USA
1945
BEFREIUNG DEUTSCHLANDS MIT FOLTER UND MORD HUNDERTTAUSENDFACH
Als am 7. Mai 1945 die Deutschen die Waffen ni...
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USA
1945
BEFREIUNG DEUTSCHLANDS MIT FOLTER UND MORD HUNDERTTAUSENDFACH
Als am 7. Mai 1945 die Deutschen die Waffen niederlegten
waren endlich alle wehrlos ausgeliefert! Peter Kleist in "Auch Du warst dabei" 1959:
"Über das niedergeworfene Deutschland ergießt sich ein Strom von Rache und Vernichtungswillen, der sich der Fesseln der Vernuft entbunden fühlt. In Westdeutschland beginnt die Erziehung des deutschen Volkes zur DEMOKRATIE. Ihre Unterrichtsmittel sind Stacheldraht, Hunger, Plünderung, Geiselmord, Folter und Denuntiation.... Die alten KZ reichen nicht aus. Jedes Arbeitslager und jede Baracke wird reaktiviert, um in Kollektivhaft ganze Verbände aufzunehmen, vom Chef des Generalstabs bis herab zum
kleinen Mann, der das Verbrechen beging, für das NSV-Hilfswerk zu sammeln. Hunderttausende sitzen jahrelang in diesen "BEUGUNGSLAGERN", sie vegetieren am Rande des Verhungerns und der Verzweiflung. Wer stirbt wird in Dachpappe gewickelt und im Massengrab verscharrt..." Prof. Dr. Herbert Michaelis "Der zweite Weltkrieg" 1968:
"Noch Jahre danach lebten rund drei Millionen Deutsche als Kriegsgefangene hinter Stacheldraht... 300 000 Mann mußten lange in den belgischen Gruben arbeiten; 1 750 000 übergaben die USA nach 1945 Frankreich und Großbritannien zur Zwangsarbeit. Groß war die Zahl der Funktionäre aus Partei Staat und Verwaltung, die auf Jahre interniert wurden..." Amerikanische Nachkriegsverbrechen waren damals keine Einzelfälle, sondern politische Absicht der "BEFREIER UND HÜTER DER DEMOKRATIE" - amerikanische Praxis bis heute, wie jeder in den Medien verfolgen kann. Dies beweisen auch Protokolle des Zeugen Rechtsanwalt Dr. F., die aus dem Nachlaß meines Vaters stammen, der selbst vier Jahre lang die "Beugungshaft" in mehreren Lagern, auch Dachau, erlitten hat. Aus dieser Zeit, aus Hunderten eidesstattlichen Aussagen zusammengefaßt, hier sein erster bisher unveröffentlichter Bericht: 4) Gegenstand: Bericht des Rechtsanwaltes Dr. F. Zusammenfassender Bericht über Verhältnisse in Lagern, die der Verfasser in seiner Anwaltseigenschaft erfahren und gesammelt hat.
„Befreiung“ hinter Stacheldraht. Inhalt: Der Bericht gibt einen ausführlichen Überblick über die Verhältnisse in zahlreichen Lagern und typische Fälle aus den meisten Lagern der amerikanischen Zone.
Das Untersuchungs- und Vorbereitungsverfahren der Kriegsverbrecherprozesse kann nicht isoliert dargestellt werden, ohne zugleich die diesem Verfahren vorausgehenden Erlebnisse der später Verurteilten in Kriegsgefangenen-, Internierten und Vernehmungslagern geschildert zu werden, um aufzuzeigen, in welcher körperlichen und seelischen Verfassung die Angeklagten in den Prozess gehen mussten. Hinzu kommt, dass die bereits in diesen Lagern durchgeführten Vernehmungen und Untersuchungen der Vorbereitung der späteren
Prozesse dienten und insoweit ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen Lager und Prozess geschaffen wurde. Das vorliegende Material über die Zustände und Verhältnisse in den obengenannten Lagern ist so umfangreich und erdrückend, daß eine erschöpfende Darstellung in diesem Rahmen nicht möglich ist. Die folgenden Ausführungen die bereits durch viele eidesstattliche Erklärungen in der Anlage belegt sind, sollen nur beispielhaften Charakter haben. Sie können jederzeit durch weitere vielfältige Beweise ergänzt werden. Kurz vor, während und nach der Kapitulation der deutschen Wehrmacht gerieten Millionen von Soldaten in Kriegsgefangenschaft. Hunderttausende von Zivilisten, darunter auch einige tausend Frauen kamen in Internierungslager, Vernehmungslager, Gefängnisse und Zuchthäuser. Es kann ohne Übertreibung behauptet werden, dass sämtliche 347 Befragten in der einen oder anderen Weise Opfer dieser Lagerverhältnisse geworden sind. Die meisten von ihnen haben die Zustände in mehreren Lagern z.Zt. bis zu 2o - bis zur Neige ausgekostet. Die Aufzählung der Verbrechen an Deutschen kann nur summarisch erfolgen und durch Einzelangaben beleuchtet werden. Alle folgenden Angaben beruhen auf eigenen Erlebnissen und Erfahrungen der Befragten.
Verpflegung. In allen Lagern war Monate hindurch, in vielen auch noch länger, die Verpflegung völlig ungenügend. Kaloriensätze von 7oo pro Tag waren anfangs die Regel. In manchen Lagern erfolgte oft tagelang, ja wochenlang überhaupt keine Verpflegungsausgabe. Lebensgefährdende Gewichtsverluste, Krankheiten aller Art, besondere Hungerödeme waren an der Tagesordnung, Tausende wurden bewußt in den Hungertod getrieben.
Unterkunft. In vielen Lagern mussten Tausende und Zehntausende von Menschen ihr Leben unter freiem Himmel zubringen. Sie lagen auf sumpfigen Wiesengeländen, waren der Hitze und Kälte, Regen und Schnee schutzlos preisgegeben, oft Zehntausende von Menschen auf engstem Raum zusammengepfercht, in einfache Erdlöcher eingebuddelt, ohne ausreichende Bekleidung. Auch hier waren die Folgen für die Gesundheit
erschreckend. Unterkünfte in Gebäuden waren oft nicht weniger katastrophal. Überm belegte Räume, keine Betten, keine Decken, entsetzliche hygienische Bedingungen. Seuchen brachen aus, Hunderttausende starben und die amerikanischen Befreier sahen zu.
Von einzelnen willkürlich herausgegriffenen Lagern mag folgendes berichtet werden: Garmisch Im Lager verbachten die Gefangenen ihre Nachtruhe auf dem Zementboden ohne Decken. Die Baracken waren mehrfach überbelegt, die Verpflegung bestand nur aus Wassersuppe, ein Revier gab es nicht. Medikamente fehlten vollständig. Infolge dieser Zustände traten viele Todesfälle auf.
Natternberg Im Lager waren 45 Mann in einem Raum von etwa 5o qm untergebracht. Die Verpflegung war so minimal, dass die Gefangenen Gras, Löwenzahn oder Brennnessel sammelten, um sich zusätzlich Nahrung zu beschaffen. Selbstmordversuche waren sehr häufig. 4 Mann wurden irrsinnig. Die Gewichtsverluste nahmen lebensgefährdende Ausmaße an. Das Umfallen bei den Appellen infolge körperlicher Schwäche war an der Tagesordnung.
Neuengamme. Im Lager waren 8 000 Mann in den Brennöfen einer Ziegelei untergebracht, ohne Decken, ohne Strohsäcke, bei schlechtester Verpflegung. Fast alle Insassen waren unterernährt. 30 % Untergewicht war keine Seltenheit. Infolge Hungers brach Paratyphus aus.
Cherbourg Das Lager war berüchtigt wegen der furchtbaren Hungersnot und vielen Todesfällen.
Naumburg Im Lager lebten 40 000 Menschen wochenlang unter freiem Himmel bei völlig unzureichender Verpflegung. Die üblichen Krankheiten und Todesfälle
waren die Folgen dieser Verhältnisse.
Altheim Im Lager waren 30 000 Menschen unter freiem Himmel auf engstem Raum zusammengepfercht. Das Trinkwasser musste aus einem Bach genommen werden, in den die Abwässer einer nahegelegenen Abdeckerei geleitet waren. Menschenfreundliche Neger schossen Katzen und Hunde und warfen diese ins Lager, wo sie von den Gefangenen mit Heißhunger vertilgt wurden. Schwerkranke und Verwundete lagen in einer offenen Feldscheune ohne jede Verpflegung. Es kamen zahlreiche Todesfälle vor.
Auerbach Das Lager wurde mit arsenvergiftetem Brot versorgt, dies hatte eine Unzahl von Vergiftungserkrankungen zur Folge.
St.Avold. Im Lager starben Hunderte von Soldaten an Unterernährung.
Kreuznach-Bretzenheim Im Lager vegetierten Zehntausende unter freiem Himmel, lebten von Gras und Baumrinde, zerkleinerten Holz und kochten dieses, um ihren Heißhunger zu stillen. Die Zahl der Todesopfer infolge Hungers wird mit etwa 8 000 angegeben.
Herford Im Lager lagerten Zehntausende unter freiem Himmel. Etwa eine Woche lang wurde überhaupt keine Verpflegung ausgegeben. Trinkwasser war nie vorhanden. 200 Gefangene wurden in einem Gelände zusammengepfercht, das von 2 000 Mann als Latrine benützt worden war. Diese 200 Mann mussten einige Tage im Kot kampieren, ohne jegliche Reinigungsmöglichkeit.
Folterungen mit Gummiknüppeln und Reitpeitschen
Die obenbehandelten Lager gaben einen Einblick, wie entsetzlich die Unterkunftsverhältnisse geregelt waren und welche Zustände auf dem Gebiet der Verpflegung herrschten. Wochen, Monate und noch länger waren die Gefangenen schutzlos diesen Zuständen ausgesetzt. Die Zahl der Menschen, die für ihr Leben schwerste organische Schäden davongetragen haben, ist überhaupt nicht abzuschätzen. Die Notlage wurde aber noch verstärkt und vergrößert durch brutale Willkürmassnahmen, Misshandlungen übelster Art, Auch hierfür einige Beispiele: Heilbronn Im Lager wurden die neueingelieferten Gefangenen wahllos mit Prügeln und Gummiknüppeln geschlagen oder durch Kinnhaken zusammengeschlagen, so daß Todesfälle als Folge dieser Misshandlungen eintraten. Weitere Opfer forderte die unbegründete Schiesserei der Wachen.
Ludwigsburg Im Lager 74 wurden im Sommer 1945 alle Neuankömmlinge - einige Tausend - durch das amerikanische Lagerpersonal verprügelt. Zu diesem Zweck mussten sich die Gefangenen ausziehen. Unter den Misshandelten befanden sich auch Jugendliche im Alter von 12-13 Jahren. Auch einige hundert Frauen wurden der gleichen Prozedur unterzogen, wobei bei ihnen nicht näher beschreibende schamlose Leibesvisitationen vorgenommen wurden.
Natternberg Im Lager wurden die Gefangenen vernommen und dabei auf das Schwerste misshandelt. Die Unterschriftsleistung unter die Vernehmungsprotokohle wurde durch die Drohung mit Erschießen erzwungen.
Garmisch Im Lager prügelte das Wachpersonal die Gefangenen mit Hunde- und Reitpeitschen. Wer nachts austreten wollte, wurde geschlagen und mit Füssen getreten, dann noch im Hofe bis zur Erschöpfung herumgejagt. Verzweiflung trieb viele Gefangene zum Selbstmord.
Klein-München
Im Lager wurden Offiziere geschlagen, weil sie nicht freiwillig ihre Uhren und sonstigen Wertsachen, Eheringe und dergl. abgaben. Diese Maßnahme hatte den Erfolg, dass an einem Tag 200 Uhren, 160 Füllhalter und 40 000 Mark ihren Besitzer wechselten.
Dachau Im Lager mussten Tausende von unschuldigen SSMännern an ehemaligen Häftlingen der KZs vorbeimarschieren, zwecks Auswahl von vermeintlichen Übeltätern. 120 Mann wurden ausgesondert. Zur Kenntlichmachung legte man ihnen sinniger Weise ein weißes Band um den Hals. Dann wurden sie in den Bunker gesteckt, Je 8 Mann in eine Zelle. Zur Begrüßung erhielt jeder Ankommende durch einen amerikanischen Soldaten eine Tracht Prügel mit dem Knüppel, was dann später wiederholt wurde. Im Bunker wurden Gefangene immer wieder misshandelt und dann l0 Tage lang nackt in eine Zelle eingesperrt.
Fürstenfeldbruck Im Lager mussten Gefangene auf den Zehenspitzen 3 Stunden still. stehen und. in die Sonne schauen, wobei man ihnen die Spitze eine Dolches auf die Brust setzte.
Ulm Im Lager wurden Neuankömmlinge in das sogenannte Boxerzelt geführt, verhört und dabei durch Neger unter Anleitung eines U.S. Offiziers zu Boden geschlagen.
Rigsee Im Lager wurden im Sommer 1945 Gefangene auf Befehl eines USA-Oberleutnants ohne Gerichtsverfahren erschossen.
Kornwestheim Im Lager lagen Gefangene, nachdem sie ihrer Wertsachen beraubt worden waren, nackt im Keller. Dort wurden sie bewusstlos zusammengeschlagen. Ärztliche Behandlung wurde abgelehnt.
Neu-Ulm
Im Lager wurden Gefangene 5 Stunden lang in den Gefrierraum des Schlachthauses eingesperrt.
Weldau Im Lager wurden die Gefangenen zur Geständniserpressung mit Rohrstöcken, Peitschen und nassen Stricken geschlagen und gezwungen ihr eigenes Grab zu graben.
Hersbruok Im Lager ließ man Schwerkranke ohne ärztliche Betreuung. Sterbende wurden in ein ungeheiztes Zelt gelegt.
Föhrenbach Im Lager mussten 500 Offiziere monatelang Tag und Nachtarbeit leisten. Die Posten eröffneten MG- und Gewehrfeuer auf Gefangene, die nachts die Latrine aufsuchen mussten.
Langwaasser Im Lager erkrankten 2300 Mann an schweren Vergiftungserscheinungen (Lähmungen, Erblindungen usw.) da Brot geliefert wurde, das von Polen in der Brotfabrik in verbrecherischer Absicht mit Arsen bestrichen worden war. Während der fo1genden 14 Tage wurde das gelieferte Brot wieder abgefahren, da Untersuchungen ergeben hatten, dass das Brot mit Typhusbazillen (Gärtnerkulturen) geimpft worden war, Dadurch blieb das Lager mit etwa l8000 Mann an solchen Tagen ohne Brot. In diesem Lager, das sehr berüchtigt war, mussten auch schwere Steine aus Güterwagen entladen und im Laufschritt unter Kolbenschlägen transportiert werden.
Oberursel Im Vernehmungslager wurden Gefangene in verdunkelten Hitzezellen eingesperrt bei einer Temperatur von 6o Grad. Brutale Misshandlungen, Ausplünderungen Notdurftverrichtung auf dem Zellenboden, Spießrutenlaufen und Vernehmungsmethoden mit Folterungen 3.Grades waren dort alltäglich.
Bollbeck
Im Lager mussten alle Gefangenen ohne Werkzeuge Steine klopfen. Es gab nur einmal in der Woche Waschgelegenheit. Beschwerden beim internationalen Roten Kreuz durch einen Pfarrer wurden mit schwerster Strafarbeit beantwortet. Der bestrafte Pfarrer musste mit einer Blechbüchse zwei Wochen lang Löcher ausheben, ohne jegliche Verpflegung. Nur mit Hilfe von Kameraden konnte er am Leben erhalten werden. Die geringsten Vergehen, selbst Beinamputierter wurden mit 24 Stunden Strammstehen ohne Essen bestraft.
Heidesheim Im Lager brachen Typhus, Ruhr und Fleckfieber aus. Alle Kranken lagen in einem Raum. Es stand nur ein Abort zur Verfügung.
Attichy In der Hölle von Attichy starben täglich bis zu 300 Mann an Hunger.
Amerikanische Foltermethoden in den Lagern: l00 Tage Einzelhaft ohne Angabe von Gründen, die Verrichtung der Notdurft musste in alten Büchsen erfolgen, da Abortbenützung verboten war. Arreststrafen ohne Nahrung, Arrest bis 30 Tage bei Wasser und Brot, Dunkelarrest ohne Nahrung, dafür aber Salzwasser, Einsperren in Stacheldrahtkäfigen, Fesselung usw. Bei Vollzug dieser Strafen gab es häufig keine Möglichkeit der Abortbenützung. Ärztliche Hilfe wurde verweigert. Rasieren und Haarschneiden verboten. Andere Strafarten waren strammstehen bis zu 24 Stunden, bis zu vier Stunden Liegestütz, Ohrfeigen, Zerren an den Haaren und Ohren, und immer wieder Prügelstrafe usw.
Wahllose Morde durch Erschießen Die nachstehende Aufstellung soll zeigen, wie diese Erschießungen stattfanden. Dabei ist zu bemerken, dass nicht entfernt alle Erschießungen in einem Lager bekannt geworden sind, da die großen Lager, die oft eine
Ausdehnung von einem Quadratkilometern hatten, in sogenannte Cages eingeteilt war. Es war daher einem Gefangenen nicht möglich zu wissen, was sich an den verschiedenen Stellen des Lagers abspielte. Erwähnenswert ist noch, dass sich in den Lagern Bein- und Armamputierte, Blinde, Taube, selbst Doppelarmamputierte befanden, für die das Lagerleben, das schon für Gesunde unerträglich war, geradezu zur Hölle wurde. Beispiele: Im Lager Fürstenfeldbruck und Ludwigshafen wurden mehrere Personen, die innerhalb des Lagers ihre Notdurft verrichten wollten, durch Posten erschossen, Einer der zunächst Schwervorletzten schrie um Hilfe, die ihm aber von den anderen Gefangenen wegen einer Lebensgefahr nicht gewährt werden konnte. Die Amerikaner kümmerten sich nicht um den Sterbenden, der dann am kommenden Morgen tot abtransportiert wurde. Im Lager Kornwestheim und Flossen wurde Männer im Sommer 1945 von Posten erschossen, die in der Mittagszeit zum Fenster hinaussahen, im Schlaf in der Baracke, andere beim Spaziergang. Klein-München Im Lager wurden 5 Mann ohne Grund erschossen, darunter ein Vater von 8 Kindern (Freudenthaler aus Poking) Regensburg Im Lager schossen die Wachen im Juli 1945 in eine Gruppe von Gefangenen, 4 Mann blieben tot am Platze, 6 Mann wurden schwer verletzt. Altenstadt im Lager wurden drei Gefangene erschossen, darunter eine Frau. Wickrath-Berg Im Lager wurden in einer Nacht 45 Mann erschossen und 70 schwer verwundet. Das Feuer wurde ohne jeden erkennbaren Anlass und ohne Warnung eröffnet. Diese Aufzählung ist natürlich
auch nicht annähernd erschöpfend und soll nur zeigen, mit welcher Verantwortungslosigkeit und mit welcher kriminellen Energie wehrlose, unschuldige Gefangene über den Haufen geschossen wurden.
In allen amerikanischen Lagern wurden aus reiner Mordlust täglich Gefangene grundlos erschossen! Im Lager Kornwestheim wurde am l. November 1945 ein Internierter erschossen. Der Schütze, ein polnischer Posten, wurde vom amerikanischen Kommandanten mit einer Flasche Schnaps, Zigaretten, 14 Tagen Urlaub und Beförderung belohnt!
Transporte: Der Deutsche wurden nur noch wie Vieh behandelt. Bahntransporte, oft viele Tage unterwegs. 100 Mann in einem festverschlossenen Viehwagen, ohne Licht und Luft, ohne Möglichkeit der Notdurftverrichtung, ohne Wasser, ohne Arzt für die Kranken und Verwundeten. Im Winter wurden sie oft auf offenen Güterwagen transportiert. Auf offenen Lkw-Transporten Fahrten von 24 Stunden Dauer, wobei die Gefangenen wie Heringe zusammengepresst waren. Verpflegung gab es während dieser Zeit grundsätzlich nicht.Oft mussten die Gefangenen währen der Fahrt die Hände hoch halten. Wiederholt kam es vor, dass die Lkws in rasender Fahrt über die Strasse stürzten, wobei es Schwerverletzte und Tote gab. Die rohe Behandlung während der Fahrt tat noch ein Übriges. So wurden z.B. Arm- und Beinamputierte mit Kolbenschlägen auf die Stummel zum schnelleren Ein- und Aussteigen angetrieben. Auf einem Transport in Dezember 1946 Besancon nach Marseille waren 56 Mann in einem Viehwagen untergebracht. Der Transport war 6 Tage unterwegs. Türen und Fensterlücken waren geschlossen. Während der ganzen 6 Tage wurde pro Mann ein Brot mit 99 Gramm und 20 Gramm Fett ausgegeben. Zum ersten mal wurde nach drei Tagen Wasser ausgegeben, aber nur an einige Wenige. Zur Verrichtung der Notdurft
wurde der Wagen innerhalb der 6 Tage zwei mal geöffnet. Auf dem Transport starb ein Mann, ein anderer wurde irrsinnig. So gingen die Transporte quer durch Deutsch1and, nach Belgien, Frankreich und zurück. Einzelne Gefangene waren oft gefesselt oder gar mit Eisen an die Wände der Fahrzeuge angeschlossen. Einen besonderen Charakter nahmen diese Transporte aber an, wenn sie Auslieferungszwecken dienten. Vom Lager Dachau sind in den Jahren 1945,46 und 47 ungezählte Transporte, insbesondere nach den bolschewistischen Satellitenstaaten, aber auch nach Frankreich und in andere Länder abgegangen. hie Auslese zu diesen Transporten erfolgte nach verschiedenartigen Grundsätzen. Teilweise waren die Opfer von den entsprechenden Ländern angefordert, wobei die Behauptung eines begangenen Kriegsverbrechens als Auslieferungsgrund schon genügte. In vielen Fällen genügte schon die Tatsache, dass sich der Betreffende zu irgendeiner Zeit des Krieges in diesem Lande befand. Darüber hinaus wurden aber auch Auslieferungen ohne jeden Grund vorgenommen. So wurden in Dachau Transporte bis zu l000 Mann stark, wobei die Ausgelieferten zum großen Teil niemals etwas mit Polen zu tun hatten, nie in ihrem Leben dort waren, so daß man annehmen muß, daß die Auslieferung erfolgte, um diese Personen loszuwerden oder polnische Ansprüche zu befriedigen. Welche Leiden diese unschuldigen Menschen in Polen durchmachen mussten, lässt sich aus den, in der Anlage beigefügten Berichten des Feuerwehrkommandanten aus Nürnberg, entnehmen.
Durch rohe Gewalt und Folter bei Vernehmungen Falschaussagen erpresst. Nur einige wenige Einzelbeispiele: Im Lager Hersbruck wurde Josef Schimek auf Aufforderung und. im Beisein von Amerikanern von ehemaligen KZ-Häftlingen so misshandelt, daß er wegen des angeschwollenen Gesichtes nicht mehr zu erkennen war. Der Unterkiefer war ihm eingeschlagen. Ohne jegliche Hilfe musste er daraufhin vier Tage im Bunker auf dem Steinboden liegen, bis er zur Operation gebracht wurde. Die
Entstellung seines Gesichtes konnte nicht mehr behoben werden .Im Lager Neu-Ulm wurde Friedrich Becker auf Befehl des US-Oberleutnants Meier 8 Stunden zwischen zwei Pfähle gestellt. Es wurde ihm eine Schnur um den Hals gelegt und strammgezogen, so daß nur die Zehen den Fußboden berühren konnten. Der dabeistehende Posten versetzte ihm, wenn er Ermüdungserscheinungen zeigte, mit einem Knüppel Schläge auf Waden und Füße. Während der acht Stunden gab es weder Essen noch Trinken. Das Ganze war ein Teil der „fairen Vernehmungen", von denen man in Presse und Rundfunk hörte. In Badan-Baden wurde Albert Niengelgen von Franzosen im Beisein von Amerikanern zwecks Geständniserpressung mißhandelt. Als Folterwerkzeuge dienten Reitpeitschen und Gummischlauch. Auf seinem nackten Oberkörper wurden brennende Zigaretten ausgedrückt, angespitzte Streichhölzer wurden unter die Zehennägel gesteckt. In bewusstlosem Zustand wurden ihm die Schamhaare abgeschnitten. Eingeschlagene Zähne und der Verlust des Gehörs auf der rechten Seite blieben als Dauerschäden Im Lager Natternberg wurde der Gefreite Lothar Kobilke vernommen und ihm dabei vorgeworfen, Tausende von Häftlingen erschossen zu haben. Als er ein dementsprechendes, bereits vorgeschriebenes Geständnis nicht unterschrieb, wurde er durch einen Vernehmer zu Boden geschlagen und so heftig in die Hoden getreten, dass er in das Revier gebracht werden musste. Nach wenigen Tauen wurde Kobilke wieder aus dem Revier zur Vernehmung geholt, dabei erneut mit einem Knüppel geschlagen. Bei einer dritten Vernehmung musste Kobilke die gleichen Misshandlungen auf sich nehmen. Als letztes Mittel wurde dem Gefangenen eine Pistole auf den Kopf gesetzt. Um den Quälereien ein Ende zu setzen, gab Kobilke die erpresste Unterschrift ab. Misshandlungen ähnlicher Art ereigneten sich in diesem Lager wiederholt.
Im Lager Natternberg wurde Bruno Skierka bei seiner Vernehmung, ähnlich wie viele seiner Leidensgenossen in diesem Lager, schwer misshandelt. Er musste sich auf 15 cm breites
Brett setzen, das auf zwei Pfosten in etwa Stuhlhöhe angenagelt war. In jeder Hand musste er ein l0 kg Gewicht halten. Da er öfter das Gleichgewicht verlor, fiel er herunter und wurde dabei von seinen Folterern schwer geschlagen. Anschließend musste er etwa zwei Stunden lang mit diesen Gewichten in der Hand Kniebeugen machen, aufgemuntert durch Tritte an Schienbeine und Gesäß. Gleichzeitig wurde er verhört. Ein Protokoll wurde zur Unterschrift vorgelegt, er durfte es aber nicht lesen und unterschrieb es nur um die Quälerei los zu werden. Die Folgen der Mißhandlungen waren Gehirnerschütterung, ausgeschlagene Zähne, Blutergüsse in den Hoden und an den verschiedensten Körperteilen. Eine anormale Folterung hatte in Natternberg wohl jeder Gefangene durchmachen müssen, um "demokratisch" denken zu lernen. In Trier wurde Peter Scherf, als er die gewünschten Aussagen nicht machte, ganz modern behandelt. Der Folterer war mit einem Kurbelinduktor versehen. Scharf musste die aus Messingröhre bestehenden Handgriffe anfassen, der zweite Folterer setzte sodann die Kurbel in Bewegung. Bei gleichmäßigem Kurbeln unter Strom hielt Scherf den elektrischen Stromdurchfluß zunächst ganz gut aus. Er ging nur leicht in die Knie. Jetzt wurde der Induktor in starke Rotation versetzt, durch stoßweises Einund Ausschalten des Stromes erhielt das Opfer starke Stromschläge, so daß er unter fürchterlichen Schmerzen zu Boden stürzte und. laut aufschrie. Der Vorgang wurde so oft wiederholt, bis Scherf nicht mehr aufstehen konnte. Die üblichen Schläge erhielt er noch als Zugabe. In Steyr wurde Otto Hess zwecks Vernehmung verhaftet und als Kühlerfigur einen Jeep zierend, weggefahren. Der gleiche Hess erlebte wie in Hersbruck wie alle Gefangenen beiderlei Geschlechts bei Vernehmungen geprügelt und durch tagelange Turnübungen gequält wurden. Ja, sogar ein Sterbender wurde auf einer Bahre zur Vernehmung gebracht und zunächst eine Stunde bei strömendem Regen und kaltem Wetter vor dem Lagertor stehen gelassen. Nach der Vernehmung musste der Sterbende "zum Hohn" noch seine Entlassung unterschreiben.
In Goslar wurde Kurt Dreger 72 mal bei Tag und Nacht vernommen um ihn zu einem Geständnis zu zwingen, er habe einen alliierten Flieger erschossen, obwohl er von dieser angeblichen Erschießung überhaupt nichts wusste. Er war dabei, immer gefesselt.4 bis 6 Mann mit der Schusswaffe im Anschlag standen ständig in seiner Nähe. Unter anderem wurde er durch Verbrennen von Papierfetzen auf der Handfläche gequält. Es wurden ihm Nadeln unter die Fingernägel gestoßen und ein Strick um den Hals gelegt, der zum Hochziehen am Kronleuchter befestigt war. Nebenbei wurde am Körper vorbei in die Wand geschossen. Er musste Liegestütze machen, dabei wurde er wiederholt ins Gesäß gestochen. Eines Tages wurde er an den angeblichen Tatort gebracht, musste sich auf den Boden legen, wo er mit Maschinenpistolen bedroht wurde, dann wird er eine halbe Stunde gefoltert. Anschließend wurde ihm auf drei Tage die Verpflegung entzogen. Alle diese Maßnahmen wurden von Amerikanern angeordnet oder durchgeführt. In Tittmanning wurde Josef Hangöbel bei der Vernehmung mit der Pistole auf den Kopf geschlagen und mit Fäusten und. Knüppeln behandelt. Fünf amerikanische Soldaten hieben ihm so lange auf ihn ein, bis er bewusstlos zusammenbrach. Er kam ins Lazarett wo ein ähnlich behandelter Internierter - Hans Moser durch Öffnen der Halsschlagader sich das Leben nahm. Hangöbel wurde aus dem Lazarett mit der Bescheinigung entlassen, von den "Russen" misshandelt geworden zu sein. Einige Tage danach wurde er erneut verhaftet. Er wurde mit den Händen an einem Heizungsrohr aufgehängt und dabei so lange geschlagen bis er zu Boden sank. Als er nicht mehr aufstehen konnte, wurde er mit keltern Wasser übergossen. Diese Quälereien zogen sich über drei Tage hin, ohne Essen und Trinken. Bei einer späteren Vernehmung musste er eine Stunde auf einem Bein stehen. Schließlich leistete er ein freiwilliges Geständnis. In Sohwindegg wurde Frau F. in einer Vernehmung gezwungen, sich nackt auszuziehen. In Dachau erhielt Willi Herta bei Vernehmungen Faustschläge ins Gesicht, mit einem Seitengewehr wurde ihm die Brust aufgerissen, der Kopf wurde gegen die Wand geschlagen und ihm eine Handvoll Haare ausgerissen, die er aufessen musste.
Gleichzeitig wurde ihm die Pistole auf die Brust gesetzt. Weitere 6 Personen wurden in gleicher Weise behandelt. In Freising wurde Michael Gellhardt von dem schon genannten Leutnant Paul Guth vernommen. Die Aussagen Gellhardts genügten Herrn Guth nicht. Deshalb befahl er zwei Negern, Gellhardt die Hände auf den Rücken zu binden, den. Strick an einem Pfahl zu befestigen und den Gefangenen hochzuziehen. Gleichzeitig wurde er mit einem Kabel geschlagen. Nach dieser Behandlung musste Gellhardt in seine Zelle getragen werden. Dort wurde er auf Befehl von Guth mit kaltem Wasser übergossen. Einige Tage später wurde Gellhardt nach Frankreich transportiert. Ein gut deutschsprechender US-Feldwebel, der offenbar mit Gellhardt Mitleid hatte, warnte ihn vor dem ihn begleitenden CIC-Beamten, da dieser von Guth den Auftrag hätte, ihn "um die Ecke zu bringen".
Die in den letzten Abschnitten geschilderten Lagerverhältnisse und Lebensbedingungen waren ausschlaggebend für die körperliche und seelische Verfassung, in welcher sich die Angeklagten während der späteren Prozesse befanden. Eine besondere Belastung bedeuten die in diesen Lagern bereits durchgeführten Vernehmungen, deren durch Folterung erzielten Resultate für den späteren Prozessverlauf oft entscheidend werden sollten.
VVVVVVVVVVVVVV Tafel am Eingang der LazarettBaracke Moosburg:
Opfer von 2 Jahren Internierungslager.
Es starben hinterStacheldraht: 1. Herzberg Albert ----------------- 24.Juni 1945 Erschossen 2. Schostak Anton ----------------- 30. Juni 1945 Erschossen 3. Oxenreiter Xaver ----------------- 7. Juli 1945 Erschossen 4. Seidel Max ----------------------- 20. Juli 1945 Erschlagen 5. 6. 7. 8. 9.
Schmid Stanislaus ------------- 24. Aug. 1945 Erschossen Ein unbekannter Kamerad--------- Aug. 1945 Aufgehängt Eckl Norbert -------------------- 25. Juni. 1946 Erschossen Patezius Johann ----------------- 2. Sept.1945 Verhungert Oehlke Paul --------------------- 22. Sept.1945 Verhungert
10. 11. 12. 13.
Schindel Paul -------------------- 22. Nov. 1945 Verhungert Flegel Max ----------------------- 25. Nov. 1945 Verhungert Müller Andreas ------------------ 19. Apr. 1946 Selbstmord Übelmann Hans ------------------ 3. Juni 1946 Selbstmord
14. Männer Otto ---------------------
5. Juni 1946 Selbstmord
15. Kupfer Georg --------------------- 14. Juli 1946 Selbstmord 16. Stolten Richard ------------------- 8. Aug. 1946 Selbstmord
Weitere 45 Kameraden starben im Lagerhospital Moosburg
VVVVVVVVVVVVVV JUSTIZVERBRECHEN DER AMERIKANISCHEN BEFREIER IN DACHAU AB 1945 Sie ergeben ein erschütterndes Bild eines "Ermittlungsverfahrens", das in dieser Art wohl einzig in der Welt dasteht!
Der zweite noch unveröffentlichte Bericht des Zeugen Rechtsanwalt Dr. F. über die Prozessvorbereitungen in Dachau mit den amerikanischen Untersuchungs- und Verhörmethoden: Bericht des Rechtanwaltes Dr. F. Zusammenfassender Bericht über die Prozessvorbereitungen in Dachau. (Ausschnitt):
Die "Bühnenschauen". Die zahllosen Vernehmungen in Dutzenden von Lagern und Gefängnissen, von einem Heer von CIC - Beamten durchgeführt, waren von englischen, französischen und auch von russischen Dienststellen eingeleitet. Auch die nachfolgenden Untersuchungen in Dachau selbst und die ausgiebigen Fahndungen und Ermittlungen in ganz Deutschland, ja in vielen Teilen von Europa hatten trotz der Unterstützung von den mit allen Machtmitteln ausgestatteten Besatzungsorganen nicht den von der Anklage gewünschten Erfolg. Man war das Opfer der eigenen Propaganda geworden, die der Welt das Bild von einem Volk gegeben hatte, das offensichtlich nur aus Kriegsverbrechern bestand. Als man nun nach diesen Verbrechern suchte, musste man feststellen, dass man ihrer in der erwarteten Anzahl nicht habhaft werden konnte. Das ganze Propagandagebäude drohte zusammenzustürzen. Es wurde nie bestritten und es soll auch hier nicht in Abrede gestellt werden, dass auch Verbrechen begangen wurden Die in einzelnen KZ verübten Verbrechen waren oft nicht mehr zu verfolgen, da meist der, welcher ein schlechtes Gewissen hatte, sich selbst das Leben nahm, um sich so seinem irdischen Richter zu entziehen. In vielen KZ-Lagern kam es vor oder nach der Lagerübernahme der Besatzungen zu Akten der Selbstjustiz ehemaliger Häftlinge, wobei mancher Schuldige, aber auch mancher Unschuldige den Tod gefunden hatte. Im Allgemeinen kann man sagen, dass die Männer mit einem guten Gewissen sich dem anrückenden Feind ergeben hatten, nichts ahnend, dass man sie ersatzweise für begangene Verbrechen in Anspruch nehmen würde. Da aber die Resultate der staatsanwaltschaftlichen Tätigkeit der Sieger mehr als unbefriedigend waren, entwickelte man in Dachau ein neues System der „Verbrecheraufklärung“ und insbesondere der Täterauffindung, nämlich die Bühnenschau. Diesem Verfahren waren alle Personen unterworfen, die im Zusammenhang mit KZ-Prozessen standen. Die Prozedur lief folgendermaßen ab: Der Verdächtige wurde auf die ehemalige Theaterbühne für KZ-Häftlinge des Lagers geholt und dort mit grellstem Scheinwerferlicht angestrahlt. Hinter seinem Rücken, für ihn unsichtbar, hing eine Tafe1 mit seinem Namen, Dienstgrad usw. Vor ihm, im verdunkelten Zuschauerraum saßen Hunderte
von Zeugen, ehemalige Häftlinge aus KZ-Lagern, aus allen Teilen Deutschlands zusammengeholt, die die Aufgabe hatten, den Mann auf der Bühne zu identifizieren und mit allen möglichen und unmöglichen Verbrechen zu belasten. Leiter dieser Aufführung war bei der Bühnenschau A der schon oft genannte Mr. Kirschbaum, der im Jahre 1933 aus Wien nach Amerika auswanderte, und Leiter der Bühnenschau B war Mr. Andrews. Nach der erfolgten Vorstellung der Vorgeführten gab Kirschbaum oder Andrews erläuternde Erklärungen ab, um zu Aussagen zu ermuntern und die Zuschauer aufzuhetzen. Dem Mann auf der Bühne wurden nun aus der Menge Vorwürfe gemacht, manchmal wurden Fragen gestellt, manchmal geschah auch gar nichts, vor allem wenn die Zeugen den Vorgeführten nicht kannten. In solchen Fällen wurde dann durch den Leiter des Unternehmens gründlich nachgeholfen. Die Zuschauer waren im Besitze von Formularen, in die sie Belastungen eintragen mussten. Diese wurden dann gesammelt und ausgewertet. Immer aber wurde vom Leiter der Bühnenschau nachgeholfen. Die angewendeten Methoden waren so vielfältig, die erzielten Ergebnisse so grotesk und erschütternd zugleich, das Verfahren in seiner Gesamtheit so einmalig, so widerwärtig und unmoralisch, daß die Einzelvorgänge dem Leser kaum glaubhaft erscheinen mögen. Die Vorgeführten selbst nahmen meist nur den äußeren Rahmen wahr. Sie waren zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um alles das erkennen zu können, was sich im Zuhörerraum abspielte. Deshalb war es auch erforderlich, das Wissen von Sachverständigen, die Kenntnis von den Vorgängen vor und hinter der Bühne haben, in ausführlichen Erklärungen festzuhalten. So phantastisch, ja manchmal unglaubhaft die einzelnen Erklärungen erscheinen mögen, in ihrer Gesamtheit genommen ergänzen sie sich unabhängig voneinander in allen wesentlichen Punkten und ergeben so ein erschütterndes Bild eines Ermittlungsverfahrens, das in dieser Art wohl einzig in der Welt dasteht! Die Gefangnen, die bis jetzt durch viele Vernehmungen in und außerhalb Dachaus gegangen waren, hatten sich hierbei ab und zu noch ihrer Haut wehren können. Nun waren sie schutzlos allen Angriffen und Massenverleumdungen ausgesetzt. Es genügte auch nicht, dass so ein Opfer einmal auf die Bühne musste, nein, 3mal, 5 mal, l0 mal, 15 mal, ja 25 mal mussten Einzelne diesen Weg einer schändlichen Qual gehen, bis endlich das gewünschte Material zusammen war. Es sei aber auch gesagt, dass unter den Zeugen im Zuschauerraum auch anständige und ehrliche Menschen saßen, die nicht nur vor der Unwahrheit zurückschreckten, sondern die manchmal auch den Mut aufbrachten, vorgebrachte Beschuldigungen zu widerlegen und das Opfer auf der Bühne in Schutz zu nehmen. Es ist überflüssig zu betonen, dass solche Entlastungen nicht erwünscht waren.
Die Konsequenzen für diese Vertreter der Wahrheitsliebe waren oft sehr bitter. Verschiedenartige Ereignisse und Methoden der Bühnenschau sollen an wenigen Beispielen klargemacht werden: Als Fritz Schaßberger auf der Bühne war, wurden gegen ihn keine Belastungen vorgebracht. Auch die energische Aufforderung Kirschbaums hatten keinen Erfolg. Daraufhin wurde Schaßberger kurz hinausgeführt und dann wieder hereingebracht. Da konnte er feststellen, dass inzwischen Belastungen gegen ihn konstruiert worden waren. Als Paul Ricken auf die Bühne kam, versuchte man ihm das bekannte Märchen von den Lampenschirmen aus Menschenhaut anzuhängen. Er sollte tätowierte Häftlinge getötet, deren Haut präpariert und zur Anfertigung von Lampenschirmen benützt haben. Als der vorgeführte Hans Kastner nicht belastet wurde, brüllte Kirschbaum die Zeugen an und beschimpfte sie, dass sie nur schlafen und nichts vorbrächten. Er hetzte so lange mit Gesten und Worten, bis wenigstens einige Fragen an Kastner gestellt werden konnten. Horst Dittrich wurde zwischen Februar und. Mai 1947 fast täglich zur Bühne gebracht. Etwa im März fand eine Sonderschau für amerikanische Gäste und Journalisten statt. Während Kirschbaum über Dittrich zu den Zuhörern sprach, wurden die üblichen Blitzlichtaufnahmen gemacht. Beim Verlassen der Bühne bemerkte Dittrich eine Tafel mit der Aufschrift: 40facher Mörder! Da diese Tafel unmittelbar hinter Dittrich hing, wurde sie auch jeweils mitfotografiert. Prompt war einige Tage später in der Münchner Presse zu lesen: „In Dachau hat ein SS-Mann gestanden, 40 Häftlinge getötet zu haben." So wurde Stimmung gemacht. Hans Moser wurde nach der Schau zu einem Zimmer hinter der Bühne gebracht dort von Kirschbaum persönlich misshandelt. Frau Gudrun F. wurde ebenfalls zur Bühnenschau vorgeführt und brach auf der Bühne zusammen. Sie wurde dabei während sie am Boden lag, von einem ehemaligen Häftling, Max Kiwilewicz ( Litauer, Jude, z.Zt. DP-Lag. Feldafing) in Gegenwart der Zeugen ins Gesäß getreten. Als Leonhard Meyer auf mehreren Schauen von keinem Häftling belastet wurde, da ihn auch keiner kannte, bezeichnete ihn Kirschbaum als den Mann der auf einen Transport l000 Häftlinge erschießen habe lassen. In Wirklichkeit war bei dem infragekommenden Transport kein Mann erschossen worden. Dieser Bahntransport war von Meyer selbst einige Tage vor der Kapitulation aufgelöst worden. Nach der Auflösung erfolgte ein
amerikanischer Tieffliegerangriff auf den Zug, der etwa 80 Opfer forderte. Für diese Toten sollte nun Meyer verantwortlich gemacht werden. Es ist dies übrigens nicht der einzige Fall, dass Angeklagten die durch Tiefflieger verursachten Tötungen zur Last gelegt wurden.
Die Identifizierung der Angeklagten Um die Personen, je man anklagen wollte, ganz genau identifizieren zu können, wurden alle Verdächttigten fotografiert und sie mussten mehrere Fragebögen ausfüllen. Diese Fragebögen mit Personalangaben wurden in alle DP-Lager verschickt. In allen europäischen Ländern wurden diese Fotos bei den verschiedenen Häftlingsorganisationen zum Aushang gebracht und dabei zur Zeugenmeldung aufgefordert. Diese oft sehr schlechten Bilder waren dann die einzigen Grundlagen auf denen Statements aufgebaut wurden, die dann von der Anklage dem Gericht als vollgültiges Beweismittel vorgelegt wurden. Da die Bilder infolge ihrer Mangelhaftigkeit leicht zu Verwechslungen führten, kann man sich vorstellen, zu welchen Resultaten dies führte. Im Bunker 1 wurden die dort Inhaftierten den Häftlingen vorgestellt, damit diese überhaupt erst einmal die Personen kennenlernten, die sie anschließend belasten sollten. Es kam auch vor, dass der Anklagevertreter Namen und Dienstgrad nannte, worauf die Zeugen sich entsprechende Notizen machten, um wenigstens die allernötigsten Unterlagen für die spätere fiktive Belastung zu haben. Zeugen, ein Königreich für Zeugen
Trotz der Fahndungen der Anklagebehörde und. trotz der vielen Aufforderungen durch die VVN in der Öffentlichkeit durch Presse, Rundfunk und persönliche Beeinflussung fanden sich nicht die gewünschten Zeugen, weder in der Zahl noch in der notwendigen, einwandfreien Qualität. Wenn aber die Behauptungen der Propaganda über die Unmenge der verübten Verbrechen den Tatsachen entsprochen hätten, dann hätten sich brauchbare Zeugen in Massen melden müssen. Dies war aber nicht der Fall und so musste die Anklage ungewöhnlich Mittel aufwenden, um Zeugen aufzutreiben. Ein besonderes Kapitel in diesem Raum bildet die Zeugenbeschaffung aus DP-Lagern, vor allem aus den Lagern Linz-Bindermichel und. Linz-Asten. Die Angeklagten konnten sich immer nur wundern, wo die Zeugen alle nur herkamen, die sie nie in ihrem Leben gesehen hatten.
EINER VON HUNDERTEN UNSCHULDIG ERMORDETEN IN DACHAU:
Rottenführer der Waffen – SS GUSTAV PETRAT Ermordet durch Erhängen
Diese Aufnahme wurde unmittelbar vor der Hinrichtung des Unschuldigen am 19. Nov. 1948 in Landsberg am Lech von den US-Mördern gemacht, die sich bewußt von der Kamera abwenden. Der Amerikaner JOSEPH HALOW, damals Dolmetscher in Dachau, beschreibt erst über 40 Jahre später auch das Verbrechen an Petrat in seinem Buch 'Siegerjustiz in Dachau'. Der junge litauische SS-Mann wurde im Kampf gegen die Sowjets schwer verwundet und deshalb danach als Hundeführer nach Mauthausen abkommandiert. Hier die Niederschriften Petrats ungekürtzt im Originaltext:
Rottenführer der Waffen-SS GUSTAV PETRAT V Tod durch den Strang am 19. Nov. 1948, 23 Jahre alt Joseph Halow: Die von Petrat nach der Verurteilung eingereichten Berufungsunterlagen befanden sich auch in den Akten. Es war eine verlorene Stimme aus dem Grab eines jungen Menschen. Ich las sie mit quälendem
Schmerz. Seine Aussagen waren in deutscher Sprache, doch sie wurden dem Militärgouverneur der US-Besatzungszone in englischer Übersetzung eingereicht. Da nur eine Handvoll Amerikaner die deutsche Seite der Geschichte über die »Kriegsverbrecher« eingesehen hat, gebe ich die Niederschriften Petrats hiermit ungekürzt und im Originaltext wieder: “Ich, Gustav Petrat, geboren 12. November 1924 in Wirballen, Litauen, zur Zeit in Landsberg am Lech, gebe hiermit eine eidesstattliche Erklärung ab, nachdem ich dariiber informiert wurde, daß diese dem Militärgouverneur der US-Besatzungszone eingereicht werden soll. Mir ist bekannt, daß jede falsche Aussage schwer bestraft wird. 1.) Im Mai 1944 wurde ich wegen meiner Verwundung zum Wachpersonal des KL Mauthausen versetzt, wo ich als Hundeführer der 16. Wachkompanie zugeteilt war. Mein Dienstgrad war Rottenführer (Unteroffizier) der Waffen-SS. 2.) Am 10. Mai 1945 wurde ich von amerikanischen Soldaten in Ried bei Mauthausen gefangengenommen und in das Lager Tittling eingeliefert. Schon bei der Ankunft wurde ich mit Peitschen, Fäusten und Füßen mißhandelt, wie es zur damaligen Zeit bei den neu eingelieferten Gefangenen üblich war. 3.) Untergebracht wurde ich, wie viele andere auch, auf einem Kartoffelfeld im Freien, wo wir allen Witterungseinflüssen preisgegeben waren. Die ersten drei Tage bekamen wir nichts zu essen, und vorn vierten Tage an teilte man uns für 20 Gefangene 1 Brot und für 2 Mann 1 Liter Suppe zu. Unter diesen Umständen lebte ich einige Wochen bis zu meiner totaler Unterernährung, so daß es mir kaum möglich war, mich vom Fleck zu rühren. 4.) Am 26. Mai 1945 hatte ich dort meine erste Vernehmung, die eine der denkwürdigsten meiner ganzen Gefangenschaft ist. Noch ehe ich die erste Frage vorgelegt bekam, wurde ich schon dermaßen geschlagen, daß ich zusammenbrach. Nachdem es mir trotz meines geschwächten Zustandes und mit den nötigen Fußtritten seitens der Vernehmer gelang, hochzukommen, begann erst die eigentliche Vernehmung. Man legte mir Fragen vor,
die ich beim besten Willen nicht beantworten konnte. Ich sollte angeben, wo sich die Führer vom KZ Mauthausen befänden. Es war mir unmöglich Auskunft zu geben, da ich es wirklich nicht wußte und ich als kleiner Rottenführer dies auch gar nicht wissen konnte. Meine Antwort löste einen Hagel von Schlägen aus. Die zweite Frage betraf mich selbst. Man fragte mich, wieviel Häftlinge ich erschossen und erschlagen habe, worauf ich wahrheitsgemäß und mit reinem Gewissen antwortete: »Keinen Einzigen.« Danach zog einer der Vernehmer eine Pistole und drohte mir, mich umzulegen, wenn ich nicht sofort die Wahrheit sage: Er meinte, daß ich ja doch aufgehängt werde. Ich sagte ihm nochmals, daß ich nur die Wahrheit gesagt habe und daß er mich ruhig umlegen könnte, dann wäre ich wenigstens von dem ganzen Schwindel befreit. Darauf nochmals Schläge und mit einem Stoß ins Kreuz flog ich zur Tür hinaus. 5.) Am 9. Juni 1945 wurde ich mit weiteren 80 Gefangenen in das Internierungslager Moosburg gebracht. Am 7. September 1945 hatte ich in Moosburg meine zweite Vernehmung, wo mir die gleichen Fragen vorgelegt wurden wie im Lager Tittling. Auch dort bekam ich Schläge mit einer Peitsche. Diese bestand aus einem etwa 30 cm langen Holzgriff, woran Lederriemen befestigt waren. Da ich die Fragen negativ beantworten mußte, sagte man mir, daß es noch andere Mittel und Wege gäbe, um mich zur Wahrheit zu zwingen. Darauf entfernte sich der Vernehmer aus dem Vernehmungszimmer und brachte nach einigen Minuten einen zweiten Vernehmer. Da ich auch bei diesem die an mich gestellten Fragen verneinen mußte weil ich mir keiner Tötung bewußt war, schlug er mit Fäusten auf mich ein und drohte mit »Aufhängen« und »Erschießen«. Nachdem ich bei meiner Aussage blieb, wurde ich in meine Unterkunft wieder zurückgebracht. Am 10. Februar 1946 wurde ich in das Internierungslager Dachau überwiesen. 6.) Hier wurde ich zweimal vernommen. Bei der Vernehmung am 21. Juni 1946 wurden mir Erklärungen vorgelesen, in denen ausgesagt wurde, daß ich im KZ Mauthausen acht Häftlinge
erschossen hätte. Dies sollte ich unterschreiben, was ich aber strikt verweigerte, weil ich niemals einen Häftling erschossen habe. Nach wiederholter Aufforderung doch zu unterschreiben wurde ich mit Füßen getreten und mit Fäusten ins Gesicht geschlagen. Dann legte man mir ein Papier zur Unterschrift vor, in dem es hieß, daß ich niemals von amerikanischen Vernehtnern und Soldaten geschlagen wurde. Ich lehnte ab. Erst nach erneuten Schlägen und der Androhung, daß ich das Zimmer nicht verlassen werde, bis ich meinen Namen darunter setzte und der Drohung, daß sie meinen Starrsinn schon zu brechen wüßten, unterschrieb ich. Ich hatte in meinem Leben noch nie mit dem Gericht zu tun gehabt und hatte Angst, daß man mir das Leben noch schwerer machen würde. 7.) Im Januar 1947 begannen im Sonderlager Dachau die sogenannten »Bühnenschauen«. Ich wurde dreimal den Häftlingen gegenüber gestellt, doch hat mich kein einziger von Ihnen im Geringsten belastet. Der Leiter der »Bühnenschau«, Mr. ENTRESS, machte die Häftlinge darauf aufmerksam, daß ich viele Häftlinge erschossen und erschlagen haben soll, worauf aber nur Gelächter ertönte. Ich war zu dieser Zeit 22 Jahre alt. Mit 19 1/2 Jahren kam ich als Hundeführer nach Mauthausen. Ein ehemaliger prominenter Häftling, Dr. SANNER, äußerte, er kenne mich nicht, aber wenn ein Hundeführer Häftlinge erschlagen oder erschossen hätte, wäre dies bestimmt im Lager bekannt gewesen. Dieser mich entlastenden Aussage schlossen sich noch viele andere ehemalige Häftlinge an. 8.) Mitte Juli 1947 wurde ich mit meinen 7 Mitangeklagten das erste Mal unserem Offizialverteidiger, MAJOR WILLIAM A. OATES, vorgestellt. Auf seine Frage, ob ich wüßte, weshalb und von wem ich angeschuldigt würde, konnte ich nur antworten, daß ich mir keiner Schuld bewußt bin und auch nie damit gerechnet habe, daß man mir einen Prozeß machen würde, da ich ja niemand mißhandelt oder getötet hätte.
Major Oates sagte mir, daß er auch nichts wisse, keinen Einblick in die Belastungspapiere der Anklage bekomme und sich deswegen an meine Angaben, die allgemeine Anklageschrift und an die Aussagen der Belastungszeugen beim Prozeß halten müsse. Da nur der Ankläger über die Akten verfügte und mein Verteidiger keinen Einblick bekam, war ihm natürlich die Verteidigung sehr schwer gemacht. Major OATES versprach, alles zu tun, was in seiner Macht stand. Auch gab ich ihm die für mich wichtigen Zeugen an, die auch in Dachau interniert waren. 9.) Am 15. Juli 1947 erhielt ich eine allgemeine Anklageschrift und kam mit meinen Mitangeklagten in den Bunker 1, Lager Dachau. Es war unmöglich, sich dort mit der Beschaffung von Entlastungsmaterial zu befassen. Man war von der Außenwelt abgeschnitten. Briefe an Angehörige oder Bekannte, in denen etwas über Zeugen oder den kommenden Prozeß stand, wurden so beschnitten, daß der Empfänger nur noch Streifen erhielt, aus denen er nichts entnehmen konnte. Schon aus diesem Grunde war es mir unmöglich, Entlastungsmaterial für mich heranzuschaffen. Anforderungen von Sonderbriefen an Zeugen oder Vormeldungen zum Verteidiger waren zwecklos. Man hat schon im kleinen damit angefangen, das Beschaffen von Entlastungsmaterial unmöglich zu machen. Auch war die Zeit bis zum Verhandlungsbeginn ohnehin zu kurz, um noch irgendwelches Material zu beschaffen. 10.) Am 6. August 1947 begann die Verhandlung die bis zum 21. August 1947 dauerte. 11.) Die Belastungszeugen hatten jede Unterstützung der Anklagebehörde. Wenn sie des Meineids überführt waren, sprang der Ankläger MR. LUNDBERG- auf, griff die Verteidigung an, daß sie die Zeugen einschüchtere und als Lügner hinstellen würde. 12.) In Wirklichkeit war es umgekehrt. Entlastungszeugen wurden vom Ankläger durch Anbrüllen eingeschüchtert oder als unwahr hingestellt. Es kam vor, daß Entlastungszeugen von ausländischen Ex-Häftlingen bedroht und auch
geschlagen wurden, so daß diese kein Interesse mehr hatten, sich der Verteidigung zur Verfügung zu stellen. Sie befürchteten, daß man auch ihnen etwas zur Last legen würde. Nicht unberechtigt, denn den ausländischen Häftlingen, die gegen alles was deutsch war, voller Haß- und Rachegedanken waren, konnte man auch dies zutrauen. 13.) Im Prozeß-Saal befanden sich polnische, jugoslawische und jüdische Häftlinge als Zuhörer. Sie übten den sogenannten Informationsdienst aus, d.h. alles was im Laufe der Verhandlung erörtert worden war, teilten Sie in den Gerichtspausen ihren Kameraden, die noch auf ihre Vernehmung warteten, mit. Diesen war es dann möglich, die Belastungen auf Grund ihrer Kenntnisse zu festigen und die Entlastung, die sowieso gering war, ganz zunichte zu machen. Aus diesem Grunde war es auch möglich, daß bei den Belastungen immer das Gleiche zum Vorschein kam. 14.) Den Belastungszeugen wurden vom Ankläger oder dessen Dolmetscher die von uns ausgefüllten Fragebogen vorgelegt. Somit konnte sieh jeder genaue Daten heraussuchen um den Angeklagten zu belasten, ohne dabei fürchten zu müssen, falsche Angaben zu machen. Trotzdem kam es vor, daß sie sich im Kreuzverhör widersprachen. Nachdem die Zeugen aber unter dem Schutz des amerikanischen Gerichts standen, hatten sie auch bei Meineid nichts zu befürchten. Dies hat sich ja wiederholt bewiesen. 15.) Wir als Angeklagte hatten kein Recht unsere Meinung zu äußern. Zu Beginn des Prozesses wurden wir vom Verteidiger darauf aufmerksam gemacht, daß wir uns beim Prozeß ganz ruhig zu verhalten hätten und die Fragen, die wir gerne an die Zeugen gerichtet haben wollten, auf einen Zettel schreiben und seinem Dolmetscher Mr. BARR geben sollten. Ich verstand den größten Teil der Ausführungen beim Prozeß nicht, da ich Litauer bin und die deutsche Sprache nur wenig beherrsche. Ich mußte mich immer erst in den Gerichtspausen bei meinen Mitangeklagten erkundigen, wessen man mich beschuldigte.
17.) Ein Schlußplädoyer wurde seitens des Verteidigers nicht gehalten. Am 21.8.47 wurde ich zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde am 26.6.1948 bestätigt. Landsberg/Lech, den 10. September 1948 gez. Gustav Petrat Unterschriftbeglaubigung: Ich bestätige hiermit, daß die obige, die richtige Unterschrift von Gustav Petrat ist. Lloyd A. Wilson, Captain CMP, Gefängnisdirektor. Amtlicher Stempel des „Kriegsverbrechergefängnisses“ Landsberg. V Joseph Halow, damals amerikanischer Dolmetscher, in seinem Buch SIEGERJUSTIZ IN DACHAU: „Ein Aspekt der Dachauer Kriegsverbrecherprozesse, über den ich nicht nachgedacht hatte, war der großzügige Einsatz von meist jüdischen Emigranten, die aus Mitteleuropa geflohen waren, als Fahnder. Freda Utley berichtet in ihrem Buch über Amerikas Nachkriegspolitik in Deutschland, daß solche Fahnder ungeeignet waren. In Dachau verbargen viele von ihnen nicht einmal ihren Haß gegenüber den Deutschen. Es war eine Gewissenlosigkeit der amerikanischen Behörden, Leuten wie Harry Thon, Josef Kirschbaum und Lt. William Perl Positionen anzuvertrauen, in denen ihre Feinde Ihnen auf Gnade und Ungnade ausgeliefert waren.“
DREI BEISPIELE Drei Einzelschicksale von vielen zigtausenden Opfern einmalig sadistischer Grausamkeiten der amerikanischen Befreier.
Bisher unveröffentlichte eidesstattliche Erklärung von Frau Therese Gebhardt:
9) Gegenstand: Eidesstattliche Erklärung der Therese Gebhardt, geb. Pirsch, geb. 17.5.1901 in München. Inhalt: Misshandlungen im Int. Lager Garmisch Juli 45 Besondere Gesichtspunkte: Entkleiden von gefangenen Frauen zur Belustigung amerikanischer Wachmannschaften. Misshandlung von Frauen.
„Am 23.Juli 1945 kam ich mit einem Transport, bestehend aus 2 Frauen und 15 Männern nach Garmisch in die Jäger Kaserne. Um 12 Uhr mittags trafen wir dort ein. Zwei amerikanische Soldaten sprangen auf den Wagen und nahmen alle Uhren
ab. Die Männer mussten sich in Reihen aufstellen und Frau Übelein und ich gegenüber, Zwei Stunden standen wir in der prallen Sonnenhitze im Kasernenhof. Ein amerikanischer Sergeant kam auf mich zu und stieß mich mit dem Peitschenstiel unter das Kinn und sagte, ich müsste in die Sonne schauen. Als mir schwarz vor den Augen wurde und ich den Kopf hängen ließ, kam er wieder und schlug mir öfter ins Gesicht, daß mir die Zähne bluteten. Wir mussten zusehen, wie die Männer geschlagen wurden. Einige haben sie den Peitschenstiel in den Mund gestoßen. Mir wurde schlecht und ich verlangte ein Glas Wasser, worauf der Sergeant mir sagte, ich brauche keines mehr, um 2 Uhr würde ich aufgehängt. Ein 12-jähriger Junge erschien in Begleitung eines amerikanischen Sergeanten und stellte sich auf einige Koffer, die dem ehemaligen slowakischen Staatspräsidenten Dr. Tiso gehörten und schrie diesen an: Warum hat man Dich nicht erhängt oder erschlagen ?". Der Junge schlug Tiso mehrmals ins Gesicht und spuckte ihn an. ( Dr. Tiso wurde den Tschechen ausgeliefert und am 18. April in Pressburg gehängt.) 8-l0 Amerikaner kamen noch dazu und führten Frau Übelin und mich in die Reithalle, die unmittelbar vor den aufgestellten Männern war, die großen Glasschiebetüren waren geöffnet. Dort mussten wir uns vollständig nackt ausziehen. Als wir uns weigerten, den Schlüpfer und den Büstenhalter zu entfernen, riss man uns diese Stücke vom Leib. Die amerikanischen Soldaten bildeten einen Kreis um uns und schrieen und lachten. Die uns gegenüberstehenden Männer sahen diesen Vorgang auch. Als wir uns angekleidet hatten, führte man uns in eine andere Halle, wo sich dasselbe wiederholte. Wir mussten vollständig nackt "Achtung" stehen, Verbeugungen machen, während die Soldaten mit Lederpeitschen ständig mit „Let go" kommandierten. Ich war sehr stark erhitzt und nun führte mich einer der Sergeanten in einen nur aus Beton bestehenden Stehbunker, der mit einer dicken Eisentür versehen war und keinerlei Öffnung oder Licht hatte. Er war nur so hoch, dass man darin stehen konnte. Ich sank völlig erschöpft auf den Boden, der ganz feucht war. Nach einiger Zeit fror ich sehr stark und bekam einen Schüttelfrost. Ich versuchte zu klopfen, was jedoch durch die
Eisentür ungehört geblieben sein dürfte. Nach längerer Zeit kam dieser Sergeant wieder, ich war am Boden in einer Ecke zusammengekauert. Er brüllte mich an, ich hätte "Achtung zu stehen, wenn die Tür aufgeschlossen wird. Als ich ihm erklärte, dass ich sehr frieren würde und mir nicht wohl sei, sagte er mir, er würde mich gleich warm schlagen. Ich mußte meine Schulter entblößen, dann schlug er mir 25 mal mit der Lederpeitsche über Rücken und die Schultern. Er sagte, dies bekäme ich jetzt jeden Tag, er wolle mich nicht hängen, das ginge viel zu schnell, er wolle mich ganz langsam kaputt machen. Am Abend kam er wieder und brachte mich in eine andere Zelle, die größer war und in der sich eine Holzpritsche befand. Sie war jedoch auch vollständig dunkel, sodass man die Hand nicht vor den Augen sehen konnte. Für die Nacht bekam ich keine Decke. Zur Toilette kamen wir dreimal am Tage raus und da durften wir uns ein Glas Wasser mit in die Zelle nehmen. Essen gab es während dieser acht Tage keines. Die letzten 5 Tage je Mahlzeit ein Stückchen hartes Brot, das ich jedoch nicht essen konnte, da mir durch die Faustschläge ins Gesicht zwei Zähne ausgeschlagen wurden, und andere locker waren. Kein Tag verging ohne Schläge oder sonstige Mißhandlungen, die sich unter anderem in folgenden Formen abspielten: Reißen an den Fingern, Einbohren der Finger unter die Augäpfel mit dein Ziel, die Augäpfel herauszuheben, Stossen mit den Füssen usw. Die acht Tage, die ich in diesem Bunker verbrachte, habe ich keine Stunde Schlaf gefunden. Nachts hörte ich, wie die Zellen der Männer aufgeschlossen und die Männer herausgeholt und ins Wachzimmer gebracht wurden. Kurz darauf hörte ich ein lautes Achtung rufen und dann folgte ein Gepolter und Werfen von Gegenständen. Dazwischen ein Stöhnen und Jammern, Dann wurden diese Männer zurückgeführt in die Zellen und eine andere aufgeschlossen. So ging dies die ganze Nacht hindurch. Da in meiner Zelle der "Spion" kein Glas hatte, konnte ich durchsehen. Am anderen Morgen, als die Männer an meiner Zelle vorbei auf die Toilette geführt wurden, sah ich, dass alle starke blutunterlaufene Stellen im Gesicht hatten. Darunter befanden sich zwei Männer unserer
Mitangeklagten, Heinrich Heidenreich, der im Prozess freigesprochen wurde und Herr van der Grün. Am vierten Tag so gegen 5 Uhr abends hörte ich lautes Schreien auf dem Flur. Es waren dort zwei Sergeanten, die einen Mann aus der Zelle geholt hatten. Dieser stand gerade meiner Zellentür gegenüber an der Wand. Ich schaute durch den Spion und sah, wie einer der Sergeanten dem Mann mit zwei Händen den Mund zuhielt, der andere ihm die Hose aufknöpfte und ihm dann mit seinen bestiefelten Füssen solange in den Unterleib getreten und gestoßen hat, bis der Mann wie leblos zu Boden sackte. Dann schleiften sie ihn an den Haaren und Ohren den Gang entlang und hielten seinen Kopf unter die Wasserleitung und ließen ihm das Wasser darüberlaufen. Dann zerrten sie ihn wieder in die Zelle zurück, wo er in der Nacht verstarb. Am anderen Tage kam der Sergeant wieder zu mir und fragte mich, ob ich gestern etwas gesehen oder gehört hätte. Ich sagte ihm darauf: "Sehr viel sogar". Er fragte mich, ob ich durch den Spion gesehen hätte und ich sagte "Ja". Dann gab er mir wieder viele Schläge mit der Lederpeitsche. Ich hatte schon fingerdicke Striemen auf dem Rücken. Am Abend sagte er zu mir, käme ich dran und bekäme das gleiche, wie der Mann. An meiner Zellentür befestigte er einen Zettel, auf dem geschrieben Stand, ich hätte drei Flieger ermordet. Gelegentlich einer Besichtigung des Bunkers durch amerikanische Offiziere, reichte der Sergeant einem Oberst eine Lederpeitsche, um mich zu schlagen. Dieser Oberst schüttelte jedoch den Kopf und ging weiter. Neben mir war eine Frau in der Zelle mit Namen Bucksch, sie war Juristin. Ich war mit ihr schon in Freysing zusammen. Sie kam zwei Tage vor mir nach Garmisch. Als ich ihr einmal beim Wasserholen begegnete, sah ich, daß ihr ganzes Gesicht mit blaugrünen Flecken bedeckt war. Später, als wir im Lager zusammen waren, erzählte sie, dass sie 6o Schläge auf den Kopf erhalten hätte. Sie kam dann ins Hospital nach Garmisch und von dort wurde sie nach Haar-Eglfing verbracht.
Als ich acht Tage dieser furchtbaren Dunkelhaft überstanden hatte, kam ich ins Frauenlager. Alles starrte mich an und sagte, ich sehe aus wie eine Leiche. Ich trug nur noch Fetzen am Leibe, da ich keinerlei Wäsche zum Wechseln, auch keine Gelegenheit zum Waschen hatte seit meiner Verhaftung. Im Lager gab es auch keine Wäsche. Die Verpflegung im Lager war mehrere Wochen katastrophal. Morgens gab es Wiesentee ohne Zucker, Mittagessen gab es nur für diejenigen, die im Arbeitseinsatz standen. Ich selbst war einige Wochen arbeitsunfähig. Auch hatte ich die Krätze, die im Lager herrschte. Die arbeitenden Kameraden teilten ihre Suppe mit den nichtarbeitenden.“
Bisher unveröffentlichte eidesstattliche Erklärungen von H. Th. Schmidt und von Ernst Kirschbichler:
Bericht des H. Th. Schmidt Gegenstand: über Aufenthalt in dem amerikanischen Lager Oberursel vom 17.September 1945 bis 3.Oktober 1945
Inhalt: Häftlinge werden völlig nackt, nur mit Schuhen bekleidet, gefangen gehalten. Überheizen der Zellen, Trinkwasser wird über den Fußboden aus Eimern gegossen und muss von den Häftlingen aufgeleckt werden. Spießrutenlaufen. Häftlinge werden während der Verrichtung der Notdurft dauernd geschlagen, ein US. -Unteroffizier erklärt, daß die Misshandlungen auf Befehl von Offizieren und einer höheren Stelle erfolgten.
Eidesstattliche Erklärung
In Kenntnis der Tatsache, daß bewusst falsche und unwahre Angaben sowohl von den deutschen Behörden als auch von der amerikanischen Militärregierung verfolgt und streng bestraft werden, erkläre ich an Eidesstatt folgendes: “Am Abend des 17. September 1945 wurden wir (Barnewald, Dr. Bender, Merbach, Dr. Schiedlansky, Schmidt, Schobert, Schwartz) von Freising (CIC) kommend, wo wir von Bad. Aibling und Dachau gesammelt worden waren, im Zellengefängnis des Lagers Oberursel eingeliefert und zu zweit in 2-Mann-Zellen untergebracht. Das gesamte uns noch verbliebene Gepäck war uns abgenommen worden, Ich kam mit Dr. Bender in eine Zelle. Kurze Zeit später erscheint ein amerikanischer Unteroffizier, der das Zellenfenster mit einem Patentschlüssel verschloss. Unter diesem war ein elektrischer Heizofen angebracht, der vom Gang aus in 4facher Schaltung in Betrieb zu setzen war. Nach dem Schließen des Fensters wurde dieser Ofen eingeschaltet und verbreitete in dem kleinen Raum sehr schnell starke Hitze. Trotz unserer mehrfachen Bitten, den Ofen abzuschalten, blieb dieser in Betrieb. Das Fenster war - wie gesagt verschlossen und nicht zu öffnen. Gegen 2 Uhr etwa hörten wir auf dem Gang plötzlich Lärm, Schreien und das typische Geräusch von Schlägen auf nackte Körper. Kurz darauf wurden wir einzeln aus unserer Zelle herausgeholt; zuerst Dr. Bender, dann auch ich. Als ich die Zelle verließ, sah ich den etwa 50m langen Gang hinunter ein beiderseitiges Spalier von amerikanischen Soldaten stehen. Mir wurde unter Schlägen und Fußtritten bedeutet, diesen Gang hinunter zu laufen. Ich versuchte, den Gang möglichst schnell zu durchqueren. Dabei wurde von den an beiden Seiten stehenden Soldaten mit Besen, Eimern, Stöcken, Koppeln auf mich eingeschlagen, Knüppel zwischen die Beine geworfen. Diese brachten mich auch zu Fall. Dabei trug ich weitere Schläge, speziell auf den Kopf, die Schultern und den ganzen Körper davon, auch Tritte in Gesäß und Unterleib. So kam ich in dem anderen Ende des Ganges an. In dem dort befindlichen Büro war ein amerikanischer Hauptmann mit einem Soldaten anwesend. Der Soldat gab mir die Anweisung, mich nackt auszuziehen. Die Kleidungsstücke kamen in einen Sack zu meinem übrigen Gepäck.
Nur die schweren Schuhe ohne Riemen musste ich anbehalten. So musste ich in den losem Schuhen im Laufschritt wieder den Gang zurücklaufen durch das Spalier der mit allen möglichen Gegenständen schlagenden amerikanischen Soldaten. Nun trafen die Schläge den nackten Körper und wirkten noch wesentlich stärker und kräftiger. Durch die losen Schuhe kam ich öfter zu Fall und erlitt desto mehr Schläge und Verletzungen. Besonders empfindlich waren diese in der Bauchgegend und im Unterleib. An Ende dieses Spießrutenlaufens wurde ich von einem besonders kräftig gebauten brüllenden amerikanischen Unteroffizier mit Faustschlägen angehalten und in eine andere, scheinbar dunkle Zelle unter Fußtritten hineingeworfen. In dieser Zelle war es so heiß, dass mir der Schweiß vom Körper lief. Meine Brille, mehrfach heruntergeschlagen, hatte ich in der Hand behalten und so gerettet. Ich stellte fest, dass vor mir Dr. Bender in die Zelle geworfen war. Lange brauchte ich, um bei der Hitze wieder zu Atem zu kommen. Dr. Bender hatte dasselbe erlebt, sagte mir auch, daß diese Zelle kein Fenster besäße und stark abgedichtet sei. Der Raum war ungefähr 2 1/2 m hoch und lang und etwa l.8o m breit. An der schmalen Seite war an einem Ende die Tür, ihr gegenüber am anderen Ende in etwa 80-l00 cm Höhe ein eisenarmierter elektr. Heizofen, der laut Typenschild 2000 Watt leistete, wie wir später feststellten. Die Schaltung befand sich an der Außenwand der Türseite auf dem Gang. Die Atembeschwerden erhöhten sich, Dr. Bender gab mir Verhaltungsmaßregeln zu Erleichterung. Da öffnete sich die Tür und zwei amerikanische Soldaten fesselten uns mit Handfesseln Rücken an Rücken aneinander. Später auch in anderer Stellung, wobei sich immer die Fesseln schärfen zudrückten. Ein Uffz. gab uns Verhaltungsvorschriften. Wenn jemand die Zelle betreten würde, hätten wir stramm mit dem Rücken zur Tür zu stehen. Sitzen und liegen war verboten. Die Posten waren scheinbar angewiesen, alle l0-15 Minuten spätestens die Türe zu öffnen, wenn nicht, dann den Türgriff zu bewegen, mit den Schlüsseln zu klirren, sodass weder bei Tag noch bei Nacht an Sitzen oder Liegen zu denken war.
Das ging die ganze Zeit der 13 ½ Tage Aufenthaltes in dieser Zelle so. Während wir wie beschrieben so gefesselt standen, litten wir stark unter der Hitze und Atemnot; da wurden plötzlich mehrer Eimer kalten Wassers über uns und den Heizofen entleert und auf den Boden gegossen, der kein Wasser durchließ.
Die Wirkung war verheerend. Nur noch Dampf, der sich durch das Wasser am Boden immer wieder ergänzte, immer schwierigere Atmung. Noch während wir gefesselt waren, legte man dünne Rohre durch die Tür und bließ ein weißes Pulver in großer Menge in den Raum. Man ließ uns wissen, es sei geblasenes Gas. Dieser feine Staub legte sich lähmend auf die Lunge, setzte sich in den Augen und Atmungswegen. Da wir gefesselt waren, konnten wir uns gar nicht helfen. Zudem waren die Fesseln aufs äußerste angetrieben, sie schnitten in die Hand blutig ein und verursachten starke Schmerzen, die Hände starben ab. Erst nach 8 Stunden wurden die Fesseln abgenommen. Die Hände und Finger versagten den Dienst. In dieser Zeit wurde unser Kamerad Schwarz zu uns geworfen, der bis dahin mit unseren vier anderen Kameraden in einer ähnlichen Zelle das Gleiche miterlebt hatte. Ab etwa 19.9.1945 erhielt unsere Folterung gewissermaßen ein planmäßiges Programm. Der Zweck des Vorhabens, sich unserer auf irgendeine Weise zu entledigen, wurde uns immer klarer. Von diesem Tage ab teilten sich drei amerikanische Unteroffiziere regelmäßig in den Dienst unserer Folterung. Jeder von ihnen hatte sein eigenes Quäl- und Folterungsprinzip. Ungefähr alle 1 bis 1 1/2 Stunden erschien einer dieser Unteroffizier, meistens gefolgt von einigen Zuschauern in amerikanischen Uniformen. Ich sah auch Zivilisten. Bei den verschiedenen schweren Misshandlungen und Körperverletzungen war öfters der schon vorher genannte Hauptmann dabei. Von den Unteroffizieren war einer mit unserer Behandlung nicht einverstanden, gab uns auch zu verstehen (er kam mehrmals spät abends in unsere Zelle),
daß unsere Behandlung auf Befehl von Offizieren und einer höheren Dienststelle geschähe. Die beiden anderen Unteroffiziere waren ausgesprochene Sadisten. Es machte ihnen augenscheinlich besonderes Vergnügen, Schläge auf den Kopf, Arme, Unterleib, Geschlechtsteile usw. anzubringen. Ferner Stoßen der gespreizten Finger in den Unterleib, Schläge auf den Kehlkopf, besonders aber mit Handrücken auf die Augen, hartes Bearbeiten der Nase und Brustorgane mit den Fingernägeln, ruckartiges Verdrehen der Ohren. Beliebt waren Tritte auf die Zehen und Fingernägel, Ausreißen der Haare an Brust und Kopf, Armbeugen, Kniebeugen, Stillstehen auf der Stelle bis zum Zusammenbruch, Anspeien des Gesichtes und Körpers. Dazu keinerlei Säuberungsmöglichkeiten während der 13 Tage und 7 Stunden, die wir in der Zelle zubringen mussten. Eine besondere Art von Misshandlung und Quälerei war die Klosettbenutzung. Durch eine ähnliche Art von Spalier wie schon bezeichnet musste man zum Klosett laufen, dort wurden alle Wasserhähne geöffnet, jegliches Trinken aber verhindert. Saß man auf dem Klosettbecken, gab es dauernd Schläge und Anspeien. Rückkehr erfolgte durchweg nach 1 bis1 1/2 Minuten ohne Ergebnis. Besonders zu erwähnen ist der immer stärker werdende Durst mit seinen Folgeerscheinungen. Diese Qual steigerte sich von Tag zu Tag bis zum Unerträglichen. Durch die wahnsinnige Hitze (ca.5o-6o Grad Celsius) und die Atmungsschwierigkeiten entstanden Kreislaufund Gleichgewichtsstörungen. Man hatte Wahnideen, man war äußerst gereizt und zu jeder Verzweiflungstat fähig. Durch öfters scharf gewürzte Speisen wurde der Durst unerträglich und besonders qualvoll. Die Schweißabsonderung hörte nach den ersten Tagen auf, die Lippen schwollen an, wurden brüchig, Sprech- und Essbeschwerden stellten sich ein. Wir wünschten ein rasches Ende herbei. Wir wurden immer teilnahmsloser, urinierten auf den schmutzigen Fußboden, es kam vor, daß man uns mit dem Essenteller in die Zelle stieß, daß das Essen auf den Fußboden fiel und wir von diesem
beschmutzten Fußboden mit Löffel und Fingern das Essen zum Munde führen mussten. 4 Tage erhielten wir morgens und abends eine Scheibe Brot und 1 Becher Wasser. Später dazu 1 Teller mit warmem Essen, scharf gewürzt, teils vom Boden zu essen. An einem Abend der 1. Hälfte unseres Dortseins wurden wir aus dem heißen Raum nackt, nur mit einer Decke umgetan, ohne Schuhe, diese hatte man uns bereits abgenommen, auf einen Hof, der mit Schlacke und Schotter bedeckt war, gejagt. Dort mussten wir unter heftigen Schlägen der amerikanischen Soldaten im Kreise herumlaufen, bis wir zusammenbrachen. Dann wurden wir in die Zelle zurückgetrieben. Hierbei war auch der vorgenannte Hauptmann zugegen. Atemlos mit blutenden Füßen in der heißen Zelle aus der kalten Luft angekommen, mussten wir Hände auf dem Rücken - Zigaretten mit Lungenzügen rauchen, während der Hauptmann unsere blutigen Füße mit Jod reinigte. Diese schmerzten besonders, weil wir am Vorabend mit starker Seifen-Soda-Lösung mit Zahnbürsten den Fußboden reinigen mussten, wobei uns das heiße Wasser über die Füße gegossen wurde. Der Boden war nicht nachgespült worden. Der Heizofen brannte fast die ganze Zeit auf höchster Leistung, wurde er kurze Zeit herunter oder ausgeschaltet, empfanden wir die Abkühlung umso heftiger. Ungefähr in der 1. Hälfte unseres dortigen Aufenthaltes erschien eines Nachts der Hauptmann mit einem Oberleutnant, der eine Vernehmung mit uns anstellte. Am Schluß dieser Befragung baten wir um Trinkwasser, das dann mit einigen Eimern auf den schmutzigen Fußboden und über uns ausgegossen wurde. Trotzdem tranken wir dieses Wasser vom Boden. Durch Durst und Behandlung stellten sich häufig Wahnvorstellungen ein, die eine starke Trübung des Geisteszustandes hervorriefen. Nach Aussagen meines Zellengenossen hatte ich besonders stark darunter zu leiden, wie ich auch bei Turnübungen mehrfach zusammengebrochen war mit Herzbeschwerden. Bei den Misshandlungen erlitten wir mehrfach Brandwunden am Körper durch Stürzen gegen den elektrischen Heizofen. An einem der letzten Tage hatte mir ein Uffz. die Brustwarze mit beschmutzten Fingernägeln blutig
gerissen. An dieser Stelle entstand eine mächtige Entzündung. Diese fiel einem Uffz. auf, ich wurde zu einem deutschen Gefängnisarzt geführt, der die Wunde mit einem undesinfizierten Messer an drei Stellen öffnete, ohne Betäubung. Den heraus fließenden Eiter fing er mit der Handfläche auf, weil er keine Instrumente hatte. Er verband mich nicht, sondern gab mir etwas Verbandstoff mit. An dieser Wunde wurde ich in anderen Lagern noch 6 1/2 Monate lang wegen Blutvergiftung behandelt. Die ganze geschilderte Behandlung dauerte 13 Tage und 7 Stunden. Am 3. l0.1945 wurden wir ohne weitere Formalitäten in das Lager Ludwigsburg überführt. Ich und einige andere wurden kurz vorher vernommen. Wir alle, die diese Folterungen überlebten, haben als Folge irgendwelche bleibenden Schädigungen festgestellt....“
------------------------------Erklärung des Ernst Kirschbichler Gegenstand: Internierung des SS-Angehörigen K. im Lager Gusen bei Mauthausen. Zustände in diesem unter amerikanischer Herrschaft stehendem Lager.
Inhalt: Amerikaner lassen den ehemaligen KZ-Häftlingen freie Hand bei ihrer Rache an den nun Internierten.
Schwerste Grausamkeiten, Misshandlungen, Tötungen, ein Internierter muß bei Zellenbesichtigung immer den Kopf eines getöteten Internierten vorzeigen, dem Aussagenden wurde Jauche und Menschenkot in den Mund gezwungen u.ä. Eidesstattliche Erklärung In Kenntnis der Tatsache, daß bewusst falsche und unwahre Angaben sowohl von den deutschen Behörden als auch von der amerikanischen Militärregierung verfolgt und streng bestraft werden, erkläre ich an Eidesstatt folgendes: (Ausschnitte):
“... Ich meldete mich unaufgefordert bei der zuständigen amerikanischen Dienstelle im Lager Mauthausen, um mir einen ordnungsgemäßen Entlassungsschein zu besorgen. Der amerik. Kommandant war Oberst Geipon. Dieser rief den ehemaligen Häftling Dr. Ing. von Becker, welcher als Dolmetscher eingestellt war, der nur kurze Fragen an mich stellte und mich darauf in den Bunker abführen ließ. Ich wurde nach einer Vernehmung durch einen amerik. Leutnant nach ca. 6-stündiger Haft entlassen. Der Grund meiner schnellen Entlassung war der, dass Cpt. Jack Taylor sich über meine Unterstützung gegenüber den Häftlingen informiert hatte.“ „Nach zwei Tagen musste ich mich bei einem Arbeitseinsatz beteiligen in Guben. Diese Arbeit brachte es mit sich, daß ich am dritten Tag im Lager Guben Geschirr abwaschen musste. Ein ehem. Häftling meldete mich bei dem dortigen amerikanischen Lagerkomrnandanten und bezeichnete mich als ehem. SS-Mann. Ich bestritt das nicht und erklärte, dass ich bereits von Mauthausen entlassen sei. Dieser hat mich wahrscheinlich nicht verstanden. Er ließ mich ca. 2 Stunden in Kniebeuge stehen. Darauf versetzte er mir einen Faustschlag ins Gesicht, dass ich die Treppenstiege rücklings hinabstürzte...“ „...Blutüberströmt brachte man mich in den Bunker. Ich wurde von zwei Häftlingen dort hingeführt. Dabei wurden mir alle meine Wertsachen abgenommen. Dort wurden zwei Zellen aufgesperrt. In der einen, an einem Heizkörper, war ein SS-Mann erhängt und in der zweiten Zelle lagen zwei Häftlinge tot am Boden. Die begleitenden Häftlinge sagten mir, daß diese erschlagen wurden. Ich musste die drei Toten aus den Zellen bringen und auf einen Wagen bringen. Die Zelle, in welcher der SS-Mann erhängt war, musste ich benützen. In meine Zelle kamen dann immer KZ-Häftlinge hinein und schlugen mich auf daß Gröblichste. Nachmittag musste ich hinaus und Reinigungs- und Aufräumungsarbeiten machen. Dann wurde ich immer schwächer, da ich erst am vierten Tage etwas zu essen und zu trinken bekam. Nachts kamen immer wieder KZHäftlinge in meine Zelle (...) Man schlug mich dann immer derart, daß ich einige Male bewusstlos wurde. Auch ein amerikanischer Offizier schwang sich auf die obere Türfühlung und stieß mich mit beiden Füssen ins Gesicht, so
daß ich aus Nase und Mund blutete.“
“In einer Nacht kamen Jungrussen (ehem. Häftlinge) in meine Zelle, warfen mich auf den Boden, hüpften und traten mir auf die Brust und Bauch, so daß ich am ganzen Körper blutend am Boden liegen blieb.“ „Am zweiten Tag legte man uns den Kopf eines ermordeten SS-Mannes in unsere Zelle. Wenn ein amerikanischer Posten oder Häftling in die Zelle sah, mussten wir, meistens ich, den Kopf des Toten hochheben und vorzeigen.“ „So ging es drei Nächte fort, tagsüber arbeiten und nachts Mißhandlungen schlimmster Art. Am dritten Tag musste ich am verstopftem Kanal arbeiten. Dabei sprangen ca. 20-30 KZ-Häftlinge um mich herum und schlugen mit allen möglichen Gegenständen auf mich ein (...) Meine Haare wurden abgebrannt (...) ich konnte kaum noch gehen, der ganze Körper war mit Striemen und offenen Wunden bedeckt...“ Der vierte Tag war der furchtbarste. Ich bekam 25 Stockhiebe mit einem Holzprügel (...) Ich wurde dabei ohnmächtig, ich wurde mit Jauche übergossen. Dadurch kam ich wieder zu mir. Mein ganzer Körper rund herum um mich war mit Menschenkot bedeckt. (...) Ich wurde zur Jauchegrube geführt und musste dort ein Lied singen...“ „...ich wurde in die Jauchegrube gestoßen und musste schwimmen. Der Kopf wurde mit dabei öfters untergetaucht und ich wäre bald ertrunken. Nachher musste ich die Jauche aus den Kanal schöpfen, wobei mir meine Folterer immer auf den Kopf und Schulter traten.(...) Als ich von einem Kanalschacht herausstieg, hielt man mich fest, bog mir den Kopf zurück und schüttete mir Jauche in den Mund, indem man mir die Nase zuhielt. Mit Hilfe eines Stäbchens stopfte man mir aus dem hochgehaltenen Kübel Menschenkot in den Mund...“ „Später kam ich wieder in meine Zelle. Dort angekommen bat mich einer der mit mir eingesperrten Häftlinge, denen es am Tag genau so ergangen war wie mir (das weiß ich, da sie ja tagsüber bei mir waren), daß ich ihm die Pulsader mit einem Glasscherben aufschneiden möchte. Er war ebenso wie ich körperlich und seelisch an der
Grenze angelangt, wo es für den Menschen untragbar wird. Ich gab ihm zur Antwort: "Ich habe keinem Menschen was getan in meinem Leben und werde auch jetzt nicht zum Mörder. Wenn er Christ sei, so soll er sich auf den nahen Tod vorbereiten und beten. Ich habe dies schon getan und wäre froh, wenn dieser Leidensweg zu Ende wäre...“ Am Abend dieses 4.Tages kam der ehem. Häftling Dr. Ing. von Becker, der jahrelang bei mir im Baubüro beschäftigt war und der mich durch und durch kannte, der sagte zu mir: "Warte noch einige Minuten. Ich habe erfahren, daß Du hier bist. Bin sofort mit dem Oberst vom Lager Mauthausen herunter gefahren. In einigen Minuten bist Du frei." Nach ca. l0 Minuten kam er wieder mit dem amerik. Oberst Geipon. Sie öffneten die Zelle und fanden mich kniend vor. Ich betete zu meinem Gott. Der Oberst reichte mir die Hand, half mir beim Aufstehen und sagte in gebrochenem Deutsch: "Sie sind, ein anständiger Mensch, es tut mir leid, Sie können sofort zu Ihrer Familie heimkehren..."
1944 schrieb DWIGHT EISENHOWER an seine Frau Mamie: "Gott, ich hasse Deutsche!Warum? Weil der Deutsche ein Tier ist!" Wie seelisch krank muß dieser Mann wohl gewesen sein ? Quelle: http://www.opfergang.de/neu006.htm