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Ingeborg Bachmann Gymnasium )$&+%(5(,&+6$5%(,7 aus kath. Religion
Titel der Arbeit:
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Verfasser: Susanne Graf Betreuungslehrer: Mag. Gerhard Hopfgartner .ODVVHF
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2.5.1DIE STADT AM MAGDALENSBERG..........................................................................................................11 h%(5/,()(57(6:,66(1 *
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',(3(5621(//(1*277+(,7(1 ' ( ( 7.1.1DIE DREI GESICHTER DER GROßEN GÖTTIN..............................................................................................30 7.1.2DIE VEREHRUNG DER ERDMUTTER.........................................................................................................32 , ±1 (" & # ( / % '
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9.1.1SAMUIN.............................................................................................................................................52 9.1.2DIE BARBARAZWEIGE...........................................................................................................................53 9.1.3NIKOLAUS UND SEIN DUNKLER BEGLEITER................................................................................................54 9.1.4DIE RAUHNÄCHTE...............................................................................................................................55 9.1.5DER FASCHING....................................................................................................................................56 9.1.6IMBOLC..............................................................................................................................................57 '$ 6! )*
9.2.1OSTERN.............................................................................................................................................58 9.2.2BELTAINE...........................................................................................................................................58 9.2.3SOMMERSONNENWENDE........................................................................................................................60 9.2.4LUGNASAD.........................................................................................................................................60 /,7(5$7859(5=(,&+1,6
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9RUZRUWGHV9HUIDVVHUV Zu Beginn meiner Arbeit möchte ich Ihnen darlegen, warum ich beschlossen habe, eine Fachbereichsarbeit über die keltischen Götter zu verfassen. Jeder von uns ist schon einmal auf den Begriff der Kelten gestoßen, doch kaum einer kann damit etwas anfangen. Dabei erscheint es mir doch wichtig, über unsere Vorfahren und frühen Glaubensansichten zumindest einen Grundstock an Wissen zu besitzen. Vieles an Entdeckungen dieser vorchristlichen Zeit wurde von neuen Kulturen verdrängt oder verboten, viel Erfahrung und Gefühl für die Natur abstrahiert oder abgeblockt. Wie lebte man vor 2000 Jahren, wovon wurde man damals bewegt und glücklich? Von denselben Werten oder von anderen? Den Schleier des Geheimnisvollen, Mystischen zu lüften versuchte ich in meiner Arbeit. In meinen Augen war dieses Volk der Kelten im Besitze eines immens hohen Wissens auf Gebieten der Metaphysik, Astronomie und Philosophie. Die antiken Schriftsteller berichten von initiatischen Schulen, worin die großen Mysterien gelehrt wurden. Welche Rolle spielten die Götter im Sinne der Philosophie und des Lebens? Götter schienen für die Kelten von größter Wichtigkeit zu sein. Sie waren Helfer um zu einem höheren Leben zu gelangen. In Form von Archetypen repräsentierten sie die EINE allumfassende Urkraft, aus der das Werden und Vergehen herrührt. Es gestaltete sich zwar nicht immer einfach, die verschiedenen Aspekte der Gottheiten wiederzugeben, und ich habe nur einen Teil der über 350 verschiedenen Gottheiten beschrieben, doch die vielen Namen anderer Gottheiten repräsentieren im Grunde immer nur die gleichen, allen zugrundeliegenden übermenschlichen Qualitäten.
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=HLWWDIHO 'LH)UK]HLW Über 800 Jahre lang besiedelten die Kelten, das bemerkenswerte Volk der Eisenzeit, einen Großteil des europäischen Festlandes, die Britischen Inseln und zeitweise sogar Teile Kleinasiens. Seit etwa 10 000 v. Christus wurde das Festland Europas von steinzeitlichen Völkern besiedelt. Im Verlauf der Jahrtausende wurden diese Jäger und Sammler allmählich seßhaft und begannen, Feldfrüchte anzubauen und Vieh zu halten. Um 4000 v. Christus überwogen in weiten Teilen Mittel- und Nordeuropas sowie in Großbritannien bereits Gemeinwesen, die von Ackerbau und Viehzucht lebten. Weitere 2500 Jahre später waren im Zuge des Ausbaus der Handelswege Techniken der Bronze- und Metallverarbeitung vom Balkan in diese Gebiete gelangt.
Bronzene keltische Gegenstände
Gegen Ende der Bronzezeit, um 1200 v. Chr., entwickelte sich in Teilen Mitteleuropas die Urnenfelderkultur. Diese verdankt ihren Namen dem Brauch, dass die Asche bei Totenverbrennungen in Keramikurnen auf Grabfeldern beigesetzt wurde. Die Vertreter der Urnenfelderkultur hinterließen mit der Zeit im Rheintal, in Frankreich, auf der Iberischen Halbinsel, in Norditalien und in Britannien ihre Spuren. Als geschickte Metallarbeiter schufen sie eine Vielzahl bronzener Erzeugnisse, von landwirtschaftlichen Geräten und Werkzeugen, bis hin zu kunstvoll gearbeiteten Schmuckstücken und robusten Waffen.
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Zu Beginn des 1. Jahrtausends v. Christus fasste eine neue Kultur Fuß. Die im Umgang mit Bronze sehr geübten Europäer eigneten sich schließlich auch die Techniken der Verhüttung und Bearbeitung von Eisen an. Frühe griechische Geographen nannten dieses Volk in ihren Schriften .HOWRL und die Historiker teilen die Geschichte dieses Volkes in drei einander überschneidende Phasen ein.
'LH+DOOVWDWW]HLW±Y&KU Die Hallstattzeit ist nach einer Gemeinde in Österreich benannt, in der ein großes Gräberfeld aus der frühen Eisenzeit gefunden wurde. Um 800 v. Christus hatte man hier damit begonnen, die Brandbestattung der Urnenfelderkultur durch die Körperbestattung zu ersetzen. Etwa um die gleiche Zeit gelangte die Eisenverarbeitung nach Mitteleuropa, und eiserne Waffen verdrängten in keltischen Gräbern nach und nach die bronzenen. Mit der Technik der Eisenverarbeitung entwickelte sich auch die Hallstattkultur weiter, die sich über das europäische Festland hinaus bis auf die Britischen Inseln ausbreitete. Gleichzeitig entfaltete sich ein eigenständiger Kunststil, der sich durch einfache, aber ausdrucksstarke geometrische Muster auszeichnete. Eigens für Begräbnisse hergestellte, kunstvoll gearbeitete Objekte deuten nicht nur auf den Jenseitsglauben der Kelten hin, sondern auch auf die Herausbildung einer Klassengesellschaft, da sich nur die Reichen derart luxuriöse Begräbnisse leisten konnten. Um 600 v. Christus hatte sich das Eisen weitgehend durchgesetzt, und neben Landwirtschaft und Bergbau war der Handel die dritte Säule des Wohlstands der Kelten. Eine Oberschicht von Kriegsherren, die zum Teil von befestigten Höhlensiedlungen aus das Land regierten, beherrschte die Handelswege, auf denen im Tausch gegen Waren wie Salz und Eisen Importe aus Griechenland, Etrurien und Nordeuropa ins Land gelangten. Den reichen Häuptlingen gab man zahlreiche wertvolle Gegenstände- darunter auch importierte Luxusgüter und vierrädrige Wagen- mit in ihre hölzernen Grabkammern, über die hohe Erdhügel aufgeschüttet wurden. Im 5. Jahrhundert v. Christus begann, möglicherweise infolge eines Rückganges des Handels, der Wohlstand dieser Kultur abzubröckeln.
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/D7HQH=HLWY&KULVWXVU|P(UREHUXQJ Um 450 v. Christus waren neue Zentren der keltischen Kultur entstanden. Die zunehmend bessere Beherrschung der Techniken der Metallverarbeitung führte zu einer Spezialisierung des Handwerks und zur Entstehung von Berufen wie denen des Wagners, des Schiffbauers und des Waffenschmieds. Scharen von Kriegern kehrten ihrer Heimat den Rücken, zogen plündernd durch Europa und ließen sich oft in immer ferneren Ländern nieder. In dieser Zeit erwuchs ein neuer Kunststil, der sogenannte La- Tene- Stil. Er gab der zweiten großen Phase keltischer Kultur ihren Namen. Benannt wurde er nach einer bedeutenden Fundstätte am Neuenburgersee in der Schweiz, an der man bereits 1857 einen umfangreichen Schatz von Artefakten aus dem Wasser geborgen hatte. Die kühnen, schwungvollen, komplizierten Muster des La- Tene- Stils zierten Waffen und Objekte und setzten sich schnell im gesamten keltischen Siedlungsraum durch. Eine Wiederbelebung des Handels, die ständige Ausweitung des keltischen Einflussbereichs sowie der technologische Fortschritt im Ackerbau brachten neuen Wohlstand. Um 400 v. Christus überquerten keltische Stämme die Alpen in Richtung Italien, wo sie 387 v. Christus Rom plünderten, bevor sie sich schließlich in Norditalien niederließen, das die Römer fortan als Gallia Cisalpina bezeichneten. Ein Jahrhundert später stießen die Kelten nach Griechenland und Kleinasien vor und um 250 v. Christus war die dynamische La- TeneKultur auf ihrem Höhepunkt angelangt. Ihr Einfluss reichte von Italien bis Irland und von Spanien bis zur Ukraine. In Ermangelung einer politischen Einheit gab es jedoch immer wieder Kämpfe zwischen keltischen Stämmen.
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'LH5|PHU]HLW5|P(UREHUXQJ±-DKUKXQGHUWQ&KU Die Kelten nahmen über ihre alten Handelswege erneut einen umfangreichen Kontakt zu fremden Völkern auf und hatten zu Beginn des 2. Jahrhunderts v. Christus bereits zahlreiche
alte Hügelfestungen durch neue befestigte Städte ersetzt. Diese 2SSLGD, wie die Römer sie
nannten, waren gleichermaßen Zentren des Handels wie des Handwerks. Es bestand ein reger Verkehr mit Rom, das seine nördlichen Grenzen immer weiter in keltisches Gebiet vorschob. Im Jahre 192 v. Christus begannen die Römer, den Kelten Gallia Cisalpina zu nehmen, und keine 70 Jahre später eroberten sie das Gebiet der heutigen Provence in Südfrankreich. 58 v. Christus marschierten die von Julius Cäsar angeführten römischen Legionen in Gallien ein. Da die Kelten ihre Stammesinteressen immer über das nationale Interesse stellten, gelang es ihnen nicht, eine Einheitsfront gegen die Römer aufzubauen, die ihnen nach harten Kämpfen einen Großteil ihrer Ländereien abnahmen. Sechs Jahre später vereinigte der Heerführer Vercingetorix viele der noch nicht unterworfenen Stämme zu einem groß angelegten Keltenaufstand. Bei Alesia musste er jedoch durch Cäsar eine vernichtende Niederlage hinnehmen, die der La- Tene- Kultur auf dem europäischen Festland den Todesstoß versetzte. Im Laufe der Zeit nahmen die geschlagenen Kelten die Lebensweise der Sieger an. In Britannien herrschte die keltische Kultur noch bis 43. n. Christus vor, als die Römer die Südhälfte der Insel eroberten. Irland blieb bis zu seiner Christianisierung im 5. Jahrhundert die letzte Hochburg der Kelten. Im 8. Jahrhundert schrieben irische Geistliche die mündlich überlieferten keltischen Mythen und Legenden nieder.
'LH*HVFKLFKWHGHU$OSHQNHOWHQ In der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts v. Christus wurde der Kärntner Zentralraum von mehreren relativ unbekannten keltischen Volksstämmen besetzt, die später von den Römern Noriker genannt wurden. Sie gründeten das nach ihrem Stamm benannte Königreich Noricum mit der Hauptstadt am Magdalensberg. 186 v. Christus tauchten diese Kelten zum ersten Mal im römischen Wirkungsbereich auf, wurden aber von diesen auf Distanz gehalten. Das Volk der Noriker wurde dann in den Machtbereich eingebunden, als es kurz davor stand, eine eigenständige Schriftkultur zu entwickeln. Durch diese Strategie der Römer wurde verhindert, dass die Alpenkelten ihre eigene Geschichte selbst sichern konnten. So bleiben viele Fragen
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zur Kultur und Wirkungsweise unserer Ahnen offen, als eine der wenigen Quellen zur Interpretation dienen die Schriften der römischen Gelehrten Cäsar und Livius. Es zeichnet sich einigermaßen deutlich ab, dass die Ablösung des Königtums durch eine Art der Adelsrepublik im ostkeltischen Raum sogar noch früher als im gallisch- germanischen Westen vor sich ging, auch eine Wiederherstellung des Königtums und soziale Unruhen sind ablesbar. Aus der römischen Literatur und von keltischen Silbermünzen sind einige Fürstennamen bekannt, etliche Waffen, Geräte und kunstvoll gearbeiteter Schmuck sind bei Ausgrabungen ans Tageslicht getreten. Weiters weiß man von einer Ausdehnung des norischen Reiches bis an die Donau und an den Inn. Der römische Schriftsteller Livius berichtet: „,QGLHVHU=HLWNDPHQ.HOWHQDXVGHP$OSHQUDXP RKQHEHVRQGHUH.ULHJVKDQGOXQJHQXQG3OQGHUXQJHQQDFK9HQHWLHQXQGEHVHW]WHQQLFKWZHLW YRPKHXWLJHQ$TXLOHLDHLQ*HOlQGHXPGRUWHLQHIHVWH6LHGOXQJ]XHUULFKWHQ5|PLVFKH
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Leider nennt Livius für die transalpinen Kelten keine Stammesnamen, so dass eine genauere Lokalisierung schwierig ist, mit Ausnahme des Gebietes des Keltenkönigs Cincibilus. Dieses ist im Raum Ostkärnten- Steiermark zu finden.
2.5.1 Die Stadt am Magdalensberg Nach Ansicht verschiedener Historiker existierte eine keltische Stadt Noreia am Magdalensberg. Tatsächlich kann man feststellen, dass der Magdalensberg für die Errichtung eines Oppidums nach keltischer Art geradezu prädestiniert ist, da alle großen Burgen der Kelten auf weithin sichtbaren Höhen angelegt worden sind. Von dieser Zentralburg auf dem 1
Zit. aus „Kärnten“ von Herbert Stejskal S.12,13
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Magdalensberg hat man nämlich das Eisenerzgebiet westlich der Saualpe von den Karawanken bis hinauf zum Zirbitzkogel überblicken und beherrschen können, was für die damalige Zeit von großer Wichtigkeit gewesen ist. Im Jahre 15 v.Chr. wurde das Gebiet des heutigen Kärnten von den Römern in Besitz genommen. Ob die Okkupation wirklich ganz kampflos vor sich gegangen ist, ist zu bezweifeln, doch ist es sicher, dass die Keltenburg dabei ihren alten Namen Noreia verloren hat und seitdem Virunum genannt wurde. Die Hauptgötter der Noriker haben selbstverständlich im Heiligtum des Oppidums Noreia ihren Sitz gehabt. Ein aus vorrömischer Zeit stammender Stein mit drei Köpfen, der heute im Vorraum der Magdalensbergkirche steht, weist darauf hin, dass hier wie überall in Kärnten auf den keltischen Burgen eine Götterdreiheit verehrt worden ist.
Der spätere Name /XJELFKO für die Nekropole von Noreia auf dem Magdalensberg lässt darauf schließen, dass auch die Noriker Lug als ihren Hauptgott betrachtet haben, welcher auch zahlreichen Städten in Europa den Namen gegeben hat. Als Göttin des Erzreichtums ist Isis Noreia verehrt worden und als dritte Gottheit der Sonnengott Belenus, der Hauptgott in Friaul
und Norikum. Außer Zweifel steht die Wichtigkeit dieser keltischen Burg für Gallien. Der Sitz des Landtages der verschiedenen Stämme und auch die einzige Münzstätte in diesem Umkreis hatten ihren Sitz in Norikum. Der mächtige Stamm der Noriker leistete auf allen Gebieten der Wirtschaft Hervorragendes. Das Hauptgewicht seiner wirtschaftlichen Tätigkeit lag allerdings beim Bergbau, und sein Haupterzeugnis, das Norische Eisen, war in der ganzen damaligen bekannten Welt ein Begriff für Qualität. Auch auf dem Ressort der Pferdezucht, die rund um die versumpften Täler der Glan, der Gurk und der Drau betrieben worden ist, haben die transalpinen Kelten große Erfolge verzeichnen können. Die bekannten Norikerpferde erreichten als Warmblut und auch als Kaltblut Weltberühmtheit. Präzise Berechnungen haben außerdem ergeben, dass sich einst auf dem Berggipfel ein astronomisches Beobachtungszentrum ersten Ranges befunden haben musste, von wo aus genaue Gestirnsbeobachtungen durchgeführt worden sind.
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hEHUOLHIHUWHV:LVVHQ *HVFKLFKWVVFKUHLEHU Es ist weitgehend bekannt, dass die Kelten keinerlei Aufzeichnungen über ihre Kultur oder Glaubensanschauungen hinterließen. Die Schrift war für sie ein Tabu. Doch der Nachwelt blieben zahlreiche Aufzeichnungen von römischen sowie griechischen Historiographen wie Cäsar, Didorus Sicculus, Livius, Pythagoras, Poseidonios, Strabo und Polybos. Natürlich muss angefügt werden, dass die ausländischen Gelehrten die Kelten nur mit Hilfe ihrer
persönlichen Anschauungen beurteilten und sie sozusagen durch eine VXEMHNWLYH%ULOOH sahen.
Cäsar zum Beispiel stellte keltische Götter mit römischen gleich, d.h. er sah in ihnen Merkur, Apollo, Mars, Minerva oder auch Merkur . Cäsar wertete die keltischen Göttern also nur nach Nützlichkeit und passte sie durch sein römisches Denken in Kategorien ein. Seine Schriften sind dennoch eine nützliche Quelle für nachfolgende Generationen gewesen und werden es auch immer sein.
Der Gelehrte Lukan erzählt in seinem Gedicht 'H%HOOR&LYLOLvon einer Göttertriade. (Teutates- Esus- Taranis) Da das Gedicht jedoch gegen Druiden gerichtet war, wurde ihm von
Kritikern Gewaltverherrlichung vorgeworfen und die Namen der drei Götter verloren an Glaubhaftigkeit. Es ist also nicht einfach, sich eine objektive Meinung über die keltische Religion zu bilden. Eine interessante Entdeckung machte jedoch der antike Philosoph Pythagoras, als er Parallelen zwischen der griechischen und der keltischen Lehre der Wiedergeburt feststellte. Er ist vielleicht auch einer der wenigen, der die Kelten nicht als ein etwas unterentwickeltes Volk ansah, sondern Respekt vor ihren Anschauungen aufbrachte.
%LOGOLFKH4XHOOHQ Steintafeln, Skulpturen, Schmuck und Waffen und Abbildungen sind für die moderne Keltenforschung von äußerstem Wert, denn sie stammen direkt von Keltenhand und sind so noch einigermaßen unverzerrt. Eine historisch wertvolle Antiquität ist der Silberkessel von Gundestrup, auf dem mehrere keltische Gottheiten und symbolhafte Szenen angebracht sind. Auch liefern Hunderte von Münzen Erkenntnisse über die Welt und Kunst der Kelten. Gefunden werden diese kleinen
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Zeitzeugen in ganz Gallien, Wales und Irland. Es wird vermutet, dass Münzen als Bewahrer für symbolhafte sowie initiatische Botschaften dienten.
Taranis mit dem Rad
,UODQGVP\WKLVFKHV(SRV Eine weitere, sehr aufschlussreiche Quelle bieten die überlieferten Erzählungen aus dem
irischen Buch der ,QYDVLRQHQ Hier werden die Ursprünge keltischer Götter und auch Irlands
mit Hilfe einer Mischung aus keltischer Mythologie mit christlichen und sogar historischen Elementen vermittelt. Die Insel wurde ursprünglich nach der Sintflut von der Zauberkönigin Kirke und ihrer Gefolgschaft bevölkert. Um 2400 v. Chr. wanderte eine weitere Gruppe, genannt die Bolgmenschen, ein. Schließlich kamen aus der Westinsel, wo Magie praktiziert wurde, die
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Tuatha De Danann. Diese waren eine göttliche Rasse, die ihre eigenen Talismane mit sich brachte: den Dolch und Speer von Lug, den Kessel von Dadge und den Stein des Schicksals von Fal, ein Stein, der laut schreit, wenn auf ihm der legitime König von Irland sitzt. Diese Einwanderer jedoch mussten gegen eine Rasse von Riesen, die ursprüngliche Bevölkerung Irlands, kämpfen. Manche von diesen hatten Körper ohne Arme und Beine, andere Ziegenköpfe. Der Name dieser Riesen war Fomore (fomor - unter dem Meer) und sie stammten aus Domnu (Abgrund) ab. Im Verlauf dieser Erzählung werden die verschiedenen Kriegshelden der Tuatha De Danann beschrieben: es tauchen Dagda, Lug, Diancecht und auch Herakles als glänzende Kämpfer und Mitwirkende auf. Sie alle stehen für die höheren, edlen Prinzipien und führen einen symbolhaften Kampf gegen die niederen Triebe des Seins, verkörpert durch die Fomore. Es entbrannten mehrere Kämpfe, die endeten, als die De Danann endgültig von dem Stamm der Milesier besiegt wurden (Nachkommen des Unterweltgottes Bile). Die De Danann übergaben die Insel den Siegern und zogen sich ins Land des Jenseits zurück, wobei sie nur verlangten, dass zu ihrem Gedenken Zeremonien und Opfer dargebracht werden sollten. Eine bestimmte Anzahl der De Danann flüchtete in ein Gebiet -HQVHLWVGHV0HHUHVGHV:HVWHQV,
auch genannt (EHQHGHU)UHXGH oder (UGHGHU-XJHQG. Dieses keltische Paradies, ähnlich dem
Zauberland, das Theodor von Sizilien erwähnt, ist ident mit der mystischen Insel Avalon - der Insel der Apfelbäume- die zu Großbritannien gehört. Der Rest der De Danann zog sich in prächtige unterirdische Wohnstätten zurück, die die Menschen durch Grabhügel und Anhöhen an bestimmten Orten des Landes in Erinnerung behielten, und als unsichtbare Geister werden sie 5DVVHGHU*UDEKJHO genannt.
Das Buch der Invasionen bietet für viele Historiker eine fruchtbare Grundlage für das Studium der keltischen Religion. Da in ihm eine Palette von Gottheiten beschrieben wird, lassen sich auch Schlüsse auf keltisches Gedankengut und ihre Philosophie ziehen. Auffallend ist die anthropomorphe Schilderung vom Benehmen der Gottheiten, welche ja eigentlich untypisch für die Gottessicht der Kelten ist. So ist es wichtig, dass der Sprache der Symbolik um so mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden sollte.
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*HVHOOVFKDIWXQG:HOWELOGGHU.HOWHQ Wer war dieses Volk, das von Irland bis zum Schwarzen Meer einen einheitlichen Kulturraum bildete, ohne dass ein staatliches System den Zusammenhalt garantieren musste? Die Kelten verfügten über ein geheimes Wissen, das uns heute nicht mehr zugänglich ist. Zahlreiche antike Chronisten berichten uns zwar recht ausführlich über Wesen und Wirken dieses nordischen Volkes, seine Ursprünge bleiben jedoch im Dunkeln, ebenso seine Philosophie und Magie. Dies bestätigt auch Cäsar, der in seinem Bericht über den Gallischen Krieg feststellt, dass die eigentliche Essenz keltischer Geheimlehre in Versen verschlüsselt gewesen sei. Wer sie sich vollständig einverleiben wollte, musste bis zu 20 Jahre lang nur auswendig lernen. ÄVLH
KDOWHQHVQlPOLFKIU6QGHVFKULIWOLFKQLHGHU]XOHJHQZDVVLHZLVVHQ³
Die Kelten waren jedoch sehr wohl mit der Schrift vertraut, sie pflegten sich in Staats- und Privatgeschäften der griechischen Schrift zu bedienen.
'DV:HVHQGHU.HOWHQ Die Kelten werden übereinstimmend als hochgewachsen und überaus kräftig beschrieben, blauäugig mit blondem bis rötlichem Haar. Sie hatten eine Vorliebe für Bärte und legten großen Wert auf ihr Äußeres. Der römische Geschichtsschreiber Strabo erwähnt, dass das Haar durch regelmäßiges Waschen mit Kalkschlamm so dick wurde, dass es sich kaum von der Mähne eines Pferdes unterschied. Sie waren sehr körperbewusst und Beleibtheit galt als Schande. Ihr großzügiger Gebrauch von Schmuck und bunten Farben fand nicht den ungeteilten Beifall der Zeitgenossen. Nach den Aufzeichnungen Strabos unterschieden sie sich im Temperament gänzlich vom stoischen Wesen der nördlichen Völker. Die ältere Schule der Anthropologen ordnet sie den Sanguinikern zu. Ihr Sinn für das Dramatische und Emotionale äußert sich in reichen Verzierungen, bronzenem Pferdeschmuck und Emaillearbeiten, die der kretischen oder mykenischen Handwerkskunst durchaus ebenbürtig sind. Besonders auffallend ist ihre Vorliebe für Gold. Poseidonios und Diodor berichten übereinstimmend, dass ihre heiligen Stätten mit unbewachten Gaben aus Gold gefüllt waren, an denen sich nie jemand vergriff. Polybos erzählt auch von einem Kampf mit Kelten, welche nackt in die Schlacht zogen. Der Anblick dieser hellhäutigen Krieger, auf denen die goldenen
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Haarspangen und Armreifen leuchteten, erfüllte die römischen Legionäre mit Angst und Schrecken.
Ä1LFKWQXUJHZ|KQOLFKVRQGHUQDXVVFKOLHOLFKLQDOOHPZDVVLHDQSDFNHQZHUGHQVLHYRQ LKUHQ/HLGHQVFKDIWHQ]XPbXHUVWHQJHWULHEHQXQGXQWHUZHUIHQVLFKQLHPDOVGHQ*HVHW]HQ
GHU9HUQXQIW³ schreibt Polybos. Nur in Bereichen der Religion und Magie beugten sie sich ,
den strengen Forderungen nach Disziplin und Gehorsam. Cäsar berichtet, dass sie in allen privaten und öffentlichen Angelegenheiten ihre Druiden konsultierten; der Ausschluss von religiösen und kultischen Veranstaltungen stellte die schlimmste Strafe dar. Das gemeinsame Mahl unter Männern hatte bei vielen indogermanischen Völkern die Bedeutung eines Rituals, so auch bei den Kelten. Es war für sie ein willkommener Anlass, um Rivalitäten auszutragen. Während des Essens benutzten sie jeden noch so trivialen Vorwand, um Streitgespräche zu entfesseln und einander zum Zweikampf herauszufordern. Ihr Leben galt ihnen dabei wenig, denn unter ihnen lebte der Glaube des Pythagoras an die Unsterblichkeit der Seele und eine spätere Wiedergeburt.
'LH5HOLJLRQDOV0LWWHOSXQNWLP/HEHQ Die keltische Religion ist ein Repräsentant der synkretistischen Religionen, in denen Götternamen Prinzipien darstellen und somit austauschbar sind. Die tatsächliche Essenz der göttlichen Urqualität bleibt immerdar vorhanden. Fast alle Religionen sind in solcher Hinsicht aufzufassen, die wenigen Ausnahmen stellen das Judentum, der Islam und das Christentum dar. Sie gehen von einem mehr oder weniger namentlichen Gott aus, der der einzig wahre Gott sein kann. Beim Keltentum erklärt diese Auffassung ihrer Religion vielleicht, weshalb in ihren Mythen und Erzählungen so viele verschiedene Götternamen auftauchen. Als die Römer begannen, sich dem unerforschten Gallien kulturell anzunähern und sie den Kelten neue Götternamen vorschrieben, stellte dies für sie kein immens großes Problem dar. Statt dem Gott Teutates zu huldigen, gingen sie zur Kultstätte des Mars, um ihm ihre Ehrerbietung zu erweisen. Der religiöse Hintergrund, der Archetyp und die Qualität des Gottes blieben so lange erhalten. Ein großer Teil ihres Lebens war mit der Beschäftigung und Erforschung des Todes und des Grundes des Lebens erfüllt. Aus verschiedenen Berichten kann man schließen, der Tod stellte für sie nur ein geringes Übel dar, das Leben währte ewig und war somit nicht zerstörbar. Cäsar schrieb über die Druiden, dass jene die Unvergänglichkeit der Seelen lehrten. 2
Zit. aus Murry Hope, „Magie und Mythologie der Kelten“, Heyne Verlag, München 1990, S.17
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Auch der Dichter Lukian hält diese Lebensanschauung für außerordentlich, er meinte³(XUHQ
/HKUHQ]XIROJHLKU'UXLGHQVWHLJHQGLH6HHOHQZHGHULQGLHVWLOOHQ:RKQXQJHQGHV(UHERV QRFKLQGLH7LHIHQGHUEODVVHQ.|QLJUHLFKHGHV3OXWRKLQDE(VEHOHEWVLHLQHLQHUDQGHUHQ
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Diese Auffassung entspringt einem Nichtvorhandensein von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, also einer Negation der Zeit. Es tritt hier also der Glaube an eine Ganzheit auf- eine zentrale Komponente in vielen Weltreligionen. Aus dieser Perspektive gibt es auch keine Verträge oder Daten, die es verdienten, festgehalten zu werden. Was auch immer der Grund für die Ablehnung der Schrift gewesen sein mag, sie galt auch für Verträge: diese wurden immer mündlich abgeschlossen. St. Patrick, der Nationalheilige Irlands, soll von einem heidnischen Kelten auf die Frage nach seinen Lebensgrundsätzen folgende Antwort erhalten habenÄ:DKUKHLWLP+HU]HQ.UDIWLP $UP(UIOOXQJLQGHU5HGH³ Überhaupt hatten die Kelten einen Hang zur Dreiteilung und -
pointierten Rede. Ähnlich haben sich, so vermutet man, die Druiden ausgedrückt, die hochangesehenen Gelehrten der Kelten. Der Rhythmus machte ihre Sprüche einprägsam und zitierbar. Am Wichtigsten war für dieses Volk die Vorstellung einer Muttergottheit Erde, verbunden mit einen Mondkult. Diese Gottheit war dreigestaltig, repräsentiert durch das heiratsfähige Mädchen, die Mutter und die alte weise Frau. Die Repräsentationen des männlichen Gottes waren einerseits der Gott der Sonne und des Lichtes sowie der dunkle Magier und andererseits der Herr über das Reich der Toten. Diese fünf Inkarnationen bildeten insgesamt ein homogenes Ganzes, das männlich und weiblich zugleich war.
Das keltische Weltbild kommt in der Kunst in der $EZHUWXQJGHV6LFKWEDUHQ und
insbesondere des *HJHQVWlQGOLFKHQ zum Ausdruck. Obwohl die klassischen Proportionen es
uns nahezu unmöglich machen, die keltischen abweichenden ästhetischen Normen als schön zu empfinden, sollte dennoch versucht werden, die keltische Kunst zu verstehen. Man muss sich dabei immer wieder vor Augen halten, dass in der keltischen Wirklichkeit die Bereiche des Heiligen und Profanen untrennbar miteinander verbunden sind und die Frage nach dem Sinn des Daseins vorrangig ist. Die Antwort fanden sie in der fortgesetzten Erneuerung des Lebens, dem Beweis der Unsterblichkeit der Seele, eine Antwort, die in Tausenden von Varianten auf Münzen ihren 3
Zit. aus Inge Resch „Unser keltisches Erbe“, Teletool Edition, Wien 1998, S. 419
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Ausdruck findet. Einige römische Zeitzeugen überlieferten uns den Glauben der Gallier, dass alle Götter und auch sie selbst von einem geheimnisvollen alles umfassenden Wesen, welches alle Gegensätze in sich vereint, abstammen, und das den römischen Namen Dis Pater tragen soll. Es ist das Eine, das Unaussprechbare, aus dem die Schöpfung emporsteigt. Als seine erste Manifestation erscheinen fürchterliche Ungeheuer auf der neu erschaffenen Erde. Die keltischen Münzen sind das authentischste Zeugnis keltischen Geistes, das die Menschheit besitzt. Vermutungen zufolge besitzen die keltischen Münzen verschlüsseltes Geheimwissen, das nur dem aufrichtigen philosophischen Forscher zugänglich werden kann. Ein Unterricht in Symbologie würde uns gut tun, bevor wir es überhaupt in Betracht ziehen sollten, keltische Münzen zu entmystifizieren. Unser Fühlvermögen für Ursymbole wurde mit der Zeit von unserem rational denkenden Geist abgelehnt und als unwissenschaftlich abgestempelt. Der Gott der Kelten ist Schöpfer und Zerstörer zugleich, und besonders oft finden sich Abbildungen von Sonnenscheibe und Mondsichel auf den Münzen. Der Sieg des Tages über die Nacht, des Lebens über den Tod, sie werden in diesen Darstellungen in Frage gestellt. Überhaupt ist es die Vereinigung der Gegensätze, die im Denken der Kelten die erste Stelle einnimmt, und immer wieder abgebildet wird. Die Motive der Münzen, denen wir begegnen, sind also Hieroglyphen im buchstäblichen Sinne, d.h. KHLOLJH=HLFKHQ. Da die Sprache nicht stark genug war, um ihren Gedanken
Ausdruck zu geben, nahmen sie Zuflucht zu einer Symbolschrift, um ihre intuitive Erkenntnis von der Relativität der Dinge zu versinnbildlichen. Für die lateinische Dialektik blieb der Mensch weiterhin das Maß aller Dinge; die keltische jedoch ging von dem Eingeständnis aus, von Universum und Mensch letztlich nichts zu wissen.
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'LH'UXLGHQ .HOWLVFKH3ULHVWHU Die Stützen der keltischen Kultur und Gesellschaft bildete der Stand der Druiden. Doch kann man nur erahnen, welche Fähigkeiten und Aufgaben ihnen zuteil waren. Sie waren die Träger des initiatischen Geheimwissens und waren vorausblickend und weissagend. Druiden beherrschten die Wissenschaften, die Philosophie, Religion, Medizin, Pharmakologie, Bodenkultur, Biologie, Astronomie, Mathematik, Technik, Geodäsie, Radiästhese, Politikund Rechtswissenschaft umfassten und sprachen neben der keltischen Sprache auch Griechisch und Latein.
Idealisierte Darstellung eines Druiden Sie wurden in höchstem Maße von den damals lebenden klassischen Geschichtsschreibern und Philosophen geachtet und auf gleiche Stufe mit den Pythagoräern sowie indischen Brahmanen gestellt. Pythagoras sah indes die Druiden als die wissenschaftlich gebildetsten Zeitgenossen an und auch den Reinkarnationsgedanken soll er von ihnen übernommen haben. Nicht nur Pythagoras war von dem Wesen der keltischen Priester beeindruckt, auf Aristoteles
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machten sie ebenfalls Eindruck. Dieser behauptete, es wäre das Werk der Druiden, dass überhaupt philosophisches Gedankengut auf dieser Welt existiere. Ein gewisser Didorus von Sizilien bezeichnete sie „...DOVHUIDKUHQLQJ|WWOLFKHQ'LQJHQXQG
JOHLFKVDPGLH6SUDFKHGHUhEHULUGLVFKHQVSUHFKHQG.“4 Daraus kann man schließen, dass die
Druiden wahrscheinlich außerordentliche Begabungen besaßen und ihre Seele soweit öffnen konnten, bis sie uns unzugängliche Energien wahrnehmen konnten.
'LH6HHOHQZDQGHUXQJDOV:HJZHLVHU Den Schwerpunkt der druidischen Lehren bildet der Reinkarnationsgedanke, unter dem sie das Wandern der unsterblichen Seele in andere Körper verstanden. Ein Mensch hätte nach ihrem Glauben schon verschiedene Entwicklungsstufen hinter sich gebracht, nämlich das Leben als Stein, Pflanze und Tier.
Weiters lehrten die Druiden die 8QYHUJlQJOLFKNHLWGHV8QLYHUVXPV, unsere Welt aber werde
durch die Macht von Wasser oder Feuer untergehen. Das Pentagramm (volkst.: Drudenfuß), der fünfzackige in sich geschlossene Stern wurde von den Druiden vornehmlich als geometrisches Hilfsmittel verwendet, das vermutlich eine Rolle bei der Vermessung von Land gespielt haben könnte und von Gestirnsläufen abgeleitet worden sein könnte. Ihr Erkennungszeichen stellte eine goldene Sichel auf einem langen weißen Stab dar, welche vorwiegend als rituelles Schneidewerkzeug für Heilkräuter und Misteln in Gebrauch war. In späterer Zeit wurde dieses Symbol von der katholischen Kirche übernommen und als Krummbeziehungsweise als Bischofsstab eingeführt. Plinius der Ältere bringt in seiner berühmten „Naturgeschichte“ die Bedeutsamkeit der Mistel für die Druiden zum Ausdruck. Am sechsten jedes Monats, so schrieb er, hätten die Kelten ein großes Fest gefeiert. Weißgekleidete Druiden stiegen dabei auf Eichen, um mit einer goldenen Sichel Mistelzweige abzuschneiden und sie auf weißen Tüchern abzulegen. Danach wären zwei weiße Stiere geopfert worden.
Neben der magischen Mistel kannten sie noch zwei Arzneipflanzen, genannt VDPROXV und VHODJR. Die eine musste unbedingt mit der linken Hand gepflückt werden. Ein weiterer
Gegenstand nannte sich $QJXLQXP. Es war ein magisches Ei von der Größe eines Apfels,
welches Schlangengift enthielt und seinem Besitzer vor Gericht wie auch bei anderen öffentlichen Angelegenheiten gute Dienste leistete. Über alle drei Begriffe ist erfolglos
4
Zit. aus Inge Resch „ Unser keltisches Erbe“ , Teletool Edition, Wien 1998, S.399
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gerätselt worden. Sicher aber waren die Druiden Naturphilosophen und profunde Kenner der pflanzlichen und auch tierischen Heil- und Giftstoffe. Cäsar berichtet weiters, dass sie gewöhnlich nicht mit in den Krieg zogen. Sie zahlten keine Abgaben und waren vom Waffendienst und allen sonstigen Leistungen befreit. Wie ihre alten irischen Kollegen scheinen sie auch an keine territorialen Grenzen gebunden gewesen zu sein. Die Druiden entsprechen nicht Priestern im herkömmlichen Sinne, denn sie beteiligten sich nicht an Gottes- und Tempeldiensten, wohl aber galten sie als autoritäre Persönlichkeiten bei der Priesterschaft und waren in diesem Sinne auch richtungsweisend für das Volk. Das Gerücht, es wären bei keltischen Ritualen auch Menschenopfer von Druidenhand gebracht worden, ist unhaltbar, da es sich nach modernen französischen Forschungen erwiesen hat,
dass es sich dabei um missverstandene Initiationsriten gehandelt hat. „ 9LHOPHKUGUIWHXQWHU GUXLGLVFKHU)KUXQJHLQH:DQGOXQJ]XV\PEROLVFKHQ2SIHUKDQGOXQJHQKLQHUIROJWVHLQ³
.
Die Autorin Inge Resch schreibt :Ä,KU%HUXIVELOGVWHOOWVLFKXQVXQLYHUVHOOGDU(VVFK|SIWH DXVHLQHP]XWLHIVWUHOLJL|VHQ8UJUXQGZDUDEHUGHU/HEHQVZLUNOLFKNHLW]XJHZDQGW6LH
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QHXHODQGZLUWVFKDIWOLFKH*HUlWHDEJHVWHOOW³6 Sie erfanden den schweren Pflug, die Sense und führten die Düngung mit Mergel ein. Auch die widerstandsfähige Pferderasse der Noriker wurde von ihnen gezüchtet. Die Druiden hatten bei dem keltischen Volk den ehrenhaftesten Stand inne und widmeten sich dem Schutz des Lebens mit aller Kraft. Das Volk war auf sie angewiesen und vertraute diesen Gelehrten vollkommen. Historisch bewiesen ist, dass sie sich für den Frieden einsetzten und Kriege zu verhindern wussten und so dem keltischen Volk Jahrhunderte lang Frieden gaben.
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Zit. aus Resch „ Unser keltisches Erbe“ , Teletool Edition, Wien 1998, S.403 Zit. aus Resch „ Unser keltisches Erbe“ , Teletool Edition, Wien 1998, S.403
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'LH*RWWKHLWHQ Zu allen Zeiten gab es Gottheiten, die von der Menschheit mit Attributen bestückt wurden und denen große Macht zur Verfügung stand. Jede Religion, so auch die keltische, braucht einen Gott bzw. Götter als Bezugssysteme, die als Vorbild dienen und das Schicksal der Menschen beeinflussen. In jeder Religion bilden Kulthandlungen und Rituale einen zentralen Kern und haben eine gesellschaftsverbindende Funktion. Auch so bei den Kelten, doch hatten diese ein schwer zu bestimmendes Verhältnis zu ihren Göttern. Unsere Gelehrten sind abhängig von den Zeugnissen der antiken Schriftsteller, den alten Grabinschriften, von bildlichen Darstellungen und vor allem von den aus späterer Zeit stammenden irischen und walisischen Erzählungen. Ausführliche Heroensagen zeugen von großen Ereignissen und Kämpfen, welche jedoch idealistischen Charakter aufweisen und somit weniger authentischen als mythischen Wert besitzen. Aus dem Wust der keltischen Überlieferungen haben Forscher 347 verschiedene Götternamen herausgeschält, wobei 305 davon jeweils nur ein einziges Mal aufscheinen. Über die Beziehung der Kelten zu ihren Gottheiten wissen wir nur wenig, da uns die Druiden keine Mythologie, keine literarische Aufbereitung ihrer Glaubenswelt hinterlassen haben. Neben den Göttern galt die Ehrerbietung der Kelten vor allem der Natur. Steine, Blumen, Bäume, Flüsse und andere Naturerscheinungen erhielten eigene Namen und galten als Kinder der Mutter Erde mit eigener Seele und Intelligenz. Grün war die geheiligte Farbe der keltischen Magie und der Erdgöttin selber. Der sagenhafte walisische Barde Taliesin hat es verstanden, dem Göttlichen in folgendem Gesang Ausdruck zu verleihen: :HLW'XZRGLH1DFKWEOHLEW
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Doch wurden die Kelten in großem Maße von den immer weiter in ihre Religion eindringenden Römern beeinflusst und ihrem Glauben entfremdet. Von den antiken Schriftstellern, wie Cäsar, ist bekannt, dass den gallisch- keltischen Göttern oft römische Gottesbezeichnungen gegeben wurden. Die Götternamen ändern sich von Land zu Land, und obwohl gewisse Ähnlichkeiten untereinander gegeben sind, darf man sie nicht gleich als einund denselben Charakter ansehen.
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Ein präzises, wenn auch ziemlich umstrittenes Zeugnis über keltische Gottheiten liefert ein
Bericht von Cäsar: Ä$OV*RWWYHUHKUHQVLHEHVRQGHUV0HUNXU9RQLKPJLEWHVGLHPHLVWHQ
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Sicher ist, dass die Kelten eine eigenständige Weltanschauung entwickelt hatten, die keinesfalls der römischen Religion anzupassen ist. Wenn auch Cäsar ihren Göttern römische Maßstäbe verleiht, ist das Keltentum Welten von der römischen Kultur entfernt. Die Kelten dürften sich ihre Götter anfangs nicht formhaft vorgestellt haben. Ziemlich wahrscheinlich ist die Annahme einer polaren Urqualität, die von den Kelten als eine männlich- weibliche Schöpfungskraft verehrt wurde. Als die Römer um 200 v. Christus begannen, den keltischen Siedlungsraum in Gallien zu erobern, wurden die Vorstellungen von 7 8
Zit. aus Jean Markale, „ Die Druiden“ , Weltbild Verlag, Augsburg 1996, S.72 Zit. aus Jean Markale, „ Die Druiden“ , Weltbild Verlag, Augsburg 1996, S.72
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den Göttern konkretisiert und in Stein verewigt. Zwar gab es vor dem fremden Einfall zahlreiche Symbole, die dem Göttlichen geweiht waren, doch man kam gar nicht auf den Gedanken, dass ein göttliches Prinzip ein Aussehen haben könnte. Die vielen Tierdarstellungen und Ornamente dürfen höchstens als Ausdruck einer göttlichen Schöpfungskraft angesehen werden, nicht aber als der Gott selbst. Zusammenfassend kann man sagen, dass die meisten Abbildungen keltischer Götter unter römisch kulturellem Einfluss entstanden waren- ja, bei vielen Darstellungen aus keltischer Hand ist der italienisch idealisierte Kunststil geradezu offensichtlich. In Irland erhielt sich die keltische Gottessicht am längsten, da das Land erst von den Christen reformiert wurde. Auch haben sich dadurch viele keltische Mythen erhalten, aus denen man
relativ viel Wissen ableiten kann. Die Geschichte von der 6FKODFKWYRQ0DJ7XUHG ist
besonders wichtig zum Verständnis der einzelnen irischen Götter. Sie ist Teil der großen Erzählungen der irischen Epen. In ihr tauchen fast alle Götter in ihren Funktionen als Führer des Volkes der Tuatha De Danann auf.
'LHHOHPHQWDUH6WUXNWXUGHU*|WWHUZHOW Eigentlich ist die keltische Vorstellung von der Götterbeschaffenheit und -ordnung relativ leicht zu begreifen und unterliegt elementaren, archetypischen Prinzipien. Der allgemeine Glaube an eine monistische Welt beherrschte die religiöse Vorstellung der Götter. Da sich die Kelten ihre Götter in frühen Zeiten nicht formhaft vorstellten, war es nur naheliegend, alles in der Welt als beseelt zu wissen. Über ihre Götter finden sich eine Vielzahl von Bezeichnungen, doch lassen sich diese auf wenige archetypische Prinzipien reduzieren. Im großen und ganzen zeichnen sich damit schon die Umrisse der keltischen Götter- Hierarchie ab. Zwei polare Gottheiten bestimmen im Groben das Grundgerüst dieser Weltanschauung: Eine weibliche Urqualität emaniert aus sich heraus die drei Mutterschaftsqualitäten, ihr gegenüber besteht ein männlich verkörperter Gott, der wiederum in zwei Ideale des Mannes zerfällt und sie in sich in Vereinigung bringt.
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Ù:HLVH$OWH Die früheste keltische Gottheit war dreigestaltig: das heiratsfähige Mädchen, die Mutter und die alte oder weise Frau. Die Repräsentationen des männlichen Gottes waren der heilige Gott der Sonne und des Lichtes sowie der dunkle Magier und Herr über das Reich der Toten. Ebenso wie die Christen an den dreigestaltigen Gott glauben, so hielten die alten Kelten an ihrer fünfgestaltigen Gottheit fest, dem eigentlich ein pantheistisch- monotheistisches Konzept zugrunde liegt. Die Gottheit war gleichzeitig männlich und weiblich. Die fünf Inkarnationen wurden auf individuelle Weise dargestellt, bildeten aber insgesamt ein homogenes Ganzes. In der Spätzeit des Keltentums wurden die Götter konkretisiert und erhielten zahlreiche, regional- abhängige Namen. Einen der bekanntesten stellt der Lichtgott Lug dar, der auch vielerorts zum Hauptgott aufgerückt war. Ihm wurden viele Funktionen und Aspekte der früheren Erdmutter zugeschrieben, insbesonders das umfangreiche Wissen um Kunst und Kultur.
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1
$OOH*|WWHUVLQGHLQVRGHUGLH*|WWHUGHU.HOWHQ Die Kelten, ihre Zivilisation und Denkweise sind gänzlich polar zu dem im abendländischen Raum angesiedelten, von Aristoteles geprägten Weltbild. Das Keltentum basiert auf einem anderen Menschenbild, auf einer anderen Art, die Dinge zu begreifen, auf einer anderen Methode zu denken. Selbst die damals lebenden Griechen und Römer hatten Probleme, die Kelten zu verstehen. Als Reaktion stuften sie die Kelten als Barbaren ein. Doch genau dieses Barbarentum, das von weisen, analog denkenden Staatsmännern geleitet wurde, war von zeitlosem philosophischen Gedankengut durchwirkt und auf diese Weise nicht jedem Menschen verständlich. Nach Ansicht der Historiographen und Religionswissenschaftler hat sich der Monotheismus erst relativ spät aus eigenen polytheistischen Gesellschaftsstrukturen der Frühzeit nicht ohne Probleme entwickelt. Er sei aus den urzeitlichen animistischen Weltbildern heraus entstanden. Insbesondere bei der keltischen Religion ist die Annahme einer polytheistischen Glaubensform in Frage zu stellen, da die Verehrung vieler Götter im Grunde ja auch ein 9
Zit. aus Resch, „ Unser keltisches Erbe", Teletool Edition, Wien 1998, S.194
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praktisches Mittel ist, um eine einzige ewige Gottheit in ihren mannigfaltigen Manifestationen anzubeten. Die Götter der Kelten treten nämlich immer als personifizierte Naturkräfte oder Erscheinungen zu Tage, die einen direkt- persönlichen Bezug zu einem Volk oder Stamm aufweisen. Personifizierte Götter gibt es also immer dann, wenn eine bestimmte Gruppe von Menschen auf eine individuelle Funktion der Naturkräfte angewiesen ist. Und dies relativiert den Begriff des Polytheismus erheblich. Besonders über den bunten, vielfältigen Götterhimmel der keltischen Kultur sollte man vorsichtig und überlegt urteilen, denn auch der außenstehende Beobachter, der mit dem Christentum nicht vertraut ist, könnte ja auf die Idee kommen, das römisch- katholische Christentum sei eine Art Polytheimus, wenn er bei einer Messe die vielen Heiligenfiguren und Schutzpatrone näher betrachtet, oder von der heiligen
-XQJIUDX0DULDsowieXQVHUHUOLHEHQ)UDXGHU6FKPHU]HQ erfährt. Auch die Lehre von der heiligen Dreifaltigkeit könnte zu Fehlschlüssen führen.
In vielen monotheistischen Glaubenslehren kann sich der eine große Gott nur in dreifältiger Erscheinung manifestieren. Der Übergang vom Absoluten, Abstrakten zum Relativen, Konkreten ist nun geschaffen- diese Materialisation des geistigen Prinzips stellt für Gläubige einen praktischen Bezug zu der Gottheit dar. So gesehen sind die keltischen Götter Manifestationen der vielfältigen Qualitäten eines absoluten, unbekannten, unfassbaren, unbenennbaren und somit unendlichen Gottes, den man sich als Ursprung alles Seienden denkt. Obwohl die keltischem Götter in den irischen Mythen als menschenförmig und, ähnlich der griechischen Götterwelt, als menschlich fühlend und handelnd dargestellt werden, ist es höchst wahrscheinlich, dass in diesen Erzählungen literarische Adaptationen und Umformungen von essenziell archetypischen Elementen vorkommen. Wenn also erzählt wird, dass die Götter aktiv werden, dass sie kämpfen, sich betrinken, sich paaren, ja sogar sterben, dann wird dem Lesenden von ihnen nur ein anthropomorphes Bild vermittelt.
Diodor von Sizilien schreibt über die druidische Gottesanschauung: Ä%UHQQXVEUDFKLQ
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XQGVLHDXV+RO]XQG6WHLQKHUJHVWHOOWKDWWH³ 10 Aufgrund dieser berühmten Aktion von
Brennus, dem Führer der Gallier auf dem Zug durch Griechenland, als er in jenem Tempel auf das Bild zweier griechischer Götter stieß, darf man sicher sein, dass die Druidenlehre keine Darstellung der Gottheit in Menschengestalt zugelassen hat. Aus dem Verhalten von Brennus spricht einerseits die Ablehnung einer figürlichen Darstellung der Götter und andererseits die Unmöglichkeit, sie sich überhaupt als menschliche Wesen vorzustellen. 10
Zit. aus Jean Markale, „ Die Kelten“ , Weltbild Verlag, Augsburg1996, S.218
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Den größten Teil der Kelten stellte die soziale Schicht der Bauern und Handwerker dar. In ihrer Vorstellung existierten verschiedene personifizierte Gottheiten, die elementare und nützliche Aspekte der Natur verkörperten. Wie es immer schon dem Bedürfnis der Menschen entsprach, sich die Götter personell und menschenähnlich zu denken, projizierte der keltische Mittelstand auch menschliche Gaben und Eigenheiten auf die fünf verschiedenen Identitäten ihrer Gottheit. So war die Religion des keltischen Raumes für jedermann verständlich. Ihre esoterische Bedeutung blieb jedoch nur den Druiden, den Barden und wenigen Eingeweihten zugänglich.
'LHhEHUQDKPHYRUNHOWLVFKHU*RWWKHLWHQ Warum existieren denn nun so viele verschiedene Namen von keltischen Göttern? Als die Kelten begannen, sich in Richtung Westen auszubreiten, nahmen sie die Eigenschaften und Bezeichnungen ihrer Götter mit bis nach Nordindien oder Südeuropa. Wo sie hinkamen, lernten sie neue Religionen und Denkansätze fremder Länder und Städte kennen. Einige waren ihrer eigenen Anschauung sicherlich ähnlich, und man kann wohl gegenseitige Einflüsse vermuten. Nach einiger Zeit gab es nun für dieselben Götter viele unterschiedliche Namen. Folglich kann man die Kelten durch ihre Einstellung zu fremden Anschauungen als sehr tolerant und wissbegierig bezeichnen. So ist es vorstellbar, dass sich unterschiedliche religiöse Kulturen gegenseitig positiv beeinflusst haben. Im Laufe der keltischen Religionsentwicklung entstanden auf dieser Weise die mannigfaltigsten Gottheiten, die den heutigen christlichen Schutzpatronen ähnlich sind. Die Kelten beteten so z.B. zu Bran, oder sie baten ihre Barden um Hilfe durch einen passenden Zaubervers. Viele multikulturelle alte Gottheiten repräsentierten die Jahreszeiten, von denen je eine in zyklischen Abständen starb, um die Wiedergeburt der darauffolgenden zu ermöglichen. Abschließend kann man sagen, dass die Kelten alte Glaubensanschauungen (z.B. die, der Bewohner der Britischen Inseln) auf ihre spezielle Weise aufnahmen, um sie in ihre eigenen Lehren und Mythen zu integrieren.
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'LHSHUVRQHOOHQ*RWWKHLWHQ Über die frühesten keltischen Gottheiten weiß man nur wenig, denn die Kulturen der megalithischen Epoche stellten ihre Gottheiten nicht in konkreter Form dar. Steine, Grotten, Quellen und Flüsse waren wichtige und ausreichend konkrete Symbole und repräsentierten die ihnen eigenen Qualitäten. Später dürften die indogermanischen Kelten ihren Göttern äußere Erscheinungen verliehen haben. Nach Cäsars Ansicht waren die keltischen Gottheiten durchaus vergleichbar mit römischen (Merkur, Apollo, Mars) oder skandinavischen Göttern. Er wollte die wichtigsten Götter nach dem Muster der fünf Grundtypen klassifizieren. Diese wären Merkur als Erfinder der Künste und Patron des Handels, Mars als Kriegsgott, Minerva als Patronin des Handwerks und der Kunst, Apollo als Gott der Heilkunst und schließlich Jupiter als Herrscher im Himmel. Eine der bemerkenswertesten keltischen Gottheiten war seiner Ansicht Dis Pater oder Pluto, der Herrscher der Unterwelt, von dem alle Kelten abzustammen glaubten. Insgesamt waren die Römer anderen Religionen gegenüber sehr aufgeschlossen und integrierten auch keltische Götter und Göttinnen wie Sul of Bath, die dann Aqua Sulis hieß, in ihren Glauben.
'LHJURH(UGPXWWHU Im keltischen Bewusstsein war der Glaube an eine weibliche elementare Qualität des Lebens, die alles durchdringt und Leben schenkt wie nimmt, tief verankert. Seit dem Beginn ihrer Kultur stand eine Muttergottheit im Mittelpunkt, in der alles Leben seinen Ursprung findet. Sie war die Personifizierung des fruchtbaren Bodens, des Wassers und der Elemente, kurz gesagt: Mutter Erde. Sie war ein Symbol des ewigen Wachstums und der Fruchtbarkeit von Menschen, Pflanzen und Tieren und sie wachte über alles Erdenleben, das sie nach dessen Tode wieder in die Erde zurückholte, zu einem Ort unter der Erdoberfläche. Sie hütete die verborgenen, okkulten Kräfte der Wiederkehr. Die Kelten sahen im Sterben überhaupt nichts Endgültiges. sondern nur etwas Vorübergehendes, sozusagen eine Zwischenstation auf einer langen Reise. Der Mutterschoß beschreibt wohl am besten diesen Zustand des Rastens in der jenseitigen Welt, und die große Erdmutter schickte die unsterblichen Seelen immer wieder in zyklischen Abständen mit einem Körper in die Sinneswelt, in ihre sich immer wieder gebärende Welt.
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Die damalige Weltanschauung umfasste den Glauben an ein gebärendes Prinzip, das sich in jedem weiblichen Lebewesen entfalten konnte, und so hatte es die Fähigkeit, so wie die Erde Leben aus sich hervorzubringen.
Die dreifache Muttergöttin am Kessel von Gundestrup (100 v.Chr.)
7.1.1 Die drei Gesichter der großen Göttin Im ganzen keltischen Wirkungsbereich taucht zuerst eine in der Einheit verehrte, später in der Dreiheit inkarnierte Erdmutter auf. Sie verkörperte in ihren drei Erscheinungen die magische Vervielfältigung des mütterlichen Prinzips und der Kräfte und stand gleichsam für die Vollkommenheit. Zur Gestalt der drei Erscheinungsformen ist folgendes wichtig: die Gottheiten symbolisieren gleichsam die drei Lebensalter und Archetypen der Frau: 'DVMXQJH0lGFKHQ 'LHUHLIH)UDX
'LHZHLVH$OWH Unter diesen drei Archetypen findet das Prinzip der Erdmutter ihren vollkommensten Ausdruck. Denn im alten Gallien bestand unter keltischer Herrschaft ein Matriarchat, von dem das Leben der Kelten in allen Bereichen durchdrungen war und dem eine gewaltlosere und sanftere Philosophie zu Grunde lag, als es in der römischen Religion oder der griechischen der Fall war. Die Autorin Göttner- Abendroth schreibt in ihrem analytischen Werk über das Weltbild des MatriarchatsÄ6FKDXHQZLUXQVGLHÃ*|WWLQVWUXNWXUµDQVRVHKHQZLUGDV'UHLVWRFNZHUN
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J|WWOLFKHQ*HVWLUQH/DQGXQG0HHUVLQGGLHPLWWOHUH5HJLRQGLH:HOWGHU0HQVFKHQGLH
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+2+
In Erde, Sonne und Mond wurde diese allumfassende Gottheit im ursprünglichen Sinne verehrt und gesehen. Der Mond als Aspekt des jungen Mädchens (er ist in sich wieder zyklisch dreigeteilt: Werden- Sein- Vergehen) steht in engem Kontakt mit dem weiblichen Element Wasser. Die immerdar lebensschenkende und wärmende Sonne versinnbildlicht die göttliche gebärende Mutter und heilige Frau. Um diese ewige Dreiheit zu vervollständigen ist der Erde die lebensverschlingende und wiedererweckende weise Alte gleichzusetzen.
Muttergöttin mit ihren Gatten Esus und Taranis am Kessel von Gundestrup
Auch drei Farben spiegeln diese drei Qualitäten des weiblichen Seins wider, es sind dies in der Reihenfolge Weiß- Rot- Schwarz. Weiß für die starke und tapfere Mädchengöttin, Rot für 11
Zit. aus Resch „ Unser keltisches Erbe“ S.232
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die reife, lebensspendende Frauengöttin und Schwarz für die erfahrene und weise Unterweltgöttin. Sie sind ein Beispiel mehr für die vielfältigen Emanationen des göttlichen Aspekts in der materiellen Welt. Diese mystische Farbenkombination findet sich in zahlreichen Sagen, Märchen und Bräuchen unseres Raumes, sowie immer wieder auf Reliefs und Fresken in katholischen Kirchen, wie zum Beispiel im Mosaik der alten Kirche von Teurnia/ Lurnfeld in Kärnten, das auch keltische Erdmuttersymbole aufweist, die jedoch christlich interpretiert wurden. 7.1.2 Die Verehrung der Erdmutter Die Kelten legten großen Wert auf die Verehrung der Erdmutter, die ja den zentralen Kern ihrer matriarchalischen Religion bildete. Es dürfte zahlreiche magische Kultplätze gegeben haben, an denen sie gefeiert und angerufen wurde. Als solche Verehrungspunkte wurden häufig Quellen, Haine, Berge oder Teiche herangezogen, da sie als Zentren weiblicher Kraft angesehen wurden und heilig waren. Es müsste praktisch bei jeder alten Siedlung eine solche Kultstätte vorhanden gewesen sein, wie ja auch jetzt in jedem Dorf eine Kirche steht. Mit höchster Wahrscheinlichkeit übernahm die christliche Religion viele ihrer magischen Kraftpunkte und ließ diese innewohnende mütterliche Qualität weiterleben, indem sie diese Zentren zu Kapellen, Kirchen oder heiligen Grotten umfunktionierte. Zu keltischer Zeit wurden die religiösen Kraftpunkte als Bet- Plätze bezeichnet. Zahlreiche
Ortsnamen trugen einst diese Bethennamen, einige Beispiele sind %HGDLRQ in Noricum, das jetzige &KLHPLQJ sowie das Dorf %HGD, das heutige %LWEXUJ. Bemerkenswert ist, dass viele
französische Orte ihre alten charakteristischen Namen behalten haben. %rWKXQ, %HWKDQFRXUW und %rGDULHX[ sind Beispiele für keltisches Kulturgut in der Gegenwart.
Die Präsenz der Erdmutter umfasste alle Lebensbereiche der Kelten, vom Ackerbau bis ins Lehrwesen, vom religiösen bis zum philosophischen Denken und Handeln. Über den ganzen keltisch beeinflussten geographischen Raum finden sich zahlreiche Hinweise auf die Verehrung von einer oder mehrerer Muttergottheiten, vielerorts haben sie spezifische Namen, die sich entweder von Naturqualitäten ableiten oder einen magischen Platz verkörperten. Grundsätzlich war es jedoch ein und dieselbe Kraft, die sich unter all diesen Namen und Aspekten herauskristallisieren konnte und überregionalen und- weltlichen Charakter hatte.
Sie wurden unter den einfachen Namen als 0DWUHV bzw. 0DWUDH oder 0DWURQDH vor allem
vom Volk in vielerlei Situationen um Hilfe angerufen. Als Matres kommen sie 35mal in der Gallia Narbonensis vor, 29mal in Britannien und 29mal in Germanien, wogegen in der
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Cisalpina die Matronae mit 50 Beispielen vorherrschen und am Niederrhein mit 86 Erwähnungen den Rekord halten.
Überall wurden sie als GHDHQXWULFHV abgebildet, am häufigsten ein Baby stillend, ein Wickelkind auf dem Arm oder in der Wiege, ein Kleinkind auf dem Schoß oder zu Füßen. Das wohl eindrucksvollste Relief der manifestierten dreiheitlichen Muttergottheit stammt aus Vertillium, dem heutigen Vertault (Dêp. Côte d’Or) westlich von Châtillon- sur- Seine und zeigt die drei Aspekte der Gottheit sitzend, wie sie ein Kind pflegen und ernähren. Alle haben eine entblößte Brust als Zeichen der Mutterschaft. Die Mütter werden auch zuweilen von Vögeln oder Schoßhündchen begleitet, und in vielen Abbildungen kann man diese hoheitsvollen Damen mit Körben voller Früchte, Ähren und Brot als Zeichen der Reife und Fruchtbarkeit bewundern. Von ihnen gibt es fast so viele regionale Namensgebungen wie Landstriche im keltischen Reich. Am häufigsten übernahmen sie Stadtbezeichnungen oder bekamen den Namen des ansässigen Stammes verliehen wie z.B. die 0DWUHV*ODQLFDH aus Glanum oder die 0DWUHV7UHYHUDH der Treverer im Hunsrück- Eifel Gebiet.
Die Frauen hatten ein besonderes tiefes Verhältnis zu der Muttergottheit und sie pflegten sich bei Fragen der Mutterschaft, des Stillens und des Kindererziehens an die Junones zu wenden, die wohl die Aufgabe der Hebammen beziehungsweise eine beratende Funktion in der Gesellschaft zu erfüllen hatten.
,VLV±1RUHLD Im Königreich Noricum wurden die Bethen als Nationalheilige und norische Muttergottheiten verehrt- sie waren Schenkende des Lebens und der Gesundheit und galten auch als Beschützer der Mütter und Kinder. In Erzählungen heißt es, es gäbe drei gütige Frauen, die durch die Lande gehen und weisen Rat den Suchenden erteilen, auch schenkten sie Gaben und gute Gedanken mit fürs Leben, besonders oft in der Gegend, in der sich ein Neugeborenes befände. Auffällig ist die Ähnlichkeit zu den germanischen Nornen, sowie Parallelen zu dem Märchen Dornröschen. Der Glaube an diese weisen Frauen war tief im Volk verwurzelt und hielt sich noch dementsprechend lange im Bewusstsein. Den drei Müttern, die das Neugeborene beschützen und es beschenken, wurden sogar noch von Germanen, die als römische Beamte am deutschen Rhein regierten, mehrere Weihesteine gesetzt. Isis Noreia genoss speziell in Kärnten eine hohe Verehrung und galt als Stammesgöttin. Ihren doch untypisch fremden Namen verdankt sie den Römern, da diese in ihr eine Ähnlichkeit mit der ägyptischen Isis empfanden. Drei Statuen dieser Isis Noreia wurden bis zum heutigen Tag
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aufgefunden, die alle die große segnende Erdmutter darstellen. Vom Volk wird sie noch
heutzutage 5LHVLQ genannt. Die überlebensgroßen Skulpturen dürften eine wichtige Rolle bei
Festen, Bräuchen und Ritualen gespielt haben. In späterer Zeit, als die christliche Religion in Gallien Fuß fasste, wurden allen Statuen der Kopf und die Hände abgeschlagen. Die aus weißem Marmor hergestellte Muttergöttin aus Wutschein (von den Dorfbewohnern wird sie Magd genannt, was soviel wie Jungfrau bedeutet) hat eine kreisrunde Vertiefung in ihrem Schoße, in welche die Bauern noch immer Opfergaben legen. Vermutlich dürfte hier eine Kinderfigur einst ihren Sitz gehabt haben. Zu keltischen Zeiten wandte man sich an diese Gottesgestalt um Hilfe bei unglücklicher Liebe, bei Kinderwünschen oder man erbat eine gute Schwangerschaft.
(SRQD Eine weitere Art kultischer Verehrung galt bei den Galliern der dreifachen Gottheit, von der sie auch höchstwahrscheinlich durch die alte britische Religion erfahren hatten. Sie verliehen ihr unter anderen am häufigsten den Namen Epona und sie ist die dreigesichtige Mond- oder
Muttergöttin. Epona leitet sich aus dem gallischen HSR ab, das Pferd bedeutet. Dem angehängt
steht die Endung RQD für Göttin oder göttliches Pferd. Es war üblich, dass der König seine Herrschaft durch Vereinigung mit der Muttergöttin in Pferdegestalt besiegeln musste. Die Muttergöttin symbolisierte in dieser Beziehung als Erdgöttin ihre Verbundenheit mit dem Territorium des Königreiches. Die Göttin Epona wird von den Römern als Patronin der Pferde angesehen, viel wahrscheinlicher ist aber, dass ihr Wirkungsbereich unvergleichlich komplexer war. Sie
dürfte eine Form der dreigestaltigen Muttergöttin bzw. Erdmutter verkörpert haben, was sie eigentlich zu einer der bedeutendsten Gottheiten machte. Sie wurde im gesamten gallischen Raum verehrt, denn man fand von Portugal bis Bulgarien, von den Britischen Inseln bis Unteritalien weit über 300 Weiheinschriften und Darstellungen.
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Die keltische Epona mit Pferd Epona wird jedoch nie ohne Pferd abgebildet. Man sieht sie öfters im Damensitz, mit oder ohne Sattel, selten in einem Wagen und von Stuten und Fohlen umgeben. Auf den meisten dieser Bilder umspielt ein heiteres Lächeln ihre Gesichtszüge. Göttin und Tier sind in offensichtlicher gegenseitiger Zuneigung vereint. Auffallend ist, dass viele Epona- Darstellungen die unmittelbare Volkstümlichkeit mittelalterlicher Heiligenbilder ausstrahlen. Sie kommt entweder im weiten Mantel, mit bloßem Oberkörper oder in der Nähe von Quellen ganz nackt vor. Sehr wahrscheinlich ist, dass sie eine Göttin der Fruchtbarkeit war mit der Aufgabe, alle Lebewesen zu schützen, zu nähren und sie gesund zu erhalten. In einigen Landstrichen fand man Hinweise, dass sie zusammen mit den Matres angerufen wurde und in einigen Fällen ist sie mit ihnen auf demselben Stein verewigt. Je eine Weiheinschrift aus Gallien, Rumänien und England sprechen sie in der Dreiheit an. All dies deutet darauf hin, dass Epona als Muttergottheit verehrt wurde. Während im allgemeinen die großen Götter der Kelten wie Lug oder Belenus auf Bergen oder in Eichenhainen verehrt wurden, lag der Sitz der Göttin Epona unten im Tal, umgeben von den Weiden der Pferde. In Kärnten fanden sich keltische Zuchtgestüte südwestlich vom Magdalensberg zwischen Glan und Gurk, wo sich auch ein Verkehrsknotenpunkt befand. Namen wie Deinsdorff, Stuttern, Rosendorf, richtig Rossdorf und Eselsberg zeugen heute noch von der einst hier blühenden Pferdezucht und Verehrung
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dieses Tieres. Eine der bedeutendsten Kultstätten der keltischen Epona dürfte mit hoher Wahrscheinlichkeit der heutige Herzogstuhl gewesen sein.
&HUQXQQRV Ein Beispiel für eine weitere, von den Kelten übernommene Gottheit stellt der bekannte Mann mit den Hörnern dar. Er ist ein Überbleibsel aus der sogenannten ÄDOWHQ5HOLJLRQ³ und die Kelten stießen kurz nach ihrer Landung auf britischem Boden auf ihn. Er wird meist übereinstimmend als ein Mann dargestellt, der auf seinem Haupt ein Geweih trägt und mit Hirschfell bekleidet ist. Diese Vorstellung einer Naturgottheit stammt vermutlich noch aus der paläolithischen Periode der Frühsteinzeit. Die Kelten verliehen dieser Gestalt in der Bronzezeit wieder Leben und diesmal wird der gehörnte Gott sowohl männlich als auch weiblich dargestellt. Interessant ist die Tatsache, dass auch in Mesopotamien, Griechenland (Minos), Babylon und Assyrien populäre Gottheiten mit Hörnern auftauchten. In Ägypten waren es zum Beispiel Amon mit den Widderhörnern und die heilige Kuh Hathor und in Babylonien der Gott Asshur. Auch in unseren Breiten existierte
eine namentliche Entsprechung zu dem gehörnten Gott: Es war der *UHHQ0DQ. Die Römer
beobachteten, dass er in weiten Teilen Galliens verehrt wurde und gaben ihm die Bezeichnung
Cernunnos, was einfach ÄGHU*HK|UQWH³ bedeutet. Er ist der Beherrscher der
Wachstumskräfte, die sich symbolisch an seinem Haupt als Hörner manifestieren. Auf Reliefs wird ein jugendliches volllippiges Antlitz gezeigt, an dessen Schläfen oder Helm zwei Geweihstangen ansetzen. Oft sieht man ihn auch mit Rinderohren abgebildet. Dieser Cernunnos ist der Gott, der schlafende Kräfte wieder zum Leben erwecken kann und diesen, zusammen mit der Erdgöttin, Form verleiht. Er ist es, der die Säfte in den Pflanzen hochsteigen lässt und die Kräfte in den Lebewesen regeneriert. Er ist im weitesten Sinne der Gott des Lebens, des Wachstums, der Fruchtbarkeit, der Bewegung, des Handels, der Beutezüge und der erfolgreichen Kriege. Er wird gern dem Dis Pater (dem männlichen Unterweltherrscher) gleichgesetzt und wird oft zusammen mit Esus und Teutates in einem Dreiergespann genannt. Bei ihm befindet sich häufig eine gehörnte Schlange, die sich vor dem Gott in zwei großen Schwingungen aus der Erde emporwindet. (Kessel von Gundestrup) In diesem Fall steht die Schlange als ein Symbol für die Erdkräfte. Diese sich kraftvoll emporwindende Schlange bedeutet die Vereinigung des männlichen und weiblichen göttlichen Prinzips und das mystische Erwachen der Natur im Frühling.
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Der gehörnte Cernunnos mit Hirsch und Schlange am Kessel von Gundestrup
Im Laufe der Christianisierung wurde er, so wie Pan oder andere Gottheiten mit tierhaften Attributen zu einer Inkarnation des Teufels erklärt- und das macht eine weitere Verfolgung seines Werdegangs unmöglich.
(VXV Esus hat unter den Keltologen heftige Diskussionen hervorgerufen. Sie konnten sich nicht über dessen römische Entsprechung einigen. Er wurde von einigen als Mars, von anderen wieder als Merkur angesehen. Das gleiche Schicksal wurde dem keltischen Gott Taranis zuteil. Er war mit Taranis und Teutates einer der drei Götter, die eine heilige Triade bildeten. Die Bedeutung des Wortes Esus wurde aus dem Indogermanischen, Griechischen, Iranischen, Sanskrit, Etruskischen, Italischen, Walisischen und schließlich Irischen abzuleiten versucht und man fand heraus, dass es sowohl guter Herr als auch schrecklicher Meister bedeutet. Auf Abbildungen begegnet man einem bärtigen, barhäuptigen Mann mit halbnacktem athletischen Oberkörper, der Äste von einem Baum hackt. An dieser Stelle soll auf den symbolischen Wert der Axt als Element des Willens hingewiesen werden. Mit Sicherheit ist hierbei der Baum Sinnbild für eine geistige Einheit, ein Symbol für den Lebensnerv einer Gemeinschaft. Das Abschlagen der Äste kommt dabei dem Sieg über die Lebenskräfte des Gegners gleich. Zusammen mit ihm taucht das Symbol des Lebensbaumes, die Spirale, auf. In den vorrömischen Triadendarstellungen des Esus ist er der Gott mit den Mistelblättern. Er ist auch
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bekannt als GHU%RUVWLJHGHUYRQGHQVFKUHFNOLFKHQ$OWlUHQUrsprung und Herkunft aller anderen Gottheiten, vielleicht ist er sogar eine alte Form des großen Gottes Teutates. Er gilt als Inspirationsverleiher in den Kämpfen, und so wurden ihm die Feinde vorwiegend auf Bäumen hängend geopfert.
/XJ Cäsar sprach einst von einem gallischen Merkur, der hochgeschätzt und oft illustriert worden
war. Der irisch- gallische Name dieses Gottes geht aus der Geschichte der 6FKODFKWYRQ0DJ
7XUHG leicht hervor, denn dort tritt eine Gestalt namens Lugos oder Lugu als Übergott und Beschützer des Handels auf. Doch jene mythische Gestalt hat außer dem letzteren Aspekt nichts mit dem römischen
Merkur zu tun. In der 6FKODFKWYRQ0DJ7XUHG wird Lug ausführlich beschrieben, er wird auch
Samildanach (+HUUDOOHU.QVWH) genannt und erscheint als junger Krieger, schön, liebenswürdig und königlich. Lugs voller Name lautet /XJ/RQQDQGVFOHFK12
Weil dieser Gott von zwei völlig verschiedenen Geschlechtern abstammt, vereinigt er soziale, spirituelle und ordnende Macht (der Tuatha De Danann) mit der brachialen, instinktiven und chaotischen Kraft (der Fomore). Er ist Hüter aller Geheimnisse der Götter. Das macht den Herrn aller Künste zu einer Führungskraft mit außergewöhnlichen und einzigartigen Attributen. In ihm vereinigen sich die zwei ureigensten Polaritäten des Lebens, er symbolisiert den Glauben der Kelten an einen geistigen und körperlichen Monismus. Lug ist in den Mythen Meister in allen Handwerken, als Kämpfer, Harfenspieler, Held, Dichter, Geschichtsschreiber, Magier, Arzt, Mundschenk und in allen noch denkbaren Künsten unschlagbar. Er versteht es, die Menschen durch sein Harfenspiel in Freude oder Trauer ausbrechen zu lassen. Lug ist sowohl der Klasse der Priester, der Klasse der Krieger und schließlich auch der Klasse der Produzierenden angehörig. Da er nun alle drei Klassen und auch zwei Geschlechter vereinigt, ist er als König qualifiziert mit der Fähigkeit, eine staatliche Ordnung zu schaffen und ist in der Lage, unbewusste Instinkte und Einflüsse zu zähmen.
Aus Markale „ Die Druiden“ ; Er ist weiters der Sohn von Cian, des Sohnes von Diancecht, und von Eithne, der Tochter von Balor. Diancecht ist der Gott der Heilkunde des Volkes der Tuatha De Danann, Balor ist ein kriegerischer einäugiger Riese des Volkes der )XPRUH. 12
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In der zweiten 6FKODFKWYRQ0DJ7XUHG wird Lug in all seiner erhabenen Herrlichkeit geschildertÄ(UOHJWHVHLQHZXQGHUEDUHQDXVIUHPGHQ/lQGHUQMHQVHLWVGHV0HHUHV
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Bei diesen alten idealisierten Überlieferungen wird zweifellos klar, dass Lug nicht dem römischen Merkur gleichzusetzen ist, er verkörpert noch viel mehr, in der patriarchalen Epoche sahen die Kelten in ihm ein ganz besonderes Wesen, einen archetypischen Gott, der über den Göttern herrscht.
Der Krieger Lug Es existierten auch heilige Städte namens Lyon, Loudon und Leyden, sie alle haben Lug ihre
Namen zu verdanken. Mit dem Wort Lug verbindet man Ä/LFKWXQG+HOOH³ (griech. Leukos-
ZHL, lat. Lux- /LFKW). Um so interessanter ist die Tatsache, dass Lugs Symboltier ein Rabe ist,
13
Zit. aus Jean Markale, „ Die Druiden“ , Weltbild Verlag, Augsburg 1996, S.76
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der eigentlich Nacht, Schwärze und Dunkelheit verkörpert. Diese so polaren Attribute des Allgottes weisen vielleicht auch wieder auf Lugs Fähigkeit hin, Gegensätze zu vereinen. Der erste August ist ein keltischer Feiertag, der Lug geweiht ist. (Lugnasad- Hochzeit von Lug) Mit dem Einfall der Römer in Gallien wurde aus dem Herrn aller Künste ein gallischrömischer Merkur. Bei den romanisierten Kelten verehrte man Lug alias Merkur zwar noch lange Zeit, seine Identität ging jedoch immer mehr verloren und wurde teils an Merkur angeglichen, teils erhielt er einen völlig fremden Charakter.
Er bekam beispielsweise den Beinamen 0HUFXULXV$YHUQXV (Schutzherr der Averner) oder
auch 0HUFXULXV-XYDQWXFDUXV (Schutzherr der Jugend). Dem keltischen Merkur wurde auch
vielfältige Gestalt verliehen. Er ist nicht nur oft als Jüngling dargestellt, sondern erscheint auch als alter bärtiger Mann. Zahlreiche Abbildungen zeigen ihn mit typisch römischen Symbolen und Bedeutungen (Widderkopf, Schlangen, Wanderstab).
%HOHQXV'LDQFHFKW Eine weitere bedeutende Gottheit der Kelten stellt Diancecht, besser bekannt als Belenus, dar. Er ist Herrscher über Gesundheit und Krankheit und vermag das Altern und Sterben hinauszuzögern. (Cäsar verlieh ihm den Namen Apoll) Diancecht gehört zu den Führern der Tuatha De Danann. Dort heilte er all jene Verwundeten, denen nicht der Kopf abgeschlagen worden war, oder deren Rückenmark oder Gehirn nicht verletzt war. Wenn dies der Fall war, konnte er nichts mehr für sie tun. Das erklärt auch das Verhalten der Kelten im Schlachtgetümmel, bei dem sie ihren schon toten Feinden die Köpfe abschlugen. Sie wollten unbedingt verhindern, dass ihre Gegner durch Zauberei wieder geheilt werden konnten. Dieser Gott der Gesundheit hatte einen Sohn, genannt Miach, der die Gabe des Heilens noch besser beherrschte als Diancecht:Ä'LDQFHFKWLVWDXIGLHVHQ6RKQHLIHUVFKWLJXQG
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Zit. aus Jean Markale, „ Die Druiden“ , Weltbild Verlag. Augsburg 1996, S.81
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Doch aus dessen Grab wuchsen 356 Pflanzen, genauso viele, wie die Anzahl von Miachs Gelenken. Sie schätzten die Kelten als die heilkräftigsten Kräuter. Durch diese Überlieferung wird betont, dass das Wissen um die Heilkunst und Pflanzen eine göttliche Gabe ist. In den Mythen um Diancecht wird oftmals von wundertätigen Kesseln berichtet. Nachdem unter diesen Feuer gemacht wurde, legte man Gefallene hinein und es kamen lebendige, jedoch stumme Krieger wieder heraus. In Zusammenhang mit solchen Kesseln kann man auch die legendären keltischen Thermalbäder sehen. Die Kelten glaubten an die Kraft des Wassers und schätzten warme Quellen sehr. Manche dieser Heilstätten werden heutzutage noch genutzt. Aber Diancecht wurde nicht nur der Heilkunst wegen gepriesen. Er scheint auch als Sonnengott und Gott der Jugend in Gallien und Irland hohe Achtung genossen zu haben. Dies geht aus den weiteren Namen hervor, die er besaß. 15 Das ist eigentlich ungewöhnlich, denn weder in der römischen noch in der griechischen Kultur taucht ein Gott der Sonne auf. Lediglich die Ägypter verehrten Osiris als mächtigen Sonnengott. So ist es nicht abwegig, zu glauben, dass der keltische Sonnengott sich nicht von den Indoeuropäern ableitet. Der Steinkreis von Stonehenge weist darauf hin, denn er war eine eindeutige Sonnenkultstätte. Man fand heraus, dass die Anordnung der Steine in Zusammenhang mit der Sommersonnenwende steht. Es ist allgemein bekannt, dass dieses Steinmonument nicht von indoeuropäischen Völkern, sondern von viel älteren Kulturen errichtet worden war. Wie archäologische Funde bestätigen, lag die Blütezeit des Sonnenkultes der Gallier in der Bronzezeit. Es ist höchst wahrscheinlich, dass die Kelten ihren Diancecht alias Belenus/Grannus als Sonnengott von unterworfenen Völkern übernommen haben. Aus Texten des %XFKHVGHU(UREHUXQJHQ geht hervor, dass speziell die Kriegerklasse unter dem Schutz des Sonnengottes stand. Um diese Begründung verständlich zu machen, muss zunächst etwas tiefer gegangen werden. Belenus hat in Gallien eine weibliche Entsprechung: die Göttin Belisama bzw. auch Brigit, in deren Tempeln ein immerwährendes Licht erhalten wurde. Dies alles unterstreicht den Sonnencharakter dieser Gestalten. Brigit ist dreiköpfig, d.h. sie ist Dichterin, Kriegerin und Herrin des Handwerks. Durch diese Dreiheit ihres Wesens ist sie Repräsentantin aller Gesellschaftsformen und entspricht somit völlig dem Sonnenideal. Diancecht wurde auch oft als Grannus (vom irischen JULDQ: Sonne Strahlende, der Glänzende) verehrt. 15
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Wenn man nun davon ausgeht, dass von den Kelten eine von alten autochthonen Völkern übernommene Sonnengöttin verehrt wurde, was für eine Rolle spielt dann der keltische Belenus ? Belenus erscheint in den alten Erzählungen in vielen Formen. Zum Beispiel war er die Sagengestalt Mabon/ Maponos, der Sohn der Sonnengöttin, oder er trat als König der Tuatha De Danann namens Mc. Cecht auf. Alle diese Bezeichnungen sind ältere Namen für Belenus, in dem sie sich schlussendlich vereinigen. Vor allem Belenus war einer der Hauptgötter Noricums. Von den Römern als der keltische Apoll bezeichnet, wird er gleich nach dem Hauptgott Merkur erwähnt. Cäsar z.B. teilt Apollo
das Ä9HUWUHLEHQYRQ.UDQNKHLWHQ³ zu, entzieht sich aber weiteren Beschreibungen durch die vage Bemerkung, dass sich die keltischen Götter nur in wenigen Merkmalen von denen anderer Kulturen unterscheiden.
Belenus auf einer keltischen Münze Belenus, der stellvertretend für viele ähnliche Götter der Kelten steht, hat die Funktion eines Sonnengottes inne, der für die Wärme und das Licht zuständig war und der auch Heil- und Wahrsagekräfte besaß. Der keltische Apoll wird in den alten Mythen oft als Sohn des Lichts bezeichnet. Er kann durch die Kraft der Sonne die Dunkelheit vertreiben. Ähnlich wie bei den Griechen war auch er in Noricum der Gott der Künste und der Führer der Jugend. Seine Heiligtümer befinden sich mit Vorliebe an warmen und kalten Heilquellen. Das dahinter liegende Prinzip des Gottes wurde wohl im ganzen indoeuropäischen Raum auf die gleiche Weise verstanden und angewandt: Der keltische Gott des Lichtes und der Sonne ist
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hier zugleich der Herr der Unter- bzw. Anderswelt, aus der sich das Leben ewig erneuert. Wasser und vor allem Quellen sind eine Gabe dieser Welt, die das potentielle Leben in die reale Welt hinaustragen, denn in ihnen wohnt der lebensspendende Funke. Die brodelnden, heißen Thermalquellen dürften so gesehen eine besondere Bedeutung gehabt haben. Bemerkenswert ist, dass er als der irische Diancecht und auch der Gott Dagda/Teutates in einem bestimmten Ritual die Toten durch Aufkochen wieder zum Leben erwecken kann.
Teutates (Diancecht?) steckt die keltischen Krieger in einen gefüllten Kessel Das Wort Belenus hängt, passend für einen sonnenhaften Gott, mit hell und glänzend
zusammen. Die Silbe EHO ist Bestandteil vieler keltischer Wörter. Unter anderem kommt es in
der keltischen Bezeichnung für das Lichtfest Beltaine vor. Während der Romanisierung Galliens wurde aus Belenus Apoll. Seinem Namen wurden charakteristische, regionale Kürzel
mitgegeben. Zum Beispiel $SROOR9LURWXWLV, der als Wohltäter in Savoyen verehrt wurde, oder $SROOR0RULWDVJXV, das übersetzt soviel wie 6HHZDVVHUPDVVH bedeutet. Letzterer herrschte zusammen mit der Göttin Damona über die Quell- und Tempelanlage von Alesia.
7HXWDWHV Bildnisse des keltischen Mars sind vor allem im Zentrum Galliens vorzufinden. Die Kelten verehrten und kannten ihn unter zahlreichen Namen. Die bekanntesten sind Smertrios, Tutatis,
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Segomo- 'HUGHUGHQ6LHJEULQJW (im südlichen Gallien) und Camulos- 'HUGHU:LQNHO]JH
PDFKWHLQ7DNWLNHU.
Smertrios wurde in ganz Gallien geachtet, und erscheint des öfteren als Mann, der seine Keule drohend gegen eine Schlange erhebt. Leitet man den Namen ab, stößt man auf eine Wurzel, die ihn als Segensbringer bzw. Gott des Verteilens ausweist. Fraglich ist nur, was genau er verteilt, die Früchte der Erde oder die Beute des Krieges? Tutatis ist eine Nebenform des
bekannten Namens Teutates und heißt so viel wie 9DWHUGHV9RONHV. Diese Charakterisierung
kann ziemlich allgemein und wörtlich genommen werden. Jeder regionale Stammesgott konnte so einen Beinamen erhalten. Er war der erste Ahne der Gallier sowie der Gesetzgeber, Wächter, Richter und Verteidiger. Sein Name kann unterschiedslos als Sammelbegriff für mehrere Gottheiten angewendet werden. Nichts desto trotz erscheint Teutates bei Lucarnus als eigenständige Gottheit; er ist dort Teil der Triade Esus- Taranis- Teutates. Auch wird er nicht Mars gleichgesetzt. Der keltische Mars
zeigt sich in den alten Schriften GHU6FKODFKWYRQ0DJ7XUHGals Führer der Tuatha De Danann. Er besitzt ein Doppelantlitz: d.h. Mars ist sowohl Friedenserhalter als auch Kriegsgottheit.
Eine weitere Facette des keltischen Mars in den Legenden ist der Held Ogme, welcher den
Gott der Beredsamkeit darstellt. Der griechische Schriftsteller Lukian beschrieb Ogme: Ä'LH
.HOWHQQHQQHQ+HUDNOHVLQLKUHU6SUDFKH2JPLRVDEHUVLHPDFKHQVLFKHLQK|FKVW
PHUNZUGLJHV%LOGYRQGLHVHP*RWW6LHVWHOOHQLKQQlPOLFKDOVDOWHQ0DQQGDUGHUVLFKGHP (QGHVHLQHV/HEHQVQlKHUW6HLQ+DXSWLVWNDKOQXUZHQLJHZHLH+DDUHVLQGLKPJHEOLHEHQ
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JOHLFKWPHKU&KDURQRGHUDXFK-DSKHWDOV+HUDNOHVREZRKOHUlXHUOLFKVRJHNOHLGHWLVWZLH
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Lukian fügt weiters an, dass all diese Leute an des Gottes Zungenspitze gebunden sind. Es sähe nun so aus, als ob sie alle von seiner Zunge geführt würden. Da die Griechen ein völlig 16
Zit. aus Jean Markale „ Die Druiden“ , Weltbild Verlag, Augsburg 1996, S.95
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anderes Weltbild hatten, ist die Erklärung eines Galliers sehr nützlich: Ä,P*HJHQVDW]]XHXFK *ULHFKHQYHUELQGHQZLU.HOWHQGLH%HUHGVDPNHLWQLFKWPLW+HUPHVVRQGHUQPLW+HUDNOHV
GHQQ+HUDNOHVLVWYLHOVWlUNHUDOV+HUPHV'XVROOWHVWGLFKQLFKWGDUEHUZXQGHUQGDVV
+HUDNOHVDOVDOWHU0DQQGDUJHVWHOOWZLUGGHQQZHQQPDQGHQ'LFKWHUQJODXEHQGDUILVWGLH
.UDIWGHU5HGHLP$OWHUDPJU|WHQ0HLQHU0HLQXQJQDFKZDUHQVHLQH3IHLOHVFKDUIH
VFKQHLGHQGHXQGEOLW]VFKQHOOH5HGHQGLHGLH6HHOHQVHLQHU*HJQHUYHUOHW]WHQ,KUVDJWMD VHOEVWGDVV:RUWH)OJHOEHVLW]HQ³17
Die keltischen Epen erzählen also mehr von inneren Auseinandersetzungen . Die Kämpfe sind geistig- sprachlicher Natur, doch deswegen nicht minder vernichtend. Unter diesem Gesichtspunkt sollte man auch die Artuslegende betrachten. Nicht immer ist das Geschriebene wörtlich zu nehmen. Die benachbarten Länder wie Italien oder Sizilien schätzten und respektierten die keltische Kunst der Redegewandtheit. So ist es einleuchtend, dass die Römer von einer Horde angreifender Gallier berechtigterweise eingeschüchtert wurden. Gallier pflegten die Feinde mit Lärm und wilden Gesängen zu begrüßen. Wirklich hatte die Kraft der Stimme für die Kelten magischen Charakter, sie konnte MenschenÄIHVVHOQ³, siehe die Beschreibung des Herakles. Der Held Ogme , Führer der Tuatha De Danann gilt heute sowohl als Krieger, als auch als Schöpfer der Ogam- Schrift. Sie ist aus horizontalen Zeichen zusammengestellt, die sich um eine vertikale Achse anordnen. Sie hat sich vom römischen Alphabet abgeleitet und ist somit erst zu Beginn der christlichen Ära entstanden. Die Ogam- Zeichen sind magische Symbole, ähnlich den skandinavischen Runen und dienten den Druiden für ihre Werke. Da aber jede Art von Schrift für die Kelten magisch war, stellen uns die Ogam- Zeichen vor kein mystisches Rätsel.
Das Wort Ogme, das in keiner Verwandtschaft zu dem Wort Ogam steht, bedeutet Ä:HJ³. Unser Held Ogme/ -ios ist also der Führer, entspricht Herakles und vervollständigt mit König
Nuada zwei kriegerische Qualitäten. Sie repräsentieren das gesellschaftlich mächtige, doch voneinander abhängige Paar Druide -König: Einer kann ohne den Anderen nicht bestehen. Teutates richtet über Gallier am Kessel von Gundestrup
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Zit. aus Jean Markale „ Die Druiden“ , Weltbild Verlag, Augsburg 1996, S.96
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'DJGD Der keltische, von Cäsar beschriebene Jupiter erscheint in seinen Berichten an vierter Stelle. Doch Cäsars Betrachtungen der keltischen Götterordnung können nicht für alle Keltenstämme übernommen werden. Cäsar schrieb hauptsächlich über die Kultur der gallisch- romanisierten Kelten. Jener keltische Jupiter tritt in gleicher Gestalt und Qualität mit dem römischen Allvater auf. Die irische Mythologie überliefert uns einen sehr alten keltischen Namen für diesen Gott: es ist Dagda, der Führer der Tuatha De Danann. Er wird auch öfters Eochaid
Ollathir, der DOOPlFKWLJH9DWHU genannt. Dagda leitet sich von den Wörtern GDJR/ GHYRV ab, die soviel ZLHJXWHU*RWW oder GHU*|WWOLFKVWH bedeuten.
Der göttliche Dagda, so heißt es in der ]ZHLWHQ6FKODFKWYRQ0DJ7XUHGsteht über allen Götterwesen und behauptet dadurch seine Vormachtstellung (assimiliert an Jupiter). Er gehört der Klasse der Krieger an und seine Waffe ist eine mächtige Keule. Das Symbol der Keule ist mehrfach zu deuten. Einerseits vermag Dagda durch ihren Schlag den Tod zu bringen, andererseits hat sie Gabe, Tote wiederaufzuwecken. Diese zwei Aspekte sind bei Dagda von zentraler Bedeutung und charakterisieren sein Wesen. Mit römischen Worten würde man sagen, Dagda ist sowohl die Gestalt Jupiter als auch Dis Pater (der römische Herrscher über den Tod) in einer Person. Die Gallier hatten ein spezielles Verhältnis zu dem dunklen Teil in Dagda, denn sie waren stolz, sich seine Nachfahren nennen zu können. Das erklärt einige Bräuche und Gewohnheiten der Kelten. Sie berechneten damals alle Zeiträume nach der Zahl der Nächte, und überhaupt stand die Nacht vor dem Tag. Die Person Dagda ist von ungewöhnlicher Statur: Sie besitzt nur ein Auge, einen Hinkefuß und ist von Überlebensgröße. Weitere Attribute von Dagda sind neben der Keule zum einen eine magische Harfe, sie vermag ihre Zuhörer willenlos ergeben zu machen, und zum anderen ein großer Kessel, welcher immerfort mit Nahrung versehen ist und ein Symbol des Überflusses darstellt.
7DUDQLV Taranis wird allgemein als ein Schutzgott der Krieger angesehen und gleichzeitig dem Jupiter gleichgesetzt. Geschichten zufolge sollten zu seiner Besänftigung Menschenopfer dargebracht worden sein. Im Laufe der Zeit wurde das Menschenopfer durch das Stieropfer ersetzt.
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Taranis leitet sich vom gallischen Wort WDUDQ ab und bedeutet soviel wie Donner. Er ist unter den keltischen Göttern derjenige, der den Donner beherrscht und Blitze schleudert. Er konnte die Ernte durch Hagel vernichten und bekommt somit auch ursprünglich die Bedeutung eines Wettergottes. Auf einigen Darstellungen wird er als gefräßiges Ungeheuer abgebildet, das das Haupt des Teutates im Maul hält. Das heißt, der ist diesem eine beständige Gefahr. Bis heute ist zwar nur ein halbes Dutzend Weiheinschriften auf Altären Taranis gewidmet, aber sie verteilen sich über ein weites Gebiet von England bis Jugoslawien. Die Symbole für Taranis sind die Triskele, die Spirale und manchmal auch ein Rad, was ihn in die Nähe von Jupiter rückt. Bis auf den heutigen Tag haben sich, gewöhnlich zur Mitfastenzeit, in der Schweiz und in Luxemburg ihm geweihte Bräuche wie das
6FKHLEHQVFKODJHQ oder das 5ROOHQODVVHQ brennender Räder erhalten. In der Vita des Heiligen
Vinzent von Agen aus dem 4. Jahrhundert wird der Brauch des Räderrollens in höchstem
Maße angeklagt. Für diesen versammelte sich eine ÄJRWWORVH0HQJHGHU+HLGHQ³ um einen Tempel, aus dessen Pforte in regelmäßigen Abständen, wie auf das Kommando eines Dämons, ein brennendes Rad hervorkam, und eine Schlucht bis zum Fluß hinunterrollte, um funkensprühend zurückzukehren. Dieses Ritual hatte den Sinn, dass das himmlische Feuer zur Befruchtung des irdischen Wassers geschickt werden mußte.
Taranis schleudert das Sonnenrad Taranis ist als der Herr des weiten Himmelsgewölbes zu verstehen, der mittels des Blitzes die Erde fruchtbar macht. In ihm spiegelt sich jedoch nicht der Archetypus des Schöpfergottes wider, denn die Erde gedeiht und wächst erst dann von neuem, wenn sich seine Gattin Rigani mit Esus/Cernunnos verbindet.
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9RUNHOWLVFKH8UV\PEROH Die Kelten stießen auf eine Reihe von bereits etablierten religiösen Elementen, die später
ihnen zugeschrieben wurden. Dies sind insbesondere die 'ROPHQ und 0HQKLUHaus der
Frühsteinzeit. Eine kurze Zusammenfassung der komplexen vorkeltischen Symbole läßt sich wie folgt darstellen: 'ROPHQ: Diese aufgestellten Steine hatten wahrscheinlich einen Bezug zum Totenkult und zur Wohnstatt der Seelen nach ihrem Aufenthalt auf der Erde. In den eingravierten Steinen der Dolmen erscheinen symbolische geometrische Formen von Jochen, gehörnten Göttern und Äxten mit Stiel, ähnlich wie auf Kreta. Oft sind diese Bauwerke begehbar und dürften so einen rituellen Charakter besessen haben.
Dolmen von Carnac, eine der ältesten
Kultmonument von Moulin, Steine sind
Kultanlagen (circa 4500 v. Chr.)
aus Kalkstein und Schiefer
0HQKLUH: Die meisten dieser von menschlicher Hand errichteten, steil aufragenden Monolithe sind in weiten Landstrichen der Bretagne zu finden. In Tälern, an Bergfüßen, Bachläufen begegnet
der Betrachter den Menhiren. Sie sind den semitischen Betylen, einer Art von $NXSXQNWXU der
Erde, ähnlich. Deren Beständigkeit als Kultstätten konnte vom Christentum sehr schwer ausgelöscht werden. Manchmal tauchen sie isoliert auf, dann in geradlinigen Gruppierungen,
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oder in Kreisform, wo sie Cromlechs genannt werden. Von diesen wird vermutet, dass sie Bestandteil eines Sonnenkultes waren.
Menhir von Kerloas in Plouarzel, zu ihm kamen nackte Paare, um Fruchtbarkeit zu erbitten. Er ist mit 10m der größte aufrecht stehende Monolith. :HLWHUHYRUNHOWLVFKH6\PEROH:
yOft taucht eine Darstellung einer anthropomorphen Gottheit in den Grotten und Galerien
auf. Es sind Steintafeln, wo eine große Nase, eine Art Halskette im Nackenbereich und kaum angedeutete Brüste erkennbar sind. yIm Süden Frankreichs gibt es auch grob bearbeitete Statuen - Menhire von 1 bis 2 Metern Höhe. Sie haben als Nase eine Vertiefung, zwei Löcher als Augen, parallele Linien mit 5 Unterteilungen als Arme und Beine. Viele dieser Symbole mit eindeutig vormykenischen Ähnlichkeiten könnten auf eine zivile Strömung hinweisen, die von Kleinasien ausgegangen und bis zur Iberischen Halbinsel, Gallien und zu den Britischen Inseln gekommen ist. Dadurch ergab sich ein gemeinsamer Ursprung für diese westlichen Völker.
.HOWLVFKH6\PEROH Ù*HZlVVHU:
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Flüsse, Quellen und Brunnen wurden in höchstem Maße verehrt. Die Flüsse bekamen im allgemeinen Bezeichnungen wie 'LYD'HYDund'HYRQD, was in allen 3 Fällen J|WWOLFK
bedeutet. %RUYR, %RUPR oder %RUPDQXV, Bedeutung von NRFKHQG oder EURGHOQG, war der Gott
der Thermalquellen. (SRQD, deren Namen mit 3IHUGHEUXQQHQ übersetzt wird, war die Göttin des Wassers in seiner magischen und uralten Beziehung zu den Pferden, sowie zur Fülle im
landwirtschaftlichen Bereich – als Folge der Wirkungen des Wassers auf den Boden – und zur Energie, die dem Symbol des Pferdes eigen ist. Sie reitet im Damensitz, mit Umhängen umwickelt und trägt eine Stirnreif. Ihre Attribute sind das Füllhorn, eine Schale und Früchte. Nach Rom kam sie verwandelt, als Göttin der Pferde. Ù*LSIHOXQG%HUJH Anhöhen wurden im allgemeinen als Wohnstätten der Götter geheiligt. Dumias war der Schutzgott der Berge, der dann mit dem römischen Merkur assimiliert wurde. Ù%lXPHXQG:lOGHU: Die Eiche war möglicherweise der von den Galliern am meisten verehrte Baum. Es waren Eichenwälder, in denen die Druiden ihre Heiligtümer aufbauten. Die Mistel auf der Eiche wies auf die Anwesenheit eines Baumgottes hin.
Der mystische alte Baum als Wegweiser Ù6\PEROLVFKH7LHUH: Besondere Anbetung erfuhren hier das Pferd, der Rabe, der Stier und der Eber. Ihre Namen
bezeichneten auch Stämme und Stätten. Die Helvetier verehrten $UWLR, die %lULQ, ähnlich wie
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$UWHPLV. Schlangen mit dem Kopf eines Widders wurden mit Boten der Unterwelt assoziiert.
Die Anbetung des Stiers wird in der Gottheit 7DUYXV 7ULJDUDPXV versinnbildlicht, dem Stier
der 3 Kraniche, dessen Name eine Verformung von 7ULNDUDQRV (der Dreiköpfige) in Beziehung auf den dreiköpfigen Gott Cernunnos ist.
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.HOWLVFKHV%UDXFKWXP Eine der Fährten zu keltischem Urwissen führt wohl über das Brauchtum und alten Volksglauben, wie sie gerade in ländlichen Regionen des Alpenraumes noch erhalten sind. Überlebt haben freilich oft nur die äußeren Formen. Vor allem in den Ausschweifungen des Mittelalters, die von Aberglauben beherrscht waren, gingen Sinn und tiefere Bedeutung der keltischen Symbolik und Mystik größtenteils verloren. Auch die Christianisierung, die ab dem 6. Jahrhundert im gallisch- europäischen Raum vorangetrieben wurde, war mit ein Grund für die Umformung des keltischen Kulturgutes.
'DV:LQWHUKDOEMDKU Das Winterhalbjahr, das mit dem Samuin - Fest am ersten November beginnt, steht ganz im Zeichen der Wintersonnenwende. Der Mythos vom Abstieg der Sonne in die Unterwelt und ihrer Wiedergeburt, der uns auch von anderen Kulturen- allen voran von den Ägypternbekannt ist, prägt das reiche kultische Leben der dunklen Jahreszeit. 9.1.1 Samuin Das Samuin – Fest am ersten November gilt als Erntedank und Fest der Toten. Die Felder sind abgeerntet, die Natur begibt sich langsam zur Ruhe und zieht sich in sich selbst zurück. Es ist die Zeit, um den Göttern Dank zu sagen für die reiche Ernte. Es ist aber auch die Zeit, um sich der Verstorbenen zu erinnern und sich des ewigen Kreislaufs von Werden und Vergehen bewusst zu sein.
Ä'LH6DPDLQ1DFKWLVWQlPOLFKGLH1DFKWGHU%HJHJQXQJ]ZLVFKHQ/HEHQGHQXQG7RWHQ'LH VLGKGLH+JHOLQGHQHQ*|WWHUXQG+HOGHQZRKQHQ ZHUGHQ]XJlQJOLFKXQGGLHEHLGHQ
5HLFKHGXUFKGULQJHQHLQDQGHU'DVFKULVWOLFKH$OOHUKHLOLJHQIHVWGDVDQGLH6WHOOHGHU
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Samuin bedeutet Vereinigung zwischen dem hellen Himmelsgott und göttlichen Stammvater der Kelten und der Göttin der Unterwelt. Auf Erden wurde diese Götterhochzeit in einem Fest nachempfunden, zu dem auch die Toten geladen waren. Als Abgesandte der Unterwelt und des Seelenreiches erbat man von ihnen zugleich den Segen für das kommende Jahr.
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Zit. aus Jean Markale, „ Die Druiden“ , Weltbild Verlag, Augsburg 1996, S.174
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Auch die Rechtsprechung, die Inthronisation eines neuen Herrschers und andere wichtige Entscheidungen des öffentlichen Lebens wurden um diese Zeit in Anwesenheit der unsterblichen Seelen der Toten vollzogen. Noch heute treffen sich die Familien zu Allerheiligen, um besonders der Verstorbenen zu gedenken. Die Gräber werden festlich mit Blumen und Kerzen geschmückt, und in manchen Teilen Österreichs war es bis in die jüngste Vergangenheit üblich, den Verstorbenen Brot und Käse an das Grab zu bringen, als Relikt des ursprünglichen Festmahls. Auch die Gräbersegnung, bei der der Pfarrer, begleitet von der Gemeinde, jedes einzelne Grab mit Weihwasser besprengt, könnte ihre Wurzeln im Keltischen haben. Zur Zeit der Kelten wurde um die Grabstätte des Verstorbenen ein Kreis gebildet und das Volk tanzte und spielte auf, im Glauben, somit einen magischen Schutz vor bösen Dämonen geschaffen zu haben. 9.1.2 Die Barbarazweige Am vierten Dezember feiern wir heute den Tag der heiligen Barbara. Es ist üblich, an diesem Tag frische Kirschzweige, die sogenannten Barbarazweige, abzuschneiden. Wenn sie zu Weihnachten erblühen, so meint der Volksmund, ist im nächsten Jahr ein Kind zu erwarten. Die Zweige werden abgeschnitten, um zu sterben, damit sie zu Weihnachten in voller Blühte erstrahlen können. Im übertragenen Sinn entsteht aus diesem Tod, aus diesem Abstieg in die Unterwelt, ein neues, knospendes Leben. Die im Barbarazweig enthaltene Symbolik könnte auf die keltische Borbeth zurückgehen, die im Zuge der Christianisierung zur heiligen Barbara wurde. Borbeth ist eine der drei Bethen, die als Göttinnentrinität, ähnlich wie die römischen Parzen, alle Aspekte des menschlichen Lebens in sich vereinigen (vgl. Kap. 6). Borbeth verkörpert den dunklen Aspekt der Unterwelt. Als Todesgöttin nimmt sie alles Leben zurück, um es als kleines Menschenkind oder als neu erblühte Natur wieder zu entlassen. Analoges vollzieht sich auch am Himmel. Die Sonne stirbt, steigt in die Unterwelt ab, um nach Bestehen ihrer Proben in größerer Reinheit wiedergeboren zu werden und die Natur zu neuem Leben zu erwecken.
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9.1.3 Nikolaus und sein dunkler Begleiter Auch Nikolaus und Krampus sind fester Bestandteil einer Jahreszeit, in der sich Diesseits und Jenseits enger zu berühren scheinen als sonst. Noch heute zieht der alte, väterliche Mann mit seinen dämonischen Begleitern, den Berchten, Bartln oder Klaubauf, am fünften und sechsten Dezember durch die Dörfer. Über den Ursprung der so gegensätzlichen Gäste ist viel gerätselt worden. Nikolaus ist die Verkörperung der hellen Seite des Lebens, der die Braven belohnt. Als Gegenstück dazu steht der Krampus als Vertreter der dunklen Seite, der Unterwelt, der die Schlimmen bestraft. Viele bezweifeln jedoch dass diese Deutung ausreichend ist. Natürlich ist Nikolaus ein gern gesehener Gast, denn sein Sack ist voll von Köstlichkeiten für die Kinder. Aber bevor er sie verteilt, fragt er, ob auch alle im letzen Jahr brav gewesen waren. Und plötzlich bekommt das alte Kindermärchen eine andere Dimension. Ist es nicht der Nikolaus, der über alle guten und bösen Taten Bescheid weiß? Woher weiß er, wer die Gaben und wer die Rute verdient hat? Vielleicht kommt der alte, weise Mann mit seinem Stab, welcher als Symbol für Recht und Gerechtigkeit an den Krummstab der ägyptischen Pharaonen erinnert, als Abgesandter einer heiligen Ordnung, ja vielleicht sogar des Totengerichts. Er ruft uns ins Bewusstsein, dass wir alle unsere Taten rechtfertigen müssen. Diejenigen, die sich um ein gutes Leben bemüht haben, werden mit Äpfeln und Nüssen beschenkt. Die Äpfel könnten in diesem Zusammenhang als Sinnbilder des ewigen Lebens stehen, wie im Herakles Mythos die Äpfel der Hesperiden, oder in den keltischen Mythen Avalon, das $SIHOODQG , Seelenreich und die Insel der ewigen Jugend.
Die Unartigen und Unbesonnenen bekommen die Rute des Krampus zu spüren. Allerdings hatte die Rute des Krampus ursprünglich eine auch durchaus segensspendende Funktion. Der Rutenschlag galt als Fruchtbarkeitsschlag, und die Rute diente ebenfalls zum Auffinden von Wasser.
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Die furchterregenden Berchten Gerade, wenn man die Fruchtbarkeit nicht nur auf einer reinen materiellen, sondern auf geistiger Ebene deutet, verliert der Krampus seine ausschließliche Funktion als Bestrafer. Viel mehr wird er zum Impulsgeber, vielleicht sogar zum Seelenführer. 9.1.4 Die Rauhnächte Mit dem 21. Dezember, der Thomasnacht, beginnen die 12 Rauhnächte. In den Rauhnächten, so heißt es, fegt die wilde Jagd, oder das wilde Gjait über die Berggipfel. Es ist nicht ratsam, die Stube zu verlassen, denn die Hexen und Unholde nehmen jeden mit, der sich hinaus wagt. Dafür sollten aber Haus und Stall in Ordnung gebracht werden, denn Frau Percht kehrt des Nachts ein, um nach dem Rechten zu sehen. Noch heute ist es Brauch, in den drei Rauhnächten (Weihnachten, Neujahr und Dreikönig) Haus und Hof auszuräuchern, dabei zu beten und den Segen für das nächste Jahr zu erbitten. Und es steckt eine uralte Weisheit in den Mythen rund um die stillste Zeit im Jahr. Mit dem Kehren und Putzen war wohl nicht nur das äußere Reinigen gemeint, sondern auch das Zurückziehen und innere Reinigen vor der Wiedergeburt der Sonne.
Frau Percht, deren Name von VWUDKOHQGKHOO kommt, steht mit einer keltischen Quellgöttin Perta in Zusammenhang. Von ihr wird erzählt, sie sei so strahlend schön, dass kein Irdischer in der Lage sei, vor ihr Angesicht zu treten ohne vorhergegangene Initiation. Wird nicht das Kehren in den verschiedensten Kulturen als erste Probe einer stufenweisen Initiation betrachtet? Ziemlich wahrscheinlich ist es, dass die strahlende Frau Percht eigentlich als Botin der wieder erstandenen Sonne auftaucht.
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Den Abschluss der Rauhnächte bildet die Drei- Königsnacht, der ein ähnlicher Zauber innewohnt wie der Christnacht. Noch heute ziehen in manchen Orten die Sternsinger nächtens von einem Haus zum anderen und überbringen ihre Neujahrswünsche in feierlichen Liedern. Auf die Türen werden die Buchstaben K + M + B geschrieben, in Erinnerung an die Weisen aus dem Morgenland. Wer aber diese Weisen aus dem Morgenland sind, und wer hinter den drei Buchstaben steht, wird wohl noch lange ein Rätsel bleiben. Die Alten jedenfalls glaubten, dass die drei heiligen Madln- Katharina, Margareth und Barbara- hier gewesen waren, nach dem Rechten geschaut und ihre Initialen auf der Türe hinterlassen hatten. Eine Dreiheit, in der wir unschwer die keltischen Bethen wiedererkennen. 9.1.5 Der Fasching Schon bald nach der letzten Rauhnacht beginnt das Faschings- oder Fastnachtstreiben. Muller, Huttler, Wampler und wie die Vertreter dieser illustren Gesellschaft sonst noch heißen mögen, ziehen durch die Dörfer, treiben ihre Späße und stellen die sonst so wohlbehütete Ordnung auf den Kopf. Anmutige und furchterregende Masken wechseln sich ab in einem ausgelassenen Treiben, das erst mit dem Aschermittwoch sein Ende nimmt. Regent dieser verrückten Zeit ist der Faschingsprinz, dem in manchen Orten heute noch symbolisch für ein paar Tage der Schlüssel zum Rathaus übergeben wird. Der Fasching ist jene Zeit, in der man früher die Überwindung der tiefsten Dunkelheit feierte. Die Sonne gewinnt an Kraft, der Tag wird länger und die Aufmerksamkeit richtet sich eigentlich schon wieder auf den Frühling. Es ist eine Zeitspanne, in der Verwandlung geschehen muss, weil nur eine völlig andere, eine verrückte Qualität Erde und Natur wieder erwachen lässt. Analog dazu verwandelt sich auch am Himmel der karge Steinbock in den sprudelnden Wassermann, der für Transformation und Erneuerung steht. Für die zutiefst religiösen Kelten stellte sich der Frühling aber nicht automatisch ein, sondern nur unter dem Segen der Götter. Opfer wurden dargebracht, um die Verbindung zu den göttlichen Sphären aufzunehmen und die Einheit mit den beschützenden und Fruchtbarkeit spendenden Mächten wieder herzustellen. Unter anderem erinnert unser heutiger Faschingsprinz an ein altes keltisches Opferritual. In späteren Jahrhunderten wurden Tiere, Blumen und Speisen geopfert, ursprünglich waren es aber Menschen, die ihr Leben zur Verfügung und in den Dienst einer heiligen Sache stellten.
Das Wort 2SIHU stammt ja vom lateinischen VDFUXPIDFHUH, was soviel wie KHLOLJPDFKHQ
bedeutet. Derartige Rituale sind in unserer modernen Gesellschaft, die den Tod teilweise vom Lebensrhythmus ausgeklammert hat, nicht mehr wirklich fassbar.
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Die Kelten aber fürchteten den Tod nicht, da sie wussten, dass ihre Seele unsterblich ist. Daher hatte wohl auch der Geopferte den Charakter eines Auserwählten, eines Prinzen, der sich als Bote und Gesandter für sein Volk auf die Reise zu den Göttern begibt. Noch heute erinnert das )DVFKLQJ(LQJUDEHQ oder )DVFKLQJ9HUEUHQQHQ am Aschermittwoch an dieses uralte Opferritual. 9.1.6 Imbolc Am 2. Februar, dem heutigen Lichtmess, feierten die Kelten das Imbolc- Fest. Es war ein Feiertag, der der nordischen Lichtgöttin Brigid geweiht war. Noch bis in die jüngste Vergangenheit galt dieser Tag als bäuerlicher Neujahrstag. Von Hof zu Hof wurde das Lichtmessfeuer getragen, mit dem das Herdfeuer entzündet und die besten Neujahrswünsche überbracht wurden.
Im Defreggen war es Brauch, die Sonne mit dem sogenannten 6RQQH)WWHUQ zu begrüßen. Auf die Stelle, wo der erste Sonnenstrahl hinfiel, breitete man ein weißes Tischtuch und legte Brot und Speck darauf, damit sich die Sonne daran stärken könne. Dies ist eine sehr schöne Begrüßung, und läßt erahnen, mit welch unendlicher Erleichterung
und Dankbarkeit unsere Vorfahren die Wiedergeburt der Sonne als lebensspendende Kraft gefeiert haben müssen.
Die Kraft des Lichtes besiegt die Dunkelheit, idealisiertes neukeltisches Bild
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'DV6RPPHUKDOEMDKU Mit den Frühlings- Äquinoktien beginnt im keltischen Jahreskreis ein völlig neuer Zyklus. Das, was in der dunklen Erde geruht hat, oder hinter einer Maske verborgen war, tritt nun hervor. Die Natur erwacht, und streckt sich der Sonne entgegen. Und auch der Mensch spürt die intensive Nähe zum Himmel, und richtet sich innerlich ihm zu, ähnlich den Osterfeuern, die von der Höhe herab die Auferstehung verkünden. 9.2.1 Ostern An alten Bräuchen mangelt es in der Zeit um Ostern nicht. Die meisten haben mit Segnung und Weihung zu tun und wurden im Laufe der Jahrhunderte soweit in den kirchlichen Festkalender integriert, dass heute kaum mehr die Wurzeln ermittelt werden können.
Der Osterzyklus beginnt mit dem Palmsonntag, an dem die 3DOPEXVFKHQ geweiht werden.
Nach der Messe werden sie heute oft noch dreimal um Haus und Hof getragen, um Unglück und böse Kräfte fernzuhalten. Es ist der magische Kreis, den auch die Kelten um alles, das ihnen lieb war, gezogen haben. Das erste Ei, das am Gründonnerstag gelegt wird, gilt ebenso als geweiht und wird als sogenanntes $QWOD(L im Acker vergraben, um der Familie reiche Ernte zu bringen.
Das Ei als Symbol für den verborgenen Ursprung aller Dinge, für das Mysterium des Lebens schlechthin, hatte schon von alters her einen ganz besonderen Stellenwert innerhalb der Kulthandlungen. In Ägypten schenkte man sich beispielsweise bereits in der Antike gefärbte Eier. Meist waren sie rot- die Farbe des Lebens. Aus dem indogermanischen Raum stammt der Mythos, dass die Erde aus einem Ei, dem Welten- Ei, entstanden sei. Die Segnung der Speisen mit Wasser, Salz und Feuer am Karsamstag, bildet den Abschluß unserer heutigen Weihe- Zeremonien. Vielleicht haben sich darin die ursprünglichen Opferrituale an die vier Elemente erhalten. 9.2.2 Beltaine In der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai feierten die Kelten Beltaine. Der Frühling hat gesiegt und überzieht mit seiner Fülle das Land. Die Sonne ist wieder stark geworden und gibt allem Wachstum, Kraft und Energie. Beltaine ist das Hochzeitsfest von Himmel und Erde, aus dem Fruchtbarkeit und Segen entsteht.
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Ä(VPXVVHLQEHUPWLJHVIUHXGLJHV)UKOLQJVIHVWJHZHVHQVHLQGDVGLHVHV\PEROKDIW
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3:9
Die Kelten, die sich selbst als Teil dieser kosmischen Ordnung verstanden, vollzogen diese heilige Hochzeit auf Erden nach. Beltaine war die Nacht der Liebe, in der der Himmel auf die Erde herabsteigt. Den christlichen Geistlichen waren die Bräuche rund um Beltaine schon immer ein Dorn im Auge, weshalb sie zunächst ein generelles Verbot darüber verhängten. Als diese Maßnahme jedoch keinen Erfolg erzielte, entstanden die Schauergeschichten über Teufelsanbetung und Hexenmessen, und die Walpurgisnacht wurde zu einer der schrecklichsten Nächte des Jahres degradiert. Die Anfeindungen seitens der Kirche hat hingegen der Maibaum gut überstanden. Fast in jedem Ort schmückt er auch heute noch im Mai den Dorfplatz als stummer Zeuge einer vergangenen Kultur. Als überdimensionaler Phallus versinnbildlicht der Maibaum wiederum die göttliche Hochzeit von Himmel und Erde. Es ist der göttliche Impuls, der auf die Materie trifft, und dadurch Fruchtbarkeit hervorbringt.
Das wieder erwachte, moderne Beltaine Fest
Frühlingskönig und Königin
Allerdings darf man das keltische Frühjahrsfest wohl nicht nur als Bitte um materielle Fruchtbarkeit oder um reiche Ackerfrüchte und zahlreiche Nachkommen verstehen. Gerade, wenn man sich die geistige Ausrichtung der Kelten vor Augen führt, war es wohl eher eine mystische Zeremonie, um den göttlichen Funken, der allein Entwicklung ermöglicht, in die Seelen der Menschen herabzurufen. 19
Zit. aus Inge Resch, „ Unser keltisches Erbe“ , Teletool Edition, Wien 1998, S.302
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9.2.3 Sommersonnenwende Wie alle markanten Punkte im keltischen Jahresverlauf wurde auch die Sommersonnenwende durch Feuer auf den Höhen angezeigt. Diese Bergfeuer hatten eigentlich die Funktion eines Kalenders. Sie signalisierten den Zeitpunkt von Aussaat und Ernte, von Aktivität und Ruhe, von Bitte und Dank an die Götter.
Neuzeitliche Druidenzusammenkunft Letztlich wurzeln diese Feuerbräuche aber wahrscheinlich im Sonnenmythos, wonach es für die Sonne eine ganz besondere Anstrengung bedeutet, Schwellenmomente zu überwinden. Um sie in diesen kritischen, aber entscheidenden Momenten zu unterstützen, zündeten die Menschen auf der Erde Feuer an. Noch heute werden rund um den 21. Juni tausende Feuer auf den Höhen entzündet. Üblich ist es, über die brennenden Holzstöße zu springen, was Kraft und Segen im nächsten Jahr verleihen soll. Auch das Scheibenschlagen und Räderrollen, bei dem brennende Scheiben in den Nachthimmel geschleudert oder den Berghang hinabgerollt werden, übten heute noch eine unwiderstehliche Faszination aus. Was ist es, das den Menschen schon von jeher so am Feuer fasziniert? Ist es die reinigende, läuternde Kraft des heißen Elements? Ist es der unbeugsame Wille des Feuers? Ist es die permanente Ausrichtung des Feuers nach oben, zum Himmel, zu den Sternen?
9.2.4 Lugnasad Während der intensiven Sommerzeit, die ganz der Arbeit auf Feld und Flur gewidmet war, gab es kaum Feste.
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Erst mit dem 15. August, wo ein Teil der Ernte bereits eingebracht war, begann ein neuer Festzyklus. Vermutlich dauerte das Fest des Lug, des keltischen Lichtgottes, ursprünglich einen ganzen Monat und rührt von der noch älteren Verehrung der großen Mutter, der Erdgöttin her. Es war die Zeit der Blumen und Fruchtopfer der bereits eingebrachten Ernte.
Noch heute erinnert der *URH)UDXHQWDJ und die besondere Marienanbetung während der 30 Tage zwischen 15. August und 15. September an das keltische Opferfest. Vielerorts finden Prozessionen mit blumengeschmückten Marienstatuen statt, als Sinnbild der
*URVVHQ0XWWHU, ganz im Zeichen der Qualität Erde. In manchen Orten mischt sich aber auch die überdimensionale Gestalt des Riesen Samson unter die Kirchgänger. Mit seinen Attributen- Lanze und Pflugschar- steht er für das männliche Prinzip, ohne das letztlich kein Wachstum möglich ist. Es ist der Bauer, der mit seinem Pflug die Furche zieht, in die der Same gelegt wird. Es ist der Krieger, der mit starker Hand gegen äußere und innere Feinde kämpft. Es ist der Impuls, der in Verbindung mit der Erde, dem Weiblichen, die Ernte hervorbringt.
Mit den Erntedankfesten, die sich bis zu Samuin ziehen, schließt sich der Kreis und ein neuer Zyklus kann beginnen. Es gestaltet sich für uns vielleicht nicht ganz einfach, hinter unserem heutigen Festkalender den Leitfaden für ein geistiges Leben zu entdecken. Zu sehr ist er in eine Welt des Konsumismus abgerutscht. Weshalb haben sich aber dann diese Bräuche über Jahrhunderte hinweg erhalten? In einer Zeit, die sich dem Diktat der Uhr verschrieben hat, ist es vielleicht die Aufgabe dieser uralten, scheinbar antiquierten Bräuche, uns innehalten und mehr von der Zeitqualität erfassen zu lassen, um die Zeit nicht linear, sondern zyklisch erleben und gestalten zu lernen, wie es uns die Natur vorzeigt. Und vielleicht sollten uns diese Schwellenmomente im Jahreskreis auch daran erinnern, dass wirkliche Entwicklung nur durch regelmäßige Verbindung mit einer geistigen Welt möglich ist. Auch wenn wir heute im Grunde nur noch den leeren Hüllen, den überkommenen Formen gegenüberstehen, gibt uns dieses Erbe doch die Möglichkeit, diese Hüllen wieder mit Leben zu füllen, Leben im Sinne von geistigem Leben, in Übereinstimmung mit der Natur und dem Kosmos.
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3URWRNROO Titel der Arbeit:
Die Götter der Kelten
Rang:
Fachbereichsarbeit
Beginn:
28.August
Abschluß:
19.Jänner
Arbeitsschritte:
Zu Beginn, am 28. August, erstellte ich einen Zeitplan, in welchem ich festlegte, was wann zu schreiben war. Die verschiedenen Unterlagen für die Arbeit wurden gesammelt und nach Wichtigkeit aussortiert. Als erstes schrieb ich über die keltische Gesellschaft, da sie nicht allzu viel Vertiefung in den Stoff beanspruchte. Nach und nach begann ich, einige Kapitel parallel zu verfassen. Über die Druiden zu berichten, war äußerst interessant. Am 3. Dezember machte ich mich daran, den großen Abschnitt über die keltischen Götter zu verfassen. Es gestaltete sich schwierig, aus der Fülle und den unterschiedlichen Betrachtungen des Stoffes, das Elementare herauszufiltern. Die Zeittafel beanspruchte nicht viel Zusatzarbeit, und so blieben am Schluß noch die keltischen Bräuche mit Bezug zur Neuzeit. Am 14. Jänner beendete ich meine Schreibarbeit, und widmete mich den bildlichen Beiträgen der FBA.
Schlußbemerkung:
Im Großen und Ganzen verbrachte ich relativ viel Zeit mit dem Heraussuchen des nützlichen Materials. Diese Arbeit forderte von mir Ordnungskraft und Durchhaltevermögen.
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