Nr.0644 Goliath aus der Vergangenheit von HANS KNEIFEL
Auf Terra und den anderen Menschheitswelten schreibt man Anfang...
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Nr.0644 Goliath aus der Vergangenheit von HANS KNEIFEL
Auf Terra und den anderen Menschheitswelten schreibt man Anfang März des Jahres 3458. Das Spiel, das die beiden Geisteswesen ES und sein Gegenpart Anti-ES seit einiger Zeit um die Zukunft und die Bestimmung der Menschheit spielen, geht weiter. Atlans Komplott war erfolgreich! Das von Anti-ES manipulierte Androidengehirn im Körper Rhodans konnte ausgeschaltet werden, und ein nahezu perfekter Roboter soll die Rolle des Großadministrators bis zu dem Augenblick spielen, da Rhodans Gehirn In seinen angestammten Körper zurückkehrt und diesen wieder mit Leben erfüllt. Doch während dies sich im Bereich des Solaren Imperiums abspielte, begann für Rhodans Gehirn - unermeßlich weit von seinem Körper entfernt und im Körper eines fremden Wesens lebend - eine neue Phase des Wirkens. Heltamosch, durch Rhodans Hilfe zum neuen Raytscha der Galaxis Naupaum geworden, startete die Expedition In die Nachbargalaxis Catron, und Perry Rhodan, der eigentliche Initiator des Planes, der den unerträglich gewordenen Bevölkerungsdruck In Naupaum lindern soll, war natürlich mit von der Partie. Die fremde Galaxis erweist sich als ein Ort vielfältiger Schrecken, und nach einem vernichtenden Angriffsschlag, den eine Robotflotte gegen Heltamoschs Schiffe führt, überleben schließlich nur noch wenige Teilnehmer der Catron-Expedition. Da sie kein Raumschiff mehr besitzen, das den Abgrund zwischen den Galaxien zu überwinden in der Lage wäre, suchen sie nach einer anderen Möglichkeit der Rückkehr nach Naupaum. Doch ihnen stellt sich der Hundertkämpfer in den Weg, der GOLIATH AUS DER VERGANGENHEIT... Die Hauptpersonen des Romans: Perry Rhodan - Der Terraner begegnet dem Goliath aus dar Vergangenheit. Zeno und Gayt-Coor - Rhodans Freunde und Begleiter. Heltamosch - Raytscha von Naupaum. Torytrae - Der letzte der Alten von Naupaum. Donktosch - Ein Mann mit einem fremden Gehirn. Donatesch - Ein Mann opfert sich. 1. Payntec wehrte sich auf seine Art gegen die Eindringlinge. Ein Blitz spaltete den Horizont von einem Ende bis zum anderen. Fast augenblicklich folgte der Donnerschlag. Die Erde erzitterte, und lange Fahnen von Sand und Wasser fielen senkrecht aus den Höhlungen der Felsen. Wir schlossen geblendet die Augen. Dann wieder ein Blitz. Und ein zweiter, der in die Spitze des riesigen Schiffswracks einschlug. Die Energie wurde nach allen Seiten abgeleitet und überzog die Eiform des Schiffes wie ein Netz aus weißen Fäden, wie eine Struktur aus lauter Sprüngen. "Das ist Wahnsinn!" flüsterte ich, aber der heulende Sturm und das vom Himmel fallende Wasser rissen mir die Worte vom Mund. Ein gewaltiges Gewitter entlud sich genau über dem Wrack der ROTAP und über den Bergungskommandos. "Verdammter Planet!" schrie ein riesiger Mann aus Naupaum, der neben mir eine Kiste mit abgerundeten Ecken in die Höhle zerrte und schob. Sein Fell war naß und schwarz vor Nässe und Schweiß. "So ist es!" schrie ich zurück. Plotschak klammerte sich mit seinem vielgelenkigen Arm an mich. Er schien sehr aufgeregt zu sein. Mehr wußte ich nicht von ihm, ich kannte ihn erst zwei Stunden. Er war mir zugelaufen. Oder war in Wirklichkeit ich ihm zugelaufen? Ich wußte es nicht. Die Blitze zuckten und knisterten ununterbrochen. Sie entstanden im Boden und züngelten hoch zu den unsichtbaren Sternen. Oder sie schlossen sich hoch über uns zu zackigen Adern zusammen und fuhren mehr oder weniger, senkrecht nach unten. Die Felsen wurden in Fetzen geschlagen, wenn die elektrischen Energien frei wurden. Der Donner krachte unaufhörlich. Es war nicht mehr zu unterscheiden, ob der Blitz dem Donner folgte, oder ob es umgekehrt war. Unsere Gehörgänge schmerzten. Die Trommelfelle befanden sich in Aufruhr. Unsere Mägen begannen zu revoltieren, weil die langwelligen Schwingungen die Körper von uns allen belästigten. Der Sturm, der vor einer Stunde aufgekommen war, riß die Männer dort oben aus ihren Verankerungen wenn es im augenblick überhaupt jemand, wagte, dort zu arbeiten. Der Orkan trieb gewaltige Staubmassen vor sich her. Sie waren mit pulverisiertem Gestein durchmischt und erzeugten auf der zerrissenen Schiffshülle ein Geräusch, wie ein windgetriebenes Instrument, das ein Musikunkundiger malträtierte. Der Sturm riß und zerrte auch an uns. Wir versuchten, unser Leben und darüber. hinaus noch etwas mehr zu retten. Aber der Regen hinderte uns nachhaltig. Plotschak heulte auf wie eine Handsirene. "Ruhig! Nicht aufregen!" schrie ich, so laut ich konnte. Das Wesen zuckte zurück und heulte noch lauter. Und dann der Regen Ich hatte so etwas noch niemals erlebt. Nicht einmal geträumt hatte ich davon. Es goß in breiten Strömen. Der Sturm und der Regen ergänzten sich fabelhaft. Der Regen kam förmlich in Gießbächen aus dem schwarzen Himmel, und der Wind trieb diese Bäche in allen Richtungen über das Gelände. Senkrecht, auch waagrecht, und schräg natürlich auch. Sand und Steinsplitter und Wasser vermischten sich zu einem unappetitlichen Brei, der auf uns niederschlug. Hin und wieder kamen ein Baum oder ein Busch in diesem Inferno geflogen, wurden klatschend gegen die Felswand geschleudert und fielen daran herunter, wenn der Winddruck nachließ. Es war zum Wahnsinnigwerden. "Warum bin ich nicht auf einem der übervölkerten Naupaum-Planeten mit Klimakontrolle geblieben, ich Narr!" kreischte der Riese und kämpfte sich auf allen vieren auf das Schiff zu. "Das Abenteuer hat dich hier hinausgetrieben!" rief ich zurück. "Das wird es wohl gewesen sein! Hast du nichts zu tun?" Ich grinste ihn an. Ein riesiger Tiefstrahler, aus einer verdeckten Schalung neben der Landestütze blendend, leuchtete uns an. "Ich habe etwas zu tun!" "Was?" "Ich denke nach!" schrie ich. "Aber das hilft auch nichts!" Er machte das universal gültige Zeichen, mit dem jemand einem anderen bescheinigte, was er von seiner geistigen Leistung, hielt. Ich begriff, an seiner Stelle hätte ich nicht anders reagiert. Ein neuer Blitz. Eine Serie von Donnerschlägen, die uns alle für Minuten taub machten. Und dann ein erneutes Aufheulen des Sturmes. Neben mir knallte ein Fisch gegen den Felsen - oder etwas, das wir gegen in Naupaum als Fisch bezeichnet hätten. Das Tier zappelte, als es langsam über die gekörnte Fläche nach unten rutschte. Plotschak riß sich los, entfaltete seinen Arm und daran eine riesige Flughaut und ließ sich auf den Felsen zutreiben. Er landete direkt unterhalb des rutschenden Fisches. Als er über den Boden wieder auf mich zukroch, war der Fisch verschwunden. "Guten Appetit!" rief ich, als das Tosen des Sturmes für Sekunden nachließ. Plotschak heulte als Antwort wieder auf. Ich schüttelte den Kopf. "Der ganze Planet ist verrückt!" dachte ich laut. "Und wir alle nicht minder." Ich zog mich in die Höhle zurück und wartete. Etwas anderes konnten wir ohnehin nicht tun. Um mir die Zeit zu vertreiben, zog ich meinen Recorder heraus und sprach in das Mikrophon. Ich wollte die Ereignisse aus meiner Sicht schildern, aber ich würde es wohl niemals schaffen, ein Gesamtbild all dieser höchst merkwürdigen Geschehnisse zu entwerfen, die mich auf eine wahre Odysse geworfen hatten. Alles begann eigentlich in dem Augenblick, als ich Rhodan zum erstenmal sah. Oder kurz darauf, als wir die größte der "fliegenden Städte" eroberten und dort nach Daten suchten, die es nicht gab.
Ich blickte hoch. Draußen, vor dem Eingang der Höhle, schien die künstliche Nacht zu weichen. Ich sah einen hellen Streifen am Horizont. Zog das Gewitter so schnell vorbei? Ich schaltete das Gerät wieder ab und spähte hinaus. Wie schnell auch immer diese gewaltige Naturerscheinung sich wieder verzog - dort draußen konnte ich jetzt nichts tun. Ich lehnte mich gegen die Wand der kleinen Höhle und betrachtete im diffusen Licht Plotschak, der sich höchst eigentümlichen Handlungen hinzugeben schien. Es war jetzt sicher, daß er den Fisch gefressen hatte. Aber was tat er jetzt ? * Man kennt mich ziemlich gut: ich bin Gayt-Coor, Rhodans Freund vom Planeten Petrac. Man nennt mich den Petraczer. Oder das Echsenwesen. Ich bin ein Freund Perry Rhodans. Wenn ich diese Worte und Sätze protokolliere und darüber nachdenke, dann könnte ich leicht übertrieben und gesteigert selbstbewußt sagen: einer der besten Freunde dieses abenteuerlichen Fremden in einer für ihn völlig exotischen Umgebung. Ich glaube, Rhodan - weiß dies. Jedenfalls richtet er sein Verhalten danach aus. Er mag mich. Kein Wunder - ich mag ihn auch. Ebenfalls mag ihn Plotschak, sofern wir in der Lage sind, dies exakt festzustellen. Denn Plotschak ist eines der gefährlichen Rätsel dieses rätselhaft gefährlichen Planeten Payntec. Plotschak Das Wesen hatte alle seine rund hundert Füße eingezogen und stand oder lag auf der hornigen Grundplatte seines Körpers. Der Körper war kuppelförmig, etwas niedriger als eine Halbkugel. Die Haut oder die Oberfläche der Kuppel befand sich in einem, dauernden optischen Aufruhr. Zahllose Farben zogen. in breiten Flächen oder dünnen, ineinander verschlungenen Schlieren pausenlos über diese Fläche. Sie war hart wie Horn oder wie der Chitinpanzer eines Insekts. Der Pol dieser Halbkugel war eine Membran, die ebenfalls dauernd ihr Aussehen wechselte, einmal war sie stoffartig, dann wie ein Gitter oder ein dünnes Stück Bindegewebe. Unterhalb der kreisrunden Membran umgab ein handbreiter Streifen die Kuppel. Dort waren Dinge zu erkennen, die Augen, Geruchsorgane oder Ohren sein konnten. Die Geräusche jedenfalls, die der einarmige Kugelkäfer von sich gab, waren wie die Lebensäußerungen einer defekten Maschine. Jetzt gerade begann Plotschak mit seinem einzigen Arm -der zwischen der Grundplätte und dem Sinnesring hervorragte- in dem nassen, grobkörnigen Sand umherzuarbeiten. Er zog mit einem seiner sieben Finger Linien und Kreise. Ich stand auf und ging langsam näher. "Plotschak! Was zeichnest du da?" fragte ich laut. Noch immer tobten draußen die verschiedenen Elemente des ungastlichen Planeten. Noch immer versuchten 1036 Überlebende, das Wrack der ROTAP um wichtige Einrichtungsgegenstände und besonders um die Beiboote zu erleichtern. Plotschaks "Augen" bewegten sich. Dann fuhr sein dünner Arm mit schnellen, wischenden Bewegungen über die flüchtige Zeichnung. Innerhalb ganz kurzer Zeit waren die Linien, Kreise und Winkel nicht mehr vorhanden. "Auch gut", knurrte ich. "Dann eben nicht. Immerhin wäre es interessant gewesen, mit dir ein Gespräch zu führen." Als Verbindungsoffizier, dessen Spezialgebiet die Kenntnis exotischer Verhaltensformen war, hatte ich bisher wenig Gelegenheit gehabt, mein Wissen und meine Kenntnisse anzuwenden. Meine Aufgabe war bisher fast ununterbrochen gewesen, Heltamosch oder Perry Rhodan zu unterstützen. Nicht, daß ich das geringste dagegen gehabt hätte! "Plotschak", sagte ich, und ein erneuter Donnerschlag schnitt mir die Worte ab, "Ich glaube, daß du uns lange ein Rätsel bleiben wirst!" Es wurde Zeit, daß ich wieder die Höhle verließ und den anderen half. Aber im Augenblick gab es hier am Boden nicht viel zu tun. Die Hauptarbeit spielte sich im Innern des wrackgeschossenen Schiffes ab. Wieder begann Plotschak aufzuheulen wie ein Nebelhorn. Die Flotte hatte das Inferno des Angriffs nicht überstanden. Wir waren abgeschnitten auf Payntec. Das Gewitter, das die Bergungsarbeiten brutal unterbrochen hatte, schien zwar langsam weiterzuziehen, aber das bedeutete gar nichts. Ebenso merkwürdig und geheimnisvoll wie Plotschak, das einzige und erste Lebewesen Payntecs, das wir hier gefunden hatten, war auch die gesamte Umgebung. Wir waren von Gefahren umgeben. Die erste Gefahr war der Umstand, daß wir nicht einmal ahnen konnten, was das zentrale Steuergehirn Payntecs vorhatte. Wie würde es reagieren, wenn es merkte, daß wir systematisch das Wrack plünderten, um unser Überleben zu sichern? Ich ging hinaus vor die Höhle und blinzelte in den hellen Lichtstreifen am Horizont. Der wütende Regen hatte endlich nachgelassen, von der Spitze des Schiffes kondensierte auf der Leeseite ein dichter Nebel, der sich in eine flockige weiße Wolke verwandelte. Das ROTAP-Wrack ragte wie ein Berg über die Landschaft hinaus. Das Gewitter war abgezogen und entlud sich jetzt über einem unbekannten Teil der Landschaft. Hinter den aufgerissenen Flanken der ROTAP loderte helles Licht auf. Das Kreischen von Hochleistungssägen schlug bis an meine Ohren. Gerade, als ich überlegte, was wohl als nächstes hier zu tun war, ertönte schräg über mir eine gewaltige Detonation. Glühende Fetzen der Schiffshülle flogen nach den Seiten, begannen zu trudeln und segelten, dunkle Rauchfahnen hinter sich schleppend, zu Boden. Es gab laute, nervtötende Geräusche. Hinter mir begann Plotschak gellend zu heulen.. Aus dem großen, fast kreisrunden Loch, das sich nach der Detonation gebildet hatte, schwebte das zweite Beiboot langsam auf einer schrägen Flugbahn nach unten. Immerhin: zwei der eiförmigen Beiboote, die selbst für überlichtschnellen Flug geeignet waren, hatten wir retten können. Mehr als eintausend Leute arbeiteten innerhalb des Schiffes. "Tadellos! Immerhin können wir damit diesen Planeten verlassen!" murmelte ich. Eines war sicher Eine unumstößliche Wahrheit. Von der Galaxis Naupaum waren wir abgeschnitten. Eine Rückkehr mit diesen Beibooten dorthin, woher wir gekommen waren, galt als unmöglich. Noch waren wir abgelenkt, noch dachten zu wenige von uns daran, was wirklich passiert war. Aber wenn die hastigen Arbeiten beendet waren, dann würde die Einsicht und die Ernüchterung über den Männern zusammenschlagen. Ich kannte diesen Umstand nur zu gut. Besonders hart würde es Rhodan treffen müssen. Er war nicht nur von seiner eigenen Heimat abgeschnitten, sondern auch von der Galaxis Naupaum. Eine Steigerung des Ausgesetztseins also. Bisher aber hatte das Robotgehirn noch nicht zugeschlagen. Ich war damit beschäftigt, die wichtigen Gepäckstücke der kleinen Kommandos zu registrieren. Das Gewitter hatte diese Aktivitäten unterbrochen. Es wurde Zeit, daß ich mich in die Arbeiten einschaltete. Ich verließ endgültig die Höhle, schaltete mein Funkgerät ein und rief: "Hier Gayt-Coor. Ich rufe Perry Rhodan!" Aus den Lautsprechern kam ein schwaches Zischen, dann undeutlich Rhodans Stimme. "Gayt! Ich habe dich gesucht! Wo steckst du?" "Hier unten, neben einem haushohen Berg von Ausrüstung. Wie weit seid ihr im Schiff?" rief ich. "Wir haben viel Arbeit. Niemand weiß, wie lange wir noch Ruhe haben. Gerade sprengen wir das dritte Boot frei." Große Teile der ROTAP waren zerstört worden, andere Sektoren hingegen waren unbeschädigt geblieben. "Kann ich helfen? Ich habe hier einen Ureinwohner des Planeten gefunden. In einer Höhle.
"Bleib unten!" sagte Rhodan. "Wir kümmern uns um alles, wenn wir das Schiff geräumt haben. Wir wollen noch vor Anbruch der Nacht fertig sein." "In Ordnung!" Ein Klicken in den Lautsprechern. Augenblicklich hörte ich eine Serie von lauten Explosionen, die ineinander übergriffen. Nicht nur akustisch, hoch über uns erschienen lange Flammenzungen in der Schiffshülle und zerfetzten sie in Form eines Rechtecks. Ein drittes Beiboot erschien, nachdem die Bruchstücke rund um die zerstörte Schleuse beseitigt worden waren. Die Beiboote hatten annähernd dieselbe Form wie alle unsere Schiffe: Rhodan bezeichnete sie als eiförmig. Die obere Rundung war größer, die untere lief annähernd spitz zu. Dort waren auch die Heckdüsen installiert, und jetzt eben schoß das Boot vorwärts, richtete sein plumpe Spitze zum Himmel und kam dann fast senkrecht dem Boden entgegen. Die Steuerflossen berührten den Felsen. Das Boot war nun das dritte in einer Reihe. Ich wußte, daß noch eines davon unzerstört war, für mehr als zweihundertfünfzig Männer würde ein Boot reichlich Platz haben. Eine Karawane von Lastengleitern kam aus der Bodenschleuse der ROTAP. Die Ladeflächen waren mit allen nur erdenklichen Paketen, Ausrüstungsgegenständen und Containern überladen. "Arbeit für mich!" sagte ich. Ich setzte mich in Bewegung. Plotschak ließ ich zurück, ich war sicher, ihn hier wiederzufinden. Zwanzig Schritte weiter stand eine gerettete Flugplattform. Ich kippte sie, ließ das Wasser abfließen und startete das Gerät. Es brachte mich mit einem leisen Summen über die Felsen, die Sandflächen, die kleinen Inseln dürren Gestrüpps und auf die gewaltige, schräg und perspektivisch verzerrt aufragende Heckflosse des Schiffes. Die Plattform flog leicht taumelnd auf den Konvoi zu. Auf dem Trittbrett des ersten Gleiters stand ein Raumfahrer. "Hierher! Hinter mir her!" rief ich und schaltete die beiden Scheinwerfer am Gestänge der Plattform ein. "Hauptsächlich Nahrungsmittel!" knurrte der Mann: "Sie haben auch die Beiboote mit allem vollgepackt, was sie gefunden haben. Im Augenblick bauen sie gerade den Hauptrechner aus." "Alle Achtung!" murmelte ich. Ich dirigierte die zumeist durch den Beschuß leicht beschädigten Gleiter dort hinüber, wo bereits andere Gegenstände gestapelt waren. Keine dreihundert Schritte weiter standen die Beiboote. Ich glaubte, Rhodans Planung erkannt zu haben. Er war, was die Schnelligkeit der Entschlüsse und die Kühnheit der Gedanken betraf, Heltamosch überlegen. Aber auch Rhodan war einigermaßen Schutz- und hilflos, wenn das Robotgehirn des Planeten wieder zuschlug. Wir hielten an. "Müßt ihr noch einmal ins Schiff zurück?" erkundigte ich mich. Maschinelle Entlader und andere Raumfahrer kamen auf - uns zu. Sie hatten vor dem Sturm und dem Regen Schutz in aufblasbaren Iglus gesucht. In rasender Eile entluden wir die Gleiter und stapelten die verschiedenen Waren nach ihrem Charakter getrennt auf. "Noch ein paarmal!" war die Antwort. Als würde die Sonne, die langsam dem Horizont entgegensank, ein Signal gegeben haben, beschleunigte sich plötzlich alle Aktionen. Eine deutliche Hast lag über uns allen, als wir weiterarbeiteten. Wir hatten begriffen: Es ging um unser Leben. Und um die Möglichkeit einer Rückkehr nach Naupaum 2. Irgendwie vermißte ich Gayt-Coor. Er war einer meiner "ältesten" Freunde in dieser - Galaxis ich mußte mich korrigieren. Nicht nur in dieser Galaxis, sondern auch in Naupaum. Ein Echsenwesen, das, einmal von einer Idee überzeugt, diese verfolgte bis zur Selbstaufgabe. Ich sah zu, wie die Techniker versuchten, unterstützt von Maschinen, die Plattform des Rechners aus ihren Verbindungen zu lösen - es ging mir nicht schnell genug. Heltamosch lehnte in meiner Nähe an einer Metallverstrebung und hielt die Augen geschlossen. "Wie weit sind die Besatzungen der Beiboote?" fragte ich. Heltamosch hob in einer erstaunlich menschlichen- Geste die Schultern und ließ sie resignierend wieder fallen. Die Vernichtung der Expeditionsflotte hatte ihn geschockt und gelähmt. Aber was half die Resignation? Was half es, sich in Gedanken zu ergehen? Wir lebten noch und hatten inzwischen eine Lage erreicht, die sich wohl nur noch zum Besseren wenden konnte. ' "Vergiß es!" sagte ich. "Ich werde mich darum kümmern. Ich schaltete mein Funkgerät an, dann besann ich mich eines Besseren und lief in eine noch intakte Funkstation der ROTAP. Dort verlangte ich eine Viererverbindung zu den Beibooten. Eines davon war noch innerhalb des. Schiffes - man bereitete gerade die letzten Sprengungen vor, um das Ei aus den zusammengedrückten Stahlverbindungen herauszubekommen. Immerhin - vier raumtüchtige Boote besaßen wir noch. Obwohl wir das System nicht verlassen können, denn noch immer Liegt der riesige Hypertransschirm um das Gromo-Moth-System. Nur wenn die Hauptrobotik von Payntec wieder eine Strukturschleuse öffnen sollte, können wir dieses Planetensystem verlassen. Nicht nur von Terra, vom Solsystem durch eine unidentifizierbar große Entfernung getrennt! Nicht nur ohne Rückkehrmöglichkeit nach Naupaum! Sondern auch noch in diesem Sonnensystem eingeschlossen! Das war die Steigerung. Während ich zusah, wie die Funktechniker die Verbindungen herstellten, bemächtigte sich meiner eine eigentümliche Stimmung. Ich begann, das alles wie eine Art Film zu sehen. Ich stand sozusagen außerhalb der Geschehnisse, so, als gingen sie mich nichts an. Ich fühlte mich auf eine merkwürdige Weise ausgeschlossen. Dies war ein Trugschluß, das wußte ich ganz genau, aber dies änderte nichts an der Tatsache, daß ich keine tiefe, persönliche Beziehung zu den vorliegenden Problemen entwicklen konnte. Hoffentlich verringert sich dieser geistige Abstand möglichst bald! Es könnte mein eigenes Todesurteil sein, dachte ich, dann nickte ich dankend den Technikern zu. "Perry Rhodan im Auftrag von Heltamosch!" sagte ich und hob die Hand, um die vier Kommandanten zu grüßen, die auf den kleinen Monitoren zu sehen waren. "Wir haben einen Spezialauftrag. Welche zwei Boote sind startfertig - oder in kurzer Zeit startfertig zu machen?" "Hier! Nummer Drei!" "In wenigen Minuten, Rhodan! Nummer Vier!" Einer schied ohnehin aus, denn er mußte sich um den Start des Beibootes nach der Explosion kümmern. Das Wrack erzitterte noch immer unter den kleinen Explosionen, mit denen man Schotte aufsprengte. "Starten Sie bitte sofort hinaus in den Raum. Das Sonnensystem werden Sie nicht verlassen können, aber versuchen Sie, Überlebende zu bergen, falls es solche geben sollte." "Verstanden!" Einer der Kommandanten gab jemandem außerhalb des Bildfeldes schnelle - Anweisungen per Handbewegungen. "Weiterhin sollen Sie versuchen, etwas über den Energiestrahl zu erfahren, der vorhin angemessen wurde und Funkverkehr mit den beiden anderen Booten führen, die auf dem Planeten bleiben. Der Auftrag ist nur als kurzer Vorstoß zu werten. Alles klar?" Beide Kommandanten erwiderten: "Alles klar, Rhodan!" Ein Techniker drehte sich um. Heltamosch war eingetreten und sah mich an. Langsam schien er wieder Kräfte zu schöpfen. Während ich ihm einen langen, prüfenden Blick zuwarf, begannen wieder die Wände des Wracks zu dröhnen wie eine riesige Glocke. Sprengungen! Ich sagte laut: "Wie weit sind die Techniker mit dem Rechner?" "In einer Stunde haben wir ihn außerhalb des Schiffes!" erwiderte Heltamosch mit fester Stimme. "Die zwei Beiboote?"
"Ja. Sie suchen nach eventuellen Überlebenden, die sich nach dem Angriff der Robotflotte durch die Strukturschleuse in das System gerettet haben könnten, und gehen dem energetischen Phänomen nach!" erklärte ich entschlossen. "Dem Strahl?" "Ja", sagte ich. "Es sind noch nicht alle Fragen geklärt. Wenn wir das Schiff verlassen haben, können wir nach dem Ursprungsort des Strahls suchen!" "Genau das habe ich vor!" stieß Heltamosch zwischen den zusammengepreßten Lippen hervor. Ich wußte, daß es sein erklärtes Ziel war, die Abstrahlungsstation dieses Strahls zu zerstören. Aber zwischen dem Wunsch und der endgültigen Ausführung gab es eine Kluft, so groß wie die zwischen Naupaum und Catron. "Ich weiß. Ich werde Gayt-Coor bitten, uns zu helfen." Heltamosch nickte. "Tue dies!" sagte er und verließ den Raum. Ich sah ihm einige Sekunden lang nach und rief dann Gayt-Coor. * Es war Nacht. Nach meiner Rechnung, deren Zuverlässigkeit allerdings nicht gegeben war, schrieb man heute auf Terra den sechsten März. Das Wrack war geräumt, und unweit der beiden Beiboote schwebte die Plattform mit dem Rechner. Etwa dreißig zu fünfzehn Meter groß, eine rund drei Meter dicke Scheibe, von einem flachen, halbtransparenten Schirm überspannt. Dieses Gerät war flugfähig, aber keineswegs raumtauglich. Wir hatten es aus dem Schiff gebracht, um gegebenenfalls mit dem Zentralrechner dieses Uyfinom-Planeten konkurrieren oder korrespondieren zu können. Gayt-Coor stapfte auf mich zu. Sein riesiger Kopf mit den zwei großen Facetten-Doppelaugen wandte sich mir zu. Ich hatte mich inzwischen daran gewöhnt, daß mich diese Augen niemals fixierten. "Zufrieden, mein Freund?" fragte Gayt-Coor mit seiner tiefen, hallenden Stimme. "Voll zufrieden!" sagte ich. "Wie sieht es im Schiff aus?" "Es ist alles erledigt. 1036 Männer. Sie haben Proviant für Monate, Wasser für ein halbes Jahr, Waffen und alle erdenklichen Ausrüstungsgegenstände!" Gayt-Coor deutete auf die kleine Ebene, wo noch vor Stunden ein riesiger Berg aller möglichen Ausrüstungsgegenstände gewesen war. "Alles ist weg. Zwanzig schwere Gleiter haben wir auch noch aus den Trümmern herausschweißen können!" Das war also unsere Streitmacht. Mehr als eintausend erschöpfte Raumfahrer, am Strand einer fremden Galaxis. "Die zurückgebliebenen Beiboote?" "Voll startbereit!" sagte Gayt-Coor. Das Licht aus den letzten noch brennenden Tiefstrahlern glänzte auf seinen türkisfarbenen Schuppen. "Wann geht es los?" Ich schüttelte den Kopf. "Wenn alle anderen nur halb so erschöpft sind wie Heltamosch, dann werden sie zusammenbrechen. Ich würde vorschlagen, wir starten beim ersten Tageslicht." Mit einer fast verächtlichen Geste deutete der Petraczer auf den dunklen Koloß vor uns. "Und was machen wir mit dieser teuren Ruine? Lassen wir sie als Denkmal hier stehen?" "Vermutlich!" gab ich zurück und grinste. "Im Ernst!" murmelte er. "Heltamoschs Flaggschiff, ausgerüstet zur Eroberung der Galaxis Catron." "Auch Stahl ist vergänglich!" sagte ich.. "Wir haben nur noch wenige Stunden bis zum Morgen." Schweigend sahen wir uns um. Die beiden Beiboote standen startfertig da.. Neben ihnen waren die Gleiter voller Ausrüstung aufgereiht. Noch standen einige der Iglus. Dort lagen Männer in allen Stellungen und schliefen. Alles war auf einen baldigen Aufbruch vorbereitet. Aber auch ich spürte die Müdigkeit. Es war eben nicht mein terranischer Körper, unterstützt vom Zellschwingungsaktivator. Plötzlich zuckte Gayt-Coor zusammen. "Plotschak!" rief er laut. "Selbstverständlich!" erwiderte ich. Ich verstand nichts. Gayt-Coor blickte mich mit seinen rätselhaften Insektenaugen noch rätselhafter an, öffnete seinen Reptilienrachen und pfiff laut. "Wirst schon sehen!" sagte er und rannte davon. Ich ging langsam auf das Beiboot zu, das uns am nächsten stand. Dort gab es eine winzige Kabine, in die ich mich zurückziehen und einige Stunden schlafen konnte - wenn es nicht einen neuen Zwischenfall gab. Einige Minuten später kam Gayt-Coor zurück. Hinter ihm bewegte sich ein seltsames Ding. Es sah aus wie eine wandernde Halbkugel. In der Dunkelheit leuchteten bewegte farbige Flächen und Linien auf der glatten Fläche. "Das ist Plotschak!" sagte GaytCoor und bückte sich. Er murmelte laut: "Fahre deinen Arm aus und schüttle Freund Rhodan die Hand oder das, was du als Hand bezeichnest." In der glatten Fläche stülpte sich etwas wie ein Trichter nach außen, wuchs lang und immer länger und bildete sich zu einer Hand aus. Sie hörte auf zu wachsen, als sie meine Hand erreichte. Etwa eineinhalb Meter: Ich schüttelte die knochenharten Finger dieses verblüffenden Wesens. "Wer oder was ist Plotschak?" fragte ich. "Keine Ahnung. Ich fand ihn in der Höhle, als ich vor dem Gewitter Schutz suchte. Dort hinten. Ich weiß nicht, was er oder es soll. Aber es ist offensichtlich ein Wesen von Payntec." "Mitnehmen wäre riskant!" sagte ich. "Woher hat das Ding seinen Namen?" Gayt-Coor grinste und entblößte die verkümmerten Reptilzähne in seinem bogenförmigen Rachen. "Ich hatte einmal ein Jagdtier du würdest es einen Hund nennen. Ein unvergeßliches Tier, hochintelligent, ein hervorragendes Amphibium. Schnell auf dem Land und im Wasser wie ein Torpedofisch. Es konnte auch schweben. Wir jagten zusammen, in meiner Jugend. Das war Plotschak. Es ist also eine Auszeichnung für diesen Überkäfer!" Erst jetzt sah ich, daß sich unter einer offensichtlich völlig flachen Grundfläche sehr viele Beine bewegten. Sie sahen aus wie dünne Stelzen mit großen Schuhen daran, nicht länger allerdings als zehn Zentimeter. "Plotschak soll vor dem Schiff warten!" sagte ich. "Und ich lege mich jetzt in paar Stunden schlafen." Gayt machte eine Bewegung, die den samten Horizont umfaßte. "Ich habe dreißig Wachen aufstellen lassen. Und ich gehe in die Zentrale des Beiboots und kümmere mich um die Meßwerte, die sie vom Catron-Strahl durchgeben. Ob sie Überlebende gefunden haben?" Wieder schüttelte ich den Kopf. "Vermutlich nicht: Ich weiß es nicht - sollte etwas Entscheidendes passieren, werden Heltamosch und ich ohnehin geweckt. Hast du Zeno gesehen?" "Ja. Im anderen Beiboot. Er wollte eigentlich die Gleiter anführen." "Fabelhafte Idee!" sagte ich und ging auf das Schiff zu. Ich war wirklich sehr müde. Ein paar Stunden Schlaf würden vielleicht auch die merkwürdige Abwesenheit vertreiben. * In der kleinen Zentrale von Beiboot Eins herrschte eine gespannte Ruhe. Bis auf den Sessel des Piloten waren alle Positionen besetzt. Bildschirme flammten und flackerten. "...störungsfrei!" sagte der Cheffunker, ein Mann vom Planeten Yaanzar. "Was können Sie feststellen?" "Hier ist Beiboot Drei. Wir befinden uns nahe dem Gebiet, wo der Feuerüberfall stattgefunden hat." Das Bild auf dem Hauptschirm blendete um. Die Besatzung der Zentrale war voller Spannung. Die Beiboote Drei und Vier versuchten, Überlebende zu finden, Überlebende aus einer Flotte von hundertfünfzehn Schiffen. Auf dem Schirm erschien, vielfach vergrößert und dennoch gestochen scharf, der Rundum-Ortungsbericht der Geräte dieses Bootes. "Sehen Sie, was wir meinen?" kam die Stimme aus den vielen Lautsprechern. "Ja." Die Umgebung des ohne Antrieb driftenden. Beiboots war keineswegs leer. Aber die scharfen, vielfarbigen Echos zeigten nur ausgeglühte Formen.
"Es waren eindeutig Reste, und zwar ausschließlich winzige Reste von ein paar Raumschiffen, teils innerhalb, teils außerhalb des systemumspannenden Schirmes. Die Umgebung war schwarz und leer und unbelebt. Nirgendwo gab es ein Echo, das man mit einem Raumfahrer im Schutzanzug identifizieren konnte. Nur Fetzen der vernichteten Schiffe. "Wir suchen jetzt seit drei Stunden. Sämtliche Detektoren sind eingeschaltet. Alle Männer starren auf die Suchschirme, aber hier gibt es kein menschliches Leben mehr!" "Also sind wir tatsächlich ohne ein Raumschiff?" fragte man aus der Zentrale. So ist es!" Die Vermutungen waren zur bitteren Gewißheit geworden. Niemand lebte mehr. Die Männer blickten wie gebannt auf die Schirme. Aber dort tauchten keine Echos auf, die Hoffnungen oder Erwartungen gerechtfertigt hätten. "Wir rufen Beiboot Vier!" "Wir hören mit!" "Position?" "Wir haben einige Schrottmengen angemessen, die in verschiedene Richtungen driften. Auch diese haben wir sehr genau untersucht, mit allen Möglichkeiten, über die wir verfügen." "Und das Ergebnis?" "Negativ." "Das haben wir befürchtet!" war die leise Antwort. Jetzt begriff es auch derjenige, dessen Optimismus bis jetzt noch standgehalten hatte. Sie waren abgeschnitten. Die einzige Verbindung, die noch mit der Galaxis Naupaum bestand, war die sogenannte Catron-Ader, dieses Machwerk längst ausgestorbener Gegner. "Gibt es noch Hoffnung?° "Nein!" "Dann beginnen Sie bitte mit dem zweiten Versuch. Messen Sie die Catron-Ader nach!" "In Ordnung." Es war natürlich weit außerhalb der Lufthülle des Planeten Payntec sehr leicht möglich, diesen ungeheuer aktiven Energiestrahl anzumessen. Je länger die Messungen dauerten, desto weniger Geheimnisse gab es. Der Strahl wurde von dem uyfinomhaltigen Planeten abgestrahlt. Und einige Stunden später bestanden keine Zweifel mehr daran, daß diese Ader einen bestimmten Zweck hatte. Schon bei der Entdeckung oder kurz danach war festgestellt oder angenommen worden, daß diese Energieader den Zwischenraum der beiden Galaxien überspannte, nahe bei Yaanzar einmündete und diese Welt der Heimatgalaxis modifizierte. Jede einzelne Messung, die von den Mannschaften zweier Beiboote vorgenommen wurde, bestätigte diese Annahme, die ohnehin schon fast eine Gewißheit gewesen war. Zwei Stunden vor Anbruch des Tages - jedenfalls an der Stelle, wo die ROTAP und die anderen beiden Boote standen - fragte der Kommandant von Boot Drei: "Sollen wir noch etwas unternehmen? Alle Ergebnisse stehen fest. Wenigstens für uns." "Nein. Landen Sie. Wir brechen im Morgengrauen auf. Machen Sie zur Sicherheit noch ein paar Raumphotos vom Zentrum des Planeten!" "Verstanden." Kurze Zeit später kamen die beiden Beiboote langsam herunter, drehten sich in die Landeposition und senkten sich mit feuernden Düsen ab, bis die Enden der großen Flossen den Boden berührten. Noch immer hatte das Zentrale Rechengehirn nicht reagiert. Es schien auch zu warten. 3. Ein bizarres Schicksal, dachte ich. Anstatt zu versuchen, die Heimat zu erreichen, wählte auch ich einen der größten Umwege, die in der Geschichte der Raumfahrt jemals gemacht wurden. Ich flog mit Rhodan in eine andere Galaxis- und jetzt bin ich hier eingeschlossen. Ob ich jemals zurückkehren kann? Ob Heltamosch und Rhodan den Weg zurück hier finden? Vor mir lagen die Weltraumbilder, die von den, Beibooten heruntergefunkt worden waren. Sie zeigten die Landschaft zwischen unserem Standort und der Äquatorgegend: Heltamosch wollte die Projektorstation sofort vernichten, nachdem er die Anlagen entdeckt hatte - das war nicht schwer" denn sie standen in der äquatorialen Ebene. Das Bild zeigte sie deutlich. Rhodan, Gayt-Coor und Torytrae waren damit nicht einverstanden, hatten sich aber noch nicht deutlich gegen die Vernichtung ausgesprochen. Sie schwiegen, vermutlich auch unter dem Eindruck dieses schlagartigen Überfalls. Der Wunsch und die Ausführung das waren zwei verschiedene Dinge. Ich warf noch einen langen Blick auf die Bilder und erkannte, daß es mit den zwanzig Gleitern, den vier Beibooten und der fliegenden Rechnerplattform nur ein kleiner Sprung bis zum Äquator war. Aber dort herrschte jetzt noch Nacht während wir bereits im Bereich des ersten Lichtes waren. Zeno, sagte ich mir - ich gebrauchte dabei natürlich meinen eigenen Namen, den alle anderen kaum aussprechen konnten - , das kann ein böses Ende nehmen! Im selben Moment hörte ich die Wecksignale. Es konnte losgehen! * Eine gigantische Anlage erhob sich in den fahlen, wolkenlosen Himmel. Eine flache Kuppel aus reiner Energie, deren Höhe und Ausdehnung von den Beibooten aus gemessen worden waren. Hundertzehn Kilometer hoch, Durchmesser zweihundertachtzig Kilometer. Über unserem, Zug hörte ich das brummende Dröhnen, mit dem soeben ein Beiboot zur Landung ansetzte. Es kam hinter einem abgerundeten Hügel zum Stehen. Uns alle hatte eine aufgeregte Spannung, ergriffen. Wir spürten, daß wir in unmittelbarer Nähe des Geheimnisses waren. Es verbarg sich dort hinter dem Schirm. Mein Empfänger summte. "Hier Zeno!" sagte ich. Der schwere Gleiter, in dem meine Männer und ich saßen, hielt in der fragwürdigen Deckung unter einem Baum mit tiefhängenden Ästen. "Gayt-Coor spricht, an Bord von Beiboot Eins. Lasse deine Leute absitzen. Die Gleiter sollen versteckt werden. Es kann sein, daß wir uns überhastet zurückziehen müssen." "Ich habe verstanden. Treffen wir uns?" Gayts Stimme war an sich eine Beruhigung. Ihre Schwingungen waren den Nerven sehr zuträglich. "In kurzer Zeit. Der gesamte Krisenstab, in der Nähe der Rechnerplattform." "Verstanden!" Ich schaltete ab, stieg aus und gab eine Reihe von Anordnungen. Die zwanzig Gleiter bewegten sich wieder, schwebten nach verschiedenen Richtungen auseinander. Mehrere Männer hielten ihre Waffen in den Händen. Wir befanden uns in unbekanntem Gebiet. Schon vor der Landung hatte uns der Planet eine Atmosphäre von Drohung entgegengeworfen. "Achtung!" schrie ich und sah mich wachsam um. Ich spürte, wie meine Nerven kribbelten. "Achtet auf das Gestrüpp! Hier können sich alle möglichen Tiere verbergen!" Bisher hatten wir unglaubliches Glück gehabt. Jeder der Planeten, den wir betreten hatten, war für uns geeignet gewesen. Wir hatten uns darauf bewegen können, ohne Gefahr zu laufen, von Mikroorganismen vergiftet oder von Großtieren angegriffen zu werden. Allerdings waren unsere Besuche meist von kurzer Dauer gewesen, und wir befanden uns im Schutz der Schiffe. Das hatte sich jetzt gründlich geändert. "Schon gut!" Einer der Gleiter schob sich summend durch die Büsche und drückte die hartstieligen Gräser zu Boden. Kleine Tiere, meist, unsichtbar und nur durch die Geräusche zu erkennen, flohen nach allen Richtungen. Das Gestrüpp war von wuchtigen Felsblöcken durchsetzt. Als habe eine riesige Hand das Gelände planiert, schwang die Ebene an den Rändern leicht nach oben, bildete kleinere und größere Hügel und weiter dem Horizont zu auch Berge. Die Bergkette umgab die dreihundert Kilometer durchmessende Ebene anscheinend auf allen Seiten. Als sich das zweit
Beiboot in einet engen Kurve wieder aufwärts drehte, um in die richtige Landesposition zu kommen, krachte und donnerte der Lärm der Antriebsaggregate über die dürren Pflanzen hin und brach sich zwischen den Felsen. Erst waren es nur wenig Vögel, dann flatterten mit unsichtbar schnell schlagenden Flügeln lange Ketten von handgroßen Tieren zwischen Pflanzen und Felsen heraus und stiegen senkrecht hoch. Ich blickte genauer hin. Das Beiboot landete in rund tausend Schritten Entfernung hinter einer hundert Meter hohen Felsformation. Sie sah aus wie ein Bündel von Fingern, das sich in den Himmel erhob. Der Gleiter drehte sich halb herum und senkte sich dann ab. Ein gutes Versteck, zwischen zwei runden Felsblöcken, die an der Westseite mit blauem Moos bewachsen waren. Immer mehr Vögel... ich mußte mich korrigieren, es waren Insekten mit einem langen, in Ringe eingeteilten Körper und glasklaren Schwingen, die sich rasend schnell bewegten immer mehr solcher Tiere kamen aus ihren versteckten Nestern hervor und sammelten sich hoch über uns zu einem Schwarm. "Schneller! Versteckt die Gleiter! Schützt euch!" rief ich. Viele von uns hatten leichte Raumanzüge an. Die Männer begriffen ziemlich rasch und schlossen die Helme bis auf schmale Spalten. Die Wolke vergrößerte sich. Als die knackenden Geräusche der Gleiter und das Donnern der Beibootmaschinen schwiegen, hörten wir das Summen. Es war ein schrilles, bösartiges Summen, wie ein schnelldrehender Bohrer. Ich duckte mich unwillkürlich und sprang von dem Felsen herunter. "Zeno an alle!" sagte ich. Mit meinem Funkgerät erreichte ich etwa achtzig Männer, also zwanzig Gleiterbesatzungen. "Wir haben insektenähnliche Großtiere aus ihren Nestern aufgescheucht. Es besteht die Gefahr, daß sie sich auf uns stürzen. Verwendet Lähmstrahler, sonst entfesseln wir hier einen Steppenbrand." "Verstanden, Zeno!" kam die gemurmelte Antwort. Wir versteckten die Gleiter, indem wir sie zwischen Felsen fuhren, unter tiefhängenden Baumästen abstellten oder unter Felsplatten verbargen, die wie große Dächer auf anderen Felsen balancierten. Wir rannten hin und her und blickten immer wieder aufwärts, wo sich der Schwarm vergrößerte. Er wurde immer schwärzer. Immer mehr einzelne Tiere kamen aus Löchern roden Bäumen, aus Spalten der Felsen und aus dem Gras hervor. Es war früher Morgen, eben schimmerten die ersten Strahlen der Sonne auf dem Schirm, der mit seiner Kuppel die Atmosphäre durchstieß. Es gab Aufnahmen, die die gesamte Anlage und auch den projizierten Strahl zeigten furchtbare Demonstrationen einer entarteten und größenwahnsinnigen Technik, die auf das Verderben eines ganzen galaktischen Volkes ausgerichtet war. Welches kranke Hirn hatte eine solche Anlage ersonnen? Das Summen aus der Luft wurde stärker. "Wir sammeln uns in der Nähe der Rechnerplattform!" rief ich und begann langsam in der breiten, niedergewalzten Spur der Gleiter zurückzulaufen. "In Ordnung." Achtzig Männer rannten hintereinander und in kleinen Gruppen auf die Plattform zu, die zwischen Felsen, Bäumen und einem trockenen Bachbett auf einer annähernd geraden Fläche stand beziehungsweise darüber schwebte. Sie war gegen einen Beschuß vom Zentrum der Kuppel aus so gut oder schlecht geschützt, wie es eben ging. Einzelne Gruppen waren dort bereits zu sehen. Zwei der Beiboote flogen noch in großer Höhe über den gesamten Komplex hinweg und beobachteten ihn, funkten ununterbrochen Bilder der Gesamtansicht zu uns herunter. Das wütende Summen des dunklen Schwarms wurde lauter und grimmiger. Aus der Wolke lösten sich einzelne Tiere und stürzten sich auf die hastenden Männer. "Wir werden angegriffen!" schrie ich und schloß meinen Helm. Wir versuchten, rennend aus der Gefahrenzone hinaus zu gelangen. Jetzt schienen sich die handgroßen Insekten entschlossen zu haben. Der Schwarm löste sich auf und teilte sich in einzelne langgezogene Gebilde, die jeweils ein Ziel hatten: die Männer. Die ersten Schüsse aus den Betäubungswaffen donnerten auf. Ich rannte schneller und sprang, kaum daß ich den Rand der freien Fläche erreicht hatte, zur Seite. Meine Hand griff nach dem Paralysator, den ich auf der linken Seite meines Gürtels trug. Gayt-Coor stolperte auf mich zu. Hinter ihm bewegte sich sein rätselhafter neuer Freund durch das dürre Gras. "Was ist los, Zeno?" schrie Gayt. Ich deutete nach oben und feuerte mehrmals auf den ersten Schwarm, der gerade um den Kopf des mir am nächsten rennenden Mannes zu wirbeln begann. Einige Tiere fielen regungslos zu Boden. Der Knall der Waffe ließ die Köpfe von Rhodan, Torytrae und Heltamosch zu mir herumfahren. "Irgendwelche Tiere! Sie greifen an!" Diejenigen Männer, die nicht in schützenden Raumanzügen steckten, duckten sich, wichen, aus und feuerten nach oben: Eine wilde Schießerei begann. Die Insekten umschwirrten die Köpfe der Männer wie die Wahnsinnigen. Sie prallten von den Helmen ab und griffen daraufhin mit verdoppelter Wut an. Die Männer schlugen mit den Arten nach den Angreifern. Sie konnten sich nicht richtig wehren, denn sie gefährdeten sich gegenseitig. Ich feuerte gezielt und Achtete darauf, daß ich genügend Abstand von den Körpern und Köpfen hielt. "Plotschak!" donnerte Gayt-Coor. Die buntschillernde Halbkugel raste heran wie ein seltsames Robotspielzeug. Mindestens ein Dutzend Augenkugeln blickten Gayt-Coor an. "Was sind das für Biester? Sie greifen die Männer an!" schrie Gayt-Coor. "Tu etwas dagegen! Ich habe dich heute dafür mit Nahrungsmittelkonzentraten gefüttert! Los, Plotschak!" Aufgeregt winkte eine kurze Hand, die aus der Kuppel herausgewachsen war. Anscheinend konnte Plotschak sich Extremitäten nach Wunsch und Notwendigkeit wachsen lassen. Dann begann er zu heulen, laut und klagend. "Heul nicht! Hilf ihnen!" dröhnte die Stimme des Petraczers durch den Lärm der Schreie und der Schüsse. Diese Payntec-Hornissen setzten mit unverminderter Wut ihre Angriffe fort. Sie stürzten sich auf alles, was sich bewegte. Einige von ihnen knallten sogar in schnellem Flug gegen die Kuppel des Rechners. Ich feuerte weiter. Neben mir versammelten sich die Männer, die durch Anzüge geschützt waren. Plotschak heulte. Ein Laut, der in unseren Ohren gellte. Es klang erbarmungswürdig. Wie eine Mischung zwischen einer Sirene und einem in 'Todesnot schreienden Tier. Die Farben auf der runden Oberfläche verblaßten. Die Hand verschwand wieder, weil sich eine der Hornissen darauf gestürzt hatte. Man verstand seine eigenen Gedanken nicht mehr. Das Heulen wurde stärker, als aktiviere Plotschak seine letzten Reserven. Ich runzelte meine Stirn. Der kleine Schwarm, der mich attackierte, ohne etwas ausrichten zu können, wich zurück. Die Tiere gerieten in Verwirrung. Sie unterbrachen ihre Angriffe und schwebten unschlüssig über unseren Köpfen. Der Lärm ließ nach dafür hörte man um so deutlicher das Heulen, das Plotschak von sich gab. Ich Mußte, obwohl mir die Haarbüschel an den Ohrenspitzen grau zu werden drohten, grinsen. Plotschak heulte und kreischte mit Hingabe. Das Wesen schaltete jetzt eine neue Komponente ein. Wir alle standen wie erstarrt da, als aus dem langgezogenen Heulen ein gellendes Stakkato wurde. Ein rasender Triller erscholl. Er erfüllte die bisher ruhige Landschaft mit einer gespenstischen Aufregung. Zuerst formierten sich die riesigen, buntschillernden Insekten zu kleinen Gruppen, die in Schlieren und kreiselnden Formen aufwärts schwebten und nicht mehr angriffen. Dann sprangen kleine Rudel von saurierartigen Tiere zwischen den Felsen hervor und flohen in panischer Eile. "Ausgezeichnet, Plotschak! Du bist ein Wundertier!" schrie Gayt-Coor und schlug sich vor Vergnügen auf die Schenkel. Ich schüttelte den Kopf. Dieses - grauenvolle Geräusch hörte langsam auf. Es wurde schwächer und leiser, dann hörte die Membran auf der Oberseite des Wesens zu schwingen auf. Plotschak stand unbeteiligt neben Gayt-Coor, und jetzt begann sein Körper auch wieder farbig zu schillern. Torytrae lächelte, blickte schweigend zu der Kuppel hinüber, die jetzt im Tageslicht purpurn zu strahlen begann. "Wir sind keinen Schritt weitergekommen!" sagte der Tuuhrt versonnen. Dabei ließ sein Gesichtsausdruck nicht erkennen, wie er es meinte. Auch Torytrae schien zu wissen, genau zu wissen, was Heltamosch nun langsam merken mußte. Die Quelle der Catron-Strahlung war nicht so einfach zu zerstören
Perry Rhodan schob sich zwischen Gayt-Coor und Heltamosch nach vorn, deutete auf den Schutzschirm, der die gesamte Fläche des Himmels ausfüllte, und sagte: "Die Verbindung mit dem Kommando-Rechenzentrum ist hergestellt, Heltamosch." Heltamosch nickte. "In Ordnung. Fangen wie an!" sagte er deutlich. "Am liebsten würde ich versuchen, die Anlage in Fetzen zu schießen!" "Womit?" fragte Torytrae leise. Nicht einmal mir als Fremden in dieser Kultur entging, daß der Jäger einen unverkennbar sarkastischen Ausdruck hatte. Er schien alles zu wissen. Zumindest mehr als Rhodan und Heltamosch zusammen. Im gleichen Augenblick sagte die Stimme des Kommandanten eines Beiboots aus den Lautsprechern des aufgestellten schweren Funkgeräts: "Zwischen der Landesteile der Schiffe und dem Beginn des Schutzschirms haben wir eben eine zusätzliche Barriere angemessen!" Rhodan und Heltamosch wechselten einen schnellen, schweigenden Blick. Heltamosch fragte mit rauher Stimme, die deutlich seinen Ärger erkennen ließ: "Wie bitte?" "Sie haben richtig verstanden! Die Anlage könnte als Sperrzone bezeichnet werden. Sie zieht sich wie ein Gürtel um die Anlage herum." Rhodan sagte halblaut: "Das hatte ich eigentlich erwartet. Auf meinem Heimatplaneten hätten wir einen Strahl von der Wichtigkeit der Catron-Ader ebenso abgesichert!" Gayt-Coor schaltete sich ein. Er blickte von dem leeren Bildschirm des Geräts auf und meinte: "Dann ist die Funkverbindung, die wir hier errichten konnten..." "es ist 'mit Sicherheit die Anlage, die wir gerade überfliegen. Ein kleineres Schaltzentrum ist hier zu sehen. Vermutlich sprechen Sie mit diesem Gerät, nicht mit der Zentralen Rechenanlage!" Ich drehte mich um und winkte ärgerlich ab. Riesenschirme. Rechengehirne, mit denen man sprechen konnte, die Planetensysteme öffneten oder schlossen, die Robotschiffe befehligten. Anlagen, die einen bedrohlichen Hang zum Größenwahn offenbarten. Hysterische Insekten und kreischende Halbkugeln mit Namen Plotschak ich mochte den Planeten nicht. Er hatte mir bereits aus dem Weltraum nicht gefallen. Ich fand ihn überflüssig, und jede Minute, die wir hier zubrachten. war zuviel. "Was hast du, Zeno?" fragte Rhodan. "Ich ärgere mich gerade", sagte ich. "Gefällt dir dieser Planet, Rhodan?" Perry Rhodan schüttelte stumm den Kopf, dann starrte er wieder den violetten Schirm an. "Ob er uns gefällt oder nicht - wir müssen handeln. Je schneller und schlagkräftiger, desto besser. Wir müssen weg, zurück nach Naupaum, zurück in die Heimat. Auch du, Accalaurie!" "Du hast recht!" bekannte ich. Aber dies machte den Planeten nicht sympathischer. Nicht einen Deut sympathischer. "Unsere letzten Messungen haben die ersten Analysen bestätigt", schloß der Kommandant des Beiboots. "Wir befinden uns, beziehungsweise Sie dort unten befinden sich am Rand einer Sperrzone. Diese Zone wird kontrolliert von einem eigenständigen Schaltzentrum. Die Welle, auf der Sie verkehren, ist ausgesandt von dem erwähnten Kommandogehirn. Was sollen wir tun?" Rhodan grinste und sagte es ihnen. Heltamosch - betrachtete seinen Freund mit ausgesprochen verstörtem Gesichtsausdruck. Auch ich ahnte nicht, was Rhodan vorhatte. Schließlich deutete er auf Heltamosch und auf Donktosch, der bisher geschwiegen hatte. "Die Unterhaltung kann beginnen!" sagte Rhodan. "Versuchen wir es erst einmal auf dem leichten Weg." Heltamosch ging hinüber zum Funkgerät und ließ sich in den leichten Sessel fallen. 4. Ich bin Donatesch. Ich bin ein Betrüger, aber außer mir weiß es niemand. Es wird auch niemand erfahren, denn in einigen Tagen werde ich tot sein. Niemand sieht es, die Ärzte vertrauten auf alte oder gefälschte Unterlagen, aber die Sehnsucht nach dem Weltraum war zu groß. Es würde mein letzter Flug werden. Donatesch, der Mann von Naupaum. Vermutlich wird dieser öde, große Planet zu meinem Grab werden. Der nächste Anfall wird mich töten, und das dauert nur einige Sekunden. Er kann heute kommen oder morgen. Oder einen Tag später. Aber noch innerhalb dieser Woche. 'Die Krankheit hat mir mein blühendes Aussehen nicht nehmen könne. Ich sehe aus wie ein gesunder Mann in mittleren Jahren. Ich hoffe nur, daß ich eines miterleben kann: nämlich daß alle diese Männer zurückkehren können nach Yaanzar, nach Naupaum. Die Krankheit kann mir auch meine Fähigkeit nicht nehmen. Ich bin der Spezialist, derjenige, der dieses fliegende Rechengerät bedient. Niemand kennt es besser. Über dieses Gerät lief die wichtigste Unterhaltung, die meiner Meinung nach auf diesem häßlichen Planeten geführt worden war. Es klang harmlos und kaum besonders dramatisch, aber der Reihe nach hatten es alle versucht. Zuerst Heltamosch. Er sprach mit dem Kommandogehirn der Sperrzone. Es war eine Konstruktion, die keineswegs durch besonders große Kapazität glänzte. Aber die Programmierung war von einem Fachmann wie mir durchgeführt worden. Er hatte das Rechengerät nach logischen, fast militärisch abstrakten Richtlinien programmiert. Heltamosch mußte resignieren, er erreichte nichts. Nicht das geringste! Das Kommandogehirn, ein zusätzlicher Schutz vor dem Hauptschirm, weigerte sich, die einzelnen Teilschirme zu öffnen oder die Projektoren abzuschalten. Es versicherte auf Befragen, daß es sich in diesem Fall um ein dichtes Netz aus Hypertransschirmen handelte, die Suggestionsstrahlungen und wahnsinnsauslösende Wirkungen hatten. Heltamosch resignierte, aber sein Plan, diese Catron-Ader zum Verlöschen zu bringen, war deswegen noch lange nicht außer Kraft. Dann versuchte es Donktosch, der Mann mit dem Pehrtus-Gehirn in seinem Schädel. Während er versuchte, dem Kommandogehirn seine Befehle zu geben, diskutierten genau unter mir Rhodan und Heltamosch. Es waren die wichtigsten Männer dieser Mission. Heltamosch ging auf und ab. Er war ärgerlich, das war deutlich zu sehen. Und sein Ärger richtete sich zum Teil gegen Rhodan, den Fremden. "Ich sage dir", rief er, "diese Anlage muß vernichtet werden. Dich scheint es nicht zu interessieren, aber dieser verdammte Strahl vergiftet uns in Naupaum! Er muß unterbrochen werden!" Rhodan schüttelte den Kopf. "Siehst du nicht, daß wir nichts ausrichten können? Wir werden mit unseren Hilfsmitteln weder die Hypertransschirme der Sperrzone noch den Hauptschirm durchbrechen können." Torytrae mischte sich ein. "Ihr diskutiert über etwas, das sich euch entzieht! Sie, Heltamosch, wollen die Anlage zerstören. Das ist Ihr Standpunkt, und ich achte ihn ebenso wie Rhodan. Aber die Streitereien sind gegenstandslos geworden! Sie streiten sich darum, ob etwas geschehen soll, was Sie nicht bewältigen können! Das ist sinnlos! Ich rate zum Abwarten, Heltamosch, und zur Geduld. Wir fangen erst an, wir sind noch lange nicht am Ende." "Aber wir machen nicht einmal einen Versuch!" schrie Heltamosch. Er schien sich gedemütigt zu fühlen, kaltgestellt durch einen Mechanismus, der seine Autorität nicht anerkannte.
"Wir brauchen es nicht zu versuchen!" murmelte Torytrae und blickte wieder lächelnd hinüber zum Schirm. Meine Anlage korrespondierte hervorragend und ohne zeitlichen Verlust mit dem Gerät der Sperrzone. Noch immer richtete Donktosch seihen Appell an die gesichtslose Maschine deren Richtlinien aus einer fernen Vergangenheit stammten. Ich hörte jedes Wort mit - auch Donktosch und das Pehrtus-Gehirn würden keinen Erfolg haben. Das Kommandogehirn weigerte sich. Der springende Punkt war, daß dieses Gerät durchaus in der Lage und willens war, sämtliche Schirme zu öffnen. Aber es erkannte die Kompetenz der beiden Männer nicht an! Ich fieberte innerlich mit. Ich saß hier oben, in rund zehn Metern Höhe und unter mir hing das Verbindungskabel durch, standen und saßen die Männer. Noch während des halb unwirklichen und reichlich abstrakten Dialogs startete eines der Beiboote dieser Rhodan war geschickt, fast gerissen. Er hatte immer dann noch eine wertvolle Idee, wenn andere schon aufgeben mußten oder resignierten. Wir waren hilflos. So konnte man unsere Situation umschreiben. Abgeschnitten und hilflos. Langsam breitete sich Ratlosigkeit aus. Ich brauchte es nicht zu hörn - man sah es an den Gesten und den Gesichtern der vielen Männer, die auf der Sandfläche standen und dem Dialog zwischen Mensch und Maschine lauschten. "Ich kann dich also nicht überzeugen?" fragte Donktosch abschließend. "Nein!" sagte die Maschine. Es war endgültig. Rhodan löste Donktosch ab. Im wesentlichen brachte er dieselben Argumente vor, aber auch seine Legitimation konnte nichts ausrichten. * Während auch das letzte Beiboot startete, während auf kleinen Monitoren die Anlage und besonders ihr Zentrum überwacht wurden, blickte ich nach vorn. Die Maschine konnte ohne mich auskommen. Der riesige Schirm, der sich violett und immer heller werdend in der Unendlichkeit des Morgenhimmels verlor, überdeckte ein riesiges Gebiet. Immerhin hatte der kranke Verstand, der diese Anlage konzipiert hatte, das Gelände nicht völlig eingeebnet. Aber ein Schirm von dieser Größe konnte nicht nur das biologische Gleichgewicht, sondern sogar das Klima eines Planeten verändern. Das Gebiet, in dem man von hier aus hinter dem Schirm undeutlich die Formen, von Gebäuden erkennen konnte, war offensichtlich schon immer flaches Land gewesen. Die höchsten Erhebungen waren Hügel, die nicht mehr als fünfhundert Meter das Niveau des Landes überragten. Soweit wir es erkennen konnten, gab es dort sogar. richtiggehende Vegetation, die stellenweise sogar große, alte Bäume umfaßte. Im Mittelpunkt des Geländes, und das wußte ich von den Bildern, die ununterbrochen abwechselnd von nunmehr vier Beibooten zu uns gefunkt wurden, waren große, kreisförmig angeordnete Gebäude. Sie sahen unauffällig, ja fast bedeutungslos aus. Lang, offensichtlich halb in den Boden hineingebaut, mit flachen Dächern und umgeben von sorgfältig planierten und bearbeiteten Grünflächen. Der Kreis der Bauwerke besaß einen Durchmesser von rund achtzigtausend Metern. Noch immer sprach Rhodan. Irgendwie mußte ich diesen Fremden bewundern. Er jonglierte mit Argumenten, er sprach überzeugend und knapp, und er richtete seine Art von Logik nach den Programmierungsimpulsen des Rechners aus - er war fast abstrakt logisch, argumentierte mit militärischer Exaktheit. Vergeblich Wieder richtete ich meinen Blick auf die Monitoren, auf denen die Weltraum und Luftbilder zu sehen waren. Je höher die vier Beiboote flogen, desto deutlicher sahen sie mit ihren vergrößernden Geräten ins Zentrum der geschützten Anlage hinein. Der innerste Kreis war völlig eingeebnet worden. Eine vollkommene Ebene. Etwa fünftausend Säulen, anscheinend aus Metall, standen dort. Sie besaßen nach den in die Bilder eingeblendeten Daten der Schiffsbeobachter eine Höhe von fünfzig Metern und einen Durchmesser, der bei etwa zehn Metern lag. Eindeutig waren es die Sendeantennen, die Abstrahleinrichtungen für die CatronAder! Mein Rechner gab ein Signal. Ich blickte nach unten, zum Korrespondenzpult hin. Perry Rhodan stand auf und schüttelte den Kopf. "Nichts!" sagte er. "Der Kommandoroboter dieser Catron-Strahl-Station ist zwar höflich, aber er lehnt ab. Niemand kommt in diese Station hinein." Ich hatte dies ebenso vorausgesehen. Etwa einhundert Männer, ziemlich gut ausgerüstet, befanden sich mit der Rechnerplattform hier vor dem Energieschirm und der äußeren Schirmsperre. Keiner von ihnen konnte aber die Catron-Ader direkt erblicken. Dies war nur auf dem Umweg über die Beobachtungsstationen der vier Schiffe möglich. In meinen Kopfhörern war jetzt das scharfe Knacken einer Schaltstation zu hören, dann fragte eine Stimme: "Kannst du hören, Donatesch?" "Selbstverständlich, Kamerad!" sagte ich. "Was willst du wissen?" "Ichglaube herausgefunden zu haben, daß unsere Chefs sich mit dem Kommandogehirn streiten. Frage sie einmal, ob wir noch im Raum bleiben sollen." "Wird gemacht!" sagte ich kurz. "Einen Moment." Ich beugte mich aus dem Sessel, blickte nach unten und rief den Nächststehenden an. "Gayt-Coor!" Er drehte sich schnell um und blickte zu mir herauf. Neben ihm lag Plotschak im trockenen Gras. "Ja?" "Frage bitte Heltamosch, was mit den vier Beibooten geschehen soll. Sie haben ihre Ortungsaufgaben erfüllt." "Sofort." Dort unten bildeten sich jetzt kleine Gruppen. Der Platz vor dem Pult war leer. Leichte Feldstühle wurden gebracht und aufgestellt. Gayt ging hinüber zu Heltamosch, der sich laut mit Rhodan und Donktosch unterhielt und fragte ihn. Rhodan griff in das Gespräch ein. Dann kam Gayt-Coor zurück. "Heltamosch und Rhodan haben sich einigen können. Die vier Beiboote sollen in einen stabilen Orbit übergehen und etwa über uns im Raum bleiben. Späher, Warnund Beobachtungsdienst!" "Ich sage es weiter!" versprach ich und grinste ihn an. Auch Gayt-Coor war mit der Entwicklung der Dinge alles andere als zufrieden. Das drückte sich in dem kargen Mienenspiel seines runden Schädels deutlich aus. "Hast du mitgehört?" fragte ich leise. "Undeutlich!" Ich wiederholte die Anordnung, und der Kommandant verstand und sagte, er würde die Position in Kürze durchgeben. Ich konzentrierte meine Aufmerksamkeit auf die Unterhaltungen, die unter mir geführt wurden und immer heftiger wurden. Nicht einmal das Pehrtus-Gehirn, also ein Verstand, der am Bau dieser Großstation mitgeholfen haben mochte, konnte etwas gegen den Beschluß des Roboters ausrichten. Wir waren aasgesetzt und ausgesperrt! * Aus jeder der fünftausend Säulen brach ein starker, glühender Strahl hervor und richtete sich schräg nach oben. Sämtliche fünftausend Strahlen kreuzten sich in etwa hundert Kilometern Höhe. Ein Zelt aus Strahlen war entstanden. Der Knotenpunkt verwandelte sich dort, an der Grenze zum Pseudo-Vakuum des Weltraums, zu einer riesigen Kugel, die leicht zusammengedrückt schien, also ein Rotationsellipsoid darstellte. Die Bilder, die wir empfingen, waren durch Filter gegangen.
Auf den Farbbildschirmen sahen wir eine gewaltige Beinahe-Kugel, die in einem irren, sonnenähnlichen Glanz leuchtete und strahlte. Sie wies keinerlei Protuberanzen auf, sondern loderte gleichmäßig und starr. Das Rotationsellipsoid durchmaß nicht weniger als fünfzig Kilometer, und der Strahl, der an dessen Spitze hervorbrach, den Rest der Atmosphäre durchstieß und das gesamte Gromo-Moth-System durchquerte, besaß eine Dicke von zehntausend Metern. Der Strahl, der im Hypertrichter endete, verschwand dort in dessen dunkelrotem Lodern im Hyperraum. Und jeder von uns fühlte es: Mit diesem Strahl, also mit dieser Anlage, war das Schicksal von mehr als eintausend Männern unlöslich verbunden. Darüber hinaus auch das Schicksal unserer heimatlichen Galaxis. Es gab keine andere Wahl! Wir mußten in das Innere der gigantischen Artlage eindringen. * Jetzt begann Heltamosch zu toben. "Ich fordere Sie auf, mich zu unterstützen! Schließlich ist meine Meinung keineswegs unwichtig. Ich muß nicht nur endgültig die Zerstörung der Catron-Ader und somit dieser Anlage hier fordern, sondern auch die Zerstörung des Planeten! Die Ader bringt langsam eine ganze Galaxis um! Das sagten Sie alle selbst!" Rhodan hob beschwichtigend beide Hände. "Heltamosch!" sagte er. "Ich bin deiner Meinung, das weißt du. Aber ich habe den Verdacht, daß dieses Zeichen der verbrecherischen Pehrtus gleichzeitig unsere Rettung ist. Ich werde mit allem, was ich kann und habe, dir beim Eindringen in diese Anlage helfen. Aber nicht dabei, den Strahl abzuschalten oder ihn auszulöschen. Warum hast du es so verdammt eilig?" Heltamosch starrte seinen Freund an, als sei dieser wahnsinnig geworden. "Warum so eilig? Sprichst du irre? Die Galaxis Naupaum birst aus allen Nähten, wegen der verbrecherischen Pehrtus, und du fragst, warum ich nicht mehr länger warten will? Ich kann nicht mehr länger warten!" Die letzten Worte schrie er fast. Natürlich war sein Gedankengang, rein technisch betrachtet, klar: auf einem Planeten, der langsam zerfiel, weil man ihn mit materieauflösenden Bomben zerstörte, würde sich eine solche Anlage nur noch kurze Zeit halten. Zusammen mit dem Planeten würde sie vernichtet werden können. Aber Rhodans Argument war nicht von der Hand zu weisen. Rhodan sagte laut und miteiner bisher kaum gekannten Härte in der Stimme: "Ich hingegen fordere uns alle auf, es mit Klugheit und Vernunft zu versuchen. Eine radikale Lösung bleibt uns noch immer als letzter Ausweg, Heltamosch!" Heltamosch schüttelte wild den Kopf. Gayt-Coor und Zenosahen schweigend der Auseinandersetzung zu. Deutlich bildeten sich zwei Parteien. Auf der Seite Heltamoschs standen seine Offiziere und die Wissenschaftler, die den Kern der Gleitermannschaften bildeten. Sie stellten sich in einer Art Halbkreis hinter dem Anführer auf. Streit lag in der Luft es war nur noch eine Frage der Zeit, wann er ausbrach. "Wir haben noch nicht einmal einen Versuch gestartet!" mischte sich der Accalaurie ein. "Wozu! Durch diesen Schirm kommt doch kein lebendes Wesen hindurch!" schrie Heltamosch. "Wir haben in den vier Beibooten genügend Waffen, um diesen verdammten Planeten zu vernichten." Die zahlreichen Augen dieses Wesens, das Gayt als Plotschak bezeichnete, drehten sich hin und her. Es war, als verfolge das Tier ein spannendes Spiel, in dem ein Ball immer hin und her geschlagen wurde. "Das meine ich!" rief Rhodan. "Versuchen wir es erst einmal! Und zwar mit Tricks, nicht mit Gewalt!" Torytrae schob sich in den Kreis und hob die Hand. Er warf Rhodan einen langen und prüfenden Blick zu. "Auch ich bin dafür, erst einmal eine Reihe von Versuchen zu wagen!" sagte er. Deutlich war zu spüren, daß er zu beschwichtigen und zu beruhigen versuchte. Er sprach ruhig und mit großer Autorität. Dieser Tuuhrt wurde von allen respektiert, weil man ihn als unparteiischen Verfechter des Rechts kannte. Trotzdem fuhr ihn Heltamosch an: "Stehen Sie eigentlich auf der Seite der Galaxis Naupaums und ihres Vertreters? Oder sind Sie der engste Freund eines Fremden? Jeder hier weiß, daß Rhodan mein Freund ist aber irgendwann müssen doch die Interessen Naupaums deutlich im Vordergrund stehen!" Der "Jäger" blieb erstaunlich ruhig. Er wartete, bis Stille eingetreten war, dann erklärte er gefaßt: "Ich bin unparteiisch. Ich vertrete jede Art von berechtigten und sinnvollen Interessen. Ich bin kein Terraner. Und niemand wird mir nachsagen können, daß ich Rhodans Überzeugung vertrete, nur weil sie seine Überzeugungen sind." Rhodan nickte. "Wahr gesprochen!" bekräftigte Gayt-Coor und handelte sich einen wütenden Blick von Heltamosch ein. Der Tuuhrt redete weiter: "Ich werde auch die Überlegungen von Heltamosch nicht deshalb unterstützen, weil er sie geäußert hat. Es gibt immer nur eine Wahrheit für einen richtigen Augenblick. Jetzt muß ich Rhodan recht geben. Ich würde dies auch tun, wenn der Einwurf von Zeno käme, von Gayt oder von einem anderen Mann dieses Expeditionskommandos. Außerdem bin ich nicht der, für den Sie mich halten. Ich bin der letzte Yuloc aus der alten Zeit." Die Männer 'erstarrten. Mit diesen Worten veränderte sich alles. Eine lähmende Stille breitete sich aus. Und ich wußte, was ich zu tun hatte. Einer mußte handeln. Selbst wenn er den sicheren Tod vor Augen hatte. Oder gerade deswegen. 5. Ich fühlte direkt, wie meine letzten Worte die rund hundert Männer schockierten. Das hatten sie nicht erwartet. Heltamosch, der eben aufgeregt hatte antworten wollen, schüttelte fassungslos den Kopf. Langsam schien er zu begreifen, daß er vor einer Art Heiligtum stand. Ich teilte diese, seine Ansicht nicht, aber es war vermutlich besser, wenn meine Autorität in diesem Maß noch länger gewahrt blieb. Der Raytscha verbeugte sich schweigend vor mir. Es war eine deutliche Geste der Unterwerfung. In dieser Unterwerfung, diesem Anerkennen der Autorität, kam die tiefverwurzelte Achtung der Intelligenzvölker von Naupaum zum Vorschein, die sie gegenüber ihren Ahnen hatten. "Heltamosch!" sagte ich. "Ich möchte meine Autorität nicht ausnutzen. Ich bin mit der Problematik vertraut. Ich habe dieselben Ziele wie wir alle, das wird wohl jeder glauben. Aber ich bin ebenfalls dafür, es zunächst mit Klugheit Tricks oder Vernunft zu versuchen. Die Gewalt bleibt uns immer noch. Einverstanden, Heltamosch?" Deutlich und laut sagte Heltamosch: "Ich beuge mich gern Ihrem Beschluß, Torytrae. Was schlagen Sie vor?" Ich blickte hoch und sah, daß der Sitz hinter dem Kontrollpult der schwebenden Rechnerplattform leer war. Offensichtlich machte Donatesch eine Pause. Er. wurde ohnehin im Augenblick nicht gebraucht, denn eine weitere Unterhaltung mit dem Kommandogehirn war sinnlos. "Ich habe mich mit Rhodan unterhalten. Er scheint seine eigenen Vorstellungen zu haben. Zuerst aber muß ich noch etwas Grundsätzliches erklären: Nicht einmal. Rhodan weiß es. Ich muß die Rückkehr nach Yaanzar fordern, und zwar so bald wie möglich. Dort, im Yaanzardoscht, in einem Nebenhof, befinden sich ebenfalls achtzehn versteinerte Gehirne. Auch sie sind anomal groß!" Rhodan zuckte zusammen. Ich sah, daß ihn meine Ausführung geradezu elektrisierte. Was ich jetzt ausführte, wußte ich auch erst seit einiger Zeit. "Ich bin zu der Auffassung gelangt, erst jetzt übrigens, daß es sich um Pehrtus-Gehirne handelt. Denn achtzehn ebenfalls: versteinerte Gehirne habe ich selbst hier auf Payntec gesehen und bekämpft." Irgendwo rechts von mir brummte ein Gleitermotor auf.
Ich achtete nicht darauf. "Das bedeutet, daß diese beiden Achtzehnergruppen in einem bestimmten Zusammenhang stehen!" murmelte Rhodan. Er hatte schnell begriffen. Er deutete nach oben, wir alle wußten, daß er, nur die Catron-Ader meinen konnte. Heltamosch hatte ebenfalls verstanden, was ich meinte. Er nickte mehrmals und wandte sich an seine Wissenschaftler. "Jetzt verstehe ich Ihren Einwand, Torytrae!" sagte er und lächelte, zum erstenmal seit Tagen. "Ich verstehe! Sie wollen den Strahl bestehen lassen und diesen Zusammenhang ausnutzen?" "Richtig!" erwiderte ich. "Natürlich bleibt die Notwendigkeit, in diese Anlage dort einzudringen. Das müssen wir schaffen!" Wir befanden uns seit etwa zwei Stunden hier am Rand der Tiefebene. Seit zwei Stunden versuchten wir es, es war eine unbedeutend kurze Zeitspanne. Niemand von uns rechnete ernsthaft damit, daß es leicht sein würde, in die Projektorstation hineinzukommen.. Der Gleitermotor heulte auf. Zweige und Äste knackten. Perry Rhodan warf einen weiteren interessanten Gesichtspunkt in die Debatte. "Wir wissen nicht, was in der Galaxis Naupaum geschieht. Unter Umständen ist dort das Chaos ausgebrochen. Es gibt für uns keinen anderen Weg zurück nach Naupaum, als den Strahl. Schon deswegen müssen wir ihn erhalten - noch müssen wir das. Habe ich das gesagt, was Sie meinten, Torytrae?" "Genau!" bestätigte ich. Dann drehten wir uns halb um. Rechts von uns schob sich, schneller werdend, ein schwerer Gleiter zwischen den Felsen hervor. "Achtung! schrie ein Offizier. Ich erkannte hinter dem Steuer der strapazierten Maschine den Techniker Donatesch. Er sah niemanden an, beschleunigte den Gleiter und stieg höher. Einer der Offiziere sprang an uns vorbei und warf sich der Maschine in den Weg. Ich glaubte, der Mann begriff, was Donatesch vorhatte. "Nein! Halt! Du schaffst es nicht!" schrie der Offizier. Der Gleiter raste an ihm vorbei, kurvte dicht über unsere Köpfe und wurde abermals schneller. Der Techniker nahm direkten Kurs auf den Schutzschirm. Schweigend blickten wir ihm nach. Plötzlich riß Heltamosch seinen Arm hoch, die Stimme aus dem Funkgerät war dünn, aber deutlich zu verstehen. "Entschuldigen Sie, Heltamosch!" schrie Donatesch. "Ich bin todkrank! Ich werde versuchen, den Schirm zu durchbrechen. Ich kann nicht anders. Vielleicht kann ich mithelfen, daß..." Seine Stimme riß ab. Sie hatte hysterisch geklungen. Der Gleiter schwebte in rund dreißig Metern Höhe geradewegs und sehr schnell auf den Schirm zu. Uns - alle packte das Entsetzen. Ein Selbstmörder unter uns - das überraschte und machte nachdenklich. Der Gleiter beschleunigte abermals. Wir starrten ihm gebannt nach. Die Maschine raste zwischen den Felsen und über die verkrüppelten Bäume hinweg und nahm genau die Wand des Schirms zum Ziel. Aber vorher gab es - noch die volltransparenten Schirme des Sperrkreises. Noch sahen wir nichts davon, aber wir konnten den Fortgang der schaurigen Handlung nicht mehr aufhalten. Jetzt begannen sämtliche Energiewaffen des Gleiters schlagartig zu feuern. Der Techniker mußte die Feuerknöpfe arretiert haben. Die Energieflut brach sich an den ersten Schirmen, zweihundert oder dreihundert Meter vor dem Gleiter. Unbeirrbar setzte der Selbstmörder seinen Kurs fort.. Jetzt mußte er gleich die Wahnsinnsschirme erreicht haben. Die Energie aus den Waffenläufen breitete sich wie ein riesiger Pilz, wie eine Wasserflut aus und enthüllte die Konturen des Schirms. Dann berührte der Gleiter mit seiner Spitze den Schirm. Der Schirm hielt die Maschine nicht auf. Wir hielten den Atem an, wir wußten, was kommen würde. Aus den hastig zugeschalteten Lautsprechern erklang ein gellender, langgezogener Schrei. Donatesch hatte die erste Ausstrahlung des Schirmes erreicht, der Wahnsinnsstrahlung absonderte. Die Impulse griffen nach seinem Verstand. Er wurde binnen weniger Sekunden wahnsinnig. Die Schreie wurden lauter. Wortfetzen mischten sich in die unartikulierten Schreie. Die Schauei des Wahnsinns schüttelten den Selbstmörder. Nicht nur während der Durchquerung der Schirme, sondern auch vorher und nachher griff die modifizierte Strahlung nach dem Gehirn. Noch immer diese furchtbaren Schreie! Noch immer feuerten die Waffen. Jetzt trafen sie, einige Kilometer weit voraus, auf den großen violetten Hauptschirm. Auch dort wurde eine Energieflut ausgelöst, die aber in Sekundenschnelle nach allen Seiten zuckte, verschwand und entlang der aufgebauten Schirme in den Hyperraum abgeleitet wurde. "Er rammt den Schirm" zischte Gayt-Coor auf. Plotschak, der neben ihm stand oder saß, stieß einen leisen, heulenden Schrei aus. Die Distanz zwischen den Schirmen der Sperrzone und dem großen Schutzschirm betrug nur ein paar tausend Meter. Der Gleiter wurde kleiner und war kaum noch zu erkennen. Trotzdem sahen wir, noch immer die Schreie des vom Wahnsinn Ergriffenen in den Ohren, wie der Gleiter auf den Hauptschirm prallte. Im gleichen Augenblick detonierte der Gleiter. Aus denn winzigen Punkt wurde ein Feuerball, aus essen Zentrum Flammen und Blitze nach den Seiten zuckten. Die Energie wurde in den Hyperraum abgestrahlt, sekundenlang bildeten die hellen Muster vor dem Hintergrund die Illusion von Sprüngen oder Rissen im violetten Schirm. Der Versuch des Selbstmörders war mißlungen. "Verdammt!" sagte Heltamosch. "Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ein sinnloses Opfer!" Auch ich blieb stehen und blickte hinüber zum Schirm. Nichts mehr war zu sehen, nur Plotschak heulte leise vor sich hin. * Zu allen anderen Unannehmlichkeiten dieses Planeten kam auch noch die Hitze dazu. Die Sonne brannte in der Äquatorgegend stechend und erbarmungslos auf uns herunter. Der Schirm schien die Hitze noch zu verstärken. Wir hatten eine Art Lager aufgeschlagen, ein paar Sonnensegel spendeten Schatten, und einige Männer bereiteten aus den reichlichen Vorräten Essen und schenkten Getränke aus. Perry Rhodan kam auf mich zu und sagte: "Heltamosch wird vermutlich viel riskieren. Wenn uns das Kommandogehirn nicht freiwillig hineinläßt, werden wir es dazu zwingen" Ich trank das undefinierbare Zeug, das in einem Becher perlte und ziemlich kühl war. "Ich weiß, Rhodan, daß Sie eine Methode gefunden haben. Kann ich vielleicht auch erfahren, worum es sich handelt?" Er nickte. "Es passiert gerade. Vielleicht sollten wir die Reaktion des Kommandogehirns dort am Pult mitverfolgen. Heltamosch hat auf meinen Vorschlag hin die vier Beiboote eingesetzt. Sie sind bereits dabei, das Kommandogehirn zu beeindrucken. Ich zweifle nicht an einem relativ schnellen Erfolg." Ich nickte ihm zu. Rhodan hatte wieder einmal bewiesen, daß er mehr von Strategie verstand als manch einer von uns. "Warten wir also!" sagte ich 'und deutete auf die Mikrophone" die Bildschirme und die Lautsprecher, die uns über die schwebende Rechnerplattform mit dem Kommandogehirn verbanden. * Die Beiboote verließen ihre Positionen, von denen aus sie den Rand des Schirms und den Rand der Ebene beobachtet hatten. Jeder Kommandant erhielt genaue Koordinaten zugewiesen. Das erste Boot stürzte sich in rasendem Flug auf einen Gebirgszug. Sämtliche Bordgeschütze richteten sich aus. Auf ein Kommando begannen die Geschütze zu feuern. Sie verwandelten die tiefsten Stellen des Gebirges in
eine Hölle aus Glut und Feuer. Erdspalten brachen auf, ganze Hänge gerieten ins Rutschen und verschütteten die kleinen Flüsse. An einigen Stellen begann das Wasser zu kochen und zu verdampfen, als die Geschütze weiterfeuerten. Erschütterungen durchzogen den Boden, als unterirdische Höhlen zusammenkrachten. Aus den Luken des Beiboots fielen Bomben, die ferngesteuert wurden und an Stellen einschlugen, die nach einer flüchtigen Berechnung als strategisch günstig erkannt worden waren. Dort explodierten sie, ließen kleine Berge zusammenbrechen und breiteten dann ihre Strahlung aus. Sie begannen in Form einer subatomaren Umformung, das Erdreich und die Felsen zu zerstören, aufzulösen, in weiße Asche zu verwandeln. Das zweite Beiboot flog einen anderen strategischen Platz an. Ein breiter Strom, der unweit einer Bergkette einen scharfen Knick machte, der ihn wieder von der Kuppel wegfließen ließ, wurde aufgestaut. Einige Berge, die in wiederholten Anflügen abgetragen und in Trümmer verwandelt wurden, bildeten eine gewaltige Barriere. Das Wasser des Flusses wurde braun und begann zu schäumen, als es sich aufstaute. Binnen einer halben Stunde leckten bereits die ersten Ausläufer einer Überschwemmung nach der Kuppel. Es würde nicht mehr lange dauern, höchstens einige Tage, dann würde das Wasser den Schirm berühren. In das aufgestaute Wasser fielen die ersten Bomben und detonierten. Eine gigantische Dampfwolke erhob sich in den Mittagshimmel. Das dritte Beiboot öffnete mit drei Bomben und einem kurzen, aber folgenschweren Bombardement von Strahlen einen längst erloschenen Vulkan. Er brach aus, mit einer Wucht, von der die Erdkruste im Äquatorgebiet aufgerissen und erschüttert wurde. Das vierte Beiboot flog auf der den Eindringlingen abgewandten Seite einen Drittelkreis und warf in Abständen von zwanzig Kilometern Bomben ab, die genau im Sperrgebiet landeten und dort detonierten. Sie setzten in einer Kette schwerer Detonationen eine Menge der unterirdischen Projektoren außer Funktion. Dann kehrten sie wieder zurück in den Weltraum. Ich stieß Rhodan an und deutete auf den Kommunikationsschirm. "Die erste Reaktion!" sagte ich. "Sie und Heltamosch hatten recht!" Rhodan erwiderte mit großem Ernst: "Der Schirm hat sich noch nicht geöffnet. Die Unterhaltung mit dem Kommandogehirn wird verdammt schwierig werden!" 6. Nur langsam erholte ich mich von dem Schock, der mich gelähmt hatte. Der Verlust von Tausenden Männern und von hundertsechzehn Schiffen wog schwer. Die Tatsache, daß wir abgeschnitten und nach allem Anschein eine Rückkehr nach Naupaum unmöglich war, wog nicht weniger schwer. Aber seit mein Freund einige seiner reichlich kühnen Ideen in die Tat umgesetzt hatte, schöpfte ich wieder Mut und Hoffnung. Ich schüttete den Rest der lauwarm gewordenen Flüssigkeit in einen Busch und ging auf den Halbkreis aus Rücken zu, der sich um das Pult gebildet hatte. Alle Freunde waren dort: Torytrae, der Yuloc aus der legendären Vergangenheit, Rhodan, Gayt-Coor der immer unentbehrlicher wurde und Zeno, ein Mann, oder vielmehr ein Gehirn, das ich nicht kannte, nicht analysieren konnte. Irgendwie war mir der Zugang zu Zenos Überlegungen verborgen. Er gab Rätsel auf. Donktosch mit dem Gehirn des Pehrtus, und meine Spitzenwissenschaftler. Über allem war nur Rhodans Stimme zu hören. ". richtig analysiert!" sagte er. "Wir vernichten den Planeten. Das heißt, wir haben damit angefangen, einen unlöschbaren Atombrand zu legen. Nur eine subatomare Waffe, die sich in unserem Besitz befindet, kann die Vernichtung dieses Planeten rückgängig machen." Ich mußte innerlich lächeln. Wir hatten die Wirkungen genau ausrechnen können. Zwar hatten wir gewaltige Zerstörungen angerichtet, aber von einem Atombrand dieser Welt waren wir weit entfernt. Das unterirdische Feuer würde von selbst ausgehen, wenn die reagierende Masse der Bomben erschöpft war. Das Kommandogehirn erwiderte alarmiert: "Das ist eine Zwangssituation!" "Wir haben dich in diese Situation bringen müssen", sagte Rhodan hart. Er blieb eiskalt. Ich drängte mich zwischen meinen Männern hindurch und blieb hinter Rhodans Schultern stehen. Auf dem Bildschirm sahen wir die Symbole, die jede Kommunikation mit dem Kommandogehirn vervollständigten. "Aber... die Zerstörung des Planeten beinhaltet auch-die Zerstörung dieser Anlage.- Und ebenfalls Ihren Tod und den der Männer um Sie herum!" war die Antwort "Es gibt zwei Mittel der Überredung", erklärte Rhodan geduldig. "Die eine ist normal, erfolgt in Form eines Dialogs unter Gleichberechtigten. Da du uns als Gesprächspartner und Berechtigte nicht akzeptiert hast, griffen wir zum zweiten Mittel. Wir wenden Gewalt an." "Gewalt erzeugt Gegengewalt!" entgegnete der Robot. "Das mußten wir in Kauf nehmen. Du hast zwei - Möglichkeiten zur Auswahl. Entweder öffnest du uns uneingeschränkt die Schirme, oder wir vernichten den Planeten und fliegen mit den Schiffen davon, die dem Feuerüberfall entgangen sind." Der Robot überlegte mit Lichtgeschwindigkeit - und ebenso schnell antwortete er auch. "Die Hölle bricht aus! Teile der Planetenoberfläche sind bereits zerstört. Ihr könnt den Brand nicht aufhalten!" "Wir können, und wir werden!" versicherte Rhodan. Ich hatte ihn zum Wortführer delegiert. Vorher waren alle unsere Aktionen abgesprochen worden. Torytrae, Rhodan und ich hatten einen Plan entworfen, und bis zur Sekunde funktionierte er auch. Die nächsten Minuten würden spannend werden. Würde die Logik des Robots unseren "Vorschlag" verarbeiten können? Trat jene Sicherheitsschaltung in Kraft, von der Torytrae gesprochen hatte? Ich hob den Kopf. Deutlich war zu erkennen, was unsere Beiboote angerichtet hatten. Schräg neben dem Punkt, wo rechts von uns die Energiekuppel mit dem Boden verschmolz, wölbte sich die Trombe einer gewaltigen vulkanischen Eruption in die klare Luft. Auf der gegenüberliegenden Seite erhob sich eine weiße Wolke aus Dampf, die nicht viel kleiner war, und pausenlos bebte selbst hier der Boden. Die Luft war seit einigen Minuten mit einem drohenden Brummen und dem Geräusch fernen Donners angefüllt. "Der Untergang meiner Welt ist beschlossen,!" sagte der Robot. "Nur dann, wenn wir nicht durch den Schirm dürfen und dort tun können, was wir für richtig halten." "Vorausgesetzt, ich öffne eine Strukturschleuse. Was werden Sie tun?" Rhodan sagte mit entwaffnender Logik: "Wir werden mit neunzehn Gleitern und einer Rechnerplattform einfliegen." "Ich muß euch kontrollieren. Meine Sicherheitsschaltung ermöglicht zwar die Öffnung des Schirms, aber sie hat einige Alternativprogramme. Ich bin nicht wehrlos." "Wir auch nicht. Öffne die Schleuse, und wenn wir innerhalb der geschützten Zone sind, werden wir - wieder mit dir diskutieren!" "Ich werde euch erwarten. Meine Glieder, mit exekutiven Fähigkeiten ausgerüstet, werden euch den Weg zeigen!" "Wir finden ihn auch ohne diese Hilfe!" versicherte Rhodan. "In einigen Minuten ist die Schleuse offen!" "Wir warten schon zu lange darauf!" Rhodan stand auf und kippte nacheinander sämtliche Schalter. Für den Robotmechanismus war klar geworden, daß wir nicht mehr länger diskutierten. Ich hob den Arm und rief laut: "In die Gleiter! Wir machen uns fertig! Mit einiger Sicherheit öffnet die Maschine eine Schleuse direkt vor uns!" "In Ordnung!"
Plotschak begann aufgeregt zu heulen. Die Männer handelten mit der routinierten Sicherheit von Elitetruppen. Sie liefen in die Richtungen auseinander, in denen ihre Gleiter standen. Sie luden die wichtigen Ausrüstungsgegenstände, die der Selbstmörder vor seinem Flug von der Ladefläche geworfen hatte, um und verteilten sie auf verschiedene andere Fahrzeuge. Der Pilot der Rechnerplattform kletterte in seinen Sitz. Rhodan, Torytrae und ich setzten uns in das besonders gekennzeichnete Gefährt. Dann formierten sich sämtliche Fahrzeuge zu einer Reihe, und wir steuerten langsam auf den Rand der Anlage zu. Vor uns auf der Haube des Gleiters saß Plotschak und schien das Erlebnis zu genießen. Wir hatten den ersten Sieg davongetragen. "Ich habe Unterlagen eingesehen", wandte sich Torytrae an mich, "aus denen eindeutig hervorgeht, daß die Catron-Ader der Träger verschiedener Energien sein kann." Ich nickte. "Gibt es etwas, das Sie nicht wissen, Torytrae?" fragte ich respektvoll. Ich konnte es nicht verhindern, aber seit einigen Stunden rief jede Unterhaltung mit dem Tuuhrt bei mir einen gewissen Schauer hervor. Dieser Mann würde mir ewig unbegreiflich bleiben. Er war stets dort, wo ihn niemand vermutete, und er kam auf Lösungen, die so überraschend waren wie seine plötzliche Anwesenheit an den unmöglichsten Orten. "Es gibt viel, was ich nicht weiß!" sagte er. "Zum Beispiel hätte ich gern schlüssige Informationen über die Hauptschaltzentrale dort vorn." "Oder dort unten!" sagte ich. Ich war überzeugt, daß neunzig Prozent der Anlage sich unterhalb der Ebene befanden, die wir vor uns liegen sahen. Der Konvoi der Gleiter schob sich langsam die Steigung des Talkessels abwärts. "Zurück zur Catron-Ader!" sagte Torytrae. Rhodan und Gayt-Coor hörten mit ausschließlicher Konzentration zu. "Natürlich habe ich über diese Wahrscheinlichkeit verschiedene Theorien und Berechnungen angestellt. Wenn man die Catron-Ader manipuliert oder umpolt, dann kann sie die Funktion eines Ferntransmitters übernehmen." Gayt-Coor brüllte beinahe, als er erkannte, worauf der Tuuhrt hinaus wollte. Rhodan und Torytrae regten keinen Muskel. "Etwa zurück nach Naupaum?" "Selbstverständlich. Wie wäre ich sonst...? aber ich möchte mich nicht wiederholen!" Torytrae fuhr fort. "Ich habe die Gegenstation allem Anschein nach auf Yaanzar entdeckt. Ich bin mit Hilfe dieses Transmittereffektes hier in der Galaxis Catron angekommen, allerdings auf dem Planeten Penorok. Aber man muß auch von hier aus starten können. Deswegen war es so wichtig, den Strahl nicht zu vernichten. Klar, Heltamosch?" Ich schwieg und stimmte nickend zu. Wieder einmal hatten die anderen recht gehabt. Gewaltmaßnahmen, wie eine Zerstörung dieser plötzlich ungeahnt wichtigen Ader, verboten sich also von selbst. Wir mußten jemanden nach Naupaum schicken, der den Rest der Expeditionsflotte alarmierte. Oder besser: die Reserve der einhundert Fernraumschiffe. Plötzlich schrie jemand: "Die Strukturschleuse! Dort vorn! Ein Tunnel!" Augenblicklich unterbrachen wir unsere Diskussion und starrten durch die Scheibe. Die Veränderungen, ausgelöst von den Schaltungen des Kommandorobots, waren sehenswert. Wie aus dem Nichts erschien eine Art Röhre, die etwa dort begann, wo uns der Selbstmörder, die ersten Schirme, die Wahnsinnsschirme, gezeigt hatte. Die Röhre war ebenso violett wie der Hauptschirm, Sie hatte den Querschnitt einer Zweidrittelkugel, ein Drittei des Kreises war also durch die Gerade des Bodens abgeschnitten. Dieser Tunnel begann keinen Kilometer von unserem jetzigen Standort aus gesehen. "Riskieren wir es, Perry?" fragte ich. "Selbstverständlich, Heltamoschl" sagte Rhodan und legte dem Piloten Gayt-Coor die Hand auf die Schulter. "Ich bin zwar überzeugt, daß der Robot nicht sehr entgegenkommend sein wird, aber dieses Problem haben wir erst später. Los!" Gayt-Coor sagte in das Mikrophon am Armaturenbrett: "Gayt-Coor spricht. Wir durchfahren den Tunnel. Wir wissen nicht, was uns an seinem Ende erwartet, was sich innerhalb des Hauptschirms befinden wird. Also bitte erhöhte Wachsamkeit!" Die "Verstanden" Meldungen kamen aus dem Lautsprecher. Wir waren die ersten. Unser Gleiter schob sich aus der Deckung der Felsen heraus, senkte seine Nase und glitt leise summend den sanften Abhang hinunter. Die letzten Bäume und der letzte Schatten blieben zurück. Wir näherten uns langsam dem Schirm, der wie eine violette Mauer vor uns aufragte und, je näher wir herankamen, mehr und mehr des Blickfeld ausfüllte. Wir schwiegen, als wir in den Tunnel aus modifizierter Energie einfuhren. Augenblicklich wich das Sonnenlicht. Ein Luftzug begann zu wehen. Warme Luft strömte hinter uns hinein und fauchte leise. Das Innere dieser gewaltigen Glocke war sicherlich kühler - das bewies dieser Strömungseffekt, "Natürlich kann uns der Robot vernichten!" murmelte Gayt-Coor. "Er wird es nicht riskieren!" versicherte Rhodan, "Warum nicht?" fragte ich leise. Wir befanden uns jetzt im Schatten des Tunnels. Eine violette Dunkelheit oder besser ein mystisches Halbdunkel umgab uns. Es würde auch unter dem violetten Schirm herrschen. "Weil der Robot garantiert unsere Funkwellen abhören kann. Er weiß, daß wir den Befehl, den Atombrand zu stoppen, noch nicht gegeben haben" Eine geringfügige Zerstörung einiger Planetenteile kann er riskieren, aber er wird unruhiger, je länger wir schweigen. Deswegen wird er uns nicht umbringen. Wenigstens nicht vorsätzlich!" erklärte Rhodan. Die anderen Gleiter und die niedrig fliegende Plattform des Rechners fädelten sich in den Strahlentunnel ein. GaytCoor wurde etwas schneller. Wir schwiegen plötzlich. Selbst Torytrae sagte kein Wort. Uns allen war klar, daß wir in einer Falle saßen. Nur dem Kommandogehirn und seinen einzelnen Abteilungen war es möglich, die Falle zuschnappen zu lassen, oder nicht. Schließlich, als wir sicherlich schon in der Nähe des Hauptschirms waren, flüsterte Torytrae: "Wir müssen schnellstens jemanden nach Naupaum, nach Yaanzar schicken. Nur einen Mann oder höchstens zwei. Dann kann passieren, was mag wir werden von der anderen Reserveflotte abgeholt." Ich erwiderte: "Ich habe dafür gesorgt. Trotzdem werden die Schiffe nicht den systemumspannenden Schirm durchstoßen können." "Kommt Zeit", sagte der Tuuhrt, "kommt auch Rat." Wieder schwiegen wir. Um uns herrschte ein Zwielicht. Die Sonne war undeutlich jenseits der zwei Energiewände zu erkennen. Niemand von uns wußte, was uns in Wirklichkeit erwartete. Wir kannten nur das Gesicht der Station, wie es sich den Schiffen an der Oberfläche darbot. Aber jeder, der etwas von solchen Anlagen verstand, mußte annehmen, daß es verschiedene Teile gab. Jedes Kommandogehirn hatte Ableger und Reserven. Wenn die Zentrale zerstört oder blockiert wurde - das verlangten die Regeln einer solchen Planung automathisch dann griffen Nebenstationen ein, um den Betrieb aufrecht erhalten zu können. Und über dieses tote System, in dem nur noch Roboter funktionierten, waren zweifellos eine Menge kleiner Nebenstationen verteilt, die untereinander in Verbindung standen. Und zwar über ein Netz von Informationsverbindungen, das wir niemals ergründen konnten. Wir waren nicht auf eine solche Aufgabe vorbereitet. Langsam dämmerte uns allen, auf welches Spiel wir uns eingelassen hatten. Merkwürdig! Nur Rhodan und Torytrae schienen diese Meinung nicht zu teilen. Sie wirkten unbeteiligt, fast heiter. "Perry?" fragte ich leise. Vor uns tauchte das Ende des Energietunnels auf. "Was gibt es?" "Was haben wir zu tun? Ich glaube, wir müssen einen bestimmten Sektor dieses Gehirns zerstören oder blockieren!"
"So ist es!" sagte der Ceynach-Fremde aus einer unbekannten Galaxis. "Und genau denjenigen Block, der für die rein militärischen Maßnahmen verantwortlich ist. Also für Angriffe, Verteidigungen, Sperren oder Aufhebungen derselben!" Torytrae stimmte zu, aber gleichzeitig schränkte er ein: "Wenn wir dies schaffen, müssen wir automatisch damit rechnen, daß Hilfsanlagen die Funktion dieses zerstörten Blocks übernehmen." "Ich weiß!" Rhodan senkte traurig den Kopf. Es war Gayt-Coor mit seiner dröhnenden, tiefen Stimme, der unsere Stimmung auflockerte. Er deutete auf Plotschak, der offensichtlich vergnügt auf der Gleiterhaube saß und noch immer nicht erkennen ließ, ob er ein Teil des Computers war oder ein lebendes Wesen dieses Planeten. "Freunde!" sagte Gayt laut, "wir haben keinen Grund, einer traurigen Stimmung nachzuhängen. Mit einem Minimum an Aufwand, etwas Streit und viel Geduld haben wir erreicht, daß dieser robotische Analphabet uns die Schirme geöffnet hat. Was wollen wir mehr?" "Erheblich mehr!" "Aber das ist doch schon ein sehr vielversprechender Anfang!" "Trotzdem - nur ein Anfang!" sagte Rhodan und deutete nach vorn. Dort sahen wir einzelne würfelförmige oder langgestreckte Formen aus glänzendem Metall. Es waren die Roboter des Empfangskomitees. Sie warten!" Noch einige Sekunden Fahrt, dann waren wir hindurch. Uns bot sich ein mehr als erstaunliches Bild. Zunächst das Licht. Unter der gewaltigen Kuppel herrschte die Lichtintensität eines bedeckten Tages. Nur war das Sonnenlicht gefärbt, eben in jenem hellen Violett, das wir kannten. Es war ein verwirrendes Licht. Es gab keine deutlichen Schatten, aber auch keine besonders hellen Flecken. Außerdem befanden wir uns in einer sorgfältig gepflegten Kulturlandschaft. Dann die Temperatur. Es war wunderbar kühl. Wir hatten alles mögliche erwartet, von großer Kälte bis zu erstickender Hitze. Aber der Schirm schien besondere Eigenschaften zu haben. Jedenfalls war es eine Temperatur, die uns schmeichelte und uns mit einem trügerischen Wohlgefühl erfüllte. Warm, mit einem leichten Wind, und es roch nach blühenden Pflanzen. Gayt steuerte den Gleiter nach links, auf das Zentrum eines Halbkreises aus Maschinen zu. "Ein Idyll!" murmelte Torytrae. Er schien es erwartet zu haben. Ein Idyll mit Robotern, die ihre schweren Waffen auf uns richteten. "Nicht erschrecken, Freunde!" sagte Rhodan, schob seinen Oberkörper durch das Fenster des Gleiters und gab den nachfolgenden Maschinen deutliche Signale. Natürlich richteten sich in diesem Augenblick zahllose Optiken und Serien anderer Wahrnehmungsgeräte auf uns. Der Robot mußte uns alle einfach genau beobachten und für jeden einen Teil seiner Speicher füllen. So war er programmiert, und so 'handelte er - nach dem Wunsch der längst zu Staub zerfallenen Pehrtus. Unser Gleiter hielt an. "Bitte, steigen Sie aus. Ich muß Sie alle kennenlernen!" sagte eine Lautsprecherstimme aus einem der Geräte. Die neunzehn Gleiter kamen der Reihe nach an und gruppierten sich. Aber keiner wurde abgeschaltet oder abgesenkt. Wie, waren gespannt und bereit, uns zu wehren. "Eine Kontrolle?" rief Rhodan. "Eine Kontrolle!" bestätigte der Robot durch den künstlichen Mund eines seiner Helfer. "Wir sind Kampfroboter und unterstehen der Sicherheitsbasis dieses Bezirks." Ich blickte Rhodan an. Also waren unsere Vermutungen richtig gewesen. Alles war doppelt und dreifach gesichert. Wir konnten schießen, Bomben legen und zerstören, und immer wieder würde ein neuer Gegner auftauchen, der die Funktion des alten übernahm. Zuletzt kam die Plattform aus dem Tunnel hervor. Hinter dem Gerät schloß sich die Röhre augenblicklich, dann ertönten knallende Geräusche, mit denen unsichtbare Projektoren erloschen. Der Schirm stand wieder unversehrt vor unseren Augen. Ich schob die Tür auf, sprang hinunter in das gepflegte Moos oder Gras und sah mich um. Zweitausehd Augen betrachteten mich und alle anderen, rund hundert Männer: Wir waren in einer Oase von fast steriler Schönheit gelandet. Sanfte Hügel, viele mächtige Bäume, dazwischen kleine Inseln aus Pflanzen aller nur denkbaren Formen und vieler Größen. Tiere, die ich noch nie gesehen hatte,, weideten zwischen den Büschen oder standen in der Dunkelheit der ausladenden Bäume. Vögel schwangen sich aus den Baumkronen, zogen über uns ihre Kreise und beäugten uns mißtrauisch. "Plotschak! Was hast du vor?" rief Gayt-Coor. Das rätselhafte Wesen stand auf seinen vielen Beinen genau vor der Frontscheibe des Gleiters. Auf. zwei Seiten seines Körpers stülpten sich Federn und Muskeln und Knochen hervor. Wir sahen verblüfft, wie zwei riesige Flügel entstanden, die weit größer waren als die Halbkugel. Plotschak schwang die Vogelschwingen, machte einen unbeholfenen Sprung und flatterte auf den nächsten Baum zu. Zunächst war sein Flug noch unbeholfen, dann wurde er immer sicherer und schneller. "Das hat er vor!" bemerkte Rhodan ruhig. 'Er fliegt!" Wir blickten ihm nach. Um uns herum war eine unheimliche Ruhe. Der Schirm, der sich über uns verlor, schloß eine merkwürdige Welt ein. In der Ferne sahen wir nun die dicken Strahlen, die schräg aufwärts gerichtet waren. Aber die glühende Kugel konnten wir nicht mehr sehen. "Ihr habt uns nun gesehen!" rief Rhodan. "Wir verlangen, in das Zentrum dieser Station geführt zu werden." Diesmal konnten wir die Unterhaltung ohne die Zwischenstation des schwebenden Rechners führen. "Ich bestimme, daß ihr euch in einem abgesonderten Bezirk der Anlage aufzuhalten habt. Kampfroboter werden euch bewachen. Ich muß erst analysieren, was weiterhin geschieht." Rhodan lachte laut. Hoffentlich verstand die Maschine, was ein sarkastisches Gelächter zu bedeuten hatte. "Je länger wir hier eingeschlossen werden, desto eher löst sich der Planet auf. Die Überschwemmung des Stromes kommt verdächtig schnell näher. Es wäre interessant zu sehen, wie die Schirme damit fertig werden!" Die Roboter schwiegen. Und ich, Heltamosch, der Herrscher über die Galaxis Naupaum, fühlte mich inzwischen so wie Rhodan. Auch ich war ein bedeutungsloser Fremder in einer fremden Galaxis. Die Wut packte mich. Nur der Gedanke, meinem Volk einen neuen Lebensraum zu verschaffen, hatte mich hierher getrieben. 7. Die Aussichten für mich, nach Terra zurückzukehren, standen nicht ungünstig. Die Entbehrungen und die langen Wochen der Verzweiflung schienen sich gelohnt zu haben. Obwohl ich nur recht vage Vorstellungen davon hatte, wie ich aus dieser Antimaterie-Galaxis zurück in die heimatliche Milchstraße, zurück nach Terra, kommen konnte, sah ich doch, daß nur noch einige wichtige Stufen zu nehmen waren. Die erste war zweifellos diese Anlage hier. Genauer: der Robot oder die Robots, denen sämtliche Maßnahmen unterstanden, die mit Verteidigung zu tun hatten. Eben hatte ich wieder den Robot davon überzeugt, daß er in der Defensive war. Die kleinste Maschine schwebte auf den anführenden Gleiter zu, neben dem wir standen. Linsenaugen richteten sich auf uns. Die Metallstimme sagte: "Es wird Ihnen gestattet, ins Zentrum vorzudringen. Bleiben Sie in meiner Nähe, ich werde Sie führen." "Verstanden!" sagte Heltamosch. Die Niedergeschlagenheit war von ihm abgefallen wie eine Schlangenhaut. Er war wieder der alte Freund: entschlossen, schnell und seiner Verantwortung bewußt. "Los!" sagte Heltamosch. "Wir brechen auf! Mir nach!" Wir schwangen uns in den Gleiter. Gayt-Coor sah sich um, dann stieß er einen gellenden Pfiff aus. Plotschak, der auf einem dicken Ast in der Nähe schaufelte, flatterte auf und kam in einem schwerfällige, fast segelnden Flug auf den Gleiter zu. Gayt-Coor startete und folgte dem Robot, der vor uns schwebte. Wir näherten uns dem Zentrum.
Die Landschaft unter dem Schirm schien unter der zu geringen Solarkonstante nicht gelitten zu haben. Sie war alt und jede Erhöhung, sanft gerundet, schien einen trügerischen Frieden auszustrahlen. Herden von Tieren weideten hier und starrten unsere Karawane an. Es war ein Paradies, von einem riesigen Roboterimperium kontrolliert und bewacht. "Es gilt, einen Plan zu fassen, Torytrae!" sagte ich leise. "Kennen Sie die Anlage vor und unter uns?" "Flüchtig!" erwiderte der Yuloc. "Die wichtigsten Einrichtungen habe ich auf den Plänen gesehen. Aber ich glaube nicht, daß ich alle Geheimnisse und Alternativschaltungen kenne." "Das habe ich befürchtet. Du willst angreifen, Perry, nicht wahr?" fragte Heltamosch. "Ja." Wir tauschten unsere Meinungen und Vermutungen aus. Torytrae korrigierte uns, seine Unterlagen stammten von Noc, und sie schienen ziemlich gut zu sein. Aber seit Nocs Zeit konnte sich manches geändert haben. "Ich will überraschend angreifen. Es ist für uns alle und auch für Naupaum von entscheidender Wichtigkeit" sagte ich hart und deutlich, "daß wir die militärischen Anlagen zerstören." Donktosch schaltete sich ein. Das Pehrtus-Gehirn sprach aus ihm. Er bestätigte, was wir schon geahnt hatten. Die allergrößten Teile dieser Anlage waren dafür gebaut und programmiert worden, um die Energieversorgung der Catron-Ader aufrechtzuerhalten. Dieser Strahl war das wichtigste - alles andere war untergeordnet. Also kam nur ein kleiner Teil der Anlage in Frage. Ihn mußten wir zerstören oder einfach abschalten. Gayt-Coor murmelte: "Kann das nicht sehr gefährliche Auswirkungen auf die gesamte Konstruktion haben? Wenn wir hier einen Fehler machen, dann bricht die letzte Rettungsmöglichkeit zusammen." Torytrae sagte: "Nein. Ich weiß zumindest, was wir nicht zerstören oder abschalten dürfen." "Und ich verfüge über genaue Kenntnisse der Anlagen" setzte Donktosch hinzu. Ich war beruhigt. Noch war es zu früh, einen Angriffsplan zu entwerfen. Erstens wurden wir von den kleinen Robots argwöhnisch betrachtet und kontrolliert, und zweitens wußten wir nicht, wie es in jenen flachen Gebäuden und darunter aussah. "Endlich werden wieder wir handeln können!" rief Heltamosch. Unsere Fahrt ging weiter. Wir mußten etwas weniger als hundert Kilometer zurücklegen, ehe wir bis zum innersten Kreis kamen. Je näher wir dem Zentrum kamen, desto schärfer sahen wir uns um, desto leiser wurden die Unterhaltungen der Männer. Von Zeit zu Zeit hielten zwei oder drei Gleiter an, und einzelne Männer stiegen um. Wir benutzten keine Funkgeräte, und Heltamoschs Entschluß, blitzschnell einzugreifen, wurde leise und mündlich durchgegeben. Nebenbei beobachteten wir unsere Umgebung: Wir bewegten uns unter einer riesigen Energieglocke, aus der es kein Entkommen gab. Wir mußten mehr als nur achtgeben. Die kleinste Einzelheit konnte uns das Leben kosten. * Und plötzlich waren wir da. Von einer Sekunde zur anderen wurden die harmlosen Gleiterpiloten zu schwerbewaffneten Elitetruppen. Die Maschinen fuhren nach allen Seiten auseinander und wurden so abgestellt, daß eine schnelle Flucht leicht möglich war. Wir sprangen hinaus und hielten die Kolben der Waffen fest. Vor uns lag eine geschwungene Rampe, die zwischen zwei der flachen Gebäude nach unten führte. In der Höhe sahen wir die gitterförmig angeordneten Strahlen. Von ihnen ging ein Summen. aus, dessen Schwingungen sich in den untersten Bereichen der Skala bewegten. Ein drohendes, tiefes Brummen erschütterte die Luft. Heltamosch flüsterte: "Zwei Abteilungen?" Ich kniff ein Auge zu, winkte Gayt-Coor und wisperte zurück: "Du wirst ein Ablenkungsgefecht anfangen. Aber erst dann, wenn Donktosch und Torytrae uns den Weg zeigen können." Mit irrem Winseln schossen flache, scheibenförmige Roboter über die Rampe herauf. Es waren schwere, gepanzerte Konstruktionen, deren wichtige Teile von kleinen Teilschutzschirmen verdeckt waren. Antennen, riesige Vierfachlinsen und Lautsprecher richteten sich auf die beiden Kolonnen, die sich schnell gebildet hatten. Eine Frage hallte schnarrend über das planierte, von kleinen Steinen und Grasbüscheln bedeckte Vorfeld. "Ich habe Sie hereingelassen. Sie sind ins Zentrum vorgestoßen. Was wünschen Sie jetzt?" Heltamosch nickte mir zu. "Wir müssen dringend in die Zentrale Schaltstation. Wir verhandeln nicht mit Kampfrobotern!" sagte ich und deutete nach unten, den Schrägtunnel abwärts. "Das kann gestattet werden!" sagte der Robot, stellvertretend für die Zentralanlage. "Aber Sie werden Ihre Bewaffnung ablegen müssen." Mit herrischer Stimme erwiderte Torytrae: "Wir legen in dem Augenblick unsere Waffen ab, wenn sämtliche bewaffneten Roboter der ganzen Anlage abgeschaltet werden!" "Das kann nicht gestattet werden!" dröhnte die Lautsprecherstimme der Maschine. Wir waren von mindestens zwanzig solcher schwebenden Scheiben umgeben. Uns bedrohten vierzig oder mehr Geschützmündungen. Kurz gesagt: wir waren, rein militärisch gesehen, in einer hoffnungslosen Lage. Uns blieb nur unsere Klugheit und jene Vorteile, die ein denkendes Wesen einer Maschine gegenüber hat. "Denke an die Zerstörung des Planeten!" schrie Torytrae. Er schien die Maschine zu beeindrucken. Während er die Erfassungssysteme ablenkte und die Aufmerksamkeit des Kommandogehirns auf sich zog, unterhielt sich Heltamosch mit seinen Leuten. Viele von ihnen trugen Kampfanzüge. "Ich denke, es ist ein Kompromiß möglich!" entschied die Maschine, nachdem sie ihr Programm befragt hatte. "Recht so!" sagte Gayt-Coor und tätschelte die schillernde Oberfläche von Plotschak, der schweigend und starr dieser Auseinandersetzung zugehört hatte. Wir wußten noch immer nichts über ihn. "Folgen Sie mir!" sagte einer der Robots und drehte sich. Wir folgten. Und zwar zu Fuß, was uns einerseits langsamer machte, andererseits aber auch unabhängiger. Es ging die geriffelte Schrägfläche hinunter. Das Licht wechselte ebenfalls. Aus dem violett gefilterten Sonnenlicht wurde innerhalb einer Zone von dreißig Schritten ein mildes, gelbes Licht, das sämtliche Gänge und Korridore hier ausfüllte. Zweihundert Schritte ging es abwärts, dann befanden wir uns auf einer Verteileranlage. Rechts und links von uns erstreckte sich ein relativ niedriger, aber sehr breiter Korridor, dessen Decke durchgehend leuchtete. Die Robots waren offensichtlich hervorragend programmiert, und der natürliche Verschleiß dieser Anlage war gleich Null. "Wo befinden wir uns hier?" fragte Donktosch. "Dies ist der Zentrale Ringkorridor!" war die Antwort. Wir waren mit diesem einen Robot allein. Unsere geräte schlugen aus, aber niemand beachtete sie besonders. "Ein Ringkorridor? Er führt also einmal rund um die gesamte Anlage?" fragte ich voller Spannung. "So ist es. Die Zentrale ist in drei Kilometern Entfernung untergebracht!" sagte der Robot. Er fuhr langsam weiter. In die Richtung, die rechts von uns lag, rechts von dem Ende der Schrägfläche. Wir folgten diesem Robot. Wieder lenkte Torytrae ab. Jede Bemerkung und jede Frage war jetzt von entscheidender, lebenswichtiger Bedeutung. "Wir haben bisher mit dem Kommandogehirn der Verteidigungsanlagen gesprochen", rief Torytrae, während wir schnell hinter dem anführenden, diskusförmigen Robot herschritten. "Wo befindet sich diese Einheit?"
Der Robot beschrieb ahnungslos die Position. Ich drehte mich um. Torytrae machte ein Zeichen, die Informationen deckten sich mit denen, über die er verfügte. Ausgezeichnet, dachte ich. "Offensichtlich ist die Kapazität zu gering. Der Computer, der die Verteidigung besorgt, wird vermutlich vom Zentralen Rechner gefahren!" warf Donktosch ein. "Nein! Es ist eine eigenständige Anlage!" korrigierte ihn der Robot. Die Logik solcher Maschinen ließ eben doch eine Menge Täuschungsmanöver zu. Wir gingen weiter. Rechts und links des Ringkorridors zweigten breite Tunnels ab. Sie führten in hellerleuchtete Säle, soviel erkannten wir beim Vorbeigehen. Es herrschte eine gespenstische Stille, die nur von unseren Schritten und den Geräuschen der Unterhaltungen unterbrochen wurde. Langsam schob sich einer der Wissenschaftler vor und berührte Heltamosch am Arm. "Ja?" Der Wissenschaftler tippte auf ein Gerät, das er aus seiner, Brusttasche gezogen hatte. "Innerhalb der Kuppel ist der Anteil der Uyfinomstrahlung gestiegen. Kein kritischer Wert. Aber hier unten steigt er weiter. Inzwischen hat die Strahlung diesen Wert erreicht!" Heltamosch warf einen langen Blick auf die Skala des Geräts und nickte. "Gut. Aber unsere Waffen werden davon nicht beeinträchtigt. Vielleicht wird es wichtig werden. Später..." Weiter. Wir wurden schneller. Der Robot glitt vor uns her über den glatten, federnden Belag. Wir versuchten, möglichst viel -zu. sehen und unsere Schlüsse zuziehen. Neben den vielen Abzweigungen waren Symbole angebracht, mit Sicherheit Steuerungsinformationen für Wachroboter oder robotische Reparaturkommandos. Wir merkten uns jede einzelne Ziffer und jeden Buchstaben. Was wir bisher hatten erkennen können, waren nur Dinge von zweitrangiger Bedeutung. Hilfsanlagen, die für die Erhaltung des Catron-Strahls wichtig waren. Heltamosch sagte leise: "Meine Männer wissen Bescheid. Vierzig von ihnen werden den Ablenkungsangriff starten!" "In Ordnung, mein Freund!" sagte ich. "Vielleicht schaffen wir es, sämtliche Verteidigungsanlagen zu vernichten. Dann gehört das gesamte Gelände uns. Dann tut dieser verdammte Pehrtus-Robot, was wir wollen." "Genau das brauchen wir!" murmelte Torytrae leise. Nach etwa drei Stunden Marsch kamen wir in eine Halle. Wir sahen den Eingang bereits von weitem. Die Spannung unter den Männern stieg dem Höhepunkt entgegen. Die Halle weitete sich vor uns. Sie war rechteckig und sehr hoch, und die Decke wurde von mindestens hundert schlanken Stahlsäulen abgestützt. Die Decke und viele Teile der Wände strahlten im hellen weißen Licht. "Es wird ernst!" sagte Heltamosch. Seine Männer bildeten eine dichte Gruppe, und die Gesichter der Männer sahen entschlossen aus. "Heltamosch!" sagte Torytrae und deutete mit den Augen geradeaus. Dort standen riesige Programmierungspulte. Darüber erhoben sich Speicherelemente und Schaltschränke. Dicke Kabel verbanden die einzelnen Aggregate. "Dort drüben", sagte Torytrae laut und starrte den Diskus des Robots an, "ist der Rechner, der für die Pflege der Tierherden draußen im Park verantwortlich ist!" Der Robot widersprach. "Dies ist ein Teil der Verteidigungszentrale!" sagte er. "Bleiben Sie den Geräten fern!" "Selbstverständlich!" erwiderte ich und winkte Heltamosch. Er und seine Männer verließen uns. Sie verschwanden schnell und unauffällig hinter den Säulen. Sie wußten genau, was sie zu tun hattten. Wir mußten die Verteidigungsanlage ausschalten. Oder sogar zerstören. Aber auf keinen Fall durften wir andere Systeme dadurch schädigen. Die Catron-Ader mußte erhalten bleiben. Ich drehte mich langsam um. Meine Gruppe hatte den Robot umzingelt und lenkte ihn durch Fragen ab, lief ständig durcheinander und hin und her und verwirrte dieses externe Element des riesigen Computers. Nur noch einige Sekunden "Torytrae!" murmelte ich. "Heltamosch wird dort drüben, in zweihundert Metern Entfernung, angreifen. Wir müssen handeln." "Ich bin bereit!" erwiderte der uralte Yuloc. Er war voller Entschlossenheit. Langsam zog er seines Waffe, entsicherte sie und drehte sich um. Er zielte auf die Sensoren des Robots, der die einzige -wir hofften es wenigstens! - optisch-akustische Verbindung zwischen uns und dem Zentralcomputer darstellte. Torytrae zielte lange und sorgfältig. Der Lauf der Hochenergiewaffe deutete auf die Rücken der Männer. Dann sagte der Jäger: "Auseinander!" Die Männer gehorchten. Sie sprangen nach beiden Seiten auseinander. Der Tuuhrt feuerte gezielt. Nach einander dröhnten fünf Schüsse durch die riesige Halle. Die Detonationen verwandelten dein Robot in einen Haufen Trümmer und glühendes Metall. Wir hatten hinter Säulen und hinter den Sockeln der einzelnen Schaltelemente Schutz gesucht. Nach dem fünften Schuß sprangen wir auf. Torytrae, Gayt-Coor mit seinem "unvermeidlichen" Freund Plotschak, Zeno und ich rannten auf die größte Schalteinheit zu, die wir entdecken konnten. Der letzte Kampf hatte begonnen * Alles ging in rasender Eile vor sich. Die Männer um Heltamosch feuerten am anderen Ende der Halle in die Geräte, von denen wir wußten, daß von ihnen sämtliche Verteidigungseinrichtungen dieses Planeten kontrolliert wurden. Die Schüsse dröhnten auf, die Detonationen erfüllten die Halle mit ihrem krachenden Echo. Ich blieb vor dem Schaltpult stehen. Torytrae neben mir deutete auf die einzelnen Symbole und sagte: "Hier! Diesen Schalter, Perry! Schnell!" Ich riß den merkwürdig geformten Schalter herum, legte ihn in die Nullstellung. Auf einer Anzahl von Meßinstrumenten fielen die Zeiger zurück und blieben ruhig in der Arretierung liegen. Neben mir bemerkte ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung. Donktosch, der Wissenschaftler, taumelte wie unter starkem inneren Zwang vom Pult weg. Seine Augen waren geschlossen. Er sah aus wie ein Mann, der sich mit allen seinen Kräften dagegen wehrte, von einem fremden Verstand kontrolliert zu werden. "Uyfinom!" schrie Gayt-Coor. Plotschak begann unvermittelt zu heulen. Das Geräusch verwandelte einen Teil der Halle in ein Tollhaus. Die Echos der Schüsse, das Jaulen eines Warngerätes und das Kreischen dieses merkwürdigen Tieres vermischten sich zu einem infernalischen Geräusch. "Er wird vom Pehrtus-Gehirn übernommen!" brüllte Zeno. Ich wirbelte herum. Donktosch beachtete uns nicht. Er rannte wie ein Wahnsinniger im Zickzack zwischen den Säulen hin und her und lief in eine Richtung, die ihm sein fremdes Hirn wies. "Hinter ihm her!" schrie ich. Ich hatte erfaßt, was hier vorging. Das Pehrtus-Gehirn hatte überraschend schnell die Gewalt über ihn gewonnen. Seine eigenen Gehirnüberreste wurden gefesselt und gelähmt. Wir hatten zu spät erkannt, daß die angestiegene Dosis der Uyfinomstrahlung zwangsläufig diesen Effekt hervorrufen mußte. Jetzt schien es zu spät zu sein. Fünf oder sechs Männer aus meiner Gruppe rannten los und liefen hinter Donktosch her. 8. Schon von der ersten Sekunde an war ich hilflos. Ich strengte in einer absolut sinnlosen Aufwallung von Eigenständigkeit mein Bewußtsein an, aber es schien nicht zu helfen. Ich schloß die Augen und stemmte mich gegen die Einflußnahme des Fremden. Ich versuchte mich nicht zu bewegen..:
Der Rest meines Ichs wehrte sich mit allen Kräften, aber der Fremde in meinem Schädel war stärker. Und listiger. Und viel schneller. Er hatte die Chance gewittert, die sich ihm bot, als von außen eine bestimmte Art von einem energetischen Stimulans an ihn herangeführt worden war. Innerhalb der violetten Kuppel war die Uyfinomstrahlung stärker gewesen als an allen anderen Orten dieses Planeten. Und sie war angestiegen, nachdem wir die schräge Rampe abwärts gelaufen waren. Das Pehrtus-Gehirn hatte sich still verhalten und: diesen Strom belebender energetischer Nahrung in sich aufgenommen. Es hatte den günstigsten Augenblick abgewartet. Und jetzt hatte es zugeschlagen. Es hatte die Gewalt über meinen Körper übernommen. Nicht nur über meinen Körper, sondern über alle meine Lebensäußerungen. Die relativ hohe Strahlung des Elements Uyfinom hatte unter der violetten Kuppel das Gehirn zu seiner vollen Leistungsfähigkeit aktiviert. Das Gehirn, dieser unheimlich fremde Verstand, hatte seine Chance ergriffen. Zuerst hatte es gewartet, überrascht und aktiviert Dann hatte es gewartet, bis es stark genug geworden war, um die Herrschaft über mein Ich zu übernehrnen Es hatte meine Gehirnüberreste bezwungen und sich ausschließlich meiner Psyche bemächtigt. Und in dem Augenblick, wo es am stärksten gewesen war, hatte das Pehrtus-Gehirn zugeschlagen. Es hatte mich überwältigt. Was von diesem Zeitpunkt an geschah, erlebte ich nur noch als Statist mit. Ich hörte und roch, ich sah und fühlte, ich konnte kommentieren und beobachten, aber ich konnte eines nicht: Ich konnte nicht handeln. Mir war es versagt, selbst einen Finger bewußt zu bewegen. Der fremde Verstand beherrschte mich und ließ mir nicht die geringste Chance. Ich war wehrlos. Ich konnte erkennen, daß sich eine Katastrophe anbahnte. Ich... Meine Füße bewegten sich. Ich drehte mich vom Schaltpult weg und begann zu rennen. Ich setzte alle meine Kraft ein, damit ich zwischen die Männer um Rhodan und den angrenzenden Raum eine möglichst weite Entfernung bringen konnte, ehe sie mich entdeckten. Aber die Schmerzen, die der lautlose Kampf eines vollkommen erhaltenen Gehirns mit den Gehirnresten erzeugte, ließen mich wild und unbeherrscht aufschreien. Ich rannte davon. Schon nach wenigen Schritten merkte ich, daß mir einige der Männer folgten. Ich wurde schneller. Meine Muskeln bewegten sich unter dem Diktat des fremden Verstandes. Ich hatte ein Ziel, und dieses Ziel mußte ich unter allen Umständen erreichen. Es war der kleine Saal, in den mich die Roboter bringen würden. Ich rannte um mein Leben, aber die Verfolger waren schneller und geschickter. Sie näherten sich mir von verschiedenen Richtungen und umzingelten mich. Schon nach etwa hundert Metern hatten sie mich eingekreist und richteten ihre Waffen auf mich. Einer von ihnen fragte mit unverhüllter Drohung: "Wohin wollen Sie, Donktosch?" Ich stammelte verwirrt: "Dieses Gehirn die Strahlung ich kämpfe gegen das Pehrtus-Gehirn, aber ich werde vermutlich verlieren helft mir..." Sie umringten mich und bedrohten mich mit ihren Waffen. Ich hatte keine Chance mehr. Ich sah in ihren Augen die Entschlossenheit, mich gnadenlos niederzuschießen, falls ich eine einzige verdächtige Bewegung machte. Ich mußte einen Ausweg finden. Es fiel nicht schwer. Ich mußte nur einen gequälten und unsicheren Donktosch spielen, keinen überlegenen Pehrtus-Verstand. Mein Wirtskörper sagte mit seinem Mund: Verdammt! Erkennt ihr es nicht schützt mich! Bedroht mich! Zwingt mich! Ich bin abhängig von den Befehlen eines fremden Verstandes!" "Schon gut!" sagte einer der Männer. "Wir bringen Sie zurück und lassen Sie keine Sekunde aus den Augen, Donktosch." Dies war eine Wendung zum Guten. Aber ich war, sicher, daß sie mich zwingen würden, ihnen zu zu helfen. Schließlich wußte ich nicht alles, aber ziemlich viel. Die Informationen, die sie erhofften, besaß ich jedenfalls. Sie packten mich. an den Armen und führten mich in die Richtung, aus der ich den Fluchtversuch riskiert hatte. Die Umgebung hatte sich verändert. Die erste Abteilung war verschwunden und schoß hinter dem Gewirr der Stützsäulen auf die wichtigen Schaltbänke, ohne, deren Arbeit der Planet wehrlos wurde: Donnernd hallten die Echos der Schüsse durch die gewaltige Halle, durch dieses Bauwerk der einstigen Größe der Pehrtus. Die andere Gruppe um diesen Rhodan nahm Schaltungen vor und versuchte, den Planeten und alle seine Verteidigungseinrichtungen in ihre Gewalt zu bringen. Die Männer schleppten mich zurück, zu Rhodan und Torytrae. Ich wußte, daß diese zwei Männer gerissener und schlauer als selbst Heltamosch waren. Ihnen mußte ich eine vollendete Komödie vorspielen. Rhodan, der inzwischen die Energiezufuhr für eine Reihe von wichtigen Verteidigungseinrichtungen abgeschaltet hatte, musterte mich schweigend. Dann fragte er: "Spreche ich mit dem Pehrtus-Gehirn oder mit Donktosch, meinem Freund?" Ein kluger Bursche. Aber gegen ein Pehrtus-Gehirn und den ihm innewohnenden Verstand hatte er keine Chance. "Mit Donktosch aber der Fremde kämpft mit mir. Ich kann nicht anders, ich bin hilflos helfen Sie mir, Perry!" stöhnte ich. Er starrte mich an. Ich begann zu ahnen, daß Rhodan der schwierigste Gegner war. Sein Blick war unergründlich. Sein Mißtrauen und seine Skepsis kannte ich. Ihn zu belügen war ein Risiko. "Ich helfe Ihnen!" sagte er. "Ich warte nur auf das Signal, daß Ihr eigener Verstand, Donktosch, die Herrschaft über das Pehrtus-Gehirn wieder erlangt. Denn wenn dieses fremde Hirn Sie beherrscht, sind Sie wertlos. In diesem Fall werde ich keine Sekunde zögern und einen Mord begehen. An Ihnen - und an einem Pehrtus-Gehirn. Und seien Sie unbesorgt es wird mir nicht leid tun!" Ich wußte, -daß er die Wahrheit sprach. "Ich kann Sie überzeugen, denke ich", hörte ich mich sagen. "Ich werde jetzt das fremde Gehirn zwingen, die wichtigen Informationen zu geben." Rhodan lächelte mit eisiger Kälte. "Dies wäre ein Beweis, daß Sie Donktosch sind und noch nicht dem Fremden gehorchen!" sagte er durch den Lärm der Schüsse, der Explosionen und der Warngeräte und akustischen Rufe nach Verstärkung und Abwehr. "Ein Beweis?" "Ja. Welche Schaltungen habe ich durchzuführen?" Später konnte ich diese Schaltungen rückgängig machen. Aber der Preis für mein Überleben würde groß sein. Das wußte ich. Und mir blieb keine andere Wahl, als Rhodan davon zu überzeugen, daß ich, also Donktosch, mein Wirtskörper, die volle Gewalt über das fremde Gehirn besaß. "Ich zeige es Ihnen!" Ich mußte ihn überzeugen. Also führte ich gewissenhaft eine Reihe von Schaltungen durch. Ich kannte die Systematik dieses Pults. Sie war dem Gedankengut unseres Volkes entsprungen, und ich schaltete nach und nach die Roboter aus, die jene Eindringlinge hier unten bekämpfen würden. Ich desaktivierte einige Teilsektoren, die für den Schirm und die Schleusen verantwortlich waren. Und ich verschaffte den Männern, die in dieser Halle Zerstörungen anrichteten, eine Überlebenschance. Rhodan sah mir zu. Nach einigen Minuten fragte er: "Das kann nicht alles sein. Anlagen wie diese sind mehrfach gesichert. Wo befinden sich die Zweitgeräte?"
Er richtete seinen Strahler auf meinen Kopf. Nur ein Schuß von ultrakurzer Dauer, dann war ich tot. Auch mein Wirtskörper, aber das war sekundär wichtig. Ich mußte überleben. Ich, der Pehrtus-Verstand, der es schaffen würde, diese Eindringlinge zu vernichten. Ich spürte, wie die nährende Strahlung auf mich einströmte und mich mit neuer Energie versorgte. "Ich werde es Ihnen sagen. Ist dies ein Beweis?" Rhodan nickte kurz. "Ich denke schon. Der Tod des Pehrtus-Verstandes ist die Alternative!" "Also Ich schilderte den Männern, wo und auf welche Weise sie die Anlagen finden konnten. Sie würden sich um eine Ebene tiefer begeben müssen, denn dort arbeiteten die Reserveaggregate. Rhodan war doch klüger, als ich glaubte. Seine nächste Frage bewies es mit erschreckender Deutlichkeit. "Wie sind diese Anlagen gesichert?" Ich erklärte ihnen die einzelnen Stationen und die verschiedenen Stufen der Sicherung und der Verteidigung. Ich sah, daß sie alle zuhörten. Die wilden Explosionen vom anderen Ende der Halle hatten aufgehört. "Wo sind die Rechner, von denen die Reaktionen abhängen?" fragte Rhodan. Er lachte jetzt. Er hatte meine Möglichkeiten längst durchschaut. Ich schäumte vor Wut, denn ich sah ein, daß ich indirekt in eine Faile geraten war, die ich mir selbst gestellt hatte. Log ich, würde er es merken. Dann tötete er mich. Er wußte, daß er nicht Donktosch 'niederbrannte, sondern mich, das Pehrtus-Gehirn. Sagte ich die Wahrheit, dann rettete ich meine Existenz. Denn wenn ich die Wahrheit sagte, dann bedeutete dies für Rhodan und seine Mitarbeiter, daß Donktosch die Macht über mich wieder errungen hatte. Der Kreis hatte sich geschlossen. Ich hatte, falls ich weiterleben wollte, keine Wahl mehr. Ich mußte die Wahrheit sagen. Also sagte ich die Wahrheit. * "Ich brauche die genaue Position und die detaillierte Stärke der Verteidigungseinrichtungen!" sagte Rhodan. Heltamoschs Gruppe hatte sich zerstreut, wie ich mit einem schnellen Rundblick meines vollständig kontrollierten Wirtskörpers feststellte. Fieberhafte Überlegungen beschäftigten mich. "Ich bringe Sie dorthin!" sagte ich. "Wie weit?" "Nicht sehr weit. Eine Ebene tiefer. Dort sind die verschiedenen Sektoren untergebracht." "Sie wissen, daß wir keine andere Wahl haben, Donktosch! Los, Leute hinter uns her!" Dieser verdammte Plotschak begann wieder zu heulen. Ich glaube, er witterte, daß Donktosch nicht mehr Donktosch war, sondern von mir kontrolliert wurde. Allerdings hatte ich ihnen alle eine überzeugend gut gespielte Schau geboten. Donktosch im Kampf mit dem Fremden! "Natürlich!" sagte ich aufgebracht. "Ihre Unterstützung hat mir geholfen, die Kontrolle wieder zurückzugewinnen." "Ich schon gut!" murmelte Zeno. Die Männer packten ihre Waffen und folgten mir. Zwei von ihnen hielten mich an den Armen fest. Ich konnte nicht ein zweites Mal entkommen. Sie richteten noch immer ihre Waffen auf mich. Wir durchquerten die Halle und entdeckten in einer Ecke einen Niedergang, der in einen kleinen Saal führte. In diesem kleinen Saal leuchtet ein düsteres Rotlicht, Ich spielte weiter. Ächzend sagte Donktoschs Körper: "Wir haben übersehen, Freunde, daß das Pehrtus-Gehirn wegen der Strahlung zur vollen Leistungsfähigkeit erwacht ist. Ich kämpfe ununterbrochen mit dem Gehirn. Bitte, haltet mich fest." Der Mann, der mich festhielt, versicherte grimmig: "Darauf können Sie sich verlassen, Donktosch !" Die Wissenschaftler und Raumfahrer hatten sich in Soldaten verwandelt. Sie schwärmten, aus und untersuchten flüchtig die einzelnen Schaltelemente. Dann handelten sie blitzartig. Wuchtige Schalter fielen in Nullstellungen zurück. Schüsse aus Hochenergiewaffen krachten auf und donnerten als Echo zwischen den Saalwänden hin und her. Der Lärm machte jede Verständigung unmöglich. Die Pulte verschmorten, die Schalter lösten sich auf. Kurzschlüsse von mächtigen Energien bildeten knatternde, grellweiße Lichtbögen. Rhodan schrie durch den Lärm: "Macht es gründlich!" Auf den flackernden, von Störungen heimgesuchten Bildschirmen, die eine Rückwand des Saales ausfüllten, war zu sehen, wie Teile der Abwehranlagen ausfielen. Roboter sanken zu Boden. Andere erhielten einen falschen Datenstrom und krachten in den Bereitschaftsstellungen zusammen. Nacheinander wurden die Pulte zerschlagen und die Schaltanlagen unbrauchbar gemacht. Ich konnte noch nicht entfliehen. Noch immer bewachten mich die beiden Männer. Sie bohrten mir die Mündungen ihrer Waffen in die Seiten und sahen schweigend zu, wie die Computer und Speicher zerstört wurden. Langsam zogen sich Rhodan und Gayt-Coor zurück. Sie feuerten ununterbrochen auf die Anlagen. Von der Rückwand des Saales kamen dicke schwarze Wolken auf uns zu und nahmen uns den Atem. "Achtung!" schrie jemand. Rhodan wirbelte herum. Er blickte die Schräge aufwärts. Dort hatten sie Wachen aufgestellt. Fünf oder sechs Männer in schweren kampfanzügen schalteten gerade ihre eigenen Abwehrschirme ein und wehrten sich. Ich zuckte zusammen - mein verzweifelter Überlebensversuch hatte also vollen Erfolg gehabt. Maschinen griffen an! Es waren schwere, annähernd "menschlich" geformte Wachroboter. Sie überschütteten die Wachen mit einem Hagel aus Projektilen und Strahlen. Die Automatik hatte klar erkannt, daß hier im Innern der Anlage ein gnadenloser Kampf entbrannt war. "Zwei Drittel des Teams nach oben! Alle, die Schutzanzüge haben", donnerte Gayt-Coor. "Hinter mir her!" Er riß seine Waffe hoch und stürmte los.- Sein Echsengesicht war voller wilder Wut. Hinter ihm kamen andere Männer. Diejenigen, die keine Schutzanzüge trugen, blieben im Nebensaal und vollendeten ihr Zerstörungswerk. Noch immer war ich unter Kontrolle. Sie hielten mich fest und schoben mich langsam in die Richtung auf den Ausgang. Mindestens zwanzig Kampfroboter griffen an. Sie kamen von beiden Seiten des Korridors. Auch in den Seitenwänden der großem Schalthalle öffneten sich wie von Geisterhand bewegt breite Türen und entließen Maschinen. Die Männer um Rhodan waren darauf gefaßt gewesen. Ein wütendes Abwehrfeuer schlug den Maschinen entgegen. Binnen Sekunden verwandelte sich die Halle in ein Tollhaus aus Strahlen und Feuer, aus Rauch und Flammen, aus Geräuschen und Echos. Rhodan deutete nach vorn und schrie: Raus hier! Wir werden eingeschlossen. Bringt Donktosch mit!" Seine kleine Truppe flüchtete aus der Rotlicht-Halle. Rhodan wandte sich um, als er die Mitte der schrägen Fläche erreicht hatte. Er holte aus und warf- zwei lange, stabförmige Dinge in den Raum zurück. Dann rannten wir geradeaus und auf die Wachen zu. Rauchende und brennende Robots lagen auf dem Boden des Korridors. Dann ertönten unter und hinter uns zwei schwache Detonationen. Ein helles Licht breitete sich aus. Ich ächzte auf: "Rhodan! Zeno !" Sie wandten mir im Laufen die Gesichter zu. "Diese Explosionen was hat das zu bedeuten?" "Diese Schaltanlage wird niemals wieder schalten. Der Atombrand zerfrißt alles dort unten." Auch Rhodan und Zeno feuerten jetzt auf die Robots.
Die Maschinen waren zu langsam, fünf oder sechs Gegner konnten sie innerhalb kürzester Zeit erledigen, aber das gezielte Feuer, das ihnen aus zwanzig verschiedenen Richtungen entgegengeworfen wurde, verwirrte sie. Dies beeinträchtigte ihren Wirkungsgrad. Die brennenden Strahlen fraßen sich in die Zielerfassungssysteme und zerstörten die Nebengehirne der Roboter. Wo war Heltamosch und seine Gruppe? Wir befanden uns wieder im Ringkorridor. Die Roboter lagen zumeist zerstört herum. Rhodan ging kein Risiko ein - er vermied es, die wertvollen Geräte des Catron-Strahls zu zerstören. Gayt-Coor rannte auf die Gruppe zu, die mich umgab. Die Männer hielten mich fest, aber sie schützten mich auch vor den Robotern, die meine erste Aktion herbeigerufen hatte. "Perry!" sagte er. "Donktosch hat uns in die Irre geführt! Es gibt eine Reserveanlage, die sich eben eingeschaltet hat. Dort vorn, die Roboter..." Er deutete in die Richtung, in der wir vorgedrungen waren. Dort näherten sich langsam schwere, gepanzerte Geräte. Rhodan nickte und lief neben Gayt auf meine Gruppe zu. Er blieb vor mir stehen. "Das Pehrtus-Gehirn wird nur noch Sekunden leben!" sagte er laut und mit unbewegtem Gesicht. "Wo befindet sich die zweite Anlage?" Ich schüttelte den Köpf. "Ich weiß es nicht. Ich kenne nicht jedes Geheimnis der Konstrukteure!" Die Mündung von Rhodans Waffe deutete genau auf meine Stirn. Ich hatte nur noch Sekunden zu leben, wenn ich nicht sprach. Aber ich wußte es wirklich nicht genau. Ich suchte schweigend nach einem Ausweg, aber ich mußte auch den letzten Rest des Wissens opfern, den ich besaß. Und noch etwas: Wenn die Strahlung noch stärker wurde, dann würde ich, das Pehrtus-Gehirn, an Übersättigung leiden. Ich würde meine Denkprozesse einstellen müssen und die Erinnerung verlieren. "Die Anlagen müssen dort liegen wo die Maschinen herkommen!" sagte ich und zeigte auf die näherrückenden Metallungeheuer. Sie füllten wie eine Wand, den gesamten Korridor aus. "In Ordnung! Wir stürmen die Maschinen, aber nicht von vorn!" entschied Rhodan. Gayt-Coor sagte trocken: "Das ist auch nicht nötig. Sie sind auch hinter uns!" Die Männer waren für einige Sekunden wie gelähmt. Sie saßen in der Falle. Ich benutzte diese Gelegenheit und warf mich herum. Mit drei, vier Sprüngen trug mich der willenlose Körper bis zur Wand des breiten Korridors. Dort riß ich eine schmale, hohe Tür auf und schlug sie hinter mir zu.. Mit einem einzigen Fingerdruck legte ich die Verriegelung vor. Ich befand mich in einem der vielen Notschächte. Auch dies war ein Geheimnis der ausgestorbenen Konstruktuere. Ich mußte die Eindringlinge bekämpfen und hinauswerfen - oder vernichten. Dazu brauchte ich einen neuen Körper. Es war der speziell gezüchtete Körper eines Hundertkämpfers. Der Donktosch-Körper begann zu laufen, wurde schneller, stob durch den schmalen Gang und entfernte sich mit jeder-Sekunde mehr von dem Ort des Kampfes. Ich suchte in meiner Erinnerung die Kammer des Fluchtkörpers. Auch dafür hatten die Konstrukteure gesorgt. Die letzten Stunden der Eindringlinge aus der Galaxis Naupaum waren angebrochen. 9. Der Lärm des erbitterten Kampfes war hier nicht mehr zu hören. Donktosch wurde langsamer, bog mehrmals um Ecken und öffnete schließlich das schwere Schott, das den schmalen Fluchtkorridor mit der Kammer des Hundertkämpfers verband. Lautlos öffnete sich die gepanzerte Fläche und schloß sich wieder hinter ihm. Der Raum lag im völligem Dunkel. Wie die Augen eines riesigen Ungeheuers leuchteten geradeaus in der Instrumentenwand die drei grünen Bereitschaftsanzeigen. "Dieser Raum ist voll zu aktivieren!" sagte Donktosch laut. Aber es war das fremde Gehirn, das aus seinem Mund sprach. Die Schallwellen erweckten den gesamten Mechanismus zum Leben. Licht wurde eingeschaltet und leuchtete auch den letzten Winkel der würfelförmigen Kammer aus. Es war eine kombinierte Anlage. Ein Konstrukteur konnte hier nicht nur überleben, sondern sich ausrüsten und sogar die Oberfläche erreichen. Und das in der Gestalt des Hundertkämpfers. Donktosch zögerte, als er das Ungeheuer sah. Es ruhte hinter einer gläsernen Wand. Überall wurden jetzt die Roboter aktiviert, die wie einzelne Baukästen in den Instrumentenwänden steckten. "Es dauert eine Weile. Hoffentlich hält die Automatik ihnen noch stand:" sagte das Pehrtus-Gehirn. Donktosch durchquerte den Raum, schob eine gesicherte Schutzhülle von einem Schalter herunter und drückte den Knopf mit einem Ruck hinein. Schlagartig erwachte diese kleine Spezialklinik zu vollrobotischem Leben. Die Abteilung begann zu summen, zu ticken und zu wispern. Zahllose Lichter und Kontrollampen blinkten. Breite Bänder liefen an, von einer energieunabhängigen Zelle versorgt. Eine Wand verschwand summend im Boden. Von allen Seiten kamen Roboter herangeschwirrt. Die würfelförmigen Maschinen mit ihren Spezialarmen und langen, blitzenden Werkzeugen brummten und winselten vor Geschäftigkeit. "Bitte gehen Sie hinüber in die mit Rot bezeichnete Station. Dort werden Sie für die Operation vorbereitet", sagte eine der Maschinen. Donktosch gehorchte. Wie ein Schwarm Insekten begleiteten ihn die Maschinen. In der Kammer befand sich eine Spezialliege, auf die er sich setzte. Die Maschinen fielen förmlich über ihn her. Sie entkleideten ihn, schlossen seine Gelenke an die Liege und behandelten seinen Schädel mit Flüssigkeiten und seltsamen Geräten. Fassungslos und unfähig, selbst das Geringste dagegen zu unternehmen, ließ der Verstandesrest von Donktosch die Prozedur über sich ergehen. Er sah sein Schicksal mit seltsamer Deutlichkeit, aber jeder noch so winzige Impuls, sich dagegen aufzulehnen, war sinnlos. Er konnte es nicht. Er lag in Agonie. Der Mechanismus, auf dem Donktoschs Körper gefesselt war, hob sich nun mit Hilfe eines schweren, hydraulischen Gelenks, drehte sich um neunzig Grad und schwebte durch die Kammer. Dann öffnete sich in einer von Kabeln, Geräten und automatischen Schaltern übersäten Wand ein rundes Loch. Donktosch erkannte das Innere einer schimmernden Röhre. "Entspannen Sie sich bitte!" drängte sanft die Lautsprecherstimme. Der Körper gehorchte. Gleichzeitig sprühte eine Düse einen wohlriechenden Nebel vor die Nasenöffnungen. Nach drei Atemzügen merkte Donktosch, wie sich sein Verstand abzuschalten begann. Eine wohltuende Schläfrigkeit senkte sich über Donktosch, als sich die Liege wieder in Bewegung setzte und in die Röhre geschoben wurde. Mit einem dunklen Geräusch schloß sich die Sendekammer. Dunkelheit, Schläfrigkeit, Entspannung - und schließlich folgte etwas wie eine elektrische Entladung, die den gesamten Körper durchzuckte. Das Gehirn schlief. Auch der Gehirnrest des Donktosch schlief. * Der Hundertkämpfer war drei Meter groß. Er lag in seinem Vakuumtank. Der künstlich gezüchtete Körper besaß alles, was eine solche Kampfmaschine zum Leben und Kämpfen benötigte. Aber das Innere des Insektenkopfes war leer. Nur Nervenleitungen gab es und Nervenknoten, aber es fehlte das Gehirn. Auch der Körper war eindeutig insektenhaft.
Vier Paar Gliedmaßen gingen in kugeligen Gelenken von dem Körper mit der harten Schale und den weichen Seitenstreifen aus. Sie waren klauenartig gebaut. Dieser Körper war eine Züchtung, ein seelenloser synthetischer Roboter, aber er besaß starke Ähnlichkeit mit den Körpern der ausgestorbenen Pehrtus. Der Körper, bullig und mit gewaltigen Muskeln ausgestattet, lag vollkommen ruhig da. Einige Versorgungsleitungen erhielten die Materie am Leben. So hatte der Körper des Hundertkämpfers seit undenklich langer Zeit hier geruht und gewartet. Jetzt schien sich eine Änderung vorzubereiten. Der Biokörper merkte nicht, daß ein Ventil geöffnet wurde. Ionisierte Luft ersetzte das Vakuum. Dann hob sich die strahlensichere Schutzhülle von dem Körper, der im Licht der Tiefstrahler regungslos lag. Nicht einmal die verkümmerten Insektenfühler zitterten. Schon allein durch die Körpergröße, wirkte das Monstrum wie ein Wesen aus einem Alptraum. Auch die Waffen und die Ausrüstungsgegenstände an den Wänden der Überlebenskammer und in den Fächern rund um das Lager des Giganten waren alptraumhaft. Furchtbare Energiewaffen, Schutzschirme und Kommunikationsgeräte zum Verkehr mit der Reserveanlage, von der ein winziger Teil auch die ÜberIebenskammern und die Verpflanzungsmaschinen steuerte. Ein Ruck ging plötzlich durch den Körper. Schweigen Dann erhielten die großen Augen einen fiebrig schimmernden Glanz. Die Fühler begannen zu zucken. Das Zucken setzte sich bis hinunter zu den Fingergliedern fort. Langsam erhob sich der Körper in eine sitzende Ein zweiter Aktivierungsstoß durchfuhr den Riesenkörper. "Das Gehirn befindet sich nun im Körper des Hundertkämpfers!" sagte die Bandstimme. Es klang gleichermaßen beruhigend wie befehlend. Mit einem schnellen Ruck schwang sich der Koloß von der Liege und stemmte seine Füße auf den Boden. Das Pehrtus-Gehirn besaß nun einen adäquaten Körper. Aus dem Mund des Ungeheuers, der wie die Mandiblen eines Insekts geformt war, kamen die ersten Worte: "In einer Stunde gehört die Anlage wieder mir. Dann werden sie alle tot sein!" sagte der Hundertkämpfer mit schneidender Stimme. Sie klang ein wenig wie ein Zischen. Sofort begann er, sich zu bewaffnen. Er legte breite, federnde Bänder an. Diese Gurte hielten einzelne Projektoren und Energieaggregate fest. Untereinander standen sie durch dünne Kabel in Verbindung. Mehrere Gürtel legten sich straff um die Mitte des Insektenkörpers. In den Schutztaschen steckten schwere Handfeuerwaffen mit gefüllten Magazinen und grüner Ladeanzeige. Der Hundertkämpfer schnallte das Kommandogerät um, mit dem er über eine stehende Welle mit dem letzten, noch intakten Block der Verteidigungseinrichtung sprechen konnte. Er schaltete das Gerät ein und sagte: "Hier spricht der Hundertkämpfer. Der Kode ist..." Es folgte eine Zahlen-Buchstabenkombination. "Wie hoch ist die Kapazität der Verteidigungseinrichtungen innerhalb der unterirdischen Anlagen?° Während das Rieseninsekt, aufrecht stehend, seine Ausrüstung vervollkommnete, hörte es den Rapport der Maschine. Es sah nicht gerade überwältigend gut aus, aber in Verbindung mit den geheimen Flutungsmechanismen und den Fallgruben würde er es schaffen. Schließlich war er der richtige Körper für ein Pehrtus-Gehirn. Das verpflichtete. Und das war fast die Garantie für einen Sieg. Die Roboterstimme der Überlebenskammer sagte: "Die Übersetzung des Gehirns ist geglückt. Kanal vier wird für Sie freigemacht, Hundertkämpfer." "In Ordnung!" brummte der Koloß, schaltete sein Netz von einzelnen Abwehrfeldern ein, und während er sich in die Richtung der Eindringlinge in Bewegung setzte, schalteten sich nacheinander die recht vielfarbigen Schirmsegmente ein. Er glich, einer wandelnden, exotischen Blume, aber durch die roten, grünen, violetten und rauchfarbenen Schirmteile sah man deutlich seine Waffen und das Gefüge seines Körpers. Nur noch fünfhundert Schritte trennten den Hundertkämpfer von dem Ort des erbitterten Gefechts. Bis jetzt war es Rhodan und Heltamosch gelungen, unter leichten Verlusten die volle Steuerkapazität des vorletzten Sicherheitsgeräts zu beschäftigen. Ein riesiger Computer steuerte die verbliebenen Robots und die fest eingebauten Verteidigungswaffen. Dieser Computer konnte zerstört werden. Dann schaltete das Notaggregat auf den Mechanismus um, der jetzt, einer uralten Programmierung gehorchend, seine Machtbefugnisse auf den Hundertkämpfer übertrug. * Schritt um Schritt kämpften sich die Eindringlinge vorwärts. Ihr erster Überraschungsangriff hatte, unterstützt von der Feuerflut einiger kleiner Bomben, denjenigen Abschnitt des Ringkorridors verwüstet, in dem sich die Maschinen befanden. Eine Gruppe von zwanzig Freiwilligen hatte sich abgesondert. Sie startete ein Kommandounternehmen. Da fast sämtliche Linsen und Mikrophone in diesem Abschnitt des Korridors ausgefallen waren - die Energieflut der Bomben hatte ihre Kapazität überfordert - , bemerkte der Computer diesen - Einsatz nicht oder maß ihm keine Bedeutung zu. Im Zickzack rannten und sprangen die Männer zwischen den glühenden Flächen am Boden umher, wichen den umstürzenden Robots aus und verwickelten kleine, schlecht ausgerüstete Robots in schnelle Gefechte. Sie duckten sich, wenn ein Robot detonierte und sich in glühende Einzelteile auflöste, die nach allen Seiten durch den Korridor flogen. Die zwanzig Männer rannten um ihr Leben und erreichten die Schrägfläche, durch die sie alle hier hereingekommen waren. Sie preßten sich an die Seitenwand und schlichen aufwärts. Bisher waren sie auf keinen nennenswerten Widerstand gestoßen. "Weiter! Wir werden vermutlich oben von den Diskusrobots erwartet!" rief der Anführer leise. Es war Zeno, der Accalaurie. Sie alle waren von einer kalten, besinnungslosen Wut erfüllt. Jetzt endlich konnten sie handeln, jetzt konnten sie sich für den robotischen Feuerüberfall rächen, der sie ihrer Kameraden, der Schiffe und auch der Rückzugsmöglichkeiten nach Naupaum beraubt hatte. Dieser Haß auf den Planeten verlieh ihnen offensichtlich doppelte Kräfte und größere Schnelligkeit. Auf alle Fälle hatte er sie in einen Zustand der gespannten Handlungsfähigkeit versetzt, der sie zu wahren Kampfmaschinen werden ließ. "Wir sind vorbereitet!" In einem wilden Ansturm rannten sie die Schräglage aufwärts, warfen sich, als sie in Bodenhöhe waren, nach rechts und links und eröffneten das Feuer auf die schwebenden Maschinen. Die Robots waren überrascht, das Steuergehirn hatte sie nicht gewarnt. Im ersten Schußwechsel wurden fast zwei Drittel der Maschinen vernichtet. Die Eindringlinge wußten inzwischen, wohin sie feuern mußten, um die Robots kampfunfähig machen zu können. Sie wechselten die Stellung und die Taktik. Während einige von ihnen den Rest der Maschinen unter ein wütendes Feuer nahmen, sprang die andere Hälfte der Gruppe auf und rannte, geschützt durch die Aktionen der Partner, auf die Gleiter zu. Kaum hatten sie die Expeditionsfahrzeuge erreicht, schwenkten deren Geschützrohre herum. Eine Serie gezielter Schüsse aus den schweren Waffen verwandelte die summenden Maschinen in Schrott. "Hierher! Geschafft!" schrie Zeno. Die Mannschaften enterten die restlichen Gleiter. Dann heulten neunzehn Maschinen auf und brachten die Geräte in die Höhe. Die Gleiter schwebten auf den Eingang zu. Die Herden der Tiere und die Vogelschwärme, die von dem grandiosen Schauspiel aus Feuer und Lärm geflohen waren, zerstreuten sich in alle Richtungen: Zeno grinste kurz, diese Aktion hatte den robotischen Gegner geschwächt und sie selbst um ein Vielfaches stärker gemacht. Jetzt hatten sie neunzehn Gleiter mit mehreren schweren Geschützen und dem üblichen Vorrat an Bomben und Geräten, mit denen ihre Chancen, nach Naupaum zurückzukehren, geradezu auffällig gestiegen waren. "Rhodan und Heltamosch!" schrie Zeno in sein Mikrophon: "Wir kommen! Meldet euch!" Die Geschwindigkeit der Gleiter erhöhte sich, als die Maschinen den Ringkorridor entlangrasten, auf den Ort zu, wo sich die beiden Gruppen gegen einen neuen Schwarm von Robots verteidigten. Plötzlich mischte sich in den Lärm der zahlreichen Funkgespräche eine neue, drohende Stimme.
Es war der Hundertkämpfer. 10. Die ersten drei oder vier Male waren die, schlimmsten. Dann begann man abzustumpfen und nahm den Umstand, daß man immer wieder davonkam, als gegeben hin. Ich meine: die ersten Begegnungen mit dem Tod, dem Ende des eigenen Lebens, waren die wirklichen Schocks. Die Wiederholungen waren es, die einen gleichgültig und risikofreudiger werden ließen. Auch mich. Ich faßte diese Gedanken, weil ich wieder einmal zu der Ansicht kommen mußte, daß wir die folgende Stunde nicht überleben würden. Um es genau zu sagen: es sah verdammt schlecht für uns aus. Der Robot warf alles, was er hatte, uns entgegen. "Um es brutal ehrlich zu sagen", wandte ich mich an Rhodan, der neben mir hinter einer halb mannshohen Bodenschwelle lag und seine schwere Zweihandwaffe auf einen gigantischen Roboter richtete, der aus mindestens zehn verschiedenen Öffnungen auf uns feuerte. "Ja?" "Um ehrlich zu sein - dies scheint das letzte Aufgebot zu sein. Ich glaube, daß Donktoschs Gehirn die letzte Notschaltung aktiviert hat." "So sieht es aus. Wo bleiben die Gleiter?" fragte Rhodan. Wieder machte ein Inferno aus Lärm und Strahlenschauern eine Unterhaltung unmöglich. "Keine Ahnung!" erwiderte ich.. Rund siebzig Männer befanden sich hier. Zwanzig Männer hatten versucht, die Gleiter heranzuschaffen. Also gab es bisher rund zehn Tote. Wir waren auf unserer Suche nach dem eigentlichen letzten Gerät in eine riesige Halle geraten. Sie bestand bei einer kreisförmigen Grundkonzeption aus verschieden hohen Ebenen, die mit seltsamen Maschinen und Schaltungen angefüllt waren. Riesige Barrieren aus Stein schützten die Maschinen. Lange, schmale Stege spannten sich von Ebene zu Ebene. Es gab Treppen und Rampen und kleine Podeste, die völlig leer waren. Die Decke dieser Halle bestand aus lauter sechseckigen, wabenförmigen Elementen. Jedes dieser Teile brannte in einem anderen Gelb. Genau im Scheitelpunkt war die Beleuchtung am hellsten, dort, wo die Ebenen des Bodens mit der Felsenkuppel zusammenstießen, war das Licht bernsteinfarben und gespenstisch. Wir waren zurückgeschlagen worden und bewegten uns von Ebene zu Ebene dorthin zurück, woher wir gekommen waren, nämlich eine spiralige Rampe entlang in den Ringkorridor. Rhodan schrie wütend: "Wo bleiben die Gleiter? Zeno wird doch nicht etwa gefallen sein ?" Heltamosch und eine kleine Gruppe von Männern in Kampfanzügen wagten einen konzentrierten Feuerüberfall auf eine der Maschinen, die halb schwebend, halb auf schmalen Gleisketten fahrend, sich auf uns zubewegte. Die Robots hatten eine Schutzautomatik, die ihnen Wirkungsfeuer auf die Geräte verbot. Ein glühender Hagel aus Strahlen schlug auf den Kampfrobot herunter. Heltamosch schien halb irre vor Wut zu sein. Tatsächlich detonierte eine Kuppel der Maschine. Eine Stichflamme zuckte senkrecht zur Decke und ließ dort einen Beleuchtungskörper zerbersten. Ich wollte Rhodan gerade antworten und sah ihn an, da merkte ich, daß Perry an mir vorbeiblickte. Seine Augen weiteten sich in ungläubigem Staunen. Hinter uns flüchtete eine Gruppe eine Rampe aufwärts und verschwand im Schutz einer Steinbarriere. "Was...?" Er drehte mich an den Schultern herum und deutete nach vorn. Ich erschrak, ich sah, was Rhodan so verblüfft hatte. "Goliath!" rief Perry. Ich verstand nicht, was er meinte. Jedenfalls hatte er diesem riesigen Ding, das sich von dort näherte, einen Namen gegeben. Hinter ihm folgte eine kleine Armee von Robotern. Ihre Formen und ihr Aussehen zu beschreiben war unmöglich, aber eines hatten sie alle gemeinsam: Sie wirkten drohend. Sie fluteten förmlich über die verschiedenen Ebenen herunter und kamen in breiter Linie und tief gestaffelt auf uns zu. Da die Halle mehr als einen Kilometer durchmaß, waren sie noch mehr als achthundert Meter von uns entfernt. "Perry!" schrie eine aufgeregte Stimme aus den Kopfhörern und den Lautsprechern der kleinen Funkgeräte. "Ja? Ruft hier Heltamosch?" "Was ist das, dort vorn? Ein neuer Feind?" "Es sieht so aus!" sagte Rhodan laut. Plötzlich knisterte es in allen Lautsprechern. Eine Störung. Als dieses nervenzerfetzende Geräusch abgeklungen war, hörten wir die fremde Stimme. Sie war laut und dröhnend, aber irgendwie wirkte sie wie das Zischen einer großen Schlange. Ich bin der Hundertkämpfer!" schrie der Ankömmling, den wir jetzt genau erkannten. "Ich bin das PehrtusGehirn von Donktosch in einem neuen Körper, in dem herrlichen Instrument des Hundertkämpfers! Ich bin gekommen, um euch alle zu töten. Ich habe die Robotschaltungen und die Rechengehirne davon informiert, daß der Planet keineswegs gefährdet ist. Die ferngesteuerten Robots funken bereits die harmlosen Bilder in die Rechenzentren. Auch euer letztes Druckmittel ist sinnlos geworden. Die vier Beiboote werde ich vernichten, nachdem ich euch alle getötet habe." "Rhodan und Heltamosch!" rief plötzlich Zeno dazwischen. "Wir kommen!" Mit Sicherheit hörten sie ebenfalls, was dieser zu neuem Leben erwachte Pehrtus schrie. Irgendwo lag der Körper von Donktosch, unfähig, auch die kleinste Handlung durchzuführen. Oder hatten ihn die Maschinen getötet, nachdem er als Träger des Gehirns nicht mehr länger notwendig war? Wir wußten es nicht. Rhodan stand auf und brüllte, so laut er konnte, ohne Rücksicht darauf, ob ihn der Goliath hörte oder nicht: "Heltamosch! Wir gehen zurück! Wir verschanzen uns im Eingang und beginnen, die Maschinen des Catron-Strahls zu zerstören." "Verstanden!" kam es halbwegs vom anderen Ende der Halle. Ich war ziemlich sicher, daß Rhodan nicht bluffte. Aber die Wirkung seiner Antwort war auf einmal zu sehen. Goliath griff an. Er beherrschte das Kommandogehirn, also jenen Teil, der für die Abwehr verantwortlich war. Atemlose Spannung griff nach uns, als wir uns zurückzogen, aber nicht, ohne bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu feuern. Neben Goliath brachen die Maschinen auseinander. Er stapfte ungehindert weiter, geschützt durch seine vielen farbigen Schutzfelder, die ihn wie ein bizarres Blumenwesen aussehen ließen. Die Energie prallte von diesem zusammengesetzten Schirm wirkungslos ab. Auch als einer der Gleiter im Ausgang der Halle erschien und aus sämtlichen Rohren zu feuern begann, bewegte sich der Riese ungehindert vorwärts. Neben ihm loderten die Maschinen auf, aber sie wurden aus dem Hintergrund durch einen ständigen Strom neuer Geräte ersetzt. Eine riesige Antigravplattform, auf deren Ladefläche schwere Robots standen und auf uns feuerten, blieb plötzlich in der Luft stehen. Ich hatte ihr sensorisches Zentrum getroffen. Die Maschinen feuerten weiter. "Ihr seht, daß ihr keine Chancen mehr habt!" schrie Goliath. Er war der eigentliche Befehlshaber-der Robottruppen. Und wir brauchten keine Phantasie, um uns vorzustellen, wie sehr er uns haßte. Niemand von uns antwortete. Wir hatten wenig Chancen, aber wir waren noch lange nicht geschlagen. Ein seltsames Bild: Die Wracks einiger großer Kampfroboter standen und lagen auf den verschieden hohen Plattformen. Einige von ihnen brannten, andere sandten schwarze Rauchwolken aus. Unsere Männer zogen sich in kleinen Gruppen zurück, während Kameraden in der Nähe ihnen Feuerschutz gaben. Rhodan und ich standen hinter einer steinernen Abgrenzung und feuerten gezielt mit unseren schweren Waffen auf den Goliath. Aber auch unsere perfekten Treffer konnten den Riesen nicht aus denn Tritt bringen. Er schob sich unaufhaltsam vorwärts. Rhodan sagte verhältnismäßig ruhig: "Wir haben keine Chancen gegen Goliath. Er treibt uns buchstäblich vor sich her. Ich warte nur auf den Augenblick, wo er seine lanzenähnliche Waffe einsetzt!"
"Dort hinten sind die Gleiter. Sie koordinieren gerade ihre Feuerkraft!" warf ich ein. "Das wird nichts nützen. Woran erinnert mich dieser Name...?" sinnierte Rhodan. Noch waren wir am Leben. Der Rückzug ging ohne Panik vor sich. Mehr und mehr Leute versammelten sich in der Nähe des Ausgangs. Heltamosch stand zwischen den Gleitern, die alle ihre Geschütze auf Goliath richteten. "Feuer!" "Ihr habt nur noch Sekunden zu leben...", schrie Goliath und hob langsam seine Waffe. Im selben Augen'blick traf ihn das Feuer aus zwanzig oder mehr Geschützen. Eine dicke Säule, vielfarbig und lodernd, schoß durch den Saal und traf den Giganten. Diese künstliche Kampfmaschine wankte nicht einmal. Die Schirme sie schienen ganz besondere Konstruktionen zu sein - leiten die Energien nach allen Richtungen ab. Dort, wo Goliath gegangen war, zeichneten sich brennende Spuren ab. Wieder, nach einer Serie von Sprüngen, packte mich Rhodan an der Hand. "Ich brauche Uyfinom! Besorge mir welches!" "Wozu?" "Uninteressant! Ich brauche einen solchen Brocken." Rhodan zeigte etwa doppelte Faustgröße an. Ich überlegte. Die Strahlung dieses Minerals war hier in der Halle besonders hoch gewesen. Also würden viele Maschinen und eine Menge von Umformern mit diesem Zeug betrieben werden. Ich nickte Perry zu und rannte zwanzig Meter geradeaus, bis ich mich in voller Deckung befand und von Goliath nicht gesehen werden konnte. Woran Rhodan dachte, wußte ich nicht. Vielleicht war ihm bei diesem Namen etwas eingefallen. "Schnell, ich brauche das Mineral!" schrie Rhodan. Noch immer leisteten wir Widerstand. Die Maschinen auf der Antigravplattform waren ausgebrannt. Die Plattform selbst funktionierte noch voll, aber sie gehorchte keinem Lenkimpuls mehr. Sie schob ihre Vorderkante an eine Steinbarriere und bewegte sich nicht. "Gayt! Tempo! Es kann die Rettung sein!" ' "Ja! Ich suche ja gerade!" Ich handelte rein instinktiv. Als ich mich ein letztes Mal umdrehte, sah ich gerade, wie Rhodan den langen Riemen der Waffe aus den Befestigungen riß und den dicken Fleck aus imprägniertem Spezialstoff, der als Schulterauflage diente, in die Mitte des Gurtes zerrte. Dann hob ich meine Waffe und nahm den Energieteil der großen Umformermaschine unter Feuer. Der Strahl trennte die Vorderklappe von den Seitenwänden. Glutflüssig lief das Metall nach unten. Ein Funkenschauer zwang mich zurückzuspringen. Meine Hautschuppen schienen brennen zu wollen.. Hinter uns kam unaufhaltsam die Walze der Maschinen näher. Der Goliath und die kleinen Roboter. Für jeden, den wir niederschossen, kamen zwei aus dem Hintergrund herangeschwebt. Endlich konnte ich die Platte wegreißen. Ich schleuderte sie einem kleinen Robot entgegen, der in einem Zickzackflug durch die Halle taumelte und auf mich eindrang. Das kreiselnde heiße Blech und die Maschine prallten zusammen. Es gab einen Energieblitz, und Teile regneten neben mir auf den Boden. "Hier ist Torytrae!" schrie eine Stimme. "Ich höre!" rief Rhodan zurück. Seine Stimme klang gepreßt, als stünde er in einer gewaltigen Kraftanstrengung. Ich griff nach vorn'und riß den Brocken des Minerals aus den Halteklemmen. Als ich mit einem gewaltigen Ruck, den ich bis in die Schultermuskeln spürte, den Arm zurückbewegte, ringelten sich vielfarbige Stränge und Kabel hinter dem Mineral her. "Der Schirm dieses Hundertkämpfers ist undurchdringlich! Nicht einmal die Gleitergeschütze halten ihn auf." "Ich habe es gesehen!" schrie Rhodan. "Ich versuche ein anderes Verfahren!" "Wir brauchen eine Waffe mit sechsdimensionalem Effekt!" schrie Torytrae. "Ein Uyfinom-Strahler muß gefunden werden!" Ich spurtete zurück zu Rhodan, der mir zunickte und mir den Brocken aus der Hand riß. "Schnell! In Deckung!" sagte er. Wir warfen uns zwischen die Trümmer von einigen zerstörten und abgestürzten Kampfmaschinen. "Was hast du vor?" -flüsterte ich. Inzwischen hatten alle unsere Männer die Halle geräumt. Sie befanden sich im Schutz der Gleiter direkt am Eingang und feuerten auf die Roboter und besonders auf Goliath. "Goliath und David. Eine Geschichte aus meiner Galaxis, ein bekanntes Kämpferpaar von Terra. Goliath war der Riese." Auch ich wußte, daß oft die einzige Chance gegen eine höchstorganisierte Waffe eine ausgesprochen primitive Abwehr sein konnte. Eine simple Fallgrube kann für einen Einzelkämpfer mit Hochenergiewaffen und Schutzschirm zu einer tödlichen Sache werden. Die Waffe, die Rhodan hier anzuwenden versuchte, -war ebenso primitiv, auch wenn ich nicht begriff, was er vorhatte. Eine Waffe mit einem Brocken reinen Uyfinoms? "Heltamosch!" sagte Rhodan leise. Das Risiko bestand, daß gerade das, was er jetzt sagen wollte, vom Goliath mitgehört wurde. ",ja?" "Ich muß dreißig Meter von Goliath entfernt sein. Lenke ihn ab! Alles Feuer auf ihn! Blendet ihn!" "Wird gemacht, Perry!" war die Antwort. "Was haben Sie vor, Fremder?" Das war Torytraes Stimme gewesen. "Eine Überraschung!" antwortete Rhodan lakonisch und duckte sich wieder. Der Hundertkämpfer hatte ihn vielleicht gehört, aber ihn nicht sehen können. Ich fühlte, wie ich vor Aufregung zu zittern begann. Wenn es Rhodan auf seine merkwürdige Weise nicht gelang, den Goliath-aufzuhalten, waren wir alle verloren. Dieses Rätselwesen würde uns rund um den Planeten jagen und einen nach dem anderen töten. Schlagartig hörte sämtlicher Beschuß auf. Wir hörten nur noch das dröhnende Rasseln, mit dem Goliath mitten durch die Halle auf uns zukam. Er ging langsam, und sein Körper schien sehr schwer zu sein. War es biologisches Gewebe oder ein metallener Robot? Die Reihe der Roboter neben und hinter ihm blieb immer auf gleicher Höhe. Sie bildeten einen lebenden Wall, der wie die Flutwelle an einem felsigen Strand heranrollte. Die Ruhe, die sich in der Felsenhalle ausbreitete, betäubte uns fast. Einige Sekunden vergingen. Ich hielt den Atem an. Langsam kam der Goliath in unser Blickfeld. Vierzig Meter entfernt. Fünfunddreißig. Wie eine Traube drängten sich unsere etwa neunzig Männer zwischen den Gleitern zusammen. Hundertfünfzig Waffenläufe richteten sich nun auf den Goliath. Irrte ich, oder sah ich in diesem insektenartigen, aber sehr flach gebauten Gesicht so etwas wie ein Lächeln der Verachtung? Fünfundzwanzig Meter. Heltamosch sagte mit geradezu übernatürlicher Ruhe: "Feuer eröffnen!" Ein gewaltiger Donnerschlag entfaltete sich. Er schlug an unsere Trommelfelle und brachte sämtliche Trümmer, sämtliche lockeren Dinge und alle Gläser zum Klingen und Klirren. Die Strahlen vereinigten sich zu einem dicken Strang, der sich zu drehen schien. Eine unerträgliche Helligkeit breitete sich aus. Wir alle konnten nicht in den Strahl blicken. Neben mir sprang Perry Rhodan auf und hob die Hand. Ich sah, daß er beide Enden des Riemens in der Hand hielt, während der Brocken des. Minerals in der Trageschlaufe ruhte. Rhodans Arm begann sich über seinem Kopf zu drehen wie ein Propeller. Eineinhalb Meter weit kreiste der Brocken. Ich schwieg und stand langsam auf. Ich war wie erstarrt. Dann löste Rhodan den Griff seiner Finger. Die Schleuderbewegung war so schnell gewesen, daß man keine Einzelheiten mehr sehen konnte, nur einen verwischten Kreis. Als der eine Riemen sich löste, verließ der Brocken auf einer Geraden den Kreis und sauste auf den Goliath zu. Der Brocken war keine Sekunde lang in der Luft, dann traf er auf die blitzumtobten Schirme des Ungeheuers. Ein zusätzlicher Funkenregen entstand, aber das Mineral durchschlug den Schirm.
Goliath stieß ein Brüllen aus, das sich mit dem Dröhnen der vielen Waffen vermischte. Dann blieb er stehen, begann zu taumeln und drehte sich mehrmals um die eigene Achse. Dann fiel er der Länge nach um. Der Schirm flackerte auf wie ein Regenbogen. Er zeigte starke Farbveränderungen und kleine Strukturrisse. Der Beschuß hörte nur langsam auf. Nach und nach sahen die zum Teil geblendeten Männer, daß sie keinen Grund mehr hatten, ihre Waffen abzufeuern. Goliath lang ausgestreckt am Boden. Seinen Fingern war die lange, lanzenähnliche Waffe entfallen. Augenblicklich hatten alle anderen Robots das Feuer eingestellt. Sie standen regungslos da. Wir hatten gewonnen. 11. Rhodan und ich starrten uns an. Dann brach ich ein befreiendes Gelächter aus und schlug Rhodan auf die Schulter. "Du warst ein hervorragender David!" sagte ich: "Was war das für eine Waffe?" Rhodan grinste kurz, wurde aber schlagartig wieder ernst. "Eine Schleuder. Eine primitive Waffe, die schon meine. Vorfahren kannten. Wir müssen schnell handeln, GaytCoor, denn wir haben noch lange nicht gewonnen." Unsere Männer brachen in ein Triumphgeschrei aus und liefen auf uns zu. "Zwei Gruppen!" schlug ich vor. "Richtig. Du leitest die eine. Sucht Donktosch und versucht, dieses Gehirn wieder zurückzuverpflanzen." "Geht in Ordnung. Und Heltamosch und du?" "Wir suchen dieses letzte Reservegehirn und vernichten es. Dann gehört der Planet uns. Außerdem warten noch vier Beiboote auf die Landung. Schnell, mein Freund. Wer schnell handelt, handelt mit größerer Effektivität." "Ich fliege!" versicherte ich. Sofort teilten wir zwei Gruppen ein. Torytrae, Zeno, Rhodan und Heltamosch rannten mit etwa vierzig Wissenschaftlern und Offizieren auf die Gleiter zu und begannen mit ihrer Suche. Solange der Verstand nicht wieder von Donktosch kontrolliert wurde, würden wir wohl mehr oder weniger vergeblich suchen. Ich winkte meine Männer zu mir und sagte: "Zuerst der Körper des Goliath. Wir haben gesehen, daß er wahnsinnig schwer ist. Fahrt diese Plattform dort drüben heran - vermutlich müßt ihr das Gerät auf manuelle oder Reparaturschaltung stellen. Dann rollt die Bestie drauf: Laßt das Uyfinom neben ihm liegen - es lähmt ihn." Das würde eine Weile dauern. Ich versuchte inzwischen, den Weg zurückzuverfolgen, den dieses Ding genommen hatte. Vielleicht fand ich an seinem Ende unseren Freund Donktosch. "Ihr dort, und Sie, und du hinter mir her! Bringt ein paar Gleiter mit, ich gehe ungern zu Fuß!" "Verstanden!" Wir waren zehn Männer. Wir kletterten in unsere reichlich mitgenommen Gleiter und stiegen genügend hoch auf, um nicht mit den Trümmern und den stillgelegten Robots zu kollidieren. Dann schwebten die drei Gleiter auf den gegenüberliegenden Ausgang der Halle zu. Von hier aus hatte dieser merkwürdige Golem seinen Siegeszug angetreten. "Was ist eigentlich wirklich passiert? Wir haben nichts erkennen können?" fragte mich einer der Männer. Gutgelaunt erklärte ich es ihm. Der Schutzschirm war einem langsam fliegenden Gegenstand, der sechsdimensional strahlte, nicht gewachsen gewesen. Inzwischen hatten wir gemerkt, daß der Brocken nicht nur den Schirm durchschlagen, sondern auch noch den Schädel dieses Insektenwesens getroffen hatte. Das dort eingebettete Pehrtus-Gehirn wurde von dem Aufprall und wohl auch von diesem sechsdimensionalen Mineral so schwer erschüttert, daß es die Kontrolle über sich verlor und bewußtlos wurde. Daß sämtliche Robots schlagartig stehengeblieben 'waren, bedeutete nichts anderes, als daß der Golem die Verteidigungsanlagen kontrolliert hatte. "Hier sind wir! Woher kam das Ding?" murmelte ich, als wir das Ende der Halle erreicht hatten. Wir sahen uns um. "Erst einmal geradeaus. Vielleicht hat er die Türen hinter sich offen gelassen!" meinte jemand mit dem schwachen Versuch, humorvoll zu sein. "Keine so üble Idee!" sagte ich. Wenn wir Donktosch mit seinem "alten" Gehirn wieder haben könnten, dann würde er uns alles sehr genau sagen können. Aber solange wir nicht den Raum fanden, in dem der Goliath sein Hirn hatte verpflanzen lassen, würden wir auch von Donktosch nichts erfahren. "Weitersuchen!" sagte ich kurz. Langsam glitten die Fahrzeuge weiter. In dem schmalen Korridor, der hierher führte, gab es keine Türen und keine Schotte, keinerlei Öffnungen. Wir fuhren weiter. Schließlich, nach einigen Minuten, hielt ich es nicht mehr aus und sprang aus dem Gleiter. Spuren? Abdrücke? Ich war kein Fährtenleser, aber vielleicht fand ich irgendwelche Dinge, die er verloren hatte, oder die uns auf die Spur des synthetischen Ungeheuers brachten. Während ich an der Wand entlangstrich, schwebten die beiden Gleiter hinter mir her. Weiter ging es, Schritt um Schritt. Die Gegenseite wurde von meinen Leuten beobachtet, aber sie sahen nichts, weil es einfach nichts zu sehen gab. "Verdammt! Er kann doch nicht durch die Luft geflogen sein!" sagte ich. Zwischen dem Augenblick, als Donktosch sich losriß und flüchtete, und zwischen der ersten Beobachtung dieses Monstrums war nicht viel Zeit vergangen. Zog ich die vermutliche Dauer des Gehirn-Übermittlungsverfahrens in Betracht, konnten weder Donktosch noch das Pehrtus-Gehirn im Körper des Goliath nennenswerte Strecken zurückgelegt haben. "Nein, er kann wirklich nicht durch die Luft geflogen sein!" stellte ich beunruhigt fest. Ich ging weiter. Verdammt! Er mußte doch hier entlang gekommen sein. Und wo waren diese gewaltigen Mengen von Robots hergekommen? Ich beschleunigte meine Schritte und umklammerte die Griffe meiner Waffe. Und meine Geduld wurde belohnt. Hundert Schritte weiter stießen wir zuerst auf einen Saal, der sehenswert war. Erstens: Hier gab es unzählige Anschlüsse und sämtliche Zeichen dafür, daß die vielen Robots sich hier aufgehalten hatten. Vermutlich Jahrhunderte lang, immer wieder gewartet und überholt. Zweitens: Die hochautomatisierten Werkbänke und umfangreiche Ersatzteillager an den Wänden bewiesen, daß sich die Maschinen nicht nur selbst reparierten, sondern vermutlich auch andere Anlagen. "Von hier kamen die Robots!" stellte ein Mann aus dem ersten Gleiter fest und deutete in den Raum hinein. "Zweifelsfrei!" bestätigte ich. Wir gingen, beziehungsweise wir schwebten weiter. Schließlich entdeckten wir ein großes Schott, das weit offen stand. Ich spähte hinein und sah mich am Anfang eines schräg nach unten führenden Schachtes mit glatten, anscheinend metallenen Wänden. "Hier entlang, Freunde!" rief ich. "Wir sind auf dem richtigen Weg! Vermutlich kam er von hier!" Die Gleiter bogen ab und folgten mir. Ich schwang mich wieder in den Sitz und deutete nach vorn. Es dauerte nur Sekunden, dann sahen wir, daß wir den richtigen Weg eingeschlagen hatten. Ein offenes Schott führte uns dreihundert Meter weiter in einen Raum, der mit Instrumenten und Geräten angefüllt war - und als ich absprang und hineinrannte, sah ich das Gesicht von Donktosch, der angeschnallt und an alle möglichen Geräte angeschlossen auf einer schwenkbaren Liege ausgestreckt war. "Zurück!" sagte ich. "Wir haben die PGT-Station entdeckt. Holen wir den Goliath!" Die Gleiter wendeten, und wir rasten im schärfsten Tempo zurück. * Mit der Antigravplattform und anderen robotischen Geräten hatte die andere Gruppe den schweren Körper auf die Plattform gezerrt. Er lag wie zerschmettert da. Die Schutzschirme waren noch in Betrieb, aber ihr Flackern
wurde immer stärker. Neben dem Insektenkopf lag der doppelt faustgroße. Brocken des strahlenden Minerals und blockierte noch immer die Tätigkeit des Gehirns. "Die Gehirnüberreste von Donktosch können den Körper nicht mehr bewegen!" sagte ich und schaltete mein Funkgerät wieder ein. "Bringt den - Körper in die Station, bitte!" "Wird gemacht! Sollen wir..." "Nein", sagte ich scharf. "Wir werden warten, bis Torytrae bei uns ist. Er kennt die Technik besser als wir alle." "Verstanden. Wir bereiten alles vor!" "Ich stimmte zu. Die Schwebeplattform, von einem unserer Cheftechniker gesteuert, schwebte mit der schweren Last durch die Halle. Noch immer herrschte die wohltuende Stille nach dem wütenden Kampf. Wir alle waren erschöpft. Seit dem ersten Versuch, das Schiff um wichtige Einrichtungen zu erleichtern, waren rund drei Tage vergangen. Ich lauschte auf die Signale, die aus dem kleinen Lautsprecher des Funkgerätes kamen, blickte dem Gleiter nach und sagte dann: "Hier Gayt-Coor. Ich rufe Heltamosch oder Rhodan." Die beiden Gruppen schienen ziemlich weit entfernt zu sein. Schließlich erwiderte Heltamosch dünn: "Wir sind hier. Was gibt es?" "Haben Sie die Reserve-Abwehrmaschinen schon entdeckt?" "Ja. Laut Torytrae stehen wir davor. Wir führen gerade die Tests durch und legen unsere Zeitzünderbomben. Anschließend sollten wir endgültig Ruhe haben. Wie weit seid ihr mit dem Goliath?" "Wir brauchen Torytrae. Er muß uns bei der Transplantation helfen. Wir haben Angst, die falschen Schalter zu drücken." "Ich schicke ihn sofort los Wo seid ihr?" Ich sagte es und schilderte auch den Weg bis zur PGT-Statiön, dann hörte ich Rhodan sagen: "Gayt-Coor, ihr wart großartig. Wir sind einen riesigen Schritt weitergekommen!" "Ich hoffe es!" "Wir zünden in wenigen Minuten unsere Bomben. Und dann schalten wir eine Zeit der Ruhe ein. Wir können auch die vier Beiboote landen lassen. Der Planet gehört uns." "Nicht zu voreilig!" warnte ich. "Keine Sorge." * Wir standen in der kleinen Überlebenskammer und bewunderten die vorhandene Technik. Wir hatten es geschafft, den Goliath auf den Platz zu - bringen, den vorher Donktosch innegehabt hatte. Donktosch lag auf der gatten Fläche, auf der jener fremde Körper ausgestreckt gewesen war. "Ich denke, ich habe keinen Fehler gemacht!" murmelte Torytrae und kontrollierte noch einmal seine Schaltungen. "Robotgehirn?" Trotz des Umstandes, daß der Chef dieser. Anlage - eben der Goliath -ausgefallen war, antwortete die Robotstimme dieser PGT-Anlage: "Ich bin bereit, die Transplantation durchzuführen." Dann ertönte ein Signal. Ein Knistern und ein Summen erfüllte die Luft, dann begannen die Augenlider von Donktosch zu flattern. Die Hände einiger Männer fuhren zu den Kolben der Waffen. "Donktosch?" fragte Torytrae nach einer erstaunlich langen Weile. Der Wissenschaftler erwiderte mit schwacher, brüchiger Stimme: "Sie haben gewonnen. Oder ich habe gewonnen ich habe das Gehirn unter Kontrolle. Im selben Augenblick erschütterte eine ferne Detonation die Felsen. Einige Lampen erloschen. Langsam schob sich die Plattform mit dem Körper des Hundertkämpfers aus der PGT-Anlage heraus. Wir alle, rund zwei Dutzend Männer, blickten mit starren Augen auf diese helle Fläche. Wir mußten zusehen, wie der Körper sich auflöste, langsam zu Staub zerfiel und schließlich nicht mehr war als eine Handvoll Asche, die in einem langen Streifen auf der Platte lag. Das Ende der künstlichen Züchtung Ich sagte dumpf: "Rhodan und Heltamosch haben eben das Abwehrgehirn vernichtet. Wir hörten die Explosionen. Und der Hundertkämpfer ist zu Asche zerfallen. Es sieht so aus, als wären wir für den Augenblick gerettet." Torytrae deutete auf Donktosch, der sich langsam, auf zwei Männer gestützt, von seinem Lager erhob. "Wir brauchen den- Pehrtus-Verstand! Er muß uns den Weg zur Transmitterstation zeigen. Denn dies ist für uns jetzt die wichtigste Arbeit. Aber wir sollten zuerst zu den anderen zurückgehen." Ich war unendlich erleichtert. Donktosch würde uns den Weg zu der Station zeigen. Von dort aus konnten wir alle oder nur wenige von uns zurückkehren nach Naupaum und Hilfe holen. Und vielleicht kam Rhodan auf diese Weise auch bald zurück in seine Heimat. Obwohl ich sein Freund war, würde ich, es ihm gönnen. Allerdings würde ich einen der besten Kaineraden und Kämpfer verlieren, den ich je gehabt hatte. ENDE Um Heltamosch und den überlebenden seiner Expedition Hilfe zu leisten, sind Perry Rhodan, der Terraner, und Torytrae, der Yuloc, bereit, ein großes Wagnis einzugehen. Sie wollen auf schnellstem Wege zurück nach Naupaum - und sie benutzen DIE CATRON-ADER