunlich, was Menschen alles als normal hinnehmen konnten, sofern sie keinerlei Vergleichsmöglichkeit hatten.
„Ich weiß nicht", antwortete Darman. „Vielleicht verhökert er sie an den Meistbietenden." Niner ließ ein neues Energiepack an seinem Deeze einrasten. „Hast du ihn gefragt?" „Nein", sagte Atin. „Warum fragst du ihn nicht, Dar? Du bist einer seiner Lieblinge. Wie Ordo und Fi. Und vielleicht möchte er eines Tages einen Halb-Jedi als Enkelkind." Corr lachte. „Aber er hat Bard'ika. Also hat er schon einen Voll-Jedi als Sohn, oder?" Darman fühlte sich unbehaglich. Er wollte seine Brüder nicht vor den Kopfstoßen, und es war ihm nie in den Sinn gekommen, dass einer von ihnen anders behandelt werden könnte. „Kal'buir hat keine Lieblinge. Wahrscheinlich hält er mich für den Idioten vom ganzen Wurf, auf den man aufpassen muss. Du willst, dass ich ihn frage?" Darman wusste nicht, wie er es zur Sprache bringen sollte, aber Skirata zeigte unendliche Geduld, wenn es um seine Jungs ging. „Dann frage ich ihn." Aber jetzt nagte bereits die andere Frage an ihm. Es machte keinen Unterschied, wie Skirata sie behandelte, dennoch hatte sich der Zweifel seinen Weg in Darmans Verstand gefressen und wollte nicht mehr verschwinden. Er versuchte eine etwas bequemere Haltung einzunehmen, den Deeze in die Armbeuge gelegt und die Vergröße-
rungsfunktion seines Visors auf maximale Reichweite gestellt, wartete er. „Welcher Schwachkopf bei der Ausstattung hat Deezes geordert, die den Ladestreifen links haben?", murmelte Corr. Erschien die Commando-Version des DC-17 nie sonderlich gemocht zu haben. Die ursprünglichen Commando-Brigaden waren an dieser Waffe ausgebildet worden, seit sie alt genug gewesen waren, sie zu halten, aber für Männer, die durch das Crosstraining hinzukamen, war sie neu, und sie meckerten. „Und an der Pistole auch. Kann man gar nicht richtig holstern." „Ein Schwachkopf, der niemals feuern musste, um sein Leben zu retten", erklärte Niner. „Oder ein Schwachkopf, der gedacht hat, wenn man mit Rechts zielt, hätte man die Linke frei zum Nachladen ..." „Was für ein Haufen nutzloser bev'ikase." „Hast du dir dieses Wort ausgedacht?" „Ist doch das richtige Wort, oder? Es bedeutet --" „Ja, schon, aber ich hab noch nie gehört, dass es jemand als Schimpfwort benutzt... nur anatomisch." „Er hat recht", versicherte Atin. „Ich nehme an, das ist der wahre Grund, weshalb man uns zu Beidhändern ausbildet. Weil man die or'diniise bei der Ausstattung einberechnet hat."
Darman mochte seinen Deeze. Okay, der Ladestreifen war bescheuert, aber das Teil klemmte weder bei Hitze noch bei Kälte oder Staub. Es war zielgenau, und selbst der Wechsel der Aufsätze war ebenso leicht, wie das Nachladen. „Ich hätte gern 'ne Verp", sagte er. „Die sind herrlich. Erinnert ihr euch, wie wir mit denen die Terroristen auf Triple Zero markiert haben?" Atin rollte mit dem Kopf, um seine Nackenmuskeln zu entspannen. „Das waren du und Fi." „Genauso war's", erwiderte Darman und vermisste dabei Fi schmerzlich, aber er war umsichtig genug, Corrs Gefühle nicht zu verletzen, indem er es aussprach. Corr war ein guter Kamerad. Nach ein paar Wochen, war es ihnen vorgekommen, als wäre er schon immer ein Teil von Omega gewesen. Aber wenn Fi wieder zu ihnen hätte stoßen können, wäre das großartig gewesen. Die trübe Hitze ließ die ockergelbe Wüste in Luftspiegelungen zerfließen. Dunkle Seen, die kamen und gingen, während Darman sie anstarrte. Der Flotten-Wetterdienst hatte eine 80-prozentige Wahrscheinlichkeit für Sandstürme verlautbaren lassen. Haurgab war schon wieder so ein Provinzplanet, dessen strategischer Nutzen Darman nicht verständlich war. Gut, es gab hier Erzminen, und die Separatisten würden jede Menge Erz brauchen, falls sie
weiterhin Droiden vom Band lassen wollten, aber warum konzentrierte sich Palpatine nicht darauf, die größeren Populationszentren des separatistischen Planeten anzugreifen? Warum war die Klonarmee so spärlich verteilt? Darman sprach laut, als er sich selbst antwortete. „Er zieht nur unsere Versorgungsketten in die Länge." „Kal'buir?" „Der Herr Schleimer. Palpi. Er sollte den Militärkram den Generälen überlassen. Typischer shabla Zivi. Das strategische Genie, das sich den Hintern in seinem hübschen, sicheren Büro plattsitzt." Wenn es irgendetwas gab, das die durch und durch idiotische Strategie in diesem Krieg versinnbildlichte, dann war es Haurgab, Die GAR verfügte über zu wenige Ressourcen, um den Planeten einzunehmen, aber über zu viele, um so gründlich besiegt zu werden, dass die Politiker den Wink verstanden und den Rückzug angeordnet hätten. Auf diesem Niveau zermürbenden Trübsals konnte der Krieg noch jahrelang weiterbrodeln, und er würde es wahrscheinlich auch tun. Auf der anderen Seite des Flussbettes, das bereits seit Dekaden kein fließendes Wasser mehr gesehen hatte, ungefähr zwanzig Klicks im Nordwesten, unterstützte die 85. Infanterie die lokale Regierung in Hadde. Ein fernes Bumm-Bumm-Bumm schwoll wie ein langsamer Herz-
schlag an, beantwortet von dem etwas höheren und rasanteren Bellen von Kanonenfeuer. Darman sah, wie sich in der Ferne frische Rauchwolken bildeten. Fast hätte er seinen Chrono nach der Regelmäßigkeit des Bombardements stellen können. Die hiesigen Mauja-Clans packten ihre gesammelte Artillerie immer nach dem Mittagessen aus, um die Bevölkerung von Hadde zur heißesten Tageszeit in die Schutzräume zu treiben und die Stadt zu einem äußerst ungemütlichen Aufenthaltsort zu machen, bis zur Abenddämmerung der Wind wieder zunahm und die Maujasi für die Nacht nach Hause gingen. Es war, als bestünde ihre Tagesarbeit daraus, die vertraglich festgelegten Arbeitsstunden mit ein wenig Bombardieren zuzubringen, um danach nach Hause zu gehen, um Holovids zu gucken. Zwei Kompanien: weniger als dreihundert Mann. Es war erbärmlich unzureichend, und dazu gab es nur wenig Luftunterstützung. Der Rest des Bataillons lag in einzelnen Zügen quer durch die Region zerstreut und gewann an einem Tag etwas Boden, nur um ihn tags darauf wieder zu verlieren. Aus diesem Grund hatte man die Schwadron geschickt. Sie hatten ein einziges Ziel: einen wichtigen Anführer der Maujasi namens Jolluc. Jetzt warteten sie darauf, dass er sich zeigte.
„Wisst ihr was?", sagte Corr. „Wenn wir hier nur ein bisschen mehr Luftstreitkräfte reinbringen und die osik aus den Siedlungen um diese Müllhalde rausbomben würden, müsste sich niemand mehr den shebs abkochen, und wir könnten alle irgendwo hingehen, wo's ein besseres Nachtleben gibt. Seht euch dieses Loch bloß mal an. Nur Berge." „Hügel", berichtigte Atin. „Sie stehen trotzdem im Weg. Luftangriff." Corr hatte sein Leben als einfacher Soldat beim Bombenräumkommando begonnen und lernte immer noch nach und nach Mando'a. Wie vorherzusehen, schnappte er zuerst Obszönitäten und Jargonausdrücke auf, genau wie Etain. Er brachte sogar seine eigenen hervor. „Cor'ika, wir würden nur an einen genauso sinnlosen Ort geschickt werden, um das Gleiche wieder zu tun", erwiderte Atin. „Und wir sind dazu angehalten, Herzen und Köpfe zu gewinnen. Kein Ausradieren ziviler Dörfer." „Zivilisten am shebs. Die sind doch alle bewaffnet. Die brauchen keine Uniform, um Feinde zu sein. Warum enden alle Spezies, die etwas gegen ihre Nachbarn haben, damit, dass sie als Separatisten klassifiziert oder auf unsere Liste gesetzt werden?" „Hier ist es nicht mal 'ne andere Spezies", schaltete sich Darman ins Gemaule ein. „Nicht wie auf Gaftikar, wo man
sehen konnte, wer wer ist. Hier gibt's nur Menschen. Und die sehen auch noch alle gleich aus." Ein winziger Staubsturm am Horizont deutete darauf hin, dass sich Bodenfahrzeuge auf sie zubewegten. Niner klickte leicht genervt mit den Zähnen. Eine Gewohnheit, die er offenbar bei Skirata aufgeschnappt hatte. „Ich hasse es, wenn er nachdenkt. Denken macht einen nur unzufrieden." „Genau, das ist mein Job", sagte Atin. „Was von Laseema gehört?" „Noch nicht, Sarge." „Sie wird eine Nachricht schicken. Keine Sorge." „Ich weiß, dass sie das wird", erwiderte Atin etwas gereizt. „Wir heiraten." „Was?1' „Du hast schon richtig gehört." Die Neuigkeit lenkte ihre Aufmerksamkeit nicht von der Straße ab, aber sie minderte sie. Darman drehte sich der Magen um. Das war eine ganz andere Welt. Das war „Unmöglich", behauptete Niner. „Du kannst nicht heiraten. Du bist in der Armee." Atin bedeutete auf Mando'a so viel wie starrsinnig, aber für Mandalorianer war es nicht negativ besetzt. Es drückte eher Hartnäckigkeit und Mut aus statt bloße Sturheit. Atin ging ruhig und unbeirrbar methodisch vor, bis ihn etwas
wirklich reizte - dann verfiel er wieder in jenen Typ Mann, wie sie Vaus Ausbildung hervorbrachte: tobsüchtig rasend und nicht bereit, auch nur einen Zentimeter Boden zu verlieren, bevor man ihn zu Boden schlug. Vau hatte ihnen diese animalische Reaktion eingeprügelt. Ein primitiver Wille, von dem er sagte, er würde sie auch dann noch am Leben erhalten, wenn normale Männer bereits aufgegeben hätten und tot waren. „Zeig mir, wo's steht", sagte Atin gereizt. Darman konnte trotz des Helmes sehen, wie er sein Kinn trotzig vorstreckte. „Mach schon. Zeig mir die Vorschrift, in der steht, dass wir nicht heiraten können." „Es war nie vorgesehen, dass wir Familie haben." „Aber es gibt auch keine ausdrücklichen Vorschriften dagegen, oder?" „Nein. Aber es ist trotzdem bescheuert." „Wieso?" Kein Klon brauchte das Gesicht seines Bruders zu sehen, um zu wissen, was in dessen Kopf vorging. Darman erkannte anhand des schwachen Kückens und Atmens, das vom Helm-Comlink übertragen wurde, dass Niner nervös war. Aber Niner gehörte definitiv nicht zu den Panikern dieser Welt. Er war aufgebracht Er wollte eine unbequeme Realität beseitigen.
„Weil du keinen Sold bekommst", argumentierte Niner schließlich. „Also kannst du nicht Frau und Kind unterhalten. Es gibt auch keine Unterkünfte für Eheleute. Es -" Atin hatte sich auf Streit eingeschossen. Er klang, als würde er die Zähne zusammenbeißen. „ Laseema ist eine Twi'lek. Twi'leks und Menschen können sich nicht fortpflanzen. Und sie hat ein Appartement. Kal'buir hat dafür bezahlt. Und sie hat einen Job. Ich muss sie also nicht unterhalten. Puff, das war's mit deiner Argumentation, Sarge."' Corr murmelte in sich hinein. „Sich aushalten lassen, hm? Nicht schlecht." „Du bist trotzdem verrückt", beharrte Niner. „Und es ist nicht meine Argumentation. Es ist einfach so." Darman sah seine Pläne, einmal ein bisschen häusliches Glück zu erleben, bedroht, und er mischte sich ein, um Atin Rückendeckung zu geben. Sie waren Männer, keine Droiden, sie hatten das Recht, etwas mehr vom Leben zu erwarten. Skirata hatte das gesagt. „Denkst du, wir können nicht heiraten, weil wir Eigentum sind, Sarge?", fragte Darman. Niners Stimme verhärtete sich. „Ich weiß nicht. Geh und frag General Zey." „Zey geht das am shebs vorbei", schnappte Atin. „Und selbst wenn nicht, was könnte er deswegen unterneh-
men? Wie soll er den Unterschied erkennen, zwischen dem, was wir jetzt tun, und dem, was passiert, wenn Laseema und ich uns die Treue geschworen haben?" „Er hat nicht ganz unrecht", meinte Darman. „Ist rein akademisch." „Außerdem will ich leben." Atin wurde jetzt richtiggehend wütend. „Wenn ich überlebe, werde ich nicht für immer Soldat bleiben." Er machte eine kurze Pause, so als würde er sich auf etwas Schwieriges vorbereiten. „Ich will weg. Ich will austreten." Es war das erste Mal, das es einer von ihnen laut aussprach. Vielleicht war es das erste Mal, dass es einer von ihnen wirklich wollte. Fis Weggang hatte irgendwie die Tür zu Widerspruch und echten Ambitionen jenseits der GAR geöffnet. In der beklemmenden Stille versuchte Corr geflissentlich, den Streit zu vermeiden. Manchmal verhielt er sich immer noch auf eine vorläufige Ich-bin-nur-LückenfüllerArt-und-Weise, obwohl inzwischen klar war, dass Fi nie wieder zurückkehren würde. Niner sprach jetzt mit der Leg-dich-nicht-mit-mir-anStimme des Sergeants. „Du solltest dich auf die Operation konzentrieren und nicht darauf, die Armee zu verlassen." „Tu ich", erwiderte Atin, bewegte sich zu Corr und ging neben ihm in Feuerstellung. „Ich kann beides gleichzeitig.
Das eine hilft mir sogar, das andere zu tun ..." Nein, es war nicht Fis Flucht. Darman glaubte, es sei das Erscheinen von Skiratas Enkelsohn, mit dem es begonnen hatte. Das Kind hatte ihnen das Gefühl vermittelt, dass das Leben ohne sie weiterging und sie zurückließ. Wären sie Fünfzehner gewesen, reguläre Klonsoldaten mit begrenztem Kontakt zum normalen Zivilleben, hätten sie sich vielleicht vormachen können, dass die Dinge gar nicht so schlecht standen. Aber sie hatten zu viel Zeit damit verbracht, Dinge zu tun, die Nichtklone für gegeben ansahen. Indem er ihnen so viel Freiheit gegeben hatte, wie er nur konnte, hatte Skirata sie sehr viel unzufriedener mit ihrem Los gemacht. „Was ist mit dir und Etain, Dar?", fragte Atin. „Was? Du meinst, ob wir uns häuslich niederlassen?" „Jep." Etain würde den Jedi-Orden verlassen müssen. Sie hatten etwas gegen Beziehungen - Bindungen, wie sie es nannten -, aber sie erwarteten auch nicht, dass ein Jedi im Zölibat lebte. Damit schien der Ärger vorprogrammiert, dachte Darman. Eines Tages würde irgendein liebestrunkener Jedi etwas Törichtes tun, ganz gleich, was ihre Ausbildung ihnen alles austreiben sollte, und es würde kein gutes Ende nehmen. Man konnte Fleisch und Blut nicht in
emotionslose Droiden verwandeln, weder Klon noch Jedi. Es war nicht gesund. Es war nicht fair. „Wir haben noch keine Einzelheiten besprochen", antwortete Darman. „Aber... ja ... doch, das will ich." „Kinder?" Darman dachte an Skiratas Enkelsohn. Babys bedeuteten andauerndes Fordern und Hunger. Machtsensitive Babys - tja, das würde Etain regeln müssen. Aber selbst wenn, das war alles Zukunftsmusik, und er musste sich nicht den Kopf darüber zerbrechen. „Eines Tages", sagte er. „Aber jetzt noch nicht." „Machst besser ein bisschen hin", empfahl Corr. „Bevor du zu alt bist." „Apropos hinmachen", sagte Niner. „Bereithalten ..." Darmans Magen zog sich zusammen. Wie immer, bevor es losging. Er krabbelte ein Stück zur Seite, um einen besseren Blickwinkel zu haben, und sah, was Niners Aufmerksamkeit erregt hatte: Ein schmaler Konvoi Repulsorlaster, der routinemäßig Versorgungsgüter vom Hafen beförderte, wirbelte den Wüstenstaub zu einer Rauchwand auf. Atin ließ einen Fernspäher frei. Er warf die kleine Kugel in die Luft, damit sie sich ihren Weg über den schmalen Pass bahnte und dann schwebend die Bilder aus der Tiefe übertrug.
Corr scrollte durch die Vergrößerungen seines HUDs; Darman konnte die wechselnde Perspektive seines Bruders auf den Sichticons seines eigenen Head-Up-Displays sehen. Corrs Blick blieb an der Südwand der abbröckelnden Felsklippen hängen, welche die Straße säumten, und als Darman auf die gleiche Ansicht schaltete, konnte er Konturen erkennen, die plötzlich wie Insekten aus den Spalten heraustraten. „Ich glaube immer noch, dass sie Tunnels zu diesen Standorten haben", sagte Corr etwas gereizt. „Sonst hätten wir sie reingehen gesehen." Niner hatte eine gute Sichtlinie das Trockental hinunter. „Tja, solange sie nicht gesehen haben, wie wir reingegangen sind ... vergesst nicht, wir sind nur hinter Jolluc her. Verschwendet keine Munition auf irgendjemand anders, solange es nicht unbedingt nötig ist." Jede Woche war ein Zug Rebellen an der unbefestigten Straße aufgetaucht, um Transporte von der Hafenstadt Rishun nach Hadde abzufangen. Omega Squad hatte sie gewähren lassen, einfach nur zugesehen und Informationen gesammelt. Es war Jolluc, den sie beseitigen mussten; clever, einfallsreich und der wichtigste Mann in Sachen Planung, wie der Geheimdienst sagte. Jetzt wurden die Rebellen protzig, um Mereels Lieblingsausdruck zu verwenden. Sie trafen weniger Vorsichtsmaßnahmen.
Dennoch wirkte es auf Darman ziemlich sinnlos, in Anbetracht der Tatsache, dass die Mauja-Stämme keine wirkliche Bedrohung für die Republik darstellten. Er bezweifelte, dass sie das Wort Separatisten überhaupt buchstabieren konnten. Sie fanden einfach Gefallen am Stehlen und nicht an ihrer Regierung, was sich eigentlich ganz nach Skirata anhörte. Sie wollten einfach alles, was sie in die Finger bekommen konnten, und Hadde sah wahrscheinlich nach einem guten Ort zum Ausplündern aus. Aber sie würden zurückschießen, wenn Omega sie ins Visier nehmen würde. Daher löste sich Darmans vage Sympathie schneller in Luft auf als Spucke auf den heißen Felsen um ihn herum. Er legte mit seinem Zielfernrohr an. Die Rebellen mussten den Konvoi aus der Nähe angreifen, wenn sie ihn ausplündern wollten, da ein Artilleriebombardement alles zerstören würde, was sie an sich nehmen wollten und das machte sie verwundbar. Jolluc würde bei ihnen sein - wenn der Geheimdienst recht behielt- und in offenem Gelände leichte Beute abgeben. „Die könnten da unten ein ganzes Netz aus Tunnels haben." Corr blieb beharrlich. „Und das können wir nicht mal ankratzen, wenn wir keine Luftunterstützung rufen können. Wenn die Luft wieder rein ist, schlage ich vor, wir gehen runter und machen ein paar Scans. Mal sehen, ob wir den Laden dichtmachen können."
Ein paar der Maujasi begaben sich hinunter zur Straße. Sie trugen Teile auseinandergenommener Repetierblaster mit sich und rannten auf die andere Seite, um dort die Felsen zu erklimmen und Positionen einzunehmen, an denen sie die Waffen zusammensetzten. Es waren jetzt ungefähr dreißig von ihnen. Von Jolluc war nichts zu sehen. Darman hatte mehrere Bilder von ihm auf seinem HUD und verglich sie mit jedem Rebellen, den er durch das Zielfernrohr seines DC-17 klar erkennen konnte. „Ein paar mehr als sonst", stellte Atin fest. „Vielleicht kommt heute nichts Gescheites auf HNE." Niner schüttelte den Kopf. „Der Geheimdienst hat nichts von irgendetwas Besonderem an diesem Versorgungstransport gesagt." „Da haben wir's wieder", seufzte Darman. „Der Geheimdienst ist so nützlich wie ein drittes Nasenloch. Hört auf, denen zu glauben." Der Konvoi der Repulsorlaster befand sich jetzt wenige Minuten von der Stelle des Hinterhalts entfernt. Ihre Sicherheitsspeeder fuhren vor. Sie wussten, dass sie Gesellschaft bekommen würden. Auf die eine oder andere Art traf es sie immer. Die Frage lautete lediglich, wie schwer. Weshalb also unterstützte die Republik Hadde nicht einfach mit Lufttransporten, um die Stadt zu versorgen? Sie waren genauso dumm wie diese shabla-Käfer. Damit hätte
dieses Ritual ein Ende. Es bewies Darman, dass Palpatine entweder Credits und Ressourcen ausgingen oder dass er keine Ahnung von der Kriegsführung hatte. Oder vielleicht beides. „Bereithalten", wiederholte Niner. „Wir sollten den Konvoi warnen, dass wir hier sind." „Das Risiko gehe ich nicht ein. In einem Augenblick sind sie Sympathisanten der Republik, und im nächsten sind sie Rebellen ... du kannst keinem von ihnen trauen." Darman hatte vor, eine Granate oder drei in die Nordseite des Hanges zu jagen, falls die Sache zu heiß werden sollte, wobei die Stellung der Rebellen mit dem Rotationsblaster das erste Ziel wäre. Das Ding sah antik aus. Kriegsführung bedeutete hier deutlich weniger Hightech, aber den Gegner zu unterschätzen, bedeutete einen schnellen Weg in den Tod. Immer noch kein Anzeichen von Jolluc. „Zweihundert Meter", meldete Niner. Darman hörte das Magazin des Repetierblasters einrasten. „Junge, das sind definitiv mehr von ihnen als sonst..." „Wir könnten abbrechen", meinte Atin. Niner hatte den Finger am Abzug. Die Rebellen befanden sich jetzt alle zwischen Omegas Standort und dem Konvoi. „Nicht jetzt." „Ich zähle einunddreißig."
Auf einem Felsen mitten im Nichts. Wir werden die Beine in die Hand nehmen müssen ... hätten Speeder-Bikes mitbringen sollen... „Wenn ihr Jolluc seht - ausschalten!", befahl Niner. „Wenn ihr ihn nicht seht, feuert ihr auch nicht Schließt die Augen und überlasst den Konvoi sich selbst. Keine Heldentaten." Es war grausam, aber sie waren nicht hier, um die Versorgungsketten der Zivis zu hüten. Darman motivierte sich mit dem Gedanken an einen Krug eiskalten Wassers in der Basis und überprüfte die Reichweite seines Deezes. Das Fadenkreuz legte sich auf den uralten Rotationsblaster, und die Granataufladung leuchtete rot. Das erste Bdapp des Rebellenblasters zerriss die schwere Nachmittagsluft. Die Eskorte des Konvois erwiderte das Feuer, während die Laster versuchten, sich zu verteilen. Aber die Straße bot nicht genügend freies Gelände. „Kein Jolluc", stellte Niner ruhig fest. „Wart noch etwas ..." Atin wandte sich von dem Angriff in der Tiefe ab. „Shab, wie ich das hasse." „Wir sind nicht hier, um den Verkehr zu regeln." Es war dennoch hart, sich zurückzuhalten und den Konvoi alles abbekommen zu lassen. Darman juckte es nach einem Vorwand, das Feuer zu eröffnen. Auf Qiilura war er
schon einmal zu Hilfe geeilt, hatte seine Deckung aufgegeben, um Zivilisten zu retten, aber da war er noch ein halbes Kind gewesen, gerade mal auf seinem zweiten Einsatz. Je mehr Zeit man im Kampf verbrachte, desto vorsichtiger wurde man. Die Abhärtung durch die vielen Gefechte bedeutete, dass man wusste, wie tot man wirklich enden konnte. Kopf und Kragen zu riskieren, überließ Darman inzwischen den Frischlingen. Welchen Frischlingen? Uns geht die Verstärkung aus. Blasterfeuer flammte auf und fauchte, Rauch quoll empor, und Darman musste sich anstrengen, um nicht auf die Rufe und Schreie zu reagieren. Niner streckte den Arm aus, um ihm die Hand auf die Schulter zu legen, sagte aber nichts. „Hab ihn", meldete Corr. Er hielt kurz inne, und seine Kehle gab ein tiefes, rollendes Geräusch von sich, genau wie bei Sev. „Beim Leitfahrzeug. Seht euch den dreckigen hut'uun an." Für einen Augenblick begriff Darman nicht, weshalb Corr Haurgabs Bürgerkrieg plötzlich so persönlich nahm, aber als er das Bild auf seinem HUD vergrößerte, verstand er: Jolluc - ja, er war es - trug ein paar Teile weißer Plastoid-Rüstung zur Schau, Trooper-Rüstung. Er schlenderte durch den Rauch, als würde nirgends ein Schuss fallen.
Es gab nur einen Weg, auf dem er sie an sich gebracht haben konnte, und das machte diesen Kampf mit einem Mal tatsächlich sehr persönlich. „Ich frage mich, was aus dem armen Fünfzehner geworden ist, dem er die abgenommen hat", flüsterte Corr, während er zielte. „Okay, shab-Fresse, jetzt bekommst du Gelegenheit rauszufinden, dass Trooper-Rüstungen nicht so hart sind wie der Katarn-Satz ..." Niner schwenkte zurück zu dem Repetierblaster. Sie hatten nicht damit gerechnet, dass so viele Rebellen auftauchen würden. Also wurden sie den zurücklassen müssen. Ein guter Schuss, und die Maujasi wären in dem ganzen Durcheinander nicht in der Lage, die Stelle zu bestimmen, von der aus er gekommen war. „Sobald wir sicher sind, dass er ausgeschaltet ist, zischen wir ab", ordnete Niner an. „Verstanden?" Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, drückte Corr ab. Darman sah die heiße Dampffahne wie eine Rauchwolke aus Jollucs Kopf schießen, und der Rebellenführer- keine besonderen Merkmale, vielleicht fünfzig, zur Glatze neigend - schien kurz zu hüpfen, bevor er rücklings gegen einen brennenden Laster fiel. „ Bewegt sich noch", meldete Darman. Atin feuerte einen Schuss ab. „Jetzt nicht mehr..."
Niner krabbelte zu seinem Deeze. „Okay, Job erledigt lasst uns abhauen." Sie hätten den Abhang hinter sich lassen und in den felsigen Hügeln verschwunden sein können, bevor die Maujasi herausgefunden hatten, was geschehen war. Hätten. „Scharfschütze! Scharfschütze!" Der Ruf hallte quer durch das Trockental, und für einen Augenblick verstummte das Feuer. Dann rauschte etwas einen Meter oder so über die bröckelnden Mauern der ehemaligen Festung hinweg, und Darman und die anderen hechteten in Deckung. Eine Mörsergranate explodierte ein Stück hinter ihnen. Die nächste würde wahrscheinlich die richtige Reichweite haben. „Wir sind im Arsch", sagte Corr müde, nahm den Scharfschützenaufsatz von seinem Deeze und ersetzte ihn durch den lonenpulsgeber. „Sie wissen, dass wir hier sind." „Bis wir unten sind, warten die schon auf uns." Darman zählte noch einmal. Etwa zwanzig Rebellen standen noch. „Wir könnten zwanzig weghauen." Niner kniete nieder und zielte mit dem Repetierblaster. „Ich geb ihnen etwas zum Nachdenken, und ihr Jungs zischt ab." Darman ignorierte ihn und lud ein paar Granaten. Atin
und Corr hatten es auch nicht eilig damit, Befehle zu befolgen. „Fang nicht damit an, Sarge", sagte Atin. „Du weißt, dass wir so was nicht machen. Los geht's." Ein paar der Repulsorlaster hatten es geschafft umzukehren und machten sich eiligst auf den Weg zurück nach Rishun. Eine weitere Granate sauste einen knappen Meter über die Köpfe der Schwadron hinweg. Viel zu dicht. Die Luft war erfüllt von pulverisiertem Fels und Rauch aus einem brennenden Fahrzeug. Darman wechselte per Augenblinzeln die Filter seines Visors und sah reines Chaos im Dunst, mehr Trümmer, als er erwartet hatte, und jede Menge Leichen. „Okay, lauft. Lauft." Darman rannte geduckt zum Ausstiegspunkt, in dem Glauben, die anderen würden ihm folgen, aber eine minimale Bewegung aus Niners HUD-Sichticon stach ihm ins Auge. Durch den Dunst, der sich über den schmalen Pass gelegt hatte, quoll eine wachsende Flut an Bewegungen. Umrisse - erst einzeln und zu zweit, dann zu Dutzenden strömten aus den Öffnungen an den Seiten des Trockentals. „Ich würd sagen, um die Hundert...", sagte Niner ruhig und stapelte die verbleibende Munition neben dem Blaster.
Corr schluckte hörbar. „Tunnelnetzwerk", sagte er. „Hab's ja gesagt." Die Rebellen verfügten über weit mehr Truppen, als der Geheimdienst - oder Omega - geglaubt hatte, und jetzt kamen sie alle zum Spielen heraus. Und sie kannten Omegas Position inzwischen exakt. Es war eine Sache, sich an zwanzig Rebellen vorbei zukämpfen, wenn man eine Rüstung trug und sie nicht. Aber hundert - das war etwas völlig anderes. „Oh ... shab", stöhnte Darman. Privatseparee in der Cantina „Nerflende", Universitätsviertel, Coruscant Mandalorianer waren lügnerische Wilde, niemandem gegenüber loyal und von Natur aus brutal. Sie klauten alles, was nicht festgenagelt war, und töteten wegen einer Wette. Das war es, was eine Menge Leute über Mando'ade dachten, und auf dieses Schlägertypen-Klischee verließ sich Kai Skirata nun, um seine Spuren zu verwischen. Das Letzte, was er irgendeinen aruetii wissen lassen wollte, war, dass er aus rein emotionalen Gründen Informationen
benötigte. So etwas gestaltete Verhandlungen immer schwierig. „Also, können Sie mir helfen oder nicht, Professor?" Er fixierte den Biologen mit seinem besten Ich-bin-nichtbloß-irgendein-ungebildeter-Bumskopp-Ausdruck und lehnte sich so zurück, dass der Schulterholster unter seiner besten Banthalederjacke teilweise zu sehen war. Auf Coruscant schenkte niemand einem Mandalorianer in Rüstung besondere Aufmerksamkeit, aber Kai zog es vor, in Zivilkleidung zu arbeiten. Es bot einfach einen Zusammenhang zu viel, falls sich jemand die Mühe machen sollte, zwei und zwei zusammenzuzählen. „Ich weiß ja nicht, wie viel ein Universitätsprofessor für Biologie im Jahr verdient, aber ich wette, es sind keine Millionen." Gilamar wohnte dem Treffen bei, um ein wenig medizinisches Fachwissen beizutragen, und Mereel bot eine glaubhafte Darstellung des angeheuerten Schlägers. Bei dem Professor handelte es sich um Dr. Reye Nenilin: Er war Gerontologe, der Beste auf seinem Gebiet, und damit jene Sorte Experte, die Skirata dringend suchte. „Ich führe einen recht angenehmen Lebensstil", erwiderte Nenilin. „Ich müsste einen sehr triftigen Grund haben, den aufs Spiel zu setzen." „Es heißt, Sie wüssten mehr über Alterungsprozesse als jedes andere lebende Wesen."
„Erlauben Sie, dass ich frage, worin Ihr Interesse besteht?" Mereel - Null-ARC Lieutenant N-7 - stand hinter Skirata. „Mein Vater wird nicht jünger." „Er ist so ein süßer Junger", sagte Skirata. „Kommt nach seiner Mutter. Gut, sagen wir, ich habe ein paar Teile eines Puzzles, eines Puzzles, das zusammengesetzt eine Menge Credits einbringen könnte, und ich suche jemanden, der mir helfen kann herauszufinden, welches die fehlenden Teile sind." „Ist Ihr Interesse fachlicher Art?", wollte Nenilin wissen. „Ich bin Mandalorianer", gab Skirata zu verstehen. Es konnte nicht schaden, wenn der Kerl begriff, womit er es zu tun hatte. „Sehe ich so aus, als ginge es mir um eine Auszeichnung der Republik für wissenschaftlichen Fortschritt?" „Finanziell also ... und wenn der Alterungsprozess Gegenstand ihres Interesses ist, welche Teile des Puzzles haben Sie dann?" „Ich wette, ich weiß, was Sie denken", antwortete Skirata. „ Ich wäre doch sehr überrascht, wenn es so wäre." Der Professor war bemerkenswert vorlaut für einen Schreibtischhengst, der sich allein mit drei Mandalorianern in einem Raum befand, selbst wenn sie keine Rüs-
tungen trugen. Skirata dachte, es sei eine Schande, dass er ihm nicht ein wenig Respekt einbläuen konnte. „Sie denken, es geht um irgend so einen Verjüngungsschwindel.'1 „Die meisten Unternehmer stehen kurz vor der Entdeckung, wenn ich ihnen nur ein bisschen helfen könnte ... Sie wären überrascht, welche Gelegenheiten mir in der Pharmabranche angeboten werden, Master Fal." Fal. Es war ein Deckname, den Skirata bisher nicht benutzt hatte. Er fragte sich, weshalb er beschlossen hatte, ihn nach so vielen Jahren zu verwenden. Skirata war seit seiner Kindheit die einzige Realität gewesen. „Genau genommen ist es ein industrieller Vorgang", sagte er und vergaß Falin Mattran wieder. Das Einzige, woran er sich gegenwärtig noch von Kuat erinnern konnte, war eine grüne Transparistahlwand im Appartement seiner Eltern, die den ganzen Raum hatte wirken lassen, als sei er in flaches, tropisches Wasser untergetaucht. „Wenn ich einen Aspekt davon aufklären könnte, wäre das für die Klonindustrie von großem Wert." Normalerweise war es Mereel, der sich auf dünnem Eis bewegte, wenn es darum ging, Zielpersonen auszuquetschen. Jetzt hörte Skirata den Null langsam einatmen, behutsam, so als würde er sich darauf vorbereiten zu unterbrechen.
Verbirg die Dinge vor alier Augen, Sohn. So habe ich's dir beigebracht, oder? „Da gerate ich ins Schwimmen", sagte Nenilin. „Ich weiß nicht viel über kommerzielles Klonen." „Nun, sicher nur ein Flüchtigkeitsfehler bei einem cleveren Burschen wie Ihnen." Skirata lächelte sauer. „Kommerzielles Klonen ist heute nach dem Kriegsgesetz verboten. Schlechte Nachrichten, wenn Ihr Geschäft auf Klonen beruht. Es bedeutet, dass man sie nicht ersetzen kann. Sie altern schnell, verstehen Sie? Zum Teil liegt es an dem Vorgang, sie möglichst rasch reifen zu lassen, aber es bedeutet auch gesunden Menschenverstand: Wenn man Klone herstellt, will man sein Geschäft weitertreiben, also baut man Überalterung mit ein. Toll für die Klonmeister, aber zurzeit können eine Menge Firmen ihre Klonarbeiter nicht ersetzen und deshalb wollen sie das Beste aus den Arbeitskräften machen, die sie noch haben. Sie würden es gerne sehen, wenn sie nicht mehr so schnell altern würden." Nenilin sah Skirata lange und angestrengt an. Skirata kam zu dem Schluss, dass er den Mann nicht besonders mochte. Er hatte eine altmodische Tunika an, von der Art, wie sie realitätsferne Aristokraten immer noch gerne trugen, was wahrscheinlich auch erklärte, warum er sich in der Nerflende herumtrieb. Der Laden war darauf ausge-
legt, rustikal und altertümlich zu wirken: Die Tische bestanden aus fehlerhaften Nachbildungen antiker ländlicher Gelagetafeln, und statt in Porzeplast-Tellern wurden die Mahlzeiten auf Holzschalen aus Pleek-holz serviert. Das Ale wurde eigens gebraut, um sicherzustellen, dass es authentisch trübe aussah und massenweise nicht identifizierbare Klümpchen darin herumschwammen. Nenilin glaubte wahrscheinlich, die Arbeiterklasse habe einst so gelebt, in irgendeinem ungehobelten Idyll derben Überflusses, das zwar niemals wirklich existiert hatte, für ihn aber wohl einen wünschenswerten Zustand darstellte, in den man sich gerne zurückträumte. Du hast ja keine Ahnung, Kumpel. Du solltest mal das wahre Leben ausprobieren. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich mitschuldig an der Ausbeutung geklönter, empfindungsfähiger Wesen machen möchte", zögerte Nenilin. Mereel setzte sich neben ihn und warf Skirata einen gelangweilten Blick zu. „Es ist quasi Sklaverei." Klasse, genau der richtige Zeitpunkt, um einen aruetii zu treffen, der ansatzweise ein Gewissen hat. Skirata meinte, er würde es nur in der Öffentlichkeit zur Schau stellen, und sah zu Gilamar, damit dieser mit dem technischen Kram weitermachte. Es war nicht sein Fachgebiet, aber er
war einmal ein ordentlicher Arzt gewesen und wusste, wie man das wissenschaftliche Zeugs in Worte verpackte. „Wissen Sie, wie Arkanian Micro menschliche Wesen innerhalb eines Jahres bis ins Erwachsenenalter heraufzieht?", fragte Gilamar. „Wie irgendwelche Kloner operieren?" „Theoretisch, ja. Arbeiten Sie für die Arkanier?" Skirata brauchte weder ja noch nein zu sagen, Nenilins Annahme übernahm das Lügen für ihn. „Wenn wir für Arkanian Micro arbeiten würden, würden wir gegen das Gesetz verstoßen, indem wir uns an Klonprojekten beteiligen, gegen die Verbote erlassen wurden, oder?" „Ich nehme an, deren Produktion auf reinrassige Vollblutnerfs umzustellen, kam nicht infrage?" „Kann ich so nicht sagen." Aber Nenilin konnte nicht widerstehen, Lücken zu schließen. Er genoss es, der Clevere zu sein. Wahrscheinlich glaubte er, alle Mandalorianer seien halbgebildete Barbaren. „Wenn ich Arkanian Micro wäre, würde ich eine Übergangslösung anstreben - ein Verfahren, die Lebenszeit meines Produkts während des Verbots zu verlängern, das sich später aber wieder umkehren lässt." „Ein Alterungsschalter", folgerte Skirata. „So etwas wie ein unerreichbarer Traum für normale Wesen. Aber bei Organismen, die darauf ausgelegt sind,
schneller zu reifen und zu altern, wäre es eher eine Frage der Wiederherstellung des Status Quo für die betreffende Spezies." „Genau." Skirata behielt Gilamar im Augenwinkel und wartete auf den Augenblick im Gespräch, an dem dieser sich einschalten musste, um den fachlichen Kram mit dem Prof zu besprechen. „Und wir sprechen von Menschen. Ihrem Fachgebiet." „ Ich brauchte dazu ... eine Genomprobe." Gilamar beugte sich leicht vor. „Es geht hier um höchst vertrauliche Daten, und wir möchten natürlich sichergehen, dass Sie verstehen, wie heikel diese Angelegenheit ist." Nenilin sah ihn irritiert an. „Wie Master Fal bereits sagte, jegliches Klonen, sei es direkt oder ergänzend, ist innerhalb der Republik ohne Lizenz illegal." „Und natürlich würde kein Wissenschaftler Ihres Ranges seinen Ruf durch illegale Arbeit gefährden wollen." Sie verstanden sich also. Falls Nenilin ihnen half, würde er mehr als nur seinen Job verlieren, wenn er seine Hintermänner verraten würde. Und er schien jetzt angebissen zu haben. Herauszufinden, wie genau die Klonmeister den Reifungsprozess kontrollierten, war eine aufregende Versuchung für einen Gerontologen. Der größte Teil der kommerziellen Klonforschung fand betriebsintern statt,
und jede Firma besaß ihre eigenen, streng bewachten Industriegeheimnisse. Klonfirmen spionierten sich gegenseitig aus, teilten keinerlei Daten und scheuten nicht davor zurück, Geheimhaltungsvereinbarungen auf die harte Tour zu erzwingen - mit dem Blaster oder Schlimmerem. Skirata konnte förmlich sehen, wie sich Nenilins Gedanken gleich einem Hologramm über seinem Kopf formten: die glitzernde Bronziumkugel des Wissenschaftspreises der Republik und tosender Applaus. Hab dich. Gilamar hielt einen Datenchip hin. „Hier sind ein paar Sequenzen, die Sie untersuchen können. Der Genetiker von diesem Teil des Projekts legte die Gene H-siebzigacht-b und H-achtzig-acht still, eines durch Zink, eines durch Methylierung." „Interessant", sagte Nenilin, legte den Chip in sein Datapad ein und blickte stirnrunzelnd auf den Schirm. „Ich hätte eine Manipulation der Telomerlänge über Kontrollpunktgene erwartet. Nicht diese beiden ... ja, das ist wirklich sehr interessant." Er machte eine Pause, als wolle er eine Frage formulieren. „Sind Sie wirklich ein Mandalorianer?" „Sie fragen sich, wie es kommt, dass ich hochtrabende Worte verwende und nicht auf allen vieren gehe? Nun, ein paar von uns haben sich weiterentwickelt." Gilamar
schnipste zur Demonstration mit Daumen und Zeigefinger. „Sehen Sie? Geben Sie uns noch ein paar Wochen, und wir erfinden das Rad." Nenilin hatte den Doktor in Gilamar eindeutig verärgert. Skirata hoffte, Gilamar würde ihm keinen Schlag ins Gesicht verpassen. „Ich wollte damit sagen, dass Sie klingen, als hätten Sie eine wissenschaftliche Ausbildung genossen", sagte Nenilin behutsam. „Ich bin nur ein einfacher Landarzt. Ich glaube nicht, dass Mandalore seit Demagol einen Genetiker von Bedeutung hervorgebracht haben." Nenilins Gesichtsausdruck verriet, dass er glaubte, Demagol kennen zu müssen, was aber nicht der Fall war. Daher wusste er nicht, ob Gilamar sich über ihn lustig machte oder nicht. Wenn er es herausfand -falls er es herausfand , würde ihm die Beleidigung klar werden. Aber Skirata konnte sehen, dass der Biologe jetzt durch seine unersättliche Neugier am Haken hing, und eine so kleine Sache, wie der Vergleich mit dem berüchtigtsten und am meisten gehassten Wissenschaftler in der mandalorianischen Geschichte, würde ihn nicht mehr von seinem Streben abhalten. Es bestand immer noch die Möglichkeit, dass es Nenilin misslingen würde, mit irgendetwas Nützlichem aufzuwar-
ten. Ko Sai, zwar durch und durch ein dreckiger AiwhaHappen, war eine außergewöhnliche Genetikerin gewesen, vielleicht die größte überhaupt. Sie hatte die Latte ziemlich hoch gelegt. „Hierbei handelt es sich aber nicht um die Gesamtheit Ihres Materials, nicht wahr?" „Selbstverständlich nicht", erwiderte Skirata. „Aber wir haben Partner, die äußerst enttäuscht wären, wenn wir Ihnen das gesamte Dossier übergeben würden ..." Nenilin sah zu Gilamar, so als sei dieser der Mando mit der Gehirnzelle. „Was kann ich dann für Sie tun?" „Sehen Sie sich die Daten an, und sagen Sie mir, ob die Stilllegung dieser beiden H-Gene Auswirkungen auf irgendwelche anderen am Chromosom Neun-A hätte, möglicherweise auch Vierzehn-B." „So viel haben Sie also bereits geknackt." „Sagen Sie's mir." „Sie müssen mehr als nur die Telomeraktivität kontrollieren, wenn sie das beschleunigte Altern aufhalten wollen. Aber ich nehme an, das wissen Sie bereits. Dürfte ich trotzdem die Frage stellen, die auf der Hand liegt?" Nenilin besaß ein selbstgefälliges, kleines Lächeln. Skirata dachte, dass er wahrscheinlich zu viel Zeit mit ihn bewundernden Studentinnen verbrachte, die meinten, er sei ein Gott. Vielleicht sollte1 er doch zulassen, dass Gilamar ihm eine
verpasste. „Wenn Ihre ... Partner es geschafft haben, eine kontrollierte Altersbeschleunigung zu erreichen, dann müssten sie auch den Weg kennen, davon ausgehend, zum unveränderten Genom zurückzukehren." Gilamar brachte ein Lächeln zustande, das noch selbstgefälliger war als das von Nenilins. „Sie manipulieren nicht nur die Reifung von Menschen", erklärte er. „Ich darf nicht zu viel verraten - aber sie fügen eventuell sogar Material aus dem Genom eines anderen Individuums hinzu - oder ... erschaffen gänzlich künstliche Gene. Sie wissen um das Chaos, das dabei mit der Ausprägung der Merkmale einhergehen kann." Bei der Erwähnung künstlicher Gene schienen Nenilins Augen aufzuleuchten. Vielleicht stellte es für diese Laborheinis ein neues, tollkühnes Abenteuer dar. „Oder stammen diese Daten von einem Konkurrenten, sodass es Ihnen deshalb an entscheidenden Teilen mangelt?" Skirata schaltete sich wieder ein. „Sagen wir, die Genetikerin, die uns am meisten helfen könnte, ist ein wenig verhindert, da sie tot ist." Das trieb das Grinsen aus Nenilins Gesicht. Skirata wünschte sich, er würde an seinem trüben, pseudorustikalen Ale ersticken. Allerdings nicht, bevor er etwas Nützliches vollbracht hatte. Er hatte noch nicht einmal ge-
fragt, wie viel ihm bezahlt werden würde. Skirata vertraute niemandem, der keinen Preis hatte. „Ich stelle eine Bedingung", sagte Nenilin. Skirata nickte. Endlich normale Gier. Welche Befreiung. „Natürlich." „Wenn ich Ihr kleines Puzzle zusammensetzen kann, dann will ich auch in der Lage sein, die Ergebnisse für meine eigenen Forschungen zu verwenden. Keine peinlichen Enthüllungen über den Ursprung selbstverständlich. Darauf gebe ich Ihnen mein Wort." Nun war es natürlich nicht so, als würde der Kerl es vergessen, wenn er es geknackt hätte; derlei Dinge vergaß man nicht. Und es hätte unweigerlich Auswirkungen, welche Experimente er auch immer an der Universität durchführte. Aber Skirata gab einen Motthintern drauf, was Nenilin mit den Ergebnissen anstellte, solange er nur bekam, was er wollte: einen Weg, das gnadenlose, beschleunigte Altern der Klone zu stoppen, insbesondere seiner Klone, seiner Jungs - seiner Söhne. Die Definition von Skiratas Verantwortungsbereich hatte sich erweitert, seit er beschlossen hatte, nach einer Lösung zu suchen, und jetzt war er bereit, jedem Klon in der Großen Armee, der es wollte, ein Heilmittel anzubieten. Aber sein unmittelbarer Umkreis, seine Familie, stand an erster Stelle. „Shab, wir bezahlen Sie sogar", sagte Skirata und warf
ihm beiläufig einen Barchip mit äußerst hohem Nennwert hin, als sei der Wissenschaftler ein Kellner. „Das sollte Ihnen für den Anfang helfen. Kaufen Sie sich ein paar Reagenzgläser oder was immer Sie brauchen." „Es wären Kältetechnik, hydraulische Schermaschinen und Küvetten", berichtigte Nenilin. „Aber trotzdem danke." „Wir werden uns wöchentlich über Comm melden." Skirata stand auf und ging in Richtung Ausgang. „Ist ein Vergnügen, Geschäfte mit Ihnen zu machen, Dr. Nenilin." Mereel und Gilamar folgten Skirata in den Hauptsalon der Cantina, quer durch eine lärmende Menge wortgewandter Gäste, die allesamt das gleiche Flair verblassten Adels verströmten wie Nenilin. Und da heißt es immer, Klone seien alle gleich, was? Skiratas eingefleischtes Misstrauen gegenüber den sozialen Klassen über seiner, rührte von mehr als nur seinen kuatischen Wurzeln her. Es war die Art, in der sie gleichgültige Ahnungslosigkeit mit der Sicherheit verbanden, dass sie alles besser wüssten. Das war es, was seinen Adrenalinspiegel jedes Mal so weit ansteigen ließ, dass er am liebsten zugeschlagen hätte. Er atmete die kühle Luft draußen in der Gasse ein, und es fühlte sich an, als würde er kurz vor dem Ertrinken wieder auftauchen. Sogar die Gasse war in pseudo-antikem Stil er-
baut und sollte wohl wie irgendeine freiherrliche Festung wirken. Wenn's hochkam, war sie vielleicht ein Jahr alt. Skirata zog drei Streifen Ruikwurzel aus der Tasche, verteilte sie und begann nachdenklich zu kauen. „Was meinst du, Mij?" „Mal sehen was er anschleppt." „Redet er puren duse?" „Naja, wenn, dann wissen wir wenigstens worin seine Methodik besteht, und wir können es ausschließen", antwortete Gilamar. „Zu wissen, was nicht funktioniert, ist in der Genetik ein genauso guter Anhaltspunkt wie jeder andere." „Versprich mir, dass du ihn nicht umlegst, bevor du etwas Nützliches aus ihm herausbekommen hast." „ Das wird nicht leicht", erwiderte Gilamar. „ Ich hätte gute Lust, eine richtig dicke, rostige Spritze an dem Typen zu testen. Also ... möchtest du, dass ich jetzt nach Kad'ika sehe, bevor ich Zey meinen Respekt zolle und ihm säge, wohin er sich sein Angebot stecken kann?" „Geh zuerst zu Zey. Und keine Einführungserklärungen ..." „Wad'e und ich .. .nun, wir sind nicht gerade davon überzeugt, dass die Ausbildung von noch mehr Troopern für verdeckte Operationen einen produktiven Zeitvertreib für Mando'ade darstellt."
Da geht's wieder los. Verdeckt operierende Klone waren mit der Aufgabe betraut worden, abtrünnige ARC-Trooper zu ermorden. Gilamar und Tay'haai hatten die Nachricht nicht gut aufgenommen, aber immerhin etwas besser als Darman, der letzten Endes zwei von ihnen hatte töten müssen. Die Republik verfaulte im Kern. Jedes Mal, wenn Skirata an ihr rüttelte, fielen mehr Maden heraus. Klone, die gezwungen wurden, Klone zu töten! Ja, Skirata verstand, dass dies ein Affront zu viel war. „Mij", sagte Skirata, „je mehr von uns drinnen sind, desto besser." „Du kannst doch jede Information haben, die du willst Jaing und Mereel können jedes System in der Republik anzapfen - einschließlich des Schatzamts. Wieso schröpfst du nicht einfach Palpatines gesamte Reserven, und wir verduften alle." Skirata konzentrierte sich darauf, nicht zu blinzeln. Gilamar hatte ja keine Ahnung, wie richtig er mit seinem Kommentar lag, aber was er nicht wusste, konnte ihn auch nicht in weitere Schwierigkeiten bringen. Er wusste so viel als nötig und mehr nicht. „Schon, aber man kann Ereignisse lenken ...", meinte Skirata. „Wie fändest du's, wenn Priest oder Reau wieder mit drin wären?" „Das würdest du nicht. Nicht die." Gilamar kochte. Seine
Verachtung für die beiden grenzte an Mordlust. „Sie hatten das Zeug zur Death Watch in sich, die beiden. Er und sein perverser, geheimer Kampfklub und sie mit ihrer Lasst-uns-die-Galaxis-wieder-erobern-osik ... das wünschen wir uns beide nicht für Mandalore, oder?" „Ich weiß, wie ich dich in Gang bekomme, was?" Gilamar kratzte sich nachdenklich den Nasenrücken. Der auffällige Bruch darin, der von einer besonders brutalen Runde des Spiels get'shuk herrührte, verlieh ihm das Aussehen eines Mannes, der Verletzungen austeilte, statt einem, der sie heilte. Aber das entsprach ja auch der Wahrheit. „Halte sie einfach nur von mir fern. Ihn ganz besonders. Jango muss verrückt gewesen sein, ihn zu rekrutieren." „Nur Spaß, Mij..." „Okay, sag mir, wonach du wirklich suchst." „Jeden Hinweis zur zeitlichen Planung eines Strategiewechsels", antwortete Skirata. „Wie ich bereits sagte, es braut sich ganz schön was zusammen, und ich will so viel wie möglich wissen, damit ich unsere Jungs rausholen kann." Gilamar stemmte die Hände in die Hüften und starrte auf Skiratas Stiefel. „Okay. Weil du's bist. Und lass dir endlich das Bein richten, ja? Ist doch bloß 'ne einfache Opera-
tion. Oder willst du so 'ne Art Märtyrer darstellen, oder so?" Vielleicht bin ich das. Skirata hatte jetzt schon beinahe vierzig Jahre mit den Folgen dieser Knöchelverletzung gelebt. Er sah darin eine Ermahnung, keine dummen Risiken einzugehen, aber vielleicht war es auch Buße. Er konnte zudem nicht mehr in einem Bett schlafen: In der Nacht, in der er Ordo und dessen Brüder vor den Kaminoanern gerettet hatte, war er auf einem Stuhl eingenickt, weil er sie im Auge behalten wollte, und seit dieser Nacht war für ihn an Schlaf in einem gemütlichen Bett nicht mehr zu denken, solange er ihre Zukunft nicht abgesichert hatte. Rituale - Rituale, um die Schicksale zu besänftigen, um das Hauptaugenmerk zu behalten, was auch immer- hatten einen ganz schönen Brocken aus seinem Leben herausgebissen. „Du hast recht", erwiderte Skirata. „Ich werd's richten lassen." Gilamar machte sich auf den Weg. Mereel schlenderte ungewöhnlich ruhig in die entgegengesetzte Richtung zum Gleiterparkplatz. „Tja, die kühne Ethik unseres Professors bezüglich der Ausbeutung geknechteter Klone wie mir war ja wohl nicht von langer Dauer, was?", meinte er. „Er hat die Bruchhärte von warmer Butter."
„Sohn", belehrte ihn Skirata, „wenn alle Wissenschaftler ein blütenweißes Gewissen hätten, würden wir immer noch mit Steinäxten kämpfen. Wer glaubst du, hat all diese praktischen Blaster, Laser und lonenkanonen erfunden?" „Es gibt aber auch eine ganze Menge Akademiker, die den Krieg nicht unterstützen." „Schon, aber wenn du wieder da reingehen und unserem übergebildeten Freund erzählen würdest, was du bist, und ihn dann auch noch bitten würdest, dich und deine Klon-Brüder zu befreien, wäre er so schnell zur Tür raus, dass du vor Staub seinen shebs nicht mehr sehen könntest. Für ihn ist es ein theoretisches Prinzip. Es ist nicht persönlich. Und schlimmer noch - ihn motivieren nicht einmal die Credits. Ich hasse Leute, die von einer Vision angetrieben werden. Du kannst ihnen nicht vertrauen." „ Und du reißt dir natürlich nur wegen der Credits und der Beute ein Bein aus, um uns zu befreien ..." „Das ist etwas anderes. Ihr seid meine Jungs." „Wie auch immer, wir haben ihn ja nicht für immer am Hals. Er ist nur ein Wissenschaftler, der an einem Bruchstück der Daten arbeitet. Und darüber wird er ja wohl nicht bei einer Tasse Caf im Aufenthaltsraum der Uni plaudern, oder? Das wird keiner von ihnen. Die werden alle schön an ihrem Teilstück des Genoms rumwerkeln
und glauben, sie hätten das Privileg, an einem großen Geheimnis teilzuhaben, ohne jemals das Gesamtbild zu erfassen." „Früher oder später werden wir es ausprobieren müssen. Das Heilmittel, meine ich." „Versuch's an mir." Es musste an einem Klon getestet werden. Skirata sah keinen von ihnen als entbehrlich an, nicht einmal die gemeinen Soldaten, die er nie getroffen hatte. Aber die Vorstellung, irgendeine unerprobte Therapie bei einem seiner Jungs anzuwenden, jagte ihm Angst ein. Er konnte sie nicht an sich selbst testen. Es war das eine Opfer, das er ihnen niemals würde bringen können, ganz gleich, wie sehr er es wollte. „Wir werden sicherstellen, dass wir die Auswirkungen rückgängig machen können, bis wir zu dieser Phase kommen", sagte Skirata und fuhr Mereel durchs Haar. „Wenn es um eure Gesundheit geht, will ich kein Risiko eingehen." Mereel lachte. „Stattdessen lieber richtig gesunde Feuergefechte." „Du könntest auf der Stelle heim nach Mandalore gehen und nie wieder kämpfen." Skirata fühlte sich sofort schuldig. Dazu brauchte es nicht viel, wenn es um seine
Kinder ging. „Niemand zwingt dich jetzt noch zu kämpfen, Sohn." „Ich werde mir sicher nicht den shebs plattsitzen, während meine Brüder kämpfen." Mereel schien mehr an einem Lichtzeichen in nicht allzu weiter Ferne interessiert zu sein, als daran, vorzeitigem Greisenalter aus dem Weg zu gehen. Er beschleunigte seinen Schritt. „Früher oder später werden wir vielleicht auf Kad'ikas Gewebeproben zurückgreifen müssen." Skirata schüttelte den Kopf. Etain hatte sich nicht dagegen ausgesprochen, dass Ko Sai das Genom ihres Sohnes untersuchte, aber Ko Sai war ihre Gefangene gewesen, abgeschüttet von der Außenwelt. Die Kaminoanerin hätte nichts mit ihrem Wissen anstellen können. Wenn jedoch erst einmal irgendein Genknacker Wind davon bekommen würde, dass Etain und Darman einen gemeinsamen Sohn hatten, wäre das Baby eine wertvolle Handelsware. Halb Jedi, halb perfekter Soldat: Das war ein Genom, für das eine Menge Firmen - und Regierungen - getötet hätten, um es in die Finger zu bekommen. „Das ist zu gefährlich, Mer'ika", erklärte Skirata. „Sie können die Midi-Chlorianer ermitteln. Sie würden es wissen."
„Vielleicht besitzt nur der Jedi-Rat die Ausstattung dafür." „Würden sie nicht erkennen, dass in den Zellen Material enthalten ist, das keinen Sinn ergibt?" „Kad'ika ist das einzige Kind eines Klons, das wir haben, und ein paar der Alterungsgene sind nicht vorhanden oder zumindest das, was wir für diese Gene halten." Mereel klang nicht verzweifelt, nur geduldig, so als würde Skirata ein paar Dinge nicht begreifen und eine Biologielektion benötigen, mit hilfreichen Diagrammen von Jakrabohren und Geräuschpegeln. „Ich dachte, die Reifungsgene, die die Kaminoaner dem grundlegenden Jango-Modell hinzugefügt haben, seien rezessiv, aus rein geschäftlichen Gründen. Aber ganz so simpel geht es in der Genetik nie zu. Ein Gen, hinzugefügt, weggenommen oder verändertund sei es nur seine Position -, kann einen massiven Einfluss auf die Ausprägung aller anderen haben. Sie sind alle irgendwie miteinander verbunden. Keine leichte Sache, Teile aus einer Gen-Sequenz herauszureißen oder sie hinzuzufügen. Wenn dem so wäre, hätte sich das Klonen nicht zu einem so profitablen und verschwiegenen Geschäft entwickelt. Schwierig, es richtig hinzubekommen." Skirata wollte nicht streiten. Die ganze Suche war seine Idee gewesen. Jetzt konnte er sich nur schwer abwenden und sagen, sein Einsatz, um seine Klon-Söhne vor einem
ungerecht frühen Tod zu retten, hätte seine Grenzen. Er war sich nicht sicher, ob sein Widerstreben auf der Angst davor beruhte, dass Kad'ika entdeckt werden könnte, oder auf dem generellen Unbehagen bei dem Gedanken daran, ein Kind in irgendeiner Weise zur Genforschung zu benutzen. Das war alles zu ... kaminoanisch. Kind? Mein Enkelsohn. Er ist jetzt mein Enkelsohn. „Wir könnten es auch vom Embryologie-Ende herangehen", schlug Mereel vor. „Dr. Elliam Baniora. Alles, was ich gelesen habe, deutet darauf hin, dass er der Spitzenmann ist, wenn es um Entwicklung geht. Sagen wir ihm, wir würden gerne sehen, ob wir Menschen mit erweiterter Lebensdauer klonen können, für manuelle Arbeiten." Ein guter Vorwand musste immer das richtige Quäntchen Wahrheit enthalten, um echt zu wirken. Skirata fragte sich, ob er ihnen nicht einfach die Wahrheit erzählen sollte: dass er zu den Verlierern dieses Lebens gehört hatte, bis eine Bande Klon-Kinder, die ihn zum Überleben brauchte, sein miserables Leben verwandelt hatte, und dass er jetzt alles - absolut alles - tun würde, um ihnen ein normales Leben zu verschaffen, einschließlich der damit einhergehenden Lebenszeit. Wenn die Wissenschaftler die Biotechnologie als Preis dafür haben wollten, seine Jungs zu retten, würde er ihn
bezahlen. Es war ihm egal. Er wollte nur, dass sie ein Leben hatten wie andere Männer auch. „Weißt du, was ich lustig finde?" Skirata entriegelte seinen Gleiter-Kriegsbeute, requiriert von einem JabiimiTerroristen, der zu tot war, um ihn brauchen zu können und bemerkte das Schild eines Konditoreiladens, das Mereels Aufmerksamkeit geweckt hatte. Klone, immerzu hungrig, schienen echte Schleckermäuler zu sein. Vielleicht hatte es mit ihrer Reifung zu tun, dem Bedürfnis des Stoffwechsels, dem schnellen Altern neue Nahrung zu geben. „Dass dir der Kerl in die Augen blicken konnte und trotzdem nicht erkannt hat, was du bist. Selbst heute wissen die meisten aruetiise hier nicht, wie ein Klon-Trooper aussieht." Und im Großen und Ganzen scherten sie sich auch nicht drum. Aber manche taten es, wie beispielsweise Besany Wennen. Und wenn sie es taten, dann konnten sie Berge versetzen. Mereel hielt inne. „Kannst du ein paar Minuten warten, während ich etwas besorge, Kal'buir?11 „Kandierte Nüsse ... Nussschnitten...?" „Ich hab gehört, dieser Laden macht sehr gute Nussschnitten." Skirata wühlte automatisch in seinen Taschen und stopfte Mereel einen Haufen Credit-Chips in die Hand.
„Wird Zeit, dass wir ein paar Bankkonten für euch alle klarmachen", meinte er. Mereel zuckte mit den Schultern. „Wir sind nicht knapp bei Kasse, keiner von uns." „Ich meine richtige Bankkonten, nicht das Budget der Republik ausschlachten. Für den Fall, dass mir etwas zustößt." „Buir, wir können jedes Banksystem der Galaxis anzapfen, wie Mij gesagt hat. Wir sind jetzt große Jungs. Und dir wird gar nichts zustoßen." Skirata beschritt einen gefährlich schmalen Grat zwischen dem Wunsch, seine Adoptivsöhne vor einer erbarmungslosen Galaxis zu beschützen, und dem Versuch, ihnen den Raum einzuräumen, den die Republik ihnen verweigerte, um unabhängig zu sein. Ein Elterndilemma, um ein Vielfaches vergrößert und verzwickter, wegen ihrer beschleunigten, komprimierten Lebensdauer. Er wollte kein Taschengeld an sie austeilen wie an kleine Kinder. Sie waren Kämpfer, und ihnen stand alles Nötige zu, um ein eigenes Leben zu führen mit all den einfachen, alltäglichen Wahlmöglichkeiten, die jeder Bürger hatte. „Ich rede auch nicht von Geldwäsche", erläuterte Skirata. „Ich werde Jaing damit beauftragen, für euch alle persönliche Konten zu eröffnen. Privat könnt ihr damit machen, was ihr wollt. Hab ich nichts mit zu tun."
Mereel lachte und ging auf das hell erleuchtete Schild zu. „Ich würde es nur für schnelle Gleiter, langsame Frauen und überteuerte Süßigkeiten raushauen ..." Skirata setzte sich auf den Fahrersitz, wartete darauf, dass Mereel mit seiner Beute zurückkehrte, und sah nach den Nachrichten auf seinem Comlink, um sich die Zeit zu vertreiben. Nein, um Mereel brauchte er sich keine Sorgen zu machen. Der Bursche war kontaktfreudig, selbstsicher und konnte sich garantiert überall einfügen, ganz gleich, wohin es ihn verschlug. Von den sechs Nulls, war er am ehesten in der Lage, mit den Dämonen fertig zu werden, welche die Kaminoaner ihm aufgezwungen hatten. Aber die anderen - A'den, Kom'rk, Jaing und Prudii - hielten Skirata nachts in mancherlei Hinsicht wach. Und Ordo... Ich bin zu beschützen seh. Ordo kommt klar. Er ist ein erwachsener Mann. Und er hat Besany. Skirata starrte auf den Miniaturschirm, ohne wirklich etwas zu sehen. Er versuchte, keine Lieblinge zu haben. Doch seit dem Moment, in dem der zweijährige Ordo einen Blaster auf einen Kaminoaner gerichtet hatte, um seine Brüder vor der Austilgung zu retten, liebte er den Jungen mit Leib und Seele. Und jetzt schickte er Skirata den üblichen Haufen mit Lageberichten. Eine Datei mit Budgetzahlen war dabei, mit einer Notiz, dass scheinbar ein paar große Auftragsverga-
ben anstanden, deren Lieferungen ungefähr auf den dreißigsten Jahrestag des Krieges fielen. Das Zeitfenster schien von wachsender Bedeutung zu sein. Ordo hatte einen knappen Text angehängt: HABE HEUTE NACHT 1 REP. AGENTEN BESEITIGT. ER FOLGTE BESANY. SCHLAGE VOR, SIE ZU ÜBERREDEN, NACH MANDALORE ZU GEHEN, BEVOR IHR SCHLIMMERES PASSIERT. GEHEIRATET HABE ICH SIE AUCH. Skirata las die letzte kurze Zeile mehrere Male. Er hatte seine Jungs zu guten Mandos erzogen, und der Druck, jung zu heiraten, musste tief in ihre Köpfe gesickert sein, ohne dass Skirata es bemerkt hatte. Nach Mando-Maßstab waren die Nulls Spätzünder. Gewöhnlich heiratete man mit sechzehn. Mein Junge ist erwachsen und geht von zu Hause fort. Es war eine private Angelegenheit für ein Paar und hatte mit niemandem sonst zu tun. Dennoch fühlte sich Skirata durch die Plötzlichkeit des Ganzen etwas ausgegrenzt... und tadelte sich sogleich selbst, weil er so empfand. Ordo spielte immer noch den großen Bruder für alle, genau wie in Tipoca City, aber Skirata teilte seine Sorgen. Es war Ärger im Anzug. Sie konnten sogar schon ein ungefähres Datum dazu einschätzen. Jetzt ging es nur noch darum, mit heiler Haut, so viel Kapital wie möglich und einer Methode zur Umkehr des beschleunigten Alterns
aus der Sache herauszukommen. Oberste Priorität hatte Skiratas Untergrund-Fluchtweg für desertierte Klone. Etwas, das mit seinen Nulls begonnen, dann auf seine Commandos übergegriffen hatte und jetzt jeden gewöhnlichen Klon-Trooper, der sich etwas mehr vom Leben erwartete, einschloss. Es war Skiratas heilige Mission. Mit ihr war er vermählt. Aber wie viele von den Fünfzehnern wollen überhaupt aus der Armee raus? Wie viele von ihnen können überhaupt erfassen, welches Leben ihnen verweigert wird? Er konnte nicht eine Million Männer retten, von dreien ganz zu schweigen. Er würde so viele retten, wie er konnte. Schließlich hatten sie ihn auf eine Art gerettet, die weit darüber hinausging, ihn nur vor dem Tod auf dem Schlachtfeld zu bewahren. Komm schon, Mer'ika. Willst du den ganzen Laden kaufen, oder was? Skirata ging die verbleibenden Nachrichten durch. Das meiste war geschäftlich. Die ganzen Wertsachen zu veräußern, die Vau aus den Schließfächern der Bank auf Mygeeto gestohlen hatte, brauchte seine Zeit, ebenso die Wäsche der Wertpapiere und Credits. Dann gab es Neuigkeiten von Rav Bralor auf Mandalore, die ihn wissen ließ, wie der Bau der Bastion in Kyrimorut vonstatten ging. Die letzte Nachricht hätte er beinahe übersehen. Sie
war sehr kurz. DAD, RUUSAAN WIRD VERMISST. WIR HABEN SEIT MONATEN NICHTS MEHR VON IHR GEHÖRT. WIR MÜSSEN REDEN. DEIN IJAAT. Sie stammte von einem seiner Söhne. Nicht einem seiner Klon-Söhne, die Jungs, für die er alles aufs Spiel setzte; es war sein leiblicher Sohn, Ijaat, mit dem er seit Jahren nicht mehr gesprochen hatte und der ihn - zusammen mit seinem anderen Sohn, Tor - zum dar'buir erklärt hatte, nicht länger ein Vater. Aruetiise verstanden die Familiengesetze der Mando'ade nicht, aber von seinen eigenen Kindern geschieden zu werden, war für einen Mandalorianer eine der größten Schanden überhaupt. Ruusaan ... auch seine Tochter hatte Skirata seit Jahren nicht mehr gesehen. Aber sie hatte die dar'buir-Erklärung nicht unterschrieben, und deshalb hatte in ihm immer die Hoffnung weitergelebt, dass sie ihn wegen der Scheidung nicht hasste. Mein kleines Mädchen. Sie wird vermisst Die Luke öffnete sich und Mereel schlüpfte auf den Passagiersitz, die Taschen ausgebeult und im Gesicht ein festgefrorenes Grinsen. „Buir?" Er blickte Skirata tief in die Augen. „Buir, was hast du?"
Skirata war sich nicht bewusst, dass ihm sein Schock und seine Befürchtungen anzusehen waren. Er hatte auch nicht bemerkt, dass ihm Tränen über die Wangen liefen. „Meine Tochter", sagte er. „Mein Mädchen wird vermisst." Skirata hatte zwei Familien. Beide in Not! Und kein Mandalorianer konnte sich für immer von seinen Kindern abwenden, selbst wenn sie ihn verleugnet hatten. „Dann werden wir sie finden, Buir", sagte Mereel ganz sachlich. „Schließlich - gehört sie zur Familie." Skirata hoffte es. Es brauchte eine ganze Menge mehr als nur Gene, um eine Familie zusammenzuhalten.
4. Nein, ich werde nicht Mand'alor spielen. Gut, wenn's dich glücklich macht, kannst du gern jedem erzählen, dass ich Fetts Sohn bin, aber die Politik kannst du für dich behalten. Und ich will bezahlt werden. Das wird auf meine Söldnereinkünfte drücken. - Spar, vormals ARC-02, zu Fenn Shysa, nicht davon überzeugt, dass die Mandalorianer ihn brauchen, um sich für Jango Fetts rechtmäßigen Erben auszugeben
Restaurant „Kragget", tiefere Ebenen, Coruscant, 938 Tage NSG „Hi, Süße." Die Twi'lek-Kellnerin begrüßte Etain mit einem breiten Grinsen. „Das Gleiche wie immer?" „Das wäre toll", antwortete Etain. „Danke." Niemand spazierte zufällig ins Kragget. Es war ein Ort für Stammgäste. Ein schmierig aussehendes Restaurant, direkt an der Grenze zu den tieferen Ebenen und daher beliebt bei jenen, die viel Zeit in den gesetzlosen Vierteln in der Nähe verbrachten - den Coruscant-Sicher-
heitskräften. Jedi-General Etain Tur-Mukan war jetzt ebenfalls Stammgast hier, aber es war nicht das verschwenderisch fettige Frühstück, das im Kragget den ganzen Tag über serviert wurde, das sie anlockte, sondern kurze, heimliche Besuche, um ihren Sohn sehen zu können. Sie hatte ihm den Namen Venku gegeben, aber jetzt kannte man ihn als Kad - Kad'ika, Kleines Schwert. Kad war jetzt beinahe ein Jahr alt, und die Aussicht, einen weiteren Tag von ihm getrennt zu sein, brach Etain jeden Morgen aufs Neue das Herz. Die Tatsache, dass er über eine kleine Armee hingebungsvoller Babysitter verfügte, konnte den Schmerz nicht lindern, ihre Mutterschaft vor allen - einschließlich Kads Vater -geheim halten zu müssen. Je länger es so weiterging, desto schwieriger würde es werden, Darman zu erklären, dass er einen Sohn hatte. Etain setzte sich an einen Ecktisch, und ein paar CSKBeamte, die sie vom Sehen, aber nicht vom Namen her kannte, nickten ihr zu. Ihre braune Jedi-Robe verlieh ihr einen Hauch Anonymität, ähnlich den Rüstungen der Klone. Niemand fragte, weshalb sie sich hier unter das gemeine Volk mischte, denn Jedi erledigten des Öfteren zwielichtige Jobs, und abgesehen davon gehörte sie zu Skiratas Kumpeln. Die CSK, insbesondere Captain Jaller Ob-
rim, waren recht eng mit Skirata und seinen Jungs befreundet. Einer der Beamten hielt mitten im Kauen inne, als Etain sich an den nahe gelegenen Tisch setzte. „General, in letzter Zeit was von Fi gehört?" „Dem geht's gut", antwortete sie. Die CSK-Beamten wussten, dass Fi nicht tot war. Sie hatten Besany geholfen, ihn zu retten. Etain fand Trost in dem Wissen, dass sie nicht die einzige Frau war, die zum Wohlergehen der Klontruppen verrückte, gefährliche Dinge tat. „Er hat jetzt eine Freundin." Ein Raunen zustimmender Kommentare erklang von den umstehenden Tischen. Die Cops mochten Fi. Jeder mochte ihn, denn er war ein lustiger, freundlicher Typ, aber innerhalb der CSK besaß er legendären Status: Er hatte sich einmal auf eine Granate geworfen, um CSK-Beamte vor der Explosion zu schützen, und so etwas brachte einem Mann enormen Respekt ein. Damals hatte ihn seine Katarn-Rüstung gerettet. Vor dem Hirntrauma auf Gaftikar hatte sie ihn nicht bewahren können. Selbst Fi ging früher oder später mal das Glück aus. „Falls er jemals hierher zurückkommt", sagte der Beamte, „sagen Sie ihm, er soll mal im Mitarbeiterklub vorbeischauen, ja?" „Das werde ich."
Soronna, die Twi'lek-Kellnerin, die die Tagesschicht im Kragget leitete, schlängelte sich zu Etain herüber und stellte ihr einen Becher mild gebrühten Caf auf den Tisch. „Laseema kommt heute etwas später", sagte sie. „Stimmt was nicht?" „Nein, sie ist nur unterwegs, um Babysachen zu kaufen." Soronna zwinkerte ihr verschwörerisch zu. Sie hatte etwas zugelegt, wie Darman es ausdrückte, strahlte mit dem gleitenden Gang der Tänzerin, die sie einmal gewesen war, aber immer noch geradezu magnetischen Zauber aus. „Kad'ika wächst aus allem heraus. Das ist mal ein Baby, das es echt eilig hat mit dem Großwerden. Was die Ungeduld angeht, schlägt er nach seinem Großvater." Mein Baby. Das ist mein Baby. Ich bin nicht diejenige, die seine Kleidung aussucht Ich bin nicht diejenige, die ihn füttert und jeden Abend ins Bett bringt Wusste Soronna, dass er in Wirklichkeit Etains Kind war? Sie hatte dahingehend nicht die kleinste Andeutung gemacht. Aber Skirata neigte dazu, sich mit Leuten zu umgeben, welche die Regeln kannten und den Mund hielten. Es stand eine Menge auf dem Spiel. Und jetzt? Was, wenn der Jedi-Rat mich rauswirft, weil ich mich mit Darman verbündet habe? Sie war kurz vor dem Punkt, General Zey alles zu beich
ten, so wie sie es jeden Tag mindestens einmal war. Aber sie würde ihren Rang und ihr Kommando verlieren. Sie konnte der Großen Armee nicht mehr den Rücken kehren, nicht jetzt, wo sie jeden Jedi-Offizier brauchten, den sie bekommen konnten. Bardan ist allerdings auch kein Jedi mehr, und er macht sich trotzdem noch nützlich ... All ihre Beweggründe, aus ihrem Kind ein Geheimnis zu machen, hatten sich in dem Moment in Luft aufgelöst, als sich Bardan Jusik vom Jedi-Orden abgewendet hatte. Für ihn hatte es nichts geändert. Er war tief in die Geschehnisse des Krieges verstrickt und half wie zuvor Klon-Soldaten, zu überleben. Etain starrte in den Becher Caf und fragte sich, ob sie es sich in ihrem Rang nicht vielleicht einfach zu bequem machte oder ob sie sich etwa mehr Sorgen darüber machte, was die Meister im Jedi-Orden von ihr dachten. Es heißt, egal, wie alt man ist, tief im Inneren sehnt man sich nach der Anerkennung durch die Eltern. Die Türen öffneten sich, und Laseema kam herein. Sie trug Kad'ika auf der Hüfte und eine Einkaufstasche in ihrer freien Hand und sah ganz nach geschäftiger junger Mutter aus. Etain konnte nicht vorgeben, dass es nicht schmerzte. Sie versuchte zwanglos interessiert zu wirken, so wie jede Frau, wenn sie das Kind einer Freundin bewundert, aber
es fiel ihr schwer. Wenn er weinte, zerriss es jeden einzelnen Nerv in ihrem Körper, und sie wollte ihn an sich reißen. Ein eindringlicher, urwüchsiger Instinkt. Mehrere Beamte umringten Laseema, um Kad'ika mit reichlich GuGu und DaDa zu trösten. Sein Geschrei war ein halbherziges Quengeln, ähnelte eher einer lang gezogenen Beschwerde, und er wand sich in Laseemas Arm. „Alle wollen sie Onkel spielen", sagte sie und zwängte sich aus dem Chor der gurrenden Beamten. Sie hielt Etain den Jungen hin, als müsse sie sie überreden, ihn zu nehmen. „Hier. Willst du ihn halten?" Etain legte sich Kad'ika in die Arme. Er wurde sofort ruhig, und plötzlich schien um sie herum nichts mehr zu existieren. Er roch sauber und wunderbar und nach ihrem Fleisch und Blut. Der Beamte am Tisch nebenan beugte sich vor und schnitt Grimassen, wie die Leute es tun, wenn sie ein Kleinkind vor sich haben. Etain wischte Kad'ika etwas Spucke vom Kinn, während er den Beamten wie hypnotisiert mit seinen großen, dunklen Augen ansah - Darmans Augen. „Na, wer ist niedlich? Na, wer ist das niedliche Baby?" Der Cop war ein großer, stämmiger Mann, der aussah, als würde er seine Tage damit verbringen, Türen einzutreten, aber jetzt war er nur noch ein Häufchen sentimentaler Brei. Er blickte zu Etain. „Sie sehen aus, als würde Ihnen
das im Blut liegen", sagte er, ohne ahnen zu können, wie sehr dieser Kommentar schmerzte. „Sie haben den Dreh, Babys zu beruhigen, echt raus." „Jedi-Gedankentricks", erwiderte Etain und zwang sich zu einem Lächeln. Es wurde Zeit, einen abgeschiedenen Ort aufzusuchen, bevor die Maskerade bröckelte. Jedi oder nicht, ihr hormonelles Chaos schien sich immer noch nicht gelegt zu haben, und ihre Gefühle wurden durch die Strapazen, von denen getrennt zu sein, die sie am meisten liebte, immer unsteter. „Ich glaube, er muss sauber gemacht werden. Komm, Laseema, kümmern wir uns drum, bevor Kai sich beschwert, dass wir seinen Enkel vernachlässigen." Laseemas Appartement - jenes, das Skirata gekauft hatte, um sie aus den Fängen von Qibbu, dem Hutt, zu befreien und ihnen allen eine Basis außerhalb der Kaserne zu bieten - lag im selben tristen Du-rabetonbau, der auch das Kragget beherbergte. Indem sie durch die Hintertür die Küche durchquerte, konnte Etain die Wohnung über den Turbolift und ein Treppenhaus erreichen. Das Appartement wirkte ein wenig wie eine Festung, was wohl auch der Grund dafür gewesen war, weshalb Skirata es ausgewählt hatte. Es umfasste eine ganze Etage. Laseema folgte ihr. Die Appartementtüren öffneten sich zu einem großen Wohnzimmer hin, das wahrscheinlich
einmal ein Lagerbereich gewesen war. Alle Anzeichen offenbarten, dass hier drei sehr unterschiedliche Personen versuchten, zusammen mit einem kleinen Baby in friedlicher Koexistenz zu leben. Es roch nach Küche, Wäsche und Lufterfrischer. Auf subtilerer Ebene verriet ihr die Macht, dass Jusik verängstigt war, aber auch so zufrieden wie seit Jahren nicht mehr, dass Laseema die Nächte schlaflos damit verbrachte, sich um Atins Sicherheit zu sorgen, und dass Skirata ... Skirata nicht mehr jene wabernde Dunkelheit darstellte, die sie anfangs gespürt hatte. Der Ab-grund aus Brutalität und Wut war immer noch da, Seite an Seite mit selbstlosen Leidenschaften. Aber da war auch noch ein kleiner, tiefer See spürbarer Zufriedenheit, eine Sanftheit, die sie zuvor nicht hatte wahrnehmen können. Auf dem Tisch befand sich ein chaotischer Haufen elektronischer Schaltkreise und mechanischer Servos, bei denen es sich um Jusiks jüngstes Projekt handeln musste. Skirata tendierte dazu, keine materiellen Beweise zu hinterlassen, wie es sich für einen Mann gehörte, der völlig in dem nomadischen Lebenswandel der mandalorianischen Kultur aufging. „Wie lange kannst du bleiben?", fragte Laseema. Etain setzte sich auf den nächstgelegenen Stuhl und ließ Kad'ika an den Möbeln, an denen er sich festhalten konnte, entlang durch den Raum schwanken. Er landete mit
einem leichten Rums auf dem Hintern und gluckste vergnügt. „Zwei Tage." „Oh." „Ich erledige jetzt Bard'ikas alten Job. Zwei Tage sind eine lange Zeit, um fort zu sein, wenn man auf eine Commando-Truppe aufpassen muss." Etain sah sich Kad'ika von oben bis unten an und bemerkte, wie sehr er gewachsen war. „ Ich sollte schlafen, aber ich will keinen Augenblick verpassen." Nahezu fünfhundert Commandos zu beaufsichtigen, war so gut wie unmöglich. Sie lenkten sich beinahe eigenständig, und ihre Hauptaufgabe bestand darin, ihnen ihre Angriffsziele zu übermitteln, sich um ihre Anfragen und Probleme zu kümmern und sie im Feld zu besuchen. Es waren zu wenig Jedi zur Hand. Und es gibt noch einen Grund, weshalb du bleibst... Zudem waren die Commandos alle sehr unterschiedlich. Abgesehen von den Männern, die Skirata ausgebildet hatte, schienen ihre Kulturen von Schwadron zu Schwadron zu variieren. Selbst bei jenen, die ihre Ausbildung unter Walon Vau und Rav Bralor absolviert hatten, deren Arbeitsweisen sie kannte und die sich nun im Zirkel ihrer ungleichen Freunde befanden. „Ich werde Kad'ika von dir erzählen", sagte Laseema plötzlich. „Auch wenn er es nicht versteht. Ich sage immer
Mama kommt bald nach Hause und solche Sachen. Man weiß nie, was sie alles mitbekommen." Etain blickte auf. Laseema war eine typisch hübsche Twi'lek. Eine junge Frau mit einer unglücklichen Vergangenheit, die man ebenso herzlos benutzt hatte wie die Klone, in denen sie Seelenverwandte gefunden hatte. Jetzt sah sie verunsichert aus, so als fühle sie sich schuldig, weil sie auf Kad'ika aufpasste. „Schon gut", sagte Etain. „Ich bin dir dankbar. Es ist meine Schuld, dass wir in diesem Schlamassel sitzen. Ohne dich ... tja, ich weiß, dass er geliebt und gut umsorgt wird." „ Ich versuche nicht, deinen Platz einzunehmen." „Das habe ich auch nie geglaubt, aber ich könnte mich auch schwerlich beklagen, falls es so wäre." Laseema sah sie einen Moment lang mit leicht verblüffter Miene an. Sie sah dieser Tage völlig anders aus. Sie war dazu übergegangen, gebührliche, hochgeschlossene Kleidung zu tragen statt den tief ausgeschnittenen, eng anliegenden und bauchfreien Tops, die die meisten Twi'lekFrauen anhatten. Es war, als wolle sie klarstellen, dass sie nicht mehr das widerwillige Animiermädchen in irgendeiner Hutt-Cantina sei. Etain beschloss, sich in Zukunft mahnend das Schicksal der durchschnittlichen Twi'lekMädchen in Erinnerung zu rufen, falls sie sich wieder ver-
sucht fühlen sollte, über ihr eigenes eingeschränktes Leben zu klagen. „Kai ist völlig in ihn vernarrt", erzählte Laseema, als wolle sie versuchen, harmlosen Small Talk zu betreiben, fernab des Minenfelds abwesender Eltern. „Er hat ein gutes Händchen für Babys. Sollte man kaum glauben, was? Mandalorianer wirken so abgebrüht." Skirata verkörperte das Mando-Ideal verantwortungsvoller Vaterschaft und Hingabe zu seinem Clan. Auf hilflose Kinder fiel er jedes Mal herein. „Und Bard'ika?'' „Liebt es, ein Onkel zu sein. Er spielt mit Kad'ika kleine Spielchen mit der Macht, damit er sich an seine Fähigkeiten gewöhnt." „Wirklich?" Etain war sofort besorgt, aber es ergab Sinn: Die Fähigkeiten des Babys in der Macht waren ebenso ein Teil seiner Entwicklung wie Laufen zu lernen, und er würde nicht nur lernen müssen, sie zu benutzen, sondern auch, sie zu verbergen. „Ich sollte besser mit ihm darüberreden ..." Laseema sah aus, als wünschte sie, es nicht erwähnt zu haben, und wechselte das Thema. „Er ist so ein prächtiges Baby. Schreit fast nie, lächelt jeden an. Kai meint, er wäre genauso wie Darman in dem Alter." Und ich verpasse das alles. Ich sehe ihn nicht aufwachsen.
Etain war nicht die erste Frau, die Pflichten zu erfüllen hatte, die sie von ihrem Kind fernhielten. Es war nur etwas, das ein Jedi eigentlich gar nicht durchleben sollte, und sie verstand jetzt das Verbot, Bindungen einzugehen, besser denn je. Es war eine strenge Regel, und es ärgerte sie, dass Jedi andere Jedi in einem steten, seelenlosen Kreislauf abgehobener, kalter Gleichgültigkeit erzogen, aber in Zeiten wie diesen verstand sie die zerstörerische Kraft, die darin lag, jemanden zu haben, dessen Wohlergehen einem so am Herzen lag, dass dadurch das eigene Urteilsvermögen getrübt wurde. Aber wenn wir dies nicht erfahren dürfen ... wie können wir dann über Nicht-Machtanwender zu Gericht sitzen? Wie können wir verstehen, weshalb sie die Dinge tun, die sie tun? Etain fragte sich, was die Unterdrückung natürlicher Emotionen letzten Endes bei den Jedi bewirkte. Sie schob Kad'ika auf ihrem Schoß zurecht, aber er konnte schon recht gut alleine sitzen. Ihr wurde klar, dass sie einfach nicht daran gewöhnt war, dies zu tun, dass sie es aber hätte sein sollen. Kad'ika drehte den Kopf, um ihr mit großer Neugier ins Gesicht zu sehen, grinste dann und sagte etwas, das klang wie: „Ka! La!" Es waren keine richtigen Worte, aber Etain quietschte vor Entzücken und Überra-
schung. Das Baby starrte bei dieser Reaktion mit schreckgeweiteten Augen zurück in ihr Gesicht. „Er spricht!", rief sie. „Cleverer Kad'ikal Wer ist Mamas cleverer Junge? Sag Mama. Kannst du Mama sagen?" Kad gurgelte, als würde er gleich in Lachen ausbrechen. Nur langsam dämmerte Etain, dass ihr Sohn wahrscheinlich versuchte, Kal und Laseema zu sagen. Das war nur logisch, da dies die beiden Namen waren, die er jeden Tag hörte. Doch sie konnte nicht leugnen, dass es weh tat. „Mama!", sagte er plötzlich. „Mama-mama-maaaa!" Er lachte, offensichtlich zufrieden mit sich, und blickte ihr tief in die Augen. Das war alles, was Etain brauchte. Es war ein Augenblick perfekter Verbindung zwischen ihnen, und sie würde ihn für den Rest ihres Lebens in Erinnerung behalten. Sie schmiegte ihn an sich und schaukelte ihn, damit er weiterlachte. „Cleverer Kad! Ja, das ist die Mama!" Kad zeigte auf Laseema. „Lala! Lala!" Laseema strahlte ihn an und wurde von ihm mit einem herzzerreißenden Lächeln belohnt. „Er wächst schnell." Für andere Eltern wäre dies ein Quell des Stolzes gewesen, aber in Etain schürte es einfach nur die Angst, ihr Sohn könne das beschleunigte Altern seines Vaters geerbt haben. Mereel hatte ihr versichert, die Kaminoaner hätten darauf geachtet, dass dieses Merkmal nicht weitergege-
ben wurde. Sie fragte sich, weshalb sie die Klone nicht einfach steril gehalten hatten, aber das konnte alle möglichen Gründe haben, von der Genexpression bis hin zur Beobachtung, was geschehen würde, wenn sich Klone fortpflanzten. Kaminoaner dachten nicht wie Menschen, und sie sahen in Klonen nicht mehr als ein Produkt aus organischen Droiden. Sie hoffte, dass Mereel mit der Vererbung recht hatte. Sie hatte während ihrer Schwangerschaft einfach zu viel über Epigenetik gelesen, und sie fürchtete nun, Kads Gene könnten irgendwie auf nicht feststellbare Weise von dem verunreinigt sein, was man mit Darman angestellt hatte. Kad brabbelte zusammenhanglos und schlug nach einer Haarsträhne, die ihr über die Schulter hing. Etain fing ihn auf, als er wie ein liebenswerter Betrunkener zur Seite rollte und sich übergab. Laseema eilte herbei, um aufzuwischen, aber Etain war entschlossen, die unschöne Arbeit selbst zu übernehmen. Babys erbrachen sich immerzu, sagten die Experten. „Ich hoffe, das gehört zur normalen Entwicklung." „Jede Mutter sorgt sich bei allem", behauptete Laseema. „Nicht, dass ich es wüsste, aber es hieß, meine Schwester tät's." In diese beiden Sätze war eine ganze Welt des Elends verpackt. Etain wurde klar, wie wenig sie über diese
Twi'lek wusste. Vielleicht hielt Laseemas Familie Kontakt, aber die Art, in der Laseema diesen Satz gesagt hatte, ließ Etain glauben, sie wäre allein. Verkauft in die schreckliche Leibeigenschaft, welche die meisten Twi'lek -Mädchen erwartete, die mehr Aussehen als Familienbande besaßen, und solange sie mit Atin zusammenblieb, würde sie niemals eigene Kinder zur Welt bringen. Und hier saß sie nun und musste auf ein Kind von jemand anderem aufpassen. Das musste an ihr nagen. Mandalorianer mochten So veranlagt sein, dass sie mir nichts, dir nichts bedürftige Kinder aufnahmen, aber Etain fühlte ganz anders. Er gehört zu mir. Kad'ika gehört zu mir. Ich will bei ihm sein. Sie stand kurz davor, sich ein Lufttaxi zu schnappen, in Zeys Büro in der Arca-Kaserne zu stürmen und ihm zu sagen, dass sie ihren Status als Jedi niederlegte. Dieser Gedanke kam ihr in letzter Zeit immer öfter, und er fühlte sich an wie eine Theaterprobe. Kad blickte zu ihr auf, als suche er etwas in ihren Augen. Dann warf er sein Gesicht in Falten; er stieß ein kurzes Heulen aus, das zu einem Wimmern abebbte und überschwemmte sie mit seiner Traurigkeit. Er reagierte auf ihre Beklemmung. Als ich ein Baby war... spürten die Jedi, die mich aufzogen, was ich fühlte? Was fühlte ich von ihren Emotionen?
Sie besaß keine Erinnerung daran. Sie erinnerte sich auch nicht an die Familie, die sie verlassen hatte. Sie wusste nur, dass es für ihren Sohn nicht so kommen durfte. Seine Machtbegabung musste eine andere Entfaltungsmöglichkeit finden. Sie gab sich Mühe, sich auf fröhliche Gedanken zu konzentrieren, stellte sich Darman und sich selbst in einem friedlichen Garten vor mit Kad auf dem Schoß. Es war die beste Möglichkeit, um durch die Macht Zuversicht kommunizieren zu können. Machtbegabte Babys brauchten mehr als nur Kuscheleinheiten und ein Schlaflied. „Sieh uns nur an", seufzte Etain. „Jedi, Twi'lek, KlonTrooper. Wir alle sind wegen unserer Gene an einen Lebensweg gebunden. Aber das müssen wir nicht hinnehmen, oder? Keiner von uns. Wir alle können sein, was immer wir wollen." Laseema, die in ihrer sittsamen, dunklen Tunika mehr wie eine Bankangestellte aussah, nahm ein Trinkfläschchen mit Saft vom Küchentisch und reichte es Etain. Kad fing es mit beiden Händen ab. „Ich tanze nicht mehr", sagte Laseema bestätigend. „Und du tanzt nicht mehr nach der Pfeife des Jedi-Rates. Ich glaube, dank Kai tanzen wir alle nicht mehr." Die Zukunft stellte sich nun wieder etwas vielversprechender dar und voller Möglichkeiten.
Der Krieg schien überlebbar zu sein; Etain dachte nicht mehr länger in Kategorien wie gewinnen oder verlieren, und schon gar nicht daran, wie sich die Republik wandeln könnte, wenn sie tatsächlich gewann. Sie war nicht die Demokratie, für welche die Jedi sie zu halten schienen. Etain fühlte sich, als würde sie mühevoll einen unerbittlichen Berg erklimmen. Als wäre nur noch ein winziges bisschen Anstrengung und Mut nötig, um sie lebendig auf den Gipfel gelangen zu lassen, von dem aus sie sich endlich in Sicherheit bringen konnte. Doch wie jeder Bergsteiger bestätigen konnte, war der gefährlichste und tödlichste Teil einer jeden Kletterpartie der Abstieg. „Mach nur, Süßer." Kad saugte mit wilder Entschlossenheit an der Flasche. Normalität. Er war wie jedes andere Baby in seinem Alter und folgte ziemlich genau dem Zeitplan normaler menschlicher Entwicklung, an den sie sich erinnerte. Das Letzte, was sie sich wünschte, war ein Wunderkind. Sein Start ins Leben war bereits ungewöhnlich genug. Etain stellte sich Zeys Reaktion vor, hätte er die Szene sehen können. Laseema wickelte die Babyklamotten aus und hob sie für Etain zur Ansicht hoch. „Wann wirst du es ihm sagen?", fragte sie. Sie meinte nicht Zey. Sie meinte Darman.
Es war die Frage, die Etain jetzt immer beiseiteschob, wenn sie zur Sprache kam. Es war einfacher, sich zuerst mit Zey auseinanderzusetzen. Darman hatte zu verstehen gegeben, dass er es nicht eilig damit hatte, Kinder zu haben. Dennoch musste sie ihm früher oder später sagen, dass Kad nicht nur ihr Sohn war, sondern auch seiner. Späte Einsicht konnte wie Gift wirken. Etain wünschte sich jetzt, sie hätte es ihm gleich zu Beginn erzählt, aber Skirata hatte wahrscheinlich recht gehabt. Es war eine Belastung zu viel für Dar, der zwar aussah und sich benahm wie ein erwachsener Mann, aber noch viel von der emotionalen Verwundbarkeit eines Kindes besaß. „Ich glaube, ich tu's lieber früher als später", beschloss sie schließlich. „Und auch wenn er es schlecht aufnimmt, wenigstens weiß er es dann." Achtundvierzig Stunden Urlaub rannen ihr wie Wasser zwischen den Fingern hindurch. Es war ungerecht kurz. Aber es war eine Konsequenz des Weges, den sie gewählt hatte. Sie betrachtete Kad, wie er den Inhalt der Flasche hinunterschlang, und versenkte sich in die Macht, um zu sehen, ob mit Darman alles in Ordnung war. Sie wusste genau, wo er sich gerade aufhielt. Sie konnte ihn jederzeit über Comm erreichen, hätte ihn sogar zurückbeordern können. Sie war Gruppenkommandantin bei den Sondereinsatzkräften, und er gehörte zu ihren Aktiv-
posten. Aber er würde ihr nicht dafür danken, dass sie ihn verhätschelte. Kad saugte jetzt an der leeren Flasche und sah sie dabei mit eindeutigem Es-wird-Zeit-dass-du-diesesDing-nach-füllst-Blick an. „Ich werde es Dar sagen, wenn er von Haurgab zurückkehrt", sagte sie. „Aber ich bezweifle, dass ich es je Zey sagen werde." Kad würde ein Leben haben, das sich so weit, wie sie es nur ermöglichen konnte, von ihrem unterschied. Er würde wählen können. Laseemas Appartement Coruscant Bisher hatte sich Jusik nie jeden Morgen den Kopf darüber zerbrechen müssen, welche Kleidung er anziehen sollte. Er betrachtete sich selbst im Spiegel, zum ersten Mal seit Jahren ohne Bart, und fragte sich, ob er als Gesundheitsinspektor der Regierung durchgehen würde. Als Jedi hatte er so gut wie nichts besessen, nur die braune Robe, die er immer trug, ein paar Tuniken, Hosen und Unterwäsche zum Wechseln, sein Lichtschwert und eine Menge Geräte - von denen keines wirklich ihm gehörte. Es hatte alles in einen verlotterten Sack gepasst. Jetzt besaß er Rüstung, obwohl Beweglichkeit immer noch oberstes Gebot war, und er hatte Verkleidungen.
Heute war er als gewöhnliches, menschliche Wesen verkleidet: ein angepasster Bürokrat, Aktenkoffer in der Hand, glatt rasiert. Er hatte ein Gefängnis zu besuchen. Dr. Ovolot Qail-Uthan war von einer Einrichtung zur nächsten verlegt worden und dann anscheinend im System verschwunden, aber es war unmöglich, alles vor den Nulls zu verbergen. Sie waren dazu ausgebildet worden, jedes System zu infiltrieren, und das der Republik war für sie noch anfälliger als irgendein anderes. Die Sicherheitscodes für das Schatzamt hatten Jaing - ARC N-10 - einen besonders ergiebigen Ansatzpunkt eröffnet, und er arbeitete sich mithilfe von Wurmprogrammen durch diverse, abgesonderte Systeme in den Regierungsabteilungen, wobei er die Schnittstellen zwischen ihnen benutzte, um Abteilungsbarrieren zu überspringen. Interoperabilität in der Regierung - effizientere Kooperation zwischen den einzelnen bürokratischen Regierungszweigen -war ein Konzept, dessen Zeit gekommen war. Und nebenbei machte es das Anzapfen ihrer Daten wesentlich einfacher. „Mach winke-winker Kad'ika. Mach winke-winke zum Onkel Bardan." Etain hielt ihren Sohn in einem Arm, nahm seine Hand mit der anderen und machte eine Winkgeste. „Ba-da!", sagte er. Er schien Worte zu lieben, die mit a endeten. Jusiks plötzlicher Kleidungswechsel schien Kad zu
verwirren, und er sah Etain fragend an, als suche er nach einer Bestätigung für dessen Identität. „Ja, das ist Bard'ika. Er kommt bald zurück." „Nur ein paar Aufenthaltsorte feststellen", sagte Jusik. „Dauert nicht lange." „Du fragst dich, wie ich das tun kann, nicht wahr?" Etain strahlte Bedauern aus. Es gab kaum etwas, das ein Jedi vor dem anderen hätte verbergen können. „Ich finde es unmöglich", sagte Jusik vorsichtig. Er fragte sich, ob die Trennung sowohl für sie als auch das Baby das Richtige wäre. „Aber ich verstehe. Darman muss die ganze Zeit kämpfen und du ebenfalls." „Wenn mir irgendetwas zustoßen sollte -" „Jedi-Verluste sind in diesem Krieg nur vereinzelt aufgetreten." „Lass mich ausreden. Falls ich nicht zurückkommen sollte, sorg dafür, dass der Jedi-Orden Kad nicht findet." Jusik fummelte an seinem hohen Kragen herum. Eine Rüstung war nicht halb so einengend wie ein Geschäftsanzug. „Dir wird überhaupt nichts zustoßen", sagte er. „Wie ich bereits sagte, wir haben bei Geonosis viele Jedi verloren, aber seitdem nur sehr wenige." „Bardan ..." „Sie müssten zuerst an Kais kleiner Armee vorbei. Aber gut, wenn du mein Wort willst - ich werde mein Leben da
für geben, ihn zu beschützen." Etain gab ein leises „ah" von sich, und als Jusik sich umdrehte, sah sie aus, als wäre sie den Tränen nahe. „Ich erwarte nicht von dir-" „Ich weiß. Aber ich erwarte es von mir." Wenn er von seiner Mission zurückkehrte, würde sie bereits wieder im Dienst sein, und Laseema, Besany oder Skirata wären hier, um die Stellung zu halten. „Also dann, keine törichten Heldentaten. Möge die Macht mit dir sein, Etain." Jusik schaute sich nicht noch einmal um. Wenn er sich von jemandem verabschiedete, gab es jedes Mal diesen letzten Moment, in dem er den Blickkontakt abbrach, ein Schmerz, dem er sich stellen musste, also brachte er es immer schnell hinter sich. Sich unbemerkt durch die Stadt zu bewegen, war ihm inzwischen in Fleisch und Blut übergegangen. Transaktionen nur mit Bar-Credits, bei Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln immer wieder umsteigen, Bereiche mit Sicherheitskameras vermeiden. Mit einem Gedanken konnte er Gehirne manipulieren und Überwachungs-Holokameras ausschalten. Allerdings wollte er keine Spur blindwütiger Machtnutzung hinter sich herziehen. Und sollte trotz seiner Sorgfalt noch etwas liegen bleiben ... konnte Jaller Obrim es höchstwahrscheinlich einrenken.
Das Valorum-Center sah von außen aus wie eine mittelständische Wellness-Einrichtung, und nur die beeindruckenden Sicherheitsvorkehrungen - Doppeltore und eine Reihe von Türen, die auf Mustafar als Luftschleusen hätten durchgehen können - gaben einen Hinweis darauf, dass es sich um eine gerichtliche Psychiatrie-Einrichtung handelte. Nicht alle Gäste hier waren Kriminelle. Viele waren eine Gefahr für sich selbst. Alle waren sie jedoch hier, weil Gerichte beschlossen hatten, dass sie eingesperrt gehörten. Es fand überraschend wenig Beachtung, aber auf der anderen Seite schössen in diesen Tagen überall auf Coruscant Regierungsgebäude mit eher abstoßenden Fassaden aus dem Boden. Außerdem war es keine Wohngegend. Jusik zeigte dem Droiden bei den Toren, der mehr wie eine lonenkanonenstellung aussah, seinen Identichip. Er scannte ihn ab und schwang zurück, um ihn durchzulassen. Es war sehr einfach, einen Ausweis des öffentlichen Dienstes zu fälschen, wenn man einen Bekannten im öffentlichen Dienst hatte, der einem seinen oder ihren Chip zum elektronischen Klonen und Modifizieren lieh. Besany Wennens Originalchip hatte inzwischen quer durch das gesamte Spektrum der Administration der Republik Nachwuchs in Form gefälschter Angestelltenidentitäten
hervorgebracht. Eine Bürokratie, die nicht einmal wusste, wie viel Personal sie zu einem bestimmten Tag beschäftigte, war reif für die Unterwanderung. Als Jusik das letzte Mal das System des Lohnbüros angezapft hatte, stand allein die Vollzeitarbeiterschaft bei acht Millionen Mitarbeitern, mehr als das Doppelte der Großen Armee. Denel Herris war nur ein weiterer Schreiberling, der vielleicht oder vielleicht auch nicht existierte. Jusik trug ihn wie einen Mantel. „Ich werde Sie nicht lange aufhalten", sagte er und blickte passend gehetzt drein, als ihn der stellvertretende Chefadministrator, auf dessen ID-Schildchen PELBION, DR.S. stand, durch die besänftigend blassgrünen Korridore führte. „Ich bereite nur eine Ansprache des Gesundheitsministers vor. Das übliche Brimborium von wegen gefährliche Patienten werden zu früh in die Gesellschaft entlassen'." „ich verstehe trotzdem immer noch nicht, wie wir es geschafft haben, Ihre Anfrage zu verlegen. Tut mir sehr leid." „Macht ja nichts." Jusik besaß bereits die Grundrisse der Einrichtung - dank des ahnungslosen Energieversorgungsamts -, aber es konnte nicht schaden, auch den Aufbau aufzunehmen. Also hielt er im Gehen sein Comlink in der
Hand, als würde er auf eine wichtige Nachricht warten, hatte stattdessen aber die interne Kamera aktiviert, um später alle Details auswerten zu können. „Ob ich so kurzfristig wohl noch ein Gespräch mit dem Direktor führen kann?" Sag nein. Mir wär's egal. Ich kann mich auch so durchmogeln, aber... „Es tut mir leid, aber er ist heute nicht in seinem Büro." „Nun, ich bin sicher, dass auch Sie mir mit den Zahlen aushelfen können." Jusik schritt voran und versuchte, nicht so zu wirken, als wüsste er, wohin er ging. „Was für ein Risiko stellen die Patienten hier genau dar? Wie viele sind wirklich eine Bedrohung für die Außenwelt. Sind es nicht überwiegend geplagte Seelen, die sich von Gebäuden stürzen würden?" „Hauptsächlich." Pelbion war ein dünner Mensch um die fünfzig, der jedes Mal, wenn sie eine Sicherheitstür durchschritten, über seine Schulter blickte, als befürchte er einen Angriff. „Aber in kurzfristigem Rahmen bringen wir auch risikoreiche Patienten unter. Die wirklich Gefährlichen werden dann in die Isolationseinrichtung auf Jevelet überwiesen. Und ich kann Ihnen versichern, dass unsere klinischen Gutachten sehr, sehr viel anspruchsvoller sind als bei manch anderen
Institutionen. Wir setzen kein Vertrauen in pharmazeutische Heilmittel oder überzeugende Interviews vor einem Beurteilungsgremium." Die Einrichtung war bemerkenswert ruhig und leer. Irgendwie hatte Jusik etwas in der Richtung eines Krankenhauses erwartet, mit ein paar Droiden, die sich von Zimmer zu Zimmer bewegten, aber dies war offenbar kein Ort, an dem Besucher oder irgendwelche Aktivitäten gerne gesehen wurden, denn alle Türen waren verriegelt. Je tiefer Jusik in den Komplex vordrang, desto beunruhigter fühlte er sich. Für einen Machtnutzer war dies ein elender Ort. Jusik konnte Emotionen spüren. Während sie an den abgesperrten Zimmern vorübergingen, strömte Welle um Welle voller Angst, Depression, wilder Euphorie und gelegentlich sogar seltsam deplatzierter Gewissheit auf ihn ein wie flüsternde Stimmen. Noch nie war er so vielen Menschen so nahe gewesen, die alle unter etwas litten ... mit etwas rangen ... mit... er wollte sagen, Qualen, Wahnvorstellungen, Irrsinn, aber so war es überhaupt nicht. Manche waren sehr unglücklich, andere waren allerdings überaus glücklich, geradezu manisch. Es brauchte eine ganze Menge, um Jusik zu erschüttern, aber das hier ging ihm durch und durch. Und zu allem Übel konnte er niemanden sehen, nur spüren. Er fühlte sich von Geistern umgeben.
„Wie viele Patienten entlassen Sie proportional wieder in die Gesellschaft?", fragte er Pelbion, um sich wieder zu sammeln. Manchmal beneidete er ganz normale Wesen. Sie mussten nur schauen. Er hingegen wagte es nicht, das Lärmen der Emotionen auszublenden, denn ersuchte einen Verstand, eine Person, von der er Grund zur Annahme hatte, dass sie hier gefangen gehalten wurde. Er suchte nach Dr. Uthan. Wenn sie nicht hier war, dann gäbe es für ihn keine Sicherheitsverwahrung mehr, die er absuchen konnte, und die Spur wäre kalt. „Nur drei Prozent verlassen jemals wieder diese Institution", antwortete Pelbion. „Wir übernehmen schließlich ziemliche Extremfälle." Jusik konzentrierte sich. Es war, als würde er Tausenden Unterhaltungen gleichzeitig zuhören und dabei nach nur einem Wort suchen, aber er konnte nicht jeden Korridor abschreiten, ohne dass Pelbion Verdacht schöpfte. Vor ihnen kamen ein Medi-Droide und eine Mon Cal in blassgelbem Laborkittel, tief ins Gespräch vertieft, den Korridor herunter und bogen dann nach links in ein Büro ab. Jusik hatte schon geglaubt, niemand sonst würde sich frei in dem Gebäude bewegen, und er war erleichtert, sie zu sehen. Auch konnte er ein paar Stimmen hören, gedämpft durch Entfernung und schwere Türen, nur zusammen-
hanglose Gesprächsfetzen, die er seinem Willen zum Trotz mit verfolgte. Er meinte sogar ein paar Worte Mando'a zu hören. Das menschliche Gehirn besaß die wunderbare Fähigkeit, das scheinbar Vertraute auszusieben. Er bemühte sich, der Stimme zuzuhören - einer Frau, die sich anhörte, als würde sie abwechselnd weinen und fluchen -, und manche Worte schienen Mandalorianisch zu sein, andere wieder waren völlig fremd. Er hätte schwören können, das Wort chakaar gehört zu haben. Nein ... es war shekker. Was immer es auch war, es war nicht Mando'a. Er musste weitersuchen. Lass dich nicht ablenken. Du hast eine Mission. Bestrebt, einen neuen Schwerpunkt für seine Suche zu finden, versuchte er, eine Reihe Fragen anzubringen. Noch konnte er keine Gedankenbeeinflussung einsetzen, da er nicht wusste, wie er die Frage formulieren sollte. Wenn Uthan hier als Patientin untergebracht war, dann hätte Pelbion sie nicht in einer Zelle mit der Aufschrift GEHEIME GEFANGENE. „Mir wäre diese Arbeit auf Dauer zu deprimierend", meinte Jusik, in der Hoffnung, damit eine aussagekräftige Erwiderung heraus kitzeln zu können, die er steuern und auseinandernehmen konnte. „Die meisten medizinischen Mitarbeiter hegen doch wohl die Erwartung, ihre Schütz-
linge heilen zu können. Aber das Beste, was man tun kann, ist scheinbar, sie davon abzuhalten, sich selbst zu gefährden." „Oder sie so zufrieden zu halten, wie es uns möglich ist", ergänzte Pelbion abwehrend und öffnete unter den prüfenden Blicken eines klobigen Droiden, der mit einem Betäubungsstab bewaffnet war, eine weitere Tür. „ Das ist der Hauptzweck." Jusik spürte die Bresche, in die er schlagen musste. „Sie müssen alle elend unglücklich sein." Uthan wäre es, wenn sie hier wäre. Die Nulls hatten Informationen aufgeschnappt, denen zufolge eine Genetikerin wahllos Soka-Fliegen kreuzte, nur um sich zu beschäftigen, aber es blieb zweifelhaft, ob man an diesem makellos sterilen Ort Insekten gestattete. Das Gebäude roch nach jenem speziellen Reinigungsmittel, das Jusik mit Zahnmedizin assoziierte - ein schwacher, scharfer Geruch, der seinen Gaumen reizte. „Nein, manche sind sehr glücklich in ihren Wahnvorstellungen", erwiderte Pelbion. Erschien zufrieden damit, aufs Geratewohl zu plaudern, und sei es auch nur, weil es Jusik zu beruhigen schien. „Manche sogar so glücklich, dass ich sie beneide." Es waren jedoch auch viele Leute voller Wut hier - Wut, die sich zum Großteil auf nichts Konkretes richtete. Bei
einer Zellentür musste Jusik seinen Schritt beschleunigen, um schneller an ihr vorüberzugehen, so stark war der Drang zu blutiger Zerstörung, der von der Person dahinter ausging. Falls die Jedi etwas über die dunkle Kraft der Wut lernen wollten, dann war dies der Ort, an den sie die Jünglinge bringen sollten. „Gibt es welche, um die es Ihnen leid tut?", fragte Jusik. Er brauchte jetzt eine Pause. Er tat sein Bestes, nach Wesen zu spüren, die ihm ähnlicher waren, die normaler waren. „Meinen Sie, das Schicksal könnte auch einen von uns hierher verschlagen?" „Oh, wir haben Dutzende Ärzte hier, mindestens", antwortete Pelbion. „Es ist ziemlich ernüchternd, ihnen in die Augen zu schauen. Und Wesen, die glauben, sie seien Ärzte. Und manche von denen schienen sogar kompetenter als die mit Diplom ..." Jusik zwang sich zu einem Lächeln. Du willst mir mehr erzählen. Pelbion blinzelte bei Jusiks behutsamer Manipulation seines Verstandes. Es war ihm nicht bewusst, aber er reagierte auf einen Gedanken, der nicht ihm entsprang. Er ließ sich nicht über einzelne Patienten aus. Es passte nicht zu ihm, aber da war etwas an diesem Gedanken, etwas, das ihm nicht Sorge bereitete, sondern vielmehr keine Ruhe ließ.
Jusik gab ihm noch einen kleinen Schubs. Du willst mir mehr über die Patienten erzählen, bei denen du nicht sicher bist, ob sie hier sein sollten. Du willst mich zu ihnen bringen. „Manche von Ihnen ... na ja, selbst Ich frage mich, ob sie hierher gehören", gab Pelbion schließlich zu. Er ging jetzt zielstrebiger, schlenderte nicht bloß neben Jusik her, als wolle er ihn zu den beeindruckendsten Sektoren der Einrichtung führen und fort von den schlimmsten. „Sie sind innerlich derart von ihrem eingebildeten Dasein überzeugt, dass ich mich ermahnen muss, weshalb sie hier sind." Zeig es mir. Du willst es mir zeigen. Du willst mir zeigen, wie hart deine Arbeit sein kann, damit ich einen wohlwollenden Bericht über diese Einrichtung verfasse. Jusik musste Pelbion einen weiteren Schubs geben. Es war riskant. Der Mann würde nicht begreifen, dass er von einer Jedi-Technik beeinflusst wurde, aber er könnte zu dem Schluss kommen, dass er sich nicht wohl fühlte und unterbrechen. Ein schwacher Hauch der Vertrautheit streifte Jusik, und er bemerkte, dass er auf eine Tür starrte, die in schwarzen Zahlen die Nummer 7885 trug. Er war Dr. Uthan noch nie
begegnet. Er konnte sie nicht fühlen, aber er konnte jemanden spüren, der normal war, bei Sinnen, jemand der nicht hierher gehörte. „So wie dieser Patient?", fragte Jusik und deutete auf die Tür. „Nein, den hat seine Familie eingewiesen, nach ... einem unglücklichen Vorfall zu Hause." Pelbion schien mit sich selbst zu hadern. „In Ordnung ... folgen Sie mir." Aber die zurechnungsfähige Person da drinnen ... Aus irgendeinem Grund war Jusik für einen Augenblick verwirrt. Dies bewirkte die plötzliche Erkenntnis, dass sich jemand in der Nähe befand, der weder gestört noch verrückt war, aber dennoch eingesperrt. Das Gefühl des Verrats und der Hoffnungslosigkeit war jetzt überwältigend stark, und er konnte kaum mehr davon lassen. Tief in seinem Inneren schrie etwas Helft ihm, helft ihm, ihr könnt nicht einfach weitergehen. Aber er tat es. Seine Mission war entscheidend. Er ließ ein Wesen in Not im Stich. Was Zellenblöcke angeht, war der Hesperidium-Flügel des Valorum-Centers recht behaglich - abgesehen von dem Geruch nach Reinigungsmittel und all den Sicherheitstüren - und wirkte weniger institutionell. Jusik folgte Pelbion in einen anscheinend älteren Teil des Gebäudes, der sich durch höhere Decken auszeichnete, und dann
weiter durch noch mehr Türen. Er zeichnete alles auf. Wären die Nulls bei ihm gewesen, die mit fotografischem Gedächtnis gesegnet waren, weil die Kaminoaner dachten, es würde bessere Soldaten aus ihnen machen, hätten sie sich den Weg samt allen Einzelheiten sofort eingeprägt. Pelbion blieb vor einer Doppeltür stehen und suchte nach einem Hauptschlüssel. „Ja, diese Frau bereitet mir Sorge", sagte er, als hätte Jusik gefragt. Pelbion reagierte nicht auf die gleiche Art auf Gedankenbeeinflussung wie die meisten Wesen, so viel war klar. „Sie ist mir ein Rätsel." Noch bevor sich die Türen öffneten, wusste Jusik, dass sich hinter ihnen eine zurechnungsfähige, wenn auch leicht labile Frau befand. Er konnte sie spüren: nicht ganz so, wie er es erwartet hatte, irgendwie abgestumpft, aber nicht reif für psychiatrische Behandlung - noch nicht. Als sich die Türen teilten, kamen dahinter zwei weitere aus gehärtetem Transparistahl zum Vorschein, und er hätte beinahe gejubelt. In der Zelle - eigentlich mehr eine angenehme Suite, nur ohne natürliches Licht-standen lauter kleine, durchsichtige Kisten auf einen Tisch gestapelt. Schwarze Punkte bewegten sich in ihnen. Soka-Fliegen.
Pelbion senkte verschwörerisch die Stimme. „Sie glaubt, sie sei eine Wissenschaftlerin der Separatisten, die an einem Weltuntergangsvirus arbeitet. Das ist schon ziemlich beeindruckend, denn offenbar verfügt sie über eine wissenschaftliche Ausbildung und einen genialen Verstand. Einmal hat sich mich beinahe davon überzeugt, dass sie im Äußeren Rand von Streitkräften der Republik entführt worden ist - in den Rücken geschossen und hierher gebracht, um unter Zwang ihre geheimen Forschungsergebnisse preiszugeben." „Wirklich außerordentlich", pflichtete Jusik bei. Uthan erinnerte sich sehr wohl an den Überfall auf Qiilura. „Was für eine detaillierte Wahnvorstellung." „Laut ihrer Akte wurde sie von der Abteilung für öffentliche Sicherheit überstellt, da man dort der Meinung war, sie wäre vielleicht tatsächlich in der Lage, eine echte Seuche zu erschaffen. Ich muss schon sagen, sie betreibt da eine faszinierende genetische Forschung mit diesen Fliegen, auch ohne die dazugehörige Laboreinrichtung. Wir helfen ihr gelegentlich aus, wissen Sie ..." „Du meine Güte." Oh, Freude. „Dürfen Sie mir das überhaupt erzählen? Ist das nicht Verschlusssache?" „Ich glaube nicht, dass man psychotische Wahnvorstellungen unter Verschluss halten kann, Master Herris ... obwohl ein paar Narben deutlich zeigen, dass sie wirklich
einmal von einem Projektil getroffen wurde." Jusik betrat den Raum. Eine gepflegte Frau mittleren Alters mit roten Strähnen im schwarzen Haar blickte von ihrem behelfsmäßigen Schreibtisch auf und sah ihn streng an. In ihrer Hand hielt sie ein Datapad. „Dieser Herr kommt vom CoruscantGesundheitsministerium", erklärte Pelbion und lächelte sie nervös an. „Ich führe ihn nur herum. Wie läuft denn unser Zuchtprogramm?" Uthan - sie war es definitiv - zog verächtlich eine Braue hoch. „Sie mögen mir ja alles mögliche ins Essen mischen, Sie mittelmäßiger Quacksalber, aber mein Gehirn funktioniert immer noch besser als das Ihre", sagte sie müde. Dann sah sie wieder zu Jusik. „Sie sind also von der Regierung, ja? Nun, ich bin eine Kriegsgefangene, und als solche besitze ich Rechte. Ich verlange meinen Anwalt- mal wieder. Mein Name ist Dr. Ovolot Qail Uthan, und ich werde in Isolationshaft gehalten." Jusik schenkte ihr ein leicht gequältes, aber mitfühlendes Lächeln. Der Kanzler war ziemlich clever. Welch besseren Weg, Uthan zu verstecken, hätte es geben können, als sie vor aller Augen ihre Geschichte an einem Ort erzählen zu lassen, an dem jeder eine verrückte Geschichte besaß? „Natürlich sind Sie das, gnädige Frau", sagte Jusik. „Ich werde mich umgehend darum kümmern."
Und wie sie hier herauskommen würde, nur nicht auf dem Weg, den sie sich erhoffte. „Völlig widerspruchsfrei", bemerkte Pelbion auf dem Weg hinaus. „Jede Einzelheit." „Traurig", sagte Jusik. Nein, brillant Wunderbar. Hoffnung für meine Brüder. „Und nun wegen dieser Zahlen ..." „Schon in Arbeit, Master Herris", erwiderte Pelbion. Es war wahrscheinlich nicht nötig, an dem Gedächtnis des Mannes herumzuspielen, aber Jusik verwischte dennoch einen Teil des Gespräches, um seinen Besuch auf eine geringfügige Belästigung zu reduzieren, die auf ganz natürliche Weise schnell vergessen wäre. Den ganzen Weg zurück zum Appartement über - viermal mit dem Speederbus umsteigen, ein paar längere Fußmärsche plus zwei-, dreimal kehrtmachen, nur für den Fall - spürte Jusik, wie sein Triumphgefühl von einer nagenden, beunruhigenden Stimme getrübt wurde. Es war nicht der Ansturm gestörter Gemüter, der ihn am meisten verunsichert hatte, auch nicht das Erlebnis, Auge in Auge einer Frau gegenüberzustehen, deren Arbeit praktisch aus Genozid bestand. Es war die Feststellung, dass sie nicht das einzige geistig völlig gesunde Wesen war, das in Valorum gefangen gehalten wurde. Und es gab nichts, das er wegen des anderen hätte unternehmen können. Er konnte dem Fall nicht
weiter nachgehen, da Herris jetzt wieder verschwinden musste. Er hatte so schon genug Staub aufgewirbelt. Im Krieg gab es immer Verluste. Und nicht alle fielen im Gefecht. Hadde-Rishun-Straße, Haurgab, 1510 Ortszeit „Dar! Dar! Runter!" Horden schwer bewaffneter Maujasi waren wie aus dem Nichts aufgetaucht, und Omega steckte jetzt in den Ruinen der antiken Festung fest, unter heftigem Beschuss und knapp an Glück. Der Konvoi war, bis auf die brennenden Fahrzeuge in der Schlucht, verschwunden. Darman warf sich flach auf den Boden, während ein neues Geschoss über ihn hinwegzischte und irgendwo hinter ihm im zerfallenen Gemäuer explodierte, sodass weitere große Brocken herausgerissen wurden. Darman sah die Welt aus einem 90-Grad-Winkel, und ihm fiel auf, dass die Stirnwand, die ihnen Deckung bot, auch nicht mehr besonders solide aussah. In seiner Audioverbindung herrschte Stimmengewirr. „Shab noch mal, woher kommen die denn?" „Ich sag doch, die verdammten Tunnels." „At'ika, kannst du den Späher bewegen? Mach schon, such nach einem Weg hier raus. Wir können nicht den
ganzen shabla Tag hier sitzen und drauf warten, dass die uns auseinandernehmen." „Bin dabei, Sarge - kannst du das sehen?" „Ohshab ..." Niner fluchte nur selten. Die Dinge standen schlechter, als Darman geglaubt hatte. Er krabbelte auf allen vieren über den Boden, schob die Munitionskiste beiseite, und als er auf die Icons seines HUDs blickte, war die Übertragung der Spähkugel alles andere als ermutigend. Aus ihrer Position ungefähr zweihundert Meter über ihnen, zeigte sie das Gelände in seiner ganzen niederschmetternden Realität: Steilwände zu drei Seiten und ein lang gezogener, felsiger Abhang hinter ihnen, der einzige Zugang zu der alten Festung. Und jetzt der einzige Weg heraus aus dem Schlamassel. In ihrer Blütezeit hatte die Festung einen großartigen Aussichtpunkt geboten, der leicht zu verteidigen war, aber selbst vier Republic Commandos konnten hier nicht ewig gegen Hunderte Maujasi bestehen. „Ich bitte jetzt um Evakuierung", sagte Niner. „Darman versuchte sich auszurechnen, wie weit sie kommen würden, wenn sie versuchten, sich ihren Weg freizuschießen. „Wer soll uns denn aus dieser osik rausholen?" „Die 85. hat Latten."
„Wollen doch mal sehen, ob die in ihrem Maniküreprogramm nicht noch einen Termin frei haben." Die Übertragung des Spähers zeigte, wie die Maujasi die Rückseite der Kuppel einkreisten. Sie würden vielleicht eine halbe Stunde brauchen, um sich ihren Weg den Abhang hinauf zu erkämpfen, und noch etwas länger, wenn Darman ihnen das Leben etwas interessanter gestaltete, indem er ihnen zur Begrüßung ein paar Felsbrocken entgegenrollen ließ. Er lud Granaten nach und begann in Richtung des Pfades zu krabbeln, der steil abfiel, als hätte eine riesige Hand die Spitze der Kuppe abgerissen, um eine Fläche für die Festung zu schaffen. „Ich halte sie auf, während du das Taxi rufst", sagte er. Niner hielt seine rechte Hand auf Ohrenhöhe an den Kopf gedrückt. Das tat er immer, wenn sie in der Klemme saßen, als ob der Sprachverkehr des hoch entwickelten Audiosystems seines Helms dadurch verständlicher werden würde. „Fierfek, Dar, schmeiß doch einen Det runter. Zeig dich bloß nicht." Corr stützte sich auf einen Ellbogen, legte den Kopf zurück, als würde ersieh sonnen, und lauschte. „Die hören sich an, als hätten sie noch einen Repetierblaster oder eine Kanone da unten."
„Dann könnten sie glatt die Spitze von diesem Stummel wegballern ...", folgerte Atin. „Aber damit wären wir tot, was bedeutet, dass sie uns lebend schnappen wollen." Darman konnte sich gut vorstellen, was lebend schnappen in dieser Region bedeutete, und er hatte nicht vor, sich auf diese Weise aus dem Leben zu verabschieden. „Hoffen wir bloß, dass sie es nicht schaffen, ihre eigene Luftunterstützung herbeizuzaubern." „Hadde Basis, hier Omega. Hadde Basis, hier Omega. Bitten um sofortige Extraktion." Niner wiederholte den Ruf, aber es hörte sich nicht so an, als würde er Antwort erhalten. Darman konnte das Zischen und Knistern des Comlinks hören. „Hadde Basis, wiederhole: Hier ist Omega. Wir sind in der alten Churt-Festung eingeschlossen, zwanzig Klicks südwestlich eurer Position. Knapp an Munition, feindliche Stärke bei geschätzten ... zwischen eins fünfzig und zweihundert, mit Kanonen und schweren Repetierblastern. Keine erkennbare Luftabwehr. Hadde Basis, hier ist Omega ..." Darman hatte diesen Punkt in einem Gefecht über die letzten Jahre bereits mehrere Male erreicht. Das Risiko, dass er sterben würde, ließ sich kaum noch steigern. Je öfter dies geschah, desto zuversichtlicher war er, es mit heiler Haut wieder herauszuschaffen, aber in gleichem
Maß wuchs auch die Erkenntnis, dass es das letzte Mal sein könnte. Es war ein weiter Weg nach unten, und es lauerten dort elend viele Maujasi. In Momenten, in denen alles auf Messers Schneide stand, dachte er oft Dinge, die nicht in direkter Verbindung zur Aussicht auf einen unangenehmen Tod standen. Er hatte Etain nicht angerufen und seit Monaten nicht mit Fi gesprochen. Abgesehen davon hatte er seinen Frieden mit der Welt gemacht. Plötzlich war es still. Niner lehnte sich gegen die Lehmziegel und überprüfte seine Munition. „Tja, selbst wenn wir es an dem Haufen vorbeischaffen, sind wir immer noch zu Fuß, und das bedeutet keinen besonders schnellen Abzug. Und der Flotten-Wetterdienst sagt, es wären Sandstürme unterwegs." Darman kontrollierte sein HUD. Niemand flog gern durch einen Sandsturm, selbst wenn man Filter und andere Gegenmaßnahmen besaß, um sich hineinzuwagen. Es war ein lausiger Zeitpunkt, um Extraktion anzufordern. „Wie viele Thermaldets haben wir?", fragte Darman. „Ich hab drei." „Zwei", meldete Atin. Corr fischte drei aus seinem Gürtel und hielt sie wie eine Traube Obst hoch. „Als Mann, der sich mit Sachen auskennt, die Bums machen, schätze ich, dass wir damit ge-
nügend Baradium beisammen haben, um diesen Hügel in Schotter zu verwandeln oder ein Loch zu reißen, in dem wir ihn versenken können." Darmans Gedanken überschlugen sich. Massig böse Jungs, wenig Munition, aber jede Menge Sprengkraft. „Jep, ich hab gehofft, das würde dabei rauskommen." „Bleibt ein Problem ... wir sitzen drauf." „Ich denke noch nach." „Gut, immer noch besser, als von den Eingeborenen verhört zu werden." „Kneifer!", schimpfte Darman, aber Corr hatte nicht unrecht, und er fragte sich, wann er seine Rüstung ausziehen würde, damit er aufrecht starb und nicht verwundet dahinsiechte wie Fi. Wenn er abtreten sollte, dann bitte richtig. Auf einmal wurmte es ihn nicht nur, Etain nicht Lebewohl gesagt zu haben, er war am Boden zerstört, weil er sie vielleicht nie Wiedersehen würde. „Also hört zu, wenn sie kommen und uns holen wollen, dann müssen sie diesen Hang rauf. Der Weg ist zwei Meter breit. Blockade." „Willst du Kegeln mit ihnen spielen?", fragte Atin. „ Na ja, der Explosionsradius beträgt fünf Meter. Ein bisschen weiter als das kann ich schon werfen." Darman hatte als Waffenexperte der
Schwadron angefangen. Er hatte seit Geonosis so viele neue Fähigkeiten, dass Fierfek, ich habe den Jahrestag vergessen. Ich hab's vergessen. Aber ich denke jeden Tag an sie. Es tut mir leid. Vin ... Jay... Taler. „Und?" Niner lud seinen Repetierblaster nach. „Was, wenn wir nicht so viele umgelegt kriegen?" Darman zuckte mit den Schultern. „Jedes bisschen hilft, wie es so schön heißt." Die Chancen standen schlecht Dank der KatarnRüstungstechnologie konnten sie erhebliche Senge durch Blasterfeuer und sogar Granaten einstecken, aber Gefechte aus nächster Nähe - möglicherweise sogar Mann gegen Mann - machten sie verwundbar. Sie könnten durch schiere Masse überrannt werden, und dann würden ihnen auch ihre Rüstungen nicht weiterhelfen. Darman probierte seine Vibroklinge, die mit einem zufriedenstellenden Ssschkk aus seinem Panzerhandschuh fuhr. Wenn sie einen Kampf haben wollten, würden sie einen bekommen. Corr machte damit weiter, Unterstützung anzufordern, während Darman die Detonatoren aufbrach, um sie zu verkabeln. Atin robbte vor, um zu feuern. „Sie wissen nicht, wie viele von uns hier oben sind." „Tja, sie werden's rausfinden, wenn sie die shabla Spitze erreichen, At'ika ..." Corr machte eine Pause und lauschte
im Comm-Rauschen nach einer Antwort. „Wenn ich hier lebend rauskomme, ramm ich als Erstes irgend so einem Geheimdienstler meine Vibroklinge in den -" „Ich zähle jetzt zwei Mörserstellungen", unterbrach ihn Niner. „Und gut, ich bin dabei." Darman konnte nicht sehen, was hinter ihm vor sich ging. Thermaldetonatoren miteinander zu verkabeln war eine kniffelige Angelegenheit, und es schien den anderen nicht in den Sinn zu kommen, dass die zusammengebastelte Vorrichtung sie ebenso leicht umbringen konnte wie die Rebellen. Das Einzige woran Darman im Augenblick denken konnte, war, wie hilfreich es gewesen wäre, Jusik bei sich zu haben. Er hatte ein Händchen für technische Spielereien. Auch wäre eine kleine von der Macht ausgelöste Lawine genau das Richtige gewesen. „Okay, bin fertig", meldete er. „Wie weit sind diese chakaare schon?" Atin steuerte den Späher. Er war zu klein, als dass ihn die Rebellen in dieser Höhe hätten bemerken können. „Ungefähr auf fünfzehn Metern Höhe. Noch weitere zehn Meter, und sie stehen beim Geröll. Jag den Haufen hoch, dann ist ihr Weg wahrscheinlich blockiert. Die werden Stunden brauchen, um sich da dran vorbeizugraben."
Die verdrahteten Dets bildeten ein loses Knäuel, das etwa die Größe eines menschlichen Kopfes hatte und so kugelförmig war, wie Darman es eben hatte formen können. Jetzt, da er die plumpe Form vor Augen hatte, war er sich nicht sicher, ob er sie treffsicher würde werfen können. Also würde er sie hinunterrollen lassen und fernzünden. Und das bedeutete sekundengenaue Abstimmung, sonst würde er sie verfehlen, und die Ladung würde hinter den Rebellen explodieren. „Okay, At'ika, du lotst mich durch", sagte er und rannte zur Kante der Kuppel. „Bereit?" „Bereit." Hinter ihm spuckte und donnerte Niners Repetierblaster, während weitere Geschosse die Festung erschütterten. Er rutschte ein paar Meter den Pfad hinunter, bis er die ersten Rufe der Rebellen nach links zu gehen oder irgendwelche anderen Befehle hören konnte. Wenn ich sie jetzt losrollen lasse, erreichen sie den Detonationspunkt in acht Sekunden. Wem versuchte er eigentlich etwas vorzumachen? Er konnte sich dessen gar nicht sicher sein. Er wartete darauf, dass Atin die Bildschärfe des Spähers neu einstellte. Jetzt konnte er wieder klar sehen. Wie ein endloser Strom drängten die Rebellen mit geschulterten Blastem den Hang hinauf. Wahrscheinlich waren es bloß fünfzig, aber
sie kamen ihm vor wie Horden, und er wusste, dass weitere nachrücken würden. „Bereit." „Gib du das Tempo vor, Dar." „Dets sind los." Darman ließ die Kugel den schmalen Pfad hinunterrollen. Sie hüpfte und kullerte - geh bloß nicht zu früh hoch, du shabuir, bitte nicht -, und er beobachtete ihre Bewegung über den Späher, immer einen Finger auf der Fernzündung in seiner Hand. Spring, spring ... Köpfe. Er konnte Köpfe sehen und drückte den Knopf. Einen quälend stillen Augenblick lang dachte er, der Mechanismus hätte versagt. Dann erschütterte eine ohrenbetäubende Explosion den Boden unter seinen Füßen, und alles, was er auf seinem HUD sehen konnte, waren gleißende Flammen und umherfliegende Trümmer. Bruchgestein prasselte gegen seine Rüstung und polterte um ihn herum. Er dachte, er würde fallen, und tastete instinktiv nach etwas Stabilem, um sich festzuhalten. Seine Hand bekam eine Felsnase zu packen, und er merkte, dass er wohlbehalten auf seinem Hintern saß. Er konnte jedoch nichts unter seinen Stiefelsohlen spüren. Ein panischer Gedankenblitz durchzuckte seinen Verstand: Nein, ich werde mir doch nicht das Rückgrat gebro-
chen haben? Er ließ die Beine baumeln, nur um sicherzugehen. „Dar? Dar!" Atins Stimme ertönte in seinem Helm. Er wusste, dass auch der Rest der Schwadron die Bilder der Spähkugel sehen konnte. „Dar, alles in Ordnung? Dar!" Darman sah nach unten. Er saß auf der Kante eines Felsens und starrte in einen brandneuen Abgrund. Die Detonatoren hatten einen Erdrutsch ausgelöst. Der Fels knackte und ächzte noch, und Kies kullerte hinab. Seinen Beinen ging es gut, unter seinen Stiefel gab es nur nichts mehr, das er hätte spüren können. „Da haben wir Jusik wohl doch nicht gebraucht", sagte er schockiert. „Ich glaube nicht, dass die so schnell hier raufkommen." „Oh, shab ..." Corr hörte sich eher perplex als verärgert an. „Und wir kommen nicht mehr runter, oder?" Darman schob sich von dem Steilhang zurück, rappelte sich auf und rannte das verbliebene Stück des Pfades zurück. Wenigstens sitzen wir auf dem höchsten Gipfel. Nichts über uns. Wir haben Deckung. Und ein paar Feinde weniger als noch vor ein paar Minuten. Das änderte dennoch nichts an der Tatsache, dass sie in 150 Metern Höhe auf einem Felsstummel festsaßen, ohne einen Weg hinunter, ohne Unterstützung und mit schwin-
denden Vorräten. Als Darman sich hinter der Mauer wieder fallen ließ, sagte keiner ein Wort. Das Feuer ruhte für eine Weile. „Macht schon, schreit mich an", sagte er. Atin zuckte nur mit den Schultern und ließ den Späher höher aufsteigen. Darman konnte das - wie er wusste, nur kurzzeitige - Chaos sehen, während die Rebellen umherrannten, um ihre Kameraden zu bergen und sich neu zu formieren. Er hatte ihnen etwas Zeit verschafft, aber sie würde Omega jetzt nichts mehr nützen. „Schon Glück gehabt, Cor'ika?", fragte Niner. Er konnte Corrs Übertragung ebenso gut hören wie die anderen auch, aber das war nun mal seine Art, die anderen auf Trab zu halten. „Denn wenn die 85. nicht antwortet, müssen wir entweder jeden einzelnen Rebellen abknallen oder shab noch mal lernen, wie man fliegt." „Oder beides", meinte Atin. „Wir könnten einen Abstieg wagen, aber wir wären ihrem Feuer schutzlos ausgesetzt, während wir klettern." Drei Sekunden, fünf Meter. So lange und so weit konnte man ungefähr laufen, bis einen ein Scharfschütze im Visier hatte. Eine blanke Felswand hinunterklettern - ob mit Katarn-Rüstung oder ohne -, lud geradezu dazu ein. Die Blaster der Rebellen waren nicht auf dem neuesten Stand,
aber sie besaßen Mörser, und die würden jeden wegpusten. „Wo ist der Rest des Konvois?", fragte Darman. „Ein paar haben's geschafft. Mittlerweile dürften sie es gemeldet haben." „Falls sie wissen, dass wir hier sind", erwiderte Niner. „Wahrscheinlich haben wir für sie ausgesehen, wie ein Haufen hiesiger Aufrührer. Wenn sie uns überhaupt gesehen haben." Corr legte seine Munition in absteigender Auf haltekraft vor sich aus. Es war kein tröstlicher Anblick. Es sah so aus, als würde er sich nicht zum ersten Mal auf ein letztes Gefecht vorbereiten, aber er sprach nie von den Einsätzen, die er erlebt hatte. Offensichtlich hatte es sich nicht nur um das Entschärfen von Bomben gehandelt. Der letzte Gegenstand in der Reihe war eine Granate. Er blickte auf und sah, dass Darman ihn anstarrte. „Für mich", sagte er. „Ich erwarte nicht viel von der hiesigen Gastfreundschaft." „Gute Idee", nickte Niner und wiegte einen ähnlichen Sprengkörper in der Hand. Darman sah zu Atin, aber keiner der beiden hatte ein schnelles Ende für sich vorgesehen. Vielleicht war es das Wissen, dass zu Hause jemand auf sie wartete. „Versuch's weiter bei der 85.", schlug Niner vor.
Atin schüttelte den Kopf. „Nein, versuch das HQ. Die sollten in der Lage sein, zu ihnen durchzukommen." Eine Meldung beim Hauptquartier kostete sie normalerweise Zeit, die sie nicht hatten, aber Zeit war jetzt nicht das Thema. Die Rebellen, die sich neu formiert hatten und sich nun ihren Weg hinauf über die Felsen um Omega herum bahnten -sie waren das Thema. Sie und ihre Repetierblaster. Etain würde mitbekommen, dass sie in der Klemme steckten. Darman hätte es vorgezogen, ihr keine Sorgen zu bereiten. Aber nun hatte er keine andere Wahl, und er zog etwas Trost aus der Tatsache, dass die Festung etwa dreißig oder vierzig Meter höher lag als der Rest des Geländes. Und es sah immer noch so aus, als wollten die Rebellen sie lebend bekommen. Die Rebellen konnten die Sache natürlich aussitzen. Selbst klimatisierte Katarn-Rüstungen mit Flüssigkeitsrecycling ermöglichten Commandos nicht, ewig auf einem Stein in der brennenden Wüste zu hocken. „Area HQ, hier Omega", wiederholte Corr so ruhig, als würde er bei einem Lieferdienst Essen bestellen. Die Schwadron behielt ihre gemeinsame Audioverbindung offen. „Area HQ, hier Omega. Erbitten dringende Weiterleitung zwecks sofortiger Extraktion. Area HQ, hier..." In wenigen Stunden würde es dunkel werden. Darman
und Niner schleppten und rollten jedes solide Objekt heran, das sie finden konnten, um damit die einschussübersäte Mauer zu stützen, die jetzt ihren einzigen Schutz darstellte. Eine Blastersalve schlug einen Meter unter Ihnen in den Fels, aber es sah mehr nach Einschüchterungstaktik aus als nach einem ernsthaften Versuch, sie zu töten. „Omega, hier Area Hauptquartier", meldete sich eine männliche Stimme. „Wiederholen Sie." „Captain Maze ... wie es scheint, gehen sie heute mal ans Comm ..." Der ARC-Trooper Captain - Zeys Berater - war nicht gerade für aufmunternden Kameradschaftsgeist bekannt. „Omega, Ihre Position ist vermerkt. Comm-Probleme?" „Kriegen die 85. nicht dran. Erbitten sofortige Extraktion bei diesen Koordinaten. Wir sind umzingelt und knapp an allem." „Ich alarmiere die vorgeschobene Einsatzbasis in Hadde. Bereithalten." Corr schaltete auf einen persönlichen Comlink-Kanal, den Maze nicht hören konnte. „Wie geht's, wie steht's, Omega? Können wir euch helfen? Tut uns echt leid, dass ihr auf einem shabla Felsen festsitzt, umzingelt von unzähligen bewaffneten Eingeborenen, die euch die gett'se abschneiden, wenn sie euch schreiend von der Spitze pflü-
cken." Er schaltete wieder auf den offenen Kanal. „Danke, Captain. Bleiben in Bereitschaft." Darman erkannte die Erleichterung. Corr machte seiner Anspannung mit ätzendem Sarkasmus Luft. Ich weiß, was Fi gesagt hätte. Fi hätte gesagt, Captain, sie rufen nie an, schicken nie Blumen ... Darman hoffte, Fi wäre glücklich auf Mandalore. „Ich komm auf ungefähr siebzig chakaare", meldete Atin. „Nicht unzählige." „Die haben Kumpels zu Hause, die jederzeit aufkreuzen können", erwiderte Corr. „Und hör auf, so ein Pedant zu sein. Ist schlecht fürs Rückenmark." „Er hat nicht gesagt, sie würden Latten schicken. Auch nicht, wann." „Er hat gesagt, bereithalten." Corr ließ einen frischen Clip in seinen Deeze einrasten. Sein Blickpunkt-lcon zeigte, dass er mit hoher Vergrößerung die Felswände abscannte. Also hatte er auch die Unbestimmtheit in Maze' Antwort gehört. Darman bewegte sich hinüber zur nördlichen Mauer und stellte sein HUD auf maximale Vergrößerung. Hadde lag in schwarzen Rauch gehüllt. Er konnte das Wumm-wumm-wumm des Artilleriefeuers hören. Die 85. hatte wahrscheinlich alle Hände voll zu tun. Mit diesem
Detail hatte Maze sie wahrscheinlich nicht belasten wollen. „Also wo liegt das Problem bei den Comms?", fragte Niner. Maze' raue Stimme unterbrach ihn. „Omega, Luftevakuierung kommt jetzt aus Neska. Eine Standardstunde abhängig von den Stürmen. Operationsbasis Hadde hat ihren Comm-Verstärker im Bombardement verloren. Habt euch einen guten Zeitpunkt ausgesucht." Maze fragte nicht, ob sie so lange durchhalten konnten. Wenn nicht - Pech. Neska war nach Hadde die nächstgelegene Basis, und niemand konnte ihnen schneller zu Hilfe eilen. „Danke, HQ", sagte Corr. „Übrigens, sagen Sie Zey, wir bestätigen den Abschuss von Jolluc." „War der Weg also nicht umsonst, Omega." „Ihnen auch einen schönen Tag, Captain ..." Die Verbindung brach ab, und Maze war fort. „Lassen Sie sich die Haare machen. Oder gehen Sie einkaufen." „ARCs sind immer so ätzend, wenn man sie an einen Schreibtisch fesselt ", sagte Niner, der meinte, Maze entschuldigen zu müssen. „Die wollen einfach an die Front." „Glaubst du wirklich, irgendjemand, der klar im Kopf ist, würde wollen, dass man ihm den shebs wegschießt? Ist
nicht so, als hätte er den Drang, bei seinen Brüdern zu sein, wie die Nulls." „Die Alphas haben auch ihre Kumpels", bemerkte Darman und erinnerte sich an Sull und dessen Wut angesichts eines ARC-Kamera-den, der exekutiert worden war, weil er sich unerlaubt von der Truppe entfernt hatte. „Die sind auch nicht anders als wir." Corr schnaubte verächtlich, sagte aber nichts. Drei blendende Blitze gleißender Energie fegten über den oberen Rand der Mauer, und Ziegelstaub rieselte hinab. Niner feuerte mit seinem Repetierblaster und schoss einen Brocken aus der gegenüberliegenden Felswand. Wie es aussah, zusammen mit ein paar Rebellen. Trotzdem konnte er überall an den Hängen Bewegungen ausmachen - jede Menge Bewegung. Die Rebellen bekamen Verstärkung. Ja, diese Tunnel brauchten dringend die Aufmerksamkeit von ein oder zwei Tonnen 500er-Klasse-Thermal-Plastoid. „Fünfundfünfzig Standardminuten", sagte Atin, während er durch einen Spalt in der Mauer zielte. Wenigstens hatten sie niemanden mehr im Rücken - nur zu allen Flanken. Man musste das mal von der angenehmen Seite aus betrachten. Und ein LAAT/i war auch unterwegs. „Vierundfünfzig."
„Geh nicht gleich in die Vollen, vode", murmelte Niner. „Verballer nicht mehr als unbedingt nötig, für den Fall, dass sich unsere Mitfahrgelegenheit verspätet." Atin steuerte den Späher. „Oder dass sich diese chakaare in Bergnerfs verwandeln ..." Die Übertragung des Spähers zeigte, dass sich eine Gruppe der Maujasi auf den Aufstieg vorbereitete. Sie trugen Haken, Seile und etwas, das aussah wie Abschussgeräte. „Wie weit nach unten?", fragte Darman. „Genau?" Atins Blickpunkt-Icon zeigte, dass er das Fernmessungssystem des Spähers hinzugeschaltet hatte. „Einhundertachtundfünfzig Meter und vierzig Zentimeter." Atin machte eine kurze Pause. „Bis zum Normalnull." Die in die Commando-Rüstungen eingebauten Kletterseile besaßen eine Länge von maximal hundert Metern. Darman stellte sich den letzten, wirklich allerletzten Ausweg vor, der ihm nicht den Hals brechen würde, wenn er im richtigen Winkel landete und die letzten fünfzig-oderso Meter abrollte. Allerdings wenn er erst einmal unten wäre bei wer weiß wie vielen Rebellen, die ihn einschlossen, wär's das mit seinen Einfällen fürs Erste gewesen. Und mit seinem Glück. Aber es gab immer noch die Sandsturmwarnung. Ein Sandsturm hätte ihnen Deckung verschafft.
Oder er brachte den Tod. „Jetpacks", sagte er wehmütig. „Jetpacks sollten wirklich Standardausrüstung sein. Mandos sind nicht blöd." Die Klettergruppe der Maujasi feuerte ein Seil ab, dessen Haken sich mit lautem Klappern in die Felswand biss. Als der erste Kletterer zwanzig Meter des Hanges hinter sich gebracht hatte, jagte ihm Corr einen Blasterschuss durch die Stirn. „Vielleicht hätte ich warten sollen, bis er weiter oben ist..." Darman behielt die Späherübertragung im Auge und probierte ein paarmal die Vibroklinge in seinem Panzerhandschuh aus. Ja, er bekam es mit der Angst zu tun, Latten im Anflug oder nicht. Standhalten war eine Sache, aber in der Falle zu sitzen wie ein angebundenes Feshu, das darauf wartet, gefressen zu werden, war etwas völlig anderes. Er fragte sich, wie viele er wohl mit sich nehmen könnte, falls das Schlimmste eintreten sollte. „Die müssen ja mächtig gett'se in der Hose haben, ich meine, die wissen doch gar nicht, was wir mit ihnen machen können, wenn sie oben sind." „Tja, die wollen uns definitiv lebend", stellte Niner fest. „Oder sie haben nicht genug schweres Gerät, um uns vollends einzuseifen."
Eine Stunde dauerte überraschend lang. Zwischen der Überwachung der Spähkugel - welche die Rebellen offensichtlich nicht bemerkt hatten, sonst hätten sie versucht, sie auszuschalten - und der Unterdrückung des eingefleischten Reflexes, den Ursprung des eintreffenden Feuers wegzufegen, fand Darman die Zeit, den Horizont im Norden zu betrachten. Der Baldachin aus schwarzem Rauch über Hadde war verschwunden, verschluckt von einer walzenden Wand gelben Staubs, die so mächtig und unerbittlich aussah wie eine Flutwelle. Der Wind nahm zu. In der Festung fegten und wirbelten Schuttreste umher. Darman rechnete kurz nach und kam zu dem Schluss, dass der Sturm sie in zehn Minuten erreichen würde. „Köpfe einziehen, vode", riet er. „Da kommt er." Der Sand konnte ihren vakuumresistenten Rüstungen nichts anhaben, und ihre Deezes besaßen Filter. Ihre HUDs ermöglichten es ihnen, ihre Umgebung noch im dichtesten Rauch zu ermitteln, und der kreischende Wind wurde von ihren Helmen zum Schweigen gebracht. Aber auf diese Weise in einem Sandsturm gefangen zu sein, war nervenaufreibend. Darman konnte die ersten Böen Flugsand gegen seine Katarn-Rüstung prasseln hören und kauerte sich mit den anderen im Windschatten der Mauer zu einer Kugel zusammen.
„Oh, shab ...", flüsterte Corr. Die herumwirbelnden Körner verschlangen sie in völliger Stille, während Darman seinen externen Audiokanal abschaltete, damit er in seinem Helm nur noch den Rest der Schwadron hören konnte. Jetzt blieb ihnen nichts weiter zu tun, als den Sturm auszusitzen. Die Rebellen würden nicht weiterklettern, so viel war sicher. Er dachte an Etain und hoffte, Maze hätte den Lagebericht weitergeleitet. „Fierfek, das muss ein Großer sein ...", bemerkte Niner. Der Sturm schien nicht nachzulassen. Die Sandwolke musste mehrere Hundert Quadratkilometer umfassen. „Wir werden hier nicht rausgeholt, bis das vorbei ist. Bei so 'nem Ding würde man nicht mal einen VlS-Piloten rausschicken." Sicko hätte es versucht, da war sich Darman sicher. Aber er weilte längst nicht mehr unter ihnen, und für einen Bruder, den sie nur kurz gekannt hatten, saß der Schmerz über seinen Tod ziemlich tief. Die Sicht war jetzt gleich null. Darman öffnete vorsichtig seinen externen Audiokanal, sodass der tosende Sturm kaum mehr als ein Flüstern war. Er meinte noch ein anderes Geräusch zu hören, aber das war unmöglich. Es musste das Prasseln des Sandes sein. Tschkka-da-tschakka-da-tschakka ... Nein, er bildete es sich nicht ein. Es wurde lauter.
Tschkka-da-tschakka-da-tschakka-da-tschakka ... Es war ein gleichmäßiges, mechanisches Geräusch, begleitet von einem ständig an- und absteigenden Ton, ähnlich einer leisen Sirene. Nein, keine Sirene: Ein Antrieb, der versuchte, die Lage zu meistern. Was immer es war, es war kein LAAT/i. Deren Klang hätte er überall wiedererkannt, angenehm vertraut und so tröstlich, dass ihm das Herz schwer wurde. „Shab", sagte er. Darman maß den Krisengrad eines beliebigen Tages daran, wie oft sie das S-Wort gebrauchten. Heute war ein Hun-dert-shab-Tag, der sich rapide dem shab-Sättigungspunkt näherte. Kein anderes Wort bot solche Erleichterung, wenn man müde war, Schmerzen hatte, den Mut verlor oder dem unmittelbaren Ende ins Auge sah. „Shab, das ist keiner von uns ..." Sie sahen nach oben, obwohl das nicht nötig war. Der Späher hätte ihnen das Schlimmste zeigen können, hätten sie auf Infrarot geschaltet. Nein, es war kein LAAT/i. Die Antriebe, die gegen den scheuernden, sandgeladenen Wind kämpften, klangen fremd, weil sie es waren. Im wirbelnden, gelbbraunen Nebel wurde das Fahrwerk des Schiffes sichtbar: leuchtend Türkis mit kantigen, schwarzen Hoheitszeichen, die vergangene Sandstürme streckenweise bis aufs blanke Metall
abgeschliffen hatten. Es war alt. Darman erhaschte einen Blick auf die hinausragenden Hydraulikleitungen und kolbenförmigen Servos. „Shabuir", fluchte Corr, tastete nach seinem Panzerbrecher-Aufsatz und ließ ihn an seinem Deeze einrasten. „Okay, wenn wir nicht nach Hause gehen, geht niemand nach Hause!" Darman zielte auf das, was er für den Hydraulikbehälter hielt. Der Wind wehte ihn beinahe fort. Atin stieß mit ihm zusammen. Niner, der den Repetierblaster in einem erstaunlichen Kraftakt mit beiden Händen hielt, rief ihnen zu, sie sollten aus dem Weg gehen. Er feuerte. Darman feuerte. Vielleicht feuerten sie alle. Darman wusste in diesem Augenblick nur, dass ihn ein Feuerball blendete und rücklings zu Boden warf, während rot glühende Metalltrümmer, Gestein und ölige Flüssigkeit gegen seinen Visor prasselten. Keldabe, Mandalore Fi blieb unnachgiebig - oder zumindest blieb Parja unnachgiebig, und er folgte ihr. Er würde Fenn Shysa nicht helfen, indem er Fett spielte. „Wir sind nur hier, damit du Keldabe kennenlernst, okay?" Parja hielt ihn am Ellbogen und wirkte eher wie
eine besitzergreifende Ehefrau als jemand, der einen gehbehinderten Mann stützt „Ein Ausflug in die große Stadt, weiter nichts. Du schuldest ihm gar nichts." Keldabe war nicht gerade groß. Auf Fi wirkte es dennoch überwältigend, aber er dachte daran, sich an sein Datapad zu halten, um sich zurechtzufinden. Die mandalorianische Hauptstadt bestand aus einer Ansammlung von Gebäuden aus Stein, Holz, Plastoid und Durastahl, die sich wie hartnäckige Pilze an eine Felsnase klammerten. Unterhalb der Granitklippe beschäftigte sich der Fluss Kelita damit, eine Schlucht ins Gestein zu fressen. Der Ort wirkte gleichwohl verlottert, majestätisch, trotzig und einladend. So hätten die tieferen Ebenen Coruscants ausgesehen, hätte man sie in die Höhe gehoben, zu einem stadtförmi-gen Klumpen zusammengebündelt und in irgendeiner unberührten Landschaft abgeladen. Fi war sofort verliebt. Die Sonne schimmerte auf den Türmen der MandalMotors-Fabrik, einem Orientierungspunkt, den Piloten bei ihrem Anflug auf die Landebahn nutzten. Die Luft roch nach Baumharz, eine köstliche, hölzerne Süße, die ihm auf der Zunge zerrann. „Herrlich", freute sich Fi. „Herrlich." „Ein Dreckloch." Parja führte ihn. „Der shebs der Galaxis. Aber er gehört uns."
Sie gingen über eine der Brücken hinein ins Herz der Stadt. Gassen schlängelten sich auf so ungleichmäßige und verschrobene Art und Weise zwischen den Gebäuden entlang, dass klar wurde, weshalb der Ausdruck mandalorianische Stadtplanung nicht existierte. Es repräsentierte alles, was Coruscant nicht war. „Hat er einen Palast?", fragte Fi. „Shysa ist nur ein niederer Clanführer, wenn überhaupt. Nicht mal Mandalores haben heutzutage einen Palast. Ich bin mir gar nicht sicher, ob es je so war." „Wohin gehen wir dann?" „Ins Tapcaf." „Warum ein Tapcaf?" „Bequemlichkeit." Parja hielt an, um in ein Schaufenster zu sehen. Es war voller Werkzeuge und Maschinenteile, die sie auf jene Weise betrachtete, die Fi bei den weiblichen Coruscanti gesehen hatte, wenn diese vor Modegeschäften standen. „Jeder kennt das Oyu'baat Es steht hier schon, seit Canderous Ordo noch ein Funkeln im Auge seiner Mutter war, und es schließt nicht, nie. Es heißt, der Eintopf über dem Feuer würde seit tausend Jahren vor sich hinköcheln und die Köche würden nichts weiter tun, als tagtäglich mehr Fleisch und Gemüse reinzuwerfen." „Bäh", schüttelte sich Fi. „Hoffentlich waschen sie sich die Hände."
Die mandalorianische Formlosigkeit faszinierte Fi. Er war mit militärischer Präzision erzogen worden, bei der es für alles einen Ort und eine Vorschrift gab. In diesem hierarchiefreien Mach-wie-du-willst-Chaos lag jedoch ein kraftvolles Gefühl sozialer Zweckmäßigkeit, die von jetzt an gleich eine Respekt einflößende Armee hervorbringen konnte. Er nahm seinen Helm ab, um die Brise auf seinem Gesicht zu spüren, und ein Passant blieb stehen, um ihn anzusehen. „Ich bin hinreißend", sagte Fi. „Siehst du?" Parja kicherte. „Bardan wird mit deinen Fortschritten zufrieden sein. Du solltest dich hören." Ja, aber ich konnte mich einmal von Erelan HQ abseilen, zweihundert Liegestütze vorm Frühstück hinlegen und auf tausend Meter ein bewegliches Ziel ausschalten. Ich war was Besonderes. Ich war der Beste. „Hier trifft er uns?" „Warum nicht? Wir brauchen nur zwei Minuten, um Shysa zu erklären, wohin er sich seine blöde Idee stecken kann, dann decken wir uns mit ein paar Vorräten ein, und ab geht's nach Hause, damit Bardan die Heilnummer abziehen kann." Fi zählte die Tage zwischen Jusiks Besuchen. Er freute sich nicht nur, einen lieben Freund zu sehen, eine kostbare Verbindung zu seinem früheren Leben, die Heilsitzungen
boten darüber hinaus auch die Aussicht auf weitere Besserung. Er spürte, wie die Kraft wieder in ihn hineinsickerte, wie ein heißes Essen nach einer eiskalten Patrouille. Jusik schien hinterher jedoch immer sehr müde. Es war, als würde er sich auslaugen. Fi wünschte, er könne verstehen, wie die Jedi die Aktivität der Zellen auf diese Weise nutzten. „Ich hab's gefunden!", sagte Fi triumphierend. Das Oyu'baat war eine weitläufige Cantina mit allerlei Fenstern, die nicht so aussahen, als wüsste der Erbauer, was eine senkrechte Linie oder eine waagerechte war. Es wirkte wie eine Ansammlung mehrerer Häuser, die über die Jahrhunderte zusammengewachsen waren. Fi richtete sich zu voller Größe auf und trat durch die Türen hinein in einen unwiderstehlichen Dunst aus Holzfeuer, Ale und köstlichen Essensdüften. Neben dem knisternden Feuer saß Shysa, die Stiefel auf einen Stuhl gelegt und die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Er unterhielt sich mit zwei Männern in mittelgrünen Rüstungen, die Fi den Rücken zugewendet hatten. Als Shysa Fi erblickte, setzte er sich gerade hin und machte ein ernstes Gesicht. „Ah, der verlorene Sohn und seine werte Dame", grüßte er. „Was trinkt ihr?" „Wir bleiben nicht", erwiderte Parja. „Wir treffen uns mit einem Freund."
Die zwei Männer, die mit Shysa zusammensaßen, drehten sich um, als Fi an den Tisch trat, und er fragte sich, weshalb er sie nicht schon in dem Augenblick erkannt hatte, als er durch die Tür gekommen war. Allein ihre Hinterköpfe - identisch, das gleiche kurz geschnittene Haar- hätten ihn ins Bild setzen müssen. Sie waren Klone, genau wie er. Nein, nicht genau wie er: Es waren ARCs. Einer von ihnen war Sull, ehemals A-30, der Deserteur, den Omega auf Gaftikar verfolgt hatte, bevor Sergeant Aden ihn vom Planeten gekickt hatte. Beim anderen tippte Fi auf Spar. „Ich sollte dir wohl danken", sagte Sull. Denn dein Bruder hat die beiden Untergrund-Trooper plattgemacht, die mich umlegen sollten." Wir haben sie begraben. Ihnen unseren Respekt gezollt. Sie haben nur getan, was man ihnen befohlen hat Brachte Dar ganz schön aus der Fassung. „Moz und Olun", sagte Fi. Er war stolz darauf, sich an ihre Namen zu erinnern. Ein Detail, das er glaubte, vergessen zu haben. „Juckt dich eh nicht." „Was ist denn mit dir los? Auf Gaftikar konntest du mit dem Quasseln gar nicht aufhören." Parja fuhr nur selten jemanden an. Sie war herrlich Furcht einflößend. „Ihm ist 'ne Bombe in der Fresse explodiert, das ist mit ihm los, chakaar."
„Schon gut. Sorry." Shysa gab Sull einen Schubs. „Komm schon, lass den Mann in Ruhe. Spar, hol unseren Gästen ein paar Stühle." Es war also Spar. Er war desertiert, lange bevor die Große Armee Tipoca City überhaupt verlassen hatte. Fi wusste nicht genau, was er von ihm halten sollte. Er sah nicht fröhlich aus. „Wir lehnen ab, danke", sagte Parja bestimmt. „Wenn ihr nicht mit mir trinken wollt, dann sage ich es Fi frei heraus", erwiderte Shysa. „Mandalore braucht jemanden, der sich erhebt - als Fetts Erbe. Du hast nein gesagt, Sull hat nein gesagt, und Spar hat nein gesagt. Und ihr seid die einzigen drei Jungs, die ich im Moment fragen kann. Ist ein einfacher Job. Ihr müsst nur den Strohmann abgeben." „Gibt's Altersvorsorge?", fragte Fi. „Es geht nur darum, für die aruetiise den Schein zu wahren. Wir leben in Krisenzeiten, und die Stelle war schon zu lange unbesetzt." „Ich verstehe nicht, warum die Clans das nicht wie gehabt regeln", murmelte Spar. „Entweder hat Mandalore einen echten Anführer oder halt nicht. Wenn man sich die Mühe macht, einen vorzutäuschen, kann man genauso gut in die Vollen gehen und einen Richtigen auswählen."
„Der Name Fett schürt die Angst der haran in den aruetiise." Shysa besaß eine ernste Art, der sich Fi nur schwer entziehen konnte. Der oberflächliche Charme verblasste rasch und offenbarte einen Mann, der sich aufrichtig um seine Welt zu sorgen schien. „Was immer Jango am Ende zugestoßen ist, er hat Jedi mit bloßen Händen umgebracht. So etwas vergessen die Leute nicht. Und wenn man die Clans zu lange sich selbst überlässt... na ja, wir wollen doch nicht, dass sich eine neue Death Watch bildet. Im Augenblick haben wir keinen eindeutigen Kandidaten für den Job." Fi verstand nichts von mandalorianischer Politik, aber Parja schien sich auszukennen. Sie setzte sich nicht, stützte sich lediglich auf die Lehne von Fis Stuhl und behielt eine Hand auf seiner Schulter. „Warum springst du nicht ein, Fenn?", fragte sie. „Ich? Ach, ich bin bloß Gelegenheitsarbeiter", antwortete er und hob abwehrend die Hände. Es wirkte nicht wie falsche Bescheidenheit. „Ein bisschen hiervon, ein bisschen davon. Ein kleiner Fußsoldat. Wir brauchen heute mehr als ein Paar Fäuste, die uns anführen." „Wir brauchen jemanden, der die Clans zusammenhält, und ich glaube, du wärst ziemlich gut darin." Fl verstand eine Gesellschaft nicht, in der niemand die Macht ergriff, wenn sich ihm die Möglichkeit dazu bot.
Vielleicht gab es nichts zu ergreifen, außer der wie auch immer gearteten Bürde, die dem Mand'alor in den Schoß fiel. Er dachte intensiv nach, ob er das Angebot nicht selbst ablehnen sollte, anstatt Parja für sich sprechen zu lassen. Sie hatte recht. Es war verrückt, auch wenn er Shysas Standpunkt verstehen konnte. „Also, Fi, wirst du's tun?", fragte ihn Shysa. Fi spürte, wie sich wieder Schweißperlen auf seiner Oberlippe bildeten. Er konnte Skirata in seinem Kopf hören, der ihn warnte, das eigene Wohl niemals außer Acht zu lassen. „Ich kann nicht grade gehen, nicht richtig sprechen, und außerdem hat Fett irgendwo einen echten Sohn. Tut mir leid. Ich kann nicht." Shysa lächelte betrübt. „Okay. Man wird's ja versuchen dürfen. Dann konzentriere dich drauf, wieder fit zu werden, ner vod." „Mit mir brauchst du auch nicht zu rechnen", meinte Sull. „Ich kämpfe, wenn du willst und wenn ich bezahlt werde, aber ich bleibe im Hintergrund. Meine ... früheren Arbeitgeber waren von meiner plötzlichen Kündigung nicht gerade begeistert." Alle sahen zu Spar, und dieser zuckte die Schultern. „Du kannst mich als Aushängeschild benutzen, Shysa, aber es wird nicht lange wirken. Und ich schulde Fett absolut gar nichts."
„Und was ist mit Mandalore? Meinst du nicht, du schuldest es deinem eigenen Erbe?" „Was damit ist? Ich habe Fett nie den Quatsch abgekauft, von wegen der Republik dienen, ich gehöre also nicht zur patriotischen Sorte." Er wandte sich zu Fi. „ Ich hab's dir gesagt, ner vod- Fett hat keinen Mottfurz auf irgendetwas außer sich selbst gegeben. Er wurde bezahlt, damit er half, Kanonenfutter wie dich und mich am Fließband zu produzieren. Und so was will Mandalore als Zeichen für seine Stärke? Na toll!" Es war also tatsächlich Spar gewesen, der Fi auf dem Marktplatz von Enceri angesprochen hatte. Fi fragte sich, ob sich der ARC-Trooper wohl schuldig fühlte, weil er vor Kriegsausbruch desertiert war. Er schien nicht von der schuldbeladenen Sorte zu sein, aber irgendetwas an ihm roch nach Bedauern. „Es geht also in Ordnung", sagte Shysa langsam, „wenn ich die Geschichte in Umlauf bringe, dass du Fetts Sohn bist und dass Mandalore in Betracht zieht, dich seinen Platz einnehmen zu lassen." Spar setzte den für die ARCs typischen Ausdruck der Verachtung auf: Eine Braue hochgezogen, die Lippen aufeinandergepresst. „In Ordnung. Solange du nicht rumerzählst, dass ich ein Deserteur bin, sonst hab ich auch eine Todesschwadron am Hals."
„Danke, Kumpel." Shysa hob seinen Krug und sie schienen zu einer Übereinkunft gekommen zu sein. „Mehr brauchen wir einstweilen vielleicht gar nicht." Fi verstand immer noch nicht, weshalb Shysa nicht einsprang und die Rolle des Mand'alors übernahm, schließlich spielte er sie ohnehin schon ein gutes Stück weit. Parja nutzte die Gelegenheit, um Fi in ein ruhiges Eckchen der Cantina zu lotsen. „Ich bin froh, dass die Sache vom Tisch ist. Und du hast dich gut geschlagen, cyar'ika." Sie behielt die Tür im Auge und hielt nach Jusik Ausschau. „Du hast mehr als nur deine Pflicht getan. Es wird Zeit, ein bisschen egoistisch zu sein." Fi war nie gut darin gewesen, nein zu sagen und es auch so zu meinen. Skirata hatte seinen Schwadronen beigebracht, daran zu glauben, dass sie alles erreichen konnten, weil sie die Besten waren. Solch tief verwurzelte Zuversicht war nur einen kleinen Schritt von dem Gefühl entfernt, jede noch so kleine Aufgabe angehen zu müssen, einfach nur, weil man es konnte. Jetzt rang Fi mit einem unbestimmten Schuldgefühl, das an ihm nagte und ihm sagte, er müsse doch nur herumsitzen, wie Fett aussehen und Mand'alor-Geräusche machen. „Wäre sowieso keine gute Werbung gewesen", argumentierte er laut zu sich selbst. „Mand'alor, der Sabbernde."
Parja quetschte seine Hand. „Nicht..." „Witz." „Solange es ein Witz ist." Für die Drehscheibe des Lebens in Keldabe war es im Oyu'baat sehr ruhig. Er hatte erwartet, hier wäre es voll von Clanführern, die Abkommen aushandelten und dieses furchtbare Brettspiel spielten, bei dem man in die Felder stechen musste. Aber vielleicht war es die falsche Tageszeit, um die lockere und chaotische Staatsführung Mandalores zu beobachten. Schließlich teilten sich die Türen, und eine schlanke Gestalt in grüner Rüstung erschien. Jusik füllte die Rolle jetzt total aus, als wäre er nie ein Jedi gewesen, aber sein Lichtschwert hing noch immer an seinem Gürtel. Fi wusste, was die meisten Mandalorianer annahmen, wenn sie die Waffe sahen und weshalb sie dem Mann skeptische Blicke zuwarfen. Sie glaubten nicht, einen Jedi vor sich zu haben. Sie dachten, er würde es als Trophäe tragen. Damit hatte er sofort seinen Ruf weg. Er umschloss Fis Arm, dann Parjas, so wie jeder Mando'ad es getan hätte, und nahm seinen Helm ab, unter dem kurze Haare und ein absolut glatt rasiertes Gesicht zum Vorschein kam. Fi hätte erwartet, dass ihn das jünger aussehen ließ, aber es hatte den gegenteiligen Effekt. „Wie fühlst du dich, ner vod?" Jusik schenkte ihm ein breites Grinsen. „Du siehst immer mehr nach deinem al-
ten Ich aus." „Müde", erwiderte Fi. „Wäre schön, wieder zu Hause zu sein." „ Ich kann dieses Mal ein paar Tage bleiben. Von mir aus können wir gleich los. Und ich habe interessante Neuigkeiten für dich über... nun, sagen wir, einen alten Freund." Parja stand auf und griff nach ihrem Helm. „ Ich muss noch bei MandalMotors ein paar Teile holen, dann können wir los." Fi beschloss, Jusik die ganze Sache mit Shysa später zu erzählen, doch er bemerkte, wie sich Jusik diskret in der Cantina umsah, so als würde er das Dekor bewundern, und auf sein Gesicht schlich sich ein Ausdruck, den Fi bei Einsätzen kennengelernt hatte. Jusik konnte etwas spüren. Sein Blick wanderte in die Richtung von Shysa und den beiden abtrünnigen ARCs. „Ah", machte Jusik. „Vode." „Spar und Sull", flüsterte Parja. Jusik nickte ernst. „Gehen wir." Fi war so sehr daran gewöhnt, in Jusik jemanden zu sehen, der auf seiner Seite war - völlig gleich, ob Jedi oder Mando'a -, dass er nicht in Betracht gezogen hatte, wie die Leute hier reagieren würden, wenn sie herausfanden, dass er ein Machtnutzer war. Es hieß, die eigene Vergangenheit
sei egal. Steckte man erst einmal in der beskar'gam, gehörte man zur Familie, aliit Fi fragte sich, ob dieser Schulderlass auf alle Neueinsteiger in die MandoLebensart zutraf. Doch dann drehte sich Sull langsam um. Vielleicht wollte er nur noch einmal nach Fi sehen, oder es war die generelle Vorsicht, die Jango allen ARCs, die er ausgebildet hatte, anerzogen hatte. Was immer ihn aufschauen ließ, er schaute. Und er stand auf. „Kenne ich dich?", fragte er. Im Oyu'baat hielt sich jetzt nur eine Handvoll Gäste auf, und das war vielleicht auch besser so. Jusik erwiderte gelassen Sulls Blick. Shysa und Spar taten so, als ginge es sie nichts an. „Sag du‘s mir", antwortete Jusik. Sull ging langsam auf Jusik zu. Fi rückte instinktiv zwischen seinen Freund und den ARC, und auch Parja trat dazwischen. Es war nicht abzusehen, wie sich die Sache entwickeln würde. Der ARC musterte Jusik von Kopf bis Fuß und nickte wissend beim Anblick des Lichtschwertes. „Hab dich noch nie persönlich getroffen", sagte Sull ruhig. „Aber deine Stimme kenne ich von ein paar CommMitteilungen, nicht wahr?" „Ich habe keinen Streit mit dir", erwiderte Jusik.
„Wir sind hier nicht auf Coruscant und unterstehen jetzt auch nicht den Regeln der GAR. Wer hat die UntergrundJungs autorisiert, unsere eigenen Männer umzulegen, General?" Jetzt hatten sie ein Publikum, wenn auch nur ein kleines. Fi sah zwei Männer in einer Ecke, die gespannt lauschten. Er hätte dem Ganzen sofort ein Ende setzen können, wäre er noch der alte Fi gewesen. Jusik übrigens auch; Fi hatte gesehen, wie er mit einer einfachen Geste schwere Türen zertrümmert hatte. Er konnte sich auf Arten verteidigen, die sie sich nicht einmal vorstellen konnten. „Und ich bin jetzt auch kein General, Sull." Jusik stand sehr still, sein Gewicht gleichmäßig auf beide Füße verteilt. „Und denkst du ernsthaft, ich würde einem Klon Schaden zufügen?" „Ich denke", hob Sull an, „dass deine heuchlerischen Zauberer jeden Einzelnen von uns über die Klinge springen lassen würden, wenn es euren Zwecken dient." „Pass auf, was du sagst", ging Fi dazwischen. „Das ist mein vod, mit dem du da redest." Jetzt beschloss auch Spar, sich einzumischen. Er kam mit augenscheinlicher Lässigkeit herüber und stellte sich neben seinen ARC-Bruder. „Probleme?"
„Jedi." Sull spuckte das Wort förmlich aus, während seine Hand seinem Blaster viel zu nahe kam. „Ein verdammter Jedi, rausgeputzt wie einer von uns.“ Die Hand war der Auslöser. Ein Teil von Fis Gehirn musste völlig reibungslos gearbeitet haben, der Teil, der seine Fäuste mit seinen animalischen Instinkten verband, denn er ließ seinen Panzerhandschuh mit voller Wucht zu Sulls Kinn auffahren, sodass dieser mit Spar zusammenstieß. „Geh von ihm weg!", schnaubte Fi. „Wenn du ihn berührst, schlitz ich dich auf-" Parja und Jusik mussten ihn gemeinsam zurückhalten. Er wollte Sull in Stücke reißen und wusste nicht einmal, woher diese Wut kam. Er wusste nur, dass sie ihn lebendig auffraß und er nicht länger der liebe, lustige Fi war. Shysa war augenblicklich auf den Beinen und packte Sull am Kragen, um die drei Klone auseinanderzubringen. Fi war völlig schleierhaft, wie er diesen Hieb in seinem Zustand überhaupt hatte anbringen können - aber er hatte es getan, und es schmerzte, haranyc. Sull blutete aus seiner Lippe. „Ihr und euer jugendlicher Übermut. Ich weiß, ihr Jungs mögt Raufereien", sagte Shysa, seinen Arm fest um Sulls Hals gelegt, „aber das regelt ihr besser bei ein oder zwei netten Drinks, ganz gleich, wo euer Problem steckt. Verstanden?"
„Komm schon, Fi." Parja schob ihn zur Tür. „Das ist es nicht wert. Gehen wir." Der Wirt stützte sich auf den Tresen, hatte sein Kinn in eine Hand gelegt und sah zu, als würde er derlei Faustkämpfe jeden Tag sehen. Fi riss sich von Parja los. „Du hältst dich von Bard'ika fern", warnte er und zeigte mit dem Finger auf Sull. „ Hast du mich verstanden? Wenn du auch nur einen Blick in seine Richtung wirfst, bist du tot!" Kaum war Fi hinaus in die kühle Luft getreten, war er verwirrt und schämte sich sofort. Vor seiner Verwundung hatte er nie derart die Beherrschung verloren. So kannte er sich gar nicht. Sein Herz hämmerte so stark, dass es fast schon wehtat und er glaubte überhaupt keine Kontrolle mehr über den animalischen Teil seines Ichs zu haben. Jusik nahm ihn am Arm und half Parja, ihn über den Platz zu führen, damit er sich bei der Brücke setzen konnte. „Tja", sagte Jusik und balancierte seinen Helm auf einem Knie. „Wie ich sehe, sind deine motorischen Fähigkeiten wieder ein Stück weiter. Der Redefluss kommt auch zurück ..." „Tut mir leid. Ich habe nur seine Hand gesehen ... den
Blaster." „Kein Problem. Danke." Parja behielt weiterhin das Oyu'baat im Auge, so als erwartete sie, die beiden ARCs würden ihnen folgen. Sie tätschelte ihre geholsterte Pistole. „Sull reißt bloß seine Klappe auf. Rav sagt, außer großen Klappen und Kamas ist bei ARCs nichts zu holen." „Ich kann's ihm nicht verübeln", meinte Jusik. „Er weiß, dass ARCs nicht fröhlich in den Ruhestand gehen können, und es muss schwer sein, einem Jedi zu vertrauen, wenn man so benutzt worden ist wie sie." „Wird dich jeder so behandeln?", fragte Fi. Es ärgerte ihn nicht nur: Es brachte ihn aus der Fassung. Jusik war sein Kumpel, sein Bruder. Er stand ihm so nahe wie Ordo oder seine Brüder aus der Schwadron. Sie hatten einiges zusammen erlebt und auch viel abbekommen, und als Fi ihn am meisten gebraucht hatte, war er da gewesen, ohne ein Wort darüber zu verlieren. „Wird dich jeder anspucken, weil du ein Jedi bist? Denn das ertrage ich nicht. Es ist nicht fair." „Ach, die gewöhnen sich schon an mich." Jusik nahm Fi scherzhaft in den Schwitzkasten und setzte ein Grinsen auf, aber es war gespielt, das war Fi klar. „Außerdem ist es nur Sull. ARCs sind doch alle bekloppt. A'den sagte, er hätte ihm das letzte Mal fast einen Kopfstoß verpassen müs-
sen. Und hat er nicht Dar gebissen?" Fi dachte zurück an Gaftikar. Darman und Atin hatten Sull gefangen genommen, nachdem er desertiert war, und Sull hatte seine Zähne in Dars Hand versenkt. Eine ziemliche Sudelei. „Ja, der hat jetzt cyborreanische Tollwut..." „Na, da haben wir doch mal ein Wort, das du vor einem Monat noch nicht aussprechen konntest." Jusik richtete sich auf und ging los. „Ich denke, wir werden in null Komma nichts wieder die alte Fi-Band-breite erreichen, ner vod. Kommt schon. Heimwärts." Jusik pfiff unmelodisch vor sich hin, seinen Helm in einer Hand, während die andere mit dem Griff seines Lichtschwertes spielte, und sah für alle Welt wie ein xbeliebiger, sorglos herumstolzierender Man-do aus. Aber Fi wusste, dass er es hier schwerhaben würde. Er war kein Corellianer oder ein Togorianer oder Angehöriger irgendeiner Spezies unter Tausenden, welche die Mandalorianer ohne zu murren akzeptiert hätten. Er hatte den Jedi angehört, mit denen die Mando'ade schon immer auf Kriegsfuß standen. Noch waren es wenige, aber die Zahl verärgerter Klone, die den Jedi die Schuld an einer Vielzahl ihrer Leiden gaben, wuchs an. Es würde die traditionelle mandalorianische Toleranz auf die ultimative Probe stellen: cin vhetin, die unberühr-
ten Schneefelder, die zu beschreiten ein jeder das Recht hatte, der seine Vergangenheit hinter sich ließ, um Mandalorianer zu werden. Fi hatte gelernt, Vorsicht walten zu lassen. Keine Risiken eingehen, immer die Augen offen halten. Er wusste, er würde für den Rest seines Lebens ein Auge auf Jusik haben müssen. Jusik hatte ihn wieder auf die Beine gebracht. Es war das Mindeste, das Fi für ihn tun konnte.
5. Also ... wir bauen noch mehr Schiffe für die Republik, tatsächlich sogar weit mehr, als es Besatzungen für sie gibt und wie viele Panzerungen? Ist da ein Komma verrutscht, oder was? Ich meine, diese Bestellung ist noch größer als die von Kamino vor zwölf Jahren. Findet das niemand eigenartig? Und wie viele Jahre sollen wir sie dieses Mal lagern? - der Leiter der Serienfertigung bei Rothana Heavy Engineering bei der Durchsicht der vertraulichen Vorausplanung des Arbeitsablaufes
Omega-Beobachtungspostenr Haurgab, 938 Tage NSG Ein Kanonenboot unter dem Hintern weggeschossen zu bekommen, hätte normalerweise jedem einen Dämpfer aufgesetzt. Die Maujasi-Rebellen ließen sich davon jedoch nicht aufhalten. Darman, den Visor von Hydraulikflüssigkeit verschmiert, rappelte sich auf und erwartete, ein abgeschossenes Schiff und überall Leichenteile zu sehen. Das Kanonenboot war
tatsächlich im Eimer, nur noch verbogenes Metall und Flammen, aber die Maujasi... die sprangen einfach aus dem Besatzungsraum hinaus in den Sandsturm - kämpfend. Darman ging wieder hinter der Mauer in Deckung und eröffnete das Feuer. Er konnte so gut wie nichts sehen. Das Einzige, worauf er sich verlassen konnte, waren die Sensoranzeigen seines HUDs, die ihm Temperaturunterschiede und metallische Verbundstoffe in den Waffen der Rebellen mitteilten. „Dar! At'ika!" Es war Niner. Darman konnte ihn hören, aber nicht sehen. „Runter mit euch!" Blaues Blasterfeuer schnitt durch den wirbelnden gelben Nebel, rote und weiße Blitze fauchten zurück. Die Rebellen gingen hinter den uralten Trümmern einer eingestürzten Mauer in Deckung. „Wo zum shab steckst du, Sarge?" „Ich kann dich sehen, Dar. Du stehst links von mir. Acht Meter." Die Anzeige des HUDs flimmerte. Es war, als würde man eine verzerrte HoloNet-Übertragung ansehen, die vage Umrisse von Gestalten zeigte, aber nie zu einer klar erkennbaren Auflösung fand. „Seh dich, Sarge." Corr stieß einen Schrei aus. Darman konnte nicht sagen, ob er getroffen war, obwohl die erweiterten Biomonitore
in ihren Anzügen ihren körperlichen Zustand übermittelten. Die blöde Anzeige saß ausgerechnet an dem Punkt des HUDs, dem man unter Feindbeschuss am schwierigsten im Auge behalten konnte. Er hasste die Abwehrausstattung der Republik mit jedem Tag mehr. „Cor'ika, alles okay?" „Ja." „Shabuir -" Corr schnaubte, als würde er auf jemanden einschlagen. „Achtung links, At'ika, ich sehe einen -" Darman legte an, um panzerbrechende Granaten abzufeuern, aber ein Blasterschuss traf ihn wie eine Faust in die Brüst und nahm ihm für einen Moment die Luft. Als er wieder zu Atem kam, feuerte er zwei Granaten in die ungefähre Richtung, aus der der Schuss gekommen war. Die uralte Mauer regnete auf ihn herab. Er duckte sich. Atin fluchte. Etwas hatte ihn getroffen - schwer -, und Darman schüttelte sich Schutt von der Rüstung. Für einen Moment war es relativ still - heulender Wind, keine Schüsse, keine Schreie, und er war sich sicher, die Rebellen erledigt zu haben, aber dann traf etwas so heftig gegen seinen Rückenpanzer, dass er glaubte, noch mehr Schutt würde auf ihn hinunterfallen. Das Feuer ging weiter. Als Darman herumrollte, die Augen feucht vom Schmerz, ragte ein Maujasi über ihm auf. Sein Gesicht war plötzlich sehr klar erkennbar und erschreckend nah, und
sein Blaster berührte fast schon Darmans Visor. Kein Gedanke, keine zusammenhängenden Worte: Darman ließ seine Vibroklinge vorschnellen, holte aus und rammte die Klinge so fest in den Oberschenkel des Mannes, dass er, als dieser zurückstürzte, Mühe hatte, seine Hand loszureißen. Statt vor Schmerz zu schreien jaulte der Mann eher überrascht auf. Adrenalin war ein großartiges Betäubungsmittel. Aber es stoppte nicht das Pumpen der Arterien, und auf einmal war alles voller Blut. Nicht meins, nicht meins, nicht meins ... Alles andere war egal. Darman fuhr hoch und stürzte ein paar Meter in die Richtung, in der er Niner und die anderen vermutete. Der Wind fegte immer noch wie Schrotstrahlen über seine Rüstung, aber der Sandgehalt schien abzunehmen, und er konnte mehr Umrisse und Lichtblitze erkennen. Wie viele Maujasi-Rebellen konnte man wohl in ein Landungsschiff reinstopfen? Eine Menge mehr, als Darman gedacht hatte. Eine Menge mehr. „Shab, warum sterben die nicht einfach?", rief Atin. Dem Hagel aus weißen und roten Energieblitzen nach zu urteilen, die ihn grüßten, waren noch ungefähr zwanzig oder fünfundzwanzig dieser chakaare auf den Beinen. Gar
keine gute Quote. Darman lief auf Autopilot. Er erwiderte in einem steten Strom das Feuer, während ihm ein Teil seines Gehirns sagte, er wäre tot, sobald er auch nur eine Sekunde innehielt, und ein anderer Teil ihn warnte, dass ihm so die Munition zu schnell ausgehen würde. Die Omegas rückten immer näher an die Maujasi heran. Es war wie im Grabenkrieg. Es konnten kaum mehr als zehn Meter zwischen ihnen liegen, auf denen sich nur Schutthaufen und kurze Mauerreste als Deckung anboten. „Wenn sich der Sturm legt, sind wir geliefert", sagte Corr. Wie lange würde es dauern, getötet zu werden? Wie viele Blastersalven würde es letzten Endes brauchen, bis die Energie zerstreuenden Eigenschaften ihrer KatarnPanzerung zerstört wären? Je besser man geschützt war, desto vielschichtiger und furchterregender wurde der Tod, der einen erwartete, wurde Darman klar. Ohne Schutz würde ein einziger sauberer Schuss allem ein Ende setzen. Mit Schutz - tja, Unsterblichkeit ließ sich eben nicht konstruieren. Das Unabwendbare ließ sich nur hinauszögern, das war alles. So oder so: Er hatte nicht vor, sich gefangen nehmen zu lassen. Tut mir leid, Et'ika. Ich habe nicht einmal eine Nachricht hinterlassen, oder? Darman lud seinen letzten lonenimpuls-Clip und zielte ins eintreffende Feuer.
Er konnte jetzt die gegenüberliegende Mauer sehen. Der Sturm ließ nach. Am Ende also Mann gegen Mann. Ja, er würde tun, was nötig war. Zwischen den Feuersalven legte er seine Hand an seinen Gürtel, um festzustellen, ob sein letzter Det noch da war. „Ich hoffe, ich halluziniere nicht", sagte Niner. „Hört mal." Darman hielt den Atem an. Nichts: Er konnte über den Gefechtslärm hinaus nichts hören. Corr atmete aus. „Ich hör nichts, Sarge." Dann ließ Darman eine laute Stimme in seinem rechten Ohr zusammenfahren. Jemand hatte sich in seinen Audiokanal geschaltet. „Köpfe runter, Omega. Wir sehen euch. Haltet euch fest, das wird etwas rau." Jetzt konnte Darman es hören, denn es war direkt über ihm: ein rasantes, metallisches Stottern mit Höchstfrequenzen jenseits der Skala, das süßeste Geräusch der Welt: ein LAAT/i-Kanonenboot. „Shab", flüsterte Niner. „Wird auch Zeit." Der Pilot scherzte nicht. Im gleichen Moment, in dem sie sich flach in den Windschatten des letzten übrig gebliebenen Schutthaufens warfen, gingen die Bugkanonen der Latte los, und der Boden unter ihnen erbebte. Darman erwartete schon beinahe, dass sich der Boden teilen und
abrutschen würde, so wie es geschehen war, als er den Hang sprengte. Er glaubte, der ohrenbetäubende Krach würde nie mehr aufhören, bis das Feuer in nachhallender Stille endete und das Kanonenboot wie ein Stein in das rauchende Chaos vor ihnen fiel. Die Frachtluke öffnete sich, und das Erste, das Darman sah, war ein weiß gepanzerter Arm, der sich hinausstreckte, um sie an Bord zu ziehen. „Schwingt die Hufe, Omega. Macht schon." Es war ein Sergeant, ein regulärer Trooper. „Wir wollen uns keine Rakete einfangen. Hopp hopp ..." Benommen und zitternd vor Adrenalin stiegen sie ein. Das LAAT/i hob ab, noch bevor sich die Luke schloss. Als das Kanonenboot über der Wüste aufstieg, konnte Darman durch den Spalt kurz Laserfeuer aufflackern sehen, und die Latte erzitterte, als wäre sie getroffen worden. Die Kanonen brüllten wieder los. Das Flugwerk bebte, als würde das Teil husten, und Darman klammerte sich an das Haltegeländer, wobei er bemerkte, dass seine linke Schulter schmerzte und sich sein Knie auch nicht besonders gesund anfühlte. „Danke", sagte Niner. Der Sergeant hielt in gespieltem Salut zwei Finger an den Helm. „Kein Ding. Welches Superhirn hat den Berg weggesprengt?"
„Das wäre dann Darman." Der Sergeant legte seinen Kopf schief. „Der hat's drauf, sich selbst in die Enge zu treiben, was?" Als Darman seinen Helm abnehmen wollte, blieb sein Finger im Kragen seines Anzugs hängen. Er brauchte einen Moment, um zu realisieren, dass ein Blasterschuss ein Loch hineingebrannt hatte. „Hast Glück, dass dein Kopf noch dran ist", meinte Corr beiläufig. „ Dieses Gewebe ist angeblich blasterresistent." „Bei kürzester Entfernung? Nö." Es war gegenstandsloses Gerede, angetrieben von der Erleichterung. Niemand würde wegen der Rettung emotional werden, noch nicht. Doch Darman hätte den Sergeant und den Piloten und die verrückten Jungs an den Kanonen am liebsten in die Arme genommen und ihnen gesagt, dass sie jetzt auf ewig seine besten Kumpels wären. Fierfek, wir haben 's wieder mal mit heiler Haut rausgeschafft. Nein, Darman wird es sagen. „Ner vod, du hast keine Ahnung, wie froh wir sind, euch zusehen." Darman wiegte seinen Helm im Schoß und atmete die kühle, klimatisierte Luft des Laderaums tief ein.
„Ich dachte schon, diese chakaare würden ab morgen unsere gett'se als Ohrringe tragen." Der Sergeant musste ihn wohl anstarren. Er hielt seinen Kopf so, als würde er es tun, aber er sagte nichts. Vielleicht hatte er nicht richtig gehört. „Was?", sagte er schließlich. „Da unten wurd's langsam shabla haarig." Vielleicht wusste er nicht, was die Maujasi-Rebellen ihren Feinden aus Rache alles antaten. „Danke." „Spricht man hier so?" „Wie denn?" „Nähr voht", sagte der Sergeant langsam, so als wäre es der einzige Ausdruck, den er verstanden hatte. Darman erwartete nicht, dass die Weißschalen Mando'a verstanden. Nur die Republic Commandos, die von Mandalorianern wie Sergeant Kal ausgebildet worden waren, konnten diese Sprache. Allerdings bekam jeder Trooper im beschleunigten Lernen die Worte des Marschliedes Vode An eingepaukt und manche Ausdrücke - wie ner vod und die besten Obszönitäten - waren rasch durch die einzelnen Ränge gesickert. Allerdings nicht bis zu diesem Typen. Komisch. „Bist du von der 85.?" „Vierzehnte Infanterie", antwortete der Sergeant.
„Okay, vielleicht organisieren wir dir einen Intensivkurs in Mando'a, dann kannst du ein bisschen mit Glanzjungs wie uns schnacken." „Sorry", erwiderte der Trooper. Sein Akzent klang anders als der vom Rest der Weißschalen, denen Darman begegnet war. „Hab ich nie von gehört. Ich bin neu." Auf jeden Fall war der neu. Als sich der Mann wieder eine Hand nach der anderen am Haltegeländer entlang nach vorn ins Cockpit bewegte, setzte Darman seinen Helm wieder auf, um vertraulich mit der Schwadron zu sprechen. „Riecht das für euch nach Verstärkung? Neuer Klonzulauf?" Niner klickte mit den Zähnen. „Falls ja, dann haben sie das Ausbildungsprogramm auf Kamino geändert. Die Fleischbüchsen lernen alle Vode An." Atin sicherte seinen Gurt, lehnte sich mit verschränkten Armen an die Lehne seines Sitzes und streckte die Beine aus. Offenbar wollte er schlafen. „Vielleicht meinen die Kaminoaner, dass Mando überhand-nimmt und die Jungs aufmüpfig macht." „Oder sie sparen bei der Produktion an allen Ecken und Enden", spekulierte Niner.
„Oder sie haben so einem Aiwha-Happen einmal zu oft gesagt, er soll kovid lo'shebs' ul narit", meinte Corr und lachte. Es war nur eine kleine Sache, aber in ihrem Geschäft hingen Leben und Tod von den scheinbar belanglosen Einzelheiten ab. Darman machte sich im Geist die Notiz, es Skirata zu erzählen. Dann schaltete er sich per Augenblinzeln aus dem Schwadronskanal aus und öffnete eine private Comlink-Verbindung mit Etains Code. Sie musste wissen, dass es ihm gut ging, ganz gleich, wo sie war. Reserve-Versorgungsschiff der Republik Redeemer, über Thyferra, 940 Tage NSC „Wie lautet Ihr Name, Commander?" Die Jedi blickte hoch zu Etain, die sich über die Dienstbrücke des Hangardecks beugte. Sie war ein Mensch, hatte braunes Haar und war ungefähr in Etains Alter, aber sie sah überhaupt nicht wie die Jedi aus, denen Ordo bisher begegnet war: keine traditionelle braune Robe, nur ein sauberer, aber abgetragener Overall, so als käme sie gerade aus einer Fabrik. Nur das Lichtschwert, das sie gerade überprüfte, ließ erkennen, was sie war, und selbst dieses Schwert unterschied sich von denen, an deren Anblick Or-
do gewöhnt war. Die Klinge war gelb, und in das Heft waren Meerestiere eingraviert. Sie gehörte nicht zu Zeys vorschriftsmäßig eingesetzten Jedi. Ordo war erschreckt, da er sie recht attraktiv fand. Für einen Augenblick nagte Schuld an ihm. Er fühlte sich Besany gegenüber untreu, weil er eine andere Frau nur bemerkt hatte und versuchte daran zu denken, Kal'buir zu fragen, ob dies eine schlimme Verfehlung sei. Mereel zu fragen, hätte keinen Sinn gehabt. Er schien zu glauben, so etwas sei obligatorisch. „Callista, General", antwortete die Jedi. „Callista Masana." Sie nickte Ordo höflich zu. „Captain." „Delta Squad ist unterwegs." Etain schien nach den richtigen Worten zu suchen, so als hätte Callista etwas an sich, das sie störte. „Danke, dass Ihr unserem Ruf gefolgt seid. Wir können jede helfende Hand brauchen." Callista warf ihr einen gleichermaßen eigentümlichen Blick zurück. „Sie gewöhnen sich noch an unsere kleinen Macken, General." Die Frau ging fort in Richtung eines LAAT/i auf dem Hangardeck, bei dem sich weitere, ebenso andersartige Jedi versammelt hatten. Ordo war fasziniert, sowohl von Etains Reaktion auf diese ungewöhnlichen Offiziere als auch von deren Verhalten. Callista legte ihren Arm um einen jungen Jedi und gab ihm einen Kuss auf die Wange,
der definitiv nicht kameradschaftlicher Natur war. Sie waren, wie Mereel es ausgedrückt hätte, ein Gespann. „Meister Altis hat ein paar unkonventionelle Vorstellungen davon, wie Jedi sich verhalten sollten", sagte Etain leise und schob Ordo dezent zur Lukentür. „ Er und seine Anhänger greifen zurück auf eine weniger strenge und enthaltsame Ära." Jedi, die sich in der Öffentlichkeit küssen. Und Etain muss ihre Beziehung zu Darman geheim halten? Diese Typen müssen sich mal klar werden, wofür sie stehen. „Dieser Meister Altis", begann Ordo, während er Etain in den Besprechungsraum folgte. „Wie steht er zu Heirat und Kindern? Ist es das, was Callista mit kleinen Macken gemeint hat?" Etain holte tief Luft, als würde sie sich darauf einstellen, ihm eine vorbereitete Rede zu halten. „Zu Anfang gab es im Jedi-Orden nicht das Verbot von Bindungen, und JediMeister konnten so viele Padawan-Schüler zur Ausbildung annehmen, wie sie mochten - auch wenn diese schon erwachsen waren. Alles war viel formloser. Altis ist eine Art Zurück-zu-den-Wurzeln-Jedi." „Vielleicht sollten Sie sich ihm anschließen." „Sie haben sich uns angeschlossen." „Sie verstehen schon, was ich meine, General..." „Was glaubst du, würde Bardan sagen?"
Seit sich die Mutmaßungen über seinen Austritt immer weiter verbreiteten, war Jusik rasch zu einer Art moralischem Kompass für die jüngeren Jedi geworden. Er hatte seinen Ruf schon weggehabt, bevor er den Orden verlassen hatte, weil er dem Jedi-Orden wegen dessen Haltung zum Krieg Vorwürfe gemacht hatte. Für viele war er ein Beispiel, von dem sie sich wünschten, sie könnten ihm folgen, aber Ordo hatte auch das Gefühl, Jusik würde andere beschämen, weshalb sie ihm auf ihre höfliche Jedi-Art ablehnend gegenüberstanden. „Ich glaube, er würde Ihnen sagen, dass jeder seine eigenen Entscheidungen treffen muss." „Und ich würde sagen, einer freisinnigeren JediGruppierung beizutreten, wäre der Versuch, das Beste aus zwei Welten zu bekommen und die Streitpunkte zu verdrängen, die Bardan haben austreten lassen." „Sie haben vor, den Orden zu verlassen." „Allerdings tue ich das." Und das war noch die geringste Herausforderung, die Etain zu bewältigen hatte. Jeder Tag, an dem sie Darman nicht sagte, dass Kad sein Sohn war, machte die Offenbarung schwerer. Ordo hatte sich sein Gehirn zermartert, um einen einfühlsameren Weg zu finden, ihm die Neuigkeit zu überbringen, aber er fand keine Lösung.
Als sie den Besprechungsraum erreichten, hörte Delta Squad aufmerksam dem Staffelkommandeur zu. Zwei weitere Commando Squads, die größtenteils aus Rav Bralors Auszubildenden bestanden, waren ebenfalls anwesend: Orar und Naast. Niemand beachtete Etain und Ordo, als sie am hinteren Ende den Raum betraten. Der Rest der Plätze wurde von Infanterie-Troopern und Piloten besetzt, aber von Ordos fünf Null-Brüdern war keine Spur zu sehen. Ihre Operationen verlangten selten, dass sie sich von Angesicht zu Angesicht trafen, aber sie vermissten einander, und Kom'rk war bereits lange Zeit allein draußen im Feld. „Was genau machst du eigentlich hier?", flüsterte Etain. „Hat Kal dich geschickt, damit du auf mich aufpasst?" „Nein, ich bin hier, um auf Kal'buir aufzupassen." „Stimmt etwas nicht?" „Vielleicht." Etain drehte ihren Kopf etwas herum, um ihn anzusehen. „Den Satz solltest du besser beenden." „Einer seiner Söhne hat ihn kontaktiert, um ihm zu sagen, dass seine Tochter vermisst wird." Etain schloss für einen Moment die Augen. „Armer Kal. Er hat nichts davon erwähnt. Inwiefern vermisst?"
„Ich weiß nicht. Ich warte darauf, dass Kal'buir es mir erzählt." Sie atmete lang gezogen aus. Es war weniger ein Seufzen als das Geräusch schierer Müdigkeit und Ernüchterung, das ihr entwich. „Ich wünschte so sehr ein einfaches Leben für uns alle, egal, wie schwierig der Weg dorthin wird." „Wir werden es bekommen. Täuschen Sie sich nicht, wir werden es bekommen." Ordo hatte selten Mitleid, und wenn er es hatte - und nicht nur für seine Brüder-, dann für Etain. Und das umso mehr, seit er wusste, dass es Jedi gab, welche die Dinge unterschiedlich angingen. Und dass, wenn Etain an einem anderen Ort oder zu einer anderen Zeit geboren worden wäre, sie vielleicht die Möglichkeit gehabt hätte zu entscheiden, ob sie eine Jedi werden will, statt als hilfloses Kind fortgenommen und indoktriniert zu werden. Sie hätte sich ohne Angst vor Missbilligung für die Liebe entscheiden können. Wäre die Galaxis so anders gewesen, hätte man sich vielleicht nicht einmal wegen dieses Krieges Gedanken machen müssen. „Wir werden nicht bis zum Ende des Krieges warten, oder?", flüsterte sie und bewegte dabei kaum die Lippen.
„Aber woher sollen wir wissen, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist?" Sie sprach von Desertion - aussteigen, den Krieg hinter sich lassen. Eine seltsame Frage für eine Jedi. Ordo hatte immer geglaubt, ihre Sinne würden ihnen verraten, wann bedeutsame Ereignisse anstanden. Ihm wurde klar, dass er durch seine Verbindung zum Geheimdienst bessere Vorhersagechancen hatte, als Etain durch ihren Zugang zur Macht. „Ich werde es wissen", erwiderte er. „Und Kal'buir auch." Es hatte keinen Sinn, nach einem Weg zu suchen, das beschleunigte Altern aufzuhalten, wenn niemand überlebte, der geheilt werden konnte. Und das bedeutete, Millionen von Klon-Brüdern weiterkämpfen zu lassen, während der kleine Kreis glücklicher Auserwählter um Kal'buir floh. Ja, Ordo verstand nun, weshalb Etain es nicht über sich brachte, Jusik aus dem Dienst der Republik zu folgen. „Meinen Sie, Callista und ihre freidenkerischen Freunde sind der Aufgabe gewachsen?", fragte er. Auf dem Podium des Besprechungsraums demonstrierte der Staffelkommandeur anhand einer Holokarte, wie man die Truppen zur Sicherung des Raumhafens einsetzen wollte. „Sie haben noch nie Truppen angeführt, und wir wissen, was das letzte Mal passiert
ist, als diese Rolle einem Haufen Jedi ohne entsprechende Ausbildung in den Schoß fiel." „Ich habe keine Ahnung", sagte Etain. „Aber ich habe den Schwadronen gesagt, sie sollen sie ignorieren, wenn sie selbstmörderisch dumme Befehle geben. Das wissen sie also." Etain war eine clevere Frau. Sie wusste, was sie nicht wusste, und vertraute ihren Truppen. Ordo verabschiedete sich mit einem Nicken von ihr und schlüpfte hinaus in den Korridor, um nach seinen Brüdern zu sehen. Als Rendezvouspunkt hatten sie einen der Maschinenräume gewählt, in dem man höchstens von einem Wartungsdroiden gestört werden konnte. Es war nicht ideal, aber die Redeemer war zu diesem Zeitpunkt ein mehr oder weniger geeigneter Ort, und dank Etain hatte Ordo zahlreiche Entschuldigungen, hier zu sein. Als er durch die Luke trat, war von den Nulls nichts zu sehen, aber Skirata war bereits da. Er schien Ordo nicht zu hören, als er eintrat, und sprach, den Rücken zur Luke gewandt, weiter mit sanfter Stimme in sein Comlink. „Ich weiß, Sohn", sagte er. „Aber abgesehen davon, brauchst du irgendetwas? Ist so weit alles in Ordnung?" Er schien eine Weile zuzuhören, lachte reumütig und sagte: „Ret", um die Unterhaltung zu beenden. Dann gab
er einen anderen Code ein und wartete. „'Cuy, Gar'ika. Me'vaar ti gar?" Ordo hatte gedacht, er spräche mit einem seiner echten Söhne, Tor. Aber es handelte sich nur um seinen regelmäßigen Rundruf an seine Commandos, nur Geplauder und Nachhaken, wie es ihnen ging. Das war wichtig, wie er sagte. Die Männer mussten wissen, dass es jemanden gab, der sich darum sorgte, ob sie lebten oder starben. Etain hatte sich das zu Herzen genommen, denn sie besuchte jede einzelne Schwadron ihrer Commando-Truppe. Alle 125. Ordo wartete, bis Skirata eine Pause machte, und hustete höflich. Skirata machte einen Satz, als hätte jemand hinter ihm einen Blaster abgefeuert. „Tut mir leid, Kal'buir." „Sohn, du weißt doch, dass ich etwas taub bin." Skirata drehte sich um und schwang ein Bein über die Metallbank, um rittlings darauf zu sitzen. „Nur Aufholarbeit wegen den ad'ike." Es war ein Teil von Skiratas Leben, dem Ordo und die Nulls nicht richtig angehörten, so wie die Familie, die der altgediente Sergeant gehabt hatte, bevor er nach Kamino kam. Irgendwie hielt Skirata alle drei Gruppen getrennt. Die Nulls hatten die Commandos unter Kal'buirs Obhut bis nach Geonosis kaum gekannt. Ordo erkannte darin Skira-
tas Bemühungen, Vergleiche zu vermeiden, wie viel Zeit er den Nulls widmete und wie wenig Aufmerksamkeit er im Gegensatz dazu den schätzungsweise hundert jungen Commandos schenkte. „Ich habe die vode zusammengerufen", sagte Ordo. „Wir müssen ein paar Dinge klären." „Alle von euch?" Skirata wirkte verlegen. „Hört sich ja unheilvoll an. Bekomme ich eine Standpauke?" „Ja." „Hör mal, ich werde einen Termin vereinbaren, um das Bein richten zu lassen. Ich schwöre. Gleich nächste Woche." Ordo öffnete sein Datapad, sah in den Kalender und blätterte durch die Codes der Medicenter. Mereel hatte bereits eine Nische für die Operation gefunden. „Nicht nötig, Buir'ika. Schon passiert." Skirata war nicht er selbst. Die Neuigkeiten über seine entfremdete Familie hatten ihn schwer getroffen. Ordo hielt es für ungerecht, dass ihn seine Söhne verleugnen konnten und trotzdem erwarteten, dass er angerannt käme, wenn etwas schieflief. Sie waren erwachsene Männer, alt genug, um selbst Großväter zu sein. Aber es war seine Töchter, die in Schwierigkeiten steckte. Sie hatte ihn nicht zum dar'buir erklärt. Ordo war bereit, um Skiratas willen im Zweifel für die Angeklagte zu stimmen, jedoch mit ei-
ner Hand am Blaster, für den Fall, sie würde Schwierigkeiten bedeuten, die sein geliebter Vater nicht brauchte. Bin ich eifersüchtig? Mache ich mir Sorgen, weil er unser Vater ist, unser buir, und wir keine Einschleicher wollen? Der Gedanke war nicht sonderlich Mando. Ordo verdrängte ihn. Es war eine weitere Schuldfrage, die ihn grübeln ließ, was er wirklich war. „Man muss kein Jedi sein, um zu spüren, dass sich etwas verändert", sagte Skirata. „Und ich habe von Omega gehört." „ Denen geht's gut. Hab's nachgeprüft." „Ja, ich weiß, aber Dar hat erzählt, sie wären Troopern begegnet, die anscheinend nicht das Vode An kennen." Im Zusammenhang mit einem galaktischen Krieg war das weniger als nichts. Im Zusammenhang mit dem, was die Nulls auf Kamino herausgefunden hatten - das nahende Ende der Klonproduktion, Klon-Einrichtungen auf Coruscant selbst - und den Beweisen, die Besany über ein Klonprogramm auf Centax 2 gesammelt hatte, war es äußerst vielsagend. Es bedeutete, dass es ein neues grundlegendes Ausbildungsprogramm gab. Die Aiwha-Happen waren ungemein konsequent, und das Lied gehörte zu dem Schnelllernprogramm, das jungen Klonen den Zweck und die Erhabenheit der Sache der Republik beibrachte.
„Ist das unser erster Centax-Schub?", fragte Ordo. „Denn ich habe eigentlich keinen Anstieg in der Truppenzahl bemerkt. Glaub mir, Kal'buir, ich habe das sehr genau nachverfolgt." „Sie müssten ein paar im Kampf testen, nicht wahr? Oder vielleicht den neuen Klonen die Möglichkeit geben, sich einzufügen. Aber wenn sie nicht in Tipoca ausgebildet wurden und Kamino keine Embryos für Centax bereitgestellt hat, dann bedeuten die Daten, die Besany über Klonmaterial gefunden hat, das nach Centax geschickt wird, dass innerhalb eines Jahres oder weniger ausgewachsene Klon-Truppen produziert werden." Soweit Ordo wusste, gab es nur einen Weg, dies zu erreichen. „Spaarti-Klone." „Arkanian Micro?" „Ich glaube, nicht einmal die können die Ein-JahrBarriere überwinden. Sie müssen von Spaarti Creations auf Cartao kommen. Oder Palpatine hat Ex-SpaartiKlonmeister ins Spiel gebracht. Das wäre wahrscheinlicher." „Er hat auch Kaminoaner irgendwo auf Coruscant", sagte Skirata. „Der Mann ist ein ganz schöner Anwerber." Ordo musste nicht einmal sein Datapad zurate ziehen. Sein fotografisches Gedächtnis zitierte einen vollständigen Bericht, der fast zwei Jahre vor der Zerstörung der Spaarti-
Einrichtungen auf Cartao durch die Separatisten verfasst worden war. „Ich glaube, er hat nach dem Angriff auf Cartao ein paar Wissenschaftler eingesammelt, Kal'buir." „Also Spaarti-Klone. Was glaubst du, wie viel die taugen, wenn sie innerhalb eines Jahres vom Band laufen?" Ordo behagte es nicht, wenn von diesen Männern Männern, die in vieler Hinsicht genauso waren wie er - auf diese Art gesprochen wurde, selbst wenn es in wohlwollendem Zusammenhang und durch Skirata geschah. „Es ist nicht nur das Verfahren", gab er zu bedenken. „Es hängt auch von dem genetischen Material ab, das sie verwenden. Die Kaminoaner waren mit den Ergebnissen aus Gewebe zweiter Generation alles andere als zufrieden, weshalb sie ja auch Fett in der Nähe behielten." „Wir haben ganz schön Wühlarbeit vor uns." „Wieso? Wir müssen nur ein Auge drauf haben, wann der Kanzler vorhat, sie einzusetzen. Das ist unser Stichwort abzuhauen." „Ich hatte nicht vor, Besany zu bitten, noch mehr Risiken einzugehen, Sohn." „Ich weiß." Der Kommentar blieb für ein, zwei Sekunden in der Luft hängen. Dann öffnete sich die Luke, und Kom'rk steckte seinen Kopf in den Raum.
„Hat mich also niemand vermisst", sagte er. „Da bin ich ein Jahr weg, und niemand hat mir einen Kuchen gebacken." „Kom'ika ..." Skirata stand auf und umarmte ihn unter dem Knirschen von Rüstungsplatten. Ordo wartete, bis er an der Reihe war. „Komm schon, nimm den Deckel ab und lass dich ansehen ... shab, Sohn, du bist dünn geworden." Kom'rk zuckte mit den Schultern und hakte den Helm an seinen Gürtel. Sein Gesicht sah wirklich abgezehrt aus. Ordo nutzte den Moment, um seinen Bruder zu umarmen. Dann tauchte auch der Rest der Nulls auf, und plötzlich wurde es ziemlich eng in dem Maschinen räum. Fast war es wie in alten Zeiten, alle sieben vereint, bereit, es mit jedem aufzunehmen. „Ich habe den Babysitter für ihn gespielt, Kal'buir", sagte Jaing. „Jemand muss ihn schließlich von Mereel und seinen Ausschweifungen fern halten." Prudii versetzte Ordo einen spielerischen Stoß in den Rücken. „Jetzt ist Ord'ika dran, den Äußeren Rand zu erkunden." So war es. Ordo wollte nach Möglichkeit nicht von Skiratas Seite weichen, aber er war sich stets bewusst, dass er mehr Zeit in der Basis verbrachte als irgendein anderer der Nulls. Kal'buir hat keine Lieblinge. „Dann tausche ich halt die Arbeit mit dir."
Mereel nahm seinen Helm ab und grinste. „Ja, dann kann ich auf Agentin Wennen aufpassen, solange du fort bist." Die anderen lachten, nur Ordo blieb ernst. „Wir sind hier, um Kal'buir ins Gebet zu nehmen, vod'ikase. Schon vergessen?" „Ich dachte, wir könnten vielleicht in der Offiziersmesse einen Happen essen und feiern, dass wir noch am Leben sind", schlug Skirata vor. „Wenn ihr zu Wort gekommen seid." „Dann machen wir's schnell", meinte Prudii. „Erstens, du lässt dich operieren und diesen Knöchel richten. Und keine plötzlichen Absagen wie sonst immer. Zweitens, wir werden deine Tochter finden. Und wenn dein nichtsnutziger Nachwuchs dann versucht, dich zu schröpfen, weil er meint, du wärst jetzt reich, dann schneiden wir ihm die-" Alles, was Skirata getan hatte, um Prudii mitten im Satz abbrechen zu lassen, war, leicht gequält dreinzuschauen. „Du schuldest ihm rein gar nichts, Kal'buir." „D'ika, er ist mein Sohn." „Er hat dich verleugnet. Deine Frau hat dich deine Kinder nicht zu Mandos erziehen lassen, aber dein Geld haben sie nur zu gern genommen, oder? Komisch, dass sie dich zum dar'buir erklärt haben. Das muss der einzige
mandalorianische Brauch sein, den sie je aufgeschnappt haben." Ordo konnte sehen, wie die Farbe aus Skiratas Gesicht schwand. Es war eine Frage, die er nie gestellt hätte, denn der einzige Grund, weshalb Söhne, die ihrem mandalorianischen Erbe den Rücken gekehrt hatten, den uralten Brauch, den Vater zu verleugnen, aufnehmen würden, bestand darin, dass sie wussten, wie sehr ihm das wehtun würde. Sie wussten, wie viel es bedeutete. „Was immer sie mir antun", sagte Skirata leise, „sie werden nie aufhören, meine Kinder zu sein. So, und jetzt lasst uns was essen, dann könnt ihr mir erzählen, was ihr macht. Jaing, wie sieht's mit der Geldbeschaffung aus?" Jaing folgte Skirata durch die Luke. „Steht. Und die Kapitalerträge fangen an einzulaufen." „Gute Arbeit, Sohn. Und du Kom'rk?" „Grievous ist auf Utapau immer noch am Kommen und Gehen, Kal'buir, und er bekommt Besuche von interessanten Verbündeten, von denen wir gar nicht wussten, dass er sie hat. Der Regent von Garis sogar." „Und ich dachte, er säße im Lager der Republik." Kom'rk übergab Skirata einen Datenchip. „Ein Krümel, um Zey zu füttern -die Unterhaltungen zwischen den beiden, minus den Aufenthaltsort versteht sich. Wir wollen doch nicht, dass Windu und Kenobi bei ihnen reinstürmen
und die Sache vermasseln, bevor wir die Situation nicht gänzlich ausgenutzt haben." Er senkte seine Stimme. „Und Grievous fragt Dooku immerzu, was aus den Abermillionen Droiden geworden ist, die man ihm versprochen hat, der arme Kerl. Ich glaube, man hat ihn reingelegt." „Ich hab's doch gesagt", erwiderte Skirata. „Alles nur Propaganda. Reine osik." „Bekomme ich jetzt einen Kulissenwechsel? Es ist langweilig da draußen." Mereel zog eine Braue hoch. „Du musst lernen, dich selbst zu unterhalten, ner vod..." Die Nulls lachten den gesamten Weg zur Offiziersmesse. Sie rauschten hinein, nahmen sich einen Tisch, und Skirata bestellte beim Servierdroiden Nerfsteak für alle. Normalerweise war die Messe für nicht geklonte Offiziere reserviert, aber diejenigen von ihnen, die anwesend waren, waren schlau genug, keinen Kommentar über einen Zustrom an ARC-Troopern und die Anwesenheit von zwei Sergeants abzugeben - wenn sie Skirata und A'den überhaupt als solche erkannten. Sie wussten, was ARCs alles anstellten und dass es wohl besser war, ihnen aus dem Weg zu gehen. Das Essen war eine ebenso seltene Feier wie das Wiedersehen, und die Nulls gönnten sich sogar ein paar Gläser chandrilanischen Weins. „Ich hätte das schon vor Jahren
tun sollen", sagte Skirata und hob sein Glas. „Ni kyr'tayl gai sa'ad - Mereel, Jaing, Kom'rk, A'den, Prudii. So. Damit wäre es rechtsgültig. Ihr seid meine Söhne und Erben." „Und wir werden dich nicht bankrott machen", murmelte Jaing. „Nicht bei dem Betrag, der für dich abfällt, ner vod", sagte Mereel und hob in Erwiderung sein Glas. „Danke, Buir'ika. Es ist eine Ehre." Damit war wenigstens ein Grund für Ordos Schuldgefühle von seinen Schultern genommen. Er war nicht mehr der einzige Null, den Skirata formal adoptiert hatte. Es war nur ein rechtliches Detail, nichts weiter, aber Ordo wollte nicht als Favorit hervorgehoben sein. Er meinte jetzt schon, eine sehr viel leichtere Zeit zu haben als seine Brüder. Sie plauderten weiter - nichts Vertrauliches, nicht, bevor sie sich wieder über den gesicherten Helmkanal unterhielten -, bis Ordo zwei Bastard-Lieutenants bemerkte die Nichtklone in ihren eintönigen grauen Stoffuniformen , die mit leichter Belustigung an ihm vorbei zum Eingang schauten. Ordo drehte sich um. Hinter ihm stand ein junger Fähnrich, der die Nulls mit finsterem Blick ansah und ihm in die Augen blickte. „Klon!", schnappte der Fähnrich. „Was hat das zu bedeuten?"
Klon. Das war noch nie ein guter Gesprächseinstieg gewesen. Mereel unterdrückte ein Lächeln. „Vergiss nicht, Ord'ika, keine Eingeweide. Die Leute essen noch." Aber Ordo konnte es nicht mit einem Lachen abtun. Nicht nur, weil es eine grobe Beleidigung war, es war auch ein Test: Wenn er dem Schnösel diese Nichtachtung durchgehen ließ, würde er ihn damit ermutigen, alle Klone schlecht zu behandeln. Eine Lektion tat not. „Fähnrich", sagte er langsam. „Ich bin nicht Klon. Ich bin Captain." Er tippte bedeutungsvoll auf seinen roten Schulter-Pauldron. „Captain Ordo, ARC En-eins-eins, Sondereinsatzbrigade, Große Armee der Republik. Und Sie werden mich ordnungsgemäß ansprechen." Stille legte sich über die Messe. Der Fähnrich hatte sich mit einem ARC-Trooper angelegt und würde gleich seinen shebs auf einem Tablett serviert bekommen. Ordo konnte ihre Erwartung spüren, ohne dazu Telepathie zu benötigen. „So kannst du nicht mit mir reden", sagte der Fähnrich. „Du bist ein Klon." Ordo stand auf, hakte beide Daumen in seinen Gürtel und schlenderte zu ihm hinüber, um so nah vor ihm stehen zu bleiben, dass sich ihre Nasenspitzen beinahe berührten. Es fiel schwer, dem Rotzlöffel nicht einfach eine
zu verpassen und fertig. Er wollte es unbedingt und bemerkte die KOSCHUR-Anstecknadel an der Uniform des Fähnrichs. Politischer Ideologe, was? Die Kommission zum Schutz der Republik, hochnäsige, kleine Einfaltspinsel, die sich eine strenge Regierung wünschten, solange diese geringeren Wesen und nicht ihnen selbst auferlegt wurde. „Und stolz drauf", sagte Ordo und spürte wie sich seine Kehle zuzog und sein Puls beschleunigte. „Dazu bestimmt, überlegen zu sein. Und wenn ich dich so ansehe, verstehe ich auch, warum sich die Republik echte Truppen einkaufen musste. Wo liegt dein Problem?" „Du kannst keine Unteroffiziere in diese Messe bringen." Der Fähnrich hatte nicht nachgegeben, also schlug er sich schon mal besser als die meisten. „Nur Offiziere -" „Zitier die Vorschriften für ihn." Prudii lachte. „Paragraf und Absatz. Das wird ihm eine Lehre sein." Aber der Fähnrich war schon auf seinem SelbstmordTrip. Er zeigte auf Skirata. „Und was diesen Hilfsarbeiter hier angeht, diesen Söldner-" Bis zu diesem Punkt hatte sich Ordo auf einem dünnen Grat zwischen Belustigung und Verärgerung bewegt. Er kannte seine Launen und sein gelegentlich explosives Gemüt. Es hieß, die Nulls seien alle Psychos, irre von zu viel genetischer Bastelei, und Ordo wusste, dass seine Reaktionen nicht denen eines normal sozialisierten Menschen
entsprachen. Aber er hatte wichtigere Angelegenheiten auf seiner Liste, als das Bedürfnis dieses Fähnrichs nach einer sergeantfreien Messe zu befriedigen, und er ließ sich von seinen Gefühlen übermannen. Seine Gefühle waren sehr, sehr böse. „GAR Vorschrift fünf-sechs-eins-eins, Absatz A - ein Offizier darf Gäste in die Offiziersmesse einladen", zitierte Ordo. „Und jetzt entschuldigst du dich bei Sergeant Skirata, sofort." „So etwas werde ich niemals tun. Ich werde euch vors Kriegsgericht stellen." Ordo legte niemandem außer Skirata gegenüber Rechenschaft ab. Dieser kleine Parasit musste sich entschuldigen. Hier ging es um die Ehre und nicht nur um seine. „Wirklich? Dann stell das mal vors Kriegsgericht" Er ließ seine Stirn in einem bestens einstudierten Kopfstoß nach vorn schnellen, und das Geräusch eines brechenden Knochens -nicht seiner - zerriss die Luft in der Messe. Der Fähnrich fiel mit einem schockierten Uuf nach hinten und hielt sich die Hände vor die Nase, aus der jede Menge Blut troff. „Ich hänge dir 'ne Klage an", sagte Ordo ruhig, nahm sich eine blütenweiße Serviette und wischte sich die Stirn ab. Ohne Helm schmerzte es immer mehr, als man erwartete. „Insubordination. Wie lautet dein Name?"
Der Fähnrich war in mehr als einer Hinsicht überwältigt. „Lu... Luszgoti." „Nun denn, Fähnrich Luszgoti, Zeit für die Zauberworte." Er packte den Jungen beim Kragen, zerrte ihn hoch und stellte ihn vor Kal'buir. „Entschuldige dich bei Sergeant Skirata." Der Fähnrich sah sich um. Vielleicht rechnete er sich seine Chancen aus, Ordo umhauen zu können, vielleicht suchte er nach ranghöheren Offizieren, die ihn unterstützen konnten. Niemand bewegte sich. Ordo verschärfte seinen Griff. „Ich entschuldige mich", sagte der Fähnrich schließlich. „Sergeant " Skirata hob sein Glas. „Entschuldigung akzeptiert, Sohn. Und jetzt usen'ye, bevor meine Jungs wirklich die Beherrschung verlieren." Fähnrich Luszgoti verließ unter verhaltenem Applaus aus einer Ecke die Messe. Offenbar war er nicht sonderlich beliebt. Der Servierdroide rollte mit einem Krug Ale, das Skirata nicht bestellt hatte, an den Tisch. „Höchst unterhaltsam, Captain." Ein Commander an einem nahe stehenden Tisch nickte ihnen zu, um zu zeigen, dass die Drinks auf ihn gingen. „Wie ich mich gesehnt habe, das mal zu machen."
Der Fähnrich würde es sich in Zukunft zweimal überlegen, ob er einen Klon wie Dreck behandelte. Aber das würden auch höflichere Offiziere tun, die anwesend waren. Gewalt hatte ihren Platz in der Pädagogik. „K'oyacyi", sagte Skirata. „Prost." K'oyacyi war ein vielsagender Ausdruck: Es war eine Anweisung, die Bleib am Leben bedeutete. Sie fungierte aber auch als Trinkspruch oder als Ermahnung, sich in etwas reinzuknieen oder nur gesund nach Hause zu kommen. Am Leben zu bleiben und das Beste aus jedem Tag zu machen, wurde in der mandalorianischen Sprache immerzu hervorgehoben. „K'oyacyi", sagte Korn'rk. „Oya manda." Ordo, dem Alkohol noch nie zugesagt hatte, starrte in sein Glas und fragte sich, wie die Streitkräfte der Republik wohl aussehen würden, wenn sie nur aus Nichtklonen zusammengestellt worden wären. Wer immer die Klonarmee in Auftrag gegeben hatte, verfügte über exzellente Voraussicht. Aber wie Fi einst gesagt hatte, vielleicht war der ganze Krieg eine abgekartete Sache. Nicht, dass ein sorgfältig geplanter Krieg als Vorwand für etwas anderes ein großartiges Novum in der Galaxis gewesen wäre. Dennoch war es wichtig herauszufinden, wer genau so weit und so gut vorausplante.
Hangardeck, Redeemer, zwei Stunden später Skirata fand eine stille Ecke auf dem Hangardeck, während er auf seinen Transporter wartete, und starrte lange auf das Comlink in seiner Hand, bevor er Tors Code eingab. Drei Tage hatte er gebraucht, bis er wusste, was er sagen sollte. Er hatte gedacht, er würde sich umgehend bei seinem entfremdeten Sohn melden und, angetrieben von Besorgnis, eine Erklärung fordern, was mit seiner Tochter passiert sei. Aber es war inzwischen zu viel Wasser den Bach hinuntergeflossen, und der Junge war ein Fremder. Junge. Tor war jetzt neununddreißig. Vielleicht hatte er bereits Enkel. Das wäre möglich gewesen, wenn er Mandalorianer gewesen wäre und nach Art der Mando'ade jung geheiratet hätte. Aber seine Mutter hätte das niemals erlaubt. Ilippi hatte die beskar'gam schneidig gefunden, als sie Skirata geheiratet hatte, aber sein langes Fortbleiben, wann immer er auf Einsatz war, fing an, sie zu zermürben, schließlich musste sie sich um drei kleine Kinder kümmern. Und dann traf sie der große kulturelle Hammer: Tors achter Geburtstag stand bevor, und Skirata wollte tun, was alle Mando-Väter taten - seinen Sohn mit sich nehmen, auf dass er fünf Jahre an seiner Seite kämpfte und lernte.
Skirata hatte das Bild von Ilippi noch im Kopf, mit der fünf Jahre alten Ruusaan und dem sechs Jahre alten Ijaat, die sich an ihre Beine klammerten und weinten, während sie schrie, keiner ihrer kleinen Jungs würde in einen Krieg ziehen. Von diesem Streit an - sie hätte nicht so schreien dürfen, nicht vor den Kindern - ging es mit ihrer Ehe rapide bergab. Als er das nächste Mal auf Urlaub nach Hause kam, waren die Kinder mit llippis Eltern auf Corellia, und sie sagte ihm, sie wolle die Scheidung. Es hatte dreißig Sekunden gedauert, Mando-Art - ein kurzer Schwur, um zu heiraten, ein noch kürzerer, um wieder auseinanderzugehen. Skirata übergab ihr seinen gesamten Verdienst und zog in einen anderen Krieg. Jeden Credit Jeden einzelnen Credit, den ich nicht unbedingt zum Überleben brauchte, bis zu dem Tag, an dem ich nach Kamino aufgebrochen bin. Danach war ich tot und weg. Während er darauf wartete, dass Tor antwortete, ließ er das Comlink nur auf Sprachfunktion gestellt. Er hatte keine Ahnung, wie er ihn anreden sollte. Sohn? Er nannte die meisten jungen Männer „Sohn", aus reiner Gewohnheit. Dieses Mal wäre es kein Reflex. „Skirata hier", meldete sich eine Stimme. Aus irgendeinem Grund hatte er erwartet, Tor hätte diesen Namen ab-
gelegt, und ihn jetzt zu hören machte ihn sprachlos. „Hallo?" „Ich bin's ... Kal Skirata." „Ich ... ich hätte nicht gedacht, dass du zurückrufst." Wie auch bei Zey immer, wollte Skirata am liebsten gleich zur Sache kommen, und er unterdrückte das Verlangen, nach jeder Einzelheit in ihrem Leben zu fragen. Sie hatten entschieden, nicht mehr seine Söhne zu sein, und um Krumen zu betteln, würde alles nur schlimmer machen. Kühle Distanz war die einzige Art, dem zu begegnen. „Du hast das Wort vermisst gebraucht. Ist mit Ijaat alles in Ordnung?" „Ihm geht's gut." „Erzähl mir von Ruusaan." „Wir haben vor ein paar Monaten den Kontakt zu ihr verloren." „Und letzt fangt ihr an zu suchen?" „Wir... haben uns auseinandergelebt." Der reife Tor war ein Fremder. Der Tor, den Skirata zu erreichen versuchte, war schon vor Jahren erwachsen und ein anderer geworden. Nicht einmal in seiner Stimme lag etwas Vertrautes. Skiratas Finger schwebte über der Hologrammtaste. Er wollte sie aktivieren, um zu sehen, wie sein Junge sich entwickelt hatte, und schließlich gab er den zweiunddreißig Jahren des Rätseins nach.
Das Hologramm erwachte schimmernd zum Leben, blau und schemenhaft. Tor war ein dunkelhaariger, stämmiger und elegant gekleideter Mann, mehr konnte Skirata nicht feststellen. Niedrig aufgelöste Hologramme ließen nun mal keine Einzelheiten erkennen. Und Tor konnte ihn und seine unmittelbare Umgebung sehen. „Wo bist du?", fragte er. „Wer - oh, wow, das ist die Armee der Republik." „Das sind Klon-Truppen", erklärte Skirata. Und meine Jungs. „Ich bin an der Front." „Wie immer." Tor hielt sich auf dem neutralen Corellia auf, wenn sein Comm-Signal nicht log - was es natürlich nicht tat -, und der einzige Kontakt, den er zum Krieg hatte, waren wahrscheinlich die Mitteilungen auf HNE. Wie sollte er seinen Vater je verstehen? „Tor, erzähl mir, was mit Ruusaan passiert ist. Ich muss alles wissen, was du weißt." „Ja, wir dachten uns, du wärst der Geeignetste, um sie zu finden." „Wann, wo, wie?" Wieso spreche ich mit einem Jungen, den ich aufgezogen habe, wie mit einem Kunden? „Ich brauche Einzelheiten." „Als wir das letzte Mal von ihr hörten, lebte sie auf Drall. Wir haben sie nie öfter als einmal im Jahr gesehen,
aber als ihr Comm-Code nicht mehr reagierte, begannen wir uns zu sorgen. Ihr Appartement war ausgeräumt, und von ihr fehlte jede Spur." „Habt ihr ihr Bankkonto überprüft?" „Wieso?" „Aktivitäten. Abbuchungen. Oder eben nichts dergleichen." „Nein. Wir haben dazu keinen Zugang. Wir standen uns nicht so nahe." ich hätte dich schlauer erzogen, Sohn. Und wir hätten uns nahegestanden. „Was macht sie beruflich?" „Unterschiedlich. Sicherheitsdienst ... Gastronomie ... im Kurierwesen, wie sie sagte." Bitte lass sie keine Söldnerin sein. Ich war nicht da, um ihr beizubringen, wie man überlebt. „Habt ihr sie bei den corellianischen Cops als vermisst gemeldet?" „Sie sagten, sie sei eine erwachsene Frau, die gehen könne, wohin sie wolle, und wir müssten einen Beweis erbringen, dass ein Verbrechen vorliegt, bevor sie etwas unternehmen könnten." „Okay. Ich brauche ihre staatliche ID-Nummer und ein aktuelles Holobild." Ich habe ihr Geburtsdatum. Sie ist mein Mädchen. Sie ist immer noch meine Tochter. „Den Rest übernehme ich."
„Ich weiß, es wird teuer werden, aber wir können bezahlen." „Nein. Danke." „Du siehst aus ... als hättest du harte Zeiten hinter dir... Dad." Jetzt war Skirata also wieder Dad. Es schmerzte. Aus dem Augenwinkel konnte er Mereel und Ordo sehen, die sich unterhielten und dachten, sie könnten ihn dezent im Auge behalten, wo er doch bestens wusste, dass sie nur in der Nähe lauerten, um vielleicht ein paar Gesprächsfetzen aufzuschnappen. Würde er Tor und Ijaat wieder annehmen? Würde er irgendeinen seiner Klon-Söhne gegen seine genetischen Investitionen eintauschen? Niemals. Ist das schlimm? Verständlich? Nobel? Ich weiß es nicht Es... ist eben so. „Mir geht's gut", sagte Skirata und kämpfte mit einer Mischung aus vergangenem Herzschmerz und Groll, die er nicht mit der Person, die er vor sich sah, in Verbindung bringen konnte. Ich wollte nicht fortgehen. Ich wäre nicht fortgegangen. Ich habe euch jeden Credit geschickt, den ich verdient habe. „Schick mir die Daten per Comm, und ich finde sie. Das ist mein Beruf." Tor schien kurz davorzustehen, etwas zu sagen. Seine Unruhe war sichtbar. „Ich möchte, dass du weißt, dass es
uns leid tut. Es war nur wegen Mama, weißt du? Wir hatten uns gewünscht, du wärst da gewesen, als sie starb." Skirata gab den Versuch auf, den Sturm der Gefühle in den Griff zu kriegen. Er konnte einen rot-weißen Schemen erkennen, der auf ihn zukam, aber er blickte nicht auf. „Es hat keinen Sinn, das jetzt durchzugehen. Wir haben getan, was wir getan haben, Sohn. Aus Gründen, die uns zu jener Zeit einleuchtend erschienen." Sohn. Es war einfach so herausgerutscht. Ordo, den Helm unter dem Arm, trat gezielt in den Aufnahmeradius der Holoübertragung und legte seine Hand auf Skiratas Arm. Eine ausgesprochene Finger-weg-von-meinem-VaterGeste. „Buir, General Tur-Mukan muss mit dir sprechen." Ordos Stimme klang gespitzt. Vielleicht bildete sich Skirata das nur ein, aber es lag eine deutliche Betonung auf buir. „Sie ist im Begriff aufzubrechen." Das brach den Bann. „Ich muss los, Tor", sagte Skirata. „Schick mir die Daten, sobald du kannst." „Buir?", fragte Tor. „ Er hat dich Vater genannt." Wie machte man seinen entfremdeten biologischen Sohn mit dessen adoptiertem Stiefbruder bekannt? Skirata beschloss, es gar nicht erst zu versuchen. „Tor, das ist einer meiner Söhne. Captain Ordo Skirata. Hör mal, sag
Ijaat... sag ihm, er soll sich keine Sorgen machen und dass alles gut wird." Skirata brach die Comlink-Verbindung abrupt ab und blickte zu Ordo auf. Der Null schaffte es, gleichzeitig missbilligend und schuldbewusst auszusehen. „Tut mir leid, Kal'buir.11 „Ich hätte sowieso nicht gewusst, wie ich diese Unterhaltung beenden soll, Sohn", erwiderte Skirata. „Es ärgert dich, nicht wahr?" „Nicht gerade ein freudiges Wiedersehen." „Ich bin mir nicht einmal sicher, ob Ruu verschollen ist. Sie wissen nur nicht, wo sie steckt." Skirata beschloss, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen, bevor er sich nicht in ihr Bankkonto gehackt hätte, um zu sehen, ob es noch aktiv war. „Hört sich an, als wäre sie von der ruhelosen Sorte." „Ich meinte", sagte Ordo grimmig, „dass du wegen deiner Söhne bekümmert bist" „Bist du es?" „Wenn du dich wieder mit ihnen versöhnen willst, werden wir dich nach Kräften unterstützen ... ohne Murren." Als Kind hatte Ordo nicht das kleinste Anzeichen von Eifersucht gezeigt. Jeder der Nulls war - auf jene sonderbare Klonart - darauf bedacht, nicht mehr Privilegien zu genießen als die anderen Brüder. Es war eine Methode, in der abgeschlossenen, erdrückenden und ganz und gar künstli-
chen Klon-Gesellschaft in Tipoca City Konflikte zu vermeiden. Aber man hatte die Nulls genetisch verändert, um ihr Potenzial absoluter Loyalität Fetts typischem ConcordDawn-Genom folgend zu maximieren. Die grausame Kindheit, die sie vor ihrer Rettung durch Skirata hatten durchleben müssen, hatte dafür gesorgt, dass sich dieses Potenzial vollständig entfaltete, und wenn einen ein Null mochte, dann würde er für einen sterben. Wenn er einen nicht mochte, sollte man besser die Beine in die Hand nehmen. Einen Mittelweg gab es nicht. „Sie werden niemals deinen Platz einnehmen, Sohn." Skirata griff nach seinem Arm. „Und ich wollte ihnen sagen, sie sollen usen'ye, aber ich muss darüberstehen, denn die Verantwortung eines Vaters kennt kein Verfallsdatum. Ich hätte versuchen können, besser Verbindung zu halten, als nur Credits zu schicken." Ordo - strammstehend, die Daumen in den Gürtel gehakt - legte seinen Kopf leicht schief. „Sie haben dich ausbluten lassen und am Ende zurückgewiesen, und du liebst sie immer noch, nicht wahr?" „Ich weiß nicht, Ord'ika." Skirata sah Etain in vollem Tempo auf Kollisionskurs zu ihnen herüberkommen, zwei Lichtschwerter an ihrem Gürtel baumelnd und fast erdrückt von dem riesigen Erschütterungsgewehr, das sie um die Schultern geschlungen hatte. „Aber wenn sie es nicht
getan hätten, hätte ich niemals Jango Fetts Angebot, Klone auszubilden, annehmen müssen, und ich wäre dir niemals begegnet." Ordo ließ den Kopf etwas hängen. „Und wir wären eingeschläfert worden, weil niemand sonst gemeint hätte, unsere Leben wären es wert, gerettet zu werden. Unter dem Gesichtspunkt der klaren Ordnung des Schicksals akzeptiere ich das Argument, aber das ändert nichts an dem, was dir angetan wurde." „Tja ... wenn du willst, dass etwas schön glänzt, musst du's ordentlich polieren." Skirata fragte sich, was genau Jango getan hätte, wenn er nicht da gewesen wäre, um Orun Wa davon abzuhalten, die Null-Kinder einzuschläfern. Jango gab sich knallhart - war knallhart -, aber seine hartherzige Haltung erstreckte sich nicht auf Kinder, ganz gleich, wie schonungslos er von außen wirken mochte. „Jango mag ja ein egozentrischer chakaar gewesen sein, aber glaub nichts von dem Gerede über Boba und dass er nur sein Lehrling sein sollte. Er wollte einen Sohn, daran besteht kein Zweifel. Er wusste, was es heißt, ein Kind zu sein, das auf den Tod wartet, deshalb nehme ich an, er hätte dem Aiwha-Happen einen ordentlichen kov'nyn gegeben und gezeigt, wo's langgeht." Zu schade, dass du nicht noch ein bisschen mehr für die anderen Jungs getan hast, die von dir geklont wurden,
Jang'ika, aber ich nehme an, nach allem was dir passiert ist, hattest du nicht mehr viel Mitleid übrig. Etain schritt heran und sah Skirata in die Augen. „Wo ist das Problem?", fragte sie. „Und was ist ein kov'nyn?" „Ein Kopfstoß", erklärte Ordo. „Ein Keldabe-Kuss." Etain runzelte konzentriert die Stirn. Skirata nahm an, sie würde sich wahrscheinlich jeden Mando'a -Ausdruck einprägen, der ihr unterkam, um zu gegebener Zeit eine gute Mando-Ehefrau abzugeben. „Kal, ihr beide strahlt Scherereien aus wie ein Leuchtfeuer. Kann ich helfen?" „Familienstreit", antwortete er. „Dein Jedi-Radar ist ziemlich beeindruckend." „Ganz wie der Streit", meinte Ordo hintergründig und drückte zum Abschied Skiratas Bizeps. „Ret', Kal'buir." Versorgungsdroiden und Repulsorkarren begannen das Hangardeck zu füllen und luden Paletten mit Nahrung, Ersatzteilen und Treibstoffzellen aus den Lagern in eine Nachschubfähre. Die Redeemer glich einer schwer bewaffneten Markthalle. Etain und Skirata waren im Begriff, wieder ihre eigenen Wege zu gehen. „Irgendwelche Nachrichten für Veshok Squad?", fragte sie. „Ich statte ihnen einen Feldbesuch ab." Skirata zog kandierte Bofafrüchte heraus und reichte sie ihr. „Sag ihnen, sie sollen nicht vergessen, sich hinterher die Zähne zu putzen."
„Du vermisst sie." „Ja." Skirata fragte sich, was Etain durchmachte, wenn sie oft von ihrem Sohn getrennt war. „Falls du dich fragst, ich habe gerade mit einem meiner biologischen Söhne gesprochen. Zum ersten Mal, seit sie mich verleugnet haben. Das ist nie leicht." „Es geht um deine Tochter, ja?" „Sie hat sich wahrscheinlich in irgendein Abenteuer gestürzt, aber ich werde sie trotzdem ausfindig machen. Nur für den Fall." „Ich bin mir nicht sicher, ob Ordo eifersüchtig ist oder verängstigt. Aber er wirkt ziemlich mitgenommen." „Es gibt nichts, über das er sich Sorgen machen müsste. Er ist mein Ein und Alles, und das weiß er auch." „Nur dass ich das richtig verstehe, Kal. Du hast deine Kinder noch finanziell unterstützt, als sie schon auf die Dreißig zugingen? Es geht mich ja nichts an, aber ich glaube, du hast deine Pflicht ihnen gegenüber mehr als erfüllt." Etain besaß ein ernstes, kleines Gesicht voller Sommersprossen. Manchmal fiel es Skirata schwer, ihren durastahl-harten Willen mit ihrem scheinbar zerbrechlichen Äußeren in Einklang zu bringen. „Die Art und Weise, in der du das erste Mal davon erzählt hast, wie sie dich verleugnet haben, ließ mich annehmen, sie wären noch Kinder,
nicht erwachsene Männer. Und du hast sie nicht sitzen gelassen. Sie haben mit dir Schluss gemacht." „Das war mein rauer Mando-Charme. Unwiderstehlich." „Ich sage nur, dass es nichts gibt, weswegen du dich schuldig fühlen müsstest. Ich sehe das wie Ordo. Es ist nicht gerade hilfreich, nach ihrer Pfeife zu tanzen." Es gab einen kleinen Fleck in Skiratas Verstand, der wusste, dass es so war, aber der Rest von ihm glaubte, versagt zu haben. Etain meinte es gut. Wie Ordo schien sie ihn lediglich beschützen zu wollen. „Und wie steht's mit dir?" „Ich werde Darman über Kad aufklären, wenn er von Haurgab zurück ist." „In Ordnung." „Und ich werde den Jedi-Orden verlassen." Skirata behielt seine Reaktion für sich. Sie würde es so wieso spüren. „Gleich?" „Nein, aber ich werde den richtigen Zeitpunkt erkennen. Meine Arbeit ist noch nicht beendet." Jemand rief ihr zu. Ein junger Lieutenant - kein Klon, nur ein ganz gewöhnlicher Mensch - stand bereits mit einem Fuß auf der Rampe einer gepanzerten Fähre. „General? Startüberprüfung abgeschlossen. Bereit, wenn Sie es sind."
Etain zwinkerte Skirata zu. „Ich werde dafür sorgen, dass die Ve-shoks ihre Zähne putzen. Die Macht sei mit dir, Kal'buir." Sie sah immer noch aus wie ein Aufsatz zu dem Erschütterungsgewehr, als sie davonging. Er kannte nur wenige Jedi, die Geschmack an den Waffen der gemeinen Soldaten fanden. Bisher waren sie alle in seiner bunt zusammengewürfelten Bande gelandet. Kal'buir. Sie nennt mich Kal'buir. Skirata blickte auf sein Comlink, um zu sehen, ob die Daten von Tor bereits eingetroffen waren, und fragte sich, wie Ruusaan ihn nennen würde, wenn er sie gefunden hätte.
6. Als Jedi hat man mich gelehrt, das Leben zu schützen. Ich führte diese Klone - nein, diese Männer- in ihren Tod. Dies waren lebendige, empfindungsfähige Wesen. Was von mir verlangt wurde, war das Gegenteil all dessen, was zu tun mir als Jedi aufgetragen worden ist - Meister K'Kruhk im selbst auferlegten Exil auf Ruul in einer Erklärung an Mace Windu, weshalb er beschlossen habe, nicht länger als General zu dienen, kurz bevor er wieder zum Orden zurückkehrte, um erneut zu kämpfen
Vorgeschobene Einsatzbasis Hadde, Haurgab, anderthalb Monate später „Was ist passiert, General - haben wir endlich etwas gefunden, das es wert wäre, von diesem Planeten abzustauben?" Etain seufzte in sich hinein, aber es galt nicht Scorch. Er wusste, dass Etain zu den zwanglosesten Generälen gehörte und es ihr nichts ausmachte, wenn ihre Commandos die Klappe aufrissen. Er schüttelte den Kopf beim Anblick der Haurgab-Basis, die inzwischen beinahe selbst zu einer
kleinen Stadt angewachsen war, und fragte sich, wieso die Präsenz der GAR hier immer mehr zu - anstatt abnahm. Dieser Felsbrocken war den Aufwand gar nicht wert. Wenn sich die Einheimischen gegenseitig umbringen wollten, so sah Scorch keinen Grund dazwischen zugehen. Der ganze Planet hätte zu den Separatisten überlaufen können, und niemand hätte den Unterschied bemerkt. „Es ist nicht an uns zu fragen", flötete Sev. „Erzeugt, um glücklich mit unserem Schicksal zu sein und all dieser Jauche." „Shabla osik", maulte Scorch. „Erinnere mich dran, dem nächsten Zivi, der das sagt, eine reinzuhauen." Scorch bezweifelte, dass er jemals in Schlagweite eines Zivilisten kommen würde, der genug über sie wusste, um überhaupt so etwas zu sagen, aber für ein paar Sekunden war es eine schöne Vorstellung. Boss und Sev gingen los in Richtung Messe, während Fixer herumhing wie eine schwarze Wolke der Missbilligung. Er untersuchte das neue Feldmaterial. „Klar hätten wir die Zivilregierung hier wieder in den Pilotensitz hieven und unsere Truppen wieder abziehen sollen", meinte Etain. „Aber so scheint es nicht zu laufen. Schnappt euch was zu essen, so lange die Lage ruhig ist." Sie stiefelte in die Richtung des Büros des BasisCommanders. Kaum war sie eingetreten, ertönte in der
Ferne ein Wuumppp, und das ganze Gebäude bebte. Scorch duckte sich instinktiv, als von den Querbalken über ihm gemächlich Staub hinunterrieselte. „Beschuss ...", seufzte eine Klonstimme betont gelangweilt, und alle lachten. „Jep, ruhig." Fixer stemmte mit der Vibroklinge seines Panzerhandschuhs eine Munitionskiste auf und wühlte sich durch den Inhalt. „Gewöhnlicher Erholungsrückzug." Er schnalzte laut. „Entfähigend, das ist es." „Ist was?", fragte Scorch, der an die nächste Mahlzeit dachte. In diesem Spiel schnappte man sich, was immer sich anbot und wann immer es ging und so viel wie möglich davon - Essen, Schlaf, Wasser, Gelächter. Eine Menge Klon-Trooper schlenderte umher, und bei manchen von ihnen konnte er die Einheitsabzeichen nicht identifizieren. Scorch gefiel es nicht, Dinge nicht zu wissen. Er heftete es im Geist als etwas ab, dem er später nachgehen würde. „Möchtest du bei der Galaktischen Union der Vereinten Abrissunternehmen Beschwerde einlegen?" Fixer untersuchte mit verächtlichem Seufzen die neue, türbrechende Merr-Sonn-Gewehrgranate. „Selbst ein Weequay könnte damit umgehen." „Genau darum geht's, Schlauberger. Den Spruch solltest du MerrSonn als Werbeslogan vorschlagen." Scorch nahm ihm
die Granate ab, befestigte den Abstandszünder daran und pflanzte sie auf die Mündung seines Deezes. Ein paar Trooper sahen argwöhnisch zu. So etwas innerhalb eines Gebäudes zu tun, war nicht das Cleverste. Die Vorrichtung war dazu gedacht, Türen aus sicherer Entfernung aufzusprengen, um einen schnellen Zutritt zu ermöglichen. „Ich persönlich habe nichts dagegen, professionelle Exklusivität gegen einen Ausfall an Schmerzen einzutauschen." Fixer streckte seine Hand nach der Granate aus. Scorch gab sie zurück, und die Trooper entspannten sich wieder. „Ich dachte, du wärst Handwerker." „Bin ich auch. Ich mag es nur nicht, wenn mir ein Hagel Blastersalven entgegenkommt, nachdem ich eine Tür aufgebrochen habe, das ist alles." Fixer steckte ein paar Granaten in seine Gürteltasche. Dann stiefelten die beiden los, folgten einem Geruch nach Bratöl und scharfer Soße und nahmen ihre Helme ab, um eine ordentliche Lungevoll des verführerischen Aromas einzuatmen, ohne dass ihre Luftfilter sie dabei behinderten. In der Messe bildeten weiße Rüstungen in unterschied-liehen Stadien der Sauberkeit, von Schneeweiß bis Kräftig-durch-den-Dreck-gerobbt, ein ungebrochenes Meer, aus dem nur eine kleine, markante Insel aus klobigen, mattschwarzen Katarn-Mark-III-Rüstungen hervorstach. Etain kauerte mit Omega Squad an einem Tisch und
war in ein Gespräch vertieft. „Ich dachte, sie wäre unterwegs zum KO", sagte Fixer. Scorch hielt nach einem Spritzer Rot und Orange Ausschau, um Sev und Niner zu entdecken. Sie standen in der Schlange und ließen sich ihre Teller von einem Droiden füllen, der für Sevs Geschmack ein wenig zwanghaft zu sein schien, was Portionskontrolle anging. Sevs Stimme schnitt durch das Murmeln und Brummen der Messe: „Ich brauche Ex-traprotein! Ansonsten verrutsche ich beim Zielen und baller auf Büchsen. Aus Versehen, wegen Nahrungsmangel." „Sie muss abgebogen sein." Scorch wollte beim Thema bleiben. „Tja, sie konnte wohl schwer an Darman vorbeigehen, oder?" „Das wird in Tränen enden", grinste Fixer. „Spielverderber." „Nein, ernsthaft. Das ist nicht richtig. Klone sollten sich nicht mit Offizieren einlassen. Schon gar nicht mit JediOffizieren." „Wie? Damit wir nicht auf dumme Gedanken kommen, die nicht unserem Stand entsprechen? Immer schön wissen, wo unser Platz ist, still und leise sterben, damit die Zivis keinen Schrecken kriegen?" „Du unterhältst dich zu oft mit Fi und diesen NullSpinnern, Scorch."
„Du hast doch den galaktischen Durchschnittsbürger inzwischen gesehen. Auf Kamino wussten wir es nicht besser. Wenn jemand überlegen ist, dann wir, nicht die." Fixer starrte ihn bloß an. Das war der gefährlichste Gedanke, den Scorch jemals ausgesprochen hatte. Er würde sich nicht das Gefühl aufzwingen lassen, geringer zu sein, weil er nicht geboren, sondern ausgebrütet worden war. Denn er hatte inzwischen reichlich normale Menschen gesehen, und die lockten kaum ein Strill hinterm Ofen vor. Er gehörte zum Besten der Besten. Er verdiente ebenso viel Respekt wie jeder andere auch, und vielleicht sogar ein bisschen mehr. „Du bist eifersüchtig auf Darman", stellte Fixer schließlich fest. „Sie ist nicht mein Typ." Scorch fühlte sich unerklärlich wütend. „Aber wenn du meinst, ich würde ihn beneiden, weil er den Mumm hat, sein Leben zu leben und nicht das Leben, das man ihm vorgeschrieben hat, dann ja." „Di'kut", murmelte Fixer. Manchmal - eigentlich viel zu oft - hatte Scorch nichts weiter zu tun, als zu warten, und dann vertrieb Nachdenken die Zeit, auch wenn er es gar nicht wollte. Er dachte oft an Skiratas Enkel. Klone mutmaßten und klatschten wie alle Wesen in der Galaxis.
„Meinst du, das Baby ist von einem Klon?", fragte Scorch schließlich. „Welches Baby? Fixer studierte die Karte, die an der Kantine aushing. Es gab tatsächlich eine richtige Auswahl. Trooper wichen zur Seite, um ihn durchzulassen. „Was ist denn heute mit dir los?" „Das Baby, das Skirata mit in die Kaserne gebracht hat, als Zey nicht da war. Sein Enkelsohn." „Ach, die Miniaturausgabe? Wieso glaubst du das?" „Ist einfach schräg, dein Kind einem Mando zu geben, der in einem Krieg kämpft. Ich meine, wie schlimm müssen da die Dinge zu Hause laufen, wenn das Kind bei Skirata sicherer ist?" „Und deshalb muss es ein Klon-Baby sein? Vielleicht lebt Skiratas Familie ja am shebs-Ende der Galaxis, und es ist eine Verbesserung, wenn der alte shabuir Junior quer durch die Minenfelder schleift." „Coruscant. Nicht gerade Minenfelder." Scorch dachte an die lockigen, schwarzen Haare und die dunklen Augen des Babys. Es hatte etwas ... etwas sehr Vertrautes an sich. Das Kind hätte locker als einer der jüngeren Klone auf Kamino durchgehen können, diese verwirrten und ernsten Jungen, die die älteren Klone wie Scorch im Speisesaal immer angestarrt hatten. Das war ich vor gar nicht langer Zeit. Scorch erkannte sich selbst in ih-
ren Augen: Verzweifelt bemüht, erfolgreich zu sein, sich dem Verlangen nach etwas bewusst, aber nicht fähig, es auszudrücken, das Gefühl von Sicherheit nur unter den Brüdern spürend. Angst Angst vor allem. „Ich glaube, ich nehme den Eintopf mit gehacktem Nerf", entschied Fixer, als wäre er eine Art Restaurantkritiker. Scorch konnte sich nicht erinnern, dass Fixer jemals diese großen Augen gemacht hatte, als sie noch Kinder waren. „Und du, Scorch?" „Äh ... das mit der größten Portion. Chakanudeln." Für ein Klon-Kind zu sorgen, passte zu Skirata wie die Faust aufs Auge. Er hatte als Attentäter und Schuldeneintreiber gearbeitet, jede Menge brutale und mitleidslose Dinge hinter sich gebracht, aber seine Jungs liebte er bis zum Wahnsinn. Wenn einer von ihnen die Zeit finden würde, ein Mädchen zu schwängern, würde er das Kind als Angehörigen annehmen. „Was, wenn es ein Omega-Knirps ist?", fragte Scorch. Fixer wandte ihm langsam den Kopf zu, wobei er auch seine Hüfte verdrehen musste, weil der Rahmen seines Rückengeschirrs zu groß war, um über seine Schulter blicken zu können. „Was faselst du denn da die ganze Zeit? Lass mal stecken."
„Ich sagte, was wäre, wenn das Baby von einem aus der Omega Squad gezeugt worden Ist?" Scorch versuchte leise zu sprechen. „Das sind doch seine Lieblinge." „Hast du mal wieder kontaminiertes Kühlmittel getrunken?" „Okay, vergiss es." Fixer war sehr viel mehr an seinem Essen interessiert. Scorch wandte sich vorsichtig zur Seite, um Etain und Omega bei ihrem Gespräch zu beobachten. Als die beiden Schwadronen auf Coruscant gemeinsam Operationen erledigt hatten, war es kein Geheimnis geblieben, dass die Jedi und Darman ein Liebespaar waren. Scorch hatte derartige Schwierigkeiten gehabt, mit dieser Vorstellung umzugehen, dass er sie einfach verdrängt hatte, indem er sich ermahnte, für nichts Zeit zu haben, als am Leben zu bleiben. Er sorgte sich, er könne wie Fi werden. Dieser neunmalkluge kleine di'kut war für Delta Squad zum Schlagwort für all das geworden, was ein Klon-Commando vermeiden sollte: Er lechzte zu sehr nach der Außenwelt, er sprach seine Unzufriedenheit laut aus, und er schürte die gleiche Art des Aufbegehrens unter seinen Brüdern. Er war subversiv. Er hätte wissen müssen, dass er so nur in einem Leichensack enden konnte. Was hatte man ihnen allen in der Ausbildung gesagt? Sie hatten Gewissheit, sie hatten
eine Bestimmung, und das war mehr, als die meisten Wesen jemals in ihrem erbärmlichen Leben erfahren durften. Gut, aber warum ist es nicht genug? „Könnte das uneheliche Kind von Darman und dem General sein", meinte Fixer, der scheinbar wieder zum Thema zurückfand. Der Droide klatschte eine braune, zähflüssige Masse auf den Berg aus püriertem Gemüse. Es hätte eines forensischen Tests bedurft, um festzustellen, dass es sich wirklich um gehacktes Nerf mit Bratensoße handelte. Dennoch war diese Mahlzeit immer noch um Längen besser als die faden Nährstoffwürfel, die man ihnen als Kindern zu essen gegeben hatte und die sie immer noch als Teil ihrer Trockenrationen mit sich trugen. Heißes, schmackhaftes Essen war ein Luxus, den Scorch niemals als gegeben hinnahm. „Sie war Ewigkeiten auf Qiilura untergetaucht. Oder vielleicht ist es auch von Captain Maze, der ist doch so ein glattzüngiger Draufgänger, dem die Frauen nicht widerstehen können." Maze war ein Eisberg auf Beinen und ein schlecht gelaunter noch dazu. „Jetzt hast du wohl vom Kühlmittel getrunken ..." „Ich darf ja wohl auch verrückte Theorien aufstellen. Und verrückter geht's ja wohl nicht. Ich hab gewonnen. Jetzt iss." Sie packten ihre Tabletts und bahnten sich ihren Weg zu
dem Tisch, der von Boss und Sev - im wahrsten, militärischen Sinne des Wortes -besetzt wurde. Bei Omega mochte man sich vielleicht mit anderen Brigaden und Rängen abgeben, aber bei Delta schätzte man die eigene Gesellschaft, und welche Laune sie damit den anderen Klonen auch immer vermitteln mochten, sie führte für gewöhnlich dazu, dass diese woanders sitzen wollten. Scorch wäre gern zu den Weißschalen mit den Einheitsabzeichen, die er nicht identifizieren konnte, hinübergegangen. Aber das konnte warten. Er klemmte seinen Helm und den Deeze zwischen die Knie und ließ sich den Berg Nudeln schmecken. „Also wozu ist Frau General überhaupt hier?" Boss arbeitete sich durch einen saftigen roten Obstkuchen. „Außer um ihrer Lieblingsschwadron einen Besuch abzustatten?" „Sie verteilt Süßigkeiten", spöttelte Sev. „Jedes Mal, wenn sie eine Schwadron im Feld besucht, bringt sie was zum Naschen mit. Genau wie Skirata." „Vielleicht bringt er ihr noch bei, Leute genauso gut zu garottieren wie er." „Sie meckert dauernd darüber, wie viele Männer auf diese Müllhalde abkommandiert wurden", bemerkte Sev. „Ich hab mitbekommen, wie General Mlaske meinte, sie läge Zey und Camas permanent damit in den Ohren, dass
die Garnisonen abgezogen und die Einheimischen sich selbst überlassen werden sollten, weil sie den Separatisten genauso viel Ärger machen würden wie uns. Dann wären sie hier für lange beschäftigt." Fixer kaute. Für einen Moment war es bis auf das leise Schmatzen still am Tisch. „Es liegt eine gewisse Logik in -" Weiter kam Boss nicht. Eben wurde die Messe noch vom Sonnenlicht erhellt, das schräg durch öle Schutzblenden unter der Decke herabstrahlte, und im nächsten Augenblick wurde Scorch von einem urplötzlichen Wirbelwind aus geborstenem Duraplast rücklings in ein Chaos aus Dunkelheit und Flammen geworfen. Etwas traf ihn frontal auf die Brust und raubte ihm den Atem. Es war der Tisch. Er grabschte nach seinem Gewehr, sein Helm war jedoch davongeflogen. Er lag auf dem Rücken und versuchte nach Luft zu schnappen, aber ohne Filter schluckte er nur Staub. Er bekam keine Luft Aber er konnte hören. Immerhin etwas. Das Geschrei ging sofort los. Keine Schreie, nur Rufe, dieses zu tun, jenes zu überprüfen, Sanis zu holen. Scorch versuchte mehrmals sich aufzurichten, bis er merkte, dass der Tisch immer noch auf ihm lag. Dann war das Gewicht plötzlich fort. Er blickte auf, sah Sev durch einen Nebel aus Staub und war sich unsicher, wie lange er auf dem Rücken
gelegen hatte. Mit einem Blick auf seinen Chrono am Unterarmpanzer realisierte er, dass ihm dieser auch nicht weiterhelfen konnte.„Direkter Treffer am Vordereingang." Sev wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab. Sein Gesicht war mit unzähligen Blutströpfchen übersät, als hätte er eine richtig schlechte Rasur hinter sich. „Bist du okay?" „Was ist mit der Perimeter-Verteidigung los? Angeblich sollten wir hier sicher sein." Sev hievte ihn hoch, aber es gab keinen freien Raum zum Stehen. Der Messesaal war ein Gewirr aus umgedrehten Stühlen und Tischen. Sie hatten nicht die volle Wucht der Rakete abbekommen, aber die Druckwelle hatte die Türen herausgerissen und alles, was nicht niet-und nagelfest war, quer durch den Raum geschleudert. Metalltabletts waren wie Kaski-Wurfklingen herumgezischt, die wie tödliche Waffen wirkten. Scorch erlebte jenen Moment, indem er versuchte, allem, was er sah, einen Sinn zuzuordnen, obwohl er es gar nicht wollte. Denn sein Verstand sagte: Schrecklich, schau weg - nein, schau, du musst, auch wenn dir übel wird. Die Tabletts hatten zwei Männer getroffen, die neben den Sammelgestellen standen, in die man sie zurückgab. Einer von ihnen trug nur seinen Arbeitsanzug, und ein Tablett hatte ihm das Bein auf Kniehöhe abgesäbelt. Seine Kameraden knieten neben
ihm und versuchten Erste Hilfe zu leisten. Den anderen hatten sie schon aufgegeben. Die Wucht hatte ihm die Schädeldecke weggeschnitten. Manche Ereignisse eines Gefechts blendete man aus, bei anderen gelang es nicht, und sie kamen einem immer wieder vor Augen. Scorch spürte, wie sich die Szene in sein Gedächtnis schlich, um nie mehr zu verblassen. Es lag an der Unvereinbarkeit des Bildes: ein Blutbad, verziert mit Essen und Tassen. Dann packte ihn die Wut. Er spürte, wie er von einem Augenblick zum nächsten von benommener Zeitlupe zur blanken Raserei überging. Niemand erwartete, sterben zu müssen, während er außer Dienst war und nur etwas essen wollte. Dies war anders als all die Tode, die er bisher gesehen hatte. Er war anders, und er fühlte sich über eine Grenze getrieben, hinter der es kein Zurück mehr gab. Er fing an, den Schutt zu durchwühlen, und dachte dabei an nichts anderes, als seinen Deeze zu finden, den Abschaum, der das angerichtet hatte, ausfindig zu machen und ihm das Hirn rauszupusten. Er hatte beinahe die zerborstenen Türen erreicht, als er spürte, wie jemand seinen rechten Schulterpanzer packte. „Scorch!" Es war Boss, mit Sev im Schlepptau. Scorch war sich der hektischen Geschäftigkeit um sich herum bewusst, und in der Nähe plärrte eine Alarmsirene, aber er
konnte all dem keine Beachtung schenken. Es kam ihm vor, als geschähe das Ganze hinter einer Transparistahlscheibe. „Sachte. Du weißt gar nicht, wo du hinwillst." Boss zerrte Scorch herum und reichte ihm seinen Helm. „Und den hier wirst du auch brauchen." Plötzlich aufgehalten zu werden, riss ihn aus seinem blindwütigen Rachedurst. Er hörte sein Keuchen. Der Saal nahm wieder ein klares Bild an, und die Geräusche ergaben wieder Sinn. Der Rest seiner Schwadron sah völlig verdreckt aus, über und über von feinem Staub bedeckt, und dann bahnte sich Omega Squad, Stühle beiseitetretend, einen Weg zu ihnen herüber. Etain erschien von der anderen Seite, die Haare zerzaust, aber geistig hellwach. „Sind alle in Ordnung?", wollte sie wissen. „Scorch, wurdest du von irgendwas getroffen? Warst du bewusstlos?" „Ich habe keine Gehirnerschütterung", sagte er mit Nachdruck. Seine Stimme klang merkwürdig in seinen Ohren. Vielleicht wirkte er auf sie völlig durchgedreht. „Ich will nur den shabuir umlegen, der das getan hat. Wie konnten die das Verteidigungssystem umgehen?" „Ich habe das Sicherheitsteam der Basis kontaktiert", erwiderte sie. „Die Sicherheitsscanner zeigen die Flugbahn der Rakete, und sie kam aus dem Inneren der Stadt. Nicht
von den Rebellenstellungen." „Haben sie schon die Position berechnet?" „Zu dicht. Irgendwo innerhalb dieses Blocks", antwortete Niner. „Gut." Scorch spürte ihre versammelten Blicke auf sich, und obwohl er wieder die Kontrolle über sich hatte, wusste er, dass es nur eines gab, das ihn heute Nacht schlafen lassen würde. „Zeit für Hausbesuche." Büroräume des Schatzamtes, Coruscant „Ooh", zwitscherte Jilka. Sie packte Besanys Handgelenk, als wolle sie sie verhaften, und zog ihre Hand hoch, um sie zu inspizieren. „Wie schön." Besany hätte wissen müssen, dass sie an Jilka Zan Zentis nichts vorbeischleusen konnte. Die Frau war Steuerfahnderin. Sie konnte den säumigen Nettobetrag eines Steuerzahlers bis auf den letzten Credit abschätzen, indem sie nur an ihm schnupperte - mit verbundenen Augen. Sie nahm den Ring, den Besany eigentlich für dezent und unscheinbar gehalten hatte, genauestens unter die Lupe. „Das ist nichts." „Sieht für mich aber gar nicht nach nichts aus", erwiderte Jilka. Besany versuchte sie in eine ruhige Ecke im Archivbereich zu lotsen. „Sieht nach einem erstklassigen
Saphir aus. Sieht aus, als wäre Soldätchen wegen eines exklusiveren Modells abserviert worden." „Soldätchen", sagte Besany und spürte, wie sich ihre Kehle vor Wut zusammenschnürte, „wurde nicht abserviert. Und ich werde Ordo aus der Armee rausholen." Sie schluckte schwer, denn sie wusste, es war unklug, es zu sagen, aber sie würde ihn nicht wie ein schmutziges, kleines Geheimnis verbergen, nur weil er ein Klon war. „Wir haben geheiratet." Jilka sah Besany an, als hätte sie erzählt, sie sei aus Jux einer Jabiimi-Terrorgruppe beigetreten. „Geht das überhaupt?" „Gibt kein Gesetz dagegen." Wenigstens hatte sie Jilka damit von einer genaueren Untersuchung des Steins abgelenkt Besany betete, Jilka würde nicht sagen, dass sie keinen Klon heiraten könne, denn dann hätte sie sich eine scharfe Erwiderung nicht verkneifen können. „Und bevor du fragst: Ich weiß, auf was ich mich einlasse." Im Korridor surrten Registerdroiden vorbei. „Ich habe keine Ahnung, auf was du dich einlässt, wozu sollte ich also fragen", entgegnete Jilka. „Außerdem redest du nicht viel über ihn, also gibt es auch nicht viel, vor dem ich dich warnen könnte. Mann, bist du in letzter Zeit gereizt" Sie zuckte mit den Schultern. „Tja, Glückwunsch also. Keine Hochzeitstorte, von der man was abhaben könnte?"
Besany war wirklich gereizt. Es lag nicht nur an der belanglosen Angelegenheit, regelmäßig Daten aus dem Computernetzwerk der Republik zu stehlen. An das permanente Unbehagen deswegen hatte sie sich inzwischen beinahe gewöhnt. Es waren die verdammten Sho-roniSaphire, an die sie ständig denken musste, vielleicht weil sie im Gegensatz zu ihrem Daten klau so sichtbar waren. Sie hatte gedacht, das Problem wäre aus der Welt geschafft, nachdem Vau die Juwelen über einen seiner zwielichtigen Hutt-Kontakte für sie in kleinere Steine hatte schneiden lassen. Das hatte ihren Preis um einiges verringert. Trotzdem waren sie immer noch Millionen wert. Aber auch so gut wie unmöglich zurückzuverfolgen. Sie hatte nachgegeben und einen davon in einen Ring einlegen lassen, damit Ordo sich nicht abgewiesen fühlte. Wenn er erst einmal verstanden hatte, dass sie auch mit einem Plastoidbändchen glücklich gewesen wäre, würde sie ihn gegen bare Credits verkaufen. Es ist falsch. Ich sollte nicht davon profitieren. Die übrigen Steine behielt sie, sauber in einen kleinen Flimsibeutel verpackt, in ihrer Jacke, weil sie sich nicht sicher war, was sie mit ihnen anstellen sollte. Eine Idee schwirrte in ihrem Kopf herum und gab keine Ruhe, wie ein quengelndes Kind.
Es ist verrückt. Aber jemand, den ich kenne, hätte Verwendung dafür, für Klone, denen nicht einmal Skirata helfen kann. „Es ist der Krieg", sagte Besany, und das stimmte ja auch. „Wenigstens wird er bald vorbei sein." Jilkas Augen wanderten zu dem Saphir, aber in ihnen spiegelte sich nur die nüchterne Einschätzung eines Profis, der unbezahlte Steuern berechnet, und nicht die verzückte Bewunderung einer Frau beim Anblick eines Kleinods. „Und er wird Coruscant nicht erreichen." „Wie kommst du da drauf?" „Wird einfach nicht passieren." „Ich meine, wieso glaubst du, er wird vorbei sein?" Jilka zuckte mit den Schultern. Sie schien ihre Worte sorgfältig zu wählen, aber Besany kannte sie gut genug, um zu wissen, dass sie nur versuchte, das Offensichtliche nicht auszusprechen: Dass die Republik den Forderungen der Separatisten vielleicht würde nachgeben müssen, weil der Krieg sie an den Rand ihrer Belastbarkeit brachte. Sie würde nicht so weit gehen zu sagen, dass die Klonverluste zu hoch waren, um weiterzumachen. Diese Feststellung war, ganz gleich, ob wahr oder falsch, zu drastisch. Aber wenigstens hielt sie sich über den Verlauf des
Krieges auf dem Laufenden. Das taten viel zu wenige. „Zu teuer", sagte Jilka schließlich. „Senator Skeenah hat im Senat die Frage der vielen Kampfschiffe aufgeworfen, die bestellt wurden und zu lange brauchen, um an die Front zu kommen. Ich glaube, ihr Budget bröckelt, aber die Konten sind ein derartiges Chaos, dass man kaum weiß, wo man anfangen soll." Aha. Skeenah war ein ehrbarer, moralischer Mensch, der sich um die Behandlung der Klonsoldaten sorgte. In diesem Fall hinkte er Besany ein paar Monate hinterher, und sie wünschte, er wäre weniger gewissenhaft. Sie wollte nicht zu viel Aufmerksamkeit auf das Feld lenken, auf dem sie recherchierte. Vielleicht war es zu riskant, ihm den Erlös aus dem Verkauf der Saphire zukommen zu lassen. Anfangen. Anfangen? „Was meinst du mit anfangen?", wollte Besany wissen. „Nun, wenn er den Senat dazu bringt, seinem Ruf nach einer vollständigen Bilanzprüfung zu folgen, wird sich irgendeine unglückselige Person darum kümmern müssen." Besany war schon immer gut darin gewesen, ihre Spuren zu verwischen. Über die letzten fünfzehn oder mehr Monate hatte sie im Finanznetzwerk der Republik nach augenscheinlichen Routinedaten über Export und Abwehrausstattung gegra-
ben und dabei geduldig ein komplexes Bild von Schiffen, die bei KDY bestellt wurden, und Laborbedarf, der nach Centax 2 verschifft wurde, zusammengesetzt. „Das werde ich sein", sagte sie und wünschte, Senator Skeenah hätte entweder die Klappe gehalten oder seinen Finanzkreuzzug sehr viel früher begonnen, als er ihre eigenen Aktivitäten noch besser verschleiert hätte. „Ich könnte im Moment gut ohne ein Extraprojekt auskommen." Besany sah auf den Chrono an der Wand des Archivs und bewegte sich mit ihrem Karton voller Datenchips zur Tür. „Ich muss noch eine Menge aufarbeiten. Wir sehen uns." „Hast du eigentlich jemals diese Firma für medizinisches Bedarfsmaterial gefunden, nach der du gesucht hast?" „Nein, da musste ich die Waffen strecken", antwortete Besany viel zu schnell. Jilka musste wissen, dass so etwas gar nicht Besanys Art war, und Besany hoffte, sie würde es ihrer Sorge um Ordo zuschreiben. Als sie sich wieder in der Sicherheit ihres eigenen Büros befand, begann sie ihre routinemäßige Suche nach allen neuen Transaktionen des Schatzamtskontos manchmal bis zu einer Million Einzelposten pro Tag -und konzentrierte sich dabei auf Codes von medizinischen und Verteidigungsprodukten. Jeder, der solche Posten verbarg, würde sie höchstwahrscheinlich nicht benutzen, aber irgendwo musste sie Tag für Tag anfangen. Anhand der Lie-
fertermine konnte Besany sie später weiter unterteilen. Jede Ausgabe wurde nach dem Quartal sortiert, in dem sie vom Budget abgezogen werden sollte. Wonach suchte sie jetzt eigentlich genau? Zeitpläne. Sie wusste, was los war. Sie musste so viele Hinweise wie möglich für Skirata finden, damit dieser entscheiden konnte, wann der Zeitpunkt gekommen wäre, um seine Jungs rauszuhauen. Und mich. Sie war noch nie auf Mandalore gewesen und hatte nicht die leiseste Ahnung, wie sich das Leben im Grenzland eines rückständigen, ländlichen Planeten gestalten könnte. Sie blickte auf ihre zarten, manikürten Schreibtischhände und sagte sich, dass es zu spät war, sich jetzt noch darüber den Kopf zu zerbrechen. Sie konzentrierte sich wieder auf die dahinrollenden Zeilen mit Daten und ließ dabei ihre Augen eher scannen als versuchen, genau zu lesen. Die medizinischen Posten zeigten keinerlei Muster, aber die Codes der Abwehrausstattung sammelten sich um denselben Zeitraum, der noch etwa ein, zwei Monate entfernt war. Für sich genommen, bedeutete das gar nichts; verbunden mit dem, was sie bereits wusste, bekräftigte es jedoch die Annahme, dass es sich hierbei um den Zeitpunkt des großen Knalls handeln würde. Sie machte eine
Kopie der Daten des Verteidigungsbudgets - völlig legitim in ihrer gegenwärtigen Funktion - und speicherte diese nicht auf ihrem Schatzamts-, sondern ihrem privaten Datapad, um sie an Skirata zu übertragen. Wie viel erzählt er Etain? Besany sah sie kaum. Das war auch besser so, denn sie war sich nicht sicher, was sie gefahrlos mit ihr besprechen konnte. Die beiden Frauen konnten nur schwerlich bei einer Tasse Caf darüber plaudern, welche Schwindeleien sie abgezogen hatte. Eine Täuschung überlagerte die nächste, sogar innerhalb ihres eigenen Kreises. Besany hielt sich an ihre Routine, ging zur Mittagszeit nach draußen, um sich die Beine zu vertreten und fern vom Gebäude die Daten zu versenden. Sobald ihr verschlüsseltes System die Übertragung bestätigt hatte, löschte sie die Ordner. Je kürzer sie sich auf ihrem Pad befanden, desto besser. Ein zügiger Spaziergang um den Platz und ein wenig Schaufensterbummeln schuf die Illusion, das Leben würde so weitergehen wie bisher, und ließ die Minuten vergessen, die unermüdlich verrannen, bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie alles, was sie kannte, hinter sich lassen musste. Im Spazierengehen spürte sie, wie sich ihre Nackenhaare sträubten, so als würde sie schon wieder jemand verfolgen. Das musste sie irgendwie abstellen, sonst würde
sie bald völlig durchdrehen. Ein beiläufiger Blick über die Schulter bestätigte, wie beinahe jedes Mal, dass niemand in der Nähe war, außer ein paar Ladenbesucher und Büroangestellte, die genau wie sie Mittagspause machten. Sie sah dieser Tage Klon-Patrouillen in den Straßen. Es hatte mit ein paar wenigen um die wichtigsten Regierungsgebäude begonnen, aber nun sah sie sie täglich; die gleichen weißen Rüstungen, die sie gewohnt war, aber auch solche mit blauen und roten Markierungen und unterschiedlichen Details an den Panzerplatten. Sie nahm sich vor, Ordo zu fragen, wer sie waren, und begann einige Dinge einzukaufen. Was ist wichtiger? Ein bequemes Leben oder tun, was richtig ist? Man kann etwas bewirken. Also ist es deine moralische Pflicht, es zu tun. Das hätte Dad getan. Sie würde die Lage meistern, denn Etain tat es auch und ebenso Laseema. Sie steckten alle gemeinsam in dieser Sache. Wieder im Büro, lehnte sie sich auf ihrem Stuhl zurück, schaltete ihr Terminal frei und begann mit der heutigen Arbeit - echte Arbeit, der Kram, für den sie bezahlt wurde -, ging Hinweisen nach, dass Versorgungsaufträge an nicht existente Firmen vergeben wurden, während die Credits in die Taschen von irgendjemandem bei der Auf-
tragsvergabe wanderten. Ganz gewöhnlicher Betrug innerhalb eines riesigen, komplexen Systems. „Es gibt heutzutage einfach keine anständige Belegschaft mehr", murmelte sie in sich hinein. „Okay ... wollen mal sehen ..." Sie rief die Schatzamtsdatenbank registrierter Firmen auf, die sofort erschienen. Als sie aber versuchte, einen Eintrag zu einer Lebensmittelhygiene-Inspektion des CGM zu überprüfen, stieß sie auf ein Problem. Statt Zeilen mit Namen, Adressen und Registrierungsnummern erhielt sie nur eine Portalseite mit dem Hinweis: Zugang verweigert. Für gewöhnlich war das System verlässlicher. „Jay-Neun", rief sie. „Jay?" Der Unterstützungsdroide wanderte normalerweise den Korridor auf dieser Etage des Gebäudes auf und ab und wartete darauf, gerufen zu werden, um Computerprobleme zu beseitigen. Er musste nur selten gerufen werden, und normalerweise genügte auch das Geräusch entfernten Fluchens, um ihn herbeizulocken. Sie hörte das schwache Summen seiner Repulsoren, als er den Korridor hinunterglitt, und über dem Geländer in der Transparistahlwand konnte sie seinen Kuppelkopf sehen. „Agentin Wennen", grüßte der Droide und schwebte zu ihrem Schreibtisch. „Probleme?" „Ich komme nicht ins Netzwerk des Gesundheitsminis-
teriums, Jay. Es hat mich ausgesperrt." Kaum hatte sie das gesagt, zog sich ihr Magen zusammen. Sie haben mich erwischt In den Wochen nachdem Ordo den Spion getötet hatte, der sie verfolgte, hatte sie andauernd auf jenes Klopfen an der Tür oder die Hand auf ihrer Schulter gewartet und die damit einhergehenden Worte, das Spiel sei aus. Aber nichts dergleichen war eingetreten. „Die Technikzentrale hat das Netzwerk während der Mittagspause abgeschaltet", erklärte der Droide. „Man stieß auf etwas, das wie ein Virus im System aussieht, daher wurden die Firewalls aktiviert. Kein Grund zur Sorge. Alle Datenanfragen müssen für ein paar Tage über Comlink abgewickelt werden, das ist alles. Wurden sie über das Herunterfahren nicht in Kenntnis gesetzt?" „Offensichtlich nicht", entgegnete sie. Sie verspürte enorme Erleichterung, aber das änderte nichts an dem aufwühlenden Gefühl, das sich von ihrem Magen aus ausbreitete und sich als kalte Verspannung in ihren Oberschenkeln festsetzte. „Und wieso dauert es Tage, um einen Virus zu neutralisieren?" „Wir haben so etwas noch nicht gesehen. Er ist sehr komplex. Wir sind uns nicht einmal sicher, was er tut, denn er verursacht keine Störungen, aber es arbeitet sich
definitiv etwas durch das Netzwerk, das nicht vom Schatzamt installiert wurde und nicht da sein sollte." Da wette ich drauf. Jaing und Mereel waren begabte Hacker. Und sie hatte zugesehen, wie sich Ordo mit der Leichtigkeit von jemandem, der seine Aktienkurse nachsieht, Zugriff auf das System des Geheimdienstes der Republik verschafft hatte. Dazu war keine Zauberei nötig, nur die richtigen internen Informationen, Beinahe jeder Sicherheitsverstoß, den sie untersucht hatte, beruhte nicht auf brillanten Computerfähigkeiten - obwohl die Nulls brillant waren -, sondern auf Unachtsamkeit im Umgang mit Passwörtern und Verifikationen. Ich habe die Tür geöffnet Ich habe die Nulls, nur ein paar Stunden nachdem ich ihnen begegnet bin, ins System gelassen. Sie bedauerte es nicht, aber das änderte nichts daran, dass sie Angst hatte. Und jetzt hatte sie ein Problem. Ihr Zugriff war massiv eingeschränkt, und das Computerteam des Schatzamtes hatte bemerkt, dass etwas nicht stimmte. Die Sache wurde brenzlig. Sie war für Computerprüfungen qualifiziert, aber die Sachen, die Jaing vollbrachte, spielten sich deutlich oberhalb ihrer Liga ab. Und sie hatte keine Ahnung, was er vielleicht ins System geschleust hatte. „Nun, dann werde ich einfach darum herumarbeiten,
Jay", sagte Besany. „Wurden noch andere Abteilungen infiziert?" „Wir suchen noch, Agentin Wennen", antwortete der Droide. Mehr konnte Besany nicht tun, um sich selbst davon abzuhalten, unter einem Vorwand das Gebäude zu verlassen und Skirata zu warnen. Für den Fall, dass sie beobachtet wurde, wartete sie eine Stunde, damit es nicht aussah, als habe sie es eilig, jemanden zu warnen, nachdem das System heruntergefahren worden war. Auf dem Weg über den Platz vor dem Schatzamtsgebäude kaufte sie sich an einem Stand eine Stange Schrotbrot und kaute dann eine Weile, so zwanglos sie konnte, bevor sie Skirata anrief. „Kal?", meldete sie sich. „Ich habe wieder eines meiner Probleme." Hadde, Hauptstadt von Haurgab, eine halbe Stunde nach Raketenangriff Hadde war jetzt Feindesland. Nach Monaten, in denen die Hauptstadt als sicherer Hafen gegolten hatte, konnte sich die GAR hier nicht mehr entspannt aufhalten. Darman klemmte hinter dem Geschützturm von Omegas Patrouillen Vehikel, während es hinter dem von Delta die Hauptstraße hinunterjagte, bei-
de flankiert von neuen, gepanzerten Nek-PupGeschützplattformen der 85. Infanterie als Feuerschutz. „Noch mehr Jungs von der Vierzehnten", sagte Corr gelassen. Zu beiden Seiten von ihnen schien das Leben seinen gewohnten Gang zu nehmen. In der gleißenden Nachmittagssonne wurden Ladenmarkisen heruntergelassen, und auf der Straße hielten sich nur wenige Bürger auf. Die Abschusskoordinaten der Rakete lagen in diesem Viertel. „Seht ihr? An der Kanone rechter Hand." Bis auf die dezenten Brigadeembleme sah der Mann aus wie jeder andere Klon-Trooper auch. Darman versuchte, einen genaueren Blick zu erhaschen, aber er musste seine Aufmerksamkeit auf die Straße richten und Ausschau nach Gefahren auf Bodenhöhe halten, während die anderen die Dächer im Auge behielten. Der Fernspäher, den Atin vorausgeschickt hatte, kontrollierte die Strecke nach Hinterhalten, Stolperdrähten und Auffälligkeiten im Boden und übertrug die Bilder an ihre HUDs. Die Miliz von Hadde und die Zivilpolizei waren bereits ein paar Minuten vor ihnen durchgefegt. „Sind die so 'ne Art Spezialeinheit?", fragte Niner. „Ich hab sie nämlich bisher nur einzeln oder zu zweit gesehen. Ist doch schräg. Und wir haben nichts von ihnen gewusst... noch schräger." Etain, die in dem offenen Gleiter hinter Atins Sitz kauer-
te, gab ein unbestimmtes Schnauben von sich. „Den Nulls hat man auch nichts von ihnen erzählt." „Ist das ein Problem?", fragte Corr. „Na ja, mir bereitet das Sorge", meinte Darman. „Immerhin scheinen sie ja sonst immer genau zu wissen, wann der Kanzler auf HNE den Kanal wechselt..." „Das ist nur Gerede, um dir Angst zu machen, ner vod." „Nee, ist wahr." „Wenn die Nulls auch noch machtbegabt wären", sagte Etain vorsichtig, „dann wären sie richtig furchterregend." „Als ob sie das nicht so schon wären." Darman drehte sich, so weit er es wagte, herum, um sie anzusehen. Fierfek, das ist mein Mädchen. Ich habe eine Freundin. Da draußen gibt es jemanden, der sich für mich interessiert. Die verwegene Verliebtheit lenkte ihn kurz ab. „Sie sind unsere Brüder, und wir lieben sie, jetzt, wo wir sie besser kennen. Aber wenn die anfangen rot zu sehen - na ja, dann krieg ich Angst." Corr richtete sein Zielfernrohr rasch auf ein Appartementgebäude, und Darman glaubte schon, er hätte durch die Staubwolke, die von den Gleitern aufgewirbelt wurde, etwas entdeckt. „Die sind nur eine Gefahr für die aruetiise." „Genau. Im Augenblick macht mir Scorch mehr Angst", meinte Atin. Und es hörte sich nicht an, als würde er
scherzen. Deltas Gleiter befand sich fünfzig Meter vor ihnen in einer Staubwolke. „Ich glaube, er kann es spüren." Die Straße verengte sich, und sie gelangten in ein anderes Viertel, nichts als Seitenstraßen und gewundene Gässchen. Sie passierten lokale Hadde-Patrouillen, die sie an den Kreuzungen durchwinkten. Es spüren hatte sich in der gesamten Großen Armee zu einem Schlagwort entwickelt, das die wachsende Unruhe und angespannte Wut ausdrückte, welche die Soldaten im Verlauf des Krieges erfuhren. Auch Darman hatte seine Momente. In manchen Nächten - nicht in vielen, aber in genügenden - hatte er Albträume. Das Erlebnis, beim Überfall auf das Lagerhaus auf Coruscant von Flammen verschlungen zu werden, kehrte zurück und suchte ihn heim, ohne dass er die Gründe dafür begreifen konnte. Es waren nicht die zerfetzten Leichen auf dem Schlachtfeld oder die Gesichter seiner ersten Schwadron, die ihn aus der Fassung brachten. Es war das Feuer. Armer, alter Scorch. Darman verstand ihn. „Ich werde später mit ihm reden", sagte Etain und rückte den Ohrstöpsel ihres Comlinks zurecht. Ihr Tonfall verriet, dass reden etwas deutlich Intensiveres beinhaltete. „Und los geht's. Absperrung voraus." Niner brachte den Gleiter neben dem von Delta zum Stehen. Dutzende, schwer bewaffnete Mitglieder der loka-
len Miliz liefen umher und ließen keinen Winkel unbewacht, dennoch behielt Darman den Repetierblaster feuerbereit. Einer der Offiziere kam im Laufschritt aus dem Inneren des Kordons zu Deltas Gleiter hinüber, und Boss schickte ihn mit einer Daumenbewegung weiter zu Etain. „Wir haben den Bereich innerhalb von zehn Minuten abgeriegelt, General", meldete der Offizier. „Sie sind vielleicht schon entkommen, aber wir haben ein Haus als Startpunkt einer Rakete bestimmt." Er drehte sich um, zeigte auf die Straße hinter sich und deutete nach links. „Die Straße ist an beiden Enden abgeriegelt, wie Sie es verlangt haben. Soweit wir wissen, sind die Häuser alle noch bewohnt." „Haben Sie das nicht nachgeprüft?" „Nein, Ma'am. Das überlassen wir Ihnen. Wir sind nicht auf feindliches Feuer gestoßen." Etain sagte nichts, aber ihre zusammengepressten Lippen zeigten, dass sie von diesem Engagement alles andere als begeistert war. Darman fragte sich, weshalb sie nicht einfach ihre Problembürger verhafteten und fertig. Aber sie machten deutlich, dass es die GAR sein sollte, die reinging und die Türen eintrat. Und das lag sicher nicht daran, dass sie meinten, Scorch benötige eine Therapie. Darman hätte wetten können, diese Demonstration von GAR-
Stärke sollte als Mahnung an alle Bürger dienen, die mit dem Gedanken spielten, zu den Rebellen überzulaufen. „Vielleicht wollen die Einheimischen nicht dabei gesehen werden, wie sie andere Einheimische zum Verhör wegschleifen", vermutete Atin, dessen Stimme fast als Flüstern über den Helm-Kanal zu hören war. Die beiden Schwadronen konnten sich gegenseitig hören. „Aber wenn wir die Bösen spielen, ist es okay." „Vielleicht will er den Leuten nur zeigen, dass wir da sind und hart durchgreifen", entgegnete Niner. Corr hatte eine neue, Fi sehr unähnliche Rolle angenommen: Schwadronszyniker. „Kann natürlich auch daran liegen, dass sie heute Miliz spielen und morgen schon Rebellen ..." „Denen ist nicht zu trauen." Es war Scorch. „Keinem Einzigen. Jeder von denen würde uns abknallen, wenn er die Chance dazu bekäme." Scorch scherzte nicht. Darman konnte es an seiner Stimme hören. Er konnte natürlich nie vorhersagen, was bei jemandem das Fass zum Überlaufen brachte, und er war sich auch nicht sicher, weshalb der Angriff auf die Basis traumatischer auf Scorch wirken sollte als irgendeine seiner vorherigen Missionen. Aber offensichtlich verhielt es sich so. Vielleicht, weil Scorch in der Messe einen Zufluchtsort gesehen hatte und sich diese Freistätte jetzt
ebenfalls in ein Schlachtfeld verwandelt hatte. Er würde ihn später fragen. „Okay, fertig machen zum Aussteigen!", befahl Etain. Die acht Commandos gingen unter dem Feuerschutz der Nek Pups die verlassene Straße hinunter, aufgeteilt in zwei Feuergruppen. Darman behielt die Übertragung des Fernspähers im Auge. Auf den Dächern und in den ummauerten Hinterhöfen war nichts zu sehen. Vor einer Tür saß ein dunkelbraunes Tier, das Darman nicht identifizieren konnte, und putzte sich. Er konzentrierte sich wieder auf die Übertragung und vergrößerte das Bild. Im Hinterhof des größten Hauses war deutlich ein großer Fleck versengten Bodens zu erkennen. Er war groß genug, um vom Schubstrahl einer Arakyd-HuntmasterRakete herrühren zu können. Diese Dinger ließen sich überall hinschleppen und in Minutenschnelle wieder abbauen, und genau so etwas hatte die Hadde-Basis getroffen. „Natürlich könnte der Typ auch nur eine Grillparty veranstaltet haben", meinte Darman. Sev schaltete sich hinzu. „Na, dann lasst uns mal reingehen und nach seinen Würstchen sehen ..." „Das gefällt mir gar nicht" Etain trug immer noch ihr Erschütterungsgewehr bei sich. Dennoch löste sie beide
Lichtschwerter von ihrem Gürtel. Eines gehörte ihr, das andere war das ihres verstorbenen Meisters. Shab, hatte sie sich verändert, seit Darman ihr das erste Mal begegnet war. Aber selbst damals, auf Qiilura, als sie schon so lange verdeckt im Einsatz gewesen war, dass sie nicht einmal von der Existenz der Klonarmee erfahren hatte, war ihr klar gewesen, dass sie nicht alles wusste, und sie hatte darauf vertraut, dass ihre Soldaten sie aufklärten. Sie aktivierte eines der Lichtschwerter und starrte das Zielgebäude an, als wolle sie mit ihrem Willen die Türen öffnen. „Ich kann eine Menge Lebewesen in diesen Häusern spüren ... reichlich Waffen ... Feindseligkeit. Hoffen wir, sie sind vernünftig genug, drinnen zu bleiben." Sie marschierte einfach zur Tür - ein kühner Zug, selbst für eine Jedi und hämmerte dagegen, das Lichtschwert fest im Griff. „Große Armee-Aufmachen!" „Wow", sagte Sev. „Gewagt. Und dumm." „Macht auf oder tretet von der Tür zurück", rief Etain. Sie schien keine Vorstellung von Deckung zu haben, aber sie war eine Jedi und besaß ihr eigenes Frühwarnsystem. Darman passte trotzdem auf sie auf, und Sev würde er für seine Klugscheißerei später noch eine verpassen. „Eure Entscheidung. Legt die Waffen nieder und kommt raus." Immer noch keine Antwort. Rascher Zutritt mit einer Jedi war nicht ganz dasselbe wie mit einem regulären
Team, denn sie konnte Dinge spüren, die niemand sonst spürte, und als Etain ihren Kopf auf die Seite legte und dann von der Tür zurückwich, wusste Darman, dass sie etwas Konkretes wahrgenommen hatte. „Sechs oder sieben Individuen da drinnen, gut gerüstet", sagte sie. „Ich hatte gehofft, sie ergeben sich. Was soll's ... Dar, mach die Kiste auf. Mal sehen, was wir rausschütteln können." „Ma'am", meldete sich Scorch. „Bitte um Erlaubnis, dem Sturmtrupp beizutreten." Scorch brauchte das, und Etain schien ihn zu verstehen. „Erteilt." Darman war erstaunt, wie viel mehr Soldat als Jedi sie inzwischen war. Das gefiel ihm. Sie verstand. Die Gewissheit, dass sie alle an einem Stück wieder nach Hause gehen würden, gab ihm ein Gefühl von Sicherheit. Ein Nek Pup rückte heran und fuhr seinen Front-Repetier-blaster für den Fall eines Mauerdurchbruches hoch. „Omega, los", befahl Etain. „Dar, bereithalten." Darman hatte nie zuvor eine Merr-Sonn-Gewehrgranate benutzt. Mit dem Abstandszünder fühlte sich sein Deeze merkwürdig unhandlich an, aber auf zwanzig Meter glaubte er den Eingang nicht verfehlen zu können. Atin, Corr, Scorch und Niner gingen zu beiden Seiten der Vordertür in Position, wobei sie deutlich mehr auf Distanz blieben als
sonst. Delta sorgte für Deckung und blieb in Bereitschaft, um Feuer aus anderen Stellungen zu begegnen. Als Darman anlegte und für einen Moment den Atem anhielt, war es plötzlich trotz des Brummens des Nek-PupAntriebs so still, dass er irgendwo ein Baby weinen hören konnte. Etain riss ihren Kopf herum. „Das Kind ist Straßen weit entfernt", flüsterte Darman. Er konnte sehen, wie sehr es sie verstört hatte. „Alles in Ordnung. Auf dein Zeichen." Etain schenkte ihm ein grimmiges, schmallippiges Lächeln, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen. Es dauerte nur eine Sekunde, nicht länger. Danach war sie wieder ganz die Alte. „Mach sie auf!", befahl sie. „Feuer." Darman drückte ab. Es übertraf definitiv das Aufschießen einer Tür aus nächster Nähe. Der Abstandszünder berührte die Metallverkleidung, und die Platten flogen mit solcher Präzision auseinander, dass es nur eine laute Explosion und eine Staubwolke gab, bevor die Tür wie eine Zugangsrampe durch die Öffnung nach innen kippte. Scorch warf eine Granate hinterher, die Schwadron stürmte hinein, und das Schießen ging los. Blau-weißes Blasterfeuer flackerte wie Feuerwerksknaller im Türrahmen und hinter den Fenstern auf. Darman
schaltete wieder auf Blas-ter-Modus und machte sich bereit, jeden Unruhestifter wegzupflü-cken, aber die beobachtende Übersicht zu halten, während seine Schwadron ein Haus säuberte, gefiel ihm nicht. Auf Geonosis wurde ich von meiner Schwadron getrennt. Warum er ausgerechnet jetzt daran dachte, war ihm schleierhaft. Das Aufblitzen und Krachen der Blaster hörte plötzlich auf. Dann ertönte ein gewaltiges Wuump, und das Dach des zweistöckigen Hauses flog in die Luft, sodass in einer Wolke aus Staub und Splittern Ziegel auf die Straße herabregneten. Etain duckte sich, und über ihr änderten die hinunterstürzenden Schuttbrocken mitten in der Luft ihren Kurs; ein netter Trick, wenn man ihn draufhatte. Darman spürte die Brocken auf seine Rüstung prasseln. „Shab, Scorch ..." Es klang nach Corrs Stimme. „Jetzt zufrieden?" „Alles sauber, Omega." Niners Stimme ertönte in Darmans Helm. „Vier Gefangene, drei Tote." Der eine Nek Pup bewegte sich nah an das Haus heran, um Deckung zu geben, während der andere die stillen Häuser in der Umgebung im Auge behielt. Die Anwohner streckten nicht gerade die Köpfe zum Fenster raus, um zu gaffen. Drei Männer und eine Frau kamen mit den Händen auf ihren Köpfen heraus, stolpernd und wackelig, mit Corr,
Atin und Niner und deren DC-17ern im Rücken. „Raketenwerfer im hinteren Schuppen", meldete Niner. „Und jede Menge Gewehre, Granaten und panzerbrechende Munition. Ruft mal jemand die Miliz, um diese Scherzkekse abzuholen?" Und dann kam Scorch heraus. Er schleifte einen Leichnam - nach dem, was von ihm übrig war, zu urteilen, einen stämmigen Mann - an einem Bein hinter sich her. Eine beachtliche Leistung, selbst für einen Commando. Er legte ihn mitten auf der Straße zwischen den Nek Pups ab, ohne sich um Deckung zu scheren, und ging wieder zurück in das zertrümmerte Haus. Sie hätten es der Miliz überlassen können, sich um die Leichen zu kümmern, ebenso wie um die Schäden an den angrenzenden Häusern. Darman ging vor, um ihm zu helfen, aber Etain hielt ihn am Arm fest. „Gib ihm einfach nur Deckung", sagte sie. „Ich würde mich jetzt nicht einmischen, wenn ich du wäre." Sie spürte etwas, das sonst niemand spüren konnte. Aber man musste kein Jedi sein, um zu merken, dass Scorch Probleme hatte. Darman hörte Sev etwas murmeln, und Boss erwiderte: „Negativ, Sev. Tu's nicht." Er brauchte eine Weile, aber Scorch schleppte alle drei Leichen heraus und legte sie in ordentlicher Reihe ab.
Darman dachte, damit hätte es sich. Es sei vielleicht ein Akt des Abschlusses, den die Einheimischen sich einprägen sollten und der sie daran erinnern würde, dass jede Unterstützung der Rebellen - wenn sie den Angriff auf Angehörige der GAR bedeutete - eine dumme Idee war, die nur in Tränen enden konnte. Vom Gefühl und Verstand her war das sicherlich negativ. Aber Darman verstand, weshalb Scorch nicht in der Stimmung war, Süßigkeiten an die einheimischen Kinder zu verteilen. Ist es tatsächlich erst zwei Jahre her, dass ich die Einheimischen vor den fiesen Seps auf Qiilura retten wollte? Wow, wie naiv man sein kann ... Scorch hielt seinen Deeze in einer Hand und legte den Kopf leicht schief, als würde er den Fischzug toter Aufständischer einschätzen. Darman dachte, er würde nun davongehen, wenn nicht geläutert, so wenigstens zufrieden, aber stattdessen legte er an und überzog die Leichen mit Blasterfeuer. Aus mindestens drei Helmverbindungen konnte Darman das gleiche erschreckte Schnappen nach Luft hören. Dann, genauso schnell, wie er begonnen hatte, hielt Scorch inne, nahm mit einer Hand seinen Deckel ab und spuckte gewandt auf jeden der drei rauchenden Haufen verschmorter Leichenteile. Darman hätte nicht gedacht, dass Scorch noch über so viel Spucke verfügte. Als er fertig war setzte er seinen Helm wieder auf, ging zum
nächsten Nek Pup hinüber und setzte sich aufs Trittbrett. „Nur gut, dass wir das richtige Haus erwischt haben ...", murmelte Corr. Die Leute hier würden in Scorchs Darbietung wahrscheinlich Verachtung sehen, eine Nachricht - als ob es noch unterstrichen werden müsste -, dass man sich besser nicht mit der Republik anlegte. Darman aber sah einen Bruder, der den Verstand verlor und keinen Weg fand, seine Wut auszudrücken; vielleicht nur kurzzeitig, vielleicht aber auch für immer. Darman hatte es ein-, zweimal bei Klon-Troopern erlebt und die Brüder gesehen, die sich anschließend ihrer annahmen, damit sie nicht zerbrachen. Allerdings wusste er nicht, was mit jenen geschah, denen es nicht gelang, na.cn dem Zusammenbruch wieder in die Realität zurückzufinden. Er dachte daran, was beinahe mit Fi geschehen wäre, und konnte es sich plötzlich gut vorstellen. Etain gab der Miliz, die an der Absperrung wartete, ein Zeichen, dass sie anrücken könne. „Okay, die örtlichen Kräfte können sich ums Saubermachen kümmern und die restlichen Häuser durchsuchen. Nur für den Fall. Wir sollten wohl besser wegtreten." Sie schien Scorchs Reaktion gelassen hinzunehmen. „Ich werde nach Scorch sehen." Sie setzte sich neben Scorch auf das Trittbrett und nahm seine gepanzerte Hand in die ihre, was Darman ei-
nen leichten Stich versetzte. Er bekam Teile von dem mit, was sie zu ihm sagte. Sie erklärte Scorch, sie könne ihn verstehen und dass sie ihm Linderung verschaffen wolle, wenn er nichts dagegen habe, dass sie seinen Verstand beeinflusste, damit er den Rest des Tages gut überstehen konnte. Ein schwaches Klicken unterbrach Darman beim Lauschen und deutete an, dass jemand auf die schwadronsinterne Comm-Frequenz geschaltet hatte. „Sind alle okay?", fragte Niner. Darman wusste, was er meinte. Er wollte wissen, ob noch jemand wie Scorch die Beherrschung verlieren würde. „Denn falls nicht, dann lasst uns drüber reden." Nein, man wusste wirklich nie, was auf einen zukam, und manchmal war es das, was man am wenigsten erwartete. Ein plötzliches pii-jong-pii-jong-Geräusch war zu hören, und Atin knurrte. „Shab, Irgendein chakaar ballert einfach drauflos." Sie machten alle auf dem Absatz kehrt und versuchten die Position auszumachen. Auf der anderen Straßenseite stand jemand auf einem Dach. Der Typ von der Vierzehnten eröffnete das Feuer mit dem Re-petierblaster des Nek Pupsr und seine erste Salve fegte den Regen-recycler vom Dach eines nahe stehenden Hauses, bevor es ihm gelang, sein Feuer auf denselben Punkt zu konzentrieren, den alle
anderen auch unter Beschuss nahmen. Sie hatten alle umgehend angelegt, das Feuer erwidert und sich hinter eine der Barrikaden zurückgezogen. Und erst jetzt bemerkte Atin, dass der Schuss - ein Projektil - von seiner Rüstung aufgehalten worden war. „Ich bin okay", sagte er verlegen und versuchte den Kopf weit genug herumzudrehen, um einen Blick auf die Delle in der Lackierung seines Schulterpanzers zu werfen. „Mark-Drei-Rüstung, meine beste Freundin ...shab, das hätte mir glatt den Tag versaut." „Toller Schuss, mir'osik", rief Darman dem Schützen von der Vierzehnten zu. Sogar ein Weequay hätte bei der Entfernung getroffen. „Shab noch mal, wer hat dich denn ausgebildet?" „Blitztraining", antwortete der Trooper verdutzt. „Super, dann sag Blitz, er ist osik im Trainieren ... hör mal, wenn du Nachhilfe in Treffsicherheit brauchst, sag's einfach." „Lass die arme Weißschale doch in Ruhe, Dar." Corr, der selbst erst vor Kurzem aus den Rängen der Fleischbüchsen aufgestiegen war, nahm den Trooper in Schutz. „Erster Einsatz." Wir waren großartig bei unserem ersten Einsatz. Was hat er für 'ne Ausrede? Eigentlich war es gar nicht so großartig abgelaufen. Die
Jedi-Generäle waren völlig unzureichend ausgebildet worden und hatten keine Ahnung. Die Hälfte der CommandoEinheiten auf Geonosis war getötet worden, eingesetzt als einfache Infanterie, am falschen Ort und ohne Luftunterstützung. Darman hielt die Klappe, Corr hatte nicht unrecht. „Sorry, ner vod", sagte Darman. „Wann bist du von Kamino weg?" Der Trooper zögerte einen Moment, als hätte er es vergessen. Er nahm seinen Helm ab, um sich die Stirn zu wischen, und sein Gesichtsausdruck spiegelte kurzzeitige Orientierungslosigkeit wider und nicht den Versuch, der Frage auszuweichen. „Wir sind vor ein paar Wochen im Hauptquartier eingetroffen", antwortete er. „Ich wette, in Tipoca kommt's immer noch wie aus Kübeln runter. Hat nie aufgehört. Nicht ein klarer Tag, nicht einer." Die Furchen in der Stirn des Troopers vertieften sich. Er drehte seinen Helm zwischen seinen Handflächen herum, so als wolle er ihn wieder aufsetzen. „Knochentrocken, als ich eingeschifft wurde", erwiderte er. „An Regen kann ich mich überhaupt nicht erinnern." „Lass mich mal nach der Kalibrierung sehen", meinte Atin hilfreich und kletterte auf den Geschützturm des
Neks. Die Erwiderung hatte Darman so verdutzt, dass er nicht mal mit einem flotten Spruch konterte, von wegen der Trooper brauchte noch ein bisschen Übung auf dem Schießstand. Kein Regen auf Kamino? Vielleicht war es um die Beobachtungsgabe des Typen ebenso bestellt wie um sein Zielvermögen. Etain erschien hinter ihm. „Probleme?" „Jep, der Typ von der Vierzehnten meint, es hätte auf Kamino nie geregnet." Etain kratzte sich an der Wange. „Vielleicht Ironie?" „Er schien mir eher nicht von der geistreichen Sorte zu sein." Darmans Sinne reagierten immer noch äußerst sensibel auf alles Ungewöhnliche unter seinen Brüdern, und wenn die Jungs von der vierzehnten Infanterie nicht einmal einfachstes Mando'a verstanden -und von einem Kamino kamen, auf dem es nie regnete -, dann lief irgendetwas gründlich schief. Und der Kerl war ein erbärmlicher Schütze. Darman hatte noch nie einen Klon so danebenschießen sehen, nicht einmal die kleinen Kinder. „Meinst du, er ist ein Spion?", fragte Darman und dachte dabei an die beiden Untergrund-Trooper, die er umgebracht hatte. Sie waren genau wie er gewesen, und dennoch hatte man sie losgeschickt, um ihre eigenen Brüder
zu töten. „Ich bin seit Gaftikar einfach ein bisschen paranoid, weißt du." „Wenn er einer ist", meinte Etain, „dann hat er nicht als Klassenbester abgeschlossen." „Trotzdem seltsam." Darman setzte seinen Helm wieder auf und schaltete auf einen gesicherten Comm-Kanal. Skirata musste davon erfahren. Kleine Einzelheiten waren der Stoff, aus dem das Gesamtbild gewoben war. „Ich werd's besser melden." „Dar, da ist etwas, das ich mit dir besprechen muss." Skiratas Kanal war belegt. Darman stellte fest, dass seine Geduld in den letzten zwei Jahren nachgelassen hatte. „Was, Et'ika?" „Nicht hier." „Wirst du Zey tatsächlich sagen, dass wir uns aus dieser Jauchegrube zurückziehen sollten?" „Ja, mach ich, aber-" „Gut. Das hier ist nämlich reine Zeitverschwendung, solange es hochrangigere Ziele gibt, die wir ausschalten könnten." „Schon gut." Sie wirkte auf einmal erschöpft. „Sehe ich ja auch so." „Also worüber wolltest du reden?" Etain stand da, die Hände an den Hüften, und starrte auf ihre Stiefel. „Hat Zeit", sagte sie.
Sobald die Miliz bestätigt hatte, dass sie die Hausdurchsuchungen unter Kontrolle hatte, machte sich der kleine Konvoi auf den Weg zurück zur Basis. Darman wartete darauf, dass Etain den Faden wieder an dem Punkt aufnahm, an dem sie abgebrochen hatte, aber er hatte das Gefühl, er hätte mal wieder ihren Gedankengang unterbrochen, sodass sie vergessen hatte, was sie ihm sagen wollte. Es konnte nicht so wichtig gewesen sein.
7. Wir haben eine Bedrohung durch die Separatisten erfunden, die fernab jeder Realität liegt. Die Behauptung, es gäbe Billionen, Trillionen oder sogar Quadrillionen separatistischer Kampfdroiden ist eine so lächerliche Vorstellung, dass wir sie umgehend als solche entlarven würden, wenn nicht jemand ein starkes Interesse daran hätte, sie uns glauben zu machen. Die Rechnung geht nicht auf - buchstäblich. Wissen Sie, wie viel eine Billion ist? Nehmen wir die galaktische Standardrechenweise - eine Million Millionen. Eine Trillion? Eine Million Billionen. Eine Quadrillion? Eine Million Trillionen. Jede Vereinigung, die dazu fähig wäre, eine Quadrillion von irgendeiner Maschine herzustellen, könnte die Republik in ein paar Tagen überrollen. Und die Menge an Energie und Material die vonnöten ist, eine Qua-drillion Droiden herzustellen und zu transportieren, ist immens - das würde ganze Sternensysteme lahmlegen. Entweder besteht unsere Regierung aus Idioten, die nicht rechnen können, oder sie bauscht die Bedrohung schamlos auf, damit sie den Krieg und dessen Verlauf rechtfertigen kann.
- Hirib Bassot, Experte für Zeitgeschehen, in einem Interview auf HNEr kurz bevor er durch den angeblichen Missbrauch verunreinigten Glitzerstims tot in seiner Wohnung aufgefunden wurde
Kyrimorut, Mandalore, 995 Tage NSG Jusik zeigte auf die Mauer am anderen Ende des Lagers, zu der sich ein Streifen Klebeband in einer geraden Linie durch den Dreck zog. Fi, der nur Shorts und im Gesicht den Ausdruck äußersten Unbehagens trug, hielt im Ich-spielenicht-mit-Modus die Arme vor der Brust verschränkt. „Geh diese Linie entlang, Fi. Na los, geh." Fi holte tief Luft, als wolle er Einwände erheben, wandte sich dann aber um und ging los. Jusik und Gilamar standen hinter ihm, beobachteten seine Fortschritte und nahmen all seine Bewegungen mit einem tragbaren Holoscanner auf. Jusik kam nicht umhin, das aufgedruckte Schild darauf zu bemerken: EIGENTUM DER ZENTRALE FÜR MEDIZINISCHES BEDARFSMATERIAL DER REPUBLIK. „Nettes Spielzeug", meinte Jusik. „Ein Werbegeschenk der dankbaren Republik?" Gilamar kicherte in sich hinein, behielt die Augen aber auf den kleinen Schirm gerichtet. Der Monitor fing Bezugspunkte an Fis Körper ein - Rückgrat, Gelenke, Schädel
- und analysierte Bewegung und Haltung. „Na ja, sie haben es halt herumliegen lassen", erwiderte Gilamar, „und ich hatte einen dringend hilfsbedürftigen Patienten." Er fuhr mit einer Hand in seine Gürteltasche, die Augen weiterhin auf den Monitor gerichtet, und zog ein paar kleine, jedoch ziemlich teuer aussehende Instrumente hervor. „Scangriffel. Enzephaloscan und neuro-chemische Analyse. Das Beste in der Galaxis. Auf dem shabla neuesten Stand der Technik." Fi erreichte das andere Ende des Lagers, vollführte eine recht gute Kehrtwendung und begann zurückzugehen. „Das hast du alles geklaut", stellte Jusik fest. „Ich habe es befreit", korrigierte ihn Gilamar. „Der Steuerzahler kann es sich leisten, in Anbetracht der Tatsache, dass er nicht für Klon-Rehabilitationszentren bezahlt. Ich brauche nur noch ein paar mehr tragbare Diagnosegeräte und ausgesuchtes Zubehör, und schon könnten wir hier eine richtig ansehnliche medizinische Einrichtung eröffnen. Man kann nie wissen, in welchem Zustand die Jungs hier eintreffen, wenn die Zeit gekommen ist. Schädel-Hirn-Traumata ereignen sich häufig." „Das sollte keine Kritik sein", entgegnete Jusik. „Es war Bewunderung." Jedi standen natürlich nicht darüber, für eine gerechte Sache Güter zu verwenden und deren Besitzer zu be-
schummeln. Jusik hatte jede Menge Geschichten von JediMeistern gehört, die ganze Schiffe kommandierten und andere dubiose Tricks anwendeten, ohne auch nur den geringsten Gedanken an eine Entschädigung für die Besitzer zu verschwenden. Er konnte keinen Unterschied zwischen solchen Vorfällen und Gilamars Plünderung der Medicenter der Republik erkennen. „Du wärst überrascht, was man alles mitgehen lassen kann, wenn man wie ein Arzt redet, dazu die richtige Kleidung anhat und weiß, wie man die Sicherheitssysteme der Medicenter zweckentfremdet", erzählte Gilamar. „Ich hab mal einen ganzen Operationstisch abgestaubt." Fi beendete seinen Testgang und wartete mit gesenktem Kopf auf die Urteilsverkündung. „Wie war ich? Kann ich mich wieder anziehen?" Gilamar drehte den kleinen Monitor herum, sodass Fi ihn sehen konnte. „Das bist du im Vergleich zu einem deiner Brüder auf dem Höhepunkt der Fitness. Siehst du?" Soweit Jusik es sehen konnte, zeigte der Schirm Prozentzahlen. „Das hier misst, wie wackelig dein Gang ist, wie lang deine Schritte sind, welche Krümmung deine Wirbelsäule hat, all so biometrisches Zeugs eben. Guck." Fi runzelte die Stirn, als würde er rechnen. „Etwas über neunundachtzig Prozent." „Neunundachtzig Komma zwei Prozent Übereinstim
mung mit dem Richtwert", konkretisierte Gilamar. Fi stieß einen lang gezogenen Seufzer aus. „Na gut..." „Was soll das heißen, na gut?" „Ich werd's nie auf hundert Prozent bringen." „Nie ist eine lange Zeit, ad'ika, und neunundachtzig Prozent eines Klon-Commandos sind wahrscheinlich hundertundfünfzig Prozent eines wahllos gezeugten Menschen. Du bist das Luxusmodell der Menschheit. Ein bisschen Punkteabzug kannst du dir leisten." Fi sah nicht überzeugt aus. „Ich bin also besser als so ein Bastard. Toll." „Zieh dich an, dann machen wir die kognitiven Tests." Fi trottete zur Bastion zurück, und die anderen beiden folgten ihm. Trotz der großen Fortschritte, die er gemacht hatte, fühlte sich Jusik, als würde er ihn im Stich lassen. Er war bereit, den Rest seines Lebens damit zu verbringen, Fi zu heilen, sollte es nötig sein. Aber er war ein Jedi mit berechtigter Aussicht auf ein längeres Leben als gewöhnliche Menschen, während Fi in Sachen Lebenserwartung den Kürzeren gezogen hatte. Die Heilung zehrte an Jusik und gestaltete sich zunehmend erschöpfender. Die Besserung von Fis Zustand war zu Anfang gewaltig gewesen, aber nun handelte es sich nur noch um geringfügige Veränderungen, die lediglich
mit hoch entwickelter Apparatur gemessen werden konnten. Solange Fi glücklich ist - tja, das ist der einzige Richtwert, auf den ich bauen kann. „Es kann manchmal Jahre dauern, bis man eine Besserung erreicht, und viele Leute erholen sich überhaupt nicht", erklärte Gilamar, während sie hinunter in den Hauptraum des Arbeitsbereiches gingen und sich aus Reflex die Stiefel abputzten, weil Rav Bralor ihnen gesagt hatte, sie würde mit ihnen den neuen Boden aufwischen, wenn sie eben diesen schmutzig machen würden. „Aber es hilft nichts, ihm zu sagen, was für eine unglaubliche Genesung er an den Tag legt, weil er es nicht auf diese Weise sieht. Ich habe die Reihe der Gehirnscans gesehen. Er hat Schäden in mindestens zwei gesonderten Bereichen erlitten. Wie er das Ganze überhaupt hat überleben können - tja, die Klon-Jungs wurden Jango nachempfunden, und er besaß eine ungeheuer robuste Physiologie. In Fis Vorderhirn gibt es allerdings immer noch geschädigte Bereiche, das erklärt auch die Erinnerungsaussetzer und die Launen." Jusik überlegte, wie viel Mühe ihn Fis Genesung bisher gekostet hatte - die Rettung eines einzigen Mannes -, und verzweifelte schier angesichts der unendlichen Zahl von Männern, denen er nicht würde helfen können. „Er möch-
te mit mir zurück nach Coruscant gehen und die Schwadron Wiedersehen." „Vielleicht ist es genau das, was er braucht." Gilamar zog erneut seine gestohlenen Medisensoren zurate. „Ich würde immer noch liebend gerne wissen, wie du es angestellt hast." „Das weiß ich selbst nicht genau." Jusik heilte durch Visualisierung. Er sah das Körpergewebe auf seiner elementarsten Stufe, die gerissenen Zellwände und verhedderten Proteine, und stellte sich vor, sie seien wieder ganz und geordnet. In der Macht fühlte es sich für ihn genauso an wie die Bündelung von Energie, wenn er mit einem Machtstoß eine Tür aus ihrem Rahmen riss. „ Ich habe so meine Theorien. Habe ich immer. Ich sehe es gerne als eine Mischung aus MikroTelekinese und der Stimulierung der natürlichen Heilmechanismen des Körpers." „Wie präzise wirkt es?" Als Jedi hatte man Jusik gelehrt, seinen Gefühlen zu vertrauen und nicht zu denken. Diese Lektion hatte er immer noch nicht vollständig gelernt. Er lehnte es auch ab, da er wusste, dass er recht gut denken konnte, und die Macht hätte sich nicht in ihm manifestiert, wenn sie keine Verwendung für diesen Intellekt gehabt hätte. Und falls die Macht kein Ziel hatte - sei es beabsichtigt oder zufällig-,
dann wäre er auch nicht gewillt, sich von ihr beherrschen zu lassen. Er schnappte sich eine Scheibe Früchtebrot aus dem Konservator, kaute bedächtig und sah ein, dass er nie ein besonders jedihafter Jedi gewesen war. „So präzise wie meine Vorstellungskraft, Mij'ika." „Tja, wenn ich mal das richtige Zubehör für Gehirnscans mit Neuro-nenauflösung erwerbe, dann muss ich dir mal einen Intensivkurs in Gehirnanatomie geben. Dann wirst du sehr, sehr präzise." Gilamar streckte seine Hand aus, um etwas von dem Früchtebrot abzubekommen. Seine Rüstung besaß beinahe den gleichen mattgoldenen Farbton wie Skiratas, golden wie die Rache, aber er stammte nicht aus demselben Clan. „ Du bist cleverer, als du glaubst, Bard'ika." „Die Meister an der Akademie sagten, ich würde zu viel denken und zu viele Fragen stellen." „Nun, das würde jeder Geheimbund sagen, der nicht will, dass seine Autorität infrage gestellt wird." Jusik konnte sich die Frage nicht verbeißen. „Wieso eine goldene Rüstung?" „Und schon fragt er wieder..." „Entschuldige, ich wollte nicht neugierig sein." „Eine durchaus angemessene Frage. Ich habe mich in ein mandalorianisches Mädchen verliebt, in Clans einge-
heiratet, und ein hut'uun hat sie umgebracht. Ich kenne seinen Namen. Ich werde ihn finden. Und dann werde ich ihn lehren, was es bedeutet, sich einen Mandalorianer mit Anatomiekenntnissen und einem Skalpell zum Feind zu machen." Die Dunkle Seite konnte auf Mandalore wirklich sehr dunkel sein. Jusik schreckte nicht davor zurück. „Hoffentlich findet sie Frieden im manda." „Glaubst du an diese Möglichkeit?" Jusik sah keine Ungereimtheiten im manda, dem kollektiven mandalorianischen Bewusstsein, der Überseele, um ein besseres Wort zu gebrauchen. Obwohl er wusste, dass die meisten Mandalorianer es nicht wörtlich nahmen. „Ich benutze die Macht, Mij. Ich bin geneigt, den Dingen einen Vertrauensbonus zu geben." „Glauben deine alten Kumpels jetzt, sie hätten dich an die Dunkle Seite verloren?" „Wahrscheinlich. Ich wünschte nur, sie würden aufhören, sich den Kopf über hell und dunkel zu zerbrechen und stattdessen den Unterschied zwischen richtig und falsch lernen." Gilamar lachte laut auf. Es freute Jusik, ihn zum Lachen zu bringen, nachdem er ihn an seinen Kummer erinnert hatte, den der Mann wahrscheinlich keine Minute lang vergaß.
„Was ist so witzig?", fragte Fi, der in der Tür auftauchte. Er trug seinen grauen Unterzieher ohne Rüstungsplatten. „Erzählt ihr den von dem Hutt und der Müllpresse?" „Wir zaubern nur ein bisschen herum", erwiderte Gilamar und zog sein Datapad hervor. „Dann wollen wir doch mal sehen, wie weit wir heute mit dir kommen." Es war ein Programm, das Bilder von Objekten zeigte, vom Alltäglichen bis zum Obskuren, und Fi musste sie benennen. Er hatte noch immer Probleme damit, und darin schien die Ursache für einen großen Teil seiner Frustration zu liegen. „Und sag nicht Dingens, weil Dingens reicht nicht, Soldat." „Ich bin kein Soldat mehr", sagte Fi leise. Seine Augen zuckten, während die Bilder vor ihm abliefen. „Tisch ... panzerbrechende Munition ... Bantha..." Kein Wunder, dass er sich wieder wie ein Kind fühlte. Er machte Fortschritte, aber es ging eben nur darum, was Fi als normal für Fi ansah und nicht für den Durchschnittsmenschen. Jusik stellte sich vor, wie es wäre, ohne Machtkräfte aufzuwachen. Er wäre immer noch clever und leistungsfähig, aber er wusste, dass er sich ohne seinen Extravorteil taub und blind fühlen würde. „Das ist ein Fortschritt", lobte Gilamar und zeigte Fi die Vergleichsergebnisse. Jusik wusste nicht, ob sie für ihn einen Sinn ergaben. Es waren nur Zahlen. „Du bist ein Naturwunder. Auch wenn du einen Haarschnitt brauchst.
Jetzt lass mich eine Blutprobe nehmen." Fi fügte sich der Sonde, die in seine Fingerspitze gedrückt wurde, und beobachtete Jusik mit hochgezogener Braue, bis Jusik den Wink verstand und ihm etwas von dem Früchtebrot abgab. „Sergeant Kal hat uns früher jeden Tag gesagt, wir würden das Beste tun, weil wir die Besten sind", erzählte Fi und kaute zufrieden. „Gut genug ist nicht gut genug." „So hat er das nicht gemeint, Fi." Jusik wuschelte ihm durchs Haar. Er hatte so viel Zeit mit seinen Händen auf Fis Schädel verbracht, um ihn zu heilen, dass er dessen Konturen besser kannte als seine eigenen. „Er wollte euch Selbstwertgefühl einträufeln." „Vom Besten aus gibt's nur den Weg nach unten." „Oha, heute sind wir aber auch ein Sonnenschein, was?", meinte Gilamar und tippte Fi dabei sanft auf die Nasenspitze wie einem ungezogenen Akk-Welpen. Gilamar war ein Söldner, und er hatte einige furchterregend harte Männer ausgebildet, aber manchmal erkannte Jusik in ihm noch den Arzt, der er einmal gewesen war. Er bezweifelte jedoch?, dass es sich dabei nur um den einfachen Landarzt gehandelt hatte, den Gilamar beschrieb. „Jetzt sieh sich einer mal deine Progesteronwerte an. Immer noch höher als normal. Bist du schwanger? Musstest du brechen?"
„Nein. Aber ich habe Appetit. Bekomme ich jetzt Dehnungsstreifen?" Jusik zögerte inzwischen immer, um einzuschätzen, ob Fi Witze machte oder ob sein Gehirn wieder irgendeinen seltsamen Aussetzer hatte. Es hatte sich zu einer Art Wetterwechsel seiner Genesung entwickelt, aber jetzt war der alte Fi gerade ganz klar zurück, zumindest für den Augenblick. Gilamar verzog keine Miene. „Ja, sag auf Wiedersehen zu deiner Figur. Ab jetzt schlafft alles ab." Jusik war hocherfreut über Fis verbesserte Laune. „Ist das Progesteron ein Problem, Mij'ika?" „Nein", antwortete Gilamar. „Jeder Mensch besitzt Progesteron. Ohne es können Männer kein Testosteron produzieren. Aber es könnte die Erklärung dafür sein, wie du Fis Gehirn dazu bringen konntest, sich selbst zu reparieren - es wurde nachgewiesen, dass es bei der Heilung von Schädel-Hirn-Traumata hilft. Dein Macht-Hokuspokus könnte die erhöhte Produktion stimulieren." „Das wirst du mir später in Rechnung stellen müssen, Bard'ika", meinte Fi. „Ich bin ein bisschen boracyk bis zum Zahltag." Jusik zog einen Bar-Credit hervor und drückte ihn Fi in die Hand. Creds - weitestgehend nicht zurückverfolgbarstellten in der verqueren Moral von Skiratas rebellischer
Bande kein Problem dar. Gelegentlich war Jusik überrascht, wie schnell er dies als akzeptabel hingenommen hatte. „Ba'gedet'ye. Hier ist was zum Überbrücken." Fi sah den Cred genau an. „Hast du eine Bank ausgeraubt?" „Nein. Aber Vau." „Wo soll ich den ausgeben? Der nächste Laden ist in Enceri, und ich kann keinen Gleiter steuern ... noch nicht." Es lag ein aufrichtiges Flehen in dieser Aussage. Ohne Beförderungsmittel war Fi hier gefangen. „Parja kann dich in der Zwischenzeit chauffieren." „Sie hat schon zu oft meinen shebs wie bei einem Baby pudern müssen. Es wird Zeit, dass ich wieder erwachsen werde." Fi stand auf und stöberte den Kopf voran im Konservator. Während er ihnen den Rücken zugewandt hatte, formte Gilamar mit den Lippen eine stille Warnung: Er braucht eine Pause. Jusik nickte. „Tja, ich muss wieder los - hab noch einen Embryologen einzuschüchtern." Gilamar zog sich Panzerhandschuhe und Helm über. „Der Barve hat gesagt, er hätte heute die Forschungsergebnisse für mich." Er zwinkerte Jusik zu. „Wir kommen voran. Noch nichts Endgültiges, aber wir werden eine sehr gute Datensammlung haben, von der ausgehend Uthan arbeiten kann."
Fi blickte Gilamar nach und starrte danach noch eine ganze Weile auf die Tür. „Apropos schwanger", meinte er. „Dar weiß immer noch nicht über Kad Bescheid, oder?" „Nein", antwortete Jusik. „Das ist nicht richtig. Es ist unfair ihm gegenüber." Fi stützte sich auf den Tisch. „Können wir nach Keldabe gehen? Ich kann nicht dauernd in Parjas Werkstatt herumhängen. Sie hat ein Geschäft zu führen." Jusik wusste, dass Parja ihr Geschäft jederzeit an den Nagel gehängt und sich nur noch von Wasser und Bohrratten ernährt hätte, wenn sie zwischen der Werkstatt und Fi hätte wählen müssen. Aber Fi wollte um die Häuser ziehen. Keldabe schien ihm gutzutun, obwohl es ihm manchmal überwältigend vielschichtig erschien. „Wenn es dir gut genug geht", sagte Jusik, „lasse ich dich ans Steuer des Gleiters. Und du könntest mal zum Frisör. Nur bitte keine Schlägerei, falls wir auf Sull treffen." Fi grinste. „Wie früher." Genauso war es. Sie waren lediglich zwei Männer, die sich einen Tag in der Stadt gönnten. Es spielte absolut keine Rolle, dass einer von ihnen ein Jedi gewesen war und der andere ein Klon, gezüchtet, um jenem zu dienen. Das war Mandalore. Der große Gleichmacher, ein Neubeginn.
Hauptquartier der Sondereinsatzbrigade, Coruscant „Wie ist es Ihnen ergangen, Kal?", fragte Zey. Skirata setzte sich, ohne dass es ihm angeboten worden wäre. Zey kannte ihn gut genug, um diesen Mangel an Respekt gegenüber einem höheren Rang nicht als Beleidigung aufzufassen. Er hatte sogar Caf bereitstellen lassen. Draußen vor dem Fenster musste sich ein Zug KlonTrooper, die für das Crosstraining ausgewählt worden waren, unter Tay'haai und Vau einem unbewaffneten Kampfdrill unterziehen. Vau betonte ständig, dass er kein Angehöriger der GAR mehr wäre, aber das war nur schwer erkennbar. Wo wären sie alle ohne die Armee gelandet? „Nicht übel, General", erwiderte Kal. „Wie ich sehe, haben Sie Ihr Bein richten lassen." „Hat mich gebremst." „Ich würde Sie ja fragen, wie es Ihrer Familie geht, aber das könnte Sie in Verlegenheit bringen, oder?" „Eigentlich nicht." Skirata trank einen Schluck Caf. Zey versuchte wahrscheinlich immer noch herauszufinden, was wirklich mit Fi geschehen war. Warum machte der Mann so viel Aufheben davon? Abgesehen von jener theoretischen Jedi-Art war es ihm egal, was mit den Klonen geschah. Skirata beschloss, eine verbale Granate zu zün-
den, nur um Zey zu zeigen, dass weltliche Wesen der Allwissenheit der Jedi sehr wohl etwas entgegensetzen konnten. „Meine Tochter wird noch immer vermisst." Zey stutzte deutlich, was Skirata verriet, dass er damit nicht gerechnet hatte. Allerdings verspürte er auch nicht das Bedürfnis, dies zu verbergen. „Ich wusste gar nicht, dass Sie eine Tochter haben", sagte er schließlich. „Das tut mir sehr leid. Können wir helfen?" „Wenn ich vermisst sage", fuhr Skirata fort, zufrieden einen Punkt gelandet zu haben, „dann meine ich damit, dass sie offenbar nicht gefunden werden will. Ruusaan ist über dreißig, sie kann also auf sich selbst aufpassen." „Woher wissen Sie, ob es ihr gut geht?" „Sie hat noch bis vor einem knappen Monat ihren Identichip benutzt." „Woher wissen Sie das?" „Ich bin ihr Vater. Väter wissen solche Dinge." Skirata fragte sich, ob es eine gute Idee gewesen sei, Zey daran zu erinnern, dass seine Fähigkeiten auch das Knacken gesicherter Aufzeichnungen umfassten. Shab, Zey kannte sich mit dem Kram aus, mit dem die Republik die Nulls beauftragte. Er war quasi der Auftraggeber, der sich obskur genug ausdrückte, um alles wieder abstreiten zu können. „Immer ein wachsames Auge haben und so." „Ich meinte Ihren Enkelsohn. Als ich vorhin von Ihrer
Familie sprach." Skirata hatte Kad noch nie in Zeys Nähe gebracht aus Sorge, der Jedi könne vielleicht die verborgenen Machttalente des Babys spüren. Er fürchtete, die Jedi könnten ihn entführen und indoktrinieren, und er war sich niemals sicher, wie viel von dem Klatsch um Etain und Darman auch Zeys Ohren erreichte. Der Mann wusste mehr, als er vorgab. „Kad ist großartig", sagte Skirata vorsichtig. „Er interessiert sich für alles. Wirklich anstrengend. Hören Sie, ich merke, dass Ihnen dieses gesellschaftliche Geplauder zuwider ist, General. Was wollen Sie?" „Das Schatzamt benötigt besondere Null-Kompetenz." Skiratas Magen schlug Purzelbäume. Wäre er nicht bereits von Besany gewarnt worden, dass Jaings Schnüffelprogramm entdeckt worden war, wäre es noch schlimmer gewesen. Zey musste seine Reaktion in der Macht gespürt haben. Sie war zu gravierend, um sie nicht zu bemerken. „Ja, ich weiß, sie sind nicht dort, wo sie sein sollten", interpretierte Zey falsch „Mein zugedrücktes berufliches Auge ist immer noch auf ihre außerplanmäßigen Aktivitäten gerichtet, worin diese auch immer bestehen mögen." Das Schöne an der Macht war, dass sie so vage war. Etain hatte ihm das erzählt. Alles was Zey wusste, war, dass Skirata entweder die Erwähnung der Nulls oder des
Schatzamtes nervös gemacht hatte, und er hatte auf die Nulls getippt. Ha, so viel zur Allwissenheit, Jedi. „Meine Kinder sind so eigensinnig", seufzte Skirata. „Was müssen sie erledigen?" „Jaing und Mereel sind die Spezialisten in Sachen Informationstechnologie, nicht wahr? Sie haben ja das eine oder andere separatistische System geknackt." Und deins. „Korrekt." „Dann brauche ich sie, um ein sehr cleveres Programm zu untersuchen, das im Hauptrechner des Schatzamtes installiert wurde. Es löschte sich selbst, als die Techniker den Versuch unternahmen, den Code zu isolieren, und sie haben keine Ahnung, was es getan hat, aber es sollte nun mal nicht da sein, und der Geheimdienst befürchtet einen Schläfer im Lager. „Okay, ich werde sie rufen, und Sie können sie dann einweisen. Wer überprüft die Belegschaft des Schatzamtes? Gibt es irgendeine Spur, von wo aus das Programm ins System geschleust worden sein könnte?" Skirata musste dies tatsächlich wissen. Falls Zey seine Panik und Eile spürte, würde er nicht völlig danebenliegen. „Es könnte sich als aussichtslos erweisen, selbst für meine Jungs, aber sie werden ihr Bestes tun." Es könnte schlimmer sein. Zey nickte. „Das Schatzamt möchte seine leitende
Rechnungsprüferin dabei haben. Irgendeine Frau namens Wennen." Zuerst dachte Skirata, Zey wolle ihn ausquetschen. Er wusste es. Zumindest sah es so aus. „Sie wollen also, dass wir nach Schnüffelprogrammen und zwielichtigen Mitarbeitern suchen?" „Genau. Ich rufe Omega und Delta von Haurgab zurück. Nicht nur, damit General Tur-Mukan mich nicht noch zu Tode löchert wegen der Erfolglosigkeit dieser Operation. Beide Schwadronen haben hier schon Stadteinsätze hinter sich gebracht, und sie wissen, wie man operierende Terrorzellen zur Strecke bringt. Offenbar war der Geheimdienst in irgendeine Sache beim Schatzamt verstrickt, die nicht aufgegangen ist und in die ich auch nicht eingeweiht bin. Deswegen ließ das Kanzleramt jetzt verlautbaren, dass man die Sache professionell erledigt haben will." „Schön zu sehen, dass man dort noch auf die Sondereinsatzbrigade vertraut." Jetzt wusste Skirata also etwas, das Zey nicht wusste: Der Geheimdienst hatte Besany einen unglückseligen Schatten nachgeschickt, einen Schatten, der nie wieder nach Hause zurückgefunden hatte. Skirata, stolz auf seine wohlgepflegte Paranoia, jonglierte in seinem Kopf mit mehreren Szenarien, bis sich sein Gehirn wie ein Spiegelkabinett beim Karneval zum Tag der Republik anfühlte.
Trieb Zey ihn in diese Ecke, um ein Geständnis über Besanys und Jaings Verstrickung in die Sache aus ihm herauszupressen? Oder war er nur ein ahnungsloses Werkzeug des Geheimdienstes, und sie wussten bereits, was los war? Es roch ein wenig nach den Methoden, die Jaller Obrim bevorzugte -Verdächtige zu einem Familienmord weich klopfen, indem man sie eine Nachrichtenkonferenz abhalten ließ, bei der sie um die sichere Wiederkehr ihrer Angehörigen bettelten. Und Jaller meint, er sei überrascht, wie leicht das klappt... Natürlich gab es immer noch die Möglichkeit eines ehrlichen und schlüssigen Zufalls. Jaing und Mereel waren die besten Hacker. Besany war leitende Agentin bei Untersuchungen, die das Verteidigungsbudget betrafen, und wenn die Separatisten Daten sammeln wollten, dann sicher nicht bei der Straßenreinigung der Unteren Ebenen. Und ja, Omega und Delta waren bereits verdeckt auf Coruscant im Einsatz gewesen, die einzigen Republic Commandos, die das je getan hatten. Und dabei waren sie um Längen besser gewesen als die schwach-köpfigen Spione des Geheimdienstes. Es klang schlüssig, aber Skiratas Bauchgefühl sagte ihm, dass Fallen dies immer taten. Wie hätte er ablehnen können?
Er konnte nicht. Aber er konnte Zey ein bisschen rütteln und sehen, was aus ihm herausfiel. Vorzugeben, dass Besany nichts von den Nulls wusste, wäre zu dick aufgetragen. Die Operation im Ausstattungszentrum der GAR war zu einfach zu überprüfen. „Ich kenne Wennen", gestand Skirata. „Sie war an einem verdeckten Einsatz beteiligt, in den meine Jungs hineinplatzten. Ein etwas heikler Moment, aber dann hat alles ein wohlwollendes Ende genommen. Nicht gerade ein Gesicht, das ein Mann so schnell vergessen würde." „Oh, dann wird sie hoffentlich nichts dagegen haben, wenn die Nulls durch ihr Gehege trampeln." Zey zeigte keinerlei Reaktion. Er klang tatsächlich so, als sei das alles für ihn nur ein lästiges Zugeständnis, damit das Schatzamt Ruhe gab. „Manche Zivilisten treten den Klonen gegenüber recht wertend auf." Die Jedi natürlich nie. „Ja, wie ich höre, benimmt sich auch Meister Vos wertend gegenüber unseren Jungs." Skirata kochte. Eines glorreichen Tages würden solch arrogante shabuire die Ersten sein, die an die Wand gestellt würden. „Ich werde mich gleich darum kümmern." „Sehen Sie in ihnen wirklich Ihre Jungs?" Es war eine dieser Fragen aus heiterem Himmel, zu denen Zey immer öfter neigte. Skirata kam nicht dahinter, ob er sie aus taktischen
Gründen stellte oder ob seine Arbeit inzwischen so stressreich war, dass ihm permanent eine Million Dinge im Kopf herumschwirrten. „Sie sind meine Söhne", bestätigte Skirata. Was konnte es schaden, wenn der Mann wusste, dass er die Nulls adoptiert hatte? Das war Mando-Sache und lag außerhalb der belanglosen Regeln der aruetiise. Nichts von dem, was Zey oder sogar Palpatine sagten oder taten, konnte etwas daran ändern. „Und ich würde für sie sterben." Zey füllte seinen Caf nach und blickte nicht auf. „Das ist sehr rührend. Ich verstehe, wie sehr sie Ihnen am Herzen liegen." „Nein, ich meine, sie sind meine Söhne. Rechtmäßige Erben. Ich habe sie nach mandalorianischem Gesetz und Brauch adoptiert." Das traf Zey nun wirklich mit heruntergelassener kute. Er blinzelte ein paarmal sprachlos. Skirata fiel auf, wie grau er geworden war, und damit meinte er nicht nur seine Haare. „Nun, mir fällt keine Vorschrift ein, die das verbieten würde", sagte Zey schließlich. „Und selbst wenn, würden Sie sie einfach ignorieren." „Ich bin froh, dass wir uns verstehen, Sir", sagte Skirata und ging. Seine Spur zu verwischen, indem er seinen Weg zurück
zum Appartement zufällig wählte, war Skirata inzwischen zur Gewohnheit geworden, was in sich selbst schon eine bizarre Ironie bedeutete. Er wechselte Gleiter, nahm unterschiedliche Luftstraßen und ging sogar zu Fuß. Als er den Gleiter dieses Tages programmierte, damit er der automatisierten Verkehrsführung folgte, kontaktierte er über Comm jeden der Nulls und bestellte Besany zu sich. Vielleicht würde es auch Jusik rechtzeitig von Mandalore zurückschaffen. Dies war nicht gerade eine Krisensitzung, aber es bedeutete definitiv mehr, als nur auf dem Laufenden zu bleiben. Er musste die Reserve jetzt auf das ba'slan shev'la vorbereiten — die mandalorianische Taktik des strategischen Verschwindens: sich in Luft auflösen, um sich neu zu formieren und im unerwartetsten Augenblick wieder aufzutauchen. Nein, dieses Mal geht es darum, die Beine in die Hand zu nehmen. Ich muss es gleich Omega sagen. Wem noch? Wem sonst kann ich jetzt sage/7, dass es eine sichere Zuflucht für sie gibt, falls sie desertieren wollen? Skiratas Verstand lief auf Hochtouren. Die Omegas hatten eine vage Vorstellung davon, dass es eine Zukunft für sie geben könnte, aber sie kannten nicht die ganze Geschichte von
der Jagd auf eine Gentherapie, und Skirata hatte auch nie in aller Klarheit ausgesprochen, dass er sich wünschte, sie würden desertieren - weglaufen. Er hatte keine Ahnung, wie sie es aufnehmen würden. Und Zey ... er hätte den Mann am liebsten ebenso sehr gehasst wie jeden anderen Jedi auch, aber es war unmöglich, in Zey nicht einen Mann zu sehen, der in einem System feststeckte, das stank. Einen, der versuchte, es von innen zu beeinflussen und der sich seinen Lebensweg ebenso wenig ausgesucht hatte wie die Klone. Sei nicht zu nachsichtig. Ein Jedi kann davonspazieren. Ein Jedi kann nein sagen. Bard'ika hat es getan. Nach ein oder zwei treibstoffzehrenden Umwegen, bei denen ihm die Extra-Klon-Trooper im Dienst vor öffentlichen Gebäuden auffielen, landete Skirata in der Nähe des Kragget und ging den Rest des Weges zu Fuß. Es war, als ginge er nach Hause. Zuhause war etwas, das er seit vielen Jahren nicht mehr definiert hatte, nicht einmal im Sinne eines Planeten. Aber das Kragget und das Appartement wirkten inzwischen ebenso wie ein sicherer Zufluchtsort wie Kyrimorut, vielleicht sogar ein wenig mehr. Die Bastion auf Mandalore war nicht derart angefüllt mit Rüstungsscheppern, Kochkünsten und ausgelassenen Unterhaltungen - noch nicht. Er durchschritt schnellen Schrittes das Restaurant, wo-
bei sein Blick kurz abtastete, wen er nicht erkannte. Eine Mando-Angewohnheit, die ihm immer gute Dienste geleistet hatte. Er erkannte alle Speisenden, bis auf drei Männer, von denen zwei jedoch CSK-Uniformen trugen. Cops bei ihrer Essenspause. Captain Jaller Obrim saß an seinem gewohnten Tisch und arbeitete sich durch einen Batzen Nerfstreifen. Die beiden Männer tauschten ein freundschaftliches Schulterklopfen aus. „Was liegt an?", fragte Obrim. „Ist das so offensichtlich, ja?" „Ja, Kal, ist es." „Die Dinge werden etwas warm." Wenn Skirata Obrim nicht vertrauen konnte - einem Mann, der jede einzelne Polizeivorschrift verbogen hatte, um Skirata zu helfen, vom Gesetz ganz zu schweigen -dann konnte er sich auf niemanden verlassen. „Kennst du meinen Urlaubsplan?" „Du meinst Wintersport?" Obrim wusste von Kyrimorut, auch wenn er nicht die genaue Lage kannte. „Schon einen bestimmten Termin im Kopf?" „Vielleicht früher als erwartet. Vor der großen Schmelze." „Aha." „Genau."
„Warum unterhalten wir uns nicht in einem stilleren Eckchen, Kal? Vielleicht kann ich dir ein paar Skisporttipps geben -" Ein anderes Gespräch unterbrach ihre Unterhaltung, und sie drehten sich beide um. Laseema war mit ein paar Mahlzeiten auf einem Tablett erschienen. Sie arbeitete ihre Schicht, obwohl sie das nicht brauchte, aber die Twi'lek bestand darauf, sich ihren eigenen Lebensunterhalt zu verdienen. An einem Tisch nahe den Türen zur Küche saß ein Mann -einer der Männer, die Skirata nicht erkannt hatte, derjenige in Zivil -und sprach zu ihr. Sie stellte ihr Tablett auf einem freien Tisch ab. Skirata bekam nur Fetzen des Gespräches mit. „... hey, ich wollte nur freundlich sein. Ihr Twi'lekMädels... weißte, ist schön für uns Gäste, was fürs Auge zu haben und deine -" Der Mann hatte seinen Arm auf den Tisch gelegt. Er kam nicht dazu, seinen Satz zu beenden, denn Laseema zog wie aus dem Nichts eine Klinge hervor und rammte sie mit einem lauten Schlag in den Tisch, sodass sie seinen Ärmel festnagelte. Dann streckte sie ihre freie Hand aus und packte ihn so fest am Kragen, dass sie ihn fast vom Stuhl gezerrt hätte. „Hör zu, shabuir", fauchte sie. „Wir Twi'lek-Mädels ... sind nicht zu deinem Vergnügen da. Ich bin nicht dein
Spielzeug. Ich bin nicht käuflich. Dieses Twi'lek-Mädel hier kann dir deine gett'se abschneiden." In der Sekunde gefrorener Stille, die darauf folgte, konnte Skirata zwei Dinge hören: das entfernte unmelodische Pfeifen von jemandem, der in der Küche arbeitete, und das Klacken und Sirren von einem Dutzend Blastem CSK-Standardmodelle -, die gezogen und aufgeladen wurden. Jeder Cop im Restaurant hatte seine Waffe gezogen und zielte. Selbst Skirata hatte gezogen, ohne überhaupt daran zu denken. „Schon so spät?", sagte Skirata. „Mein Sohn, ich glaube, du musst zurück ins Büro. Jetzt." Laseema zog die Klinge wieder aus dem Tisch und trat einen Schritt zurück. Der Mann stand auf und ging, was unter den gegebenen Umständen wahrscheinlich seine einzige Option war. „Kein Trinkgeld?", rief Laseema ihm nach, als sich die Türen teilten, um ihn davonkommen zu lassen. „Geizkragen." Dann nahm sie ihr Tablett wieder auf, als sei nichts geschehen, und fuhr fort damit, Mahlzeiten zu servieren, und auch die Gäste aßen alle weiter. Das Kragget war kein Restaurant für Gelegenheitsgäste mehr. Es hatte sich mit der Zeit in eine CSK- und GAR-Kantine verwandelt und war damit ein ganz schlechter Ort, um eine Kellnerin anzubag-
gern. „Kal, deine Schwiegertöchter sind ganz schön Ehrfurcht gebietend", bemerkte Obrim und steckte seinen Blaster zurück in den Holster. Er wischte das süße, geschmolzene Fett auf seinem Teller mit einem Stück Schrotbrot auf. „Als du das Mädchen gefunden hast, war sie so ängstlich, dass sie kaum ein Wort rausgebracht hat, wenn ich mich richtig erinnere." „Ich hab's raus, den Leuten zu helfen, ihr volles Potenzial auszuschöpfen", grinste Skirata. „Wir sehen uns später. CSK-Klub?" „Um achtzehnhundert. Bis dann." Skirata ging zum Hinterausgang, dem am wenigsten einsehbaren Weg zum Appartement. Als er an Laseema vorbeiging, lächelte sie ihm zu, und er blieb stehen. „Besany ist bei Kad", sagte sie in Vorausahnung seiner Frage. „Er sagt dauernd da-da. Sein Wort für heute. Etain hat eine Holonachricht geschickt, und er war wie hypnotisiert davon." „Eigentlich wollte ich fragen, wie es dir geht." „Ging mir nie besser, Kal'buir." „Sicher? Dieser chakaar..." „Ich hatte bisher nie die Wahl gehabt, nein zu einem Mann zu sagen." Laseema lächelte glückstrahlend, als hätte sie irgendeine wunderbare Vision. Skirata wusste nur zu
gut, was mit Twi'lek-Mädchen aus armen Verhältnissen geschah. Sie wurden zum Verkauf angeboten, und niemand rührte einen Finger, um diesen Handel zu unterbinden. „Das fühlt sich gut an." Skirata hatte ihr zeigen wollen, wie man sich selbst verteidigt, aber wie es aussah, hatte Atin ihn bereits ausgestochen. Es war nicht das erste Mal, dass er sich fragte, weshalb er immer noch für die Republik arbeitete, wo sie doch offensichtlich korrupt bis ins Mark war. Wenn Zey und seine Jedi-Kumpels glaubten, Grievous sei böse, dann hatten sie noch nicht genau genug unter dem Tisch der Republik nachgesehen, an dem sie selbst saßen. „Nicht mehr lange", flüsterte er. „ Noch vor Jahresende sind wir fort. Halt die Ohren steif, ad'ika." Heute Nacht würden sie die Planung abschließen. Wenn es an der Zeit wäre zu laufen, würden ihnen vielleicht nur Minuten bleiben -nicht Tage, vielleicht nicht einmal Stunden -, um rauszukommen. Im Endeffekt war es egal, ob die Republik den Krieg gewann oder verlor. Die Leute, die Skirata am meisten am Herzen lagen, würden so oder so zwischen den Krieg führenden Seiten erdrückt werden.
GAR-Station Nerrif, Mittlerer Rand, 996 Tage NSG „Ich stimme dafür", sagte Corr, „dass wir gleich bei unserer Rückkehr nach Coruscant die Stabschefs, das Verteidigungskomitee und diesen schmierigen mirshebs Palpatine an die Wand stellen und sie mit dem scharfen Ende eines Deezes bekannt machen." Der Transporter wartete darauf, an Nerrif anzudocken, und hielt dreihundert Meter Abstand zu den anderen Transportern, die ebenfalls darauf warteten, bei der Raumstation zu landen. Niner, die Arme verschränkt und scheinbar schlafend, knirschte ein wenig, als er sich bewegte. Etain behielt ein besorgtes Auge auf ihre Schwadronen. Scorchs Absturz aus seiner sonst so entspannten Losgelöstheit beunruhigte sie. „Das ist Meuterei, Soldat", knurrte Niner. „Außerdem hast du kein Stimmrecht." Atin klopfte Corr auf die Schulter. „Ich werde dann so lange deinen Mantel halten, Cor'ika." „Ach, ist doch dumm. Einfach nur dumm." Corr hatte zu allem eine Meinung. Etain hatte rasch gelernt, dass die Commandos Freidenker waren und redselig dazu, aber die Geschwindigkeit, mit der sich der gemeine Soldat an ein weniger eingegrenztes Leben anpasste, verblüffte sie. Sie hatte erwartet, sie würden sich wie Nunas
aus Zuchtbatterien verhalten, unsicher, was sie tun sollten, wenn jemand den Käfig öffnete und sie hinausscheuchte. Die Weißschalen, wie die Commandos sie nannten, brauchten nicht lange, um herauszufinden, dass sie fliegen konnten, wenn man ihnen die Möglichkeit dazu ließ. „Wieso ist es dumm?", fragte Etain. „Nicht, dass ich dir nicht zustimmen würde." „Der Regierung eine ordentliche Salve Blasterfeuer zu verpassen?", fragte Corr zurück. „Nun, eigentlich die Missbilligung der Kriegsführung, aber..." „Es ist jedenfalls nicht Meuterei." Corr richtete seine Wut gezielt auf Niner. „Notstandsverordnungen. Wenn Sie es nicht schaffen, das Kommando zu behalten, dann können wir Sie rauskicken. Theoretisch sogar aufschlitzen." Etain war nur leidlich interessiert, aber sie wollte Corrs Meinung zu Haurgab hören. „Wirklich?" „Cor'ika, wir haben hundertfünfzig shabla Notstandsverordnungen, alles von der Verhaftung des Kanzlers, falls er gaga wird, bis hin zum völligen Einschmelzen verbündeter Planeten, falls sie die Seiten wechseln", besänftigte ihn Atin. „Einschließlich der Erschießung der gesamten JediKommandantur, sollten sie zum Feind überlaufen. Aber das bedeutet nicht, dass du gleich losrennen und es in die
Tat umsetzen musst." „Komm schon, Corr", meinte Etain. Die Notstandsverordnungen waren eine lange, ermüdende Liste von Katastrophenszenarien, und sie wollte nicht wieder alle 150 davon hören. „Spuck's aus." „Na ja, wenn du willst, dass uns die Leute von Haurgab mögen, dann kannst du nicht Spezialeinheiten hinschicken, die die osik aus dem Laden rauspusten, schon gar nicht, wenn die Regierung dort genauso böse ist wie die der anderen Seite. Die brauchen Jedi vom Agri-Korps und Ingenieure. Gib ihnen 'ne gesicherte Wasserversorgung und Saatgut dann beruhigen die sich schon wieder." „Da hat er nicht unrecht", meinte Atin. „Wann haben wir je etwas anderes probiert als direkte Konfrontation? Bei irgendwem? Das Einzige, was dabei rauskommt, ist, dass wir an noch mehr Fronten kämpfen und quer über die Karte verstreut liegen. Glaubt ihr nicht? Seht euch mal den Stationierungsplan an. Einfach auf die Holokarte legen, so wie die im HQ. Schaut." Atin aktivierte seinen Holoprojektor, und ihr kleines Eckchen in der Besatzungskabine wurde von vielschichtigen Lichtlinien erfüllt, die mit bunten Punkten übersät waren. Planeten in drei Farben: rote Verbündete, blaue Feinde, gelbe Neutrale. Dann änderte er die Sortiermerk-
male, und die schematische Darstellung der Galaxis ergab ein völlig anderes Bild. Die roten Punkte zeigten JediKommandanten im Einsatz an, mit violetten Punkten für Nicht-Jedi und NichtklonKommandanten - Bastarde, wie die Schwadronen sie nannten - und grünen Punkten für ihre Truppen. Das Muster erstreckte sich sehr weit, mit vielen Punkten im Äußeren und Mittleren Rand. „Das ist es, was uns wirklich umbringt", erklärte Atin. „Ich weiß, wir schwafeln jetzt schon ein Jahr oder länger drum herum und die Nulls auch, aber das lässt diesen Krieg nur weiterbrodeln. Wenn wir uns jeweils auf ein strategisches Ziel konzentrieren würden und einen Schauplatz wirklich unter Kontrolle bringen würden, bevor wir zum nächsten marschieren, könnten wir den Krieg inzwischen schon gewonnen haben." „Oder verloren." Etain wurde sich plötzlich bewusst, dass alle sie anstarrten, obwohl sie ihre Augen hinter den Visoren der Helme nicht sehen konnte. „Ich meine ja bloß. Hätte so oder so ausgehen können." Corr schnaubte. „Genau. Und wir könnten unter den Separatisten vielleicht besser dran sein." „Ich gebe zu, dass es mangelhaft aussieht." „Es ist dermaßen mangelhaft, dass es aussieht, als ob sie versuchen würden, so viele Generäle mit völlig unzureichender
Unterstützung an so vielen bescheuerten Orten auszusetzen, wie sie nur können." Es sah nicht gut aus. Hatte es nie. Alles, worum Etain sich jetzt noch kümmern konnte, war dafür zu sorgen, dass ihre Jungs - da, sie übernahm Skiratas Ausdrücke, Skiratas Denken - mit heiler Haut davonkamen. Sie dachte an Commander Levet und Bek und Ven. Sie vergaß ihre Namen nie und nahm sich vor zu überprüfen, ob Ven noch am Leben war und wie es Levet erging. Levet hatte gesagt, der Gedanke an eine kleine Farm würde ihm gefallen, nachdem er auf Qiilura welche aus nächster Nähe gesehen hatte. Klone konnten über die Grenzen ihrer militärischen Welt hinausdenken. Und wenn sie es erst einmal taten, nahmen sie ihr Los nicht mehr stumm und zufrieden hin. Sie dachte, der einzige Grund, weshalb General Kenobi wie ein stolzer Akk-Besitzer von ihnen sprach, läge darin, dass er sich selbst nicht eingestehen wollte, dass der JediOrden mitschuldig an einer durch und durch bösen Sache war. Aber wenigstens lehnte er es nicht ab, sie bei ihren Namen zu nennen, wie es General Vos scheinbar tat. Etain fiel es zunehmend schwer, Gemeinsamkeiten mit einigen ihrer Jedi-Kameraden zu finden. Sie konnte den Orden untergehen sehen, beständig seit Jahrhunderten, gebannt von esoterischen Erörterungen ungesehener Mysterien
und doch blind gegenüber dem eigenen moralischen Verfall in der realen Welt. Meister Altis muss es ebenso sehen. Sie dachte an jene äußerst verschrobenen Jedi, die aufgetaucht waren, um ihre Hilfe in den Kriegsbemühungen anzubieten, Jedi wie Callista, die Familie hatten und ein Leben ohne einen Tempel oder die Regeln eines Ordens führten. Die etablierten Jedi sahen in Altis' Splittergruppe eine Gefahr. Aber trotz ihrer Ketzerei wirkten sie nicht im Entferntesten von der Dunklen Seite verdorben. Deshalb hatte sie Callista gebeten, sie hier zu treffen. Es gab noch einen dritten Weg. „Bereitmachen zum Andocken", erklang öle Stimme des Piloten über die Sprechanlage. „Für euch Barve ist die Wache vorbei, für mich nicht..." „Dusche, Essen, Schlaf", ordnete Darman nach Priorität. Atin schüttelte den Kopf. „Essen, Dusche, Schlaf." „Schlaf", meinte Niner. „Und dann mehr Schlaf." Sie blickten zu Corr. „Durchladen, Glorreiche Revolution, Einsetzung einer Militärjunta", sagte er. Als Etain ihn ansah, sich seiner verborgenen Tiefen unsicher, lachte er los. „Oder Robafrikadellen. Ich bin schnell zufrieden." Der Transporter dockte an, und ein leichtes Beben lief durch den Besatzungsraum, als das Fahrwerk auf dem Boden des Hangardecks aufsetzte. Etain sprang aus der Luke
und trat zurück, um die Schwadronen abzuzählen - Omega, Delta und Vevut. Vevut war von Rav Bralor ausgebildet worden, das konnte man sehen. Sie benahmen sich wie Söhne, die eifrig versuchten, ihre Mutter zufriedenzustellen. „Kommen Sie, General, Sie müssen etwas essen und trinken." Dec, Vevuts Sergeant, begann sie in Richtung der Messe zu schieben. „Ohne ordentlich skraan im Bauch werden wir nicht viel zustande bringen können." „Ich setzte mich später dazu", erwiderte sie mit Blick auf ihren Chrono. „Zwei Standardstunden, Erholungsbereich, zur Besprechung. Ich geb euch auch ein Ale in der Messe aus." Darman blieb noch zurück. „Wann genau schiffen wir wieder aus?" „Morgen." „Gut." „Ich habe Zey gesagt, dass Triple Zero noch einen Tag ohne euch auskommen kann, weil ich will, dass ihr alle endlich mal wieder die vollen acht Stunden Schlaf bekommt." Darman grinste. „Ich werd mein Bestes tun." „Da wette ich drauf." Der Zeitpunkt war so gut wie jeder andere. „Und außerdem wollte ich sowieso noch mit dir reden, ohne dass die Schwadron dabei ist."
„Macht mir nichts aus. Ich habe keine Geheimnisse." „Es ist privat. Sehr privat." Darmans Grinsen bröckelte kurz und kehrte als unsicheres Lächeln zurück. „Na gut. Werde ich zur Stärkung ein paar Ales brauchen?" „Nein." Oh, fierfek. Und wie du die brauchen wirst „Du magst sowieso kein Ale." Etain drehte sich um und ging davon, bevor es auf der Stelle in dem geschäftigen Transitbereich aus ihr herausplatzte. Das Letzte, das sie brauchen konnte, war, dass die halbe Galaxis erfuhr, sie habe ein Kind. Der Drang zu beichten fraß sie auf. Mit jedem Augenblick, in dem sie nicht reinen Tisch mit Darman machte, verschlimmerte es sich. So hätte es nicht sein dürfen. Es war alles ihre Schuld, lag an ihrem Tun, aber es konnte auch an einem System etwas nicht stimmen, das zwei Leute in eine Situation brachte, wie Darman und Etain sie gerade erlebten. Sie fand Callista eine Ebene tiefer auf dem Sanitätsdeck, wo sie in einer ruhigen Ecke auf und ab ging. „Entschuldigen Sie, wenn ich Sie habe warten lassen, General", sagte sie. „Ich wollte nur sehen, ob ich helfen kann. Hier kommen eine ganze Menge verwundeter Trooper durch." Etain brauchte einen Moment, bis ihr klar wurde, dass Callista medizinische Hilfe meinte. „Heilen Sie ein wenig?"
„Ich bin keine sonderlich gute Heilerin, aber ich gebe mir Mühe. Ein wenig Gedankenbeeinflussung, um ihre Stimmung zu heben, scheint mir am besten zu liegen." „Sie fragen vorher um Erlaubnis?" Callista sah leicht beleidigt aus. „Selbstverständlich." „Natürlich tun Sie das." Etains Frage war bereits beantwortet worden, aber sie fuhr trotzdem fort, weil sie mit einer anderen Jedi reden musste, die keine frommen Sprüche darüber klopfte, sie wieder auf den richtigen Pfad zu geleiten. „Ich bin gekommen, um über Ihre kleinen Macken zu reden, wie Sie es nennen." „Irgendetwas sagt mir, dass Sie nicht gekommen sind, um uns Vorhaltungen bezüglich unserer Abweichungen zu machen." Die beiden Frauen sahen einander für eine Weile stumm an und ließen das subtile An- und Abschwellen der Macht um sie herum auf sich einwirken. „Eher nicht", erwiderte Etain. „Ich bin nicht gerade die Art Jedi, die sich der Rat als Vermittlerin zur Wahrung von Grundsätzen wünscht." Mach schon, sag es. „Ich habe ein Kind, von dem sie nichts wissen, und einen Geliebten, den ich nicht haben sollte. Ich stehe immer noch im Dienst der Großen Armee, aber ich kann so nicht weitermachen. Bevor ich es völlig aufgebe, eine Jedi zu sein, wollte ich wissen, ob ich etwas von meiner Berufung retten kann."
Callista legte Etain eine Hand auf die Schulter. „Sie wollen sich uns anschließen? Sie wissen, was dann passiert. Wir sind praktisch der geistesgestörte Verwandte, von dem sie nicht sprechen." „Würde ich akzeptiert werden? Was erwartet ihr von euren Anhängern?" „Nun, Ihre Familie ist willkommen. Und zunächst einmal wären Sie niemals gezwungen, eine Lüge zu leben." „Haben Sie einen Geliebten?" „Natürlich. Was wäre das Leben, würde man den stärksten Einfluss auf das Gute meiden, den irgendein Wesen kennt?". Etain fragte sich, wie sich Darman als nichtmachtbegabte zweite Hälfte in eine Gemeinschaft von Jedi einpassen könnte. Dann wurde ihr klar, dass sie schon wieder eine Entscheidung für ihn traf, in der Annahme, sie hätte die Kontrolle, sie wüsste es besser - genauso wie sie es getan hatte, als sie sich entschlossen hatte, ein Kind zu empfangen. „Wenn ich zu euch kommen würde, wäre ich dann verpflichtet, in eurer Gemeinschaft zu leben?", fragte Etain. Callista beugte den Kopf vor, als hätte sie Schwierigkeiten, sie zu verstehen. Die Idee schien sich bereits ziemlich dumm anzuhören, und Etains Stimme brach entsprechend ein. Es war lächerlich zu denken, sie könne als eine Art
Halb-tags-Jedi auftreten, die hie und da auftauchte, um Meister Altis und seiner Sekte bei ihrer Jedi-Arbeit zur Hand zu gehen. „Der Vater meines Kindes müsste vielleicht anderswo leben." Callista wirkte etwas verwirrt. „ Ich kann nicht für Meister Altis sprechen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er Sie abweisen wüfde, falls Sie sich entschließen, überhaupt Zeit mit uns zu verbringen." Etain fand es höchst beschämend, dass sich Meister Altis und seine Leute mit dem Jedi-Orden zusammentaten, um an dessen Seite zu kämpfen, wo sie doch praktisch den Rest der Zeit vom Orden gemieden wurden. Und sie schämte sich auch dafür, dass der Orden froh war, die Splittergruppe wieder mit an Bord zu haben, wenn es ihm gerade passte. Sie begann wie Jusik zu denken. „Ich glaube, ich sollte eines Tages etwas Zeit mit euch verbringen", sagte sie. Ein paar Wochen waren alles, woran sie dabei dachte, nur um sicherzugehen, dass sie nichts mehr mit dem Weg der Jedi zu tun haben wollte. „Wenn ihr mich lasst." „Das ist sehr traurig, wissen Sie?" „Was ist traurig?" „Dass Sie so unglücklich sein müssen, nur weil Sie ein normales menschliches Wesen sind, Machtnutzer hin oder
her. Meister Altis sagt, der Jedi-Orden sei mehr zu einem Unternehmen geworden, als eine spirituelle Gemeinde zu sein, nur Regeln und Infrastruktur und Komitees. In Weiterführung dieser Analogie meint er, der Orden habe den Blick auf sein Kerngeschäft verloren, das einfach nur darin besteht, das Richtige für andere zu tun." Etain dachte an den Jedi-Tempel und die unüberschaubaren Archive, technischen Anlagen und das scheinbar unerschöpfliche Budget. Ja, es war schwer zu erkennen, wo all das begonnen hatte. „Ich wünschte, ich könnte sagen, wir befänden uns in einem Stillstand", sagte Etain und machte sich bereit zu gehen, bevor sie all ihre Frustration und Verstimmung über diese Frau ausschüttete. „Aber ich habe das Gefühl, wir verkommen." Callista schenkte ihr ein höfliches Nicken. „Eines Tages kommen Sie einfach vorbei und bringen Ihr Baby mit. Wir würden ihn liebend gerne sehen." Als Etain zurück zum Hauptdeck mit der Messe ging, konnte sie sich nicht erinnern, erwähnt zu haben, dass sie einen Sohn hatte. Vielleicht war es nicht von Bedeutung, einfach nur eine höflichere Wortwahl als es, aber vielleicht war Callista auch ausreichend machtbegabt, um es zu wissen. Auf einmal sehnte sie sich nach Darmans Gesellschaft.
Nerrif war eine riesige Station, eine Andockplattform und Versorgungsbasis für ein Viertel des Mittleren Rands, und als sie endlich die Messe erreichte, war von Omega keine Spur zu sehen. Das Deck war ein einziges Meer aus Fremden, größtenteils Klon-Trooper, gesprenkelt von grau uniformierten Nichtklon-Offizieren und ein paar JediPadawanen. Als sie sich in die Macht vertiefte, umgab Darman ein Gefühl von Ferne und Friedlichkeit. So war es oft, und manchmal konnte sie anhand seines Eindrucks in der Macht nur schwer sagen, ob er schlief oder nicht Sie rief ihn über Comm. Es dauerte einen Moment, bis er sich meldete. „Dar, wo steckst du?" „Dusche, K-Deck." „Nicht, dass ich darum gebeten hätte, aber der Stationsdroide hat mich in den Offiziersunterkünften einquartiert. Privatkabine, nicht das Messedeck, such also nach Kabine siebzehn einundsechzig, N-Deck. Ich treffe dich dort." Darmans Stimme klang plötzlich kräftig und selbstbewusst. „ Ich hab dich auch vermisst." Etain konnte manchmal etwas schwer von Begriff sein, das wusste sie. Armer Dar, er erwartete ein bisschen Zerstreuung im romantischen Sinne und nicht den größten Schock seines kurzen Lebens. Sie würde behutsam vorge-
hen müssen. „Zuerst reden", sagte sie. „Die vergeudete Zeit wird hinterher nachgeholt. Abgemacht?" „Okay." Sie erreichte die Kabine vor ihm und versuchte zu meditieren, während sie wartete. Eine Jedi zu sein, erforderte Nachsorge. Es glich einer Garnitur an Rüstzeug, wie ihr klar wurde. Und wenn man aufhörte, es zu benutzen, stumpfte es ab. Sie verbrachte inzwischen so viel Zeit in der profanen Welt, dass sie nur noch selten meditierte, und selbst ihre kinetischen Fähigkeiten mussten nachgeschliffen werden. Ihre Pflichten waren jetzt weniger kämpf bezogen. Sie musste wieder auf Trab kommen, und sei es nur um der grundlegendsten Überlebenszwecke wegen. Sie konnte jedoch immer noch Darmans Anwesenheit spüren, lange bevor er anklopfte. Diese Fertigkeit behielt sie tatsächlich äußerst scharf geschliffen. Er fühlte sich immer noch bemerkenswert unschuldig in der Macht an, nicht exakt wie das Kind, für das sie seine Präsenz auf Qiilura fälschlicherweise gehalten hatte, und der strahlende Optimismus war deutlich ermattet. Dennoch war der Eindruck noch nicht von dunklen Wirbeln der Wut und Brutalität durchsetzt wie bei Skirata. Scorch hingegen ... sie dachte an Scorch, ruhig, trotz der gleißenden Furcht und Wut, die sie in Hadde besänftigt hatte. Sie hoffte, die Macht würde Darman dies ersparen.
Der Krieg zermürbte selbst diese Soldaten, trotz eines Genoms das unter anderem wegen seiner abnormalen Resistenz gegen Stress ausgewählt worden war. „Erika?" „Gute Navigation. Komm rein, schnell." Sie konnte niemanden in der Nähe spüren, aber das Letzte, was sie jetzt brauchen konnte, war jemand, der beobachtete, wie sie einen ihrer Männer in ihre Kabine ließ. „Hast du etwas zu essen bekommen?" „Ich musste den GAR-Rekord im Runterschlingen von zehn Robawürsten mit einem halben Liter Caf abgeben", sagte er und legte Helm und Gewehr auf der oberen Schlafkoje ab. Die Kabinen waren eng und von der Sorte mit Waschgelegenheiten, die sich aus den Spanten herausklappen ließen. „Corr hat mich geschlagen. Der Mann ist ein Sarlacc auf Beinen. Ich halte aber noch den SEBrigade-Jedermann-Rekord im Pastete-mitnichtidentifizierbarer-Fruchtpampefüllung-Essen. Du kannst immer noch stolz auf mich sein, Et'ika." Darman besaß ein äußerst entwaffnendes Lächeln. Etain fühlte sich dadurch umso schlimmer, weil er dieses vollkommene Vertrauen ausstrahlte. Sie würde reuig sein. Sie würde um Vergebung betteln. Es musste ihm gesagt werden, aber sie würde sich behutsam dorthin tasten.
„Ich mag Corr wirklich gern", begann sie. „Ich bin erstaunt, wie politisch er ist, wie viel er denkt. Er ist wirklich recht subversiv." Dar fing an, Rüstung und Zubehör abzulegen, wobei er die Platten sorgfältig neben seinem Helm stapelte. So etwas wie einen schnellen Klamottenwechsel gab es für einen Commando, der ausgerüstet war wie die RCs nicht. „Ja, wir einfachen Klone können sogar rechnen und glücklich sein. Dumm, ja Sir, lasst uns vom Band und stellt uns in der Schießbude auf, weil wir nix fühlen ..." Etain schämte sich. So hatte sie es nicht gemeint. Es war bloße Bewunderung für Corrs Vermögen, die Indoktrination abzuschütteln, die ihm sagte, der einzige Zweck seines Lebens bestünde darin, es für die Republik hinzugeben. „Dar, du weißt, so etwas Ekelhaftes würde ich nicht einmal zu denken wagen." Sie ergriff seine Hand. „Du glaubst mir doch, oder? Ich bin keine engstirnige Betschwester. Ich meinte, dass-" „Ich weiß. Schon okay. Entschuldige. Hab nur den Kanal ein bisschen voll." Darman war ein überaus entspannter Mann. Irgendein Bastard musste wohl etwas Unangebrachtes zur Schwadron gesagt haben. Wenn sie herausfand - nun, wenn es ein Jedi-Offizier gewesen sein sollte, würde sie vortreten und einen einer Jedi überhaupt nicht gebührlichen Anranzer
ablassen, den man so schnell nicht vergessen würde. Und jetzt musste sie es ihm sagen. „Dar, ich liebe dich. Das weißt du doch, oder?" „Arbeitest du daraufhin, mir etwas Schlimmes zu sagen?" „Nicht gerade schlimm." „Weil Sergeant Kal immer so angefangen hat, wenn er uns als Kinder schelten musste. Du weißt, ich liebe dich, Sohn, aber das darfst du nicht noch einmal machen. Aber er liebt uns wirklich, also ist es okay." Etain wusste nun, weshalb die Jedi - zumindest ihre Sorte Jedi - Bindungen scheuten. Sie hatte plötzlich völlig die Kontrolle über die Situation verloren, war unfähig, sachlich zu bleiben. Liebe brachte einen voll aus der Spur. Aber dennoch würde sie sie gegen nichts in der Welt eintauschen, nicht einmal gegen ihren nächsten Atemzug. Sie war der Höhepunkt ihrer ganzen Existenz. „Dar, du musst mir zuhören.11 Etain nahm seinen Arm. Am liebsten hätte sie ihn an beiden Schultern gepackt, damit er ihr direkt ins Gesicht sehen musste, aber er war zu groß. „Dar, ich werde dir jetzt etwas sagen, das ich dir schon vor langer Zeit hätte sagen sollen. Bitte sei nicht böse mit mir, auch wenn ich es verdient habe." Das ließ ihn aufhorchen. „Ist es Mereel?" „Was?"
„Wenn ich fort bin." Für einen Augenblick war Etain völlig sprachlos. „Fierfek, Dar, niemals! Nein, nichts dergleichen. Ich würde dich niemals so betrügen." Sie hatte diesen Punkt schon so viele, viele Male erreicht, und wieder zögerte sie an der Schwelle. Es war eine einzige Qual. Tu es. Sag es ihm. Tu es. Stang, dachte er wirklich, sie könnte ihn so hintergehen? „Dar, der Grund, weswegen ich fünf Monate auf Qiilura war... ich war schwanger. Und dann war ich Mutter." Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, konnte sie sie vor sich im Raum schweben sehen. Sie besaßen ein eigenes Leben, eigene Form und Bedeutung, Realität und Potenz. Ganz gleich, wie viele Male sie Kad hochgehoben und gehalten hatte, nie war er so real gewesen wie in diesem Augenblick, auch wenn er sich Lichtjahre entfernt in der Obhut einer anderen befand. Darman sah sie einfach nur an. Sie fühlte ihn: Er war plötzlich so leer wie sein Gesichtsausdruck. Die Bombe war geplatzt. Und sie hatte jeden Gedanken von ihm weggerissen. „Was?" „Ich war Mutter." Es waren die falschen Worte, aber so kamen sie ihr nun einmal über die Lippen. Darman mühte sich ab, blinzelte,
als würde er versuchen, eine fremde Sprache zu verarbeiten. Er sah ihr direkt in die Augen, fand aber keine Verbindung zu ihr. Ein gähnender Abgrund hatte sich zwischen ihnen aufgetan. „Es starb?" Die Worte entwichen als Hauch. „Oh, Et'ika ..." Das hatte sie nicht erwartet. Er hatte sie völlig missverstanden. Sie hatte die Vergangenheitsform benutzt, und das hatte ihn aus dem Gleis gebracht. Er fragte nicht einmal, ob es seines wäre. Es war, als würde er ihre Beziehung überhaupt nicht mit der Möglichkeit eines Kindes in Verbindung bringen. Was habe ich erwartet, dass er sagen würde nach dem, was ich getan habe? „Nein, Dar, es geht ihm gut. Er ist wunderschön. Er ist dein Sohn. Unserer." Darmans Blick ließ nicht von ihrem ab. Er hörte auf zu blinzeln und holte mit geöffneten Lippen Luft wie jemand, der gleich niesen oder husten würde. Etain konnte nicht fühlen, ob er gleich platzen würde. Sie hatte jetzt Angst. Sie hatte gewusst, dass es ihn schockieren würde, aber es hatte ihm völlig den Atem verschlagen. „Das hast du mir nie gesagt?", fragte er schließlich. „Du hast nie daran gedacht, es mir zu sagen?" Natürlich war es sogar noch schlimmer als das. Musste
er überhaupt wissen, dass sie es geplant hatte? Ja, musste er, denn sie konnte nicht mehr mit Lügen leben. Er und Kad waren jetzt ihr ganzes Leben. Es durfte keine Geheimnisse geben. „Mir wurde klar, dass du dir Sorgen gemacht hättest, hätte ich dir von meiner Schwangerschaft erzählt. Und du brauchst nicht noch mehr Sorgen, während du an der Front bist." Es lag kein Sinn darin, ihm zu erzählen, dass Skirata sie abgehalten hatte. Sie hatte Darman von Anfang an getäuscht, die Empfängnis geplant, ihn glauben lassen, das Risiko einer Schwangerschaft würde nicht bestehen. Es war ihre Schuld: Sie würde die Konsequenzen allein tragen. „Und dann wusste ich nicht, wann ich es dir sagen sollte. Ich hatte aus allen möglichen Gründen Angst, der Jedi-Rat könne es herausfinden - weil sie mich dann rauswerfen würden oder mir Kad vielleicht wegnehmen würden -" „Ist... ist das sein Name?" „Ja. Kad. Als er geboren wurde, habe ich ihn Venku genannt, aber dann hast du gesagt, dir würde Kad als Name für einen Sohn gefallen, erinnerst du dich? Als ..." Etain verstummte langsam. Sie wusste noch genau, wann das Gespräch stattgefunden hatte, und wünschte, sie hätte ihn nicht daran erinnert. Die Eruption bahnte sich an. „Wir sprachen über Namen."
Darman besaß ein ausgezeichnetes Erinnerungsvermögen. Kein perfekt fotografisches wie die erweiterten Gedächtnisse der Nulls, aber er behielt die Dinge recht gut. Es war gewesen, als Skirata der Schwadron Kad als seinen Enkel vorgestellt hatte. Jetzt steckte also auch Kal'buir bis zum Hals mit drin. „Das war mein Sohn!", sagte er. Etain konnte ihn fast nicht hören. Er sprach beinahe zu sich selbst. „Mein Sohn." „Es ist gut, Dar." Sie streckte wieder ihren Arm aus, um seine Hand zu nehmen, aber er erwiderte ihren Druck nicht. Sie hatte zu viel Angst, ihn zu umarmen, obwohl sie überhaupt nicht wusste, wovor sie sich fürchtete. Er sah aus wie eine Sprungfeder, die gleich losschnellen würde. „Aber jetzt werden wir dafür sorgen, dass es funktioniert, Dar. Es tut mir leid. So leid. Ich hätte nichts von all dem tun sollen, ich weiß, aber ich habe mir so sehr einen Sohn für dich gewünscht, eine Art Zukunft. Das ist es doch, was mandalorianische Männer wollen, oder? Einen Erben." Darman schien nicht zu realisieren, dass sie es beabsichtigt hatte und es von der Macht beeinflusst worden war. Das war in etwa so, als würde man einen Schneesturm nicht bemerken, wenn die Lawine bereits über einen hinwegfegte. Er trat einen Schritt von ihr zurück und legte seine hohlen Hände über Mund und Nase, so als würde er vermeiden wollen, irgen-
detwas einzuatmen. „Dar?" Er streckte sich und legte die Arme an die Hüften. „Bin ich der Letzte, der erfährt, dass er mein Sohn ist?" Er sah aus, als würde er im Geiste alle Gespräche noch einmal abspielen, die stattgefunden hatten, seit sie in Besanys Appartement gestanden und den jüngsten Zuwachs in Skiratas Familie bewundert hatten. Skirata hatte Darman sogar auf diese mandalorianische Ruck-zuck-in-einem-SatzArt formal adoptiert. Und Darman hatte ihr gesagt, er wäre noch nicht bereit, Vater zu werden. Wenn er sich an all das erinnerte, musste er völlig aufgewühlt sein. „Etain, wussten es alle außer mir?" „Nein, nur diejenigen, die es um Kads Sicherheit willen wissen mussten." Darman hielt inne, starrte unbestimmt auf die Koje und fing dann an, seine Rüstungsplatten wieder anzulegen. „Also alle außer mir und der Schwadron." Etain hatte keinen Grund anzunehmen, dass er ihr jemals wehtun würde, aber wie alle sehr starken, sehr muskulösen Männer besaß er diese Ausstrahlung, die sowohl beruhigend als auch bedrohlich wirken konnte, und im Augenblick jagte er ihr auf unerklärliche Weise Angst ein. Es herrschte Stille — auf beide Arten: das Fehlen von Geräuschen und das Fehlen von Emotionen in der Macht. Er
fummelte an seinem Helm herum, schien dann den Versuch aufzugeben, ihn zu versiegeln, und klemmte ihn sich unter den Arm. „ Dar, wenn du bereit bist, darüber zu reden ...", sagte sie. Er drehte sich zur Tür. „ Ich muss nur eine Weile spazieren gehen", erwiderte er mit heiserer Stimme. „Den Kopf ein bisschen klar kriegen." Sie lauschte und hielt den Atem an, bis sie seine Schritte auf dem Korridor nicht mehr hören konnte. Dann zog sie ihr Comlink hervor und kontaktierte Skirata, um ihn wissen zu lassen, was sie getan hatte.
8. Natürlich leiden Klone auch. Was lässt Sie glauben, sie täten es nicht? Sie waren seit über zwei Jahren ununterbrochen im Krieg, und zwar in einem harten Krieg. Bei Gefechtsstress geht es nicht darum, ob, sondern um das Wann. Würde die GAR aus durchschnittlichen Menschen bestehen, hätten Sie jetzt keine funktionstüchtige Armee mehr. Bei Klon-Troopern handelt es sich um optimierte Menschen, und nur zwei Prozent der Bevölkerung könnten jemals so robust, belastbar und aggressiv sein wie diese Männer. Aber schindet man sie derart und lässt ihnen keine Pause, gönnt ihnen keinen Schlaf und gibt ihnen keine Unterstützung oder keine Möglichkeit abzuschalten - dann werden auch sie letzten Endes daran zerbrechen. - Dr. Mij Gilamar, Cuy'val Dar und medizinischer Berater der Sondereinsatzbrigade, in Bewertung der Behauptung des Verteidigungsministeriums der Republik, Klone könnten nicht wie andere Menschen unter Gefechtsstress leiden, da sie kein anderes Leben kennen und dafür gezüchtet wurden
Transit-Messedeck N, GAR-Station Nerrif, 1910 SZ, 996 Tage NSG Die Vorteile eines völlig isolierten Helms hatten sich Darman noch nie so deutlich gezeigt wie jetzt. Er konnte vor den Augen eines jeden vorübergehenden Troopers dasitzen und toben, und solange er sich dabei nicht bewegte, würde niemand etwas merken. Es herrschte wenig Privatsphäre in diesen Behelfskasernen. Omega Squad drängte sich in einem offenen Vierkojenbereich, Sinnbilder entspannter Ruhe für jeden, der vorüberging. Aber das Innere ihrer buy'cese war eine Privatarena für qualvolle Gespräche. Die einzige Schattenseite bestand darin, dass man seine Körpersprache unterdrücken musste. Doch diese Fähigkeit lernte jeder Klon in dem Augenblick, in dem er begriff, dass das Innere seiner Rüstung einen Privatraum bot, in den die Kaminoaner nicht eindringen konnten. Darman fragte sich, wie viele Jedi-Generäle wohl wussten, dass das vertraute Verstanden ... nicht annähernd den Kommentaren ähnelte, welche außer Hörweite der Offiziere über private Kanäle zwischen den Brüdern ausgetauscht wurden. „Shab, Dar, was wirst du jetzt tun?", fragte Atin. „Ich weiß es nicht." Viel weiter war Darman in der vergangenen Stunde nicht gekommen. Er wusste nicht ein-
mal, ob er wütend war. Das einzige in etwa vergleichbare Gefühl hatte er erlebt, als Jay, Vin und Taler getötet wurden und der darauf folgende, unmittelbare Kampf ums Überleben vorüber war. Es war eine Mischung aus Ungläubigkeit und Taubheit gewesen, ein körperlicher Schmerz in seiner Brust und die völlige Unfähigkeit, klar zu denken. „ Ich weiß es einfach nicht." „Er braucht überhaupt nichts zu tun." Niner hatte auf Sergeant geschaltet und versuchte die Stimme der Zuversicht in der Krise zu sein. „Es gibt nichts, was er tun kann. Das Baby ist eine Tatsache. Es wird versorgt. Es gibt keine Vorschrift, die besagt, er dürfe kein Kind zeugen. Und Etain wird ihn wohl kaum auf Unterhaltszahlungen verklagen, oder? Alles, was er also zu tun hat, ist, sich mit der Tatsache abzufinden, dass sie shab noch mal sein Kind in die Welt gesetzt hat, ohne sich die Mühe zu machen, es ihm zu sagen." „Keine große Sache also", meinte Atin mit fest verschränkten Armen über der Brust. Es war eine gute Methode, jedwede Geste zu vermeiden, die Außenstehenden einen Hinweis gegeben hätte, was vor sich ging. „Er braucht sich nur betrogen zu fühlen. Das kriegt er hin." Corr hatte das ganze Gespräch über den Mund gehalten. Bei weniger persönlichen Themen mochte er grässlich geschwätzig sein, aber er wusste, wann er sich herauszu-
halten hatte. Dar hatte das Gefühl, darin würde sich der echte Corr zeigen, und er mochte ihn dafür umso mehr. Darman wagte sich in Bereiche vor, an die er eigentlich nicht einmal denken wollte. „Kal'buir wusste es." „Schon, aber du hast gesagt, Etain würde ganz schön in der osik sitzen, wenn die Jedi-Gedankenpolizei ihr auf die Schliche kommt." Niner schien auf mildernde Umstände zu plädieren. „Und holen die sich nicht Babys? Sie hatte ihre Gründe." Aber sie hatte es ihm erzählt, ohne dass sich das Risiko für Kad verringert hätte. Es ging um die Annahme, dass das Baby machtsensitiv sei oder wie immer sie das nannten. Das machte keinen Jedi aus ihm. Darman sehnte sich nach ein paar vernünftigen Worten von Jusik. Er hätte die passenden Antworten. Und wenn nicht, hätte er zu der Sache immer noch ein paar Weisheiten auf Lager, die es Darman ermöglichen würden, das Positive darin zu sehen und davon ausgehend den Faden wiederaufzunehmen. Ihm fiel auf, dass sein erster Gedanke gar nicht darin bestanden hatte, Skirata sein Herz auszuschütten. „Dar", sagte Corr vorsichtig, „willst du das Kind denn nicht?" „Doch, das tue ich." Es rutschte einfach so heraus. „Ich dachte, es würde mich nicht interessieren, aber er ist mein Sohn. Das bedeutet, da ist mehr von mir als nur das, was
hier sitzt Ich kann es nur schwer erklären, aber es spielt eine Rolle. Es macht mich zu jemand anderem." Gewöhnliche Menschen wuchsen mit dem Wissen auf, was eine Familie war und was Eltern taten, auch wenn sie keine hatten. In Darmans vollkommen künstlicher Welt auf Kamino, während der Jahre, die ihn am meisten geprägt hatten, hatte er etwas Grundlegendes begriffen: dass es so etwas wie einen Vater gab. Und Kal Skirata hatte diese Lücke in seinem Leben ausgefüllt. Von Zeit zu Zeit hatte er Jango Fett gesehen - und dessen Sohn -, und er wusste, dass er von den Zellen dieses Mannes abstammte, aber er hatte nie so eine Verbindung zu ihm verspürt wie zu Skirata. Menschen waren wie alle anderen Kreaturen in der Galaxis auch. Ihr Instinkt ließ sie sich vermehren und um ihren Nachwuchs kümmern, und Menschen zu klonen und in Bottichen heranzuzüchten, änderte daran nicht das Geringste. „Ich wette, Ko Sai wäre schockiert gewesen, wenn sie gewusst hätte, was für unordentliche Leben ihre ach so vorhersehbaren Klon-Einheiten führen", meinte Corr. „Hätte ihr bestimmt nicht gefallen." „Geradezu ein Jammer, dass sie tot ist. Wäre schön gewesen, ihre Reaktion zu sehen." Niner klickte verdrossen mit den Zähnen. „Na ja, damit kannst du die praktischen Probleme vergessen, und wir bringen dich durchs Stim-
mungstief. Wie wir es immer tun. Vode An, richtig?" Tatsächlich lag Niner falsch. Er lag sehr falsch. Darman bewegte sich auf Boden, den er nie zuvor betreten hatte, und es ging um mehr als nur die plötzliche Erkenntnis, dass er irgendwo da draußen einen Sohn hatte. Es ging um Vertrauen. Die ganze Galaxis bestand aus Lügen, und selbst sein Job basierte zu großen Teilen auf Täuschung, aber so lange es einen Bereich gab, der real war und der nicht unter seinen Füßen zerbröckeln würde, fühlte er sich sicher. Dieser Halt war nicht Etain. Es war Kal'buir. „Er wusste es", sagte Darman, „und hat es mir nie gesagt." „Kal?", fragte Corr. „Warum wollte er es mir nicht sagen?" „Weil er wusste, dass du die Wände hochgehen würdest, so wie jetzt." „Habe ich dazu nicht das Recht? Ich meine, er hat mir immer gesagt, ich wäre ein Mann mit dem Recht, mein Leben selbst zu lenken, aber jetzt beschließt er, was gut für mich ist und was nicht." Niner meldete sich zu Wort. „Mach mal halblang. Kal'buir war ja. wohl nicht derjenige, der schwanger wurde und nichts davon gesagt hat." „Nun, wenn er einen Grund dafür hatte, es mir nicht zu-
sagen, dann entweder, weil er meinte, ich sei zu blöd, um damit fertig zu werden, oder weil er Etains Probleme für wichtiger hielt. Ich meine, es ist doch nicht so, als würde ich es irgendwem weitersagen." „Oder", spekulierte Niner, „er war der Meinung, du und Etain wärt erwachsene Menschen, und hat sich deshalb aus euren Privatangelegenheiten rausgehalten." Das machte Sinn. Wie immer bei Niner. Aber es besänftigte Darman kein bisschen. Er begann auf konkrete Gedankengänge zu stoßen, die sich aus dem Nebel schmerzhafter Gefühle herauskristallisierten, und drei davon stachen wie Felsen hervor: Dass ihm Menschen nicht trauten, die er liebte und auf die er sich verließ. Dass er sich nicht mehr sicher war, ob er ihnen vertrauen konnte. Und dass er ein namenloses, formloses, verzweifelt animalisches Bedürfnis verspürte, seinen Sohn zu sehen, selbst wenn er nicht genau wusste, was ein Vater in seiner Situation hätte tun sollen. Nun, daran konnte er sich festklammern. Und er wusste, was ein Vater zu tun hatte. In Skirata hatte er das seiner Meinung nach beste Vorbild dafür gefunden, obwohl jetzt Zweifel daran an ihm nagten. Er sah nach den eingetroffenen Übertragungen auf seinem HUD. Wenn er entschied, sie nicht über den Sprachkanal zu beantworten -oder das nicht konnte -, dann wur-
den sie zum späteren Lesen als Text abgespeichert. Skirata hatte versucht, ihn über die gesicherte Verbindung zu erreichen. Etain hatte gerade eine Erinnerung hinterlassen, dass die Einschiffung nach Triple Zero - Coruscant, Corrie, Trip Zip, oder wie immer sie es nennen mochte - denn ihm war es im Augenblick egal - auf 0600 angesetzt war. Er wollte sie nicht vor den Kopf stoßen. Er wusste nur noch nicht, was er sagen wollte, ganz zu schweigen davon, wie er auf ihre Antworten reagieren sollte. „Das wird schon wieder, Dar", sagte Atin ruhig. „Die Höhen und Tiefen, wenn man mit einer Frau zusammen ist. Wären wir auf ganz normalem Weg auf Corrie geboren worden, hätten wir das alles Stück für Stück gelernt." Darman war gewillt, auf Atin zu hören. Niner war in Sachen Frauen immer nur Meister-Theoretiker, und Corrs Romanzen hielten dank Mereels Einfluss immer nur so lange, wie er sich in irgendeiner Stadt aufhielt. Atin hatte Laseema, und er wusste, woher der Wind wehte, auch wenn er sich nie den Kopf darüber zerbrechen musste, dass es ein Kind gab, von dessen Existenz er nichts gewusst hatte. „Früher war alles so einfach", seufzte Niner, aber er klang, als würde er mit sich selbst sprechen. So war es auch. Aber jetzt war das Leben nicht mehr einfach, und Darman verstand nun den sprichwörtlichen
Segen der Unwissenheit. Zweimal so schnell aufzuwachsen, wie es die Natur vorgesehen hatte, tat auf mehr Arten weh, als er zuerst gedacht hatte. Er hatte nicht die Zeit gehabt, sein Herz zu stählen. Turnhalle der Arca-Kaserne, Coruscant, 0630 Stunden, 997 Tage NSG Vau schien wieder voll in seinem Element zu sein. Scorch zögerte, ein Wort wie strahlend für den alten chakaar zu benutzen, aber der Mann sah aus, als hätte er zum ersten Mal seit Ewigkeiten etwas Farbe im Gesicht. „Du glaubst, das tut weh?", raunzte Vau. Er drückte einen unglückseligen Trooper mit einem tränen verursachend schmerzhaften Griff auf die Matte. Der di'kut hätte es besser wissen sollen, als sich freiwillig zu dieser Demonstration zu melden, aber offensichtlich kannte er Vau nicht und hatte gedacht, er würde nur gegen einen alten Mann antreten. So war es auch. Aber Vau war ein alter Recke, der sich fit hielt und jede Menge von Schmerzen verstand. „Falsch, das tut weh." Der Trooper kreischte. Es brauchte viel, um eine Reaktion wie diese aus einem solchen Mann herauszuholen. Es mochten vielleicht Fleischbüchsen sein, aber sie waren
ebenso hart wie irgendein ARC oder Commando. Scorch konnte nicht länger zusehen. Er rief Vau zu, wenn auch mehr um seines Seelenfriedens willen, statt aus der Dringlichkeit von Zeys Vorladung heraus oder um dem Leiden des Troopers ein Ende zu bereiten. Vaus Technik war als Keldabe-Händedruck bekannt, allerdings wurde der Druck weniger auf die Hände ausgeübt. „Sarge!", brüllte Scorch. „Sarge, General Zey sendet Grüße, er möchte sie umgehend sehen." Vau ließ den empfindlichen Teil der Anatomie des Troopers los, und der arme Kerl rollte, für eine Weile außer Gefecht, auf die Seite. Nun, zumindest wusste er jetzt, wie man einen menschlichen Gegner mit einem Handgriff aufhalten konnte. Mird sah von der Seitenlinie aus zu, gähnte gelegentlich und vermittelte den Eindruck, er habe das alles schon gesehen. „Verschwinde lieber in den Sanibereich und lass das mal ansehen, ad'ika", sagte Vau und strich seinen zerknitterten Trainingsanzug glatt. Ohne seine Rüstung sah er nicht halb so Furcht einflößend aus. Sein Äußeres täuschte. „Mird, behalte sie im Auge und pass auf, dass sie nicht schlappmachen. Und was euch Bande angeht - wenn ich zurückkomme, will ich, dass Ihr in der Lage seid, euch gegenseitig die Tränen in die Augen zu treiben. Verstanden?" Ein müder Chor antwortete: „Jawohl, Sarge."
„Großer Darakaer von Irmenu, ich wurde für meine Sünden mit Taubheit gestraft. Ich sagte verstanden?" „Jawohl, Sergeant!", bellten sie zurück. Vau schien vorübergehend zufrieden zu sein. Er begleitete Scorch den Korridor zu Zeys Büro entlang und zog dabei eine Fahne frischen Schweißes und Bactasalbe hinter sich her. „Haben Sie wieder Brigadegewalt, Sarge?", fragte Scorch. „Nein. Immer noch Zivilistenstatus." Vau trug ein zerstreutes Stirnrunzeln, das nichts mit den unmittelbar anstehenden Aufgaben zu tun haben schien. „Auf diese Weise kann ich Zey sagen, wohin er sich seine Befehle stecken kann, ohne dabei das Gefühl zu haben, ich hätte meine militärische Selbstachtung verloren. Eine Armee, die Befehle verweigert, ist nichts weiter als ein Mob." Scorch kannte das alles zur Genüge. Es war wie eine Litanei, und er kannte seine Stichworte. „Eine Armee, die Befehle verweigert, ist eine Gefahr." „Eine Armee, die Befehle verweigert, ist tot." „Haben Sie schon einmal einen Befehl missachtet, Sarge?" „Nur wenn er rechtswidrig war. Und die Entscheidung fällt nicht immer leicht, nicht, wenn dir die Blastersalven die Nasenhaare rasieren. Diese Weisheit überlasse ich den
Anwälten, die sich Jahre nach dem Vorfall die shebse platt sitzen und drum herum salbadern." Vau war noch nie der Gesprächigste gewesen. Vielleicht war dies der private Vau, derjenige, den seine Schwadronen nur selten zu Gesicht bekamen. „Und wie läuft's bei dir?" „Entschuldigen Sie, Sarge, wie bitte?" „Ich höre und sehe alles. Ist keine Schande, ab und an die Nerven zu verlieren, nicht in einem närrischen Krieg wie diesem." Scheinbar konnte niemand die Klappe halten. Aber wahrscheinlich war es Etain gewesen, die geplappert hatte. Von ihnen hätte Vau niemand gesagt, dass Scorch ein bisschen Hilfe brauchen konnte. Der alte Vau hätte ihm eine ganz schöne Abreibung verpasst für das, was er in Hadde getan hatte - dumme Risiken, Gefühlsausbrüche, überhaupt keine Eiseskälte zu zeigen wenn es darauf ankam. Der heutige Vau schien etwas toleranter zu sein, aber das war für sich genommen ebenso beunruhigend. Scorch fragte sich, ob es um seinen eigenen Bezug zur Realität vielleicht schlimmer stand, als er glaubte. „Ein bisschen müde", antwortete er. „Das ist alles. Recht bald rücken wir nach Kashyyyk aus. Wir werden eine ganze Weile dort sein ..." „Ich weiß. Trotzdem will ich dich um achtzehnhundert in meinem Quartier sehen, okay?"
Scorchs Magen zog sich zusammen. „Jawohl, Sarge." Es gab immer noch die Möglichkeit, dass es gar nicht Vau war, sondern ein formwandelndes Gurlanin. Manchmal, so hatte Scorch gehört, gelang es ihnen nicht, richtig in ihre Rolle zu finden. Im Moment fühlte sich Scorch ausgezeichnet. Er verstand nicht, was der ganze Trubel sollte. Er reagierte nur darauf, von chakaare umgeben zu sein, die ihn zum Kochen brachten. Er hatte auch böse Träume, aber das hatte jeder. So würde er es auch Vau erzählen. Boss, Fixer und Sev warteten bereits in Zeys Büro, als Scorch die Türen öffnete. Von Captain Maze war keine Spur zu sehen. Zey hatte die Arme verschränkt und hielt dabei die Ellbogen auf seinen schicken, blauen Steinschreibtisch gestützt, ein klares Anzeichen dafür, dass er innerlich die Wände hochging statt nur extra-aufgeregt zu sein. „Meine Herren, diese Besprechung ist vertraulich", begann er. Ein Schalter an seinem Schreibtisch ließ die Türen zufallen. „Was hier erörtert wird, bleibt unter uns." Scorch fühlte sich beleidigt. Jede ihrer shabla Missionen war streng geheim. Er sah, wie Vaus Kiefer eine leicht kantigere Form annahm. Also doch kein Gurlanin. Der alte Zuchtmeister Vau war noch immer da drin. „Ich denke doch, Sie können sich darauf verlassen, dass
wir Profis sind", sagte Vau. Er zog den Kragen seines Trainingsanzugs zu Recht. Wahrscheinlich fühlte er sich ohne Rüstung oder formelle Kleidung unbehaglich. „Worum immer es auch geht, wie schlimm ist es?" „Es geht um gefährdete Computernetzwerke." „Ich weiß. Darüber haben Sie uns bereits informiert. Wir brauchen ein paar Hinweise von den Nulls und den Schatzamtstechnikern, bevor wir uns reinknien können. Sollte Omega bei dieser Sache nicht auch dabei sein?" „Das ist der Kern des Problems, Walon." Zey hatte das Auftreten eines Mannes, der sich über eine wackelige, morsche Brücke wagt. „Ich brauche jemanden, der auf Skirata und seine Nulls aufpasst. Und damit meine ich nicht, nachsehen, ob sie auch genügend Caf und Kekse haben, um bei Laune zu bleiben." „Worum bitten Sie mich, General?" Vaus Gesichtsausdruck war jetzt in Granit gehauen. „Sie müssen wenigstens einmal deutlich werden." Es war nicht das erste Mal, dass Zey Skirata bei einer Operation außen vor ließ. Er hatte nicht gewollt, dass er von der Mission zur Auffindung von Ko Sai erfährt. Aber dies war das erste Mal, dass er jemanden in diesem Raum aufforderte, ihn als potenziell feindselig zu behandeln statt nur als anfällig dafür, Kaminoaner aufzuschlitzen, welche die Republik lebend haben wollte.
„So sehr ich den Mann als Soldaten schätze, ich will sicher sein, dass er seine Position nicht missbraucht", erklärte Zey. „Ich will, dass Sie überwachen, was er und seine kleine Privatarmee im Schilde führen." „Sie wollen, dass ich einen Kameraden ausspioniere. Ja?" „Ich will sicher sein, dass er nicht der Republik schadet, Walon. Das ist alles. Ich weiß, wie sehr er sich um seine Truppen sorgt, und ich weiß, dass er die Regeln bis zum Brechpunkt beugt, aber ich gönne ihm, was immer er dafür vom Budget abschöpft. Ich weiß, es wird dem Wohle der Klone zukommen. Ich kann auch nichts gegen die Black-Op-Bilanz der Nulls sagen. Ich muss einzig und allein wissen, ob Skirata die Kriegsbemühungen nicht sabotiert, sei es absichtlich oder anderweitig." Vau sah aus, als müsse er den Gedanken erst gründlich durchkauen, bevor er ihn an die Wand spuckte. Delta Squad saß einfach nur da und schwieg. Die Unterhaltung wurde über ihre Köpfe hinweg geführt, wie so oft, und Scorch fragte sich, ob Zey sie vielleicht nur deshalb zu diesen Beratungen bestellte, damit er mit der Macht versuchen konnte, anhand ihrer Reaktionen festzustellen, ob sie etwas wussten. Scorch verspürte wachsendes Unbehagen bei dieser Vorstellung. Es glich der permanenten Überwachung durch die Kaminoaner, um abweichendes Verhal-
ten zu ermitteln, und erinnerte ihn an die subtilen Methoden, mit denen Klone eine hübsche, ordentliche und unauffällige Fassade aufrechterhielten, damit sie einer Überholung entgingen. Manche kehrten aus dieser nie mehr zurück. Man musste versuchen, so un-individuell wie möglich zu sein, damit die Aiwha-Happen einen nicht entdeckten und wegkarrten. „Sie müssen irgendwelche Beweise für auffälliges Verhalten haben, wenn sie mich anwerben wollen", sagte Vau schließlich. „Ich mag keine Blindflüge. Seien Sie offen zu mir. Sagen Sie mir, worauf genau ich achten soll, sonst legt er mich nach Strich und Faden rein - oder schneidet mir die Kehle durch, wenn ich es am wenigsten erwarte." „Das ist also ein ja?" „Nein. Das ist ein Sagen Sie mir, worauf ich mich einlasse, bevor ich überhaupt etwas sage. Ich bin zu alt für Ratespielchen." Zey lehnte sich in seinem Sessel zurück. „Ich habe keinen Zweifel daran, dass er stiehlt." „Tja, es heißt schließlich Mandalorianer seien alle so ... alle gleich ..." Zey ignorierte diese spitze Bemerkung. „Aber selbst Skirata könnte nicht genug entwenden, um an der Kriegsführung zu kratzen. Mich interessiert aktive Sabotage von Missionen, Zurückhaltung von Informationen, ungesunde
Kontakte zu Separatisten, solche Dinge." Scorch wusste, dass Skirata reichlich Dreck am Stecken hatte. Er selbst war zum Teil sogar daran beteiligt gewesen. Ebenso Vau. Aber aus diesem Grund standen sie ja auch auf der Lohnliste der Sondereinsatzbrigade. Sie waren hier ja nicht bei den Juniorpfadfindern. Sie mussten sich mit dem untersten Bodensatz der Galaxis abgeben. Vau war inzwischen ein Standbild der Selbstbeherrschung. Etain sagte, in der Macht erschiene er immer völlig ruhig, selbst wenn er jemandem eine Vibroklinge durch die Gurgel rammte. Zey sah so klug aus wie zuvor. „Ich kenne Skirata nun schon einige Jahre", sagte Vau. „Nach Coruscant-Maßstäben ist er ein Verbrecher. Ich ebenfalls. Aber ein ausgemachter Verräter - nein. Er ist ein Profi." „Mandalorianer spielen also niemals Doppelagenten, Walon?" „Nicht für den Satz, den Sie zahlen, General." Zey begegnete Vaus unerschrockenem Blick und schaute dann weg, bevor er nach einem Datapad griff, etwas darin aufrief und es dann über den polierten Tisch schob. Vau nahm es und las. „Das ist eine Liste separatistischer Kombattanten, die über die letzten Monate gefangen genommen wurden", erklärte Zey. „Kommen Ihnen irgendwelche der Namen
bekannt vor?" Vau blieb völlig ungerührt. „Ja." „Als Skirata mir gegenüber erwähnte, dass seine Tochter vermisst würde, tat es mir für ihn leid, daher habe ich eine Namensuche in den Datenbanken der Regierung veranlasst, um zu sehen, ob sie vielleicht in einem Medicenter aufgetaucht oder irgendwo als Arbeiterin registriert ist." „Und gefunden haben Sie sie in einem Gefängnis der Republik." „Ich nehme an, es handelt sich um die richtige Frau. Er hat mir ihren Namen nicht buchstabiert." „R-U-U-S-A-A-N", sagte Vau. „Oder kurz Ruu. Und Sie meinen, eine Tochter zu haben, die für die andere Seite kämpft, würde Skirata dazu bringen, seine geliebten Klone einem noch höheren Risiko auszusetzen, als sie es jetzt schon sind?" „Sie ist sein Fleisch und Blut" „Sie verstehen die Mando'ade immer noch kein bisschen." Vau stieß einen langen, müden Seufzer aus, der sich aufrichtig anhörte. „Aliit ori'shya tal'din. Familie besteht aus mehr als nur Blut. Und wenn Sie sich die Mando'ade, die für sie arbeiten, einmal genauer ansehen würden - und damit Ihren Job richtig erledigen würden, wie ich hinzufügen darf-, dann würden sie feststellen, dass bei
den meisten von ihnen ein Verwandtschaftsteil auch einmal auf Seiten der Feinde der Republik kämpft. Wir haben seit Jahrtausenden als Söldner gearbeitet. Wenn Sie einen Mando anheuern, kaufen Sie damit automatisch auch professionelle Loyalität ein. Komisch, dass Sie in uns private Auftragnehmer sehen, die für die Freiheit kämpfen, wenn es Ihre Credits sind, aber als amoralischen Abschaum, wenn wir von jemand anderem bezahlt werden. Vielleicht sind wir alle ja wie Ihre feinen Jedi, die von Planeten kommen, die nicht der Republik angehören, vielleicht..." „Ich habe Sie nicht zu einer Ethikdiskussion über private Militärdienstleister hergebeten, Walon." „Ja, wie ich bemerke, gehört dies zu den philosophischen Grauzonen, mit denen Sie sich schwertun. Aber wenn Sie von mir verlangen, einem Mann, dem ich eines Tages vielleicht im Kampf mein Leben anvertrauen muss, ein Messer in den Rücken zu stechen, dann verlange ich entsprechende Gründe. Auftraggeber kommen und gehen, aber die Berufsgemeinschaft begleitet einen für immer." „Nun gut", erwiderte Zey. „Laut Geheimdienst haben Unbekannte in Dateien und an Stellen herumgestochert, die für sie von hoher Bedeutung sind. Mir wurde nicht gesagt, was genau betroffen ist, aber als Leiter der Sondereinsatzkräfte ist das für mich anscheinend auch nicht erforderlich. Aber ich kann das Ungesehene anhand des
Schattens, den es wirft, erkennen, und ich weiß, hier ist das Schatzamt und dort das Verteidigungsministerium, und wenn es irgendjemanden gibt, der in der Lage ist, so weit in das System der Republik vorzudringen, ohne direkte Spuren zu hinterlassen, dann sind es Skirata und seine überaus cleveren Jungs." Vau verzog immer noch keine Miene. Trotz des Sicherheitsschallschutzes des Büros, der Lauschern und Wanzen vorbeugen sollte, wurde die Atem verschlagende Spannung von einem plötzlichen Geräusch unterbrochen. Es war das Geräusch von Krallen, die an den Türen kratzten. Mird war aufgetaucht. „Ich habe Ihrer Logik nichts entgegenzusetzen", meinte Vau. „Dabei?" Zey fragte nicht einmal Boss zu Deltas Haltung. Diese war irrelevant. „Oder nicht?" Vau wartete fünf Herzschläge ab. Scorch hatte das bei ihm schon oft beobachtet, und je länger er wartete, desto mehr Angst bekam Scorch. Fünf Herzschläge bedeuteten höchsten Unmut. „Sie bezahlen mich", sagte Vau schließlich. „Wenn ich herausfinde, dass er irgendetwas tut, um dem Feind zu helfen, werde ich Ihnen die vollständigen Einzelheiten unterbreiten. Aber nur, weil er damit seinen Vertrag mit Ihnen brechen würde. Unser Wort ist unsere Verpflichtung.
So muss es sein, sonst wären wir lediglich Wilde." Zey besaß die Weisheit, auf den letzten Satz nicht einzugehen. Scorch war sich nie sicher, ob Zey die allgemeine Meinung über Mandalorianer teilte. Er mochte der Kultur ignorant gegenüberstehen, aber für einen dieser Mystiker war er ziemlich tolerant. „Und vergessen Sie nicht, ich erwarte Diskretion." Dann hätte Zey beinahe Weggetreten gesagt. Scorch sah, wie sich seine Zähne schon an die Unterlippe legten, als er plötzlich innehielt. „Ich bedanke mich." Die Türen teilten sich, und Vau ging, gefolgt von Delta, auf sie zu. Mird saß geduldig an der Schwelle und unternahm keinen Versuch, in das Büro zu springen. Stattdessen trottete das Strill ihnen voraus den Korridor hinunter, die Schnauze in Verfolgung faszinierender Gerüche wie festgeschweißt auf den pleekhölzernen Boden geheftet. Scorch schaltete auf seinen Helmkanal, damit Vau ihn nicht hören konnte. „Skirata wird ihm seine verdammten gett'se abschneiden und sie ihm in die Kehle stopfen, wenn er das herausfindet." Sev schnaubte. „Ich sagte ja, dass es hier immer mehr wie in Keldabe wird." „Kal würde die Republik niemals ruinieren", meinte
Boss. „Bist du dir da sicher?" Fixer klang nicht überzeugt. „Oder besser, ist Kal sich da sicher?" Vau sagte nichts, bis sie die Türen zum Trainingsflügel des Hauptquartierbaus erreichten. Dann drehte er sich langsam um und starrte sie an, als hätten sie ihre Helme nicht auf und als könne er nicht nur direkt in ihre Augen, sondern bis tief in ihren Verstand sehen. „Für den Fall, dass ihr euch fragt, wieso, ob und wann", sagte Vau, „das hier ist Cuy'val Dar-Angelegenheit, und ich werde euch nicht mit hineinziehen. Ihr haltet euch raus ihr haltet euch fern. Tayli'bac?" Dies war der schärfste Ton, in dem ein Mandalorianer jemanden fragen konnte, ob er verstanden hätte, und falls es jemals einer Antwort bedurft hätte, wäre ja die geeignetste gewesen. Der Befehl lautete, sich zurückzuziehen. Delta unterstand aber Etain, und sie gehörte so ziemlich zu Skiratas Team. Das brachte Delta in eine recht heikle Lage. „Sarge", sagte Boss. „Wo bleibt dabei General TurMukan?" Vau senkte den Kopf und bedachte Scorch mit einem freundlichen, aber auch Ich scherze nicht-warnenden Blick. „So wie ihr euch aus Cuy'val Dar-Angelegenheiten heraushaltet, halte ich mich aus inter-
ner Jedi-Politik heraus. Solange ihr nicht expliziten Befehl erhaltet, sie in der Befehlskette zu übersehen, bleibt sie euer KO." Scorch blieb gern außen vor. Das taten sie alle. Manchmal beneidete er die Weißschalen darum, dass die Politik nicht Teil ihres Arbeitslebens war. „Tja, shab", meinte Sev, als sie Vau auf dessen Weg zurück in die Turnhalle hinterher sahen. „Ich mach 'ne Lotterie auf. Eure Einsätze, vode - wer wird nächstes Jahr um diese Zeit von Kals fröhlicher, kleiner Bande noch übrig sein?" Unterirdisches Wasserreservoir des Galactic-CityVersorgungsamtes, Coruscant, später Abend „Und wann wollte er mir sagen, dass mein Mädchen eine Kriegsgefangene ist?" Skirata saß auf der Verschalung der Aay'han, dermaßen von der Flut seiner Probleme umströmt, dass er in seiner Überlastung jenes relativ angenehme Stadium erreicht hatte, in dem er die einzelnen Probleme einfach im Vorübertreiben auffischte. Tu, was du kannst Mehr kannst du nicht tun. Vau ging mit gesenktem Kopf am Rand des Durabetonkais auf und ab, so als würde er ihn für einen Teppich ausmessen, und hielt dabei die Hände hinter dem
Rücken verschränkt. „Versuch überrascht zu wirken, wenn er es schließlich tut, Kal." Skirata öffnete seine Hand und starrte auf den kleinen Datenkristall aus Vaus verborgenem Audiorekorder. Kein Mando, der wenigstens zwei Gehirnzellen besaß, erschien ohne einen irgendwo versteckten elektronischen Zeugen zu einer strittigen Besprechung. Vau hatte immer einen am Mann, im Kragen oder im Gürtel, manchmal sogar in der Unterwäsche - ret'lini, nur für den Fall. Es gehörte zur Mando-Denkweise. Man wusste nie, was hinter der nächsten Ecke lauerte, um einen den ganzen Tag zu ruinieren. „Keine Sorge, ich werde einen Preis für dramatische Darbietung abräumen", erwiderte Skirata. „Danke, Walon. Also - wird er Ruu dazu benutzen, mich zu erpressen, oder hat er es dir gesagt, um zu sehen, ob du zu mir gelaufen kommst, um mich zu warnen?“ „Nun, wir wissen, dass es stimmt - sie steht auf der Liste der Kriegsgefangenen. Ich habe es nachgeprüft. Aber es wäre besser, infame Motive vorauszusetzen, bevor nichts Genaueres bewiesen ist. Aber Zey ist kein HoloschachSpieler. Er ertrinkt nur im Krieg wie jeder andere auch und greift nach jedem Stückchen Treibgut, das ihm hilft, über Wasser zu bleiben." „Wie ich sehe, meldet sich bei dir mal wieder die Impe-
riale Kriegsmarine von Irmenu." „Das ist das Wasser. Es bringt den Seemann in mir zum Vorschein." Der unterirdische See, der als Notfallversorgung für unzählige Heime auf Coruscant gedacht war, warf schillernde Reflexionen auf die gewölbte Permabetondecke, die sich bis weit außerhalb der Sichtweite in die Dunkelheit erstreckte. Dass die Aay'han hier vertäut lag, verdankten sie weiteren Personen, die Jaller Obrim einen Gefallen schuldeten und daher ein Auge zudrückten, wenn sie darum gebeten wurden. Sie hätte auch ohne Weiteres an der Oberfläche festmachen können, bereit, vom einem Augenblick auf den nächsten abzuzischen, aber dies war ein vergessener Ort, perfekt, um ein tauchfähiges Raumschiff zu verstecken. Wenn der Tag gekommen wäre, würde der Ausstieg über die Schleusenschotts am anderen Ende des Reservoirs geschehen. Ordo meinte, die Entfernung würde ausreichen, um Startgeschwindigkeit zu erreichen, bevor das Schiff durch eine schmale Öffnung ins Tageslicht und den offenen Himmel hinausschießen würde. Die Aay'han würde für eine ganz schöne Überraschung sorgen, wenn sie plötzlich aus der Seite einer Versorgungsanlage herausjagte. Eine Probe war nicht möglich. Ordo musste es beim ersten Versuch hinkriegen, aber er war Ordo, und deshalb würde er
es auch schaffen. „Meine Alarmglocken fingen an zu bimmeln, als er sagte, er wolle Mereel, Jaing und Besany haben, um den Virus zu untersuchen", erzählte Skirata. „Das ist diese Bring alle Verdächtigen in einen Raum-Herangehensweise. Wie ein corellianisches Holodrama." „Müsste ich wetten, würde ich sagen, es ist nur ein unglücklicher Zufall. Aber wir machen uns auf das Schlimmste gefasst. Wie ist der Stand der Dinge bei Etain?" „Na ja, die Neuigkeit hat Dar erst einmal umgehauen, und im Augenblick spricht er nicht mit ihr." Skirata sah auf den Chrono an seinem Unterarmpanzer. Er zog es vor, in voller Rüstung zu arbeiten; sie fungierte ebenso gut als Werkzeugkiste wie als Körperschutz. „In ein paar Stunden werden sie in der Kaserne zurückerwartet. Mit ein bisschen Glück schafft es Bard'ika auch bis dahin. Ich denke, wir sollten dies als letztes großes Planungstreffen betrachten." „Wirst du Omega die ganze Wahrheit sagen?" „Trotz der Sache mit Dar... oh, ich glaube, ich sollte sie außerhalb des Strahlungsbereiches meiner Probleme halten, bis wir definitiv abmarschbereit sind. Von daher also nein." Für einen Augenblick zupfte Skiratas angeborenes Misstrauen an seinem Ärmel und sagte: Genau, tolle Idee,
schaff die ganze Bande in einen Raum und sag es Vau, damit er Zey warnen kann. Nicht mehr zu wissen wem er trauen konnte und wem nicht, ging Skirata auf eine Weise an die Nieren wie sonst kaum etwas. Aber das war ihr aruetyc Spielchen - spalten und festlegen, Misstrauen säen, Mando gegen Mando ausspielen, indem man ein bisschen giftigen Zweifel in die Mischung streute. Falls Vau mir eine Falle stellt und das Ganze ein DoppelDoppelspiel ist, dann werde ich mir ordentlich Zeit lassen, wenn ich ihn töte. Das Problem an kriegsstrategischen Doppelspielen lag darin, dass es keinen Punkt gab, an dem sie endeten. Eine Schicht überlagerte die nächste. Es konnte einen in den Wahnsinn treiben. Skirata kannte Vau nur zu gut, nachdem sie über Jahre in einer machtvergessenen Stelzenstadt auf Kamino eingesperrt waren. Falls er ein doppeltes Spiel versuchte, dann wäre es sein erstes Mal. Aber ... Skirata ermahnte sich, den Gedanken abzuschütteln. Mandalorianer mussten lernen, wie man zusammenhält, aufeinander aufpasst und den Rest der Galaxis seine eigenen Sündenböcke suchen lässt, die an ihrer Stelle kämpften und starben. „Wenn dir unwohl dabei ist, mich bei dem Treffen dabeizuhaben, dann sag es nur, Kal." Vau ging in die Hocke, um Mird zu kraulen, der seine Schnüffelinspektion des be-
helfsmäßigen Docks beendet hatte und zurückgekommen war, um mit einer Reihe von Grunz- und Jammerlauten Bericht zu erstatten. „Nur weil ich gut in diesem doppelzüngigen Kram bin, bedeutet das nicht, dass es mir gefällt, und wenn sich noch ein unglücklicher Zufall ereignen sollte, möchte ich nicht als undichte Stelle dastehen." Skirata wusste nicht, ob er sich beschämt oder amüsiert fühlen sollte, als er seine eigenen Gedanken laut ausgesprochen hörte. Auf jeden Fall ließ der Kommentar seinen Magen einen irrationalen Augenblick lang Purzelbäume schlagen. „Seit wann genau bist du schon der einzige telepathisch veranlagte Mando?" „Jahrelange Übung, Übervertrautheit, konvergente Gedanken ..." „Wir beide kennen uns lange genug, um zu wissen, was auf dem Spiel steht." Mird schien der unterirdische Liegeplatz zu gefallen. Er wackelte zu einem Handrad, das auf Bodennähe in die Wand eingelassen war, und versprühte hingebungsvoll seinen territorialen Duft. „Mird, wenn wir abzischen, darfst du das überall in Zeys Büro machen", sagte Skirata in dem Bemühen, etwas zum Lachen zu finden. „Er wird Bestrahlung brauchen, um das wieder wegzukriegen." Die Aay'han war beinahe bereit. Sie war komplett über-
holt worden, jeweils ein dezentes Stück nach dem anderen. Ihre Vorratsschränke waren gefüllt und kälteversiegelt, und untenherum sah sie sehr viel sauberer aus als damals, als er sie diesem Rodianer abgefeilscht hatte. Sie war nicht nur ein Multifunktions-Tauchschiff. Sie war ein Rettungsboot für alles, das er liebte und um das er sich bemühte. Längsseits neben ihr vertäut lag die Gi'ka, das winzige, raubfisch-förmige Sport-U-Boot, das sie benutzt hatten, um Ko Sais Versteck auf Dorumaa zu infiltrieren. Mereel liebte das Ding. Er begab sich gelegentlich hier herunter, um es zu steuern, wenn er zurück zur Basis kam, einfach nur, um ein bisschen Dampf abzulassen wie jeder Bursche seines Alters. Er wird es lieben, damit den See bei Kyrimorut rauf- und runterzujagen. Mitten im Jammertal in sich zusammenstürzender Pläne fand sich immer noch Gutes, auf das man sich freuen konnte. Nein, Zey. Ich bin nicht so weit gekommen, um jetzt die Nerven zu verlieren. Wir sind fast da. Du willst mich aufhalten? Da wirst du mich schon töten müssen. Mird spritzte reichlich ins Wasser. Vau rang sich ein reuiges Lächeln ab. „Bei Mirds Beitrag und dem Anti-Faul-Anstrich der Aay'han ... erinnere mich, dass ich kein Coruscantwasser mehr trinke, ja?"
„Ein guter Grund zu verschwinden. Los, komm. Zurück zur Basis." In Laseemas Appartement darauf zu warten, bis sich alle versammelt hatten, dauerte länger, als es Skirata gefallen hätte. Selbst mit Kad auf dem Schoß, kostbare Zeit, die er für gewöhnlich sehr schätzte, hatte er ständig das Gefühl, noch dieses ordnen und jenes verstauen zu müssen, um abreisefertig zu sein. Kad und Mird schienen zu einer Übereinkunft gekommen zu sein: Kad plapperte fröhlich das Strill voll, das für einen Moment lang knurrte und quiekte und dann für eine Weile verschwand. Als es zurückkam, zog es den Bezug von Jusiks Bett hinter sich her und begann ein Nest am Boden daraus zu bauen. Es war ein unbarmherziges Raubtier, aber ebenso auch ein hingebungsvolles Elterntier. Strills waren beinahe der Archetyp der mandalorianischen Seele. Jaing traf zusammen mit Ordo und Besany kurz nach Mitternacht ein. Laseema brachte Kad wieder ins Bett, und innerhalb der folgenden Stunde trafen auch alle sechs Nulls - teilweise in Uniformrüstung, teilweise in beskar'gam - und Gilamar ein. Von Etain und Jusik fehlte jede Spur. Skirata wartete noch eine Weile und beschloss dann, dass sie später alles nachholen konnten. Er spielte die Aufnahme von Vaus Unterhaltung mit Zey ab und wartete auf Kommentare.
„Wie lügt man einen Jedi-Meister an?", fragte Laseema. „Ich meine, ohne dass er es spürt?" „Das habe ich nicht", erklärte Vau. „Ich sagte, wenn ich herausfinde, dass Kal irgendetwas tut, um dem Feind zu helfen. Im gleichen Augenblick, in dem dieser kleine shabuir sein Comlink nimmt und irgendwelche Mitglieder der ehemaligen Death Watch kontaktiert, werd ich ihn liebend gerne einbuchten." Skirata hielt kurz inne und brach dann in Lachen aus. „Kenne ich denn welche?" „ Nein, aber das ist die einzige Gruppierung, die ich wirklich als Feind bezeichnen würde, und ich war wirklich emotional genug, dass er glaubte, was seine Machtsinne ihn glauben machen wollten." Laseema applaudierte höflich. „Eine sehr clevere Methode." „Danke, meine Liebe. Mando'ade trainieren, um für das Gefecht bestimmte Geistesverfassungen zu erreichen, von daher ist es eine leichte Umstellung." „Es tut mir leid", sagte Besany, die auf einem Stuhl neben Kom'rk hockte. „Das ist alles meine Schuld. Das Gurlanin meinte, ich hätte bei meinen Nachforschungen nur herumgestochert." „Shab, nein", sagte Skirata. „Ordo hatte die Akte über
dich gesehen, schon vergessen? Sie hatten sie noch nicht mit dir in Verbindung gebracht. Du hast gute Informationen besorgt, ad'ika. Du hast Entscheidendes bewirkt. Wir wissen jetzt von dem zweiten Schwall Klone, wir wissen von den Extraschiffen, und wir haben eine grobe Vorstellung davon, wann sich das alles in Bewegung setzt. Wir kennen vielleicht nicht alle Einzelheiten, aber wir wissen genug, um unsere shebse in Sicherheit zu bringen, wenn die Zeit gekommen ist. Das verdanken wir alles dir." „Vielleicht war ich zu dreist", meinte Jaing. „Ich war derjenige, der das Risiko einging, das Programm ins Netzwerk des Schatzamtes einzuschleusen, damit es sich von dort aus durch jedes verlinkte Netzwerk der Republik frisst und Daten gewinnt. Ich hätte bei kurzlebigen Programmen bleiben sollen, die sich selbst wieder löschen. Schnappschüsse einfangen." „Ist es das, was es eigentlich getan hat?", fragte Vau. „Ihr solltet die Menge an Daten sehen, die es zurückgeleitet hat. Größtenteils nutzlos, aber... Schnappschüsse hängen davon ab, zur richtigen Zeit, am richtigen Ort nachzusehen, daher dachte ich, es wäre das Risiko wert." „Du bist wirklich ein cleverer Bursche." „Na ja, sie scheinen immer noch nicht zu wissen, was es angerichtet hat, nur dass es im System war und wieder verschwunden ist", sagte Besany. „Es sei denn natürlich,
sie wissen, dass ich involviert bin und selbst der Technikdroide ist angewiesen, mich anzulügen." Jaing schüttelte den Kopf. „Sie können den Eintrittspunkt nicht zu deinem Terminal zurückverfolgen, Besany. Ich habe das Programm über das Hauptcomlink eingeschleust, das heißt, selbst wenn sie den Weg zurückverfolgen, auf dem es eingedrungen ist, können sie es nicht mit einem individuellen Benutzer in Verbindung bringen." Skirata wurde klar, wie viel Vertrauen sie alle ineinander setzten. Er war kein Narr, aber er hatte wirklich keine Ahnung von den raffinierten technischen Fertigkeiten, die Jaing mit der Leichtigkeit einsetzte, mit der Skirata seine Klinge zog. Er glaubte einfach, glaubte ironischerweise an die Verbesserungen, welche die Kaminoaner den Nulls eingepflanzt hatten. Er vertraute darauf, dass sie alle wussten, was sie taten. Selbst Besany- nein, auch von den Einzelheiten ihres Fachwissens hatte er keine Ahnung. Er war stolz auf seine Kinder. Und Besany schloss er dabei mit ein, sie war seine Tochter, denn Mandos grenzten angeheiratete Verwandte nicht aus. „Ich denke, es geht um zwei Punkte", sagte er mit der ernsten Ausstrahlung eines Mannes, der es gewohnt ist, Besprechungen zu führen und Aufmerksamkeit abzuverlangen. „Erstens, was passiert, wenn wir diese Untersuchung angehen? Gehen wir davon aus, dass es wahr ist
und sie tatsächlich nicht wissen, dass wir etwas mit dem Problem zu tun haben, oder behandeln wir es als eine Falle? Zeys Schwätzchen mit Vau lässt mich Letzteres vermuten. Wie dem auch sei: Wir müssen alle Aktivitäten auf unserem Interessengebiet genau überwachen, und das führt zu Punkt Nummer zwei. Alles, was wir tun müssen, ist, die Firmen im Auge zu behalten, die die Ausrüstung bereitstellen. KDY und Rothana insbesondere. Dann wäre da noch Aurodiseal, ein großer Zulieferer von Spaarti Creations, bevor die Cartao-Anlage vernichtet wurde, und die Daten, die ich vom Börseninformationsdienst zu diesen Firmen bekommen habe, zeigen seit dem Klonverbot keinen Abfall in Produktion oder Profit. Sie sagen, sie würden jetzt Wasseraufbereitungsanlagen herstellen. In Anbetracht der Tatsache, dass ihnen über Nacht ihr größter Kunde abhandengekommen ist, fällt es mir schwer zu glauben, dass sie genug neue Abnehmer gefunden haben, um die entstandene Lücke so rasch zu füllen ... wir brauchen also eigentlich nur einen Überblick über ihre Produktionsmenge und Verschiffungsaktivitäten. Wir müssen herausfinden, was sie verschiffen, wann sie es verschiffen und wohin." „Hat irgendjemand einen Kontakt zu KDY?", fragte Mereel und sah sich dabei unter seinen Brüdern um. „Wenn nicht, müssen wir da irgendwie rein."
Mein Vater arbeitete für KDY. Skirata versuchte, die Erinnerung an seine leiblichen Eltern in Ehren zu halten. Aber das lag nun alles mehr als fünfzig Jahre zurück, und es fiel ihm zunehmend schwerer, sich die Bruchstücke der Vergangenheit ins Gedächtnis zu rufen. Das Appartement auf Kuat war in seinem Kopf nur noch das Bild einer Wand, aber die Erinnerung war auch gnädig, denn er konnte sich nicht mehr an die ganze Szene entsinnen, die sich ihm gezeigt hatte, als er nach der Bombardierung ihres Heims auf Sucaris wieder zu sich gekommen war. „Ich kenne eine sehr verlässliche Frachterpilotin", meine A'den. „Sie half unserem ARC-Deserteur zu verschwinden, sie wäre also für ein paar Ausflüge zu KDY geeignet." „Wie kommen wir bei Aurodiseal rein?", fragte Skirata. „Überlasst das mir", erwiderte Vau. Skirata bekam das Gefühl, langsam wieder alles unter Kontrolle zu bekommen. Dazu war nur eine klare Aufgabenliste nötig und gesunder Menschenverstand. „Okay, jetzt zu den organischen Aktivposten. Uthan sitzt immer noch in einer Hochsicherheitsnervenklinik und meine Tochter in einem Kriegsgefangenenlager. Im Idealfall fischen wir beide im selben Zeitfenster ab, um keine Zeit zu verschwenden, und schaffen sie so rasch wie möglich vom Planeten. Bard'ika übernimmt die Nervenanstalt, und ich
kümmere mich um Ruu." Er sprach so unbefangen, als hätte er sie in der vergangenen Woche noch gesehen. Er hatte nicht einmal gewusst, wie sie als Erwachsene aussah, bis er ihr IDHologramm gesehen hatte. Er hatte in ihren Zügen nach llippis Gesicht gesucht, fand aber nur sein eigenes. Ruu hatte braunes Haar und sah kampflustig aus. Jetzt versuchte er, sie nicht wie eine Fremde zu betrachten. Keiner der Nulls hatte ein Wort darüber verloren, aber er konnte spüren, dass sie bereitstanden, um einzuschreiten, falls etwas nicht nach Plan laufen sollte. Er würde sie aus dem Gefängnis raushauen. Danach musste sie entscheiden, was sie als Nächstes tun wollte. „Okay, was haben wir noch?", fragte Skirata. „Medizinischer Bericht und Finanzen", erwiderte Prudii. „Mi'j'ika?" „Nenilin hat ein paar interessante Einblicke zutage gefördert, aber keine Lösungen, und ich habe ihn ausbezahlt mit dem Hinweis, dass aller Besitz der Welt ihn nicht vor der Schwere meiner Enttäuschung bewahren kann, sollte er den Mund aufmachen." Gilamar sparte sich Details. Skirata konnte sie sich denken. „Aber wir haben ausgezeichnete Daten von unserem Embryologen, der uns bestätigt, dass sich keine hergestellten Gene in der Probe befinden,
nur natürlich auftretende, die manipuliert wurden. Der Aiwha-Happen hat sich an die Originalblaupause gehalten. Das ist eine weitere Bestätigung für Mereels ersten Verdacht, dass sie sich nur auf die rasche Reifung konzentriert haben und darauf, dass sich die Gene, die Bindungen und soziale Fügsamkeit beeinflussen, vollends ausprägen - um Klone so loyal und diszipliniert wie möglich zu machen." „Ihre Lektion haben sie mit uns gelernt", sagte Mereel. „Reifung ist der Teil der uns am meisten interessiert, aber er ist leider auch der komplizierteste." „Datenbanken?", fragte Skirata. Mereel tippte bedeutungsvoll auf sein Pad. „Wir haben inzwischen so ziemlich alle Daten zu Klonen und Genetik abgezogen, die im öffentlichen und kommerziellen Sektor zu finden sind. Uthan wird alles haben, was sie braucht. Shab, Arkanian Micro würde töten, um das zu bekommen, was wir zutage gefördert haben." Selten - nur sehr selten - trat Skirata für eine Sekunde aus sich hinaus und sah, was er tat: Erpressung, Nötigung, Industriespionage, Diebstahl, Betrug, Entführung, Gewaltanwendung und sogar das gute, alte Ausspitzeln des Staates. Er tat einiges - sie alle taten einiges. Sie waren ein Verbrechersyndikat. Mein Syndikat Er sah sich selbst nie als einen Hutt-chakaar oder irgen-
deinen Gangster. Er sah sich aber auch nicht als Musterknabe. Schlaflose Nächte hatte er kaum deswegen, und er hatte festgestellt, dass er mit sich selbst leben konnte, weil - anders als im Krieg, das war eine ganz andere Sache - alle, denen er geschadet hatte, es herausgefordert hatten. Es gab Kollateralschäden; die Familien der Drecksäcke, die er umlegte, die ja nicht unbedingt auch Abschaum sein mussten. Aber sie blieben ungesehen. Diebstahl - hier hatte er sich der Tatsache gestellt, dass es dabei immer Opfer gab. Und dennoch schlief er. Das Gleiche, wenn nicht noch Schlimmeres hatte man ihm und jenen angetan, die er liebte. Aber jetzt wand er sich. Was da plötzlich seinem Gewissen einen Stich versetzt hatte, war die Erkenntnis, dass er sich gar nicht von Zey unterschied. Der Jedi wirkte eigentlich wie ein netter Mann. Er behandelte Maze mit Höflichkeit. Aber wenn es hart auf hart kam, tat er unmoralische Dinge und schickte Klone in den Tod, weil er es rechtfertigen konnte. Kollateralschaden. Sie besaßen beide ihre Verhaltensregeln. Warum bin ich nicht Zey? Warum denke ich nicht, ich wäre so schlecht wie ein Jedi? Weil ich nicht von Mitgefühl und Respekt vor dem Leben schwafele. Weil ich nicht Sklaven ausbeute, während ich meine Prinzipien poliere. Weil... es persönlich ist Wenn ich
töte, stehe ich dazu. Auch wenn ich nur töte, bevor sie mich töten. Skirata wurde bewusst, dass er Ordo zusah, wie dieser Besany ansah. Ein seltsamer Moment der Beobachtung, der alles zusammenfasste. Dies war sein Sohn, kein organischer Droide zum Wegwerfen, sondern ein Mann mit starken Gefühlen. Ein Mann, der geliebt wurde und der Liebe erwidern konnte. Und diese Zivilistin, eine Zufallsbekanntschaft, deren bemerkenswerteste Qualität nicht aus ihrem hübschen Gesicht bestand oder ihrem rasiermesserscharfen Verstand, war eine Frau, die in Ordo nur einen Mann wie jeden anderen auch sah und ihn liebte. Den Jedi war es verboten zu lieben. Wenn es einem verboten war, eine Person zu lieben, die man sehen und berühren konnte, wie konnte man dann je genug Mitgefühl erlernen, um Fremde richtig zu behandeln? Jedi lernten niemals wahrhaftig, etwas anderes zu lieben als eine Idee, und das war die Kluft, die er zwischen Zey und sich selbst sah. Er versuchte nicht einmal herauszufinden, ob er Zey und dessen Schlag moralisch überlegen war oder nicht. Er musste nur herausfinden, ob er unterm Strich mehr Leid anrichtete als Gutes tat, wenn er so weitermachte. „Kal'buir, ist alles in Ordnung mit dir?" Prudii legte eine Hand an Skiratas Wange. „Sprich mit mir, Buir. Was ist
los?" Skirata wurde so abrupt aus seinen Gedanken gerissen, dass er aufschreckte und sein Herz wie wild hämmerte. „Entschuldige, Sohn." Betreten sah er sich unter den besorgten Gesichtern um und versuchte sich mit Humor aus der Affäre zu ziehen. „So viele Gedanken mit nur einer Gehirnzelle zu ordnen ... ihr cleveren Burschen wisst ja gar nicht, wie schwer das ist." „Du solltest etwas schlafen", schlug A'den vor. „Für einen Augenblick dachten wir schon, du hättest einen Herzinfarkt. Tot nützt du uns nichts, Buir." Es war ein alter Mando-Witz, einer der Sprüche, die beroyase, Kopfgeldjäger, ihren Opfern zuriefen, wenn sie diese in die Ecke getrieben hatten, ein Wink, sich besser friedlich zu ergeben. „Finanzen", sagte Jaing. „Möchtest du das Neueste hören? Lässt dich vielleicht ruhiger schlafen." Jusik verspätete sich. Etain ebenfalls. Skirata würde sich ein paar Stunden Schlaf gönnen und sie dann finden. „Okay. Letzter Punkt der Tagesordnung." Jaing machte ein seltsam zufriedenes Gesicht. Skirata wartete auf die Pointe. „Unser derzeitiges Vermögen beläuft sich abgerundet auf eins Komma drei sechs Billionen Credits." Es trat eine Pause von so tiefer Stille ein, dass Skirata
Mirds Magen knurren hörte. Er holte Luft. Zu viele zu nahe Detonationen hatten sein Gehör zu haran fahren lassen. Damit hatte er sich abgefunden. Aber er hatte nicht gedacht, dass er so taub war. „Wie bitte, Sohn?" Auch Gilamar schien zu glauben, er hätte sich verhört. „Meh'shab?" „Etwas über eine Billion Credits, Kal'buir. Soll ich dir die Nullen vorzählen?" „Wayii!" Mereel fing an zu applaudieren. Ordo schloss sich ihm an, dann Laseema und die anderen. „Oyamandai Ori'kandosii, Vod'ika! Du hast es tatsächlich hingekriegt!" „Ich dachte, nur ein gut aussehender Kerl zu sein, wäre Verschwendung", sagte Jaing grinsend. Er strich die dünnen, grauen Lederhandschuhe glatt, die in seinem Gürtel klemmten. Skirata hoffte, Etain würde zu diesen nie zu viele Fragen stellen. „Ich wollte zur Abwechslung mal kreativ sein." Die Nulls waren extreme Risikoträger. Skirata befürchtete jetzt, Jaing könne zu weit gegangen sein. Sein Schnüffelprogramm war entdeckt worden, und jetzt hatte er von der Regierung genügend Credits abgezockt, um Aufmerksamkeit zu erregen. Oh, shab... Skirata stand auf und ging zu ihm hinüber. „Sag mir einfach nur wie, Sohn."
„Du siehst besorgt aus, Kal'buir." „So etwas hinterlässt ein großes Loch." „Nicht in mehreren Billionen Bankkonten ..." Die Nulls lachten, wie Skirata sie noch nie hatte lachen sehen. Sie fanden das tatsächlich irre witzig. Sie kicherten wie die Kinder. „Erklär's noch mal für einen alten chakaar", bat er. Vau nickte. „Und mich." „Du weißt ungefähr, was meine Programme machen." Mird kam zu Jaing herüber und legte seinen Kopf in dessen Schoß, um sich der allgemeinen Schmeichelei anzuschließen. Jaing schien sein Sabber nichts auszumachen, aber er hängte die Handschuhe etwas höher, an die Klemme seines Schulterpanzers. „Sie durchwandern Computernetzwerke, kopieren Daten und schicken sie zurück an mich. Also habe ich eine Version entworfen, die durch die Netzwerke von Banken wandert und von jedem Konto einen Credit oder einen halben abschöpft und auf einem anderen Konto deponiert. Tja, dieses Programm ist viel weiter herumgewandert, als ich angenommen hatte, dank des zentralen Geldausgleichsystems, das die Banken verwenden. Dadurch sickerte das Programm in jede Bank im gesamten Netz. Billionen von Konten ... und wer vermisst bei seiner Saldenaufstellung schon einen Credit oder einen halben? Welche Bank würde wegen einer solchen Kleinig-
keit eine Ermittlung einlegten? Und ... Danke, dass Sie sich für die Klon-Sparkasse entschieden haben, Bürger, eine weise Investition." Skirata hätte beinahe geweint. Erfühlte sich müde, weshalb er nicht ganz auf dem Posten war. Außerdem war er schon immer anfällig für Gefühlsduseleien, aber das war Schock und Wonne zugleich. Besany vergrub einfach nur ihr Gesicht in den Händen, vielleicht vergnügt, wahrscheinlicher aber vor Entsetzen hypervehtilierend. Das arme Ding war Rechnungsprüferin. Eigentlich hätte sie Männer wie Jaing jagen sollen. „Hört mal, es ist ja nicht so, als hätte ich Witwen in die Armut getrieben", wehrte Jaing ab. Er musste Skiratas Gesichtsausdruck missverstanden haben. „Shab, nicht mal irgendein fetter, reicher Hutt muss deswegen hungern. Und es sind nur Banken der Republik betroffen. Das ist soziale Besteuerung." „Du ... du .... bist genial", brachte Skirata schließlich hervor. „Danke, dass du das bemerkst, Kal'buir." Jaing blickte auf, als Vau sich kopfschüttelnd vorbeugte. „Das wirklich Kniffelige ist, sie so getarnt hinzubekommen, dass sie die Sicherheitsprogramme umgehen können." „Und es ist gewaschen?", wollte Vau wissen.
„Gewaschen, gebügelt, gestärkt, neue Verschlüsse drangenäht und bereit, neu investiert zu werden. Möchtest du wissen, wie viel Zinsen dabei pro Tag rauskommen, Kal'buirl" „Danke, mein augenblicklicher Schockpegel genügt mir." „Jetzt haben wir eine Kriegskasse." „Ich glaube, zu deiner vorübergehenden Mangeldurchblutung geselle ich mich dazu, Kal", sagte Gilamar. Er sah so aschfahl aus, wie Skirata sich fühlte. „Diese Zahlen schneiden die Blutzufuhr zu meinem Hirn ab." Jetzt konnten sie sich alles und jeden kaufen und einer Menge Klone ein neues Leben, wenn sie wollten. Wenn man mit solchen Ressourcen keine Lösung für das genetische Alterspuzzle erkaufen konnte, dann mit gar nichts. Skirata hätte den Rest der Nacht seelenruhig schlafen können, wenn nur Etain und Darman durch die Türen gekommen wären, wieder versöhnt und guter Dinge. Er schlief wie immer auf einem Stuhl, unruhig dahin dösend, wartend und beobachtend. Die Türen blieben geschlossen.
9. Jemand weiß es. Ich spüre es. Irgendeine unbeirrbare Person sucht nach Informationen über die Klonarmee. Sie ist kein Geheimnis, das ich hätte verbergen können, nicht bei einer Operation dieses Ausmaßes, aber das brauche ich auch nicht Die Lebewesen glauben, was man ihnen sagt Sie überprüfen nicht, sie fragen nicht, sie denken nicht Erzählt ihnen, die Republik wird von Quadrillionen von Kampf-droiden bedroht, sie werden nicht nachzählen. Erzählt ihnen, wir könnten sie retten, und sie werden niemals fragen - vor was, vor wem? Sprecht von Tyrannei, Unterdrückung, irgendeinem vagen Schwarzen Mann - Dinge, die keiner Analysten bedürfen. Niemals präzise werden. Dann werden sie schön in die andere Richtung schauen, während die Realität direkt vor ihnen liegt Es ist ein Zaubertrick. Der Schlüssel liegt in der Ablenkung, sie müssen nur immer schön auf die andere Hand schauen. Nur unbeirrbare Wesen fügen sich nicht der kollektiven Illusion und beobachten einen weiterhin zu genau. Unbeirrbare Wesen sind gefährlich. Und sie arbeiten entweder für mich, oder sie arbeiten überhaupt nicht.
- Kanzler Palpatine zu seinen persönlichen Agenten des Geheimdienstes der Republik - auch bekannt als seine Hände.
Hauptcomputerkontrollraum, Schatzamt, Coruscant, 0845 Stunden, 998 Tage NSG „Ist alles bereit?", fragte Besany. „Ja, Agentin Wennen", erwiderte Jay, der Technikdroide. „Wir haben strikte Sicherheitsmaßnahmen beibehalten. Niemand aus der Belegschaft weiß, dass es sich um eine Bilanzprüfung handelt. Soweit es alle Angestellten betrifft, geschieht die Abschaltung wegen des Virus, der das Netzwerk infiziert hat." „Dann los", sagte sie und nickte Mereel und Jaing zu. Aus ein paar Schritten Entfernung überwachte sie eine Frau vom Zentralen Rechnungsamt der Republik, eine Angestellte mit einem Namensschildchen, auf dem OFFICER ELLIK stand, aber Besany war sich sicher, dass sie eine Geheimagentin war. Es spielte keine Rolle. Sie würde nichts finden. „Abschalten." Alles lief genau nach Vorschrift. Keine Warnung wurde herausgegeben. Überall im Gebäude saßen Mitarbeiter plötzlich vor Eingabegeräten, die nicht mehr liefen. Ihre Bildschirme froren ein, und sie konnten keine CommAnrufe mehr tätigen. Und dann begann eine kleine Armee
von Droiden damit, ihre Arbeitsstationen zu durchsuchen, denn dies war eine Aufgabe, die man keinem Kollegen aus Fleisch und Blut hätte zumuten wollen. Droiden waren unpersönlich, distanziert und unparteiisch, und niemand würde sie hinterher nachtragend anschauen müssen. Es diente friedlichen Arbeitsplatzbeziehungen. Sicherheitsdroiden standen sogar an den Ausgängen Wache und schlossen damit in einem Verstoß gegen die Brandfallvorschriften Mitarbeiter im Gebäude ein. In Anbetracht der Umstände fand Besany das beinahe amüsant. „Was sollen wir als Nächstes tun, Agentin Wennen?", fragte Mereel ausdruckslos. „Lieutenant Jaing ist bereit anzufangen." Die beiden Nulls standen in Habtachtstellung neben der Kontrollkonsole. Jede Datenlagerung und Weiterverarbeitung des Schatzamtes lief über diesen riesigen Raum. Die Belegschaft - größtenteils menschlich, aber auch Nimbanel und Sullustaner - beobachtete die beiden ARC-Trooper argwöhnisch. Besany fragte sich, ob sie die beiden bitten sollte, ihre Helme abzunehmen, damit die Mitarbeiter sehen konnten, dass sich echte Menschen unter dem weißen Plastoid befanden, während der Rest der Sicherheitsdurchsuchung von Droiden durchgeführt wurde. Sie wollte, dass ihnen der Unterschied bewusst war. Aber sie wusste auch, wie sehr sich Klon-Trooper wegen der
Comm-Verbindungen auf ihre Helmsysteme verlassen mussten. Jaing und Mereel mussten sich ungehört unterhalten können. Wir sind hier, um die Sache zu erledigen, ohne uns noch tiefer reinzureiten. Die Öffentlichkeitsarbeit wird warten müssen. „Sie können nun Ihr forensisches Programm laufen lassen, Lieutenant." Sie trat zurück, um Jaing die Kontrolle des Terminals zu überlassen. Die ZRAR-Beamtin glitt wie ein Geist hinter seinen Sitz und beobachtete die Szenerie still, während er einen Datenchip einlegte, Befehle eingab und sich dann zurücklehnte. „Was genau ist das für ein Programm, das du da laufen lässt, Klon?" Besany machte sich auf eine Explosion gefasst. Es musste ein sehr gefühlsgeladenes Motiv dahinterstecken, den Ausdruck Klon zu benutzen, obwohl die Frau sowohl seinen Rang als auch seinen Namen kannte. „Routenanalyse, um festzustellen, über welches Terminal der Virus in das Netzwerk eingetreten ist, und dann Eliminierung aus dem System, übergewichtiger, weiblicher Mensch." Der Schreck auf ihrem Gesicht wich blanker Empörung. „Wie bitte?"
Jaings Tonfall blieb sachlich. „Ich ging davon aus, dass wir arttypische Phänotypbeschreibungen als Anredeform verwenden, da Ihnen Namen und Titel entfallen zu sein scheinen." Es war wirklich nicht der beste Zeitpunkt, um Stellung zum Thema Höflichkeit zu beziehen, aber man konnte daran messen, wie wütend die Nulls so etwas machte. Zu jedem anderen Zeitpunkt, wäre es komisch gewesen. Officer Ellik sah aus, als versuchte sie, was Jaing gesagt hatte, in eine Sprache zu übersetzen, die sie verstand. Besany betete inständig, Jaing würde nun, da er die Nase vorn hatte, aufhören. „Wie kann dieses Programm das ermitteln, wo unser Sicherheitsscan es nicht konnte ... Lieutenant?" „Weil ich dieses Programm geschrieben habe, Officer Ellik, und ich bin wesentlich intelligenter als jene, die Überwachungssysteme für die Ausstattung der Republik produzieren." Man konnte es Jaing unmöglich übel nehmen. Er stellte lediglich den Sachverhalt fest. Ellik antwortete nicht, beobachtete ihn aber genau, während Besany sich anstrengte, so zu tun, als wäre sie neugierig, worauf er wohl stoßen würde. „Hier", sagte er schließlich. „Das ist der Eintrittspunkt. Ein Comlink-Datenzugang."
„Ich dachte, wir würden über angemessene Filter gegen comlinkgestützte Angriffe verfügen", sagte Besany. „Jay, würdest du für mich bitte eine Unterredung mit dem Chef der Systemsicherheit anberaumen? Dieses Loch muss gestopft werden." Jaing brauchte diesen Zugang jetzt sowieso nicht. „Lieutenant, können Sie dafür einen Lösungsvorschlag unterbreiten?" „Gewiss, Ma'am." „Können Sie das eingehende Comlink identifizieren?", fragte Ellik. Jaing stieß sich mit seinem Sitz vom Tisch ab, damit sie auf den Schirm sehen konnte. „Nein, tut mir leid. Der Code hier zeigt-" „Oh, ja. Der Nummernbereich liegt innerhalb des öffentlichen Verbindungspunktspeichers." „Sie sind sehr gut informiert", lobte Jaing und tippte weitere Befehle ein. „Ja, es ist der öffentliche ComlinkVerbindungspunkt im Fobosi-Distrikt. Die Universität." Ellik schloss für einen Moment ihre Augen. „Wenn das ein Studentenstreich ist, müssen die aber sehr erfahren im Programmieren sein." „Die Jugend heutzutage", meinte Jaing kopfschüttelnd. Ellik war dazu übergegangen, Jaing nicht mehr wie einen Droiden anzureden, und schien zu glauben, er hätte mehr beizutragen als Besany. „Sie glauben doch nicht, es
wäre ein Student, der sich zum Nervenkitzel in unser System gehackt hat, oder?" „Wenn ich ein Spieler wäre, Officer Ellik, würde ich meine Credits auf Industriespionage setzen." „Wieso nicht richtige Spionage?" „Weil Firmengeheimnisse und die damit verbundenen Profite bedeutender sind als planetare Interessen. Bespitzelung ist dagegen Kleinkram." „Ich weiß nicht, was uns größere Sorge bereiten sollte", meinte sie. „Ich könnte natürlich ähnliche Überprüfungen für alle Auftragsnehmer der Republik durchführen, deren Details im Schatzamtssystem gespeichert sind, angefangen bei der Aufrüstung. Dieses Schnüffelprogramm - und um mehr handelt es sich nicht, wie ich denke, denn es wurden keine Daten beschädigt - hat wahrscheinlich einen Blick auf sensible, kommerzielle Informationen geworfen." „Sie scheinen sich da sehr sicher zu sein." „Würde es sich um Militärspionage handeln, Officer Ellik, dann würden sie nach gänzlich anderen Daten Ausschau halten: Spezifikationen, Einsatzparameter, Sperrfrequenzen. Solcherlei Daten werden hier nicht gespeichert. Wenn jemand durch die Konten stöbert, dann sucht er finanzielle Informationen." „Gut gefolgert", erwiderte sie. „Nun gut, ich autorisiere
Ihren Zugang zu den Rüstungsunternehmen, damit Sie alle notwendigen Überprüfungen durchführen können. Ich bezweifle, dass sie unsere Hilfe unter den gegebenen Umständen ablehnen." Jaings Unerschrockenheit raubte Besany den Atem. Hatte er das geplant? Machte er das aus der hohlen Hand, wie Skirata sagte - improvisierte er? Er hatte sich gerade eben den Weg frei geredet, mit dem Segen der Republik die Systeme von KDY zu durchforsten. Es geschah so beiläufig, so mühelos, dass Besany sich fragte, ob Ordo ebenfalls nur der war, der er zu sein schien. „Ich könnte das tun, was wir eine Abhärtung des Ziels nennen", schlug Jaing vor. „Versuchen, die Sicherheit ihres Systems zu knacken, um zu sehen, ob es widerstandsfähig genug ist. Ich bin sicher, Sie haben bereits Fachleute bezahlt, die dies für Sie tun, aber das macht das Schatzamt ja auch, und sie hatten dieses Schnüffelprograrrim beim Eintritt nicht bemerkt." Ellik nickte. „Beginnen Sie mit KDY. Ich regle alles mit dem Stabschef und dem Büro des Kanzlers. Warten Sie auf meine Bestätigung. Lieutenant, schicken Sie Ihr Programm zu unserer Abteilung für Informationstechnologie." Sie wandte sich Besany zu. „Und ich will immer noch die Ergebnisse der Mitarbeiterüberwachung sehen, nur für den Fall. Diese Leute könnten interne Kontakte haben."
„Das wird soeben erledigt, Officer Ellik." Besany drehte sich zur Belegschaft des Kontrollraumes. „Sobald Sie Entwarnung von den Teams der Sicherheitsdroiden erhalten, heben Sie die Abschaltung wieder auf." Elllk ging, ohne jemandem die Hand zu schütteln, was niemanden überraschte. Besany, beinahe blass vor Erleichterung, folgte Jaing und Mereel nach draußen zum Dienstturbolift. Mereel fuhr mit seinem Panzerhandschuh durch den Innenbereich, als wolle er einen Luftzug ertasten, dann blickte er auf die Anzeige an seinem Unterarmpanzer. „Keine Wanzen", meinte er und nahm seinen Helm ab. „ Schnüfflerin." Jaing nahm ebenfalls seinen Helm ab. „Definitiv eine Schnüfflerin. Niemand sonst würde sich öffentliche Comlink-Verbindungscodes merken. Zumindest niemand, der noch ganz dicht ist." „Du hast dein Glück da drinnen ziemlich überstrapaziert, Jaing", sagte Besany. Sie spürte ihre Wangen brennen, während das Adrenalin abebbte. „Habe ich das richtig mitbekommen? Du hackst dich im Auftrag der Republik in KDYs System ein?" „Oh, bitte, Fräulein, darf ich ein bisschen spionieren? Ich pfusche auch nicht rum ..." ahmte Mereel Jaing nach. „Du kleiner Schleimer."
„Du bist bloß neidisch auf meine pure, animalische Anziehungskraft, Vod'ika." „Ich hab mich noch gefragt, was das für ein Geruch ist." Jaing täuschte eine hauchende, sinnliche Stimme vor. „Frauen können mir nicht widerstehen. Nicht einmal Ellik." „Krieg dich wieder ein." Mereel lachte. „Aber für so was braucht man ganz schön gett'se, das muss ich zugeben." Besany sah auf die Anzeige, die ihre Fahrt zur vierhundertsten Etage des Komplexes nachzeichnete. „Ich will so etwas nie wieder durchmachen, Jaing." „Mit etwas Glück musst du das auch nicht." Sie setzten ihre Helme wieder auf. Besany strich ihre Haare zurecht, damit sie, wenn sie aus dem Torbolift trat, nicht völlig rot im Gesicht und schuldbewusst aussah, weil sie gerade eben schon wieder gelogen hatte, um einen noch größeren Berg an Lügen zu verdecken. Die Türen teilten sich, und sie gingen zu ihrem Büro, vorbei an offenen Bereichen, in denen Droiden unter den grimmigen Blicken der schweigenden Mitarbeiter immer noch Schreibtische und Schränke durchsuchten. Besany prüfte, ob ihr Terminal wieder lief, und wandte sich dann zu Jaing. „Wirst du ihr wirklich dein Programm übergeben?" „Ich werde ihr ein Programm geben. Es wird niemand für sie arbeiten, der den Unterschied bemerkt. Das ist
mein geistiges Eigentum, und wenn sie es für die Benutzung durch die Republik haben möchte, kann sie mich dafür bezahlen." „Und natürlich wird die Republik damit niemals ein weiteres Jaing-Virus aufspüren", fügte Mereel hinzu. „Alles wird schön sauber aussehen." Besany glaubte, sich verhört zu haben. „Du meinst, du hast direkt vor ihrer Nase noch so ein Ding abgezogen?" Jaing zuckte mit den Schultern. „Na ja, sie glaubt, sie hätte jetzt ein Programm, das alle Spionageapplikationen aufspürt, aber das hat sie nicht, deshalb kann sie sich noch mehr Viren einfangen, von denen sie nie etwas bemerkt. Von daher... jep, ich glaube das habe ich getan." „Erinnere mich dran, niemals Sabacc mit dir zu spielen." Das war die Entwarnung; die Krise war endlich vorüber, und Besany kehrte zurück zu ihrem alltäglichen Pegel an Furcht davor, entdeckt zu werden. Irgendwie schien er sich deutlich tiefer eingependelt zu haben. „Agentin Wennen?" Sie sah an Jaing und Mereel vorbei. Es war Jay, der Technikdroide. „Alles geregelt, Jay? Alles wieder beim Alten?" „Droiden-Sicherheitsteam Acht-Sieben Beta meldet die Auffindung von Beweisen für unzulässigen Zugriff und Benutzung durch einen Angestellten, Ma'am."
Besany ließ ihre Schultern wieder ein wenig hängen. Da war sie wieder, die Routine interner Disziplinarbagatellen. Zweifellos Glücksspiel über das Netz; manche Angestellte waren regelrecht süchtig. Man sollte meinen, beim Schatzamt wüssten sie es besser... „Wer ist es diesmal, Jay? Ich hoffe, der Gewinn war den Aufwand wert." „Ma'am, es handelt sich um Agentin Jilka Zan Zentis. Wir haben sie festgenommen wegen Zugriffs auf verdächtige Dateien, die in keiner Verbindung zu ihren Aufgaben stehen und den Transfer vertraulicher Daten auf Flimsikopien zwecks Entfernung aus dem System." Ihr Blick auf das Büro verschob sich heftig, als würde der Fokus einer Holokamera rapide wechseln. Besanys Erleichterung erwies sich als äußerst kurzlebig. Die Nulls sagten nichts und taten, als hätten sie den Namen noch nie gehört. „Das - das sind doch nur verfahrenstechnische Ausrutscher ihrerseits, oder?" Viele Daten wurden auf Datenchips oder als Ausdrucke aufbewahrt. „Sie war bestimmt nur nachlässig. Aber was hat das mit mir zu tun? Sie ist beim Steuervollzug. Das ist nicht meine Abteilung." „Aber Sie sind zuständig für Rüstungsdaten betreffende Sicherheitsverletzungen, Agentin Wennen." Jay war geduldig, falls ein Droide dies überhaupt sein konnte. Besany
war immer davon ausgegangen. „Und anscheinend hat sie sich Zugang zu den Daten des Rüstungsbudgets verschafft." „Ach, das kann doch nicht stimmen." Ich weiß, dass das nicht stimmen kann, oder? „Ich bin sicher, das ist ein Fehler. Wäre ja auch nicht das erste Mal. Lasst sie wieder an ihren Schreibtisch. Ich unterhalte mich später mit ihr." „Entschuldigen Sie, Ma'am, aber das kann ich nicht tun." „Wieso nicht?" „Laut Standardanweisung sind wir verpflichtet, die Angelegenheit an die Strafverfolgung weiterzuleiten." Ah, die guten, alten CSK. Captain Obrim würde den kleinen Schlamassel ohne viel Aufheben regeln. Schließlich hatte er auch Besanys bewaffnetes Eindringen in das Medicenter ohne weitere Spuren unter den Teppich gekehrt. „Dann werde ich die CSK rufen. Dann hat alles seine Richtigkeit." „Nein, Ma'am, für Sicherheitsverstöße durch Staatsbeamte ist der Heimatschutz der Republik zuständig. Der Sicherheitsstabschef hat sie bereits alarmiert." Besanys Magen verknotete sich erneut. Der HSR war neu, kein Teil der CSK oder irgendeiner anderen Zivilschutzbehörde, und unterstand direkt dem Büro des Kanzlers. Das traute Wort Heimat täuschte über die wahre Na-
tur der Bestie hinweg. „Nun ... dann werden die eben feststellen, dass sie die Falsche haben", sagte sie. Besany wusste, dass sie die falsche Frau hatten, da sie ja selbst die Täterin war. Aber es gab nichts, was sie hätte sagen können, um ihre Freundin zu entlasten, ohne dass es für Skirata, Ordo und alle, die ihr am Herzen lagen, in einer Katastrophe geendet hätte. Erst jetzt verstand sie die volle Bedeutung des Wortes Kollateralschaden. Arca-Kaserne, später am selben Tag Irgendetwas lief schief; Darman wusste es. „Sollten wir inzwischen nicht längst draußen sein und böse Jungs jagen?" Niner lehnte sich gegen die Transparistahl wand, die den Erholungsbereich zum Paradeplatz hin abschloss. Er hatte seine Stirn an die durchsichtige Scheibe gelegt, die Hände in den Taschen seines roten Trainingsanzugs vergraben. „Keine Einsatzbesprechung? Was meint ihr, was los ist?" Darman hatte die Stiefel auf den niedrigen Tisch vor seinem Stuhl gelegt und bereitete sich psychisch darauf vor, endlich Skirata gegenüberzutreten. Er konnte es nicht
länger hinausschieben. Als er jedoch versuchte, den Comm-Anruf zu erwidern, meldete sich Skirata nicht. Darman schob sein Comlink zurück in seine Hosentasche und probte im Kopf zum zigsten Mal seinen langen Monolog an Etain. Ich kann nicht ewig deswegen schmollen. Ich muss Kad sehen. Er ist mein Sohn. „Dar?" „Frag nicht, At'ika." „Ich dachte, wir sollten zusammen mit Delta eingesetzt werden? Wo stecken die?" „Hör mal, wir können gar nichts unternehmen, solange sie uns keine Spur vorlegen, die wir weiterverfolgen können. Oder willst du etwa jede einzelne Tür auf Coruscant eintreten?" „Okay, Dar. Ich frag ja nur." „Und woher sollte ich das wissen? Ich bin doch bloß der Kuli. Mir sagt ja niemand was." Corr beteiligte sich nicht am Gespräch. Er untersuchte eine seiner mechanischen Hände und hatte das Synthfleisch von ihr zurückgezogen, um an den Miniaturservos herumzubasteln. Er hatte beide Arme oberhalb des Ellbogens verloren und schien sich mit dem Verlust auf direkte Art auseinandersetzen zu müssen. Manchmal ließ er das Synthfleisch beiseite und beließ es beim blanken
Metall, schärfte ab und zu sogar seine Vibroklinge an den Durastahlfingern, so wie manche Frauen aus Langeweile ihre Fingernägel feilen. Darman hielt es für Angeberei. Eine Hand zu verlieren, störte selten jemanden in einer Gesellschaft, die über gute medizinische Versorgung verfügte, aber beide zu verlieren, raubte einem irgendwie einen Teil der eigenen Menschlichkeit. Besany war deswegen ziemlich aus der Fassung geraten. Corr war der erste Trooper, den sie persönlich kennengelernt hatte. „Dar", meinte Corr schließlich. „Möchtest du, dass ich mit dir komme?" „Wohin?" Darman wusste genau, was er meinte. KlonBrüder kannten einander so gut, dass einer wie der andere denken konnte, was normalerweise ein Trost war, Darman aber im Augenblick das Gefühl vermittelte, belagert zu werden. „Wieso?" „Weil du dich dem nicht allein stellen solltest. Lass uns dein Kind besuchen." „Ich weiß nicht, wo es steckt. Ich bin abgehauen, bevor mir Etain irgendetwas in der Richtung erzählt hat." „Na, dann frag sie." Darman war sich nicht sicher, was er tun würde, wenn er seinen Sohn sah. Er versuchte krampfhaft, sich daran erinnern, wie er ausgesehen hatte, als Skirata ihn ihm in die Arme gelegt hatte - oh, jetzt verstand er, jetzt wusste
er, warum Kal'buir den Tränen so nahe gewesen war aber das Kind würde inzwischen nicht mehr so aussehen. Klone waren in Tipoca City während jeder Entwicklungsstufe von ihren Brüdern umgeben, weil sich die Kaminoaner nicht die Mühe machten, die Reifetanks aus Transparistahl zu verhüllen. Darman glaubte, genug über Jungs im Säuglingsalter zu wissen, um damit fertig zu werden, seinem eigenen Sohn zu begegnen. „Okay", meinte er und kontaktierte erneut Skirata. Niner musste nicht gesagt werden, was Darman tat. Er kam zu seinem Bruder herüber und schaute ihm über die Schulter. „Sohn." Skiratas Stimme klang ein wenig außer Atem, als hätte man ihn aus einer Krisensituation gerissen. Ja, er war jetzt wirklich Darmans Papa: Es war offiziell, rechtsgültig, zumindest auf Mandalore. „Sohn, ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Geht es dir gut?" „Ja ... Kal'buir, wo ist mein Sohn?" „Im Augenblick ist er bei Laseema. Du willst ihn sehen, nicht? Er ist ein goldiger Junge." „Ja." „Etain hat versucht, mit dir zu sprechen." „Ich weiß." „Schließ sie nicht aus, Sohn. Es ist meine Schuld. Ich werd's wieder grade biegen." Darman hörte, wie Ordo im
Hintergrund etwas zu Skirata sagte, aber er verstand nicht genau, was. „Ich kann ihn nicht in die Kaserne bringen, solange Zey dort ist. Jedi schnappen sich gern machtsensitive Babys. Aber nicht während meiner Wache. Pass auf, wir haben hier im Augenblick ein paar Probleme, aber ich bin in zwanzig Minuten oder so in der Kaserne, und dann denken wir uns was aus." Darman hatte eine lange Liste mit Fragen an Skirata, hatte aber keine davon stellen können. Er legte sein Comlink beiseite und versuchte seine Gedanken zu ordnen. Er wusste, was er nun tun wollte: Er war jetzt ruhiger, immer noch geschockt von der enormen Tragweite der Neuigkeiten, aber hätten keine Zwänge vorgelegen, keine Pflichten, dann wäre er zu Etain gegangen, hätte Kad genommen und wäre aus der GAR hinausgestiefelt in Richtung ... nun ja, wohin auch immer. Mandalore wahrscheinlich. Er wusste nicht, wo Kyrimorut lag, und Fi hatte erzählt, der Ort sei geheim, weil eine Zuflucht für Deserteure und Abtrünnige ein wenig Diskretion an den Tag legen müsse. Darman vermisste Fi. Sein Traum - eine schicke Umschreibung für das Ideal, das er als Maßstab für seine derzeitige Existenz anlegte - bestand darin, alle seine Brüder um sich zu haben, samt Etain und Jusik und all den anderen Leuten, denen er vertrauen konnte. Zu dieser Gruppe gesellte sich nun auch noch Kad. Darman wollte zusehen,
wie Kad mit all diesen Freunden, mit dieser Familie um sich herum aufwuchs. Sie mussten es alle sein. Er wollte nicht für immer auf der Flucht und von den meisten von ihnen abgeschnitten sein. „Ich werf mich besser in die Schale", sagte er. „Kann ja nicht den ganzen Tag das kleine Rote anbehalten." Die meiste Zeit über herrschte in der Arca-Kaserne eine gespenstische Leere, da die meisten CommandoSchwadronen im Einsatz waren und sich nur eine Handvoll von ihnen zwischen den Missionen zur Nachbesprechung, Erholung, Neuausstattung oder Umschulung hier aufhielt. Die Omegas hatten die gesamte Etage für sich. Darman duschte und wusch seinen Trainingsanzug, zog die Rüstung an und saß dann mit seinem Helm im Schoß im Umkleideraum und wartete. Die anderen drei wagten sich hinein. Sie schienen zu glauben, er könne explodieren, wenn sie ein falsches Wort sagen würden. Es vergingen lange zwanzig Minuten. „Da kommt er", sagte Atin schließlich. Ein Paar Stiefel trampelten den Korridor hinunter, keine GAR-Aus-rüstung: Vom Klang her definitiv mandalorianische cetare. Skiratas Gang hatte sich verändert, seit sein Knöchel operiert worden war. Er hörte sich jetzt genauso an wie der irgendeines anderen Soldaten, bis auf einen gelegentlichen Aussetzer, weil Skirata sich immer noch
daran gewöhnen musste, nicht mehr zu humpeln. Er trug volle beskar'gam in der Kaserne, so als wolle er sich die aruetyc Gepflogenheiten von Coruscant und seinen zivilen Moden abgewöhnen. Als er jedoch den Umkleideraum betrat, trug er Zivilkleidung - seine braune Banthalederjacke und braune Hosen -, die ein wenig im Widerspruch zu seinen schweren Mando-Stiefeln stand. Hinter ihm stand Vau in voller beskar'gam, den Helm unter den Arm geklemmt, mit Mird an seiner Seite. „Dar'ika", grüßte Skirata. ,,Komm her, Sohn." Und Darman tat es, obwohl er es nicht vorgehabt hatte. Er stand auf und ließ sich von Skirata umarmen. Kal'buir war der Ansicht, eine kameradschaftliche Umarmung würde viele Probleme aus der Welt schaffen, und für gewöhnlich hatte er damit auch recht. Dieses Mal jedoch, bedurfte es mehr als nur rührender Zuneigung, um die Dinge wieder zu richten. „Es tut mir leid", sagte Skirata. „Ich weiß, du bist aufgebracht" Atin, Corr und Niner lehnten zur moralischen Unterstützung ihres Bruders neben ihm an den Spinden. „Warum hat es mir niemand gesagt, Buir?", fragte Darman. „Warum hat Etain mich angelogen? Was hat sie geglaubt, würde ich tun? Schämt sie sich für mich?"
„Shab, nein, Sohn." Skiratas Gesicht wirkte geplagt und abgezehrt. „Sie betet dich an. Ich war es - ich habe sie davon abgehalten, es dir zu sagen. Sie wollte es tun, gleich nachdem sie wusste, dass sie schwanger war, aber ich habe ihr gedroht, ich würde ihr das Kind wegnehmen, wenn sie nicht tun würde, was ich sage." Darman glaubte ihm nicht. Skirata mochte ein gnadenlos harter Kerl sein, dem Brutalität nicht fremd war, aber er war der gütigste aller Väter. Er hätte Etain niemals bedroht. „Du musst nicht für sie die Schuld auf dich nehmen, Kal'buir." „Tue ich nicht. Es ist wahr. Frag Ordo - er kam gleich nach dem Streit dazu, ich male da nichts schön. Ich habe sie davon abgehalten, es dir zu sagen, und das war falsch, ganz gleich unter welchen Umständen." Das Gefühl, das sich in seinem Bauch entwickelte, gefiel Darman gar nicht. Während seiner Kindheit war Skirata sein einziger Anker gewesen, der einzige Erwachsene, dem er vertraute, sein Schild gegen die Kaminoaner und alles, was ihm Angst machte. Er wollte dies nicht als Wahrheit akzeptieren. Etain - Etain war eine Jedi, und so sehr er sie auch liebte, war sie doch nicht eine solche Grundfeste in seinem Leben, wie Skirata es immer gewesen war.
„Du hast mir meinen Sohn in die Arme gelegt", sagte Darman, „und nicht gesagt, wer er ist." „Ich schwöre dir, Sohn, ori'haat, wir wollten es dir sagen. Aber du meintest, du wärst nicht bereit für ein Baby. Deshalb haben wir uns dagegen entschieden." „Wir." „Na schön, ich. Lass Etain da raus. Sie ist ein Kind, genau wie du, hatte nie die Chance auf ein normales Leben. Und sie hat ihr Bestes gegeben - weil sie etwas brauchte, um zu lieben; weil Lieben ihr immer schon verboten war. Sie liebt dich, und sie liebt Kad. Ich bin derjenige, der es hätte besser wissen müssen." Darman wusste jetzt, was sich in seinem Inneren abspielte. Er erkannte es. Ebenso Niner, der sich ihm ein Stück näherte, als wolle er Darmans Arm nehmen und ihm sagen, alles sei in Ordnung und die Dinge würden sich ab jetzt wieder bessern. Darman war wütend und verletzt. Er wusste, dass er diesen Dampf vorsichtig ablassen musste. „Und warum hast du sie das erste Mal abgehalten?" „Ich dachte, es würde dich ablenken, wenn du an der Front bist, und du könntest getötet werden", erklärte Skirata. Vau blieb immer noch stumm. In diesem Raum voller Soldaten gab es jetzt eigentlich nur Darman und Skirata. „Und ich wusste nicht, ob du es emotional verkraften
kannst. Eine Menge Männer, die mehr Lebenserfahrung haben als du, nehmen die Beine in die Hand, wenn sie herausfinden, dass sie Vater werden." „Also bin ich ein Mann wie jeder andere oder bleibe ich für immer ein Kind, für das man alles erledigen muss?" „Hör zu, ich hatte unrecht." Skirata sah gebeutelt aus. In seinen Augen glitzerten unvergossene Tränen, und seine Stimme zitterte. „Ich hätte es dir sagen sollen. Du hättest bei Kads Geburt dabei sein müssen. Ich habe dir das genommen, und das werde ich mir nie verzeihen." Ja, es ging nicht um Etain. Irgendwie, trotz all dem Wissen, das ihm von einem normalen Familienleben fehlte, wusste - fühlte - Darman, dass sie genauso tief im Dreck steckte wie er selbst. Aber Skirata war erwachsen, ein gestandener Krieger, der Vater, der altgediente Sergeant, derjenige, der die Situation in die Hand hätte nehmen sollen. „Ich will Kad sehen", sagte Darman. „Wenn ich heute Nacht außer Dienst bin, will ich meinen Sohn sehen." „Und Etain?" Darman dachte nach. Ja, jetzt konnte er ihr Gesicht vor sich sehen. Er nickte. Aber er war nicht zufrieden. Die Schleusentore hatten sich geöffnet, und er konnte sie nicht mehr schließen. Er musste alles wissen. „Was geschieht hier, Kal'buir? Ich meine - der ganze Rest? Wir wis-
sen, dass uns nicht alles erzählt wird, aber du bist immer an irgendetwas dran, von dem du uns nichts erzählst. Bei unserem Comm-Ge-spräch vorhin sagtest du Probleme." Skirata sah zu Vau, der sich mit einem Achselzucken der Tür zuwandte, um sie zusammen mit Mird zu bewachen. Skirata streckte seine Hand aus. „Kommt her. Helme zeigt mir, dass all eure Helme abgeschaltet sind." „Vertraust du uns nicht?", wollte Corr wissen. „Natürlich traue ich euch. Ich will nur keine potenziellen Direktübertragungen, während wir reden. Ich werde langsam paranoid wegen Sicherheitslecks und der Technik, die die aruetiise auftreiben können. Die Dinge laufen gar nicht gut." „Fantastisch", sagte Atin säuerlich und wirbelte seinen Helm zwischen den Handflächen herum, sodass das vollkommen unbeleuchtete Innere zu sehen war, alle Systeme abgeschaltet. „Wir sind keine Amateure." „Und Jaing auch nicht", meinte Skirata, „aber irgend so ein Paragrafenreiter der Republik hat rausgefunden, dass jemand in ihrem Netzwerk war." „Welches Netzwerk?", fragte Niner. „Schatzamt." Darman wusste, dass Besany Skirata von Anfang an Codes zugeschoben hatte. Er konnte sich denken, was jetzt kam, oder zumindest glaubte er, es sich denken zu kön-
nen. „Jaing wurde beim Datenklau erwischt? Oder war es Besany?" „Weder noch. Stattdessen wurde ihre Freundin Jilka von den HSR-Mackern hochgenommen, und nicht einmal Jaller Obrim kann das wieder hinbiegen. Jilka weiß eine Sache zu viel. Und darüber könnte Besany stolpern." „Aber was hat sie getan?" „Das Wichtigste zuerst", sagte Skirata. „Ich muss reingehen und Jilka zum Schweigen bringen, bevor sie Palpatines Handlangern zu viel erzählt." „Zum Schweigen bringen." Niner machte sein Gewissender-GAR-Gesicht, jene resignierte Miene, die sagte, dass er zwar tun würde, was man ihm befahl, er deswegen aber noch lange nicht damit einverstanden war. Weshalb er fragte: „Wie kaltmachen?" „Wenn es sein muss, ja." Atin sah zu Darman. „Sie ist Besanys Kumpel." „Und es ist Besany, die sie mit hineinziehen wird." „In was?" Skirata sprach von etwas, das den Kanzler ausbremsen würde. Es war der erste deutliche Beweis für Darmans Annahme, er würde seine eigene Operation durchziehen und zwar nicht in Übereinstimmung mit den Interessen der Republik. Auch nicht außerhalb, sondern entgegen ihren Interessen. Darman liebte und respektierte Kal'buir,
aber er machte sich keine Illusionen hinsichtlich seiner Methoden. Er kochte schon seit Langem ein hinterhältiges Süppchen aus: Das Herausholen von Fi, die Basis auf Mandalore, Ko Sai, der Bankraub zusammen mit Vau auf Mygeeto, von dem Delta nicht sprach - da lief irgendetwas Großes. Skirata war jede Menge Schritte zu weit gegangen. Ebenso die Nulls. „Sag es uns einfach", forderte Darman. „Wir sind inzwischen große Jungs. Wenn du wirklich gemeint hast, was du noch vor einer Minute zu mir gesagt hast, dann lass den Worten jetzt auch Taten folgen." Skirata ging mit gesenktem Kopf langsam zwischen den Spinden auf und ab und starrte auf den grau gefliesten Boden, als würde er damit ringen, eine schreckliche Wahrheit auszusprechen. Vau wurde an der Tür langsam ungeduldig, seufzte auf und schüttelte den Kopf auf eine Weise, die sagte, dass er sich einschalten und ihnen alles erzählen würde, wenn Skirata es nicht tat. Darman wollte es aber von Kal'buir hören. „Shab noch mal, nun sag es ihnen schon, Kal", fluchte Vau. Skirata atmete tief durch. „Ad'ike, was ich euch jetzt erzählen werde, darf nicht, absolut nicht, nach draußen gehen. Selbst wenn der Kanzler euch befiehlt zu antworten.
Besonders dann nicht." Er sah Niner an. „Das schließt dich mit ein. Ich weiß, du bist grundehrlich, aber jetzt ist weder die Zeit noch der Ort, um Meister der Moral zu spielen." A'den hatte Skirata also davon erzählt, dass er sich mit Niner darüber gestritten hatte, Sull desertieren und davonkommen zu lassen. Niner zog den Kopf etwas zurück, als würde ihn die Andeutung kränken. „Es wird uns nicht gefallen, oder, Kal'buir?" Skirata war wieder todernst und seine Augen so trocken, als hätte es die Unterhaltung über Babys und Lügen nie gegeben. „Bei dieser Sache geht es um Wissenserfordernis. Nicht, weil ich euch nicht vertraue, sondern weil einen das, was man nicht weiß, auch nicht in Schwierigkeiten bringen kann. Normalerweise." „Schon verstanden", meinte Atin. „Jetzt sag's uns." „Es ist nicht Jilka, die Daten vom Schatzamt klaut. Es ist Besany. Und ich hab sie dazu angestiftet. Wir leben nicht mehr in einer Welt, in der man einen Anwalt und eine Verhandlung bekommt - es endet damit, dass man Selbstmord begeht wie dieser HNE-Typ." Der darauffolgende Satz war schwer vorzubringen, aber so wie Niner gestrickt war, versuchte er es trotzdem. „Also beseitigst du Jilka, um Besany zu retten." „Wenn du wüsstest, auf was Besany gestoßen ist, Ner'ika, würdest du es verstehen. Und es geht nicht nur
um Besany." „Shab noch mal, was ist es?", blaffte Darman. „Komm schon, Kal'buir, spuck's aus." Skiratas Stimme wurde beinahe zu einem Flüstern. „Palpatine stellt eine neue Klonarmee auf. Eine große." Es hätte sich nicht wie eine Ohrfeige anfühlen dürfen, aber das tat es. Es bedeutete Verstärkung, aber es fühlte sich nicht so an. „Was, du meinst mehr von uns? Nun, das ist-" „Mehr Fett-Klone, ja, aber nicht von Kamino. Er hat sich mit Lama Su überworfen. Er hat seine eigenen Produktionsanlagen und baut jede Menge neue Schiffe. Ich glaube, die Klone von der Vierzehnten sind die Vorhut. Und die Jungs, die man jetzt überall in der Stadt sieht." Darman wurde das Ganze zu wirr. Irgendetwas lief falsch. Das war die Art strategische Information, die Spezialeinheiten wissen mussten. Wenn Verstärkung anrückte, hätte man es ihnen sagen müssen, genauso wie man ihm hätte sagen müssen, dass er einen Sohn hatte. „Wurde auch Zeit", meinte Niner. „Wir sind schon so dünn gesät, dass man ein Holo-Magazin durch uns durch lesen kann. Okay, Kal'buir, mehr zu wissen ist nicht erforderlich. Das erklärt aber immer noch nicht ganz, wieso Jilka ein Problem ist." „Niner, ner vod- halt einfach mal die Klappe", sagte
Corr. „Nein, ihr müsst das wissen, und zwar alles, weil diese Bombe bald platzt", fuhr Skirata fort. „Und dann will ich, dass ihr bereit seid, euch selbst zu retten." Es war so still in dem Umkleideraum, dass Darman ein schwaches, fernes, leicht ablenkendes Tropfen eines Hahns hören konnte. „Okay, die ganze Geschichte!", verlangte Niner. „Diese Extratruppen werden in den nächsten Monaten nicht eingesetzt werden." Skirata hielt die Hand vor der Brust hoch, als wolle er einen Streit beschwichtigen, der noch nicht ausgebrochen war. „Palpatine hält sie zurück, aber sie sind voll entwickelt. Wir nehmen an, schnell gewachsene Spaarti-Klone, reif genug, um innerhalb eines Jahrs oder so zu kämpfen, nicht auf Kamino-Art großgezogen wie ihr -Millionen und Abermillionen von ihnen. Er plant einen großen Schlag, und die Tatsache, dass niemand, wirklich niemand davon in Kenntnis gesetzt wurde, jagt mir eine osik Angst ein. Also ... okay, ich plappere es aus. Wenn der große, rote Knopf gedrückt wird, hauen wir ab. Und ich meine wir." Darman hörte Niner herumrutschen. Seine Rüstung schabte an seinem Unterzieher. Sie sprachen alle immer um das Thema herum, darüber, was geschehen würde, wenn der Krieg endete, und jetzt -wussten sie es.
Aber würde der Krieg auch enden? „Sollten wir nicht beim letzten großen Schlag dabei sein?", fragte Corr. „Unseren Teil dazu beitragen? Wäre doch schade, die Party vorzeitig zu verlassen." „Sohn, ich kenne nicht alle Einzelheiten, und das liegt nicht daran, dass ich mich nicht drum bemühen würde." Skirata zog seine Jacke zu und sah aus, als wollte er die kurze Unterhaltung abrupt beenden. „Aber je mehr ich herausfinde, desto weniger glaube ich, dass das Ganze für unseresgleichen gut ausgehen wird. Ich, die Nulls und Vau haben einen Rettungsweg ausgearbeitet und eine Zuflucht errichtet für jeden Mann, der die GAR nicht in einem Leichensack verlassen will. Und wir sind nahe dran herauszufinden, wie sich euer beschleunigtes Altern aufhalten lässt. Ein völlig neues Leben, ad'ike, und zwar ein langes, wie das eines jeden anderen Menschen. Seid ihr dabei? Werdet ihr mir folgen, wenn ich sage, die Zeit zu rennen ist gekommen?" Wieder trat gemeinschaftliches Schweigen ein. Tropf... tropf... tropf. Ein weiterer undichter Hahn tat sich mit dem anderen zu einem Duett zusammen. „Dann stimmt das mit Ko Sai also", sagte Niner schließlich. „Wir haben sie nicht umgebracht, Sohn, aber wir haben ihre Forschungsergebnisse."
Jedes Lebewesen brauchte Gewissheit in seinem Leben. Darman wusste, dass manche sie mehr als andere brauchten. Er brauchte nicht so viel, wie Atin es anscheinend tat, aber das eine, das er wirklich wissen musste, war zu wissen, dass Kal Skirata der aufrichtige Grundstein für den Identitätssinn der Klone war. Im Augenblick hatte Darman keinen festen Boden mehr unter den Füßen. Er trieb dahin. Er konnte nicht mehr darauf bauen, dass Kal'buir ehrlich mit ihm war. Das Unbekannte und Unsichtbare war schlimmer als das Feindfeuer, das einem klar und deutlich entgegenschlug. „Du hast es uns nie gesagt", sagte Darman leise. „Wieder hast du entschieden, was wir wissen dürfen." „Dar, lass gut sein", meinte Corr. „Das Los des Soldaten ..." „Du hast uns im Dunkeln gelassen, Kal'buir. Wie du mich über Kad im Dunkeln gelassen hast." Darman blickte hinunter in Skiratas Augen und vergaß alle anderen um sich herum. Der Druck in seinem Kopf, direkt hinter seinen Augen, fühlte sich wie eine fiese Grippe an, die ihn innerhalb weniger Augenblicke erwischt hatte. Er konnte sich nicht länger zusammenreißen. „Was sonst hast du uns nicht erzählt? Wie soll ich dir vertrauen?" „Dar, es tut mir leid." Skirata legte seine Hand auf Darmans Arm, um ihn zu beschwichtigen, aber Darman riss
sich los. „Deswegen erzähle ich euch ja jetzt alles." „Ich habe gefragt, was noch?" „Ich halte mit nichts hinterm Berg. Ich wüsste zumindest nicht mit was.“ „Du würdest es nicht einmal wissen, wenn du lügst. Es ist alles nur eine große Lüge." Skiratas Augen veränderten sich. Etwas entschwand ihnen; Licht, Leben, was auch immer, aber Darman hatte ihn sehr verletzt. „Sohn, ich bin nicht gerade einer der Heiligen von Asrat, das gebe ich zu. Aber was immer ich getan habe, ganz gleich, wie töricht es war, ich tat es, weil ich euch Jungs mehr liebe, als ihr es euch vorstellen könnt." „Lügner", sagte Darman. „Lügner!" Er schlug Skirata mit der Faust ins Gesicht. Die Wucht des Schlages wanderte in Zeitlupentempo Darmans Arm hinauf, bis in seine Schulter. Er hörte Rufe aufzuhören, fühlte, wie ihn jemand am Arm packte, aber er schüttelte ihn ab. Skirata stürzte gegen die geflieste Wand. Auch er begann zu brüllen: „Lasst ihn, lasst ihn, schert euch raus und lasst uns allein! -" Aber das Gefühl, das Darman gepackt hatte, ließ ihn nicht mehr los, nicht einmal, als der Hieb sich in Schmerz verwandelte. Das Gefühl, seine Lungen würden bersten, wenn er nicht diesen hämmernden Puls in seiner Kehle loswerden würde. Darman zerrte Skirata hoch und schlug ihn erneut. Er hörte
das Uuf und spürte Nässe auf seinem Gesicht, aber Skirata schlug nicht zurück. „Schon gut, Sohn!", keuchte Skirata, als er sich, die Arme von sich gestreckt, wieder aufrappelte. Darman sah nur Blut, sonst nichts. „Ist schon gut. Lass es raus. Ich hab's nicht anders gewollt." Darman war sich nicht bewusst, was in den folgenden Sekunden -oder waren es Minuten? - alles geschah, er wusste nur, dass er Skirata am ganzen Körper schlug urrd schlug und schlug. Ohne Konzentration, ohne Ziel. Es gab nicht einmal wirklich Skirata. Da war nur jene bizarre Wut und der Schrecken. Beides wollte Darman aus sich heraushaben, weil er keinen weiteren Atemzug nehmen konnte, solange sie in ihm steckten. Vau schrie die anderen an, sie sollten rausgehen und es ihnen überlassen. Dann hörte Darman nur noch rauen Atem. Es war sein eigener. Skirata keuchte ebenfalls. Als Darman auf seine Hände blickte, waren sie wund und blutig, und sein erster Gedanke war, dass er seine Panzerhandschuhe nicht angezogen hatte, und er war froh. Der Schock zog ihn zurück in die Realität. „Kal'buir, es tut mir leid, es tut mir leid ..." Skirata lehnte sich mit ausgestreckten Beinen gegen die Wand. Darman konnte immer noch nur Blut sehen - nicht das Gesicht, nur Blut aus Nase und Mund des alten Ser-
geants. Skirata wischte es mit der Hand weg und verschmierte es überall. Darman war vor Schreck und Bedauern beinahe gelähmt. Der Geruch des Blutes brachte ihn zum Schwanken. Trotzdem bewegte er sich vor und half Skirata auf die Beine. „Möchtest du reden, Sohn?" Skirata hielt inne, legte eine Hand an die Wand, um sich abzustützen, und spuckte ins nächste Waschbecken. Er hatte Mühe zu sprechen. „Oder möchtest du ... eine Weile allein sein?" „Es tut mir leid. Shab, es tut mir leid, Buir ..." „Mir tut es auch leid. Schon okay. Komm her." Skirata umarmte ihn. Er herzte ihn richtig, auch wenn es sich eher so anfühlte, als würde er sich an ihn hängen, um aufrecht stehen zu bleiben. Darman kam sich vor, als steckte er im Körper eines Fremden, weil er nicht wusste, wie er Kal'buir so etwas hatte antun können. Er wusste nicht, was aus ihm herausgebrochen war. Nun war es jedenfalls weg. Und Skirata hielt ihn einfach, als hätte er ihn überhaupt nicht verletzt. „Brauchst du etwas, Sohn?" „Ich will nicht reden", antwortete Darman. „Aber ich will auch nicht allein sein." „Das wird wieder, Sohn, keine Sorge." Skirata spuckte mehr Blut und Speichel aus. Etwas Hartes klingelte im Becken. „Alles wird wieder gut."
10. Was ist falsch daran, Söldner zu sein? Ist Euer Krieg es wert, ausge-fochten zu werden? Falls ja, was spielt es dann für eine Rolle, wer ihn für Euch austrägt? Sind wir nicht erfüllt von der Rechtschaffenheit Eurer Sache, wenn wir für Euch zu den Waffen greifen? Würdet Ihr es lieber sehen, wenn Eure eigenen Männer und Frauen sterben, um Eure Ansichten durchzusetzen? Und wenn Euer Krieg so edel und so wichtig ist - warum kämpft Ihr dann nicht selbst? Bedenkt all das, bevor ihr auf uns spuckt, aruetii. - Jaster Mereel, Mand'alor, AI'Ori'Ramikade, zum Regenten von Mek va Uil, zehn Jahre, bevor er durch die Hände eines Kameraden, dem er vertraute, starb.
Arca-Kaserne, drei Stunden später, 998 Tage NSG General Zeys wallende Robe füllte den Korridor aus, als er diesen wie eine Bantha-Stampede hinunterwalzte. So wirkte es auf Scorch. Zey befand sich auf dem Kriegspfad. In diesen ruhigen Tagen, in denen jeder am Rande hysterischen Zorns zu stehen schien und nichts er-
schossen, hochgejagt oder mit der Vibro-klinge aufgeschlitzt wurde, spürte Scorch, dass unter der Oberfläche noch viel Schlimmeres lauerte. Er hatte es satt, auf Einsatzbefehle warten zu müssen, wenn er die Spannung in der Luft riechen konnte. Vau und Mird gingen direkt auf den Jedi zu, so als sei er nur eine geringfügige Unannehmlichkeit. „Sergeant Vau!", bellte er. Also kein Walon mehr. „Was im Namen der Macht ist mit Skirata passiert? Ich habe ihn eben gesehen." Vau war das einzige Wesen, dem Scorch je begegnet war, das nachtragend stehen bleiben konnte. „Es geht ihm gut." „Es geht ihm nicht gut. Er ist schwer verletzt. Er kann nicht einmal gerade stehen." Vau atmete langsam ein. „Wir führten eine philosophische Diskussion, wie wir Mandalorianer es so oft tun, und ich erklärte, dass die einzige belegbare Realität das individuelle Bewusstsein sei, aber er beharrte auf der Existenz apriorischer Moralvorstellungen, welche über den freien Willen hinausgehen. Also habe ich ihn geschlagen." Zey zuckte nicht mit der Wimper. „Oh, Sie halten sich ja für so geistreich." „Nein, ich denke, Sie sollten sich aus MandoClanangelegenheiten heraushalten. Zu Ihrem eigenen Bes-
ten. Wünschen Sie nun einen Bericht, oder nicht?" Zey führte Vau in ein Seitenfoyer. Der alte chakaar hatte Skirata also doch nachspioniert. Scorch war tatsächlich überrascht, wenn auch etwas enttäuscht, aber Zey hatte nicht unrecht. Und es war ein unbestreitbarer Befehl. Scorch blieb neben ihnen stehen und versuchte so auszusehen, als würde er aufmerksam zuhören. „Wie ich sehe, wurde rasch verhaftet", sagte Zey. „Nur eine dumme Büroangestellte, General", erwiderte Vau. „Skirata ist also nicht Ihr Verräter, obwohl er ein langfingeriger kleiner Drecksack ist, der Ihnen die Zähne stehlen würde, wenn Sie ihn anlächeln. Aber ich glaube nicht, dass Sie eine Weiterführung seiner unredlichen Angewohnheiten erleben werden, weil er nun den Irrtum in seinem Verhalten erkannt hat." Scorch übersetzte sich das Ganze in eindeutige Sprache. Vau hatte Skirata also eine ordentliche Abreibung verpasst, weil der immer Ärger machte, und ihn dazu gebracht zu schwören, nie wieder Geld und Ausrüstung von der Republik abzuziehen. Das war... unerwartet. Scorch war immer davon ausgegangen, Skirata sei der AlphaMando, auch wenn er auf eine Kiste steigen musste, um Vau einen Kopfstoß zu verpassen. „Ich bin erleichtert." Zey nickte; und seine Schultern entspannten sich sichtlich. „Ich würde mir nur ungern vor-
stellen, hinsichtlich seiner Motive derart fehlgeleitet gewesen zu sein." „Wir haben immer noch Arbeit vor uns, General. Die Verdächtige -diese Steuerbeamtin, die vom HSR festgehalten wird. Der Kanzler mag so viele interne Vollzugsbehörden aufstellen, wie es ihm beliebt, aber ich habe kein Vertrauen in Verhörmethoden, außer in meine eigenen. Ich würde gerne mit ihr sprechen." „Viel Glück", meinte Zey. „Ich bin nur der Leiter der Sondereinsatzkräfte. Meine Wünsche zählen nicht." „Eben. Da der HSR uns ebenso wenig mit Informationen versorgt wie der Geheimdienst, habe ich vor, dorthin zu spazieren und sie herauszuholen, wenn es sein muss." Zey spreizte in vorgetäuschter Hilflosigkeit die Finger. „Meine Autorisierung bringt Sie nur bis vor die Tür." „Nein, ich meinte, autorisieren Sie mich, sie herauszuholen." „Das ist extrem." „So wie die Gerüchte, die ich über einen sehr bald anstehenden, großen Feindangriff höre. Ich schnappe mir jede Quelle, die ich finden kann." Zey faltete seine Hände auf Jedi-Art vor der Brust und sah Vau etwas schief an. „Versuchen Sie, etwas von der Dunklen Seite in mir zu spüren, General?", fragte Vau.
„Sie fühlen sich nicht im Entferntesten dunkel an. Recht gelassen sogar." „Das wurde mir schon oft gesagt. Und das sollte Ihre Alarmsirenen schrillen lassen, jetii. Ihre Sinne sollten neu kalibriert werden. Keiner von Euch fühlt Dunkelheit, wenn sie direkt vor eurer Nase liegt." „Gut, einverstanden. Tun Sie es. Wenn etwas schiefläuft - stehen Sie allein da." „Anders würde ich es auch nicht wollen." Es war wieder so eine NichtUnterhaltung, die nicht stattgefunden hatte, über ein Thema, das nicht zur Diskussion stand; abstreitbar. Zey ging eiligen Schrittes davon. Seine Stiefel dröhnten; und sein Mantel umwehte ihn wie die Schwingen eines riesigen Falkenflüglers. „Was sollen wir jetzt für Sie tun, Sarge?" Vau rief Mird mit einer stillen Geste zu sich. „Nichts." „Sarge, wir können-" „Nein. Könnt ihr nicht. Tut mir leid. Das hier überschreitet die Grenze vom Soldaten zum ... nun, ich will nicht, dass ihr darin verwickelt werdet. Es war nötig, dass Zey weiß, was ich vorhabe, aber es wäre trotzdem besser, ihr würdet nicht fragen, weshalb." „Okay, Sarge." Scorch aktivierte sein Helm-Comlink und fragte sich, ob Vau vielleicht glaubte, sie wären nicht gut genug, um es mit dem HSR aufzunehmen. „Ich besorge die
Blaupausen der Sicherheitszellen, und in einer halben Stunde haben Sie einen Operationsplan." „Vergiss die Blaupausen, Scorch, aber die Pläne wären sehr willkommen. Ruhe dich etwas aus. Kashyyyk wird dich ganz schön auslaugen." „Okay, Sarge." Sie hatten genügend Zeit, um ihm etwas unter die Arme zu greifen. „Wir würden es nicht vermasseln, ehrlich." „Ich weiß. Aber das ist selbst für Spezialeinheiten zu schmutzig und politisch. Konzentriert euch auf Kashyyyk. Dort wird richtiges Kriegshandwerk verlangt." Vau verabschiedete sich mit einer Daumen-hoch-Geste und ging in Richtung der Unterkünfte. Was wusste er da von einem großen Angriff? Es stand ständig einer an, und Vau brachte es immer fertig, dass sich alle fragten, wie viel er wusste. Doch er gab immer gerade so viel preis, dass man ihm Beachtung schenkte. Er wusste eine ganze Menge über die Jedi, so viel war sicher. Scorch gab seiner eigenen Neugierde eine Ohrfeige und sagte ihr, sie solle sich benehmen. Es war ihm egal, wie viel Vau wusste. Er war nurfroh, dass er es tat, und vertraute ihm, weil er immer noch Vaus Worte im Kopf hatte, die er am ersten Tag auf Kamino zu ihnen gesprochen hatte.
Alles, was ich von diesem Augenblick an tue, ist, dafür zu sorgen, dass ihr überlebt, um weiterzukämpfen. Auch wenn ich nicht überlebe. „Ja, Sarge", sagte Scorch. „Das wissen wir." Kyrimorut, Mandalore „Ich möchte mit dir kommen", sagte Fi. „Ich kann doch gehen? Oder, Parja? Bitte?" Fi wusste nur, dass die Dinge auf Coruscant fürchterlich schiefliefen. Jusik packte, um zurückzukehren. Einen Tag früher, als er gesagt hatte. Er brach nie sein Wort: Wenn er sagte, er würde vier Tage bleiben, dann waren es vier Tage. Aber während er seine Tasche in den zerbeulten Aggressor-Sternjäger packte, mit dem er herumflitzte, wirkte er geistesabwesend. Jusiks Verwandlung vom bescheidenen Jedi zum draufgängerischen Mandalorianer- nicht nur vom Äußeren her - hatte sich schwindelerregend rasch vollzogen. Ohne nachzudenken, schien er eine felsenfeste Überzeugung mit der nächsten auszutauschen. Vielleicht kannte es einen Mann, den man innerhalb eines Kultes großgezogen hatte, nicht anders, als sich den Idealen zu ergeben. Fi wusste, wie das war und wie hilflos man sich fühlte, wenn einem diese Gewissheit genommen wurde.
Jusiks Gefallen an schnellen, gefährlichen Vehikeln hatte sich jedoch kein bisschen verändert. Der Aggressor war eine Kopfgeldjäger-Sonderausführung, die über einen anständigen Hyperantrieb und sogar Arrestzellen verfügte. „Deine Entscheidung, F'ika", antwortete Parja. „Vergiss nur nicht, dass du ein Deserteur bist oder tot oder gestohlenes Eigentum der Republik, je nachdem, wer dich schief ansieht. Lass dich also besser nicht erwischen, wenn du tatsächlich gehst." Jusik schnallte seine Tasche fest und schien nicht mitzuhören. „Das Gute daran, ein Jedi zu sein war, dass ich nie genug besaß, um mir Sorgen ums Packen zu machen. Jetzt muss ich immer überlegen, was ich weglasse, um mit leichtem Gepäck zu reisen." „Mich?", fragte Fi. „Ich weiß, ich würde dich aufhalten." „Na, na, ich hab nie gesagt, dass ..." „Ich schwöre, ich werde dir nicht zur Last fallen." „Ich habe eben über Comm mit Kal'buir gesprochen. Wir müssen ein paar Probleme lösen. Wenigstens weiß Dar jetzt über Kad Bescheid und ... na ja, das wäre schon mal geregelt." „Wieso hast du es dann so eilig zurückzugehen?" „Wir befinden uns jetzt in der letzten Phase, Fi. Wir haben noch jede Menge zu tun, bevor wir alle rausholen können, und Skirata braucht alle Mann an Deck."
„Du hast gesagt, ich sei so fit wie jeder andere Durchschnittsmensch auch." Fis Entschluss stand fest: Er würde gehen, und wenn er sich den Weg zum Kern selbst bahnen musste. „Ich bin wahrscheinlich genauso fit wie Kal'buir, aber ihn hältst du nicht zurück." Jusik sah zu Parja, als wolle er sie bitten, ihm den Rücken zu stärken. Sie tat es nicht. „Bard'ika, ich sähe es lieber, wenn er hier bei mir bliebe", sagte sie. „Aber er kann seine eigenen Entscheidungen treffen, und ich werde immer noch da sein, wenn er heimkommt. Bisher hat noch keine Man-do ihren Mann davon abgehalten, in den Krieg zu ziehen." „Du könntest auch mitgehen", meinte Fi. „Und es ist nicht gerade ein Krieg." „Du brauchst mich nicht mehr, um deine Hand zu halten, Fi. Außerdem muss jemand den Laden hier am Laufen halten, und ich habe auch noch die Werkstatt, um die ich mich kümmern muss." „Es sind nur ein paar Wochen. Das ist alles." Jusik blickte kurz über seine Schulter, so als habe er etwas gehört, tat es dann mit einem Achselzucken ab und schlug die Frachtluke zu. „Du willst einfach nicht aufgeben, was?" „Nein." „Nimm ihn mit, Bard'ika", sagte Parja. „Ich werde jede
Minute, die er fort ist, krank vor Sorge sein, aber ihn zu zwingen, die Sache hier auszusitzen, wird ihm auch nicht helfen." Jusik antwortete nicht. Er ging um das abgerundete Heck des Jägers herum und sah aus, als würde er das Flugwerk überprüfen, aber Fi kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er nur abwartete, während etwas anderes nicht die laufende Unterhaltung - seine Aufmerksamkeit auf sich zog. „Stimmt was nicht?", fragte Parja und löste ihren Blaster vom Gürtel. Sie tat es ganz beiläufig, so als wolle sie ihn reinigen. Aber als sie den Ladehebel umlegte, sprang Fi an. Sie hatten Gesellschaft. Eigentlich hätte sie hier niemand finden dürfen, aber Jusik hatte etwas gespürt. „Vielleicht nichts", antwortete Jusik, aber auch er hatte seine Hand am Gürtel, und das bedeutete, er tastete nach seinem Lichtschwert. Es war verrückt, einen Mando in traditioneller beskar'gam überhaupt mit dieser Waffe herumhantieren zu sehen. Jusik aktivierte es in letzter Zeit selten, aber wie jeder andere Soldat auch behielt er bei, was er einmal trainiert hatte. Der Körper erinnerte sich, der bewusste Verstand war dazu gar nicht nötig. Die Jedi begannen die Ausbildung am Lichtschwert mit vier Jahren.
Fi hatte seinen Blaster schon lange nicht mehr in vollem Ernst gezogen, und der kurze, maßgefertigte WESTAR-20 fühlte sich in seiner Hand immer noch ungewohnt an. Jusik drehte sich zum Feld um, und sein Blick suchte mit Bedacht die Landschaft ab. „Runter mit euch", sagte er. „Fi, Parja, sucht euch Deckung." Parja packte Fi am Arm und zog ihn in den Schutz von einem der beiden Greifarme des Aggressors. „Ich dachte, wir wären hier gut versteckt", flüsterte Fi. „Niemand sollte uns hier finden." Jusik trat ein paar Schritte vor. Fi hörte den Schotter unter seinen Stiefeln knirschen. „Ihr seid zu zweit!", rief Jusik. „Ihr seid euch nicht sicher, ob ihr wirklich so kaltblütig seid, mich umzubringen, oder nur verzweifelt nach Hilfe sucht. Ich kann sogar euren Standort ausmachen." Die Felder antworteten nicht. Es waren keinerlei Motoren- oder Antriebsgeräusche zu hören. Nicht einmal in der Ferne. Nur das Geräusch des Windes, der durch die Bäume wehte und das ferne rhythmische Bellen eines Shatualbocks, der bekannt gab, dass er in der Gegend war und nach Weibchen Ausschau hielt. Zu schade, dass Jusik nicht seinen buy'ce aufhatte. Damit hätte er Fi Koordinaten übermitteln können, in deren
Richtung er zielen konnte. Allerdings hatte Fi seinen auch nicht auf. „Kommt schon, ich weiß, wie sich ein Klon in der Macht anfühlt", rief Jusik. „Ihr seid alle anders, vode, aber eure Gemeinsamkeiten kann ich trotzdem spüren." In fünfzig Metern Entfernung begannen die Grashalme zu rascheln und zu wackeln. Parja spähte durch das Zielfernrohr ihres Blasters. „Ich glaub, ich hab sie", meinte sie. „Stang, dein Jedi ist ja ein menschlicher Messsucher. Ich wette, das sind dieser shabuir Sull und sein durchgeknallter Kumpel." „Kannst du sie sehen?" „Nein, nur Bewegungen." „Dann halte das Feuer zurück, cyar'ika." Fi versuchte, ihrem Ziel zu folgen. Er war ein erstklassiger Scharfschütze gewesen. Die Reduzierung auf gewöhnliches Geschick konnte er deutlich spüren. „Das sind ARC-Trooper. Die sind nicht gerade inkompetent." Jusik hatte schon immer eine seltsam waghalsige Macke gehabt. Im Grunde genommen war er ein methodisch vorgehender Mensch, gut im Maschinenbau und darin, Dinge zu reparieren. Aber dann zog er wieder los und stellte irgendetwas Verrücktes an, gerade so, als wolle er sich selbst auf die Probe stellen. Fi erinnerte sich daran, wie er bei einer grauenerregenden Hochgeschwindigkeitsjagd
durch Coruscant hinter Jusik auf dessen Speeder-Bike gesessen hatte. Jetzt ging Jusik über das offene Gelände, hinein ins knietiefe Gras und machte sich selbst zur Zielscheibe. Parja verlagerte ihr Gewicht auf ein Knie und stützte ihren Ellbogen auf eine Strebe am Flugwerk des Aggressors. „In Ordnung, bringen wir's hinter uns!", rief Jusik. Er streckte beide Arme zur Seite. „Parja? Fi? Ihr werdet nicht schießen. Hört ihr mich? Nicht, solange Sull und Spar nicht damit anfangen." Wenige Augenblicke später teilte sich das Gras, und zwei Gestalten in grüner beskar'gam erhoben sich. „Osik", fluchte Parja und schwenkte mit ihrem Blaster ein Stück zur Seite. „Die waren zwei Meter von der Stelle entfernt, an der ich sie vermutet habe." „Sie sind gut darin, einen auf die falsche Fährte zu locken." Fi hatte Sull versprochen, er würde ihn töten, wenn er sich mit Jusik anlegte, und dieses Versprechen würde er jetzt einlösen, falls der shabuir auch nur zuckte. „Und sie sind viel zu gut darin, uns aufzuspüren. Wir werden langsam schlampig." Fi kam aus der Deckung und ging vor, um Jusik zu unterstützen. Parja blieb zurück und gab ihm Deckung. Enttäuschenderweise senkte keiner der ARCs seine Waffe.
„Wenn ihr gekommen seid, um mir 'ne Salve zu verpassen, dann nur zu", forderte Jusik sie auf. Fi glaubte, er würde irgendeinen cleveren Trick abziehen, aber dann dämmerte ihm, dass er es ernst meinte. Bard'ika stand da wie eine Zielscheibe, als würde er um irgendeinen bizarren Märtyrertod betteln. „Wenn ihr damit euren Seelenfrieden bekommt, tut es." Fi stellte sich vor ihn. „Bard'ika! Genug!" „Fi ... entweder glaube ich an das, was ich tue, oder nicht." Spar nahm seinen Helm ab. „Du bist wirklich ein Sack voll osik, Jedi." „Ich bin jetzt kein Jedi, aber ich war es einmal, also muss ich einen Teil dieser Schuld tragen." Spar holsterte seinen Blaster, und Sull tat es ihm gleich. Fi bewegte sich nicht. Parja ging zu ihnen hinüber und zog ihn beiseite. „Wo liegt euer Problem?", rief sie und schaute die beiden Deserteure finster an. „Haut ab und versprüht euer Testosteron woanders. Ihr wisst ja nicht mal, was es heißt, Mando'ade zu sein. Wenn ihr wollt, gebe ich euch eine Lektion. Dazu braucht's mehr als nur die be-skar'gam." „Wie habt ihr uns gefunden?", wollte Jusik wissen. „Wenn man so einen Jäger fliegt, zieht man Aufmerksamkeit auf sich", erwiderte Sull. „Versuch nächstes Mal,
ihn versteckt zu parken." Jusik streckte seine Hand aus, um Fi zum Schweigen zu bringen, noch bevor dieser ein Wort aussprechen konnte, und das war auch gut so. „Da hast du nicht unrecht, ner vod. Ich war nachlässig. Was wollt ihr von uns?" „Wie uns zu Ohren gekommen ist, ist Skirata an irgendetwas dran." „ARC-Gerüchteküche, was?" „Ist es wahr? Kann er verhindern, dass wir so schnell altern?" „Noch nicht." „Also stimmt es, dass er es versucht?" „Wenn eure Gerüchteküche so verlässlich ist, dann kennt ihr die Antwort und wisst, dass er jedem Deserteur helfen würde." Sull blickte zu Spar. „Hat er dir geholfen, von Kamino zu verschwinden?" Spar zog eine Braue hoch. „ Der alte Barve ist schon in Ordnung." „Wir wollen dabei sein", sagte Sull. „Wie kommen wir an ihn ran? Rekrutierter?" „Der Aggressor hat Platz für acht." Jusik deutete über seine Schulter auf den Sternjäger. „Wir fliegen zurück nach Coruscant. Wenn ihr ein bisschen Arbeit wollt, wir haben
jede Menge Aufgaben, um einen gelangweilten ARCTrooper bei Laune zu halten." Jusik war unglaublich gutgläubig. Fi hätte ihn am liebsten bei den Schultern gepackt, durchgeschüttelt und ihm erklärt, dass er nicht einfach so zwei abtrünnige AlphaHeinis bei Skirata abladen konnte -oder bei Ordo -, aber wenn Jusik etwas aus der Macht aufschnappte, schien es für gewöhnlich zu funktionieren. Außer zu vergessen, dass wir sofort alle Schiffe tarnen müssen. Sogar hier auf Mandalore. „Okay", meinte Sull. „Auf geht's." Jusik öffnete die Luken und führte sie in den kleinen Frachtraum. Parja, die Hände in die Hüften gestemmt und das Kinn gesenkt, gab Fi einen Stups mit dem Ellbogen. Jetzt, da Fi kurz davor stand fortzugehen, traf ihn die Erkenntnis, von ihr getrennt zu sein, erst richtig. Er vermisste seine Brüder, er fühlte sich nutzlos, und er musste etwas in sein Leben zurückbekommen - aber er hatte sich so lange nach einer Freundin gesehnt. Wie undankbar von mir. Ich bekomme, was ich will, und schon vergesse ich, wie es war, einsam zu sein. „Tja, ich sagte, du seiest es wert, wieder zusammengeflickt zu werden, und Jusik und ich haben dich wieder zusammengeflickt, also ..." Sie wirkte resigniert. „Soll ich dir was zu essen einpacken?"
„Nur... na ja, meinen Rucksack." „Pass auf dich auf." Fi war ein bisschen enttäuscht, dass sie ihn nicht anflehte dazubleiben. Vielleicht war das wirklich die Art, auf die mandalorianische Frauen die Dinge angingen: Sie bissen die Zähne zusammen und machten weiter, während ihre Männer fort waren, falls sie nicht gerade selbst in den Kampf zogen. Sie machten kein Gedöns, das den Abschied nur noch schwerer machte. „Du weißt, dass ich dich liebe", sagte er. Shab, er konnte sich nicht mehr an die Worte des Vertrags erinnern. Er musste sein Datapad öffnen. „Heirate mich jetzt." Parja trug noch immer ihren Werkstattoverall, der mit Schmiermittel bespritzt war und in dessen Taschen Werkzeug klapperte. Sie wischte sich die Hände an der Hose ab und streckte sie dann für den mandalorianischen Handschlag aus, Hand an Unterarm. Fi nahm sie. „Du kennst die Worte, F'ika?" „Ich kann sie ablesen." „Okay", erwiderte Parja. „Wir werden sie gemeinsam lesen." Sie sah ihm in die Augen. Er stellte fest, dass er ihr die Worte nur mit einem Sekundenbruchteil Verzögerung nachsprechen konnte und es ziemlich gut hinbekam, den Schwur mit ihr einzugehen, ohne die Worte von seinem
Pad abzulesen. „Mhi solus tome", sagte sie und er schloss sich ihr an. „Mhi solus dar'tome, mhi me'dinui an, mhi ba'juri verde." Es war ein recht simpler Schwur, ein Vertrag, auf seine Weise ein Geschäftsabschluss: Zusammen sind wir eins, getrennt sind wir eins, wir teilen alles, wir werden Krieger großziehen. Mehr gab es nicht, das ausgesprochen werden musste. „ Das war's?", fragte Fi. „Jep, jetzt hast du mich am Hals." „Okay. Gut so." „Ja. Du wirst auch schon passen." Jusik steckte seinen Kopf aus der Luke. „Hab ich irgendwas nicht mitbekommen, Fi?" „Wir sind verheiratet", sagte Fi. Fühlte er sich anders? Ja, das tat er. „Siehst du nicht, dass Parja all ihre Ersparnisse für ein Hochzeitskleid ausgegeben hat?" „Du mir'sheb." Sie gab Fi einen dicken, geräuschvollen Kuss. „Du hast Glück, dass du 'ne bessere Hälfte hast, die weiß, wie man eine Mehrfachdichtung austauscht. Und du, Bard'ika, bringst ihn besser im gleichen Zustand zurück, sonst gibt's für dich kein Eckchen in der Galaxis, in dem du dich vor mir verstecken kannst." Wenn man sich entschlossen hatte zu gehen, war es immer am besten, schnell aufzubrechen. Lang gezogene
Abschiede waren schmerzvoll. Fi wurde das jetzt zum ersten Mal klar, und obwohl es schmerzte, war das nichts gegen die Qual, die der Gedanke auslöste, einsam leben und sterben zu müssen. Dies war ein Schmerz, den er auskosten konnte, um sich zu ermahnen, dass das, was er jetzt hatte, es wert war, dafür zu kämpfen und zu sterben. Der Aggressor hob ab. Parja war noch ein paar Sekunden zu sehen, eine winzige Gestalt in Braun, dann ein Punkt. Aus der Luft sah die getarnte Bastion nur wie unebener Boden aus. „Solltest du jetzt nicht feiern?", fragte Jusik, während er den Autopiloten aktivierte. Sull und Spar saßen achtern im Frachtraum. „Ich finde es echt traurig, zu heiraten und sich dann gleich zu trennen." „Ist ja nicht für immer. Und die Flitterwochen haben wir ja mehr oder weniger schon hinter uns." „Trotzdem ... na ja, trinken und einen draufmachen können wir später noch." Das war eine nette Idee. Es könnten dann alle dabei sein. Es zeichnete sich ein Ende ab - eine Art Ende - für den Krieg, und selbst wenn Skirata keinen Weg fand, den Alterungsprozess zu verlangsamen, würde Fi die Jahre, die ihm noch blieben, zur Gänze ausleben. Coruscant stand zwischen ihm und einem glücklicheren Leben. Aber er war wieder zurück im Einsatz, und das gab
ihm das Gefühl, wieder ein ganzer Mensch zu sein. Er sah durch das Fenster hinaus in das Sternenmeer, bevor der Aggressor den Sprung in den Hyperraum machte, und dachte an Sicko, den VIS-Piloten, der getötet worden war, als Omega ein Separatistenschiff enterte. Das All war ein weiter, einsamer Ort zum Sterben. „Bard'ika, ich glaube Kal'buir dreht durch, wenn du die beiden anschleppst", sagte er, um sich von dem Gedanken an Sicko abzulenken. „Die haben uns gefunden. Die Bastion sollte eigentlich unauffindbar sein. Und woher wissen die von dem Alterungsheilmittel? Können wir ihnen weit genug vertrauen, um sie mitzubringen?" Jusik bedachte Fi mit jenem Blick, der aussah, als würde er einen Sonnenyisor tragen, den er nach unten rutschen ließ, um über den Rand schauen zu können. „Solange sie im Frachtraum festsitzen, können sie wohl kaum rumrennen und erzählen, wie sie uns gefunden haben, oder? Und Spar hat mit ziemlicher Sicherheit noch Kontakte zu den ARC-Rängen. Ich würde auf Maze wetten, der seinen ARCKum-pels davon erzählt hat, dass Ko Sais Kopf in einer Kiste aufgetaucht ist..." „Das ist ekelhaft." „Und wie." „Glaub bloß nicht, ich hätte Mitleid mit ihr. Sie hat in uns niemals Wesen gesehen, die Schmerz empfinden kön-
nen. Aber wenn ich zurückdenke an die Dinge, die ich getan habe und die zu dem Zeitpunkt normal erschienen ..." „Das ist der Krieg, Fi. Du musst dich deswegen nicht schlecht fühlen. Du hattest wirklich keine Wahl. Sie schon." „Du kannst erkennen, was ich denke, oder?" „Manchmal." „Du bist ein guter Bruder, Bard'ika." Fi rechnete sich aus, wie lange es bis Triple Zero dauern würde. Bei Einbruch der Nacht würden sie in Galactic City landen. Jetzt meldete sich wieder dieses mulmige Gefühl im Magen, wie die Nervosität vor einem Gefecht, denn Parja hatte recht: Er schlich sich als Mann zurück, der nicht existierte, und er konnte es sich nicht leisten, erwischt zu werden. Es glich einem Einsatz hinter feindlichen Linien. Darin hatte er reichlich Erfahrung. Coruscant, Triple Zero, war jetzt Feindesland. Laseemas Appartement, Coruscant Etain behielt mit trockenem Mund und verknotetem Magen die Tür im Auge. Sie konnte spüren, wie Darman sich näherte, und auch, dass Skirata bei ihm war. Sie kannte ihre Eindrücke in der Macht so gut, dass sie sie ziemlich
genau einordnen konnte. Es gab Abweichungen von Tag zu Tag, aber sie besaßen immer die gleichen Kerne: Skirata, ein intensiver Strudel aus Liebe und Hass, und Darman, generell mit der Welt im Reinen. Heute allerdings konnte sie bei beiden eine Veränderung feststellen: Kummer bei Darman und roher Schmerz bei Skirata. Trotzdem war sie dadurch nicht auf den Anblick vorbereitet, der sich ihr bot, als sich die Türen öffneten. „Kal, was ist mit dir passiert?" Skirata sah entsetzlich aus. Er ging leicht gebeugt, so als würden ihm Brust oder Magen wehtun, und sein Gesicht war eine einzige Ansammlung aus Schnitten und frischen Blutergüssen. Jemand hatte ihn gründlich verprügelt. Vau. Sie hatte geglaubt, die bei,den Sergeants hätten ihre langjährige Fehde begraben, aber anscheinend war sie wieder aufgebrochen. „Ich hab bekommen, was ich verdient habe", sagte er, und seine Stimme klang durch die geschwollenen Lippen entstellt. „Ist nicht das erste und mit Sicherheit auch nicht das letzte Mal." Er schob Darman mit vorsichtiger Hand vor sich her. „Geh nur, Sohn. Jemand wartet darauf, dich zu sehen." "Kal -" „Et'ika, gönn dir einfach die Zeit mit Dar und Kad, und ich bringe mich in Ordnung. Ihr wisst nicht, wann ihr das
nächste Mal die Chance dazu habt. Ich bin morgen früh wieder zurück, und Laseema übernachtet heute bei Jallers Familie." Kals Verletzungen hatten sie vor einem beklommenen Moment bewahrt. Darman hatte nicht mehr mit ihr gesprochen, seit er vor ein paar Tagen die Kabine auf der Nerrif-Station verlassen hatte, und sie hatte keine Ahnung, wie sie das Eis wieder brechen sollte. Aber das war jetzt plötzlich vergessen. Darman umarmte sie verzweifelt. Er vergrub sein Gesicht an ihrer Schulter und drückte sie so fest an sich, dass es beinahe wehtat. Etain blickte an ihm vorbei, um zu sehen, was Skirata tat, aber er war schon gegangen. Sie hörte seine Schritte draußen langsam verklingen. „Kad schläft", sagte sie. „Ich werde ihn wecken." „Schadet ihm das nicht?" Darman war jetzt schon ein besorgter Vater. „Natürlich nicht", erwiderte sie. „Er schläft, wenn er müde ist. Es ist schwierig, ihm einen festen Tagesrhythmus anzugewöhnen, weil wir keinen haben." „Laseema sorgt für ihn?" „Ja, sie macht das wunderbar. Und Besany hilft auch aus. Und Bardan und Kal. Aber... es wird Zeit, dass er seinen Vater kennenlernt." „Okay." Darman schluckte. „Ich bin jetzt bereit. Ich bin
es wirklich." „Ich weiß nicht, was ich sonst noch sagen könnte, Dar." „Du brauchst nichts zu sagen. Was geschehen ist, können wir nicht ändern, also macht es Sinn, zu vergessen und von vorn anzufangen." Das war ganz der alte Darman. Er hegte niemals einen Groll, einer der unbekümmertsten Männer überhaupt. Falls irgendjemand meinte, Klone wären identisch, musste er sich nur Darman und seine Brüder ansehen, um zu verstehen, dass sie ebenso unterschiedlich waren wie jede andere wahllos zusammengewürfelte Gruppe von Menschen auch. „Vergibst du mir?" „Ja." Er trat zurück und kniff sich in die Oberlippe, eine nervöse, kleine Geste, die sie von Zeit zu Zeit bei Skirata beobachtet hatte. In gewöhnlicher Zivilkleidung - weder Trainingsanzug noch Rüstung wiesen ihn als genormtes Produkt von Kamino aus - sah Darman wie irgendeiner der Bewohner Coruscants aus, denen Etain auf den Gehwegen begegnete. „Ich war es, Et'ika. Ich habe Kal'buir geschlagen." Es war nur schwer aufzunehmen. „Was?" „Ich habe ihm echt wehgetan. Er hat nicht einmal versucht, sich zu verteidigen. Er hat mich einfach durchdrehen lassen und immerzu gesagt, es täte ihm leid."
Allein der Gedanke, Darman könne die Beherrschung verlieren, schien völlig absurd, ganz zu schweigen davon, dass er jemandem, den er liebte - oder überhaupt jemandem - Schaden zufügte. Es war eine ganz andere Art von Gewalt als jene, die er vom Kampf gewöhnt war. Ist es so? Bin ich so von den Überzeugungen der Jedi vereinnahmt, dass Gewalt für mich akzeptabel wird, wenn sie nicht dem Hass oder der Wut entspringt und ich nichts Grundsätzliches darin erkenne? „Was war der Auslöser?", fragte sie. „Er hat uns all das erzählt, was er uns verheimlicht hatte. Alles. Ko Sais Forschungsergebnisse, die neue Klonarmee ... also habe ich ihn einen Lügner genannt. Ich sagte ihm, ich könnte ihm nicht vertrauen. Und weil er mir nichts von Kad erzählt hatte, bin ich ... ich habe ihn in dem Augenblick einfach nur gehasst. Nein, eigentlich nicht ihn. Ich bin völlig ausgerastet, so richtig, wie Scorch." Es war das erste Mal, dass Etain bewusst wurde, wie gebrochen manche der Klone waren. Es war eine Sache, anderen Jedi ellenlange Vorträge über die Menschlichkeit der Klone zu halten, aber etwas anderes zu erkennen, dass diese Menschlichkeit auch ihre negativen Seiten hatte. Etain hatte sie mit der Zeit als unverwundbar angesehen, weil sie ihre überlegenen Qualitäten erkannte und vergaß, dass die Intensität, mit der sie kämpften, sie ebenso sicher
zerbrechen würde wie jedes andere Wesen auch. Es dauerte nur viel länger. „Wie kann er mir nur jemals vergeben, Et'ika?", fragte Darman. „Weil er dich liebt - du bist sein Sohn." Es waren nicht die Faustschläge, die Narben bei Skirata hinterlassen würden. Das wusste sie. Aber der Verlust von Darmans Vertrauen. „Hast du ihm vergeben?" Darman blickte auf seine Hände. Die Wildheit seines Angriffs zeigte sich in den Schnitten und Prellungen an seinen Knöcheln. „Natürlich habe ich das. Ich habe das alles nicht gewollt. Ich habe nur für einen Moment die Kontrolle verloren." Die Leute sagten immerzu, dass sie etwas nicht so gemeint hätten, wie sie es im Eifer des Gefechts gesagt hatten, aber für gewöhnlich wussten sie einfach nicht, dass sie diese Dinge dachten oder es wagen könnten, sie laut auszusprechen. „Glaubst du, er hat noch andere Geheimnisse vor dir?" „Ich weiß nicht", antwortete er. „Aber das spielt auch keine Rolle mehr." Liebe und Vertrauen waren nicht notwendigerweise dasselbe. Etain beschloss, das Thema zu wechseln. „Lass uns nachsehen, ob Kad wach ist." Er war es nicht Er schlief friedlich, und sie standen beide
eine Weile da und betrachteten ihn gebannt, bis Etain ihn aus dem Bett nahm und Darman reichte. Kad wachte auf und sah mit einnehmender, großäugiger Überraschung zu Darman hoch. Erkannte er, dass er nicht Ordo oder Mereel war? Vielleicht ja. Er grinste - er grinste natürlich jeden an -, aber dieses Grinsen schien ein wenig anders. Vielleicht bildete sie sich das nur ein. Er hatte bereits stark darauf angesprochen, als Darman ihn das erste Mal gehalten hatte. „Das ist Pa-pa", sagte Etain. „Sag Pa-pa, mein Schatz." Darman brach in Tränen aus. Etain auch. Es gab nicht viel zu sagen, dafür umso mehr zu fühlen, deshalb versuchte keiner von beiden, es rational zu ergründen. Sie verbrachten den Rest des späten Nachmittags und Abends damit, mit Kad zu spielen und so zu tun, als seien sie lediglich eine ganz gewöhnliche junge Familie, ohne an den Krieg zu denken, der draußen lauerte. Sie machten sogar ein Familien-Holobild für die kommenden Jahre. Es war eine exotische, berauschende Fantasie für Leute, die alles andere als gewöhnlich waren und denen man auch nicht widerstandslos erlauben würde, gewöhnlich zu sein. Etain grübelte über der Ironie, die darin lag, sich verzweifelt zu wünschen, nicht außergewöhnlich zu sein. „Ich bin froh, dass du ihn Kad genannt hast", meinte
Darman schließlich. „Bist du glücklich darüber, dass er als kleiner Mandalorianer aufwächst?" „Wird er die Macht benutzen können?" „Jusik und ich fangen an, ihm zu zeigen, wie man sie kontrolliert. Na ja, eigentlich eher, wie man sie verbirgt. Ich will nicht, dass der Jedi-Orden ihn holt." Darmans Gesichtsausdruck verhärtete sich etwas. „Würden sie das tun?" „Mit einem liebevollen Lächeln würden sie das." „Es ist nicht alles schön und gut im Jedi-Orden, nicht wahr? Nicht ganz das Bild, das man uns auf Kamino vermittelt hat." „Nicht alle Jedi sind gleich." „Ich will trotzdem, dass Kad ein Mandalorianer wird." „Ich auch." Etain hielt Kad bei den Händen und führte ihn zu Darman, aber er riss sich los und wackelte mit einem anbetungswürdigen Grinsen im Gesicht zu seinem Vater. Darman ließ ihn mit einem ebenso betörenden Lächeln an sich herumkraxeln. „Er sieht aus wie du", meinte Darman und ignorierte völlig die Tatsache, dass er ihm zum Verwechseln ähnlich sah. Kad hatte große, dunkle Augen und schwarzes Haar, genau wie Darman und alle seine Brüder. Aber seine Nase
war schmal und zeigte ein wenig nach oben, wie Etains Stupsnase. „Ich hätte da sein sollen, als er geboren wurde, nicht? So hab ich's in Holodramen gesehen." „Das wahre Leben läuft nicht ganz so sauber", erwiderte Etain. „In gewisser Weise bin ich froh, dass du nicht dabei warst. War nicht gerade meine Glanzstunde." „Hat es wehgetan?" „Du würdest nicht glauben, wie sehr." Es war eigenartig, wie man körperlichen Schmerz völlig vergessen konnte. Als Etain zusah, wie sich Darman mit seinem kleinen Sohn auseinandersetzte, während er doch in vielerlei Hinsicht selbst noch ein Kind war, überraschte sie, wie sehr er sie an Skirata erinnerte, wenn dieser sich um Kad kümmerte und mit ihm sprach. Er zog sogar die gleichen Grimassen, um ihn zum Lachen zu bringen. Manche Dinge taten die Menschen rein instinktiv, und nicht einmal das Klonen oder das herzlose Regime auf Kamino konnten das verdrängen, aber den Rest der Elternschaft den würden sie auf die harte Tour lernen müssen. Sie hatte Jango Fett niemals kennengelernt, aber sein Genom diktierte alles in Darman. Skiratas Einfluss war eindeutig. Er war im wahrsten Sinne des Wortes Darmans Vater und hatte den Grundstein dafür gelegt, was für eine Art Vater Darman sein würde. Aliit ori'shya tal'din. Familie bestand definitiv aus mehr
als nur Blut— und aus mehr als Midi-Chlorianern.
11. Die mandalorianische Sprache besitzt mehr beleidigende Ausdrücke als irgendeine andere, weiter verbreitete gesprochene galaktische Sprache. Während hingegen die meisten Spezies Beleidigungsformen wählen, die auf Abstammung oder Erscheinung basieren, drehen sich die mandalorianischen Schmähungen größtenteils um Feigheit, Dummheit, Faulheit, einförmigen Wortschatz oder einen Mangel an Hygiene. Darin spiegeln sich die Hauptbeschäftigungen einer nomadischen Kriegerkultur, in welcher der Stammbaum eine geringere Rolle spielt als persönliche Qualitäten. Gesichter werden meistens maskiert, und ein sauberes, effizientes Lager ist entscheidend für das Überleben. - Mandalorianer: Identität und Sprache, veröffentlicht vom Galaktischen Institut für Anthropologie
Besany Wennens Appartement, Coruscant, 999 Tage NSG „Ich kann so nicht weitermachen, Ordo." Besany hatte nicht gut geschlafen. Sie war mitten in der
Nacht aufgewacht und hatte damit begonnen, ihr Appartement aufzuräumen. Ordo hatte keine Ahnung, wie sich menschliche Frauen normalerweise verhielten, aber er sah einen Sinn darin, dass man, wenn man nicht schlafen konnte, die Zeit produktiv nutzte. Sauberkeit war ein Grundstein für ordentliche Disziplin. Sie war sehr aufgeregt, und es schien sie noch mehr aufzuregen, dass er weitergeschlafen hatte, während ihr das nicht gelang. „Ich weiß, es muss sehr belastend sein", sagte er, während er zusah, wie sie verbissen das Frühstücksgeschirr abspülte. „Aber ich finde, du solltest nicht hierbleiben. Es ist zu gefährlich." Sie wirbelte so rasch herum, dass ihre Haare aufflogen. „Ich meinte Jilka. Sie steht unter Arrest, und es könnten ihr schreckliche Dinge angetan werden, und das ist meine Schuld. Ordo, Liebling, ich weiß, in deinem Job gehört das zum Alltag, aber nicht in meinem." Ordo war sich immer noch nicht sicher, welche Beweise Jilka mit Besany in Verbindung bringen könnten. Die Frau hatte keine Ahnung, was vor sich ging. Ganz gleich, wie sehr sich der HSR bemühen würde, sie würden nichts aus ihr herausprügeln können, das sie nicht wusste, obwohl Lebewesen unter Folter alle möglichen Dinge preisgaben,
nur damit ihr Leid ein Ende hatte. Er goss sich noch eine Tasse Caf ein und fragte sich, wohin Mereel und Jaing wohl hatten gehen müssen. Zu sehen, wie seine Brüder kamen und gingen, erinnerte ihn daran, wie angebunden er dieser Tage an Coruscant war. „Ordo, hörst du mir zu?" „Ja, das mit Jilka ist wirklich bedauerlich." „Bedauerlich? Bedauerlich?“ Besany war umwerfend schön und besaß einen Knochenbau, der von Bildhauerhand hätte stammen können, aber wenn sie wütend wurde, verwandelte sich alles in Eis, verbissen und unnachgiebig. „Ich bin die Schuldige. Meine Freundin sitzt an meiner Stelle in irgendeiner HSR-Gefängniszelle. Das kann ich nicht zulassen. Ich kann es einfach nicht." „Also, was hast du vor?" Ordo hatte nicht den Eindruck, die beiden Frauen würden sich sehr nahestehen, aber andererseits schien Besany auch keine anderen Freundinnen außer Jilka zu haben. „Willst du dich stellen und Palpatines Handlangern die ganze Geschichte erzählen? Kal'buir mit hineinziehen? Den gesamten Rettungsplan zum Einstürzen bringen?" „Aber sie ist unschuldig." Besany war kein Soldat, weswegen sie mit der Vorstellung der Entbehrlichkeit nicht vertraut war. Auch Ordo war nicht gänzlich daran gewöhnt, aber er akzeptierte,
dass manchmal eine Entscheidung gefällt werden musste, ob man kurzfristig das Richtige tat oder auf lange Sicht Größeres bewirkte. Es war eine Entscheidung, die er auf diesem Niveau persönlicher Beteiligung nicht treffen musste - noch nicht. Außerdem spielte mit hinein, dass er in Besany verliebt war, Jilka andererseits überhaupt nicht kannte. Er bemühte sich, die Sorge seiner Geliebten um ihre Freundin nachzuvollziehen, aber er wusste, er war wie Kal'buir. Es gab den Kreis derjenigen, zu deren Rettung er alles geopfert hätte, und alle Außenstehenden mussten sich selbst retten. „So etwas passiert andauernd", erklärte Ordo. „Wir mussten mal eine ganze Kompanie über die Klinge springen lassen, weil wir sie nicht vor einem Angriff warnen konnten, ohne dass die Separatisten bemerkt hätten, dass wir ihre Verschlüsselung geknackt hatten." „W/r? Persönlich?" „Nein." Hätte ich das getan? Ordo wusste es nicht. „Dann weißt du auch nicht, was es heißt, in meiner Haut zu stecken." Besany hatte das Problem, dass sie ein sehr moralischer Mensch war. Er mochte das an ihr. Es war der Grund dafür, dass sie über die Ausbeutung der Klone nicht hinwegsah und deswegen sogar ihre eigene Sicherheit aufs Spiel
setzte. Aber aus dem gleichen Grund konnte sie nicht damit umgehen, dass Jilka an ihrer Steile verhaftet worden war. Und es gab keinen Weg, außer Jilka zu retten, um Besanys Gewissen zu erleichtern. Ordo sorgte sich eher darum, was Jilka vielleicht unter Zwang den Fragestellern des HSR sagen könnte. Skirata sollte eigentlich etwas deswegen unternommen haben, falls es nicht schon zu spät war. Und nun befand sich Ordo in seinem eigenen moralischen Dilemma: Sollte er Besany sagen, dass Jilka vielleicht endgültig zum Schweigen gebracht werden musste, und zwar durch dieselben Leute, deretwegen Besany das ganze Risiko überhaupt erst eingegangen war? Er musste etwas Taktvolles sagen. Er zermarterte sich das Gehirn auf der Suche nach Worten, die Skirata unter diesen Umständen verwendet hätte. „Das klingt jetzt vielleicht schroff", begann er vorsichtig, „aber du sagtest, du wolltest deinen Teil zum Krieg beitragen. So ist Krieg nun einmal. Die Konsequenzen kosten Leben. Unsere Freunde mögen ungerechterweise leiden, und es gibt keinen Job, der ansatzweise ähnlich wäre. Extremer kann das Leben nicht werden. Es gibt keine Regeln, und am Ende des Tages kann man nicht nach Hause gehen und alles auf normal stellen, um am nächsten Morgen wieder ins Büro zu gehen."
Das war alles wahr. Ordo war recht zufrieden mit sich selbst, weil es ihm gelungen war, nicht zu sagen, dass es eben Pech war und dass in der Zeit, in der man Jilka verhaftet hatte, Tausende Klon-Trooper verstümmelt oder getötet worden waren, ebenfalls, ohne es verdient zu haben. „Ja." Besany atmete langsam durch die Nase aus, ein resignierter Seufzer. „Aber wenn ich da drinnen säße, würde ich mir wünschen, dass hier draußen jemand ist, der etwas zu unternehmen versucht, um mir zu helfen." „Vielleicht ist es so", spekulierte Ordo. „Und falls ja, werden wir es erst wissen, wenn es passiert ist." Daraus konnte sie machen, was sie wollte. Sollte er aber gelogen haben, würde er dann besser damit leben können als sie? Würde sie ihn hassen, wenn sie es herausfand? Es klopfte an der Tür, und Besany fuhr zusammen. „Ich kümmere mich drum", sagte er und griff nach seiner Pistole. Die meisten alltäglichen Besucher - viele waren es nicht, meistens nur Lieferdroiden mit Lebensmitteln - hätten das Tür-Comm im untersten Stockwerk benutzt. Um an der Tür zu klopfen, musste man sich schon mal im Gebäude befinden, und Besany gehörte nicht zu den Menschen, die häufig Umgang mit den Nachbarn pflegten. Ordo bedeutete ihr, sich vom Fenster fernzuhalten, und
bewegte sich dann langsam durch den kurzen Flur zur Eingangstür. Er überprüfte die Sicherheitskamera, konnte aber nichts sehen außer dem glatten, samtenen Teppich, der sich den Korridor hinunter zum Turbolift erstreckte, und den makellosen, cremefarbenen Wänden. Nichts anderes hatte er erwartet. Er stellte seinen Blaster gerade auf maximale Energie, als er aus dem Augenwinkel etwas bemerkte. Für einen Sekundenbruchteil rief sein Gehirn Ölspur, aber die schwarze, teerige Flüssigkeit, die aus dem Lüftungsgitter nahe dem Boden floss, war etwas, das er schon einmal gesehen hatte. Er zielte mit dem Blaster darauf, während sich eine Lache mit eigenartigem, beinahe kuppeiförmigem Knorpel bildete. „Wenigstens klopfst du inzwischen", sagte Ordo. Die Lache verformte sich zu einem großen Raubtier, ähnlich einem stämmigen Sandpanther, jedoch mit glänzend schwarzem Pelz und langen, zweizackigen Fangzähnen. Es blinzelte ihn mit orangefarbenen Augen an. „Nur damit du dich nicht wieder aufregst und schießt", sagte es mit einer vollen, fließenden und männlichen Stimme. „Allerdings war es Jinart, auf die du geschossen hast. Ich bin Valaqil." Besany erschien im Flur. Eigentlich hätte sie sich nicht vom Fleck rühren sollen, bis Ordo sagte, dass alles sicher
sei. „Ich dachte beim letzten Mal, als wir uns begegnet sind, hättest du gesagt, du würdest fortgehen." „Ich bin zurückgekehrt", erwiderte Valaqil. „Nicht, dass wir eurer Art etwas schuldig wären, aber Qiilura erholt sich von der menschlichen Besetzung, und euer fieser kleiner Sergeant hat sein Wort gehalten, uns in Frieden zu lassen. Also halte ich meinen Teil der Abmachung. Lauft, solange ihr noch könnt." „Könntest du dich etwas präziser ausdrücken?" Ordo konnte Gurlanins nicht besonders leiden, obwohl ihm klar war, dass es sich dabei nur um ein irrationales Vorurteil handelte. Er hatte keinen Grund, ihnen zu misstrauen, denn sie ließen ihren Worten immer die entsprechenden Taten folgen. Dennoch bereiteten Formwandler ihm einfach Unbehagen. „Im Augenblick könnten wir vor einer ganzen Menge Dinge davonlaufen." „Schon sehr bald wird Kanzler Palpatine eine gewaltige Klonarmee entfesseln, diejenige, die er auf Centax Zwei zusammengestellt hat." „So weit waren wir auch schon", meinte Besany. „Er hat nicht vor, sie gegen die Separatisten ins Feld zu schicken." Dies bedeutete eine höchst interessante Wendung. „Wie kommst du darauf?", fragte Ordo. „Weil ich auf Centax Zwei war und mir die Einsatzpläne
angesehen habe, um sicherzugehen, dass Qiilura nicht auf der Liste steht." Formwandler waren die gefürchtetsten Spione von allen. Gurlanins konnten jede Form annehmen, als blinde Passagiere auf Schiffen mitreisen und jeden beliebigen Ort infiltrieren. Untereinander kommunizierten sie telepathisch. Sie mochten keine Zivilisation mit Waffen und Technologie hervorgebracht haben, aber sie gehörten zu den schlimmsten Feinden, die man sich machen konnte. „Möchtest du das weiter ausführen?" „Soldat, du siehst nicht einmal das, was genau vor dir liegt, oder?" Ordo war es nicht gewohnt, gesagt zu bekommen, er wäre nicht schlau genug, um etwas zu verstehen. Er war weniger beleidigt als schockiert. „Also von welcher Truppenstärke reden wir hier? Welche Ziele?" „Genügend, um Tausende Planeten zu besetzen." „Separatistische Planeten?" Ordo dachte angestrengt nach. Wenn Palpatine keinen massiven Angriff auf die Separatisten plante, aufweiche Ziele hatte er es dann abgesehen? Ordo beschloss nach wirtschaftlichen Gründen zu suchen, wenn das Gurlanin wieder ging. „Ich weiß, dieser Krieg wurde, wie so viele Kriege, zu irgendwelchen anderen Zwecken sorgfältig arrangiert, aber was will er damit erreichen? Welche Planeten?'1
„Viele Planeten. Mehr müsst ihr nicht wissen. Ich glaube über eure Pläne mehr oder weniger Bescheid zu wissen, deshalb rate ich euch, sie lieber heute als morgen in die Tat umzusetzen. Agentin Wennen wird die nächste Schatzamtsangestellte sein, die in den Zellen des HSR verschwindet, und dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis Palpatine euch alle zur Strecke bringen wird. Geht jetzt" „Dann weißt du also über Jilka Bescheid", stellte Besany fest. „Natürlich tue ich das", erwiderte Valaqil. „So haben wir euch Zeit erkauft." Ordo begriff etwas schneller als Besany. „Dann habt ihr sie also da reingeritten?" Instinktiv hob er seinen Arm, um Besany die Schusslinie zu versperren, bevor sie etwas Überstürztes tat, aber er registrierte auch das Wort wir. „Das war nicht gerade hilfreich. Sie steht uns recht nahe, daher ist das kaum beruhigend." Inzwischen hatte auch Besany die volle Bedeutung erfasst. Ihr Gesicht war weiß vor Wut. „Du - du -" Ihr schien kein Schimpfwort für ein Raubtier einzufallen. „Ich habe euch vertraut! Ihr seid in meinem Büro herumgeschlichen? Wie konntet ihr das tun? Warum Jilka?" „Warum irgendjemand?", erwiderte Valaqil. „Warum wir? Sie hat nach Aufzeichnungen über diese Scheinfirma
gesucht, hinter der du her warst, und das wurde im System aufgezeichnet. Von daher war es nur ein kleiner Schritt für uns, Flimsikopien der Informationen auszudrucken, die auf ein Interesse an Centax Zwei weisen." „Sie ist unschuldig. Hast du eine Vorstellung davon, was sie ihr wahrscheinlich gerade antun?" „Wäre es dir lieber, sie täten es dir an?" Valaqil drehte sich elegant im Kreis herum, als wolle er sich setzen, bewegte sich dann aber nur auf das Lüftungsgitter zu. Er setzte sich auf seine Hinterläufe und starrte die Öffnung an, als würde gleich irgendeine Beute daraus hervorspringen. „Du hättest deine Affäre mit dem galanten Captain hier diskreter behandeln sollen. Es ist nur ein sehr kurzer Schritt, dich mit der übertriebenen Neugier an Centax Zwei in Verbindung zu bringen." Besany wandte sich an Ordo. „Du hast gesagt, in den Akten stünde nichts über mich." „Er hatte recht, dort steht nichts", sagte Valaqil. „Aber es gibt inzwischen zu viele Personen, die mit Skiratas Bande in Kontakt gekommen sind, und die Zeit wird kommen, in der ihr nicht mehr heimlich operieren könnt, weil zu viele euch kennen und ihr zu viele hintergangen habt. Diese Zeit ist sehr nahe. Ihr hofft besser, eure Feinde verwenden noch mehr Zeit auf Jilka, bevor sie bemerken, dass sie nutzlos für sie ist, und wieder anfangen zu suchen."
Das Gurlanin blinzelte ein paarmal, als würde es auf ein Dankeschön oder zumindest irgendeine Reaktion warten. Valaqil hatte sich auch das letzte Mal nicht geirrt, und Ordo, vorsichtig, wie er war, glaubte ihm jetzt. Die Kreatur zerschmolz wieder zu einer schwarzen Pfütze, floss zurück in den Ventilationsschacht und verschwand für immer. Laseemas Appartement Coruscant, Cuy'val Dar Notfallplanungsbesprechung „Du darfst sie nicht umlegen", sagte Skirata und steckte sein Comlink zurück in die Tasche. „Das war Ordo. Die Gurlanins haben Jilka angeschwärzt, um den HSR auf die falsche Fährte zu locken." „Nun, das ist Pech für sie." Vau wurde ärgerlich. Mird, immer sensibel für die Stimmungen seines Herrn, blickte von seinen Füßen zu ihm auf und winselte. „Das ist nicht, als würden wir einen von uns retten. Holen wir Jilka lebendig raus, müssen wir sie irgendwo verstecken. Die sagt nicht einfach, Danke, dass ihr mich gerettet habt, ich vergesse jetzt mal, was passiert ist, und verschwinde ganz von selbst.' Sie wird ein Risiko bleiben, so lange sie lebt." „Dann verstecken wir sie", meinte Tay'haai. „Ich finde schon einen Weg, sie vom Planeten zu schaffen, wenn du es nicht kannst."
„Wenn sie reingelegt wurde und nichts verraten hat", erwiderte Vau, „dann mindert das die Dringlichkeit, sie zum Schweigen zu bringen etwas. Trotzdem weiß sie, dass Besanys Freund Ordo heißt. Muss ich dir erst noch ein Bild malen, Kal?" „Und wir haben bereits zwei Rettungsaktionen durchzuführen." Gilamar klang schicksalsergeben, und das bereitete Skirata Sorge. Meistens war er mit Vau sogar über die Tageszeit geteilter Meinung. „Alles weist darauf hin, dass uns die Zeit knapp wird, und wir können nicht ewig herumwandern und Straßenkinder auflesen." „Dient das nur, um Besanys Gewissen zu beruhigen?", fragte Vau. „Denn wenn ja, dann lasst mich euch daran erinnern, dass es nur ein weiteres, durch emotionale Bindungen verursachtes Problem ist. Alles nur, weil eure Jungs nicht nachdenken, bevor sie für das erstbeste Mädchen, das sie anlächelt, aus ihrer Rüstung springen." „Du chakaar." Skirata duldete keinerlei Geringschätzung für seine Jungs oder deren Frauen. „Besany hat es sich verdient, eine von uns zu sein. Und außerdem ist da noch der kleine Punkt, ob es richtig ist, so vorzugehen." „Ich hasse es, wenn du moralisch wirst." „Diese ganze Operation dreht sich darum, moralisch zu sein. Wir machen das, um die zu retten, die von der Republik übers Ohr gehauen wurden." Und alles lief so gut.
Aber Vau hatte recht. Wenn sie glaubten, Jilka würde die gesamte Gewalt der Privatpolizei des Kanzlers auf Besany herabregnen lassen - was durchaus sie alle einschließen konnte -, dann musste sie zum Schweigen gebracht werden, sanft oder unsanft. Er war bereit gewesen, es selbst zu übernehmen, bis er sich der Auswirkung auf Besany und damit auch auf Ordo bewusst geworden war. Zudem fiel es ihm schwer, den Ausdruck in Niners Gesicht zu vergessen, als dieser begriffen hatte, was Skirata in Betracht zog. „Wir holen sie raus. Wir holen Uthan raus. Und wir holen meine Tochter raus." „Jilka hat vielleicht schon Ordo und Besany ans Messer geliefert, ohne zu wissen, was sie angerichtet hat. Lasst uns nur Uthan schnappen und gleich abzischen:" Vau hatte niemals ganz unrecht. Omega und Etain waren immer noch auf Coruscant, Besany war unterwegs zu ihrem sicheren Unterschlupf - Laseemas Appartement -, und Jusik sollte jeden Augenblick zusammen mit den beiden ARCs eintreffen, obwohl er wahrscheinlich ein wachsames Auge auf Fi würde haben müssen. Sie hatten ihre Billionen-Credit-Ausbeute und mehr Klondaten, als sich selbst Arkanian Micro hätte erträumen können. Es war ein idealer Zeitpunkt, um zu verschwinden. Jilka konnte dem HSR alles erzählen, aber es würde zu spät sein, um ihre Flucht zu verhindern.
Trotzdem wurde Skirata das Gefühl nicht los, sich um Jilka bemühen zu müssen. Er hasste sich sogar dafür, nicht automatisch Ruu an die Spitze der Liste zu setzen. „Wir hauen Jilka raus", sagte Skirata. „Und wir bringen sie nach Mandalore." „Oh, und du glaubst, sie wird dankbar sein, für den Rest ihres Lebens am shebs des Äußeren Rands festzusitzen?", zweifelte Vau. „Jetzt weiß ich endlich, warum Omega die Gewohnheit haben, Gefangene zu entführen statt sie umzulegen, wie sie es sollten." „Walon, lass es uns wenigstens versuchen. Wir sind doch keine Wilden." „Völlig richtig. Wir sind Soldaten, Kal. Und wir haben vergessen, dass dies ein Krieg ist." Die vier Cuy'val Dar standen grübelnd vor der Holodarstellung des Sicherheitsverwahrungsgebäudes mit den dazugehörigen Lieferdienstplänen. Sie besaßen eine Auswahl gefälschter ID-Chips und konnten mit dem Bewirtungsdienst, der Reinigungsmannschaft oder sogar mit dem Droiden hineingehen, der die Bürogerätschaften wartete. Es ging nur darum, den schnellsten Weg zu finden und Jilka aufzuspüren. Es war kein besonders großes Gefängnis, es verfügte nur über zwanzig Zellen. Die Türen öffneten sich, und Ordo schob Besany hinein. Sie umklammerte eine große Reisetasche und machte ein
ernstes Gesicht. Das Gespräch über Jilkas Schicksal brach abrupt ab. „Bes'ika kann nicht zurück in ihr Appartement", erklärte Ordo. „Unmöglich zu sagen, wer dort als Nächstes aufkreuzt." Skiratas Auswahlmöglichkeiten hatten sich damit auf eine beschränkt. „Wir haben gerade erörtert, wie wir Jilka befreien sollen." Vau zog eine Braue hoch, die anderen sagten nichts. „Wir können sie nicht mit Gewalt aus dem HSRGebäude holen, weil wir damit zu früh im Spiel jede Menge Aufmerksamkeit erregen." Ordo zog sein Datapad hervor. „Wir bringen sie dazu, sie aus ihrer Zelle zu holen, und schnappen sie uns bei der Überführung." „Du hast einen Plan?", fragte Gilamar. „Natürlich. Ich habe Zugang zu den Geheimdienstcodes der Republic. Wenn der Zeitpunkt günstig ist, übermittle ich eine gefälschte Anfrage zur Verlegung in eine Inhaftierungseinrichtung des Geheimdienstes und dann schnappen wir sie uns unterwegs beim Transport." Skirata zeigte auf Vau. „Gut, aber das Hirn von Galactic City hier hat Zey bereits gesagt, dass wir sie rausholen wollen." „Doppelbluff", sagte Vau. „Wenn er hört, dass es passiert ist, wird er sich nicht fragen, ob wir aus irgendwel-
chen dubiosen Gründen daran beteiligt sind, und nicht nachforschen. Er denkt sowieso, ich würde dir nachspionieren. Er wird nicken und sagen: ,Oh, das ist Vau, der mal was Anständiges für mich tut, diese Scherzkekse vom Geheimdienst und HSR ausbremst.' Oder etwa nicht?" Skirata fuhr sich nur mit den Fingern durch die Haare. „Tja, getan ist getan, und jetzt müssen wir nur noch aufräumen, so gut wir können." „Okay, Dreifach-Bluff", meinte Ordo. „Sergeant Vau, du und ich fangen den Transport ab." „Falls sie uns die Anfrage abkaufen." „Zieht euch um. In einer Stunde geht's los. Versucht nach Separatisten auszusehen." In Vaus Gesicht regte sich kein Muskel. „Ich werde meinen besten Jabiimi-Akzent raussuchen." Besany wirkte empfindungslos. Sie schien sich an einen permanenten Grad wahnwitzigen Risikos anzupassen. Noch einen weiteren Monat, so dachte Skirata, und sie wäre so verdorben wie der Rest von ihnen. „Komm mit, Tochter", forderte er sie auf, nahm ihr die Tasche ab und schenkte ihr das zuversichtlichste Lächeln, zu dem er imstande war. „Dann wollen wir dich mal eingewöhnen. Ist das alles?" Sie nickte. „Ja. Ich weiß nicht, was ich im Augenblick wegen des Appartements machen soll --"
„Lass alles, wie es ist", erwiderte er. „Wenn du völlig von der Bildfläche verschwindest, erregt das nur unnötige Aufmerksamkeit. Allerdings wäre es vielleicht besser, wenn du dich von der Arbeit abmeldest." Das schien zu schmerzen. Für einen kurzen Augenblick zerknitterte ein Stirnrunzeln ihre Augenwinkel. „Ich werde persönliche Probleme mit meinem Lebensgefährten angeben", meinte sie, und schien es wie ein Soldat zu akzeptieren. „Bei häuslichen Scherereien mischen sie sich nur höchst selten ein, und es ist bekannt, dass ich nicht mehr ganz die Frau bin, die ich mal war." Skirata war sich nicht sicher, wie er das aufnehmen sollte. Als Besany ihre Tasche öffnete und den Inhalt auf der Vitrine in dem Zimmer, das für Ordo vorgesehen war, auslegte, erkannte Skirata, was für sie wirklich von Bedeutung war. Ihr Unterbewusstsein hatte ihr gesagt, ohne welche Gegenstände sie nicht leben konnte. Es war weder Schmuck noch sonst irgendwelche Annehmlichkeiten, die sie neben etwas Kleidung zum Wechseln in ihre Tasche gepackt hatte, sondern Bilder, Informationen und ihr Blaster. Sie stellte den Holobild-Projektor auf den Seitentisch. „Es zahlt sich aus, mit leichtem Gepäck zu reisen", bemerkte Skirata. „Tja, nach dem heutigen Tag verstehe ich Mandaloria-
ner sehr viel besser." Sie klappte den Projektor auf und stellte ihn an. „Was man nicht mit sich tragen kann, ist eine Last, und was man leicht ersetzen kann, braucht man auch nicht zu vermissen." „Du hast einen Mandalorianer geheiratet. Was meinst du, macht das aus dir?" Das brachte sie wenigstens zum Lachen, und ihr Gesicht hellte sich auf. „Ich werde eine Rüstung tragen müssen, oder?" „Natürlich nichts anderes als erstklassiges beskar. Nur das Beste für meine Mädchen." Manche Kulturen bewahrten ihre Bilder auf Flimsibögen auf, still und starr. Skirata hatte einmal geglaubt, sie seien nur ein ärmlicher Ersatz für die gehenden, sprechenden und dreidimensionalen Holobilder, aber inzwischen waren sie ihm lieber, besonders an schlechten Tagen. Ein starres Bild war fest in der Vergangenheit verankert. Was immer abgebildet war, wurde dadurch unberührbar und sagte deutlich aus, dass jene Tage, jene Momente längst vergangen waren. Ein Holobild brachte jedoch einen ganz besonderen Schmerz mit sich: Es zeigte die Leute, wie sie wirklich gelebt hatten, so als könnten sie antworten, wenn man sie ansprach, oder auf Berührungen reagieren. Eine grausame Illusion. Starre, zweidimensionale Bilder erinnerten einen ganz klar daran, dass alles vorbei war. Holo-
bilder zerrten die unabänderliche Vergangenheit in die Gegenwart, um einen mit ihr zu quälen. „Möchtest du meinen Vater sehen?", fragte sie. „Meinen ersten?" „Es ist mir eine Ehre, der zweite zu sein", erwiderte Skirata. „Ja, ich würde deinen Papa liebend gerne sehen." Ihr Vater, Norlin Wennen, erwachte für eine kurze Weile in dem Holobild zum Leben. „Kommst du, Bes?" Die Gestalt lächelte und winkte, als wäre da etwas Wunderschönes, das sie ihr zeigen wollte. „Ich wette, so etwas hast du noch nie gesehen ..." Besany lächelte geistesabwesend. „Das waren die Edelsteinhöhlen von Birsingrial. Wir waren im Urlaub dort", erklärte sie Skirata. „Ich glaube, ich war zehn." Und nun konnte sie ihrem Vater Hunderte Male antworten, und er würde sie nicht hören, würde niemals reagieren. Sie sah sich selbst mit zehn Jahren, wie sie ihm nachlief und vor Aufregung kicherte, während sie in einem Tunnel aus rubinrotem und smaragdgrünem Licht verschwand. „Dort sollten wir auch hin", sagte Skirata sanft. „Das war unsere letzte gemeinsame Reise bevor meine Mutter fortging-" „Hatte sie dazu einen besonderen Grund?" „Ja, aber ich weiß nicht mehr, wie er hieß."
Skirata gab dazu keinen Kommentar ab. „Möchtest du meinen sehen?" Er reichte ihr den Miniprojektor, den er allzeit in seinem Gürtel trug, und schaltete ihn ein. In der Luft begann ein Raster kleinerer Bilder zu schweben, die man zum Vergrößern anwählen konnte. Er zeigte auf die einzelnen Bilder. „Der Kerl in der grünen Rüstung - Jusiks Rüstung - ist mein Adoptivvater, Munin. Und hier sind alle meine vode von vergangenen Missionen. Meine Kinder alle davon, Klone und Nichtklone - und Kamino. Eine Menge davon hat Walon aufgezeichnet. Er meinte, ich brauchte Beweismittel zur Verteidigung, falls ich noch mal einen Kaminoaner filettiere." Er deutete auf ein Bild, das ihn selbst zeigte, umgeben von einer Gruppe, die aus sechs identisch aussehenden, grimmig dreinschauenden kleinen Jungs bestand, vor denen er ein großes Blastergewehr auf den Tisch legte. „Ich musste ihnen alles nur einmal zeigen. Und hier sind ein paar meiner Commandos beim Training ... ja, das ist Theta, Dars erste Schwadron. Arme, kleine shabuire - alle tot, bis auf ihn." „Warum zieht sich Ordo beim Schlafen immer etwas über den Kopf?" Skirata starrte etwas gedankenverloren auf die Holobilder und stellte den Projektor dann auf die Vitrine. „Tests mit scharfer Munition. Um zu sehen, wie kleine Kinder den Lärm und den Schock verarbeiten. Danach konnte er die
Nachstürme auf Kamino nicht mehr aushalten und hat sich immer die Decke über den Kopf gezogen. Komisch, seine Brüder haben das nie getan." Sie bedachte ihn mit einem langen Blick, aus dem er nicht schlau wurde, und für einen Moment fragte er sich, ob sie dachte, er wolle sie daran erinnern, dass ihr eigener Kummer nichts war im Vergleich zu dem, was Ordo und seine Brüder hatten durchmachen müssen. Auf der anderen Seite versuchte sie sich vielleicht nur die abgeschlossene Welt von Kamino vorzustellen und die kleine Gruppe Mandalorianer, die über Jahre eingepfercht, ob es ihnen nun gefiel oder nicht - fern von zu Hause einen kleinen, verzerrten Außenposten ihrer Gesellschaft aufrechterhielten, nur um bei Verstand zu bleiben. Wer hat hier wen gerettet? Wer brauchte die Lehren der mandalorianischen Ethik nötiger - unsere Jungs, oder wir? Auf Besanys fein geschnittenes Gesicht legte sich wieder ein trauriges Lächeln. „Lass nicht zu, dass er sich umbringen lässt." „Er ist Ordo", erwiderte Skirata. „Er hat bereits beschlossen, dass ihm das niemals passieren wird, als er zwei Jahre alt war." Ja, die Nulls - und alle seine Klone - hatten einen langen Weg hinter sich. Und ein noch längerer lag vor ihnen.
Sektor L-32, Galactic City, eine Stunde später Eines musste Ordo Vau lassen: Er sah absolut überzeugend aus. Mit den radikal geschorenen Haaren, die einer Komplettrasur so I nahekamen, wie es ging, ohne dass seine Kopfhaut glänzte, und dem leicht getönten Mini-HUDVisor von der Art, wie ihn Sicherheitsdienste bevorzugten, sah er vollkommen authentisch aus. Die akkurate schwarze Geschäftstunika gab dem Ganzen den Feinschliff. Sie sagte: Legt euch nicht mit mir an. Er sah aus wie ein Gesetzeshüter der gefürchtetsten Sorte, schweigsam und unerbittlich. „Zum Glück wächst mein Haar schnell nach." Vau saß auf dem Fahrgastsitz eines nicht gekennzeichneten schwarzen Regierungsgleiters und fuhr mit der Handfläche über seinen Kopf, als fühle er sich nackt. „Das ist nicht mein Stil." Tatsächlich hatten sie den Gleiter nicht aus GARBeständen besorgt, aber Enaccas Kontaktleute schienen von allem, was einen Antrieb und Repulsoren besaß, eine Kopie anfertigen zu können. Ordo begnügte sich mit einem der überall vertretenen Visorhelme, die von den meisten Sicherheits- und Rettungsagenturen verwendet wurden. Mereel hätte wahrscheinlich seinen Spaß daran gehabt, seine
Haar- und Augenfarbe zu verändern, aber Ordo mochte es simpel. Er sah auf seinen Chrono. Bis zum Schichtwechsel beim Geheimdienst und dem HSR blieben noch fünf Minuten, danach würde es ganze acht Stunden dauern, bis auf beiden Seiten wieder jemand die Haftverzeichnisse überprüfte. So lange würden Ordo und Vau nicht warten. „Ich hoffe, Mird geht es gut", sorgte sich Vau und starrte durch die getönte Frontscheibe hinaus in das Flackern der vorbeizischenden Fahrzeuge auf der Luftstraße am Ende der Gasse, in der sie abwarteten. „Ist es sicher, ein Strill in der Nähe eines kleinen Kindes zu lassen?41 „Als Hermaphroditen besitzen alle Strills mütterliche Züge, Ordo. Daher auch dieser endlose Nestbau, wann immer es ein Baby sieht." „Wenn es noch einmal meine Klamotten nimmt, um ein Nest draus zu machen, wäre ich sehr verärgert." Vau schnaubte. „Komm schon, das ist ganz bezaubernd." Ordo konnte sich an eine Zeit erinnern, in der er Angst vor dem Strill gehabt und sogar einmal einen Blaster auf Mird gerichtet hatte. Im damaligen Alter war ihm das Strill nicht nur größer als er selbst vorgekommen, sondern auch als wilde Bestie erschienen. Aber es spielte sogar mit
Kleinkindern. Alle möglichen Dinge waren möglich. Der Chrono zeigte 1400 an. „Okay, ziehen wir's durch", sagte er und griff zu seinem Comlink. „Wad'e, bist du bereit für ein bisschen Nerftreiberei?" Tay'haai knurrte. „Beim letzten Mal hab ich mir ganz schön den Hals verrenkt. Lass uns versuchen Zusammenstöße zu vermeiden." Vau griff ebenfalls zu seinem Comlink, um einen gefälschten Herkunftscode an die Systeme des Geheimdienstes und des HSR zu übermitteln. Ordo bereitete die fingierten Behördencodes vor und hackte sich in den Geheimdienstrechner, um eine Übergabeanfrage von einem echten Geheimdienstoffizier zu erzeugen, der gerade in der Mittagspause war. Der einfache Trick bestand darin, eine Liste von Terminals in der entsprechenden Abteilung durchzugehen und die Rechner zu finden, die auf Ruhezustand geschaltet waren. Es würde Stunden dauern, bis dies als Unregelmäßigkeit auffiel. „HSR-Inhaftierungsdeck, bitte ..." Vau besaß eine volle, großbürgerliche Stimme, die er nach Belieben aufpolieren oder aufrauen konnte. Sie troff vor Autorität. Es war so gut wie unmöglich, ihm keinen Glauben zu schenken. „Hallo ... ja, hier der Geheimdienst der Republik ... Wir erbitten einen Gefangenentransfer. Es geht um einen Menschen,
weiblich, Zan Zentis, Initiale J... Soll ich das kurz buchstabieren? Nein? Nun gut. Entschuldigen Sie die kurzfristige Benachrichtigung, aber dies dient der Minimierung des Risikos eines Fluchtversuches. Wir haben Grund zu der Annahme, Genossen von ihr könnten versuchen, sie zu befreien. Also, wir können sie einfach abholen, oder Sie überführen sie an unsere geschlossene Abteilung. Auf jeden Fall aber möchten wir die Sache aus genannten Gründen umgehend erledigt haben." Vau starrte wie in Trance geradeaus und lauschte. Einerseits fürchtete Ordo diese Hasardspiele, andererseits genoss er aber auch den Adrenalinschub, den sie hervorriefen. Falls der HSR ihnen die Geschichte abkaufte und beschloss, Jilka zu transferieren, dann wäre ein körperbetontes Eingreifen nötig. Waren sie aber faul und sagten, sie sollten sie abholen, wäre es ein sauberer Taxijob. „Ja, ich habe eine Autorisierung ... einen Augenblick ... läuft jetzt gerade durch." Sie warteten. Lange dreißig Sekunden verstrichen. „Danke sehr ... ja, das wäre sehr freundlich. Transferieren Sie sie. Dürfte ich bitte Ihre Transportkennung erfahren? Für die Sicherheitstore?" Vau verdrehte die Augen, aber seine Stimme blieb unverändert. „Verstanden. Danke." Ordo warf den Gleiter an und schoss mit Höchstge-
schwindigkeit zur Landeplattform des HSR. Sie war gesichert, aber sie konnten ohne Weiteres in der Nähe bleiben und warten, bis der HSR-Transporter los flog. Vau gab den Transpondercode für die Bordsensoren ein, damit sie das richtige Fahrzeug identifizieren konnten/Sie waren nie gekennzeichnet „Shab." Er seufzte und legte sich einen Furcht einflößenden, abgesägten Verpinen-Bolzen werf er in den Schoß. „Ich hasse es, wenn sie pflichtbewusst werden. Wieso können es nicht wie in jeder anderen Regierungsabteilung stinkfaule di'kute sein, die uns unsere Arbeit machen lassen?" Tay'haai, der sich ein paar Blocks weiter befand, hörte sich an, als würde er alle Sicherheitsgurte seines Gleiters festzurren. „Können wir unsere Holokarten aufeinander abstimmen, bitte?" Ordo konzentrierte sich auf die nervöse Kälte in seinem Magen und benutzte sie, um seine Sinne zu schärfen, ganz so, wie Skirata es ihm gezeigt hatte. Es war beinahe die erste Lektion, die er sie gelehrt hatte: ihre Angst zu benutzen. Sie sei ihr Alarmsystem, sagte er. Sie mussten auf ihre Angst hören und begreifen, dass das Adrenalin sie schneller rennen und härter kämpfen ließ. Ihre Wahrnehmung durfte sich nur auf die Dinge richten, die sie brauchten, um am Leben zu bleiben.
Ordo drosselte das Tempo des Gleiters und ließ ihn am Ende der Zubringerluftstraße, die zur Hauptroute führte, im Schwebezustand halten. Regierungsfahrzeuge konnten das automatisierte Navigationssystem, das den Luftstraßenverkehr kontrollierte, umgehen wie Taxis. Sie konnte jede beliebige Route wählen. Aber bei helllichtem Tag waren ihre Möglichkeiten begrenzt, ein anderes Vehikel abzufangen, ohne zur Hauptsendezeit auf HNE präsentiert zu werden. „Also, wo ist die beste Stelle, um sie auszuschalten?", fragte Vau und projizierte die Holokarte der Sektorluftstraßen wie ein HUD auf die Frontscheibe. „Siehst du das, Wad'e?" „Bin zugeschaltet. Danke. Wenn sie die direkte Route wählen, werde ich versuchen, sie bei der Unterführung zwischen Raumhafen und Kern Piazza zu stoppen. Auf diese Weise hätten wir Ruhe vor den Überwachungssatelliten." Das Satsystem wurde von der CSK geleitet. Es war nur ein einfaches Werkzeug zur Verbrechensprävention, und man hätte alle möglichen heiklen Dinge unter den Teppich kehren können, wenn man die CSK auf die richtige Art und Weise anging. Die Aufnahmen "wurden sowieso nur zehn Tage im Archiv gelagert. Ordo sah sich den Aufbau der Unterführung an. Es gab Servicebuchten, an denen Repulsor-
laster von Lieferdiensten und Wartungsschiffe anhalten konnten. Das sah nach der besten Möglichkeit aus. „Gut, und angenommen, sie wählen eine andere Route?", fragte Ordo. „Der alte Trick", antwortete Tay'haai. „Wir zwingen sie runter in die tieferen Ebenen, je tiefer, desto besser. Aber zuerst ihr Comm blockieren, bevor sie merken, dass sie gekapert werden. Wir wollen doch keine ausgewachsene Flottenschlacht vor den Augen der braven Bürger." „Deswegen ziehe ich die tieferen Ebenen vor", meinte Vau. „Da unten lässt sich jedes Missverständnis mit der Waffe lösen und eine anständige Schießerei vom Zaun brechen, ohne dass jemand seine Nase reinsteckt. Äußerst zivilisiert." Ordo beobachtete den Eingang des HSR. Nach ein paar Minuten teilten sich die Tore, und ein unscheinbarer weißer Gleiter ohne Fenster schob sich hinaus. Er sah exakt so aus wie Millionen andere Dienstfahrzeuge, die in diesem Augenblick die Luftstraßen kreuzten, ohne irgendein Kennzeichen, das auf Inhaftierungsaufgaben hingewiesen hätte. Die Sensoren blinkten: Sie erkannten den Transpondercode. Auf der Holokarte erschien ein rot pulsierendes Licht. „Hab sie", sagte Tay'haai. „Behaltet meine Spur im Auge, ich halte mich parallel zu euch."
„Viel Glück, meine Herren." Vau schien solche Operationen zu lieben, denn er wurde richtig lebendig. Er und Mird reagierten auf den gleichen Reiz: die Jagd. „Oya! Ihnen nach!" Ordo hielt fünf Fahrzeuge Abstand zu dem Gefängnistransporter. Der Pilot schien überfüllte Luftstraßen nicht zu mögen und bog in eine Seitenstraße ab. Wahrscheinlich wollte er so wenig Zeit wie möglich im Transit verbringen, um die Risiken zu minimieren. Es sah nicht so aus, als wollte er die Raumhafen-Route nehmen. „In Ordnung, ich sehe mich nach den Haltebuchten um." Vau folgte der Holokarte und beugte sich ein Stück vor, um die Anzeige zu vergrößern. Er ließ einen ChronoZähler laufen, um das Abfangmanöver zeitlich so abzustimmen, dass sie den Weg des Gefängnisgleiters im exakt richtigen Augenblick abschnitten, um ihn dann etwas abzubremsen, anzuhalten und zur Kursänderung zu zwingen. Der Plan bestand darin, eine Kollision zu vermeiden. Er ging nicht immer auf. „Er geht runter auf die Spur für Repulsorlaster", meldete Ordo. „Wie ungezogen. Die ist nur für Güterverkehr." „Der Geheimdienst pfeift auf Transitvorschriften „Wad'e, kannst du ihn an der Kreuzung mit dem Gimmut-Abwassertunnel abfangen?" „An, nicht in? Bitte, Ordo?"
„An." „Jede Menge Servicebuchten da unten", freute sich Vau. „Droiden am Steuer. Nett und ruhig." Der Gimmut war ein riesiger, umschlossener Tunnel. Er leitete die Kloake von Millionen Gebäuden zur Hauptabwasseraufbereitungsanlage, die unter den Mandalorianern auf Coruscant als osik Ozean bekannt war. Jede Spezies hier hatte ihren eigenen Spitznamen für die Anlage. Der Gimmut trug keinerlei äußere Merkmale, die auf seinen ungesunden Inhalt hinwiesen, bis auf Methan verzehrende Pilze, die an Entlüftungsschächten und kleinen Rissen wucherten. Aber die Leute vermieden es nach Möglichkeit trotzdem, näher als fünf Klicks von ihm entfernt zu leben. Er betrieb ein einsames Handwerk. „Ich glaube, jetzt oder nie", sagte Vau plötzlich. „Große Servicebucht, verdeckt, ein halber Klick." „Hab sie", meldete Tay'haai. „Gib Stoff, Ordo. Ich komme von rechts rein." Ordo schloss die Lücke. Wenn der Pilot jetzt nicht seine Hecksicht überprüfte und sich fragte, warum ihm wohl ein glänzend schwarzer Gleiter hier hinunter folgte, würde er es nie tun. Ordo aktivierte die Blockiervorrichtung, um sicherzustellen, dass der Kerl seine Sorgen nicht mit seinem Köntrollzentrum teilte. Sie musste ein Störsignal im Cockpit hervorgerufen haben: Der Gleiter beschleunigte plötz-
lich und schoss nach vorn. Ordo passte sein Tempo an, danach flog er nach Instinkt. Jusik hätte das besser hinbekommen, das musste Ordo zugeben. Der Gefängnisgleiter wurde mit einer Linksdrehung langsamer, ohne dass ein Ausgang in Sicht gewesen wäre, so als würde er als Ausweichmanöver eine Kehrtwendung vollführen wollen. Beinahe hätte Ordo sein Heck gerammt. Tay'haais Abfanggleiter tauchte wie aus dem Nichts auf, zischte über seine Schnauze hinweg und zog hart nach rechts hinauf, um ihm sogleich den Weg zu versperren. Der Gefängnisgleiter verlor die Kontrolle, und Ordo drängte ihn mehr aus Versehen als beabsichtigt gegen die Durabetonwände der Güterspur. Er hätte sich losreißen können, aber Ordo bedrängte ihn weiter von der Seite, sodass die beiden Gleiter in einem Funkenregen an der Wand entlangschrammten. Entgegenkommende Laster wichen mit dröhnenden Sirenen aus. Als die Servicebucht plötzlich wie ein gähnender Schlund an der Seite in Sicht kam, schob Ordo den Gleiter hinein, während Tay'haai ihm den Weg nach oben blockierte. Der Gefängnisgleiter schlitterte über den Boden der Bucht und kam an der gegenüberliegenden Wand zum Stehen. Vau hing schon aus der Gleiterluke, noch bevor Ordo aufgesetzt hatte, und sprang hinunter, um sofort zu dem
angeschlagenen weißen Transporter zu rennen. Er hielt sich nicht mit langen Reden auf, sondern feuerte geradewegs auf kürzeste Distanz in das Führerhaus. Ob er schoss, um zu töten oder um den Piloten daran zu hindern auszusteigen, konnte Ordo in der kurzen Zeit nicht überprüfen. Er rannte zur Heckluke des Transporters und schoss mit seinem Blaster deren Halterungen heraus. Dann riss er sie auf und griff hinein, um Jilka zu packen. „Unten bleiben, unten bleiben!", brüllte er. „Nicht bewegen!" Vau feuerte immer noch. Ordo musste hineinklettern, um festzustellen, dass Jilka an ihren Sitz gefesselt war. Er schoss die Verankerungen der Haltebügel weg, zerrte sie unsanft aus dem Vehikel und schob sie in seinen Gleiter. Vau entfernte sich von dem Gefängnistransporter, wobei er noch ein paar sporadische Schüsse abgab, während Tay'haai den Ausgang bewachte. Dann sprang er auf den Pilotensitz. Ordo schloss die Luke hinter sich und hämmerte mit der Faust gegen das Schott, um Vau zu signalisieren, er solle abzischen. Der Gleiter schoss in steilem Winkel aus der Servicebucht, tauchte in den fließenden Verkehr ein und verschwand. „Sind Sie verletzt?", fragte Ordo. Er nahm seinen Helm ab und versuchte, gerade zu stehen, während Vau den Gleiter wie ein Weequay nach einem schweren Saufgelage durch Coruscants Schluchten jagte. „Haben Sie sich den
Kopf gestoßen?" Jilka sah zu ihm hoch. Jedenfalls hoffte er, es wäre Jilka: Sollten sie irgendwie die falsche Gefangene geschnappt haben, gefiel ihm der Gedanke an das, was er wahrscheinlich als Nächstes zu tun hatte, überhaupt nicht. Aber er würde sie immer noch mit einem dicken Cre-dit-Chip in den Unteren Ebenen absetzen können. Alle Gefangenen wollten weg. „Werden Sie mich jetzt umbringen?", fragte sie. Ihre Stimme zitterte. „Oder nur ein bisschen verstümmeln?" „Nein, ich bin Ordo." Ihr Gesicht-scharfe Züge, frische Blutergüsse, verängstigte Augen -veränderte sich sofort. „Machen Sie sich immer so an Frauen ran?" „Nein, auf Besany habe ich geschossen." „Er hat es nicht so mit Anmachsprüchen", tönte Vau von vorne. „Eigentlich hat Etain auf sie geschossen, Jilka. Ordo hätte sie fast aufgeschlitzt. Die Dinge liefen etwas chaotisch in dieser Zeit." „Man kann diese Machonummer auch zu weit treiben, Captain", urteilte Jilka und starrte Ordo unheilvoll an. „Versuchen Sie es das nächste Mal mit Blumen. Vielleicht ein Abendessen und eine Show." Sie schob sich am Schott entlang und setzte sich auf die Wölbung des Repulsorgehäuses. Sie war nicht gerade auf-
gelöst vor Schrecken. Andererseits hatte Besany erzählt, sie sei bei der Ausübung ihrer Pflichten als Steuerfahnderin ein Niveau an Gewalt gewohnt, wie man es von den Hutts kannte. Es wäre mehr vonnöten, als eine Entführung, um sie wirklich aus der Fassung zu bringen. „Bitte sagen Sie mir, dass dies eine Rettungsaktion ist", sagte sie. Ordo nickte. Die andere Möglichkeit war ihr also auch schon in den Sinn gekommen. „Ist es." „Mein Leben ist jetzt für immer futsch, richtig?" „Leider ja. Aber immer noch besser als das, was der Geheimdienst oder der HSR mit dir gemacht hätten." „Abwarten." Vau schien sehr zufrieden mit sich zu sein. „Schon in Ordnung, meine Liebe", sagte er. „Sie können unserer kleinen Räuberschar beitreten und uns bei der Steuerhinterziehung beraten. Lausige Arbeitsstunden, aber dafür können Sie die ganze Galaxis auf Spesen erleben." Letzten Endes blieb ihr wohl keine andere Wahl. Alles andere würde ihr - und ihnen - nur noch mehr Ärger bereiten. Sie hob ihre Hände, um anzudeuten, dass sie die Fesseln gelöst haben wollte, aber Ordo beschloss, sie ihr erst im Unterschlupf abzunehmen. Es hatte keinen Sinn, irgendein Risiko einzugehen. Ihre Augen verengten sich. „Und ihr seid keine Separa-
tisten ..." „Wir sind auf der Seite von niemandem außer uns selbst", erklärte Ordo. „Manchmal sehe ich sowieso keinen Unterschied zwischen der Republik und den Seps." Kaum hatte er das ausgesprochen, erschien es ihm sehr viel tiefgründiger als beabsichtigt. Vielleicht gab es überhaupt keinen Unterschied. Die Republik hatte jetzt einen ebenso guten Grund, ihn als Feind einzustufen, wie die Separatisten. Der Gleiter verschwand über eine Flutrinne in den tieferen Ebenen und tauchte die Kabine in eine Dunkelheit, die nur vom schwachen, grünen Leuchten der Kontrolltafel im Cockpit erhellt wurde. „Da ist was dran." Jilkas körperlose Stimme klang müde. „Ich kann auch keinen Unterschied erkennen."
12. Ihr sorgt Euch zu viel, Klonmeister. Für mich müssen Eure Klone nur für ihre Verwendung geeignet sein, und das bedeutet, sie müssen nicht exakt dem Standard der Armee gerecht werden, die auf Kamino gezüchtet wurde. Die Große Armee muss die beste in der gesamten Galaxis sein, um jene einzige, besondere Operation zu erfüllen, die vor ihr liegt. Darin gipfelt meine Strategie - zwei Armeen mit zwei recht unterschiedlichen Aufgaben. - Kanzler Palpatine, zum Spaarti-Chefklonmeister der Produktion einer neuen Armee auf Centax 2
Etain hatte mit dem Beschluss gerungen, Jusik in den Schwebezustand außerhalb des Jedi-Ordens zu folgen. Dennoch erwies sich der letzte Schritt als immer noch zu schwierig. Zey versuchte die richtigen Saiten bei ihr anzuschlagen. Sie konnte es ihm nicht übel nehmen. „Ich möchte, dass du mit Delta nach Kashyyyk gehst", sagte er. „Du hast auf Qiilura gute Arbeit dabei geleistet,
die örtliche Bevölkerung gegen die Separatisten zu organisieren. Hier ist das gleiche Talent gefragt." Zey wusste genau, wie die Dinge auf Qiilura gelaufen waren. Er war mit ihr dort gewesen, um den Widerstand aufrechtzuerhalten. In den Tagen, bevor man ihn an einen Schreibtisch gekettet hatte, war er ein Kämpfer gewesen, ein guter Jedi, ein guter Offizier. Es war nicht so, dass sie ihn nun nicht mehr respektierte. Sie hatten sich nur zu weit auf unterschiedliche Pfade begeben und waren nicht mehr fähig, diese jetzt noch zu verlassen. „Ich bin froh, gehen zu dürfen, Meister Zey", log sie und wünschte sich noch ein paar weitere Tage mit Kad und Darman. „Aber wir reden hier von Wookiees und Delta. Weder die einen noch die anderen haben es nötig, dass ich ihnen die Händchen halte. Wenn ich jedoch etwas bewirken kann ..." „Kashyyyk wird in diesem Krieg von entscheidender Bedeutung sein." „Dann werde ich wie immer mein Bestes versuchen," „Ich weiß, was du tust, Etain." Sie spürte keinerlei Anschuldigung oder Missfallen an ihm. Ihr erster Gedanke war dennoch, dass er um ihr Geheimnis wusste. „Und was tue ich?" „Du behandelst deine Männer als ebenbürtig." „Nun, das sind sie. Mindestens."
„Ich meinte das anerkennend. Sobald ich dies mit dem Rat erörtern kann, werde ich versuchen, den Kommandostil mit unseren Truppen zu verbessern - ich weiß, dass es in vielen Bereichen Nachholbedarf gibt. Ein wenig Respekt und Gewogenheit machen viel aus." Tja, da kommen sie etwas spät, General. Aber sie hatte nie erlebt, dass Zey einen Klon irgendwie geringer als einen Menschen behandelt hätte. Er war Jusiks Meister gewesen. Die beiden hätten diese Beziehung niemals so lange aufrechterhalten können, wie sie es getan hatten, wenn es fundamentale Abweichungen in ihren Ansichten gegeben hätte. „Lieber spät als nie, General", erwiderte sie. Captain Maze trat mit einem Stapel Datapads ein, die Zey zu überprüfen hatte. Es schien wie reinste Verschwendung, einen bestens ausgebildeten ARC-Trooper wie ihn mit einem solchen Posten unter einem Stabsoffizier zu betreuen - es waren weniger als hundert solcher Männer übrig - aber so wollte es der Kanzler nun einmal haben: einen hochrangigen Klon-Trooper für jeden JediOffizier, fachkundiger militärischer Rat und gleichzeitig persönlicher Schutz. So gut wie Etain die ARCs kannte, glaubte sie, Maze wäre wegen seiner Rolle wahrscheinlich ziemlich frustriert. „Möchten Sie eine Tasse Caf, Captain?", fragte Zey zer-
streut. Er stand auf und schenkte aus der Kanne auf dem Seitentisch ein. „Dieses Mal ist er frisch." „Sehr aufmerksam von Ihnen, Sir. Danke." Maze nahm die Tasse und ging. Anschließend starrte Zey noch eine Weile auf die geschlossenen Türen. „Was glaubst du, wird mit einem Mann wie ihm geschehen, nachdem der Krieg beendet ist?", fragte er. „ Wird geschehen oder sollte geschehen?" „Sowohl als auch." Hatte Zey vor, sie zur Rede zu stellen, oder wusste oder fühlte - er, dass sie besseren Einblick in die Psyche der Klon-Truppen hatte als die meisten Jedi? „Je länger dies andauert, desto mehr werden sie sich entfremden", antwortete sie. Es gab keinen Grund, sich jetzt zurückzuhalten. „Wir häufen uns Schwierigkeiten für die Zukunft an. Man kann kein optimiertes menschliches Wesen nehmen - sehr intelligent, sehr einfallsreich, sehr engagiert - und dessen Leben dann einschränken. Nicht nur, dass es aus moralischer Sicht falsch ist - es ist auch gefährlich für alle Beteiligten. Wenn sie erst einmal ihr volles Potenzial erkannt haben, werden sie es nicht vergessen oder sich heimlich, still und leise in die Kaserne zurückziehen. Wir müssen einplanen, ihnen ein vollwertiges Leben zu ermöglichen, General. Mit anderen Worten: Freiheit.
Wahlfreiheit" Zey schwieg eine lange Weile. Etain fühlte sich nicht bemüßigt, seine Gedankengänge zu unterbrechen. Sie konnte ihn vor sich sehen, wie er sich dem Jedi-Rat stellte, um dieses Argument vorzubringen, aber die Reaktion wollte sie sich lieber nicht vorstellen. Es wäre ein weiterer deprimierender Gedanke zu viel. „Es ist so leicht, sich an das Abnormale und Unakzeptable zu gewöhnen, einfach nur, weil man ihm zu lange ausgesetzt ist", sagte er. „Wir gewöhnen uns daran, schreckliche Dinge zu tun. Deswegen brauche ich die Skiratas dieser Welt. Er lebt sein Mitgefühl, auch wenn er keine Ahnung hat, was das philosophisch gesehen heißt. Aber so viele von uns halten dieses Mitgefühl in Ehren, ohne dass es Anwendung finden würde." Etain nahm das als Eingeständnis auf. Sie fragte sich, was Skirata daraus machen würde. „Nun, dann lasst es uns beide jetzt zur Anwendung bringen, ja, General?", sagte sie. „Ich sehe Euch bei meiner Rückkehr." Als sie den Hauch der schließenden Türen hinter sich spürte, hatte Etain das Gefühl, sie würde Zey in den Qualen einer stillen Krise zurücklassen und dass er es vielleicht nötig gehabt hätte, noch viel länger mit ihr zu reden. Aber Darman und Kad brauchten sie mehr. Sie packte ihre klei-
ne Tasche in ihrem Zimmer in der Kaserne - sie hatte schon lange nicht mehr im Tempel Quartier bezogen - und nahm ein Lufttaxi zum Kragget, um sich in Laseemas Appartement zu verabschieden. Langsam wurde es ihr zur Routine. Es schmerzte immer noch jedes Mal, aber je öfter sie fortging, desto sicherer wusste sie, sie würde zurückkehren. Die Macht hatte ihr Gewissheit über Kad und sein Schicksal gegeben - dass er viele Leben berühren würde -, und jetzt schenkte sie ihr die Sicherheit, wieder heimzukehren und dass der Krieg seine letzten Tage erlebte. Darman war bereits im Appartement und spielte mit Kad. Er saß mit dem Baby auf dem Boden und ließ es die Funktionen seines Helms erkunden. Jedes Mal, wenn der Suchscheinwerfer ansprang oder im HUD Icons aufleuchteten, quietschte Kad vor Freude und kicherte. Darman schien sich absolut wohl mit seinem Sohn zu fühlen. „Ich hoffe, du hast die Satellitenverbindung deaktiviert", sagte Etain, als sie sich neben die beiden kniete. „Sonst hätte er eben fünf Bataillone zum Angriff auf Corellia geschickt." Darman lachte. „Du lässt uns also zum Däumchendrehen nach Fostin Neun einschiffen?" „Es gibt dort Arbeit zu erledigen ...", sagte sie. Kad zog einen Kabelanschluss aus dem Helm und reichte ihn ihr.
„Oh, danke dir, Liebling! Ich glaube, Pa-pa braucht das, um mit seinem Chef zu reden. Wollen wir es zurückgeben?" „Nicht viel", seufzte Darman. „Ist ein Aufklärungsjob." „Commandos betreiben Aufklärung. So steht's in deiner Stellenbeschreibung. Außerdem muss der Vater meines Sohnes wohlbehalten zurück nach Hause kommen, und im Äußeren Rand muss es noch fünf Frauen geben, mit denen Corr noch nicht angebandelt hat. Ich will ihn nicht kurz vor seinem galaktischen Rekord aufhalten." Kad hatte jetzt den Markierungsgriffel in Darmans Gürteltasche gefunden, den gleichen, den er benutzt hatte, um die Stirn des bewusstlosen Atin zu kennzeichnen, als er diesen auf dem Schlachtfeld versorgt hatte. Oh, Qiilura. Das war schrecklich. Ich hätte nicht überlebt, wenn Darman nicht aufgetaucht wäre. Kad kritzelte auf das Innenfutter des Kinnstücks des Helms, und Darman bewunderte seine Malversuche. „Jetzt habe ich etwas, das mich an dich erinnert, wenn ich fort bin, Kad'ika." Er senkte seine Stimme und bedachte Etain mit einem ungewissen Blick. „Können wir eines Tages noch ein Kind haben?" Genau das hatte sie hören wollen. Es gab ihr das Gefühl der Stabilität. Sie waren eine Familie, das stand fest. Alles würde gut werden. „Liebend gerne. Allerdings mit mehr
Schmerzmitteln." „Ich will wirklich aus der Armee raus, Et'ika. Es dauert nicht mehr lange." „Das fühlst du?" „Kal'buir glaubt immer noch, die gesamte Logistik läuft auf einen großen Schlag in naher Zukunft raus, und er will uns rausholen. Es geht nur noch darum zu warten, bis er Aus! ruft." Etain wusste das alles. Sie kannte Skiratas Pläne, und sie war ein Teil von ihnen. Aber das Ende erreichte jetzt eine Solidität in sich selbst, wurde zu einem eigenständigen Wesen, das keinerlei Ausflüchte oder Verzögerungen von ihrer Seite aus tolerierte. Schön. Ich kann nicht zu früh kommen. Sie fühlte sich schuldig wegen all der Männer, denen sie nicht helfen konnte - Männer wie Corr, die bei der ersten Gelegenheit, ein vielseitigeres Leben zu erforschen, aufgeblüht waren -, aber sie musste jene retten, bei denen ihr das überhaupt möglich war. Ein geheimer Fluchtweg winkte. Sie würde sich gut dabei schlagen, ihn zu verwirklichen, würde ihre Machtfähigkeiten für etwas Handfestes einsetzen. Und vielleicht hatte sie Zey beeinflusst, eine menschlichere Herangehensweise an die Armee zu verfolgen. Hör auf, mit dir selbst zu schachern. Der Chrono fraß die verbleibenden Stunden auf. Kad
war heute in Geberlaune und reichte ihr immerzu eines seiner Spielzeuge: Ein kleines, flauschiges Etwas mit vier Beinen, das ein Nerf darstellen sollte. Sie machte sich bereit aufzubrechen und fürchtete den Augenblick, in dem Laseema zurückkam, denn das würde bedeuten, ihre Zeit wäre abgelaufen. Als sich die Türen dann aber öffneten, war es nicht Laseema, die eintrat. Es war Enacca, die Wookiee. Kad blieb wie gelähmt stehen. Er hatte noch keinen Wookiee gesehen. Sie hob ihn hoch, damit Enacca ihn auf den Arm nehmen konnte, und Etain rechnete es ihm hoch an, dass er nicht in Tränen ausbrach. Er zog an ihrem Fell, als könne er nicht glauben, dass es echt sei. Enacca gab ein Schnurren von sich, und Kad quietschte vergnügt. „Was führt dich hierher, Enacca?", fragte Etain. „Hat Skirata wieder ein paar Gleiter zerlegt, und du darfst jetzt die Wracks einsammeln?" Enacca jaulte, dass sie zurück nach Kashyyyk gehen würde, um dabei zu helfen, die Separatisten zu vertreiben, die ihre Heimat plünderten. „Ich bin ebenfalls auf dem Weg dorthin", sagte Etain. Sie glaubte nicht an Zufälle. „Was hat dich zu dieser Entscheidung gebracht?" Enacca legte still, ihren Kopf schief, ein Wookiee-
Achselzucken. Etain konnte es sich vorstellen. Schließlich traf Skirata mit Laseema ein. Er hatte seinen Hat-nichtsmit-mir-zu-tun-Ausdruck aufgesetzt Etain zog lediglich eine Braue hoch. „Du brauchst alle Wookiees, die du auftreiben kannst", sagte er. Etain brachte es nicht über sich, ihn dafür zu tadeln, dass er es wohl so gedreht hatte, damit sie die Aufpasserin für sie spielte. Die Wookiee wollte wahrscheinlich ihren Teil zur Rettung ihres Heimatplaneten beitragen. Aber es war gut zu wissen, dass er sich um sie alle sorgte. Es fühlte sich sehr viel besser an, als ein Gegenstand seines Zorns zu sein. „Pass gut auf dich auf, at'ika", sagte er. „Das ist ein Befehl." „Das werde ich Kal'buir." Er ließ sie allein, damit sie sich von Darman und Kad verabschieden konnte, und dann ging sie fort von dem Appartement, in den Händen das Nerf ihres Sohnes, von dem sie nicht das Gefühl hatte, es wäre zwischen dem Erschütterungsgewehr und den beiden Lichtschwertern fehl am Platze.
Restaurant „Kragget", tiefere Ebenen, Coruscant, später am selben Tag „Vergebung ist etwas Wunderbares, Kal." Gilamar ignorierte alle gesundheitlichen Warnungen, die sein ehemaliger Beruf ihm vermittelt hatte, und ließ sich die Riesenportion gemischten gebratenen Fleisches mit Werriseiern schmecken, die mit extra geschmolzenem Robafett serviert wurde, das sich in eine Brotwurzelpastete sog. Er war ein paar Wochen fort gewesen und schien Versäumtes nachholen zu wollen. „Der ganze Ärger wegen des Babys ist vergessen. Wenn sich doch nur der Rest der Galaxis ebenfalls die Hände reichen und voranschreiten könnte." Skirata trat jetzt auf der Stelle und wartete auf eine Gelegenheit für die nächste Phase ihres Abzugs. Wenigstens hatte Jilka recht schnell geschwiegen. Er hatte Besany nicht erzählt, wie nahe er daran gewesen war, sie umzulegen, und Besany hatte Jilka noch nicht erzählt, weshalb ihr etwas angehängt worden war, das sie nicht getan hatte. Er hoffte, Besany würde ihrem Hang zur Ehrlichkeit bald nachgeben und alles gestehen. Keine sehr hübsche Aufgabe. Jedenfalls war Jilka jetzt eine Flüchtige, ob es ihr gefiel oder nicht Und das hatte auf alle einen bemerkenswert ernüchternden Effekt.
„Rate mal, wer sich oben für ein paar Erfrischungen zu uns gesellt." „Palpi?" „Nein, der hatte andere Verpflichtungen. Jemand, den wir schon ein paar Jahre nicht gesehen haben." Gilamar betrachtete den gelb schimmernden Eidotter auf der weißen Pastete. „Wenn es Dred Priest sein sollte, dann lass mich erst noch mein extrarostiges Skalpell raussuchen." „Nichts dergleichen. Komm, iss auf. Jaing schaut auch noch mit einem nützlichen Kontakt vorbei. Pläne schmieden, Arbeit erledigen, Mij'ika." Skirata war immer noch nicht ganz dahintergekommen, wie Alpha-02 es geschafft hatte, vor dem Krieg aus Tipoca zu entkommen. Aber er gab sich damit zufrieden, dass es ihm überhaupt gelungen war. Gilamar schlang sein Essen hinunter und folgte Skirata zurück in La-seemas Appartement. Es sollte ein großer Schock für ihn werden. „Überraschung!", rief Skirata, als er die Türen öffnete. Drei Klone saßen bei Besany und Laseema am Tisch und spielten Sabacc: Fi, Sull und Spar. „Sieh dir nur Fi an, so gut wie neu." Skirata fragte sich, ob Fi schon in der Lage wäre, einfache Aufgaben zu übernehmen, aber die Stimmung und das Gefühl, wieder ein Teil der Schwadron zu sein, würden ihm auf jeden Fall
mehr helfen, als die Hälfte der extravaganten Ärzteschaft Coruscants. „Mij, erkennst du diesen Burschen wieder? Es ist-" Gilamar ging zu Spar hinüber und klopfte ihm auf die Schulter. Spar - für gewöhnlich nicht der Fröhlichsten einer - starrte ihn einen Moment an, dann legte sich ein wissendes Grinsen auf sein Gesicht. „Wie geht's dir, Spar" Gilamar begann zu lachen. „Was machen die Kopfschmerzen?" „Ach, der Rücken, Doc, kann mich gar nicht rühren ... und die Stimmen ... die Stimmen!" Beide Männer brachen in schallendes Gelächter aus und umarmten sich. „Du chakaar. Hast mir gerade den Tag gerettet, weißt du das?", grinste Gilamar. „Du bist also gut zurechtgekommen? Bist beschäftigt?" „Oh, mal was hier, mal was da. Ich hab sogar einen Job abgelehnt. Mand'alor oder so etwas." „Den mandalorianischen Kram willst du dir ersparen, ad'ika. Schau dir nur mal an, was mit den letzten beiden passiert ist. Grauenhafte Beförderungsaussichten." In der klaustrophobisch engen Gemeinschaft der Cuy'val Dar in Tipoca City hatte Skirata jeden Klatsch und Tratsch mitbekommen, nicht ein Räuspern war ihm entgangen. Aber Gilamar hatte ein paar Karten sorgfältig im Ärmel behalten. Erst jetzt, als Skirata den Doktor zusam-
men mit Spar sah, zählte er zwei und zwei zusammen und fragte sich, weshalb er nicht schon früher auf die resultierende Vier gekommen war. „Du warst also derjenige, der Spar von Kamino geschafft hat", stellte er fest. Gilamar verbeugte sich theatralisch, sodass seine Rüstung knirschte. „Du hast deine Lieblingssöhne gerettet und ich meine." „Das hast du mir nie erzählt." „Und du hast mir nie erzählt, was Jaing mit dem Banksystem anstellt..." „Und das war gut für dich, Mij'ika." Skirata meinte es, wie er es sagte. „Aber jetzt kannst du es mir erzählen, oder nicht?" „Jango kam und ging, wie es ihm gefiel, selbst als wir dort festsaßen. Du hast deine Vorräte an Tihaar und Ujkuchen bekommen, oder? Es gingen aber auch ein paar Päckchen nach draußen, wenn du verstehst, was ich meine. Jango wusste, wann er im Frachtraum der Slave ein Auge zudrücken musste. Er schuldete mir noch was." Skirata wollte fragen, welchen wechselseitigen Handel sie abgeschlossen hatten, aber das konnte warten, bis sie weit fort von Coruscant waren und ein oder zwei Flaschen Tihaar intus hatten. „Also schließt du dich dem Team an, Spar?", fragte Gi-
lamar. Spar ging wieder zu seinem gewöhnlichen ernsten Selbst über. „Ich will keine Bezahlung. Ich will eine Chance auf das Heilmittel, wenn ihr Jungs es findet. Ich will genauso lange leben wie jeder andere ..." Skirata fiel ihm ins Wort. „Sohn, kein Klon muss um etwas bitten, das ihm von Rechts wegen sowieso zusteht. Das sage ich euch immerzu. Du brauchst deswegen nichts aushandeln. Bist du sicher, dass du bei dieser Mission dabei sein willst? Du bist keineswegs verpflichtet." Spar wirkte betroffen. „Nein, ich bin verpflichtet. Und Sull. Er auch." Sull nickte. „Bin dabei." „Ich nehme alle Abweichler auf, die ich kriegen kann", erwiderte Skirata. „Gute Jungs." Die Kaminoaner waren stolz auf ihre niedrige Rate an Abweichungen. Sie hatten eine Verhaltensnorm für Klone, und jeder Klon, der dieser nicht entsprach - jeder Klon, der nicht die Selbstbeherrschung aufbringen wollte, seine Meinung für sich zu behalten -, wurde als abweichend eingestuft und überholt Sie steckten voller sprachlicher Beschönigungen, diese Kaminoaner. Es war die Sprache der Reinheit und Säuberung. Aber es war auch Zerstörung des Willens, der Hoffnung, ja des Lebens selbst. Klone, welche die Überholung überstanden, waren psychologi-
sche Wracks, das wusste Skirata. Dafür entsprachen sie dem kaminoanischen Standard, keine Widerrede zu leisten, und das war alles, was die Kaminoaner wollten. Skirata hatte nie herausgefunden, ob die Aiwha-Happen wirklich ernsthaft glaubten, Klone, die sich nicht einfügen wollten, seien mangelhaft, oder ob sie einfach nur zynisch herzlos waren. Eine Handvoll Straflageraufseher, die Millionen Männer knechteten, Furcht davor verbreiteten, wer als Nächstes verschwinden und nie mehr zurückkehren könnte, und schreckliche Exempel an ein paar wenigen statuierten, um den Rest abzuschrecken. In stillen Momenten ärgerte ihn der Straflagervergleich inzwischen am meisten. Wir hatten auf Kamino genügend Klon-Truppen und Waffen zur Hand, um zu revoltieren und jeden einzelnen Kaminoaner auszumerzen. Harte Männer. Die besten Truppen, die die Galaxis je gesehen hat Und trotzdem haben wir uns ziemlich genau an die Regeln gehalten. Wenn ich auch nur ein halber Mann gewesen wäre, hätte ich sie organisiert, sie angeführt, das Regime gestürzt. Die Macht ist mein Zeuge, dass ich jahrelang Zeit dazu hatte. Aber ich habe es nicht getan. Niemand tat es. Von den hundert Cuy'val Dar waren fünfundsiebzig Mandalorianer gewesen, erfahrene Sondereinsatztruppen, mehr als genug, um Kamino zu stürzen
und in eine Einöde zu verwandeln. Von innen heraus? Ein Spaziergang. Warum hatten sie sich nicht erhoben? Kamino hatte sie verschlungen, und Skirata hasste es, verschlungen zu werden. Sie hatten sich $tück für Stück an die Gefängnisregeln gewöhnt, immer noch Mando, immer noch freidenkerisch, aber ebenso Opfer der Institutionalisierung wie alle anderen auch. Sie verlagerten sich darauf, am Rande etwas zu bewirken, sich um ihre Jungs zu kümmern, ohne dabei das Gesamtbild zu sehen oder die Türen zu bemerken, die sie hätten eintreten können. Nie wieder. Niemals. „Okay", sagte Skirata. „Ich brauche Hilfe, um zwei Frauen zu befreien. Die eine ist eine Wissenschaftlerin namens Uthan. Sie könnte euer Fahrschein in ein hohes Alter sein. Die andere ist meine Tochter, die in einem Kriegsgefangenenlager sitzt, weil man sie in Sepfarben erwischt hat" „Deine echte Tochter?", fragte Fi. „Was würde das aus dir machen? Meinen unechten Sohn? Meine biologische Tochter, ja." Fi stellte keine heiklen Fragen, aber Skirata konnte sehen, wie sie in seinen Augen bereits Gestalt annahmen. „Ich gehe, wohin du mich schickst, Kal'buir." Sie setzten sich wieder an ihr Sabacc-Spiel und spielten im Flüsterton weiter, um Kad nicht zu wecken. Skirata war nie ein besonderer Spieler gewesen, eher ein trinkender
Beobachter am Tisch. Und Fi schien sich sehr viel mehr dafür zu interessieren, mit Besany zu sprechen. Er hatte sie nicht mehr gesehen - zumindest konnte er sich nicht erinnern, sie gesehen zu haben -, seit er in unterschiedlichen Stadien des Komas gelegen hatte, und jetzt, da er wieder auf Coruscant war, berührte er immer wieder ihre Hand, so als würde er sie eigentlich gerne herzlich umarmen, dazu aber den Mut nicht aufbringen. Skirata fand das unerträglich rührend. Seit dem Tag, an dem er gelandet war, hatte er nicht aufgehört, sich bei ihr zu bedanken. „Du hast mir das Leben gerettet", dankte ihr Fi. „Du hast mich gerettet.“ Besany half ihm, seine Karten auszuspielen. Skirata hatte nie bemerkt, dass sie ziemlich gut im Kartenspielen war. „Fi, du bist einfach zu gut, um weggeworfen zu werden", lächelte sie und lockte damit sein breitestes Grinsen hervor. „Ich glaube daran, niemals einen guten Mann zu verschwenden." Die Holopläne des Inhaftierungszentrums in Pols Anaxes wurden auf die Wand projiziert, während sie sich unterhielten und über den raschesten Weg hinein und hinaus spekulierten. Die besten Alternativen waren immer jene, die keine Schießereien und Heldentaten verlangten, sondern nur einen kühlen Kopf. Und Enacca wäre nicht zugegen, um sich um die Beförderung zu kümmern - diese Auf-
gabe fiel nun Tay'haai zu. Sie erörterten immer noch die Vorteile gefälschter Ausweise - in vorhersehbare Methoden zu verfallen würde sie verwundbar machen - im Gegensatz zu einem Einbruch über die Abwasserkanäle, als Jaing mit einem Gast eintraf. Sull blickte auf. „Nein, so was. Du mal wieder." Die Frau war kurz gewachsen und versank mit ihrem ergrauenden Haar beinahe in ihrem Pilotenoverall. Sie sah aus, wie Skirata sich fühlte: ausgezehrt und an der Galaxis verzweifelnd, aber immer noch bereit, dorthin zu treten, wo es am meisten wehtat. Sie erwiderte seinen Blick, und er erkannte einen verwandten Geist, mit dem er etwas anfangen konnte. „Sull, du ungezogener Junge", grüßte sie und nahm den ARC scherzhaft in den Schwitzkasten. „Ich reiße mir ein Bein aus, um dich aus den Fängen der Republik zu befreien, und du kommst geradewegs zurück. Hat man dich aus der Kiste mit Blödklonen gezogen, oder was?" Sull musste tatsächlich lachen und ergab sich dem gespielten Angriff. „Das ist Ny Vollen", stellte Jaing sie vor. „Sie gehört zu A'dens Freunden. Und wenn sie uns nicht beim Ausräumen hilft, fliegt sie Frachter. Ny, das ist Kal Skirata. Mein Vater. Sergeant Skirata." „Wir kleinen Leute müssen zusammenhalten." Sie sah
Skirata unbefangen an und streckte ihre Hand zum Gruß aus. „Wollen Sie meinen Flugplan sehen? Ich zeig Ihnen meins, wenn Sie mir Ihres zeigen." „Ist er einen Blick wert?", fragte Skirata und fühlte sich auf unerklärliche Weise verlegen. „Wird Ihr Interesse fesseln, Mando-Junge. Kuat ist herrlich zu dieser Jahreszeit." Ny hielt ihm ihr Datapad hin. „Kann mich kaum von dem Ort fernhalten, wie's aussieht." „Ich wurde auf Kuat geboren." Skirata hatte die Kontrolle über diese Unterhaltung verloren, ja sogar über seinen Mund. Warum um alles in der Welt habe ich diese Information rausgerückt? Ny Vollen verunsicherte ihn. „Meine Güte, Sie besuchen den alten Brocken ja ziemlich oft." Skirata verfügte nicht über Ordos Fähigkeit, Dokumente kurz zu überfliegen und dabei sofort zu analysieren, aber er erkannte Bauelemente im Durchgangsverkehr, wenn er sie sah. Es waren genügend für Tausende von Schiffen. „Sieht aus, als wären die Schiffswerften extra-fleißig", kommentierte er. „Verarbeitungs-fleißig." Ny schien ihn auf die Probe zu stellen. Sie hatte wahrscheinlich eine recht klare Vorstellung davon, dass er nicht gerade der vertraute Berater des Kanzlers in Sachen Abwehrausstattung war. „Das sind alles Bauteile für Schlachtschiffe. Kein Kleinkram. Entweder liefern sie also
eine Menge gefechtsbereite Schiffskörper aus, oder sie erwarten eine große Nachfrage an Ersatzteilen auf einen Schlag." „Haben Sie mal im Schiffsbau gearbeitet?" „Nein, aber ich weiß, wie man in Cantinas rumhängt, auf Fracht wartet und dabei Leuten zuhört, die das tun." „Und?" „Die nageln da jede Menge Schiffe zusammen - Hunderte jede Woche - und irgendeine Riesenpanik, die in ein paar Wochen fertig ist." Skirata sah zur Bestätigung zu Jaing. Der Null hatte Zugriff auf das System von KDY. Er nickte. „Ich bin Ihnen dankbar", sagte Skirata. Er zog einen Zehntausend-Credit-Chip aus seinem Gürtel und legte ihn auf den Tisch neben ihr. Ihn ihr direkt in die Hand zu drücken, wäre ihm wie ein Akt der Barmherzigkeit vorgekommen, ähnlich einem Kind Taschengeld zu geben. Ny sah den Chip an und schnippte ihn dann zurück in seinen Schoß. „Ich hab dreifachen Lohn bekommen, plus Pünktlichkeits-Boni, danke. Ich tausche bloß Informationen aus. Das ist steuerfrei." „Also was wollen Sie dann von uns, Ny?" „A'den regelt das. Vor ein paar Jahren verschwand das Schiff meiner besseren Hälfte. Ich weiß, dass er nicht mehr
am Leben sein wird, aber ich möchte das Wie und Wo erfahren. Das ist alles." Das verschlug Skirata die Sprache. „Tut mir leid, das zu hören." „Ich lasse es Sie wissen, wenn ich noch mehr erfahre, okay?" „Wir sind Ihnen sehr dankbar, Ny. Wirklich sehr." „Und Sie passen besser auf diese Credits auf, MandoJunge. Sie sehen aus, als könnten Sie sie brauchen." „Ich bin Billionär", erwiderte Skirata trocken. „Wenn Sie es so dicke haben, dann könnten Sie sich mal 'ne neue Rüstung leisten. Sehen Sie sich mal an. Das reinste Altmetall." „Wir Mando-Jungs zeigen gern, dass wir einiges erleben. Außerdem ist das erstklassiges beskar- höchste Dichte, zwei Prozent Ciridi-um, keine albernen Beschichtungen oder Karbonlegierungen." „Bedeutet das alles, dass sie schwer Ist?" „Genau. Sehr schwer. Schwer ist besser." „Und erklärt auch, warum Sie so klein sind." Er sah ihr sprachlos nach. Jaing versetzte ihm einen Stoß an die Schulter. „Ich glaube, sie mag dich." „Ich glaube, sie versucht nur, mit ein paar Witzen darüber wegzutäuschen, dass sie wegen ihres Ehemannes
ziemlich in der Luft hängt", vermutete Skirata und hoffte dabei insgeheim, Jaing hätte recht und schimpfte gleich darauf mit sich selbst, weil er keine Zeit für solche Torheiten hatte. „Okay, der Termin steht. Wir zischen ab ..." Er rechnete. „Eintausendundneunzig Tage NSG." „Verstanden", sagte Sull in Nachahmung der gewöhnlichen Trooper. Er besaß also doch einen Sinn für Humor. Er würde ihn brauchen. Von Separatisten kontrollierter Bereich nahe Kachirho, Kashyyyk, einen Monat später, 1070 Tage nach Geonosis „Bist du sicher, du hast gesehen, wie Grievous aufbrach?" Scorch jagte eine panzerbrechende Salve in die Wand aus Kampfdroiden und duckte sich, als zischendes Metallschrapnell und Baumstücke wie Dolche gegen seine Rüstung hämmerten. „Du hast es gesehen, Fixer, also was meinst du, sollte es sonst gewesen sein?" „Aber weshalb? Bedeutet das einen Rückzug?" Aus den Stellungen der Trandoshaner prasselte Blasterfeuer auf sie ein. Jedes Mal wenn Scorch den Kopf nach oben streckte, erblickte er eine neue Welle von Trandos und Kampfdroiden. „Sieht das für dich nach Rückzug aus?" Im Augenblick hätte Scorch keinen haarigen Motthin-
tern auf das Gesamtbild gegeben. Es war das erste Mal, dass er dachte, sie könnten tatsächlich Gefahr laufen, überrannt und abgeschlachtet zu werden. Die Militärpräsenz der Seps hatte für eine sehr viel größere Schlacht gesorgt als erwartet. „Beschuss!" Boss zog den Kopf wieder ein, und sein Blickfeld wurde von umherpurzelnden Trümmern ausgefüllt. Scorch konnte die Triebwerke eines Schiffes hören. Als er sich hinkniete, um nach oben zu schauen, senkte sich ein Versorgungsschiff auf die Landeplattform in der Mitte der Lichtung. Trandos eilten herbei, um es auszuladen. Sev erhob sich aus der Deckung eines Haufens SKDroiden und fing an, die Plattform mit Blasterfeuer zu überziehen. „Kannst du da mal ein, zwei Panzerbrecher rein jagen, Boss?" „Ich stell noch eben die Reichweite ein ..." Boss feuerte ein-, zwei-, dreimal. Es war schwer zu erkennen, wie zielgenau seine Schüsse waren, denn sie zogen sofort fauchende Schwaden wirbelnd heißer Luft nach sich und deckten dann alles mit einem Tuch golden brennenden Feuers zu, in dem ein weiß glühendes Herz leuchtete. Die Explosion erschütterte den Boden unter Scorchs Knien. Das blendende Licht wich rasch den dichten, schwarzen Rauchschwaden, die auf ihn zu walzten, und als
der Wind sie schließlich teilte, konnte Scorch von der Plattform nichts mehr erkennen außer brennenden, verbogenen Trümmern. „Ich glaube, der hatte Detonit bei sich", sagte Sev. „Ich wünschte, die würden alle so hochgehen." „Wir müssen verhindern, dass die sich so einfach durch diesen verdammten Wald bewegen." Boss sah sich um und wartete auf die nächste Droidenwelle, dann kauerte er sich in den Windschatten der Barrikade, um durchzuatmen. „Okay, die Wookiees können sie weiter einzeln abknallen, aber wir müssen ihnen einen größeren Hydrospanner ins Getriebe werfen, sonst haben wir diesen Kleinkrieg noch die nächsten fünf Jahre am Hals." Er klickte einen anderen Comlink-Kanal an. „General, können wir das irgendwie abkürzen?" Etain brauchte ein paar Sekunden, bis sie antwortete. Scorch konnte das Blasterfeuer im Hintergrund hören und dazu das Brüllen und Jaulen wütender Wookiees. „Und welchen Schwierigkeitsgrad darf eure Abkürzung haben?" „Die volle Zehn, Ma'am. Wir haben ein gutes Gefühl heute." „Enacca meint, wenn ihr die Brücke bei Kachirho einnehmt oder durchtrennt, dann würdet ihr damit ihre Versorgungslinie vollkommen abschneiden." Etain machte eine Pause und lauschte einem laufenden
Kommentar. „Eure wäre damit auch abgeschnitten, aber Wookiees können innerhalb weniger Tage neue, kleinere Brücken bauen. Die Seps nicht." „Die Chancen gefallen mir", meinte Boss. „Los geht's, Delta." Etains Stimme meldete sich noch einmal. „Und wir haben hier jede Menge Geonosianer rumschwirren - ihr werdet euch in die Bäume hocharbeiten müssen, um Kachirho einzunehmen." „Geziefer!", freute sich Sev. „Lassen Sie mir ein paar übrig, Ma'am. Ich liebe ihre kleinen Flügelchen - besonders, wenn ich sie ihnen wegschieße." Boss stellte das Positionierungssystem ihrer HUDs neu ein, und die Schwadron bahnte sich ihren Weg durch den Wald. Ihr Adrenalinspiegel war zu sehr hochgepumpt, als dass sie sich um irgendwelche Raubtiere Sorgen gemacht hätten. Dann winkte ein haariger Arm aus dem Geäst über ihnen: Wookiees. Sie zeigten ihnen einen Weg höher hinauf in die Bäume, eine Schnellspur nach Kachirho. Scorch schoss ein Kletterseil in die Äste hinauf und ließ sich hochwinden. Dann rannte er ein Teilstück eines Baumstammes entlang, was ihm das Gefühl gab, so klein wie ein Jawa zu sein, und erreichte so ein Dorf aus Baumhäusern, das auf einer riesigen Matte aus Ästen und Lianen errichtet worden war. Er brauchte eine Sekunde, um die Woo-
kiees zu entdecken; die Trandos sah er zuerst. Die Wookiees entleerten Bogenspanner in deren Richtung mit scheinbar langsamer, gemächlicher, aber nichtsdestotrotz tödlicher Genauigkeit. Das ihnen entgegenkommende Feuer der Trandos schienen sie gar nicht wahrzunehmen. Dann stürmten sie vor. Wookiees nahmen ihre Gegner wirklich auseinander. Das mit dem Armeausreißen war wohl doch kein CantinaWitz. Scorch hielt einen Moment ungläubig inne, als ein Wookiee-patriarch von fast drei Metern Größe mit einer Hand einen Trando hochhob und ihn in Stücke riss. Danach pflückte er einen Geonosianer aus der Luft und nahm ihn auseinander wie ein mechanisches Spielzeug, das ihm langweilig geworden war. Selbst Sev erstarrte. „Ah", sagte er. „Ah ..." Die Wookiees verteidigten ihre Heime, und das machte sie zu doppelt tödlichen Gegnern. Sie liefen Amok vor Wut. Scorch sah davon ab, ihnen Tipps in Sachen Häusersäuberung zu geben. Die schiere Brutalität hatte sofortige Wirkung auf den Kampfeswillen der Seps. Die Trandos rannten los und vergaßen scheinbar, dass sie die Nerven behalten und in die Reihen der Wookiees hätten feuern können. Manche rannten einfach blindlings los, andere sprangen von den
Baumplattformen in einen ungewissen Tod in der Tiefe. Einer oder zwei blieben in Stellung und schössen weiter, aber große, wutentbrannte Angreifer aufzuhalten, die dreimal so viel wogen wie ein Trando, bedurfte mehr Körperkraft, als den Trandos zur Verfügung stand. Die Verteidigung der Seps zerfiel. Wookies stürzten aus dem höheren Geäst herab. Delta trat ihnen zur Seite und schloss sich der Lawine aus braunem Fell und granitharten Muskeln an. Scorch stieß mit einem von ihnen zusammen. Es war nur ein flüchtiger Stups, aber trotzdem fühlte er durch seine Katarn-Rüstung die schiere Masse und Kraft. Wookiees waren empfindungsfähig und sehr schlau, ja, aber es brauchte nicht viel, um die urwüchsigen Krieger in ihnen zu entfesseln. Die Seps fielen zurück. Sev, typisch Sev, schaffte es, zwischen den Wookiees entlangzulaufen, wobei er alle paar Meter stehen blieb, um Geonosianer wegzupusten. Er hatte gesagt, er hätte sich 4982 Abschüsse als Ziel gesteckt, einen für jeden Commando, den sie auf Geonosis verloren hatten. Und wie es schien, hatte er nicht gescherzt. Das entsprach nicht seiner Art. Er sagte auch niemals „Fünftausend", und selbst Skirata rundete Zahlen auf. Nein, Sev war sehr präzise. Krieg war für ihn etwas Persönliches. Scorch behielt ihn im Auge. Eiskalt... am shebs.
Es war der Spinnendroide, der ihnen klarmachte, dass sie sich der Brücke näherten. Er tippelte mit erhobenen Kanonen einen Laufsteg hinunter, aber er war nicht für Nahkämpfe wie diesen geeignet. Scorch machte einen Satz auf den Rücken dieses Kampfläufers, rammte die Mündung seines DC-17 in eine schwache Schweißnaht und entleerte den gesamten Munitions-Clip. Die Wookiees johlten jetzt, zeigten nach unten und ein großer, männlicher - ein echt großer - fing an, Äste abzureißen, um ihnen freie Sicht auf ihr Ziel zu verschaffen. „Dort ist die Brücke", rief Fixer. „Überprüft eure HUDs, Leute." Metallbrücken waren mit Sensoren sehr viel leichter auszumachen als lebendiges Pflanzenmaterial vor einem Hintergrund gleicher Beschaffenheit. Nur der Unterschied in der Dichte gab die Position preis. Scorch brauchte sie nicht zu sehen. „Darf ich mir das ausleihen, Ma'am?" Er nahm einer Wookiee neben sich einen Granatwerfer ab. Offensichtlich schien sie nicht sonderlich daran zu hängen. „Dauert auch nicht lange." Der große Wookiee hatte inzwischen ein Fenster für Scorch frei gerissen. Die Brücke zehn Meter unter ihnen war nun leichte Beute, dick und saftig und übervoll mit Sep-Transportern. Scorch beschloss, auf Nummer sicher zu
gehen und die Brücke selbst unter Beschuss zu nehmen statt die schmalen, lebendigen Pflanzenhänger, die sie hielten. Er gab einen Schuss nach dem anderen ab und sprengte die eng verwobenen Wurzeln und Äste auseinander, bis mehr Löcher als Brücke vorhanden waren. Die Konstruktion konnte weder ihr eigenes Gewicht noch das der Transporter auf ihr länger halten. Die Brücke knirschte, zerriss in zwei baumelnde Teile und beförderte Körper, Repulsoren und kleine Transporter in den grünen Abgrund darunter. Kachirho war nicht länger für den Sep-Verkehr geöffnet. Die Wookiees brüllten triumphierend und streckten ihre Fäuste und Waffen siegreich dem Walddach über ihnen entgegen. „Scorch", ertönte Etains Stimme in seinem Helm. „Enacca meint, für kurze, rosafarbene, haarlose Kreaturen schlagt ihr euch ganz gut." Es war unmöglich, bei einer Schlacht das große Ganze im Auge zu behalten und selbst herauszufinden, ob man gewonnen hatte oder nicht. Das war, wie Vau sagte, etwas, das Historiker viele Jahre später entschieden. Scorch hatte jedoch das Gefühl, die Zerstörung der Brücke würde einen Wendepunkt markieren. Und Delta Squad war noch am Leben, also wie immer die Geschichte am Ende entscheiden würde - sie hatten gewonnen.
Dieses Mal zumindest.
13. Ich dachte nur, Sie sollten davon wissen, Kanzler. Ich weiß, wie wichtig die Kloneinrichtung auf Kamino für das Überleben der Republik ist, und als Patriot hielt ich es für meine Pflicht, dieses Material zu übergeben, das eindeutig aus dieser Quelle stammt. Es ist nur begrenzt und vielleicht nicht von Bedeutung, aber diese Mandalorianer haben es erworben, und ich bezweifle, dass dies auf rechtschaffenem, wissenschaftlichem Wege geschah. Ich muss auch meine Integrität berücksichtigen. Ich würde es nur ungern sehen, wenn der zwielichtige Ursprung dieser Daten irgendeine Nominierung für den Wissenschaftspreis der Republik gefährden würde. - Letzte bekannte Nachricht, die Dr. Reye Nenilin vor seinem Verschwinden aus seinem Büro verschickte, um Kanzler Palpatine zu kontaktieren, damit er diesem Daten übergeben könne, die ihm von einem Mandalorianer, der lediglich als Falin bekannt ist, zugespielt wurden
Tiefere Ebenen, Coruscant 1080 Tage NSG Skirata hätte wissen müssen, dass etwas furchtbar schief gelaufen war, als er im Kragget eintraf. „Hi, Hübscher", grüßte Soronna, die in beiden Händen Teller balancierte. „Du hast nicht zufällig Laseema gesehen, oder? Sie ist nicht zu ihrer Schicht aufgetaucht." In seinem Magen breitete sich Eis aus. Laseema war übertrieben pünktlich. Sie hatte Kad, um den sie sich kümmern musste, und den damit verbundenen Zeitplan bewältigte sie besser als die GAR. „Ich werde gleich nachsehen", erwiderte er und schritt in Richtung Küchenausgang. „Ich hab's schon beim Appartement versucht", rief Soronna ihm nach. „Keine Antwort." Skirata begann, die Verbindungsgasse entlangzurennen. Sechzig oder nicht, wenn ihn das Adrenalin antrieb, konnte er einen Hundert-Meter-Sprint fast ebenso schnell zurücklegen wie einer seiner jungen Commandos. Er trat vor die Appartement-Türen, zog seinen Blaster und hielt sein Messer bereit. Als er aufschloss, war das Appartement mehr als nur verlassen. Es sah aus, als hätte man es ausgeräumt. Skirata war kein Mann, der leicht in Panik geriet, aber jetzt fehlten ihm plötzlich sowohl Laseema als auch sein
Enkelsohn. Er rannte von einem Zimmer zum nächsten, wobei er es schaffte, sich an das Säuberungsprozedere zu halten, für den Fall, irgendjemand aus seiner Vergangenheit wäre zurückgekehrt, um eine alte Rechnung zu begleichen. Fast hätte er sich aus Furcht um seine Familie übergeben. Das Appartement war definitiv leer. Alle persönlichen Dinge waren ausgeräumt worden. Keine Kleidungsstücke, nichts von Jusiks Krimskrams, keine Spielzeuge, kein Kinderbett - nichts. Er selbst besaß nicht viel, aber auch all das war verschwunden: eine Tasche mit Wechselwäsche, seine Banthalederjacke und ein paar seiner Waffen, einschließlich zwei seiner sehr teuren Verpinen-Scharfschützengewehre. Er wäre von einem einfachen Einbruch ausgegangen, hätte er nicht gewusst, wie streng geheim er diesen Ort gehalten hatte, und wären Laseema und Kad nicht auch verschwunden gewesen. Zudem hatte er keine Nachrichten erhalten. Das Ganze war in der Zeit passiert, die er gebraucht hatte, um die Arca-Kaserne zu verlassen, die Shoroni-Saphire zu BarCredits zu machen und die Bank zu besuchen. Also in höchstens zwei Stunden. Vorher hätte ihn jemand über Comm gerufen. „Shab", fauchte er. „Shab, shab, shab."
Er sicherte die Wohnung wieder und nahm sich vor zurückzukehren, um nach Beweisen zu suchen. Aber zuerst musste er überprüfen, wo alle steckten, und seine natürliche Reaktion - geschult durch jahrzehntelanges Rennen um sein Leben oder das Jagen anderer mit der Absicht, das Ihrige zu beenden - bestand in der Annahme, dass keine Comlinks mehr sicher seien. Er schlüpfte durch den Notausgang und hinauf auf das Dach, wo er seinen grünen Gleiter abgestellt hatte. Diesen hatte er inzwischen zu einem Taxi umgerüstet, damit er die automatisierte Luftstraßenkontrolle umgehen konnte. Auf dem AratechSpeeder-Bike wäre er zu ungeschützt gewesen, falls ihm jemand nachgejagt wäre, schwere beskar-Rüstung hin oder her. Er hob ab, um den RV-Punkt bei der Aay'han anzufliegen. Wenn die osik wirklich am Dampfen war und alle Comms abgeschaltet, dann sah der Notfallplan dies vor. Er kam bis zur nächsten Kreuzung, als er hinter sich eine Polizeisirene hörte. Ein CSK-Patrouillenfahrzeug zog vor ihm hinunter und gab ihm per Lichtsignal zu verstehen, er solle die nächste Landeplattform anfliegen. Die CSK waren sozusagen Familie, also hatte er keinen Grund, sich nicht zu fügen. Er setzte den Gleiter auf, und das Patrouillenfahrzeug landete vor ihm. Die tieferen Ebenen waren kein Ort, an
dem man auf einer Landeplattform auf ein Taxi wartete. Jedenfalls dann nicht, wenn man an seinem Leben hing, weshalb sie verlassen war. Nur für den Fall hielt Skirata Blaster und Messer bereit. Es war jedoch Jaller Obrim, der aus dem Patrouillenfahrzeug sprang. Obwohl sein Gesicht von einem Uniformhelm verdeckt wurde, erkannte ihn Skirata an Statur und Gang. Er bedeutete Skirata, das Seitenfenster zu öffnen, und klappte seinen Visor hoch. „Sie sind in Sicherheit", beruhigte ihn Obrim, bevor Skirata auch nur Luft holen konnte. Er musste nicht einmal erklären, wen er meinte. „Aber du bist ein toter Mann. Folge mir. Keine Comms, okay?" Nun, es war nicht das erste Mal, dass Skirata tot war. Die unbändige Furcht um Laseema und Kad verwandelte sich sofort in einen dumpfen Schmerz in der Magengegend, der ihm sagte, er habe sein Glück wieder einmal überstrapaziert. Dabei lief doch alles relativ gut Lief es wirklich. Was immer er getan hatte, seine Jungs rauszuholen hatte Priorität. Wenn er dabei sterben würde, hätte er damit kein Problem. Und er hatte neun Millionen Credits bei sich, noch dazu Bar-Credits. Da kam es ganz gelegen, dass Obrim ein Cop
war, der wusste, wo seine wahren Prioritäten lagen, und der ihn niemals durchsuchen würde. Das Patrouillenfahrzeug tauchte scharf ab in eine schmuddelige, enge Gasse, sodass die Kanonentürme beinahe die Wände streiften, und kam an einem mit Trümmern übersäten Permabeton-Flecken zum Stehen, an dem man ein Gebäude abgerissen hatte. Zwei Bohrratten, ein Bock mit beeindruckenden Hauern und ein kleineres Weibchen, erhoben ihre Köpfe von einem kleinen, nicht näher identifizierbaren Kadaver und sahen dem Treiben still wie Statuen zu. Nur ihre Nasenspitzen zitterten. Skirata stieg aus seinem Gleiter, behielt ein Auge auf die beiden und sprang dann auf den freien Sitz des CSK-Gleiters. „Okay", sagte er. „Ich hab's versiebt, ja?" Obrim nahm seinen Helm ab. „Ja, mein Freund." Er hielt Skirata ein Datapad hin, damit er ablesen konnte. Skirata wurde per Haftbefehl gesucht - tot oder lebendig. Es hätte ihn nicht weiter gekümmert, hätte er nicht das Ermächtigungssiegel gesehen. „Wenn ich die Tatsache dazuzähle, dass das vom Kanzler kommt, dann ist das mein erstes Mal", meinte Skirata. „Aber ich bin immer noch auf fünf/sechs anderen Planeten zum Tode verurteilt. Vielleicht sieben. Ich vergesse so was immer." „Ich weiß", erwiderte Obrim. „Ich habe das innerhalb
der CSK abgefangen, und ich kann nur noch kurze Zeit drauf sitzenbleiben, dann muss ich es weiterleiten. Aber auch andere Behörden haben das erhalten, Kal. Du musst abhauen. Meine Jungs werden alle auf unerklärliche Weise völlig unfähig sein, dich zu finden, das weißt du. Aber ich kann nicht für die anderen Vollzugsbehörden sprechen." „Gibt's irgendeinen besonderen Grund, weshalb ich Palpatine auf die Nerven gehe?" „Mein Kontakt meint, ein Wissenschaftler namens Nenilin hätte kaminoanische Klondaten eingereicht." Nenilin würde erforschen müssen, wie man ohne Luftröhre atmet. Aber das musste noch warten. Skirata konnte sehr geduldig sein. „Wie hat der Kanzler das mit mir in Verbindung gebracht? Nur Sondereinheiten der GAR wussten von Ko Sai." „Du müsstest besser als ich wissen, wer hier das schwache Verbindungsglied ist." „Hast recht. Okay, wo stecken mein Enkelsohn und Laseema?" „Ich habe sie abgeholt und das Appartement ausgeräumt, nur für den Fall - und weil ich weiß, dass der Junge ein bisschen speziell ist. Lass mich wissen, wann du sie wo haben möchtest, und ich kümmere mich drum." „Ich schulde dir was, Jaller."
„Nein. Du bist mein Freund. Du hättest das Gleiche für mich getan." Ja, Skirata wusste, dass er das getan hätte. Die beiden Männer sahen sich stumm an, und Skirata erkannte, dass für sie hier Endstation war. „Ich glaube, ich werde dich eine ganze Weile nicht mehr sehen, Kal", meinte Obrim. „Aber was immer ich tun kann, werde ich tun." Skirata ergriff seine Hand. „Du bist ein Held und Ehrenmann Jaller. Wenn es hier jemals schlecht für dich laufen sollte, gibt es eine sichere Zuflucht für dich und die Familie. Es ist-" „Sag mir nicht, wo. Du weißt, warum." Skirata kritzelte einen Code auf den Flimsiblock, den er an seinem Unterarmpanzer trug. „Gut, aber nimm das hier. Ist ein Mittelsmann. Falls du jemals etwas brauchst, irgendetwas, kontaktiere diesen Code über Comlink. Die werden mich finden." Skirata hasste Abschiede. Er umarmte Obrim schweigend und ging dann zu seinem Gleiter zurück, ohne sich noch einmal umzusehen. Auch als er abhob, blickte er nicht nach unten. Jetzt hatte er wieder den Punkt erreicht, an dem er schon so oft in seinem Leben angelangt war: in einem gestohlenen Fahrzeug, mit nichts als der Rüstung an seinem
Leib und genügend Waffen, um sich zur Wehr zu setzen. Aber er hatte auch noch neun Millionen Credits bei sich und war weit davon entfernt, am Ende zu sein. Commverkehr fiel also flach. Er wollte niemanden aus Versehen zur Aay'han führen, also griff er auf einen Techniktrick zurück, der die aruetiise schon immer auf dem linken Fuß erwischt hatte, und verschwand in einem uralten Sturmflutkanal, der gebaut und wieder aufgegeben worden war, lange bevor Coruscant über Klimaregulierung verfügte. Dann schaltete er sein Helm-Comm auf einen verschlüsselten GAR-Kanal und übertrug einfach statisches Rauschen. Natürlich war es ein besonderes Rauschen: lange und kurze Phasen, sorgfältig in Sequenzen unterteilt. Für zufällige Hörer war es nur der willkürliche Krach gestörter Signale, aber für einen Mandalorianer, der den uralten Nachrichtencode namens dadita kannte, ergaben sich daraus Worte. Auf diese Weise ließen sich sogar Codes übertragen. In der GAR gab es kaum jemanden, der das nötige Grundwissen besaß, diese Sequenzen zu verstehen, nur die Nulls, die Commandos und die Letzten der Cuy'val Dar. Skirata übertrug unablässig eine codierte Nachricht und wartete darauf, dass sie jemand aus dem weißen Rauschen heraussieben würde.
Inhaftierungszentrum der Republik, Pols Anaxes „Ist schon praktisch, wenn man ein Klon ist", meinte Fi. „Die Uniform sitzt immer." „Ich habe diese Fleischbüchse seit Jahren nicht mehr getragen." Spar rückte seinen Bauchpanzer zurecht „Hab ganz vergessen, an was für tollen Stellen die zwicken." Die drei Klone - Spar, Sull und Fi - marschierten in das IZR, wie es in GAR-Meldungen genannt wurde, und sahen genauso aus wie jeder andere Trooper, der in dem Kriegsgefangenenlager Dienst schob. Jusik spielte den Gefangenen. Fi hielt sich an Jusiks Schulter fest und tat, als würde er ihn mit festem Griff gepackt halten, um darüber hinwegzutäuschen, dass sein Gang nicht mehr das Paradebeispiel für militärische Präzision war, das er einst einmal gewesen war. In der Anlage ging es ziemlich chaotisch zu. Fi hatte einen Ort voller Düsternis und Verzweiflung erwartet, aber das Gefängnis war schlichtweg überfüllt. Auf den Mauern saßen Kanonentürme, die man ganz sicher nicht zum Spaß montiert hatte. Doch nachdem sie das Sicherheitstor passiert und ihre gefälschten Rüstungssensoren und den Überführungsbescheid für ihren Gefangenen vorgezeigt hatten, überkam sie das Gefühl, in einem Durchgangslager für Übersiedler gelandet zu sein. Ein buntes Durcheinan-
der von Spezies, Uniformen und unzähligen Gefangenen, die in verschiedenen Schlangen für irgendetwas anstanden. „Wieso Gefangene nehmen?", fragte Spar. „Wieso nicht einfach erschießen?" Jusik konnte die Unterhaltung, die sie in ihren Helmen führten, über einen tief in seinem Gehörgang versteckten Comlink-Knopf mithören. Allerdings konnte er nicht mitreden. Stattdessen räusperte er sich bedeutungsvoll. „Ernsthaft jetzt", meinte Spar. „Die fressen uns nur die Haare vom Kopf. Wozu nutzen sie uns? Laufen lassen oder umlegen, sag ich." „Ich glaube, du hast die Lektüre über Verhaltensregeln und rechtmäßige Befehle versäumt", erwiderte Fi. „Muss wohl passiert sein, als du dich unerlaubt von der Truppe entfernt hast." Jusik verkniff sich ein Grinsen. Fi sah seine Lippen zucken. „Du bist wieder da", sagte er kaum hörbar. Fi war immer noch mehr bewusst, was er nicht konnte, aber seine verbalen Fähigkeiten waren definitiv auf dem Wege der Besserung. Hätte er sich entscheiden müssen, so dachte er, dann hätte er seine Treffsicherheit gegen fließende Sprache eingetauscht. Jusik sah sehr viel älter aus, als zu Beginn des Heilungs-
prozesses vor achtzehn Monaten. Fi beschloss, sich von jetzt an auf seine eigenen Genesungskräfte zu verlassen. Der Effekt auf seinen Bruder-Jusik gehörte für ihn jetzt fest zur Familie - war deutlich sichtbar. Es zog ihm das Leben aus den Knochen. „Okay, Jedi", raunte Sull. „Da kommt der nette Herr Lageraufseher. Schau mürrisch und widerspenstig aus." „Nenn mich noch ein Mal Jedi", erwiderte Jusik leise, „und ich zeig dir einen Machttritt in den Hintern." „Wie überaus gelassen", meinte Sull. Fi konnte das nicht unwidersprochen lassen. „Warum hältst du nicht einfach die Klappe, Sull?" „Ich helfe Jusik nur in seine Rolle ... fieser, frecher SepAbschaum." Der Lagerkommandant war ein Lieutenant der 55. mechanisierten Brigade, was Fi zunächst für eine Verschwendung von Fähigkeiten hielt, bis er bemerkte, wie steif der Mann ging. Er war ganz offensichtlieh verwundet worden. Fi kämpfte den Drang nieder, ihn zu fragen, was passiert sei und wie er sich erholt hatte. Er war der Beweis für ein Soldatenleben nach einer schweren Verwundung. Es gab Hoffnung. „Erlaubnis, einen Ihrer Häftlinge zu befragen, Sir", sagte Sull und reichte ihm ein gängiges GAR-Datapad. Der Lieutenant sah auf das Pad und nickte. „Das dient
Identifizierungszwecken, nicht wahr?" „Jawohl, Sir." Sull war wirklich ziemlich gut darin, wie ein gewöhnlicher Trooper zu klingen, aber ARCs wurden auch dazu ausgebildet, einfallsreich zu sein. „Dieser Gefangene behauptet, er könne eine menschliche Frau identifizieren, die wir suchen. Sie könnte den Decknamen Ruusaan Skirata benutzen. Wenn es die richtige Frau ist, haben wir hier die Befugnis, sie zur Befragung nach Coruscant zu überführen." „Ach, die", erwiderte der Lieutenant müde. „Ziemlich aggressive Frau, auf Khemerion festgenommen. Die steckt in Einzelhaft. Nicht zu ihrer Sicherheit - zum Wohlergehen der anderen Gefangenen." „Danke für die Vorwarnung, Sir. Wir werden Vorsicht walten lassen." „Baracke Acht Bravo", sagte der Lieutenant und zeigte nach links. „Zeigen Sie dem Droiden Ihren Ausweis." Fi hatte aus keiner Erwähnung herausgehört, dass Skiratas Tochter auch nur das kleinste Interesse an der Kultur ihres Vaters hatte. Vielleicht wussten seine Söhne es nicht. Fi teilte Ordos Misstrauen bezüglich ihrer Motive. Wenn sie herausfänden, dass ihr Papa auf einem Vermögen von mehreren Billionen Credits saß, das sich einfach nur dadurch vermehrte, dass es auf der Bank lag, würden sie ihn wahrscheinlich sofort zurückadoptieren wollen. Fi hoffte,
Skiratas Tochter würde etwas mehr Dankbarkeit für die Anstrengungen ihres Vaters zeigen. Falls nicht, würde er sie einfach aus der nächsten Luftschleuse schmeißen. „Ich glaube, der arme, alte Skirata unterlag dem Eindruck, sein kleines Mädchen wäre in irgendein verseuchtes Vernichtungslager gesteckt worden", spekulierte Spar. „Hier sieht's eigentlich recht zivilisiert aus. Seht euch mal den Ballspielplatz an - die haben hier bessere Sporteinrichtungen, als wir sie je hatten." „Das hier gehörte alles mal zur Flottenausbildungsabteilung", erklärte Jusik. „Schön in der Rolle bleiben, Jedi..." Der Wachdroide versperrte ihnen am Eingang zur Baracke Acht Bravo surrend den Weg, um Ausweise und Bevollmächtigung zu überprüfen, und führte sie dann einen langen Korridor hinunter, der von Zellen gesäumt wurde. Der Ort wirkte wie ein mobiles Medicenter. „Bleiben Sie hier stehen", ordnete der Droide an und legte einen seiner Greifarme an die Tür. „Ich muss zuerst überprüfen, ob die Gefangene fixiert ist." Fi schaltete auf helminternes Audiosystem um. „Bereit, Bard'ika? Vergiss nicht, wenn du sie erkennst - sie hat dein Volk verraten, du willst ihr den Kopf abreißen, sie hat dir deine Pausen-Credits weggenommen und so weiter." „Mh-hm."
„Dann beteuert sie, sie hätte dich noch nie im Leben gesehen, und wir schleppen sie mit." Spars Schultern sahen angespannt aus. „Bis die rausgefunden haben, dass sie nie auf Coruscant eingetroffen ist, wird sie schon Lichtjahre weit weg sein. Und falls sie meint, sie würde dich tatsächlich kennen - improvisieren wir eben." Fi war immer noch besorgt. „Wir können nicht immer wieder die Trooper-Rüstungen zur Tarnung nehmen. Irgendjemand wird bemerken, dass eine Verschwörung dahintersteckt" „Fi, hast du eine Ahnung, wie viel weißes Plastoid in den letzten Jahren auf den Schlachtfeldern ergattert wurde?", fragte Sull. „Wir haben schon gegen Seps gekämpft, die mehr Rüstung trugen als wir. Deswegen müssen wir ja andauernd die Comlinks und Protokolldaten wechseln." Eine Flut wüster Beschimpfungen von einer Frauenstimme unterbrach sie. Der Droide zog sich mit Höchstgeschwindigkeit aus der Zelle zurück. „Sie können mit der Gefangenen sprechen, während ich beobachte ", sagte er. „ Gehen Sie vorsichtig vor." Er scherzte nicht. Ruu Skirata - ohne Rüstung, nur in einem Gefängnisoverall - ging in der Zelle auf und ab, so weit es der begrenzte Raum zuließ. Ein Fixierungsbalken, mit dem ein Durastahlgitter vor
- und zurückbewegt werden konnte, hatte sie in die Enge getrieben. Es erinnerte Fi an die Art Käfige, die Tierärzte verwendeten, um Tiere zu bändigen, damit sie ihnen eine Serenpistole aufsetzen konnten, ohne in Stücke gerissen zu werden. Auf diese Weise entstand eine Art gesicherter Besuchsraum hinter der Zellentür. Fi schob Jusik hinein, um ihn Ruu gegenüberzustellen. Osik, sie ähnelte Kal'buir so sehr, dass es schon unheimlich war. Es waren nicht nur der stechende, stahlblaue Blick und die markanten Wangenknochen, die Fi verrieten, dass dies wirklich die Frucht der Lenden seines Adoptivvaters war, es war das Auftreten eines tollwütigen Schuttas, das einem gleich am Bein hochspringt, um einem seine Zähne in die Kehle zu rammen. „Ist das die Frau?", fragte Fi. Das musste er Bard'ika lassen, der Junge konnte schauspielern. Sein Gesichtsausdruck wandelte sich von prüfender Überlegung über dämmernde Erkenntnis zu blankem Hass. „Verräterin ..." Seine Stimme war ein tiefes Knurren, das zu einem überzeugenden Schreien anwuchs. „Verräterin! Wegen dir sind alle tot! Jetzt werde ich dich umbringen!" Fi nahm ihn ebenso überzeugend in den Polizeigriff. „Stang, wer bist du denn?", wollte Ruu wissen. Fi hoffte,
der Droide könne menschliche Biosignale nicht weit genug analysieren, um festzustellen, dass die Frau wirklich verblüfft war. Ihre wütende Schutta-Miene wich für einen Moment blanker Verwirrung. „Ich hab dich noch nie gesehen, denn wenn's so wäre, hättest du eine ziemlich eingeschlagene Fresse." „Lügnerin! Verräterin!" Fi packte Jusik im Genick, um ihn zurückzuzerren. „Sie werden nach Coruscant überführt, Skirata", sagte er zu Ruu. „Leisten Sie keinen Widerstand, dann müssen wir keine Gewalt anwenden." „Pass mal auf, Kamerad: Ich bin eine Kriegsgefangene, und als solche habe ich Rechte. Ich verlange einen Rechtsbeistand. Ohne ordentliches Verfahren könnt ihr mir gar nichts." Spar streckte seinen Arm an Fi vorbei, um ihr das Datapad zu zeigen. „Hier ist Ihr ordentliches Verfahren. Ich persönlich würde lieber Gewalt anwenden, also machen Sie ruhig so weiter, Ma'am, dann habe ich guten Grund, Ihnen eine zu scheuern." Es hieß, jetzt oder nie. „Wache, Fixierungsbalken zurück!", verlangte Sull. Schutta war als Beschreibung noch besser, als Fi angenommen hatte. Sie kämpfte wie eine Irre, und Sull und Spar hatten alle Hände voll zu tun, um sie zu bändigen,
ohne ihr etwas zu brechen. Während sie sie den Korridor hinunterzerrten, spuckte sie mit Beschimpfungen um sich, die Skiratas Fluchen wie den einstudierten Monolog eines Jedi-Meisters wirken ließen. Draußen hatten sich inzwischen mehrere Insassen versammelt. Fi konnte sehen, wie sie sich um die Tür scharten, und er fürchtete, ein Aufruhr könnte entstehen. Das Ganze sollte so ungezwungen wie möglich ablaufen. So wie es jetzt lief, schien es sich zu einem Zirkus zu entwickeln, und das war gar nicht gut. „Das könnt ihr nicht mit mir machen, ihr Genkrüppel", fauchte Ruu. „Ich weiß, was man auf Coruscant mit Frauen macht, die -" Spar festigte seinen Griff um ihren Kragen, was ihm einen kräftigen Tritt gegen sein Fußgelenk einbrachte, der wahrscheinlich trotz Rüstung ziemlich schmerzte. Offenbar kannte Ruu deren Schwachpunkte. Er schaltete auf interne Audioverbindung. „Wir müssen ihr echt das Maul stopfen ..." Jusik hustete und drückte Fis Arm. Überlass das mir. „Spar, überlass das Bard'ika", sagte Fi und lockerte seinen Griff. Fi hatte keine Ahnung, was als Nächstes passieren würde, aber er vertraute darauf, dass Jusik etwas Passendes auf Lager hatte. Kaum hatte er seinen Griff gelockert, riss
Jusik sich los, rief „Schlampe!" und schlug zu. Fi hätte schwören können, der Hieb wäre danebengegangen - kein widerliches Knacken von Knochen, kein zusammenhängender Rückprall-, aber Ruu Skirata sackte bewusstlos zusammen, und Spar und Sull hoben sie mit hörbar gereizten Seufzern an Armen und Beinen hoch. Fi schnappte sich Jusik wieder und schob ihn in Richtung der Haupttore. Die versammelten Häftlinge machten jetzt unruhige Geräusche und traten von einem Bein aufs andere. Wachdroiden rückten mit ein paar Klon-Troopern an, um die Menge aufzulösen. „Die haben keine Ahnung, wie man ein Gefängnis führt", meinte Sull. Sie waren nun beinahe draußen. Fi konnte die Comm-Masten des Hochgeschwindigkeitskanonenboots sehen, das sie sich für diesen Anlass geborgt hatten. Eine Militärbürokratie, die ihre Aktivposten so schludrig im Auge behielt, hatte schon etwas für sich. „Massenkontrolle. Man darf nicht zulassen, dass Häftlinge sich so versammeln. Man kann nicht-" „Wenn sie's wüssten", unterbrach ihn Spar, „hätten wir uns unseren Weg rein und raus freikämpfen müssen. Sei dankbar." Die Sicherheitstore schlossen sich hinter ihnen. Fi behielt Jusik fest im Griff, bis sie weit genug vom Inhaftie-
rungszentrum entfernt waren, und Ruu erwachte langsam aus ihrer Benommenheit. „Ich werd euch umlegen ...", murmelte sie. „Nein, wirst du nicht", sagte Fi. „Wir sind nämlich die Guten." Trotzdem half er Sull, ihr Hand- und Fußfesseln anzulegen, da er sich den Schaden ausrechnen konnte, den sie anrichten würde, bis er sie überzeugt hatte. Fi und Jusik behielten sie in dem kleinen Frachtraum im Auge, während Sull den Start vorbereitete. Erst als die Sicht aus dem kleinen Fenster nur noch dichtes, von weiß glühenden Sternen gesprenkeltes Schwarz zeigte, fing Fi an, sich entspannt zu fühlen. Im Grunde fühlte er sich erschöpft. Er war definitiv nicht mehr so fit wie früher einmal. Er würde sich ein ordentliches Trainingsprogramm aufstellen müssen. „Du warst großartig, Fi", lobte ihn Jusik. „Wenn ich nicht gewusst hätte, was dir zugestoßen ist, wäre mir nicht aufgefallen, dass etwas nicht stimmt." „Ich komme zurecht, so wie's mir jetzt geht." Kaum hatte Fi sich das sagen gehört, wusste er, dass er einen Wendepunkt erreicht hatte. „Jeder weitere Fortschritt ist ein Bonus." „Guter Mann." Jusik klopfte ihm auf die Schulter. „Lass uns mal sehen, was unser Gast zu sagen hat."
„Das war faszinierend, Bard'ika", sagte Spar und nahm seinen Helm ab. „Was ein ...Schlag." Jusik wog in nassen Klamotten sechzig Kilo wenn's hochkam. Er lächelte in sich hinein und machte einen kurzen, rechten Haken nach. „Ich habe das Gewicht und die Armlänge", meinte er. „Hätte Profi werden können." „Wie hast du das gemacht?" „Machtbetäubung." „Klar... natürlich ..." Spar schien Jusik immer noch nicht ganz zu trauen. „Ich dachte, du hättest diesen ganzen Zauberkram aufgegeben." „Nicht in Notfällen." Ruus Augen waren wieder ganz geöffnet, und ihre Aufschneiderei hatte sich gelegt. Sie war jetzt verängstigt. Sie sah von einem Gesicht zum nächsten, dann blieb ihr Blick an Jusik hängen. „Mein Kiefer sollte wehtun", sagte sie misstrauisch. „Aber er tut's nicht. Und ich weiß wirklich nicht, wer du bist. Was wollt ihr? Ich bin's nicht wert, entführt zu werden." „Dein Vater hat uns geschickt, um dich rauszuholen, Ruus'ika." „Vater?" Sie wand sich, um sich aufzusetzen. „Vater?" Fi machte sich auf eine Schimpftirade über das Sitzenlassen gefasst, alle mögliche osik, die er sie nicht über
Kal'buir sagen lassen würde. Stattdessen aber blinzelte sie nur ein paarmal. „Du meinst Kal Skirata?" „Hast du noch einen?", fragte Spar. „Ja, Mama hat wieder geheiratet." Fi beschloss, dass es jetzt wahrscheinlich sicher wäre, ihr die Fesseln wieder abzunehmen. Die Erwähnung ihres Vaters hatte sie mehr besänftigt als jeder Schlag auf den Kopf. „Und das macht mich zu deinem Stiefbruder, Ruu. Ich heiße Fi." „Nein, wie herzerwärmend", seufzte Spar gereizt. „Da bleibt kein Auge trocken." „Dad hat mich geholt." Ihr Gesicht spiegelte reinste, überwältigte Freude. „Er hat es wirklich getan." „ Na ja, wir haben es getan, denn er ist zurzeit etwas beschäftigt." Fi genoss dieses bizarre Aha-Erlebnis. Er hatte eine Schwester, zumindest eine Art. Und er hatte auch noch eine Ehefrau und einen Vater, einen rechtmäßigen, und er hatte Brüder. Es ging ihm wie jedem anderen Mann. Es war wunderbar, auch wenn nur wenige Lebewesen eine Familie besaßen, die so anfällig für Konflikte, so schwer bewaffnet, überhaupt alles in allem so bizarr war. „Aber seine Kinder vergisst er niemals." „Ich habe immer gewusst, dass er zurückkommt. Ich wusste es. Wie hat er mich gefunden?"
„ Deine Brüder haben sich gemeldet... schlussendlich." „Hat er mir vergeben?" „Was?" „Dass ich mich nie bei ihm gemeldet habe." Es fiel schwer, etwas darauf zu erwidern. Fi sah zu Jusik, der ihn mit einem Blick bedachte, der sagte, er solle es sich für später aufheben. Spar verdrehte die Augen und ging nach vorn zu Sull ins Cockpit. Wahrscheinlich fürchtete er eine weitere Flutwelle an Sentimentalitäten. „Jetzt bist du wieder zurück", sagte Fi. „Das ist alles, Was für ihn von Bedeutung ist." Wie die Dinge standen, dachte Fi, war es gut möglich, dass Kal'buir gerade dabei war, um sein Leben zu rennen. Sie alle hatten die Nachricht von Ordo erhalten: Palpatine wollte Buirs Kopf. Aber das musste Ruu noch nicht wissen. Unterirdisches Wasserreservoir, Coruscant „Fast da", sagte Skirata. „Fast da." Er bestückte seine Gürteltasche mit Munitions-Clips aus der Waffenkammer der Aay'han und steckte in beide Stiefel einen Extrablaster. „Jetzt nur nicht die Nerven verlieren." Ordo war gekommen, um Skirata aufzusuchen. Er hatte gehofft, sein Vater würde an Ort und Stelle bleiben, darauf
warten, dass der Rest des Teams zu ihnen stieß, und dann mit der Aay'han abzischen. Doch sich den shebs platt sitzen entsprach nicht der Art und Weise, auf die Skirata die Dinge anging. „Sobald Jusik zurück und Ruusaan hier in Sicherheit ist, schlage ich vor, wir schnappen uns Uthan und bringen es hinter uns, Kal'buir." „Omega wird nicht vor einer Woche zurückerwartet", erwiderte Skirata. „Ich kann nicht ohne sie fortgehen." „Wir könnten ihnen einen RV-Punkt irgendwo anders nennen." „Sohn, ich weiß, sie können alles abstauben, was einen Ionen-antrieb hat oder von einem Bantha gezogen wird, aber ich will mich nicht drauf verlassen müssen. Je mehr Nachzügler es gibt, desto mehr Routen muss man absichern." „Aber wenn sich alle an einem Ort treffen, kann uns das ebenfalls verwundbar machen." „Unterm Strich ist es sicherer. Zeit und Entfernungen, die man getrennt verbringt, minimieren. Neu gruppieren." „Dann werde ich sie zurückholen. Aber alle Informationen, die ich erhalte, weisen auf eine große Flottenaufstellung hin, da können wir nichts hinauszögern." „Tatsächlich könnten wir das. Wir könnten irgendwann davor abhauen. Wir könnten ab jetzt abhauen."
„Buir, an den Aktivitäten der Werften ist nicht zu rütteln. Und die Mengen, die um Centax verschifft werden, sind bereits zehnmal größer als zuvor. Etwas Großes läuft da ab, schon bald." „Fragt sich niemand, wohin diese ganzen Extraaktivitäten führen?" „In dieser Richtung forscht niemand nach, Kal'buir. Nur wir. Und ich finde keine Überschneidungen - es besteht kein Comm-verkehr zwischen Centax Zwei und dem Führungsstab der GAR, und nichts weist auf den Bedarf einer zweiten Welle Schiffe hin." Es erschien geradezu schwindelerregend. Andererseits hatte auch zehn Jahre lang niemand die Aufstellung der großen Armee bemerkt. Aber Kamino war auch ein abgeschiedener Planet gewesen, der auf keiner Karte verzeichnet war, Kuat nicht. Ordo staunte über die Tatsache, dass eine riesige Kriegsmaschinerie - eine ganze Flotte, Waffen und Ausrüstung für Millionen Soldaten - hergestellt und gelagert wurde, ohne dass jemand Informationen durchsickern ließ oder sich fragte, was Rothana oder deren Mutterkonzern KDY eigentlich taten. Er meinte, es könne daran liegen, dass drei Millionen an galaktischen Standards gemessen nur eine kleine Armee seien. Und dann wurde ihm klar, dass es daran lag, dass die meisten Lebewesen einfach
nicht geübt darin waren, die Puzzleteile zusammenzulegen und das Gesamtbild zu erkennen. Auf diese Weise konnte Palpatine alles verbergen. Er versteckte sein Geheimnis vor aller Augen, vermengt mit dem völlig banalen Geschäftsleben der Galaxis. „Ich muss wieder zurück ins HQ", sagte Ordo. „Kal'buir, bitte geh keine Risiken ein, okay?" Ordo war sich bewusst, dass es reichlich überflüssig war, einem Söldner so etwas zu sagen. „Ich werde Kad'ika und die Frauen holen, und dann schnappen wir uns Uthan", sagte Skirata. „Findest du einen Weg, Omega zurückzurufen?" „Haben sie gesagt, dass sie desertieren wollen?" „Nicht direkt. Manchen Leuten muss man einen kleinen Stups geben, damit sie sich selbst retten." Skirata hatte immer noch nichts darüber gelernt, anderen eine Wahl zu lassen. Trotz seiner Auseinandersetzung mit Darman verfiel er geradewegs wieder in seine Papaweiß-es-am-besten-Einstellung, aber dieser blinde Reflex hatte Ordo und seine Brüder gerettet, sodass sie ihn unmöglich verurteilen konnten. Wenn es richtig lief, wäre es ihre Erlösung. „Wohin gehst du?", wollte Ordo wissen. „Sobald Jusik zurück ist, ziehe ich mit ihm los und haue Uthan raus."
„Und dafür hast du einen Plan." „Bis wir dort sind, werden wir einen haben." „Du hast mir beigebracht, dass Planung alles ist, Kal'buir." „Ich habe dir aber auch beigebracht, dass man Gelegenheiten nutzen muss." Ordo hob mahnend einen Finger. „Du wirst dich nicht in Gefahr bringen. Du bist mit deinem Glück am Ende. Gönn dir eine Pause. Sonst wirst du nicht lange genug leben, um noch ein Enkelkind zu sehen." Skirata hielt inne. „Willst du mir damit etwas sagen, Sohn? Ist Besany ..." „Nein. Nein, ganz und gar nicht." Ordo war verblüfft, dass Kal'buir glauben konnte, er könne die Dinge derart planlos angehen. „Ich mache mir nur zunehmend Sorgen um die Risiken, die du eingehst." „Große Risiken für große Gewinne." Skirata fuhr fort, sich mit Waffen einzudecken. Ordo hätte schwören können, das Adrenalin hätte ihm zehn Jahre von den Schultern genommen. Es war faszinierend zu sehen, was ihn niederschmetterte und was ihn wieder auf die Beine brachte. „Kein Sorge, ich habe zu viel, wofür es sich zu leben lohnt."
„Ich erstatte besser Zey Bericht", meinte Ordo, „und lasse ihm die Illusion, er würde mich kommandieren. Bleib in Kontakt, aber riskiere nichts über Comm." „Jawohl, Sohn." Skirata grinste. „Und ich verspreche, nicht später als bis Mitternacht weg zu sein." Ordo huschte durch die verlassenen Tunnels und automatisierten Pumpenräume, die den Wasserstand des unterirdischen Reservoirs kontrollierten, und machte sich dann auf den Weg zum Hauptquartier. Dieses Mal kehrte er seine Sicherheitsvorkehrungen um: raus aus den Zivilklamotten, rein in den Overall, dann noch einmal anhalten, um seine Rüstung anzulegen und sein Speeder-Bike zu holen. Ein ARC-Captain mit protzigem, rotem Pauldron und rot gekapptem Kama stach selbst auf Coruscant hervor, wo wilde Vielfalt das Modebild des Tages prägte. Zumindest dachte er sich damit von der Masse abheben zu können. Inzwischen schienen sich sehr viel mehr KlonTrooper auf den Laufstegen aufzuhalten, reguläre Sicherheitspatrouillen mit roter oder blauer Kennzeichnung auf ihren weißen Rüstungen. Diejenigen mit den blauen Kennzeichen gehörten zur 501. Legion, nur eine weitere Bezeichnung innerhalb einer komplexen Armee, die Nummern einem Namen vorzog. Er beschloss, den Augenblick zu nutzen, und steuerte eine Landeplattform an, um mit ihnen zu sprechen. Er sah wie
irgendein ARC-Captain aus, und solange er seine echte Nummer N-11 nicht auf dem elektronischen Sensor seiner Rüstung gespeichert hatte, konnten sie nicht einmal per Scan erkennen, dass er ein Null ARC war. „Sergeant", sagte er, als er auf einen von ihnen zuging. „Wie lange werden Sie hier auf Patrouille sein?" „Bis zwanzig null null." Ordo achtete genau auf die Feinheiten des Akzents und wusste sofort, dass der Mann nicht auf Kamino ausgebildet worden war. Es gab Zwischentöne des Coruscanti-Akzents, die nur wenigen auffielen, aber Ordo bemerkte sie. Und er beobachtete die 501. und die anderen Soldaten in roter Kennzeichnung, die Schock-Trooper, und nahm deren präzise Disziplin zur Kenntnis. „Sehr gut, Sergeant", sagte Ordo. „Weitermachen." Diese Klone waren keine Sparmodelle von Centax 2. Es mussten direkte Fett-Klone aus der Einrichtung auf Coruscant sein, welche die Nulls noch nicht hatten ausfindig machen können. Diese Aufgabe war nicht so dringend gewesen, wie das Aufspüren der enormen Serienfertigung auf Centax 2. Die wenigen Centax-Klone, die sie ermittelt hatten nun, kein Wunder, dass sie nicht wussten, wie Kamino beschaffen war. Ordo hatte keinen Zweifel daran, dass man
ihnen gesagt hatte, Centax wäre Kamino, damit ihnen kein Ausrutscher unterlief, der die in Bereitschaft stehende Armee verraten hätte. In einer abgeschlossenen Welt hatte man keinen Grund und auch keine Möglichkeit anzuzweifeln, was einem gesagt wurde. Sie bestanden den Test - meistens. Ordo stellte das Aratec am Haupteingang der ArcaKaserne in einer Reihe anderer Militär-Speeder-Bikes ab und machte sich auf die Suche nach Zey, hauptsächlich, um ihm zu berichten, dass Skirata offiziell suspendiert war. Im Korridor begegnete ihm Captain Maze. Er trug seinen Helm, was dieser Tage ungewöhnlich war, denn es bedeutete, dass er jede Menge Comm-Gespräche zu führen hatte. „Wie geht's Skirata?", fragte Maze im Vorübergehen. „Ich habe keine Ahnung", antwortete Ordo Maze' Rücken. „Er ist verschwunden, wie der General gewiss weiß." „Natürlich ist er das", rief Maze noch über seine Schulter, bevor er in einer Nasszelle verschwand. Ordo überlegte gerade, welchen Trick er abziehen könnte, um Omega zurückzurufen, als die Alarmsirene losging. Er blieb wie angewurzelt stehen. Bisher hatte er sie nur bei routinemäßigen Wartungen gehört und niemals erwartet, sie im Ernstfall zu hören. Es war der Angriffsalarm.
Luftangriff. Invasion. Ordo ging zum nächsten Gebäude-Schaltplan und hoffte, ein rot blinkendes Licht zu sehen, das einen Kurzschluss und den damit verbundenen Fehlalarm anzeigte. Die Tafel mit dem Schaltplan arbeitete einwandfrei. Die unpassend gelassene Stimme eines Droiden ertönte über das Lautsprechersystem. „Dies ist keine Übung. Wiederhole: Dies ist keine Übung. Feindliche Schiffe im Anflug. Alle Mann auf ihre Stationen. Notfallmaßnahmen durchsetzen." Auf einmal stürmten aus jeder Tür Droiden, zivile Stabsmitarbeiter und gelegentlich auch Klon-Trooper. Der plötzliche Lärm aus Rufen und Alarm war so ohrenbetäubend, dass sich die Audiodämpfer in Ordos Helm einschalteten. Maze kam den Korridor heruntergerannt und rückte dabei noch seine Rüstung zurecht. „Das ist eine ganze verfluchte Flotte", rief er Ordo zu und tippte dabei an seinen Helm, um deutlich zu machen, dass er mit der taktischen Luftüberwachung verbunden war. „Super Zeitpunkt." Da musste Ordo zustimmen, wenn auch aus völlig anderen Gründen. Gelegenheiten, sagte Kal'buir, konnten auch Bedrohungen sein. Es hing ganz davon ab, wie man mit ihnen umging. „Bring du Zey in den Kommandobunker, ich fange an, das System runterzufahren."
Im Fall, dass Coruscant bedroht wurde, bestand die Rolle eines ARC-Troopers am Boden darin, das Kommandozentrum und strategische Ziele zu schützen, falls dem Feind die Landung gelang. Sollte der Feind eine sichere Stellung aufbauen, bestanden die Aufgaben in Sabotage, Attentaten und schließlich in der Organisation der Bevölkerung zum totalen Guerillakrieg. Maze rannte los, um Zey zu suchen. Ordo beschloss, dass er, wenn er Zeys persönliche Daten schon aus Sicherheitsgründen vernichten musste, vorher noch eine rasche Kopie herunterladen könnte. „Sir!" Ein Commando der Yayax Squad, der noch seinen Gürtel zuzog, kam im Laufschritt zu ihm gerannt. Es war einer von Bralors Jungs - Cov, wenn sein Gedächtnis ihn nicht trog. „Ich trommle die Neuzugänge zusammen. Sie können ebenso gut im Einsatz Erfahrung sammeln. Befehle?" Ordo verfügte noch nicht über genügend Informationen, um zu wissen, wo er seine Männer konzentrieren sollte; und die Rolle fiel sowieso Zey zu. In der Zwischenzeit hatte er eigene Pläne. Er verlegte sich auf den Ausweichplan. „Rüsten Sie alle Mann so gut wie möglich aus räumt die Waffenkammer, wenn nötig, und bringt so viele Schiffe wie möglich in die Luft." Die Commandos waren keine Piloten, aber sie konnten gut genug fliegen, um ein LAAT/i oder irgendeinen Transporter zu bewegen. „Dann
in den HNE-Hauptquartieren stationieren. Sorgt dafür, dass sie auf Sendung bleiben und öffentliche Notfallübertragungen ausstrahlen - die GAR-Artillerie sollte dort ebenfalls in Stellung gehen. Unterstützt sie." „Jawohl, Sir. Sergeant Vau ist auch auf dem Weg - ich habe ihn gesehen." Ordo hakte im Geiste rasch ab, wer sich alles wo aufhielt, bevor er zum nächsten Schritt überging. Fi, Jusik, Spar und Sull reisten an, Mereel und A'den waren immer noch in der Stadt. Jaing und Kom'rk befanden sich auf dem Weg zurück nach Utapau, und Prudii sorgte - falls er pünktlich war - gerade dafür, dass ein Reaktor auf dem von den Seps kontrollierten Birix kritische Masse erreichte. Warum hatte niemand diese Flotte kommen sehen? Es war ja nicht so, als würden sie General Grievous nicht im Auge behalten. Aber jemand musste wissen, dass er kam. Der Zeitpunkt war überaus günstig. War all das Teil eines sorgfältig geplanten Hinterhalts durch die Republik? Wurden die Seps in die relativ schwach verteidigte Hauptstadt gelockt, um mit einer verborgenen Armee niedergeschlagen zu werden? Sollte dies von Anfang an Palpatines Plan gewesen sein, dann wäre Ordo ihm eine Entschuldigung schuldig, und sei es auch nur eine widerwillige. Cleverer Junge, Kanzler. Vielleicht habe ich dich falsch
eingeschätzt Ordo huschte in den nächsten Kontrollraum, um den dortigen Holokarten-Projektor zu aktivieren, und gab den Code zur Anzeige der Echtzeit-Gefechtskarte ein, die im drei Kilometer entfernten GAR-Hauptquartier erzeugt wurde. Zum ersten Mal hatte er das Gefühl, nur am Rande an den Ereignissen beteiligt zu sein. Er hatte hier nicht die Kontrolle. Er konnte nur reagieren oder Befehle entgegennehmen. Auf diese Weise kämpfte er gar nicht gern. Die ARC-170-Sternjäger waren bereits in der Luft und strömten den Langstreckenjägern der Separatisten entgegen, die der Hauptflotte vorauseilten. Als er auf die Bodenkarte schaltete, konnte er gepanzerte Einheiten sehen, die in die Luftstraßen und auf Schlüsselgebäude in der Umgebung befördert wurden. Jetzt war auch der planetare Verteidigungsschild aktiviert worden. Warum so spät, was hatte so lange gedauert? Nichtsdestotrotz waren nun Hunderte feindliche Schiffe, einschließlich großer Hauptschiffe, darin gefangen. Als würde man zusammen mit einem Rancor eingesperrt werden. Das wird unschön. Die Überlastung der GAR wurde jetzt auf schmerzhafte Weise deutlich. Zu viele Aktivposten waren über die gesamte Galaxis verstreut. Es mussten umgehend Einheiten zurückgerufen werden.
Aber diese Entscheidung hatte er nicht zu fällen. Er betrachtete ein Bruchstück des Krieges, wie jeder andere Soldat auch, und selbst eine recht klare Vorstellung vom Gesamtbild half nicht weiter. Im Korridor hörte er Stiefel und Krallen. Vau stürzte mit Mird an seiner Seite in das Büro. „Palpatine wusste, dass das passieren würde", erklärte Ordo. „Wird er seine schillernde neue Flotte rechtzeitig hierher bekommen?" „Vielleicht. Leg dein beskar an, Ord'ika." Vau zog auf fast schon feierliche Weise seinen Helm über. Er verwandelte ihn umgehend in einen gesichtslosen Krieger unbestimmten Alters, Geschlechts oder Wesens. Das Urbild des Krieges. „Letzten Endes werden wir am Boden gegen Droiden kämpfen müssen. Und nicht einmal für die shabla Republik. Wir müssen uns Uthan schnappen. Einen besseren Zeitpunkt gibt es nicht. Perfekte Tarnung für unseren Zug sind alle viel zu beschäftigt, um sich um uns zu kümmern." „Keine Zeit, meine Rüstung zu holen", meinte Ordo. „Ich werde in diesem Aufzug kämpfen. Hat mir bisher immer gute Dienste geleistet." Mird, aufgekratzt, aber still, schlug mit seinem Schwanz um sich, schoss hin und her und ließ nur gelegentlich ein kurzes, aufgeregtes Winseln von sich hören. Ordo rannte zum Ein-
gang und gab den dadi-ta-Code auf, um über Comlink mit Skirata zu sprechen, während er rannte. Niemand würde sich die Mühe machen, ihn zu jagen, während der Planet von einer Invasion heimgesucht wurde. „Bleib, wo du bist, Kal'buir", sagte er. „Hörst du mich? Ich brauche dich an Bord der Aay'han als vorgeschobene Einsatzbasis." „HNE wiederholt immer nur die Ruhig-bleibenMeldungen", erwiderte Skirata. „Ich habe hier jetzt die taktischen Anzeigen der GAR vor mir. Ich muss Laseema, Besany und Kad nach hier unten bringen." Vaus Stimme schaltete sich in die Comlink-Verbindung. Er war direkt hinter Ordo. „Kal, sie sind jetzt bei Mij und Wad'e in einem anderen Unterschlupf, untere Ebenen der Code läuft grade zu dir rüber. Bring sie nicht woandershin, solange das Gebiet nicht angegriffen wird. Die Seps werden zuerst die hochrangigen Ziele angreifen, nicht die Elendsviertel." „Donnerwetter, da wäre ich von allein nie drauf gekommen, Walon ..." „Ich treffe mich mit Fi - Sull versucht noch immer zu landen. Er kommt weit von der GAR-Landeplattform entfernt im Süden runter. Über dem Stadtzentrum sind die Gefechte zu heftig." Ordos Instinkt sagte ihm, er solle zu Skirata gehen, aber
ein weiterer Drang sagte ihm, er hätte Seps umzulegen, und noch ein anderer riet ihm, dass dies - genau wie Vau beobachtet hatte - der beste Zeitpunkt war, um Uthan zu schnappen. Dann meldete sich wieder sein Helm-Comlink. Aber es war nicht Kal'buir. „Zey an alle Sondereinsatzkräfte im Inneren Rand. Code Fünf, Code Fünf. Wiederhole: Code Fünf, Code Fünf. Auf jede mögliche Weise, Leute. Notfallkanäle offen halten. Möge die Macht mit euch sein." Alle Commandos der Sondereinsatzbrigaden hatten dieses Signal gehört, ganz gleich an welchem Ort in der Galaxis sie sich befanden. Es gehörte zu einer langen Liste von Katastrophenszenarien und ordnete für alle Schwadronen im Inneren Rand den sofortigen Rückruf nach Coruscant an, um die Hauptstadt zu verteidigen. Ihre Generäle - so sie denn ihre Schwadronen bei deren heiklen Einsätzen begleiteten - würden es ebenfalls gehört haben. Sollte sich die Situation weiter verschärfen, würde sich der Rückrufradius erweitern. „Das Wichtigste zuerst", sagte Vau. „Wir müssen Fis Schiff finden und dann Mereel und A'den." „Einverstanden", erwiderte Ordo und ließ sein SpeederBike an. „Kommt Mird auf einem Bike zurecht?" Vau schloss das Speeder-Bike, welches neben dem von Ordo stand, kurz. Er war gut darin, sich Beförderungsmit-
tel anzueignen. „Ist ganz versessen drauf", antwortete er und schwang sich auf den Sitz. Mird kletterte hinter ihm hinauf und krallte sich am Zweitsitz und an Vaus Rüstung fest. „Mit sechs Beinen ist gut festhalten." Erst jetzt, da sie abhoben und gen Süden durch den Himmel jagten, erkannten sie das ganze Ausmaß der Schlacht. Die Schwadronen der ARC-170er wehrten hoch oben in der Atmosphäre immer noch Separatistenjäger ab, aber das Luftbombardement hatte bereits begonnen, und im Geschäftsbezirk nahe dem Senat quollen die ersten Rauchsäulen in den Himmel. „Jetzt heißt es, sich für eine Seite zu entscheiden, Ordo", erklang Vaus körperlose Stimme in seinem Helm. „Wir kämpfen entweder für die Republik oder für das Überleben unserer eigenen Leute. Beides geht nicht, es sei denn durch Zufall." „Dann aliit", antwortete Ordo. Er dachte an die RCSchwadronen, die ihre Pflicht bis ans Ende erfüllen würden, und fühlte sich elend seiner Entscheidung wegen. „Unser Clan."
14. Na gut, ich geb's ja inzwischen zu. Strategisch und taktisch gesehen ist Palpatine brillant. Er hat die GAR so weit verstreut eingesetzt, dass die Separatisten glaubten, Coruscant wäre leicht einzunehmen, und auch gleich anrollten und zack, schon lässt er seine zweite Streitmacht von der Leine. Er bringt sie dazu, zu ihm zu kommen. Tja, wenigstens wissen wir jetzt, wozu er diese zweite Klonarmee und all die Schiffe hat bereitstellen lassen. Jetzt müssen wir nur an einem Stück aus der Sache rauskommen. Gut hingekriegt, Kanzler, du Schleimbeutel. - Kal Skirata bei seiner Interpretierung von Palpatines Motiven unter logischen militärischen Gesichtspunkten - die völlig danebengeht
Angriffskreuzer der GAR, im Anflug auf Coruscant fünf Stunden nach Beginn der Schlacht von Coruscant 1080 Tage NSG Omega Squad trat aus dem Hyperraum, und die vier
Commandos starrten ungläubig auf das Bild, das sich ihnen bot, während sie sich neu orientierten. „Osik ...", sagte Niner. „Jetzt sind wir geliefert." Eine brodelnde Masse aus Kriegsschiffen umschloss Coruscant in gewaltiger Angriffsformation. Es mussten mehrere Tausend sein, und das waren nur diejenigen, die sie Pi mal Daumen durch die Frontscheibe sehen konnten. Große Schiffe. „Mal sachte mit der osik", sagte Atin. „Das sind unsere." Niner tippte auf der Tastatur, und die Cockpitscanner präsentierten eine lange Liste mit Transponder- und ID-Codes der Republik. Darman beugte sich vor und sah Niner über die Schulter. „Hätte nicht gedacht, dass wir so viele Schalen im Einsatz halben", sagte er. „Erkennt einer von euch diese Kisten?" Atin schüttelte den Kopf. „Ich kenne nicht mal die Hälfte dieser Dinger." „Richtiger ID-Code, richtiger Transponder, richtiges Antriebsprofil." Niner schlug wieder und wieder auf die Taste, und die Cockpitanzeige meldete jedes Mal dieselbe Bestätigung: eine Folge von Republik-Codes und Schiffsnamen, neue Namen. Die Flotte gehörte zu den Guten. „Anscheinend haben wir eine neue Kiste mit Kriegsschiffen gelie-
fert bekommen. Vielleicht haben wir Geburtstag und haben's nur vergessen." Innerhalb von Sekunden wechselte Darman von nachlassender Furcht über Jubelstimmung zu Verärgerung. Die zeitliche Planung war völlig daneben, angesichts drei erbärmlicher, erfolgloser und vergeblicher Jahre, in denen sie ohne einen nennenswerten Fortschritt Blut und Wasser geschwitzt hatten, Planeten eingenommen und wieder verlassen hatten, nur um danach zuzusehen, wie sie wieder in Feindeshand fielen. Eine ordentliche Spritze Schiffe und Männer hätten sie schon vor langer, langer Zeit vertragen können. „Nach Hause, guter Mann", sagte Corr und klopfte Niner auf die Schulter. „Nur nicht die Triebwerke schonen." Während der Angriffskreuzer mit Höchstgeschwindigkeit auf Coruscant zuflog und sich zwischen Zerstörern, Trägern und Kreuzern hindurchschlängelte, wurde klar, dass sie es mit einem Wendepunkt in diesem Krieg zu tun hatten. „Sergeant Kai hatte recht", meinte Atin. „Palpi hatte tatsächlich noch eine geheime Armee samt Flotte im Ärmel." „Besser spät als nie", sagte Niner, die Fäuste fest um den Steuerknüppel des Schiffes geschlossen. Er war ein fähiger Pilot, jedoch kein selbstsicherer. „Dann wollen wir
uns mal bei Zey melden. Dar, piepst du den alten Herrn für uns an, bitte?" Es dauerte eine Weile, bis Zey antwortete. Während Darman bange Sekunden wartete, schob sich der Angriffskreuzer - ausgelegt für dreißig Mann - in den Sicherheitsbereich eines riesigen Schlachtschiffes, so nahe, dass Darman die Markierungen auf der Außenhaut sehen konnte. Nirgends waren Brandflecke zu entdecken, Einschüsse, Schrammen oder Dellen von Weltraumschutt. Dieses Schiff war neu. „Omega", meldete sich Zey als blau schimmerndes Hologramm. „Niner, eure Ankunftszeit?" „Eine halbe Stunde bis zur Arca-Kaserne, Sir, solange wir keine Schwierigkeiten bekommen." „Ausweichen auf folgende Koordinaten, Omega." Auf der Navigationsanzeige flackerten Zahlen auf. „Wir haben an allen wichtigen Versorgungsstationen mobile Luftabwehrbatterien aufgestellt, aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Seps auf dem Boden Fuß fassen. Wenn wir die Energie in größeren Sektoren verlieren, haben wir ein Mordsproblem mit der Sicherheit der Bevölkerung, und bei der derzeitigen Lage können wir obendrauf nicht noch ein paar Milliarden Zivilisten ohne fließend Wasser und Comm brauchen. Haltet dieses Kraftwerk am Laufen, Omega."
„Verstanden, Sir." Im Gegensatz zu vielen anderen machte sich Niner niemals über Zey lustig, wenn er das sagte. „Darf ich fragen, woher diese Extraunterstützung plötzlich kommt?" „Sagt ihr's mir", erwiderte Zey sauer. „Diese Ergänzung zur Flotte war für uns alle eine hübsche Überraschung, Sergeant. Aber jetzt ist nicht der Zeitpunkt für den JediRat, den Kanzler zu fragen, warum." Das Holobild flackerte und löste sich auf. „Wenn's doch bloß ein hübscher, einfacher Krieg wäre", seufzte Corr. „Trotzdem kein Grund zu maulen." „Das ist das Problem, wenn man an einem Ort wie Coruscant kämpft." Niner gab weiter Vektoren in den Navigationscomputer ein und hielt nach einer freien Strecke durch das unübersichtliche Labyrinth aus Schlachtschiffen Ausschau. „Komplexe, überfüllte Infrastruktur, die leicht zum Erliegen kommen kann - Milliarden panischer Leute, die in Gleitern flüchten und die Luftstraßen verstopfen, weil das Kontrollsystem ausgefallen ist- Feuer, einstürzende Gebäude, unterbrochene Wassernetze - was auch immer. Geht immer nur drum, unseren Jungs die Zivis vom Hals zu halten, während sie sich drum kümmern, die Seps umzulegen." Darman hoffte, irgendwo auf dem Planeten würde jemand sitzen, der daran dachte, den Schild für einen Mo-
ment zu öffnen, damit ihr Kreuzer landen konnte. Es war das schreckliche Bild einer Stadt, die angegriffen wurde. Kriegsführung besaß eine gewisse Einfachheit, der Akt, einen anderen zu töten, bevor dieser einen selbst tötete. Fügte man dann aber Zivilisten hinzu, wurde das Ganze unschön. Und wenn man dazu noch wusste, dass man einen kleinen Sohn dort unten auf Coruscant hatte, wurde es noch unschöner. „Kad ist hoffentlich in Sicherheit", bangte Darman. „Und Laseema." Atin nickte selbstvergessen. „Eigentlich alle von ihnen." Mehr musste er nicht sagen. Die Schwadron verfiel in Schweigen. Dies war nicht einfach eine Mission. Sie alle hatten ein persönliches Interesse daran, Coruscant zu retten. Darman war sich ziemlich sicher, dass sich keiner von ihnen jetzt so eiskalt vorkam, wie ein Nachrich-tendroide die Commandos einmal auf HNE beschrieben hatte. „Wenigstens ist Etain nicht da unten", sagte Corr. „Wenn sich die Seps hier tummeln, ist es auf Kashyyyk vielleicht ein bisschen ruhiger." Niner schnaufte ärgerlich. „Tja, Glück für sie, denn hier ist es nicht ruhig." Er steuerte den Kreuzer in einem Bogen um zwei Schlachtschiffe, die Kanonenfeuer austauschten und dann
hinein in ein kunterbuntes Chaos mit feindlichen Schiffen, Jägern und sogar einer Prise Eigen-beschuss. Ein bewaffneter Mon-Cal-Kreuzer, den es in dieses Gedränge verschlagen hatte, schenkte mit seiner kleinen Kanone in überwältigender Hemmungslosigkeit einem SepKanonenboot Feuer ein. Omegas Kreuzer zog an ihnen vorbei, bevor Darman den Ausgang des Scharmützels beobachten konnte. Corr beugte sich in seinem Sitz vor, um auf die Schirme sehen zu können. Die ganze Schwadron drängte sich im Cockpit um die Statusschirme. „Shab, Niner, sieh dir mal die Schildstärke an." „Ja, wir haben's geschafft, eine Menge Steckfliegen da unten einzufangen. Das wird spaßig.. Kanonenfeuer zerriss Schiffskörper um sie herum, und Sternjäger beendeten ihre Einsätze als flammende Bälle gleißend weißen Lichts. Atin sah auf die Sensorschirme. „ Irgendein shabuir an unserem shebs." Auf dem Scan sah er wie ein Jäger aus. „Wenn er uns nicht ins Visier nimmt, muss er rausgefunden haben, dass wir reingehen." „Er hängt sich an uns dran", sagte Niner und drehte die Triebwerke bis an ihre Grenzen auf. „Höschen festhalten, Leute. Sechzig Sekunden bis zum Schild." Corr zog seinen Gurt fest. „Klopf, klopf, lasst uns rein ..."
„Vergiss nicht zu bremsen, falls nicht", meinte Atin. „Die können jederzeit einen Schnittpunkt für uns aufmachen." Niner war in solchen Situationen immer todernst. „Sie müssen nur eine Generatorenschnittstelle für fünf sechs Sekunden abschalten." Darmans Gedanken schweiften ab. Er dachte voraus, in eine Zukunft, in der die Seps zurückgeschlagen waren und der Krieg vielleicht-vielleicht - beendet wäre oder sich in seinen letzten Zügen befinden würde. Es gab noch ein Thema, das sie nicht mehr angeschnitten hatten, seit Skirata ihnen in der Kaserne die Neuigkeiten beigebracht hatte, aber Darman wusste, dass sie alle viel darüber nachdachten. „Ich mache mich vom Acker", sagte er ernst. „Wenn das hier vorbei ist, desertiere ich nach Mandalore. Ist noch wer dabei?" Corr hob einen Finger. „Ich." „Jep", schnaufte Atin und tätschelte den DC-17 in seinem Schoß. Niner antwortete nicht. Darman wartete. „Okay, ich will nicht das letzte Nerfsteak sein, das im Laden liegen bleibt", sagte Niner. „Ich komme wohl besser mit." Die Erleichterung war greifbar, obgleich sie gerade auf einen ziemlich aktiven Verteidigungsschild zurasten.
„Omega Squad an Schildkontrolle, wir brauchen Zugang." Stille. Das verschachtelte Muster, das Triple Zeros Türme aus der Höhe gesehen abgaben, schob sich ihnen entgegen. Fünf, vier... „Omega an Schildkontrolle, lasst uns rein ..." Drei, zwei... „Schildkontrolle an Omega - Freigabe." Ein Lichtblitz zeigte ein kurzlebiges Portal an, und der Angriffskreuzer jagte hindurch. „Omega, hinter euchl", rief die Schildkontrolle. Der Sep-Jäger hinter ihnen hatte es ebenfalls hindurchgeschafft. Eigentlich ein reichlich dummes Manöver, da der di'kut nun im Corrie-Luftraum festsaß, aber manche Piloten sahen im Gefecht einfach rot und dachten nicht mehr als eine Sekunde voraus. Aber rote Sicht oder nicht, schießen konnte er immer noch. Die Cockpitsensoren schlugen mit rotem Licht und schnarrendem Ton an. Der Sep hatte sie im Visier. Ihr Kreuzer machte einen Satz und drehte um 180 Grad herum, sodass sie ihre eigenen Flammen und Rauchfahnen durchflogen, wodurch Darman erst klar wurde, dass der verrückte Pilot gefeuert hatte.
„Shabuir", sagte Niner und ließ - trotz des Chaos, trotz Coruscants Türmen, die auf sie zutrudelten - zwei Firaxa Hitzesucher von der Leine. „Auf Kollision gefasst machen." „ Die blödeste Art zu sterben", sagte Corr. Der Feuerball hätte ihr eigener oder ihr Verfolger sein können. Bevor sie nicht auf dem Boden aufschlugen, ließ sich das nicht sagen. Darman spürte, wie sich seine Zähne in seine Lippen bohrten. Beinahe im gleichen Augenblick hörte er ein lautes Krachen in seinen) Helm, dann hing er plötzlich kopfüber in heißem, grauem Nebel. Etwas erschütterte das Cockpit. Der plötzliche Luftsog war so laut wie ein Schrei, auch wenn Darman ihn nicht spüren konnte. Etwas erwischte ihn am Bein. Er war sich immer noch aufs Schärfste bewusst, dass er shab noch mal so schnell wie möglich hier herausmusste, denn sein Gehirn schrie Feuer, auch wenn er es weder fühlen noch sehen konnte. Er trat gegen das, was er für ein Kabel hielt, das sich um seinen Stiefel geschlungen hatte. „Dar, ich bin's!" Eine Faust schlug gegen seinen Beinpanzer. „Hör auf zu treten!" Es war Niner. Das Nächste, das Darman registrierte, war, dass er auf etwas Hartes fiel, das sich nicht bewegte. Jemand packte ihn an beiden Armen und zerrte ihn so schnell vor, dass er über seine eigenen Füße stolperte und
stürzte. Er war sich sicher, dass er stürzte, bevor ihn die Explosion hinter sich umwarf. Wuuuuummm. Er konnte wieder sehen. Nichts als gelbes Licht und kantige Schatten. Als er sich aufsetzte und versuchte, wieder auf die Beine zu kommen, sah er brennende Wrackteile und das klaffende Cockpit ihres Kreuzers, dessen Scheibe in Einzelteile zerschmettert war. „Du wurdest durch den Aufschlag unter der Instrumententafel eingeklemmt", erklärte Atin. „Niner hat die Notfallbolzen der Frontscheibe raus gesprengt, um dich frei zu bekommen. Und deinen Deeze." „Danke, Sarge." Danke? Wie jämmerlich unangemessen. „Wenn du mich noch einmal rettest, darfst du mich behalten." „Wir werden alle gerettet werden müssen, wenn wir nicht einen Zahn zulegen. Kommt schon. Orientieren wir uns und legen los. Gibt reichlich Arbeit. Böse Jungs umlegen." Der Rauch des brennenden Wracks gab ihnen Deckung. Niner rannte in den Schutz eines Bürogebäudes. Als Darman ihm folgte und sich hinkniete, um seinen Deeze zu überprüfen und sich umzusehen, starrte er auf einen Berg verbogenen Metalls und geborstenen Permabe-tons. Der Jäger schien vor seinem Aufschlag explodiert zu sein. Alles
war von Trümmern übersät, und ein Antriebsgehäuse hatte sich in die Mauer des Gebäudes gebohrt. Niner kauerte mit einer Hand an seinem Helm in der Tür und versuchte das Hauptquartier zu erreichen. „Wo sind alle hin?", fragte Corr. „Schutzbunker hoffentlich", meinte Atin. Niner erhob sich und knurrte ärgerlich. „Bei denen herrscht reinstes Chaos. Wir sollen nach H-6 und der taktischen Abteilung im GAR HQ Bericht erstatten. Das sind zehn Klicks." „Ein Spaziergang", meinte Corr. „Und ein passender Abend dafür." Darman konnte ein flackerndes Licht erkennen, das sich im Transparistahl spiegelte. Er spähte um den Eingang herum, bereit, das Nächstbeste, das er sah, nach harän zu ballern, aber es war ein CSK-Angriffsschiff, das nahe dem Wrack schwebte. Er winkte ihm zu und rannte vor, um dem Piloten zu signalisieren, dass er landen solle. Die Seitenluke öffnete sich. „Sie können hier nicht parken, Soldat", sagte der Cop. „Nicht an geradzahligen Tagen." „Was macht ihr hier draußen?" Darman sah sich das Feuerwerk an. Trümmer- Metall, Treibstoff, Flammen regneten nur einen halben Klick entfernt vom Himmel herab. „Habt ihr mal nach oben geschaut?"
Der Cop, rauchverschmiert und müde aussehend, zuckte mit den Schultern. „Hab die ganze Zeit Zivis gehütet. Wieso verstehen die nicht, was Bleiben Sie zu Hause und halten Sie die Luftstraßen frei! bedeutet? Da haben so viele versucht, ins Verkehrsnetz zu kommen, dass das Luftstraßen-Nav-System zusammengebrochen ist. Naja, jedenfalls habe ich hier Rauch gesehen und dachte, ich schau mal nach." „Wir haben 'nen Aufsetzer hingelegt." Darman dachte an Kad. „Wie hoch sind die Zivilverluste?" „Tausende. Eine genaue Zahl könnte ich dir gar nicht nennen. Alles liegt in Trümmern. Wenn dir erst mal ein Sep-Kreuzer aufs Dach gefallen ist, weißt du Bescheid. Die Medicenter sind überlastet." „Kannst du uns zum GAR HQ mitnehmen?" „Klar. Vielleicht müssen wir 'nen Umweg machen, falls ich gerufen werde, aber springt rein. Seid ihr Commandos?" Darman winkte die Schwadron zu sich. „Ja. RCs." „Dann müsstet ihr Fi kennen. Super Typ, der." Darman musste lächeln. Selbst unter den schlimmsten Umständen lebte Fi als Legende weiter, zumindest unter den Cops von Coruscant. Das hätte er bestimmt lustig gefunden. Omega Squad zwängte sich in den Besatzungsraum des Polizeischiffes, und es hob ab.
„Wusste gar nicht, das wir so eine große Flotte haben", meinte der Polizist. „In den Nachrichten heißt es, es kämen noch mehr dazu. Wo haben die gesteckt?" „Auf der Lauer", sagte Niner. „Bald wird alles zu Ende sein. Der ganze Krieg." So würde es kommen. Darman konnte es beinahe fühlen. Er überprüfte sein Comlink, ob Etain vielleicht schon einen Lagebericht geschickt hatte, aber noch gab es keine Meldung von ihr. Er konnte warten. Produktionsdistrikt, Coruscant Zey würde ihm inzwischen wohl vergeben haben und seine Hilfe willkommen heißen. Aber Skirata beschloss, sein Glück nicht überzustrapazieren. Im Augenblick gab er keinen Motthintern auf Palpatine oder Zey oder den ganzen Jedi-Rat Er wollte nur, dass sie ihm nicht in die Quere kamen, während sein Clan quer über eine Stadt im Belagerungszustand verteilt war. Er hielt seinen Gleiter in der Deckung eines hohen Gebäudes an einer Kreuzung an und blickte erst hinauf und dann hinunter. Coruscant hatte nie größer ausgesehen. Ohne die vielen Fahrzeuge, die sich sonst auf den Luftstraßen im Herzen
von Galactic City drängten, konnte er viel weiter sehen, und das schiere Ausmaß der künstlichen Schluchten erschlug Ihn beinahe. Tausende Meter leerer Luftstraßen über ihm, Tausende in der Tiefe. Ohne die unzähligen Zivilisten, die aus dem Zentrum geflohen waren, bot sich freie Sicht auf ein spektakuläres Feuerwerk. Die Dämmerung wurde von Explosionen hoch oben in der Atmosphäre erhellt. Ein plötzlicher, gleißend weißer Feuerball verblasste direkt über seinem Kopf erst zu Gelb, dann zu Rot, wurde größer - und dann erst dämmerte ihm, dass es ein riesiges, brennendes Trümmerteil war, das zu Boden stürzte. Er beschleunigte seinen Gleiter gerade noch rechtzeitig, um hinter sich das Wuuusch und Krachen in der Luft zu hören. Kleinere Bruchstücke zischten an den Luken vorbei und prasselten wie Hagel gegen die Frontscheibe. Eine Mahnung, sich nur in Deckung zu bewegen. Er nahm sein Comlink. Wenn der Kanzler jetzt die Muße hatte, ihn zu jagen, dann hätte er eben Pech gehabt. „Ord'ika, Walon, empfangt ihr mich?" „Schwaches Signal, Kal'buir, aber ich kann dich hören." „Wo steckst du, Sohn?" „Wir sind zu Fi, Jusik und dem ARC-Duo gestoßen. Und Omega hatte eine ziemlich schwere Landung." All den vergessenen Göttern von Mandalore sei Dank: Wenigstens waren sie zurück, auch wenn es ein spektaku-
lär schlechter Zeitpunkt und Ort für ein Wiedersehen war. „Wie schwer?" „Sie sind mit einem Sep-Jäger an ihrem shebs runtergekommen. Aber alles klar - sie sind unterwegs ins GAR HQ." Skirata legte sich im Kopf eine Karte der Stadt zurecht und platzierte darauf seine Prioritätspersonen. Alle runter zur Aay'han bringen, Uthan holen und raus. „Ist Bard'ika jetzt bei euch? Macht Ruu ihm Ärger?" „Hat er nicht gesagt. Sie ist in Sicherheit. Das ist alles. Was jetzt?" „Ich kümmere mich um Uthan." Skirata machte eine Pause. Tief unter sich konnte er Sanitätsgleiter und Löschzüge eine leere Luftstraße entlangjagen sehen. Irgendwo ganz in der Nähe - anscheinend über ihm - schoss eine Luftabwehrbatterie lonensalven auf irgendetwas, das er nicht sehen konnte, in den Himmel, und das rhythmische Wump-Wump-Wump ließ seine Brust beben wie ein zweiter Herzschlag. „Wir stiefeln rein und holen sie raus. Wir tun es gleich, für den Fall, dass die Patienten evakuiert werden. Ich brauche Bard'ika in einem Anzug und zwei Jungs, die Klöne spielen." „Wir sind Klone." „Ich meine Weißschalen. Am liebsten dich und Sull." „Fi. Wir nehmen Fi." Ordo hatte Fi sehr gern, und wenn ein Null erst einmal
so feste Bande geschlossen hatte, brauchte es schon Detonit, um sie zu brechen. „Er hat deine Tochter aus dem Gefängnis geholt." „Okay. Wir treffen uns an der Landeplattform der Unteren Ebenen. Direkt unter dem Valorum-Center. Von dort aus - tja, mal sehen, welche Lücken sich uns bieten." Skirata brauchte zehn Minuten bis zum RV-Punkt. An einem normalen Tag hätte er viermal so lange gebraucht. Er setzte seinen Gleiter auf die Plattform und wurde gewahr, dass er ihn besser gleich als später auf Coruscant würde zurücklassen müssen. Er sah hinauf in die tobende Luftschlacht, und ihn überkam ein Gefühl der Ungläubigkeit bei der Vorstellung, durch eine abgeriegelte Stadt unter Beschuss spazieren zu können, als wäre es ein Holodrama, an dem man nicht beteiligt war. Schließlich ging er wieder zu seinem Gleiter, um die Berichterstattung auf HNE anzusehen. Die Medien hatten Kameradroiden losgeschickt, und die Bilder, die sie inmitten der kämpfenden Schiffe aufnahmen, waren erstaunlich. Das ist echt Jungs wie Ordo sterben dort oben - Jägerpiloten, Schiffsbesatzungen. Nicht nur Seps. Hör auf, dir das wie eine Show anzusehen. Es war Skirata zu voyeuristisch. Er schaltete die Bilder ab und ließ nur den Audiokanal laufen, um Informationen zu erhalten, wobei er mit einem Ohr dem Geschnatter des
GAR-Kommandozentrums in seinem Helmcomlink lauschte. Als er das Donnern herannahender Antriebe hörte - zunächst gespenstisch leise trotz des Lärms der Schlacht -, duckte er sich, bis er bestätigen konnte, dass es ein LAAT/i-Kanonen-boot der GAR war, dessen Navigationslichter ausgeschaltet waren. „Ord'ika", sprach er in sein Comlink. „Bist du das, der sich da grade dem RV-Punkt nähert?" „Das ist Fi." Die Landelichter blinkten kurz auf. „Wie geht's dir, Kal'buirl" Als das Kanonenboot aufsetzte, war Fi als Erster draußen, und Skirata eilte zu ihm, um ihn zu umarmen und auf den Rücken zu klopfen. Als er über Fis Schulter blickte was gar nicht so leicht war angesichts der Größe der Klone - sah er eine verlottert aussehende Frau Mitte dreißig in braunem Gefängnisoverall. Sie erwiderte seinen Blick. „Dad?" Skirata brauchte nicht zu fragen. Dreißig Jahre der Trennung verpufften zu nichts. Das war sein kleines Mädchen, seine Ruus'ika. Es gab nichts zu sagen, also umarmte er sie einfach, unfähig, seine Gedanken zu ordnen. „Tut mir leid wegen dem Zeitpunkt, Ruu", sagte er, „und dem Ort." „Dad ... ich habe so lange gewartet..." „Wenn wir hier fertig sind, können wir dich wieder nach
Drall bringen, oder du kommst mit uns." Ruu stupste ihn nur mit dem Zeigefinger in die Brust. Ihre Augen waren feucht, und sie schien die Sprache verloren zu haben. „Mandalore wird dir gefallen", versprach Skirata. „Kal, mach mal voran." Vau steckte seinen Kopf aus dem LAAT/i. „Ich habe deine aruetyc Kleidung dabei. Du möchtest dich vielleicht umziehen, bevor wir unsere Hausbesuche machen." „In Ordnung, dann eben direkt durch die Eingangstür." Es bereitete ihm Mühe, wieder auf den bösen, alten Mando-Söldner umzuschalten, weil er im Augenblick lieber der gütige Dad geblieben wäre. Ihm fiel ein, dass Ruu wahrscheinlich nie genau gewusst hatte, wie er seinen Lebensunterhalt bestritt. Eine schockierende Art, es herauszufinden. „Jusik und ich - wir gehen in Anzügen. Fi und Ordo Fleischbüchsen, unsere bewaffnete Eskorte." „Mit wessen Ermächtigung wollen wir reingehen?", fragte Vau. „Ich muss noch die ID-Chips präparieren." „Oh, das Kanzleramt. Wir können Palpi ebenso gut endgültig zum Kochen bringen. Ich hasse halbe Sachen." „Tut gut, wieder im Feld zu sein, Kal'buir", sagte Fi mit einem Grinsen. „Schön, dass du wieder da bist, Sohn." Es war schön, dass alle wieder da waren. Jetzt mussten
nur noch Omega Squad und Etain eingesammelt werden. Der Plan näherte sich seiner Vollendung. Valorum Center, Coruscant Die Explosionen und das Kreischen der Jäger über ihm beachtete Jusik gar nicht mehr, obwohl er sich immer noch instinktiv duckte. Seine Machtsinne verrieten ihm, dass die Gefahr nicht nahe genug war, als dass er um sein Leben hätte rennen müssen. Trotzdem half es, sich wie ein gewöhnliches menschliches Wesen zu verhalten, als er auf die Sicherheitssprechanlage am Haupteingang drückte. „Sicherheitsdienst", meldete sich eine Stimme. „Hier sind mein Identichip und meine Vollmacht", sagte Jusik wieder in seiner Rolle als Denel Herris. Er steckte die Chips mit dem Auftreten eines gereizten Mannes in großer Eile in den Schlitz. „Herris, Gesundheitsamt Coruscant. Haben Sie die Insassen bereits evakuiert?" Es entstand eine knisternde Pause. „Wir wurden nicht dazu angewiesen, Sir." „Haben Sie einen Evakuierungsplan für zivile Notfälle?" Jusik blickte zu Skirata, der in seiner Banthalederjacke bemerkenswert urban wirkte. Er konnte elegant auftreten und so unscheinbar, dass es an Unsichtbarkeit grenzte, aber als Psychiater würde er niemals durchgehen. Sein
hartes Leben stand ihm ins Gesicht gemeißelt. „Abgesehen vom Wohlergehen der Patienten - ist ihrem Direktor bewusst, dass bei Ihnen eine Insassin untergebracht ist, welche die Separatisten gerne befreien würden und die den Verteidigungsbemühungen der Republik immensen Schaden zufügen könnte? Ich denke doch, ja." Jusik konnte am anderen Ende des Comlinks Murmeln und Schlurfen hören. Schließlich öffneten sich die Sicherheitstüren mit metallischem Knirschen. Jusik trat, flankiert von Skirata, Ordo und Fi, ein. Als sie die innere Tür erreichten, näherte sich ihnen eine nervös wirkende Frau in einer Ärztetunika. „Es wurde keine Evakuierung angeordnet, Master Herris." Sie hatte es eilig damit, die vier Männer hereinzuführen, und schaute mehrmals hinauf zum Himmel, obwohl die hohen Gebäude um das Center die Sicht auf die Kämpfe versperrten. „Unten gibt es einen Rettungsbunker, aber die Patienten hier benötigen Geleit und Beaufsichtigung, und es mangelt uns sowohl an Belegschaft als auch an Droiden." „Wo ist Ihr Direktor?" „Der ist nach Hause gegangen, als die Kämpfe ausbrachen, um nach seiner Familie zu sehen. Bisher ist er weder zurückgekommen, noch hat er zurückgerufen. Ich bin nur die diensthabende Schwester ... und bin damit wohl für
die Leitung verantwortlich." Es war perfekt. Der Chef war fortgelaufen, und dieser armen Frau war unfairerweise die Verantwortung in den Schoß gefallen. Jusik musste sein Mitleid nicht vortäuschen. „Dann kann ich zumindest eines Ihrer Probleme lösen", sagte er. Er deutete mit einem Kopfnicken auf Fi und Ordo: Alles in Ordnung. Ich habe das Militär bei mir. Sie können mir vertrauen. „Wir sind autorisiert, eine Ihrer Insassen, Dr. Qail Uthan, an einen sicheren Ort zu überführen, für den Fall, dass die Stadt fällt und sie von den Separatisten entführt werden könnte. Könnten Sie uns bitte zu ihr führen?" Jusik zeigte die gefälschte Ermächtigung des Kanzleramtes vor. Die Frau nahm sie entgegen. Offenbar schien sie sowieso keine Ahnung zu haben, wie sie deren Echtheit hätte überprüfen können. „Hier entlang", sagte sie und nahm ein Datapad mit sich. Dann sah sie Skirata an. „Haben Sie denn Fixierungen bei sich?" Anscheinend hielt sie ihn für den Mann fürs Grobe. Jusik sah Skirata nicht an. „Es wird vielleicht nicht nötig sein, sie einzusetzen", erwiderte Skirata in seiner besten Sergeantstimme. „Aber aus ersichtlichen Gründen brauchten wir Details über ihre
Medikamente." Die Türen teilten sich, und Jusik gab sich bewusst Mühe, nicht zu spüren, was um ihn herum geschah. Er hatte es nie geschafft, die Erfahrungen seines ersten Besuchs gänzlich abzuschütteln. Die Erinnerung an die geplagten Seelen, mit denen er hier in der Macht zusammengestoßen war, fühlte sich wie das Aufreißen einer alten Wunde an, das frischen Schmerz verursachte. Als er die mit Teppich ausgelegten Korridore entlangging, spürte er wieder jenen Geist, der sich nicht von der Realität verabschiedet hatte und eigentlich nicht hierher gehörte. Eingesperrt aus Gründen, die er nie erfahren würde. Und er wusste, dass er nicht anhalten konnte, um einzuschreiten. Ich sollte es. Wie kann ich vorbeigehen? Aber er tat es. Er hatte seinen Brüdern gegenüber eine Pflicht zu erfüllen, und in diesem Augenblick standen die Bedürfnisse der Klon-Trooper an erster Stelle. Er sah es nicht als notwendiges Übel an, um sich selbst zu vergeben. Er akzeptierte, dass er etwas Schandbares getan hatte und damit würde leben müssen. „Nette Hütte", sagte Skirata mehr zu sich selbst. „Kostet sicher 'ne Stange, alles am Laufen zu halten." Jusik konnte Stimmen hören. Aus einer Richtung hörte er ein Weinen und gelegentliche Rufe, die darum bettel-
ten, herausgelassen zu werden, wahrscheinlich, weil die Insassen das fortlaufende Bombardement hören konnten. Er hätte schwören können, wieder diese Sprache zu hören, jene, von der er geglaubt hatte, jemand würde Mando'a sprechen. Skirata reagierte nicht. Aber Skiratas Gehör war auch von den vielen Jahren auf dem Schlachtfeld geschädigt Vielleicht nahm er es gar nicht wahr. „Das hier ist Dr. Uthans Zimmer", sagte die Schwester schließlich, schloss die Türen auf und trat einen Schritt zurück. „Sie gehört Ihnen." Skirata drückte seine Schultern durch, und seine Banthalederjacke knirschte. Uthan würde ihn nicht von einem Hutt unterscheiden können, aber sie wusste, wie Klone aussahen, und Fi hatte bei ihrer Entführung geholfen. Es wären wohl ein paar Erklärungen nötig, wenn sie die Helme abnahmen. Aber zu diesem Zeitpunkt wäre es schon zu spät, um Einwände zu erheben. Uthan saß an ihrem Schreibtisch und machte Notizen auf einem Pad, als hätte sie keine andere Sorge, außer ihrem Arbeitsplan nachzukommen. Sie blickte auf und sah Jusik an. „Oh, Sie schon wieder", bemerkte sie. Sie deutete mit einer Kopfbewegung auf die Welt über ihrer Decke. „Ich hoffe sehr, dass die Ihren faulen, kleinen Planeten zu Schutt schießen."
Jusik lächelte, faltete die Hände vor der Brust und reduzierte seine Stimme auf ein Flüstern. „Ich sagte doch, ich würde mich umgehend darum kümmern, als Sie darum baten, entlassen zu werden, Dr. Uthan", sagte er. „Und das habe ich getan. Allerdings arbeite ich nicht für die Republik. Würden Sie gerne gehen?" Der Ausdruck fortdauernder Verachtung auf ihrem Gesicht wich nach und nach wie schmelzender Raureif. „Und wer sind Sie?" „Nur Mandalorianer, die ihren Job erledigen, Ma'am." Auf Qiilura hatte sie einen mandalorianischen Aufpasser gehabt, Ghez Hokan. Sie mochte nicht viel von ihm gehalten haben, aber das M-Wort sagte ihr wohlwollende Kräfte. „Ich hoffe, ihr seid erfolgreicher als der Letzte", meinte sie ruhig. „Bleibt mir Zeit, um meine Forschungsmaterialien zusammenzusuchen? Denn wenn nicht-" „Selbstverständlich", erwiderte Jusik. „Deswegen sind wir ja hier." Es war nichts gelogen. Es steckte ein Teil in Jusik - ein Teil, dem er sich nur ungern stellte -, der das Spiel genoss, die Freude an der Mogelei und den Finten, wie ein Sabacc-Spieler. Ich bin zu schrecklichen Dingen fähig. Das darf ich niemals vergessen. Er sah zu, wie sie Datapads und Flimsistapel zusam-
mensuchte und in eine Tasche packte. „Schwester", rief sie. „Schwester, würden sie die SokaFliegen am Morgen freilassen? Sie haben mich bei Verstand gehalten. Es ist das Mindeste, was ich ihnen schulde." Jusik musste seine Einschätzung Uthans ein wenig revidieren. Sie nahm ihre Tasche und ging durch die Türen ihrer Zelle, als habe sie die ganze Zeit nur auf diese Rettung gewartet. Skirata blickte nicht zu Jusik und hielt seine Rolle des gelangweilten Handlangers aufrecht, aber in der Macht strahlte er Zufriedenheit und Erleichterung aus. Jusik musste sich unweigerlich fragen, was für Gaunereien Kal'buir wohl schon über die Jahre abgezogen hatte. Er akzeptierte, dass Skirata ein Krimineller und ein Mörder war und liebte ihn trotzdem von ganzem Herzen. Diesem Gedanken hing kein aber an. Skirata war unter den meisten Gesichtspunkten ein kompletter shabuir, aber seine einzige rettende Eigenschaft war so gewaltig, so allumfassend, dass sie alle Missetaten bis zur Bedeutungslosigkeit in den Schatten stellte. Er konnte bedingungslos lieben. Er konnte jene lieben, die ihm in keinster Weise von irgendeinem Nutzen sein konnten, die Beraubten und an den Rand Gedrängten und sogar jene, die ihm wehtaten, und wenn er liebte, gab er
sein Leben hinein, ohne Fragen zu stellen. Für diese viel zu seltene Eigenschaft konnte Jusik Skirata alles vergeben. „Klasse hingekriegt, Sohn", murmelte Skirata. Sie befanden sich jetzt auf der letzten Etappe ihrer Mission. In Anbetracht der Umstände lief alles bestens, bis zu dem Punkt, an dem Jusik wieder diese Stimme hörte, jenes quälende, halb vertraute Geräusch, das ihn aufhorchen ließ. „Schwester", sagte er. „Ich muss etwas kontrollieren." Er hielt seinen Zeigefinger hoch, um um Ruhe zu bitten. „Hören Sie diese Stimme?" Es war eine weibliche Stimme, die sich beinahe so anhörte, als spräche sie Mandalorianisch. Etwas bestand darauf, bettelte, ja forderte, dass er zumindest nachsehen musste. Die Jedi zu verlassen, hatte seine Verbindung zur Macht nicht gekappt. „Dürfte ich die Insassin sehen? Sie könnte auf unserer Liste stehen." Als die Schwester ihnen den Rücken zuwandte, warf Skirata Jusik einen Blick zu. Was hast du vor? Jusik hob seinen Finger etwas höher. Hab Geduld. „Es tut mir leid, aber sie fühlt sich in der Gegenwart von Männern sehr unwohl", erklärte die Schwester. „Und sie hat ein Register von Gewalttaten gegen sie." Jusik spähte in das Zimmer. Die Frau war vielleicht vierzig, fünfundvierzig, also schon etwas älter, und sah aus, als
würde sie nicht einmal ein derbes Wort über die Lippen bringen. Sie kauerte in einer Ecke, schaukelte mit dem Oberkörper zum Trost vor und zurück, und als Ihr Blick den seinen traf, wusste er, dass sie in der Tat sehr beladen war. „Kann ich mit ihr sprechen?", fragte Jusik. „Aber seien Sie vorsichtig." Die Schwester hielt ihm das Datapad hin. „Sie steht unter einer fünfhunderter Dosis Zaloxipin, nur damit ich mit ihr zurechtkomme. Sie sitzt wegen drei Morden für unbestimmte Zeit in Haft. Ich kann keine Verantwortung für sie übernehmen." Jusik kniete nieder und griff auf ein wenig Gedankenbeeinflussung zurück, nur ganz sanft, damit sie verstand, dass er es nicht böse meinte. Es war den Versuch wert, auch wenn er dabei ihr Glück überstrapazierte. Irgendetwas sagte ihm, er müsse es tun. Vielleicht lag es einfach nur daran, dass er an einem Insassen zu viel vorbeigegangen war. „Ner gai Bard'ika", sagte er. „Tion gar gai? Gar aliit?" Er sagte ihr, sein Name sei Bardan und fragte sie nach ihrem Namen und dem ihres Clans. Sie starrte ihn an. Es war, als könne sie nicht glauben, was sie sah und hörte. „Arla", sagte sie. Sie schaute zu der Schwester, als ob diese sie belauschen würde. „Neyargain Arla Vhett."
Es war nicht Mando'a, aber nahe genug dran, um es jeden Mandalorianer verstehen zu lassen. Jusik drehte sich, immer noch in der Hocke, langsam um und sah zu Skirata. Das Gesicht des alten Sergeants wurde zu einem Lehrbeispiel für unterdrückten Schock. „Ich glaube, diese Patientin steht auf unserer Liste mit Personen, die besondere Aufmerksamkeit brauchen", sagte Jusik. Er winkte ihr zu. Er war sich sicher, dass er nicht im Geringsten bedrohlich wirkte. „Arla, mhi'alor at'morut'yc taap." Er sagte ihr, sie würden sie an einen sicheren Ort bringen. Er wusste, das war genau das, was sie hören musste. Irgendwie überredete er sie, aufzustehen, mit ihnen das Gebäude zu verlassen und in das Schiff zu steigen, das wenige Meter entfernt wartete. Jusik hörte, wie Skirata einen Seufzer ausstieß, der klang, als habe er dafür monatelang die Luft angehalten. „Ich brenne förmlich auf eine Erklärung", drängte Uthan, als sich die Luke schloss. Sie sah sich unter den behelmten Mandalorianern, Troopern und Ruu um und wich etwas vor Mird zurück, der begeistert an ihrem Bein schnüffelte. Beim Anblick der Rüstungen kauerte sich Arla in eine Nische beim Waffenschrank und ließ sich nicht wieder hervorlocken. „Trotzdem danke, meine Herren. Und wohin jetzt?"
„Wir warten an einem sicheren Ort ab, bis sich die Kämpfe legen", antwortete Skirata. Das LAAT/i hob ab. Vau deutete mit gnädiger Geste auf Arla. „War das eingeplant, Kal?", fragte er. „Wieso haben wir einen zusätzlichen Passagier?" Skirata rieb sich mit beiden Händen erschöpft das Gesicht. „Ich denke, ich stimme mit Bard'ika darin überein, dass wir sie nicht zurücklassen konnten." „Aber weshalb saß sie überhaupt dort drin? Das ist wichtig, Kai, angesichts des Gebietes, auf dem das Valorum-Center tätig ist..." „Sie bringt Leute um", sagte Skirata milde. „Ist sie deshalb nicht gut genug für uns?" „Oh, shab..." Ordo sagte nichts, aber Jusik konnte sehen, wie Fis Schultern leicht zitterten, und wusste sofort, dass er selbst in dieser schrecklichen, bizarren und potenziell tödlichen Situation unkontrollierbar lachte. „Ich dachte, ich sei ein Risikomensch", sagte Skirata, „aber gegen dich, Bard'ika, sehe ich aus wie ein neimoidianischer Buchhalter. Du weißt, wer das ist, oder? Zumindest, wenn sie die ist, für die sie sich hält. Denn eigentlich sollte sie tot sein."
„Oh, das weiß ich", erwiderte Jusik. Über die letzten paar Jahre hatte er so viel er konnte über Mandalore und dessen Volk in sich aufgesaugt, sowohl von den Mando'ade selbst, als auch von aruetiise, die sie nur zu gut kannten - von gewissen Jedi beispielsweise. „Und deswegen verdient sie unsere Hilfe." „Also wer ist sie?", fragte Vau sichtlich gereizt. Mird betrachtete die Frau mit schräg gelegtem Kopf und wedelndem Schwanz. „Wir sollten besser einen triftigen Grund dafür haben, dass wir heute Nacht eine psychotische Mörderin mitnehmen." „Den haben wir", erwiderte Jusik. „Das ist Arla Fett Jangos verschollene Schwester."
15. Ich wusste gar nicht, dass sie Namen haben. Über was denken sie nach? Sie wissen nicht, wie das Leben wirklich ist, und kennen nur den Krieg, daher sind sie wahrscheinlich wunschlos glücklich. Ich bin froh, dass sie nicht leiden können. - Jedi-Padawan Simi Noor im Gespräch über Klon-Trooper
Kashyyyk, drei Tage nach Ausbruch der Schlacht von Coruscant, 1083 Tage NSG Sev saß da und hatte eine Hand an die Seite seines Helms gelegt, als habe er Probleme, sein Comlink zu verstehen. Fünfzig Meter unterhalb der dicken Stränge lebendiger Ranken, die Laufstege von einem Baum zum nächsten bildeten, konnte Scorch die ausgetretene Spur zerdrückter Vegetation sehen. Droiden konnten nicht auf Bäume klettern. „Wie steht's?" Scorch flüsterte, obwohl er wusste, dass man ihn außerhalb seines Helms nicht hören konnte. „Wurde uns schon Code Fünf übermittelt?"
Sev schüttelte den Kopf. „Nur dem Inneren Rand. Und haben wir nicht sowieso schon genug zu tun? Hör selber zu. Ich versuche mich zu konzentrieren." „Ich höre den Comm-Frequenzbereich der Seps ab." „Tja, Corrie bekommt Senge." „Shab. Sind schon Bodentruppen gelandet?" „Ja, wird immer heißer da unten. Aber das geht schon, weil wir inzwischen eine hübsche, große, neue Flotte haben." „Verbündete? Wie nett von ihnen, sich an uns zu erinnern." „Unsere. Wie's aussieht, hatte Palpi noch eine Ersatzkriegsmaschinerie für Regentage hinterm Sofa versteckt." Scorch ließ den Weg unter ihnen nicht aus den Augen, während er die Kanäle wechselte, um die Kommandofrequenzen des Hauptquartiers zu empfangen. Er wusste, dass eine Kampfdroidenpatrouille im Anmarsch war, und Boss sorgte für visuelle Überwachung am Boden. Es war nicht so, als hätte Delta hier keinen Job zu erledigen gehabt, aber die schiere Hilflosigkeit, dem Commverkehr zuzuhören, war schmerzhaft. Aus dem Pilotenkanal hatte er sich ausgeschaltet, weil der ihm noch mehr zusetzte. Sie waren Lichtjahre entfernt. Es gab nichts, das sie tun konnten. Trotz der massiv verstärkten Flotte außerhalb des Schildes, war es ein verzweifelter Kampf, die Zerstörungen
am Boden abzuwehren. Jetzt wartete er darauf, einer Sep-Patrouille den ganzen Tag zu vermiesen. Es war ein seltener Moment der Ruhe: Die Wookiees konstruierten ein neues Brückensystem weiter oben in den Bäumen, um die Brücke von Kachirho zu ersetzen. Die neuen Stege waren wesentlich schmaler und nicht so stabil, sodass sie den Feindverkehr nicht tragen konnten. Wenn die Seps diese Bohrratten-Pfade als hoch gelegene Verkehrswege benutzen wollten, dann würden sie laufen müssen. „Fixer, hier Scorch - empfängst du mich?" „Ich bin bereit." Ein Laufsteg aus Ranken vibrierte unter Scorchs Stiefeln, und Fixer trat aus dem Gestrüpp des Laubwerks und ging den luftigen Pfad entlang. Scorch dachte schon, für einen Fünfundachtzig-Kilo-Mann wäre das eine ziemlich starke Vibration, doch dann sah er Enacca hinter sich hertrotten. Skiratas Wookiee-Freundin brachte für gewöhnlich Fahrzeuge und Unterschlüpfe für ihn in Ordnung, und Scorch fragte sich, wie Skirata jetzt wohl ohne sie zurechtkam. „Enacca sagt, die Seps würden Flakteile verschieben. Sie verstärken die Batteriestellungen westlich von hier." Enacca knurrte tief aus ihrer Kehle heraus und gestikulierte mit ihren langen, haarigen Armen.
„Gute Idee, wir werden diese Batterie zuerst aufklären", sagte Sev. „Aber lasst uns vorher hören, was Frau General dazu sagt. Trägt sie ihren Ohrstöpsel?" „Tut sie", meldete sich eine Stimme über den Kanal, aber Etain hörte sich nicht verärgert an. Wenn überhaupt, hörte sie sich so an, als hätte sie eine Meinungsverschiedenheit mit dem Führungsstab. „Ich höre auf die Experten, und das wären in diesem Fall die Wookiees - und ihr." „Sehr schmeichelhaft, Ma'am", erwiderte Sev. „Bekomme ich hinterher einen Droiden zum Spielen? Ich seh's so gerne, wie sie auseinanderfallen." „Meinst du, sie sind vernunftbegabt, Sev? Droiden, meine ich." Es war eigenartig, so eine Frage zu stellen, wenn man sich gerade bereit machte, noch mehr Feindkräfte zu vernichten. Etwas zu philosophisch für die momentan herrschende Stimmung. Sev war immer noch ziemlich aufgedreht, obwohl er nur wenige Stunden geschlafen hatte. Es war das Töten von Geonosianern, nicht von Droiden, auf das er sein Hauptaugenmerk verlagert hatte. Scorch wusste, dass es ihn juckte, noch ein paar mehr abzuschießen. Er behielt seinen Kopf nach oben gerichtet, als würde er darauf warten, dass sich das Geziefer wieder zeigen würde. Anhand des gemeinsamen HUD-Icons konnte Scorch sehen, dass er immer noch eine Strichliste abgeschossener
Geonosianer führte. Seine Sensoren waren darauf eingestellt, ihr spezifisches Flugmuster zu ermitteln. „Klar", sagte Sev beiläufig, was nicht zu dem passte, was Scorch auf seinem HUD sah. „Büchsen denken, handeln, und sie wollen nicht zerstört werden. Und sie sind schlauer als 'ne Menge Feuchte, die man trifft." „Ich frage nur, weil die Feuchten der Ansicht sind, ihr wärt keine richtigen Lebewesen." Scorch machte mit dem Zeigefinger eine Drehbewegung an der Seite seines Helms. Halte sie bei Laune, Sev. Aber Sev machte weiter. „Ich lege sie nicht um, weil ich denke, sie wären minderwertiger als wir, Ma'am", sagte er. „Ich lege sie um, weil sie uns umlegen wollen." „Eigentlich sind wir alle beste Kumpels", amüsierte sich Fixer. „Es sind nur unsere bösen Herren, die uns aufeinanderhetzen. Ansonsten würden wir ein Ale zusammen kippen." Etain schwieg. Scorch fragte sich, ob auch sie den Druck spürte. Er hatte mit ihr zu einer Übereinkunft gefunden. Sie sagte ihm nicht, er solle sich zusammenreißen oder sich beherrschen, wenn er dabei war, die Kontrolle zu verlieren. Sie sorgte lediglich dafür, dass er sich besser fühlte. Nicht, dass ihm die Gedankentricks der Jedi angenehm gewesen wären,
aber sie hatte ihn vorher um Erlaubnis gefragt, und außerdem ließ sie ihn wissen, dass er nicht verrückt war. Es war die Situation, in die er gezwungen wurde, die verrückt und falsch war. Jedi oder nicht, sie musste es ebenfalls spüren. „Alles in Ordnung, General?" Ein kurzes Knistern war in der Verbindung zu hören, so als würde sie für einen Augenblick ihr Audiosystem abschalten. „Ich mache mir Sorgen wegen Coruscant", gestand sie. „Ich habe dort Freunde ... und Familie." Nun, zumindest war sie ehrlich genug zuzugeben, dass sie und Darman ein bisschen was am Laufen hatten, selbst wenn sie nicht direkt darauf einging. Scorch hatte festgestellt, dass er sich solchen Gefühlen gegenüber verschließen konnte. Jemandem nahezustehen bereitete Schmerzen. Vau hatte ihnen das gesagt, als sie noch großäugige Kinder gewesen waren und seine Weisheiten in sich aufsogen. Denn er war die wichtigste Person in ihrer begrenzten Welt. Jemanden an sich heranlassen, irgendjemandem vertrauen, der sagte, er würde einen lieben, war das beste Rezept, um sich schon bald verraten und verkauft zu fühlen. Also ließen sie die Welt zum Selbstschutz nur auf Armlänge an sich heran. Bei dem Leben, das sie führten, kam ihnen dieser Rat zugute.
„Darman wird's schon gut gehen." Scorch ging das Risiko ein, ihr offenes Geheimnis anzusprechen. „Er ist ein Überlebenstyp wie alle Omegas, Shab, die haben nicht mal Fi endgültig erledigen können, und der war schon tot." „Genau, niemand bekommt Fis Klappe für immer geschlossen", stimmte Sev zu. „Die ist eine Naturgewalt für sich." Das war wieder so eine Lügengeschichte, die niemand abkaufte, aber von allen akzeptiert wurde. Etain schluckte hörbar. Junge, hatte die heute eine Laune ... „Ich habe ein Kind", sagte sie. Darauf fiel Scorch nun wirklich keine Erwiderung ein. Selbst Sev war sprachlos. Niemand sagte ein Wort, außer Enacca, aber es war nur ein sanftes Gurren, und sie verstanden auch nicht jedes Wort Shyriiwook. „Das muss ja wirklich unangenehm für Sie sein, Ma'am", sagte Boss schließlich. Sie kannten die Regeln der Jedi, obwohl sie wussten, dass es jetzt eine seltsame Jedi-Sekte gab, die keine Probleme mit dem Thema Familie hatte und die aufgetaucht war, um den Tempel-Jungs zur Hand zu gehen. „Wir haben gar nicht gehört, wie Sie uns das erzählt haben. Wir wissen von nichts." „Danke, Boss", sagte Etain. „Dann wollen wir doch mal sehen, was unsere Sep-Freunde vorhaben."
Scorch hatte keine Ahnung, wo Etain sich aufhielt, bis sie sich direkt über ihnen auf einen beinahe waagerechten Ast schwang, der dicker war als sie groß. Von dort aus sprang sie mit einem Satz behände auf den Laufsteg hinunter, der von ihrer Landung so gut wie gar nicht erzitterte. „Wenn wir nur wüssten, ob Grievous von hier aus nach Coruscant aufgebrochen ist", grübelte sie. „Viel hätten wir deswegen nicht unternehmen können. Höchstens Zey warnen." Scorch versuchte, nicht über dem Gedanken zu brüten, dass Darman der Vater von Etains Kind war. Es war wieder so ein Thema, von dem sie wussten, dass sie es niemals außerhalb der Schwadron besprechen würden, wenn sie überhaupt darüber redeten. „Letztendlich hat die neue Flotte sie erwischt." Das war nur ein schwacher Trost, wenn sich das eigene Kind auf Coruscant befand. Scorch schaltete die abgeschweiften Gedanken ab und konzentrierte sich auf das, was er kontrollieren konnte und wovon er am meisten verstand. „Auf geht's", forderte Boss sie auf. Scorch besserte seine Stegreiftarnung aus, indem er eine Handvoll feuchtes Moos über die hellgelben und weißen Flächen seiner Rüstung schmierte, und kam zu dem Schluss, dass es Augenblicke gab, in denen Unkenntlichkeit
wirklich etwas ausmachte. Diese Tarnbeschichtung, welche die 41. Elite trug, hatte was für sich. Enacca stieß ein sehr tiefes Knurren aus, gerade noch im Grenzbereich von Scorchs Gehör. Die Schallsensoren seines Helms zeigten es als kurze, gezackte Linie auf seinem HUD an. Eine Patrouille näherte sich. Sie legten sich flach hin und schauten hinunter auf den Waldboden. Sev und Fixer taten es ihnen gleich. Ein vertrautes Geräusch wurde lauter: Das TschunkTschunk-Tschunk der Kampfdroiden. Ihr Schritt verlautete langsamer und ungleichmäßiger als sonst. Sie passierten unebenes Gelände, Äste, Vegetation. Krach. Und Gruben. Wookiees konnten tiefe, tiefe Gruben ausheben. Scorch hörte ein lautes, metallisches Krachen und das Knirschen gesunden Holzes. Die Droiden klapperten herum, um sich neu zu formieren, und ließen zwei von sich zurück, um ihren gefallenen - tief gefallenen - Kameraden zu bergen. „Pass auf, wo du hintrittst, Schepperbirne", mahnte Sev. Sie kamen nicht sonderlich schnell voran. Delta, Etain und Enacca bewegten sich oberhalb der Patrouille durch das Rankennetzwerk, ungesehen und ungehört durch das dichte Blattwerk und das Geschnatter der wilden Tierwelt.
Schließlich fand ihr Pfad ein Ende, und die Droiden marschierten scheppernd nach rechts und tiefer in den Wald hinein. Scorch schwang sein Kletterseil - es abzufeuern hätte ein Geräusch gemacht, das definitiv nicht zum Wald passte -, hakte es am nächsten Baum ein und schwang sich dann wie die Einheimischen daran hinüber zum nächsten Ast. Sev und Fixerfolgten ihm. Boss und die anderen waren irgendwo hinter ihnen, außer Sicht im sonnengesprenkelten Geäst. Enacca gab ein Jaulen von sich. „Sie sagt, wenn du einen Meter größer wärst und Fell hättest, Scorch, dann würde sie dich attraktiv finden", erklärte Boss. „Du schwingst dich wie ein Wookiee." Sev schnaubte. „Ein besseres Angebot hat er das ganze Jahr noch nicht bekommen." „Irgendeine Idee, wann der Rat vorhat, es mal mit Kashyyyk zu versuchen, General?", fragte Fixer. „Sobald Meister Vos auf Boz Pity fertig ist", antwortete Etain. „Was jetzt jederzeit der Fall sein dürfte." „Ich werd ja so Spaß haben, an seiner Seite dienen zu dürfen ..." „Falls er mir über den Weg läuft, verspreche ich, ihm eine Lektion in Sachen Höflichkeit zu geben." „Gut für Sier Ma'am, das ist-" Scorch blieb wie angewurzelt stehen. Sein HUD-Sensor nahm es zuerst wahr, einen
abrupten Wechsel der Dichte und eine Verschiebung von organischen zu metallischen Bestandteilen, aber dann hatte er es direkt vor Augen: Es wirkte wie eine Lagerhalle, die man in die Luft gehoben und dann im Herzen des Walds abgestellt hatte. „Meine Güte, die Seps waren fleißige böse Jungs." Sie hatten Konstruktionen aufgestellt, die hoch in das Walddach ragten, himmelhohe, kohlegraue Beleidigungen der Landschaft. Scorch musste erneut seine Sensoren überprüfen. „Turbolaser-Batterie", sagte Boss. „Entscheidungen, Entscheidungen. Stürmen wir gleich, oder kommen wir später noch mal mit ein bisschen haariger Verstärkung wieder?" „Später noch mal, nachdem ich ein paar Ladungen nach Spezialrezept zusammengebastelt habe", meinte Scorch. „Dann fahre ich den Laden auf die laute, amüsante Art runter." „Immer hast du den ganzen Spaß." Sev sah sich die Konstruktion an, als würde er gleich hineinbeißen wollen, um davon zu kosten. „Darf ich die Trandos wegpusten, wenn sie schreiend davon rennen?" „Hau rein", ermunterte ihn Boss. „Dann hast du was, auf das du dich freuen kannst." Sie blieben noch eine Viertelstunde, führten Passiv-
Scans des Turmes durch, um eine bessere Vorstellung von dessen Aufbau zu bekommen, und machten sich dann über die luftigen Laufstege auf den Weg zurück. Scorch rechnete bereits Explosionsradien und optimale Platzierungsmöglichkeiten aus, als Enacca abrupt stehen blieb und ihnen Zeichen gab, sich hinzulegen. Der Rankenweg zitterte weiter, als würde sich jemand aus der anderen Richtung nähern. Droiden konnten nicht auf Bäume klettern. Trandoshaner schon. Zwei von ihnen gingen vorsichtig den Rankenweg entlang. Sie sahen aus, als hätten sie den neuen Weg gerade erst entdeckt und würden ihn nun sorgfältig untersuchen. „Meine", sagte Sev. „Das sind meine." Er verließ den Weg, schlug sich mit dem Gewehr auf dem Rücken ins Geäst und bahnte sich seinen Weg höher hinauf ins Walddach. Scorch und die anderen verschmolzen mit dem Blattwerk. Niemand brauchte ein Wort zu sagen. Scorch fragte sich noch, ob er Etain den Ablauf erklären sollte, aber so wie sie sich bewegte, sah es ganz so aus, als wäre ihr diese Art Hinterhalt vertraut. Er verstand jetzt genau, wie schmutzig die Dinge auf Qiilura abgelaufen waren, als sie dort mit Zey den Widerstand organisiert hatte. Damals, bevor sie dazu verdammt worden waren, mehr Schreibtischarbeit
erledigen zu müssen, als es einem von beiden lieb gewesen war. Es schien so lange her zu sein. Es waren nicht einmal drei Jahre. Aber wenn man gleichzeitig dreizehn und sechsundzwanzig Jahre alt wurde, war das ein ziemliches Stück des eigenen Lebens. Ich hoffe, du findest dieses Heilmittel für uns, Kai Sie warteten. Die Trandoshaner bewegten sich vor. Offenbar war es ihnen hier oben in den Bäumen nicht ganz geheuer, nachdem sie erlebt hatten, wie sich ein Handgemenge, mit Wookiees im Nahkampf gestaltete. Scorch würde dieses Bild nie wieder vergessen können, ganz gleich, wie sehr er sich darum bemühte. Sie befanden sich jetzt direkt unter Sev. Wie ein stummer Stein ließ er sich auf einen von ihnen herabfallen, was dem Trando ein Uff aus den Lungen presste, dann schlug er ihm mit dem Panzerhandschuh über das Maul, bevor er noch Luft holen konnte, um zu schreien. Den anderen Trando warf Etain zu Boden, ohne auch nur einen Finger an ihn zu legen. Sevs Vibroklinge brachte den ersten Trando zum Schweigen, Fixer warf sich auf dessen Kameraden, packte seinen Kopf und brach ihm mit einem ruckartigen Dreh das Genick. Enacca hob beide Leichen an deren Gürteln hoch wie Einkaufstaschen und stapfte mit ihnen davon/bis sie in Wurfweite vor der zwei Meter großen, schlund-ähnlichen Blüte einer fleischfressenden Pflanze
stand, in der die Trandos ihre letzte Ruhestätte fanden. Die Blüte bebte gierig, als sie die beiden hineinwarf. Das Letzte, was Scorch von ihnen sah, waren vier Beine, die langsam, mit den Stiefeln in der Luft, verschwanden, als würden sie in Treibsand versinken. „Zahlt sich aus, die Zimmerpflanzen regelmäßig zu füttern." Scorch wartete Etains Reaktion ab und dachte, dass er eigentlich überrascht darüber hätte sein müssen, mit welcher Leichtigkeit die Jedi töten und zerstückeln konnten. „Kalium regt den Pflanzenwuchs an, sagt man." Etain sah sich die fleischfressende Pflanze genau an, bevor sie weiterging, als würde sie deren Vorzüge für ein Blumengesteck überdenken. „Hast du dir jemals den Feind angesehen und dich gefragt, worin der Unterschied zu uns besteht?" „ Höchstens, nachdem ich sie umgelegt hatte." „Aber man hasst die Trandoshaner ja nicht. Wir kennen sie nicht einmal." „Nein", erwiderte Scorch, „aber ich bin ein Mensch, und die einzige Möglichkeit, sich psychisch darauf einzustellen, ein ähnliches Lebewesen umzubringen, besteht darin, dass man Angst vor ihnen hat oder so tut, als wären sie anders als man selbst." „Aber ich hasse Geonosianer", meinte Sev mürrisch. „Und von denen kennen wir reichlich. Nur noch dreitau-
sendvierhundertzwanzig umlegen, dann sind wir quitt. Danach werde ich mit dem Rest anfangen." Sev überholte Scorch, und ihre Schulterpanzer schabten aneinander, als er an ihm vorüberging. Eine graue, wurmähnliche Kreatur, länger als Scorchs Arm, streckte sich aus der Rinde eines Baumes, als Sev daran vorbeiging, und versuchte, ihn am Handgelenk zu packen. Sev riss sie mit zorniger Faust aus ihrem Versteck. Dann hielt er sie in einem einhändigen Würgegriff mit dem Kopf vor seinen Visor. „Denk nicht einmal dran", knurrte er und warf sie über den Brückenrand in die Tiefe. Enacca, die dem Gespräch geduldig gelauscht hatte, jaulte sanft. Etain mochte die Trandoshaner nicht hassen, sagte sie. Dennoch unterschieden sie sich doch sehr von den Wookiees. Kein Sklavenhändler oder Sklavenbesitzer würde jemals liebenswert sein können, sagte sie, selbst wenn sie sich bemühen würden, freundlich zu sein, was die Trandos nicht taten. Deshalb riss man ihnen auch die Arme aus den, Gelenken. Alle Sklaventreiber verdienten dieses Schicksal. Scorch wartete darauf, dass Etain die Diskussion weiterführen würde, aber sie blickte nur auf ihr Comlink, tippte ungeduldig mit den Fingern darauf herum und steckte es dann wieder in ihre Tasche.
Ja, Wookiees konnten recht redegewandt sein, wenn man wusste, wie man zuhören musste. HNE HQ, Galactic City, Tag vier der Schlacht von Coruscant, 1084 Tage NSG Der ARC-Trooper stand auf einem Berg aus Schutt und blickte zu Darman hinab. „Haben wir dich wachgehalten, Glanzjunge?" Er trug Zwillings-Blaster genau wie Ordo, aber er war ein Lieutenant. Lieutenant Aven. „Beeilt euch. Die Büchsen werden bald zurück sein." Er sprang von seinem Aussichtsposten hinunter und ging durch die Reihen der Commandos, welche die letzte Verteidigungslinie vor dem HNE-Gebäude bildeten: Omega und Yayax Squad. „Die Stimme der Freiheit und Demokratie muss auf Sendung bleiben." Darman war jetzt seit fast achtundvierzig Stunden auf den Beinen, wobei ersieh ein paar Minuten Schlaf zwischen den Angriffswellen der Kampfdroiden gönnte. Er hatte Hunger, nicht nur den üblichen Appetit eines Klons, der seinen beschleunigten Stoffwechsel bedienen musste, sondern eine richtig leere Magengrube, die nach Füllung verlangte. „ Klar..." Sein Kopf summte vor Müdigkeit. Er musste sich bewusst anstrengen, um seine Muskeln zu bewegen.
Als er seinen Deeze mit einem frischen Clip nachlud, fühlten sich seine Arme an, als würden sie einem Fremden gehören und von Fäden gesteuert werden, die jener in Händen hielt. „Wir haben eine auf Gaftikar hochgejagt. Oder sie hat uns hochgejagt. Eins von beiden." „Was?" „Holonews-Station. Wo steckt At'ika?" „Du faselst ja, Junge. Fahr dir'nen Aufputscherein. Du musst wachsam bleiben." „Hier, Dar." Atin rannte geduckt auf ihn zu, mit etwas in einem großen Flimsibeutel. „Hab eine Nachschubrunde gemacht." Er öffnete die Packung und brachte eine Schatztruhe an runden, zuckerglasierten Kuchen zum Vorschein, Waffeln mit irgendeiner braunen, klebrigen Füllung und Behälter mit einer unnatürlich hellroten Flüssigkeit. „Rat mal von wem -von den Nachrichtenknechten da drinnen bei HNE." Darman musste seinen Helm absetzen, um zu essen. Er öffnete die Versiegelung, und in diesem Augenblick war es ihm egal, ob ihm eine Büchse den Kopf wegblies. Er musste essen und trinken. Atin griff in seine Gürteltasche, kramte darin herum und zog eine Aufputschnadel hervor. Darman hatte nicht einmal mehr die Kraft zusammenzuzucken, als Atin sie ihm in den Hals stach. Jede Faser seines Körpers
gierte danach, dass er sich einen dieser Kuchen in den Mund steckte, und als er endlich davon abbiss - schmeckte er exquisit Er nahm einen der Behälter mit dem roten Zeugs, um damit den Kuchen hinunterzuspülen. Es schmeckte ungemein süß - kalorienüberladenes, nahrhaftes Gift, aber auch pure, sofort wirkende Energie. Ein Segen. Er fühlte, wie sie in seine Muskeln strömte. „Ich werde nie wieder eine HNE-Schwebekamera bei einem Einsatz abschießen", versprach er heiser. „Das war wirklich nett von denen." Corrs Helm tauchte wie aus dem Nichts auf. Er schnappte sich einen Kuchen. „Naja, wenn wir uns schon die shebse wegschießen lassen, damit sie weitersenden können, ist ein bisschen von ihrem skraan zu verteilen das Mindeste, das sie tun können." Niner hatte sich auf einer Platte aus Permabeton zu einer Kugel zusammengerollt, um etwas zu schlafen. Wenn man müde genug war, konnte man wirklich überall schlafen. Cov, Yayax' Sergeant, verteilte Munition - Plasmapatronen und Granaten - unter den acht Männern. „Und wo bekommen die ihren Nachschub her?" Corr rollte sich auf den Rücken und zeigte zum Turm des Gebäudes hinauf. Ungefähr ein Viertel unterhalb der Spitze befand sich ein Riesenloch. „Von der anderen Seite
davon." „Die krabbeln über einen Träger, um sich die Nahrungsmittel aus der Bürokantine zu holen", erklärte Atin. „Ich hab Respekt vor Leuten, die sich genauso um ihre Mägen kümmern wie wir. Die haben 'ne komische Belagerungsdenkweise. Ich schwöre, die haben Spaß dabei." „Tja, wenn's ihnen so viel Freude bereitet, dann können sie sich ebenso gut ein Gewehr schnappen und sie zusammen mit uns genießen." Cov nahm einen Schluck von dem roten Wäs-auch-immer. „Trotzdem, wir brauchen sie, um weiter zu den Zivilisten zu sprechen, von daher..." „Haben sie inzwischen den mobilen Sender betriebsbereit gemacht?" Aven bediente sich nicht an ihrem Essen. „Je schneller wir das Ding aus dem Gebäude und an einen sicheren Ort bekommen, desto besser." Er dachte bereits an die Organisation des Widerstandes und eines Guerillanetzwerks, falls das Schlimmste eintreten sollte. Darman fragte sich, wie viele Coruscanti zu den Waffen greifen würden, um eine Besatzung durch die Separatisten zu stürzen. „Cov, schnapp dir einen von deinen Jungs. Lasst das Ding von Wartungsdroiden runterbringen, falls der Turbolift auf den Etagen zerschossen ist." Cov rannte los. Bei Yayax trugen alle graubraun gemusterte Tarnrüstungen, die bemerkenswert gut mit dem Schutt aus Transparistahl und Permabeton verschmolzen.
Aven sah plötzlich auf. „Da kommen die Büchsen", sagte er. „Okay, Jungs, Zeit, Schrapnell zu produzieren." Angeregt von dem Zuckerschub fühlte sich Darman recht gut. Omega und zwei Männer von Yayax, Dev und Jind, bezogen Stellung. Büchsen waren berechenbar. Sie marschierten einfach blöde in Wellen auf. Von daher bestand nur die Frage, wem das Kanonenfutter zuerst ausging. Eines war jedoch sicher - es mochte vielleicht jede Menge von ihnen geben, eine ganze Sturzflut, aber auf keinen Fall Billiarden oder auch nur annähernd so viele. Skirata hatte recht: Wenn die Seps wirklich über eine solche Anzahl verfügten, hätten sie sie inzwischen längst alle auf Triple Zero losgelassen, und der Krieg wäre vorbei. Aber das hatten sie nicht, und der Krieg brodelte weiter. Allerdings konnte bereits eine einzige Büchse ausreichen, um einem den gesamten Tag zu ruinieren. Darman jubelte noch lange nicht. Er robbte vor an den provisorischen Schutzwall aus Permabeton und legte an. Ein kurzes „Hallo" von einer panzerbrechenden Granate würde die erste Reihe weghauen, vielleicht sogar die zweite dazu, wenn man richtig anlegte, und dann würden sie ihre eigenen Einzelteile so weit verlangsamen, dass man sie mit allem eindecken konnte, was man hatte.
Pionierdroiden hatten die Prachtstraße, die zum HNEGebäude führte, von Schiffs- und Gebäudetrümmern frei geräumt, und auf dieser marschierten jetzt die Kampfdroiden in ordentlichen, synchronen Reihen auf sie zu. Die Seps wollten definitiv das Herz der Übertragungsleistung der Republik erobern, sonst hätten sie den Sender bereits zu Staub zerbombt. Darman fiel auf, dass die Reihen der Droiden dieses Mal breiter waren, sodass mehr Feuerkraft vonnöten war, um sie flachzulegen. Auf diese Weise überrannten sie Stellungen. Sie kreisten sie mit schierer Zahlenstärke ein. „Feuer!", bellte Aven. Als Darman erst einmal abgedrückt hatte, verfielen die Dinge irgendwie in einen natürlichen Rhythmus. Beinahe war es, als müsse er gar nicht nachdenken, so wie bei einem Lied, bei dem man mitsang und die eigene Stimme hörte, bevor man daran dachte, welche Note als Nächstes kam. Droiden gingen zu Boden, Metallteile knisterten und zischten, während sie in Form von Schrapnell herabregneten, und der umherfliegende Schrott zerriss ihre Kameraden ebenso sicher wie GAR-Granaten. Dennoch gab es immer noch welche, die weiter vorrückten. Niner und Atin übernahmen zusammen einzelne Abschnitte der Reihen, brachten ein gutes Dutzend Büchsen zu Fall, und sechs Droiden aus der Reihe hinter ihnen zer-
sprangen wie Glas, allein durch den Überdruck, ohne direkt getroffen worden zu sein. „Gut gemacht, Prudii", freute sich Atin. „In der Fabrik übervorteilt..." Die Superkampfdroiden hinter ihnen stammten jedoch nicht aus dem gleichen sabotierten Schub Durastahl. Sie fingen an zu rennen, ihre Waffenarme gerade vorgestreckt. Und obwohl Corr und Jind sie mit dem E-NetzRepetierblaster eindeckten, rückten die SKDs weiter vor. Jetzt waren sie nur noch wenige Meter entfernt. Sie kamen so nahe, dass von Darmans Salven Schrapnell zurück auf seinen Visor prasselte. Das Nächste, was ihm auffiel, war, dass eines dieser Dinger beinahe auf ihm lag. Schön, das war also der Weg, sie umzulegen. Es war reiner Reflex. Darman rannte in die Arme des SKDs, in die Reichweite seines Waffenarmes, rammte seine Vibroklinge in die Achselgrube, an der das Material elastischer und dünner war, und zerschlitzte die Servos. Der Arm der Maschine erschlaffte. Das Einzige, was er jetzt noch einsetzen konnte, wenn er weitermachen wollte, war sein Gewicht. Katarn-Rüstungen waren selbst bei dieser Masse noch bruchfest. Der SKD schlug um sich, unfähig, mit seinem Blasterarm anzulegen oder diesen zu entfernen. Darman klammerte sich um Leben und Tod an die Maschine, während er einen Mikro-Thermaldet aus sei-
nem Gürtel zog und in das klaffende Loch in der Außenhaut des Droiden stopfte. Dann ließ er sich von ihm abschütteln und landete ein paar Meter weiter, während die Explosion - durch die Verschalung nach innen gelenkt - die Brustplatte herausjagte. Wie immer ereignete sich alles in einem verzerrten Zeitrahmen. Darman, der flach auf dem Boden lag und aufzustehen versuchte, sah, wie eine gezackte Metallscheibe den E-Netz nur um ein Haar verfehlte. Corr warf sich zur Seite. Dev sprang auf den SKD, der dahinter auftauchte, während Aven die Mündungen beider Zwillingsblaster in dessen Armgelenke drückte und feuerte. SKDs waren verwundbar, wenn man ihnen sehr, sehr nahe kam. Für ein paar Sekunden kam erst einmal nichts mehr über den Trümmerwall. Darman rappelte sich wieder auf. Das Einzige, was er hörte, war sein eigener keuchender Atem und das Klopfen seines Herzens. Den Lärm der Antriebe hörte er erst, als Aven brüllte: „ Luftunterstützung im Anflug!" Schon begann auch wieder das Tschunk-Tschunk-Tschunk der Droidenfüße. Darman ging in Deckung, als die Schatten zweier LAAT/iKanonenboote die Sonne verdunkelten. Abgehackte Fontänen pulverisierten Ferrobetons stoben hoch über dem
Wall in die Luft, während die Latten das Feuer auf die Reihen der Droiden eröffneten. „Zurückziehen!" Aven packte Darmans Schulter und zerrte ihn mit sich, bis er sein Gleichgewicht wiederfand und mit dem Lieutenant zusammen in, den Schutz des von Säulen gestützten Eingangs des HNE-Gebäudes rannte. „Runter!" Im Gefecht fielen einem die merkwürdigsten Dinge auf. Darman sah hinauf in einen Himmel voller dunkler Wolken. Keine natürlichen, sondern Rauch und Windtrümmer der Luftschlacht, die noch immer über ihnen tobte, verbunden mit dem aufsteigenden Qualm der brennenden, zerbombten Stadt. Er fragte sich, wie er wohl reagieren würde, wenn die Flecken am Himmel plötzlich größer werden und sich in mandalorianische Truppen mit Jetpacks verwandeln würden. Verrückt Aufputscher, Müdigkeit und zu viele Nahrungszusätze. „Du bist ein echter Psycho, Dar", meinte Atin und klopfte ihm auf die Schulter. „Erstklassig." Niner, Corr, Jind und Dev ließen sich mit klappernden Rüstungsplatten neben sie plumpsen. „Hab's grad über Comm gehört", meldete Niner. „Weitere tausend Schiffe sind zur Flotte gestoßen."
„Jipiiiel", jubelte Atin. „Können die hier mal vorbeischauen und uns zur Hand gehen?" Eine der Latten landete mit der Schnauze nach vorn vor ihnen, und ein paar Trooper sprangen aus der geöffneten Luke. Die Droiden hatten sich wieder zurückgezogen. Darman reckte den Hals, um über seine Schulter zu blicken, und sah Cov, einen Zivilisten und das vierte Mitglied von Yayax Squad - Yover -, die gerade drei Kisten aus einem Seiteneingang des Gebäudes auf einen Repulsorkarren luden. Es war die Ausrüstung, die sie benötigten, um mit HNEBand-breite von jedem beliebigen Ort auf dem Planeten zu senden. Was immer nun noch mit dem Hauptquartier des Netzwerkes geschehen würde, Coruscant und die Republik konnten es nicht mehr zum Schweigen bringen. Darman sah zu, wie die Ausrüstung, gefolgt von einem Dutzend HNE-Mitarbeitern - Menschen und zwei Twi'leks , in die Latte verladen wurde, dann hob das Kanonenboot ab und verschwand. Aven neigte den Kopf, als empfinge er eine Nachricht über Helm-Comlink. Dann schlenderte er zurück zu dem Haufen erschöpfter Commandos. „Zwei-Stunden-Wachen, okay? Geht ins Foyer und schlaft 'ne Runde. Ich übernehme die erste Wache." Dem Stand der Sonne nach zu urteilen, war es wieder
später Nachmittag. Darman kam inzwischen mit den Tagen durcheinander. „Sir", fragte er. „Wissen Sie, ob die Comm-Verbindungen nach Kashyyyk schon wieder stehen?" „Durchwachsen, wie ich höre. Wieso? Wartest du auf einen Anruf von 'nem Wookiee?" Darman zuckte mit den Schultern. „Etwas in der Art." „Sie hatten die Blockade der Seps umgangen, aber das System muss inzwischen völlig überladen sein. Die Flotte ist beinahe über Nacht um Tausende Schiffe angewachsen. So wie ich die nutzlosen Barve von der Ausstattung kenne, haben sie wahrscheinlich keine Extraknotenpunkte ins Netzwerk gesetzt. Wieder so 'ne Sache, die sie vergessen haben, uns zu erzählen. Aven ging ein paar Meter von ihnen entfernt in die Hocke und reinigte in der Windstille seinen Blaster. Es hieß jetzt oder vielleicht nie mehr. Darman riskierte es, seinen Comlink-Kanal zu öffnen. Etain war wahrscheinlich krank vor Sorge. Sie antwortete nicht auf seinen Anruf, natürlich! Er versuchte es erneut, aber es war unmöglich abzusehen, was sie gerade tat. Also beschloss er, über die Satellitenverbindung zu senden, so lange er noch konnte. Dort würde seine Nachricht zumindest liegen bleiben und darauf warten, dass Etain die Verbindung wiederaufnahm. Die Comm-Verteiler konnten jederzeit
ausfallen, und er wäre vielleicht nicht Nein. Ich bleibe am Leben. Ich weigere mich, jetzt zu sterben. Er kritzelte mit seinem Griffel, denn er hasste es, lange Nachrichten zu tippen. MHI SOLUS TOME, MHI SOLUS DAR'TOME, MHI ME'DINUI AN, MHI BA'JURI VERDE. ÜBERSETZEN UND ANTWORTEN. RC-1136. Darmans Adrenalinrausch des Gefechts war noch nicht ganz abgeebbt, aber diese Worte verschafften ihm ein angenehmes Gefühl der Zufriedenheit, das ihn zum Lächeln brachte. Etain verstand genügend Mando, um zu wissen, was es bedeutete. Sie musste nichts weiter tun, als die Worte an ihn zurückzusenden. Ein Versprechen war ein Versprechen, eine Abmachung war eine Abmachung, ein Schwur war ein Schwur. Man musste sich nicht im selben Raum befinden, um einen Ehevertrag zu schließen. Wenn sie einmal geantwortet hatte, wäre er auf Mandalore rechtsgültig. Die Gesetze von Coruscant waren ihm jetzt egal. „Ich kann dich lächeln hören", meinte Atin. „Was ist so komisch?" „Nichts ist komisch", antwortete Darman. Das kleinste Zähneklicken, der leiseste Atemzug reichte aus, um Atin die Reaktion seines Bruders hinter dessen Helm erkennen
zu lassen. „Ich erfülle nur meinen Teil des Ehevertrags, solange ich noch kann. Hat keinen Sinn, noch zu zögern." „Nicht ganz so morbid", zischte Niner. „Wir kommen hier schon raus." „Ich meinte die Comm-Verbindungen ..." „Oooooch ...", murrte Corr. Darman war sich nicht sicher, ob er nur rumalberte, um die Ernsthaftigkeit von Niners Kommentar etwas runter zuschrauben. Der Typ konnte echt verkrampft sein. „Du bist der Nächste, At'ika. Ich halte mir meine Möglichkeiten schön offen, allein schon aus Großzügigkeit gegenüber all den reizenden Damen, die bisher nicht die Chance hatten, mich kennenzulernen. Das ist nur fair." Atin atmete durch. Darman hörte das Klicken seiner Zähne und das leichte Knistern, als er den Kanal wechselte. Er rief im Privaten Laseema an, da war sich Darman sicher. Er sah, wie sich Atins Schultern an-und dann entspannten, und sein Kopf wippte leicht, als würde er reden. Kurze Zeit später lehnte er sich zurück und schlug in stillem Triumph seine Faust in die Hand. Corr stupste ihn an. „Hat ja gesagt, was ...?" „Hat man in dieser shabla Schwadron denn überhaupt keine Privatsphäre?" Atin klang bei diesen Worten jedoch glücklich. „Außerdem sagt sie, Kad würde die ganze Zeit ,Pa-pa' plappern. Dachte nur, das müsstet ihr wissen."
Darman musste. In dem mit Trümmern übersäten Foyer des HNE-Gebäudes und mit der Aussicht auf feindliche Droiden, die jederzeit aufmarschieren konnten, überkam ihn plötzlich das Gefühl, er könne mit allem fertig werden. Trotz der Aufputschmittel döste er, an Atins Schulter gelehnt, ein wenig weg. Nicht das Sperrfeuer draußen weckte ihn wieder, sondern das schwach piepende Geräusch einer eingegangenen Nachricht in seinem HUD. Es war jedoch nicht Etain, es war Ordo. IHR LEBT ALSO NOCH, OMEGA. ERSTATTET BERICHT, WENN IHR KÖNNT. Auf diese Weise grüßten Mandalorianer einander Su'cuy gar, du lebst noch -, aber für Ordo war es ziemlich witzig, denn er war nicht gerade ein Komiker. Skirata machte sich offensichtlich Sorgen. Eines Tages würde Darman Kad tolle Geschichten zu erzählen haben aus den Tagen, in denen er gegen die Kampfdroiden angetreten war. Er schloss die Augen und gönnte sich kurzen, kostbaren Schlaf. Unterschlupf, tiefere Ebenen, Coruscant Tag fünf, 1085 Tage NSG Tief in den Eingeweiden von Galactic City klang die ver-
zweifelte Schlacht wie ein fernes Gewitter, das Tag und Nacht tobte. Skirata hatte das Gefühl, dass es wahrscheinlich das erste Mal seit Jahrtausenden sicherer war, sich auf den Straßen von Triple Zeros zwielichtiger Unterwelt zu bewegen, als sich hinaus auf die respektablen Luftstraßen und Gehwege in der Höhe zu begeben. Er starrte auf die Tür zu Uthans Zimmer und ging im Geiste noch einmal durch, wie er ihr erklären sollte, dass sie jetzt wieder eine Gefangene war. Er wollte nicht triumphierend klingen und die Frau deprimieren. Er brauchte ihre Zusammenarbeit, aber er hielt sie auch nicht gerade für selbstmordgefährdet. Ich hätte aber auch nicht gedacht, dass Ko Sai sich erhängt... „Okay." Vau legte einen Finger an die Jalousie und zog sie ein Stück von dem schmierigen Fenster zurück, um einen Blick auf den Gehweg draußen zu werfen. Dort ging es ziemlich geschäftig zu. Jede Menge Leute aus den oberen Ebenen waren hier hinuntergeflüchtet. Die Taschendiebe hatten heute ihren großen Tag. „Ziehen wir Bilanz. Wir stecken mitten in einer Separatisten-Invasion. Wir sitzen auf einer todbringenden Sep-Wissenschaftlerin, deiner unwirschen, lang verlorenen Tochter, einer Steuerfahnderin, deren Leben wir ruiniert haben, und Jango Fetts wahnsinniger, gemeingefährlicher Schwester. Hast du Rav
davor gewarnt, dass dieser lustige Haufen auf dem Weg zu ihr ist, vorausgesetzt, wir alle sterben nicht einen grässlichen Tod inmitten der herrschenden Unannehmlichkeiten?" Skirata spürte sein Herz so unregelmäßig pochen, dass er am liebsten mit der Faust gegen seine Brust geschlagen hätte, damit es aufhört. Rav Bralor war doppelt so viel Mann wie die meisten Männer, was recht selten vorkam bei einer gut aussehenden Frau. Sie würde das locker wegstecken. „Ich denke, wir sollten anfangen, alle auf die Aay'han zu bringen." „Kai, wir haben eine einundzwanzigköpfige Belegschaft, um es dezent auszudrücken. Plus ein Baby. Etain, Kom'rk, Jaing und Prudii sind nicht auf dem Planeten, sodass wir einen anderen RV-Punkt für sie einrichten müssen - sie können zurzeit nicht hierher zurück. Die Aay'han verfügt über sechzehn Kojen plus den Frachtraum, der weitere fünfzehn Pritschen fassen könnte, wenn wir ihn nicht zur Hälfte mit Notfallvorräten und Mereels shabla Spielzeug vollgepackt hätten." Skirata besaß eine Billionen Credits. Sie konnten die Gi'ka zurücklassen, und Mereel würde sich ein Dutzend dieser Dinger kaufen können, wenn sie hier heraus wären. „Da wäre noch Bard'ikas Aggressor, und der kann acht Personen plus einen Piloten aufnehmen. Er hat einen si-
cheren Laderaum - ist ein Kopfgeldjägerschiff. Ich schlage vor, wir schaffen zuerst Ruu, Fetts Schwester und Uthan damit raus, zusammen mit Sull, Spar, Fi und Mereel. Danach folgen wir in der Aay'han." „Tja, wenn ein paar Tausend Schiffe damit fertig sind, sich gegenseitig in allen Regenbogenfarben die osik rauszubomben und die planetaren Schilde zurückgefahren wurden." „Walon, wir sind immer davon ausgegangen, dass wir improvisieren müssen." „Ja, das weiß ich." „Wenn du aussteigen willst -" „Shab, nein, Kai. Wo ich schon so weit gekommen bin." „Hör zu", fuhr Skirata fort. „Das ist der leichte Teil. Der problematische Teil besteht darin, jetzt Omega rauszuholen. Und Etain. Die Nulls können kommen und gehen, wie sie wollen, weil Zey und seine Kumpane daran gewöhnt sind. Aber bei den anderen fällt das ziemlich auf. Hast du mit Delta gesprochen?" „Nein. Sie werden noch benachrichtigt und können dann selbst entscheiden. Was ist mit deinen anderen Schwadronen? Ich weiß, Omega ist dein ganzer Stolz! Doch wann wirst du verlautbaren lassen, dass es auch eine Zuflucht für die anderen gibt?" „Wenn wir wissen, dass Kyrimorut sicher ist und sich al-
le eingerichtet haben." „Okay." „Walon, ich weiß, dass ich mir zu viel aufgehalst habe, aber ich musste es versuchen. Und ich habe das Gefühl, wir sind so nahe dran, es durchzuziehen, wie eh und je." Vau seufzte. „Gut." Er klopfte sich auf seinen Oberschenkelpanzer. „Mird? Mird'ika, komm schon. Lass uns die streunenden Nerfs zusammentreiben." Wenigstens befanden sich bis auf Kad, Laseema und Besany alle in den tieferen Ebenen. Die Seps hatten es auf strategische Ziele abgesehen: Regierungsgebäude, die Raumhäfen, Militäreinrichtungen und Infrastruktur. Es wurde nicht gerade einfacher dadurch, dass man in einem Distrikt saß, der seine Energieversorgung verlor. Ebenso sickerte das Elend von weiter oben langsam in Form von Flüchtlingen nach unten. Aber zumindest war es möglich, sich auf die Gehwege und Luftstraßen zu wagen, ohne von verirrtem Feuer getötet zu werden. Skirata beschloss, seine Damen und seinen Enkel besser gleich als später einzusammeln. Die Aay'han war als Unterkunft gar nicht so schlecht und hier unten momentan mindestens ebenso sicher wie an jedem anderen Ort auf Coruscant. Er bahnte sich seinen Weg durch die Stadt über die am tiefsten gelegene Luftstraße, die er mit seinem Gleiter ansteuern konnte, und stieg dann fast senkrecht in
die oberen Ebenen auf, als er Rampart Town, Obrims Viertel, erreichte. Es war ein bescheidener, ruhiger Teil von Galactic City. Obrim hatte sich gefährliche Feinde gemacht, wie die meisten Polizisten, und er zog es vor, unauffällig in einem weitläufigen, mehrstöckigen Appartement zu leben, das von außen völlig schlicht wirkte. Nur die aufwendigen Sicherheitsvorkehrungen deuteten darauf hin, wie gefährlich sein Job werden, konnte. Es glich einer Geisterstadt. Auf einem so dicht bevölkerten Planeten konnte man nirgendwohin fliehen, sodass jeder, dereinen Funken Verstand besaß, die Luken dicht machte und abwartete. Telti Obrim nahm sich ganze fünf Minuten, um die Türen zu öffnen. „Jaller sitzt immer noch im HQ fest", erklärte sie. „Ich habe ihn seit zwei Tagen nicht mehr gesehen, aber das ist bei Jaller normal. Geht es allen gut?" „Bestens", nickte Skirata. „Ist schon verrückt, wie ich mich durch manche Stadtteile bewegen kann und andere nicht. Hör zu, ich weiß, ich bringe Jaller durch meinen Anruf in Gefahr, aber ich muss die Frauen verlegen." Er zog neun Millionen Credits aus seinem Gürtel. Für eine so große Summe wirkte der Stapel ziemlich klein. Die Zahlen, mit denen er mittlerweile jonglierte, hatten ihn abgestumpft. „Ich möchte, dass du etwas für mich tust, Telti. Nimm das.
Du und Jaller nehmt davon so viel ihr braucht, um in Sicherheit zu sein, und falls etwas übrig bleibt, gebt es diesem verrückten Senator Skeenah, damit er sein Pflegeheim für Klon-Trooper finanzieren kann." Telti starrte mit leicht geöffnetem Mund auf die Credits. Erst jetzt wurde Skirata klar, dass es einem Cop wahrscheinlich ziemlich schwerfallen würde, eine solche Summe anzunehmen, ohne sich dabei ungesunde Aufmerksamkeit zuzuziehen, aber die Zeiten änderten sich, und keiner von ihnen konnte wissen, was der nächste Tag bringen würde. Telti starrte immer noch auf das Vermögen und murmelte: „Oh ... oh, Kai ...", als Besany hinaus in die Vorhalle trat und ihre Arme um ihn legte. Er kam sich winzig vor. Sie war so groß wie Ordo. „Jag mir nie wieder so einen Schrecken ein, Kal'buir", sagte sie. „Zeit abzuhauen, ad'ika." „Du willst doch nicht etwas versuchen, die Blockade zu durchbrechen, oder?" „Nein. Wir bleiben in Bereitschaft und warten, bis die Kämpfe sich legen." „Ich hole Laseema." Sie zwinkerte ihm zu, aber die Furcht war" ihr inzwischen ins Gesicht gebrannt. Trotzdem hielt sie immer noch die unerschrockene Fassade aufrecht, immer noch ganz mandokarla. „Ausgezeichnete Verwen-
dung der Saphire." Kad war heute still und sehr wachsam, ganz und gar nicht wie ein Baby. Er war weder verängstigt noch quengelig, sondern saß einfach auf Besanys Schoß, legte seine Händchen an das Transparistahl-Seitenfenster und starrte hinaus in die vorbeizischende Stadt, während Skirata auf dem schnellsten Weg durch die Ebenen Coruscants in Richtung des Eingangs zum Wasserreservoir jagte. Der Gleiter schob sich durch den engen Zugangstunnel und hielt gerade noch genügend Abstand, um nicht an den Wänden entlangzuschrammen. „Oh, wie herrlich!" Laseema schien von der Aay'han richtiggehend begeistert zu sein. Sie tätschelte die Pritsche in ihrer engen Kabine. „Ich war noch nie in einem Schiff wie diesem. Wie gefällt's dir hier, Kad'ika?" „Ma!" Er wackelte über das Deck und versuchte auf die untere Pritsche zu krabbeln. Ein kühner Versuch, der ihm misslang, aber er probierte es hartnäckig weiter, bis Laseema ihm hochhalf. „Mama!" Mama. „Hast du sie kontaktiert?", fragte Besany. „Ich werde sie jetzt zurückrufen." Skirata war klar, dass er mehr Zeit darauf verwenden sollte, sich um Etain zu kümmern. „Sie wird sich vielleicht direkt nach Mandalore begeben müssen, falls sie eine Transportmöglichkeit findet. Aber ich bin damit nicht glücklich. Ich werde mal se-
hen, wo diese Vollen steckt. Vielleicht kann ich sie bitten, Et'ika zu holen. Oder Jaing könnte das übernehmen." Besany nahm seine Hand und drückte sie. Dann deutete sie auf den Blaster an ihrem Gürtel. Es war gar nicht so lange her, dass sie so ein Ding nicht mal in die Hand nehmen wollte. „Wir werden hier alles ordentlich sichern, Kai. Uns geht's hier gut. Und ich werde die Luke schließen." „Ihr werdet nicht lange allein bleiben. Die restliche aliit trifft bald ein. Der ganze Clan." Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, das Vertrauen vermittelte. „Es kommt alles zusammen, Kai. Du wirst das schon durchziehen. Du bist ein Held, wusstest du das nicht?" Nein, das war er nicht, auch wenn Munin und Besany und eine Handvoll anderer Leute ihm das über die Jahre immer wieder gesagt hatten. Er war das, was die meisten über ihn dachten: ein Risikotyp, ein Mörder, ein kleiner Mann, ein Schläger. Aber er wusste, dass er auch ein Mann war, der manchmal das Richtige für die Bedürftigsten tat. Er konnte mit sich leben. Die meiste Zeit. Als er sich auf den Weg zurück zum Unterschlupf machte, um die wenigen Sachen auszuräumen, die noch verblieben waren, überdachte er bisher Liegengebliebenes. Er wusste, wo sich alle aufhielten. Er wusste mehr oder weniger, wie sie nach
Manda'yaim kommen sollten. Und ja, sie waren aliit - sie waren ein Clan, ganz gleich, was für eine seltsame Mixtur aus Persönlichkeiten und Herkünften sie darstellten. Er nahm sein Comlink und rief Gilamar an, ohne zu befürchten, die Handlanger des Kanzlers könnten ihn aufspüren, und staunte dabei über den unpassenden Schutz, den man dadurch erhalten konnte, dass man sich im Krieg befand. „Mi'j'ika? Ärztekram. Wegen Fetts Schwester - ich habe darüber nachgedacht, was wir-" Gilamar fiel ihm ins Wort. „Kai, hast du die GAR- oder SEB-Kanäle mitgehört?" Shab, fand denn niemand die Zeit, ihn auf dem Laufenden zu halten? „Nicht innerhalb der letzten Stunde." „Palpatine wurde von den Seps entführt und vom Planeten gebracht. Ein Mordsaufruhr. Zeys Ausdrucksweise passt zurzeit gar nicht zu einem Jedi." Skiratas einziger Gedanke war, dass es reichlich eigenartig war, den Kanzler zu entführen, es aber vielleicht die Chance bedeutete, durch den planetaren Schild zu kommen. Wenn es etwas gab, was ihm zeigte, dass er das Wohlergehen der Republik nicht mit dem seinen gleichsetzte, dann das. „Ändert das etwas an unseren Plänen?", fragte er. „Außer, dass sich daraus vielleicht eine Kapitulation oder ein Waffenstillstand ergibt?"
„Sie rufen verschiedene Jedi zurück - wird vielleicht Zeit, Etain raus-zuholen." „Gelegenheiten und Bedrohungen, Mij. Ein und dasselbe." Skirata musste sich jetzt keine Sorgen mehr machen, verhaftet zu werden. Er konnte Enacca kontaktieren. Es war großartig, dass sie eine Wookiee-Patriotin war, aber es war auch praktisch, dass sie auf Etain aufpasste. Er schuldete dem Fellknäuel was. Er würde sicherstellen, dass sie ihr Leben lang ausgesorgt haben würde, wenn die herrschenden Unannehmlichkeiten vorüber sein würden.
16. Es gibt zwei Gründe, weshalb wir Rüstungen tragen: zum einen, damit wir nicht so leicht getötet werden; zum anderen, damit wir alle mandalorianisch aussehen, ganz egal, wie sehr wir uns von unseren Brüdern und Schwestern unterscheiden. - Mandalorianische Mutter bei der Aufklärung ihrer Tochter über einen der Resol'nare - der sechs Grundsätze der mandalorianischen Identität
Notfallwasserreservoir, Galactic City, Tag fünf der Schlacht von Coruscant, 1085 Tage NSG Skirata hatte den Comm-Kanal seines Helms auf das Stabsnetzwerk der GAR eingestellt, hielt sein persönliches Comlink in der Hand und wartete. Bei der unterirdischen Kaimauer beschäftigte Jusik Fi damit, ihn in den Gebrauch eines Lichtschwertes einzuführen. Es war, wie Jusik sagte, eine leichter zu führende Waffe, bis - er sagte immer bis, nie falls ~ Fi seine motorischen Fähigkeiten wieder vollständig unter Kontrolle bekam.
Ganz gleich, wer das shabla Ding schwang, Skirata konnte sich mit dem summenden Geräusch einfach nicht anfreunden. Es klang in seinen Ohren nach schonungsloser Seelenlosigkeit, beinahe wie ein Droide, der per Sensorscan nach Opfern suchte, unerbittlich, ohne sich darum zu scheren, wen oder warum es tötete. „Wie sieht's aus, Mer'ika?", fragte Skirata. „Welchen Transponder verwendet ihr?", Mereel saß im Aggressor und wartete mit einem Tarnnetz über dem Rumpf auf einer verlassenen öffentlichen Landeplattform der mittleren Ebenen. Aus der Luft sah der Jäger aus wie ein weiteres Wrack der Schlacht, aber es war kein Jäger von der Artr welche die Republik verwendete. Daher gehörte es zur Überlebensstrategie, dass man ihn nicht für ein bewegliches Sep-Ziel hielt. Gefälschtes Transpondersignal hin oder her, es bestand immer die Möglichkeit, dass das shabla Ding einem cleveren Klon, der seinem eigenen Urteil mehr vertraute als dem eines Computers, ins Auge stach und er das Feuer eröffnete. „Kleine Sportjacht", sagte er. „Reiche Zivis, die davonlaufen. Wir könnten bald ein Fenster haben - sie haben schon mal Kenobi zurückgerufen." „Dann müssen sie den ganzen Schild runternehmen, sonst bekommen sie sein Ego und den roten Teppich nicht
durch ..." „War mir auch recht. Ich bin bereit, das Netz abzuwerfen und abzuzischen, sobald ich eine Lücke sehe." „Sind alle okay?" „Auf Medikamenten, wo's nötig war, und in getrennten Zellen -und Uthan hat immer noch nicht gemerkt, dass drei von uns Klone sind. Ich liebe meinen buy'ce. Hält das Geheimnisvolle in einer Beziehung aufrecht." „Ich denke, ein paar Mandos an Bord werden sie ruhighalten können, falls sie es rausbekommt, bevor ihr auf Mandalore seid. Wie steht's mit den Datenkopien? Ausweich-RV-Punkte?" „Alles geregelt, Kal'buir. Hör auf, dir Sorgen zu machen. „Kann ich nicht." „Schon okay, Papa. Läuft alles nach Plan." Mereel benutzte nur sehr selten das Wort Papa, immer nur buir. „Rav wartet mit ihrem Clan in Kyrimorut, also wird auch an dem Ende nichts schieflaufen. Wir sind bereit abzuzischen." „K'oyacyi, Mer'ika", sagte Skirata leise. Bleib gesund, bleib am Leben, halte durch. „Wenn wir uns das nächste Mal Wiedersehen, dann wird es auf Manda'yaim sein." Jusik und Fi konnten ihn offensichtlich hören. Das Wsssmmm des Lichtschwertes hatte aufgehört. „Uthan wird durchdrehen, wenn sie rausfindet, wer sie
sich geschnappt hat", prophezeite Fl. „Ich frage mich, ob sie mich und Omega wiedererkennt." „Wir haben noch jede Menge Arbeit vor uns, bevor wir uns darüber den Kopf zerbrechen können, ad'ika." Skirata hasste es zu warten. Er wurde zu alt für diese Spielchen, zumindest für die zermürbende Plackerei, den ganzen Schlafmangel und die ausgefallenen Mahlzeiten. Er ging auf und ab, dann wieder im Kreis und bewegte sich mindestens ein Dutzend Mal hinunter ins Schiff. Besany wiegte Kad und hielt einen Finger an die Lippen. Jilka saß da und sah aus, als ob ihr Leben vorbei wäre, was inzwischen mit Leichtigkeit der Fall hätte sein können. Skirata blieb stehen, um ihren Kopf zu tätscheln. „Du würdest sowieso nicht auf Coruscant sein wollen, wenn dieser Krieg vorbei ist", meinte er. „Es tut mir leid. Wirklich leid." „Erfahrung macht klug." Jilkas Stimme klang wie die einer Frau, die sich nicht über Idioten aufregt. Sie dankte ihm nicht für seine Großzügigkeit oder sagte ihm, was für ein edelmütiger/wer wäre. „Wie's aussieht, habe ich diese miese Besany Wennen doch nicht so gut gekannt." Besany reagierte nicht. Skirata nahm sich vor, diese Spannung im Auge zu behalten, aber bislang waren sie sich noch nicht an die Gurgel gegangen. Was Mandalorianer in den Höhen und Tiefen der alltäglichen Arbeit als
gegeben hinnahmen, sah eine zivilisierte Büroangestellte in der galaktischen Hauptstadt - selbst eine mit einem riskanten Job - offenbar als Trauma an. „Kal'buir", meldete sich Mereels Stimme. „Die Schilde gehen runter. Grievous hat sich zurückgezogen - ich denke, die Schlacht hat sich gewendet. K'oyacyi." „K'oyacyi, ich liebe dich, Sohn." Skirata lief hinaus und sprang von der Aay'han auf den Kai. Von hier unten konnte er den Himmel nicht sehen, aber der Drang, nach oben zu gehen und zuzusehen, wie der Aggressor davonflog, war stärker, als dass sein Körper hätte widerstehen können. Er war nicht einmal in der Nähe und hätte das Schiff sowieso nicht sehen können. Aber trotzdem rannte er blindlings los und stand dann vor dem unterirdischen Gemäuer, legte die Stirn seines Helms gegen den Permabeton und zählte die langen Minuten Sekunde für quälende Sekunde ab. Jemand legte ihm von hinten die Hände auf den Rücken und stand schweigend bei ihm. Er drehte sich nicht um. Mandalorianer hatten sieh schon vor langer Zeit von ihren Göttern verabschiedet. Hoheiten - ob Gottheiten oder Mandalores - wurden nur toleriert, solange sie ihren Beitrag leisteten. So blieb Skirata keine höhere Autorität, mit der er um Mereels Sicherheit hätte schachern können.
Sechs Minuten, sieben ... zehn ... „Kal'buir, Coruscant liegt jetzt hinter uns." „Mer'ika!" „Du solltest den Verkehr um den Brocken sehen. Im Orbit sind die Trümmer eine größere Gefahr als die aktiven Schiffe." „Trödel nicht rum, Sohn, haut ab." „Sind schon weg" Die Verbindung brach ab. Mereel hatte den Sprung in den Hyperraum gemacht. Skirata richtete sich auf und legte die Hände an seinen Helm. Schweiß kribbelte ihm auf der Oberlippe. Als er sich umdrehte, standen nicht Fi oder Jusik hinter ihm, sondern Vau. „Du sorgst dich zu viel", meinte er. „Grievous ist abgezischt. Palpatine ist mit heiler Haut zurück." „Ich weiß. Wo ist Mird?" „ In meinem Gleiter. Na ja, jemandes Gleiter. Er stand ganz allein dort oben herum, also nahm ich mir die Freiheit, ihn für eine Weile auszuborgen. Es toben noch immer vereinzelte Gefechte, und auf HNE heißt es, ein paar wenige, selbst gezüchtete, republikfeindliche Elemente würden immer noch für Ärger sorgen, also ist es oben Hoch nicht sicher, auch wenn der Flotteneinsatz unter Dach und Fach ist." Skirata schaltete zurück auf den GAR-Kanal und lausch-
te den Verbindungen nach Kashyyyk. Der Widerstand der Wookiees wurde nicht erörtert, aber anscheinend waren Meister Vos und Yoda innerhalb der nächsten achtundvierzig Stunden bereit für den großen Angriff. Etain musste draußen sein, bevor dieser, vom Stapel lief. Enacca hatte ihre Anweisungen. Skirata kontaktierte Omega. Er behielt den Status der Schwadron über die GAR-Verbindungen im Auge, aber jetzt musste er mit ihnen persönlich sprechen. Atin meldete sich zuerst. „Wie ist es denn da oben so, At'ika?", fragte Skirata. „Wir sind immer noch am Aufwischen, Sarge." „Wer kommandiert euch im Moment? Zey?" „Ja, direkt oder über Lieutenant Aven." „Haltet mich über jeden Schritt auf dem Laufenden, okay? Ich komme zwar ins GAR-System, aber ich will doppelt sichergehen, dass ihr in den nächsten Tagen auch genau da seid, wo ihr laut Eintrag sein solltet. Wir gehen schon sehr bald, Sohn, und ihr solltet besser bereit sein." „Ich bin bereit", erwiderte Atin. „Das sind wir alle. Ist Vau da?" „Ja ..." Sie bewegten sich noch immer auf dünnem Eis, obwohl die Feindseligkeiten zwischen den beiden Männern in der letzten Zeit abgenommen hatten. „Möchtest
du mit ihm sprechen?" „Nein, sag ihm einfach nur, dass der Krieg zwischen uns vorbei ist. Ist er wirklich. Wenn wir zu Hause sind, fangen wir von vorn an. Cin vhetin." Vau hörte sowieso mit. Skirata steckte das Comlink zurück in seinen Gürtel. „Ich habe es immer nur getan, um ihr Überleben zu sichern, ganz gleich, was passiert ist", erklärte sich Vau. „Ich bin kein Sadist." „Klar." Skirata wollte den Streit nicht schon wieder aufleben lassen. Aber er wusste, er würde Vau die Klinge an den Hals setzen, wenn dieser es wagen sollte, auch nur einen Finger gegen diese Jungs zu erheben. Und trotzdem bestand daneben Respekt und ... ja, Zuneigung. Vau gehörte ebenfalls zur Familie. „Ich muss mich noch um den Rest meiner Jungs kümmern. Pass du so lange auf die Damen auf. Inzwischen vertraue ich dir sogar meinen Enkelsohn an." „Oh, dann werde ich mal ein Nest bauen", lächelte Vau und machte einen Schritt vom Kai auf die Aay'han. Skirata sah noch einen Moment dabei zu, wie Jusik Fi in der Kunst, ein Nicht-Jedi zu sein, unterwies, dann ging er los, seinen Gleiter zu holen, den, der vorübergehend sein ganzer Stolz gewesen war, seit er ihn einem toten JabiimiDissidenten abgenommen hatte.
Er würde diese Kiste vermissen. Core Plaza, später Nachmittag, zwei Tage nach Grievous' Flucht von Coruscant 1087 Tage NSG „Er ist zurück, Ord'ika." Jaings Stimme meldete sich in Ordos Ohrstöpsel, während er zusammen mit einer CSK-Einheit durch den verwüsteten Einzelhandelsdistrikt patrouillierte, um Plünderer aufzuspüren. „Grievous?" „Offenbar vermisst er Utapau. Ich habe einen Tipp bekommen." „Dann bist du also nicht dort." „Nein, wir kümmern uns noch um ein paar unerledigte Sachen im Rand." „Zeit, es Zey zu sagen?" „Ja." Jaing klang müde. „Irgendetwas erscheint mir daran immer noch nicht ganz richtig, aber ich bin darüber hinaus, mir den Kopf zu zerbrechen. Wo ist Grievous' Riesenarmee denn, hm? Billiarden, am shebs. Vielleicht haben sie ja alle in derselben Woche Urlaub gebucht und haben es nicht nach Coruscant geschafft." „ Dann zieht ab, ner vod. Du giltst ab jetzt offiziell als im Kampf vermisst. Und Kom'rk auch. Geht direkt zurück nach Mandalore."
„Geplant war RV auf Tripled Zero." „Ja, aber Bralor braucht jemanden, der ihr zur Hand geht, wenn sie mit der Menagerie fertig werden muss, die Kal'buir in ihrem Schoß ablädt. Ich regle das dann mit ihm." Jaing lachte. „Ich werd wohl meine ARC-Rüstung wegschmeißen müssen. Schande, in der sah ich klasse aus. Naja, dafür passt die be-skar'gam perfekt zu meinen Spezia/Lederhandschuhen." „K'oyacyi, ner vod." „Du auch, Ord'ika." Ordo sah auf seinen Chrono. Er würde die Patrouille noch ein wenig länger begleiten und dann zurück zur AreaKaserne gehen, um Zey zu sagen, wo Grievous zu finden wäre. Er lehnte sich aus dem Besatzungsraum des Patrouillepschiffes, während es das Herz des Sektors überflog, und staunte über den Opportunismus aller Spezies, der sie dazu trieb, sich zum Stehlen hinauszuwagen, während mancherorts noch gekämpft wurde. Eine Bande von Rodianern und Menschen war dabei, ein Modegeschäft auszuräumen. Der Polizeipilot steuerte das Schiff herum, um es auf gleiche Höhe mit dem betreffenden Gehweg zu bringen, und der Scharfschütze legte an. Der CSK-Sergeant bekam nicht einmal Gelegenheit, die
Bande zu warnen. Kaum hörten die Plünderer die Antriebe, rannten sie in alle Himmelsrichtungen davon und verschwanden in zerbombten Gebäuden und Treppenschächten. „Wundert mich, dass sie es überhaupt versuchen", sagte der Sergeant. „Inzwischen sind so viele von unseren Jungs unterwegs." „Nicht genügend, um auf jeden Laden aufzupassen." „Oh, das würde ich nicht sagen." Der Sergeant lehnte sich sogar noch weiter hinaus als Ordo. „Sie sind überall. Ich habe noch nie so viele Trooper gesehen. Scheinbar sind sie alle innerhalb der letzten Tage aufgetaucht. Gibt es noch irgendjemanden, der da draußen im Rest der Galaxis kämpft?" „Reichlich", erwiderte Ordo. „Der große Sturm auf Kashyyyk hat gerade erst begonnen. Geht alles wie gewohnt weiter in der Großen Armee." So war es nicht, aber das musste der Sergeant nicht wissen. Ordo hatte am Morgen noch die Flottenverteilung überprüft, und inzwischen waren atemberaubend viele Schiffe im Spiel. Viele von ihnen tauchten allerdings nicht dort auf, wo er es erwartet hatte. Sie waren aber irgendwo da draußen: eine Armee und eine Flotte von Millionen und Abermillionen, die den Kern der GAR, die drei Millionen Kamino-Klone, bedeutungslos erscheinen ließen.
„Plötzlich bekommen wir Verstärkung", sagte Ordo mit Blick auf seinen Chrono. „Ein Hoch auf den Kanzler." Der Sergeant lächelte reumütig. „Ja, wir sagen es auch so ..." Das Patrouillenschiff setzte Ordo nahe der Kaserne ab, und als er über den Platz ging, war er überrascht, wie viele Zivilisten sich schon wieder hinauswagten. Die Präsenz so vieler Klon-Trooper am Boden schien ihnen die Zuversicht zu geben, ihre Heime und die öffentlichen Schutzräume wieder verlassen zu können. Es spielte keine Rolle mehr. In wenigen Tagen wäre dies ohnehin nicht mehr seine Welt. Er ging nach Hause. Mit meiner Frau. Mit meinem Vater. Mit meinen Brüdern und deren Frauen. Selbst wenn ich niemals ein langes Leben haben werde, so habe ich doch jetzt ein echtes. Vor der Kaserne standen jetzt Trooper Wache. Das war noch nie der Fall gewesen. Sie verlangten sogar, Ordos Ausweis zu sehen. Offenbar hatten sie noch nie einem ARC-Trooper direkt gegenübergestanden. Er wollte sie schon fragen, ob er seinen Helm abnehmen solle, damit sie ihm in die Augen blicken und sehen konnten, dass er exakt wie seine Null- und Commando-Brüder aussah. Aber das wäre erniedrigend gewesen, und er hatte sowieso nichts mehr damit zu tun. Wenn er irgendeine Verbindung zu diesen neuen Klonen aufbaute, würde er enden wie
Kal'buir und das Gefühl nicht loswerden, dass er dafür verantwortlich war, jeden einzelnen Mann zu retten. Im Inneren der Arca-Kaserne hallten seine Stiefel durch die leeren Korridore. So wenig hatte sich verändert für die Republic Commandos. Vielleicht würde die GAR mehr Männer dem Crosstraining unterziehen. „Netten Einkaufsbummel gehabt?", fragte Maze. „Irgendwelche Plünderer erschossen?" „Ordo nahm seinen Helm ab und hakte ihn an seinen Gürtel. „Die Bastarde verblüffen mich immer wieder. Wenn ich in einer Krise stehlen würde, hätte ich es auf Waffen und Nahrung abgesehen, aber doch nicht auf Klamotten. Ist Zey in der Nähe?" „Er ist in seinem Büro. Alles wieder beim Alten - zu viele Fronten, zu wenig Männer, und die Jedi-Generäle sind in alle Himmelsrichtungen verstreut." „Wie ironisch angesichts unserer plötzlichen Ausweitung." Die zwei ARCs gingen los, um mit Zey zu sprechen. Ordo warf dem General einen Datenchip hin. „Informationen über den Verbleib von Grievous." Zey sah Ordo mit völlig ausdruckslosem Gesicht an. Manchmal war Ordo nahe dran, den Mann zu mögen. Fast hatte er Mitleid mit ihm. „Grievous", wiederholte Ordo. „Jaing und Kom'rk haben
seine Spur nach Utapau verfolgt - er ist jetzt noch immer dort. Hier ist der Aufbau des Lagers, so weit sie es aus den Gebieten, die sie betreten konnten, aufzuklären vermochten. Wen werden Sie auf ihn ansetzen? Diesen Schwätzer Kenobi? Ich würde auf General Yoda setzen, wenn er nicht schon anderweitig im Einsatz wäre." Zeys gerunzelte Brauen deuteten darauf hin, dass er es bedeutsam fand, dass Jaing und Kom'rk ausgerechnet zu diesem speziellen Zeitpunkt ein glückliches Händchen gehabt hatten. „Sie würden Kenobi also nicht befürworten?" „Cody mag ja glauben, dass ihm die Sonne aus den Ohren scheint, aber ich halte ihn für einen Ruhmsucher, der zu viele Männer verschwendet." „Wie er immer sagt - von einem bestimmten Standpunkt aus." Zey würde sich hüten, sich mit Ordo auf eine Diskussion einzulassen. Auch war er gewieft genug, nicht danach zu fragen, wie lange die Nulls schon im Besitz dieser Information waren. Er legte kurz eine Hand an die Brust, als hätte er Sodbrennen. „Dies könnte vielleicht den Anfang vom Ende bedeuten, Captain. Danke sehr." Ordo hatte sich schon halb zur Tür gedreht. „Ich würde nicht drauf wetten." „Captain" Zey streckte die Hand aus, um Ordo zurückzuwinken. Es war nicht der Versuch, ihn am Arm zu packen. Beinahe wirkte er ängstlich - als glaubte er, Ordo
könne ihm eine verpassen, als glaubte er nicht, seine JediKräfte könnten einen solchen Hieb abwehren. Das war nicht der Zey, den Ordo kennengelernt hatte. „Captain, Sie mögen den Jedi-Orden nicht, oder? Sagen Sie mir einfach nur, weshalb." Fast wäre Ordo die Luft weggeblieben. Die Naivität der Frage überwältigte ihn. Maze stand da wie eine Statue, nur seine Nasenflügel blähten sich, als versuchte er, tief durchzuatmen, ohne seinen Mund zu öffnen. Vielleicht war er genauso überrascht. Immerhin gehörten die AlphaARCs - wie Spar und Sull bewiesen hatten - nicht zu den blind gehorsamen Automaten, welche ihre Kommandeure in ihnen zu sehen schienen. „Weil ihr nicht sehen könnt, zu was ihr verkommen seid", sagte Ordo. „Das kommt dabei heraus, wenn man seine Organisation jahrhundertelang von einem Führer beherrschen lässt. Ihr habt einen großen Hierarchiewechsel nötig. Aber vielleicht seht ihr ja auch nichts Falsches darin, Klone zu erschaffen, die keine Wahl haben, wenn ihr schon machtsensitive Kinder nehmt, um Jedi aus ihnen zu machen, ob sie es nun wollen oder nicht." Ordo sah Zey tief in die Augen. Er wollte den Mann nicht mit Blicken niederringen, er wollte in dessen Seele schauen. Er musste wissen, was im Kopf des Jedi vorging,
denn was immer es sein mochte, Jusik war kein verlässlicher Wegweiser dorthin. Jusik besaß seinen eigenen moralischen Kompass. Ebenso Etain. Vielleicht war es eine generationsbedingte Sache, bei der die jüngeren Jedi zu fragen begannen, wie es zu diesem traurigen Ausgang hatte kommen können. Alles, was Ordo in Zeys Augen sehen konnte, war ein Mann, dem die Hoffnung abhandengekommen war, der fast zu beschämt war, um innezuhalten und sein eigenes Tun zu betrachten. „Ich denke, die ganze Republik braucht einen Führungswechsel", meinte Zey. „Der Krieg ist falsch. Seine Durchführung ist falsch. Unsere Zustimmung ist falsch. Und Palpatine hat sein Amt überzogen." Maze rührte noch immer keinen Muskel, aber Ordo war überempfindlich auf die schwächsten Geräusche. Der Alpha-ARC hielt für einen Moment die Luft an. Er war nicht glücklich damit. Ganz und gar nicht. „Vergessen Sie nicht Ihre Sklavenarmee", sagte Ordo und legte zwei Finger in halb gespieltem Salut an seinen Helm. „Das war auch nicht gerade der klügste Zug." Ordo verließ, dicht gefolgt von Maze, das Büro. Im Korridor ging er noch zehn Schritte weiter, dann wirbelte er zu Maze herum. Maze blieb wie angewurzelt stehen, und ihre Blicke verschränkten sich.
Ich dachte, wir hätten zu einer Übereinkunft gefunden. „Es gab mal eine Zeit", sagte Ordo und stellte ihre Kameradschaft auf die Probe, „in der du versucht hast, mir eine zu verpassen, weil ich nicht in Zeys machtsensitiven shebs gekrochen bin." Er bot Maze einen Streifen Ruik an. „Also?" Maze nahm den angebotenen Happen an. „Ich wollte nur reden. Ich bin auch kein Bewunderer von Palpatine, aber er wurde gewählt, mehr oder weniger, und die Jedi nicht. Wer sind sie, dass sie sich ein Urteil darüber erlauben können, wer die Republik anführt?" „Meine Güte, Jangos kampfeslustige Aufmunterungen scheinen nicht viel gebracht zu haben, was?" „Jangos Befehle lauteten, der Republik zu dienen. Nicht den Jedi, Sie sind wie wir. Werkzeuge des Staates." „Maze, mich wundert, dass sein Befehl nicht lautete, die Jedi umzubringen, in Anbetracht dessen, was er auf Galidraan erlebt hat." Ordo verspürte aufrichtiges Mitleid mit Jango: erst seine Familie, dann sein Ziehvater und dann seine Kameraden bis auf den letzten Mann -alle getötet von wertlosen chakaare. Das entschuldigte jedoch nicht, sein genetisches Material für Credits und einen Erben zu prostituieren. „Aber es tut gut zu sehen, dass ihr Alphas nicht zu den stumpfsinnigen Jedi-Anbetern gehört." Maze zog eine Braue hoch. „Befehle, du verrückter Null-
inger. Versuch zur Abwechslung mal, welche zu befolgen. Sie machen den Unterschied aus zwischen einer Armee als Ausdruck des Wählerwillens und bewaffnetem Gesindel, das auf den eigenen Nutzen hinarbeitet." „Hast wohl Holobücher gelesen?" „Du hörst dich an wie ein Zivi." „Dafür sollte ich dir eine reinhauen." „Was meinst du, machen Typen wie ich oder die Weißschalen mit ihrer dienstfreien Zeit, während du mit deiner Freundin um die Häuser ziehst? Glaubst du, wir verfallen in Starre, für die Dauer abgeschaltet wie brave, kleine Droiden? Ich beispielsweise lese. Manche Jungs spielen Limmie. Andere sehen sich solche Holovids an, die einen nur begreifen lassen, was man nicht haben kann. Aber ich lese." Eine ernüchternde Retourkutsche. Maze hatte recht. Es war viel zu leicht, in das Nicht-Denken der Zivilisten zu verfallen, die sich niemals fragten, wie menschliche Wesen wie sie selbst ihre viel zu schnell vorübergehenden Leben verbrachten. „Du kennst deine Zukunft, oder?", fragte Ordo. „Leichensack oder ein paar Schüsse in den Kopf. Bestes Szenario: Klon-Ausbilder. Ja, ich weiß. Zey hat angeboten, mich zu, sagen wir mal, verlegen. Er war sehr aufgebracht, als er davon erfuhr, wie die Republik an das Thema ARCs
im Ruhestand herangeht." „Dann lass mich wissen, ob du verlegt werden willst. Ich kriege das besser hin als Zey." „Da wette ich drauf." Maze kaute nachdenklich. „Trotzdem nett von ihm, es überhaupt anzubieten, während andere Jedi nur mit dem Finger schnippen und dich Klon rufen." „Brauchst du mir nicht zu sagen", erwiderte Ordo. „Ich wurde als Sohn großgezogen. Ich bin mir bestens bewusst, dass Klone ausgebeutet werden. Hast du einen Sinn für Ungerechtigkeit?" „Allerdings habe ich den", antwortete Maze ruhig. Er spuckte die Fasern der Ruikwurzel mit beeindruckender Kraft und Genauigkeit in einen Abfallbehälter und ging mit seinem Helm unterm Arm und schwingendem Kama in Richtung Messe. Kashyyyk, drei Tage nach Grievous' Flucht von Coruscant, 1088 Tage NSG „Wurde auch Zeit", sagte Fixer und stopfte MunitionsClips in seinen Gürtel. „Ich hab langsam die Nase voll davon, diesen Krieg allein zu führen." Scorch stupste ihn in den Rücken und zeigte auf Boss und Sev. „Und was haben wir gemacht? Unsere Nägel po-
liert?" „Ich meinte Vos." General Vos war in der Nacht zuvor mit der ersten Welle Trooper von Boz Pity eingetroffen. General Yoda befand sich, zusammen mit der 41. Elite und dem WookieeHäuptlingTarffuI, den Delta aus einem Gefangenenlager der Seps befreit hatte, im Anflug. Die Republik fuhr am Schauplatz Kashyyyk jede Menge Ressourcen auf. Scorch fand, dass dies ein wenig verspätet geschah, und auch, dass es bemerkenswert dienlich kam, plötzlich all diese Extratruppen und Schiffe zur Verfügung zu haben, die Yoda und seinesgleichen loseisen konnten. Das ist ein einziger Riesenhinterhalt. Zuerst Coruscant Grievous bekommt einen Tritt in seinen Blechshebs und haut ab. Kanzler, du liegst besser richtig, sonst sind wir am Ende. „Bereit?", fragte Boss. „Wie viel Zeit bleibt uns noch?" „Angepeilte Zeit für Yodas Flaggschiff - dreißig Standardminuten." Sie traten hinaus auf die Rankenbrücke und suchten den dämmernden Himmel nach sichtbaren Schiffen ab. Die Seps wussten ebenfalls, dass Verstärkung im Anflug war: Ihre Flotte sammelte sich, und ein Kreuzer hatte auf Koordinaten Stellung bezo-
gen, die darauf hindeuteten, dass er es auf Yodas Flaggschiff abgesehen hatte. Auch die Wookiees marschierten auf. Scorch konnte sie hören, lange bevor er sie zu Gesicht bekam: Ein willkürlicher Chor aus knurrenden, brüllenden und jaulenden Stimmen, der immer lauter wurde. Man brauchte kein Wort Shyriiwook sprechen zu können, um zu verstehen, welche Grundstimmung sie zum Ausdruck brachten. Sie bereiteten sich psychisch darauf vor- nicht, dass sie es sonderlich nötig gehabt hätten -, ihren Planeten zurückzuerobern. Sie würden es mit ihren bloßen Händen tun, und Scorch glaubte ihnen, oh ja, und wie er das tat. Er hatte es gesehen. Und er war nicht gerade scharf darauf, es noch mal zu sehen. Die Schreie würden völlig reichen. Die Wookiee-Häuptlinge waren riesig und schwangen enorme Bogenspanner und Langgewehre, als wären es winzige Handblaster. Ihre Truppen verstiegen sich geradezu in einen Fieberwahn. Sie schlugen sich mit den Fäusten auf die Brust und hoben die Arme dann wieder gen Himmel, um trotzig zu brüllen. Die gesamte Wookiee-Armee stimmte mit ein. Sie glich einer Mauer aus Gebrüll, die Scorch nicht nur hören, sondern auch in den Nebenhöhlen spüren konnte. Enacca tauchte hinter ihnen auf, und selbst Fixer fuhr zusammen. Sie brummte und zeigte in den Wald hinter
sich. Boss sah auf seinen Chrono. „Ja, ich weiß, du freust dich drauf, ein paar Arme auszureißen, aber ich glaube, den besten Stich machen wir, indem wir die TurbolaserBatterie einnehmen. Der Kreuzer, der da oben sitzt, um Yoda davon abzuhalten, Bodentruppen abzusetzen - der muss weg." Enacca jaulte zustimmend auf. Auch sie wollte ihn weghaben. Etain kam im Laufschritt die Plattform entlanggerannt und stellte sich neben Enacca. Ein Bild extremer Gegensätze, das Scorch so schnell nicht vergessen würde. Eine zwei Meter große Wookiee, die einen Bogenspanner wie ein Stückchen Schmuck um die Schulter geschlungen trug, und daneben Etain, bei der man sich unweigerlich fragte, wohin das große Erschütterungsgewehr wohl mit der kleinen Jedi wollte. Aber es tat gut, einen Jedi-General zu sehen, der mehr als nur ein Lichtschwert benutzte. Etain wusste genau, wie es sich anfühlte, stundenlang schwere Ausrüstung mit sich rumzuschleppen, von daher verstand sie, wann ihre Truppen auch mal eine Pause brauchten. Aber noch etwas anderes ragte aus ihrem Gürtel, und erst nach ein paar verwirrten Sekunden wurde Scorch klar, dass es ein kleines Stofftier
war. „Meint ihr, ihr könnt die Batterie in achtzehn Minuten ausschalten, Delta?", fragte sie mit einem Zwinkern. „Omega würde fünfzehn anstreben." „Wir lassen uns immer rasch zur übereilten Zurschaustellung wetteifernden Machogehabes hinreißen, Ma'am", erwiderte Sev. „Wir nehmen die Herausforderung an." Scorch deutete auf Etains Maskottchen. Jedenfalls hielt er es dafür. „Ihr Wookiee ist aber nicht sehr groß, Ma'am." „Das ist das Nerf meines kleinen Sohnes", erklärte sie. „Er hat es mir in die Hand gegeben, bevor ich aufgebrochen bin, und jetzt wirkt es sehr beruhigend. Es riecht nach ihm." Sev sagte nichts, und Scorch war ihm dankbar dafür. Boss klatschte laut seine Handschuhe zusammen, um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen. „Kommt schon, Delta, bewegt euch. Mit dem Spielzeug könnt ihr euch später noch die Zeit vertreiben." Etain bedachte sie mit einem legeren Finger-an-dieBraue-Salut und verschwand dann zusammen mit Enacca. Sie statteten die Laufstege mit Fallen aus, damit die 41. Elite die Trandoshaner in einen Hinterhalt treiben und einzeln wegpflücken konnte. „Die Hauptkanone ist für mich reserviert", sagte Sev. „Ein Sep-Kreuzer ist wie ein Stück Riesengeziefer. Ich hatte
meine heutige Dosis Gezieferzermatschen noch nicht." Dazu würde er jedoch noch reichlich Gelegenheit bekommen, wenn sie sich erst einmal ihren Weg in die siloähnliche Geschützstellung sprengten. Die Seps hatten sie in die Bäume hineingebaut, das Metall an manchen Stellen richtiggehend mit ihnen verwoben und DurastahlSchächte geradewegs durch straßenbreite Stämme getrieben. Hinter den ersten Türen, die Scorch aufsprengte, lauerte eine Welle Spinnendroiden, die Fixer mit panzerbrechender Munition beiseiteschoss. Boss überprüfte den Chrono seines HUDs und übertrug den Countdown auf die Anzeigen der anderen. „Minus fünfzehn. Also lasst uns die Generäle nicht enttäuschen. Schnappt euch den erstbesten Flakturm, den ihr findet, und bleibt dran. Jeder einen. Zu viert sollten wir es schaffen, dem shabuir eine ordentliche Beule zu verpassen." Scorch konnte in seinem Helm jetzt den Funkverkehr zwischen der 41. und Vos' Flugleitstelle hören. Der SepKreuzer manövrierte, um das Flaggschiff abzufangen, und Commander Gree suchte nach alternativen Landepunkten, um Männer absetzen zu können. Wenn er gezwungen wäre, auf eine zu weit vom geplanten Landebereich gelegene Stelle auszuweichen, hätten sie einen harten Marsch durch den Wald vor sich, bevor sie die Sep-Ziele erreichten. Der Kreuzer musste da weg.
Zwei Droiden, intelligente MagnaWächter, blockierten ihnen den Weg zu den Batteriestellungen. Scorch verlor beinahe den Überblick über die ganzen Trandoshaner, die mit Blastem das Feuer eröffneten. Er warf eine Granate zwischen sie, während Fixer und Sev auf die beiden MagnaWächter losstürmten, den Ersten mit einer Plasmasalve entzweirissen und den Zweiten mit den Kolben ihrer Deezes zu Boden schlugen, bevor sie ihre Clips in ihn entleerten. Fixer rannte vor und schwang sich in den Kanoniersitz des ersten Turbolasers. Er winkte Scorch und die anderen beiden an sich vorbei und begann, auf die Steuerung einzuhämmern. Scorch sprang in die nächste Stellung, wo er auf einen Trando stieß, der gerade eine Feuerlösung für das GAR-Flaggschiff ausarbeitete, das jetzt ungeheuer nah und auf der Suche nach einem Parkplatz zu sein schien. Scorch rammte dem Trando seine Vibroklinge ins Kinn, als der Barve gerade nach seinem Gewehr greifen wollte. Er wartete, bis er aufhörte zu strampeln, und zerrte dann den leblosen Körper aus dem Sitz. Als Scorch die Kontrolle über das Zielsystem der Kanone und die optimalen Punkte auf der Außenhaut des Kreuzers gefunden hatte, an denen er den größten Schaden verursachen konnte, waren Boss und Sev schon verschwunden und im Sprint unterwegs, um die letzten beiden Kanonen
einzunehmen. Fixer öffnete bereits die ersten Luftlöcher in der Schale des Kreuzers. Aber das Ding würde so schnell nicht untergehen. Scorch konnte jetzt vier Streifen Laserfeuer sehen, die am Kiel des Sep-Schiffes entlangzischten. „Yeah, nur nicht zögern, In die Party mit einzusteigen." Scorch dachte, Fixer würde über Comlink mit ihm reden, aber als er das Flakfeuer sah, das vom Boden aus in blendend weißen Stakkatosalven aufstieg, begriff er, dass Vos' LAAT/i-Einheiten angerückt waren. „Das ist unser Himmel, Kumpel. Platz da." Der Kreuzer verlor an Höhe. Seine verbogenen Außenplatten bebten jedes Mal, wenn er einen Treffer einsteckte, und dann begann er auseinanderzubrechen. Flammen schössen aus den Rissen, groß genug, um ein Kanonenboot zu verschlingen. „Wenn wir nicht bald abhauen, tragen wir das Teil als Hut, Boss", rief Scorch. „Das Ding ist so gut wie tot." „Job erledigt, Deltas. Abzischen." Scorch schwang sich aus dem Kanoniersitz und rannte mit seinem Deeze im Anschlag zum Turbolift, wobei er über tote Trandoshaner und zerfetztes Metall springen musste. Alle übrig gebliebenen Seps der Stellung hatten ebenfalls das Weite gesucht, höchstwahrscheinlich wegen des bevorstehenden Feuerballs eines abstürzenden Kreuzers. Völlig außer Atem rief Boss im Rennen nach Extrakti-
on durch einen LAAT/i. Dann schaltete sich Sev dazu. Scorch sah sich um. Zum ersten Mal fiel ihm auf, dass Sev nicht bei ihnen war. Als er auf das Sichticon in seinem HUD sah, schien Sev noch immer durch das Zielfenster des Turbolasers zu schauen, dann zerfiel das Bild plötzlich in zitternde Streifen, bevor es völlig schwarz wurde. Sevs Stimme war weiterhin zu hören. „Boss, ich hab hier ein Problem ..." „Sev, wo steckst du?" „Sektor... mehrfache Feind-" Fixer drückte auf die Rückstelltaste seines HelmComlinks. Es war nur das Knacken und Knistern statischen Rauschens zu hören. „Ich hab sein Signal verloren, Boss." „Na, dann finde es wieder. Sammeln, Delta- wir suchen Sev." Der Flugleitoffizier von Vos' Einheit mischte sich ein. „Negativ, negativ, Drei-Acht, neue Befehle durch die Generäle - Bereich räumen und sofort evakuieren." „Ist mir egal, und wenn sie von General Yoda höchstpersönlich kommen." Boss gab Fixer und Scorch Zeichen, sie sollten nach Sev suchen. Sie konnten immer noch behaupten, die Nachricht nicht erhalten zu haben. „Sev-" „Um genau zu sein, tun sie das, Soldat. Jetzt schaffen
Sie Ihre Schwadron daraus." Explosionen erschütterten das Schiff. Die CommSchaltung war nur noch eine zusammenhanglose Mischung aus zerstückelten Gesprächsfetzen. Alles ging zu haran. Sep-Verbände rückten aus nördlicher und östlicher Richtung zu ihrer Position vor, um sie einzukreisen. Delta hatte den Kreuzer ausgeschaltet und der 41. die Landung ermöglicht, aber die Schlacht hatte eben erst begonnen. „Er hat recht, Boss", meinte Fixer. „Wir müssen hier raus. Jetzt" Scorch packte Fixers Arm. „Wir können Sev nicht zurücklassen. Niemand wird zurückgelassen. Schon vergessen? Schon vergessen, wie Sev hochgegangen ist, als wir Vau auf Mygeeto gelassen haben? Willst du das unserem Bruder antun? Ihn im Stich lassen? Zum Sterben hierlassen." „Er ist Sev", erwiderte Fixer. „Wenn er am Leben ist, wird er sich irgendwo eingraben, und wir können ihn später holen." „Und wenn er es nicht schafft?" „Dann ist er schon tot" „Ich gehe hier nicht ohne ihn raus, ob er sich noch bewegt oder nicht" „Wenn wir jetzt nicht evakuieren, sind wir alle tot." „Schön, dann treten wir zusammen ab, anstatt davon-
zurennen und unsere eigenen shebse zu retten, während Sev zurückbleibt." Boss sagte nichts und sah bloß zu, als hätte er nichts weiter zu tun, obwohl ihnen nur noch Sekunden für ihren nächsten Zug blieben. Dann nahm er Scorch bei der Schulter. Scorch hatte nicht mehr geweint, seit er ein Kind gewesen war, aber jetzt konnte er vor Tränen nichts mehr sehen. „Ich gehe nicht ohne ihn, Boss. Geh du, wenn du willst. Ich nicht." „Das ist ein Befehl." „Leck mich mit Befehlen. Omega würden niemanden zurücklassen." „Scorch ..." „Du wirst mich erschießen müssen." Boss legte eine Hand auf seine Pistole. „Einen Mann zu verlieren, ist schlimm genug. Ich werde nicht zwei verlieren. Lass mich jetzt nicht hängen." Er stieß Scorch kräftig in den Rücken, sodass er beinahe stürzte. Die Latte schwebte nun auf Höhe der Ausgangsluke des Turbolifts. „Beweg dich, Sechs-Zwei." „Das werde ich dir niemals verzeihen, Boss. Oder dir, Fixer. Wir sind Brüder, Fierfek noch mal. Ich würde euch niemals zurücklassen." Aber er tat es. Er ging. Sie alle gingen.
„Tut mir leid, Sev." Boss' Stimme klang plötzlich heiser. Er war auch nicht der weinerliche Typ, aber er hörte sich an, als würde er gegen die Tränen ankämpfen. Vielleicht konnte Sev sie noch hören, vielleicht auch nicht, aber wenn sein Ende des Comlinks noch aktiv war, konnte Scorch sich vorstellen, was er jetzt durchmachen würde, während seine Brüder darüber sprachen, ihn dem Tod oder gar Schlimmerem zu überlassen. „Delta... abziehen." Sev war zäher als erlaubt. Vau hatte aus ihnen allen Überlebenskünstler gemacht. Fixer hatte wahrscheinlich recht: Wenn Sev noch am Leben war; würde er noch eine ganze Weile weiterleben, und sie könnten wieder zurückkommen. Aber sie wussten es nicht. Nein, du hast für Sev nicht alle Hebel in Bewegung gesetzt. Skirata hätte Yoda gesagt, er solle sich seine Befehle sonst wo hinstecken, das Comm abgeschaltet und sich auf die Suche nach ihm gemacht Als sie zur Evakuierung in den Besatzungsraum der Latte sprangen, legte Boss Scorch seine Hand auf die Schulter, aber Scorch schüttelte sie ab. Er sehnte sich nach einer Kanonensalve und sofortiger Vergessenheit, nach irgendeinem Weg, die Schuld zu vertreiben, nicht tot zu sein,
nicht weitergesucht zu haben, nicht den letzten Widerstand geleistet zu haben, um Boss, dem Führungsstab und shabla Yoda zu trotzen. Er wollte sterben vor Scham. Er konnte sich nur vorstellen, wie viel schlimmer es sich in späteren Jahren anfühlen würde, wenn er sich selbst jeden Morgen ins Gesicht würde schauen müssen. Umso besser, dass Klone nur eine begrenzte Lebenszeit besaßen.
17. Ihr müsst die Grenzen eurer körperlichen und geistigen Belastbarkeit kennen, damit ihr über sie hinauswachsen könnt Deswegen werde ich euch über alle Qualen, die ihr euch vorstellen könnt, hinaus schleifen. Ihr werdet nicht aufgeben und sterben wie geringere Männer, ihr werdet nicht zerbrechen wie geringere Männer, ihr werdet unterschlimmsten Umständen nicht den Mut verlieren wie geringere Männer. Ihr werdet über eure eingebildeten Grenzen hinaus weitermachen. Und ihr werdet als Letzte auf dem Schlachtfeld stehen, wenn die Schwächlinge den leichten Weg gewählt haben und gestorben sind. - Sergeant Walon Vau, Cuy'val Dar, in einer Ansprache an auszubildende Nachwuchsklone (durchschnittliches biologisches Alter: zehn Jahre auf Kamino, fünf Jahre vor Geonosis.)
Schlacht von Kashyyyk, Nachmittag, 1088 Tage NSG Enacca hob Etain unsanft hoch und warf sie über die Seite der Rankenbrücke.
„Nein!", schrie Etain. Sie landete wohlbehalten und hatte ihren Sturz mit der Macht gedämpft, obwohl das gar nicht nötig gewesen wäre: Ein alter, grau gestreifter und vom Kampf vernarbter Wookiee fing sie auf. Ihr kleiner, brauner Stoffbeutel fiel ihr hinterher. „Das könnt ihr nicht tun! Ich kann das nicht tun!" Enacca schwang sich aus der Höhe herab, jaulte Warnungen, dass sie ihre Befehle habe und diesen Befehlen zustimme und sie deshalb mit Extrabegeisterung ausführen werde. Etain musste nach Hause gehen. Sie würde sie nach Hause bringen. „Aber ich kann Sev nicht zurücklassen!" Es war ihre Schuld: Sie hatte ihnen gesagt, die Turbolaser-Stellungen schneller einzunehmen, als Omega es könnte, und eine Auf-Leben-und-Tod-Mission in einen dummen Witz verwandelt, weil sie geglaubt hatte, dies sei besser für ihren Kampfgeist, als sie zu warnen, wie es um ihre Überlebenschancen stand. „Ich kann ihn finden. Ich kann ihn zurückholen -" Sie kam sich plötzlich vor, als würde sie wie ein Sack Wurzelknollen durch die Gegend geworfen, von einem Wookiee zum nächsten, die Brücke entlang und über klaffende Abgründe hinweg. Ihre Machtkräfte hätten sie befähigt, sich zu wehren, selbst wenn sie im Vergleich zu den riesigen Kreaturen wie ein Häufchen Nichts wirkte, aber
sie hätte reichlich schadenbringende Kraft einsetzen müssen, um sie aufzuhalten. Ich kann Sev nicht im Stich lassen. Er wäre wegen mir zurückgekommen. Etain konzentrierte sich, um sich aus dem Griff des nächsten Wookiees zu befreien. Es war eine große, etwas ältere Matriarchin, die ins Taumeln geriet und beinahe stürzte. Wookiees wussten genau, was sie in solcher Höhe taten, und Etains Machtstöße brachten alles durcheinander. Sie landete mit ihren Füßen auf der nächsten Plattform, wurde aber sofort wieder von drei weiteren Wookiees festgehalten, die sie deutlich darüber in Kenntnis setzten, dass sie auf diese Weise noch einen oder mehrere von ihnen umbringen würde. Vielleicht will ich nur eine Ausrede, um davonzulaufen. Vielleicht wissen sie das und wollen mir die eigene Schande ersparen. An der nächsten Plattform segelte sie beinahe vorbei, wurde aber an beiden Armen gepackt, hochgezogen und in eine gut getarnte Fähre geschoben, die unter einem Gitter aus dünnen Zweigen wartete. Enacca gurtete sie fest in ihren Sitz und warf ihre Tasche neben sie. „Wir können Sev nicht zurücklassen. Wir lassen niemals einen Mann zurück. Wir -" Enacca brüllte, sie würde sie nach Coruscant bringen
oder sogar nach Mandalore, wenn sie das wollte, und dann zurückkehren, um mit anderen Wookiees nach Sev zu suchen. Wenn er nicht sofort getötet worden war, dann wären die fähigsten Leute für die Suche nach ihm die Wookiees, keine Menschen. Wenn Etain ihn noch nicht mithilfe ihrer Machtsinne ausmachen könne, merkte Enacca an, würde sie ihn vielleicht sowieso nicht finden. Also - konnte sie gehen. Etain versuchte, Sev in der Macht zu finden. Sie dachte, sie würde ihn gut genug kennen, um den Eindruck, den er hinterließ, aufspüren zu können. Jene seltsame Mischung aus Konzentration, Zuversicht, Furcht und dem kindlichen Bedürfnis zu gefallen, sich hervorzutun. Sie fühlte jedoch nur die vereinten Schmerzen und Ängste von Männern im Gefecht. Enacca ließ die Fähre aufsteigen und schlängelte sich mit ihr dicht unter dem Walddach zwischen den Bäumen entlang, um Kachirho, die Küste samt der Kampfzone, hinter sich zu lassen. Schließlich hob sich die Nase der Fähre in steilem Winkel nach oben, und sie befanden sich im klaren Sonnenlicht weit im Binnenland. Die Rauchsäulen waren in der Ferne gerade noch sichtbar, als das Schiff eine Schleife zog und in die Atmosphäre aufstieg. Etain merkte, dass sie ihre Hände über die Ohren hielt. Ein Reflex, den sie nicht verstand. Es geschah rein instinktiv.
„Er wird denken, dass ihn jemand sucht", sagte sie. Sie konnte Sev nicht einfach als Thema abhaken und zum nächsten Punkt auf der Tagesordnung übergehen. „Kannst du dir vorstellen, wie er sich fühlt, wenn ihm klar wird, dass er sitzen gelassen wurde?" Vau hatte seine kleinen Klone zu harten, skrupellosen Männern erzogen. Er hatte ihnen keine Liebe zukommen lassen, wie Skirata ihr erzählt hatte, weil sein Vater ihm auch keine geschenkt hatte. Vau erzählte eine andere Geschichte: Dass er seine Jungs bis über das Äußerste hinaus schliff, denn je härter sie waren, desto länger würden sie überleben. Atin hatte wegen seiner schrecklichen Narben körperliche auf jeden Fall, geistige ziemlich sicher-, die Vau ihm beigebracht hatte, mehr als einmal versucht, seinem alten Sergeant eine Klinge in den Leib zu rammen. Enacca hörte Etains Ergüssen über Schuld geduldig zu und knurrte dann beschwichtigend, dass General Yoda den Rückzug von Delta befohlen hatte und sie daher keine Wahl hätte. „Hat er Ihnen gesagt, Sie sollen Sev zurücklassen?", schnappte Etain. „Wusste er überhaupt, dass Sie einen Mann vermissten? Und wenn, hätte er dann den gleichen Befehl gegeben?" Sie wusste, dass sie sich damit auf blasphemischem Boden bewegte, denn Meister Yoda war der am meisten verehrte
aller lebenden Jedi, seit Jahrhunderten die leitende Hand des Ordens. Ihn zu kritisieren, war unmöglich. Er war der Jedi-Orden. „Wir haben ARC-Trooper losgeschickt, um auf Hypori Jedi zu retten. Wir haben nicht gesagt: ,Oh, klar, Krieg ist eine schlimme Sache, da verliert man unweigerlich ein paar.' Wir haben entschieden, dass es ihre Rettung wert war, das Leben dieser Klone zu riskieren. Wieso ist Sev das nicht wert? Wieso ist ein Jedi für die Kriegsanstrengungen mehr wert als er? Weil wir den Laden schmeißen? Weil wir sie besitzen!" Enacca sagte eine ganze Weile nichts. Etain lehnte sich in ihrem Sitz zurück und schloss die Augen. Dann suchte sie in ihren Taschen und ihrem Beutel nach Kads Stoffnerf und drückte es an ihre Wange, um sich für einen Moment in diesem ursprünglichen, unkomplizierten Gefühl zu verlieren. Enacca gurrte und fragte, ob sie Vau wissen lassen sollte, dass Sev vermisst wurde. „Nein, das mache ich", erwiderte Etain. „Falls er es nicht ohnehin schon weiß." Sie zog ihr Comlink hervor. Die Comm-Verbindungen waren auf Kashyyyk ziemlich schwankend, aber es warteten Nachrichten auf sie, Daten, die eingegangen waren, während sie gekämpft hatte und deshalb nicht gemerkt hatte, dass sie welche erhalten hatte. Das meiste war einsatzbedingt und nicht dringend.
Aber eine war in der Tat sehr speziell. Ein heftiges Schuldgefühl ergriff sie, da sie innerhalb von Sekunden von der Verzweiflung über Sev zu egoistischer Freude wechseln konnte, einfach nur, weil sie eine Nachricht von ihrem Liebsten empfangen hatte. MHI SOLUS TOME, MHI SOLUS DARTOME, MHI ME'DINUI AN, MHI BA'JURI VERDE. ÜBERSETZEN UND ANTWORTEN. RC-1136. Sie sprach nicht annähernd fließend Mando'a, aber sie lernte. Und sie wusste, was es bedeutete. Wenn sie dieses Versprechen einfach wiederholte, diesen Schwur, dann wäre es vor mandalorianischen! Recht-das einfach gehalten, formlos und gleichzeitig doch bindend war - gültig. „Natürlich will ich das!", sagte sie zu sich selbst. Enacca sah vom Cockpit aus zu ihr herüber. Sie kopierte das Heiratsversprechen sorgfältig und speicherte die Antwort dann abr damit sie übertragen werden würde, sobald sich das Schiff wieder im Realraum befand. DAR'IKA, ES TUT MIR LEID, DASS ICH SO WEIT WEG VON DIR BIN. MHI SOLUS TOME, MHI SOLUS DAR'TOME, MHI ME'DINUIAN, MHI BA'JURI VERDE. ICH LIEBE DICH, DAR. ICH WERDE SCHNELLER ZURÜCK SEIN, ALS DU GUCKEN KANNST. So einfach war das: Sobald der Schwur übertragen war, wäre sie verheiratet.
Sie hätte glücklich sein sollen. Sie kehrte zurück an den ersten Ort, den sie wirklich ihr Zuhause nennen konnte, um mit ihrem Ehemann und ihrem Sohn zusammenzuleben. Ganz gleich, wie viele Jahre ihnen zusammen bleiben würden, es würde genügen. Es war eine magisch gewöhnliche Situation, die zu erleben niemand von ihnen jemals erwartet hatte, und das in einer Galaxis, in der es fast jedes andere Wesen als gegeben hinnahm. Aber sie ließ auch einen Kameraden zurück, einen Mann, für den sie als kommandierender Offizier die Verantwortung trug. Sev war kein Freund, aber sein Leben zählte ebenso wie das eines jeden anderen. Sie konnte sich nicht davon abhalten, zwischen diesen Gefühlsextremen hin und herzu schwanken. Sie war sich nicht einmal sicher, ob sie das wollte. Enacca ging die jüngsten Lageberichte durch, die vor dem Sprung in den Hyperraum eingegangen waren, und erklärte ihr, dass Coruscant jetzt größtenteils wieder friedlich sei. Die meisten separatistischen Streitkräfte waren vertrieben. Nur an ein oder zwei Brennpunkten wüteten noch Gefechte, in die Bürger von Coruscant verwickelt waren, die von KUS-Planeten stammten und sich während der versuchten Invasion auf Grievous' Seite geschlagen hatten. Bald würde sich wieder alles normalisiert haben; General Kenobi war auf Grievous angesetzt worden.
„Wir könnten ebenso gut direkt nach Coruscant zurück", meinte Etain. „So lautete der ursprüngliche Plan, und wenn du mich dort absetzt, kannst du umso schneller zurück nach Kashyyyk. Und ich muss noch etwas Kleidung einpacken." Enacca jaulte, dies sei wohlüberlegt. Sie hatte in einem Krieg zu kämpfen, sagte sie, und sie sei begierig, sich wieder in die Schlacht zu werfen, ganz gleich, wie freundlich und großzügig Skirata ihr gegenüber gewesen war. „Es ist auch besser, wenn ich Vau persönlich sage, warum ich Sev zurückgelassen habe", meinte Etain. Es mochte akzeptabel sein, Heiratsversprechen per Comlink auszutauschen, aber schlechte Nachrichten verdienten es, von Angesicht zu Angesicht überbracht zu werden. Allerdings war es nicht die einzige Nachricht, die sie persönlich überbringen musste. Es gab noch eine weitere. Sie las die Nachricht noch einmal auf dem kleinen Schirm durch, zufrieden, dass sie würdevoll und endgültig klang, und speicherte sie dann zur Übertragung. Sie ging an General Arligan Zey, Leiter der Sondereinsatzbrigade und setzte ihn darüber in Kenntnis, dass sie sich von ihrem Status als Jedi lossagte und um ein kurzes Treffen b^t, um zu erklären - ohne ihren Sohn oder ihren Klon-Ehemann zu erwähnen -, weshalb sie beschlossen
hatte, den Jedi-Orden zu verlassen, und ein neues Leben als gewöhnliches menschliches Wesen anstrebte. Arca-Kaserne, Coruscant 0600, vier Tage nach der Schlacht von Coruscant 1089 Tage NSG Darman begegnete Ordo im Korridor, der aus dem Unterkunftsblock führte. Der Captain vermittelte den Eindruck, immer noch vollkommen engagiert seinen GAR-Pflichten nachzugehen oder zumindest so weit, wie man es von einem Null gewohnt war. Ordo konnte schauspielern. „Sorg dafür, dass du bereit bist", sagte er, als er kurz anhielt, um Darmans Arm auf Mando-Art zu ergreifen. „Ab jetzt jederzeit Etain ist auf dem Weg zurück." In den letzten paar Tagen hatte Darmans Stimmung ständig zwischen Furcht und Euphorie geschwankt und einer so heftigen Müdigkeit, dass er am liebsten tot umgefallen wäre. Das Leben in diesem Job war eine einzige Berg-und-Tal-Fahrt. Jetzt wandte sich sein Bauchgefühl der Aufregung zu. Es ging los. Etain kommt zurück. „Ich dachte, sie geht vielleicht direkt zu ... du weißt schon." Er wollte es nicht laut aussprechen, für den Fall, dass die Wände Ohren hatten. „Aber ich glaube, es ist hier jetzt sicher."
„Ja. Immer noch ein paar Nachzügler und Kleinkriminelle unterwegs, aber die Aufräumkommandos sind im Anmarsch." „Wo sind deine Brüder?" „Mereel ist... zu Hause, und die anderen sind dorthin unterwegs." „Wie geht's ... der Ärztin?" Er meinte Uthan. „Dämmert ihr schon die Realität?" „Sie war über zwei Jahre in völliger Abgeschiedenheit eingeschlossen. Sie ist es nicht mehr gewohnt zu wissen, was vor ihrer Tür geschieht." Ordo zeigte in die Richtung der Besprechungsräume und ging davon. „Du kommst noch zu spät. Halte Zey schön ruhig." Die Schwadronen Yayax, Aquila und Manka erhielten von Captain Maze bereits ihre Instruktionen, als Darman mit dem Rest von Omega Squad dazu stieß. Es ging nur um heimische Sicherheitsaufgaben zusammen mit der CSK. „Sind wir jetzt die Bürgerwehr, Sir?", fragte Cov. „Parkplätze bewachen vielleicht? Haben die nicht schon genügend Fleischbüchsen auf den Gehwegen stehen?" Maze warf ihm seinen Schau-mal-wie-meine-BrauenMissfallen-zeigen-Blick zu, den alle ARC-Trooper zu beherrschen schienen. „Die zivile Ordnung muss aufrechterhalten bleiben, Soldat. Es geht um Plünderung beschädigter Liegenschaften und unbestimmte Zahlen von unzufrie-
denen Sep-Sympathisanten, die sich immer noch auf unserem Boden befinden. Nur weil die feindliche Flotte abgezogen ist, bedeutet das nicht, alle Gefahren wären vorüber." „Erbitte Erlaubnis, nach den Unzufriedenen zu sehen, Sir." „Wenn Sie sich freiwillig zur öffentlichen Ordnungskontrolle melden, seien Sie mein Gast." Maze blickte zu Omega. „Und so lange ihr sensiblen Künstler keine Sonderwünsche habt, werdet ihr zusammen mit Aquila und Manka eingesetzt - zwei Männer als Begleitung in jedem CSKAngriffsschiff, okay?" „Jawohl, Sir." „Dann an die Arbeit. Die CSK-Schiffe starten vom Paradeplatz." Darman hatte nichts dagegen. Es hatte eine Zeit gegeben, in der er sich gegen die Einsperrung in der Hauptstadt gesträubt hätte und lieber richtigem Kriegshandwerk nachgegangen wäre, wie Skirata sich ausdrückte. Aber nicht jetzt. Corr schien bester Laune zu sein. „Atin, du und ich?" .Gut." „Dann komm, Dar'ika" sagte Niner. „Und Corr, bring unseren verheirateten Freund nicht vom rechten Weg ab. Ich kenne euch doch."
Atin hatte Laseema seit dem Überfall auf die Hauptstadt nicht mehr gesehen und redete nur kurz über Comlink mit ihr, wenn er die Zeit dazu fand. Darman konnte mit Etain nicht einmal sprechen, solange sie sich noch im Hyperraum befand; Enacca ließ sich Zeit. Er sah auf sein Comm, fand keine neue Nachricht und sagte sich, Etain würde es schon gut gehen. „Schon von Sev gehört?", fragte Cov im Vorbeigehen. „Im Kampf vermisst. Sie sind ohne ihn von Kashyyyk abgezogen. Vau wird explodieren. Ich nehme an, er weiß es." Niner ging dazwischen, als wolle er jegliche miesmacherischen Kommentare unterbinden. „Kommt schon, der Kampf ist noch nicht vorbei. Delta ist vielleicht abgezogen, aber wir haben immer noch Truppen dort. Die werden ihn suchen." Theoretisch stimmte das, aber Darman wusste bereits, wie Sevs Chancen standen. Die Spezialkräfte waren dazu da, Extraktionen durchzuführen, und nicht, um durch sie gerettet zu werden. Das verhieß nichts Gutes. Atin wirkte bedrückt. „Wir sollten uns freiwillig zur Suche melden." „Ich glaube nicht, dass sie sich dafür Freiwillige wünschen", meinte Cov. „Du warst einer von Vaus, oder?" „Ja. War ich." Es brauchte nur ein Augenzucken, einen Atemzug, de-
reinen Sekundenbruchteil zu lange angehalten wurde, und plötzlich hatten sie alle ein mieses Gefühl, weil sie sich nicht das nächstbeste ungesicherte Schiff schnappten und nach Kashyyyk aufbrachen, um einen der ihren rauszuhauen. Es waren reichlich Kräfte vor Ort, die sich darum kümmern konnten und dies auch sollten, aber irgendwie löste allein der Gedanke daran bei Darman das Gefühl ausr er wäre fortgegangen und hätte Sev persönlich dem Tod überlassen. „Diese Deltas widern mich an." Cov war wütend. Bralors Schwadronen besaßen einen Alles-oder-nichts-Ruf. „Die sind immer noch in dem Batteriekomplex, merken, dass er nicht bei ihnen ist, und da gehen die nicht zurück? Nur weil die Comm-Verbindung abbricht? Der General hätte mich am shebs lecken können, denn ich wäre zurückgegangen. Alle von uns oder keiner von uns. So läuft das in diesem Spiel. Was für ein Haufen chakaare." Er stolzierte davon. Darman fühlte sich entsprechend ernüchtert. Er war bereits der Mann gewesen, der hinter feindlichen Linien festgesessen war. „Nein, Dar", sagte Niner, der Darmans Gedanken inzwischen recht gut lesen konnte. „ Der Schritt geht zu weit. Das ist nicht dein Problem." Atin stupste ihn freundschaftlich mit der Schulter an, als sie hinaus auf den Paradeplatz gingen, um auf die Landung
der CSK-Schiffe zu warten. „Ich habe dafür gestimmt, die Qiilura-Mission ohne dich weiterzuführen, ner vod'', sagte er leise. „Falls ich also jemals hängenbleibe, schuldest du mir gar nichts. Vau hat uns anders gedrillt, wenn's ums Überleben geht." Das hatte Darman nicht gewusst. Die ganze Schwadron hatte damals ihren Hals riskiert, um ihn zu finden. „Würdest du heute wieder so abstimmen?" „'türlich nicht. Du bist mein Vod'ika. Dein Leben zählt mehr als meins, denn wenn ich jeden Tag auf deinen leeren Platz schauen müsste, hätte ich nicht mehr viel vom Leben, oder?" Darman verstand das nur allzu gut. Wenn jeder so denken würde, kämen auch alle wieder mit heiler Haut nach Hause. Tion'ad hu-kaat'kama? Diesen Satz gebrauchten sie alle: Wer hält dir den Rücken frei? Wenn sie nicht aufeinander aufpassten, würde es niemand tun. Es war ein schöner Tag für einen Ausflug nach draußen, und selbst in der Hauptstadt, selbst jetzt, da die Bedrohung nachgelassen hatte, passte Darman auf Niner auf und Niner auf ihn. Area-Kaserne, 2100 Ordo schätzte, dass ihm nur noch knapp vier Stunden auf
Coruscant blieben. Er beschloss, einen Teil dieser Zeit darauf zu verwenden, sich zu rasieren und in präsentable Form zu bringen. Er legte seinen Helm auf die Fensterbank des Sanitärraums, betrachtete sein Spiegelbild und tastete nach Stoppeln. Langer Tag. Bald wird er vorüber sein. Nur A'den und Etain mussten sich noch am RV-Punkt melden. Omega war auf Patrouille, und er wusste zu jeder Zeit auf den Block genau, wo sie sich aufhielten. Mereel hatte Kyrimorut erreicht. Alle anderen warteten an Bord der Aay'han oder zumindest am Kai des unterirdischen Reservoirs. Ordo zog ein äußerst scharfes Messer hervor und rasierte sich auf Mando-Art, indem er die Klinge sorgfältig über seine Haut zog. Kein Schaum, keine Entfernungscremes, sondern die Art Rasur, die man überall und jederzeit anwenden konnte, ohne den Duft irgendwelcher Hygieneartikel zu hinterlassen, der dem Feind die eigene Anwesenheit hätte verraten können. Ihm fiel auf, dass er auch einen Haarschnitt brauchen konnte und sich an seinen Schläfen erste graue Haare eingenistet hatten. Die Türen öffneten sich, und Maze kam herein, um sich zu erleichtern. „Sag deinen beiden Brüdern", begann Maze, während er geradeaus auf die Kacheln schaute, „dass Grievous tat-
sächlich zu Hause war, als Kenobi seinen Auftrag ausführte. Jetzt ist er tot." „Ich weiß." Ordo konzentrierte sich darauf, sich nicht zu schneiden. Besany regte sich bei Schnitten immer so auf. „Die Informationsverteilung läuft immer noch bestens." „Letzten Endes..." „Mh-hmm?" „Sind wir die beiden einzigen ARCs auf dem Planeten?" „Sieht so aus, ner vod. Hast du dir deine glorreiche Karriere im Militärdienst so vorgestellt, als Jango dich zu einer perfekten Tötungsmaschine geschliffen hat?" „Eigentlich nicht." Maze rieb seine Hände unter dem Steh-Trockner. „Aber wer weiß, wo ich als Nächstes eingesetzt werde, jetzt wo sich die Struktur der Armee so dramatisch verändert hat?" Ordo war sich nicht sicher, ob Maze das wörtlich meinte oder damit indirekt ein Gespräch über inoffiziellen, vorzeitigen Austritt anstoßen wollte. Es war schwer zu sagen, ob Maze mit Desertion liebäugelte. Ordo tupfte sich das Gesicht mit einem Tuch ab und trocknete dann sein Messer. „Diese Jungs von der 500. sind einen Tick zu verwegen für meinen Geschmack. Sie werden uns ersetzen, wusstest du das?" „Und was ist mit dir, Ordo?"
„Was soll mit mir sein?" „Karrierepläne? Nein, sag's nicht. Ich weiß nicht, ob es erforderlich ist, dass ich das weiß." Maze wandte sich zum Ausgang. „Zey ist drüben im Jedi-Tempel - ich glaube, es geht um die Neuigkeiten über Grievous. Er wird bald zurück sein, sagt er, aber ich nehme mir für die Nacht frei." Es würde wahrscheinlich das letzte Mal sein, das Ordo Maze sah, aber ein herzliches Lebewohl schien nur Unannehmlichkeiten herauszufordern. Er lauschte, wie die Schritte des ARCs auf dem Korridor verhallten, und fuhr damit fort, sich zu waschen. Jaing hatte recht: Es war eine gute Rüstung, auch wenn sie stellenweise etwas zu aruetyc ausfiel. Er würde sie zurücklassen müssen, sogar den buy'ce. Alle Daten darin waren heruntergeladen und dupliziert worden, und alles, was ihm noch zu tun blieb, um ihn sicher entsorgen zu können - sicher im Sinne zu vieler archivierter Daten -, war das Herausbrechen des Speichermoduls, das er einstecken wollte. Er würde die Ausrüstung hierlassen und die Kaserne in seinem schwarzen Unterzieher und einer Jacke verlassen, um dann auf dem Weg zum Reservoir aus einer anonymen, öffentlichen Lagereinrichtung seine beskar'gam abzuholen. Nein ... er würde das Aratech-Speeder-Bike nehmen, um Zeit zu sparen, und es dann entsorgen. Früher oder später würden sie merken, dass er desertiert war.
Ordo putzte sich gerade die Zähne, als er das CommSignal seines Helms piepen hörte. Leicht verärgert wegen dieser Störung stülpte er den Helm über und fragte sich, ob A'den sich vielleicht meldete oder Etain den Hyperraum hinter sich hatte. Es war eine Sprachmeldung. Und sie kam weder von A'den noch von Etain. „Führt die Order 66 aus." Es war der Kanzler, die Sicherheitschiffrierung bestätigte die Quelle. Ordo besaß ein perfektes Gedächtnis. Alle 150 Notstandsverordnungen für Katastrophenszenarien auswendig zu lernen, hatte ihn so gut wie keine Zeit gekostet, aber jeder ARC, Republic Commando und Klon-commander hatte diese Ordern von Kindesbeinen an gelernt und wiederholt, bis sie sie auf Silben und Kommas genau aufsagen konnten. Manche fanden es mühselig, aber es gehörte zum Job. CSK-Beamte hatten ihre eigene Liste mit Notfallbefehlen, die ihre unterschiedlichen Aufgabenfelder abdeckten, so wie jede Dienststelle und Abteilung der Republik solch ein Handbuch mit Vorgehensweisen besaß, die zur Anwendung kamen, wenn die Dinge gänzlich schiefgingen. Trotzdem erstarrte Ordo. Es war die Order, seine Jedi-Kommandeure zu exekutie
ren. „Jawohl, Sir", sagte er.
18. Order 66: Sollte der Fall eintreten, dass Jedi-Offiziere entgegen den Interessen der Republik handeln und konkrete, nachweislich vom Obersten Befehlshaber (Kanzler) kommende Order vorliegen, werden die Kommandeure der GAR diese Offiziere mit tödlicher Gewalt entfernen, und das Kommando über die GAR geht zurück an den Obersten Befehlshaber (Kanzler), bis eine neue Kommandostruktur etabliert ist - Notstandsverordnungen der Großen Armee der Republik: Befehlseinweisung, Order 1 bis 150, GAR-Dokument BO(KS) 5695
Hemli Tower Boulevard, Galactic City, 2120, 1089 Tage NSG „Alles in Ordnung?", fragte der Akk-Staffelführer und tätschelte sein Tier. Das Patrouillenschiff schob sich langsam die Luftstraße hinunter und behielt die Massen im Auge, die zum ersten Mal seit der Invasion das Nachtleben zu erkunden wagten. Galactic City wollte damit prahlen, wie
derverkaufsoffen zu sein. „Stimmt was nicht?" Darman wusste kaum, wo er anfangen sollte. Er war sich sicher, dass er sich falsch an die Notstandsverordnungen erinnerte und dass Order 66 der Kommandocode zum Herunterfahren des Bankensystems war, um feindliche Computerangriffe zu verhindern. Aber das war reines Wunschdenken. Es war Verzweiflungsdenken. „Aufgabenwechsel", sagte er mit verknotetem Magen. „Die können sich einfach nicht entscheiden." „Genau, wir haben gerade eine Notfallanweisung erhalten", bestärkte ihn Niner. „Könnt ihr uns irgendwo absetzen? Wir müssen unsere eigene Einheit hinzuziehen." Das war natürlich die reinste osik, geboren aus schierer Panik. Was sie tun mussten, wozu sie verpflichtet waren und was von ihnen verlangt wurde, war das Aufgreifen und die Exekutierung eines jeden Jedi, dem sie begegneten. Wenn sie an der Seite eines Jedi dienten, bedeutete dies, ihn auf der Stelle zu töten. Wenn sie allein operierten - war es ein Attentatsfall, sollte ihnen ein Jedi über den Weg laufen. „Klar, kein Problem." Der Beamte lehnte sich ins Cockpit vor. „Vil, kannst du die Jungs bitte absetzen?" Niner schaltete auf private Helmverbindung. „Keine Sorge, Dar. Denk nicht drüber nach. Wir bekommen Etain raus. Jusik - na ja, der ist schon draußen. Keine Sorge."
Wie sollte Etain erfahren, dass für jeden Jedi ein Hinrichtungsbefehl ausgegeben worden war? Sie befand sich noch auf der Durchreise. Sie würde keine CommNachrichten empfangen können, bis ihr Schiff aus dem Hyperraum trat. Wie sollte er sie warnen? Darman aktivierte seine gesicherte Verbindung zu Skirata. Kal'buir meldete sich sofort, als habe er nur darauf gewartet. „Dar?" „Sarge, hast du gehört-" „Ja, habe ich. Order 66. Erst einmal, keine Sorge. Kommt hier herunter, ihr alle, und dann kümmern wir uns um Etain. Okay?" „Wie sollen wir sie warnen?" „Überlass das uns. Jusik und Ordo sind bereits an der Sache dran. Alles schon in Arbeit." Das hätte Skirata auch gesagt, wenn das Ende der Galaxis bevorgestanden hätte. Er glaubte, er könne sich um alles und jeden kümmern. Darman bemerkte jetzt die unruhige Unterhaltung, die sich zwischen den beiden CSK-Beamten abspielte. Der Akk-Führer tippte Niner auf den Schulterpanzer. „Sergeant, unser Einwilligungsbefehl wurde soeben aufgehoben", sagte er. Das Polizeischiff kam auf einer Plattform zum Stehen. „Hat das irgendetwas mit Ihrem
Aufgaben Wechsel zu tun?" „Was?" „Jedi. Unser bestehender Befehl lautet, jedem Ersuchen eines Jedi nachzukommen. Und gerade eben wurde uns gesagt, wir sollen dies verwerfen und umgehend melden, falls wir Irgendeinen Kontakt zu einem Jedi haben." Niner wirkte von außen eiskalt. Nur ein Bruder hätte wissen können, was sich unter dem Helm abspielte. „Natürlich", sagte Niner gelassen. Er hörte sich an wie ein Fremder. „Ich hab ganz vergessen, dass ihr bei einer Änderung des Jedi- Status natürlich betroffen wärt. Ich habe aber keine weiteren Informationen außer meinen Befehlen. Was ist passiert?" Vil, der Pilot, zwängte sich vom Cockpit in den Besatzungsraum. „Putschversuch. Die Oberjedis sind ins Büro des Kanzlers marschiert und haben versucht, die Kontrolle über den Staat an sich zu reißen. Ist das zu glauben?" „Gewaltanwendung?", fragte Darman und fragte sich, wieso ihn die Neuigkeiten nicht weiter schockierten. „Mindestens ein Jedi-Meister ist tot. Kommt und hört euch mal den Commverkehr an. Im gesamten Sektor um den Jedi-Tempel herrscht Chaos. Trooper wurden herbeigerufen, der Laden brennt, die ganze Palette." „Verbrennung von Belastungsmaterial, nehme ich an."
Der Akk-Führer kraulte liebevoll sein Tier. „Wer hätte das gedacht, was, Jossie? Böse Jedi!" „Voll blöd", meinte Niner milde. „Okay, Dar, wir steigen hieraus." Er wandte sich an die Cops und legte kurz zwei Finger an seinen Helm. „Danke für die Vorwarnung. Passt auf euch auf, okay?" Die CSK-Patrouille hob wieder ab, und Darman und Niner blieben allein in einer gewaltig veränderten Welt zurück. „Oh, shab." „Dar, es wird ihr schon gut gehen. Sieh das Ganze wie eine Mission. Wir sind Republic Commandos. Jedi rauszuhauen, wenn sie zwischen die Räder geraten, ist Teil der Berufsbeschreibung." „Aber sie ist nicht irgendeine Jedi. Sie ist mein Mädchen. Meine Frau, wenn sie auf diesen Schwur antwortet. Sie hat mir einen Sohn geschenkt." Niner stieß einen lang gezogenen Seufzer aus und sah sich um, als suchte er nach etwas. „Was sollen wir machen, wenn wir einem anderen Jedi begegnen?", fragte Darman. „Beide Augen zudrücken", erwiderte Niner. „Soll sich doch jemand anders drum kümmern. Die haben inzwischen mehr als genug Trooper am Boden." „Du warst immer so korrekt. Du hast doch nicht etwa
deine Meinung über Desertion geändert, oder?" Darman dachte an die lange Unterhaltung, die sie auf Gaftikar geführt hatten, darüber, ob sie ihre Brüder für ein neues Leben zurücklassen sollten, falls sich eine Gelegenheit dazu ergab. Niner hatte sich bei dem Gedanken so aufgeregt, wie Darman es noch nie zuvor erlebt hatte. „Nein", meinte Niner. „Ihr Jungs - ihr seid alles, was ich habe. Ich bring's nicht fertig, allein zu sein, nicht noch einmal. Ich werde mich nicht von euch trennen lassen. Wird kein gutes Gefühl sein davonzulaufen, aber Kal'buir hat recht, wenn er sagt, dass wir nie einen Diensteid geleistet haben, und allein steh ich's hier nicht durch." Darman nahm seinen Arm und drückte ihn. „Wir stecken da alle gemeinsam drin, ner vod." „Ich werd uns 'ne Transportmöglichkeit requirieren", sagte Niner und ging in die Richtung eines jungen Osarianers, der im Sattel eines großen Speeder-Bikes saß und sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmerte. „Kal'buir und Ordo haben im Moment schon genug am Hals. Hey, Bürger! Ich brauche Ihr Bike. Republiknotfall." Es war schwer, einen Republic Commando zu ignorieren, besonders bei Nacht. Der blau leuchtende, T-förmige Visor wirkte ziemlich einschüchternd, speziell im Kontrast zur mattschwarzen Tarnrüstung. Der Osarianer starrte Niner verblüfft an, dann wanderte sein Blick auf sein DC-17-
Gewehr und dann über seine Schulter, als hätte er etwas am Nachthimmel entdeckt. Darman drehte sich um. Dort loderte ein Feuer. Ein großes. Der Nachthimmel, der sich für gewöhnlich als dichte Masse aus Leuchtschildern und Streulicht präsentierte, die die Sterne auslöschte, zeigte nun eine ausgeprägte, rauchende, orangefarbene Ellipse. Der Jedi-Tempel wurde von Flammen verschlungen. „Äh ...okay, na gut", sagte der Osarianer. „Bekomme ich es zurück?" „An die Adresse, die auf Ihrer Zulassung angegeben ist", log Niner, ohne mit der Wimper zu zucken. Dann drehte er sich zu Darman. „Aufsitzen, Soldat!" Sie flogen los und ließen den hell erleuchteten Vergnügungsdistrikt hinter sich, aber keiner von beiden wusste, wohin sie sollten. Niner fand einen ruhigen Aussichtspunkt hoch oben auf einem Bürogebäude. Dort hockten sie auf dem Bike wie zwei bewaffnete Raubvögel. „Was machen wir, wenn wir wissen, dass Etain gelandet ist?", fragte Darman. „Mit der Schleuder hier können wir sie nur schlecht abholen. Hat nur zwei Sitze." „Wir tun das, was wir immer tun - dynamische Risikoeinschätzung." „Impro." „Genau."
Darman wollte gar nicht wissen, was im Rest der Stadt vor sich ging. Er stellte sein HUD auf begrenzte Leistung, sodass er nur Notfalldaten empfing, und ging auf Nachtsicht. Seine Comm-Verbindung zu Skirata und den anderen ließ er offen. Dann riskierte er, sich in das CommGeschnatter der GAR zu schalten, nur um den Sachen zuzuhören, von denen er eigentlich genau wusste, dass er sie nicht hören wollte. Es herrschte erstaunliche Ruhe. Es gab ein leichtes Auf und Ab an Berichten von überall aus der Galaxis. Die meisten davon drehten sich um Verluste, Anforderungen von Vorräten und - und das beinahe wie beiläufig - gelegentliche Meldungen über die Ausführung der Order 66 an irgendeinem bestimmten Ort und dass Jedi-General Dieserda oder Jedi-Commander Soundso liquidiert worden war. Darman hörte nur einen einzigen Kommentar dazu im offenen Comm-Netz, und dieser stammte von einem KlonTrooper, der von einem Acclamator aus Bericht erstattete: „Ich kann immer noch nicht glauben, dass sie einfach so versucht haben, die Kontrolle an sich zu reißen", sagte er zu einer Einsatzstelle irgendwo. „Das war nicht vorherzusehen. Wie konnten die Jedi uns einfach so verraten?" „Ke narir haar'ke'gyce rol'eta resol", sagte Darman mehr zu sich selbst als zu Niner. Führt die Order 66 aus.
In den Tagen, als er die Liste zum ersten Mal auswendig gelernt hatte, war es eine unscheinbare Order wie jede andere gewesen. Niemand hatte geglaubt, die Jedi könnten zu Feinden werden. Aber wenn das Schlimmste eintrat und sie es doch taten, dann wäre das einfache Einsperren von Wesen mit außerordentlichen Machtfähigkeiten keine Option. Es musste tödliche Gewalt eingesetzt werden. Dasselbe galt für eine ganze Reihe anderer Spezies und Organisationen auf der Notstandsliste, die großartige Verbündete abgaben, bei denen aber sehr viel mehr Aufhaltekraft vonnöten wäre, sollten sie sich als Feinde erweisen. Befehl war Befehl. Und Befehle mussten befolgt werden, sonst würde die Gesellschaft auseinanderbrechen. Es war kein blinder Gehorsam, wie Skirata seinen Commandos sagte, sondern eine bewusste Unterordnung der individuellen Wahlfreiheit, die jeder Soldat in einer Demokratie vollzog. Der Soldat war ein Instrument des Staates, nicht dessen Herr, und der Staat waren die Bürger. Die Bürger fällten ihre Wahl über eine Zivilregierung, und diese Regierung beschäftigte die Armee. Die Armee konnte sich nicht aussuchen, welche rechtmäßigen Befehle sie befolgte. Eine Armee, die diese Entscheidungen selbst traf, unterwanderte die Demokratie und würde letztlich die Regierung stürzen.
Und Befehle - umgehend befolgt - hielten einen am Leben; in Deckung gehen, Feuer einstellen, zurückfallen. Befehle kamen von jenen, die das Gesamtbild im Auge behielten, während man selbst nicht die Möglichkeit dazu hatte: Dieses Bataillon verlegen, aus diesem Sektor zurückziehen, an der Feindflanke vorrücken. Stand man herum und stritt ums Verrecken über ihren Sinn, endete es wirklich im Verrecken, und man starb zusammen mit allen anderen. Darman hatte kein Problem mit Befehlen. Er war nur nicht bereit, seine Frau umzubringen. Das zu tun, hatte er nirgends unterschrieben. Eigentlich hatte er nirgends unterschrieben. Keiner von ihnen. Etain war nicht Teil dessen, was der Jedi-Rat auch immer versucht haben mochte. Ebenso wenig Jusik. Diejenigen, die wirklich versucht hatten, Palpatine abzusetzen nun ja, sie hätten es besser wissen sollen. Die Aufgabe der Großen Armee bestand in der Verteidigung der Republik selbst gegen die Jedi.
19. Ich wette, jetzt wünschen sie sich, sie hätten ein paar Fragen mehr gestellt, bevor sie das Kommando über eine Sklavenarmee angenommen haben. - Spar, ehemals ARC-Trooper A-02, erster Deserteur aus der Großen Armee der Republik, jetzt ein Kopfgeldjäger mit Spezialisierung auf lebende Gefangennahme
Landekorridor für Privatschiffe, Luftraum von Galactic Cityr 2220r 1089 Tage NSG Enacca warf ihren Kopf zurück und johlte protestierend. „Es ist zu spät", sagte Etain. „Wir müssen jetzt landen. Bring uns einfach rein wie geplant und setz mich am Kragget ab. Das ist schon okay." Enacca war damit nicht einverstanden. Sie wollte nur kurz landen, auftanken und gleich Wiederstarten. Zwischendurch konnte sie immer noch bei Skiratas geheimem Liegeplatz stoppen, und Etain konnte „Nein, denn wenn uns irgendjemand folgt, würden wir ihn direkt zu Jusik führen, zu Fi, den Nulls, Dar und ..." Sie
schweifte ab. „Und außerdem bin ich sowieso keine Jedi mehr. Für mich besteht keine Gefahr. Lande einfach. Bitte." Enaccas gebrüllte Warnungen erfüllten die enge Kabine, aber sie tat wie ihr geheißen. Sie setzte die Fähre auf einem Dach nahe dem Kragget ab und bestand darauf, Etain persönlich bis zur Tür zu begleiten. Im Schatten des Eingangs zu einer aufgegebenen Cantina blieben sie plötzlich stehen. „ Enacca - hör zu, ich -" Die Wookiee packte Etains Hand und drückte einen Blaster hinein. Den würde sie brauchen, meinte Enacca, und es bliebe keine Zeit für lange Abschiede. Eines Tages würden sie sich mal Wiedersehen. Dann schritt Enacca davon und verschwand im Schacht eines Turboliftes. Etain riss sich die braune Robe herunter, jene, die sie so deutlich als Jedi auswies, und warf sie über das Geländer des Gehstegs hinunter in die Tiefe des städtischen Abgrunds. Dann ging sie, nur mit ihrer hellbeigen Tunika und Hose bekleidet, seelenruhig ins Kragget. Sie musste sich trotzdem noch gängige Zivilkleidung anziehen. „Hi, Süße", grüßte Soronna sie mit weicher Stimme. Das Restaurant war wie immer voll mit Cops, von denen die meisten genau wussten, wer Etain war. Und sie wussten auch, dass die Jedi auf der Fahndungsliste standen. „Wie-
so kommst du hierher zurück?" „Ich muss meine Klamotten wechseln, schnell." Soronna schob sie in die Küche. Sie schnappte sich die nächstbesten Klamotten, die sie fand, Sachen, die die Köche liegen gelassen hatten, dazu ihren eigenen Mantel und ihre Stiefel, und Etain tauschte ihre grob gewobene, asketische Uniform gegen eine bunte Kombination aus, in der sie aussah wie ein Mädchen, das nicht die nötigen Credits besaß, um modisch herumzulaufen, aber ihr Bestes dafür tat. Ein gewöhnliches junges Mädchen, eine Durchschnittsfrau ihres Alters aus diesem armen Stadtteil. „Perfekt", sagte sie und gab Soronna einen Kuss auf die Wange. „Ich weiß nicht, wie ich dir je dafür danken soll." „Oh, komm einfach irgendwann mal wieder und spül das Geschirr..." Soronna öffnete den Müllverbrenner und warf Etains alte Klamotten und Stiefel hinein. „Ist sonst noch irgendwas in deinem Beutel, das dich verraten könnte, falls du angehalten wirst?" „Ich habe zwei Lichtschwerter, einen Blaster, mein Comlink, mein Datapad und Kads Stofftier." „Bist du wahnsinnig. Schmeiß die Lichtschwerter weg." Eines davon war ihr eigenes. Aber das andere stammte von Meister Fulier, ihrem alten Meister, dem Meister, der getötet worden war, weil er für das eingetreten war, was er für richtig hielt, und das auf recht Unkonforme Weise
für einen Jedi angesichts der gegenwärtigen Maßstäbe. Fulier wäre niemals an diesem Punkt angelangt. Er hätte sich schon geweigert, Klon-Truppen anzuführen. Er hätte herumgestänkert und Meister Yoda mit allerlei wenig schmeichelhaften Betitelungen bedacht und eine Antwort darauf eingefordert, wie sie alle diesen Pfad, ohne mit der Wimper zu zucken, so weit hinunter hatten schreiten können. Sie konnte sein Lichtschwert nicht zurücklassen. Seht Ihr, jetzt wärt Ihr stolz auf mich, Meister. Und dabei bin ich nicht einmal mehr eine Jedi. Und wenn sie seine Waffe bei sich trug, konnte sie ihre ebenso gut auch behalten. Sie würde einfach vorsichtig sein. „Lebwohl, Soronna", sagte Etain und trat durch die Küchentür wieder hinaus ins Restaurant. Noch nie hatte sie sich ruhiger, gewisser und sicherer gefühlt als jetzt. Das schreckliche Reißen in ihrer Brust, das ihr den Atem geraubt hatte, als das Schiff sich sogar noch im Hyperraum befunden hatte, war abgeklungen, und an seiner Stelle spürte sie ein animalisches Verlangen zu leben. Jetzt habe ich so viel, für das es sich zu leben lohnt Und nicht nur ein Ideal. Als sie den Eingang erreichte, stand einer der CSKBeamten auf und versperrte ihr, den Rücken der Transparistahl-Fassade zugewendet, die zur Luftstraße hinauszeig-
te, den Weg. Ihr Magen zog sich zusammen. Dieser Mann würde sie nicht daran hindern hinauszugehen. Aber in jenem Sekundenbruchteil, den sie brauchte, um zu entscheiden, wie sie ihn beiseiteräumen sollte, blickte er über seine Schulter hinaus auf die Luftstraße und dann wieder zurück, während ein GAR-Patrouillenschiff vorbeizog. „Alles sauber, Kleine", sagte er. „Die führen nur routinemäßige Sicherheitspatrouillenflüge mit unseren Jungs durch. Raus jetzt mit dir. Viel Glück." Die Galaxis war voll von guten Leuten. Das durfte sie nicht vergessen. Vom Gehsteg aus konnte sie eine orange leuchtende Rauchfahne sehen, die vom Jedi-Tempel aufstieg. Soweit es die Planetenkrümmung zuließ, war es aus der ganzen Stadt deutlich zu sehen. Flammen leckten immer mal wieder an den vier Ecktürmen hoch und fielen wieder in den wallenden Rauch zurück. Sie nahm sich ein Gleitertaxi in die höheren Ebenen und stieg am BorealiHolotheater aus, wo die dicht gedrängten Massen die beste Tarnung boten. Die wartende Schlange davor hatte ihre Gesichter vom Theatereingang abgewandt, da sich die Besucher derweil lieber das Feuer anschauten. Es war, als dächten sie, der Krieg wäre vorbei und diese Katastrophe wäre ein entfernt liegendes Unterhaltungsprogramm. Auf jedem Gehweg
waren Klon-Trooper zu sehen. Etain klappte ihr Comlink auf, um noch einmal nach neuen Nachrichten zu sehen, für den Fall, dass sie eine übersehen hatte. Sie waren in wildem Mischmasch eingetroffen, gleich nachdem Enacca die Fähre aus dem Hyperraum gebracht und Etains Comlink den Netzwerkknoten angepeilt hatte. Skiratas Nachricht war die erste gewesen: GAR HAT BEFEHL, JEDI BEI SICHTKONTAKT ZU TÖTEN - VERSUCHTER PUTSCH. WINDU TOT. SCHICKE STANDORT, UND WIR EXTRAHIEREN DICH. KEINE RISIKEN EINGEHEN. Eine andere stammte von Darman: HAST DU MEINE NACHRICHT ERHALTEN? Und jetzt hatte Jusik versucht, sie zu erreichen: SAG MIR, WO ICH DICH FINDE. Sie tippte eine Nachricht an Darman ein - ICH HAB DEINE ERHALTEN, DU MEINE AUCH?-, aber sie erhielt sofort eine Netzwarnung, die ihr sagte, dass die Verbindung inaktiv war. Stang. Vielleicht waren die Übertragungsprotokolle der GAR in den letzten vierundzwanzig Stunden ausgewechselt worden. Das wurde gelegentlich gemacht, für den Fall, dass Helmcomlinks in Feindeshände fielen und die CommSicherheit einen Schritt voraus sein musste. Sie würde es später noch einmal probieren. Jusik und Skirata blieben die meiste Zeit außerhalb des GAR-Netzwerks, Etain war sich der genauen Kontrollen durch einige
Trooper in Rüstungen mit blauen Markierungen bewusstdie 501., Männer, die sie normalerweise ausgesucht und mit denen sie sich angefreundet hätte, so wie sie es mit jedem Klon tat, den sie traf. Jetzt beschäftigte sie nur noch der Gedanke, ob sie sahen, dass sie eine Jedi war. Das bin ich nicht Ich bin nicht länger eine Jedi. Sie können mich nicht von einem Nicht-Machtnutzer unterscheiden. Das Büro des Kanzlers würde diesem kleinen Unterschied jedoch keine Bedeutung beimessen. Sie schluckte ein paarmal schwer, versuchte, nicht panisch zu wirken, und tippte eine Antwort an Jusik ein. IN ZIVILKLEIDUNG. BIN OKAY. UNTERWEGS ZUM RVPUNKT. BLEIB BEI DEN ANDEREN. Sie steckte ihr Comlink zurück in ihre Tasche und entschied, der einzige Weg, an der Patrouille vorbeizukommen, bestünde darin, sich wie eine ganz gewöhnliche Bürgerin zu verhalten, welche die Invasion erlebt hatte - verängstigt, verwirrt oder beide^. Sie hatte Kämpfe erlebt, alles, was sie tun musste, war, das Gefühl wachzurufen, ein Schlachtfeld zu überwinden. Ein Putsch. Was dachte sich der Jedi-Rat? Hatten sie es unterstützt, oder war es ein Alleingang Windus gewesen? Andere Fußgänger winkten nach Taxis, aber die meisten sausten besetzt vorbei. Es herrschte ein deutlich höheres
Verkehrsaufkommen aus dem Sektor des Tempels hinaus. Etain näherte sich einem der Trooper, davon überzeugt, dass er, wenn er ihre Verwirrung sah, dies in einer Nacht wie dieser für absolut normal halten würde. „Captain", sagte sie. Es war ein Lieutenant, das war klar erkennbar an den dezenten roten Rangabzeichen auf seinem Brustpanzer, aber ihr Wissen darum hätte Verdacht wecken können. „Captain, ich muss in den Qadranten JZwölf." Das musste sie nicht, aber dieser Quadrant lag nahe genug an ihrem Ziel, ohne dass sie dieses verraten hätte. „Sind die Luftstraßen gesperrt? Was ist los?" Der Trooper sah auf sie herab. Sie spürte ihn in der Macht. Erstrahlte den gleichen kindlichen Eindruck aus, den Darman hinterlassen hatte, als sie ihn das erste Mal gespürt hatte. Ihm war das alles neu. „Kein Grund zur Besorgnis Ma'am", antwortete er. „Ein paar Schwierigkeiten beim Tempel. Ein Putschversuch wurde unternommen, aber jetzt ist alles unter Kontrolle. Sie können gehen, wohin sie wollen, nur die Luftstraßen um den Tempel sind wegen der Rauchverwehungen vorerst gesperrt." Sein Akzent war ein anderer. Er war beinahe wie die Männer, die sie kannte und mit denen sie gedient hatte, aber eben nicht ganz. Sie war jetzt so sensibel für winzige Abweichungen wie die anderen Klone auch.
„Danke, Captain", sagte sie. Ihr Comlink blinkte wieder. Sie hatte eine neue Nachricht von Jusik: WIEDERHOLE: WARTE, BIS ICH DICH ABHOLE. Langsam wurde Etain wütend. Sie hatte jetzt nicht die Zeit, anzuhalten und Nachrichten zu versenden. Sie hatte es nicht weit - fünf oder sechs Klicks, mehr nicht. Sie tippte eine Antwort: BIN OKAY. BLEIB DORT. WO IST DAR? SAG IHM, ER SOLL GEHEN. ERREICHE IHN NICHT. Sie begab sich auf den Weg in den Sektor des Reservoirs. Sie würde zehn Minuten zur Endstation des Speeder-Busses benötigen. Wenn sie sich weiter in der Masse aufhalten würde, wäre alles bestens. Der einzige ungewisse Teil der Reise wäre der Abstieg in die Unteren Ebenen, und das nicht, weil sie als Jedi gejagt wurde, sondern Wegen dem zwielichtigen Abschaum, dem sie dort begegnen würde. Sie spazierte über einen befestigen Platz und fühlte sich in Soronnas geborgten Stiefeln unbehaglich, weil sie ihr etwas zu groß waren und sie in ihnen herumrutschte. Als sie ihre Hand in den Beutel steckte, den sie um die Schulter geschlungen trug, spürte sie das seidige Fell des Stoffnerfs und bemerkte, dass das Wechselbad ihrer Gefühle gar keinen Schock über die Tatsache mit einschloss, dass
Meister Windu versucht hatte, den Kanzler aus seinem Amt zu stoßen. Skirata hatte offensichtlich gute Informationskanäle, aber sie war mehr darüber überrascht, dass es jemand geschafft hatte, Windu während des Versuches zu töten. Aay'han, Notfallreservoir, 2235 „Nein", sagte Skirata streng in das Comlink in seiner Faust. „Wir rennen hier nicht alle wie shabla Irre durch die Stadt. Schaff deinen shebs hier runter, Corr. Und schleif Atin an den Ohren mit, falls nötig. Es ist alles unter Kontrolle. Wir handeln, okay?" „Ja, Sarge, aber-" „Ich liebe dich, Sohn, aber du musst jetzt genau tun, was ich dir sage. Okay?" „Ja, Sarge." Skirata verstand sehr gut, wie Corr sich fühlte, denn auch sein eigener Instinkt sagte ihm, er solle rausgehen und Leute einsammeln. Er war nie gut darin gewesen, die Luken dicht zu machen und abzuhauen, selbst wenn es die vernünftigste aller Alternativen war, weil sie die meisten Leben retten würde. Skirata starrte hoch zur Decke, so als könne er hindurchsehen, wenn er sich nur stark genug konzentrierte, und blickte immer wieder auf die Chro-
noanzeige am Schott. Schließlich konnte er durch die geöffnete Außenluke vertraute Stimmen hören, und endlich ging sein Atem für einen Moment wieder normal. Atin verpasste ihm einen spielerischen Hieb gegen die Schulter. „Ich sagte doch, Rüstungen wegwerfen", tadelte Skirata. „Ich weiß, aber in den Unterziehern sahen wir einfach zu auffällig aus." Corr sah sich in der Besatzungskabine um, seine Daumen in den Gürtel gehakt. „Ist eng, aber ich nehm's." Fi steckte seinen Kopf aus der Kombüse. „Du glaubst, du wärst witzig, aber ich werd dir zeigen, wie's richtig läuft." Nerven lagen blank. Die Scherzereien, jener scharfe, angestrengte Humor, hatte eingesetzt. Skirata konnte den Unterton in ihren Stimmen hören, selbst in Fis. Er ging im Besatzungsraum auf und ab. „Gut, uns fehlen immer noch Etain, Niner, Dar und A'den. Etain ist unterwegs und will nicht brav sein und sich einsammeln lassen - Dar und Niner haben sich seit fünfzehn Minuten nicht mehr gemeldet -und A'den ist, soweit ich weiß -" „Wo ist Ordo?", fragte Fi. „In der Kaserne, ein letztes Mal alles durchsehen, um sicherzugehen, dass wir nichts vergessen haben."
Es wurde eng in dem kleinen Unterseeboot. Sie hatten alle eine Kabine oder Koje, aber Skirata wollte, dass sich jeder, wenn möglich, im Besatzungsraum aufhielt. Hauptsächlich, weil es ihn aufregte, wenn die Leute versuchten, ihm aus dem Weg zu gehen. Er machte sich aber auch Sorgen um Vau. Der alte chakaar hatte die Neuigkeit über Sev in völligem Schweigen und ohne jegliche Regung im Gesicht aufgenommen, und das bedeutete für gewöhnlich, dass es in seinem Inneren in ungesundem Maß gärte. Vau stand am Schott gelehnt und starrte auf seine Stiefel. Mird saß zu seinen Füßen und blickte ihm intensiv ins Gesicht, aber Vau sah das Strill offensichtlich nicht an. „Walon", sagte Skirata. „Kann ich etwas für dich tun?" „ Ich verstehe es", murmelte Vau. „ Es ist mir völlig klar. Shab, warum habe ich das nicht kommen sehen?" Sein Tonfall war ihm so unähnlich, dass es auf dem Deck sofort still wurde. „Möchtest du reden?", fragte Skirata. Es war ein lausiger Zeitpunkt. „Wo liegt das Problem?" „Jango ... Jango hatte Geduld. Jango konnte eine Ewigkeit warten, wenn es sein musste. Und, wayii, wie's aussieht, konnte er auch über seinen Tod hinaus warten." Skirata sah sich unter den untätigen Gesichtern auf dem Deck um. „Bard'ika11, sagte er. „Komm her. Alle anderen geht in eure Kabinen und gönnt euch etwas Ruhe. Wir ha-
ben immer noch eine anstrengende Nacht vor uns." Es war ein Befehl, ganz gleich wie sanft Skirata formulierte, und sie alle begriffen recht schnell. Das Deck leerte sich. Jusik blieb schweigend zwischen den beiden Männern stehen. „Red's dir von der Seele, Walon", forderte Skirata ihn auf. „Komm schon, ner vod." Vau richtete sich auf. „Du hast Jango nie gemocht, nicht wahr?" „Ich mochte ihn genug. Was ich nicht mochte, war, wie es mit ihm endete. Hat sich als toller Mandalorianer erwiesen - war immer fort in den späteren Jahren und genauso schlimm wie die Jedi, wenn es darum ging, nicht hinzusehen, wie seine Klone behandelt wurden. Nein, Shysa ist ein Narr, wenn er glaubt, eine Fett-Dynastie sei das Richtige für Manda'yaim. Ohne ihn sind wir besser dran." „Meinst du?" „Das tue ich. Tut mir leid, aber so ist es nun mal. Bist du auf einmal sein bester Kumpel, oder was?" Plötzlich packte Vau Skirata am Kragen. Shab, er war stark; er hob Skirata beinahe hoch, als er ihn gegen das Schott schob. Sie hatten sich schon oft geprügelt, Blut war geflossen, und sie waren nahe dran gewesen, sich gegenseitig umzubringen, aber Skirata hatte dabei nie erlebt, dass Vau die Beherrschung verloren hätte, nicht ein Mal.
Und das reichte aus, um ihn jetzt zum Schweigen zu bringen. „Verstehst du es jetzt? Tust du es?" Vau stieß die Silben aus wie entweichenden Dampf. Mird kauerte am Boden und winselte leise. „Ich habe es gründlich satt - dein sentimentales Gefasel, Jango hätte uns verraten, indem er Kamino erlaubt hat, seine Gene zu benutzen. Er hat es getan, um die Jedi aufzuhalten. Er hat es getan, um eine Armee zu erschaffen, die stark genug ist, um sie zu Fall zu bringen. Du, mein kleiner Held der Arbeiterklasse, schwafelst immer nur über die Ungerechtigkeit nicht gewählter Eliten - tja, jetzt sind sie weg. Ja, es hat die Leben unserer Jungs gekostet, aber die Jedi sind weg, weg, weg. Und sie werden keine Mandalorianer mehr umbringen, für lange Zeit nicht. Vielleicht nie mehr." Vaus Gesicht war aschfahl, und er zitterte. Dann schien er die fremde Persönlichkeit, die von ihm Besitz ergriffen hatte, abzuschütteln, richtete seinen Kragen und zog die Ärmel seines Fliegeranzugs runter. Er war wieder der eiskalte Adlige. Skirata konnte immer noch keine Liebe oder Schuldgefühle wegen Jango aufbringen, aber plötzlich ergab es Sinn, und er wusste in seinem Innersten, dass es um sehr viel mehr gegangen war als nur fünf Millionen Credits. Ich hätte es wissen sollen. Wieso sonst einen Sohn als
Teil der Bezahlung verlangen? Jango hat alle verloren, die er je liebte oder um die er sich gesorgt hat, wieder und wieder. Und am Ende hatten ihn die Jedi doch getötet. Falls Boba ihm in irgendetwas außer seinem Aussehen nachkam, dann hätte er jetzt einen ungeheuren Rachedurst und keine Jedi, an denen er ihn stillen konnte. „Du hast mir nie erzählt, was du auf Kamino angestellt hast, bevor der Rest der Cuy'val Dar aufgetaucht ist", sagte Skirata und tat so, als würde er Vaus Ausbruch spielend abtun. „Also was willst du mir noch alles erzählen" Shab, sie mochten nicht von Kindesbeinen an die besten Freunde gewesen sein, aber sie standen sich so nahe, wie es Mando'ade nur möglich war. Vau schuldete ihm etwas Ehrlichkeit. „Warst du auch noch der galaktische Meister im Freistiltanzen?" Vau wich Skiratas Blick einen Moment lang aus, aber er sah zu Jusik. „Ich hätte bei Galidraan dabei sein können, aber ich war es nicht, und das habe ich nie vergessen. War nicht mein Kampf. Hätte es aber sein sollen." „Und du könntest jetzt auch tot sein. Bard'ika, falls du es nicht weißt-" „Oh, ich weiß, was auf Galidraan passiert ist", sagte Jusik. „Ich weiß, die Jedi haben Jangos gesamte Armee
ausgelöscht." Er machte eine Pause. „Und ich weiß, dass Jango auch Jedi mit bloßen Händen umgebracht hat, denn ich habe mal mit einem Jedi gesprochen, der dort war." Vau nickte zustimmend. „Siehst du? Wenn du Jedi beseitigen willst", sagte er, „dann braucht es dazu Männer wie Jango. Nur seine Klone, ausgebildet von ihm und von Männern und Frauen wie ihm. Deswegen wusste er, dass es getan werden musste. Er konnte sie nicht alle alleine ausmerzen, aber er wusste, dass eine ganze Armee von Jangos es schaffen konnte." Skirata dachte an all die Schmähungen, die er über Jango abgelassen hatte. Er kannte den Mann; er hatte mit ihm gekämpft, im wahrsten Sinne des Wortes, und er hatte auch kameradschaftliche Momente mit ihm erlebt. Der Gedanke, dass er ihm vielleicht einen schlechten Dienst erwiesen hatte, war eine Schuld zu viel. Er verdrängte es. Wenn Jango auf lange Sicht gespielt hatte, dann hatte Skirata davon nie Wind bekommen. Er wusste, dass es um mehr als nur Credits gegangen war. Er hatte gesehen, wie Jango in den frühen Jahren seinen Boba gewiegt hatte und dass sich dieser Mann einen Sohn ebenso sehr gewünscht hatte wie jeder andere auch. Daher hatte Skirata nie nach einem Motiv gesucht, das darüber hinausging. Es war das einzige Motiv, das Skirata gehabt hätte. „Ich nehme alles zurück", sagte Skirata. Wie sich ent-
schuldigen? Wo soll ich anfangen bei der ganzen osik, die ich jetzt bewältigen darf? „ Ich war im Unrecht über Jango." Jetzt weiß ich auch, weshalb Shysa um jeden Preis will, dass Jangos Erbe weiterlebt Vau zuckte mit den Schultern. „Ich habe ihn einmal enttäuscht." Vau würde das Gefühl, versagt zu haben, niemals abschütteln können, das Erbe seines niederträchtigen Vaters. Und dem eigenen Willen zum Trotz hatte er es auch seinen Klonen eingeflößt. „Aber ich werde ihn nie wieder enttäuschen." „Geh nicht zu hart mit dir ins Gericht. Ich hätte auch bei Galidraan dabei sein sollen." „Ich weiß", erwiderte Vau. „Deswegen habe ich dich für die Cuy'val Dar ausgewählt." Skirata rang mit der magenumwühlenden Erkenntnis, dass er Vau nicht einmal halb so gut kannte, wie er geglaubt hatte. Er hat mich ausgewählt. Shab, er hat mich ausgewählt. „Gut, Walon, beantworte mir eine Frage, ja? Keine osik. Wollte Jan-go mich dabeihaben?" „Wir haben alle Mitglieder sorgfältig durchgesprochen." „Sprich nicht wie ein shabla Verwaltungsbeamter mit mir. Wollte er mich dabeihaben?“ Vau zögerte einen Moment. Ausbrüche und Zögern in
einer Nacht, welch eine Zeit der Offenbarung. „Du weißt ja, wie Jango war. Er konnte sich die Leute zur Brust nehmen und dann ganz vernünftig werden. Spielt das jetzt noch irgendeine shabla Rolle?" „Nein, Walon, tut es nicht." Skirata wusste, dass alles, was Vau über ihn gesagt hatte, zutraf: Schläger, Dieb, Mörder, unkultivierter Taugenichts und viel zu emotional. Aber er wusste, wie man kämpfte - jederzeit gegen alles und jeden -, und er wusste, wie man liebt. Es gehörte ebenso zu den Überlebenstalenten wie der Umgang mit einer Klinge oder zu wissen, wie man einen vheh'yaim baut, einen Unterschlupf im Feld. Das ist die Gabe. Das ist es, was mich meine beiden Väter gelehrt haben. Er reichte Vau seine Hand. „Walon, was immer wir vor diesem Augenblick gesagt oder getan haben - es ist nicht von Bedeutung. Cin vhetin. Ein unberührtes Schneefeld." Vau sah ihn für einen Moment ausdruckslos an. Mird knurrte. Vielleicht wusste er, wie gefährlich nahe am Rande seiner Möglichkeiten Skirata in diesem Augenblick wandelte, aber das zerklüftete, humorlose Gesicht wurde für ein paar verräterische Sekunden weich. „Cin vhetin." Er packte Skiratas Arm mit schraubstockartigem Griff. „Mhi vode an, ner vod." Vau wirkte geläutert. Er klatschte gegen seinen Oberschenkelpanzer, und Mird folgte ihm in die Kombüse.
„Tut mir leid das Ganze, Bard'ika", sagte Skirata. Es war sicher nicht leicht für den Jungen gewesen, gerade in dieser speziellen Nacht all die Feindseligkeiten über die Jedi zu hören. Er mochte ihnen den Rücken gekehrt und stattdessen die beskar'gam angelegt haben, aber sie waren seine Familie gewesen, und manche von denen, die heute ihren Tod gefunden hatten, mussten Freunde von ihm gewesen sein. Auch Jedi waren lebendige Wesen. Manche mochten bekommen haben, was sie verdienten, aber andere waren wahrscheinlich ebenso anständig wie Etain und Jusik. „Wir sind müde, alte Männer und hegen müden, alten Groll." Jusik sah auf seinen Chrono und dann auf sein Comlink. „Musste wohl gesagt werden." Er schüttelte langsam den Kopf. „Ich werde später versuchen, einen Sinn drin zu sehen ... vielleicht. Aber... okay, ich verstehe Fetts Rache. Aber wenn die ganze Große Armee nur ins Leben gerufen wurde, um den Jedi-Orden zu vernichten, dann hätte Fett allein das nicht schaffen, ja nicht einmal anleiern können. Warum stellt niemand diese Frage? Wer hat die Armee zuerst geplant? Wer hat sie finanziert? Und was hat Fett mit der zweiten Welle, den Cen-tax-Klonen und der riesigen neuen Flotte, zu tun? Worin besteht die Verbindung zwischen dem Kanzler und dem Jedi-Plan?" Das war eine shabla gute Frage.
Und sie würde noch warten müssen. Skirata griff zu seinem Comlink. „Dar? Niner? Was ihr auch grade tut, werdet fertig und kommt zum RV-Punkt. Das Manöver ist zu Ende. Es ist vorbei." Area-Kaserne, Sondereinsatzbrigade HQ, 2240 Ordo beendete seinen Kontrollgang durch den Unterkunftsblock, zufrieden, dass Omega nichts Törichtes oder unabsichtlich Belastendes in ihren Quartieren zurückgelassen hatten. Sie waren clevere Burschen, aber schon die kleinste Einzelheit hätte eine Verbindung zu einer Spur sein können, die schließlich nach Kyrimorut führte oder - noch schlimmer - zu der Entdeckung, dass Etain und Darman ein gemeinsames Kind hatten. Kal’buir stand bereits auf Palpatines Liste, weil er ihm Ko Sais Daten vor der Nase weggeschnappt hatte. Man musste kein Genie sein, um zu erraten, dass Mandalore ein potenzielles Schlupfloch war. Aber Manda'yaim war ein großer, unbelebter Planet, größtenteils noch wild und unberührt, und niemand konnte so gut verschwinden, wie Mando'ade, wenn sie es drauf anlegten. Ordo wechselte in seine rote mandalorianische Rüstung, seine beskar'gam. Es war der Schlussstrich seiner
Trennung von der Großen Armee der Republik, die ihn sowieso niemals gefragt hatte, ob er dienen wolle. Er ließ seine ausgezeichnete, weiße ARC-Trooper-Rüstung als wohlgeordneten Stapel auf der Pritsche, gab dann aber doch nach und nahm den Helm und den rot getrimmten, grauen Kama. Es geschah aus reiner Sentimentalität. Er hätte nie geglaubt, dass er so an seinen Erinnerungen hing. Einen Ort gab es noch auszuräumen, nur für den Fall: Arligan Zeys Büro. Ordo trat aus dem Turbolift, seinen ARC-Deckel in den Kama gewickelt wie einen Sack Kriegsbeute und den roten Mando buy'ce in der anderen Hand. So fand er sich in widerhallender Leere wieder. Ferne, körperlose Stimmen des Comm-Verkehrs trieben aus der Einsatzzentrale durch den Korridor. Der gesamte Kommando- und Kontrollbereich war ins GAR HQ verlegt worden, aber niemand hatte den Raum abgeschaltet. Es war, als hätte die SE Brigade plötzlich aufgehört zu existieren. Die Sondereinsatzbrigade war ein Projekt der Jedi gewesen. Nun waren die Jedi tot und fort, vom Tempel bis zu den belagerten Planeten des Äußeren Randes, wo sie auf der Stelle erschossen wurden. Bestens. Niemand stört. Ordo aktivierte Zeys Computer, umging alle Sicherheitssperren und fing an, die Daten auf sein eigenes Päd zu la-
den, während er sie gleichzeitig für immer aus dem System der Republik löschte. Es war egal, was alles dabei war. Falls es irgendetwas sein sollte, das Kyrimo-rut gefährden konnte, so war es besser, gleich den ganzen Batzen zu vernichten. Fünf Minuten. Kal'buir, du hast dich noch nicht gemeldet Ich werde mich melden, wenn Das Geräusch von Stiefeln, die draußen über den pleekhölzernen Boden schlurften, weckte seine Aufmerksamkeit. Er hatte nicht erwartet, General Zey heute Nacht hier anzutreffen, und Zey, so schien es, hatte definitiv nicht erwartet, einem Man-dalorianerzu begegnen, der seinen Schreibtisch durchforstete. Der General füllte den Türrahmen aus, zerzaust und rauchverschmiert. Blut war in einem dünnen Rinnsal von seiner Stirn bis ans Kinn geronnen. Sein linker Arm hing schlaff hinunter. Jemand hatte ihn beinahe umgebracht. Ordo versuchte etwas Mitgefühl aufzubringen. Aber Zey stand außerhalb der kleinen Gruppe von Wesen, zu denen Ordo seine Bande entwickelt hatte, und er akzeptierte, dass er sein intellektuelles Verständnis für Zeys Schwächen und Tugenden nicht in das Gefühl umwandeln konnte, dass hier jemand stand, den er liebte und um den er sich sorgte. Er musste reichen, wenn er ihn nicht umbrach-
te. „General", sagte Ordo. „Ich bin gleich wieder weg. Halten Sie es für vernünftig, hierzu sein?" „Ordo?" Ordo nahm seinen Helm ab, wobei er sich fragte, ob dies einen Unterschied dabei machte, dass der Jedi ihn erkannte. Das schien er nämlich immer. „Verstecken Sie sich, solange sie noch können." „Sie haben uns umgebracht... uns alle umgebracht... Warum?" Ordo stand auf, steckte die Datenchips ein und klemmte sich seinen Helm unter den Arm. Herrschaft war eine seltsame, sich verlagernde Angelegenheit. Als kleines Kind war Ko Sai für ihn die Herrin über Leben und Tod gewesen, und dann wurden die Jedi zu seinen Herren -oder hatten dies zumindest geglaubt -, und jetzt war die eine und waren die anderen tot. Am besten war es, sein eigener Herr zu sein, ohne jemanden herumzukommandieren, denn früher oder später kamen diejenigen, auf denen man herumgetrampelt hatte, zurück, um einen zu holen. „Befehle", sagte Ordo. „Haben Sie nie die Notstandsverordnungen der GAR gelesen? Sie sind im Hauptcomputer gespeichert. Ich vermute, niemand glaubt, Notstandsverordnungen würden jemals gebraucht werden." Zey lehnte sich keuchend gegen den Türrahmen, als
würde er gleich zusammenbrechen. „Aber warum?" „Weil", antwortete ihm Maze' Stimme vom Korridor aus, „Sie weder das Recht noch den Posten innehaben zu entscheiden, wer die Republik führt. Wer hat euch gewählt?" Ordo hörte das Klicken und Sirren einer Pistole. Es war Zeit zu gehen. Das hier war nicht mehr sein Krieg und auch nicht seine Welt. Er nahm seine Sachen, ging ein paar Schritte in Richtung der Tür und fragte sich, was wohl geschehen würde, wenn er Zey aus seinem Weg schieben musste. „Maze, was wirst du jetzt tun?", fragte Ordo. „Ich habe noch nie einen Befehl verweigert", erwiderte der ARC-Captain. Zey schien nicht die Kraft zu haben, sich umzudrehen und seinen ehemaligen Adjutanten anzusehen. Er schloss einfach seine Augen und wartete auf den Gnadenstoß. „Was sollte ich denn tun? Wählerisch vorgehen? Darin liegt die Ironie. Die Jedi glaubten, wir seien ausgezeichnete Soldaten, weil wir so diszipliniert sind und Befehle befolgen, aber wenn wir alle Befehle befolgen und es sind rechtmäßige Befehle, vergiss das nicht -, dann haben wir sie plötzlich verraten. Man kann nicht beides haben, General." Zey brachte unter Mühen die Kraft auf, sich zu seinem Schreibtisch zu schleppen, über dem er zusammensackte.
Ordo legte seine beiden Helme ab, um dem Mann in seinen Sessel zu helfen. Maze trat hinzu. Er hielt den Blaster in seiner Hand, legte aber nicht damit an. Er hatte nicht auf Zey geschossen, der Geruch einer abgefeuerten Waffe klebte nicht an ihm. „ Ich muss jetzt wirklich los, General", sagte Ordo. Aber er musste es wissen. „Sagen Sie mir nur eines: Ist es wahr, dass Windu und Yoda versucht haben, Palpatine abzusetzen?" Zey hob den Kopf, und in sein Gesicht standen Furcht und Pein geschrieben. „Er ist ein Sith. Seht ihr das nicht? Ein Sith\ Er übernimmt die Regierung, er besetzt die Galaxis mit seinen neuen Klonen, er ist böse ..." „Ich sagte: Ist es wahr?" „Ja! Es war unsere Pflicht als Jedir Ihn aufzuhalten." „Was ist ein Sith?", fragte Maze. Jango Fett war nicht besonders gründlich in der Unterrichtung seiner Alpha-ARCs gewesen oder vielleicht hatte er die Sache nicht mit sektiererischen Bagatellen noch verworrener machen wollen. „Wie ein Jedi", erklärte Ordo. „Nur auf der anderen Seite. Vor Tausenden von Jahren haben die Mandalorianer für sie gekämpft, aber am Ende wurden sie von ihnen gelinkt Wir wurden von den Jedi gelinkt. Alles in allem also eine strittige Sache für uns."
„Palpatine ist wahrscheinlich derjenige, der euch erschaffen hat", sagte Zey. Er hatte Glück, dass er immer noch atmete. Ordo war sich nicht sicher, weshalb Maze ihn noch nicht umgelegt hatte. „Wieso konntet ihr nicht erkennen, was er war?" „Warum konntet ihr es nicht mit euren Machtsinnen erschnüffeln?", fragte Ordo. „Und warum zum shab habt ihr nie gefragt, wo wir herkamen?" Ordo hatte genug. Er ging davon. Auf halbem Weg den Korridor hinunter hörte er immer noch, wie Maze Zey bat, friedlich mitzukommen, weil er ihn verhaftete, weil er vielleicht noch eine Verhandlung bekommen würde. Armer Maze! Er glaubte immer noch die ganze politische osik, die er las, wenn er dienstfrei hatte. So funktionierte die Welt nicht. „Ich bin bereits tot", sagte Zey. Seine Stimme wurde schwächer. Ordo hatte erwartet, dass er bis zum Tod kämpfen würde. „Bitte, tu es. Ich weiß, es steckt keine Bosheit in dir. Beende es für mich. Ich weiß, was passiert, wenn er mich kriegt." Ordos Zeigefinger drückte auf die Schlüsseltaste bei den Haupttüren, um sie ein letztes Mal zu öffnen. In der totenähnlichen Stille konnte er gerade noch das Ende der Unterhaltung mit anhören. „Es tut mir sehr leid, Sir", sagte Maze. „Aber wenn das
ein Befehl ist..." Ein Blasterschuss zerriss die stille Luft. Armer Zey, armer Maze. Am Ende wurden alle nur benutzt. Außer uns, dachte Ordo. Außer uns.
20. Ich zögerte einen Moment, als ich die Order 66 erhielt denn das Letzte, womit ich gerechnet hätte, war ein Putsch der Jedi. Ob ich mich verraten fühlte? Und ob! Ich dachte an all die Männer, die unter Ki-Adi-Mundis Kommando gestorben sind, und wenn ich gewusst hätte, dass er und seine Kumpels sich dazu rüsten, die Arbeit der Separatisten zu übernehmen und die Regierung zu stürzen, dann hätte ich ihn schon viel früher als Verräter erschossen. Er hat das Vertrauen von jedem Einzelnen von uns missbraucht - Klon-Commander Bacara, ehemaliges Mitglied der Galactic Marines
Galactic City, 2250,1089 Tage NSG „Dar, sie ist nicht hier", sagte Niner. Sie flogen die Luftstraße beim Ho-lotheater auf und ab, aber Darman konnte Etain nirgends entdecken. „Ist schon eine Weile her, dass sie hier war. Du weißt, wie viel Strecke sie machen kann. Gib es auf."
„Das kann ich nicht", erwiderte Darman. Er überprüfte immer wieder sein Comlink. Ihre Nachrichten hatte er inzwischen empfangen, und aufgrund dessen, was Jusik ihm erzählt hatte, konnte er auch ungefähr den Übertragungspunkt ermitteln; Sie war aus dem Kragget gekommen. Der Comm-Verkehr auf den CSKKanälen machte ihm Angst. Mit trockenem Mund und pochendem Herzen lauschte er den Leitern der Kontrollzentren, die mit eingehenden Meldungen und Aufgabenzuweisungen für die Patrouillen jonglierten. „... alle Einheiten, Ausschau halten nach Jedi, jungem Jedi, möglicherweise verkleidet... nicht nähern, wiederhole, nicht nähern, bewaffnet und gefährlich, sofort militärische Unterstützung anfordern ... trägt vielleicht keine Zöpfe, wiederhole, Erkennungsmerkmale vielleicht entfernt... Verstanden, Fünf-Sieben ... Nein, Anzahl unbekannt... ja, bestätige, es wird von Brandstiftung ausgegangen, Branduntersuchungsmannschaft benötigt Zugang und militärische Eskorte, bitte verständigen ... Vertrauliches Material wurde vernichtet ... Jedi versucht vielleicht mit hochsensiblen Sicherheitsdaten zu fliehen, also oberste Priorität... Büro des Kanzlers ... Militär hat Befehl, bei Sichtkontakt zu schießen ... gesuchte Person, männlich, TeevanerVeld, Vorname Tru, nicht nähern, sofort Unterstützung durch die 501. anfordern ..."
Jaller Obrim hatte sich bei Skirata gemeldet, um ihn wissen zu lassen, dass einer seiner Männer mit Etain gesprochen hatte, als sie gegangen war. Wenn sie den direkten Weg zu Fuß nahm, dann wäre sie höchstwahrscheinlich hier vorbeigekommen. Falls sie ein Taxi genommen hatte, wäre sie inzwischen beim RV-Punkt, aber Skirata hatte sie immer noch nicht gesehen. „Warum meldet sie sich nicht einfach?" Niner klang gereizt. „Weiß sie denn nicht, dass wir rauskommen und nach ihr suchen?" „Sie ist wie Kal'buir. Sie glaubt, wenn sie sagt, wir sollen es nicht tun, würden wir es auch sein lassen." Darman war jetzt am Verzweifeln. Er wusste, dass Skirata auf sie warten würde, bis Mustafar einfror, aber je länger sie sich dort draußen aufhielt, desto wahrscheinlicher war es, dass sie Probleme bekam. „Sie trägt zivil", meinte Niner. „Sie sieht nicht aus wie eine Jedi. Solange sie nicht irgendeinem Trooper mit ihrem funkelnden Stöckchen vor der Nase rumfuchtelt, wird ihr schon nichts passieren." „Sie hat angenommen." „Was? Was hat sie angenommen?" „Wir haben das Heiratsversprechen ausgetauscht. Es gilt auch über Comlink, weißt du? Es ist rechtsgültig." Niner schien nicht zu wissen, was er sagen sollte. Er
schwang das Bike herum und flog in Richtung Reservoir. „Was tust du?" „Die Zeit ist um, Dar. So bereiten wir Kal'buir nur noch mehr Kopfzerbrechen." Niner klickte sein Helm-Comlink an. „Sarge? Niner hier. Wir kommen wieder rein." Skirata antwortete umgehend. „Ich hab Ordo auf die Suche nach ihr geschickt. Sie ist okay. Sie bleibt bloß unter dem Radar. Jusik meinte, er könne sie spüren. Shab, werde ich der in den shebs treten, wenn ich sie in die Finger kriege. Uns solche Angst einzujagen." „Siehst du, Dar", meinte Niner. „Hab dir doch gesagt, du sollst dir keine Sorgen machen." „Lass mich doch. Wenn wir am RV-Punkt sind, können wir dann oben warten, damit ich sie kommen sehen kann?" Niner beschleunigte in Richtung Reservoir „Natürlich." Der Standort war nicht schwer zu finden, selbst ohne die globale Positionierung ihrer HUDs. Das Notfallreservoir mochte für die meisten Coruscanti eine unsichtbare und vergessene Einrichtung sein, aber auf ihrer Spitze saß ein großer, plattenförmiger Turm - Teil des Pumpensystems -, und als das Bike sich auf hundert Meter näherte, sah Darman einen periodisch blinkenden Infrarotpunkt auf seinem HUD. Das Signal blinkte sehr regelmäßig und wurde
ausgestrahlt, um jemanden auf sich aufmerksam zu machen, und als sie sich vorsichtig näher kamen, erwies es sich als CSK-Gleiter, der auf dem Dach parkte. „Osik." Die CSK gehörte seit ein paar Jahren zu den zuverlässigsten Freunden der Klone. Darman wusste nicht, weshalb er sich jetzt unwohl fühlte, als er sie sah. Der Einwilligungsbefehl. Der CSK war gesagt worden, dass die Jedi nun zu den bösen Jungs gehörten, und nicht alle von ihnen arbeiteten im weiten Einflussbereich von Captain Obrim. „Überlass das Reden mir, Dar." Niner brachte das Bike gegenüber dem Polizeigleiter zum Stehen. „Alles okay." Das Seitenfenster des Gleiters öffnete sich. „Kommt schon", rief Jaller Obrim und ließ seinen Arm aus dem Fenster hängen. Mit einer Schnittbewegung über seine Kehle gab er ihnen zu verstehen, dass sie ihre Comms abstellen sollten. „Ich kann hier nicht die ganze Nacht rumsitzen. Runter mit euch." „Captain, Sie haben uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt." „Ich bin hier, um drauf zu achten, dass ihr alle wegkommt, okay? Sagt Kai nicht, dass ich hier bin. Ihr seid doch nicht auf seiner Frequenz, oder? Ich habe gesagt, ich würde mich von ihm fernhalten, jetzt da Palpatine hinter ihm her ist. So und wo
ist jetzt eure Frau? Habt ihr ihr nicht gesagt, sie solle ihr Comlink offen halten?" Darman konnte in der Nähe den Antrieb eines LAAT/i hören. Eine GAR-Patrouille näherte sich. Es war ein Geräusch, das jeder Klon auf Abermillionen Klicks erkannte, denn es verhieß ein Kanonenboot, das willkommene Luftunterstützung bedeutete oder die Extraktion aus der Schusslinie. Er konnte sich allerdings nicht erklären, weshalb das Kanonenboot hier draußen patrouillierte und nicht auf den Verkehrsstraßen. „Die CSK arbeitet mit den GAR-Patrouillen zusammen", sagte Darman. „Sie sollten das wissen - wieso treiben die sich hier rum?" Obrim zeigte mit dem Daumen über seine Schulter. „Was liegt denn da hinter mir?" Darman sah auf seine HUD-Holokarte. „Monit Town, das Tibanna-gas-Lager und der Kanzler-Palp-Raumhafen." „Korrekt. Und der Jedi-Tempel steht dazu wie?" „Ah." Der RV-Punkt lag beinahe auf dem direktem Weg von dem einen Ort zum anderen. Darman konnte das orangefarbene Leuchten sehen, das Feuer brannte noch immer. „Verstehe." Obrim deutete auf das Comlink, das auf der Konsole seines Gleiters lag. „'ne ganze Menge der Junior-Jedi sind aus dem Tempel geflohen, als er in Flammen aufging, und
die Logik sagt, dass sie wohl versuchen werden, den Planeten über einen stark bevölkerten Ort wie die Raumhäfen zu verlassen. Deshalb lassen sie die Truppen alle wahrscheinlichen Routen überwachen." Er rieb sich mit einer Hand die Augen. „Ich hab gehört, sie hätten den Laden selbst angesteckt. Keine Ahnung, warum sie es loswerden wollten, aber der Brandschutz konnte das Archiv nicht retten. Der Kanzler ist ziemlich wütend deswegen." Darman hatte bereits davon gehört. Er war schockiert, dass die Jedi so etwas Wahnwitziges durchzogen, obwohl Skirata ihnen immer wieder gesagt hatte, wie korrupt die Jedi seien. Auf Kamino hatten sie immer recht neutral über die Jedi gesprochen, und das starke Misstrauen der Mandalorianer ihnen gegenüber war ihm damals nie aufgefallen. „Was, wenn die Patrouille Etain aufgreift?" „Dann werde ich es ihnen ausreden müssen, oder? Aber es gibt keinen Grund, weshalb sie sich aufgreifen lassen sollte." Darman nickte. „Danke, Captain." Sie warteten. Die Latte zog über sie hinweg, und ihre Suchscheinwerfer glitten über die Dächer und Turmspitzen der Pumpstation, während sie auf den Raumhafen zuflog. Soweit es die LAAT/i-Besat-zung betraf, waren sie nur eine Commando-Patrouille, die anhielt, um sich mit einem Kameraden von der CSK zu unterhalten. Darman hoffte,
sie würden nicht bemerken, dass das Speeder-Bike kein reguläres GAR-Fahrzeug war. Dann klickte sein Helm-Comlink. „Dar?" „Et'ika!" „Wo bist du?" Darman hörte Niner laut aufatmen. „RV-Punkt", antwortete Darman. „Wo bist du?" „Ungefähr fünf Minuten zu Fuß vom ShinarcanBrückenanbau. Ich kann einen ziemlichen Massenauflauf bei den Toren zum Einkaufszentrum sehen. Irgendeine Idee, was da los sein könnte? Ich muss nämlich dadurch." „Warte kurz", antwortete Darman. Er wandte sich an Obrim. „Sie kommt an der Shinarcan-Brücke vorbei. Wieso herrscht da so ein Gedränge?" Das Cockpit von Obrims Gleiter wurde von einer Holokarte erleuchtet, die Informationen aus dem CSKKontrollzentrum anzeigte. Er las sie sorgfältig, während auf seinem Gesicht rote und gelbe Lichter tanzten. „Ist ein Sicherheitskontrollpunkt. Sie leiten den gesamten Fußgängerverkehr in dem Bezirk dort hindurch. CSK- und GARPersonal im Einsatz, reine Routine, sie braucht einfach nur durchzugehen. Ist nicht so, als hätten wir einen JediDetektor oder so was." „Hast du das mitbekommen, Et'ika?"
Niner machte ungeduldige Geräusche, dieses ärgerliche Klicken der Zähne, genau wie Skirata. „Ich schlage vor/wir gehen da runter und passen auf, dass sie auch gut durchkommt." „Das könnte ich übernehmen", meinte Obrim. „Aber Sie sind der Chef der Anti-Terror-Einheit", erwiderte Niner. „Jeder kennt Sie. Die werden Fragen stellen." „Meine Jungs stellen keine Fragen. Sie hören, sehen und wissen gar nichts, solange es nicht in unserem Interesse ist, dass sie es tun." „Ich meinte uns damit. Ich meinte die GAR." Niner startete das Bike. „Das Gute an uns Klonen ist, dass wir jeder von uns sein könnten." „Et'ika, wir kommen und holen dich auf der anderen Seite des Kontrollpunkts ab", sagte Darman. „Mach langsam. Geh ganz gemächlich oder so." Skiratas Stimme unterbrach die Verbindung. Darman nahm nicht an, dass er mitgehört hatte. „Was treibt ihr beiden eigentlich?" „Kal'buir, wir helfen Etain nur über die letzte Barriere hinweg." „Hatte ich euch nicht gesagt, ihr sollt hierhinunterkommen? Okay-ganz locker und zwanglos." Niner schaltete auf private Comm-Verbindung. „Der wird uns seinen Stiefel ganz schön in die shebse rammen,
wenn wir zurückkommen. Das hat ihn echt verärgert." Das war es wert. Schon in ein paar Minuten würden sie die Antriebe der Aay'han starten können, und alle Komplikationen wären vergessen. Als sie über der Brücke in Sinkflug gingen, konnten sie den Strom der Passanten sehen, die um den Kontrollpunkt herumstanden und darauf warteten, durchgewinkt zu werden, und zwischen den abgestellten Patrouillenfahrzeugen war noch ein passender Platz frei. Niner landete, als handelte es sich um reine Routine. Es waren keine CSK-Beamte zu sehen, aber die Trooper der 501. mit ihren unverwechselbaren blauen Markierungen standen herum und sahen sich jeden an, der den Kontrollpunkt passierte. Sie waren bewaffnet und sahen aus, als wäre nicht mit ihnen zu spaßen, aber sie schienen niemanden anzuhalten und zu durchsuchen. Niner und Darman stellten sich auf, als wäre mit ihnen ebenso wenig zu spaßen. Ein DC-17 sah nach mehr Feuerkraft aus als die langen Gewehre der Trooper, und das Speeder-Bike schien niemand zu beachten. Sie waren Commandos, und der Rest der GAR hielt sie bestenfalls für exzentrisch und schlimmstenfalls für eine undisziplinierte Bande von Schlägern. „Da kommt sie", sagte Niner. Zwanzig Meter trennten Darman jetzt von Etain. Er blickte über das Meer aus Fremden und sah inmitten die-
ser Masse nur ein Wesen: Et'ika. Sie erblickte ihn und sah gleich wieder weg, um nicht einem Lächeln nachzugeben. An Bord der Aay'han, RV-Punkt, 2255 „Genug!", sagte Skirata. „Ich gehe sie jetzt holen. Diese Warterei halte ich nicht aus." Jusik setzte seinen Helm auf. „Okay, aber ich bleibe an den Comms und lasse die Antriebe im Leerlauf. Nur für den Fall." „Ordo steuert." „Ich weiß, aber falls er aus irgendeinem Grund rennend hier ankommt und wir es wirklich eilig haben abzuzischen, dann habe ich schon alles vorbereitet." Jusik war ein gerissener, kleiner Planer. Skirata klopfte ihm auf die Schulter. „Gut überlegt", sagte er. „Kann ich dein Lichtschwert haben?" Jusik zögerte, gab es ihm aber dennoch. „Verlier es nicht. Und wozu überhaupt?" „Trophäe. Damit es so aussieht, als wäre ich da, um Jedi zu töten und nicht, um eine bei ihrer Flucht zu eskortieren. Tut mir leid, Bard'ika. Das ist für keinen von uns schön." „Pass bloß auf deine Pfoten auf."
Skirata wackelte mit seinen Fingern, „Beskarimprägniert..." „Wir kommen auch mit", sagte Corr. „Wir sind große, starke Jungs, du nicht. Und wenn's haarig wird, brauchst du Unterstützung." Skirata blieb keine Zeit für Streitereien. „Was ist eigentlich aus Jawohl, Sergeant! Sofort, Sergeant!' geworden? Okay, kommt schon." Sie mussten Vaus Gleiter nehmen, weil zwei Commandos und ein Mando in schwerer beskar'gam nicht auf ein Speeder-Bike passten. Als Skirata hinunter zur Brücke schaute, konnte er die Fußgänger sehen, die durch den Rückstau des Engpasses einen riesigen Auflauf am Kontrollpunkt bildeten. Sie setzten zwischen zwei GARAngriffsschiffen auf. Die nahmen viel Platz auf der Brücke ein, was nicht gerade dabei half, den dortigen Andrang abzubauen, aber sie bildeten eine gute Verteidigungslinie. „Durchlassen", bellte Atin und scheuchte weiß gepanzerte Trooper beiseite. „Platz da." Ein paar CSK-Beamte warfen Skirata einen schiefen Blick zu, aber entweder wussten sie nicht, wer er war, und sagten deshalb nichts, oder sie sahen das auffällig an seinem Gürtel baumelnde Lichtschwert und gingen davon aus, er wäre ein angeheuerter Mando-Kopfgeldjäger, der dabei
half, Jedi zu bekämpfen. Jedem, der über Mando'ade Bescheid wusste, war klar, dass sie - theoretisch - Machtnutzer zu Fall bringen konnten. Aber die meisten Coruscanti, die nicht gerade Teil dessen waren, was beschönigend Vollzugsorgane genannt wurde, oder diesen unterstellt waren, hatten sowieso keine konkrete Vorstellung von Mandalorianern und sahen in ihnen nur kuriose Fremdlinge in komischen Rüstungen. Sie hatten Mando'ade noch nie auf ihrem Heimatboden kämpfen sehen. Skirata sah sich den Kordon an. Er glich einem Damm, der nur darauf wartete, zu brechen. „Hoffen wir mal, alles bleibt ruhig und ordentlich", sagte er zu niemand Bestimmten. „Ich sehe sie", sagte Corr. „Gut, Ruhig bleiben, Leute. Die Schlange soll sich einfach weiter vorarbeiten." Ein Sergeant der 501. trat an ihn heran. „ Ich habe keinen Identitätscode für Sie, Sir." Sir. Skirata schauderte innerlich. Er löste das Lichtschwert von seinem Gürtel und wirbelte es zwischen seinen Fingern herum. „Hier haben Sie meinen Ausweis, Sergeant. Ich töte Jedi. Wir stehen auf Trophäen, wir Mandos." Er schlug sich mit seinem Panzerhandschuh gegen die Brustplatte. „Ihnen reißen sie vielleicht den Kopf ab, aber ich trage beskar."
Damit schien der Mann zufrieden zu sein. Skirata baute sich auf, sein Gewicht auf beide Beine verlagert, einen Daumen am Gürtel und zog seine kurzläufige Verpine, um sie in Sicherheitsstellung an seine Schulter zu lehnen. Sein Helm-Comlink klickte. „Du siehst wie ein ganz böser Junge aus, Kal'buir." „Dar, bist du das?" „Verstanden." „Tu jetzt nichts Dummes, Dar'ika. Niner - ich kann euch nicht sehen." „Wir stehen beide hinter dir." „Okay, Jungs, entspannt euch. Ord'ika, bist du auf Empfang?" „In Bereitschaft." So oft, wie Skirata inzwischen ruhig und entspannt sagte, wurde ihm klar, dass er derjenige war, der seinen eigenen Zuspruch am meisten brauchte. Die Masse war bei relativ guter Laune. Sie hatten die Nachrichten gehört, sahen die Flammen, und nach der abgewehrten Invasion erfreuten sich die vereinten Kräfte von CSK und GAR einiger Beliebtheit. Eine Biravianerin blieb am Kontrollpunkt stehen und öffnete ihren Beutel zur Inspektion, „ich hoffe, Sie kriegen sie alle", sagte sie zu dem Klon-Trooper. „Kein Wunder, dass die Seps es geschafft haben, hier zu landen. Die Jedi
waren von Anfang an Verräter. Sie erledigen hier wunderbare Arbeit, Soldat." Skirata war der Ansicht, es wäre etwas spät für die Zivilisten jetzt auf Tuchfühlung mit den Weißschalen zu gehen, aber besser spät als nie. Alles verlief ruhig. Das Plaudern der Schlange stehenden Menge dröhnte als gleichmäßiges Summen. Etain näherte sich der Spitze der Reihe. Skirata konnte sie sehen. Darman ebenfalls. Skirata hörte, wie er sagte: „Cyar'ika." Und dann Drei junge Menschen, zwei Männer und eine Frau, zögerten dabei, ihre Beutel zu öffnen. Der Klon-Trooper streckte seine Hand aus, um sie ihnen abzunehmen, das Mädchen hielt inne, und dann fiel etwas zu Boden - ein Stapel Datenchips und ... „Jedi!", rief jemand. „Es sind verdammte Jedi!" Schon waren die Lichtschwerter entzündet, blau und summend. Skirata sah nur noch Etain, und dann brach in dem Gedränge die Hölle los.
21. Ca'nara ne gotal'u mirjahaal - shi gotal'u haastal. Zeit heilt keine Wunden - sie bildet nur den Schorf. - Mandalorianisches Sprichwort
Shinarcan-Brücke, Coruscant, 2320, zwei Stunden nach der Order 66,1089 Tage NSG Etains Instinkte waren lange darauf geschult worden, ein Lichtschwert zu packen und aufflammen zu lassen. Die Meister hatten ihr die erste Waffe im Alter von vier Jahren in die Hand gegeben. Aber nicht heute Nacht, nicht jetzt. Abrupte Gefahr bewirkte bei ihr das Gleiche wie bei Klon-Troopern, bei CSK-Polizisten und jedem anderen Soldaten unter Beschuss. Die Zeit hörte auf, normal abzulaufen. Schreie hallten wider. Körper rempelten aneinander. Sie war wieder auf Qiilura, versteckte sich vor Hokans Miliz, in dem Wissen, ihr Lichtschwert würde sie als Jedi brandmarken und zur Schlachtbank führen genau wie ihren
Meister. Sie konnte es nicht ziehen. Felsenfest stand sie in der panischen Masse, in einem anderen, irgendwie verdichteten Universum und unternahm keinen Versuch, nach ihrem Lichtschwert zu greifen, da sie genau wusste, dass dies ihr Schicksal besiegeln würde. Sie sah zu - stand einfach da und sah zu -, wie drei Jedi, die sie zu erkennen glaubte, mit großer Geschicklichkeit Blasterschüsse abwehrten und die Menge auseinandertrieben. Ein Mann stürzte, gefangen in dem Gedränge der Leute, die gar nicht schnell genug fliehen konnten. Der Blasterquerschläger eines Lichtschwerts hatte ihn voll getroffen. Niemand konnte in einer Menge gefahrlos ein Lichtschwert benutzen. Und dies waren Kinder, lediglich Padawane, die verängstigt und in Panik um ihr Leben kämpften. Unschuldige Passanten - viel zu dicht gedrängt - wurden von den blitzenden, summenden Klingen erwischt. Noch mehr Schüsse wurden abgefeuert. Sie duckte sich. Jemand stürzte. Sie sah nicht, wer. Ein Zivilist? Ein Trooper? Es herrschte Chaos. Sie musste weg. Sie musste fortgehen, um an dieser Absperrung vorbeizukommen. Sie musste jetzt gehen. Etain - die Jedi spürten sie nicht, oder vielleicht waren noch mehr Jedi in der Menge, jedenfalls hörte sie hinter
sich das Geschrei, das Stampfen von Stiefeln, als weitere Trooper herbeieilten. Sie blickte auf, sah Darman auf der anderen Seite der Absperrung - so nahe, so furchtbar nahe daran, mit ihm nach der Freiheit zu greifen -, und für einen Augenblick, gepackt von dem Instinkt, etwas zu tun, anstatt ihre eigene Haut zu retten, drehte sie sich um. Die Zeit gefror. Ein Klon-Trooper - ein Mann wie Darman - schien mitten im Sprung zu erstarren, aber es war nur die Lüge, mit denen einen die Zeit in einer Krisensituation täuschte. Sie haben ihm die erste Waffe im Alter von vier Jahren in die Hand gegeben. Wie mir. Wie Dar. Einer der jungen Jedi wirbelte herum und holte mit seiner Klinge nach dem Klon aus, entschlossen, an ihm vorbei - durch ihn hindurch - zu kommen. Etain reagierte. Reiner Reflex, animalisch und augenblicklich. Sie versperrte dem Jedi den Weg, eine jede Bewegung ebenso schnell und machtgelenkt wie die seinen. Ihre Hand fuhr zu ihrer Waffe, unaufgefordert. Ihr Körper übernahm die Führung. „Berühr ihn nicht!" Sie hatte das Gefühl, alles würde in Zeitlupe ablaufen. „Nicht!" Weil sie wusste, was ein Lichtschwert anrichten konnte, weil sie mit einem getötet hatte, weil der Trooper ein Mensch war, ein lebendiger, atmender Mensch - stellte sie sich vor den Jedi und in den Abwärtshieb eines gleißenden
Lichtschwertes. Er mochte ihr gegolten haben. Er mochte ihm gegolten haben. Die Schreie klangen plötzlich sehr weit entfernt. Der Schmerz - es dauerte eine Weile, bis ihr Gehirn ihn registrierte. Sie starrte hinauf in einen rauchverhangenen Himmel, und jede Zelle ihres Körpers fühlte sich an, als stünde sie in Flammen. Sie sah chaotische Lichter über sich, einen weißen Helm, einen T-förmigen Visor, so vertraut und geliebt und für einen Augenblick ... für einen Augenblick dachte sie, alles würde gut werden. „Kad! Dar!" Aber es war nicht Dar, und der Klon konnte sie nicht retten, und Kad war unerreichbar. Sie konnte ihre eigenen Schreie nicht hören, aber sie war sich sicher, ihre Lippen würden sich bewegen. Der Schmerz - sie konnte nicht atmen. „Dar!" Und dann endete der Schmerz für immer.
22. In Ordnung. Los geht's. - Jango Fett, letzter überlebender Mandalorianer nach der Schlacht von Galidraan, zu dem Jedi, der Myles tötete
Skirata legte los. Darmans Schreie dröhnten in seinem Helm, oder waren es vielleicht seine eigenen? „Etain! Nein, nein, nein, nein, nein! Nicht mein Mädchen! Nicht mein Mädchen!" Er war sich eines weiteren Handgemenges zu seiner Linken bewusst, aber er zielte, und er rannte, und es hieß jetzt, töten oder getötet werden. Dazwischen gab es nichts. Er warf sich in das Gewühl, stieß Trooper zur Seite und schwang die Vibroklinge an seiner linken Faust. Er wusste, dass er einen Jedi getroffen hatte. Der Mann taumelte, drehte sich um und schlug mit seinem Lichtschwert nach ihm, doch es glitt an seinem Nackenpanzer ab. Der Jedi zögerte, denn das sollte nicht passieren. Skiratas dreischneidiges Messer war bereits in seiner Hand. In dem Sekundenbruchteil des Stockens ließ er es
hoch in den Oberkörper des Jedi fahren, tief unter den Brustkorb. Es war Hass, eine Eruption der Abscheu und des Grams. Er wollte die Welt zerstören und mit ihr jedes atmende Wesen, das nicht zu ihm gehörte. Das Schreien und Kreischen lärmte sowohl um als auch in seinem Helm. Ein Trooper-Captain schob ihn beiseite, kniete neben Etain nieder und versuchte mit flach auf ihrer Brust übereinandergelegten Händen zu pumpen. Es war Ordo. Er versuchte es, versuchte es wirklich, aber sie war tot, die starren Augen aufgerissen, aufgeschlitzt von der Schulter bis zum Rückgrat, tot, tot, tot. Skiratas Gehirn schaltete ab. Etwas anderes übernahm die Kontrolle. Er zog Jusiks Lichtschwert, aktivierte es und watete in Verfolgung des nächsten Jedi durch die Menge. Sie schienen überall zu sein. Er konnte sechs, sieben dieser shabla Klingen sehen, diese dreckigen, kalten Dinger, und nichts anderes stach ihm ins Auge. Die Jedi waren noch immer in dem Gedränge aus Körpern gefangen. Leute wurden zertrampelt. Es war ein Schlachtfeld, und er sah nur, was er zum Töten sehen musste. Jedi mussten sterben. Er traf einen am Rücken, auf Nierenhöhe, und diese brennenden Klingen waren bei einem Jedi ebenso wirkungsvoll wie bei einem chakaar wie ihm. Einer kam davon. Skirata wirbelte herum, um ihn zu verfolgen. Darman schrie immer noch Namen, aber jetzt war es
Niner - Niner, Niner, wo steckst du, Niner? -, und das war der Punkt, an dem Skirata sah, dass Darman sehr weit hinten war und verzweifelt über den Brückenrand blickte. Darman hatte den Jedi zu spät gesehen, und Niner hatte sich dem Jungen bei dessen Fluchtversuch noch nicht einmal direkt in den Weg gestellt. Der Jedi sprang; Niner stürzte. Wenn es Darman gewesen wäre, der dem Jungen im Weg stand, als dieser versuchte, sich mit einem Sprung zu retten, dann hätte der Bar-ve jetzt eine Vibroklinge in der Kehle gehabt. Mord für Mord, Tod für Tod, denn - obwohl Darmans Gehirn sagte, es könne nicht sein und dass Etain gleich durch die Absperrung käme, da sie so nahe gewesen war, so unglaublich nahe, nur ein paar Meter und Minuten davon entfernt, seine Hand zu nehmen und mit ihm für immer zu verschwinden - er hatte das Lichtschwert zuschlagen gesehen. Sie ist tot Nein, das kann nicht sein. Obwohl er hinunter auf den Wartungssteg unter der Brücke schaute und Niner dort grässlich verrenkt liegen sah, hatte er nur das Bild von Etain und dem Lichtschwert vor Augen. Sie ist fort, sie ist fort, sie ist fort Es wollte nicht aufhören. Aber seine tief eingefleischte Ausbildung riss ihn zurück, und er schwang sich, wie auf
Autopilot, an seinem Kletterseil über die Brüstung hinunter zu seinem Bruder. „Shab ..." „Kannst du dich bewegen? Was tut weh?" Darman ging dazu über, einen anderen Darman zu sehen, RC-1136, denn so tat er es unter Beschuss, so hatte Skirata es ihm eingepaukt, damit er am Leben blieb. „Atin, hier unten! Mann am Boden. Atin! Unter der Brücke, Wartungssteg!" „Dar... Dar, was ist mit Etain passiert?" „Kannst du dich bewegen?" „Red nicht von mir." Niners Stimme klang heiser, war nur ein Keuchen. „Wo ist Etain?" Sie kann nicht tot sein. Sie kann nicht Sie stand doch da, genau vor mir. „Kannst du -" „Dar! Um shabs Willen, was ist mit ihr passiert?" „Sei still. Kannst du dich bewegen?" Niner lag merkwürdig krumm da, die Beine verdreht. „Ich kann meine Füße nicht spüren. Shab, Dar, was ist los mit dir? Etain! Der shabla Jedi hat sie getroffen. Was ist passiert? Geht es ihr gut?" „Sie ist tot. Sie ist tot." Darman sagte es, hörte es und hasste sich selbst dafür. Er hatte es ausgesprochen, hatte es Realität werden lassen. Wie konnte er hier sein? Wie konnte er sich bewegen, sprechen, sich um Niner kümmern? Weshalb unternahm er nichts wegen Etain? Er
wusste nicht, was. „Es ist vorbei. Nichts zählt mehr." „Was ist mit Kad? Was ist mit deinem Kind? Geh! Geh zu ihm!" Wie sage ich ihm, dass ich seine Mutter nicht retten konnte? „Es ist meine Schuld." Vor einer Minute noch, vielleicht zwei, war Etain noch am Leben gewesen, und jetzt war sie es nicht mehr. Der Grad war so dünn, grausam, unerbittlich. Es schien unmöglich, dass er ihn nicht verschieben konnte. Er konnte nicht glauben, dass sie nicht mehr da war und dass er nichts tun konnte, um etwas daran zu ändern. „Ich hätte es anders machen sollen." Das Wenn - nur schaltete sich sofort ein - wenn sie doch nur nicht nach Kashyyyk gegangen wäre, wenn sie doch nur gleich nach Man-dalore gegangen wäre, wenn sie es ihm doch nur früher gesagt hätte! Schnell würgte er es ab, bevor er wagte, darüber nachzudenken. Dies war der Darman, der darauf gedrillt und gedrillt und gedrillt war, sich zusammenzureißen, wenn das Schlimmste eintrat, abzuschätzen und zu retten, wer noch zu retten war. Es gab nur einen Weg, die nächsten paar Minuten zu überstehen, von einem Tag oder dem Rest seines Lebens ganz zu schweigen. Niner. Darüber hinaus konnte er an nichts denken. Er konnte überhaupt nicht mehr klar den-
ken. Seine Hände und Augen gingen die tauben Bewegungen durch, seinen Bruder zu untersuchen. Die Welt war für ihn untergegangen, aber trotzdem bewegte er sich noch, wie ein geköpftes Tier. Irgendetwas warnte ihn, dass er aufzuwachen hätte, wenn die Krise vorbei wäre, und sich einem Leben ohne Etain stellen musste. „Dar, lauf", sagte Niner. „Hau hier ab. Kai'buir ist bereit zu verschwinden. Lauf." Darman blendete den Noteingriff in seinem HUD ein und schaltete sich in alle lokalen Comm-Schaltungen innerhalb seines unverschlüsselten Frequenzbereichs. „Wir brauchen sofort einen Verwundetentransport, Leute - Wirbelsäulentrauma, Brückengeländer -, haltet nach dem verdammten Kletterseil Ausschau, ich habe meinen Suchscheinwerfer an. Sanis!" „Hör zu, du musst los. Geh zum RV-Punkt. Lass mich hier." „Ich lasse dich nicht zurück. Sie machen mit dir, was sie mit Fi gemacht haben." „Sie ist tot. Sie haben sie umgebracht Kad braucht dich." „Ich weiß, ich weiß, sei still -" „Wenn du jetzt nicht gehst, Dar, sitzt du hier fest." Darman konnte Atin über die Brüstung der Brücke brüllen hören. Es spielte sich alles in ihren Helmen ab. Keine Geräusche von außen, und in den Grenzen seines Deckels
befand sich Darman auf einem schreienden, brüllenden, verwirrten Schlachtfeld. „Dar! Kannst du ihn bewegen? Kannst du Niner aufhelfen? Wir müssen weg- jetzt!". „Ich kann nicht. Er hat sich das Rückgrat gebrochen." „Shab. Shab. Warte kurz -" Kad war sein Sohn, alles, was ihm je von Etain bleiben würde. Kad hatte jedermann, um umsorgt zu werden; Niner hätte niemanden, wenn Darman ihn jetzt zurückließ. Fi hatten sie den Stecker gezogen, nachdem er verwundet worden war, aber er war nicht gestorben. Er lebte, weil er Besany gehabt hatte, die ihn nicht dem herzlosen Abschaum überlassen hatte, der in ihm nichts weiter gesehen hatte als eine Maschine aus Fleisch. Wenn Darman Niner so schwerverletzt zurücklassen würde, vielleicht ohne Aussicht auf Genesung, dann würde er ihn dem gleichen Schicksal überlassen. Er konnte nicht gehen. Kad geht's gut. Kal'buir hat ihn. Er wird in Sicherheit sein. Niner nicht. „Hau ab, At'ika. Wir finden einen Weg, um nach Hause zu kommen, wenn Niner wieder okay ist." „Dar! Du spinnst Du kannst nicht bleiben. Niner kann nicht bleiben." „Kann ihn nicht bewegen. Drei-Sechs Ende." Darman brach die Verbindung ab. Seit Jahren hatte er sich nicht
mehr als Drei-Sechs abgemeldet. Es war sein Autopilot, der für ihn sprach. Er konnte sehen, dass man seinen Notruf nach Sanitätern gehört hatte, denn ein LAAT/iKanonenboot schwebte in der Höhe. Es näherte sich, und er konnte einen Klon-Trooper im geöffneten Besatzungsraum sehen, der sich bereit machte, herüberzuspringen, um Darman die Hilfe zu bieten, die er brauchte. Es war immer so ein beruhigender Anblick gewesen. Jetzt bedeutete er auch das Ende seines kurzen, zerbrechlichen und geplatzten Hat-nicht-sollen-sein-Traumes von einer Familie. Darman hatte eine Hand unter Niners Kopf gelegt. „Du wirst wieder, Ner'ika", sagte er. „Denk nur, wie sie Corr wieder hinbekommen haben." „Du shabuir", zischte Niner. „Wag es bloß nicht, bei mir zu bleiben. Kad braucht dich. Du kannst ihn nicht alleinlassen." „Ich kann dich nicht alleinlassen", erwiderte Darman. Sein Herz war nicht nur gebrochen, es war ganz und gar und für immer zerstört. War es wirklich möglich, so viel Schmerz zweimal zu durchleben? Der LAAT/i-Sani landete mit einem dumpfen Schlag neben ihnen auf dem Permabeton und fing an, Niner eine Halskrause anzulegen, um seine Wirbelsäule zu fixieren. Der Mann hatte keine Ahnung, was vor sich ging, er konnte unmöglich wissen, dass
sie über Desertion sprachen. „Kad geht's gut. Dir wird's auch gut gehen. Eines Tages-geht's uns allen gut. Ich kann dich nicht im Stich lassen. Du hast mich auch nie im Stich gelassen. Auf Qiilura hast du mich rausgeholt. Und da hast du mich noch nicht einmal gekannt." Niner konnte immer noch seine Arme bewegen. Er schlug Darman kräftig gegen die Brust. „Geh. Hau ab. Ich brauche dich nicht." Darman sah zu, wie der Sanitäter eine schalenförmige Leichtmetalltrage unter Niner zusammensetzte und ihn daran festgurtete. „Hey, vorsichtig mit ihm." „Shab noch mal, hau ab, Dar. Du kannst den Kleinen nicht alleinlassen. Was für ein Vater bist du eigentlich? Was würde Etain sagen, wenn -" „Wage es nicht, ihren Namen so zu gebrauchen", knurrte Darman. Beinahe hätte er zum Schlag ausgeholt, konnte sich aber noch zusammenreißen. Er wusste, dass seine Zurechnungsfähigkeit nur vorübergehend war und dass er, wenn der Druck geschwunden und Niner im Medicenter wäre, zusammenbrechen würde. Das durfte nicht passieren. Er musste sich zusammenreißen. Er musste planen. Er wusste nicht, was, aber er musste einen Plan haben. „Shabuir", sagte Niner leise. „Du dummer, dummer shabuir. Das bin ich nicht wert."
„Zu spät", sagte Darman. „Es ist aus. Alles ist aus. Aber dir wird niemand den Stecker ziehen." „Keine Sorge", sagte der Sanitäter, fast so, als habe er sie gehört. „Dein Kumpel wird's schaffen." Das sagten sie immer. Darman konnte Etain und das Lichtschwert immer noch vor sich sehen, wie ein Standbild auf seinem HUD, wenn der Holobild-Emitter verrücktspielte. Er ließ es verweilen, schaltete alle Comms ab und schrie Etains Namen immer wieder und wieder in seinem privaten, schalldichten Fegefeuer, bis er nicht mehr schreien konnte. Ordo zog Atin an der Schulter vom Brückengeländer fort. „Er hat mich abgeschnitten", rief Atin. „Er hat sein Comm abgeschaltet." Es gab nichts, was sie an diesem Punkt für Niner hätten tun können, es sei denn, sie wollten ihn umbringen. Konnten sie warten? Wagten sie es, nach einer Nacht wie dieser noch zu bleiben? Das LAAT/i stieg in die Luft, und das Letzte, das Ordo sah, war Darman, der aus dem geöffneten Besatzungsraum hinunterstarrte. Nur ein blau leuchtender T-Visor, dann war er verschwunden. Kal'buir raste. Corr hielt ihn am Arm und musste ihn ihm fast auf den Rücken drehen, um ihn zu beruhigen. Es herrschte Stille, und das Drama spielte sich nur über
Comm-Schaltungen in den Grenzen ihrer Helme ab. Außenstehende konnten von der privaten Tortur, die um sich griff, nur Gesten sehen, die keinen Sinn ergaben, ausgetauscht zwischen einem Haufen Klone und einem mordlüsternen Mando. Ordo glaubte, seine Brust würde platzen, vor Schmerz und Mitleid für ihn und für Etain und Darman und Niner. Wie Kal'buir wollte auch er alles um sich herum zerstören, um den Schmerz zu beenden. Aber das konnte er nicht, denn Skirata brauchte ihn, um seinen Kopf klar zu kriegen und sie fortzubringen. Jaller Obrim kam über die Brücke gerannt, auf der inzwischen völliges Durcheinander herrschte. Zivile Sanitäter versorgten Leute, die in der Massenflucht unter die Räder gekommen, von abgewehrten Blas-terschüssen getroffen oder sogar von Lichtschwertern verletzt worden waren. Die ersten HNE-Droiden trafen ein. Ihre Bilder überall in den Nachrichten zu sehen, war das Letzte, was Skiratas Mannschaft jetzt brauchen konnte. „Ordo, du musst verschwinden, jetzt" Obrim blieb stehen, um zwei Cops anzuschnauzen, die versuchten, Etains Leichnam zu bewegen. Ihr Gesicht war mit einer CSK-Jacke zugedeckt. „Hey, ihr beiden. Nicht! Habe ich euch gesagt, ihr sollt sie bewegen? Hab ich nicht! Lasst den Leichnam in Ruhe. Lasst ihn!" Er drehte sich wieder zu Ordo. „Bring Kal
jetzt von hier fort. Es wird nicht lange dauern, bis diese Holzköpfe hier rausfinden, dass sie eine Jedi ist, und dann sitzt ihr alle mal richtig ordentlich in der Klemme. Ich behalte ein Auge auf Dar und Niner, aber ihr müsst jetzt gehen." Sie ist eine Jedi. War. Sie war fort. Ein Augenblick, nur eine Sekunde, und sie war wieder lebendig, jedoch nur durch einen Versprecher. Skirata gelang es, seinen Helm abzunehmen. Darunter zeigte sich ein völlig weißes Gesicht, pure Wut! Ein Mann, dem man besser nicht begegnen und schon gar nicht in die Quere kommen wollte. „Nicht ohne Dar und Niner. Und nicht ohne Etain, nicht ohne mein Mädchen." „Deine Tarnung ist so gut wie futsch, Kai - ich werde sie dir nicht vom Hals halten können, es sei denn, du verschwindest auf der Stelle." Obrim gab ihm einen Stups. „Bitte, Kumpel, tu's für mich." Skirata zu bändigen erwies sich als zu viel für Corr. Wenn er vor Wut raste, wurde er einfach zum Tier, mit all der Stärke und Wildheit, die damit einherging. „Ich gehe nicht ohne meine Jungs." „Doch das wirst du." „Werd ich nicht, du wirst mich shabla gehen lassen, und ich hole sie -" „Tut mir leid, alter Freund", sagte Obrim, „aber es geht
nicht anders." Er zog eine kleine Pistole, presste sie an Skiratas Hals und drückte ab. Skirata fiel wie ein Stein, und Corr fing ihn auf. Obrim schaltete um auf offensichtlichen Theatermodus, um Schaulustige von der Fährte abzubringen, und spielte den Cop, der zwei Mando-Schläger anbrüllte, die auf seinem Grund und Boden randalierten. „Schafft mir diesen verdammten Mando-Irren aus den Augen und bringt diese Leiche weg." „Jawohl, Captain", sagte Ordo. „Bleiben Sie bei der Leiche, bis A'den eintrifft." Er deutete auf sein Comm: A'den kreuzte jetzt mit Ny Vollen in deren Transporter über der Stadt, um Nachzügler einzusammeln, und sie würden Etain mitnehmen können. „A'den, hörst du mich? Obrim wird auf Etain aufpassen. Kommt hier rüber." Obrim blickte hinunter zu Corr und dem zusammengesackten Skirata. „Sag ihm, dass es mir leidtut, das getan haben zu müssen. Und sag ihm auch, dass ich mein Möglichstes tun werde, damit es Dar und Niner gut geht. Jetzt geht. Und passt gut auf euch auf." „Danke, Jaller." „Die Ehre ist ganz auf meiner Seite, Ordo." Der CSKCaptain sah ergriffen aus. „Und es tut mir so leid wegen Etain." Ordo legte sich Kal'buirs rechten Arm um die Schultern, und Corr nahm den linken. Sie packten ihn mit Atins Hilfe
in den Gleiter und hoben ab. Es hätte ein Moment der Erleichterung und des Triumphes sein sollen, aber es war nur schwärzeste Trostlosigkeit. Ordo verstand Rache besser als irgendjemand sonst. Doch da war niemand mehr am Leben, an dem er sie hätte ausüben können. Manche Jedi jedoch ... manche hatten es vielleicht geschafft. Er wusste, was er tun würde, wenn er ihnen begegnete.
23. Es ist durchaus möglich, dass die zunehmend vernebelte Sichtweise der Jedi ein Ergebnis ihres eigenen moralischen Verfalls war. Sie ließen so viele ihrer Prinzipien fahren, dass der Grund, aus dem sie nicht sehen konnten, dass ihnen die Dunkle Seite so nahe war, das Unvermögen war, sich selbst im Kontrast zu sehen. So als würde man versuchen, ein graues Nerf im Nebel zu sehen. Sie haben sich selbst das Licht abgedreht. - Bardan Jusik, ehemaliger Jedi-Ritter
Kyrimorut, Mandalore, 1090 Tage NSG Es war die schlimmste Nacht in Fis Leben gewesen, und er hatte in seiner kurzen Laufbahn reichlich schlimme Nächte erlebt. Aber er konnte sich nicht vorstellen, was sie bei Skirata angerichtet hatte - oder Niner oder Dar. Kaum hatten die Dämpfer der Aay'han aufgesetzt, hörte Fi das Geräusch von Stiefeln auf der Außenhaut, und sowohl die obere, als auch die Backbordluke wurden von außen aufgerissen.
Mereel sprang durch die Oberluke hinunter wie ein Feldarzt, der Verwundete aus einer Latte holt, aber auch er erstarrte, kaum dass er sich umgesehen hatte. Das Gefühl von Niederlage, das in der Luft hing, war beinahe so stark, dass es sich als Wasser niederschlug. Für eine Weile sagte keiner ein Wort. Dann stand Laseema auf, nahm Kad auf den Arm - der immer noch wach war, immer noch den Hals reckte und sich umsah, als würde er nach etwas suchen - und trat durch die geöffnete Frachtluke hinaus. Besany stand auf und nahm Kais linke Hand. „Komm, Kal'buir." Sie blickte über die Schulter und machte dem Rest mit ihrer freien Hand Zeichen. „Alle ins Haus. Ich weiß, niemand hat recht Lust, aber das Erste, das wir tun sollten, ist, etwas zu essen in den Magen zu bekommen und dann versuchen, ein bisschen zu schlafen. Ohne das schaffen wir's nicht weit." Es war ein Befehl, ganz gleich wie schonend ausgesprochen. Die Frauen übernahmen jetzt das Kommando, als wäre es eine zweite Phase eines Gefechts. In gewisser Hinsicht war es das auch, und sie würde sich härter gestalten als die erste. Fi wartete bis Atin, Corr, Ordo, Vau und Jusik ausgestiegen waren. Jilka saß da, hatte ihre Hände in den Schoß gelegt und starrte Skirata an, als würde sie auf eine Erklärung warten, was als Nächstes passieren sollte. Aber
Mird stupste sie mit der Schnauze an, nahm dann behutsam ihren Ärmel zwischen seine Zähne, die Schädelknochen zermalmen konnten, und führte sie hinaus. Das Strill war sogar noch intelligenter, als Fi angenommen hatte. Es war diplomatisch. „Ist schon okay, Fi. Ich kümmere mich um Kai", sagte Besany. „Par-ja wird auf dich warten. Geh, begrüße deine Frau. Wir kommen gleich nach." Fi hatte draußen kein Tageslicht erwartet und schon gar keinen sonnigen Nachmittag. Durch den dicken Schneeteppich schien die Sonne schrecklich grell. Es war völlig verkehrt; es hätte Nacht sein sollen und furchtbares Wetter, denn so würde es ihm in Zukunft alle Sonnentage vermiesen. Er stand im Rahmen der Luke und sah zu, wie Parja mit einem Spannungssensor das Fahrwerk überprüfte, wobei sie dem riesigen Dämpferkolben harte Schläge mit einem Hydrospanner verpass-te und dann sorgfältig lauschte. „Hi, cyar'ika", grüßte sie ihn und streckte ihm ihre ölverschmierte Hand entgegen. Sie brauchte nicht zu fragen, wer er war, denn sie wusste es. „Sobald alle von Bord gegangen sind, rollen wir die Aay'han in den Hangar. Ich habe dich vermisst. Willkommen zu Hause." Schließlich begann sein Mund doch noch zu funktionieren. Dieses Mal waren es jedoch nicht die Nachwirkungen
seiner Verletzungen. Es war das ungeheure Ausmaß der Ereignisse, für die er einfach keine Worte fand, obwohl er in Höchstform war. „Du hast gehört, was passiert ist?" „Ja", antwortete Parja. Sie legte ihm die Arme um den Hals, und für eine Weile standen sie einfach nur so da. „Hab ich." Es war erstaunlich, wie still ein Ort sein konnte, selbst wenn zwanzig Leute an ihm herumwanderten. Laseema wurde umgehend zu einer Art Lademeisterin und beaufsichtigte zusammen mit Rav Bralor Arbeitsabläufe und teilte Zimmer zu. Selbst Jilka, die keinerlei Grund hatte, eine positive Einstellung zu dieser Bande gesetzloser Mandalorianer zu zeigen - Fi akzeptierte, dass sie das waren, ohne sich zu schämen -, stand in der Küche, als er diese betrat. Sie bereitete zusammen mit Ruu Mahlzeiten zu, ganz so, als wären ihre eigenen Hoffnungen auf ein relativ friedvolles Leben nicht gerade aus heiterem Himmel zerstört worden, weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen war. Jedem fiel eine Rolle in einem unausgesprochenen Dienstplan zu, außer ihm. Zumindest glaubte er das, bis er Jusik und Ordo im Durchgang zur Waffen kammerstehen sah. Sie wirkten völlig verloren. Beide waren auf ihre Art harte Männer, aber jetzt schienen sie sich nicht sicher zu sein, was als Nächstes kam.
Es lag an der Erschöpfung. Als der schwere Einsatz endlich hinter ihnen lag, war das Gefühl, an seinen Grenzen angelangt zu sein, beinahe unerträglich. Fi hatte diesen Punkt schon viel zu oft erreicht. Aber eine Nacht durchschlafen oder auch eine Woche, würde dieses Mal nicht ausreichen, um alles wieder hinzubiegen. „Parja muss das Schiff außer Sicht bringen", sagte Fi. „Geht ihr uns mal zur Hand?" Herumzustehen und über den Verlust zu grübeln, brachte gar nichts. Fi wollte sich mit krampfhafter Aktivität zur Erschöpfung treiben, bis sein Körper nachgab und der Schlaf ihn wie eine Bewusstlosigkeit übermannte, und wenn er aufwachte, würde er so weitermachen und weiter und weiter bis - irgendwann - die Dinge in einem halbwegs akzeptablen Licht erschienen. Auf diese Weise war er mit dem Verlust seiner ersten Schwadron fertig geworden. Er würde es wieder schaffen. „Ja, besser unsere Spuren verwischen." Ordo ging aufrecht und wachsam hinaus, so als hätte jemand einen Schalter umgelegt. „Was meint die Wettervorhersage? Ein bisschen Neuschnee wäre gut, um die Fußspuren und Landeverwehungen verschwinden zu lassen." Als Fi wieder hinausging, waren Besany und Skirata nicht mehr an Bord der Aay'han. Parja hatte eine der Inspektionsplatten an der Unterseite des Schiffes geöffnet
und arbeitete an irgendetwas. Sie deutete hinaus in den Schnee. Zwei Gestalten kauerten auf dem höchsten von vier von der Zeit polierten Granitblöcken, die aus der Schneedecke ragten. „Er wollte auf Aden warten. Bes'ika passt so lange auf ihn auf." Ordo blickte mit einem Stirnrunzeln auf die Sensoren an seinem Unterarmpanzer. „Hier draußen hat's minus acht. Wenn sie nicht aufpassen, unterkühlen sie noch." Er ging zu ihner^i hinüber, wobei er einen unregelmäßigen Weg wählte, so als würde er von einem Stein zum nächsten springen, immer noch ein Commando, der sich bemühte, seine Präsenz zu verbergen. Sie schienen sich kurz zu unterhalten. Dann kam er wieder zurück. „Besany meint, es ginge ihnen gut", erklärte Ordo. „Sie sorgt dafür, dass er den Helm aufsetzt und seinen Anzug versiegelt." Vau kam herausspaziert, um sich an der Inspektion zu beteiligen. „Er wird noch wie Jango enden." Mird schlich um sie herum und hinterließ bemerkenswert irreführende Fußspuren. „Die erste Trauerwelle zerfrisst ihm noch die Eingeweide, aber schon die nächste verwandelt ihn in etwas Schreckliches. Die ganze Wut wird hinuntergeschluckt und zu ausgleichender Gerechtigkeit auf lange Sicht recycelt. Ist eine Mando-Sache - langes Gedächtnis, kurze Lunte, schwere Rache."
Fi war immer noch dabei, sich mit der mandalorianischen Psyche zu arrangieren, mit jenem Gegensatz, sich nicht darum zu scheren, was jemand getan hatte, bevor ersieh anschloss, aber auch dem Festklammern an längst vergangenen Ereignissen und uralten Fehden. Fi trug es ebenfalls in sich. Er fing nur gerade erst an, es zu entdecken. Ordo ließ die Triebwerke der Aay'han an, und sie glitt in den Hangar, der sich in einem leichten Abhang nördlich des Hauses verbarg, während Fi und Vau die Lotsen spielten. Mit den verbundenen Aufgaben, wie dem Reinigen der Räumlichkeiten, dem Wiederauffüllen der Vorräte und der generellen Vorbereitung des Schiffes auf den nächsten Start, schafften es die fünf - Mird bestand darauf zu helfen -einen großen Teil des Nachmittags zu verbringen. „Wer wird Uthan die Neuigkeiten beibringen?", fragte Vau, als sie sich auf ein paar umgedrehte Kisten setzten. „Sie glaubt, sie befände sich in einem Unterschlupf, um auf die Verlegung in irgendeine hübsche Sep-Einrichtung zu warten." „Lassen wir sie in dem Glauben", meinte Ordo, „bis Kal'buir entscheidet, wann die Zeit dafür gekommen ist." Mird schnüffelte im Hangar herum. Fi fand, dass das Strill gar nicht mehr so stank, vielleicht weil er sich lang-
sam an den strengen Geruch des Tieres gewöhnte. Dann warf es seinen großen, sabbernden Kopf in den Nacken, schaute mit starrem, goldenem Blick auf die Hangartore und jaulte. Wenige Augenblicke später konnte Fi das AkaAka-Aka der Antriebe eines Schiffes hören, das über ihnen an Höhe verlor. Sie gingen hinaus in das goldgelb blendende Licht der Sonne, die tief über dem Horizont stand, und sahen einen Frachter, der zur Landung ansetzte. „Ehrengarde", sagte Vau scharf. „Augen geradeaus." Skirata und Besany standen schon an der Rampe, als Aden aus der Ladeluke trat. Fi, Ordo, Vau und Jusik nahmen, beinahe ohne nachzudenken, Habtachtstellung neben der Rampe ein. Sie waren nicht die Einzigen. Aus dem Vordereingang der Bastion marschierten Bralor, Tay'haai, Gilamar und der Rest von Skiratas Clan auf und postierten sich schweigend, sodass sich zwei sich gegenüberstehende Reihen bildeten. „Entschuldige Kal'buir", sagte Aden. „Ny musste ein paar Nachzügler einsammeln." Er winkte jemand nach draußen. Es war eine Commando-Schwadron, vier erschöpft aussehende Klone, ohne Helme, aber immer noch in tarnfarbenen Katarn-Rüstungen. „Wayiü", rief Bralor. „Cov?" „Yayax Squad meldet sich zur Stelle, Ma'am." Cov salutierte, und aus seinem Mund stiegen Dunstwolken auf.
„Ich kann nicht glauben, dass wir das hier tun." „Angetreten, ad'ike", erwiderte sie. „Olarom. Willkommen zu Hause." Ny Vollen stand oben auf der Rampe und sah zu Skirata hinunter. „Hi, alter Mann", sagte sie sanft. Skirata nickte anerkennend. „Danke, dass ihr sie nach Hause bringt." „Es tut mir sehr leid." „Und mir tut es leid um deinen Mann." „Ja. Vielleicht ist es doch besser, keine Einzelheiten zu kennen." Sie blickte für ein paar Sekunden hinunter auf ihre Hände. Aden hatte also herausgefunden, wie ihr Ehemann gestorben war. „Aber wenigstens hält es mich davon ab, mir noch Schlimmeres auszumalen." Skirata nickte. „Das ist die Wahrheit." „Bist du bereit? Ich habe einen Repulsorwagen." Skirata setzte einen Stiefel auf die Rampe. „Nein. Zu kalt. Zu frachtartig." Er verschwand im Schiff, und als er wieder hinaustrat, trug er einen kleinen Leichnam im Arm, eingewickelt in eine Decke, den Kopf bedeckt, so als wolle er sicher gehen, dass sie sich nicht erkältete. „Endlich bist du zu Hause, Et'ika. Kad wartet doch." Fi konnte das schwache, abgehackte Einatmen hören. Jeder - Mann oder Frau, Soldat oder Zivilist - holte so Luft, wie er es tat, stockend, als hätte man einen Schlag
auf die Brust bekommen. Skirata ging zwischen die beiden Reihen und blieb stehen. „Bard'ika, Feuerbestattung für Jedi-Ritter, richtig?" „So ist es, Kal'buir." Dann also morgen - eine letzte Nacht in ihrem eigenen Zuhause, umgeben von ihrer Familie, dann geht sie hinüber zur Macht oder dem manda oder wohin auch immer, wie sie es als Jedi getan hat. Normalerweise gebrauchte Kal'buir das Wort als Beleidigung. Jetzt wurde deutlich, dass Jedi für ihn auch etwas völlig anderes bedeuten konnte. Fi fragte sich, wer zuerst zusammenbrechen würde, und er war nicht so sehr überrascht, als sich herausstellte, dass es Ordo war. Zuerst glaubte er, das unterdrückte Schluchzen sei sein eigenes, bis er sah, dass Ordo für einen Moment den Rücken seines Panzerhandschuhs gegen seinen Mund presste, sich dann wieder fing und Haltung annahm. „Shab", sagte Vau. „Kai schafft Dampf für erstklassigen, reinen Hass. Genügend für ganze Generationen." Skirata verschwand im Eingang zur Bastion, und die Stegreif-Eh ren-garde brach auseinander. Ohne überhaupt realisiert zu haben, dass sie neben ihm stand, fand Fi Parjas Hand, drückte sie und machte sich auf einen langen, harten Abend gefasst.
Bastion Kyrimorut, später an diesem Tag Der Esstisch in Kyrimorut war, wie Gilamar sagte, von der Art, wie man ihn als Operationstisch verwenden konnte, falls dies einmal nötig sein sollte. Er war aus einem einzigen, uralten Stück Veshok geschnitzt, einem einheimischen Hartholz, das auf Mandalores nördlicher Hemisphäre fast bis hinauf zur polaren Eiskappe wuchs. Jusik meinte, es wäre ein Tisch für lebhafte Ereignisse, für rege, weitschweifende Diskussionen, aber irgendwie auch zum Auseinandernehmen von Motoren. Er saß zwischen Mereel und Jaing, während Skirata in wahrhaft patriarchischem Stil den Platz am Kopf der Tafel einnahm, weniger um Hof zu halten, als um gehört zu werden, wie Jusik annahm. „Ihr habt die Damen gehört", sagte Skirata, dessen Gesicht immer noch grau und ausgezehrt aussah. „Haili cetare. Bis die Stiefel überquellen. Langt zu." Die erlauchte Gesellschaft Coruscants hätte angesichts der althergebrachten Meinung, die Frauen des Hauses würden für ihre Kochkünste geschätzt, wohl getuschelt, aber Jusik gewöhnte sich an die subtilere MandoEinstellung dazu. Der gesamte Clan - auch wenn Jusik ihn nicht definieren konnte, er kannte das Gefühl des Clans bildete eine kämpfende Einheit. Diejenigen, die nicht als
die Zähne an der Front standen, repräsentierten den dazugehörigen Schwanz, und oft waren viele von ihnen Frauen. Manchmal kämpften die Frauen an der Seite ihrer Männer, so wie Bralor, und manchmal nicht. Aber jene, die es nicht taten, hatten trotzdem Aufgaben zu erfüllen die Krieger bei Kräften und gut versorgt halten und die Basis oder das Heim verteidigen. Das eine konnte ohne das andere nicht funktionieren. Und in dieser Zeit der Krise für den Skirata-Clan hatten es die Frauen übernommen, dafür zu sorgen, dass die Frontlinie satt und ausgeruht war. Kein Platz für Klageweiber und vollgeweinte Taschentücher aus Schimmerseide. Nur effiziente, stabile Logistik, die auch dann noch arbeiten würde, wenn die Neun Höllen Corellias zu Staub zerfallen waren. Etain war... Etain war tot Jusik sagte es alle paar Minuten wieder zu sich selbst, denn er blickte auf lebendige Freunde, geliebte Freunde und konnte die Gegensätze nicht in Einklang bringen. Laseema sagte, Kad hätte ab dem Moment, in dem seine Mutter starb, fünf Minuten lang geschrieen, unwillig, sich trösten zu lassen. Danach hatte er sich wieder beruhigt und mit dem ernsten Blick und der Nachdenklichkeit eines Erwachsenen in die Welt geblickt. Er aß jetzt püriertes Kaneta mit einem eigenen Löffel,
wobei noch eine ganze Menge auf dem Tisch landete. Er wirkte plötzlich vernünftig, mehr wie ein kleiner, alter Mann, als ein Baby. Etwas in ihm hatte sich verändert. Skirata ließ ihn in einem erhöhten Stuhl an seiner Seite sitzen und hielt zwischen den einzelnen Bissen immer wieder inne, um Kad beim Essen zu helfen und ihm den Mund abzuwischen. Skirata besaß alle Gütesiegel eines Mannes, der wusste, wie man kleine Kinder großzieht, und dies als respektable Arbeit für einen Krieger ansah. Jusik stellte sich vor, wie er mit einer Kompanie kleiner Commandos in spe fertig werden würde. Aber Jusik war jetzt auch für einen Bereich in Kads Betreuung verantwortlich, den nicht einmal Skiratas unbeirrbarer, väterlicher Instinkt hätte bewältigen können. Das Kind war machtbegabt und lebte in einer neuen Ära, in der dies wahrscheinlich einem Todesurteil gleichkam. Jusik vertiefte sich in die Macht und berührte sanft Kads Bewusstsein. Das Baby hörte auf, mit seinem Löffel in das Püree zu patschen, drehte sich langsam zu Jusik und starrte ihn an. Das machst du gut, Kad'ika. Das ist ein Spiel, das nur wir beide spielen können, und auch nur, wenn unser Clan dabei ist. Jusik stellte sich die dicken, sicheren Wände der Bastion bildlich vor und ließ Kad das deutliche Gefühl zukommen, innerhalb von ihnen beschützt zu sein, nicht
aber außerhalb von ihnen. Es ist etwas Besonderes. Nicht für Fremde. Mama wollte, dass du vor bösen Leuten sicher bist. Jusik wollte Kad nicht paranoid machen, und er musste auch keine Jedi-Meister fürchten, die ihn entführten. Aber da war ein Sith, der Jedi umbrachte und jeden Machtnutzer kontrollieren wollte, der ihm über den Weg lief. Palpatine wusste jetzt schon, dass Skirata etwas besaß, das er für sich wollte. Jusik wollte ihm nicht noch einen Grund geben, die Jagd auf Kyrimorut zu eröffnen. „Stört meine Machtanwendung bei Tisch irgendjemand?", fragte Jusik. Sie konnten Kads Reaktion sehen und sich ihren Teil denken. Jusik schob mithilfe der Macht eine Schale tiingilar quer über den Tisch zu Laseema. Es war ein scharf gewürzter Fleisch- und Gemüseauflauf, der die geschätzte Eigenschaft des hetikles besaß, eine Schärfe, die einem die Nasenregion verätzen konnte und zu den vier Hauptmerkmalen der Mando-Küche gehörte. „Ich bringe Kad nur etwas Machtnutzer-Etikette bei." Corr sah Fi an, als überlegte er, wer als Nächstes mit dem Sprücheklopfen dran wäre oder ob dies im Moment überhaupt akzeptabel sei. Fi nickte. „Nun", sagte Corr, „die Regeln der Offiziersmesse besagen, dass die Macht nicht benutzt werden sollte, solange
der Bespin-Wein noch nicht serviert wurde, aber wir sind hier doch recht zwanglos." Jusik hätte gern gelacht, aber es schien unrichtig, und er fühlte sich den Tränen zu nahe, als dass er es gewagt hätte, seinen Mund zu öffnen. Etains Leichnam lag im Zimmer nebenan, und hier saßen sie und genossen ihr Abendessen. Aber wenn es etwas gab, das ihr Herz erfreut hätte, dann der Anblick von Gorr, der sich vom indoktrinierten, weltfremden Sklaven zu einem Mann gewandelt hatte, der seiner neu gewonnenen Freiheit auch noch den letzten Tropfen Freude und Empfindung abrang. Er schien sogar der armen Jilka ein schwaches Lächeln zu entlocken und einer sehr verwirrt dreinschauenden Ruu Skirata. Welch ein Zeitpunkt, um wieder mit dem entfremdeten Vater zusammenzukommen ... „Bard'ika", sagte Skirata plötzlich. „Was geschieht mit den Jedi, wenn sie eins werden mit der Macht? So heißt es doch, oder?" Das war die schwerste aller Fragen, aber erst jetzt wurde Jusik klar, wie viel schwerer sie sich noch gestalten konnte. „Das wissen wir nicht genau", antwortete er. „Aber ich glaube fest daran, dass manche JediMeister als eine Art Geist in der Macht zurückkehren können, um mit den Lebenden zu interagieren. Nicht alle glauben an die uralten Berichte, und manche meinen, es
handle sich um Mythen - aber ich denke, es ist die Wirklichkeit." Der ganze Tisch verfiel in Schweigen. Kein Kauen, kein Schlürfen, kein Kratzen von Metall auf Porzeplast. Jusik sah sich unter den Gesichtern um, den Klonen und NichtKlonen und spürte den Schock. Wie konnte er nur nicht daran gedacht haben, welche Wirkung diese Enthüllung auf sie alle haben musste, so kurz nach dem Verlust von Etain? Und jetzt, da sie dachten, es gäbe für Jedi die Möglichkeit einer Existenz nach dem Tod, fühlten sie sich dadurch ... ausgeschlossen. Für gewöhnliche Wesen bestand keine solche Hoffnung. Jusik überlegte, ob er die Ungewissheit des Ganzen betonen sollte, aber das wäre eine Lüge gewesen. Er glaubte daran, und er hatte von überzeugenden Fällen gehört. Also ließ er es bleiben. Er tauschte die Wahrheit und den möglichen Trost, dass Etains Bewusstsein nicht völlig ausgelöscht war, ein gegen die Feindseligkeit, die ihm vielleicht entgegenschlug wegen eines Privilegs, das ihm als Jedi vergönnt war, während ihn jedes andere trauerbeladene Wesen bitter darum beneidete. Jusik wand sich. Er versuchte, nicht daran zu denken, was nach seinem Tod aus ihm wurde, sollte er mit den Geistern recht haben. „Nein, so was aber auch", meinte Skirata und holte ihn
damit zurück ins Hier und Jetzt. Jusik war sich nicht sicher, ob es Sarkasmus war oder müde Resignation. „Man stelle sich vor." Jusik musste es offen aussprechen. Ordos Blick brannte bereits ein Loch in ihn hinein. „Falls du wissen willst, ob Etain oder irgendjemand anderes noch vollständig an einem anderen Ort weiterexistiert, so kann ich dir keine Antwort darauf geben. Ich wünschte, ich konnte." Natürlich fragten sie sich das alle. Wie hätten sie es nicht tun können? Mandalorianer besaßen die vage Vorstellung des manda, aber sie fußte mehr in der allumfassenden Fortdauer der gelebten Kultur als auf einem buchstäblichen Leben nach dem Tod. „Schon in Ordnung", meinte Skirata müde. Kad bot ihm einen triefenden Löffel voll Gemüse an, und er nahm ihn. „Du brauchst keine Angst zu haben, es auszusprechen tot, der Tod, die Toten. Er wird nicht einfach verschwinden, wenn wir uns ihm nicht stellen. Damit machen wir ihn nur größer, als er ist. Kein Leben ohne Tod, kein Tod ohne Leben." Er aß weiter, den Kopf gesenkt. Ordo lehnte sich in seinem Stuhl zurück, um nach einer Flasche tihaar zu greifen und seinem Vater ein Gläschen davon einzuschenken, aber Ruu nahm es ihm behutsam ab. Es entstand ein gespannter Moment, als sich ihre Blicke kreuzten, dann ging
sie an den Kopf der Tafel und stellte das Glas vor Kal'buir auf den Tisch. „Danke, ad'ika", sagte er. „Es ist schön, dich wieder hierzu haben." Skirata sah aus, als würde er gleich weinen. Die Stimmung am Tisch blieb in der Balance - so wie sie es für die kommenden Wochen, Monate und vielleicht sogar Jahre bleiben würde - auf Messers Schneide zwischen Weinen und Lachen. „Kai, du wirst es in deinem Kopf tausend Mal durchgehen", sagte Ny. Sie schien Skiratas Gedanken lesen zu können, als würde sie ihn schon ihr ganzes Leben lang kennen. „Immer und immer wieder. Ich habe es getan. Aber vergiss nicht, Etain starb nur einmal, und dann war es vorbei." Zunächst klang es harsch, wenn auch brutal wahr, aber Jusik erkannte die Weisheit und den Trost in dieser Erkenntnis und verspürte tatsächlich einen ersten Anflug von Frieden. Niemand starb so oft oder so schmerzlich wie die Hinterbliebenen, die den Moment des Todes immer wieder durchlebten und darüber mutmaßten. Ließ man erst einmal zu, dass es alles andere vertrieb, gab es für dieses Sterben kein Ende. Die geliebte Person, deren Ende sie wiederholt zu ertragen und ergründen versuchten, war über jeden Schmerz hinaus. Skirata schien das zu über-
denken und schenkte Ny dann ein schwaches Lächeln. „Da hast du nicht ganz unrecht, Frachtschubse", erwiderte er. Sie schien ihm eine Reserveflasche emotionalen Sauerstoffs zugeschoben zu haben, der ihn davor bewahrte, an seinem Kummer zu ersticken. „ Ich sollte das inzwischen wissen." Er erhob sich mit einem schwachen Hüsteln, das die Aufmerksamkeit von allen ebenso sicher auf sich zog, als hätte er mit der Faust auf den Tisch gehauen. „Ihr wollt, dass ich eine richtige Ansprache halte? Diese aliit braucht keine Ansprachen. Wir brauchen nur Ermahnung. Eine Sache, die Etain sich wünschte, war ein vollständiges Leben für Dar und die Klone, die sie so sehr geliebt hat. Wir müssen trauern, sonst hätten wir sie nicht genug geliebt, aber es wird ein Stadium kommen, an dem unsere Trauer sie verletzen würde. Sie wollte, dass ihr alle aus jedem Tag und jedem Augenblick Freude zieht, euch an all den kleinen Dingen erfreut, von denen ihr niemals geglaubt habt, dass ihr sie erleben würdet. Das Leben zu genießen, ist der beste Weg, auf dem wir alle dafür sorgen können, dass sie nicht umsonst gestorben ist. Sie wird niemals sehen, wie ihr Kind aufwächst. Ihr werdet es für sie tun. Dar und Niner werden nach Hause kommen." „Oya", sagte Prudii und kippte ein kleines Glas tihaar. „K'oyacyi."
Ordo hob sein Glas nur des Anscheins wegen. „Auf Etain", sagte er. „Auf Dars und Niners Heimkehr. Auf normale Lebenszeit. Darauf, dass wir Kad als eines von vielen unserer Kinder aufwachsen sehen. Darauf, niemals wieder der Gnade der aruetiise ausgeliefert zu sein und um den wenigen Guten zu danken, wie Jaller Obrim und der CSK." „Oya!" „K'oyacyi!" „Oyamanda!" Die mandalorianische Empfindsamkeit drehte sich um diese Worte, die alle dieselbe Wurzel hatten, dem Wort für Leben und dem Verlangen, es auszuleben, so lange es erhalten blieb. Jusik schämte sich wegen seines sicheren, privilegierten Fahrscheins ins Jenseits. Das Abendessen zog sich noch über Stunden und zerfiel in mehrere Unterhaltungen, als wolle niemand der Erste sein, der sich dem Schlaf stellte oder Skirata allein ließ. Als ihm die Aufgabe zufiel, die Teller abzuräumen, traf Jusik in der Küche auf Ny, die gerade Reste an Mird verfütterte. „Er ist ein hässlicher, kleiner Barve", sagte sie. „Aber ein echter Schatz." „Es", korrigierte Jusik. Das Strill schnurrte entzückt und kaute genüsslich auf den Knochen. „Mird ist weder noch oder beides, je nach dem wie man's sieht. Aber pass auf, was du ihm zu fressen gibst, sonst kriegt Vau einen Rap
pel." „Ich meinte Skirata." Beinahe wäre Jusik rot geworden. „Ja, ich dachte mir schon, Aden würde da etwas arrangieren ..." Er suchte nach Verlegenheit, aber Ny zuckte nicht mit der Wimper. „Ich habe die Mandos in meinem Job ganz gut kennengelernt", erklärte sie. „Okay, man will ihnen nicht in die Quere kommen oder gar gegen sie kämpfen müssen, aber sie sind gastfreundlich und sie lieben ihre Familien. Und das da drinnen heute Nacht - trotz all der Trauer war da so viel Liebe, man hätte glatt ein Stück heraussägen und ein verdammtes Haus draus bauen können. Wirklich magisch." Ja, das war es. Es hatte Jusik angezogen und Besany und Etain, und Etain hatte mit ihrem Leben dafür bezahlt. Aber das Leben ging weiter, denn das musste es. Kad war der lebende Beweis dafür. Kyrimorut, Mandalore, später in dieser Nacht Besany blieb keine andere Wahl, als zu schlafen. Ihr Körper verlangte danach. Bei all dem Durcheinander in ihrem Kopf hatte sie geglaubt, sie würde nie wieder schlafen, aber als ihr Gesicht das harte Kissen berührte, fiel sie widerstandslos in schwarze Leere. Das Weinen eines Kindes weckte sie.
Sie öffnete die Augen, und für einen Augenblick war sie sich nur ihres angestrengten Lauschens bewusst. Es war ein dünnes, entferntes Geräusch. Dann erinnerte sie sich Etain tot, Darman und Ni-ner im Stich gelassen - und sie musste ihre Hand auf den Mund legen, um ein Schluchzen zu ersticken. Sie lag auf der Decke, immer noch angezogen, und das Licht brannte noch. Ordo hatte sich zu einer Kugel zusammengerollt und wie immer die Decke über den Kopf gezogen. Aber es war kein Kind. Es war nicht Kad. Das Weinen klang nach einem älteren Kind. Besany rutschte vom Bett hinunter, zog ihre Stiefel an und schlich hinaus in den Korridor, wo sie sich ihren Weg durch die Dunkelheit ertastete. Es roch nach Neuheit, frischem Putz und Farbe. Es war die Art Geruch, die mit einem Neuanfang und Hoffnung auf die Zukunft einherging, nicht mit Kummer und schrecklichem, unauslöschlichem Exitus. Sie konnte nicht feststellen, woher das Geräusch kam und blieb für einen Moment stillstehen, um die Richtung auszumachen. Träumte sie? Es war schwach, und wenn sie es hören konnte, dann sicherlich andere auch. Aber als sie an verschiedenen Zimmern vorbeischlich, waren alle Türen geschlossen, und nirgends brannte Licht. Die Stille hier, das völlige Fehlen der Geräusche von städtischem
oder auch nur dörflichem Leben, war gespenstisch. Die Küche war menschenleer. In dem Sessel bei der Feuerstelle lag eine zerknautschte Decke, und das Feuer sah aus, als könne es wieder ein paar Scheite vertragen. Skiratas Weigerung, in einem Bett zu schlafen, war ein Prüfstein, eine Gewohnheit, die zu einem Ritual geworden war, das ihn an all die Dinge erinnerte, die er aufschieben musste, während er die Welt zu einem besseren Ort für seine Jungs machte. Wenn sie benachteiligt waren, würde er es auch sein. Er schien zu fürchten, er könne seine Entschlossenheit verlieren, wenn er dieses Ritual nicht aufrechterhielt. Skirata war kein abergläubischer Mensch. Aber dass er sich wie ein Sportler an ein alltägliches Ritual klammerte, um seine Stärke und Konzentration zu behalten, zeigte, wie sehr die Jahre an ihm zehrten. Die Türen, die zum Lagerbereich führten, waren geschlossen. Das Geräusch kam von dort. Nein, es konnte nicht Kad sein. Besany blieb eine Weile stehen, beinahe verängstigt einzutreten, weil sie keine Ahnung hatte, was sie dort vielleicht erwartete. Sie drückte den Schalter, und die Türen teilten sich. „Kal?", fragte sie. Skirata saß mit verschränkten Armen auf einer Kiste,
den Kopf so weit gesenkt, dass er beinahe die Knie berührte. Er ließ seinen Tränen freien Lauf wie ein Kind, das sich selbst in den Schlaf weint, erstickte Schluchzer unterbrachen tiefe, keuchende Atemzüge. Er brauchte eine Weile, bis er sich wieder weit genug unter Kontrolle hatte, um antworten zu können. „Ich lasse es nur raus", sagte er schließlich. „Ich wollte niemanden wecken." „Mij hat die Hausapotheke mit Beruhigungsmitteln ausgestattet. Wäre vielleicht eine gute Idee, etwas einzunehmen." „Ich muss ja doch irgendwann aufwachen und mich allem stellen, Bes'ika." Skirata stand auf. Er schämte sich nicht für seine Gefühle, und das fand Besany bewundernswert. „Ich hab jede Menge Arbeit zu erledigen. Jede Menge." „Die ... Feuerbestattung. Das kann ich übernehmen. Ordo und ich." „Danke, ad'ika. Du bist ein gutes Mädchen. Ich habe dein Leben ganz schön gegen die Wand gefahren, nicht wahr?" „Wir sind alle aus freien Stücken mit auf Fahrt gegangen", erwiderte sie. „Bis auf Jilka und Ruu." „Ich bereite mich nur darauf vor, Kad morgen den Leichnam seiner Mutter zu zeigen. Es muss getan wer-
den." Besany zuckte zurück. Es mochte ja vielleicht mandalorianischer Brauch sein, aber es erschien grausam. Andererseits würde der Junge es später vielleicht bedauern, wenn er Etain nicht noch einmal sah. Mütter waren diesem Clan sehr fern - Skirata erwähnte seine nie, weder die leibliche noch die Adoptivmutter, und Besany dachte nur selten an ihre. Es war eine Welt der Väter. „Du musst lernen, dich auf andere zu stützen, Kal, sonst schaffst du es nicht", sagte sie. „Es war gerade einmal ein Tag." „Was ist mit Dar? Was macht der Junge jetzt gerade durch? Er braucht seine Familie bei sich. Wenn er Glück hat, sitzt er in irgendeiner Müllhalde von GAR-Kaserne, vielleicht nicht einmal mit Niner, weil der Bursche auf einer Sanistation liegt, falls er überhaupt noch lebt. Wir können sie jetzt noch nicht einmal kontaktieren oder Jaller. Ich habe sie alle im Stich gelassen. Nichts davon hätte so schrecklich schiefgehen dürfen." „Dar hat eine Entscheidung getroffen, Kal. Eine mutige. Er ist jetzt ein erwachsener Mann. Wir alle treffen Entscheidungen." Skirata schien wieder auf dem Damm zu sein. Sie gingen zusammen in die Küche zurück, und als er sich in den Sessel setzte, ließ er sogar zu, dass sie ihm die Decke überzog.
Es überraschte sie immer noch, wie Mando'ade in ihren Rüstungen schlafen konnten. Es gab noch so viel zu lernen. Niner, um ihn mache ich mir im Augenblick die meisten Sorgen. Und ich weiß, dass er noch lebt Armer Niner, einsam und ernst, immer bemüht, den Vater für seine Schwadron zu spielen, so wie Skirata es getan hatte. Wahrscheinlich quälte es ihn jetzt zusätzlich, dass Darman wegen ihm geblieben war. Besany war sich nicht sicher, ob Vau vielleicht am besten dran war. Er sah in seinem Vater ein Monster, ein Vorbild, das es zu vermeiden galt, während all jene, die in Kai Skirata das Paradebeispiel der Vaterschaft sahen, dazu verdammt waren, den eigenen Erwartungen nicht zu entsprechen, wenn sie ihm nacheiferten. Ordo hatte seine Haltung verändert, als sie zurück ins Zimmer kam. Die Decke war ihm jetzt auf Kinnhöhe hinuntergerutscht, und sie lag eine Weile, auf einen Ellbogen gestützt, neben ihm und sah ihn an. Er wurde langsam grau an den Schläfen, das hatte sie zuvor noch gar nicht bemerkt. Manchmal - selten, aber manchmal doch - vergaß sie, wie ungerecht schnell die Zeit für ihn verflog. „K'oyacyi", sagte sie und gab ihm einen Gutenachtkuss.
24. Gar taldin ni jaonyc; gar sa buir, ori'wadaasla. Niemanden interessiert, wer dein Vater war, nur, was für ein Vater du sein wirst - Mandalorianisches Sprichwort.
Kyrimorut, Morgengrauen, nächster Tag, 1091 Tage NSG „Wird es auch richtig brennen?", fragte Kom'rk. „Willst du etwas Brandbeschleuniger für den Scheiterhaufen?" Ordo hielt das für eine gute Idee und fragte sich, wie man es dezent anstellen könnte. Wieder einmal wurde ihm klar, dass ihm gewisse Bewusstseinszüge, welche die meisten menschlichen Wesen besaßen, fehlten, sozusagen soziale blinde Flecke, und er wusste, er reagierte nicht wie andere. Wenn es also um Menschen ging, deren Gefühle ihm am Herzen lagen, achtete er darauf, sie nicht zu verletzen. Etains Einäscherung war ein Ritual, etwas, um den Zuschauer zu trösten, und keine Entsorgung, die mit maximaler Effizienz durchgeführt wurde.
„Wenn es unauffällig geht", meinte Ordo vorsichtig. Etwas Grubenteer zwischen den Zweigen würde vielleicht funktionieren. Nichts Aufdringliches, nur gerade genug, um das Holz heißer brennen zu lassen. „Ja, etwas Teer." „Ord'ika, hast du heute schon die HNE-Nachrichten gesehen?" „Nein." „Palpatine hat die Republik aufgelöst - jetzt ist es das Imperium, und er hat sich selbst zum Imperator erklärt." „Wie bescheiden." „Ich frage mich unweigerlich, was das für unsere Brüder auf Coruscant bedeutet." „Macht es denn einen Unterschied?" „Ja." Kom'rk zog sein Datapad hervor. „Schau. Ich weiß, weshalb wir keine Comm-Verbindung hinbekommen." Der kleine Schirm zeigte ein Portal, das Ordo nicht erkannte. Es hätte der Hauptrechner der GAR sein sollen, zu dem er bis vor ein paar Tagen immer legitimen - oder auch illegalen — Zugang gehabt hatte. Jetzt sah es anders aus, ein Imperiales Symbol und eine unterschiedliche Schnittstelle. Ordo aktivierte eine gefälschte Rechneradresse auf Kom'rks Pad, um seinen Zugriffsversuch zu verschleiern, und fing an, sich seinen Weg hineinzutippen. Aber es gelang ihm nicht. „Shab", sagte er.
„Sie haben das gesamte System über Nacht generalüberholt, Ord'ika." Kom'rk nahm sein Päd wieder an sich. „Daten, Comms, alles. Wir kommen nicht rein. Wir bekommen nichts raus. Wir können nicht nach Belieben reden und lauschen. Wir können nicht mehr spionieren." Soweit Ordo sich erinnern konnte, war es das erste Mal, dass er und seine Brüder nicht in der Lage waren, das zu bekommen, was sie wollten. Als Kinder hatten sie sogar den Großrechner von Tipoca gehackt. Die Imperialen Netzwerke schlugen ihnen jedoch die Tür vor der Nase zu. Vor ihnen allen. „Schon ärgerlich", meinte Ordo schließlich. Der Nebel, der über der stillen, weißen Landschaft gehangen hatte, lichtete sich. Es würde ein kalter, klarer Tag für die Bestattung werden. „Aber es ist nichts, das du oder ich nicht umgehen könnten, und Mereel und Jaing bekommen das über 'ner Tasse Caf geknackt." „Da bin ich mir sicher, aber wir müssen von vorn anfangen. Das gesamte System wurde ausgewechselt. Wir waren dran gewöhnt, drinnen zu sein und jede Gelegenheit auszubeuten, aber wenn wir dieses Maß an Zugriffsmöglichkeiten beibehalten wollen, dann müssen wir uns mehr anstrengen." „Und abgesehen von der Extraktion unserer Brüder sollte das weshalb dringend sein?"
Kom'rk zuckte mit den Schultern. „Nur für den Fall." Und weil wir es hassen, ausgeschlossen zu sein. Ordo und seine Brüder waren es gewohnt, die Kontrolle zu haben. „Also können wir Darman und Niner immer noch nicht kontaktieren?" „Nein, und wir können nicht mal einen medizinischen Bericht über Niners Zustand bekommen. Oder herausfinden, wo Darman steckt. Denn es ist jetzt die Imperiale Armee. Es gibt keine SE-Brigade, überhaupt keinen Kommandobereich der Republik." „Dann fangen wir eben von vorn an. Aber das Wichtigste zuerst. Besorg du den Teer für den Scheiterhaufen, ich sehe nach, wo Kal'buir ist." Ordo stapfte zurück durch den Schnee und vergaß für einen Moment seine Fußabdrücke. Sie hatten nicht versucht, Darman zu kontaktieren, weil sie sich im Hyperraum befunden hatten, und nach der Landung waren sie zunächst damit beschäftigt gewesen, ihre emotionalen Wunden zu lecken. Und dann - hatte sich das Fenster für ihre Möglichkeiten geschlossen, zumindest vorübergehend. Ordo wusste, dass Kal'buir sich deswegen aufregen würde, und das regte ihn wiederum auf. Er würde bis nach der Bestattung warten, um das zu erörtern. Wir alle entscheiden, was diejenigen, die wir lieben, wissen sollen und was nicht, und denken dabei, wir wären gü-
tig. Aber hat es nicht genau damit angefangen? Er fand Skirata in dem Zimmer, in dem Etain aufgebahrt lag. Sie sah gut aus. Es erschien merkwürdig, aber sie sah zufrieden aus, und das regte ihn auf! Denn er wusste, wie ihr Leben geendet hatte und dass daran nichts Friedliches gewesen war. Nie wieder würde ersieh darauf verlassen können, dass ihm seine Augen sagten, wie die Dinge wirklich gewesen waren. Und es war nicht so, als hätte er ein behütetes Leben geführt, wenn es um Tod und Gewalt ging. „Bereit, Sohn?" Skirata hielt Kad im Arm. Der Junge starrte auf den Leichnam und wirkte weniger gequält als verwundert. Er streckte eine Hand aus, und Skirata beugte sich etwas vor, um ihn Etains Haare berühren zu lassen. Bralor hatte saubere Arbeit dabei geleistet, sie so gut wie möglich aussehen zu lassen. Kad ergriff eine Strähne und schien unwillig, sie wieder loszulassen. „Ord'ika, sei so gut und schneide etwas von ihrem Haar ab, ja?", sagte Skirata. „Und von seinem. In kommenden Jahren wird er etwas von ihr brauchen. Hast du gesehen, wo ihr Beutel hingekommen ist? Sie hatte einen Beutel." Ordo hob den abgewetzten, braunen Stoffbeutel hoch und sah hinein. „Zwei Lichtschwerter, Daten- und CommAusrüstung und ein Spielzeug." Er überprüfte Datapad und
Comlink. „Hier sind keine Datenchips drin ... nein, nichts weiter in diesem Beutel. Willst du das Spielzeug?" Es war das Stofftier, das Skirata den Rest gab. Er übergab Kad schweigend an Ordo, ging hinaus, und als er kurz darauf wieder zurückkam, wirkte er erschüttert. „Jetzt geht's wieder", meinte er. „Sind alle bereit?" „Ja." „Dann lass es uns angehen." Dieses Mal benutzte Skirata doch den Repulsorwagen, um Etains Leichnam zu bewegen. Wahrscheinlich schien es einen Schritt zu weit zu gehen, sie hinauszutragen, als wäre sie noch lebendig, und sie dann auf den Scheiterhaufen zu legen. Sie war jetzt dahingegangen, und es musste etwas Distanz geschaffen werden. Skirata zog das Stofftier aus dem Beutel, und Kad streckte die Hand danach aus. Er drückte es an sich, als Skirata ihn an Laseema übergab. Jusik nahm die Lichtschwerter zu sich, bevor Skirata sie auf den Scheiterhaufen legen konnte. Kal'buir wollte sie loswerden, aber Ordo wusste, dass er es später bedauern würde. „Sie würden nicht vollständig verbrennen", meinte Jusik. „Außerdem bedeuteten ihr beide aus vielerlei Gründen sehr viel." „In Ordnung", sagte Skirata. In den wenigen, schmerzhaften Momenten, in denen sie Etain ein letztes Mal be-
trachteten, bevor sie das Holz ansteckten, begann Kad zu quengeln, wand sich in Laseemas Armen und streckte das Nerf nach vorn. „Er möchte es ihr geben", erklärte Laseema. „Das macht er immer. Er will einem Dinge geben. Na, dann komm, mein Süßer." Sie ging nahe genug heran, um ihn das Stofftier neben Etain legen zu lassen. Skirata murmelte etwas, das Ordo nicht verstand, weil er den Kopf gesenkt hielt, aber dann hob er ihn wieder, trat einfach an den Scheiterhaufen heran und schlug mit einem metallenen Feueranzünder, den er immer in seinem Gürtel trug, ein paar Funken. Sie sprangen sofort über. Flammen züngelten an den Ästen empor und fraßen sich hinauf, bis sie die Höhe des Leichnams erreichten. „Nu kyr'adyc, shi taab'echaaj'la", sagte er. Nicht fort, lediglich auf dem Marsch in weiter Ferne. So sagten es Mando-Krieger über ihre gefallenen Kameraden. Sie waren nicht fortgegangen: So lange jemand täglich ihre Namen wiederholte und über sie sprach und über die schöne Zeit, die sie gehabt hatten, so lange lebten sie. Ordo brauchte nicht zu fragen. Kal'buir hatte Etains Namen bereits auf die Gedenkliste gesetzt, die er jeden Tag sich selbst zuflüsterte. Es gab eine Grenze, wie lange jemand einer Feuerbe-
stattung zusehen konnte. Einzelheiten, welche die Trauernden besser nicht mit ansahen. Laseema trat zurück, um Kad an Jusik zu übergeben, und die zusammengewürfelte Sippschaft schien eine Zeremonie zu vermissen oder ein Ritual zu haben, das einen Abschluss geboten hätte. Nicht einmal Jusik sagte etwas, aber er legte seine Stirn gegen die von Kad, und vielleicht ging etwas zwischen den beiden vor, das Ordo und seinesgleichen niemals würden erfassen können. „ Niemals wieder werde ich das tun." Skirata ging zurück zum Scheiterhaufen. Ordo sah, wie sich seine Lippen bewegten, aber er konnte die Worte nicht verstehen. Dann sah er seinen Vater in die Flammen reichen - ohne Handschuh, ohne ein Anzeichen von Furcht vor Verbrennungen -, um nach etwas zu greifen, bevor er etwas in das Feuer fallen ließ, das aussah, wie die Locke von Kads Haaren. Skirata kam mit dem versengten Stofftier zurück und wandte sich an die Trauergemeinde. „Ori'haat, ich schwöre - nie, nie wieder werde ich zusehen, wie eines meiner Kinder ins manda geht, bevor seine Zeit gekommen ist." Skirata hatte mit über hundert auszubildenden Commandos begonnen, und jetzt dienten noch ungefähr fünfundachtzig in der Armee. Dennoch schien nur Omega zum zentralen Punkt in seinem Leben geworden zu sein,
egal, wie viel Zeit er darauf verwendete, mit den anderen zu sprechen, wo immer sie sich auch im Einsatz befinden mochten. Ordo fragte sich, ob er nun anfangen würde, sich ebenso obsessiv um die anderen zu kümmern. Falls ja, wäre es Ordo recht. „Du hast dir die Hand verbrannt", sagte Ordo. Skirata steckte das Stofftier in die Tasche. „Keine große Sache, Sohn." „Du hast das gai bal manda gesprochen, nicht wahr?" Er brauchte nur ein paar Worte für eine formale Adoption. Posthume Adoptionen galten ebenfalls. „Du hast sie doch noch adoptiert. Das war sehr nobel von dir." „Die Ehefrau meines Sohnes zu sein, war nicht genug", erwiderte Skirata. „Ich möchte wiedergutmachen, dass ich sie angeschrieen habe, und sie hat ihre Eltern niemals gekannt. Nun, ihren Vater kennt sie jetzt." Ordo glaubte, Skirata würde wieder die Fassung verlieren, aber er schien eine Grenze überschritten zu haben. „Wenn die Flammen heruntergebrannt sind, werde ich für Darman die Asche einsammeln. Fi? At'ika? Kommt her, Jungs." Er winkte sie zu sich. „Gönnt euch ein herzhaftes Frühstück. Und legt auch eure beskar'gam an. Wir werden uns mit einer alten Freundin unterhalten." „Uthan?", fragte Fi hoffnungsvoll. „Ganz recht", erwiderte Skirata. „Wir haben den Toten
die Ehre erwiesen. Jetzt wird es Zeit, sich um die Lebenden zu kümmern." Skirata war aufrichtig dankbar dafür, dass Dr. Ovolot Qail Uthan bei ihnen war. Es war ein wenig mehr als nur ihr Potenzial, seinen Jungs ein ganzes Leben zu verschaffen. Sie bot auch eine willkommene Ablenkung. Sie repräsentierte eine Aufgabe, und er konnte seinen scharfen Verstand darauf konzentrieren, sich mit ihr auseinanderzusetzen. All diese Dinge retteten ihn, retteten ihn davor, in seinem Kummer zu ertrinken, unfähig, sich selbst herauszubeißen und diejenigen zu trösten, die ebenso tief in ihrem Kummer feststeckten wie er. Er entriegelte die Tür zur Waffenkammer, gefolgt von Atin in seiner neuen violett-braunen Rüstung und Fi in den Panzerplatten, die er Ghez Hokan auf Qiilura abgenommen hatte. Sie wirkten völlig ungezwungen, als wären sie bereits ihr ganzes Leben freie Mando'ade gewesen und hätten niemals der Republik gedient. „Wartet, bis ich euch hereinrufe", sagte Skirata. Es steckte eine unangenehme Ironie in Hokans beskar'gam, so kurz nach der Bestattung der Jedi, die ihn enthauptet hatte, aber Etain hatte sich durch diese erste Tötung wahrscheinlich verändert. Skirata nahm an, es wäre der Augenblick gewesen, in dem ihr Abrücken vom JediOrden begonnen hatte.
„Doktor!" Skirata zwang sich zu Heiterkeit. „Wie geht es Ihnen?" Uthan blickte von ihren Unterlagen auf. Mereel hatte es ihr angenehm eingerichtet. Sie hatte alles, außer einer Verbindung zur Außenwelt, aber an die abgeschiedene Gefangenschaft war sie ja bereits gewöhnt. „Es geht mir gut", erwiderte sie. „Wie geht der Krieg voran? Wurde Coruscant bereits eingenommen?" „Der Krieg ist vorbei", antwortete Skirata. „Wirklich?" Uthan blinzelte. „Wirklich?" „Sehen Sie selbst." Skirata stellte einen HoloNetz-Empfänger und einen Schirm auf den Tisch. Hochwertiges Gerät. Sie würde noch eine lange Zeit bei ihnen zu Gast sein, also gab es keinen Grund zu knausern. Als er es einschaltete, war es bereits auf die HNE-Nachrichten eingestellt. Uthan sah hin, ihr Gesicht formte sich zu einem Abbild des Erstaunens. Sie hatte seit fast drei Jahren keine Nachrichtensendung mehr gesehen, und das Einzige, das sie vom Krieg wusste, seit Omega sie auf Qiilura abgefischt hatten, waren die Dinge, die ihre Häscher ihr erzählten. Schock erzeugte einen interessanten Gesichtsausdruck, dachte Skirata. Er entfaltete sich in unterschiedlichen Stadien, beinahe zu langsam für denjenigen, der den Schock auslöste. Uthan versuchte eine Lücke von drei Jahren zu
verarbeiten, das Ende des Krieges, das Ende der KUS und der Republik, und nun würde sie noch zermahlene Nüsse und Sirup auf ihren neuvianischen Eisbecher bekommen. „Wie die Zeit doch verfliegt", sagte Skirata und lehnte sich an die offene Tür. „Ad'ike? Kommt doch rein." Atin und Fi traten ein. Atin zog ihre Aufmerksamkeit nicht auf sich -er sah aus wie jeder andere MandoAufseher auch, von denen sie sich bewacht glaubte -, aber Fi... Fi trug Ghez Hokans rote und graue Aufmachung, und sie hatte Hokan auf Qiilura recht gut kennengelernt. Sie starrte Fi an. Wahrscheinlich hatte sie vergessen, wir groß Hokan gewesen war - nicht sonderlich -, also hielt sie sich nur an die Rüstung. „Du bist also noch am Leben, Ghez", sagte sie. Sie konnte nicht wissen, wie lustig sich das für einen Mandalorianer anhörte, war es doch eine direkte Übersetzung der allgemeinen Begrüßung Su cuy'gar. Fi kicherte und nahm dann seinen Helm ab. Skirata lächelte. „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, heißt es." „Überraschung!", sagte Fi. „Haben Sie mich vermisst, Ma'am?" Uthan legte nur langsam ihre Hände an die Wangen und starrte. Es war eine seltsam manierliche Geste, gar nicht
die Reaktion, die Skirata von ihr erwartet hatte. „Ihr habt mich nicht gerettet, damit ich meine einzigartige Forschung zur Neutralisierung der Fett-Klone weiterführe, nicht wahr?", sagte sie schließlich. „Bloß weibliche Intuition." Fi nahm ihr gegenüber Platz. Er machte wirklich erstaunlich schnell Fortschritte. Zwar besaß er noch etwas von der Unsicherheit und Zögerlichkeit, aber sein Selbstvertrauen war unermesslich. Es war offensichtlich, dass er sich wieder wie ein souveräner Soldat fühlte. „Wir haben Namen", belehrte sie Fi. „Und Ehefrauen und hübsche Klamotten und Bankkonten, einfach alles." Skirata konnte immer noch nicht genau sagen, wann Fi eine Schau abzog und wann er etwas peinlich wortgetreu meinte, aber es hörte sich so oder so gut an. „Soll das Rache sein?", fragte Uthan. Skirata hatte Respekt vor Leuten, die nicht aus allen Wolken fielen, wenn sie feststellten, dass man sie von vorn bis hinten angeschmiert hatte. „Also, wollen Sie wirklich Klone umbringen, oder versuchen Sie nur, ein Rätsel zu lösen, Doktor?" „Wieso fragen Sie?" „Weil ich mir nicht vorstellen kann, weshalb irgendein
Intelligentes Wesen ernsthaft und ohne ersichtlichen Grund Fremde umbringen wollte. Also sind Sie entweder eine traurige, kranke shabuir, oder Sie sind eine klassische Wissenschaftlerin, die nur etwas funktionieren lassen will, ohne sich allzu viel Gedanken über die Konsequenzen zu machen." „Oder", führte Uthan weiter aus, „ich könnte eine Patriotin sein, die nicht will... nicht wollte, dass mein Planet von einer coruscantizentrischen Diktatur regiert wird, und deshalb ihr Talent eingesetzt hat, um deren Armee anzugreifen." „Reichlich große Worte. Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich mitschreibe?" „Würden Sie mir diesen moralinsauren Vortrag auch halten, wenn ich nur Blaster bauen würde, um Ihre Klone zu erschießen?" „Vielleicht." Skirata versuchte sich vorzustellen, was diese Frau mochte und was ihr am Herzen lag, aber das war ungefähr genauso schwierig, wie herauszufinden, was in einem Kaminoaner vorging. Er entschied sich für das Grundlegende. „Haben Sie Kinder, Doktor?" „Nein." Vielleicht kam es ihm nur so vor, aber er hätte schwören können, sie hätte einen Sekundenbruchteil gezögert. Vielleicht log sie, oder es war tatsächlich ein heikles The-
ma. Er konzentrierte sich auf ihre Augen, versuchte Pupillenerweiterung zu erkennen oder irgendeine andere aufflackernde Bewegung, die Gefühle verraten hätte. „Wollten Sie Kinder?" Da wieder, eine ganz kleine Pause. Sie blinzelte. „Vor langer Zeit. Aber dann kam mir das Leben dazwischen, und als ich das nächste Mal darüber nachdachte, war es zu spät," Hab dich. „Nun, diese Klone sind meine Söhne." Skirata sprach leise und verschwörerisch. Er kannte jetzt die Hebel, die er umlegen musste. „Nicht im übertragenen Sinne - buchstäblich. Ich habe sie adoptiert. Sie sind meine Kinder, und ich liebe sie, und sie waren meine zweite Chance, eine Familie aufzubauen. Ich will sie aus der Armee heraushaben, und es interessiert mich einen shab, ob Coruscant in der eigenen Müllpresse verschwindet, solange meinen Jungs nichts zustößt." „Schließen wir hier ein Geschäft ab?" „Nein." „Aha." „Ich möchte Ihnen lediglich meine Beweggründe erklären, Doktor. Die Republik war mir egal, denn ich bin Mandalorianer, und Manda-lorianer mögen es nicht, wie Vieh getrieben zu werden. Die Republik wollte jedem ihr
Brandzeichen der Demokratie einbrennen, und die Jedi haben für sie den starken Mann gespielt, weil sie schon immer wussten, was für Knechte wie uns am besten ist. Nein, eigentlich hätte ich lieber für die Separatisten gekämpft, aber ich hatte Söhne an der Front. Habe ich immer noch. Und es gibt etwas, bei dem Sie mir helfen können." „Warum sollte ich das wollen?" „Sie haben noch gar nicht gehört, was ich will." Skirata wuschelte Fi durchs Haar und bedeutete Atin, seinen Helm abzunehmen. „Diese reizenden Burschen hier altern zweimal so schnell, wie Sie oder ich es tun. Diesen unglücklichen Stand der Dinge möchte ich beendet wissen." „Sie wollen, dass sie eine normale Lebensdauer haben?" Ja." Uthan starrte eine Weile aus dem schlitzförmigen Fenster. Vielleicht war es die ungebrochene weiße Landschaft dort draußen, die sie verunsicherte. Kyrimorut schien so weit von der Zivilisation entfernt, wie man sich ihr nur entfernen konnte. Eine Wildnis, die einen daran erinnerte, wie völlig allein und bedeutungslos man selbst im Vergleich zum übergeordneten Prinzip der Galaxis war. Uthan mochte ihren eigenen Kampf in einem hübschen geheimen Labor auf einem Planeten am shebs der Galaxis geführt haben, aber jetzt befand sie sich nicht mehr mit ei-
nem garantierten Rückflugticket unter Verbündeten auf heimischem Terrain. „Was springt dabei für mich raus?", fragte sie. „Gesprochen wie eine echte Mando'ad." Skirata lächelte. „Was meinen Sie?" „Wie ich eure Sorte kenne, darf ich weiterleben." „Doktor, es bringt nichts, mir die Eiskönigin vorzuspielen. Ich habe unter Kaminoanern gelebt. Ich kenne Eis. Also lassen Sie die osik, und sagen Sie mir, was Sie wollen. Sie sind bereits frei von der Republik, den Seps, ja sogar vom Imperator." „Ich will nach Hause gehen. Ich habe beinahe drei Jahre meines Lebens in einer Zelle verbracht." Skirata dachte, sie würde Credits verlangen oder zumindest, mit ihren Forschungsergebnissen abziehen - das wollte sie, da war er sich sicher -, aber ihr Reflex bestand aus der Bitte, nach Hause gehen zu dürfen. Konnte er sie gehen lassen? Nein, nicht solange es Klon-Truppen gab, die anfällig für ihre Biowaffen waren. Sie hatte nicht mehr Gelegenheit gehabt, ihren Nano-virus zu perfektionieren, als Omega Squad sie auf Qiilura verhaftet hatte, aber soweit er wusste, war es noch entwicklungsfähig, und die Armee war immer noch voll von Fett-Klonen. „Um es anders auszudrücken", fuhr Skirata fort, „was
wollen Sie mit Ihrem Leben anfangen? Reich sein? Berühmt? Von Wissenschaftlern respektiert? Die Galaxis von Krankheit und Schmerz befreien?" „Wüsste ich es nicht besser, würde ich sagen, das riecht nach Verzweiflung." „Ich versuche nur herauszufinden, wie viele Daten ich Ihnen sicher geben kann, ohne Sie in eine Bedrohung zu verwandeln." „Wenn Sie Daten hätten, brauchten Sie mich nicht." Skirata kannte diesen Ton. Uthan hatte das gleiche Bedürfnis, Rätsel zu lösen - ein bestenfalls amoralisches, schlimmstenfalls bösartiges -wie Ko Sai, Nenilin und all die anderen. Sie begehrte Wissen, denn darin bestand ihre Stärke. Tja, auch er besaß Wissen. Er schaltete einen Datenmonitor auf dem Tisch ein. „Sehen Sie selbst", sagte er. Uthan zögerte einen Moment und starrte ihm trotzig in die Augen, aber dann gewann ihre Neugier die Oberhand, und sie sah auf den Schirm. Skirata trat einen zwanglosen Schritt zurück, zog ein paar Streifen Ruikwurzel hervor und kaute. „Nur zu, Doktor. Werfen Sie einen Blick drauf." Sie tat es. Und sie war keine Sabacc-Spielerin, ihr Gesicht verriet sie. Es war, als sähe man einem hungrigen Kind zu, das auf
ein Festessen losgelassen wurde. Sie ließ die Daten über den Schirm wandern, zunächst langsam, dann immer schneller, bis sie aufhörte, vom Tisch zurückwich und ihn mit dem Ausdruck atemloser Aufregung anstarrte. „Sie haben hier alles." Skirata tat es mit seinem Ich-bin-nur-ein-einfacherSöldner-Achselzucken ab. „Jep, haben wir." „Wie haben Sie sich das aneignen können?" „Wir haben die ganze Bande jahrelang unterwandert. Kamino, Arkanian Micro, GeneSculpt, TheraGene, die Behörde der Republik für Vieh und Agrikultur, Khomms Zentrale für Bevölkerungsplanung, das ColumusGesundheitsinstitut, Lur, die Forschung in den Spitzenuniversitäten der Republik läuft noch - aber es gibt nicht mehr viel Klon-und Genomdaten zu empfindungsfähigen und nicht-empfindungsfähigen Wesen, die wir nicht abgezockt haben." Skirata machte eine effekthascherische Pause, bevor er Uthans ehemaligen Arbeitgeber aufzählte. „Sogar die Akademie für Lebenswissenschaften von Gibadan. Wir sind uns nur nicht vollkommen sicher, wie wir alles zusammenfügen sollen, um zum gewünschten Ergebnis zu gelangen." Uthan schien sich nicht entscheiden zu können, ob sie sich an all den Daten laben oder nach einem Haken Ausschau halten sollte. „Niemand hat je so viel in einer Da-
tenbank zusammengeführt." „Meine Jungs sind obsessiv. Und gründlich." „Und alles, was Sie wollen, ist eine normale Lebensdauer für diese Klone?" „Ja." „Wirklich?" „Wirklich." „Skirata, das hier ist Milliarden wert. Sie könnten das an irgendeine der Firmen verkaufen und ein sehr, sehr reicher Mann sein. Die haben bereits getötet, um an die Daten der Konkurrenz zu kommen." Milliarden? Er besaß Billionen Credits, und die Summe wuchs mit jedem Tag. „Wir haben die Daten nur aus einem einzigen Grund gestohlen. Und jetzt: Sind Sie dabei?" Uthan stand da und starrte ihn bloß an. „Ich habe gefragt: Sind Sie dabei, Doktor? Sind wir im Geschäft?" „Wo ist der Haken?" „Wenn Sie versuchen, mich reinzulegen, schneide ich Ihnen persönlich die Kehle auf - es sei denn natürlich, einer meiner Jungs ist schneller. Aber so oder so, es wird nicht schnell gehen. Wenn sie mitspielen, den Job erledigen und keine dieser Daten oder Ihre eigenen dazu verwenden, den Klonen zu schaden, dann können Sie damit davonspazieren."
Uthan schien etwas zu berechnen. „Das könnte erst in vielen Jahren der Fall sein." „Je schneller Sie arbeiten, desto früher können Sie gehen", erwiderte Skirata. „Glauben Sie mir." Eigentlich blieben Uthan sowieso keine anderen Alternativen. „Ich werde es tun", sagte sie. „Schön." Skirata nahm seinen Helm. „Geben Sie Fi eine Einkaufsliste, und wir besorgen Ihnen alles, was Sie benötigen." „Was ist eigentlich aus Ko Sai geworden?" „Ich würde gerne sagen, ich hätte sie umgebracht, nur um Ihren Eifer etwas zu schüren", erwiderte Skirata. „Ich habe gewiss oft genug davon geträumt. Aber sie hat sich selbst das Leben genommen. Ich nehme an, für Kaminoaner kann es hier ziemlich trostlos sein. Oder vielleicht bevorzugen es alle Rassisten, so abzutreten, um nicht durch eine minderwertige Spezies umzukommen." Entgegen seiner ursprünglichen Verachtung, mochte Skirata Uthan beinahe. Sie hatte etwas an sich, irgendeinen Funken der Leidenschaft, den Ko Sai und andere ihres niederträchtigen Schlags nicht hatten. Es war nicht einmal so, als stünden sie auf entgegengesetzten Seiten. Politisch ausgedrückt: Ihr Job hatte nur einfach darin bestanden, Klone zu vernichten. Hätten sie doch nur diese Differenz ausbügeln können, was für eine großartige Geschäftsbe-
ziehung hätte sich zwischen ihnen entwickelt. Jaing und Mereel warteten ein Stück weit den Korridor hinunter draußen vor der Tür. Als sie Skirata kommen sahen, richteten sie sich auf und schlenderten ihm entgegen. Jaing trug diese grauen Lederhandschuhe zu seiner grauen heskar'gam. Er hing inzwischen sehr an ihnen. Skirata fragte sich, wie Ko Sai sich wohl noch verewigt haben mochte, nachdem er ihren Kopf an General Zey geschickt hatte. Ich habe nie Trophäen gesammelt. Schon komisch. Ist wahrscheinlich nicht mein Stil. „Nun, Kal'buir?" „Sie spielt mit", erwiderte Skirata. „Ich glaube wirklich, das Blatt wendet sich." Er ging durch die Bastion Kyrimorut und stellte plötzlich fest, dass er leise vor sich hin sang. Was für eine Schande, dass Etain nicht da war, um das erleben zu können. Jusik hatte ihm jedoch etwas Hoffnung gegeben: Wenn die Jedi dieses Geschäft mit der Macht am Laufen hatten und Etain sich jetzt irgendwie im )ed\-manda befand, dann wusste sie es vielleicht und war möglicherweise darüber hinaus, jene zu vermissen, die sie verlassen hatte. Und wenn das Geschäft darin bestand - nein, dann nahm Skirata den Jedi ihre Privilegien nicht übel.
25. Rejorhaa'ruetüse meg'oyacyi jorcu mhi r'asham. Sagt den aruetiise, dass sie leben, weil wir starben. - Inschrift auf einem mandalorianischen Mahnmal für gefallene Söldner, Kyrimorut
Kyrimorut, 1095 Tage NSG Mandalorianer besaßen keine Mahnmale. Nomadische Krieger blieben nie lange genug an einem Ort, um Friedhöfe anzulegen, ganz zu schweigen von der Errichtung öffentlicher Bekundungen des Gedenkens. Aber Mandalore war jetzt ihr Zuhause, und Skiratas Vorstellungen änderten sich. Nicht, dass er es direkt geplant hätte. Es war einfach geschehen, als er aufhörte, die ganze Nacht Etain zu beweinen, und bemerkte, dass es bereits kurz vor Sonnenaufgang war. Also ging er hinaus ins frostige Gras bis hin zum See und wartete auf die Morgenröte. Während er zum Horizont blickte und Gestalten und Erinnerungen vor sich sah, steckte er seine Hand in die Tasche und stieß auf ein
paar Stücke harten Plastoids. Es waren Statussensoren aus Klon-Rüstungen, die letzten Überreste toter Trooper. Er war fest entschlossen, dass sie niemals vergessen werden würden. Diese kleinen Marken, mit ihren ID-Schaltkreisen muss-ten geehrt werden, so wie jedes Stück Rüstung eines gefallenen Kameraden. Wir sind euer Clan, eure Familie. Also halten wir euer Andenken in Ehren. Die meisten der Sensoren in seiner Tasche stammten von Männern, die er nicht einmal gekannt hatte. Egal. Er hatte ihre Namen - überwiegend nur Nummern - auf seiner Liste, jeden Einzelnen von ihnen, bis zu dem Augenblick, in dem Mereel das letzte Mal Verbindung zum Netzwerk der GAR aufgenommen hatte. Es wäre ein ganz ordentlicher Arbeitsaufwand. Aber das ging in Ordnung. Er hatte Zeit. Er begann ein großes Rechteck im Gras abzuschreiten, knirschte sich in geraden Linien seinen Weg durch die hart gefrorenen Halme, bis erden Umriss klar vor sich liegen sah. Hier würde ein Mahnmal stehen, das dafür sorgen würde, dass diese Männer nicht unsichtbar, nicht anonym, nicht vergessen blieben. Sogar die aruetiise würden die Größe des Opfers der Armee erkennen, wenn - falls - sie es jemals sahen. Skirata stiefelte zurück zu den Nebengebäuden, um ei-
ne Schaufel zu holen. Mird, der im Hof herumschnupperte, blieb stehen und sah mit einem Gesichtsausdruck zu ihm hinauf, der quälend menschlich wirkte. „Willst du mir Gesellschaft leisten, Stinker?" Es war ungewöhnlich, das Tier ohne Vau anzutreffen, aber es hatte inzwischen sein Revier begründet und schien zufrieden damit zu sein, seinen Herrn schlafen zu lassen, während es auf Patrouille ging. Vielleicht sah es Vau nicht als Herrn an, sondern mehr als Vater und wäre damit ebenso wenig versklavt oder untergeordnet wie Skiratas Klon-Söhne. „Komm schon, Mird'ika. Du bist doch auch ein Soldat." Er hätte schwören können, das Strill hätte ihm zugenickt. Es schloss sich ihm an und saß dann wie ein Wächter bei ihm, als er den ersten Boden für das Fundament aushob. Vor seinem geistigen Auge sah er einen Obelisken auf einer breiten Basis, glatt poliert, mit den Sensoren als Intarsien oder eingravierten Namen und Nummern. Vielleicht war das etwas zu ehrgeizig/Auch würde es in krassem Gegensatz zu der unberührten Schönheit der Gegend stehen und wäre dazu noch ein Orientierungspunkt an einem Ort, an dem er sich verstecken musste. Eines Tages jedoch, eines Tages.... Er würde es überdenken. Und so dachte er nach, während er mit der Schaufel in den steinharten Boden stach. Mird riss seinen Kopf herum und jaulte leise. Jemand
näherte sich, und Mird wusste, wer es war. Skirata grub weiter. „Nur Mandalores haben Gräber", sagte Vau. „Ich werde zum Ikonoklasten." Skirata machte sich auf einen sarkastischen Kommentar über sein wachsendes Vokabular gefasst, aber es kam keiner. „Er reicht nicht, dass wir uns an sie erinnern. Es muss etwas sein, das die ganze Galaxis verstehen kann. Ganz gleich, was für eine Farce dieser Krieg war, sie haben dennoch ihre Pflicht getan und sind dabei gestorben." Vau kniete sich hin, als wolle er die Richtigkeit von Skiratas Grund-riss überprüfen. „Einverstanden. Meinst du, wir bekommen etwas hin, das groß genug ist, um all ihre Namen zu tragen?" „Ich werde mein Letztes geben." Vau drehte sich zu Mird. „Schaufel", sagte er. „Lauf, Mird'ika. Schaufel." Mird wirbelte herum und schoss in Richtung der Bastion davon. Skirata war froh, dass er das Tier nicht erschossen hatte. Es war eine bemerkenswerte Kreatur, und es waren nur noch wenige seiner Art übrig. Sie saßen alle in einem Boot: Klon-Deserteure, ordinäre Zivilisten ohne Zuflucht, desillusionierte Jedi - und ein Strill. „Glaubst du, er wusste es, Kal?"
Skirata schaufelte weiter. Es brachte ihn immer durcheinander, wenn Vau seine ehrbare Seite zeigte, und dann schämte er sich für all die Jahre, die sie in Hass und Kampf verbracht hatten. „Wer?" „Sev. Ich habe ihm nie gesagt, dass ich stolz auf ihn bin, und das bin ich wirklich. Wusste er, dass ich ihn mindestens ebenso sehr geliebt habe wie du deine Jungs?" Skirata kannte diesen Schmerz gut. Ob Etain es wusste? Hatte er je die schlimmen Dinge wiedergutgemacht, die er zu ihr gesagt hatte, als sie ihm das erste Mal erzählte, sie sei schwanger? „Ich bin sicher, er wusste es, Walon", sagte Skirata. Vau hatte niemals einen Vater gehabt, der dieses Titels würdig gewesen wäre. Alles in allem hatte er sein Bestes gegeben, selbst einer zu sein. „Ich bin sicher, er weiß es. Er wird vermisst. Vermisste Männer werden oft gefunden. Unsere vermissten Männer werden gefunden." Vau nickte schweigend. Er war ein Abbild des Bedauerns, aber ob der Grund dafür in seiner Beziehung zu seinen Auszubildenden lag oder in seinem Leben im Allgemeinen, hätte Skirata nicht sagen können, und er hielt es auch für einen unangemessenen Zeitpunkt, um danach zu fragen. „Also, Walon, Material? Form? Dimension?" Vau wirkte geistesabwesend. „Etwas, das sich mit der
Zeit auf drei Millionen erweitern kann. Etwas, das wie ein natürliches Gebilde in der Luft aussieht." Beinahe hätte Skirata nach den vielen weiteren Millionen gefragt, die Palpatine auf Coruscant und Centax produziert hatte, aber die Aufgabe überstieg seine Möglichkeiten, ganz gleich, ob es Fett-Klone waren oder nicht. Tu, was du kannst Was sie erreicht hatten, schien so erbärmlich ungenügend, nur eine Handvoll Männer von so vielen. Aber sie befanden sich noch in der Anfangszeit. Vielleicht würden weitere folgen. Die Sonne stieg über dem Horizont auf und ließ den Reif zwischen den Schatten schmelzen. Skirata fuhr mit der Hand wieder in seine Tasche und zog die Sensoren hervor. Er besaß noch weitere in seinem Quartier, in einer Schachtel unter dem Bett, das er immer noch nicht benutzt hatte und in dem er auch nicht schlafen würde, ehe er nicht seine Mission erfüllt hatte, das beschleunigte Altern der Klone aufzuhalten. In seiner Gürteltasche schlössen sich seine Finger um etwas Weiches, Kleines und Herzzerreißendes. „Was willst du damit anstellen?", fragte Vau. Skirata drehte das Stofftier in seinen Händen. „ Ich werde es natürlich Kad'ika geben, wenn er älter ist. In der Zwischenzeit wird es mich trösten. Verrückt, nicht? Der harte, alte Mando-Söldner und sein Stofftier." Er war der Meinung, sich recht gut geschlagen zu ha-
ben, so weit zu kommen, ohne wieder zusammenzubrechen. Er hatte genug vom Weinen. Es zehrte an ihm und überfiel ihn, wenn er es am wenigsten erwartete. Es war die Art trockenes und schmerzhaftes Schluchzen, zuckende Krämpfe in seiner Brust, begleitet von einem heftigen Schmerz in seinen Augen und seiner Kehle. Ein Teil des fortdauernden Schmerzes rührte daher, dass er nicht bei Darman sein konnte, um ihn zu trösten. Der arme Junge besaß nicht die Erfahrung, um mit dieser Art Verlust fertig zu werden, selbst wenn er mit Niner zusammen war. Wem mache ich etwas vor? Selbst ich werde immernoch nicht damit fertig, und ich habe mein ganzes Leben lang Leute, die ich geliebt habe, sterben sehen. Skirata rang nach Atem. „Ich muss zu ihnen zurück. Je länger wir zögern, desto schlimmer wird es für alle werden. Ich kann ihn im Moment nicht einmal über Comm erreichen." „Ich weiß", erwiderte Vau. „Deshalb wirst du auch verstehen, warum ich für eine Weile ein paar Wookiees besuchen muss. Bäume studieren." „Oh, ich verstehe. Brauchst du Hilfe?" „Zu wissen, dass ich dich rufen kann, genügt." ^,lch habe noch ein paar Credits, die ich Enacca schulde. Vielleicht könntest du sie persönlich übergeben."
„Ist mir ein Vergnügen." Skirata kratzte die Erde von seiner Schaufel und ging zurück zum Haus, um sich zu seiner Familie zu setzen, mit ihr zu frühstücken und Pläne zu schmieden. Etain hatte immer gesagt, die Macht würde ihr Dinge über die Zukunft verraten. Skirata fragte sich, ob sie ihr auch erzählt hatte, dass ihr Name einmal auf einem Mahnmal für die Gefallenen der Klonkriege stehen würde, als einziger Nicht-Klon, dessen Name Skirata darauf zulassen würde, abgesehen von Bardan Jusik, wenn dessen Zeit gekommen wäre. Die Küche strotzte vor angenehmen, tröstlichen Gerüchen, und der Geräuschpegel war hoch. So musste es im Heim eines Clans zugehen: Die Geschäftigkeit der puren Existenz. Skirata rief alle zu Tisch, und gemeinsam aßen sie. Ruu stocherte in ihrem Frühstück und sah so aus, als würde sie ihn genau beobachten, wenn er nicht zu ihr sah. Er meinte, er hätte wieder dort angeknüpft, wo er mit ihr stehen geblieben war, und wünschte sich, sie könne allein für sich sorgen, wenn er wieder wichtigere Ziele verfolgte. Schließlich stand er auf, setzte sich zu ihr und legte ihr einen Arm um die Schultern. „Alles in Ordnung, ad'ika?" „Ich ziehe nur Bilanz, Dad." „Tut mir leid." Skirata ging nicht genauer darauf ein,
wofür er sich entschuldigte. Sie musste eine lange Liste mit Gründen dafür haben. „Ich vernachlässige dich völlig.11 Ruu schüttelte den Kopf. „Du bist in gefährlichen Kram verwickelt, Dad. Und im Augenblick müssen die Dinge ziemlich hart für dich sein. Ist schon in Ordnung." Das war es nicht. Das Letzte, das er jetzt wollte, war Mitgefühl von ihr. Wenn sie ihn wütend gemacht hätte, dann hätte er sich besser gefühlt. „Was willst du mit Arla machen?", fragte Besany. „Die arme Frau steckt jetzt schon seit Tagen in ihrem Zimmer. Keine besondere Verbesserung zum Valorum-Center." „Ich werde Concord Dawn besuchen und nachsehen, ob es dort noch irgendwelche entfernte Verwandte gibt. Ich erwarte nicht, dass sie sich um sie kümmern, aber sie könnten dabei helfen, ihr wieder alle Tassen in den Schrank zu stellen." Skirata dachte darüber nach. Ihm stand ein Vermögen zur Verfügung, vielleicht mehr, als Fett jemals angehäuft hatte. Ein Teil davon wäre auf Arla gut verwendet. Auch wenn es ihr nie mehr richtig gut gehen würde, so hätte sie doch etwas Trost. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Boba seine lang verloren geglaubte Tante sehen will, falls wir ihn jemals finden." „Suchst du denn nach ihm?" „Eigentlich nicht" Sie hatten es nicht eilig an diesem Morgen. Es war mit-
ten im bitterkalten Winter, also hätte auch keine Arbeit angestanden, wenn, der Hof in Betrieb gewesen wäre. Sie hatten ein anderes Projekt auf der Liste. In der Zwischenzeit konnten sie es sich leisten, herumzusitzen und Pläne zu schmieden, während sie darauf warteten, dass Uthan die ersten Ergebnisse erzielte. Aden trat ein und nahm sich eine Schale gekochten Korns. Er mochte es, wenn sein Essen die klebrige Konsistenz von Dichtungsmasse hatte. „Das Imperium sucht nach Söldnern und Kopfgeldjägern11, sagte er. „Ich war unten in Enceri, und überall wird von den Chancen gesprochen.11 „Denkst du drüber nach?" „Da müsste ich schon arg gelangweilt sein", erwiderte A'den. „Nein tue ich nicht, noch nicht. Aber ich mache mir Sorgen wegen anderer Geschäfte, die uns betreffen. Wie ich höre, hat das Imperium eine ganze Stange Credits geboten, um Land für eine Garnison zu pachten, damit sie in diesem Quadranten eine Operationsbasis haben." Ordo schaute einfach nur. Er besaß eloquente Augenbrauen. „Das hört sich gar nicht gut an", stöhnte Besany. „Sind 'ne Menge Credits, und es gibt reichlich Leute hier, die nicht so vermögend und liquide sind wie wir", meinte A'den. „Man könnte es ihnen nicht vorwerfen."
Skirata konnte das Imperium nicht in seinem Hinterhof brauchen, selbst wenn die Basis viel weiter südlich bei Keldabe stehen würde. Soweit es ihn betraf, war der Planet nicht groß genug. „Und an wen tragen sie ihr Angebot heran, solange es keinen Mand'alor gibt?", fragte Laseema. Sie war ein helles Mädchen. Mit jedem Tag wuchs ihr Selbstvertrauen, und sie entwickelte sich zu einer gerissenen Geschäftsfrau. Es gab nur sehr wenige Twi'lek-Mandalorianer, also durfte sie sich nur sehr dezent über ihren Aufenthaltsort und ihre Umstände auslassen, wenn sie sich in die Stadt wagte. Sie würde auffallen: Wesen mit Kopftentakel konnte ein Helm keine Anonymität bieten. „Zählt das überhaupt als Außenpolitik?" „Höchstwahrscheinlich wird es ein einfaches Pachtgeschäft mit dem Typen, dem das Land gehört, wo immer das sein mag." „Hört sich verrückt für mich an", sagte Laseema. „Hört sich gefährlich an", meinte Ordo. „Und das ist ein guter Grund, möglichst bald jemanden zum Mandalore zu salben." „Hört sich widerlich an", warf Fi ein. „Wird das eine schmierige Sache?" Es war schmierig, aber in einem anderen Sinn. Skirata wollte nicht auffallen, und er wollte sich auch nicht in die
Politik von Mandalore einmischen, solange er ein Netzwerk für Klon-Deserteure führte. Aber diese Sache musste geregelt werden. Vielleicht war die Zeit reif, Fenn Shysa zu treffen. Wenn es jemanden gab, der in der Lage war, die Clans von kurzfristigem Denken und damit verbundenen langfristigen Katastrophen abzubringen, dann er. Und das sagte nicht viel aus. Skirata setzte sich Kad auf die Knie und half ihm dabei, einen kleinen Teller voller gequirlter Eier zu bewältigen. Er war jetzt in dem Alter, in dem die kleinen Klone Spiele gespielt hatten, die einzig und allein darauf ausgerichtet waren, ihr Koordinationsvermögen zu verbessern, visuospatiale Fähigkeiten und logisches Denken. Skirata versuchte im Augenblick nicht daran zu denken. „Viel Protein, das macht dich groß und stark, Kad'ika", sagte er. „Wie deinen Papa. Eines Tages wird er kommen, und er wird sehr stolz auf dich sein, gell? Und dann werden alle Mando'ade zu Hause bleiben und keine Imperien haben und nie mehr für aruetiise Kriege führen. Die werden sich andere Dumme suchen müssen, die für sie sterben, nicht wahr?" Kad blickte mit ernster Miene in das Gesicht seines Großvaters. Er lächelte nicht mehr jeden an, wie er es frü-
her getan hatte. Jusik sagte, er könnte spüren, dass seine Mutter fort war, und dass er wahrscheinlich über ein Bewusstsein um den Tod verfügte, das andere Kinder seines Alters nicht besaßen. Etain hatte gesagt, die Macht habe ihr die Gewissheit gegeben, Kad würde viele Leben berühren, und Skirata gefiel der Gedanke, sie hätte damit recht gehabt. Dass Kad vielleicht zu jemandem heranwachsen würde, der Mandalore wieder auf die Beine brachte. „Du politisierst ihn viel zu früh", meinte Ordo. „Was, wenn er ein Nichtsnutz werden will, einfach nur ein paar Kopfgelder einstreichen und ne'tra gal bis zum Abwinken trinken?" „Er ist der Sohn einer Jedi und eines Elite-Commandos", stellte Skirata fest. „Er wird seinen Weg ohne Karriereratschläge von mir wählen." „Dann hätte ich gern ein paar", sagte Ruu. „Hättest du Zeit?" Skirata verstand den Wink. „Natürlich habe ich die, Schatz." Nach dem Frühstück ging er mit ihr um den See, nördlich der Bastion und zeigte ihr die Stelle für das Mahnmal. Er kam sich vor, als leide er unter Gedächtnisverlust, als hätte er all die Jahre dazwischen vergessen und wüsste dennoch genau, wer sie war und was von Bedeutung war. Sie war absolut keine Fremde, es
gab lediglich sehr viel über sie zu erfahren. Eine Eisscholle zog sich wie ein Steg vom Ufer zur Mitte des Sees. Vhe'viine - kleine Nagetiere, die gerne Kornfelder plünderten steckten die Köpfe aus ihren Erdhöhlen, beinahe unsichtbar in ihrem weißen Winterkleid. „Wo sollen wir anfangen?", fragte Skirata. „Meine Seite der Geschichte? Deine?" „Nein, lass uns auf die Rückstelltaste drücken." Ruus Atem stieg in kleinen Nebelwolken in die eisige Luft auf. „Wie lautet der Ausdruck? Cm vhetin. Wir fangen von vorn an." Das Leben hätte eine Rückstelltaste gut brauchen können. Damit hätten sich so manche Probleme lösen lassen. Skirata vermutete, er würde trotzdem die gleichen Fehler wieder begehen, und beschloss, stattdessen diejenigen wiedergutzumachen, die er bereits begangen hatte. „Erzähl mir, was für ein Leben du geführt hast, ad'ika", sagte er und hakte sich bei ihr ein. „Ich will alles hören."
26. Palpatine hat also eine neue Armee. Ich habe keinen Zweifel daran, dass er in unseren Klon-Tätigkeiten eines baldigen Tages eine Bedrohung sehen und danach streben wird, unser Potenzial zu vernichten. Aber er ist ein Narr, wenn er glaubt, wir hätten alle kampfgeschulten Klone an ihn übergeben. - Lama Su, Premierminister von Kamino, bei der Entdeckung von Palpatines neuer Imperialer Armee
Tapcaf Oyu'baat, Keldabe, am nächsten Tag, 1096 Tage NSG „Boba ist irgendwo dort draußen", sagte Shysa. Er hatte die Angewohnheit, seine Stiefel immer auf den nächstbesten Stuhl zu legen, was selbst in einer verratzten Kaschemme wie dem Oyu'baat von wenig Benimm zeugte. „Er mag der Sohn seines Vaters sein oder ein armes, erschüttertes Bürschchen, das den Mut verloren hat, aber wenn er ein echter Fett ist - dann braucht Mandalore ihn." „Vielleicht." Skirata wünschte sich jetzt, er wäre nicht
nach Keldabe gekommen, denn Shysa war ein Überredungskünstler, aber ein Teil von Skirata - der Teil, der sich nicht vor der aruetyc Welt versperren, sondern sie im Auge behalten wollte, damit er wusste, wie er sie töten konnte, wenn sie das nächste Mal alles bedrohte, was ihm am Herzen lag - musste auf dem Laufenden bleiben. Jetzt fand er sich inmitten einer Diskussion wieder. „Aber Boba ist nicht hier, und er dürfte sowieso kaum erwachsen sein. Also, woher sollen wir etwas Richtungsweisung bekommen, solange wir darauf warten, dass unser Erlöser kommt und uns zu ewigem Ruhm führt?" „Aha, jetzt machst du dich also über mich lustig, ja?" „Ja, vielleicht tue ich das." Skirata deutete auf den leeren Krug. „ Ich mache mich weniger lustig, mit mehr ne'tra gal in mir. Man hat mir sogar gesagt, ich wäre dann sentimental und schludrig." Shysa stieß einen langen Seufzer aus. „Spar hatte recht. Ihn als den Sohn und Erben zu bewerben, war überaus schlaue Öffentlichkeitsarbeit, aber er ist kein Ersatz für einen echten Mand'alor." „Ich schlage dich vor, Fenn." „Ich habe befürchtet, du würdest das sagen." Jeder sagt das." „Die Clans sind schon beruhigt, weil Palpatine jetzt bezahlte Arbeit anbietet, also nimm's mir nicht übel, aber die
würden heute sogar ein Bantha bejubeln, das 'nen buy'ce trägt." „Apropos, warum sollte irgendjemand ernsthaft in Betracht ziehen, eine Basis an das Imperium zu verpachten?" „Weil sie einen guten Preis bieten." „Wem haben sie den angeboten? Einem bestimmten Clan oder Mandalore?" „Die Clans treffen sich, und es wird nur ein befristetes Grundgeschäft. " Skirata nahm es Palpatine nicht übel, dass er ein Sith war. Für Mando'ade war das keine große Sache. Sie hatten in der Vergangenheit bereits für die Sith gearbeitet und waren mit ihnen besser gefahren als mit den Jedi. Nein, Skirata traute Palpatine nicht über den Weg, weil er ein Politiker war, und genauso wie der alte Schleimbeutel der Republik seine hübsche, glänzende Demokratie hatte aufzwingen wollen, hatte er nun eine neue Bezeichnung für seinen Größenwahn: Imperium. Eigentlich hatte sich nur der Markenname verändert. „Palpatine hat in seinem ganzen Leben noch nichts Befristetes getan, Fenn." Skirata beugte sich über seinen Krug mit Ale. „Ich weiß das. Er hat gerade dreizehn Jahre mindestens - darauf verwendet, einen galaktischen Krieg und zwei Armeen ins Leben zu rufen, nur um die Jedi loszuwerden. Ich will mich nicht beschweren, aber dir muss
doch aufgefallen sein, dass er die Galaxis System um System besetzt, also welchen Teil des Satzes Lasst diesen Mann nicht in eurem Hinterhof lagern! haben wir nicht verstanden?" „Welchen Teil von Wir hatten seit Gaildraan keine zuverlässige Armee mehr hast du nicht verstanden?" „Also besteht die einzige Alternative darin, nachzugeben und zu einem Außenposten zu werden?" Skirata konnte nicht glauben, dass die Verluste von Galidraan nicht zu ersetzen wären. Das hier war Mandalore: Das Rohmaterial für Kämpferinnen und Kämpfer befand sich direkt vor ihrer Nase. „Schau auf die Holokarte. Für was wären wir denn eine bequeme Basis? Mir fällt nur Roche ein, und wenn Palpi so auf Verpinen-Kram steht, soll er doch einfach rein marschieren. Dazu braucht er hier keine Garnison." „Du bist wirklich ein misstrauischer Mann." „Ich bin ein Mann, der über zehn Jahre für die Armee der Republik gearbeitet hat. Diejenige, welche die Jedi ausradiert hat. Und das habe ich nicht kommen sehen." „Aber was sollte Palpatine hier wollen? Wir haben nicht gerade ein schöneres Panorama als Naboo." „Wie haben hier zwei Dinge: beroyase bal beskar. Männer und Metall. Obwohl er jetzt, da er die Jedi los ist, nicht mehr viel Verwendung für mandalorianisches Eisen haben
dürfte. Aber ansonsten gibt es hier nichts von Wert, nur uns." Shysa war schlauer, als er gerne hätte durchblicken lassen. Das Bild des freundlichen Spitzbuben täuschte nur wenige. Das war wahrscheinlich auch der Grund dafür, weshalb er sich nicht in die Rolle des Mand'alor drängen lassen wollte. „Hör zu", sagte er. „Wenn wir nein zu der Basis sagen oder zu der Garnison oder wie immer du es nennen willst, dann erregen wir damit vielleicht die falsche Art Aufmerksamkeit. Clans würden Credits verlieren, und wenn er dann vielleicht trotzdem mit seiner riesengroßen Superarmee hier anrückt, war da null Komma naas, was wir dagegen tun könnten. Wir haben hier vier Millionen Leute. Er hat wahrscheinlich Panzerdivisionen, die größer sind." Das ist nicht mein Problem. Mein Problem ist es, meine Jungs heimzuholen, sie alle zu heilen, noch mehr Klone zu retten und mich um die meinigen zu kümmern. Sonst nichts. Skirata wiederholte dies im Geiste. Denn der Drang, Shysa am Kragen zu packen und davor zu warnen, dass alles in der osik versinken würde, hätte ihn fast übermannt. Er musste verdeckt operieren, und das war nicht möglich, wenn er sich in Clan-Politik einmischte. „Sieh mal, wenn wir nicht nein sagen können und wenn
wir keine Armee auf die Beine stellen können, die unwillkommenen Besuchern die Tür zeigt", sagte Shysa, „dann besteht unsere einzige Option darin, für die Art hinterlistigen Kampf bereit zu sein, die euch Jungs so gut liegt." Euch Jungs? „Vau und ich sind zu alt." „Ja, klar, ihr seid nur im besten Alter, um junge Soldaten auszubilden." „Ich bin hierhergekommen, um dich zu überreden, Mand'alor zu werden und ein bisschen gesunden Menschenverstand darauf zu verwenden, wie wir die Dinge im Allgemeinen angehen. Lenk nicht vom Thema ab." „Ich will keine Macht." „Du wärst Mand'alor. Macht ist das falsche Wort. Achtsamkeit vielleicht ... Führung. Ganz gleich, wie ungepflegt dein Haar ist, Fenn, du besitzt Achtsamkeit. Und jung genug bist du auch noch. Genau, lass dir mal die Haare schneiden, du ungepflegter shabuir, dann bekommen wir schon noch einen Mand'alor aus dir gemacht." „Hey, ich liebe meine Haare, mein Glanz und Gloria ..." Unter den süffisanten Aüfreißersprüchen verbarg sich bei Shysa immer noch ein beruhigend gesetzter Verantwortungssinn. „Okay, wenn die Garnison so aussieht, als könnte es hässlich werden, trete ich an und halte den Sitz warm, bis Boba auftaucht." Shysa stellte recht hochtrabende Vermutungen an, was
Bobas Bereitschaft betraf, dort anzuknüpfen, wo sein Vater aufgehört hatte. „Fett hat eine ältere Schwester, weiß du? Arla." „Nein, Vizsla hat sie alle umgebracht." „Nicht alle" „Was erzählst du da? Willst du mich auf den Arm nehmen, Kai?" „Nein, ori'haat Ich schwöre. Jango dachte, sie wären alle tot, aber die Kleine hat irgendwie überlebt - oder zumindest das, was von ihr übrig war, nachdem Vizslas Latrinenbodensatz mit ihr fertig war. Sie ist vor ein paar Jahren auf Triple Zero aufgetaucht." „Wenn Vizsla nicht tot wäre, würde ich ihn gern noch ein paarmal selbst umlegen." Shysa schüttelte den Kopf. „Wie ist sie von Concord nach Corrie gekommen? Wieso wusste Jango nichts?" „Sie war nicht in der Verfassung, mit ihm Kontakt aufzunehmen. Wir wissen nicht, was mit ihr pass ert ist, zwischen der Ermordung der Fetts und ihrer... na ja, ich hab sie jedenfalls ihrer Heimat ein Stück näher gebracht. Sie hat eine schwere Zeit durchgemacht." „Sie ist hier? Das sind ja tolle Neuigkeiten." „Mach dir keine falschen Hoffnungen." „Höchste Zeit, dass wir mal wieder einen weiblichen
Mand'alor bekommen. Die Frauen wissen, wie man uns Jungs bei der Stange hält" Shysa machte keine Witze. Er schien sich an den Gedanken an ein real existierendes, lebendiges Mitglied der Familie Fett zu klammern. Das schmeckte nach ererbtem Königshaus, und das war sehr unmandalo-rianisch. „Wir könnten ihr reichlich Unterstützung bieten. Sie wäre eine Kämpferin, kein Zweifel." „Sie ist keine Mandalorianerin, Fen'ika. Nur Jango hat sich uns angeschlossen." „Sie könnte Mandalorianerin werden." „Klar, sie könnte. Aber die meiste Zeit des Tages sitzt sie in einer Ecke, schaukelt vor und zurück und ist sich nicht mehr sicher, wo sie eigentlich ist, sobald ihre Medikamente abklingen. Deshalb glaube ich nicht, dass sie der Aufgabe gewachsen ist, du vielleicht?" „Ach so." Shysa schloss angesichts dieses krassen Dämpfers für einen Moment die Augen. Aber es musste ihm ja gesagt werden. „Wieso hast du die arme Kleine dann hierher gebracht?" „Weil sie in einer Irrenanstalt verfaulte, und ich kann nicht an verriegelten Türen vorbeigehen, wenn dahinter jemand schlechter als ein Tier behandelt wird." Skirata wunderte sich über sich selbst. Er hörte seine eigene Stimme, wie sie vielleicht für einen Fremden geklungen hätte, und fühlte sich wie ein Heuchler. Ein toller Typ
bist du, überlässt es Etain, sich allein durchzuschlagen, und jetzt ist sie tot wegen dir. Shysa nahm ihn bei der Schulter und drückte sie so fest, dass es weh tat. „Du bist ein guter, anständiger buir, Kal. Ehrlich." „Vielleicht stehe ich einfach nur so sehr aufs Stehlen, dass ich sogar Leute klaue." Von Erinnerungen überwältigt kniff Shysa für einen Moment die Augen zusammen. „Tut mir leid, Kai. Ich sollte dich nicht zu einem Zeitpunkt wie diesem beknien. Tut mit leid um dein kleines Mädchen. Wirklich schrecklich." Mandalorianer machten keinen Unterschied zwischen Töchtern und Schwiegertöchtern, ja nicht einmal zwischen Töchtern und Söhnen. Sie waren alle ad'ike. Falls Shysa eine Ahnung hatte, dass Etain eine Jedi gewesen war, so ließ er es sich nicht anmerken. Skirata kämpfte gegen die Versuchung an, es ihm zu sagen, weil er so stolz auf sie war - viel zu spät so stolz -, aber alle überlebenden Jedi standen nun auf einer Todesliste, und beim Sohn einer Jedi würde man nicht im Zweifel für den Angeklagten stimmen. Kad war in doppelter Gefahr. „Wir haben sie verbrannt." Skirata bemerkte, dass er dies sagen musste, um sich selbst davon zu überzeugen, dass sie tot war. Er erwartete immer noch, sie würde jeden Augenblick zur Tür hereinspazieren. „Sie kam von ..." Er wusste es nicht. Zum ersten Mal wurde Skirata bewusst,
dass er keine Ahnung hatte, auf welchem Planeten Etain geboren worden war. Eine plötzliche und furchtbare Erkenntnis - er würde es nie erfahren. „Shab, ich weiß es nicht. Sie hatte einen meiner Jungs geheiratet." „Ah, das Baby ist also der Sohn eines Soldaten ... ich wette, er bleibt nicht der einzige. Gesunde, große Burschen." Skirata hoffte es ebenfalls. Er gab Shysa einen freundschaftlichen Klaps, und plötzlich war ihm bange, das Oyu'baat wieder zu verlassen und sich mit seiner Familie zurückzuziehen, um Trauerarbeit zu bewältigen. „So, ich muss noch Windeln wechseln. Werd du mal Anführer, Fenn Shysa. Du wärst ein Guter. Ich weiß es." Skirata stand auf, um zu gehen. Der Barkeeper zeigte mit dem Daumen über seine Schulter auf eine Holoanzeige auf der Hinterwand. Sie zeigte eine aktuelle Kopfgeldliste, Bilder und Einzelheiten von Schurken und anderen Unglückseligen, auf deren Kopf ein Preis ausgesetzt worden war und die daher von Interesse für allerlei Gäste des Oyu'baat waren, die nach Arbeit suchten. „Du bist ein gefragter Mann", sagte der Barkeeper und deutete auf einen Eintrag, der besagte: SKIRATA, K, VORZUGSWEISE LEBEND. Es stand kein Bild dabei, und ersah auch nicht nach der Höhe der Prämie, für den Fall,
dass sie beleidigend niedrig ausfiel. „Du hast es dem Imperator offensichtlich angetan." Kein Mando würde ihm nachstellen, so viel wusste Skirata. So etwas kam nicht infrage. Aber da war auch ein Bild von Jilka, und noch wusste hier niemand, dass auch sie tabu war. Sie würden vorsichtig sein müssen. „Ich schick ihm 'ne Holokarte", sagte Skirata. Skiratas Schritt beschleunigte sich, als er auf seinen Gleiter zuging, und die letzten paar Meter rannte er sogar. Sein Knöchel war wieder in Ordnung, als wäre er niemals zertrümmert worden. Es war jetzt seine Brust, die schmerzte, sein Herz. Als er die Luken geschlossen hatte und durch das Transparistahl-Dach hinauf in den türkisfarbenen Himmel blickte, weinte er wieder. Besser draußen als drinnen. Aber ob ich jemals aufhören werde? Für den Clan ist es wichtig, dass ich die Kontrolle habe. Trotzdem dauerte es noch eine Weile, bis er wieder genug sah, um steuern zu können. Dar, wenn ich sie schon so sehr vermisse, was machst du dann erst durch? Du solltest hier bei uns sein, ad'ika, zu Hause bei deinem Sohn. Darmans Comlink war immer noch inaktiv. Obrims ebenfalls. Und von Niner gab es auch keine Nachricht. Mereel sagte, sie würden die Comm-Ausrüstung aufrüsten, damit sie mit der riesigen, neuen Imperialen Armee kom-
patibel war, aber er musste so schnell wie möglich einen Weg finden, um mit Dar und Niner Kontakt aufzunehmen, und wenn das bedeutete, dass er zurück nach Coruscant in ihre Kaserne ging Ihr kommt heim, Jungs. Schon bald. Der neue Gleiter war die Credits wert gewesen. Als ob er sich über so etwas noch den Kopf zerbrechen musste bei dem riesigen Vermögen. Er war schnell und verkürzte die Wegezeit nach Kyrimorut auf nur eine Stunde. Als er mit dem Gleiter bis dicht über die Baumwipfel hinunterging, um Erfassung zu vermeiden, stellte er erneut beruhigt fest, wie schwer Kyrimorut aus der Luft auszumachen war und wie sehr ihn das plötzliche Auftauchen der Lichtung überraschte. Jemand erwartete ihn bereits, als er landete. Wie ein Lademeister, der auf Fracht wartete, stand Ny Vollen mit verschränkten Armen da und blickte auf etwas in ihrer Hand. „Ny", grüßte er sie, als er hinaussprang. Ihr Transporter lief noch im Leerlauf, als wäre sie erst kürzlich gelandet. „Alles in Ordnung? Ich dachte du arbeitest jetzt von Fondor aus." Sie streckte ihre Hand aus, um ihm etwas zu geben. Es war ein kleines Stück glänzenden Plastoids.
„Hab ich gefunden", sagte sie. „Hat zwischen ein paar Schichten Schalldämmung im Besatzungsraum geklemmt. Ordo sagte, Etains Datenchip aus ihrem Päd würde fehlen, also habe ich dort nachgesehen, wo ich ihren Leichnam untergebracht hatte." Es war tatsächlich ein Datenchip, und Skirata musste sich eingestehen, dass er der Macht einigen, wenn auch widerwilligen, Respekt versprach, sollte es tatsächlich der von Etain sein. Er sah ihn einige Augenblicke an, und noch ein bisschen länger dauerte es, bis er sprechen konnte. „Danke, Ny. Ich setze ihn auf die Liste mit den Millionen Dingen, die ich dir schulde." „Abgezahlte Schuld." „Tut mir leid, dass wir nicht mit besseren Nachrichten über deinen Mann aufwarten konnten." Skirata kannte noch immer nicht alle Einzelheiten und wollte nicht neugierig sein. „Wenn du willst, rede ich nicht mehr davon." „Zurzeit bekommt niemand gute Nachrichten, Kai. Mir reicht schon der Schlüssel, um endlich abzuschließen. Manchen Türen ist nicht mal das vergönnt." Sie drehte sich zum Gehen um, aber er hielt sie am Arm fest. „Haben sie dir etwas zu essen gegeben. Mein Haufen da drinnen?" Er drehte den Datenchip wieder und wieder in seiner Hand um. Was war darauf? Vielleicht gar nichts. Er würde es nie erfahren,
wenn er nicht nachsah. Und er musste es wissen. Ny überlegte zögernd, beinahe telepathisch. „Ich kann nachsehen, was drauf ist, wenn es zu aufwühlend ist." „Nein, das muss ich allein tun. Trotzdem danke." „Macht keine Umstände.1' Er holte Luft und steckte den Chip in sein Datapad. Ny hatte das richtige Zeug. Sie war mandokarla. „Das wird so oder so nicht einfacher. " Skirata erwartete, dass der Chip voll mit herzzerreißenden Bildern von Etain und Kad war, und er wurde nicht enttäuscht. Mütter taten das, sie behielten Bilder ihrer Kinder bei sich, besonders wenn sie wussten, dass ihre Zeit mit ihnen begrenzt war. Du hast ihr gesagt, du würdest ihren Sohn von ihr nehmen. Aber es waren nicht nur sie und das Kind. Auch Darman war dabei; auf manchen der Holos alle drei zusammen. Der Schmerz in Skiratas Kehle kam plötzlich und war intensiv. Er war stark genug, um ihn den Mund aufreißen zu lassen. Er wurde von seinem eigenen Schluchzen überrascht. Ny legte ihm ihre Hand auf die Schulter. „Ich hätte etwas tun können ...", keuchte er. „Nein, Kal." „Ich hätte sie zusammen sein lassen können. Ich habe
jede Regel im Handbuch gebrochen, weshalb also nicht auch diese? Warum habe ich es nicht von Anfang an getan?" „Bedauern bringt dich nirgendwohin." Es fiel schwer, ihr schroffes Äußeres mit der offenbar freundlichen Frau in ihrem Inneren in Einklang zu bringen. „Übrigens, ich hab was riskiert. Habt ihr noch Platz für einen mehr?" Sie öffnete die Luke ihres Frachters. „Streunern kann ich doch nicht widerstehen." Ein Klon in grauem Fliegeroverall, von der Art, wie ihn jeder zweite Frachtschieber trug, kam die Rampe hinunter auf sie zu. Für einen schrecklichen Augenblick machte Skiratas Herz einen Satz, und irgendetwas in seinem Kopf rief Darman, aber es war nicht Dar. Solch ein flüchtiger Gedanke hatte die Kraft, Skirata für Tage zu zerschmettern. Der Klon wirkte verlegen. Skirata hätte alles von Erleichterung bis hin zu Furcht erwartet, aber keine Verlegenheit. Dieser hier gehörte nicht zu seinen Jungs. Er war ein Fremder. Dennoch war hier jeder Klon willkommen, und der Mann gehörte umgehend zur Familie. Es war sein Recht Sie waren alle Brüder, vode an. „Levet", sagte der Klon. „Ich habe unter General TurMukan gedient." Ah, das war also der Commander, der gewusst hatte, dass Etain schwanger war, und seinen Mund gehalten hat
te. Levet streckte Skirata die Hand zum Gruß hin. „Du bist also derjenige, den Ordo Commander Taktvoll nennt", sagte Skirata, als er ihm die Hand schüttelte. Levet zog eine Braue hoch. „Ich gebe mir Mühe. Danke für das Asyl, Sergeant. Ich bin nicht stolz auf mich, aber irgendetwas ist gekippt." „Auch nichts, worüber man sich schämen müsste, ad'ika." Skirata winkte ihn zum Haus. „ Du hast mehr als deine Pflicht getan. Jetzt wird es Zeit, dass du tust, was du willst." „Eine Farm", sagte Levet. Er sah sich um und schaute sich das Gehöft mit dem Ausdruck eines Kindes an, das in der Dunkelheit nach Monstern Ausschau hält. „ Ich weiß nicht das Geringste über Landwirtschaft, aber ich kann so ziemlich alles lernen. Und General Tur-Mukan ... es tut mir wirklich sehr leid." „Ihrem Sohn geht's gut." Skirata klopfte ihm auf den Rücken. Dieser Bursche besaß nichts bis auf die Klamotten, die er am Leib trug. „Geh hinein, und Ordo wird dir alles zeigen. Und iss erst einmal was." Skirata sah zu Ny. „Bleibst du auch noch auf einen Happen? Ist das Mindeste, das wir für dich tun können." Ny überdachte die Einladung sorgfältig. „Das wäre nett. Darf ich ein heikles Thema ansprechen?" Skirata spürte etwas Hoffnung aufkeimen, aber er wuss-
te, er würde sich schuldig fühlen, wenn er an seine eigenen Bedürfnisse dachte, bevor er die seiner Jungs gestillt hatte - und das schloss die Auffindung einer Methode zum Stoppen ihres Dauerlaufs ins hohe After mit ein. „Ich bin ganz Ohr", sagte er. Sie wartete, bis Levet gegangen war. „Jedi." „Wohin soll das führen?" „Du hast sie nicht alle gehasst. Du hast Etaln geliebt, und du liebst Jusik. Sie sind nicht alle böse, oder? Was immer der Jedi-Orden aus ihnen gemacht hat, sie können nicht alle schuldig sein." „Nein." Das war gesunder Menschenverstand. Die Tatsache, dass sie Etain getötet und seine Klone wie Droiden benutzt hatten, änderte nichts an seinem Wissen, dass es auch Gute unter ihnen gab, sonst hätten Leute wie Jusik gar nicht existieren können. „Sind sie nicht. Und Jusik ist kein Jedi." „Was wäre, wenn ich über ein paar nette Leute stolperte, deren einzige Schuld es ist, dass die Macht MidiChlorianer in ihrem Kreislauf abgeladen hat? Wie würdest du zu ihnen stehen?" „Was meinst du mit drüber stolpern?" „Ein Berufsrisiko, wenn man Fracht transportiert. Man findet blinde Passagiere und Illegale in den Frachträumen. Dann hört man ihre Geschichten, und manchmal hält man
es dann für falsch, sie aus der Luftschleuse zu werfen, und kaum hat man sich's versehen, versucht man in einer fiesen Galaxis das Richtige zu tun." Skirata starrte sie mit seinem besten Denk-nichteinmal-daran-Bilck an. „Rein hypothetisch ..." „Für Mandos spielen die Wurzeln keine Rolle. Nur das, was man tut. Oder? Ziemlich tolerant für einen Haufen wie euch." „Und?" „Könnte sein, dass ich auf zwei geflohenen Jedi sitze." „Wenn einer davon Quinlan Vos ist, bring ihn her. Ich hab ein Messer, das sich vor Einsamkeit verzehrt." „Kal... komm schon ..." „Okay, wer sind sie?" „Die eine ist ein Kind." Nys Gesicht spiegelte immer noch kaltherzige Bindungslosigkeit wieder, aber da lag ein seidenweicher Unterton in ihrer Stimme, der einem beinahe das Gefühl gab, gestreichelt zu werden. „Und ich meine Kind - vielleicht grade mal vierzehn. Heißt Esterhazy oder so. Sie hilft, Dinge wachsen zu lassen, und sagt, sie wären der Meinung gewesen, sie sei eine nutzlose Jedi, eher weltlich talentiert als in Machtdingen, was sich für mich haargenau nach der armen Etain anhört. Hau mir nicht den Kopf ab, aber die andere ist... eine Kaminoanerin."
Skirata japste vor Schreck. Es war nicht laut, eher ein lang gezogenes Einatmen, aber er war sich einfach nicht bewusst gewesen, dass Kaminoaner jemals Machtnutzer hervorgebracht hatten. Aiwha-Hap-pen und Schwertschwinger. Derzeit seine beiden liebsten Hassobjekte, und hier ging es sogar um jemanden, der auf beiden Seiten punktete. Sein Messer flüsterte ihm zu. Warum war Ko Sai dann so aufgeregt wegen Kad? Wenn diese grauen Missgeburten ihre eigenen Machtnutzer haben, warum pfuschen sie dann nicht mit ihren eigenen Midi-Chlorianern rum, um machtsensitive Klone zu bauen? Weil sie die Herrenrasse waren und alle anderen nur bloßes Fleisch. Jetzt verstand er es. Niemals würden sie ihr kostbares, perfektes Genom benutzen, um ein Produkt zu schaffen. Ko Sai hatte das Mereel erklärt, nachdem er ihr mit einem Elektroschocker „Hallo" gesagt hatte. Sie hatte sich wirklich beleidigt gefühlt, als er gefragt hatte, ob sie die Klon-„Mutter" sei - ob ihre somatische Klonmethode kaminoanische Eizellen für die Fett-DNS mit einschloss. „Ich gebe zu, die Vorstellung verleitet mich nicht gerade zu Luftsprüngen", sagte Skirata, verspürte aber das seltsame Gefühl, dies sei sehr wichtig. „Ich kann mir richtig gut vorstellen, was für eine liebevolle, einfühlsame und anständige Jedi eine Kaminoanerin abgibt..."
„Sie heißt Kina Ha. Mir kam sie nicht wie ein Monster vor -" Skirata erinnerte sich an seine ersten Tage auf Kamino. Diese sanften Stimmen. „Das tun sie anfangs nie." „-aber sie entstammt einem besonderen Zweig langlebiger Kaminoaner. Ihre Blutlinie wurde für lange Weltraum reisen genetisch überarbeitet." Skirata wäre beinahe zusammengebrochen. Er musste ein paarmal im Kopf wiederholen, bevor er glauben konnte, was er da eben gehört hatte, und sich sein hämmernder Puls so weit beruhigte, dass er sich wieder fassen konnte. Also ... können sie das Leben verlängern, genauso wie sie es verkürzen können. Kein Wunder, dass Palpi nichts unversucht gelassen hat, um vor mir an Ko Sai ranzukommen. Kein Wunder, dass er glaubte, sie könne ihn unsterblich machen. Wahrscheinlich wäre sie dem sogar recht nahe gekommen. Und das bedeutet... Dr. Uthan wird sehr an ihrem Genom interessiert sein. Und daher, mein süßer, kleiner Aiwha-Happen, bin ich es auch. Ich bin so überaus, überaus daran interessiert ... für meine Jungs. „Kalr ich weiß, es fällt schwer", sagte Ny mit einem Stirnrunzeln. „Und vielleicht ist es auch falsch, nach dem, was mit Etain passiert ist."
„Du hast recht." Er rang mit seinem Gewissen - nicht wegen der Pläne, die ihm spontan und vollends ausgearbeitet in den Sinn kamen, denn Kaminoaner verdienten keine längeren Überlegungen, sondern weil er sich nicht mit der Tatsache anfreunden konnte, dass er Nys Gutmütigkeit ausnutzte. Aber es dient meinen Jungs. Sie stehen an erster Stelle. Vor mir und meinen Bedürfnissen. Und auch vor Ny Vollens Meinung über mich. „Nein, es geht in Ordnung." „Ich kann sie hierher zurückbringen?" Ich muss wahnsinnig sein. Aber was für eine Gelegenheit „Wann hattest du vor, es zu tun?" „Ich komme in ein oder zwei Wochen an ihrem Aufenthaltsort vorbei." „Gut. Aber sei vorsichtig. Absolute Sicherheit. Beim ersten Anzeichen von Problemen - werde ich sie persönlich eins mit der shabla Macht werden lassen." Ny lächelte. Sie konnte lächeln. Und sehr hübsch noch dazu. „Du bist ein guter Mann, Kai." „Nein", erwiderte er. Früher oder später würde er offen und ehrlich zu ihr sein. Wahrscheinlich würde sie ihn dafür hassen, und das war schade, denn er mochte sie jedes Mal, wenn er sie sah, ein bisschen mehr. Aber er hatte ei-
ne Pflicht zu erfüllen. „Ich bin ganz und gar nicht gut. Aber ich liebe meine Jungs." Ausbildungszentrum der Imperialen Armee, Centax 2, Coruscant Darman war dazu ausgebildet worden, allen Widrigkeiten zum Trotz hinter feindlichen Linien zu überleben, und genau das tat er jetzt. Willensstärke: Sie entschied darüber, wer lebte und wer nicht „Dar?" Er wusste, wann er in den Abgrund stürzte. Kai Skirata hatte ihn gelehrt, die Anzeichen der Verzweiflung und der Schwäche zu erkennen, damit ihm klar war, wann er sich zusammenreißen musste. Es war nicht der Mangel an Wasser oder Nahrung oder die Blasterschüsse, die einen unter solchen Umständen töteten, nein, was einen wirklich umbrachte, war, sich von der Verzweiflung auffressen zu lassen. Aufzugeben. „Dar, kannst du mich hören?" Behalte die Kontrolle über Schmerz, Furcht und Verlust, dann behältst du auch die Lage unter Kontrolle. Lass diese Dinge für dich arbeiten. Er konnte Kai Skiratas Worte so deutlich hören wie eh
und je. Er beschloss, ihn so zu hören wie damals, als er das erste Mal als Ausbildungssergeant vor ihm stand, und nicht wie den Vater, den er über die Jahre lieben gelernt hatte. Denn das hätte zu viel rohen Schmerz mit sich gebracht. Er musste ein anderer Darman sein, und zwar so lange, wie es brauchte, um zu fliehen. Der Darman, der zu der Überzeugung gekommen war, ein Recht auf ein Leben nach der Armee zu haben, der ein Mädchen geliebt und sie geheiratet hatte und der viel zu kurz einen Sohn gehalten hatte, bevor ihm das alles weggerissen worden war. Dieser Darman war zu schwach, um für unbestimmte Zeit in dieser fremden Umgebung zu überleben. Dieser Mann würde in der Versenkung warten müssen, bis für ihn die Zeit anbrach, wieder ins Leben zurückgerufen zu werden. Falls diese Zeit jemals kam. „Darman!" Jemand stieß ihm hart gegen die Brust. Er fuhr aus seinem beinahe meditativen Zustand hoch und blickte auf Niner, der unbeholfen an kybernetischen Schienen ging, um zu demonstrieren, dass er wieder auf den Beinen war. „ Du siehst ja putzmunter aus, Sarge", sagte er. „In ein paar Wochen bin ich wieder im Einsatz." „Das ist toll." „Dar, können wir irgendwohin gehen, wo es still ist, und reden?"
„Wieso?" Niner starrte ihn durchdringend an. „Nimm deinen Helm ab, Dar. Bitte. Sprich mit mir." Darman zog den Deckel ab und stellte ihn auf den Tisch. Er bevorzugte seine alte Katarn-Montur, aber wenn er auch nur irgendetwas ändern wollte, dann spielte es keine Rolle, wie viele vertraute Sachen hopsgingen. Es machte es einfacher, ein anderer Darman zu sein. Niner ließ sich auf dem Sitz neben ihm nieder, stützte sein Körpergewicht mit den muskulösen Armen und nahm dann Darmans Hand fest in die seine. „Dar, es ist okay, wenn man nach dem, was passiert ist, ein bisschen durchdreht", flüsterte er. „Aber du bist mein Bruder. Vor diesen di'ku-te kannst du machen, was du willst, aber bei mir kannst du du selbst sein. Okay?" Die Trooper der 501. waren ziemlich auf zack. Aber ein paar der anderen neuen Jungs taugten kein bisschen zum Commando-Training. Es waren weniger die mittelmäßigen Leistungen bei der Einarbeitung, die ihn störten - was sollte man schon von Klonen erwarten, die innerhalb von ein, zwei Jahren heranwuchsen? -, sondern dass sie zu glauben schienen, Centax 2 sei Kamino. Irgendein di'kut hatte ihnen das schon erzählt, bevor der Krieg zu Ende ging, und sie wollten Darmans Geschichten über endlose Ozeane und einen wolkenverhangenen Himmel einfach nicht
glauben, bis Darman sie die Datenbanken über das Kamino-System studieren ließ. Das mussten sie sowieso. Es lag ein Notfallplan vor, wie mit Kamino zu verfahren sei, da die Aiwha-Happen nicht mehr zu den besten Kumpels des Imperiums gehörten. Darman war schon gespannt darauf, seine Beziehung zu ihnen wieder aufzufrischen. Falls sie nach Freiwilligen suchen sollten, um Kamino erneut auf Linie zu bringen, wäre er der Erste in der Schlange. „Mir geht's gut, Niner", erwiderte Darman. Das hier war das Schlimmste, das er sich vorstellen konnte. Es war ganz unten angekommen. Aber er überlebte, und wenn er sich am absoluten Tiefpunkt zusammenreißen konnte, dann würde er vielleicht sein Leben schließlich wieder zurückbekommen, denn kein Schmerz, dem er jemals wieder begegnen würde, konnte schlimmer sein als das hier. „Ich komme zurecht." „Dar, ich kenne dich gut genug, um zu wissen, was gerade geschieht." „Was denn? Was geschieht denn gerade?" „Okay, ner vod. Schon okay. Ich will dich nicht drängen." Darman wollte Niner sagen, dass ihn der Versuch, den alten Darman wieder ans Licht zu zerren, zerstören würde. Die Dinge, die der alte Darman wusste, mussten totgeschwiegen werden. Der beste Weg, dies zu tun, war zu
vergessen, dass er sie wusste, und sie bis an einen anderen Tag wegzuschließen. Die bewusste Verdrängung aus seinem Gehirn wurde zur Gewohnheit. Er besaß eine Technik dafür. Auf diese Art würde ihm nichts herausrutschen, und er würde auch nicht jene in Gefahr bringen, die er liebte. So war es am besten. Er legte den alten Darman ab und mit ihm den unerträglichen Schmerz, dem idyllischen Glück so nahe gewesen zu sein, nur um zu sehen, wie es einem entrissen wurde. Dieser Darman konnte hier nicht überleben, nicht einmal mit der Unterstützung seines Bruders Niner. Aber er konnte sich verstecken und wieder hervorkommen, wenn alles vorüber war. „Du hättest mich zurücklassen können", sagte Niner. „Aber du hast es nicht getan, das werde ich dir für den Rest meines Lebens schuldig sein." „Wir lassen niemals einen Bruder zurück", erwiderte Darman. „Wie hätte ich das tun können?" Und auch er würde nicht zurückgelassen werden. Er wusste es. Jemand würde kommen, um ihn zu holen. Während er jedoch auf diesen Tag wartete - würde er tun, was er tun musste, ganz so, wie Kai Skirata es ihn gelehrt hatte.
Kasernenblock, Ausbildungszentrum der Imperialen Armee, eine Standardstunde nach Ausschalten der Lichter Scorch hatte sich endlich dazu gezwungen, nicht mehr in Gedanken die Ereignisse des Kashyyyk-Einsatzes durchzuspielen, um herauszufinden, was er hätte tun können, um Sev zu retten. Jede Menge. Aber das war Vergangenheit. Ein Moment, der für immer vorbei war. Nun gab es nichts mehr, was er tun konnte, außer sich mit Selbstbeschuldigungen in den Wahnsinn zu treiben. Außerdem hatte er einen Job zu erledigen, der nicht abwarten würde, während er Trübsal blies. In der Imperialen Armee gab es keine Skiratas und Vaus, die den Rest von Delta Squad tun und lassen ließen, was sie wollten, oder sich darum scherten, wie sie sich fühlten. Dies war eine neue Welt, sehr viel ähnlicher dem eingeschränkten Leben auf Kamino als der Unabhängigkeit, an die sie sich so gewöhnt hatten. Selbst die neue Kaserne besaß die weiße, sterile Atmosphäre von Tipoca City. „Du hast ihn also gesehen", fragte Boss mit kaum hörbarer Stimme. Er lehnte sich über die Kante der oberen Schlafkoje und stupste Scorch an. „Er ist hier. Er und Niner." Scorch war für die vorübergehende Ablenkung dankbar.
Er brach seinen fortwährenden, schuldbeladenen Gedankengang über Sevs Schicksal ab, um sich zu fragen, ob Etain die Säuberung wohl überlebt hatte. Jusik hatte überlebt: Er hatte seinen Hinrichtungsbefehl auf einer Liste vermisster Jedi gesehen, die ausgegeben wurde. Auf Skiratas Kopf hatte Palpatine ebenfalls eine Prämie ausgesetzt. Aber wenn Darman immer noch da war - dann hatte Etain es wohl nicht geschafft. Scorch war sich sicher, er hätte sie in Sicherheit gebracht, wenn es ihm möglich gewesen wäre. „Kein Zeichen von Corr oder Atin", flüsterte er. „Ich hab gehört, sie stehen auf der Liste der Deserteure, zusammen mit den Nulls und ein paar anderen ..." Scorch antwortete nicht. Er konnte Fixer in der Koje nebenan mechanisch schnarchen hören, und das Geräusch schien jetzt eher tröstlich, als dass es ihn so wütend gemacht hätte, dass er einen Eimer Wasser über seinen schlafenden Bruder kippen wollte. Die anderen Com-mandos im Schlafsaal waren Männer, die er nicht kannte. Ein bisschen Vertrautheit war da sehr kostbar. „Würdest du sie erschießen, wenn der Befehl käme?", fragte Boss. Sev hatte Scorch einmal eine ähnliche Frage gestellt. „Ich weiß nicht." Aber Scorch wollte nein sagen, das wür-
de er nicht tun, stattdessen: viel Glück noch, Jungs. „ Hättest du Etain erschossen, wenn sie noch bei uns gewesen wäre, als die Order 66 erteilt wurde?" „Rein akademisch", erwiderte Boss, um dem Thema auszuweichen. „War sie nicht." „Hattest du Gelegenheit, Dar zu fragen, wieso er noch hier ist?" Boss machte eine Pause. „Ja." „Und?" Scorch erwartete Neuigkeiten über Etain. Sein Magen zog sich zusammen. „Also was?" Boss schluckte. Scorch hörte es. „Alles, was er sagte", flüsterte Boss, „war, dass er Niner nicht zurücklassen konnte." Scorch kannte Boss gut genug, um nicht zu fragen, wie er sich dabei fühlte. Ihm ging es genauso.
27. Ich habe nicht akzeptiert, dass er tot ist, bis ich seinen Namen auf dem Kriegsmahnmal gelesen habe. Darin lag eine Endgültigkeit Er gehörte nicht mehr mir Er war aufgenommen worden in die Reihen der Toten, unberührbar, getrennt, zu Stein erstarrt. - Witwe von Lieutenant Commander Ussin Fajinak, erster Offizier des Republik-Kriegsschiffes Aurodia
Keldabe, Mandalore, 1097 Tage NSG Kad war heute unruhig. Den größten Teil der Nacht hatte er gewimmert, und alle hatten sie abwechselnd an seinem Bett gewacht, um ihn zu trösten, damit er schlief. Jetzt ließ Fi ihn auf seinen Oberschenkeln reiten. „Das wird ein toller Tag draußen, Kad'ika!" Er liebte den Jungen. Vielleicht übte er dadurch zu viel Druck auf Parja aus, ihm ebenfalls einen solchen Jungen zu schenken. „Siehst du all die Mando'ade, die mit Messern spielen und mit Blastem und dabei zotige Lieder singen?"
Kad klammerte sich mit beiden Händen an sein versengtes Stoffnerf und wies jeden Versuch, ihn abzulenken, zurück. Ersah aus dem Fenster des Gleiters hinaus, als suche er nach irgendetwas. Fi war sich sicher, er würde Ausschau halten in der Hoffnung, seine Mutter oder seinen Vater zu entdecken, ganz gleich, was Jusik darüber erzählte, dass der Junge den Tod besser verstand als andere Babys. „Ich glaube, du bist wegen einem Tag in Keldabe aufgeregter als er", sagte Skirata, die Hände entspannt am Steuerknüppel. „Es tut gut, dich wieder glücklich zu sehen, Sohn. Du heilst das Herz eines alten Mannes. Etain hätte sich sehr gefreut." „Wenn wir zurückgehen, um Dar und Niner zu holen, bin ich dabei, okay? Die Mission will ich erledigen." „Das wirst du." Skirata schien in jener Stimmung zu sein, die Ordo grüblerisch nannte. Etwas stand an, und seine Bereitschaft, nach Keldabe zu gehen, ließ Fi darüber nachdenken, ob es etwas mit Shysa zu tun haben könnte. Aber Kal'buir versicherte, er wolle nur ein paar Dinge einkaufen, um Uthan bei Laune zu halten - Holomagazine, Kosmetikartikel, vielleicht auch eine Flasche erlesenen Weins. Das Risiko, Waren von außerhalb nach Kyrimorut liefern zu lassen, war zu hoch. Und Skirata schien es nötig zu haben, gelegentlich rauszukommen und sich die Füße zu vertreten.
„Kad, willst du meinen buy'ce probieren?" Fi hielt seinen Helm über den Kopf des Jungen wie ein BasaniHohepriester, der eine Krönung vollzieht. „Viele lustige Töne. Viele bunte Farben." Kad sah mit seinen großen, dunklen und skeptischen Augen zu ihm hoch. Dann ebneten sich seine Lippen zu einer dünnen, dünnen Linie, und er runzelte mit feuchten Augen die Stirn. Aber er blieb still. Er war sehr gut darin, nicht laut zu weinen. Fi war der Ansicht, dass jedes Baby das Recht dazu hatte, sich die Augen aus dem Kopf zu schreien, Kad mehr noch als alle anderen. Fi senkte den Helm trotzdem. „Hier kommt er, Kad'ika ... schau mal die Farben. Deckel auf! So, jetzt bist du ein echter Soldat." Kad akzeptierte die Krone für einen Moment, während Fi das Gewicht hielt, dann wand er sich darunter hervor. „Dada", sagte er. „Dada?" „Man kann mit dem Jungen nicht früh genug anfangen", meinte Skirata. „Wir werden ihm von Beviin Verhayc einen hübschen, kleinen buy'ce machen lassen. Da wird nicht gespart. Auch einen kleinen Fliegeroverall. Mirgo Ruus macht sehr gute. Nur das Beste für meinen bu'ad'ika." „Wird Bardan ihm beibringen, wie man ein Lichtschwert benutzt?" „Es gibt keinen Grund, weshalb es eine Waffe nur für je-
tiise sein sollte." Skirata sorgte sich, Fi merkte es ihm an. Es lag dann immer ein sorgsam kontrollierter Unterton in seiner Stimme, der die höhere Stimmlage etwas beschnitt. „Natürlich nur im Stillen.1' Fi beobachtete Kad wie eine Sturmwarnung des Wetterdienstes. Er war sich sicher, der Junge könne seinen Vater durch die Macht spüren, und falls Darman irgendetwas zustoßen sollte, würde der Junge es zuerst wissen. In Keldabe ging es heute geschäftig zu. Es war nicht annähernd wie auf Coruscant, aber Fi hatte seinen Vorsatz, sich vom höchsten Turm Galactic Citys abzuseilen, ohnehin aufgegeben. Keldabe lag in einer Größenordnung, mit der er umgehen konnte. Außerdem wuchs sein Selbstvertrauen mit jedem Tag mehr, sodass er sich - eines Tages an seinen Weg nach Hause erinnern würde, ohne sein Datapad zurate zu ziehen. Die beiden Männer schlenderten den Morgen über durch die Gassen, und Skirata trug Kad in typisch stolzer, väterlicher Mando-Manier auf der Hüfte. Sie standen auf dem Platz vor dem Oyu'baat Tapcaf und schauten über das Geländer in den Fluss Kelita hinunter, um Kad zu unterhalten. Er schien nach etwas Ausschau zu halten. Da sahen sie zum ersten Mal die Schiffe.
Über ihnen zogen Angriffsschiffe und Transporter in loser Formation in östlicher Richtung durch den Himmel. Sie waren einmal ein willkommener Anblick auf dem Schlachtfeld gewesen, aber nun repräsentierten sie die Bedrohung der finsteren Tage, die kommen würden. Die Imperiale Garnison rückte an, und sie hatten keine Zeit vergeudet. Offensichtlich hatten sie es sehr eilig. Skirata sah hinauf und seufzte. „Ich hab alles, weswegen ich gekommen bin, ad'ika", sagte er. „Ich glaube, es wird Zeit, wieder zu verschwinden." „Ich bin froh, dass ich nicht den AAand'alor-)ob angenommen habe", meinte Fi. „Ich wette, Spar auch." Das war es also, was Kad in der Macht gefühlt hatte und was ihn so beunruhigt hatte: Jusik konnte Schwierigkeiten in der Macht spüren und der Junge wahrscheinlich ebenfalls. Das war es, wonach er Ausschau gehalten hatte. Jedenfalls zog Fi es vor, das zu glauben, als sich vorzustellen, er würde sich nach Etain verzehren. Sie machten sich auf den Weg zurück zum Gleiter. Ein Mann in gelbbrauner Rüstung hielt anr um Skirata im Vorbeigehen am Arm zu berühren. „Schon gehört?" „Was? Dass wir den Tag bereuen werden, an dem wir Palpatine reingelassen haben?" Der Mann schüttelte den Kopf. „Nein, Shysa. Fenn Shysa
hat gerade den kyr'bes angenommen. Er ist unser neuer Mand'alor. Im Oyu'baat fließt das Ale in Strömen." Der Mann ging weiter, augenscheinlich glücklich darüber, dass die dreijährige Übergangsregierung ohne einen Mand'alor nach Fetts Tod nun vorbei war. Vielleicht wusste er nicht, was Fi wusste: dass Shysa Skirata erklärt hatte, er würde die Spitzenposition einnehmen, wenn ihm der Anblick seiner Imperialen Gäste nicht gefiel. Offenbar hatte Shysa sich richtig entschieden. „Ich glaube, ich bin nicht durstig." Skirata blickte zu Fi. „Und du, Sohn?" „Ich soll ja noch am Steuer sitzen", erwiderte Fi. Ein Kanonenboot - nicht ganz das geliebte LAAT/i, aber ähnlich und in Imperialem Anstrich - rauschte dicht über das Stadtzentrum hinweg und sah aus, als würde es die Turmspitze von MandalMotors streifen. Fi legte einen Finger an die Lippen. Ganz still. Kad machte die Geste schweigend nach. Eine nützliche Angewohnheit für den Jungen. Kad hatte seine Faust in den Mund gesteckt, blickte mit weit aufgerissenen Augen hinauf, und eine Braue verzog sich, um Tränen anzukündigen. Er wusste bereits, dass er ungesehen und ungehört bleiben musste, um die kommenden Jahre zu überleben. Skirata schaute in den Himmel, bis keine Schiffe mehr zu sehen waren, und Fi hatte diesen Blick längst gesehen:
wachsam, aber nicht eingeschüchtert, wachsam - aber mit einem Trumpf im Ärmel, einem besseren, als nur seinem dreischneidigen Messer. Kad wimmerte leise. „Schon in Ordnung", sagte Skirata und streichelte dem Kind über den Kopf. „Ich bin da, Sohn. Ich bin da."
DIE AUTORIN Karen Traviss ist die Autorin der drei vorangegangenen Star Wars: Republic Commando-Romane: Feindkontakt, Triple Zero und True Colors. Ebenfalls der Star Wars: Legacy of the Force-Romane Bloodlines, Revelation und Sacrifice sowie der Romane City of Pearl, Crossing the Line, The World Before, Matriarch, Ally und Judge. Die ehemalige Verteidigungskorrespondentin, TV- und Zeitungsjournalistin hat auch als Pressebeauftragte der Polizei, Werbetexterin und Dozentin für Journalismus gearbeitet. Seit ihrem Abschluss an der Clarion East im Jahr 2000 erschienen ihre Kurzgeschichten in Asimov's, Realms of Fantasy, On Spec und Star Wars Insider. Sie lebt in Devizes, England.