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Aus ihnen spricht die Freude des Lesers an der kleinen Schriftenreihe der Lux-Lesebogen, die aus Natur und Technik plaudernd berichten und große Ereignisse und Gestalten aus dem Leben der Völker, aus der Kunstgeschichte und Literatur lebendig werden lassen. — Aas der großen Zahl der Zuschriften: .Ihre natur- und kulturkundlichen Hefte sind unserer Zeit wahrhaft auf den Leib zugemessen. Wie weit ist die Welt, die Sie mit Ihren kleinen Heften auftun! Ich selbst habe immer ein oder zwei Hefte in meinem Notizbuch stecken, das ich täglich bei mir trage." K. G., Landshut „Ich wüßte keine Lektüre, die geeigneter wäre, die Bildungslücken zu schließen, als gerade Ihre ansprechenden Hefte." Th. M., Lentesheim „Ihre Lesebogen bringen einen großen Kreis von Menschen, alt und jung, an oft bis ins Tiefste packende Dinge heran." Studienrat H. Seh., Bebra .Die Heftchen sind ganz entzückend. Ich muß Sie — fast nicht ohne Neid — zu der guten verlegerischen Idee beglückwünschen. Ich lese die Hefte als .alter Hase" selber mit viel Vergnügen." Verleger G W., Braunschweig .Das, finde ich, ist eine der stärksten Seiten der Lux-Lesebogen, daß sie in einer dem völlig unbelasteten Laien verständlichen Sprache Dinge erzählen, die mitunter den ausgekochtesten Fachmann Überraschen." H. W., Bad Harzburg .Die Lesebogen sind geradezu unübertrefflich gut." Kultusminister Dr. G., Hannover .Beste Autoren haben mitgeholfen, dem Leser das Beste zu schenken." Bayer. Lehrerverein .Die leichtverständliche Form Ihrer Lesebogen ist am besten geeignet, Laien einen Begriff von bestimmten wissenschaftlichen Gebieten zu geben." Astron. Arbeitsgem. Nordwest
.Wir sind erstaunt darüber, daß es Ihnen möglich ist, für 20 Pfg. etwas so Wertvolles und Gediegenes zu bieten." Rektor W. B., Thiede .Der frische Stil gefällt, in dem hier an sich schwere Stoffe faßlich dargeboten werden." Nordwestd. Rundfunk .Auch die älteren Pfadfinder sind von den Heften begeistert. Im letzten Herbstlager haben wir manchen Regentag mit Hilfe Ihrer Lesebogen ausgestaltet." L. S., Burbach „Ich schließe mich dem Urteil eines Schulleiters aus dem Rheinland an, daß Ihre Heftchen wohl das einzig wirklich nutzbringende und lehrreiche Schrifttum für die Jugend sind." E. Fl., Herrsching .Mit Ihren Lesebogen erziele ich als Klassenlektüre schöne Erfolge. Sie regen meine Schüler zum Lesen und Lernen an und helfen mit, einen lebendigen Unterricht zu gestalten." E. H., Rapperzell .Mit Ihren Lesebogen haben Sie einen überaus glücklichen Vorstoß in jenes Gebiet guter Literatur unternommen, in dem noch immer eine fühlbare Lücke klafft." G. P., Zool. Institut d. Univ. Kiel „Ich möchte Ihnen danken dafür, daß Sie diese Reihe herausgeben. Wir taten noch keinen Mißgriff." W.-G., Steinkirchen .Die Lesebogen sind inhaltlich wertvoll und gut durchgearbeitete Hefte." .Denkendes Volk", Braunschweig .Die Lux-Lesebogen sind eine in jeder Hinsicht einzigartige Leistung.* Dr. G., Oberursel
KLEINE B I B L I O T H E K DES
WISSENS
LUX-LESEBOGEN NATUR-
UND
KULTURKUNDLICHE
HEFTE
VON
HANNS MARIA LUX
Signature Not Verified
Manni
_ _ _ _ _ DES
Digitally signed by Manni DN: cn=Manni, c=US Date: 2006.05.07 08:33:13 +01'00'
INHALT HEFTES
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Pilgerfahrt zum Fudsdiisan — .Land dort wo die Sonne aufgeht" — Die Erde bebt — Volk des Lächelns — Zauber weit der Straße — „Fühlige Hände" — Arme Reisbauern — Das Haus — Im Kimono durch den Garten — Fisch, Reis, Eßstäbchen — Gast bei einem Samurai — Götterdämmerung
VERLAG SEBASTIAN LUX • MURNAU/MÜNCHEN
Pilgerfahrt zum Fudschisan W om Dorfe Gotemba, vierhundert Meter hoch über dem Meeresspiegel, sind wir bis Subaschiri geritten. Wir stehen am Fuß des heiligen Berges; aber der Gipfel verbirgt sich unsern Blicken. Und doch hat uns der Wirt des Gasthofes „Kiefernzweig im Bergwind sich wiegend" gestern abend einen Aufstieg in strahlender Sonne vorhergesagt. Heute morgen jedoch braut schwerer Nebel überm Land, und um den Gipfel des ßergriesen wallen mächtige Wolken. Der Kaufmann Sanuki, vor dessen Laden wir abgestiegen sind und der uns noch von unserer vorjährigen Begegnung her kennt, lacht: „Die Ehrenwerten Herren Fremden haben Glück: der Berggott meint es gut mit Euch, er neckt die Herren Europäer: er verhüllt Euren Blick, daß Ihr den großen Herrn Fudschi nicht schauen könnt! In spätestens einer Stunde jedoch kämmt er die Wolkenhaare vom Gipfel: Ihr werdet den Berg in großem Lichte sehen!" Und indem er uns eine Schale Tee reicht, fragt er neugierig, wie es alle Japaner sind: „Werden die Herren Fremden noch 2
bis zurStation ,"Erste-Meiler-Kiefer" reiten oder bis zur .Pferde urnkehr', bis Umagäschi?" Aus den schleiernden Nebeln tauchen Pilger auf, die wie wir den Fudschi besteigen wollen. Der. Kaufmann hat die Hände voll zu tun. Auch wir kaufen ein. Da in der scharfkörnigen Vulkanasche, die den Fudschisan vom Fuß empor bis zum .Schwertgipfel', dem Kengamine, in 3785 m Höhe bedeckt, jedes lederne Schuhwerk zerreißt, brauchen wir Schutzsohlen aus Hanf und Stroh. Man streift sie über die Schuhe, und wenn sie zerfetzt sind, wirft man sie weg und bindet neue um. Nun noch den mannshohen kantigen Pilgerstab und den mächtigen Hut aus Reisstroh: wir sind gerüstet, Gleich am Ausgang des Dorfes erhebt sich freistehend eines jener formschönen hölzernen Tore, die überall an nationalkultischen Stätten zu finden sind: ein ,Torii', dessen Balken wie zu einem Dürerschen A gefügt sind. Der Name des Berges steht darauf geschrieben: ,Fu-dschi'; diese beiden wohlklingenden Wortzeichen bedeuten .Nicht = Zwei'; denn nicht ein zweiter Berg auf dem Erdball kommt dem Fudschisan gleich: er ist ein ,Berg ohnegleichen', er ist ein ,San', ein .Herr'! Die Pilger, die mit uns durch das Tor treten, schwiegen bisher. Aber jetzt, da wir den ersten Schritt in das Bannfeld des Götterberges tun, ringt sich inbrünstig der Ruf des buddhistischen Glaubens von den Lippen: „Rokkon-schodschoh!", und von nun an wird sich dieses Bittgebet um die unbefleckte Erhaltung der sechs Sinne: des Auges, der Zunge, des Ohres und der Nase, des Körpers und des Herzens, immer und immer wiederholen, und dazu werden die Glöcklein erklingen, die an den langen, weißen Pilgerhemden baumeln. Wie wir nach dem ersten langen Anstieg die dicke, brodelnde Nebelwand durchschritten haben und wie sich im gleichen Augenblicke auch die geballten Schleierdünste, die wie der Hut eines Riesen den Gipfel bedecken, auflösen und — vom Bergsturm gejagt — in die Ferne wehen, offenbart sich uns die einmalige Schönheit des Fudschi, mit dem kein Berg der Erde sich messen kann. Er steht nicht in einer Bergfamilie, er ist nicht einer unter anderen und vielen: königlich-einsam ragt er empor, das Ebenmaß seiner steilen Flanken, deren Basis hundert Kilometer umfaßt, ist .ohnegleichen', der Gipfeldreizack dünkt eine Krone zu sein, Schnee1
bänder fließen wie Hermelin von seiner Schulter. Z.U seinen Füßen schimmern die seit J a h r h u n d e r t e n besungenen Seen, v o n denen der Yamanaka einem silbernen Halbmond gleicht. Ob du den Berg v o n der Dschunke im Meer aus siehst oder durch das Geäst einer blühenden Kirsche, einer sturmzerspellten Pinie, an schwingenden Tempellinien oder an flatternden Fahnenbändern vorbei, wie sie an allen Kaufläden des Landes h e r a b h ä n g e n : seine adlige Schönheit läßt sich nicht beschreiben; nur empfindsame Dichter und Maler v e r m ö g e n sie andächtig zu besingen und in Form und Farbe zu fassen. So verstehst du, daß das Bild dieses Berges die japanische Kunst und das Kunstgewerbe in einem für uns kaum v o r s t e l l ' b a r e n M a ß e beeinflußt hat. U n t e r den klassischen Malern des Fudschisan ist es vor allem Hokusai (1760—1849), der Sohn eines Hofspiegelgießers, der durch immer wieder n e u e und stets entzückende Variationen des heiligen Berges auch in Europa bekannt geworden ist. In seinem Holzschnittwerk finden wir allein hundertundsechsundreißig Bilder des ,Herrn Ohnegleichen'. In einem Volk, dessen Glaube die N a t u r mit unzähligen Göttern und Geistern beseelt, mußte der Fudschisan zum heiligsten Berge des Landes werden. Unter den Pilgern, die mit uns emporsteigen, befinden sich Mitglieder einer Sekte, die den Gipfel sogar .Zentrum der Welt' nennen: wohnt doch auf dem V u l k a n r i e s e n der Schutzgott des Reiches, thront doch hier .Tenjin, das Himmelswesen'. In steilem Zickzack führt der W e g hinan. Er ist v o n den Schritten der unzähligen Pilger, die zwischen Juli und September zur Höhe wallen, ausgetreten. Unser Blick k a n n den schmalen Aschenpfad weit, weit hinauf verfolgen: A b e r t a u sende gebleichter Strohsandalen weisen die Spur. Wir schauen zurück. A u s der Tiefe, in der die N e b e l n u r noch wie zarte Bänder wogen, steigen immer neue Schwärme frommer Menschen empor, Kinder und Greise sind darunter; die Asche stäubt auf, die Glöckchen läuten, und unaufhörlich klingen die ergreifenden Rufe zu den Göttern. In gewissen Abständen sind Schutzhütten in den Lavaberg gebaut, hier w o h n e n Priester, die ihres Amtes walten. Wir lassen — wie es alle Japan e r tun —i Brandstempel in die Pilgerstäbe prägen. Stunde um Stunde vergeht, die Sonne brennt, und doch stößt immer stärker eisiger Wind in unser Gesicht. 1
Längst haben wir jene Höhenlinie überschritten, auf welcher der Alpengipfel der zehntausend Kilometer entfernten Zugspitze liegt. In der letzten Hütte lagern wir. Hier wollen wir über Nacht bleiben, um in aller Frühe zum Gipfel zu klettern. In bronzenen Teekesseln über der Feuerstelle am Boden der niedrigen, aus Lavasteinen errichteten Hütte siedet der Schnee, den wir vor der Türe geschöpft haben. Heulender Sturmwind braust über das Dach und fegt durch die Ritzen. Wir kriechen in die Schlafsäcke; trotz des lebhaften' Feuers sind es nur wenige Grad über dem Gefrierpunkt. Um 2V2 Uhr erheben wir uns und steigen die letzte Strecke hinan. Schon nach wenigen Schritten lodern unsere Papierlaternen in Flammen auf. Wir greifen zur Sturmlaterne, dichtgedrängt folgen die Pilger, die mit uns aufgebrochen sind, dem Lichtschein. Kein Gebet wird mehr laut; der niedrige Luftdruck in dieser Höhe erzwingt sparsames Atmen. Oft genug schwankt ein Alter, viele taumeln nur noch voran. Aber alle Mühe ist vergessen, wie wir den Gipfel erreichen. Unser erster Weg führt zum Tempelchen: das Heiligtum liegt windgeschützt in einem Graben zwischen den Lavafelsen. Eine Schale glühheißer Tee, der letzte Brandstempel in den Pilgerstab, ein stumpfes Ruhen, um das leichte. Fieber abzuschütteln: dann klimmen wir über Schnee und Eis am Gipfelrand vorbei zur höchsten Bergzacke, dem Kengamine. Der felszerrissene Trichter, den ein Kranz von Felsbrocken einschließt, ist der Krater des heute erloschenen Vulkans Fudschi. Der Durchmesser des unheimlichen Schlundes mag 600 und die Tiefe 150 m betragen. Ein Steintürmchen erinnert an fünfzig Pilger, die noch vor gar nicht allzulanger Zeit von einem Schneesturm verschlungen wurden. Wir steigen im schnell aufknospenden Dämmer des Frühlichtes in den Trichter hinab. Der Student Kodama aus Akita in Nordjapan, der sich uns seit Tagen angeschlossen hat und unser Cicerone ist, weist uns eine günstige Abstiegsspur. Er berichtet, daß laut ältester Überlieferung der Berg im Jahre 286 vor Chr. durch ein Erdbeben entstanden sei. Er nennt uns die Daten furchtbarer Ausbrüche, er erzählt uns, daß der letzte im Jahre 1708 sechsunddreißig „Todestage" gedauert und meilenweite Landstriche unter glühender Lava und Asche begraben habe. Und immer noch brodelt das Feuer in der Tiefe dieses Berges. An einigen Stellen ist der Schnee geschmolzen, die frierenden Hände der Pilger wärmen sich an Stein und Erde. 5
Auf dem ,Schwertgipfel erwarten wir die Sonne. Wir ver ytssen den eisigen Ostwind, der wütend an unsern Kleidern zerrt. Nichts vermag mehr die andachterfüllten Blicke der Japaner vom fernen Horizont des Meeres abzulenken. Und plötzlich: ein Farbenspiel in Violett und Rot, in Silber und wachsendem Gold! und dann ein Schrei religiöser Entzückung; der Sonnenball schwebt an der Himmelslinie empor, ein Strom von glühgoldenem Licht schießt über die Flut. Die Pilger heben die Arme, sie stürzen auf die Erde, der Wind fegt ein Lied von ihren Lippen; aber einige Klang- und Wortfetzen sind dennoch zu verstehen: die Söhne des Insellandes singen zur Sonne empor, sie huldigen ,Ama-terasu', die die göttliche Ahnin des heiligen Kaisers ist. Der rote Sonnenball steht übei •1er Welt.
„Land, dort wo die Sonne aufgeht'* Im Lichte des erwachten Morgens liegt Japan vor uns, eint lebende Reliefkarte: der Stille Ozean, die endlosen Bergketten, im Norden der Asama, einer der vierundfünfzig noch tätigen Vulkane (in sein schreckliches Feuermaul sollten wir eine Woche später blicken), die Ebenen, die Dörfer und Städte. Das ist ,Nihon', das- drachenförmige Inselreich zwischen der Japansee im Westen, dem Ochotskischen Meer im Norden, dem Ostmeer im Südwesten und dem Pazifik im Süden und Osten. Ein Land, aus vier großen und über viertausend kleineren Inseln, Inselchen und Eilandfelsen gefügt. Es übertrifft die britischen Inseln um ein Drittel. ,Nihon' oder ,Nippon', ein Name, den schon Immanuel Kant in seiner Schrift „Zum ewigen Frieden" genannt hat. Diese Bezeichnung •— und nicht das anglisierte .Japan' — ist der Name, den der Japaner gebraucht. Die Chinesen lasen vor Jahrhunderten die Wortzeichen in ihrer Sprache: ,Ji-pen'. Marco Polo, der ernste Forscher und kühne Abenteurer aus Venedig (um 1300), machte daraus ,Zipangu', die Holländer, die als erste Kaufleute sich um 1600 in Nagasaki niederlassen durften, schrieben .Jehpun', und die Portugiesen formten das Wort in ,Japao' um. Aber der japanische Nationalstolz liebt nur ,Nihon' oder seit 1931 .Nippon', und das will ungefähr besagen: „Land, dort wo die Sonne aufgeht'." — 70—80 Millionen Menschen — nach heutiger ungefährer Schätzung — bewohnen diese Inselwelt; aber das Land kann
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Reisfelder im Stutenbau am Berghang das ständig wachsende Volk kaum ernähren. Wir schauten soeben vom höchsten Berg in die Weite Nippons; wir sahen Berge und mächtige Gebirgsstränge; aber das Auge entdeckte nur wenige Ebenen, und das bedeutet: wenig ausnutzbare Erde, wenig Ackerland. Kaum ein Sechstel des Landes kann bestellt werden (in Deutschland etwa zwei Fünftel). In Mitteleuropa mögen im Durchschnitt 40—50 Menschen einen Quadratkilometer bestellbare Erde bewohnen, in Japan sind es 200 bis 250. Arm ist der Boden auch an Schätzen. Wohl befriedigt der Reichtum an Kupfer und Antimon die Bedürfnisse Japans, aber an sonstigen Metallen und an Kohle ist das Land bitterarm. Man muß das wissen, um e i n e der Ursachen für die schwerwiegenden politischen Ereignisse in der letzten Vergangenheit zu verstehen.
Die Erde bebt .Wer Japan betritt, tut es auf eigene Gefahr!* so begrüßte uns halb ernst, halb scherzend, ein deutscher Freund, der als 7
Kaufmann auf der Südinsel Kiuschu lebte, als wir auf unseren Fernost-Reisen zum erstenmal das Land betraten. „ . . . auf eigene Gefahr!" M a n wird für l ä n g e r e Zeit ein Unbehagen, eine ' dunkel schwingende Unruhe nicht los, w e n n man als Neuling über diese Erde geht. Weiß man doch, daß man eine der zehn Erdbebenzonen der W e l t betreten hat, man weiß, welche Katastrophen diesen Boden seit J a h r t a u s e n d e n erschüttert haben und ihn immer wieder von neuem in Aufruhr bringen. Auf einer japanischen Erdbebenstation erfuhren wir, daß der Seismograph jährlich 4000—6000 Beben registriert, v o n denen bis zu 1500 Stöße im J a h r e auch v o n der Bevölkerung verspürt werden. Den Göttern Dank, daß vernichtungbringende Erschütterungen gerade nicht alltäglich sind, obwohl die ungewöhnlichen Höhenunterschiede zwischen Meerestiefen von über 8000 m und Bergspitzen bis über 3000 m immer wieder die Erdschichten in gefährliche Spannungen bringen. A b e r w e h e , w e n n einmal diese Erde rast! Seitdem m a n diese Beben registriert, wurden rund 1 Million Häuser zerstört und 270 000 Menschen getötet. Das g r a u s a m s t e Erdbeben aus jüngster Zeit ist noch in aller Erinnerung . . . Aber laßt uns dem Bericht des japanischen Professors Dr. Otsuki folgen; wir waren drei Tage nach u n s e r e r Pilgerfahrt zum Fudschisan bei ihm zu Gast: Tokyo, 1. September 1923, 11.58 Uhr: das Inferno setzte ein und sollte erst nach mehr als 1300 Stößen am Ende des Monats verklingen. Am ersten Tage des Erdbebens wurde die Erde 400 mal spürbar und sichtbar erschüttert! Die Straßen rissen auf, die Bäume w u r d e n entwurzelt, 550 000 H ä u s e r stürzten allein im Gebiet um Tokyo und in dem benachbarten Yokohama in sich zusammen. Hier starben 99 000 Menschen: 44 000 wurden vermißt und 100 000 verletzt. Der Verlust an W e r t e n betrug etwa 10 Milliarden Mark. — „Unsere nationale Existenz", so sagte Dr. Otsuki, „war bis ins Herz getroffen. Aber in J a p a n ist es nicht so sehr das Beben, das uns gefährdet; es ist das Feuer, das immer wieder unsere Kräfte niederbrennen will." Der Blick des Erzählers tastete durch den Raum, in dem wir saßen: es war ein echt japanisches Haus, und deshalb w a r es aus Holz gezimmert, die .Fenster' u n d Schiebetüren w a r e n aus holzumrahmten Papierflächen gebildet und die Böden mit Strohmatten ausgelegt. „Kwaji wa Edo no hana". — „Die Brände sind die Blüten v o n Edo", und Edo ist der alte Name für Tokyo. 8
Wir sind mit unserem Gastgeber in den Stadtteil Honjo hinausgefahren, halten an einem Platze und gehen langsam auf einen Tempel zu. Herr Otsuki berichtet und erklärt, kaum merklich fiebern seine Worte; ein verhaltenes Lächeln schwebt über sein Gesicht, und keine Miene verrät, welche Gefühle sein Herz bewegen. „Als der schreckliche Stoß an jenem 1. September durch die japanische Erde fuhr, als Häuser, Tempel und Pagoden zusammenbrachen, loderten die .Blüten von Edo', die Feuer, auf. Tokyo brannte von allen Richtungen her. Die Kessel der ölkompanien zerbarsten, flammendes öl floß in die Kanäle der Stadt. Gehetzt von Feuer, Hitze, Qualm und Todesangst, liefen die Menschen der großen Straße nach, durch die wir eben fuhren." Otsuki weist zum Tempel: „Hier war einmal ein zehn Morgen weiter Platz, er war groß genug, die Fliehenden des Stadtteils Honjo aufzunehmen. Hier war einmal der mächtige, offene Bezirk der Militärkleidermagazine. Zehntausende gejagter Menschen standen hier; sie hatten mitgeschleppt, was sie tragen konnten: Kleider, zarte lyrische Rollwandbilder aus Seide und Papier, Lackkästchen mit Schmuck und Geld. Die Gefängnisse hatten ihre Tore geöffnet, das Staatsgefängnis allein entließ 1200 Insassen, die das Versprechen gaben, innerhalb 24 Stunden zurückzukehren. Der Himmel verfinsterte sich, Rauch schob sich vor die Sonne. Um vier Uhr befahl der Chef der Polizeistation den von Funkengarben übersprühten Menschen, in den Kleiderdepots Schutz zu suchen. Um 4.20 Uhr explodierte ein höllischer Wirbelwind aus den Rauchschlünden des Himmels hernieder. Ein nicht zu messendes Meer von Flammen raste über den Platz, brennendes Holz, Karren und Wagen, Hausgeräte und Menschen wirbelten durch die entfesselte Luft. Der brüllende Zyklon fing sich an den Mauern, an den Türen, Fenstern und Dächern der Magazine. Erst am Abend gegen 8 Uhr ließ der Flammensturm nach. In der Hölle von Honjo, hier, wo wir stehen, verbrannten allein 32 560 Menschen: Flammenspreu im Spiel dämonischer Götter."
Volk des Lächelns Das Lächeln weicht auch nicht von Otsuki, während er Blumen im Tempel opfert. Es ist der gleiche Ausdruck jener rätselhaften Heiterkeit, von der sich der weiße Mensch beunruhigt fühlt, weil er diese Äußerung der fernöstlichen Seele 9
Teezeremonie zu Ehren der Gäsfe aadi dem Katastrophenjahr 1923 sich rasch erneuerten, au wächst das atomisierte Hiroshima, eine Stadt von vormals 330 000 Einwohnern, trotz aller wirtschaftlichen Schwierigkeiten, denen sich heute das unglückliche Land gegenübersieht, wieder empor. Amerikanische Beobachter stellen es mit Erstaunen fest. Das Lächeln des Japaners, auch in der bittersten Situation, gründet sich aber auch auf seine Erziehung. Schon früh wird das Kind zur Selbstverleugnung, zur Beschränkung seiner Wünsche, zur Bescheidenheit und Höflichkeit erzogen. Es lernt, eigenes Leid klaglos zu tragen, leiblichen und seelischen Schmerz schweigend zu verwinden und über alles Ungemach — zu lächeln. Vorbild bleibt dem jungen Japaner der Ritter, der Samurai. Samuraigeist durchwirkt die 2600-jährige Geschichte des Inselvolkes. Dieser zuchtvolle Geist erlosch auch dann nicht, als das japanische Mittelalter vor 80 Jahren abgeschlossen war nnrl Japan ein neuzeitlicher Staat wurde (1867 bestieg !!
der große Reformer Meiji, der 122. Kaiser des Landes, den .Himmelsthron': Gott, Herrscher, Hohepriester" zugleich). Zu den Tugenden des Ritters, die jeder J a p a n e r besitzen will, zählen Tapferkeit, Standhaftigkeit, Treue, Ehrfurcht und Höflichkeit. Der (Zen-)Buddhismus fügte die Verpflichtung hinzu, jede Unruhe der G e d a n k e n zu bekämpfen, gelassen zu sein allem gegenüber, w a s v e r w i r r e n k ö n n t e . Viele J a h r h u n derte innerpolitischer Machtkämpfe, aber auch segenbringenden Friedens haben den Samurai, das geistige Vorbild des J a p a n e r s , geprägt;, daß sein W e s e n auch bis in die jüngste Gegenwart v/irksam ist, bezeugte noch vor kurzem Universitätsprofessor Inazo Nitobe, der frühere Vizedirektor des Völkerbundsbüros: „Samuraigeist ist auch heute-noch die herrschende moralische Macht unter uns. In seiner Gewalt leben wir und aus dem Geist der Ritter ergeben sich unsere Daseinsbedingungen." W i e aber v e r t r a g e n sich mit diesem Geiste, der Selbstbeherrschung, vollendete Höflichkeit und Lächeln fordert, die gelegentlichen Ausbrüche des Gefühls? W i e fügt sich diese Tugend z. B. in das grausame Bild der Schändung von 38 000 Koreanern u n d - C h i n e s e n ein, denen japanische Krieger im J a h r e 1598 N a s e n und Ohren abschnitten? Sie begruben diese S i e g e s zeichen' unter dem ,Mimi-zuka', dem .Ohrenhügel' bei Kyoto, vor dem wir noch vor einigen Tagen erschauernd standen. W i e läßt sich der ritterliche Geist in die Tatsache einordnen, daß J a p a n e r sich auch im v e r g a n g e n e n Kriege an grausamen Gewaltakten beteiligten? Es k a n n sein, daß hier ein seelisches Gesetz deutlich wird: Allzulang und aufs äußerste gestaute Gefühle w e r d e n sich in gelegentlichen .Explosionen' Raum schaffen. Der Europäer k a n n es sich schon dann und w a n n erlauben, seinen Gemütsb e w e g u n g e n durch Ärger, Murren oder Zank ,Luft zu schaffen'. Dem J a p a n e r bleibt eine solche Befreiung, eine solche Entladung der aufgestauten Gefühle verwehrt. Der W e i ß e h a t das Recht, ja die Pflicht, die Kräfte seiner Persönlichkeit zu entfalten: die ,Göttersöhne' jedoch dürfen kein individuelles Leben besitzen, sie bleiben immer der Familie und dem Staat Untertan. Selbst die Kulturwerte des Abendlandes erhielten sie auf dem V e r o r d n u n g s w e g e . W e n n aber einmal nationale Ereignisse größten Ausmaßes die Masse fanatisieren, können Exzesse geschehen, vor denen wir erschauern. In sol12
dien Augenblicken mag auch das Erbe der malayischen Urväter den blutrünstigen Amoklauf des Einzelnen und eines ganzen Volkes veranlassen; dann stürzt das Lächeln der Selbstbeherrschung vom Gesicht, und an seine Stelle tritt die verzerrte Fratze der Grausamkeit. Aber wir werden um der Gerechtigkeit willen nicht vergessen dürfen, daß solche .Explosionen' im japanischen Volk außergewöhnlich selten sind: die Bindung an den Geist der Selbstzügelung ist zu stark und zu wirksam, um Einzelfälle (wenn auch noch so furchtbaren Ausmaßes) zu verallgemeinern.
Zauberwelt der Straße Vom Feuergipfel des Asamaberges, den wir inzwischen bestiegen, sind wir wieder in die Großstadt zurückgekehrt. Das Bild der Straßen gleicht einem wogenden Meer voll buntester Farben. Da sind die hellen Fahnen, die senkrecht und schmal von den Dächern der Häuser oder Masten herabhängen: flatternde Reklameschilder, schwarz, rot, weiß und blau; Werbezeichen kalligraphisch darauf gepinselt. Der zweite Eindruck ist nicht weniger bunt und bewegt: es ist die Fülle der Passanten in der Farbigkeit ihrer Kleider, vor allem der Frauen und noch fröhlicher der Kinder. Wir haben den Ein-Mann-Wagen, die einsitzige' Rikscha, verlassen, den höflichen Kuli mit einigen Senstücken entlohnt und bewegen uns nun zu Fuß durch die Ladenstraßen, die schier kein Ende nehmen wollen. Die Häuser sind niedrig, aus Holz und Papier gefügt (s. S. 20 f.). Steinbauten, vielfach im modernsten Betonklotzstil, stehen meist nur in den Prachtstraßen. Die Einstockhöhe der Wohnungen und Kaufläden ist es, was so viele japanische Städte einförmig macht. Wer den Blick von einem Hochhaus über das Feld der Dächer schickt, findet verhältnismäßig wenig zentrale Punkte. Gewiß, die breitgelagerten Tempel mit ihren geschweiften Dächern erheben sich über das farblich-blasse Einerlei; aber es fehlt ihnen die steilaufschießende Bewegung europäischer Dome und Kirchen. Nur wenn das Auge einmal eine Stadtburg entdeckt, fühlt man sich irgendwie heimatlich angesprochen, obgleich diesen Wehrbauten die Wucht europäischer Burgen fehlt. Imponierend aber wirkt immer die Weite der großen japanischen Städte: Tokyo mit seinen 5—6 Millionen Einwohnern bedeckt eine Fläche von nahezu 880 gkm, also einen Stadt13
ldum vuu elwa 3U km Lauge um -H) k.m liete. Aber lokyu scheint noch viel weiträumiger zu sein, weil Yokohama mit seinen .760 000 Menschen fast ohne sichtbaren Übergang in die Weite der Hauptstadt übergeht. Die Straße ist von den Rufen der Händler erfüllt, von denen die meisten ein nur von ihnen benutztes Lockzeichen haben. Da schrillen die Pfeiflein der oftmals blinden Masseure, dieser .Straßenärzte', unter denen die .Nadeldoktoren' wohl die merkwürdigsten sind. Es gelingt uns wirklich nicht wie ein Japaner zu lächeln, wenn man zum Zeugen ihrer Künste wird: mit Hilfe eines Hämmerchens treiben sie 10—20 cm lange, in sich federnde Golddrähte durch Haut und Fleisch des Straßenpatienten bis zu der erforderlichen Tiefe, um — vor allem in der Nähe großer Nervenstämme — zu punktieren oder durch den Reiz, den der goldene Fremdkörper auslöst, heilende Entzündungen hervorzurufen. Um einige Nuancen freundlicher als das wacker verhaltene Ächzen der geschundenen Patienten scheinen dir doch schon die spitzen Pfiffe der Dampfmaschinchen, die zum Werkzeug der Pfeifenreiniger gehören; die Leute finden lebhaften Zuspruch: Männer und Frauen bringen ihre zierlichen Tabakpfeifchen mit dem fingerhutgroßen Silberkopf und dem langen Elfenbeinrohr und lassen sie vom Dampf der kleinen Maschinen durchpusten. Schirmmacher preisen singend (atonal für europäische Ohren) ihr Gewerbe an. Sie fertigen Gestelle aus feingespaltenem Bambusrohr an, heften darüber das recht flache Dach aus ölgetränktem Papier und malen zum guten Schluß auch noch Bilder oder den Namenszug des Besitzers darauf. Dort kommt der Fischhändler, der lebende Fische in Bottichen an einer Bambusstange über der Schulter trägt. „Tofu! — Bohnenkäse!" (Quark, aus dem Mehl der Sojabohnen bereitet), klingt es von der anderen Straßenseite her. Aber die Stimme wird schnell von der kräftigeren des Gemüsehändlers übertönt, der Eierfrüchte, Meeralgen, süße Kartoffeln, Rettiche, Artischocken feilhält. Mönche in schwingenden Kleidern gesellen sich zu der dichten Menschenschar, die sich um den ,Kodanchi', den öffentlichen Erzähler, drängt, dessen singend - rezitierende Stimme groß und klein mit Räuber- und Geistergeschichten erschreckt, der uralte Märchen und Legenden erzählt oder aus dem unerschöpflichen Schatz der großen Vergangenheit schöpft. Im Fernen Osten liegt ja die Literatur keineswegs wie bei uns in Büchern eingesargt: sie lebt noch ursprünglich auf den ' 4
Lippen des Volkes. Unvergeßlich wird du der Anblick eines ,Komuso', eines Bettelpriesters, bleiben: du hörst von weitem schon das Tirili seiner Flöte: mit wiegenden Schritten kommt er näher und hält dir die Sammelschale aus Holz oder halbierter Kokusnuß entgegen. Sein Gesicht jedoch kannst du nicht sehen: hat er doch über den Kopf einen mächtigen Korb gestülpt, der fast bis zu den Schultern hinabreicht und nur zwei Öffnungen für die Augen freiläßt. Bunt ist solch ein Straßenbild und froh selbst im Winter. Wenn Neujahr gekommen ist, schmücken Kiefern und Bambusgerten die Straßen. Lauben stehen aufgeschlagen, Seile aus Reisstroh, die kultische Bedeutung haben, mit flatternden Gebetszetteln daran, schweben von Haus zu Haus. Besonders eindrucksvoll aber wirkt eine japanische Straße, wenn die Hauptfestzeit im Volksleben gekommen ist: der Blütenfrühling. Wem es nur möglich ist, der schmückt sein Haus mit schimmernden Kirsch-, mit Pfirsich- und Mandelbaumzweigen, und der Wind läßt die Blüten wie Schneeflocken über die Köpfe schweben und tanzen. Das ist die Hoch-Zeit aller fernöstlicher Poeten: es blühen jene unsagbar verhaltenen lyrischen Dichtungen, die mit wenigen Worten farbige und oft gedankentiefe Bilder malen. — Im .Götterlande' pflanzt man die Kirschbäume nur der Blüten wegen, die kleinen Früchte bleiben ungenießbar. Die Blüte aber ist. nicht allein geschaffen worden, damit das Auge sich an ihrer Schönheit weide: sie ist auch das Sinnbild des tapferen Lebens eines Samurais. Schnell wie die Zeit der Blüte vergeht auch sein Leb^n, und doch ist es ausgefüllt mit hohen Aufgaben. Wie die Blüte lautlos dahingeht und noch im Sterben ihre Anmut zeigt: in gleich gelassener Schönheit soll auch der Ritter in das Reich seiner vergöttlichten Ahnen gehen. „Hana wa sakura, hito wa buschi! — Was unter allen Blüten die Kirsche ist, das sei unter den Menschen der Samurai!"— Fröhlich ist der Anblick einer Stadt, wenn das Knabenfest gefeiert wird. An jedem Haus, das mit Jungen gesegnet wurde, flattern große Karpfen aus buntem Papier. An ihrer Zahl erkennt man sogleich den Reichtum an männlichen Nachkommen. Für die Söhne des Insellandes ist gerade dieser Fisch ein tapferer Kerl: er fürchtet sich nicht vor den Stromschnellen, er überwindet die Hindernisse mit großer Kraft, und wenn er geschlachtet werden soll, sn •zappelt er nicht vor dem Tode. —] <>
Es ist Abend geworden, und nun verzaubert sich die Straße. Gewiß, die modernen Rcklameschilder prahlen und schreien; aber sie vermögen nicht den beglückenden Anblick der abertausend Papierlaternen, dieser buntfarbig-leuchtenden Schmetterlinge der Nacht, auszulöschen. Noch immer wogt und brandet das Leben: während im fernen Europa die Läden längst ihre Pforten geschlossen haben, stehen sie hier noch lange geöffnet. Ein Warenhaus verlockt uns einzutreten. Was vor allem erregen kann, sind die ungewöhnlich niedrigen Preise, wie sie bis zum Ausbruch des letzten Krieges gefordert wurden. Mein Tagebuch verzeichnet folgende Zahlen: gute Straßenschuhe: 1,50 Mark; Hemden mit Reißverschluß: 1,80 M; Glühbirnen: 5 Pfennig; ein komplettes Teeservice: 80 Pfg.; Fotoapparate mit Filmen: von 90 Pfg. aufwärts; Radiogeräte mit vier Röhren: von 26,50 M, Fahrräder von 10 M an, und ein Auto, ein 6-Zylinder-Kabriolett, kostet sag und schreibe nur 670 M! Nicht weniger lassen uns die Preise in der Lebensmittelhalle erstaunen: du erhältst hier ein Pfund Reis von 7 Pfennig aufwärts; ein Pfund Fisch kostet im Durchschnitt 18 Pfg., ein Pfund Spinat etwa 2—4 Pfg., ein Pfund Huhn von 25 Pfg. aufwärts und für zehn frische Eier zahlst du 10—25 Pfg. -— Gewiß, die Folgen des verlorenen Krieges haben diese tiefen Preise mächtig in die Höhe geschraubt. Aber bei dem Bienenfleiß des Japaners und seiner von den Vorvätern ererbten Selbstzucht wird Japan trotz der Raumenge des Landes wieder zu einer gewissen Höhe der früheren Lebenshaltung zurückfinden.
„Fiihlige" Hände Wir sind in die stilleren Zunftviertel der Handwerker gegangen. Es beglückt, hier jene hohe Werkkunst zu finden, die in Europa fast ganz ausgestorben ist: wir meinen das kunsthandwerkliche Schaffen, das trotz der mächtigen Entwicklung der maschinell betriebenen Industrie noch an beste, ungebrochene mittelalterliche Tradition geknüpft ist. Hier walten noch die altererbte Liebe zum Werk, das immer Färb und Formsinn verrät, die sicherbewegte und ,fühlige' Hand, meisterliche Geduld und eindringliche Sorgfalt. Da ist der Lackhandwerker. Sein Material wird aus der Rinde des Lackstrauches gewonnen, aus der — nach einem 16
Einschnitt — ein milchiger, an der Luft jedoch schnell sich schwarz färbender Saft fließt. In dieser Werkstatt ist das künstliche Produkt des .europäischen Lacks noch unbekannt. Der Gegenstand, der behandelt w e r d e n soll, bietet sich uns zuerst als dünner Holzkern dar. Er erhält, einen Stoffüberzug, bevor die eigentliche Arbeit beginnt. Der Rohlack wird durch ein Papier- und Stoffilter gepreßt und als Grundlage auf die Holzform aufgetragen; jetzt wird Schicht um Schicht — jede muß erst völlig getrocknet und äußerst fein poliert sein — in staubfreier Luft hauchdünn aufgepinselt. W e r t v o l l e Lackgegenstände weisen manchmal an die dreißig Schichten auf, d e r e n letzte entweder o r n a m e n t a l eingeritzt oder bebildert wird. Da sehen wir zarte .Gemälde' oder Schmucklinien in Gold und Rot auf dem .Suzuribako', dem Schreibkasten, auf dem ,Kogo', der Dose für Räucherwerk; da b e w u n d e r n wir die Präzision der niedlichen und doch zweckmäßig gefächerten Kästchen, die man am Gürtel trägt; wir sehen die fußbankhohen Tische, die kunstvoll geschmückten Hausaltärchen, in denen die Familiengötter w o h n e n . W i e glücklich dürfen wir uns nennen, als uns der uralte Meister ein Reisweinschälchen mit zarten, blutroten Blüten auf Goldgrund schenkt! Er zeigt uns mit sichtbarem Stolz jahrhundertealte Stücke, die seine A h n e n geschaffen h a b e n ; und wie wir ihre noch immer unverletzte Schönheit bewundern, belehrt er uns höflich, daß man hier noch von keinem ,Alter' sprechen dürfe, da ja die älteste japanische Lackarbeit, eine kaiserliche Schwertscheide, aus dem 8. J a h r h u n d e r t n. Chr. stamme. — In der W e r k s t a t t des Porzellanmalers finden wir die H a n d w e r k e r auf der Matte sitzen. Mit hauchdünnen Pinseln zeichnen sie jene kostbaren, auch in Europa geliebten Bilder v o n Blüten, Göttern und Bergen (wie k ö n n t e der Fudschi, der ,Berg Ohnegleichen', fehlen!). Vor einem weißhaarigen, fast vergeistigten Porzellanmaler liegt ein Teller, nicht größer als eine europäische Untertasse. W e n n wir auf die r u n d e Fläche blicken, sehen wir einen je nach dem Einfall des Tageslichtes zart wechselnden Glanz wie v o n vielen b u n t e n Seiden. W o r t l o s reicht er uns eine Lupe, und nun offenbart sich ein Meisterwerk, das wir k a u m für wirklich halten k ö n n e n : fünftausend Blüten auf dem k a u m h a n d g r o ß e n Rund. W e r k z e u g des alten Meisters sind ein einziges Barthaar, das immer wieder erneuert w e r d e n muß, und das Vergrößerungsglas. An diesem Teller arbeitet der Greis seit drei J a h r e n . — 7
( k r a u s K.elftKmaerit Uei Uiditer yokomitsu hat midi eingeladen; »ein Haus steht am Rande eines kleinen Dorfes. Täglich wandern wir durch die Welt der Bauern, und ich höre gerne zu, wenn Yokomitsu spricht: „Wir verwandeln uns immer mehr in ein Industrievolk; das Tempo ist erregend und beunruhigt. Nehmen Sie ein kleines Beispiel nur: wir haben erst 1920 begonnen, Kunstseide zu erzeugen: es mochten damals 150 Tonnen jährlich sein. Nun ist kaum ein Knabenalter verstrichen, und wir produzieren bereits über 70 000 Tonnen. — Sie weilten in unseren Industriestädten", sagt er zu uns, „in Osaka, Tokyo, Nagoya. Dort haben Sie den fiebrig angestiegenen Pulsschlag unserer maschinellen Entwicklung hämmern hören. Und jeder Pulsschlag treibt uns unerbittlich weiter an: „Bimbo hima naschi! Schafft, schafft, arme Leute dürfen keine Minute ungenutzt vorübergehen lassen!" — Yokomitsu hängt trüben Gedanken nach. Mit Bitterkeit sagt er: „Wir verstädtern: schon hausen mehr als 22 Millionen Menschen in den Städten. Vor nicht einem ganzen Menschenalter wohnten noch 9/io der Bevölkerung auf dem Lande. Japan ist auf dem Wege, sich selbst zu verlieren!" Die Reisfelder spiegeln blitzend die Helle des Tages wider. Männer, Frauen und Kinder arbeiten. „Wohin Sie auch Ihren Blick lenken mögen," Yokomitsu weist über das Land, „jedes Stücklein Erde ist bebaut. Aber nur knapp fünfzehn Prozent der gesamten Oberfläche können landwirtschaftlich erschlossen werden. ,Arme Leute', ja, ja: 2/s des bebauten Bodens gehören Bauern, deren Besitz nicht über Vi ha hinausreicht. In Deutschland ernähren sich nur 3—4 Menschen von einem Hektar, in Nippon sind es 12! Unsere Bauern müssen sich unerbittlich hart plagen, um sich notdürftig und die anderen genügend zu ernähren." Wir treten an einen Reissumpf: „Jeder Japaner verzehrt im Jahre rund 150 kg Reis. Aber unsere Erde gibt eine Ernte für siebzig und mehr Millionen Japaner nicht her, und dabei wächst unser Volk um fast eine Million Menschen im Jahr. Wie wird eine solch ungestüme Entwicklung enden?" Die Reisfelder: man glaubt ein ungeheures Schachbrett mit unzähligen, ungleich geschnittenen Vierecken zu sehen; sie lclettprn vnn dpr Fbpnp. rlio Hänge hinan, alle sinH waacjererh'
Reisbauer im Reisfeld angelegt, jedes ist durch sparsam-schmale Erddämme vom anderen abgeteilt. Flüsse, Bäche und Staubecken schicken verästelte Rinnsale auf die Felder. Kein Zugtier hilft dem armen Bauern: er besitzt nicht Büffel, Rind noch Pferd. Wo du aber auf einem Feld eines dieser Tiere schaffen siehst, gehört es einem der wenigen Großbauern oder Großpächter. Der arme Bauer verfügt über ein anderes .Haustier', das ihm ein bißchen hilft, über die ewige geldliche Misere hinwegzukommen: es ist die Seidenraupe. — Die Seidenkultur kam — um das Jahr 350 n. Chr. — von China nach Japan. Heute steht Nippon mit einer Jahreserzeugung von rund fünfzig Millionen kg an der Spitze der (Natur-) Seidenländer der Welt, überall siehst du Maulbeerbäume, von deren Blättern die Raupe des Seidenspinners lebt. Die Tiere sind wirklich .Haustiere': füllen doch oft die Gestelle, auf denen ihre Nahrung liegt, große Teile des kleinen Bauernhauses aus Tn dpn Zuärträumen knistert es unanfhörlidit dip ;g
Raupen fressen, sie spinnen sich eine Hülle, den Kokon, der den kostbaren Seidenfaden liefert. W i r treten in eine Bauernhütte ein. Sie erinnert an einen Pfahlbau und deutet auf die malayische Urheimat der J a p a n e r hin. Die Bäuerin bietet Tee an. In den henkellosen Schalen schwimmen die grünen Blätter. Der Trank ist sehr heiß, er wird ohne Zucker g e t r u n k e n und schmeckt anders, herber und kräftiger als die eigens für den Export präparierten, nämlich gefärbten und parfümierten Teeblättchen, deren Sud der weiße Mann liebt. — W e n n wir den Reisbauern nennen, dürfen wir seinen gleichfalls a r m e n Bruder, den .Meerbauern', den Fischer, nicht vergessen. Das insulare Nippon mit einer Küste v o n etwa 2000 km Länge ist das Land der reichsten Fischgründe der Welt. Bis Ende des letzten Krieges standen 370 000 Fahrzeuge im Dienste von IV2 Millionen .Meerbauern'. — Fleisch gilt als außergewöhnlicher Luxus. Der Fleischverbrauch des J a p a ners beträgt im Durchschnitt jährlich k n a p p 2—3 Pfund. W i r stehen auf der V e r a n d a des Hauses, das dem Dichter gehört. Die Reisfelder schimmern im milden Abendlicht, die H ü g e l k u p p e n tragen zerzauste Kiefern und b a u m h o h e Bambusgräser, die der Europäer meist als Bambusbäume anspricht. Auf dem schönstgelegenen Gipfel steht ein Tempelchen. Hier wohnt Kwannon, die vielarmige Göttin der Milde und des Mitleids; sie blickt auf das fleißige Volk der Bauern hernieder, sie schenkt ihnen die h o h e Tugend der Zufriedenheit und malt das Lächeln auf das Gesicht der a r m e n Leute, mit dem sie aller Not gelassen begegnen.
Keine Wände und doch ein Haus Der Student Kodama, der mit uns zum Fudschigipfel kletterte, hat uns aus Akita im Norden der Insel Hondo geschrieben: er erwartet unseren Besuch. W i e wir durch seine Vaterstadt gehen, erregen wir einiges Aufsehen: nicht allzu oft verirrt sich ein W e i ß e r in diesen Landstrich. Kadomas Elternhaus liegt am Rande der Stadt. Die Begrüßung durch Vater und Brüder (Mutter und Schwestern w e r d e n sich der Sitte gemäß erst später zeigen) tragt echt japanisches Gepräge: knieend, genauer: auf Knien und Fersen hockend, e r w a r t e n sie uns auf dem Podium im V o r r a u m des H a u s e s ; sie verneigen sich, die Hände auf die Knie gelegt, und sprechen ihren Willkommensgruß. -
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VVir legen die Schuhe ab und betreten in Strümpfen das Haus. Kadoma führt uns zuerst in den Baderaum. Wie einfach ist doch dieses Gemach, das in keinem Hause fehlt, auch im ärmsten nicht! Die europäische Badewanne ist unbekannt, man kennt nur den hölzernen Bottich, der gerade so groß ist, daß eine Person darin kauern kann. Hier in Akita wird das Badewasser durch eine einfache Feuerstelle erwärmt; aber in sehr vielen Gegenden des Landes liefern Thermalquellen hochgradig erhitztes Badewasser. Nippon ist ja ein vulkanisches Land und besitzt deshalb auch zahllose heiße Quellen. Es gib Ortschaften und Städte, in denen jedes Haus seine eigene Heißquelle hat. Gar nicht selten sind jene Plätze, an denen die sogenannten Höllen', das heißt Geyser, zutage treten. Im vulkanisch-sprudelnden Wasser kochen Pilger und Wanderer ihr Mittagsmahl. — Im Zuber vor uns dampft das Wasser. Aber bevor wir in den Bottich steigen, waschen wir uns nach Landesbrauch, da nach uns auch die anderen Hausbewohner in das gleiche Badewasser klettern. Leider können wir uns nicht wie der Japaner, der im Dampfgewoge still und sinnierend verweilt, in der Bütte behaglich fühlen; beträgt doch der Hitzegrad eines japanischen Bades mindestens 40, oft aber über 50 ° C. Krebsrot hüllen wir uns in die bereitgelegten Hauskimonos, um in den ,Raum der Teezeremonie' zu gehen. Was nun geschieht, ist mehr als ein konventioneller Höflichkeitsakt: die Zeremonie ist feierlicher Ritus eines uralten Kults. Die Art, den Tee zu kochen, selbst der kleinste Handgriff, das Anreichen der Schale, die Art, sie zum Munde zu heben, das Trinken, ja, selbst das Spülen des Geschirrs in eigenen Gefäßen und mit bestimmten Tüchern sind genau vorgeschrieben. Schon die Kinder erlernen das ,Cha-no-yu', das Teeritual, und es bestehen viele gepriesene Sonderschulen, die in diese geheiligte Kunst einführen. Das Ziel solcher Erziehung heißt ,Natürliche Vollendung'. Es gilt nicht nur, Zweckmäßiges und Schönes kennenzulernen und zu verbinden, sondern weit darüber hinaus sich in die .Stille' zu versenken. Der Student geleitet uns durch Haus und Garten, die harmonisch einander zugeordnet sind. Die Wohnung beherrscht nicht den Garten, und der Garten drängt sich dem Gebäude nicht auf. Das Haus ist ein Holzbau, das zweite Stockwerk fehlt. Wer reich ist, repräsentiert seinen Besitz nicht durch auffällige Bauformen, sondern durch Großräumigkeit. Die Häuser streben nicht in die Höhe, sondern in die Breite und 21
ijern verwendet man erlesenes Baumaterial, iieppen, Uiaslenstei, Schornsteine und ein Dachraum, der ausgenutzt werden könnte, fehlen. Das japanische Haus verzichtet auch auf Anstrich und Tapete. Wegen des feuchtwarmen Klimas und der ständigen Erderschütterungen steht der Bau auf Pfosten: der Zimmerboden liegt etwa 60 cm über der Erde. Den Fremden beeindruckt wohl am meisten die teilweise ,Wandlosigkeit' einer japanischen Wohnung: mit wenigen Handgriffen lassen sich verschiedene Seiten des Hauses öffnen, so daß die freie Natur in das Innere hinein'wächst'. Das gilt vor allem für die dem Garten zugekehrte Seite: die Außenwand besteht aus mehreren Holzgevierten, die in Rillen laufen und — zusammengeschichtet — in einen schmalen Kasten geschoben werden können. Aber auch die fast immer zart bemalten oder kunstvoll durchbrochenen Innenwände, die die Räume voneinander trennen sollen, sind beweglich: mühelos lassen sich so mehrere Zimmer in einen Festraum verwandeln. Wir erwähnten, daß ein echt japanisches Haus keine Glasscheiben kennt: die Schiebefenster sind mit zähem, durchscheinendem Papier bespannt. Unvergeßlich bleibt das Bild solcher .Fenster', wenn es draußen dunkelt. Licht flutet ins Freie, die dunklen Umrisse eines Zweiges oder einer steinernen Gartenlaterne sind wie ein Schattenspiel, und die Konturen der hockenden Bewohner zeichnen sich auf den lichten Flächen ab. Aber noch ist es nicht Abend. Die Sonnenhelle des Tages flutet in die geöffneten Räume. Die Zimmer sind niedriger als bei uns: ihre Höhe ist. der durchweg geringeren Körperlänge eines Japaners und seiner .kniesitzenden' Lebensweise angepaßt. Die Decke wird von blankpolierten und edelgemaserten Balken getragen. Wir sitzen auf dem Boden, und da uns das japanische Hocken sehr schnell ermüdet, strecken wir halt die Beine nach .barbarischem' Belieben auf den .Tatami' aus. Das sind die im ganzen Lande genormten, weichfedernden Binsenmatten, die die Bodenfläche vollständig bedecken, jede 190 cm lang, 90 cm breit und 5 cm dick, Japanische Zimmer sind leer, aber sie wirken niemals .ausgeräumt'; sie tragen etwas von .edler Einfalt' an sich, sie wirken in ihrer Zurückhaltung vornehm und spiegeln sinnbildlich die Verhaltenheit der Söhne Nippons wieder. Ein fußhohes Lacktischchen steht im Raum, einige hübsche Kissen sind darum gelegt; ein gleichhohes Schreibtischlein, auf dem Pinsel, Tusche und seidiges Schreibpapier liegen, ist ans Licht geriirikt Tm Zimmer ?v
Japanischer Wohn- und Schlatraum nebenan (dort wohnt und schläft Yuki-san, d. h. Fräulein Schnee), siehst du einen Stehspiegel, den ein Tuch verdeckt, weil allzu lang geöffnete Spiegel Unglück bringen. Du wirst vergeblich nach Schränken suchen: sie sind eingebaut und mit edelstem Holz verschalt; drin lagern tagsüber die ,Betten\ es sind handhoch mit Watte gefüllte Unterlagen ohne Holzgestell. Am Abend werden sie auf den Tatamis ausgebreitet. Der schönste Teil des Raumes ist die ,To - ko - no - ma', die Schmucknische. Ein Rollwandbild, ein ,Kake-mono', hängt dort, eine Bronzevase mit Blütenzweigen steht davor. Das schmale Langbild, das wir sehen, ist auf Seide gemalt: ein einsamer Reiher schwebt dem Fudschiberge zu, dessen Schönheit nur wenige zarte Striche andeuten. Nicht wie bei uns hängt so ein Bild zeitlebens an der Wand: immer wieder werden di'p Rollwandhilder ausgewechselt: die Wanderung des 1:1
J a h r e s durch seine Monde oder die Pesttage bieten Anlaß g e n u g dazu. Inmitten des Zimmers steht das .Hibatschi', ein Kohlenbecken, eine kleine Kiste aus Holz oder ein Topf aus Porzellan, mit Asche oder g e m a h l e n e m Stein gefüllt, glühende Holzkohlen darauf. Dieses einfache Gerät ist die einzige Vorrichtung, um wintersüber den Raum zu erwärmen. Kadoma führt uns vor das Weihetum des Hauses (jedes japanischen Hauses!), vor das ,Kami-dana', den kleinen edelgeschnitzten, goldlackierten Ahnenschrein. Er wirft sich auf die Matte, klatscht in die H ä n d e und ruft die Geister der V o r v ä t e r herbei. Sie sind ja lebendig mit dem Geschick der Familie verbunden, und deshalb will der Student ihnen auch mitteilen, daß zwei weiße Gäste zu Besuch gekommen sind. W e n n die Semesterferien v o r ü b e r sein w e r d e n , wind er v o n den Ahnen Abschied nehmen, und w e n n er demnächst sein Examen an der ,Dai-gaku', der Universität, bestanden hat, so w e r d e n es zuerst die A h n e n erfahren und sich mit ihm freuen. Hier betet er aber auch für die große ,Familie Volk'; denn alle J a p a n e r sind Nachkommen der Sonnengöttin. Das Oberh a u p t ist der Kaiser, d e r k e i n e n zivilen Familiennamen trägt, der Tenno, d.h. Himmelskönig', der Tenchi oder ,Sohn des Himmels'.
Im Kimono durch d e n Garten Im Kimono betreten wir die hölzerne Terrasse Vor dem Garten. Der bequeme Langrock, der das W a p p e n der Familie: sechs Malvenblätter, trägt, sitzt locker und ist luftig — aber, o weh, das .Schuhwerk'! W ä h r e n d wir bisher in Strümpfen oder in feinen Strohsandalen über die Binsenmatten des H a u s e s gingen, stelzen wir n u n auf ,Geta', auf den hölzernen Sandalen, die auf zwei 5 bis 10 cm hohen Querbrettchen ruhen. Männer und F r a u e n tragen solches .Schuhwerk', und es fällt wohl niemandem schwer, sich das unaufhörliche Geklapper in einer Stadtstraße vorzustellen. Die Geta werden v o n zwei Bändern gehalten, die v e r e i n t zwischen der großen und den übrigen Zehen laufen. Unsere empfindlicheren Füße müssen sich zuerst einmal an die Bandeinschnürung gewöhnen. Fräulein Schnee und ihre j ü n g e r e n Schwestern h a b e n sich zögernd zu uns gesellt. Merkwürdig, wie die Kleidung der Männer, Frauen, Mädchen und Knaben sich gleicht! Haken und Knöpfe fehlen, ein Gürtel hält den Rock zusammen. W i e 24
praktisch sind die Ärmel geschneidert: sie umschließen in H a n d n ä h e elegant schwingende Säckchen, die als Taschen für mancherlei, vor allem für die p a p i e r e n e n Schnupftücher dienen. Der H a u s v a t e r trägt ü b e r dem Kimono ein wappengeschmücktes ,Haori', einen mantelähnlichen Überwurf, der fast bis an die Knie reicht, dazu — des heutigen Besuches w e g e n — über dem Kimono ein .Hakama', eine in Falten gelegte, sehr weite Rockhose. Erfreut uns schon die stille Farbzusammenstellung der eben genannten Kleiderteile, so wird die Buntheit der Frauen- und vor allem der Kinderkleider zur köstlichen Augenweide. Ach, dieses weichtonige Dunkelblau mit herbstrotem Ahorn oder goldgelben Bambusmustern, darüber gestreut das fröhliche Farbspiel gaukelnder Schmetterlinge auf den Puppenkleidern der Kleinsten! Das kostbarste Stück aber ist der ,Obi', der Gürtel, an dem sich der Reichtum einer japanischen Frau oder eines Mädchens zeigt. Das breite, 4 Meter lange Band, oftmals aus edelster Seide oder kostbarem Brokat, liegt ziemlich hoch um den Körper geschlungen,- auf dem Rücken ist es großflüglig geknüpft. Besonders schöne Gürtel kosten viel Geld, und Preise v o n m e h r e r e n tausend M a r k für ein einziges Band sind keine Seltenheit. — Von der Terrasse h e r weist der H a u s v a t e r über seinen Garten. Er ist nicht übermäßig groß, und doch stellt er eine weite .dreifältige' Landschaft dar, deren Grundform sich seit eineinhalbtausend J a h r e n nur wenig geändert hat. W i r sehen die Dreiheit .Teich, Berg und Insel'. Der Teich ist das Meer, Insel und Berg sind die Sehnsuchtsstätten des .unendlichen Glücks'. Meister der Gartenkunst! Sieh nur, wie geschickt der kleine Teich angelegt ist: sein Spiegel ist nur zum klein e r e n Teile sichtbar und — — der übrige Teil ist ü b e r h a u p t nicht v o r h a n d e n ! Felsen und ü b e r h ä n g e n d e Zweige grenzen ihn in der Mitte ab, und dahinter liegt v e r b o r g e n das Grundstück des benachbarten Besitzers! Aber die Täuschung wirkt vollkommen: die Phantasie erweitert mühelos den Teil zur Ganzheit. Ein Bächlein rieselt über eine natürlich gefügte Felsgruppe; wir beobachten das Geriesel, ja, wir glauben es zu hören. Aber der H a u s h e r r h a t t e auf seinem Grundstück keine Möglichkeit, W a s s e r für einen springlebendigen Bach zu erschließen: w a s wir sehen, sind nur Sand, Kiesel und Kiefernadeln. Nicht Realistik wird erstrebt, sondern Versinnbildlichung der mannigfaltigen N a t u r w e l t Nippons. In einem solchen Garten geht man nicht umher, um sich Bewegung zu 25
schaffen: hier genießt der Mensch, hier dichtet und meditiert . er, hier gleiten seine Gedanken ins Ewige, ins Göttliche ein, Schau, wie jetzt die Augen des Hausvaters leuchten! Zeigt ei uns doch seine Pflanzenlieblinge: ,Bonsai', Zwergbäumchen in Töpfen; es sind winzige Kiefern, deren Äste bizarr gebogen sind; die .Bäume' sind nicht einmal so hoch wie zweimal die Spanne der Hand. Seit fünfzig Jahren hat er ein Bäumlein mit all seiner Liebe umhegt und es durch mancherlei Künste in Zwergform gehalten. — Der Garten weist fast ausschließlich immergrüne Bäume, wenig Blumen, aber mancherlei blühende Sträucher auf. Wie aufmerksam ist bei der Anordnung der Steine auch auf die Ökologie, auf das Zusammenleben in der Natur, geachtet! Du siehst viele Felsbrocken, aber niemals zu viele. Steine, und die zu ihnen gehörenden Pflanzen stehen zwanglos da, so, wie die Natur sie auch in die freie Landschaft zu stellen pflegt. Das Gesicht der Steine ist verwittert, sie stammen aus zerklüfteten Felsschluchten oder vom Saum des Meeres. So verschieden sie auch sein mögen, eines ist allen gemeinsam: eine möglichst helle Farbe; denn das Dunkel entspricht nicht dem ,Ja', das der Japaner zum Leben sagt.
Fisch, Reis und Eßstäbchen Der Gong ruft zum Essen. Wir gehen ins Haus und .lagern uns um die fußhohen Lacktischchen auf den kremgelben Tatamis. Die Mutter des freundlichen Studenten, die Okusan, d. h. .Herrin des Hausinnern', und ihre Töchter nehmen heute nicht am Essen teil: es gilt ja die Gäste zu ehren. Aber die beiden größeren Mädchen, Fräulein Schnee und Fräulein Frühlingsschmetterling, bedienen uns: knieend reichen sie die Speisen an. Aus kleinen Lackschalen schlürfen (ja, schlürfen!) wir die Suppe; die Einlagen, Pilz und Fisch, heben wir mit den Eßstäbchen aus Ebenholz an den Mund. Nahezu drei Stunden dauert das festliche Mahl. Welch eine seltene Ausnahme im Hause eines Japaners! Ihm bedeutet ja das Essen nicht mehr als eine spartanische Pflicht, die Kräfte zu erhalten und zu mehren. Besonders die Knaben werden angehalten, schnell zu essen: sollen sie doch einmal Männer und keine .Leibesgötter' werden. Japanisches Essen! Pflanzen und Meertiere sind seine wesentlichen Bestandteile. Weizen und Buchweizen liefern Nudel7fi
Japanerin beim Mittagsmahl mehl, die Sojabohne gibt die nie fehlende Würzsoße, die subtropische Vegetation Mittel- und Südjapans liefert Gemüse, Pilze und schenkt vor allem den Reis. Fräulein Frühlingsschmetterling hebt die gedämpften Körner mit dem Spatel aus einem hübschen Fäßlein; schneeweiß gescheuert sind die Dauben, die ein blinkender Messingreif umspannt. Eine japanische Mahlzeit ohne Reis und ohne die Gaben der Flüsse und des Meeres ist undenkbar, über fünfzig eßbare Fischsorten sind bekannt, darunter verschiedene, die roh gegessen werden. Wir bemühen uns, wie alle Japaner zu tun, nämlich lebhaft zu schlürfen und zu schmatzen: solche bei uns verpönten Geräusche beweisen hörbar, daß die Mahlzeit auch wirklich schmeckt und man den Gastgeber ehrt. Der beglückte Hausvater gießt immer von neuem ,Sake', heißen Reiswein, in kleine Porzeilannäpfchen. 27
Ich habe es aufgegeben, die Gänge zu zählen, es mögen an die zwanzig gewesen sein. Man mochte sich so ein binctien schämen, wenn man an das Mittagsmahl der .kleinen Leute' denkt, die nun zu gleicher Stunde speisen: an das Essen der Rikscha- und Hafenkulis, der Arbeiter, der Bauern. Aber wer lange genug in Japan weilt, stellt bald fest, daß der .kleine Mann' sich für ein erstaunlich geringes Geld sattessen kann. Ich habe oft in sehr einfachen, doch immer peinlich sauberen Volksspeisehäusern gegessen. Hier werden d r e i Mahlzeiten im Gesamtpreis zwischen 15 und 50 Pfg. serviert: Reis, Suppe, Gemüse und Fisch. Die Nährwerte sind nicht gering und reichen aus für die oft respektablen Leistungen des Arbeiters. Ein armer Teufel von Rikschakuli zieht sein mit einem Männerqewicht beladenes Wägelchen im Trab bis 40 km am Tagel
Zu Gast bei e i n e m Samurai Der Fudschisan, Kirschblüten, Schmetterlingskleider, Gärten, Lacktempel, Pavillons, zarte Gedichte, Erdbeben: Ist das Japan, das ganze Japan? Fehlt nicht unter diesen Bildern auch noch das Schwert? — Durch die liebenswürdige Vermittlung eines Rundfunksprechers in Tokyo wurde ich in das bescheidene Haus eines Mannes in Kyoto (der Kaiserstadt zwischen 794 und 1868) eingeführt. Als wir den Raum betraten, in dem Herr Yoschimine, ein Greis weit über neunzig, auf der Matte saß, sank mein Begleiter in die Knie und verneigte sich so tief, daß seine Stirn die Matte berührte. Welch eine erlesene Stunde für einen Weißen, den die Gegenwart über vierhundert Jahre vom europäischen Mittelalter trennt! Hier stand ich ja vor einem lebenden Ritter, einem Samurai, dem Angehörigen einer Kaste, die stärker, tiefgreifender als Bürger, Bauern, Denker und Dichter das Wesen des japanischen Volkes geformt haben, ohne die Japan niemals geworden wäre. Als Nippon im vorigen Jahrhundert sich — äußerlich — europäisierte und sich die Ritter ihrer Vorrechte begaben, um alle Macht in die Hände des Kaisers zu legen, war Yoschimine ein Jüngling, der gerade die höchste Ehre eines Samurais erworben hatte, zwei Schwerter zu tragen. Während der Stunde, die wir bei ihm weilten und während derer wir mit einem mir fast unheimlich dünkenden Zeremoniell den Tee tranken, glitt auch nicht das kleinste Wort über die stolze Vergangen28
heit seines uralten Geschlechts und seines Standes über die Lippen. Erst wenige Augenblicke vor dem Abschied brachte ein Ur-Urenkel, ein Knabe in ärmlichen Kleidern, einen schmalen Kasten aus Ebenholz. Yoschimine und alle, die im Räume weilten, knieten und verneigten sich: der einstige Samurai hob aus seidener, kirschblütengestickter Hülle die beiden Schwerter seiner Ritterjugend hervor . .. Die Japaner nennen sich .ein von den Göttern auserwähltes Volk': sie sind Kinder des Himmels (nicht im Sinne christlicher Dogmatik oder griechischer Mythologie), ihre Ahnen sind Nachkommen der Sonnengöttin, die ihnen das Land und — ihre .Sendung' übertrug. Dieses Bewußtsein ist seit 2600 Jahren nicht verloren gegangen (wenigstens nicht bis zum unglücklichen Ende des letzten Krieges); der himmlische Auftrag erfülle Sinn und Zweck ihres Lebens: ununterbrochener Kampf bis zum Sieg oder — Untergang! Der bedeutendste Träger dieses Gedankens war durch die Jahrhunderte der Samurai. Seine Haltung wurde die eines jeden Japaners. Wer sich vom ,Weg des Ritters' verlor, war kein .Mensch' mehr, er sank zum Mono, zum .Ding', zu einer Sache, herab. Man schätzt die Zahl der Samurai, die im Lauf der japanischen Geschichte gelebt haben, auf mehr als zwei Millionen. Ihr einziger Beruf war der des Kämpfers. Zuerst hatte er die Todesangst in seiner eigenen Brust zu besiegen. Tapferes Sterben machte jeden Japaner zu einem Gott. Der Sendungsauftrag führte folgerichtig zur ständigen Ausbildung kriegerischer Tugenden, des Mutes, der Tapferkeit (aber auch der listigen Überwindung des Gegners!) und der bedingungslosen Treue; die erste und letzte Treue aber gehörte dem sicntbar gewordenen Gott, dem Kaiser. Diese Haltung fand ihren selbstverständlichen Ausdruck in der Entschlossenheit zur Selbstaufopferung. In ältesten Zeiten ließen sich die Getreuen nach dem Tode ihres Herrn in einem Kreis als ,Hito-gaki', als .Menschenhecke', um dessen Leichnam eingraben, um auch im Tode noch dem Gebieter zu dienen. Die Form änderte sich, sie wurde zum zeremoniell gestalteten Freitod durch das Schwert: zum .Harakiri'. Unter lebensheiteren Gesprächen mit den Freunden vollzog sich der Vorgang: der Ritter entblößte den Oberkörper, er stieß ein winziges Schwert in die linke Bauchseite, zog es langsam nach rechts und riß es in diesem Augenblick jählings nach oben. Bevor noch der tödlich Getroffene zusammenbrechen konnte, schlug ihm der beste Freund das Haupt ab. 29
Soicti ritterliches Sterben bedeutete heldischen Sieg ü b e r sich selber a n d den ä u ß e r e n Feind. J a p a n s Nationalepos ist die Geschichte der 47 Ritter, welche die g e k r ä n k t e Ehre ihres H e r r n — auch mit den Mitteln absonderlichster List — rächen und dann triumphierend den Freitod vollziehen. 1868 w u r d e das Harakiri abgeschafft; aber das .freiwillige Sterben in ritterlicher Weise' blieb erhalten. General Nogi, der Sieger im Russisch-Japanischen Kriege, der Eroberer v o n Port Arthur und Mukden, vollzog mit seiner Gattin 1912 beim Tode seines kaiserlichen Herrn den Freitod der Samurai, und die Geschichte des letzten Krieges weiß vom .freiwilligen Sterben a b e r h u n d e r t e r japanischer Bombenflieger, Soldaten und Ma~ trosen zu berichten. „Dai-Nihon-teikokn wa sehin-koku nari! J a p a n ist Gott-Reich!" So lautet die erste Zeile des b e d e u t e n d s t e n Geschichtswerkes, das jeder J a p a n e r kennt. .Yoi Nihon-jin ni naru! Du sollst eiD guter J a p a n e r werden!" befehlen Eltern und Lehrer. Diese beiden Kernsätze e n t h a l t e n den Auftrag zur .Sendung', die jedem, auch "dem ärmsten. Sohn des .Götterlandes', auferlegt war. Als Nippon in die Reihe d e r Weltmächte trat, mußte dieser .Missionsauftrag' politischen C h a r a k t e r erhalten. 1934 schrieb der berühmte Staatsrechtslehrer Usagi Schinkichi. „Jedem J a p a n e r ist es klar, daß die Rettung der gesamten Menschheit die Sendung u n s e r e s Kaiserreiches ist. W e n n alle Menschen kämen, die Tugendhaftigkeit des Tenno anzuschauen, und unter solchem Einfluß lebten, so käme endlich Licht in die Zukunft der Welt!"
Götterdämmerung Jetzt mag man verstehen, daß die tiefste Ursache für den Eintritt J a p a n s in den letzten Krieg, den die .Göttersöhne' mit religiöser Gewalt führten, nicht allein die Raumnot des Volkes war: ,Buschido', das ist der .Weg des Samurai', führte in letzter Konsequenz zum Herrschaftsanspruch über die ganze Welt. In der in Deutschland bisher nicht b e k a n n t gewordenen, 1942 gehaltenen Ansprache Dr. Komakis, eines h o h e n Mitgliedes der Kaiserlichen Universität, w u r d e dieses letzte Ziel der .Göttersöhne' erschreckend klargelegt: „Wir bezeichnen Amerika als ,Ostasiatischen Kontinent'. W i r nennen Australien ,Südasien'. Wir sehen auch in Afrika einen Teil Asiens. W a s nördlich vom Mittelländischen und westlich vom Schwarte
ieu Meere liegt, wurde bisher als fcurupa betrachtet; aber es ist nur ein Teil von Asien! Es gibt keine sieben Meere; nur ein einziges Meer existiert, und es gehört zu Japan. Der ganze Weltozean muß als das .Große Japanische Meer' anerkannt werden!" — 1945 wurde eine nur wenige Pfund schwere Bombe über der Stadt Hiroshima abgeworfen. An 100 000 Menschen gingen zugrunde. Der .Himmelskönig' befahl die Einsteilung des Kampfes. Sein Befehl verhinderte das fürchterliche Harakiri eines ganzen Volkes. (Die Zeitschrift „Fuji" schrieb damals: „Wenn es keine Kugeln mehr gibt, müssen wir unsere Leiber darbieten; wenn unsere Körper zerschmettert sind, werden unsere Geister weiterkämpfen, bis der Kaiser befiehlt: .Stellt das Feuer ein!'") Eine kleine Atombombe vernichtete wohl für immer das .Sendungsbewußtsein' der Japaner: weittragender als alle leiblichen und ruateriellen Kriegsverluste sind die Folgen einer seelischen, einer religiösen Katastrophe, die einmalig in der Menschheitsgeschichte ist. Was wird nun geschehen? Wird sich ein liebenswertes Volk in einem von Schönheit gesegneten Land nunmehr zu den Worten bekennen, die mir ein buddhistischer Mönch am .Großen Schneeberg' auf Hokkaido in mein Tagebuch schrieb: „Sieh' die Blüten am Baum: Brüder sind alle, und keine dünkt sich mehr als die andere; die gleiche Erde nährt sie, und der Atem des ewiger Himmelskönigs weckt und segnet ihre Schönheit... Sayonara — lebe wohll"
üer Erzähler dieses Reiseberichtes, Hanns Maria Lux, ehern. Dozent an der Tungchi-Reidisuniversität in Schanghai, schrieb u. a. die Japan-Novellen ,,Das schöne Fräulein O" {Paul List Verlag) und die Nachdichtung des japanischen Epos „Die Verschwörung der 47 Samurai" (Reclam-Universal-Bibliothek). UmSchlagzeichnung: Karlheinz Dobsky. Umschlagbild: Fudschisan mit Tempelbau
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