Marion Röbkes
Esoterischer Reiseführer
Sachsen-Anhalt Ein außergewöhnlicher Reiseführer, der die andere Geschichte Ih...
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Marion Röbkes
Esoterischer Reiseführer
Sachsen-Anhalt Ein außergewöhnlicher Reiseführer, der die andere Geschichte Ihres Reiseziels kennt
WINDPFERD
Marion Röbkes, Jahrgang 1966, beschäftigt sich seit ihrem 16. Lebensjahr intensiv mit verschiedenen esoterischen Themen, wie Astrologie, Tarot- und Kipperkarten, Edelstein- und Aromatherapie, sowie mit energetischer Arbeit. Durch zahlreiche In- und Auslandsreisen entdeckte die Autorin die Faszination für das esoterische Kulturgut Deutschlands. Vor drei Jahren begann sie, Material über lange vergessene Traditionen, geheimnisvolle Plätze und spirituelle Orte zu sammeln.
1. Auflage 1998 © 1998 by Windpferd Verlagsgesellschaft mbH, Aitrang Alle Rechte vorbehalten Umschlaggestaltung: Kühn Grafik, Digitales Design, Zürich, unter Verwendung eines Fotos der Stadt Thale (Rosi Radecke, Hannover); sowie der Verwaltungsgemeinschaft Beetzendorf; der Wörlitz-Information und der Verwaltungsgemeinschaft Nienburg (Backcover) Zeichnungen im Innenteil: Heike Cobaugh, Wiesbaden Lektorat: Christiane Reinke-Wittig für panta rhei!-MediaService Layout/Satz: panta rhei!-MediaService, Uwe Hiltmann, Niedernhausen/Ts. Herstellung: Schneelöwe, 87648 Aitrang ISBN 3-89385-239-5 Printed in Germany
Danksagung Für die Unterstützung bei der Erstellung dieses Bandes danke ich ganz herzlich: • meinem Mann und meinem Sohn für viele gemeinsam zurückgelegte (Wander-)Kilometer und die vielen kleineren und größeren Dinge; • meiner Familie und meinen Freunden für ihre Bereitschaft, meinem nicht enden wollenden Erzähldrang standzuhalten; • den Städten und Gemeinden sowie den Fremdenverkehrsverbänden für die vielfältige Zuarbeit in Form von Informationsmaterial, Broschüren und Bildern; Herrn Schade (Leuna), Frau Schaller (Merseburg), Herrn Burwitz (Hettstedt), Frau Poppe (Veckenstedt), Frau Dr. Stelzner (Wasserleben), Frau Dr. Kunz (Thale), Herrn Weickardt (Petersberg), Herrn Heinrich Kühne (Wittenberg) und Frau Karin Thom (Sangerhausen); • der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und ihren Mitarbeiterinnen für ihre Unterstützung, den Mitarbeiterinnen des Windpferd-Verlages und allen weiteren an der Umsetzung Beteiligten für die Möglichkeit, diese Veröffentlichung herauszugeben.
[5]
Inhaltsverzeichnis Übersichts-Karte Übersicht nach Sachgebieten Übersicht nach Postleitzahlbereichen Vorwort Alsleben Beetzendorf Bernburg Blankenburg Elend Genthin Gerbstedt Gernrode Gräfenhainichen Helbra Hettstedt Köthen Landsberg Langein Leuna Merseburg Petersberg Prettin Quenstedt Querfurt Questenberg Sangerhausen Schierke
8 9 12 13 16 18 22 32 35 37 41 51 58 63 70 74 78 81 84 87 93 98 104 110 114 120 126
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Stolberg Thale Wasserleben Wittenberg Wörlitz
129 137 143 155 159
Anhang Bibliographie Abbildungsverzeichnis Deutsche Stiftung Denkmalschutz Index
162 152 166 167 168
[7]
Übersichts-Karte
[8]
Übersicht nach Sachgebieten Hexen/Hexenverfolgung Gerbstedt Helbra Sangerhausen Schierke Thale
41 63 120 126 137
Kultplätze Alsleben Beetzendorf Bernburg Blankenburg Elend Genthin Gerbstedt Gräfenhainichen Hettstedt Landsberg Leuna Nienburg Petersberg Quenstedt Questenberg Schierke
16 18 22 32 35 37 41 58 70 78 84 23 93 104 114 126
[9]
Stolberg Thale Wasserleben
129 137 148
Mythologie Alsleben Beetzendorf Genthin Gernrode Gräfenhainichen Hettstedt Landsberg Merseburg Stolberg Thale
16 18 37 51 58 70 78 87 129 137
Phänomene Bernburg Gernrode Hettstedt Merseburg Petersberg Prettin Quenstedt Querfurt
22 51 70 87 93 98 104 110
[ 10 ]
Propheten nicht besetzt Sagen Bernburg Langein Leuna Merseburg Petersberg Querfurt Questenberg Wasserleben
22 81 84 87 93 110 114 148
Schauplatz einer Legende Bernburg Gernrode Köthen Merseburg Nienburg Wasserleben Wittenberg
22 51 74 87 23 148 155
[ 11 ]
Berühmte Persönlichkeiten Bernburg Gernrode Köthen Merseburg Nienburg Wasserleben Wittenberg
22 51 74 87 23 148 155
Übersicht nach Postleitzahlbereichen 06188 06193 06202 06237 06268 06311 06333 06333 06347 06366 06406 06408 06425 06429 06502 06507 06526
Landsberg Petersberg Merseburg Leuna Querfurt Helbra Hettstedt Quenstedt Gerbstedt Köthen Bernburg Preußlitz Alsleben Nienburg Thale Gernrode Sangerhausen
78 93 87 84 110 63 70 104 41 74 22 27 16 23 137 51 120
06536 Questenberg 06547 Stolberg 06733 Gräfenhainichen 06786 Wörlitz 06886 Wittenberg 06922 Prettin 38489 Beetzendorf 38871 Veckenstedt - Wasserleben - Langein 38877 Elend - Benneckenstein 38879 Schierke 38889 Blankenburg 39307 Genthin
[ 12 ]
114 129 58 159 155 99 18 148 81 128 126 32 37
Vorwort Wenn Hexen hexen … dann geht es in Sachsen-Anhalt so richtig rund, und wer die Möglichkeit nutzen möchte, die Walpurgis-Feiern im Harz zu erleben, der wird sie sehen: Große, kleine, dicke, dünne, alte, junge, hübsche, häßliche, ruhige und quirlige Hexen – aber keine bösen. Mit dem Brocken und dem Hexentanzplatz in Thale verfügt Sachsen-Anhalt über zwei überregional bekannte Kultstätten von besonderem Rang. Aber nicht alleine Hexen waren und sind hier aktiv. Ein Besuch bei der Hunrod-Eiche, bei den Wiedergängern in Schloß Prettin, in Merseburg mit den einzigen bisher bekannten Überlieferungen heidnischer Zaubersprüche … und in den vielen anderen sehenswerten Städten und Gemeinden macht einen Aufenthalt in Sachsen-Anhalt lohnenswert. Entdecken Sie mit diesem Buch altehrwürdige Stätten und die Wirkungsorte bedeutender (mystischer) Persönlichkeiten. Die Auswahl der Städte und Gemeinden zeigt Ihnen Sachsen-Anhalt „von Anbeginn der Zeit bis heute“. Vieles wurde über die Jahrhunderte hinweg im Brauchtum des Volkes bewahrt und sicherlich kann man noch genausoviele Stätten, die aus der Erinnerung verloren gegangen sind neu entdecken. Falls Sie dann auch gerne auf den Spuren alter Schatzsucher wandeln, möchte ich noch eine Bitte an Sie richten: Graben Sie bitte nicht eigenmächtig und ohne ausdrückliche schriftliche Genehmigung an Kultstätten nach Fundstücken. Dies ist gesetzlich strafbar und zerstört weiterhin die Chance, bei zukünftigen wissenschaftlichen Untersuchungen auswertbare Ergebnisse durch Bodenfunde zu erzielen. [ 13 ]
Auch im Interesse der einzelnen Städte und Gemeinden soll noch darauf hingewiesen werden, daß es nicht erwünscht ist, wenn es an alten Kultstätten und naturheiligen Plätzen zu Beschädigungen kommt, Verunreinigungen hinterlassen oder ohne Genehmigung offene Feuer entfacht werden – verlassen Sie die Plätze so, wie Sie sie vorzufinden wünschen. Der Schutz von wertvollen Boden-, Natur- und Baudenkmälern gewinnt in unserer Zeit immer mehr an Bedeutung. Immense Kosten für die Restauration und Sanierung sorgen vielfach dafür, daß der Erhalt nicht immer gewährleistet sein kann. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz fördert mit erhaltenen Spendengeldern den Bestand dieser Stätten, die dadurch den kommenden Generationen weiterhin zugänglich bleiben können. Aus diesem Grund fließt ein Benefizanteil des Verkaufserlöses dieses Buches der Deutschen Stiftung Denkmalschutz zu – mit dem Kauf haben Sie also aktiv einen Beitrag zur Erhaltung wertvollen Kulturgutes geleistet. Weitere Informationen über die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, ihre Aufgaben, Projekte und Ziele sind im Anhang beschrieben. Möchten Sie Ihre Reise in die verschiedenen Städte und Gemeinden für einen ausgedehnten Urlaub nutzen, so wenden Sie sich bitte an die angegebenen Adressen. Dort wird man Ihnen bei der Vermittlung einer Unterkunft oder mit weiterem Informationsmaterial behilflich sein. Zug um Zug wird in Deutschland die allgemeingültige Telefonnummer
19433 für die Tourist-Informationen freigeschaltet. Regional ist dann nur noch die entsprechende Ortsnetzkennzahl vorzuwählen. Da aber nicht ersichtlich ist, wann alle Tourist[ 14 ]
Informationen angeschlossen sind, ist weiterhin noch die bisherige Rufnummer angegeben. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Spaß bei der Entdeckung eines Stückes „mystischen und mythologischen“ Deutschlands, und da Sachsen-Anhalt – auch über die bekannten Walpurgisfeiern hinaus – touristisch sehr viel zu bieten hat, von Touristen aber noch nicht „überlaufen“ ist, gehen hier Kultur und Erholung Hand in Hand.
[ 15 ]
Alsleben
Der „dicke Stein“ Zum Bereich der Verwaltungsgemeinschaft Alsleben gehört auch die rund sieben Kilometer entfernt liegende Ortschaft Piesdorf. Dort befindet sich am Ortsausgang ein gewaltiger Findlingsstein, dessen Ursprungsstandort „irgendwo auf dem Feld zwischen Piesdorf und Ihleitz“ war. Man hegt gerne die Vermutung, daß der Fundort einen früheren kultischen Bezirk markierte, einen heiligen Hain, der an dieser Stelle gewesen sein soll. Einen Hinweis darauf sieht man in den Kerben und Ritzzeichen, die man heute noch auf dem Stein erkennen kann, mittlerweile allerdings durch die natürlichen Auswaschungen und Erosionserscheinungen von Regen und Wind bereits verblaßt. Man hat versucht, diese Markierungen und Zeichen zu deuten und ihren ursprünglichen Sinn zu entziffern. So gelangte man auch zu der Vermutung, daß die Einkerbungen zur Berechnung der Sonnenwenden im Jahreslauf dienten und der Stein somit eine Funktion als Kalender hatte. Um den Sonnenstand oder -aufgangspunkt an diesen Tagen zu bestimmen, wäre es aber notwendig gewesen, daß der Stein flach auf dem Boden gelegen hätte, um den horizontalen Aufstiegspunkt der Sonne zu markieren. Senkrecht aufgestellt hätte man zumindest den eklipti[ 16 ]
schen Verlauf zum Sonnenaufgang anhand der Kerben berechnen können.
Skizze der Theorie über die Verwendung des „dicken Steins“ Bis zum heutigen Tage ist noch keine eindeutige Erklärung für die sonderbaren Zeichen und Kerben gefunden worden. Vielleicht gelingt es in der nahen Zukunft jedoch, etwas Licht in das Dunkel vergangener Kulturen zu bringen … solange man die verbliebenen Inschriften noch lesen kann. Auskunft erteilt:
Verwaltungsgemeinschaft Alsleben Markt 1 06425 Alsleben Tel.: 03 46 92/2 1252 Fax: 03 46 92/2 13 46
oder
Fremdenverkehrsverband Bernbarg und Anhalt e. V. Rheineplatz la 06406 Bernburg Tel.: 034 71/37 20 30-31 Fax: 034 71/37 20 32
[ 17 ]
Beetzendorf
Die Großsteingräber Im Bereich der Verwaltungsgemeinschaft Beetzendorf befinden sich mehrere hervorragend erhaltene Großsteingräber aus der Jungsteinzeit. Vom Sitz der Verwaltungsgemeinschaft in Beetzendorf aus, liegen die annähernd 5.000 Jahre alten Grabanlagen in zehn bis vierzehn Kilometern Entfernung. Eines der interessanten Großsteingräber befindet sich in der Ortschaft Winterfeld und ist dort kaum zu verfehlen, wenn man sich an der romanischen Feldsteinkirche orientiert, unmittelbar neben dem Pfarrhaus liegt die heidnische Grabanlage und die jeweiligen ortsansässigen Pfarrer haben sich seit vielen Generationen dem Erhalt und der Pflege der Anlage gewidmet und somit dafür gesorgt, daß heute noch ein Großsteingrab zu finden ist, das nicht die üblichen Zerstörungsspuren durch die Landwirtschaft trägt oder dessen Bestandteile Verwendung als Baumaterial erfuhren. Nach Voranmeldung führt der Pfarrer (unter der Telefonnummer 039009/775) für interessierte Besucher gerne erläuternde Rundgänge durch. Zwei weitere Großsteingrabanlagen befinden sich hier zwischen Stöckheim und Lüdelsen. Hier liegt das eindrucksvolle „Grab des Riesen Goliath“ und auch das mo[ 18 ]
Die Großsteingräber in Beetzendorf numentale „Königsgrab“. Beide sind durch die hinreichende Beschilderung recht gut zu finden. Das Königsgrab liegt rechts in einem Waldstück an der Straße zwischen Stöckheim und Lüdelsen. Die Größe der Anlage, die bei ihrer Errichtung in der Jungsteinzeit mit Ringsteinen und mehreren Grabkammern ausgestattet wurde, gab in der Bevölkerung immer Anlaß für die Vermutung, daß es sich nur um die Grabanlage eines Stammesoberhauptes handeln konnte. Dies wurde zwar nie bestätigt, aber weitere Grabanlagen, die man in der näheren Umgebung des Waldgrundstückes entdeckte, zeugen zumindest davon, daß es sich hier um einen ausgedehnten Bestattungsbereich gehandelt hat, und dies wiederum gibt einen Hinweis auf die Besiedlung durch eine (größere) Sippe.
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Noch bevor man an das Waldstück gelangt, befindet sich am Ortsausgang von Stöckheim, allerdings dieses Mal auf der linken Straßenseite, auf einem Feld ein weiteres Großsteingrab, dessen Deckplatte eine gewaltige Größe aufweist. Hier soll sich kein Geringerer seine letzte Grabstätte ausgesucht haben als der biblische Goliath persönlich. Nachdem der gewaltige Riese durch den kleinen David und seine Steinschleuder ein solch abruptes Ende gefunden hatte, kam er in seiner damaligen Grabstätte (im heutigen Palästina) noch nicht zur Ruhe, denn aus allen Dörfern und Städten kam man herbei, um sich zu vergewissern, daß der Riese tatsächlich durch David besiegt und nun mausetot zur Ruhe gebettet worden war. Auch aus dem Riesengeschlecht kamen viele zu seiner Grabstätte, um das unglaubliche bestätigt zu finden. Als sie dann entdeckten, daß die Erzählung tatsächlich der Wahrheit entsprach, verhöhnten sie den toten Riesen noch, daß er von einem Winzling besiegt worden war. Diese unerwünschten Besuche und die Schmach ließen Goliath nicht die ersehnte Grabesruhe finden, und so drehte er sich einige Male herum, bis er schließlich beschloß, sich eine neue – wirkliche – Ruhestätte zu suchen – irgendwo dort, wo ihn niemand kannte. So machte er sich in einer dunklen Nacht auf den Weg, nahm seinen goldenen Sarg mit sich sowie die schwere Deckplatte seines Grabes. Um diese wickelte er eine goldene Kette, mit der er die schwere Last schulterte. Lange Zeit streifte er durch die Welt, doch nirgendwo gefiel es ihm so gut, daß er dort sozusagen ewig hätte bleiben wollen – bis er eines Tages nach Stöckheim gelangte. Hier war der Ort gefunden, der ihm sehr behagte und nach dem er so lange gesucht hatte.
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Aus Feldsteinen baute er eine Umrandung für seinen Sarg, legte sich hinein, und mit der schweren Deckplatte verschloß er seine Ruhestätte. Seit dieser Zeit hat Goliath auch weitgehend Ruhe gefunden, doch einmal im Jahr (und zwar auf Neujahr) erhebt er sich aus seinem Grab. Auf der Deckplatte bilden sich dabei drei Löcher im Gestein, zur Erinnerung an die tödlichen Wunden, die ihm David seinerzeit zugefügt hat. Im folgenden Jahr verschließen sich diese Löcher wieder, und drei neue sind dann an anderer Stelle zu finden. (Auf diese Weise erklären sich auch die unzähligen kleinen Löcher, von denen Wissenschaftler und andere Realisten behaupten, sie seien durch Erosion entstanden.) Führungen zu dem Königsgrab und zum „Grab des Riesen Goliath“ werden nach Voranmeldung durch den Tourismusverein Beetzendorf e. V. (Adresse s. u.) durchgeführt. Auskunft erteilt:
Verwaltungsgemeinschaft Beetzendorf Marschweg 3 38489 Beetzendorf Tel.: 03 90 00/97-0 Fax: 03 90 00/288
oder
Tourismusverein Beetzendorf e. V. Marschweg 3 38489 Beetzendorf Tel.: 03 90 00/97-0
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Bernburg
Das Bild des Markgrafen Gero Getreuer der Könige Heinrich und Otto, Markgraf am Königshof der Burgunden und Gere – Figur im Nibelungenlied. Das genaue Datum ist unbekannt, doch vermutet man heute für des Marktgrafen Geros Geburt einen Zeitpunkt um das Jahr 900. Sein Todestag hingegen ist genau bekannt, es war der 20.05.965. Somit wird dem Kundigen direkt offenbart, daß der Gründer des Stifts Gernrode nicht mit dem tatsächlichen Geschehen um den tapferen Helden Siegfried und den Nibelungenhort in Zusammenhang gebracht werden kann. Denn trotz der Niederschrift der Sage im Mittelalter, verfügt man heute über die Erkenntnis, daß der Ursprung des Heldenepos bereits in den Zeiten der Völkerwanderung gelegen hat, somit also rund vier bis fünf Jahrhunderte vor Geros Leben und Wirken datiert werden muß. Gero ließ sein Stammschloß in Gernrode errichten, und den Rittersaal zierte sein zeitgenössisches Porträt. Einige Jahrhunderte später entdeckte der Fürst von Anhalt dieses Bild, und da es ihm einerseits so gut gefiel und es andererseits in dem mittlerweile immer stärker verfallenden Gemäuer nicht mehr sehr gut geschützt war, ließ er es auf sein Schloß in Bernburg bringen.
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Doch kaum war das Bildnis im Schloß aufgehängt worden, da begann für alle Bewohner eine unruhige Zeit, denn plötzlich ereigneten sich in den Nächten unheimliche Dinge. Türen öffneten und schlössen sich wie von Geisterhand, schauerliche Stimmen erschollen auf den Fluren, Gegenstände bewegten sich ohne erkennbaren Grund durch die Luft. Mancher murmelte, der Spuk gehe von dem Bildnis aus, denn das Porträt des heldentätigen Markgrafen gehöre nach Gernrode, und es würde sich scheinbar gegen die Aufbewahrung auf Schloß Bernburg wehren. Dieses Gemunkel blieb auch dem Fürsten nicht verborgen, und obwohl er versuchte, es einige Zeit als Aberglauben und Phantasterei abzutun, gab er doch bald nach und ließ das Bild nach Gernrode zurückbringen. Allerdings gelangte es nicht mehr zurück in die Ruinen der Burg, sondern wurde in die Stiftskirche gegeben. Von da an kehrte in Schloß Bernburg wieder Ruhe ein. Das Porträt des Markgrafen verhielt sich in seiner neuen Behausung nun auch friedlich und still. Zu besichtigen ist das Bild in der Evangelischen Stiftskirche zu Gernrode (siehe dort). Die Bläsjungfrau und der Ritter ohne Kopf Zwischen Bernburg und Nienburg liegt das romantische Auengebiet, an dessen oberem Ende sich die Flüsse Bode und Saale treffen, und inmitten dieser Landschaft bildet ein kleiner Seitenarm der Saale einen See. In der Nähe dieses Sees befand sich einst ein Nonnenkloster, welches dem St. Blasius geweiht war. Nach dem Heiligen benannte man auch das ganze Gebiet „Bläs“, und der zu dem Kloster gehörende See hieß folglich „Bläser See“.
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In dem Kloster lebte ein junges Mädchen, das bereits in sehr jungen Jahren den Weg in die Abgeschiedenheit des Ordens gesucht hatte. Viele Männer hatten dies bedauert, denn man konnte bereits zu jener Zeit ihre erblühende Schönheit erahnen. Bald hatte sich aber unter den heiratswilligen Männern herumgesprochen, wohin sich das schöne Kind gewendet hatte, und mancher versuchte einen Blick von ihr zu erhaschen, wenn sie die Mauern des Klosters für kurze Zeit verließ, um ihren Besorgungen und Erledigungen nachzugehen. In wenigen Jahren war sie zu einer reizvollen jungen Frau herangewachsen, von deren Anmut und Schönheit man überall zu berichten wußte; doch in der ganzen Zeit blieb die brave Nonne tugendsam auf dem von ihr gewählten Weg in Gottes Diensten. Eines Tages begegnete der jungen Ordensschwester ein Ritter, der nicht wie die anderen nur schweigsam am Wegesrand stand und auf ein kleines Zeichen ihrer Gunst wartete, sondern sie direkt und unverwandt ansprach. Sie hob den Kopf, blickte ihn nur kurz an und setzte ihren Weg dann unbeirrt fort. Diese Abweisung wollte der Ritter nicht auf sich sitzen lassen, und so verfolgte er sie, um sie zu einem Gespräch zu bewegen. Doch um nichts in der Welt wollte die Nonne mit diesem rüden Mann etwas zu tun haben, der noch dazu immer mehr von seinem höfischen Verhalten abließ und sie immer stärker bedrängte. Als der Ritter sah, daß er im Guten nichts erreichen konnte, aber die Schmach auch nicht auf sich sitzen lassen wollte, von einer Frau abgewiesen zu werden, zerrte er die Nonne vom Weg ab hinter ein Gebüsch und nahm sich mit Gewalt, was sie ihm freiwillig nicht gab. Danach überließ er sie sich selbst und scherte sich nicht weiter darum, was aus ihr wurde. [ 24 ]
In ihrer Verzweiflung blieb die junge Nonne eine Zeitlang liegen und weinte ganz fürchterlich. Sie wußte nicht, ob sie nicht lieber auf der Stelle tot gewesen wäre, als diese Schändung ertragen zu müssen. Ob Gott sie jetzt so befleckt noch in seinem Dienst haben wollte? Geschunden und innerlich am Rande des Wahnsinns machte sie sich schließlich wieder auf den Weg zurück in das Kloster. Dort nahm man sich ihrer an und pflegte sie viele Wochen, bis sich ihr Gesundheitszustand langsam wieder besserte. Ihr Geist blieb allerdings während dieser Zeit immer von dem Vorfall überschattet, und sie fand keine Linderung für ihre seelische Not. In den Wochen intensiver Zuwendung und Pflege wurde zudem noch deutlich, daß die Verfehlungen des Ritters noch auf andere Weise Früchte getragen hatten – die kleine Klosterfrau erwartete ein Kind. Die Geburt des Kindes versetzte sie vollkommen in Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit; ihr ganzes Leben verlief nun anders, als sie es erwartet hatte. Sie verwünschte das Kind und bereute dies auf der anderen Seite wieder von ganzem Herzen, denn das kleine Bündel auf ihrem Arm konnte nichts für ihr Leid. Zudem fürchtete sich die Nonne davor, durch ihre feindseligen Gedanken große Schuld auf sich zu laden. So zwischen ihren eigenen Überlegungen hin- und hergerissen, wußte sie für sich bald keinen Ausweg mehr. Des Abend sah man sie immer öfter mit ihrem Kind auf dem Arm, am Rande des Bläser Sees sitzen und jedermann dachte und hoffte nun, daß sich die junge Ordensschwester eines Tages mit den Umständen abfinden und zu einem geregelten Klosterleben zurückfinden würde. Oft saß sie dort bis nach Einbruch der Dämmerung, und man ließ sie gewähren. Eines Morgens jedoch entdeckte man, [ 25 ]
daß Mutter und Kind den Abend zuvor nicht in die schützenden Klostermauern zurückgekehrt waren. Als man am Bläser See nachsah, entdeckte man die beiden Körper leblos im Wasser treibend. Seit diesem Tag tauchte die Gestalt der schönen Nonne immer wieder aus den Tiefen des Bläser Sees auf, und bald gab man ihr in der Bevölkerung den Namen „Bläsjungfrau“. Doch mit der Bläsjungfrau trat auch nach kurzer Zeit noch eine weitere Erscheinung auf – der Ritter ohne Kopf. Auf seinem gespenstischen Pferd umreitet er den See, und es ist kaum zu verkennen, daß er nach etwas sucht. Diejenigen, die ihm recht nahe gekommen sind und nachher noch von diesem Ereignis zu berichten wagten, beschrieben ihn als den verstorbenen Ritter von Pfuhle. Die Stammburg der Herren von Pfuhle befand sich zwischen Kustrena und Gröna. Mit dem letzten Ritter von Pfuhle, der als Raubritter sein Unwesen trieb, ging auch die stolze Stammburg unter. Dies schreibt man auf eine Familienfehde zurück, die der Ritter durch den Raub der schönen Tochter eines wohlhabenden Händlers angezettelt hatte. Das begehrenswerte Mädchen hatte er – und wie es die Erzählung vermuten läßt, nicht unfreiwillig – zu seiner Geliebten gemacht, doch ihr Vater wollte dies nicht dulden. Durch einen glücklichen Zufall erfuhr die Familie des Kaufmanns von einer früheren Geliebten, die der Ritter von Pfuhle wegen der schönen Kaufmannstochter verstoßen hatte. Deren Rachegelüste nutzten sie nun für ihre Zwecke und ließen sich von ihr den geheimen Zugang zur Burg zeigen, durch den sie in früheren Zeiten in der Nacht immer den Weg in seine Kemenate gefunden hatte. Gut bewaffnet wurde die Burg gestürmt, und der Raubritter fand im Kampfgetümmel auch bald den Tod durch [ 26 ]
das Schwert. Die entehrte Kaufmannstochter wurde aber, da man erkannte, daß sie schwanger war, in das nahegelegene Kloster gebracht, um vor der Öffentlichkeit der Familie mit einem unehelichen Kind nicht noch weitere Schande zu bringen, unmittelbar nachdem das Kind geboren worden war, stürzte sich das Mädchen in den an das Kloster angrenzenden Bläser See, da sie den Tod ihres Geliebten nicht überwinden konnte. Obwohl die jeweiligen Geschichten einen unterschiedlichen Verlauf nehmen, schließt sich der Kreis an dieser Stelle somit wieder. Was das Pärchen betrifft – sie sind wohl bis heute noch nicht zusammengekommen, denn man sah sie nie zur gleichen Zeit, und bisher hat wohl auch noch keiner des Rätsels Lösung gefunden, wie die beiden erlöst werden könnten. Die Steinmonumente von Preußlitz Rund zwölf Kilometer von Bernburg entfernt liegt die Mitgliedsgemeinde der Verwaltungsgemeinschaft Preußlitz mit ihren Ortsteilen, unmittelbar in Preußlitz befinden sich in direkter Nähe des Friedhofes sieben unterschiedlich große Findlingssteine, deren Herkunft und Bedeutung die Volkserzählung auf vielfache Weise zu erläutern versucht. Eine der überlieferten Geschichten soll hier stellvertretend erzählt werden: Eines Tages erschien kurz vor Beginn der Messe vor der Kirche in Preußlitz ein Mönch. Doch dieser hatte nicht im Sinn, hier das Wort Gottes zu vernehmen. Eher das Gegenteil davon war sein Ziel. Mit einer Geige stellte er sich unweit des Kirchenportales auf und begann in den schönsten Tönen zu spielen. Seine Melodien umfingen die Passanten dabei mit einem eigentümlichen Zauber. [ 27 ]
Die Steinmonumente von Preußlitz Mancher Kirchgänger blieb eine Weile stehen und ließ sich von den schönen Klängen betören. Die Glocken riefen aber zur Messe, und bald waren alle in die Kirche geeilt, bis auf drei junge Männer und drei junge Frauen, die sich von den wohlklingenden Liedern unterhalten ließen. Während in der Kirche der Gottesdienst gehalten wurde, veränderte sich die Spielweise des seltsamen Mönchleins auf unheimliche Art. Der Rhythmus steigerte sich langsam zu einem höheren Tempo, und die Melodie zwang alle umstehenden, sich in wildem Tanz zu bewegen; keiner konnte sich dem entziehen. In der Kirche vernahm man die anschwellende Lautstärke der gespielten Lieder, und das Gejauchze und Gejohle der jungen Leute dort draußen verursachte vielfaches Stirnrunzeln. Ein ungutes Gefühl beschlich alle
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Meßgänger, doch keiner traute sich, vor der Segnung die schützenden Wände des Gotteshauses zu verlassen. Bald danach fand der Gottesdienst sein Ende, und alle Kirchgänger verließen das Bethaus, mancher etwas schneller, von der Neugierde angetrieben, was die jungen Leute dort vor der Kirche wohl tun mochten. Wieviel Entsetzen mag sich auf ihren Gesichtern gespiegelt haben, als sie entdeckten, daß die sechs Männer und Frauen zwischenzeitlich zu Steinen verwandelt worden waren und mit ihnen auch der abtrünnige Mönch, der mit seinem Geigenspiel die Seelen der jungen Leute dem Teufel preisgegeben hatte! Bis zum heutigen Tage mahnen die sieben kleineren und größeren Steine die Vorbeigehenden, sich nicht während der Zeit des Gottesdienstes mit falschen Vergnügungen abzugeben, damit es ihnen nicht genauso ergehe wie diesen armen Geschöpfen. Des Teufels Tintenfaß Rund drei Kilometer von Preußlitz, dem Hauptsitz der Verwaltungsgemeinschaft Bernburg-Land, entfernt, befindet sich die Ortschaft Wiendorf. Dort ist in der Nähe der Kirche ein großer, flacher Stein zu sehen – des „Teufels Tintenfaß“. Auch wenn die Form des Steins dies kaum vermuten läßt, erhielt er seinen Namen, weil er als Behältnis für die Schreibutensilien des Höllenfürsten diente. Zu jener Zeit lag das Tintenfaß noch einige Kilometer von hier entfernt auf einer kleinen Anhöhe, von der aus der Teufel den Ausblick auf das ganze Gebiet genießen konnte, während er die Seelenpakte unterzeichnete. So entging ihm bei seiner Arbeit auch nicht, daß in Wiendorf eines Tages die ersten Arbeiten zum Bau einer Kirche begannen. [ 29 ]
Des Teufels Tintenfaß Es wurden bereits die ersten Mauern errichtet, und da dem Teufel nichts einfiel, womit er die Errichtung hätte verhindern können, überkam ihn maßlose Wut. Er packte sein Tintenfaß und schleuderte es mit aller Wucht gegen die neu entstehende Kirche. Doch scheinbar hatte er das Gewicht nicht richtig eingeschätzt, denn nur wenige Meter vor dem Bau schlug der Felsen auf dem Boden auf, ohne auch nur den geringsten Schaden anzurichten. Da ihm wieder einmal nicht vergönnt war, einen Kirchenbau zu verhindern, wandte der Teufel sich bald von dieser Gegend ab. Sein Tintenfaß mußte er im Stich lassen, denn er wollte sich nicht die Blöße geben und es unter den Augen der Bauherren wieder aufsammeln. So beließ er es an dieser Stelle und ward seitdem nicht mehr gesehen.
[ 30 ]
Auskunft erteilt:
Stadtverwaltung – Information Lindenplatz 9 06406 Bernburg Tel.: 034 71/2 60 96 Fax: 0 34 71/2 60 98
oder
Fremdenverkehrsverband Bernburg und Anhalt e. V. Rheineplatz 1a 06406 Bernburg Tel.: 034 71/37 20 30/31 Fax: 034 71/37 20 32
oder
Verwaltungsgemeinschaft Bernburg-Land Am Denkmal 1 06408 Preußlitz Tel.: 034 71/2 12 77 oder 2 10 52 Fax: 034 71/2 10 53
[ 31 ]
Blankenburg
Die Teufelsmauer In Blankenburg am Rande des Harzes beginnt (oder endet) die eindrucksvolle Felsformation der Teufelsmauer. Bizarr stehen die Zacken aus zerklüfteten Sandsteinfelsen steil aufgerichtet wie eine natürliche Absperrung. Die Wissenschaft kann diese außergewöhnliche Landschaftsform auf recht einfache Weise erklären, denn die Teufelsmauer ist nichts anderes als die natürliche Ablagerung von Rudimenten, die das Meer hier vor ungefähr 100 Millionen Jahren auf seinem Rückzug hinterlassen hat. Die Volkserzählung weiß von der nüchternen Betrachtungsweise nichts, sie erklärt die Teufelsmauer auf eine andere Art: Der Teufel hatte sich von Gott ein Stück Land erbeten, das er mit einer großen Mauer umzäunen wollte. Die Seelen der Menschen, die auf diesem Gebiet lebten, sollten dem Teufel gehören, den Rest der Menschheit würde er dafür in Ruhe lassen. Gott gewährte dem Teufel diese Bitte und ließ ihn mit dem Bau der Mauer beginnen. Der Teufel holte sich noch einige Hilfsteufelchen herbei, und mit vereinten Kräften wollten sie nun das Gebiet eingrenzen, so daß ihnen keine einzige kostbare Seele entwischen konnte. Doch es stellte sich heraus, daß das einzig verfügbare Gestein für den Bau zu brüchig war, und
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jedesmal im Morgengrauen brach zusammen, was in der Nacht mühsam geschaffen worden war. Nach einigen arbeitsreichen Nächten und ebenso regelmäßig wiederkehrender Verzweiflungen bei Tagesanbruch gab der Teufel sein Unterfangen endgültig auf, nachdem die Mauer wiederum an einigen Stellen eingebrochen war. Er verzichtete auf dieses Domizil auf Erden und zog sich wieder in sein unterirdisches Reich zurück. Neben den Freunden der volkskundlichen Erzählungen gibt es noch einen weiteren Personenkreis, der (auf nichtwissenschaftlicher Basis) ein großes Interesse an der Teufelsmauer findet: die Geomanten. Eine Vielzahl von starken Energielinien, sogenannten Leys, sind mittels radiästhetischer Instrumente gut meßbar. Mit Pendel und Wünschelrute sind hier von entsprechend sensitiven Personen gut sichtbare und wiederholbare Ergebnisse zu erzielen, und vielfach wird berichtet, daß die Energieströmungen bei Wanderungen über den Kamm der Teufelsmauer von sensiblen Personen bereits ohne weitere Hilfsmittel gut erspürt werden können. Durch diese starken energetischen Linien kam die Teufelsmauer im Laufe der Jahrhunderte in den Ruf, eine vorchristliche Kultstätte gewesen zu sein, und auch heute wird sie noch als magische Stätte oder Kraftort angesehen – mit Sicherheit zu Recht. Auskunft erteilt:
Stadtverwaltung Blankenburg Harzstraße 3 38889 Blankenburg Tel.: 0 39 44/94 30 Fax: 0 39 44/50 67
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oder
Kurverwaltung Blankenburg Tränkestraße 1 38889 Blankenburg Tel.: 0 39 44/28 98 oder 6 31 02 Fax: 0 39 44/40 11 oder 50 67
Das Steinfeld an der Holzkirche [ 34 ]
Elend
Das Steinfeld an der Holzkirche Am Fuß des Brocken erstreckt sich – mehr über die Länge als die Breite – der 500 Einwohner zählende Ort Elend. Doch Nomen ist hier nicht Omen, denn als Ferienort und Ausgangspunkt für Erkundungen in die Umgebung bietet sich Elend geradezu an. Inmitten des Ortes befindet sich die „kleinste Holzkirche Deutschlands“. Hinter der Kirche befindet sich ein großes Wiesenstück, das es auf gewisse Art und Weise „in sich hat“, unter der rund zwanzig bis dreißig Zentimeter dicken Grasnarbe liegt eine große Zahl Felsbrocken. Dies alleine mag noch nichts ungewöhnliches sein, denn die großen Steine können durch die natürliche Erosion ihren Weg an diesen Platz gefunden haben. Die natur- und witterungsbedingte Variante wäre auch eine der möglichen Deutungen, der man sich anschließen kann. Eine andere Möglichkeit steht aber darüber hinaus noch zur Klärung an, nämlich die, daß es sich hier um einen frühzeitlichen Friedhof oder eine Kultstätte gehandelt hat. Dabei soll den Steinen jeweils eine bestimmte Funktion, beispielsweise als Bestandteil einer Grabanlage, als Fixier- oder Wächterstein, zugefallen sein. Um den Ursprung des Steinfeldes zu enträtseln, wurde probeweise zwar in den Jahren 1995/96 an mehreren Stellen der
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Grasbewuchs entfernt, weitere Forschungen wurden aber bisher noch nicht durchgeführt. Auf genauere Befunde wird man allerdings auch noch eine Zeit warten müssen, denn noch ist es fraglich, ob und wann sowohl Geld als auch Personal zur Verfügung stehen werden, um dieses Feld genauer untersuchen zu können. Auskunft erteilt:
Verwaltungsgemeinschaft Brocken Bahnhofstraße 22c 38877 Benneckenstein Tel.: 03 94 57/23 21 oder 23 22 Fax: 03 94 57/23 23
oder
Kurbetriebsgesellschaft „Brocken“ mbH Brockenstraße 10 38879 Schierke Tel.: 03 94 55/310 Fax: 03 94 55/403
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Genthin
Der Runenstein von Rogäsen „Glück im Unglück!“ – Dies traf in Rogäsen im Jahr 1851 für den Felsblock am Friedhofseingang zu, der für den Bau einer Schule Verwendung finden und gesprengt werden sollte. Gesagt – getan: Die Sprengladung wurde installiert und der Fels zersprang in mehrere große Stükke. Als man diese jedoch zum Abtransport ein Stück weiterwälzte und durch die Drehung die Unterseite sichtbar wurde, staunte man nicht schlecht. Zahlreiche Ritzzeichnungen, die bald als Runen erkannt wurden, waren zu sehen. Die Stücke wurden wieder aneinander gelegt, und wie bei einem Puzzle wurde als Gesamtbild auch der vollständige Schriftzug sichtbar. Bedenkt man, daß es bis zur römischen Besiedlung nicht üblich war, durch Schriftzeichen Überlieferungen von Generation an Generation weiterzugeben, wird klar, welche Bedeutung ein solcher Runenstein hat, zudem es sich dabei um ein einzigartiges Fundstück in Deutschland handelt. Im skandinavischen und britischen Raum sind in dieser Weise verzierte Felsen wesentlich häufiger zu finden. So war man sich der Wichtigkeit und Bedeutung dieses außergewöhnlichen Felsblockes auch bald klar,
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und der Runenstein erhielt (zunächst) seinen Stammplatz vor dem Rogäsener Schloß. Wenig später machten sich die ersten Runenkundigen auf den Weg und an die Deutung der Inschrift, doch wurden zwar unterschiedliche, aber bis zum heutigen Tage keine befriedigenden Lösungen vorgelegt. Alle Interpretationsversuche fußten zumeist auf dem gemeingermanischen Futhark. Die Benutzung der Runen erfolgte ihrem ursprünglichen Zweck nach erst einmal für magische und rituelle Zwecke in der Verbindung mit den mythologischen Erzählungen und Darstellungen. Erst später benutzte man sie auch für die schriftliche Überlieferung, jedoch nicht in großem umfang. Mit der Zeit entwickelten sich unterschiedliche Runen-Systeme, die in der Anzahl der Symbole differierten. Das gemeingermanische Futhark (der Begriff leitet sich von Fudark=die ersten sechs Buchstaben des Runen-Alphabetes ab) war bei allen germanischen Stämmen weit verbreitet und dort in der Zeit ab dem zweiten Jahrhundert n. Chr. bis zum Beginn des neunten Jahrhunderts in Gebrauch. Im Zuge der Christianisierung geriet das Futhark in Vergessenheit und ging in „Gemeingermanien“ unter. In Skandinavien und Großbritannien überlebten zwei abgeleitete Futhark mit 16 bzw. 33 Runen-Symbolen, teils sogar noch bis in das 11./12. Jahrhundert hinein. Diese Zeichen wurden vornehmlich an Waffen und Haushaltsgegenständen angebracht. Einige Fundstücke (wie Speerspitzen, Schalen etc.) aus dieser Zeit verfügen über solche Verzierungen. Wie bereits erwähnt, entdeckte man bisher hingegen keine sculptured stones. Etwas problematisch bei der Entzifferung der Schriftzeichen ist die Tatsache, daß hier zu zwei verschiedenen Zeiten Zeichen auf dem Stein angebracht wurden. Ob [ 38 ]
Der Runenstein von Rogäsen diese in einem engen Zusammmenhang stehen, oder ob es sich dabei um zwei unabhängige Schriftsätze handelt, ist noch nicht abschließend geklärt. So gehen einige Interpretationsversuche von der Möglichkeit aus, daß es sich um eine keltische Gebetsformel handelt, aber auch die Auslegung als germanisches Bittgebet wird in Erwägung gezogen. Ebenso die Deutung als mittelalterliche Bauzeichnung und Recheninschrift. Dabei deutete man die Zeichen als Steinmetzsymbole und verschlüsselte Berechnungen. Die Übersetzung der Gebetsformel lautete dabei recht poetisch: „Gott, du bist Fülle, Geist, mir Lebenshauch, Zuflucht höchstes Oberhaupt!“ So wie diese Übersetzung fand auch die Übertragung des Bittgebetes in die folgende Form: „Heiliger Wito! Tyr! Zu Dir beten wir Leute aus Rogäsen!“ nicht die Zu-
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stimmung der Fachwelt. Genauso schlug man die zuletzt erfolgte Auslegung als Bauzeichnung aus und wartet bis zum heutigen Tag auf eine gelungene und der Wahrheit möglichst nahekommende Interpretation. Durch Schenkung befindet sich der Stein von Rogäsen seit 1928 nunmehr rund zwanzig Kilometer entfernt von seinem ursprüglichen Standort und ist im Kreismuseum Jerichower Land, das sich in Genthin, dem Sitz der Verwaltungsgemeinschaft befindet, zu sehen. Alle, die sich an der Deutung der Inschrift versuchen wollen, oder dieses außergewöhnliche Exponat nur einmal in Ruhe ansehen möchten, finden dort Gelegenheit dazu. Auskunft erteilt:
Verwaltungsgemeinschaft Genthin Marktplatz 3 39307 Genthin Tel.: 039 33/87 60 Fax: 0 39 33/35 55
oder
Kreismuseum Jerichower Land Mützelstraße 22 39307 Genthin Tel.: 039 33/80 35 21 geöffnet: Di-Fr: 8-12 und 14-17 Uhr, So: 10-12 und 14-16 Uhr
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Gerbstedt
Die Nagelsteine Auf die sichtbaren Überbleibsel eines alten Heilzaubers trifft man in der Umgegend von Gerbstedt noch häufiger. In den Mitgliedsgemeinden der Verwaltungsgemeinschaft Gerbstedt stößt man bei Wanderungen auf sogenannte Nagelsteine. Bei diesen Nagelsteinen handelt es sich um eine Besonderheit, denn der an ihnen ausgeübte Kult soll auf heidnischen Ursprung zurückzuführen sein. Den Weg zu den Steinen sollte man vor Ort erfragen oder sich auf Spaziergängen vom Zufall leiten lassen. Bei einer eigenen Erkrankung oder gesundheitlichen Problemen eines nahestehenden Menschen suchte man früher die Nagelsteine auf, bewaffnet mit einem Nagel und einem Hammer. In ihrer Nähe sollte man sich gedanklich auf die Krankheit beziehungsweise auf die Genesung von der Krankheit konzentrieren. Während dieser gedanklichen Einstimmung nahm man schließlich das mitgebrachte Werkzeug und begann, den Nagel mit aller Kraft in den Stein zu schlagen. Mit diesem Ritual sollte die Krankheit an den Stein genagelt werden, sich nicht mehr befreien können und der gepeinigte Kranke fortan genesen. Das Einschlagen eines Nagels in Stein scheint einem heute auf den ersten Blick ein schweres Unterfangen, aber da es sich bei den [ 41 ]
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Der „löcherige Stein“
Nagelsteinen um Braunkohlequarzite handelt, die zudem noch als Folge nacheiszeitlicher Erosion von feinen Kanälen durchzogen sind, mußte man glücklicherweise nur auf einen dieser Durchlässe im Gestein treffen, um den Nagel tief hineinschlagen zu können. Dieses Ritual soll man auch an verschiedenen Bäumen durchgeführt haben. Auf den Wanderungen kann man noch manche entdecken, die gemäß ihrem Alter heute noch in der entsprechenden Höhe eine Vielzahl von Nägeln aufweisen. Über den „Löcherigen Stein“, der zwischen Weifesholz und Gerbstedt in einer kleinen Anlage steht, weiß man zudem noch einige Dinge zu berichten, die über die reine Funktion als Nagelstein zu Heilzwecken hinausgehen. Diesen Stein errichtete zu Beginn des 12. Jahrhunderts der hiesige Graf zu Hoyer und man sagt, daß der Stein [ 42 ]
zu einer Gruppe von Kultsteinen gehörte, die in vorchristlicher Zeit verehrt wurden. Jener Graf wollte sich die Beziehung dieses Steines zu einer vorchristlichen Kultstätte zu Nutze machen und aus ihm Kraft ziehen. Kurz vor einer entscheidenden Schlacht soll er – der bisher noch nie ein Gefecht verloren hatte – den Stein beschworen haben, ihn auch diesmal vor einer Niederlage zu schützen. Dazu legte er seine Hand in die Mitte des Steines und griff tief in den Felsen hinein, als wäre dieser nicht aus hartem Gestein, sondern aus weicher Butter. Die angebrachte Gedenktafel schreibt den folgenden Ausspruch zu dieser Begebenheit dem Grafen zu: „Ich Graf Hoyer ungeboren habe noch keine Schlacht verloren; so wahr ich greif in diesen Stein, auch diese Schlacht muß meine sein!“ Doch selbst dieses nunmehr sichtbare Zeichen seiner Macht und die Beschwörung des Steines nutzte nicht viel; bereits kurz nach Beginn der Schlacht verlor der Graf durch seine Widersacher das Leben. Nicht sehr weit vom „Löcherigen Stein“ entfernt findet sich auch der „Verwohrene Stein“ bei Weifesholz, dessen Name in seiner Bedeutung bis heute noch nicht eindeutig geklärt werden konnte. Hierbei handelt es sich um einen plattenförmigen Nagelstein, der über 3 Meter Länge aufweist und dabei annähernd 1,5 Meter hoch ist. Vor einigen Jahrzehnten noch wurde seine Ausrichtung als genau der Nord-Süd-Richtung entsprechend festgestellt, und somit ist die Vermutung naheliegend, daß es sich um einen Fixierstein handelt, der früher den Mittagspunkt und auch die jahreszeitlichen Sonnenwenden zu bestimmen half.
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Anna Traute Frohertzin und Marie Größeln Zum Ende des 17. Jahrhunderts hin ereignete sich in Gerbstedt ein Hexenprozeß, der aufgrund seiner Inhalte und seiner Urteile aufsehenerregend und ungewöhnlich zugleich war. Innerhalb kurzer Zeit waren hier zwei Schwestern aus Gerbstedt in den Verdacht der Zauberei geraten: Anna Frohertz(in) und Marie Größeln. Mit ihrer Mutter und dem Stiefvater waren beide Mädchen im Alter von knapp über zehn Jahren von Amsdorf nach Gerbstedt gezogen. Zuerst hatten die Eltern einen Bauernhof gepachtet und schließlich von den Ersparnissen einen eigenen aufgebaut. Die Mutter war bereits im Laufe der folgenden Jahre verschiedentlich Mittelpunkt des Dorftratsches gewesen, doch zu einer Anzeige wegen Hexerei kam es vorerst in der gesamten Familie noch nicht. Dies änderte sich mit der Aussage einer Bekannten, der Judith Ernst, die dem Gerichtsverwalter in Gerbstedt am 10. August 1689 im Wortlaut folgendes zu Protokoll gab: „Anna Traute Frohertzin hat mir vor einiger Zeit erzählt, wie ein Drache ihr alle Eier hole. Dennoch gab sie mir auf meine Bitte drei Eier, die ich in den Schrank legte und ungefähr sechs Wochen darin liegen ließ. Als ich jedoch vor etwa acht Tagen einen Eierkuchen aus den Eiern backen wollte, haben sie beim Aufmachen gepuschet und es sind Maden von der Stärke einer dicken Federspule darinnen gewesen wie die weißen Maden, so in der Erde wachsen. Die Maden haben die Schnauze immer auf- und zugesperret. Als des Hirten Frau, Christiane Zimmermann, diese Würmer sah, rief sie: ,Weg damit, dieses sind Dracheneier!’ und Gorge Strödickens Weib äußerte sich: ,Ach Herrgott, das sind eben solche [ 44 ]
Würmer, als mein seliger Toffel bei sich hatte und von ihm gingen, als er gestorben war.’ In Valtin Gunnes, Georg Strödickens und anderer Zeugen Gegenwart habe ich die Würmer verbrannt, so im Feuer geschrien wie die jungen Mäuse.“ Diese Aussage wird noch am selben Tag um die Wahrnehmungen des Stadtdieners Jakob Schneider ergänzt, der im letzten Winter bei der Nachtwache kurz vor Mitternacht einen „Klump Feuer“ gesehen hatte, der in das Haus der Frohertzin geflogen war. Nach einiger Zeit soll eine lichterloh brennende Feuermauer zu sehen gewesen sein. Dreimal habe er Alarm gegeben, doch das Feuer sei danach direkt von selbst verloschen, als ob es nie existiert hätte. Etwas später korrigiert der Stadtdiener seine Aussage noch einmal dahingehend, daß er nach reiflicher Überlegung feststellte, daß es sich nicht um einen Feuerklumpen gehandelt habe, sondern es sei wohl ein Drache gewesen, der in das Haus der Frohertzin eindrang. Auch die Aussagen von Katharina und Georg Strödicke taten ihr übriges. Bei der Frage nach den Todesumständen ihres Sohnes sagten sie laut Protokoll aus: „der Kranke hätte immer geklagt, daß er von den Birnen und Nüssen der Größel seine Krankheit hätte und wie es ihm im Leibe fräße. Er hätte gegessen und getrunken bis an sein Ende. Wenn er aber vor einer Viertelstunde gegessen, habe er trotzdem schon wieder Essen gefordert und sei dennoch vertrocknet … Schon einen Tag vor dem Tode des Knaben seien zwei Würmer abgegangen. Sie (Frohertzin) habe sich selbst verdächtig gemacht durch die Klage, der Drache hole ihr alle Eier weg, obwohl sie doch schwarzen Kümmel in die Nester streue; ebenso die Größel dadurch, daß sie sich der Sache des Kindes beim Heumachen auf der Hofwiese angenommen hätte.“ [ 45 ]
Von beiden Schwestern wurde Anna Traute Frohertzin als erste verhaftet und zu den Anschuldigungen befragt. Doch das „Vor-Urteil“ des Amtsverwalters stand bereits felsenfest, so daß es ihm auch keine Schwierigkeiten bereitete, aus dem wegen der gegen sie gemachten Vorwürfe „erschrockene Gesicht, (sowie) aus ihrem ungünstigen Ruf und ihrem Leugnen“ eine Schuld abzuleiten, unvorsichtig richtete sich die Frohertzin nun gegen ihre Ankläger und äußerte: „Ich wollte, daß sie alle die schwere Not kriegten. Sie wollen mir den Teufel auf den Hals dämmen.“ Doch damit bestärkte sie ihre Gegner noch in den Verdächtigungen. So wurde auch nach dem Verhör die „leidliche Haft“ verfügt und weitergehende Zeugenaussagen sollten etwas Licht in diese diffuse Angelegenheit bringen. Aber diese und auch die weiteren Verhöre der Frohertzin am 3. und 4. September brachten keine neuen Erkenntnisse. Am 3. September wurde nun auch ihre Schwester, die Maria Größel, verhaftet, der man in der Anklage vorwarf, daß sie auf zauberische Weise das Leben des Toffel Strödicke auf dem Gewissen habe. Einige Wochen ihres weiteren Leidensweges verlebten die Schwestern nun gemeinsam im Gefängnis. Am 11. September holte man zuerst Anna aus dem Gefängnis, um sie dem eingehenden Verhör zu unterwerfen. Ein Katalog mit 126 Fragen stand zur Beantwortung an, davon bezogen sich mehr als 40 Fragen auf die Begebenheit mit den Eiern und den darin vorhandenen Würmern. Immer wieder entgegnete die Frohertzin ihren Inquisitoren, daß sie nichts darüber wisse und daß sie „ihre Tage solche Sachen nicht gesehen“ habe. Die Fragen wiederholten sich in sprachlich leicht abgewandel[ 46 ]
ter Form immer wieder und verleiteten die Angeklagte zu widersprüchlichen Aussagen. Anhand der Protokollnotizen wird sehr stark deutlich, daß das eigentliche Verbot der Suggestivfrage hier zudem vollkommen außer Acht gelassen wurde. Nachdem man nun trotz allem keinerlei Geständnis oder Neuigkeiten erhielt, wurde die Frohertzin erstmal wieder in das Gefängnis geschickt. Zwei Wochen später führte man nun Maria Größel zum eingehenden Verhör. Ihr warf man den Tod des Toffel Strödicke vor, den sie mit Birnen vergiftet haben sollte. Doch auch von ihr erhielt man weder ein Geständnis noch neue Erkenntnisse, und die drei Tage später erfolgende Gegenüberstellung mit den Zeugen war weiterhin ergebnislos. Sie wurde ebenfalls wieder in das Gefängnis zurückgeführt. Man wandte sich an den zuständigen Hallischen Schöffenstuhl mit der Frage, wie nun weiter verfahren werden solle. Mit dem Schreiben vom 24. Oktober 1689 kam folgende Anweisung: „Von beiden Schwestern wie von der verstorbenen Mutter geht kein gutes Gerücht aus. Trotz ihres Leugnens ist die Größel der meisten Stücke überführt. Teils hat sie ihre Schuld bei der Gegenüberstellung selbst gestehen müssen, teils hat sie sich durch ihre andere Darstellung des Tatbestandes verdächtig gemacht. Der Knabe Strödicke ist beständig bis in den Tod dabei verblieben, daß er sich nach dem Genuß der von der Größel erhaltenen Birne übel befunden habe. Im Anbetracht alles dessen soll die Größel, wenn sie nicht bekennen wird, dem Scharfrichter übergeben werden, daß er sie mag ausziehen, entblößen, zur Leiter führen, die zur Peinlichkeit gehörigen Instrumente vorzeigen, die Daumenstöcke anlegen und damit schrauben, auch, da dieses nicht fruchtet, mit den Banden schnüren.“ [ 47 ]
Die Anweisung dieses Schreibens war eindeutig, und obwohl sie sich in erster Linie auf Maria Größe! bezog, wäre wohl auch die Frohertzin vermutlich zu gleicher Zeit dieser Verfahrensweise unterlegen, wenn man nicht drei Tage, bevor diese Anordnung erlassen wurde, festgestellt hätte, daß sie schwanger war. Folglich wurde bei ihr die strenge Befragung und das Verhör bis sechs Wochen nach der Niederkunft ausgesetzt, während dieser Zeit verblieb sie aber trotzdem im Gefängnis, wenn ihr auch zur Erleichterung die Fesseln abgenommen wurden. Für Maria Größel ging das Verfahren weiter. Erst wurde sie am 31. Oktober noch einmal „in Güte“ verhört, nachdem dies jedoch kein Ergebnis brachte, wurde am 5. November die Tortur angewendet. Im Protokoll findet man vermerkt, daß sie während der Folter rief: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Im übrigen stand sie die Tortur ohne ein Zeichen äußerlicher, merklicher Empfindlichkeit und auch ohne Tränen aus. Die Marter brachte keine nennenswerten Aussagen oder Schuldgeständnisse. Wiederum wurde der Hallische Schöffenstuhl angerufen und diesmal beschied er: „Wider die Marie Größel ist weiter nichts vorzunehmen. Sie ist in Ermangelung kräftiger Indizien aus der Haft zu entlassen und mit den Unkosten zu verschonen, zumal da sie dieselben nicht bezahlen kann.“ Am 18. Dezember 1689, nach zweieinhalb Monaten Haft, war Maria Größel wieder auf freiem Fuß, nachdem sie die folgende Urfehde geschworen hatte: „Demnach ich Maria Größel der Zauberei beschuldigt, deswegen auch von dem Amt Friedeburg auf Urteil und Recht in Haft gebracht, von selbigem wieder mich inquiriert, auch nach eingeholtem Rechtsspruch ich mit der mir zuerkannten Marter belegt worden und numehr nach [ 48 ]
anderweitigen Erkenntnis der Haft jetzt gegen gewöhnliche Urfehde erlaßen werden soll; als schwöre ich vor dem Angesichte Gottes und dieser meiner ordentlichen Obrigkeit zu Gott den Vater, Sohn und heil.(igem) Geist mit Mund und Herzen diesen wahren körperlichen Eid, daß ich dieses alles, was mir bisher widerfahren, für eine verdiente Strafe und Züchtigung achten, und deswegen von der an Gnädiger Landes Herrschaft noch dem jetzigen Pachts Inhaber dieses Amtes Friedeburg, vielweniger an dieses Amtes hohen und niedrigen Bedienten, am allerwenigsten aber an allen denjeniegen, so zu dieser meiner bisherigen Haft Vorschub getan, Hilfe geleistet, oder Ursache gegeben haben, weder an denen Personen selbst, noch derselben Hab und Gütern in geringsten nicht rächen, noch selbiges durch jemanden anders tun oder anstiften, sondern mich an urteil und Recht begnügen lassen will; so wahr mir und meiner armen Seele Gott und sein heil.(iges) Wort helfen soll durch Jesus Christus, meinen Erlöser und Seeligmacher. Amen.“ Sieben Tage nach der Freilassung ihrer Schwester wurde Anna Traute Frohertzin am zweiten Weihnachtsfeiertag im Gefängnis von Zwillingen entbunden, welche jedoch unmittelbar nach der Geburt verstarben. Die angesetzte Sechswochen-Frist nach der Niederkunft gewährte man der Frohertzin jedoch noch. Genau am 7. Februar eröffnete man ihr, daß sie „der Hexerei halber vom Schöffenstuhl“ der Tortur überantwortet worden sei. Das gesamte weitere Verfahren verlief folgend ebenso wie bei ihrer Schwester. Sowohl das gütliche Verhör als auch die anschließende Folter brachten weder neue Erkenntnisse noch ein Schuldeingeständnis. Wieder einmal wurde der Schöffenstuhl in Halle bemüht, und am 22. Februar fällte man dort folgendes Urteil: [ 49 ]
„Dieweil Inquisitin Anna Traute Frohertzin in der scharfen Frage, damit sie vermöge unsers vorigen Urteils belegt worden, daß sie der angeschuldigten oder anderer Hexerei ganz unschuldig; so wird auch wider sie ferner nichts vorgenommen, sondern sie wird der gefänglichen Haft nach geleisteten Urfehede hinwieder erlaßen, und gestalten Sachen nach mit den Unkosten verschont.“ Wie bereits ihre Schwester zuvor, so wurde auch Anna Traute Frohertzin ohne Beteiligung an den Kosten aus der rund siebenmonatigen Haft entlassen, nachdem sie die Urfehde geschworen hatte. Beide Frauen verschwanden innerhalb kurzer Zeit freiwillig aus Gerbstedt, und dies war ihnen auch im Sinne des Gerichtes angeraten worden, über ihre folgende Lebensgeschichte ist weiterhin nichts bekannt. Auskunft erteilt:
Verwaltungsgemeinschaft Gerbstedt Parkweg 06347 Gerbstedt Tel.: 03 47 83/61-0 Fax: 03 47 83/61-127
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Gernrode
Der heilige Teich Am Nordrand des östlichen Harzes liegt Gernrode und dort befindet sich ganz in der Nähe in einem Waldstück, der „heilige Teich“. Die Legendenbildung führt seine Namensgebung auf Hathui (oder auch Hedwig genannt) zurück, die erste Äbtissin zu Gernrode. Jeden Mittag verbrachte sie dort eine kurze Zeit, und der Teich wurde zu ihrem erwählten Lieblingsplatz, an dem sie zu innerer Ruhe fand, aus der sie wiederum ihre schier unermüdliche Kraft schöpfte. Einen großen Teil ihrer Lebensaufgabe sah Hathui darin, den Armen und Schwachen zu helfen und Kranken Linderung zu verschaffen. Bei aller Aufopferung für die Bedürftigen kam sie manches Mal an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. So geschah es auch eines Morgens, daß sie sich selbst nicht wohl fühlte und beschloß, sich an diesem Tag auszuruhen, um wieder zu Kräften zu kommen. Es war aber noch am gleichen Vormittag, als sie zu einem Krankenbesuch gerufen wurde. Das Pflichtgefühl verdrängte jeden Gedanken daran, sich selbst zu schonen, und so begab sie sich bereits kurze Zeit später auf den Weg an das Krankenlager. Bis in die späten Abendstunden brachte sie dort zu, völlig mit der aufopfernden Pflege [ 51 ]
beschäftigt. Mit letzter Kraft machte sie sich schließlich auf den Weg zurück in das Kloster. Immer hatte sie sich selbstlos um andere gekümmert, jetzt lag sie völlig erschöpft mit einer schweren Krankheit im Bett. Fieber schüttelte sie, und nur noch in wenigen Augenblicken war sie bei Bewußtsein, ohne jedoch eine der umstehenden Schwestern zu erkennen. Ihr Gesundheitszustand verschlechterte sich ständig, und um die Mittagszeit des folgenden Tages ging ihr Leben zu Ende. Genau zu diesem Zeitpunkt brodelte das Wasser des Teiches, an dem sie jeden Tag gesessen hatte, und die Farbe veränderte sich von blau in grün und schließlich in blutrot. Sie wechselte ständig, bis sich die Oberfläche schließlich wieder beruhigte und blau und friedlich dalag, wie wenige Minuten zuvor. Einige Bauersleute hatten dieses Schauspiel beobachtet und wähnten den Teufel im Teich. Schnell liefen sie zum Gernröder Kloster, um der Äbtissin von dem unheimlichen Ereignis zu erzählen. Als sie dort ankamen, mußten sie jedoch erfahren, daß gerade zu dem Zeitpunkt, als sie dies Phänomen beobachtet hatten, die gläubige Ordensfrau gestorben war. Das Ereignis am Teich und die Himmelfahrt der Seele der Äbtissin verband man nun miteinander, und wenn man seit dieser Zeit von dem Teich spricht, so heißt er nur der „heilige Teich“. Der periodische See von Gernrode – die Gregergrube In den früheren Jahrhunderten war das „seltsame Wasserloch“ maßgeblicher „Konjunkturprophet“. Am Wasserstand des Sees konnte man nämlich sehen, wie sich
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die Preise und die Wirtschaftslage in der kommenden Zeit entwickeln würden. Das besondere an diesem kleinen See war aber, daß er „antizyklisch“ reagierte. So versikkerte das Wasser fast vollständig in den guten Zeiten, in denen die Preise zur Freude aller in vernünftigem Verhältnis sanken; das Wasser stieg aber stetig an, wenn sich Preiserhöhungen und Notzeiten ankündigten – es heißt sogar, daß der Teich in sehr schlechten Zeiten drohte über die Ufer zu treten. Im Volksmund bildete sich deshalb schnell das Sprichwort: „Wenn die Kinder in der Gregergrube spielen, so ist es gute Zeit.“ Die Auffälligkeiten beim Vergleich des Wasserstandes zur Konjunktur wurden zumindest über die letzten dreihundert Jahre zeitweise in Chroniken oder Artikeln festgehalten. Aus dem ausgehenden 17. Jahrhundert finden sich Aufzeichnungen und die letzten erhaltenen Passagen gehen in die zwanziger Jahre dieses Jahrhunderts zurück, als der See wieder über einen „auffallend hohen Wasserstand bei anhaltender Trockenheit“ verfügte. Das Phänomen der periodischen (und auch antizyklischen) Wasserstandsänderungen bei Seen ist in Deutschland nicht einmalig, jedoch immer seltener anzutreffen, denn sie verschwanden im Laufe der letzten Jahrhunderte immer mehr. Dies hat im Zweifelsfall aber eher ökologische Ursachen als ökonomische. Die Teufelsmühle Um den Hausberg von Gernrode, den Ramberg, rankt sich die Erzählung um eine Mühle, bei deren Errichtung der Teufel seine Hand im Spiel gehabt haben soll. In Gernrode lebte nämlich vor langer Zeit ein Müller, dessen Windmühle ihm kaum dazu dienen konnte; seinen [ 53 ]
Lebensunterhalt zu verdienen. Er jammerte und klagte, daß es doch so gut wäre, auf dem Berg eine Windmühle zu errichten, denn dort würden sich die Flügel nur so drehen, und das Korn wäre im Nu gemahlen. Doch es fehlte dem Müller an Ausdauer und an Geld, seinen Wunsch Wirklichkeit werden zu lassen. Das Gejammer des Müllers wurde immer eindringlicher und lauter, so daß eines Tages auch der Teufel davon erfuhr. Dies sollte doch eine Seele sein, die ihm sicher war, denn wenn er dem Mann die Mühle auf der Bergkuppe errichten würde, wäre ihm das bestimmt die Unterzeichnung eines Paktes wert. So machte der Teufel sich auf den Weg und unterbreitete dem Müller seinen Vorschlag. Wenn vor Beginn des nächsten Tages auf dem Ramberg eine Windmühle stehen würde, dürfte der Müller sich Zeit seines Lebens an dem reichen Ertrag erfreuen und in Saus und Braus leben – wären seine irdischen Tage schließlich aber gezählt, müsse er seine Seele dem Teufel überantworten. Lange überlegte der Müller, doch er dachte sich, daß bis zu dem Zeitpunkt seines Ablebens wohl noch einige Zeit vergehen würde, und die könnte er dann durch den Reichtum auch richtig genießen. Ansonsten drohte ihm ein Leben in Armut und Krankheit, und der Teufel würde seine Seele vielleicht auf irgendeine Weise dann doch noch erlangen. So schloß er den Vertrag ab, hoffte aber darauf, daß ihm bis zu seinem Tode noch ein guter Einfall kommen würde, wie er dem Höllenfürsten seine Seele wieder abluchsen könnte. Nach Einbruch der Dunkelheit machte der Teufel sich ans Werk, und der Müller staunte nicht schlecht, als er sah, mit welcher Geschwindigkeit der Bau seiner Windmühle voranging. Bereits am nächsten Tag würde er die [ 54 ]
Bauern mit ihrem Korn auf den Ramberg schicken können. Kurz vor dem Morgengrauen betrachtete der Teufel bereits stolz sein Werk, als der Müller die Mühle betrat und den Satan darauf hinwies, daß noch ein sehr wichtiger Teil fehlte – der Mahlstein. Schnell machte der Seelenfänger sich auf den Weg, den Stein zu besorgen, doch als er wieder auf halber Höhe den Berg hinauf war, kündigte in Gernrode ein krähender Hahn so kräftig und laut den nahenden Morgen an, daß der Teufel aus lauter Wut den gewaltigen Stein auf die unfertige Mühle schleuderte, so daß sie in alle Einzelteile auseinanderfiel. Der Müller hatte sich aber kurz zuvor noch in weiser Voraussicht aus der Mühle entfernt und war so der Zerstörungswut des Teufels auf glückliche Weise entgangen. In den folgenden Jahren arbeitete der Müller noch fleißig und rechtschaffen in seiner alten Mühle am Fuße des Ramberges, aber über allem war er glücklich, daß er seine Seele gerettet hatte, denn der Teufel hatte seinen Teil des Paktes nicht erfüllt und so war auch er frei von der Verpflichtung. Soweit erzählt dies die Sage, jedoch wird vermutet, daß die „Teufelsmühle“ eine Ableitung des Begriffes „Teufels Müll“ ist, denn so wirken die riesigen Felsbrocken – als hätte hier ein Riese oder der Teufels selbst seinen Unrat hingeworfen. Aus dieser Bezeichnung soll im Laufe der Zeit dann die „Teufelsmühle“ entstanden sein, die in der Volkserzählung mit der oben geschilderten Geschichte ihre Erklärung fand.
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Das Heilige Grab Auf den Markgrafen Gero, der auch in die Nibelungensage Eingang fand und als Gesandter an den Hof zu Xanten geschickt wurde, um Siegfried und Kriemhild nach Worms einzuladen, geht die Gründung des Ortes Gernrode in der Mitte des 10. Jahrhunderts zurück. Auch die Klostergründung, die bereits in der Volkserzählung über den „heiligen Teich“ Erwähnung findet, beruht auf den Einflüssen des Markgrafen. Dazu gehört auch die Stiftskirche St. Cyriakus. Täglich wird ab 15.00 Uhr eine Besichtigung durch den nahezu unveränderten romanischen Kirchenbau durchgeführt, wobei auch das „Heilige Grab“ Bestandteil der Führung ist. Hierbei handelt es sich um eine Nachbildung des Grabes von Christus in Jerusalem. Die Entstehungszeit der Grabnachbildung vermutet man gegen Ende des 11. Jahrhunderts, ungefähr zur Zeit des ersten Kreuzzuges. Alljährlich wird in der Stiftskirche am Ostersonntag das liturgische Osterspiel aufgeführt, das in seinem Ursprung ebenfalls auf eine sehr lange Tradition, nämlich bis in das 12. Jahrhundert, zurückreicht. Unabhängig von der Führung durch die Stiftskirche kann das „Heilige Grab“ außerhalb der Gottesdienstzeiten auch in der Zeit von April bis Oktober täglich bis 17.00 Uhr frei besichtigt werden. Bildnis des Markgrafen Gero Markgraf Gero, der Gründer von Gernrode und der hiesigen Stiftskirche, hatte sich für den Rittersaal seines Schlosses ein Porträt zeichnen lassen. Nach seinem Tod begann über den Zeitraum von mehreren Generationen [ 56 ]
der stetige Verfall des Schlosses, bis der Fürst von Anhalt das Bild aus dem baufälligen Gemäuer rettete und es in sein Schloß nach Bernburg (siehe dort) brachte. Dort sorgte das Bild jedoch für einige Unruhe, und so kam es schließlich nach Gernrode zurück, in die Stiftskirche. Dort kann es täglich (außerhalb der Gottesdienstzeiten) in der Zeit von 9.00 bis 17.00 Uhr besichtigt werden. Auskunft erteilt:
Verwaltungsgemeinschaft Gernrode Marktstraße 20 06507 Gernrode Tel: 03 94 85/93 0-0 Fax: 03 94 85/241
oder
Gernrode-Information Tel.: 03 94 85/354 Fax: 03 94 85/740
oder
Evangelische Stiftskirche Gernrode Kirchplatz l 06507 Gernrode
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Gräfenhainichen
Der Teufelsstein Ungefähr zehn Kilometer entfernt von der Stadt Gräfenhainichen mit ihrem Sitz der Verwaltungsgemeinschaft „Tor zur Dübener Heide“ befindet sich die Ortschaft Schköna. Dort liegt an einem Feldweg der Teufelsstein. Der Weg dorthin ist gut zu finden, da die Lage in den meisten Straßenkarten verzeichnet ist. Nach der Volkserzählung gehört dieser Felsen dem Namen und dem Zweck nach zu der Sorte Stein, die der Höllenfürst benutzen wollte, um damit den Bau der immer zahlreicher werdenden Kirchen zu zerstören. So finden sich die Erzählungen um die Teufelssteine auch in allen Bundesländern wieder, und kaum ein Gebiet verfügt nicht über einen solchen Felsen. So zahlreich wie die Teufelssteine sind aber auch die mit ihnen verbundenen Varianten der Erzählungen. In Schköna weiß die Volkserzählung von einem armen Holzfäller zu berichten, der eines Tages im nahegelegenen Waldstück seiner Arbeit nachging und Bäume fällte. Gerade hing er seinen Gedanken nach, wie er es schaffen sollte, seine Familie in den nächsten Wochen zu ernähren, denn obwohl er Arbeit besaß, war sein Einkommen so gering, daß er manches Mal nicht wußte, wie er das Notwendigste zum Leben beschaffen konnte. [ 58 ]
Plötzlich trat aus dem Dickicht ein gutgekleideter Mann, dem man seinen Wohlstand ansehen konnte. Er stellte sich als Kaufmann vor, der in der Stadt sein Geschäft führe, aber vor einiger Zeit hier auf dem Lande ein kleines Gut erworben habe. Da ihm die Geschäfte keine Zeit für die Bewirtschaftung des Hofes ließen, war er auf der Suche nach einem arbeitsamen Verwalter. Diese Stelle bot er dem Holzfäller an, gegen eine Bezahlung, welche die kühnsten Vorstellungen des armen Mannes bei weitem übertraf. Dafür sollte er nur einen vorgefertigten Vertrag unterzeichnen, und da beide keinerlei Schreibgerät bei sich hatten, sollte dies mit seinem eigenen Blut geschehen. Doch an dieser Stelle wurde der Holzfäller mißtrauisch, unter einem Vorwand hieß er den Mann, den er nunmehr für den Teufel persönlich hielt, auf einem frisch geschlagenen Baumstamm Platz zu nehmen. Zuvor hatte er seine Axt tief in den Baumstamm hineingeschlagen, so daß eine breite Kerbe entstand. Der reiche Herr nahm Platz, und der Holzfäller entschuldigte sich für wenige Momente, da er sich zum überlegen für kurze Zeit zurückziehen wollte. So ging er ein Stück in den Wald hinein, doch nur soweit, daß er den vermeintlichen Teufel noch beobachten konnte. Dieser war auch bald eingeschlafen, nachdem er sich auf dem Baumstamm niedergelassen hatte. Nun schlich der Holzfäller zurück, denn er wollte den Mann im Schlaf untersuchen, ob etwas Verdächtiges an ihm wäre. Seine Befürchtungen wurden bald bestätigt, denn als der Teufel während des Nickerchens etwas in sich zusammensackte, rutschte ihm der buschige und behaarte Schweif hinter der Jacke hervor und auch die Hörner wurden unter dem verrutschten Hut sichtbar. [ 59 ]
Der Teufelsstein Der Holzfäller nahm seinen ganzen Mut zusammen und zog ein wenig an dem Teufelsschweif, so daß dieser in den auseinanderklaffenden Spalt des Baumstammes rutschte. Sogleich zog er die Axt vorsichtig heraus und die Lücke im Holz schloß sich wieder. Nun nahm der Holzfäller seine Beine unter den Arm und rannte so schnell er konnte zur Kirche von Schköna, denn dort wollte er sein, wenn der Höllenfürst erwachte. Doch noch bevor er dort angelangt war, wurde der Teufel durch die Schmerzen geweckt, die ihm der eingeklemmte Schweif nun bereitete. Wütend fuhr er hoch, denn er ahnte sofort, daß der Holzfäller ihn um den Erwerb seiner Seele betrogen hatte, denn etwas anderes, als diese mit der Unterzeichnung des Paktes einzufangen, hatte er nicht im Sinn gehabt.
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Wütend heulte der Teufel auf und griff nach einem großen Felsen, der in seiner Nähe lag. In der Ferne sah er den Holzfäller auf die Kirche von Schköna zulaufen. Den Burschen wollte er nun mit dem gewaltigen Stein zermalmen, am liebsten sogar mit der Kirche zusammen. Der Teufel holte aus, doch gerade in dem Moment, als er so richtig Schwung nahm, wurde ihm sein eingeklemmter Schweif schmerzhaft bewußt. Dadurch gelang auch der Wurf nicht wie geplant, und der Felsen kam nur unweit des Waldrandes an einem Feldweg zu liegen. Der Holzfäller jedoch kam mit heiler Haut davon und dankte in der Kirche mit einem Gebet für den Beistand, den er erhalten hatte. Der Teufelsstein ist heute noch an der Stelle zu sehen, wo er vor vielen hundert Jahren nach dem mißlungenen Wurf des Teufels landete. Der Höllenfürst selbst hat sich aber auf irgendeine Art und Weise aus seiner mißlichen Lage befreit und seitdem in dieser Gegend – nach Bekunden der Einwohner – auch nicht mehr blicken lassen. Das Mordkreuz Ebenfalls in Schköna befindet sich in der Ortsrandlage das „Mordkreuz“, ein Stein, der durch die natürliche Verwitterung in über fünfhundert Jahren kaum noch die ursprüngliche Form eines Kreuzes erkennen läßt. Daß es sich bei diesem Stein um ein ehemaliges Sühnekreuz für einen Mord handelt, ist hauptsächlich noch durch die Überlieferung im Volksmund erhalten geblieben. Obwohl sich in den Urkunden oder Akten kein Vorfall oder auch Urteil zu der Errichtung des Mordkreuzes finden läßt, gibt es sicher noch eine Erzählung, die heute noch von der gräßlichen Tat zu berichten weiß, die ver[ 61 ]
mutlich irgendwann in der Zeit zwischen 1200 und 1500 hier geschah. Bisher fand sich bis auf den ominösen Namen aber noch keine Überlieferung des Geschehens. Auskunft erteilt:
Stadt Gräfenhainichen (Sitz der Verwaltungsgemeinschaft „Tor zur Dübener Heide“) Markt 1 06773 Gräfenhainichen Tel.: 03 49 53/2 14 41 Fax: 03 49 53/2 21 20
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Helbra
Anna Kluge-Pfarrerswitwe/Hexe Wie weit ins Land eine Anschuldigung einen Beklagten verfolgen und welche Reichweite dann der Arm der Gerichtsbarkeit in einem Hexenprozeß erlangen konnte, das macht die Geschichte der Pfarrerswitwe Anna Kluge deutlich. Am 5. Mai 1652 wurde in Sangerhausen die aufgegriffene und der Hexerei überführte Anna Moll auf dem Scheiterhaufen hingerichtet. In ihren Prozeßakten befinden sich auch die Beschuldigungen von weiteren Personen, darunter auch die Anschuldigungen gegen die Ahlsdorfer Pfarrerswitwe Anna Kluge, von der Anna Moll behauptete, jene hätte sie „um ihr Auge gebracht, auch den Kühen des Superintendenten in Eisleben die Milch entzogen, so daß sie lauter Blut gegeben. Ferner hätte sie das Kind Hans Buchners, so nach Quedlinburg verzogen, um beide Augen gebracht, daß es blind geworden. Ingleichen habe sie einem Schneider in Kloster-Mansfeld ein Kind tot gezaubert.“ Diese Anschuldigungen wurden vom Sangerhausener Rat an den Gräflich-Mansfeldischen Amtmann zu Hedersleben und Kloster-Mansfeld weitergeleitet. Von dort aus erhielt die Pfarrerswitwe die Aufforderung, sich am 13. April des Jahres 1642 zur Anhörung einzufinden. Vermutlich [ 63 ]
maß Anna Kluge dem Verfahren zu diesem Zeitpunkt noch nicht allzuviel Bedeutung bei, oder eine Reise war ihr nicht möglich, denn sie erschien nicht zum festgesetzten Termin, bat aber um die Benennung des Anklägers und einer Abschrift der Anklage. Daraufhin ordnete der Amtmann von Rechts wegen die zwangsweise Vorführung von Anna Kluge an, der sie sich jedoch entziehen konnte, indem sie zu Verwandten zog, die außerhalb des Zuständigkeitsbereiches wohnten. Bald wurde jedoch bekannt, wo sie sich aufhielt, und gegen ein geringes Entgelt erfolgte ihre Auslieferung am 10. Mai. Von diesem Zeitpunkt an verblieb sie in Untersuchungshaft, und der Amtmann machte sich folglich auf die Suche nach Zeugen, die zur Anklage der Hexerei geeignete Auskünfte hätten geben können. Innerhalb der folgenden Woche waren dann auch einige weitere Zeugen gefunden, die sie in diesem Verfahren belasteten. Der Superintendent Emmerling hatte vor zwei Jahren zu beklagen gehabt, daß seine Kühe keine Milch mehr gegeben hatten, nachdem sie in Ahlsdorf auf der Weide gewesen seien. Er habe wegen eines Verdachtes mit der Pfarrerswitwe geredet und ihr Vorhaltungen gemacht, ab dem folgenden Abend hätten seine Kühe dann wieder ordentlich Milch gegeben. Für die Akten ließ er noch protokollieren: „Wer daran schuld habe, stelle ich dahin.“ Hans Huth, der Bruder von Anna Kluge, und seine Frau sagten aus, daß ihre Tochter vor ungefähr zehn Jahren im Hause ihres damaligen Dienstherren die Fensterläden öffnen wollte, gerade als ihre Tante – besagte Pfarrerswitwe – am Haus vorbeiging. „Darauf hat unsere Tochter diese mit dem Laden unversehens gegen den Kopf gestoßen, worauf die Anna Klugin heftig geflucht und ge[ 64 ]
wünscht habe“. Bald darauf erkrankte das Mädchen schwer. Zuerst konnte es die Arme nicht mehr bewegen und wenig später auch nicht mehr selbständig laufen, so daß sie mit einer Karre gefahren werden mußte. Ihren Dienst konnte sie nicht mehr verrichten und kehrte in ihr Elternhaus zurück. Nach zehn Wochen verstarb sie, ohne das ein Tag vergangen wäre, an dem sie nicht ihrer Tante diese Quälerei zugesprochen hätte. Gegen diese Anschuldigungen konnte sich Anna Kluge in der Anhörung verwahren, und bezüglich des Todes ihrer Nichte erklärte sie: „Meine Nichte Anne Marie, die bei David Hafen in der Neustadt diente, hat mich beim Ladenaufmachen allerdings vor den Kopf gestoßen. Dabei habe ich wohl nicht gebetet, sie aber auch nicht bezaubert und ihr böse Dinge zugebracht.“ Letzteres behauptete wiederum ein Schafhirte, dem Anna Kluge Läuse auf den Körper gehext haben soll, nachdem sich „eins oder fünf“ seiner Schafe in ihren Garten verlaufen hatten. Nachdem dieses geschehen war, hatte sie ihm nämlich gedroht, daß die Läuse ihn fressen sollten, und „einen oder vier Tage hernach“ sei er tatsächlich so voller Läuse gewesen, daß er „weder Tag noch Nacht dafür hätte ruhen können.“ Dem Schöffenstuhl zu Halle wurden zwecks Entscheidung über die weitere Verfahrensweise die Unterlagen überstellt. Die Anordnung von dort lautete: „Die Zeugen sind vermittelst Eides auf die abgefaßten Artikel nochmals abzuhören, die Angeklagte ist ihnen noch einmal gegenüberzustellen; auch die Urgicht der gerichteten Anna Moll ist einzuholen.“ Dem ergebnislosen Verhör am 4. Juni folgte dann die Anweisung: „Sie soll noch einmal gütlich vernommen werden. Leugnet sie weiter, so ist sie mit Vorstellung des Scharfrichters und der zur Tortur [ 65 ]
gehörigen Werkzeuge, auch unter Anlegung der Daumenstöcke [Daumenschrauben, Anm. des Verf.], doch weiter nichts, nochmals zu verhören. Endlich ist in ihrem Hause mit Fleiß nachzusehen, ob sich darin verdächtige, zur Hexerei dienliche Sachen befinden.“ Doch auch das Verhör und die Anwendung der Daumenschrauben blieben ohne Geständnis und demnach das Verfahren auch ohne Grundlage für eine Verurteilung. Nun meldeten sich auch die ersten Leumundszeugen, die Ehrenerklärungen vor Gericht zu Gunsten der Angeklagten abgaben. Diese wurden mitsamt dem Bericht des Amtmannes dem Schöffenstuhl zur Beurteilung vorgelegt, woraufhin dieser den Freispruch anordnete. Gegen die Ableistung der Urfehde wurde Anna Kluge am 5. Juli freigelassen, einen Teil der auferlegten Gerichtskosten bezahlte sie, über den Rest erbat sie Erlaß. Weiterhin erfragte sie sich ein Attest, damit sie nicht „vom heiligen Abendmahl und Beichtstuhl gestoßen werde.“ Diese Bescheinigung erhielt sie am 14. September. Ungefähr drei Jahre nach ihrer erstmaligen Verhaftung lebte der Schrecken für die alte Pfarrerswitwe aber erneut auf. Anstoß zu diesem Verfahren war ein Platzkuchen, den Anna Kluge dem siebenjährigen Töchterchen des Toffel Luther als Entlohnung gegeben hatte, weil das Mädchen ihr einen Krug Bier geholt hatte. Dies alleine wäre auch noch nicht schlimm gewesen, aber viele ekelten sich nach eigenem Bezeugen vor der alten Frau, die „ein abstoßendes Äußeres und böse rote Augen“ hatte. So weigerten sich auch viele im kirchlichen Abendmahl nach ihr aus dem Kelch zu trinken und ebenso groß war die Abscheu vor allen Lebensmitteln, die aus ihrem Hause kamen. Als Rebekka Luther ihre Tochter nun mit dem kleinen Kuchen entdeckte und erfuhr, daß er von der Klugin war, [ 66 ]
wies sie das Mädchen an, dem Hofhund das Gebäck vorzuwerfen, damit dieser es fressen solle. Ein halber Tag verging, und plötzlich begann das Tier sich zu winden und zu jaulen, er kroch auf allen Vieren herum und war nicht mehr in der Lage, alleine zu fressen. Bestürzt fragten sich die Eltern, was wohl passiert wäre, wenn das Kind vom Kuchen gegessen, ja vielleicht sogar noch anderen Kinder aus der Nachbarschaft davon abgegeben hätte? Der Ortspfarrer erfuhr von der Geschichte und trug sie am 31. Mai dem Gerichtsverwalter zu. Bei letzterem beschwerte sich auch Anna Kluge bereits kurze Zeit später über das erneute, verleumderische Gerede. Am 6. Juni ließ der Gerichtsverwalter beide Parteien vor sich erscheinen, wobei jede auf ihrer Version der Geschichte beharrte. Anna Kluge sagte: „In den Kuchen ist nichts als Mehl und Wasser gethan. Es wäre dem Kind nicht übel bekommen, wenn es den Kuchen gegessen hätte. Ich habe selbst davon gegessen und anderen armen Leuten davon gegeben, niemand ist es übel bekommen. … Wie sich der Hund nach dem Fressen des Kuchens gestellt hat, weiß ich nicht. Es war ein alter Hund, konnte weder hören noch sehen. Er ist auch nicht allezeit gesund gewesen.“ und zudem bemerkte sie, daß wenn sie gewußt hätte, daß der Kuchen ein solches Übel anrichten würde, sie ihn behalten hätte. Trotz allem Hin und Her gab es keine Einigung und so wurde der Hund obduziert, um festzustellen, ob sich in seinem Körper Anzeichen dafür finden ließen, daß er durch den Kuchen verhext worden war. Man fand einige große Geschwüre und zudem Würmer. Die Anklagepunkte schienen insofern nicht mehr ganz glaubwürdig. Was nun den Ausschlag dafür gab, das Verfahren nicht endgültig ruhen zu lassen, sondern die ganze Sache noch [ 67 ]
weiter voranzutreiben, ist nicht ganz klar. Jedenfalls erweiterte der Pfarrer seine Beschuldigungen noch um die Hinweise, daß Anna Kluge beim kirchlichen Abendmahl niemals aus dem Kelch getrunken habe. Wenn sie das Gefäß mit dem Blut Christi erhielt, habe sie nur ihre Lippen an den Rand gehalten, aber niemals habe sie etwas davon zu sich genommen, es war nachher immer noch genausoviel im Kelch wie vorher. Und kurz bevor der Gerichtsverwalter seinen neuen Bericht an den Schöffenstuhl absenden konnte, kam noch ein weiterer Punkt zur Anklage. Anna Kluge sollte am 20. Februar 1655 das zweijährige Töchterchen des Gräflich-Mansfeldischen Wildschützen zu Tode gehext haben, um diesen Anklagepunkt erweitert, wurde die Mitteilung abgeschickt. Bis zum 4. August schlossen sich auf Anordnung des Schöffenstuhles nun noch verschiedene Verhöre und Untersuchungen an. Gerade auch hinsichtlich der Abendmahlsangelegenheit achtete man hier nun etwas genauer darauf, ob es Anzeichen dafür gab, daß Anna Kluge zudem noch die erhaltenen Hostien für zauberische Zwecke verwendet haben könnte. Schließlich wurde die Tortur befohlen, die am 16. August 1655 erfolgte. Die Beschreibung der durchgeführten Folter liest sich wie ein Horror-Roman. Neben den Daumenschrauben wurden die Stiefel angewandt, die Mundbirne und der Aufzug. Immer wieder gab Anna Kluge zwischendurch ein Zeichen, daß sie bekennen wolle, doch sobald ihre Peiniger aufhörten, sie zu quälen, bekräftigte sie, daß sie nichts gestehen würde, was nicht der Wahrheit entspräche. „Als nun auf diese Weise auch kein Bekenntnis aus ihr … zu bringen gewesen, hat der Scharfrichter zuletzt bei angezogenen Stiefeln auch auf ihren Leib mit einem [ 68 ]
Federwische Feuer fallen lassen, dafür sie zwar anfangs gezucket und geschrien, hernacher aber getan, als fühle sie keine Schmerzen, blieb beharrlich bei ihrem Leugnen … Sonsten hat sich das ganze Gericht verwundert, daß sie die Schmerzen so unerschrocken aushalten können. Der Meister aber hat ihr nichts Gutes zugetraut, so lange er andere und schärfere Mittel wider sie nicht gebrauchen dürfe …“ Die weiteren Dokumente sind nicht mehr vollständig erhalten; so fehlen beispielsweise das Urteil des Schöffenstuhles, die Entlassungsverhandlung mit der Urfehde und die Kostenrechnung. Aus mehreren Schreiben, so auch eine Anwaltsrechnung (vom September 1655), geht aber hervor, daß Anna Kluge aus der Haft entlassen wurde, über ihr weiteres Schicksal ist fortan nichts mehr bekannt, es wird allerdings vermutet, daß sie aus Ahlsdorf fortzog, da sich im Kirchenbuch keine Eintragungen über ihr Todesdatum oder ihre Bestattung finden lassen. Auskunft erteilt:
Verwaltungsgemeinschaft „Mansfelder Grund/Helbra“ An der Hütte l 06311 Helbra Tel.: 03 47 72/500
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Hettstedt
Der Scheuberg In alten Chroniken taucht der Scheuberg auch schon einmal unter dem Namen Scheinberg oder Scheibenberg auf, doch neben den offiziellen Schreibformen fragt sich mancher Heimatkundler und Sprachwissenschaftler, woher sich der Name des kleinen Berges ableitet. So fand man zu Beginn unseres Jahrhunderts zwei mögliche Varianten. Die eine sieht den Berg als Schauberg, der als Abbild des Kalvarienberges – des biblischen Golgatha – diente. Demnach sei in frühchristlicher Zeit oder im Mittelalter hier der Standort eines Kreuzbildes gewesen; eine Namensinterpretation, die im Rahmen des Möglichen liegt, aber bisher noch nicht bewiesen werden konnte. Ebensowenig Beweise liegen für die zweite Version vor, daß es sich nämlich bei dem „Scheu-Berg“ um die Abkürzung des Anfangswortes „Abscheu“ handelt. Denn dieses Gefühl sollen die ersten christlichen Mönche und Missionare den hier lebenden Heiden entgegengebracht haben. Für diese zweite Interpretationsmöglichkeit spricht zumindest die alte heidnische Viereckschanze aus dem ersten nachchristlichen Jahrhundert, die man auf der Kuppe des Scheuberges entdeckte. Es liegen nur sehr [ 70 ]
Der Scheuberg wenige gesicherte Befunde vor, doch geht man im allgemeinen von einem umhegten Naturheiligtum aus, in dem der hier ansässige Stamm seine Götterverehrung betrieb. Der Mondstein auf dem Kirchberg Die Literatur aus den Anfängen dieses Jahrhunderts weiß noch von einem Stein zu berichten, der bei Burgörner auf der Kuppe des Kirchberges gelegen hat. Der Spangenberg-Chronik kann man entnehmen, daß in diesen Felsen ein Mondsymbol eingeritzt war und daß an dieser heiligen Stätte der germanische Gottessohn Mannus verehrt wurde. Tacitus schreibt in seiner Germania: „In alten Liedern, der einzigen Art ihrer geschichtlichen Überlieferung, feiern die Germanen Tuisto, einen der Erde entsprossenen Gott. Ihm schreiben sie einen Sohn Mannus als Urvater und Gründer ihres Volkes zu, dem Man[ 71 ]
nus wiederum drei Söhne; nach deren Namen, heißt es, nennen sich die Stämme an der Meeresküste Ingävonen, die in der Mitte Herminonen und die übrigen Istävonen.“ Jene geschichtlichen Überlieferungen ließ Karl der Große seinerzeit in einem umfassenden Werk sammeln, um sie der Nachwelt zu erhalten. Leider ist dies jedoch verschollen und auch der Mondstein, der viele Generationen lang auf der Kuppe des Kirchberges gelegen hatte, ist bereits seit langer Zeit verschwunden. Von beiden weiß man aber nicht genau, ob sie zerstört oder nur in „guter Verwahrung“ sind, so daß die Möglichkeit besteht, daß sie eines Tages doch noch wiederentdeckt werden könnten. Der Molmeckturm Als Relikt aus dem 15. Jahrhundert steht in der Nähe des Molmecktores ein viereckiger, dreistöckiger Turm. Zurückzuführen sind sowohl der Turm als auch die Mauer und das Tor auf den Bauherren Jacob Molmeck (mancher Schreibweise nach auch Molmiß). Sein Bildnis war jahrhundertelang an dem Turm befestigt, heute existiert es nicht mehr. Jener Molmeck war Kornhändler und hatte seinen Wohnsitz in Hettstedt. Die Bevölkerung der Stadt und auch die Bauern der umliegenden Höfe nutzte er skrupellos aus. Schließlich hatte er es zu einem enormen Reichtum gebracht. So manchen Taler hatte er dabei auf Kosten seiner Mitmenschen verdient. Einmal hielt er das Korn in seinen hochgefüllten Speichern so lange zurück, bis er den Preis dafür sehr weit nach oben getrieben hatte und es fast soviel wert war wie Gold. Doch damit hatte er den Bogen überspannt. Das Volk scharte sich zusammen und zog gegen den gierigen [ 72 ]
Kornhändler an. Als dieser die Meute kommen sah, dachte er bei sich, daß es wohl besser sei, zu verhandeln, und er gestand den Leuten in einem Vorschlag zur Güte den Bau der Mauer, des Turmes und des Tores zu. Finanziell belastete ihn dieser Bau noch nicht einmal sehr stark, aber ihn reute es um jede Münze, die sein Vermögen geschmälert wurde, um diese Kosten aufzufangen, begann er wieder, den Preis zu bestimmen, indem er festlegte, wieviel Korn verkauft und wieviel in den Speichern zurückbehalten werden sollte. In seiner Unersättlichkeit kannte er bald kein Maß mehr und beutete seine Kunden und Arbeiter gleichermaßen aus. und da manche seine überzogenen Preise nicht mehr bezahlen konnten, blieben die Kornspeicher voll, und die Leute mußten hungern. Es dauerte zwar noch eine kleine Weile, aber bald hatte Jacob Molmeck es sich mit den Leuten endgültig verscherzt, und sie waren nur noch darauf aus, ihm seine Habsucht und Boshaftigkeit heimzuzahlen. Erneut schlossen sich die Kräftigsten unter ihnen zusammen, und nun gab es kein Pardon mehr für den Kornhändler. Die aufgebrachte Menge warf ihn unter johlendem Geschrei in den Turm, verriegelte die Tür und ließ Jacob Molmeck verhungern. Und mancher weiß zu berichten, daß man ihn heute noch ab und zu im Turm jammern hört – über sein eigenes Unverständnis und seine Gier. Auskunft erteilt:
Stadt Hettstedt Markt 1-3 06333 Hettstedt Tel.: 034 76/801-0 Fax: 0 34 76/81 29 01 [ 73 ]
Köthen
Hahnemann – der Begründer der Homöopathie Samuel Hahnemann (1755-1843) zog im Jahr 1821 nach dem Apothekerstreit von Leipzig nach Köthen. Bis 1835 lebte und praktizierte er hier, und ein großer Teil seiner wichtigen Bücher entstand in Köthen. Doch was war die Besonderheit seines Heilverfahrens, das ihn bis in die heutigen Tage zu einem der umstrittensten Heilkundigen gemacht hat – zumindest nach Meinung der Schulmediziner? Samuel Hahnemann begründete eine Heilmethode, bei der er von der Grundvoraussetzung „similia similibus curantur“, also „Gleiches heilt Gleiches“, ausging. Die einfach klingende Formel geht zurück auf die Entdeckung des Arztes, daß Wirkstoffe, die bei gesunden Patienten Symptome eines bestimmten Krankheitsbildes hervorrufen, bei an der entsprechenden Krankheit leidenden Patienten Heilung bewirken können. Er entwickelte seine Forschungen weiter und stellte fest, daß die verabreichten Stoffe in sehr starker Verdünnung gute Heilungserfolge erzielten. Die geringste dieser Verdünnungen ist die Potenz Dl, die einer Verdünnung 1:10 entspricht; die Potenz D2 entspricht einer Verdünnung 1:100 usw. Bis zu einer Potenz von D12 spricht man von tiefen und mittleren Po[ 74 ]
Samuel Hahnemann
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tenzen, alle noch weiter verdünnten Potenzen sind sogenannte Hochpotenzen. Man entdeckte in der Fortführung der Grundlagen der homöopathischen Medizin, daß schwache Reize anregend, mittlere fördernd, starke hemmend und sehr starke aufhebend wirken. Durch die Schriften Hahnemanns wurde auch Arthur Lutze an die Homöopathie herangeführt. Einige Jahre, nachdem Hahnemann Köthen verlassen hatte, um mit seiner zweiten Frau nach Paris zu ziehen, verlegte Arthur Lutze seine homöopathische Praxis nach Köthen. Hier errichtete er 1854/55 eine homöopathische Klinik, die heute allerdings nur noch als Baudenkmal erhalten ist. Über den Werdegang der Homöopathie und ihren Begründer Samuel Hahnemann, wie auch über Arthur Lutze berichten die Ausstellungsstücke und Gemälde, die im Historischen Museum Köthen zu sehen sind. Darunter befindet sich unter anderem die erste Ausgabe der „Reinen Arzneimittellehre“ von Samuel Hahnemann. Der im Jahr 1990 gegründete Hahnemann-Lutze-Verein e, V. veranstaltete im Jahr 1997 bereits zum zweiten Mal die „Köthener Homöopathietage“. Neben dem Kochen nach Lutzes Rezepten standen Vorträge und Diskussionen von und mit hochkarätigen Dozenten auf dem Programm, wie auch eine Besichtigung des Homöopathischen Pflanzengartens und ein Stadtrundgang zum Thema „Auf den Spuren der Homöopahtie in Köthen“. Informationen zu weiteren Veranstaltungen und Dokumentationen zu den jeweiligen Tagungen können unter den oben angegebenen Adressen erfragt werden.
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Auskunft erteilt:
Köthen-Information Hallescher Turm 06366 Köthen Tel.: 034 96/21 6217 Fax: 034 96/21 62 17
oder
Historisches Museum Schloßplatz 4 06366 Köthen Tel.: 034 96/21 2546 Fax: 0 34 96/21 40 68
oder
Hahnemann-Lutze-Verein e. V. Geschäftsstelle Querallee 8 06366 Köthen Tel.: 034 96/21 49 81 Fax: 034 96/21 48 59
oder
Verein zur Förderung der Homöopathie Ortenaustraße 10 76199 Karlsruhe
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Landsberg
Tyr, der Fenriswolf und die Schwarzalben Rund dreieinhalb Kilometer von Landsberg entfernt liegt die Ortschaft Gütz, an deren Ortseingang sich ein Findlingsstein in der Form einer riesigen versteinerten Hand befindet, um diese steinerne Hand und auch um das Landsberger Gebiet rankt sich eine Geschichte, die ihre Ursprünge in der mythologischen Sagenwelt hat. Loki, aus dem Geschlecht der Riesen, hatte sich den germanischen Göttern hinzugesellt. Man traute ihm nicht, da er zu allem Unfug aufgelegt war und auf seine listige und verschlagene Art und Weise immer wieder für Aufregung, Zwist und Unruhe sorgte. Doch da Loki das Ansehen und die Achtung des obersten Gottes Odin besaß, ließ man ihn gewähren, nicht jedoch ohne Argwohn. Dieses Mißtrauen gegen den Riesen schien nicht unberechtigt, denn mit der Riesin Angrboda zeugte er Hel, die Midgardschlange und den Fenriswolf. Die schrecklich anzusehende Hel wurde die Herrscherin des Totenreiches; die Midgardschlange wurde in das angrenzende Meer geworfen und umfaßte, nachdem sie ausgewachsen war, die gesamte Welt. Der Fenriswolf wurde schließlich der dritte Weltfeind, der gefräßig war und androhte, die ganze Welt zu verschlingen. Als die Götter merkten, daß dieses Tier immer mächtiger wurde, begannen sie zu überlegen, [ 78 ]
wie es mit einer List gefesselt und unschädlich gemacht werden könnte. Die Götter schmiedeten mit aller ihnen zur Verfügung stehenden Kunstfertigkeit das ausgeklügelte Band „Lading“, mit dem sie den Fenriswolf fesseln wollten. Der Wolf begutachtete das Kunstwerk und bemerkte sofort, daß es nicht stark genug war, seine unbändigen Kräfte zu binden. Er ließ sich fesseln, und mit nur geringen Anstrengungen sprengte er das Band entzwei. Nun stellten die Götter „Droma“ – eine starke Eisenfessel – her, aber auch diese konnte der Fenriswolf wieder zersprengen, nur brauchte er diesesmal schon wesentlich mehr Kraft. So begaben sich die Äsen zu den Schwarzalben, die der Volkserzählung nach im Landsberger Kapellenberg gehaust haben, und ließen sich von ihnen aus dem Lärm der Katzenpfoten, dem Bart einer Frau, dem Speichel eines Vogels, dem Atem eines Fisches und der Wurzel eines Berges das Band „Gleipnir“ fertigen. All diese Zutaten und die Fähigkeiten der Schwarzalben vereinigten sich zu einem hauchdünnen Band, das den Fenriswolf fesseln konnte. Doch der Wolf hatte mittlerweile Verdacht geschöpft, daß man ihn überlisten wolle, und so äugte er sehr mißtrauisch, als man ihm antrug, er möge versuchen dieses Band zu sprengen, wie er dies bereits mit den beiden anderen zuvor getan hatte. Der Fenriswolf willigte ein, sich fesseln zu lassen, aber nur unter der Bedingung, daß einer der Götter die rechte Hand als Pfand in seinen Rachen legen würde, so daß, falls man ihn hereinlegen wolle, er diese abbeißen könne. Die Äsen zögerten, denn keiner wollte seine Hand verlieren. Als sich der Fenriswolf aber aufgrund dieses Zögerns in seinen Befürchtungen bestätigt sah und sich [ 79 ]
nicht mehr binden lassen wollte, legte Tyr, der Gott des Rechts und der Rechtsprechung, seine Schwurhand in den Rachen des Untieres, während die anderen Äsen den Fenriswolf mit Gleipnir banden. Der Fenriswolf zog und zerrte an seinen Fesseln, doch dieses Mal war das Band so stark, daß er es nicht zerreißen konnte. Daß die Götter ihn doch noch überlistet hatten, machte ihn so wütend, daß er Tyr die rechte Hand abbiß, die dieser ihm in den Rachen gelegt hatte. Der Preis für die Fesselung des Fenriswolfes war sehr hoch, denn für die Äsen begann von da an eine schwierige Zeit. Da Tyr das Recht verkörperte und mit seiner rechten Hand heilige Eide zu schwören hatte, fehlte ihm jetzt dieser sichtbare Ausdruck der Rechtmäßigkeit und dies brachte das Götterreich soweit aus dem Gleichgewicht, daß es schließlich unterging. Der Landsberger Kapellenberg, wo die kunstfertigen Schwarzalben das Band „Gleipnir“ erschufen, ist noch zu sehen, jedoch sind die Zugänge zu den Zwergenhöhlen mittlerweile sehr gut verborgen. Man muß entweder recht lange suchen, um den Zutritt zu erlangen – oder es geschieht eher zufällig. Wesentlich besser findet man hingegen die versteinerte Schwurhand des Tyr, denn diese befindet sich am Ortseingang von Gütz. Auskunft erteilt:
Verwaltungsgemeinschaft Landsberg Markt l 06188 Landsberg Tel.: 03 46 02/249-0 Fax: 03 46 02/2 03 97
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Langeln
Lebendiger Volks- und Aberglaube in Langeln Eine Vielzahl an geläufigen Regeln ist aus Langeln bekannt, wie man seit Jahrhunderten zu bestimmten Gelegenheiten zu verfahren hat oder was man an festgelegten Tagen oder Jahresfesten auf gar keinen Fall tun darf. Aus wissenschaftlicher Sicht wird dies als Aberglaube bezeichnet, denn die Hintergründe dieser Bestimmungen und Regeln sind nicht nachvollziehbar und reproduzierbar - und zumeist auch nicht nachweisbar. Für die „Abergläubischen“ ist aber klar, daß es sich um feststehende Vorschriften handelt, die man zu befolgen hat – schließlich möchte ja kaum einer das Schicksal herausfordern. So glauben selbst in unserer „aufgeklärten Zeit“ sehr viele Menschen an die althergebrachten Bestimmungen, ob nun in bezug auf einen Talisman oder auf festgelegte Verhaltensvorschriften. Aus Langein liegt eine ausführliche Sammlung solcher „abergläubischer“ Regeln vor, derer hier einige einfach einmal aufgeführt werden sollen - auch wenn es sie in ähnlicher Form überall in Deutschland gibt. Der Aberglaube begrenzt sich nicht auf einzelne Gebiete und Bereiche des Tagesverlaufes, vielmehr wird alles davon betroffen, was zum menschlichen Leben gehört [ 81 ]
– ohne Ausnahme. So gibt es auch manche Verhaltensvorschriften für Hochzeiten und das Brautpaar: • Trauungen sollen nicht während der Fastenzeit durchgeführt werden; dies bringt Unglück für die Eheleute; • Es sollen nicht mehr als zwei Aufgebote gleichzeitig bestellt werden, denn dies bedeutet nichts Gutes; • Die Braut soll sich am Hochzeitstag nicht alleine, also ohne den Bräutigam, fotografieren lassen, denn dies bedeutet, daß sie die meiste Zeit alleine verbringt (dabei handelt es sich wohl eher um einen neuzeitlichen Brauch); • Die Braut darf sich während des Traugangs nicht umsehen, denn dies bedeutet, daß sie sich während der Ehe nach einem anderen Mann umschaut; • Wenn während des Trauganges die Turmuhr zur vollen Stunde schlägt, dann kündet dies vom Tod eines Hochzeitsgastes im gleichen Jahr.
Auch für Beerdigungen und die Vermeidung von außergewöhnlichen Todesfällen in der Familie gibt es genaue Anweisungen: • In der Karwoche soll keine Wäsche gewaschen und auf der Leine zum Trocknen aufgehängt werden, weil man hierin schon die Ankündigung eines „Leichentuches“ für einen Verwandten sieht; • Ruft ein Käuzchen in der Nacht vom Dach eines Hauses herab „Komm mit“, dann glaubt man auch daran, daß der Tod bald sein nächstes Opfer aus diesem Haus holen wird; • Bahrt man eine Leiche über den Sonntag auf, bevor sie beerdigt wird, dann bedeutet dies, das in der nächsten Zeit ein weiteres Mitglied der Dorfgemeinde folgen muß. [ 82 ]
Dies ist nur eine Auswahl der sicherlich im gesamten Bundesgebiet noch weithin bekannten und überlieferten Verhaltensvorschriften. Auskunft erteilt:
Verwaltungsgemeinschaft Nordharz Straße der Technik 4 38871 Veckenstedt Tel.: 03 94 51/600-0 Fax: 03 94 51/600-50
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Leuna
Der Bauernstein Schreibtisch, Gerichtsstätte, Thingstätte – seit vielen Jahrhunderten wird der steinerne Dorf-Stammtisch bereits genutzt und dies zu vielen unterschiedlichen Zwecken, aber früher meist für Dinge, die die öffentliche Gemeinschaft betrafen. Mancher Nutzungszweck der von Menschenhand errichteten Versammlungsstätte, die aus steinernen Sitzbänken und einem (Schreib-)Tisch besteht, ist überliefert worden. So wurde hier von den Bauern und Schultheißen Recht gesprochen, und auch Abgaben-, Erbschafts- und Grundstücksangelegenheiten wurden geregelt. In allen Zeiten war der Bauernstein immer die öffentliche, zentrale Stelle, die über lange Zeit hin Bestand hatte und somit auch Sicherheit schuf. Von vielen Generationen wurde der Bauernstein benutzt, und schließlich fragte man auch nach dem Alter des Steines, der schon von Beginn der Welt an hier an dieser Stelle gelegen zu haben schien. Doch genausowenig wie das Alter des Bauernsteines bisher bestimmt werden konnte, ist nachvollziehbar, aus welcher Zeit die folgende Sage stammt. Der Teufel und Gott hatten sich eines Tages auf der Erde getroffen, um festzustellen, wo der schönste Platz sei, an dem man sich zu Hause fühlen konnte. Eine Wei[ 84 ]
Der Bauernstein le waren sie schon umhergezogen, und nun kamen sie an den Bauernstein, der mit seinen Sitzbänken und dem Tisch zum Ausruhen einlud. Beide ließen sich nieder, wollten ein Weilchen ausspannen und nachdenken, welche Ortschaft ihnen bisher am meisten zugesagt hatte. Jeder machte schließlich seine Vorschläge, doch kamen sie nie zu einem einstimmigen Ergebnis. Weiter grübelten sie nach und vergaßen darüber die Zeit, und erst ein Bauer, der in der Nähe sein Heu einfuhr und sie eine Weile beobachtet hatte, erregte plötzlich ihre Aufmerksamkeit. Gott winkte den Bauern zu sich heran und erzählte von ihrer Suche nach dem schönsten Platz. Gott sagte, daß der schönste Ort für ihn der Himmel sei und er ein vergleichbares Fleckchen auf Erden noch nicht gefunden habe. Der Teufel schwärmte aber von der Hölle und fragte den Bauern, ob er nicht mit ihm dorthin kommen wolle.
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Der Bauer bekreuzigte sich sofort, und daraufhin verschwand der Teufel unter lautem Fluchen. Gott amüsierte sich darüber, und als der Bauer nun noch meinte, daß für ihn der schönste Ort auf der Welt hier am Bauernstein sei, da stimmte er ihm zu. Er versprach ihm, vom Himmel aus für die Zukunft immer ein wachsames Auge auf diese Gegend zu haben. Der Teufel aber wurde in der Gegend um Leuna nicht mehr gesehen. Auskunft erteilt:
Stadt Leuna Rathausstraße l 06237 Leuna Tel.: 034 61/840-0 Fax: 034 61/81 32 22
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Merseburg
Der Rabe von Merseburg Das Doppelwappen, das aus dem Wappen derer von Trotha in der Verbindung mit dem Stiftswappen entstand und das in Merseburg so häufig an Gebäuden wiederzufinden ist, mag alleine schon Aufmerksamkeit erregen, denn die Symbolik, die sich dem Betrachter zeigt, ist von ihrer bildhaften Darstellung her sehr aussagekräftig. Auf dem einen Schildteil zeigt sich ein Rabe mit einem Ring im Schnabel und darüber einen Fuchs; auf dem anderen Schild ein Kruzifix und oberhalb zwei flehentlich erhobene Hände. Und dieses Doppelwappen erzählt auch beinahe schon die ganze Geschichte, die sich hier in Merseburg im ausgehenden 15. Jahrhundert ereignet hat. Der Ring, um den sich die ganze Handlung drehte, gehörte dem Bischof von Merseburg, und für ihn war er ein kostbares Geschenk, das er von dem Bischof von Naumburg als Zeichen freundschaftlicher Verbundenheit erhalten hatte. Wenn der Bischof von Merseburg jedoch seiner Begeisterung für die Jagd nachging, ließ er den Ring wohlbehütet in seinen Räumen aufbewahren. Eines Tages kehrte er von der Pirsch zurück und entdeckte, daß sein wertvolles Schmuckstück gestohlen war. [ 87 ]
Rabenkäfige Sein Kammerdiener wußte auf strenges Befragen auch keine Erklärung für das Verschwinden, und da der Bischof ein jähzorniger Mann war, wurde das Verhör des alten Dieners auch sehr bald heftig. Der greise Kammerdiener war sich keiner Schuld bewußt, doch alle Ausflüchte halfen ihm nicht weiter, der Bischof ließ ihn so lange, bis er gestehen wollte, in den Turm sperren. Die Zeit verging, doch der Diener gestand nichts, denn er hatte den Ring tatsächlich nicht entwendet. Der alte Kammerdiener hatte sich aber wenige Jahre zuvor einen jungen Burschen zum Feind gemacht, als er diesem die Hand seiner Tochter verweigerte und sie einem anderen zur Frau gab. Der so Verschmähte sah nun endlich die Zeit seiner Rache gekommen. Er fing einen der jungen Raben ein, die hier in großen Schwärmen anzutref-
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fen waren, und da er wußte, welch gelehrige Tiere Raben sind und daß sie zudem die menschliche Stimme imitieren können, richtete er den Vogel ab. Einige Zeit später flatterte ein Rabe um das Merseburger Schloß, der immerzu mit lautem Gekrächze den Diener als Dieb anklagte. Somit schien der alte Mann von einem Raben überführt zu sein, denn woher sollte das Tier sonst um die Anklage und den Namen des Diebes wissen? Der Diener wurde der Gerichtsbarkeit überantwortet, und alles Leugnen nutzte nichts, die Zeugenaussagen und weiterhin das gewichtige Wort des Bischofs führten zu einem schnellen urteil: Er sollte wegen des vermeintlichen Diebstahls durch das Schwert zum Tode gerichtet werden. Der Tag der Hinrichtung kam und selbst auf dem Schafott begehrte der frühere Kammerdiener noch auf und beteuerte seine Unschuld. Immer wieder erhob er flehentlich die Hände zum Himmel und beschwor Gott um seine Hilfe – doch das urteil wurde vollstreckt. Einige Zeit später klärte sich der Irrtum jedoch auf, und auch der Ring fand wieder zu seinem Besitzer zurück, als man ihn in einem Rabennest entdeckte. Sogleich ließ der Bischof den verleumderischen Raben in einen Käfig sperren und vor dem Schloß für alle Ewigkeiten als Mahnung ausstellen, damit in der Zukunft kein urteil je wieder im Jähzorn gefällt werden sollte. Zudem ließ der Bischof das Doppelwappen entwerfen, wie es an vielen zeitgenössischen Bauten in Merseburg prangt und heute noch von dem ungerechten Verfahren kündet. Der unschuldig hingerichtete Diener soll aber bis heute in den Räumen des Schlosses umhergehen, obwohl seine Unschuld schon längst bewiesen ist.
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Die Merseburger Zaubersprüche Einst setzten sich Idisen, setzten sich hierher … manche hefteten Haft, manche hemmten das Heer, einige zerrten an den Fesseln. Entspring den Haftbanden, entfahr den Feinden! Phol und Wodan ritten ins Holz. Da ward dem Fohlen Balders der Fuß verrenkt. Da besprach in Sinthgunt (und) Sunna, ihre Schwester, da besprach in Frija (und) Volla, ihre Schwester, da besprach ihn Wodan, wie (nur) er es verstand: So Knochenrenke wie Blutrenke wie Gliedrenke: Bein zu Bein, Blut zu Blut Soweit die Übersetzung der einzigen beiden überlieferten heidnischen Zaubersprüche, die in der Domstiftsbibliothek in Merseburg im Original in althochdeutscher Handschrift aufbewahrt werden. Die Anwendung der ersten Zauberformel mag einem aus mancher sagenhaften Erzählung – vor allem aus den Kreuzfahrerzeiten – bekannt vorkommen: So wenn nämlich die Rede davon ist, daß die Gefangenen in einem fernen Land im Kerker vor Erschöpfung einschliefen, in dem Glauben, daß ihr letztes Stündlein bald schlagen würde – und am anderen Morgen, wenn auch immer noch mit den Ketten an Händen und Füßen, wieder im Heimatland erwachten, nachdem sie im Halbschlaf, sich an den alten Zauberspruch erinnernd, diesen vor sich her gemurmelt hatten. Der zweite Zauberspruch dient zur Behandlung verrenkter Gliedmaßen. Hauptsächlich liegt sein Wirkungs-
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bereich bei den Pferden, wohl fanden die Verse aber auch bei Menschen Verwendung. Von Einhard, dem Biographen Karls des Großen, wissen wir, daß der König und spätere Kaiser des Frankenreiches die uralten heidnischen Lieder und Erzählungen aufschreiben ließ, um sie für die Nachwelt zu erhalten – doch diese Sammlung (bzw. ein Faksimile) ist bis heute nicht gefunden worden. Vielleicht geschieht es eines Tages auf ähnlich zufällige Weise, wie dies bei den Merseburger Zaubersprüchen der Fall war. Im Jahr 1841 besuchte der deutsche Historiker Dr. Georg Waitz (1813-1886) während eines Studienaufenthaltes die Bibliothek des Merseburger Domkapitels. Hier hielt der Wissenschaftler eine theologische Sammelschrift aus dem ausgehenden 9. Jahrhundert in den Händen, als er darin die beiden Zaubersprüche in althochdeutscher Sprache entdeckte. Ein bis heute einmaliger Fund dieser Art. Auch wenn zwischenzeitlich über einhundertfünfzig Jahre vergangen sind, ohne daß es weitere spektakuläre Entdeckungen gab, zumindest sind die Merseburger Zaubersprüche ein Fingerzeig darauf, daß manche heidnischen Zauberformeln und mythologischen Erzählungen existiert haben und daß sich jemand die Mühe gemacht hat, sie aufzuzeichnen. Vielleicht werden doch im Laufe der Zeit noch Fragmente oder sogar für immer verlorengeglaubte Bücher entdeckt werden und noch einen weiteren Einblick in die Glaubenswelt der Menschen vor etlichen hundert bzw. tausend Jahren bringen. Die Originale der Merseburger Zaubersprüche befinden sich zwar in der Domstiftsbibliothek; da es sich um historisch wertvolle und auch sehr empfindliche Stücke handelt, sind sie jedoch nicht frei zugänglich, unter den unten angegebenen Telefonnummern kann man jedoch die [ 91 ]
Besichtigungszeiten und weitere Informationen erhalten. In der Vorhalle des Domes befindet sich ein Fotodokument und im Museum und in der Merseburg-Information (Adressen s. u.) sind Faksimiledrucke für Besucher ausgestellt. Auskunft erteilt:
Stadt Merseburg Fremdenverkehrsbüro Burgstraße 5 06217 Merseburg Tel.: 034 61/21 41 70 Fax: 034 61/21 41 77 geöffnet: Mo-Fr:. 9-13 und 14-18 Uhr, Sa: 10-16 Uhr
oder
Kulturhistorisches Museum Domplatz 9 06217 Merseburg Tel: 034 61/40 13 18 Fax: 034 61/40 13 02 geöffnet: Di-Fr: 9-16.30 Uhr; Sa, So und Feiertags: 9-12.30 und 13-16.30 Uhr
oder
Stadtarchiv Wilhelm-Liebknecht-Straße l 06217 Merseburg Tel: 034 61/20 47 50 oder Dom „St. Laurentii et Johannes baptistae“ Domküsterei 7 06217 Merseburg Tel: 034 61/21 0045
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Petersberg
Die Grabanlage auf dem Petersberg Altsteinzeitliche Funde auf dem Petersberg ließen schon bei den ersten archäologischen Untersuchungen vermuten, daß dieser Berg bereits vor mehr als 50.000 Jahren eine große Rolle für das Leben und Überleben der Menschen dieser Region darstellte. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde auf der Südseite des Petersberges eine Grabanlage entdeckt, die rund 45.000 Jahre jüngeren Datums ist, aber trotzdem bereits über das stolze Alter von ungefähr 4.000 Jahren verfügt. Dieses Steinplattengrab beherbergte die Überreste eines prachtvoll geschmückten Skelettes. Obwohl die Schmuckstücke und Verzierungen im Laufe der Jahrtausende teils arg gelitten hatten und nicht mehr vollständig erhalten waren, konnte man die ursprüngliche Pracht und Kunstfertigkeit jedoch noch gut erkennen. Die Fundstücke sind im Landesmuseum für Vorgeschichte (Halle) zu besichtigen. Neben dieser Grabanlage befinden sich auf dem Petersberg und im umliegenden Gebiet noch einige weitere Bestattungsplätze. Eine der interessantesten Anlagen dürfte dabei der Grabhügel zwischen Brachstedt und Hohen sein, auf dem – vermutlich unmittelbar nach der Errichtung der Grabstätte – ein Menhir (kelt.: M(a)en=Stein, hir=lang) [ 93 ]
aufgestellt wurde. Ob es sich bei diesem Menhir um einen frühzeitlichen Grabstein handelte oder um einen Fixieroder Wächterstein, dem somit eine bestimmte Aufgabe zukam, ist reine Vermutung. Möglich ist auch, daß der Menhir einzig und allein die Aufgabe hatte, die Grabstelle zu markieren. Man nimmt an, daß es sich bei diesem Bezirk um einen naturheiligen Platz beziehungsweise eine Kultstätte gehandelt hat, an dem einer Gottheit gehuldigt wurde. Darüber hinaus wird für die Anlage ein meßbares Netz erdmagnetischer Linien angenommen, deren genauere Untersuchung allerdings noch aussteht. Die Roggenmuhme und der Kornengel In den Sommermonaten zeigen sich an den Kornfeldern um die Ortschaft Nehlitz, aber auch noch an manchen anderen Ort in der Umgebung, ganz besondere Erscheinungen – die Roggenmuhme oder auch der Kornengel. Beide bewachen hier in dieser Zeit das heranreifende Getreide. Von der Roggenmuhme weiß man zu berichten, daß sie mit einem Erntekranz das Getreide segnet, und auch der Kornengel behütet in ähnlicher Weise die noch unreifen Feldfrüchte. So fürsorglich die beiden über das wertvolle Getreide wachen, so unerbittlich strafen sie diejenigen, die aus Unachtsamkeit oder Böswilligkeit Ähren zerstören. Den Kindern erzählt man deshalb, daß sie nicht während des Spieles in die Felder laufen sollen, weil die Roggenmuhme oder der Kornengel sie dann verschleppen. Es heißt, daß man Kinder, die dieses Verbot übertraten, niemals mehr gesehen hat. [ 94 ]
Feldlandschaft von Nehlitz Der Disziplinierungszweck solcher Erzählungen ist dabei für Erwachsene schon offensichtlich, halten sie doch aus gutem Grunde mit Sicherheit heute noch wie vor vielen Jahren, manches Kind davon ab, unbedacht in die Felder zu laufen. Der Teufelsstein von Sennewitz Unmittelbar an der Kirche in Sennewitz befindet sich ein gewaltiger Felsen, über dessen Sinn und Zweck die Volksüberlieferung der letzten Jahrhunderte ihre eigenen Vorstellungen entwickeln läßt. So warf der Teufel eines Tages vom Petersberg aus viele Felsbrocken gegen die Kirchen im Saalkreis, um diese zu zerstören, doch jede einzelne verfehlte er. Der Stein an der Kirche in Sennewitz ist das Überbleibsel dieser teuflischen Aktion.
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Der Teufelsstein von Sennewitz Etwas mehr aus dem Feld der sagenhaften Erzählungen tritt die Vermutung, daß es sich bei dem Felsen um einen heidnischen Opfer- oder Ritualstein handelte. Mancherorts hat sich der Brauch erhalten, daß die Brautleute nach der kirchlichen Trauung auf dem vor der Kirche befindlichen Stein Platz nahmen oder sich an diesem heruntergleiten ließen. Damit wurde die Funktion als Gleitstein, der für eine kinderreiche Beziehung sorgen sollte, bis in die heutige Zeit übertragen. Dem gleichen Zweck soll der „Teufelsstein“ gedient haben. Allerlei Gestalten So ganz konkrete Anhaltspunkte kann man heute kaum noch finden, wenn man nach den Nixen, Zwergen und Kobolden suchen möchte, von denen eine Vielzahl der
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Geschichten im Saalkreis berichtet. Doch sobald man auf seiner Wanderung unterwegs ein wenig Wasser aufblitzen sieht, kann man sich sicher sein, die Wohnstätte einer Nixe gefunden zu haben. Der Zugang zu den Zwergenhöhlen ist über die Ackerraine zu finden; zu den Kobolden gelangt man jedoch nur über ganz geheime Wege in den Felsen der Berge und Hügel. Vor den Wasser- und Erdgeistern braucht man der Erzählung nach aber keine Furcht zu zeigen, denn sie sind den Menschen gegenüber freundlich gestimmt. Versucht man jedoch, mit ihnen zu zanken oder sie zu hintergehen, dann werden diese friedfertigen und hilfsbereiten Gesellen zu boshaften und rachsüchtigen kleinen Wesen, die nicht eher ruhen, als daß die Schmach gesühnt wird. Obwohl sich die „kleinen Leute“ immer weiter in ihr eigenes Reich zurückgezogen haben, weiß noch mancher davon zu berichten, daß sie sich gerne noch denen zeigen, die bereit sind, an ihre Existenz zu glauben. Auskunft erteilt:
Touristikbüro Petersberg Hallische Straße 8 06193 Petersberg
oder
Verwaltungsgemeinschaft Götschetal-Petersberg Götschetalstraße 15 06193 Wallwitz Tel.: 03 46 06/25 3-0 Fax: 03 46 06/25 31 13
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Prettin
Schloß Lichtenburg Das von Kurfürst August von Sachsen vor über 400 Jahren für seine Gemahlin errichtete Renaissance-Schloß Lichtenburg blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Erbaut wurde das Schloß einstmals auf dem Gelände des ehemaligen Antoniterklosters Lichtenbergk, das aber zu dieser Zeit schon seit langem nicht mehr aufrechterhalten worden war. Die meiste Zeit wurde das Schloß als Witwensitz für die sächsischen Adeligen genutzt, doch mit dem Beginn des 19. Jahrhunderts wandelte sich auch der Nutzungszweck in erschreckender Weise. Für den Zeitraum von über einhundert Jahren wurde das Schloß als Zuchthaus für Sträflinge genutzt und nach einer vierjährigen „Verschnaufpause“ wurde hier 1933 sogar durch das Naziregime ein KZ eingerichtet. Wider das Vergessen dieses dunklen Teiles der Geschichte befindet sich heute in den Räumen des Museums Schloß Lichtenburg auch eine Ausstellung zur Gedenkstätte für die Opfer des KZ Lichtenburg. Das Museum zeigt dem Besucher darüber hinaus Regionalgeschichte im kleinen und großen: Ausstellungen über Weinbau, über das Feudalsystem des Mittelalters und die Besichtigungsmöglichkeit der Brot- und Küchen[ 98 ]
gewölbe dienen der Veranschaulichung der Entwicklung des Lebens in den einzelnen Epochen. Mit zu den ältesten Bestandteilen von Schloß Lichtenburg gehört aber auch die Erscheinung der „Schlüsselmarie“, deren Geschichte bis in das Jahr 1580 zurückreicht. Diese Marie war die Lieblingsmagd der Kurfürstin Anna von Sachsen, die mit allen wichtigen und bedeutenden Arbeiten betraut wurde, da sie diese auch mit größter Sorgfalt und Zuverlässigkeit erfüllte. So stieg Marie immer weiter im Ansehen der Kurfürstin und verbesserte sich in ihrer Position im herrschaftlichen Haus. Bereits nach kurzer Zeit wurde ihr die Schlüsselherrschaft im Schloß zuteil, das heißt, sie war neben der Herrschaft die einzige, die für jeden Raum des Palastes einen Schlüssel besaß – ohne sie konnte also niemand in ein Zimmer gelangen, selbst in den Keller nicht. Der angebaute und gekelterte Wein war überaus beliebt in der Umgegend, und bald nahm der wachsende Weinhandel mit dem Dresdener Hof und auch vielen Geschäfts- und Privatleuten weitaus mehr Zeit in Anspruch, als die Kurfürstin dafür aufbringen konnte. Deshalb stellte sie als Kellermeister kurzerhand einen armen Schäfersburschen ein, der zu dieser Zeit ohne Arbeit war. Zudem verstand sich der junge Mann auf Heilkräuter, und dieses Wissen sollte er gleichzeitig im Kräutergarten des Schlosses umsetzen. So versah die Kurfürstin den jungen Mann mit verantwortungsvollen Diensten. Der Bursche nahm die Aufgabe dankbar an und hatte bald auf seine Weise seine Schäfchen im Trockenen. Er panschte nämlich den Wein, den er an die einfachen Kunden verkaufte – den für die adelige Kundschaft ließ er unverschnitten. Den zusätzlichen Gewinn aus dem Verschnitt steckte er selbst ein, während die Herrschaft [ 99 ]
Schloß Lichtenburg
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von diesem Treiben nicht das geringste ahnte. So schaffte er es bald, sich ein ordentliches Guthaben anzuhäufen, mit dem er sich als Freier bei einem hübschen Mädchen Eindruck erhoffte. Berechnend wie er war, fiel seine Brautwahl auf Marie, die in einer angesehenen Position im Hause stand und zudem das persönliche Wohlwollen der Kurfürstin genoß. Er machte ihr einen Heiratsantrag. Marie lehnte zuerst ab mit der Begründung, daß sie Wert darauf legte, einen freien Mann zu bekommen, der sich durch seiner eigenen Hände Arbeit ernähren könnte. Der Kellermeister fühlte sich provoziert und führte ihr all seine Reichtümer vor, die er sich in kurzer Zeit erworben hatte. Er erwiderte, daß, wenn ihr dies nicht zur Sicherheit genügen würde, sie eben auf den Mann warten sollte, der ihre Wünsche erfüllen könnte. Doch wußten er und Marie ganz genau, daß kein freier Mann in der Umgegend dies sein konnte, denn niemand verfügte sonst über ein solches Vermögen. Marie willigte ein, und die beiden wurden mit dem Segen ihrer Herrschaft getraut. Eine Zeitlang ging auch alles gut, doch eines Tages kamen Marie und ihr Kellermeister in übles Gerede, denn es gab immer jemanden, der dem Pärchen sein Geld und Ansehen mißgönnte. So wurde der Kurfürstin auch eines Tages das Gerücht zugetragen, daß ihr Kellermeister ein Beutelschneider wäre und ihren Wein vermengen würde, um sich daran zu bereichern. Der Fall wurde untersucht, der Kellermeister verhört und nach seinem Geständnis mit Schimpf und Schande davongejagt. Die Kurfürstin bat Marie, in ihren Diensten zu bleiben, da man ihr ja keine Verfehlungen anlasten könne. Marie blieb. Doch glücklich war sie seit diesem Tag nicht mehr. Die Schande, die über sie gekommen war, das Gerede, die [ 101 ]
Schmach – alles das belastete sie zu sehr. Jeden Abend, wenn Marie nun durch die einzelnen Flure ging und Raum für Raum kontrollierte und abschloß, hörte man ihr leises Weinen und Schluchzen, während sie ihren Weg pflichtbewußt fortsetzte. Eines nachts sah sie für sich keinen Ausweg mehr und wählte den Freitod im Hintersee bei Schloß Lindenburg. Doch auch jetzt fand ihre arme Seele keine Ruhe, und seit dieser Zeit kehrt sie jede Nacht wieder in das Schloß zurück. Mit ihrem Schlüsselbund sah man sie oft bedächtig von Zimmer zu Zimmer gehen, und ihre Seufzer machten jedem deutlich, daß die damalige Unehre immer noch schwer auf ihr lastete. Auch ihr Angetrauter kehrte nach seinem leiblichen Ende wieder an den Ort seiner Straftaten zurück. Im Keller polterte er die Weinfässer umher, und in dem dunklen Geheimgang, der vom Schloß zu den Weinbergen führte, spukte er nachts ganz fürchterlich. Etliche Jahrzehnte lang ließ man ihn dort gewähren, obwohl sich nach Einbruch der Dunkelheit niemand mehr hinab in den Keller wagte. Nach gut einhundert Jahren war man dieses Spiel aber leid, und man mauerte den Geheimgang einfach zu. Seit dem ist, zumindest was den Kellermeister betrifft, erst einmal wieder Ruhe eingekehrt, denn seitdem er nicht mehr sein Unwesen treibt, verhält sich auch die Schlüsselmarie auf ihren nächtlichen Inspektionsrunden immer still. Auskunft erteilt:
Verwaltungsgemeinschaft Heideck-Prettin Hohe Straße 18 06922 Prettin Tel.: 03 53 86/2 23 09 Fax: 03 53 86/2 22 97 [ 102 ]
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Museum Schloß Lichtenburg Schloßstraße l 06922 Pretün Tel.: 03 53 86/2 23 82 Fax: 03 53 86/2 21 34 geöffnet: November—März: Di-Fr: 12-16 Uhr; April-Oktober: Di-Fr: 12-17 Uhr, Sa und So: 13-17 Uhr
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Quenstedt
Der Mordstein Unweit der Einebrücke befindet sich in der Ortschaft Stangerode, die mit zur Verwaltungsgemeinschaft Einetal-Vorharz gehört, der sogenannte Mordstein. Lange Zeit rankten sich viele Gerüchte um ihn und seinen Namen. Das meiste davon gehört in den Bereich der sagenhaften Erzählungen und Vermutungen, und derzeit ist des weiteren nicht nachprüfbar, ob die Behauptung stimmt, daß zum Ende des letzten Jahrhunderts bei Schatzgrabungen unter dem Stein tatsächlich die Kutte eines Mönches gefunden wurde. Die Volkserzählung weiß dazu aber noch, daß es sich um die Kutte eines sehr lüsternen Mönches gehandelt haben soll, der einer Frau aus dem Dorfe nachstieg und sie nicht in Ruhe lassen wollte. Dabei war es dem Ordensbruder wohl zudem noch egal, daß die Frau verheiratet war. Die Angebetete und ihr Ehemann sahen die ganze Begebenheit aber nicht ganz so locker. Der Mann stellte den Mönch zur Rede und verlangte von diesem, daß er von seiner liebestollen Belagerung ablassen und seiner Frau nicht mehr auflauern solle. Der Mönch versprach’s – hielt sich aber nicht daran.
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Eine ganze Weile ging es so weiter. Der Mönch wollte nicht wahrhaben, daß das Objekt seiner Begierde nichts für ihn empfinden sollte. So stellte er ihr weiterhin nach, bis sich das Ehepaar durch die ständigen Belästigungen zu sehr bedrängt fühlte. Den Mann packte vollends die Wut über den weibstollen Ordensmann und er stellte ihn erneut zur Rede. Das Gespräch wurde immer hitziger und bald waren die beiden im heftigsten Streit. Schließlich verlor der aufgebrachte Ehemann die Beherrschung, und er erschlug seinen Kontrahenten. Der Mord wurde jedoch aufgedeckt, und zur Sühne wurde an Ort und Stelle der Mordstein errichtet und die Kutte des Mönches darunter vergraben. Der Blutstein An der Ruine der Burg Arnstein, zwischen den Mitgliedsgemeinden Sylda und Harkstedt gelegen, befindet sich der Blutstein. Auch über diesen Stein ist in der Volkserzählung einiges erhalten geblieben und dazu gehört auch die Geschichte um den ominösen Blutfleck auf diesem Stein. Nun, es heißt, daß nicht jeder diesen Fleck sehen kann, sondern nur diejenigen, die in der Walpurgisnacht geboren sind. Für diese „Geburtsnachtskinder“ zur Erläuterung und für den Rest der Menschheit zur Unterhaltung, erklärt die folgende Erzählung, warum dieser unauslöschbare Blutfleck seit vielen hundert Jahren auf dem Felsblock zu sehen ist. Einem der Ritter von Arnstein sagt man nach, daß er ein menschenfeindlicher, boshafter Mann gewesen sei, der einzig und allein seiner Tochter Jutta in väterlichen Gefühlen zugetan war, und diese umhegte er wie einen kostbaren Edelstein. Kein Freier, der um die Hand seiner
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Tochter anhielt, war ihm gut genug, und zudem war er so eifersüchtig, daß ihm sein eigenes Ego näher stand als das Glück seiner Tochter. Doch ganz so unrecht war dem Mädchen diese Selbstsucht des Vaters nicht einmal, denn sie hatte sich in den Knappen ihres Vaters verliebt. Der junge Mann war zwar selbst aus edlem Hause, aber die Familie war verarmt, und so konnten beide nicht damit rechnen, daß ihre Beziehung legalisiert würde. Solange es dem Herrn von Arnstein aber nicht in den Sinn kam, einem Freier die Hand seiner Tochter zu reichen, konnten die beiden in trauter Zweisamkeit ihre heimlichen Treffen abhalten. Eines Tages, der Zufall wollte es so, entdeckte der Herr von Arnstein seine Tochter auf einem Stein sitzend im Wald und neben ihr sein eigener Knappe! Die stillen Vertraulichkeiten, die beide miteinander austauschten, machten ihm deutlich, daß dies nicht das erste Rendezvous der beiden war. So schlich er näher an beide heran und die Eifersucht wuchs mit jedem Schritt. Schließlich war er unbemerkt soweit an den Stein gelangt, daß er das Gespräch belauschen konnte, und was er dort hörte, erfreute seine Ohren und sein Gemüt in keinster Weise. Der Knappe versuchte seine Tochter zu überreden, mit ihm klammheimlich mitten in der Nacht die Heimat zu verlassen. Er entwarf beider Zukunft in den dunkelsten Farben, sofern sie nicht fortgehen und mit ihm zusammenbleiben würden, und obwohl das Mädchen ihm immer wieder die Treue schwor, ließ er nicht davon ab und wollte sie zur Flucht überreden. Nun hielt es den Herrn von Arnstein nicht mehr in seinem Versteck. Mit gezogenem Schwert stürzte er auf beide zu, und bevor sie sich versehen konnten, sank der Knappe von der Waffe tödlich getroffen auf dem Stein zusammen, wo sie noch kurz [ 106 ]
zuvor vertraut miteinander gesprochen hatten. Sein Blut benetzte den Stein und sollte niemals mehr ausgelöscht werden können. Die unglückselige Jutta zerwarf sich über diese Tat mit ihrem Vater und begab sich in einen Konvent, wo sie den Schleier nahm und bis zu ihrem Lebensende als Ordensschwester Gott diente. Der Graf von Arnstein aber findet bis auf den heutigen Tag keine Ruhe, denn der Blutfleck zeugt noch immer von seiner schändlichen Tat – und erst ein gütiges Wesen, welches in der Walpurgisnacht geboren wurde und den Blutfleck sehen kann, ist in der Lage, den Wiedergänger zu erlösen. Geomantische Linien über dem Hengstbachtal Die tafelförmige Anhöhe der Schalkenburg war in den Jahren 1967 bis 1986 Mittelpunkt archäologischer Ausgrabungen. Hier hatte man Spuren menschlicher Besiedlung gefunden, die einer genaueren wissenschaftlichen Untersuchung unterzogen werden sollten. Man entdeckte Bauten und Fundstücke aus der Zeit der Bandkeramiker, also zwischen dem 4. und 2. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung. Im Zuge der Ausgrabung rekonstruierte man fünf ovale Ringe, die konzentrisch zueinander angelegt waren und deren Abstand jeweils rund fünf Meter betrug. Die Anlage wurde von drei geraden Gängen durchzogen, die nach bisherigen Ermittlungen in den jeweiligen Toröffnungen den Sonnenauf- und -Untergangspunkten der Sonnenwendtage der damaligen Zeit entsprachen. Somit wäre
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diese Anlage als vorgeschichtliches Kalendarium nutzbar gewesen. Eine Deutungsweise, die nicht abwegig ist, wenn man bedenkt, daß die Menschen vor rund 6.000 Jahren noch wesentlich stärker am Naturrhythmus orientiert waren und die genauen Saat- und Erntetage für den Bestand einer ganzen Sippe maßgeblich waren. Wurde zu früh oder zu spät gesät, gab es nur geringen Ertrag, und man litt Hunger. Gleiches geschah, wenn man den richtigen Zeitpunkt für die Ernte verpaßte und deshalb die Früchte verdarben. In den letzten Jahren wurde bereits häufiger vermutet, daß auf dieser Anhöhe geomantische Linien, sogenannte Leys, verlaufen, die besondere erdmagnetische Kräfte freisetzen. Ein weites Forschungsfeld für Pendelund Wünschelrutengänger tut sich also hier noch auf, denn fundierte Ergebnisse liegen bisher noch nicht vor. Betrachtet man dabei aber noch einmal etwas genauer, daß es sich bei der Anlage auf der Schalkenburg um einen bisher beinahe einmaligen archäologischen Fund in Mittteleuropa handelt, der das berühmte Steindenkmal Stonehenge in England sogar vom Alter her um 1.000 Jahre übertrifft, so darf man wohl annehmen, daß die Erforschung dieser Anlage hinsichtlich vorhandener Leys in der nahen Zukunft noch einige interessante Ergebnisse zu bieten hat. Die Heilsteine Auf den Kirchhöfen von Sylda und von Arnstedt befinden sich alte Grabsteine, die eine auffällige Zahl an Ritz- und Wetzspuren tragen und somit in der heutigen Zeit noch von einem alten Brauchtum künden, das zwar heute nicht mehr so bekannt ist, früher und vor allen Dingen im Mit[ 108 ]
telalter aber beständig gepflegt wurde. Woher der Brauch stammt, ist nicht genau überliefert, traditionell wurde er aber spätestens seit den Zeiten der Kreuzzüge ausgeübt. Dies hing mit der heiligen Stadt Jerusalem zusammen, der man besondere Verehrung entgegenbrachte. Wegen ihrer besonderen Stellung in der Glaubensgeschichte schrieb man allein dem Mauersand der dortigen Gebäude schon große heiltätige Wirkung zu. Im Mittelalter war man schließlich bestrebt, die einzelnen Städte als Abbild der heiligen Stadt zu errichten. So entwickelten sich auch hier im Abendland „Wall-Fahrts-Orte“, die als Kopie der ehrwürdigen Stätte über die gleichen Heil- und Wunderkräfte verfügen sollten wie das Original. An Mauern und Steinen wurde deshalb eifrig geschliffen und das erhaltene Steinmehl verkaufte man als heilkräftige Substanz, die in Medizin oder Zaubertränken Verwendung fand. Für diese Zwecke sollen auch die beiden Steine auf den Kirchhöfen in Sylda und Arnstedt gedient haben. Ob und welche Krankheiten damit geheilt werden konnten, ist aber leider nicht überliefert worden. Auskunft erteilt:
Verwaltungsgemeinschaft „Einetal-Vorharz“ Welbslebener Straße 3 06333 Quenstedt Tel.: 0 34 73/25 84 Fax: 0 34 73/25 84
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Querfurt
Die Wünschelblume Zwischen Hornburg und Unterfarnstädt gibt es eine besondere Blume, die etwas abseits der Straßen an Wegkreuzungen und Rainen zu finden ist – allerdings nicht für jedermann. Es ist in diesem Falle nicht die hilfreiche Schlüsselblume, die den Weg zu verborgenen Schätzen weist und an vielen Orten im Bundesgebiet zu finden ist, sondern eine weiße Wegwarte, die geheime Wünsche zu erfüllen hilft. Doch es ist beinahe genauso schwierig, die Blume zu erlangen, wie eine Stecknadel in einem Heuhaufen zu finden. Die erste Voraussetzung für die Suchenden ist es, ein Sonntagskind zu sein, denn nur diesen ist es vorbehalten, die Pflanze zu entdecken. Hat man diese Voraussetzung erst einmal erfüllt, beginnen die Schwierigkeiten aber für manchen erst. Wenn man Angst vor Hunden hat, wird einen die Schilderung des folgenden Geschehens wahrscheinlich sofort abschrecken, die anderen werden spätestens nach dieser Begegnung Respekt vor diesen Tieren bekommen haben. Denn sobald man seine Hand nach den weißen Blüten der Wegwarte ausstreckt, prescht aus dem Feld oder Wald ein großer schwarzer Hund mit feuerroten Augen hervor. Er bellt und schnappt nach jedem, der die [ 110 ]
Blume abpflücken möchte, und er verschwindet erst wieder, nachdem man dieses Unternehmen aufgegeben oder die Flucht ergriffen hat. Um in den Genuß der wundersamen Wirkung jener Pflanze zu kommen, ist es aber notwendig, sie zu pflücken. Viele Sonntagskinder haben es zwar bisher schon versucht, aber bis zum heutigen Tag ist es noch keinem gelungen. Für diejenigen, die aber nur die blaue Wegwarte finden, genügt der kleine Hinweis, daß deren Verwendung als Salat und Heilpflanze durchaus Vorzüge hat. Das blühende Kraut kann von Juli bis September geerntet und muß möglichst schnell an der Luft getrocknet werden. Damit erhält man ein Mittel zur Behandlung von Magen- und Darmerkrankungen, das darüber hinaus auch bei Leberleiden verwendet werden kann. Die Wurzeln werden im Spätherbst ausgegraben und getrocknet – röstet und mahlt man sie anschließend, erhält man die Basis für den „korngesunden“ Kaffee-Ersatz. Weitere Hinweise und Rezepte hierzu gibt die einschlägige Literatur. Inwieweit die vorstehenden Verwendungsmöglichkeiten aber die eingangs beschriebenen Wünsche zu erfüllen vermögen, weiß niemand so genau zu sagen. Die Brandjungfrau Auf dem Friedhof von Querfurt steht ein Gedenkstein aus dem 17. Jahrhundert, der eine weibliche Person in zeitgenössischer Tracht zeigt. Mit der Steintafel wurde der fünfzehnjährigen Anna Regina Lasse gedacht, die am 29. August 1678 bei einem Stadtbrand in Querfurt ihr Leben ließ. Ihr Vater war der Obermünzmeister Christian Lasse, der durch den Brand nicht nur seine Tochter verlor, sondern [ 111 ]
Grabstein der Brandjungfrau
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noch zwei weitere weibliche Verwandte und eine Magd, die alle zusammen im Keller des Hauses zum „Goldenen Löwen“ von der Feuersbrunst eingeschlossen wurden. Der 29. August wurde zum Gedenktag in Querfurt, denn in jedem Jahr sollte an den schrecklichen Brand von 1678 erinnert werden und an die dadurch erlittenen Verluste. Eine weitere Warnung geht von dem Gedenkstein dieses unglücklichen Opfers aus, denn Anna Regina Lasse fand nach ihrem fürchterlichen Tod keine Ruhe. Immer wieder warnte sie die Bürger von Querfurt in den vergangenen Jahrhunderten, wenn an einer Stelle ein Brand auszubrechen drohte. Kurz zuvor erschien sie an der Stelle, wo wenig später meist schon die ersten Flammen nach weiterer Nahrung leckten. Als man die Erscheinung des Geistes von Anna Regina und das darauf ausbrechende Feuer in einen Zusammenhang brachte, verstand man, daß ein größerer Schaden verhindert werden konnte, wenn man die frühzeitige Warnung beachtete. So erhielt die Erscheinung bald den Namen „Brandjungfrau“. Auskunft erteilt:
Stadt Querfurt Markt 1 06268 Querfurt Tel.: 03 47 11/2 37 99 Fax: 03 47 71/2 37 98
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Questenberg
Das Questenfest Das erste Mal urkundlich belegt wurde das Questenfest im Jahr 1666. Im Laufe des folgenden Jahrhunderts zeichnete Pastor Johann Conrad Kranoldt aus Roßla die dazugehörige Sage auf, die sein Sohn Johann Gottfried, Pastor in Questenberg, im Jahr 1776 das erste Mal veröffentlichen ließ. Wie weit dabei die Ursprünge der Erzählung zurückreichen, läßt sich kaum noch nachvollziehen, vermutet wird aber das ausgehende Mittelalter. Damals verirrte sich Jutta, die Tochter des Ritters Knut, der Herrscher über sieben umliegende Ortschaften war, nach einem Spaziergang im Wald. Die Eltern waren sehr besorgt, und als ihr einziges Kind auch am nächsten Morgen noch nicht wieder aufgetaucht war, schickte der Ritter Boten in alle Dörfer und ersuchte jeden einzelnen Bürger, bei der Suche nach Jutta zu helfen. Zwei Tage später wurde das Mädchen auf einer Wiese zwischen Rotha und Questenberg gefunden. Dort hatte das Kind Blumen gepflückt und sich daraus Kränze geflochten. Mit einem solchen Kranz, der an jeder Seite eine Quaste hatte, saß die Kleine unversehrt auf der Waldwiese. Ritter Knut und seine Frau waren unsäglich glücklich darüber, daß ihrem Kind nichts zugestoßen war und aus Dankbarkeit schenkten sie der Gemeinde Rotha die Wiese, auf
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der man Jutta gefunden hatte. Die Questenberger erhielten aber zum alljährlichen Gedenken an diesen Tag ein Fest geschenkt. Daher stammt auch der Brauch, nach dem ein Jungverheirateter Mann aus Rotha in jedem Jahr am zweiten Pfingsttag noch vor Sonnenaufgang nach Questenberg ein Brot und vier Laib Käse zu bringen hatte. Kam die Gemeinde dieser Verpflichtung nicht nach, so konnten die Questenberger sich das beste Rind aus der Herde von Rotha zum Festschmaus nehmen. Doch das mittelalterliche Geschehen wird nicht als Ursprung der Tradition des alljährlich bis in die heutigen Tage stattfindenden Festes gesehen. Es besteht die Annahme, daß es sich bei der Queste und dem zugehörigen Brauchtum um die Übertragung eines alten heidnischen Kultes aus der Zeit lange vor der Christianisierung handelt. Um diese Vermutung etwas besser zu verstehen, muß man sich die Beschaffenheit der Queste und die traditionell verwendeten Symbole etwas genauer ansehen. Das Grundelement der Queste stellt eine geschlagene Eiche dar, die von ihrer Rinde, der Krone und den Ästen, bis auf kleine Stümpfe, weitgehend befreit wurde. Nur am oberen Teil des Baumes befinden sich noch drei längere Astgabeln, ursprünglich wurde jedes Jahr eine neue Eiche gefällt, dann verlängerten sich die Abstände auf zwei Jahre, und um den Baumbestand nicht zu gefährden, wird der Stamm mittlerweile nur noch ausgewechselt, wenn der alte zu morsch und brüchig geworden ist. Auf einem tieferliegenden Aststück liegt ein dünner Stamm, der den Questenkranz durchdringt, der aus einem mit Buchen- und Birkenreisig umwundenen geschmiedeten Eisenreifen von drei Metern Durchmesser besteht. An beiden Enden des dünneren Astes hängen zwei Quasten (oder Questen) aus Baumgrün herab. Ein [ 115 ]
Blätterbusch wird auf die Spitze des Eichenstammes als sogenannter „Lebensbuschen“ gesteckt. Für das Schlagen des Eichenstammes, des Buchenastes und des Blattwerkes gibt es zeitlich und örtlich fest vorgeschriebene Regeln, womit bereits deutlich wird, daß die gesamte Vorbereitungszeit althergebrachten Ritualen unterliegt.
Skizze der Queste [ 116 ]
Im Anschluß an diese Vorbereitungen finden am Pfingstsonntag ab dem Nachmittag verschiedene Tanzveranstaltungen statt, die bis in die ersten Nachtstunden andauern. Danach geht man nicht den gewohnten Weg in Richtung des eigenen Heimes oder des Urlaubsquartieres, sondern wappnet sich mit dicken Jacken und Decken, um gemeinsam im Freien auf das weitere Geschehen zu warten. Ab halb vier in der Nacht wird auch der „verschlafene“ Rest des Dorfes durch einen Trompeter geweckt, der das Aufbruchsignal für die Blaskapelle, die Questenmannschaft und den Festzug gibt. Traditionell spielt man auf dem Weg hinauf zur Queste dabei immer nur eine bestimmte Melodie. Auf der Bergkuppe angelangt, wird in der Morgendämmerung nun die alte Queste herabgeholt und der „Lebensbuschen“ des vergangenen Jahres auf der Wiese verbrannt. Danach begibt man sich an den östlichen Rand der Bergkuppe, um dort so gegen fünf Uhr das Aufgehen der Sonne mit einem Choralgesang zu begleiten. Doch damit ist die Feier noch nicht beendet, ganz im Gegenteil, hier beginnt sie beinahe erst. Der Weg führt zunächst aber noch einmal hinunter in das Tal, wo einem kurzen Frühschoppen eine ebenso kurze Verschnaufpause für die Mitglieder der Questenmannschaft und die Zuschauer folgt. Nach dem um elf Uhr stattfindenden Festgottesdienst trifft sich die ganze Gesellschaft wieder auf dem Marktplatz, der mit einem kleineren Baum, der sogenannten „Setzmaie“, geschmückt wird. Delegationen der einzelnen Gruppen, die sich nach Alter und Familienstand zusammensetzen, und der Questenmannschaft holen aus dem Gemeindehaus die Questenfahnen. Diese Flaggen sind mit verschiedenen Symbolen geschmückt, die ebenfalls den Hinweis auf eine jahrtau[ 117 ]
sendealte Überlieferung zu geben scheinen. Mit den Fahnen und einer Blaskapelle vorweg zieht man nun wieder hinauf zum Questenberg, um den mit belaubtem Reisig und den beiden Questen geschmückten Kranz an dem Eichenstamm aufzuhängen. Auch der neue „Lebensbuschen“ erhält seinen Platz auf der Spitze des Stammes. Im Gegensatz zu der Setzmaie, die bereits am folgenden Tag wieder abgebaut wird, bleibt die Queste das ganze Jahr über auf der Bergkuppe stehen, und es wird auch stets darauf geachtet, daß sie während dieser Zeit in gutem Zustand bleibt. Selbst nach großen Unwettern bemühte man sich in der Vergangenheit immer, die Queste schleunigst in ihren ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen. Die mit der Queste und den Gruppen der Questenmannschaft verbundenen Zeichen und Rituale haben immer wieder zu Überlegungen geführt, woher dieses Brauchtum nun stammt. Gerne wurde und wird hierin die Übertragung eines sehr alten Sonnenkultes gesehen, und diese Annahme scheint heute nach Inaugenscheinnahme der traditionellen Regeln und Symbole auch akzeptabel. Viele Heimatforscher und Geschichtskundler haben sich mit diesem Thema beschäftigt, und meist waren sie annähernd einer Meinung. Dies führte vielleicht auch dazu, daß die Schergen des Hitlerregimes nichts Besseres zu tun hatten, als dieses Fest kurzum in ihre ideologische Propaganda zu integrieren und zum nationalsozialistisch verherrlichten germanischen Brauchtum zu erklären. Ein Problem, mit dem sich die Veranstalter auch heute noch auseinandersetzen müssen: Mit den Sonnenwendfeuern der Faschisten hat dieses traditionelle Fest wirklich nichts gemein. Es wird bereits seit vielen hundert, wenn nicht sogar tausend [ 118 ]
Jahren begangen und heute löst es sich langsam wieder aus den Ängsten und Vorurteilen der letzten Jahrzehnte, zur Freude aller Einwohner und auch der Zuschauer, die an diesem außergewöhnlichen Fest gerne teilnehmen. Auskunft erteilt:
Gemeindeverwaltung Questenberg Dorfstraße 47 06536 Questenberg Tel.: 03 46 51/25 53
oder
Verwaltungsgemeinschaft Roßla Wilhelmstraße 4 06536 Roßla Tel.: 03 46 51/389-0 Fax: 03 46 51/389-12
oder
Questenuerein e. V. Herr Edgar Einicke 06536 Questenberg
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Sangerhausen
Das Spengler Museum Aus einer Privatsammlung des Heimatforschers Gustav Adolf Spengler heraus entstand das Museum, daß einige interessante natur- und heimatkundliche Besonderheiten für den Besucher ausstellt. Eines dieser Exponate ist ein rund 475.000 Jahre altes Mammut, das der Heimatforscher in einer Kiesgrube der nur wenige Kilometer entfernten Ortschaft Edersleben gefunden hat. Für die eiszeitlichen Jäger stellte ein solches Mammut die Ernährung der Sippe für eine geraume Zeit sicher, und die Harzregion gehörte wohl mit zu den bevorzugten Jagd- und Wohngebieten. Die Besiedelungszeit von Sangerhausen läßt sich durch Fundstücke zwar „nur“ bis rund 4500 Jahre v. Chr. zurückverfolgen, im weiteren Umkreis (siehe auch der Band „Niedersachsen“) wurden aber eiszeitliche Wohnhöhlen entdeckt, die eine kurzfristige Besiedelungsphase erkennen lassen. Interessante Fundstücke aus dieser Zeit und Ausstellungsgegenstände der folgenden Epochen bis hin zu Gebrauchsgegenständen der letzten Jahrzehnte fügen sich zu einem heimatkundlichen Museum zusammen. Unter den Schaustücken befindet sich auch ein Bilddokument, daß das Questenfest (siehe Questenberg) und dessen Ursprung verdeutlicht. [ 120 ]
Mammut im Spengler Museum
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Die Hexen in Sangerhausen Am 28. Juli des Jahres 1614 wurde auf dem Schloß Sangerhausen „nach umständlicher Vereidigung der Zeugen“ die Vernehmung der Barbara Riethmüller durchgeführt. Schon die Eingangsformulierung zu dem Protokoll lautet: „Wenn du dich nicht dazu bekennst, soll mit der scharfen Frage (Folter) wider dich verfahren werden.“ Doch selbst trotz dieser Drohung wehrte sich die Angeklagte gegen verschiedene Anschuldigungen, und „weil bei ihr Güte nicht fruchten wollen, ist sie dem Nachrichter untergeben und (vermutlich am 5. oder 6. August, Anm. des Verf.) die scharfe Frage gegen sie zur Hand genommen“ worden. Doch was hatte man Barbara Riethmüller vorgeworfen? Sechs Jahre zuvor hatte sie noch mit ihrem Mann in Pölsfeld gelebt. Aus dem benachbarten Grillenberg war die Orthea Craußin der Hexerei angeklagt und auf dem Scheiterhaufen hingerichtet worden. Vor ihrem Tod beschuldigte sie jedoch das Ehepaar Riethmüller weitaus schlimmerer Taten, für die diese eher den Tod verdient hätten. Sie warf dem Wirtsehepaar vor, ein älteres Ehepaar aus Grillenberg im Jahre 1600 und weiterhin einen wohlhabenden Reisenden aus Erfurt, der mit seinem Sohn in ihrem Gasthaus übernachtete, heimtückisch und aus Geldsucht ermordet zu haben, wonach sie die Leichen aber hätten verschwinden lassen. Ein ungutes Gefühl beschlich das Ehepaar, und bevor die erhobenen Verdächtigungen laut wurden, machten sich die Wirtsleute auf die Flucht, Aber kurz bevor die Hinrichtung der „Craußin“ erfolgte, nahm man die Riethmüllerin fest. Man griff sie in Langenfeld alleine auf. Bei der Befragung, wo ihr Mann sich aufhalte, stellte sich heraus, daß sie ihn an einem Morgen durch einen Schlag [ 122 ]
Schloß Sangerhausen auf den Kopf betäubt und in die Elbe geworfen habe. Man ging davon aus, daß er dort ertrunken war. Bei all dem Mord- und Totschlag interessierte man sich aber weniger für die begangenen „weltlichen“ Taten, sondern mehr für die Vergehen der Riethmüllerschen bezüglich ihrer vermeintlichen Zauberkünste. Sie soll eine Hexe gewesen sein, die zudem mit den Elben paktierte, von denen sie ihre Zauberkraft erhalten habe. Das kleine Volk sei ihr weiterhin bei den Schadenzaubern behilflich. Die Riethmüllerin erhielt angeblich von den Elben die schädigenden Kräuter und Samen, die bereits durch das Besprechen oder Behauchen selbständig mit dem bösen Treiben begannen. Mit diesen Mitteln verhexe sie hauptsächlich Mädchen und Frauen aus der Nachbarschaft, denen sie nicht gut gesonnen war. Gelernt hatte die Riethmüllerin ihre Kunst nach ihrem eigenen Bekunden von einer Frau aus Grillenberg, die ihr zu[ 123 ]
dem noch einen „Teufelsbuhlen“ verschafft hatte, den Junker Claus. Dieser Junker sei nun durch die Vermittlung der besagten Leimbacherin aus Grillenberg zu ihr gekommen, und sie hätte sich mit ihm eingelassen. Das erste Mal sei er zu ihr gekommen, bekleidet mit gelben Strümpfen und roten Hosen, einem schwarzen Wams und schwarzem Hut, an dem eine gelbe Feder steckte. Milch, Käse und Butter hätte er bei sich gehabt und ihr dies gegeben, mit dem Hinweis, daß, wenn sie ihm in seinem Sinne zu Diensten sei, sie mit ihrer Familie keine Not mehr würde leiden müssen. Später hätte er ihr dann noch einmal einen Taler gegeben, der sich aber in Staub und Dreck verwandelt habe. Seine Freigiebigkeit änderte sich mit der Zeit zusehends. Er sagte ihr, „sie wäre gar zu fromm bei diesen Händeln, bete und bekreuzige sich zu viel, darum achte er sie auch nicht so sehr.“ Somit wurde ihre Entlohnung immer geringer, das Interesse des Junkers an ihr stieg nichtsdestotrotz immerfort. Wie ausdauernd ihr dieser Junker nachstellte, zeigte sich, als er sie sogar in ihrem Gefängnis nicht verschonte. Sie gestand, daß er selbst dort mit ihr gebuhlt habe. Auf die Frage, wie er denn Zutritt zu ihrer Zelle bekommen habe, sagte sie in ihrem Geständnis: „zum Loch an der Tür des (Hexen-)Turmes wäre er aus- und eingebrochen.“ Nach dem abgelegten umfangreichen Geständnis wurde die Riethmüllerin angehalten, bis zur Urteilsfindung und -verkündung „immerdar ohne unterlaß zu beten und dem bösen Feind, der sie vormals in das Elend geführt, nicht weiteren Raum zu geben.“ Sie versprach, dies zu erfüllen und hielt sich bis zum Nachmittag des 6. August 1614 auch daran. Plötzlich wurde es jedoch still in der Zelle und die Wächter vermuteten, die Riethmüllerin habe sich erschöpft zur Ruhe gelegt und schliefe. [ 124 ]
Kurze Zeit später erschien der Landsknecht Simon im Gefängnis und fragte nach der Gefangenen, denn ihm sei aufgefallen, daß das Loch im Turm mit einem Lappen verstopft worden war. Er verlangte nach dem Schlüssel der Zelle, und verschaffte sich sofort darauf Einlaß. Dort fanden sie die Riethmüllerin, die ihrem Leben selbst mit dem Strick ein Ende gesetzt hatte, bevor das Urteil ihr ein härteres Los auf dem Scheiterhaufen beschert hätte. Gegen den Landsknecht argwöhnte man aber scheinbar nicht – zumindest finden sich darüber keine weiteren Unterlagen. Auskunft erteilt:
Verwaltungsgemeinschaft Sangerhausen Markt l 06526 Sangerhausen Tel.: 03464/565-0 Fax: 03464/565-270
oder
Sangerhäuser Fremdenverkehrsverein Schützenplatz 06526 Sangerhausen Tel.: 034 64/61 33 30
oder
Spengler Museum Bahnhofstraße 33 06526 Sangerhausen Tel.: 034 64/57 30 48 geöffnet: Di-Fr: 8.00-17.00 Uhr Sa: 10.00-17.00 Uhr So.: 10.00-17.00 Uhr (Oktober bis März erst ab 14.00 Uhr)
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Schierke
Der Brocken „(Harzgebirge, die Gegend von Schierke und Elend) Der Hexenchor: ,Die Hexen zu dem Brocken ziehn, Die Stoppel ist gelb, die Saat ist grün. Dort sammelt sich der große Hauf, Herr Urian sitzt oben auf.’“ Diese Szene entstammt dem ersten Teil der Tragödie „Faust“ von Johann Wolfgang von Goethe, und bei dieser Textstelle handelt es sich um die meistzitierte Passage, wenn es um den Nationalpark Brocken und die Walpurgisnacht geht. Goethe hatte den Harz bereist und dabei auch im Dezember 1777 einen Abstecher auf den winterlichen Brokken unternommen. Doch obwohl die Temperaturen zu diesem Zeitpunkt nicht gerade angenehm gewesen sein dürften, verzauberte der über 1.100 Meter hohe Berg den Dichter so sehr, daß er die Walpurgisszene in seinem „Faust“ in die Gegend um Elend und Schierke und auf den „Vater Brocken“ verlegte. Doch nicht nur Goethe, auch Heinrich Heine und der dänische Dichter Hans-Christian Andersen bereisten den Brocken und bestiegen den „Hexenaltar“ und die „Teufelskanzel“, tranken aus dem „Hexenbrunnen“ und ließen [ 126 ]
sich von dem grandiosen Ausblick und den überwältigenden Eindrücken einfangen. Ungefähr seit Beginn des 14. Jahrhunderts ist der Brocken – oder Blocksberg – als Treffpunkt der Hexen, Unholde und Nachtgeister bekannt. Warum man den Berg zum Treffpunkt der Menschenverderber machte, beruht zum großen Teil auf Spekulation. Auf dem nahegelegenen Wurmberg (siehe Band „Niedersachsen“ – Braunlage), fand man eine weitläufige Kultanlage, die heute in Teilen noch zu besichtigen ist. Vielfach stützt man sich deshalb auf die Annahme, daß während der Christianisierung der Heiden durch Karl den Großen die Ausübung der Kulte von den ursprünglichen Plätzen weg verlagert wurde, um weiterhin ihren Glauben ausüben zu können, trafen sich Priester und Anhänger an abgelegeneren Orten. Nachdem sie vom Wurmberg vertrieben und ihr Kult verboten worden war, sollen sich die Gläubigen auf den Brocken zurückgezogen haben. Heimliche Treffen und unverständliche Rituale führten dann vielleicht auch dazu, daß von nachtfahrenden Geschöpfen die Rede war und man unheilvolle Ahnungen bekam bei dem Gedanken, daß sich dort so viele zauberische Wesen versammelten. Zur Verbreitung des Wissens, was diese Hexen und Teufel auf dem Brocken so trieben, diente in der Mitte des 17. Jahrhunderts die Veröffentlichung „Bloks Bergs Verrichtung“ von Johann Prätorius. Seit etlichen Jahrhunderten liegt somit ein Hauch von Mysterium auf dem altehrwürdigen Berg. In der heutigen Zeit kann sich jeder selbst überzeugen, was „hexe“ in der Walpurgisnacht so auf dem Brocken treibt. In Schierke und den umliegenden Ortschaften ist es die Zeit eines großen Festes, das mit passendem Rahmenprogramm und entsprechender Kostümierung einen volksfestlichen [ 127 ]
Charakter verliehen bekommt. Doch auch am Blocksberg, wie überall im Harz, wird das Beltanefest, von dem sich der Tanz in den Mai oder die Walpurgisnacht ableiten, noch etwas traditioneller gefeiert – nur wird dies eben nicht öffentlich bekanntgemacht. Sowohl die althergebrachten, als auch die moderneren Veranstaltungen haben jeweils ihren spezifischen Reiz, und wenn man den Autokennzeichen auf den Parkplätzen glauben darf, finden die Walpurgisfeiern im Harz auch überregional immer mehr Interesse. Hotelreservierung sollte man rechtzeitig vornehmen, da wegen des feststehenden Datums die nahegelegenen Unterkünfte bereits frühzeitig ausgebucht sind. Auskunft erteilt:
Verwaltungsgemeinschaft Brocken Bahnhofstraße 22c 38877 Benneckenstein Tel.: 03 94 57/23 21 oder 23 22 Fax: 03 94 57/23 23
oder
Kurbetriebsgesellschaft „Brocken“ mbH Brockenstraße 10 38879 Schierke Tel.: 03 94 55/310 Fax: 03 94 55/403
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Stolberg
Das Rathaus von Stolberg Ein ungewöhnliches Bauwerk präsentiert sich in Stolberg. Anders kann man es kaum beschreiben, denn das Gebäude verfügt selbst nach einem Umbau im 17. Jahrhundert noch über interessante architektonische Besonderheiten: Das erste außergewöhnliche Merkmal des dreistöckigen Hauses ist, daß es ohne Innentreppen gebaut wurde – der Zugang zu der nächsthöheren Etage führt über die Außentreppe zur St. Martini-Kirche. Zum zweiten handelt es sich um ein nach kalendarischen Merkmalen erbautes Haus – denn in der ursprünglichen Bauweise gab es 12 Türen (für die Monate), 52 Fenster (für die Kalenderwochen) und pro Fenster 7 Glasscheiben (das letzte Fenster hatte 8 Scheiben, damit man auf die insgesamt 365 Tage des Kalenders kam). Heute kommt man mit dem Zählen nicht mehr auf dieses Ergebnis, denn es wurde noch ein Fenster hinzugefügt (jetzt also 53) und die Anzahl der Glasscheiben beträgt jetzt 8 pro Fenster. Somit käme das Jahr der jetzigen Gestaltungsweise des Rathauses zufolge also auf 53 Kalenderwochen und dementsprechend 424 Tage pro Jahr. Inmitten der Stuckarbeiten, die die Fassade des Rathauses mit den Zeichen der früher am Ort ansässigen Zünfte ziert, prangt eine kunstvoll gearbeitete Sonnenuhr. [ 129 ]
Das Rathaus von Stolberg Die Verzierungen wurden zu Beginn des 18. Jahrhunderts angebracht und sind heute durch gelungene Restaurationsmaßnahmen noch in ausdrucksvoller Pracht erhalten. Der Pfingstfelsen Im Tal des Flüßchens Lude, zwischen Stolberg und Breitenstein, befindet sich auf der rechten Straßenseite eine große Klippe, die den Namen Pfingstfelsen trägt. Es heißt, daß hier in vorchristlichen Zeiten ein heidnischer Kult ausgeübt wurde. Einer der Hauptfeiertage soll der Pfingstmontag gewesen sein, womit sich der Name des Felsens erklärt. Diesen alten Feiertag hatte man in den folgenden christlichen Jahrhunderten wohl im Brauchtum weiterhin übernommen, denn die Stolberger Leinenweber feierten an dieser Stelle und an diesem Tag –
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eben am Pfingstmontag – traditionell mit ihren Familien. Doch weil man über den untergegangenen Kult nicht mehr viel erfahren konnte, behalf man sich in der Vergangenheit mit einer märchenhaften Erzählung über den Pfingstfelsen. So sei eines Tages ein Mädchen aus Stolberg beim Beerensuchen in der Nähe des Pfingstfelsens von einem Gewitter überrascht worden. Dunkle Wolken waren rasch aufgezogen, die neben Blitz und Donner auch noch gewaltige Regenschauer mit sich führten. Bereits halb durchnäßt, rettete sich das Mädchen unter den Pfingstfelsen. Sie erkannte aber bald, daß sie dort vor den wilden Tieren nicht sehr sicher war, denn in der aufkommenden Dunkelheit sah sie bereits das erste Aufleuchten von Wolfsaugen im Dickicht. Das Mädchen tastete sich in der Dunkelheit des Unwetters weiter an dem Pfingstfelsen entlang, in der Hoffnung, irgendwo einen Durchlaß zu entdecken, der Sicherheit bieten würde. Bald fand sie den Eingang zu einer Höhle und bewegte sich langsam weiter in die dunkle Tiefe hinein. Ängstlich kauerte sie sich schließlich in einer Ecke der Höhle zusammen und bemerkte glücklich, daß die Wölfe ihr scheinbar nicht gefolgt waren. Vollkommen erschöpft schlief sie ein. Als sie am nächsten Morgen unversehrt wieder erwachte, erschrak sie sehr, da sie direkt in die dunklen, braunen Augen eines Bären blickte. Doch das Tier brummte ihr freundlich entgegen, und sie merkte, daß sie keine Angst zu haben brauchte. Der Bär schob ein paar Äpfel, Nüsse und auch eine Wabe mit Honig zu dem Mädchen herüber, und sie begann sofort, hungrig davon zu essen, nicht ohne sich dabei über das seltsame Verhalten des Tieres zu wundern. [ 131 ]
In kurzer Zeit entspann sich zwischen den beiden eine regelrechte Freundschaft, und da das Mädchen eine Waise war, blieb es bei dem Bären in der Höhle. Beide gingen jeden Tag gemeinsam in den Wald, und dort sammelten sie Vorräte an Nahrungsmitteln. Doch bisweilen kam es vor, daß Jäger unterwegs waren, und sie mußten sich sehr vorsichtig verhalten oder konnten die Höhle im schlimmsten Falle gar nicht verlassen. Eines Tages allerdings hatten die Spürhunde den Bären in seiner Höhle ausfindig gemacht. Ehe die beiden es sich versahen, standen die Jäger mit dem Gewehr im Anschlag vor ihnen, bereit, das mächtige Tier niederzustrecken. Mit einem Aufschrei warf sich das Mädchen zwischen die Jäger und ihren Freund, den Bären. Sie rief den Männern zu, das Tier doch nicht zu erschießen, es sei zahm und würde niemandem etwas antun, doch wenn sie es unbedingt erlegen wollten, dann müßten sie erst ein wehrloses Mädchen erschießen. In diesem Moment begann die Gestalt des Bären sich zu verwandeln, und aus dem zottigen, riesigen Tier wurde ein gutaussehender junger Mann. Dies ließ alle Anwesenden vor Schreck beinahe erstarren und verstummen, nur die Hunde kläfften und jaulten, und auch das Mädchen schien fast in Ohnmacht zu fallen. Da trat der junge Mann in die Mitte und erklärte, daß ein Zauber von ihm abgefallen sei. Ein böser Zauberer habe ihn in diesen Bären verwandelt, bis zu dem Tag, an dem ein Mädchen bereit sei, ihr Leben für ihn zu lassen. Weiterhin erzählte er, daß er der Erbprinz eines nahen Königreiches sei, der nun an seines Vaters Hof zurückkehren wolle. Er kniete nieder und hielt um seiner Retterin Hand an, die sie ihm gefühlvoll nickend auch reichte. Gemeinsam verließen sie die verdutzten Jäger und auch [ 132 ]
die Höhle am Pfingstfelsen, in der sie lange Zeit gelebt hatten. Der breite Stein von Breitenstein Namensgebend für die Ortschaft Breitenstein, die zur Verwaltungsgemeinschaft Stolberg gehört, war ein breiter Stein, der mitsamt dem zweiten Wahrzeichen der Gemeinde, einer Linde, im Stadtwappen zu sehen ist. Der sagenumwobene breite Stein existierte aber schon im Jahr 1879 bereits nur noch in Fragmenten, und über sein früheres Aussehen und seine Größe gibt es zahlreiche – und ebenso unterschiedliche – Angaben. Eine 9 cm dicke und im Durchmesser annähernd 1,75 Meter große Platte, die heute auf dem Platz der Einheit, ungefähr 50 Meter von der Kirche entfernt, zu finden ist, soll ein Überbleibsel jenes breiten Steines sein. Im Volksmund weiß auch mancher noch zu berichten, daß sowohl die Linde als auch der breite Stein in vorchristlicher Zeit Stätte heidnischer Götterverehrung war. Doch obwohl die Erwähnung des Namens Breitenstein sich bis in das 13. Jahrhundert zurückverfolgen läßt, kann man heute nicht mehr nachvollziehen, ob die ausgestellte Gesteinsplatte tatsächlich von dem ominösen breiten Stein stammt. Vielleicht werden auch eines Tages archäologische Untersuchungen etwas Licht in dieses Dunkel bringen können. Diamanten am Auerbeng Mineraliensammler und Edelsteinfreunde werden gleichermaßen ihre Freude an den Wanderungen am Auerberg haben, denn hier ist etwas sehr Seltenes zu finden, [ 133 ]
nämlich „Stolberger Diamanten“. Wer sich nun einen Gold- beziehungsweise Diamantenrausch um Stolberg vorstellt, dessen Phantasien mögen hier direkt etwas gedämpft werden. Keine lupenreinen Karäter warten hier darauf, einfach vom Boden aufgepickt zu werden, sondern wasserhelles Bergkristall, das zumeist in der Form von schönen sechseckigen Doppelpyramiden kristallisiert ab und an zu finden ist. Große Reichtümer erwarten hier also keinen, wohl aber ansehnliche Sammlerstücke, die die Erinnerungen an einen schönen Spaziergang mit ihrem Funkeln noch etwas dauerhafter machen, denn wie man ja weiß: „ … ein Diamant ist unvergänglich“ Die Hunrod-Eiche Nicht ganz so unvergänglich wie die oben erwähnten Edelsteine, sind unter anderem Bäume, auch wenn diese Lebensjahre erreichen können, die dem sagenhaften biblischen Alter sehr nahe kommen. Verläßt man Stolberg und biegt nach dem Bahnhof die nächstmögliche Straße rechts ab, so gelangt man über eine kleine Straße schließlich zu einer Wegkreuzung, unmittelbar an dieser Kreuzung befindet sich die Hunrod-Eiche, und man kann den über tausend Jahre alten Baum kaum verfehlen, obwohl ihn nur ein kleines Hinweisschild ziert. Irgendwann vor der ersten Jahrtausendwende war dieser Baum ein kleiner Schößling, dem man wohl zu diesem Zeitpunkt noch keine Verehrung entgegenbrachte, abgesehen von der Tatsache, daß er als Eichen-Sprößling dem Gott Wotan geweiht und somit heilig war. Heute ist dieser stolze alte Baum nur noch ein morsches Überbleibsel längst vergangener Zeit, und aufgrund [ 134 ]
seines maroden Zustandes ist es fraglich, wie lange er dort noch stehen wird. Auskunft erteilt:
Stadtverwaltung Stolberg Markt 1 06547 Stolberg Tel.: 03 46 54/801-0 Fax: 03 46 54/801-11
oder
Fremderwerkehrsamt Stolberg Markt 2 06547 Stolberg Tel.: 03 46 54/801-50 oder 1 94 33 Fax: 03 46 54/801-11
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Die Hunrod-Eiche
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Thale
Der Hexenring Man kann die magischen Stätten in Thale und um Thale herum kaum verfehlen, denn eine ausgezeichnete Beschilderung – auch zu den Parkplätzen – führt direkt zu den interessantesten Orten. Dabei hat man die Möglichkeit, an verschiedenen Etappen zu entscheiden, ob man die Strecke weiterhin zu Fuß oder unmittelbar bis an den Hexentanzplatz und den Hexenring heranfahren möchte. Wenn es auch in der Walpurgisnacht – und an den Vorbereitungstagen davor – ziemlich unruhig ist, läßt sich noch viel von der Eigentümlichkeit dieses Ortes einfangen. Dabei spielt auch der Hexenring eine große Rolle, ein Bronzedenkmal, das es in sich hat. Von dem Quedlinburger Künstler Jochen Müller geschaffen, wurde es hier Ende April 1996, unmittelbar vor der Walpurgisfeier, aufgestellt. Dem Besucher präsentiert sich „Herr Urian“ auf einem Felsen sitzend, neben ihm ein Gnom. Der Höllenfürst weist eine Hexe an, Felsbrocken an einen bestimmten Ort zu rollen, damit sich ein ordentlicher Hexentanzplatz ergibt. Wer hier meint, daß die Gestalten tatsächlich nur aus Bronze seien, der soll ruhig weiter daran glauben. (Daß es hier nicht ganz mit rechten Dingen zugeht, soll folgende Anekdote verdeutlichen: Als ich versuchte, ein Photo des gesamten Kunstwerks zu machen, auf dem alle Fi[ 137 ]
Hexe?! guren gut zu sehen sein sollten, lag plötzlich, wie aus heiterem Himmel, ein kleiner Felsbrocken hinter meinen Beinen, und ich lag ebenso schnell, mit allen Vieren nach oben, wie eine Schildkröte auf dem Rücken. Es gibt auch gehässige Zungen, die behaupten, ich hätte einfach nicht aufgepaßt …) Doch nicht nur der Hexenring aus dem 20. Jahrhundert und die alljährlichen Veranstaltungen zur Walpurgisfeier heben die enge Verbundenheit zwischen den Hexen und dem Harz hervor. Viele Überlieferungen haben Vor-
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lagen zu großartiger Literatur bekannter Schriftsteller gegeben, und die Erschließung des Gebietes für den Tourismus einerseits, sowie die wissenschaftlichen Untersuchungen andererseits zeigen, daß das Interesse an den alten Kultstätten und dem „Mysterium Hexe“ sehr groß ist. Daß hier, gut dreißig Kilometer von Vater Brocken entfernt, ein Hexentanzplatz gelegen hat, dessen Ruhm aber durchaus jenem ebenbürtig ist, wird auf vielfältige Weise deutlich und ist aufgrund der eindrucksvollen Kulisse sehr gut nachvollziehbar. Der Hexentanzplatz Ein Ort, an dem die Hexen sich in der Walpurgisnacht trafen, um dort mit dem Teufel zu buhlen, um sich bei schauderhafter Musik, die von allerlei seltsamem Gevieh erzeugt wurde, bei einem reichhaltigen Hexenbankett mit Essen und Trinken zu vergnügen, bis daß der Morgen graute … Schaurige Gestalten, Teufel und Hexen, die in dieser Nacht beschlossen, mit welchen Bosheiten sie die Menschen im kommenden Jahr peinigen wollten, und die prahlen, mit welchen Gemeinheiten sie die armen Leute im vergangenen Jahr gequält hatten … Das sind so die Phantasien, die das Wort „Hexentanzplatz“ heraufbeschwört. Erst seit dem 19. Jahrhundert firmiert der Ort unter diesem Namen, zuvor finden sich auch die Bezeichnungen „Tanzplatz“ und „Teufelstanzplatz“ in der Literatur und den Aktenaufzeichnungen. Was hat es nun mit jenem Tanzplatz auf sich? um diese Frage zu beantworten, ist es sinnvoll, sich die Entwicklungsgeschichte jener weitläufigen Besiedlungs- und Kultanlage etwas näher zu betrachten. [ 139 ]
Bodenfunde aus der mittleren Jungsteinzeit und auch aus der Bronzezeit belegen die nachweisbare Besiedlungszeit bereits für den Zeitraum vor über 7.000 Jahren. Hier entstanden auch die ältesten Befestigungssysteme des Harzes, nämlich die Homburg in der Nähe des Hexentanzplatzes und auf der anderen Seite der Schlucht die Winzenburg. Beide Wallburganlagen waren durch Treppen verbunden, deren Zugänge zudem noch durch eine weitere Befestigungsanlage im Tal gesichert wurden. Die Überreste der Schutzwallanlagen dieser Burgen sind sowohl in der Nähe des Hexentanzplatzes als auch an der sogenannten „Roßtrappe“ (siehe dort) stellenweise noch gut zu erkennen. Wie bei vielen vor- und frühgeschichtlichen Anlagen, über deren Bedeutung keinerlei schriftliche Aufzeichnungen, indes viele Vermutungen vorliegen, gibt es unterschiedliche Meinungen darüber, für welchen Zweck solche Befestigungen errichtet wurden. So deutet man die Ringwallanlagen als umhegte Viehweide, als Flieh- und Trutzburg und als Stätte heidnischer Götterverehrung. In den meisten Fällen läßt sich dies auch anhand der Grabungsfunde nicht eindeutig klären. Manchmal verhilft aber das Glück, der Zufall oder wer auch immer zu Funden, die etwas Licht in das Dunkel der Vergangenheit bringen. So war es auch in unmittelbarer Nähe des Hexentanzplatzes der Fall. Dort fand man einen großen Opferstein, der, in Verbindung mit der Roßtrappe gesehen, darauf hinweist, daß sich sowohl auf der rechten als auch auf der linken Seite der Bode bereits in der Vorgeschichte bedeutende Kultorte befunden haben. Es ist dann zur Abwechslung auch sehr schön, wenn die Wissenschaft durch Fundstücke das belegt, was sensitive Menschen auch ohne Beweise schon bereits seit [ 140 ]
Jahrhunderten und Jahrtausen erspüren: die Naturheiligkeit mancher Plätze und ihre besonderen Ausstrahlungen und Auswirkungen auf uns Menschen. Die Walpurgishalle Bald jährt sich der hundertste Jahrestag der Eröffnung der Walpurgishalle, die von dem Berliner Architekten Bernhard Sehring erbaut wurde. Von außen präsentiert sich der Bau als Blockhaus im altgermanischen Stil, und Göttervater Wotan blickt mit seinem allwissenden Auge auf die Besucher herab. Direkt im Eingangsbereich sieht man einen großen Stein liegen, in dessen schalenförmiger Einbuchtung auf der Oberseite eine Vielzahl von Geldstücken liegt. Für jeden Besucher ein deutlich sichtbares Zeichen, daß selbst in unserem aufgeklärten Zeitalter doch tatsächlich ein zeitweiliger Rückfall in heidnische Kulte möglich ist. Mancher legt eine Münze als „Opfergabe“ hinein, um seinen geheimsten Wunsch erfüllt zu sehen, andere deponieren ein Geldstück, um noch einmal an diesen Ort zurückzukehren, und einige benutzen diese Münzsammlung als Kollekte zur Unterstützung der Walpurgishalle. Jeder gibt aber in seinem Sinne eine kleine Metallscheibe und hofft, dadurch einen bestimmten Zweck zu erreichen. So sieht man, daß es heute noch wie bereits vor einigen tausend Jahren diese Opferriten gibt – allen Skeptikern zum Trotz. Im Inneren der Walpurgishalle eröffnen sich dem Besucher einige Visioramen, die dem Besucher eine Vorstellung davon eröffnen, wie die Kultplatzanlage auf dem Wurmberg (siehe Braunlage, Band „Niedersachsen“) ausgesehen haben kann und wie ein solcher Kult even[ 141 ]
Die Walpurgishalle tuell ausgeübt wurde. Eine Darstellung zeigt dabei auch die legendäre Irminsul. Großformatige Wandbilder des Malers Hermann Hendrich, der unter anderem auch die Nibelungenhalle in Königswinter (siehe Band „Nordrhein-Westfalen“) gestaltete, zeigen Szenen aus Goethes „Faust“. Thematisch beschäftigt sich die Ausstellung in der Walpurgishalle weiterhin mit dem Bild der Hexe in den Märchen sowie mit den alten und neuen Hexenkulten.
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Ein weiteres außergewöhnliches Ausstellungsstück ist die Hexenmaske: Ein Gebilde aus Eisen, das in der Form einer Teufelsmaske geformt ist. Mund und Augenpartien wurden dabei freigelassen. Diese Masken zeugen von der Grausamkeit, mit denen man den vermeintlichen Hexen entgegentrat, denn dieses Folterinstrument wurde im Feuer so lange erhitzt, bis es glühte, dann setzte man es den Angeklagten auf. Das Gesicht wurde dadurch auf das entsetzlichste entstellt und für den seltenen Fall, daß der oder die Angeklagte mit dem Leben davonkam, jagte man sie überall mit Steinen davon oder erschlug sie sogar, da sie für den Rest ihres Lebens als Teufelsbuhle gebrandmarkt waren. Die Roßtrappe Den Bezug zu Gott Wotan, der den Besucher bereits vor Eintritt in die Halle begrüßt, erhält man auf dem Felsen gegenüber dem Hexentanzplatz. Dort ist einer Überlieferung nach der Hufabdruck von Sleipnir zu sehen, dem achtbeinigen Reitpferd des Göttervaters. Dieses achtbeinige Pferd zeugte der Riese Loki mit dem Riesenpferd Svadlifari. Loki verwandelte sich in eine Stute, um den Hengst Svadlifari von seiner Arbeit beim Bau einer neuen Schutzmauer für die Äsen abzulenken. Nachdem der Hengst den verwandelten Riesen besprungen hatte, gebar Loki das Fohlen Sleipnir, welches zum Reittier für Göttervater Wotan wurde. Um zur „Roßtrappe“ zu gelangen, muß man von Thale in Richtung Treseburg fahren. Der Beschilderung zum Hotel „Roßtrappe“ sollte man folgen und bei diesem auf dem Parkplatz den PKW stehenlassen. Von hier führt eine rund zwanzigminütige Wanderung über einen kleinen [ 143 ]
Die Roßtrappe Waldweg hinauf zur „Roßtrappe“. Eine andere Wanderung führt über den auf rund vier Kilometern steil ansteigenden Fußweg von Thale. Auf der Klippenspitze angelangt, ist die berühmte „Roßtrappe“ zu sehen – ein hufeisenförmiger Eindruck im Gestein, der zudem die Spuren von „Hufnägeln“ trägt, und wie bei allen Schälchen und Näpfchen, die sich in Felsen zeigen, streitet man sich fleißig, ob es sich hier um einen ganz natürlichen Erosionsvorgang handelt oder ob diese Einbuchtungen von Menschenhand eingefügt wurden.
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Heute betrachtet man es aber als gesichert, daß die „Roßtrappe“ eine Opferschale im Stein darstellte. Zu bestimmten Ritualen wurde hierin eine Flüssigkeit aufgefangen (Regen, Blut, Wasser, Milch etc.). Die drei kreisrunden „Nagellöcher“ deutet man verschiedentlich als Vertiefungen, in denen eine dreibeinige Halterung (für Ritualkessel oder ähnliche Gegenstände) befestigt werden konnte. Neben der mythologischen Version des Hufabdruckes des Götterpferdes deutet die Volkserzählung das Phänomen „Roßtrappe“ mehr auf die sagenhafte Weise. Eines Tages sollte die hübsche Riesentochter Brunhilde den böhmischen Königssohn Bodo heiraten, so hatte es jedenfalls ihr Vater mit dem Prinzen vereinbart. Doch die Prinzessin weigerte sich standhaft, Bodo als ihren Ehemann zu akzeptieren. Sie wollte einen Mann, der ihr ebenbürtig war – an Größe und Kraft. Schließlich schwang sie sich auf ihr Riesenpferd und verhöhnte Bodo erneut. Erst wenn er sie in einem Wettritt besiegen würde, wollte sie einwilligen, seine Frau zu werden. In wildem Galopp setzte sie auf ihrem Riesenpferd davon. Der Prinz ließ nicht viel Zeit verstreichen und stürzte auf seinem Roß der wilden Königstochter hinterher. Bald sah er sie vor sich, und es schien ihm, als könne er sie in diesem Wettrennen noch besiegen. Immer geringer wurde der Abstand zwischen den beiden Reitern, und fast hatte Bodo Brunhilde eingeholt, als sie sich zu ihm umdrehte und aus lautem Halse lachte. In diesem Moment setzte ihr Pferd zu einem gewaltigen Sprung an, flog nur so über die tiefe Bodeschlucht hinweg und setzte auf der gegenüberliegenden Seite wieder auf. Dies allerdings mit solcher Wucht, daß sich der Hufabdruck des Pferdes in das harte Gestein eingrub. Prinz Bodo bemerkte erst zu spät, daß er in diesem Wettrennen auf die tückische List von Brunhilde herein[ 145 ]
Das Bodetal gefallen war. Die Schlucht war zu breit, als daß sein Pferd dieses Hindernis überspringen konnte, und beide stürzten in die Tiefe. Brunhilde hatte bei der Überwindung der Schlucht allerdings ihre goldene Krone verloren, die nun irgendwo in den Tiefen des Bodetales lag. So rief sie dem armen Prinzen hinterher, daß er nun bis an das Ende aller Tage dort unten ihr Kleinod bewachen solle – und dies, wie es sich für einen guten Bewacher gehöre, als Hund. In man-
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chen Nächten, so heißt es, sieht man hier noch immer einen schwarzen Hund umherziehen. Auskunft erteilt:
Stadt Thale Rathausstraße l 06502 Thale Tel.: 0 39 47/47 00 Fax: 039 47/24 10
oder
Thale-Information Rathausstraße 1 06502 Thale Tel.: 0 39 47/25 97 Fax: 0 39 47/22 77
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Wasserleben
Die Zwerge vom Knickberg Nur wenige Kilometer von der Gemeinde Wasserleben entfernt, liegt auf halbem Wege nach Veckenstedt der Knickberg. Diese Erhebung gibt einen kleinen Vorgeschmack auf das Harzgebirge, dessen Ausläufer sich in nur geringer Ferne von hier erstrecken. In dem Knickberg lebten Zwerge, so weiß es jedenfalls die Überlieferung zu berichten. Überall eröffneten sich auf den Berghängen kleine Löcher, die als Eingang in das Zwergenreich dienten; doch waren diese Öffnungen zu klein, als daß ein Mensch durch sie hindurchgelangen konnte. Menschen und Zwerge verband aber ein reger Tauschhandel, denn die Zwerge bauten unter Tage das Silber und weitere Erze und Edelsteine aus den Bergen ab. Dafür erhielten sie von den Menschen andere Dinge, die sie gut gebrauchen konnten. Man legte es ihnen einfach vor den Höhleneingang und fand dafür am nächsten Tage feinstes Silber und auch Tonwaren vor. Manchmal kam es allerdings auch vor, daß die Zwerge heimlich ihre Nachkommen mit einem menschlichen Neugeborenen vertauschten. Merkte man, daß man ein sogenanntes Wechselbalg im Heim hatte, konnte man noch versuchen, den Tausch mit den Zwergen rückgän[ 148 ]
gig zu machen. Vielfach wird aber davon berichtet, daß die Kinder, die man abends vor die Höhlen setzte, zwar von den Zwergen geholt worden seien, daß aber die Eltern die eigenen Kinder nur selten zurückerhielten. Insgesamt waren die Zwerge äußerst fleißig und hilfsbereit, und ganz besonders verstanden sie sich darauf, den feinsten Flachs weit und breit zu spinnen. Auch weiß man heute noch, daß sie den armen Leuten Kuchen gebacken haben. Doch wie an vielen anderen Orten in Deutschland, sind auch die Zwerge von hier verschwunden. Es geht das Gerücht um, daß einst ein Schäfer mit den wertvollen Geschenken der Zwerge nicht achtsam umgegangen sei und Unfug getrieben habe. Dies hat die kleinen Leute so verärgert, daß sie sich ganz von ihrer Heimat abwandten und in ein fernes Land auf einen anderen Kontinent auswanderten. Andere wissen aber zu berichten, daß sie einen der zahlreichen Höhleneingänge auf dem Knickberg wiederentdeckt haben und gesehen haben, wie dort nur wenige Augenblicke später ein Zwergengesicht auftauchte, aber sogleich wieder verschwand. Vielleicht läßt sich zukünftig das Verhältnis zwischen den Zwergen und den Menschen wieder verbessern. Das Blutwunder Aus dem Jahr 1228 wird ein wundersames Geschehen berichtet, welches zu dem Bau der Kapelle „Zum heiligen Blut“ führte, die im folgenden Jahrhundert als Wallfahrtskapelle einen weitreichenden Ruf erhielt. In Wasserleben lebten zu diesem Zeitpunkt zwei Schwestern, von denen es die eine zu hohem Reichtum gebracht [ 149 ]
hatte, während die andere mehr schlecht als recht von ihrem bescheidenen Einkommen leben konnte. Die ärmere fragte ihre wohlhabende Schwester, wie sie es denn zu ihrem Vermögen gebracht habe. Darauf erhielt sie zur Antwort: „Ich habe den Herrgott im Kasten“. Nun hatte sie den Grund für den Reichtum ihrer Schwester zwar erfahren, doch plagte sie der Gedanke daran, wie man wohl Gott in einen Kasten sperren könnte. Am Ostertag in der Kirche kam ihr dann die Eingebung, als der Pfarrer beim Abendmahl, während er die Hostie reichte, die Worte sprach: „Dies ist der Leib Christi“. So dachte sie: „Wenn die Hostie den Leib Christi darstellt, dann kann man ihn dementsprechend wohl auch in einen Kasten sperren.“ Sie behielt die Hostie kurze Zeit im Mund und holte sie dann heimlich heraus, wickelte sie in ein kleines Tuch und eilte nach der Messe schleunigst nach Hause, um einen entsprechenden Kasten herzurichten. Wenige Tage später sah sie nach der Hostie, um sich zu vergewissern, daß es ihr in dem Kasten auch gut ginge, da entdeckte sie, daß das Tuch, worin „der Herrgott“ eingewickelt war, voller Blut war. Darüber war sie sehr erschrocken, denn sie wußte ja nun nicht, ob es sich dabei um ein schlechtes oder um ein gutes Zeichen handelte. Ihr kam zudem der Gedanke, daß sie mit ihrem Tun gefrevelt haben könnte und so in den Augen der Kirche eine schwere Sünde begangen hatte. In ihrer Not suchte sie den Pfarrer auf, dem sie alles beichtete. Der Pfarrer wiederum wandte sich an Friedrich von Halberstadt, seinen vorstehenden Bischof (12081235). Die hohe Geistlichkeit erkannte, daß es sich bei diesem Geschehen um ein wundertätiges Zeichen Gottes an dieser Hostie handelte, und so verlangte er, daß die [ 150 ]
Opfergabe in einer feierlichen Prozession in den Dom nach Halberstadt gebracht werden sollte. So geschah es. Die Hostie wurde mit dem Tuch in einen goldenen Kelch gelegt, und der festliche Zug der Kirchenmänner und Gläubigen setzte sich in Bewegung. Eine Zwischenstation war die heute nicht mehr existierende Ortschaft Husler. Dort wurde der Kelch auf den Altar gestellt, und man schickte sich an, eine Messe zu halten. Doch soweit kam es nicht, denn mit jedem Schritt, den man sich weiter von Wasserleben entfernte, begann das Blut in dem Kelch zu steigen. Als er nun auf dem Altar in Husler stand, floß es so stark heraus, daß man sich gezwungen sah, die Hostie wieder zurückzubringen. In Wasserleben stand man nun vor dem Problem, daß für die wundersame Reliquie kein entsprechender Kirchenbau zur Verfügung stand. So wurde sie erstmals in der Dorfkirche St. Jakob untergebracht, neben der sich seit einigen Jahren ein Zisterzienserinnenkloster befand. Eine Laienschwester des Ordens machte sich nun auf den Weg, wobei sie sogar bis nach Rom gelangte, um Spenden für den Bau einer Kapelle zu erbitten. Im Jahr 1292 war es dann soweit, die Gelder waren beisammen, und mit dem Bau der Kapelle zum „Heiligen Blut“ konnte begonnen werden. Innerhalb kurzer Zeit wurde die Kapelle zu einem Wallfahrtsort, zu dem viele Pilger reisten. Etliche Belege über Spendenzahlungen und Almosen, aber auch Ablaßbriefe, die auf den Namen der Kirche ausgestellt waren, zeugen von ihrer überregionalen Bedeutung. Einige Jahrzehnte später begannen die Reformationsbestrebungen im Kirchenwesen und damit auch eine Zeit religiöser Unruhen und Unsicherheit. Kirchen wurden geschlossen, der katholische Glaube durfte vielerorts [ 151 ]
nicht mehr in der altgewohnten Form ausgeübt werden – man mußte sich vielfach umstellen und arrangieren. Auch für die Kapelle „Heiliges Blut“ gab es ähnliche Repressionen. Schließlich wurde die Kapelle immer mehr vernachlässigt, und bald zeugten nur noch die Ruinen von ihrer früheren Existenz. Wenige Jahre vor Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges, genau am 12. März des Jahres 1613, stürzten die verbliebenen Überreste ganz in sich zusammen und begruben unter sich eine fünfköpfige Familie, die hier Unterschlupf gesucht hatte. Auch dem Kloster ging es nicht viel besser. Im Dreißigjährigen Krieg wurde es mehrmals geplündert, und in den folgenden Jahrzehnten gab es Besitztumsstreitigkeiten zwischen dem Zisterzienserorden und dem Grafen zu Stolberg-Wernigerode. Die heute noch erhaltenen Klosterbauten präsentieren sich dem Betrachter nicht mehr im ursprünglichen Zustand, sondern nach mehrmaligen umbauten in der Bauweise der Mitte des 19. Jahrhunderts. Über den Verbleib der Hostie ist derzeit nichts Genaues bekannt und der Sakralbau wurde auch in den folgenden Jahren nicht wieder errichtet: Das Gelände wurde freigegeben und befindet sich heute in Privatbesitz. Nur noch die Straßenbezeichnung „Auf der Kapelle“ zeugt von dem Blutwunder zu Wasserleben. Der Brotstein Nicht ganz einen halben Kilometer vom Ortseingang Wasserleben entfernt findet man auf einem Feldweg links der Landstraße nach Veckenstedt den Brotstein. In der Volkserzählung gibt es zu diesem Stein, der vor rund dreihundert Jahren an dieser Stelle errichtet wurde, fol[ 152 ]
gende Überlieferung: Eine junge Bettlerin soll eines Tages ihr Weg durch Wasserleben geführt haben. Man konnte ihr keine Arbeit geben, mit der sie ihr Geld hätte verdienen können, doch als mildtätige Gabe erhielt sie ein paar Schuhe für ihre zerschundenen Füße und ein Brot. Das Mädchen bedankte sich vielmals und ging weiter ihres Weges. Erst am Ortsausgang öffnete sie ihren Bettelsack und entdeckte die Schuhe und das Brot. Beides legte sie vor sich auf den Boden und betrachtete es frohgelaunt eine Weile. Die Schuhe wollte sie in besonderer Ehre halten, denn sie sahen noch ganz ungebraucht aus, und so würde sie vielleicht nicht sofort von jeder Haustüre weggejagt werden, wenn sie um Arbeit und etwas zu essen bitten würde. Sie wollte sie nun anziehen, doch jedesmal, wenn sie beginnen wollte zu schnüren, sackte sie mit dem Schuh etwas in den regenweichen Feldweg ein. Ärgerlich wischte sie den Dreck von dem Schuh ab, und urn zu vermeiden, daß er erneut verschmutzte, setzte sie kurzentschlossen ihren Fuß auf das Brot. Ein unheilvolles Grollen erscholl in der Luft und wenige Sekunden später schlug ein Blitz in den Boden ein. Dort, wo gerade noch die kleine Bettlerin gestanden hatte, tat sich für kurze Zeit die Erde auf, das Mädchen stürzte hinein, und der Boden schloß sich wieder. An ihrer Stelle fand man dort später den Stein, der noch von ihrer Freveltat kündet. Im Kirchenbuch der Gemeinde Wasserleben findet sich in der Aufzeichnung des damaligen Ortspfarrers vom 29. August 1803 aber ein anderer Hinweis. Demnach soll eine „Frauensperson … im Dorfe ein Brot gestohlen … und als sie im Nachsetzen an dieser Stelle sey angehalten worden, habe sie sich vermaledeyet, daß sie kein Brot [ 153 ]
gestohlen habe, sey aber unter diesen Verwünschungen auf der Stelle gestorben.“ Nach diesen Unterlagen wurde der Stein bereits „vor mehr als 100 Jahren aufgerichtet“. Dadurch wird schriftlich belegt, daß der Stein sich seit mindestens dreihundert Jahren an dieser Stelle befindet. Auf dem Stein sind mehrere eingeritzte Zeichen zu sehen, von denen ein ovalförmiges Symbol als Bilddarstellung des gestohlenen Brotes gedeutet wird. Eine genauere Feststellung des Alters dieser Zeichen und die Interpretation der Symbole kann jedoch durch wissenschaftliche Untersuchungen noch erfolgen. Auskunft erteilt:
Verwaltungsgemeinschaft Nordharz Straße der Technik 4 38871 Veckenstedt Tel.: 03 94 51/600-0 Fax: 03 94 51/600-50
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Wittenberg
Das Melanchthonhaus Phillip Melanchthon wurde im Jahr 1497 als Phillip Schwartzerdt in Bretten geboren. Im Anschluß an seine Ausbildung und sein Studium führte sein Weg 1518 nach Wittenberg, wo er eine Stelle als Geschichtsprofessor an der Leucorea antrat. In Wittenberg traf er auch mit dem Reformator Martin Luther zusammen. Zwischen beiden entwickelte sich im Laufe der folgenden Jahre eine innige Freundschaft, die sich auch in ihrer Zusammenarbeit bei der Übersetzung der Bibel aus dem Griechischen ins Deutsche auswirkte. Trotz ihrer engen Verbundenheit waren Luther und Melanchthon nicht immer einer Meinung. Dies betraf auch ihre Einstellungen zur Astrologie. Melanchthon erstellte und deutete sogenannte Radix- oder Nativitätshoroskope. Luther hingegen lehnte die Astrologie ab. Das Wohnhaus, welches Melanchthon in Wittenberg in der Zeit von 1536 bis zu seinem Tod 1560 bewohnte, wurde 1967 zu einer Gedenkstätte umgestaltet. Nach der organisatorischen Zusammenlegung mit der Lutherhalle wurde das Melanchthonhaus grundlegend saniert und im Anschluß als Melanchthon-Museum eröffnet. In der Dauerausstellung „Ad fontes“ (Zu den Quellen), die 1997 anläßlich der 500. Wiederkehr des Geburtsta[ 155 ]
ges von Phillip Melanchthon ihre Pforten öffnete, finden sich neben den Porträts auch Zeugnisse des Wirkens von ihm und seinen Zeitgenossen. Dazu gehören auch die „Tabulae astronomica“ (Astronomische Tafeln) des Georg Joachim (Rhaeticus), sowie zahlreiche Übersetzungen aus dem Griechischen und Hebräischen. Zu dem Thema „Astrologie in der Reformationszeit“ gab es im Herbst 1997 auch eine Sonderausstellung im Melanchthonhaus. Der Astrologe und Privatsammler Jürgen G. H. Hoppmann (siehe Band „Berlin/Brandenburg“) gehörte mit zu den Organisatoren und Ausstellern. Es ist angestrebt, diese Sonderausstellung als Wanderausstellung noch in weiteren Städten und Gemeinden anzubieten, eine genaues Programm liegt jedoch noch nicht vor. Dr. Johannes Faust „Jm December/vmb den Christag/ war vil Frawenzimmers gen Wittenberg kommen/ als etlicher von Adel kinder zu ihren Geschwisterten/ so da studierten/ sie heimzusuchen/ welche gute Kundtschafft zu D. Fausto hetten/ vnnd er etlich mal zu jhnen beruffen worden …“ Soweit zur „Historia von D. Johan Fausten/dem weitbeschreyten Zauberer vnnd Schwarzkünstler“. Die erste Ausgabe dieser Historie erschien im Jahr 1587 in Frankfurt. Abgesehen von dem umstrittenen Ruf des Magiers, Schwarzkünstlers, Astrologen und Wahrsagers etc. (Dr.)
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Johann Faust fällt schon auf, daß er an vielen Orten dieser Welt gewesen sein soll, und daß es kaum eine bedeutende Region des 16. Jahrhunderts gab, in der seine geheimnisumwobene Gestalt nicht zumindest für kurze Zeit anzutreffen gewesen sein soll. Auch wenn der ominöse Faust, der in der Literatur auch mit dem Vornamen Georg und dem Nachnamen Faustus zu finden ist, zwar oft erwähnt wird, ist er jedoch historisch noch nicht zweifelsfrei für existent erklärt. Nichtsdestotrotz ist es schon interessant, die Erzählungen über seinen unsteten Lebenslauf und Lebenswandel zu betrachten. Es gibt (erwiesenermaßen) einen Geburtsort – Knittlingen – und einen beziehungsweise zwei Sterbeort/e – Stauffen oder auch Maulbronn (siehe Band „BadenWürttemberg“). In seinem Leben (1480-1539) tauchte er überall einmal auf, und wenn man den Geschichten glauben darf, manchesmal noch schneller wieder unter. Aus seiner Lebensgeschichte ist auch ein Wirken in der Lutherstadt Wittenberg überliefert worden, wo er sich zeitweise aufgehalten haben soll. Dabei konnte bisher noch nicht eindeutig geklärt werden, ob es sich um die legendäre Figur des Schwarzkünstlers gehandelt hat oder „nur“ um einen Studenten gleichen Namens. Melanchthon weist daraufhin, daß der Geburtsort jenes Wittenberger Studenten mit Namen Faust in der Nähe seiner eigenen Geburtsstätte in Bretten, nahe bei Knittlingen, lag. Somit wäre zumindest der regionale Bezug zu dem berühmten Studiosus der magischen Künste geschaffen.
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Auskunft erteilt:
Lutherstadt Wittenberg Markt 26 06886 Lutherstadt Wittenberg Tel.: 034 91/42 10 Fax: 034 91/42 12 99
oder
Reformationsgeschichtliches Museum Lutherhalle und Melanchthonhaus Collegienstraße 54 und 60 06886 Lutherstadt Wittenberg
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Wörlitz
Die Gärten und das Gartenreich von Wörlitz „Mich hats gestern Abend wie wir durch die Seen Canäle und Wäldgen schlichen sehr gerührt wie die Götter dem Fürsten erlaubt haben, eine Traum herum um sich zu schaffen. Es ist wenn man so durchzieht, wie ein Mährgen …“; vor über zweihundert Jahren schilderte Johann Wolfgang von Goethe in einem Brief an Frau von Stein bereits den phantasievollen Zauber, mit dem die Landschaftsgärtnerei in und um Dessau-Wörlitz auch in den heutigen Tagen noch begeistert. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts hatte Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau mit der Schaffung verschiedener unterschiedlicher Parkanlagen ein entstehen lassen, das sich damals bereits internationalen Ruhmes erfreute. Unmittelbar im Biosphärenreservat „Mittlere Elbe“ gelegen, wo im Rahmen eines UNESCO-Forschungsprogrammes eine Lebensgrundlage für viele vom Aussterben bedrohte heimische Tier- und Pflanzenarten geboten wird, erstreckt sich die weitreichende Parkanlage, die zu Fuß oder auch auf weiten Teilen über die Wasserstraßen mit Gondeln erkundet werden kann. Dabei fällt es schwer zu beurteilen, ob man vom Land oder Wasser aus die [ 159 ]
Schloß von Wörlitz schöneren Ausblicke und Eindrücke erhält. Am besten, man kombiniert Gondelfahrten und Fußmärsche – zudem sind die Preise für die Fähren und Gondeln erschwinglich (Kaffee- und Abendfahrten werden nur nach Voranmeldung durchgeführt). Über die Fuß- und Wasserwege wird man an den Statuen verschiedener – meist griechisch-römischer – Gottheiten vorbeigeführt, passiert den Flora- oder Venustempel, kann die Amaliengrotte auf der Amalieninsel besuchen und die vielen weiteren interessanten kleinen und großen Sehenswürdigkeiten in den Parkanlagen entdecken. Manchen erinnert die Anlage, die neben vielen anderen Gebäuden auch ein Pantheon beherbergt, an eine Sammlung mythologischer Figuren. Aber auch die liebevollen kleinen Details, wie sie beispielsweise in der Ornamentik an der Wolfsbrücke zum Ausdruck kommen
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oder durch die Pflanzung einer Solitäreiche, wurden bis in das Kleinste geplant. In Wörlitz diente als Baumeister aller klassizistischen Bauwerke der enge Freund des Fürsten Leopold, Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff, der sich bei renommierten Forschern, Wissenschaftlern und Künstlern die Kenntnisse über das klassische Altertum verschaffte, um die Ausgestaltung der Gartenbauanlage möglichst authentisch wirken zu lassen. Wunsch und Wirklichkeit kommen dann auch überein, wenn man des Abends nach einigen Stunden Frischluft und Wanderung durch die weitläufige Anlage noch einmal Goethe bemüht und sagen kann: „Hier ists ietzt unendlich schön.“ Auskunft erteilt:
Wörlitz Information Heuer Wall 103 06786 Wörlitz Tel: 03 49 05/2 17 04 od. 1 94 33 Fax: 03 49 05/2 02 16 geöffnet: März-Oktober tgl. 9-18 Uhr; Nov.-Febr. Mo-Fr: 9-16 Uhr
oder
Kulturstiftung Dessau-Wörlitz Schloß Wörlitz 06786 Wörlitz
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Anhang Bibliografie 700 Jahre Stadt Felsberg, Festschrift, Magistrat der Stadt Felsberg (Hrsg.), 1986 Ad fontes/Zu den Quellen – Reformationsgeschichtliche Museen Wittenberg (Hrsg.), 1997 Adam von Bremen – Hamburgische Kirchengeschichte – Bernhard Schmeidler (Hrsg.), Hahnsche Buchhandlung, 1. Auflage 1917 unveränderter Nachdruck in 3. Auflage 1993 Altes und Neues von Sonneberg und dem Meininger Oberlande – Hermann Pistor, Verlag Johannes Seichter, Sonneberg, 1902 Archäologie aktuell im Freistaat Sachsen, diverse Ausgaben, Landesamt für Archäologie mit Landesmuseum für Vorgeschichte Archäologische Feldforschungen in Sachsen, Hrsg. Heinz-Joachim Vogt, VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin, 1988 Atlantis, Legende und Wirklichkeit – J.V. Luce, König-Verlag,1973 Chronik der Stadt Baunatal, Bd. 1, Magistrat der Stadt Baunatal (Hrsg.), 1994 Chroniken der Städte und Gemeinden – diverse Das Aura-Heilbuch – Walter Lübeck, Windpferd-Verlag, 6. Auflage, 1997 Das Mithrasdenkmal – D. Hinkelmann, E. Pusitzky, Hrsg. Kreisverwaltung Kusel 1976 Das neue Heimatbuch – Heinrich-Jung-Verlagsgesellschaft mbH, versch. Jg. Das neue Lexikon der Esoterik – Marc Roberts, Zsolnay Verlag, 1993 Das Questenfest – Gegenwart und Vergangenheit, Ernst Kiehl und Alfred Schneider, 2. Auflage, 1995 Das Reichenfelser Zaubergärtchen – Museum Reichenfels (Hrsg), 1996 Der Handwerksbursche und die Nixe- Die schönsten Sagen rund um das Schlaubetal – Ausgewählt und herausgegeben von Sieghard Lang, – SchlaubetalDruck-Kühl, 1. Auflage 1993 Der Hexenhammer – Sprenger/Institoris, dtv, 11. Auflage, 1993 Der Landkreis Deggendorf in Sagen, Legenden, alten Bildern und Ansichten, S. Michael Westerholz, Landkreis Deggendrof (Hrsg.), 1980 Der Stechlin, u.a. – Fontäne, Reclam Verlag Deutsche Geschichte – Treue, Weltbild-Verlag, 6. Auflage, 1990 Deutsche Mythologie – Jacob Grimm, Drei-Lilien-Verlag, Lizenzausgabe 1992 unveränderter Faksimilie-Nachdruck der erweiterten Ausgabe von 1875/78 Die Aura sehen und lesen – Ted Andrews, Bauer-Verlag, 1994 Die Bundesrepblik Deutschland, Staatshandbuch, verschiedene Bände, Carl Heymanns Verlag, div. Erscheinungsjahre Die Edda – Simrock, Verlag Neues Leben, 1988
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Die Edda des Snorri Sturluson – Arnulf Krause, Reclam-Verlag, 1997 Die germanischen Bodenfunde der spätrömischen Kaiserzeit und der frühen Völkerwanderungszeit in Sachsen, Elmar Meyer, VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin, 1971 Die Reichschronik des Annalista Saxo und die sächsische Geschichtsschreibung im 12. Jahrhundert – Klaus Naß, Hahnsche Buchhandlung, 1996 Die Römer in … – diverse Bände, u.a. Theiss Verlag, Süddeutscher Verlag Die Schwarzen Führer – diverse, Eulen-Verlag Die Wunderblume von Schettenberg , Sagen aus dem mittleren Erzgebirgskreis – Landratsamt Mittlerer Erzgebirgskreis (Hrsg.), ohne Jahresangabe Ein Sagenspaziergang durch die Stadt Bühl, Adolf Hirth, Stadtverwaltung Bühl (Hrsg.), 2. Auflage, 1989 Eisenacher Schriften zur Heimatkunde, Bände 31 und 32, Eisenach-Information (Hrsg.), 1990 Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus – Paul Herrmann, Wilhelm-Engelmann Verlag, Bd. 1 Übersetzung, 1901, Bd. 2 Kommentar, 1922 Faust – Der Tragödie erster Teil – Goethe, Reclam-Verlag, 1982 Feuerschein am Sehmar – Hexenverfolgung und Hexenprozesse im Hennebergischen von Ulrich Bonzel, Heinrich-Jung-Verlag, 1992 Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland, diverse Bände, TheissVerlag Gaben an die Götter-Alix und Bernhard Hansel, Staatliche Museen zu Berlin (Hrsg.), 1997 Geheimnisvolles Hessen – Gerd Bauer, Hitzeroth-Verlag, 1996 Geheimnisvolles Rheinland-Pfalz-Volker Galle, Hitzeroth, 1996 Geheimwissenschaft Geomantie- Ulrich Magin, C.H. Beck-Verlag, 1996 Genoveva- Die älteste Niederschrift der Legende und ihre Beziehung zu Mayen und Fraukirch – Fridolin Hörter, Hrsg. Geschichts- und Altertumsverein für Mayen und Umgebung, 6. Aufl., 1987 Germania – Tacitus, Reclam, 1995 Germanische Göttersagen, Reclam Verlag, 1994 Germanische Heldensagen, Reclam-Verlag, 1996 Geschichte der Hexenprozesse – Soldan/Heppe, Vollmer Verlag, 1986 Geschichte der Stadt St. Ingbert – Dr. Wolfgang Krämer, St. Ingbert (Selbstverlag) 1955 Götter, Mythen und Bräuche von der Insel Rügel – Ingrid Schmidt, HinstorffVerlag, 1997 Handbuch der Historischen Stätten Deutschlands, diverse Bände, Kröner Verlag Heimat(Jahr-)Bücher, Heimatblätter – diverse Heimatschriften – diverse Hexenglaube und Hexenprozesse im Raum Rhein-Mosel-Saar – Irsigler/Franz (Hrsg), Sonderdruck Spee-Verlag, ohne Jahresangabe Hexenprozesse in Deutschland – Schormann, Vandenhoeck Verlag, ohne Jahresangabe
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Hexen und Hexenprozesse, Hrsg. Wolfgang Behringer, dtv-Verlag, 3. Auflage, 1995 Historia von D. Johann Fausten, Reclam, 1996 Höhlen, Wunder, Heiligtümer – Pleticha/Müller, Herder Verlag, 1994 Hünengrab und Bannkreis – Kehnscherper, Wachholtz Verlag, ohne Jahresangabe Kleine Konziliengeschichte – Jedin, Herder Verlag, 8. Auflage, 1969 Knaurs Lexikon der Mythologie – Bellinger, Droemer Knaur Verlag, 5. Auflage, 1993 Kultplatzbuch – Gisela Graichen, Hoffmann und Campe Verlag, 1988 Lexikon der germanischen Mythologie – Rudolf Simek, Kröner Verlag, 1984 Lexikon der keltischen Mythologie – Sylvia und Paul R. Botheroyd, DiederichsVerlag, 4. Auflage 1996 Lexikon der keltischen Religion und Kultur – Bernhard Maier, Kröner-Verlag, 1994 Lübische Geschichten und Sagen – Prof. Dr. Ernst Deecke, Max Schmidt Verlag, 1911 Luther und die Deutschen, Reclam Verlag, 1996 Märchen der Gebrüder Grimm, Droemer Knaur Verlag, Erstausgabe 1937, Neuauflage ohne Jahresangabe Mendig, Berichte, Sagen und Andekdoten aus alter Zeit – Ottmar Schneider, Geiger-Verlag, 1988 Monumente – Magazin für Denkmalkultur in Deutschland, Hrsg. Deutsche Stiftung Denkmalschutz, erscheint zweimonatlich Mythologie und Götterwelt der slawischen Völker, Zdenék Vâna, Urachhaus, 1992 Nibelungenlied, Reclam Verlag 1996 Ochtendunger Heimatblätter – Hrsg. Heimatverein Ochtendung, div. Jahrgänge Parzival – Wolfram von Eschenbach, Reclam Verlag, 1996 Räuber, Hexen, Zauberer- Regina Röhner, Landratsamt Hohenstein Ernstthal (Hrsg.), ohne Jahresangabe Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten, Reclam, 8. Auflage, 1996 Reiseführer – diverse Religio Romana – Rheinisches Landesmuseum Trier (Hrsg.), 1997 Res gestae Saxonicae/Die Sachsengeschichte – Widukind von Corvey, Reclam Verlag, 1992 Sagen aus dem Barnim – Rudolf Bügel (Hrsg.), 1993 Sagen der Heimat – gesammelt und bearbeitet von Eugen König, Heinrich-JungVerlag, Zella-Mehlis, 1990 Sagen des klassischen Altertums – Gustav Schwab, Carl Ueberreuter Verlag, 1974 Sagen und Geschichten aus dem Havelland – Erika Guthjahr, Heimatverlag Erika Gutjahr, 1991 Sagenhaftes Sächsisches Burgen- und Heideland – Regionale Fremdenverkehrsverband (Hrsg.), ohne Jahresangabe Sagenschatz Trendelburgs und seiner Partnerstädte – Dieter Uffelmann, Schongauer Hexenprozesse – Dr. Hubert Vogel, Stadtverwaltung Schongau (Hrsg.), 1989 Schwedter Jahresblätter, diverse, Kreis Angermünde (Hrsg.)
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SCIVIAS – Wisse die Wege, Hildegard von Bingen, Otto Müller Verlag (Salzburg), 9. Auflage (ohne Jahresangabe) Siegfried im Bodetal bei Thale – Dr. Siegfried Hermerding, Verlag Joachim Hermerding, 1994 Starke Plätze – Werner Pieper (Hrsg), ohne Jahresangabe Steinkammergräber und Menhire in Nordhessen – Irene Kappel, Staatliche Kunstsammlungen Kassel (Hrsg.), 2. Auflage, 1989 Tannhäuser – Richard Wagner, Reclam-Verlag, 1994 Trutz-Nachtigall – Friedrich von Spee, Reclam, 1991 Unbegrenzte Lebenskraft durch Tachyonen – Christian Opitz, Hans-Nietsch, 1996 Unterwegs zu deutschen Sagen, Helmut Berndt, 1985 uralt, unheimlich, wundersam – Regina Röhner, Landratsamt Hohenstein-Ernstthal (Hrsg.), ohne Jahresangabe Vita Karoli Magni/Das Leben Karls des Großen – Einhard, Reclam Verlag, 1994 Vom Wunder der Seele – Meister Eckhart, Reclam, 1996 Walhalla – Meisterwerke deutscher Poesie – Hrsg. Verein von Gelehrten, Leipzig Verlag Franz Peter, 1844 Wallfahrten und Kultstätten im Saarland – Gabriele Oberhauser, Saarbrücker Druckerei und Verlag, 1992 Werden und Wandel eines Dorfes, Kurt Schulz, Neunkirchener Druck + Verlag, 1992 2000 Jahre Trier, Bd. 3 – ohne Verlagsangabe –, S-328-331, 2. Auflage 1996
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Abbildungsverzeichnis Seite 19 28 34 39 42 60 75 76 85 88 95 96 102 112 121 123 130 138 142 144 145 160
Quelle Verwaltungsgemeinschaft Beetzendorf Verwaltungsgemeinschaft Bernburg-Land M. Röbkes Kreisheimatmuseum Genthin Gerbstedt, Ute Eckhardt Stadt Gräfenhainichen Hettstedt Köthen, Historisches Museum Stadt Leuna Merseburg, Fotoarchiv Stadtverwaltung Petersberg, Foto: M. Siegel Petersberg, Foto: M. Siegel Museum Schloß Lichtenburg, Prettin; Foto: Erhard Michel (Prettin) Stadtverwaltung Querfurt, M. Kaulfuß Sangerhausen, Fremdenverkehrsverein Sangerhausen, Fremdenverkehrsverein Stolberg, Fremdenverkehrsamt Thale, Foto: Rosi Radecke, Hannover Thale, Foto: Rosi Radecke, Hannover Thale, Foto: Rosi Radecke, Hannover Thale, Foto: Rosi Radecke, Hannover Wörlitz-lnformationen
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Motiv Hünengrab im Pfarrgraben 7 Steine in Preußlitz Holzkirche in Elend Stein von Rogäsen Löcheriger Stein Teufelsstein Scheuberg Samuel Hahnemann Göhlitzscher Bauernstein Rabenkäfig im Vorhof des Merseburger Schlosses Feldlandschaft von Nelitz Teufelsstein von Sennewitz Schloß Prettin Grabstein der „Brandjungfrau“ Mammut im Spengler-Museum Schloß Sangerhausen Rathaus Stolberg Hexe Walpurgishalle Roßtrappe Bodetal Schloß
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz Damit Vergangenheit Zukunft hat, unter diesem Motto wurde 1985 unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten die Deutsche Stiftung Denkmalschutz gegründet. Sie erhielt den Satzungsauftrag, den Erhalt und die Wiederherstellung bedeutender Kulturdenkmale überall dort in Deutschland zu unterstützen, wo dies nur mit zusätzlicher privater Hilfe möglich ist. Außerdem sollte der Gedanke des Denkmalschutzes in breite Kreise der Bevölkerung getragen werden, um die Bürger zu aktiver Mithilfe zu bewegen. Durch die Öffnung der Grenzen 1989 erhielt der Auftrag der Stiftung eine neue Dimension, sollten nicht die in früheren Jahrhunderten geschaffenen Wahrzeichen in unseren Städten und Dörfern, unwiederbringliche Zeugnisse dessen, was Generationen vor uns geschaffen haben, verloren gehen. Die erschreckenden Bilder gefährdeter Bauwerke und maroder Altstädte führten zu einer bis dahin beispiellosen privaten Hilfswelle. Aus Mitteln der Fernseh-Lotterie Glücks-Spirale, zeitweiligen Bundeszuschüssen und einer Vielzahl privater Spenden konnten seit 1991 über 289 Millionen Mark für 929 bedrohte Baudenkmale zur Verfügung gestellt werden. 792 davon befinden sich in den östlichen Bundesländern. Allein in Sachsen-Anhalt konnten 216 Denkmale mit über 41 Millionen Mark unterstützt werden. Dazu zählen auch Orte, die im vorliegenden Reiseführer vorgestellten werden, wie Elend, Köthen, Landsberg und Merseburg oder Petersberg, Sangerhausen, Thale, Wasserleben und Wittenberg. Doch bleibt noch viel zu tun. Das Motto der Stiftung bleibt weiterhin aktuell:
Rette mit – wer kann!
Koblenzer Straße 75 -53177 Bonn Telefon: 02 28/95 73 80 • Telefax: 02 28/95 73-823 Spendenkonto Nr. 55 555, Commerzbank AG Bonn, BLZ 380 400 07
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Index A Aberglaube 81 Alsleben 16, 17 Angrboda 78 Astrologie 155, 156 B Bauernstein 84, 85, 86 Beetzendorf 18, 21 Bernburg 17, 22, 23, 27, 29 31 57 Blankenburg 32, 33, 34 Bläsjungfrau 23, 26 Blocksberg 127, 128 Blutstein 105 Blutwunder 149, 152 Brandjungfrau 111, 112, 113 Brocken 13, 35, 36, 126, 127, 128, 139 Brotstein 152 E Einhard 91 Elend 35, 124, 126 Erdgeist 97 F Faust, Johannes 156 Fenriswolf 78, 79, 80 Findlingsstein 16, 78 Fixierstein 43 Frohertzin, Anna Traute 44, 46, 49 Futhark 38 G Genthin 37, 40 Geomantische Linien 107, 108 Gerbstedt 41, 42, 44, 50 Gernrode 22, 23, 51, 52, 53, 55, 56, 57 Gleitstein 96 Goethe, Johann Wolfgang von 126, 159
Golgatha 70 Goliath 18, 20, 21 Götter 78, 79, 80, 159 Götterverehrung 71, 133, 140 Gräfenhainichen 58, 62 Größeln, Marie 44 Großsteingrab 18, 20 H Heilstein 108 Heilzauber 41 Hel 78 Helbra 63, 69 Hendrich, Hermann 142 Hengstbachtal 107 Hettstedt 5, 70, 72, 73 Hexe 63, 123, 137, 139, 142 Hexen 9 Hexenaltar 126 Hexenbrunnen 126 Hexenmaske 143 Hexenprozeß 44 Hexenring 137, 138 Hexentanzplatz 13, 137, 139, 143 Höhle 131, 132, 133 Holzkirche 34, 35 Homöopathie 74, 76, 77 Hunrod-Eiche 13, 134, 136 K Kalvarienberg 70 Karl der Große 72 Kirchberg 71 Kluge, Anna 63, 64, 65, 66, 67, 68 Knickberg 148, 149 Kobold 96, 97 Königsgrab 19, 21 Köthen 74, 76, 77 Kult 9 Kultstätte 33, 35, 43, 94 L Landsberg 78, 80
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Langein 81 Lasse, Anna Regina 111, 113 Legende 11 Leuna 5, 84, 86 Ley 33, 108 Linien 33, 94, 107, 108 Loki 78, 143 Luther, Martin 155 Lutze, Arthur 76 M Mannus 71 Markgraf Gero 56 Melanchthon, Phillip 155, 156 Merseburg 5, 13, 87, 89, 90, 92 Midgardschlange 78 Molmeck, Jacob 72, 73 Molmeckturm 72 Mondstein 71, 72 Mordkreuz 61 Mordstein 104, 105 Mythologie 10 N Nagelstein 42, 43 Naturheiligtum 71 Nibelungen 22, 56, 142 Nienburg 23 Nixe 97 O Odin 78 Opfergabe 141, 151 Opferschale 145 Opferstein 140 P Petersberg 5, 93, 95, 97 Pfingstfelsen 130, 131, 133 Prettin 13, 98, 102, 103 Q Quenstedt 104, 109 Querfurt 110, 111, 113 Queste 115, 117, 118 Questenberg 114, 115, 118, 119, 120
R Rabe 87, 89 Ramberg 53, 54, 55 Rathaus 129, 130 Riese 20, 55, 143 Riethmüller, Barbara 122 Ringwallanlage 140 Ritualstein 96 Ritzzeichen 16 Roggenmuhme 94 Roßtrappe 140, 143, 144, 145 Runenstein 37, 39 S Samuel Hahnemann 74, 76 Sangerhausen 63, 120, 122, 125 Scheuberg 70 Schierke 36, 126, 127, 128 Schloß 13, 22, 23, 38, 57, 89, 98, 99, 100, 102, 103, 122, 161 Schlüsselmarie 99, 102 Schwarzalben 78, 79, 80 Schwarzer Hund 110 See 23, 26, 27, 52, 53 Sehring, Bernhard 141 Sleipnir 143 Sonnenwende 16, 43 Spengler Museum 120, 121, 125 Spuk 23 Steinfeld 34, 35 Steinmehl 109 Stolberg 129, 130, 131, 133, 134, 135, 152 Stonehenge 108 T Tacitus 71 Teufel 29, 30, 32, 33, 46, 52, 53, 54, 55, 59, 60, 61, 84, 85, 86, 95, 127, 139 Teufels Tintenfaß 29, 30 Teufelskanzel 126 Teufelsmauer 32, 33 Teufelsmühle 53, 55 Teufelsstein 58, 60, 61, 95, 96 Thale 5, 13, 137, 143, 147
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Thingstätte 84 Tyr 39, 78, 80 V Viereckschanze 70 W Waitz, Dr. Georg 91 Wallfahrt 149, 151 Walpurgis 13 Walpurgishalle 141, 142 Walpurgisnacht 105, 107, 126, 127, 137, 139
Wasserleben 5, 148, 149, 151, 152, 153 Wiedergänger 107 Wittenberg 5, 155, 156, 157, 158 Wörlitz 159, 161 Wotan 134, 141, 143 Wünschelblume 110 Z Zauber 27, 132, 159 Zaubersprüche 13, 90, 91 Zwerg 80, 96, 97, 148, 149
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