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Zu diesem Buch Sabine Friedrich und Volker Friebel «Mit Mut geht's gut», sagt sich die neunjährige Renate, als sie auf dem Zahnarztstuhl sitzt. Und Rainer hat es beim Diktat versucht mit «Ruhig und konzentriert, geht's wie geschmiert». Zwei Fehler hat er zwar gemacht, aber immerhin. Die Acht- bis Zwölfjährigen sitzen in der 7. Stunde im Entspannungskurs und berichten stolz, was sie schon alles gelernt haben und erfolgreich anwenden können. Kinder reagieren heute auf die ständigen Überforderungen in Schule und Gesellschaft genauso wie die Erwachsenen: mit Stress. Selbst Vierund Fünfjährige leiden schon an Bauchweh, weil sie Angst vor dem nächsten Tag im Kindergarten haben, Grundschüler können sich nicht auf ihre Aufgaben konzentrieren oder wachen nachts schweißgebadet auf — aus Angst vor der Rechenarbeit. Entspannung gilt als eine Art Zauberwort für den Umgang mit Stress. Allerdings ist zuwenig darüber bekannt, wie sie wirkt, wann sie sich am ehesten erreichen läßt und ob sie bei Kindern erfolgreich einzusetzen ist. Die Autoren, beide Diplompsychologen, arbeiten seit Jahren mit Kindern. Sie bieten Kurse für autogenes Training und andere Entspannungsverfahren an. In diesem Buch stellen sie einen zehnstündigen Entspannungskurs vor, der so lebendig geschildert wird, daß ihn auch die Kinder nachvollziehen können. Und Eltern können selbst etwas zur entspannteren Haltung ihrer Kinder beitragen. Dafür gibt es im zweiten Teil des Buches 25 Geschichten zum Vorlesen. Damit die Nacht für Kind und Eltern ruhiger verläuft. Und die Schule am nächsten Tag ohne Angst beginnt. Sabine Friedrich, Jahrgang 1961, und Dr. Volker Friebel, Jahrgang 1956, sind Diplompsychologen und arbeiten als Kursleiter und in der Fortbildung zum autogenen Training für Kinder. Sabine Friedrichs Sohn Max wurde 1989, ihre Tochter Franziska 1992 geboren. Anregungen und Kritik bitte an folgende Adresse: Büro für wissenschaftliche Publizistik Dr. Horst Speichert, Teutonenstr. 32b, 65187 Wiesbaden Hier erhalten Sie auch die Begleitcassette zu diesem Buch — und gegen Voreinsendung eines als Standardbrief frankierten DIN-A6-Umschlags einen Prospekt der Reihe «Mit Kindern leben».
Entspannung für Kinder Übungen zur Konzentration und gegen Ängste Zu diesem Buch gibt es eine Begleitcassette ro ro ro Rowohlt Herausgegeben von Bernhard Schön und Horst Speichert Umschlag: unter Verwendung eines Fotos von Paul Schirnhofer Bildnachweis: Fotos Jürgen Junker-Rösch Redaktion: Bernhard Schön Die Autoren danken herzlich für Beiträge zum Zustandekommen des Buches und Anregungen zur Gestaltung und Durchführung von Entspannungskursen für Kinder: den Diplompsychologinnen Ingrid Mock und Andrea Fischer-Fels sowie Frau Marianne Markert rororo Mit Kindern leben und die Deutsch&Liga rür das Kma Partnerschaft für Eltern, Kinder und Familie 4. Auflage Januar 2001 , Originalausgabe Veröffentlicht im Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg, August 1989 Copyright © 1989 by Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg Alle Rechte vorbehalten Gesamtherstellung Clausen & Bosse, Leck Printed in Germany ISBN 3 499 18563 6
Inhalt Sandra hat Schlafstörungen Jens tut der Bauch weh Mit Sandra im Entspannungskurs
1. STUNDE Ruhe und Schwere 2. STUNDE Wärme 3.
STUNDE
Körperliche Reaktionen 4.
STUNDE
Entspannungshaltungen 5.
STUNDE
Anwendungsbereiche 6.
STUNDE
Fantasiegeschichten 7.
STUNDE
Merksprüche 8. STUNDE Grundübungen des autogenen Trainings 9. STUNDE Atem-, Herz- und Stirnübung 10. STUNDE Wie wirkt autogenes Training? Entspannungstraining für Kindergartehkinder Andere Entspannungsverfahren Entspannung daheim 1. ENTSPANNUNGSGESCHICHTE Die Insel 2.
ENTSPANNUNGSGESCHICHTE
Das ängstliche Kätzchen 3.
ENTSPANNUNGSGESCHICHTE
Im Land der Abenteuer 4.
ENTSPANNUNGSGESCHICHTE
Die fliegende Untertasse 5.
ENTSPANNUNGSGESCHICHTE
Der Igel 6.
ENTSPANNUNGSGESCHICHTE
Am Bach
7.
ENTSPANNUNGSGESCHICHTE
Die Brunnengeister 8. ENTSPANNUNGSGESCHICHTE Die schnellste Schnecke der Welt 9. ENTSPANNUNGSGESCHICHTE Der Teppichhändler 10.ENTSPANNUNGSGESCHICHTE Der Schmetterling 11.ENTSPANNUNGSGESCHICHTE Der wilde Enterich 12.ENTSPANNUNGSGESCHICHTE Bei den Eichhörnchen 13.ENTSPANNUNGSGESCHICHTE Der Glücksreif 14.ENTSPANNUNGSGESCHICHTE Der Wunschgarten 15.ENTSPANNUNGSGESCHICHTE Das Füllhorn 16.ENTSPANNUNGSGESCHICHTE Reise durch den Körper 17.ENTSPANNUNGSGESCHICHTE Im Schlummerland Einschlafgeschichten 1. EINSCHLAFGESCHICHTE Die Reise zum Jahrmarkt 2. EINSCHLAFGESCHICHTE Die Reise ins Blumenland 3.
EINSCHLAFGESCHICHTE
Im Land der Riesen 4. 4. EINSCHLAFGESCHICHTE Im Reich der Erdmännchen 5.
EINSCHLAFGESCHICHTE
Im Land der Bienen
6. EINSCHLAFGESCHICHTE Die Reise ins Glücksland 7.
EINSCHLAFGESCHICHTE
Die Reise zum Mond 8.
EINSCHLAFGESCHICHTE
Im Land der Lieder Wo werden Entspannungskurse angeboten? Literatur Sandra hat Schlafstörungen Sandra liegt in ihrem Bett und kann wieder nicht einschlafen. Unruhig wälzt sie sich von einer Seite auf die andere. «Oje», denkt sie, «wie wird das morgen in der Schule werden, wenn ich nicht ausgeschlafen bin, gerade, wo wir auch noch eine Mathearbeit schreiben.» Beim Gedanken an die Mathearbeit wird es Sandra ganz mulmig. Sie muß die schlechte Note vom letztenmal ausgleichen. Aber ob sie das wohl schafft? Wieder dreht sie sich herum. Dabei fällt ihr Blick auf das Bett ihrer kleinen Schwester, die friedlich schläft. «Die hat es gut», denkt sie, «die muß noch nicht in die Schule gehen. Aber ich. Was soll ich bloß machen?» Zur selben Zeit sitzen Sandras Eltern zusammen im Wohnzimmer ihrer kleinen Etagen-Wohnung. Nachdem die Kinder endlich im Bett sind, haben sie auch einmal etwas Zeit für sich selber - und sie freuen sich darauf. Sie haben es sich gerade bei einem Gläschen Wein gemütlich gemacht, als plötzlich Sandra ganz zerzaust in der Tür steht. In ihrem rosaroten Nachthemd und mit dem blassen Gesicht sieht sie aus wie ein Geist. Mit weinerlicher Stimme bringt sie heraus: «Mama, ich kann nicht schlafen!» Diesen Satz haben die Eltern in letzter Zeit sehr oft gehört. Ihr Repertoire ist inzwischen erschöpft. Ein Glas warme Milch, eine Geschichte vorlesen, sogar Baldrian-Tropfen: alles haben sie inzwischen schon ausprobiert. Auch heute setzen sich Sandras Eltern wieder zu ihr ans Bett, reden mit ihr, leise, um das Schwesterchen nicht aufzuwecken, beruhigen sie wegen der bevorstehenden Klassenarbeit. Schließlich verlassen sie das Zimmer. Wieder im Wohnzimmer angekommen, ist es mit der Ruhe vorbei. «So kann das doch nicht weitergehen mit Sandra», meint die Mutter. «Schon Kleinigkeiten bringen sie völlig aus der Fassung. Und wenn eine wichtige Arbeit ansteht, kann sie die halbe Nacht vorher nicht schlafen. Dabei sind wir doch gar nicht streng und machen auch kein Theater, wenn sie mal eine schlechte Note heimbringt. Ich versteh das
einfach nicht.» Sandra liegt in ihrem Bett und kann nicht einschlafen: Morgen soll die Rechenarbeit geschrieben werden. «Ach, das wird sich mit der Zeit schon geben», meint der Vater. Ganz wohl ist ihm aber auch nicht zumute, denn die Schlafprobleme von Sandra bestehen nun schon seit der 3. Klasse. Wie soll das weitergehen, wenn jetzt bald die Orientierungsarbeiten geschrieben werden? Eigentlich hätte der Vater schon gerne, daß Sandra die Realschule besucht, und Sandra selbst möchte das auch, da ihre beste Freundin Andrea dorthin will. Und Sandra ist ja intelligent, auch ihre Klassenlehrerin, mit der sie schon gesprochen haben, meint das. Aber die Lehrerin meinte auch, daß sich das Mädchen mit ihrer übergroßen Nervosität und dem Konzentrationsmangel oft selbst im Weg steht. Sandras Eltern sitzen noch eine Weile im Wohnzimmer, jeder in seine Gedanken versunken, und hören Musik. Schließlich gehen auch sie zu Bett. Einige Tage später liest Frau Martin in der Zeitung folgende Anzeige: , Hat Ihr Kind Schlafprobleme? Ist es nervös, unkonzentriert oder ängstlich? Autogenes Training kann helfen! ; Beginn der nächsten Kurse:......... Anmeldung und nähere Informationen unter Tel. Ob das etwas für Sandra wäre? Frau Martin ist sich da nicht sicher. Vom autogenen Training hat sie zwar schon manches gehört, sie kann sich aber nicht recht vorstellen, daß das auch etwas für Kinder sein soll. Frau Martin beschließt, ihre Freundin Barbara, die schon einen solchen Kurs für Erwachsene mitgemacht hat, zum Kaffee einzuladen. «Seit ich autogenes Training mache, geht es mir rundherum besser», meint Barbara dann nachmittags am Kaffeetisch. «Ich bin richtig ausgeglichen und ruhig. Und vor allem liege ich nachts nicht stundenlang wach wie früher oft.» «Das möchte ich von meiner Sandra auch einmal behaupten können», seufzt Frau Martin. «Aber ob das etwas für Kinder ist? Was meinst du?» «Ich würde einfach einmal bei der angegebenen Nummer anrufen und fragen, wie das mit dem Kurs so läuft. Der Kurs, bei dem ich war, der war allerdings nur für Erwachsene. Aber wenn es auch Kurse für Kindergibt...» Gleich nach dem Kaffee ruft Frau Martin an und erfährt, daß alle interessierten Eltern für die kommende Woche zu einem unverbindlichen Informationsgespräch eingeladen werden und danach entscheiden können, ob sie ihr Kind für den Kurs anmelden wollen oder nicht. Abends erzählt Frau Martin alles ihrem Mann. Der ist zunächst skeptisch, denn er kann sich nicht ganz vorstellen, daß so etwas helfen soll. Daß die Kursleiterin Psychologin ist, überzeugt ihn auch nicht gerade. «Unsere Sandra braucht doch keinen Seelenklempner, sie hat doch nur Schlafprobleme. Vielleicht sollten wir mit ihr lieber noch
einmal zum Arzt gehen.» «Aber da waren wir doch schon zweimal, und es hat nichts gebracht. Ich bin dafür, es einmal mit dem autogenen Training zu probieren. Als wir das letzte Mal dort waren, hat der Arzt gesagt, wenn es mit dem Baldrian auch nicht besser wird, verschreibt er ihr Schlafmittel. Ich meine schon, daß wir es vorher lieber mit etwas anderem probieren sollten.» Beim Gedanken, daß Sandra Tabletten gegen ihre Schlafprobleme bekommen soll, fühlt sich Herr Martin auch nicht gerade wohl. Es wird ja in den Zeitungen und im Fernsehen immer wieder davor gewarnt, schon Kinder mit allen möglichen Mitteln vollzustopfen. Aber wenn Sandra doch wirklich so schlecht einschlafen kann! Gewarnt wird ja nur vor unnötigem Tablettengebrauch. Was das schon heißt. Medikamente wird doch niemand nehmen, der nicht meint, sie auch nötigzu haben. Aber wenn die Einschlaf probleme wirklich von Sandras großer Angst vor Klassenarbeiten kommen, ob man die mit Tabletten dann beseitigen kann? Irgend etwas muß man aber tun, darin sind sich die Eltern inzwischen einig. Schließlich vereinbaren sie, zusammen an dem Informationsabend teilzunehmen und dann weiterzusehen. Außer Herrn und Frau Martin sind noch etwa 30 andere Eltern zum Informationsabend gekommen. Sie erfahren von den beiden Kursleitern , daß es nicht nur trockene Übungen geben soll, sondern auch Platz ist für Fantasiegeschichten, Spiele und Malen. Kinder lernen das Entspannungstraining anders als Erwachsene. Sie besitzen im Gegensatz zu den meisten Erwachsenen eine ausgeprägte Fähigkeit und Neigung zur Imagination, wie die Kursleiter es ausdrücken, das heißt zur Erzeugung von Vorstellungen. So haben sie in aller Regel keinerlei Schwierigkeiten, sich Fantasiebilder selbst auszudenken oder nachzuvollziehen. Meist tun sie dies spontan, ohne dazu ausdrücklich aufgefordert zu werden, und auch in Situationen, wenn dies ganz und gar nicht angebracht ist. Grundsätzlich ist diese Fähigkeit aber durchaus wertvoll. Bei Erwachsenen ist sie oft verlorengegangen oder nur noch sehr schwach vorhanden, so daß sie in mühevoller Arbeit restauriert bzw. wieder ganz neu entwickelt werden muß. Die Kursleiter erklären, daß sie in der Gruppe zwar nur schwer auf spezielle Probleme der einzelnen Kinder eingehen können, daß aber im Kurs auch über für alle Kinder wichtige Dinge wie Angst, Schüchternheit, Konzentrations- oder Schlafprobleme gesprochen wird. Das Lernen in der Gruppe bringt noch weitere Vorteile mit sich. So entlastet es die Kinder sehr, wenn sie feststellen, daß andere Kinder teilweise ähnliche Probleme haben wie sie selbst. Und gerade bei Kindern ist das Lernen in der Gruppe für die Übernahme der Entspannungsübungen in den Alltag wichtig. Stattfinden sollen die Kurse im Raum einer Beratungsstelle, nachmittags, nach der Schule. Dort trifft man sich zehn Wochen lang einmal die Woche, übt gemeinsam und bespricht, wie es die letzte Woche mit dem Üben daheim oderin der Schule lief. Ein Psychologe und eine Psychologin werden sich die Aufgaben im Kurs teilen. Teilnehmen können maximal zwölf Kinder in einer Gruppe. Bei der Gestaltung von Entspannungskursen für Kinder gibt es
große Unterschiede. Mancherorts sind die Übungsgruppen kleiner und werden nur von einem Leiter durchgeführt, manchmal wird mit zusätzlichen gymnastischen Übungen gearbeitet. Entspannungsgruppen gibt es für Kinder verschiedener Altersstufen. Die Altersunterschiede in einer Gruppe sollten aber nicht zu groß sein; deshalb wurden zu diesem Informationsabend nur Eltern mit Kindern zwischen acht und elf Jahren eingeladen. Die beiden Kursleiter betonen, daß man einen solchen Kurs nicht als Psychotherapie betrachten darf. Zwar würden den Kindern Hilfen für den Umgang mit mancherlei Problemen angeboten, es sei in einer Gruppe aber nicht möglich, sich um die speziellen Probleme einzelner Kinder so intensiv wie bei einer psychologischen Behandlung zu kümmern. Im übrigen solle der Kurs nicht ausschließlich ein Angebot für Kinder mit Problemen sein, sondern einfach auch der Persönlichkeitsentfaltung und Selbständigkeitsentwicklung dienen. Am Ende des Abends entschließen sich Herr und Frau Martin dazu, Sandra für einen Kurs anzumelden. Jens tut der Bauch weh «Mama, mir tut der Bauch so weh!» Diese Worte hört Frau Steiger nun schon seit Wochen, wenn sie morgens ihren sechsjährigen Jens für den Kindergarten fertig machen will. Zuerst hat sie sich nichts Besonderes dabei gedacht, schließlich hat jeder irgendwann einmal Bauchweh. Und Bauchweh geht vorbei. Aber fast jeden Tag dasselbe! Irgend etwas stimmt da doch nicht! Den ganzen Morgen über läßt ihr das keine Ruhe mehr. In der Mittagspause beschließt sie endlich, den Kinderarzt aufzusuchen, um der Sache einmal richtig auf den Grund zu gehen. Der Arzt tastet Jens' Bauch ab und stellt eine Menge Fragen. Einen organischen Befund kann er aber nicht feststellen. «Hat Ihr Sohn irgendwelche Sorgen?» fragt er Frau Steiger. «Gibt es etwas, das ihn beunruhigen könnte?» «Das haben wir uns zu Hause schon öfters überlegt. Mein Mann meint, es könnte damit zusammenhängen, daß der Tagesablauf von Jens so hektisch ist, seit ich wieder ganztags arbeiten gehe.» «Wie läuft denn ein Tag für Jens etwa ab?» fragt der Arzt. «Also, er muß morgens schon um 5.30 Uhr aufstehen, damit ich ihn vor der Arbeit noch ins Tagheim bringen kann. Und die Gruppen im Tagheim sind auch so groß. Da geht es manchmal so laut zu, daß man sein eigenes Wort nicht verstehen kann. Aber im Tagheim ist für alles gesorgt, da gibt es auch Mittagessen. Abends, wenn ich von der Arbeit komme, hole ich Jens ab, und wir fahren zusammen nach Hause. Dort geht es auch ziemlich hektisch zu, weil ich mich eben um das Abendessen kümmern muß und mein Mann in dieser Zeit die Wohnung in Ordnung bringt. Nach dem Essen wird Jens dann gewaschen und kommt ins Bett. Leider schläft er dort meistens nicht gleich ein, sondern ruft uns noch mehrmals, weil er etwas trinken oder essen will oder weil er noch etwas erzählen möchte. Dabei wäre Schlaf für ihn so wichtig, weil er doch sehr früh schon wieder aus dem Bett muß.»
«Und wie reagieren Sie, wenn Jens dauernd nach Ihnen ruft?» «Nun, wenn das eine Weile so geht, werde ich schon manchmal ungeduldig und schimpfe auch mal. Wir sind abends einfach zu müde und brauchen auch einmal ein wenig Zeit für uns. Und Jens ist morgens kaum aus dem Bett zu bringen, so müde ist er dann. - Herr Doktor, meinen Sie, daß das Bauchweh von Jens damit zusammenhängen könnte? Es gehen doch so viele Kinder ins Tagheim, weil ihre Eltern eben arbeiten müssen, die können doch nicht alle solche Beschwerden haben.» «Nicht alle Kinder reagieren auf eine schwierige Situation gleich. Manche werden mehr, manche eben weniger gut damit fertig. Und schwierig ist die Situation für Jens sicherlich. Ich kann mir schon vorstellen, daß sich das auch durch Bauchweh und solche Zubettgehprobleme zeigen kann.» «Ja sicher - Herr Doktor, ich will Sie nicht mit unseren finanziellen Problemen belästigen, aber wir müssen die Wohnung abzahlen, wir haben eine Eigentumswohnung, und mein Mann verdient nicht genug, als daß das alleine dafür ausreichen könnte. Sicher, ich hab mir schon überlegt, daß es besser wäre, nur halbtags zu arbeiten. Aber, finden Sie erst einmal eine passende Halbtagsstelle! Leicht gesagt ist das ja, im Fernsehen wird ja auch öfter darüber berichtet, aber ich hab es versucht, und es war eben nichts. An unserer beruflichen Situation läßt sich zur Zeit nichts ändern. Können Sie denn Jens nicht einfach ein Schlafmittel und etwas gegen seine Bauchschmerzen verschreiben? Ich weiß wirklich nicht, was ich sonst machen soll.» «Ich könnte Jens zwar etwas verschreiben, das würde ihm aber letztlich wenig nützen. Ich meine, zur Situation gehören ja nicht nur die Zwänge, unter denen er, Sie und Ihr Mann stehen, sondern auch Ihre Möglichkeiten und die Möglichkeiten von Jens, damit fertig zu werden. Besser würde ich es finden, wenn Jens lernen könnte, mit solchen Belastungen besser umzugehen.» «Nun, das Tagheim...» «Anscheinend reicht das für Jens ja nicht aus. Aberhaben Sie schon einmal vom autogenen Training gehört?» «Ja, schon. Aber ehrlich gesagt, ich halte das für einen ziemlichen Hokuspokus. Bei den Übungen soll man «schwer» und «warm» und was weiß ich noch alles werden. Ich kann mir nicht vorstellen, daß das funktioniert. Und fürs Zubettgehen oder gegen Bauchweh können diese «Schwere» oder «Wärme» ja auch nichts bringen. Und daß Jens sich stundenlang auf den Boden legt, um dort Übungen zu machen also, Sie kennen ihn ja auch, das ist doch völlig ausgeschlossen.» «Auch Kinder in seinem Alter können autogenes Training schon lernen. Die hiesige Erziehungsberatungsstelle bietet solche Entspannungskurse an; informieren Sie sich dort doch einmal unverbindlich. Ich kann Ihnen natürlich nicht versprechen, daß so ein Kurs Jens auch hilft. Aber Medikamente fände ich für Jens einfach nicht so gut. Ich würde vorschlagen, Sie erkundigen sich bei der Beratungsstelle nach einem Entspannungskurs. Und wenn das nicht klappt, dann reden wir noch mal darüber.» Zu Hause erzählt Frau Steiger ihrem Mann, was sie vom Arzt erfah-
ren hat. Der ist zunächst skeptisch: «Wir haben doch keine Erziehungsprobleme mit Jens, wieso sollen wir denn zu einer Erziehungsberatungsstelle gehen?» Er läßt sich aber von seiner Frau überzeugen, zumindest einen Versuch zu wagen. Wenige Tage später sitzt Jens mit seinen Eltern in einem Zimmer der Beratungsstelle. Frau Steiger erzählt zunächst über die Probleme mit Jens und ihren Besuch beim Kinderarzt. «Das ist ganz richtig», bestätigt die Psychologin, «das Entspannungstraining kann natürlich nicht Ihre momentan ungünstige Lebenssituation ändern. Aber es kann für Jens eine Hilfe sein, mit dieser Situation besser zurechtzukommen.» Anschließend erzählt sie noch einiges über den Kursverlauf und die erwünschte Mitarbeit der Eltern. «Kinder lernen das Entspannungstraining in diesem Alter besser, wenn die Eltern das häusliche Üben etwas unterstützen. Die Übungen und Fantasiegeschichten, die wir hier im Kurs vermitteln, können, ja sollten zusätzlich auch zu Hause, zum Beispiel abends im Bett, von den Eltern zusammen mit den Kindern geübt werden.» Die Psychologin erklärt Jens, was im Kurs so auf ihn zukommen wird. Jens findet es toll, daß noch andere Kinder mitmachen und auch Spiele gespielt werden. Was mit Entspannung aber eigentlich gemeint ist, so ganz ist ihm das noch nicht klargeworden. «Das macht nichts», meint die Psychologin. «Am besten erklärt man das auch gar nicht groß, sondern tut es. Wenn wir es erst einmal probiert haben, verstehst du sicher schnell, um was es geht.»
Mit Sandra im Entspannungskurs 1. STUNDE Ruhe und Schwere Sandra ist natürlich schon ein wenig nervös, als sie das erste Mal in den Entspannungskurs kommt. Sie kann sich unter «Entspannung» nicht gerade viel vorstellen - und außerdem kennt sie dort niemanden. Die Mutter bringt sie zur ersten Stunde hin, später soll sie dann immer alleine kommen. Während Frau Martin sich noch kurz mit einem der Kursleiter unterhält und dann geht, schaut sich Sandra neugierig um. Einige andere Kinder sind schon da. Zwei schauen zum Fenster hinaus, andere rutschen unruhig auf Stühlen, die in der Zimmermitte im Kreis aufgestellt sind, hin und her. Na ja, Sandra setzt sich erst mal dazu. Schließlich sind alle Kinder da, und es kann beginnen. Die beiden Erwachsenen sind eigentlich ganz nett. Der Mann heißt Bernhard Rompel und die Frau Elisabeth Lange. Dann sollen sich auch die Kinder vorstellen. Herr Rompel hat dazu einen Ball mitgebracht. Wer den Ball zugeworfen bekommt, redet, die anderen sollen zuhören, bis sie selbst an der Reihe sind. Jedes Kind soll seinen Namen und sein Alter sagen. Auch Hobbies oder Dinge, die ihm Spaß machen oder die es überhaupt nicht mag. Nach der Vorstellungsrunde fragt Frau Lange die Kinder, was denn
hier im Kurs ihrer Ansicht nach gemacht wird. «Blöde, das müssen die doch wissen», denkt Sandra, aber nun ja, abwarten. Daß es um Entspannung geht, das ist ja klar, und das sagen auch gleich mehrere Kinder. Aber auf die Frage, was man denn eigentlich unter «Entspannung» versteht, weiß zunächst keiner so recht eine Antwort. Doch die Erwachsenen geben sich nicht so schnell zufrieden und fragen immer wieder nach. Das nervt zwar etwas, vor allem, wenn man selber gefragt wird, aber so kommt dann doch noch einiges heraus. Ein Junge erzählt, daß man sich dazu wohl hinlegen muß. Er weiß das von seiner Mutter, die schon einen Kurs zum autogenen Training besucht hat. Und dann soll man die Augen schließen und der Kursleiter sagt dabei etwas von ruhig sein und auch, daß man schwer und warm ist. Ein Mädchen hat von ihrer Mutter etwas anderes gehört. Daß man während der Entspannung auf Stühlen sitzt wie sie hier jetzt auch. Frau Lange und Herr Rompel erklären: Entspannungstraining kann man sowohl im Liegen als auch im Sitzen üben. Im Liegen ist es leichter zu lernen, aber man braucht es später meistens im Sitzen, zum Beispiel bei einer Klassenarbeit oder beim Zahnarzt. Da kann man sich ja nicht einfach auf den Boden legen, wenn man zu aufgeregt ist. Deshalb wird die Entspannung hier im Kurs zuerst einmal im Liegen geübt, weil es so einfach besser geht, aber nach drei oder vier Stunden zusätzlich am Schluß jeder Stunde auch im Sitzen, allerdings in einer Kurzform, so wie man es dann in der Schule oder im täglichen Leben am ehesten einsetzen kann. Die Kinder sollen auf jeden Fall auch außerhalb des Kurses üben, am besten jeden Tag einmal. Das erinnert Sandra zwar verdächtig an Hausaufgaben, und von denen hat sie ihrer Ansicht nach schon mehr als genug - aber die ist sie auch gewohnt, und das Entspannungstraining nimmt so schon etwas vertrautere Formen an. Und weshalb macht man überhaupt so ein Training? «Um ruhiger zu werden», fällt den Kindern dazu ein. «Das ist schon richtig», bestätigen die Erwachsenen, «aber es ist auch mehr als das, und noch ganz anderes gehört dazu. Das soll genauer aber später erklärt werden, jetzt machen wir erst einmal etwas zur Entspannung, damit ihr besser wißt, über was wir hier überhaupt reden.» «Ihr wißt doch», beginnt Frau Lange mit einer Frage, «daß auch Tiere unterschiedlich schwer sind. Was für schwere Tiere gibt es denn?» Das ist eine leichte Frage! Alle möglichen Antworten schwirren gleich durch den Raum: Elefanten, Bären, Känguruhs, Wale, Büffel, Dinosaurier, Löwen, Nilpferde, Riesenschildkröten und vieles andere. «Gut, und um diese schweren Tiere geht es in unserem ersten Spiel. Wir räumen den Stuhlkreis jetzt weg und ihr versucht, euch wie diese schweren Tiere im Raum zu bewegen. Trampelt schwer wie ein Elefant, stolziert würdig und mächtig daher wie ein Löwe, stampft wie ein großes und schweres Nilpferd! Ihr könnt schon anfangen, ruhig alle durcheinander. Und versucht gegenseitig zu erraten, was für ein Tier der andere nachmacht! Die passenden Geräusche könnt ihr ruhig auch machen, damit man sie besser erkennt. Aber ja nicht den Namen
verraten!» Am Anfang geht es noch etwas zögernd, weil sich keiner so recht traut. Aber schon bald rennen, hüpfen und kriechen allerlei ganz, ganz schwere Tiere über den Teppichboden. Und der Lärm wird immer größer. Die Erwachsenen sind mit Stuhlaufräumen fertig und versuchen nun zu erraten, was für Tiere die Kinder nachmachen. Wer erraten wurde, stellt sich um die schweren Tiere auf, die jetzt meistens in der Raummitte herumspringen, und versucht mitzuraten. Viele Tiere sind schnell erraten, aber für die beiden letzten brauchen sie eine ganze Weile und viele Fragen: ein Leopard und ein Gepard waren das! Dann fängt die erste Entspannungsübung an. Alle Kinder haben eine Decke und ein kleines Kopfkissen mitgebracht, die sie nun auf dem Boden ausbreiten. «Nicht zu dicht zusammen», sagt Herr Rompel. Als jeder einen Platz für seine Decke gefunden hat, erklärt Herr Rompel die verschiedenen Körperteile, um die es gleich gehen soll: «Damit ihr sie euch auch vorstellen könnt.» Darüber, was das Gesicht, die Augenlider, die Arme und der Bauch sind, gibt es keine Meinungsverschiedenheiten. Mit dem Unterschied zwischen den Beinen und den Füßen ist es schon anders. Und einigen war offenbar gar nicht klar, was denn die Waden sind. «Und nun legt euch auf den Rücken, die Arme ausgestreckt neben den Körper, die Beine auch ausgestreckt und nebeneinander, nicht übereinander.» Es gibt noch einiges Hin und Her, bis alle richtig liegen. Frau Lange hat schon die Vorhänge zugezogen, so daß es jetzt im Zimmer richtig heimelig duster, aber nicht dunkel ist. Und Herr Rompel redet zu den Kindern. «Ihr liegt jetzt ganz ruhig da, die Arme neben dem Körper, wir machen jetzt die Entspannungsübung. Die Augen schließt ihr am besten, wenn euch das aber zu sehr stört, dann könnt ihr sie auch offen lassen. Hört auf das, was ich euch jetzt vorspreche. Hört aber nicht einfach nur zu, sondern versucht, euch richtig in das hineinzuversetzen, was ich sage, dabei richtig mitzumachen. Wenn ich nachher also zum Beispiel vorspreche: Du bist ganz schwer, dann versuche dich ganz schwer zu machen, so schwer wie das Tier, das du vorher gespielt hast oder noch schwerer.» Dann spricht er einen Text vor über Ruhe und Schwere. Sandra versucht, sich alles richtig vorzustellen, was der Erwachsene sagt. Anfangs ist es noch etwas unruhig im Raum, Kinder rücken noch zusammen oder voneinander weg, drehen sich noch etwas hin und her. Da hüstelt einer, dort muß jemand über etwas kichern. Aber je länger Herr Rompel redet, um so ruhiger wird es, bis es schließlich mucksmäuschenstill ist. Entspannungstext Ruhe und Schwere Gesprochen vom Übungsleiter mit ruhiger und monotoner, deutlicher, aber nicht zu lauter Stimme. «Deine Arme werden jetzt ganz ruhig, und deine Beine werden ganz ruhig. Dein Gesicht wird ruhig und deine Augen werden ganz ruhig. Die Augenlider werden schwer, ganz schwer, so
schwer wie Blei, sie werden bleischwer. Und du läßt dich treiben, immer weiter treiben, immer tiefer in die Ruhe und in die Entspannung hinein, einfach treiben, weiter treiben, ganz ruhig und entspannt. Deine Arme werden jetzt schwer, ganz schwer. Die Oberarme werden schwer, ganz schwer, und die Unterarme werden schwer, ganz schwer, und deine Hände werden schwer, ganz schwer. Deine Arme werden immer schwerer und schwerer. Und du läßt dich treiben, immer weiter treiben, immer tiefer in die Ruhe und in die Entspannung hinein, einfach treiben, weiter treiben, ganz ruhig und entspannt. Deine Beine werden jetzt schwer, ganz schwer. Die Oberschenkel werden schwer, ganz schwer, und die Waden werden schwer, ganz schwer, und die Füße werden schwer, ganz schwer. Arme und Beine werden immer schwerer und schwerer, bleischwer. Und du läßt dich treiben, immer weiter treiben, immer tiefer in die Ruhe und in die Entspannung hinein, einfach treiben, weiter treiben, ganz ruhig und entspannt.» Nach dem Entspannungstext liest der Erwachsene eine Geschichte vor, eine Inselgeschichte (siehe Seite 74). Darin wird Sandra von einem Schmetterling an einen Fluß geführt. Der Schmetterling läutet mit einem Glöckchen nach dem Fährmann, einem Biber, und der fährt sie mit einem Floß zur Insel hinüber. Und wie die Insel genau aussieht, das muß sich jeder selber ausdenken. Also, ein großer Berg und Kokospalmen gehören bei Sandra unbedingt dazu. Und ein Strand, wo man liegen und faulenzen kann. Und eine große Höhle, die sie sich mit allem einrichtet, was ihr gefällt. Dann ist auch die Geschichte zu Ende und Herr Rompel sagt mit lauter Stimme: «So, jetzt ballt die Hände zur Faust und streckt euch einmal tüchtig, die Übung ist zu Ende.» Alle rappeln sich wieder auf, und die Vorhänge werden zurückgezogen. Frau Lange fragt noch, wie es denn war, ob sich alle die Ruhe und Schwere gut vorstellen konnten, ob sie gut zur Insel gekommen sind, ob jemandem irgend etwas besonders aufgefallen ist, es in Armen oder Beinen vielleicht ein bißchen gekribbelt hat. Dann werden die Decken und Kissen zusammengepackt. Die Erwachsenen rücken derweil einige Tische und Stühle, die bisher an den Wänden standen, in den Raum. Während die letzten Kinder noch zusammenpacken, werden Blätter und Farbstifte ausgeteilt. Es geht darum, die Insel zu malen, oder auch die Wiese, den Schmetterling, den Biber, das Floß - irgend etwas aus der Geschichte auf jeden Fall. Einige Kinder maulen, andere freuen sich, alle aber sitzen bald fleißig über ihren Blättern. Dann ist das Malen zu Ende. Wer noch nicht fertig ist, kann ja zu Hause weitermachen. Jedem Kind wird ein Plastikhefter gegeben, dort soll das Blatt hinein. Ein anderes Blatt mit Kurzformeln für die Entspannungsübung ist schon eingeheftet: «Ich bin ganz ruhig, meine Arme und meine Beine sind ganz ruhig. Ich bin ganz schwer, meine
Arme und meine Beine sind ganz schwer», liest Sandra. Darunter ist noch ein wenig Platz. «Nächstes Mal werden wir dort zusammen noch einen Übungsspruch eintragen», sagen die Erwachsenen. Den Hefter sollen die Kinder in jede Kursstunde mitbringen. Alle Blätter aus dem Kurs sollen dort hinein. Während die Kinder ihre Inselblätter einheften und ihnen Herr Rompel dabei hilft, bereitet Frau Lange etwas Neues vor. Sie hat für jeden eine weiße Karte mit dem Namen des Kindes beschrieben. Und jetzt holt sie aus ihrer Tasche Aufkleber heraus: Kleeblätter, Pilze, Tiere, Blumen, einfach alles ist da zu finden. Am Ende der Stunde kann sich jedes Kind immer ein Bild auf seine Karte kleben, erklärt sie. Gleich ist ein Gedränge um die besten Aufkleber. Die Karten sammelt Frau Lange dann wieder ein, die bleiben bis zur nächsten Stunde hier. Ach, aber Hausaufgaben gibt es auch. Einmal am Tag üben, am besten abends im Bett vor dem Einschlafen, sagen die Erwachsenen. Und nehmen kann man dazu das Blatt mit den Kurzformeln im Hefter. 2, STUNDE Wärme Die Erwachsenen haben wieder den Ball mitgebracht und werfen ihn dem ersten Kind zu. Jeder soll nochmals seinen Namen sagen. Und berichten, wie es denn zu Hause beim Üben ging, ob man sich die Ruhe, Schwere und Wärme gut vorstellen konnte, ob man vielleicht ein Kribbeln oder sonst etwas Ungewöhnliches beim Üben gespürt hat. Probiert haben es alle mit dem Üben, aber geklappt hat es noch nicht bei allen. Das kommt noch, tröstet Herr Rompel. Drei Kinder berichten, daß sie in Armen oder Beinen ein komisches Gefühl gehabt hätten. Ein Junge fand das Gefühl richtig unangenehm, so daß er lieber nicht weitergeübt hat. Frau Lange meint, darauf sollte man nicht so achten. Das sei am Anfang des Entspannungstrainings bei vielen Kindern und Erwachsenen so, würde aber verschwinden, wenn man weiter übt. Und dieses Kribbeln oder Muskelzucken sei auch ein Zeichen dafür, daß man mit dem Üben schon etwas erreichen kann, wenn auch noch nicht unbedingt das, was man möchte. «Ihr wißt doch», fährt Frau Lange fort, «auf dem Blatt mit den Kurzformeln für das Üben zu Hause ist noch Platz für eine weitere Formel. Denn drei Entspannungsformeln sind es, die wir im Kurs lernen und anwenden wollen: Ich bin ganz ruhig, ich bin ganz schwer und, als dritte, ich bin ganz warm. Jetzt wollen wir erst einmal überlegen, was denn alles <warm> sein kann. Ihr wißt doch, das letzte Mal habt ihr euch bei der Schwere vorstellen können, irgendein schweres Tier zu sein. Was kann man sich denn bei <Wärme> vorstellen?» «Sonne», ruft ein Junge. «Am Strand liegen», meint ein Mädchen. Auch Sandra hat eine Idee: «In der Badewanne im warmen Wasser liegen», ruft sie. «Oder mit einer Wärmflasche auf dem Bauch so vor
sich hinträumen», ergänzt Frau Lange. Noch ein paar andere Sachen werden genannt, Sandra wird es jetzt schon immer wärmer dabei. Dann beginnt wieder die Entspannungsübung. Der Stuhlkreis wird weggeräumt, die Vorhänge vorgezogen, alle holen ihre Decken und Kissen und breiten sie aus. Wieder gibt es etwas Unruhe, weil einige Kinder, die sich wohl schon kennen, ganz nahe beieinander liegen wollen, die Erwachsenen aber meinen, daß das nicht gut sei. Auch darüber, ob die Übung besser auf dem Rücken oder auf dem Bauch zu machen ist, sind die Erwachsenen und einige Kinder verschiedener Meinung. Die Erwachsenen wollen es unbedingt besser wissen, und so geben die Kinder schließlich nach und legen sich doch auf den Rücken. Endlich aber ist es wieder soweit: Herr Rompel liest den Entspannungstext, die Ruhe, die Schwere, und dann kommt der neue Teil dran, der mit der Wärme. Entspannungstext Wärme «Stell dir vor, du liegst auf einer weiten Wiese. Um dich herum wiegt sich das weiche Gras im Wind und allerlei bunte Blumen blühen. Der Himmel über dir ist tiefblau, die Sonne scheint, und es ist angenehm warm. Du spürst die Wärme der Sonne auf dir. Du spürst die Wärme der Sonne auf deiner Haut und in deinem ganzen Körper. Du spürst die Wärme in deinen Oberarmen, sonnige Wärme in deinen Oberarmen. Und du spürst die Wärme in deinen Unterarmen, sonnige Wärme in deinen Unterarmen. Und die Wärme strömt in deine Hände und bis in deine Fingerspitzen hinein, sonnige Wärme in deinen Fingerspitzen. Deine Arme sind warm, deine Oberarme sind warm, deine Unterarme, deine Hände, bis hinein in deine Fingerspitzen, sind warm. Du fühlst die Wärme der Sonne in deinen Armen. Und die Wärme strömt weiter durch deine Brust und in deinen Bauch, und du spürst die Wärme der Sonne in deinem Bauch. Dein Bauch ist warm, sonnige Wärme durchströmt deinen Bauch. Und die Wärme strömt weiter zu deinen Beinen. Und du spürst die Wärme in deinen Oberschenkeln, sonnige Wärme Durchströmt deine Oberschenkel. Und die Wärme strömt weiter zu deinen Waden, sonnige Wärme durchströmt deine Waden. Und die Wärme strömt weiter zu deinen Füßen und bis in die einzelnen Zehen hinein, sonnige Wärme durchströmt deine Füße. Deine Beine sind warm, ganz warm, sonnige Wärme strömt von den Oberschenkeln über die Waden zu den Füßen, bis in deine Zehen hinein. Deine Arme sind warm, dein Bauch ist warm, deine Beine sind warm. Sonnige Wärme durchströmt deinen ganzen Körper. Du bist ganz ruhig und entspannt. Du läßt dich treiben, immer
weiter treiben, in die Ruhe und in die Entspannung hinein. Du bist ruhig, schwer und warm. Immer weiter treibst du und treibst du, immer weiter in die Ruhe und in die Entspannung hinein.» Nach dem Entspannungstext kommt wieder eine Geschichte. Diesmal geht es um eine Weinbergschnecke, die, Sandra muß innerlich lachen, schnellste Schnecke der Welt (siehe Seite 90/91). «Ruhig und still geht's wie ich will», sagt Sandra noch leise einigemal vor sich her, dann ist die Entspannung zu Ende. Die Kinder ballen die Hände zu Fäusten, ziehen Arme und Beine einmal an den Körper, dann werden die Vorhänge wieder aufgezogen und einige Bänke zurechtgerückt. Es geht darum, den dritten Entspannungsspruch zur Wärme aufzuschreiben. Bis jeder seinen Entspannungshefter herausgezogen hat, vergeht einige Zeit, aber schließlich können Bleistifte ausgeteilt werden, und der Spruch wird von der Tafel abgeschrieben. Die Zeit reicht auch noch für ein Spiel. Alle setzen sich wieder im Kreis hin. Die vielen Namen seien ja schwer zu merken, sagt Frau Lange. Um die sich besser einzuprägen, sagt jeder noch einmal seinen Namen, und dann geht es los. Frau Lange hat neben sich einen leeren Stuhl hingestellt und ruft nun: «Mein rechter, rechter Platz ist leer, ich wünsche mir die Sandra her!» Sandra ist ganz überrascht und wechselt schnell den Platz, und das Spiel geht weiter. Alle kommen mehrmals dran: Reiner, Sonja, Tobias, Matthias, Tanja, Thomas, Alexander, Melanie, Jutta, auch die Erwachsenen - Sandra schwirrt der Kopf vor lauter Namen. Dann ist die Stunde um, die Namenskärtchen werden wieder ausgeteilt, und jeder sucht sich einen Aufkleber aus. Nachdem das Bild aufgeklebt und die Karte wieder abgegeben ist, kann es nach Hause gehen. 3. STUNDE Körperliche Reaktionen Wieder geht der Ball herum. Thomas und Matthias, die sich schon kennen und auch zusammen Fußball spielen, versuchen dauernd Blödsinn zu machen, fangen den Ball ab, wenn andere ihn sich zuwerfen; deshalb dauert die Runde heute länger als sonst. Auch die Erwachsenen sind sauer auf die beiden und setzen sie schließlich auseinander. Wieder sagt jeder seinen Namen und erzählt kurz, wie es zu Hause mit dem Üben ging. Und dann ist die Entspannung dran. Alle breiten ihre Decken aus, die Vorhänge werden zugezogen und Frau Lange sagt den Entspannungstext vor. Ruhe, Schwere, Wärme kommen wieder dran. Nur die Geschichte ist neu. Herr Rompel fragt wieder, ob jemand ein Kribbeln oder Brennen bei der Entspannung gespürt hat. Begleiterscheinungen beim Entspannungstraining Während des Entspannungstrainings kommt es häufig zu körperlichen Erscheinungen, die zum Teil mit der Umschaltung auf
den Entspannungszustand zusammenhängen, zum Teil als Abreaktion angestauter Spannungen interpretiert werden. Obwohl die Mehrzahl dieser Reaktionen in der Übung nicht angestrebt wird, sollte man sie nicht einfach als unerwünschte Nebenwirkungen betrachten, sondern in ihnen den Ausdruck eines den Entspannungszustand einleitenden bzw. stabilisierenden Entladungsmechanismus des Gehirns sehen. Begleiterscheinungen können während jeder Übung auftreten, am häufigsten sind sie bei der Schwereübung. Sie treten vor allem zu Beginn des Entspannungstrainings auf, mit zunehmender Übung verschwinden sie mehr und mehr bzw. werden weniger als unangenehm oder belästigend wahrgenommen. Dies hängt sicher auch damit zusammen, daß der Übende lernt, sie als harmlos bzw. sogar als Anzeichen für die sich einstellende Entspannung zu betrachten. Die häufigsten Begleiterscheinungen sind Kribbeln, Muskelzucken vor allem in Armen oder Beinen, Schmerz- oder Kreislaufempfindungen, Taubheits- oder Spannungsgefühle. Diese Begleiterscheinungen kommen nicht bei jeder Person und natürlich nicht in jeder Übungsstunde vor. Da sie aber, wenn sie unerwartet auftreten, vom weiteren Üben abschrekken können, sollte man das Kind von Anfang an auf diese Möglichkeit aufmerksam machen und gegebenenfalls näher darauf eingehen. Nach der Entspannung setzen sich alle wieder in den Stuhlkreis. Es ist noch Zeit für ein Spiel. Als erstes fragen die Erwachsenen einmal im Kreis herum: Was tue ich besonders gern und was besonders ungern? Das soll jeder beantworten. Sandra meckert gleich über die vielen Hausaufgaben. Aufräumen und Hausaufgaben machen, das gefällt den meisten nicht. Aber viel von dem, was den meisten gefällt, hat mit Sport und Bewegung zu tun. Nun soll jeder etwas von dem, was er gerne oder ungerne tut, vorspielen - aber ohne etwas dabei zu sagen. Das hat Sandra noch nie probiert, und auch von den anderen traut sich keiner. Da macht Herr Rompel etwas vor. Er hält eine Faust ans rechte Ohr und bewegt die Lippen, als würde er reden, aber natürlich stumm. Und dabei verzieht er dauernd das Gesicht. «Telefonieren!» rufen mehrere Kinder fast gleichzeitig. «Richtig», sagt der Erwachsene und lacht. «Gern oder ungern?» fragt Thomas, der immer alles genau wissen will. «Ungern», sagt Herr Rompel, und der nächste ist dran. Matthias steht auf und tritt mit dem Fuß in der Luft herum. Klar, «Fußball», rufen gleich alle. «Ihr könnt euch auch absprechen und zu zweit etwas vorspielen», sagt Frau Lange. Und jetzt entsteht eine richtige Warteschlange fürs Vorspielen, die Erwachsenen müssen ganz schön aufpassen, daß sich kein Paar vordrängelt. Der Rest der Stunde geht wie im Flug vorbei. Diesmal beeilt sich Sandra, um an ihr Kärtchen und einen guten Aufkleber zu kommen. Sie erwischt einen wunderschön grünen Frosch unter einer Blume.
4, STUNDE Entspannungshaltungen Ein Regentag, es schüttet in Strömen. Sandra ist froh, als sie endlich im Trockenen steht und die nasse Jacke ausziehen kann. Tan ja und Reiner fehlen, vielleicht sind sie krank. Auch Sandra hatte in der letzten Woche ein paar Tage lang ziemlichen Schnupfen. Das sagt sie in der Runde auch gleich, weil sie deshalb nicht üben konnte .Die einzige Kranke war sie nicht, auch Sonja und Herr Rompel waren erkältet. Nach der Runde kommt wieder die Entspannung. Wie das abläuft, das ist Sandra inzwischen klar und es ändert sich heute auch nichts daran: erst die Ruhe, dann Schwere und Wärme, dann eine Geschichte, dann das «Zurücknehmen», wie die Erwachsenen es nennen, das Fäusteballen und Arme und Beine an den Körper ziehen. In der Geschichte geht es heute um einen fliegenden Teppichhändler, der nach Amerika will, sich aber verflogen hat, weil er sich so schlecht konzentrieren kann. «Konzentriert geht's wie geschmiert», sagt sich Sandra beim Zusammenlegen ihrer Decke noch mal vor. Als die Sachen weggepackt sind und der Stuhlkreis wieder steht, kommt ein Spiel dran. Eigentlich wollten die Erwachsenen ja malen, aber da haben heute gleich alle protestiert. «Ich packe meinen Koffer und nehme mit...» heißt das Spiel. Und zwar soll es nach Afrika gehen. Sonja ist als erste dran. «Ich packe meinen Koffer und nehme mit: eine Armbanduhr», sagt sie, dann geht es weiter im Kreis. Als die Runde bis zu Sandra gekommen ist, ist es schon nicht mehr so einfach. «Ich packe meinen Koffer und nehme mit: eine Armbanduhr, eine Machete, ein Pferd, ein Lasso, einen Hubschrauber, ein Gewehr, eine Streichholzschachtel und», jetzt kommt ihr eigenes Mitnimmsei dran, sie überlegt, «und meine Katze Milli, damit sie mir bei den Löwen hilft.» Zweimal im Kreis geht es herum, dann beginnt eine neue Runde. Schließlich soll noch etwas anderes kommen, nämlich die Entspannung im Sitzen. Frau Lange erklärt, wie man sich am besten hinsetzt: Voll auf den Stuhl, hinten leicht angelehnt, beide Füße mit den Sohlen auf den Boden, die Hände auf die Oberschenkel legen. Daß Sitzen so kompliziert sein kann! Schließlich sitzen alle halbwegs so, wie die Erwachsenen unbedingt wollen, und die Entspannung beginnt. «Schließt die Augen oder schaut auf einen Punkt auf dem Boden vor euch», sagt Frau Lange und fährt dann fort: «Ich bin ganz ruhig, meine Arme und meine Beine sind ganz ruhig. Ich bin ganz schwer, meine Arme und meine Beine sind ganz schwer. Ich bin ganz warm, meine Arme und meine Beine sind ganz warm.» Jeweils dreimal wird das ganze wiederholt, dann kommt das »Zurücknehmen». Alle strekken sich einmal kräftig, dann ist die Entspannung im Sitzen zu Ende. «Das sind genau die Sprüche von unserem Blatt», sagt Alexander. «Richtig», bestätigt Herr Rompel. «Und so könnt ihr die Entspannung auch im Sitzen üben, das machen wir jetzt immer am Ende der Stunde. Und übt sie auch zu Hause. Nächstes Mal werden wir besprechen, wann man sie am besten gebrauchen kann.»
Entspannungshaltungen Die Übungen lassen sich im Liegen, im angelehnten Sitzen und in der sogenannten Droschkenkutscherhaltung durchführen. Die Kleidung sollte nicht zu sehr einengen, stramme Gürtel beispielsweise sollte man vorher lockern, enge Schuhe oder Stiefel ausziehen. Im Liegen läßt sich das Entspannungstraining am besten erlernen. Diese Haltung wird deshalb bei Anfängerkursen meistens gewählt. Die Übertragung auf die Alltagssituation, zum Beispiel auf die Situation vor einer Klassenarbeit, ist aber schwierig. Deshalb sollte auch im Anfängerkurs nach den ersten Stunden eine Sitzhaltung zumindest vorgestellt werden. Je nach Raumtemperatur und Bedürfnis können kleine Kopfkissen und Decken zum Zudecken verwendet werden. Geübt wird in der Rückenlage. Die Augen sollten geschlossen sein. Wenn das Kind die Augen aus Angst oder aus anderen Gründen nicht schließen möchte, sollte man aber nicht darauf bestehen. Die Arme liegen leicht angewinkelt neben dem Körper, die Beine sind etwas gespreizt. Zur Seite fallende Fußspitzen sind ein gutes Zeichen für Entspannung. Wenn ein Kind mit der Rückenlage einfach nicht zurechtkommt, kann auch die Seitenlage gewählt werden. Man sollte das Kind aber auf jeden Fall erst einmal zu einem Versuch mit der Rückenlage ermuntern. Auch auf den anderen geschilderten Einzelheiten der Liegehaltung sollte man nicht unter allen Umständen bestehen, das ist bei Kindern kaum möglich, man sollte sie aber anstreben. Das angelehnte Sitzen ist jedem vertraut, muß also nicht erst lange eingeübt werden. Die Augen sind geschlossen. Die Unterarme sollten auf der Armlehne liegen, wenn eine solche vorhanden ist. Ansonsten ruhen sie auf den Oberschenkeln, wobei die Fingerspitzen nach unten, vom Körper weg in Richtung Knie zeigen, damit die Durchblutung der Hände und Finger erleichtert wird. Die Arme überkreuzen oder berühren sich nicht. Die Beine sind etwas gespreizt, die Sohlen berühren mit der ganzen Sohle den Boden. Das Sitzen sollte so bequem wie möglich sein. Bequemlichkeit geht über die Einhaltung der Regeln, diese sollen nur Richtlinien sein. Die Droschkenkutscherhaltung wird von Menschen, die häufig sitzen müssen, wie die Berliner Droschkenkutscher zur Entstehungszeit des autogenen Trainings Mitte der zwanziger Jahre, von selbst eingenommen. Sie ist anscheinend die beste Körperhaltung, sich sitzend zu entspannen. Die Augen sind geschlossen. Gesessen wird auf der vorderen Hälfte des Stuhls, wobei die Beine etwas angewinkelt und die Oberschenkel leicht geöffnet sind. Die Beine ruhen voll auf den Fußsohlen, die mit ihrer ganzen Fläche den Boden berühren. Die Unterarme und Hände ruhen auf den Oberschenkeln. Der Oberkörper ist
etwas nach vorn gebeugt, der Kopf hängt nach vorne. So befinden sich Rumpf und Kopf in einem labilen Gleichgewicht. Auch andere Haltungen sind für die Durchführung des Entspannungstrainings geeignet. Der bei Meditationsübungen oft eingenommene Lotossitz ist schwierig zu erlernen und wird deshalb üblicherweise nicht angewandt. Wer mit solchen besonderen Sitztechniken aber bereits gute Erfahrungen hat und in den gekreuzten Beinen ein gutes Körpergefühl besitzt, kann auch diese Haltungen einsetzen. In der Gruppe ist es aber am besten, sich auf eine für alle während der Gruppenübung geltende Haltung zu einigen. Variationen, vor allem beim Liegen, sind aber immer möglich. 5, STUNDE Anwendungsbereiche In der Ballrunde erzählen alle, daß sie geübt haben, aber nicht alle täglich. Auch im Sitzen haben es nicht alle ausprobiert. Sowieso ginge es im Liegen besser. «Das klappt bald auch im Sitzen gut», meint Herr Rompel. «Wir üben es heute wieder am Ende der Stunde, dann lernt ihr das schnell so gut wie die Entspannung im Liegen.» Frau Lange erinnert daran: «Letztes Mal haben wir versprochen, daß es heute auch darum gehen soll, wozu man das Entspannungstraining einsetzen kann. Was meint ihr denn? Wozu kann man es gebrauchen?» «Zur Entspannung», ruft Melanie. «Um ruhiger zu werden», meint Thomas. «Um besser einschlafen zu können», ergänzt Reiner. «Beim Zahnarzt», fällt Tanja noch ein. «Ja», sagt Herr Rompel, «und das hängt doch alles auch mit Aufregung oder mit Angst zusammen. Man ist nicht ruhig und nicht entspannt, weil man aufgeregt ist oder vor etwas vielleicht Angst hat. Einschlafen kann man vielleicht auch einmal nicht, wenn man Angst hat, vielleicht vor einer Klassenarbeit am nächsten Tag. Und der Zahnarzt - na, das ist ja klar.» «Kommt», fährt er dann fort, «wir machen noch einmal eine Ballrunde und jeder, dem der Ball zugeworfen wird, der sagt, vor was er manchmal Angst hat.» Und rundherum geht es noch mal im Kreise. Die meisten haben Angst vor Klassenarbeiten. Was für Klassenarbeiten, das ist schon wieder eine andere Sache. Beim einen ist es der Deutschaufsatz, beim anderen die Mathearbeit. Aber nicht nur Klassenarbeiten werden genannt. Melanie hat auch Angst vor großen Hunden. Und Son j a wird es immer gleich schwindlig und bange, wenn sie auf einem Turm steht oder auch nur aus einem Fenster im zweiten Stock herausschaut. Tanj a kommt natürlich wieder mit ihrem Zahnarzt. Matthias erzählt, wie es ihm nachts manchmal unheimlich wird, wenn das Fenster gekippt ist und ein Windstoß in die Gardinen fährt. Was er denn dann macht, fragt Frau Lange. «Ach»,
meint er, «dann liege ich eben ganz still und beobachte die Gardinen ganz genau, dann sehe ich ja, daß es nur Gardinen sind. Aber einschlafen kann ich meistens doch nicht gleich.» Anderen Kindern geht es ähnlich. Sandra berichtet, daß sie dann am liebsten zu ihren Eltern ins Wohnzimmer kommt. Aber die haben das auch nicht so gern, deshalb wartet sie, solang es nur geht. Und oft schläft sie dann ja auch ein. Anwendungsbereiche des Entspannungstrainings Das Entspannungstraining findet in vielen Bereichen Anwendung. Am häufigsten genutzt wird es als sogenanntes Breitbandverfahren in der GesundheitsVorsorge. Auch bei einer Vielzahl von Einzelproblemen kommt es unspezifisch, das heißt ohne speziellen Zuschnitt auf das vorhandene Problem, zur Anwendung. Begründet wird ein solcher unspezifischer Einsatz damit, daß heute eine Vielzahl von psychischen Problemen und körperlichen Erkrankungen auf Stress zurückgeführt wird. Entspannung aber wird vorrangig als eine Möglichkeit zum besseren Umgehen mit Stress angesehen. Das gilt für den Einsatz in Stressituationen, in denen eben Entspannung, Erleichterung vom Stress, erreicht werden soll. Und es gilt übergreifend für eine gelassenere Lebenseinstellung, die sich mit Hilfe eines Entspannungstrainings leichter erreichen läßt. Eingesetzt wird Entspannungstraining vor allem bei Angst, Konzentrationsschwierigkeiten, Schlafstörungen, Überaktivität und Zappeligkeit sowie bei psychosomatischen Erkrankungen. Auch bei der Behandlung von Lernstörungen, Sprachstörungen, Asthma, Hautkrankheiten, Herz-Kreislauferkrankungen, chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, Einnässen und Kopfschmerz (nicht Migräne) wurden Erfolge berichtet. Nicht vergessen sollte man das Entspannungstraining als Möglichkeit der Persönlichkeitsentfaltung und Selbstverwirklichung. Gerade die Fantasiegeschichten mit ihrer Aufforderung zum Mitgestalten können eigenes kreatives Potential aktivieren und so eine Dimension zurückbringen, die vielen von uns in der Tretmühle des Alltags verlorengegangen ist. Gegen Angst kann man schon etwas machen, sagt Herr Rompel. Da ist einmal das Entspannungstraining. Gleichzeitig Angst haben und entspannt sein - das geht nicht. Also sollte man versuchen, eine Entspannungsübung zu machen, wenn man merkt, daß es gleich kritisch wird. Hat man erst einmal Angst, dann nützt die Übung oft nichts mehr. Aber probieren kann man's auch dann natürlich noch. Und dann sind da noch die Sprüche. «Was für Sprüche waren denn bisher in unseren Geschichten?» fragt Frau Lange. «Konzentriert geht's wie geschmiert» und «Ruhig und still geht's wie ich will», rufen gleich mehrere Kinder auf einmal. «Heute wird es einen neuen Spruch geben», verspricht Frau Lange. «Diese Sprüche könnt ihr nämlich auch einsetzen, gegen Angst oder
Nervosität oder wenn ihr euch nicht konzentrieren könnt. Ihr macht dazu einfach im Sitzen die Kurzübung, die letztes Mal dran war, und sagt dann ein paarmal euren Spruch. So, und jetzt machen wir wieder die Entspannung im Liegen. Diesmal gibt es einen Spruch gegen Angst.» Nach der Entspannungsübung kommt diesmal die Geschichte von einem ängstlichen Kätzchen (siehe Seite 76/77) «Nicht verzagen, auch was wagen», sagt sich Sandra noch ein paarmal innerlich vor, als die Entspannung vorbei ist und sie ihre Decke wieder zusammenrollt. Viel Zeit ist nicht mehr, so lange hat diesmal die Runde am Anfang gedauert. Gerade, daß es noch für zwei Runden «Ich packe meinen Koffer und nehme mit...» reicht. Dann ist die Stunde zu Ende, alle rennen nach ihren Aufklebern und gehen anschließend wieder hinaus in den Regen. 6, STUNDE Fantasiegeschichten Heute hat Thomas Geburtstag und so bringen ihm alle zusammen ein Ständchen. Schief und wackelig klingt es allemal, aber dafür ist es nach dem ersten Zögern ordentlich laut, und das ist ja auch schon etwas wert. Nach der Anfangsrunde fragt Frau Lange: «Wer hat denn einmal einen Spruch gegen Angst ausprobiert?» Das hat noch keiner. Auch als sie wissen will, ob jemandem noch andere Sprüche gegen Angst einfallen, kommt erst nur der vom letzten Mal. «Nicht verzagen, auch was wagen.» Pause und Stirnrunzeln. «Na, gut gegen Angst ist doch Mut», meint Frau Lange. «Mut reimt sich auch auf gut. Da läßt sich doch sicher ein Spruch draus machen!» «Mut ist gut!» ruft Alexander. Und: «Mit Mut geht's gut!» schlägt Sonja vor. «Sehr schön», sagt Herr Rompel. «Da haben wir ja schon einige schöne kurze Sprüche, die gut zu merken sind. Und solche Sprüche probiert doch einmal aus, wenn ihr wegen irgend etwas Angst habt. Beim Zahnarzt, vor einer Klassenarbeit, wenn ihr gerade nicht mehr weiterkommt auch in einer Klassenarbeit, wenn euch nachts im Bett unheimlich ist oder wenn ihr euch vor irgend sonst etwas fürchtet. Zusammen mit der Entspannungsübung wirkt es am besten. Ihr wißt doch, diese kurze Übung, für die ihr die Entspannungsformeln aufgeschrieben habt. Erst die Entspannung durchführen, dann ein paarmal den Spruch vorsagen. Aber wenn ihr für die Übung zu wenig Zeit habt, dann reicht auch der Spruch alleine, der ist ja ganz kurz.» Ganz traut Sandra der Sache ja nicht. Aber eigentlich, passieren kann doch nichts dabei. So halbwegs nimmt sie sich also vor, das mit den Sprüchen einmal zu probieren, wenn sie nachts wachliegt oder vor einer Klassenarbeit in der Schule. Und natürlich, gleich muß es dazu auch wieder eine Hausaufgabe geben! «Bis zum nächstenmal», sagt einer von diesen Erwachsenen, «denkt sich jeder von euch einen Spruch aus, den der für eine ganz bestimmte Sache einsetzen kann. Es kann einer der Sprüche sein, die wir hier schon gehört haben, aber auch ein ganz neuer. Es kann eine
Situation sein, in der er Angst hat und die er hier erzählt hat, es kann aber auch eine andere Situation sein, in der er Angst hat.» Und dann kommt wieder die Entspannung im Liegen. Diesmal ist wie schon letztesmal eine Geschichte zur Angst dabei, aber eine Abenteuergeschichte. Und Sandra hat dort allerhand zu tun. Eine wildgewordene Riesenschlange, über die sie gestolpert ist, besänftigt sie mit einem Spruch und Flötenspiel, so wie diese Leute in Indien. Als ein Wildschwein angreift, weil sie ihm auf den Schwanz getreten ist, wünscht sie ein Trampolin her und springt weit über das Wildschwein hinweg, das nicht mehr bremsen kann und grunzend im Unterholz des Urwalds verschwindet. Gegen das Ameisenheer weiß Sandra erst keinen Rat. Das sind so viele! Aber dann wünscht sie sich einen Wasserschlauch und spritzt sich einen Weg frei. Aber ein Riesenvogel packt sie und wirft sie hoch oben im Fels ins Nest seiner Jungen. Das ist wieder einfach. Sandra läßt sich Flughäute zwischen den Armen wachsen, wie sie das im Zoo bei Fledermäusen einmal gesehen hat. Und dann wirft sie sich einfach vom Nest in den Abgrund und segelt langsam in Sicherheit. Nach der Entspannung fragen die Erwachsenen, was die Kinder denn gegen die Gefahren im Land der Abenteuer unternommen haben. Kaum kommt Sandra dazu, etwas von sich zu erzählen, so groß ist der Andrang. Und jeder hat etwas anderes gemacht. Reiner hat aus der Riesenschlange einfach einen Riesenknoten gemacht, Sonja hat sie in einen Regenwurm verwandelt, Tobias sie mit dem Schwanz an einem Baum festgebunden. Am besten gefällt Sandra die Idee von Thomas. Er hat mit ihr ausgemacht, daß sie ein Spiel um sein Leben machen. Sie war einverstanden, und er hat 17 und 4 genannt. Da war sie aber blamiert, weil sie doch keine Karten halten kann und ist schnell im Gebüsch verschwunden. Und Melanie hat sich bei der Schlange einfach entschuldigt. Fantasiegeschichten Fantasiegeschichten verschiedenster Art stellen die wichtigste Ergänzung zu den Übungen des Entspannungstrainings bei Kindern dar. Bei größeren Kindern ergänzen die Geschichten die eigentlichen Entspannungsübungen und verhelfen dem Kind zu einem vertieften Entspannungs- und Ruheerlebnis. Bei jüngeren Kindern können die Übungen selbst vollkommen in die Geschichte eingebettet sein, da sehr kleine Kinder die Übungen oft noch nicht isoliert ausführen können. Sinnvollerweise wird der Inhalt der Geschichten so gewählt, daß er thematisch zum Übungsthema der Stunde paßt. So können die Organübungen des Entspannungstrainings durch eine Geschichte mit dem Thema «Reise durch den Körper» ergänzt werden. Auch verschiedene Bewältigungsmöglichkeiten für mögliche körperliche und psychische Probleme der Kinder können in die Geschichte eingearbeitet werden. So kann die Hauptperson der Geschichte in eine schwierige, angstauslösende Situation geraten und sich selbst durch den Einsatz von
Entspannung und eines hilfreichen Merkspruches («Vorsatzformel» heißt es beim autogenen Training für Erwachsene) daraus befreien. So lernen die Kinder beispielhaft, wie man die Übungen, vermischt mit Elementen aus der sogenannten kognitiven Verhaltenstherapie, bei konkreten Alltagsproblemen einsetzt. 15.STUNDE Merksprüche «Ich hab's vor dem Deutschdiktat versucht», berichtet Reiner stolz beim Ballzuwerfen am Anfang der Stunde. «Aber zwei Fehler hab ich trotzdem gemacht.» «Lernen läßt sich durch die Entspannung natürlich nicht ersetzen», sagt Herr Rompel lächelnd. «Aber oft macht man bei Arbeiten doch Leichtsinnsfehler, weil man zu nervös ist und sich einfach nicht konzentrieren kann. Und das geht mit der Entspannung schon besser. Und wie hast du es versucht, Reiner?» «Also bevor wir angefangen haben, hab ich mich ganz ruhig hingesetzt und die Entspannung gemacht, mit . Und den Spruch vorgesagt hab ich mir.» «Welchen?» «Mit Mut geht's gut. Und während dem Diktat hab ich mir den Spruch auch nochmal vorgesagt.» Auch Matthias hat es einmal ausprobiert, aber beim Zahnarzt. «Da war so eine Lampe und da hab ich immer reingeschaut und mir vorgesagt Warm war mir aber sowieso schon. Und <Mit Mut geht's gut>, das hab ich mir dauernd vorgesagt.» «Und wie ging es so?» «Als der Zahnarzt gebohrt hat und ich mir das alles vorgesagt hab, da hat es überhaupt nicht weh getan. Aber danach dann, als ich fertig war.» «Da hast du also schon gespürt, daß man den Schmerz tatsächlich beeinflussen kann», freut sich Frau Lange. «Das war schon komisch», wiederholt Matthias, «als er gebohrt hat, hab ich überhaupt nichts gespürt, erst als er fertig war.» Auch noch einige andere haben einmal einen Spruch ausprobiert. «Was für Sprüche waren bisher denn eigentlich schon einmal dran?» fragt Frau Lange nach der Ballrunde. «Welche Sprüche kennt ihr denn aus den Geschichten oder weil wir sie sonst schon einmal genannt haben? Oder weil sie euch selbst eingefallen sind?» «Mit Mut geht's gut», sagt Reiner. «Konzentriert geht's wie geschmiert», rufen gleichzeitig Melanie und Alexander. «Ruhig und still geht's wie ich will», meint Sandra. Und «Nicht verzagen, auch was wagen», fällt Tanja wieder ein. «Und das vom letztenmal: O weh, jetzt schnell eine Idee!», vervollständigt Thomas. «Und damit ihr die Sprüche nicht gleich wieder vergeßt, schreiben
wir sie jetzt einmal auf. Und den Spruch, den ihr euch selbst ausgedacht habt, den schreibt ihr dazu», schlägt Herr Rompel vor. «Laßt noch ein wenig Platz, es kommen später noch mehr Sprüche.» Merksprüche Merksprüche, so banal sie oft auch klingen, sind ein wichtiges Element beim Entspannungstraining für Kinder. Auch die Entspannung selbst wird über solche Sprüche gelernt. «Ich bin ruhig, schwer und warm», wie es in der kürzesten Fassung heißt. Diese Sprüche entsprechen etwa dem, was man in der Oberstufe des autogenen Trainings für Erwachsene Vorsatzbildung nennt. Für ein bestimmtes Problem, zum Beispiel Angst, wird ein Spruch mit bewältigender Aussage gesucht. Dieser Spruch soll dann in der Entspannung oder auch alleine in der Situation, um die es geht, eingesetzt werden. Daß solche Sprüche tatsächlich helfen können, ist bekannt. So gibt es gerade für Kinder mit speziellen Problemen Therapieprogramme, die auch solche Sprüche einsetzen. Bei Erwachsenen wird Wert darauf gelegt, daß im Laufe des Kurses jeder seinen eigenen Spruch findet, am besten erfindet. Bei Kindern muß man Sprüche vorgeben, aus denen sie sich dann für sie passende aussuchen können. Günstig ist es, solche Sprüche über eine Fantasiegeschichte einzuführen. Unsere Sprüche reimen sich alle, weil sie so besser zu merken sind. Wichtiger als der Reim ist aber, daß die Sprüche kurz, klar, prägnant, positiv gehalten und von bewältigendem Charakter sind. «Positiv gehalten» meint, daß beispielsweise ein Spruch über Angst nicht etwa nur die Aussage «Angst ist schlecht», sondern eine Aussage von der Art «Mut ist gut» haben sollte. In der Geschichte geht es um einen Igel (s.S. 84/85). Sandra mag Igel. Das Schlimme ist nur, daß sie am Schluß der Geschichte richtig Durst bekommt, als der Igel ein Schälchen Milch ausschlecken darf und sie nicht. Und die Stunde ist noch nicht zu Ende. Diesmal schlagen die Kinder ein Spiel vor. Matthias erklärt: «Also, da braucht man eine Trommel und einen Ball. Ein Kind stellt sich so auf, daß es die anderen nicht sieht, und trommelt. Und die anderen lassen den B all herumgehen, so im Kreis. Und der eine trommelt eben und trommelt. Und wenn er aufhört, dann scheidet der aus, bei dem der B all gerade ist. Und der steigt dann auf den Stuhl und die anderen machen weiter, bis nur noch zwei übrig sind. Die haben dann gewonnen.» «Man muß also schauen, daß man den Ball möglichst schnell weitergibt, wenn man ihn zugeworfen bekommt», sagt Frau Lange. Die Erwachsenen holen eine kleine Trommel aus dem Schrank, und Sonja darf trommeln. Da ist etwas los! Leider muß Sandra gleich als erste auf den Stuhl. Frau Lange und Alexander sind die beiden Sieger. Aber als Alexander dann trommelt, kommt Sandra viel weiter und hätte sogar fast gewonnen, wenn ihr am Schluß, als sie nur noch zu dritt waren, nicht
der Ball ausgekommen wäre. Nach dem Spiel ist dann die Entspannung im Sitzen dran. Und diesmal geht die etwas anders als bisher. «Ich sage jetzt wieder die Entspannungsformeln», sagt Herr Rompel. «Sprecht sie wieder innerlich nach, wie bisher. Aber heute sagt ihr euch dann noch so einen Merkspruch vor. Sucht euch jeder einen aus, einen von denen, die wir vorher aufgeschrieben haben.» Dann kommt also wieder die Kurzentspannung im Sitzen mit den Sprüchen für Ruhe, Schwere und Wärme. Und dann kommt der eigene Spruch. «Mit Mut geht's gut», sagt sich Sandra vor. Nachher fragen die Erwachsenen noch, was denn jeder für einen Spruch genommen hat. Zum Schluß gibt es noch die Aufkleber, und die Stunde ist zu Ende. 16.STUNDE Grundübungen des autogenen Trainings «So, setzt euch gleich einmal an die Bänke», sagen die Erwachsenen nach dem Ballzuwerfen. Bänke werden in den Raum gerückt und Stühle dahintergestellt. Als alle sitzen, sagt Herr Rompel: «Also hört mal her, wir machen jetzt so eine Art Test.» «Oooch! Buh! Wie in der Schule», alle Kinder protestieren laut. Aber Erwachsenen ist das ja einfach egal. Völlig ungerührt spricht Herr Rompel weiter, er lacht sogar ein bißchen dabei. «Wir wollen doch einmal probieren, wie man die Entspannung in der Schule am besten einsetzen kann. Dazu schreiben wir jetzt einen kleinen Test und machen vorher aber die Entspannungsübung. Hier habt ihr etwas zu schreiben.» Papier und Bleistifte werden ausgeteilt. «Nein, die Bleistifte legt erst einmal auf den Tisch. Und hört zu. Beim Test geht es um folgendes. Ich sage nach der Entspannung einen Buchstaben. Und ihr schreibt dann so viel Wörter wie möglich auf, die mit diesem Buchstaben anfangen. Ihr habt dazu genau zwei Minuten Zeit. Klar?» Gemurmel. «Wenn ich nachher den Buchstaben K sagen würde, was müßtet ihr dann für Wörter aufschreiben?» «Kartoffel», kommt es gleich. «King Kong, Kaiser, Katze, Kraft, Kissen.» Man kann sich kaum mehr konzentrieren vor lauter Wörtern. «Genau», sagt Herr Rompel. «Aber alle Wörter, die ich bisher gehört habe, waren Hauptwörter. Das ist schon richtig, ihr könnt aber genausogut auch andere Wörter nehmen, zum Beispiel klein, konzentriert, krank.» «Gehen auch Namen?» fragt Melanie. «Namen gehen auch. Es gehen alle Wörter, sie müssen nur mit K anfangen. Klar?» Reiner und Matthias lachen. Sandra weiß erst nicht warum, aber dann denkt sie: «Klar, das fängt ja auch mit K an.» «Und wenn wir die Sprüche über Ruhe, Schwere und Wärme gesagt haben, dann sagt sich jeder von euch einen der Sprüche auf, die wir letztes Mal gesammelt haben. Weiß jeder einen, den er nehmen kann?» Und dann machen sie die Entspannung. Auf einen Punkt der Tischplatte soll man schauen oder die Augen zumachen, haben die Erwachsenen gesagt. Sandra behält die Augen lieber mal auf. «Ich bin ganz
ruhig», sagt Frau Lange, «ich bin ganz schwer, ich bin ganz warm. Und jetzt sagt jeder von euch sich seinen Spruch vor.» Eine kurze Pause, dann gibt sie das Signal: «So, die Arbeit fängt an. Der Anfangsbuchstabe, um den es geht, ist der Buchstabe E. Schreibt alle Wörter auf, die mit E anfangen!» Sofort sind alle gespannt dabei. Sandra schreibt: Esel, Essen, Esslingen, Erde, Erdnuß, Eisenbahn, Eis, Ecke, Elke, Edith, echt, einigen, Elefant. Dann ist die Zeit zu Ende und die Blätter werden eingesammelt. «Gut», sagt Frau Lange. «Und jetzt kommt noch mal so etwas Ähnliches. Ich sage gleich den Namen eines Gegenstandes und ihr schreibt auf, was man mit dem Gegenstand alles machen kann. Es kann ruhig etwas ganz Verrücktes sein, das man in Wirklichkeit nie machen würde. Man muß es nur machen können. Was zum Beispiel könnte man mit einem Tannenbaum alles machen?» «Putzen, umschmeißen, schmücken, anspitzen, Kugeln dran aufhängen.» «Ja, das kann man alles und noch mehr. So etwas Ähnliches kommt nachher also dran. Aber zuerst die Entspannung. Und sagt euch nach dem Wärmespruch wieder euren eigenen Spruch vor, wie vorher.» > «Müssen wir für alles, was man machen kann, einen eigenen Satz schreiben?» fragt Matthias. «Nein», sagt Frau Lange, «ein einziges Wort wie schmücken oder umschmeißen reicht schon. Ich muß nur nachher wissen, was ihr gemeint habt.» Also, das ist ja auch ganz schön spannend. Und daß die Arbeiten irgendwie benotet werden, glaubt Sandra sowieso nicht. Sie sagt wieder «Konzentriert geht's wie geschmiert», und dann ist Frau Lange dran. «Der Gegenstand, um den es geht», sagt sie und schaut auf ihre Uhr, «ist das Fenster. Was kann man mit einem Fenster alles machen? Gutes und Schlechtes?» Eifrig schreibt Sandra: Kaputt machen, einbauen, durchsteigen, zumachen, putzen, einschlagen, aufmachen. Das ist gar nicht so einfach. Dann ist die Zeit zu Ende, und die Blätter werden eingesammelt. Die Grundübungen des autogenen Trainings Ruhe, Schwere, Wärme: das sind die Grundübungen des autogenen Trainings. Diese Übungen werden auch bei Kindern immer eingesetzt. Inwieweit auch der Einsatz der anderen Grundstufen-Übungen des autogenen Trainings bei Kindern sinnvoll ist, darüber bestehen unterschiedliche Auffassungen. Manche Kursleiter belassen es, auch bei Erwachsenen, bei diesen Grundübungen, andere wenden auch alle anderen Unterstufen-Übungen bei Kindern an. Dietrich Langen, einer der bekanntesten Förderer des autogenen Trainings, führt als Gründe für die von ihm auch für Erwachsene empfohlene Beschränkung auf die Grundübungen folgendes an: 1. Die Grundübungen sind leichter zu erlernen. 2. Die durch die anderen, sogenannten Organübungen
(Atemübung, Herzübung, Stirnübung) erreichten physiologischen Vorgänge treten bei Erlernen der Grundübungen auch spontan, ohne spezielle darauf bezogene Übungen ein. 3. Die Verwirklichung der Stirnkühle sei ohnehin mehr ein psychologisches Phänomen. 4. Die Enttäuschung wegen manchmal nicht gelingender Organübungen (vor allem der Herzübung) führt oft zum Abbruch des gesamten autogenen Trainings. 5. Durch Beschränkung auf die Grundübungen steht mehr Zeit für die wichtige formelhafte Vorsatzbildung zur Verfügung. 17.STUNDE Atem-, Herz: und Stirnübung Wie Sandra sich gedacht hat, bekommen sie den Test vom letzten Mal heute nicht heraus. Matthias hat gleich am Anfang der Ballrunde danach gefragt. Aber ob jemand die Entspannung in der Schule ausprobiert hat, das wollen die Erwachsenen wieder wissen. Also, Sandra hat das nicht, es war ja in der letzten Woche keine Arbeit dran, das sagt sie gleich dazu. Die Erwachsenen meinen, daß man die Entspannung ja nicht nur vor Arbeiten einsetzen kann. Auch sonst, vor ganz normalen Stunden, sollen sie es einmal probieren. Matthias hatte eine Arbeit und hat es mit dem Entspannungstraining probiert. «Und wie hast du das gemacht?» fragen die Erwachsenen. «Also, vor der Arbeit hab ich die Entspannung im Sitzen gemacht. Und während der Mathearbeit dann noch mal.» «Und hast du es auch mit einem Spruch versucht?» «Ja, orientiert geht's wie geschmiert», sagt Matthias, der immer solche verrückten Ideen hat. Es war nämlich eine Orientierungsarbeit. Matthias ist schon in der 4. Klasse. Dann kommt die Entspannung im Liegen dran. Und die ist heute ein bißchen anders. Nein, anders eigentlich nicht, es kommt nur etwas Neues dazu. Als sie die Decken ausgebreitet haben, sagt es Frau Lange. Nach der Wärme kommt nämlich noch etwas über das Atmen. «Tief ein und tief aus», sagt sich Sandra im Rhythmus ihres Atems innerlich vor. In der Geschichte geht es um ein Land, in dem alle dauernd schlafen, sogar die Rathausuhr schnarcht und wackelt dort nur so vor sich hin. Und eine Schulklasse kommt vor. «Eins und eins ist zwei», denkt Sandra in der Entspannung, «da sind wir aber schon viel weiter», denkt sie stolz. Aber danach ist dann wieder ein Test dran, so wie beim letzten Mal. Nur die Buchstaben sind andere und auch die Gegenstände, zu denen man etwas aufschreiben soll. «Kommt das nächste Mal wieder so ein Test?» will Thomas wissen und verzieht dabei schon vielsagend das Gesicht. «Nein, das ist heute der letzte», sagen die Erwachsenen. Ein Glück! Obwohl es auch Spaß macht, so Wörter zu erfinden. Und Noten gibt es ja hoffentlich
nicht. Die Kurzentspannung im Sitzen haben sie ja beim Test schon zweimal gemacht, die fällt diesmal also wieder weg. Nur noch die Klebebilder, dann stürmt alles hinaus. Atemübung, Herzübung, Stirn Übung Die Konzentration auf die Atmung kann als isolierte Übung erfolgen oder aber in andere Übungen mit einfließen. Letzteres empfiehlt sich besonders, wenn Kinder mit Atembeschwerden (zum Beispiel Asthma oder chronischer Bronchitis) in einer gemischten Gruppe sind. Bei solchen Kindern ist die Atmung oft angstbesetzt und damit vorbelastet. In solchen Fällen kann die Atemformel immer wieder kurz in die Gesamtübung eingestreut werden, zum Beispiel mit den Worten: «Dein Atem ist ganz ruhig, du läßt dich treiben, einfach treiben...» Verwendet man zusätzlich das Vorstellungsbild von einem Boot, das auf den Wellen schaukelt, so kann bei den Kindern meist eine schnell zunehmende Lockerung beobachtet werden. Bei Gruppen, in denen kein Kind durch Asthma oder ähnliches beeinträchtigt ist, kann die Atemübung gleich als isolierte Übung eingeführt werden. Die Formel, an die Wärmeübung angehängt, kann den Wortlaut haben: «Dein Atem ist ganz ruhig, er geht wie ein Boot, das sich auf den Wellen hebt und senkt, immer weiter treibt er langsam dahin, tief ein und tief aus...» Eine Formel der Herzübung bei Kindern kann sein: «Dein Herz schlägt ruhig, gleichmäßig, kräftig, regelmäßig.» Eine Formel der Stirnübung wäre,: «Deine Stirn ist ein wenig kühl» oder «Deine Stirn ist angenehm kühl.» Diese Formeln können an die vorhergehenden Übungen angehängt werden. Herz- und Stirnübung sind nur in Ausnahmefällen nötig bzw. hilfreich. Die Kinder selbst empfinden die Formeln oft nicht als gewinnbringend. In Kursen werden sie deshalb selten eingesetzt. 18.STUNDE Wie wirkt autogenes Training ? Heute ist die letzte Stunde. Nach der Ballrunde bleiben alle noch im Stuhlkreis. Herr Rompel spricht darüber, daß man auch mit dem Körper reagiert, wenn man Gefühle hat. Ist doch klar! «Wenn ihr zum Beispiel Angst habt», sagt er, «merkt ihr doch auch, wie euer Herz klopft. Fällt einem noch so ein Zusammenhang ein?» Thomas sagt, daß man auch schwitzt vor einer Arbeit. Und da fällt Sandra etwas ein: «Vor einer Arbeit atmet man auch schneller! Und letztesmal hatten wir ja auch eine Übung mit dem Atmen.» «Ganz richtig», bestätigt
Herr Rompel. «Und wie Gefühle und Gedanken bewirken können, daß man schwitzt, daß das Herz schneller oder langsamer schlägt oder daß man schneller atmet, so können sie manchmal auch helfen, daß man leichter krank wird. Und natürlich auch, daß man leichter wieder gesund wird.» Dann teilen die Erwachsenen Blätter aus. Da ist ein Mensch mit seinen Körperteilen und den Organen abgebildet. Und von diesen Organen führen Striche zu Kästchen auf dem freien Platz. «Hier sind noch Buntstifte», sagt Frau Lange und teilt welche aus. «Damit malt ihr bitte die Organe an und schreibt ihre Namen in das jeweilige Kästchen.» Auge, Gehirn, Magen, Herz, Lunge. Sandra fällt schon manches ein. Aber einiges weiß sie nicht. Die Erwachsenen gehen herum und helfen: «Das ist die Speiseröhre, das der Darm und das hier die Leber.» Schließlich ist alles fertig. Die Erwachsenen sagen noch etwas darüber, wozu diese Organe denn alle da sind, dann kann endlich die Entspannungsübung im Liegen beginnen. Ruhe, Schwere, Wärme und Atmung - dann kommt die Geschichte. Und in der Geschichte geht es um eine Reise durch den eigenen Körper. Gut, daß sie vorher das Blatt durchgenommen haben. So weiß Sandra immer, wo sie jetzt ungefähr sind. Und dann ist die Stunde auch schon fast zu Ende. Das Blatt mit den Körperorganen wird gelocht und in den Hefter eingeordnet. Dann bekommt jeder wieder einen Aufkleber. Und weil es die letzte Stunde ist, bleibt die Aufkleberkarte nicht bei den Erwachsenen, sondern jedes Kind bekommt seine mit nach Hause. Auch ein Heft mit dem eigenen Namen vorne drauf bekommt jeder. Da sind noch einmal die Entspannungsformeln und einige Geschichten drin. Denn weiter üben soll man auch nach dem Kurs, sagen die Erwachsenen. Und dann gibt es noch was. Jeder bekommt einen Briefumschlag. Gleich macht Sandra den ihren auf. Da ist ein Herz aus Pappe drin, mit ihrem Namen und einem Spruch: «Mit Mut geht's gut», liest Sandra. Gleich schaut sie, was die anderen haben. «Konzentriert geht's wie geschmiert» hat Matthias, «Nicht verzagen, auch was wagen» die Melanie. Und damit ist die Stunde und der Kurs dann wirklich vorbei. Alle packen ihre Sachen, und fröhlich geht es hinaus, in den Sonnenschein. Wie wirkt autogenes Training? Durch das autogene Training wird physiologisch eine Umschaltung vom Zustand der Aktivität zum Ruhezustand erreicht. Während der Übung kann man folgende physiologische Veränderungen messen: eine Verringerung der Muskelspannung und der elektrischen Hautleitfähigkeit, eine Erniedrigung des Kortisolspiegels im Blut (Kortisol ist ein Stresshormon), eine bessere Durchblutung der Haut, eine Verlangsamung und Abflachung der Atmung, die Zunahme von Thetawellen im EEG (= Elektroenzephalogramm, d. h. Aufzeichnung der Hirnströme). Kaum Änderungen finden sich regelmäßig bei Herzfrequenz, Blutdruck, Puls und anderen Kreislauf großen. Alle
diese Änderungen weisen auf eine physiologische Umschaltung vom Aktivitäts- zum Ruhezustand hin. Psychologisch kann eine Reduktion von Angst, eine Steigerung der Konzentration, eine Verringerung von Neurotizismus, Depressivität und Gehemmtheit beobachtet werden. Beim Entspannungstraining sollte es nicht einfach nur um eine physiologische «Umschaltung» auf ein niedrigeres Aktivationsniveau gehen. Nicht Entspannung an sich ist gut, sondern die Kontrolle über das jeweilige Aktivationsniveau gilt es zu erlangen bzw. zu verbessern. Schon die Gewißheit, in einer angstbesetzten Situation über eine solche Möglichkeit zur Selbstkontrolle zu verfügen, trägt unabhängig von den damit zu erreichenden physiologischen Veränderungen wesentlich zur Reduzierung der Angst und des Aktivationsniveaus bei. Die Erfahrung, mit Stressituationen besser fertig zu werden, sollte auch zu situationsunabhängigen und überdauernden Veränderungen der Persönlichkeit im Sinne von mehr Selbstsicherheit, Selbstvertrauen und Selbstakzeptanz führen. Dies erleichtert wiederum die angemessene Auseinandersetzung mit Umweltanforderungen und den oftmals als zu gering eingeschätzten Möglichkeiten der eigenen Person. Wir sehen die Erfolge des Entspannungstrainings kurzfristig also mehr in den physiologischen Veränderungen wie der Reduktion des Aktivationsniveaus, langfristig mehr von psychologischen Faktoren wie der Steigerung des Selbstvertrauens und, bei Kindern, der Förderung der Selbständigkeitsentwicklung bestimmt. Entspannungstraining, für Kindergartenkinder Frau Martin, Sandras Mutter, hat Besuch. Eine alte Freundin, Frau Steiger, ist mit ihrem Sohn Jens nach dem Abendessen vorbeigekommen. Gleich haben alle vier ein gemeinsames Gesprächsthema, als sie feststellen, daß beide Kinder vor einiger Zeit ein Entspannungstraining mitgemacht haben. Frau Martin hat anschließend sogar selbst einen Entspannungskurs besucht und interessiert sich nun sehr dafür, wie denn die Entspannungsübungen bei Kindergartenkindern vermittelt werden. Und Jens erzählt, hin und wieder ergänzt von seiner Mutter. So sehr verschieden waren die Kurse von Jens und Sandra vom Inhalt her gar nicht. Bei Jens wurde auch jeweils eine Stunde lang geübt, aber der Kurs ging über zwölf Wochen. Jens hatte nur eine Kursleiterin, dafür nahmen auch nur sechs Kinder teil. In Jens' Kurs wurde mehr gespielt, dafür gab es weniger und kürzere Gespräche im Stuhlkreis. Probleme wie Ängste wurden mehr in Spielen und Rollenspielen behandelt. Natürlich war die Schule im Kurs von Jens kein Thema. Eingeführt wurde die Entspannung bei Jens anders als bei Sandra. Auch bei Sandra kamen ja Hilfsvorstellungen zur Schwere und Wärme dazu. Schwer wie ein Elefant und warm wie beim Liegen in der Sonne:
im Erwachsenenkurs von Frau Martin wurde nicht mit solchen Hilfsvorstellungen gearbeitet. Bei Jens aber ging das noch einen Schritt weiter. Die Kinder in seinem Kurs lernten die Entspannung anfangs ganz spielerisch in einer Fantasiegeschichte. Sie erlebten dabei als Bärenkind ein Abenteuer und ruhten sich anschließend von der Anstrengung aus. Und dabei wurden von der Kursleiterin auch die Entspannungsformeln gesprochen. Die Arme und Beine des Bärenkindes wurden beim Ausruhen nach dem Abenteuer immer schwerer und schwerer, die Sonne schien warm auf das Bärenkind herunter. Bei Sandra waren Entspannungsformeln und Fantasiegeschichte also von Anfang an getrennt, bei Jens waren sie zunächst ineinander verwoben. Im Laufe des Kurses fand dann aber auch bei Jens eine deutliche Trennung von Entspannungsformeln und Geschichte statt. Unterschiede gab es auch bei der Einbeziehung der Eltern in den Entspannungskurs. Sandra führte die Entspannungsübung zu Hause selbständig durch. Das sei wichtig für die Entwicklung der Selbständigkeit, meinten die Kursleiter. Anders bei Jens: Hier wurden die Eltern von der Kursleiterin gebeten, das Üben zu Hause zu unterstützen. Und so übte Jens immer abends im Bett, nach den Entspannungsformeln, die ihm die Mutter anfangs sogar noch vorlas. Später fiel das dann weg, aber immer las die Mutter anschließend an das Üben noch eine Gutenacht-Geschichte. «Und was meinst du nun», fragt Frau Martin ihre Freundin, «hat der Entspannungskurs etwas gebracht oder nicht?» «Jens hat der Kurs gut gefallen, ich denke schon, daß er dort einiges gelernt hat. Besonders wichtig fand ich, daß wir die Übung auch abends im Bett mit ihm gemacht haben und seither immer eine Gutenacht-Geschichte zusammen lesen. Und, ja, über Bauchweh klagt er jetzt kaum mehr und einschlafen kann er auch besser. Ich denke, daß er irgendwie sicherer und zufriedener mit sich selbst geworden ist.» «So ähnlich ist es mit Sandra auch. Ihre Einschlafprobleme sind weniger geworden, und wenn sie welche hat, steigert sie sich nicht mehr so hinein wie früher. Ich denke, sie ist auch sicherer und weniger ängstlich geworden. Vor Klassenarbeiten ist sie immer noch nervös, aber lange nicht mehr so wie vorher. Und wenn es einmal nicht so klappt, dann ist das nicht mehr so ein Weltuntergang wie früher. Sie ist einfach ein sensibles Kind, aber ich glaube schon, daß sie jetzt besser mit sich selbst und den Problemen, die sie eben hat, umgehen kann. Und darauf, denk ich, kommt es an.» Was ist anders bei Kindergartenkindern? Üblicherweise gilt ein Alter von acht bis zehn Jahren als Untergrenze für die Vermittlung des autogenen Trainings. Es wurde aber auch schon erfolgreich versucht, Kinder ab fünf Jahren mit Entspannungsübungen vertraut zu machen. Die Entspannungsübungen lassen sich hier gut durch Erzählungen über kleine Tiere, Schmusetiere, mit denen sich die Kinder identifizieren können, einführen. Nach einer kurzen Geschichte, beispielsweise über einen
kleinen Bären, der viel gearbeitet hat, um sich zusammen mit den Eltern ein Häuschen und Essen für den Winter zu sichern, und der nun von der Arbeit sehr müde geworden ist, folgen die normalen Entspannungsinstruktionen des autogenen Trainings, die Schwere- und Wärmeübung, aber durchaus noch auf den kleinen Bären bezogen. Die Kinder werden ausdrücklich aufgefordert, mitzumachen, den Bären zu spielen, alles was er tut genauso zu machen. Es können auch andere Tiere als Identifikationsfiguren gewählt werden. Eine solche Modifikation ist schon bei Kindern ab fünf Jahren mit Erfolgsaussichten anwendbar. Jüngere Kinder sind dagegen nur in Einzelfällen in der Lage, auf Entspannungsinstruktionen angemessen zu reagieren und ihr Verhalten soweit zu kontrollieren, daß die Übungen einen Sinn machen. Andere Entspannungsverfahren Das autogene Training, auf dem das in den vorangegangenen Kapiteln beschriebene Entspannungsverfahren für Kinder aufbaut, wurde in den zwanziger Jahren von dem Arzt Johannes H. Schultz in Berlin entwickelt. Es gibt eine ganze Reihe anderer therapeutischer, aber auch nicht auf eine Therapie abzielender Selbstversenkungsmethoden. Zu letzteren zählen die verschiedenen Formen der Meditation, mit Einschränkungen auch des Yoga. Ziel der Meditation ist weniger Psychotherapie im üblichen Sinne als Selbsterkenntnis und Selbstläuterung. Das wichtigste andere im Abendland entwickelte Entspannungsverfahren ist die Progressive Muskelentspannung, die 1928 von Jacobson erstmals vorgestellt wurde. Sie beruht darauf, daß nach Instruktion des Kursleiters einzelne Muskelgruppen zunächst sehr angespannt und dann entspannt werden. Der Teilnehmer soll durch die rasche Folge extremer Anspannung und Loslassen der Anspannung das Gefühl der Entspannung kennenlernen. Durch dieses Training des Muskelsinnes soll der Teilnehmer so nach und nach eine bewußte Kontrolle über die vorhandene Muskelspannung erlangen. Geübt wird meist im Sitzen und in Gruppen. Die einzelnen Muskelgruppen werden der Reihe nach, der Anweisung des Kursleiters folgend, durchgegangen. Die Entspannung aller Muskelgruppen dauert sehr lange. Es gibt aber Kurzformen des Trainings, die vollkommen ausreichen. Mit der Zeit soll durch das Training eine bessere Wahrnehmung und Kontrolle von Verspannungen erreicht werden. Nach einiger Übung ist keine Anspannung mehr nötig, um die Entspannung erreichen zu können. Die Progressive Muskelentspannung ist im angloamerikanischen Raum sehr weit verbreitet, während bei uns das autogene Training dominiert. Beide Verfahren haben ihre Vorteile. Die Progressive Muskelentspannung ist bei allen Störungen vorzuziehen, bei denen muskuläre Verspannungen die Hauptrolle spielen, so beim Schreibkrampf, bei Nackenverspannungen und ähnlichem. Sehr wirksam ist das Verfahren auch, in Kombination mit verhaltenstherapeutischen Methoden, bei der Behandlung von speziellen Ängsten. Auch bei
Schlafproblemen, vor allem Einschlafstörungen, und bei psychosomatischen Störungen kann die Progressive Muskelentspannung über eine Senkung des allgemeinen Erregungsniveaus hilfreich sein. Auch Kinder können dieses Verfahren gut und schnell erlernen. Beim Katathymen Bilderleben nach Leuner stellt sich der Patient das Verfahren wird meist therapeutisch genutzt - nach einer Ruhesuggestion des Therapeuten ein bildhaftes Motiv vor, so eine Wiese, einen Bachlauf, einen Berg, ein Haus, einen Waldrand. Mit immer stärkerer Vertiefung der Vorstellung und ihres Ausbaus vertieft sich auch die Entspannung, was wiederum die Vorstellung anregt, lebendiger und farbiger werden läßt. Der Therapeut vermeidet während des Ablaufs des auch «Symboldrama» genannten Verfahrens jeden suggestiven Einfluß. Die Vorstellungsbilder des Patienten werden diagnostisch und therapeutisch genutzt, wobei die Auffassung zugrundeliegt, daß sich innere Konflikte des Patienten in seinen Vorstellungsbildern ausdrücken. Die einzelnen Elemente der Vorstellungsbilder (Wiese, Bach, Haus usw.) werden dabei zum einen als Symbole verstanden, zum anderen wird großer Wert auf die in der Fantasie erlebte Beziehung zwischen diesen Elementen gelegt. Die Interpretation der Vorstellungsbilder erfolgt im wesentlichen aus einer psychoanalytischen Sichtweise heraus. Auch die Visualisierung nach Simonton arbeitet mit Entspannung und Vorstellungsbildern. Durch Entspannungsübungen sollen körperliche Auswirkungen von Stress abgebaut werden. Mittels der Technik der Visualisierung versucht man darauf aufbauend eine Beeinflussung der Selbstheilungskräfte des Körpers zu erreichen. Visualisieren bedeutet dabei, sich Schädigungen im Körper bildhaft vorzustellen, wobei dies keineswegs im anatomischen oder pathologischen Sinne «richtig» sein muß. Visualisieren bedeutet zum zweiten, daß man sich die Heilung der jeweiligen Schäden vorstellt. So läßt sich beispielsweise ein Magengeschwür als Krater in der Magenwand visualisieren und die Therapie des Magengeschwürs als eine den Krater ausfüllende und ausheilende Schutzschicht, die sich von Tag zu Tag weiter ausbreitet und den Krater langsam wieder zum Verschwinden bringt. Visualisierung sollte immer nur begleitend zu einer organ-medizinischen Behandlung erfolgen. Simonton selbst hat das Verfahren für die begleitende Behandlung von Krebspatienten entwickelt. Visualisierung kann schon bald vom Patienten selbständig eingesetzt werden. Wenn die normale medizinische Behandlung durch die Beschäftigung mit der Visualisierung nicht vernachlässigt wird, sind zusätzliche Behandlungserfolge durch diese unterstützende Technik durchaus vorstellbar. Funktionelle Entspannung nennt sich ein von Marianne Fuchs entwickeltes Entspannungsverfahren, das vorwiegend bei Kindern mit psychosomatischen und verhaltensbezogenen Problemen zur Anwendung kommt. Eine Reihe von Techniken wird eingesetzt. Die Kinder legen sich beispielsweise auf den Boden und horchen, was sie in der Nähe oder weiter weg hören können, teilen dies der Gruppe mit. Sie horchen auch nach innen, berichten, was sie entdecken, das Klopfen des Herzens, Kribbeln in Händen und Beinen, Darmbewegungen und
anderes. So wird die Körperwahrnehmung geschult. Aber auch einfach das Vorstellen einer Landschaft, einer wirklichen oder fantasierten, und deren Beschreibung durch das Kind, kann zur Entspannung verwendet werden. Die funktioneile Entspannung betrachtet als ihre Aufgabe, das Kind durch eine differenziertere Wahrnehmung erleben zu lassen, wie der Körper auf Ängste, Beunruhigungen, Versagens- und Verlassenheitserlebnisse mit körperlichen Symptomen reagiert. Auch spielerisches Einbeziehen von Dingen aus der Vorstellungswelt des Kindes ist möglich. So können sich Kind und Therapeut beispielsweise in ein Tier verwandeln, sich wie dieses bewegen, wie eine Katze schnurren, wie ein Bär brummen, sich schlängeln, einen Katzenbuckel machen. Wichtig ist dabei das Beachten des individuellen Rhythmus. Es sollten nur kleinste Bewegungen ausgeführt werden, verbunden mit geringstmöglichem Stimmaufwand, und zwar nur in der kraftsparenden Ausatmungs-Phase. Durch diese Beteiligung der Atmung und den überhaupt sehr starken Bezug auf sie soll das Kind sensibler für Druck und Stau, aber auch für das Wohlgefühl werden, das entsteht, wenn diese sich lösen.
Entspannung daheim Viele Eltern haben das verständliche Bedürfnis, etwas zur Entspannung und Bewältigung der Alltagsprobleme ihrer Kinder beizutragen. Auch verbringen die Kinder die meiste Zeit mit ihren Eltern und sind mit ihnen am innigsten vertraut. Deshalb möchten wir hier Entspannungsgeschichten vorstellen, welche die Eltern selbst problemlos bei ihrem Kind einsetzen können und die dem Kind helfen, ruhiger zu werden und mit den Problemen seines Alltags besser umzugehen. Beim Aufbau der Geschichten haben wir Elemente aus dem autogenen Training, aus anderen Entspannungsverfahren und aus verschiedenen Techniken der Verhaltenstherapie verwendet. Praktische Hilfen zur selbständigen gedanklichen Bewältigung von Ängsten und anderen Problemen sind ebenfalls berücksichtigt worden. Am besten eignet sich die Zeit, wenn das Kind bereits im Bett ist, für das Erzählen von Entspannungsgeschichten. Einschlafgeschichten sind weit verbreitet und immer als positiv anzusehen, schon was den Kontakt zwischen Eltern und Kind und die Schaffung eines guten Übergangs von der Tagesaktivität zur Nachtzeit anbelangt. Viele Eltern kennen das Phänomen, daß Kinder mit zunehmender Ermüdung reizbar, weinerlich und aggressiv werden. Diese abendliche Desorganisation des Kindes wird so verstanden, daß das Kind seine zunehmende Müdigkeit durch belebend wirkende Verhaltensäußerungen bekämpfen möchte. Das Kind steigert sich in immer wildere Aktionen hinein, die es schließlich selbst nicht mehr im Griff hat. Der Rhythmus und die Monotonie der Ruheformeln, das Augenschließen und die ruhige Atmung sorgen für eine Beruhigung des Kin-
des und machen es aufnahmefähig für den Inhalt der Geschichte. Die Aufmerksamkeit wird von außen nach innen gewendet und durch die Geschichte dort gehalten. In Angstsituationen hemmen sich Kinder wie Erwachsene oft durch eine negative Grundhaltung. Gedanken wie «Das schaffe ich nie», «Das ist unmöglich» oder noch schlimmer «Ich bin zu dumm dazu» hemmen den Willen, sich aktiv und positiv mit einer Sache auseinanderzusetzen und gegebenenfalls, nach einem Mißerfolg, etwas am eigenen Verhalten zu ändern. Eine solche Einstellung ist zumindest kurzfristig, wie wohl jeder weiß, recht bequem und entlastend, da man sich zunächst die Mühe und Energie spart, sich mit einem Problem ernsthaft auseinanderzusetzen. Die Bewältigung schwieriger Situationen wird dann immer wieder dadurch behindert, daß solche Gedanken automatisch kommen und so den Mißerfolg zumindest wahrscheinlicher machen. Erlebt das Kind dann einen Mißerfolg, so stärkt dies wiederum das Auftreten solcher negativen Gedanken. So kann ein Kreislauf entstehen, in dem das Kind Probleme immer schwieriger und sich selbst immer dümmer einschätzt, deshalb weniger Erfolgserlebnisse hat und so weiter. Das Kind muß in die Lage versetzt werden, solche Kreisläufe zu unterbrechen bzw. gar nicht erst entstehen zu lassen. Durch die in vielen Geschichten eingebauten Sprüche kann das Kind angeleitet werden, negative, lähmende Gedanken zu unterdrükken und positive Gedanken, die ein aktives Umgehen mit der Situation ermöglichen, dagegenzusetzen. Die meisten älteren Kinder verstehen sehr schnell, welche Gedanken sie günstig oder ungünstig beeinflussen und können bei entsprechender Anleitung selbst alternative Gedanken produzieren. Jüngere Kinder benötigen dazu ganz konkrete Hilfen, das heißt, man muß ihnen schon ausformulierte alternative Gedanken für die verschiedenen möglichen Situationen anbieten. Diese sollten einprägsam und kurz sein. Günstig sind auch rhythmisch geordnete oder gereimte Sätze. Die Kinder lernen solche Sprüche erfahrungsgemäß schnell und übertragen sie auch bald selbständig auf die verschiedensten Situationen (zum Beispiel «Mit Mut geht's gut» auf Angstsituationen). Manchem Leser mag der Einsatz solcher Sprüche etwas aufgesetzt und künstlich anmuten, da sie vom Kind ja nicht spontan produziert, sondern zunächst nur auswendig gelernt werden. Daß Kinder solche Sprüche aber tatsächlich anwenden, mit Erfolg anwenden, und auch auf Situationen übertragen, die im Kurs oder in der Geschichte nicht ausdrücklich angesprochen wurden, zeigt das Beispiel der neunjährigen Renate. Während des Kurses mußte sie wegen einer Blinddarmoperation ins Krankenhaus. Als sie später wieder in die Kursstunde kam, antwortete sie auf die Frage, ob sie vor der Operation große Angst gehabt habe: «Nein, ich habe mir einfach immer wieder gesagt <Mit Mut geht's gut>, und da hatte ich überhaupt keine Angst mehr.» Später berichtete ihre Mutter, daß sich der Chirurg sehr über den Mut des kleinen Mädchens gewundert habe. Ein Junge aus einer anderen Gruppe beruhigte
sich mit diesem Spruch immer, wenn er beim Schwimmunterricht vom Sprungbrett springen mußte. Ein Mädchen benutzte den Spruch gegen ihre starke Angst vor dem Zahnarzt, die eine Behandlung vorher fast unmöglich gemacht hatte. Sie als Eltern können diese Geschichten verschieden benut- II zen. Zum einen lassen sich die Geschichten ganz einfach vorlesen bzw. nacherzählen. Die Geschichten brauchen keineswegs wortwörtlich so vorgelesen zu werden, wie wir sie aufgeschrieben haben. Auf jeden Fall sollten Sie ab und zu den Vornamen Ihres Kindes einsetzen - es ist ja die Hauptperson - und Situationen verändern bzw. ergänzen, die Ihr Kind aus seiner normalen Umgebung kennt. In den Zubettgehgeschichten beispielsweise stellt der Traumbär Teddy manchmal seine Laterne auf den Nachttisch des Kindes. Vielleicht hat Ihr Kind gar keinen Nachttisch oder sein Lieblingstier ist ein Schmusehund. Und daß es - wie in unseren Einschlafgeschichten - allein im Zimmer liegt, kann auch nach der jeweiligen Situation leicht verändert werden. Wenn Sie die Geschichten mehreren Kindern gleichzeitig vorlesen, sollten Sie die Du-Form beibehalten, damit sich jeder kleine Zuhörer mit der Hauptperson identifizieren kann. Auf der Grundlage des vorgegebenen Rahmens lassen sich weitere Geschichten erfinden und den Kindern erzählen. Das macht nicht nur den Kindern Spaß. Der Aufbau ist ja immer sehr ähnlich: Bei Entspannungsgeschichten liegt das Kind oft entspannt auf einer weiten Wiese, dann taucht irgendein Wesen auf oder ein Lichterbogen, der in ein Fantasieland hinüberführt, und das Kind erlebt ein kleines Abenteuer. Bei Einschlafgeschichten liegt das Kind im Bett, dann taucht Teddy auf und eine Reise ins Traumland beginnt. Sie können auch eigene Bewältigungssprüche erfinden. Reime sind günstig, aber nicht unbedingt notwendig, mehr als zwei Zeilen sollten es nur in Ausnahmefällen sein. Die Sprache sollte möglichst einfach, der Inhalt positiv und optimistisch sein. Auch Märchen oder Geschichten aus Kinderbüchern lassen sich leicht so verändern, daß sie als Entspannungs- oder Einschlafgeschichten verwendet werden können. Das Erzählen der Geschichte in Du-Form ist unserer Ansicht nach besonders günstig, wenn auch nicht absolut notwendig. Die Du-Form von Entspannungsgeschichten ermöglicht eine besonders leichte Identifikation, der nötige Abstand bleibt durch die Bezeichnung als «Geschichte» und die irreale Situation aber dennoch gewahrt. Natürlich handelt es sich beim Vorlesen solcher Geschichten noch nicht um ein Entspannungstraining in einem professionellen Sinne. Ein solches Training kann von Eltern auch gar nicht eingesetzt werden, da es sich bei ihm doch um ein im weitesten Sinne psychotherapeutisches Verfahren handelt, das unter entsprechender fachlicher (psychologischer oder ärztlicher) Anleitung erlernt werden muß. Eine Hilfe zur Entspannung von Kindern läßt sich aber mit diesen Geschichten gut erreichen. Bitte beachten Sie: Der Raum, in dem die Entspannungsübung
durchgeführt wird, sollte nicht zu interessant und ablenkend für die Kinder sein. Wenn die Übung im Kinderzimmer durchgeführt wird, sollte interessantes Spielzeug nicht gerade in Greifweite und möglichst nicht in Blickrichtung des Kindes liegen. Das Kind legt sich entspannt hin, möglichst auf den Rücken, mit etwas vom Körper wegliegenden Armen. Auch die Beine liegen leicht auseinander. Die Augen sind vorzugsweise geschlossen. Diese Stellung des Kindes sollte aber nicht überbewertet werden. Wenn das Kind sie nicht einnehmen möchte oder aus irgendwelchen Gründen nicht einnehmen kann, sollte man nicht darauf bestehen, da dies letztlich mehr schadet als nützt. Sie wählen am besten eine Zeit, in der im Haus Ruhe herrscht und das Kind schon etwas müde und entspannt ist. So vielleicht nach dem Mittagessen, am späten Nachmittag oder abends, je nach Ihrer Tageseinteilung. Es hat keinen Sinn, eine solche Übung direkt nach wildem Spiel durchführen zu wollen. Ist es aus zeitlichen Gründen nicht anders möglich, muß man Zwischenschritte einschalten, nach Bewegungsspielen ruhigere Spiele einführen, bis das Kind soweit ist, sich hinlegen zu können und ruhig liegen zu bleiben. Zur Einleitung sagen Sie dem Kind, daß Sie jetzt mit ihm eine Fantasiereise unternehmen wollen. Dazu sollte es sich so hinlegen wie oben beschrieben und die Augen schließen. Dehnen Sie diese Einleitung ruhig ein wenig aus, indem Sie das Kind fragen, ob ihm das nicht Spaß machen würde, wo es denn in der Fantasie gerne hinmöchte, wo diese Fantasiereise hinführen wird, wer die Hauptpersonen sind, ob das Kind auch bequem liegt und so weiter. Das ist gut für die Beruhigung des Kindes und für seine Umstellung vom mehr körperlich zum mehr geistig aktiven Zustand. Und aus dieser Überleitung heraus sollte dann möglichst natürlich der Anfang der Geschichte folgen. Die Geschichte sollte also nicht unbedingt so klar abgegrenzt mit einem Satz beginnen, wie hier in der gedruckten Fassung. Ändern Sie den gedruckten Text ruhig je nach der Situation und Ihren Verhältnissen, erklären Sie ruhig auch im Text oder bauen Sie den Text aus. Nach der Geschichte wird meist der übliche Tagesablauf weitergehen bzw. das Kind schläft. Vielleicht läßt sich später noch über die Geschichte reden und darüber, wie das Kind sie erlebt hat. Die Geschichten selbst sind ja nur eine Art Rahmen, in dem das Erleben des Kindes stattfindet. Es ist oft sehr interessant, wie ein Kind solche Geschichten wahrnimmt und was es aus ihnen macht. Sie sollten das Kind auch ermuntern, die Merksprüche im täglichen Leben anzuwenden. Besonders die Sprüche gegen die Angst werden von Kindern gerne aufgegriffen und in allen möglichen Situationen erfolgreich eingesetzt. Ein wenig Ermunterung dazu wird aber sicher nicht schaden. Schaden kann es aber, wenn das Kind sich mit dieser Übung und mit den Aufmunterungen der Eltern unter Druck gesetzt fühlt. Was man ungern macht, das hilft nicht: dies gilt ganz besonders im psychischen Bereich. Weisen Sie das Kind ruhig immer wieder auf die Sprüche hin, aber nicht im Sinne einer Hausaufgabe, sondern im Sinne einer Be-
wältigungsmöglichkeit, kindlich gesprochen eines Tricks, mit dem es sich selber helfen kann. Loben Sie Erfolge, bedauern Sie Mißerfolge nicht zu sehr, beachten Sie diese möglichst wenig, um sie nicht bedeutender aussehen zu lassen, als sie sind und ermuntern Sie das Kind, es weiter zu versuchen. 4. ENTSPANNUNGSGESCHICHTE Die Insel Stell dir vor, du liegst auf einer weiten Wiese, hast die Augen geschlossen und bist ganz ruhig und entspannt. Deine Arme sind schwer und deine Beine sind schwer. Deine Arme sind warm und deine Beine sind warm. So träumst du vor dich hin - und als du die Augen wieder aufschlägst, flattert ein wunderschöner bunter Schmetterling gerade vor deiner Nase und spricht dich an. «Hallo», lispelt er, «ich bin dein Freund und will dir den Weg zu deiner geheimen Insel zeigen. Hast du Lust?» «Ja», rufst du und stehst auf. Es geht über die Wiese und ein Stückchen durch einen lichten weiten Wald, bis ihr an einen Fluß kommt. Am Ufer liegt ein Roß angetäut und schwankt leicht auf dem Wasser. «Komm», singt der Schmetterling, «steig schon einmal hinauf, ich hole den Fährmann.» Du steigst aufs Floß und der Schmetterling flattert zu einem Weidenbaum hinüber, dessen Äste einen Bogen über dem Wasser bilden. An diesem Bogen hängt eine winzige Glocke. Der Schmetterling bimmelt mit seinen feinen Fühlern daran. Kaum ist es zu merken, so klein ist die Glocke, aber weil du ganz ruhig bist und die Ohren einmal ganz besonders spitzt, kannst du es doch leise und silberhell über das Wasser läuten hören. Und da taucht aus dem Dickicht am Flußufer auch schon ein Biber auf. Das ist der Fährmann. Er schwimmt zum Floß, springt hinauf und stakst es mit einem langen Stecken hinüber zur Insel. Bald seid ihr angekommen und du springst ans Ufer. Der Biber bindet das Floß fest, grinst dich einmal mit seinen großen, blitzeblanken Zähnen an und verschwindet mit einem Plumps wieder ins Wasser. «Das hier ist deine Insel. Immer wenn du einmal Ruhe brauchst, vielleicht weil du so erschöpft bist oder weil du nachdenken möchtest, dann geh in Gedanken auf deine Insel. Wie sie genau aussieht, das weißt nur du. Und niemand kann ohne deinen Willen auf sie gelangen. Vielleicht gibt es einen großen Berg auf der Insel und du steigst hinauf und schaust über die Welt. Vielleicht ist da aber auch nur eine wunderschöne Blumenwiese, oder ein Dorf, oder eine Stadt, etwas dir schon lange Bekanntes, wo es dir gefällt, oder etwas völlig Unbekanntes, das du dir selbst erdacht hast. Wenn du willst, kannst du hier Abenteuer erleben - oder dich auch nur entspannen. Vielleicht sind andere Leute,
Freunde, bei dir, vielleicht bist du aber auch alleine hier, wenn du das hier lieber hast. Du schaust dir deine Insel an, gehst am Strand entlang und über die Wiese, kletterst den hohen Berg hinauf. Du richtest dir deine Höhle ein und kundschaftest alles aus, bis du genug hast. Und dann geht ihr wieder hinunter zum Floß. Der Biber wartet schon auf euch und stakst euch hinüber ans andere Ufer. Und langsam gehst du über die Wiese zurück nach Hause. Die Insel steht dir immer offen. Wenn du willst, dann geh in Gedanken auf sie und entspanne dich dort. 5, ENTSPANNUNGSGESCHICHTE Das ängstliche Kätzchen Du liegst ruhig und entspannt auf deiner weiten Wiese, die Sonne ist hell, und du blinzelst hinein und bist fast schon eingeschlafen, da hörst du aus der Ferne ein klägliches Stimmchen: «Miau, miau», ruft es, und du stehst auf und schaust nach. Über die Wiese gehst du, am Wäldchen vorbei und kommst an das Stoppelfeld. Da schleicht ein kleines Kätzchen ganz verschüchtert auf dem Feldweg dahin und schaut dauernd ängstlich nach links und nach rechts. «Was ist denn los, kleines Kätzchen?» sprichst du es an. «Hier fahren doch gar keine Autos, warum so vorsichtig?» Wie es dich hört, tut das Kätzchen einen gewaltigen Satz in die Luft - und bleibt dann vor Schreck wie erstarrt stehen. «Aber ich tu dir doch nichts», sagst du, «du kannst mir schon vertrauen.» «Wie schön», sagt das Kätzchen und atmet ganz erleichtert durch. «Die Mäuse und die Vögel», schüttet es dir sein Herz aus, «weißt du, alle sagen, daß die sich eigentlich vor mir fürchten sollten, alle sagen das, und so wird es schon stimmen, - aber dabei habe doch ich so große Angst vor ihnen.» «Was, ein Kätzchen, das sich vor Mäusen fürchtet!» wunderst du dich. «Ja, jetzt lachst auch du mich aus», sagt das Kätzchen traurig. «Aber nein», antwortest du, «doch wenn du dich von den Mäusen und Vögeln fernhältst, dann wirst du dich immer vor ihnen fürchten. Nicht verzagen, auch was wagen! Komm, wir gehen über das Feld!» Die Stoppeln des gemähten Getreides kitzeln ganz komisch an den Fußsohlen, als du darüberläufst, aber du hältst tapfer durch, und das Kätzchen folgt dir, nachdem es sich erst noch mal vorsichtig umgeschaut hat. Zunächst hält es sich immer dicht hinter dir. Und wie ihr daherkommt, verschwinden die Mäuse in ihren Mäuselöchern, und die Spatzen schimpfen, lassen ihre aufgelesenen Körner fallen und fliegen in
Scharen auf in den Himmel. Du hörst, wie das Kätzchen hinter dir immer wieder vor sich hinmurmelt: «Nicht verzagen, auch was wagen!» Und es merkt jetzt ja, daß die Mäuslein und die Spatzen auch nicht gerade die Mutigsten sind - und dann stürzt es plötzlich hervor wie ein Tiger und treibt die Mäuse und die Spatzen auseinander und vor sich her. «Hurra!» miaut es begeistert und springt zu dir zurück. «Jetzt werde ich vielleicht doch noch eine richtige mutige Katze wie Papa und Mama und alle die anderen! Vielen Dank, daß du mir geholfen hast.» «Aber das hab ich doch gar nicht, das warst du doch selbst», antwortest du. «Ich hab dir nur gesagt, einmal auszuprobieren, ob du dich auch wirklich fürchten mußt.» «Ja, es einmal ausprobieren», strahlt das Kätzchen und schnurrt, «das werd ich jetzt immer.» Und dann wandert es stolz mit erhobenem Haupte mitten über das Stoppelfeld davon. Und auch du machst dich wieder auf den Heimweg, zurück zu deiner schönen Wiese. 6, ENTSPANNUNGSGESCHICHTE Im Land der Abenteuer Du liegst ruhig und entspannt auf deiner weiten Wiese, da hörst du plötzlich so etwas wie ein helles Singen und Glockenlauten in der Luft. Und wie du aufstehst und umherschaust, siehst du einen glänzenden Lichterbogen ein Stückchen von dir entfernt vor dem Wald über der Wiese schweben. Du stehst auf und gehst hin. Ja, von dorther kommt auch das Singen, und du schaust dir den Lichterbogen genau an. Einmal herum läufst du um ihn, und dauernd ändert er seine Farbe, so daß er aus jeder Richtung anders aussieht. Und schließlich trittst du durch den Bogen hindurch. Die Wiese und der lichte Wald sind verschwunden, du stehst auf einer kleinen Lichtung. Wie ein Dschungel umgibt dich nun das Grün, riesige Urweltbäume ragen mächtig hinein in den Himmel. Durch ihre Äste hindurch kannst du einen gewaltigen Berg sehen, dessen Gipfel weiß von Schnee glänzt. Überall wächst Efeu und undurchdringliches Dickicht. Orchideen blühen geheimnisvoll und verbreiten einen wunderbaren Duft. Ein Lärm ist das hier, denkst du und hältst dir unwillkürlich die Ohren zu. Ja, überall um dich herum pfeifen, trillern und kreischen unzählige Vögel. Und auch winzige Kolibris mit unglaublich schnellem Flügelschlag kannst du sehen, wie sie in den Orchideenkelchen nach Nektar suchen. «Dies ist das Land der Abenteuer», krächzt dir ein uralter Papagei zu, der dich von seinem Platz im Geäst eines mächtigen Urwaldbaumes schweigend betrachtet hat. «Siehst du den Stab, der an meinen Baum gelehnt ist?» fragt er dann. «Ja», antwortest du.
«Das ist ein Zauberstab. Du kannst ihn verwandeln, in was immer du willst. In ein Messer, eine Flasche Sprudel, ein Seil, ein Feuerzeug. Aber es darf immer nur eine Sache auf einmal sein.» «Gut», meinst du und nimmst den Stab. Dann gehst du auf Entdeckungsreise. Zuerst verwandelst du den Stab in ein Buschmesser, um durch den dichten Dschungel zu kommen. Meter um Meter kämpfst du dich durchs Dikkicht voran. Plötzlich stolperst du über einen dicken Ast auf dem Boden. Aber der Ast wird lebendig, und du merkst, daß es eine Riesenschlange ist, die sich nun wütend auf dich stürzen will. «O weh - jetzt schnell eine Idee!» , murmelst du vor dich hin. «O weh - jetzt schnell eine Idee!» und dann hast du eine Idee, was du wegen der Riesenschlange machen' kannst und du tust es. Nachdem du mit der Riesenschlange fertig geworden bist, gehst du weiter durch den Dschungel. So dicht ist das Gestrüpp, daß du kaum etwas sehen kannst. Da gibt es plötzlich ein lautes Gequietsche - und ein Wildschwein mit kräftigen Stoßzähnen, dem du auf den Rüssel getreten bist, funkelt dich böse an. Du entschuldigst dich stotternd, aber das Wildschwein hört gar nicht zu, sondern senkt den Kopf und nimmt Anlauf, um dich umzurennen. «O weh - jetzt schnell eine Idee!» murmelst du wieder vor dich hin. «O weh - jetzt schnell eine Idee!» Und du hast eine Idee, wie du mit dem Wildschwein fertig werden kannst und du tust es. Weiter geht es dann durch den Dschungel. Jetzt ist kaum mehr Dikkicht, die Bäume stehen auch weiter auseinander, so daß du das Buschmesser gar nicht mehr brauchst und in einen Spazierstock verwandelst. Fröhlich singend wanderst du weiter, den mächtigen Berg hinauf. Du merkst gar nicht, wie die Vögel plötzlich Alarmrufe ausstoßen und immer mehr Tiere in Panik an dir vorüberflüchten. Aber dann siehst du, daß dich ein riesiges Ameisenheer in die Zange genommen hat, Millionen und Abermillionen von Wanderameisen, die alles auffressen, was ihnen auf ihren Raubzügen begegnet. Vor dir, links und rechts von dir, da sind sie schon. Du willst zurückrennen, aber da schließen sich die beiden Flügel des Heeres auch hinter dir und du bist ganz eingekreist. «O weh - jetzt schnell eine Idee!» murmelst du vor dich hin. «O weh - jetzt schnell eine Idee!» Und dann fällt dir ein, was du tun kannst, um den Ameisen zu entkommen und du tust es. Und weiter gehst du, den Berg hinauf. Die Bäume werden immer weniger, die Felsen mehr, bald wanderst du nur noch über nackten Stein. Da plötzlich hörst du über dir ein Federsausen, mächtige Krallen packen dich an den Kleidern, und ein riesiger Raubvogel, größer als der größte Adler, trägt dich durch die Luft im-
mer höher den Berg hinauf. Kleiner und kleiner wird der Dschungel unter dir, hören kannst du ihn schon lange nicht mehr, nur das Sausen der Luft um deine Ohren. Krampfhaft hältst du den Stock fest, aber anfangen kannst du gerade nichts mit ihm. Endlich ist die luftige Reise zu Ende. Ein gewaltiges Nest zwischen mächtigen Felsen ist euer Ziel. Der Vogel wirft dich hinein, mitten unter seine Jungen, so daß du einen Purzelbaum machst. Die Jungen sind genauso verdutzt wie du. So etwas haben ihnen die Eltern wohl noch nie ins Nest gelegt. Zwar krächzen sie dich nicht gerade sehr freundlich an, aber sie tun dir auch nichts. Wie aber nun weiter? Das Nest ist direkt in eine winzige Felsnische gebaut, überall nur Felswände, über die du nicht klettern kannst. Aber wenn du nichts tust, dann mußt du ewig hierbleiben oder die Vögel stoßen dich doch noch in den Abgrund. «O weh - jetzt schnell eine Idee!» murmelst du. «O weh - jetzt schnell eine Idee!» Und dann hast du plötzlich eine Idee, was du tun kannst, um hier wieder fortzukommen. Und du tust es. Den Vögeln und dem Abgrund bist du entkommen, und wie du noch ein Stückchen weiter wanderst, da hörst du wieder das Klingen und Singen in der Luft und siehst schließlich vor dir den Lichterbogen schimmern. Halb freut es dich, halb tut es dir leid, daß dein Abenteuer damit zu Ende ist. Du trittst durch den Lichterbogen und bist wieder auf deiner Wiese und in deiner eigenen Welt. Du schaust dich um, und der Lichterbogen ist noch immer da, er blinkt in allen Farben, als wenn er noch etwas von dir haben wollte. Da lachst du und wirfst den Zauberstock hindurch, den brauchst du hier nicht. Und langsam gehst du dann über deine Wiese wieder nach Hause. 7, ENTSPANNUNGSGESCHICHTE Die fliegende Untertasse Du liegst ganz ruhig und entspannt auf deiner weiten Wiese, als du plötzlich ein Rumpeln neben dir hörst. Als du aufschaust, siehst du, daß eine fliegende Untertasse neben dir gelandet ist. Eine Klappe geht auf und zwei komisch aussehende Kinder springen auf die Wiese. «Hallo», rufen sie, «wir heißen Orfas und Orfi und kommen von einem Stern weit hinter der Milchstraße. Du bist der erste Erdenmensch, den wir treffen. Dürfen wir dich zu einer kleinen Reise einladen?» Mit einer fliegenden Untertasse zu fliegen, so eine Gelegenheit kommt bestimmt nicht so bald wieder, meinst du und sagst deshalb schnell ja. «Wie seid ihr denn hierhergekommen?» fragst du, denn du hast natürlich noch nie eine fliegende Untertasse gesehen. «Na, eigentlich dürften wir gar nicht», sagt Orfi, «aber wir sind un-
seren Eltern ausgerückt, während die auf ihrem Einkaufsbummel waren. Wenn die Geschäfte schließen, bringt die Programmierung unser Raumschiff automatisch wieder zurück zu unserer Welt.» Da ist also Eile nötig. Ihr steigt ein, schnallt euch an, die Untertasse steigt auf, und du siehst das Land unter dir immer kleiner werden. Du siehst, wie die Bäume kleiner werden, bis sie zu grünen Punkten geworden sind und ineinander verschmelzen; du siehst die Häuser von Stuttgart immer kleiner werden, bis die Stadt nur noch ein großer roter Fleck unter dir ist; du siehst die Wiesen und Felder als Rechtecke unter dir, durch die sich blau der Neckar schlängelt. Immer kleiner werden die Dinge - und immer weiter wird die Welt, und diese Weite und Leitigkeit breitet sich auch immer weiter in dir aus. Ganze Wälder sind jetzt nur noch grüne Punkte, und Wüsten sind gelb, die Meere blau, und braun sind die Ketten der Berge. Bald siehst du die Erde als Kugel sich unter dir drehen, leuchtend blau und grün, und die Sterne funkeln überall um sie herum. Das ist sehr schön, und du betrachtest es ein Weilchen und siehst zu, wie die Kontinente unter dir hinweggleiten. Ganz wie ein Vogel kommst du dir vor. Ein Vogel, der in ganz großer Höhe über seine Heimat langsam dahinsegelt. Und wie du so hinunterschaust und träumst, hast du gar nicht gemerkt, daß auf dem Armaturenbrett ein rotes Licht aufleuchtet und zu blinken beginnt. «Wir müssen leider gehen», rufen Orfas und Orfi. «Komm», sagen sie, «setz dich da auf das Kissen, das bringt dich sicher wieder zur Erde zurück.» Na, also wie du das Kissen ansiehst, kannst du das kaum glauben, aber du setzt dich darauf. Orfas hantiert etwas am Armaturenbrett, und ein goldener Schimmer hüllt dich und das Kissen ein, und es fliegt mit dir aus der Untertasse heraus, zur Erde zurück. «Vielen Dank, daß ihr mir die Erde gezeigt habt, kommt doch wieder einmal her», rufst du ihnen hinterher und winkst. Aber ihre Untertasse hat schon Fahrt aufgenommen und ist zwischen den Sternen verschwunden. Langsam gleitest du auf deinem Kissen auf die Erde zurück, die Wälder und Gebirge werden größer und größer, bald kannst du schon die einzelnen Bäume wieder unterscheiden und bist endlich wieder auf deiner Wiese gelandet. 5.ENTSPANNUNQSGESCHIGHTE Der Igel Du liegst ruhig und entspannt auf deiner weiten Wiese und träumst so vor dich hin, da stupst dich doch plötzlich etwas in die Seite. Es ist ein Igel, ganz erschrocken ist er selbst, er hat wohl gar nicht bemerkt, daß das ein Mensch ist, den er da mit seiner rosa Schnauze untersucht hat, so ruhig bist du gelegen. «Was soll denn das?» entfährt es dir, aber der Igel hat sich zusammengerollt und ganz hinter seinen Stacheln versteckt. «Na, ich tu dir doch nichts», beruhigst du ihn. «Ich wollte dich auch
nicht so anfahren, aber du hast mich eben erschreckt.» Vorsichtig lugt der Igel hinter seinen Stacheln hervor: «Tust du mir wirklich nichts?» fragt er ängstlich und zeigt dabei ein bißchen von seinem rosigen Gesicht. «Wirklich nicht», beruhigst du ihn nochmals. «Es ist einfach schlimm», erzählt der Igel schon viel offener, «überall ecke ich an, weil ich schneller bin als ich schauen kann.» «Schlimm», stimmst du zu, «da wirst du ja schon jede Menge Ärger mit anderen Leuten gehabt haben.» «Wie recht du nur hast», seufzt der Igel. «Und immer sehe ich nur das, was ich haben will und übersehe dabei alles andere.» «Na», sagst du, «da ist dir im Leben sicher das beste entgangen.» «Aber was kann man da machen, so bin ich eben», meint er dazu. «Also», sagst du energisch, «man kann ja gegen eine Menge Dinge nichts machen, aber sich selber kann man immer ändern.» «Ja, wie denn?» fragt er neugierig. «Versuch's doch mal mit einem Merkspruch», antwortest du ihm. «Wie war's mit dem: Augen wach, ich denk erst nach.» «Hm. " Augen wach, ich denk erst nach », wiederholt der Igel langsam den Spruch. «Ich will's einmal damit probieren», meint er dann, ganz glücklich über diese neue Idee, und trollt sich langsam davon. Plötzlich stutzt er, späht umher und watschelt dann in einen nahen Garten. Dort hat jemand für Igel ein Schälchen mit Obst und frischem Gemüse hinausgestellt, da tut er sich jetzt daran gut und freut sich darüber, daß er nirgends angeeckt ist, sondern sogar noch so etwas Gutes gefunden hat. 8. ENTSPANNUNGSGESCHICHTE Am Bach
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Du gehst über deine weite Wiese und kommst in ein Wäldchen und an einen sprudelnden Bach. Da setzt du dich ans Ufer und bist ganz still, bis die Forellen wieder aus ihren Verstecken hervorkommen, in die sie sich verzogen haben, als sie dich herkommen sahen. Du sitzt da und beobachtest das kühle fließende Wasser wie es dahinströmt und so vor sich hinmurmelt. Im Gebüsch pfeifen nach einem Weilchen muntere Vögel, du meinst fast, sie verstehen zu können: «Schönen Tag, Frau Nachbarin», pfeift der eine, «wie war es mit einem Ausflug?» «Aber Sie sind vielleicht einer», ziert sich die, «ich muß doch die Kinder hüten.» «Ach, die sind doch schon groß und können auf sich selber aufpas-
sen», meint der Ausflugslustige. «Und vielleicht freuen die sich auch, wenn sie einmal etwas selbständig unternehmen können.» Das Gepfeife geht weiter, aber jetzt hast du ein paar Ameisen entdeckt. Die mühen sich, einen langen Halm in ihren Bau zu bekommen. Immer wieder bleiben sie stecken mit ihrer Last, die doch soviel größer und schwerer ist als sie selbst. Freilich, du könntest einen ganzen Sack solcher Halme tragen, wenn es sein müßte oder wenn du Lust hättest. Und jetzt schaust du dir einmal die stehenden Halme an, so große, gelbe, wie man sie in der Stadt fast gar nicht findet. Wie der Wind sie hin- und herbiegt! Du meinst, ihn flüstern hören zu können: «Wo immer ich will, neigt alles sich hin, ob lose, ob still, nur mir nach dem Sinn.» Und du siehst, daß er recht hat, der Wind, sogar die Bäume neigen sich etwas in seinem Hauch, wenn es auch meistens nur an den Blättern oder an dünnen Zweigen zu sehen ist. Aber als du genau hinsiehst, merkst du auch, daß alles, was sich im Wind biegt, sich von selbst wieder zurückbiegt, wenn der Wind nur ein wenig nachläßt. Du bleibst noch lange, und viel beobachtest du von deinem Platz aus, siehst einen Frosch im Wasser herumplantschen, die Vögel im Gebüsch haben Besuch erhalten und doch noch alle zusammen einen Ausflug gemacht, zwei Wanderer sind auf dem Weg vorbeigekommen und weiter die Hügel hinaufmarschiert, jede Menge Käfer sind am Bachufer herumgekrabbelt, und die Ameisen haben für ihren Halm Verstärkung erhalten, ihn aus irgendeinem Grund dann aber doch liegengelassen. Und schließlich stehst du auf, gehst durch das Wäldchen und über deine weite Wiese wieder nach Hause. 10.ENTSPANNUNGSGESCHICHTE Die Brunnengeister Es ist früh morgens, du gehst langsam den Weg zur Schule. Ganz wohl ist dir nicht dabei, denn ihr sollt heute eine Klassenarbeit in Mathe schreiben, die dir doch etwas im Magen liegt. Aber es muß eben sein. «Eigentlich bin ich ja schon vorbereitet», denkst du, «aber wenn dann die Fragen vor mir liegen... Wenn ich nicht sofort weiß, wie es geht, wird mir manchmal so schummrig, daß ich mich kaum noch konzentrieren kann.» Ja, wenn nur die Aufregung nicht war, dann war es halb so schlimm. Aber was kann man da machen? «Machen, machen, nichts zu lachen», hörst du da und bleibst erstaunt stehen. Aber außer einem Brunnen am Wegrand ist nichts zu sehen. Du gehst zum Brunnen und siehst im Wasser dort dein eigenes Gesicht, aber das Säuseln und Rauschen findest du dort unten nicht. Und wie du die glatte Wasserfläche berührst, du doch nur Nässe und Kühle spürst. Doch raunt's da schon wieder: «Die Kühle ist gut; wie wohl die manchmal dem Kopfe tut!»
Und jetzt siehst du die Brunnengeister. Dort wo der Strahl in den Brunnen platscht, tollen sie herum, tauchen auf und unter, spritzen nach dir und kichern wie dumm. Du schaust ihnen ein Weilchen zu, und mit dem Brunnenrauschen wirst kühl und ruhig auch du. Im Rauschen des Brunnens wirst ruhig du und kühl, bekommst langsam ein viel besseres Gefühl. Das Rauschen des Wassers kühlt dir die Stirn, viel klarer und freier wird so auch dein Gehirn. So schaust du den planschenden Brunnengeistern zu, und in der Bewegung, da ist auch Ruh. Aber gehen mußt du und die Geister geben dir mit: einen kleinen Brunnenspruch, den sprichst du dir vor bei jedem Tritt: Brunnengeister, klar und kühl macht den Kopf in dem Gewühl! Brunnengeister, ruhig und klar, geht die Arbeit wunderbar! Du gehst weiter zur Schule und denkst dir: «Also, wenn ich in der Arbeit durcheinander komme, dann halt ich einfach mal an, schließ die Augen und werde ganz ruhig. Und dazu sag ich mir so einen Spruch wie von den Brunnengeistern vor. Oder auch einen anderen Klar und kühl in dem Gewühl. Oder: Ruhig und klar geht's wunderbar. Und wenn ich dann ruhig geworden bin, dann mach ich weiter, dann geht es gleich besser.» Und so gehst du zufrieden weiter. 11.ENTSPANNUNGSGESCHICHTE Die schnellste Schnecke der Welt Du liegst ruhig und entspannt auf deiner Wiese, da siehst du eine Weinbergschnecke, also eine Schnecke mit so einem Häuschen, auf der niedrigen Mauer neben dir kriechen. Ganz niedergeschlagen sieht sie aus, ihre Fühler hängen kraftlos zu Boden, ja du glaubst sogar, daß du sie leise weinen hören kannst. «Was ist denn los, Weinbergschnecke?» fragst du sie mitleidig. «Ach», antwortet sie, «es ist so traurig, es ist eine Schande. Heute hatten wir unsere jährliche Schnecken Versammlung und da haben sie mich zur schnellsten Weinbergschnecke der Welt gewählt.» «Aber das ist doch wunderbar!» antwortest du. «Du hast keine Ahnung», meint sie dazu, «du bist eben ein Mensch. Ihr macht alles blitzeschnell. Für euch mag das ja auch ganz recht sein, aber bei uns ist es anders. Unser höchstes Ziel ist es nämlich, besonders langsam und elegant durch die Gegend zu schlendern. Und von allen Schnecken sind wir Weinbergschnecken die langsamsten. Deshalb sind wir ja auch dazu übergegangen, immer unser Haus auf dem
Rücken mitzuschleppen, weil wir sonst garantiert immer zu spät zu Hause wären. Nur ich bin anders», seufzt sie, «immer bin ich zu schnell und zu zappelig.» «Das geht mir auch oft so», antwortest du. «Und auch bei uns Menschen ist das keineswegs so selbstverständlich, wie du anscheinend meinst. Schnell sein ist schon gut, aber wenn man zu schnell ist, na, bestimmt rast man dann am Ziel vorbei oder stolpert, bevor man es erreicht hat.» «So, so», sagt die Weinbergschnecke. «Und was macht ihr Menschen dann, wenn euch eure Hast und Eile und Zappeligkeit bei einer Sache schadet?» «Ja, vielleicht versuchst du es einmal mit einem Merkspruch», rätst du der Weinbergschnecke. «Immer, wenn du bemerkst, daß du wieder viel zu hastig bist, dann hältst du kurz inne, atmest tief ein und aus und sagst dir leise vor: Ruhig und still gehts wie ich will.» «Und das soll klappen?» zweifelt die Weinberg Schnecke. «Wenn du es nicht probierst, dann wird es sicher nicht klappen. Aber wenn du es wirklich ein paarmal probierst. du wirst schon sehen.» «Ruhig und still geht's wie ich will», murmelt die Weinbergschnecke einigemal vor sich hin: «Ruhig und still geht's wie ich will. Einfach zu merken ist der Spruch ja», meint sie dann. «Ich will es einmal damit versuchen. Auf Wiedersehen und vielen Dank!» Und damit kriecht sie langsam und elegant auf ihrem Mäuerchen davon. 12.ENTSPANNUNGSGESCHICHTEDer Teppichhändler
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Du liegst ganz ruhig und entspannt auf deiner weiten Wiese, deine Arme sind schwer, deine Beine sind schwer, deine Arme sind warm, deine Beine sind warm. Plötzlich macht es einen kleinen Plumpser und du siehst, ein fliegender Teppich ist neben dir gelandet. «Hallo», sagt ein kleines dürres Männchen mit riesigem weißem Turban und gewaltigem Bart, das auf dem Teppich sitzt, «ich heiße Omar. Kannst du mir vielleicht weiterhelfen? Ich habe mich verflogen.» Du wunderst dich und fragst erst mal vorsichtig an: «Um was geht es denn?» «Ich komme aus Arabien, genauer gesagt aus der Stadt Bagdad», antwortet Omar, «und ich möchte weiter nach Amerika. Eigentlich wollte ich eine Reiseroute für den Teppichhandel zwischen Bagdad
und Amerika auskundschaften, aber irgendwie bin ich vom Kurs abgekommen, weil ich mich doch so schlecht konzentrieren kann. Und nun finde ich einfach nicht hin. Vielleicht weißt du mir einen Rat.» «Also hier bist du allerdings völlig falsch», berichtest du dem Teppichreisenden. «Du bist hier in Stuttgart gelandet. Wenn du nach Amerika willst, mußt du von hier aus immer weiter nach Westen.» Du zeigst Omar, wo das ist, nämlich da, wo die Sonne immer untergeht. «Und wenn du an der Küste angekommen bist, geht die Reise weit über das Meer. Da sieht es inzwischen aber wahrscheinlich ganz anders aus als zu der Zeit, in der du losgeflogen bist.» «Teppiche braucht man immer», meint Omar dazu. «Ich geb dir noch einen Spruch mit, damit du dich besser konzentrieren kannst und diesmal ankommst», sagst du zu ihm. «Fein», antwortet er. «Ich glaube, sonst irre ich wirklich noch ein paar hundert Jahre über der Erde dahin und finde mein Ziel nicht. Wie geht der Spruch denn?» «Konzentriert geht's wie geschmiert», sagst du dem fliegenden Teppichhändler vor. «Jetzt kann ja nichts mehr schiefgehen», freut sich der und setzt sich wieder für den Flug zurecht: «Konzentriert geht's wie geschmiert» flüstert er sich ein paarmal zur Probe vor. «Konzentriert geht's wie geschmiert» Vielen Dank und auf Wiedersehen!» ruft der komische Kauz dann. «Ich besuche dich auch später auf meiner Rückreise wieder.» Der Händler winkt dir noch ein paarmal zu, dann hebt der Teppich wieder ab, steigt höher und höher und verschwindet langsam der untergehenden Sonne entgegen. 13.ENTSPANNUNGSGESCHICHTE Der Schmetterling Du gehst allein über eine Wiese, die Sonne scheint, die Vögel singen um dich herum, aber ganz glücklich bist du nicht, denn du hast Sorgen. In der Schule sollen wieder ein paar Klassenarbeiten geschrieben werden, kurz hintereinander. Eigentlich bist du ja schon vorbereitet, aber man weiß ja nie... Du gehst so vor dich hin und beobachtest einen Schmetterling, wie der sich in den Lüften wiegt und fröhlich hin und her flattert. «Der hat es gut», denkst du, «denn Schmetterlingsschulen gibt es wohl nicht.» Als habe er dich gehört, flattert er dir jetzt direkt vor das Gesicht und lispelt mit einem hohen Stimmchen: «Hallo, du siehst aber traurig aus. Was ist denn los?» Erst traust du dich gar nicht, aber dann streckst du die Hand aus, damit der Schmetterling sich setzen kann und antwortest: «Ach, ich
wäre auch gern so leicht und sorglos wie du!» «Ja, das ist schon schön», lispelt der Schmetterling und schlägt seine großen hellen Flügel auf. «Aber weißt du», sagt er dann weiter, «als Schmetterling wird man auch nicht geboren.» «Nicht? Aber wie bist du es dann geworden?» willst du gleich wissen. «Nun», beginnt der Schmetterling, «zuerst ist da einmal ein Ei mit einer harten Schale, aus dem wir als Raupe schlüpfen. So leben wir ein Weilchen im Gras und auf den Bäumen und ernähren uns von Grünzeug. Und dann verpuppen wir uns in einer selbstgesponnenen Hülle, dem Kokon, und leben für einige Tage ein Schattendasein. In diesem Kokon erst entwickeln wir uns zum Schmetterling. Und schließlich schlüpfen wir als Schmetterlinge aus, streifen den Kokon, der uns geschützt hat, von uns ab, fliegen in die weite Welt und leben von Nektar und Honig und Obst.» Und schon schlägt der Schmetterling mit seinen Flügeln und flattert fröhlich im Zickzack davon. Du schaust ihm nach und denkst noch ein Weilchen an Schule und Raupe und Grünzeug und Kokon und freust dich, daß du doch auch ein wenig fliegen kannst, so in Gedanken oder wenn du ganz hoch springst beim Rennen über die Wiese, und gleich probierst du das auch aus. (Nun ermuntern Sie Ihr Kind zum Hochspringen und schlagen ein Aktionsspiel mit viel Springen vor.) 14.ENTSPANNUNGSGESCHICHTE Der wilde Enterich Du gehst über die weite Wiese und kommst an einen Fluß. Dort siehst du zwei fette wilde Enten streiten. Sie schreien «Gack-gack», sie sträuben die Federn und stoßen mit den Schnäbeln aufeinander ein. Als du näher kommst, ist der Kampf gerade entschieden, der Verlierer hat sich davongemacht, nur der Sieger ist noch da. Stolz ruft er noch einmal «Gack-gack» hinaus über den Fluß und schüttelt wild sein Gefieder, aber dann, komisch, dann läßt er plötzlich traurig den Kopf hängen und sieht ganz bekümmert aus. «Was ist denn?» sprichst du ihn an. «Ach», seufzt er, «immer wieder passiert mir das. Immer bekomme ich mit jemandem Streit und kann mich dann einfach nicht zurückhalten, und es gibt eine Rauferei.» «Na, aber du hast doch gewonnen», meinst du. «Ja schon», antwortet er, «aber eben deshalb meiden mich die anderen Enten ja auch, und ich habe kaum einen Freund. Und man kann ja auch nicht immer gewinnen. Am besten wäre es, wenn ich nicht so leicht in eine Rauferei geraten würde. Aber ich kann mich eben so schlecht zurückhalten.» «Probier es doch einmal mit meiner Methode», sagst du ihm. «Und wie geht die», fragt er dich neugierig. «Also», erklärst du, «immer wenn ich wegen etwas in Wut gerate
oder wenn ich weiß, daß ich wegen sonst irgend etwas mich lieber erst mal zurückhalten sollte, dann atme ich tief ein und tief aus und sage dabei in Gedanken zu mir: Tief ein und tief aus, laß dann erst es raus!» «Das versuche ich auch einmal», sagt der wilde Enterich und murmelt vor sich hin, um es sich zu merken: «Tief ein und tief aus, laß dann erst es raus!» Und noch mal: «Tief ein und tief aus, , laß dann erst es raus! Wenn das klappt, dann kann ich besser selbst bestimmen, wann ich mich lieber zurückhalte und wann eine Rauferei vielleicht doch besser ist», meint er dann. «Du bist aber wirklich ein wilder Enterich», lachst du, «aber ja, versuch es doch einmal: Tief ein und tief aus, laß dann erst es raus! Es wird sicher gut sein.» Der Enterich schwingt sich hoch in die Lüfte, ruft noch einmal sein «Gack-gack» zu dir herunter, dann ist er um die Flußbiegung verschwunden. Du stöberst noch ein wenig am Flußufer herum und gehst dann über deine weite Wiese zurück nach Hause. 16.ENTSPANNUNGSGESCHICHTE Bei den Eichhörnchen Es ist nach einem Gewitter, der Regen hat gerade aufgehört. Du gehst über deine Wiese, und da ist ein glänzender Lichterbogen, und du gehst hindurch. Auf der anderen Seite steht ein Eichhörnchen vor dir. Es verbeugt sich und sagt mit einer hohen Stimme: «Willkommen, hier bist du im Eichhörnchenland. Schön, daß du uns einmal besuchst. Komm, ich bringe dich zu unserem Herrscher.» Du bist neugierig, wohin du denn hier geraten bist und folgst dem Eichhörnchen. Es führt dich auf einen kleinen Hügel hinauf, da steht eine mächtige Burg mit dicken Wällen und hohen Zinnen. Ihr geht durch das sogar für einen Menschen gewaltige Tor und durch den geräumigen Hof und gelangt in einen großen Saal. Ein schon ganz ergrautes Eichhörnchen lümmelt sich auf dem zierlich geschnitzten Thron, setzt sich aber, als es dich sieht, ganz überrascht auf: «Na so was, man hat mir ja schon viel von der Menschenwelt erzählt, aber gesehen hab ich noch keinen dieser Menschen.» Interessiert springt es auf, läuft einmal um dich herum und betrachtet dich von allen Seiten. «Wie fühlt man sich denn so als Mensch?» will es wissen. «Äh..., gut, danke der Nachfrage», ist alles, was du herausbringst.
«Das muß ja eine schlimme Welt sein, so wie ihr dort haust und immer nur verschwendet», meint der Eichhörnchen-Herrscher. «Wir sparen lieber und sammeln und erfreuen uns dann an dem fleißig Zusammengebrachten. Wache! Zeig unserem Gast doch einmal unsere Schatzkammern!» Und ihr geht zu den Schatzkammern der Eichhörnchen-Burg, und der Herrscher, der auch mitgekommen ist, zeigt dir die vielen Räume mit ihren Truhen und den wertvollen Schätzen, daß du ganz neidisch wirst. «Schau, das haben wir alles gesammelt und gespart, und wir gehen nicht so rücksichtslos und gedankenlos mit unseren Schätzen um wie ihr. Macht uns das erst mal nach!» sagt der Eichhörnchen-Herrscher, und dann gibt er dir noch ein wertvolles Stück als Geschenk mit. Du bedankst dich und verabschiedest dich, und der Wächter begleitet dich wieder zum Lichterbogen. Du schaust noch einmal zurück zur Burg, dann trittst du hindurch. Aber ach, als du auf der anderen Seite in der Menschenwelt wieder herauskommst, ist das schöne Geschenk verschwunden , und der Lichterbogen ist auch nicht mehr zu sehen. «Macht nichts», denkst du, «ich hab ja auch viele kleine Schätze und alles was ich brauche, und die Eichhörnchen übertreiben ja vielleicht auch ein bißchen.» So gehst du langsam zurück nach Hause, und wie du am Wäldchen angekommen bist, piepst von einer mächtigen Eiche ein Eichhörnchen herunter, aber eines von unserer Welt. Und es läßt eine Eichel fallen, die hebst du auf und steckst sie in deine Tasche. Und später bastelst du vielleicht irgend etwas daraus. 17.ENTSPANNUNGSGESGHIGHTE Der Glücksreif Du liegst ganz ruhig und entspannt auf deiner weiten Wiese, da meinst du plötzlich, deinen Namen rufen zu hören. Du stehst auf und gehst über die Wiese, in die Richtung, aus der dieser Ruf kam. Mitten auf der Wiese findest du einen in allen Regenbogenfarben glänzenden Lichterbogen. Du wunderst dich, da es ja vorher überhaupt nicht geregnet hat. Du kommst näher, schaust dir den Lichterbogen von allen Seiten genau an, und schließlich trittst du hindurch. Es scheint sich danach gar nicht viel verändert zu haben, die Wiese ist noch da, das Wäldchen und den Fluß kannst du etwas weiter weg erkennen, - aber vor dir tänzelt eine große, fast durchsichtige und ebenfalls in allen Regenbogenfarben schimmernde Kugel auf und ab. «Hallo», begrüßt sie dich, «mein Name ist Delta. Willkommen im Land der Denker. Ich habe dich hergerufen, weil wir hier in Schwierigkeiten sind. Du könntest uns helfen.»
«Um was geht es denn?» fragst du. «Komm am besten mit, dann zeige ich es dir», antwortet die schimmernde Kugel. Ihr wandert ein Stückchen weiter, ein kleines Tal hinauf, bis ihr an einen bebauten Platz kommt. Kunstvoll verzierte steinerne Säulen stehen in langen Reihen, wundervolle Steinmosaike schmücken den Boden des Platzes, überall stehen Rosenbüsche, und der Duft ihrer Blüten liegt schwer und süß in der Luft. In der Mitte des Platzes befindet sich ein mächtiger viereckiger Marmorblock, der von einem kleinen Bächlein umspült wird. «Siehst du diesen Platz und diesen Marmorblock?» fragt die Regenbogenkugel. «Das ist unser heiligster Ort. Aber wenn wir auch besser denken können als alle Menschen, so haben wir doch keinen Körper und keine Hände, und deshalb konnte ein kleines Bächlein, das seinen Lauf geändert hat, unser Heiligtum überschwemmen.» «Wie habt ihr das ohne Hände überhaupt erbauen können?» fragst du. «Vor langer Zeit ist es den besten unseres Volkes gelungen, durch geistige Kräfte und die Hilfe der Tiere unserer Welt diesen Ort zu erschaffen. Das war aber so anstrengend, daß wir erst in vielen hundert Jahren wieder zu so etwas fähig sind. Wie wir diese Überschwemmung jetzt beseitigen sollen, das wissen wir nicht.» «Wenn du mir zeigst, wo der Bach herkommt und wie er früher lief, kann sein, es läßt sich etwas machen», meinst du, ganz beeindruckt von dem wunderschönen Ort. «Das wäre wunderbar», antwortet die Regenbogenkugel und führt dich weiter, das Bächlein hinauf. Schon bald kommt ihr an die Stelle, wo der Bach wohl nach einem Wolkenbruch sein altes Bett verlassen und sich einen neuen Weg, mitten über den Regenbogenplatz, gesucht hat. Und es ist auch leicht zu sehen, warum. Im alten Bachbett liegt ein kleines Birkenstämmchen quer, an dem sich allerlei losgerissene Büsche und Gräser verfangen haben. So wurde das Bachbett verstopft, und das Wasser mußte sich einen neuen Weg suchen. Du ziehst dir Schuhe und Strümpfe aus, krempelst die Hosenbeine hoch und machst dich daran, das alte Bachbett freizuräumen. Es ist eine mühselige Arbeit, aber schließlich hast du es geschafft. Das Bächlein rauscht wieder in sein altes Bett und spült die letzten Hindernisse mit sich fort. «Gut gemacht», meldet sich die Regenbogenkugel wieder, die dir schweigend zugeschaut hat. «Zum Dank für deine Mühe gebe ich dir ein Geschenk mit. Es ist nichts zum Anfassen, so etwas können wir ja nicht herstellen. Es ist etwas für deine Gedanken. Ich gebe dir einen Glücksreif mit.» «Was ist denn das?» wunderst du dich. «Der Glücksreif ist in deiner Welt unsichtbar», antwortet die Regenbogenkugel. «Doch hier kannst du ihn im Spiegel erkennen. Beug dich über das Wasser.» Das tust du und siehst, wie um deine Stirn ein fast durchsichtiger
Reif liegt und in allen Farben schimmert. «Dieser Reif bringt dir Glück», sagt die Regenbogenkugel. «Immer wenn du Glück nötig hast, kannst du dir den Reif in Gedanken selbst um deine Stirn legen. Aber nicht nur bei dir selber wirkt es, du kannst den Reif in Gedanken auch anderen Menschen aufsetzen, wenn du dies möchtest.» «Wunderbar, dann kann ja nichts mehr schiefgehen», freust du dich und denkst an all die Klassenarbeiten, die jetzt kein Problem mehr sein werden. «Du mußt selbst auch einiges tun, damit das Glück sich einstellen kann», antwortet die Regenbogenkugel. «Nur wenn du alles getan hast, was du von dir aus tun kannst, bringt dir der Reif das nötige Glück, damit die Sache gelingt.» «Also Lernen ist trotzdem noch nötig», denkst du. «Aber immerhin!» Und du denkst an deine Familie und alle Freunde, denen du nun in Gedanken den Glücksreif aufsetzen kannst. «Vielen Dank!» sagst du, und die Regenbogenkugel begleitet dich wieder zurück bis zum Regenbogentor. Du verabschiedest dich, trittst hindurch und gehst dann langsam und vergnügt über deine Wiese nach Hause. 18.ENTSPANNUNGSGESCHICHTE Der Wunschgarten Du liegst ganz ruhig und entspannt auf Deiner weiten Wiese und träumst so vor dich hin, da hörst du plötzlich ein helles Klingen in der Luft und weißt irgendwie, der seltsame Regenbogen ist wieder aufgetaucht. Du stehst auf, gehst über die Wiese bis dorthin, wo der Regenbogen steht und im Licht der Sonne funkelt und glänzt, und du gehst weiter, durch ihn hindurch. Auf der anderen Seite stehst du vor einem großen Garten mit Rosentor und sorgsam angelegten Blumen- und Gemüsebeeten. Aber auch wilde Flecken mit Dornenhecken, hohem Gras und Brennesseln findest du dazwischen. «Wo bin ich nur hier?» fragst du dich. «Du bist hier im Garten deiner Wünsche und deiner Bedürfnisse», scheppert eine lustige Stimme hinter dir. Als du dich umdrehst, kannst du nur eine Vogelscheuche mit Zylinder, bunten alten Kleidern und blitzenden Metallstreifen im Haar und in den Kleidern erkennen. «Ja, ich bin's», spricht die Vogelscheuche dich an. «Ich bin hier der Gärtner für dich. Ich verscheuche die Krähen, die das Obst von deinen Bäumen fressen wollen, ich pflege und gieße auch die Beete. Und nun komm, ich führe dich ein wenig herum.» Neben der großen, dürren, schlaksigen Vogelscheuche gehst du also durch den Garten. In einem Gartenstück mit Beerenhecken, wilden Beeten und einem sprudelnden Bächlein bleibt ihr stehen.
«Hier sind wir im Garten deiner einfachen Bedürfnisse», sagt die Vogelscheuche. «Hier ist dein Hunger, dein Durst und dein Schlaf. Erst wenn diese Bedürfnisse befriedigt sind, kannst du zu den anderen kommen. Ich sorge für sie, und auch du kannst das tun, wenn du hier bist.» Und ihr gießt die Beete und Sträucher und geht dann weiter. «Hier sind wir im Garten deiner Bedürfnisse nach anderen Menschen, nach Freunden, nach deinen Eltern und Geschwistern. Hier findest du Sicherheit, Geborgenheit und Menschen, mit denen du reden oder etwas unternehmen kannst», sagt die Vogelscheuche. «Überlege dir einmal, was dir davon gerade besonders wichtig ist und gieße es, das wächst dann.» Das tust du, und wieder gießt ihr Beete und Hecken, zupft auch mal ein Unkraut aus und geht dann weiter. «Und hier sind wir im Garten deiner Wünsche nach Erfolg in der Schule oder bei allem anderen, was du tust. Hier findest du Anerkennung von anderen Menschen für das, was du bist und unternimmst. Überleg dir, was dir aus diesem Garten am wichtigsten ist und gieße es, damit es wachsen kann.» Das tust du und sagst dann zu der Vogelscheuche: «Das ist der wichtigste Teil des Gartens.» «Es mag wohl der wichtigste Teil sein», antwortet sie, «aber wenn die beiden anderen Teile nicht in Ordnung sind, dann kommst du gar nicht erst so weit.» Ihr gießt wieder die Beete und Hecken und zupft etwas Unkraut aus. «Nun hast du deinen Garten gesehen», sagt die Vogelscheuche, als ihr wieder beim Rosentor angekommen seid. «Du kannst immer wiederkommen und ihn pflegen oder auch verändern. Denke aber daran, daß du erst durch den ersten Garten, den Garten deiner einfachen Bedürfnisse, und dann durch den zweiten Garten, den Garten deiner Bedürfnisse nach Sicherheit und anderen Menschen mußt, bevor du in den dritten Garten, den Garten deiner Wünsche nach Anerkennung und Erfolg, kommen kannst.» Das merkst du dir, verabschiedest dich von der freundlichen Vogelscheuche und gehst dann durch das Regenbogentor und über deine weite Wiese langsam nach Hause. 15. ENTSPANNUNGSGESCHICHTE Das Füllhorn Du liegst ganz ruhig und entspannt auf deiner weiten Wiese und denkst an nichts. Du atmest tief ein und wieder tief aus. Du hörst die Geräusche um dich, läßt dich durch sie aber nicht stören. Du schaust vielleicht in den weiten Himmel über dir und siehst die Wolken ziehen, aber vielleicht hast du die Augen auch geschlossen und siehst gar nichts. Aber plötzlich merkst du, wie etwas neben dir steht. Du weißt, es ist ein freundliches Wesen, nämlich dein ganz persönlicher Entspan-
nungswichtel. Wie er genau aussieht, das mußt du dir selber überlegen. Vielleicht hat er einen Bart, vielleicht aber auch nicht, vielleicht trägt er einen Hut oder einen bunten Kittel, vielleicht hat er eine Brille auf, einen Buckel oder eine ganz besondere Nase. Dieser Wichtel ist ein ganz besonderes Wesen. Das siehst du schon daran, daß du ihn am besten mit geschlossenen Augen sehen kannst. Heute wirst du mit ihm keine Abenteuer erleben, sondern heute erzählt er dir eine Geschichte. Und jetzt fängt er damit an: «Ich erzähle dir jetzt vom Füllhorn. Das Füllhorn sieht so aus wie eine große Wundertüte, dort sind alle deine guten und weniger guten Eigenschaften gesammelt. Du weißt ja, manchmal bist du wütend, meistens aber nicht. Wenn du gerade nicht wütend bist, dann ist deine Wut irgendwo anders. Besser, du steckst sie ins Füllhorn, da ist sie sicher, da weißt du, wo sie ist. Oder wenn du fröhlich bist, das ist gut. Aber wenn du nicht fröhlich bist, dann ist deine Fröhlichkeit im Füllhorn, da ist sie gut aufgehoben. Und so ist es auch mit deiner Traurigkeit, deiner Konzentration, deiner Ruhe. Auch deinen Fleiß und deine Ordentlichkeit mußt du manchmal in deinem Füllhorn suchen. Und jetzt stell dir dein Füllhorn vor. Stell dir vor, wie es aussieht. Dreh es in Gedanken hin und her, es ist ganz leicht, obwohl so viel in ihm drin ist. Es geht dir nie verloren. In deinen Gedanken ist es immer sicher, immer da, wenn du an es denkst. Du kannst viel mit ihm anfangen. Wenn du zum Beispiel wütend bist, obwohl du selber weißt, daß etwas Ruhe jetzt viel besser wäre, dann denkst du einfach an dein Füllhorn, nimmst deine Wut und legst sie da hinein. Da ist sie sicher und kann dir nicht schaden. Und dann nimmst du dir heraus, was du brauchst; Ruhe nimmst du dir zum Beispiel heraus. Und dann wirst du ganz ruhig und alles geht viel besser. Oder wenn du zum Beispiel Angst hast vor jemandem und weißt, daß Mut viel besser wäre, dann läßt du alles kurz mal so sein, wie es ist und denkst an dein Füllhorn. Und dann nimmst du deine Angst und legst sie dort hinein, da ist sie sicher. Und dann nimmst du dir den Mut heraus, den du brauchst, und alles geht viel besser. Oder wenn du mal ganz aufgeregt bist und weißt, daß Konzentration und Ruhe jetzt viel besser wären, vor einer Arbeit vielleicht. Dann denkst du einfach an dein Füllhorn, nimmst deine Aufgeregtheit und legst sie dort hinein. Und dann nimmst du dir die Ruhe und die Konzentration, die du brauchst, und alles geht viel besser. Mach aber nie zu schnell, sonst klappt es nicht. Laß dir Zeit dabei, sonst bleibt das Füllhorn verschlossen, und du kommst nicht an die Sachen heran. Wenn es nicht gleich geklappt hat, das macht nichts, das Füllhorn ist immer da, versuch es noch mal, aber laß dir mehr Zeit dabei. So, jetzt hast du dein Füllhorn und weißt, wie du an es herankommst, an deinen Mut, deinen Fleiß, deine Fröhlichkeit und alles
andere. Und wo du alles, was du gerade nicht gebrauchen kannst, hineinlegst, damit es dich nicht stört.» ....... 19.ENTSPANNUNGSGESCHICHTE Reise durch den Körper Du liegst entspannt auf deiner weiten Wiese, da hörst du ein Klingen in der Luft, und der Lichterbogen taucht wieder am Waldrand auf. Du stehst auf und willst schon hinübergehen und einmal sehen, was für ein neues Abenteuer dich heute erwartet. Aber da leuchtet der Lichterbogen plötzlich ganz grell auf - und so l etwas wie ein gläsernes Flugzeug fliegt aus ihm hervor und landet gerade vor dir. Die Steuerkanzel geht auf, allerhand blinkende Instrumente kannst du drin sehen. Am seltsamsten kommt dir aber der blitzende Zwerg vor, der vor den Instrumenten sitzt und allerlei schaltet und tut. Dann ist er wohl fertig, schaut heraus und winkt dir zu. «Hallo», sagt er, «ich heiße Helmerich. Hast du Lust, heute einmal eine Reise durch deinen eigenen Körper zu machen?» «Wie soll denn das gehen?» wunderst du dich. «Nun, ganz einfach», antwortet Helmerich. «Mit einem Zauberstab kann ich dich als Geist in mein Inspektionsboot mit aufnehmen. Dann verkleinere ich unser Boot, und wir machen damit eine Reise durch deinen Körper.» «Na, da lasse ich mich gerne überraschen», meinst du. Aber tatsächlich, Helmerich zieht einen Zauberstab heraus und Plingggg, siehst du dich plötzlich selber auf der Wiese liegen. Du staunst und steigst dann schnell in das gläserne Fahrzeug. Helmerich schwingt nochmals seinen Zauberstab, und mit dem ganz winzig gewordenen Fahrzeug fliegt ihr durch den offenen Mund in deinen Körper ein. Vorbei geht es an den Zähnen und durch die Speiseröhre in den Magen. Dort versprühst du aus dem Fahrzeug ein wohltuendes Mittel gegen Bauchweh. Weiter geht es durch den Darm, mit einem Abstecher zur Leber. Überall bringst du in Ordnung, was nicht stimmt. Du hast alle Mittel und Werkzeuge dabei, die du brauchst: Sprays und Hämmer und Zangen und Schraubenzieher und Besen und Staubsauger und Putzlumpen und Spülmittel und alle gute Medizin, die es gibt oder die du dir vorstellen kannst. Immer weiter geht es durch den Darm, wie durch einen langen, dunklen Tunnel. Aber die Lichter des Inspektionsbootes machen ihn hell genug. Dann fahrt ihr mit dem Glasboot aus dem Darm heraus, hinein in die Blutgefäße, die ihn umgeben und in die auch das schon ganz zerkleinerte Essen kommt. Und weiter geht es durch die Blutgefäße, überall hin in deinen Körper, und überall bringst du in Ordnung, was nicht stimmt oder besser sein könnte. In die Beine geht es hinunter, bis in die kleinen Zehen und wieder hinauf, in den Unterleib, den Bauch, die Lunge, durch die dein Atem pfeift, in die Arme, in jeden ein-
zelnen Finger. Und von den Fingern geht es dann wieder zurück und durch das Herz und hoch ins Gehirn. Und überall bringst du in Ordnung, was du anders haben möchtest. Unter der Haut kommt ihr mit dem Boot vorbei, vorbei an den Muskeln und überall. Und schließlich, als ihr überall wart und verbessert habt, was es nur zu verbessern gab, schließlich fahrt ihr wieder in den Magen und durch die Speiseröhre hinauf in den Mund und weiter ins Freie. «Das war aber eine tolle Reise», sagst du zu deinem kleinen Piloten, nachdem er euch wieder vergrößert hat. «Und die kannst du in deiner Vorstellung immer selber machen, wenn du willst, und alles verbessern, wie es dir gefällt», antwortet der, schwingt nochmals seinen Zauberstab und ist verschwunden. 5. ENTSPANNUNGSGESCHICHTE Im Schlummerland Du liegst ruhig und entspannt auf deiner weiten Wiese und träumst so vor dich hin. Halb bist du schon eingeschlafen, da hörst du es in der Luft singen und knistern. Wie du aufschaust, ist da wieder der Lichterbogen über der Wiese erschienen. Du stehst auf und gehst hindurch. Auf einem Weg tauchst du auf, der neben einem lustig dahinplätschernden Bächlein entlangführt. Ein Stückchen weiter siehst du ein Dorf, in die Richtung gehst du. «Schlummerdorf, 5 Tagesreisen», steht auf einem Schild am Wegrand, obwohl es doch höchstens noch 100 Meter bis zum Dorfanfang sind. Und schon bist du an den ersten Häusern. Dort macht der Weg einen Bogen und geht über den Bach und eine Brücke hinein ins Dorf. Als du in der Mitte der Brücke stehst, schaust du hinunter ins Wasser. Pfeilschnell flitzen Forellen über den Grund. Sie haben wohl deinen Schatten gesehen und bringen sich lieber einmal in Sicherheit. Dann kommst du ins Dorf- und wunderst dich. Ganz still ist es, nur ein komisches Geräusch, wie von einem ganzen Haufen feiner Sägen, liegt in der Luft. Aus allen Richtungen gleichzeitig scheint es zu kommen. Du schaust durch die Fenster eines Hauses: da sitzt eine Frau am Nähtisch und schläft. Ein Stückchen weiter kommst du an den Marktplatz. Wenig los ist da. Nur am Brunnen ist jemand: Zwei alte Männer sitzen da und dösen ganz zusammengesunken vor sich hin. Die Schnurrbärte wackeln ihnen nur so um die Ohren vom Schnarchen. Nirgends was los! Da fällt dein Blick auf die Rathausuhr. Sogar die Zeiger sind stehengeblieben und zittern und schnarchen selig vor sich hin. «Schule» siehst du über einem großen Hauseingang geschrieben stehen. Du gehst hinein. Kein Laut zu hören, so gehst du in ein Klassenzimmer. 20 Kinder sitzen hinter den Bänken, wie bei dir in der Schule ja auch, und ein Lehrer ist da. Aber alle Kinder haben den Kopf in den Händen vergraben und dösen nur so vor sich hin. Der Lehrer lehnt an der Tafel und schnarcht. Wie er
dich hereinkommen hört, schrickt er zusammen. Langsam, als würde es unendliche Mühe machen, zieht er mit einem Finger eines seiner geschlossenen Augenlider hinauf, damit er dich betrachten kann. So steht er ein Weilchen und schaut. Dann zieht er erstaunt auch noch das andere Lid hinauf und murmelt: «Interessant, ein Erdenmensch. Wie kommst denn du in unsere Schlummerwelt?» «Och, ich bin nur so auf der Durchreise», sagst du großspurig. «Aber wenn du gerade da bist, dann kannst du mir etwas verraten, solange ich noch halbwegs wach bin», meint der Lehrer. «In einem meiner Bücher habe ich nämlich schon von euch gelesen. Ihr seid immer so wach, ihr Erdenmenschen. Wie macht ihr das nur?» «Das weiß ich auch nicht», antwortest du. «Wir sind auch nicht immer wach, sondern manchmal ganz schön müde. Aber dagegen kann man ja etwas tun.» «Das verrate mir einmal», sagt der Lehrer, «damit wir in der Klasse endlich die Aufgabe hier zu Ende bekommen.» Mühsam zeigt er auf die Tafel. «Eins und eins ist...» steht da. Du wunderst dich. «Klasse 4a» stand an der Klassenzimmertür. In der vierten Klasse ist man doch schon weiter! «Vier Schuljahre versuchen wir nun schon, diese Aufgabe zu lösen», klagt der Lehrer, «aber immer sind alle zu müde dazu.» «Oh», sagst du und mußt lachen. «Was wollt ihr denn sein, wenn nicht müde?» «Frisch», sagt der Lehrer. «Wach», murmelt einer seiner zusammengesunkenen Schüler, der inzwischen auch ein Auge aufbekommen hat. Da fallen dir die Forellen ein. «Frisch und wach wie ein Fisch im Bach», , rufst du. «Versucht es doch einmal mit diesem Sprach.» «Frisch und wach wie ein Fisch im Bach», murmelt der Lehrer und runzelt verwundert die Stirn. «Frisch und wach !, wie ein Fisch im Bach», murmeln die ersten Schüler und setzen sich auf. «Frisch und wach wie ein Fisch im Bach», sagt die ganze Klasse im Chor. «Wie in den alten Legenden!» ruft der Lehrer aus und hebt seinen Zeigestock auf, der ihm wohl irgendwann einmal vor Müdigkeit aus der Hand gefallen ist. «Da heißt es, daß eines Tages ein Menschenkind auf unsere Welt kommen wird und uns von unserer Müdigkeit befreit. Vielen Dank!» «Aber jetzt muß ich weiter», sagst du geschäftig und gehst zur Tür. «Vielen Dank», rufen dir die Kinder nach und machen sich eifrig
daran, endlich die erste Aufgabe ihres Lebens zu lösen. «Frisch und wach wie ein Fisch im Bach», tönt es dir hinterher, als du über den Marktplatz gehst. Neben dem Marktbrunnen lehnen immer noch die beiden Männer. Aber jetzt reiben sie sich verwundert die Augen. Der Lichterbogen ist wieder erschienen. Du trittst hindurch und bist wieder auf deiner weiten Wiese. «Frisch und wach wie ein Fisch im Bach», tönt es noch einmal schwach durch den Lichterbogen. Dann verschwindet er. Und du gehst über deine weite Wiese langsam nach Hause.
Einschlafgeschichten Die Entspannungsgeschichten aus dem vorigen Kapitel können auch als Einschlafgeschichten verwendet werden, wozu sich ja auch Märchen oder andere Erzählungen eignen. Die folgenden Geschichten wurden jedoch speziell für Kinder mit Schlafproblemen geschrieben und konnten bei solchen Problemen in Kassettenform mit gutem Erfolg eingesetzt werden. Da Einschlaf- und Zubettgehprobleme häufig mit Angst verbunden sind, wurden auch hier manchmal entsprechende Merksprüche eingebaut. Das Kind sollte sich schon im Bett befinden, das Zubettgeh-Ritual weitgehend abgeschlossen sein. Am besten eignet sich auch hier die weiter vorn (S. 34) dargestellte Entspannungshaltung des Kindes mit Rückenlage und leicht gespreizten Beinen sowie neben dem Körper liegenden Armen. Das Kind sollte die Augen schließen. Aber denken Sie wieder daran: Beharren Sie nicht darauf, wenn das Kind partout nicht will. Ein fließender Übergang vom gemeinsamen Gespräch zum Erzählen der Geschichte bietet sich auch hier an. Nach dem Ende der Geschichte verabschieden Sie sich am besten kurz von Ihrem Kind: andere, größere Aktivitäten würden den Zweck der Einschlafgeschichte wieder aufheben. Wichtig ist der möglichst gleichmäßig wiederkehrende Rahmen und eine möglichst ruhige und entspannte Atmosphäre. 6, EINSCHLAFGESCHICHTE
:
Die Reise zum Jahrmarkt «Hallo! Es ist Zeit, ins Bett zu gehen!» ruft die Mutter. «Och, ich will aber lieber noch aufbleiben», maulst du zurück, weil du es dir noch gerade vor dem Fernseher so richtig gemütlich gemacht hast. «Nur noch ein Viertelstündchen!»
«Keine Widerrede», ruft es wieder aus der Küche, «ab in die Heia, damit du morgen ausgeruht bist!» Da ist etwas dran, und der Klügere gibt nach, mißmutig gehst du also ins Bett. Doch wie du dann dort so liegst und die Bettdecke über dich ziehst, tut dir das fast schon wieder leid, denn im Bett ist es immer so langweilig. Aber in dieser Nacht wird noch etwas Besonderes geschehen. Du bist fast eingeschlafen, da hörst du plötzlich ein Geräusch. «Hallo», klingt es wie von ganz weit her. Du horchst auf: «Was war das?» Nichts zu sehen. «Hallo, du, hier bin ich!» Du schaust dich nochmals ganz angestrengt um. «Wo denn, ich kann dich nicht sehen», flüsterst du dann. «Warte», sagt die freundliche Stimme, «ich zünde meine Laterne an.» Und plötzlich wird es wieder ein wenig heller im Zimmer, gerade so hell, daß du in der Zimmermitte einen kleinen braunen Teddy mit einer Laterne erkennen kannst. Er tappt langsam näher, stellt die Laterne auf dein Nachttischchen und sagt: «Ich bin Teddy, der Bär, aber du kannst mich einfach Teddy nennen. Du brauchst keine Angst vor mir zu haben, ich bin dein Freund.» «Wieso kannst du denn sprechen?» fragst du ganz erstaunt. «Ich bin eben ein Traumbär», antwortet Teddy stolz. «Am Tage bin ich ein ganz normaler Teddy, nachts aber werde ich lebendig und besuche manchmal Kinder. Dann erzähle ich ihnen Geschichten, und manchmal unternehme ich mit ihnen eine Reise ins Traumland.» «O ja, eine Reise ins Traumland, das wäre schön! Bitte, Teddy, nimm mich doch dorthin mit!» «Na schön», brummt Teddy, «aber du mußt mir versprechen, daß du hinterher auch einschläfst.» Schon versprochen», rufst du schnell. «Und jetzt mußt du mir sagen, was ich tun soll, damit wir ins Traumland reisen können!» «Nichts leichter als das», brummt Teddy, «wir sagen einfach zusammen einen Zauberspruch. Bist du bereit? Dann schließ die Augen, atme tief ein und tief aus und sage dreimal zusammen mit mir: «Ich bin ganz ruhig und still, weil ich ins Traumland will. Ich bin ganz ruhig und still, weil ich ins Traumland will. Ich bin ganz ruhig und still, weil ich ins Traumland will.» Nun, das sprichst du also immer innerlich mit, und plötzlich gibt es ein ganz merkwürdiges Geräusch. Huiüniü, klingt es dir in den Ohren, und schon bist du zusammen mit Teddy im Traumland angekommen. Als du die Augen öffnest, siehst du, daß du dich auf einem riesigen Jahrmarkt befindest. Überall stehen Karusselle, Würstchenbuden, Schießstände und Luftballonverkäufer. Richtig bunt sieht alles aus, und es duftet nach gebrannten Mandeln und Zuckerwatte. «Gefällt es dir hier?» fragt Teddy.
«Ja, sehr!» rufst du und vergißt dein Staunen. «Am liebsten möchte ich gleich Karussell fahren.» «Na, dann mal los», sagt Teddy. Er hat es kaum ausgesprochen, da läufst du schon auf ein Karussell mit Elefanten und kleinen weißen Pferdchen zu. Du steigst hinauf und setzt dich auf eines der Karussellpferde. «Hallo, kleiner Mensch», sagt das Karussellpferdchen und dreht seinen Kopf zu dir hin, «sitzt du auf meinem Rücken bequem?» «Nanu», antwortest du und staunst nicht schlecht. «Du kannst ja sprechen!» «Natürlich», meint das Pferdchen, «wir sind hier doch im Traumland, da können auch Karussellpferde sprechen. Aber jetzt halte dich gut fest, damit wir losfahren können.» Nun erklingt Musik, und das Karussell fängt an, sich zu drehen. Wie schön das ist! Du sitzt stolz auf deinem Pferdchen und winkst Teddy zu, der vor dem Karussell steht und dich breit angrinst. Rundherum geht es im Kreis, und deine Haare flattern im Fahrtwind. Dann wird die Musik leiser und das Karussell immer langsamer, bis es schließlich wieder ganz stillsteht. «Vielen Dank», sagst du zu deinem Pferdchen und streichelst ihm die weiße Mähne, «das war eine wunderschöne Fahrt.» «Es war mir ein Vergnügen», wiehert das Pferdchen. Du steigst wieder vom Karussell und läufst zu Teddy. «Komm», meint der, «wir wollen noch zu den Luftballons gehen.» Da bist du natürlich sofort dabei, und so zieht ihr los, vorbei an all den Buden, Losverkäufern und Wirtszelten. Ihr laßt euch Zeit und schaut euch überall um. Schließlich trefft ihr auf einen Luftballonverkäufer mit einem langen Stab in der Hand. An diesem Stab sind alle Luftballons mit Schnüren angebunden. «Oh, wir bekommen Besuch», begrüßt dich der Luftballonverkäufer. «Hallo, kleiner Mensch», grüßt auch ein Luftballon und zwinkert dir mit seinem aufgemalten Auge zu: «Hab ich dich nicht in der Menschenwelt schon einmal gesehen?» «Kommst du denn auch von dort?» fragst du erstaunt zurück. «Ja. In der Menschenwelt hat mich ein Kind wie du auf einem Jahrmarkt gekauft und dann aus Versehen losgelassen. So bin ich hoch in den Himmel hinauf geflogen, und plötzlich war ich im Traumland. Und wenn ich hier im Traumland in den Himmel steige, kann sein, ich komme eines Tages in die Menschen weit zurück, und du findest mich dort auf einem Jahrmarkt wieder.» «Das wäre ja prima!» rufst du. «Bitte, lieber Luftballonverkäufer, laß ihn doch fliegen!» «Meinetwegen», sagt der Verkäufer, bindet den Luftballon los, und der steigt auf in den Himmel. «Vielen Dank», ruft er noch zu euch hinunter und fliegt höher und höher. Du schaust ihm noch ein Weilchen zu, wie er sich im Wind hin
und her wiegt, bis du ihn nicht mehr erkennen kannst. «So, jetzt wird es aber Zeit zum Schlafen», brummt Teddy. «Ooh, ich möchte aber gerne noch hierbleiben», bettelst du, obwohl du selber merkst, wie müde du bist. «Du weißt doch, was du mir versprochen hast», antwortet Teddy. Du kannst dich kaum mehr auf den Beinen halten, so schwer sind sie schon und bist deshalb schnell überredet. Teddy faßt dich an der Hand und Huiüiiüi, schon seid ihr wieder zurück und in deinem Zimmer zu Hause. «Das war aber schön», murmelst du müde. Kaum, daß du deine Augen noch offen halten kannst. «Besuchst du mich morgen wieder?» «Wenn du willst, gerne», brummt Teddy, «dann reisen wir in ein anderes Traumland. Und zum Abschluß lehre ich Dich noch einen weiteren Zauberspruch, einen Schlafspruch. Schließ die Augen, atme tief ein und tief aus, und sage dreimal mit mir zusammen: Ich bin ganz ruhig und still, weil ich jetzt schlafen will. Ich bin ganz ruhig und still, weil ich jetzt schlafen will. Ich bin ganz ruhig und still, weil ich jetzt schlafen will. Gute Nacht und schlaf recht schön.» 7, EINSCHLAFGESCHICHTE Die Reise ins Blumenland Als Teddy in der nächsten Nacht zu dir ins Zimmer kommt und seine Laterne anzündet, liegst du mit einem dicken Schal um den Hals im Bett. «Hallo, Teddy», krächzt du und hustest, «ichhabeeinen schlimmen Husten und mußte heute fast den ganzen Tag im Bett bleiben.» «Ach, du armes Kind!» meint Teddy mitleidig. «Und gerade heute nacht wollte ich mit dir ins Blumenland reisen.» «Mir geht es schon viel besser», rufst du eifrig - und hustest ein paarmal vor dich hin. «Bitte, Teddy, laß uns trotzdem das Blumenland besuchen, ich nehme auch meinen Hustensaft mit.» «Also schön», brummt Teddy, «aber nur ganz kurz, und danach wird sofort geschlafen, damit du morgen wieder ganz gesund bist.» «Ja, fein», rufst du und schnappst dir deine Hustensaftflasche. «Halt, halt, kleiner Mensch», mahnt Teddy, «weißt du denn noch, was man zu sich selber sagen muß, wenn man ins Traumland reisen will?» «Ich bin ganz ruhig, weil... äh... weil...», stotterst du, aber dann denkst du genau nach, und es fällt dir wieder ein: «Ich bin ganz ruhig und still, weil ich ins Traumland will.» «Donnerwetter», staunt Teddy, «das hast du dir aber gut gemerkt. Also, dann kann es ja losgehen. Schließ die Augen, atme tief ein und tief aus und sage dreimal mit
mir zusammen den Spruch: Ich bin ganz ruhig und still, weil ich ins Traumland will. Ich bin ganz ruhig und still, weil ich ins Traumland will. Ich bin ganz ruhig und still, weil ich ins Traumland will. Und Huiüiiiiüii, schon seid ihr da. Als du die Augen öffnest, sitzt du inmitten einer wunderschönen Blumenwiese. «Hatschi», macht es hinter dir. Als du dich umdrehst, erkennst du Teddy. «Nanu, bist du denn auch erkältet?» fragst du ihn erstaunt. «Nein, nein», brummt Teddy, «ich habe nur gerade an einer Blume geschnüffelt, und da hat mich der Blutenstaub in der Nase gekitzelt.» «Ach so. Aber sag mal, Teddy, warum sind denn auf dieser Wiese alle Blumen weiß?» «Keine Ahnung», meint Teddy, «als ich neulich im Blumenland war, da waren die Blumen noch kunterbunt.» Teddy hat kaum ausgesprochen, als ein kleiner roter Marienkäfer - so einer mit schwarzen Punkten - an euch vorübermarschiert. «Entschuldigung, lieber Marienkäfer», sagt Teddy freundlich, «können Sie uns vielleicht erklären, warum hier im Blumenland alle Blumen weiß sind?» «Ach, das ist eine traurige Geschichte», seufzt der Marienkäfer, «ich will sie Ihnen gerne erzählen: übrigens heiße ich Max.» «Wissen Sie», beginnt Max, «im Blumenland sind nachts alle Blumen weiß, und ganz früh am Morgen, noch bevor die Sonne aufgeht, kommen die kleinen Wiesenelfen mit ihren Pinseln und Farbtöpfen und malen die Blüten bunt an. Aber seit ein paar Tagen sind unsere Elfen alle krank und liegen mit schlimmem Husten im Bett, so daß sie unsere Blumen natürlich nicht mehr färben können.» «Habt ihr denn keine Medizin?» fragst du erstaunt und denkst an die bitteren Tropfen, die du mittags hast nehmen müssen. «Nein», seufzt Max, «so etwas gibt es im Blumenland nicht. Wahrscheinlich werden unsere Blumen immer weiß bleiben.» «Nicht weinen, Herr Max», tröstest du ihn und streichst ihm über den Kopf, «ich habe eine Idee, wie wir den Elfen helfen können.» «Wie denn?» rufen Max und Teddy wie aus einem Munde. «Ich habe doch die Hustenmedizin von zu Hause mitgenommen», erklärst du, «die geben wir einfach den Elfen, dann sind sie morgen wieder gesund.» «Du bist wirklich ein kluges Kind», staunt Teddy. «Herr Max, bitte bringen Sie uns zur Wohnung der Elfen!» «Mit dem größten Vergnügen», ruft Max, «bitte folgen Sie mir.» Kurze Zeit später kommst du mit Teddy und Max beim Haus der Elfen an. Schon vor der Tür kann man das Husten der Elfen hören. «Ihr seid wirklich sehr krank», meinst du, als ihr vor den Bettchen der Elfen steht. Schnell gehst du von einem Bett zum ändern und gibst jeder Elfe einen Löffel voll Hustensaft. «Vielen Dank», rufen die Elfen, «morgen können wir die Blumenwiese sicher wieder ganz bunt
anmalen.» «Na, übernehmt euch nicht», brummt Teddy, «ein paar Tage werdet ihr das Bett schon noch hüten müssen.» «Und für dich, kleiner Mensch», wendet er sich an dich, «wird es nun auch Zeit fürs Bett. Komm, faß mich an die Hand.» Und Huiiiiiiiiiii, schon seid ihr wieder zu Hause in deinem Zimmer. «Jetzt aber schnell ins Bett», mahnt Teddy, «nimm noch einen Löffel Hustensaft, atme tief ein und tief aus, und sage dreimal mit mir zusammen: Ich bin ganz ruhig und still, weil ich jetzt schlafen will. Ich bin ganz ruhig und still, weil ich jetzt schlafen will. Ich bin ganz ruhig und still, weil ich jetzt schlafen will. So, gute Nacht und schlaf recht schön.» 8, EINSCHLAFGESCHICHTE Im Land der Riesen «Hallo Teddy, wohin willst du denn heute nacht mit mir reisen?» fragst du und bist schon sehr gespannt. «Heute geht es ins Land der Riesen», antwortet der. «Oh... äh... ich weiß nicht recht...» stotterst du, denn bei dem Gedanken an Riesen wird dir ganz schön mulmig zumute. Die normale Welt ist ja schon groß genug. «Aber, aber, hast du etwa Angst?» fragt Teddy. «Na ja, ein ganz klein wenig vielleicht», stammelst du. «Vor den Riesen brauchst du dich nicht zu fürchten, die sind wirklich sehr nett.» Aber Teddys Worte beruhigen dich nicht, du zitterst wie Espenlaub. «Paß auf», meint Teddy, «du sprichst jetzt einfach mit mir zusammen einen Spruch gegen die Angst.» «Ich will's versuchen», sagst du, «wenn du meinst, es hilft.» «Aber sicher», brummt Teddy, «und jetzt los: Immer ruhig, etwas Mut, dann geht alles gut. Und noch mal: Immer ruhig, etwas Mut, dann geht alles gut.» «Teddy», staunst du, «das hat tatsächlich gewirkt, ich hab jetzt schon viel weniger Angst.» «Na fein», brummt Teddy, «dann können wir ja ins Land der Riesen reisen. Schließ also die Augen, atme tief ein und tief aus, und sage dreimal mit mir zusammen: Ich bin ganz ruhig und still, weil ich ins Traumland will. Ich bin ganz ruhig und still, weil ich ins Traumland will. Ich bin ganz ruhig und still, weil ich ins Traumland will. Und Huiiiiniiiii, schon seid ihr da.
«Oooooh», staunst du, als du die Augen öffnest. Unter dir erblickst du ein wunderschönes Land mit Wäldern, Hügeln und blauen Seen. «Sitzen wir hier auf einem riesigen Berg?» fragst du Teddy. «Man hat hier wirklich eine gute Aussicht.» «Hohoho», lacht es da plötzlich über dir. Du erschrickst fürchterlich und traust dich gar nicht hinaufzusehen. «W-w-w-was was ist de-denn das?» stotterst du. «Du brauchst keine Angst zu haben», beruhigt dich Teddy, «das war gerade das Lachen des Riesenkönigs, auf dessen Hand wir sitzen.» Jetzt erst bemerkst du, wo ihr gelandet seid. Und da ertönt schon wieder das laute Lachen des Riesenkönigs: «Hohoho, hallo, kleiner Mensch, schön, daß du mich und mein Volk einmal besuchst.» «H-H-Hallo, Herr Riesenkönig», antwortest du und zitterst dabei. Aber da fällt dir Teddys Spruch wieder ein. Schnell sagst du ihn dir in Gedanken vor: «Immer ruhig, etwas Mut, dann geht alles gut.» Gleich ist deine Angst schon viel kleiner geworden und du fragst: «Herr Riesenkönig, wo wohnen Sie und Ihr Volk denn?» «Na, du bist aber ganz schön neugierig», antwortet der Riesenkönig schmunzelnd, «aber weil du so ein mutiges Kind bist, will ich dir jetzt alles zeigen. Ich setze euch beide auf meine rechte Schulter, von dort aus könnt ihr alles gut beobachten.» Huiiiii, wie im Aufzug geht's nach oben, daß es in den Ohren knackst, und eh du es so richtig begreifst, sitzt ihr schon auf der Schulter des Riesen. Und der marschiert mit Riesenschritten los. Währenddessen kannst du das Gesicht des Riesenkönigs genauer betrachten. Er hat zwei große dunkle Kulleraugen, eine Knubbelnase und einen lustigen Schnurrbart, der bei jedem Schritt wackelt. «Eigentlich», denkst du für dich, «sieht so ein Riese ja ganz freundlich aus. Wenigstens dieser hier.» Während du noch so vor dich hinträumst, sagt der Riese: «Seht ihr zwei dort drüben die Häuser? Dort wohnt mein Volk.» «Oh», staunst du, denn du hast noch nie so große Häuser gesehen. «Schau mal, Teddy, wie riesig alles ist. Die Häuser hier sind bestimmt hundertmal größer als unser Haus.» «Willst du einmal in eines unserer Häuser hineinschauen?» fragt der Riesenkönig. «Ja, gerne», rufst du gespannt. Der Riesenkönig beugt sich etwas hinunter, damit du durch ein Fenster hineinlugen kannst. Du siehst eine Riesenmama, die am Bett ihres Riesenkindes sitzt und ihm aus einem Riesenmärchenbuch eine Gutenachtgeschichte vorliest. Gerade ist die Geschichte zu Ende und die Riesenmama gibt ihrem Kind einen Gutenachtkuß und macht das Licht aus, so daß du gar nichts mehr erkennen kannst.
«Das ist ja genau wie bei uns», meinst du und gähnst. «Ich glaube, jetzt reicht's für heute», meldet sich Teddy, dem von der Schaukelei auf der Schulter des Riesen ganz schlecht geworden ist. «Herr Riese, wir möchten uns jetzt gerne verabschieden, denn kleine Menschenkinder müssen um diese Zeit auch ins Bett.» «Ach, laß uns noch ein Weilchen bleiben», bettelst du - und gähnst schon wieder. «Du kannst ja einmal wiederkommen», sagt der Riesenkönig, «ich würde mich sehr über einen Besuch von dir freuen.» «Abgemacht», sagst du und faßt Teddy an die Hand. «Auf Wiedersehen», ruft ihr beide und Huiiiiiiüi, schon seid ihr wieder in deinem Kinderzimmer daheim. «Das war toll», sagst du, als du wieder in deinem Bettchen liegst, «ich hatte auch überhaupt keine Angst.» «Kein bißchen?» fragt Teddy lächelnd. «Kein bißchen», flunkerst du. «Jetzt wird's aber Zeit zum Schlafen. Schließ die Augen, atme tief ein und tief aus, und sage dreimal mit mir zusammen: Ich bin ganz ruhig und still, weil ich jetzt schlafen will. Ich bin ganz ruhig und still, weil ich jetzt schlafen will. Ich bin ganz ruhig und still, weil ich jetzt schlafen will. Gute Nacht und schlaf recht schön.» : < 19.EINSCHL4FGESCHICHTE Im Reich der Erdmännchen «Hallo, du», ruft Teddy. Keine Antwort. «Hallo, du, hörst du mich nicht?» «Ach so, du bist es, Teddy», antwortest du ganz versunken. «Ich schau mir gerade ein Bilderbuch an, das mir die Oma mitgebracht hat. Sieh nur! Was sind denn das für kleine Männchen mit diesen Hakken und Schaufeln?» «Das sind sicher Erdmännchen», antwortet Teddy, der nun auch seine Nase ins Bilderbuch gesteckt hat. «Die leben im Traumland tief unter der Erde und graben dort nach Schätzen. Wollen wir sie dort einmal besuchen?» «Ja, fein», freust du dich. «Dann mal los», brummt Teddy: «Schließ die Augen, atme tief ein und tief aus, und sage dreimal mit mir zusammen: Ich bin ganz ruhig und still, weil ich ins Traumland will. Ich bin ganz ruhig und still, weil ich ins Traumland will. Ich bin ganz ruhig und still, weil ich ins Traumland will.» Und Huiiüiiiiiii, schon seid ihr da. Als du wieder die Augen aufschlägst, steht ihr vor einer Felswand an einem gewaltigen Berg. Du schaust dich um. «Wo sind denn die versprochenen Erdmännchen?» fragst du Teddy. «Die haben doch ihre Städte unter der Erde, direkt bei ihren Berg-
werken», erklärt er. «Schau, dort drüben zwischen den Felsen ist ein Eingang in ihr Reich, dort können wir hinein.» Du gehst mit Teddy zu den Felsen, und tatsächlich, dort führt ein dunkler Spalt in das Innere des Berges. Zwei Wächter stehen vor dem Eingang: «Halt! Wohin wollt ihr?» fragen sie. «Hier geht es zum geheimen Reich der Erdmännchen!» «Dann sind wir ja genau richtig», brummt Teddy, «denen wollen wir nämlich einen Besuch abstatten.» «Wenn ihr möchtet», sagt einer der Wächter, «ihr seid herzlich willkommen. Wir freuen uns über jeden Besuch, der einmal in unser abgelegenes Reich kommt. Ihr werdet aber nicht durch den Eingang passen, und auch die Gänge sind viel zu eng und niedrig für euch. Bei dir könnte es noch gehen», wendet er sich an Teddy, «aber du bist nun wirklich zu groß für uns», meint er dann bedauernd zu dir. «Oh, schade», sagst du enttäuscht, obwohl es dich auch ein wenig freut, daß in diesem Land nun du der Riese bist. «Ich kenne einen Zauberspruch, der dich so klein machen kann, daß du auch durch ein Mäuseloch passen würdest», brummt Teddy, und spricht dann: «Eins, zwei, und sogleich, Glieder schrumpft fürs Zwergenreich!» Da wird es dir plötzlich ganz komisch zumute, und als du wieder die Augen aufschlägst, scheinen dir Teddy und die beiden Erdmännchen sehr gewachsen. «Aber nein», denkst du dann, «ich bin nur kleiner geworden.» Und so ist es, du bist jetzt genauso groß wie Teddy. «Ja, jetzt paßt auch du in unsere Gänge», sagt einer der netten Wächter. «Wir dürfen den Eingang nicht verlassen, da immer eine Wache hiersein muß, um Leute zu warnen, daß sie nicht aufs Geratewohl in unseren Berg eindringen und sich darin verirren. Aber wenn ihr immer geradeaus geht, dann trefft ihr bald auf andere Erdmännchen im Bergwerk, die werden euch weiterhelfen.» So gehst du mit Teddy durch den Eingang, und ihr dringt tiefer ins Innere des Berges vor. «Warum ist es denn so hell hier?» flüsterst du. «Es brennt doch gar kein Licht.» «Das sind die Leuchtgesteine in den Wänden», erklärt Teddy, «schau nur hin.» Und ja, wie du die schroffen Wände genauer betrachtest, siehst du, daß sie von innen her in einem hellen, warmen Licht glänzen und schimmern. Ihr geht weiter und seht Kristalle in den Wänden, die bunt aufleuchten, wenn man in ihre Nähe kommt. Dann findet ihr die ersten Erdmännchen. Einige arbeiten mit Schaufel und Hacke an einer Felswand, andere fahren die abgebrochenen Gesteine auf kleinen Schienenwagen in ihre Fabriken.
«Ihr könnt mit uns kommen», laden sie euch ein, «dann zeigen wir euch unsere Stadt.» «Das ist nett von euch», antwortet Teddy, und ihr folgt den fleißigen Männchen. Durch enge, niedrige Gänge gelangt ihr schließlich in eine größere Felshöhle, wo du dich wieder einmal richtig strecken kannst. Aber dort kommen euch einige andere Erdmännchen entgegengesprungen und rudern aufgeregt mit den Armen: «Der Gang zur Stadt ist zusammengebrochen», rufen sie ganz durcheinander, «wir kommen nicht mehr durch!» «Oh, wie schade», sagst du. «Können wir euch beim Wegräumen der Steine helfen?» erkundigt sich Teddy. «Ihr könnt schon», antwortet ein Erdmännchen, «aber es wird sicher Stunden dauern, bis wir den Gang wieder freigeräumt haben.» «So lange haben wir nicht Zeit», meint Teddy. Da kommt dir eine Idee: «Sag mal Teddy», fängst du an, «wenn du mich mit deinem Zauberspruch wieder groß machst, dann wäre ich doch viel stärker und könnte die Steine schnell wegräumen.» «Das ist eine sehr gute Idee», brummt Teddy, «die Höhle hier ist ja groß genug zum Stehen für dich.» Er sagt seinen Zauberspruch: «Zwei, drei, nur nicht bang, Glieder werdet wieder lang!» und du wächst wieder zu deiner normalen Größe. Dann geht ihr zum verschütteten Gang. Dort nimmst du dir einen der Transportwagen, die dir jetzt klein wie Spielzeuge vorkommen, und tatsächlich: in wenigen Minuten schon hast du die Felsen weggeräumt. «Vielen Dank», freuen sich die Erdmännchen, die sich gleich daran gemacht haben, den Gang mit Holzstützen abzusichern. «Es war mir eine Freude», erwiderst du. Du bist ganz glücklich, daß du den tapferen Erdmännchen helfen konntest. «Jetzt müssen wir aber wieder heim», brummt Teddy. Und ja, zu einem Besuch in der Erdmännchenstadt ist es jetzt doch zu spät geworden. Aber das läßt sich ja einmal nachholen, denkst du. Ihr faßt euch an den Händen und Huiiiiiiiiiii, schon seid ihr wieder in deinem Zimmer daheim. «Das war aber schön», sagst du und gähnst. «Und die Erdmännchen sahen fast so aus wie die im Bilderbuch.» «Für heute hast du aber genug erlebt», brummt Teddy, «jetzt ist es Zeit für den Schlafzauber. Schließ die Augen, atme tief ein und tief aus, und sage dreimal mit mir zusammen: Ich bin ganz ruhig und still, weil ich jetzt schlafen will. Ich bin ganz ruhig und still, weil ich jetzt schlafen will. Ich bin ganz ruhig und still, weil ich jetzt schlafen will. Gute Nacht und schlaf recht schön.»
20.EINSCHUFGESCHICHTE Im Land der Bienen «Denk dir nur, was heute im Kindergarten passiert ist», rufst du, als Teddy abends endlich auftaucht. «Ein kleines Mädchen wurde von einer Biene gestochen. Sie hat geweint, und ihr Arm ist ganz dick angeschwollen! Warum sind denn Bienen so gemein und stechen?» «Aber, aber», brummt Teddy, «das kann schon einmal vorkommen, wenn die Biene wegen irgend etwas sehr aufgeregt ist. Vielleicht hat das Mädchen sie beim Honigsammeln gestört.» «Deshalb braucht sie doch nicht gleich zu stechen!» meinst du. «Sie hat eben Angst gehabt», brummt Teddy, «sie ist ja auch so klein.» «Ja, aber was soll man denn machen, wenn eine Biene kommt und einen vielleicht stechen will?» fragst du. «Du bleibst ganz einfach still sitzen, die fliegt dann bald von selber wieder weg. Aber wenn du nach ihr schlägst, meint sie, du willst ihr etwas tun, und sticht vielleicht», erklärt Teddy. «Sollen wir heute einmal ins Land der Bienen reisen?» «Äh... ich weiß nicht... na gut, aber nur, wenn du immer ganz nahe bei mir bleibst, damit sie mir nichts tun», antwortest du. «Gut», meint Teddy: «Dann schließ die Augen, atme tief ein und tief aus. und sage dreimal zusammen mit mir: Ich bin ganz ruhig und still, weil ich ins Traumland will. Ich bin ganz ruhig und still, weil ich ins Traumland will. Ich bin ganz ruhig und still, weil ich ins Traumland will. Und Huüiüiiiiiüiiüi, geht es ab. Ihr taucht auf einer bunten Blumenwiese wieder auf. Und da ist was los! Massen von Bienen und Hummeln summen umher und saugen Nektar aus den zahllosen Blumenkelchen. «Siehst du», brummt Teddy, «die Bienen tun uns nichts, die sind viel zu beschäftigt.» «Hier gefällt es mir, Teddy!» rufst du. Ein bunter Schmetterling schwirrt direkt vor deiner Nase. «Guten Tag», sagt er, setzt sich auf Teddys ausgestreckte Hand und klappt seine zierlichen Flügel auf und wieder zu. «Wo wollt ihr denn hin?» «Wir wollen nur ein wenig Spazierengehen», antwortest du. «Wenn ihr unseren Nektar kosten wollt, ihr beiden, dann setzt euch nur hin», lispelt der Schmetterling, «ich will sehen, was sich machen läßt.» Und damit flattert er wieder davon. Du setzt dich mit Teddy also zusammen ins Gras, und ihr zupft ein paar Grashalme. Teddy zeigt dir, wie man auf einem Grashalm blasen kann. Gerade hast du auch einen Ton aus dem Halm herausgebracht, als dir plötzlich ein lautes Summen in der Luft auffällt. «Was ist das?» rufst du und schaust verwundert auf. Hunderte von
Bienen und Hummeln schwirren um euch herum. Sie tragen kleine goldene Eimerchen, die mit süßem, duftendem Nektar gefüllt sind. Da staunt ihr aber! Und es kommt noch viel besser: Zwei Becher bewegen sich durch das Gras der Wiese auf euch zu. «Ja, können denn hier auch die Becher laufen?» wunderst du dich. Aber als du dir das genauer anschaust, siehst du, daß die Becher von vielen, vielen fleißigen Ameisen getragen werden. Und schon ist das Ameisenheer vor dir und Teddy angekommen und stellt die Becher ins Gras. Und all die Bienen und Hummeln fliegen darüber und gießen den Nektar aus ihren goldenen Eimerchen hinein. Dann fliegen sie eilig wieder fort, um neuen zu holen. Bald schon sind die Becher gefüllt, und ihr könnt den Nektar des Bienenlandes kosten. «Hmm, wie das schmeckt!» rufst du und fährst dir mit der Zunge über den Mund. «So etwas gibt es bei uns daheim nicht!» «Und im Traumbärenland auch nicht», brummt Teddy, «und dabei mögen wir Bären Honig doch so gern.» So schlemmt ihr eine Weile, bis die Becher leer geworden sind. Und du bist auch ganz müde geworden, von all dem guten Nektar. So faßt ihr euch an den Händen, ruft noch «Danke!» zu all den fleißigen Insekten auf der Wiese, und Huuiiiüiiii, schon seid ihr wieder in deinem Zimmer zu Hause. «So, jetzt weißt du, wo der Honig herkommt. Der wird nämlich von den Bienen aus Blütennektar gemacht», brummt Teddy. «Aber jetzt wird es Zeit zum Schlafen.» «Hm, war das gut», murmelst du und kuschelst dich in deine Bettdecke. «Ist es gemütlich so?» fragt Teddy. «Dann schließ die Augen, atme tief ein und tief aus, und sage dreimal mit mir zusammen: Ich bin ganz ruhig und still, weil ich jetzt schlafen will Ich bin ganz ruhig und still, weil ich jetzt schlafen will Ich bin ganz ruhig und still, weil ich jetzt schlafen will Gute Nacht und schlaf recht schön.» 7, EINSCHLAFGESCHICHTE Die Reise ins Glücksland «Hallo, du», brummt Teddy und will seine Laterne wie immer auf dein Nachttischchen stellen. «Aber was ist denn das?» ruft er dann verwundert, denn auf dem Tischchen stehen Blumen und kleine Geschenke, so daß seine Laterne fast keinen Platz mehr hat. «Guten Abend, Teddy», sagst du stolz, «da staunst du, nicht wahr? Weißt du, heute ist mein Geburtstag, und da habe ich viele Geschenke bekommen.» «Na, dann gratuliere ich dir auch zum Geburtstag, obwohl der ja eigentlich nicht dein Verdienst ist», spaßt Teddy. «Ich habe dir zwar kein Geschenk zum Auspacken mitgebracht, aber dafür reise ich heute mit dir ins Glücksland, wenn du willst, denn dort ist es wunderschön.»
«Ja, fein», freust du dich. «Wann kann es losgehen?» «Sofort», brummt Teddy. «Schließ die Augen, atme tief ein und tief aus, und sage dreimal mit mir zusammen: Ich bin ganz ruhig und still, weil ich ins Traumland will. Ich bin ganz ruhig und still, weil ich ins Traumland will. Ich bin ganz ruhig und still, weil ich ins Traumland will.» Und Humiiiüiiii, schon seid ihr da. «Oooooh!» Ein Funkeln ist in der Luft, Farben glänzen. Du drehst dich einmal um dich selbst und schaust mit offenem Mund auf das Land unter dir. Hier ragen Berge in den Himmel, auf deren Gipfeln schimmernder Schnee liegt, dort schlängelt sich ein Fluß durch die lustige Landschaft und fließt schließlich in die gewaltige Stadt mit den hochaufragenden Türmen unter euch. Die Luft ist klar und durchsichtig. «Wo sind wir hier?» fragst du. «Wir stehen auf dem Regenbogen über dem Glücksland», antwortet Teddy. «Siehst du das Schloß dort unten? Dort wohnt König Glückreich, der das Glücksland regiert.» «Und was ist das?» willst du wissen und zeigst auf einen glänzenden Topf am Fuße des Regenbogens. «Das ist der Glückstopf», erklärt Teddy. «Am anderen Ende des Regenbogens, jenseits der Berge, steht noch ein zweiter, aber der ist so weit weg, daß wir ihn nicht sehen können.» «Oh, ist der schön! Den möchte ich gern einmal von nahem anschauen. Aber wie kommen wir denn nur dorthin?» «Ganz einfach», brummt Teddy, «du nimmst mich an der Hand und wir rutschen auf dem Hosenboden den Regenbogen hinunter: Augen zu, bewahr die Ruh und unten sind wir dann im Nu!» Huiiiii, geht es ab, und ehe du dich's versiehst, seid ihr schon im Gras vor dem Glückstopf gelandet. Du stehst auf, schüttelst deine Glieder, um zu sehen, ob sie auch alle heil geblieben sind, und beugst dich über den Rand des Topfes: «Oooooh, wie das funkelt und glänzt! schau nur, Teddy!» Und wirklich, man kann kaum die Augen davon wenden. Aber was ist das? Plötzlich wird der Topf dunkler, sein Glanz schwächer, schwarze Flecken breiten sich immer weiter aus. «Was ist denn nur plötzlich mit dem Goldtopf?» wunderst du dich. Und wie ein Echo klingt es jammernd hinter dir: «Der schöne Goldtopf, unser schöner Goldtopf!» Du drehst dich um und siehst viele traurige Menschen herankommen. «Das ist früher in unserem Glücksland nie geschehen», sagt der aus der Menge heraustretende König Glückreich. «Aber seit einigen Tagen wird das Glücksland von dunklen Mächten heimgesucht. Jemand
hat unseren Glückstopf verzaubert. Immer wieder wird er dunkel, die Herzen der Menschen werden dann schwer, und der Himmel verdüstert sich. Sogar die Blumen lassen ihre Köpfe hängen.» «Wie konnte das denn geschehen?» fragst du. «Seit kurzem wohnt in den Bergen im Norden unseres Landes ein Zauberer. Sicher ist er an allem schuld.» «Können wir euch irgendwie helfen?» mischt sich nun Teddy ein. «Ach, ich weiß nicht», antwortet der König. «Wir können den Zauber um die alte Steinfestung, in die der Zauberer eingezogen ist, nicht durchdringen. Aber vielleicht gelingt es euch, ihr seid ja nicht aus unserem Land.» «Glaubst du, daß wir das können?» wendest du dich ängstlich an Teddy. «Wir können es ja einmal versuchen! Du weißt doch: Immer ruhig, etwas Mut, dann geht alles gut.» Ihr faßt euch an den Händen, schließt die Augen, atmet tief ein und tief aus, und Huiüiiiii, schon stehst du mit Teddy in der Burg des Zauberers. «Wir haben den Zauber durchbrochen», flüsterst du. «Wo aber ist der Zauberer?» «Was wollt ihr hier?» grollt da eine Stimme durch den großen Saal der Festung. Teddy drückt beruhigend deine Hand und sagt: «Wir kommen aus dem Glücksland. Die Menschen dort sind alle traurig, und das nur wegen dir! Warum machst du denn so etwas?» «Wieso, wieso, was mach ich denn?» brummt der Zauberer. «Alle dort sagen, daß du den Goldtopf verzaubert und so das Land unglücklich gemacht hast.» «So ein Unsinn», verteidigt sich der Zauberer. «Alle sagen... Alle sind eben dumm! Ich gehe doch nur manchmal im Glücksland spazieren. Na ja, kann schon sein, daß ich dabei auch ab und zu an den Gold topf gefaßt habe. Ich wohne erst seit kurzem hier, woher sollte ich wissen, daß der so etwas nicht verträgt? Der glänzt so schön, und ich dachte, das bringt Glück.» «Dir vielleicht schon, aber die Menschen hier müssen darunter leiden», sagt Teddy. «Deswegen ziehen die immer so griesgrämige Gesichter, wenn sie mich sehen», meint der Zauberer. «Na ja, das will ich ja auch nicht. Dann werde ich eben bei meinem Spaziergang in Zukunft nur ein wenig in den Goldtopf hineinschauen. Das kann ihm ja sicher nicht schaden.» «Das wäre sehr nett von dir», freust du dich. «Jetzt wird es aber wieder Zeit für den Heimweg», mahnt Teddy. Ihr faßt euch an den Händen, und Huüüiüiiii, schon seid ihr wieder zu Hause in deinem Zimmer. Ganz erschöpft von diesem Abenteuer kriechst du ins Bett. «Auf Wiedersehen», flüsterst du Teddy zu und gähnst.
«Besuchst du mich morgen wieder?» «Mal sehen», antwortet Teddy, «jetzt mußt du erst einmal schlafen. Schließ die Augen, atme tief ein und tief aus, und sage drei mal mit mir zusammen: Ich bin ganz ruhig und still, weil ich jetzt schlafen will. Ich bin ganz ruhig und still, weil ich jetzt schlafen will. Ich bin ganz ruhig und still, weil ich jetzt schlafen will. Gute Nacht und schlaf recht schön.». 8, EINSCHU\FGESCHICHTE Die Reise zum Mond «Uhuuuu, Uhuuuu, Uhuuuu», tönt es von draußen ins Zimmer. Du liegst schon im Bett, kannst aber nicht einschlafen. Nicht nur das: Bei jedem Ruf erschrickst du aufs neue. «Wenn doch nur dieses unheimliche Geschrei nicht wäre!» denkst du. «Das bringt mich noch ganz durcheinander.» Unruhig drehst du dich im Bett von einer Seite auf die andere. Doch plötzlich hörst du ein vertrautes Brummen, und siehe da: Teddy ist wieder einmal aufgetaucht und tappt nun näher, bis er neben deinem Bettchen steht. «Hallo», begrüßt er dich. «Aber was ist denn nur mit dir los? Bist du krank?» «Nein», sagst du, «krank bin ich nicht, aber dieses unheimliche Geschrei vor dem Fenster macht mir solche Angst, daß ich gar nicht einschlafen kann.» «Aber das sind doch nur Eulen», brummt Teddy. «Komm, wir begrüßen sie einmal. Sie sind zwar etwas wunderlich, aber auch freundlich, wenn man weiß, wie man mit ihnen reden muß.» «Ach, ich weiß nicht», zögerst du. «Ich möchte ja schon, aber... na ja, ich habe natürlich schon etwas Angst.» «Kennst du denn unseren Spruch nicht mehr?» erinnert Teddy: «Immer ruhig, etwas Mut, dann geht alles gut! Sag ihn Dir nur selbst einmal vor, dann geht es gleich viel besser.» «Immer ruhig, etwas Mut, dann geht alles gut!» murmelst du vor dich hin: «Immer ruhig, etwas Mut, dann geht alles gut!» Dann atmest du noch einmal tief ein und tief aus und springst aus deinem Bettchen. «Ja, das hilft!» rufst du, «- aber mit den Eulen redest doch lieber erst einmal du!» Teddy steht schon am offenen Fenster und brummt etwas in die Dämmerung hinaus. Man hört Flügelschwirren und Blätterrauschen, und schon sitzt eine Eule auf dem Baum vor dem Fenster.
«Hallo, ihr zwei», uhuut sie zu euch herüber, «ihr wollt sicher auch mit auf unser Mondfest.» «Mondfest?» fragst du schon sehr viel mutiger geworden, «wo ist denn das?» «Das Mondfest ist natürlich auf dem Mond, du kleines Dummerchen», krächzt die Eule gutmütig. «Wenn ihr wollt, können wir euch ja dorthin mitnehmen.» «Was meinst du, Teddy?» fragst du. «Nun», antwortet der, «wir können es uns ja einmal anschauen. Ich weiß allerdings nicht, wie wir dorthin kommen sollen. Ich war dort nämlich noch nie und kann uns nicht hinbringen.» «Das macht nichts», mischt sich die Eule ein, «ich rufe noch ein paar Verwandte von mir, dann tragen wir euch zusammen dorthin.» Sie wendet sich um und schickt einen dunklen Ruf in den Himmel hinein. Schon kurz darauf fangen die Lüfte wieder an zu singen, und dann hocken auf einmal zehn Eulen auf dem Baum. «Du kannst auf meinem Rücken sitzen», sagt die erste Eule zu Teddy. «Aber du, liebes Menschenkind, bist zu groß und zu schwer. Es könnte gehen, wenn wir ein Bettuch nehmen. Du setzt dich hinein, meine Verwandten packen es mit ihren Schnäbeln oder mit ihren Krallen am Rand und tragen dich so in den Himmel.» «Probieren wir es einmal», meint Teddy und flüstert dir ins Ohr: «Keine Angst, denk einfach an den Spruch.» «Es kann losgehen», sagst du laut zu den Eulen, atmest tief ein und tief aus und flüsterst leise in dich hinein: «Immer ruhig, etwas Mut, dann geht alles gut!» Inzwischen hat Teddy das Bettuch geholt. Du setzt dich hinein, Eulen packen seine Seiten - und ab geht die Post. «Schau mal», sagt Teddy, der auf dem Rücken der Eule Uhua neben dir fliegt, «wie schön die Erde von hier oben aussieht.» Du kletterst an den Rand deines Gefährts, was die braven Eulen ganz schön in Bedrängnis bringt, und streckst die Nase über das Bettuch: «Oooooh», ist alles, was du herausbekommst. Ja, die Erde ist schön, mit ihren Flüssen, dunklen Wäldern und Bergen, und den Städten, die jetzt in der Nacht im künstlichen Licht erstrahlen. Ihr steigt, höher und höher. Der Mond kommt immer näher. Er zwinkert euch zu und flüstert lächelnd zu dir: «Daß du mich auch einmal besuchen kommst, kleines Menschenkind.» Und dann seid ihr ihm so nahe, daß ihr die Mondoberfläche mit den vielen Kratern, Staubmeeren und riesigen Gebirgen ganz deutlich sehen könnt. Ihr landet mit einem kleinen Plumps in einem weiten Krater. Du purzelst aus der Bettdecke heraus und läufst zu Teddy, der gerade von Uhuas Rücken abgestiegen ist. «Teddy, Teddy, mir ist eingefallen, daß man auf dem Mond ja gar nicht atmen kann!» rufst du.
«Dann vergiß es am besten schnell wieder», brummt der. «Das hier ist der Traummond, da kann man natürlich atmen. Schau dir lieber das sonderbare Land an.» Und ja, so etwas hast du noch nie gesehen. Steile Berge und Kraterwände erheben sich überall, der Horizont ist viel näher als auf der Erde, und die Sterne sind so hell und zahlreich, wie du sie noch nie gesehen hast. Und am Mondhimmel schweben Tausende von Eulen, und es werden mehr und immer noch mehr. «Komm, laß uns ein bißchen herumwandern», schlägt Teddy vor. Ihr steigt am Kraterrand hoch und klettert zwischen den Felsen herum. Dort findet ihr ein seltsames Wesen mit großem Kopf und riesigen Kulleraugen, das euch nur anstarrt und anstarrt. «Das muß ein Mondkalb sein», brummt Teddy, «das lebt hier und träumt.» «Hallo, Mondkalb», redest du zu dem stillen Wesen, «wie heißt du, und was tust du denn so auf dem Mond, außer Träumen?» Aber das Mondkalb antwortet nicht, und als du in seine riesigen offenen Augen schaust, wirst du müder und müder und kannst dich doch nicht davon losreißen. «Ach, bin ich müde», murmelst du mehr zu dir selbst als zu Teddy. Aber der hat es doch gehört und antwortet sofort: «Und wir müssen auch wieder zurück, es ist schon spät.» «Ach, wirklich schon?» willst du protestieren, aber du merkst ja selbst, wie müde du bist und gibst nach: «Na gut, Mondkalb, gute Nacht», murmelst du. «Wie kommen wir denn jetzt wieder nach Hause?» fragst du Teddy. «Die Eulen feiern doch sicher die ganze Nacht noch ihr Fest.» «Jetzt kenne ich den Weg», antwortet Teddy. «Du brauchst mich nur wieder an die Hand zu fassen, dann geht's direkt zurück in dein Zimmer.» Ihr holt noch das Bettuch, dann faßt ihr euch an den Händen, und Huiiüiiiiiii, schon seid ihr wieder zu Hause. Schlaftrunken und schon halb im Traum kriechst du ins Bett, so sehr haben dich die Augen des Mondkalbs müde gemacht. «Und jetzt der Schlafspruch», murmelst du. Den hast du nicht vergessen. «Schließ die Augen, atme tief ein und tief aus, und sage dreimal mit mir zusammen: Ich bin ganz ruhig und still, weil ich jetzt schlafen will. Ich bin ganz ruhig und still, weil ich jetzt schlafen will. Ich bin ganz ruhig und still, weil ich jetzt schlafen will. Gute Nacht und schlaf recht schön.» 9, EINSCHLAFGESCHICHTE Im Land der Lieder
Die folgende Geschichte ist deutlich länger als die bisherigen, sie läßt sich aber gut in Fortsetzungen lesen. Für die darin enthaltenen kurzen Lieder lassen sich leicht Melodien zum Vorsingen improvisieren, so wie wir es auch getan haben. Außerdem gibt es eine Begleitkassette zu diesem Buch (Bestelladresse auf S. 2), auf der Sie die folgenden Lieder auch hören können. «Hallo, Teddy!» rufst du froh, als der wieder einmal in der Zimmermitte auftaucht und zum Gruß seine Laterne schwenkt. «Fein, daß du mich heute wieder besuchen kommst, heut war nämlich so ein langweiliger Tag. In welches Traumland gehen wir heute denn?» «Wir könnten vielleicht einmal ins Land der Lieder», schlägt Teddy vor. «Fein», freust du dich. «Das ist aber ein seltsames Land», warnt Teddy, «dort... Ach, das erkläre ich dir am einfachsten, wenn wir drüben sind. Dann merkst du es auch selbst gleich.» «Es ist doch nicht gefährlich?» zögerst du. «Quatsch», entgegnet Teddy, «überhaupt nicht. Aber man kann dort nicht so sprechen wie hier... Ach, komm, wir gehen einfach mal hin, und wenn es dir nicht gefällt, können wir immer noch zurück.» «Also gut», meinst du. «Dann schließ die Augen, atme tief ein und tief aus, und sage dreimal mit mir zusammen: Ich bin ganz ruhig und still, weil ich ins Traumland will. Ich bin ganz ruhig und still, weil ich ins Traumland will. Ich bin ganz ruhig und still, weil ich ins Traumland will.» Und Huiiiiüiüii, schon seid ihr da. Als du dich umschaust, steht ihr auf einem kleinen, steinigen Weg, der durch eine weite bunte Wiese geradezu auf die Hügel in der Ferne zuzulaufen scheint. Jetzt erklärt Teddy auch, was denn das Sonderbare im Land der Lieder ist. Nein, er erklärt es nicht, er singt es: «Im Land der Lieder kann man nicht sprechen, du würdest dir nur die Zunge brechen. Im Land der Lieder gilt nur Gesang, Gesang all die Stunden des Tages lang.» Du willst antworten - und bringst doch kein Wort heraus! Du mühst dich und mühst dich, ganz rot bist du schon im Gesicht, als dann aber schließlich doch etwas kommt, ja, da klingt es so: «Ich merk es, ich merk es, doch weiß ich nicht recht, das holpert, das stolpert, das geht noch so schlecht. Doch will ich's versuchen, es wird schon gelingen: im Land der Lieder muß man singen.» Und ja, das geht schon ganz gut. Das meint auch Teddy. Er singt: «Im Land der Lieder laß uns wandern und singen laß uns wie die ändern, nicht Vögel singen nur, hör zu, nein, alles hier wie ich und du.»
Und die Blumen des Liederlandes, sie leuchten nicht nur wie die Blumen unserer Welt, sie riechen nicht nur, wenn man die Nase in ihre Kelche steckt (du probierst es gleich aus), die Blumen des Liederlandes singen auch noch leise vor sich hin: jede Blume mit einer anderen Stimme und einer anderen kleinen Melodie. Kaum zu hören, wenn es windstill ist, wenn dann aber ein Windstoß kommt, dann hörst du sie deutlich, und wenn es gar stürmt, dann verschmelzen die Einzelstimmen zu einem einzigen gewaltigen Chor. Aber jetzt geht nur ein sehr leichter Wind, und ihr könnt jede Blume unterscheiden. Hör gut zu! «Margarite, langer Stengel, gelber Kopf, die Blätter weiß, so, ihr kleinen, wilden Bengel, > so, nun wißt ihr, wie ich heiß!» «Gänseblümchen, Gänseblümchen, zwei, drei Dutzend auf den Krümchen, die die großen Blumen lassen, und es gibt uns doch in Massen, denn der Krümchen sind so viel, hör drum unser Liederspiel.» «Vergißmeinnicht wohin du gehst und was du auch für Tänze drehst, Vergißmeinnicht, die Blume Blau .' ' erinnert immer dich genau.» «Rose heiß ich, trag den Kopf stolz als Blumenkönigin, singe nicht mit jedem Tropf, weil ich doch die Schönste bin.» Und noch viele andere Blumen treffen Teddy und du, als ihr weitergeht, und ihr singt noch mit mancher ein kurzes Begrüßungslied. Auch die Gräser der Wiese singen mit ihren dünnen Stimmen, sogar die Steine auf dem Weg kann man summen hören, aber nur, wenn man ganz genau hinhorcht. Nur manchmal, wenn ihr an einem größeren Felsbrocken am Wegrand vorbeikommt, kannst du sein dunkles Brummen aus dem immerwährenden leisen Gesumme des Liederlandes heraushören. Schon bald kommt ihr an einen breiten braunen Fluß, an dessen Ufer viele hohe Pappeln mit silbrig glänzenden Blättern stehen und im Wind sich wiegen. Ihr trefft hier auch viele wandernde Musikinstrumente: Trompeten, Flöten, Gitarren und Geigen. Teddy wendet sich an sie: «Wohin geht ihr? laßt mich's fragen, wollt es bitte höflichst sagen!» Und eine Ziehharmonika antwortet: «Hei, wir ziehen in die Stadt, denn dort sind heut Liederfeste. Alles was nur Beine hat, zieht dorthin, zum Feiern, Singen, müht den Preis sich zu erringen, den bekommt der Allerbeste!»
Die Instrumente laden euch ein mitzukommen, und natürlich sagt ihr gerne ja. Schon bald gelangt ihr in die große Stadt. Dort ist gerade ein bunter Jahrmarkt. Überall am Rande der kleinen winkligen Straßen stehen Marktbuden und Stände. Aus der ganzen Umgebung sind die Leute zusammengeströmt, so daß es ein großes Gedränge gibt. Und die Leute hier sind keine Menschen wie daheim, sondern sie sind viel kleiner, etwas kleiner noch als du. Sie tragen ganz verrückte bunte Kleider und haben am ganzen Körper einen goldbraun schimmernden Pelz, so daß ihr unter ihnen richtig auffallt. Zusammen mit euren Reisegefährten drängelt ihr euch durch die Menge, immer weiter, dem Burgplatz zu. Dort soll das Liederfest stattfinden. Von allen Seiten hört ihr die Händler ihre Waren anpreisen: «Hüte, Tücher, Schals und Socken, laßt an meinen Stand euch locken!» «Braucht ihr Pfannen, Schalen, Töpfe, dreht nur hierher eure Köpfe!» «Feine Hosen, bunte Kleider, kauft, ihr Leute, geht nicht weiter!» «Nadel, Faden, Schere, Wolle, Garn vom Besten auf der Rolle!» «Laßt von der euch nicht betrügen, kauft bei mir, ich kann nicht lügen!» «Hierher! Habt ihr schon ein Los? Gewinnt ihr, ist die Freude groß!» «Braune Mandeln, Zuckerstangen, schnell, sonst sind sie ausgegangen!» «Pommes frites, Würste, und auf Wunsch gibt's dazu ein Gläschen Punsch!» «Bälle, Wasserspritzpistolen könnt ihr billig hier euch holen!» «Gold und Perlen, Silberringchen, macht mal Freude, kauft die Dingchen!» «Krimskrams, Krimskrams, und nochmal: Wer die Wahl hat, hat die Qual.» Endlich habt ihr auch die letzte steile Gasse hinter euch gebracht, die direkt hoch zur Burg führt. Ihr tretet durch das mächtige, von Wind und Wetter verwitterte alte Steintor. Im Innenhof der Burg sind schon viele Leute versammelt, ihr findet nur mit Mühe noch einen Platz. Du kaust auf den süßen Mandeln, die dir eine wandernde Flöte gekauft hat, und schaust dich neugierig um. Eine große Menge der kleinen pelzigen Wesen aus der Stadt sitzt auf langen Reihen von Bänken. Neben der Bühne, einer erhöhten Holzfläche, auf der das Wettsingen stattfinden soll, stehen viele wandernde Musikinstrumente in kleinen Gruppen und warten auf ihren Auftritt. Dorthin drängelt auch ihr euch jetzt durch.
Überall aus den Burgfenstern flattern die bunten Fahnen der Gegenden und Städte, aus denen die Musikanten kommen. Du und Teddy, ihr seht euch mit großen Augen an. Ja, auch Teddy ist ganz aufgeregt. «So etwas gibt es bei uns nicht, was?» flüsterst du ihm zu, weil Sprechen hier doch nicht geht. «Pssst», macht Teddy und hält dir seinen Finger auf den Mund, denn gerade tritt die erste Gruppe auf die Bühne, und der Wettstreit beginnt. «Es war einmal ein alter Esel, der ging über die Weide. Er sang im Wettstreit mit der Kuh, am Bach, in ihrer Mittagsruh, er schrie I-a, sie brüllte Muh, I-a, Muh, Muh, I-a, Muh, Muh, sie gaben lange keine Ruh, I-a, Muh, Muh, I-a, Muh, Muh, denn singen konnten beide.» Die Leute klatschen und die Wettkampfrichter tuscheln miteinander und schreiben sich ihre Noten auf. «Bei uns in der Menschenwelt gibt es so ein ähnliches Lied», flüsterst du aufgeregt einer Trompete ins Ohr, «nur kommt da ein Kuckuck und keine Kuh drin vor!» Aber Psst, schon tritt eine zweite Gruppe auf die Bühne! «Schleicht ein Fuchs zur Gänseweide, gräbt sich unterm Zaun hinein, will nicht länger Hunger leiden, denkt sich: Gänse schmecken fein! Alle Gänse fliehn in Schrecken, hierhin, dorthin, mit Geschrei, eine will sich nicht verstecken, denkt sich nur: Eieieiei! Fuchs sagt: Komm, ich will dich fressen, rupf dir gleich die Federn aus! Gans sagt: Das kannst du vergessen, ab! sonst j age ich dich raus! Fuchs sagt: Siehst du meine Zähne? beißen dir den Hals entzwei! Gans sagt: Was sind das für Pläne? Nein, da bin ich nicht dabei! Fuchs sagt: Hast so schöne Augen, laß sie mich von nahem sehn! Gans sagt: Tricks bei mir nichts taugen, du bleibst dort am Gatter stehn! Fuchs sagt: Schneeweiß dein Gefieder, möcht es streicheln immer nur! Gans sagt: Laß die Liebeslieder, mach eine Gemüsekur!
Fuchs sagt: Ich kann Fleisch nur essen, hab doch Mitleid auch mit mir! Gans sagt: Armer du! Zu fressen dann empfehl ich Würmer dir! Fuchs sagt: Nicht zu überzeugen bist du! - stürzt sich auf die Gans, um sie mit Gewalt zu beugen. Es beginnt ein wilder Tanz. Kommt der Bauer mit dem Stecken, eins, zwei, drei! er schlägt so fest, daß vor Schmerz und auch vor Schrecken gleich der Fuchs die Gans ihm läßt. Fuchs flieht heulend über d' Grenze, leckt sich dort der Wunden Blut, Bauer tätschelt seine Gänse, - ach, wie ist der Bauer gut!» Es gibt großen Beifall, und auch die Wettkampfrichter kritzeln ganz fleißig in ihre Hefte. Und jetzt sind Teddy und du mit euren Reisegefährten an der Reihe. Mit klopfendem Herz steigst du auf die Bühne, ihr stellt euch in einem Halbkreis auf und singt das Lied, das ihr auf eurer Wanderung zur Stadt zusammen eingeübt habt. Und das geht so: «Die Berge sind hoch und der Himmel ist weit, die Wiesen tragen ihr schönstes Kleid, wir wandern am Fluß, und wir singen dazu, die Flöte, die Geige und du! Die Sonne sendet ihr hellstes Licht, die Bienen sammeln's, sie sehen uns nicht, wir wandern am Fluß, und wir singen dazu, die Flöte, die Geige und du! Ein Schmetterling flattert vor uns her, man sieht es, das Fliegen ist nicht schwer, wir wandern am Fluß, und wir singen dazu, die Flöte, die Geige und du! Es geht immer weiter, die Straße hinaus, und einmal sind wir dann wieder zu Haus, wir wandern am Fluß, und wir singen dazu, die Flöte, die Geige und du!» Wieder klatschen die Leute, aber du bist so erleichtert, daß du es kaum hörst. Du blinzelst nur kurz zu den Wettkampfrichtern hinüber, was die von eurem Lied denn halten. «Wir müssen langsam gehen», flüstert dir da Teddy ins Ohr, «sonst kommen wir zu spät nach Haus!» «Oooch, können wir denn nicht noch hierbleiben, bis der Wettkampf zu Ende ist und wir wissen, wer gewonnen hat? Sogar die Bremer Stadtmusikanten sollen noch auftreten!» flüsterst du zurück. «Das geht nicht», antwortet Teddy, «der Wettkampf dauert noch den ganzen Tag. Wir können ja ein andermal wieder herkommen und uns erkundigen, wie es ausging.»
So verabschiedet ihr euch von euren neuen Freunden, den Musikinstrumenten, die euch sehr für euer Mitmachen danken. Und dann wandert ihr wieder zur Stadt hinaus und macht euch auf den Heimweg. Die Sonne hat schon ein ganzes Stückchen Weges zurückgelegt, aber etwas Zeit habt ihr noch. Ein Stückchen weiter des Weges trefft ihr auf einen Bach und eine Mühle, die sich von ihm ihr Rad drehen läßt: «Wasser rauschen,'s Mühlrad knarrt, lustig dreht es sich im Kreise, mahlt drin Korn, der Müller karrt Mehl dann raus, bringt's auf die Reise durch das Land zum Bäckersmann, und der backt draus Brote dann.» Und da, vom Kornspeicher der Mühle her, blinzelt euch eine alte fette Katze zu und schnurrt: «Bin Schuschu, die Müllerskatze, seht ihr unterwegs 'ne Maus, warnt sie nur vor meiner Tatze, weil ich bald vor Mäusen platze, hab so viele hier zu Haus!» Du versprichst gerne, das auszurichten, schon der armen Mäuse wegen. Als ihr weitergeht, gelangt ihr zu den singenden Weizenfeldern, von denen der Müller sein Korn bekommt. Und dort trefft ihr wieder auf eine Blume, die Blume des Schlafes, das ist der rote Mohn: «Roter Mohn, Träumetrank. Schlaf ist Lohn, Lohn und Dank. Lang der Tag, müd bist du, was mich mag, geht zur Ruh.» Und jetzt weißt du auch Bescheid, wo ihr als nächstes hingehen werdet. Du gähnst verstohlen und schaust Teddy an. Der ist auch ganz müde, und so faßt ihr euch an den Händen, schaut noch einmal über die Hügel und Täler des Liederlandes, lauscht noch einmal den vielen, vielen Stimmen und Melodien in der Luft nach, und Huiiiüüiiii, schon seid ihr wieder zurück in der Menschenwelt. «Das war aber anstrengend», sagst du, «immer singen, wenn man etwas sagen will! Aber schön war es auch. Ich glaube, ich schlaf jetzt mindestens 20 Stunden!» «Na, nur nicht übertreiben», brummt Teddy. «Und jetzt noch den Schlafzauber: Schließ die Augen, atme tief ein und tief aus, und sage dreimal mit mir zusammen: Ich bin ganz ruhig und still, weil ich jetzt schlafen will. Ich bin ganz ruhig und still, weil ich jetzt schlafen will. Ich bin ganz ruhig und still, weil ich jetzt schlafen will.
Gute Nacht und schlaf recht schön.» Wo werden Entspannungskurse angeboten? Entspannungstraining schön und gut: Wo aber kann ich mein Kind denn nun für einen solchen Kurs anmelden? werden Sie sich vielleicht nach der Lektüre dieses Buches fragen. Ein mangelndes Angebot an solchen Kursen stellt vielerorts allerdings ein Problem dar. Grundsätzlich wird autogenes Training, werden Entspannungsübungen überhaupt an der Volkshochschule, an Beratungsstellen oder Gesundheitszentren unterschiedlicher Trägerschaft oder von Privatpersonen, meist Diplom-Psychologen, über Zeitungsinserate angeboten. Dabei handelt es sich allerdings meistens um Kurse für Erwachsene. Kinderkurse sind noch relativ selten. Auch muß die Teilnahme an einem Kurs oft voll aus der eigenen Tasche bezahlt werden, da es noch keine Verpflichtung der Krankenkassen zur Erstattung dieser Gelder gibt. Eine Ausnahme stellen Kurse dar, die im Rahmen von Kurkliniken, innerhalb von manchen Beratungsstellen oder nach ärztlicher Verordnung besucht werden. In letzter Zeit beginnt sich diese ungünstige Situation etwas zu bessern. So sind Krankenkassen - allerdings nicht automatisch, sondern erst nach Rücksprache - eher bereit, Kursgebühren ganz oder teilweise zu erstatten. Manche Krankenkassen bieten bereits selbst im Rahmen der Gesundheitsvorsorge solche Kurse an, deren Finanzierung sie bis auf eine tragbare Kursgebühr übernehmen. So wurden von uns durchgeführte Kurse finanziell von der D AK Stuttgart getragen. Aller Voraussicht nach wird sich diese Tendenz zur Gesundheitsvorsorge in Zukunft noch verstärken und in weiteren Kreisen durchsetzen. Literatur ADEN, PATRICIA: Autogenes Training mit Kindern und Jugendlichen. Ein praktischer Leitfaden für Eltern und Erziehende. Herder, Freiburg i.Br. 1996. ERKERT, ANDREA: Spiele zur Sinnesförderung. Don Bosco, München 1999. FRIEBEL, VOLKER; ANDREA ERKERT; SABINE FRIEDRICH: Kreative Entspannung im Kindergarten. Lambertus, Freiburg i.Br. 1993. FRIEBEL, VOLKER: Wie Stille zum Erlebnis wird. Sinnes- und Entspannungsübungen im Kindergarten. Herder, Freiburg i. Br. 1995. FRIEBEL, VOLKER; SUSANNA zu KNYPHAUSEN: Geschichten, die Kinder entspannen lassen. Südwest, München 1995. FRIEBEL, VOLKER: Weiße Wolken, stille Reise. Ruhe und Entspannung für Kinder ab 4 Jahren. Mit vielen Geschichten, Übungen und Musik. Ökotopia, Münster 1996. Buch mit CD. FRIEBEL, VOLKER: Mandalareisen mit Kindern. Naturmeditationen, Fantasiereisen, Wahrnehmungsübungen, Ökotopia, Münster 1998. Buch mit CD.
FRIEBEL, VOLKER: Die
innere Weite erspüren. Aus Phantasiereisen Ruhe und Kraft schöpfen. Walter, Zürich 1998. Für Erwachsene! FRIEBEL, VOLKER; MARIANNE KUNZ: Mandalareisen. Entdecken - erfahren - gestalten. Walter, Zürich 1999. Für Erwachsene! Dazu erschien auch eine CD. FRIEBEL, VOLKER; mit Musik von Jean-Pierre Garattoni: Kinder entspannen mit den Gesängen der Wale. Tolle Walgeschichten für Kinder, um Ruhe zu finden. CD mit Begleitheft. Trias, Stuttgart, 1999. FRIEBEL, VOLKER; MARIANNE KUNZ: Meditative Tänze mit Kindern. Mit Spielen, Geschichten, Rätseln und Liedern. Buch und CD. Ökotopia, Münster 2000. Buch mit CD. FRIEBEL, VOLKER: Innere Bilder. Imaginative Techniken in der Psychotherapie. Walter, Düsseldorf 2000. FRIEDRICH, SABINE; VOLKER FRIEBEL: Einschlafen, Durchschlafen, Ausschlafen. Ruhigere Nächte für Eltern und Kinder, rororo Nr. 19397, Reinbek 1993. FRIEDRICH, SABINE; VOLKER FRIEBEL: Trau dich doch! Wie Kinder Schüchternheit und Angst überwinden, rororo Nr. 19729, Reinbek 1996. FRIEDRICH, SABINE; VOLKER FRIEBEL (Hg.): Ruhig und entspannt. Körperübungen, Entspannungstechniken, Meditation und Phantasiereisen für Kinder, rororo Nr. 60500, Reinbek 1998. HOPPE, GABRIELA: Mit Kindern meditieren. Grundlagen und Anwendungen. Don Bosco, München 1995. KLEIN, MARGARITA: Schmetterling und Katzenpfoten. Sanfte Massagen für Babys und Kinder. Ökotopia, Münster 1999. KRUSE, WALTRAUT: Einführung in das Autogene Training mit Kindern. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln-Lövenich 1980. LENDNER-FISCHER, SYLVIA: Bewegte Stille. Wie Kinder ihre Lebendigkeit ausdrücken und zur Ruhe finden. Kösel, München 1997. MASCHWITZ, GERDA ; RÜDIGER MASCHWITZ : Stille-Übungen mit Kindern. Kösel; München 1993. MÜLLER, ELSE: Du spürst unter deinen Füßen das Gras. Autogenes Training in Phantasie- und Märchenreisen. Vorlesegeschichten. Fischer Taschenbuch. Frankfurt a. M. 1983. MÜLLER, ELSE: Hilfe gegen Schulstreß. Übungsanleitungen zu Autogenem Training, Atemgymnastik und Meditation. Für Kinder und Jugendliche, rororo Nr. 17877, Reinbek 1984. MÜLLER, ELSE: Inseln der Ruhe. Ein neuer Weg zum Autogenen Training für Kinder und Erwachsene. Kösel, München 1994. PORTMANN, ROSEMARIE; ELISABETH SCHNEIDER: Spiele zur Entspannung und Konzentration. Don Bosco, München 1996. PREUSCHOFF, GISELA: Kinder zur Stille führen. Meditative Spiele, Geschichten und Übungen. Herder, Freiburg i. Br. 1996. RÜCKER-VOGLER, URSULA: Bewegen und Entspannen. Spiele und Übungen für Kinder. Ravensburger, Ravensburg 1994. SEYFFERT, SABINE: Komm mit ins Regenbogenland. Phantasiereisen, Entspannungsrätsel und Gute-Nacht-Geschichten. Kösel, München 1998. STROHM, TANJA: Zwergelinchen. Eine phantasievolle Reise ins Land der Entspannung. Autogenes Training für Kinder und Erwachsene. CD und
Buch. PolyGram, Hamburg 1998. Informationen zu Projekten und Fortbildungen der Autoren sowie Texte zur Entspannung mit Kindern und anderen Themen finden Sie auf der Netzseite www.Volker-Friebel.de. Kontakt und Infos zu einer Kursleiterausbildung zur Entspannung mit Kindern: Sabine Friedrich, Griesweg 17, 72160 Horb oder Post@ Volker-Friebel. de.