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KONSTANTIN
KAVAFIS GEDICHTE •
DAS GESAMMELTE WERK • EINGELEITET UND AUS DEM NEUGRIECHISCHEN ÜBERTRAGEN VON HELMUT ...
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KONSTANTIN
KAVAFIS GEDICHTE •
DAS GESAMMELTE WERK • EINGELEITET UND AUS DEM NEUGRIECHISCHEN ÜBERTRAGEN VON HELMUT VON DEN STEINEN
CASTRVM PEREGRINI PRESSE AMSTERDAM • MCMLXXXV
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CASTRVM PEREGRINI WURDE 1950 UNTER DER PATENSCHAFT VON CARL AUGUST KLEIN†, WILHELM FRAENGER† UND LOTHAR HELBING BEGRÜNDET VON J.E.ZEYLMANS VAN EMMICHOVEN HERAUSGEBER UND SCHRIFTLEITUNG M .R.GOLDSCHMIDT . BEIRAT: CLAUS VICTOR BOCK [LONDON], KARLHANS KLUNCKER [BONN], C.M.STIBBE [ROM]. POSTBOX 645 . 1000 AP AMSTERDAM ALLE RECHTE VORBEHALTEN / ALL RIGHTS RESERVED © STICHTING CASTRVM PEREGRINI AMSTERDAM PRINTED IN THE NETHERLANDS ISBN 9O6O34
054 X
AUSSTATTUNG : PIET C. COSSEE / DRUCK: GEUZE & CO, DORDRECHT
MAOI
n 2003
2003/III-1.0
NON-PROFIT – NICHT ZUM VERKAUF BESTIMMT
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HELMUT VON DEN STEINEN
EINFÜHRUNG ZU DEN GEDICHTEN VON KONSTANTIN KAVAFIS In das Geistgebiet Europa, das heute unerbittlich von der Krise innerster Selbstprüfung in Untergang und Übergang geschüttelt wird, bringt das schmale Werk des neugriechischen Dichters Konstantin Kavafis eine Botschaft metallnen Klanges, scharf zugleich und zart, wie von antiker Kithara, dessen erregende, uns stärkende Schönheit nicht im Lärm heftigerer Stimmen erstickt werden sollte. Kavafis, der künftige Beschwörer von Geistern, ward im Jahr 1863 in dem gemässen Lebenskreis einer ephemeren Geisterbeschwörung der Geschichte (die durch ihn zu einem wesentlichen Vorgang wurde) geboren. Es geschah in Alexandrien, das ein halbes Jahrhundert vor der Geburt seines unheimlichen Sohnes noch wenig mehr als ein arabisches Fischerdorf gewesen war und heute, wenige Jahrzehnte nach dem Tod desselben, als wimmelnde Geschäftsstadt vom dunklen Aufruhr des neuägyptischen Nationalismus verschlungen wird. In der kurzen Periode dazwischen flammte hier die Erinnerung an den griechischen Glanz auf, an die Glorie der vom Halbgott gegründeten Weltstadt des Hellenismus. Die Griechen, die heute wieder gehen, kamen damals wieder, ein betriebsames und redseliges Völkchen, zum Medium der gespenstigen Rückkehr des einstigen Lebenszaubers an seine alte, verödete und nun wieder verödende Stätte vorzüglich geeignet. Der Baumwollhandel lockte sie an. Auch der Vater des Dichters, der wie seine Mutter aus alter Familie Konstantinopels stammte, wurde in diesem Geschäftszweig reich, so dass er seinen zahlreichen Kindern eine herrschaftliche Jugend, gute byzantinische Manieren mit modernem Luxus ver5
bindend, bieten konnte. Nach seinem frühen Tode musste man sich allerdings stark einschränken. Der junge Kostas’ wurde für mehrere Jahre seiner Erziehung nach England geschickt. Nach seiner Rückkehr und einigen Reisen führte er in der Hafenstadt eine, man könnte sagen, maassvolle Geniesserexistenz, seinen Neigungen nachgebend. Doch entschloss er sich nach einigen Jahren, sein Leben in jeder Hinsicht zu ordnen, und trat als Bürobeamter in den Dienst der englisch geführten Verwaltung der Irrigation durch den Nil, wo er bis kurz nach dem in Alexandrien nur durch interessante englische Besucher auffallenden Weltkrieg verblieb, um dann sein Alter in sorgenfreier Pensionierung hinzubringen. Von Anfang an beteiligte sich Kavafis, wie man denken kann, lebhaft an der literarischen Bewegung des Neuen Griechenlands. In seiner Jugend herrschte, von Athen und Konstantinopel aus geführt, der Klassizismus, auch in der Lyrik, der hartnäckig versuchte, eine gekünstelte, die altgriechische Grammatik erneuende Sprache als Organ der europäisch-romantischen Stimmung jener Zeit zu kultivieren. In diesem Stil muss der junge Dichter eine recht lange Reihe Ton Gedichten verfasst haben, die er später rigoros unterdrückte. Man hat ziemlich viele in alten Zeitschriften ausgegraben und gefunden, dass einige schon Motive enthalten, die er in seinem späteren Stil endgültig gestaltete. Gegen Ende des Jahrhunderts setzte sich nun in mächtigem Angriff die Bewegung der erneuerten Volkssprache durch, wobei es zu literarischen Kontroversen von unglaublicher Erbitterung und sogar, wie man sich erinnert, aus Anlass einer Übersetzung der Evangelien in die Volkssprache, in Athen zu einem Strassenkampf mit Verwundeten kam. Der byzantinisch gesittete Alexandriner blieb dieser Wildheit des Kontrastes fern. Jedoch in dem Augenblick, wo er die Sicherheit des reinen Ausdrucks seiner eigenen Vision gefunden hatte, musste dieser notwendig in der neuen Volkssprache, wenn auch ohne prinzipiellen Radikalismus, erfolgen. Alexandrien war einer der Mittelpunkte der jungen Bewegung
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geworden – ein lebhaftes, durchaus fruchtbares literarisches Treiben mit Zeitschriften, Gruppen, Diskussionen entstand, und Kavafis wurde allmählich der anerkannte Meister (natürlich mit eifriger Gegenclique), dessen Ansehen sich auch in Athen trotz vielfachen Widerstandes durchsetzte. Seine Produktion war quantitativ äusserst gemessen. Seit seinem neunundvierzigsten Lebensjahr (1911) sind die Gedichte genau datierbar. Damals hatte er gerade zwei Dutzend im eigenen meisterlichen Stil verfasst, den er also kaum vor der zweiten Hälfte seines siebenten Lebensjahrsiebents erreichte. In den folgenden zwanzig Jahren brachte er jährlich etwa zwischen vier und zehn Gedichte hervor – alle mit unendlicher Sorgfalt vorbereitet. Einige veröffentlichte er in Zeitschriften, zumal jenen Alexandriens, und liess sie sämtlich bei einem eigenen Drucker, in dessen Werkstatt er viele Stunden zubrachte, mit ebensoviel Schlichtheit wie Akribie auf einzelne Blätter drucken, die heute zu bibliophilen Kostbarkeiten geworden sind. Diese Blätter verschenkte er an seine Freunde entweder einzeln oder unter Zusammenfassung zu irgendeiner kleinen Gruppe. Die Herausgabe einer vollen Sammlung fasste er nie ins Auge, ja scheute nur den Gedanken daran als ein Zeichen seines eigenen Endes. Man kann das Leben, das dieser Dichter führte, ein Doppelleben nennen, aufgespalten in eine publike und eine intime Existenz. Genauer ist, zu sagen, dass es ein mit nie nachlassender, höchstbewusster Spannung geführtes Leben war, einzig und allein der dichterischen Verwirklichung seiner Vision geweiht. Für die gute griechische Gesellschaft Alexandriens war der Kyrios K. Kavafis ein angesehener kleiner älterer Herr aus bester Familie, für deren Interessen er eifrig sorgte, immer sehr korrekt gekleidet, mit reicher grauer Haarfülle und einer grossen Brille, hinter der sich nur für den Schärfersehenden das magische Feuer eines dunklen Augenpaares nicht verbarg. Literarische und persönliche Bizarrerien wurden als ein Zeichen seiner vornehmen Überlegenheit gern hingenommen. Dann war da der gewissenhafte, natürlich nicht über-
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arbeitete Beamte, der respektierte Freund englischer Herren, zumal während des Krieges, unter anderem des berühmten Romanschriftstellers E. M. Forster. Englisch sprach er vollkommen, ja, seine eigene Sprache mit einer leichten englischen Tonfarbe, die von Spöttern für affektiert erklärt wurde. Endlich war da der führende Literat des kräftigen alexandrinischen Literaturbetriebes, der sich wirklich von einem Hauch hellenistischer Geistigleit durchweht fühlen durfte. Die Begrüssungen, Sticheleien, Debatten auf der Strasse und in den Kaffeehäusern mit der liebenswürdigen zwanglosen Öffentlichkeit und mit ihrer guten Dosis kampflustiger Bosheit können wir noch leicht mithören. Kavafis war, wie es scheint, der beste Spötter, der schärfste Ironiker, der schlagfertigste Diskutierer. Relativ nähere Freunde versammelte er gern in seinem Hause nahe dem griechischen Krankenhaus in einer kleinen, nach dem deutschen Ägyptologen Lepsius genannten Strasse. Dort gab es im zweiten Stock das berühmte Besuchszimmer, nie allzu hell erleuchtet, mit Teppichen und orientalisierten Möbeln und arabischem älterem Diener, der die griechischen Schnäpse sowie die gesalzenen und gezuckerten Leckerbissen (nach geheimen Zeichen für Willkommene und Lästige sehr verschieden) servierte. Dort wurden viele Gedichte gelesen: Wie es heisst, las der Dichter seine eigenen nur ganz selten – in einem schlichten Gesprächston. Ausser der englischen kannte er die französische Literatur und auch die italienische hervorragend gut, während ihm alles Deutsche völlig fremd blieb. Seine unermüdliche Lektüre galt wohl am intensivsten den Geschichtswerken, die ihn bald zu den byzantinischen Historikern und dann zum gesamten antik-griechischen Schrifttum zurückführten, das er ohne Übersetzerhilfe (unter Neugriechen eine ebenso grosse Ausnahme wie unter sonstigen Europäern) geläufig las. Sowohl im intensiven Teil seiner Studien wie noch mehr in seinem persönlichen Dasein blieb er bewusst auf den griechischen Kreis beschränkt. Das ägyptische Hinterland der kleinen griechischen Insel, die dem Nilgebiet als griechische
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Kolonie Alexandrien am Mittelmeer vorgelagert ist, interessierte ihn nicht im mindesten. Es ist sogar fraglich, ob er je die Pyramiden gesehen hat, von den Geheimnissen des oberen Ägypten ganz zu schweigen. Sein Haus nun, seine einsame Junggesellenwohnung, war die Szene der furchtbarsten Dramen, die sich hier viele viele Nächte hindurch abspielten und erst in den Jahren des Greisenalters versöhnlicher ausklangen. Von fremden Zuschauern abgelöst, war der Dichter hier seinen Dämonen ausgeliefert, die ihn unaufhörlich mit den Bildern der Lust umgaukelten, gleichzeitig aber mit qualvollen Phantasien der Alters- und Todesangst peinigten. Im Nachlass hat man ganze Stösse von geheimen Heften und Zetteln gefunden, auf denen dieser Verkünder des Eros in den Minuten der Besessenheit selbst seine Eindrücke und Gefühle eiligst niederschrieb und die er seltsamerweise (gewiss ohne sie je wieder zu lesen) sorgfältig aufbewahrte. Sein Drama spielte sich keineswegs in bürgerlich moralischer oder christlich religiöser Ebene ab, von Gewissensskrupeln scheint wenig die Rede zu sein. Sondern es war ein Kampf der kosmischen Elementargewalten in dieser Seele, die, lustvolle Verheissungen, Bilder jugendlicher Schönheit vorgaukelnd, sich wehrte gegen den wütenden Andrang der Todesgespenster, der Krankheit, der Hässlichkeit, des Untergangs. In früheren Jahren trieb natürlich dieser Wirbel den Besessenen oft in die Nacht hinaus, auf die Jagd nach schönen Körpern, die schon in einigen Nebengassen nah vom Haus herumhuschten und dann im Hafenviertel nur allzu leicht zu finden waren. Ausser etwa in den frühesten Zeiten vitaler Leidenschaft scheinen diese nächtlichen Abenteuer keinen Moment rücksichtslosen Genusses, sondern immer nur chaotische Erregung gebracht zu haben, die dann erst eine durch viele Jahre nachwirkende Erinnerungskraft zu ertragbaren Sinnbildern der Dichtung umwandelte. Nie hat es in solchem hochgespannten und gefährlichen Leben auch nur den Schimmer eines Skandals gegeben. Fast siebzig Jahre trug diese ebenso zarte wie zähe
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Natur den Ansturm der Gewalten, dann aber erstickte der böse Dämon die Stimme, die so siegreich seine Niederlage durch die Macht des dichterischen Wortes verkündete, und schlug Kavafis mit unheilbarem Rachenkrebs. In Athen – seine erste Reise seit Jahrzehntes – suchte er vergeblich Hilfe bei berühmten Ärzten, doch hatte er noch die Freude, sich von Begeisterung und Verehrung der literarischen Jugend der Hauptstadt Griechenlands umgeben zu sehen. Er kehrte nach Haus zurück und erlag seinem Leiden im folgenden Jahr, wo auch sonst die Stimme europäischen Menschentumes erstickt wurde – 1933. Er ruht neben seinen Brüdern in stattlichem Grab auf dem schönen orthodoxen Friedhof seiner geliebten Stadt unter unaufhörlich blühenden Blumen. Im nächsten Jahr wurde von seinen Erben mit liebevoller Hingabe zum ersten Male sein Gesamtwerk der griechischen Leserwelt übergeben, in einem reichgeschmückten Band von 154 Gedichten in der Reihenfolge ihrer Entstehung. Dies Werk kann, wie schon die flüchtige Skizze des Lebens zeigt, kaum als eine literarische Leistung genossen und gewürdigt werden. Vielmehr ist es der Austrag eines mythischen Seelendramas im dichterischen Wort. Die Bezeichnung soll deutlich machen, dass hier eine primäre, logisch nicht auflösbare Spannung zwischen einem jenseits des menschlichen Willens liegenden Mächtespiel und seinem menschlichen Ausdruck in der Dichtung gegeben ist. Diese Spannung ignorieren, heisst Kavafis selbst ignorieren. Der Genius des Dichters erscheint erst in seiner erstaunlichen Mächtigkeit, wenn man ihm nicht als reflektierend und reproduzierend, sondern als kämpfend sieht. Übermenschliche Kräfte überwältigen ihn, er klärt sie zu einer menschlichen Vision und gibt dieser Vision überzeugende, bezaubernde dichterische Stimme. Dies geschieht über zwanzig Jahre; es ist ein immer wieder erneuter Vorgang, dessen Ende erst durch den Tod herbeigeführt wird. Solche Mächte sind genau das, was die antiken Griechen (sowie alle dem kosmischen Sein erschlossenen Völker) Dämonen nennen, und
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sie haben auch bei Kavafis ganz ungezwungen antik-griechische Namen. Als erster ist Eros da, der Leib zu Leib zwingt, zu ihm gesellt sich Mneme, die Erinnerung, durch deren Walten die gezwungenen Leiber sich zu frei dahinschwebenden Geistbildern verklären, und schliesslich als dritte tritt Moira auf, die Schicksalsherrin, die ein hartes aber harmonisches Maass im Spiel der Leiber und Geister herstellt. Das verschränkte Walten dieser Drei ist der Gehalt der Kavafischen Vision. Der Eros unseres Dichters ist nicht zu erklären aus dem klassischen Eros, dessen Ruhm Plato philosophisch verklärt hat. Nur eine einzige Zeile des Werkes weist auf Plato aus grösster Ferne hin. Um, es kurz zu sagen: der dorische Eros paidagogos war eine, zwar auch in uralter Magie wurzelnde, doch durchaus ethische und politisch wirksame Institution, bei welcher der sinnliche Boden gleichsam nur das Sprungbrett zur Aufregung geistiger Abenteuer abgab. Bei Plato werden diese Abenteuer zum höchsten metaphysischen Ziel geführt, wobei er den Boden ausdrücklich durch Askese stärkt. Ähnliches findet bei Michelangelo, bei Shakespeare, bei Platen und anderen grossen Europäern statt. Geistig glühende Freundschaft ist der Sinn des leidenschaftlichen Vorgangs. Aber es wäre fast Blasphemie, für Kavafis die Zeilen Platens anzuwenden: Da dich Natur zum Gott und mich zum Beter schuf.’ Denn der Neugrieche schreitet nicht zur Verklärung der geliebten Gestalt weiter, niemals hat er gefragt: Shall I compare thee to a summer’s day?’ Ganz charakteristischer Weise trägt auch keines seiner Idole einen persönlichen Namen. Ihm tritt der Eros mit dem Fuss seiner Macht auf den Nacken und verheisst ihm Genuss, aber kaum ist der Brand einmal aufgeleuchtet, so fügt er mit tödlicher Sicherheit die tiefste, düsterste Qual hinzu. Die Lust gebiert immer wieder die Angst. Der lichte Moment der Zeugung wirft seinen erhellenden Funken – in die Nacht des Todes. Der Dichter aber, der sich dem hingibt, feiert den Eintritt der Schönheit selbst, den Nu ihres qualumgebenen Aufleuchtens. Hierin wäre Kavafis mit
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Baudelaire zu vergleichen, und viele seiner Gedichte könnte man hellenisierte Fleurs du mal nennen.* Eros geht in dem von uns betrachteten Werk keinen Schritt über seinen überwältigenden Einbruch selbst hinaus. Gleichsam um dessen Wirkung nicht abzuschwächen, lässt er sich auf Vergeistigung und Freundschaft nicht ein. Doch kann er in der Tat in dieser herrischen Nacktheit nicht ertragen werden, vor allem, so kann er sich nicht in ein dichterisches Gebilde fügen. Daher erscheint die zweite dämonische Macht der Kavafischen Vision, diese von reinstem weiblichen Charakter: die Erinnerung. Der Einbruch des Eros wird in die Vergangenheit entrückt, er verliert seinen, man könnte sagen, tödlichen Glanz und nimmt aus der Entfernung mildere Farben an, ja, seine Körperlichkeit, deren Intensität und Gewicht so entscheidend gewesen war, verwandelt sich, sie wird transparent und schwebend. Dieser Vorgang ist ganz wörtlich zu verstehen: Kavafis Erinnerung’ ist eine körperverwandelnde Kraft. Seine Mneme ist eine magisch wirksame Dämonin, unter ihrem Zauber werden Naturbilder zu Geistbildern oder auch Bildkörper zu Bildgeistern. Für beides verwendet Kavafis besondere griechische Worte, deren geistiges oder geisterhaftes Element an das grosse platonische Wort Idee anklingt. Aber es sind wahrhaftig keine platonischen Ideen, die in dieser verzauberten Menschenwelt herumfliegen und selten am Tag, fast immer zu nächtlicher Feierstunde den Dichter heimsuchen. Idee’ ist ein rein metaphysisches Symbol, durch vergeistigte Bildkraft den Menschen zum universalen Kosmos emporreissend. Die Bildgeister und Geistbilder, die idealen Körper sind nur Boten jenes Kosmos, tief in die Sinnenwelt hereingelassen. Sie sind keine christlichen oder nordischen Gespenster, freilich mit ihnen durch den Entstehungs* Anmerkung des Herausgebers (der auch den letzten Abschnitt aus längeren Ausführungen zusammengezogen hat): Bei konträrem Ausgangspunkt könnten sie mit den Worten des deutschen Umdichters über den Franzosen gekennzeichnet werden, “es bedarf heute wohl kaum noch eines hinweises dass nicht die abschreckenden und widrigen bilder die den Meister eine zeit lang verlockten ihm die grosse Verehrung des ganzen jüngeren geschlechtes eingetragen haben sondern der eifer mit dem er der dichtung neue gebiete eroberte und die glühende geistigkeit mit der er auch die sprödesten Stoffe durchdrang.”
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prozess verwandt, jedoch einer freieren und klareren Gattung von Zwischenwesen angehörig, die nur einem Griechen, einem echten am östlichen Rand des Mittelmeeres, als Zeugung gelingen konnte. Wie wir bald genauer sehen werden, kennt diese Mneme die Grenze des Individuums nicht. Sie wirkt naturgemäss zunächst durch Verwandlung erotischer Jugenderlebnisse in wiederkehrende Bildgeister, die sich in unheimlichen Poesien verlautbaren. Zwar ist, wie bei allen mythischen Erhebungen des Menschen, der metaphysische Übergang doch immer an eine irdische Notwendigkeit (altägyptisch: an die Mumie) gebunden, wird aber nie aus ihr abgeleitet. So muss Kavafis die Vergangenheit seines Volkes durch Sprachstudium und historische Lektüre kennen. Aber den Besuch der altgriechischen Geister erhält er nur, weil er das mumienhaft ausgetrocknete Wissen, das bei den üblichen Historikern immer trocknes Wissen blieb, als weiterlebenden Stoff in seiner mnemischen Vision zu amalgamieren vermag. So sehen wir auch die zwingende Ursache, aus der der Alexandriner niemals von Erlebnissen anderer Stämme und Völker dichtet. An historischem Wissen und humaner Bildung fehlt es ihm da wahrhaft auch nicht, und es ist auch keine weise Selbstbeschränkung, die ihn in volkhaften Grenzen hält, deren klarste Definition zweifellos durch die griechische Sprache gegeben ist. Wo immer, unabhängig von somatischer Abstammung und politischer Organisation, das Griechische klang, wo das magische Idiom von Zeus bis zur Marien-Ikone verstanden, von dem Lyker Sarpedon bis zum Ungarn Alexios gesprochen wurde, hört Kavafis mit, sieht er mit und erinnert er mit. Und auch jene der griechischen Sprache zugewandten, doppelsprachigen Figuren an der Grenze, jene Römer, Juden, Syrer, dürfen am Zauber der erotischen Erinnerung teilhaben. Ja, die Grenze gibt eine besondere Stellung, von der aus die Mitte erst in ihrer Majestät erscheint: erst vom Freund Remon fährt ein Strahl von Mneme zu Plato. In seinem Stamm gebiert die Mneme des Dichters keineswegs allein Bildgeister erotischer Erschütterung. Die geschichtlichen Gedichte
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bringen mindestens ebenso vielfältig die Wiederverkörperung von seelischen Stimmungen, die mit Eros wenig oder garnichts zu tun haben. Schicksale werden aufgerufen! Die dritte Macht der Kavafischen Vision erscheint – auch sie weiblich – als Bringerin der Notwendigkeit, der Grenze, des Maasses. Es ist die uralte Moira, die metaphysische Zuteilerin’, das heisst, Spenderin des Anteils an kosmischer Gewissheit, die jeweils den sterblichen Wesen zugewiesen wird. Bei Kavafis ist diese Moira ebenso wenig wie Eros und Mneme mit natürlichen Maassen zu messen. Sie ist nicht eine dekorative Allegorie für vernünftige Selbstbescheidung oder skeptischen Wirklichkeitssinn. Sie wirkt durchaus im Dienst dieser humanen Funktionen, die dem Griechen (wieder im schroffen Gegensatz zum nördlichen Europäer) durch seine lange Geschichte in einem noch viel älteren historischen Raum zur zweiten Natur’ geworden sind. Aber ihre Vitalität selbst ist rein mystischer Art – Mystik des Todes, der sich in voller, von Angst geläuterter Hingabe an das Geheimnis als heiliges Maass zum Leben rückwendet und zum fruchtbaren Boden der lebendigen Wirklichkeit wird. Wir sahen die Angst, die Todesangst, die den Blitz des Eros qualvoll umwitterte. Neben der mildernden Mneme wird sie bei Kavafis durch sein Schicksalsgefühl, durch seine Verehrung der geheimnisvollen Ordnung des Kosmos geläutert. Dass diese Ordnung geheimnisvoll ist, erscheint zwingend in ihrer Paradoxie. Unschuldige leiden und Edle werden gedemütigt, ziellose Monstren siegen und tiefsinnige Geister müssen sich der waltenden Rohheit anpassen – so ist das Leben. Aber nicht der resignierende oder zynische Weltmensch sagt dies, sondern der erleuchtete Künder. Seine Weisheit überzeugt uns durch ihre dunkle Schönheit, in der sie das Wort durchdringt. Keinerlei Spekulation von einer jenseitigen Vergeltung und zweiten Welt wird auch nur angedeutet. Die Einheit mit dem Jenseits ist durch tieferes Schweigen gesichert. Das echteste, sehr griechische Zeichen dieser hinterhältigen Schicksalsmagie ist die Ironie, bei Kavafis ein ungemindertes Erbe des
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Sokrates. Denn diese Ironie tut, was keine natürliche Ironie könnte und was auch im Alltag der ironische Spott des Literaten Kavafis nicht konnte – sie höhnt über die menschliche Hilflosigkeit, ohne den Menschen zu entwürdigen. Sie zerstört Schwindel und Illusion der Wirklichkeit, aber sie stärkt die Selbstgewissheit des erleuchteten Zeugen der gleichen Wirklichkeit. Vielleicht führt es einen Schritt zu weit, wenn wir hier auf die innere Verwandtheit dieser intimen poetischen Trias mit einer weltweiten mythischen Trias hinweisen, die bis zum archaischen Ursprung des Griechentums hinabreicht. Eros zwischen Mneme und Moira, der männliche jugendliche Dämon der Zeugung umhegt von einem weiblichen Dämonenpaar, das zwischen gereifter, milder erinnernder Sorge und reifender, harter, todgeweihter Dunkelwirkung gespannt ist, nun, wir finden ihn in Jakchos zwischen Demeter und Persephone wieder. Nur um den Ernst und die Tiefe unseres im modernen Strassengewimmel von leichter Rede und kecker Lust dahingezogenen Dichters zu verdeutlichen, erwähnen wir diese Möglichkeit, seine Kunde als spätestes Anklingen des Mysteriums von Eleusis zu vernehmen. – Die Mächte der Psyche gehorchen dem neugriechischen Wort: dieses Ereignis nennt man das Werk des Dichters Kavafis. Es zog sich, wie wir sahen, durch etwa vier Jahrsiebente hin und manifestierte sich in einer langen Reihe kurzer Gedichte, von denen jedes als Einzelgestaltung hingenommen und in seiner Einzigkeit gewürdigt werden müsste. Dieser Grundtatsache widerspricht nicht, dass man Zusammenhänge ausserhalb der zeitlichen Reihe sehen kann, die aus weiterer Distanz immer deutlicher werden. Die augenfälligen stofflichen Verknüpfungen der sogenannten Motive’ sind uns dabei nur die groben Hinweise auf das wesenhafte Walten jener Seelenmächte. So finden wir drei Gruppen in diesem Werk: die liebestolle, die erinnernde und die schicksalanzeigende Gruppe. In der Tat ist es erstaunlich, wie klar sich die Gedichte nach diesem Grundsatz gruppieren lassen, obwohl in jedem einzelnen in irgend einer
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Spannung alle drei Mächte wirken, in vielen besonders deutlich Eros mit Erinnerung oder Eros mit Schicksalsgewalt. Die erste Gruppe, die an Zahl geringste und fast ganz der frühesten Periode angehörige, könnte man die Gruppe der Weisheit nennen. In ihr wird das Walten der Moira als bestimmendes Erlebnis hingenommen – worin sich eben humane Weisheit bewährt. Dabei können die Zeichen des Schicksals mit Angst aus gegenwärtigen Situationen abgelesen werden, aber auch unter dem milden Wirken der Mneme aus der griechischen Vergangenheit, deren Gebärden zu symbolischen Warnungen werden. Dann kommt die weitaus umfangreichste Gruppe, die Reihe von Gedichten, die primär vom Walten der Stammeserinnerung bestimmt sind, soviele Liebes- und Schicksalsmotive sich auch in ihnen als besonderer Gehalt des Gedächtnisses darbieten. Hier gewährt es, man kann sagen, eine kindliche Freude, durch die Jahrtausende (es sind immerhin zweiundeinhalb) hin- und herzuschweifen und die Stimmen der Geister in Einer grossen Zeitmelodie durch sie hindurch verwoben zu hören. In Thessalien beginnt es – mit Apollo, der den jungen Helden als Sänger verherrlicht, aber als Vollstrecker des Schicksals tötet, und vielleicht irgendwo in Thessalien endet es, wo die Allheilige Gottesmutter den jungen Seemann betrauert, aber – auch vom Schicksal bestimmt – ihn nicht aus dem Meere rettet. Doch wäre es unerlaubte Kinderei, nun den Dichter zum Historiker zu ernennen und aus seinem leichten Spiel schwere Tatsachen abzulesen. Zwar: er fehlt nie gegen Tatsachen, auch (wie seine Freunde erzählen) die Rosen, die König Philipp zu seiner bösen Feier auf den Tisch bringen lässt, können in der Jahreszeit, in welcher die Nachricht von der Schlacht bei Magnesia in Mazedonien eintraf, tatsächlich dort geblüht haben. Wir sind überzeugt, der Dichter hat sie gesehen’, ehe er es rational nachprüfte. Und ebenso wird es gewiss in der ganzen Reihe keine Rose, keine Gebärde, keinen Gedanken an tatsächlich unmöglichem Platz geben. Es stimmt’ alles.
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Nur ist es sehr viel wichtiger zu sehen und zu fühlen, wie eben all diese Tatsachen im schwersten Fall Rosen, meist noch viel leichtere Gebilde sind. Hier ist keine Geschichte von grossen Personen und Ereignissen, die nur selten im Hintergrund anklingen. Selbst der Alexanderzug, eine der letzten Visionen des Dichters, wird, obwohl auf ihm Alexandrien und die ganze späte Griechen weit und Kavafis selbst beruht, nicht in direkter begeisterter Erinnerung gefeiert. Er wird zum ganz lockeren Thema einer ironischen Diskussion über spartanischen Hochmut. Die gesamte monumentale Periode, das klassische Hellas, zwischen einigen Klängen der Frühzeit und dem schillernden Hellenismus, fällt aus. Der Hellenismus ist die eigentliche Geschichtszeit von Kavafis, der eben durch die hingewühlten Barbarenhöhlen seiner Vaterstadt sein ganzes erwachtes Leben hindurch die Prunkhallen der Ptolemäer aufragen sah und den Rausch ihres festlichen Daseins täglich in den Gliedern spürte, ein wenig wie der deutsche Knabe Manlius durch die schlechten Hütten des modernen Trier das Augusta Treverorum der spätrömischen Cäsaren schimmern und heben fühlte. Vor allem waltet in diesem Raum die reichste Ironie als gleichsam geniesserische Gewissheit des Geistersehers gegenüber den harten, oft tödlichen Widersprüchen von Macht (fast immer römischer Macht) und geistigem Adel, von ewiger Sprache und vergänglicher Eitelkeit, von barbarischer Bewunderung und griechischer Gaukelei und so fort. Das Christentum als semitischer Moralsturm wird ignoriert, (wozu immerhin die östliche Kirche in ihrer humaneren Mystik schon eine Möglichkeit mitbringt), zarte christliche Gebärden können gefeiert werden, während der heidnische Dogmatiker Julian als lustfeindlicher Mönch einer geradezu grimmigen Ironie verfällt. In Byzanz wird dann in einer Reihe sehr verhaltener, ironisch Abgründe überspielender Gedichte das geschichtliche Greisentum zu einer Art symbolischer Selbsterinnerung des Greisendichters. Hier herrscht das Schicksal der Erstarrung fast unbeschränkt, aber irgendwo wird man doch verborgene Schimmer des Eros aufspüren.
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Kaum eines Wortes zur Einführung bedarf es zur dritten Gruppe, wo Eros mit jugendhaftem Trotz in jedem Moment auf den Vortritt besteht, aber nur durch die Erinnerung langer Jahre ins dichterische Licht gelangt, worin zugleich die unaussprechliche Grausamkeit des Todes zur kosmischen Harmonie hinüberspielt. Je stärker man die beiden weiblichen Mächte meditiert’, desto weniger wird man in den barbarisch aktuellen Fehler verfallen und den erotischen Dämon als feindliche oder freundliche Sensation verstofflichen. Wo die Distanzierung von der wilden Gewalt der Lust nicht ausdrücklich durch Erinnerung gegeben ist, gilt sie durch das Gesetz der Schilderung. Die Liebesabenteuer und Liebesopfer, die der Dichter nicht als in seiner Mneme auftauchend, sondern direkt darstellt, sind eben in der Darstellung selbst ins Reich der Bilder entrückt und kommen vielleicht dadurch zeitgemässen Gespenstern am nächsten. Dann erlebe man, eben wie Manlius, ihre Humanisierung durch die Erinnerung an die ihnen verwandten, doch glücklicheren Liebesopfer aus dichterisch kultivierten Epochen. Die Sprache dieses Werkes ist Neugriechisch’, und dieser Umstand trägt noch in besonderer Weise zu seinem visionären Charakter bei, der in keiner Übersetzung in irdisch festgelegtere Sprachen ganz wiedergegeben werden kann. Die neugriechische Sprache, das Romäische’, wie ihr wirklicher Name ist, die im Oströmischen, kurz Römischen Reich (das sich, je mehr es seine barbarischen Nachbarn zusammendrückten, um so stolzer von ihnen abhob) populär weitergeredete spätantike Koine, war der vulgär verwilderte Zweig des griechischen Sprachstammes, neben dem ein gelehrt archaisierender herlief. Die Entwicklung dieser beiden Zweige, ihr Auseinander- und Ineinanderwachsen, ist eine lange und komplizierte Geschichte. Zu Anfang unseres Jahrhunderts, als Kavafis zu seiner Meisterschaft gelangte, konnte er, wie wir schon sahen, gar nicht anders, als von der archaisierenden zur volkstümlichen Sprache übergehen. Aber er war dabei durchaus nicht systematisch, er wurde kein reiner Demotiker’, weshalb er sich die begreifliche Kritik der
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hart an der Neugestaltung ihrer Sprache arbeitenden Literaten und Dichter zuzog. Von jeder Art Sprachreinheit aus gesehen, ist sein Idiom eine groteske Mischung, in deren populärer Grundsuppe konstantinopolitanische Dialektformen, Vulgarismen, gelehrte und gestelzte Ausdrücke, antikisierende Konstruktionen und gelegentlich ganze antike Sätze (trotz ihres metrischen Charakters in den völlig andersartigen modernen Rhythmus eingefügt) sorglos umherschwimmen. Rational kann man dieses Idiom als Sprache des alexandrinischen Kaffeehauses bezeichnen, in welchem sich Literaten mit Geschäftsleuten und halbgebildeten Volksfiguren treffen. Denkt man sich dies Café in nächtliches, noch nicht elektrisch kaltes, sondern flackerndes und fieberndes Licht getaucht, so klingt dies Reden leicht wie ein Zischen, ein Raunen, in dem auch die antike Mneme gegenwärtig ist. Alles Griechisch erscheint dann plötzlich als Eine Sprache, natürlich als die glorreiche alte. Warum soll Odysseus nicht auf seiner Fahrt nach Ithaka im Nachtcafé von Alexandrien etwas von seiner Weisheit erzählt haben? So hat Kavafis seine Gedichte zweifellos als den antiken sprachidentisch empfunden, nur gleichsam zufällig in die Raumtönung getaucht. Je mehr sich das Romäische in seiner eigenen Notwendigkeit befestigt und in seiner Gemeinschaftstradition sichert, umso leichter wird man diese Kavafische Variation als einzigartigen Fall antiken Südlichts hinnehmen und gemessen können. Die Geschichte der Menschheit ist voll von seltsamen Sonderfällen, die über Zeit oder über Raum hinweg geheimnisvolle neue Zusammenhänge schaffen und die man allzu voreilig Wunder’ nennt oder in ihrer tiefen Realität zu leugnen sucht. Das Amt des wahren Historikers scheint es, diese unbegreiflichen Ereignisse mit den begreiflichen Abläufen gesetzmässiger Art zusammen in der umfassenden Harmonie des Lebens zu schauen und darzustellen. Ist der Dichter Kavafis, ist sein erotisches Werk und antikisches Wort innerhalb seines natürlichen Volkes, des heutigen, neugriechischen, eine völlige Ausnahme oder vertritt er irgend eine Art Bewegung,
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sagen, wir eine geheimnisvolle griechische Lebenswendung zu antiker Substanz? Wir stellen die Frage, aber erklären zugleich, dass sie heute noch nicht beantwortet werden kann. Hier ist alles noch im Keimzustand dunkler Andeutungen und subtiler Wandlungen. Das griechische Volk mit seiner fast mirakulösen Tapferkeit gegenüber dem härtesten Schicksal und mit seinem unerschütterlichen humanen Lebensgefühl gewinnt trotz des leidigen Erblasters unaufhörlichen Familienzankes unfehlbar die Liebe und Teilnahme derer, die es wirklich kennen, und kann darum gar nichts anderes als Gegenstand edler Hoffnung sein. Nach byzantinischem Schlummer unter ottomanischer Decke hatte es sich im Laufe der letzten zwei Jahrhunderte unverhohlen dem europäischen Schicksal zugesellt. Es ist nun eine europäische Nation mit ihren Leistungen und ihren Rohheiten – wie alle. Aber es ist die süd-östliche Randnation dieses Raumes, und es bleibt die älteste Erinnerungsmitte dieser Zeit. Solange Europa vital aufstrebte, wurde Griechenland nur mitgerissen. Jetzt aber ist zweifellos Europa in die grösste Krise seiner Geschichte eingetreten, nicht einfach nur in eine Untergangskatastrophe, sondern in einen unübersehbaren Wirbel endgültig sinkender und zu umfassenderen Kreisen emporsteigender Gewalten. Nach lang beobachtetem Gesetz leuchtet am Ende der Anfang mit neuem Schimmer auf – Griechenland, von dem Europa gegründet wurde, hat in dieser Endepoche einen erneuernden Zauber. Und der Rand entscheidet in Krisen oft mehr als die Mitte. Kavafis ist bisher die Hauptfigur in diesem neuen Akt des griechischen Dramas, aber es gibt in seinem Volk andere Motive, zumal hohe dichterische, über die wir uns hier nicht auslassen können, die dieselbe Atmosphäre europäischen Übergangs zur Vergeistigung in antikem und östlichem Licht verbreiten. Blicken wir noch einmal auf die Bedeutung Europas für den Dichter. So sehr seine Substanz hellenistisch ist und nur, wie wir versuchten, im Raum des griechischen Schicksals gedeutet werden kann, so ist doch die Tatsache ihrer Verlautbarung ein europäisches Ereignis. Der antike Eros konnte
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auch in der spätesten und relativ gelockertsten byzantinischen Tradition niemals aus seiner unterirdisch noch so hartnäckigen Wirksamkeit zum offenen, sagen wir, unverblümten Bekenntnis seiner Selbst emporgebracht werden. Dazu bedurfte es des kräftigen Hereinwehens der freien Luft europäischer Natürlichkeit. Die dichterische Sphäre Europas war frei – im echten Sinne. In ihr hatten die Dichter seit Goethe die kosmischen Mächte als natürliche Offenbarungen der Seele und der Landschaft erleben und in grossartiger Mannigfaltigkeit zu sublimer Schönheit humanisieren dürfen. Es war ein wahres Glück für den aus Ägypten kommenden Jüngling, dass die englische Provinz dieses edelsten europäischen Reiches seine zweite Heimat wurde. Denn in ihr fand er, was ihm von Europa am notwendigsten war: Unmittelbarkeit und Würde der persönlichen Erfahrung, nicht kompliziert durch deutsche Spekulation noch verengt durch französische Eleganz. Wie bekannt, bildete sich in England seit der Mitte des 19. Jahrhunderts der poetische Stil des antiromantischen, leichten und paradoxen Sagens aus. Dieser musste auf den Alexandriner, Erzfeind jeder Romantik, der zur schärfsten und nüchternsten Gravierung seiner Visionen drängte, faszinierend wirken und ihn in der Prägung seines ganz persönlichen Stils bestimmen. Vor allem scheint der Name von Browning als Anreger und Vorbild bedeutsam. Demgegenüber wirkte die romantische Poesie auf Kavafis nur als allgemeine Ambrosia’. Was bedeutet dieser Europäer für Europa? Zunächst ist er ganz einfach, soweit unser Überblick reicht, sein letzter Verkünder mit einer eigenen und doch vom Urlicht stammenden Botschaft. Fern liege es uns, vergleichende Werturteile abzugeben. Wir sprechen nicht von dem gewaltig grösseren Reichtum an Ausdrucksmitteln, über den eine Reihe zeitgenössischer Dichter Europas verfügen, nicht über die breitere Fülle ihrer Lebenserfahrungen noch über die tiefere Formulierung ihrer Probleme. Sie alle bekennen und beweisen, dass ihrer aller Heimat das Licht bleibt. Aber ausser dem Deutschen
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George scheint uns keiner das Licht mit solcher Intensität als reine Samenkraft in seinem Wort eingefangen zu haben wie Kavafis – sei es auch nur in dem Schliff eines winzigen funkelnden Zaubersteins. Freilich half ihm hier eben die Erbschaft, die in Europa nur ein Grieche sein nennen kann. Europa – sei dies zum Schluss gesagt – musste zu seiner Krise kommen, um deutlich zu sehen, dass es in seiner ganzen Riesenentfaltung von Macht, Arbeitskraft und Reichtum doch die Sphäre des Barbarentums nie völlig zu verlassen vermochte, nie zur harmonischen Lebensgliederung der antiken Griechen (oder der antiken Ägypter oder der grossen Kulturen Chinas, Indiens und so fort) durchgedrungen war. So kann jede fruchtbare Leistung Europas, die in apokalyptischen Donnerepochen vielleicht eher gelingt als in bürgerlichen Säuselperioden, nur in endgültiger Überwindung der Rohheit, in sinnlicher Vergeistigung bestehen. In seinem schon berühmt gewordenen, aber vielfach missverstandenen Gedicht Die Barbaren erwartend’ hat Kavafis die Hoffnung auf Barbaren ironisch als Versuchung eines alternden Kulturgeistes dargestellt und damit vor ihr als tödlicher Gefahr gewarnt. Die Warnung klingt in Hoffnung aus, ironisch in einen Stosseufzer gekleidet: es gibt keine Barbaren mehr – für den Griechen am südöstlichen Rand. Damit sagt Kavafis zu seinen Europäern: Auch bei euch sollte es die Barbarei nicht mehr geben, und trotzdem vielleicht eine neue Lösung, wenn ihr genau auf die Stimme des durch Verderbnis und Tod hindurch jugendlich zeugenden, uralten Dämons hört. Die deutsche Ausgabe sucht – wozu der Reichtum des Deutschen eine Möglichkeit zu geben scheint – aufs strengste dem griechischen Sinn bis in jede Nuance zu folgen, sowie den Rhythmen und Reimen (mit wenigen Ausnahmen) bis in jede Einzelheit. Wie erwähnt, kann natürlich die besondere Magie des griechischen Sprachamalgams von keinem anderen Idiom erzielt werden: der deutsche Text klingt darum vielleicht etwas zu robust, vielleicht etwas zu lyrisch, nicht geisterhaft, nicht ironisch genug. Die antiken Namen, die zum
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Schatz der deutschen Tradition gehören (Peleus, Sarpedon u.a.) wurden in dieser Gestalt beibehalten, die spätantiken Personennamen und alle byzantinischen Bezeichnungen dagegen möglichst nahe der neugriechischen Aussprache wiedergegeben, die zur Atmosphäre gehört und allein hier Willkürlichkeiten vermeidet.
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KONSTANTIN KAVAFIS
GEDICHTE
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WÄNDE
Um mich herum achtlos, fühllos, schamlos Haben sie aufgebaut grosse und hohe Wände. Und ich sitz, und Verzweiflung ist mein Los. Denke nur noch: meinen Geist verzehrt diese Schicksalswende, Während mir draussen vieles Wirken gehört! Ach, als die Wände sie bauten, dass ich nichts merkte! Doch da von Maurern ich Schlag und Lärm überhört, Schlossen sie sachte vor mir die äusseren Märkte.
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EIN GREIS
Im Innern des Cafés inmitten des Geschreis Sitzt über seinem Tisch gebeugt ein Greis Mit einer Zeitung vor sich, ohne Gefährten. Und in des jammervollen Greisentums Verdruss Denkt er: wie schwach war jener Zeit Genuss, Da Kraft ihm und Verstand und Schönheit währten. Er weiss, er ward ganz alt, er späht und spürt es. Und doch, sein Jugendjahr, wie gestern rührt es. So kleiner Zwischenraum, so kleiner Zwischenraum. Und er besinnt sich, wie Vernunft ihn ausgelacht hat Und ihn Vertrauenden zum Narrn gemacht hat, Wenn sie ihm log: Morgen! Zeit fehlt dir kaum.’ Er denkt, wie er geopfert Freuden und gezäumt Begierden. Jede Gelegenheit, versäumt, Spottet jetzt über seiner Klugheit Fetisch. Doch von den gar zuvielen Grübelei’n Wird ohnmächtig der Greis. Und er schläft ein, Nach vorn hinsinkend über den Cafétisch.
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DIE PFERDE ACHILLS
Als sie Patroklos sahn in Todeswunden, Den eben noch so mannesmutgen, starken jungen, Ist Tränenfluss den Pferden des Achill entsprungen. Ihre unsterbliche Natur im Zorne grollte, Weil solch ein Werk des Todes sie erblicken sollte. Sie schüttelten die Häupter, mit den Hufen auf die Erde schlagend, Und ihre langen Mähnen wiegend, – totenklagend Um den Patroklos, den sie spürten seellos, hingeschwunden, Ein Fleisch, ein niedres jetzt, um seinen Geist vom Halt entbunden Und ohne Schutz und ohne Atemkraft Ins grosse Nichts aus dem lebendigen Sein zurückgerafft. Zeus sah die Tränen fliessen dieser beiden Unsterblichen und ward betrübt. Oh war mein Beirat Klüger gewesen’, sprach er, für des Peleus Heirat! Besser wir hätten nicht verschenkt euch, meine Pferde, Unselge! Warum lieft ihr unten auf der Erde Bei jammervollem Menschenvolk, wo nur das Spiel des Schicksals dauert. Euch, denen weder Tod noch Greisentum auflauert Drückt ein vergänglich Unglück nieder. Tief in ihre Leiden Flochten die Menschen euch.’ Und dennoch wollten sie nicht meiden, Für Todes immergleichen Unglücksschluss, Diese zwei edlen Tiere – darzubringen ihren Tränenguss.
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GEBET
Die See nahm einen Schiffer auf in ihren Schlünden – Sein Mütterchen ging ahnungslos, um anzuzünden Vorm Antlitz der Allheiligen ein hohes Wachs, Dass gutes Wetter werd und schnelle Rückkehr ihm erwachs’ – Und immer nach dem Winde hin neigt sie das Ohr. Jedoch indes sie mit Gebeten fleht empor, Hört das Ikon ihr zu, in Ernst und Trauer hart, Wohlwissend, dass nie wiederkehrt der Sohn, auf den sie harrt.
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DIE LEICHENFEIER SARPEDONS
Schweres Weh hat Zeus. Sarpedon wurde Von Patroklos getötet, und jetzt bricht los Der Menoitiossohn mit den Achaiern, den Leib Wegzuraffen und zu entwürdigen. Aber das billigt Zeus in keiner Art. Seinen geliebten Sohn – den er im Stich liess, Und er ging zugrunde: so war die Norm –, Mindestens wird er im Tod ihn ehren. Und er sendet, sieh, zur Ebene Phoibos hinunter Mit der Bedeutung, dass er den Leib besorge. Des Heroen Leichnam hebt mit Andacht und Trauer Phoibos empor und trägt ihn zum Strom. Wäscht ihn vom Staubigen und Blutigen, Schliesst die furchtbaren Wunden, nicht zulassend Irgend einer Spur Nachbleiben. Vom Ambrosia Giesst er die Düfte über ihn aus, und in glänzend Olympische Gewände hüllt er ihn ein. Weiss schimmern lässt er die Haut ihm, und mit perlenem Kamme kämmt er das tiefschwarze Haar. Die schönen Glieder bringt er in Fug und legt sie zu Boden. Jetzt gleicht er einem Königsjüngling, Wagenlenker, – In seinen fünfundzwanzig Jahren, sechsundzwanzig – Ruhig schlummerndem, dieweil er gewonnen Mit allgoldenem Wagen und hurtigsten Rossen Bei hochberühmtem Wettspiel den Kampfpreis.
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Wie also Phoibos seinen Auftrag hatte Vollendet, rief er die beiden Brüder Schlaf und Tod, Befehl erteilend: Dass sie den Leib nach Lykien trügen, dem reichen Lande. Und dorthin zum reichen Lande Lykien Traten diese die Fahrt an, die beiden Brüder Schlaf und Tod, und als sie gelangten An das Tor des königlichen Hauses, Übergaben sie den erlauchten Leib Und kehrten um zu ihren sonstigen Sorgen und Diensten. Und da dort sie ins Haus ihn genommen, begann Mit Umzügen und Ehrungen und Totenklagen Und mit reichlichen Spenden aus heiligen Bechern Und mit allem Gebühr die traurige Bestattung, Und dann kamen aus der Stadt erfahrene Handwerker Und namhafte Bearbeiter des Steines, Und sie setzten das Grabmal und die Säule.
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KERZEN
Des Künftigen Tage stehen vor unsrem Vorblick Wie eine Reih Wachskerzchen, entzundene, Goldene, heisse und lebhafte Wachskerzchen. Die vergangenen Tage bleiben hinten, Eine traurige Linie erloschner Kerzen: Sie in der Nähe bringen noch Rauch zustande, Kalte Kerzen, geschmolzen und krumm. Ich will sie nicht ansehn: ihre Gestalt betrübt mich, Und mich betrübt, ihr einstiges Licht zu erinnern. Vorwärts blick ich auf meine entzundenen Kerzen. Ich will nicht, das Haupt umwendend, schaun und erschauern, Wie schnell die düstere Linie zur Länge werde, Wie schnell die gelöschten Kerzen zur Menge werden.
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DIE ERSTE STUFE
Vor Theokrit liess eines Tags die Klage Der junge Dichter Eumenes vernehmen: “Zwei Jahr sind heut verstrichen, seit ich schreibe, Und einzig Ein Idyll hab ich geschaffen. Dies Werk allein vermocht ich zu vollenden. Oh weh, steil aufwärts seh ich vor mir ragen, Gar steil der Dichtung Treppe vor mir ragen, Und von der ersten Stufe, wo ich weile, Werd ich Unseliger niemals höher klimmen.” Doch Theokrit versetzte: “Diese Reden Sind ungefüges Zeug und Lästerungen. Weilst du auf erster Stufe auch, so ziemt es Dir, stolz zu sein und Seligkeit zu fühlen. Dass hier du ankamst, ist mitnichten wenig, Dass du so viel schufst, Ursach hohen Ruhmes. Und eben diese Stufe, diese erste, Erhebt sich hoch aus dem gemeinen Wesen. Damit du setzt den Fuss auf solche Stufe, Ist es notwendig, dass du eignen Rechtes In der Ideen Stadt ein Bürger seiest. Und schwer ist es in jener Stadt und selten, Dass sie dich schreiben auf die Bürgerliste. Gesetzesgeber triffst du auf dem Markte Bei ihnen, die kein Stellenjäger täusche: Dass hier du ankamst, ist mitnichten wenig, Dass du so viel schufst, Ursach hohen Ruhmes.”
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DIE SEELEN DER GREISE
In ihren alten Körpern, den verderbten, Sitzen die Seelen der Greise fest. Wie sind die bettelhaften gepresst! Und wie haben sie satt, zu schleppen das Jammerleben.! Wie sie es lieben und zu verlieren beben Voller Bestürzung und Widerspruch, Seelen, die sitzen – Gelächter und Fluch – In ihren alten Häuten, den ausgegerbten!
CHE FECE … IL GRAN RIFIUTO
Zu manchen Menschen kommt heran ein Tag, Wo sie das grosse Ja oder das grosse Nein Aussprechen müssen. Augenblicks wird sichtbar sein, Wer in sich birgt das Ja – er sagt’s und mag In Ehre so und Selbstvertrauen weiterstreben. Wer abgelehnt, empfindet keine Reue. Fragten sie wieder, sagt’ er Nein aufs neue. Und doch lahmt jenes – richtige – Nein sein ganzes Leben.
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STÖRUNG
Das Werk der Götter wird von uns gestört, Augenblickskindern hastig und betört. Wenn in Eleusis’ und in Phthia’s Kammern Demeter sich und Thetis gutem Werke weiht An grossen Flammen und an tiefem Rauch – allzeit Stürzt Metaneira mit verwirrtem Jammern Und offenem Haar durch fürstliche Gemächer, Allzeit ist Peleus angstvoll Unterbrecher.
DIE FENSTER
In diesen dunklen Kammern, wo mir schwer Die Tage ziehen, such ich hin und her, Dass ich die Fenster finde. Wenn sich öffnete Ein Fenster, brächt es tröstende Beglückung. Doch finden sich keine Fenster, oder eher, Ich finde nicht. Vielleicht ist’s besser, ich finde sie nicht mehr. Vielleicht war nur das Licht eine neue Bedrückung. Wer weiss, was für unzeitige Dinge es eröffnete.
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THERMOPYLAI
Ehre sei jenen, die in ihrem Leben Thermopylai besetzten und bewachen. Niemals sich fortbewegend aus der Bindung, Gerecht und grad in allen ihren Taten, Jedoch mit Trauer schon und Herzensmilde; Grossmütig, wenn sie reich sind, aber sollten Sie arm sein, doch im Kleinen auch grossmütig, Auch Hilfe bringend nach Vermögens Stärke, Allzeit der Wahrheit ihre Rede weihend, Nur ohne Hass auf sie, die Lüge pflegen. Und grössre Ehre noch gebühret ihnen, Wenn sie voraussehn (und voraus sehn viele), Dass Ephialtes wird am Schluss erscheinen Und dass die Meder schliesslich werden durchziehn.
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TREULOSIGKEIT
Als sie der Thetis Ehe stifteten mit Peleus, Erhob sich an der glanzbeladnen Hochzeitstafel Apollon, selig preisend diese Jungvermählten Des Sprösslings halb, der ihrer Einigung entspringe. Er sprach: “Niemals wird eine Krankheit ihn berühren, Und langes Leben winkt ihm.” Als er dieses sagte, Freute sich Thetis tief, weil ihr die Worte Apollons, der erfahren war in Vorverkündung, Bürgschaften deuchten für die Zukunft ihres Sohnes. Und als Achilleus aufwuchs und Thessalien tönte Vom Lob auf seine auserlesne Schönheit, Erinnerte sich Thetis an des Gottes Worte. Doch eines Tages kamen Greise mit Berichten Und meldeten den Tod Achills vor Troja. Und Thetis riss ihr purpurnes Gewand in Stücke Und streifte sich vorn Körper, auf den Boden Sie fortzuschleudern, Armgeschmeid und Fingerringe. Und tief im Leid kam ihr Erinnerung an früher, Sie fragte: und was tat Apollon denn, der Weise? Wo wandelte der Dichter, der an Festestafeln So herrlich spricht? Wo wandelte der Künder, Als meinen Sohn sie töteten in erster Jugend? Und Antwort gaben ihr die Greise, dass Apollon, Eben der gleiche, abgestiegen war nach Troja Und mit den Troern ihn, Achill, getötet hatte.
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DIE BARBAREN ERWARTEND
“Was erwarten wir, auf dem Markt zusammengedrängt?” Dass die Barbaren heut eintreffen werden! “Warum eine solche Untätigkeit im Senat? Was sitzen die Senatoren und gesetzgeben nicht?” Weil die Barbaren heut eintreffen werden. Was für Gesetze werden die Senatoren noch machen? Die Barbaren, kommen sie nur, werden Gesetzgeber sein. “Warum erhob sich unser Kaiser so früh Und sitzt an der Stadt erhabenstem Tor Hoch auf dem Thron, als Herrscher die Krone tragend?” Weil die Barbaren heut eintreffen werden. Und der Kaiser wartet darauf, ihren Häuptling Zu empfangen. Besonders bereitete er Ein Pergament vor zur Überreichung. Darin Liess er jenen mit vielen Titeln und Namen einschreiben. “Warum erschienen unsre zwei Konsuln und die Prätoren Heut mit den roten, mit den bestickten Togen? Warum legten sie Armbänder an mit so viel Amethysten Und Ringe mit hellen, glitzernden Smaragden? Warum mussten sie heut kostbare Stäbe ergreifen Mit herrlich graviertem Silber- und Goldwerk?”
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Weil die Barbaren heut eintreffen werden: Und derlei Dinge blenden die Barbaren. “Warum kommen wie sonst nicht die würdigen Rhetoren auch, Ilre Worte vorzubringen, das ihrige zu sagen?” “Weil die Barbaren heut eintreffen werden: Und die brummen bei Schönsprüchen und Volksreden. “Warum auf einmal, dass diese Unruhe ausbricht Und Verwirrung? (Die Gesichter – wie ernst sie wurden!) Warum leeren sich schnell die Strassen und Plätze, Und alles strebt in die Häuser sehr nachdenklich?” Weil es Nacht wurde und die Barbaren nicht kamen. Und Leute trafen ein aus dem Grenzbezirk Und sagten, dass es Barbaren nicht mehr gibt. “Und jetzt – was ohne Barbaren aus uns wird! Diese Menschen waren eine Art Lösung.”
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STIMMEN
Denkbildhafte Stimmen und geliebte Jener, die starben, oder jener, die für uns Verloren sind gleich den Gestorbenen. Manchmal, mitten in unsern Träumen, sprechen sie, Manchmal, mitten im Denken, hört sie der Geist. Und mit ihrem Klang rückkehren für einen Nu Klänge aus der Urdichtung unseres Lebens – Wie Musik in der Nacht, ferne, verlöschende.
BEGIERDEN
Wie schöne Leiber von Toten, nicht altersverwitterten – Sie wurden mit Tränen geschlossen in kostbares Gräbermal Mit Rosen am Haupt und an den Füssen Jasmin – So sind die Begierden geartet, die uns durchzitterten, Doch nimmer Erfüllung fanden: nicht einer wurde geliehn Von Lust eine Nacht, nicht einer ihr Morgenstrahl.
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TROER
Unsre Bemühungen, die von Schicksalsduldern, Unsre Bemühungen sind wie jene der Troer. Stückchen richten wir grade, Stückchen Nehmen wir über uns und beginnen, Mut zu haben und gute Hoffnungen. Immer doch steigt etwas auf und heisst uns stillstehn. Aufsteigt in dem Graben uns gegenüber Er, Achill, und schreckt uns mit grossen Schreien. – Unsre Bemühungen sind wie jene der Troer. Kühn gedenken wir, mit Entschluss und Wagmut Fallenden Schlag des Geschickes zu ändern, Und wir stellen uns draussen auf zum Kampfe. Aber sobald die grosse Entscheidung nahkommt, Geht uns der Wagmut und der Entschluss verloren, Unsere Seele erbebt, fühlt Lähmung, Und in vollem Kreis um die Mauern laufen wir, Durch die Flucht zu entrinnen bestrebt. Dennoch ist unser Fall gewiss. Dort oben Auf den Mauern begann schon die Totenklage. Unsrer Tage Erinnrungen weinen, Gefühle weinen. Priamos bitter um uns und Hekabe weinen.
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KÖNIG DEMETRIOS
Als ihn die Makedonier verliessen Und bewiesen, dass sie Pyrrhos vorziehn, Führte sich König Demetrios (eine grosse Seele war sein) durchaus nicht, so sagten sie, Wie ein König auf. Er ging hin und Legte seine güldnen Gewänder ab Und schleuderte seine Sandalen fort, Die von reinem Purpur. Ein schlichtes Kleid Zog er eilig an und entfloh, – Ähnlich handelnd einem Bühnenkünstler, Der sogleich nach dem Schluss der Vorstellung Seinen Anzug wechselt und sich entfernt.
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DAS GEFOLGE DES DIONYSOS
Damon, der Bildhauer, – einen von höherer Künstlerschaft Birgt der Peloponnes nicht – aus parischem Marmor schafft Das Gefolge des Dionysos. Vorn der Gott, voll Kraft im Schreiten Mit göttlichem Glanz. Und hinter ihm Unvermischt. Dem zu Seiten Trunkenheit, wie sie den Satyrn Wein eingiesst Aus dem amphorischen Krug, den Eppich umspriesst. Nahe bei ihnen Süsswein weichlich hockend, Augen, die halbgeschlosscn, zu Schlummer lockend. Weiter danach erscheinen die Liedanstimmer Sangreich und Süssklang, und Festschwarm, der nimmer Auslöschen lässt die verehrte Fackel der schweifenden Reihe Die er hält, und als ehrwürdigste endlich: Dunkelweihe. Das macht Dämon. Und neben diesem Ziel Gilt der Belohnung sein Planen ebensoviel, Die ihm der König von Syrakus, Drei Talente, eine grosse Summe, auszahlen muss. Wird mit anderem Geld auch dies einfliessen, Kann er wohlhabend ein treffliches Leben geniessen, Und ihm wird nicht mehr das städtische Dasein verargt, – Oh Seligkeit! – auch er im Rat, auch er auf dem Markt.
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EINTÖNIGKEIT
Den einen eintönigen Tag begleitet Ein andrer, unfehlbar eintönig auf ihn zu passen, Dasselbe wird werden, von wieder demselben geleitet, Die Augenblicke sind gleich, die uns fassen und lassen. Ein Mond verstreicht und bringt einen anderen Mond. Was naht, wird leicht vermutet vorweg genommen: Es ist das Gestrige, lästig gewohnt. Dahin kommt morgen, als morgen nicht mehr zu kommen.
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DIE SCHRITTE
Auf ebenholzenem Lager, das geziert ist Mit Adlern von Korallen, liegt in tiefem Schlaf Nero – sonder Bewusstsein, ruhig, glückerfüllt, Gediehn zum Gipfel in der Rüstigkeit des Fleisches Und in der Jugend wunderschönem Schauer. Doch in der Alabasterhalle, die einschliesst Der Ahenobarbi altertümliches Lararium, Wie sind dort seine Laren ruhelos. Es zittern die kleinen häuslichen Götter Und trachten, ihre unscheinbaren Körper zu verbergen. Denn sie vernahmen einen grauenhaften Ruf, Tödlichen Ruf, empor die Treppe kommen, Eiserne Schritte, auf den Stufen dröhnend. Und keuchend drängen jetzt die unglückseligen Laren Hinein zur Tiefe des Larariums, Der eine stösst den andern an und stolpert, Der eine kleine Gott fällt übern andern, Denn sie verstehen, welche Art von Ruf das ist, Sie spüren schon die Schritte der Erinnyen.
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UTOS EKINOS
Ein Unbekannter, fremd in Antiochien, aus Edessa gekommen, Schreibt vielerlei. Zu guter Letzt der Linos Als Abschluss kam zuwege. Mit ihm sind’s dreiundachtzig Dichtwerke insgesamt. Nur müde wurde der Poet Von soviel Schreiberei, soviel Stichopöie, Sovieler Anspannung in griechischer Phraseologie, Dass ihm jetzt alles in die Quere geht. Doch ein Gedanke gleich in diesem Ärger macht sich Zum Retter: jenes köstliche Utos Ekinos Das einst in seinem Schlaf Lukian vernommen.
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DIE STADT
Du sprachst “Ich will in andres Land, ich will zu andrem Meere gehn, Zu finden eine andre Stadt von bessrer Art als die! Gezeichnet ist der Urteilsspruch für all mein Streben hie: Mein Herz ist – wie ein Leichnam – grabumfangen. Wie lang noch soll mein Geist gebannt in dieser Fäulnis hangen? Wohin mein Auge kreisen mag, wohin ich schau: Zu schwarzen Trümmern meines Lebens ward der Bau, Wo ich so viele Jahre liess verderben und ins Leere gehn.” Denk nicht, dass du in neuen Raum, dass du an andre Meere gehst! Die Stadt zieht mit auf deinem Zug. Dieselben Strassen schleichst Einher du, wo du bei denselben Nachbarn bleichst, Wankst in denselben Häusern zu den Toten. Stets kommst du an in dieser Stadt. Nie – Hoffnung ist verboten – Beut Schiff noch Weg zum Anderswo sich dir. Darum, wo du verdarbst dein Leben, hier Durch dieses kleine Loch du zu der ganzen Erde Leere gehst.
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DIE SATRAPIE
Beklagenswerter, der für schöne Taten Und grosse du geschaffen, dass die Unbill Des Schicksals Mut und Glück dir stets verweigert, Dass niedrige Verflechtungen dich hemmen Und kleine Triebe und Gleichgültigkeiten. Und schrecklich ist der Tag, an dem du nachgibst, (Der Tag, an dem du dich verlässt und nachgibst) Und als ein Reisender enteilst nach Susa Und gehst zu dem Monarchen Artaxerxes, Der dich mit Gunst hinzutut seinem Hofe, Dir Satrapieen und dergleichen bietend. Und du nimmst sie entgegen in Verzweiflung, All diese Dinge, die du nicht verlangest. Andres begehrt die Seele dein mit Tränen: Das Lob des Volkes und der Weisheitlehrer, Das schwierige, unschätzbare Vortrefflich’, Den Markt und das Theater und die Kränze. Dieses – wie kanns dir Artaxerxes bieten ? Dieses – wie fällt dirs zu in Satrapieen ? Und ohne dies – wie wird dein Leben werden ?
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MÄRZ - IDEN
Vor Majestätischem sei auf der Hut, oh Seele. Und wenn du nicht deine Ehrsüchte zu besiegen Vermagst, gib ihnen Zögerung und Wachsamkeiten Zur Seite. Und je weiter du nach vorn vordringest, Je mehr sei eine prüfende und aufmerksame. Und wenn du deinen Gipfel einnimmst, Cäsar jetzt, Wenn so berühmten Manns Figur du aufgreifst, Hauptsächlich dann sei achtsam, auf die Strasse tretend, Du angesehener Machthaber mit Gefolgschaft. Geschieht es nun, und naht sich aus dem Haufen irgend Ein Artemidoros, der ein Schreiben vor dich bringe Und hastig sage: “Lies das auf der Stelle! Gar grosse Dinge sind’s, die dich betreffen” – Dann säume ja nicht, stehn zu bleiben, säume ja nicht, Gespräche sonst und Arbeit zu verschieben, Und säume nicht, verschiedne, die da knien und grüssen, (Du siehst sie später) abzudrängen; mag noch warten Dieser Senat, dass du sogleich zur Kenntnis nehmest Die wichtige Aufzeichnung des Artemidoros.
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ENTSCHIEDENES
Mitten in Angst und in Argwohns Andrang, Bei zerrüttetem Geist und verzitterten Augen Reiben wir uns auf mit Planungen: wie zu bewirken, Dass uns gelinge die Flucht aus der bestimmten, Also grausig uns drohenden Gefahr. Und dennoch gehen wir fehl, sie ist nicht auf dem Weg: Trügerisch waren die Ankündigungen (Sei es, wir hörten sie nicht, sei es, wir fühlten sie falsch). Anderer Niederprall, den wir uns nicht ausmalten, Plötzlicher, schlossenartiger, überfällt uns, Und als Unbereite – wo ist noch Zeit! – entrafft er uns.
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BILDHAUER AUS TYANA
Wie ihr wohl hörtet, bin ich mitnichten Abecedarius! Mancherlei Stein durchwanderte schon meine Hand. In meiner Heimat bin ich gar sehr bekannt Dort zu Tyana. Hier Bestellungen fand Häufig ein Bildwerk durch Senatoren. Jetzt werd ich euch führen Gleich vor einige. Diese Rhea ist rühmlich: Ehrwürdig, voller Beharrung, hochaltertümlich. Rühmlich ist dieser Pompejus. Hier Marius, Hier Ämilius Paulus, hier Scipio von Afrika. Ähnlichkeiten, soweit ich vermochte, genau. Hier Patroklos (ihn werd ich aufs neu ein wenig berühren); Unfern dort, aus gelblichem Marmelstein, Jene Stücke, sie bringen Kaisarion nah. Und jetzt bin ich beschäftigt geraume Zeit, Einen Poseidon zu bilden. Von Wichtigkeit Ist mir, die Pferde zu formen, wie ich sie schau: Also gelockert müssen sie sein, Dass ihre Körper und Füsse sichtlich ergeben, Wie sie nicht Erde bestampfen, nur Wogen beschweben. Doch mein geliebtestes Werk steht dort beiseit. Voller Bewegung schuf ichs und achtsam zumeist: Diesen, da hoch zu den ewigen Bildern fuhr Eines sommerglühenden Tags mein Geist, Diesen erträumte ich hier – den jungen Merkur.
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» DER GOTT VERLASSE ANTONIUS « Wird plötzlich in Mitternachtsstunde gehört Einzug unsichtbarer Weiheschar Mit erlesnen Musiken, mit Stimmen – Um dein Glück, das nun sinkt, um die Taten dein, Die scheiterten, um deines Lebens Plane, Die alle als Irrungen ausgingen, klage nicht nutzlos. Wie ein seit langem Bereiter, wie ein Verwegener, Grüsse zum Abschied Alexandrien, das schwindet. Vor allem täusche dich nicht, sag nicht, dies war Ein Traum, dein Ohr verfiel einem Trug: Also müssigen Hoffnungen schliesse den Sinn. Wie ein seit langem Bereiter, wie ein Verwegener, Wie dir ansteht, solch einer Stadt du würdig Befundner. So schreite mit festem Schritt dem Fenster zu Und hör voll innrer Bewegung, doch ohne Die Fleh– und Jammergebärden der Feiglinge Als letztgewährten Genuss die Klänge, Die erlesnen Flöten des mystischen Weihezuges, Und grüsse zum Abschied Alexandrien, dein verlornes.
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JONISCH
Weil wir zerschlugen ihre Weihebilder, Weil wir aus ihren Tempeln sie vertrieben, Wahrlich starben die Götter darum nicht. Oh Erde Joniens, dich lieben sie immer, Deiner gedenken ihre Seelen immer. Wenn über dir ein augustischer Morgen tagt, Durchfährt deinen Dunstkreis Schauer aus ihrem Leben, Und manchmal eine ephebische Äthergestalt, Unfassbar, mit eiligem Reiseschritt, Fährt hoch über deinen Hügeln hin.
DER RUHM DER PTOLEMÄER
Ich bin der Lagide, König. Im vollen Besitz (Mit meiner Stärke und meinem Reichtum) der Lust. Nicht hat Makedonier oder Barbar gewusst, Zu finden mir gleiche oder nur nahe Höhe. Ein Witz Ist Er von Seleukos mit seiner gemeinen Verschwendung. Doch sucht ihr noch Anderes – siehe die klare Bewendung: Die Stadt, die Lehrmeisterin, Gipfel allgriechischer Sendung, Injedem Gedanken, injeglicher Kunst die weise Vollendung.
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ITHAKA
Wenn du zur Fahrt aufbrichst nach Ithaka, So bete, dass ein weiter Weg es werde Voller Umschwünge, voller Einsichten. Die Laistrygonen oder die Kyklopen, Den zornigen Poseidon fürchte nicht, Dergleichen triffst du nie auf deinem Weg, Solang dein Denken hoch bleibt und erlesne Erregung dir an Geist und Körper rührt. Den Laistrygonen oder den Kyklopen, Dem wütigen Poseidon wirst du nicht begegnen, Wenn du sie nicht in deiner Seele schleppst, Wenn deine Seele sie nicht vor dich stellt. So bete, dass ein weiter Weg es werde. Mögen der Sommermorgen viele sein, Wo du – oh wie mit Dank, oh wie mit Freude! – Einfährst in Häfen, die du siehst zum ersten Mal. Mögest du halten an den Handelsplätzen Phönikiens und die schöne Ware kaufen: Perlmutter und Korallen, Ebenholz und Amber Und jeder Art erregende Duftflüssigkeit, Je reichlicher du kannst, erregende Duftflüssigkeit. Mögest du gehn in viele Städte nach Ägyptenland, Damit du lernst – und lernst von Eingeweihten. Behalte stetig Ithaka in deinem Geist. Die Ankunft dort ist deine Vorbestimmung. Doch haste mit der Reise nimmermehr. Besser, sie daure vieler Jahre Lauf,
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Und auf der Insel ankerst du als Greis, An allem reich, was auf dem Wege du erwarbst, Niemals erwartend, dass dir Reichtum schenke Ithaka. Ithaka schenkte dir die schöne Reise. Zu ihm allein bist du hinausgefahren. Verlange andre Gaben nicht von ihm. Findest du’s arm, Ithaka trog dich nicht, So weise, wie du wurdest, so erfahren, Erkanntest du nun wohl, was Inseln Ithaka bedeuten.
DAS GEFÄHRLICHE
Sprach Myrtias (ein Syrer, ein Student In Alexandrien zur Herrschaftszeit Von Augustus Constans und Augustus Constantius, Heide zum Teil und christlich lebend zum Teil): “Gekräftigt durch Gedankenschau und Übung, Werd ich vor meinen Leidenschaften nicht als Feigling zittern. Ich werde meinen Leib den Lüsten widmen, In den Genüssen, wie ich sie erträume, In den gewagtesten Begierden meines Eros, In meines Bluts wollüstigen Drängen ohne Irgendein Zagen, denn sobald ich will – Und Willen werd ich haben, da gekräftigt Ich bleibe durch Gedankenschau und Übung – Find ich in Augenblicken der Entscheidung Zurück zu meinem wie vorher asketischen Geist.”
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PHILHELLENE
Richte mit Sorgfalt künstlerisch her die Prägung! Ausdruck voll von Ernst und Feierlichkeit, Stirnband nach der besseren Art mehr schmal, Mir missfallen jene breiten der Parther, Umschrift, Sitte gemäss, in griechischem Laut, Nichts Übertriebenes, nichts Geschwollenes, – Der Prokonsul möcht es leicht missdeuten, Der hier ausspäht alles und meldet nach Rom, – Aber dennoch Bestimmtes ehrenvoll. Etwas ganz Gewähltes erscheine umseitig: So ein diskuswerfender schöner Jüngling. Doch vor allem empfehl ich deiner Beachtung, (Bei dem Gott, Sithaspes, halt es im Sinn) Dass man gleich nach König’ und nach Retter’ Präge mit feinen Buchstaben Philhellene’! Und jetzt hebe mir ja nicht an zu klügeln: Wo sind Hellenen ?’ und: Wo ist Hellenisches Hinter dem Zagros hier, jenseits von Phraata?’ Soundsoviel sonst barbarischere Von den unsern schreibend, wir schreibend auch! Und am Ende bedenke, wie manches Mal Zu uns kommen aus Syrien die Sophisten Und Versknüpfer und anderes Gaukelvolk. Also, scheint es, sind wir nicht unhellenisch.
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HERODES ATTIKOS
Ach für Herodes Attikos, was für ein Ruhm! Alexandros aus Seleukia, bei uns ein tüchtiger Sophist, In Athen ankommend seiner Vorträge wegen, Findet die Stadt verödet, dieweil Herodes Auf dem Lande war. Und die ganze Jugend Begleitete ihn dorthin, um ihn zu hören. Der Sophist Alexandros also Schreibt einen Brief an Herodes Und bittet ihn, die Griechen zu schicken. Doch der feine Herodes erwidert sogleich: Mit den Griechen zusammen erscheine auch ich’. Wieviel Knaben in Alexandrien jetzt, In Antiochien oder in Berytos (Seine Redner von morgen, die das Griechentum vorbereitet), Versammelt an den erlesenen Tischen, Wo einmal das Gespräch ist von schöner Weisheitslehre Und einmal von ihrer köstlichen Liebeskunst, Versinken plötzlich geistabwesend in Schweigen! Lassen die Becher neben sich unberührt Und überdenken das Glück des Herodes. Welcher andre Sophist ist dessen gewürdigt ? Wo er nur will und was er auch tut, Dass ihn die Griechen (die Griechen!) begleite», Weder beurteilen oder umstreiten Noch erst erwählen, – begleiten einfach!
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KÖNIGE ALEXANDRIENS
Zusammenliefen die Alexandriner Anzublicken Kleopatras Kinder, Kaisarion und seine kleinen Brüder Alexandros und Ptolemaios, die sie zum ersten Male hinaus in das Gymnasium führten, Um dort sie als Könige zu verkünden Beim glanzvollen Aufmarsch der Soldaten. Alexandros – sie hiessen ihn König Armeniens, Mediens und der Parther. Ptolemaios – sie hiessen ihn König Kilikiens, Syriens und Phoenikiens. Kaisarion stand ein wenig nach vorn, Gewandet in Seide, in rosene, Auf seiner Brust ein Blütengewinde aus Hyazinthen, Sein Gürtel doppelte Reih Saphire und Amethysten, Gebunden seine Sandalen aus weissen Riemen, bestickt mit rosenfarbenem Geperl. Ihn hiessen sie mehr als die Kleinen, Ihn hiessen sie König der Könige. Die Alexandriner empfanden gewiss, Dass dies Sprüche waren und Schaugebärden. Jedoch der Tag war heiss und voll Dichtergefühl, Der Himmel ein einziges helles Blau, Alexandriens Gymnasien eine einzige
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Triumphierende Grosstat der Kunst, Des höfischen Gefolges Üppigkeit erlesen, Kaisarion völlig Anmut und Edelgestalt (Kleopatras Sohn, Blut der Lagiden), Und die Alexandriner liefen schon zum Fest Und schwollen vor Begeisterung und Jubelgrüssen Auf griechisch, auf ägyptisch und einige auf hebräisch, Bezaubert von dem herrlichen Schaustück – Obgleich sie wussten gewiss, was dieses wert sei, Was für hohle Sprüche es seien, diese Königtümer.
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OH KOMM ZURÜCK
Oh komm noch oft zurück und nimm mich an! Geliebte Empfindung, komm zurück und nimm mich an Sobald des Leibes Gedächtnis aufwacht Und alte Begierde von neuem ins Blut fährt, Sobald die Lippen und die Haut sich erinnern Und die Hände empfinden als berührten sie wieder. Oh komm noch oft zurück und nimm mich an zur Nacht Sobald die Lippen und die Haut sich erinnern…
IN DER KIRCHE
Die Kirche liebe ich – ihre Sechsflügelfalter, Das Silber der Gefässe, ihre Kerzenhalter, Die Lichte, ihre Ikone, Kanzel und Psalter. Trete ich dort zur Griechenkirche ein Mit ihrer Weihrauchwolken duftigem Drängen, Mit hohen Amtes Stimmen und Zusammenklängen Und mit der Priester majestätischen Aufgängen Und jeder ihrer Gesten ernstgeschlungnem Tanz – Sie in Gewänderschmuck von hellstem Glanz –, Geht hin mein Geist zu grossen Ehren unsres Stammes, Zu unsrem Ruhmesalter von Byzanz.
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SEHR SELTEN
Er ist ein Greis. Erschöpft und gebeugt, Verkrüppelt durch die Jahre und durch Laster, Schleppt er sich sachte vorwärts auf der Gasse. Und dennoch, wie er ins Haus tritt, sein Elend Und Altersgebrechen zu verbergen, bedenkt er Den Vermögensanteil, der ihm noch bleibt an der Jugend. Heute sprechen Epheben seine Verse. Durch ihre Augen, die feurigen, dringen seine Gesichte, Ihr gesundes, lusterfülltes Gehirn, Ihr edelgezeichnetes, straffgezogenes Fleisch, Es wird von Seiner Enthüllung des Schönen erschüttert.
SOVIEL DU VERMAGST
Und wenn du nicht vermagst, dein Leben zu führen, wie du es willst Solches zum mindesten sei bestrebt, Soviel du vermagst, es nicht zu entwürdigen Inmitten der vielen Berührung mit der Welt, Inmitten der vielen Bewegungen und Gespräche. Nicht entwürdige es durch Hetzen Und häufiges Zerren und Aussetzen In der Beziehungen und Zusammenrottungen Täglichem Unsinn, Bis es wird wie ein lästiges Bettelkind.
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FÜRS GESCHÄFT
Er hüllt, sie vor Unordnung zu verteidigen, Sorgsam in kostbar grünen Stoff, in seidigen: Rosen, gebildet aus Rubin, Veilchen aus Amethysten, Aus Perlen Lilien. Wie sie ihn gelüsten, Wie er sie wollte und sie schön sieht, nicht wie’s im Naturgewordnen Er fand und prüfte. Diese wird zum Schatz er ordnen Als Zeichen seines kühnen und gelungnen Schaffens. Kommt ins Geschäft ein Käufer im Verfolg des Gaffens, Dann nimmt er aus den Fächern andres und verkauft Schmuckdinglein, Hochfeine: Spangen oder Ketten, Halsbänder oder Fingerringlein.
ICH GING
Ich liess mich nicht fesseln. Vollständig riss ich mich los und ging. Zu den Genüssen, die halb wirkliche und Halb kreisende waren in meinem Hirn, Ging ich durch die erleuchtete Nacht. Und ich trank von starken Weinen, gleich wie Trinken die Mannesmutigen der Lust.
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DES GRAMMATIKERS LYSIAS GRAB
Unmittelbar, wo rechts du eintrittst, zwischen den Buchschränken VonBerytos begruben wir Lysias, den grossen Grammatiker. Kein bessrer Ort ist auszudenken. Wir setzten nah zum Seinigen ihn, was, auch umnachtet, Vielleicht er drüben noch erinnert: Scholien, Prosen, Stilistik, Lesarten und Bände voll Gräzismen in viel Glossen. Und so wird auch von uns betrachtet werden und geachtet Sein Grab, sooft wir zu den Büchern stossen.
EVRIONS GRAB
Dies Mal, ganz prangend vor Kunstfertigkeit Aus Grünstein, wie man bei Syëne bricht, Bedeckt vom Schwall der Lilien, Schwall der Veilchen, Ist Evrions, des Schönen, letzter Ruh geweiht. Alexandrinisch Kind von fünfundzwanzig Jahren: Des Vaters Ahnen makedonische Edle waren, Von Juda’s Priestern stammt’ er durch die Mutter her. Aristokleitos gab ihm, was der Weisheit Nahrung war, Und Paros Rednerstil. In Theben lernte er Die heiligen Schriften. Dann verfasst’ er den Bericht Vom Gau Arsinoë. Der bleibt wohl noch ein Weilchen – Indessen wir das Kostbarste verloren: sein Gesicht, Das eine apollinische Offenbarung war.
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LÜSTER
Vier Wände nur im leeren kleinen Zimmer Und überdeckt von allergrünstem Tuch – Ein schöner Lüster brennt mit vollem Schimmer, In allen seinen Flammen ist ein Flimmer Von leidgenährter Brunst, von wilder Brunst. Im kleinen Zimmer, wo der Lüster sprüht Und ringsum leuchtet voll von starker Glut, Ist’s ein ganz ungewohnes Licht, das glüht. Nicht ist für Körper, zagend und bemüht, Geschaffen dieser Hitze Lust.
FERN
Ich möchte dieser Erinnerung Worte leihn… Doch verlosch sie schon so… wie ein Nichts bleibt übrig – Da fern sie zurückliegt, in meinen ersten Ephebenjahren. Haut gleichsam ausgemeisselt in Jasmin… Jene August – August war’s? – Abendherrlichkeit… Kaum weiss ich mehr die Augen. Waren’s blaue zuzweit? Ja, blaue! Blau, das durch Saphire schien.
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WEISE ABER DES NAHENDEN
Denn Götter werden des Künftigen, Menschen des Geschehenden, Weise aber des Nahenden gewahr. Philostratos, Apollonios von Tyana, VIII 7
Die Menschen wissen das jeweils Geschehende. Die Götter, von allem Licht Volle und einzige Träger, wissen die künftigen Dinge. Aus künftigen Dingen ahnen angehende Die Weisen. Zu Stunden ernsten Forschens bricht Manchmal Erschütterung in ihr Ohr, Damit von nahekommendem Gericht Der geheime Ruf in sie dringe. Und sie lauschen ihm fromm. Indessen am Tor Die Leute der Strasse hören nicht.
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THEODOTOS
Gehörst du zu den wahrhaft Auserwählten, Dann sieh, wie du dir Überlegenheit erkämpfst! So stark dein Ruhm auch schwillt, so laut die Städte Italiens und Thessaliens wiederklingen Von der Besprechung deiner grossen Taten, – Ja haben dir zu deiner Ehre Volksabstimmungen Bewunderer selbst in Rom erwirkt: Nicht deine Freude, dein Triumph bleibt nicht beständig, Nicht höherer – wohin höherer? – Mensch wirst du dich fühlen, Wenn in Alexandrien Theodotos dir bringt Auf einem blutgetränkten Tuch Das Haupt des leidgeschlagenen Pompejus. Und nie beruhige dich, in deinem Leben, Begrenzt, geordnet und prosaisch, habe Kein solches Schaustück und Entsetzen Raum. Vielleicht zu dieser Stunde tritt bei einem deiner Nachbarn ins Haus, das wohlverwaltete, Unsichtbar, stofflos, der Theodotos, Der mitbringt solch ein fürchterliches Haupt.
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AUF DEN EINGANG DES CAFÉS
Meine Aufmerksamkeit lenkten einige Worte, mir Zur Seite gesprochen, auf den Eingang des Cafes. Und ich erblickte den schönen Leib, der schien, Als hätte nach höchster Erfahrung ihn Eros, Voll Freude seine ebenmässigen Glieder bildend, geformt – Die ausgemeisselte Gestalt zur Höhe führend, Aus innigen Zügen das Antlitz bildend Und von der Berührung mit seinen eigenen Händen Ein Gefühl rücklassend auf Stirn, auf Augen, auf Lippen.
ER SCHWÖRT
Er schwört an jedem Tage, er fange ein bessres Leben an. Docl wenn die Nacht herbeikommt mit ihrem sonderbaren Rat, Mit ihrem Einverständnis und manchem Ding, das sie verspricht, Docl wenn die Nacht herbeikommt mit ihrer sonderbaren Macht Des Körpers, welcher will und sucht, – zurück, verloren, Zur gleichen schicksalhaften Freude geht er.
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EINE NACHT
Die Kammer, sie war ärmlich und gemein, Verborgen über der anrüchigen Taverne. Durchs Fenster erschien die Gasse Unsauber und eng. Aus der Tiefe Kamen die Stimmen etwa von Arbeitern, Die Karten spielten und die zechten. Und dort im volksmässigen billigen Bett Besass ich den Leib des Eros, besass ich die Lippen Lustvoll und rosen im Rasen, Rosen in so gewaltigem Rasen, dass auch jetzt ich, Nach all den verstrichenen Jahren in meinem Einsamen Hause schreibend, wiederum rase.
MEER DES MORGENS
Hier mag ich stehn. Und mag auch ich die Natur anblicken ein wenig. Morgendlichen Meeres und unbewölkten Himmels Strahlende Blautöne und gelbe Küste – das Ganze Wunderbar und gross beschienen. Hier mag ich stehn. Und mag mich täuschen, ich sähe Dies (Ich sah es in Wahrheit einen Nu, beim ersten Stillstehen) Und nicht auch Hier die Erdichtungen mein, Die Erinnrungen mein – Denkbilder von Lust.
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GEMALTES
An meinem Werk wirk ich mit Eifer und Behagen. Doch heut versagt der Tag mir jede Labsal, Mit Schaffens Stocken mich entmutigend, weil Trübsal Und Dunkel alles einhüllt. Alles bläst und träuft. Eher verlangt es mich zu sehen, als zu sagen. Da find ich dies gemalte Bild bereit: Ich schaue einen Knaben nah am Bronnen Sich streckend, weil er, müde wohl, nicht gern mehr läuft. Oh schönes Kind! Göttlicher Mittag! Oh, er häuft Glanz über ihm und hält es schlafumsponnen. Ich sitze und betrachte lange Zeit. Und wieder mitten in der Kunst, ruhe ich aus von ihrer Mühsal.
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OROPHERNES
Dieser, der vorn auf dem Vierdrachmenstück, – Ähnlich als lächle er ward sein Gesicht gebildet, Sein anmutiges zartes Gesicht – Dieser ist Orophernes, Ariarathos’ Sohn. Knabe ward er vertrieben aus Kappadokien, Aus dem grossen väterlichen Palaste, Und sie schickten, damit er gedeihe, Ihn nach Jonien – und in der Fremde vergessen werde. Oh die erlesenen jonischen Nächte, Wo er furchtlos und griechisch allumfänglich In ihrer Fülle lernte die Lust! Innen im Herzen allzeit Asiens Sohn, Aber in seinen Arten und seinem Sprachlaut Grieche, Mit Jaspisen geschmückt, hellenisch gewandet, Leib, von jasminischen Wohlgerüchen duftend, Unter den schönen Jünglingen Joniens Er der schönste, er vollkommenes Bild. Als dann später die Syrer nach Kappadokien Drangen und ihn zum König machten, Ward er gelagert hoch auf dem Thron, Neue Genüsse zu kosten an jedem Tage, Raubenden Griffes Gold und Silber zu häufen, Froh zu schwelgen, laut zu prahlen, Wenn er sah, wie die Schätze geschichtet glitzerten. Was die Sorge um das Land betrifft, und das Regieren – Er wusste nicht einmal was um ihn her geschah.
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Ihn entfernten die Kappadokier bald, Und er verlor sich nach Syrien, dort bei Demetrios Im Palast Zerstreuung zu suchen und Saumsal. Eines Tages jedoch durchschnitt er die reichliche Müsse mit ungewohnter Gedanken Schärfe: Er besann sich der Mutter aus Antiochia Und jener alten Ahnin Stratonike – Wie er durch sie zur syrischen Sippe gehörte, Beinah wäre ein Spross von Seleukos’ Stamm. Und ein wenig verliert’ er die Laster und Räusche, Und ohnmächtig und halb im Taumel Suchte er einige Ränke zu wirken, Einige Machenschaften und einige Pläne, Und er versagte kläglich und ward vernichtet. Irgendwo schrieb man von seinem Tod – und verlor es. Oder vielleicht übersah ihn die Historie Und geruhte mit Recht, so belanglose Sache nicht aufzunehmen in ihre Berichte. Dieser, der vorn auf dem Vierdrachmenstück Ein Geschenk seiner schönen Jugend machte, Von liedwürdiger Anmut einen Strahl, Eine Sinnenerinnrung an jonische Jugend, Dieser ist Orophernes, Ariarathos’ Sohn.
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DIE SCHLACHT BEI MAGNESIA
Er verlor seinen alten Mut, seine Heftigkeit. Des müden Leibs schon kranker Unkräftigkeit Gilt jetzt hauptsächlich die Pflege. Und sorgenfrei, Behauptet Philippos wenigstens, also für morgen sei Der Rest seines Lebens gesichert. Heut abend, Zerstreuung Begehrend, frönt er den Würfeln: “Des Tisches Bestreuung Mit vielen Rosen vergesst nicht. Was tut’s, wenn Antiochos Bei Magnesia unterging. Soll doch mit Mann und Ross Und Wagen das herrliche Heer vollkommen vernichtet sein. Man übertrieb wohl das Unglück, ein Teil mag erdichtet sein. Hoffentlich. Ist er ein Feind auch, sie waren von Einem Geschlecht. Doch ‘hoffentlich’ reicht schon aus. Mag sein, es ist mehr als recht.” Sein Fest wird Philippos sicher nicht verschieben. Wie schlimm seines Lebens Ermattung auch wurde, geblieben Ist ihm ein Gutes: dass nie sein Gedächtnis versagt. Er gedenkt, mit wie viel Schmerz man in Syrien geklagt, Als tief Makedonien, die Mutter, sank in den Schmutz. “Rüstet zur Tafel! Sklaven, die Flöten, den Lichterputz!”
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MANUIL KOMNINOS
König Herr Manuil, der Komnine, Fühlte an einem Tag von Schwermut Des Septembers nahe den Tod. Es schwätzten Die Sterndeuter des Hofes (die bezahlten), Dass viel weitere Jahr’ er leben werde. Aber indes die redeten, erinnert Jener sich an alte fromme Bräuche Und befiehlt, dass aus den Zellen der Einsamen Kirchliche Gewande zu holen seien. Sie anlegend beut mit heitrem Sinn er Würdigen Anblick Priesters oder Mönches. Glück erlosten alle, die da glauben Und Herrn Manuil gleich, dem König, enden In ihrem Glauben höchst ehrwürdig eingekleidet.
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DAS MISSFALLEN DES SELEUKIDEN
Missfallen fand der Seleukossprössling Demetrios an der Nachricht, dass in Italien Ein Ptolemaios ankam in solcher Misere. Mit drei oder vier Sklaven allein, In Bettlerkleidung und zu Fuss. Zu Gespött Werden in Rom jetzt so und zu Spielzeug Absinken ihre Geschlechter. Dass im Grunde sie wurden Wie eine Art Dienstleute der Römer, Der Seleukide weiss es: dass die ihnen geben Und die ihnen nehmen ihre Throne Nach Willkür, wie sie gelüstet, er weiss es. Doch sollten in ihrem Auftritt zum mindesten Sie eine gewisse Grossartigkeit wahren, Dass man nicht vergesse, Könige sind sie noch, Könige (Oh Jammer!) werden sie noch geheissen. Darum empörte sich der Seleukide Demetrios. Und umgehend bot er dem Ptolemaios Ganz purpurne Gewänder, glanzvolles Stirnband, Schwer kostbare Diamanten, eine Schar Von Dienern und Begleitern, seine teuersten Rosse, Damit er in Rom auftrete, wie es sich gebührt, Als alexandrinischer, griechischer Selbstherrscher.
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Aber der Lagide, der wegen des Bittgesuches kam, Kannte sein Geschäft und lehnte das alles ab. Durchaus bedurfte er nicht dieser Üppigkeiten. Schlecht angezogen, demütig traf er in Rom ein Und schlüpfte im Haus eines kleinen Handwerkers unter. Und dann trat er wie ein Unglückswesen auf Und wie ein armer Kerl vor dem Senat, Um also mit bessrem Ergebnis zu betteln.
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SOBALD SIE LÜSTERN WERDEN
Versuch, gefangen sie zu halten, Dichter, Ob’s auch nur wenige sind, die haften bleiben. Schaugegenstände deiner Liebesart. Führ halbverhüllt sie ein in deine Sätze, Versuch, sie mit Gewalt zu bannen, Dichter, Sobald sie lüstern werden in deinem Hirn Zur Nacht oder beim vollen Mittagslicht.
AUF DER STRASSE
Sein anmutiges Gesicht ein bisschen blass, Seine Kastanienaugen wie gebrochen, Fünfundzwanzig Jahr alt, doch eher aussehend wie zwanzig, Mit etwas Künstlerischem in seiner Kleidung, Irgendwie in Farbe der Krawatte, Form des Kragens, Schlendert er ziellos mitten auf der Strasse, Noch wie in Bann geschlagen von der gesetzlosen Lust, Der sehr gesetzlosen Lust, die er erlebt hat.
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VOR DER BILDSAULE ENDYMIONS
Auf weissem Wagen vom Geviert der ganz weissen Maultiere hergeschleppt in Silberschmuckes Schwere, Erschein ich von Milet am Latmos. Bringend hehre Opfer und Spenden, die Endymior im Glanz weisen, Fuhr ich aus Alexandrien in purpurner Triëre. Und nun das Bild! Voller Entzückung blick ich zum Endymion, der strahlt von höchstem Ruhm. Körbe Jasmins schütten die Sklaven mein. Mit Tanzweisen Jubelgesänge wecken seliges Altertum.
IN EINER STADT DER OSRHO ËNE
Aus dem Krawall der Taverne brachten sie uns verwundet Freund Remon gestern um mitternächtige Zeit. Durchs Fenster – wir liessen das mächtige weit – Seinen schönen Leib auf dem Lager beschien der Mond. Wir sind ein Gemisch hier: Syriens, Gräzia’s, Armeniens, Mide’s. So einer ist auch Remon. Dennoch, als gestern beschien Sein erosgebanntes Antlitz der Mond, Ging unser Geist zum platonischen Charmides.
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DURCHGANG
Was er als Schüler mit Zagen erträumte, ist deutlich gemacht Und offen vor ihm. Und er schweift und er schwärmt die Nacht, Und er lässt sich locken. Und wie es (für unsere Kunst) ein Gut: Sein Blut, sein neues und heisses Blut – Die Lust erfreut sich daran. Seinen Leib übermannt Verfehmter erotischer Rausch. Ihm geben gebannt Die Jünglingsglieder sich hin. Und so wird uns würdig gesellt Ein schlichter Knabe. Und durch die erhabene Welt Der Dichtung geht einen Nu dies Kind, Dies sinnliche auch, das neues und heisses Blut durchrinnt.
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FÜR AMMONIS DER MIT
29 IM JAHR 610 STARB
Raphaïl, wenige Verse mögest du weih’n, Der Grabinschrift des Dichters Ammonis zu gönnen. Ein ganz feines Empfundnes und Glattes. Du wirst es können, Bist geeignet zu schreiben, dass es sich füge Für den Dichter Ammonis, den unsrigen. Sicherlich wirst du von seinen Gedichten reden. Doch mögest du auch von seiner Schönheit reden, Seiner zarten Schönheit, die wir liebgewannen. Immer sind edel und voll Musik deine griechischen Worte. Dennoch begehren wir jetzt deine ganze Meisterschaft. In fremde Sprache dringt unser Leid und unsere Liebe ein. Dein ägyptisch Empfinden giess in die fremde Sprache. Raphaïl, deine Verse mögen also geschrieben sein, Dass sie von unserm Leben, du weisst, etwas in sich enthalten, Dass auch der Rhythmus und jede Phrase ein Zeugnis sei’n, Dass für den Alexandrier hier der Alexandrier schreibt.
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EIN GOTT BEI IHNEN
Wenn einer von ihnen durch Seleukia schritt Über den Markt zur Stunde sinkenden Abends Als ein hoher und vollkommen schöner Ephebe Mit der Freude der Unzerstörbarkeit in den Augen, Mit seinem gedüfteten schwarzen Haar, Starrten ihn die Fussgänger an Und fragten einander, ob man ihn kenne Und ob er ein Hellene Syriens sei oder ein fremder. Doch einige, Die mit schärferem Blick ihn bespähten, Verstanden und traten zur Seite, Und wie er sich unter den Hallen verlor Mitten in den Schatten, mitten in den Lichtern des Abends, Strebend zu jenem Quartier, das die Nacht Einzig lebt, – mit üppiger Sinnenfeier Und jeder Weise von Rausch und Wollust, – Sannen sie schwärmerisch, wer es wohl von IHNEN sei Und zu welchem seiner umlauerten Genüsse er In Seleukias Strassen herabgestiegen Von den Angebeteten, Allehrwürdigen Burgen.
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IM ABEND
Im ganzen hätt es nicht lange gedauert. Die Brüche Der Zeiten beweisen es mir. Und dennoch mit allzu hastigem Gang Kamen und schnitten es ab die Schicksalssprüche. Kurz war das herrliche Leben. Aber was für starke Gerüche, Wai für erlesene Lager, auf denen wir ruhten, Was für Lust, der wir unsre Leiber schenkten. Ein Nachklang aus den Tagen der Lust, Ein Nachklang aus den Tagen kam mir nahe, Der unser beider Jugendgluten berief: In die Hände nahm ich aufs neu einen Brief Und las wieder und wieder, bis das Licht verglomm. Und ich ging hinaus auf den Balkon voll Schwermut – Ging hinaus die Gedanken ändern, auch nur betrachtend Etwas die geliebte Stadt, Etwas Bewegung der Strasse und der Geschäfte.
DER LUST
Freude und Duft meines Lebens: das Gedächtnis der Stunden, Wo ich fand und wo ich festhielt die Lust, wie ich sie wollte. Freude und Duft des Lebens, des meinigen, dass von mir ich wendete Jeden Genuss an den Eroten des Gewöhnlichen.
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GRAUES
Einen Opal betrachtend von halbem Grau, Gedacht ich zweier schöner grauer Augen, Die ich sah, es liegt wohl zwanzig Jahr zurück… Für einen Monat liebten wir einander. Dann ging er fort, mich dünkt nach Smyrna, Um dort zu schaffen, und nie mehr sahn wir einander. Es trübten sich wohl – wenn er lebt – die grauen Augen, Es verzerrte sich wohl das schöne Antlitz. Gedächtnis mein, bewahr es, wie es war. Und, Gedächtnis, was du vermagst, von diesem meinem Eros, Was du vermagst, bring mir zurück heut abend.
DAS GRAB DES IASSIS
Hier lieg ich, Iassis. In dieser grossen Gemeinde Der Ephebe, von dessen Schönheit der Ruhm erscholl. Mich bewunderten tiefe Weise und auch das gemeine, Das flache Volk. Und ich fühlte gleicher Freude mich voll Ob beidem. Doch da mich die Welt so sehr als Narkissos und Hermes Besass, verdarben mich Laster und töteten mich. Oh Wandrer, du musst Alexandrier sein, um nicht zu verdammen. Du weisst von des Schwärmens Stärke bei uns, von des Lebens Hitze und höchster Lust.
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IM MOND ATHYR
Mit Schwierigkeiten les ich auf altertümlichem Steine: KY(RI)E JESU CHRISTE. Einmal erkenn ich: SEE(L)E. Und dann: IM MO(N)D ATHYR IST LEVKIO(S) ENTSCH(LA)FEN. Bei seines Alters Nennung: SEIN LE(BE)N WÄHRTE JAHRE Beweist das Kappa Zeta, Dass jung er eingeschlafen. Unter Verwischtem find ich: ER WAR ALEXAND(R)EER. Dann folgen noch drei Zeilen Aufs äusserste verstümmelt. Doch einige Worte rat ich – Wie UNSERE (TRÄ)NEN, WEHMUT, Darunter nochmals TRÄNEN Und (U)NS DEN (F)REUNDEN TRAUER. Mich dünkt, dass reiche Strahlen Der Liebe Levkios trafen. In jenem Mond Athyr Ist Levkios entschlafen.
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SAH ICH MIT SOLCHER STETE
In die Schönheit sah ich mit solcher Stete, Dass von ihr meine Schauung angefüllt ist. Linien der Leiber. Rote Lippen. Glieder lustvoll. Haar, das wie entlehnt einem Griechenstandbild Allzeit schön ist, nimmer berührt vom Kamm, Fallend etwas über die weissen Stirnen. Gesichter der Liebe, wie meiner Wörter Fügung Sie gewollt hat, in den Nächten meiner Jugend, Tief in meinen Nächten geheimnisvoll angetroffene.
IGNATIOS ’
GRAB
Hier bin ich nicht der Kleon, der ich beredet wurde In Alexandrien (wo sie ungern staunen) Mit meinen glanzvollen Häusern, mit den Gärten, Mit den Pferden und mit den Gespannen mein, Mit Diamantnem und Seidnem, das ich anzog. Hebe dich fort! Hier bin ich nicht jener Kleon. Seine achtundzwanzig Jahre seien erloschen! Bin Ignatios, Leser, der gar spät Zu sich kam. Doch lebt’ ich auch so zehn glückliche Monde In der Meeresstille und in der Fehllosigkeit Christi.
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TAGE VON 1903
Nicht mehr fand ich sie wieder – die also schnell verlernen… Die dichterischen Augen, das bleiche Antlitz… in der Nächtigkeit der Strasse… Nicht mehr fand ich sie – die durch Zufall einzig gewonnenen, Die so leicht ich entliess Und die später mit wilder Qual ich begehrte. Die dichterischen Augen, das bleiche Antlitz, Jene Lippen, nicht mehr fand ich sie.
DAS SCHAUFENSTER DES TABAKLADENS
Nah bei eines Tabakladens erleuchtetem Schaufenster standen sie unter vielen sonst. Zufällig trafen ihre Bücke einander, Und die widergesetzliche Gier ihres Fleisches Drückten sie schüchtern mit Zögrungen aus. Weiter, wenige Schritte auf dem Fussteig in Unruhe Bis sie lächelten, leichte Winke wechselnd. Und dann noch die zugeschlossene Kutsche… Diese sinnliche Näherung der Körper: Die vereinigten Hände, die vereinigten Lippen.
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KAISARION
Zum Teil auf Erforschung einer Epoche bedacht, Zum. Teil, den Lauf der Stunde zu kürzen, Wollt ich in die Sammlung mich gestern nacht Von ptolemäischen Inschriften stürzen. Die reichlichen Preisungen und Schmeicheleien Sind ähnlich auf alle. Alle haben sie ‘Ruhm’ Und ‘Glanz’ und ‘Vormacht’ und ‘Wohltätertum’, Und jede Handlung von ihnen: höchste Weisheit. Berichtest du von den Frauen des Stammes gar: Alle Bereniken und Kleopatren sind wunderbar. Nachdem der Epoche Erforschung durchgeführt, Liess ich das Buch schon sinken, – doch kurze Erwähnung, Unscheinbare, die des Königs Kaisarion, Machte mich aufmerken noch mit heftigem Ruck… Oh da! Du kamst mit deinem grenzenlosen Zauber. In der Geschichte wenige Zeilen allein sind über dich zu lesen, Und also formt ich freier dich in meinem Geist. Ich formte dich also hold und voll Empfindung. Auf deinem Antlitz breitet meine Kunst Eine traumhaft mitbewegende Schöne.
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Und so vollständig bildete ich dich ein, Dass gestern spät zur Nacht, als im Erlöschen Die Lampe war – ich liess sie mit Absicht erlöschen – Ich glaubte, dass du tratest in mein Gemach, Mir schien, du standest vor mir, wie du gewiss In dem eroberten Alexandrien wärest, Blass und ermüdet, denkbildgleich in deinem Leid, Noch hoffend, dass sich deiner erbarmten Die Elenden, die zischelten: ‘Viele Cäsaren.’
DENKE DARAN , LEIB …
Leib, denke daran nicht nur, wieviel du geliebt wurdest, Nicht allein an die Betten, auf denen du lägest, Doch auch an jene Begierden, die für dich In den offenen Augen blitzten Und in der Stimme bebten, und irgendein Zufallshemmnis hat sie vereitelt… Jetzt, wo alles tief im Vergangenen liegt, Scheint es fast, du hättest jenen Begierden Auch dich hingegeben – wie sie blitzten. Denke daran, in den Augen, die dich ansahn, Wie sie bebten für dich in der Stimme: denke daran, Leib.
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LANIS ’
GRAB
Der Lanis, den du liebtest, Markos, ist nicht hier Im Grab, zu dem du weinend kommst, und bleibst Stunden auf Stunden; Der Lanis, den du liebtest, ihn hast du bei dir viel näher In deinem Haus, wenn du dich einschliesst und das Bild betrachtest, Das irgendwie bewahrte, was er Würdiges besass, Das irgendwie bewahrte, was du hebevoll umfingest. Gedenkst du, Markos, noch, wie du aus des Prokonsuls Palast den hochberühmten Maler von Kyrene brachtest, Wie dieser mit der ganzen Listigkeit des Künstlers, Kaum sah er deinen Freund, euch überreden wollte, Dass er vor allem ihn als Hyazinth darstellen müsse. (In der Art würde man von seinem Bild am meisten reden). Doch heb dein Lanis seine Schönheit so nicht aus, Und sich hartnäckig wiedersetzend sagte er, er werde Gewiss nicht Hyazinth verkörpern oder irgend einen andern, Sondern den Sohn des Rametich aus Alexandrien, den Lanis.
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BESINNUNG
Meine Jahre der Jugend, mein lustvolles Leben – Wie sehe ich heute rein den Sinn von allem. Oh die müssige Reue, oh die vergebliche… Aber damals könnt ich den Sinn nicht sehen. Mitten in meiner Jugend lockerem Leben Bildeten sich Antriebe meiner Dichtung, Zeichnete sich der Umriss meiner Kunst. Drum war auch die Reue nimmer beständig. Und mein Vorsatz, mich zu beherrschen, zu ändern, Reichte für zwei Wochen im längsten Fall.
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NEROS FRIST
Keine Unruhe kam über Nero, wie er vernahm Des delphischen Orakels Wahrsagung: “Dreiundsiebenzig Jahr hab er zu fürchten.” Zeit war noch vorhanden, froh zu sein. Dreissig Jahr ist er, und voll ausreichend Scheint die Frist, die ihm der Gott gewährt, Künftigen Gefahren vorzusorgen. Jetzt kehrt er nach Rom, ermüdet ein wenig, Aber köstlich ermüdet, von dieser Reise, Die ein einziges war an Geniessens Tagen – In den Theatern, in den Gärten, in den Gymnasien. Abende in den Städten Achajas… Ah, der nackten Leiber Lust vor allem… Solches Nero. Und in Spanien Galba Sammelt heimlich sein Heer und übt es ein, Er, der Greis von dreiundsiebzig Jahren.
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GESANDTE AUS ALEXANDRIEN
So schöne Gaben sah man nicht in Delphi seit Jahrtausenden Wie diese von dem Königsbrüderpaar, dem sich zerzausenden, Der Ptolemaier hergeschickt. Doch den Empfang bestätigend, Verlegen ums Orakel sind die Priester. Nur betätigend Ihr reifstes Wissen, können sie scharfsinnig die Entscheidung fällen: Welchen von beiden, solchen beiden, darf man unzufrieden stellen? Und sie versammeln sich geheim im nächtlich Dunkeln, Von der Lagiden häuslichen Verhältnissen zu munkeln. Doch wieder traten, siehe, die Gesandten ein. Abschiedsbesuch. Sie kehren, heisst’s, nach Alexandrien. Orakelspruch Erbitten sie eist gar nicht. Freudig hört’s der Priester Schar, (Versteht sich, da der Schatzlohn eingenommen war), Doch fühlen sich auch hilflos sehr in ihrer Schlauheit, Weil sie nicht ahnen: was bedeutet die plötzliche Lauheit? Sie wissen nicht, dass gestern Jenen schwere Kunde ward gebracht. In Rom sprach das Orakel, dort – wurde die Teilung schon gemacht.
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ARISTOBULOS
Weint der Palast, weint der König, Ohne Tröstung wehklagt König Herodes, Um Aristobulos weint die ganze Stadt, Der so ungerecht zufällig ertrank, Wie er mit seinen Freunden im Wasser spielte. Und wenn sie dies auch in anderen Ländern erfahren, Wenn es oben nach Syrien weiterdringt, Werden auch viele von den Hellenen klagen. Alle Dichter und Bildhauer werden trauern, Weil unter ihnen gerühmt Aristobulos war. Und wo reichte ihre Einbildung eines Epheben Je an solche Schöne wie dieses Kindes? Welches Götterstandbild schätzte Antiochia Wie dies Kind aus Israel? Jammert und weint auch die erste Fürstin, Seine Mutter, die grösste Hebräerin. Jammert und weint Alexandra über das Unglück. – Doch wie allein sie sich fand, wird anders ihr Kummer. Sie brüllt laut, sie tobt, sie schmäht, sie flucht. Wie sie gehöhnt ward! Wie sie getäuscht ward! Wie die endlich ihr Ziel erreicht! Sie haben das Haus der Hasmonäer verwüstet. Wie’s der schurkische König fertigbrachte, Ränkereich und böse und niederträchtig. Wie er’s fertigbrachte. Welch abgründiger Plan, Dass nur ja nichts auch Mariamne merkte. Merkte Mariamne und schöpfte Argwohn,
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Fände sie eine Art, ihren Bruder zu retten: Königin ist sie schliesslich, vermöchte etwas. Wie jetzt frohlocken werden und heimlich jubeln Jene boshaften, Kypros und Salome, Die gemeinen Weiber Kypros und Salome – Und dass kraftlos sie und gezwungen ist Zu tun, als glaube sie ihren Lügen, Dass sie zum Volk nicht gehen darf, Hinausgehn und schreien vor den Hebräern, Sagen, sagen, wie er geschah – der Mord.
IM HAFEN
Von achtundzwanzig ein Jüngling kam auf dem tenischen Nachen in diesen Hafen, den antiochenischen, Emis, den Handel mit Düften zu lernen begierig. Jedoch er ward krank auf der Fahrt, und kaum ist er schwierig Gelandet, stirbt er. Seine Beisetzung, ärmlich, Geschah allhie. Noch wenig Stunden eh er erbärmlich Hinstarb, flüsterte er vom ‘Haus’ und ‘Eltern, sehr greisen’. Doch wer die waren, konnte man nicht nachweisen, Noch gar seine Heimat im allhellenischen Grossen Bezirk. Umsobesser. Denn ob er eben Als Leiche hier liegt im Hafen, im antiochenischen, Mögen die Eltern ihn stets noch hoffen am Leben.
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AEMILIANOS MONAÏ , ALEXANDRIER
628-655 n. Chr. ‘Aus Worten, aus Gesichtsausdruck und aus den Gebärden Baue ich eine ausgesuchte Panoplie. Kann ich in ihr der bösen Menschen Gegner werden, Schadet mir Furcht und Ohnmacht nie. Keiner von denen, die mit Tücke mir nachstellen, So wissen wird – auch Nähe kann nicht nützen – Wo meine Wunden liegen, meine zarten Stellen Unter den Lügen, die mich dann beschützen.’ Prahlerische Reden des Aemilianos Monaii. Hat diese Panoplie er wohl jemals gefertigt? Jedenfalls zog er sie oft nicht an. Siebenundzwanzig Jahr alt starb er in Sizilien.
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SEIT NEUN UHR
Zwölf und einhalb. Schnell ist die Zeit vergangen Seit neun Uhr, wo ich die Lampe anzündete Und hierher mich setzte. Ich sass, ohne zu lesen Und ohne zu reden. Mit wem denn reden Mutterseelenallein in diesem Haus? Der Bildgeist meines jugendlichen Leibes – Seit neun Uhr, wo ich die Lampe anzündete, Trat er ein und fand mich und rief in mir wach Verschlossene Gemächer, gedüftete, Und durchgangene Lust, oh die waghalsige Lust! Und auch brachte er mir vor die Augen her Strassen, die jetzt unerkennbar wurden, Mittelpunkte, voll von Verkehr, die verschwanden, Und Theater und Kaffeehäuser, die einmal waren. Der Bildgeist meines jugendlichen Leibes Trat ein und brachte mir auch das Schmerzliche: Trauer in der Familie, Trennungen, Gefühle der Meinigen, der Verstorbenen Allzuwenig geachtete Gefühle. Zwölf und ein Halb. Wie ist die Zeit vergangen. Zwölf und ein Halb. Wie sind die Jahre vergangen.
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UNTEN AM HAUS
Gestern schlendernd in einem abgelegenen Stadtteil, kam ich unten am Haus vorbei, Wo ich eintrat, als ich sehr jung war. Eros hatte darin meinen Leib gefangen Mit seiner auserlesenen Kraft. Und gestern, Wie ich die Strasse, die alte, entlangging, Wurden sogleich verklärt im Zauber des Eros Die Geschäfte und die Fussteige und die Steine, Mauern und Balkone und Fenster: Nichts von Hässlichem blieb dort mehr. Und wie ich stand und die Pforte ansah, Stand und säumte unten am Haus, War mein ganzes Wesen Wiedergabe Der erhalten gebliebenen Lusterschütterung.
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DER NACHBARTISCH
Kaum mag zweiundzwanzig Jahr er sein, Und doch bin ich gewiss: fast ebensoviele Jahre früher genoss ich den gleichen Körper, diesen! Wahrlich, keine Erhitzung der Sinnlichkeit. Und erst ganz vor kurzem kam ich ins Wirtshaus, Hatte nicht einmal Zeit zum vielen Trinken. Eben den gleichen Körper hab ich genossen! Wenn ich das Wo nicht erinnre, – Vergesslichkeit, belanglose. Ah jetzt dort, wo er sich setzte am Nachbartisch, Erkenn ich jede Bewegung, die er macht; unter dem Anzug Sehe ich wieder die nackten geliebten Glieder.
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DIE SONNE DES NACHMITTAGS
Dies Zimmer, wie kenne ich’s gut! Jetzt wird es vermietet mit dem daneben Als Handelsgeschäftsraum. Zu Geschäftsräumen wurde Von Maklern und Händlern das ganze Haus, und Gesellschaften. Ach, dies Zimmer, wie ist es bekannt. Nah an der Tür hier war das Sofa Und vor ihm ein türkischer Teppich, Unfern das Bort mit zwei gelben Vasen. Rechts, nein gegenüber, ein Schrank mit Spiegel. In der Mitte der Tisch, wo er schrieb, Und die drei grossen strohernen Stühle. Zur Seite des Fensters war das Bett, Wo wir einander hebten so viel Mal. Die armen Sachen müssen sich noch wo finden. Zur Seite des Fensters war das Bett: Die Sonne des Nachmittags fiel darauf zur Hälfte. … Vier Uhr nachmittags hatten wir uns getrennt Nur für eine Woche… Wehe, Jene Woche wurde zum Immerdar.
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DAMIT ES BLEIBE
Nächtlich ein Uhr mag es gewesen sein Oder halb zwei. In einem Winkel der Schenke Hinter der trennenden Schranke von Holz. Ausser uns beiden der Laden gänzlich leer. Eine Petroleumlampe erhellte ihn kaum. Schlief bei der Tür der ermüdete Knecht. Niemand würde uns sehen. Doch schon Waren wir also heftig entzündet, Dass wir unfähig wurden zur Achtsamkeit. Halb aufgingen die Kleider – es waren wenig, Weil der göttliche Monat Juli flammte. Fleisches Genuss inmitten Der halbaufgegangenen Kleider, Rasch des Fleisches Nacktwerdung… deren Geistbild Sechsundzwanzig Jahre durchglitten hat und jetzt auftrat, Damit es bleibe in dieser Dichtung.
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DER HEBRÄER
(50 n. Chr.) Maler und Dichter, Läufer und Diskuswerfer, Wie Endymion edelgestaltet, Ianthis, Antonios Sohn, Aus einer Sippe, freundlich der Synagoge. “Meine ehrenvollsten Tage sind jene, Wo ich das sinnliche Suchen aufgebe, Wo ich die schöne, grausame Griechenweiic verlasse Mit der allgebietenden Klammerung An vollkommen geformte, vergängliche weisse Glieder. Und ich werde, der ich nach eigenem Willen Immer bliebe: der Sohn der Hebräer, der heiligen Hebräer.” Inbrünstig sehr ist seine Bekundung: “Oh blieb ich Immer der Hebräer, der heiligen Hebräer!” Dennoch blieb er ein derartiger keineswegs. Lustgeist und Kunst von Alexandrien Hatten an ihm ihr hingegebenes Kind.
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IMENOS
Dass noch viel leidenschaftlicher werde geliebt Die Lust, die krankhaft einer und zur Verderbnis erwerbe, Selten findend den Körper, der fühlt, wie SIE verlange – Die zur Verderbnis und krankhaft eine Eros-Spannung schenke, verborgen der Gesundheit…’ Bruchstück aus einem Brief Des jungen Imenos (aus Patriziergeschlecht), berüchtigt Zu Syrakus wegen Prasserei In den prasserischen Tagen des dritten Michail.
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DES SCHIFFES
Ihm ähnelt wahrhaftig diese kleine, Mit dem Bleistift gemachte Abbildung. Rasch hingeworfen auf Deck des Schiffes: Einen zauberhaften Nachmittag. Jonische See allrings um uns. Sie ähnelt ihm. Dennoch erinnr ich ihn als schöner. Bis zur Schmerzhaftigkeit war er sinnlich, Und das durchleuchtete seinen Ausdruck. Schöner versichtbart er sich mir Jetzt, wo meine Seele ihn aufruft aus der Zeit. Aus der Zeit. Es sind all diese Dinge sehr alt – Skizze und Schiff und Nachmittag.
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VON DEMETRIOS SOTÉR
(162-150 V . CHR .)
Jede seiner Erwartungen erwies sich als Irrtum! Er malte sich aus, rühmliche Taten zu tun, Die Demütigung endend, die seit der Zeit der Schlacht Von Magnesia lastet auf seinem Vaterland. Dass Syrien werde aufs neu ein mächtiger Staat Mit seinen Heeren, mit seinen Flotten, Mit seinen grossen Burgen, mit den Schätzen. Er litt, er verbitterte in Rom, Als er spürte in den Gesprächen seiner Freunde, Der Jugend aus den vornehmen Häusern, Bei aller Zartheit und allem Edelsinn, Die sie ihm erwiesen, des Königs Seleukos Philopator Erzeugtem, – Als er spürte, dass doch stets heimlich vorhanden war Geringschätzung gegen die Dynastien des Griechentums, Die entarteten, die für ernste Taten nicht sind, Zu der Völker Befehligung gänzlich ungeeignet. Er trieb sich allein umher und grollte und schwur, Es werde durchaus nicht sein, wie die es denken: Sieh nur, dass ER den Willen hat, Er wird kämpfen, wird handeln, wird wiedererhöhen. Es genügt, eine Art des Wegs nach dem Osten zu finden, Die Flucht aus Italien durchzuführen – Und alle diese Macht, die er hat In seiner Seele, all diesen Schwung Wird er dem Volk dann weitergeben.
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Ach, dass er sich erst in Syrien fände! In solcher Jugend verliess er sein Vaterland, Dass trüb er sich nur an seine Gestalt erinnert. Doch hegte er’s immer im Sinn Wie ein Heiliges, dem man anbetend nahe kommt, Wie ein Gesicht herrlichen Raumes, wie eine Schau Hellenischer Häfen und Städte. – Und jetzo? Jetzo Verzweiflung und Gram. Die Jungen in Rom hatten recht. Unmöglich werden die Dynastien sich halten, Die einst der Makedonen Eroberung hochgebracht. Gleichgültig: er hat gestrebt, Soviel er vermochte, gerungen. Und mitten in seiner finstren Ernüchterung Rechnet er eines allein hinfort Mit Stolz sich zu: in seinem Misslingen auch Zeigt er der Welt die gleiche unbeugbare Mannheit. Sonst – Träume waren’s und Eitelmühen. Dies Syrien, es ähnelt kaum seinem Vaterland, Es ist das Gebiet von Herakleides und Balas.
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SOLLTE ER GESTORBEN SEIN
“Wohin entzog sich, wo verlor sich der Weise? Nach der Fülle seiner Wundertaten, Auf die Berühmtheit seiner Lehre, Die er so vielen Völkern überlieferte, Schwand er plötzlich, und niemand erfuhr Mit Bestimmtheit, was ihm geschah (Auch hat keiner je sein Grab gesehen), Einige brachten auf, er starb in Ephesos. Doch hat es Damis nicht geschrieben: nichts Hat über Sterben des Apollonios Damis geschrieben. Andre sagten, er sei in Lindos unsichtbar geworden. Oder vielleicht ist jene Geschichte Wahr: Er ward entrückt auf Kreta In Diktynnas uraltem Heiligtum. Dennoch besitzen wir seine wunderbare Übernatürliche Wiedererscheinung Vor einem jungen Studenten in Tyana. – Noch kam vielleicht die Zeit seiner Rückkehr nicht Und seiner Wiedersichtbarwerdung im Kosmos, Oder vielleicht in Verwandlung unter uns Kreist er unkennbar. – Aber er wird sich neu offenbaren, So, wie er war, das Richtige lehrend, und dann gewiss Bringt er wieder herauf die Anbetung unserer Götter Und unsere sinnenschönen griechischen Feste.” Also schwärmte in seiner dürftigen Wohnung – Nach der Lektüre von Philostratos “Über das Leben des Apollonios von Tyana” – Einer der wenigen Heiden, Der sehr wenig übergebliebenen. Sonst – unscheinbar
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War er als Mensch und feig – in der Öffentlichkeit Gab auch er sich christlich und kircheneifrig. Jene Epoche war es, wo herrschte als Kaiser Auf dem Gipfel frommen Gehabens der Greis Justin, Und Alexandrien, gottverehrende Stadt, Zeigte vor elenden Götzenanbetern Abscheu.
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JÜNGLINGE SIDONS 400 N . CHR .
Der Schauspieler, den sie zu ihrem Vergnügen holten, Sagte auch die Auslese einiger Epigramme her. Die Halle öffnete nach dem Garten oben Und hatte einen leichten Wohlgeruch Von Blüten, verschmelzend mit dem Arom Der fünf gedüfteten sidonischen Jünglinge. Gelesen wurde Meleager und Krinagoras und Rhianos. Doch als der Schauspieler Aischylos, Sohn Euphorions Den Athener birgt dies’ wiedergab, Über das Maass vielleicht betonend Edelrühmliche Wehr’ und marathonischen Hain’ – Sprang sogleich ein lebhafter Bursch, Eifriger Schöngeist, auf und rief: Nein, mir gefällt dieser Vierzeiler nicht! Derartige Ausdrücke scheinen irgendwie Ohnmachtzeichen. Gib deinem Werk – verkünd ich – voll deine Kraft, Voll deine Sorgfalt du, und sei deines Werkes eben In der Prüfung gedenk, oder sobald nunmehr deine Stunde sinkt. So erwart ichs von dir und stelle die Fordrung. Und nicht, dass du aus deinem Geist vollständig entfernst Das erhabene Wort der Tragödie – Welchen Agamemnon, welchen Wunder-Prometheus, Welchen Auftritt Orestens, welchen Kassandras, Welche Sieben vor Theben – und zum Gedächtnis an dich hervorhebst Einzig, dass in der Mitte der Kriegerreihn, im Haufen Kämpftest auch du gegen Datis und Artaphernes.’
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DAMIT DIE SCHATTEN KOMMEN
–
Genug ist Eine Kerze. Ihr mattgedämpftes Licht Zu holderen Gefühlen und bessrem Einklang frommt, Wenn erst die Schatten kommen, in denen Liebe kommt. Genug ist Eine Kerze. Das Zimmer soll heut abend Nicht sehr erleuchtet sein. Mitten im Schwärmen so Und in Einflüsterung und mit dem wenigen Licht – Mitten im Schwärmen mache ich ganz mich selbst zur Sicht, Damit die Schatten kommen, in denen Liebe kommt.
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DAREIOS
Der Dichter Phernazes gestaltet Seines epischen Gedichtes bedeutsamen Teil: Wie in Besitz nahm Persiens Königreich Er, Dareios, Hystaspes’ Erzeugter. (Von ihm Stammt unser glorreicher König Mithridates, Dionysos und Eupator). Doch hier Ist Weltweisheit vonnöten. Man muss die Gefühle, Welche Dareios haben würde, zerlegen. War es Hochmut und Rausch? Wohl kaum. Viel eher Eine tiefe Verachtung der Eitelkeit grosser Dinge. Tief bedenkt der Dichter das wirkliche Sein. Aber ihn stört sein Diener, der rennend hereinkommt Und ihm die schwergewichtige Nachricht meldet: Eben begann der Krieg mit den Römern, Unseres Heeres Kern überschritt die Grenze. Stumm verharrt der Dichter. Oh welches Unglück! Wo wird jetzt unser glorreicher König Mithridates, Dionysos und Eupator, Müsse für griechische Dichtungen finden! Mitten im Krieg, man male sich aus, für griechische Dichtungen!
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Bängnis ergreift Phernazes. Böses Geschick! Eben wo er bestimmt die Erhöhung hoffte Durch den Dareios’, und auch, seinen Krittlern, Neidischem Volk, endgültig den Mund zu stopfen. Was für ein Aufschub, was für ein Aufschub bei seinen Plänen. Und war es Aufschub einzig – wiederum gut. Aber betrachten wirs: haben wir Sicherheit Hier in Amisos? Da ist kein besonders gefestigter Staat! Grauenhafteste Feinde die Römer sind. Können wirs denn aufnehmen mit solchen, Wir Kappadoker? Gelingt das je? Mit Legionen sollen wir jetzt uns messen? Grosse Götter, Asiens Schutzherrn, helft uns heut! – Dennoch in all seinem Aufruhr, all seiner Not Geht und kommt auch stetig die Dichteridee. Am überzeugendsten ist, wahrhaftig, Hochmut und Rausch. Hochmut und Rausch – das würde Dareios fühlen.
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ANNA KOMNINI
Im Vorspruch ihrer Alexiade trauert sie Ob ihrer Witwenschaft, Frau Anna Komnini. In einem Taumel ist ihre Seele. “Und Mit Tränenbächen”, spricht sie uns, “umnetz ich Die Augen… Weh der Wogen” ihres Lebens, “Weh der Umwälzungen”. Sie brennt der Schmerz “Bis zu den Gebeinen und dem Mark und dem Sitz der Seele”. Dennoch scheint die Wahrheit, dass nur Einen tödlichen Kummer das herrschgierige Weib gekannt hat: Einen einzigen tiefen Gram besass (Auch wenn sie’s nicht zugibt) diese dünkelhafte Griechin, Dass sie nicht erreichte mit all ihrer Gewandtheit, Die Kaiserwürde zu gewinnen: Die nahm sich Beinah aus ihren Händen der kecke Joannis.
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BYZANTINISCHER EDLER , VERBANNTER VERSBILDNER
Mich mögen Gewichtlose nennen gewichtlos. In ernsten Geschäften war immer am meisten Ich eifergefüllt. Und beharre darauf, Dass niemand besser als ich die Väter Und Schriften kennt und Konzilbeschlüsse. Für jeden Zweifel hat Votanjatis Für jede Schwierigkeit kirchlicher Fragen Bei mir sich beraten, zuerst bei mir. Hier aber im Bann (verseh es die boshafte Irini Dukas!) grausam gelangweilt Ists keinerlei Torheit, such ich Zerstreuung, Sechs- und Achtzeiler zu bilden bemüht – Such ich Zerstreuung in Sagenerzählung Von Hermes, Apollon, Dionysos, Von Helden, thessalisch und peloponnesisch, Und dass ich füge die richtigsten Jamben. So wie sie – erlaubt mir zu sagen – die Schreiblinge Von Konstantinopel nicht wissen zu fügen. Und diese Richtigkeit, freilich, ist der Bemäkelung Grund.
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DEREN URSPRUNG
Die Sättigung ihrer widergesetzlichen Lust Geschah. Sie haben vom Bett sich erhoben Und kleiden sich hastig, Worte nicht wechselnd, an. Weichen schon aus dem Haus und getrennt, und wie Sie kgend ruhelos beide den Weg hinschleichen, erscheint es, Als hegten sie Argwohn, etwas an ihnen verriete, Auf Liger von welcher Art sie eben gefallen. Doch für den Künstler zog das Leben Gewinn. Morgen, noch morgen, in Jahren werden geschrieben sein Die starken Verse, deren Ursprung hier war.
GUNST DES ALEXANDROS BALAS
Soll ich mich über ein brechendes Rad erbosen Meines Wagens, und dass mir entging ein blöder Triumph? Unter köstlichen Weinen, in prächtigen Rosen Schwelg ich die Nacht. In Antiochien bin ich Trumpf. Bin der Junge, vor dem man am heftigsten fleht, Bin des Balas Ohnmacht und heisses Gebet. Falsch war der Kampf, pass auf, wirds morgen gedreht. (Aber war ich geschmacklos und fordert’ es heimlich – das Schmeichlergeschmeiss Gäbe auch meinem Humpelwagen den ersten Preis).
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TRÜBSINN JASONS , KLEANDROS SOHN , DICHTER IN KOMMAGENE ,
595 n. Chr. Die Vergreisung meines Körpers und Gesichtes Ist eine Wunde unter grausigem Messer. Keine Kraft der Entsagung habe ich. Zu dir flüchte ich, Kunst der Dichtung, Die du irgend weisst von Arzeneien, Schmerzlähmversuchen in Bildzauber und Wort. Ist eine Wunde unter grausigem Messer. – Deine Arzneien bringe, Kunst der Dichtung, Die bewirken – für kurz – der Wunde Nichtspürbarwerden.
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DEMARATOS
Das Thema: Der Charakter des Demaratos, Das im Gespräch Porphyrios vorschlug, Drückte der junge Sophist so aus (Hinzielend für später auf seine rednerische Entwicklung). “Erst des Königs Dareios’ und dann Des Königs Xerxes’ Höfling, Und jetzt bei Xerxes und seinem Heereszug, Dass endlich Rechtfertigung finde Demaratos. “Grosses Unrecht geschah ihm. Er war der Sohn Aristons. Schamlos Bestachen seine Feinde das Orakel. Und sie begnügten sich nicht, ihm die Königswürde zu rauben, Sondern da er sich beugte nunmehr und zum Entschluss kam, Mit Entsagung als Einzelmensch zu leben, Mussten sie ihn auch vor dem Volk beleidigen, Mussten sie öffentlich ihn demütigen am Fest. “Weshalb er dem Xerxes mit vielem Eifer dient. Mit dem grossen persischen Heer Wird auch er nach Sparta wiederkehren, Und ein König wie einst – wie wird er ihn stürzen Sofort, wie wird er ihn entwürdigen, Jenen ränkeschmiedenden Leotychides. “Und seine Tage ziehen dahin, erfüllt von Sorge, Ratschläge den Persern zu erteilen, sie zu belehren, Wie sie täten, damit sie Griechenland unterwürfen.
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“Viele Sorgen, viel Nachsinnen, und deshalb Sind so verdrossen die Tage Demaratos’! Viele Sorgen, viel Nachsinnen, und deshalb Keinen Augenblick Freude hat Demaratos: Denn eine Freude ist dies nicht, wie er wahrnimmt, (Ist es nicht, er gibt es nicht zu, Wie soll Freude er’s nennen ? Den Gipfel erreichte sein Unheil) Wenn die Dinge ihm offenkundig erweisen, Dass die Griechen als Sieger hervorgehn werden.”
TRUG ICH HINEIN ZUR KUNST
Ich sitze still und schwärme. Begierden und Gefühle Trug ich hinein zur Kunst – ein irgend Halbgesehnes, Gesichter oder Linien: Unfertiger Eroten Erinnrungen wie dämmernd. Sei ich gebannt an sie. Sie: darzustellen fähig des schönen Seins Urform, Fast in Unmerkbarkeit Ergänzerin des Lebens, Eindrucksverknüpferin, Verknüpferin der Tage.
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AUS DER SCHULE DES VIELGENANNTEN PHILOSOPHEN
Schüler des Ammonios Sakkas blieb er zwei Jahre lang, Aber ihn verdross die Philosophie und Sakkas auch. Darauftrat er ins Staatliche. Aber er schied wieder aus. Der Eparch war ein Narr, Und die um ihn amtliche Holzpuppen, Wichtigtuer, Dreifach barbarisch ihr Griechisch, die Jämmerlinge. Seine Begierde nach Neuem ein Stück weit Lockte die Kirche: taufen liesse er sich Und träte über als Christ. Doch änderte er Schnell seine Absicht. Ärger gab es bestimmt Mit seinen Eltern, Heiden betonter Haltung: Und sie strichen ihm – schaurige Sache – Die recht herzhafte Rente sofort. Etwas musste er schliesslich tun. Er ward Mitwirker In den verderbten Häusern Alexandriens Jeder heimlichen unterirdischen Orgie. Günstig erschien für diesen Behuf sein Glück, Das ihm Gestalt von höchster Anmut lieh. Und er freute sich über das Göttergeschenk. Auf zehn Jahre würde mindestens noch Seine Lieblichkeit reichen. Und danach – Ging er vielleicht aufs neue zu Sakkas hin. Stürbe inzwischen der Alte, ging er zu andrem
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Philosophen- oder Sophistenkreis: Irgend ein passender findet sich jederzeit. Oder am Ende, möglich, dass er zum Staat Noch rückkehrte, – in lobenswertem Gedenken An die Überlieferungen seiner Familie, An die Pflicht vor der Heimat und ähnlich sonst Hochtönendes.
KUNSTWERKER VON BECHERN
Aus lautrem Silber formend des Bechers Hohl und Henkel, Der Herakleides’ Hallen mit seiner Anmut schmücke, Wo über alle Stücke das Feingefühl sich dehnt, – Sieh holde Blüten hier, Bäche und Blattgesprenkel, – Stellte ich in die Mitte den wunderschönen Knaben Nackt und voll Eros’ Gluten: im Wasser tief den Schenkel, Den einen, hält er immer. – Dich bat ich, Zeitenenkel Gedächtnis, gib mir guten Beistand, damit ich hämmre Des einst gehebten Knaben Gesicht, wie es gewesen. Gar schwer war, dass dies glücke, wie es mein Herz ersehnt, Weil fünfzehn Jahre schwanden seit jener düstren Stunde, Wo er als Krieger hinsank im Blachfeld von Magnesen.
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EINST FÜR ACHAJAS STÄDTEBUND KRIEGFÜHRENDE
Tapfere ihr, die Krieger wart und fielet ruhmgekrönt, Vor überall Siegerntenden nicht Furchterfüllte. UntadeLg ihr, ob Schuld erwirkten Diaios und Kritolaos. Sobald die Griechen zeigen ihren Stolz: “Männer derart bringt unser Volk hervor”, werden sie sagen Von euch. So wunderbar wird euer Lob sein. – Geschrieben ward’s in Alexandrien von einem Achäer: Siebentesjahr des Ptolemaios Dickbauch.
ZU ANTIOCHOS EPIPHANES
Der junge Antiochier sprach also zu dem König: In meinem Herzen klingen der Hoffnung Freuden auf: Die Makedonen dringen, Glanzherr Antiochos, Die Makedonen eilen aufs neu zum grossen Ringen. Oh war es, dass sie siegten – und jedem Forderer schenk ich Den Löwen und die Pferde, auch den Korallen-Pan, Wie des Palastes Prunk mitsamt den lyrischen Gärten, Und was du sonst mir schenktest, Glanzherr Antiochos.’ Rührung vielleicht entfachte ein Fünkchen er im König. Doch der sogleich gedachte des Vaters und des Bruders Und keinen Laut vorbrachte. Ein Lauschen könnte leicht Etwas davon verraten. – Im übrigen natürlich Geschah bei Pydna schnell das fürchterliche Ende.
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IN EINEM ALTEN BUCH
In einem alten Buch – von etwa hundert Jahren – Zwischen seinen Blättern vergessen Fand ich ein Aquarell ohne Unterschrift. Es war wohl das Werk eines sehr starken Künstlers. Als Titel trug es: Vergegenwärtigung des Eros’. Nur hätte besser gepasst: des Eros des äusserst Sinnlichen.’ Denn offenkundig war, wenn du das Werk anschautest (Leicht empfand man den Gedanken des Künstlers) Dass für alle, die lieben auf irgend gesunde Weise, In wie auch immer Erlaubtem verharrend, Nicht vorbestimmt war der Ephebe Der Malerei – mit braunen tiefdunklen Augen – Mit seines Antlitzes erlesener Schöne, Der Schöne der regelwidrigen Dränge, Mit seinen denkbildhaften Lippen, die tragen Die Lust zu dem gehebten Leib, Mit seinen denkbildhaften Gliedern, geformt für Betten, Die als schamlos bezeichnet die gängige Sittlichkeit.
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IN VERZWEIFLUNG
Ihn hat er ganz verloren, und nunmehr spürt er nach Auf Lippen eines jeden neuhergeholten Lieblings Den Ihm gehörigen Lippen, in Einigung mit jedem Neuhergeholten Liebling sucht er, sich selbst zu täuschen, Es sei derselbe Junge, er neige sich zu jenem. Ihn hat er ganz verloren, als gab es ihn nicht mehr. Denn er – sprach jener – wollte, er wollte seine Rettung Aus der gebrandmarkten, der krankheitsnahen Lust, Aus der gebrandmarkten, schandegeborenen Lust. Es war noch, wie er sagte, ein Augenblick der Rettung. Ihn hat er ganz verloren, als gab es ihn nicht mehr. Aus der Einbildung Macht und aus verworrnen Reizen Auf anderen Jünglingslippen sucht jene Lippen er, Müht er sich, wiederum zu fühlen seinen Eros.
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JULIANOS NACHLÄSSIGKEIT SEHEND
Sehend also keine geringe Nachlässigkeit Gegen die Götter seiend bei uns’ – so spricht er im ernsten Stil. Nachlässigkeit. Was denn erwartete er? Mochte er machen, behebt’ es, eine organisierte Religion, Mochte er, behebt es ihm, schreiben an den Erzpriester Galatiens Und an andere solche als Treiber und Führer. Seine Freunde waren keine Christen, Das ist gewiss. Doch nicht konnten sie gleich Spielen wie er (der christlich Erzogene) Mit einem Plan neuartiger Kirche, So in Begriff wie in Anwendung lächerlich. Griechen waren’s am Ende. Alles mit Maass, Augustus.
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GRABAUFSCHRIFT FÜR ANTIOCHOS , KÖNIG VON KOMMAGENE
Nachdem zurückgekehrt tieftraurig von seiner Leichenfeier Die Schwester war des selbstbeherrscht und milde gelebt habenden, Sehr buchesbeflissenen Antiochos, Königs Von Kommagene, wollte sie eine Grabaufschrift für ihn. Und der ephesische Sophist Kallistratos, oftmaliger Bewohner des Reichleins von Kommagene Und in dem königlichen Haushalt Gern gesehener und wiederholter Gastfreund, Schrieb sie nach der Anweisung syrischer Höflinge Und sandte sie an die greise Fürstin. Zu des Antiochos, wohltätigen Königs Preise Erklinge, Kommagener, Lobgesang auf würdige Weise. Er war des Landes Lenker, im Vorhersehn rühmlich. Er weste rechtlich, edelmütig, weise. Er weste noch dazu in jenem Besten: Griechentümlich – Nicht hat die Menschheit eine ehrenvollere Eigenart, Den Göttern bleibt das Weitere aufgespart.’
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THEATER SIDONS
(400 n. Chr.)
Geachteten Bürgers Sohn vor allem, Wohlgestalt, Ephebe des Theaters, von buntgefälligem Wesen, Füg ich zusammen manchmal in der Hellenensprache Gar hochgewagte Verse, die ich in Umlauf bring Sehr heimlich, so versteht sich, – Götter! dass nicht sie sehn Die fahle Kleider Tragenden und Sittlichkeit Ansagenden – Verse der auserlesnen der Lust, so Pfade geht Zu Liebe, die nicht heckt und im Verrüfe steht.
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JULIAN IN NIKOMEDIEN
Dinge voll Fährlichkeit und Dreistigkeit. Diese Lobreden auf hellenische Geistigkeit. In den Heidentempeln diese Besuche und Entrückungen. Für die früheren Götter diese Entzückungen. Mit Chrysanthios diese häufigen Erbauungen. Des – ansonst tüchtigen – Philosophen Maximos Anschauungen. Und da haben wir’s Ergebnis. Gallus zeigt schon mächtiges Erregtsein. Und Constantius wittert schon Verdächtiges. Ja, gänzlich unverständig waren die Berater. Zu weit führt – spricht Mardonios – dies Theater Und muss um jeden Preis mit seinem Lärm aufhören. – Julian geht wieder zu den Sängerchören In Nikomediens Kirche als Vorbeter, Wo er mit vieler Andacht und mit Stimmgezeter Aus den heiligen Schriften vorträgt und vor seiner frommen Christlichkeit jetzt die Leute ins Erstaunen kommen.
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EHE DIE ZEIT SIE ÄNDERT
In tiefe Trauer senkte die beiden ihre Trennung. Sie wollten sie selbst nicht: Umstände waren Ursach. Daseinsnotwendigkeiten bewirkten, dass der eine Nach Kanada zur Ferne entschwand oder New York. Zwar ihre Liebe war gewiss nicht gleich wie vormals, Verminderung erlitt des Bannes Kraft schrittweise, Verminderung erlitt sehr ihres Bannes Kraft. Dennoch zur Trennung hatten sie beide nicht den Willen. Umstände waren Ursach. – Oder vielleicht trat auf Als Künstlerin die Fügung, sie trennend in der Stunde, Eh ihr Gefühl erlischt, ehe die Zeit sie ändert. Der eine für den andern wird immer sein und bleiben Von vierundzwanzig Jahren das wunderschöne Kind.
ER IST LESEN GEKOMMEN
Er ist lesen gekommen. Geöffnet im Raum Liegen zwei drei Bücher, Geschichte und Gedichte. Doch er las seine zehn Minuten kaum Und hats aufgegeben. Halbschlummer hält ihn Auf dem Divan. Den Büchern gehört er ganz – Doch ist dreiundzwanzig Jahre und ist sehr schön, Und den Nachmittag heut fuhr Eros Über sein denkbildhaftes Fleisch hin, über die Lippen. In sein Fleisch, das völlig Adel ist, Fuhr die erotische Hitze Ohne alberne Scham der Gestalt des Genusses wegen…
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31 V . CHR . IN ALEXANDRIEN
Aus dem nahen Dörfchen herbeigeschlurft, Vom Gang über Land noch in staubiger Kluft Kommt an der Händler, der Gummi’ ruft Und bestes Öl’ und Weihrauch’ und Lockenduft’ Entlang die Gassen. Doch im Brüllen der Massen, Der Musik, der Märsche, wie kann er sich hören lassen? Die Menge stösst ihn, zerrt ihn, er steht: bah! Bis er schwindlig fragt: Ist der Wahnsinn da? Da schleudert auch ihm das gigantische Lügentrara Das Palasts einer hin: In Griechenland siegt Antonius, hurra’.
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JOANNIS KANTAKUSIN ÓS GEWINNT OBERHAND
Über die Ebenen blickt er, wo er noch waltet, Mit dem Korn, mit den Tieren, mit den fruchttragenden Bäumen. Und mehr in der Ferne sein väterlich Haus Voll von kostbaren Kleidern und Geräten und Silberschmuck. Sie werden’s ihm nehmen – Jesus Christ! – jetzt werden sie’s ihm nehmen. Wird etwa Erbarmen Kantakusinós ihm zeigen, Wenn er geht und zu Füssen ihm fällt? Er gilt für milde, Für sehr milde. Aber die um ihn? Aber das Heer? Oder soll er vor Frau Irini hinfallen und heulen? Tor! Sich mit der Partei der Anna zu verwickeln, – Die, – oh war sie verendet, eh sie den Brautkranz Nahm von Kir Andrónikos. Sahen Erspriessliches Je wir bei ihrer Haltung? Sahen wir Menschenförderndes? Aber dass auch die Franken sie nicht mehr ehren. Lachhaft ihre Pläne, dumm ihre ganze Einfädelei. Während die Welt sie von Konstantinopel her schreckten, – Kantakusinos zertrümmerte sie, es zertrümmerte sie Kir Jannis. Und wo sein Ziel es gewesen, auf die Seite zu treten Von Kir Jannis! Und er hätt es getan. Und er war jetzt glücklich, Immer ein grosser Fürst und mit Stärke gesichert, Wenn ihn der Bischof nicht hätte beredet in letzter Minute Mit seiner weihevollen Aufdringlichkeit, Mit seinen von einem Ende zum andern irrtümlichen “Wahrheiten” Und mit seinen Versprechungen und mit den Narrheiten.
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TEMETHOS VON ANTIOCHIA
400 n. Chr. Verse des jungen Temethos, des erosgeschlagenen, Mit der Aufschrift Emonides’ – glanzreichen Antiochos’ Vielgeliebter Gefährte, ein wunderschöner Jüngling aus Samosata. Aber wenn die Verse Heiss und erschüttert wurden, so ists weil Emonides (Er aus jener lange verschwundnen Epoche Hundertsiebenunddreissig des griechischen Reiches! Vielleicht noch etwas früher) ins Gedicht gesetzt ward Als freundlicher Name, im übrigen wohlpassender. Eine Liebe des Temethos feiert das Gedicht, Herrliche, würdige seiner. Wir die Eingeweihten, Seine engen Freunde, wir die Eingeweihten Kennen ihn, für welchen diese Verse geschrieben. Unahnende Antiochier lesen: Emonides.
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AUS GEFÄRBTEM GLAS
Tiefbewegt mich eine Einzelheit An des Joannis Kantakusinos’ und der Irini Assan, Tochter des Andronikos, Krönung in Vlachernä. Dieweil sie ausser wenigen keine Edelsteine hatten, (Unseres kümmerlichen Staates Armut war gross) Legten sie künstliche an. Ein Haufen Stücke aus Glas, Rote, grüne oder himmelblaue. Nichts Unwürdiges oder Demütigendes Haben mir zufolge diese Stückchen Aus gefärbtem Glas. Sie gleichen vielmehr Einem schmerzgepressten Aufschrei Gegen das ungerechte Elend der Gekrönten. Die Sinnbilder sind es von dem, was zu haben anstand, Was in jeglichem Fall zu haben gebührte Bei ihrer Krönung einem Herrn Joannis Kantakusinos, Einer Herrin Irini Assan, Andronikos’ Tochter.
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DAS 25 . JAHR SEINES LEBENS
Er geht in die Taverne regelmässig, Wo sie Bekanntschaft geschlossen vorigen Monat. Er fragte, doch wussten sie nichts ihm zu sagen. Aus ihren Reden verstand er, dass er Bekanntschaft geschlossen Mit einem gänzlich unbekannten Kerl. Einer von den vielen Unbekannten und verdächtigen Jugendlichen Gestalten, die dort auftauchten. Dennoch geht er in die Taverne regelmässig zur Nacht Und setzt sich und sieht nach dem Eingang, Bis zur Ermattung sieht er nach dem Eingang. Vielleicht, dass er erscheint. Heut abend, vielleicht dass er kommt. Nahzu drei Wochen macht er es so. Krank wurde sein Geist vor Geilheit. Auf seinem Munde blieben die Küsse. Es leidet an dem steten Verlangen sein ganzes Fleisch. Jenes Körpers Berührung ist auf ihm. Er will die Vereinung wieder mit ihm. Nicht aufzufallen strebt er, versteht sich. Doch irgendwie gilt es ihm beinah gleich. – Im übrigen, wenn er sich aussetzt, das weiss er, Sein Entschluss ist gefasst. Nicht unwahrscheinlich, dass dies sein Leben In einen tödlichen Skandal ihn bringt.
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AN ITALISCHEM STRAND
Kimon, Sohn Menedoros’, ein Knabe in Italien – Unter Vergnügungen bringt er sein Leben zu, Wie die in grossem Glanz von Reichtum auferzognen Knaben Grossgriechenlands gewöhnt sind miteinander. Doch gänzlich ist er heute entgegen seiner Art Vergrübelt und vergrämt. Ein Schauspiel ihm sich beut, Das ihn aufs tiefste reute nahe am Strand: sie laden Die Schiffe mit der Beute der Pelopinsel aus. Geraubtes Griechengut:
die Beute von Korinth.
Ach, heute ist es wahrlich fern jeder Richtigkeit, Fern jeder Möglichkeit, dass der italische Knabe Vergnügungen auch nur mit kleinstem Drang begehrt.
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IM LANGWEILIGEN DORF
Im langweiligen Dorf, wo er arbeitet Als Angestellter in einem kaufmännischen Unternehmen, ein Bub noch, und wo er abwartet, Noch zwei drei Monate möchten vorübergehen, Noch zwei drei Monate, dass die Geschäfte nachlassen Und er so versetzt wird in die Stadt, um gleich In den Strudel und ins Vergnügen zu stürzen, Im langweiligen Dorf, wo er abwartet – Kroch er ins Bett heut abend erosgeschlagen, All seine Jugend im fleischlichen Sehnen entflammt, In herrlicher Spannung all seine herrliche Jugend. Und vortrat in Schlafes Mitten die Lust, inmitten Des Schlafes erblickt er, besitzt er das Antlitz, das Fleisch, das gewollte.
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APOLLONIOS VON TYANA IN RHODOS
Über das Zusammenstimmen von Bildung und Aufwand Hatte Apollonios ein Gespräch Mit einem Jüngling, der ein üppiges Haus In Rhodos baute. “Ich aber” sagte Der von Tyana am Schluss “in ein Heiligtum Tretend, möchte weit lieber in solchem, das klein Sei, ein Standbild elfenbeinern und golden Erblicken als in grossem eines tönern und gewöhnlich.” Das “tönerne” und “gewöhnliche”, das ekelregende: Das immerhin einige (ohne zulängliche Vorübung) Gauklerisch irreführt. Das Tönerne und Gewöhnliche.
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DIE KRANKHEIT DES KLITOS
Klitos, ein liebenswürdiger Knabe von zwanzig Jahren etwa und drei, – Mit bester Führung, mit seltener Griechenbildung – Ist schwer erkrankt. Ihn fand das Fieber, Das heuer in Alexandrien Ernte hielt. Ihn fand das Fieber schon erschöpften Gemüts Durch den Kummer, dass sein Gefährte, ein junger Schauspieler, Aufhörte, ihn zu lieben und ihn zu wollen. Er ist schwer erkrankt, und seine Eltern zittern. Und eine greise Dienerin, die ihn grosszog, Sie zittert auch um das Leben des Klitos. Mitten in ihrer schrecklichen Unruhe Kommt ihr ein Idol in den Sinn, Das jung sie anbetete, eh sie als Dienerin eintrat Hier im Haus von angesehenen Christen und Christin wurde. Wein nimmt sie heimlich und Honig und süsse Plätzchen. Legt’s dem Idol vor. Was sie erinnert an Fetzchen Bittgesänge, leiert sie her. Die Törin Fühlt nicht, wie wenig das schwarze Frätzchen Besorgt ist, ob heile, ob nicht heile ein Christ.
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IN EINER GEMEINDE KLEINASIENS
Die Nachrichten über den Ausgang der Seeschlacht von Aktion Waren wahrhaftig unvermutet. Doch tut es nicht not, eine neue Urkunde abzufassen. Der Name allein muss Änderung finden. Statt dort In den letzten Zeilen: “Erlöser der Römer Von dem verderblichen Octavius, Dem Fratzenbild Cäsars”, Bringen wir nun: “Erlöser der Römer Von dem verderblichen Antonius”. Der ganze Text passt wunderbar. “Dem sieghaften, dem voll von Glanz verklärten, Dem unübertrefflichen in jedem kriegerischen Werk, Dem staunenswerten in staatlicher Meisterschaft, Für welchen heisse Gebete die Gemeinde sprach, Die Oberherrschaft des Antonius –” Hier, wie wir sagten, die Änderung: “des Cäsar Als schönste Gabe von Zeus betrachtend – Dem kraftvollen Schirmherrn der Hellenen, Dem griechische Sitten huldvoll ehrenden, Dem angebeteten in jedem griechischen Land, Dem werterwiesensten für Lobbestrahlung Und für der Taten weitgespannte Geschichtsausmalung In griechischem Wort, in Vers wie in Prosa, IN GRIECHISCHEM WORT, das Nachruhms Träger ist”. Und weiter so, und weiter so. Herrlich passt alles.
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SERAPIOSPRIESTER
Den greisen Mann, den guten Vater mein, Der stets mich liebte mit der gleichen Stärke, Den greisen, guten Vater mein betraure ich, Der starb ehgestern, kurz vorm Morgendämmern. Oh Jesus Christus, die Gebote deiner Hochheiligen Kirche immerdar zu wahren In jeder meiner Handlung, jedem Wort, In jeglichem Gedanken, ist mein Streben Tagaus tagein. Und sie, die dich verneinen, Weis ich von mir. – Doch jetzo traure ich, Ich klage, Christus, um den Vater mein Trotz allem, dass er war – furchtbar zu sagen – Bei dem fluchwürdigen Serapios Priester.
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IN DEN SPELUNKEN
In den Spelunken lungr’ ich und in den Freudenhäusern Von Berytos herum. Ich wollte länger nicht In Alexandrien bleiben. Tamidis gab mich auf Und schloss sich an den Sohn des Statthalters, ein Landhaus Zu gewinnen überm Nil und in der Stadt ein Schloss. Es tat nicht gut, dass ich in Alexandrien blieb. In den Spelunken lungr’ ich und in den Freudenhäusern Von Berytos herum. Mit würdelosen Huren Geht hin mein ganzes Dasein. Das einzige, was mich rettet Als wandellose Schönheit, als ein Arom, das sich Auf meinem Fleisch erhalten, ist dies: zwei Jahre lang Hatt’ ich als mein Tamidis, den kostbarsten der Knaben, Als meinen für kein Haus noch Landhaus überm Nil.
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GROSSES EHRENGELEIT VON PRIESTERN UND LAIEN
Aus Priestern und Laien ein Ehrengeleit, Alle Berufe in Vertretern anwesend, Durchschreitet Strassen, Plätze und Tore Antiochias, der vielgepriesenen Stadt. An des gebieterischen, grossen Ehrengeleites Spitze Trägt ein schöner, weissgewandeter Ephebe Mit erhobnen Armen das Kreuz, Unsere Macht und Hoffnung, das heilige Kreuz. Die Heiden, die eben noch so übermütigen, Ziehen sich eingeschüchtert und feige jetzt Vor dem Ehrengeleit zurück mit Hast. Fern von uns, stets fern von uns sei ihr Verweilen (Falls ihre Irrung sie nicht widerrufen). Vorrückt Das heilige Kreuz. In jeden Wohnbezirk, Wo in Gottverehrung die Christen leben, Bringt er Tröstung und Freude. Heraustreten die Frommen an die Pforten ihrer Häuser, Und erfüllt von Jubel beten sie es an – Die Macht, die Rettung des Erdenrundes, das Kreuz. – Es ist ein christliches jährliches Fest. Doch heute, sieh, wird’s glänzender begangen. Erlösung hat endlich der Staat erlebt. Der höchst unreine, der abscheuliche Julian hält nicht mehr die Kaisermacht. Für den höchst ehrwürdigen Jovianus lasst uns beten.
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SOPHIST AUS SYRIEN SCHEIDEND
Verlässlicher Sophist, der du aus Syrien scheidest Und über Antiochia Schriftstellerisches planst, In deiner Arbeit lohnt es, auf Mevis hinzuweisen. Auf den berühmten Mevis, der sonder Widerrede Der bestgewachsene Junge und der geliebteste Im ganzen Antiochia. Keinen der andern Jungen Von selbiger Lebensweise, keinen bezahlen sie Mit gleichem Preis wie diesen. Nur Mevis zu besitzen Einzig für zwei drei Tage, geben sie ihm sehr oft Bis 100 Goldstatere. Ich sagte: Antiochia, Doch auch in Alexandrien, doch auch in Rom sogar Findest du keinen Jungen begehrenswert wie Mevis.
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JULIAN UND DIE ANTIOCHIER
Das CHi, sagen sie, hat der Stadt kein Unrecht getan, noch das Kappa… Erklärer findend erfuhren wir, Namensanfänge seien die Buchstaben und wollten der eine Christus, der andre Konstantios bedeuten. Julians Bart-Hasser
Wär’s möglich, dass sie jemals verleugneten Ihre prächtige Lebensart, die Buntheit Ihrer täglichen Zerstreuungen, ihr herrliches Theater, wo eine Einigung wurde Der Kunst mit den Liebesdrängen des Fleisches! Sittenlos in gewissem – vermutlich in hohem – Grad Waren sie. Doch sie hatten die Genugtuung, dass ihr Leben Das gepriesene Leben Antiochias war, Das lustumfangne, bedingungslos schönempfundene. Dies sollten sie verleugnen, um auf was schon zu achten? Auf seine Windredereien über die Lügengötter, Auf die anwidernden Selbstbespieglungen, Auf seinen kindischen Theaterhass, Auf seinen plumpen Anstandsdünkel, seinen komischen Bart. Ja wahrhaftig zogen sie vor das Chi, Ja wahrhaftig zogen sie vor das Kappa hundert Mal.
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ANNA DALASSINÍ
In der Goldbulle, die der Komnine Alexios erliess, Wo er mit Ehrenauszeichnung die Mutter pries, Die sehr hochverständige Herrin Anna Dalassiní – Würdig, auf ihre Werke und Sitten zu pochen, – Findet sich manches Verherrlichungswort. Lasst uns daraus hertragen an diesen Ort Einen Satz voll Adel und Poesie: “Mein oder dein, dies kalte Gespräch ward nimmer gesprochen.”
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TAGE VON 1896
Erniedrigt war er völlig. Besessenheit des Eros, Die auf ihm lag, gar sehr verboten und verachtet, (Ob auch naturgegeben) bestand dafür als Ursach: Geschwellt war die Gesellschaft von Anstandsdünkel hoch. Schrittweise ging verloren sein bisschen Geldbesitz, Die Stellung folgte diesem und schliesslich auch sein Ruf. Er kam den Dreissig nahe, ohne dass je ein Jahr In Arbeit er verbrachte, zum mindsten in bekannter. Zuweilen wurden seine Ausgaben ihm entgolten Für Mittlerdienste, die als schändlich man betrachtet. Er sank herab zum Lumpen, mit dem zusammen du Häufiger angetroffen, gewiss dich schwer blosstelltest. Aber nicht dies allein: Das wäre nimmer richtig! Hinaus darüber wert ist Erinnrung seiner Schönheit. Ein anderer Blickpunkt gelte, von dem betrachtet, er Als liebenswerter leuchtet, als einfacher und echter Knabe des Eros leuchtet, der über Ehre hoch Und über seinen Ruf, ohne zu prüfen, setzte Die unbemakelte Lust seines unbemakelten Fleisches. Hoch über seinen Ruf? Doch die Gesellschaft, schwellend Vor Anstandsdünkel, drängte die dumme Deutung auf.
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ZWEI JÜNGLINGE VON 23 BIS 24 JAHREN
Von halb elf an war er im Kaffeehaus Und erwartete ihn, dass er bald erscheine. Mitternacht ging, – und er wartete noch auf ihn. Ein und einhalb ging, fast vollständig War das Kaffeehaus leer geworden. Ihn verdross es, Zeitungen unaufmerksam Weiterzulesen. Von seinen einsamen drei Schillingen blieb nur einer. So lange wartend, Gab er die andern für Kaffee und Kognak aus. All seine Zigaretten rauchte er auf. Ihn erschöpfte so lang Ausharren. Denn, Wie schon Stunden er einsam dasass, fingen Lästig nach ihm Gedanken zu greifen an Über sein vom Weg abirrendes Leben. Doch wie er sah seinen Freund eintreten – sofort Wich die Ermüdung, der Ekel mit den Gedanken. Unverhoffte Nachricht brachte sein Freund. Kartenspielend hatte er sechzig Pfunde gewonnen. Ihre feinen Gesichter und ihre köstliche Jugend Wie die sinnliche Liebe zwischen ihnen Wurden erfrischt und belebt und gespannt Von den sechzig Pfunden der Kartenspieler.
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Und ganz Freude und Kraft, Gefühl und Schönheit Gingen sie – nicht ins Haus ihrer ehrenwerten Familien (Wo man im übrigen auch sie nicht mehr wollte): In ein ihnen bekanntes und völlig eignes Haus der Verderbnis gingen sie und erfragten Zimmer zum Schlaf und teure Getränke und tranken wieder. Und wie die teuren Getränke versiegten Und wie nun vier Uhr nahkam, Sanken sie seligem Eros zu.
SEIT URZEIT GRIECHIN
Antiochia prahlt ob seiner prächtigen Bauten Und seiner schönen Strassen, ob seines wundervollen Ländlichen Rundbezirks und ob der grossen Menge Der Wohner, die’s umfängt. Es prahlt, weil es der Sitz Erlauchter Könige, und ob der Künstler Schar Und Weisen, die es hegt, und ob der welterfahrnen, Reichtumgestopften Kaufherrn. Doch prahlt Antiochia Am meisten ohne jeden Vergleich, weil es als Stadt Seit Urzeit Griechin ist, mit Argos blutsverwandt Durch jenes Ione, das einst argivische Siedler Gegründet, um zu ehren die Maid des Inachos.
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TAGE VON 1901
Dieses weste in Ihm als Abgetrenntes, Dass in der Mitte seiner grossen Erschlaffung Und seiner überreichlichen Eros-Kenntnis Trotz seines ganzen, durch Gewöhnung bewirkten In Umgebung und Jahre Eingefügtseins, Augenblicke erschienen – äusserst seltne Freilich nur – wo er den Sinneneindruck Aufrief beinah unberührten Fleisches. Seine neunundzwanzigjährige Schönheit Allzustark von der Lust geprüft – es waren Augenblicke, wo er verwirrend dastand Jüngling, wie er der Liebe erstmals – etwas Ungelenk – seinen lauteren Leib darbietet.
DU HAST NICHT GERICHTET
Über unsere Glaubensmeinungen Sagte der geblähte Julian: Ich sichtete, ich richtete, Ich vernichtete.’ Bei kleinem hätte er uns ausgemerzt Mit seinem ich vernichtete’, der läppische Narr. Solche Geistreicheleien haben keinen Durchgang Bei uns Christen.Du hast gesichtet, doch du hast nicht gerichtet, denn hättest du Gerichtet, du hättest nicht vernichtet’ erwiderten wir sofort.
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BIN JÜNGLING DER KUNST DES WORTES IN SEINEM 24 . JAHR
Arbeite weiter, wie du noch kannst, mein Hirn. – Ihn zerstört eines halben Geniessens Dasein. In einem nervenzerreibenden Zustand ist er. Küsst das Gesicht, das geliebte, an jedem Tag, Seine Hände ruhn auf den himmlischen Gliedern. Niemals hat er geliebt mit also starker Leidenschaft. Doch Eros’ schöne Verwirklichung Fehlt, es fehlt die Verwirklichung, die Dasein muss in beiden vereint mit begierlicher Spannung. (Nicht gleichmässig ergeben der regelwidrigen Lust sind beide. Einzig ihn unterjochte sie unbedingt.) Und er zerreibt sich, und er zerrüttete völlig. Ohne Arbeit ist er zudem. Auch das wirkt vielfach mit. Einige kleinere Geldbeträge Borgt er mit Schwierigkeit her (zusammen Bettelt er fast sie manchmal) und schläft sich durch. Küsst die angebeteten Lippen, über Himmlischem Leib – von welchem er dennoch jetzt Spürt, dass er einzig duldet – erlustet er sich. Und dann trinkt er und raucht, er trinkt und raucht, Und tagelang im Kaffeehaus schleppt er sich, Schleppt er mit Ekel dahin seiner Schönheit Welkung. – Arbeite weiter, wie du noch kannst, mein Hirn.
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ZU SPARTA
Nicht wusste König Kleomenes, nicht wagte er’s – Nicht wusste er, wie er sagen sollte ein solches Wort Zu seiner Mutter: Ptolemaios verlange Als Bürgschaft ihres Vertrags, dass auch sie zu senden Nach Ägypten sei und dort in Verwahrung bleibe. Ein höchst demütigendes und ungewöhnliches Ansinnen. Und stets wollte er reden, und stets zögerte er. Und stets hub er zu sprechen an, und stets hielt er ein. Doch das erhabene Weib begriff ihn (Sie hatte bereits entsprechendes Raunen vernommen), Und sie ermutigte ihn, sich zu erklären. Und lachte und sprach, gewiss geht sie. Und froh war sie besonders, dass sie noch konnte In ihrem Greisentum Sparta nützlich sein. Betreffend die Demütigung – aber da blieb sie kalt. Den Stolz von Sparta war fraglos nicht beschieden Zu fühlen einem Gestrigen, einem Lagiden. Drum hatte auch sein Verlangen keine Gewalt, In Wirklichkeit eine Herrin zu demütigen, Vornehm wie sie, Spartiatenkönigs Mutter.
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BILD DREIUNDZWANZIGJAHRIGEN JÜNGLINGS , VON SEINEM FREUND , GLEICHALTRIGEM KUNSTLIEBHABER , GEFERTIGT
Er hat das Bild beendet am Mittag gestern. Jetzt Betrachtet er es im einzeln. Er machte ihn mit grauer Offengeknöpfter Jacke, von tiefem Grau, und ohne Krawatte, ohne Weste. Mit einem rosenfarbnen Zurückgeschlagnen Hemd, dass etwas sichtbar werde Von der gewachsnen Schöne des Halses und der Brust. Die Stirn zur rechten war beinah in ganzer Breite Mit seinem Haar bedeckt, mit seinem holden Haar (So wie die Kämmung ist, die heuer er beliebt). Vorhanden scheint vollkommen die lustbewegte Tönung, Die er auftragen wollte, als er die Augen schuf, Als er die Lippen schuf… Die Lippen seines Mundes, Erfüllungen erscheinend erlesner Erosart.
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IN GROSSER GRIECHISCHER SIEDLUNG
(200 v. Chr.) Dass in der Siedlung nicht nach Wunsch die Dinge gehn, Darob kann kleinster Zweifel nicht bestehn, Und ob auch weiter zottelt unser Tross, Vielleicht erschien jetzt, wie nicht wenige meinen, der Kairos, Dass einen Staatserneurer wir herbringen. Dennoch der Anstoss und die Schwierigkeit Ist dies: dass eine grosse Angelegenheit Aus jedem Quark diese Erneurer machen. (In seinem Glück vermöchte der zu lachen, Der nie sie nötig hätte.) Bei den kleinsten Dingen, Was es auch sei, fragen sie nach und prüfen, Als ob sie gleich in ihrem Geist Wurzelverwandlung schüfen, Fordernd, dass man sie durchführt in derselben Stunde. Auch finden sie so gern ein Opfer rätlich. VERZICHTET GANZ AUF JENEN LANDERWERB , EUER BESITZ RUHT DORT AUF SCHWACHEM GRUNDE: ERWERB DERART IST, STRENG GESEHN, FÜR SIEDELUNGEN SCHÄDLICH . VERZICHTET GANZ AUF DIESE REICHTUMSQUELLE UND AUF DIE ANDRE AN DER NAHEN STELLE UND AUF DIE DRITTE : DA DIE SICH NATÜRLICH ZUGESELLE . WAS SOLL GESCHEHN? IST DER VERLUST AUCH HERB, SIE BRÄCHTEN EUCH BELASTUNG ZUM VERDERB .
Und wie sie weiter schreiten im Abwägen, Finden und finden Morsches sie und heissen es absägen, Dinge, die man doch ungern unterdrückt.
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Und wenn – zum Wohl! – sie nun geendet ihre Fron, Durch Ja und Nein bestimmend jeden Mann und jedes Ross, Dann gehn sie mit gerecht empfangnem Lohn, Auf dass wir sehn, was übrigbleibt bei dieser Gewaltigen Tüchtigkeit der Chirurgie. Vielleicht scheint doch noch ferne der Kairos. Dass wir nicht hasten: ein gefährlich Ding ist Hast. Reue wird nach verfrühtem Handeln kommen. Die Siedlung, leider, wirklich vielen Widersinn umfasst. Doch war je Menschenart nicht unvollkommen? Und schliesslich, seht nur, weiter zottelt unser Tross.
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HÄUPTLING AUS WESTLICHEM LIBYEN
Allgemein gefiel er in Alexandrien Die zehn Tage, die dort er blieb, Der Häupling aus Westlichem Libyen, Aristomenes, Sohn des Menelaos. Wie sein Name auch seine Kleidung, weltmännisch, griechisch. Gern nahm er die Ehren entgegen, doch Forderte keine: er war bescheiden. Kaufte griechische Bücher, Geschichte zumal und Weitweisheit. Haupteindruck jedoch: einsilbiger Mensch. Mochte wohl tief sein in den Gedanken, flüsterte man, Und derartigen ist es Natur, nur wenig zu reden. Weder tief in den Gedanken war er noch sonst etwas. Ein gewöhnlicher, alberner Mensch. Nahm einen griechischen Namen, zog sich wie die Griechen an, Lernte so ab und an sich wie die Griechen benehmen: Und seine Seele zitterte, dass zufällig Er verdürbe den hübschen Eindruck, Sprach er mit barbarischen Greueln griechisch, Und die Alexandrier zögen ihn auf Ihrer Gewohnheit gemäss, die niederträchtigen. Darum beschränkt’ er sich auch auf wenig Worte, Achtend mit Angst auf die Endungen und die Aussprache, Und war reichlich gelangweilt, im Innern Aufgehäuftes Geschwätz festhaltend.
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KIMON , LEARCHOS ’ SOHN , STUDENT GRIECHISCHER LITERATUR ( IN KYRENE )
Mein Ende kam heran, solang ich glücklich war. Hermotelis besass mich als unzertrennlichen Freund. In meiner Tage letzten, ob er sich gleich verstellte, Als kenn er keine Unruh, erspäht ich manches Mal Seine verweinten Augen. Sobald in leichtem Schlummer Er mich gefallen wähnte, sank er wie ein Verstörter Auf meines Lagers Rand. Doch waren beide wir Jünglinge eines Alters, von zwanzig Jahr und dreien. Verräterin ist die Moira. Ein anderes Leiden hätte Vielleicht den Hermotelis entrissen meinem Herzen. Ich endete zum Heil in der unteilbaren Liebe.’ – Diese Grabschrift Marylos’, des Sohns Aristodemos’, Der starb vor einem Monat in Alexandrien, Erhielt ich in der Trauer, sein Vetter Kimon, heut. Mir schickt’ es der Verfasser, ein Dichter, den ich kenne. Mir schickte er’s, dieweil er wusste, dass ich bin Marylos’ Nahverwandter, nichts andres wusste er. Erfüllt ist meine Seele von Trübnis um Marylos. Wir waren aufgewachsen zusammen, Brüdern gleich. Ein tiefer Gram verzehrt mich. Sein Sterben vor der Stunde Hat jedes böse Trachten völlig in mir gelöscht…
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Jegliches böse Trachten gegen Marylos –, ob Hermotelis’ Liebe gleich er mir gestohlen hatte, Es gleich dasselbe nimmer sein wird, wenn j etzt mich wieder Hermotelis verlangt. Ich weiss die Art der zarten Empfindsamkeit, die mein. Das Geistbild des Marylos Wird treten zwischen uns, und glauben werd ichs, wenn Er sagt zu mir: Du bist, siehe, befriedigt jetzo, Sieh du nimmst ihn wieder, wie du dich sehntest, Kimon, Siehe, du hast nicht mehr Anlass, mich zu verleumden.
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AUF FAHRT GEN SINOPE
Mithridates, berühmt und machtvoll, Grosser Städte Beherrscher, Besitzer starker Heere und Flotten, Gen Sinope ziehend, gelangte auf einen Weg, Ländlich, ganz von Siedlern fern, Wo ein Seher seine Behausung hatte. Hinsandte einen seiner Offiziere Mithridates, Den Seher zu fragen, wieviel er noch erobern werde In der Zukunft an Gütern, wieviel andere Herrschaften. Hinsandte er einen seiner Offiziere, und dann Gen Sinope seine Fahrt verfolgte er weiter. Der Seher zog sich in eine geheime Kammer zurück. Nach etwa halber Stunde kam er heraus Sorgenumwölkt und sprach zum Offizier: “Zufriedenstellend Aufschluss finden konnte ich nicht. Geeignet ist der Tag heut nicht. Etwas schattenhafte Dinge sah ich. Nicht begriff ich recht. – Doch genüge sich, dünkt mir, an so viel, wie er hat, der König. Darüber hinaus, in Fährnisse wird’s ihn bringen. Denke daran, ihm dies zu sagen, Offizier: An so viel, wie er hat, mag er, bei Gott, sich genügen. Das Schicksal hat plötzliche Wandlungen. Dass du dem König Mithridates sagest: Sehr selten wird seines Ahnen Gefährte gefunden, Der edle, welcher im rechten Nu mit der Lanze Schreibt auf dem Boden das rettende FLIEH MITHRIDATES.”
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TAGE VON 1909 , 1910 UND 1911
Eines geplagten, bettelarmen Seemanns (Von einer Insel im Ägäischen Meere) Sohn war er. Schaffte bei einem Schmied. Trug Fetzen, verachtete. Zerrissen seine Arbeitsstiefel und kläglich. Seine Hände waren beschmutzt von Rost und Schmieröl. Am Abend, wenn der Laden schloss Und ein Wunsch in ihm aufschoss, Eine Krawatte im Preise gross, Eine Krawatte als Sonntagsstolz, Oder im Schaufenster er sehnsüchtig betrachtete Irgendein Hemd von hübschem lichtblauem Stoff, Er seinen Leib für ein, zwei Taler verpachtete. Ich frage mich, ob in den Zeiten des Altertumes Im gepriesenen Alexandrien höherer Schönheit Knabe, Vollkommnerer Jüngling da war, als er, der verkam. Nicht wurde, versteht sich, von ihm ein Bild gemalt noch gemeisselt, Geworfen in einer Schmiede hässlichen Kram, Schnell von der ständigen Arbeit gegeisselt Und im Unmaass niederer Lust ging er zugrunde.
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MYRIS : ALEXANDRIEN VON 340
n.Chr.
Als ich das Unglück erfuhr, dass Myris gestorben, Ging ich in sein Haus, obwohl ich vermeide, In der Christen Häuser einzutreten, Besonders, wenn sie Trauerfälle oder Feste haben. In einen Durchgang stellte ich mich. Ins Innre Wollte ich tiefer nicht dringen, da ich bemerkte, Wie die Verwandten des Gestorbenen mich ansahn Mit deutlicher Verlegenheit und voll Missfallen. Sie hatten ihn in einem grossen Gemach, Das ich von dem Ende, wo ich mich hingestellt, Ein Stück übersah: alles kostbare Teppiche Und Geräte aus Silber und Gold. Ich stand und weinte an einem Ende des Durchgangs. Und ich dachte, dass unsere Gesellschaften und Ausflüge Ohne Myris nichts mehr wert sein werden, Und dachte, dass ich ihn nicht mehr sehen werde Bei unserm herrlichen und frechen Nachtschwärmen, Wie er jubelt und lacht und Verse hersagt Mit seinem vollendeten Sinn für griechischen Rhythmus, Und dachte, dass ich für immer verlor Seine Schönheit, dass ich für immer verlor Den Jungen, den ich irrsinnig anbetete. Ein paar Greisinnen redeten nah bei mir leise über Den letzten Tag, den er gelebt – Auf seinen Lippen beständig den Namen des Christos,
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In seinen Händen hielt er ein Kreuz. – Eintraten später in das Gemach Vier christliche Priester und sprachen Gebete Voll Wärme und Bitten an Jesus Oder an Maria (ich kenne ihren Glauben nicht gut). Wir wussten wahrlich, dass Myris ein Christ war. Seit der ersten Stunde wussten wir’s, als er In unsre Schar war eingetreten im Vorvorjahr. Doch lebte er unbedingt wie wir. Von uns allen den Lüsten ergebenster, Verschwenderisch sein Geld für die Vergnügungen ausschüttend. Gegen die Meinung der Welt empfindungslos Warf er sich gern in nächtliche Händel auf den Strassen, Wenn gerade unsere Bande Einer feindlichen Bande begegnete. Niemals redete er von seinem Glauben. Freilich sagten wir einmal zu ihm, Wir wollten ihn mit zu Serapios nehmen. Als habe er doch ein Missbehagen gefühlt Bei diesem Spass von uns, erinnre ich jetzt. Ach, und zwei andre Male kommen mir jetzt in den Sinn. Als wir Poseidon Spendungen darbrachten, Wich er aus unserm Kreis und wandte den Blick auf andres. Als von Begeisterung ergriffen einer der unsern Sprach: Oh, möge unsre Gefährtenschaft unter Der Gunst und dem Schütze des grossen stehn, Des allschönen Apollon, – wisperte Myris (Die andern hörten nicht) “mit Ausnahme meiner”. Die christlichen Priester lautanstimmend
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Für die Seele des Jünglings beteten. – Ich beobachtete mit wieviel Sorgfalt Und mit welcher gespannten Aufmerksamkeit Auf die Formen ihres Glaubens sie alles bereit Für die christliche Leichenfeier machten. Und plötzlich überwältigte mich ein sonderbarer Eindruck. Unbestimmt empfand ich, Als entweiche aus meiner Nähe Myris, Ich empfand, dass er vereint ward, ein Christ, Mit den Seinen und dass ich wurde Ein Fremder, ein sehr Fremder, ich spürte schon Einen Zweifel kriechen zu mir heran: war ich betrogen etwa Von meiner Leidenschaft, und war ich ihm immer fremd? – Ich stürzte fort aus ihrem schauerlichen Haus, Eilends floh ich, ehe geraubt ward, ehe verwandelt ward Von ihrer Christlichkeit die Erinnerung an Myris.
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ALEXANDER JANNAIOS UND ALEXANDRA
Beglückt und völlig befriedigt ziehn vorbei Der König Alexander Jannaios Und seine Gattin, die Königin Alexandra, Mit einer voranmarschierenden Musik Und mit jeglicher Grossartigkeit und Pracht, Sie ziehn vorbei durch die Strassen Jerusalems. Vortrefflich ist das Werk zum Ziel geführt, Das der grosse Judas Makkabaios begonnen Und seine vier gepriesenen Brüder, Und das später unablässig fortschritt inmitten Vieler Gefahren und vieler Schwierigkeiten. Jetzt blieb nichts Unangemessenes mehr. Aus war jede Dienstbarkeit vor den anmaasslichen Monarchen Antiochias. Siehe, Der König Alexander Jannaios Und seine Gattin, die Königin Alexandra, In jeder Hinsicht Gleiche vor den Seleukiden. Gute Juden, reine Juden, gläubige Juden – vor allem. Aber, wie’s die Verhältnisse erfordern, Auch der griechischen Sprache Kenner, Und mit griechischen und griechischredenden Monarchen verknüpft – nur als gleiche, und dass man’s höre. In der Tat vortrefflich zum Ziel geführt, Aufsehen erregend zum Ziel geführt, Ist das Werk, das begannen der grosse Judas Makkabaios Und seine vier gepriesenen Brüder.
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LIEBLICHE BLUMEN , WEISSE
Er trat ins Kaffeehaus, das sie besucht zusammen. – Hier vor drei Monaten sagte sein Freund zu ihm: “Wir haben keinen Fünfer. Zwei ganz verarmte Burschen Sind wir, herabgekommen zu schäbigen Lokalen. Ich sag’s dir ohne Umschweif, mit dir kann ich nicht länger Zusammengehn. Ein andrer, nun weisst du’s, freit um mich.” Der andre hatte ihm versprochen zwei Anzüge, Auch seidne Taschentücher. – Ihn wiederzubekommen Hetzt er zu Tod sich und trieb zwanzig Pfunde auf. Er ging aufs neu mit ihm für diese zwanzig Pfunde, Aber auch nebenbei für ihre alte Freundschaft, Für ihre alte Liebe, für ihre tiefe Glut. – Der “andre” war ein Lügner, ein richtiger Halunke: Nur einen einzigen Anzug liess er ihm machen und
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Auch den nur widerwillig
und tausendmal getreten.
Doch jetzt will er nicht mehr, weder die Anzüge Noch auch durchaus nicht mehr die seidnen Taschentücher, Auch zwanzig Pfunde nicht, auch zwanzig Groschen nicht. Sonntag ward er begraben um zehn Uhr in der Früh. Sonntag ward er begraben: Kaum eine Woche ging. Auf seinem armen Sarg warf er ihm Blumen nieder, Liebliche Blumen, weisse, wie sie sich vertrugen innig Mit seiner Schönheit und mit zweiundzwanzig Jahren. Als er am Abend trat – zufällige Verrichtung Aus Broterwerbes Not – ins Kaffeehaus, das sie Besucht zusammen: war sein Herz hindurch ein Messer, Das düstre Kaffeehaus, das sie besucht zusammen.
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WOHLAN , OH KÖNIG DER LAKEDAIMONIER
Nicht geruhte Kratesikléa, Sich der Welt zu zeigen, wie sie weine und klage, Und majestätisch schritt sie voran und schweigsam. Ihre unerschütterte Miene bot nichts dar Von ihrem Gram und ihren Qualen. Aber wie es auch sei, einen Nu hielt sie nicht stand: Und ehe sie stieg auf das Leidensschiff zur Fahrt nach Alexandrien, Nahm sie ihren Sohn in den Tempel Poseidons, Und als allein sie sich fanden, umarmte sie ihn, Und sie küsste den schmerzverzehrten’, sagt Hier Plutarch, und zu innerst erschütterten.’ Dennoch drang ihr starker Charakter weiter, Und sich fassend, sprach das erstaunliche Weib zu Kleomenes: “Wohlan, oh König der Lakedaimonier, dass, sobald wir draussen Werden sein, nicht Einer tränend sehe Uns, noch unwert irgend Spartas Handelnd. Denn dies ruht auf uns allein. Aber die Lose, wie der Gott gewähre, so fallen sie.” Und sie stieg auf das Schiff, hingehend zum gewähre’.
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IM GLEICHEN RAUM
Hauses Umgebung, Menschengewimmels, Stadtteils, Was ich sehe und wo ich umwandle Jahre um Jahre. Dich erschuf ich mitten in Freude und mitten in Schmerzen: Aus so vielem Geschehn, aus so viel Dingen. Und du versinnlichtest dich, ein Ganzes, für mich.
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DER SPIEGEL AM EINGANG
Das reiche Haus besass am Eingang Einen Spiegel, ganz gross, sehr alt, Wenigstens vor achtzig Jahren angeschafft. Ein herrlich schöner Bursche, ein Schneidergeselle, (Sonntags Liebhaber von Leibesübung) Stand mit einem Paket. Er übergab es Jemandem aus dem Haus, und der trug es hinein, Die Quittung zu holen. Der Schneidergeselle Blieb allein und wartete. Er trat dem Spiegel nah und betrachtete sich Und rückte seine Krawatte zurecht. Nach fünf Minuten Brachten sie ihm die Quittung. Er nahm sie und ging. Doch der alte Spiegel, der gesehen und gesehen In seinem Dasein, dem vieljährigen, Tausende Dinge und Personen, Doch der alte Spiegel frohlockte jetzt, Und er brüstete sich, dass er auf sich empfangen hatte Die vollendete Schönheit für einige Minuten.
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FRAGTE NACH DER MACHART
Aus der Schreibstube, wo er sich verdingt hatte In belangloser und schäbig bezahlter Stellung (Bis acht Pfund sein Monatslohn: mit dem gelegentlichen) Trat er, wenn die öde Arbeit endete, Über die er den ganzen Tag gebückt war, Trat er um sieben, und schlenderte langsam Und gaffte auf der Strasse. – Feingestaltet, Fesselnd auch, so wie er sich zeigte als angelangt Bei der vollen Ergiebigkeit seiner Sinne. Neunundzwanzig, die hatte er abgeschlossen im letzten Monat. Gaffte auf der Strasse und in den ärmlichen Gassen, die führten nach seiner Wohnung hin. Weiter gelangend zu einem kleinen Laden, Wo man irgend welches Zeug verkaufte, Unecht und billig, für Arbeiter, Sah er darin ein Gesicht, sah eine Gestalt, Die ihn zogen, und er ging hinein, und er bat, Dürft er wohl ansehn farbige Taschentücher. Fragte nach der Machart der Taschentücher, Und was sie kosten, mit erstickter Stimme, Fast erloschener, unter der Begierde. Und entsprechend kamen die Antworten, Halb zerstreut mit gedämpfter Stimme, Mit darunter verborgenem Einverständnis.
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Sagten sie auch etwas von der Ware – aber Einziges Ziel: dass ihre Hände sich streiften Über den Taschentüchern, dass nah sich kämen Die Gesichter, die Lippen wie im Zufall, Blitzhaft mit den Gliedern eine Berührung. Schnell und versteckt, dass ja nichts merke Der Ladeninhaber, der im Hintergrund sass.
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ACH , DASS SORGTEN
Fast zu Herdlosigkeit und Blösse bin ich gesunken. Diese Stadt des Verhängnisses, Antiochien, All mein Geld hat sie aufgefressen, Diese verhängnisvolle, mit ihrem kostspieligen Leben. Aber ich bin jung und von ausgezeichneter Gesundheit. Beherrscher des Griechischen wunderbar, Der Aristoteles, Platon kennt und mehr als kennt, Oh, und Redner, oh, und Dichter, oh, und was du auch nennest. Eine Vorstellung hab ich vom Heereswesen Und habe Freundschaften mit Söldnerführern. Bin auch eingedrungen beträchtlich ins Verwaltungsmässige. In Alexandrien wohnt ich sechs Monat im Vorjahr, Etwas weiss ich (auch das ist nützlich) vom dortigen: Von des Böstäters’ Ansichten und Schurkereien und das übrige. Darum denk ich, dass ich in vollem Maass Ausersehn bin, diesem Land zu dienen, Meinem teuren Vaterlande Syrien. In welche Arbeit die mich auch stellen, ich werde streben, Nützlich dem Land zu sein. Das ist mein Vorsatz. Wenn sie dagegen mich hindern mit ihren Machenschaften – Kennen wir doch die Hochgekommenen: sollen wir’s jetzt sagen? Wenn sie mich hindern, was bin ich schuld! Erst werd ich an Zavinas mich wenden, Und wenn dieser Dummkopf mich nicht würdigen will, Werd ich zu seinem Gegner, zu Grypos, gehen.
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Und wenn auch dieser Einfältige mich nicht annimmt, Gehe ich gerades Wegs zu Hyrkanos hin. Immerhin einer der Dreie wird mich wollen. Und mein Gewissen ist ruhig Wegen der Auswahl Verächtlichkeit. All die drei sind Schädlinge Syriens in nämlicher Art. Aber als ein zusammengebrochener Mensch, was bin ich schuld! Ich armseliger suche mich zu flicken. Ach, dass sorgten die mächtigen Götter Und einen Vierten, Guten schüfen. Voller Freude ging ich mit ihm.
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GEMÄSS DEN VERORDNUNGEN HELLENOSYRISCHER MAGIER DES ALTERTUMS
Welcher Absud von Hexenkräutern Wäre zu finden,’ sagte ein Geniesser, Welcher Absud, gemäss den Verordnungen Hellenosyrischer Magier des Altertums hergestellt, Der da für einen Tag (sofern nicht länger Seine Kraft ausreicht) oder auch für ein kleines Stündchen Meine zwanzig Jahre und drei mir wiederbringt, Meinen Freund mit seinen zwanzig Jahren und zwei Mir wiederbringt. Seine Schönheit und seine Liebe. – Welcher Absud wäre zu finden, gemäss den Verordnungen Hellenosyrischer Magier des Altertums hergestellt, Der, zusammenstimmend mit dem Rückwärtslauf, Auch unsere kleine Kammer wieder heraufbringt.’
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UM 200
v. Chr.
Alexander, Philipps Sohn, und die Griechen ohne Lakedaimonier-’ Vorzustellen vermögen wir uns aufs beste, Dass durchaus man in Sparta ob dieser Inschrift Gleichgültigkeit wahrte. Ohne Lakedaimonier’, Aber natürlich. Das waren keine Spartiaten, Die sich leiten liessen und sich befehlen Wie kostbare Diener. Auf der andern Seite Ein allgriechischer Feldzug ohne Spartiatenkönig als Führer Schien wohl kaum von hohem Belang bei ihnen. Oh, ganz gewiss doch, ohne Lakedaimonier’. Auch ein Standpunkt ist es. Man fühlt ihn nach. Also ohne Lakedaimonier zum Granikos. Und nach Issos darauf und dann zur entscheidenden Schlacht, wo sie wegfegten das furchtbare Heer, Das zusammen nach Arbela zogen die Perser: Das von Arbela aufbrach zum Sieg und hinweggefegt ward. Und aus dem Wunder des allgriechischen Feldzugs, Des siegtragenden, ringsum strahlenden, Rings gepriesenen, hoch gefeierten, Wie kein anderer je eine Feier gefunden, Aus dem unübertreffbaren: Wir gingen hervor, Eine hellenische neue Welt, eine grosse.
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Wir: von Alexandrien, von Antiochien, Von Seleukia, und die zahlreichen Scharen Sonstiger Griechen Ägyptens und Syriens, Und die in Medien und die in Persien und so viel andre. Mit den weitgespannten Herrschergebieten, Mit der bunten Wirkung umwandelnder Mächte. Und die Gemeinsprache: Griechischer Zungenlaut – Bis hinein nach Baktrien trugen wir sie, bis zu den Indern. Reden wir jetzt von Lakedaimoniern!
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TAGE VON 1908
In jenem Jahr befand er sich ohne Beschäftigung Und lebte infolgedessen von Würfelschwung, Von Kartenspiel und von Anschaffung. Eine Stelle war ihm, den Monat drei Pfund, In kleinem Papierverkaufgeboten worden. Doch wies er sie von sich kurz und rund. Das machte er nicht. Das war für ihn kein Gehalt, Einen Mann in Büchern beschlagen und fünfundzwanzig Jahre alt. Zwei, drei Schilling am Tage verdiente er, verdiente er nicht. Was soll bei Karten und Würfeln der Junge herausholen In Kaffeehäusern seiner Schicht, volksmässigen, So schlau er auch spielte, so Dumme er auch wählte. Das Angeschaffte, ja, das war danach. Selten fand er den Taler, meist einen halben. Manchmal fiel er sogar zum Schilling ab. Alle Woche, zuweilen häufiger, Wenn er die wüste Durchnächtigung überstanden, Kühlte er sich in den Bädern, im Schwimmen des Morgens. Seine Kleider waren ein Elend zum Graun. Ein und denselben Anzug trug er stets, Einen Anzug: Ganz verschlissnes zimtiges Braun.
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Oh Tage des Sommers 1908, Aus eurem Schaubild hat sich feinfühligerweise Der zimtbraun verschlissene Anzug fortgemacht. IHN wahrte
euer Schaubild ganz, So wie er auszog, wie er wegschleuderte Die unwürdigen Kleider und die geflickte Wäsche. Und er blieb allnackt. Makellos schön. Ein Wunder. Ungekämmt, aufgebäumt seine Haare, Seine Glieder ein wenig sonnenverbrannt Von der Nacktheit des Morgens in den Bädern und am Meerufer.
IN DER UMGEBUNG VON ANTIOCHIA
Wir waren verblüfft in Antiochia als wir erfuhren Die neuen Taten Julians. Apollon hatte sich in Daphne deutlich erklärt! Orakel wollte er nicht geben (uns ist’s egal!), Er hatte nicht die Absicht wahrzusagen, wenn nicht zuerst Man reinige sein Heiligtum in Daphne. Ihn störten, erklärte er, die benachbarten Toten. In Daphne befanden sich viele Gräber. Einer von den dort Begrabenen War der bewunderungswürdige, der heilige, Der Ruhm unserer Kirche, der siegreiche Märtyrer Babylas.
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Den meinte, den fürchtete der Falschgott. Solang er ihn nah wusste, wagte er nicht Seine Orakel rauszulassen, kein Sterbenswörtchen. (Vor ihnen zittern sie, vor unseren Märtyrern, die Falschgötter). Gleich fing er an, der gottlose Julian, Und schrie ausser sich: Grabt ihn aus, weg mit ihm, Schafft ihn weg, diesen Babylas, aber gleich. Hört ihr nicht? Apollon fühlt sich gestört. Grabt ihn aus, packt ihn, aber schnell! Scharrt ihn aus, schafft ihn wohin ihr wollt. Schafft ihn fort, schmeisst ihn weg. Wer scherzt noch? Apollon sagt doch, man müsse das Heiligtum säubern. Wir nahmen ihn, wir brachten ihn, den heiligen Rest, anderswohin. Wir nahmen ihn, wir brachten ihn, in Ehrfurcht und in Liebe. Und tatsächlich, schön gedieh das Heiligtum! Es dauerte gar nicht lang und grosses Feuer brach aus: ein schreckliches Feuer: Und es verbrannte sowohl das Heiligtum als auch Apollon. Der Götze ist Asche; zum Wegfegen, mit dem Müll. Julian platzte vor Wut und verbreitete – Was sollte er sonst tun – dass das Feuer gelegt wurde Von uns, den Christen. Lasst ihn reden! Es ist nicht bewiesen; lasst ihn reden. Das Wichtigste ist, dass er platzte vor Wut.
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ANMERKUNGEN ZU DEN GEDICHTEN Die Anmerkungen beziehen sich vor allem auf die Gedichte, die ohne Einsicht in die historischen Hintergründe schwer oder nur teilweise zugänglich sind. Sie beschränken sich jedoch auf das Nötigste. Die nicht historischen, fiktiven Gestalten werden nur dann erwähnt, wenn die Auslassung zu Missverständnissen führen könnte. Die vom Übersetzer ausgelassenen Motti der Gedichte wurden in die Anmerkungen aufgenommen. Verweise auf andere Gedichte beschränken sich auf die, die Wesentliches zu den im betreffenden Gedicht erwähnten historischen Gestalten oder Ereignissen hinzufügen. Die Numerierung der Anmerkungen entspricht der Seitenzahl der Gedichte. [29] Die Szene stammt aus der Ilias (XVII 426ff), die Kavafis teilweise übersetzt. [31] Sarpedon, Sohn des Zeus und König von Lykien, wurde von Patroklos, Sohn des Menoitios, vor Troja getötet; cf Ilias XVI 665-681, teilweise von Kavafis übersetzt. [34] Theokrit (± 310-260 v. Chr.), griechischer Idyllendichter, wurde auf Sizilien geboren und lebte eine Zeitlang in Alexandrien. Eumenes ist wahrscheinlich eine erfundene Figur. [35 u.] Dante, Inferno III 60: “che fece per viltate il gran rifiuto” (“der aus Feigheit die grosse Verweigerung tat”) bezieht sich auf Coelestin v, der Juli-Dezember 1294 Papst war und sein Amt niederlegte. Kavafis lässt die negative Bewertung “per viltate” aus. [36 o.] Keleos, König von Eleusis, und seine Frau Metaneira nahmen die um Persephone trauernde Göttin Demeter bei sich auf. Zum Dank wollte Demeter den Prinzen Demophon unsterblich machen. Bei Nacht hielt sie das Kind zu diesem Zweck übers Feuer, wurde aber von Metaneira daran gehindert. – Peleus, König von Phtia, hinderte die Göttin Thetis daran, beider Sohn Achill durch die Flammen Unsterblichkeit zu verleihen; cf Homerischer Hymnus an Demeter, 231274; Apollonius, Argonautica IV 865-879. [37] Thermopylai, ein schmaler Durchgang zwischen Gebirge und Meer südlich von Thessalien, bot den Griechen eine gute Verteidigungslinie gegen die Meder (d.i. Perser). Ephialtes, ein Grieche aus der Gegend, zeigte den Medern einen Bergpfad, auf dem sie den Griechen in den Rücken fallen und das kleine Heer vollständig vernichten konnten (480 v.Chr.). [38] Kavafis stellt dem Gedicht ein Zitat aus Platons Staat (II 383) voran: “Soviel wir also auch an Homer loben, – das werden wir nicht loben … auch nicht den
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Aischylos, wenn Thetis sagt, Apollon habe bei ihrer Hochzeitfeier singend aufgezählt ihr reiches Kinderglück,/ Der Kinder krankheitsfreien langen Lebensgang./ Nach allem diesem pries mein gottgeliebtes Los/ Er laut in einem Jubellied zu meiner Lust./ Und ich, ich hoffte, dass des Phoibos Göttermund,/ Voll reicher Seherkunst, von Lüge ferne sei./ Doch eben Er, der sang, …/ … der eben ist es, der/ Mir meinen Sohn erschlug” (deutsch von W.S.Teuffel). [42] Zu Strophe 2 cf Ilias XVIII 215ff; zu Strophe 4 cf Ilias XXII (Hektors Tod). [43] Demetrios I (337-283 v.Chr.), genannt Poliorketes (Städtebelagerer). Als König von Makedonien (294-287 v. Chr.) versuchte er, das kleinasiatische Reich seines Vaters zurückzuerobern. Er war jedoch machtlos gegenüber dem Bündnis seiner Gegenspieler, das durch Pyrrhos, den König von Epirus, verstärkt wurde. 287 v.Chr. liefen seine Soldaten zu Pyrrhos über. Dem Gedicht ist im griechischen Original folgendes Zitat aus Plutarch vorangestellt: “… Und keineswegs wie ein König, sondern wie ein Schauspieler, zog er einen grauen Mantel an statt seines königlichen und entwich ganz unbemerkt” (Leben des Demetrius XLIV). [44] Unvermischt: akratos, der unvermischte Wein. [46] Kaiser Nero aus dem Geschlecht der Ahenobarben hatte seine Mutter Agrippina umbringen lassen. – Das Lararium ist der Schrein mit den Laren, oft in Puppengrösse dargestellten Schutzdämonen des römischen Hauses. Cf Neros Frist, S.91. [47] Antiochia: Hauptstadt des Seleukidenreichs, in der römischen Kaiserzeit neben Alexandrien die wichtigste Stadt des Nahen Ostens; Edessa: Stadt im Norden Mesopotamiens. – Linos: Gesang zur Kithara, Trauerlied; Stichopöie: Versemacherei. – Lukian, Der Traum VIff. erzählt, er habe in seiner Jugend, als seine Eltern eine geeignete Laufbahn für ihn suchten, folgendes geträumt: Zwei Frauen seien ihm erschienen, die eine stellte sich vor als die Bildhauerkunst, die zweite als die Bildung. Letztere sagte, er werde, wenn er ihr folge, nirgends ein Fremder und Unbekannter sein; sie werde ihm ein Zeichen aufdrücken, so dass jeder, der ihn sehe, seinen Nachbarn anstossen und mit dem Finger auf ihn deutend sagen werde: “Das ist er!” (outos ekeinos). [49] Eine Satrapie war eine Provinz des Persischen Reichs (Hauptstadt Susa). Da im Gedicht Artaxerxes erwähnt wird (wahrscheinlich der erste der drei persischen Könige dieses Namens, 464-424 v.Chr.), könnte man bei dem Überläufer an Themistokles denken. Kavafis soll jedoch eher an einen Künstler oder Gelehrten gedacht haben. [50] Motiv aus Plutarchs Leben Caesars (LXV). Artemidoros versuchte vergeblich, Caesar an den Iden des März, 44 v.Chr., vor den Verschwörern Brutus und Cassius zu warnen. [52] Der imaginäre Bildhauer aus Tyana in Kappadokien lebt in Rom, wohl um
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die Zeit des letzten der historischen Porträts: das des Kaisarion, Sohn Kleopatras und Caesars, der 30 v. Chr. als 17-Jähriger auf Geheiss Oktavians umgebracht wurde (cf Anm. 59 und 87). [53] Marcus Antonius (82-30 v. Chr.) verwaltete als einer der drei Triumvirn, neben Oktavian (dem späteren Augustus) und Lepidus, den Osten des römischen Reiches. 31 v. Chr. wurde er in der Seeschlacht bei Aktion von Oktavian besiegt. Ein knappes Jahr später fiel Alexandrien; auf die falsche Nachricht vom Tod Kleopatras hin nahm sich Antonius das Leben. – Überschrift und Motiv des Gedichts stammen aus Plutarchs Leben des Antonius (LXXV). In der Nacht vor der Einnahme der Stadt hörten die Alexandrier Musik und Jauchzen wie von Bacchanten. Man vermutete, “dass der Gott, welchem Antonius sich immer am meisten hätte gleichstellen wollen, ihn jetzt verlasse”. Kavafis ersetzt den Gott Dionysos durch die Stadt Alexandrien. Cf 31 v. Chr. in Alexandrien, S. 128 und In einer Gemeinde Kleinasiens, S.137. [54 u.] Nach dem Tod Alexanders des Grossen (323 v. Chr.) führten langjährige Diadochenkämpfe der makedonischen Generäle zur Bildung verschiedener Sonderstaaten und Dynastien. Ptolemäos I (Sohn des Lagos) herrschte über Ägypten, Seleukos I Nikator über Syrien und den Osten. Welcher aus der Dynastie der Ptolemäer hier als Sprecher eingeführt wird, bleibt unklar. Die in der vorletzten Zeile erwähnte Stadt ist Alexandrien. [55] Die Laistrygonen und die Kyklopen waren menschenfressende Riesen, denen Odysseus auf seiner zehnjährigen Heimfahrt nach Ithaka begegnete. [56 u.] Constans und Constantius II, Söhne Konstantins des Grossen, regierten zusammen von 340-350 n.Chr. [57] Der Fürst eines unter römischer Herrschaft stehenden Reiches im Fernen Osten lässt eine Münze prägen mit der Inschrift “Philhellene”. Das Zagros-Gebirge, im Nordwesten des heutigen Iran, trennte das antike Medien von Mesopotamien. Phraata (auch Phraaspa) lag vermutlich nördlicher; es diente den parthischen Königen als Winterresidenz. [58] Herodes Attikos (ca. 103-179 n. Chr.) war einer der berühmtesten Sophisten seiner Zeit. Er lebte hauptsächlich auf seinem Gut bei Marathon, erhielt in Rom den Titel Konsul und Priester der Göttin Roma und wurde vom Kaiser Antonius Pius zum Erzieher seiner Adoptivsöhne Marc Aurel und Verus ernannt. In Athen und Griechenland erinnern manche Monumente jetzt noch an sein grosszügiges Mäzenatentum (so das Odeion am Fuss der Akropolis). – Alexander von Seleukia wohnte in Antiochia und unternahm Reisen nach Rom, Tarsus und Athen. – Der Inhalt des Gedichtes beruht auf einer Anekdote, die Philostratos von Lemnos (Leben der Sophisten V 571) erzählt. [59] Kaisarion (Ptolemäos XV Kaisar, 47-30 v.Chr.) war der Sohn Caesars und
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Kleopatras VII, der letzten Ptolemaerkönigin Ägyptens, Alexandros Helios und Ptolemaos Philadelphos gingen aus der Ehe Kleopatras mit Marcus Antonius hervor. Im Jahr 34 v. Chr. liess Antonius Kleopatra zur Königin der Könige’, Kaisarion zum König der Könige’ und seine eigenen Sohne zu Herrschern von Teilgebieten des von ihm erstrebten hellenistischen Weltreichs ausrufen (Plutarch, Leben des Antomus LIV, Cassius Dio XLIX 41) Cf »Der Gott verlasse Antonius«, S.53 und Kaisanon, S.87. [61 u.] Sechsflögelfalter: Seraphim mit sechs Flügeln [64 o.] Der Grammatiker Lysias ist keine historische Figur Berytos, das heutige Beirut, war in romischer Zeit ein Zentrum der Wissenschaften. [64 u.] Syëne (das heutige Assuan) und Theben liegen im Süden Ägyptens. Mit den heiligen Schriften sind die der alten Ägypter gemeint. Die Pharaonenstadt Theben hatte unter den Ptolemäern eine Wechsel volle Geschichte und wurde 85 v. Chr. endgültig zerstört Die Provinz Arsmoë im Norden (heute Fajum) war der alte Regierungsbezirk Moeris, der 269 v. Chr. von Ptolemäos Philadelphos nach seiner verstorbenen Schwester und Frau umbenannt wurde. [66] Philostratos (3.Jh. n. Chr.) hat in seiner Biographie Apollomos von Tyana den heidnischen Propheten aus der Zeit Christi als einen gottähnlichen, weisen Menschen dargestellt Cf Sollte er gestorben sein, S. 106 und Apollomos von Tyana in Rhodos, S. 135. [67] Nach der Schlacht bei Pharsalos m Griechenland (48 v. Chr) zwischen Pompeius und Caesar suchte der geschlagene Pompeius Zuflucht in Ägypten, wo er von dem früher von ihm begünstigten König Ptolemäos Auletes Hilfe erhoffte. Doch der Konig war kurz vorher gestorben, und seine Nachkommen standen noch im Kindesalter. Der freigelassene Sklave Theodotos riet, Pompeius zu ermorden, und überbrachte selbst dem in Alexandrien eingetroffenen Caesar das abgeschlagene Haupt und seinen Siegelring (Plutarch, Leben des Pompeius LXXVII/LXXX) Die erste Strophe ist an Caesar gerichtet [71] Orophernes, Sohn des Königs Anarathos IV von Kappadokien, wurde in seiner Jugend verbannt, bestieg jedoch mit Hilfe des Demetrios Soter, des Königs von Syrien, 158 v. Chr. den Thron seines Vaters. Wegen Steuerdrucks von seinen Untertanen vertrieben, suchte er beim syrischen Konig abermals Hilfe. Durch seine Grossmutter Stratonike, Tochter Antiochos’ II und durch seine Mutter, Tochter Antiochos’ III mit dem syrischen Königshaus verwandt, zettelte er eine Verschwörung gegen seinen Gastgeber an. Demetrios Soter setzte ihn daraufhin gefangen (Polybios XXXII) [73] Zwei Schlachten werden in diesem Gedicht evoziert, durch die die römische Vorherrschaft im hellenistischen Bereich entschieden wurde Philippos V, Konig der Makedonen (221-179 v. Chr.) wurde 197 bei Kynoskephalai in Thessa-
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lien von den Römern vernichtend geschlagen Sein ehemaliger Verbündeter, Antiochos III der Grosse von Syrien, wie er selbst aus makedonischem Geschlecht, hatte sich neutral verhalten. An dieses Ereignis denkt Philippos, der Protagonist des Gedichtes, zurück, 7 Jahre später, kurz nach der Schlacht bei Magnesia in Kleinasien, in der Antiochos III 190 v. Chr. von den Römern besiegt wurde [74] Manuil I Komninos, Kaiser von Byzanz 1143-1180 n. Chr., ein glanzvoller Fürst, der das ritterliche Leben West-Europas in Byzanz einführte. Der byzantinische Geschichtsschreiber Niketas Choniates berichtet, der Kaiser habe sich auf seinem Totenbett bekehrt und, byzantinischem Brauch gemäss, die Mönchskutte angelegt (Historiae, VII 7) [75] Obwohl das Seleukidenreich erst 64 v. Chr. dem romischen Reich einverleibt wurde, war es schon seit langem von den Römern abhängig. So musste Seleukos IV Philopator 175 v. Chr. seinen elfjährigen Sohn Demetrios als Geisel nach Rom senden 164 v. Chr. kam der ägyptische König Ptolemaos VI Philometor, von seinem Bruder und Mitrcgenten vertrieben, als Bittsteller nach Rom (Diodorus Siculus XXXI 18) 163 wurde Ägypten zwischen den beiden Brüdern aufgeteilt – Demetrios ist der spätere König von Syrien Demetrios Soter (cf Anm. 104) Cf Gesandte aus Alexandrien, S. 92. [78 o.] Im Latmos-Gebirge, nordöstlich von Milet, gab es ein Kultheiligtum des von der Mondgöttin Selene geliebten Knaben Endymion (Pausamas V 1,5) [78 u.] Osrhoëne, Landschaft Nordmesopotamiens, im Süden von Syrien, im Norden von Armenien und im Osten von Medien (Persien) begrenzt Als hellenistischer Staat bestand Osrhoëne (mit der Hauptstadt Edessa) von 137 vor bis 216 n. Chr. – Charmides, Onkel des Plato, den dieser im gleichnamigen Dialog als einen blühenden Epheben schildert. [80] Raphaïl ist seinem Namen nach ein Kopte, Ammonis ein ägyptischer Grieche Alexandrien, wo beide leben, war seit der Gründung 331 v. Chr. eine autonome griechische Polis – Acht Jahre nach dem im Titel angegebenen Datum wurde die Stadt von den Persern erobert. [81] Es gab mehrere hellenistische Städte mit dem Namen Seleukia. [84] Athyr, Monat im ägyptischen Kalender (Oktober/November), der Göttin der Liebe geweiht Kappa Zeta ist das griechische Zeichen für 27. [87] Kaisarion (der kleine Caesar), cf Anm. 59 Oktavian liess ihn nach der Eroberung Alexandriens und dem Tod Marcus Antonius’ 30 v. Chr. Ermorden. Das anfängliche Bedenken Oktavians gegen diese Tat hatten seine Ratgeber mit der Homer entlehnten Herrscher Weisheit Nicht gut ist Vielkaiserei’ zerstreut (Plutarch, Leben des Antonius LXXXI, Sueton, Augustus XVII) Cf Könige Alexandriens, S. 59. [89] Lanis ist ein griechischer Name, Markos ein romischer und Rametich ein
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ägyptischer. Kyrene, Stadt und Küstengebiet im heutigen Libyen, war ab 74 v. Chr. römische Provinz. Hauptheiligtum der Stadt war der Apollontempel. Auf Apollo weist auch der Name des von ihm geliebten Hyazinth. [91] Das Orakel, er müsse die 73 Jahre fürchten, bezog Nero auf sich selbst (Sueton, Nero XL). Der 73jährige Galba, römischer Legat in Spanien, kündigte Nero 68 n. Chr. Den Gehorsam. Als der Senat Galba als Kaiser anerkannte, beging Nero Selbstmord. Cf Die Schritte, S. 46. [92] Die Szene ist nicht historisch. Das ägyptische Reich wurde 163 v. Chr. auf Drängen Roms zwischen den beiden rivalisierenden Brüdern Ptolemäos VI und Ptolemäos VIII aufgeteilt. Cf Das MissJallen des Seleukiden, 5.75. [93] Judää war ab 198 v. Chr. eine syrische Provinz unter der Herrschaft der Seleukiden. Der Befreiungskampf der Juden, angeführt von dem Geschlecht der Hasmonäer (Makkibäer), führte 140 v. Chr. zur Bildung eines selbständigen Reiches. Die Hasmcnäer, die das Amt des Königs und Hohepriesters in sich vereinigten, regierten bis zur Eroberung Jerusalems durch Pompeius im Jahr 63 v. Chr. Der Nichtjude Herodes I der Grosse (ca. 73-4 v. Chr.), den die Römer als König Judäas einsetzten, bereitete den letzten der Hasmonäer ein schreckliches Ende: seiner Schwiegermutter Alexandra, seiner Frau Mariamne und deren Bruder Aristobulos. Da Arstobulos vom Volk geliebt wurde und in der Gunst Marcus Antonius’ stand, konnte Herodes nicht verhindern, dass der 17-Jährige zum Hohepriester ernannt wu-de (35 v.Chr.). Einige Monate später aber liess er ihn ertränken (Josephus, Jüdische Altertümer XV 25ff, der ebenfalls die ausserordentliche Schönheit des Aristobulos erwähnt). Kypris war die Mutter, Salome die Schwester des Herodes. [95] Aemilianos Monai ist keine historische Figur. In seine Lebenszeit fällt die Eroberung Alexandriens durch die Mohammedaner (642 n. Chr.), vor denen er offenbar nach Sizilien flüchten musste. – Panoplie ist der Panzer eines Kriegers. [101] Der Name Ianthis ist griechisch, der seines Vaters römisch; beide gehören zur grossen jüdischen Einwohnerschaft Alexandriens. [102] Während der Regierungszeit des byzantinischen Kaisers Michail III, genannt Methyssos (der Trunkenbold) (842-867 n. Chr.), war der Westen Siziliens bereits in arabischer Hand. Syrakus wurde 878 n. Chr. erobert. [104] Demetrios I Soter, Enkel des 190 v. Chr. in der Schlacht bei Magnesia von den Römern besiegten Antiochos III, Sohn des Seleukos IV Philopator (187-175 v. Chr.), verbrachte seine Jugend als Geisel in Rom. Vergeblich macht er den römischen Senat beim Tod seines Onkels Antiochos IV Epiphanes (175-164 v. Chr.) auf sein Thronrecht aufmerksam. 162 v. Chr. gelang es Demetrios, nach Syrien zu fliehen, seinen Vetter Antiochos V zu beseitigen und die Macht zu ergreifen. Rom erkannte ihn nie ganz als König an; die Einheit seines Reiches konnte er nur mit
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Mühe aufrechterhalten. Er fiel 150 v. Chr. in einer Schlacht gegen Alexander Balas, einen angeblichen Sohn des Antiochos IV, der, unterstützt von den Römern, als Gegenkönig aufgestellt worden war. Herakleides, ehemaliger Finanzverwalter von Antiochos IV, war einer der Gegner des Demetrios, die Balas zur Macht verhalfen. Cf Orophernes, S. 71, Die Schlacht bei Magnesia, S. 73 und Das Missfallen des Seleukiden, S.75. [106] Der Titel ist ein Zitat aus Philostrats Leben des Apollonios von Tyana (VIII 29). Apollonios von Tyana, Neupythagoreer des 1.Jahrhunderts n. Chr., machte den ernsten und offenbar eindrucksvollen Versuch, das Leben des Pythagoras nachzuleben. Eine reiche Legendenbildung hat ihn schon sehr früh, wohl noch bei Lebzeiten, bald zu einem Zauberer, bald zum göttlichen Menschen’ gemacht. Um 200 n. Chr. zeichnete Philostrat sein Leben auf, angeblich aufgrund der Erinnerungen von Damis, einem Schüler des Apollonios. –Justin I, byzantinischer Kaiser (518-527 n. Chr.). Cf Weise aber des Nahenden, S.66 und Apollonios von Tyana in Rhodos, S.135. [108] Meleager, Krinagoras und Rhianos sind Epigramm-Dichter der hellenistischen Zeit. Das Epigramm, das hier teilweise zitiert wird, ist die Grabinschrift, die Aischylos für sich selbst verfertigte, und in der er zwar seine Beteiligung am Krieg gegen die Perser erwähnt, nicht aber seine Tragödien. Sie lautet: “Aischylos birgt, des Euphorien Sohn, aus Athen, dieses Grabmal,/ Der in der kornreichen Stadt Gela sein Leben beschloss./ Kampfmut bezeugt ihm Marathons Feld, das höchlich berühmte,/ Und der Meder mit tiefwallendem Haar, der ihn kennt.” Datis und Artaphernes waren die persischen Befehlshaber unter Dareios in der Schlacht bei Marathon (490 v. Chr.). – Die einst reiche und mächtige Hafenstadt Sidon (im heutigen Libanon) gehörte bis 64 v. Chr. zum Seleukidenreich; in den nachchristlichen Jahrhunderten wurde sie allmählich bedeutungslos. Cf Theater Sidons (400 n.Chr.), S. 125. [110] Phernazes (ein persischer Name) ist keine historische Gestalt. Er lebt unter Mithridates VI Eupator (d.i. der gute Vater) Dionysos (120-63 v. Chr.), dem hellenisierten persischen König von Pontus an der Südküste des Schwarzen Meeres. 89 v. Chr. begann Mithridates den Kampf gegen die Römer, deren gefährlichster Feind im Osten er bis zu seinem Tod blieb (cf Anm. 156). Amisos am Schwarzen Meer war eine strategisch wie kommerziell wichtige Stadt des Königreiches Pontus; Kappadokien schloss sich südlich, etwa in der Mitte Kleinasiens, daran an. – Dareios, Sohn des Hystaspes, verschwor sich 522 v. Chr. mit sechs der höchsten persischen Adligen gegen den Usurpator Gaumâta und übernahm nach dessen Ermordung die Macht; bekannt ist seine Niederlage gegen die Athener bei Marathon (490 v. Chr.). [112] Anna Komniní (1083-1146) war die älteste Tochter des byzantinischen
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Kaisers Alexios I Komninos (1081-1118), des Begründers der Dynastie der Komninen. Ihre Bemühungen, für ihren Mann Nikephoros Bryennios die Kaiserwürde zu gewinnen, schlugen fehl. Ihr Bruder Joannis wurde der Nachfolger des Alexios. Nach dem Tod ihres Mannes zog sie sich in ein Kloster zurück und verfasste die Alexias, die berühmte Biographie ihres Vaters, aus deren Vorwort in der zweiten Strophe zitiert wird. Cf Anna Dalassiní, S. 143. [113] Der byzantinische Kaiser Nikephoros III Votanjatis (oder Botaneiates, 1078-1081) wurde von Alexios I Komninos entthront. Irini Doukas war die Frau des Alexios Komninos. Cf Anna Komniní, S. 112. [114 u.] Alexandros Balas, König von Syrien (150-146 v. Chr.). Cf Von Demetrios Soter (162-150 v. Chr.), S. 104. [115] Jason und Kleandros sind keine historischen Figuren. Das Gedicht spielt in der Zeit, als Kommagene, ein kleiner Staat nördlich von Syrien, zum byzantinischen Reich gehörte. Cf Grabaufschrift für Antiochos, König von Kommagene, S.124. [116] Demaratos war König Spartas (510-491 v. Chr.). Streitigkeiten mit seinem Mitkönig Kleomenes führten dazu, dass ihn dieser durch Bestechung des delphischen Orakels als illegitim absetzen liess. Sein Nachfolger wurde Leotychides. Demaratos floh nach Persien und begleitete Xerxes auf seinem Feldzug gegen Griechenland. Bei Herodot wird er als aufrichtiger Freund des Perserkönigs dargestellt, dessen gute Ratschläge jedoch nicht befolgt werden (Herodot VI 61ff und VII 3, 101ff). Das Thema wird von dem Neuplatoniker Porphyrios (3. Jh. n. Chr.) in einem fiktiven Disput vorgeschlagen und so vom Dichter in eine Doppelperspektive gerückt. [118] Ammonias Sakkas lebte bis etwa 242 n. Chr. in Alexandrien. Seine Bedeutung beruht auf dem Einfluss, den er auf Plotin ausübte. Er schrieb nichts, wirkte aber stark auf seine Hörer, unter denen die Neuplatoniker Origines und Kassios Longinos waren. – Ein Eparch ist ein Gouverneur. [119 u.] Die imaginäre Szene spielt fünfzehn Jahre nach der Schlacht bei Magnesia, also 175 v. Chr. Damals war Herakleides Finanzverwalter des Seleukidenkönigs Antiochos IV Epiphanes. Cf Von Demetrios Soter, S. 104. [120 o.] Der achäische Städtebund umfasste zeitweilig die gesamte Peloponnes. Unter den Strategen Kritolaos und Diaios führte er ab 147 v. Chr. einen aussichtslosen Kampf gegen die Römer. Der zeitgenössische Geschichtsschreiber Polybios, selbst einmal Hipparch des Bundes, hat Diaios scharf verurteilt ( XXXVIII 10ff). Nach der Eroberung Korinths durch die Römer 146 v. Chr. waren die Griechen fortan von dem römischen Statthalter der Provinz Makedonien abhängig. – Der ungenannte Achäer verfasst dieses Epigramm fast 40 Jahre später, 109 v. Chr. unter
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der Regierung des ägyptischen Königs Ptolomäos IX mit dem Beinamen Lathyros Physkon (Kichererbse, Dickbauch). Cf An italischem Strand, S. 133. [120 u.] Der Glanzherr’ Antiochos IV Epiphanes war 175-164 v. Chr. König von Syrien. Sein Vater Antiochos III war 190 v. Chr. in der Schlacht bei Magnesia von den Römern besiegt worden. Sein Bruder Seleukos IV Philopator, der bei einer Palastrevolution ums Leben kam, hatte ebenfalls bei Magnesia gekämpft. – Der Sieg der Römer bei Pydna (168 v. Chr.) über den makedonischen König Perseus bedeutete das Ende des Staates, von dem die Eroberung der hellenistischen Welt ausgegangen war. – Tyros: blühende Handelsstadt an der phönizischen Küste, Zentrum des Purpurhandels. [123] Der römische Kaiser Julian Apostata (der Abtrünnige), 361-363 n. Chr., Neffe Konstantins des Grossen, erhielt in Konstantinopel und Athen eine umfassende Bildung und löste sich unter dem Einfluss des Maximos von Ephesos vom Christentum. 361 erliess Julian die ersten Toleranzedikte, durch die die heidnischen Bräuche erlaubt und Tempel wieder geöffnet oder neugebaut wurden. Er war ein Feind des Luxus, ein Asket. Seine Bemühungen, die alte Schlichtheit wiederherzustellen, standen in schroffem Gegensatz zu der zwar christlichen, aber asiatisch üppigen Lebensweise des Ostreichs. – Das Gedicht beginnt mit einem Zitat aus einem Brief Julians an Theodoros, in dem er diesen zum Oberpriester des heidnischen Klerus ernennt (362/63), und schliesst mit dem bekannten Spruch des Solon: meden agan, Alles mit Maass’. – Kavafis hat nach 1923 6 Gedichte über Julian verfasst, sämtlich aus der Sicht jener Christen, die dem Puritanismus des Kaisers, “so in Begriff wie in Anwendung lächerlich”, einen vom Christentum noch kaum berührten Lebensstil entgegenhalten: “Griechen waren’s am Ende”. Cf Julian in Nikomedien, S. 126; Grosses Ehrengeleit von Priestern und Laien, S. 140; Julian und die Antiochier, S. 142; Du hast nicht gerichtet, S. 147 und In der Umgebung von Antiochia, S. 175. [124] Kommagene: ein kleiner zeitweise selbständiger Staat nördlich von Syrien. Der Herrscher Antiochos I Epiphanes (ca. 69 bis nach 38 v. Chr.) schuf sich selbst eine monumentale sepukrale Kultstätte auf dem Nemrud Dağ: die Inschriften darauf bezeugen den persisch-hellenistischen Synkretismus. Ob dieser Antiochos oder einer der anderen Könige von Kommagene gleichen Namens im Gedicht gemeint ist, muss offenbleiben. Die Schwester des Antiochos, der Sophist Kallistratos und die Grabaufschrift sind wahrscheinlich Prägungen von Kavafis selbst. [125] Sidon: syrische Hafenstadt (cf Anm. 108). “Die fahle Kleider Tragenden” bezieht sich auf asketisch lebende Christen. [126] Julian Apostata verbrachte seine Kindheit und Jugend hauptsächlich in Nikomedien, einer Stadt am Marmarameer, sein Erzieher war der gebildete
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Eunuch Mardonios. Das Gedicht spielt um 351/52 n.Chr., als Julian unter dem Eindruck der Neuplatoniker Chrysanthios und Maximus von Ephesos den Übertritt zum Glauben an die alten Götter vollzog. Die Konversion musste geheimgehalten werden vor seinem Stiefbruder Gallus und vor seinem Vetter, dem Kaiser Constantius II. Cf Julianos Nachlässigkeit sehend y S. 123 und die dortigen Verweisungen. [128] Im September 31 v. Chr. wurden Antonius und Kleopatra von Oktavian vernichtend geschlagen in der Seeschlacht bei Aktion in Griechenland. Kleopatra versuchte, ihren Untertanen diese Niederlage zu verheimlichen und kehrte in einem Triumphzug nach Alexandrien zurück (Cassius Dio LI 5). Cf »Der Gott verlasse Antonius«, S.53 und In einer Gemeinde Kleinasiens, S. 137. [129] Unter der Dynastie der Paläologen (ab 1261) kämpfte das zusammengeschrumpfte byzantinische Reich seinen langen Verzweiflungskampf gegen die Türken. – Als 1341 Andronikos III Paläologos starb, war sein Sohn Joannis (V) neun Jahre alt. Der Vertraute des Kaisers, Joannis Kantakusinós wurde zum Regenten ernannt, aber erst nach einem sechsjährigen Bürgerkrieg gegen die Partei von Anna von Savoyen, Witwe des Andronikos, wurde er 1347 zum Kaiser gekrönt. Irini Assan war seine Frau. Er trat 1354 zugunsten von Joannis V Paläologos zurück. – Kir: neugriechisch für Herr’. Cf Aus gefärbtem Glas, S.131. [130] Temethos und Temethos’ Emonides sind keine historischen Figuren. Zu Antiochia im Altertum cf Anm. 47 und 146. Antiochia war in der Zeit des Christentums weiterhin bedeutend. Der Name Christen ’ entstand hier; Paulus und Petrus hielten sich hier auf. 395 n. Chr. wurde es oströmisch. Der glanzreiche Antiochos’ ist Antiochos IV Epiphanes von Syrien (175-164 v. Chr.); Samosata war die Hauptstadt von Kommagene. Hundertsiebenunddreissig des griechischen Reiches’ bedeutet: 137 Jahre nach der Gründung des syrischen Königreichs durch Seleukos I Nikator im Jahre 312 v. Chr., also 175 v. Chr. Cf Zu Antiochos Epiphanes, S. 120 u. [131] Joannes Kantakusinós und seine Frau Irini Assan, Tochter des Feldherrn Andronikos Assan, wurden 1347 n. Chr. in Constantinopel gekrönt, nicht in der Hagia Sophia – die durch ein Erdbeben teilweise zerstört war – sondern in der Kirche des Palastes Vlachernä. Die Einzelheit’, die das Gedicht erwähnt, stammt aus dem Werk des byzantinischen Historikers Nikephoros Gregoras (Byzantinische Geschichte I 15,2). Cf Joannis Kantakusinós gewinnt Oberhand, S. 129. [133] Der letzte Krieg des achäischen Städtebunds gegen die Römer endete mit der Zerstörung Korinths 146 v. Chr. (cf Anm. 1200.). Die Bevölkerung wurde getötet oder in die Sklaverei verkauft. – Ob es sich bei Z. 9 um ein Zitat handelt, ist ungewiss. [135] Die Szene und das Zitat sind Philostrats Leben des Apollonios von Tyana (V
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22) entnommen (cf Anm. 106). Den Jüngling bezeichnet Philostrat als einen ungebildeten Parvenü. Cf Weise aber des Nahenden, S. 66. [137] Die Szene und der mitgeteilte Text sind imaginär. Zur Seeschlacht bei Aktion, zu Oktavian und Antonius cf Anm. 53 und 128. Das Gedicht spielt also kurz nach 31 v. Chr. [138] Serapis: Aus ägyptisch Osiris – Apis entwickelte Göttergestalt, die für Ägypter wie Griechen zum Landesgott werden sollte. Die Zerstörung des grossen Serapis-Tempels in Alexandrien erfolgte 391 n. Chr. im Kampf des Christentums gegen die alte Religion. [140] Knapp 32 Jahre alt fiel Kaiser Julian Apostata 363 n. Chr. auf einem Feldzug gegen die Perser. Zu seinem Nachfolger wählte das Heer den Christen Flavius Jovianus, der der Kirche alle Privilegien zurückgab. [142] Zur Vorbereitung des persischen Feldzugs begab sich Kaiser Julian im Sommer 362 n. Chr. nach Antiochia. Seine bitteren Erfahrungen mit der vergnügungssüchtigen, spottlustigen Bevölkerung entluden sich in einer satirischen Schrift, dem “Bart-Hasser” (Misopogon), der das Motto zu dem Gedicht entnommen ist. Constantius II war der christliche Vorgänger Julians als Kaiser. Cf Julianos Nachlässigkeit sehend, S. 123. [143] Im ersten Jahr nach seiner Thronbesteigung 1081 n. Chr. führte der byzantinische Kaiser Alexios I Komninos einen Feldzug gegen die Normannen unter Robert Guiscard. Er erliess eine Goldene Bulle, in der er seine Mutter Anna Dalassini während seiner Abwesenheit zur Regentin einsetzte. Das Dekret, aus dem in der letzten Zeile des Gedichts zitiert wird, hat Alexios’ Tochter Anna Komnini in ihrer Alexias (III 6) überliefert (cf Anm. 112). [146] Antiochia, die Hauptstadt Syriens, war in ihrem Aufblühen das Werk der Seleukiden und konnte sich schliesslich mit Alexandrien, Byzanz und Rom messen. – Io, Tochter des Königs Inachos von Argos, war Priesterin der Hera; Zeus verliebte sich in sie und verwandelte sie in eine weisse Kuh, um sie vor Heras Eifersucht zu schützen. Hera rächte sich, indem sie Io von einer Bremse verfolgen liess. Nach einer Version fand die rasende Io in Ägypten Erlösung; nach einer anderen ist sie in Syrien gestorben (Malalas Chronografia II 31). An der Stelle, wo sie starb, sollen Kolonisten aus Argos eine Stadt gegründet haben: Ione (oder Iopolis); an der gleichen Stelle gründete Seleukos I Nikator 300 v. Chr. Antiochia. [147 u.] Das Zitat aus der Kirchengeschichte des byzantinischen Historikers Sozomenos (V 18) geht wahrscheinlich auf einen nicht mehr erhaltenen Brief Kaiser Julians an die christlichen Bischöfe zurück. Diese antworteten im gleichen Stil. Die Übersetzung versucht, das Wortspiel des Originals annähernd wiederzuge-
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ben: anegnoon, egnoon, kategnoon, wörtlich “Ich las, verstand, verwarf”. Cf Julianos Nachlässigkeit sehend, S. 123. [149] Kleomenes III, der letzte bedeutende König Spartas (235-219 v. Chr.), suchte 224 Unterstützung bei den ägyptischen König Ptolemäos III. Ptolemäos forderte als Geiseln die Kinder des Kleomenes und dessen Mutter Kratesiklea (Plutarch, Leben des Kleomenes XXII). – Gestrig’ im Sinn von gestern geboren’, ohne grosse Vergangenheit; die für spartanische Begriffe kurze Regierungszeit der Ptolemäer oder Lagiden (nach Lagos, Vater des Ptolemäos I, ab 300 v. Chr.). Cf Wohlan, oh König der Lakedaimoner, S. 164. [151] Das Datum 200 v. Chr. versetzt diese ungenannte griechische Kolonie in die Zeit des Verfalls der hellenistischen Staaten, kurz vor den entscheidenden Niederlagen im Krieg gegen die Römer; cf Anm. 73. Cf Um 200 v. Chr., S. 172. [154] Kyrene, im heutigen Libyen, war ein wirtschaftliches und kulturelles Zentrum, Geburtsort des Philosopher Aristippos und des Dichters Kallimachos. [156] Mit Mithridates ist wahrscheinlich der VI. Eupator gemeint, König von Pontus (Hauptstadt Sinope). In seiner langen Regierungszeit (120-66 v. Chr.) vergrösserte er sein Herrschaftsgebiet auf fast ununterbrochenen Feldzügen. Von Pompeius endgültig besiegt, nahm er sich 63 v. Chr. das Leben. – Der von Kavafis eingeführte Wahrsager bezieht sich auf einen historischen Vorfall im Leben des Begründers des pontischen Reiches, Mithridates I (ca. 338-266 v. Chr.). Während der Diadochenkämpfe stand er auf Seiten des Antigonos. Als ihn dieser aus dem Weg räumen wollte, wurde Mithridates von seinem Freund Demetrios, Sohn des Antigonos, rechtzeitig gewarnt (cf Anm. 43). Da Demetrios seinem Vater Schweigen gelobt hatte, erfolgte die Warnung auf die im Gedicht beschriebene Weise (Plutarch, Leben des Demetrios IV). Cf Dareios, S.110. [161] Alexander Jannaios war ab 103 v. Chr. König und Hohepriester der Juden. Er vergrösserte das Makkabäerreich um viele Gebiete. Im Innern regierte er mit grosser Grausamkeit. 13 Jahre nach seinem Tod wurde Judäa römisches Protektorat (63 v. Chr.). [164] Das Gedicht schliesst inhaltlich an die in Zu Sparta (S.149) beschriebene Szene an. Kratesiklea wurde 219 v. Chr. von Ptolemäos IV in Alexandrien hingerichtet. Das Zitat stammt aus Plutarchs Leben des Kleomenes (XXII). [169] Der Bösetäter’ ist Ptolemäos VIII Euergetes’ (d.i. der Wohltäter) von Ägypten, genannt Kakergetes’ (d.i. der Übeltäter). Alexander II Zabinas (d.i. Sklave) usurpierte 128-123 v. Chr. den syrischen Thron. Grypos (d.i. Habichtsnase) war der Spitzname von Antiochos VIII Epiphanes, der 123 v. Chr. Alexander Zabinas tötete und König von Syrien wurde. Johannes Hyrkanos I, 134-105 v. Chr. König der Makkabäer, war an den Machtkämpfen in Syrien wegen seiner eigenen ex-
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pansiven Absichten interessiert. Die Überlegungen des Antiochiers sind also zwischen 128 und 123 v. Chr. anzusetzen. [172] Nach seinem Sieg über die Perser am Granikos (334 v. Chr.) sandte Alexander der Grosse einen Teil der Beute nach Griechenland mit einer Votivinschrift, deren Anfang die erste Zeile des Gedichts zitiert. “Alexander, Philipps Sohn, und die Griechen ohne Lakedaimonier, von den Barbaren, die Asien bewohnen” (Plutarch, Leben des Alexander XVI). Die Spartaner hatten am Feldzug nicht teilgenommen. Nach den Schlachten bei Issos und Gaugamela (Arbela) zog Alexanders Heer nach Baktrien (Nord-Afghanistan) und bis zum Hyphasis in Indien. – 10 Jahre nach dem im Titel angegebenen Datum gerät in der Schlacht bei Magnesia, dem nach Burckhardt “dies fatalis für alle Diadochengrösse”, die hellenisierte Welt des Ostens unter römische Vorherrschaft. [175 u.] Während seines Aufenthaltes in Antiochia 362/63 v. Chr. (cf Anm. 142) widmete sich Kaiser Julian der Erneuerung des Apollontempels in Daphne, einem Vorort der Stadt, und des dortigen Kultes. Er liess die Gebeine des Bischofs und Märtyrers Babylas aus dem heiligen Bezirk entfernen. Am 22. Oktober 362 zerstörte ein Brand den Tempel und die Statue des Gottes. Der Kaiser vermutete Brandstiftung und liess zur Vergeltung die Hauptkirche Antiochias schliessen. Cf Julianos Nachlässigkeit sehend, S. 123.
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NACHWORT Das Werk des neugriechischen Dichters Konstantin Kavafis liegt heute in vielen Sprachen vor und geniesst auch in der deutschsprachigen Öffentlichkeit grössere Aufmerksamkeit. Konstantin Kavafis. Gedichte. Das Gesammelte Werk macht die 1955 (bei Suhrkamp) und 1962 (im Castrum Peregrini) getrennt erschienenen Übertragungen Helmut von den Steinens wieder zugänglich, und zwar zum erstenmal in einem Band. Helmut von den Steinen war einer der ersten Kenner und Verehrer der neugriechischen Literatur. 1890 als Sohn des Ethnologen Karl von den Steinen in Berlin geboren, studierte er in den Jahren vor dem 1. Weltkrieg alte und neuere Sprachen in Heidelberg. Den Krieg überstand er als Dolmetscher in Bulgarien. Er promovierte bei Alfred Weber. Leo Frobenius forderte ihn 1930 zur Mitarbeit am Frankfurter Afrika-Institut auf und nahm ihn 1934 mit auf eine Abessinien-Expedition. Er kehrte nicht mehr nach Deutschland zurück, sondern lebte in Athen, bis ihn der Einmarsch der Deutschen 1941 zur Flucht zwang. Nach Internierungen in Palästina und Uganda arbeitete er ab 1944 im englischen Militärbüro in Jerusalem, lehrte 1947-49 im British Middle-East-College in Suez, ab 1949 in Kairo. Erst wenige Monate vor seinem Tod im Dezember 1956 konnte er in sein geliebtes Athen zurückkehren. In den 50er Jahren ist Helmut von den Steinen durch seine Übertragungen neugriechischer Prosa und Dichtung bekanntgeworden. Er übersetzte zwei Romane von Nikos Kazantzakis Freiheit oder Tod (1954) und Mein Franz von Assisi (1956), und einen Roman von Stratis Myrivilis Die Madonna mit dem Fischleib (1955). Artikel und einzelne Übertragungen erschienen in Neue Rundschau, so ein Essay über die geistige Situation des neuen Griechenland (1952) und die Gedichte des Lyrikers Angelos Sikelianos (1956). Das Castrum Peregrini brachte die Einleitung zu seinem umfangreichen Manuskript Die sokratische Offenbarung Platons unter dem Titel Vita Platonica (CP 38, 1959); zuvor einen Essay über Racine (CP 8, 1952). Helmut von den Steinens Übertragungen der Gedichte von Konstantin Kavafis entstanden bereits vor 1939, zu einer Zeit also, als der Dichter in Deutschland noch kaum bekannt war. Sie umfassten das gesamte damals bekannte Werk von 154 Gedichten (cf Einleitung, S.10), das man auch als das offizielle’, vom Dichter selbst autorisierte Werk bezeichnet. Die deutsche Fassung des 154. Gedichts, das auch in den beiden früheren Publikationen fehlt, hat sich leider nicht gefunden. Wir setzen es hier der Vollständigkeit halber in eigener Übertragung hinzu. Beim Zusammenfügen der beiden inzwischen vergriffenen Ausgaben wurden die Gedichte in der chronologischen Reihenfolge angeordnet, die der Kavafis-Her-
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ausgeber und Nachlassverwalter G. P. Savidis 1966 in der griechischen Edition eingeführt hat, und der sowohl die englische Ausgabe von E. Keeley & P. Sherrard (1975) als auch die holländische von G. H. Blanken folgen.
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ALPHABETISCHES VERZEICHNIS DER GEDICHTE Ach, dass sorgten ...........................................................................169 Aemilianos Monai, Alexandrier, 628-655 n.Chr. ............................. 95 Alexander Jannaios und Alexandra ................................................161 An italischem Strand......................................................................133 Anna Dalassini...............................................................................143 Anna Komnini ...............................................................................112 Apollonios von Tyana in Rhodos .................................................. 135 Aristobulos ..................................................................................... 93 Auf den Eingang des Cafés ............................................................. 68 Auf der Strasse ............................................................................... 77 Auf Fahrt gen Sinope .....................................................................156 Aus der Schule des vielgenannten Philosophen ..............................118 Aus gefärbtem Glas .......................................................................131 Begierden ....................................................................................... 41 Besinnung....................................................................................... 90 Bild 23Jährigen Jünglings, von seinem Freund, gleichaltrigem Kunstliebhaber, gefertigt................................................................150 Bildhauer aus Tyana ....................................................................... 52 Byzantinischer Edler, verbannter Versbildner.................................113 Che fece… Il gran rifiuto ................................................................ 35 Damit die Schatten kommen ..........................................................109 Damit es bleibe ..............................................................................100 Dareios .........................................................................................110 Das 25. Jahr seines Lebens.............................................................132 Das Gefährliche .............................................................................. 56 Das Gefolge des Dionysos .............................................................. 44
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Das Grab des Iassis ......................................................................... 83 Das Missfallen des Seleukiden ........................................................ 75 Das Schaufenster des Tabakladens .................................................. 86 Demaratos......................................................................................116 Denke daran, Leib........................................................................... 88 »Der Gott verlasse Antonius« ......................................................... 53 Der Hebräer (50 n. Chr.) ................................................................101 Der Lust.......................................................................................... 82 Der Nachbar tisch .................................................................... 98 Der Ruhm der Ptolemäer................................................................. 54 Der Spiegel am Eingang.................................................................166 Deren Ursprung .............................................................................114 Des Grammatikers Lysias Grab....................................................... 64 Des Schiffes...................................................................................103 Die Barbaren erwartend .................................................................. 39 Die erste Stufe ................................................................................ 34 Die Fenster .................................................................................... 36 Die Krankheit des Klitos................................................................136 Die Leichenfeier Sarpedons ............................................................ 31 Die Pferde Achills........................................................................... 29 Die Satrapie .................................................................................... 49 Die Schlacht bei Magnesia.............................................................. 73 Die Schritte............................................................... ..................... 46 Die Seelen der Greise...................................................................... 35 Die Sonne des Nachmittags....................................... ..................... 99 Die Stadt................................................................... ..................... 48 Du hast nicht gerichtet ...................................................................147 Durchgang ...................................................................................... 79 Ehe die Zeit sie ändert....................................................................127 Ein Gott bei ihnen........................................................................... 81 Ein Greis ........................................................................................ 28 Ein Jüngling der Kunst des Wortes in seinem 24. Jahr....................148
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Eine Nacht ...................................................................................... 69 Einst für Achajas Städtebund Kriegführende ..................................120 Eintönigket ..................................................................................... 45 31 v. Chr. in Alexandrien ...............................................................128 Entschiedenes ................................................................................. 51 Er ist lesen gekommen ...................................................................127 Er schwört ...................................................................................... 68 Evrions Grib ................................................................................... 64 Fern ................................................................................................ 65 Fragte nach der Machart.................................................................167 Für Ammcnis der mit 29 im Jahr 610 starb...................................... 80 Fürs Geschift .................................................................................. 63 Gebet .............................................................................................. 30 Gemäss den Verordnungen hellenosyrischer Magier des Altertums...........................................................................................171 Gemaltes......................................................................................... 70 Gesandte aus Alexandrien ............................................................... 92 Grabaufschrift für Antiochos, König von Kommagene ...................124 Graues ............................................................................................ 83 Grosses Ehrengeleit von Priestern und Laien..................................140 Gunst des Alexandros Balas...........................................................114 Häuptling aus westlichem Libyen...................................................153 Herodes Attikos .............................................................................. 58 Ich ging .......................................................................................... 63 Ignatios’ Grab................................................................................. 85 Im Abend........................................................................................ 82 Im gleichen Raum..........................................................................165 Im Hafen......................................................................................... 94 Im langweiligen Dorf............................................... .....................134
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Im Monat Athyr .............................................................................. 84 Imenos...........................................................................................102 In den Spelunken ...........................................................................139 In der Kirche................................................................................... 61 In der Umgebung von Antiochia ....................................................175 In einem alten Buch .......................................................................121 In einer Gemeinde Kleinasiens.......................................................137 In einer Stadt der Osrhöene ............................................................. 78 In grosser griechischer Siedlung (200 v. Chr.) ............................... 151 In Verzweiflung .............................................................................122 Ithaka.............................................................................................. 55 Joannis Kantakusinos gewinnt Oberhand........................................129 Jonisch............................................................................................ 54 Jünglinge Sidons 400 n. Chr...........................................................108 Julian in Nikomedien .....................................................................126 Julian und die Antiochier ...............................................................142 Julianos Nachlässigkeit sehend ......................................................123 Kaisarion ........................................................................................ 87 Kerzen ...................................................................... ..................... 33 Kimon, Learchos’ Sohn, Student griechischer Literatur (in Kyrene)..........................................................................................154 König Demetrios............................................................................. 43 Könige Alexandriens ...................................................................... 59 Kunstwerker von Bechern ..............................................................119 Lanis’ Grab..................................................................................... 89 Liebliche Blumen, weisse ..............................................................162 Lüster ............................................................................................. 65 März-Iden ....................................................................................... 50 Manuil Komninos ........................................................................... 74
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Meer des Morgens .......................................................................... 69 Myris: Alexandrien von 340 n.Chr. ................................................158 Neros Frist...................................................................................... 91 Oh komm zurück ............................................................................ 61 Orophernes ..................................................................................... 71 Philhellene...................................................................................... 57 Sah ich mit solcher Stete ................................................................. 85 Sehr selten ...................................................................................... 62 Seit neun Uhr.................................................................................. 96 Seit Urzeit Griechin .......................................................................146 Serapiospriester .............................................................................138 Sobald sie lüstern werden................................................................ 77 Sollte er gestorben sein ..................................................................106 Sophist aus Syrien scheidend .........................................................141 Soviel du vermagst ......................................................................... 62 Stimmen ......................................................................................... 41 Störung........................................................................................... 36 Tage von 1896 ...............................................................................144 Tage von 1901 ...............................................................................147 Tage von 1903 ................................................................................ 86 Tage von 1908 ...............................................................................174 Tage von 1909, 1910 und 1911 ......................................................157 Temethos von Antiochia, 400 n. Chr. .............................................130 Theater Sidons (400 n. Chr.) ..........................................................125 Theodotos....................................................................................... 67 Thermophylai ................................................................................. 37 Treulosigkeit................................................................................... 38 Troer............................................................................................... 42
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Trübsinn Jasons, Kleandros’ Sohn, Dichter in Kommagene, 595 n. Chr......................................................................................115 Trug ich hinein zur Kunst...............................................................117 Um 200 v. Chr. ..............................................................................172 Unten am Haus ............................................................................... 97 Utos Ekinos .................................................................................... 47 Von Demetrios Soter (162-150 v. Chr.)......................................... 104 Vor der Bildsäule Endymions ......................................................... 78 Wände ............................................................................................ 27 Weise aber des Nahenden................................................................ 66 Wohlan, oh König der Lakedaimonier............................................164 Zu Antiochos Epiphanes ................................................................120 Zu Sparta .......................................................................................149 Zwei Jünglinge von 23 bis 24 Jahren..............................................145
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INHALT
1896 1897 1898 1899 1901 1903 1904
1905 1906 1907 1908 1909 1910 1911
Lichtbild von Konstantin Kavafis..................................................... 4 Helmut von den Steinen: Einführung zu den Gedichten von Konstantin Kavafis .......................................................................... 5 Konstantin Kavafis: Gedichte (deutsch von Helmut von den Steinen) Wände ........................................................................................... 27 Ein Greis ....................................................................................... 28 Die Pferde Achills.......................................................................... 29 Gebet ............................................................................................. 30 Die Leichenfeier Sarpedons ........................................................... 31 Kerzen ........................................................................................... 33 Die erste Stufe ............................................................................... 34 Die Seelen der Greise ................................................................... 35 Che fece… Il gran rifiuto............................................................... 35 Störung.......................................................................................... 36 Die Fenster .................................................................................... 36 Thermopylai .................................................................................. 37 Treulosigkeit.................................................................................. 38 Die Barbaren erwartend ................................................................. 39 Stimmen....................................................................................... 41 Begierden……………………………………………………… ...... 41 Troer.............................................................................................. 42 König Demetrios ........................................................................... 43 Das Gefolge des Dionysos ............................................................. 44 Eintönigkeit ................................................................................... 45 Die Schritte.................................................................................... 46 Utos ekinos…………………………………………………… ....... 47 Die Stadt........................................................................................ 48 Die Satrapie................................................................................... 49 März-Iden…….. ............................................................................ 50
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1912
1913
1914
1915
1916
Entschiedenes................................................................................. 51 Bildhauer aus Tyana....................................................................... 52 »Der Gott verlasse Antonius«……………………………….. ......... 53 Jonisch ........................................................................................... 54 Der Ruhm der Ptolemäer ................................................................ 54 Ithaka............................................................................................. 55 Das Gefährliche……. ..................................................................... 56 Philhellene ..................................................................................... 57 Herodes Attikos ............................................................................. 58 Könige Alexandriens...................................................................... 59 Oh komm zurück……………………………………………........... 61 In der Kirche……………………………………………………...... 61 Sehr selten ..................................................................................... 62 Soviel du vermagst......................................................................... 62 Fürs Geschäft................................................................................. 63 Ich ging.......................................................................................... 63 Des Grammatikers Lysias Grab…………………………… ............ 64 Evrions Grab.................................................................................. 64 Lüster ............................................................................................ 65 Fern ............................................................................................... 65 Weise aber des Nahenden............................................................... 66 Theodotos ...................................................................................... 67 Auf den Eingang des Cafés ............................................................ 68 Er schwört...................................................................................... 68 Eine Nacht ..................................................................................... 69 Meer des Morgens ......................................................................... 69 Gemaltes........................................................................................ 70 Orophernes .................................................................................... 71 Die Schlacht bei Magnesia ............................................................. 73 Manuil Komninos .......................................................................... 74 Das Missfallen des Seleukiden ....................................................... 75 Sobald sie lüstern werden ............................................................... 77 Auf der Strasse .............................................................................. 77
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Vor der Bildsäule Endymions......................................................... 78 1917 In einer Stadt der Osrhoene ............................................................ 78 Durchgang...................................................................................... 79 Für Ammonis der mit 29 im Jahr 610 starb ..................................... 80 Ein Gott bei ihnen .......................................................................... 81 Im Abend ....................................................................................... 82 Der Lust .................................................................. ...................... 82 Graues..................................................................... ...................... 83 Das Grab des Iassis.. ...................................................................... 83 In Mond Athyr ............................................................................... 84 Sah ich mit solcher Stete.. .............................................................. 85 Ignatios’ Grab ................................................................................ 85 Tage von 1903.. ............................................................................. 86 Das Schaufenster des Tabakladens.. ............................................... 86 1918 Kaisarion........................................................................................ 87 Denke daran, Leib.. ........................................................................ 88 Lanis’ Grab .................................................................................... 89 Besinnung.. .................................................................................... 90 Neros Frist..................................................................................... 91 Gesandte aus Alexandrien.. ............................................................ 92 Aristobulos.. .................................................................................. 93 Im Hafen........................................................................................ 94 Aemilianos Monai, Alexandrier, 628-655 n.Chr.. ........................... 95 Seit neun Uhr................................................................................. 96 Unten am Haus.. ............................................................................ 97 Der Nachbartisch.. ......................................................................... 98 1919 Die Sonne des Nachmittags.. .......................................................... 99 Damit es bleibe.............................................................................100 Der Hebräer (50 n.Chr.) ................................................................101 Imenos..........................................................................................102 Des Schiffes..................................................................................103 Von Demetrios Soter (162-150 v. Chr.).........................................104 1920 Sollte er gestorben sein..................................................................106
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1921
1922 1923
1924
1925
1926
Jünglinge Sidons 400 n. Chr...........................................................108 Damit die Schatten kommen – .......................................................109 Dareios..........................................................................................110 Arma Konmini ..............................................................................112 Byzantinischer Edler, verbannter Versbildner ................................113 Deren Ursprung.............................................................................114 Gunst des Alexandros Balas.. ........................................................114 Trübsinn Jasons, Kleandros’ Sohn, Dichter in Kommagene, 595 n.Chr.....................................................................115 Demaratos.....................................................................................116 Trug ich hinein zur Kunst..............................................................117 Aus der Schule des vielgenannten Philosophen .............................118 Kunstwerker von Bechern.. ...........................................................119 Einst für Achajas Städtebund Kriegführende..................................120 Zu Antiochos Epiphanes................................................................120 In einem alten Buch ......................................................................121 In Verzweiflung ............................................................................122 Julianos Nachlässigkeit sehend......................................................123 Grabaufschrift für Antiochos, König von Kommagene ..........................................................................................124 Theater Sidons (400 n.Chr.).. ........................................................125 Julian in Nikomedien.....................................................................126 Ehe die Zeit sie ändert...................................................................127 Er ist lesen gekommen.. ................................................................127 31 v.Chr. in Alexandrien...............................................................128 Joannis Kantakusinos gewinnt Oberhand.. .....................................129 Temethos von Antiochia, 400 n. Chr..............................................130 Aus gefärbtem Glas ......................................................................131 Das 25. Jahr seines Lebens............................................................132 An italischem Strand.....................................................................133 Im langweiligen Dorf....................................................................134 Apollonios von Tyana in Rhodos ..................................................135 Die Krankheit des Klitos ...............................................................136
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1927
1928
1929
1930
1931
In einer Gemeinde Kleinasiens ......................................................137 Serapiospriester.............................................................................138 In den Spelunken...........................................................................139 Grosses Ehrengeleit von Priestern und Laien .................................140 Sophist aus Syrien scheidend.........................................................141 Julian und die Antiochier ...............................................................142 Anna Dalassini..............................................................................143 Tage von 1896 ..............................................................................144 Zwei Jünglinge von 23 bis 24 Jahren .............................................145 Seit Urzeit Griechin ......................................................................146 Tage von 1901.. ............................................................................147 Du hast nicht gerichtet...................................................................147 Ein Jüngling der Kunst des Wortes in seinem 24. Jahr ...................148 Zu Sparta ......................................................................................149 Bild 23Jährigen Jünglings, von seinem Freund, gleichaltrigem Kunstliebhaber, gefertigt ....................................150 In grosser griechischer Siedlung (200 v. Chr.).. .............................151 Häuptling aus westlichem Libyen..................................................153 Kimon, Learchos’ Sohn, Student griechischer Literatur (in Kyrene)..................................................................154 Auf Fahrt gen Sinope....................................................................156 Tage von 1909, 1910 und 1911 .....................................................157 Myris: Alexandrien von 340 n.Chr.. ..............................................158 Alexander Jannaios und Alexandra.. .............................................161 Liebliche Blumen, weisse .............................................................162 Wohlan, oh König der Lakedaimonier...........................................164 Im gleichen Raum.........................................................................165 Der Spiegel am Eingang................................................................166 Fragte nach der Machart ...............................................................167 Ach, dass sorgten..........................................................................169 Gemäss den Verordnungen hellenosyrischer Magier des Altertums............................................................................171 Um 200 v. Chr ..............................................................................172
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1932 Tage von 1908 ..............................................................................174 1933 In der Umgebung von Antiochia ...................................................175 Anmerkungen.. ........................................................................................179 Nachwort.................................................................................................192 Alphabetisches Verzeichnis der Gedichte.................................................194
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