VERSCHWÖRUNGSTHEORIEN ZUM 11. SEPTEMBER
"HUNT THE BOEING!" Von Frank Patalong
Sieben Monate nach den katastrophalen Te...
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VERSCHWÖRUNGSTHEORIEN ZUM 11. SEPTEMBER
"HUNT THE BOEING!" Von Frank Patalong
Sieben Monate nach den katastrophalen Terrorattacken in den USA sprießen weiterhin die Verschwörungstheorien. Derzeit macht eine morbide "Diashow" die Runde, die zu beweisen scheint, dass die Attacke auf das Pentagon nie stattfand.
Das Pentagon, 16. September 2001: Verschwörungstheoretiker bezweifeln, dass die Zerstörungen durch ein Flugzeug angerichtet wurden
Unkraut vergeht nicht. Nur wenige Tage nach den Terrorattacken vom 11. September 2001 begann es im Web zu brummen: Zahlreiche abstruse, zynische, oberflächlich "witzige" und manchmal subversive Verschwörungstheorien und Urban Legends machten weltweit die Runde. Die "Besten" unter ihnen schafften es zeitweilig, Zweifel und Verunsicherung zu wecken und zu mehren. Bereits vier bis fünf Tage nach den Terroranschlägen entstanden zwei Verschwörungstheorien, die sich den - möglicherweise von den Passagieren erzwungenen Absturz einer Boeing bei Pennsylvania und die Attacke auf das Pentagon zum Ziel nahmen. Von beiden Katastrophen hieß es, dass sie entweder nie stattgefunden hätten oder aber nicht in der Form, in der sie bis heute berichtet werden. Zunächst kaum beachtet, erweisen sich beide Verschwörungstheorien nun als erheblich langlebiger als die weit spektakuläreren Geschichten vom Schlage "Q33NY" oder "Tourist of Death". 1
Im Gegensatz zu diesen zwar morbiden, auf den Schockeffekt setzenden, aber letztlich leicht zu widerlegenden Web-Gerüchten sind sowohl "Pennsylvania" als auch "Pentagon: Hunt the Boeing" nur mit einem gewissen Aufwand zu entkräften. Insbesondere "Hunt the Boeing" findet seit etwa sechs Wochen rege Verbreitung auch im deutschsprachigen Internet. Zumindest dafür gibt es einen erklärbaren Anlass.
Die Pentagon-Attacke fand (so nie) statt Als hartnäckigste Verschwörungstheorie in Verbindung mit dem 11. September 2001 erweist sich "Hunt the Boeing", die Behauptung, die Pentagon-Attacke habe nie stattgefunden. Im April 2002 erlebt sie einen neuen Boom.
11. September 2001, Pentagon: Erste Fotos nach dem Einschlag zeigten wenig Details und viel Chaos
"Schau dir diese Bilder an", heißt es herausfordernd auf einer Website, deren Adresse seit einigen Wochen die Runde macht, "und versuche, Beweise zur Bekräftigung der offiziellen Version zu finden". Das schafft man tatsächlich nicht, wenn man den Leitfragen der Website "Hunt the Boeing" folgt: Die bietet nicht mehr als eine Diashow von Fotos, die die Löscharbeiten am Pentagon vom 11. und 12. September 2001 dokumentieren. Da sieht man ein Gebäude, das äußerlich relativ wenige Schäden aufweist. Auf Höhe des ersten Stockes gibt es so etwas wie ein Loch von anscheinend moderater Größe. Auf später aufgenommenen Bildern sind die Stockwerke darüber kollabiert. "Kannst du dir erklären", fragt der Verfasser der Website, "warum die Flügel am Gebäude keine Schäden verursachten? Und wo sind Trümmer zu sehen?" Kaum irgendwo, tatsächlich. Das ist einer der Umstände, der wahrscheinlich schon Stunden nach den Massenmorden vom 11. September Verschwörungstheoretiker zu wilden Mutmaßungen inspirierte. Ja, die Fotos des getroffenen Pentagon zeigen weniger Schäden, als man vermuten würde, wenn eine satt betankte Boeing 757 in ein Gebäude einschlägt. Ja, auf den Fotos sind sehr wenig Trümmer zu sehen.
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Aber kann man daraus ableiten, die Attacke auf das Pentagon sei entweder von der amerikanischen Regierung inszeniert worden. Oder aber, zweite These: Die Erklärung, ein Passagierjet sei dort eingeschlagen, solle nur vertuschen, dass es in Wahrheit einen erfolgreichen Bombenanschlag auf das Sicherheits-Nervenzentrum der letzten verbliebenen Supermacht gegeben habe? Ja, meinen die Betreiber einer wachsenden Anzahl von Webseiten zu diesem Thema, das seit Anfang April neuen Schwung erhalten hat: Da veröffentlichte der französische Autor Thierry Meyssan sein Buch zu diesem Thema, "L'effroyable imposture".
Rettungsarbeiten: Wo, fragen Verschwörungstheoretiker, ist hier ein Flugzeug zu sehen?
Meyssan wird deutlicher als seine Webseiten-strickenden "Kollegen", die die offizielle Version der Ereignisse in der Regel nur in Frage stellen: Er behauptet schlicht und einfach, dass es den Flug 077 überhaupt nicht gegeben habe, folglich auch kein Passagierflugzeug ins Pentagon eingeschlagen sei und dass die amerikanische Regierung die Öffentlichkeit belüge. Warum und wozu, darauf bleibt er die Antwort genauso schuldig, wie auf die Frage, wie die Schäden am Pentagon denn nun konkret entstanden seien. Darauf haben Webseiten wie der "Klassiker" dieser Kategorie, "Hunt the Boeing", eine Antwort: Die Explosion sei durch eine Autobombe verursacht worden - und das wäre allerdings hochgradig peinlich für die Amerikaner. Belegt wird diese Behauptung angeblich durch Meldungen der Nachrichtenagentur Associated Press (AP), die Minuten nach dem Anschlag Entsprechendes berichtet haben soll. Das entspricht nicht den Tatsachen: Zwar meldeten die Agenturen zeitweilig eine Autobombe, allerdings vor dem Außenministerium. Im Chaos nach den Anschlägen hielt sich diese Falschmeldung mehrere Stunden.
Was ist dran an der Autobomben-These? "Hunt the Boeing" argumentiert nun vor dem Hintergrund dieser offenkundig falschen Voraussetzung, dass die sichtbaren Schäden am Pentagon denen durch eine Autobombe verursachten viel eher ähnelten, als denen, die man durch einen Einschlag einer Boeing 757 erwarten sollte. Die Verschwörungstheoretiker verwechseln hier entweder willentlich Außen- und Verteidigungsministerium, oder aber sitzen selbst einem Irrtum auf, der seine Wurzeln im Nachrichtenchaos der ersten Stunden nach den Angriffen hat. 3
Tatsache ist, dass sich aus den sich überschlagenden Meldungen diverser Nachrichtenagenturen am 11. September zeitweilig bis zu sieben gekidnappte Passagierflugzeuge zusammenzählen ließen. Tatsache ist auch, dass bis zu einem Dementi des Verteidigungsministeriums die Nachricht umging, der bei Pennsylvania abgestürzte Jet sei von einem F16-Abfangjäger abgeschossen worden. Kurz zusammengefasst: In den ersten Stunden herrschte Chaos, und Gerüchte wurden zeitweilig zu Quellen. Das stützt Verschwörungstheorien wie "Hunt the Boeing", wie auch die Kommunikationspolitik des Pentagon: Zwar veriss die französische Presse Meyssans Buch, das auf solchen Gerüchteseiten beruht. Immerhin aber, gestand beispielsweise "Le Monde" zu, seien die vom Pentagon bisher veröffentlichten Informationen nicht befriedigend. Zu viele Fragen blieben offen. Die offenen Fragen betreffen vor allem die Schäden am Gebäude und den zunächst verblüffenden Mangel an sichtbaren Wrackteilen. Zwar gibt es durchaus Bilder, die solche zeigen, aber es sind tatsächlich wenige.
Satellitenbild, September 2001: Äußerlich relativ wenig Zerstörungen
Das, sagt das Pentagon, liege daran, dass Flug 077 sich regelrecht in das Gebäude hineingebohrt habe: Das Gros der Schäden sei also im Inneren zu sehen. Diese Bilder veröffentlichte das Pentagon jedoch nicht. Das Einschlagloch sei tatsächlich relativ klein. Die Flügel der Boeing seien beim Aufschlag abgeknickt und durch die Wucht des Einschlages mit ins Innere des Pentagon gezogen worden. Zerstört wurden demnach die ersten drei äußeren Ringe - mithin vollständige Gebäude. Neue Satellitenaufnahmen der Wiederaufbauarbeiten zeigen, dass der betreffende Sektor des Pentagon mittlerweile vollständig abgerissen wurde und derzeit neu aufgebaut wird. Dass das Gebäude unter dem Einschlag nicht direkt kollabierte, erklärt das Pentagon aus seiner besonders festen Baustruktur: Erst wenige Tage vor dem Anschlag seien Befestigungsarbeiten an der 24 Zentimeter dicken Naturstein-Außenwand abgeschlossen 4
worden, bei denen die gesamte Vorderfront mit einem Gitternetzwerk aus Stahlträgern gefestigt worden sei. Trümmer habe man zu dem Zeitpunkt, als die Löscharbeiten ein Betreten des Gebäudes möglich machten, kaum mehr zeigen können: Der satt betankte Jet sei im Inneren der aus massiven Beton konstruierten Innenring-Gebäude explodiert und unter extremer Hitzeentwicklung verbrannt, respektive geschmolzen. Übrig blieben verhältnismäßig kleine Trümmerstücke vor allem vor dem Gebäude, die auf Fotos auch klar zu sehen sind.
Rettungsarbeiten vernichteten einen Teil der Spuren Die Behauptung, das Verteidigungsministerium habe durch die Anschüttung von Kies vor dem Gebäude kurz nach dem Anschlag Spuren verwischen wollen, beantwortet das Pentagon so: Man habe eine Kies- und Sandschicht auftragen lassen, um schwerem Löschund Rettungsgerät den Zugang zum Gebäude zu ermöglichen. Die Spurensicherung auf dem Rasen vor dem Gebäude sei in den ersten Stunden nach dem Anschlag von sekundärer Bedeutung gewesen. Zeugenaussagen bestätigen, dass Flug 077 entweder direkt und ohne Bodenberührung in das Gebäude einschlug oder aber sehr knapp vor dem Gebäude nur kurz Bodenkontakt hatte.
Satellitenbild, März 2002: Der Vollabriss der betroffenen äußeren drei Ringgebäude zeigt das Ausmaß der Zerstörungen
Die Behauptung von "Hunt the Boeing", der befehlshabende Feuerwehr-Offizier habe Fragen nach dem Verbleib des Flugzeuges in einer Pressekonferenz nicht beantworten können, ist falsch: Der Offizier war nicht gefragt worden, wo das Flugzeug denn sei, sondern, ob etwas davon übrig sei. Zum Zeitpunkt der Pressekonferenz konnte er diese Frage deshalb nicht beantworten, weil wegen des Feuers ein Betreten des Gebäudes nicht möglich war.
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Zu den stärksten Argumenten der Verschwörungstheoretiker gehört das anscheinende Fehlen eines klar umrissenen Einschlagloches. Das wird von den offiziellen Stellen so erklärt, dass dieses nur in den ersten 30 Minuten nach dem Einschlag sichtbar gewesen sei: Zu diesem Zeitpunkt sei die Einschlagstelle allerdings durch Feuer, Rauch und Löschwassernebel nur schwer erkennbar gewesen. Auf späteren Fotos existiere die Einschlagstelle nicht mehr, weil die darüber befindlichen Stockwerke und das Dach kollabiert seien. Ein Pentagon-Sprecher bezeichnete Meyssans Buch als "Schlag ins Gesicht der Angehörigen". Die werden nun zu Zeugen dafür, dass Flug 077 existierte und in der Tat mit einem tödlichen Einschlag ins Pentagon endete. Ein Ende der Verschwörungstheorie bedeutet aber auch das wohl kaum: "Was", fragt Meyssan in seinem Buch, "wurde aus den Passagieren von Flug 077? Sind sie tot?" Die Erstauflage von Thierry Meyssans Buch, 20.000 Exemplare, war nach zwei Stunden ausverkauft. Der Verlag druckt nach, die Verschwörungs-Websites sprießen, und entsprechende E-Mails machen in immer größerer Zahl die Runde.
PENNSYLVANIA Warum gibt es keine Fotos? "Warum", fragen die Vertreter der Pennsylvania-Verschwörungstheorie, "gibt es keine (oder nur so wenige) Fotos vom Absturzort?" Eine tatsächlich legitime Frage.
Wald, Wiese, Einschlagstelle: Im Strom der spektakulären Bilder ging die Katastrophe des Fluges 93 unter
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Es gab und gibt relativ wenig veröffentlichte Fotodokumente zum Pennsylvania-Absturz. CNN etwa bietet in seinen extensiven 11/9-Archiven unter Hunderten von Bildern nur zwei vom Pennsylvania-Absturz, die wohl repräsentativ für alle veröffentlichten Fotos sein dürften: Da sieht man einige Feuerwehrleute, Wald und Trümmerstücke weit verteilt auf einem Feld. Mehr nicht. Verschwörungstheoretiker und Gerüchteköche argumentieren nun, mehr werde deshalb nicht gezeigt, weil sonst offenbar würde, dass O die Boeing in Wahrheit abgeschossen worden sei; O die Boeing in Wahrheit mit einem F-16-Abfangjäger kollidiert sei. Die Geschichte von den heldenhaften Passagieren, die den Flieger über dem offenen Land statt über Washington zum Absturz brachten, sei von der amerikanischen Regierung zur Stärkung der Moral und Vorbereitung des "War on Terrorism" in Umlauf gebracht worden und somit nichts als zum einen eine Vertuschungsaktion und zum anderen mobilisierende Propaganda.
Einschlagstelle: Trümmer, verteilt über ein riesiges Areal
Zu entkräften ist so etwas kaum: Behaupten kann man viel, beweisen so gut wie nichts. Für die offizielle Darstellung gibt es zumindest starke Indizien: Die letzten Telefonate einiger Passagiere, Tonbandmitschnitte einer Szene, die stark nach einem Handgemenge zwischen Entführern und Opfern klingt. Für die Gegenbehauptung der Verschwörungstheorie gibt es keinen Beleg. Beweisbare Tatsache ist, dass an dem gezeigten Ort ein Passagierjet mit großer Wucht abstürzte und zerbarst. Was die relativ wenigen Fotos zeigen, ähnelt dem, was tausend andere Absturzfotos zuvor dokumentierten, bis ins Detail: So sieht der Ort eines Flugzeugabsturzes nun einmal aus. Was hätten die Medien (und die offiziellen Stellen) darüber hinaus noch zeigen sollen? Gerüchte-Fans befriedigt solch ein Appell an den gesunden Menschenverstand nicht. Auch der Hinweis auf die vielleicht zynischen, aber in Anbetracht der Größe der Ereignisse verständlichen Auswahlkriterien der Medien reicht offenbar nicht: Wenn in New York das WTC unter den Einschlägen zweier Passagiermaschinen zerstört wird und das Tausende von Menschenleben kostet, dann hat ein Flugzeugabsturz in Pennsylvania - egal unter wie dramatischen oder tragischen Umständen er zu Stande kam - in der Berichterstattung kaum eine Chance. 7
Die Antwort auf die Grundfrage der Verschwörungstheorie klingt also ziemlich zynisch: Relativ wenig Fotos vom Absturzort in Pennsylvania gab es deshalb, weil dies als Motiv im Vergleich zum kollabierenden WTC und dem Chaos von Manhattan "uninteressant" war. Für die offizielle Version gibt es einige wenige Zeugen: Die Hinterbliebenen der Menschen, denen es kurz vor dem Absturz noch gelang, mit ihren Handys zu telefonieren. Wer der Pennsylvania-Verschwörungstheorie Glauben schenkt, sollte bedenken, dass er damit unterstellt, dass diese Hinterbliebenen den Tod ihrer Angehörigen im Sinne einer angeblichen amerikanischen Kriegspropaganda werbend vermarkten.
SCHLACHTFELD WEB "Hey, Mister Taliban..." Von Frank Patalong
Im Web findet der Krieg seine Fortsetzung mit anderen Mitteln. Die Hauptdarsteller: neidische Extremisten, Wirrköpfe, selbst ernannte Quellen und Medien, die längst den Überblick verloren haben, was wahr sein kann und was nicht. "Hey, Mister Taliban, hand over Bin Laden"... Es gibt diese Momente, in denen der Krieg in Afghanistan unmittelbarer als jeder andere Krieg der Vergangenheit direkt durch diesen dünnen Draht aus dem Web auf den heimischen Desktop schwappt.
Der Krieg kommt lustig daher: "Hey, Mister Taliban", singt er, "hand over Bin Laden." Und Präsident Bush trommelt so niedlich dazu, und dieser Dingens, dieser Außenminister singt wie Harry Belafonte.
Geschmacklos? Klar, aber auch witzig: Der unzählige Male im Web kursierende Film ist nur einer von sehr, sehr vielen Spielen, Shock-Applets, Songs, Sketchen und Witzen, in denen 8
es Bin Laden deftigst an die Gurgel geht. Dass all das nicht nur Trotz ist, (Galgen-) Humor oder Satire, sondern auch Effekte hat, begreift man, wenn man sich selbst beim leisen Singen erwischt: "Hey, Mister Taliban..." Damit beginnt das Verwirrspiel Was ist wahr, was eine Lüge? Was ist Entertainment, was ist Propaganda? Welche Quelle ist verlässlich, welche auf einem Auge blind? 4000 jüdische Angestellte des WTC, hatte es am 12. September 2001 in über das Web verbreiteten Gerüchten geheißen, hätten sich den 11. September freigenommen. Eine perfide Lüge, die kaum zu entkräften war: Es gab damals niemanden, der hätte sagen können, ob sich jemand freigenommen hatte, wie viele jüdische Angestellte es im WTC gab und so weiter. Doch der konkreten Lüge kann man nur mit konkreten Antworten begegnen. Der Verweis darauf, dass es im WTC natürlich kein zentrales Büro zur Erfassung der ethnischen und religiösen Herkunft der Angestellten der vielen hundert Firmen gab, wäre wirkungslos verpufft. Und eine gesicherte Gegenauskunft war damals nicht zu haben. Woher aber hatten die Verbreiter der rassistischen Lüge ihr so genanntes Wissen?
Vorsicht Berlin: Heute droht der Aufstand Aus der gleichen Quelle wie die Verbreiter des folgenden Gerüchtes, das seit kurzem die Runde macht: aus den kranken Windungen ihrer Hirne. "Hallo", beginnt die Kettenmail ganz freundschaftlich, "ich schreibe Euch, weil ich heute ein beunruhigendes Gespräch mit einer Freundin hatte." Die konnte dem anonymen Briefschreiber erzählen, dass es in Berlin in den letzten Wochen zu einem seltsamen Ausländerschwund gekommen sei: Iranische und türkische Ehemänner deutscher Frauen seien verschwunden und hätten Abschiedsbriefe hinterlassen. "In allen Fällen", schreibt der Informant, hätten diese Ehemänner ihre Frauen davor gewarnt, am 31. Oktober öffentlichen Plätzen zu nahe zu kommen oder U-Bahn zu fahren. "Die Berliner Polizei ist bereits davon unterrichtet", behauptet der Briefschreiber (eine Lüge). Und fährt fort mit der Versicherung, dass "ich überhaupt nichts von Gerüchten und Panikmache und erst recht nichts von Scherzen auf Kosten der momentanen Situation halte. Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich diese Mail überhaupt senden sollte, allerdings vertraue ich den Worten derjenigen, die mir dies berichtet hat." Das ist schön und edel, und wenn am 31. Oktober in Berlin der Aufstand der abgetauchten Ausländer losbricht, werden dem Briefschreiber viele dankbar sein, mit dem Leben davongekommen zu sein. Wie schön, dass man noch jemandem vertrauen kann.
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"...its a one bomb, two bombs, three bombs, four!"
Es erübrigt sich wohl, darauf hinzuweisen, dass dies ein Hoax, gequirlter ausländerfeindlicher Mist ist. Immer mehr Durchgeknallte springen auf den fahrenden Verunsicherungs-Zug auf - und nutzen den 11. September und sein Nachspiel dazu, Stimmung gegen Bevölkerungsgruppen zu machen, die ihnen ein Dorn im Auge sind. Hey, Mister Taliban, hand over Bin Laden":
Humor oder subtile Hetze? Gerücht und Nachricht vermengen sich zu einem Brei, der selbst für Profis manchmal schwer zu verdauen ist. Pakistanische Hacker "defacen" US-amerikanische Website? In den Nachrichten kommt das daher, als hätte gerade Pakistan die Fronten gewechselt. Die serbischen Hacker von VirusKrew defacen NewYork.com, um zu beweisen, dass sie noch da sind - und schaffen es nur darum in die Nachrichten, weil sie die Seite mit einem Porträt Osama Bin Ladens "verzieren". Der hat zwar nichts mit Serbien zu tun, ist aber "nicht halb so schlimm wie wir".
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"One bomb, two bombs, three bombs, four!"...
Durch die japanische Presse geistert seit dem 25. Oktober eine Meldung, die wohl auf eine Nachricht in der chinesischen Presse vom Tag davor zurückgeht. Darin heißt es schlicht, dass Osama Bin Laden bereits am 16. Oktober erschossen worden sei, zusammen mit dem Taliban-Führer Omar und einigen Söhnen der beiden. Gar nicht überraschen konnte diese Nachricht die Diskutanten in diversen UsenetNewsgroups, die darüber bereits seit dem 8. Oktober diskutieren. Liegt hier die Quelle der Nachricht oder bei der staatlichen chinesischen Propaganda? Oder haben die einen phantasiert, während die anderen nun eine brandheiße Nachricht verbreiten? Wenn die Quelle im Usenet läge, wäre sie zumindest nicht vollständig zitiert worden: Dort weiß man nämlich auch, dass es vier Doubles Osama Bin Ladens gibt, es also gar nicht darauf ankäme, ob er (oder eines seiner Doubles) nun erschossen wurde: Alles würde einfach weitergehen.
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Ist das Osama Bin Laden - oder ein Strohmann: Warum sollte er eine amerikanische Army-Jacke tragen?
Der Bin Laden aus dem berühmten Video war auf jeden Fall ein Strohmann, glauben viele: Warum sollte ein "Kombattant" wie Bin Laden bei einer Propagandarede die Uniform des Gegners tragen? Deutlicher (und unpassender) noch heißt es in einer Newsgroup: "Trug Churchill etwa eine SS-Uniform, wenn er vor die Presse trat? Symbole sind in Kriegszeiten äußerst wichtig." Bin Laden als fundamentalistischer Muslim, argumentieren diese Verschwörungstheoretiker, hätte doch irgendwie arabisch aussehen müssen, oder? Allein darüber, ob es sich nun um einen der Bin-Laden-eigenen Doubles handelt oder um einen Schauspieler, den die CIA angeheuert hat, wird man sich nicht so recht einig.
Die CIA? Was hätte die CIA für ein Interesse daran, den Tod Bin Ladens zu verschleiern? Das, wird so mancher gemaßregelt, der sich um ein wenig Pragmatismus bemüht, liegte doch wohl auf der Hand: Wenn es den Amerikanern oder Briten gelungen sein sollte, Osama Bin Laden zu töten, dann gäbe es kaum mehr einen Grund, den Krieg gegen den Terror weiterzuführen. Das aber läge nicht im Interesse des Westens. Ergo: Sollte Bin Laden erschossen werden (oder worden sein), wird die CIA das verschleiern Eine Theorie, die sich auch herrlich umdrehen lässt, und auch das geschieht: Die Taliban, gerüchteln andere, täuschen den Tod von Bin Laden und Omar nur vor, um die Amerikaner dazu zu bringen, das Bombardement einzustellen.
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Und, um die Verwirrung perfekt zu machen, auch die Theorie, die Taliban täuschten nur vor, Omar und Bin Laden seien noch am Leben, kursiert. Eine Theorie im Übrigen, die auf ein Interview in der erzkonservativen "National Review" zurückgeht. Kathryn Jean Lopez befragte darin den amerikanischen Sicherheitsexperten James Robbins zu seiner Erklärung der umhergeisternden Gerüchte rund um die chinesischjapanischen "Osama ist tot"-Berichte. Robbins orakelt darin, dass so einige Dinge, die in Afghanistan seit dem 16. Oktober passierten, tatsächlich darauf hindeuteten, dass Omar und Bin Laden tot seien. Die Taliban jedoch hätten kein Interesse daran, dass dies publik würde: Sie hätten sich zur Fortführung des Kampfes gegen den Westen entschlossen. Robbins liest sich im Übrigen ab und an ganz gern in der "National Review". In der aktuellen Ausgabe glänzt er mit einem Gastkommentar, aus dem man endlich lernt, warum man den Medien im Krisenfall das freie Berichten grundsätzlich verbieten sollte: Fakten über den Krieg seien ja nun einmal sensible Informationen, die nicht nur die eigenen Leute, sondern auch den Feind erreichten. "Kann es daran ein nationales Interesse geben?", fragt Robbins. Seit heute orakelt der wehrhafte Herr Robbins, der lieber des- als informieren würde, wenn der Feind mithört, auch in deutscher Sprache: Der durchaus angesehene InternetNewsdienst de.internet.com nahm Gerücht, Nachricht und Interview auf. Die weitere Verbreitung durch die Medienlandschaft ist damit gesichert.
Wie das alles zu bewerten ist? Das bringt eben jener Mister Robbins, seines Zeichens immerhin Professor an einer Universität der amerikanischen Streitkräfte, im Interview völlig auf den Punkt: "Gerüchte und Krieg", sagt Robbins, "gehen Hand in Hand. Ohne echte Beweise weiß man nicht, was man glauben soll." Tatsächlich. In einer neuen Medienwelt, in der jedermann - auch jeder Wirrkopf - nicht nur Leser, sondern auch Nachrichtenmacher sein kann, wäre es wohl Zeit, Skepsis neu zu erlernen. Zu fragen, "Wem nützt das, wenn es so ist"? Zu fragen, "Wem nützt es, wenn es nicht so ist"? - das hilft manchmal. Aber nicht immer. Nehmen wir zum Beispiel diese Frage: Wem nützt das kleine, witzige "Hey, Mister Taliban"? Wenn Sie, Leser, darauf eine Antwort haben, dann haben Sie soeben eine Verschwörungstheorie geboren. Veröffentlichen Sie sie nicht im Internet, da herrscht schon Verwirrung genug. In der Web-Welt gehört zur Skepsis gegenüber der Nachricht auch die Skepsis gegenüber den eigenen Ideen und Schlussfolgerungen. So wie "Mark", der die Diskussion um die Unsicherheit der Quellen in der Usenet-Group "soc.culture.afghanistan" mit einem trockenen, kurzen Statement auf den Punkt bringt: "Elvis lebt." So viel ist sicher.
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VERIRRTE, VERWIRRTE, VERBRECHER Q33NY Von Frank Patalong
Nach der Katastrophe von New York wuchern im Internet Verschwörungstheorien wie Schimmelpilze in den Tropen. Das kann man belächeln, aber vieles davon ist gefährlich. Lebensgefährlich.
Wingding-Zeichenfolge: "Q33NY" - eine Flugnummer?
Es gibt diese Momente, in denen man sich fragt, warum kranke, kreative Hirne solche Dinge tun. Dinge wie die "Q33NY"-E-Mail, zum Beispiel. Das ist eine kleine Legende, die sich mit rasender Geschwindigkeit um die Welt verbreitet. In aller Regel sind diejenigen, die dieses Schauerstück erreicht, so geschockt, dass sie nicht mehr an ihre Bekannten weitergeben als dieses "Hast du das schon gesehen?" - und dann erklären sie kurz, was es mit Q33NY auf sich hat. Q33NY, lernt man da, sei die Flugnummer eines der gekaperten Passierflugzeuge, die bei dem Attentat auf das World Trade Center eingesetzt wurden. Nun nehme man Microsoft Word und schreibe diesen fatalen Schriftzug: Q33NY. Probieren Sie es ruhig aus. Sodann markiere man die Buchstaben und stelle eine Schriftgröße von 72 ein (Damit man es besser sieht). Dann wähle man als Schrift "Wingdings". Und? Und? Gesehen? Kann das Zufall sein?, fragen zahlreiche Leser-E-Mails, manche davon mit 15 Fragezeichen. Nein, Zufall ist das nicht - Es ist volle Absicht. Die Frage ist vielmehr, warum? Warum zeigt Q33NY etwas dermaßen Symbolträchtiges? Doch die Frage sollte eher lauten: Warum setzt jemand so etwas in die Welt? Das Spiel mit den Buchstaben soll uns zum Denken bringen. Hier noch einmal die Zeichenfolge: Q33NY. Das ergibt in Wingdings:
Ein Flugzeug, zwei Hochhäuser, ein Totenkopf und ein Davidsstern. Noch Fragen? Alles beantwortet? 14
Eine versteckte Botschaft sei das natürlich, suggerieren die Mail-Autoren uns. Sie soll uns etwas über die Schuldigen sagen. Über die wahren Täter von New York und Washington. Versteckt in der Schrift Wingdings in einem Microsoft-Programm, vor vielen Jahren schon; versteckt in der Flugnummer eines Fluges, den man wohl genau deshalb für den Terroranschlag ausgesucht hat. Alles klar? Es passe ja auch zu der Nachricht, so schreiben manche, die am 14. September 2001 in der Aufmachung einer seriösen Zeitungsmeldung durch zahlreiche Newsgroups gereicht wurde: "4000 jüdische Angestellte des WTC nahmen am 11.9. frei".
Finstere Demagogie Das ist perfide, und es ist kein Einzelfall. Zeiten von Krieg und Katastrophe waren von jeher die Hochsaison für Bauernfänger, finstere Ideologen, Volksverhetzer und -verdummer. Dinge wie die Q33NY-Mail - das einzige Stück Code, das derzeit schnellere Verbreitung findet als das Virus Nimda - zeigen, wer hier gerade auf welchen Zug aufspringt. Rassisten und Faschisten wittern Morgenluft. Dieser fatale Klimamix aus Schock, Angst, Wut, Rachegefühlen und der latenten Bereitschaft, zum fröhlichen Sündenbock-Halali auf Minderheiten zu blasen, ist für sie ein idealer Nährboden. Und das gilt nicht nur für Amerika. Die starke Hand ist gefragt, wie seit Jahrzehnten nicht, und es scheint Menschen zu geben, die sichergehen wollen, dass sie schlagend auch "die Richtigen" trifft. Siehe oben. Apropos siehe oben: Q33NY ergibt doch nun einmal diese schockierende Zeichenfolge. Das kann man doch nicht wegdiskutieren! Kann man nicht. Braucht man aber auch nicht. Wie zu Goebbels Zeiten greifen auch hier die Grundprinzipien der Demagogie, der bewussten Fehlinformation. Q33NY ergibt als WingdingZeichenfolge tatsächlich Flugzeug, Hochhäuser, Totenkopf und Davidsstern. Was hier nicht stimmt, ist die Grundvoraussetzung, die "Definitionsmenge", wie man in der Schule gesagt hätte. Nachweis: Die Flüge, die von den Attentätern für die Terrorakte des 11.9. benutzt wurden Denn es gab keinen Flug mit der Nummer Q33NY. 15
Der Rest ist "Reversed Engeneering". Man nehme die Wingding-Zeichenfolge, übersetze sie zurück in Normalschrift - und schicke eine empörte Mail auf den Weg. So einfach ist das, in zwei, drei Tagen Millionen Leser zu finden. Das Konzept setzt auf das Prinzip "steter Tropfen": Wird ein hanebüchener Schwachsinn nur oft genug wiederholt, bleibt schon was kleben. Der Versuch, der derzeitigen Wut und Trauer eine antisemitische Richtung zu verleihen, ist weder originell noch überzeugend. Leider, die Geschichte beweist das, funktioniert so etwas. Der Rest der Geschichte ist vorhersehbar: Sollten harte Beweise dafür vorgelegt werden, wer die Schuldigen wirklich waren, wird auch das antisemitisch verdreht werden. Wenn sie dann nicht Täter waren, wird man sie per Verschwörungstheorie zu den eigentlichen Zielen des Anschlages erklären. Frei nach dem Motto: "Wenn diese Israelis nicht da gewesen wären, hätte es nicht so viele unschuldige Amerikaner erwischt." Verschwörungstheorien sind in dieser Hinsicht unendlich vielfältig und kreativ - und funktionieren doch immer mit denselben platten Mechanismen. Das ist gefährlich, weil es Menschen gegeneinander aufbringt. Und es ist vor allem eines: krank.
Aufräumarbeiten - Argumente gegen den Gerüchte-Müll Von Frank Patalong
Gefälschte Bilder bei CNN? Satansfratzen im Rauch des brennenden World Trade Centers? Weltbewegende Nachrichten locken auch Verschwörungstheoretiker, Märchenerzähler und Irre ins Licht der Öffentlichkeit.
WTC- Ruine: Die katastrophale Terror-Attacke beflügelt die Phantasie der Menschen
Zum allerletzten mal: Nein, CNN hat nach den Terroranschlägen vom 11. September keine zehn Jahre alten Bilder jubelnder Palästinenser gesendet, um die westliche Welt gegen Araber und Muslime aufzuhetzen. Möglicherweise haben auch Sie in den vergangenen Tagen eine E-Mail erhalten, in der diese "bösartige Manipulation" voller Betroffenheit ausführlich erörtert wurde. Das liegt daran, dass sich Gerüchte im Web vermehren wie Kakerlaken - und ungefähr genau so leicht auszurotten sind. 16
Hartnäckigen Legenden ist mit sachlichen Argumenten kaum beizukommen. Ungezählte Internet-User erhielten in den letzten zehn Tagen auch die berüchtigte "Q33NY"-Mail. Danach sollte dieses Tastenkommando, übersetzt in die Microsoft-Word-Schrift "Wingdings", eine Symbolfolge ergeben, die eindeutig auf die Anschläge hinweise. Eine Legende, sollte man meinen, die ob ihrer Absurdität platzen sollte wie eine Seifenblase. Denn Q33NY war keine Flugnummer eines der Flugzeuge, die in der Terrorattacke vom 11. September benutzt wurden, wie es die Verschwörungstheoretiker behaupteten. Die Flugnummern waren AA 077, AA 011, UA 093 und UA 175. An der Wirksamkeit der Legende ändert das so gut wie nichts. Eine andere Variante lautete: Q33NY sei nicht die Flugnummer - Q33NY war nun angeblich die Registrierungsnummer eines der Flugzeuge. Auch das stimmt natürlich nicht. Die Registrierungsnummern der vier gekidnappten Flugzeuge waren: N644AA (Flugnummer AA 077) N334AA (Flugnummer AA 011) N591UA (Flugnummer UA 093) N612UA (Flugnummer UA 175) Zu erfragen bei der amerikanischen Luftfahrtbehörde, bei den betroffenen Fluggesellschaften, selbst auf immer mehr Webseiten, die sich der Aufgabe verschrieben haben, offenkundig unsinnige Legenden platzen zu lassen. Doch die krude Legende lebt weiter Denn die allerneueste Variante sagt nun: Natürlich war das keine Flugnummer und keine Registrierungsnummer. Q33 ist die Nummer eines Busses, der zum New Yorker La-GuardiaFlughafen fährt. Das stimmt. Es ist nicht zu widerlegen - aber was soll es bedeuten? Denn fest steht: Das World Trade Center wurde nicht mit Bussen attackiert, und die Attentäter reisten auch nicht mit diesem Bus an. Die Zeichenfolge Q33NY ist die gezielte Rück-Übersetzung einer Symbolfolge aus der Schrift "Wingdings", die dem Betrachter das unheimliche Gefühl vermitteln soll: "Hat etwa jemand etwas vorher gewußt?" Ein weiteres Beispiel: Am 21. September schrieb eine der angesehensten deutschen Tageszeitungen, dass die Terrorattacke gegen das WTC bereits seit dem Juni 2000 angekündigt worden sei. Mindestens 17 seitdem angemeldete Internet-Domains hätten klare Hinweise enthalten - und das FBI hätte diese - obwohl es Bescheid gewusst habe - ignoriert. Das sei, werden Experten zitiert, ein Skandal, wenn es denn stimme. Zitat: "Die bitteren Seiten jedenfalls sind gesperrt worden." Viel Theorie, wenig Fakten - denn einige der 17 genannten Seiten waren auch nach Veröffentlichung des Artikels noch online erreichbar. Andere existierten nie. Ein DomainCheck ergab, dass die meisten genannten Webadressen nie registriert waren - geschweige denn "15 Monate vor dem Angriff".
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Seismograph: Die Erde zitterte, als das WTC einstürzte. Die Erschütterung wirkt fort
Die Kreativität der Legendenschmieden ist unerschöpflich. Teils stehen dahinter Witzbolde mit zweifelhaftem Geschmack - teils Typen mit zweifelhaften Absichten. Und teils entstehen solche Theorien und Legenden, weil sie schlicht den Gesetzen des Gerüchtes gehorchen.
Legenden rund um die Rolle von CNN Derzeit kursieren zwei besonders hartnäckige CNN-Legenden: Legende eins: CNN sendete Bilder von feiernden Palästinensern, die in Wahrheit aus dem Jahre 1991 stammten. Legende zwei: CNN wusste vorher Bescheid und hatte Kameraleute an sicheren Beobachtungspunkten postiert, um die Einschläge der Passagierflugzeuge ins World Trade Center zu dokumentieren. Die erste Legende wurde bereits nach wenigen Tagen entkräftet. Ihre Entstehungsgeschichte: Ein Student postete in einer Newsgroup die angebliche Aussage seiner Professorin, sie verfüge über Beweise, dass die Bilder feiernder Palästinenser in Wirklichkeit aus dem Jahr 1991 stammten. Auf Rückfrage konnte diese Beweise niemand mehr vorbringen. Doch nun kamen die "glaubwürdigen Zeugen" ins Spiel. Person B hörte davon von Person A und erzählte es Person C. Und weil B eine so glaubwürdige Quelle war, wurde der Übermittler der Nachricht oftmals zum Beweis für ihren Wahrheitsgehalt. Das Resultat: Am letzten Dienstag saßen veritable Diskutanten mit akademischen Titeln in der MDR-Talkshow "Magdeburger Gespräch" und beteiligten sich an der Verbreitung eines hanebüchenen
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Gerüchtes. Die Legende hatte weltweit den Sprung von den Gerüchteküchen des Webs in die so genannten etablierten Medien geschafft. Dass auf den angeblichen Bildern aus dem Jahre 1991 ein Auto Baujahr 1995 zu sehen war, ist dabei nur eine witzige Fußnote. Wichtiger ist, dass hinter dem angeblichen Propagandawomöglich ein Medienskandal liegt: Wie weiland im Falle der Bilder Wehrsport-übender deutscher Skinheads waren auch die Palästinenser-Bilder möglicherweise gestellt. Eine Fälschung ganz anderer Art also. Die zweite Legende fußt allein auf den Mechanismen der Mundpropaganda, und so klingen dann auch die Kettenmails, mit denen die Legende verbreitet wird: Angeblich, wird da behauptet, wusste man bei CNN vorher Bescheid, wann und wie es zur Attacke auf das WTC kommen würde.
Die Beweise: CNN hatte angeblich ein Kamerateam vor Ort, "nah dran", aber in einer sicheren Position. Das Kamerateam tarnte sich angeblich dadurch, dass es eine Feuerwehrübung filmte. Dies wäre die erste Dokumentation einer Feuerwehrübung durch CNN gewesen: So etwas filmt CNN nicht. CNN veröffentlichte den betreffenden Film auf seiner Website und zensierte diese nachher. Der Film, wird behauptet, ist heute nirgendwo mehr zu sehen. In dem Film sieht man zunächst Feuerwehrleute, dann schwenkt der Kameramann auf das anfliegende erste Flugzeug und dokumentiert den Einschlag. Ergo: Er wusste, was passieren würde.
Die Fratze im Rauch Wusste CNN wirklich vorher Bescheid? Lachte Satan im Rauch der Explosionen? Der größte Feind der Wahrheit ist das Noradrenalin in unseren Adern.
Mehr oder weniger echt: CNN-Bild der "Teufelsfratze", farblich hervorgehoben
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Auch die Mär von den Mitwissern von CNN ist eine "Urban Legend", die nur dann funktioniert, wenn man den fraglichen Film nicht kennt. Was lässt sich dagegen sagen? Wahrer Kern, aber Tatsachenverdrehung
Die Gegenargumente: Das Kamerateam war nicht "nah dran", sondern einige Kilometer entfernt. Eines der in dem Terroranschlag benutzten Flugzeuge überflog den Ort der Dreharbeiten in geringer Höhe: Man sieht im Film, wie der Kameramann sich davon irritieren lässt und kurz versucht, hinterherzuschwenken. Das schafft er jedoch nicht und fokussiert die Kamera erst, als der Einschlag erfolgte. Es wäre tatsächlich seltsam, wenn CNN Feuerwehrleute bei einer Übung filmte. Doch CNN kaufte die Bilder nur. Gedreht wurden sie von der New Yorker Agentur Gamma Press. Die dritte Behauptung ist eine platte Lüge. Eine gekürzte Version des Films ist bei CNN zu sehen: Einfach den ersten Link am oberen Seitenrand anklicken: "First Plane hits World Trade Center".
Fast echt, mit leichter "Nachhilfe": Wenn man will, hilft die Bildbearbeitungssoftware, der Fratze noch einen Körper zu geben
Ein Kameramann eines lokalen Teams filmte also die Sekunden nach dem Anschlag. Das in einer Millionenstadt, in der zu jedem gegebenen Zeitpunkt irgendwo irgendwas gedreht wird. Bemerkenswert, sicherlich: Aber genug, daraus eine Verschwörungstheorie abzuleiten?
Es geht noch platter Am Abend des 11. September zeigte CNN Aufnahmen des brennenden World Trade Center. Viele entdeckten im Rauch a) das Gesicht Osama Bin Ladens; b) die Fratze Satans persönlich. Später sollte noch das Foto eines freien Fotografen auftauchen, der dasselbe Bild aus leicht anderer Perspektive aufgenommen hatte.
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Diese Legende ist tatsächlich problematisch. In dem Rauch lässt sich wirklich eine Teufelsfratze sehen, wenn man will. Nüchterne Zeitgenossen merken nun an, dass so etwas nun einmal vorkomme: in Rauch, in Wolken. Relativ geschickte Fälschung: Das Motiv der Fratze ist deutlich gewachsen - und in dieser Größe und Klarheit kaum noch als "natürliches" Phänomen denkbar Im Kontext des Sterbens Tausender Menschen bleiben die Bilder unheimlich und entziehen sich letztlich rationaler Erklärung. CNN und der Fotograf Mark Phillips versichern, dass an den Bildern keine Manipulationen vorgenommen wurden. Das lässt sich von den meisten Bildern, die davon im Web kursieren, nicht sagen. Mal wird der betreffende Teil des Rauches farblich "betont" und die "Fratze" so hervorgehoben. Mal zeigt ein unbekannter Manipulator sein Können in digitaler Bildbearbeitung, bis das Bild vom "Satanischen" zum offen Satirischen abkippt. Ob man sich von solchen Dingen nun eine Gänsehaut über den Rücken jagen lässt oder nicht, ist eine Frage des eigenen Naturells. Die Mär von der Teufelsfratze funktioniert nur im Kontext ihrer tatsächlich erschütternden Entstehungsgeschichte. Gibt es irgendjemanden, der nicht lachen würde, wenn man im Staub eines ganz normalen gerade abgerissenen Hauses eine solche Fratze entdeckte? Wovor erschaudern wir also: Vor dem "Gesicht", das wir im Staub zu sehen meinen - oder vor dem Horror, den dieser einhüllt? Langsam wird's lächerlich: Hier erlaubte sich offensichtlich jemand einen geschmacklosen Scherz. Alle Beispiele zeigen, dass es sich grundsätzlich lohnt, alles erst einmal ein paar Minuten sacken zu lassen und dann in Frage zu stellen. Das Internet selbst, das Medium also, das für die Verbreitung solcher Legenden sorgt, bietet uns auch die Chance, den Wahrheitsgehalt solcher Gerüchte zu prüfen. Vielleicht wäre es ganz gut, in solchen Augenblicken nicht dem Gerücht hinterherzusurfen, sondern seiner potenziellen Entkräftung. So wie im Web jeder Verleger und Nachrichtenverbreiter sein kann, sollte der "Web-Leser" ein Stück Journalist sein. Und der fragt nicht "Ehrlich, ist das wahr?" - sondern er will Belege sehen. Wenn es sie gibt, dann sind sie irgendwo da draußen. Frank Patalong
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Pentagon
Hunt the Boeing! And test your perceptions! As everyone knows, on 11 September, less than an hour after the attack on the World T rade Centre, an airplane collided with the Pentagon. The Associated Press first reported that a booby-trapped truck had caused the explosion. The Pentagon quickly denied this. The official US government version of events still holds. Here's a little game for you: Take a look at these photographs and try to find evidence to corroborate the official version. It's up to you to Hunt the Boeing!
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Question n°1
The first satellite image shows the section of the building that was hit by the Boeing. In the image below, the second ring of the building is also visible. It is clear that the aircraft only hit the first ring. The four interior rings remain intact. They were only fire-damaged after the initial explosion.
Can you explain how a Boeing 757-200, weighing nearly 100 tons and travelling at a minimum speed of 250 miles an hour* only damaged the outside of the Pentagon? *250 mph when landing, 600 mph in flight
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Question n°2
The two photographs in question 2 show the building just after the attack. We may observe that the aircraft only hit the ground floor. The four upper floors collapsed towards 10.10 am. The building is 26 yards high.
Can you explain how a Boeing 14.9 yards high, 51.7 yards long, with a wingspan of 41.6 yards and a cockpit 3.8 yards high, could crash into just the ground floor of this building?
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Question n°3
The photograph above shows the lawn in front of the damaged building. You'll remember that the aircraft only hit the ground floor of the Pentagon's first ring. Can you find debris of a Boeing 757-200 in this photograph?
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Question n°4
The photograph in question 4 shows a truck pouring sand over the lawn of the Pentagon. Behind it a bulldozer is seen spreading gravel over the turf. Can you explain why the Defence Secretary deemed it necessary to sand over the lawn, which was otherwise undamaged after the attack?
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Question n°5
The photographs in Question 5 show representations of a Boeing 757-200 superimposed on the section of the building that was hit.
Can you explain what happened to the wings of the aircraft and why they caused no damage?
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Question n°6
When asked by a journalist: "Is there anything left of the aircraft at all?" "First of all, the question about the aircraft, there are some small pieces of aircraft visible from the interior during this fire-fighting operation I'm talking about, but not large sections. In other words, there's no fuselage sections and that sort of thing." " You know, I'd rather not comment on that. We have a lot of eyewitnesses that can give you better information about what actually happened with the aircraft as it approached. So we don't know. I don't know." When asked by a journalist: "Where is the jet fuel?" "We have what we believe is a puddle right there that the -- what we believe is to be the nose of the aircraft. So -"
The quotations in Question 6 correspond to statements made by Arlington County Fire Chief, Ed Plaugher, at a press conference held by Assistant Defence Secretary, Victoria Clarke, on 12 September 2001, at the Pentagon. Can you explain why the County Fire Chief could not tell reporters where the aircraft was?
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Question n°7
The two photographs in question 7 were taken just after the attack. They show the precise spot on the outer ring where the Boeing struck
Can you find the aircraft's point of impact?
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How did you do? Did you find the Boeing? Can you still defend the official version of events? Well done! Remember to get in touch with master of illusion, David Copperfield. He'll be glad to hear from you!
You found the official version la cking in something (like a Boeing, for example): If you begin to question whether a Boeing really did crash on the Pentagon then, no doubt, you'll be wondering what happened to the aircraft that disappeared. You will probably ask yourself why the US government even told you this story in the first place and you'll start asking yourself lots of other questions besides. Don't worry! This is perfectly normal!
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