Tensor McDyke
Ren Dhark Heft Nr.: 92
Ich, dein Roboter V1.0 scanned by: ichnein kleser: JohnFurrer
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Tensor McDyke
Ren Dhark Heft Nr.: 92
Ich, dein Roboter V1.0 scanned by: ichnein kleser: JohnFurrer
Personenverzeichnis Ren Dhark
landet mit der POINT OF nach einem Hilferuf des Forschungsraumers FO XII auf Tower Dan Riker befindet sich wieder mit Ren Dhark im Außeneinsatz Miles Congollon Triebwerksingenieur der POINT OF Dr. Jo Getrup genialer Robotiker Major Ibn Saud Kommandant des Forschungsraumers FO XII Chris Shanton entdeckt einen entscheidenden Fehler Jimmy ist der einzige, der sich frei auf dem Planeten Tower bewegen kann
Ich, dein Roboter Tensor McDyke Von Erron-1 führte die Spur der Mysterious weiter nach dem Planeten Bog, auf dem sich eine humanoide Rasse in den unzugänglichen Sümpfen aufhält, statt in den paradiesischen gemäßigten Zonen des Planeten. Die Männer der POINT OF wollen gerade mit intensiven Forschungen an den Bogies beginnen, als plötzlich die Gravoswerte des Planeten zu schwanken anfangen. Erste Erdbeben treten ein. Da stellt die Ortung fest, daß die Gravosschwankungen von acht bestimmten Punkten ausgehen. In einem nervenzerreißenden Einsatz mit allen verfügbaren Flash wird der Versuch unternommen, an diese in großen Tiefen liegenden Schwerkraftballungen heranzukommen. Bis auf eine Anlage können sie alle zerstört werden. Die achte arbeitet plötzlich mit maximaler Leistung, löst begrenzte schwerste Beben aus, und darüber verschwindet ein See, doppelt so groß wie der Bodensee. Auf dem Grund des trockengelaufenen Sees, umgestürzt und im Stehen 165 Meter hoch, liegt die Statue des Goldenen Menschen, abermals ohne Gesicht. Bevor Dhark und seine Männer die Plastik näher untersuchen können, reißt noch einmal die Erde in einem Beben auf, und das Standbild wird von der Tiefe verschlungen. Da erreicht die PO ein dringender Funkspruch. Ein Forschungsraumer hat auf einem Planeten eine unwahrscheinliche Entdeckung gemacht.
Der dringende Funkspruch des Forschungsraumers FO XII war erst wenige Stunden alt. »An Commander Ren Dhark. Dringend. Haben unwahrscheinliche Entdeckung gemacht. Ihre Anwesenheit unbedingt erforderlich. Erbitten POINT OF nach hier ... Major Ibn Saud.« Die POINT OF hatte den Rand der Dunkelwolke im Schwan erreicht. Das Flaggschiff Terras befand sich damit 2.256 Lichtjahre vom Heimatplaneten entfernt. »Das Peilzeichen kommt vom sechsten Planeten, Commander«, meldete Morris aus der Funk-Z. Ren Dhark schreckte hoch. »Danke«, sagte er. »Dann halten wir doch darauf zu.« Dan Riker grinste. »Du könntest auch eine Mütze voll Schlaf gebrauchen. Warum legst du dich nicht hin?« Ren Dhark sah hinüber auf die Bildkugel. Ein Sonnensystem war darauf erschienen. Hellglitzernde Sterne. Wie Diamanten auf schwarzem Samt. Dhark rieb sich die Augen und schüttelte den Kopf. »Ich will dabeisein, wenn wir auf dem Planeten landen. Wenn Major Ibn Saud etwas dringend macht, ist es dringend.« Langsam rückte das neue Sonnensystem näher. Die Peilzeichen des Forschungsraumers kamen klarer durch. Dort unten war alles in Ordnung. Und doch hatte Dan Riker plötzlich ein merkwürdiges Gefühl. Ihm wurde der Kragen der Uniform zu eng. Er steckte den Zeigefinger zwischen
Hals und Uniform und riß sich den oberen Knopf auf. »Was ist mit dir los? Wird dir heiß?« fragte Ren Dhark nach einem kurzen Seitenblick auf den Freund. »Weiß nicht«, erwiderte Dan Riker brummig. Dhark sah noch einmal zu ihm hinüber. Erstaunt stellte er fest, daß auf Dans Kinn ein roter Fleck stand. Wie jedesmal, wenn er erregt wurde. Ren Dhark stemmte sich aus dem Pilotensitz und ging quer durch die KommandoZentrale der POINT OF auf den Freund zu. »Mit dir stimmt doch was nicht«, murmelte er besorgt. »Du wirst mir doch nicht 'etwa krank?« »Unsinn«, wehrte Riker ab. »Du solltest dich mal untersuchen lassen.« »Mir fehlt nichts«, knurrte Riker unwillig. »Worüber regst du dich denn auf?« Dan Riker sah auf, und Ren Dhark erkannte in den blauen Augen unter den buschigen Brauen ein merkwürdiges Flackern. »Du hast doch nicht etwa – Angst, Dan?« fragte er erstaunt. Dan wollte zuerst beleidigt auffahren, dann senkte er plötzlich den Blick und sah auf seine Hände. Ren Dhark legte ihm freundschaftlich die Hand auf die Schulter. »Hör mal, alter Freund. Wir haben alle hin und wieder Angst. Keiner bleibt davon verschont. Und außerdem ist Angst eine Eigenschaft, die uns nur noch menschlicher macht. Wovor hast du Angst?« »Diese verdammten Peilzeichen!« stieß Dan Riker hervor. »Manchmal – weißt du – habe ich den Eindruck, als wollte uns jemand damit locken. Verstehst du? Es ist blödsinnig. Ich weiß es selbst. Aber dann springt einen so eine Idee an, und dann ...« Ren Dhark wirbelte herum und trat an die Bordverständigung. »Funk-Z, stellen Sie Sprechverbindung mit der FO XII her. Ich möchte Major Ibn Saud persönlich haben.« Major Ibn Saud war schneller im Lautsprecher, als es irgend jemand vermutet hätte. »Ich bin froh, daß Sie kommen, Commander«, sagte die brüchige Stimme des Kommandanten aus dem Lautsprecher. »Wir haben die POINT OF schon auf dem Orter.« »Ohne Umschweife eine Frage, Major. Ist bei Ihnen alles in Ordnung?« »Bei uns? Selbstverständlich, Commander.« Ibn Saud lachte verhalten. »Sonst hätte ich wohl kaum das Peilsignal ausgestrahlt.« »Gut, Major. Wir landen in einer halben Stunde.« Ren Dhark schaltete die Verbindung ab und drehte sich nach Dan Riker um. Der Freund lächelte zaghaft und wischte sich den Schweiß aus der Stirn. »Wenn ich wieder solch einen Anfall bekomme, kannst du mir ruhig einen Tritt in den...« »Übernimm du die Landung«, unterbrach ihn Ren Dhark ruhig und überließ dem Freund den Pilotensitz. Dhark wußte selbst, daß es höchste Zeit wurde, wieder einmal zur Erde zurückzukehren. Immer wieder wurde die Rückreise verschoben. Irgend etwas kam immer dazwischen. Ich muß höllisch aufpassen, sagte sich der Commander, fehlt gerade noch, daß so etwas wie Sternenkoller aufkommt. Selbst Ren Dhark spürte manchmal eine seltsame Leere in
sich. In solchen Momenten konnte man sich einfach nicht konzentrieren. In der POINT OF wurden die letzten Vorbereitungen zur Landung getroffen. Aus den einzelnen Stationen kamen die Klarmeldungen. Dan Riker sammelte sie und studierte immer wieder den Stand der Instrumente. Inzwischen liefen auch die Messungen aller Sonden und Orter. Die POINT OF steuerte den sechsten Planeten des Sonnensystems an. Insgesamt neun dieser Welten umliefen eine GO-Sonne, deren weißes Licht kalt von der Bildkugel strahlte. Der Checkmaster führte seine Landeberechnung durch und alles deutete auf eine normale, saubere Landung hin. Die Beschleunigungswerte verringerten sich, und bald darauf drängte sich der sechste Planet dieses Systems stärker in den Vordergrund. Aus der Astro-Abteilung kamen die Daten über den Planeten in die Kommando-Zentrale. »Durchschnittstemperatur 18,4 Grad Celsius!« »Sauerstoffwelt!« »0,89 Gravos!« »Rotation 22 Stunden, 40 Minuten!« »Massenortung!« Ren Dhark riß den Kopf hoch, und Dan Riker ließ seinen Pilotensitz herumwirbeln. Beide sahen sich an, und wieder begann es unruhig in den Augen Dan Rikers zu flackern. »Ganz ruhig bleiben«, murmelte der Commander. Dann trat er an die Bordverständigung. »Grappa. Was ist mit der Massenortung?« »Außer der FO XII wird weitere Metallmasse geortet, Commander«, meldete Tino Grappa. »Es handelt sich um unbewegliche Metallkörper.« »Umfang?« »Noch nicht festzustellen. Auf alle Fälle gibt es diese Metallkörper über dem ganzen Planeten verstreut.« Dan Riker faßte sich schon wieder in den Kragen, als sei er ihm immer noch zu eng. Auch Ren Dhark hatte in diesem Augenblick ein Trugbild vor sich. Sollte es sich bei diesen überall verstreuten Metallkörpern um Strahlbatterien handeln? Unsinn! Ibn Saud hätte darüber ein Wort verlauten lassen. Ren Dhark schüttelte unwillig den Kopf. »'runter mit dem Schiff«, sagte er barsch zu Dan Riker gewandt. »Und nimm dich gefälligst zusammen«, fügte er leise hinzu. »Wenn wir gelandet sind, machst du ein paar Stunden Pause.« Im ganzen Schiff war man durch das kurze Gespräch zwischen dem Commander und Tino Grappa aufmerksam geworden. Ohne daß ein entsprechender Befehl dazu gegeben worden war, machten sich die beiden Waffenleitoffiziere Bud Clifton in der WS-West und Jean Rochard in der WS-Ost verteidigungsbereit. In anderen Stationen stockten die Gespräche, und die ganze Aufmerksamkeit wurde der Bordverständigung und den Bildkugeln gewidmet. Der sechste Planet nahm fast die ganze Fläche der Bildkugel ein. Ren Dharks Blick saugte sich daran fest. Er sah die feinen Nebelschwaden, die diese unbekannte Welt einhüllten. Jeden Augenblick mußte die POINT OF hindurchstoßen, und dann würde ein neuer Planet zu sehen sein. Ren Dhark hatte sie alle zu zählen vergessen, diese Planeten und Sauerstoffwelten, auf
denen er schon gelandet war. Auf wenigen Planeten waren sie auf humanoides Leben gestoßen. Dort unten war nun ein Forschungsraumer gelandet und hatte eine sensationelle Entdeckung gemacht. War es die langersehnte Entdeckung nach dem Verbleib der Mysterious? Ren Dhark spürte, daß ihn dieser Gedanke in Erregung versetzte. Der breitschultrige Mann mit dem markanten Kinn, der leichtgebogenen Nase und dem weizen-blonden Haar dachte wieder an all die Stationen zurück, wo die Menschheit auf Spuren dieser Mysterious gestoßen war, aber noch nichts über den Verbleib dieser geheimnisvollen Lebewesen wußte. Langsam durchstieß das Flaggschiff der Terranischen Flotte den Dunst, der sich milchig abzeichnete. Im gesamten Schiff herrschte gespanntes Schweigen. Dan Riker war vollauf damit beschäftigt, seine Kontrollen und Instrumente im Auge zu behalten. Eine neue Welt lag unter ihnen. Ren Dhark ließ langsam den gestauten Atem aus den Lungen entweichen. Überrascht starrte er auf das Bild, das sich ihren Augen bot. Im ersten Augenblick hätte man meinen können, die alte Mutter Erde auf der Bildkugel zu sehen. Dann stellte der Commander jedoch fest, daß die drei Kontinente, deren Konturen stärker zum Vorschein kamen, keine Ähnlichkeit mit den terranischen Kontinenten hatten. Es gab keine Fjorde, keine Buchten, wie man sie auf Terra kannte. Fast sah es so aus, als hätte jemand die Küsten dieser Kontinente mit einer Schere bearbeitet und sauber abgestuft. Die POINT OF bog in eine Umlaufbahn um den Planeten ein, so daß alle Abteilungen genügend Zeit fanden, ihre Messungen und Berechnungen anzustellen. Das Ergebnis war einigermaßen verblüffend. Die Masse der Kontinente auf dem 10.034 km Durchmesser großen Planeten war genauso groß wie die Masse der Meere. Die Meere dieser Welt waren von einem intensiven Blau, und je näher das Flaggschiff der Planetenoberfläche kam, desto deutlicher wurden die anderen Farben dieser Welt. Ein Kunstmaler auf Terra hätte keine schöneren Farben zaubern können. Der überwiegendste Teil der Kontinente bestand aus dunkelgrünen Gebieten. Daneben lagen hellgrüne Flächen und weiträumige schneeweiße Stellen. Urwälder. Rasenflächen. Sandebenen. Tino Grappa meldete sich aufgeregt. »Commander! Es gibt insgesamt 52 Metallkörper. Ihre Volumen sind genau gleich. Sie befinden sich auf jedem Kontinent. Die FO XII liegt auf Kontinent eins, in unmittelbarer Nähe eines dieser Türme.« »Türme?« Ren Dhark trat näher an die Bildkugel. Auf einen Wink stellte Dan Riker die Vergrößerung eines Bildausschnittes ein. Eine weiße Fläche sprang auf den Commander zu. Das Bild kam zum Stillstand, und dann entdeckte Dhark die FO XII. Das Forschungsschiff lag friedlich innerhalb einer Mulde einer der Sandebenen. Einige Kilometer entfernt hob sich ein merkwürdiges Gebilde aus dem weißen Sand. Ein zylinderartiger Turm, der keine Unregelmäßigkeiten
aufwies. Ein solches Gebilde konnte nicht einfach wachsen. Lebewesen mußten es errichtet haben. Intelligente Wesen, die zumindest einige Ahnung von Geometrie und Architektur haben mußten. »Wir landen!« Ren Dharks Stimme klang ein wenig heiser, als er diese Worte sprach. Es war immer ungewiß, wie eine Begegnung mit einer fremden Rasse auslief. Je größer dieser seltsame Turm aus der Sandebene herauswuchs, desto unsicherer wurde der Commander. Jeden Augenblick konnten sich diese Gebilde in lebensvernichtende Strahlwerfer verwandeln. Oder etwas völlig Neuartiges konnte auf die Besatzung der POINT OF einströmen. Wesen mit überdurchschnittlicher Begabung in paramentaler Hinsicht konnten ihre Kräfte in solchen Türmen konzentrieren und ganze Schiffsbesatzungen unter ihren Willen zwingen. »Hör mal, Dan«, murmelte Ren Dhark rauh. »Hast du vorhin irgend etwas Unnormales an Ibn Sand bemerkt?« »Irgend etwas. ., wie meinst du das?« »Wie war dir seine Stimme vorgekommen?« »Ganz normal. Brüchig wie immer. Ich verstehe nicht. Warum machst du dir Sorgen?« Ren Dhark winkte ab. »Schon gut, Dan.« Riker warf dem Freund einen kurzen Seitenblick zu. Dann lachte er plötzlich verhalten auf. »Du willst doch nicht etwa sagen, daß du jetzt von seltsamen Gedanken geplagt wirst?« »Ich möchte wissen, was das für Türme sind«, knurrte Ren Dhark. »Das werden wir spätestens in einer Stunde wissen. Wenn Ibn Saud sie noch nicht untersucht hat, werden wir einen Trupp in Marsch setzen.« »Natürlich.« Ren Dhark nahm im Kopilotensitz Platz. Er ließ sich seine Sorge nicht anmerken. Wie schwer die Verantwortung über das Schiff und die Besatzung manchmal auf ihm lastete, wußten vielleicht nur seine engsten Freunde. Manchmal wirkte der junge Commander wie ein alter Mann, der genau wußte, was er in dieser oder jener Situation zu tun hatte. Er kam seinen Männern oftmals nicht vor wie ein junger Mann, sondern wie jemand, der schon hundert Jahre Erfahrung mit sich herumtrug. Aber wenn Dhark dann allein war, unbeobachtet, dann machte er sich nichts vor. Ich bin auch nur ein Mensch, sagte er sich oft. Ein Mensch mit Fehlern und Schwächen, aber immer muß ich stark sein, weil die anderen zu mir aufsehen und Wunder von mir erwarten. Dan Rikers prüfender Blick glitt über Dhark hin. »Ich glaube, wir sind beide reif für eine Pause, Ren. Nach der Landung schlage ich mich in die Falle. Hältst du mit?« »Später«, winkte Ren Dhark ab und beugte sich vor. Die Landung stand unmittelbar bevor. Auf der Bildkugel war die FO XII jetzt klar zu erkennen. Der Commander glaubte sogar, ein paar winzige Gestalten auf der weißen Sandfläche sehen zu können. Die Männer des Forschungsraumers standen draußen und sahen der Landung zu.
Dharks Bilde flog hinüber zu diesem seltsamen Turm. Deutlich hob sich seine Zylinderform vom Blau der Lufthülle ab. Es war ein riesiges Gebilde, das fast seine zehntausend Meter weit in den Himmel dieses Planeten heraufragte. Ein monströses Kunstwerk. Aber es gab keine Öffnungen, jedenfalls waren weder Türen noch Fenster zu erkennen. Ren Dhark erschauerte, als er daran dachte, daß andere Wesen vielleicht einfach durch eine Wand hindurchmarschierten, ohne Türen und Fenster haben zu müssen. Behutsam setzte die POINT OF auf. Die letzten Geräusche erstarben. »Und jetzt«, brummte der Baß des Eurasiers Miles Congollon aus der Bordverständigung, »könnt ihr meinetwegen diesen verdammten Turm auseinandernehmen. Ich für mein Teil ziehe es vor, im Liegen die Augen zu schließen.« Dharks Befehle klangen knapp und scharf. »Waffensteuerung bleibt in Alarmbereitschaft! Niemand verläßt ohne meinen ausdrücklichen Befehl das Schiff. Die wissenschaftliche Abteilung wird aufgefordert, ein Team zusammenzustellen, das sich mit der Erforschung dieser Türme befaßt. Halten Sie sich bereit. Sobald ich zurückkomme, gebe ich weitere Anweisungen. Alle anderen Männer bekommen ein paar Stunden Pause. Aber vergessen Sie die Wachen nicht. Dan, du übernimmst solange.« »Aber, ich denke...« »Schlafen kannst du nachher.« Ren Dhark sah noch einmal auf die Bildkugel, dann trat er entschlossen auf das Zentralschott zu. Wenig später stand er im Freien. Würzige, laue Luft schlug ihm entgegen. Die Bildkugel hatte nicht gelogen. Die Farben waren auch hier draußen so farbaktiv, wie es beim Anflug bemerkt worden war. Weit hinten erstreckte sich eine hellgrüne Fläche, die abrupt in weiße Sandebene überging. Alles war hier in klaren Linien angelegt, genau wie die Obergänge der Kontinente am Meer. Noch einmal sah Dhark zum Himmel empor. Er war blauer als auf Terra. Wolken gab es anscheinend nicht. Die GO-Sonne strahlte weiß und mächtig und ließ das Metall des Flaggschiffes aufschimmern. Vom Forschungsraumer herüber stapften zwei Männer durch den weißen Sand. Bei jedem Schritt wirbelte eine kleine Staubwolke auf. Der Commander vergaß für einen Augenblick seine Sorgen. Ein belustigtes Lächeln zuckte um seinen harten Mund. Wer diese beiden Männer nebeneinander sah, mußte unwillkürlich lachen. Major Ibn Saud war ein langaufgeschossener, dürrer Mann mit einer Habichtsnase und unzähligen Pockennarben im Gesicht. Seine dunklen Augen funkelten immer kalt, egal ob er lachte oder nicht. Das heißt, bisher hatte ihn noch niemand lachen gehört. Er verzog höchstens seine Gesichtsmuskeln, und dann sah es so aus, als wollte er verächtlich auflachen. Das war Major Ibn Saud, der Kommandant der FO XII. Der Mann neben ihm war klein und rundlich. Professor Abrassimow war der wissenschaftliche Leiter des Forschungsraumers. Er besaß eine sehr hohe Stirn und einen grauen Haarkranz auf dem Hinterkopf. Sein Kopf war überhaupt für den Körper viel zu groß geraten, und wenn Abrassimow seinen Kopf nachdenklich wiegte, sah es aus, als
könnte er jeden Augenblick vom Körper fallen. Ibn Saud grüßte militärisch. »Willkommen auf Tower, Commander!« »Tower?« Ren Dhark blickte kurz zum Turm hinüber, der sich riesig aus der Sandebene erhob und den Eindruck erweckte, als wollte er in den Himmel wachsen. »Wir haben diesen Planeten Tower getauft«, kicherte Professor Abrassimow. »Gefällt Ihnen auch, der Name, nicht wahr?« »Meinetwegen Tower. Haben Sie schon herausgefunden, welche Bedeutung diese Türme haben? Gibt es Lebewesen auf diesem Planeten?« Abrassimow warf dem Kommandanten des Forschungsraumers einen schnellen Blick zu. Schlagartig wurde der kleine Wissenschaftler ernst. »Das ist der Grund, weshalb wir Sie dringend herbaten, Commander. Unsere Robotiker glauben, eine sensationelle Entdeckung gemacht zu haben. Im Augenblick versuchen Sie, in den Turm dort einzusteigen.« Ren Dharks Augen zogen sich zusammen. Er sah hinüber zu dem Kunstwerk aus grauschimmerndem Metall, konnte aber am Turmsockel keine Menschenseele entdecken. Professor Abrassimow schüttelte den Kopf und kicherte. »Nicht von unten, Commander. Der Eingang scheint dort oben zu liegen.« Die drei Männer sahen zur Spitze des Turms auf, der sich im Dunst verlor und kaum auszumachen war. »Höhe des Bauwerks 11,3 Kilometer«, kicherte Abrassimow. »Möchte gern wissen, ob die Baumeister solche langen Leitern hatten.« Ren Dhark wurde von einem merkwürdigen Gefühl erfaßt. Er vermochte nicht zu sagen, was ihn in diesem Augenblick überfiel. An und für sich war die Landung des Forschungsraumers ganz normal. Dazu waren diese Raumschiffe erbaut und ausgerüstet worden, neue Planeten zu erforschen, zu registrieren, festzustellen, ob sie für menschliche Besiedlung geeignet waren. Wo immer man auf Spuren früheren Lebens traf, versuchte man die Kultur dieser Rassen zu studieren. Ren Dhark sah immer noch hinauf zum Himmel, wo irgendwo mehr als zehn Kilometer hoch die Turmspitze steckte. »Wenn der Eingang oben sein soll, müssen die Erbauer Flugmöglichkeiten gekannt haben oder sie bewegten sich selbst in den Lüften.« Ibn Saud ließ seinen Unterkiefer herunterfallen und vergaß für einen Moment seinen Mund zu schließen. »Daran haben wir noch nicht gedacht«, wandte er sich dann mit brüchiger Stimme an den Professor. Abrassimow wiegte bedenklich den Kopf. »Nicht auszuschließen, diese Möglichkeit. Aber ich glaube fest daran, daß die Erbauer nicht fliegen konnten. Nur zu dumm, daß wir den Eingang hier unten nicht finden konnten.« »Ich möchte hinauf«, sagte Ren Dhark plötzlich. Mit einem kleinen Lächeln fügte er hinzu: »Die Ausgangssperre für meine Leute kann ich dann wohl aufheben. Sie sind absolut sicher, daß Sie keinen Angriff von irgendeiner Seite zu befürchten haben?« »Absolut sicher«, nickte Ibn Saud. Ren Dhark gab über Vipho zur Kommando-Zentrale der POINT OF die Aufhebung der
Ausgangssperre bekannt. »Dan«, fügte er hinzu, »Manu Tschobe und Dr. Getrup möchten sich bitte bereitmachen. Major Ibn Saud stellt uns ein Beiboot zur Verfügung. Ich möchte mit Tschobe und Getrup hinauf zum Turm.« »Hast du dir das auch gut überlegt?« Ren Dhark grinste. »Ich will dabeisein, wenn wir Neuland entdecken.« »Hoffentlich kommst du auch wieder heraus«, gab Dan Riker brummig zurück. »Ich schicke dir die beiden Männer hinaus. Hals und Beinbruch.« »Danke.« Der Commander schaltete ab und folgte dem Kommandanten des Forschungsraumers und dem Professor zur FO XII. Manu Tschobe, der dunkelhäutige Arzt und Fachmann für Funkangelegenheiten und Dr. Joe Getrup, der junge Spezialist für Robotik und Grundlagenforschung folgten nach wenigen Minuten. Zunächst wurden die Kollegen auf dem Forschungsraumer begrüßt, dann drängte Ren Dhark die beiden Mitarbeiter zur Eile. Sie bestiegen das Beiboot der FO XII, das von einem Leutnant gesteuert wurde. Als das Boot vom Boden abhob, war Ren Dhark das unheimliche Gefühl immer noch nicht los. Er versuchte sich einzureden, daß es die Erregung war, Neues zu entdecken. Dennoch tastete er sich vorsichtig zum Blaster vor, der vorschriftsmäßig im Gürtel seiner Raumkombination steckte. Erst als er den Griff berührte, wurde ihm klar, daß er mit Schwierigkeiten rechnete. Vom Turm ging eine versteckte Drohung aus. *
Auf Anweisung des Commanders ließ der Leutnant das Beiboot nur mit langsamer Fahrt höher klettern. Ren Dhark wollte sich den Turm genau ansehen. Spiralenförmig schraubte sich das kleine Beiboot um den Turm herum nach oben. Das Metall der Außenhaut war grau und glatt. Ohne Fugen. Ohne Merkmale. Es schien jeder Witterung zu trotzen. Keine Korrosionsmerkmale. Nichts. Dabei mußte dieser Turm schon Hunderte von Jahren in dieser Sandebene stehen. Vielleicht Jahrtausende. Niemand sprach an Bord des Beibootes. Jeder starrte angestrengt auf den Viphoschirm. Die Basis des Turms hatte einen Durchmesser von 3,2 Kilometern. Darauf stand der schlanke Turm in zylindrischer Form mit einem Durchmesser von 915 Metern. »Höhe fünf Kilometer«, sagte der Leutnant trocken. »Es muß doch einen regulären Eingang geben«, murmelte Ren Dhark. »Ja, oben«, meinte Manu Tschobe mit sanfter Stimme. Ren Dhark war nicht so sehr davon überzeugt. Natürlich konnte es sich bei diesen Türmen um Verteidigungsanlagen handeln. Aber dann mußte es einen anderen Zugang als von oben geben. Vielleicht befand sich die Lösung des Rätsels unter der Planetenoberfläche.
Jäh durchzuckte es ihn. Endlich begriff er, was dieses merkwürdige Gefühl zu bedeuten haben könnte. Früher, als Kind noch, war er von einem solchen Gefühl befallen worden, wenn er sich heimlich beobachtet glaubte. »Es gibt Leben auf dem Planeten!« rief er aus. Die Köpfe Manu Tschobes, Dr. Getrups und selbst des Piloten flogen zu ihm herum. Unwillkürlich riß der Leutnant das Höhenruder zu sich heran. Das Beiboot hing einen Moment schwerelos in der Luft. »Fliegen Sie weiter, Mann«, herrschte Ren Dhark den Piloten an. Der Leutnant verfärbte sich und widmete sich wieder seinen Instrumenten. »Wie kommen Sie zu der Behauptung?« wollte Manu Tschobe wissen. »Nur ein Gefühl. Sonst nichts. Seit wir hier landeten, habe ich den Eindruck, beobachtet zu werden. Und ich werde auch jetzt dieses Gefühl nicht los. Möglicherweise gibt es unter der Planetenoberfläche Leben.« »Das wäre phantastisch«, rief Dr. Getrup aus. Ren Dhark starrte den Wissenschaftler an. »Hoffentlich«, murmelte er dann. »Leutnant, bitte stellen Sie eine Viphoverbindung zur POINT OF her.« »Sofort, Commander.« Dan Riker meldete sich nörgelnd. »Ich bin schon fast im Sitz eingeschlafen. Gibt es was Neues?« »Ja, Dan. Bringe das Schiff wieder in Alarmbereitschaft. Es besteht die Möglichkeit, daß unter der Planetenoberfläche Leben existiert.« Dan Riker schnappte hörbar nach Luft. Im nächsten Augenblick hatte er die Bordverständigung eingeschaltet und gab Ren Dharks Befürchtung an die Besatzung weiter. »Halte uns auf dem laufenden, Ren.« Höher und höher schraubte sich das Beiboot. Und noch immer konnte man nicht erkennen, wie es an der Turmspitze aussah. Immer noch sahen die Männer nichts als glattes, schimmerndes Grau. Endlich erreichte das Beiboot die Landefläche des Turms, nachdem es den Schutzschirm durchflogen hatte, dessen Aufgabe es war, die Atmosphäre nicht in den luftarmen Raum entweichen zu lassen. Direkt neben dem ersten Beiboot setzte der Leutnant den Kleinraumer auf den Metallboden auf. Benommen stieg Ren Dhark aus. Vier Männer sahen zu ihm herüber und grinsten erfreut. Einer von ihnen kam mit ausgestreckter Hand auf den Commander zu. »Professor Bendlin, Commander. Wir haben auf Sie gewartet. Bekamen Anweisung vom Major, Ihre Ankunft abzuwarten. Sehen Sie sich das an!« Mit einer Handbewegung umriß der Professor die Anlage, die einer ovalen Platte glich. Ihre Maße waren beeindruckend: 3,05 Kilometer mal 0,9 Kilometer – eine Fläche von gewaltiger Ausdehnung in mehr als 10 Kilometern Höhe! Ren Dhark stand auf einer riesigen Plattform, die neben den Landeplätzen für Luftfahrzeuge seltsame Aggregate beherbergte. »Das dort hinten«, erklärte der Professor, »dürfte sich um eine Richtantenne handeln. Weiter links sehen Sie einen riesigen Parabolspiegel. Eine Menge Feinjustierungsanlagen stehen herum, die gerade erst verlassen worden sein müssen. Hier rechts untersuchten wir gerade die Gitterwerke. Was sagen Sie dazu, Commander?«
»Ich bin beeindruckt«, murmelte Ren Dhark betroffen. Gerade der eine Satz des Professors beunruhigte ihn. Gerade erst verlassen worden! Es muß Leben existieren. Bei der Ankunft der terranischen Schiffe hatten sich die Wesen ins Innere zurückgezogen. Ren Dhark trat näher an den Abgrund heran und versuchte einen Blick in die Tiefe zu werfen. Kaum erkennbar, im Dunst, der über der Sandebene lag und der ihnen auch den Blick in die Höhe verwehrte, sah er einen winzigen Schimmer der POINT OF. Ihre Konturen verschwammen im Strahlen der Sonne. »Kommt man ins Innere des Turms?« fragte Manu Tschobe. »Wir glauben ein paar Eingänge entdeckt zu haben«, rief Professor Bendlin erregt. »Jetzt, wo Sie da sind, könnten wir den Einstieg wagen. Soviel wir feststellen konnten, handelt es sich um A-Gravschächte.« Ren Dhark drehte sich langsam vom Abgrund herum. »Ich möchte sie sehen.« Im Vorbeigehen begutachtete der Commander die von den Wissenschaftlern entdeckten Aggregate. Er mußte plötzlich an Hope denken, wo sie damals mit der GALAXIS gelandet waren und es niemals für möglich gehalten hatten, auf Deluge die gigantische Anlage der Mysterious zu finden. Das Metall der Verkleidungen dieser Aggregate fühlte sich kühl und glatt an. Auch hier war keine Spur von Verwitterung zu erkennen. Professor Bendlin konnte immerhin recht haben. Alles deutete darauf hin, daß die Anlagen erst vor wenigen Augenblicken verlassen wurden... »Hier, Commander!« Ren Dhark blieb stehen. Zum erstenmal entdeckte er eine Fuge in der glatten Metallhaut. Es war ein riesiges Viereck, vor dem sie standen. Niemand traute sich hinauf. Abwartend sahen die Männer auf den Commander... Ren Dhark war sich seiner Verantwortung voll bewußt. Wenn er jetzt den Befehl gab, den Eintritt zu versuchen, konnte es Menschenleben kosten. Ebensogut konnte alles friedlich ablaufen, und möglicherweise stieß man auf eine freundliche Rasse, auf Wesen humanoider Herkunft mit hohem geistigen Niveau. . Wenn sich Ren Dhark hier umsah, mußten die Erbauer in ihrer wissenschaftlichen Entwicklung zumindest den gleichen Stand wie Terra erreicht haben. Noch einmal starrte der Commander die gigantische Richtantenne an, die im Licht der weißen Sonne glitzerte. Ihre bizarre Form erinnerte ein wenig an terranische Konstruktionen. »Sind Sie alle bewaffnet, meine Herren?« Die Männer sahen sich verständnislos an. »Meinen Sie, wir könnten auf ...« Professor Bendlin stockte, dann nickte er. »Wir sind bewaffnet, Sir.« »Wie viele dieser Einstiege gibt es?« »Wir haben bisher achtzehn davon auf der Plattform entdeckt, Commander«, berichtete ein älterer Wissenschaftler. »Der Kontakt scheint mit dem Fuß auszulösen zu sein.« Er deutete auf eine kaum wahrnehmbare Vertiefung neben der Fuge. Ren Dhark bückte sich interessiert. Erstaunt kniff er die Augen zusammen, dann richtete er sich wieder auf.
»Infrarotkontakt«, stellte er fest. »Keine schlechte Idee, nicht wahr?« »Auch keine sehr gute«, brummte Manu Tschobe ungerührt. »Jeder Fremde kann dadurch einsteigen. So wie wir jetzt. – Wenn das Ding überhaupt funktioniert und uns nicht um die Ohren fliegt.« »Wir brauchen es nur auszuprobieren«, erwiderte Professor Bendlin bissig. Manu Tschobe zuckte die Schultern. »Bitte!« Bendlin sah fragend auf den Commander. Ren Dhark nickte. »Versuchen wir es. Ich gehe voran.« Er ließ den anderen gar keine andere Wahl. Manu Tschobe drängte er zurück und gab dem Professor einen Wink. Vorsichtig näherte Bendlin seinen Fuß dem Kontakt. Ren Dhark spürte, wie es ihm kalt über den Rücken lief. Wenn er schon die Verantwortung für das hier trug, wollte er auch mit gutem Beispiel vorangehen. Ein kaum merkliches Vibrieren ließ den Commander erstarren. Er spürte, wie es in den Fußsohlen zu kribbeln begann. Im nächsten Augenblick gab die Metallplatte unter ihm nach. Überrascht riß Ren Dhark die Arme hoch und ging federnd in die Knie. Er glaubte zuerst, in eine endlose Tiefe zu stürzen. Es ging alles so schnell, daß er nicht einmal den Ausruf seiner Männer mehr hörte. Ehe sich Ren Dhark versah, war er in Dunkelheit gehüllt. Die Sonne versank über ihm. Der Schreck dauerte nur so lange, bis er feststellte, daß er langsam in die Tiefe schwebte. * Auf der Erde liefen die ersten Tofirit-Schiffe nach dem Muster der TERRA von den Bandstraßen. Bentlake hatte schon den Jungfernstart der TERRA erlebt, und dieser Ort, der in keiner Karte verzeichnet war, den aber dennoch alle Menschen kannten, erlebte seine zweite Sternstunde. Die ersten beiden Raumer der Nullserie, mit einem Durchmesser von vierhundert Metern doppelt so groß wie die POINT OF und die erbeuteten S-Kreuzer, funkelten rötlich auf, als sie von Pressorstrahlen langsam durch das weit geöffnete Schleusentor nach draußen auf die Plastikbetonpiste geschoben wurden. Diesmal war keine große Menschenmenge versammelt wie beim Jungfernstart der TERRA. Nur ein paar Techniker und Mitarbeiter des Ministers für Raumfahrt bevölkerten die Piste. Drei Mysterious-Triebwerke beherrschten jedes Schiff. Stolz erfüllte einen der Oberingenieure der Raumerwerft, als er sich an einen hageren Mitarbeiter des Ministers für Raumfahrt wandte. »Mit diesen Schiffen sind wir einen Schritt weiter gekommen. Langsam entwickeln wir uns zur Weltraumgroßmacht.« Der hagere Beamte zuckte mit keiner Miene. »Nicht größenwahnsinnig werden, mein Lieber. Was uns fehlt, sind Besatzungen. Können Sie die auch produzieren?«
Er drehte sich um und ging davon. Der Oberingenieur starrte ihm betroffen nach. Erst Sekunden später bemerkte er, daß seine Mitarbeiter ironisch grinsten. »Was verlangen die denn noch von uns?« knurrte er. »Sollen wir uns jetzt auch noch um Robotbesatzung kümmern?« Das zweite Tofirit-Schiff schob sich aus dem Schlund. Beinahe geräuschlos schwebte es hinüber zu den Parkplätzen und verdunkelte für einen Moment die Sonne. »Das ist eben das augenblickliche Problem«, murmelte einer der anderen Beamten beeindruckt von der Größe des Raumschiffes. »Wir können Raumschiffe produzieren, mit denen wir uns sehen lassen können. Aber wo nehmen wir Besatzungen her, die in der Lage sind, diese Schiffe zu fliegen?« »Roboter müßten doch in der Lage sein...« »Roboter«, stieß der Beamte hervor, als hätte er Pfeffer auf der Zunge. Er drehte sich halb um, als hätte er Angst, ein Uneingeweihter könnte zuhören, dann fuhr er noch leiser fort: »Wenn uns bei der Roboterfertigung in Europa nicht Panne auf Panne passieren würde.« Er winkte ab. »Na, Sie wissen ja.« Die Ingenieure nickten verständnisvoll, obwohl sie gar nichts wußten. Sie blickten zu den zwei fertigen Raumern hinüber und fragten sich, wozu diese Riesen eigentlich hergestellt wurden, wenn sie doch nur Parkplätze schluckten und vielleicht niemals in den Weltraum starten würden. * Auf Erron-1 zerbrachen sich die Spezialisten bisher vergeblich die Köpfe, wie sie immer nur einen kleinen Teil der gigantischen Roboter wieder aktivieren konnten. Ren Dhark hatte den Blockierungsschalter entdeckt und damit alle Giants abschalten können. Bevor er Erron-1 verließ, hatte er den Männern noch den Blockierungsschalter erklärt. Aber es gab niemanden, der die Verantwortung dafür übernehmen wollte, 1,72 Millionen Roboter auf einmal in Schwung zu bringen. Die Gefahr war zu groß. Die Rufe nach dem Giant-Spezialisten Manu Tschobe wurden lauter. Mit seiner Hilfe, rechneten sich die Experten aus, müßte es möglich sein, jeden einzelnen Giant auf terranische Aufgaben umzuprogrammieren. Die logistische Endauswertung mußte dabei helfen. Aber Manu Tschobe war weit entfernt. Er befand sich an Bord der POINT OF und war nicht zu erreichen. So ging das Rätselraten weiter. Hier lagen Millionen von Robotern, die für die Bemannung von Raumschiffen auf Terra bestens geeignet waren – wenn man sie auf ihre Aufgaben umpolen konnte. *
»Ich gehe nur mal Luft schnappen«, sagte der kleine Jörg Ponten zu seinem Kollegen und verließ die POINT OF durch die Hauptschleuse. Federnd sprang er in den Sand, bückte sich und ließ die kleinen Mineralien durch die Finger gleiten.
Als Biologe war er Mitglied der wissenschaftlichen Abteilung der POINT OF. Sein Spezialgebiet waren Gräser aller Art, und wenn er zu schwärmen begann, rechnete er seinen Mitarbeitern vor, wie einfach es sein mußte, selbst große Wüstenstriche in eine fruchtbare Wiesenlandschaft zu verwandeln. Jörg Ponten war dreißig Jahre alt und schon ein alter Raumhase, wie er sich nannte. Er hatte schon viele Planeten gesehen und Gräser gesammelt. »Er hört wieder mal das Gras wachsen«, sagten seine Kollegen, wenn er gebückt dahinging und nach Spuren pflanzlichen Lebens suchte. Gräser waren nicht nur sein Job, sie waren auch die ganze Leidenschaft des kleinen Ponten. Als er sich jetzt vom Flaggschiff der terranischen Flotte entfernte und nach bestimmten Anzeichen fruchtbaren Bodens suchte, merkte er gar nicht, daß er genau auf den riesigen Turm zuging, der sich ein paar Kilometer weit entfernt in den hellblauen Himmel schraubte. Jörg Ponten war so mit sich selbst beschäftigt, daß er die ganze Umgebung vergaß. Er machte nämlich die sensationelle Entdeckung, daß diesem Sandboden nur die Feuchtigkeit fehlte, um ihn in eine fruchtbare Wiese zu verwandeln. Immer wieder bückte sich Ponten, nahm eine Handvoll Sand auf und setzte seine Lupe an. Wunderschöne Kristalle funkelten im weißen Sonnenlicht. Aber nicht nur Kristalle. Auch Grassamen befanden sich darunter, Grassamen, so gesund und keimfreudig, daß es eine Schande war, sie nicht zur Entfaltung zu bringen. Jörg Ponten vergaß den Befehl Dan Rikers, der besagte, daß sich niemand mehr als dreihundert Meter vom Raumschiff entfernen dürfe. Ponten geriet immer mehr in Erregung. Er versuchte, diesen merkwürdigen Grassamen zu klassifizieren. Es mußte ein prächtiges Gras werden, wenn dem Samen die nötige Feuchtigkeit zugesetzt wurde. Behutsam wie immer sammelte Jörg Ponten seinen Samen, vergaß auch die Sandkristalle für seinen Freund Snider nicht, und als sich der Schatten näherte, sah der Biologe gar nicht auf. »Sensationell«, sagte Ponten, ganz in seine Studien vertieft, und seine Stimme zitterte vor Begeisterung. Der Schatten wurde länger und erreichte Pontens Fußspitzen. Es war ein großer Schatten. Er nahm Ponten das Licht der weißen Sonne, aber er antwortete nicht. »Sie sollen mal sehen, was ich in wenigen Tagen aus diesem Samen gemacht habe. Der kommt mit in meine Sammlung«, murmelte der Biologe. Der Schatten schwieg ehrfürchtig. Aber er kam immer näher. Eine Wolke schien sich vor die Sonne zu schieben, und Ponten schüttelte unwillig den Kopf. »Treten Sie doch mal einen Schritt zur Seite«, sagte er verärgert. Der Schatten stand still. Und er antwortete nicht. Ponten hob irritiert den Kopf. Sein Unterkiefer klappte herab. Seine Augen weiteten sich ungläubig. Fassungslos ließ er den Sand aus den Fingern rinnen, diesen herrlichen weißen Sand, so voller Kristalle und Samen. Jörg Ponten war wie paralysiert. Es dauerte eine Weile, ehe sein Verstand erfaßte, was seine Augen zu sehen bekamen. Vor ihm wuchs eine Gestalt aus dem Boden, die einfach dastand und ihn ebenfalls
anstarrte. Groß war sie. Ungeheuer groß. Jörg Ponten mußte den Kopf in den Nacken werfen, um in das Gesicht aufzusehen. Es war ein Gesicht mit schwach angedeuteten Linien. Und dieses Gesicht glitzerte, schimmerte wie Metall. Überhaupt schimmerte die ganze Gestalt metallisch. Irre Gedanken durchzuckten den Biologen. Ein Denkmal, dachte er zuerst, dann erinnerte er sich daran, daß sich dieses Denkmal bewegt hatte, daß der Schatten auf ihn zugekommen war. Dieses riesige Wesen hatte Arme und Beine und einen Kopf, und alles war aus Metall. Natürlich, ein Roboter. Jörg Ponten überlegte fieberhaft, ob sie überhaupt Roboter an Bord hatten. Er hatte noch keinen zu Gesicht bekommen, was natürlich nicht heißen sollte, daß die Leute in der technischen Abteilung nicht aus reinem Spaß an der Freude ein solches Ding in der Freizeit zusammengebastelt haben könnten. »Ich bin Jörg Ponten«, sagte der Biologe, aber seine Stimme hörte sich an wie ein Reibeisen. Bei Robotern wußte man nie, was sie als nächstes im Schilde führten. Wenn sich einer der Techniker einen Scherz erlaubte, konnten die unmöglichsten Dinge geschehen. Außerdem konnte solch ein Metallkamerad durchdrehen, falsch programmiert sein, oder es konnte einfach irgendwo eine Sicherung durchbrennen. Jörg Ponten war da nicht so genau orientiert, was alles geschehen konnte. Er wußte nur, daß er keine Furcht vor Pflanzen zu haben brauchte. Mit Metall war das so eine Sache. Langsam wich der Biologe Schritt um Schritt zurück. Zu seinem Erstaunen begann sich nun das Metallwesen ebenfalls zu bewegen. Und es folgte auch noch. Ponten begann hastiger zu atmen. Vorsichtig sah er über die Schulter. Der Schreck fuhr ihm durch alle Glieder. Die POINT OF lag mehr als fünfhundert Meter entfernt, und wenn es darum ging, einen Wettlauf zu unternehmen, war Jörg Ponten schon immer zurückgetreten. Er haßte es, in Schweiß zu geraten. Soviel Mühe sich Ponten auch gab, er kam nicht aus dem Bereich des Schattens heraus. Der Metallkörper war nahezu vier Meter hoch, mindestens zweieinhalbmal so groß wie Ponten selbst. Mit ein wenig Phantasie konnte man ihn menschenähnlich nennen, was sein Äußeres betraf. Nur auf dem Kopf schwenkten zwei kurze Antennen mit Kugelköpfen hin und her. »Ich gehe ja schon«, rief Jörg Ponten heiser. Der Roboter ließ sich nicht beirren. Als der Biologe stolperte, blieb das Metallwesen allerdings stehen und wartete geduldig, bis sich der Mann wieder aufgerichtet hatte. Allmählich wich die Angst von Ponten. Die Techniker hatten sich nichts als einen Spaß erlaubt. Wollten ihm wohl mal einen tüchtigen Schreck einjagen. Ponten knirschte mit den Zähnen. Er atmete auf, als er in den Schattenbereich der POINT OF geriet, dann begann er zu laufen. Bevor der Biologe die Schleuse erreichte, warf er noch einen Blick über die Schulter. Hundert Meter vom Schiff entfernt verhielt der Roboter, dort, wo er gerade den Rand des Schlagschattens erreichte. Er blieb einfach stehen, und für einen Moment glaubte Jörg Ponten, in den Kristallen, die seine Augen darstellten, so etwas wie ein irisierendes Funkeln zu bemerken.
Der Biologe wischte sich den Schweiß aus der Stirn und schleuste sich wütend an Bord. Seine Kollegen starrten ihn verblüfft an, als er sich schweratmend gegen das Türschott lehnte. »Ich werde mich revanchieren«, stieß er hervor. Die Kollegen grinsten. »Hat man schon wieder einen Streich gegen Sie .. .« »Streich? Einen ausgewachsenen Roboter hat man auf mich gehetzt.« Einer der Biologen begann zu lachen, andere fielen mit ein. Da eilte Jörg Ponten quer durch den Aufenthaltsraum und setzte den Bildschirm in Tätigkeit. »Seht doch selbst!« Das Gelächter brach unvermittelt ab. Erstaunt betrachteten die Biologen den riesigen Roboter, der nach wie vor in abwartender Haltung hundert Meter von der POINT OF verharrte. »Das ist ein starkes Stück«, behauptete einer der älteren Wissenschaftler. »Aber irgendwie kommt mir der Roboter komisch vor.« – »Wieso komisch? Roboter ist Roboter.« Der Wissenschaftler wiegte bedenklich den Kopf, trat an die Bordverständigung und ließ sich mit der Technischen Abteilung verbinden. Zu seinem Pech bekam er Miles Congollon in die Leitung. Der Eurasier mit den mandelförmigen Augen schnappte zuerst einmal nach Luft. »Das will ich selbst sehen«, knurrte er dann und schaltete seinen Bildschirm ein. Tatsächlich. Dort draußen stand ein Roboter. Wie ein Denkmal verharrte er unbeweglich im Sand und schien sich das terranische Raumschiff anzusehen. Miles Congollon, Chefingenieur der POINT OF, besaß ein phänomenales Gedächtnis. Einen Roboter wie diesen hatte er noch nie zu Gesicht bekommen. Auf Terra wurden kleinere Maschinenwesen konstruiert, weil sie Aufgaben übertragen bekamen, die ursprünglich von Menschen erledigt wurden. Miles Congollon tat das einzig Richtige. Er gab Alarm. * Die Öffnung des A-Gravschachtes bildete nur noch einen winzigen hellen Fleck über Ren Dhark. Noch immer schwebte er in die Tiefe. Es war nicht völlig dunkel um ihn. Irgendwie ging von den Schachtwänden ein seltsames Strahlen aus, das den Augen wohltat und ausreichte, einige Meter weit zu sehen. Ren Dhark erinnerte sich an ähnliche Erlebnisse auf anderen Planeten. Wenn es wirklich Leben unter der Planetenoberfläche gab, und Ren Dhark zweifelte keinen Augenblick mehr daran, dann waren sie intelligent genug und technisch so weit fortgeschritten, daß sie die beiden Raumschiffe Terras hätten vernichten können. Ren Dhark sagte sich, daß sie keine Angst zu haben brauchten. Immer weiter ging es in die Tiefe. Es war still hier unten. Totenstill. Weder von oben noch von unten drangen Geräusche an Ren Dharks Ohren. Für einen Augenblick gab sich der Commander dem Frieden um ihn und der Schwe-
relosigkeit hin. Er sah hinauf nach oben, konnte nun jedoch nichts mehr von dem Einstieg entdecken. Ren Dhark hoffte nur, daß es auch wieder einen Weg nach oben gab. Es mußte ihn geben. Irgendwie war er ja bisher immer wieder ans Licht gekommen. Der Commander warf einen Blick auf die Leuchtzifferblätter seiner Kombinationsinstrumente. Dem Höhenmesser nach zu urteilen befand er sich noch in zweitausend Metern Höhe. Gleich mußte er die Basis des riesigen Turms erreicht haben. Die Neugier wurde in Dhark wach. So wie ihn hatte es schon andere Männer ergriffen, wenn sie sich auf den Spuren fremder Intelligenzen befanden. Ein wenig Angst kam hinzu, so daß der Commander den Sitz seines Blasters lockerte. Öfter sah Ren Dhark zum Höhenmesser. Bald mußte die Planetenoberfläche erreicht sein. Zu seinem Erstaunen stellte er jedoch fest, daß der Schacht ohne Unterbrechung noch weiter in die Tiefe führte. 1000 Meter, zeigte der Höhenmesser an, 1000 Meter minus. Ren Dhark wurde von einer seltsamen Unruhe ergriffen. Ihm kam es vor, als würde die Temperatur steigen, aber das Thermometer registrierte nach wie vor 18 Grad. Endlich zeigte sich Licht unter dem Commander. Der Schacht führte darauf zu, und als zweitausend Meter minus erreicht wurden, öffnete sich unter Ren Dhark eine riesige Halle. Der Commander sah den Auffangkorb auf sich zuschießen, ging in die Hocke und kam sanft zum Stehen. Der Korb setzte sich sofort in Bewegung und glitt geräuschlos in die Tiefe. Staunend sah sich der Commander um. Eine bedrückende Stille breitete sich hier unten aus. Ren Dhark hielt die Finger um den Kolben des Blasters gekrallt, und selbst, als der Korb auf dem Boden der Halle aufsetzte und eine Gittertür zurückglitt, ließ er die Waffe nicht los. Vorsichtig stieg Ren Dhark aus. Der Korb setzte sich nicht wieder in Bewegung, wie der Commander zunächst befürchtete. Immer noch mißtrauisch näherte sich Ren Dhark einem der zahlreichen Laufbänder. Es bestand aus Metallgittern, lief aber nicht. In einigen Abständen befanden sich Prüfstände, an denen die Bänder vorbeiführten. Ren Dhark strich mit dem Zeigefinger über die Bänder und betrachtete ihn dann. Keine Spur von Staub befand sich am Finger. Entweder gab es hier keinen Staub, oder die Anlage war erst vor kurzer Zeit stillgelegt worden. Ren Dhark trat an einen der Prüfstände heran. Es waren einfache Metallbehälter aus einem Guß, ohne Fugen, aus demselben Metall wie der ganze Turm selbst, grau und schimmernd. Die einzige Unterbrechung in dem Sockel waren zwei glasähnliche Rundungen. Ein grünes Glas und ein rotes Glas. Kein Knopf, kein Hebel. Nichts. Kopfschüttelnd ging Ren Dhark weiter. Seine Schritte hallten weit durch den riesigen Dom. Hin und wieder warf er einen Blick zurück zum Korb, der ihm die einzige Möglichkeit zu bieten schien, hier wieder herauszukommen. Da entdeckte er eine seltsame Vorrichtung, die über den Laufbändern zu schweben schien. Erst später aus nächster Nähe konnte er feststellen, daß dieses Gerät in der Decke des Doms befestigt war, aber nur an angelsehnendünnen Fäden hing. Es handelte sich, soviel Ren Dhark es beurteilen konnte, um eine Fertigungsanlage. In
einer Greifzange steckte auch noch ein Stück Kristall, das wie ein Diamant geschliffen war, aber von faustdicker Größe war. Ein Facettenauge, durchzuckte es Ren Dhark, und plötzlich glaubte er zu wissen, was hier einst hergestellt worden war. Es mußte sich um eine Roboterherstellungsanlage handeln. Warum lag die Anlage still? Seit wann lag sie still? Vielleicht erst seit dem Eintreffen der Terraner? Ren Dhark entschloß sich, der Sache auf den Grund zu gehen. Er legte die Hände an den Mund. »Hallo!« rief er, und der Ruf hallte durch die Domanlage, echote von allen Seiten zurück und pflanzte sich immer weiter fort, bis er zum Orkan anschwoll und Ren Dhark sich die Ohren zuhalten mußte, um nicht verrückt zu werden. Seine Nerven wurden zum äußersten strapaziert, als er nach mehreren Minuten immer noch feststellte, daß sein Ruf in der gigantischen Halle hing, als wollte er nie wieder verstummen. Plötzlich spürte Ren Dhark, daß er beobachtet wurde. Ein kalter Schauer rann über seinen Rücken. Langsam drehte er sich um und suchte die Umgebung mit Blicken ab. Selbst nach oben sah er hinauf. Eine unsichtbare Lichtquelle erhellte die Halle. Das Gefühl des Beobachtetwerdens wurde immer mächtiger in dem Commander, und er begann sich langsam zurück zum Korb zu bewegen. Dazu hörte er plötzlich Schritte. Da wuchs unvermittelt eine riesige Gestalt aus dem Boden vor ihm auf. Ren Dharks Rechte zuckte unwillkürlich zur Waffe. Seine Augen weiteten sich. Ein riesiger Roboter stand vor ihm. Unbeweglich. Zwei geschliffene Kristalle glühten den Commander an. Es waren die gleichen Kristalle, wie er sie vorher in der Fertigungsanlage begutachtet hatte. Auf dem Kopf des Roboters schaukelten zwei Antennen mit Kugelköpfen hin und her. Ren Dharks erster Blick galt den Armen des Metallwesens. Zu seiner Beruhigung wurden diese mächtigen Glieder nicht angewinkelt und keinerlei Waffen auf ihn gerichtet. Ren Dhark ließ langsam die Luft aus den Lungen entweichen und lockerte sich. Er sah sich den Metallkameraden genauer an. Ohne Zweifel handelte es sich um eine erstklassige Konstruktion. Die schwach angedeuteten Gesichtszüge waren humanoid und ließen darauf schließen, daß auch die Erbauer menschenähnlich waren. Wenn sie allerdings eine gewisse Nachbildung ihrer eigenen Gestalt in diesem Roboter verankert hatten, dann waren die Bewohner des Planeten Tower mindestens 4 Meter groß. Ren Dhark betrachtete das Metallwesen von unten bis oben. Stämmige Beine mit zwei Kniegelenken endeten in einem schlanken Körper. Auch die Arme besaßen zwei Gelenke, bei der Armlänge eigentlich ganz normal anzusehen. Entscheidend war der Kopfteil des Roboters. Was dem Kopf fehlte, waren die menschlichen Ohren. Sie wurden vermutlich durch die beiden Antennen mit den Kugelköpfen ersetzt. In den Kugeln mußten sich Mikrofone befinden. Eine dunkle Metallstelle im Gesicht des Roboters, dort, wo beim Menschen die Nase sitzt, konnte Duftsensoren andeuten. Ren Dhark verlor jede Scheu vor dem Roboter, der noch immer keine Anstalten machte eine feindselige Haltung gegenüber, dem Menschen einzunehmen.
Die beiden so ungleichen Wesen standen sich gegenüber und musterten sich gegenseitig»Ich bin Ren Dhark«, sagte der Commander, jede einzelne Silbe besonders betonend. »Ich komme von Terra und grüße die Bewohner dieses Planeten. Wir sind in friedlicher Absicht gekommen.« Die beiden Kugelkopfantennen neigten sich nach vorn und schwangen wieder zurück. In den geschliffenen Kristallen der Augen leuchtete es wieder intensiv auf. Ren Dhark wartete gespannt, ob der Roboter ihm irgendeine Nachricht übermitteln würde. Doch das Maschinenwesen blieb stumm. Statt dessen winkelte es plötzlich die Arme an. Ren Dhark zuckte zusammen, als der Roboter langsam auf ihn zukam. Dharks Muskulatur verkrampfte sich, und er biß fest die Zähne zusammen, um das übermächtigwerdende Gefühl der Angst zu unterdrücken. Leise kam der Roboter auf ihn zu. Ren wollte fliehen, aber aus irgendeinem Grund waren seine Beine schwer wie Blei. Er konnte sich nicht von der Stelle rühren. Ganz langsam, so als wollte der Roboter dem Menschen klarmachen, daß er keine feindliche Absicht hätte, senkten sich die Arme und schlossen sich um Ren Dharks Körper. Bei der Berührung zuckte der Commander wie elektrisiert zusammen. Er spürte den Druck der Metallhände durch die dünne Raumkombination, und ein eiskalter Schauer rann über seinen Rücken. Plötzlich verlor Ren Dhark den Boden unter den. Füßen. Der Roboter hob ihn an, drehte sich langsam um sich selbst und begann sich zu bewegen. Noch immer gab er kein Geräusch von sich. Auch die Bewegung seiner mächtigen Beine verursachte kaum Geräusche. Irritiert stellte der Commander fest, daß ihn der Roboter zum Korb transportierte. Behutsam wurde der Terraner vor dem Eingangsgitter abgesetzt. Aber der Roboter blieb so stehen, daß Ren Dhark keine Möglichkeit sah, wieder an ihm vorbeizukommen, um diese gewaltige Industrieanlage einer weiteren Untersuchung zu unterziehen. Ihm blieb keine andere Wahl, als in den Korb zu steigen. Wie von unsichtbarer Hand gehoben begann der Korb nach oben zu schweben. Ren Dhark klammerte sich an die Brüstung und starrte nach unten auf den zurückbleibenden Roboter. Schließlich erlosch auch noch das Licht in der Industriehalle. Dunkelheit hüllte den Commander ein. Es ging weiter aufwärts, dem A-Gravschacht entgegen. Ren Dhark bereitete sich darauf vor, den Boden unter den Füßen zu verlieren und aus dem Korb gerissen zu werden. Der Zeitpunkt kam schneller als erwartet. Von einer mächtigen Gewalt gepackt, zog es den Terraner aus dem Korb in den Schacht hinein. Wieder umgab ihn dieses wohltuende Strahlen der Wände. Aber die Geschwindigkeit der Plus-Sphäre war bedeutend höher als vorher das Sinken im Schacht. Ren Dhark hatte das Gefühl, mit einem Katapult nach oben geschossen zu werden, und plötzlich kam ihm die Erkenntnis, daß es praktisch einem Rausschmiß glich. Er wurde höflich aber bestimmt hinausbefördert. Von einem Roboter in seine Schranken verwiesen. Irgend etwas gefiel diesem Metallwesen nicht an Ren Dhark.
* Der Lichtfleck der Öffnung rückte schnell näher. Glücklicherweise verringerte sich die Fahrt kurz vor dem Ende der Reise, sonst wäre er womöglich noch über die Plattform hinausgeschleudert worden. Sie standen alle um den Schacht versammelt. Ren Dhark fühlte die Berührung der Metallplatte, die ihm den letzten Stoß nach oben gab und wieder den A-Gravschacht fast fugenlos verschloß. Rasch trat er von der Platte und lehnte sich erschöpft gegen eines der Gitterwerke. Die Männer drängten auf ihn zu und begannen ihn mit Fragen zu bestürmen. Ren Dhark winkte ab. »Später«, sagte er. Er sah Professor Bendlin vor sich, seine Mitarbeiter, und er sah auch die beiden Beiboote der FO XII. Aber ein Gesicht vermißte er. Manu Tschobe fehlte. Ren Dhark wurde sofort hellwach. »Wo ist Manu Tschobe?« fragte er scharf. Professor Bendlin blickte verlegen zu Boden. Aber Dr. Joe Getrup wies mit dem Kinn auf eines der verkleideten Aggregate. Ren Dharks Blick saugte sich an dem rotleuchtenden Punkt fest. Langsam ging er darauf zu und erkannte, daß auch in dieser Metallwand zwei Kristalle vorhanden waren. Ganz schwach war zu erkennen, daß das andere Auge im Bedarfsfall grün aufleuchten mußte. »Was ist das?« fragte Ren Dhark rauh. »Ein Transmitter«, sagte Professor Bendlin. »Tschobe ließ sich nicht davon abbringen, das Aggregat zu untersuchen.« »Und wo steckt er jetzt?« Der Professor konnte nur die Schultern zucken. Ren Dhark merkte den Gesichtern der anderen Männer an, daß sie langsam verzweifelten. »Zuerst verschwanden Sie, und die Funkverbindung zu Ihnen funktionierte nicht mehr. Und dann war auch plötzlich Tschobe verschwunden. Sie können sich vorstellen, wie uns zumute war, Commander.« »Ich hatte eine Begegnung mit einem Roboter«, murmelte Ren Dhark nachdenklich und sah zum Himmel auf, der sich seit seiner Fahrt in die Tiefe nicht verändert zu haben schien. Interessiert starrten ihn die Männer an. »Und?« fragte Professor Bendlin erregt. »Nichts und. Er hat mich wieder nach oben geschickt Ich hoffe, Manu Tschobe kommt auch bald zurück.« Ren Dhark betrachtete die beiden Kristalle näher. Das rote Leuchten war noch immer vorhanden. Langsam gewöhnte er sich an diese beiden Farben. Grün und Rot. Grün für Plus. Rot für Minus. Ganz einfach, wenn man es wußte. Dieser Transmitter war auf Minus eingestellt.
Also konnte man einsteigen. »Sind Sie von diesem Roboter gezwungen worden, Commander?« fragte Bendlin. »Was heißt gezwungen.« Dhark zuckte die Schultern. »Er hat mich höflich aber bestimmt zum Schacht zurückgeführt. Im Turm liegt übrigens eine bemerkenswerte Industrieanlage.« »Phantastisch«, rief der Professor aus. »Ich möchte wissen, wo Tschobe steckt«, murmelte Ren Dhark. »Sie wollen doch nicht...« Dhark hörte den Rest der Worte nicht mehr. Er hatte die Metallwand berührt und seine Finger in die Nähe des roten Kristalls gebracht. Dhark war, als würde sein Trommelfell durch ein ohrenbetäubendes Geräusch platzen. Ein blendender Blitz hüllte ihn ein. Noch ehe er schreien konnte, versank er in einer bodenlosen Tiefe. Die Nacht war schwarz und totenstill.
* Manu Tschobe riß seinen Blaster aus dem Gürtel. »Komm nur heran«, stieß er scharf durch die Zähne und richtete die Mündung der Waffe auf den riesigen Roboter, der sich geräuschlos näherte. Tschobe war vor wenigen Minuten aus dem Transmitter gestiegen und hatte sich verdutzt umgesehen. Hier war alles genauso angelegt wie auf der Plattform des Turmes, den er vorhin verlassen hatte. Es fehlten lediglich die beiden Beiboote des Forschungsraumers und die Männer um Professor Bendlin, sonst hätte Tschobe meinen können, noch immer auf dem Turm zu stehen. Vorsichtig war der dunkelhäutige Mann über die große Plattform gegangen, als plötzlich dieser Roboter aus einem der A-Gravschächte auftauchte und ihm den Weg versperrte. Manu Tschobe stand halb nach vorn gebeugt da, entschlossen, diesem Maschinenwesen die Überlegenheit seines Blasters zu zeigen, wenn er angriff. Tschobe starrte die beiden Augenkristalle des Roboters interessiert an. Es war, als würde die Maschine genau verstehen, um was es ging. Der Roboter verhielt. Manu Tschobe spürte, wie ihm der Schweiß aus den Poren brach. »Ganz brav«, sagte er mit gar nicht mehr sanfter Stimme. »Sonst mache ich einen schönen Haufen Schrott aus dir. Bei uns darf kein Roboter menschliches Leben angreifen.« Die beiden Antennen mit den Kugelköpfen neigten sich nach vorn und wippten wieder zurück. Tschobes Blick ruckte in die Höhe. »Du kannst mich ganz genau verstehen, nicht wahr? Dann sei auch friedlich und laß mich in Ruhe.« Zunächst passierte gar nichts. Manu Tschobe preßte die Finger fester um die Waffe, bereit, sein Leben so teuer wie
möglich zu verkaufen. Da irritierte ihn ein bekanntes Geräusch. Es war wie ein Heulen, wie eine Sturmbö, die kurz aufflammte und einen Orkan anmeldete. Irritiert drehte Manu Tschobe den Kopf und sah, wie am Transmitter ein blendendheller Blitz aufzuckte. Dieser Blitz erhellte die Umrisse einer Gestalt, die sich schnell aus der Helligkeit schälte. Dhark stand da und schüttelte benommen den Kopf. Manu Tschobe atmete erleichtert auf. Sein Kopf ruckte zum Roboter zurück. »Ich erhalte Verstärkung«, knurrte er. »Nicht schießen!« schrie Ren Dhark. Irritiert ließ der dunkelhäutige Arzt und Funkexperte den Arm sinken. Dhark taumelte noch immer benommen näher. »Er ist friedlich, Tschobe. Er fordert uns nur auf, diese Anlage zufrieden zu lassen.« »Welche Anlage, Commander?« »Ich war unten. Der Turm, auf dessen Plattform wir uns aufhielten, reicht 2,6 Kilometer unter die Oberfläche. Das gesamte Bauwerk ist wahrscheinlich nichts anderes als eine Roboterfabrik!« »Ich weiß nicht«, murmelte der dunkelhäutige Gefährte. »Ich traue diesem Burschen nicht.« »Ich bin ihm auch begegnet«, erklärte Ren Dhark, den Roboter im Auge behaltend. »Wir kehren am besten zurück zum anderen Turm, Tschobe. Bendlin macht sich um uns Sorgen. Es ist nicht nötig, daß sich die Wissenschaftler auch noch in Gefahr begeben.« Manu Tschobe wies mit einer Kinnbewegung auf den Viermeterroboter. »Können wir die Maschine nicht mitnehmen? Ich wäre mächtig daran interessiert, ihr Innenleben zu erkunden.« Ren Dhark lachte flüchtig. »Unterdrücken Sie Ihre Leidenschaft, Tschobe, und kommen Sie. Ich habe dem Roboter erklärt, daß wir in friedlicher Absicht gelandet sind.« Er griff nach Tschobes Arm und zerrte ihn mit sich zurück zum Transmitter. Als hätte der Roboter genau verstanden, was zwischen den beiden Menschen geredet wurde, setzte er sich ebenfalls in Bewegung und folgte den Männern. »Er schickt uns zurück. Ich kenne das«, murmelte Ren, der den Arm Manu Tschobes fest umklammert hielt und den Arzt daran hinderte, erneut die Waffe zu heben. »Kommen Sie." Tschobe folgte unwillig, ihm gefiel der Drang des Roboters nicht. Gern hätte er sich damit beschäftigt, diese Maschine genau zu untersuchen Ren Dhark wußte jetzt, wie der Transmitter in Tätigkeit gesetzt wurde. Er brauchte nur das richtige Kristallauge zu berühren, und schon wechselte man seinen Standort Für einen kurzen Moment sprang den Commander der Gedanke an, er könnte woanders landen als dort, wo er eigentlich hinwollte. Dann berührte er das Kristallauge. Die Dunkelheit hüllte Ren Dhark und Manu Tschobe nur für einen kurzen Herzschlag lang ein, dann standen sie unvermittelt wieder auf der Plattform des Turmes, auf dem sie mit den Beibooten gelandet waren. Aber die Lage hatte sich inzwischen entscheidend geändert. Sechs Männer standen sechs Robotern gegenüber in feindlicher Haltung. Und gerade als Manu Tschobe und Ren Dhark aus dem Transmitter traten, hob Professor
Bendlin seinen Blaster. * »Nicht schießen!« schrie Dhark. Zu spät. Eine glühende Lohe geballter Energie fauchte auf einen der riesigen Roboter zu, die sich langsam auf die Gruppe der Männer zu bewegten. Die Terraner drängten langsam zurück, und auf ihren Gesichtern stand die Furcht geschrieben. Dhark sah, wie der Roboter mitten in der gleitenden Bewegung verhielt, als wäre er gegen eine Wand gelaufen. Seine Metallhaut verfärbte sich bläulich, und dann begann er von innen her zu glühen, als hätte man ihn in einen Hochofen gestoßen. Die Glut, die von der Maschine ausging, ließ auch die anderen Roboter stocken und begann eine unheimliche Hitze zu verbreiten. Ganz langsam verglühte der Roboter. Die beiden Augenkristalle leuchteten gleichzeitig auf und schienen noch eine letzte Warnung auszudrücken. Dhark stand da und spürte sein Herz schmerzhaft gegen die Rippen hämmern. Jetzt schlagen sie zu! dachte er erschrocken. Der große Roboter fiel in sich zusammen, und als sein ausgeglühter Körper die Plattform berührte, war nichts als ein Haufen geschmolzenen Metalls von ihm übrig. Professor Bendlin war selbst sehr erschrocken über den Erfolg seines Schusses. Hilflos drehte er sich nach dem Commander und Manu Tschobe um, die so überraschend wieder zurückgekehrt waren. Sein Blick drückte deutlich aus, wie hilflos er war. Dhark dachte schnell, scharf und zielsicher. Er wußte nicht, wie lange die Roboter benötigten, sich auf die neue Situation umzustellen, wieviel Zeit ihnen blieb, bis die Zentrale der Roboter die neuen Befehle austeilte. Es mußte rasch gehen. Flucht blieb der einzige Ausweg, wenn man seine Friedfertigkeit noch weiter aufrecht halten wollte. »Zu den Booten!« Ren Dharks Stimme klang rauh und heiser. Die Männer hetzten los. Ren Dhark blieb als einziger stehen, als wollte er ihren Rückzug decken. Noch immer standen die Roboter da, als wäre alles Leben aus ihnen gewichen. Eine kurze Verschnaufpause blieb ihm. Der Commander starrte noch einmal hinüber zum geschmolzenen Metall, das von dem vernichteten Roboter übriggeblieben war, dann begann auch er zu laufen. Manu Tschobe zerrte ihn an Bord des Beibootes. Der Leutnant an der Steuerung ließ die Strahltriebwerke aufheulen, dann sprangen sie den Himmel an. Sie waren dem Tod entronnen. So glaubte jeder. Als sie zurücksahen zur Plattform des riesigen Turmes, glaubten sie, ihren Augen nicht trauen zu dürfen. Die Roboter waren verschwunden. Und mit ihnen die Metallreste.
*
Ren Dhark versammelte alle verantwortlichen Männer um sich. Auch den Kommandanten des Forschungsraumers und seine Wissenschaftler hatte er an Bord der POINT OF bitten lassen. Major Saud saß kerzengerade in seinem Sessel und sah scharf über alle Versammelten hinweg. Der kleine Professor Abrassimow saß direkt neben ihm. Die beiden schienen unzertrennlich zu sein. »Es steht fest, daß es mehrere Roboter gibt, die uns bis zu dem Ereignis nicht gerade feindlich gesinnt waren. Wie es jetzt aussieht, vermag ich noch nicht zu sagen.« Ren Dhark sah zur Bildkugel hinüber. Rings um die POINT OF lag die Sandebene. Unberührt. Kein Schatten zeichnete sich darauf ab, nur die Sonne war inzwischen gewandert und neigte sich dem Horizont zu. Bald mußte die Nacht über Tower hereinbrechen. »Möglicherweise haben wir uns durch die übereilte Handlung Professor Bendlins Feinde geschaffen«, fuhr Ren Dhark bitter fort. Der Professor senkte schuldbewußt den Blick. »Ich glaubte in Notwehr zu handeln. Die Nerven gingen mit mir durch«, versuchte er sich zu entschuldigen. »Ich mache Ihnen keinen. Vorwurf«, murmelte der Commander. »Wir sind alle zu lange unterwegs. Was uns fehlt, ist eine Ruhepause, in der wir wieder Kraft schöpfen können. Aber wir werden in den nächsten Tagen noch nicht dazu kommen. Wir sollten jetzt überlegen, wie wir diesen Planeten weiter erforschen können, ohne uns von den Robotern erschrecken zu lassen.« Dr. Getrup erhob sich. Er warf einen schnellen Blick auf seinen Notizblock. »Ich habe in den Augenblicken, in denen wir von den Robotern bedroht wurden, ein paar Feststellungen machen können. Es geht um die Konstruktion dieser Roboter. Falls Sie interessiert sind...« »Bitte Dr. Getrup. Es würde uns weiterhelfen, wenn wir einiges über diese Roboter erfahren könnten.« Dr. Getrup lächelte verlegen in die Runde. »Erwarten Sie keine Wunder von mir, meine Herren. Die Zeit war viel zu kurz, um Genaues festzustellen. In der kurzen Zeitspanne ließ sich lediglich ermitteln, daß diese Roboter aus einer Metallegierung gefertigt wurden, die uns auf Terra unbekannt ist. Der Roboter mißt etwa vier Meter. Statt der Ohren hat diese Maschine Fühler, die zum Empfang und zur Weitergabe von Befehlen geeignet sind.« »Konnten Sie so etwas wie Mikrofone feststellen?« fragte Ren Dhark. Dr. Getrup nickte. »Allerdings ließ sich in der kurzen Zeit nicht ermitteln, ob sie mit dem menschlichen Gehirn zu vergleichen sind oder überhaupt den gleichen Zweck erfüllen.« »Trotzdem können diese Metallkameraden hören«, knurrte Miles Congollon. »Sie können hören«, erwiderte Dr. Getrup. »Ich möchte sagen, sie können auch sehen und riechen. Denn statt der Augen besitzen sie geschliffene Kristalle. Mit diesen Kristallen vermögen sie sogar Befehle zu erteilen, nämlich positiv und negativ. Was ich damit sagen will, ist folgendes: Diese Welt muß einmal von intelligenten, humanoiden
Wesen bewohnt worden sein!« Dhark schüttelte den Kopf, und Getrup schwieg und sah ihn gespannt an. »Sie behaupten, diese Intelligenzen hätten früher hier gelebt. Wieso sollten sie nicht noch immer vorhanden sein?« »Dazu, Commander, nimmt am besten Professor Bendlin Stellung«, sagte der junge Spezialist für Robotik und Grundlagenforschung ausweichend. Professor Bendlin fühlte sich immer noch nicht ganz wohl in seiner Haut. Immerhin hatte er einen Roboter vernichtet, von dem sie nur geglaubt hatten, er würde in Angriffsstellung übergehen. »Es gibt kein Leben auf diesem Planeten, Commander«, murmelte Bendlin. »Sie sagten selbst, die Industrieanlage stünde still. Solange wir mit dem Forschungsraumer auf Tower liegen, haben wir keine Spuren irgendwelchen Lebens entdecken können. Ich möchte fast sagen, auch die Roboter sind erst erwacht, seit wir auf Tower herumgelaufen sind." Dr. Getrup nickte zustimmend. »Das ist auch meine Meinung. Bleiben wir zunächst bei den Robotern. Ich bin sicher, wir werden noch einige Überraschungen mit ihnen erleben.« Ren Dhark nickte nachdenklich und starrte zu Boden. »Sie könnten recht haben, Doktor. Wir sollten vielleicht dafür sorgen, daß wir einen Roboter in unsere Labore bekommen. Möglicherweise erfahren wir dann mehr über diesen Planeten und seine einstigen Bewohner.« Miles Congollon und Dan Riker begannen miteinander zu tuscheln. Dann sah der Chef der Terranischen Flotte auf. »Wenn wir diese Roboter umstellen könnten auf unsere Belange, wären sie trotz ihrer Körpergröße ideale Schiffsbesatzungen, Ren. Wir sollten also alles Erdenkliche unternehmen, mehr über sie zu erfahren.« »Richtig, Ich schlage vor, daß Dr. Getrup, der bereits einige erstaunliche Feststellungen treffen konnte, ein Team zusammenstellt und diese Aufgabe übernimmt.« Der junge Robotiker lachte zufrieden. »Professor Bendlin und Professor Abrassimow werden Ihnen bestimmt den nötigen Beistand leisten, Getrup.« »Sicher. Soviel er will«, bestätigte Abrassimow. Vergnügt rieb sich der Mann mit dem großen Kopf und den übernatürlich großen Augen unter der überdimensional hohen Stirn die Hände. Obwohl Abrassimow wissenschaftlicher Leiter eines Forschungsraumers war, empfand er keinen Neid gegenüber dem jungen Getrup. Auf ihn warteten schließlich auch noch 'andere Aufgaben. Immerhin waren auf Tower nicht nur Roboter zu erforschen. Professor Bendlin erhob sich und nickte seinem Kollegen zu. »Gut, Getrup, fangen wir gleich an. Ich schlage vor, wir stellen das Team folgendermaßen zusammen: Sie übernehmen ...« Getrup runzelte unwillig die Brauen, so daß Bendlin ins Stocken geriet. »Ist irgend etwas, Doktor?« Der junge Robotiker warf Ren Dhark einen schnellen Blick zu, dann wandte er sich an den Professor. »Wie Sie hörten, Professor, wurde ich mit dieser Aufgabe betraut. Ich nehme Ihre Hilfe gern in Anspruch und anerkenne Ihre Erfahrung. Aber das Team stelle ich zusammen, damit wir von vornherein klarsehen.«
Bendlin rückte irritiert seine Brille zurück. Er öffnete den Mund, sagte aber nichts. Im Raum herrschte Stille. Riker und Dhark wechselten einen schnellen Blick und grinsten versteckt. Verantwortung. Das war es. Jungen Wissenschaftlern mußte man Verantwortung aufbürden, und schon bekam man ihre wahren Fähigkeiten zu spüren. »Natürlich«, murmelte Bendlin erstaunt. »Ich wollte natürlich nicht...« Der Professor setzte sich wieder und warf seinem Kollegen Abrassimow einen wütenden Blick zu, als der kleine Mann meckernd zu kichern begann. »Damit wäre also eine Aufgabe verteilt«, unterbrach Ren Dhark die sich erhitzende Situation. »Aber die Roboter sind nicht alles auf Tower. Ich möchte herausfinden, ob es außer den Robotern noch Lesewesen gibt. Die Biologen werden ausfindig machen wollen, ob dieser Planet fruchtbar genug ist, eines Tages eine terranische Kolonie aufzunehmen. Klimatische Verhältnisse sollten geprüft werden. Die Meere sind auf Fischreichtum zu untersuchen. Und vor allem sind wir alle daran interessiert zu erfahren, welchen Intelligenzgrad die Erbauer der unterplanetarischen Anlage besaßen oder besitzen. Die technische Abteilung wird als erstes die Industrieanlage einer genauen Analyse unterziehen. Es gibt Arbeit genug, meine Herren.« Miles Congollon erhob sich. »Na, dann, Leute«, knurrte er und winkte seine Mitarbeiter aus dem Raum. Langsam leerte sich die Messe. Nur Dan Riker und Ren Dhark blieben zurück. Sie wirkten ein wenig verloren in dem riesigen Saal. »Und wir?« fragte Dan den Freund. »Legen wir uns hin?« »Hast du immer noch das Bedürfnis zu schlafen?« »Eigentlich nicht«, gab Dan grinsend zurück.»Was übrigens meinen Anfall von heute morgen betrifft: Vergiß es.« »Geschenkt, Dan! Ehrlich gestanden wurde ich auch von einem merkwürdigen Gefühl angefallen. Ich fühlte mich ständig beobachtet. Jetzt wissen wir, daß wir beide ahnten, mit irgend jemandem zusammenzustoßen.« Dan Riker starrte dumpf zu Boden. »Ich hoffe, es gibt keine Komplikationen. Bendlin ist manchmal sehr impulsiv. Er hätte den Roboter nicht vernichten dürfen. Ich fürchte, die Zentrale der Maschinen wird sich bei der nächsten Begegnung darauf eingestellt haben.« »Du meinst, die Roboter könnten uns angreifen?« Dan Riker zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. Wir wissen ja noch nicht einmal, wieviel davon existieren. Wenn sie jedoch eine kleine Armee auf die Beine stellen, sollten wir auf allerlei Schwierigkeiten gefaßt sein. Ich würde an deiner Stelle zumindest Alarmstufe 3 bestehen lassen.« Ren Dhark nagte nachdenklich an seiner Unterlippe. Schließlich nickt er zustimmend. »Du hast recht, Dan. Menschenleben gehen vor.« Der Commander trat an die Bordverständigung und teilte der Besatzung der POINT OF mit, daß bis auf weiteres Alarmstufe 3 einzuhalten sei. »Leutnant Morris! Geben Sie das auch über Funk an die FO XII weiter.« Ein paar Minuten später betraten die beiden Männer den Kommandostand der POINT OF. Die fünf Bildschirme des Ringraumers zeigten am nachtschwarzen Himmel des Planeten Tower funkelnde Sterne. Einen Mond gab es nicht. Irgendein Gefühl veranlaßte Ren Dhark, die Infrarotfilter vor die Schirme zu schalten.
Von einer Sekunde zur anderen erhellte sich das Bild, und die Umgebung der POINT OF lag wie im hellen Tageslicht vor den Augen der beiden Männer. Ren Dhark und Dan Riker starrten verblüfft nach draußen. Zwischen der POINT OF und dem riesigen Turm, dort, wo die Sandebene im Sonnenlicht noch weiß und unberührt gelegen hatte, wimmelte es von Robotern.
*
Jens Lionel, der Chefastronom der POINT OF, ließ sich ausschleusen. Ihm folgte ein junger Mann mit den Utensilien, die Lionel für seine Messungen benötigte. Er hätte seine Aufgabe ebensogut von Bord des Flaggschiffes aus erledigen können, aber irgend jemand war durch die Räume gelaufen und hatte gesagt, daß draußen eine herrliche Luft herrschte. Jens Lionel zog es also vor, seine Arbeiten unter freiem Himmel auszuführen. Der junge Mann hinter ihm keuchte unter dem Gewicht der Instrumente. »Was ist, Croquer, haben Sie keinen Mumm in den Knochen?« »Das schon, Chef«, keuchte der junge Mann, »Aber dieser Kasten wird bei jedem Schritt schwerer.« »Legen Sie eine Pause ein und kommen Sie nach. Ich wende mich nach Süd-Südwest.« Croquer sah seinen Chef in der Dunkelheit verschwinden. Er setzte sich auf den Kasten, der die ganzen Meßinstrumente barg und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Blödsinn«, murmelte er vor sich hin. »Anstatt einen ordentlichen Spaziergang zu machen und dann im Labor weiterzuarbeiten. Und ich bin immer wieder der Dumme.« Croquer horchte in die Dunkelheit. Der feine Sand knirschte unter den Schritten des Chefs. Er entfernte sich immer weiter. Wenn Croquer nicht den Anschluß verpassen wollte, mußte er jetzt weitermarschieren. Noch einmal sah der junge, angehende Astronom zum Schiff zurück. Die Bordwand erhob sich dunkel und drohend gegen den Nachthimmel. Im Licht der Sterne funkelte die Außenhaut des Schiffes violett auf. Für einen Laien, dachte der junge Croquer, sah dieser Himmel auch nicht anders aus als auf Terra. Erst wenn man einen Einblick in die Astronomie bekommen hatte, merkte man den Unterschied auf den ersten Blick. Croquer verfolgte die Bahn eines Meteoriten, der mit einem glühenden Schweif seine Bahn über den nachtschwarzen Himmel zog. Da tauchte unvermittelt eine Gestalt neben Croquer auf. Im ersten Moment war der junge Mann erschrocken. Vor allem deshalb, weil er in der Finsternis glaubte, einen Riesen vor sich zu haben Croquer sprang von dem Instrumentenkasten. »Helfen Sie mir die Kiste tragen«, sagte er. Hilfsbereit beugte sich die Gestalt herab, und als der junge Mann nach dem einen Ende des Kastens griff, stellte er überrascht fest, daß sie kaum noch Gewicht zu haben schien. Aber dann begann er zu zerren. »He!« rief er. »Nicht da lang. Nicht zurück zum Schiff. Der Chef ist in die Richtung gegangen.«
Der andere hörte scheinbar gar nicht zu. Von einer unwiderstehlichen Gewalt gezogen, wurde Croquer, der den Kasten verwirrt festhielt, zurück zum Raumschiff geschleift. »Was soll denn der Unsinn«, keuchte der junge Mann wütend. »Wir sind doch nicht zum Spaß hier draußen. Mr. Lionel wird sauer, wenn wir nicht...« Croquer stockte. Für einen flüchtigen Moment hatte er einen Umriß der Gestalt ausmachen können. Er ließ impulsiv die Kiste los, aber sie schlug nicht zu Boden. Das war ein Riese. Unverkennbar. Er mußte mindestens drei Meter groß sein, wenn nicht noch mehr. Croquer spürte, wie ihm der Schweiß aus den Poren brach. »Wo bleiben Sie denn, Croquer?« rief Jens Lionel ungehalten durch die Nacht. »Ich brauche die Instrumente.« »Geht nicht, Chef«, keuchte der junge Astronom. »Hier ist einer, der ...« »Croquer! Hoffentlich sind Sie bald hier!« »Verdammt«, knirschte der junge Mann. Und ehe er sich versah, schnellte der riesige Schatten auf ihn zu. Croquer fühlte sich von stählernen Fäusten umklammert und in die Luft gehoben. Er begann zu strampeln und zu schreien. . »Loslassen! Sofort loslassen!« Croquer fühlte, wie er sich in die Luft erhob. Das gleiche Gefühl packte ihn jedesmal, wenn ein Raumschiff startete. Er wußte instinktiv, daß er den Boden unter den Füßen verlor und durch die Luft getragen wurde. Und seltsamerweise stieß er mit den Beinen noch gegen den schwarzen Kasten, der die Instrumente von Jens Lionel barg. Croquer glaubte den Verstand zu verlieren, weil er endlich begriffen hatte, es mit einem Roboter zu tun zu haben. Die Rufe Jens Lionels hinter ihm wurden leiser. Dafür sah Croquer direkt vor sich die Bordwand der POINT OF auf sich zufliegen. Und noch immer hielten ihn die eisernen Fäuste umklammert. Ehe sich der junge Astronom versah, wurde er direkt vor der Schleuse abgesetzt. Das Schott öffnete sich. Fahler Lichtschein fiel aus dem Schiff auf die weiße Sandebene. Croquer stand da und starrte hinaus in die Nacht. Er zitterte am ganzen Körper. »Kommen Sie schon herein«, knurrte ihn die Wache an. »Oder wollen Sie da draußen Wurzeln schlagen?« »Ich muß doch zum Chef zurück«, murmelte Croquer verwirrt. Neben ihm stand der schwarze Kasten. Der Posten sah Croquer an, dann den schwarzen Kasten und schließlich schüttelte er mißbilligend den Kopf. »Was wollen Sie denn nun eigentlich? 'rein oder 'raus. Aber entschließen Sie sich schnell.« Croquer wußte nicht, ob er wachte oder träumte. Also biß sich der junge Mann auf die Lippen, packte den schwarzen Kasten und hievte ihn wieder nach unten. Er kam nicht weit. Kaum hatte er die Rampe verlassen, stand wieder der riesige Roboter vor ihm. Die Wut stieg in dem jungen Astronomen hoch. »Gehen Sie mir aus dem Weg und unterlassen Sie diesen Blödsinn«, fauchte er. »Ich muß zu Mr. Lionel. Verstehen Sie? Wer sind Sie eigentlich?« Croquer hatte vorher keine Antwort erhalten, und er erwartete sie eigentlich auch jetzt nicht. Zu seiner grenzenlosen Überraschung vernahm er jedoch ein metallisches Klicken und
dann ein blechernes Schnarren: »Ich, dein Roboter!« * »Na endlich«, knurrte Jens Lionel ungehalten, als der Schatten neben ihm auftauchte. »Wo haben Sie denn so lange gesteckt?« Der Schatten gab keine Antwort. »Stellen Sie die Geräte dort hin, Croquer.«, Croquer rührte sich nicht. Jens Lionel stand da und hielt ihm die ausgestreckte Hand hin. Nach einigen Sekunden ließ der Chefastronom sie sinken. Irgend etwas stimmte nicht. Der Schatten war viel zu groß für Croquer. Und außerdem atmete er nicht. Jens Lionel, erfahren in der Raumfahrt, erinnerte sich an die Bedingungen, die an die Alarmstrufe 3 geknüpft waren. »Bei Alarmstufe 3 haben alle Besatzungsmitglieder, die sich außerhalb des Raumschiffes befinden, ihr Vipho in ständiger Bereitschaft zu halten.« Jens Lionel tastete vorsichtig nach seinem Vipho. Da schnellte der Schatten auf ihn zu. »Alarm!« schrie der Astronom auf, ehe er sich von unwiderstehlicher Kraft von den Beinen gerissen fühlte. Er spürte den harten Widerstand von Metall an seinem Körper und begann wie vorher Croquer zu strampeln. Es half nichts. Jens Lionel wollte wütend auf den Schatten einschlagen, mußte aber feststellen, daß er hart wie Stein war und daß er sich höchstens einen verstauchten Knöchel wegholte. Er flog durch die Luft. Daran gab .es keinen Zweifel. Lionel vergaß seine Sterne und seine Messungen, die er eigentlich hatte durchführen wollen. Die Angst schnürte ihm die Kehle zu. Die anderen hatten wohl von Robotern erzählt, aber nicht von fliegenden Ungeheuern, die einen Menschen kidnappten. Jens Lionel wollte leben, wollte zurück zum Schiff zu seiner Abteilung, zu seiner Arbeit. Trotz seiner Angst dachte er an die anderen Kollegen und Kameraden. Er mußte sie wenigstens noch warnen, bevor sie vom gleichen Schicksal ereilt wurden. »Ich werde entführt«, schrie er und hoffte, daß das Vipho seine Worte in die Funk-Z übermittelte. »Eine metallische Bestie hat mich in den Klauen und fliegt mit mir davon. Hilfe!« Jens Lionel spürte, wie der Flug abgestoppt wurde und wie er sanft zu Boden glitt. Er behielt die Nerven und ließ die Augen offen. Unverständlicherweise sah er den dunklen Umriß der POINT OF genau vor sich. Er konnte gar nicht begreifen, daß man ihn zum Raumschiff zurückgebracht hatte. Er sah sich zu dem Ungeheuer um und bemerkte, daß es mindestens vier Meter groß sein mußte. Ein seltsames metallisches Klicken drang durch die nächtliche Stille. Und dann ein blechernes Schnarren : »Ich, dein Roboter!«
*
»Geben Sie den Männern was zu trinken«, sagte Ren Dhark leise zu Maitskill. Er blickte auf Jens Lionel und Croquer hinab, die man auf zwei Liegen gebettet hatte und auf ihre Körperfunktionen überprüft wurden. Maitskill brachte zwei Gläser. »Trinken Sie das!« »Ich will keine Medizin«, protestierte Jens Lionel. »Wird Ihnen aber guttun«, gab der Arzt grinsend zurück. »Probieren Sie doch wenigstens mal. Ist guter alter Whisky.« Jens Lionel nippte nur an seinem Glas, leckte sich mit der Zunge über die Lippen, und dann kippte er den ganzen Inhalt auf einmal in sich hinein. »So«, sagte Ren Dhark ernst. »Und nun fangen wir noch einmal von vorn an. Sie wollten also Ihre Messungen draußen vornehmen.« »Richtig«, nickte Jens Lionel. »Ich ging voran und bat Croquer, mir langsam mit den Instrumenten zu folgen. Plötzlich war der Junge verschwunden.« »Ich sah, wie ein Schatten neben mir auftauchte«, fuhr der junge Astronom fort, »und dachte, jemand aus unserer Abteilung käme uns zu Hilfe. Statt dessen entpuppte er sich als Roboter. Er hat mich praktisch gezwungen, zum Schiff zurückzukehren. Und als er auch noch zu sprechen anfing, fiel ich aus allen Wolken.« Dhark und Riker sahen sich ernst an. »Was hat er gesagt?« »Ich, dein Roboter.« »Zu mir sagte er dasselbe«, bestätigte Jens Lionel. »Was hat das zu bedeuten?« Maitskill schaute noch einmal auf die Instrumentenanzeigeskalen und löste die Kontakte von den Armgelenken der beiden Patienten. »Völlig normal, Dhark. Auch die Gehirnströme funktionieren einwandfrei.« »Was hatten Sie denn gedacht?« begehrte Lionel auf. »Denken Sie, wir wären wahnsinnig?« »Hätte ja sein können, nicht?« gab der Arzt zu. Fauchend richtete sich der Chefastronom auf. »Ich verbitte mir das. Können wir jetzt endlich wieder an unsere Arbeit, Commander?« »Meinetwegen.« Ren Dhark sah den beiden Astronomen nach und schüttelte ungläubig den Kopf. »Ich kann das immer noch nicht verstehen. Jetzt sprechen sie sogar unsere Sprache.« »Ich, dein Roboter! So, als wollten sie uns ihre Dienste anbieten«, murmelte Dan Riker. »Aber warum drängen sie uns immer wieder zum Schiff zurück? Wollen sie uns los sein?« »Ich kann mir nicht helfen, Dhark«, überlegte der Arzt der Medo-Station. »Mir scheint, die beiden Wissenschaftler haben sich gegen die Gesetze dieses Planeten benommen. Deshalb wurden sie zum Schiff zurückgebracht.« »Gegen welche Gesetze sollten sie verstoßen haben, Doc?« »Was weiß ich? Vielleicht darf man nachts nicht nach draußen.« Dan Riker lachte. »Es muß doch irgendeinen Grund dafür geben, verdammt noch mal«, regte sich der Arzt auf. »Natürlich gibt es einen Grund«, erwiderte der Commander nachdenklich. »Und ich
hoffe, wir finden ihn recht bald heraus, bevor noch mehr solche Dinge passieren.« »Wir sollten Miles Congollon warnen. Und auch die Gruppe um Dr. Glennard, bevor irgendwelche ernsten Pannen passieren.« Ren Dhark nickte. »Sag Glenn Morris Bescheid. Sobald jemand Kontakt mit den Robotern bekommt, sollen alle feindseligen Haltungen unterbleiben. « Dan Riker verließ die Medo-Station und nach einer Weile folgte ihm Ren Dhark. Dem Commander war klar, daß diese Roboter für Terra und seine vier Kolonialwelten einen unschätzbaren Wert darstellten, wenn es ihnen gelang, sie für terranische Zwecke umzustellen. Als Dhark die Zentrale betrat, kam er gerade zurecht, um einen Hilferuf der Gruppe Glennard aufzufangen. »Werden von Robotern bedroht!« *
Der Kosmobiologe John Glennard, ein Mann ohne Humor, hatte mit einer kleinen Gruppe von Wissenschaftlern den Auftrag übernommen, eines der Meere zu erforschen. Mit einem Beiboot der FO XII waren die Männer über die nächtliche Sandebene geflogen. Das am Tage blaue Meer warf in dieser Nacht leuchtende Reflexe in die Finsternis. Ganz klar lag der Küstenstreifen unter dem Beiboot, als der Kosmobiologe den Befehl zum Landen gab. Fasziniert blickten die Wissenschaftler auf die schnell näher jagende Küste, die sich deutlich unter ihnen abzeichnete. Wie sie es schon von Bord des Flaggschiffes bemerkt hatten, waren die Küsten der Meere glatt wie mit einem Lineal gezogen. Sie landeten ohne Schwierigkeiten auf dem leicht abfallenden Küstenstreifen, nachdem sie einen schmalen Gürtel dunkelgrünen Gebietes überflogen hatten. Glennard stand als erster draußen. Es war ein seltsames Gefühl für ihn, am Ufer eines Meeres zu stehen, das aussah wie einer der Ozeane auf Terra und dem doch etwas fehlte. Keine Wellen. Das war es. Das Meer lag friedlich da. Nicht einmal eine Spur von Brandung ließ sich erkennen. Kein Donnern und Tosen. Irgendwie fehlte hier die Romantik. Den anderen Wissenschaftlern ging es genau wie Glennard. Nur zögernd näherten sie sich dem Wasser, das phosphorisch glitzerte und über dem der sternenüberladene Himmel wie eine Glocke hing. Glennard fühlte sich nicht ganz wohl. Er spürte wohl den feuchtwarmen Wind, der über sein Gesicht strich, aber dieser Wind besaß kaum Kraft, war lau und mild. Er sah zum Himmel auf. Keine Wolke war zu sehen. Nichts als dunkelvioletter Samt und blitzende Sterne. »Machen Sie das Gleitboot fertig«, sagte Glennard kopfschüttelnd. Wenig später schaukelte das Boot leicht auf dem Wasser. Scheinwerfer wurden eingestellt, und ein Mann untersuchte zunächst ein paar Wassertropfen unter dem Elektronenmikroskop. Ungeduldig wartete Dr. Glennard auf das Ergebnis. Verwirrt schüttelte der Biologe
mehrmals den Kopf. »Sehen Sie selbst her, Dr. Glennard. Die gleiche Zusammensetzung wie unser Meereswasser. Ein bißchen mehr eisenhaltig zwar und voller Plankton. Ein fruchtbares Wasser, wenn ich mir diese Bemerkung erlauben darf.« Dr. Glennard sah in die Runde. »Wir gehen trotzdem sicher und legen unsere Kombinationen an. Halten Sie Ihre Waffen bereit. Man weiß nie, wem man begegnet. Steigen Sie ein, Winston!« Winston rührte sich nicht. Er stand am Ufer und starrte aufs Meer hinaus. Sein Adamsapfel tanzte auf und ab, und sein Gesicht wurde um einen Schein bleicher. Glennard führte diesen Farbwechsel zuerst auf das Licht der Scheinwerfer zurück, aber als er Winstons Schulter berührte und ihn auf das Boot zudrängte, sprang der Biologe wie von der Schlange gebissen zurück und rannte auf das Beiboot zu. »Ein Ungeheuer«, schrie er. »Rette sich wer kann.« Glennard wollte ihn unwirsch anfahren, aber irgend etwas in der Stimme Winstons ließ ihn herumfahren und aufs Meer hinausstarren. Einen Moment später sah er ebenfalls die Bewegung des Wassers. Es war, als würde eine lange Riesenwelle herankommen. Langsam wälzte sie sich aufs Ufer zu, und je näher sie kam, desto deutlicher wurde das metallische Schimmern unter der Wasseroberfläche. Die ersten Männer rannten zum Beiboot zurück. Nur zwei Wissenschaftler harrten neben Dr. John Glennard aus. Aber auch sie waren sprungbereit, um ihr Leben zu laufen. Glennard nagte wütend an seiner Unterlippe und starrte die Welle an, die nur noch hundert Meter weit entfernt war. Irgendein Gefühl zwang den Kosmobiologen, wie festgewurzelt stehenzubleiben, obwohl ihm abwechselnd kalte und heiße Schauer über den Rücken jagten. Plötzlich öffneten sich Glennards Augen weit. Die Welle sackte einfach in sich zusammen. Gestalten erhoben sich im Meer. Zu Glennards Füßen schwappte das Wasser seicht ans Ufer. »Doktor! Kommen Sie!« Wie aus weiter Ferne hörte Glennard einen seiner Männer rufen. Seine Gedanken jagten sprunghaft durchs Hirn. Er handelte instinktiv, als er den Kipphebel des Raumkombinationssenders nach unten warf. »Werden von Robotern bedroht!« schrie er, aber er kannte seine eigene Stimme nicht. Langsam wich Glennard Schritt um Schritt zurück. Einmal stolperte er, raffte sich wieder auf und glitt weiter. Der Schweiß stand in dicken Tropfen auf seiner Stirn. Sie kamen wie eine Wand aus dem Meer. Dunkel erhoben sich ihre schemenhaften Umrisse gegen den Nachthimmel ab. Es waren viele. Mindestens ein Dutzend. Auf ihren metallischen Körpern glitzerte das Sternenlicht. Glennard stieß mit dein Rücken gegen eines der gespreizten Teleskopbeine des Beibootes. Eine Hand griff nach ihm, zerrte ihn zur Schleuse. »Schnell«, rief eine hochgepeitschte, schrille Stimme. Die nackte Angst ums Leben fiel die Wissenschaftler an.
Das Schott wurde hinter Glennard zugeworfen. Mit sattem Schlag fiel es in die Magnethalterung. Er warf sich erschöpft in seinen Sitz und rang nach Atem. Einer der Wissenschaftler wischte ihm den Schweiß aus der Stirn. »Commander an Alpha-3! Commander an Alpha-3. Melden Sie sich!« Der Leutnant im Pilotensitz schreckte hoch und drehte sich halb nach dem verantwortlichen Wissenschaftler dieses Unternehmens um. Fragend sah er Glennard an. »Was soll ich dem Commander sagen, Doktor?« »Sagen Sie ihm ... sagen Sie ihm, daß wir von Robotern angegriffen wurden.« Der Leutnant schnitt eine Grimasse. Man merkte ihm deutlich an, daß er sich in seiner Haut nicht wohl fühlte. »Aber wir wurden doch noch gar nicht angegriffen, Sir.« Glennard schoß das Blut ins Gesicht. »Wie würden Sie es denn beurteilen, wenn uns eine Horde von Robotern daran hindert, unsere Arbeit auszuführen und in geschlossener Formation auf uns eindringt? Sollen wir etwa erst so lange warten, bis einer von uns getötet wird?« Der Leutnant preßte die Zähne zusammen, suchte mit der linken Hand nach dem Bordscheinwerferhebel und warf ihn herum. Zwei Lichtstrahlen flammten auf und durchbrachen jäh das Dunkel. Mit großen Augen sahen die Männer an Bord des Beibootes auf den Schirm. Riesige Gestalten zeichneten sich in den beiden Lichtbalken ab. Ein paar Roboter hatten das Gleitboot aus dem Wasser genommen, und zwei von ihnen trugen es jetzt samt Inhalt auf ausgestreckten Händen zum Beiboot heran. »Commander an Alpha-3! Commander an Alpha-3! Warum melden Sie sich nicht? Dr. Glennard! Sind Sie in Gefahr?« Dharks Stimme klang ungeduldig aus dem Lautsprecher. Der Leutnant im Beiboot antwortete: »Hier Alpha-3. Leutnant Svenson. Werden von Robotern belästigt.« »Endlich, Leutnant. Warum haben Sie sich nicht gemeldet? Welche Art Belästigung, Leutnant? Wie viele Roboter stehen Ihnen gegenüber?« »Mindestens ein Dutzend«, stammelte der Leutnant, dem plötzlich klar wurde, daß sie viel zu früh Alarm gegeben hatten. Denn die Roboter, die auf das Beiboot zukamen, sahen ganz friedlich aus. »Geben Sie mir Dr. Glennard!« verlangte Ren Dhark scharf. »Hier Glennard, Commander. Diese Roboter versperrten uns den Weg ins Meer. Sie kamen in einer Flutwelle heran und ...« »Sie kamen in einer Flutwelle? Meinen Sie, die Roboter sind geschwommen, Doktor?« »Natürlich sind sie geschwommen, Commander«, erwiderte der Wissenschaftler rauh. »Ist es schon zu irgendeiner Auseinandersetzung gekommen?« »Noch nicht, Commander. Wir sind ausgewichen und an Bord des Bootes gegangen. Jetzt bringen sie das beladene Gleitboot her.« Ren Dhark schwieg. Aber im Hintergrund konnte Glennard ein schwaches Auflachen hören. Wütend schaltete er das Vipho ab. »Sie kommen immer näher«, flüsterte Winston. »Warum starten wir nicht?« Der Leutnant warf dem Kosmobiologen einen fragenden Blick zu. »Sind die nun friedlich oder was?« erkundigte er sich.
Glennard zuckte die Schultern. Mit schmalen Augen sah er auf den Schirm. Immer dichter kamen sie. Nur einige von ihnen befanden sich im Lichtstrahl. Die anderen konnte man nur ahnen. Glennard griff an dem Leutnant vorbei und ließ den Lichtstrahl kreisen. Glennard fuhr sich mit der Hand über den schweißfeuchten Nacken. »Können wir das Gleitboot mit der Ausrüstung zurücklassen?« fragte er. Der Leutnant starrte ihn erstaunt an. »Das müssen Sie wissen, Doktor.« »Ich weiß es eben nicht«, fuhr Glennard auf. »Verdammt, damit hat doch keiner gerechnet, daß wir auch im Wasser diesen Ungeheuern begegnen.« Die Roboter hatten das Beiboot erreicht. Einen Augenblick verharrten sie. Plötzlich entstand Bewegung. Die Männer an Bord hörten auf zu atmen. Der Pilot wollte das Triebwerk in Gang setzen, aber irgend etwas hielt ihn zurück. Fassungslos sah er zu, wie die Roboter aus dem Blickfeld der Optik verschwanden. Unvermittelt ging ein Ruck durch das Boot. Winston schrie schrill auf. Glennard klammerte sich an den Sitz. Das Hunderttonnen-Boot hob vom Boden ab. Ohne Antrieb. Ohne laufende Triebwerke. Es begann sich zu bewegen. Rückwärts. Die beiden Scheinwerfer geisterten über das Wasser, verloren sich schließlich in der Finsternis. »Sie tragen uns«, flüsterte der Pilot heiser. Er war so erschrocken, daß er sich nicht bewegen konnte. Glennard erwachte zum Leben. Er stellte die Funkverbindung zur POINT OF wieder her. »Commander! Wir werden abgeschleppt! Sie tragen uns fort!« »Bleiben Sie ruhig, Doktor«, rief Ren Dhark scharf. »Und berichten Sie genau, was sich dort ereignet. Auf keinen Fall dürfen Sie irgendwelche aggressiven Maßnahmen gegen die Roboter ergreifen.« »Keine aggressiven Maßnahmen?« schrie der Kosmobiologe auf. »Sie haben gut reden, Commander. Sie sitzen sicher an Bord der POINT OF. Wer weiß, wohin sie uns schleppen.« »Wenn mich nicht alles täuscht, Dr. Glennard, werden Sie zu uns zurückgebracht. Also behalten Sie die Nerven, Doktor.« »Die Nerven behalten«, murmelte Glennard und sah wieder zum Schirm hinüber. Die Roboter waren nicht zu sehen. Aber das Meer war verschwunden. Und die Geschwindigkeit, mit der Alpha-3 bewegt wurde, stieg immer mehr an. Glennard schluckte, als er einen Blick auf den Höhenmesser warf. Hundert Meter. Alles stimmte nicht mehr. Nicht einmal die Instrumente. Geschwindigkeit tausend. Blödsinn! Einige Wissenschaftler an Bord des Beibootes hielten ihre Blaster umklammert. Winston schaute immer ängstlich zur Schleuse, als fürchtete er, die Roboter könnten jeden Moment hereinstürmen. Plötzlich gab es einen Ruck, und das Boot kam zum Stillstand. Die Teleskopbeine ächzten. »Na sehen Sie«, sagte Ren Dhark aus dem Lautsprecher, und seine Stimme hörte sich ironisch an. »Da sind Sie ja wieder.«
»Was?« schnappte Glennard. »Sie stehen genau vor der Schleuse 3 der POINT OF, Dr. Glennard. Kommen Sie an Bord!« * Miles Congollon stieg gerade aus dem kleinen Boot. Ächzend wuchtete sich der schwere Eurasier auf die Plattform, als vor ihm ein Schatten auftauchte. Congollon riß den Kopf hoch. Der Schatten kam von oben auf ihn zu. Direkt aus der Luft. Was noch weit schlimmer war, hinter dem Schatten wurden noch mehr fliegende Objekte sichtbar. Sie alle kamen aus südlicher Richtung, von dort, wo der andere Turm liegen mußte. Sie können fliegen! Das war Congollons erster Gedanke. Der erste Roboter ging vor ihm zu Boden. Leise setzte er auf die Plattform und glänzte im Licht der beiden Bordscheinwerfer. »Ich, dein Roboter!« Die blecherne, dumpfe Stimme, die aus dem vier Meter hohen Metallkameraden drang, dröhnte noch ein paar Sekunden in der Konstruktion nach. Die Männer, die nach Miles Congollon aus dem Boot drängten, schoben sich wieder zurück. »Du bist also mein Roboter«, knurrte Miles. »Kannst du mir auch sagen, woher du kommst?« »Ich, dein Roboter!« »Hör mal«, knurrte der Chefingenieur der POINT OF. »Du störst uns. Wir haben zu tun. Wir sind hier, um zu arbeiten. Weißt du, was das heißt? Arbeiten? Wir wollen erforschen. Erforschen! Wir wollen euch nicht ans Leder. Begreifst du das?« »Ich, dein Roboter!« schnarrte die Maschine, und dann glitt sie auf Miles Congollon zu. Die beiden Arme streckten sich nach dem Eurasier aus. In diesem Augenblick verlor jemand hinter dem Chefingenieur die Nerven. Miles Congollon konnte es nicht sehen, wie der bullige Carenn seinen Blaster aus dem Gürtel riss und aus Angst um seinen Chief den Abzug drückte. Eine fauchende Lohe molekularer Energie zischte an Congollon vorbei und hüllte den Roboter zuerst in rötliche Nebel. Das Gewaber wurde innerhalb einer Sekunde zu einem feurigen Flimmern, vor dem der Eurasier die Augen schließen mußte. Schützend riß er die Hand vor das Gesicht und preßte einen Fluch durch die Zähne. »Idiot!« stieß er hervor. »Feuer einstellen!« Der Roboter sackte in sich zusammen, und als das rötliche Wabern verglühte, war nur noch geschmolzenes Metall übrig. Jetzt riß auch Miles Congollon seinen Blaster aus dem Gürtel. Langsam wich er zurück. Niemand wußte, wie jetzt die anderen Metallkameraden reagieren würden. Die Roboter waren inzwischen alle auf der Plattform gelandet. Einer der Roboter stieg unbeeindruckt über die Reste seines Kameraden hinweg und streckte seine Metallarme nach Congollon aus. »Ich, dein Roboter!«
Congollon verschlug es die Sprache. Er sah, wie die Glieder auf ihn zukamen, aber er wagte nicht, das Feuer zu eröffnen. Es kostete ihn unerhörte Überwindung, nicht seinem inneren Drang zu folgen, dem Selbsterhaltungstrieb. Die beiden Metallarme umschlangen seinen Körper, und Miles Congollon spürte den harten Widerstand. Er wurde blitzschnell vom Boden hochgerissen, und ehe er sich versah, begann der Roboter mit ihm zu fliegen. Congollon fing an zu zappeln. Die Angst schnürte seine Kehle zu. Wenn der Bursche jetzt losläßt, durchzuckte es ihn, dann falle ich elf Kilometer tief. »Raumanzüge schließen! Raumanzüge schließen!« brüllte er mit Stentorstimme und schaffte es, seinen Klarsichthelm über den Kopf zu streifen .Über Congollon glitzerten die Sterne. Weit entfernt brannten die Lichter des Beibootes. Aber auch sie bewegten sich schließlich. Das Boot mußte gestartet sein, um fluchtartig zur POINT OF zurückzukehren. Wenn nicht die Roboter ihre Finger im Spiel hatten. Nur langsam beruhigte sich der Eurasier. Der Roboter flog mit ihm durch die Luft und ging dabei immer tiefer. Es dauerte nicht lange, dann konnte Conbollon die gesetzten Lichter der POINT OF ausmachen. Es gab keinen Zweifel. Er wurde zum Ringraumer zurückgebracht. Irgendwie fand sich Miles Congollon mit seinem Schicksal ab. Er, spürte, daß ihn der Roboter nicht eher loslassen würde, bis er festen Boden unter den Füßen fühlen konnte. Daher widmete der Chefingenieur seine ganze Aufmerksamkeit dem Roboter selbst. Der Flug durch die Luft Towers neigte sich seinem Ende entgegen. Congollon sah, wie der weiße Sand auf ihn zuschoß. Sanft wurde er abgesetzt. Aber die Metallarme ließen ihn nicht los. »Du, mein Roboter! Laß mich los!« Ein Arm schnellte zurück, schoß aber sofort wieder vor, und der Eurasier riß erschreckt die Hände zur Abwehr hoch. Aber dann spürte er den Ruck am Gürtel und starrte auf seine leere Waffentasche. Der Roboter hatte ihm den Blaster abgenommen. »Ich, dein Roboter!« schnarrte es blechern, und langsam glitt die Maschine auf Congollon zu. Was sie damit bezweckte, wurde dem Eurasier sehr schnell klar. Sie drängte ihn zur Schleuse der POINT OF. Im nächsten Moment landete auch das Beiboot mit seinen Mitarbeitern. Aber es mußte ohne eigenen Antrieb geflogen sein. Ein Dutzend Roboter ließen von Alpha-2 ab und bauten sich so um das Boot auf, daß der Besatzung keine andere Wahl blieb, als den kürzesten Weg zur Schleuse zu nehmen Einer nach dem anderen stieg zögernd aus Jedesmal schnellte ein Roboter auf den Mann zu, entriß ihm den Blaster und glitt wieder zurück. Entwaffnet sammelten sich die Männer um Miles Congollon, der sie an der Schleuse erwartete. »Wenn wir das Ren Dhark erzählen, hält er uns für Märchenonkels«, brummte der Eurasier. Die POINT OF nahm die Männer auf. Wie eine geschlagene Armee betraten die Ingenieure den Ringraumer. Die Roboter blieben draußen zurück, und was Miles Congollon erst jetzt richtig zum
Bewußtsein kam, war die Tatsache, daß die Roboter nun auch bewaffnet waren.
*
»Ich werde verrückt«, sagte Dr. Glennard nun zum drittenmal und barg sein Gesicht in den Händen. Die Männer hatten sich in den frühen Morgenstunden in der Messe versammelt, um über die neue Situation zu beratschlagen. Congollons Nachricht hatte wie eine Bombe eingeschlagen. Die Roboter bewaffneten sich! »Damit steht natürlich noch nicht fest, ob sie die Blaster gegen uns anwenden wollen«, sagte Ren Dhark. »Möglicherweise ist es nur eine Vorsichtsmaßnahme, die von ihrer Zentrale befohlen wurde. Sozusagen ein Selbstschutz.« »Und wie wollen wir das herausfinden?« meldete sich Professor Bendlin. »Soll erst einer von uns in Staub verwandelt werden?« Bendlins Einwand war berechtigt. Seit einigen Stunden machte sich Ren Dhark die gleichen Sorgen. Bisher hatten es die Roboter vermieden, offen feindlich zu reagieren. Aber inzwischen waren zwei Maschinen von Terranern vernichtet worden. Wenn man den Robotern auch kein Gefühlsleben nachsagen konnte, so mußte doch zumindest eine Schaltzentrale existieren, die die Vernichtung zweier Roboter registrierte und so programmierte, daß diese Panne nicht wieder vorkam Das konnte bedeuten, daß die Männer von Terra Gefahr liefen, bei der nächsten Begegnung angegriffen zu werden. Dan Riker hatte ausgeschlafen. Er wirkte an diesem Morgen auf Tower frisch und lebendig und seine Augen strahlten vor Unternehmungslust wie lange nicht. Er wandte sich an Ren Dhark. »Fassen wir einmal zusammen, Ren. Diese Roboter können laufen, schwimmen und fliegen. Sie besitzen enorme Kräfte und haben unsere Sprache begriffen. Ich, dein Roboter! Womit ich sagen will, daß es sich um außerordentlich geniale Konstruktionen handelt, die wir für unsere Pläne großartig brauchen könnten.« »Eben«, stimmte der Commander unumwunden zu. »Deshalb paßt es mir auch nicht, daß wir einen Zustand geschaffen haben, der für uns schlechte Voraussetzungen schafft. Wir fühlen uns bedroht und müssen ...« »Sie fühlen sich auch bedroht«, warf Professor Abrassimow dazwischen. »Wie bitte?« fragte Ren Dhark irritiert. »Ich meine, sie fühlen sich auch bedroht. Die Roboter nämlich.« Alle Blicke richteten sich auf den kleinen Mann mit dem großen Kopf. »Ihre Theorie war falsch«, fuhr Abrassimow fort. »Es gibt kein Leben mehr auf diesem Planeten. Soviel steht fest. Überbleibsel einer ehemaligen Intelligenz sind diese Roboter. Werfen Sie mal einen Blick auf die Bildschirme, und Sie werden erschrecken, Commander!« Die Schirme wurden eingestellt. Sprachlos blickten die Männer auf die Umwelt. Die Sonne ging gerade auf. Wie auf Terra schob sich hier der weiße Sonnenball über den Ho-
rizont und schickte seine glühenden Strahlen über die schneeweiße Sandlandschaft. Aber die Sonnenstrahlen fingen noch etwas anderes ein. Tausende von schimmernden Metalleibern funkelten im Sand. Die POINT OF wurde von Robotern belagert. Erregt erhoben sich die ersten Wissenschaftler von ihren Sitzen, »Kein Grund zur Aufregung«, winkte Ren Dhark ab. »Durch irgendeinen Umstand haben wir ihre Aktivität ausgelöst.« »Es sieht so aus, als wollten sie jeden Augenblick zum Angriff blasen«, rief Bendlin erhitzt. »Reißen Sie sich zusammen, Professor«, fuhr Ren Dhark den Wissenschaftler hart an. »Sie haben wohl selbst gesehen, wie unsere Blaster wirken. Also könnten wir im Notfall ein paar Breitseiten dazwischen halten, um uns unserer Haut zu wehren. Ich sagte im Notfall. Aber noch liegt kein Notfall vor. Und ich wünsche ausdrücklich, daß niemand mehr zur Waffe greift, wenn wir den Robotern begegnen.« »Wissen Sie denn, ob sie nicht neue Instruktionen erhalten haben?« verteidigte sich Bendlin erregt. »Das werden wir in spätestens einer halben Stunde herausgefunden haben«, sagte Ren Dhark hart. Er nickte Dan Riker zu. »Du übernimmst. Ich gehe nach draußen.« Der Freund schüttelte ablehnend den Kopf. »Diesmal bin ich an der Reihe, Ren. Du ruhst dich aus, und wenn du so willst, ist das eine Art Befehl, die dir vom Chef der Terranischen Flotte erteilt wird.« Dan sah zu Ren Dhark hoch. Der Commander wollte zuerst auffahren, doch dann nickte er zustimmend. »Einverstanden. Wir geben dir die nötige Rückendeckung und halten dir den Rückzug frei, falls dir etwas Unvorhergesehenes ...« »Entschuldigung, Dhark. Ich möchte Riker begleiten!« Ren Dhark drehte sich nach Dr. Getrup um. Der junge Robotiker stand mit geballten Fäusten da, und was Ren in seinen Augen las, war kalte Entschlossenheit. »Ich hatte den Auftrag, mehr über die Roboter herauszufinden. Bisher habe ich versagt, jedenfalls mir selbst gegenüber. Ich möchte Riker begleiten, um meine Forschungen fortzuführen.« »Ich habe nichts dagegen.« »Danke.« Riker und Dr. Getrup verließen die Messe. Die anderen Männer folgten Ren Dhark in den Kommandostand, um von dort aus weiter zu beobachten. Ren Dhark schaltete die Bordverständigung ein. »WS-Ost und WS-West! Halten Sie sich bereit. Aber das Feuer wird erst auf meinen ausdrücklichen Befehl hin eröffnet. Bin ich verstanden worden?« »Verstanden, Dhark«, kam es dumpf aus der WS-Ost von Jean Rochard. »Verstanden«, sagte auch Bud Clifton, der Chef der WS-West. »Triebwerk! Halten Sie sich bereit, Congollon! Unter Umständen bleibt uns nur ein Blitzstart übrig.« »Verstanden!« brummte Miles Congollon. »Das gleiche gilt für Sie, Major Saud!« Von der FO XII kam die Klarmeldung.
Inzwischen hatten Dan Riker und Dr. Getrup ihre Vorbereitungen für die Begegnung mit den Robotern beendet. »Ich lasse mein Vipho laufen«, meldete Dan Riker. »Vielleicht gelingt es mir, eine Art Reporterkommentar zu liefern. Und noch etwas, Ren. Nehmt auf uns keine Rücksicht, wenn es um alle geht.« Ren Dhark warf einen schnellen Blick in die Runde. »Du glaubst doch nicht, daß wir euch hier sitzen lassen. Verschwindet schon. Wir behalten euch im Auge.« »Hals- und Beinbruch«, wünschte Professor Abrassimow und rieb sich vergnügt die Hände. Ren Dhark warf ihm einen fragenden Blick zu. »Ihnen scheint die Sache auch noch Spaß zu machen, wie?« , »Ungeheuren Spaß, Commander. Sozusagen phänomenalen Spaß, wenn Sie erlauben. Ich weiß nämlich, daß Riker und Getrup schneller wieder bei uns sind, als ihnen lieb sein wird.« »Wir werden sehen.« »Wollen wir wetten?« »Wie bitte?« Der große Kopf auf dem kleinen Körper des Professors legte sich schief. Er sah in diesem Moment aus wie ein Gnom aus den alten terranischen Sagen. »Ich biete Ihnen eine Wette an, Commander. Ich wette nämlich für mein Leben gern.« Da der Funkkontakt im Alarmzustand auch mit der FO XII bestehen blieb, konnte Major Saud alles hören, was in der Zentrale der POINT OF gesprochen wurde. Er hielt es nun an der Zeit, einzugreifen. Sauds brüchige Stimme kam durch den Lautsprecher. »Lassen Sie sich nicht mit ihm ein, Commander. Ich habe schon meinen letzten Dollar bei ihm verwettet. Er hat immer recht, wenn er eine Wette anbietet.« Ren Dhark forschte im Gesicht des kleinen Wissenschaftlers. Plötzlich lächelte er. »Gut. ich wette. Wer verliert, muß selbst einen Durchbruch versuchen. Einverstanden?« Abrassimow sah triumphierend in die Runde. Als sein Blick zu Ren Dhark zurückkehrte, sah er ihn traurig an. »Sie gehen ein sehr großes Risiko ein.« Ren Dhark wandte sich ab. »Also, Dan! Viel Glück!«
*
Schleuse 2 öffnete sich. Riker und Getrup traten zögernd nach draußen. Die Kette der Roboter stand genau zwischen dem Ringraumer und dem hohen Turm, der in den Strahlen der aufgehenden Sonne violett schimmerte. Unbeweglich verhielten die Roboter. »Was machen wir?« fragte Riker beklommen. »Gehen wir einfach darauf zu, oder tun wir so, als gäbe es sie gar nicht und halten aufs Meer zu?«
»Ich bin für den direkten Weg, Riker.« Dan sah den Begleiter prüfend an. »Sie sind verdammt mutig, Getrup.« Der Wissenschaftler winkelte die Arme an und marschierte los. Dan Riker hatte Mühe, mit seinen langen Beinen Schritt zu halten. »Wenn das mal gut geht«, hörten ihn die Männer in der Zentrale der POINT OF gedämpft murmeln. Die beiden Waghalsigen sahen nur die starre Front der riesigen Roboter. Es mußten Tausende sein, die die POINT OF gegen alles abschirmten oder den Turm. Die Frage war nur, von welchem Standpunkt aus man die Sache betrachtete. Noch regten sich die Maschinen nicht. »Sehen Sie es?« fragte Getrup leise. Dan Riker nickte nur. Ein Kloß steckte in seiner Kehle. Zehn Roboter waren bewaffnet. Zehn Blaster waren im Besitz der Maschinen. Zehn Blaster konnten eine mörderische Wirkung haben. Dan Riker mußte ständig an die Waffen denken. Er bewunderte insgeheim den jungen Robotiker, der fest entschlossen auf die Roboter zumarschierte und offenbar keine Hemmungen verspürte. Urplötzlich geriet die Metallwand vor den beiden Männern, in Bewegung. Dan Rikers Schritt stockte. »Warten Sie«, murmelte er. Zwei Rotober lösten sich aus der breiten Front. Geräuschlos glitten sie auf ihren Luftkissen heran. Dan Riker sah nur auf die Armgelenke der Maschinen. Eine dieser vier Meter großen Konstruktionen blieb vor jedem Mann stehen. »Ich, dein Roboter!« Die Arme streckten sich nach den Männern aus. Aus Dan Rikers Poren brach der Schweiß. Getrup preßte die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen. »Nicht schießen«, warnte Riker. »Wir kommen als Freunde«, sprudelte es aus ihm heraus. »Wir bedauern den Zwischenfall mit der Vernichtung von zwei Robotern.« Keine Reaktion darauf. Die Roboter drängten die beiden Männer mit sanfter Gewalt den Weg zurück, den sie gekommen waren. Die Röte schoß Getrup ins Gesicht, während Dan Riker hastig vor sich hin murmelte, um den gespannt zuhörenden Freunden in der Kommandozentrale einen Lagebericht zu übermitteln. »Haltet ein!« sagte Getrup scharf. »Wir sind Menschen, Lebewesen mit Gefühl und Verstand. Ihr aber seid Roboter, Maschinen. Hat man euch nicht programmiert, jedes Leben zu achten?« Getrup seufzte. Die Robs reagierten nicht. »Dabei habe ich so damit gerechnet, daß sie endlich zur Vernunft kommen könnten.« »Versuchen Sie es weiter«, keuchte Riker. Sie mußten rückwärts gehen. Die beiden Roboter kannten kein Erbarmen. Sobald Riker und Getrup stockten, griffen sie mit den Metallarmen nach den Körpern der Männer.
»Wir sollten einen Ausbruch wagen«, raunte der Robotiker dem Begleiter zu. »Geben Sie das Kommando, dann rennen wir nach Norden. Mal sehen, was passiert.« Er warf einen Blick über die Schulter. Der Ringraumer war nur noch fünfhundert Meter entfernt. »Jetzt«, rief Dan Riker. Sie begannen zu rennen. Für den Bruchteil einer Sekunde stockten die Roboter. Der Sand wirbelte unter den Füßen Rikers und Getrups auf. Aber als sie zum Turm hinüberblickten, erschraken beide. Die ganze Front der Roboter war in Bewegung geraten. Ein paar von ihnen erhoben sich in die Lüfte. Andere rasten mit unheimlicher Geschwindigkeit ebenfalls nach Norden, um ihnen irgendwann den Weg abzuschneiden. Aber der größte Teil der Maschinen wälzte sich einfach auf sie zu. Dan Riker stockte der Atem. Er sah, wie die beiden Verfolger die Arme anwinkelten und wie in den Greifhänden die Blaster im Sonnenlicht zu blitzen begannen. »Halten Sie!« keuchte er erschrocken. »Jetzt wird es ernst.« Getrup knirschte mit den Zähnen, als er die Gefahr erkannte. »Das können sie nicht, das dürfen sie einfach nicht. Heilige Sterne, wer hat sie denn erbaut, daß sie auf Lebewesen mit der Waffe eindringen!« Im Nu sahen sich die beiden Männer von unzähligen Robotern in die Enge getrieben. »Ich, dein Roboter!« Mehrere Blechstimmen rasselten ihnen entgegen, und Riker glaubte, so etwas wie Wut herauszuhören. Unsinn. Die Stimme hatte sich natürlich nicht verändert. Ein Roboter wurde nicht von Gefühlen beherrscht. Es gab kein Entrinnen. Ehe sich die beiden versahen, wurden sie emporgerissen. Nicht mehr zwei Roboter, sondern Hunderte begleiteten sie zurück zum Schiff. Sanft wurden Riker und Getrup zu Boden gesetzt, aber es gab keinen Weg mehr für sie als den, hinauf zur Schleuse 2. Eine undurchdringliche Wand von maschinellen Leibern versperrte jede andere Richtung. Als Dan Riker den Kommandostand betrat, lehnte er sich erschöpft gegen das Schott. »Selbst wenn ich wie ein Profi trainiert hätte, diesen Teufeln wäre ich niemals entkommen«, sagte er schweratmend. In die Stille hinein begann Professor Abrassimow zu lachen. »Ich habe die Wette gewonnen«, sagte er.
*
Ren Dhark blickte ins Leere. Er sah die Masse der Roboter nicht, die sich rings um die POINT OF versammelt hatten und sie einschlossen, daß es kein Entrinnen zu geben schien. »Warum drängen sie uns immer wieder mit sanfter Gewalt zurück?« Diese Frage mußte beantwortet werden. Aber niemand wußte eine plausible Antwort darauf. Es gab nur Vermutungen. Den Ausbruch Rikers und Getrups hatten die Roboter als Herausforderung angesehen und waren viel dichter gerückt.
Zwei Raumschiffe Terras lagen auf einem fremden Planeten und konnten nichts tun, als wieder unverrichteter Dinge starten. Irgendwie ging es gegen Ren Dharks Wünsche, daß er so untätig zusehen mußte, wie sie von Robotern beherrscht wurden. Einen Gewaltausbruch wagen? Nein. Er war verantwortlich für das Leben der Männer. Und wenn die Roboter sich schließlich noch gegen die Schiffe wandten, konnte es zu einer Katastrophe kommen. Ren Dhark hörte immer wieder dieses blecherne: »Ich, dein Roboter!« Plötzlich zuckte der Commander zusammen. Eine Idee schoß durch seinen Kopf. »Congollon!« Der Chefingenieur flog fast aus seinem Sitz, als der Ruf die Stille des Kommandostandes durchbrach. »Wo brennt's?« Ren Dhark ließ seinen Pilotensitz herumwirbeln. »Worauf würden die Roboter nicht reagieren?« Miles Congollon kniff die Augen zusammen. Gespanntes Schweigen hing im Raum. Erwartungsvolle Blicke flogen zwischen Ren Dhark und Congollon hin und her. Da begann Professor Abrassimow zu sprechen: »Feuer sollst du mit Feuer bekämpfen!« »Richtig«, rief Miles Congollon erstaunt aus. Er schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. »Darauf hätte man auch schon früher kommen können. Ein einziger Roboter würde sie völlig verrückt machen. Sie würden dastehen wie geprügelte Hunde und nicht wissen ...« Congollon brach ab. Ren Dhark fing an zu lachen. Langsam begriff nun auch Congollon, daß die einzige Möglichkeit ganz klar auf der Hand lag. »Einen Roboter müßte man haben. Aber woher nehmen und nicht stehlen, Commander?« »Sie haben es doch eben gesagt. Jimmy!« Die Männer horchten auf. Und Riker, der immer noch neben Getrup am Schott lehnte, stieß sich nun ab und schaltete kurzerhand die Bordverständigung ein. »Shanton, wir benötigen Ihren Jimmy!« Baßtief orgelte eine Stimme: »Wir kommen.« Der nächste Anruf ging an die Funk-Z: »Morris, versuchen Sie die PARR zu erreichen. Das Schiff soll Tower anfliegen. Wir benötigen dringend die Robotiker, und auf der PARR gibt es sie gleich zu einem Dutzend!« »Okay, ich rufe die PARR«, sagte Morris und schaltete ab. * Jimmy hatte eine verblüffende Ähnlichkeit mit einem normalen terranischen Scotchterrier. Schwarze Hundehaare bekleideten den drahtigen Körper, der auf merkwürdig kurzen Beinen ruhte. Der eckige Kopf mit den kleinen, spitzen Ohren und den starken Fängen war weit vorgestreckt. Die intelligenten Augen blickten Ren Dhark abwartend an. Vor wenigen Minuten war Jimmy durch die Front der Roboter spaziert, als seien sie gar nicht vorhanden. Keine der Maschinen hatte sich gerührt, um Jimmy zurückzuhalten. Die Roboter hatten ihn gar nicht registriert, schien es.
Die Männer um Ren Dhark waren einigermaßen verblüfft über diese Tatsache. Knapp fünfhundert Meter entfernt war die PARR gelandet. Gleich darauf war auch der Kugelraumer von unzähligen Robotern umringt worden, als wollten sie damit deutlich machen, daß auch diese Besatzung keinen Boden unter die Füße bekommen sollte. Nur Jimmy konnte durchspazieren und die PARR besuchen. »Das hätte geklappt«, murmelte Ren Dhark, als Jimmy wieder an Bord der POINT OF war. »Zuerst werden wir mal versuchen, ein paar von diesen Blechriesen einzufangen und zu zerlegen. Ich bin interessiert am Innenleben dieser Figuren.« Shanton horte ruhig zu. Er regte sich nicht gern auf. »Okay«, sagte er dann, als Dhark schwieg. »Schaffen Sie das allein?« »Warum nicht? Ich programmiere Jimmy jetzt. Passen Sie auf, wie der Zwerg mit den Riesen umgeht.« Gespannt drängte sich alles näher an die Bildschirme. In jeder Abteilung an Bord der POINT OF war man gespannt, ob Jimmy es schaffen würde. Alle Blicke richteten sich deshalb auf das Außenschott. Die Sekunden dehnten sich endlos. »Jimmy marschiert!« knurrte Chris Shanton aus dem Lautsprecher. Das Schott öffnete sich für einen winzigen Spalt. Für einen flüchtigen Augenblick wurde das schwarze Zottelfell Jimmys sichtbar, dann schlug das Schott wieder in die Magnethalterung. Man sah gar nichts. Keine Bewegung bei den Robotern. Keinen Jimmy. Dan Riker wischte sich mit einer fahrigen Bewegung den Schweiß von der Stirn. »So wird das nichts«, murmelte er in die Stille hinein. »Abwarten«, erwiderte Ren Dhark, der dem kleinen Brikett auf Beinen ein unbedingtes Vertrauen entgegenbrachte, weil er Chris Shantons Fähigkeiten kannte. In diesem Moment konnte man Jimmy sehen. Er geriet in den Ballstrahl des A-Gravs und ließ sich zum halbgeöffneten Schott der PARR emportragen. Aber Jimmy war nicht allein. Die Männer in der Zentrale des Ringraumers machten ihrem Erstaunen durch laute Ausrufe Platz. Jimmy hatte irgend etwas in den Fängen. Erst als er sich durch das Schott drängte, erkannte man, daß es sich um den Kopf eines Roboters handelte. »Teufel«, stieß Miles Congollon hervor. Ungläubig schüttelte er den Kopf. »Sie waren aus einem Guß, Commander. Kann der Köter hexen?« »Lassen Sie den Köter nicht Shanton hören. Der kriegt es fertig und hetzt Jimmy auf Sie. Da kommt er wieder.« Jimmy sprang ins Freie, und brachte nach kurzer Zeit ein neues Roboterteil an Bord des Kugelraumers. Er lief viermal, dann war das 1,2 Tonnen schwere Exemplar an Bord der PARR und die Robotiker meldeten, daß sie sofort mit ihrer Untersuchung beginnen würden. Professor Abrassimow rieb sich vergnügt die Hände. »Die werden sich wundern, wenn plötzlich einer von ihnen ganz anders reagiert«, kicherte er. »Freuen Sie sich nicht zu früh«, minderte Ren Dhark die Freude des Wissenschaftlers.
»Es kann Tage dauern, ehe die Experten hinter das Geheimnis kommen. Und außerdem ...« Niemand erfuhr, was der Commander noch sagen wollte. Chris Shanton wandte sich mit erregter Stimme vom Bildschirm ab. »Dhark! Sie nehmen die PARR auseinander!« Die Köpfe flogen zur Bildkugel herum. Aber noch immer standen die letzten Roboter wie eine undurchdringliche Wand um den Kugelraumer, so daß niemand etwas sehen konnte. »Wir können nichts erkennen, Shanton!« »Sie beginnen, die Teleskopbeine zu demontieren, Dhark. Lassen Sie das Schiff starten!« »Das hat uns noch gefehlt«, rief Riker aus. »Wie steht es bei Ihnen, Major Saud?« Die FO XII meldete sich nicht. Riker und Dhark sahen sich betroffen an. »Morris! Funken Sie die FO XII an! Sie sollen sich sofort melden. Die Sprechverbindung ist unterbrochen.« Morris gab seinen Funkspruch ab. Innerhalb weniger Minuten kam die Antwort. »SOS! Roboter demontieren unsere Teleskopstützen!1 Erbitte Befehl für Alarmstart!« »Verdammt!« Ren Dhark warf sich in den Pilotensitz und stützte den Kopf schwer mit den Händen ab. Die Schaltzentrale der Roboter mußte mitbekommen haben, daß die Terraner eine Maschine für Versuchszwecke auseinandernahmen. Sie hatte sofort zum Gegenschlag ausgeholt und beabsichtigte nun, durch die Demontierung der Stützen eine Flucht zu verhindern. Noch gab es keinen Grund zum Verzweifeln. Auch ohne Teleskopbeine konnte man starten. Nur das Landen würde kompliziert werden und nicht ganz so glatt vonstatten gehen. Aber ein bißchen Durcheinanderschütteln konnte schließlich niemanden umbringen. »Saud wartet auf deine Entscheidung«, drängte Dan Riker ungeduldig. Ren Dhark sah zu ihm auf und nickte. »Du bist der Chef der Flotte. Was sagst du?« Riker schnitt eine Grimasse. »Soll ich dir die Entscheidung abnehmen? Ich weiß, du gibst dich nicht gern geschlagen. Aber wenn die Teleskopbeine weg sind, fangen sie an anderer Stelle neu an und werden keine Ruhe geben, bis die Schiffe Wracks sind.« Ren nickte düster. So ähnlich liefen seine Gedanken auch. Da schnitt ein Fluch durch die plötzliche Stille im Kommandostand. »Commander! Jetzt fangen sie auch bei uns an.« Dhark lachte trocken. Unitall widerstand auch allen Robotern auf Tower, dennoch war die Lage für die anderen beiden Schiffe kritisch. »Schade«, sagte er. »Schade, aber jetzt ist es vernünftiger, den Rückzug anzutreten. Wir starten.« Über Funk wurden die Startbefehle auch an die FO XII und die PARR weitergegeben. »In sicherer Höhe haben Sie ausreichend Zeit, die Forschungen an dem zerlegten Roboter fortzusetzen«, verteidigte Ren Dhark seinen Befehl gegenüber Chris Shanton, der kein Blatt vor den Mund nahm und das Wort »Feigheit" erwähnte. Auf Kommando wurden die Triebwerke der drei Schiffe in Betrieb gesetzt. Die letzten Startvorbereitungen wurden getroffen.
Wie immer, wenn ein Alarmstart bevorstand, herrschte absolute Ruhe in den Abteilungen der POINT OF. Ren Dhark brauchte seine Befehle nur zu flüstern, dennoch wurden sie überall klar und deutlich verstanden. In den Robotermassen war auch nach Anlaufen der Triebwerke keine Bewegung zu sehen. Die Maschinen demontierten in aller Ruhe weiter. Als sei nichts geschehen. Als bemerkten sie gar nicht, daß die Terraner fliehen wollten. Ren Dhark machte sich Sorgen. Würden sie zulassen, daß die Menschen mit einem zerlegten Roboter an Bord das Weite suchten? Ren Dhark sprach seine Befürchtung nicht aus. Aber er beobachtete gespannt die Bildschirme, auf der die Masse der Roboter noch zuzunehmen schien. Mit der linken Hand tastete er sich langsam zu den Instrumenten vor, »Alles klar, Miles Congollon?« »Alles klar, Dhark. Drücken Sie auf den Knopf, und der Vogel schießt wie eine Rakete in den Himmel. Und drücken Sie schnell, bevor sie uns Dampf machen.« Ren Dhark nickte. »Hier spricht der Commander! An alle! Alarmstart in X-Zeit minus zehn.« Die Sekunden troffen dahin. Es war so still, daß man das Ticken einer Uhr schon als störend empfunden hätte. »X-Zeit minus eins«, sagte Dan Riker und warf dem Commander einen auffordernden Blick zu. Ren Dharks Hand schnellte nach vorn. Als seine Hand die Steuerschalter berührte, schrie eine Stimme aus der Bordverständigung. Dieser Schrei ließ Dhark und Riker erschreckt zusammenfahren. Ren Dharks Kopf flog herum zum Vipho. Schneeweiß starrte ihn das Gesicht Tino Grappas an. »Wir sitzen fest«, brachte der Chef der Ortungszentrale des Ringraumers mühsam hervor. »Reden Sie deutlicher«, herrschte ihn Dhark an. Im gleichen Augenblick begann er sich zu wundern. Die POINT OF dachte gar nicht daran, dem Startbefehl zu folgen. Ren Dhark spürte, wie seine Handflächen feucht wurden. Er sah hinüber zum Bildschirm und stellte erstaunt fest, daß auch die PARR und der Forschungsraumer sich nicht von der Stelle rührten. Die Roboter waren nach wie vor eine unbewegliche, metallische Masse. Der ganze Sandstreifen zwischen dem Ringraumer und dem glitzernden Turm war bereits voller Riesenmaschinen. Tino Grappa fing sich. »Wir sind von unbekannten Strahlen umgeben, Commander. Wir stecken in einem Fesselfeld!« Ren Dhark behielt die Nerven. Er schaltete zunächst die Instrumente ab und prüfte, ob die Verbindung zu den anderen beiden Schiffen noch bestand. »Triebwerke weg«, befahl er. »Und dann volle Kraft ins A-Grav. Wir stemmen uns mittels A-Grav vom Boden hoch und lassen die Triebwerke an, sobald wir ausreichende Höhe erreicht haben. Grappa! Geben Sie mir bekannt, ob das Fesselfeld verschwindet,
wenn wir die Triebwerke abschalten.« »Du willst sie überlisten?« fragte Dan Riker... »Wir müssen es versuchen.« Die Triebwerke liefen aus. Die entsprechenden Meldungen kamen auch von der PARR und dem Forschungsraumer. »Das Fesselfeld verschwindet«, meldete sich Tino Grappa aufgeregt. »Na also«, frohlockte der Commander. »Und jetzt volle Kraft ins A-Grav!« Geräuschlos ging alles vor sich. Die gesamte Energie der drei Schiffe wurde auf die Gravitationskonverter geworfen. Voller Hoffnung sahen die Männer auf die Schirme und Bildkugeln. Wenn alles gut ging, mußte die Masse der Roboter jetzt schnell kleiner werden. Der Turm mußte verschwinden, und die weiße Sandebene zusammenschrumpfen. Nichts geschah. Tino Grappas Meldung war nur ein heiseres Flüstern, als er meldete: »Dhark, das Fesselfeld ist wieder da. Es läßt uns nicht los.« Aus, dachte Ren Dhark. Die Roboterschaltzentrale war zu schlau, um sich überlisten zu lassen. Sie waren gefangen. Drei terranische Raumschiffe lagen bewegungslos auf Tower fest. Es konnte nur noch Stunden dauern, bis die Roboter die FO XII und die PARR in ihre Einzelteile zerlegt hatten. *
Vier Kugelraumer befanden sich im Schlepptau der EAGLE II. Major Al Jones hatte den Auftrag erhalten, noch einmal den Planeten anzusteuern, auf dem er vor einigen Wochen dieses sagenhafte Höhlensystem entdeckte und dabei auf Flash gestoßen war. Wie eine Ewigkeit kam es Al Jones vor, als die in dunkle Wolken gehüllte Welt auf sie zuraste. Er erinnerte sich nur schwach an die Notlandung vor wenigen Wochen. Damals war alles so schnell gegangen, daß man kaum Gelegenheit fand, alles wirklich mitzuerleben. Nur eines war klar im Gedächtnis des Majors haften geblieben: die Angst. Der dunkelhäutige, neunundzwanzigjährige Kommandant konzentrierte sich auf die Landung. Diesmal war es keine Notlandung. Die EAGLE II würde nicht mit Triebwerkschaden liegenbleiben. Trotzdem fluchte Wal Tyddern, der Bruder des hier gestorbenen Brom Tyddern, wieder aus der Maschinenhalle. Schon beim Start auf Cent Field hatte der Schnauzkopf und Choleriker seinen Unmut geäußert. »Ohne mich«, hatte er getobt. »Fahrt allein. Ich will diesen Höllenplaneten nicht wiedersehen.« Aber als dann die letzten Kommandos gegeben wurden, hatte Wal Tyddern mit dreckverschmiertem Gesicht über die Bordverständigung gegrinst und seine Klarmeldung abgegeben. Mit ruhiger Stimme gab Major Al Jones an die anderen vier Kugelraumer der 200Meterklasse die notwendigen Landedaten durch.
Die fünf Raumschiffe hatten den klaren Auftrag erhalten, noch einmal, diesmal ausführlich, das Höhlensystem zu erforschen. Dabei sollten unbedingt Kontakte zu den Fremdwesen hergestellt werden. Am wichtigsten war jedoch die Feststellung, wie die Flash seinerzeit in diese Höhlen geraten waren. Die fünf Raumschiffe landeten an der gleichen Stelle des Planeten, an der die EAGLE seinerzeit notlanden mußte. Al Jones hatte diesen Landeplatz ausgesucht, weil er dessen Umgebung kannte. Nach der Landung herrschte gespanntes Schweigen an Bord. Al Jones griff zum Mikrofon, über das er nicht nur an Bord der EAGLE verstanden wurde, sondern gleichzeitig auch mit den anderen vier Kugelraumern verbunden war. »So«, sagte er ruhig. »Wir befinden uns hier auf dem dritten Planeten im CF-456-System. Die Hülle des Planeten besteht aus Methangas. Eine Gefahr bedeuten für uns die Methanstürme, die sporadisch auftreten und eine Geschwindigkeit von 200 Stundenkilometer erreichen.« Irritiert hielt Al Jones inne. Auf dem Vipho war Wal Tyddern zu sehen. Er spitzte die Lippen, als wollte er wieder einmal unmusikalische Töne von sich geben. »Was ist, Tyddern?« »Ich würde nicht mehr so lange reden. Das haben wir doch alles schon mal durchgekaut. Wir wollen zur Tat schreiten, bevor der nächste Winter kommt. Und der nächste Winter kommt bestimmt, Major.« »Sehr witzig«, knurrte der junge Kommandant. »Ich habe noch mehr auf Lager, Major. Kennen Sie den schon? Es war einmal...« »Tyddern!« Der Erste Ingenieur der EAGLE zog seinen Kopf ein und verschwand von der Bildfläche. Das Gesicht des Kommandanten war eine undurchdringliche Maske. Sein kurzgeschnittenes Kraushaar, die dunklen, stechend schwarzen Augen, die kleine gerade Nase und die leicht wulstigen Lippen beherrschten dieses scharfgeschnittene Gesicht. Al Jones wußte, worauf Wal Tyddern anspielte. In der kalten Zeit würde sich diese Methanwelt in eine Eiswüste verwandeln. Bis dahin mußten sie mit ihrer Aufgabe fertig sein. Ein wenig Wehmut beschlich den jungen Kommandanten, wenn er an seine erste EAGLE dachte, die auf diesem Planeten zugrunde ging und irgendwo in der Nähe als Wrack existierte. Unter der Besatzung befanden sich nur eine Handvoll Männer, die schon die erste Fahrt mitgemacht hatten. Dafür lagen viele hier begraben. Und Major Al Jones wußte auch noch, welche Gefühle ihn beherrscht hatten, als er damals diesen Planeten verließ. Trauer und Rache. Henner Trawisheim hatte ihn gewarnt. Mit Rache im Herzen sollte er seine Aufgabe nicht durchführen. Im Gegenteil. Im Angedenken an die vielen Toten sollte er sein ganzes Können aufbieten, die Geheimnisse dieses Planeten zu erforschen. »Jedes Schiff stellt eine Mannschaft zusammen. In einer Stunde brechen wir auf. Unser Ziel ist das Höhlensystem. Dort werden wir auf die Melonen treffen. Ich selbst übernehme die Führung.«
Al Jones schaltete ab und gab für die Zurückbleibenden auf der EAGLE II die letzten Anweisungen. Eine Stunde später verließ er mit einer kleinen Spezialmannschaft in einem R-Jett die Schleuse des Kugelraumers. Die Außenmikrofone übertrugen das grausige Säuseln des Methansturmes. Dichte Wolkenfetzen verhinderten die weite Sicht. Wieder einmal war es Al Jones, als würde sich dieser Planet in Nebelschleier hüllen, um die Fremden abzuwehren. Aufgrund der genauen Aufzeichnungen wußte Al Jones noch die Richtung, in der die Höhle damals gefunden wurde. Die R-Jett mußte riesige Gebirge überfliegen. Alle Kleinraumer waren auf die hier herrschenden Gravitationsverhältnisse programmiert. Für einen Augenblick tauchte das Gebirge aus dem Dunst. Bizarre Felsen, zerrissene und zerklüftete Wände. Dahinter machte sich eine Ebene breit. Spiegelglatt. Ohne jede Erhebung. Ohne Bewegung. Eine ölige schimmernde Fläche. Schmutziggrau. Bis plötzlich eine neue Wand vor Al Jones emporwuchs. Al Jones prüfte das Navigationsinstrument. Sie mußten das Höhlensystem gleich erreicht haben. Der Suprasensor war programmiert auf Höhe 4200 Meter. Grün 22:07,21, Rot 61:22,56. »Höhle liegt vor uns«, sagte ein Leutnant mit erregter Stimme. Al Jones stellte das Infrarotgerät ein. Unwillig runzelte er die Brauen. Er hatte den Höhleneingang anders in Erinnerung. Sein Durchmesser mußte etwa 800 Meter betragen. Dieses Loch, das dunkel und drohend in der Felswand vor ihnen sichtbar wurde, hatte die doppelten Ausmaße. »Achtung!« rief Al Jones heiser. »Kommando zurück. Hier stimmt etwas nicht.« Mit einem Blick auf die Instrumente vergewisserte sich Al Jones noch einmal, daß sie auch wirklich den richtigen Kurs geflogen waren. Die vier R-Jett hinter Al Jones gingen auf Wartekurs. Der junge Kommandant der EAGLE II überlegte fieberhaft, ob er unter diesen neuen Bedingungen seinen Auftrag durchführen sollte. Jedenfalls stand fest, daß hier in der Zwischenzeit eine Veränderung eingetreten war. Vielleicht, überlegte er, hat einfach ein Methanorkan gehaust und das Loch in der Felswand erweitert. »Ich unternehme einen Probeflug. Sie bleiben draußen und warten meine weiteren Befehle ab«, gab er an die anderen vier Jetts durch, dann nickte er dem Piloten zu. Der junge Leutnant im Cockpit hatte schweißnasse Hände, so daß ihn Al Jones seelenruhig aus dem Sitz schob und selbst die Steuerung übernahm. Er ließ die beiden Scheinwerfer aufleuchten. Wie Geisterbahnen strichen die Strahlen in die Öffnung und verloren sich im Nichts. Al Jones wurde von einer merkwürdigen Unruhe erfaßt. Er spürte deutlich, daß er eine sensationelle Entdeckung machen würde. So groß hatte er die Höhle nicht in Erinnerung, daß selbst die Spezialscheinwerfer keinen Grund fassen konnten. Langsam steuerte er die Öffnung an. Näher und näher rückte der R-Jett dem gähnenden Loch in der Wand. Und plötzlich blieben die Strahlen der Scheinwerfer auf einem Hindernis haften.
Zuerst schloß Al Jones geblendet die Augen. Die Wand reflektierte die Lichtstrahlen. Wie ein Spiegel, durchzuckte es den Kommandanten. Das war neu. Sie flogen durch die Öffnung. Ein einziger Rundblick genügte Al Jones, um sich ein genaues Bild zu machen. Es gab kein Höhlensystem mehr. Unter ihnen erstreckte sich ein gigantischer Krater. Er mußte durch einen mörderischen Energieeinfall entstanden sein. Hier hatte zweifellos ein Kampf um Leben und Tod stattgefunden. Kein Fremdling, kein Melone konnte mehr am Leben sein. Al Jones ließ die Scheinwerfer wandern. Die Strahlenbahnen verloren sich unten im Nichts, und Al Jones ließ den R-Jett deshalb absacken. Aber auch nach mehreren hundert Metern gab es noch immer keinen Grund zu sehen. »Zwecklos«, murmelte der Kommandant. »Hier gibt es nichts mehr zu erforschen. Nur diese Wände wollen wir uns noch ansehen.« Er steuerte den R-Jett dichter an eine Wand heran, aber schon im nächsten Augenblick schlugen die Energieorter aus, und durch das Kleinschiff drang das nervenzerfetzende Heulen der Alarmsirene. Mit einem Handgriff rastete Al Jones den Rückwärtsflug ein. Die Männer wurden hart in ihre Sitze gepreßt. »Hochenergetische Strahlen. Hier muß eine kochende Hitze geherrscht haben nach dem Angriff. Selbst der Fels ist geschmolzen und hat sich verglast. Wir fliegen zurück.« Die Männer an Bord des R-Jett waren heilfroh, als sie die gewaltige Krateröffnung hinter sich wußten und wieder die Kugelraumer anflogen. Eines stand für Major Al Jones fest: Die Unsichtbaren hatten wieder einmal zugeschlagen und die Melonen erbarmungslos vernichtet.
*
Drei Raumschiffe lagen fest. Der Ringraumer POINT OF, das Flaggschiff Terras, der Forschungsraumer FO XII und die PARR, ein Kugelraumer der 100-Meterklasse. Weder die Triebwerke brachten die Schiffe vom Boden ab, noch A-Grav. Ren Dhark saß starr in seinem Sitz und überlegte fieberhaft, wie er diesem Bannstrahl entgehen konnte. Das Fesselfeld entstand jedesmal, wenn die Triebwerke eingeschaltet wurden oder mit A-Grav die Flucht versucht wurde. Und die Roboter montierten fleißig weiter. Warum, in aller Welt, wollten sie die Menschen daran hindern, diesen Planeten zu verlassen? Aus Rache für die Zerlegung einer dieser Maschinen? Ein wenig hilflos wandte sich Dhark an seinen Freund Dan. »Ich stehe vor einem Rätsel, Dan.« »Du weißt doch sonst immer einen Ausweg, Ren. Du mußt einfach einen Ausweg finden. Es geht um unser Leben, Ren.«
Ren Dharks Gesicht wurde hart und kantig. Aber die Entscheidung, die er treffen mußte, war ungeheuer schwer. Praktisch gesehen gab es jedoch nur diesen einen Weg, dem Untergang zu entgehen. Sie mußten mit allen Mitteln gegen die Roboter angehen. Mit allen Mitteln. »Waffensteuerung !" Jeder Mann an Bord des Ringraumers merkte es ihm an der Stimme an, wie schwer ihm diese Entscheidung fiel. Noch vor wenigen Stunden hatte Ren Dhark mit dem Gedanken gespielt, diese Roboter für die Aufgabe Terras umzuprogrammieren. Sie wurden dringend gebraucht. Und jetzt blieb ihm keine andere Wahl, als sie rücksichtslos zu vernichten. »Dhark?« Jean Rochard und Bud Clifton sahen erwartungsvoll vom Bildschirm der Bordverständigung herab und warteten auf Dharks Befehle. »Sind Ihre Antennen feuerbereit?« »Immer, Commander.« Ren Dhark nickte entschlossen. »Uns bleibt keine andere Wahl«, entschuldigte er sich aufgrund der verschlossenen Gesichter seiner Männer im Kommandostand. »Nehmen Sie die Roboter in einer Minute unter Feuer. Aber wüten Sie nicht mehr als unbedingt nötig ist. Vielleicht läßt sich noch ...« »Commander!« Ren Dharks Kopf flog herum. Im Schott tauchte Jimmy auf. Wie ein wütender Terrier schoß er auf den Commander zu und bleckte ihn an. »Nehmen Sie diesen unsinnigen Befehl zurück. Wir haben die Robs falsch behandelt, das ist alles.« Ren Dhark starrte den Roboter in Hundeform entgeistert an. Normalerweise erlaubte sich niemand, in diesem Ton mit ihm zu sprechen. Aber Jimmy war ja kein Mensch, nur ein Roboter, der wie ein Hund aussah. Und da betrat nach Jimmy der dicke Shanton die Zentrale der POINT OF. »Wir haben die Robs falsch behandelt!« Dieser Vorwurf echote in Ren Dhark nach und drängte alles andere zurück. Der Commander riß sich vom Anblick des Hundes los und sah zur Bordverständigung. »Warten Sie noch«, wies er Jean Rochard und Bud Clifton an. »Wieso haben wir die Roboter falsch behandelt, Shanton?« Der gab ein unartikuliertes Knurren von sich. »Wenn ich das wüßte, Dhark, hätte ich schon lange gehandelt. Es wird noch Stunden dauern, ehe wir mit dem zerlegten Roboter klarkommen. Die Technik ist eine ganz andere, als wie wir sie kennen. Da müssen wir uns erst mit vertraut machen. Wir sind keine Heiligen.« »Wie kommen Sie denn zu der Behauptung ...« »Ich bin der Meinung, daß nach der Landung der FO XII ein grundlegender Fehler begangen wurde, Dhark.« Ren Dhark wurde blasser. Er wollte heftig reagieren und sich aus dem Sitz stemmen. »Unsinn!« rief er aus, blieb aber sitzen. So ganz konnte er sich Shantons Meinung nicht entziehen.
Welcher Fehler sollte gemacht worden sein? Es mußte sich um einen grundlegenden Fehler handeln, der die Roboter auf die Beine brachte. Je länger Ren Dhark jedoch darüber nachdachte, desto verwirrender wurde alles. Man durfte nicht mit menschlicher Logik an diese Frage herangehen. Nur maschinelle Logik konnte weiterhelfen. Als Ren Dhark so weit war, kam ihm auch der rettende Einfall. »Wir werden den Checkmaster zu Rate ziehen.« Die Männer starrten ihn verwundert an. Auf diesen Gedanken hätte man schon viel früher kommen können. Selbst Jimmy zog sich lautlos zurück und blieb vor dem Schott hocken, als wollte er von dort aus den Erfolg der Bemühungen abwarten. Der Checkmaster der POINT OF brauchte nicht lange, ehe er seine Antwort ausspuckte. Dan Riker griff in den Auffangkorb und reichte die Folie an Ren Dhark weiter. Verblüfft starrte der Commander auf die Meinung des Checkmasters. Ihr seid Einbrecher! *
Wieder einmal waren sie alle versammelt. Sie wußten, um was es ging. In einer Konferenzschaltung waren die PARR und die FO XII an der Sitzung beteiligt. »Sie alle wissen, um was es geht«, sagte Ren Dhark einleitend. »Wir haben nicht viel Zeit zu verlieren, wenn wir unsere Raumschiffe retten wollen. Aus den Beobachtungsständen wird gemeldet, daß die Roboter nach wie vor bemüht sind, unsere Schiffe auseinanderzunehmen.« »Was hat der Checkmaster gesagt?« erkundigte sich Professor Abrassimow. Ren Dhark nahm die Folie auf und schüttelte immer noch ungläubig den Kopf. »Er sagt einfach: Ihr seid Einbrecher.« Zwei Männer lachten nervös auf. Alle anderen blickten verständnislos um sich, »Wieso Einbrecher, Commander? Hätten wir auf diesem Planeten nicht landen dürfen?« Ren Dhark zuckte hilflos die Schultern. Sein Blick fiel auf Dr. Getrup, der geistesabwesend auf seine Hände starrte. Das erregte Gemurmel ebbte ab. Man spürte förmlich, daß Getrup der Entscheidung näherkam. So wie er saß ein Mann in völliger Konzentration da. Das Schweigen dauerte zwei volle Minuten, bis Jo Getrup es selbst erst spürte, wie alle Blicke auf ihm brannten. »Nun, Getrup?« fragte Ren Dhark leise. Irritiert sah sich der Robotiker um. Sein Gesicht rötete sich leicht. Er winkte unwirsch ab. »Ich habe nur überlegt«, sagte er rauh, »warum uns der Checkmaster als Einbrecher bezeichnet hat." »Und zu welcher Ansicht sind Sie gekommen?« Verlegen lächelte der junge Wissenschaftler. »Wer wie ich ständig mit Maschinen zu tun hat, fragt sich natürlich, wie man die menschliche Logik abschütteln kann, um einfach mit mathematischen Formeln zu arbei-
ten. Es fällt mir nicht immer ganz leicht, Commander.« »Kommen Sie zur Sache. Die Zeit drängt«, knurrte Miles Congollon. Getrup hob leicht die Schultern. »Mit der Landung an und für sich kann es nicht zusammenhängen. Dann wären die Roboter gleich gegen uns eingeschritten. Stellen wir doch zunächst einmal fest, wo die Roboter zuerst auftauchten und warum.« Ren Dhark starrte den Wissenschaftler betroffen an. »Soweit ich weiß, war ich der erste, der einen Roboter zu Gesicht bekam.« Nachdenklich fuhr sich der Commander über die feuchte Stirn. »Warum waren Sie der erste, der mit den Robotern in Kontakt kam, Commander?« fragte Dr. Getrup seelenruhig weiter. »Doch vermutlich deshalb, weil Sie der erste waren, der in die Anlage eindrang.« »Unsinn«, knurrte Miles Congollon. »Sie können doch nicht von Eindringen reden. Einer drückte auf den Knopf, und der Commander stieg in die Öffnung. Das hat doch nichts mit Einbruch zu tun.« »Nach menschlichen Überlegungen nicht. Aber wissen Sie, wie die Maschinen darüber denken?« »Kommen Sie mir doch nicht mit diesen albernen Wortklaubereien, Getrup.« »Moment mal«, schaltete sich Ren Dhark ein. »Was Getrup sagt, ist vielleicht nicht von der Hand zu weisen. Natürlich sind wir nicht mit Gewalt in den Turm eingedrungen. Aber wissen wir denn, was diese Maschinen als Einbruch ansehen? Wir bezeichnen einen Einbruch damit, wenn jemand gewaltsam irgendwo eindringt. Was ist, wenn wir einfach den falschen Eingang wählten?« Für einen Augenblick herrschte bedrücktes Schweigen. Dann drang Chris Shanton beifälliges Knurren durch die Zentrale. »Na endlich kommt ihr dahinter, Leute. So muß es sein. Sie, Dhark, haben den falschen Weg gewählt. Wären Sie durch den normalen Eingang in die Anlage eingedrungen, würden die Robs jetzt nicht draußen Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um uns auseinanderzunehmen.« Der kleine Professor Abrassimow erhob sich demonstrativ. Er wirkte plötzlich nicht mehr gnomenhaft, sondern voll konzentriert. »Genug geredet«, rief er. »Damit steht fest, daß wir die Roboter aktivierten. Unser Hauptfehler wurde begangen, als wir von oben in die Türme einzudringen versuchten. Niemand ist auf die Idee gekommen, nach einem Eingang zu ebener Erde zu suchen.« »Es gibt keine«, murmelte Professor Bendlin. »Papperlapapp«, winkte Abrassimow ab. »Es muß welche geben. Suchen wir sie.« »Von oben ging es aber am einfachsten, Professor.« »Am einfachsten schon, aber nicht am klügsten. Und darauf kommt es an. Der Checkmaster hat recht. Wir haben einen Fehler gemacht und sollten schleunigst zusehen, daß wir die Scharte wieder auswetzen. Ich schlage vor, Commander, daß wir...« »Was immer Sie vorschlagen, Professor, wir kommen nicht aus den Raumschiffen heraus.« »Teufel«, stieß Abrassimow hervor und ließ sich zurück in seinen Sitz fallen. Stille. Alle saßen da und überlegten, wie man aus den Raumschiffen gelangen konnte, ohne von den Robotern wieder mit sanfter Gewalt zurückgedrängt zu werden. »Todeskommando«, schlug Saud von der FO XII vor. »Ich stelle mich persönlich zur
Verfügung.« »Kommt nicht in Frage«, lehnte Ren Dhark eisig ab. »Es wird kein Risiko eingegangen. Menschenleben werden nicht geopfert.« »Wollen Sie denn, daß in einigen Stunden die FO XII und die PARR demontiert sind?« fragte Miles Congollon bissig. »Menschenleben werden nicht aufs Spiel gesetzt«, sagte Ren Dhark noch einmal scharf. »Und wenn jemand einen Gewaltausbruch wagt, dann werde ich es sein. Im übrigen war ich es dann wohl, der uns in diese Situation brachte«, fuhr er bitter fort. »Hat noch jemand einen anderen Vorschlag zu machen?« »Nun mal mit der Ruhe«, knurrte Chris Shanton. »Mir scheint, daß wir ein wenig kopflos handeln, wenn wir die Sache übers Knie brechen. Fest steht also, daß die Robs aktiviert wurden, als wir den falschen Eingang wählten, und daß die Robs dadurch programmiert wurden, uns an weiteren Einbrüchen zu hindern. Wir brauchen also nichts weiter zu tun, als den richtigen Eingang zu suchen und die Schaltzentrale zu finden.« »Sehr schlau«, murmelte Professor Bendlin. »Danke für die Blumen«, knurrte Shanton ungerührt. »Wären Sie etwas schlauer gewesen, hätten Sie gleich anders handeln können," »Erlauben Sie mal«, schnaubte Bendlin hitzig. »Meine Herren«, rief Ren Dhark schneidend. »Jetzt ist wohl kaum die Zeit und der Ort, Streitgespräche zu führen. Shanton! Wie kommen wir Ihrer Meinung nach ungeschoren zum Turm?« »Lassen Sie mich mal überlegen, Dhark. Vielleicht sollte man die Gravitationsschleuder einsetzen. Allerdings muß alles ruckzuck gehen. Bevor wir von den Robotern gestört und zurückgebracht werden können, muß der Eingang gefunden sein.« »Sie reden von sich, als wollten Sie sich an dem Unternehmen beteiligen.« »Selbstverständlich. " »Selbstverständlich werden Sie hierbleiben«, sagte Ren Dhark. »Wenn nämlich Riker und ich ausfallen, dann wird ...« »Heißt das, daß Sie und Riker die erste Mannschaft stellen wollen?« »Genau. Riker, drei Cyborgs und ich.« Ein Blick auf die Bildschirme überzeugte die Männer davon, daß es höchste Zeit wurde, etwas Entscheidendes zu unternehmen. Die PARR stand schon schief auf der Sandebene. Zwei Teleskopstützen fehlten bereits. *
Ren Dhark hatte sich fertig gemacht für den ersten Sprung über die Robotermasse hinweg in Richtung Turm. Ungeduldig wartete er auf die Nachricht, daß er die Reise unternehmen könnte. Der Commander stand im Kommandostand vor den Bildschirmen und sah, wie sich die PARR zum Ringraumer herüberneigte. Wenn der Kugelriese ins Rollen kam, würde er alles aus dem Weg räumen und hinwegwalzen, was ihm in die Quere kam. Selbst die POINT OF würde nicht davon verschont bleiben.
Es mußte unweigerlich zu einer Katastrophe kommen. »Fertig, Commander!« Ren Dhark wirbelte herum. Miles Congollon lehnte am Schott und wischte sich mit den schmutzigen Fingern übers Gesicht. »Sass, Carrell und Ember tu Yukan folgen mir, und dann kommst du als letzter nach. Dan«, wandte sich der Commander an den Freund. Mit festen Schritten verließ der Commander die Zentrale des Ringraumers. Hinter ihm bauten sich die drei Cyborgs auf, als wollten sie ihn gegen alles abschirmen, was überhaupt auf ihn zukommen konnte. Schweigend sahen die zurückbleibenden Männer dem kleinen Trupp nach. Die Außenschleuse öffnete sich. Miles Congollon nickte dem Commander aufmunternd zu, als wollte er sagen: Wird schon schiefgehen. Jimmy kauerte neben der Schleuse, aber seine dunklen, schlauen Hundeaugen ließen Ren Dhark nicht los. Der Commander sah vor sich die undurchdringliche Masse der riesigen Robs. Sie bewegten sich nicht. Erst wenn er den Boden berührte, würden sie ihre starre Haltung verlieren. Weit hinten erhob sich der gigantische Turm aus der Ebene. Noch immer lag das Turmende mit seiner gewaltigen, ovalen Plattform im Dunst verborgen. Die GO-Sonne stand am leicht verschleierten Himmel und schickte ihr warmes Licht herab. An Schleuse 2 hatte Ren Dhark mit seinen Begleitern Stellung bezogen. Jimmy saß bei Fuß und hielt den Kopf schief. Die vor dem Schiff herumlungernden Roboter nahmen sein gesamtes Interesse wahr. Die Cyborgs hatten auf ihr zweites System geschaltet und kannten in diesem Bereich keine Ungeduld. Um so öfter sah Dhark auf sein Chrono. Noch fehlten fünf Minuten an der vereinbarten Zeit. Im Helmfunk war es still. Da kam Knacken durch. Ein Techniker meldete sich. »Beide Gravitationsschleudern sind klar. Mit dem rechten Pressor haben wir noch etwas Ärger, aber der Fehler wird gleich behoben sein. Zeitplan erfährt keine Verschiebung.« Der Commander wunderte sich, denn er war der Meinung gewesen, daß die Einstellung der beiden Gravitationsschleudern Schwierigkeiten machen würden, denn ihr Wirkungsbereich hatte die Form einer Hohlrohrhälfte. Beide zusammen stellten einen Schlauch dar, der bis zum Turm reichte. Im Hohlraum sollten nach wie vor l Gravos herrschen, im Gravitationsbereich jedoch sechzig bis hundertzwanzig Gravos. Ob man damit auskommen würde, mußte die Praxis zeigen. »X minus dreißig!« gab ein anderer Techniker durch. Dhark und Riker hatten nichts dagegen, hochgenommen und über eine Schulter gelegt zu werden. Weder Carrell noch To Yukan war anzusehen, daß sie sich etwas angestrengt hatten. »X minus Null!« Es ging los. Die erste Phase des Planes lief. Die beiden Gravitationsschleudern bildeten ein Hohlrohr, in dessen Wandung 65 Gravos herrschten. Im normalen Hohlraum jedoch kamen Pressorstrahlen zur Wirkung!
Pressorstrahlen, die sich der superfreundlichen Roboter annahmen, sie hochrissen und dann versuchten, sie durch die Zone mit der hohen Schwerkraft zu stoßen. Die Sicht zum Turm war plötzlich schlecht geworden. Staubmassen stiegen auf, und überall dort, wo Roboter sich befanden, flog mit ihnen auch Sand und Erdreich empor. Die Techniker, die Pressor eingesetzt hatten, gingen systematisch vor. Sie hatten sich zuerst der Robs angenommen, die sich dicht vor der Rampe der Schleuse l herumtrieben. Schneller und auch leichter als erwartet, wurden sie mit den Blechkonstruktionen fertig. Es war eine Freude zu sehen, wie sie im hohen Bogen durch die Luft davonflogen, um weit draußen auf der Ebene wieder abgesetzt zu werden. Ob ihnen die 65 Gravos etwas ausgemacht hatten, würde sich bald zeigen. »Ab!« stieß Bram Sass aus, der auf einer Schweberplatte hockte und damit durch die Schleuse nach draußen stieß. Die anderen Cyborgs setzten sich in Bewegung. Jimmy raste allen voraus davon, mitten hinein in die Sandwolken, die sich im Bereich der POINT OF langsam wieder zu Boden senkten. Da zeigte sich schon die erste Panne! Ein paar Roboter, die sich außerhalb des Gravitationsbereiches befunden hatten, wurden mit 65 Gravos fertig! »Achtung, Robs von rechts!« schrie es im Helmfunk der Männer. »Wir gehen auf 100 Gravos! Vielleicht hilft das!« Die Pressorstrahlen hatten bis jetzt wunderbar gearbeitet und auf dem ersten Drittel der Strecke zum Turm hin alle Blechkameraden fortgeschafft. Doch diejenigen, die sich von Anfang an draußen befunden hatten, versuchten nun durch die Gravitationssphäre in den Hohlraum einzudringen. Die Cyborgs rasten los. Von Jimmy war keine Spur mehr zu sehen. Bram Sass hatte es am einfachsten; er brauchte nur seine Schweberplatte zu steuern, die bis an die Grenze ihrer Tragfähigkeit beladen war; ein Umstand, der Carrell und Ember To Yukan zwang, Dhark und Riker zu tragen. Roboter von rechts? Zwei schafften es, den Gravitationsbereich zu passieren. Drei blieben – aller Wahrscheinlichkeit nach defekt – liegen. »Wir haben auf 100 Gravos geschaltet!« kam über Helmfunk herein. »Lage unverändert. Schaffen gerade die letzten Roboter vor dem Turm fort. Nur auf der halben Strecke versuchen wieder Robs, unsere Gravos-Sperre zu durchqueren. Seitdem die Robs mit 65 Gravos fertig geworden sind, traue ich den Metallkumpels alles zu!« Mit steigender Geschwindigkeit rasten die Cyborgs ihrem markanten Ziel zu. Bram Sass auf der Schweberplatte blieb dicht hinter ihnen und sicherte nach beiden Seiten. »Das auch noch!« stieß er bestürzt aus. Über zwanzig Roboter hatten den Schwerkraftbereich überflogen und ließen sich auf den abgeschirmten Bereich abstürzen. Aber die Techniker und Ingenieure in der POINT OF waren wachsam. Sie setzten weitere Pressorstrahlen ein, und innerhalb von wenigen Sekunden rasten mehr als zwanzig Robs, die sich hatten abstürzen lassen, in den verschleierten Himmel hinein. »Müssen auf hundertzwanzig Gravos gehen. Hoffentlich sind die Roboter damit klein zu bekommen. Verfluchtes Kroppzeug!« knurrte ein Techniker in der POINT OF und informierte die kleine Gruppe am Turm über Funk'. »Zuerst den Sondentaster!« ordnete Ren Dhark an, nachdem er wieder auf seinen Beinen
stand. Holger Alsop schloß das Gerät an den Konverter an. »Grün!« rief Sass von der Schweberplatte. Jede Sekunde war kostbar. Aus der POINT OF kam die erste Warnung. »Die Robs werden rebellisch und versuchen an mehr als dreißig Stellen zugleich durch den Schwerkraftbereich zu kommen! Wir können nicht mehr Pressorstrahlen einsetzen, sonst gefährden wir euch.« »Das hätte uns gerade noch gefehlt!« brummte Riker, der vergeblich nach dem Scotchterrier Ausschau hielt. Ren Dhark kniete vor dem Taster und drückte den Hauptknopf. Die kreisrunde, grellrot leuchtende Bildscheibe veränderte ihr Aussehen nicht. »Wir bekommen den ersten Besuch!« sagte Ember To Yukan mit leidenschaftsloser Stimme und nahm seinen schweren Blaster hoch. »Nicht schießen!« rief Dhark ihm zu, der das Tun des anderen erst im letzten Moment bemerkt hat. »Gibt's hier eine Zentrale, von der aus alle Robs gesteuert werden, dann könnte die uns als Gefahr einstufen und den Konstruktionen den Befehl geben, uns zu vernichten. Wir .-..« Da hatte der Sonden-Taster in hundertsiebzehn Metern Entfernung und achteinhalb Metern Tiefe nicht nur ein Schott geortet sondern auch eine schwache energetische Sperre festgestellt. »Das auch noch ... « Da waren die ersten Roboter durchgebrochen ! Schweren Herzens gab Ren Dhark Feuerbefehl Carrell und Sass vernichteten sie in einem Kettenschuß. Sie verlegten ihren Aufenthaltsplatz. »Ultra-Bohrer einsetzen!« Drei gleichaussehende total verkleidete Geräte – drei Meter zwanzig durchmessende Scheiben, die knapp einen Meter dick waren – hoben sich mittels A-Grav ab und ließen sich zur Seite drücken. Diese Geräte, Bohrer und Sauger in einer Einheit, wurden auch mit kompaktem Fels fertig. Die Cyborgs schalteten sie ein und zogen sich dann zu den anderen zurück, um in wenigen Sekunden nicht von pulverisiertem Erdboden, den der Sauger über sechzig Meter weit fortschleuderte, überschüttet zu werden. »Achtung, Roboter-Gefahr!« warnte man sie aus dem Schiff. Da kam Jimmy herangerast. Er hatte sich auf der anderen Seite des Turmes aufgehalten. Durch das Heulen der saugenden Ultra-Bohrer war seine metallisch klingende Stimme kaum zu verstehen. »Ich übernehme Roboter-Abwehr, ohne jedesmal ein Feuerwerk zu veranstalten!« Hatte Jimmy eine neue Methode entdeckt, durch die Robs zwar ausgeschaltet, aber nicht zerstört wurden? Die heulenden Ultra-Bohrer waren in der Tunnelöffnung, die sie geschaffen hatten, verschwunden. Bram Sass verfolgte auf der Schweberplatte an einem kleinen Steuergerät ihren Weg und auch das Arbeitstempo. »Flugsand. Keine Steine oder andere Hindernisse festzustellen.« Ren Dhark hörte nur mit halben Ohr zu. Jimmy sauste davon. Erneut war es Robs gelungen, durch den unheimlich hohen
Schwerkraftbereich zu dringen, ein Zeichen, von welch erstklassiger Qualität diese Konstruktionen waren. »Bohrer sind gleich durch, Dhark!« rief Sass aus. Da stieß Holger Alsop aus: »Roboter hinter uns!« Es wurde dramatisch, denn nicht nur hinter ihnen befanden sich diese Metallwesen, sondern auch über ihnen. Sie kamen aus der Höhe! »Ich, dein Roboter!« hörten sie schon wieder, und der Sonden-Taster wurde aufgehoben und zur Schweberplatte getragen. Vierzehn Robs standen ihnen gegenüber. »Durch den Tunnel!« stieß Ren Dhark aus, in der vagen Hoffnung, auf diesem Weg nicht verfolgt zu werden. Schräg führte der Tunnel in die Tiefe. Die Scheinwerfer der laufenden Männer leuchteten auf. Wenn das über unserem Kopf zusammenbricht, dann gute Nacht, dachte Dan Riker, als er über seine eigenen Beine stolperte und stürzte. Im nächsten Moment schrie er auf. Eine harte Roboterhand hatte sein linkes Fußgelenk umfaßt und zerrte ihn zurück. »Ren!« rief er, und noch einmal: »Ren...« Da leuchtete dicht neben ihm etwas auf, und im gleichen Moment ließ der Druck der Metallhand um sein Bein nach. Jimmy stand neben Riker, hielt den Kopf schief und versuchte ein Grinsen, aber da Shanton ihn als Hund gebaut hatte, mißlang ihm dieser Versuch. »Hab' ich heute schon Robs aufs Kreuz gelegt!« sagte das Prachtstück. Bram Sass war neben ihm und riß ihn hoch. »Stopp! Carrell, sind Sie verrückt!« Dharks Stimme gellte im Helmfunk. »Carrell, bleiben Sie stehen!« Aber der Cyborg, der phantete, dachte nicht daran. Er mußte durch die schwache Energiewand, selbst auf die Gefahr hin, bei diesem Versuch umzukommen. »Neue Roboter kommen in den Stollen ...!« meldete Jimmy. Da hatte Mark Carrell die energetische Wand durchschritten. Von allen Seiten war sein Körper plötzlich von einem wabernden, irisierenden Leuchten umgeben. Dhark sah den Mann schon tot zusammenbrechen, als die Sperre in einem grellen Aufleuchten zusammenbrach. Sie standen vor einem hohen Schott, das sich langsam mit seinen beiden Hälften öffnete. Dahinter lag eine Halle, aber in der Halle bewegten sich Roboter, und hinter ihnen kämpfte Jimmy einen verzweifelten Kampf mit den Metallwesen. Die Roboter aus der Halle kamen auf sie zu. »Ich, dein Roboter!« hörten sie sagen, und langsam nahm jeder seine Strahlwaffen hoch. *
Der dicke Shanton hielt es an Bord nicht mehr aus. Schleuse 2 war immer noch geöffnet. Ein paar Besatzungsmitglieder standen herum, und als sie Shantons Flüche vernahmen, erlebten sie das beste Schauspiel dieser Reiss
überhaupt. Er fluchte auf das Schiff, auf die Roboter, auf diesen gottverlassenen Planeten im allgemeinen und auf die blödsinnige Idee seiner Hilfestellung im besonderen. Schließlich gelang es dem dicken Shanton, sich in den Gang zu setzen, und von dem Zeitpunkt ab ging die Talfahrt viel einfacher. Er rutschte einfach die Rampe hinunter. »Helft mir hoch, ihr Dummköpfe.« Er streckte den grinsenden Männern seine keulenartigen, behaarten Arme entgegen. Sie faßten auch zu, aber Shantons Schwerkraft schien um ein Vielfaches zuzunehmen. Er blieb sitzen. Schnaubend und fluchend mußte er sich selbst hochstemmen, und diese Schwerarbeit war nicht gerade dazu angetan, Shantons Laune zu verbessern. Jimmy wartete bereits draußen. Er lief um ein paar der starr stehenden Roboter herum, und wer nicht wußte, daß es sich um einen Kleinroboter handelte, mußte annehmen, daß der Terrier nach der erstbesten Gelegenheit suchte, jemanden ins Bein zu beißen. »Komm, Jimmy!« rief Shanton ärgerlich. Ein letzter verachtender Blick streifte die Männer in der Schleuse, dann machte er sich mit wuchtigen Schritten auf den Weg zum Turm. Noch immer mißtrauisch ging Chris Shanton diesen riesigen Robotern möglichst aus dem Bereich der zweigelenkigen Arme. Auch aus den Schleusen der FO XII und der PARR strömten nun die Terraner. Aber sie hatten Anweisung erhalten, sich nicht von den Raumschiffen zu entfernen. Chris Shanton folgten ein paar neidische Blicke. Sie alle wollten dabeisein, wenn die unterirdische Anlage erobert wurde. Keuchend erreichte der dicke Shanton den Tunnel, blieb stehen und wischte sich mit einem karierten Taschentuch .den Schweiß aus der Stirn. Niemand war zu sehen. Weder Ren Dhark noch Dan Riker. Auch die Cyborgs waren verschwunden. Shanton bückte sich zu Jimmy hinab. Der Hund legte sich sofort auf den Rücken. Mit geschickten Bewegungen, die man den plumpen Fingern Shantons kaum zugetraut hätte, öffnete der Ingenieur die Bauchdecke des Hundes und nahm eine Schaltung vor. »So«, knurrte der Dicke, »nun such den Commander. Aber lauf nicht so schnell, verdammtes Biest.« Jimmy sprang auf und steckte nach Hundeart die Schnauze in den Boden. Chris Shanton folgte ihm durch den Tunnel zum Eingang des Turms. Als er den ersten Schritt auf die glatte Metallebene machte, standen unvermittelt links und rechts zwei Roboter vor ihm. »Ich, dein Roboter!«
*
Der Dicke zuckte zurück, als wäre er gegen eine Wand gelaufen. Geistesgegenwärtig griff er zur Waffe. Aber ehe er den Blaster freibekam, sprang Jimmy an ihm hoch und grub seine Fänge in
das Handgelenk seines Erbauers. Shanton stieß einen Fluch aus. »Verdammtes Miststück. Kusch!« Jimmy ließ gehorsam von Shanton ab. Der Dicke rieb sich unwillig das Handgelenk und sah von unten her wütend auf die beiden Roboter. Langsam begriff er, daß sie keine Anstalten machten, auf ihn zuzukommen, oder ihn zurückzudrängen. Im Gegenteil. Geräuschlos wichen sie weiter zurück, als wollten sie ihn einladen, näherzutreten. »Möchte wissen, wo die anderen stecken?« murmelte Shanton. »Folgen Sie uns bitte!« »Gern«, sagte Shanton unwillig, dann stutzte er. Entgeistert starrte er die beiden Roboter an. Sie hatten gesprochen. Hatten nicht nur »Ich, dein Roboter" herausgebracht. Chris Shanton wurde es warm. Jimmy lief hinter ihnen her und schien überhaupt keine Gefahr für sich und seinen Herrn zu wittern. Also folgte auch Shanton. Hin und wieder sah er sich um, ob der Eingang auch noch offen stand. Er blieb offen, und er hätte zu jeder Zeit umkehren können. »Moment mal, wo bringt ihr mich eigentlich hin?« keuchte er. Die beiden Roboter stoppten ihr Gleiten ab. Ihre blechernen, monotonen Stimmen hallten durch das ganze Gewölbe. »Wir bringen den Terraner zu den Terranern!« »Nett von euch. Und wo stecken die anderen?« »Sie betreten jetzt die A-Gravschächte.« »Dann müssen wir uns wohl beeilen, ihnen zu folgen.« Für einen Moment schienen die Roboter unschlüssig, dann hatten sie offenbar begriffen, daß es dem dicken Terraner nicht schnell genug ging. Sie wirbelten herum und waren in Sekundenschnelle so weit entfernt, daß Shanton sie im diffusen Licht kaum noch von den Metallwänden unterscheiden konnte. Jimmy folgte ihnen dichtauf. Shanton keuchte: »Nicht so schnell. Nehmt mich mit, zum Teufel. Für wen haltet ihr mich denn?« Der Erfolg war verblüffend. Sie kehrten um, und ehe sich Shanton versah, nahmen sie ihn in die Mitte. Er fühlte, wie ihre Arme seinen Körper umschlangen, wie er den Boden unter den Füßen verlor, und dann sah er die Wände nur so an sich vorbeigleiten. Mit rasender Geschwindigkeit trugen sie ihn durch den gigantischen Saal, bis er vor sich farbige Lichter erkennen konnte. Die Halle war zu Ende. Eine schimmernde Metallwand schloß den Saal ab. Vor dieser Wand befanden sich jedoch fünf Schächte, auf die die Roboter nun zusteuerten. »Wohin soll die Reise gehen?« erkundigte sich Chris Shanton, wieder mißtrauisch geworden. »Zum Steuersaal, Terraner«, kam die blecherne Antwort. Der Dicke versuchte einen Blick in die Tiefe zu werfen. Aber es gab kaum Licht in den Schächten. Nur ein angenehmes Halbdunkel, das jedoch nicht zu durchdringen war. Als wollte Jimmy seinem Herrn und Gebieter zeigen, wie ungefährlich diese Reise war, sprang er kurzerhand in einen Schacht hinein. Jimmy verschwand in der Tiefe. Chris Shanton kratzte sich den Stoppelbart.
»Sind diese Anlagen auch für mein Gewicht eingerichtet?« Die Roboter verarbeiteten Shantons Frage, dann prallte ihm die passende Antwort entgegen. »Wir wiegen 1,2 Tonnen, Terraner.« »Weiß ich doch. Habe die Einzelteile gewogen. Also gut. Aber das sage ich euch, wenn mir auch nur ein Haar gekrümmt wird, lege ich diese Anlage in Schutt und Asche. Habt ihr das verstanden?« Die Roboter hatten nicht verstanden. Oder sie wollten nicht verstehen. Sie hoben Chris Shanton an, und als er über der Schachtanlage schwebte, ließen sie ihn einfach fallen. Das Gefühl, als wenn einem der Magen in die Kehle steigt, verging sehr schnell. Dann hüllte den Ingenieur eine angenehme Atmosphäre ein. Das Licht, das von den Wänden des Schachts strahlte, tat den Augen wohl. So ähnlich mußte sich ein Vogel fühlen, der im Schwebeflug dahingleitet, dachte Shanton. Shanton gab sich nur äußerlich hin und wieder wie ein gutmütiger Trottel. Daß in diesem Mann die Energie eines Hochleistungsreaktors steckte, wußten im Grunde genommen nur die verantwortlichen Männer Terras. Irgend jemand hatte einmal über Shanton gesagt, daß er aus ein paar alten Konservendosen glatt einen Konverter zu bauen imstande wäre... Shanton war sich längst darüber klar, daß sie durch das Eindringen in den richtigen Eingang eine ganz neue Situation heraufbeschworen hatten. Die Roboter waren wie umgewandelt. Allerdings blieb noch die Frage offen, ob sie jetzt nicht vom. Regen in die Traufe gekommen waren. Eine endlose Zeit schien zu vergehen, ehe Chris Shanton unter sich Licht zu erkennen glaubte. Es dauerte dann auch nicht mehr lange, da schoß ihm das Licht förmlich entgegen, und ehe er sich versah, fand er sich in einem Korb wieder, der mit ihm langsam nach unten sackte. Der Schacht erweiterte sieh. Shanton schüttelte sich wie ein nasser Hund und sah sich irritiert um. Er schwebte langsam in eine große Halle hinab, die alles bisher Entdeckte auf diesem Planeten in den Schatten stellte. Da gab es Metallwände mit riesigen Instrumententafeln. Da gab es Maschinensätze, es gab Geräusche, menschliche Stimmen, blecherne Roboterantworten und es gab Licht in Hülle und Fülle. Für einen Moment glaubte Chris Shanton zu träumen. Dann fühlte er sich nach Terra versetzt in irgendeine Befehlszentrale eines Industriegiganten. »Hallo, Shanton!« rief Ren Dhark nach oben, als er den Dicken am Gitter des Korbs erkannte. Sanft kam der Korb zum Stehen, und Shanton taumelte hinaus. Sofort baute sich ein Roboter vor ihm auf. »Ich, dein Roboter!« Dan Riker lachte. »Machen Sie nicht so ein komisches Gesicht, Shanton. Sie können ihm Fragen über Fragen stellen. Er ist das reinste Auskunftsbüro. Wir befinden uns hier im Steuersaal der
Roboter. Tausend Meter unter der Planetenoberfläche.« »Hoffentlich kommen wir auch wieder nach, oben«, knurrte Shanton bissig. »Worauf Sie sich verlassen können. Sehen Sie sich erst einmal genau um. Wir sind auch erst vor wenigen Minuten gelandet.« Chris Shanton sah sich um. Besonderes Interesse brachte er der einen Instrumentenwand entgegen. Erst jetzt fiel Chris Shanton auf, daß er sich in einem kreisförmigen Saal befand. Die Decken waren kuppelformig, nur von den fünf Schächten der A-Gravanlage in ihrer metallenen Einförmigkeit unterbrochen. Unter jedem Schacht hing ein Schwebekorb, der wahlweise Besucher sicher zu Boden brachte oder nach oben transportierte. Im ganzen Saal herrschte ein geheimnisvolles Brummen und Summen. Kein störendes Geräusch. Eher einschläfernd. Ein Schauer der Ehrfurcht überfiel den Techniker. Er merkte gar nicht, daß Ren Dhark neben ihn trat und ihm die Hand auf die Schulter legte. Erst als Ren Dhark sprach, wandte Shanton irritiert den Kopf. »Hier wird jeder zunächst einmal registriert«, flüsterte ihm der Commander zu. »Deshalb das Summen. Es geht bald wieder vorbei.« Shanton nickte nur. Immer wieder glitt sein Blick hinüber zu der monströsen Instrumentenwand. Lichtkaskaden liefen darüber hin. Millionen von farbigen Kontrollen leuchteten auf, um gleich darauf wieder zu verlöschen. Chris Shanton wurde abgetastet, kontrolliert und registriert. Er wußte, daß er jetzt in dieser Anlage für ewig eingeordnet war. Ein Lachen schüttelte Chris Shanton plötzlich. »Was haben Sie?« fragte der Commander erschrocken. »Wissen Sie, was ich gerade dachte, Dhark? Was wird diese Anlage wohl in meinem Steckbrief stehen haben? Dick, fett und gefräßig? Das Gesicht voller Haare. Pfui Teufel, eine häßliche Kreatur. Was denken Sie?« Ren Dhark war für einen Moment verblüfft, dann lachte auch er. »Auf Ideen kommen Sie, Shanton! Vielleicht bekommen wir eine Antwort auf Ihre Frage. Wollen wir es mal versuchen?« »Ich bin dabei, Commander!« Langsam näherten sich die beiden so ungleichen Männer der Instrumentenwand. Sie mußten dabei Schalttischen ausweichen und komplizierten Einrichtungen aus massiven Metallblöcken, von denen dieses Klingeln und Summen ausging. Dicht vor der Instrumentenwand gab es Sitzgelegenheiten. Sie waren jedoch für keine bestimmte Körperform geschaffen. Es waren Bänke mit seltsamen breitflächigen Luftkissen, in die man tief hineinsank. Im selben Augenblick, als Dhark und Shanton Platz nahmen, verging das Lichterhuschen auf der Instrumentenwand. Totenstille trat ein. Kein Brummen mehr. Kein Summen. Das Licht schien dunkler zu . werden und versickerte ganz langsam in den nicht erkennbaren Lichtquellen. Es herrschte plötzlich jene Atmosphäre im Steuersaal, die der Mensch als wohltuend für die Nerven und ideal für die Konzentration empfand. Lediglich ein warmes Leuchten ging noch von der Wand aus. und ein mattes rotes Auge leuchtete den beiden Männern entgegen.
»Ich, dein Roboter!« sagte eine monotone, mächtige Stimme aus der Wand.
* Der kleine Jörg Ponten wollte die Gelegenheit nutzen, wieder einmal Luft zu schnappen. Alles war ruhig. Die Roboter standen starr und bewegungslos, und es war kaum anzunehmen, daß sie ihn erneut zum Schiff zurücktreiben würden. Trotzdem blieb Ponten mißtrauisch. Er hatte bei seinem ersten Ausflug nicht genügend Proben des Sandes mitbringen können. Solange Ren Dhark jedoch im Turm steckte, konnte er ebensogut neue Proben sammeln und weitere Versuche damit anstellen. Die erste Furcht vor diesen riesigen Robotern war verebbt. Ponten wußte genau, daß sie ihm kein Haar krümmten, ihn höchstens mit sanfter Gewalt zum Schiff zurücktreiben würden. Aber sie standen da und rührten sich nicht. Jörg Ponten schlängelte sich durch die massiven Reihen hindurch, immer darauf bedacht, nicht in Tuchfühlung mit diesen Maschinen zu kommen. Er fürchtete, sie könnten bei einer Berührung empfindlich reagieren. Metall war etwas, mit dem Jörg Ponten gar nicht klar kam. Auf keinen Fall vom Schiff entfernen, lautete der Befehl. Für Ponten galt diese Anweisung nicht. Ihm geschah ja gar nichts. Außerdem mußte er erst einmal diese massigen Gestalten hinter sich bringen, bevor er ausreichend Platz fand, seine Proben zu entnehmen. Wenn man den Samengräsern, die in dieser Sandebene in ausreichender Menge vorhanden waren, genügend Feuchtigkeit zuführte, mußte es in üppiger Pracht zu sprießen beginnen. Das stand bereits fest. Im Labor waren sie damit beschäftigt, die ersten Keime zu erzeugen. Endlich sah Jörg Ponten die freie Ebene vor sich. »Ich, dein Roboter!« sagte da eine blecherne Stimme neben ihm. Erschrocken fuhr der junge Biologe zurück. Ein einziger Roboter hatte sich aus der Masse geschoben und verhielt neben ihm, als wollte er ihn auf allen Wegen begleiten. »Ich will noch nicht zurück zum Schiff«, stieß Ponten hervor. »Laß mich noch einen Augenblick Proben sammeln.« »Ich, dein Roboter helfe dir, Proben zu sammeln.« Jörg Ponten schluckte schwer. »Du willst mich nicht zurückbringen?« »Ich, dein Roboter, bringe dich zurück, wenn du es befiehlst.« »Ich will aber noch nicht zurück. Bist du auch friedlich?« »Ich, dein Roboter, bin friedlich.« Jörg Ponten sah auf das grünschimmernde Kristallauge. Er erinnerte sich daran, daß es bei seinem ersten Kontakt mit einem Roboter das andere Auge gewesen war, das rötlich geleuchtet hatte. »Schön«, sagte Jörg Ponten zustimmend. »Du kannst mich begleiten. Ich möchte dem Boden Proben entnehmen. Mein besonderes Interesse gilt den Gräsern. Du kannst mich
an die Stellen führen, die für meine Forschungen wichtig sind.« »Ich, dein Roboter, führe dich!« Ponten wollte zuerst zurückfahren, als die Arme sich anwinkelten und ihn dann umschlangen. Aber aus irgendeinem Grund verlor er die Scheu vor dieser Maschine, die sich mit ihm unterhielt, als hätte er einen Menschen aus Fleisch und Blut vor sich. Ponten verlor den Boden unter den Füßen. Und ehe er richtig begriff, was der Roboter mit ihm vorhatte, sah er, wie die Sandebene von ihm abfiel. Wie ein Vogel erhob er sich in die Lüfte. Jetzt kroch doch die Angst in dem kleinen Ponten hoch. Er wußte nicht genau, ob man Metallkonstruktionen jenes Vertrauen entgegenbringen konnte, das er in eine Pflanze setzte. Aber bald stellte er fest, daß der Roboter ihn in eine Richtung transportierte, die Jörg Ponten schon auf der Bildkugel fasziniert hatte. Der schmale grüne Streifen zwischen der Sandebene und dem blauen Meer. Jörg Ponten kam sich vor wie Aladin mit der Wunderlampe. Er wurde genau dort abgesetzt, wo die Vegetation dieses Planeten die üppigsten Formen bot. Ponten wurde abgesetzt, durfte Proben sammeln und mit dem Roboter wie mit einem Menschen reden, und als der Biologe genügend Gräser gesammelt hatte, um damit monatelang ein ganzes Team von Forschern auszulasten, trug ihn der Roboter wieder zurück zum Schiff und setzte ihn dort ab, wo es Jörg Ponten befahl. Bevor er sich von seinem friedlichen Metallkameraden verabschiedete, stellte der Biologe noch eine letzte Frage. »Wirst du mir weiter zur Verfügung stehen, Rob?« »Ich, dein Roboter, stehe zu deiner Verfügung, wenn du es befiehlst.« An der Schleuse des Ringraumers drehte sich der Biologe ein letztes Mal um. Sein Roboter stand wie eine Statue. Unbeweglich. *
Irritiert sahen Shanton und Ren Dhark auf das neue kleine Licht, das aufflackerte und nicht mehr verlosch. »Was hat dieses Licht zu bedeuten?« erkundigte sich der Commander. Die Instrumentenwand reagierte sofort. »Nummer x-3582 erhielt einen Auftrag von Terraner Ponten. - Auftrag: Biologie Spezialgebiet Gräser. Probenentnahme für Forschungszwecke.« Shanton und Dhark wechselten einen schnellen Blick. Ihnen wurde unheimlich vor dieser Instrumentenwand. ... »Kannst du uns alle Fragen beantworten, die wir dir stellen möchten?« »Ich, dein Roboter, beantworte alle Fragen.« Ren Dhark sah sich um...... Dan Riker und die Cyborgs hatten auf den Sitzen hinter ihnen Platz genommen. In der Nähe der Körbe standen ein paar Roboter in abwartender Haltung. »Wie viele Roboter gibt es auf Tower?« fragte Ren Dhark. Die Antwort kam prompt.
»Zweimillionensiebenhundertdreizehn!« »Die Anlage, die ich zuerst besichtigen durfte, und in die ich leider durch den falschen Eingang gelang, ist meiner Ansicht nach eine Industrieanlage zur Herstellung von Maschinen dieser Art. Welche Kapazität hat die Anlage?« Diesmal brauchte die Metallwand ein paar Sekunden, ehe die Blechstimme die Antwort geben konnte. »Kapazität aller 52 Türme 950 Maschinen am Tag.« Ren Dhark warf seinem hinter ihm sitzenden Freund einen bezeichnenden Blick zu. Mit fast 1000 Robotern am Tag konnten sie innerhalb kurzer Zeit eine ganze Roboterarmee auf die Beine stellen. »Von hier aus werden die Roboter offenbar gelenkt. Wer gibt dir die Befehle?« »Ich, dein Roboter, verstehe die Frage nicht.« »Ich meine, wer hat dich selbst erbaut! Wer hat dich programmiert und wer programmiert dich jetzt?« »Ich, dein Roboter, werde von dir und von euch programmiert." Chris Shanton beugte sich zur Seite. »Sie dürfen immer nur eine Frage auf einmal stellen, Dhark. Lassen Sie mich mal.« »Bitte.« Chris Shanton sah auf das schwach rötlich schimmernde Kristallauge in der Wand. »Von wem wurdet ihr erbaut?« »Von unseren Meistern.« »Wie sahen eure Meister aus?« Das rötliche Licht flackerte. »Keine Registratur.« Shanton zuckte an Ren Dhark gewandt die Schultern. »Können wir jeden einzelnen Roboter von hier aus lenken?« »Ich, dein Roboter, nehme deine Befehle von deinem Sitz aus entgegen und gebe die Befehle weiter.« »Heißt das, daß von diesem Sitz aus die ganzen Maschinen gelenkt werden können?« »Ja" »So ist das also«, murmelte Chris Shanton, und plötzlich durchzuckte ihn eine Idee. »Die vielen Millionen Roboter stellen eine Macht dar. Wir sind irrtümlicherweise durch die falsche Öffnung zu euch eingedrungen. Warum habt ihr uns nicht angegriffen?« Das rote Licht verlosch augenblicklich. Dafür begann das grüne Kristallauge zu glimmen. »Befehl wird verweigert. Befehl wird verweigert. Befehl wird verweigert!« Die Anlage schwieg. »Was ist jetzt passiert?« raunte Dan Riker den beiden vor ihm sitzenden Männern zu. Im Saal herrschte Totenstille. Erst nach vielen Sekunden flackerte das rote Licht wieder auf. »Ich, dein Roboter, weiß keine Antwort auf diese Frage.« »Wirst du intelligentes Leben angreifen?« »Nie!« »Da haben wir die Antwort«, murmelte der Commander. »Was wir vorhin hörten, war vermutlich eine Sicherheitsschaltung. Dieser Anlage wurde damit einprogrammiert, niemals, was immer auch geschieht, irgendeine Intelligenz, gleich welcher Lebensform, anzugreifen. Mit anderen Worten, im Ernstfall sind diese Roboter nur für die sanfte
Gewalt zu gebrauchen, wie wir sie am eigenen .Leibe zu spüren bekamen.« Noch einmal wandte sich Ren Dhark der Instrumentenwand zu. »Wie lange ruht die Produktion schon?« »Sie wurde vor tausend Jahren eingestellt.« »Gibt es genügend Vorräte, um die Produktion wieder in Tätigkeit zu setzen?« Über die Anlage liefen kaskadenartige Lichter. In Sekundenschnelle wurden die Lagervorräte überprüft, um eine erschöpfende Antwort geben zu können. Dann klang die Blechstimme wieder auf. »Größe der Materialvorräte ist nicht registriert.« Ren Dhark ließ sich seine Überraschung nicht anmerken. Er erhob sich. »Eine letzte Frage. Würdest du für Terra und für die Menschheit arbeiten?« »Ich, dein Roboter, werde deinen Befehlen gehorchen und für Terra arbeiten.« »Danke.« Dhark winkte Chris Shanton hoch, und die anderen vier Männer erhoben sich ebenfalls. Jimmy lief vor ihnen her zu den Körben, die sich langsam von der gewölbten Decke senkten, um die Besucher wieder nach oben zu tragen. Eine Viertelstunde später standen sie wieder, draußen im Licht der Sonne. In einiger Entfernung schimmerte die Unitallhülle des Ringraumers silbern auf. Zwischen dem Turm und der POINT OF stand eine unbewegliche Armee von Robotern. Lediglich sechs von ihnen lösten sich und kamen den Männern entgegen. »Ich, dein Roboter, warte auf deine Befehle!« Ein Roboter für jeden Mann. Nur Jimmy blieb unberücksichtigt. »Danke«, wehrte Ren Dhark ab. »Wir gehen zu Fuß zum Schiff zurück.« Die Roboter beherzigten den Wunsch des Commanders, hielten sich aber dicht hinter den Männern, um zu jeder Zeit Befehle entgegennehmen zu können. Ren Dhark sah noch einmal zum Turm zurück. »Wir haben einen großen Erfolg errungen«, sagte er mit bewegter Stimme. »Drei Millionen Allzweckroboter stehen uns zur Verfügung. Und jeden Tag können rund tausend Stück dazu kommen.« Mit den Augen suchte Ren Dhark die Turmspitze, die sich jedoch im Dunst verlor. Ich möchte zu gern wissen, dachte er, ob dies alles wieder den Mysterious zu verdanken ist. – ENDE –
Ren Dhark Auf Tower ist der Terranern ein unschätzbares Geschenk in die Hände gefallen. 3.270.000 perfekte Roboter erkennen die Terraner als Herren an und geben ihnen jede gewünschte Auskunft. Durch sie erfährt Ren Dhark vom Planeten Cut-Out, der nur wenig mehr als 1.000 Lichtjahre hinter Erron-1 liegen soll. Dieser Planet birgt nicht nur für die Männer der POINT OF riesige Überraschungen. Plötzlich werden die schwarzen Weißen aufgescheucht, und damit beginnt für Terra eine Phase, die nur durch Einsatz aller Schiffe der TF überbrückt werden kann. Kurt Brand hat sich mit diesem Roman wieder einmal selbst übertroffen. Ein spannender und dramatischer Ren Dhark-Roman, wie er sein soll. Lesen Sie unbedingt in 14 Tagen
Planet Cut-Out Von Kurt Brand Sie erhalten diesen Roman bei Ihrem Zeitschriften- oder Bahnhofsbuchhändler zum Preis von 80 Pf.