Nr. 299
Orbanaschols Ende Eine neue Ära beginnt - und ein langer Traum geht zu Ende von H. G. Francis
Das Geschehen i...
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Nr. 299
Orbanaschols Ende Eine neue Ära beginnt - und ein langer Traum geht zu Ende von H. G. Francis
Das Geschehen im Großen Imperium der Arkoniden spitzt sich unaufhaltsam zu. Es wird gegenwärtig durch innere Konflikte bestimmt – in viel höherem Maß jeden falls als durch die Kämpfe gegen die Methans. Es gärt auf vielen Welten des Imperi ums. Und schuld daran ist einzig und allein Orbanaschol, der Brudermörder und Usurpator, der in seiner Verblendung und Korruptheit einen falschen Weg beschritten hat. Die Tage Orbanaschols sind längst gezählt. Dennoch gibt sich der Usurpator, obwohl er die Zeichen der Zeit zu deuten versteht, noch nicht geschlagen. Während Orbanaschol in seiner Verzweiflung und Panik die ihm verbliebene Macht nutzt, um gegen echte oder vermeintliche Widersacher brutal vorzugehen, sammeln die Gegner seines Gewaltregimes – unter ihnen Atlan-Freunde, aber auch solche, die einen anderen als den Kristallprinzen an der Spitze des Imperiums sehen möch ten – ihre Kräfte und ziehen sie in der Nähe des Arkon-Systems oder auf Arkon selbst zusammen. Schläge und Gegenschläge erfolgen, die Machtkonstellationen verändern sich laufend. Die Lage auf Arkon ist chaotisch, bis sich neue, unerwartete Aspekte ergeben. Damit beginnt eine neue Ära – sie wird eingeleitet durch ORBANASCHOLS ENDE …
Orbanaschols Ende
3
Die Hautpersonen des Romans:
Orbanaschol III. - Der Usurpator am Ende seines Weges.
Lebo Axton - Ein Terraner als zweitmächtigster Mann des Imperiums von Arkon.
Kelly - Axtons treuer Roboter.
Atlan und Fartuloon - Gefangene Orbanaschols.
Peter Randok und Jerremy Thorton - Wächter der Traummaschinen.
1. Das Panzerschott schob sich surrend zur Seite. Dahinter wurden zwei Männer in dun kelblauen Uniformen sichtbar. Sie trugen silbern schimmernde Gürtel, an denen groß kalibrige Kombistrahler hingen. Ihre Ge sichter waren scharfgeschnitten und kantig. Ihre Lippen bildeten dünne Striche, und die harten Augen schienen aus Glas zu sein. Lebo Axton beugte sich nach vorn und stützte sich mit dem Ellenbogen auf die Schulter seines Roboters Gentleman Kelly, der einige Zentimeter über dem Boden schwebte. Kelly hatte nur noch ein Bein und konnte nicht mehr gehen. Ein Energiestrahl hatte ihm das Bein weggerissen. Die beiden Männer salutierten in übertrie ben exakter Weise. Sie riefen damit ein spöt tisches Funkeln in den Augen des Terraners hervor. »Guten Morgen, meine Herren«, sagte Axton-Kennon. »Führen Sie mich zum kom mandierenden Offizier.« Einer der beiden Männer hob den Arm und schnippte mit den Fingern. Ein Offizier von weniger hohem Rang eilte aus einer Ka bine herbei. »Axton möchte zu Cocross.« Die beiden Wachen aus dem Elitekom mando Orbanaschols. III. wichen zur Seite und machten dem Geheimdienstchef des ar konidischen Imperiums Platz. Auf ihren Ge sichtern zeichnete sich nicht ab, was sie dachten. Axton schwebte mit Kelly an ihnen vor bei. Er folgte dem Offizier, der den Befehl schweigend entgegengenommen hatte. Vor knapp einer Stunde hatte Axton auf Arkon II noch auf verlorenem Posten ge
standen. Die Revolte der Mächtigen gegen den Imperator hatte auch den Geheimdienst erfaßt und das Organisationsbüro von Arkon II auf die Seite der Kontrahenten Orbana schols gebracht. Doch die Macht der Großen war gebrochen. Moira Erclac lebte nicht mehr. Eihrett Khantron war verschwunden. Und der Dreifache Sonnenträger Spronthrok hatte vergeblich versucht, die Raumflotte Arkons für einen Staatsstreich zu nutzen. Es war ihm nicht gelungen, Atlan in seine Hän de zu bekommen. Damit sah plötzlich wieder alles anders aus. Nun war Lebo Axton nicht nur auf Arkon I einer der Mächtigen, er war es überall im Imperium. Und selbst der Oberkommandie rende der Elitetruppen Orbanaschols mußte sich ihm beugen. Der Zweifache Sonnenträger Cocross war schon informiert, bevor Axton sein Büro be trat. Als sich die Tür vor dem Verwachsenen öffnete, hatte Cocross den halben Weg von seinem Arbeitstisch bis zur Tür schon zu rückgelegt. Er lächelte gequält. »Axton, was kann ich für Sie tun?« rief er. Der Kosmokriminalist ließ sich vom Rücken des Roboters gleiten. Er nahm es be wußt in Kauf, daß der Arkonide ihn nun weit überragte und auf ihn herunterblickte. Dadurch entstand scheinbar ein psychologi scher Vorteil für den Offizier, tatsächlich aber wußte Axton diese Haltung psycholo gisch besser zu nutzen. Er mußte zwar zu dem Arkoniden aufblicken, doch das störte ihn nicht. Er wußte, daß Cocross sich nun aus seiner innerlichen Verkrampfung löste, ohne sich dessen bewußt zu werden. Der Ar konide fühlte sich weniger unter Druck ge setzt, und gleichzeitig ließ seine Aufmerk
4 samkeit auch nach. Dadurch war es für Ax ton leichter, seine Vorstellungen durchzuset zen. »Ich hoffe, Atlan ist noch hier«, sagte er und trat noch etwas dichter an Cocross her an, so daß er steil nach oben sehen mußte. »Allerdings«, erwiderte der Offizier. »Haben Sie den Imperator bereits infor miert?« Cocross deutete auf den Hyperkom. »Ich hatte gerade die Absicht, das zu tun.« »Sie werden damit noch warten«, befahl der Kosmokriminalist, ging an dem Kom mandanten vorbei zu seinem Sessel, gab Kelly einen knappen Wink und ließ sich von ihm in einen Sessel heben. »Meinen Sie nicht, daß der Imperator ge rade auf diese Nachricht besonders ungedul dig wartet?« Axton lächelte spöttisch. »Ich denke, es steht Ihnen nicht zu, die psychologische Situation des Imperators zu beurteilen«, erwiderte er scharf. »Fraglos ist die Nachricht für den Imperator wichtig, aber alles hat seine Zeit.« »Aber, Axton, wir haben …« »Sie haben nur wenig dazu getan, daß At lan und sein Begleiter nun in Haft sind«, stellte der Verwachsene fest. »Ich habe Ih nen diese beiden Gefangenen zugeführt. Ha ben Sie das vergessen?« Cocross preßte die Lippen zusammen. Er schüttelte zögernd den Kopf. Axton hatte die Gefangenen den Elite truppen keineswegs zugeführt. Tatsächlich hatte er eine klare Niederlage erlitten. Da nach war er Atlan und seinem Begleiter nachgelaufen. Das war gerade in dem Mo ment gewesen, als die Elitetruppen heran rückten. So hatte es für diese ausgesehen, als sei Axton der Sieger. »Was kann ich tun?« fragte Cocross er neut. »Zunächst möchte ich die beiden Häftlin ge sehen. Danach werde ich nach Arkon I fliegen und dem Imperator berichten.« »Wir könnten Atlan direkt zu ihm brin-
H. G. Francis gen«, schlug der Offizier vor. »Gerade das will ich nicht«, lehnte Axton ab. »Ich will erst mit Orbanaschol sprechen, um ihn entscheiden zu lassen, was zu ge schehen hat.« Cocross legte seine Hand auf den Hyper kom. »Wir könnten …«, begann er. »Das überlassen Sie gefälligst mir«, un terbrach ihn der Geheimdienstchef. Cocross erbleichte. Er wußte nicht, ob er es sich leisten konnte, sich gegen Axton auf zulehnen. Die kritische Situation im Kristall palast war auch ihm bekannt. Er als Kom mandant der Elitetruppen des Imperators mußte in der augenblicklichen Lage alles unterlassen, was ihm von der einen oder der anderen Machtgruppe zur Last gelegt wer den konnte. Niemand konnte sagen, wer in einigen Tagen Imperator sein würde. Orba naschol III. konnte es noch immer sein, ebensogut aber konnte es auch Atlan sein – oder ein anderer. Auf jeden Fall war Cocross dann noch immer Kommandant der Elite truppen und als solcher dem neuen Impera tor verpflichtet. Schlug er sich jetzt gar zu engagiert auf die Seite Orbanaschols, so konnte ihn das nach seinem Sturz den Kopf kosten. Ebenso konnte es ihm ergehen, wenn er sich gegen Orbanaschol auflehnte und dieser dann doch Imperator blieb. Er blickte Axton unsicher an. Der Geheimdienstchef war so ruhig, als wisse er mit absoluter Sicherheit, was in den nächsten Tagen geschehen werde. »Selbstverständlich liegt das in Ihrer Ent scheidung«, sagte der Kommandant. In sei nen Augen blitzte es auf. »Dann ist es ja gut«, erwiderte Axton. Er rutschte aus dem Sessel. »Ich schlage vor, daß Sie mir jetzt Atlan und den anderen Ge fangenen zeigen.« Kelly kniete sich hin, so daß er auf seinen Rücken steigen konnte. Cocross hatte jeden Widerstand aufgegeben. Er ging zur Tür und öffnete sie. Dann trat er zur Seite, um Axton Platz zu machen. Der Kosmokriminalist ließ sich durch die Tür tragen.
Orbanaschols Ende Zwei Minuten später stand er vor Atlan und Fartuloon. Beide hatten ihre bisherige Gefangenenkleidung abgeben und gegen ei ne andere, rote austauschen müssen. Die bei den Männer standen schweigend vor dem vergitterten Fenster. Sie blickten Axton aus druckslos an. Der Verwachsene war sich dessen sicher, daß sie nicht in der Lage wa ren, die Zusammenhänge richtig zu deuten. »Es ist gut«, sagte er zu Cocross. »Ich fliege jetzt zum Kristallpalast. Danach hören Sie von mir. Vielleicht aber hat der Impera tor selbst den Wunsch, mit Ihnen zu spre chen.« Axton suchte verzweifelt nach einer Mög lichkeit, Atlan und Fartuloon zu befreien. Die Situation, in der er sich befand, war ge radezu grotesk. Er war als Chef aller Ge heimdienste nach Orbanaschol III. der mächtigste Mann im Imperium, aber er hatte keine Möglichkeit, Atlan zu helfen. Flüchtig überlegte er, ob er es überneh men sollte, Atlan und Fartuloon als Gefan gene nach Arkon I zu überführen – und die sen Transport als Fluchtgelegenheit zu be nutzen. Er verwarf diesen Plan jedoch so gleich wieder, da er keine Zeit hatte, die not wendigen Vorbereitungen zu treffen. Allzu gut erinnerte er sich noch daran, wie es ihm ergangen war, als er ohne jede Vorbereitun gen, einfach dem Druck der Situation gehor chend, gegen Moira Erclac vorgegangen war. Er hatte eine Schlappe einstecken müs sen. Das konnte er sich jetzt nicht leisten. Das Leben Atlans stand auf dem Spiel, und eine Niederlage war gleichbedeutend mit dem Tod des Kristallprinzen. Er wandte sich ab. Cocross schloß die Zellentür. Er machte einen zufriedenen Ein druck. Axton achtete nicht darauf. Er dachte nur an Atlan. Ihn schmerzte die Verachtung, die er in seinen Augen hatte lesen können. Ihm war bewußt, daß Atlan gar nicht wissen konnte, was er für ihn getan hatte, und daß er sein Freund war. In den Augen des Kri stallprinzen war er eine Kreatur Orbana schols. Atlan konnte auch nicht wissen, daß
5 er erst seit ein paar Tagen Geheimdienstchef war. Als Axton-Kennon in einem Gleiter zum Raumhafen flog, dachte er darüber nach, wie er Atlan informieren konnte. Dieses Problem war nicht weniger vordringlich, als Atlan zu befreien und damit zu einer Figur zu ma chen, die aktiv in das Geschehen im Kern des Imperiums eingreifen konnte.
* Zehn Stunden später ließ sich Axton an seinem Arbeitstisch in seinem neuen Büro als Geheimdienstchef nieder. Er tippte die Code-Ziffern Orbanaschols III. in das Vi deogerät und wartete. Als der Bildschirm sich erhellte, erschien das Gesicht des Kristallmeisters auf der Pro jektionsfläche. »Sie, Axton?« fragte er überrascht. »Ich wähnte Sie noch auf Arkon II.« »Ich bin zurück«, erwiderte der Verwach sene. »Bitte, geben Sie mir den Imperator.« »Sie können ihn nicht sprechen. Er schläft.« »Dann wecken Sie ihn. Ich habe eine äu ßerst wichtige Nachricht für ihn.« Der Oberaufseher der Privaträume des Imperators schüttelte bedauernd den Kopf. »Ich habe die strikte Anweisung, den Im perator nicht zu wecken. Er schläft zum er stenmal wieder seit drei Tagen. Der Arzt sagte, er hätte unmittelbar vor einem Zusam menbruch gestanden. Deshalb muß er jetzt noch wenigstens sechs Stunden schlafen. Danach können Sie ihn sprechen.« »Und was geschieht, wenn eine Revolte ausbricht?« fragte Axton ironisch. Der Kristallmeister verstand, was er damit ausdrücken wollte. Er lächelte. »Für diesen Fall, so meinte der Imperator, habe er tüchtige Männer, die auch ohne ihn mit derartigen Dingen fertig werden.« »Danke. Ich werde warten. Sollte der Im perator wider Erwarten vorzeitig aufwachen, informieren Sie mich, bitte, sofort.« »Das werde ich tun.«
6 Axton schaltete ab. Er war froh über den unverhofften Zeitgewinn. Für etwa sechs Stunden war Orbanaschol ausgeschaltet. Für diese Zeit war Atlan in Sicherheit. Axton setzte sich mit Cocross in Verbin dung und teilte ihm über Hyperkom mit, wie die Lage war. »Alles bleibt unverändert«, befahl der Kosmokriminalist am Ende des Gesprächs. »Atlan und sein Begleiter bleiben, wo sie sind, bis der Imperator anders entscheidet. Sie werden entsprechend informiert.« Als er abgeschaltet hatte, lehnte er sich in seinem Sessel zurück. Seine Gedanken über schlugen sich. Jetzt kam es darauf an. Es galt, die verschiedenen politischen Strömun gen zu erfassen und in richtige Bahnen zu lenken. Axtons Blick fiel auf den Informations auswurf. Das mit dem Hauptcomputer des Geheimdiensts verbundene Gerät zeigte an, daß eine Fülle von Material aufgelaufen war, das gesichtet werden mußte. Axton überlegte, ob er sich die Zeit nehmen sollte, die Informationen durchzusehen. Diese Ar beit gehörte zu seinen Pflichten, brachte ihm aber auch außerordentliche Vorteile. Er tippte die Zahlen Avrael Arrkontas in die Tastatur seines Videos. Eine der beiden Frauen des Industriellen meldete sich und verband ihn sogleich mit dem Freund. »Ich muß mich kurz fassen, Avrael«, sag te der Terraner. »Alle Erläuterungen später. Bitte, kommen Sie in den Kristallpalast in mein Büro. Ich werde dafür sorgen, daß Sie alle Kontrollen passieren können. Haben Sie Zeit?« »Selbstverständlich«, erwiderte der Arko nide. »Ich bin spätestens in zehn Minuten bei Ihnen.« »Danke.« Axton schaltete ab. Avrael Arr konta war der zuverlässigste Freund, den er in dieser Zeit des alt-arkonidischen Imperi ums gefunden hatte. Auf ihn konnte er jeder zeit bauen. Mit ihm zusammen wollte er die notwendigen Vorbereitungen für die nun un vermeidbaren Ereignisse der Zukunft tref fen.
H. G. Francis Er stürzte sich auf die Informationen, die aus dem Computer kamen, nachdem er sie nach Themen geordnet hatte. Ihre Bedeu tung konnte er nicht von vornherein erken nen. Daher mußte er sie alle zumindest über fliegen. Am meisten interessierten ihn die Nach richten, aus denen er sich ein Bild über die Machtsituation im Kern des Imperiums ma chen konnte. Die zahlreichen Agenten, die überall auf den drei Planeten Arkons arbeite ten, hatten sich besonders darauf konzen triert. Allen war klar, daß Orbanaschol die gefährlichste Krise seiner Amtszeit erlebte. Daher glich die arkonidische Gesellschaft zur Zeit einem brodelnden Kessel. Der Türsummer schlug an. Axton erwar tete Avrael Arrkonta. Er hatte inzwischen Anweisungen an die Kontrollstellen gege ben, ihn durchzulassen. Doch nicht der Indu strielle trat ein, sondern eine zierliche Arko nidin. Sie war nicht besonders hübsch, hatte aber ausdrucksvolle, große Augen und einen weichen Mund. Axton hatte sie schon öfter gesehen. Sie war eine enge Mitarbeiterin des ermordeten Frantomor gewesen. Von ihm hatte sie Axton häufig Nachrichten über bracht, die nicht über Video übermittelt wer den sollten. »Karena Eze«, sagte er überrascht. »Was führt Sie zu mir?« »Ich habe hier einige Informationen, die soeben eingegangen sind. Ich halte sie für so wichtig, daß ich sie Ihnen direkt geben woll te.« Sie reichte ihm einige beschriftete Bögen hin. Er nahm sie entgegen und blickte sie abwartend an. Sie machte keine Anstalten zu gehen. Unsicher wich sie seinen Blicken aus. »Ist noch etwas?« fragte er. Sie preßte die Lippen zusammen und strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. Dann schüttelte sie den Kopf, drehte sich um und eilte zur Tür. Dort blieb sie erneut ste hen. Sie blickte über die Schulter zurück. »Nun, Karena? Wollen Sie es mir nicht sagen?«
Orbanaschols Ende Er spürte, daß sie ihm etwas mitzuteilen hatte, was wichtig war. Er erhob sich und wollte um seinen Arbeitstisch herumgehen, doch plötzlich wurde er sich seines mißge stalteten Körpers bewußt. Das Blut schoß ihm in die Wangen. Seine Hände krampften sich um die Tischkante. Er spürte, daß die Frau ihn beobachtete, und stürzte in ein Ge fühlschaos, das ihn so plötzlich und uner wartet überfiel, daß er nicht damit fertig wurde. Ruckartig wandte er sich ab und kehrte zu seinem Sessel zurück. Er versuchte, sich hinter eine Fassade von Ablehnung und Fro stigkeit zu retten. »Lassen Sie mich allein«, befahl er mit schriller Stimme. Sie schüttelte den Kopf und kam langsam auf ihn zu. Er sah, daß ihre Finger zitterten, als sie sich auf die Tischplatte drückten. »Ich wollte Ihnen nur sagen, daß ich Ih nen jederzeit helfe«, erklärte sie mit schwan kender Stimme. Sie suchte seine Blicke. »Ich wollte es Ihnen schon lange sagen.« Damit wandte sie sich um und eilte hin aus. Er blickte ihr verblüfft und restlos ver unsichert nach. Vergeblich versuchte er, mit seinen Gefühlen fertig zu werden. Schließ lich hieb er seine Faust zornig auf den Tisch. »Du Narr«, sagte er keuchend. »Sie meint doch gar nicht dich. Sie meint dein Amt, deine Funktion. Du bist Chef hier. Das ist al les, was sie interessiert.« Er wußte, daß er ihr unrecht tat, aber er redete es sich dennoch immer wieder ein. Um sich abzulenken, griff er nach den Nach richten, die sie ihm übergeben hatte. Er las sie in aller Eile durch. Als er etwa die Hälfte des Informationsmaterials gesichtet hatte, erschien Avrael Arrkonta. Der Arkonide blickte sich lächelnd im Büro um. »Alle Achtung«, sagte er anerkennend. »Dieser Raum zeigt ein wenig mehr her als der andere.« »Wir haben keine Zeit für Scherze«, ent gegnete Axton. Er bot dem Freund Platz an. »Die Zeit drängt. Die Ereignisse überschla
7 gen sich, und Atlan sitzt auf Arkon II fest. Ich konnte ihn nicht befreien. Lange wird es nicht mehr dauern, bis Orbanaschol Be scheid weiß. Was dann kommt, steht in den Sternen.« Arrkonta streckte abwehrend die Hände aus. »Nicht alles auf einmal«, bat er. Axton informierte ihn über die Ereignisse der letzten Tage und über die neue Situation. »Der Tod von Moira Erclac und der von Spronthrok bedeutet, daß Orbanaschol wie der ein wenig mächtiger geworden ist«, schloß er. »Zwei seiner Feinde leben nicht mehr.« »Wer bleibt noch?« »Lassen Sie mich zusammenfassen, was in diesem Berg von Informationen enthalten ist«, erwiderte Axton. »Zunächst: Worauf stützt sich die Macht Orbanaschols jetzt noch? Da sind einmal die Elitetruppen des Imperators unter dem Oberkommando von Cormon Thol.« »Ein beachtlicher Machtfaktor«, bemerkte Avrael Arrkonta. »Eben«, stimmte Axton zu. »Das sollte niemand übersehen. An den Elitetruppen sind Moira Erclac, Spronthrok und auch Eihrett Khantron gescheitert. Diese Truppen halten zu Orbanaschol, ganz gleich, was ge schieht. Cormon Thol und die Offiziere, die hinter ihm stehen, sind auf diesen Imperator eingeschworen.« »Wer stützt Orbanaschol noch?« »Der Kriegsminister Vlerghont vor allem, aber auch einige andere einflußreiche Mini ster. Dann müssen wir den Polizeipräsiden ten Ternnan hinzurechnen.« »Ternnan?« fragte Arrkonta überrascht. »Er ist Polizeipräsident von Arkon III.« »Das war er. Heute nacht hat er das Amt des Polizeipräsidenten von Arkon I über nommen.« »Orbanaschol igelt sich ein.« »Genau das«, stimmte der Verwachsene zu. »Er weiß, was die Stunde geschlagen hat, und er schart alle um sich, auf die er glaubt, sich verlassen zu können. Ich bin
8 mittlerweile davon überzeugt, daß er Franto mor nicht erschossen hat, weil er ihm einen Verrat nachweisen konnte. Er hat ihn aus dem Weg geräumt, um mich zum Chef des Geheimdiensts machen zu können. Natürlich hätte er Frantomor auch in die Wüste schicken können, aber dann hätte er befürch ten müssen, daß Frantomor sich mit all sei nem Wissen auf die Seite der Rebellen schlägt.« »Gut. Und wer ist noch für Orbana schol?« »Fast fünfzig Prozent der Raumflotte.« »Das ist unmöglich«, rief Arrkonta. Axton legte seine Hand auf die Papiere. »Es ist so«, beteuerte er. »Natürlich heißt das nicht, daß fünfzig Prozent aller Offiziere der Raumflotte mit der Politik Orbanaschols einverstanden sind. Es bedeutet nur, daß fünfzig Prozent der Flotte sich einem Ein satzbefehl Orbanaschols nicht widersetzen wird. Avrael, bedenken Sie doch. Das ist ein gefährlich niedriger Anteil. Fünfzig Prozent der Offiziere stehen dagegen. Von ihnen würden mit Sicherheit weit mehr als die Hälfte meutern, wenn es darauf ankommt. Die restlichen Offiziere würden versuchen, sich dem Befehl nicht zu widersetzen, aber sich ihm auf irgendeine Weise zu entzie hen.« »Dennoch bin ich erschüttert«, gestand Arrkonta. »Ich hätte gedacht, daß Orbana schol nun so gut wie allein steht. Das aber ist nicht der Fall. Wie ist denn unsere Situa tion? Und gibt es noch mehr Gegner? Was wissen Sie darüber?« »Die Gegner Orbanaschols sind zunächst Atlan mit der Organisation Gonozal VII. Dazu sind zu zählen etwa zwanzig Prozent der adligen und damit einflußreichsten Ar koniden.« »Was haben wir von der Flotte zu erwar ten?« »Höchstens 10 Prozent der Offiziere ste hen auf unserer Seite.« »Dann ist unsere Ausgangsposition bei weitem nicht so gut, wie ich gedacht habe.« »Täuschen Sie sich nicht, Avrael. Alles
H. G. Francis hängt von der Person Orbanaschols ab. Wenn es Atlan gelingt, Orbanaschol für ab gesetzt zu erklären und seine eigenen Machtansprüche geltend zu machen, dann bricht Orbanaschols Machtgebäude wahr scheinlich schlagartig zusammen. Noch bes ser wären unsere Aussichten, wenn Orbana schol getötet werden würde. Dann aber müßte Atlan bereits im Kristallpalast sein und sofort an Orbanaschols Stelle treten.« »Sie sagen das so, als wüßten Sie noch von anderen Gruppen, die nach der Macht greifen.« »Das ist richtig. Es gibt noch eine Gruppe von Adligen, die nicht daran denkt, Atlan zur Macht zu verhelfen. Er ist ihnen zu jung, politisch zu unerfahren und im Vergleich zu Orbanaschol zu extrem. Sie sind der Mei nung, daß Arkon jetzt erst einmal Ruhe braucht. Sie wollen daher keinen Imperator wie Atlan, der Arkon durch seine kraftvolle Persönlichkeit in neue Konflikte stürzen könnte. Sie wollen einen Mann des Aus gleichs, einen unpolitischen Imperator, der die Regierungsführung den Technokraten überläßt und selbst nur repräsentiert.« »Sie meinen, Atlan sei ungeeignet als Im perator?« fragte Avrael Arrkonta bestürzt. »Nicht ich bin dieser Ansicht«, entgegne te der Terraner. »Diese Gruppe ist es. Ver stehen Sie denn nicht? Unter dem Regime Orbanaschols sind viele Männer und Frauen geadelt worden. Viele sind reich und ein flußreich geworden. Einige, weil sie scham los und in verbrecherischer Weise die Gunst der Stunde genutzt haben, oder weil sie für ihre Taten von Orbanaschol belohnt worden sind. Darunter sind viele, denen man höch stens vorwerfen kann, daß sie mit Orbana schol zusammengearbeitet haben.« »Ja – und?« »Eine Persönlichkeit wie Atlan würde sich gegen alle stellen, die unter dem Regi me Orbanaschols groß geworden sind. Viele würden das zumindest annehmen. Dadurch entstünde Unruhe, vielleicht käme es sogar zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen. Das ist nicht meine Meinung, sondern die dieser
Orbanaschols Ende
9
Gruppe, die sich um einen Onkel Atlans be müht, um einen Mann namens Upoc.« »Ich habe von Upoc gehört«, sagte Arr konta überrascht. »Er ist ein Künstler.« »Er befaßt sich mit besonderen Formen der Musik.« »Ist er ein ernstzunehmender Mann?« »Die Gruppe, die sich für ihn einsetzt, ist ernstzunehmen. Aus diesen Unterlagen geht hervor, daß fast 30 Prozent aller adligen Ar koniden Upoc unterstützen würden. Etwa 10 Prozent der Flotte würde sich bei einer Lö sung ›Upoc‹ auf seine Seite schlagen.« »Damit habe ich nicht gerechnet«, ge stand Arrkonta. »Ich war fest davon über zeugt, daß Atlan nur nach Arkon zu kom men brauchte und daß dieses Ereignis das auslösende Moment für den Sturz Orbana schols sein würde. Ich glaubte, die Öffent lichkeit würde ihn spontan als den rechtmä ßigen Thronfolger und neuen Imperator fei ern.« »Das scheint Atlan auch geglaubt zu ha ben«, entgegnete Axton. »Leider sind die machtpolitischen Verhältnisse nicht so ein fach. Wir müssen versuchen, die Situation im Sinne Atlans zu nutzen. Dabei kommt es zunächst einmal darauf an, Atlan das Leben zu retten. Und dann müssen wir uns wohl mit einem Mann namens Tarts befassen.« »Tarts? Wer ist das?« »Das ist einer der Männer, die sich für Upoc einsetzen. Wie mir scheint, ist er der jenige, auf den es ankommt.« Avrael Arrkonta erhob sich. »Ich werde die Organisation mobilisie ren«, erklärte er. »Eine Frage noch: Wie wollen Sie Atlan befreien?« »Wenn ich das wüßte, wäre mir erheblich wohler«, antwortete Axton.
2. Karena Eze blieb überrascht in der offe nen Tür stehen, als sie sah, daß Lebo Axton mit Gentleman Kelly im Archiv war. Der Verwachsene stand am Hauptcomputer. Gentleman Kelly, der mittlerweile ein neues
Bein erhalten hatte, hielt einige Papiere in den Händen. »Ich wußte nicht, daß Sie hier sind«, sagte die Arkonidin stammelnd. »Dann wissen Sie es jetzt«, erwiderte er schroff. Als sie sich umdrehte und davonge hen wollte, rief er sie zurück. »Kommen Sie herein, und schließen Sie die Tür«, befahl er. Sie gehorchte. An der Tür blieb sie ste hen. »Was haben Sie hier gesucht?« fragte er. Sie zögerte zunächst, antwortete dann je doch: »Unterlagen über die Musik Upocs.« »Und warum?« forschte er weiter. »Ich wollte Sie so umfassend wie möglich informieren.« Sie wich seinen Blicken aus. »Nun gut. Dann sagen Sie mir, was an der Musik Upocs so wichtig ist.« Sie trat näher an ihn heran. Ihr Gesicht entspannte sich, und ihm fiel zum ersten Mal auf, daß sie ihn nur um wenige Zentimeter überragte. Sein linkes Lid begann nervös zu zucken. »Upocs Musik übt einen stark emotiona len Effekt aus«, behauptete sie. »Sie beru higt und besänftigt, ohne deshalb leicht oder oberflächlich zu sein. Sie spricht den Men schen ungemein an und zwingt ihn, zuzuhö ren und alle Probleme zumindest vorüberge hend zu verdrängen.« Er schüttelte den Kopf. »Das scheint mir stark übertrieben zu sein«, entgegnete er. »Haben Sie denn schon diese Musik gehört?« »Allerdings«, antwortete sie eifrig. »Ich hatte das Glück, bei einem Besuch der Aka demie der Künste einen kleinen Ausschnitt hören zu dürfen.« »Sie scheint nicht sehr bekannt zu sein.« »Der Imperator hat sie verboten.« Karena Eze hob den Kopf. Sie blickte Axton an. Er stürzte augenblicklich in ein Chaos von Ge fühlen, da er nicht die Kraft hatte, ihren Blicken auszuweichen. Er spürte, wie sein Herz wild und schmerzhaft in der Brust schlug. »Der Imperator scheint der Meinung zu
10 sein, daß diese Musik ein mächtiges Propa gandainstrument gegen ihn werden könnte«, fügte sie zögernd hinzu. Sie schob sich eine Locke aus der Stirn, drehte sich um und ging zur Tür. Dort blieb sie stehen und blickte fragend zurück. »Danke«, sagte er mühsam. »Sie können gehen.« Als sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, legte ihm Gentleman Kelly die Hand auf die Schulter. »Ich möchte mich keineswegs aufdrän gen«, sagte der Roboter. »Darf ich dich aber daran erinnern, Schätzchen, daß ich ein ge niales Musikempfinden habe? Möchtest du, daß ich dir etwas vorsinge?« Er begann mit scheppernder und quiet schender Stimme ein Lied, das zur Zeit die arkonidischen Massen begeisterte. Der Kloß im Hals verschwand so schnell, wie er gekommen war. Lebo Axton-Kennon lachte. Er stieß dem Roboter den Ellenbogen vor den Rumpf. »Hör auf, Blechkommode. Ich bin völlig in Ordnung.« Kelly stellte das Quietschen ein, äffte ver blüffend echt ein Räuspern nach und sagte mit klarer, nüchterner Stimme: »Sie wollte dir einen Tip geben.« Axton nickte. »Das ist haargenau meine Ansicht«, ent gegnete er. »Sie wußte, daß ich hier bin, und sie wollte mir helfen.« Er hatte nach Unterlagen über Upoc ge sucht, aber keine gefunden. Es existierten keine Aufzeichnungen über den Onkel At lans. Für Axton ergab sich daraus der Schluß, daß Orbanaschol sämtliche Unterla gen hatte vernichten lassen. Doch damit wollte der Terraner sich nicht abfinden. Er vertiefte sich in das Informationsmate rial, das es über die Akademie der Künste gab. Dabei erfuhr er, daß Upoc bis vor weni gen Jahren Schirmherr der Akademie gewe sen war. Den größten Teil seiner Werke hat te er der Akademie vermacht. Er schien nicht das geringste Interesse an der finanzi ellen Auswertung zu haben.
H. G. Francis Für Axton stand nach Abschluß seiner In formationsarbeit fest, daß er sich an die Akademie der Künste wenden mußte, wenn er weiterkommen wollte.
* Axton war gerade mit seinem Antigrav gleiter gestartet, als ihn ein Anruf Avrael Arrkontas erreichte. »Sie müssen uns helfen, Lebo«, sagte der Industrielle. »Was gibt es für Probleme?« »Sie müssen zu uns kommen. Dann werde ich Ihnen alles erklären.« Axton wußte, daß Arrkonta ihn nur rief, wenn es tatsächlich Schwierigkeiten gab, mit denen er allein nicht fertig wurde. »Ich komme«, sagte er daher. Gentleman Kelly brachte den Gleiter auf einen anderen Kurs und beschleunigte stär ker. Minuten später landete die Maschine in einer Parknische direkt unter einem Schild, auf dem stand: »Nur für künstlerische Mitar beiter der OGKLE«. Axton wartete, bis der Roboter die Flug kabine verlassen hatte, dann stieg auch er aus, kletterte auf Kellys Rücken und ließ sich in das Gebäude tragen. Avrael Arrkonta kam ihm entgegen, als er einen farbenpräch tig dekorierten Gang erreichte. »Nun, Avrael?« fragte der Terraner. »Wir kommen nicht weiter«, erklärte der Arkonide. »Die Bilder sind nicht gut ge nug.« Axton blickte auf sein Chronometer. »Wir haben noch drei Stunden Zeit«, sag te er. »Dann wacht Orbanaschol auf, und die Atempause ist vorbei. Es wird knapp.« Zusammen mit dem Industriellen betrat er eine Halle. Es war ein Filmstudio, in dem verschiedene Kulissen aufgebaut worden waren. Ein hochgewachsener, weißhaariger Mann kam ihnen entgegen. Er blickte Axton fragend an. Er hatte eine entfernte Ähnlich keit mit Atlan. »Das ist er«, erklärte Arrkonta. Axton schüttelte enttäuscht den Kopf.
Orbanaschols Ende
11
»Dieser Mann sieht nicht wie Atlan aus«, sagte er. »Wenn die Maske nicht besser wird, können wir den Versuch gleich aufge ben.« »Aus diesem Grund habe ich Sie geru fen«, entgegnete Arrkonta. »Wir sind selbst unglücklich und unzufrieden über das Er gebnis. Damit können wir niemanden täu schen.« Ein alter, gebeugter Arkonide näherte sich ihnen. »Das ist der Maskenbildner«, erläuterte Arrkonta. »Ihm müssen Sie am Modell be schreiben, wie Atlan aussieht. Dann klappt es vielleicht.« »Das kostet uns wenigstens eine Stunde«, sagte Axton stöhnend. Er zweifelte daran, daß sie es sich leisten konnten, so viel Zeit zu opfern, zumal das Ergebnis der Anstren gungen ungewiß blieb.
* Eine Stunde später stand Axton fluchend vor der Eingangstür der Akademie. Er war zu spät gekommen. Die Schule war aller dings schon seit mehr als drei Stunden ge schlossen. Axton überlegte, wie er dennoch an sein Ziel kommen konnte. »Wir müssen mal wieder einbrechen, Kel ly«, sagte er. Der Roboter hob den rechten Arm. »Ich könnte die Tür mit einem Schlag öff nen«, erklärte er. »Damit würdest du einen Alarm auslösen. Die Akademie verfügt über beträchtliche Kunstschätze.« »Aha, ich verstehe. Du willst mich hier als Kunstschatz aufstellen.« »Das werde ich vielleicht später einmal machen, wenn mal wieder eine Ausstellung über entartete Kunst stattfindet.« Axton stieg vom Rücken Kellys und un tersuchte die Eingangstür. Sie trug den Fir menabdruck, aus dem auch ersichtlich war, daß sie mit einer Alarmanlage abgesichert war. Es gab keine Möglichkeit sie zu über
winden. Axton blickte zurück. Er befand sich fünf hundert Meter über dem Boden auf dem Dach eines Trichterbaus. Einige Gleiter parkten auf dem Platz, dessen Fläche durch einige farbige Skulpturen aufgelockert wur de. Der Terraner entschloß sich zu einem Durchbruch von oben. Dabei waren auffal lende Spuren nicht zu vermeiden, doch diese waren in der augenblicklichen Situation nicht wichtig. Alles strebte einer Entschei dung zu. Unter diesen Umständen konnte Axton damit rechnen, daß bald eine völlig neue Regierung an der Macht sein würde, und dann spielte es keine Rolle mehr, ob man ihm etwas nachweisen konnte oder nicht. Aus dem Gleiter nahm er einen Desinte grator mit. Das Gerät war jedoch zu schwer für ihn. Er überließ es Kelly, damit den Ar konitbeton des Daches aufzulösen. Der Ro boter arbeitete schneller, als er es hätte tun können. Schon nach wenigen Minuten war ein rundes Loch von etwa einen Meter Durchmesser entstanden, das rasch tief er wurde. Gentleman Kelly ging äußerst geschickt vor. Er arbeitete sich behutsam an die im Beton verborgenen Versorgungsleitungen und Alarmkontakte heran, schälte sie milli metergenau heraus und entfernte auch das darunter liegende Material. Nachdem er et wa eine halbe Stunde gearbeitet hatte, konn te Axton in einen Saal der Kunstakademie hinabblicken. »Ausgezeichnet«, lobte er. »Das reicht.« Er stieg in seinen Gleiter und lenkte ihn neben das Loch, damit es nicht so leicht ent deckt wurde, falls doch jemand kommen sollte. Dann kletterte Axton auf die Schul tern des Roboters und ließ sich von ihm durch das Gewirr der Rohre und Kabel nach unten tragen. Der Saal, in den er gelangte, barg zahlrei che Kunstschätze, die zu einer Ausstellung gehörten. Axton hätte sie unter anderen Um ständen gern betrachtet. Nun aber ver
12 schwendete er keine Zeit damit, sondern ließ sich von Gentleman Kelly bis zu einer Ab teilung der Akademie tragen, die durch mo derne Panzerschotte abgesichert war. Die Schotte waren mit Malereien versehen wor den, um ihnen ein freundlicheres Aussehen zu verleihen. »Kannst du das Schloß öffnen, ohne einen Alarm auszulösen?« fragte Axton. Der Roboter untersuchte das Schloß. »Kein Problem«, erklärte er eine Minute später. Lebo Axton stutzte. Er sagte sich, daß Schwierigkeiten zu überwinden sein muß ten, wenn hinter diesem Panzerschott wirk lich wertvolle Kunstschätze aufbewahrt wur den, oder wenn dahinter Dinge verborgen la gen, die der Öffentlichkeit nicht zugänglich gemacht werden durften. »Wozu ein Panzerschott, wenn es so ein fach ist, es zu öffnen?« »Diese Frage läßt sich logisch nicht be gründen, da ich zu wenige Informationen habe«, erwiderte der Roboter. »Öffne«, befahl Axton. Er entschloß sich, das Risiko einzugehen, einen Alarm auszu lösen. Wenn das geschah, so sagte er sich, kam es nur noch darauf an, möglichst schnell zu sein. Während Gentleman Kelly sich mit dem Schloß befaßte, überlegte der Terraner, wo er das Gesuchte finden konnte. Das Panzerschott glitt langsam zur Seite. Angespannt blickte Axton über die Schulter Kellys hinweg. Er sah direkt in das Objektiv einer Kame ra, die zehn Meter von ihm entfernt mitten in einem Archivraum stand. Er fluchte lauthals. »Los. Tempo«, befahl er. »Kamera zerstö ren.« Er ließ sich vom Rücken des Roboters fal len und hastete auf die metallenen Archiv schränke zu, die Teil eines Computersy stems waren. Gentleman Kelly vernichtete die elektronische Kamera zwischen seinen Händen. Lebo Axton-Kennon tippte einige Daten in die Tastatur des Archivcomputers. Mit einem solchen Informationssystem um-
H. G. Francis zugehen, hatte er in den Archiven des Impe rators gelernt. Er erreichte sein Ziel, bevor noch eine Minute verstrichen war. Atemlos eilte er zu einem mit »U« gekennzeichneten Schrank. Als er hier ein paar Tasten ge drückt hatte, fielen ihm durch einen Aus wurfschlitz drei Kästchen mit Magnetbän dern entgegen. »Die Musikwerke Upocs«, rief er trium phierend und drehte sich zu Gentleman Kel ly um. Dieser aber blickte nicht zu ihm hin, sondern zum Panzerschott. Dort stand ein korpulenter Arkonide, der einen mit Federn geschmückten Hut, weite, violette Hosen und eine schwarze Jacke trüg. An seinen Fingern glitzerten edle Steine. »Axton«, rief der Mann empört. »Sie wa gen es, sich an den Kunstwerken des Imperi ums zu vergreifen?« Der Terraner zuckte zusammen. Er hatte nicht damit gerechnet, daß dieser Mann wußte, wer er war. »Wer sind Sie?« fragte er. »Ich bin der Leiter der Akademie«, ant wortete der Arkonide. »Ich wurde Ihnen bei einem Fest im Kristallpalast vorgestellt.« »Warten Sie«, sagte der Verwachsene und ging auf den Arkoniden zu. »Ich möchte Ih nen etwas erklären.« »Sie können mit der Polizei sprechen, wenn diese Sie herausholt.« »Nein. So hören Sie doch.« Der Leiter der Akademie trat zurück. Ax ton gab Gentleman Kelly ein befehlendes Zeichen. Der Roboter raste los, aber das Panzerschott war schneller. Es fiel dröhnend zu. Kelly konnte sich nur dadurch abbrem sen, daß er die Arme ausstreckte und die Hände gegen die Wand aus Arkonit stemm te. »Öffne«, rief Axton schrill. »Schnell.« Dort, wo das elektronische Schloß war, verfärbte sich das Metall rot. Axton regi strierte die außerordentliche hohe Wärme ausstrahlung. Er begriff. Der Leiter der Aka demie hatte das Schloß zerschmolzen und damit für alle Zeiten zerstört. Ratlos sah Axton sich um.
Orbanaschols Ende
13
Er war im Panzerraum der Akademie ein geschlossen. Gentleman Kelly stand vor dem Schott. Er drehte sich zu Axton um und sagte: »Ich muß es zerschießen.« Der Terraner schüttelte verzweifelt den Kopf. »Das geht nicht«, entgegnete er. »Es wür de viel zu heiß hier drinnen werden. Das halte ich nicht aus.« »Eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Oder du mußt warten, bis die Polizei hier ist und dich herausholt.« Axton fluchte. Er wußte, was es bedeute te, wenn man ihn verhaftete. Ihm konnte nicht viel passieren, aber er würde unaufhol bare Zeit verlieren. »In Ordnung«, sagte er stöhnend. »Wir müssen es versuchen.« Er zog sich seine Jacke aus und legte sie sich über den Kopf. »Beeile dich.« Axton zog sich bis in den hintersten Win kel des Archivraums zurück. Er schloß die Augen und wickelte sich die Jacke fest um den Kopf, so daß er gerade noch atmen konnte. Im nächsten Moment begann Gent leman Kelly mit beiden Energiestrahlern zu feuern. Axton vernahm ein lautes Dröhnen und Knistern. Gleichzeitig überfiel ihn eine ungeheure Hitzewelle. Einige Sekunden lang hielt er durch. Dann wurde die Hitze so unerträglich, daß er nicht mehr zu atmen wagte. Ihm wurde schwarz vor Augen. Er sank auf den Boden und zog die Beine in stinktiv bis an den Kopf heran. Doch auch das half nicht viel. Axton glaubte, am ganzen Körper zu brennen. Er schrie vor Schmerz. Dann kippte er zur Seite weg. In seiner Atemnot wollte er sich die Jacke vom Kopf reißen, doch er schaffte es nicht mehr. Er verlor das Bewußtsein.
* In einem anderen Raum. In einer anderen
Zeit. Peter Randok blickte verstört auf seinen Arm. Eine blutige Schramme zog sich ihm von dem Handrücken bis zur Ellenbogen beuge hinauf. Die Wunde schmerzte. Randok überlegte. Er wußte nicht mehr, wer ihm die Wunde beigebracht hatte. Doch soviel erfaßte er immerhin noch mit seinem von einer galaxisweiten Strahlung reduzier ten Denkvermögen, daß irgend jemand dafür verantwortlich sein mußte. Ein kleines, vierbeiniges Tier hüpfte krei schend über seine Beine hinweg. Er ver suchte, es mit den Händen zu ergreifen, aber es entging ihm. Fauchend hockte es sich auf den Boden und beobachtete ihn mit tük kischen Augen. Instinktiv zog Randok seine Beine an. Die nadelscharfen Zähne des Tie res machten einen bedrohlichen Eindruck auf ihn. Ein Mann trat durch die offene Tür in den Raum. »Jerremy«, rief Peter Randok. Er erhob sich, indem er sich mit dem Rücken gegen die Wand stemmte. »Jerremy Thorton, warst du das?« Randok zeigte ihm den Arm mit der Wun de. Thorton schüttelte den Kopf. »Ich war draußen«, erklärte er. Langsam hob er den Arm und zeigte auf die regungs lose Gestalt, die unter einer der Hauben der Traummaschine lag. »Er vielleicht?« Schlagartig kehrte Randoks Erinnerung zurück. Thorton hatte recht. Der Mann, der in der Traummaschine lag, war aufgewacht. Er hatte ihn zurückgeschleudert und gegen die Wand geworfen. Randok wußte, daß er bewußtlos gewesen war. Sein Zorn richtete sich auf die Gestalt in der Traummaschine. »Stimmt«, sagte er. »Er hat es getan.« Er machte zwei unbeholfene Schritte auf die Maschine zu. Dabei übersah er das Tier, das nicht von der Stelle gewichen war. Es griff ihn an und verbiß sich in seinem Schuh, ohne das feste Plastikmaterial mit den Zähnen durchdringen zu können. Doch der Druck auf die Zehen genügte, Randok vor Schmerz aufschreien zu lassen. Er trat
14 mit dem anderen Fuß nach dem Tier, verlor das Gleichgewicht und stürzte zu Boden. Kreischend ließ die kleine Bestie von ihm ab und flüchtete einige Meter weit. Dann blieb das Tier zwischen ihm und der Traum maschine sitzen, in der Sinclair Marbout Kennon lag. Es fletschte drohend die Zähne. Peter Randoks Zorn auf den USOAgenten war verraucht. Jetzt konzentrierte er sich nur auf das Tier. Er wurde sich der Bedeutung nicht be wußt, die darin lag, daß es einem Tier gelun gen war, in die Nähe der Traummaschinen zu kommen. Er hatte auch vergessen, daß er und Thorton Wissenschaftler waren, die über die Sicherheit Kennons wachen sollten. Seine Interessen hatten sich durch die Ver dummungsstrahlung auf die einfachsten Dinge reduziert. Peter Randok stand auf. Er sah sich nach etwas um, was er als Waffe verwenden konnte. Doch er fand nichts. Ratsuchend wandte er sich an Thorton. »Ich werde ihm eins auf den Kopf ge ben«, kündigte er an. »Dann mußt du erst einmal die Haube hochklappen«, entgegnete Thorton, der nicht begriff, daß Randok das Tier meinte. Er ging schwerfällig auf die Traummaschine zu, in der Kennon lag. Das rattenähnliche Tier wich fauchend und kreischend vor ihm zu rück. Da Thorton sich durch die Drohgebär den nicht beeindrucken ließ, drehte es sich schließlich um und verschwand mit einem mächtigen Satz in der Traummaschine Ken nons. Verblüfft kam Randok zu Thorton. »Das Biest ist weg«, sagte er. »Es wird die Kabel fressen«, bemerkte Thorton besorgt. Irgend etwas in ihm sagte ihm, daß er etwas unternehmen mußte, um das Tier aus der Traummaschine zu vertrei ben. Randok kicherte. »Das soll dieser kleine Teufel nur versu chen. Er wird einen elektrischen Schlag be kommen und auf der Stelle tot sein.« »Du meinst, wir brauchen nichts zu tun?«
H. G. Francis fragte Thorton schwerfällig. Randok schüttelte den Kopf. »Nichts«, sagte er. »Alles regelt sich von selbst.«
3. Axton kam wieder zu sich, als ihm eiskal tes Wasser in Mund und Nase rann. Prustend und hustend schlug er um sich. Er fühlte ei ne Stahlhand, klammerte sich daran und richtete sich auf. »Willst du mich umbringen?« schrie er. Er riß die Augen auf und stellte fest, daß Gentleman Kelly ihn mit dem Kopf unter einen Wasserhahn gelegt hatte. Seine Klei dung war völlig durchnäßt. »Deine Jacke fing an zu brennen, als ich mit dir durch das Loch flog«, sagte der Ro boter. »Wenn ich nichts getan hätte, dann hättest du jetzt überhaupt keine Haare mehr auf dem Kopf.« Axton entfernte schnaubend das letzte Wasser aus der Nase. »Schon gut«, sagte er ächzend. »Bitte, keine Vorträge.« An Kelly vorbei konnte er das Panzer schott sehen. Es war ungefähr dreißig Meter von ihm entfernt. In seiner Mitte gähnte ein großes, schwarzes Loch. Unter der Hitzeein wirkung war die kunstvolle Bemalung abge platzt. »Wir müssen weg«, stellte Axton fest. »Je schneller, desto besser.« »Wir haben Zeit«, behauptete Kelly. »Ich habe mir erlaubt, den Leiter der Akademie zu paralysieren.« »Weißt du, ob er schon die Polizei infor miert hat?« »Nein.« »Eben deshalb ist es Zeit für uns, zu ver schwinden.« Axton kletterte auf den Rücken Kellys und trieb diesen zu höchster Eile an. Kaum dreißig Sekunden später erreichten sie den Parkplatz auf dem Dach. Axton beob achtete einen Polizeigleiter, der sich mit flammenden Lichtern näherte. Er sprang hinter die Steuerelemente seines Gleiters,
Orbanaschols Ende startete, ließ die Maschine über den Rand des Parkdaches hinwegschweben und dann steil abfallen. Dann erst beschleunigte er voll. Der Gleiter raste, durch das Gebäude ge deckt, davon. Er war schon mehr als zwei Kilometer von ihm entfernt, als die Polizi sten landeten. Axton blickte zurück. Erleich tert stellte er fest, daß sie ihm nicht folgten. »Wohin jetzt?« fragte Kelly, der neben dem Terraner saß. »Zu den Studios natürlich.« Axton legte seine Hand an die Magnetspulen, die er un ter dem Hemd versteckt trug. »Wir können nur hoffen, daß sie nicht beschädigt worden sind.« Axton hatte keine Zeit mehr, den Zustand der Bänder selbst zu kontrollieren. Er ver ließ die Studios sofort wieder, nachdem er Arrkonta die Musikwerke Upocs überreicht hatte. Dann flog er direkt zum Kristallpalast. Er landete in der für ihn reservierten Parkni sche, kletterte auf den Rücken Kellys und befahl diesem, ihn zu den Privaträumen Or banaschols III. zu tragen. Er war gerade zehn Schritte weit gekom men, als ihm der erste Roboter der Sicher heitsabteilung entgegentrat. »Ihre Legitimation, bitte«, forderte der Automat. Axton blickte ihn verblüfft an. »Es gibt in deinem Kopf gewisse Daten«, erklärte er dann. »Du hast Informationen über jene, die passieren dürfen. Rufe sie ge fälligst ab und belästige mich nicht.« Er gab Kelly das Zeichen, weiterzugehen, doch der Wachroboter stellte sich ihm in den Weg. Er hob einen Arm. Der Energiestrahl projektor seines Waffensystems begann be drohlich zu flimmern. »Ich habe Befehl zum Todesschuß, wenn die Legitimation verweigert wird«, eröffnete der Roboter dem Verwachsenen. Axton erkannte, daß er es sich nicht erlau ben konnte, gegen die übertrieben erschei nenden Sicherheitsbestimmungen zu oppo nieren. Seufzend zog er seine Legitimations karte und hielt sie dem Roboter hin. Der
15 Projektor senkte sich nach unten. »Sie können passieren, Lebo Axton.« »Da kannst du sehen, wie nett ich immer zu dir bin«, bemerkte Gentleman Kelly mit schriller Stimme, als sie sich einem Schott näherten, vor dem ein weiterer Kampfrobo ter stand. »So etwas habe ich noch nie mit dir gemacht.« »Wenn du es je wagen solltest, mich in dieser Weise aufzuhalten, desintegriere ich dich auf der Stelle«, erwiderte Axton dro hend. Er zückte seine Karte und hielt sie dem Kampfroboter hin, noch bevor dieser ihn dazu aufgefordert hatte. Schweigend trat der Automat zur Seite. Das Panzerschott öff nete sich. Axton ließ sich von Kelly hin durchtragen. Dann aber stoppte er den Ro boter. Verwirrt blickte er auf die flimmernde Energiewand, die ihm den Weg versperrte. Er drehte sich um und sah, daß das Panzer schott sich schloß. Er war eingeschlossen. Plötzlich hämmerten Impulse aus seinem Sonderhirn auf ihn ein. Sie warnten ihn mit ungewöhnlicher Heftigkeit vor einer Gefahr. Axton spürte, daß sich alles in ihm ver krampfte. War er in eine Falle gelaufen? Hatte man ihn verraten? Er sah, daß sich zwei schwerbewaffnete Offiziere von der anderen Seite her dem Prallfeld näherten. Sie salutierten vor Axton. »Bitte, legen Sie Ihre Waffe ab, falls Sie welche bei sich haben«, forderte einer von ihnen. Zugleich öffnete sich seitlich von Ax ton ein Fach in der Wand, das groß genug war, mehrere Energiestrahler aufzunehmen. »Ich habe keine Waffen«, erwiderte der Verwachsene ärgerlich. »Was soll das ei gentlich alles?« »Soweit ich weiß, ist Ihr Roboter bewaff net«, sagte der andere der beiden Offiziere. »Er muß hier bleiben und warten, bis Sie zu rückkehren.« »Na schön. Wenn es nicht anders geht, muß er eben bleiben.« Mürrisch stieg Axton vom Rücken Kellys herab. Das Panzerschott glitt wieder zur Sei te, und Kelly trat einige Schritte zurück. Als
16 das Schott sich wieder schloß, stand der Kosmokriminalist allein vor dem Prallfeld. Einige Sekunden verstrichen, dann ver schwand es urplötzlich. »Kann ich jetzt weitergehen?« fragte Ax ton spöttisch. »Oder muß ich dann damit rechnen, abgeknallt zu werden?« »Sie können weitergehen.« Die beiden Arkoniden traten zur Seite und ließen den Chef des Geheimdiensts vorbei. Axton kämpfte sich mit schleifenden Füßen voran. Sein linkes Lid zuckte heftig. Er fühl te sich unwohl. Die Sicherheitsmaßnahmen im Kristallpalast deuteten darauf hin, daß sich Orbanaschol III. in einer katastrophalen Stimmung befand, in der er keine Kontrolle mehr über sich hatte. Keine seiner Reaktio nen konnte unter diesen Umständen vorher gesehen werden. Wie konfus die Anordnungen des Impera tors waren, das zeigte die Tatsache, daß die Palastwachen bewaffnet waren, während Axton trotz seines weit höheren Ranges nur ohne Waffen passieren durfte. Axton be schloß, sich durch nichts mehr beirren zu lassen. Er stieg in einen Antigravschacht und ließ sich nach oben tragen. Als er den Schacht verließ, traten ihm vier bis an die Zähne be waffnete Arkoniden entgegen. Hinter ihnen standen zwei schwere Kampfroboter. Gelassen wies Axton seine Karte vor und wartete ab, bis die Männer ihn weitergehen ließen. Er kam nur etwa zwanzig Meter weit. Dann stieß er auf vier Offiziere von hohem Rang. Er hielt ihnen die Karte hin, bevor sie noch etwas gesagt hatten, doch die Offiziere lehnten lächelnd ab. »Sie sind uns nun wirklich gut bekannt«, erklärte einer von ihnen amüsiert. Einer von ihnen machte Axton die Tür auf, durch die er in die Privatgemächer des Imperators ge langte. Wenig später stand der Terraner vor dem Kristallmeister. Der Oberaufseher für die Privaträume des Imperators war bleich. Sei ne Wangen waren hohl, und seine ganze Haltung verriet, daß er am Ende seiner Kräf-
H. G. Francis te war. »Ist der Imperator inzwischen wach?« fragte der Kosmokriminalist. Der Kristallmeister nickte nur und zeigte über seine Schulter hinweg auf eine Tür, die zum kleinen Salon führte. Hier pflegte Orba naschol wichtige Mitarbeiter im kleinen Kreis zu empfangen. Axton ging zu der Tür. Der Kristallmeister blieb bei ihm. »Wie sieht es aus?« fragte der Verwach sene. »Schlecht«, antwortete der Arkonide. »So habe ich ihn noch nie erlebt. Ich kann Ihnen nur den Rat geben, seien Sie vorsichtig.« »Ist etwas passiert?« »Er hätte meine Tochter fast getötet, weil sie sich geweigert hat, einen von ihm ausge wählten Höfling zu heiraten. Er duldet kei nen Widerstand.« Der Kristallmeister öffnete die Tür. Axton trat ein. Er blieb an der Tür stehen und grüß te den Imperator, der hinter einem ausladen den Tisch in einem Sessel saß und Stücke von einem gebratenen Vogel herunterriß. Wie üblich verspürte Orbanaschol III. einen unbezwingbaren Eßzwang, wenn er unter psychischem Druck stand. Sein Gesicht glänzte vor Fett und Schweiß. Die kleinen Augen waren unter den geschwollenen Li dern kaum zu sehen. »Ah, Axton«, rief der Imperator und winkte seinen Besucher mit einem abgenag ten Bein des Vogels zu sich heran. »Was ha ben Sie zu berichten?« Der Kosmokriminalist kannte Orbana schol III. mittlerweile so gut, daß er aus sei nem Verhalten die richtigen Schlüsse ziehen konnte. Der Imperator gab sich leutselig. Doch das war nur das äußere Bild, das mit dem inneren nicht übereinstimmte. Tatsäch lich stand er unter höchster Spannung. Jetzt genügte ein kleiner Anstoß, ihn zur Explosi on zu bringen. »Ich habe eine fast sensationelle Nach richt für Sie«, eröffnete Axton daß Ge spräch. »Der wohl gefährlichste Feind, den Sie haben, sitzt auf Arkon II hinter Schloß und Riegel. Er wartet darauf, an Sie ausge
Orbanaschols Ende liefert zu werden.« Die Augen Orbanaschols weiteten sich. Das Stück Fleisch, das er in seinen Fingern hielt, entfiel ihm. Er achtete nicht darauf. Stöhnend schob er den Braten von sich und stand auf. Er wischte sich die fettigen Finger an den Hosen ab. »Atlan«, sagte er mit fast versagender Stimme. »Sie haben Atlan erwischt.« »So ist es«, erwiderte der Terraner mit un bewegter Miene. »Ich konnte ihn auf Arkon II verhaften. Moira Erclac hatte ihn zu sich in seine Wohnung gebracht. Er war ein Ver schwörer, der versucht hat, Sie zu stürzen und selbst an die Macht zu kommen. Er wollte Atlan als Marionette benutzen und selbst im Hintergrund bleiben, um von dort aus die Fäden ziehen zu können.« »Warum haben Sie mich nicht wecken lassen, um mir das mitzuteilen«, rief Orba naschol erregt. Er kam um den Tisch herum. »Sie hätten mich sofort wecken müssen.« »Atlan sitzt fest. Er hat keine Chance mehr. Daher konnte ich Sie ruhigen Gewis sens ausschlafen lassen.« »Bringen Sie Atlan sofort zu mir«, befahl Orbanaschol. »Ich werde ihn eigenhändig erschießen. Bestellen Sie 3-D-Vision. Ich will eine Sendung, die in das gesamte Impe rium ausgestrahlt wird. Jeder Arkonide soll sehen können, wie ich den Verräter Atlan tö te.« »Ich habe mir gedacht, daß Sie einen der artigen Entschluß fassen werden«, erwiderte Axton. »Bitte, bedenken Sie, welchen Ein druck es auf die Massen machen wird, wenn der Imperator selbst als Henker auftritt.« Orbanaschol blickte ihn mit verengten Augen an. »Wollen Sie mich daran hindern, Atlan zu töten?« fragte er mit schriller Stimme. »Ich möchte nur verhindern, daß Ihr An sehen leidet«, beteuerte der Kosmokrimina list. »Sie haben die augenblickliche Krise durch Ihr Geschick und Ihre Klugheit ge meistert. Wollen Sie alles dadurch zerstören, daß Sie vor aller Öffentlichkeit etwas tun, was man ansonsten nur Robotern überläßt,
17 weil diese Arbeit für einen Edlen zu niedrig ist?« »Seien Sie still«, schrie Orbanaschol au ßer sich vor Zorn. »Ich will nichts hören. Ich habe mich entschlossen, Atlan eigenhändig zu töten. Ich werde meine Rache vollziehen, und niemand wird mich daran hindern.« Er packte Axton bei den Schultern und schüttelte ihn. »Warum haben Sie ihn nicht gleich mitge bracht?« brüllte er. »Ich hätte ihn hier auf der Stelle erschießen können. Sie haben sich gegen mich gestellt. Sie haben gegen mich intrigiert. Sie haben mir den Gehorsam ver weigert. Es wäre Ihre Pflicht gewesen, Atlan hierher zu schleifen. Mit allen Mitteln.« Er stieß Axton so wild von sich, daß der Terraner zu Boden stürzte. Er wandte sich ab und kehrte zu seinem Tisch zurück, um sich etwas von dem Braten zu nehmen. So bemerkte er nicht, wie die Augen des Ver wachsenen voller Haß und Verachtung auf glühten. Der Kosmokriminalist richtete sich auf. »Sie haben mir ein hohes Amt und damit eine hohe Verantwortung gegeben«, sagte er mit mühsam beherrschter Stimme. »Es ist meine Pflicht, Sie davor zu bewahren, daß Sie Ihren Feinden durch Ihr Verhalten in die Hände spielen.« »Was wollen Sie damit sagen?« »Bedauerlicherweise haben Sie die Krise noch nicht ganz überwunden«, antwortete Axton. »Moira Erclac ist tot. Eihrett Khan tron ist gescheitert: Ebenso Spronthrok. Die Macht der Sonnen steht so gut wie mit lee ren Händen da. Atlan ist verhaftet. Aber noch gibt es starke Strömungen gegen sie. Das Volk ist von einer bösartigen Propagan da gegen Sie aufgehetzt worden. Man hat behauptet, Sie seien ein Mörder, und viele glauben das auch. Wollen Sie diesen Geg nern jetzt neue Argumente in die Hände ge ben?« Orbanaschol setzte sich. Schweigend riß er sich einige Bratenstücke ab. Er schlang sie hinunter, ohne lange zu kauen. Hin und wieder blickte er auf und musterte Lebo Ax
18 ton durchdringend. Dann aß er weiter. End los lange Minuten verstrichen. Der Kosmo kriminalist schwieg. Er beobachtete den Im perator, und er glaubte, sehen zu können, wie es hinter der Stirn Orbanaschols III. ar beitete. »Was schlagen Sie vor?« fragte der Impe rator schließlich. Lebo Axton kam es darauf an, Zeit zu ge winnen. Er wußte, daß seine Chancen, Atlan zu befreien, um so größer waren, je mehr Zeit er hatte. Also mußte er Orbanaschol einen Vorschlag machen, der diesen auf der einen Seite befriedigte, der aber auf der an deren Seite für seine Verwirklichung Zeit benötigte. »Wenn Sie Atlan vernichten wollen, dann muß diese Aktion propagandistisch aufge baut werden. Erst einmal muß die Nachricht an die Öffentlichkeit gebracht werden, daß Atlan verhaftet wurde. Dann muß die Öf fentlichkeit gezielt darüber informiert wer den, wer Atlan überhaupt ist. Der ganze Verrat, den dieser Mann am Imperium ver übt hat, muß bekanntgemacht werden, damit entsprechende Emotionen beim Volk her vorgerufen werden. Dann muß ein Prozeß folgen, an dessen Ende selbstverständlich das Todesurteil steht. Dieses kann dann schließlich öffentlich vollzogen werden. Der ganze Feldzug aber wird Ihnen Gelegenheit geben, alle Verleumdungen Lügen zu strafen und der Öffentlichkeit einzuprägen, daß Sie eine Persönlichkeit von geschichtlicher Grö ße sind.« Orbanaschol III. fluchte. »Sie wollen mich um mein Vergnügen bringen«, rief er. »Ich will Ihre Gegner um jede Chance bringen«, korrigierte Axton. »Es gefällt mir nicht, daß Sie immer recht haben«, erklärte der Arkonide verärgert. »Bevor Sie da waren, war alles viel einfa cher. Sie reden mir immer alles aus.« Der Kosmokriminalist wußte, daß er ge wonnen hatte. Er atmete auf. Atlan hatte Zeit gewonnen. Das war entscheidend. Nun sah alles viel besser aus. Nun bestand die
H. G. Francis Möglichkeit, ihn vor einer Hinrichtung zu befreien und selbst an die Macht zu bringen. »Also schön«, sagte Orbanaschol und machte sich wieder über den Braten her. »Ich werde alles so ablaufen lassen, wie Sie es vorgeschlagen haben. Wahrscheinlich ist das auch besser so.« Der Kristallmeister trat ein. Unwillig blickte der Imperator auf. »Was gibt es denn?« schrie er. »Kann ich nicht einmal in Ruhe essen?« »Der Kriegsminister«, meldete der Kri stallmeister. »Er sagt, es sei dringend.« Axton wollte sich verabschieden, aber der Imperator hielt ihn zurück. »Vlerghont soll hereinkommen.« Kurz darauf trat der Kriegsminister des Imperiums ein. Organ Vlerghont war ein Mann, mit dem Axton bisher kaum zu tun gehabt hatte. Dennoch wußte er alles über ihn, so wie über jedes Mitglied der Regie rung. Er kannte seine Stärke und seine Schwächen, und er wußte genau über seine Position gegenüber Orbanaschol III. Be scheid. Vlerghont war ein fähiger Mann, der beachtliche Erfolge aufzuweisen hatte. Sie wären vermutlich noch größer gewesen, wenn Orbanaschol nicht immer wieder in die Kriegsplanung gegen die Methans einge griffen und Entscheidungen des Kriegsmini sters abgeändert hätte. Orbanaschol trug die Verantwortung dafür, daß es eine Reihe von Niederlagen gegen die Maahks gegeben hat te. Er dachte jedoch nicht daran, sie zu über nehmen. Er zog es vor, den Ruhm einzu streichen, wenn die Raumflotte gesiegt hat te. Vlerghont war nicht der Mann, Orbana schol richtig zu behandeln und zu führen. »Was gibt es?« fragte der Imperator unge halten, als sich Vlerghont vor ihm verneigte. »Die Raumflotte unter den Dreifachen Sonnenträgern Konva, Merquont, Treppol und Bekenowo meutern«, antwortete der Kriegsminister mit gepreßter Stimme. Orbanaschol erbleichte. »Diese erbärmlichen Verräter«, flüsterte er. Sein Gesicht verzerrte sich. Er ballte die
Orbanaschols Ende Hände, zu Fäusten und hieb sie auf den Tisch. »Wenn sie den Befehl verweigern, werden wir sie dazu zwingen, sich uns zu beugen.« »Das können wir nicht«, entgegnete der Kriegsminister. »Erst jetzt erfahren wir, daß die Abgesandten Getray von Helonk und Kornelius tatsächlich von diesen vier Offi zieren beauftragt worden sind. Sie sind es, die wirklich hinter den meuternden Truppen stehen.« »Was ist mit diesen beiden Abgesand ten?« fragte Orbanaschol. »Sie haben sie hinrichten lassen.« »Ah, ja«, sagte der Imperator nachdenk lich. Er kratzte sich am Kinn. »Und das ge fällt diesen Herren natürlich nicht. Was ha ben Sie unternommen?« Jetzt endlich rückte Vlerghont mit der Hi obsbotschaft heraus. »Die Raumflotten, die unter dem Kom mando dieser vier Offiziere stehen, befinden sich im Anflug auf Arkon. Die Sonnenträger haben offenbar vor, das Sonnensystem zu stürmen.« Orbanaschol stöhnte auf. Für einen kurzen Moment sah Axton seine Hände zittern. Im Gesicht des Imperators zuckten die Mus keln. Orbanaschol wurde von der Nachricht tief getroffen. Ganz deutlich zeigte sich nun, daß er bis zu dieser Sekunde nicht wirklich daran geglaubt hatte, daß seine Macht zu sammenbrach. Der Angriff auf Arkon aber zeigte ihm, daß er mit dem Rücken an der Wand stand. Noch aber hatte er nicht endgültig verlo ren. Noch stand ein erheblicher Teil der Flotte hinter ihm, weniger aus Loyalität als aus Furcht vor den Folgen einer gescheiter ten Meuterei. Lebo Axton begrüßte den Angriff der Raumflotten auf Arkon keineswegs. Er lag nicht im Interesse des Imperiums und damit auch nicht im Interesse Atlans. Somit galt es nicht, Orbanaschol die Macht zu erhalten, sondern eine Katastrophe von Arkon abzu wenden. »Also schön«, sagte Orbanaschol leise be
19 ginnend, dann aber immer lauter und selbst sicherer werdend. »Wenn sie es so haben wollen, dann wollen wir es ihnen zeigen. Wir werfen ihnen unsere loyalen Flotten ent gegen. Es darf im Arkon-System nicht zum Kampf kommen. Das werden wir weiter draußen erledigen. Sind Sie einverstanden, Vlerghont?« Organ Vlerghont richtete sich auf. »Selbstverständlich, Imperator. Es bleibt uns gar keine andere Möglichkeit.« Orbanaschol wandte sich mit einem spöt tischen Lächeln an Lebo Axton. »Nun gut«, sagte er. »Der Kriegsminister ist einverstanden mit seinem Imperator. Ich nehme jedoch an, daß Sie mal wieder gar nicht mit mir zufrieden sind. Oder täusche ich mich?« Der Terraner sah sich unerwartet in die Enge gedrängt. Er spürte, daß Orbanaschol unter unerträglicher Spannung stand und nur darauf wartete, seinen Zorn und seine Ent täuschung an irgend jemandem austoben zu können. »Wie könnte ich es wagen, nicht mit Ih nen zufrieden zu sein?« entgegnete Axton vorsichtig. »Sie sind es nicht!« schrie der Imperator. »Ich mache mir Sorgen um die Methans«, erklärte der Kosmokriminalist. »Ich bin überzeugt davon, daß sie alle Flottenbewe gungen aufmerksam beobachten, so wie wir ständig darüber wachen, was ihre Flotten unternehmen.« »Das ist richtig«, bestätigte Vlerghont. »Daher frage ich mich, was die Methans tun werden, wenn sie beobachten, daß sich mehrere unserer Raumflotten gegenseitig bekämpfen. Wie werden sie sich verhalten, wenn sie verfolgen, daß das Herz des Impe riums durch einen verheerenden Bruder kampf an den Rand der Vernichtung gerät? Was meinen Sie, Vlerghont?« Orbanaschol III. ging schweigend zu ei nem Sessel und setzte sich. Einer seiner Die ner eilte lautlos herbei und reichte ihm ein Getränk. Der Imperator blickte abwechselnd Axton
20 und den Kriegsminister an. Dieser antworte te nicht auf die Frage des Verwachsenen. Betreten senkte er den Kopf. »Ich weiß nicht, ob ich Sie lieben oder hassen soll, Axton«, sagte Orbanaschol nach geraumer Weile. »Sie führen jeden meiner Gedanken ab absurdum. Wie ich auch ent scheide, Sie eröffnen mir sogleich, daß es so nicht geht.« »Sehen Sie denn nicht ein, Axton, daß dieser Kampf unvermeidlich ist?« fragte Or gan Vlerghont. »Es geht nun mal nicht an ders, auch wenn wir damit einen Angriff der Methans auf uns provozieren. Wir müssen uns eben so vorbereiten, daß wir diesen An griff abschlagen können.« Orbanaschol stieß den Atem verächtlich zischend durch die Zähne aus. »Sie kennen Axton nicht, Vlerghont«, sagte er ärgerlich. »Er hat längst einen Plan, der besser ist als unserer.« »Er ist nicht besser«, erwiderte Axton vorsichtig. »Mit ihm will ich nur verhindern, daß auch noch die loyalen Flotten ge schwächt werden.« »Was schlagen Sie vor?« »Eine offene Schlacht können wir uns nicht leisten. Daher empfehle ich, die meu ternden Truppen in eine Falle zu locken und dann ohne eigene Verluste zu vernichten.« »Wie wäre das möglich?« fragte der Im perator. Lebo Axton hatte innerhalb weniger Se kunden einen verwegenen Plan entwickelt. Er zögerte, um noch einmal alles überden ken zu können. Das Vorhaben war außeror dentlich gefährlich. Das wußte er. Riskant wurde es vor allem dadurch, daß es am Ende nicht gelingen durfte, denn Axton wollte nicht, daß irgend jemand dabei getötet wur de. »Wir haben die TURCOS«, begann der Verwachsene. »Das ist jenes Raumschiff, mit dem die Abgesandten gekommen sind. Ich schlage vor, dieses Raumschiff als flie gende Superbombe zu präparieren und dann zurückzuschicken, damit unsere Vorschläge überbracht werden können.«
H. G. Francis »Das ist undurchführbar«, wandte Orba naschol erwartungsgemäß ein. »Wir können die TURCOS nicht zurückschicken, weil die beiden Abgesandten auf meinen Befehl hin gerichtet worden sind.« »Das wissen wir, aber nicht die Meute rer«, erklärte Axton. »Ihnen gegenüber wer den wir behaupten, daß wir die Abgesandten als Faustpfand zurückhalten.« »Das läßt sich hören«, bemerkte Orbana schol mit einem wohlwollenden Lächeln. »Und wie wollen Sie die TURCOS präparie ren?« »Das Raumschiff muß mit Arkonbomben vollgestopft werden. Diese Bomben sollen dann durch Funkzündung zur Explosion ge bracht werden, sobald die TURCOS ihr Ziel erreicht hat und sich mitten zwischen der Flotte der Meuterer befindet. Sie wird diese Flotte fast völlig vernichten, ohne daß wir ein einziges Raumschiff verlieren.« »Eine geniale Idee«, lobte Orbanaschol. Er blickte Vlerghont verweisend an, um die sem zu verstehen zu geben, daß dieser einen solchen Gedanken auch hätte entwickeln können. »Sorgen Sie dafür, daß der Plan so fort in die Tat umgesetzt wird.«
4. Lebo Axton-Kennon hatte sein Büro kaum betreten, als sich Wessalock bei ihm meldete. Der Arkonide war ein Mann, dem der Verwachsene vertraute. Wessalock wuß te zwar so gut wie nichts über ihn, dafür wußte er um so mehr von Wessalock. Er wußte, daß er diesem Mann vertrauen konn te. Wessalock war ein Feind Orbanaschols und tat alles, was dazu dienen konnte, den Imperator zu stürzen. »Ich muß Ihnen ein Geständnis machen«, sagte Wessalock. Axton stieg vom Rücken seines Roboters herunter. »Ich hoffe, Sie haben keine schlechten Nachrichten für mich«, entgegnete er. »Was haben Sie angerichtet?« »Ich habe die Abgesandten Getray von
Orbanaschols Ende Helonk und Kornelius in Sicherheit ge bracht.« Axton blieb überrascht stehen. Er wollte sich in seinen Sessel setzen, nun aber lehnte er sich an seinen Arbeitstisch. »Das müssen Sie mir erklären«, forderte er. »Ich bin von der Überlegung ausgegan gen, daß auch Sie mit einer Hinrichtung nicht einverstanden sind. Daher habe ich ein wenig Theater gespielt. Das Hinrichtungs kommando hat entschärfte Waffen auf die beiden Männer gerichtet. Ich habe die scheinbar Toten aufgenommen und in mein Haus gebracht. Das ist alles.« »Ein gefährliches Spiel«, sagte der Kos mokriminalist. Er setzte sich. »Sorgen Sie dafür, daß die Abgesandten nicht gesehen werden.« Übergangslos ging er zum nächsten The ma über und gab Wessalock dadurch zu ver stehen, daß er einverstanden mit ihm war. Er erklärte Wessalock, welchen Plan er Orbanaschol vorgetragen hatte. »Dieser Plan ist vom Imperator abgeseg net worden«, schloß er. »Selbstverständlich habe ich nicht die Absicht, die Flotten zu vernichten. Ich will, daß die TURCOS mit entschärften Arkonbomben beladen wird. Es ist Ihre Aufgabe, Wessalock, dafür zu sor gen, daß der Plan gelingt. Sie werden die Verladung der Bomben überwachen, und Sie werden die Bomben entschärfen. Trauen Sie sich zu, diese Arbeit zu bewältigen?« »Ich werde es schaffen«, antwortete Wes salock. Er krauste die Stirn. »Sie haben die Namen einiger Offiziere genannt. Es sind Männer, von denen die beiden Abgesandten nicht gesprochen haben.« »Diesen Widerspruch kann ich Ihnen auch nicht erklären. Ich nehme an, daß lau fend weitere Raumschiffe zu den bereits ver sammelten etwa viertausend Raumschiffen der Meuterer stoßen. Dabei sind mit großer Wahrscheinlichkeit hohe Offiziere. Es ist klar, daß der jeweils ranghöchste Offizier, der sich diesem Flottenteil anschließt, auch das Kommando übernimmt. Ich glaube also,
21 daß die genannten Offiziere noch gar nicht da waren, als die Abgesandten nach Arkon gestartet sind.« Axton tippte auf sein Chronometer. »Gehen Sie jetzt. Die Zeit drängt. Die TURCOS wird auf Arkon III beladen. Dort lagern genügend Bomben. Der Kriegsmini ster hat die zuständigen Stellen auf Arkon III inzwischen informiert. Ich habe ihm aus einandergesetzt, daß ich auf jeden Fall einen Mann meines Vertrauens bei der Verladeak tion dabei haben möchte.« Axton lächelte flüchtig. »Das sind Sie. Man wartet also auf sie, aber nicht mehr lange.« »Ich bin schon unterwegs«, erwiderte Wessalock und verließ das Büro.
* Wessalocks Schwierigkeiten begannen, als er an Bord TURCOS kam. Der 1. Offi zier des Raumschiffs führte ihn von der Schleuse weg in die Hauptleitzentrale zum Kommandanten. Eisiger Schrecken durchfuhr den Vertrau ten Axtons, als er ihn sah. Es war Bloch Mithan, ein Offizier, der noch vor wenigen Monaten Zweifacher Sonnenträger gewesen war. Ein kleines Vergehen war ihm zum Verhängnis geworden. Wessalock hatte da von erfahren. Er hätte normalerweise nicht eingegriffen. Da er aber herausgefunden hat te, daß Mithan Orbanaschol in geradezu blindem Gehorsam ergeben war, hatte er ihm ein Disziplinarverfahren angehängt. Dieses hatte zur Degradierung Mithans ge führt. Der Kommandant blickte Wessalock haß erfüllt an. »Sie gehen sofort in Ihre Kabine«, befahl er. »Diese werden Sie erst auf Arkon III ver lassen.« »Kommandant Mithan«, begann Wessa lock. Er konnte jedoch nicht aussprechen, weil der Offizier ihn sofort unterbrach. »Ich bin der Kommandant der TURCOS«, erklärte er energisch. »Das bedeutet, daß Sie sich bedingungslos meinen Befehlen zu beu
22 gen haben. Also, gehen Sie.« Wessalock wandte sich wortlos ab. Er ließ sich vom 1. Offizier zu einer Kabine führen. Er sah ein, daß es keinen Sinn hatte, Wider stand zu leisten. Das konnte nur dazu füh ren, daß Mithan einen anderen Abgeordne ten des Geheimdienstes anforderte – und dieser konnte ein Mann Orbanaschols sein. Wessalock kam es darauf an, eine Katastro phe zu verhindern. Deshalb gab er nach. Er hoffte, daß auf Arkon III alles anders aussehen würde. Doch er irrte sich. Die TURCOS landete aus Sicherheits gründen fünfzig Kilometer von einem Ar konbomben-Depot entfernt. Wessalock wollte nach der Landung seine Kabine ver lassen, doch auf dem Gang vor der Tür stan den drei bewaffnete Offiziere, die ihm zu verstehen gaben, daß der Kommandant dafür noch keine Genehmigung erteilt hatte. »Ich benötige sofort eine Funkverbindung mit Arkon I«, sagte Wessalock, nachdem er seinen Interkom eingeschaltet hatte. »Rufen Sie Lebo Axton an den Apparat. Er wird Ih rem verdammten Kommandanten schon bei bringen, was hier zu geschehen hat.« Der Funkleitoffizier nickte ihm freundlich zu. »Haben Sie etwas Geduld«, bat er. »Ich werde versuchen, die Verbindung herzustel len.« »Was heißt, Sie werden versuchen?« schrie Wessalock. Der Offizier unterbrach das Gespräch. Er meldete sich nach etwa fünf Minuten wieder. »Wir können Arkon I zur Zeit nicht errei chen«, behauptete er. »Starke Störfelder ma chen ein Gespräch zur Zeit unmöglich.« Wessalock schüttelte zornig den Kopf. »Lassen Sie den Unsinn«, bat er. »Sie sollten wissen, daß Sie mir so etwas nicht verkaufen können. Eine Hyperkomverbin dung nach Arkon ist nicht zu stören.« »Wenn Sie dieser Ansicht sind, kann ich Sie daran nicht hindern«, erwiderte der Funkleitoffizier kühl und schaltete abermals ab. Wessalock blieb in hilflosem Zorn vor
H. G. Francis dem Gerät sitzen. Dabei konnte er dem Kommandanten und seinen Offizieren noch nicht einmal einen Vorwurf machen. Er war überzeugt davon, daß sie den Auftrag be fehlsgemäß durchführen würden. Ihm aber gedachte der Kommandant ein Bein zu stel len. Mit Hilfe seines Armbandfunkgeräts ver suchte er, mit dem örtlichen Organisations büro des Geheimdiensts Verbindung zu be kommen. Es gelang ihm nicht, weil in seiner unmittelbaren Nähe ein starker Störsender arbeitete. Er schaltete das Videogerät auf Außenbe obachtung um. Seine Annahme, daß man ihn auch hier behindern würde, bewahrheitete sich nicht. Er konnte beobachten, was außer halb des Raumschiffs geschah. Die TUR COS war auf einem Raumhafen der Militär behörde gelandet. Eine endlos erscheinende Kolonne von Transportgleitern näherte sich dem Schiff. Jede Maschine war deutlich sichtbar mit vier Arkonbomben beladen. Die Transportgleiter teilten sich neben dem Schiff in sechs Reihen auf, die sich an den Außenschleusen anschlossen. Von hier aus gelangten die Bomben mit Hilfe von automatischen Transportgeräten in das Innere des Raumschiffs. Wessalock konnte die präzise Arbeit des Kommandanten und seiner Offiziere nur be wundern. In unglaublich kurzer Zeit gelang ten Hunderte von Bomben in das Raum schiff, genug, um ganze Sonnensysteme zu vernichten. Wessalock öffnete die Tür seiner Kabine. Die Offiziere waren noch da. »Na schön«, sagte er. »Sie haben Ihren Spaß gehabt. Jetzt aber will ich die Bomben sehen. Ich werde Stück für Stück prüfen, da mit ich sicher sein kann, daß die Zünder ein geschaltet sind.« »Dazu werden Sie später noch Gelegen heit haben«, erklärte einer der beiden Offi ziere freundlich. »Sobald wir gestartet sind, dürfen Sie sich soviel an Bord bewegen, wie Sie wollen.« Wessalock verschlug es die Sprache.
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Er hatte keineswegs die Absicht gehabt, solange an Bord zu bleiben, bis der Start er folgt war. Er wollte die Bomben vorher ent schärfen und sich dann selbst in Sicherheit bringen. Er wandte sich zur Seite und versuchte, an den beiden Offizieren vorbeizukommen, doch sie packten blitzschnell zu und hielten ihn fest. »Vergessen Sie nicht, Wessalock. An Bord ist der Kommandant die einzig maßge bende Autorität. Ihr haben Sie sich zu beu gen, ob es Ihnen paßt oder nicht. Wenn Sie das nicht tun, dann werden wir Ihnen Fes seln anlegen«, sagte der Sprecher der beiden Offiziere. Er war ein athletisch gebauter Mann mit breitem Mund und auffallend großen Händen. »Ich will den Kommandanten sprechen«, sagte der Agent. »Das können Sie erst nach dem Start. Vorläufig ist der Kommandant beschäftigt. Also seien Sie vernünftig, und kehren Sie in Ihre Kabine zurück.« Wessalock sah ein, daß es sinnlos war, weiterhin aufzubegehren. Er konnte nur ei nes tun – auf seine Chance warten.
* »Aufstehen«, befahl der Offizier, als die Tür der Zelle sich geöffnet hatte. »Herauskommen.« Er zielte mit einem schußbereiten Ener giestrahler auf Atlan. Der Kristallprinz er hob sich und rückte seinen Gürtel zurecht. Er gab sich gelassen. »Warum sind Sie eigentlich so nervös?« fragte er. »Glauben Sie, ich würde mitten in Ihrem Stützpunkt über Sie herfallen?« »Wenn alle Elitesoldaten Orbanaschols so sind, haben wir nicht viel zu befürchten«, bemerkte Fartuloon und lachte. »Halten Sie den Mund, und kommen Sie heraus«, befahl der Offizier. »Diskutieren können Sie später, wenn Sie vor Gericht ste hen.« Atlan verließ die Zelle als erster. Zwei
Offiziere, die zeitlich von der Tür standen, legten ihm Handschellen an und fesselten sich gleichzeitig an ihn. Sie zwangen ihn, zwischen ihnen zu gehen. Zwei andere Offiziere verfuhren in glei cher Weise mit Fartuloon. Dann begannen wiederum zwei andere Offiziere damit, die beiden Gefangenen nach Waffen zu untersu chen. Sie fanden keine. Atlan und der ehe malige Leibarzt Gonozals VII. ließen diese Prozedur wortlos über sich ergehen. Die Offiziere führten sie durch den Gang bis zu einer vergitterten Tür. Dahinter warte ten zehn Kampfroboter. Diese umstellten die Gefangenen und die Offiziere, als sie die Tür passiert hatten, und geleiteten sie bis vor den Ausgang aus dem Stützpunkt. Verblüfft blickte Atlan sich um, als er im Freien war. Direkt vor dem Stützpunkt war ein Kreu zer gelandet. Jeweils etwa fünfhundert Me ter zu beiden Seiten entfernt standen zwei weitere Raumschiffe der gleichen Klasse. Sie hatten offenbar die Aufgabe, den Luftraum abzusichern. Damit jedoch nicht genug. Im Gelände wimmelte es geradezu von Kampfrobotern. Zusätzlich sicherten noch Kampfgleiter das Raumschiff ab, zu dem die beiden Gefange nen gebracht wurden. »Was werden Sie tun, wenn ich rebellisch werde?« fragte Atlan ironisch. Der Offizier an seiner Seite blieb kühl und abweisend. Er blickte Atlan an. »Wir haben keine Angst, daß sie fliehen könnten«, erklärte er. »Es ist jedoch immer hin möglich, daß jemand von außen her ver suchen könnte, Sie zu befreien. Und das wollen wir verhindern.« Atlan deutete auf die Raumschiffe und die Kampf gleiter. »Die Opposition scheint über eine beacht liche Macht zu verfügen.« »Das steht nicht zur Debatte«, erläuterte der Offizier bereitwillig. »Der Imperator will Sie vor ein Gericht bringen. Er will Sie lebend. Deshalb sichern wir uns so gut ab.« »Sie haben Angst, daß Orbanaschol Sie
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umbringt, wenn uns etwas geschieht«, stellte Fartuloon fest. »Sie kennen den Mann, dem Sie die Treue geschworen haben, also recht gut.« »Gehen Sie«, befahl der Offizier verär gert. »Los doch.« Atlan und Fartuloon schritten mit den Of fizieren, an die sie gefesselt waren, durch ei ne Gasse von Kampfrobotern, hinter denen zahlreiche bewaffnete Elitesoldaten standen. Sie betraten den Kreuzer durch die Bo denschleuse. Hier wurden sie von Schiffsof fizieren empfangen, die sie in einen vorbe reiteten Raum geleiteten, dessen Wände und Decke aus transparentem Panzerplast be standen. Als sie diesen betreten hatten, lie ßen die Offiziere sie allein. Sie schlossen die Tür, und Sekunden später bauten sich flim mernde Energieschirme um den durchsichti gen Käfig auf. Atlan ließ sich resignierend in einen Ses sel sinken. Er blickte Fartu-. loon an, mit dem er nun allein war. »Es sieht nicht so aus, als hätten wir noch eine Chance«, sagte er. »Nicht aufgeben«, bat der Bauchauf schneider. »Noch sind wir nicht auf Arkon I.«
* Wessalock tippte auf der Tastatur des In terkoms in seiner Kabine herum, jedoch oh ne den geringsten Erfolg. Schließlich gab er die sinnlos erscheinenden Versuche auf und ging zur Tür. Er legte die Hand auf den Öff nungskontakt und wartete darauf, daß sie zur Seite glitt. Sie bewegte sich nicht. Wessalock trat ärgerlich dagegen. Er erwartete, daß die Offiziere, die vor seiner Kabine standen, darauf reagieren wür den. Aber er täuschte sich. Nichts geschah. Die TURCOS hatte bereits zwei Transi tionen hinter sich. Die nächste mußte sie in die Nähe ihres eigentlichen Ziels bringen, und die darauf folgende würde sie mitten in
die Flotte der Meuterer führen. Wessalock zog einen Energiestrahler aus seinem Stiefelschacht, richtete ihn auf das Türschott und löste ihn aus. Ein sonnenhel ler Blitz zuckte aus dem Projektor und ver wandelte das Türschloß in einen glutflüssi gen Brei. Unter der Hitzewirkung dehnte sich das Türschott aus und sprang auf. Wes salock trat seitlich dagegen und warf es so weit zur Seite, daß er sich durch den entstan denen Spalt schieben konnte. Der Gang vor seiner Kabine war leer. Wessalock blieb einige Sekunden nach denklich vor seiner Kabine stehen. Er fragte sich, was es zu bedeuten hatte, daß man ihn nicht mehr bewachte. Plötzlich durchfuhr ihn ein schrecklicher Gedanke. Sollte die Besatzung die TURCOS schon verlassen haben? Befand das Schiff sich in diesen Sekunden bereits auf der letzten Etappe seiner Reise? Er rannte wie von tausend Furien gehetzt zum nächsten Antigravschacht. Er sprang hinein und ließ sich nach oben tragen. Er kam jedoch nicht weit. Schon beim nächsten Stockwerk versperrte ihm ein flimmerndes Energiefeld den Weg. Wessalock bemerkte es gerade noch rechtzeitig. Es gelang ihm, sich im Aufstieg herumzuwerfen und den Rand des Einstiegs mit den Händen zu packen, bevor er von dem aufwärts gepolten Antigravfeld gegen den Prallschirm gedrückt wurde. Ächzend vor Anstrengung zog er sich aus dem Schacht heraus. Als er das tragende Energie feld verließ, stürzte er zu Boden. Er raffte sich sogleich wieder auf, eilte zu dem abwärtsgepolten Schacht und blickte hinein. Hier gab es keine Energiefeldsperre. Er stieg in den Schacht und sank nach unten. Kurz darauf betrat er den Triebwerksbe reich. Seine Befürchtungen bestätigten sich. Niemand hielt sich darin auf. Wessalock war kein Raumfahrer und schon gar kein Triebwerkstechniker. Er war jedoch genügend Techniker, um zu wissen, daß es genügte, Sicherungen herauszureißen
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und Kabelverbindungen zu zerstören, um das Triebwerk eines Raumschiffs nachhaltig zu stören. Er schoß mit seinem Energiestrahler auf Einrichtungen, die er für wichtig hielt. Tat sächlich verstummte kurz darauf das eintö nige Summen der Triebwerke. Es wurde still im Schiff. Wessalock drückte die Tasten eines Inter koms. Das Bild der Hauptleitzentrale erschien auf dem Bildschirm. Die Zentrale war leer. Deutlich aber konnte der Agent den Zeit messer sehen, der die noch verbleibenden Minuten und Sekunden bis zur nächsten Transition aufzeigte. Danach stand der näch ste Sprung unmittelbar bevor. Wessalock blickte sich gehetzt um. War es ihm gelungen, auch die Transition zu stoppen? Wie waren die Zünder der Arkonbomben eingestellt? Konnte er überhaupt noch etwas tun, um die Katastrophe zu verhindern?
* Lebo Axton erkannte in dem Moment, in dem die Verbindung mit Wessalock ab brach, daß sein Plan gescheitert war. Da er selbst in Arbeit zu ersticken drohte, beauf tragte er Karena Eze, die Hintergründe zu erforschen. Die Arkonidin kam schon bald darauf in sein Büro zurück. Sie war so erregt, daß sie kaum sprechen konnte. »Dieser Narr«, sagte sie zornbebend. »Dieser dämliche Kerl von AT-7. Ich könnte ihn umbringen.« »Was ist passiert?« fragte Axton. »Vlostol, der Leiter der Abteilung AT-7, hat ausgerechnet Mithan als Kommandant für die TURCOS abgestellt«, berichtete sie und schilderte Axton, wie das Verhältnis zwischen Wessalock und Mithan war. »Ich rechne jetzt damit, daß Mithan Wessalock an Bord der TURCOS zurücklassen wird. Dieser elende Narr hat den ganzen Plan zu nichte gemacht. Ich bin überzeugt davon,
daß Mithan Wessalock gar nicht an die Bomben herangelassen hat.« Axton wurde hellhörig. Er blickte die Ar konidin fragend an. »Warum sollte er?« fragte er vorsichtig. Sie setzte sich zaghaft lächelnd vor ihm in einen Sessel. »Ich weiß doch, daß Sie gar nicht die Ab sicht hatten, die Meuterer mit den Bomben zu vernichten. Wessalock sollte die Bomben entschärfen.« »So?« Sie nickte. Ihre Stimme versagte fast, als sie weitersprach. »Sie würden so etwas nie tun.« Axton schwieg auch weiterhin. Frauen ge genüber war er stets unsicher. So wußte er nicht, wie er sich verhalten sollte. Ihre Blicke verwirrten ihn. Karena Eze neigte sich beschwörend nach vorn. »Wenn Sie erlauben, werde ich Teilinfor mationen zu den führenden Flottenkomman deuren durchsickern lassen. Ich halte es für gut, wenn diese Männer erfahren, welch teuflischen Plan Orbanaschol entwickelt hat, um die Flotte der Meuterer zu vernichten.« Der Kosmokriminalist fragte sich be stürzt, wodurch er sich verraten hatte. Mit keinem Wort hatte er dieser Arkonidin zu verstehen gegeben, daß er tatsächlich nicht für Orbanaschol arbeitete, sondern gegen ihn. Doch für sie schien alles völlig klar zu sein. Sie schien nicht im geringsten daran zu zweifeln, daß der Imperator in ihm einen entschlossenen Gegner hatte. Axton hatte das Gefühl, an einem Ab grund zu stehen. Es fiel ihm schwer, sich zu orientieren. Er wußte nicht, ob er Karena Eze vertrauen durfte, oder ob sie versuchte, ihn zu überlisten. »Was erwarten Sie davon?« fragte er, wo bei er sich um einen ruhigen, gleichmütig er scheinenden Ton bemühte. »Ich will sie unsicher machen«, erklärte sie eifrig. »Kommt es nicht darauf an, daß sie in der Stunde der Entscheidung von Or banaschol abrücken? Diese Arkonbomben-Akti
26 on wird Abscheu bei den Offizieren der Raumflotte hervorrufen, denn dies ist ein ab solut militärisch unehrenhaftes Unterneh men.« »Der Vorschlag stammte von mir.« »Das habe ich geahnt«, erwiderte sie lä chelnd. »Mir ist jedoch klar, daß Sie nur Zeit gewinnen wollten. Wessalock sollte die Bomben entschärfen.« »Das sind kühne Behauptungen, Karena. Belassen wir es dabei.« Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Sie vertrauen mir nicht«, sagte sie ankla gend. Er lächelte. »Ich habe mich über Ihren Bericht ge freut«, erklärte er unverbindlich. Sie stand auf und strich sich ihre Uni formjacke glatt. »Natürlich können Sie mir nicht vertrau en«, sagte sie bedrückt. »Das wäre viel zu gefährlich für Sie. Sie wissen ja nicht, wer ich bin, und wie ich Sie verehre. Ich hätte mich Ihnen schon viel früher eröffnen sol len.« Axton versuchte, etwas zu erwidern, aber seine Kehle war wie zugeschnürt. Er brachte keinen Ton über die Lippen. Karena Eze hob ruckartig den Kopf. »Ich habe noch etwas vergessen«, sagte sie. »Soeben hat Orbanaschol die Anwei sung an das technische Büro gegeben, elek tronische Fallen unterschiedlichster Art in seinen Arbeits- und Privaträumen anzubrin gen. Er hat Angst. Mit diesen Fallen will er mögliche Feinde fangen und sich selbst vor einer Ermordung retten.« »Das erfahre ich erst jetzt?« fragte Axton scharf. »Wieso bin ich nicht früher infor miert worden?« »Auch Ihre Vorgänger sind damit nicht direkt behelligt worden. Das hat stets das technische Büro erledigt. Man wird Ihnen erst nach Abschluß der Arbeiten den Abnah meschein der Bautechniker zum Abzeichnen vorlegen.« »Aha«, entgegnete er spöttisch. »Sie aber möchten, daß ich schon jetzt Bescheid
H. G. Francis weiß.« Sie lächelte. »Allerdings, denn ich bin sicher, daß Sie mit dieser Information etwas anfangen kön nen.« Sie drehte sich um, strich sich das weiße Haar in den Nacken zurück und ging hinaus. Axton-Kennon blickte ihr in heilloser Ver wirrung nach. Durfte er ihr vertrauen? Oder hatte ihm Orbanaschol oder irgend ein anderer Arkonide durch sie eine raffi nierte Falle gestellt? Sie hatte recht. Die Information, die sie ihm gegeben hatte, war äußerst wichtig für ihn. Wenn bauliche Veränderungen in den Arbeits- und Privaträumen des Imperators vorgenommen wurden, dann war das für ihn die beste Gelegenheit, in seinem Sinn in das Geschehen einzugreifen. Er rief Karena Eze zurück, bevor sie die Tür schließen konnte. »Sie haben vorgeschlagen, die loyalen Flottenkommandeure gezielt über die TUR COS-Aktion zu informieren. Ich bin damit einverstanden. Übernehmen Sie das.« Karena Eze lächelte. In ihren Augen blitz te es auf.
5. Sein einziger Vorteil war in diesem Fall der Zeitdruck. Alles mußte auf Befehl des Imperators innerhalb kürzester Zeit abge wickelt werden. Das gab Axton die einmali ge Chance. Er traf in der Fabrik für elektronische Sonderanfertigungen ein, als der hundert fach geprüfte Bautrupp bereits zum Auf bruch bereit war. Axton ließ sich von Kelly direkt in das Direktionsbüro tragen. Hier wies er seine Ausweiskarte vor, die dem Di rektor jedoch nur anzeigte, daß er eine hoch gestellte Persönlichkeit des Hofes mit außer ordentlicher Befehlsgewalt war. Der Arkoni de konnte nicht daraus ablesen, welche Funktion er wirklich ausübte. »Halten Sie den Bautrupp zurück«, befahl
Orbanaschols Ende Axton. »Ich habe noch etwas zu bespre chen.« Der Direktor gehorchte. Er gab die ent sprechende Anweisung über Video weiter. Dann aber sagte er: »Ich will eine genaue Begründung. Außerdem werde ich beim Im perator zurückfragen.« »Tun Sie das«, antwortete der Verwachse ne, der nicht damit rechnete, daß der Arko nide sich tatsächlich an den Imperator wen den würde. Doch er täuschte sich. Der Di rektor tippte ein paar Zahlen in die Tastatur seines Videos. Sekunden darauf erschien das feiste Gesicht Orbanaschols auf dem Bild schirm. »Was wollen Sie?« fragte der Imperator schroff. »Lebo Axton ist bei mir«, erklärte der Un ternehmensleiter. »Er besteht darauf, Einfluß auf die Arbeiten zu nehmen.« »Axton?« fragte Orbanaschol überrascht. »Wieso das?« Der Kosmokriminalist rutschte aus dem Sessel, in dem er gesessen hatte, und kam um den Tisch herum, so daß er in den Erfas sungsbereich der Kamera geriet. »Ich werde nicht zulassen, daß irgend et was in Ihren Arbeits- und Privaträumen ge schieht, ohne daß ich es vorher kontrolliert habe«, erklärte Axton mit fester Stimme. »Ich kann es einfach nicht dulden, daß ge fährliche Geräte in diesem Bereich einge baut werden, wenn ich mich nicht vergewis sern kann, daß sie Ihnen nicht schaden kön nen.« Orbanaschol lächelte. »Aber, Axton, ich bitte Sie! Diese Leute sind absolut vertrauenswürdig. Sie wurden hundertfach überprüft und haben sich in der Vergangenheit glänzend bewährt.« »Es hat in der Vergangenheit unter mei nen Vorgängern Merantor und Frantomos Pannen genug gegeben«, erwiderte Axton hart. »Unter meiner Verantwortung wird so etwas nicht geschehen. Entweder Sie sind damit einverstanden, oder ich stelle mein Amt zur Verfügung.« So hatte noch niemand mit Orbanaschol
27 III. gesprochen. Der Imperator blickte Axton überrascht an. Die Unterlippe sank ihm nach unten. Dann holte Orbanaschol hörbar durch die Nase Luft. Er nickte Axton zu. »Alle Achtung«, sagte er. »Sie weichen nicht von Ihrer Linie ab, Axton. Das gefällt mir. Sie haben alle Vollmachten.« Er wandte sich an den Direktor. »Und Sie, Origorz tun gefälligst, was Ax ton befiehlt«, schrie er und schaltete ab. Der Direktor blickte Axton an, als habe er ihn zuvor noch nicht gesehen. Er war bleich, und seine rötlichen Augen tränten vor Erre gung. »Verzeihen Sie mir«, sagte er stammelnd. »Ich konnte nicht wissen …« Axton unterbrach ihn mit einer knappen Geste. Dann erläuterte er ihm, was er im Kristallpalast einbauen lassen wollte, an welcher Stelle das Gerät untergebracht wer den sollte, und von wo aus es bedient wer den konnte. Da es sich um eine defensive Waffe handelte, und da Axton in so klarer Weise von Orbanaschol bestätigt worden war, hatte der Arkonide keine Bedenken. Er führte aus, was Axton ihm befahl.
* Wessalock erkannte, daß er vom Trieb werksbereich aus die TURCOS nicht beherr schen konnte. Dazu verstand er zu wenig von der Technik. Er sagte sich jedoch, daß die Energieschirme, die die Hauptleitzentra le absicherten, nicht von dieser aus gespeist werden konnte. Der Energiestrom mußte aus dem Triebwerksbereich kommen, denn nur hier arbeiteten die Fusionsreaktoren, nur hier wurde Energie erzeugt. Vielleicht hatte er aber schon durch seine Zerstörung erreicht, daß der Energiefluß zu den Prallschirmen unterbrochen worden war? Wessalock wußte, daß er nicht gezielt vorgehen konnte. Er konnte nur nachsehen, ob er Erfolg hatte oder nicht. Er wirbelte herum und hetzte zu den Antigravschächten
28 zurück. Im aufwärtsgepolten Antigravfeld schwebte er nach oben. Als er nahe genug heran war, bemerkte er, daß der Prallschirm tatsächlich nicht mehr vorhanden war. Er triumphierte. Jetzt hatte er eine Chan ce. Wenig später sprang er aus dem Schacht und öffnete das Schott zur Hauptleitzentrale. Wie erwartet, hielt sich hier niemand mehr auf. Wessalock zweifelte auch nicht daran, daß er allein an Bord war. Er blickte zum Hauptbildschirm, auf dem er eine einzelne Sonne erkennen konnte. Er schätzte die Ent fernung zu ihr auf etwa zwei Lichtminuten. Auf den Ortungsschirmen zeichneten sich keine Reflexe ab. Das bedeutete, daß sich keine Raumschiffe in unmittelbarer Nähe der TURCOS befanden. Der Agent eilte zum Pilotenstand. Hilflos blickte er auf die Instrumente, die Hebel, Knöpfe, Kontaktleisten und Tasten. Er wuß te nicht, was er tun mußte, den Flug des Raumschiffs zu unterbrechen. Nachdem er einige Sekunden darüber nachgedacht hatte, was er tun konnte, fuhr er herum und lief zum Funkleitstand. Mit dieser Technik kannte er sich aus. Er schaltete den Hyper kom ein und rief die Flotte der Meuterer. Da er wußte, in welchem Raumsektor sie sich aufhielt, konnte er einen scharf gebündelten Richtstrahl mit hoher Energie aussenden. Nur Sekunden verstrichen, dann erschien das Gesicht eines Funkoffiziers auf der Pro jektionsfläche vor Wessalock. »Hier spricht Wessalock von der TUR COS«, rief der Agent. »Geben Sie mir ganz schnell einen Piloten. Schnell. Es geht um Sekunden.« »Moment«, entgegnete der Offizier ruhig. »Erst einmal müssen wir wissen, was über haupt los ist.« »Tun Sie, was ich Ihnen sage, wenn Sie eine Katastrophe verhindern wollen.« Eine Hand erschien im Bild. Sie schob den Offizier zur Seite. Dann blickte Wessa lock in zwei ruhige, intelligente Augen. »Ich bin der Pilot der CORDOSH«, sagte der Mann. »Was ist los?«
H. G. Francis »Orbanaschol hat die TURCOS mit Ar konbomben bis an den Rand füllen lassen«, erklärte Wessalock. »Ich bin allein an Bord. Die TURCOS befindet sich im Anflug auf Sie. Innerhalb der nächsten Sekunden schon kann die entscheidende Transition stattfin den. Ich muß sie verhindern, aber ich bin kein Pilot. Ich weiß nicht, was ich tun muß.« »Ich habe verstanden. Gehen Sie zum Pi lotenstand und schalten Sie den dortigen Hy perkom ein.« Wessalock sprang auf und eilte zum Pilo tensessel hinüber. Er schaltete den Hyper kom ein und setzte sich. Der Pilot lächelte beruhigend. Dann gab er seine Anweisun gen. Wessalock befolgte sie. Einige Lichter flammten vor ihm auf. »Seien Sie unbesorgt«, bat der Pilot. »Jetzt ist alles in Ordnung. Die TURCOS fliegt antriebslos durch den Raum. Und nun berichten Sie. Was ist auf Arkon I gesche hen?« »Orbanaschol hat den Befehl gegeben, die beiden Abgesandten zu töten«, sagte Wessa lock. »Aber dazu ist es nicht gekommen. Ich habe sie gerettet. Danach erfuhr der Impera tor, daß die Flotte der Meuterer sich Arkon nähert. Er wollte sie mit den loyalen Flotten angreifen, doch die Kräfte, die darauf hinar beiten, Orbanaschol zu stürzen, haben das verhindert. Sie haben die TURCOS mit Bomben gefüllt und ausgeschickt. Ich hatte die Aufgabe, die Bomben zu entschärfen, damit es nicht zur Katastrophe kommt, aber man hat mich daran gehindert. Jetzt bin ich allein im Schiff.« Wessalock wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Das Beste, was Sie tun können, ist, mit der Flotte näher an Arkon heranzurücken. Es ist wichtig für unseren Kampf gegen Orba naschol, daß Druck von außen ausgeübt wird. Es darf jedoch nicht zu einem Kampf der arkonidischen, Flotten gegeneinander kommen, weil die Methans die einzigen wä ren, die einen Vorteil davon hätten.« Der Offizier lächelte. »Schon gut, junger Mann. Das sind Din
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ge, die wir längst erörtert und geklärt haben. Sie sollten sich jetzt lieber um die Bomben kümmern. Haben Sie sich davon überzeugt, daß sie nicht von der Hauptleitzentrale ge zündet werden?« »Machen Sie sich keine Sorgen«, antwor tete Wessalock. »Das Problem ist längst er ledigt.« Das waren seine letzten Worte. In der nächsten Sekunde schon befand er sich mit ten in einer glühenden, tobenden Hölle. Alle Arkonbomben, die das Schiff in sich barg, explodierten auf einmal. Dort, wo die TUR COS gewesen war, entstand eine Sonne von gigantischen Ausmaßen. Die Explosion wurde auf den Raumschif fen der Meuterer angemessen.
* Die Szene glich jener von Arkon II – nur daß dieses Mal alles in anderer Reihenfolge verlief. Der Energieschirm verschwand. Die meh rere Zentimeter dicke Tür aus Panzerplast schwang, von einem Motor getrieben, auf. Mehrere bewaffnete Offiziere und Kampfro boter bildeten ein Spalier, das vom Transpa rentkäfig bis zum vorläufig noch geschlosse nen Schleusenschott reichte. »Kommen Sie heraus«, rief einer von ih nen. Es war der gleiche Offizier, der Atlan und Fartuloon auch auf Arkon II begleitet hatte. Die beiden Gefangenen kamen aus ihrem Verlies. Sie gingen hochaufgerichtet. Ihren unbewegten Gesichtern war nicht anzuse hen, was sie empfanden. Vor dem Schleusenschott blieben sie ste hen. »Wir bringen Sie jetzt in den Kristallpa last«, erklärte der Offizier, der das Kom mando führte. »Machen Sie keinen Unsinn. Versuchen Sie nicht zu fliehen.« »Es wäre wohl äußerst unangenehm für Sie, wenn Sie uns sozusagen direkt unter den Augen Orbanaschols erschießen müß ten, wie?« fragte Fartuloon.
»Mich würde interessieren, ob Sie über haupt den Mut aufbringen würden, es zu tun«, bemerkte Atlan spöttisch. »Es wäre ein Selbstmordakt für Sie.« »Überlegen Sie sich solche Dinge lieber nicht«, empfahl ihnen der Offizier mit ge preßter Stimme. »Sie ziehen auf jeden Fall den kürzeren dabei, denn Sie sterben zu erst.« Das Schleusenschott glitt auf. In der Schleuse standen vier Kampfroboter und zwei Offiziere, die die Waffen in den Hän den hielten. Die Sicherheitsmaßnahmen konnten nicht mehr schärfer sein. Atlan ging voran. Als er die Schleuse ver ließ und auf einer Rampe nach unten ging, sah er, daß das Raumschiff inmitten einer parkähnlichen Landschaft gelandet war. Da bei hatte es beträchtliche Zerstörungen ange richtet. Bäume und Büsche waren zu Asche verbrannt. Der Boden unter dem Schiff sah grau aus. In einer Entfernung von etwa zehn Kilo meter erhoben sich mehrere trichterförmige Gebäude. Das größte von .ihnen kannte At lan aus seiner Kindheit. Es war der Kristall palast, der auf dem Hügel der Weisen stand. Das Raumschiff, mit dem er gekommen war, war nicht das einzige, das außerhalb der Raumhäfen gelandet war. Eine Kette von sieben Kreuzern umgab den Hügel der Weisen in weitem Bogen. Atlans Lippen verzogen sich. Die Anwesenheit der Schiffe demonstrier te allzu deutlich, wie sehr Orbanaschol sich in die Enge getrieben fühlte. Vom Raumschiff bis hin zum Kristallpa last wimmelte es förmlich von Kampfrobo tern. Der Luftraum war erfüllt mit Kampf gleitern, und in einer Höhe von etwa zehn tausend Metern strich ein Pulk von vierzig kleineren Raumschiffen über den Kristallpa last hinweg. Keine Macht des Imperiums hätte es unter diesen Umständen geschafft, Atlan und Far tuloon zu befreien. Die beiden Gefangenen blickten sich kurz an. Sie verstanden sich auch ohne viel Worte. Sie wußten, daß sie
30 keine Chance hatten. Angesichts dieser militärischen Macht und dieser Sicherheitsmaßnahmen resignier te Atlan. Er machte sich Vorwürfe, daß er allein mit Fartuloon bis nach Arkon II vor gedrungen war. »Du solltest dir keine Vorwürfe machen«, sagte Fartuloon, als sie zusammen mit vier Offizieren und vier Kampfrobotern in einem Gleiter saßen und zum Kristallpalast flogen. »Alles hätte auch ganz anders kommen kön nen.« »Ich habe das Gefühl, auf einer mir völlig fremden Welt zu sein, auf der es keine Freu de für mich gibt«, sagte Atlan. Fartuloon schüttelte lächelnd den Kopf. Er zeigte zu den Fenstern hinaus. »Dein Gefühl täuscht dich«, erwiderte er. »Du hast viele Freunde hier. Wäre das nicht der Fall, brauchte Orbanaschol nicht einen solchen Aufwand zu betreiben. Er fürchtet, daß deine Freunde zu dir vorstoßen und dich befreien könnten. Also, gib noch nicht auf.« Die Offiziere taten, als hörten sie diese Worte nicht. Sie schwiegen, bis der Gleiter in einer Nische im oberen Drittel des Kri stallpalasts landete. Hier warteten bereits mehrere Elitesoldaten und Kampfroboter auf die Gefangenen. Atlan und Fartuloon stiegen aus. Die Wa che schoben sie durch eine Tür in einen Raum. Hier standen zwei transparente Kabi nen, die gerade soviel Platz boten, daß je ein Mann darin stehen konnte. Die Offiziere sperrten Atlan und Fartuloon darin ein und fesselten ihre Arme und Beine mit festmon tierten Halterungen, so daß sie sich nicht be freien konnten. Dann verschweißten sie die Türen mit einem Flüssigkleber. Danach schalteten sie die in der Untersei te eingebauten Antigravs ein. Die Kästen stiegen etwa zehn Zentimeter auf und schwebten ruhig über dem Boden. Nun schoben die Offiziere sie vor sich her. Durch langgestreckte Gänge ging es wei ter. Mehrere Male stiegen sie in Antigrav schächten auf. Sie passierten immer wieder Sicherheitskontrollen. Überall begegneten
H. G. Francis ihnen Kampfroboter und schwerbewaffnete Elitesoldaten. Mehrere Male mußten sie vor energetischen Prallschirmen warten, bis eine ausreichend große Strukturlücke geschaffen wurde, durch die sie weiterkommen konn ten. Dann endlich schoben die Offiziere sie in die Mitte eines völlig leeren Raumes. Er war quadratisch und hatte eine Seitenlänge von etwa zwanzig Metern. Fartuloon und Atlan schwebten über dem Boden. Die Offi ziere zogen sich zurück. Nur zwei Kampfro boter blieben bei ihnen. Kurz darauf öffnete sich eine Tür. Orbanaschol III. trat ein. Ihm folgten zehn hochgestellte Hofbeamte und Minister. Und dann kam noch jemand herein. Es war eine kleine, verwachsene Gestalt, die auf dem Rücken eines Roboters kauerte. Lebo Axton. Atlan zuckte zusammen, als er ihn sah. Er wußte, daß dieser Mann der Chef aller Ge heimdienste des Imperiums und damit der nach dem Imperator mächtigste Mann war. Diese seltsame Erscheinung mit den wäßri gen blauen Augen und dem schütteren gel ben Haar weckte eigenartige Gefühle in At lan. Vorsicht! signalisierte sein Extrahirn. Er ist der gefährlichste von allen. Er fühlte sich von Axton auf der einen Seite wegen seines Äußeren abgestoßen. Auf der anderen Seite aber faszinierte er ihn auch, und gefühlsmäßig lehnte er sich gegen das auf, was ihm sein Logiksektor mit uner bittlicher Kühle angezeigt hatte. Irgend etwas in ihm sträubte sich dage gen, daß dieser Mann sein Feind sein sollte. Orbanaschol schritt hämisch grinsend auf die beiden transparenten Gefangenenkästen zu. Dicht davon blieb er stehen. Seine Au gen funkelten Atlan haßerfüllt an. »Auf diese Stunde habe ich lange warten müssen«, sagte er mit heiserer Fistelstimme. »Ich habe jedoch nie daran gezweifelt, daß ich dich Verräter eines Tages in Fesseln vor mir haben würde.« Atlan preßte die Lippen zusammen. Vol ler Verachtung blickte er den Mann an, der
Orbanaschols Ende für den Tod seines Vaters verantwortlich war. Orbanaschol verschränkte die Arme vor der Brust. »Nun, was hast du zu sagen?« fragte er höhnisch. »Einem Meuchelmörder habe ich nichts zu sagen«, entgegnete der Kristallprinz ru hig. Orbanaschol erbleichte. Erregt griff er nach dem Energiestrahler, der an einer Ma gnetplatte an seinem Gürtel hing. Er riß ihn hoch. Das Projektionsfeld glühte auf. Blitzschnell stürzte Lebo Axton auf dem Rücken des Roboters heran. Er beugte sich weit vor und legte dem Imperator die Hand auf den Arm. »Nicht schießen«, rief er beschwörend. Orbanaschol stieß ihn zornig zurück. »Was wagen Sie, Axton!« schrie er. »Den Gefangenen kann es nur recht sein, wenn sie hier ein schnelles Ende finden«, er widerte der Verwachsene. »Wollen Sie sich um Ihren Triumph bringen?« »Er hat mich beleidigt.« »Er wird noch viel mehr tun, um zu errei chen, daß Sie schießen. Er provoziert Sie, um sich selbst den Prozeß und ein qualvolles Ende zu ersparen. Ein Mann Ihres Formats fällt nicht auf so etwas herein.« Orbanaschol legte die Waffe an die Ma gnetplatte zurück. Sein Gesicht verzerrte sich. Er blickte Atlan an. »Nicht mit mir«, sagte er höhnisch. »So billig sollst du mir nicht davonkommen.« Er wandte sich um und eilte aus dem Raum. Die Höflinge folgten ihm. Nur Axton blieb noch. Er stand in den Halterungen, die er am Rumpfteil Gentleman Kellys befestigt hatte. Nachdenklich musterte er Atlan. »Sie sollten das nicht noch einmal tun«, sagte er, tippte den Roboter an und ließ sich hinaustragen. Er hätte Atlan gern alles eröff net. Er hätte ihm am liebsten alles über sich selbst verraten, aber er durfte es nicht, weil ständig mehrere Kameraobjektive auf ihn und Fartuloon gerichtet waren und weil sämtliche Worte, die in diesem Raum ge
31 sprochen wurden, auf Magnetbändern aufge zeichnet wurden. Als Axton den Raum verlassen hatte, summte sein Armbandfunkgerät. Er schalte te es ein. Auf dem winzigen Bildschirm er schien ein farbiges Symbol. Es glich einer Haarlocke. Der Verwachsene wußte Be scheid. Avrael Arrkonta wollte ihn sprechen. Er eilte über Transportbänder und durch einige Antigravschächte zu seiner Parkni sche. Mit einem Gleiter flog er zu einem Trichtergebäude, das etwa zehn Kilometer vom Kristallpalast entfernt war. Dabei hatte er keine Mühe, die Kontrollen und Sicher heitssperren zu überwinden. Seine Maschine war mittlerweile mit einem vollautomati schen Codesender ausgestattet worden, der ihm alle Wege freimacht. Der Industrielle erwartete ihn zusammen mit Ermed Trelgron, dem Leiter der Organi sation Gonozal VII. in einem Dachgarten-Re staurant. Dieses gehörte einem Mitglied der Organisation, so daß die drei Männer sicher sein konnten, nicht belauscht zu werden. »Es ist unglaublich«, begann Trelgron, kaum daß Axton sich zu ihnen gesetzt hatte. »Einer Gruppe von wenigstens zehn Män nern und Frauen ist es gelungen, einen On kel Atlans unbemerkt hierher zu bringen.« Axton horchte auf. »Hierher? Was heißt das?« »Von der Kolonialwelt Dalirc nach Arkon I«, antwortete Arrkonta. »Diese Gruppe ist mit einem Handelsraumer gekommen und konnte sämtliche Kontrollen am Raumhafen überwinden.« »Woher wissen Sie das alles?« fragte der Terraner. »Einer unserer Männer ist Diener bei ei nem Journalisten, der zu dieser Gruppe ge hört. Er ist hellhörig geworden, als der Jour nalist unerwartet früh zurückkehrte. Er hat ihm nachspioniert und dabei herausgefun den, daß der Journalist zu einer Gruppe von prominenten Bürgern gehört, die nach Dalirc geflogen ist, um sich dort an Upoc, den On kel Atlans zu wenden«, erläuterte Trelgron. »Und er hat entdeckt, daß diese Gruppe
32 Upoc tatsächlich nach Arkon gebracht hat.« »Upoc«, sagte Axton sinnend. »Mir ist bekannt, daß es starke Kräfte gibt, die diesen Mann zum Imperator machen wollen. Ich muß Kontakt mit ihnen bekommen.« »Was haben Sie vor?« fragte Arrkonta. »Wollen Sie Upoc den Weg verbauen?« »Ich will, daß Atlan Imperator wird«, er klärte Axton hart. »Das ist unser aller Ziel, und wir müssen es erreichen.« Er blickte Arrkonta an. »Wenn wir es aber nicht erreichen kön nen, so müssen wir auf jeden Fall verhin dern, daß sich die verschiedenen Machtgrup pen gegenseitig zerfleischen. Ich will mit diesem Journalisten reden. Wo finde ich ihn?« Ermed Trelgron sagte es ihm. Eine halbe Stunde später drückte Gentle man Kelly eine Taste an einer Tür, auf der stand: Kokmon Troust, Journalist. Der Diener öffnete. Er lächelte, als er Ax ton auf dem Rücken Kellys sah, und er nick te ihm zu, um ihm zu verstehen zu geben, daß er mit ihm gerechnet hatte. »Troust ist nicht da«, flüsterte er dem Verwachsenen zu. »Aber ein anderer von ih nen. Ich kenne ihn nicht, aber ich weiß, daß er dazugehört.« Er trat zur Seite, um Axton vorbeizulas sen, und geleitete ihn dann in den großräu migen Salon. Hier saß ein breitschultriger Mann vor einem 3-D-Gerät. Er drehte sich um, als Axton hereinkam. Erstaunt erhob er sich. Der Terraner empfand eine spontane Sympathie für diesen Mann, dessen dunkel rote Augen eine ungewöhnliche Ausstrah lung besaßen. Der Diener verließ den Salon. »Sie sind Gast in dieser Wohnung. So wie ich«, sagte Axton und glitt vom Rücken Kel lys herunter. »Ich hörte bereits, daß der Mann, mit dem ich eigentlich sprechen woll te, nicht hier ist. Aber wir können uns auch unterhalten, wenn es Ihnen recht ist.« Der Kosmokriminalist ließ sich von Kelly in einen Sessel heben, um nicht mühsam hineinklettern zu müssen. Es wäre ihm un-
H. G. Francis angenehm gewesen, wenn er vor den Augen dieses ungewöhnlichen Mannes kläglich da bei gescheitert wäre. Er hatte stets Mühen mit den arkonidischen Möbeln, da diese zu groß für ihn waren. Der Roboter hatte ihn ein wenig zu weit nach hinten gesetzt. Axton rutschte bis zur Kante der Sitzfläche vor, damit er seine Beine nach unten hängen lassen konnte. »Mein Name ist Lebo Axton«, stellte er sich vor. »Ich bin Tarts«, entgegnete der Arkonide. »Offizier der Raumflotte.« »Da Sie Ihren Beruf erwähnen, will ich Ihnen meinen nicht verschweigen. Ich bin der Leiter der arkonidischen Geheimdien ste.« Tarts versteifte sich. Sein Gesicht verriet, daß diese Eröffnung Axtons ein Schock für ihn war. »Was wollen Sie von mir?« fragte er ab weisend. Axton wartete ab, bis der Offizier sich ge setzt hatte. Er lächelte freundlich. »Ich will Ihnen zunächst einmal erklären, was ich alles von Ihnen weiß«, sagte er dann. »Sie sind zusammen mit Freunden nach Dalirc geflogen und haben Upoc von dort geholt, in der Absicht, ihn möglichst bald zum Imperator zu machen.« Tarts schwieg. Er blickte den Verwachse nen mit flammenden Augen an. »Mir gefällt Ihre Initiative«, fuhr der Kos mokriminalist fort. »Sie haben sich lediglich den falschen Mann ausgesucht. Ich will nicht Upoc, sondern Atlan.« Tarts' Lippen zuckten. Axton-Kennon wußte, was er empfand. Bis vor wenigen Minuten noch hatte dieser Offizier sich völ lig sicher gefühlt. Nun glaubte er sich verlo ren. »Atlan?« fragte Tarts nach geraumer Wei le. »Atlan«, wiederholte Axton. »Ich setze nicht meine ganze Kraft ein, Orbanaschol zu entmachten, um dann Upoc an die Macht zu bringen. Der Kristallprinz Atlan ist der rechtmäßige Erbe Gonozals VII.«
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Tarts erhob sich. Er stemmte die Hände in die Hüften. »Was wollen Sie eigentlich von mir?« brüllte er. »Glauben Sie, Sie können sich über mich lustig machen? Zeigen Sie mir Ih re Legitimation.« Axton gab sie ihm. Tarts erbleichte, als er erkannte, daß der Verwachsene die Wahrheit gesagt hatte. Er gab die Karte zurück. Ver wirrt schüttelte er den Kopf. »Sie kommen hier herein, stellen sich als Geheimdienstchef und damit als zweitmäch tigsten Mann des Imperiums vor und be haupten dann, nicht für den Imperator, son dern gegen ihn zu arbeiten. Wie soll ich Ih nen das glauben?« »Ich habe nicht die Zeit für umständliche Erklärungen«, erwiderte der Terraner. »Wenn ich Sie, Ihre Freunde und Upoc ver haften wollte, hätte ich das längst tun kön nen. Das habe ich jedoch nicht vor. Ich will mit Ihnen zusammenarbeiten. Ich will mit Ihnen zusammen den Imperator stürzen und Atlan an die Macht bringen, damit ein neues, starkes Arkon entstehen kann.« Tarts schüttelte den Kopf. »Daraus wird nichts«, antwortete er und entschloß sich ebenfalls zur völligen Offen heit. »Das Imperium braucht einen Mann wie Upoc. Atlan mag einen rechtlichen An spruch auf den Thron haben, aber er ist zu jung, um das Imperium in den Griff bekom men zu können.« »Upoc ist ein Künstler«, wandte Axton ein. »Er hat überhaupt nichts von einem Po litiker.« »Deshalb ist er genau der Mann, den wir jetzt benötigen«, erklärte Tarts energisch.
6. Zehn bewaffnete Offiziere betraten den Raum, in dem Atlan und Fartuloon gefan gengehalten wurden. Vier Kampfroboter folgten ihnen. Einer der Offiziere öffnete den Transparentkäfig Atlans mit einem Des integratormesser. Zwei andere Offiziere holten den völlig
erschöpften Kristallprinzen aus dem Kasten. Sie legten ihm sofort wieder Fesseln an. »Ihr müßt Fartuloon auch herausholen«, sagte Atlan mühsam. »Man bekommt zu we nig Luft darin. Er stirbt, wenn ihr nichts tut.« Die Offiziere beachteten ihn nicht. Sie schleiften ihn aus dem Raum, stellten sich draußen mit ihm zusammen auf eine Anti grav-Transportplatte und schwebten damit über einen Gang bis in einen Saal. Hier waren etwa eintausend Arkoniden versammelt. Sie saßen auf Sitzreihen, die tri bünenartig von einem Transparentkäfig auf der einen Seite bis zur hinteren Wand auf stiegen. Der Käfig stand direkt vor drei Richtern, die einen Berg von Akten auf ei nem Tisch aufgestapelt hatten. Die Offiziere schleppten Atlan in den Transparentkäfig und fesselten ihn mit Me tallspangen an einen Stuhl, der fest mit dem Boden verbunden war. Dann schlissen sie den Kasten und stellten sich dahinter auf. Über den Köpfen der Zuschauer öffneten sich Türen. Aus ihnen glitten Antigravplat ten hervor, von denen aus mit Kameras be wehrte Journalisten die Gerichtsverhandlung verfolgen konnten. Atlan saß bewegungslos auf dem Stuhl. Die Augen der Besucher waren auf ihn ge richtet. Als er sich entschlossen hatte, nach Arkon durchzubrechen, hatte er mit allen mögli chen Entwicklungen gerechnet, jedoch nicht damit auf dem Stuhl des Angeklagten in ei nem Gerichtssaal zu landen. Er war sich völ lig darüber klar, was dieser Prozeß zu be deuten hatte. Orbanaschol III. wollte die große Show. Wie sicher sich der Imperator fühlte, zeigte die Tatsache, daß Atlan nicht einmal verhört worden war. Niemand hatte versucht, ihn zu beeinflussen und zu be stimmten Aussagen zu veranlassen. Daher zweifelte er nicht daran, daß man ihm gar keine Gelegenheit geben würde, sich zu äu ßern. Ohnmächtiger Zorn erfaßte ihn. Nur müh sam beherrschte er sich. Er wußte, daß es
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sinnlos gewesen wäre, an seinen Fesseln zu rütteln. Er konnte sich nicht befreien. Ein to bender Gefangener hätte jedoch genau das Bild abgegeben, das Orbanaschol sich für die Öffentlichkeit wünschte. Der Logiksektor meldete sich nicht. Atlan war sich darüber klar, was das be deutete. Der gefühlsfrei denkende Teil seines Ge hirns hätte nur eine Feststellung treffen kön nen. »Es ist vorbei.«
* Zur gleichen Stunde betrat Avrael Arr konta die größte Baustelle des Sonnensy stems. Sie befand sich auf Arkon III, dem Kriegsplaneten. Der Industrielle war Lieferant für elektro nische Bauteile. Somit war er berechtigt, auch die bereits fertiggestellten Bereiche des Riesenroboters zu besichtigen. Dabei ließ man ihn jedoch nicht allein. Den ungemein scharfen Sicherheitsbestimmungen entspre chend, begleitete ihn ein bewaffneter Inge nieur. Dieser aber kannte Arrkonta, so daß er ihm nicht im mindesten mißtraute. Der In dustrielle war schon häufig auf der Baustelle gewesen, ohne daß jemals etwas geschehen wäre. Dieses Mal aber erlebte der Ingenieur eine böse Überraschung. »Unsere Überprüfungen haben ergeben, daß im Sektor Sieben-blau eine Fehlerquelle sein könnte«, behauptete Arrkonta. »Ich möchte den Sektor sehen.« Der Ingenieur nickte. Er beseitigte die Energiebarrieren, ließ Arrkonta passieren, folgte ihm und richtete die abschirmenden Energiewände wieder auf. Sie waren allein, und es bestand keine Ge fahr, daß ein anderer Ingenieur in ihre Nähe kam. Panzerschotte sicherten die einzelnen Robotbereiche nicht nur ab, sondern sorgten auch dafür, daß niemand direkten Einblick hatte. Als der Ingenieur durch einen schmalen
Gang vor Arrkonta her ging, zog dieser einen Paralysator unter seiner Bluse hervor und löste ihn aus. Der Ingenieur brach zu sammen und stürzte zu Boden. Im Fallen drehte er sich um sich selbst, so daß er Arr konta sehen konnte, als dieser sich über ihn beugte. Der Industrielle lächelte ihm begütigend zu und tätschelte seine Wange. »Es tut mir leid«, sagte er. »Leider ging es nicht an ders.« Er schloß ihm die Lider, damit die Augäp fel nicht austrockneten. Dann legte er ihm metallene Schnappfesseln um Arme und Beine und band ihn zusätzlich mit den Fü ßen an einen Pfeiler, so daß er sich nicht er heben konnte, wenn die Lähmung nachließ. Er nahm ihm die Waffe ab und die Schlüssel für die Energieschirmprojektoren. Dann eilte er weiter. Er hatte es nicht mehr weit. Schon vor langer Zeit hatte Lebo Axton in einer tollkühnen Aktion ein vorprogram miertes Speicherteil in den Riesenroboter eingebracht, um diesen in einer politischen Krise für sich nutzen zu können. Jetzt war es soweit. Orbanaschol stand am Abgrund. Axton wollte alle Mittel nutzen, um ihn zu stürzen. Doch die Entwicklung war an ders verlaufen, als er es vor Monaten hatte vorhersehen können. Deshalb war jetzt ein Zusatzteil notwendig. Arrkonta hatte es bei sich. Es war eine Magnetspule, die in einem Videostudio auf Arkon I hergestellt worden war. Er brauchte sie nur in die vorbereitete Robotschaltung einzuschieben. Als die Magnetspule hörbar einrastete, at mete der Arkonide auf. Er blickte sich um und setzte sich schließlich auf den Fußbo den. Er mußte im Roboter bleiben, denn nur hier hatte er eine Überlebenschance – und auch das nur dann, wenn der Plan Axtons gelang. Der Untergrund war hart und kalt. Arrkonta erhob sich wieder. Er fragte sich, warum er unbedingt direkt neben dem einge schmuggelten Sonderteil bleiben sollte. Er konnte auch zu dem paralysierten Ingenieur
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gehen. Er hoffte, sich mit ihm unterhalten zu können, wenn die Paralyse abklang. Als Arrkonta in die Nähe des Ingenieurs kam, entdeckte er ein Videogerät. Damit hatte er nicht gerechnet. Er schaltete es ein. Auf dem Bildschirm erschien das lächelnde Gesicht Atlans, und aus den Lautspre chern ertönte die eigenartige Musik Upocs. Sie nahm in augenblicklich gefangen. Er konnte sich nicht davon lösen. Wie be rauscht stand er vor dem Gerät, sah das Bild des Kristallprinzen und hörte die Musik Upocs. Eine spontane Sympathie für Atlan und für diese Musik erfaßte ihn. Sie war so heftig, daß sich seine Augen mit Tränen füll ten.
* Karena Eze sprang auf, als Axton das Bü ro betrat. Sie hatte auf einem Hocker vor dem Videogerät gesessen. Die Musik Upocs erfüllte den Raum. Auf dem Bildschirm zeichnete sich das lächelnde Gesicht Atlans ab. Mit tränenfeuchten Augen blickte die Ar konidin den Verwachsenen an. »Das ist Ihr Werk, Lebo«, sagte sie. »Wie kommen Sie darauf?« fragte er kühl. Sie krallte ihre Finger in seine Arme. Be schwörend blickte sie ihn an. »Diese Musik und diese Bilder sind über all auf Arkon zu empfangen und vermutlich auch weit draußen auf den Außenwelten und auf den Raumschiffen der Flotte. Kein ande res Videoprogramm kommt durch. Es ist egal, welchen Sender man eingestellt hat, man kann nur dieses eine Programm emp fangen. Selbst einfache Videoverbindungen bestehen nicht mehr.« »Woher wissen Sie das so genau?« Sie lachte silberhell auf. Eilig wischte sie sich die Tränen fort. »Ich war beim Kristallmeister, als Orba naschol plötzlich erschien. Er tobte wie ein Wahnsinniger. Er hatte versucht, den Kri stallmeister über Video zu erreichen. Da war
ihm diese Musik entgegengeklungen, und er hatte das Gesicht Atlans gesehen. Ich fürch tete, er würde den Kristallmeister ermorden. So habe ich den Imperator noch nie gese hen.« »Und – was geschah dann?« »Der Kristallmeister versuchte in meinem Beisein, verschiedene Leute über Video zu erreichen. Der Erfolg war gleich Null. Was er auch tat, das Bild Atlans und die Musik blieben.« Axton lächelte. »Interessant«, sagte er und löste die Hän de der Arkonidin sanft von seinen Armen. »Ich flüchtete aus den Räumen da oben, weil ich Angst hatte«, fuhr sie fort. »Und dann habe ich es überall an den Geräten ver sucht. Das Ergebnis war immer gleich. Die fernmeldetechnischen Einrichtungen sind unterbrochen. Ich bin zur Hyperkom-Station gerannt, und auch da war es das gleiche. Selbst über Hyperkom kam Atlans Bild mit dieser seltsamen Musik.« »Es ist die Musik Upocs.« »Bei allen Göttern, das hätte ich fast ver gessen«, rief Karena Eze. »Der Imperator schrie nach Ihnen. Er wollte Sie sprechen. Polizeipräsident Vagont Ternnan soll bei ihm gewesen sein. Der Kristallmeister sagte, er habe gehört, daß Ternnan Sie beschuldigt habe, in die Kunstakademie eingebrochen zu sein.« Axton fühlte, wie sich sein Magen ver krampfte. Er hatte damit gerechnet, daß die se Anzeige kam. Er hatte jedoch gehofft, et was mehr Zeit zu haben. »Ich muß zum Imperator«, sagte er. »Seien Sie vorsichtig«, bat sie. »Der Im perator ist unberechenbar. Er wollte, daß die Bilder von der Gerichtsverhandlung gegen Atlan in das gesamte Imperium übertragen werden. Er wollte eine große Propagandas how für sich daraus machen, und jetzt dies.« »Ich muß zu ihm, Karena.« Sie griff nach seinen Armen. »Nein, bitte, bleiben Sie hier. Er wird Sie töten.« »Warum sollte er das tun?«
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»Weil Sie ihn dazu überredet haben, At lan den Prozeß zu machen. Er wollte ihn er schießen. Haben Sie das vergessen?« »Dies ist die Stunde der Entscheidung«, entgegnete Axton-Kennon. »Glauben Sie, daß ich ausgerechnet jetzt die Nähe Orbana schols meiden werde?« Er lächelte stolz und schüttelte den Kopf. »Nein, Karena, das werde ich mir nicht entgehen lassen. Was glauben Sie, wofür ich gearbeitet habe?« Sie drängte sich schüchtern an ihn und hauchte ihm einen Kuß auf die Wange. »Ich habe es gewußt, Lebo«, flüsterte sie. »Ich habe es die ganze Zeit über gewußt. Wie schön wäre es gewesen, wenn Sie mir vertraut hätten.« Er schob sie sanft von sich und kletterte auf den Rücken Kellys. Die unerwartete Re aktion der Arkonidin wühlte ihn bis ins In nerste auf. »Beeile dich, Kelly«, befahl er mit rauher Stimme. »Oder gibt es auch Kommunikati onsschwierigkeiten zwischen uns?« »Vorläufig nicht«, erwiderte der Roboter. »Deine Stimme klingt anders als sonst, aber ich habe mich entschlossen, mich dadurch nicht irritieren zu lassen.« »Wie nett«, sagte Axton und trat Kelly mit dem Fuß in den Rücken. »Noch netter wäre es, wenn du dich beeilen würdest. Ich würde mich grün ärgern, wenn ich Orbana schol erst sehe, wenn er bereits an seiner Wut erstickt ist.« Karena Eze lachte auf. Axton beachtete sie jedoch nicht. Er trieb Kelly an.
* Atlans Augen weiteten sich, als plötzlich auf dem Monitorschirm hinter den Richtern sein eigenes Bild erschien und dazu eine seltsame Musik erklang, die von unwider stehlicher Kraft erfüllt war. Der Richter, der gerade damit begonnen hatte, die Anklage zu verlesen, verstummte. Er blickte auf den Bildschirm und erbleich te. Ruckartig wandte er sich den Reportern
zu, die auf den schwebenden Antigravplat ten standen. »Was erlauben Sie sich?« brüllte er zorn bebend. »Wir haben keinen Einfluß darauf«, erwi derte einer der Journalisten stammelnd. »Das geht von der Zentrale aus.« Atlan sah sich im Gerichtssaal um. In den Gesichtern der Zuschauer konnte er die un terschiedlichsten Reaktionen erkennen. Eini ge waren zutiefst bestürzt. Andere lachten. Warum bist du überrascht? fragte der Lo giksektor. Dies ist doch ein Ereignis, mit dem du gerechnet hast. »Auf das ich gehofft habe«, korrigierte Atlan leise. Eine heftige Erregung erfaßte ihn. Er be obachtete, wie die Richter an dem Gerät hantierten, andere Sender einstellten, aber nichts ändern konnten, bis sie endlich ab schalteten. Und er begriff, daß dies der Ver such seiner unbekannten Freunde war, ihm zu helfen. Es ist der Beginn der Revolte, stellte der Logiksektor fest. Unwillkürlich versuchte Atlan, sich zu er heben, doch seine Fesseln hielten ihm am Stuhl fest. Die Zuschauer sprangen auf. Ei nige von Ihnen forderten lautstark, das Vi deogerät wieder einzuschalten. Die Reporter und Journalisten schrien auf die Richter ein. Sicherheitskräfte stürmten durch die Türen herein, sie konnten die chaotischen Verhält nisse jedoch nicht ordnen. Als sie das er kannten, kämpften sie sich zu Atlan durch, wobei sie rücksichtslos um sich schlugen. Sie umzingelten den transparenten Kasten, in dem er gefangengehalten wurde. Dann erschienen mehrere Offiziere, die von Kampfrobotern begleitet wurden. Sie öffneten den Kasten, lösten die Fesseln At lans und zerrten ihn aus dem Raum. Über einen breiten Gang brachten sie ihn in einen Wachraum, in dem mehrere Offiziere erregt diskutierend vor einer Monitorwand stan den. Die Offiziere stellten Atlan an eine Wand und befahlen ihm, sich ruhig zu ver halten. Dann blickten sie zu der Monitor
Orbanaschols Ende wand hinüber, an der zwei Offiziere sich be mühten, mit anderen Dienststellen Verbin dung zu bekommen. Atlan beobachtete, daß sie alle Möglichkeiten durchschalteten, wo bei sie immer das gleiche Ergebnis erzielten. Er kannte sich genügend in der Technik aus, um zu erkennen, was geschah. Die Techni ker prüften alle Kommunikationsverbindun gen durch – vom einfachen Interkom bis zum Hochleistungshyperkom. Schließlich drehte sich einer von ihnen um und schüttelte resignierend den Kopf. »Dagegen kommen wir nicht an«, erklärte er. »Die Sendung kommt vom Riesenroboter auf dem Kriegsplaneten. Sie überlagert alles andere. Noch nicht einmal die Verbindung zum Nebenraum klappt.« »Das bedeutet, daß sämtliche Nachrich tenverbindungen zusammengebrochen sind«, stellte ein anderer Offizier fest. Das ist Orbanaschols Ende, signalisierte der Logiksektor. Orbanaschol kann seine Macht nicht mehr aufrechterhalten, wenn je der Befehl wie bei den Barbaren durch Bo ten überbracht werden muß. Atlan bewunderte den genialen Plan des Mannes, der für dieses Attentat auf die Kommunikationsmittel des Imperiums ver antwortlich war. Er hatte so etwas bis zur Stunde nicht für möglich gehalten. Das ge samte militärische und zivilisatorische Gefü ge auf den hochtechnifizierten Arkon-Pla neten und im gesamten Imperium war auf fernmeldetechnischen Einrichtungen aufge baut. Wenn diese versagten, konnte nichts mehr funktionieren. Niemand konnte Befeh le weiterleiten. Niemand konnte die Öffent lichkeit unterrichten. »Hoffentlich wissen Sie dieses Zeichen richtig zu deuten«, sagte Atlan laut. »Hoffentlich begreifen Sie, daß mit dieser Aktion das Ende Orbanaschols III. eingeläu tet wird. Dieser Imperator tritt noch heute ab. Niemand kann seinen Sturz verhindern.« Die Offiziere wandten sich ihm zu. »Entscheiden Sie sich für die Zukunft«, forderte Atlan. »Entscheiden Sie sich für ein neues Arkon, auf das wir alle stolz sein kön
37 nen.«
* Sinclair Marout Kennon-Axton lenkte sei nen Roboter zu einem Antigravschacht. Er legte Kelly die Hand auf den Schädel. »Du hast die Aufgabe, auf mich aufzupas sen, du Ausgeburt robotischer Schönheit«, sagte er. »Orbanaschol könnte ausfallend werden. Du wirst dafür sorgen, daß ich es überlebe.« »Du kannst dich auf mich verlassen«, er widerte Kelly. »Du weißt, daß ich einem ge radezu neurotischen Zwang unterliege, alles Häßliche zu erhalten.« Axton lachte. »Hör auf«, bat er, wobei er mit den Knö cheln gegen Kellys Schädel klopfte. Er woll te noch mehr sagen, doch in diesem Moment bekam seine Hand ein eigenartig durchsich tiges Aussehen. Axton blickte entsetzt auf seine Hände. Sie lösten sich auf. »Nein«, sagte er stöhnend. »Nein, nicht das!« »Was ist los?« fragte Kelly. »Warte hier auf mich«, schrie Axton, doch seine Stimme klang so dünn und schi en von so fern zu kommen, daß Kelly ihn kaum verstand. Der Roboter blieb stehen, während Axton sich verflüchtigte. Er verlor das Bewußtsein nicht. Ihm war, als habe er lediglich für ein paar Sekunden die Augen geschlossen. Ein unwiderstehli cher Sog erfaßte ihn und riß ihn mit sich fort in die Unendlichkeit, durch Zeit und Raum. Als er die Augen öffnete, befand er sich in der Traummaschine auf Meggion im Oc cad-System, in der sein großes ArkonAbenteuer begonnen hatte. Von heftigem Zorn erfaßt, sprang er unter der Haube heraus und sah sich um. Er be wegte sich viel zu heftig und zu kraftvoll, weil er es nicht mehr gewohnt war, in einem so gut funktionierenden Körper zu leben. Die Wissenschaftler, die er bei seiner letz ten zwangsweisen Rückkehr gesehen hatte,
38 waren nicht in der Halle der Traummaschi nen. Die Türen standen offen. Schwüle Luft wehte von außen herein. Auf dem Boden krochen kleine Reptilien herum. Ein vierbei niges Tier mit dickem Pelz machte Jagd auf sie. Sinclair Marout Kennon verfolgte ent setzt, daß einige von ihnen durch Spalten in die Traummaschinen flüchteten. Er stürzte sich auf sie und versuchte, sie zu fangen, bevor sie darin verschwanden, aber sie entwischten ihm. Ein verzweifeltes Schluchzen brach aus seiner Kehle. »Nicht ausgerechnet jetzt«, rief er. »Ich brauche nur noch ein paar Stunden, viel leicht nur noch eine einzige Stunde. Ich muß sie haben.« »Was müssen Sie haben?« fragte jemand hinter ihm. Kennon fuhr herum. Er kniete auf dem Boden und blickte zu einem Mann auf, den er nie zuvor gesehen hatte. Der Fremde trug eine weiße Uniform. Sein blondes Haar fiel ihm bis auf die Hüften herab, und ein dichter Bart bedeckte sein Kinn und die Wangen. Kennon richtete sich auf. »Sie sollen dafür sorgen, daß die Maschi nen einwandfrei funktionieren«, rief er an klagend. »Warum tun Sie es nicht? Warum lassen Sie zu, daß Tiere in die Station ein dringen und die Maschinen zerstören?« Der Fremde streckte die Hand aus und zeigte auf die Traummaschinen. »Diese da?« fragte er. »Welche denn sonst?« schrie Kennon. Er war nahe daran, die Beherrschung zu verlie ren. Er hob die Hände, um den Mann von sich zu stoßen, als ihm plötzlich etwas auf fiel. Seine Hände sanken wieder herab. For schend blickte er dem Mann in die Augen. Er sah nichts als Leere. »Was ist hier geschehen?« fragte er er schrocken. Er schob den Mann zur Seite und eilte zur nächsten Tür. Er sah einen anderen Mann, der auf dem Boden lag und schlief. Er hatte sich zusammengerollt wie ein Kind. Die Ranken einer Pflanze wucherten durch einen
H. G. Francis Spalt in der Wand herein. Die Anzeichen des Verfalls waren nicht zu übersehen. Kennon drehte sich um und trat zur Seite. Er zeigte über die Schulter zurück. »Hinaus mit Ihnen«, befahl er. Der Mann in der weißen Uniform lächelte schüchtern. Er blickte den Kosmokriminali sten wie ein gemaßregeltes Kind an und schob sich an ihm vorbei, als fürchte er, ge schlagen zu werden. Kennon schloß die Tür hinter ihm. Dann schmetterte er seine Fäuste mehrmals gegen das Türschott, bis es so verbeult war, daß es sich nicht mehr öffnen ließ. Ähnlich verfuhr er mit den anderen Türen, die vom Raum der Traummaschinen abzweigten. Dabei grübelte er vergeblich darüber nach, weshalb die Wissenschaftler der Station plötzlich ih re Intelligenz verloren hatten. Irgend etwas mußte über sie gekommen sein. War es ein Virus, das es auf dieser Welt gab? Oder war es eine Strahlung, die aus dem All kam? Irgend etwas mußte es sein. Ihn hatte das Unheimliche nicht erreicht. Er war völlig unverändert. Er war nicht ver dummt. Schützte ihn sein Robotkörper vor dem intelligenzvernichtenden Etwas? Hielt die Stahlhülle, die sein lebendes Hirn um faßte, das Virus, die Strahlung oder was auch immer das Unheimliche sein mochte, von ihm ab? Fragen, auf die Sinclair Marout Kennon keine Antwort geben konnte, denn er wußte nichts von dem Schwarm, der in die Galaxis eingedrungen war. Als er sicher war, daß niemand mehr von außen eindringen konnte, kehrte er eilig zu der Traummaschine zurück, in der er gele gen hatte. Er untersuchte sie und fand her aus, daß ein Hebel auf Null-Stellung umge legt worden war. Er kippte ihn zurück und legte sich wieder unter die Haube der Traummaschine. Nun glaubte er daran, daß er den Kampf um die Macht über das altar konidi-sche Imperium bis zum Ende durch fechten konnte. Kaum hatte er die Augen geschlossen, als
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er auch schon fühlte, wie er vom Strom der hyperdimensionalen Energien erfaßt und in die Unendlichkeit geschleudert wurde.
7. »Hallo«, sagte Gentleman Kelly mit ei genartig schriller Stimme. »Da bist du ja.« Axton krallte seine Hände um die Halte bügel auf den Schultern des Roboters. Der sich materialisierende Körper des Terraners zuckte und zitterte wie im Schüttelfrost, so daß er Mühe hatte, sich auf Kelly zu halten. Der Roboter schwebte im Antigrav schacht nach oben. Sichernd legte er einen Arm nach hinten, um Axton zu halten. Die ser überwand den Schock jedoch schnell. »Schon gut«, sagte er, als Kelly den Schacht verließ. »Ich bin wieder in Ord nung.« Kelly blieb vor drei Offizieren stehen. Axton zeigte ihnen seine Karte. Sie verzich teten jedoch darauf, sie zu kontrollieren. Ähnlich verliefen die weiteren Prüfungen. Man kannte Axton zur Genüge und wußte, daß er berechtigt war, zum Imperator vorzu dringen. Doch auch in anderer Hinsicht war alles anders als vor einigen Stunden. Eine seltsame Stimmung herrschte unter den Of fizieren. Sie wirkten gedrückt und verunsi chert. Niemand schien genau zu wissen, was zu tun war. Axton triumphierte. Sein Plan, alle fernmeldetechnischen Ver bindungen durch eine übergelagerte Sen dung lahmzulegen, funktionierte. Jetzt machte es sich bezahlt, daß er schon vor lan ger Zeit ein positronisches Teilstück im Rie senroboter auf Arkon III zu verstecken ge wagt hatte. Er hoffte nur, daß Avrael Arr konta seinem Rat gefolgt war, im Roboter zu bleiben, denn nur dort konnte er hoffen, die nächsten Stunden zu überleben. Als Axton den großen Salon betrat, in dem Orbanaschol ihn erwartete, wußte er, daß der Imperator praktisch entmachtet war. Jetzt war es nur noch eine Frage der Zeit, wann ein anderer die Macht übernahm und
Nachfolger Orbanaschols III. wurde. Auch Orbanaschol war sich darüber klar. Das sah Axton-Kennon auf den ersten Blick. Der Imperator saß an einem mit Speisen überhäuften Tisch, aß jedoch nichts. Mit flackernden Augen sah er den Verwachse nen an. Jetzt zeigte sich, wie Orbanaschol war, wenn er wußte, daß er sich auf nieman den mehr stützen konnte. Vor wenigen Stun den hatte er sich noch aufgebäumt. Vorüber gehend hatte selbst Axton geglaubt, daß es ihm gelingen könnte, sich noch einmal zu behaupten. Nun aber war der Mann, den Ax ton haßte wie niemanden sonst, am Ende. »Was soll ich tun?« fragte Orbanaschol mit versagender Stimme. »Axton, es muß doch etwas geschehen.« »Ich weiß es nicht«, erwiderte der Ver wachsene. »Sie müssen diesen Sender ausschalten. Sie müssen!« »Dazu müßte ich nach Arkon III fliegen und versuchen, in den Riesenroboter einzu dringen. Ich glaube jedoch nicht, daß es mir gelingen wird. Außerdem vergehen bis da hin mehrere Stunden. Solange wird diese Propagandasendung anhalten.« »Wir müssen sie stören. Wir haben starke Sender genug.« Axton schüttelte den Kopf. »Ich bin davon überzeugt, daß bereits al les versucht wurde. Es geht nicht.« Er wuß te, daß die Arkoniden in der Tat kein Mittel hatten, diese Sendung zu stören. Das techni sche Wissen, das er in dem Bauteil verwen det hatte, stand den Arkoniden noch nicht zur Verfügung. Orbanaschol sprang auf. Mit zuckendem Gesicht lief er im Salon auf und ab. Er setzte mehrmals zum Sprechen an, brachte aber keine Silbe über die Lippen. Axton beobachtete ihn vom Rücken Kel lys herab. In den Augen des Imperators flackerte der Wahnsinn. Orbanaschol bewäl tigte die Situation nicht. Er verlor den Ver stand. Schließlich blieb er vor Axton stehen.
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»Ich werde Atlan töten«, erklärte er mit schriller Stimme. »Dadurch erreichen Sie nichts.« »Ich erreiche alles«, schrie der Imperator. Seine Augen weiteten sich. »Wenn ich Atlan töte, kann er nicht mehr Imperator werden. Wenn er tot ist, wird niemand mehr da sein, der mich verraten will.« Er lachte triumphierend. Begeistert von seiner Idee stürzte er zum Tisch, griff mit bloßen Händen in einen Pokal hinein, der mit einem Salat aus Meeresfrüchten gefüllt war. Gierig stopfte er sich einen Teil des In halts in den Mund. Er brüllte einige Befehle. Die Türen öff neten sich, und zwölf ranghohe Offiziere ka men in den Salon. »Bringt mir Atlan«, forderte Orbanaschol, während ihm die Salatsoße über das Kinn rann. »Axton, Sie begleiten diese Männer. Sie sind dafür verantwortlich, daß Atlan le bend hier ankommt. Ich werde ihn töten, und niemand soll es wagen, mir diese Arbeit abzunehmen.«
* Etwa fünfzehn Kilometer vom Kristallpa last entfernt stand Tarts vor einer Gruppe von Männern und Frauen. Seitlich von ihm saß in einem Antigravsessel ein verträumt wirkender Mann. Ihn blickte der Offizier be schwörend an. »Upoc«, sagte er. »Bitte, glauben Sie mir. Dies ist die Stunde, in der wir handeln müs sen. Wenn wir nichts tun, wird diese Gele genheit verstreichen, und ein anderer wird Imperator werden. Das ist dann vielleicht ein Mann, der noch gefährlicher für Arkon ist als Orbanaschol.« Upoc hob den Kopf. »Und wie wollen Sie in den Kristallpalast kommen?« fragte er. »Soweit ich weiß, ist zur Zeit nichts im Imperium so gut abge schirmt wie der Kristallpalast.« »Wir haben entsprechende Vorbereitun gen getroffen«, antwortete Tarts energisch. »Auch wir haben unsere Helfer unter den
Elitetruppen. Sie werden uns passieren las sen. Außerdem bin ich davon überzeugt, daß es niemand wagen wird, Ihnen etwas zu tun. Sie sind Upoc, ein Halbbruder des ermorde ten Gonozal VII. aus der Familie Gonozal.« »Es ist nett von Ihnen, daß Sie mir gesagt haben, wer ich bin«, erwiderte Upoc iro nisch. »Verzeihen Sie mir«, bat Tarts. »Ich woll te nicht …« »Schon gut«, winkte Upoc ab. Er erhob sich. Eine steile Falte bildete sich auf seiner Stirn. »Sie sagen, daß zur Zeit auf Arkon ge streikt wird, Vhes-senroh?« Ein untersetzter Mann löste sich aus der Gruppe der Männer und Frauen und kam zu Tarts und Upoc. »Wir haben den Generalstreik angeordnet. Das war etwa fünf Minuten, bevor diese Propagandasendung für Atlan begann. Da nach brach jede Verbindung zu unseren Un terorganen ab. Dennoch können Sie sicher sein, daß der Streikaufruf befolgt wird. Wir haben Boten ausgeschickt, die den Aufruf nach dem Schneeballsystem verbreiten. Auf diese Weise erfassen wir in kürzester Zeit weite Teile Arkons.« »Bei der Flotte wird man die Zeichen richtig zu deuten wissen«, erklärte Tarts selbstsicher. »Jeder halbwegs intelligente Raumschiffskommandant weiß, was es be deutet, wenn über Kosmo-Vision ein Bericht über das Gerichtsverfahren gegen Atlan an gekündigt und statt dessen ein Propaganda film mit Ihrer Musik gesendet wird. Jeder Offizier der Raumflotte wird begreifen, daß diese Sendung, die alle Kommunikationssy steme lahmlegt, mit einem Staatsstreich ein hergeht. Ich zweifle daher nicht daran, daß in diesem Moment umfangreiche Flottentei le ins Arkonsystem eindringen.« »Also gut«, sagte Upoc zustimmend. »Dann brechen wir jetzt zum Kristallpalast auf. Wo stehen die Gleiter?« »Kommen Sie«, bat Tarts. »Ich führe Sie.« Eine ungeheure Erregung erfaßte die Männer und Frauen. Sie wußten, daß sich in
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den nächsten Minuten ihr Schicksal ent scheiden würde. Sie alle waren davon über zeugt, daß sie Erfolg haben würden, aber keiner von ihnen konnte mit Sicherheit sa gen, daß alles nach Plan verlaufen würde. Gar zu viele Unsicherheitsfaktoren waren noch vorhanden. Sie waren jedoch einkalku liert und mußten in Kauf genommen wer den. Erschwerend für die Gruppe um Upoc war, daß sie von Axtons Anschlag auf die Kommunikationssysteme ebenso überrascht worden war wie Orbanaschol. Tarts führte die Gruppe an, obwohl er nicht der ranghöchste Offizier unter ihnen war. Er hatte jedoch ein so großes organisa torisches Talent bewiesen, daß ihm andere Offiziere bei den Aktionen den Vortritt lie ßen, während sie selbst zusammen mit Upoc die politischen Entscheidungen trafen. Die ser hatte in den vergangenen Tagen und Stunden gezeigt, daß er die Qualitäten be saß, die man von ihm erhofft hatte. Er war durchaus kein bequemer Mann, den man nach Belieben hin und her schieben konnte, sondern eine Persönlichkeit, die eigene Vor stellungen hatte und diese auch durchzuset zen wußte. Darüber hinaus waren jedoch seine künstlerischen Interessen besonders ausgeprägt. Er dachte in anderen und für viele oft verblüffenden Bahnen. Upoc setzte sich zusammen mit Tarts, zwei weiteren Offizieren der Raumflotte, dem Gewerkschaftsführer und dem Vorsit zenden des arkonidischen Wirtschaftsver bands zusammen in einen Gleiter. Die ande ren Männer und Frauen, die alle aus der Führungsschicht der arkonidischen Gesell schaft kamen, verteilten sich auf die anderen Gleiter. Schließlich starteten insgesamt zwölf Maschinen und nahmen Kurs auf den Kristallpalast.
* Zur gleichen Zeit mobilisierte Ermed Trelgren die Organisation Gonozal VII. Er hatte mit den gleichen Kommunikations schwierigkeiten zu kämpfen wie die anderen
Gruppen, die um die Macht über Arkon kämpften, hatte jedoch den außerordentli chen Vorteil, daß er auf diese Schwierigkei ten vorbereitet war. Zudem war die AtlanSendung ein deutliches Zeichen für alle Mit glieder der Organisation. Überall auf Arkon kam es zu weiteren Störungen, technischen Versagern und son stigen Ausfällen. Die Energieversorgung brach für weite Gebiete zusammen. Auf dem Hügel der Weisen mußten die Techniker auf Notstromversorgung umschalten, und selbst diese funktionierte nicht mehr einwandfrei, da Axton auch hier seine Helfer einge schleust hatte. Als Axton zusammen mit den Offizieren aufbrach, um Atlan zu holen, mußten die Hochenergieschirme abgeschaltet werden, mit denen Orbanaschol die von ihm be wohnten Bereiche des Kristallpalasts absi chern wollte. Der Energieverbrauch war so hoch, daß sie nicht mehr aufrechterhalten werden konnten. Die dafür verantwortlichen Offiziere in formierten Axton, als dieser einen Antigrav schacht benutzen wollte, um darin nach un ten zu schweben. Axton hielt Gentleman Kelly zurück. Sein linkes Lid zuckte nervös. »Sie haben richtig gehandelt«, erklärte er. »Die Energieschirme sind überflüssig, wenn Sie und Ihre Leute aufmerksam genug sind.« »Sie können sich auf uns verlassen«, er widerte der Offizier. Seine Stimme klang fest, doch in seinen Augen beobachtete Ax ton ein seltsames Flackern. Der Mann wich seinen Blicken aus. Der Kosmokriminalist ließ sich nichts an merken. Er wußte genau, wie es um den Of fizier und auch um alle die anderen stand, die eigentlich für Orbanaschol eintreten soll ten. Sie alle begriffen, daß die Uhr Orbana schols abgelaufen war. Es gab keine Macht mehr, die sich dem Chaos auf Arkon entge genstellen konnte. Es gab keine ordnende Hand mehr. Lohnte es sich unter diesen Umständen, für Orbanaschol zu kämpfen? Lohnte es
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sich, sein Leben für einen Mann einzuset zen, der ohnehin verloren war? So dachten und fühlten die Männer um Orbanaschol. »Ich weiß, daß Sie stets richtig entschei den werden«, sagte Axton und gab Gentle man Kelly das Zeichen, den Antigravschacht zu betreten. Die anderen Offiziere folgten ihm. Keiner von ihnen sprach.
* »Hört, hört«, sagte einer der Männer an der Monitorwand. »Ist das nicht ein Aufruf zum Verrat?« Atlan verschränkte die Arme vor der Brust. »Bis zu dieser Stunde haben Sie Verrat geübt«, erklärte er scharf. »Ich bin der recht mäßige Nachfolger Gonozals, meines Va ters. Orbanaschol hat kein Recht auf den Thron. Also ist es auch kein Verrat, wenn Sie ihm den Befehl verweigern.« Ein hochdekorierter Offizier kam auf At lan zu und blieb dicht vor ihm stehen. Er war ebenso groß wie der Kristallprinz. »Kühne Worte für einen Mann, der seinen Kopf noch nicht aus der Schlinge gezogen hat«, sagte er. »Ich würde vorsichtig sein.« Er drehte sich um und brüllte: »Stellt end lich die Geräte aus. Ich will diese Musik nicht mehr hören. Und Atlan steht mitten unter uns. Wir brauchen sein Gesicht nicht auch noch auf den Bildschirmen zu sehen.« Die Techniker schalteten die Videogeräte aus. Die Musik Upocs verstummte. Atlan lächelte. »Meinen Sie, Sie könnten dadurch etwas ändern?« fragte er. »Im ganzen Imperium erklingt diese herrliche Musik, und überall sieht man mein Bild. Sie sollten endlich be greifen, was das bedeutet.« »Ich glaube, er hat recht«, bemerkte ein Offiziersanwärter. Er war noch jung, und sein Gesicht glühte vor Eifer. »Wir sollten uns für ihn entscheiden.« Der Offizier, der vor Atlan stand, riß sei nen Energiestrahler aus dem Gürtel und
richtete ihn auf den Jungen. »Hier wird nicht diskutiert«, rief er zor nig. »Wir haben eindeutige Befehle, und die werden befolgt. Wer sich weigert, wird so fort erschossen.« Der Offiziersanwärter blickte den Offizier schockiert an. Er hatte nicht mit einer sol chen Reaktion gerechnet. Offenbar glaubte er, daß Atlan bereits gewonnen hatte. »Aber das ist doch sinnlos«, sagte er stammelnd. Der Offizier hob die Waffe. Sein Finger krümmte sich. Er war entschlossen, den Jun gen zu töten. In diesem Moment handelte Atlan. Er warf sich nach vorn und schlug dem Offizier mit dem rechten Fuß die Waffe aus der Hand. Sofort stürzten sich mehrere Männer auf ihn und rissen ihn zurück. Sie hielten ihn fest, während sich der Offizier bückte und den Energiestrahler aufnahm. Er trat auf Atlan zu, der mit gefesselten Händen zwischen den anderen Männern stand. »Zur Seite«, befahl der Offizier. »Ich will niemanden verletzen.« Die Männer gehorchten. Sie ließen Atlan allein. Hochaufgerichtet stand der Kristallprinz vor dem Offizier. »Wenn Sie mich töten, wird Orbanasehol Sie dafür umbringen«, sagte Atlan warnend. Der Offizier schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Wenn er erfährt, daß ich damit eine Meuterei verhindert habe, wird er es billigen.« Langsam hob er den Energiestrahler. Er richtete ihn auf die Stirn At-lans. Deutlich sah dieser, wie sich der Finger krümmte. Die Tür öffnete sich. »Halt«, befahl Lebo Axton. »Was fällt Ih nen ein?« Seine Stimme klang schrill. Der Offizier drehte sich halb um, ließ aber die Waffe auf Atlan gerichtet. Als er Axton erkannte, ließ er sie sinken. »Sie werden sich dafür zu verantworten haben«, erklärte der Verwachsene drohend.
Orbanaschols Ende »Nehmen Sie Atlan die Fesseln ab.« »Ich habe keinen Schlüssel«, erwiderte der Offizier unsicher. »Dann nehmen Sie ein Desintegratormes ser. Aber seien Sie vorsichtig. Verletzen Sie ihn nicht.« »Soviel Rücksichtnahme auf einen Gefan genen?« fragte der Offizier. »Ist das nicht …?« »Beeilen Sie sich«, unterbrach ihn Axton heftig. Atlan blickte ihn forschend an. Der Terraner sah Hoffnung in seinen Augen auf leuchten. Die Fesseln fielen. Aufatmend nahm At lan die Hände nach vorn und massierte sich die Handgelenke. »Kommen sie«, forderte Axton ihn auf. »Wohin?« fragte Atlan. »Zum Imperator«, antwortete einer der Arkoniden, die mit Axton gekommen waren. »Er wird Sie erschießen.« Axton war so schockiert über diese Be merkung, daß er fast die Nerven verloren hätte. Seine Hand fuhr hoch, doch er schlug nicht zu, sondern strich sich mit der Hand über den Kopf. »Halten Sie den Mund«, befahl er. »Ich will nichts mehr hören.« Mit energischer Geste gab er Atlan zu verstehen, daß er vor ihm den Raum verlas sen sollte. Der Kristallprinz gehorchte. Er schritt vor Gentleman Kelly und dem Ver wachsenen her. Die Arkoniden schlossen sich ihnen an. Einige von ihnen überholten sie, um zu verhindern, daß Atlan nach vorn flüchtete. Lebo Axton wartete ab. Er war nunmehr eiskalt. Als sie in einem Antigravschacht aufstie gen, waren die Offiziere einige Meter von ihm und Atlan entfernt. Atlan schwebte di rekt neben ihm nach oben. »Es wird nichts passieren«, raunte der Kosmokriminalist ihm zu. »Ich habe vorge sorgt. Verlassen Sie sich auf mich.« Atlan wandte sich ihm zu und blickte ihn durchdringend an. »Gehören Sie zu den Ratten, die das sin
43 kende Schiff verlassen?« fragte er verächt lich. Axton-Kennon schüttelte den Kopf. »Sie können es nicht wissen, Atlan. Des halb mache ich Ihnen keinen Vorwurf. Ich bin derjenige, der das Schiff für Sie zum Sinken gebracht hat.« Atlan wollte etwas entgegnen, aber sie nä herten sich der Schachtöffnung, in der die Offiziere warteten. »Kein Wort mehr«, zischte der Verwach sene dem Kristallprinzen zu. Sie verließen den Antigravschacht. Von nun an gab es keine weitere Gelegenheit mehr für Axton, Atlan etwas zuzuraunen. Die Offiziere waren ständig in ihrer Nähe, und seine Extrasinne warnten ihn davor, die ihnen gegenüber geübte Zurückhaltung auf zugeben. In den Gängen des Palasts herrschte Stil le. Die Lautsprecher, aus denen sonst ge dämpfte Musik zu klingen pflegte, waren verstummt. Die Wachen standen schweigend herum. Offenbar wollte niemand von ihnen verra ten, wie es wirklich in ihm aussah. Axton wußte, daß es nach wie vor eine erhebliche Anzahl von Offizieren gab, die Orbanaschol bedingungslos gehorchten. Ihnen gegenüber mußte er sich so verhalten, als sei er immer noch auf Orbanaschols Seite. Als sie sich den Räumen des Imperators näherten, hörte Axton die schrille Fistelstim me Orbanaschols. Dieser schrie zornerfüllt auf einen seiner Mitarbeiter ein. Der Imperator verstummte, als sich die Tür zum Salon öffnete. Von den Schultern Gentleman Kellys herab konnte Axton ihn sehen. Orbanaschol stand vor dem mit Spei sen überladenen Tisch. In der einen Hand hielt er einen geschälten Krebs, der so dick war, daß er ihn kaum mit seinen Fingern umspannen konnte. Eine rote Soße ver schmierte seine Hand. In der anderen Hand hielt er einen Ener giestrahler. Vor ihm auf dem Boden lag die Leiche des Kristallmeisters. Im Salon befanden sich
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noch zehn weitere Bedienstete Orbana schols. Sie waren in panischer Angst bis zur gegenüberliegenden Tür zurückgewichen. Orbanaschol wandte sich Axton zu. Die ser erkannte augenblicklich, daß der Impera tor sich in einem Zustand befand, der sich zwischen Hysterie und Wahnsinn bewegte. Mit ihm war nun nicht mehr zu reden. Er war nicht mehr beeinflußbar. In seiner na menlosen Angst würde er alles tun, womit er glaubte, sein Leben retten zu können. Als er Atlan sah, verzerrte sich sein Ge sicht zu einer Fratze. »Bringt mir den Verräter«, schrie er. Er hob den Energiestrahler und richtete ihn auf Atlan. Mit der anderen Hand führte er sich den Krebs zum Mund und biß mehr mals gierig davon ab. Die Reste ließ er acht los auf den Boden fallen. Die Offiziere, die ebenso wie Axton er kannten, in welcher Verfassung Orbanaschol war, wichen zu den Seiten aus, um nicht ge troffen zu werden, wenn der Imperator feu erte. Atlan stand unmittelbar vor Gentleman Kelly und Axton. Er blickte Orbanaschol an. Der Kosmokriminalist sah, wie der Ener giefeldprojektor der Waffe aufglühte. Axton hob die Hand. In diesem Moment spürte er, wie ihn ein Sog erfaßte. Er schrie gellend auf. Verzweifelt stemm te er sich gegen die Kraft, die ihn durch Zeit und Raum reißen wollte. Vergeblich. Die Traummaschine von Meggion im Oc cad-System war stärker. Axton-Kennon konnte nichts gegen sie ausrichten. Sein Körper wurde durchsichtig und verflüchtigte sich. Plötzlich standen nur noch Atlan und der Roboter vor dem Imperator.
* Die Traummaschine zitterte und schwank te. Sinclair Marout Kennon schnellte sich heraus. Verwirrt sah er sich um. Der Boden
unter seinen Füßen bebte, und knirschend öffnete sich ein Spalt in der Wand. Ein dumpfes Dröhnen wurde hörbar. Kennon begriff. Das Gebiet, in dem der Traumpalast stand, wurde von einem Beben erschüttert. Nach Sekunden schon wurde es wieder ruhig. Der Kosmokriminalist erinnerte sich dar an, in welch dramatischer Situation er den Kristallpalast im alt-arkonidischen Imperi um hatte verlassen müssen. Er fuhr herum und versuchte, die zahlrei chen Schalter und Kontrollanzeigen mit ei nem Blick zu übersehen. Aber die Anlage war zu kompliziert, als daß er sofort hätte erkennen können, wo der Fehler lag. Er bemerkte, daß vier Lampen nicht mehr brannten. Er drückte die dazugehörigen Ta sten, erzielte jedoch keine Reaktion. Erst als er eine Klappe geöffnet hatte, fand er her aus, daß Sicherungen vorhanden waren. Die se waren herausgesprungen und hatten die Stromkreise unterbrochen. Er drückte sie ei lig wieder herein. Die Lampen glühten auf. Erleichtert nahm er die notwendigen Schal tungen vor. Als er sich aufrichtete, hörte er ein Ge räusch hinter sich. Überrascht drehte er sich um. Randok stand vor ihm. Der Wissenschaft ler, der beauftragt worden war, die Traum maschinen zu überwachen und zu warten, sah völlig verwahrlost aus. Er hatte sich seit Tagen nicht mehr rasiert und gewaschen. Seine Kleider waren zerrissen und verdreckt. Doch das alles interessierte Kennon nur am Rande. Für ihn war allein wichtig, daß der Wissenschaftler einen Energiestrahler in der Hand hielt. Und diese Waffe war auf ihn ge richtet. »Das ist verboten«, sagte Randok schwer fällig. »Niemand darf an der Maschine spie len. Niemand. Nur ich. Und Jerremy. Du nicht.« Während Kennon verzweifelt an Atlan dachte, den er in höchster Gefahr zurückge lassen hatte, versuchte er, den Wissenschaft
Orbanaschols Ende ler zu beruhigen. »Es ist Ihre Aufgabe, über meine Sicher heit zu wachen«, erklärte er. »Erinnern Sie sich nicht? Sie sollten aufpassen, daß mir nichts geschieht, während ich in der Maschi ne liege.« Randok krauste die Stirn. Er dachte ange strengt nach, ließ den Strahler jedoch nicht um einen Millimeter sinken. Schließlich nickte er mehrmals. »Stimmt«, sagte er und lächelte erleich tert. »Wir sollten aufpassen, aber niemand darf an den Maschinen spielen. Auch du nicht.« »Die Maschine hat versagt«, erklärte Ken non so ruhig wie möglich. Er überlegte, ob er es wagen konnte, den Mann anzugreifen und ihm den Energiestrahler wegzunehmen. »Ich mußte sie wieder in Ordnung bringen.« Randok war durch den Spalt hereinge kommen, der durch das Beben entstanden war. Durch diesen Spalt konnte Kennon einen anderen Mann sehen. Er lag auf dem Boden und streckte Arme und Beine von sich. Er war tot. Ein großer Brandfleck auf seiner Brust zeigte an, wodurch er gestorben war. Kennon blickte Randok an. Er erschrak. Erst jetzt erkannte er, daß der Wissenschaftler den Verstand verloren hatte. Er wußte nicht mehr, was er tat. Vorsichtig streckte der Kosmokriminalist seine Hand aus. »Bitte, Randok«, sagte er. »Geben Sie mir die Waffe.« Der Wissenschaftler wich vor ihm zurück. Heftig schüttelte er den Kopf. »Nein«, sagte er. »Ich muß aufpassen.« »Sie dürfen nicht schießen, Randok«, sag te Kennon eindringlich. »Wenn Sie schie ßen, zerstören Sie die Maschinen. Das dür fen Sie nicht. Erinnern Sie sich? Man hat Ih nen befohlen, aufzupassen.« Randok senkte den Kopf und blickte nach unten. Sinclair Marout Kennon nutzte die Chan ce, die sich ihm bot. Aus dem Stand heraus sprang er auf Randok zu, der nun fast fünf
45 Meter von ihm entfernt war. Der Robotkör per überwand diese Distanz mühelos. Ran dok bemerkte den Angriff jedoch zu früh. Er fuhr auf, warf sich zur Seite und schoß. Der Energiestrahl strich an Kennon vor bei. Hinter ihm ertönte eine dumpfe Explosi on. Er packte den Wissenschaftler bei den Beinen und riß ihn herum. Mit einem Griff nahm er ihm den Energiestrahler ab. Danach ließ er Randok los. Er wußte, daß er ihm nicht mehr gefährlich werden konnte. Randok wandte sich zur Flucht. Er sprang durch den Spalt nach draußen. Doch dabei hatte er etwas übersehen. Der Spalt führte unter dem Boden weiter in die Tiefe. Ran dok sprang zu kurz. Kennon hörte ihn aufschreien und jagte hinter ihm her. Er erreichte ihn jedoch nicht mehr. Der Wissenschaftler verschwand. Als Kennon bei dem Spalt war, war es schon zu spät. Randok lag etwa zwanzig Meter unter ihm. Er sah, daß der Mann tot war. Erschüttert wandte der Kosmokriminalist sich ab. Zugleich drängte er die Gedanken an alles, was hier geschehen war, zurück. Das alles war nicht wichtig für ihn. Wichtig war allein, was im Kristallpalast geschah. Darauf mußte er sich konzentrieren. Der Energiestrahler aus der Waffe Ran doks hatte die Traummaschine getroffen, in der Kennon gelegen hatte. Sie war dabei zer stört worden. Kennon untersuchte in aller Eile die ande ren Maschinen. Nur noch eine von ihnen war funktionsfähig, aber auch sie war nicht mehr völlig in Ordnung. Er mußte einige provisorische Reparaturen vornehmen. Während dieser Zeit lief auch die Realzeit in Alt-Arkon weiter. Kennon war sich des sen bewußt. Er konnte mit Hilfe der Traum maschine nicht zu einem Zeitpunkt zurück kehren, der vor jenem Zeitpunkt lag, zu dem Orbanaschol die Waffe gegen Atlan erhoben hatte. Hätte er es gekonnt, dann hätte er in Alt-Arkon für einige Sekunden oder gar Mi nuten zweimal existieren müssen. Das aber war unmöglich. Als die Traummaschine einsatzbereit war,
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H. G. Francis
legte Kennon sich unter die Haube. Er war sich dessen bewußt, daß er viel riskierte. Wenn die Maschine zwischenzeitlich ver sagte, konnte das sein Tod sein. Vielleicht aber gelang es ihm auch gar nicht, zum richtigen Zeitpunkt in den Kri stallpalast zurückzukehren. Dies war eine andere Maschine. Vielleicht war sie auf eine ganz andere Zeit justiert als die andere. Er wußte über diese Fragen so gut wie nichts. Er mußte es einfach wagen und dabei auf sein Glück hoffen. Er versuchte, sich zu entspannen, wäh rend er fühlte, daß ihn der mächtige Sog er faßte. Er atmete tief durch. Dann wurde es dunkel um ihn.
* Orbanaschol III. fuhr aufschreiend zu rück, als unmittelbar vor ihm Axton wie aus dem Nichts heraus erschien. Der Verwachsene riß beide Arme hoch. Er blickte suchend um sich. Für einen kurz en Moment wußte er nicht, wo er war. Dann aber wurde ihm bewußt, daß alles so verlau fen war, wie er erhofft hatte. Er fuhr herum. Namenlose Angst erfaßte ihn. Lebte Atlan noch? Hatte Orbanaschol inzwischen geschossen? Wenn er es getan hatte, dann würde es nie ein terranisches Im perium geben. Atlan stand unverletzt vor ihm. In seinem Gesicht zeichnete sich ebenso Verwirrung ab wie in dem des Imperators. »Axton«, brüllte Orbanaschol. »Was hat das zu bedeuten?« »Wie lange war ich weg?« fragte der Ver wachsene Gentleman Kelly, der neben ihm stand. Er war nicht, wie erwartet, auf seinem Rücken materialisiert, sondern neben ihm. »16,32 Sekunden«, antwortete der Robo ter. Orbanaschol packte Axton am Kragen. »Egal, wie lange Sie nicht hier waren, Axton«, schrie er. »Unwichtig. Zur Seite mit Ihnen.« Er schleuderte den Verwachsenen ohne
große Anstrengung zur Seite. Axton stürzte zu Boden. Orbanaschol hob den Energiestrahler. Der Projektor glühte auf. Der Finger des Impera tors krümmte sich. »Stirb, Verräter«, rief er mit schriller Stimme und löste die Waffe aus. Der son nenhelle Energiestrahl raste auf Atlan zu. Er erreichte ihn nicht. Axton hatte gehandelt. Seine Hände hat ten sich um seinen Gürtel gekrallt und einen winzigen Impulsgeber betätigt. Eine Ener gieglocke senkte sich von der Decke herab und umschloß Atlan zusammen mit zwei Of fizieren, die in seiner Nähe gestanden hatten. Der Energiestrahl aus der Waffe des Im perators schlug in den Schutzschirm ein und zerplatzte in zuckende Blitze. Fassungslos ließ Orbanaschol die Waffe sinken. Seine Augen weiteten sich. Er wich langsam zurück. »Tötet ihn«, befahl er den Offizieren, die neben Atlan standen. »So tötet ihn doch end lich.« Atlan hatte sich fallen lassen, als Orbana schol schoß, um so dem Energiestrahl zu entgehen. Doch das hätte ihm kaum etwas geholfen, wenn der Schutzschirm nicht ge wesen wäre. Die Offiziere, die neben ihm gestanden hatten, aber nicht vom Schutz schirm umfaßt worden waren, hatten sich fluchtartig von ihm zurückgezogen. Die Temperaturen im Raum stiegen rapi de an. Glühende Hitze breitete sich aus und erschwerte das Atmen. Axton erhob sich mühsam vom Boden. Seine Füße schmerzten so heftig, daß er sich kaum aufrecht halten konnte. Er winkte Kel ly zu sich heran und kroch auf seinen Rücken. Der Roboter legte einen Arm nach hinten und stützte ihn. Danach fühlte der Verwachsene sich etwas besser. »Es ist vorbei, Orbanaschol«, sagte er laut. »Dies ist das Ende. Treten Sie ab, be vor auch noch die letzte Chance für Sie ver streicht. Übergeben Sie Atlan das Amt des Imperators.« Orbanaschol wandte sich Axton in zeitlu
Orbanaschols Ende penhaft langsamer Bewegung zu. In seinem feisten Gesicht zuckte es. Tränen der Erre gung flossen ihm über die Wangen. Seine Hände zitterten. »Das sagen Sie, Axton? Ausgerechnet Sie? Mein einziger Freund rät mir so et was?« »Ich war nie Ihr Freund, Orbanaschol. Ich war stets Ihr Feind, aber Sie haben es nicht bemerkt.« Axton klopfte Gentleman Kelly triumphierend auf den Kopf. »Gib das Funk zeichen. Die Sendung ist beendet. Von nun an sollen alle Kommunikationswege wieder frei sein. Es ist an der Zeit, der Öffentlich keit mitzuteilen, daß Atlan der neue Impera tor ist.« Orbanaschol schrie wild auf. Er riß den Energiestrahler hoch und schoß, verfehlte Axton jedoch. Gentleman Kelly stürzte sich zusammen mit dem Verwachsenen auf den Imperator. Bevor dieser seine Waffe erneut abfeuern konnte, entriß der Roboter sie ihm. Orbanaschol brüllte auf wie ein waidwun des Tier. Er warf sich herum und flüchtete aus dem Raum. Niemand hielt ihn auf. Die Türen schlossen sich hinter ihm. Lebo Axton-Kennon griff erneut zum Gürtel und betätigte den Impulsgeber. Der Schutzschirm um Atlan verschwand. »Wer sind Sie wirklich?« fragte der Kri stallprinz. Die Offiziere standen tatenlos im Raum. Sie wußten nicht, wie Sie sich verhalten sollten. Axton antwortete nicht auf die Fra ge, sondern wandte sich an die Offiziere. »Schalten Sie die Videogeräte ein, und bringen Sie sofort ein TV-Team hierher. Be eilen Sie sich.« Die Offiziere gehorchten. Axton wandte sich Atlan zu. In diesem Moment öffnete sich eine Tür. Eine Gruppe von Männern und Frauen drängte sich herein. Einer von ihnen eilte auf Axton zu. Es war Tarts. »Wir bringen Upoc, den neuen Imperator von Arkon«, erklärte er. »Hier ist er.« Er drehte sich um und zeigte mit ausge strecktem Arm auf Upoc, der von zwei Son
47 nenträgern in den Salon geführt wurde. »Sie irren sich«, erklärte Axton energisch. »Upoc ist nicht der neue Imperator. Atlan ist es. Er hat einen rechtmäßigen Anspruch auf den Thron. Er ist Nachfolger Orbanaschols.« Tarts schüttelte den Kopf. »Wir werden nicht zulassen, daß ein an derer als Upoc Imperator wird.« »Was sagen Sie dazu, Atlan?« fragte Ax ton-Kennon. Der Kristallprinz lächelte. »Ich habe einen langen Weg hinter mir«, erwiderte er ruhig. »Ich habe lange um die Macht gekämpft. Jetzt will ich sie nicht. Ich will nicht, daß Arkon durch einen neuen Machtkampf in sich zerrissen wird. Wenn hinter Upoc das Militär und die Öffentlich keit stehen, dann soll er Imperator werden. Wichtig ist nicht, wer Imperator wird, wich tig ist allein, daß ein neues, starkes Arkon entsteht, das in der Lage ist, sich für die Zu kunft gegen alle Gefahren von innen und au ßen zu behaupten.« Axton seufzte enttäuscht. »Es scheint, daß sich die Zeit nicht betrü gen läßt«, sagte er. »Atlan ist nie Imperator gewesen, daher konnte er es auch nicht wer den. Ich wußte es, doch ich wollte es nicht wahrhaben.« Die Arkoniden blickten ihn an, als habe er den Verstand verloren. Upoc ging auf Atlan zu und streckte ihm die Hand hin. Der Kristallprinz ergriff sie. Die beiden Männer blickten sich in die Au gen. »Ich werde mich Gonozal VII. nennen«, erklärte der neue Imperator. »Und ich werde mir, Mühe geben, Orbanaschol III. verges sen zu lassen.« Danach wandte sich Upoc Axton zu. »Und Sie müssen mir Ihre Worte erklä ren«, sagte er. »Was soll das heißen, daß sich die Zeit nicht betrügen läßt? Wieso war Atlan nie Imperator?« Axton fuhr sich müde mit der Hand über die Augen. »Vergessen wir das«, bat er. »Denken Sie lieber daran, daß Orbanaschol noch nicht
48 verhaftet worden ist. Solange er noch auf freiem Fuß ist, ist er gefährlich.« »Ich werde mich um ihn kümmern«, ent gegnete Atlan spontan. »Ich begleite Sie, Erhabener«, rief Tarts. »Folgen Sie mir«, sagte Axton. »Ich glau be, ich weiß, wo er ist. Und seien Sie vor sichtig. Er hat überall heimtückische Fallen angelegt. Ich konnte nur eine einzige Siche rung dagegen anbringen – diesen Schutz schirm, der Sie gerettet hat.« Als sie die Tür erreichten, hielt Axton Kelly an. Er neigte sich zur Seite und schal tete ein Videogerät an. Das Gesicht eines Journalisten zeichnete sich auf dem Bild schirm ab. »… wie wir soeben erfahren, ist Orbana schol III. entmachtet worden«, rief er erregt. »Der Nachfolger ist dem Vernehmen nach ein Verwandter Gonozals VII. Es ist der Komponist Upoc.« Axton gab Kelly ein Zeichen. Der Robo ter trug ihn hinter Atlan und Tarts her, die bereits weitergeeilt waren. Sie liefen über einen breiten Gang, dessen Wände mit erle senen Kunstwerken geschmückt waren, auf eine Tür zu, die halb offen stand. Durch den Türspalt konnte er Orbana schol III. sehen, der mit einem schweren Energiestrahler in den Händen auf sie warte te. »Vorsicht«, rief er. »Nicht weiter.« Atlan und Tarts blieben stehen. »Was ist los?« fragte der Offizier. Axton griff nach einer Vase, die in einer Wandnische stand, und schleuderte sie an Atlan vorbei gegen die Wand. Es klirrte ver nehmlich, und dann verschwanden die Tür und Orbanaschol. Die Splitter der Vase und die einiger Spiegel stürzten zu Boden. An der Stelle, an der die drei Männer die Tür gesehen hatten, gähnte ein großes Loch im Boden. »Ein Antigravschacht«, erklärte Axton. »Orbanaschol dürfte durch ihn nach unten geflüchtet sein. Das Antigravfeld ist aller dings ausgeschaltet.« Tarts trat an den Schacht heran und beug-
H. G. Francis te sich nach vorn, um hineinsehen zu kön nen. »Er ist etwa hundertfünfzig Meter tief«, erläuterte der Verwachsene. »Das hätte eine unsanfte Landung gegeben.« »Wie kommen wir nach unten?« »Zusammen mit mir. Gentleman Kelly wird uns tragen.« »Was für ein eigenartiger Name für einen Roboter«, sagte Tarts. »Eine verrückte Idee von Schätzchen«, sagte Kelly. »Dannoch entspricht er irgendwie meinem Charakter. Ich bin stets höflich, nett und zurückhaltend.« »Halte den Mund«, befahl Axton ärger lich. »Trage uns nach unten. Wir haben es eilig.« »Das habe ich gern«, sagte Kelly belei digt. »Die Herren befassen sich mit mir, und du versuchst mit der für dich typischen Ei fersucht, sie davon abzubringen, Schatz.« »Sei endlich still und tu, was ich dir ge sagt habe, sonst verbiege ich dir sämtliche Antennen.« »So ist er nun einmal, der liebe Kerl«, be merkte Gentleman Kelly. »Immer ungedul dig und nervös. Aber ich beuge mich natürlich seinem Willen. Darf ich die Herren bitten, sich an mir festzuhalten?« Er streckte die Arme aus. »Ich habe das Gefühl, daß wir beide uns gut verstehen werden«, sagte Tarts grinsend zu Axton, während sie im Antigravschacht in die Tiefe stürzten. »Hoffentlich haben wir genügend Zeit da zu«, antwortete der Terraner. Gentleman Kelly schaltete den Antigrav auf höhere Abfangleistung, und glitt sanft auf eine Schachtöffnung zu. »Vorsicht«, sagte Axton. »Wir müssen damit rechnen, daß Orbanaschol auf uns lau ert.« Er hatte recht. Als sie landeten, tauchte Orbanaschol plötzlich hinter einer Säule auf. Sie befan den sich in einem großen Raum, der für mi litärische Konferenzen eingerichtet war. Mit
Orbanaschols Ende Hilfe von verschiedenen Projektoren und an deren technischen Einrichtungen konnten die für kosmotaktische Diskussionen not wendigen Bilder auf die Wände geworfen werden. Orbanaschol stand neben einem dieser Projektoren. Er hantierte an den Hebeln und Stellrädchen herum und richtete das Projek tionsobjektiv auf die drei Männer und den Roboter. »Ihr seid mir in die Falle gegangen«, schrie er mit kreischender Stimme. »Ich ha be es gewußt.« »Er hat wirklich den Verstand verloren«, sagte Atlan erschüttert. Orbanaschol betätigte die Maschine und projezierte das Bild einiger Sonnen auf At lan. Triumphierend lachte er auf. »Kommen Sie«, forderte Atlan. »Gehen Sie mit uns. Wir werden Sie zu einem Arzt bringen.« Das Gesicht Orbanaschols verzerrte sich vor Wut und Enttäuschung, als er merkte, daß der Projektor gar keine Waffe war. Er drehte sich um und flüchtete mit seltsam watschelnden Bewegungen auf eine Tür zu. Dabei streckte er die Arme in die Höhe. Ax ton sah, daß er einen kleinen Schaltkasten in der rechten Hand trug. Die mit Ringen ge schmückten Finger drückten wahllos alle Knöpfe, die sich darauf befanden. Als er die Tür erreichte, zuckte ein son nenheller Blitz aus der Decke herab und durchbohrte ihn. Axton schloß geblendet die Augen. Als er sie wieder öffnete, war von Orbanaschol nur noch Asche übrig. Die Hitze trieb Axton und seine Begleiter zurück. »Er ist in seine eigene Falle gelaufen«, sagte der Verwachsene. Er wandte sich ab, um zum Antigravschacht zurückzukehren. In diesem Moment schwebte eine korpulent erscheinende Gestalt herab und trat durch die Öffnung aus dem Schacht heraus. Axton sah, daß der Mann einen Antigravgürtel trug. »Fartuloon«, rief Atlan erleichtert. »Sie haben dich also auch freigelassen.«
49 Der Bauchaufschneider ging freudig lä chelnd auf Atlan zu. Er streckte die Arme aus und zog ihn an sich. »Wir haben noch einmal Glück gehabt«, sagte er und räusperte sich kräftig, um vor den anderen zu verbergen, was er empfand. Seine Augen wurden feucht. »Wo ist Orba naschol?« Atlan löste sich von ihm und zeigte auf die Asche. »Er ist tot.« Tarts berichtete, was geschehen war. »Und was jetzt?« fragte Atlan. »Ich schlage vor, Erhabener, daß Sie der Raumflotte Arkons beitreten. Sie braucht einen Mann wie Sie. Der Kristallprinz wird ihr allein durch die Tatsache, daß er in der Flotte dient, neue Impulse und neue Kräfte für ihren Kampf gegen die Methans geben.« Axton lächelte. Er wußte als einziger, daß Atlan tatsächlich in der Raumflotte Arkons dienen und hier seinen Weg machen würde. Eine große Karriere stand ihm bevor. »Das ist eine gute Idee«, sagte Fartuloon. »Ich werde darüber nachdenken«, ver sprach Atlan. Er blickte den Freund an. »Was wirst du tun?« Fartuloon senkte für einen kurzen Mo ment den Kopf. Als er ihn wieder hob, war sein Gesicht seltsam verändert. Axton sah Wehmut und einen gewissen Abschieds schmerz darin. »Ich werde an Bord der ISCHTAR gehen, um mit unseren gemeinsamen Freunden zu sammen einen langen Flug zu unterneh men.« »Wohin?« fragte Atlan. Fartuloon hob die Schultern. »Ja, wohin? Wer weiß das schon?« Er war nicht bereit, Atlans Fragen wirklich zu be antworten. Aus der Tasche zog er einen exo tisch glitzernden Kristall. Er drehte ihn nachdenklich zwischen den Fingern und hob ihn dann an die Stirn Atlans, während seine Augen wieder feucht wurden. »Dies ist ein kleiner OMIRGOS«, erklärte er. »Er wird dich veranlassen, Dinge zu ver gessen oder in einem anderen Licht zu se
50 hen. Auf jeden Fall wird dir das helfen. Wahrscheinlich werden wir uns in ferner Zukunft wiedersehen, doch dann werde ich einen anderen Namen haben.« Atlans Augen weiteten sich. »Was soll das bedeuten, Fartuloon?« frag te er bestürzt. »Wieso werden wir uns erst in ferner Zukunft sehen? Wieso wirst du dann einen anderen Namen haben? Willst du mir nicht sagen, wer du wirklich bist?« Fartuloon seufzte. »Das will ich«, erwiderte er und fügte rät selhaft hinzu: »Ich bin der letzte Calurier.« Er wandte sich ab und ging zum Anti gravschacht. »Warte, Fartuloon«, rief Atlan. »Das ist doch keine Antwort. Bitte, sage mir doch …« Fartuloon drehte sich nicht um. Er stieg in den Antigravschacht, schaltete seinen Anti gravgürtel ein und verschwand. Atlan drehte sich betroffen um und blickte Tarts hilfesu chend an. Er sah gerade noch, wie Lebo Axton seine Hände hob und ihm mit verzweifelten Ge sten etwas mitzuteilen versuchte. Er sah, daß die Lippen des Verwachsenen sich heftig be wegten, während er durchsichtig wurde und dann plötzlich verschwand. »Schätzchen«, rief Kelly. »Liebling, wo bist du denn? Wo bist du?« Er eilte im Raum auf und ab. »Süßer, du kannst mich doch nicht hier al lein lassen«, sagte er jammernd. »Helfen Sie mir doch, Erhabener. Ich will nicht ohne Axton bleiben.« »Woher weißt du, daß er nicht abermals zurückkehrt?« Gentleman Kelly sank auf die Knie. Er schüttelte in menschlich anmutender Gebär de den Kopf. »Ich kann es nicht erklären. Ich weiß es«, beteuerte der Roboter. »Wenn ich doch wei nen könnte …!« Tarts und Atlan blickten sich verblüfft an. »Ich möchte wirklich wissen, wer Axton eigentlich gewesen ist«, sagte der Offizier nachdenklich. »Er ist mir ein absolutes Rät-
H. G. Francis sel, Erhabener.« »Sagen Sie nicht Erhabener zu mir«, bat Atlan. »Für Sie bin ich Atlan und sonst nichts.« »Ich werde Ihren Wunsch respektieren«, versprach Tarts, und in seinen dunkelroten Augen leuchtete es auf. Er verneigte sich vor Atlan. Es war, als hätte dieser Mann, der nicht tot und nicht lebendig war, lange auf diesen Augenblick gewartet. Sein wachsbleiches Gesicht entspannte sich und bekam Farbe. Fartuloon, der vor wenigen Augenblicken an Bord der ISCHTAR eingetroffen war, sah den alten Imperator an. »Nun wird er endlich Ruhe finden«, sagte er. Gonozal VII. lächelte ihm zu, als hätte er diese Worte verstanden. Er drehte sich lang sam zum Panoramabildschirm hin und streckte die Arme aus, als wollte er nach den Sternen greifen. Dann sank er zu Boden und alle sahen, daß er gestorben war.
* Ein anderer Raum, eine andere Zeit. Sinclair Marout Kennon erwachte in der Traummaschine. Der Geruch von verbrann ten Kunststoff stieg ihm in die Nase. Er brauchte einige Sekunden, um sich zu orien tieren. Langsam richtete er sich auf. In der Halle der Traummaschinen wim melte es von fingerlangen Insekten. Direkt neben Kennon stieg eine Rauchfahne auf. Er öffnete eine Klappe und blickte in die Traummaschine. Er sah ein dichtes Gewirr von Kabeln, zwischen denen zahlreiche In sekten herumkrochen. Er konnte sehen, daß sie die Isolierung von den Kabeln fraßen. An einigen blankgefressenen Stellen zuckten blaue Blitze von Kabel zu Kabel. Damit war klar, was Kennon aus der fer nen Vergangenheit in die Gegenwart zu rückgerissen hatte. Die Insekten zerstörten die Traummaschinen. Nichts konnte sie noch daran hindern. Der Traum war zu En
Orbanaschols Ende
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de. Sinclair Marout Kennon stieg aus der Ma schine. Ratlos sah er sich im Raum um. Er wußte nicht, was er tun sollte. Wo waren die Freunde? Wohin sollte er sich nun wenden? Konnte er auf Meggion leben, bis irgendwann einmal jemand mit ei nem Raumschiff kam und ihn mitnahm? Lohnte sich so ein Leben? Er blickte an sich herunter. Wie er diesen Robotkörper haßte. Schon viel zu lange hatte er in diesem vollkommen erscheinenden Körper gelebt, der ihm alles geben konnte, nur nicht das, was einen Men schen auszeichnete. In diesem Körper war er kaum mehr als ein Roboter mit menschli chem Gehirn. Mensch war er nur in jenem unzulängli chen, verkrüppelten und oft so hilflosen Körper gewesen, in dem er zuletzt im altar konidischen Imperium gelebt hatte. Er hatte diese relativ kurze Zeit tausendfach mehr genossen als das halbe Jahrtausend, das er im Robotkörper existiert hatte. Er fragte sich, welche Möglichkeiten er noch hatte. Sollte er noch einmal in die Traumma schine steigen, falls es ihm gelingen sollte, sie zu reparieren? Sie würde bald wieder ausfallen. Was würde dann geschehen? Würde er erneut hierher zurückgerissen wer den, oder würde er in seinem natürlichen Körper verbleiben, während das Gehirn im Robotkörper abstarb? Fragen, auf die er keine Antwort geben konnte.
»Ich will es wenigstens versuchen«, sagte er leise und begann damit, die Insekten aus der Traummaschine zu vertreiben, Isolier material zusammenzutragen und die Kurz schlüsse zu beseitigen. Als er damit fertig war, legte er sich in die Traummaschine, zog die Haube zu sich herab und schaltete die Apparatur ein. Sie funktionierte. Er spürte augenblicklich, wie ihn die hy perdimensionalen Energien erfaßten und in die Unendlichkeit hinausrissen. Doch jetzt war alles anders als vorher. Er hatte das Gefühl, daß er wesentlich mehr Gewalt über sich hatte als zuvor. Einige Stunden später war alles wieder so, wie Kennon es bei seiner Rückkehr vorge funden hatte. Die Insekten hatten ihr Zerstö rungswerk wieder aufgenommen. Und schließlich schaltete sich die Traum maschine aus. Das Hirn im Robotkörper starb, als das Kennon-Bewußtsein aus der Unendlichkeit nicht mehr zurückkehrte. Hatte Sinclair Marbout Kennon seinen ei genen Körper abermals wiedergefunden? Die Zukunft mußte es zeigen. Oder würden Anzeichen aus der Vergan genheit darauf hinweisen, daß Kennon exi stierte? Das konnte zu dieser Stunde noch nie mand sagen.
ENDE
Ab ATLAN Nr. 300 lesen Sie die neue utopische Romanserie aus der Perry-Rho dan-Redaktion: ATLAN – König von Atlantis Der neue Zyklus beginnt nächste Woche mit dem Titel: Das neue Atlantis von William Voltz