Halbfett gesetzte Beg lffe sind im Register zu fin
Blau unterlegte ~ xt rkieren Begriffe, Gesetz oder andere besond ers wichtige Merksätze.
Ein elektrisches Feld Ist der Zustand des Raune, um geladenen Körper, In dem auf andere elekrisch Krafte ausgeübt werden
Mit diesem Zeichen in der Randspalte sind zusätzl iche Informationen gekennzeichnet, zu den blauen Textt eilen gibt es auf der CD-ROM ausführli che Artikel.
Mit diesem Zeichen gekennzeich nete Texte stellen wicht ige Tipps dar.
•
~~~~~7~;ntelltS~:~ans~~:u"c~~~ wenn sich Grleskörnchen in Öl in ' einem elektri schen Feld befinden . Unt er der Wirkung des elektri· schen Feldes kommt es zur elek· trischen Polarisa tion (/ S. 212) Die Grie,körnchen richten sie tun g der Feldlinien
MICHElSON- lnterferometer 428 MlCHElSON-MORlEY·
DIE PHYSIK - EINE NATURWISSENSCHAFT
1
MECHANIK
2
THERMODYNAMIK
3
ELEKTRIZITÄTSLEHRE UND MAGNETISMUS
4
5
:J
QUANTENPHYSIK
6
ATOM - UND KERNPHYSIK
7
SPEZIELLE RELATIVITÄTSTHEORIE
8
AUSBLICK AUF WEITERE TEILGEBIETE DER PHYSIK
9
ANHANG
A
rper
-
- - t - In dieser Form gekenn-
zei chnet e Texte entha lt en Beispiele.
In der Reihe "Basiswissen Schule" sind erschienen: Basiswissen Schule Angewandte Informatik 276 Seiten ISBN 3-411-71511-1
Basiswissen Schule Geographie 416 Seiten ISBN 3-411-71611 -8
Basiswissen Schule Physik Abitur 464 Seiten ISBN 3-411 -71751 -3
Basiswissen Schule Informatik Abitur 440 Seiten ISBN 3-411 -71621 -5
Basiswissen Schule Geschichte 464 Seiten ISBN 3-411 -71581 -2
Basiswissen Schule Technik 264 Seiten ISBN 3-411 -71521-9
Basiswissen Schule Astronomie 272 Seiten ISBN 3-411-71491 -3
Basiswissen Schule literatur 464 Seiten ISBN 3-411 -71601 -0
Basiswissen Schule Wirtschaft 256 Seiten ISBN 3-411-71531 -6
Basiswissen Schule Biologie 376 Seiten ISBN 3-411 -71481 -6
Basiswissen Schule Mathematik 390 Seiten ISBN 3-411 -71501-4
Basiswissen Schule Chemie 320 Seiten ISBN 3-411 -71471 -9
Basiswissen Schule Mathematik Abitur 464 Seiten ISBN 3-411 -71741 -6
Basiswissen Schule Deutsch 288 Seiten ISBN 3-411 -71591 -X
Basiswissen Schule Physik 360 Seiten ISBN 3-411 -71461-1
Internet: www.schuelerlexikon.de
DUDEN
~
Basiswissen Schule
Physik Abitur
Jk
P A E TEe Verlag für Bildungsmedien Berlin
Dudenverlag Mannheim . Leipzig' Wien· Zürich
Herausgeber Prof. Dr. habil. Lothar Meyer Dr. Gerd-Dietrich Schmidt
Autoren Detlef Hoche Dr. Josef Küblbeck Prof. Dr. habil. Lothar Meyer Dr. Rainer Reichwald Dr. Gerd-Dietrich Schmidt Dr. Oliver Schwarz
Die Autoren der Inhalte der beigefügten CD-ROM sind im elektronischen Impressum auf der CD-ROM aufgeführt.
Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. Der Reihentitel "Basiswissen Schule" ist für die Verlage Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG und PAETEC Gesellschaft für Bildung und Technik mbH geschützt. Das Wort Duden ist für den Verlag Bibliographi sches Institut & F. A. Brockhaus AG als Marke geschützt. Das Werk wurde in neuer Rechtschreibung verfasst.
© 2003 PAETEC Gesellschaft für Bildung und Technik mbH, Berlin und Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, Mannheim Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, vorbehaltlich der Rechte, die sich aus
§ 53, 54 UrhG ergeben, nicht gestattet. Internet: www.schuelerlexikon.de Redaktion: Prof. Dr. habil. Lothar Meyer (PAETEC GmbH) Reihengestaltung: Britta Scharffenberg (PAETEC GmbH) Umschlaggestaltung: Hans Helfersdorfer, Heidelberg Layout und Zeichnungen: Andreas Biedermann, Nina Gröters, Claudia Kilian, Angela Richter, Claudia Wunderlich (PAETEC GmbH) Grafiken: Sybille Storch, Jens Prockat Druck und Bindung: TiBinska tiskarna, Cesky Tesin ISBN 3-89818-075-1 (PAETEC Verlag für Bildungsmedien) ISBN 3-411-71751-3
(Dudenverlag)
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis Die Physik - eine Naturwissenschaft .... . .. .... ..... . Die Entwicklung der Physik als Wissenschaft ... . . ...... . 1.1 Denk- und Arbe itsw eisen in der Physik . . ..... ... .. .. .. . 1.2 1.2.1 Begriffe und Größen in der Physik . . .......... .. . .... . . 1.2.2 Gesetze, Model le und Theorien in der Physik ... .. ...... . 1.2.3 Erkenntniswege in der Physik . ............. . . . . ...... . 1.2.4 Tätigkeiten in der Physik . . .. . ... . ................... . 1.2.5 Lösen physikalisch -mathematischer Aufgaben .......... . 1.2.6 Vorbereiten, Durchführen und Auswerten physikalischer Experimente ... . . ... ..... . . . . .. . ...... . . .. . . ... . . . . 2 2.1 2.1.1 2.1.2 2.2 2.2.1 2.2.2 2.2.3 2.2.4 2.2.5 2.2.6 2.3 2.3 .1 2.3.2 2.3 .3 2.4 2.4.1 2.4.2 2.4.3 2.4.4 2.S 2.5.1 2.5.2 2.5.3 2.6 2.6.1 2.6.2 2.6.3 2.7 2.7 .1 2.7.2 2.8 2.8.1 2.8.2 2.8.3 2.8.4 2.8.5
Mechanik ..... . . .... .. ... ..... .. .... . .. .. . . .. .... . Grundeigenschaften von Körpern und Stoffen .. . ..... .. . Volumen , M asse und Dichte ...... ... .. . . . . .. . ... . .. . . Teilchenanzahl , Stoffmenge und Aufbau der Stoffe .. ... . . Kinematik .. . . .. . ... .. ... ... .. . .. . ...... . ..... . ... . Beschreibung von Bewegungen . .. ..... .. ... . .. .. . .. . . Gleichförmige geradlinige Bewegungen . . . . ... . .. . .. .. . Gleichförmige Kreisbewegungen . . . ... . . .. . ...... .... . Gleichm äßig beschleunigte geradlinige Bewegungen ... . . Der freie Fa ll . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Überlagerung von Bewegungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dynamik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kräfte und ihre Wirkungen . . . .. . . . . . . .. . . . . . . . . .. . . . . Die newtonschen Gesetze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Arten von Kräften . . . .......... . . . .. . ........... ... . Energie, mechan ische Arbeit und Leistung .. . ......... .. Energie und Energieerhaltung . . .... .. ...... .... . .. ... Die mechanisch e Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die mechanische Leistung .......... . . .......... . . . . . . Der Wirkungsgrad . . .. ........... ... . .. .. . .. . . . . . .. . Mechanik starrer Körper . ... .... . . . ... ....... ... ..... Stat ik starrer Körper ..... .. .. . ... . .. . . . .. . . . . ...... . Kinematik rotierender starrer Körper. . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dynami k rotierender starrer Körper. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Impu ls und Drehimpu ls .. .. . ......... . .. . . . . .. . ... ... Kraftstoß, Impuls und Impulserhaltungssatz .. . .. ...... . . Unelastische und elastische Stöße. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. Der Drehimpu ls und seine Erhaltung . .... . . . ..... . ..... Gravitation. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. Das Gra vitationsgesetz ..... . . . . . ........ ... . ... . . .. . Gra vitationsfelder ..... .. . . . .... ... . ............... . . Mechanische Schwingungen und W ellen ... .... .... . .. . Entstehung und Beschreibung mechanischer Schwingungen . . . .......... . . . . . . ...... .. . . .... ... . Überlagerung von Schwingungen .... ... . ... .. . . .. .. . . . Entstehung und Beschreibung mechanischer Wellen ..... . Ausbreitung und Eigenschaften mechan ischer Wellen .. .. . Akustik ...... ..... .. ..... .. ....... .. .... ..... .. .. .
7 8 15 15 19 23 28 35 41 49
SO SO 51 56 56 61 62 64 66 67 71 71 76 79 84 84 88 91 92 93 93 95 98 102 102 109 113 115 115 119 126 126 135 136 140 145
3
4
Inh a Itsverzeichn is
3 3.1 3.1.1 3.1.2 3.2 3.2.1 3.2 .2 3.2.3 3.2.4 3.2.5 3.3 3.3.1 3.3 .2 3.4 3.4.1 3.4.2 3.4.3 3.5
Thermodynamik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. Betrachtungsweisen und Modelle in der Thermodynamik .. Di e phänomenologische Betrachtungsweise ... . .... .. . . . . Die k inet isch -st atistische Betrachtungsweise. . . . . . . . . . . . .. Thermisches Verhalten von Körpern und Stoffen . . .. . .... Temperat ur, innere Energie und W ärme ... .. ...... . .. .. W ärmeübertragung . . . ... . .. . ... . .... .. . .. ........ .. Volumen - und Längen änderung von Körpern . . ... . .... . . Aggregatzustände und ihre Änderungen . . . . . . . . . . . . . . .. Die Gasgesetze .. . .... . . . ... . .... . .... . ........ . . ... Kinetische Theorie der Wärme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der atoma re Aufbau der Stoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. Kinetische Gastheorie . . .. ....... . . .. ..... . . . .. . . . . ... Hauptsätze der Thermodynam ik ..... .... . . ......... . " Der 1. Hauptsatz der Thermodynamik . . . . . . . . . . . . . . . . . .. Kreisp rozesse ....... .. . ............. .. . .. ........ . .. Der 2. und 3. Hauptsatz der Thermodynamik .......... . .. Temperaturstrahlung und Strahlungsgesetze ......... . ..
147 148 148 149 151 151 154 158 160 163 167 167 170 179 179 190 197 203
Elektrizitätslehre und Magnetismus . . . . . . . . . . . . . . . .. Das elektrische Feld ...... . . ... . ...... . .. . ..... . . .... Elektrische Ladungen .. .. . . ..... . ..... .... ........... El ekt rische Felder . . .. . .... . ......... ... .. . .. ... ..... Geladene Teilchen in elektrischen Feldern .. . .. .. . .. . .... Das magnetische Feld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. Magnetische Felder von Dauer- und Elektromagneten ..... Beschreibung magnetischer Feld er d urch Feldgrößen ...... Gel adenen Te ilchen und Stoffe in magnet ischen Feld ern .. Elektromagnetische Induktion . . .. .. .. .. . . . .. .. . . ... . " Grundlagen der elektromagnetisch en Induktion . . ... .. .. . Das Induktionsgesetz ... . .... . ... . .... . . . .. . . . ..... . . Len zsches Gesetz und Selbstinduktion . .. .. ..... . .. .. . . . Generatoren . . ...... . . .. .. . . .. .. . ... .... .. ... ... . .. Transformatoren . .... .. ..... . . . .. . .... . .. . . .. ....... Der Gleichstromkreis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. Elektrische leitungsvorgänge . . .. . ... . .. . . . . . . .. .. .. .. Elektrische Leitungsvorgänge in Metallen ....... ..... . . . Elektrische Leitungsvorgänge in Flü ssig keite n .. . . . . .. . . . . Elektrische Leitungsvorgänge in Gasen ...... . .. . . . . . .. . . Elektrische Le itungsvorgänge im Vak uum ..... . ..... . ... Elektrische Leit ungsvorgänge in Halbl eitern ..... . ... . .... An aloge und digitale Signalverarbeitung .. . ........ .. ... Der Wechselstromkreis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Größen zur Beschreibung eines sinusförmig en Wechselstromes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 4.6.2 Ohmsche, induktive und kapa zitive Widerständ e im Wechselstromkreis ... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.6.3 Zusammenwirken von Widerständen im Wechsel st romkreis Elektromagnetische Schwingungen und Wellen ... . ... ... 4.7 4.7. 1 Elektromagnetische Felder . . ........... . ..... .. .. . .... 4.7.2 Elektromagnetische Schwingungen .... ... . . ....... . . .. .
207 208 208 2 14 226 229 229 232 235 242 242 246 248 252 254 257 262 262 267 268 270 27 1 280 282
4 4.1 4.1.1 4.1.2 4.1 .3 4.2 4.2.1 4.2.2 4.2.3 4.3 4.3 .1 4.3.2 4.3.3 4.3 .4 4.3 .5 4.4 4.5 4.5.1 4.5 .2 4.5.3 4.5.4 4. 5.5 4.5.6 4.6 4.6.1
282 28 5 289 293 293 297
Inha Itsverzeich n is
4.7.3 4.7.4
Hertzsche W ellen . .......... . ...... . .. ... ... ... .. . .. Das Spektrum elektromagnetischer Wellen. . . . . . . . . . . . ..
301 309
5 5.1 5.1.1 5.1 .2 5.2 5.2.1 5.2.2 5.2.3 5.3 5.3 .1 5.3.2 5.4 5.5 5.6 5.6.1 5.6.2
Optik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. Modelle für das Licht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Modell Lichtstrahl . .......... . .. ............. .... Das Modell Lichtwelle . .. ... . . . ....... . .. . ........ . . . Ausbreitung des Lichtes in Stoffen und im Vakuum. . . . . .. Die Lichtgeschwindigkeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. Reflexion und Brechung von Licht ... . . ... . . . . . . ....... Streuu ng und Absorption von Licht ......... .. . . ... .... Bilder und optische Geräte ........ . ............ . ..... Bildentstehung an Sp iege ln und Linsen . ... . .. .. ...... . . Optische Geräte .... . ................. .... ..... .. ... Beugung und Interferenz von Licht .................... Polarisation von Licht . . . . . .. . . . .. ........... . . . ..... Licht und Farben ... .. . .... . .. ... ... .......... . . . . .. Spe ktren und Spekt ralanal yse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. Mischung von Farben. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
311 312 312 313 314 314 315 324 325 325 333 336 347 35 1 351 353
Quantenphysik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 6 6.1 Quanteneffekte bei elektromagnetischer Strahlung 6.1 .1 Der äußere lichtelektrische Effekt .. .. . ........ . ... . ... 6.1.2 Energ ie, M asse und Impuls von Photonen . .... .... ..... . 6.1.3 Röntgen strah lung .. ........... ... . ... .. .... . . ...... Interferenz von Quantenobjekten .. .. ......... . . .... .. 6.2 6.3 Komplementarität und Unbestimmtheit ....... .... ... . . 6.3.1 Komplementarität bei Doppelspalt-Experimenten ........ 6.3.2 Unbestimmtheit von Ort und Impuls ... . . .... .... .. . ...
355 356 356 360 362 370 376 376 381 385 386 386 389
7.1.4 7.2 7.2.1 7.2.2 7.2.3 7.2.4
Atom- und Kernphysik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. Physik der Atomhülle ....... .............. . ... . . .. .. Grund experimente der Atomphysik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Atommodelle .. .......... ...... . . . .. .. ... . .. . ...... Die Energieniveaus der Atomhülle im physikalischen Experiment .. . .. ... .. . . .. . ...... . ....... ... . . .... .. Spontane und indu zierte Em ission ....... . .... .. . . ... . . Physik des Atomkerns . ...... . ...... . ...... . ......... Atomkerne, Radioaktivität und radioaktive Strahlung . . . . . Kernmodelle... .. . . ... . . .. . ... .. . . .. ..... .... .. .. . . Kernenergie .. ... . ... .. . . ... .. .... .. .. . .. . . . ....... Elementarteilchen . . .. . . ....... . ... . ........ . ... . . . .
397 399 401 401 4 15 418 421
8 8.1 8.1.1 8.1 .2 8.1 .3 8.2 8.3 8.4
Spezielle Relativitätstheorie ... ........ .. .......... Von der klassischen Physik zur Relativitätstheorie . . . . . . .. Die klassischen Vo rste llungen von Raum und Zeit ...... .. Inertialsysteme u nd das galileische Relativitätsprinzip .... . Das MICH ELSON -MORLEY-Experiment . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. Grundaussagen der speziellen Relativitätstheorie ....... . Relativistische Kinematik ..... . . .. ... . .. ..... .. . . .... Relativistische Dynamik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
423 424 424 425 428 43 0 432 439
7 7.1 7.1.1 7.1.2 7.1.3
5
6
Inhalt sverzei ch nis
8.5
Hinweise zur allgemeinen Relativität stheorie ...... . . .. . . 445
9
Ausblick auf weitere Teilgebiete der Physik . ...... . . . 447
A
Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. Nu k lid ka rt e (Ausschn itt) . ... . . .. . ... . ....... . . . .. .. .. . Registe r .. . .... .. . ..... . . . .. . . . ..... .. . . . . .. . . . .... Bildquell enverzeichnis . . ... .. . . . ... .. . . ...... .. .... . .
451 452 454 464
DIE PHYSIK -
EINE NATURWISSENSCHAFT
r-
8
Die Physik - eine Naturwissenschaft
Die Entwicklung der Physik als Wissenschaft
1.1
Die
Geschichte
der
Wissenschaft
Physik reicht zurück bis in die grie chische Antike. Bereits vor der An tike haben die Menschen allerdings Erfahrungen und Erkenntnisse ge sammelt und systematisiert, deren wissenschaftliche Aufarbeitung und Weiterentwicklung Wissenschaft ist.
heute
Physik
in
die
einzuordnen
So kannten die Menschen in
Ägypten zum dritten
Beispiel bereits im
Jahrtausend
vor
unserer
Zeitrechnung Geräte zum Messen von Entfernungen und Zeiten, wie Sonnen- Wasser- und Volumen-,
Gewichts-
Sanduhren, und
Län
genmaße sowie kraftumformende Einrichtungen, wie Rollen, Walzen, Hebel und Räder. Die Menschen begannen, die Gestirne und ihren Lauf zu beobachten sowie den Jahres- und Tagesablauf nach periodischen Be wegungen der Sonne und des Mondes einzuteilen. Etwa
2000
Jahre vor
unserer Zeitrechnung entstand in Babyion bereits ein Verzeichnis von Die griechischen Ge
Sternbildern und Fixsternen. Die zahlreichen Einzelkenntnisse gewannen
lehrten der Antike
die Menschen mehr durch unmittelbare und zufällige Erfahrungen mit
gingen davon aus,
der Natur als durch systematisches und zielstrebiges Erforschen von
dass viele Erscheinun gen in der Natur nicht von Göttern, sondern
Naturerscheinungen. Mit diesem Einzelwissen gaben sich die Gelehrten der Antike nicht mehr
dass sich der Mensch
zufrieden. Sie suchten nach den tiefsten Geheimnissen der Natur, nach den "Urstoffen" und "Urkräften", aus denen die ganze Welt aufgebaut ist und die überall wirken. Sie wollten eine einheitliche und systemati
diese Naturerschei
sche Wissenschaft betreiben und ganze Weltbilder erschaffen.
von der Natur selbst verursacht sind und
nungen nutzbar ma chen kann.
Eine Blüte erlebten die Naturwissenschaften im antiken Griechenland vom
6.
Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung an. Als einer der Ersten
versuchte THALES VON MILET (um
624
bis um
546 v. Chr.)
alle Erscheinun
gen auf ein gemeinsames Prinzip zurückzuführen. Wasser sollte der Ur In Griechenland hat
stoff für alle Körper sein. Außerdem führte er alle Erscheinungen auf
ten sich mächtige
zwei Urkräfte zurück: das Zusammenziehen und das Ausdehnen.
Stadtstaaten heraus gebildet, die ihren Reichtum vor allem der Arbeit von Skla ven verdankten. Die
PYTHAGORAS (um
560 bis um 480 v. Chr.) war Mathematiker und Philosoph
und gründete eine ganze Schule mit Gelehrten, die Pythagoräer. Sie sa hen in den mathematischen Beziehungen die Verbindungen zwischen den Gegenständen der Wirklichkeit. Die Pythagoräer gelangten zu be
freien Bürger hatten
achtlichen mathematischen Erkenntnissen. PYTHAGORAS experimentierte
Zeit und Muße, sich
außerdem mit einer gespannten Saite - einem Monochord
mit Wissenschaft, Me
mathematische Zusammenhänge zwischen der Länge der schwingenden
dizin, Geschichte und
Saite und der Tonhöhe.
Kunst zu beschäf tigen.
-
und fand
Dabei ist beachtenswert, dass die Phythagoräer auf ähnliche Weise zu Er kenntnissen gelangten, wie dies erst wieder zu Zeiten von GAULEI im
Die Entwicklung der Physik als Wissenschaft
17.
9
jahrhundert üblich wurde, nämlich durch Beobachtung von EinzeIer
scheinungen, vor allem im Experiment, und deren Verallgemeinerung. Einer der größten Gelehrten der Antike war ARISTOTELES
(384-322 v.
ehr.,
Bild rechts). Er beschäftigte sich mit fast allen Gebieten der Wissenschaft seiner Zeit und brachte sie in ein umfassendes System. Seine Werke wur den ins Lateinische übersetzt und von der Kirche und vielen Wissen schaftlern bis ins Mittelalter als unumstößlich betrachtet. Er prägte die Begriffe "Physik" und " Botanik ". Besonderen Einfluss auf die Naturwis senschaften seiner Zeit und der jahrhunderte danach hatten seine An sichten zu Raum, Zeit, den Bewegungen und dem Leeren (Vakuum).
•
ARISTOTELES beschäftigte sich auch mit dem Aufbau der Erde und des Weltalls. In seiner Physik nahm er eine Trennung zwischen Himmel und
Das Wort Physik
Erde vor. Himmelskörper und himmlische Bewegungen (Kreisbewegun
kommt vom griechi " schen Wort "physis
gen) waren gleichbleibend. Die Bewegungen auf der Erde teilte er in na türliche und erzwungene Bewegungen ein. Ein großer Gelehrter seiner Zeit war ARCHIMEDES (um
287-212 v.
ehr.). Er
verband die Physik mit der Mathematik und der Technik. Physikalische Gesetze wurden bereits mathematisch formuliert und zum Bau von tech
und bedeutet "Na " tur . Der Begriff Phy sik umfasste damit ursprünglich das ge samte Naturgesche hen und war die um
nischen Geräten und Maschinen genutzt. Er formulierte Gesetze für den
fassende Wissen
Hebel, den Auftrieb, die Dichte und Teilbereiche der Optik, baute ein Pla
schaft von der Natur.
netarium und erfand etwa
40
Maschinen, darunter Kräne, die endlose
Schraube und den Flaschenzug. Besonders bemerkenswert ist die Tatsa che, dass physikalische Erkenntnisse bewusst zur Lösung von praktischen Problemen genutzt wurden. Mit ARCHIMEDES und seinen Zeitgenossen er
Die Wissenschaftler nannten sich "Physi ker" oder "Physiolo gen".
lebten die Mathematik und Physik der Antike ihren Höhepunkt. Zu dieser Zeit begannen sich auch erstmals Teilgebiete der Physik herauszubilden. Eine Zusammenfassung der bisherigen Erkenntnisse der astronomischen Forschung nahm CLAUDIUS PTOLEMÄUS (um
100
bis um
170
n. ehr.) vor. Er
sah die Erde im Mittelpunkt der Welt, um die sich alle Himmelskörper be wegten. So formte er das geozentrische Wel tb i l d Sein Buch wurde .
827
ins Arabische und später ins Lateinische übersetzt. Das geozentrische Weltbild war - auch durch die Unterstützung der Kirche - bis ins Mittel alter bestimmend. Im ersten jahrhundert unserer Zeitrechnung über nahm das römische Kaiserreich die führende Stellung in der Welt. In der römischen Antike wurden zwar die wissenschaftlichen Leistungen der griechischen Gelehrten bewahrt und angewendet, jedoch kaum weiter entwickelt. Eine Weiterentwicklung der Physik gab es danach vor allem in der arabischen Welt durch die Völker des Islam. •
Die Physik als Naturwissenschaft bildete sich in der griechischen An tike heraus, war aber in dieser Zeit insgesamt eher eine Naturphilo sophie. Die Physik beschrieb die Natur in erster Linie, wie sie sich un mittelbar und augenscheinlich darbot. Vereinzelt wurden jedoch
I CLAUDIUS PTOLEMAUS stellte sein Weltbild in dem Werk Syn " taxis mathematike"
auch bereits Experimente durchgeführt. Insbesondere durch ARCHI
(Mathematische Zu
MEDES kam es zu einer ersten Verbindung von Mathematik und Phy
sammenstellung),
sik sowie zu einer bewussten technischen Nutzung von physikali schen Erkenntnissen.
arabisch auch "AI " genannt,
magest vor.
10
Die Physik - eine Naturwissenschaft
------------- ------
• Das Wort "Renaissance" kommt aus dem Lateinischen und bedeutet" Wi edergeburt". Es sollte damit das Besi nn en auf die Erkenntnisse und Leistungen der An tike zum Ausdruck gebracht werden .
-----
--------------
Neues Interesse an der Entwicklung der Physik kam im Frühkapitalismus, insbesondere durch das Interesse der Handwerker und des Bü rgertums an prakt ischen Erken ntn issen, auf. Auch di e großen geographischen Entdeckungen im 15. und 16. Jahrhundert und die Hochseeschifffahrt brachten neue Anforderungen an die Kartografie, Astronomi e, Zeitmessung und d en Kalender. Zunächst kam es in der Renaissance zu einer Wiederentdeckung und Aneignung der Kultur und der W issenschaften der A ntike . LEONARDO DA VINCI (1452- 1519) wa r ein typischer Vertreter dieser Zeit. Neben seinen Leistungen als Maler war er vor all em als Naturforscher und Techniker erfolgreich. Die Verbindung von W issenschaft und Praxis war für ihn von großer Bedeutung, wollte er doch praktische Probl eme lösen. Er konstruierte und baute Geräte und M aschine n. Das Bild zeigt ein ige Beispiele von Originalzeichnungen. Ein e systematische Wei terentwicklung der Naturwissenschaft betrieb er nicht.
Zu ein er solch gravierenden Weiterentwicklung der Physik kam es erst im 16. Jah rh undert durch GALILEO GAULEI (1564- 1642) und JOHANNES KEPLER (1571 - 1630) sowie später durch ISAAC NEWTON (1643- 1727) . Di ese Weiterentwicklun g ging einher m it der Überwindung des geozentrischen W eltbi ld es d es PTOLEMÄUS durch die Erkenntnisse von NI KLOAUS KO PERNI KUS (1 473- 1543) sowie GAU LEI, KEPLER und NEWTON. Das in d er Antike bereits vorh an dene heliozentrische Weltbild, in dem die Sonne im Zentrum unseres Pl anetensyste ms steht, wurde wiederbelebt und von NI KOLAUS KoPERN IKUS in ein em geschlossenen System dargestellt.
i GALILEO GAULEI
war ei-
nerd er b e deutend~
ten Naturwissen schaft ler des späten Mittelalters.
Von besonderer Bedeutung für se ine W eiterentwicklung und Verbrei tung waren die Arbeiten von JOHANNES KEPLER und GAULEO GAULEI. JOHANNES KEPLER fand die heute nach ihm benannten drei Gesetze der Planetenbewegung (kepl ersche Gesetze). GAULEI entdeckte u. a. das Trägheitsgesetz und die Gesetze für gleichm äßig beschl euni gte Bewegungen . Beide überwanden die Trennung von himmlischer und irdischer Physik und fanden Gesetze, nach denen sich sowohl himmlische Körper (d ie Planeten) als auch Körper auf der Erde bewegen .
Die Entwicklung der Physik als Wissenschaft
geozentrisch
heliozentrisch
11
• Das heliozentrische Weltbild unterschied sich grundsätzlich vom geozentrischen Weltbild durch die zentrale Stellung der Sonne. Die Skizze zeigt beide Weltbil der stark vereinfacht .
Saturn
1
Fixstern-
7"-- - - sp häre
GALILEO GALILEI führte auch neue Denk- und Arbeitsweisen in die Wissenschaft Physik ein. So wollte er nicht nur die Erscheinungen in der Natur beschreiben, sondern fragte nach dem Wesentlich en in diesen Erscheinungen. Von besonderer Bedeutung war, dass GALILEI versuchte, sowohl der Mathematik als auch dem Experiment einen neuen gewichtigen Stellenwert in der Physik einzuräumen. Das Experiment als eine zielgerichtete Frage an die Natur bekam eine zentrale Stellung im Erkenntnisprozess und die Physik wurde zu einer Experimentalwissenschaft. Mithilfe der Mathematik konnten physikalische Gesetze exakter erfasst werden und gleichzeitig besser in Experimenten und zur Lösung praktischer Probleme genutzt werden . Damit erhielt auch die Praxis durch GALILEI wieder einen neuen Stellenwert in der Wissenschaft Physik. Eine vorläufige Vollendun g erfuhr die klassische Mechanik im 17. bzw. 18. Jahrhundert vo r allem durch ISAAC NEWTON (1643- 1727). NEWTON griff die Erkenntnisse von GALILEI, KE PLER und anderen Wissenschaftlern zu mechanischen Bewegungen auf und formulierte mithilfe der M athematik die allgemeinen Bew egungsgesetze für beliebige Körper in Raum und Zeit. Darüber hinaus entdeckte er die Gravitation als universelle Wechselw irkung zwischen Körpern, die die Bewegung von Himmelskörpern bestimmt. Ferner wandte er die Bewegungsgesetze für Körper auf der Erd e auch für Bewegungen von Hi mmelskörpern an und überwand damit die Unterscheidung zwischen einer Physik des Himmels und der Erde. Seine Erkenntnisse stellte NEWfON in einem geschlossenen System von Axiomen (G esetzen) dar, das als Theorie bezeichnet werden kann. Die newtonsche Mechanik war somit die erste Teildisziplin der Physik, die als in sich geschlossene Theorie dar-
• Nicht nur durch das Experiment, sondern auch durch die Nutzung des Fernrohres als Beobachtungsinstrument zur Erforschu ng des Himmels ze igte GAULEI die Verbindung von Theori e und Prax is. Er fand mit dem Fernrohr vier Jupitermonde (galileische Monde).
i legte seine M echanik in dem Werk "Mathemati sche Prinzipien der Naturlehre" (Philosophiae Naturalis Principia Mathematica) dar, das 1687 in drei Teil en erschi en. NEWTON
Die Physik - eine Naturwissenschaft
12
gestellt wurde. NEWTON war damit in gewisser Weise der Begründer der theoretischen Physik bzw. der Formulierung einer naturwissenschaftlichen Theorie .
• Das Kausalitätsprinzip bei NEWTON besagt, dass Kräfte die Ursache für entsprechende Wirkung en (Bewegungsänderungen) sind . Das Fernwirkungsprinzip von N EWTON bedeutet, dass auch in se hr großen Entfe rnungen die Wirkung en sofort eintreten. Das setzt eine unendlich große Au sbre itungsgeschwindigkeit vora us, die es aber nicht gibt.
• An der Pari se r Polytechnischen Sch ul e, der" Ecole Polytechnique" , lehrten vi ele berühm te französische M athematik er und Physik er, w ie LAGRANG E, LAPLACE, POI SSON , AMPERE , FR ESNEL, CARNOT LUSSAC.
und
GAY-
Die newtonschen Bewegungsgesetze beziehen sich auf Körper, die sich in Raum und Zeit bewegen, wobei Raum und Zeit unabhängig von diesen Körpern existieren ( / S. 424 f .). Außerdem wurde von NEWTON ein Kausalitätsprinzip eingeführt, das jeder Wirkung eine Ursache zuschreibt, wobei die Wi rkung auch über sehr große Entfernungen (Fernwirkungsprinzip) unmittelbar eintritt. Diese Annahmen sind jedoch nur unter bestimmten Bedingungen gültig, sodass die newtonschen Mechanik ihre Weiterentwicklung bereits in der Elektrodynamik und später vor allem in der Relativitäts- und Quantentheorie erfuhr. Mit der newtonschen Mechanik entstand die erste abgeschlossene physikalische Theorie. Sie hatte entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung der gesamten Physik, die durch eine Mechanisierung gekennzeichnet war. Die dominierende mechanische Naturauffassung wurde erst gegen Ende des 19. jahrhunderts erschüttert. Di e industrielle Revolution Ende des 18. und Anfang des 19. jahrhunderts begann zunächst noch weitgehend unabhängig von der zie lgerichteten Nutzung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse und wurde im Wesentli chen von Handwerkern und Technikern betrieben. Mit der W eiterentwicklung der Industrie erkannte man jedoch bald, wie nützlich die bewusste und direkte Nutzung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse für die Produktion war. Es entstanden polytechnische Schulen, die wie die " Ecole Polytechnique" in Paris zum Zentrum der Entwicklung von Mathematik und Naturwissenschaften wurden. Verstärkt wurden mat hematische Verfahren bei der Behandlung physika lischer Probleme angewendet, sodass es im 19. jahrhundert zu einer Auspräg ung der theoretischen Physik kam. Gl eichze itig wurde schrittweise erkannt, dass die newtonsche Mechanik ni cht auf alle physikalischen Problemstellungen anwendbar war. Zuneh mend entwickelten sich dynamische Betrachtungsweisen, die die Erscheinungen in ihrer Veränderung, Umwand lung und Entwicklung sahen, wie zum Beispiel die Thermodynamik, die Well en optik, die Elektrodynamik und die Energetik. Vo r allem entstand im 19. jahrhundert die Theorie des elektromagnetischen Feldes durch MICHAEL FARADAY (1791 - 1867), j AMES CLERK M AXWELL (1 831 - 1879) und HEINRICH HERTZ (1857- 1894), die eind eutig nicht mehr auf die newtonsche Mechanik zurückführbar waren . Bis etwa 1880 hatten sich alle Teilgebiete der Physik so weit entwicke lt, dass sie als wissenschaftliche Theorien vollendet erschienen und offenbar nur noch wenige Lück en aufwiesen. In der Produktion wurden nicht nur ein ze lne wissenschaftliche Erkenntnisse genutzt, sond ern ganze physikalisch -technische Bereiche wurden Grundlage für einze lne Industriezwe ige. Dazu gehört zum Beispiel die Starkstrom -Elektrotechnik, die drahtlose Nachrichtenübertragung durch elektromagnetische Wellen, der optische Gerätebau, aber auch die Weiterentwicklung von Verb ren -
13
Die Entwicklung der Physik als Wissenschaft
nungsmotoren durch die Nutzung von Erkenntnissen aus der Thermodynamik . Die Physik nahm so zu Beginn des 20. Jahrhunderts die dominierende Stellung unter den Naturwissenschaften ein . Zu dieser Zeit gab es eine Reihe von neuen Entdeckungen, aber auch theoretischen Unzulänglichkeiten und Widersprüchen, die in das Gesamtsystem der klassischen Physik nicht einzuordnen waren. Mit der Wellenoptik kamen Zweif el an den von NEWTON eingeführten Begriffen des absoluten Raumes, der absoluten Zeit und der absoluten Bewegung auf. Durch die Versuche von ALBERT A BRAHAM MICHELSON (1852- 1931) und EDWARD WILLIAMS MORLEY (1838 - 1923) in den Jahren 1881 und 1887 wurde festgestellt, dass die Lichtgeschwindigkeit unabhängig von der Bewegung des Beobachters immer gleich groß ist ( / S. 428 ff.) . Diese und weitere Erkenntnisse mündeten schließlich in die Relativitätstheorie von ALB ERT EINSTE IN (1879 - 1955). Angeregt durch die Glühlampenindustrie wurde die elektromagnetische Strahlung Ende des 19. Jahrhunderts genauer untersucht. Dabei stellte MAX PLANCK (1858 - 1947) fest, dass Strahlung ihre Energie nicht kontinu ierlich, sondern in kleinen diskreten Portionen, den so genannten Quanten, abgibt. Mit der Interpretation dieser Erkenntnis durch EINSTEIN entstand die Quantentheorie ( / S. 356 ff.). Diese Theorie machte Schluss mit der Jahrhunderte lang vertretenen Auffassung, dass die Natur kontinuierlich ist, also keine Sprünge macht .
Der 14.12.1900, an dem MAX PlANCK sei ne St rahlungsformel in ein er Sitzun g der Berlin er Physikali sch en Gese ll sch aft vo rt rug, gilt als Geburtst ag der Quant enth eori e.
Mit der Entdeckung der Röntgenstrahlung 1895 durch WILHELM CONRAD RÖNTG EN (1845- 1923) sowie der radioaktiven Strahlung 1896 durch HENRI BECQU EREL (1852- 1908) sowie MARIE CURIE (1867- 1934) und PIERRE CURI E (1859- 1906) wurden zwei neue Strahlungsarten bekannt, deren Ursache im atomaren Bereich lag. Von da führte dann ein direkter Weg zur Entwicklung erster Vorstellungen über den Aufbau der kleinsten Teilchen der Materie, der Atome, durch ERN EST RUTH ERFORD (1871 - 1937) und NIELS BOHR (1885- 1962). Gerade in der At om -, Kern - und Quantenphysik entdeckte man zuneh mend physik alische Gesetze, die st atistischen Charakter tragen . Außerdem wurden in diesen Teilgebieten der Physik Erscheinungen entdeckt, die mit den mechanischen Kausalitätsauffassungen von NEWTON nicht in Übereinstimmung zu bringen waren. Damit wurde der mechanische Determinismus erschüttert und es setzten sich zunehmend Ansichten über ein deterministisches Chaos durch. Da chaotische Systeme durch nichtli neare Gleichungen beschrieben werden, entstand ein neues Teilgebiet, die "nichtlineare Physik". Ab 1900 entwickelte sich neben der klassischen Physik die moderne Physik, zu der solche Teilgebiete wie die Atom- und Kernphysik, die Qu antenphysik, die Relativitätstheorie und die nichtlineare Physik gehören.
Die Entwicklung der Wissenschaft Physik ist bis heute nicht abgeschlossen und wird es auch in Zukunft nicht sein.
• Der mechanisch e Det ermin ismus geht von ein er starken Kausalitat aus und vertritt di e Auffassung, da ss gl eich e od er ähnli che Ursa ch en auch gl eich e oder ähnliche Wirkung en haben. Bei m det erm inistisch en Ch aos dagegen w ird von einer schwachen Kausalität ausgega ng en,beid er ähnliche Ursach en zu unterschiedl ich en Wirkung en f ühren kö nn en.
14
Die Physik - eine Naturwissenschaft ----~-~
• Die keplerschen Gesetze der Pl anet en bew egung erg eben sich z. B. als math emat ische Schlussfolg erung aus der newt o nsch en M echanik. Di ese wi ederum ist ein Grenzfa ll der speziell en Relativität stheorie fü r Geschw indigkeiten, di e kle in gegenü ber der Vakuumlichtgeschwindigkeit si nd.
• Das Fot o ze igt ei nen Detekto r fü r El ementarteilchen.
• And ere Nat urwisse nschafte n sin d d ie Biologie, d ie Ch emie, die Astronomie und die physische Geographie. Zwi sc hen di esen Naturwi ssenschafte n gibt es vi elf ält ige Wechselbezieh un gen. Darü be r hinaus existi eren za hlreiche Grenzwissensch af ten, z. B. die Biophysik, die Biochemie, di e Astrophysi k oder die Biog eograph ie.
Neuere Erkenntnisse führen immer wieder zu einer Präzisierung, Umdeutung und Einschränkung der Anwendbarkeit bisheriger Gesetze und Theorien. Ält ere Erkenntnisse werden verworf en, präzisiert oder in neue Theorien eingebaut und so besser verstanden. Häufig erscheinen sie auch als Grenzfälle von umfassenderen Theorien. Die Physik ist eine Naturwissenschaft. Sie beschäftigt sich mit den grundlegenden Erscheinungen und Gesetzen in unserer natürlichen Umwelt und ermöglicht die Erklärung und Voraussage viele Erschei nungen in der Natur und der Technik . Die Physi k ist auch eine w ichtige Grundlage der Technik und der Produktion . Dabei we rden physi kalische Erkenntnisse zum einen bewusst genutzt, um technische Geräte und Anlag en zu bauen und zu optimieren. Zum anderen ermöglichen neue und bessere techn ische Gerät e und Anlagen auch weitergehende experimentelle Untersuchungen . Viele An stöße für physikali sche Forschungen kamen und kommen aus Wirtschaft, Praxis und Produ kt ion, wie die Geschichte der Physik, aber auch die Gegenwart zeigen . Naturwissenschaften und Technik haben komplexe Auswirkungen auf das persönliche und gesellschaftliche Leben . Damit haben die Natu rwissenschaftler aber auch eine besondere Verantwortung, die vor allem darin besteht, - die Öffentlichkeit über den aktuellen Stand der Forschungen und deren Anwendung sowie über mögliche Auswirkungen auf Umwelt und das Leben der Menschen aufzuklären und damit fundierte Entscheidungen zu ermöglichen, - möglichst komplex und fachübergreifend alle Auswirkungen ihrer Forschungen und deren Anwendungen zu untersuchen und zu veröffentlichen, - ihre Aut orität als Wissenschaftler für eine ökologisch verantwortbare, humane und zukunftsf ähige Anwendung ihrer Erkenntnisse einzusetzen, - nur Forschungen zu bet reiben und zuzulassen, die das Leben von Men schen und Tieren sowie die Umwelt schonen und ökologischen Anforderungen entsprechen, - die Anwendungen ihrer Erkenntnisse in der Praxis zu beeinflussen und auf mögliche sch ädliche Folgen für den Menschen und die Umwelt mit Nachdruck aufmerksam zu machen. Auch für die Physik und die Physiker gilt: Wissenschaft und Technik sollten genutzt werden für all das, was das Leben der Menschen und die Natur insgesamt bewahrt, verbessert, sicherer macht .
Denk- und Arbeitsweisen in der Physik
1.2
15
Denk- und Arbeitsweisen in der Physik
1.2.1 Begriffe und Größen in der Physik Begriffe in der Physik Die W issenschaft Physik hat das Ziel, in der Natur Zusammenhänge und Gesetze zu erkennen und mithilfe dieser Gesetze Ersche in ungen zu erklären oder vorherzusagen, die man in der lebenden oder nicht lebenden Natur beobachten kann. Körper, Stoffe und Vorg än ge in der Natur werden miteinander verglichen, um Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Regelmäßigkeiten zu erkennen. Obj ekte mit gemeinsamen und wesentlichen Eigenschaften werden gedanklich zu einer Klasse oder Gruppe zusammengefasst. Diese Gruppe von Obj ekten erhält in der Regel einen eigenen Namen. Die gedankliche Zuordnung einer Gruppe bzw. einer Klasse von Objekten zu einem Wo rt nennt man Begriff. Ein Begriff ist die gedankliche Wi derspiegelung einer Klasse von Objekten (Körper, Stoffe, Vorg änge usw.) aufgrund ihrer wesentlichen und gemeinsamen Merkmale. Damit in den Naturwissenschaften auch alle unter einem Begriff dieselben Objekte mit wesentlichen und gemeinsamen Merkmalen verstehen, werden Begriffe in den Naturwissenschaften eindeutig definiert. Beim Definieren wird ein Begriff durch die Festlegung wesentlicher, gemeinsamer Merkmale eindeutig bestimmt und von anderen Begriffen unterschieden. Häufig werden dazu ein Oberbegriff und artbi ldende Merkmale angegeben, wie beim Begriff "Au sbreitungsgeschwindigke it" . Manchmal legt man ei nfach fest, was unter einem Begriff zu verstehen ist, wie z. B. beim Begriff "Schwingung". In ein igen Fä ll en ka nn man einen Begriff definieren, indem man al le Objekte (Körper, Stoffe, Vorgänge) aufzählt, die zu diesem Begriff gehören . Dies ist z. B. beim Begriff "Teilchen" der Fal l. Eine Schwingung ist eine zeitlich periodische Änderung einer physikalischen Größe. Die Ausbreitungsgeschwindigkeit einer Welle ist die Geschwindigke it, mit der sich ein Schwingu ngszustand im Raum ausbreitet. Teilchen sind Atome, Ionen und Moleküle. Ein Wasserm ol ekül ist ein Beispiel für ein Tei lchen. Ein chemisches Element ist eine Atomart, deren Atome die gleiche Anzahl Protonen im Kern enthalten. Eisen ist ein Beispiel für ein chemisches Element.
• Die Definition ei nes Begriffes ist eine willkürliche Sache. Desha lb können Fachbegriffe in verschieden en Naturwisse nschafte n auch uno terschiedlich definiert werden. Manchmal hat sich im Laufe der Geschichte auch die Defi nition eines Begriffes geändert. wie das z. B. bei den Begriffen Kraft und Energie der Fall war.
-
Der Teilch enbeg riff wird unterschiedlich verwendet. Manch· mal zählt man auch Elementarteilchen wie Elektronen und Protonen zu den Teilchen.
16
Die Physik - eine Naturwissenschaft
Auch im Alltag benutzt man Begriffe, um sich zu verständigen. Alltagsbegriffe werden nicht exakt definiert, sondern auf der Grundlage von Erfahrungen im Umgang mit Objekten und Wörtern gebildet. Deshalb stimmen Alltagsbegriffe und naturwissenschaftliche Fachbegriffe häufig nicht bzw. nicht vollständig überein, obwohl dasselbe Wort verwendet wird. Der Begriff Arbeit wird im Alltag für alle Tätigkeiten benutzt, bei denen sich Menschen anstrengen und verausgaben oder Maschinen und Anlagen etwas fertigen . Auch das Lernen in der Schule ist für den Schüler Arbeit. In der Mechanik wird der Begriff mechanische Arbeit exakt definiert: Mechanische Arbeit wird verrich tet, wenn ein Körper bzw. ein System durch eine Kraft bewegt oder verformt wird ( / S. 88). Deshalb darf man in der Physik den Begriff mechanische Arbeit nur für Vorgänge verwenden, bei denen Körper durch Kräfte bewegt oder verformt werden . Da zu zäh len u.a. auch Tätigkeiten (z. B. das Dehnen eines Expand ers od er das Aufschi chten von Steinen), für die man im Alltag ebenfalls den Begriff Arbeit benutzt. In der Wi ssenschaft, so auch in der Physik, bedient man sich in der Reg el der Fach sprache .
• Solch e W örter bezeichnet man auch al s Synonyme.
Fachbegriffe knüpfen oft an Alltagsbegriffe an, werd en aber dann exakt definiert und schränken meist die Anwendbarkeit des Begriffs ein. Deshalb muss man bei der Anwendung von Begriffen stets beachten, ob es sich um naturwissenschaftliche Fachbegriffe oder um Alltagsbegriffe handelt. In der Wissenschaft werden manchmal Begriffe auch unterschiedlich definiert. Das geschieht z. B., wenn ein bereits eingeführter Begriff für eine größere Klasse von Objekten verallg emeinert wird. Der oben genannte Begriff mechanische Arbeit kann z. B. für beliebige, auch nichtmechanische Vo rgänge verallg emeine rt werden . Arbeit wi rd verrichtet, wenn Energie übertragen oder umgewandelt wird . Manchmal wird ein Wort für verschiedene Begriffe benutzt. In der Physik versteht man unter Feld den Zustand eines Raumes um einen Körper, in dem auf andere Körper Kräfte wirken. In der Biologie ist ein Feld eine Ackerfläche, auf der Kulturpflanzen angebaut werden. Eine Welle ist in der Physik eine zeitlich und räumlich periodische Änderung einer physikalischen Größe. In der Technik versteht man darunter einen Teil ein er M aschine, mit dessen Hilfe Kräfte bzw. Drehmomente übertragen werden. Zum Teil we rden auch für ein und denselben Begriff verschiedene Wörter benutzt. Die Dauer einer vollen Schwingung wird als 5chwingungsdauer oder als Periodendauer bezeichnet. Statt Wärme nutzt man auch den Begriff Wärmemenge.
Denk- und Arbeitsweisen in der Physik
17
Größen in der Physik Einen speziellen Teil naturwissenschaftlicher Fachbegriffe bezeichnet man als physikalische Größen. Dabei handelt es sich um Begriffe, die man quantitati v erfassen kann. So kann beispielsweise die Temperatur unterschied lich groß sein, weil Körper unterschied lich kalt oder warm sein können . Di e Temperatur kann also unte rsch iedliche Werte haben, für die man eine Skala festlegen kann. Die Tempe ratur ist deshalb eine physikalische Größe. Solche Größen beschreiben messbare Eigenschaften von Objekten. Eine physikalische Größe beschreibt eine Eigenscha ft/ bzw. ein Merkmall einer Klasse von Objekten, die man quantitativ erfassen kann . Wi e jeder Begriff ist auch eine Größe durch ihre Bedeutung gekennzeichnet. Di e Bedeutung einer Größe gibt an, welche Eigenschaft bzw. welches M erkma l der Objekte beschrieben w ird. Für ein konk retes Objekt ka nn der Auspräg ungsgrad dieser Eigen sch aft angegeben werden. Man nennt diesen Ausprägungsgrad auch Wert einer Größe. Das Volumen gibt an, wie viel Raum ein Körper einnimmt. Di e Induktivität einer Spule gibt an, wie stark ein Wechselstrom durch sie behindert wird. Die Frequenz gibt an, wie viele Schwingungen j e Sekunde ausgeführt werden.
• Für di e Größe Temperatur wurd en im Laufe d er Geschichte unterschi edlich e Sk alen eing eführt (CELsIus-Skala, FAHREN HEIT-Skala, REAUMURSkala, KELvIN -Skala), die auch he ute noch gen utzt werd en .
• Im Internationalen Einheitensystem, auch SI genannt, sind sieben Basise inheiten festg elegt aus denen d ie meiste n anderen Ein heite n abgeleit et werden kön nen.
Um den Wert einer Größe anzugeben, muss eine Einheit fest gelegt sein ./ Der We rt der Größe ist dann das Produ kt aus Zahlenwert und Einheit, \ wobei man den M alpunkt weglässt. 5 m 3 bedeutet 5 . 1 m 3 10 I bedeutet 10 · 1 I Für jede Größe ist ein Form elzeichen (manchmal auch mehrere) als Abkürzung festgelegt. Mithilfe von Formelzeichen kann man naturwissenschaftliche Gesetze schneller in mathematischer Form f ormulieren und anwenden. Zur vo llständigen Cha rakterisierung einer Größe gehört darüber hinaus die Ang abe eines Messgerätes oder die Beschreibung eines Messverfahrens zur Bestimmung des Wertes der Größe oder die Ang abe einer Gleichung zur Berechnung der Größe. Größe
Bedeutung
Formel zeichen
Einheit
elektrischer W iderstand
Der elektrische W iderstand gibt an, wie stark der elektrische Strom behindert wird .
R
1 Ohm (1 Q) 1Q
= .L'{ 1A
Bei zusa mm eng eset zt en Einhe it en wird zwi schen den Einheit en meist ein M alpun kt geset zt, z. B. bei der Einh eit New t onmete r f ür die mech anische Arb eit: N · m. Zu lässig ist auch die Schreibweise Nm .
Messgerät
I
Wide rstandsmesser (Oh mmeter)
Berechnung
R = y. I
18
Die Physik - eine Naturwissenschaft
----
• Einige Größen haben in der Natur ein en bestimmten Wert. Man nennt sie auch Natur· konstanten. Beispiel e dafür sind di e Elementarladung oder die Gravitationskonstante .
• Der Betrag ei nes Vekt ors ist nie negativ. Dagegen ka nn der Wert ei ner Rei he von skalaren Größen positiv oder neg ativ sein . Das Vo rz eich en wird mit unter auch genutzt, um die Rich tung einer Bewegung oder ein er En ergieübertragung zu kenn ze ichn en.
Man kann in der Physik Größen nach unterschiedlichen Gesichtspunkten in verschiedene Arten einteilen. So kann man skalare und vektorielle Größen unterscheiden . Skalare (ungerichtete) Größen sind Größen, bei denen die Eigenschaft bzw. das Merkmal nicht von der Richtung abhängig ist und nur durch einen Wert gekennzeichnet wird . •
Temperatur, Ladung, Masse und Dichte sind z. B. skalare Größen .
Andere Größen sind von der Richtung abhängig. Solche Größen nennt man gerichtete oder vektorielle Größen . Man kenn zeichnet sie mit einem Pfeil über dem Formel zeichen und stellt sie grafisch als Pfeil dar. Di e Länge des Pfeils gibt dann den Betrag an . Beispie le für vektoriel le Größen sind die Geschwindig keit schleunigung ä und die Kraft F.
v: die Be-
Bei der Addition von Größen muss man beachten, ob es sich um skalare oder ve ktorielle Größen handelt. Bei skalaren Größen kann man die Beträge der Grö ßen addieren . Eine Masse m, = 100 g Mehl und m2 = 50 g Zucker werden zusammengeschüttet. Die Gesamtmasse des Gemisch es bet rä gt m = m, + m2 = 150 g .
+2
Bei der Addition vektorieller Größen sind die Richtung en d er ein zelnen Größen zu beachten.
•
Ein Schlitten wird von zwei Kin dern mit den beiden Kräften F, = 100 N und F2 = 100 N in unterschiedlicher Richtung gezogen. Die resultierende Gesamtkraft ergibt sich aus einem maßstäblichen Kräfteparallelogramm.
Dieses Verf ahren nennt man auch Superpositionsprin7ip vektorieller Größen.
2
r ellllill
F1
Physikalische Größen kann man danach unterscheiden, ob sie den Zu stand eines Körpers oder Systems oder ob sie ei nen Vorg ang oder Prozess beschreiben . Größen, die den Zustand eines Körpers bzw. eines Systems kennzeichnen, nennt man Zustandsgrößen . Größ en, die einen Vorgang oder Prozess beschreiben, bezeichnet man als Prozessgrößen.
• Erhaltungsgrößen si nd di e Energie, di e elektrische Ladung , der Impuls un d der Drehimpuls . Nur Zust andsgrößen könn en Erhaltungsgrößen se in.
Energie, Temperatur, Druck, Impuls und Drehimpul s sind Zustandsgrößen; W ärme, Arbeit und Kraftstoß Prozessgrößen . Darüber hinaus gibt es Wechselwirkungsgrößen, die di e Wechselwirkung zwischen Körpern bzw. Systemen beschreiben, und Erhaltungsgrößen, die in einem abgeschlossenem physikalischen System konstant sind . •
Beispiele für W echselwirkungsgrößen sind die Kraft, die Arbeit und die Wärme.
1~
Denk- und A rbeitsweisen in der Physik
1.2.2 Gesetze, Modelle und Theorien in der Physik In Erschein ungen der Natur kann man mithilfe von Beobachtungen und Experimenten Zusammenhänge zwischen einzelnen Eigensch aften von Körpern , St offen oder Vorgängen erkennen . So kann man für ei nen Kupferdraht durch Messungen feststellen, dass die elektrische Stromstärke im Kupferdraht umso größer ist , je größer die angelegte Spannung ist. Genauere Untersuchungen an diesem Draht führen zu dem Ergebnis, dass in einem bestimmten Bereich 1 - U gilt. W enn sich Zusammen hänge in der Natu r unter bestimmten Bedingun g en immer wieder einstellen und damit f ü r ein e ganze Gruppe oder Klasse von Obj ekten gelten, dann spricht man von gesetzmäßigen Zusammenhä ngen, Gesetzmäßigkeiten oder Gesetzen. Ein Gesetz in den Naturwissenschaften ist ein allgemeiner und wesentliche r Zusammenhang in der Natur, der unter bestimmten Bedingungen stets gilt.
•-
Gesetze best ehen in der Regel aus Beding ungs- und Geset zesaussa gen.
Die Bedingungen, unter denen ein Zusammenhang stets gilt, nennt man auch Gültigkeitsbedingungen. So haben Untersuchung en gezeigt, dass der ob en beschriebene Zusamme nhang 1 - U, der an einem konkreten Kupferkabe l gefunden wurde, für alle metallischen Le iter gilt, wenn deren Temperatur konstant bleibt. Dies wird im ohmschen Gesetz beschrieben : Für alle metallischen Leiter gilt unter der Bedingung einer ko nstan ten Temperatur ( [) konstant): 1- U.
=
Dieses physikalische Gesetz gilt für die Klasse aller meta llischen Lei ter unter der Bedingung 19 = konstant. "Metallischer Leiter" und " ä = konstant " sind die Bedingungsaussagen, ,.I - U" ist die Gesetzesa ussage. Nicht immer sind Gesetze so vollständig durch Bedingungs- und Gesetzesaussagen beschrieben. Zum Teil muss man die Bedingungsaussagen auch aus dem Zusammenhang erschließen bzw. sind die Gültigkeitsbed ingungen noch nicht vollständig bekannt. So gilt z. B. für den W iderstand eines metallischen Leiters die Glei chu ng R = P . ~ . Die in Tabellenwerken ausgewiesene Stoffkon stante p ist aber für die meisten Stoffe temperaturabhängig und in der Regel für 20 oe angegeben . Nutzt man diesen W ert, so gilt der berechnet e Widerstand R nur unter der Bedingung tJ = 20 oe. Gesetze gelten stets für ei ne Klasse von Obj ekten . Zu ihrer Formulierung werden physikalische Fachbegriffe und Größen genutzt.
i Die Entsch eidung, ob ei ne Au ssa ge (z. B. F = m . a ) eine Geset zesa ussa ge oder die Definition einer Größe ist , ka nn oft nur inn erhalb ei ner voll stä nd igen Th eori e getrof fe n werden.
20
• Das Wort " Qu alität" kommt vom lateini schen Wort "quali t as" und bedeutet "Beschaffenheit" , "E igenschaft" .
Die Physik - eine Naturwissenschaft
Physikalische Gesetze können unterschiedlich genau erfasst und in verschiedener Weise dargestellt sein. Es gibt Gesetze, die lediglich beschreiben, unter welchen Bedingungen bestimmte Erscheinungen in der Natur auftreten. Solch e Gesetze enthalten eine qualitative Gesetzesaussage, die mit Worten beschrieben wird. Temperaturabhängigkeit des Widerstandes: Der elektrische Widerstand eines Stoffes ist von der Temperatur abhängig . Es g ibt Gesetze, die einen Zusammenhang zwischen Eigenschaften bzw. Größen in der Tendenz beschreiben. Sie enthalten eine halbquantitative Gesetzesaussage, die in der Regel auch mit Worten beschri eben wird. Tonhöhe und lautstärke von Schall:
• Das Wort " Quantität" kommt von lateinischen Wort " quanti tas" und bedeutet " Größe, A nzah l, M enge" .
Tonhöhe
lautstärke
Je höher die Frequen z ist, umso höher ist der betreffende Ton .
Je größer die Amplitude ist, umso lauter ist der Ton .
Es gibt Gesetze, die einen Zusammenhang zwischen Ei genschaften bzw. Größen mathematisch exakt beschreiben. Sie enthalten eine quantitative Gesetzesaussage, die sowohl mit Worten als auch mit mathematischen Mitteln (z. B. Proportionalität, Di agramm, Gleichung) beschrieben werden kann. Newtonsches Grundgesetz: mit Worten:
Für alle Körper gilt: Die Beschleunigung eines Körpers ist der auf ihn einwirkenden Kraft direkt proportional.
als Proportionalität :
F- a
als Gleichung: als Diagramm:
F
Denk- und Arbeitsweisen in der Physik
In der Physik unterscheidet man zwischen dynamischen und statistischen Gesetzen. Dynamische Gesetze beschreiben, wie sich einzelne Objekte od er Syst eme unter gegebenen Bedingungen notwendig verhalten. Ein Beispiel für ein dynamisches Gesetz ist das newtonsche Grundgesetz. Kennt man die Masse eines Körpers und die beschleunigende Kraft, die auf ihn wirkt, so kann man eindeutig ermitteln, mit weIcher Beschleunigung er sich bewegen wird . Statist ische Gesetze beschreiben, wie sich eine große Anzahl von Objekt en insgesamt unter gegebenen Bedingungen verhält. Das Verhalten ei nes einzelnen Obj ektes aus dieser Gesamtheit wird mit einem solchen Gesetz nicht erfasst.
21
Dyn amisch e Geset ze si nd ei ne we sentl iche Grundlage fü r Kausa lität sbetrachtun gen, bei denen es eindeut ig e Zuordn ung en zwi schen Ursache un d W irku ng gibt ( / S. 13) .
Ei n Beispiel für ein statist isches Gesetz in der Physik ist das Gesetz des radioakt iven Zerfalls von Atomkernen (Zerfa llsgesetz):
Dieses Gesetz beschreibt eindeutig, wie sich die Gesamtheit der großen Anzahl von Atomkernen verhält. Nach jeweils einer Halbwertszeit ist etwa die Hälfte der ursprünglich vorhandenen Atom kerne radioaktiv zerfallen . Eine Aussage darüber, wann ein bestimmter Atomkern zerfällt, ist mit diesem Gesetz nicht möglich .
N
An za hl der At o mkern e des ra dioaktiven Stoffes
NI2 - NI4 NI8
Um Gesetze zu erkennen, werden in der Physik Erscheinungen unter idealisierten Bedingungen betrachtet. Nur unter solchen idealisierten Bed ingungen lassen sich die Gesetze einfach und überschaubar formulie re n. Für die Beschreibung solcher Idealisierungen nutzt man in der Regel Modelle. Ein Modell ist ein ideelles (gedankliches) oder materielles (gegenständliches) Objekt, das als Ersatzobjekt für ein Original genutzt wird. Es ist eine Vereinfachung des Originals und damit der Wirklichkeit. In einigen Eigenschaften stimmt das Modell mit dem Original überein, in anderen nicht. Deshalb kann man mit einem Modell eine Reihe von Erscheir)ungen erklä ren und voraussagen, andere wiederum nicht. Für let ztere Erscheinungen muss man ein anderes Modell benutzen. Ein Modell ist nur innerhalb bestimmter Grenzen gült ig und sinnvoll anwendbar. So kann man z. B. das Teilchenmodell als System von Aussagen kennze ichnen. Möglich sind aber auch materielle Teilchenmodelle, z. B. die Modellierung eines Gases durch kleine, sich bewegende Kugeln.
Manchmal wi rd au ch zwisch en Modellen und Idealisierungen unt erschieden. Wi r verwend en den um fa sse nd eren Begriff Mod ell.
22
•-
Die Physik - eine Naturwissenschaft
•
Ein Modell ist weder richtig noch falsch, so ndern nur für die Erklärung und Voraussage von bestimmten Erscheinun gen geeignet und zweckmäßig oder nicht geeignet und unzweckm äßig .
Materielle Modelle sind z. B. die Modelle von Motoren, Genera toren , Transformatoren, Pumpen sowie sonstigen Geräten und Anl agen. Besonders gut lässt sich mit ihnen die Wirkungsweise von technischen Geräten und Anlagen untersuchen und demonstrieren. Ideelle Modelle sind z. B. das Feldlinienbild eines Stabmagneten , das Modell Massepunkt, das Te ilchenmodell, Atommodelle und die verschiedenen Modelle für das Licht. Beschrieben werden sie meist durch ein System von Aussagen oder durch zeichnerische Darstellungen.
• Ideelle Modelle werden auch als Denkmodelle be ze ichnet.
Mit materiellen Modellen kann man auch experimentieren . Mit solche n Modellexperimenten kann man innerhalb der Gültigkeitsgrenzen des jeweiligen Modells Erklärungen bestätigen und Voraussagen treffen und die Funktionsweise technische~ Geräte untersuchen. In bestimmten Fäl len ist es notwendig, für ein Original verschiedene Modelle zu schaffen und zu nutzen, die unterschiedliche Eigenschaften des Originals mehr oder minder gut beschreiben. •
•
Ein Beispiel dafür sind die verschiedenen Modelle für das Licht {Lichtstrahl, Lichtwelle, Lichtquant}. Mit jedem dieser Modelle kön nen gut überschaubar bestimmte Eigenschaften des Lichtes beschrieben werden, z. B. die Reflexion , Brechung und Schattenbil dung mit dem Modell Lichtstrahl, die Beugung und Interferenz mit dem Modell Lichtwelle und der fotoelektrische Effekt mit dem Modell Lichtquant.
ISAAC NEWTON
(1643- 1727) f and grundl egende Geset ze der Mechanik. Die gesa mte newtonsche Mechanik basiert auf wenigen Grundaussagen und Geset zen: der An nahme eines abso luten Raumes und ein er davon unabhängigen abso luten Zeit sowi e den drei newtonsc hen Gesetzen (Axiom en).
Für einze lne Teilbereiche der Physik werden Gesetze, Modelle und andere Aussagen zu einer geschlossenen Theorie zusammengefasst. Eine Theorie ist ein System von Gesetzen, Modellen und anderen Aussagen über einen mehr oder weniger großen Teilbereich einer Wissenschaft.
•
Beispiele für solche Theorien in der Physik sind: -
die die die die die
newtonsche Mechanik, einsteinsche Relativitätstheorie, kinetische Gastheorie, maxwellsche Theorie der Elektrodynamik, Quantenthe orie .
Denk- und Arbeitsweisen in der Physik
23
1.2.3 Erkenntniswege in der Physik Das Erkennen physikalischer Gesetze Das Erkennen und Anwenden von Gesetzen in den Naturwissenschaften ist ein äußerst komplexer und in der Regel langwieriger Pro zess. Wich tige Naturgesetze und deren Gültigkeitsbed ingungen sind in langen, wechselvollen historischen Prozessen entdeckt worden. Diese Prozesse waren oft vo n Irrtümern und Irrwegen beg leitet. In der Regel werden diese Prozesse von Hypothesen bestimmt. Eine Hypothese ist eine wissenschaftlich begründete Annahme oder Vermutung über einen Sachverhalt, deren Wahrheitswert unbekannt ist. Im Laufe des weiteren Erkenntnisprozesses wird eine Hypothese durch Experimente, neue Erkenntnisse oder die Praxis bestätigt oder verworfen.
Hypothesen werden z. B. über die Art mathematischer Zusammenhänge zwischen Größen, über Gesetzesaussagen oder über den Gültigkeitsbereich von Gesetzen und Modellen aufgestellt. Unabh ängig vom kom plizierten, wechse lvollen Weg mit Irrtümern und Irrwegen gibt es immer wieder bestimmte Etappen, die in der Wissenschaft durchschritten werde n müssen, um neue Gesetze in der Natur zu erkennen. Weg der Erkenntnis neuer Gesetze in der Natur 1. In Natur und Technik gibt es interessante, z. T. auffällige Erscheinungen . Diese Erschei nungen veranl assen zur genauen Beobachtung. Durch Vergleichen wird versucht, Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Regelmäßigkeiten in den Erscheinungen zu erkennen. Erscheinungen werden klassifiziert, d. h., Körper, Stoffe und Vorgäng e mit gemeinsamen Eigenschaften werden zu sammengefasst und beschrieben.
Ein Beispiel aus der Physik
In Natur und Technik kann man beobachten, dass sich - belastete Balken biegen, - Sei le und Drähte verlängern, wenn man an ihnen zieht, - Bäume im Wind verformen (/ Bild). Genaue Beobachtungen zeige n, dass sich Körper immer dann verformen, wenn auf sie eine Kraft wirkt . Dabei gibt es Körper, die nach Wegfall der Kraft wieder ihre ursprüngliche Form annehmen und solche, die auch nach Wegfall der Kraft verformt bleiben. Begriffe werden definiert und Größen eingeführt. Zur Unterscheidung werden die Begriffe elastische und plastische Verformung verwendet. Im Ergebnis dieser Etappe können Hypothesen darüber aufgestellt werden, Es kann folgende Hypothese aufgestellt wer- welche Zusammenhänge in den Erschei- den: nungen wirken und - Die Verformung eines Körpers ist umso grö- unter welchen Bedingungen diese aufßer ist, je größ·er die einwirkende Kraft ist . - Dieser Zusammenhang gilt bei allen elastreten. tisch verformten Körpern. Es werden Fragen gestellt, die es genauer I Welcher Zusammenhang existiert zwischen der Verformung eines elastischen Körpers zu untersuchen gilt. I und der einwirkenden Kraft?
24
I
Die Physik - ein e Naturwissenschaft
2. Um die Hypothesen zu prüfen und die Fra gen zu beantwo rten , werden die Erscheinungen wissenschaftlich untersucht. Dazu füh rt man in der Regel Experimente an einer Reihe von ein ze ln en Objekten durch, um die verm uteten Zusa mm enhänge exakter zu erfassen und d ie Wirkungs bed ingun gen besser zu erken nen. Vo rher werden experimentelle Frag en gestellt. Es werden Messwerte aufgenommen und mit mathematischen Mitteln ausgewertet (grafisch od er rechnerisch).
In Experimenten wi rd an verschi edenen Federn au s unterschiedl ich sten Materialien f ol gende experimentelle Frage unte rsucht: W elcher Zusammenhang existiert zwisc hen der Verlängerun g 5 eine r Feder u nd der an ihr ang re ifenden Kraft F? Feder 1 als Beispiel Fin N
Häufig wird versucht, den Zusammenhang zwi schen den Größen bzw. Eigenschaften von Obj ekten mit mathematische n Mitteln, z. B. als Diagramm, als Proporti on alität oder als Gleichung, zu beschreiben. Da zu werd en die Messwertereihen rec hn erisch ausgewertet und die Diagramme inte rpretie rt.
5
E in .l!
in cm
cm
5
0
0
-
1
0,8
1,25
2
1,7
1,1 8
3
2,4
1,25
4
3,3
1,21
5
4,1
1,22
6
4,7
1,28
An aloge M esswerte reihen werd en für w ei tere Federn aufgenommen und können gra fi sch dargestellt werden.
5
5
in cm
Feder 3/ , (
r
••
' / ',d., ,
4 3
2
o
2
3
4
6
F in N
Der Zusamm enhang, der zunächst nur an einzelnen Objekten gefunden wurd e, wird auf eine ganze Klasse von Objekten verallgemeinert. Dabei ist man häufig zun ächst auf Hypothesen in Bezug auf d ie Gültig ke itsbedingung en des Zusammenhangs angew iesen.
Aus den Messwerte reihen und aus den Diagrammen kann man erkennen: 5 - F ode r
E= konstant 5
F = D·
5
od er
Denk- und Arbeitsweisen in der Physik
Das so vermutlich existierende Gesetz muss vor allem hinsichtlich seiner Gültigkeitsbedingungen weiter überprüft werden. Manchmal erscheint es im Zusammenhang mit dem Erkennen neuer Gesetze sinnvoll, auch neue Begriffe zu definieren bzw. Größen einzuführen.
____ 221
Man verallgemeinert den Zusammenhang zu folgendem Gesetz: Für alle elastisch verformten Körper gilt für den Zusammenhang zwischen Kraft und Verformung des Körpers: F= D · 5
Häufig nutzt man beim Aufstell en bzw. Überprüfen von Hypothesen auch Modelle ( / 5.21 ). Modelle sind zwar Vereinfachun gen der Wirklichkeit, sie stimmen aber in wichtig en Eigenschaften mit dem Original überein, in anderen allerdings nicht.
Man hat festgestellt, dass bei zu großen Kräfte n zunächst elastisch verformte Körper dann plastisch verformt we rden und das Gesetz nicht mehr gilt. Der Faktor D im gefundenen Gesetz erhält den Namen "Federkonsta nte" und wird als neue Größe eingeführt. Die Federkonstante ist ein Maß für die Härte einer Feder.
3. Das gefundene Gesetz muss überprüft werden . Vor allem muss überprüft werden, ob die Hypothese über die Verallgemeinerung des Zusammenhangs tatsächlich für die beschriebene Klasse von Objekten gilt. Mithilfe des Gesetzes werden neue Erscheinungen bzw . Erkenntnisse vorausgesagt und in Experimenten bzw. in der Praxis überprüft. Das entdeckte Gesetz wird zur Erklärung von Erscheinungen der Natur genutzt. Es können mit dem Gesetz Größen berechnet werden, d ie man in der Praxis überprüfen kann. Unter Nutzung des Gesetzes kann man tech nische Geräte konstruieren , z. B. Federkraftmesser oder Expander. Jede erfolgreiche Anwendung eines Gesetzes in der Praxis ist ein Be leg für die Gültigkeit des gefundenen Gesetzes unter den gegebenen Bedingu ngen. Jede Ausnahme schränkt den Gültigke itsbere ich ein.
Mithilfe des gefundenen Gesetzes wird vorausgesagt, dass auch für die Verlängerung eines Gummibandes 5 - F gilt. In Experimenten kann man jedoch folgende Messwerte aufnehmen und grafisch darstellen:
s in cm 20 15
10
5
o
2
3
4
5 Fin N
Für ein Gummiband ist das oben gefundene Gesetz nicht anwendbar. Das Gummiband wird nicht vollständig elastisch verformt. Die Gültigkeit des gefundenen Gesetzes muss also für Gummibänder ausgesch lossen werden.
26
Die Physik - eine Naturwissenschaft
Manchmal führt die Anwendung eines Gesetzes zur Erkenntnis, dass das Gesetz nicht in allen Fällen so wirkt, wie es vorausgesagt wird. Dann müssen die Gültigkeitsbedingungen eingeschränkt oder der Zusammenhang und die Bedingungen noch genauer untersucht werden.
Mithilfe des erkannten Gesetzes kann z. B. ein Federkraftmesser konstruiert werden. Seine Wirkungsweise beruht auf diesem Gesetz. Bei der Nutzung des Federkraftmessers ist jedoch zu beachten, dass er nicht überdehnt wird, da die Feder sonst plastisch verformt wird und das zugrunde liegende Gesetz dann nicht mehr gilt. Das Gesetz wird auch bei Stoßdämpfern in Kraftfahrzeugen oder bei Puffern an Eisen bahnwaggons genutzt. Auch bei viel en anderen elastischen Ve rformungen von Körpern kann das Gesetz angewendet werden .
Das im Beispiel dargestellte Gesetz wurde 1675 von dem englischen Wi ssenschaftler ROBERT HOOKE (1635-1703) entdeckt und wird nach ihm hookesches Gesetz genannt. Das Anwenden physikalischer Gesetze Ein wichtiges Ziel der Physik ist das Anwenden physikalischer Gesetze zum Lösen von Aufgaben und Problemen, z. B. zum Erklären und Voraussagen von Erscheinungen, zum Berechnen von Größen, zum Konstruieren technischer Geräte. Auch beim Anwenden physikalischer Gesetze gibt es immer wieder bestimmte Schritte, die durchlaufen werden müssen. Weg der Anwendung von physikalischen Gesetzen
Ein Beispiel aus der Technik
1. Zunächst geht es darum, den Sachverhalt der Aufgabe genau zu erfassen. Man muss sich den Sachverhalt in der Aufgabe gut vorstellen können. Dabei ka nn auch eine an schauliche Ski zze helfen.
Aufgabe: Fundamente von Maschinen sind elastische Körper, die zu mechanischen Schwingungen angeregt werden können. Eine Drehmaschine mit einer Masse von 3,5 t drückt ihr Fundament um 1 mm zuammen. Die Federkonstante hat einen Wert von 3,4 . 10 6 N/m. Mit welcher Frequenz kann die Drehmaschine Eigenschwingungen ausführen? Analyse:
m
Denk- und Arbeitsweisen in der Physik
2. Der Sachverhalt der Aufgabe wird aus physikalischer Sicht vereinfacht. Unwesentliches wird weggelassen. Wesentliche Seiten werden mit Fachbegriffen beschrieben.
Zum Sachverhalt der Aufgabe kann eine vereinfachte, schematisierte Skizze angefertigt werden .
Gesuchte und gegebene Größen und Fakten werden zusammengestellt.
Durch die Gewichtskraft der Maschine wird das Fundament w ie eine Feder elastisch verformt, bis sich eine Gleichgewichtslage einstellt. Wird die Maschine nun kurzzeitig, z. B. durch Erschütterungen oder rotierende Teile, aus dieser Gleichgewichtslage ausgelenkt, so kommt es zu mechanischen Schwingungen um die Gleichgewichtslage. Unter der Annahme einer ideal elastischen Verformung kann die Anordnung Maschine-Fun dament vereinfacht als Federschwinger betrachtet werden .
Gesucht: Gegeben:
f m = 3,5 t = 3500 kg 5 = 1 mm
o = 3 , 4 . 10 6
3. Wesentliche Seiten des Sachverhalts der Aufgabe werden mit physikalischen Gesetzen beschrieben . Dazu muss man gesetzmäßig wirkende Zusammenhänge und Bedingungen für das Wirken bekannter physikali scher Gesetze im Sachverhalt erkennen.
27
!i = 3 4 . 10 6 !u1 m' S2
Lösung:
Die Frequenz einer Schwingung kann berechnet werden mit der Gleichung f = 1fT. Für die Schwingungsdauer gilt unter der Annahme, dass die Anordnung als Federschwinger betrachtet werden kann: T= 2n'
~
Somit erhält man als Lösungsgleichung:
f= ...l.. fQ
2Tr ~ m
4. Die physikalischen Gesetze werden angewendet, um die Aufgabe zu lösen, z. B. eine gesuchte Größe zu berechnen, eine Erschei nung zu erklären oder vorauszusagen . Dazu kann man verschiedene Mittel und Verfahren nutzen, z. B. - das inhaltlich-logische Schließen, - Verfahren und Regeln der Analysis, Vektorrechnung und Stochastik, - Diagramme, - geometrische Konstruktionen, - experimentelle Mittel.
f =...l.. 2 Tr
f
3.410 6 k g 3 500 k 9 . S 2
= 4,96 Hz ", 5 Hz
Ergebnis:
Die Anordnung aus Drehmaschine und Fundament kann unter der Annahme einer elastischen Verformung des Fundaments mit ei ner Eigenfrequenz von etwa 5 Hz schwingen . Die Kenntnis dieser Größe ist wichtig, um Resonanzschäden zu vermeiden, die bei äußerer Anregung mit dieser Frequenz entstehen können.
28
Die Physik - eine Naturwissenschaft
1.2.4 Tätigkeiten in der Physik Vor allem im Zusammenhang mit dem Erkennen und Anwenden physikalischer Gesetze, mit dem Definieren von Begriffen und dem Arbeiten mit Größen gibt es eine Reihe von wichtigen Tätigkeiten, die immer wieder durchgeführt werden . Beschreiben Beim Beschreiben wird mit sprachlichen Mitteln zusammenhängend und geordnet dargestellt, wie ein Gegenstand oder eine Erschei nung in der Natur beschaffen ist, z. B. welche Eigenschaften ein Körper besitzt, wie ein Vorgang abläuft, wie ein technisches Gerät aufgebaut ist. Dabei werden in der Regel äußerlich wahrnehmbare Eigenschaften der Erscheinung dargestellt. Im Zusammenhang mit der Erklärung einer Erscheinung beschränkt man sich bei der Beschreibung häufig auf die Darstellung wesentlicher äußerlich wahrnehmbarer Seiten der Erscheinung . Beschreiben Sie den Ablauf des Experiments ! Das Glas wird randvoll mit Wasser gefüllt. Anschließend wird eine Karteikarte so aufgelegt, dass keine Luft zwischen Wasser und Karteikarte gelangt. Dann dreht man das Glas vorsichtig um und hält dabei die Karte fest. Beim Loslassen fällt die Karte nicht herunter. Erklären Beim Erklären wird zusammenhängend und geordnet dargestellt, warum eine Erscheinung in der Natur so und nicht anders auftritt. Dabei wird die Erscheinung auf das Wirken Von Gesetzen zurückgeführt, indem man darstellt, dass die Wirkungsbedingungen bestimmter Gesetze in der Erscheinung vorliegen . Diese Wirkungsbedingungen sind wesentliche Seiten in der Erscheinung . Beim Erklaren sollte man folgend erm aßen vorgehen : -
Beschreiben w esentlicher Seiten der Erscheinung, - Nennen von Gesetzen und Modellen, die der Erscheinung zugrunde liegen, - Zurückführen der Erscheinung auf Geset ze und Modelle.
Auch Modelle können zum Erklären herangezogen werden . Wie kann man mithil fe des huygensschen Prinzips die Reflexion bzw. die Brechung mechanischer Wellen erklären ? Trifft eine Wellenfront auf ein Hindernis, so ist nach dem huygensschen Prinzip jeder Punkt, den die Welle erreicht, Ausgangspunkt einer ElementarweIle. Diese Elementarwellen überlagern sich. Die Einhül lende bildet eine neue Weilen-
front (I' 5. 313).
Lot einfallende Wellen
29
Denk- und Arbeitsweisen in der Physik
Trifft nun die Wellenfront schräg auf das Hindernis, so gehen zu nächst von Punkt 1, dann von Punkt 2 usw. Element arwellen aus. Die Überlagerung aller Elementarwellen ergibt die neue Wellenfront. Ähnlich ist der Sachverhalt auch dann, wenn Wellen auf die Grenzfläche zwischen zwei Stoffen treffen. Jeder Punkt der Gren zfläche, auf den eine Welle trifft, ist Ausgangspunkt von Elementarwellen, die sich überlagern und neue Wellenfronten bilden . Da sich die Ausbreitungsgeschwindigkeit beim Übergang von einem St off in einen anderen in der Regel ändert, erfolgt eine Brechung ( / S. 317). Beschreiben des Aufbaus und Erklären der Wirkungsweise technischer Geräte Die Wirkungswe ise technischer Geräte lässt sich auf das Wirken physika lischer Gesetze, deren Wirkungsbedingungen im Aufbau realisiert sind, zurückführen. Beschreiben Sie den Aufbau und erklären Sie die Wirkungsweise eines Zungenfrequenzmessers für Wechselstrom! Mithilfe eines Zungenfrequenzmessers kann man d ie Frequenz des Wechselstromes messen . Dazu wird er in einen Wechselstromkreis eingeschalt et. Der Zungenfrequen zmesser besteht aus einem Elektromagneten und einer Anzahl von Blattfedern unterschiedlicher Länge, die vor dem Elektromagneten und einer Skala schwingen können . Die Blattfedern können aufgrund ihrer elastischen Eigensch aften Eigenschwingungen mit einer bekannten Eigenfrequenz ausfüh ren . Ent sprechend dieser Eigenfrequenz sind die Federn vor der Skala angeordnet. Fließt durch den Elektromagneten ein Wechselstrom, so werden auf die Blattfedern anziehende Kräfte in der Frequenz des Wechselstromes (Erregerfrequen z) ausgeübt. Fü r die Blattfeder, deren Eig enfrequenz mit der Erregerfrequenz annähernd übereinstimmt , ist die Resonanzbedingung f E = f o erfüllt. Es kommt zu einem heftigen Mitschwingen dieser Feder, wäh rend benachbarte Federn nur wenig oder gar nicht schwingen. Für die heftig schwingende Feder kann auf der Skala die Frequenz abgelesen werden. Am Instrument ist zu sehen : Die Frequenz beträgt 50 Hz.
Elektrom agnet
45
50
55
111"1111"" :1"" 11
ii \
ii i li :! i ii ii ! ii Hz
Bl attfedern unterschi edlicher Länge
•..
Beim Beschreiben des Aufbaus und Erklären der Wirkungsweise technischer Geräte sollte man f olgendermaßen vorgehen: -
Nen nen des Verwendu ngszwecks des Gerätes, - Beschrei ben der f ür das Wirke n der Gesetze w esent li ch en Te il e des Gerät es, - Zurückführen der Wirkungsw eise auf Geset ze.
30
Die Physik - eine Naturwissenschaft
Voraussagen Beim Voraussagen wird auf der Grundlage von Gesetzen und Modellen unter Berücksichtigung entsprechender Bedingungen eine Folgerung in Bezug auf eine Erscheinung in Natur und Technik abgeleitet und zusammenhängend dargestellt.
-
Beim Voraussagen sollte man folge ndermaßen vorgehen: - Beschreiben we sentlicher Seiten der Erschei nung fü r das W irken von Gesetze n und An wenden von Modellen, - Nennen von Gesetzen und Mod ellen, d ie der Erscheinung zugrunde liegen, - Abl eiten von Fol gerungen für die Erscheinung.
I
Beim Vergleichen sollte man folgendermaßen vorgeh en: - W ähl en geeigneter Kriterien für den Verg leich, - Nennen von Gemeinsamke iten und Unterschi eden, - Abl eite n von mög lichen Schlussfolgerungen .
Vi ele elektrische Geräte, z. B. Bildwerfer, Rasierapparate oder Fern sehgeräte, lassen sich auf verschied ene Betriebsspannungen umstellen . Das ist erforderlich, weil in verschiedenen Ländern unterschiedliche Netzspannungen üblich sind. Entwerfen Sie eine Schaltung, mit der man ein Gerät von 230 Vauf 110 V umstellen kann! Die Schaltung muss so gewählt 230 V 1110 V werden, dass an dem Gerät immer die notwendige Betriebsspannung anliegt. Stimmen Gerät mit Netzspannung und BetriebsUB = 110 V spannung überein, so kann das Gerät ohne besondere Maßnah2 men angeschlossen werd en. Der Umschalter würde sich in Stei lung 1 befinden . Bei einer Wechselspannung von 230 V kann durch eine vorgeschal tete Spule erreicht werden, dass am Gerät ebenfalls nur 110 V anliegen . Der Umschalter müsste si ch dann in Ste llung 2 befinden. Sagen Sie voraus, wie die Induktivität der Spule verändert werden müsste, wenn das Gerät mit einer Netzspannung von 400 V betrieben werden soll! An der Spul e muss eine größere Spannung anliegen; sie muss den Strom stärker behindern . Da die Induktivität der Spule ein Maß für di e Stärke der Behinderu ng des W echselstrom es ist, folgt: Wenn das Gerät mit einer W echselspannung von 400 V betrieben werden soll, muss die Induktivität der Spule vergrößert we rden. Das kann man durch eine Spule mit größerer Windungszahl erreichen ( / S. 251 ). Vergleichen Beim Vergleich en werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede von zwei oder mehreren Vergleichsobjekten (z. B. Körper, Stoffe, Vorgänge) ermittelt und dargestellt. Da ein Vergleich in der Regel einen Zweck verfolgt, wird man dafür bestimmte Kriterien auswählen . Darüber hinaus kann man aus den zusammengestellten Fakten meist Schlussfolgerungen ableiten. Vergleich en Sie Schall und Licht mite inander!
Denk- und Arbeitsweisen in der Physik
31
I
Gemeinsamkeiten: Schall und Licht können reflektiert, gebrochen und gebeugt werden. Sowohl bei Schall als auch bei Licht können Interferenzerschei nungen auftreten. Un te rschiede: Schall benötigt einen Schallträger zur Ausbreitung. Im Vakuum kann er sich nicht ausbreiten . Licht dagegen benötigt keinen Träger zur Ausbreitung. Es breitet sich in Stoffen, aber auch im Vakuum aus. Schlussfolgerungen: Aufgrund der gemeinsamen Eigenschaften kann man davon ausgehen, dass Schall und Licht Well eneigenschaften besitzen. Dann müssten Frequenz und Amplitude von Schallwellen und Lichtwellen Einfluss auf beobachtbare Erscheinungen haben. Das ist auch der Fall. Die Frequenz bestimmt die Tonhöhe des Schalls bzw. die Farbe des Lichtes. Die Amplitude bestimmt die Lautstärke des Schalls bzw. die Intensität des Lichtes.
Definieren Beim Definieren wird ein Begriff durch die Festlegung wesentlicher, gemeinsamer Merkmale eindeutig bestimmt und von anderen Begriffen unterschieden . Definieren Sie den Begriff "mechanische Schwingung"! Eine mechanische Schwingung ist eine zeitlich periodische Bewegung eines Körpers um eine Gleichgewichtslage. Oberbegriff: Bewegung artbildende Merkmale : - zeitlich periodische Bewegung um eine Gleichgewichtslage
Das Definieren ist eine Tätigkeit, die eng mit physikalischen Begriffen (/ S. 15), speziell mit Größen und Einheiten, verbunden ist. Wichtig ist daher, dass eine Definition eindeutig und zweckmäßig sein muss und nicht im Widerspruch zu anderen Festlegungen stehen darf. Interpretieren Beim Interpretieren wird einer verbalen Aussage, einem Zeichensystem (z. B. einer mathematischen Gleichung oder Proportionalität) oder einer grafischen Darstellung (z. B. einem Diagramm) eine auf die Natur oder Technik bezogene inhaltliche Bedeutung gegeben. Insbesondere beim Interpretieren von Gleichungen und Diagrammen wird den Zeichen und Symbol en sowie den dargestellten Sachverhalten eine physika lischen Bedeutung zugeordnet. Dabei treten Spezifi ka auf, die nachfolgend an Beispielen erläutert sind.
•-
Beim Definieren sollte man folg endermaßen vorg ehen : Nenn en des Oberbegriffs, - Nen nen artb ildender M erk male. Das Defini eren von Begriffen kann z. B. auch durch Aufzä hlen erfo lgen. -
32
Die Physik - eine Naturwissenschaft
Beim Interpretieren von Gleichungen geht es darum, die in der Glei chung enthaltenen Zusammenhänge zu erfassen und eventuell auch Folgerungen daraus abzuleiten .
-•
Beim Interpretieren von Gl eichungen so llte man folg enderma ßen vorg ehen: -
Nenn en der physikalisch en Größen und der Bedingu ngen fü r d ie Gült ig keit der Gl eichung, - Abl eite n von Zusamm enhängen aus de r mathemat isch en Struktur der Gl eichung, dabei Durchführung vo n Fal lunterscheidungen im Zusa mmenha ng m it der Kon st anz von Größen, - Ei ng ehen auf d irekte und ind irekt e Propo rti onalitäte n sowi e deren Bedi ng ungen, - Ab leite n prakt isch er Folg erun gen.
Die Gleichung für die Ausbreitungsgeschwindigkeit mechanischer Wellen lautet:
v = J.. f Interpretieren Sie diese Gleichung für die A usbreitungsgesch windigkeit von We llen! Die Gleichung v = J.. f beschreibt den Zusammenhang zwischen der Ausbreitungsgeschwindigkeit v, der Wellenlänge J. und der Frequenz f mechanischer Wellen. Dabei ist zu beachten, dass die Frequenz einer mechanischen Welle nur davon abhängig ist, wie sie erzeugt wird . Sie ändert sich bei der Ausbreit ung der Welle nicht, auch dann nicht, wenn die Welle von einem Stoff in einen anderen übergeht. Deshalb sind bei der Interpretation der Gleichung zwei Fälle zu unterscheiden: 1. Unter der Bedingung, dass die Ausbreitungsgeschwindigkeit kon stant ist, sich die Welle also nur in einem Stoff ausbreitet, gilt:
1= J. bzw. J.= 1 Aus v = konstant folgt: J. - 7 v =J.· f
I:f
Das heißt: Wellenlänge und Frequenz einer mechan ischen Welle sind umgekehrt proportional zueinander. Je größer die Wellen länge ist, umso kleiner ist die Frequenz und umgekehrt . So ist z. B. die Wellenlänge einer Schallwelle umso klein er, je größer die Frequen z eines Tones ist, wenn sich der Schall nur in einem Stoff (z. B. Luft) ausbreitet. Das bedeutet, je höher ein Ton (große Frequenz) ist, desto kleiner ist die Wel len länge. 2. Unter der Bedingung, dass di e Frequenz konstant ist, gilt:
Luft (f" v" A,)
v -J. Gre nzfläche
Das heißt , zwischen Ausbreitungsgeschwindigkeit und Welf, = f 2 lenlänge besteht eine direkte v, < v2 Proportionalität . So ändert sich A, < A2 beim Übergang einer mechani schen Welle von einem Stoff in einen anderen die Wellenlänge, während die Frequen z konstant bleibt. Beim Übergang einer Schallwelle von Luft in W asser wird die Wellenlänge z.B. größer, weil d ie Schallgeschwindigkeit in Wasser größer ist als in Luft.
33
Denk- und Arbeitsweisen in der Physik
Beim Interpretieren von Diagrammen kommt es vor allem darauf an, den Zusammenhang zwischen den beiden auf den Achsen aufgetragenen Größen zu erfassen . Am Meer, auf Seen oder Pfützen kann man Wasserwellen beobachten. In den nebenstehenden Diagrammen ist eine spezielle Wasserwelle dargestellt.
3
yin m
x = konstant
2
Beim Interpretieren von Diagrammen sollte man folgendermaßen vorgehen:
1 0 -1
-2 -3
yin m t = konstant 3 Interpretieren Sie diese 2 Diagramme! 1 0 Im y -t -Diagramm ist für -1 einen bestimmten Ort -2 (x = konstant) der Zu-3 sammenhang zwischen der Auslenkung y und der Zeit t dargestellt. Die Auslenkung verän dert sich mit der Zeit periodisch (sinusförmig). Aus dem Diagramm kann man entnehmen: Die maximale Auslenkung , die Amplitude, beträgt Ymax = 2 m und die Schwingungsdauer T = 2 s. Im y-x-Diagramm ist zu einem bestimmten Zeitpunkt (t = konstant) der Zusammenhang zwischen der Auslenkung y und dem Ort x d argestellt. Die Auslenkung ändert sich räumlich periodisch, der Kurvenverlauf ist ebenfalls sinusförmig. Aus dem Diagramm kann man ebenfalls entnehmen, dass die Am plitude Ym ax = 2 m beträgt. Darüber hinaus lässt sich die Wellen länge ablesen. Sie beträgt A. = 4 m.
- Nennen der physi kalischen Größen, die auf den Achsen abgetragen sind, und der Bedingungen, unter denen der dargestellte Sachverhalt gilt. - Beschreiben des Zusammenhangs zwischen den Größen und Eingehen auf die Art des Zusammenhangs un ter Beachtung der Bedingungen, - Nennen charakteristischer Werte, - Eingehen auf die physikalische Bedeutung des An stiegs des Graphe n und der Fl äche unter dem Graphe n.
Bei m Interpretieren von Diagrammen ist zu beachten, dass manchmal auch der Anstieg des Graphen und die Fläche unter dem Graphen eine physikalische Bedeutung haben können.
Anstieg des Graphen
Fläche unter dem Graphen
In einem Weg -Zeit-Diagramm ist der Anstieg des Graphen gleich der Geschwindigkeit.
In einem Kraft-Weg-Dia gramm für eine elastisch ve rformte Feder ist die Fläche un te r dem Graphen gleich der Federspannarbeit. Fin N
\s
v =-
\t
I
VI
< v2 !
20 246
8 5
10
in cm
• Der An stieg des Graphen erg ibt sich als Quoti ent aus den beiden Achsengrößen. Die Fläche unter dem Graphen ist multiplikativ mit den Achsengrößen verknüpft.
34
Die Physik - eine Naturwissenschaft
----
Messen
• Das Messen ist eng mit dem Beobachten und dem Experimenti eren ( / S. 41) verbunden. Beim Beobachte n mit Messgeräten werden im Unterschied zu qualitativen Beobachtun gen Quantitäten (Mengen, Größen ) festgestellt.
Beim Messen wird der Wert einer Größe, d.h . der Ausprägungsgrad einer Eigenschaft, mithilfe eines Messgerätes dadurch bestimmt, dass die zu messende Größe mit einer festgelegten Einheit vergli chen wird. Dazu wird in der Regel eine Messvorschrift festgelegt.
Messgeräte haben einen bestimmten Messbereich und eine bestimmte Messgenauigkeit. Die Messgenauigkeit gibt an, mit welchem Messfehler der Messwert behaftet ist. Messwerte sind stets nur Näherungswerte für den wahren Wert der Größe. In der Regel sind die Messwerte um diesen wahren Wert zufällig verteilt. Um die Messfehler möglichst gering zu halten, wiederholt man die Messung mehrmals und bildet den Mittelwert. Dadurch können zufällige Schwankungen der Messwerte um den wahren Wert der Größe berücksichtigt werden . •
In einem Experiment zur Bestimmung der Fallbeschleunigung mit einem Fadenpendel soll die Zeit für jeweils 10 Schwingungen bestimmt werden.
für 10 Schwingu ngen
Den Mitt elwert berechnet man, ind em man alle M esswerte addiert und durch die An zah l der Messungen dividi ert ( / S. 46).
-
Genauere Hinweise zu m Beobachten, Erläutern und Begrün den sind auf der CD gegeben.
Dazu werden 5 Messungen durchgeführt und der Mittelwert gebildet: 1:=1,62s. Messung Nr.
t für 10 Schwingungen
L
1
16,4 s
2 3 4
16,2
16,0 s
5
16,3 s
16,1 s
s
Weitere Tätigkeiten Weitere für die Physik charakteristische Tätigkeiten sind das Beobachten, das Erläutern und das Begründen . Beim Beobachten werden gezielt Informationen mit den Sinnesorganen aufgenommen. Es ist häufig mit einem Beschreiben des Beobachteten verbunden. Beim Erläutern wird versucht, anderen Menschen einen Sachverhalt an Beispielen verständlich, anschaulich, begreifbar zu machen. Begründen zielt darauf ab, den Nachweis zu führen, dass eine Aussage richtig oder falsch ist.
35
Denk- und Arbeitsweisen in der Physik
1.2.5 Lösen physikalisch-mathematischer Aufgaben Vi ele Gesetze der Phys ik werden mithilfe von mathematischen Mitteln (Proportionalitäten, Gleichungen, Diagrammen, / S. 20) beschrieben . Deshalb können auch viele physikalische Aufgaben unter Nutzung ma t hematischer Mittel gelöst werden . Das prinzipielle Vorgehen beim Löse n physikalisch-mathematischer Aufgaben entspricht dem beim Anwenden physikalischer Gesetze ( / S. 26) . Lediglich in der Phase der Ergebnisermittlung unterscheidet sich das Vorgehen. Lösen physikalischer Aufgaben durch inhaltlich-logisches Schließen Bei m Lösen physikalisch-mathematischer Aufgaben durch inhaltlichlog isches Schließen werden die Eigenschaften proportionaler Zusa mmenhänge zwischen physikalischen Größen zum Berechnen genutzt. Häufig müssen auch noch die Werte physikalischer Größen unter Nutzu ng der physikalischen Bedeutung der Größe interpretiert werden . Wie weit ist ein Gewitter entfernt. wenn man den Donner 5 s nach dem Blitz wahrnimmt? Leiten Sie eine Faustregel zur Bestimmung der Entfernung eines Gewitters her! Analyse: Es wird angenommen, dass der Blitz sofort wahrgenommen wird. Der Schall des Donners breitet sich mit der Schallgeschwindigkeit in Luft (v = 344 m/s bei 20 oe Lufttemperatur) aus. Gesucht:
s
Gegeben :
v
=5 s = 344 m/s
Lösung: Eine Schallgeschwindigkeit von 344 m/s bedeutet, dass der Schall in jeder Sekunde einen Weg von 344 m zurücklegt. Da der Donner erst 5 s nach dem Blitz wahrzunehmen ist, legt der Schall in dieser Zeit einen Weg von
s
= 5 . 344 m = 1 720 m
zurück, denn bei konstanter Geschwindigkeit ist
s - t.
Ergebnis: Das Gewitter ist etwa 1,7 km vom Beobachter entfernt, wenn der Donner 5 s nach dem Wahrnehmen des Blitzes zu hören ist. Da der Schall ca . 3 s benötigt, um sich über eine Entfernung von 1 km auszubreiten (3 s . 344 m/s = 1 032 m), kann man folgende Faustregel ableiten: 3 Sekunden Zeitunterschied zwischen Blitz und Donner entsprechen einer Entfernung von 1 km .
•-
Um solch e Auf gaben zu lösen, sollte man sich f olgende Fragen überl egen: 1. Wi e ka nn man den Wert ei ner physika lischen Größe int erpreti eren? 2. Wa s für ein Zu sa mmenhang best eht zwischen jewei ls zw ei Größen im Sachv erh alt der Aufgabe? 3. Was folgt aus der Art des Zusammenhangs für die ein e Größe, wenn von der anderen Größe Vi elfache oder Teil e gebildet w erd en? 4. Auf das Wi evi elfache bzw. den wi evielten Teil änd ert sich der Wert ein er Größe? 5. Was folgt daraus für die and ere Größe?
36
Die Physik - eine Naturwissenschaft
Lösen physikalischer Aufgaben durch Nutzung von Verfahren der Analysis Beim Lösen solcher Aufgaben werden physikalische Gesetze in Form von Gleichungen genutzt sowie Verfahren und Regeln der Analysis und der analytischen Geometrie angewendet.
Um solche Aufg aben zu löse n, sollte man folg enderm aßen vorgehen: -
-
-
-
-
Noti eren der bei den gegebenen Bedingun gen ge lt enden Geset ze als Gl eichun ge n, Löse n de r Gl eichun gen bzw. des Gl eichun gssyste ms durch Nutzung de r Differ enz ial- oder Integra lrec hnu ng bzw. durch die Su bstit ut io ns- ode r Addit ionsmet hode, Umform en de r Gl eichu ng nach der ges uchten Größe, Ein set ze n der Werte für di e gegebenen Größen (gegebenenfa IIs Umrec hn en von Einh eiten) und Berechn en der gesuchten Größe, Berü cksi chtige n der Reg eln für das Rechn en mit Näherung swert en bei der Ang abe des Ergebnisses.
Ein Nachrichtensatellit mit einer Masse von 2,53 t soll auf eine geostat ionäre Umlaufbahn gebracht werden .
a) In we lch er Höhe über der Erdoberfläche muss sich die Bahn ein es solchen geostationären Satelliten befinden? b) Welche Energie ist mindestens erforderlich, um den Satelliten mittels ein er Rakete auf die geostationäre Bahn anzuheben? Ana lyse zu a) Auf einer geostation ären Bahn Sat ell it befindet sich der Satellit ständig ,',- Erde ~ ~ __~ . über ein und demselben Punkt der ", rE h _, Erdoberfläche. Er bewegt sich ......... _-- - --- - ---- .. dann auf einer äquatorialen Kreisbahn mit derselben Winkelgeschwindigkeit wie die Erde. Die Rad ialkraft, durch die der Satellit auf der Kreisbahn geh alten wird , ist die Gravitationskraft zwischen Satellit und Erde.
-------8- - ---- __
Gesucht: Gegeben :
h ms = 2,53 t = 2,53· 10 3 kg 24 mE = 5,97 . 10 kg rE =6371 km=6,371 · 10 6 m G = 6,673 . 10- 11 m 3 . kg- 1 . s-2 T = 24 h = 86400 s
Lösung: Für einen g eostation ären Satelliten gilt:
37
Denk- und Arbeitsweisen in der Physik
Durch äquivalente Umformungen erhält man :
h - J 6,67m 3 . 5,9~0 24kg . (86400 S) 2 _ 63 7 1 km
h
- 3
h h
10 1 1 kg . s2 . 4 7r2
=42227 km - 6371 km = 35956 km
Ergeb nis: Ein geostationärer Sate ll it muss sich in einer Höhe von etwa 36000 km über der Erdoberfläche befinden. Analyse zu b): Die Energie, die mindestens nötig ist, um den Satelliten auf die geostationäre Bahn zu bringen, ist gleich der Arbeit im Gra vitationsfeld der Erde von der Erdoberfläche bis zur Um laufbahn: d E = W
Gesucht:
dE
Lösung: Allgemein gilt für die mechanische Arbeit: 52
w=
f
F(s)ds
51
Die Kraft, gegen die die Arbeit verrichtet werden muss, ist die Gra vitati o nskraft, sodass sich für den speziel len Fal l erg ibt:
Bei vi elen Aufgaben ist es für das Finden eines Gl eichungsa nsatzes nützlich, wenn man die wirkenden Kräfte betrachtet. Bei eine m solchen .. Kraftansatz" kommt man häufi g w eiter, wenn im Sachverh alt die Summ e aller Kräfte null ist, also ein Kräftegleichgewicht vorliegt.
Bei vi elen Aufgaben helfen auch energetische Betrachtungen, um zu einem Lösungsansatz zu ko mm en.
•..
Erhaltungssatze sind ebenfal ls häu fig ein zweckmäßiger Ausgangspun kt, um zu einem An satz für die Lösung ei ner Aufgabe zu kommen .
Es gilt:
51. dr = (2
E = G . ms· m d~ - rE~ h ) dE
= 1,34·1 0" N . m = 1,34 ·10" J
Ergeb nis: Um den Nachrichtensatelliten auf eine geostationäre Bahn zu bringen, benötigt man mindestens eine Energie von 1,34·1 0 " J. Die berechnete Energie stellt den Mindestbetrag dar, der für den Transport des Satell iten erforderlich ist. Die tatsächlich aufzuwendende Energie muss erheblich größer sein, weil auch Energie für die Bewegu ng der Trägerrakete und des Satelliten notwendig ist. Hinzu kommen Reibungsprozesse und Beschleunigungsvorgänge, von denen bei der Berechnung ebenfalls abgesehen wurde .
Der Wert 1,34 · 10 11 J entspricht dem Energieverbrauch von etwa 3300 Pkw, wenn j eder von ihnen eine Strecke von 100 km fährt und dabei 7 I Benzin verbraucht .
38
• Beim Lösen solcher Aufg aben w erden auch Verfahr en der An alysis verw endet . Insbesondere w erden häuf ig Funktionsgl eichung en in Diagra mme n graf isch darg este llt .
Bei di eser Aufgabe mu ss der Sachv erhalt sta rk vere infacht w erden, um zu ein er Lösun g zu komm en.
Die Physik - eine Naturwissenschaft
Lösen physikalischer Aufgaben mithilfe von Diagrammen Beim Lösen solcher Aufgaben werden physikalische Zusammenhänge in Diagrammen dargestellt und diese Diagramme unter physikalischen Gesichtspunkten ausgewertet.
I
Bei Überholvorgängen ist wichtig, dass der Kraftfahrer den Weg, den er beim Überholen zurücklegt, richtig einschätzt. Ein roter und ein blauer Pkw fahren zunächst beide in einem Abstand von 10 m mit 80 km/h o Dann beschleunigt der hinten fah rende rote Pkw mit 1,2 m . S- 2 und überholt den blauen Pkw, bis er sich 10m vor diesem wieder einordnet. Nach welchem Weg hat der rote den blauen Pkw eingeholt? WeIchen Weg hat der rote Pkw beim Überholen insgesamt zurückgelegt?
Analyse: Die Pkw werden vereinfacht als Massepunkte dargestellt. Die Länge der Fahrzeuge wird dabei zunächst nicht berücksichtigt. Außerdem wird angenommen, dass der blaue Pkw sich gleichförmig geradlinig und der rote Pkw sich gleichm äßig beschleunigt geradlinig bewegen . Der blaue Pkw hat zu Beginn des Überholvorgangs einen Vorsprung von 10 m, der als Anfangsweg So betrachtet wird . Zum Zeitpunkt t, hat der rote Pkw den blauen Pkw eingeholt und den Weg zurückgelegt. Der gesamt e Überholvorgang ist zum Zeitpunkt t 2 abgeschlossen.
s,
.....o
V
s~
t,
s,
4
S2
Der rote Pkw legt w ährend des gesamten Überholvorgangs den Weg S 2 zu rück . Der bl aue Pkw legt in dieser Zeit den W eg S 3 zurück. Der rote Pkw muss außerdem noch einen Vorsprung von S4 = 10 m herausfahren, um den Überhol vorgang zu beenden . Damit ergibt sich für die Wege : s 2 = So + s 3 + S4 Gesucht :
s,
Gegeben :
So
S2
= 10m = 10 m Vo = 80 k(;
S4
a
= 1,2 ~ s
= 22,2
~
Denk- und Arbeitsweisen in der Physik
Lösung: Für die grafische Lösung wird die Bewegung der Fahrzeuge in einem s-t-Diagramm dargestellt. Für den blauen Pkw gilt das Weg -Zeit-Gesetz : 5
= Vo . t + So
Für den roten Pkw gilt das Weg-Zeit-Gesetz: 5
= ~2 t 2 + Vo . t
39
Beim Nutzen grafischer Mittel zum Löse n von Aufg aben sollte man folgendermaßen vorg ehe n: -
Für das Zeichnen des Diagramms ist es günstig, die Wege der Pkw nach verschiedenen Zeiten zu berechnen, die Punkte darzustellen und zu verbinden .
s in m
140
Darste ll en der physikal ische n Zusammenhänge zwischen Größen in einem Di:Jgramm, - Ablesen wichtiger Wertepaare aus dem Diagramm, - Interpretieren des Kurven verlaufs.
120
100
80
Die Aufgabe kann auch durch Nutzung von Verfa hren der Analysis gelöst werden.
60
40
20
2
3
4
5
tin s
Der Schnittpunkt beider Kurven ist der Punkt, an dem der rote Pkw den blauen eingeholt hat. Bei diesem Punkt befinden sich beide Fahrzeuge zum selben Zeitpunkt nebeneinander. Aus dem Diagramm kann man ablesen: t, "" 4,1 s 5, "" 100 m Der Überholvorgang ist dann beendet, wenn der Abstand beider Kurven 10 m beträgt. Man kann aus dem Diagramm dafür ablesen: t 2 "" 5,8 S 52 '" 148 m Ergebnis: Nach 100 m Weg hat der rote Pkw den blauen Pkw eingeholt und nach 148 m überholt.
Beachten Sie, dass in Diagrammen auch die Fläche unter dem Graphen oder der An stieg des Graphe n eine physikalische Bedeutung haben kön nen ( / S. 33)!
40
Die Physik - eine Naturwissenschaft
lösen physikalischer Aufgaben durch geometrische Konstruktionen Zum lösen solcher Aufgaben werden die physikalischen Sachverhalte in maßstäblichen Zeichnungen dargestellt . Aus diesen können dann durch geometrische Konst ruktionen Schlussfolgerungen gezogen werden . Genutzt wird dieser Lösungsansatz vor allem bei der Zusammensetzung und Zerlegung vektorieller Größen, in der Optik und bei Zeigerdiagram men (/ S. 67f., 74, 289, 338, 375) .
I Die ang egebenen Bedingu ngen stell en berei t s ein e Idea lisierung dar. Die Verhält ni sse si nd wesent lich kompl iz ierter, w en n der W ind schräg auf verschi edene Segel f ällt und darüber hi naus di e W irkung des Rud ers ei nbezogen wird .
• Beim Losen physikalisch-mathematischer Aufg3ben ist zu beachte n, dass ma n in der Rege l mit Näherungswerten für Größen rechn et, di e d urch Messungen, Sch ätzung en und Rundung en entstanden sind. Deshalb muss man bei Bere chnungen, bei zeich nerisch en Lös ung en und insbesonde re bei der Angab e des Ergebn isses di e Regeln für das Rechnen mit Näherungswerten beach -
ten.
Ein Segelboot bewegt sich immer in die Richtung, in die die resultierende Kraft wirkt. Senkrecht auf das Segel wirkt der Wind mit einer Kraft von insgesamt 250 N. Der Wind weht von West nach Ost. Gleich zeitig wirkt auf das Boot aufgrund einer nach Nordost verlaufenden St römung eine Kraft von 100 N. Wie groß ist die resultierende Kraft? In welche Rich t ung bewegt sich das Boot aufgrund der resultierenden Kraft? Analyse: Auf das Segelboot wirken zwei Kräfte in unterschi edlichen Richtungen. Es kann angenommen werden, dass diese Kräfte an einem An griffspunkt angreifen. Weit ere Kräfte, die auf das Boot w irken könnten, z. B. durch das Ruder, werden nicht in die Betrachtung ein bezogen . Bei dieser Idealisierung können mithilfe eines maßstäblichen Kräfteparallelogramms Betrag und Richtung der resultieren den Kraft ermittelt werden . Lösung:
-z; - - - .- - - - Nord
F~~
F
,
W est
/
/ /
Ost
Für die maßst äbliche Zeichnung wird vereinbart: 1 cm ~ 50 N. Der Kraftpfeil der resultierenden Kraft ist 6,5 cm lang, die resultierende Kraft beträgt also etwa F = 325 N. Ergebnis: Die resultierende Kraft auf das Boot beträgt 325 N. Es bewegt sich etwa in Richtung Nord-Nordost.
41
Denk- und Arbeitsweisen in der Physik
1.2.6 Vorbereiten, Durchführe n und Auswerten physikalischer Experimente Das Experimentieren ist eine sehr komplexe Tätigkeit, die in ve rsch iedenen Etappen beim Erkennen und Anwenden von Gesetzen auftritt. Sie ist eng mit dem Messen ( / S. 34) verbunden . Das Ziel eines Experi ments besteht darin, eine Frage an die Natur oder Technik zu beantworten . Dazu wird eine Erscheinung unter ausgewählten, kontrollierten und veränd erbaren Bedingungen be o bachtet und ausgewertet. Die Bedin gungen und damit das gesamte Experiment müssen wiederholbar sein . Beim Experimentieren wird eine Erscheinung der Natur unter ausgewählten, kontrollierten, wiederholbaren und veränderbaren Bedingungen beobachtet und ausgewertet.
i Mit Experimenten werden z. B. Zusammenhänge zwischen Größen un tersucht. Dies dient dem Erkennen von Naturgesetzen und Zusammen hängen. Wie verändert sich die Winkelgeschwindigkeit eines Körpers mit der Veränderung des Trägheitsmoments? W elcher Zusammenhang besteht bei einem npn-Transistor zwischen der Basisstromstärke und der Kollektorstromstärke? Experimente sind auch ein wichtiges Mitte l zur Prüfung des Wahrheitswertes von Voraussagen (Hypothesen).
Bei j ed em Experiment ist genau zu überl egen, we lche Größen und Bed ingungen konsta nt gehalten w erd en müsse n und w elche Größe verä ndert wi rd. Nur dann ist auch eine Reprodu zierbarke it des Experi mentes möglich .
So entwickelte z. B. j AMES CLE RK MAXWELL (1831 - 1879) eine Theorie elektromag netischer Felder und sagte die Existenz elektromagneti scher Wellen voraus . Die Existenz solcher Wellen konnte HEINRICH HERTZ (1857- 1892) im j ahr 1886 experimentell nachweisen . Diese Experimente stüt zten die maxwellsche Theorie. Eine in der 2. Hälfte des 19. jahrhunderts allgemein akzeptierte Theorie war die Äthertheorie . Der Äther sollte ein Stoff sein, der den gesamten Raum ausfüllt und durch den sich Licht ausbreitet. Alle Experimente, die Existenz ei nes solchen Äthers nachzuweisen, endeten mit einem negativen Ergebnis. Die Äthertheorie musste schließlich fallengelassen werden . Experimente können auch dazu dienen, den Wert von Konstanten, insbesondere von allgemeinen Naturkonstanten ( / S. 18), möglichst genau zu bestimmen. Bei solchen Präzisionsmessun g en werden physikal ische Gesetze und Zusammenhänge angewendet. Die Bestimmung der Lichtgeschwindigkeit wurde erstmals 1675 durch den dänischen Astronomen OLAF RÖM ER (1644- 1710) aufgrund astronomischer Beobachtungen durchgeführt. Er erhielt ei nen Wert von 214000 km/so In den folgenden jahrhunderten wurde diese Größe mit unterschiedlichen Met hoden immer genauer bestimmt, Z. B. durch H. FIZEAU (1819 - 1896), L. FOUCAULT (1819- 1868) und A . A. MICHELSON (1852- 1931 ).
• Der Franzose HIPPOLYTE FIZEAU
(1819 - 1896) w ar der Erst e, dem es g elang, di e lichtgeschwindigkeit m it ein em erdg ebundenen Experiment zu messen .
42
Die Physik - eine Naturwissenschaft
Ein Beispiel aus der Physik
L Ablauf eines Experiments
~-1. Vorbereiten
des Experiments
I
Zunächst ist zu überlegen, - welche Größen zu messen sind, - welche Größen verändert und welche konstant gehalten werden, - welche Gesetze angewendet werden können.
Untersuchen Sie experimentell Unterschiede zwischen der Leerlaufspannung und der Klemmenspannung von elektrischen Quellen! Zu messende Größen : Leerlaufspannung UL Klemmenspannung UK
Dann ist eine Experimentieranordnung zu entwerfen und zu skizzieren, mit der die gewünschten Größen gemessen und Beobachtungen gemacht werden können. Dabei sind die zu nutzenden Geräte und Hilfsmittel festzulegen . In der Planungsphase ist auch zu überlegen, wie das Experiment ausgewertet werden soll, da dies mitunter Einfluss auf die Experimentieranordnung und die Messgeräte hat. Mögliche Fehlerquellen sollten schon in der Planungsphase bedacht werden, weil dies Einfluss auf die Auswahl der Messgeräte sowie auf die Durchführung und die Auswertung hat.
Es werden Leerlaufspannung und Klemmenspannung für verschiedene elektrische Quellen gemessen und miteinander verglichen . Der Stromkreis wird über einen elektrischen Widerstand geschlossen .
- +
r 2. Durchführen des Experiments
I Die Experimentieranordnung ist nach der Planung aufzubauen . Die Messwerte und Beobachtungen werden registriert und protokolli ert. Dazu werden häufig Messwertetabellen angefertigt.
3. Auswerten des Experiments Die protokollierten Messwerte und Beobachtungen werden ausgewert et. Dazu werden häufig Diagramme angefertigt und Berechnungen durchgeführt. In Bezug auf die experimentelle Frage wird ein Ergebnis formuliert. Häufig werden Fehlerbetrachtungen zur Abschätzung der Genauigkeit der Messungen und Beobachtungen durchgeführt. Das experimentelle Ergebnis wird unter Berücksichtigung der Fehlerbetrachtungen bewertet.
I
elektrische Quelle
U L in V
U K in V
Monozelle
1,5
1,3
Flachbatterie
4,5
4,0
Stromversorgungsgerät
8,0
7,8
Bei allen im Experiment untersuchten elekt rischen Quellen ist die Klemmenspannung kleiner als die Leerlaufspannung : U K < UL
Denk- und Arbeit sweisen in der Physik
43
Protokoll eines Experiments Name: Tobias Musterschüler
Klasse:
Datum:
Aufgabe: Welcher Zusammenhang besteht zwischen Stromstärke und Zeit beim Entladen eines Kondensators über einen ohmsehen Widerstand? Vorbereitung:
Schaltplan:
zu messende Größen: - Stromstärke - Zeit konstant zu haltende Größen: Ladespannung - ohmseher Widerstand (10 kQ) - Kapazität des Kondensators
u+
R
Durchführung und Auswertung:
Messwertetabelle:
lin mA
0,8
0,7
0,6
0,5
0,4
0,3
0,2
0,1
0,06
0,02
tin s
1,8
3,4
5,0
7,2
9,9
13,2
18,1
26,S
32,S
45,S
Diagramm : /in mA
0,8 0,6 0,4
0, 2 0,1
10
20
30
40
ti n 5
Ergebnis:
Bei der Entladung eines Kondensators über einen ohmsehen Widerstand besteht ein nichtlinearer Zusammenhang . Die Verringerung der Stromstärke erfolgt anfangs relativ schnell, dann immer langsamer. Dieser Zusammenhang lässt sich auch mathematisch beschreiben, wobei er allerdings nicht elementar aus wenigen Messwerten ableitbar ist. Für die Stromstärke gilt: 1=1
0
t , e - "jf:(
44
Die Physik - eine Naturwissenschaft
Fehler bei physikalischen Messungen
Jede Messung einer physikalischen Größe ist aus den verschiedensten Gründen mit Fehlern behaftet. Der Messwert x i einer physikalischen Größe weicht vom tatsächlichen Wert der Größe, dem wahren Wert x, mehr oder weniger stark ab. Um möglichst genaue Messungen durchführen zu können bzw. um die Genauigkeit bereits durchgeführter Messungen ein schätzen zu können, muss man die Ursachen für Messfehler, die Größen solcher Fehler und ihre Auswirkungen auf die Genauigkeit des Ergebnisses kennen. Darüber hinaus muss man wissen, wie man in der Formulierung des Ergebnisses die Genauigkeit kenntlich macht. Jede Messung ist mit Fehlern behaftet. Die Messwerte vom wahren Wert x der betreffenden Größe ab.
xi
weichen
In der folgenden Übersicht sind Fehlerursachen und Beispiele genannt. Fehlerursache
Beispiele
Experimentieranordnung
- unzureichende Isolierung bei kalorimetrischen Messungen und damit unkontrollierter W ärmeausta usch mit der Umgebung - Verwendung einer stromrichtigen statt einer spannungsrichtigen Schaltung oder umgekehrt bei der Messung von Spannung und Strom stärke - Vernachlässigung der Widerstände von Zuleitungen bei elektrischen Schaltungen - unzureichende Kompensation der Reibung bei der Untersuchung von Bewegungsabläufen in der Mechanik - Verzögerungen beim Auslösen von Abläufen, die durch die Experimen tieranordnung bedingt sind
Messgeräte. Messmittel
- Jedes Messgerät hat nur einen bestimmten Messbereich und eine bestimmte Genauigkeitsklasse bzw. Fertigungstoleranz. - Messmitte l wie Wägestücke, Hakenkörper, Widerstände haben ebenfalls Fertigungstoleranzen.
Experimentator
- Ablesefehler bei Messgeräten - Auslösefehler bei Zeitmessungen (Reaktionszeit des Menschen) - Fehler durch eine nicht exakte Handhabung von Messgeräten (z. B. ungenaues Anlegen eines Lineals) - Fehler durch Verwendung unzweckmäßiger Messgeräte (z. B. kleine Wassermenge in großem Messzylinder, Thermometer mit 1°-Teilung bei der Messung kleiner Temperaturunterschiede) - Fehler durch Ablesen an falschen Bezugspunkten (z. B. wird statt des Schwerpunktes eines Körpers seine Unter- oder Oberkante als Bezugspunkt für Entfernungsmessungen gewählt)
Umgebung
- Nichtbeachtung der Temperatur oder von Temperaturschwankungen - Nichtbeachtung des Druckes oder von Druckschwankungen - Schwankungen der Netzspannung, Erschütterungen
Denk- und Arbeitswe ise n in der Physik
45
Arten von Messfehlern Unterschieden werden grobe, systematische und zufä llige Feh ler. Systematische Fehler sind solch e, die vor allem durch die Experimentieranordnung und durch die Messgeräte verursacht werden und sich meist auch in gleicher W eise auswirken, wenn Messungen mehrmals durchgeführt werden. Messgerätefehler werden über die Genauigkeitsklasse oder die Toleranz der betreffenden Geräte erfasst. Hat z. B. ein Spannungsmesser die Genauigkeitsklasse 2,5, so bedeutet das bei einem Messbereich von 10 V: Der maximale systematische Fehler beträgt 2,5 % vom Messbereichsendwert, also 2,5 % vo n 10 V und damit ± 0,25 V. In einigen Fällen kö nnen systematische Fehler rechnerisch erfasst u nd beim Ergebnis berücksichtigt werden. Beim Messergebnis wird d ann der erfasste systematische Fehler einbezogen. Bei Mischu ngsvorgängen in der Thermodynamik kann die W ärmekapazität des Kalor imeters erfasst und bei der Formulierung des Ergebisses berücksichtigt werden. Die nicht erfassbaren systematisch en Fehler werden bei der Fehlerrech nung bzw. Fehlerbetrachtung berücksichtigt. Zufä llige Fehler sind solche, die vor allem durch den Experimentator und durch Umwelteinflüsse (Umg ebung) zustande komme n. Bei Sk alen wird als zufälliger Fehler die Hälfte des kleinste n Skalenwertes angenommen, also z. B. bei einem Lineal mit mm-Teilung ± 0,5 mm . Bei dig itale r A nzeige nimmt man als Fehler eine Abweichung von 1 bei der letzten Ziffer an, z. B. bei ein em elektroni schen Therm om eter: 21,6 oe ± 0, 1 oe. Die Summe aller nicht erfassbaren systematischen und zufälligen Feh ler ergibt den Größtfehler der Messung .
M esswerte
Xi
der physik alischen Größe
X
erfassbare systematische Fehler
Größtfehler der Messung
Da grobe Fehler grundsätz l ich vermeidbarsind, werd en sie bei Fehlerbetrach tungen nicht berücksichtigt.
• Eine Übers icht über systematische Fehler bei Messgeräten ist auf der CD unter dem Stichwort "Feh lerbetrachtung en" zu finden.
• Zufällige Fehler lasse n sich teilweise abschätzen. So beträgt z. B. der Auslösefehler bei Zeitmessungen mit einer durch die Ha nd ausge lösten Uhr im Mittel ±O,25 s.
46
• Statt vom Größtfehler spricht man häufig verei nfacht vom Fe hler einer Messung.
Die Physik - eine Naturwissenschaft
Dieser Größtfehler kann berechnet werden m it der Gleichung : x = ±(jL1Xzu fl + IL1Xsysl)
Berechnung zufäll iger Fehler Beim Auftreten zufälliger Fehler kann man eine physikalische Größe mehrfach messen. Sind Xl, X2' ... x n die einzelnen Messwerte, so ergibt sich al s Mittelwert (arithmetisches Mittel) :
Maß für die Streuung der Messwerte ist der mittlere Fehler L1x des arithmetischen Mittels: n
Bei nur we ni gen M essw erte n (n < 10) kann man als mittleren Feh ler anse hen:
-
1
'"
- 2
L1 x = ± n (n - l ) ' L,,(Xi - X) i~
(fürn ~ 10)
1
Mitunt er wird die empirische Standardabweichung man folgende rmaßen berechnen kann :
5
angegeben, die
n
5 -
1 - 2 _ . '" ( X .i - X ) n - l L" i= 1
n
Bei Vorliegen einer großen Anzahl von Messwerten ergibt sich für die Häufigkeitsverteilung meist eine Normalverteilung nach GAUSS (siehe Bild). Es liegen dann 68,3 % der Messwerte im Bereich ± 5 und 95,4 % im Bereich ± 2 . s. In der Industrie wird meist mit 95 % g erechnet. Das entspricht ei nem Intervall von ± 1,96 s.
x
x
x
x
Darstellung von Ergebnissen Kennt man den Messwert X und den Messfehler L1x einer Größe, so kann man den Fehler als absoluten, relati ven oder prozentualen Fehler angeben. Der absolute Fehler L1x ist ein Maß für die Abweichung der Messwerte vom wahren Wert. Der relative Fehler L1xlx verdeutlicht die Abweichung in Bezug auf den Messwert. Der prozentuale Fehler ~ . 100 % ist der in Prozent angegebene relative x Fehler. Die Angabe des Messergebn isses XE erfolgt dann in folgender Form: XE
= x ± L1 x
Denk- und Arbeitswe isen in der Physik ----------------~
Messwerte und Fehler
Beispiel
Messwert x
Zeit t= 7,6 s
absoluter Fehler ill<
M= ± 0, 2 s
relativer Fehler ill
M _ ± 0,2 5 = ± 0,026
prozentualer Fehler
-f = (± 0,026) . 100 % = ± 2,6 %
(ill
Messergebnis = X ± ill<
4~
t - 7.6S"
t
= (7,6 ± 0,2) s
XE
•
Fehlerfortpflanzung Häufig erhält man ein Ergebnis erst durch Kombination mehrerer Größen. Zum Bestimmen des elektrischen Widerstandes misst man die Spannung U und die Stromstärke I und berechnet daraus den Widerstand R = U/I. Beide Größen sind fehlerbehaftet und beeinflussen das Ergebnis. Wie sich die Fehler von gemessenen Größen X und y auf den Fehler einer da raus berechneten Größe z auswirken, zeigt die nachfolgende Übersicht zur Fehlerfortpflanzung . Verknüpfung der Größen
Fehler
Summe Z=X+Y Differenz z=x-y
I1z = ill< + l1y
Produkt Quotient
z=x · y z =x/y
~ = ~+ Qx z x y
Potenz
z =x k
~
z
Man sollte schon vor einer Messung überlegen, wie die einzelnen Größen den Gesamtfeh ler beeinflussen. Tritt z. B. eine Größe im Quadrat auf, so geht der rela tive Fehler dieser Größe doppelt in den Gesamtfehler ein . Sie muss demzufolge besonders genau gemessen werden .
k.~ x
Die Geschwindigkeit wird durch die Messung von Weg und Zeit ermittelt: s=(20±0,5)m t=(1 ,6±0,2)s Damit erhält man als Geschwindigkeit:
v=
~ = 20 m = 125!!! = 45 km t 1,6 s '5 h
Der relative Fehler der Geschwindigkeit ist: Qx=~ + Q! v 5 t
Der absolute Fehler ist dann L1v = (± 015) · 45 km/h = ± 6,75 km/h '" 7 km/ho Das Ergebnis lautet somit: Die Geschwindigkeit beträgt v = (45 ± 7) km/h o
I
Auch Fehler müssen sinnvoll gerundet werden. Im Unterschied zu den üblichen Rundungsregeln gilt: Messfehl er w erden stets aufgerundet.
48
Die Physik - eine Naturwissenschaft
Messfehler und grafische Darstellungen Häufig werden Messreihen grafisch dargestellt, wobei auch hier die Messfehler zu berücksichtigen sind. Nachfolgend ist als Beispiel ein Weg Zeit-Diagramm gezeichnet.
5
5
in m
in m
y 80
60
y.
60 40
Au sgl eichs kurve
(iI
0
Die Funktionsgleichung der Ausgl eichskurve lässt sich auch ermitteln. Genauere Hinweise dazu sind auf der CD unter dem Stich w ort "Fehlerbetrachtung" zu fi nden.
• Die Genauig ke it von Mess ungen ka nn nur vor oder wä hrend des Messe ns beei nf lusst werd en. Hinte rh er ka nn man nur noch die Größe der M essf ehler ermitte ln, aber nicht bee influssen. Dazu müsse n d ie zuf älligen und nicht erf assbaren syst emati sch en Fehl er abgesch ät zt und eine Fehlerrechnung durchgeführt w erden.
40 20
20
i
/
80
. 11
2
4
6
8
10 tin s
0
2
4
6
8
10 tin s
Da alle Messwerte fehlerbehaftet sind, ist es nicht sinnvoll, die einzelnen Punkte miteinander zu verbinden . Vielmehr wird eine Ausgleichskurve gezeichnet (linkes Bild). Der Verlauf der Ausgleichskurve ergibt sich aus den jeweiligen Bedin gungen . Kann der Fehler der Zeitmessung gegenüber dem der Wegmessung vernachlässigt werden , so kann man in jedem Punkt den Größtfehler des Weges in Form eines Fehlerbalkens markieren (rechtes Bild) . Die Ausgleichskurve verläuft dann durch die Fehlerbalken hindurch. Fehlerbetrachtungen vor und nach Messungen Fehlerbetrachtungen vor der Messung haben das Ziel zu erkennen, wei che Messfehler auftreten können und wie man sie minimieren kann . Zu entscheiden sind u. a.: - Welches Messverfahren wähle ich? - Wodurch können Messfehler verursacht werden? - Gibt es Möglichkeiten, Fehler zu korrigieren, zu kompensieren oder zu minimieren? - Welche Größen müssen besonders genau gemessen werden, weil ihr Fehler den Fehler des Gesamtergebnisses besonders stark beeinflusst. - Ist es sinnvoll, eine Probemessung oder eine Kontrollmessung durch zuführen? - Wie können zufällige Fehler von Größen durch mehrfache Messungen und deren statistische Auswertung ermittelt und später in der Fehlerrechnung berücksichtigt werden? - Ist es sinnvoll und möglich, systematische Fehler durch die Wahl genauerer Messgeräte zu verkleinern? - Wie kann man systematische Fehler erfassen und beim Ergebnis der Messungen durch Korrektur berücksichtigen? Fehlerbetrachtungen nach der Messung ermöglichen eine Fehlerabschätzung und die Angabe des Messergebnisses mit Fehler.
MECHANIK
f2
Mechanik
50
2.1
Grundeigenschaften von Körpern und Stoffen
i Man spricht inzwischen von fünf Aggregatzuständen und zählt neben fest, flüssig und gasförmig auch das Plasma und das BOSE-EINSTEINKondensat dazu .
Uns umgeben zahlreiche Gegenstände, die in der Physik als Körper bezeichnet werden. Diese Körper haben eine Reihe von grundlegenden Eigenschaften: Sie nehmen einen Raum ein, haben eine bestimmte Masse, befinden sich in einem der Aggregatzustände, bestehen aus unterschiedlichen Stoffen .
2.1.1 Volumen, Masse und Dichte Drei wichtige physikalische Größen sind das Volumen und die Masse von Körpern sowie die Dichte von Stoffen . Das Volumen gibt an, wie viel Raum ein Körper einnimmt. Formelzeichen: V Einheiten: ein Kubikmeter (1 m 3 ) ein Liter (1 I)
W eitere Volumeneinheiten sind die Registertonne (bei Schiffen: Bruttoregistertonne) und bei Erdöl das Barre l: 1 RT
= 2,832 m 3
1 barrel = 158,758 I
Genutzt werden auch Teile und Vielfache der Einheiten . Zwischen ihnen bestehen folgende Beziehungen: 1 m 3 = 1 000 I = 10 hl 1 dm 3 1I
1 cm 3
= = 1 ml
Das Volumen von regelmäßig geformten Körpern kann aus den Abmessun gen des Körpers berechnet werden . Das Volumen von strömenden Flüssigkeiten und Gasen kann man mit Durchflusszählern (Wasseruhr, Gasuhr, Bild links) messen. Das Volumen von pulverförmigen fes ten Körpern (Zucker, Mehl) oder von ruhenden Flüssigkeiten wird mit Messzylindern gemessen. Mit ihrer Hilfe kann man auch das Volumen von kleineren unregelmäßig geformten festen Körpern mit der Differenzmethode oder der Überlaufmethode ermitteln. Die Masse gibt an, wie schwer oder wie leicht und wie träge ein Körper ist. Formelzeichen : m Einheit: ein Kilogramm (1 kg)
Die Einheit 1 kg ist eine der sieben Basiseinheiten des Internltionalen Einheitensystems.
Die Masse als Körpereigenschaft ist unabhängig davon, wo sich ein Körper befindet. Sie ist an jedem beliebigen Ort gleich groß. Gemessen wird die Masse mithilfe von Waagen unterschiedlicher Bauart.
51
Grundeigenschaften von Körpern und Stoffen
Für ein abgeschlossenes System (/ S. 84) gilt in der klassischen Mechanik, also für Geschwindigkeiten klein gegenüber der Lichtgeschwindigkeit, das Gesetz der Erhaltung der Masse, das auch als Masseerhaltungssatz bezeichnet wird . In einem abgeschlossenen System ist die Summe der Massen aller Körper konstant.
Zum W ägen we rd en heute me ist elektroni sche W aagen m it digitaler An ze ige verw end et .
n
m =
Lm
j
= konstant
i= 1
Das gilt auch für einen einzelnen Körper. Dabei ist zu beachten : Die Masse eines Körpers ist von seiner Geschwind igkeit abhängig. Für v « c ist diese Geschwindigkeitsabhängigkeit der Masse aber vernachlässigbar klein ( / S. 439) . Masse und Volumen sind bei der physi kalischen Größe Dichte miteinander verknüpft. Die Dichte gibt an, welche Masse ein bestimmtes Volumen eines Stoffes bei einer bestimmten Temperatur und einem bestimmten Druck hat. Formelzeichen : p Einheiten:
1 9
cm 3
1~
1 kg '
m3
'
I
Die Dichte kann berechnet werden mit der Gleichung:
p=
m Masse des Körpers V Volumen des Körpers
!]1
v
In der Physik gibt man die Dichte meist für ei ne Tem peratur von 20 oe und den Normaidruck von 101 ,3 kPa an. Die Dichte von Flüssigkeiten kann mit Aräometern ge messe n we rd en.
,
Die Dichte ist eine Stoffkonstante und hat für einen Stoff einen bestimmt en Wert. Bei Stoffgemischen wird meist die mittlere Dichte angegeben . Für die Einheiten gilt:
1l
cm 3
= 1 dm ~3 = 1 000 kg3 = 1 000 ~ m I
+
2.1.2 Teilchenanzahl, Stoffmenge und Aufbau der Stoffe Jeder Körper besteht aus einem oder mehreren Stoffen, jeder Stoff aus Teilchen . Das können Atome, Moleküle oder Ionen sein . Eine bestimmte Stoffportion kann auch durch die Teilchenanzahl charakterisiert werden . Die Teilchenanzahl gibt an, wie viele Teilchen (Atome, Moleküle, Ionen) in einer gegebenen Stoffportion vorhanden sind . Formelzeichen: N Einheit:
• So best eht z. B. 1 g W asse r aus 3,3 5 . 1022 Mol ekülen. 40 g Kupfer bestehen aus 3,79 . 10 23 At omen .
52
M echan ik
Je größer die Teilchenanzahl einer St offporti on ist, desto größer ist auch ihre Masse. Da die Teil ch enanzahl in der Reg el sehr hoch ist, wird statt dieser Größe häufig die Stoffmenge genutzt_
• Die Einheit 1 mol ist eine der sieben Basiseinheit en des Inter nationalen Einheiten · systems.
Die Stoffmenge charakterisiert eine Teilchenmenge und gibt an, wie viele Teilchen eines St offes in einer Stoffportion vorliegen . Formelzeichen : n Einheit: ein Mo l (1 mol) Die Bezugsgröße für die Teilchenanzahl ist die AVOGADRO-Konstante NA. Sie gibt an, wie viele Teilchen in 1 mol eines Stoffes vorhanden sind . Es gilt:
NA
= 6,022136 · 10 23 ....L mo 1
Das bedeutet: In 1 mol eines Stoffes sind etwa 6 . 10 23 Teilchen enthal ten . Teilchen können dabei Atome, Moleküle oder Ionen sein . Für die Stoffmenge gelten f olgende Beziehungen : N
Teilchenanzahl
NA AVOGADRO-Konstante Benannt ist di e Avo GADRO-Konst ante nach dem itali en isch en Physike r und Ch emi ke r AMADEO AVOGADRO (1776- 1856).
m M
M asse der St offportion molare Masse des Stoffes V Volum en der Stoffportion V m molares Volumen
Aus wie vielen Molek ülen bestehen 10 g Wasser? Analyse: Masse und AVOGADRO-Konstante sind bekannt, die mol are Masse von Wa sser kann man ei nem Tabellenwerk entnehm en. Gesucht: Gegeben:
N m
NA M
H20
= 10 g = 6,022 . 1023 mol- 1 = 18 g . mo l- 1
Lösung :
N
N
_ 6,02 2· 10 23 . 10 g . mol m ol · 189
=3,35 . 1023
Ergeb nis: 10 g Wasser bestehen aus 3,35 . 10 23 Mol ekülen.
Grundeigenschaften von Körpern und Stoffen
Aus Überlegungen zur Teilchenanzahl ergibt sich auch die in der Atomphysik genutzte atomare Masseeinheit u:
=
1u
19 6,022136 . 10 23
1,660 540 . 10- 24 g
Ei n Wasserstoffatom hat ungefähr die Masse 1 u. Beträgt die Masse eines Te ilchens x· u, so beträgt die Masse eines Mols dieser Teilchen genau x Gramm. Die Masse eines Atoms des Kohlenstoff-Nuklids ( -12 beträgt 19,93 · 10- 24 g = 12 u. Somit hat ein Mol ( -12 eine Masse von 12 g .
53
• Bei Gasen beträgt das Volu men pro Mol (mol ares Vo lum en) bei ein em Druck von 101,3 kPa und ein er Temperatur von 0 oe immer Vm = 22,4 IImol. In di ese m Volumen befinden sich dann etwa 6 . 1023 Teilchen.
St offe bestehen aus Atomen und Molekülen, Ionen und Elektronen. Hä ufig spricht man vereinfacht von Teilchen. Mit einem einfachen Te ilchenmodell lassen sich viele physikalische Erscheinungen deuten. 1. 2. 3.
Alle Stoffe bestehen aus Teilchen . Die Teilchen befinden sich in ständi ger Bewegung. Zwischen den Teilchen wirken anziehende bzw. abstoßende Kräfte .
•
Die Diffusion Unter Diffusi on versteht man die Erscheinung, dass sich Teilchen eines Stoffes aufgrund ihrer Bewegung mit denen eines anderen Stoffes se lbstständ ig vermischen . Gibt man z. B. Zucker in heißen Tee, so verteilt sich der Zucker all mählich im gesamten Tee. Dieser Vorgang lässt sich mit dem Teil chen mode ll deuten (Bi ld unten).
(I
(I
(I
(I
CI
0°0°0°0 0
::0°;°:::::
Ein wichtiger Beleg für die Bewegung von kleinsten Tei lchen w ar die von dem sch ottischen Biologen ROBERT BROWN
(1773- 1858) im Jahr 1827 entd eckte brownsche Bewegung , die A. EINSTEIN (1879- 1955) im Jahr 1905 erklären konnte .
öoo~ö~
6'6g°
Wasse rteilch en
Aufgrund der thermischen Bewegung der Teilchen kommt es zu ei ner Vermischung. Aus diesem Grunde verteilen sich auch Duftstoffe, z. B. Parfüm, schnell in Luft. Diffusion tritt nicht nur bei Gasen und Flüssigkeiten, so ndern auch bei Festkörpern auf. Genutzt wird sie z. B. bei der Dotierung von Halbleiter-
Bei der Planartechn ik wird die Thermodiffu sion zum Dotieren von Halbleitern ge-
materi al ien. Dazu sind in der Regel höhere Temperaturen erfo rderlich.
nutzt
54
• cohaerere (I at. ) bedeutet zusammenhängen. adhaerere (I at.) = aneinander haften .
Mechanik
Die Kohäsion und die Adhäsion Zwischen den Teilchen von Stoffen wirken anziehende Kräfte . Diese Kräfte können zwischen gleichen oder verschiedenen Stoffen wirken . Diese zwischenmolekularen Wechselwirkungen bezeichnet man als Kohäsion bzw. Adhäsion, die betreffenden Kräfte als Kohäsionskräfte bzw. Adhäsionskräfte . Kohäsion
Adhäsion
ist die zwischenmolekulare Wechselwirkung bei einem Stoff.
ist die zwischenmolekulare Wechselwirkung zwischen verschieden Stoffen .
Kohäsionskräfte bewirken u. a. die Festigkeit von festen Körpern aus einem Stoff.
Adhäsionskräfte bewirken u. a. das Haften verschiedener Körper aneinander.
• Auch die Kapillaritat oder die Randkrümmung bei Flüssigkeiten in Gefäßen hängen mit der Adhä si on und der Koh äs ion zusammen .
Ein Stahlträger behält seine Form bei, weil bei Stahl große Kohäsionskräfte wirken. Bei Flüssigkeiten sind sie geringer. Sie nehmen deshalb die Form der jeweiligen Gefäße an.
Adh äsi onskräfte wirken z. B. zwischen einer Tafel und der Kreide, zwischen Farbe und Wand . Die Wirkungsweise von Klebstoffen beruht zumeist auf der Adhäsion.
I
I
Feste Körper, Flüssigkeiten und Gase Feste Körper, Flüssigkeiten und Gase weisen jeweils Besonderheiten auf, die in der nachfolgenden Übersicht zusammengestellt sind . Festkörper
Flüssigkeiten
Gase
Die Teilchen schwingen um ihren Platz hin und her. Ihre Packungsdichte ist groß .
Die Teilchen haben keinen bestimmten Platz. Sie sind gegeneinander verschiebbar. Ihre Packungsdichte ist groß.
Die Teilchen bewegen sich im Raum. Ihre Packungsdichte ist relativ gering.
Feste Körper haben eine bestimmte Form und ein bestimmtes Volumen. Si e sind inkompressibel.
Flüssigkeiten haben ein bestimmtes Volumen und neh men die Form des jewei ligen Gefäßes an . Sie sind inkompressibel.
Gase füllen immer den zur Verfügung stehenden Raum aus. Sie sind kompressibel.
55
Grundeigenschaften von Körpern und Stoffen
Modelle für Körper
ä
Zur Beschreibung von Zusammenh ängen, z. B. bei der Bewegung von Körpern oder bei der Wirkung von Kräften auf Körper, hat es sich als zweckmäßig erwiesen, nicht die jeweiligen realen Körper, sondern Modelle von ihnen zu betrachten. Je nachdem, ob man die Abmessungen ei nes Körpers vernachlässigen kann oder nicht, nutzt man die Modelle Massepunkt und starrer Körper. Massepunkt
starrer Körper
Die gesamte Masse des Körpers denkt man sich in einem Punkt vereinigt. Dafür wählt man häufig den Massenmittelpunkt (Schwerpunkt).
Alle Teile des Körpers haben zueinander eine bestimmte, unveränderliche Lage.
Von Form und Volumen des Körpers wird abgesehen .
Form und Volumen sind unveränderlich .
Das Modell wird z. B. angewendet, um die Bewegung der Erde um die Sonne zu beschreiben .
Das Modell wird z. B. angewendet, um die Rotation der Erde um ihre Achse zu beschreiben .
Erde \ II
:::0 -:'" /11 < ...
Allg emei ne Hinweise zu Modellen in der Physik sind / S. 21 zu finden .
Das Modell M assepun kt wird manchmal auch Punktmasse od er Massenpunkt genannt.
Welch es Mod ell sinnvoll anzuwe nden ist, hängt von dem jew eils gegebenen Sachverh alt und der Probl emst ellung ab . .
,4'
Sonn e
Neben diesen beiden Modellen nutzt man in der Mechanik weitere Mode lle, um Sachverhalte eindeutig und überschaubar beschreiben zu können: Ideal elastische Körper, kurz auch als elastische Körper bezeichnet , sind solche, bei denen unter dem Einfluss von Kräften nur elastische Verformungen auftreten und keine Umwandlung mechanischer Energie in andere Energieformen erfolgt. Wirken keine Kräfte mehr, so nimmt der Körper seine ursprüngliche Form wieder an . Stahlfedern im elastischen Bereich, Tennisbälle oder ein Sprungbrett können als ideal elastische Körper angesehen werden . Ideal unelastische Körper, kurz auch als unelastische Körper bezeichnet, si nd solche, bei denen bei Wechselwirkungen keinerlei elastische Verformungen auftreten. Ein Teil der mechanischen Energie wird in innere Energie umgewandelt. Wirken keine Kräfte mehr, so bleibt die Verformung erhalten . Eine Kugel aus Knetmasse, der Sand in einer Sprunggrube, die Blechkarosserie eines Autos oder ein verbogener Nagel werden unelastisch verformt, wenn Kräfte auf sie wirken.
Daneben gibt es auch t eilelastische Kö rper, bei denen man den Grad der Elastizität durch eine Zahl zwi schen 0 (unelastisch) und 1 (idea l elastisch) ch arakterisieren ka nn .
56
Mechanik
2.2
Kinematik
• Die Bezeichnung Ki nematik ist abg eleitet von kinesis (griech. ) = Bewegung. M an spricht deshalb auch von der Bewegungslehre.
Die Kinemat ik ist die Lehre von den Bewegungen und deren Gesetze n, ohn e dass dabei di e Ursa ch en beachtet werden, die diese Bewegungen hervorrufen oder beeinflussen.
2.2.1
Beschreibung von Bewegungen
Unter der Bewegung eines Körpers versteht man seine Orts- oder Lageänderung gegenüber einem Bezugskörper oder ei nem Bezugssystem . Meist w ählt man ei n Bezugssystem so, dass sich Bewegunge n math ematisch möglichst einfach beschreiben lassen.
Ein Bezugssystem ist ein Koordinatensystem, das an einen Bezugskörper gebunden ist, sowie eine Uhr. Der Ort eines Körpers ist eindeutig durch Angabe der Koordi nate n zu einem gegebenen Zeitpunkt bestimmt. Die Wahl des ist willkürlich . Bezugskörpers Häufig wird die Erdoberfläche als Bezugskörper genutzt.
z
-------KÖ~ p~; ~ '-'~ 1-- - ---- - --_____
I
y x
Bezugskörper
Ein Körper ist bezüglich eines Bezugsystems in Bewegung, wenn er seinen Ort in diesem Bezugssystem ändert. Er ist in Ruhe, wenn er seinen Ort nicht ändert.
Di e Rel ati vität der Bew egung wa r ein er der Grü nde für den Streit um die Frage, ob die Erde oder die Sonne im Zentrum unseres Pl anetensystems steht ( , \tlldt bilder) .
Die Bewegung eines Körpers in ein em Bezugssystem ka nn auch von einem anderen Bezugssystem aus beschrieben werden. Diese "Transformati on" wird als GAlt lEI-Transformation bezeichnet.
Ruhe und Bewegung sind somit relati v und vom gewählten Bezugssystem abh ängig . Man spricht deshalb von der Relativität der Bewegung. Eine Person, die in ei nem fahrenden Zug sitzt, ist in einem mit dem Zug verbundenen Bezugssystem in Ruhe und gleichzeitig gege nüber einem mit der Erdoberfläche verbundenen Bezugssystem in Be wegung. All e Bezugssysteme, die sich gleichförmig und geradlinig zueinander bew egen, sind gleichberechtigt. Es sind unbeschleunigte Bezugssysteme. In ihnen gelte n d ie gleichen physikalischen Gesetze, insbesondere auch das Trägheitsgesetz ( / S. 76) . Man bezeichnet solche Bezugssysteme daher als Inertialsysteme, abgeleitet vom late inischen "inertia" =Trägheit. Bezugssysteme, in denen das Trägheitsgesetz gilt, nennt man Inertialsysteme od er unbeschleunigte Bezugssysteme. Alle Inertia lsysteme sind gleichberechtigt. Alle nachfo lgenden Beschreibungen erfolgen in Bezugssystemen, die man als Inerti alsysteme an seh en ka nn. Abwe ich ungen von dieser Vereinbarung sind deutlich hervorgehoben.
Kinematik
57
•
Einteilung von Bewegungen Die Bewegung eines Körpers erfolgt längs einer Bahn, die man mitunter direkt sehen kann, z. B. als Kondensstreifen (/ Bild), als Spur im Schnee oder auf Sand. Zum einen können Bewegungen nach der Form ihrer Bahn - der Bahnform - eingeteilt werden. Zum anderen ist eine Einteilung nach der Art der Bewegung längs der Bahn - der Bewegungsart möglich . In der nachfolgenden Übersicht sind die wichtigsten Bahnformen und Bewegu ngsarten zusammengestellt.
Zur einfa che n Beschreibung der Bewegung von Körpe rn nutzt man das Modell Massepunkt ( / 5. 55).
• In der Übersicht ist eine M öglichkeit der Einteilung von Bewegungen angegeben. Es gibt auch andere Möglich keiten .
Bahnformen geradlinige Bewegung
krummlinige Bewegung
Kreisbewegung
Der Körper bewegt sich auf einer geraden Bahn.
Der Körper bewegt sich auf einer krummlinige Bahn .
Der Körper bewegt sich auf einer Kreisbahn.
/
Zug auf gerader Strecke
Fußballspieler beim Dribbeln
o
Gondel eines Riesenrades
Bewegungsarten gleichförmige Bewegung
ungleichförmige Bewegung (beschleunigte oder verzögerte Bewegung)
Der Körper bewegt sich mit einer konstanten Geschwindigkeit, d. h., Betrag und Richt ung der Geschwindigkeit sind konstant.
Der Körper bewegt sich mit veränderlicher Geschwindigkeit, d . h., Betrag oder Richtung der Geschwindigkeit oder beides sind nicht konstant.
•
v,
Paket auf einem Förderband
Radfahrer auf kurviger Strecke
58
• Hinweise zur Messung der Ze it sind auf der CD zu finden .
• In der Schwingungslehre ist es üblich, die eine Ach se mity st att mit x zu be zeichn en. M an erh ält dann ein y-t-Diagramm (/ S. 127 ff .).
Mechanik
Physikalische Größen zur Beschreibung von Bewegungen Wichtige Größen zur Beschreibung von Bewegungen sind Ort, Weg, Zeit, Geschwindigkeit und Beschleunigung . Der Ort x, an dem sich ein Körper befindet, ist seine Lage in einem Bezugssystem zu einem bestimmten Zeitpunkt. In der Kinematik beschränken wir uns zumeist auf Bewegungen in einer Raumrichtung, der x-Richtung. Zur Darstellung nutzt man deshalb häufig x-t-Diagramme, aus denen man entnehmen kann, an welchem Ort x sich ein Körper zum Zeitpunkt t befindet.
x in m 200 150 100 50
o 2
4
6
8
10
tin s
Die Bahn eines Körpers wird aus allen Orten gebildet, die er bei seiner Bewegung durchlaufen hat. Bei der Bewegung eines Körpers auf einer Bahn legt er einen Weg zurück .
Der Weg ist ein e vektori lIe Große, also durch Bet ra g und Richtung gekennzeichn et ( / 5. 18) .
Der Weg gibt an, wie groß die Länge der Bahn zwischen zwei Orten bei einer Bewegung ist. Formelzeichen: s Einheit: ein Meter (1 m) Der Weg kann, muss aber nicht identisch mit der Ortsveränderung sein .
i Bewegt sich ein Körper auf ein er kreisförmigen Bahn, dann legt er zw ar ein en Weg zurück; bei einem voll st ändigen Umlauf ist aber d ie Ortsveränderung null.
B
~
A
Der 0 sv12k 01' eines Punktes ist der Vektor vom Ursprung ein es Bezugssystems zu di ese m Punkt.
_
..Ix
Die Ortsveränderung eines Körpers lässt sich auch mithilfe von Ortsvektoren beschreiben. ~
•
~
/
-->
~
x
-
Mit OA = (1 und OB = r 2 erhält man ~s O_rtsv~ränderung : L1x = ( 2- (1
Eine Aussage darüber, welcher Weg bei der Ortsveränderung zurückgelegt wurde, lässt sich aus einer solchen Darstellung nicht ableiten.
A
Kinematik
59
Die Geschwindigkeit kennzeichnet die Schnelligkeit der Bewegung eines Kö rpers längs einer Bahn. Die Geschwindigkeit gibt an, wie schnell oder langsam sich ein Körper bewegt. Formelzeichen: v Einheit: ein Meter durch Sekunde
(1 ~ )
-
Für die Einheiten der Geschw indigkeit gilt:
1~
ein Kilometer durch Stunde (1 km ) h
= 3,6
'T
1 ~ =J...!!! 3,6 s
h
Die Geschwindigkeit ist wie der Weg eine vektorielle Größe (/ S. 18). Ihr Betrag kann mit Tachometern gemessen werden . Die Geschwindigkeit kann berechnet werden mit der Gleichung : -v = s s Wegänderung Llt t Zeitintervall Hä ufig wird nur mit den Beträgen des Weg es und damit auch der Gesch windigke it gearbeit et. Bei ungleichförmigen Bewegungen ist zwischen Augenblicksgeschwindi gkeit und Durchschnittsgeschwindigkeit zu unterscheiden. Die Augenblicksgeschwindigkeit oder Momentangeschwindigkeit ist die Geschwindigkeit zu einem bestimmten Zeitpunkt. Die Durchschnittsgeschwindigkeit ist d ie m ittlere Geschwindigkeit, die sich aus dem Betrag des Weges und der dafür benötigten Zeit ergibt. Di ese Zusammenh änge lassen sich auch im Weg-Zeit -Diagramm (s-t-Diagramm) darstellen.
l
i
Die Durchschnittsgeschwindigkeit ist gleich dem An stieg der Sekante (blau eingezeichnet ). Je kleiner .1t ist, umso mehr nähert sich der An stieg der Sekante dem der Tan gente (rot eingezeichnet) . Der Anstieg der Tangente in einem Punkt ist gleich der Augenblicksgeschwindigkeit in diesem Punkt. Diese kann man näherungsweise aus dem Verlauf des Graphen ermitteln .
Körper können unterschiedlich schnell ihre Geschwindigkeit ändern . Das w ird durch die physikalische Größe Beschleunigung erfasst. Die Beschleunigung gibt an, w ie schnell oder wie langsam sich die Geschwindigkeit eines Körpers ändert. Formelzeichen : a Einheit : ein Meter durch Quadratsekunde (1 ~ ) 52
w ählt man das Zeitintervall Llt seh r klein, so erhält man mit 51 t näherun gsweise d ie jew eili ge Augl nbhd J sch mdlgk it. Au ch ein Tachoillf tel" ze igt stet s di e Augenblicksgeschwindigkeit an. Diese kann auch m it hilfe der Differenzialrech nung ausgedrückt werden:
V= lim ~ . Il
0
v = Qi = s dt
Eine beschleunigte Bew egun g li egt im me r dann vor, wenn sich Betrag od er Richtun g der Geschwindig kei t oder bei des ändert.
Mechanik
60
Die Beschleunigung ist wie Weg und Geschwindigkeit eine vekt orielle Größe ( / S. 18). Sie kann mit Beschleunigungsmessern gemessen werden .
• W ählt man das Zeitint ervall L1t sehr klein, so erh ält man mit L1vl L1t näherung sweise di e j ewe ilig e Augenblicksbeschleunigung . Au ch Beschl euni gungsmesse r zeigen den Betrag der Aug enbli cksbeschl eunigung an. Fü r diese gilt:
a=
lim
,\ t
,0
~
ä = Qi = ~ dt
Die Beschleunigung eines Körpers kann berechnet werden mit der Gleichung : ....
a
Ll v :=:Llt
Ll v Geschwindigkeitsänderung Llt Zeitintervall
Ein e Beschl eunigung, die sich auf Geschwindig keitsänderungen längs ei ner Bahn bezieht, wird auch als Bahnbeschleunigung bezeichnet. Sie ergibt sich aus der Änderung des Betrages der Geschwindigkeit längs der Bahn und dem Zeitintervall. Davon zu unt erscheiden sind Beschleunigungen, die durch die Änderung d er Richt ung der Geschwindigkeit eines Körpers zustande kommen . Ein Beisp ie l dafür ist die Radialbeschleunigung ( / S. 63 ). Be i geradlin igen gleichmäßig beschleunigten Bewegungen, beispi elsw eise beim freien Fall eines Körpers, ist die Beschleunigung für jeden Ort und Zeitpun kt der Bewegung konstant. Bei ungleichmäßig beschleunigte n Bewegungen, z. B. beim Anfahren eines Autos, erhält man be i Anw endung der Gleichung eine mittlere Beschleunigung. Eine negative Beschleunigung wird auch als Verzögerung bezeichnet . Ein Pkw bremst in 6 s von 130 km/h auf 85 km /h ab. Wie groß ist sein e Besch leun igung? Analyse: Die mittlere Beschleun igung (Verzögerung ) kann m it der Gl eichung :=: Llv/Llt berechnet werden. Da die Beschleunigung in der Regel in m/s2 angegeben wird, ist es zweckmäßig, die Geschwindigkeiten in m/s umzurechnen.
a Trit t die Differenz einer Größe auf, so ist es in der Physik üblich , immer vom Endwert den Anfangsw ert zu substrahi ere n:
L1V'= VE- VA Damit ergibt sich bei Geschw indig keitsvergrößerung ein positives Vorzeichen, bei Verring erung der Geschwindigk eit ein negatives Vorze ichen für di e Beschleunigung.
Gesucht: Gegeben:
a 130 km /h :=: 36,1 m/s 85 k m/h :=: 23,6 m/s Llt :=: 6 s VA:=:
vE :=:
Lösung: a
a
a
- 23,6 m/s - 36, 1 m/s
-
6s
:=: 12,5 m :=: 6 s.S
- 2,1 !!!2 5
Ergebnis: Die mittlere Beschleunigung des Pkw beträgt - 2,1 m . s- 2.
2.2.2 Gleichförmige geradlinige Bewegungen
•
Eine gleichförmige geradlinige Bewegung liegt vor, wenn sich ein Körper auf einer geraden Bahn m it einer konstanten Geschwindigkeit bewegt. Beispiele dafür sind eine stehende Person auf einer Rolltreppe oder ein mit konstanter Geschwindigkeit geradlinig fliegendes Flugzeug . Eine gleichförmige, gerad li nige Bewegung lässt sich folgendermaßen ch arakterisieren: In gleichen Zeiten werd en gleiche Wege zurückgel egt. W eg und Zeit sind zueinander proportional. Ein Anfangsweg muss berücksichtigt werden .
s- t
oder
i = konstant
(so
= 0)
Das Weg-Zeit-Gesetz lautet: = V . t + So v Geschwindigkeit Zeit So A nfangsweg
5
I
v = konstant Der Quotient aus dem zu- j Lls Llt rückgelegten Weg und der dafür erforderlichen Das Geschwindigkeit-Zeit-Gesetz lautet: Ze it ist konstant. v =~ oder v =~ (so = 0) Ll t
Im Weg -Zeit-Diagramm ergibt sich eine Gerade. Der Anstieg ist gleich der Geschwindigkeit.
bei
So
s Im Geschwindigkeit-ZeitDiagramm ergibt sich ein e Gerade, die parallel zur t-Achse ve rläuft. Die Fläche unter dem Grap hen ist gl eich dem zu rü ckgelegten W eg.
=0
=v . t
bei so> 0
s
=v . t+ So
v ~I -------------vl ~----------'-
v
Die Beschleunigung längs der Bah n ist null. Im Beschleunigung-Zeit-Di agramm ergibt sich eine Ge rade, die mit der t-Achse zusamme nfällt.
t
a
= konst ant
V,
G
Für ein e sol che Bew egung gilt imm er, dass Betrag und Richtung der Geschwindi gkeit kon st ant sind, also:
v = konsta nt
Mechan ik
62
2.2.3 Gleichförmige Kreisbewegungen
i Eine Kreisbewegung darf nicht mit einer Drehbewegung (/ 5.95) verwechselt werden. Bei einer Kreisbewegung wird der betreffende Körper als Massepunkt ( / 5. 55) betrachtet. Jeder Punkt eines gleichmäßig um eine Achse roti erend en Körpers führt eine gleichförmige Kreisbewegung aus.
Eine gleichförmige Kreisbewegung liegt vo r, wenn sich ein Körper stän dig mit dem gleichen Betrag der Geschwindigke it auf einer Kreisbahn bewegt.
~ /--
V,
\ \
'\
\
r
1 I I
\
\ I I
M
1
I v = konstant I
\ ~
/
" ---__;l:,'
Da sich ständig die Richtung der Geschwindigkeit ändert, ist jede Kreisbewegung eine beschleunigte Bewegung. Zur Beschreibung von Kreisbewegungen nutzt man die Umlaufzeit T, die Drehzahl n und die Frequenz f. Zwischen diesen Größen bestehen folgende Beziehungen:
T
• Einheit der Drehzah l ist 1 S- l. Fürdie Frequenz wird die nach HEINRICH HERTL
(1 857 - 1894) benannte Einheit Hertz (H z) genutzt: 1 Hz
= .1n
Bei einer gleichförmigen Kreisbewegung (v Bahngeschwindigkeit:
v = ~t 5
t
v = ~ T
= konstant)
v = 2rc . r · n = 2rc ' r · f
r Radius der Kreisbahn
Weg Zeit
T
gilt für die
n
Zeit für einen Umlauf (Umlaufzeit)
f
Drehzahl Frequenz
= 1 S- l Eine gleichförmige Kreisbewegung lässt sich auch mithilfe der Winkelgeschwindigkeit beschreiben. Für sie gilt:
Es ist üblich, die Wrn kelgeschwindigkeit in Bogenmaß anzugeben. Für den Zusammen hang zw ischen Gradmaß und Bogenmaß gilt:
360· == 211:
--7
(0 = LILltcP = konstant Da für einen vollständigen Umlauf ßCP = 2rr und ß t = T sind, kann man auch schreiben:
0
180 == 11: 90· == /( /2
w=~ T
= 2rr· n = 2rr . f
///-- - --i-. j'\' ~~
w
Llt
/
r
1 I I \ \
\
0Jrp
', ' I 1
\
""
I '-
-- -_
/'
/
/
........
Die Einheit der Winkelgeschwindigkeit ist 1 S- 1. Genutzt wird diese Größe vor allem zur Beschreibung der Bewegung rotierender starrer Körper, also bei der Drehbewegung V S. 96).
Kinematik
Fü r den Zusammenhang zwischen Bahngeschwindigkeit und Winkelgeschwindigkeit gilt:
v
v = w· r
CtJ
r
Bahngeschwindigkeit Winkelgeschwindigkeit Radius der Kreisbahn
Bei einer gleichförmigen Kreisbeweg ung ändert sich ständig die Richtung Zu dieser der Geschwindigkeit. Richtungsänderung ist eine Kraft erforderlich, die in Richtung Zentrum der Bewegung wirkt und eine Beschleuni gung in dieser Richtung hervorruft. Di ese Beschleunigung, die bei jeder gleichförmigen Kreisbewegung auft ritt, wird als Radialbeschleunigung ~ bezeichnet. Sie ist immer senkrecht zur Ba hngeschwindigkeit und damit stet s radia l, also in Richtung Kreismitte lpunkt M, gerichtet .
•
Die Radialbeschleunigung aR ist stets in Richtung Zentrum der Kreisbewegung gerichtet. Sie kann berechnet werden mit den Gleichun gen: a = r~ 0 d er a R = w2 . r R
v CtJ
Bahngeschwindigkeit Radius der Kreisbahn W inkelgeschwindigkeit
Ein Pkw fährt mit 40 km/h durch eine Kurve mit ein em Krümmungsradius von 75 m. Wie groß ist die Radia lbesch leunigung? Ana lyse: Zur Berechnung kann die Gleichung a R Gesucht: Gegeben :
aR
v =40 km/h r = 75 m
= 11,1
~ angewendet werden .
m/s
Lösung:
( 11,1 m/s)2
aR =
75 m
i Die Winkelgeschwin digkeit ist w ie d ie Bahng esc hwindig keit eine vektori ell e Größe ( / S. 18). Si e ist ein axia ler Vektor (/ S. 96) .
I
v
r
63
1,6 m/s2
Ergebn is: Die Radialbeschleunigung des Pkw beträgt 1,6 m/s 2.
Genut zt werd en auch die Bezeichnung en Zentralbeschleunigung oder Zentripetalbeschleunigung . Die Radialbeschleuni gung lässt sich m ithil fe math ematischer Überleg ungen he rl eiten. Di e Her leitung ist auf de r CD zu fi nden.
64
•
Mechanik
2.2.4 Gleichmäßig beschleunigte geradlinige Bewegungen
I
Di e unten genannten Gesetze und Zu sa mm enh äng e geIt en auch für krummli nige Beweg ung en, w enn die Besch leunigung läng s der Bah n (B ahnbeschl euni gung) ein en kon sta nt en Bet rag hat.
Eine gleichmäßig beschleunigte geradlinige Bewegung liegt dann vor, wenn sich ein Körper mit einer konstanten Beschleunigung auf einer geraden Bahn bewegt. Wir betrachten nachfolgend zunächst nur Bewegungen, bei denen der Anfangsweg 50 und die Anfangsgeschwindigkeit Vo gleich null sind. Eine solche gleichmäßig beschleunigte geradlinige Bewegung lässt sich folgendermaßen charakterisieren:
Der zurückgelegte Weg ist dem Quadrat der Zeit proportional.
t2
- a -
"2
Das Weg-Zeit-Gesetz lautet:
i Liege n gl eichm äß ig beschl eunigte Bewegun gen m it Anfangsgesc hwindig ke it Vo und Anfangswe g So vor, so gelten allgemein di e /' 5. 65 genannten Geset ze .
= konstant
t 2 oder 1..
5-
a Beschleunigung Zeit Die Geschwindigkeit ist der Zeit proportional. Der Quotient aus Geschwindigkeit und Zeit ist gleich der konstanten Besch leunigung .
v- toder
'f = konstant = a
Das Geschwindigkeit-Zeit-Gesetz lautet:
v =a . t Im Weg-Zeit-Diagramm ergibt sich ein parabelförmiger Graph. Der Anstieg des Graphen an ei ner bestimmten Stelle ist gleich der Augenblicksgeschwindigkeit.
Im Geschwindigkeit-Zeit-Dia gramm ergibt sich eine Gerade durch den Koordinatenursprung. Der Anstieg der Graphen ist gleich der Beschleunigung, die Fl äche unter dem Graphen ist gleich dem Weg . Im Beschleunigung-Zeit-Dia gramm ergibt sich eine Gerade, die parallel zur t-Achse verl äuft. Die Fläche unter dem Graphen ist gleich der Geschwindigkeit.
v
a /
:L\t
/ .1,, ' a, v · t,
5=2'
~~ B
al
v
=a l
t
:
,
t
Kinematik
Verknüpft man das Weg-Zeit- Gesetz und das Geschwindigkei t-Zeit-Gesetz, so erhält man weitere Beziehungen zwi schen Weg s, Zeit t und Beschleunigung a. Für gleichmäßig beschleunigte Bewegungen ohne Anfangsweg und Anfangsgeschwindigkeit gelten auch folgende Beziehungen: s= v · t
v= 2s
a= v
2 S= v
v= ~
2 a= v
t
T
2a
t
65
Die Gl eichungen ergeben sich, wenn man aus 5 = ~ t2 und v = a . t entweder a oder t durch Einsetzen in die jeweils andere Gl eichung elimi niert.
2s
Alle genannten Gleichungen lassen sich auch anwenden, wenn eine gleichmäßig verzögerte Bewegung bis zum Stillstand vorliegt. Nach einem Unfall ermittelte die Poli ze i für ein Motorrad anhand der Bremsspuren einen Bremsweg von 26 m. Für den betreffenden Straßenbe lag betrug die maximale Bremsverzögerung 6,8 m/s 2 . Wie groß war die Mindestgeschwindigkeit des Motorrades unmittelbar vor d em Unfall? War diese Geschwindigkeit inn erha lb einer Ortschaft angemessen?
• Inwi ewe it man dabei mit Vorzeichen arbei tet, muss vereinbart werden. Allgemein verbindliche Regeln gibt es dafür nicht.
Analyse: Wir nehmen an, dass der Fahrer mit maximaler Bremsverzögerung (n egativer Beschleunigung) bis zum Stillstand abgebremst hat. Gleichm äßig verzögerte Bewegung vorausgesetzt, können die Gesetze der gleichmäßig beschleunigten Bewegung angewendet werden. Gesucht: Gegeben:
v> O
v
s a
a=6,8!!} s
= 26 m
= 6,8 m/s 2
Lösung:
v
=
J2.6,8 ~. 26 m
18 !I! '" 68 km s h
Ergebnis: Die Geschwindigkeit des Motorrades betrug 68 km/h und lag damit über der zulässigen Höchstgeschwindigkeit innerhalb eines Ortes, die in der Regel maximal 50 km/h beträgt. Liegt eine gleichmäßig beschleunigte geradlinige Bewegung mit Anfangsgeschwindigkeit und Anfangsweg vor, dann gelten folgende Gesetze: Bei gleichmäßig beschleunigten Bewegungen mit Anfangsweg und Anfangsgeschwindigkeit Vo gilt:
-
ä
2....
-
s=2"t +vo·t+s o v=a·t+vo
So
Die Gl eich ung v = ~ ergibt sich aus 5 = ~ t2 und v = a . t durch El iminierung von t.
•
I
Arbeitet man nur mit den Beträgen von Weg, Geschwindigkeit und Beschleunigung, so kann man eine entgegengesetzte Richtung durch unterschiedliche Vorzeichen zum Ausdruck bringen. (/ S. 69).
Mechanik
66
2.2.5 Der freie Fall
o Holz mit Luft
ohne Luft
Man rechnet auch häufig mit dem Näherung swert 9 = 10 ~ .
Unter einem freien Fall versteht man die Fallbewegung eines Körpers ohne Luftwiderstand. Man spricht auch dann vom freien Fall, wenn der Luftwiderstand zwar vorhanden, aber vernachlässigbar klein ist, z. B. beim Fall eines Steines aus geringer Höhe. Als beschleunigende Kraft wirkt beim freien Fall nur die Gewichtskraft. Der freie Fall ist eine gleichmäßig beschleunigte geradlinige Bewegung ohne Anfangsgeschwindigkeit und Anfangsweg. Die bei ihm auftretende Beschleunigung ist nur vom Ort abhängig. Sie wird als Fallbeschleunigung oder als Ortsfaktor bezeichnet. Unter der Bedingung, dass der Luftwiderstand vernachlässigt werden kann, gilt für die mittlere Fallbeschleunigung an der Erdoberfläche:
9
= 9,806 65
~ == 9,81 ~
Die Gesetze des freien Falles sind gleich den Gesetzen der gleichmäßig beschleunigten geradlinigen Bewegung für a = 9 (/ S. 64) .
•
Für den freien Fall gelten folgen de Gesetze:
Die ;; Igt!~ • wurden um 1600 von dem italienischen Natu rwi sse nschaftler G G (1564- 1642)gefunden.
2 s=!?:t 2 5=
~
2g
v =g·t
g=konstant
v = J2g . 5
g= 'f!.
25
L
2 2
3 Mithilfe der nebenstehend en Versuchsanordnung kann man die Unterschiede zwischen ei nem näherungsweise freien Fall (rechts) und der Fa ll bewegung eines beliebigen Körpers (links) demonstrieren. Eingezeichnet sind jeweils die Orte, an denen sich die Körper nach gleichen Zeiten befinden.
=- 10 "=
3
4
= = 15
4
5
Bei einem Fallschirmspringer oder bei Regentropfen ist der geschwindigkeitsabhängige Luft wi derstand (/ S. 81) nicht vernach lässigbar. Beim Fall erreichen diese Körper eine maximale Geschwin digkeit, die bei einem Fallschirmspringer bei geschlossenem Schirm etwa 200 km /h und bei einem Regentropfen je nach Tropfengröße bis zu etwa 30 km/h betragen. v v
max. Geschwindigkeit
- - - - - -- - - -
-~ - .;:.. - ~ - ~~~
6
Fallbewegung mit Luftwiderstand
6 =- 45 -= -
50 -
Kinematik
67
2.2.6 Überlagerung von Bewegungen Ein Körper kann eine Bewegung ausführen, die sich aus mehreren Teilbewegunge n zusammensetzt. So bewegt sich ein Schwimm er in einem Fluss zum einen aufgrund sei ner Muskelkraft und zu m anderen infolge der Strömung des Wasse rs . Ein geworfener Ball bewegt si ch aufgrund der ihm verliehe nen Anfangsgeschwindigkeit, zugleich fällt er w egen der stets wirkenden Gewichtskraft beschleunigt nach unten . Fü r die Überlagerung von Teilbewegungen gilt das Unabhängigkeitsprinzip. Führt ein Körper gleichzeitig zwei reibungsfreie Teilbewegungen aus, so überlagern sich diese Teilbewegungen unabhängig voneinander zu einer resultierenden Bewegung . Weg, Geschwindigkeit und Beschleunigungen addieren sich vektoriell.
• Statt von Überlagerung spric ht man auch von Superposition und vom Superpositlollsprinzip. Es gilt für Geschwin digkeiten, di e klein gegenüber der Lichtgeschwindigke it sind.
Viele Überlagerungen von Bewegungen lassen sich auf die Überlagerung zweier gleichförmiger Bewegung en oder einer gleichförmigen und ei ner gleichmäßig beschleunigten Bewegung zurückführen. Überlagerung zweier gleichförmiger Bewegungen Die Tei lbewegung en können in gle ich er, in entgegengesetzter oder in beliebig er anderer Ri chtu ng zueinander erfolgen. Betrag und Richtung der jeweiligen Teilbewegung sind konstant. gleiche Richtung Ei ne Person läuft in Fahrtrichtung in einem fahrenden Zug .
v = v1 +
V1
•
V2
5=5, +52
v
Di e Zusammenhänge sind für di e Geschwin digkeiten zeichne risch da rg este llt. Sie gelten analog auch für die Wege.
V1
entgegengesetzte Richtung Eine Person läuft entgegen der Fahrtrichtung in einem fahrenden Zug.
v = v, -
V2
5=5,-52
V1
Wenn die Geschwin digkeiten bei den bei den entgegengesetzten Teilbeweg ungen gleich groß sind, dann ist die resultierende Geschwi ndigkeit null.
Mechanik
68
im rechten Winkel zueinander Ein Boot fährt senkrecht zur Richtung der Strömung über einen Fluss .
,r ----;7 ~, in einem beliebigen anderen Winkel IX zueinander
.. Die dre i oben genannten Fälle erhält man aus dem allgemeinen Fall mit a. = 0° (gleiche Rich tung), a. = 180° (entgegengeset zt er Rich tung) und a. = 90°.
Ein Flugzeug fliegt unter einem beliebigen Winkel tung .
I
Js~ + s~ + 25, .52 . cos
5=
v,
a zur Windrich-
IX
"--------
~
V2
----------------------------------~
Ein Schiff fährt mit 18 Knoten quer zur Strömungsrichtung eines breiten Flusses. Die Strömungsgeschwindigkeit beträgt 0,8 m/s . Wie groß ist der in 205 zurückgelegte Weg? Analyse: Die Teilwege setzen sich wie die Geschwindigkeiten vektoriell zusammen .
•
I
~
---------------- - - I
s~ =
v
2 ·
t
:
5
Fü r die in der Schifff ahrt gebräuchli che Einh eit 1 Knoten (1 kn) gilt: 1 kn
=
1 kn
= 18~2 m
1 Seeme ile 1 St unde
~ 0,5 ~
Gesucht: Gegeben:
5
= = v2=
t
v,
20 s 18kn = 9,2 '!! 08 s , '!!s
.
51=
:
,
v1 • t
Lösung:
5
= J(V,.t )2 + ( V 2 · t )2
5
= J(9,2~ . 20
5
= 185 m
sy+(0.8 ~ . sy 20
Ergebnis: In 20 s legt das Schiff einen Weg von insgesamt 185 m zurück. Dieser Weg bezieht sich auf ein mit dem Ufer verbundenes Bezugssystem .
Kinematik
------ ------
69
Überlagerung von gleichförmiger und gleichmäßig beschleunigter Bewegung (Würfe) Die Teilbewegungen können in gleicher, in entgegengesetzter oder in anderer Richtung zueinander erfolgen. Vo und F sind die Geschwindig keiten der Teilbewegungen, ist die resultierende Geschwindigkeit.
v
v
gleiche Richtung
=
Mit konstanter Geschwindigkeit fahrendes Auto beschleunigt gleichmäßig.
v Vo + a . t 5=50+VO · t+ ~ t2
Ein Ball wird senkrecht nach unten geworfen (senkrechter Wurf nach unten).
Für den senkrechten Wurf nach unten gilt: v = Vo + 9 . t 5
=50 + Vo . t + ~ t 2
entgegengesetzte Richtung
v = Vo - a . t =50 + Vo . t - ~ t 2
Ein Auto fährt mit konstanter Geschwindigkeit und wird gleichmäßig abgebremst.
5
Ein Ball wird senkrecht nach oben geworfen (senkrechter Wurf nach oben) .
Für den senkrechten Wurf nach oben gilt: v = Vo - 9 . t
=50 + Vo . t - ~ t 2 Steig zeit: t h = ~ 9 2 Steighöhe: 5 w = ~
5
im rechten Winkel zueinander (waagerechter Wurf) Ein Ball wird in waagerechter Richtung abgeworfen. Es überlagern sich eine gleichförmige Bewegung in waagerechter Richtung und der freie Fall senkrecht dazu . Für die Geschwindigkeiten gilt:
y
vx =vo
vy =- g · t
v = F~~ + (g . t) 2
---
Bahnkurve
x
Für die Wege gilt: y= _~ t2
x=vo · t h
Die Gleichung für die Bahnkurve lautet: Y =- .L. . x 2 2v~
-
-- -
- - -
-
--
-
Wurfweite
-- -
- -
-)- -
-I
--
- -
(Wurfparabel)
Wird ein Körper aus der Höhe h abgeworfen, so beträgt die Wurfweite: 5
-
w-
J2v5~ - g-
70
Mechanik
in einem beliebigen anderen Winkel 0:. zueinander (schräger oder schiefer Wurf) Ein Ball wird unter einem beliebigen Winkel (X abgeworfen. Es überlagern sich eine gleichförmige Bewegung in Abwurfrichtung und der freie Fall. Für die Geschwindigkeiten gilt: = va . cos 0:. ( 1)
Vx
y
Bahnkurve
- - - - Wu rfwe ite
sw----I x
vy = va . sin 0:. - 9 . t
(2 )
Für die Wege gilt: x = va . t . cos 0:. . g 2 Y = Va . t . sm 0:. - 2. t
(3) (4)
Die Gleichung für die Bahnkurve ergibt sich durch Auflösen von Gleichung (3) nach t und Einsetzen in Gleichung (4):
y=tano:. · x -
g
2 vo2. cos 2 a
x2
(5)
Von Interesse sind die Steigzeit, die Wurfhöh e und die Wurfweite. Steigzeit t h ergibt sich aus (2) mit vy
= 0:
t _ V o ' sinu h - - -g
• Di e Ballistik ist die Lehre von den Wurfoder Geschossbahnen und ist abgeleitet von ball eria (gri ech.) = w erfen .
Bei Wurfen im Sport (Ku gelstoße n, Speerwerfen, Di skuswerfe n) beträgt der opti mal e Abwurfwinkel ca. 35 °.
Wurfhöhe sh ergibt sich aus (4) mit t = t h und y =Sh: V
Sh= -
0
2 .
sin 2 (1 2- g-
Wurfweite Sw erg ibt sich aus (5) mit
y= 0 : 2
vo . sin2 u sW= - -g- -
Alle genannten Gleichungen geiY ten unter der Bedingung, dass der Luftwiderstand vernachlässigt werden kann . ballistische Kurve Bei vielen realen Bewegungen (z. B. I Wurfp arabel Speerwurf, Diskuswurf, Bewegung eines Fußballs oder eines Golfballes) ist das jedoch nicht der Fall. Die x Bahn weicht infolge des Luftwiderstandes erheblich von einer Wurfparabel ab . Solche Bahnkurven beY zeich net man im Unterschied zu Wurfp arabel Wurf parabeln als ballistische Kurbei (/. = 45 ven . I Ballistische Kurven spielen vor al lem im Sport und bei Geschossbahnen eine Rolle. Der Luftwiderstand bewirkt eine x deutlich geringere Wurfweite als diejenige, die sich aus der oben genannten Gleich ung ergibt. Eine Ausnahme bildet hier der Diskuswurf. Aufgrund seiner im Idealfall stabilen räumlichen Lage, die durch eine Rotation des Diskus entsteht, wirkt vor al lem im zweiten Teil des Fluges ein "Luftpolster".
71
Dynamik
2.3
Dynamik
• Die Dynamik ist die Lehre von den Kräften und deren Wirkungen. Sie beschäftigt sich im Unterschied zur Kinematik ( / S. 56) mit den Ursachen für Bewegungen.
2.3.1
Die Bezeichnung Dynamik ist abgeleitet von dynamis (griech.) = Kraft.
Kräfte und ihre Wirkungen
Kennzeichnung und Wirkungen von Kräften In Natur und Technik wirkt eine Vielzahl unterschiedlicher Kräfte, von denen eine Auswahl in der nachfolgenden Übersicht dargestellt sind. Gewichtskraft
Reibungskraft
Zugkraft
Jeder Körper wird von der Erde angezogen. Der Körper wirkt auf seine Unterlage mit einer Kraft, die man Gewichtskraft nennt.
Beim Fahren mit dem Fahrrad wirken immer Kräfte, die die Bewegung hemmen . Solche bewegungshemmende Kräfte sind Reibungskräfte.
Waggons werden durch eine Lokomotive in Bewegung gesetzt. Dabei wirken auf die Waggons Zugkräfte.
Windkraft
Wasserkraft
Schubkraft
Durch die Kraft des Windes werden Windräder in Rotation versetzt. Die Windkraft gewinnt immer mehr Bedeu t ung für die Gewinnung von Elektroenergie.
Wasserkraft wird genutzt, um Turbinen anzutreiben und in Wasserkraftwerken Elektroenergie zu gewinnen. Die Kraft des Wassers kann auch Zerstörungen hervorrufen.
Um eine Rakete in Bewegung zu setzen, werden Verbrennungsgase mit großer Geschwindigkeit ausgestoßen. Auf die Rakete wirkt dann eine Schubkraft.
I
72
Mechanik
Die Kraft ist ein Maß dafür, welche Bewegungsänderung oder Verformung bei einem Körper hervorgerufen wird. Formelzeichen: Einheit:
• Di e Einheit der Kraft ist nach dem engl ischen Naturforscher ISAAC NEWTON
F 1 Newton
(1 N)
Ein Newton ist die Kraft, die einem Körper mit der Masse 1 kg eine Be schleunigung von 1 m/s 2 erteilt. Es ist etwa die Kraft, mit der ein Körper der Masse 100 g auf eine ruhende Unterlage drückt oder an einer Aufhängung zieht . m = 1 kg
~
m = 100g
c:5'N
!;I
(1643-1 7 2 7)b ena nn~
~
NEWTON formulierte auch erstmals die Grundg esetze der Dynamik ( / S. 76 ff.).
m = 100g
Allgemein gilt für Kräfte: Ang ri ffspunkt
_
Ri chtung I _---- -
------~-- I
Der Buchstabe F ohn e Pfeil bedeutet, dass nur der Betrag der Kraft angegeben wird.
- Die Kraft ist eine vektorielle gerichtete) Größe. Si e wird mithilfe von Pfeilen dargestellt.
Durch Kräfte kann ein Körp er auch zerstört werden.
- Die Kraft ist nur an ih ren Wirkungen erkennbar. Kräfte können eine Bewegungsänderung von Körpern, eine Formänderung oder beides gleichzeitig hervorrufen. Die Wirkung einer Kraft auf einen Körper ist abhä ngig - vom Betrag der Kraft, - von der Richtung der Kraft, - vom Angriffspunkt der Kraft.
Di e Wirkung von Kräften ka nn mithilfe kraftumformender Einrichtungen (geneigte Ebene, Rollen, Flaschenzuge, Hebel) verändert werden .
\
W irkungslinie
- Die Kraft ist eine Wechselwirkungsgröße. Sie wirkt in der Regel zwischen zwei Körpern . Die beiden Kräfte einer Wechselwirkung haben stets den gleichen Betrag und entgengesetzte Richtung ( / S. 78) .
Die Wirkung einer Kraft hängt auch von dem Körper selbst ab, auf den sie einwirkt, z. B. davon, ob er beweglich ist und welche mechanischen Eigenschaften er besitzt. Die Verformungen von Körpern können plastisch oder elastisch sein . Eine plastische Verformung liegt vor, wenn der Körper nach der Krafteinwirkung nicht von allein wieder seine ursprüngliche Form annimmt. Dies ist z. B. nach einem Autounfall, beim Verb iegen eines Nagels oder beim Formen eines Bleches der Fall. Eine elastische Verformung liegt vor, wenn der Körper nach der Krafteinwirkung von allein wieder seine ursprüngliche Form annimmt. Dies ist z.B. bei einem Impander, einem gebogenen Ast oder einer gedehnten Feder im elastischen Bereich der Fall. Beides sind Grenzfälle, die man auch als ideal plastisch bzw. ideal elastisch bezeichnet.
Dynamik
Messen von Kräften
73
i
Kräfte können in unterschiedlicher Weise gemessen werden . Ei ne erste Möglichkeit ist die Nutzung von Federn, die elastisch verformt werden . Für solche Federn gilt das hookesche Gesetz.
Das Gesetz ist nach dem englischen Naturwissenschaftler ROBERT HOOKE
(1635- 1703) bena nnt .
Unter der Bedingung, dass eine Feder elastisch verformt wird, gilt: F - s oder
E = konstant oder F = 0 . s
F
5
s
o
angre ifende Kraft Verl ängerung der Feder Federkonstante
Di eser Zusammenhang wird bei Federkraftmessern genutzt. Der Messbereich eines Federkraftmessers hängt von der Härte der Feder ab. Man spricht hier von statischer Kraftmessung. Ein andere Möglichkeit, Kräfte zu messen, besteht in der Nutzung DMS von Dehnungsmessstreifen (DMS) . Si e bestehen aus einem Widerstandsdraht oder einer Widerstandsfolie, die auf ei nen verform baren Träger aufgebracht sind. Verändert sich durch Biegung ei nes solchen Streifens die Länge und die Dicke des DMS, so verän dert sich auch sein elektrischer Wi derstand. Je größer die wirkende Kraft ist, desto stärker ist auch die Biegung und desto größer ist die Wi derstandsänderung. Sie ist somit ein Maß für die wirkende Kraft . Zur elektrischen Kraftmessung klebt man DMS an die Stelle, an der die Kraft gemessen werden soll.
- M essbereich -
F=1
Eine dritte Möglichkeit ist di e dynamische Kraftmessung unter Nutzung des newtonschen Grundgesetzes ( / S. 77). Aus der Masse eines Körpers und der Beschleunigung, die durch eine Kraft hervorgerufen wird, kann man den Betrag der beschleunigenden Kraft ermitte ln .
Feder
Nullpunkteinsteilung
• Kräfte kann man mit Federkraftmessern (oben) oder Dehnungsmessstreifen (Ski zze unten) messen.
Kräfte in Natur und Technik Gewichtskräfte
ein 10-Cent-Stück 1 Tafel Schokolade (100 g) 1 Liter Wasser Mensch Pkw
0,04 N 1N 10 N 500 N ... 800 N '" 10000 N
Zug- und Schubkräfte
Pferd Lokomotive Mondrakete "Saturn V "
400 N ... 750 N bis 200000 N 34 MN
Gravitationskräfte
Anziehungskraft Erde - Mond An ziehungskraft Sonne - Erde
1,98' 10 20 N 3,54 ' 10 22 N
Anschlüsse
74
Mechani k
Zusammensetzung von Kräften W enn auf ein en Körper zwei Kräfte wirken, so setzen sich di ese zu ei ner resultierenden Kraft F zusammen. Diese Resultierende kann zeichnerisch (Kräfteparallelogramm) od er rechnerisch ermittelt werden.
1
zwei Kräfte wirken in gleicher Richtung
• Haben die beiden Kräfte F, und F2 den gleichen Betrag, so ist d ie result ierende Kraft null.
zwei Kräfte wirken in entgegengesetzter Richtung
zwei Kräfte wirken im rechten Winkel zueinander
Wirk en auf einen Körper mehr als zwei Kräfte, so kann man durch geometrische Addition von jeweils zwei Kräften schr ittweise die resu lt ierende Kraft ermitteln.
Bei einer geneigten oder sch iefen Ebene g ilt: 0° ~ a ~ 90° . Für die Grenzfälle g ilt: Bei a = 0° ist die Gewichtskraft gleich der Normalkraft und FH = O. Bei a = 90° ist die Gewichtskraft gleich der Hangabtr iebsk raft und FN = O.
I
F = F, + F2
•
F2
- --- - -, 0 F
::
F1
zwei Kräfte wirken in beliebiger Rich tung zueinander
Zerlegung von Kräften Eine Kraft F kann in Teilkräfte oder Komponenten F, und F2 zerlegt werden , wenn die Richtungen der Komponenten bekannt sind . Eine Zerlegung von Kräften kann auch an der geneigten Ebene erf ol gen. Die Gewichtsk raft FG kann in die Hangabtriebskraft FH paral lel zu r geneigten Ebene und in die h Normalkraft N senkrecht zur geneigten Ebene zerlegt werden. Hangabtriebskraft und Normalb kra ft können auch berechnet werden. Es gilt:
F
Dynamik
•
75
Eine Lampe mit einer Gewichtskraft von 50 N soll an der Außenwand eines Hauses mit zwei St reben befestigt werden, wobei die eine Strebe senkrecht zur Hauswand steht und die andere mit ihr ei nen Win kel von 60° bildet. Wie könnten die Streben angeordnet sein ? Welche Kräfte w irk en auf die Streben? Analyse: Di e Richtungen der Kräfte sind vorgegeben, wobei es für die ei ne Strebe zwei Möglichkeiten gibt. Für beide Möglichkeiten sind die Beträge der Komponenten zu bestimmen .
Gesucht: Gegeben :
F1, F2 = 50 N
FG
Lösung: Die beiden Komponenten werden für den jeweiligen Fall zeichnerisch bestimmt. Es gilt: 50 N ~ 1, 5 cm.
%
~
F
1
~
FG : '
~
/
Bei der ze ichn eri schen Lös ung so lcher Aufg aben muss ein Maßst ab vere inbart w erd en. Di e Genauigkeit des Erg ebnisses hängt vo n der Zeicheng enauig ke it un d von der Zweckmäßig keit des M aßst abes ab .
• Ergebn is: Je nach der A nordnung der Streben wirken auf sie eine Zug- oder Druckkraft. Zeigt die zweite Strebe nach unten, so wirkt auf die vertikale Strebe eine Zugkraft von etwa 29 N und auf die schräge Strebe eine Dru ckkraft vo n etwa 58 N. Zeigt die zweite Strebe nach oben, so wirkt auf die vertikale Strebe eine Druckkraft von etwa 29 N und auf die schräge Strebe eine Zugkraft vo n etwa 58 N.
Sind die Richtung der beiden Kom ponenten vorgegeben, dann gi lt:
F
= F . sin ( 180sin ß- a - /Jl F =F . sin a 2 1
o
sin ( 180 o - a - tJ>
Sind die Wink el bekannt, so kann man di e Komponenten meist auch unter Anw endung trigonometrisch er Fun ktion en berechnen. Im gegebenen Fall g ilt: F
F,
= tan ~O. = 28,9 N
Fz
= sin ~O. = 57,7 N
F
76
Mechanik
2.3.2 Die newtonsehen Gesetze Die drei newtonschen Gesetze, auch Grundgesetze der Dynamik genannt, beinhalten grundlegende Zusammenhänge zwischen Kräften, Geschwindigkeiten und Beschleunigungen . Ihre Formulierungen gehen auf G. GAULEI und I. NEWTON zurück. Mit diesen Gesetzen entstand die newtonsche Mechanik, die erste in sich geschlossene Theorie für einen Bereich der Physik . Das Trägheitsgesetz (1. newtonsches Gesetz) Der italienische Naturwissensch aftler GALILEO GALILEI
(1564- 1642) entdeckte bei seinen Untersuchungen zu Bewegungen das Trägheitsgesetz.
Aufgrund seiner Masse bleibt ein Körper in Ruhe, wenn keine Kräfte auf ihn wirken . Ein bewegter Körper versucht seinen Bewegungszustand bei zubehalten. Das kann man eindrucksvoll bei einem Crashtest beobachten (s. Bilder).
Die Eigenschaft von Körpern, aufgrund ihrer Masse den Bewegungszustand beizubehalten, wird als Trägheit bezeichnet. Die Bezeichnung ist von inertia (Iat.) = Trägheit abgeleitet. Jeder Körper ist träge und schwer. Während aber die Schwere an die Existenz weite'rer Körper ( / Gravitation, S. 115 ff .) gebunden ist, tritt Trägheit überall als Körpereigenschaft auf. Das Trägheitsgesetz lautet:
Der eng li sche Forscher ISAAC NEWTON (1643- 1727) fan d weitere grundlegende Gesetze der Mechanik und entwicke lte eine Theorie zu Kräften und Bewegungen, die newton sche Mechanik (/5 . 11f.).
Ein Körper bleibt in Ruhe oder in gleichförmiger geradliniger Bewegung, solange die Summe der auf ihn wirkenden Kräfte null ist. n
V= konstant bei F, + F2 + .. . + Fn = L F; =0 i= 1
Bezugssysteme ( / S. 56), in denen das Trägheitsgesetz gilt, werden als Inertialsysteme bezeichnet. Ist ein Bezugssystem ein Inertialsystem, so sind auch alle Bezugssysteme, die sich gleichförmig geradlinig dazu bewegen, Inertialsysteme . Alle Inertialsysteme sind gleichberechtigt. In ihnen gelten die glei chen physikalischen Gesetze . Ein mit der Erdoberfläche verbundenes Bezugssystem ist aufgrund der Erdrotation nur näherungsweise ein Inertia lsystem.
Dynamik
Das newtonsche Grundgesetz (2. newtonsches Gesetz)
77
PHI LOSOPHI lE N
Das newtonsche Grundgesetz, auch als Grundgesetz oder Grundglei chung der Mechanik bezeichnet, beinhaltet den fundamentalen Zusam menhang zwischen d er auf einen Körper wirkenden Kraft, seiner Masse und der Beschleunigung, die durch die Kraft hervorgerufen wird . Zwischen Kraft sammenhang :
TURA I.. I .
PR I N C I PI .\
F, Masse m und Beschleunigung ä gilt folgender Zu-
Dabei ist stets zu beachten : - Mit der Kraft F ist immer die beschleunigende Kraft gemeint. Wirkt z. B. auf ein Auto eine Ant riebskraft in der ein en und eine bewegungshemmende Reibungskraft in der anderen Richtung, so ist die beschleu nigende Kraft die Resultierende aus beiden . - Die Richtungen von beschleunigend er Kraft und Beschleunigung sind stets gleich . Dabei ergibt sich die Richtung der Beschleunigung aus der Richt ung der Kraft . - Die jeweilige Geschwindigkeit des beschleunigten Körpers kann größer oder kleiner werd en. Bei einer gleichförmigen Kreisbewegung kann sie auch ihren Betrag beibehalten, ändert aber ständig ihre Richtung .
ISAAC NEWTON
(1643- 1727) f asste sei ne Erken ntnisse zur M echani k in dem 1687 erschi enene n W erk " M athem atisch e Prin zipi en d er Naturlehre" zusa mmen . Di e A b bildung zeigt d as Tite lbi ld di eses W erkes.
-
m
Di e bei Kreisbewegungen w ir ken d en Kräfte sind / S. 82 ausf üh rlicher dargeste llt .
In Natur und Technik sind zwei speziell e Fä lle d es new t onsch en Grundgesetzes von besonderer Bedeutung . Für m
:=
konstant gilt:
Für F := konstant gilt:
a - .!
a-F
m
')~ / ::,n'l Im,<," I F
L . . -_ _ _ _. .
Bei einem Pkw best immter Masse ist die Beschleunigung umso größer, je größer die beschleunigende Antriebskraft ist.
•
m
Ein Lkw ohne Ladung erreicht bei bestimmter An triebskraft eine größere Beschleunigung als der gleiche Lkw mit voller Ladung.
Der dritte mög liche Fall lautet : Für a = kon sta nt g ilt F - m . Au ch dafür g ibt es Beisp ie le : Damit ei n schwe rer Pkw d ie glei che Beschle unigung w ie ei n leichter erz ielt, muss bei ihm die Antriebsk raft proportional zur M asse größer sein.
78
• In der Praxis hängt die j eweils wirkende Kraft und damit auch di e Beschleunigung vom Übersetzung sverh ältnis (vom Gang) ab . Damit ist di e erziel bare Beschleunigung in der Anfang sphase (1. und 2. Gang) w ese ntlich größer als im w eiteren Verl auf der Bewegung .
Mechanik
Ein Pkw m it einer Masse von 1360 kg erreicht aus dem Stillstand in 9,6 s eine Geschwindigkeit von 100 km/ho Wie groß ist die durchschnittliche beschleunigende Kraft? Ist sie g leich der vom Motor aufgebrachten Kraft?
Ana lyse: Es kann das newtonsche Grundgesetz angewendet werden. Die durchschnittliche Beschleunigung ergibt sich aus der Geschwindigkeitsänderung und dem Zeitintervall. Gesucht: Gegeben:
F m =1360 kg v = 100 km/h = 27,8 m/s Llt = 9,6 s
Lösung:
F = m ·a
a
F =m · ~
/
t
F = 1 360 kg .
27,8 m/s 9,6 s
F = 3940 N Ergebnis: Die durchschnittliche beschleunigende Kraft beträgt 3940 N. Die vom Motor aufzubringende Kraft ist größer, weil auch noch bewegungshemmende Reibungskräfte (Rollreibungskraft der Reifen, Luftwiderstandskraft) wirken. Das Wechse lw irkungsgesetz (3. newtonsches Gesetz) Wirken zwei Körper aufeinander ein, so wirkt auf jeden der beiden Körper eine Kraft. Das ist bei einem Crash vo n zwei Autos ebenso der Fall wie zwischen der Erde und der Sonne oder der Erde und einem Körper auf ihrer Oberfläche. Die Erde zieht den Körper an, der Körper aber auch die Erde. So lche zwischen zwe i Körpern auftretenden Kräfte werden als W echselwirkungskräfte bezeichnet. Fü r sie gilt das Wechselw irkungsgesetz. Es lautet:
• Üblich sind für das Gesetz auch die Kürzel actio = reactio oder Wirkung = Gegenwirkung.
Wirken zwei Körper aufeinander ein, so wirkt auf jeden der beiden Körper eine Kraft. Die Kräfte sind gleich groß und entgegengesetzt gerichtet. Es gi lt:
Dynamik
79
Die Wechselwirkung zwischen zwei Körpern ist deutlich zu unterscheiden von dem Kräftegleichgewicht, in dem sich ein Körper befinden kann . Kräftegleichgewicht
Wechselwirkung
Es werden Kräfte bet rachtet, die durch das gegenseitige Einwirken z weier Körper aufeinander zustandekommen.
r Es werden alle Kräfte betrachtet, die auf einen Körper wirken . Sie entstammen meist verschiedenen Wechselwirkungen .
Erde
-F Sat ellit
Die Erde zieht den Satellit en an, der Satellit zieht m it der gleichen Kraft die Erde an . Die Kräfte haben unterschiedliche Angriffspunkte.
Die Kräfte sind gleich groß und entgegengesetzt gerichtet.
Zwischen dem Vogel und der Erde wirkt die Gewichtskraft (1. Wechselwirkung). Die Auftriebskraft kommt durch die Wechselwirkung Flügel- Luft (2. Wechselwirkung) zustande.
i Auch bei Wechse lw irkungen w ird - in Abhäng ig keit vom j ew ei lige n Sachverh alt - häufig nur eine der bei den Kräfte betrachtet . Bei der Wechselw irkung Erde- Körper ist meist nur d ie auf den Körper w irkende Kraft (G ew ichtsk raft) von Interesse. Bei der Wech se lwirkung zwischen der Luft und einem Vogel interessiert den Physike r meist nur die nach oben wirke nde Auftri ebskraft .
Die Summe aller auf einen Körper wirkenden Kräfte ist null.
Allgemein gilt für das Kräftegleichgewicht bei einem Körper: Ein Körper befindet sich im Kräftegleichgewicht, wenn die Summe der auf ihn wirkenden Kräfte null ist.
2.3.3 Arten von Kräften
ä
Verschiedene Körper werden von der Erde unterschiedlich stark angezogen. Damit wirken die Körper mit einer bestimmten Kraft auf eine Unterlage oder ziehen an einer Aufhängung . Diese Kraft nennt man
Beispiele für Arten von Kräften sind /' S. 71 gen annt . Weitere Kräfte sind z. B. Druckkräfte, Federkräfte ( /' 5. 24), Auftriebskrafte, Glavitationskrlfte ( / S. 117), Zentralkräfte oder Radialkräfte ( /' 5. 82) und Trägheitskr:ifte
Gewichtskraft.
(/ S. 83).
Kräfte unterscheidet man häufig nach der Art ihres Zustandekommens oder auch danach, was sie bewirken. Eine eindeutige Systematik für die vielfältigen Arten von Kräften gibt es nicht. Wir betrachten nachfolgend einige Arten, die für die Physik eine wichtige Rolle spielen. Gewichtskräfte
80
Mechanik
Die Gewichtskraft gibt an, mit welcher Kraft ein Körper auf eine waagerechte Unterlage wirkt oder an e,i ner Aufhängung zieht. Sie kann berechnet werden mit der Gleichung:
FG = m · 9
FG '!}
9
Für Übersc hl ag rech nungen ist es zweckmäßi g, m it dem Nähe rungswert 9 = 10 tg zu rec hn en .
Die Einheite n N/kg und m/s2 sin d ident isch, denn es gi lt : 1 !!..= 1 ~= 1 ~ kg'5 2
kg
52
Gewi cht skraft Masse Ortsfaktor (Fa IIbeschleun igung)
m = 100 g
~ ~
/
FG = 1 N
m = 100 g
Der ortsabhängige Ortsfaktor beträgt im Mittel auf der Erdoberfläche = 9,81 N/kg =9,81 N/kg . An den Polen ist er mit 9,83 N/kg etwas größer, am Äquator mit 9,79 N/kg etwas kleiner. Auf anderen Himmelskörpern hat der Ortsfaktor einen anderen Wert als auf der Erde .
9
Ist die Kraft, mit der ein Körper auf eine Unterlage d rückt oder an einer Aufhängung zieht, gleich null, so spricht man von Gewichtslosigkeit od er Schwerelosigkeit. Es gilt: - Jeder frei fallende Körper ist schwerelos. Er übt auf eine mit ihm fallende Unterlage keine Kraft aus. - Körper in einem um die Erde kre isenden Raumschiff oder in einer Raumstation sind schwerelos, weil sie ständig mit der Fallbeschleuni gung 9 in Richtung Erde fall en und damit keine Kraft auf eine Unterlage oder eine Aufh ängung ausüben . Wie groß ist die Gewichtskraft eines Astronaut en auf dem Mond und auf der Erde, wenn er 75 kg wiegt?
Der Ortsfaktor bet rägt in 10 km Höhe 9,78
tg ,
in 100 km Höh e 9,51
tg ,
in 1 000 km Höhe 7, 33
tg .
Fü r die Oberfläche anderer Himmelskörper hat der Ortsf aktor folg ende Werte: Merku r: Venus: M ars: Jup it er:
tg 8,9 tg 3,7 tg 24, 9 tg 3,7
Saturn: 10,4 tg Son ne:
274 !!.. kg
Ana lyse : M an kann die Gewicht skraft erm itteln, wenn man den betreffenden Ort sfaktor kennt. Er beträgt 1,62 N/kg für den Mond und 9,81 N/kg für die Erde . Die M asse ist überall gleich groß. Gesucht: FG, Mond' FG, Erde Gegeben: m = 75 kg g M o nd = 1,62 N/kg
g Erde
= 9,81
N/kg
Lösung: FG, M ond FG , M ond
FG, Mond
= m . g M ond = 75 kg . 1,62 = 122 N
FG, Erd e = m . g Erde FG, Erde = 75 kg . 9,81 ~ FG, Erde = 736 N
~ 9
Ergebnis: Ein Astronaut mit einer Masse von 75 kg hat auf dem Mond eine Gewicht skraft von 122 N. Das ist etwa .1 der Gewichtskraft auf der
Erde, die 736 N beträgt.
6
Dynamik
81
Reibungskräfte Wenn Körper aufeinander haften, gleiten oder rollen, tritt Reibung auf. Dabei wird zwischen Haftreibung, Gleitreibung und Rollreibung unterschieden . Haftreibung
Gleitreibung
Rollreibung
liegt vor, wenn ein Körper auf einem anderen haftet.
liegt vor, wenn ein Körper auf einem anderen gleitet.
liegt vor, wenn ein Körper auf einem anderen rollt.
v=o
An einem Schlitten wird gezogen, ohne dass er sich schon bewegt.
Ein Schlitten wird einen Weg entlang gezogen.
Ein Auto fährt Straße entlang.
Die Ursache für Reibungskräfte liegt in der Beschaffenheit der Oberflä che begründet. Von der Beschaffenheit der Berührungsflächen ist auch der Betrag der Reibungskraft abhängig. Er hängt außerdem vom Betrag der Kraft ab, die senkrecht auf die Unterlage wirkt (Normalkraft oder Anpresskraft).
eine
Durch Behandlung der Oberfl äche kön nen Reibungskrafte vergrößert oder verkleinert werden.
Die Reibungskraft kann berechnet werden mit der Gleichung : FR =
,U .
FN
FR J1 FN
Reibungskraft Reibungszahl Normalkraft
Eine spezie lle Reibungskraft ist die Luftwiderstandskraft, die z. B. bei Fahrzeugen eine erhebliche Rolle spielt. Die Luftwiderstandskraft kann berechnet werden mit der Gleichung: FR
= ~cw
A · p . v2
Cw
A p
v
Luftwiderstandszahl umströmte Querschnittsfläche Dichte der Luft Geschwindigkeit
Reibungskräfte wirken stets bewegungshemmend, sind also der Bewegungsrichtung entgegengerichtet. Der Kraftstoffverbrauch eines Pkw wird bei höheren Geschwindigkeiten maßgeblich durch die Luftwiderstandskraft beeinflusst. Wegen FR - v 2 führt z. B. eine Erhöhung der Geschwindigkeit von 100 km/h auf 140 km/h annä hernd zu einer Verdopplung des Betrages der bewegungshemmen den Luftwiderstandskraft.
• Bei einer waagerechten Ebene ist die Normalkraft gleich der Gewichtskraft:
FN = m · g Bei ein er geneigten Ebene ist die Normalkraft ein e Komponente der Gewichtskraft ( / 5. 74) : FN = FG • cos a
Mit Geschwindigkeit ist hier immer die Re lativgeschw indig keit zwischen Luft und Fahrzeug gemeint.
82
Mechanik
Kräfte bei der Kre isbewegung
• Für diese zum Zentrum gerichtete Kraft sind auch die Bezeich nungen Zentralkraft oder Zentripeta lkraft üblich .
c {~ )
Damit sich ein Körper auf einer Kreisbahn bewegt, muss auf ihn eine Kraft in Richtung des Zentrums der Kreisbewegung wirken. Diese Kraft wird als Rad ialkraft bezeichnet. Die Gegenkraft zur Radialkraft ist gleich groß und wirkt in entgegengesetzter Rich tu ng (s. Bild) . Der Betrag der Radialkraft kann mit dem newtonschen Grundgesetz ( / S. 77) berechnet werden, wenn man als Beschleunigung die Radialbeschleunigung (/ S. 63) einsetzt.
Bei einer gleichförmigen Kreisbewegung gilt für die Radialkraft: FR = m . ~ r
FR
=m
. w2 . r 4 Jt 2 · r
FR=m .~
Ein mitbewegter Beobachter führt ebe nfalls eine Kreisbewegung aus. Da jede Kreisbewegung eine beschleunigte Bewegung ist ( / S. 63), bewegt sich auch ein die Krei sbewegung mit ausführend es Bezugssystem besch leunigt .
m
Masse des Körpers
v Geschwindigkeit des Körpers r Radius der Kreisbahn w Winkelgeschwindigkeit (/ S. 62 f.) T
Umlaufzeit
All e bisherigen Betrachtungen zu Kräften bei der Kreisbewegung beziehen sich auf ein ruhendes Bezugssystem. Eine Beschreibung ist auch in einem mitbewegten Bezugssystem möglich . ruhender Beobachter
mitbewegter Beobachter
Die Beschreibung erfolgt in ei nem Inertialsystem (/ S. 56).
Die Beschreibung erfolgt in ei nem beschleunigten Bezugssystem.
Die Kugel bewegt sich auf einer Kreisbahn.
Die Kugel befindet sich in Ruhe.
Die Kugel wird durch die Radial kraft auf der Kreisbahn gehalten. Als Wechselwirkungskraft wirkt die Geg enkraft zur Radialkraft.
Der Beobachter stellt eine nach außen wirkende Zentrifugalkraft fest. Zu dieser Kraft gibt es keine Gegenkraft.
Reißt der Faden, so bewegt sich die Kugel tangential weiter.
Reißt der Faden, so bewegt sich die Kugel radial weiter.
• Die Zentrifugalkraft ist ei ne Tragheitskraft, die nur in ei nem beschleunigten Bezugssystem auftritt. Sie hat den gleichen Betrag wie d ie Radi alkraft: Fz = m
~
Fz = m · o}-· r
Dynamik
83
Trägheitskräfte Trägheitskräfte, auch Sch einkräfte genannt, treten nur in beschleunigten Bezugssystemen auf. Das sind alle Bezugssysteme, die mit Körpern verbunden sind, die eine beschleunigte Bewegung ausführen (anfahren der oder bremsender Bus, Gondel eines Karussells). Da die Erde um ihre Achse rotiert, ist auch ein mit der Erdoberfläche verbundenes Bezugssystem ein beschleunigtes Bezugssystem. Man kann es nur näherungsweise als Inertialsystem ansehen. In beschleunigten Bezugssystemen wirken Trägheitskräfte. Zu einer Trägheitskraft gibt es keine Gegenkraft.
Trägheitskräfte werden durch die Trägheit eines Körpers gegenüber Bewegungsänderungen hervorgerufen. Wenn z. B. eine Person in ei nem anfahrenden Bus steht, dann spürt sie beim Beschleu nigen eine Trägheitskraft entgegen der Richtung der Beschleunigung.
Jeder Punkt der Erdoberfläch e führt ein e Kreisbewegung um die Erdach se, also eine beschleunigte Bewegung aus.
• Der Betrag der Trägheitskraft, di e auf einen Körp er wirkt, hängt von der M asse des Körp ers und se iner Beschl eunigung ab. Es gilt:
f\ =- m ·ä·
Allgemein gilt: Trägheitskräfte haben stets die entgegengesetzte Rich tung zur Beschleunigung . Da sich auch jeder Punkt der Erdoberfläche aufgrund der Rotation der Erde um ihre Achse beschleun igt bewegt, wirken auf Körper auf der Erdoberfläche ebenfalls Trägheitskräfte . Eine Trägheitskraft, die auf der Erdoberfläche zusätzlich auf bewegte Körper wirkt, ist die CORloLls-Kraft. Diese Trägheitskraft wirkt senkrecht zur Richtung der Geschwin digkeit des Körpers im rotierenden (besch leunigten) Bezugssystem. Blickt man auf der Nordhalbkugel in Richtung der Bewegung, so erfolgt durch die CORloLls-Kraft eine Ablenkung nach rechts. Die relati v k leine CORloLls-Kraft wirkt z. B. auf strömende Luftmassen und auf strömendes Wasser. Das hat zur Fo lge, dass bei Bewegung von Luft oder Wasser von Süd nach Nord eine Ablenkung in Richtung Osten erfolgt. Bei einem Pendel erfolgt unter der Einwirkung der CORloLls-Kraft eine Drehung der Schwingungsebene .
•
I
Schw ingu ngse be ne d es Pe nd e ls
Benannt ist die Trägheitskraft nach dem f ranzösisch en Physiker und Ing enieur GASPARD GUSTAVE DE CORIOl15 (179 2- 1843). Si e ist von der geographischen Breite abh ängig und hat bei der geograph isch en Breite (p den Betrag Fc =2m · v · (0 · sin ({l. v ist die Geschwindig keit des Körpers, w die Winkelgeschwindigk eit der Erde.
• Der f ranzösische Physiker LEON FOUCAULT (1819- 1868) w ies mit ein er solchen Anordnung 1851 di e Erdrotat ion nach .
84
Mechanik
2.4
Energie, mechanische Arbeit und leistung
2.4.1 Energie und Energieerhaltung Die physikalische Größe Energie
• Benannt ist die Einheit 1 J nach dem englischen Physiker
Energie ist die Fähigkeit eines Systems, mechanische Arbeit zu verrichten, Wärme abzugeben oder Strahlung auszusenden . Formelzeichen: E Einheit: ein Joule (1 J)
JAMES PRESCOIl JaUlt
(1818 - 1889) . W eitere Einheiten sind ein Newtonmeter und e ine Wattse kunde:
1 J = 1 Nm 1 J =1 Ws In der Energi ewirtschaft nutzt man auch die Steinkohl enei nh eit und di e Roh öl einheit:
Ein System ist ein gedanklich von seiner Umgebung abgetrennter Bereich. In ihm können sich Körper oder andere physikalische Objekte (Fel der, Elementarteilchen) befinden . Es wird durch die Systemgrenze von seiner Umgebung abgegrenzt. Dabei wird zwischen verschiedenen Arten von Systemen unterschieden. Art des Systems
Kennzeichen für das System
Beispiele
offenes System
Systemgrenze ist durchlässig für Energie und Stoff
Motor eines Pkw, Mensch
geschlossenes System
Systemgrenze ist durchlässig für Energie und undurchlässig für Stoff
Kühlschrank, Wärmepumpe, Sonnenkollektor
abgeschlossenes System
Systemgrenze ist undurchlässig für Energie und Stoff
gut isoliertes, verschlossenes Thermosgefäß
1 SK E = 29,3 MJ 1 RÖE = 41 ,9 MJ
• Bei vi elen Energi eumwa ndlung en wird die Energie entwertet , d. h. sie ist d ann nicht weiter nutzbar.
i Der Energ ieerhaltungssatz wurde zu erst von JULIUS ROBERT MAYER (1814- 1878) und JAMES PRESCOTT JOULE (1818 - 1889)
formuli ert.
Di e Energie kennzeichnet den Zustand eines abgeschlossenen Systems. Sie ist eine Zustandsgröße. Darüber hinaus gilt: - Energie kann von einem System auf ein anderes übertragen werden . - Energie kann gespeichert werden . - Energie kann von einer Form in andere Formen (/ 5.85) umgewandelt werden, wobei die verschiedenen Formen für den Nutzer einen unterschiedlichen Wert haben. Bei allen Prozessen der Umwandlung und Übertragung von Energie gilt das Gesetz von der Erhaltung der Energie (Energieerhaltungssatz). In einem abgeschlossenen System ist die Summe aller Energien stets konstant. Die Gesamtenergie bleibt erhalten . n
EGesamt
= E,
+ E2 + ... + En = LEi
= konstant
i=1
E" E2,
. . .,
En verschiedene Energieformen
Energie, mechanische Arbe it und Leistung
85
Energieformen Potenzielle Energie
Kinetische Energie
Rotationsenergie
Körper, die aufgrund ihrer Lage mechanische Arbeit verrichten können, besitzen potenzielle Energie Epo t .
Körper, die aufgrund ihrer Bewegung mechanische Arbeit verrichten können, besitzen kinetische Energie
Körper, die aufgrund ihrer Rotation Arbeit verrichten können, besitzen Rotationsenergie Ero t .
Eki n-
Thermische Energie
Chemische Energie
Strahlungsenergie
Körper, die aufgrund ihrer Temperatur Wärme abgeben oder Licht aussenden können, besitzen thermische Energie Et herm .
Körper, die bei chemischen Reaktionen Wärme abgeben, Arbeit verrichten od er Licht aussenden, besitze n chemische Energie E ch .
Die Strahlung der Sonne und anderer Strahlungsquellen besitzt Lichtenergie El icht od er Strahlungsenergie.
Elektrische Energie
Magnetische Energie
Kernenergie
Körper, die aufgrund elektrischer Vorgänge Arbeit verrichten, Wärme abgeben oder Licht aussenden, besitzen elektrische Energie Eel .
Körper, die aufgrund ihrer magnetischen Eigenschaften mechanische Arbeit verrichten können, besitzen
Bei der Spaltung von Atom kernen und bei ihrer Verschmelzung wird Energie frei, die als Kernenergie Ekern bezeichnet wird.
magnetische Energie Emag n .
86
• Ein Perpetuum mobile 1. Art ist ei ne "s ich unaufhörlich bewegende Anord nung", die ohne Energiezufuhr dauernd Arb eit verrich tet.
Abgele itet ist die Bezeichnung von potentia (I at .) = Fähigkeit, Können und energeia (g riech.) = W irksamkeit .
Mechanik
Eine besonders anschauliche Formulierung des Energieerhaltung ssatzes geht auf HERMANN VON HELMHOLTZ (1821 -1894) zurück: Energie kann weder erzeugt noch vernichtet werden, sondern nur von einer Form in andere umgewandelt werden.
Man kann auch f ormu lieren : Es ist nicht möglich, ein Perpetuum mobile 1. Art zu konstruieren. Wichtige Formen der mechanischen Energie sind die potenzielle und die kinetische Energie. Potenzielle Energie (Energie der lage) Epot besitzen gehobene und elastisch verformte Körper. Epot = FG · h
Epot h
Ab geleitet ist die Beze ichnu ng von kinesis (gri ech .) = Bewegu ng und energeia (g riech .) = Wirksamkeit. Die Energie eines rotierende n Körpers ist kin et ische Energie, w ird aber meist als Rot
=m
Epot
=~FE . 5
- 10 Epot -2
.g ·h
m Masse 9 Ortsfaktor h Höhe
·5
2
FE Endkraft 5
o
Verformung Federkon stante
Kinetische Energie (Energie der Bewegung) Ekin besitzen sich bewegende Körper.
m
Eki n = ~ m . v 2 (Translation)
Erot = ~ J . w 2 (Rotation, /' S. 100)
m Masse v Geschwindigkeit
J (I)
Trägheitsm oment Win ke lgeschwindigkeit
Für rein mechanische Vorg änge gilt der Energieerhaltungssatz der Mechanik .
Als rein mec hanisch bezeichnet man Vorgänge, die sich vollständig mit Größen der Mechanik beschreiben lassen und bei denen nur mechanische Energieformen auftrete n.
Unter der Bedingung, dass keine Umwandlung von mechanischer Energie in andere Energieformen erfolgt, gilt für ein abgeschlossenes System ( /' S. 84): Die Summe aus potenzieller und kinetischer Energie ist konstant.
Epot + Ekin
= E =konstant oder =0
(E pot + Eki n )
Bei realen Vorg ängen ist stets zu prüfen, ob die Gültigkeitsbedingungen für die Anwendbarkeit des Energieerhaltungssatzes der Mechanik zumindest näherungsweise erfüllt sind.
Energie, mechanische Arbeit und Leistung
87
Ein Mädchen springt von einem 5-m -Brett ins Wasser. Mit we lcher Geschwindigkeit trifft es auf die Wasseroberfläche ? Ana lyse: Bei der Bewegung des Mädchens wird die ursprünglich vorhandene potenzielle Energie vollständig in kinetische Energie umgewandelt. Bei der relativ geringen Fallhöhe kann d ie Umwandlung in thermische Energie aufgrund des Luftwiderstandes vernachlässigt werden. Damit ist der Energieerhaltungssatz der Mechanik anwendbar.
Gesucht: Gegeben:
v h
_ 0 _EpO! = m . 9 . h
=5 m
Ekin = 0
g=9,81 ~ s
Lösung:
1 m . v2 = m . g . h 2
I · 1.m
h
v2 = 2g . h v= ~ v
..l. _ '':''
=J2.9,81 ~ . 5 m
v = 9,9 ~ = 36'T Ergebnis: Beim Sprung von einem 5-m-Brett beträgt die Auftreffgeschwindig keit auf die Wasseroberfläche etwa 10 Q:!. s
Hinweis: Die Aufgabe kann auch kinematisch gelöst werden, wenn man annimmt, dass das Mädchen 5 m frei fällt . Dann gilt: 2 s = 2t 2
(1)
und
v =g . t
(2)
Stellt man die Gleichung (2) nach t um und setzt das t in Gleichung (1) ein, so erhält man : 2 s= 9_. -v 2 g2
oder
(3)
Die Umstellung von (3) nach vergibt:
v = J'29-S Durch Einsetzen der Werte kommt man zum gleichen Ergebnis wie oben. Insgesamt ist zu beachten, dass die "Anwendungsbreite" des Energieerhaltungssatzes der Mechanik relativ gering ist. Bei vielen Vorgängen wird ein Teil der mechanischen Energie in andere Energieformen umgewandelt, bei Reibungsvorg ängen beispielsweise in thermische Energie. Daher muss stets geprüft werden, ob die Gültig keitsbedi ngung dieses Energieerha ltungssatzes zumindest näherungsweise erfüllt ist.
• Ein ene rg etische r An satz ist bei vi elen Aufgaben aus der Mechanik einfacher und besser überschaubar als ein kinetischer An satz, so wie er unten dargestellt ist.
88
Mechanik
2.4.2 Die mechanische Arbeit Die Größe mechanische Arbeit
•
a
Für die Einheiten gilt: 1 Nm= 1 J 1 Nm = 1 Ws
Mechanische Arbeit wird verrichtet, wenn ein Körper bzw. ein System durch eine Kraft bewegt oder verformt wird . Formelzeichen: W Einheit: ein Newtonmeter (1 Nm) Durch die mechanische Arbeit wird der Prozess der Energieübertragung beschrieben. Sie ist deshalb im Unterschied zur Energie eine Prozessgröße ( / S. 18). Die Zusammenhänge werden aus der nachfolgenden Darstellung deutlich.
Daraus ergibt sic h ein e in der Physik übliche Vorzeichenregelung: An ein em Syst em verrichtete Arbeit (LlE> 0) wird mit einem positi ven Vorzei ch en, vo n einem System verr ichtete Arb eit ( E< 0) mit einem negativen Vorzeichen versehen.
Das System verr ichtet Arbeit.
Am System wird Arbeit verrichtet .
System 1
System 2
t>
Arbeit W W=
E
Die Energ ie E nimmt ab.
Di e Energ ie E nimmt zu .
z. B. System Kran __h_e_b_t_e_in_e_n_K_b_·r_p_e_r-l.~ potenzielle Energie des Körpers wird größer
Arbeit bei konstanter Kraft in Wegrichtung Vie lfach wirkt eine konstante Kraft in Richtung des Weges oder entgegengesetzt dazu (z. B. Antriebskraft von Mot oren, Bremskraft, Reibungskraft) . Die verrichtete Arbeit hängt dann nur von der einwirkenden Kraft und vom zurückge legte n Weg ab. Unter der Bedingung, dass die Kraft konstant ist und in Richtung des Weges wirkt, kann die Arbeit berechnet werden mit der Gleichung : W
=F · 5
F 5
F F
r----------~---
W = F·s
einwirkende Kraft zurückgelegter Weg
In einem F-s-Diagramm ist die Fläche unter dem Graphen gleich der verrichteten mechanischen Arbeit. Dieser Zusammenhang gilt für beliebige F-s-Diagramme. Er gilt insbesondere auch dann, wenn die Kraft nicht konstant ist. Dann kann die Arbeit durch Auszähle n der Fläche bestimmt werden .
Energie, mechanische Arbeit und Leistung
spezie lle mechanische Arbeiten bei F
89
=konstant und Fils
Hubarbeit
Beschleunigungsarbeit
Reibungsarbeit
wird verrichtet, wenn ein Körper gehoben wird .
wird verrichtet, wenn ein Körper besch leunigt wird.
wird verr ichtet, wenn die Bewegung eines Körpers durch Reibungskräfte gehemmt wird.
Die potenzielle Energie vergrößert sich:
s
Die kinetische Energie vergrößert sich:
IW ,fJF\.. F B
~
,
= FH · 5
=m · g . 5
WB WB
R
=L1E
~
__ ,rJ1:L,
!...,~:.'i\. __ ..15\'_'
__ - - __ 1
~.:-.:-.:;,-:,,,>:_'),
.
------.
,
r----
WH WH
Die kinetische Energie ver-
I kleinert sich:
..
:- - 5
S------",
= FB · 5
W R = FR ' 5 W R = p ' FN
= m . a . 5 = ~ m . v2
·5
Arbeit bei konstanter Kraft in beliebiger fester Richtung Wirkt eine konstante Kraft nicht in Richtung des Weges, sondern unter einem beliebigen Winkel 0., dann spielt für die Arbeit nur die Komponente der Kraft in Richtung des Weges eine Rolle.
F, = F · COS(1
--..
.....
:
-
~
~_
F :
~
•
Unter der Bedingung, dass die Kraft konstant ist und in beliebiger, aber fester Richtung wirkt, gilt: W =F . 5
. COSCl..
F 5
0.
einwirkende Kraft zurückgelegter Weg Winkel zwischen Fund
s
Für 0. = 0° ergibt sich der /' S. 88 genannte Fall. Bei 0. = 90° ist cos 0. demzufolge auch die verrichtete mechanische Arbeit null. •
Allg emein ist di e mechanische Arbeit gleich dem Skalarprodukt aus Kraft und Weg:
W =F·
= 0,
Eine Person, die einen schweren Koffer waagerecht trägt, verrichtet im physikalischen Sinne keine mechanische Arbeit, da Fund senkrecht aufeinander stehen . Trotzdem ist es anstrengend. Es wird physiologische Arbeit verrichtet.
5
s
Bei 90° < CI.. ~ 180° ist cos 0. negativ. Physikalisch bedeutet das: Auch die mechanische Arbeit ist negativ. Das stimmt mit der Festlegung /' S. 88 überein. Wirkt z. B. die Kraft genau in entgegengesetzter Richtung zum Weg , so wie das bei der Reibungskraft der Fall ist, wird vom Körper (vom System) Arbeit verrichtet. Seine mechanische Energie verringert sich .
• Betrachtet man z. B. nur die Reibungskraft (s. o .), so wird häufig auf das negative Vorzeichen verzichtet.
90
Mechanik
Arbeit bei veränderlicher Kraft Ist die einwirkende Kraft nicht konstant, so kann man die verrichtete Arbeit ebenfalls aus einem F-s-Diagramm od er durch Berechnung ermitteln .
•
I
Arbeit bei beliebiger Kraft
Federspannarbeit
Die Arb eit bei der Kompressi on oder Expansion von Gase n wird auch als Volu menarbeit bezeich net ( / 5. 183).
Es' gilt:
Es gilt:
F- s
F = F (s)
FE FE = 0 . s F
F .J W, = Fi . LlS,
;= 1
;= 1
S2
W=
f
F(s) · ds
s,
Die Räder von Lkw sind mit Schwingungsdämpfern und Federn abgefedert, wobei diese Federn eine n speziellen Aufbau ha ben . Für die Federkraft gilt F = 0 . s 2 mit 0 = 2000 N/cm 2 . Wie groß ist die Verformungsarbeit, wenn die Feder von SI 5 cm um weitere 10 cm zusa mmengepresst wird?
=
Um das F-s- Di agra mm ze ichnen zu können, müsse n für ein ige Wege di e zugehörigen Kräfte berech net werden.
Analyse: Da sich die wirkende Kraft mit dem Weg verändert, kann die Arbeit nur über das Auszäh len der Fläche im F-s-Di agramm oder mithilfe der Inte gralrech nung gelöst werden. Gesucht: Gegebe n:
W 0 = 2000 N/cm 2 F = F (s) = 0 . S2
s, = 5 cm S2
=15 cm
Energie, mechanische Arbei t und Leistung
Lösung:
91
F in kN
800
Eine Auszählung der Fläche unter dem Graphen ergibt einen Wert für die mechanische Arbeit von
600
W == 2 . 10 3 kN . cm W == 2 . 104 Nm
200
Die Gena uig keit der gra f isch en Lösun g hängt entsch eid end von der Exakth eit des Verl aufs des Graph en und vom verwe ndet en M aßst ab ab.
400
10
15
20 s incm
Will man die Verformungsarbeit berechnen, so muss man von der allgemeinen Definition der mechanisch en Arbeit ausgehen .
S2
W
=
f
F(s) · ds
S,
S,
W = 2 000 N [(15 cm )3 - (5 cm )3] 3cm 2
W= 2,17 . 10 4 Nm
Ergebnis: Zum Zusammendrücken der Feder von 5 cm auf 15 cm wird eine Verformungsarbeit von etwa 2,2 . 10 4 Nm verrichtet.
2.4.3 Die mechanische Leistung
•
Mechanische Arbeit kann unterschiedlich schnell verrichtet werden . Di e Schnelligkeit des Verrichtens von Arbeit wird durch die physikali sch e Größe mechanische Leistung erfasst. Die mechanische Leistung gibt an, wie schnell mechanische Arbeit verrichtet wird . Formelzeichen : P Einheit: ein Watt (1 W) Sie kann berechnet werden mit den Gleichungen: P
=~ t
oder
P
=~
W
verrichtete Arbeit Zeit
Benannt ist die Einheit der Leistung nach dem schottisch en Tech nike r J IVE~ WATT (1736- 1819). Ein e manchm al noch in der Um ga ngss prache verwe nd et e Einheit ist die Pferdestä rke (PS) : 1 PS = 736 W 1 kW = 1,36 PS
Mechanik
92
• Mithilfe der Differenzialrechnung kann man für die Augenblicksleistung auch schreiben: dW
Wird mechanische Arbeit gleichmäßig verrichtet, 50 ist die vollbrachte Leistung zu jedem Zeitpunkt des Vorganges gleich groß . Wird die mechanische Arbeit ungleichmäßig verrichtet, 50 erhält man aus Arbeit und Zeit eine Durchschnittsleistung. Die Leistung zu einem bestimmten Zeitpunkt - die Augenblicksleistung - kann näherungsweise aus LlW und M bei kleinem Zeitintervall berech net werden.
•
P = "dt= W
2.4.4 Der Wirkungsgrad
nicht nutzbare Energie
• Der Wirkungsgrad von Anordnung en ist immer kleiner als 1
bzw. 100 %. Bei technischen Geräten und Bauteilen schwankt er zwischen 5 % (Glü h lampe) und über 95 % (Transformator) . Der M ensch hat ei nen maxim alen Wi rkungsgrad von etwa 30 % .
Bei beliebigen Geräten, Anlagen und Lebewesen wird immer nur ein Teil der Energie, die zugeführt wird, in für den jeweiligen Zweck nutzbare Energie umgewandelt. Die andere Energie wird an die Umgebung abgegeben. Die Güte einer Ano rdnung wird aus energetischer Sicht durch die Größe Wirkungsgrad erfasst.
Der Wirkungsgrad gibt an, welcher Anteil der aufgewendeten Energie in nutzbringende Energie umgewandelt wird . Formelzeichen: Einheit:
'7 1 oder Prozent (%)
Der Wirkungsgrad eines Gerätes oder einer Anordnung kann mit folgenden Gleichungen berechnet werden:
Enutz' W nutz ' Pnutz Eauf' Wauf ' Pauf
nutzbringende Energie, Arbeit, Leistung aufgewendete Energie, Arbeit, Leistung
Ein Wirkungsgrad von 0,4 oder 40 % bedeutet: 40 % der aufgewen deten Energie werden für einen bestimmten Zweck in nutzbringende Energie umgewandelt. Die übrigen 60 % sind für den betreffenden Zweck nicht nutzbar, können aber möglicherweise noch für andere Zwecke genutzt werden.
• Beträgt z. B. der Wirkungsgrad ein es Kraftwerkes 40 %, der Energieübertragung 90 % und einer Glühlampe 5 %, so ist der Gesamtwirkungsgrad :
'7 = 0,4 . 0,9 . 0,05 '7 = 0,018 (ca. 2 % !)
Bei komplexen Anordnungen ergibt sich der Gesamtwirkungsgrad aus den Wirkungsgraden der einzelnen Teile, die man in die Betrachtungen einbezieht. Der Gesamtwirkungsgrad einer komplexen Anordnung kann berechnet werden mit der Gleichung:
11 = 111 . 112 . ... . '7 n
'71.112, ... , '7 n
Wirkungsgrade der Teile
Mechanik starrer Körper
2.5
93
Mechanik starrer Körper
Bei ausgedehnten Körpern, z. B. bei einem Turm oder einem um eine Achse rotierenden Schwungrad, spielt sowohl die Form der Körper als auch die Verteilung ihrer Masse eine Rolle. Solche Körper können mit dem Modell starrer Körper ( /' S. 55) beschrieben werden. Wir betrachten nachfolgend ausschließlich solche Körper, auf die dieses Modell angewendet werden kann.
2.5.1 Statik starrer Körper
Modelle für Körper sind /' S. 55 im Überblick dargestellt.
•
Für das Gleichgewicht und die Standfestigkeit von Körpern ist die Lage ihres Schwerpunktes (Massenmittelpunktes) entscheidend . Der Schwerpunkt eines starren Körpers ist derjenige Punkt, in dem man den Körper unterstützen muss, damit die Gewichtskraft kompensiert wird und er sich in Ruhe befindet.
Der Begriff Statik ist abgeleitet vom lateinischen stare = stehen . Statik ist die Lehre von den ruhenden Körpern.
Bei regelmäßig geformten Körpern aus einem Stoff, z. B. einem Quader (s. Skizze), liegt der Schwerpunkt S in der Körpermitte. Bei flächenhaften Körpern lässt er sich experimentell ermitteln, indem man die Körper an verschiedenen Punkten A bzw. B aufhängt und jeweils das Lot markiert (Bilder rechts). Der Schnittpunkt der Lote ergibt den Schwerpunkt.
• ~ :
-- -
-~:
I
I
...
L
'
:_~
Je nach Fo rm des Körpers kann sein Schwerpunkt inn erhalb oder auch außerhalb des Körpers liegen.
I
•
7 -;L - - - - - - - - - - /
/ ,,"
I:"~
Ein Körper kann sich in einem stabilen, einem labilen oder einem indifferenten Gleichgewicht befinden. a) stabil Epot minimal
b) la bil
Epot maximal
•
c) indifferent
Epo t = konstant ,
-
,
- ~" r
Energetisch ist ein stabiles Gleichgewicht durch ein Minimum der potenziellen Energie und ein labiles Gleichgewicht durch ein Maximum der
potenziellen Energie gekennzeichnet.
Entscheidend für die Art des Gleichgewichts in ein em Ort ist die Lage des Schwerpunktes im Vergleich zu benachbarten Orten .
94
i Verl äuft die feste Drehachse nicht durch den Schwerpunkt, so dreht sich ei n beweglich gelagerter Kö rp er solange, bis er ein e stabil e Lage ei nnimmt.
Mechanik
Ist ein Körper drehbar gelagert und geht die Drehachse durch den Schwerpunkt , so befindet sich der Körper in einem indifferenten Gleichgewicht. Wi rke n zusätzliche Kräfte, dann gilt: Ein drehbar gelagerter Körper beFr findet sich im Gleichgewicht, wenn d ie Summe aller linksdrehenden Drehm omente ( / S. 98) gleich der Summe aller rechtsdrehenden Drehmomente ist, also wenn gilt: n
n
I rl· F = Irr· Fr
oder
1
i= 1
i= 1
n
n
i =1
i =1
IM,= IM
r
(1=..L r)
Entsch ei dend für die Standfestigkeit eines Kö rpers ist die Lage seines Schwerpunktes bezüglich der Auflagefl äche .
•
Standfestigkeit eines Körpers
Von Bedeutung ist d ie Standfestig ke it z. B. für Gebäud e, Türme, Masten, Kräne, Rega le. Bei all en d iese n Beispi elen muss ein stabiles Gl eich gewicht gewä hrl eistet se in .
Die am Schwerpunkt S angreifende Gewichtskraft verl äuft du rch die Auflagefläche .
Die am Schwerpunkt S angreifende Gewichtskraft verl äuft genau durch den Rand der Auflagefläche .
Die am Schwerpun kt S angreifende Gewichtskraft verläuft nicht durch die Auflagefläche.
Der Körper befindet sich im labilen Gl eichg ewicht.
Der Körper befi ndet sich in keinem Gleichgewicht.
Wenn er geringfügig seine La ge än dert, k ippt er ohne Einwirk ung einer zusätzli chen Kraft .
Wenn nicht zu sätzlich Kräfte wirken, kippt der Körper um und gelangt in ein neues stabiles Gleichgewicht.
S
•
t
Beim schi efe n Turm von Pisa betrug die max im ale Abw eichung von der Senkrechte n 4,86 m. Inzwischen wurde der Turm sta bili siert.
I Aufl agefläche
Der Körper befindet sich im stabilen Gleichgewicht. Wenn er geringfügi g gekippt und losgelassen wird , gelangt er I wieder in die Ausgangslage.
I
1
95
Mechanik starrer Körper
2.5.2 Kinematik rotierender starrer Körper Die Bewegung starrer Körper kann grundsätzlich in zweierlei Weise erfolgen.
i
Translation (fortschreitende Bewegung)
Rotation (Drehbewegung)
Der Körper bewegt sich entlang einer Bahn, wobei die Bahnen einzelner Punkte parallel zueinander verlaufen.
Der Körper rotiert um eine Dreh achse, wobei die Bahnen der einzelnen Punkte Kreisbahnen sind.
Die Begriffe Transla tion und Rotation sind aus dem Lateini schen abgeleitet : translatum = hinüberbringen,
),
.... - -
- -
_ I~ - - - _ ...
r2
rota re = sich drehen.
"
Drehachse
Bewegung eines Fahrzeuges, Verschieben eines Schrankes
Rotation eines Karussel ls, Bewegung eines Kreisels, rotierende Motorwelle
I
Die Bewegung der einzelnen Punkte kann mit den Bewegungsgesetzen für einen Massepunkt (/ S. 61, 64) beschrieben werden.
Die Bewegung der einzelnen Punkte kann mit den Gesetzen der Kreisbewegung ( / S. 62 ) beschrieben werden.
Die Bewegung des ganzen Körpers kann auf die Bewegung eines seiner Punkte (meist des Schwerpunktes) zurückgeführt werden. Genutzt werden die Größen Weg, Geschwindigkeit und Beschleunigung.
Die Bewegung des ganzen Körpers kann mit den Größen Drehwinkel, Winkelgeschwindigkeit und Winkel beschleunigung beschrieben werden. Die Größen sind für jeden Punkt des starren Körpers gle ich groß.
Als Maß für die Drehung eines starren Körpers um eine Drehachse wird der Drehwinkel gewählt. Der Drehwinkel gibt an, um welchen Winkel ein starrer Körper gedreht wird oder sich dreht. Formelzeichen:
In der Physik wird d er Drehwinkel meist in Bogenmaß angeg eben. Es gilt: 90° = ~ 180°= rr
0
Ei ne volle Umdrehung entspricht 360 in Gradmaß oder 2rr in Bogenmaß. A llgemein gilt: 1 rad ~ 180· rr
= 57,3
0
1 0 ~ l ~orad
= 0,017 rad
360°= 2rr Die Einh eit rad wird häufig w egg elassen.
Mechanik
96
• Für beliebi ge Drehbewegungen kan n man auch sch rei ben : dip • W = di = (P
Alle Tei le ei nes starren Körpers bewegen sich mit der gleich en Winkelg€ schwindlgk it.
Die Winkelgeschwindigkeit gibt an, wie schnell sich der Drehwinkel bei einem starren Körper ändert. Formelzeichen : W Einheit: eins durch Sekunde (1 S- 1) Die Winkelgeschwindigkeit kann berechnet werden mit der Gleichung: OJ
= ~t
.(jrp
M
Änderung des Drehwinkels Zeitintervall
Die Winkelgeschwindigkeit hängt mit der Umlaufzeit T (Zeit für einen voll en Umlauf), und mit der Drehzahl n zusammen. Es gilt: Die Richtung der Win kelgeschwindigkeit ergibt sich aus Radius und Geschwindigkeit. Si e ist mathematisch das Kreuzprodukt aus di ese n beiden Größen -7
W
OJ =~= 2 7r · n T
Für den Zusammenhang zwischen der Geschwindigkeit eines Punktes des Körpers, seinem Abstand r von der Drehachse und der Winkelgeschwindigkeit OJ gilt:
=r x v
und damit ein axialer Vektor, zeigt also in Richtung Drehachse.
v =(u· r
Die Wink elgeschwindigkeit ist ein axialer Vektor.
• Für beliebige Drehbewegungen kan n man auch schre iben: (X= !i!g
dt
=W
a=d ",= ;p 2
d( 2
Die WlIlkelbeschleunigung ist wie die Win ke lgeschwindigke it ein ax ialer Vektor.
Die Winkel beschleunigung gibt an, wie schnell sich die Winkelgeschwindigkeit eines starren Körpers ändert. Formelzeichen: (X Einheit: eins durch Quadratsekunde (1 s- 2) Die Winkelbeschleunigung kann berechnet werden mit der Glei chung : (X = -.!!!
.(jOJ
t
t
Änderung der Winkelgeschwindigkeit Zeitintervall
Die nachfolgende Übersicht zeigt die Analogie und Zusammenhänge zwischen Größen der Translation und der Rotation. Rotation
Translation
Zusammenhang
Wegs
s =rp· r
rp = ~ r
W inkel rp
Geschwindigkeit v
v=OJ·r
OJ = ~ r
Winkelgeschwindig keit OJ
Beschleunigung a
a = a· r
(X =
~ r
W inke lbeschleunigung a
Mechanik starrer Körper
97
Für d ie Rotation sta rrer Kö rper ge lten anal o ge Gesetze w ie für die Tra nslatio n von Massepunkten (/ S. 61 , 64, 65). Tra nslati on
Rotati on
gleichförmige Bewegung
gleichförm ige Drehbewegung
a= O
0:= 0
v = konstant s = v · t + So
Cf>
w = konstant = ()) . t + Cf>o
gleichmäßig beschleunigte Bewegung
gleichmäßig beschleunigte Dreh bewegung
a = konstant v = a . t + Vo s = ~ t2 + Vo . t + So
(I)
= ko nstant = 0: . t + (P = ~ t2 +
0:
(1)0
(1)0 .
t + Cf>o
Eine Moto rwelle (d = 10 cm ) läuft gleichmäßig an und erreicht nach 10 s eine Drehzahl von 360 min- 1. a) Wie groß wa r d ie Win ke l besch leunigung wä hrend des An laufens? b) Welche Geschwindigkeit hat dan n ein Punkt des Umfangs der We lle?
Ana lyse: Es liegt eine g leichmäßig beschleunigte Drehbeweg ung aus dem Stillstand vor. Für die Berechnung der W inkelbeschleunigung kann ihre Definition (/ S. 96) genutzt werden . Die Geschwindigkeit eines Punktes ergibt sich aus W inkelgeschwindigkeit und Radius. Gesucht: Gegeben:
u., v d = 10 cm , r = 5 cm = 10 s n = 360 min- 1 = 6 s- 1
Lösung: a)
(x=
.Jt 0:= rL
b)
.Jw
v v
v
(I)
= 2rr . 6 S- 1
~2 10 s
= 3,77 s-2 = ()) . r = 2rr . n . r = 2rr . 6 S- 1 . 5 cm = 188,5 cm . S- 1 '" 1,9 m . S- 1
Ergebn is: Die W inkelbeschleunigung w ährend des An laufens beträgt etwa 3,8 s- 2, die Geschwi ndigkeit eines Punktes des Umfangs der W elle bei einer Dreh za hl von 360 min- 1 etwa 1,9 m . S- 1.
Wi e be i der TI il1lS11ti on kann auch bei der Rot ltion ein e Bewegung mit Anfangsgeschwindigkeit als eine Überlagerung von g leichförm iger und gleichm äß ig besch leunigter Bewegu ng angesehen werden ( / S. 69).
98
Mechanik
2.5.3 Dynamik rotierender starrer Körper Drehmoment und Trägheitsmoment Bei einer geradlinigen Bewegung hängt die Änderung des Bewegungszustandes eines Körpers vom Bet rag und von der Richtung der wirkenden Kraft sowie der Masse des Körpers ab. Bei einem drehbar gelagerten starren Körper hängt die Änderung des Bewegungszustandes ab - vom Betrag und von der Richtung der wirkenden Kraft, - vom Abstand ihres Angriffspunktes von der Dreh achse, - von der M asseverteilung des Körpers bezüglich der Drehachse. Beschrieben werden d iese Abhängigkeiten durch die Größen Drehmoment und Trägheitsmoment.
Das Drehmoment ist die analoge Größe zur Kraft bei ei ner Translation (/ S. 72 ff. ). Es hat wie die mechanische Arbeit (/ S. 88) die Ei nh eit Nm.
Das Drehmoment beschreibt die Drehwirkung einer Kraft auf einen drehbar gelagerten Körper. Formelzeichen : M Einheit: ein Newtonmeter (1 Nm) Entscheidend für die Wirkung ei ner Kraft sind nicht nur ihr Betrag und ihre Richtung, sondern auch der Abstand ihres Angriffspunktes von der Drehachse. Wir bezeichnen den senkrechten Abstand zwischen der Wirkungsli nie der Kraft und der Drehachse als Kraftarm r.
, "'
, ' , ,' ' , ,' ' ','
Das Drehmoment wird auch als Kraftmoment bezeichnet. Es ist eine vektorielle Größe und ist allgemein definiert als Kreuzp rodukt aus Abstand und Kraft F:
r
M= r x F Das Drehmoment ist damit wie die Winkel geschwindigkeit ein axialer Vektor. Für den Betrag gilt allgemein auch: M = r . F· sin 1: (r, F)
Unt er der Bedingung, dass die Kraft und der Kraftarm senkrecht zueinander sind, gilt: M = r ·F
r
F
Kraftarm wirkende Kraft
Wirkt eine Kraft in Richtung des Kraftarms, dann ist das Drehmoment null. Die Kraft bewirkt dann keine Drehung des Körpers. Ist bei einem drehbar gelagerten Körper die Summe aller wirkenden Drehmomente null, so befindet er sich im Gleichgewicht. Es gilt dann auch: Die Summe aller linksdrehenden Drehmomente ist gleich der Summe aller rechtsdrehenden Drehmomente ( / S. 94). Drehmomente wirken z. B. bei den Pedalen eines Fahrrades, bei den antreibenden Rädern eines Fahrzeuges, bei Hebeln und allen ihren Anwendungen (Schere, Pinzette, Zange, Schraubenschlüssel, Brech stange, Balkenwaage).
Mechanik starrer Körper
Wirkt auf einen drehbar gelagerten Körper ein bestimmtes Drehmoment, so hängt seine Winkel beschleunigung von der Masse des Körpers und ihrer Verteilung bezüglich der Drehachse ab. Diese Körpereigenschaft wird durch das Trägheitsmoment erfasst.
99
• Das Tragheitsmome nt ist die analoge Größe zur Masse bei der Transl ation.
Das Trägheitsmoment gibt an, wie träge ein drehbar gelagerter Körper gegenüber der Änderung seines Bewegungszustandes ist. Formelzeichen: ) Einheit: ein Kilogramm mal Quadratmeter (1 kg . m 2) Für einen ausgedehnten Körper muss man die Trägheitsmomente J = t..m j· r j2 aller Masseteilchen aufsummieren und erhält:
Mithilfe der Integ ral rechnung kann man unter bestimmten Bedingungen das Träg heitsmoment folgen dermaßen berechnen:
n
L
J=
;=1
J =
Nachfolgend sind die Trägheitsmomente einiger Körper angegeben . Dabei ist zu beachten, dass sich das Trägheitsmoment immer auf eine bestimmte Drehachse bezieht.
fr 2 dm
Trägheitsmomente ausgewählter Körper
'
Massepunkt
#
dünner Kreisring
Voll zylinder
, , ,, r,,
,
,,
\,
,
, ,
... '
J Ku gel
= m . r2
J = 1. m . r 2 2
Hohl zylinder
) = ~5 m . r 2
I
gerader Kre iskegel
Qu ader
Stab
~-'7----' b \4 J=
l.. m . r 2 10
--~ Ie
) = J.. m (b 2 + e 2) 12 ~------------------------------
I V J
,nn
I
J
= 112 mllP.12
Mechanik
100
Grundgesetz der Dynam ik der Rotation Bei der Translation gilt der grundlegende Zusammenhang F = m . ä, das newt onsche Grundgesetz ( / S. 77). Analog dazu gibt es auch für die Dynamik rotierender Körper einen Zusammenhang zwischen dem auf ei nem Körper wirkenden Drehmoment, seinem Trägheitsmoment und der W inkel beschleunigung des Körpers, der als Grundgesetz der Dynamik der Rotati o n bezeichnet wird .
•
I
Drehmolll ·nt un d
Für den Zusammenhang zwischen Drehmoment M, Trägheitsmoment J und Winkelbeschleunigung a gilt d ie Gleichung:
Wink('lb p ~(h l lIIl
Clung si nd axia le Vektoren mit g leicher Richtung, sod ass m an vektori ell au ch schreiben kann:
-
-)
M = J ·(J.
Die Rotationsenergie Ein rotierender Körper, z. B. ein Schwungrad, besitzt Rotationsenergie. Das ist eine spez ielle Fo rm der kinetischen Energie ( / S. 86). Bewegt sich ein Massete ilchen m j mit der Geschwindigkeit Vj um eine feste Drehachse, dann beträgt seine Bewegungsenergie:
M = } ·o:
oder Die Gesamte nergie ist gleich der Summe der Tei lenerg ien :
Die Rotationsenergie des gesamten Körpers ergibt sich als Summe der Energien aller seiner Masseteilchen .
n
Ero t
'-
I.JE j ,
1
Die Rotationsenergie eines Körpers kann berechnet werden mit der Gleichung :
Auß erd em gi lt (/ S. 99):
J (V
n
I i
Trägheitsmoment W inkelgeschwindigkeit
Im, ( ,2 = J 1
Analoge Größen und Gesetze Ähnlich wie in der Kinematik (/ S. 96) gibt es auch in der Dynamik bei Translation und Rotati on analoge Größen und Zusammenhänge. Translation
Rotation
Kraft F Masse m
Drehmoment Trägheitsmoment
newtonsches Grundgesetz:
Grundgesetz der Dynamik der Rotati o n:
F= m ·ä kinetische Energie: E kin =
~ m . v2
Rotationsenergie:
Erat
= ~ J . w2
M J
Mechanik starrer Körper
101
Ein Vollzylinder und eine Ku gel mit gleicher Masse und gleichem Radius rollen aus gleicher Höhe eine geneigte Ebene hinab. We lcher der be iden Körper kom m t eher unten an? o
Ana lyse: Beide Körper bewegen sich beschleunigt abwärts. Dabei wird die für beide Körper gleiche potenzielle Energie in kinetische Energie der Translation und in Rotationsenergie umgewandelt. Wir gehen davon aus, dass die Reibung beide Bewegungen gleichartig beeinflusst. Sie braucht deshalb nicht berücksichtigt zu werden . Der Körper, der die größere Geschwindigkeit oder Beschleunigung erreicht, kommt eher unten an. Es bietet sich ein energetischer An satz an.
Gesucht: Gegeben:
Das Erg ebnis könnte man auch experim ent ell erm itteln. Die Erklärung des Erg ebnisses ergibt sich aus der nebensteh enden Betrachtung.
Geschwindigkeiten vK' Vz Gleiche Höhe h des Herabro ll ens
Lösung: Allgemein gilt für die Energien
m .9 .h
= .12 m . v2 + .12 J . (J
Für den Vollzylinder erhält man mit J m .9 .h
= .12 m
m·g · h
= 4~ m'
Vz
= ~ m . r 2, v = Vz und = ~ : (V
. v 2 + .1 . .1 m . r 2 Z
2
2
.
'd. (2
vZ2
= J~ g . h
Durch analoge Überlegungen erhält man für die Kugel mit J = ~5 m . r 2 .. VK
= J~g .
Der Vergleich zeigt: vK> vz. da
h
~
z
1,2>
A'"
1,1 S.
Ergebnis: Beim Herabrollen erreicht die Kugel die größere Geschwindigkeit, kommt also eher unten an als der Vo ll zylinder.
In der Praxis spielt die Rotationsenergie vor allem bei rotierenden Wellen und Maschinenteilen, den Rotoren von Elektromotoren und GeneratoI en, Fahrzeugrädern oder Kreiseln eine Rolle. So muss Energie aufgewe ndet werden, um ein en Körper in Rotation zu versetzen. In rot ierenden Körpern kann auch eine erhebliche Energie gespeichert we rd en. Das wird vor allem bei Schwungrädern genutzt.
Bea chte: Di e max imale Geschwindigkeit ein es herabrol lend en Körpers ist unabh ängig von M asse und Radius des Körpe r~ hängt aber von der M assevert eilung ab.
102
i Der Begriff Impuls ist abge leitet vom latei nischen impell ere = anstoßen . W ir betrachten nachfolgend Körp er, die ein e translato ri sche Bewegung ausfüh ren und die mit dem Modell Massepunkt (/ S. 55) beschrieben werden können .
Mechanik
2.6
Impuls und Drehimpuls
2.6.1
Kraftstoß, Impuls und Impulserhaltungssatz
Der Impuls eines Körpers Den Bewegungszustand eines Körpers, z. B. eines Balles oder eines Aut os, kann man mit der physikalischen Größe Geschwindigkeit beschrei ben . Will man den Bewegungszustand ändern, dann ist eine Kraft erforderlich, die von der Masse des Körpers abh ängt. Auch bei Einbeziehung möglicher W irku ngen von bewegten Körpern spielen Geschwindigkeit und Masse des Körpers eine Rolle. So ist z. B. bei einem Crashtest die Verformung eines Pkw umso größer, je größer sei ne ursprüngliche Geschwindigkeit und seine Gesamtmasse si nd. Fährt ein schwerer Lkw mit einer bestimmten Geschwin dig keit auf einen stehenden Pkw auf, so ist die Wirkung größer als beim Auffahren eines leichte n Pkw .
• Früher wurde für die physikalische Größe Impuls auch die Bezeichnung Bewegungsgröße genutzt. Da der Impuls den Beweg ungszu st and eines Körp ers ken nzeichnet, ist er ein e Zustandsgröße. Darü ber hinaus ist er eine vektorie lle Große, dere n Richtung mit der der Geschwindigkeit übereinstimmt.
Der Bewegungszustand eines Körpers wird sowohl durch seine Geschwindi g keit als auch durch seine Masse gekennzeichnet. Zur Beschrei bung dieses Bewegungszustandes nutzt man d ie physikalische Größe Impuls, die als Produ kt aus Geschwindig keit und Masse definiert ist. Der Impuls eines Körpers kennzeichnet die Wu cht, die dieser Körper bei einer Translationsbewegung hat.
p
Formelzeichen: Einheit: ein Kilogramm mal Meter durch Sekunde (1 kg . ~ ) Der Impuls eines Körpers kann berechnet werden mit der Gleichung:
p
=m . v
m
v
Masse des Körpers Geschwindigkeit des Körpers
Vergleichen Sie den Impuls eines Geschosses (m G = 12 g, vG = 830 ~ ) mit dem eines Balles mit der Masse von 500 g, der sich mit 72 km h bewegt!. Analyse: Zu berechnen ist j eweils der Impuls . Er ergibt sich aus der Masse und der Geschwindigkeit. Für einen Vergleich ist es erforderlich, ihn in der gleichen Ei nheit anzugeben .
Gesucht:
Impuls und Drehimpuls
Gegeben:
mG vG
= 12 9 = 0,012 kg = 830 ~ = 500 9 = 0,5 kg
= 72
km h
= 20
f!! s
Lösung: Angewendet wird die Definitionsgleichung des Impulses P = m . v.
PG
= 0,012 kg
. 830 f!!
PB = 0 , 5 kg . 20
s
f!! s
= 9,96
= 10
103
Haben zw ei Körper den gl ei ch en Impuls, so verh alten sich ihre Massen umgekehrt proportion al zu ihren Geschwindigke ite n, denn es gilt: m , ·v ,= m 2· v 2 und damit
kg · m s
kg . m s
Ergebn is: Geschoss und Ball haben etwa den gleichen Impuls von 10 kg ~ m .
Impulsänderung und Kraftstoß
• Die Wirkun g von Körpern mit g leich em Impuls ka nn vö llig unterschi edlich se in .
p= veines Körpers zu ändern, gibt es unterschiedli-
Um den Impuls m . che Möglichkeiten.
Die Änderung des Impulses eines Körpers kann erfolgen durch Änderung der Masse des Körpers. Flugzeug mit = konstant, dessen Masse sich durch Treibstoffverbra uch verringert.
v
durch Änderung des Betrages der Geschwindigkeit . Bergab rollender Radfahrer, dessen Geschwindigkeit sich vergrößert.
Wir betrachten nachfolgend nur den Fall, bei dem man einen Körper als Massepunkt ansehen kann, keine Reibung auftritt und durch eine Kraft der Bewegungszustand des Körpers geändert wird. Wirkt in einem solchen Fall eine bestimmte Kraft auf einen Körper, z. B. einen Ball, ein, so ist die Wirkung der Kraft von ihrem Betrag, ihrer Richtung sowie von der Dauer der Krafteinwirkung abhängig. Das zeitl iche Einwirken einer Kraft auf einen Körper wird durch die physikalische Größe Kraftstoß erfasst.
durch Änderung der Richtung der Geschwindigkeit. Billiardkugel prallt gegen die Bande und wird dort reflektiert.
Die M)s ~e ei nes Körpers hängt von se iner Geschwindig ke it ab. Für die hier betrach t ete n Bewegungen kann die relativisti sch e Masseänd erung ( / S. 439) vern achl ässigt w erden.
104
Mechanik
•-
Für die Einheiten g ilt: 1 N . s = 1 kg · m· s s2
1N · s = 1~ s
Der Kraftstoß hat also die gle iche Einheit wie der Impuls (/ S. 102).
Der Kraftstoß kennzeichnet die Wirkung einer Kraft über eine bestimmt Zeit auf einen Körper.
T
Formelzeichen: Einheiten: ein Newton mal Sekunde (1 N . s) Unter der Bedingung, dass die Kraft im Zeitintervall konstant ist, kann der Kraftstoß berechnet werden mit der Gleichung:
T =F .M
F M
auf den Körper wirkende Kraft Zeitdauer der Einwirkung
Ist die einwirkende Kraft nicht konstant, so kann man mit einer mittleren Kraft rechnen oder den Kraftstoß durch Integration ermitte ln, wenn F(t) bekannt ist.
• Der Kraftstoß auf einen Körper kennzeichnet einen Vorgang und ist daher ein e Prozessgröße. Er ist darüber hinaus eine vektorielle Größe, dessen Rich tung mit der der einwirkenden Kraft übereinstimmt.
• Wir betrachten auch hier nur Körper, die als Massepunkte ( /' S. 55) angesehen werden können . Damit sind Drehbewegungen ausgeschlossen. Der Körper sei darüber hin aus frei beweglich .
' J
F*- konstant
F =konstant F
F
Ll
t,
~T " ,,:
I
! i 'J(t)dt
,:,
Zusammenhang zwischen Kraftstoß und Impuls Ein Kraftstoß auf einen Körper ist immer mit einer Impu lsänderung verbunden. Mathematisch lässt sich der Zusammenhang folgendermaßen beschreiben : Auf einen Körper wird ein Kraftstoß F . M ausgeübt, wobei F = konstant sei. Setzt man für F = m . ä (newtonsches Grundgesetz), so erhä lt man:
F·M=m·ä·M Mit
ä = LlV
ergibt sich
Llt
F·M=m·Llv.M
oder
LIt
Links steht der Kraftstoß auf einen Körper, rechts die Änderung se in es Impu lses. Allgemein gilt folgender Zusammenhang:
• in der Übersicht S. 105 oben sind drei charakteristische Fälle der Impulsänderung beschrieben.
Der Kraftstoß pulses
/':,p.
T auf einen Körper ist gleich der Änderung seines ImF M m /':,v
einwirkende Kraft Zeitdauer der Einwirkung Masse des Körpers Geschwindigkeitsänderung
105
Impuls und Drehimpuls
Kraftstoß entgegen der Bewegungsrichtung
Kraftstoß in Bewegungsrichtung vor dem Kraftstoß
nach dem Kraftstoß
nach dem Kraftstoß
vor dem Kraftstoß
T
T Pl
8
Der Impuls wird größer, die Richtung bleibt erhalten.
Kraftstoß in beliebiger Richtung vor dem Kraftstoß
nach dem Kraftstoß
Pl
Der Impuls wird kleiner, kann auch null werden oder se in e Richtung umkehren.
Betrag und Richtung des Impulses ändern sich.
•
Impuls und Kraft Aus dem Zusammenhang zwischen Kraftstoß und Impulsänderung F . M =!'1p erhält man für die Kraft: Die Kraft ist gleich der zeitlichen Änderung des Impulses.
!'1p Änderung des Impulses t
Zeitdauer
Ist die auf einen Körper wirkende Kraft nicht konstant, dann kann man die Momentankraft ermitteln, in dem man die Zeitdauer immer klei ner wählt. Dann ergibt sich: _ -.
Diese Definition der Kraft ist allgemeiner als die Kraftdefinition über die Beschleunigung F =m . ä. Sie berücksichtigt auch den Fall, dass sich wäh rend eines Vorganges die Masse eines Körpers ändern kann ( / S. 439 ).
F
<\ p
= \~ ~ OM
F =iE.= ~· dt
Der Impulserhaltungssatz Wir betrachten ein System aus zwei mit elastischen Federn versehenen W ag en, auf die keine äußeren Kräfte wirken (s. Skizzen unten). Nach dem Wechselwirkungsgesetz gilt für die Kräfte:
-F 1 = F2
od er
• •
Ein System, auf d as keine äuße ren Kräfte w irken, nennt man ein kräftemäßig
abgesch lossenes System ( / S. 84).
Die Multiplikation mit M erg ibt: oder Die beim Zusammenstoß auftretenden Impulsänderungen heben sich gege nseitig auf. Der Gesamtimpuls bleibt gleich. vor dem Zusammenstoß
beim Zusammenstoß
nach dem Zusammenstoß U1
V1
Der Gesam!lmpuls b~trägt m1· v 1+ m 2· v 2
Die Impulsänderung ist null.
Der Gesam!lmpuls b~trägt m1 . U1 + m 2 . u2
Mechanik
, Der Impul s ist wi e di e En ergi e, di e elektrisch e Ladung oder di e M asse ein e Erh alt ungsgröße, für di e ein Erhaltungssatz gilt.
Aus diesem Beispiel und aus vielfältigen anderen Untersuchungen ergibt sich als grundlegender Erfahrungssatz der Impulserhaltungssatz . In einem kräftemäßig abgesch lossenen System bleibt der Gesamtim puls erhalten . Es gilt: n = + + ... + = I p; = konstant
p p, P2
e.
Pn
Gesamtimpuls
p" P2, ... Impulse der einze lnen Körper des Systems Häufig besteht ein System nur aus zwei Körpern, die miteinander wech selwirken. Durch eine solche Wechselwirkung wird der Gesamtimpuls nicht beeinflusst. Er bleibt erhalten .
• Bei den beteili gte n Körp ern sin d st et s Bet rag und Ri chtung der Geschwind igkeit zu bea chten. Bewegen sich Kö rp er läng s einer Geraden, dan n brin gt man d ie unte rschi edliche Ri chtung der Geschw indig ke it en durch verschiedenen Vo rze ichen zum Au sd ruck.
Für ein kräftemäßig abgeschlossenes System aus zwei Körpern, die miteinander wechselwirken, ist der Impuls vor der Wechselwirkung gleich dem Impuls nach der Wechselwirkung.
Massen der Körper Geschwindigkeiten vor der Wechselwirkung
U" U 2
Geschwindigkeiten nach der Wechselwirkung
Beim Abfeuern einer Waffe spürt man einen kurzen Stoß, der als Rückstoß bezeichnet wird. Wie kommt der Rückstoß zustande? Waffe und Geschoss einschließlich Treibladung können als kräftemäßig abgeschlossen es System mit dem Gesamtimpuls = 0 betrach t et w erden. Nach dem Auslösen der Waffe wird das Geschoss kurzzeitig stark beschleunigt und verlässt zusammen mit den Gasen der Treibladung den Lauf mit großer Geschwindigkeit. Vernachlässigt man die Gase wegen ihrer meist geringen Masse, dann sind noch Geschoss und Waffe zu betrachten.
p
vor dem Abschuss
-
nach dem Abschuss
mG
mw · Vw - mG .
mw '
VG
=0
w =
V
mG . vG
Impuls und Drehimpuls
Durch die Bewegung des Geschosses in die eine Richtung bewegt sich die W affe in die entgegengesetzte Richtung. Da aber ihre Masse wesentlich größer als die des Geschosses ist, gilt für d ie Geschwindigkeiten: Die Geschwind ig ke it der W affe ist wesentlich kle iner als die des Geschosses. Raketenantrieb und Raketengrundgleichung Raumflugkörper w erden nach dem Rückstoßprinzip ang etrieben . Di ese Antriebsform stellt praktisch die einzige Möglichkeit da r, den Im puls und damit au ch die Geschwindigkeit des Raumflugkörpers zu ändern. Eine Rakete oder ein Raumflugkörpe r mit Triebwerk stellt ein kräftemä ßig abgeschlossenes System dar, für das der Im pul serhaltungssatz gilt.
107J
i Bei so gena nnten rü ckstoßfre ien Geschützen wird der Rückstoßimpu ls durch den Schubim puls eines Pulverg asstrah ls kompensiert, der entgegengesetzt zur Richtung der Geschossbewegu ng austritt .
•
Nach dem Impulserhaltungssatz gilt dann:
Für den Betrag der Geschwindig keit der Rakete erhält man:
Das Foto zeigt eine Rakete vom Typ Ariane. Das sind Trägerraketen für den Transport von Nutzund Forschungssate lliten. Die gegenwärtig eingesetzte Version, die Ar iane 5, kann Nutzlasten bis 15 t in eine erdnahe und bis 5 t in ein e erdfernere Bahn bringen. Gestartet werden diese Raketen im französischen Raum fahrtzentrum Kou rou in FranzösischGu ayana.
Die Gleichung gilt nur für den Fall, dass die Rakete k urzzeit ig besch leunigt wird. Bleiben die Triebwerke län gere Zeit eingeschaltet, dann kann die Masse der Rakete nicht mehr als konstant angesehen werden , da sich stä ndig die Masse des Treibstoffes ve rri ngert. Das wird bei der Raketengrundgleichung berü cks ichtigt. Die Geschwindigkeit einer zunä chst ruhenden Rakete kann bei Vernachlässigung vo n Gravitationsfeldern berechnet werden mit der Gleichung: VR
vG
m
Endmasse der Rakete
mo
Endgeschwindigkeit der Rakete Ausströmgeschwindigkeit der Verbrennungsgase Anfangsmasse der Rakete
• Di e Endgeschwindigkeit, die eine Rakete bis zum Ende der Brenndauer von Triebwerken erreicht, ne nnt man auch Brennschlussgeschwindigkeit.
108
•
Mechanik
Impulserhaltung und Schwerpunkt von Körpern
I
Diese Beziehung wird auch als Schwerpunktsatz bezeichnet. Weitere Aussagen zum Schwerpunkt von Körpern sind / S. 93 f. zu fin den.
Für ruh ende Körper in einem abgeschlossenen System (/ S. 84) gilt die Beziehung
Schwerpunkt
I I
Der Gesamtimpuls der Körper ist null. Wir~- X1 --}-- X2ken nur innere Kräfte, dann gilt für das I System der Impulserhaltungssatz . Bewegen sich die Körper geradlinig und gleichförmig voneinander weg, dann gilt die oben genannte Beziehung ebenfalls. Das bedeutet: Der Schwerpunkt bleibt auch bei gleichförmiger geradliniger Bewegung der Körper erhalten. Diese Aussag e lässt sich auf beliebige Bewegungsvorgänge in kräftemäßig abgeschlossenen Systemen vera llgemeinern . Der Schwerpunkt eines kräftemäßig abgeschlossenen Systems bleibt erhalten, unabhängig davon, welche Bewegungen du rch innere Kräfte im System erfolgen. Der Schwerpunkt kann dabei in Ruhe sein oder sich bewegen .
•
I
Ein Feuerwerkskörper, der in größerer Höhe exp lodi ert, behält se in en Schwe rpun kt be i, da nur in nere Kräfte wirken .
•
Auch unser Sonnensystem besitzt einen Schwerpunkt, der seine Lage trotz der Bewegung der Himmelskörper in Bezug auf das Son nensystem nicht ändert. Vergl eicht man die Massen der Planeten, dann zeigt sich: Nur der Planet Jupiter hat wegen seiner extrem großen Masse merklichen Einfluss auf die Lage des Schwerpunktes. Da her werden nachfolgend nur Sonne und Jupiter betrachtet. Für diese Himmelskörper gilt der Schwerpunktsatz . Nach dem Schwerpunktsatz gilt fü r diese beiden Körper:
Das Umstellen der Gleichung nach as und das Einsetzen der Werte liefert als Lösung: Der Schwerpunkt des Sonnensystems ist etwa 740000 km vom Son nenmittelpunkt entfernt und liegt damit außerhalb der Sonne. Jupiter und Sonne sowie auch die anderen Planeten bewegen sich um diesen Schwerpunkt. Ein außerirdischer Beobachter würde die Positionsveränderung der Sonne eventuell erkennen und 50 die Existenz eines massereichen Planeten schlussfolgern können, selbst wenn er diesen Planeten nicht beobachtet hat. Auf diese Weise hat man in den letzten Jahren eine Reihe von Planetensystemen um andere Sterne entdeckt. Das erste solche Planetensystem fanden 1995 M. M AYOR und D. QU ELOZ um den Stern 51 Pegasi.
Impuls und Drehimpuls
2.6 .2 Unelastische und elastische Stöße
109
•
l Einteilung von Stößen
Stoßvorgänge oder Stöße treten in Natur, Techn ik und Alltag in vielfältiger W eise auf. •
Beisp iele für Stöße sind der Aufprall eines Ba lles auf den Boden, der Schlag gegen einen Tenn isball, der Zusammenstoß zweie r Fahrzeuge oder von Elementarte ilch en, der Aufprall eines Himmelskörpers auf einen anderen oder der Schlag, den ein Boxer seinem Gegner zufügt.
Di e beiden Arten von Stößen sind Idea li sierungen, die in der Praxis nur näherung sweise auftreten. Daher muss man in jedem ein ze lnen Fal l prüfen, welcher Stoß vo rli egt und welch e Gesetze dann näherungsweise an wendbar sind.
Nach der Energ iebila nz unterscheidet man zwischen unelastischen und elastischen Stößen. unel astischer Stoß
elastischer Stoß
Bei der W echselwirkung der Körper treten nur unelastische Verformungen auf.
Bei der Wechselwi rkung der Körper treten nur elastische Verform ungen auf.
Es gilt der Impulserhaltungssatz und der al lgemeine Energieerha ltungssatz . Ein Te il der mechanischen Energie wird in andere Energieformen umgewandelt.
Es gilt der Impulserhaltungssatz und der Energieerhaltungssatz der Mechanik, d. h. die mechanische Energie des Systems bleibt erha lten.
Zwei Autos stoßen frontal zusamme n und werden dabei unelastisch verformt.
Ein Tennisba ll wird m it einem Tennisschläger weggeschlagen.
Nach der Lage der Körper zueinander beim Stoß unterscheidet man zwi sche n geraden und schiefen Stößen. gerader Stoß
--0
schiefer Stoß
?z n
- - - ~---
Die Impu lsvektoren liegen auf einer Linie.
Di e Impu lsvektoren liegen nicht auf einer Linie.
I
110
Mechanik
Steht darüber hinaus die Ve rbindungsgerade der Schwerpunkte beider Körper senkrecht auf der Berührungsfläche, die sich beim Stoß ausbildet, dann spricht man von einem zentralen Stoß. Der zentrale gerade unelastische Stoß Beim ze ntralen unelastischen Stoß zweier Körper, z. B. bei einem Auffahrunfall, - t reten keine elastischen Verformungen zwischen den beteiligten Körpern auf, - bewegen sich die Körper nach dem Stoß mit einer gemeinsamen Geschwindigkeit weiter, - w ird ein Teil der mechanischen Energie in andere Energieformen umgewandelt.
i Es ist stets der vekto ri elle Ch arakter der Geschwindigkeit zu beachten. W erd en nur die Beträge betrachtet, so wird die Richtung der Geschwi ndig keit d urch das Vo rzeichen berück sichtigt.
Kennzeichnung des Vorganges
mathematischer Zusammenhang
Es gilt der Impulserhaltungssatz.
m, ·
\7,
+ m 2' \72= (m , + miu
Bewegen sich alle Körper in der gleichen Richtung, so gilt:
m, . v, + m2 . v2 = (m , + m 2)u
I I
Die gemeinsame Geschwindigkeit der Körper nach dem Stoß ergibt sich aus dem Impulserhaltungssatz. Die mechanische Energie der Körper verringert sich .
m1
. V
1
m1
j
L1Emech
+ m2 + m2
. V
2
= i (m , . v ,2 + m 2 ' v/
)
_1 (m, + m 2)u 2 2
Von Interesse sind auch einige spezielle Fälle, die sich aus dem Verhältnis der Massen bzw. der Geschwindigkeiten der betei ligten Körper ergeben. Bedingung
m, »
m 2' Körper 1 stößt mit gegen Körper 2, Körper 2 ruht.
v,
Bewegung nach dem Stoß Beide Körper bewegen sich näherungsweise mit der Geschwindig ke it weiter.
v,
Ein Lkw stößt gegen einen Pkw.
m, = m 2' Körper 1 und Körper 2 haben die gleiche Geschwindigkeit bei entgegengesetzter Richtung .
m, «
m 2' Körper 1 stößt mit gegen Körper 2, der ruht oder sich mit v2 bewegt.
v,
Beide Körper sind nach dem Stoß in Ruhe. •
Pkw stoßen frontal zusammen.
Beide Körper ruhen oder bewegen sich näherungsweise mit der Geschwindig keit v2 weiter. •
Ein Geschoss trifft auf einen Körper.
Impuls und Drehimpuls
•
Beschreiben Sie eine Möglichkeit der Bestimmung der Geschossgeschwindigkeit!
Eine Möglichkeit, die Geschwind igkeit eines Geschosses experimentell zu bestimmen, ist die Verwend ung eines ballistischen Pendels. Das ist ein Holzklotz, in den das Geschoss eindringen kan n und in dem es st ecken bl eibt. a)
b)
111- '
i Geschossgeschwi ndigkeiten kö nn en in ei nem weiten Bere ich varii eren. Bei Pisto len und Gewehren liegen sie meist zwischen 200 f!\ und 700 f!\. S S
\
\ \
\ \
\ \
\
\
\ \
m1
V1
• Es liegt ein unelastischer St oß vor. Betrachtet man Geschoss und Holzklotz als kräftemäßig abgeschlossenes System, dann gilt der Impu Iserha Itungssatz: ml . Vl V 1
= (m , + m2) u
und damit
= m 1 + mz . U
(1)
m1
Di e gemeinsame Geschwindigkeit u lässt sich z. B. folgendermaßen bestimmen: Beim Auftreffen des Geschosses gerät das ballistische Pendel in Schwingungen. Dann gilt nach dem Energieerhaltungssatz:
u =~
(2)
Setzt man (2) in (1) ein, so erhält man: V
1
= m l+ m Z ~ m1
Die Massen des Geschosses (m l ) und des Holzklotzes (m 2) können ebenso wie die Höhe h gemessen werden. Aus den Messwerten ka nn man die Geschwindigkeit des Geschosses bestimmen. Der zentra le gerade elastische Stoß Be im zentralen elastischen Stoß zweier Körper, z. B. beim Aufprall einer Billardk ugel auf eine andere, trete n nur elastische Wechselwirkungen auf, bewegen sich die Körper nach dem Stoß mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten weiter, ble ibt die mechanische Energie erhalten.
Di e Geschwindigkeit kan n auch folgendermaßen bestimmt werden: Der Hol zklotz wird nicht an Fäden aufg ehängt, sondern li egt auf einer hori zonta len Fläche. Beim Auftreffe n des Geschosses bewegt er sich ei ne bestim mte Strecke s. Dabei wird Reibungsarbeit ( / S. 89) verrichtet. Di e kineti sche Energie des Geschosses ~ m l . ist gleich der verrichteten Reibungsa rb eit
vf
p (ml + m 2) 9 . 5 Darau s ergibt sich
vl'
I
112
• Es ist stets der vektori elle Charakter der Geschwindigkeit zu beachten. Werden nur die Beträge betrach tet, 50 wi rd die Rich tung der Geschwindigkeit durch das Vo rzeichen berücksichtigt.
Di e Herleit ung der Gl eichung en für die Geschwi nd ig keiten beim eil {I ,ehen Stoß ist auf der CD zu f inden .
Mechanik
Kennzeichnung des Vorgangs
mathematischer Zusammenhang
Es gilt der Impulserhaltungssatz.
m, . v, + m, . ", = m, . u,+ m, .
u,l
Bewegen sich alle Körper in einer Richtung so gilt:
m, . v, + m2 . v2 =m, . u, + m2 . U2 ! Es gilt der Energiee rhaltungssatz der Mechanik. Bei Bewegungen in einer Ebene spielt nur die kinetische Energie eine Rolle.
m,
T
V '
2
Die Geschwindigkeiten der Körper nach dem St oß ergeben sich aus den Gleichungen für Impuls und Energie (2 Gleichungen mit 2 Unbekannten )
m2 2 + T V2
m,
2
m
2
2 T U' + T U2
2m 2 , v 2
+ (m,
- m 2 )v,
m, +m 2
Ähnlich wie beim unelastischen Stoß gibt es auch beim elastischen Stoß einige spezielle Fälle, die sich aus dem Verhältn is der Massen bzw. der Geschwindigkeiten der beteiligten Körper ergeben .
• Ei n Beispiel für den Fall m l = m 2 sind zusammenstoßende Billardkugeln.
Bedingungen
m,
= mb
Bewegungen nach dem Stoß
beliebige Geschwindig-
keiten
n
v, _
~2n
~ - - - ------ ~- -
n
L~' n u} ------ ~ - ~-- - --
m, Körper gleicher Masse "tauschen" ihre Geschwindigkeiten. Das Auftreffen ein es Tischtennisballes auf ei ne Ti schtennisp latt e ist ei n Stoß gege n eine fest e Wand.
m1 « m2' Körper 2 ist in Ruhe (Stoß gegen eine feste W and )
u, =
- V1
Beim elast ischen Stoß gegen eine feste Wand ist der Betrag der Geschwindigkeit vor dem Stoß genauso groß wie nach dem St oß, die Richtung der Geschwindigkeit ist entgeg engesetzt. Trifft ein Körper unter einem beliebigen Wink el a gegen eine feste Wand, dann gilt das Reflexionsgesetz (X = (X ' . Das Reflexionsgesetz gilt nur für Massepunkte. Trifft z. B. ein Ball schräg auf eine Wand, dann gilt wegen der auftretenden Rotation das Reflexi onsgesetz nicht.
Impuls und Drehimpuls
113
2.6.3 Der Drehimpuls und seine Erhaltung Der Impuls charakterisiert den Bewegungszustand eines Körpers, den man als Massepunkt ansehen kann, bei einer Translationsbewegung ( / S. 95, 97). In analoger Weise lässt sich der Bewegungszustand eines um eine Achse rotierenden Körpers oder eines auf einer Kreisbahn umlaufenden Körpers durch die Größe Drehimpuls beschreiben. Der Bewegungszustand eines rotierenden oder umlaufenden Körpers wird durch sein Trägheitsmoment} (/ S. 99) und seine Winkelgeschwindigkeit ~ (/ S. 96) bestimmt. Der Drehimpuls eines Körpers kennzeichnet den Schwung, den ein rotierender oder umlaufender Körper hat.
Der Drehimp uls ch arakterisiert den Zustand eines rotierenden Körpers. Es ist eine LU~1 nd gro~n und darüber hinaus ein e w. ktonelk G'L ,e, deren Richtung mit der der Win I
Formelzeichen:
L
Einheit:
ein Kilogramm mal Quadratmeter durch Sekunde (1 kg . m 2 )
Iges
hwindI3~"'i
übereinstim mt.
s
Der Drehimpuls eines rotierenden oder umlaufenden Körpers kann berechnet werden mit der Gleichung: ~
L
~
= } .
w
} ~
(V
Trägheitsmoment des Körpers Winkelgeschwindigkeit des Körpers
Formal gelangt man zur Gleichung für den Drehimpuls, wenn man von der Gleichung =m . für den Impuls ausgeht und dort die zur Translati on analogen Größen der Rotation einsetzt. Die zur Masse analoge Größe ist bei der Rotation das Trägheitsmoment, die zur Geschwindigkeit analoge Größe die W inkelgeschwindigkeit.
v
p
Vergleich zwischen Impuls und Drehimpuls Der Impuls kennzeichnet die Wucht eines Körpers, der als Massepunkt angesehen werden kann, bei einer Translation.
Der Drehimpuls kennzeichnet den Schwung eines Körpers bei seiner Eigendrehung oder eines umlaufende n Körpers .
Der Impuls wird durch Masse und Geschwin digkeit des Körpers bestimmt.
Der Drehimpuls wird durch Trägheitsmoment und Winkelgeschwindig keit des Körpers bestimmt.
p Masse m Trägheitsmoment )
p
= m·
v
Impuls und Geschwind igkeit haben die gleiche Richtung.
L
= } .
w
Drehimpuls und Winkelg eschwindigkeit haben die gleiche Richtung.
Mechanik
114
Drehimpuls und Drehmoment Bei der Translation besteht zwischen Impuls und Kraft ein enger Zusam menhang. Die Kraft ist gleich der zeitlichen Änderung des Impulses (/ S. 105). Analoge Überlegungen kann man auch für Drehimpuls und Drehmoment durchführen . Wirkt auf einen drehbar gelagerten Körper ein bestimmtes Zeitintervall lang ein Drehmoment M, dann ände rt sich dessen Drehimpuls:
M·M= L Di ese Gleichung kann man nach
• Ist das auf einen Körper wirkende r rehmoment nicht konstant, so kann man das momentane Drehmom ent ermitteln, ind em ma n die Zeitda uer immer kleiner wählt. Dann ergibt sic h: _ M= \tlim. 0
*
M umstellen und erhält:
Das Drehmoment, das an einem Körper angreift, ist gleich der zeitli chen Änderung des Drehimpulses.
M= [
.1 [ Änderung des Drehimpulses Zeitdauer
t
Der Drehimpulserhaltungssatz Analog zum Impu lserhaltungssatz (/ 5. 106) gilt auch ein Dreh impulserhaltungssatz. Unter der Bedingung, dass keine äußeren Drehmomente wirken, bleibt in einem abgeschlossenen System der Drehimpuls erhalten . n
[ = [1
+ [2 + ... +
Ln = L
[i
= konstant
i=1
Gesamtdrehimpuls Drehimpulse der einzelnen Körper des Systems
Eine wichtige Anwendung des Dre>himpuls· erhaltungss t7 ssi nd II'rt.;lsel und darauf beruhende Instrumente (Kreise lko mpass, Fliegerh ori zont).
Ein Kunstspringer besitzt nach dem Absprung einen bestimmten Drehimpuls L um ei ne bestimmte Achse . Durch Veränderung der Körperhaltung, z. B. An ziehen der Beine, kann er sein Trägheitsm oment verkleinern und damit seine Winkelgeschwindigkeit vergrößern, denn für L = konst. gilt w Damit werden z. B. Mehrfachsaltos möglich.
j.
Auch bei der Entste hung vo n Planetensyste men spie lt der Drehimpul se rhaltu ngssatz eine Roll e. Extrem langsam rot ierend e Gaswolken im All erhöhen ihre W inkelgeschwind igkeit, wenn sie durch Gravitati on skräfte (/5. 117) kollabieren. Dabei nimmt die Winkelgeschwindigkeit mit Ve rkleinerung des Trägheitsmomentes zu. Es entstehen schnell rotierende Scheiben um junge Sterne, in denen sich Planeten bilden können .
115
Gravitation
2.7
Gravitation
2.7.1
Das Gravitationsgesetz
•
Die Entdeckung des Gravitationsgesetzes durch den englischen Naturforscher ISAAC NEWTON (1643- 1727) war der Endpunkt einer langen und komplizierten historischen Entwicklung. Dabei flossen irdische Beobachtungen über die Erdanziehungskraft und Himmelsbeobachtungen über die Bewegungen des Mondes und der Planeten zusammen . Zu beantworten war letztlich die Frage, ob die Kraft, die Erdmond oder Planeten auf eine kreisähnliche Bahn zwingt, wesensgleich mit der Kraft ist, die wir als Erdanziehungskraft kennen und die z. B. bewirkt, dass ein Apfel nach unten fällt, wenn man ihn loslässt.
Mondbahn
~----
o
Erde
Abg eleitet ist der Begriff Gravitation von gravis (Iat. ) = sc hwe r.
i Ein Teil di eses komplizierten und langwierigen Erkennt nisprozesses w ar der Strei t um das Weltbild, der in den Au se inandersetzung en um di e Richtigkeit des helioze ntrischen Weltb i 1des des NIKOLAUS Ko PERNIJIUS (1 473- 1543) gipfelte.
Die keplerschen Gesetze Ei n entscheidender Schritt auf dem Weg zur Erkenntnis des Gravitationsgesetzes war die Analyse der Bewegungen von Planeten des Sonnensyste ms und die Formulierung entsprechender Gesetze. Dieser Schritt wu rde von JOH ANNES KEPLER (1571 - 1630) unternommen. KEPLER gelangte durch intensi ve Auswertung von Beobachtungen des dänischen Astronomen TYCHO BRAHE (1546- 1601) zu den heute nach ihm benannten kepl erschen Gesetzen, die nachstehend in moderner Formulierung angegeben si nd: 1. kep lersches Gesetz Pl a n e~t:..-_
_ _
Pl anete nbahn
I ~
a.
~
I
Sonne
~
I .., li, ~ - -- - o- --- I - - ~_9,:--- --:r I ~
Alle Planeten bewegen sich auf elliptischen Bahnen . In einem gemeinsa men Brennpunkt steht die Sonne.
I
Da raus folgt, dass sich bei der Bewegung von Planeten um die Sonne der A bsta nd Planet - Sonne ständ ig ändert. Für die Erde beträgt die geringste Entfernung von der Sonne 147,1.10 6 km (Perihel, Anfang Januar), die größt e Entf ernung 152,1 . 10 6 km (Aphel, An f ang Juli) .
• JOHANNES KEPLER
(1571 - 1630) ent deckte die keplersehen Gesetze der Planeten bew egung . Eing ebunden in das Denken sein er Ze it, w ar er zut iefst davo n überzeugt, dass die Welt vo n gött lichen Harmoniepri nzipien durchdrunge n ist.
2. keplersches Gesetz Die Verbindungslinie Sonne - Planet überstreicht in gleichen Zeiten gleiche Flächen. A l _ A2 t,-~
Flächen Zeiten
Daraus folgt, dass sich ein Planet in Sonnenferne langsamer bewegt als in Sonnennähe. Für die Erde betragen die Geschwindigkeiten 29,3 km · S- 1 in Sonnenferne (Juni/Juli) und 30,3 km· S- 1 in Sonnennähe (Dezember/Januar). 3. keplersches Gesetz
---,---Pl anet 1
Die Quadrate der Umlaufzeiten zweier Planeten verhalten sich wie die dritten Potenzen der großen Halbachsen ihrer Bahnen. 2
Tl _
a~
~- ~ Umlaufzeiten der Planeten große Halbachsen der Planeten bahnen
• Geht man davon aus, dass die auf ein en Pl anet en wirk ende Kraft gl eich der Radial kraft ist, dann gilt:
F= m .
4n;2·r
( / S. 82) und damit F(1)
fo
Für Kreisbahnen folgt aus dem 3. kepl erse hen Geset z: T2 - ? Eing esetzt in (1) ergibt sich:
F _ 1-
(2
Aus diesem Gesetz folgt, dass die Bahngeschwindigkeit von Planeten mit wachsendem Abstand von der Sonne abnimmt. Merkur als sonnennächst er Planet bewegt sich schneller um die Sonne als die Erde. Die Erde bewegt sich schneller um die Sonne als die sonnenfernen Planeten Saturn oder Pluto. Aus den keplerschen Gesetzen ergeben sich wichtige Hinweise auf den Charakter der Gravitationskraft. Das gilt vor allem für das 3. keplersche Gesetz. NEWTONS Mondrechnung Neben I. NEWTON (1643- 1727) waren im 17. Jahrhundert auch schon andere Gelehrte, z. B. der Astronom EDMUND HALLEY (1656 - 1743), auf den Zusammenhang zwischen Kraft und Abstand gestoßen (s. Randspalte). Mithilfe der so genannten M ondrechnung konnte NEWTON aber zeigen, dass es sich bei der Kraft zwischen Himmelskörpern um die gleiche Art von Kraft handelt e, die auch die Körper auf der Erdoberfläche anzog . NEWTON ging bei seinen Überlegungen von einer näherungsweisen Kreisbewegung des Mondes um die Erde aus. Die in Richtung Erde wirkende Radialbeschleunigung beträgt nach den Geset zen der Kreisbewegung dann :
a
Gravitati on
Darin bedeuten T die Umlaufz eit des Mondes um d ie Erde (27,32 d) und r den mittleren Mondbahnrad ius (384400 km). NEWTON wusste : Der Radius r der Mondbahn ist et wa 60-mal größer als der Erdradius R. Für das Verhält nis der Radialbeschleun igung a des Mondes und der Fallbeschleunigung 9 an der Erdoberf läch e gilt näherungsweise : 9. = _ 1_ "" ( .1.. ) 2 = (ß/ g 3 590 60 r Sind beide Beschleunigungen auf dieselbe Kraft zurückzuführen, dann müsste für diese Kraft eine Entfernungsabhängigkeit der Form F - ~ gelten . r
117
• In den Jahren 1680- 1684 arb eit et e ISAAC NEWTON die Th eori e der Plan et enbewegung aus. Den Zu sa mm enh ang F - ~ fa nd N EWTON bereits et wa 1665 .
Die Erdanziehungskraft und die im All wirkenden Anziehungskräfte zwischen Himmelskörpern sind auf das Wirken ein - und desselben Gesetzes, des Gravitationsgesetzes, zurückzuführen . Das Gravitationsgesetz Das Gravitationsgesetz fand ISAAc NEWTON um 1687. Es lautet: Zwischen zwei Körpern wirken aufgrund ihrer Massen anziehende Kräfte, die gleich groß und entgegengesetzt gerichtet sind . Für den Betrag dieser Gravitationskräfte gilt: G Gravitationskonstant e m, M Massen der Körper r Abstand der Massenmittelpunkte
Di e Gravitationskonstante G kann experimentell ermittelt werden. Erstma ls gelang das 1798 dem englischen Physiker HEN RY CAVENDISH (1731-1810, Bild rechts) mit einer von ihm erfundenen Drehwaage. Die Skizze zeigt das Messprin zip. A n einem Draht sind zwei kleine kuge lförmige Körper befestigt. Darüber hinaus ist ein Spiegel angebracht, über den die Verdrillung des Sp iegel Drahtes gemessen werden kann . Zwe i große Kugeln sind symmetrisch einer drehbar gelagerten auf m, = 730 g Scheibe befestigt. Bei gleichem Abm2 = 158 kg _--+-::7"""'=-~/ sta nd von den kleinen Kugeln heben sich die Gravitationskräfte auf. Der Draht wird nicht verd r illt. Nähert ma n die großen Kugeln den kleinen, so wird der Draht aufgrund der wirke nden Gravitationskräfte verdrillt. Die Stärke der Verdrillung kann gemessen und damit die Gravitationskonstante bestimmt werden.
• Aufgrund der -r wi llun ist j eder Körpe r auf der Erde " schwe r " . Au s diesen Überl eg ung en ergibt sich der Begriff "schwere Masse", der von der "trägen Masse" unte rsch ieden wi rd, di e bei Bew egungsänd erung en ein e Roll e spi elt. Schwere und t rä ge r eines Körpers sind gleich groß .
118
Mechanik
Mithilfe des Gravitationsgesetzes kann man die Erde "wiegen", also ihre Masse ermitteln. Führen Sie eine solche Bestimmung der Erdmasse durch !
•
Die nebenstehend genannte Gl eichung (1) kann man beisp ielsweise dazu nutzen, um die Fallbeschleunigung an der Oberfläche von Him melskörpern zu berechnen, w enn man deren Masse und Ra dius kennt .
Analyse: Die Gewichtskraft FG eines Körpers auf der Erdoberfläche ist g leich der Gravitationskraft zwischen ihm und der Erde. Es gilt also:
m . g= G· m · M
---ri2
und damit
g
= G· !!!. R2
Erde mit der Masse M
(1)
Mithilfe der nach M umgestellten Gleichung kann man die Erdmasse berechnen. Gesucht: Gegeben:
M
G
= 6,67· 10- 11 ~ kg . 5 2
g
= 9,81
R
= 6371
~
5
km
= 6,371
. 10 6 m
Lösung: M 9,81 ~ . (6,371 . 10 6 m) 2
M
•
667. 1O - 1 1~ ,
Di e Erdm asse ist 8l -mal größer als die Mondm asse. Sie beträgt aber nur 1 330 000 der M asse der Sonne .
Al s An satz ist bei solch en Aufgab en häufig zu w ähl en: Radi alkraft = Gravit ationskraft m ·M rn .ir = G · -;:2
M
= 5,97·
kg . 52
10 24 kg
Ergebnis: Die Masse der Erde beträgt 5,97· 10 24 kg.
Das Gravitationsgesetz kann zur Lösung weiterer interessanter Aufgaben genutzt werden, beispielsweise zur Bestimmung der 1. kosmischen Geschwindigkeit ( / S. 124) oder zur Bestimmung der Bahngeschwindig keit des Mondes um die Erde . Mithilfe der Gravitation lassen sich auch Erscheinungen wie Ebbe und Flut erklären.
119
Gravitation
2.7.2 Gravitationsfelder Beschreibung von Gravitationsfeldern Lange Zeit konnte die Wissenschaft nicht die Frage beantworten, wie die gravitative Wirkung zwischen Körpern durch den Raum hindurch erfolgt. Dies wurde erst mithilfe der Feldtheorie möglich. Unter einem Gravitationsfeld versteht man den besonderen Zustand des Raumes um einen massebehafteten Körper. In ihm werden auf andere Körper Gravitationskräfte ausgeübt.
• Analog dazu ex isti ert um einen geladenen Körper ein elektrisches Feld ( / 5.214) und um einen M agneten ein magneti sches Feld ( / 5. 229).
Veranschaulichen kann man sich ein Gravitationsfeld ähnlich wie ein elektrisches oder ein magnetisches Feld durch ein Feldlinienbild. Gravitationsfeld der Erde
Gravitationsfeld in der Nähe der Erdo berfläche
Als Richtung der Feldlinien des Gravitationsfeldes wird di e Richtung der Kraft auf einen Pro bekörper angenommen . In di e Physik eingeführt wurd e das Feldlinienmodell durch den englischen Physike r MICHAEL FARAOAY (1791 - 1867).
m
m
m Erdoberfläche
Das Gravitationsfeld der Erde ist ein Radialfeld und damit ein in homogenes Feld.
In unmittelbarer Nähe der Erdoberfläche kann man das Gravitationsfeld als homogen ansehen.
Die ortsabhängige Stärke eines Gravitationsfeldes wird durch die Gravi tationsfeldstärke erfasst. Die Gravitationsfeldstärke gibt an, wie groß die Gravitationskraft auf einen Probe körper der Masse m im Gravitationsfeld ist.
F
Formelzeichen: 9 Einheit: ein Newton durch Kilogramm (1 ~) Die Gra vitationsfeldstärke eines Körpers der Masse M kann berech net werden mit der Gleichung:
9
F
=m
G
M r
Gravitationskonstante Masse des felderzeugenden Körpers Abstand vom Massenmittelpunkt
Fü r di e Einheiten gilt: 1!i. = 1 kg . m = 1 r:!! kg
s2. kg
s2
• Di e Grav itationsfeld stärke wird auch als u rt~fa or oder als 1'" It e (h l uni l un g ( / 5.66) bezeichnet.
Mechani k
120
In welcher Entfernung von der Erdoberfläche ist der Ortsfaktor nur noch halb so groß wie an der Erdoberfläche? Der Abstand r wi rd stets vom Massenmittelpunkt des felderzeugenden Körpers aus gemessen .
Analyse: Für den Ortsfaktor an der Erdoberfläche gilt gE= 9,81 ~. Die Entfernung h, in der der Ortsfaktor nur noch halb so groß ist, kann mithilfe der Gle ichung für die Gravitationsfeldstärke berechnet werden . Gesucht: Gegeben:
h R = 6371 km = 6,371 . 10 6 m M = 5,97 . 1024 kg G = 6,67 · 10- 11 ~
9
1
=2
kg . 52
gE
Lösung :
Di e Aufgabe lässt sich auch durch inhaltlichlogisches Sch li eßen ( / S. 35) lösen:
h =
J2
r = R· h =R ( J'i - 1)
Hebt man einen Körper von Normalnull (NN) auf 1 000 man, so verkleinert sich der Ortsfaktor lediglich um 0,000 2 %.
J2 ' 6. 67m
3
24
. 5.97 ' 10 kg ' 10 11 · kg·5 2 · 9, 81m
52 _
6,371 . 10 6 m
h = 9,01 '1 06 m - 6,371 ' 106 m h = 2,64 . 106 m Ergebnis: Der Ortsfa ktor (G ravitationsfeldstärke) hat in 2640 km Höhe über der Erd oberfl äche die Hälfte des Wertes auf der Erdoberfläche. Potenzielle Energie und Arbeit im Gravitatio nsfeld
In der Nähe der Erdobe rfläche kann man das Gravitat ionsfeld der Erde als ho mogen ansehen ( / 5. 119). Dem zufo lge ist in diesem Bere ich der Ortsfaktor 9 = konstant. Wird an einem Körper Hubarbeit ( / 5.89) verrichtet, so ve rgrößert sich seine poten zielle Energie:
Im homogenen Gravitationsfeld in der Nähe der Erdoberfläche ist die Änderung der potenziellen Energie eines Körpers gleich der verrichteten Hubarbeit: W
Als Bezugsniveau für die in Erdnähe wird häufig die Erdoberfläche gewählt. Man ka nn auch j edes andere Bezugsniveau wählen.
=
Epot
=m . 9 . ,1h
m g L1h
Masse des Körpers Ortsfaktor Höhenunterschied
Die verrichtete A rbeit und damit die Änderung der potenziellen Energie ist nur vom An fangs- und En dpunkt der Bewegung abhängig. Beide Größen hängen nicht vo n der Bahn ab, auf der die Bewegung erfolgt. Wi rd ein Körper um größere Strecken im Gravitationsfeld verschoben, dann kann man das Feld nicht mehr als homogen ansehen ( / 5.119). Die genannte Gleichung ist dann nicht mehr anwendbar.
Gravitat ion
121
•
Verb indet man in einem Gravitationsfeld Punkte gleicher Gravi tati onsfeldstärke miteinander, so erhält man Flächen gleichen Potenzials, die man in der Physik auch als Äquipotenzialflächen beze ichnet. In einem Radialfeld sind es Kugel schaien, auf denen die Feldlinien des Gravitationsfeldes senkrecht stehen.
Ein Körper auf einer Aquipotenzialfläche hat eine bestimmte potenzielle Energ ie, un abhängig davon, an welchem Ort auf der Fläche er sich befindet.
Um einen Körper aus der Entfernung r1 in die Entfernung r 2 zu verschieben, ist eine bestimmte Arbeit erforderlich. Dabei kann man zwei Fälle unterscheiden.
•
Es wird ein beliebiger Weg zurückgelegt.
Gravitationskraft und Weg haben stets die gleiche Richtung .
------ -- -
...
...
... ,
, \
...
... ,
...
\ \
,
\ \
\
\
M
\
\
,
\ \
\
\
\
... ,
\ I I
\
\
\
I
\ I I
I I
I
I
\ I I I I I
In beiden Fällen lässt sich die Arbeit durch Integration ermitteln:
f
F dr
Es gilt:
f
.l dr == - ! + C
(2
Mit W ==
Rechts lässt sich der Weg in Teilstrecken läng s ei ner Äquipotenzialfläche (blau) und in solche, die ra dial verlaufen (rot) zerlegen. Nur die ra dialen Teile ergeben einen Beitrag für die zu verrichtende Arbeit. Die Wege in ra dia ler Richtung sind in beiden Fällen g leich groß.
(2
und
F == G · m
·M
(2
erhält man:
(
(1
In einem radialen Gravitationsfeld kann die Arbeit zum Verschieben eines Körpers und damit die Änderung seiner potenziellen Energie berechnet werden mit der Gleichung :
G M m
r" r2
Gravitationskonstante Masse des felderzeugenden Körpers Masse des Körpers im Gravitationsfeld Abstand vom Massenmittelpunkt
Die I ist positiv, wenn sich die E I< I des Systems Erde-Körper vergröß ert, also der Körper von der Erde weg bewegt wird. Im umgekehrten Fall ist sie negativ.
122
i Meteoroide sind Kleinstkörper des Sonnensystems, die in die Erdatmosphäre eindri ng en können . Kleine Meteoroide verdampfen in der Atmosphäre und rufen dabei Leuchterscheinunge n hervor, die als Meteore (Sternschnuppen) bezeichnet werden. Größere Meteoroide können den Erdboden erreichen. Diese zur Erdoberfläche gelangenden Reste der Meteoroide werden als Meteorite bezeichnet. Der größte bekannte Meteorit liegt in Namibia und besitzt eine Masse von mehr als 60 Tonnen.
Mechanik
Welche Arbeit kann ein Meteoroid der Masse 500 kg verrichten, der aus den Tiefen des A lls kommt und auf die Erdoberfläche fällt? Analyse: Zur Berechnung kann die / S. 121 unten genannte Gl eichung für die Arbeit im Gravitationsfeld genutzt werden. Es geht dabei um das Gravitationsfeld der Erde, folglich ist die Masse der Erde einzusetzen. Als Anfangsgeschwindigkeit des Meteoroiden nehmen wir v = 0 an. Da der Meteoroid aus sehr großer Entfernung kommt und auf die Erdoberfläche fällt, setzen wir r, ~ 00 und r2 = R.
Gesucht: Gegeben:
W M
r,
= 5,97 . 1024 kg (Masse der Erde) ~ 00
. 106 m (R adius der Erde) G = 6,67· 10-"~
r2
= 6,371
kg . s 2
Lösung:
Mit r, ~
erhält man ~ (, ~ 0 und damit:
00
W = _G · m · M (2
W
=
6,67m 3 . 500 kg ·5,97 · '0 24 kg 10 " kg . S2 . 6. 371 .10 6 m
W = - 3. 13.10 10 J Bereits der Aufpra ll eines so lchen Meteoroiden könnte verheerende Wirkungen haben. Zum Vergleich: Eine En"rgi" von 3·1 0'0 J wird auch frei , wenn etwa 1000 I Benzin vollständig verbrennen.
• Bei Betrachtungen zur potenziellen Efll:rg' in der Nähe der Erdober·fläche wählt man meist die Erdoberfläche als Bezugsniveau und setzt für h = 0 die potenzielle Energie Epot = O.
Ergebnis: Ei n Meteoroid mit einer Masse von 500 kg kann beim Fall auf die Erde eine Arbeit von etwa 3· 10'0 J verrichten.
Potenzielle Energie und Potenzial Die potenzielle Energie eines Körpers, der sich im Gravitationsfeld eines Zentralkörpers befindet, ist von seiner Masse und davon abhän gig, wei ches Bezugsniveau man für die potenzielle Energie w ählt. In der Physik wird häufig die poten zielle Energie im Unendlichen gleich null gesetzt. Um einen Körper der Masse m vom Unendlichen auf den Abstand r zu verschieben, ist die Arbeit W = - G . m ·M (
erforderlich . Diese Arbeit entspricht der Änd erung der poten ziellen Energie und mit Epot, ~ = 0 zugleich der potenziellen Energie. Ist ein Körper der Masse m von einem Zentralkörper der Masse M den Abstand r entfernt, dann besitzt er die potenzielle Energie
Epot = - G . m
·M
Gravitation
Betrachtet ma n z. B. einen Körper der Masse 1 kg im Gravitationsfeld der Erde, so ergibt sich für das Bezugsniveau Epot, ~ = 0 der nachfolgend dargestellte Verlauf für die potenzielle Energie.
R - 0,7 .1 0 7 J - 1,3.107 J -2,1 .1 0 7 J
3R
SR
1
1
7R
9R
: -______ L_______ L______ _--~--~~-----
1 1 --- I -
---
1 1
123
Setzt man dagegen für die Erdoberfläche die poterlZlelie Energie EP Ol = 0, dann ergibt sich allgemein für die potenzielle Energie der Au sdruck: 1 n Epot = G . m . M ( R und für r
r)
1 1
---r EpOl = - G .
III
~M
EPO I = G . m . M · ~
Um das Gravitationsfeld eines Körpers unabhängig davon beschreiben zu können, ob sich ein Probekörper in ihm befindet oder nicht, führt man die Größe Potenzial ein. Das Potenzial eines Punktes im Gravitationsfeld eines Zentralkörpers der Masse M ist ein Maß für die Energie eines Körpers im betreffen den Punkt. Formelzeichen: V Einheit: ein Joule durch Kilogramm (1
dg)
Das Potenzial in einem Radialfeld kann berechnet werden mit der Gleichung: V
= Em = - G · Mr pot
E pot
m G M r
potenzielle Energie Masse eines Körpers im Gravitationsfeld Gravitationskonstante Masse des felderzeugenden Körpers Abstand des Punktes vom Massenmittelpunkt des felderzeu genden Körpers
Für das Potenzial ergibt sich in der grafischen Darstellung ein äh nlich er Verlauf wie für die potenzie ll e Energie (s. oben). Berechnet man mit der oben genannten Gle ichung das Potenzial auf der Erdoberfläche (M = 5,97 . 1024 kg, r = 6371 km ), so erhält man einen Wert von - 6,3 . 10 7 J/kg . Mit Vergrößerung der Entfernung vergrößert sich dieser Wert ( / Ski zze oben).
• In analoger Wei se wird beim elektrischen Feld das Poten zial eingeführt (/ S. 221 ).
• Als Bezugspunkt (V = 0) für das Poten zial kann entweder ein Punkt im Unendlichen oder ein Punkt auf der Erdoberfläche festgelegt werden. Die nebenstehende Gleichung gilt für einen Bezugspunkt im Unendlich en.
124
Mechanik
Die kosmischen Geschwindigkeiten Die Kenntnis der zum Erreichen ei ner bestimmten Bahn erforderlich en Geschwindigkeit ist z. B. notwe ndig, um den genauen Antriebsbedarf ermitte ln zu können.
Damit eine von der Oberfläche eines Himmelskörpers gestartete Raumsonde auf eine Umlaufbahn um diesen Himmelskörper gelangt oder den Anziehungsbereich des Himmelskörpers verlassen kann, muss sie auf eine bestimmte Mindestgeschwindigkeit beschleunigt werden. Zur Verdeutl ichung der Zusammenhänge betrachten wir folgenden vereinfachten Fall: Ein Körper wi rd von einem hohen Berg aus waagerecht zur Erdoberfläche abgesch ossen, wobei die Abschussgeschwindigkeit in weite n Grenzen variiert werden kann.
Bei den nachfolgenden Betrachtungen wird der Luftwidersta nd vernachl ässigt. Die Erde wird als id ea l kre isfö rmig angesehen. Die rechts stehend e Skizze ist eine Darstellung, die auf zurückgeht.
All e Bahnkurven, die voll stä ndig im Erdfel d verlaufen, sind geschlosse n und damit ell iptisch od er kreisförmig. Bei klein en Geschwindigk ei t en verl äuft die Bewegung natürlich nur bis zur Erdoberfläche.
Hyberb el
Ellipse
Ist die Geschwindigkeit gering, dann fällt der Körper auf einer elliptischen Bahn auf die Erd oberfl äche. Bei Vergrößerung der Abschussgeschwindigkeit vergrößert sich die Flugweite immer mehr, bis schließlich der Körper den Zentralkörper (die Erde) auf ei ner Kreisbahn gerade umläuft. Die Geschwindigkeit, die ein Satellit haben muss, damit er einen Zentralkörper gerade umläuft, wird als 1. kosmische Geschwindigkeit oder als minimale Kreisbahngeschwindigkeit bezeichnet.
m
,,
Der Betrag der 1. kosmischen Geschwindigkeit ergibt sich aus folgender Überlegung : Für einen Körper auf einer Kreisbahn ist die Radialkraft gleich der Gravitationskraft: m·
Für andere Himmelskö rp er ergeben sich für die . t.J andere Werte. So beträgt sie z. B. für den Erdmond 1,68 k~ und für den Pl aneten Mars 3,54 ~ .
-
Himmelskörper der Masse M
vl
R-
m .M
= G .~
und damit: VK
= JG.W
Für eine Kreisbewegung, die gerade um die Erde herum erfolgt, ist R gleich dem Erdradius. Damit erhält man als Betrag der 1. kosmischen Geschwindigkeit für die Erde v = 7,9 k~ .
125
Gravitation
Die 1. kosmische Geschwindigkeit (minimale Kreisbahngeschwindigkeit) kann berechnet werden mit der Gleichung: G M
R
Gravitationskonstante Masse des Zentralkörpers Radius des Zentralkörpers
Wird die waagerechte Abschussgeschwindigkeit eines Körpers über die 1. kosmische Geschwindigkeit hinaus weit er erhöht, dann kann er sich von der Oberfläche des Zentralkörpers entfernen (s. Skizze / S. 124). Es entstehen zunächst elliptische Bahnen, die sich schließlich zur Bahnform der Parabel und weiter zu Hyperbelästen öffnen. Die Geschwindigkeit, die ein Satellit mindestens haben muss, um das Gravitationsfeld eines Himmelskörpers zu verlassen, wird als 2. kosmische Geschwindigkeit (Fluchtgeschwindigkeit) bezeichnet.
Der Betrag dieser Geschwindigkeit ergibt sich aus energetischen Betrachtu ngen. Der Satellit muss beim Start gerade soviel kinetische Energie besitzen, um Hubarbeit bis ins Unendliche verrichten zu können. Die 2. kosmische Geschwindigkeit (Fluchtgeschwindigkeit) kann berechnet werden mit der Gleichung : vF
= J2G . ~
G M
R
Gravitationskonstante Masse des Zentralkörpers Radius des Zentralkörpers
Für die Erde erhä lt man eine n Wert von 11,2 ~ , für den Erdmond 2,38 ~ und für den Mars
5,00 k~
.
Zwischen 1. und 2. kosmisch er Geschwindigkeit besteht folgender Zusammenhang: vF =
J2 . v K
In der nachste henden Übersicht sind die Geschwindigkeiten und d ie Bahnformen für die Bewegung im Gravitationsfeld der Erde zusammengestellt. Startgeschwindigkeit
Bahnform
Beispiele
v< 7,9 km/s
Körper fällt zur Erde zurü ck .
Rakete bei Ausfall ei ner Antriebsstufe
Kreisbahn
Satelliten auf niedri ger Umlaufbahn
Ellipse
viele Forschungssate lliten
Parabe l
Pioneer-Raumsonden
v
= 7,9 km/s
7,9 k~ < v< 11 ,2 k~
V=
11 ,2 k~
v>11 , 2 k~
Hyperbel
Die Bahn von Raumsonden in größerer Entfernung von der Erde wird maßgeblich durch Gravitationskräfte anderer Himmelskörper beeinflusst.
• Zum Verl assen unseres Son nensystems ist d ie 3. kosmische Geschwindigkeit erforderlich, die für die Erde 16,7 k~ beträgt. Durch Swing by-Manover , also der Nutzung von Gravitationskräften von Himmelskörpern, kann die Geschw indigkeit von Raumflugkörpern vergrößert werden.
126
i Statt von Gleichgewichtslage spricht man auch von Ruhelage.
i Beispiele für Schwingungen sind auch die Bewegung einer Sch aukel , der Unruh ein er Uhr oder eines Autos bei unebener Fahrbahn. Manche Sterne ändern periodisch ihren Radius . Sie pulsieren um eine Gleichgewichtslage.
i Jede mechanische Schwingung ist eine periodische Bewegung , aber nicht jede periodische Bewegung ist eine Schwi ng ung . Ein so lches Beispiel für ein en period ischen Vorg ang ist die Bewegung der Erde um die Sonn e. Es li egt zwar Period izität vor, es gibt aber ke ine Gl eichgewi chtslage.
Mechanik
2.8
Mechanische Schwingungen und Wellen
2.8.1
Entstehung und Beschreibung mechanischer Schwingungen
Häufig sind in Natur und Technik Vorgänge zu beobachten, bei denen Körper periodisch ihre Raumlage oder ihr geometrisches Erscheinungsbild än dern und sich dabei immer wieder ein gleicher oder weitgehend ähnlicher Bewegungsprozess abspielt. Eine mechanische Schwingung ist eine zeitlich periodische Bewegung eines Körpers um eine Gleichgewichtslage .
•
[ Pendel
v=o
Stimmgabel
v= 0
Bei einem Pendel schwingt der gesamte Pendel körper hin und her.
I
Teile einer angeschlagenen Stimmgabel bewegen sich periodisch.
Bei dieser periodischen Bewegung ändern sich zeitlich verschiedene physikalische Größe, z. B. der Abstand von der Gleichgewichtslage, die Geschw indig ke it , die Beschleunigung, die potenzielle und die kinetische Energ ie, bei Schallschwingungen der Druck . Deshalb lässt sich eine Schwingung allgemein auch folgendermaßen definieren: Eine Schwingung ist eine zeitlich periodische Änderung physikali scher Größen. Entstehung mechanischer Schwingungen Voraussetzungen für das Entstehen mechanischer Schwingungen sind: - das Vorhandensein schwingungsfäh iger Körper bzw. Teilchen, die auch als Oszillatoren oder Schwinger bezeich net werden, - die Auslenkung dieser Oszillatoren aus der Gleichgewichtslage (Energiezufuhr), - das Vorhandensein einer zur Gleichgewichtslage rücktreibenden Kraft .
127
Mechanische Schwingungen und Wellen
Allerdings wird ein ausgelenkter Körper durch diese Kraft beschleunigt, sodass er beim Erreichen der Gleichgewichtslage nicht verharrt, sondern sich vielmehr infolge seiner Trägheit über diese Lage hinaus weiterbewegt . Außerhalb der Gleichgewichtslage wirkt wiederum eine rücktreibende Kraft, die ihn bis zum Stillstand abbremst und in Richtung Gleich gewichtslage beschleunigt. Gleichgewichtslage
rücktreibende Kraft
Trägheit
rücktreibende Kraft
./
Vernachlässigt man die Reibung, dann erfolgt dieser periodische Vorgang unbegrenzt weiter, eine Schwingung hat sich ausgebildet. Beschreibung mechanischer Schwingungen Schwingungen können in verschiedenen Formen auftreten. Es ist deshalb erforderlich, sie möglichst genau zu charakterisieren. Zun ächst kann man untersuchen, in wie vielen Raumrichtungen sich das schwingenden System bewegen kann und wie viele Masseteilchen sich d abei unabhängig voneinander bewegen. Der einfachste Fall ist die Schwingung eines Körpers in nur einer Richtung . Man hat dann eine lineare Schwingung vor sich . Zei chnet man in ein Diagramm den Zusammenhang zwischen der Auslen kung, y aus der Gleichgewichtslage und der Zeit t ein, so erhält man eine Weg-Zeit-Funktion d er Schwingung. Dabei ergibt sich ein periodisc he r Kurvenverlauf, der unterschiedlich ausseh en kann .
_.
,
-
Gleichge- __ w ichtslage
-. -.. -. ...
-
......
"
,,
'..;,;., -------~ - ------
,
...... .... _- - ... -_ .... '
---. -.
"-
,
,
• Neben linea ren Schw ingun ge n g ibt es auch f lä ch enhaft e und dreidim ensionale Schw ingungen. Federschwinger od er Fadenpendel führen linea re Schwingungen aus.
--.
", ,-
y
•
1- - - - - - - Schwingungsdauer T - - - - - --1
Zeichn et man eine sol che Federschwin gung auf, so erg ibt sich eine Sinusfun kt ion .
128
• Eine harmonische Schwingung kan n mit ein er Sinusfun ktion mathematisch beschrieben we rd en ( / S. 129 f.). Bei nicht harmonischen Schwingung en ist eine mathematische Beschreibung wesentlich kompl izierter. y -t-Diagramme von Sch wingungen können in untersch iedl ich er Weise aufgezeichnet werden.
Mechanik
Entspricht der Graph einer Sinusfunktion, dann bezeichnet man die Schwingung als harmonisch, andernfalls ist sie nicht harmonisch . W ir beschränken uns nachfolgend auf die genauere Betrachtung und Kenn zeichnung harmonischer Schwingungen. harmonische Schwingung (sinusförmige Schwingung)
nicht harmonische Schwingung (nicht sinusförmige Schwingung)
y
y
Uhrpendel, Fadenpendel, schwingende Wassersäule
1
Stimmbänder beim Menschen, Saite einer Gitarre
Zur mathematischen Beschreibung von mechanischen Schwingung en nutzt man einige physikalische Größen, die in der folg enden Übersicht zusammengestellt sind.
I Die Auslenkung I
.
(Elongation) gibt den Abstand des schwing en den Körpers von
Formelzeichen:
Y
Einheit: 1 Meter
(1 m)
Einheit: 1 Meter
(1 m)
I
d., Glekhgewiehtslage an.
-Di e Amplitude w ird auch als maximale Auslenkung bezeichnet.
• Die Einheit für die Freq uenz ist nach dem deutschen Physi ker HEINRICH HERTZ (1857- 1894) benannt worden.
-
Die Amplitude einer Schwingung ist der maxima le Abstand des schwingenden Körpers von der Gl eichsgewichtslage. Die Schwingungsdauer (Periodendauer) gibt die Zeit für eine vollständ ige Hin- und Herbewegung an . Die Frequenz einer Schwingung gibt an, wie vie le Schwingungen in jeder Sekunde ausgeführt werd en.
Formelzeichen:
Formelzeichen:
1Fo,mel ze khen '
Ymax
j
Einheit
T
f f= !
T
1 Sekunde
(1 s)
Einheit: 1 Hertz 1Hz=1 /s
(1 Hz)
Mechanische Schwingungen und W el len
Sofern keine Reibungse inflüsse existieren, erfolgt eine Schwingung ungedämpft. Reale Schwingungen kommen durch Reibung nach einer gewissen Zeit zum Erliegen. Man nennt sie gedämpfte Schwingungen.
I
un:edämpfte Schw;ngung Ymax
= konstant
gedämpfte Schwingung Y
129
•
I
Durch periodische Energ iezufu hr kann der" Verlust" an mechanischer Energie ausgeg lichen werden.
• Membran eines Lautsprech ers bei einem Ton bestimm ter Lautstärke [ pot
+[
kin
Fadenpendel bei Berücksichtigung der Luftreibung, Schwingungsdämpfer
= konstant
Mathematische Beschreibung harm onischer Schwingungen
Ein harmonischer Oszi llator führt die gleiche Bewegung aus wie d ie Projektion einer gleichförmigen Kreisbewegung. Der Radius entspricht der Amplitude Ym ax' die Umlaufzeit der Schwingungsdauer T. Für die Elongation (Auslenkung ) Y gi lt jeweils:
Y =Ymax . sin cp Der W inkel, den man auch als Phasenwinkel oder Phase bezeichnet, lässt sich mithilfe der Umlaufze it ausdrücken, den n es gilt:
!. t
=
2n oder (p = 2n . t rp T
Der Faktor "0/- wird als Kre isfrequenz bezeichnet, sodass man für den Winkel (p auch schreiben kann: (p= (at
Bei einer gedämpften Schwingung verkleinert sich zwar die Amplitud e, die Schwingungsda uer bleibt aber gleich groß, damit auch di e Frequenz .
• Das lässt sich auch leicht experim ente ll zeigen , indem man z. B. die gleich förmige Kreisbewegung ein es Stati vstabes, der auf einer drehbaren Scheibe befestigt ist, auf ein e Fl äche projizi ert.
130
• Di e Kreisfrequenz ist id enti sch mit der Winkelgeschwindigkeit (/ S. 96).
Mechanik
Die Gleichung für eine harmonische Schwingung lautet: . (T 21': . t ) = Y . Y = Ymax . sm max . sm wt T
w
Schwingungsdauer Zeit Kreisfrequenz
Hat eine Schwingung zum Zeitpun kt t = 0 den Phasenwinkel (Po, dann kann man sie beschreiben mit de r Gleichung :
• Die betreffenden Gl ei chung en bezeichnet man auch als GeschwindigkeitZeit-Gesetz bzw. Beschleunigung-ZeitGesetz einer harmoni schen Schw ing ung . In der grafischen Darstellung haben Geschwindigkeit und Beschleunigung auch ein en sin usförmig en bzw. kos in usfö rm igen Verl auf.
Y = Ymax . sin «(vt + (Po ) Die Geschwindigkeit des Oszillators ergibt sich als Ableitung der Elonga t ion nach der Zeit:
v = ~ = Ymax . w· cos (wt + (Po ) Als Ableitung der Geschwind igke it nach der Zeit erh ält man die Beschleunigung des Oszillators: a= ~ = ~ = - Ymax . uf . sin (mt + (flo) = - Y . w2 dt dt2 't' Die Membran eines Lautsprechers schwingt bei einem Ton mit einer Frequen z von 650 Hz und wird dabei maximal um 2,5 mm aus der Gleichgewichtsla ge ausgelenkt. a) Wie lautet die Schwingungsgleichung? b) Welche maximale Gesch windigke it und Besch leunigung erreicht die Membran? Ana lyse: Bei der Wiedergabe eines Tons führt die Membran eine harmonische Schwingung aus. Die Kreisfrequenz kann aus der gegebenen Frequen z ermittelt werden .
Gesucht:
Gleichung für Y
v a Gegeben:
Die maximale Geschwindigkeit wird beim Durchgang durch die Gleichgewichtslage erreicht, die max imale Beschleunigung dagegen in den Umkehrpun kten.
f = 650 Hz Ymax= 2,5 mm
Lösung: Als Schwingungsgleichung erhält man: Y= 2,5 mm · sin (2rr· 650 ~ . t ) Y = 2,5 mm . sin (4 084 ~ . t )
Für die maximale Geschwindigkeit ergibt sich : V=
Ymax ' w
V=
2,5 mm · 2n: · 650 ~
= 10210
msm
= 10,2 !f
Mechanische Schwingungen und Wellen
131
I
Für die maximale Beschleunigung erhält man: =-Ymax' o.i a =- 2,5 mm . (2n: · 650 1 )2 =-4,2.10 7 mm =-4,2· 104 !!!
a
s
S2
S2
Ergebnis: Die Schwingungsgleichung für die Membran lautet: Y = 2,5 mm . sin(4084 t) . Die Membran erreicht eine maximale Geschwindigkeit von 10,2 m/s und eine maximale Beschleunigung von 4,2' 10 4 m/s2 .
t.
Rücktreibende Kraft bei harmonischen Schwingungen Bei einer harmonischen Schwingung ist die rücktreibende Kraft proportional zur Auslenkung. Es gilt:
F = -0 . y
0
y
Richtgröße (Rückstellfaktor) Elongation (Auslenkung)
Auch die Umkehrung dieses Satzes ist richtig: Ist in einem schwingungsfähi gen System die rücktreibende Kraft proportional zur Auslenkung, dann führt es harmon ische Schwingungen aus. Das Minuszeichen in der Gleichung bedeutet, dass die rücktreibende Kraft der Elongation stets entgegengerichtet ist.
• Diese Beziehung ergibt sich aus
F = m·a.
=-y.
2 Mit a (V erhä lt man : F = m . (-y . (02 ) und mit m . (02 = 0 die Gleichung
F =-0
'
y
Federschwinger und Fadenpendel Bei einem Federschwinger gilt im elastischen Bereich das hookesche GeFederschwinger und Fadenpendel führen harmonische setz F = - 0 . Schwingungen aus. Mit 0 = m . w2 = m . 4~2 erhält man durch Umstellen nach T eine Gleichung für die schwingun~sdauer.
y.
Federschwinger (vertikal. horizontal) Für die Schwingungsdauer eines Federschwingers gilt:
~
T=2n: .m
m Masse des schwingenden Körpers o Federkonstante (Richtgröße) Beim Fadenpendel ist die rücktreibende Kraft die tangential zur Pendelbahn gerichtete Komponente der Gewichtskraft FG ( / Skizze S. 132). Dabei ist für kleine Auslenkwinkel die Länge des Kreisbogens y' näherungsweise gleich der linearen Auslenkung y. Unter kleinen Auslenkungen verstehen wir Auslenkwinkel von weniger als 10°. Dann beträgt der Unterschied zwischen der linearen Auslenkung Y und dem Bogen y' weniger als 0,5 %. Man kann also setzen:
Y' = Y
Auch gespannte Seile (Seile mit Last) oder Maschinen mit ihren elastischen Fundamenten können als Federschwinger betrachtet werden.
Der Zusammenhang y' == y wird bei der nachfolgenden Ablei tung genutzt.
132
• Ein solches Fadenpendel wird auch als mat hematisches Pendel beze ichnet. Kann der schw in ge nd e Körper nicht als Massepunkt betrachtet werden , so hat man ein physisches Pendel vor sich.
Mechanik
Für die tangential gerichtete Komponente F der Gewichtskraft gilt:
/
/
/
u. : F = FG . sin a = m . 9 . sin a Für sin a gilt außerdem: sin a = ~ Damit erhält man für die rücktreibende Kraft F:
F , ,~ ~
F=m · g· y_m .
7-
,' . . . . . . (x:'
Y
I
y
,'- - ~ -- _l __---y
mi
Der Term ist also die Richtgröße 0 bei einem Fadenpendel. Für 0 gilt auch (/ S. 131): 0 =
m . (I} = m .
4n:
2
T2
Eine Gleichsetzung de r Terme für 0 ergibt:
Durch Umstellung nach T erhält man eine Gleichung für die Schwingungsdauer eines Fadenpendels .
•
Fadenpendel
Das Pen del einer Uhr oder einer Schaukel kann als Fadenpendel betrachtet werden. Di e Gl eichung kann auch ge nutzt werden, um mithilfe eines Fad enpendels d ie Fall beschleunigung an ei nem bestimmte n Ort zu bestimme n.
Für d ie Schwingungsdauer eines Fadenpendels gilt unter der Bedingung kl ei ner Auslenkungen:
/
\
\ \ \ \
\
T=
\
27r!i
\ \
1-:(
~~
/
9
Länge des Pendels Fallbeschleunigung (Ortsfakt or)
Gedämpfte Schwingungen
Bei der Schw ingung von Körpern treten unterschiedliche Arten von Re ibung auf. Dadurch wird den Oszillatoren mech anisch e Energie entzogen; die Amplitu de der Schwingung verringert sich.
Bei ein er gc llmpf t:n Sei wingung änd ert sich die Amplitude. Schwingungsdauer und Frequenz bleiben gleich .
Eine gedämpfte harmonische Schwing ung kann beschrieben werden mit der Gleichung :
Y= Ymax,O . Y
e- ö , t . sin wt
Elongation
Ymax, O Amplitude bei t
=0
8 Abklingkoeffizient w Kreisfrequenz t Zeit
133
Mechanische Schwingungen und Wellen
Resonanz Wird ein Oszill ator einmal angeregt und dann sich selbst überlassen, so führt er freie Schwingungen aus. Di e Schwingungen erfolgen mit der Eigenfrequenz f a. Wird dagegen die Energie nicht einmalig, sondern über einen längeren Zeitraum hinweg periodisch zugeführt, so führen die betreffenden Oszillatoren erzwungene Schwingungen aus.
• Die Bezeichnung Resonanz ist abgele itet vom lateini schen resonare = nachklin gen.
Die Gesetze für erzwungene Schwingungen können mithilfe eines Drehpendels (Bild unten links) untersucht werden. Die rücktreibende Kraft wird durch eine Spiralfeder aufgebracht. Ein Motor kann dem Pendel über einen Exzenter periodisch Energie zuführen. Die Erregerfrequenz f E ist veränderbar. Die Amplitude lässt sich an einer Skala ablesen. Registriert man die Amplitude des Pendels in Abhängigkeit von der Erregerfrequenz, so erhält man eine Resonanzkurve, deren Verlauf vom Grad der Dämpfung abhängig ist (Bild unten rechts). Die Auswertung der Resonanzkurven führt zu charakteristischen Merkmalen erzwungener Schwingungen. Die Amplitude der erzwungenen Schwingung ändert sich mit der Erregerfrequen z FE' Es existiert bei f E ", f a ein Maximum der Amplitude. Dieser Fall wird als Resonanz bezeichnet. Unter der Resonanzbedingung f E '" f a ist die Amplitude besonders groß, wenn die Dämpfung gering ist. Bei ungenügend gedämpften schwingungsfähigen Systemen kann sich die Amplitude der Schwingungen so weit vergrößern, dass die mechanische Zerstörung des Systems erfolgt. Unter ungünstigen Bedingungen können Windbö en, die zufällig periodisch auftreten, höhere Gebäude oder Brücken zum Einsturz bringen. Be i Erdbeben können die periodische n Bodenbewegungen zum Aufschaukeln der Gebäudestruktur bis zum Zusammenbruch führen . Man spricht dann von einer Resona nzkatastrophe. Verhindert werden kann sie durch eine wirkungsvolle Dämpfung. Ein berühmtes Beispiel für eine Resonanzkatastrophe war der Einsturz der 1 km langen Tacoma-Hängebrücke (USA) im Jahr 1940.
• Beispiele für das Auftret en von Reson,lnz sind das Klirren von Fensterscheiben, das Mitschwingen von Autotei len oder das Schwing en von Hängebrücken. Di e Resonanz ist dabei un erwünscht. Genutzt wird die Reson anz dagege n bei Zungenfrequenzmessern oder bei der Prüfung von Schwin· gungsdampfern.
1 134
Mechanik
Zeigerdarstellung von Schwingungen
Harmonische Schwingungen können als Projektion einer gleichförmigen Kreisbewegung betrachtet werden ( / S. 129). Dabei rotiert ein Radiusvektor gleichförmig. Diese Form der grafischen Darstellung nennt man Zeigerdiagramm . Die nachfolgende Darstellung zeigt ein Zeigerdia gramm (links) und das entsprechende y-t -Diagramm (rechts) für zwei Schwingungen gleicher Frequenz, unterschiedlicher Amplitude und bestimmter Phasendifferenz /1qJ.
• .--,----- - - Bei der Zeigerdarstellung ist die Länge von r gleich der Amplitu de, die Elongation zu ein em bestimmten Zeitpunkt ist gleich der Proj ektion auf eine Senkrechte. Di e Phase bzw. die Phasendifferenz zwische n zwei Schwingungen kan n unmittelbar als W inkel abge lesen werden.
• M an spricht hier auch vom klassischen Determinismus, den man auch fo lg end ermaße n formuli eren kann: Gl eiche Ursach en haben gl eiche W irkungen oder abgeschwächt: Ähnliche Ursach en haben ähnliche Wirk ung en.
•
I
Au sführliche Inf ormationen dazu sind unter dem Stichwort "Determ inistisches Chaos" auf der CD zu finden.
y
----
----
Aus einem Zeigerdiagramm lässt sich die Amplitude sowie für einen bestimmten Zeitpunkt die Phase und die Elongation ablesen. Di e Kreisfrequenz (Winkelgeschwindig keit) des Zeigers muss gesondert angegeben werden . Chaotische Bewegung von Schwingern
Lenkt man ein Fadenpendel oder einen Federschwinger aus der Gleich gewichtslage aus und überlässt den Schwi nger sich selbst, so schwingt er immer in bestimmter und vorhersagbarer Weise hin und her. Der Vo rgang ist exakt berechenbar und eindeutig vorhersagba r. Eine genaue Vorausssage von Vorg ängen in Natur und Technik ist aber keineswegs ~~isenkörper immer möglich. Lässt man z. B. das dargestellte Magnetpendel schwingen, so ist .I nicht vorhersagbar, wie es sich bewegt und bei welchem Magneten es letztendlich stehenbleibt. In Natur und Technik gibt es viele ähnli che Vorg änge, die man als chaotische Vorgänge bezeichnet. Mit der Beschreibung solcher chaotischen Vorgänge befasst sich die Chaostheorie, die sich seit den siebzi ger Jahren das 20. Jahrhunderts entwi ckelt hat. Die Chaostheorie spielt nicht nur für die Physik eine Rolle. Auch biologische, astronomische, meteorologische oder ökonomische Systeme zeigen chaotisches Verh alten. Pendel mit
/ I
'
Mechanische Schwingungen und Wellen
_ _ _ _135
1
2.8.2 Üb~rlagerung von Schwingungen Wie auch andere Bewegungen können sich Schwingungen überlagern. Das tritt vor allem bei komplexen Systemen auf. Solche komplexen Systeme können Schwingungen in verschiedenen Frequenzen und Amplitu den ausführen . Kennt man die Frequenzen und Amplituden der Grundschwingungen, dann kann man die resultierende Schwingung ermitteln. Wir betrachten nachfolgend den speziellen Fall der Überlagerung von zwei linearen harmonischen Schwingungen, die in der gleichen Richtung schwingen und die gleiche Schwingungsdauer bzw. Frequenz haben.
• So entsteht z. B. das Geräusch ei nes PkwMotors durch Überl agerung verschiedener Frequenzen, mit denen seine Baugruppen vibri ere n.
Ze ichnet man die Schwingungen unter Berücksichtigung ihrer Phasen winkel in ein y -t -Diagramm, dann kann man für jeden Zeitpunkt die resultierende Auslenkung ermitteln, wenn man die Auslenkungen der Einzelschwingungen unter Beachtung ihrer Vorzeichen addiert. Dabei gilt: - Überlagern sich zwei harmonische Schwingungen gleicher Frequenz, so entsteht wieder eine harmonische Schwingung mit der gleichen Frequenz. Zwei spezielle Fälle sind in der Übersicht unten dargestellt. - Überlagern sich zwei harmonische Schwingungen unterschiedlicher Frequenz, so ist die resultierende Schwingung im Allgemeinen keine harmonische Schwingung mehr. Schwingungen gleicher Frequenz, Phasendifferenz
Yl =Ymax. 1 . sinwt Y2 =Ym ax. 2' sinwt
Unterscheide n sich die Frequenzen der Einzelschwingungen nur wenig voneinander, so ent steht eine Schwebung .
Acp =0
y
resultierende Schwingung:
I Y =Yl I
Y Y
+ Y2
.
.
=Ymax ' 1 . sm wt + Y max.' 2 . sm wt = (Ym ax. 1 + Y max . 2) . sm wt
Schwingungen gleicher Frequenz, Phasendifferenz
Yl Y2
=Ym ax. 1 . sin wt =Ym ax. 2 . sin(wt + 7t)
resultierende Schwingung : Y =Ym ax, 1 . sin wt + Ym ax. 2 . sin (wt + TC) Y =Ym ax. 1 . sin wt - Ym ax. 2 . sin wt Y = (Ym ax. 1 - Ym ax. 2) . sin wt
Acp= 7t
y
~ y,
t
Y
.. . .
--------------------------------------
y
Für Ym ax. 1 =Ym ax. 2 erfolgt Auslöschung.
136
Mechanik
Bei beliebigen Phasendifferenzen kann man die Zeigerdarstellung (/ S. 134) zur Ermittlung der resultierenden Schwingung nutzen .
•
~--r.-_--------- y
Di e math ematisch e Herl eitung ist relativ aufwändig. Deshalb ist an di eser Stell e d ie Zeigerdarstedlung zu bevorzug en. Das y-tDi ag ra mm ist mitg eze ichnet . Darauf kan n aber auch verzichtet we rd en.
Die Amplitude der resultierenden Schwingung ergibt sich durch vektori elle Addition der Zeiger der Einzelschwingungen. Auch der j eweilige Phasenwinkel (p ist ablesbar.
2.8.3 Entstehu ng und Beschreibung mechan ischer Wellen Entstehung mechanischer Wellen
Schwingungsfähig e Körper oder Teilchen (Oszillatoren) können durch Kopplung von einem anderen Oszillator Energie erhalten und so selbst zu Schwingungen angeregt werden . Beisp iele dafür sind eine Pendelkette (Bild links) oder eine Wellenmaschine (Bild rechts).
,
• Regt man ein en der Osz ill atoren an, so wird w egen der Kopplung En ergi e auf den j ewe ils nächst en Oszill ato r übertrage n. Di e h '/ingung pfl anzt sich im Raum fort.
Au ~ lJleitllng ~ rithtung
Eine mechanische Welle ist die Ausbreitung einer mechanischen Schwingung im Raum . Dabei ändern sich für den einzelnen Oszillat or so wie bei Schwingungen (/ S. 128) physikalische Größen, z. B. die Geschwindigkeit und die Beschleunig ung, zeitlich periodisch. Zugleich ändern sich diese Größen auch räumlich periodisch, haben also zu einem bestimmten Zeitpunkt für die verschiedenen Oszillato ren unterschiedliche W erte. Deshalb gilt: Eine We lle ist eine zeitlich und räumlich peri od ische Änderung physikalischer Größen.
Mechanische Schwingungen und Wellen
Voraussetzungen für das Entstehen von mechanischen Wellen sind - das Vo rhandensein von miteinander gekoppelten Oszillatoren, - die Anregung von mindestens einem der Oszillatoren durch Energiezufuhr zu Schwingungen . Bei einer Welle wird Energie von einem Oszillator zum nächsten übertragen. Es gilt: Mit einer Welle wird Energie übertragen, jedoch kein Stoff transportiert. Arten mechanischer Wellen Je nach dem Verhältnis der Schwingungsrichtung der einzelnen Schwinger und der Ausbreitungsrichtung der Welle zueinander unterscheidet man zwischen Longitudinalwellen (Längswellen) und Transversalwellen (Querwellen). Eine besondere Form sind Oberflächenwellen.
.
. ) ) )
@)
Au sbreitu ngsrichtung
• Die Kopplung zwischen den Oszill atoren kann in unterschied li cher Weise erfolgen, z. B. durch Federn oder durch ei ne andere mec han ische Verbindung. Bei Schallwellen und Wasserwellen wirken vorrangig Stöße zwischen den Teilch en und zwischen molekulare Kräfte.
i
Längswellen (Longitudinalwellen) Schwingungsrichtung
137
Schwingungsrichtung und Ausbreitungsrichtung stimmen überein . In Gasen und Flüssigkeiten wirken kaum Kohäsionskräfte, benachbarte Tei Ichen können daher nur über Stöße wechselwirken.
Beisp iele für longitudinalwellen sind Schallwell en und ein Teil der ErdbebenweIlen {P-Well en }.
Schwingungsrichtung und Ausbreitungsrichtung verlaufe n senkrecht zue inander. In Festkörper wirken starke Kohäsionskräfte. Es können auch transversale Bewegungen übertragen werden .
Beispiele für Transversalwellen sind Seilwellen und ein Teil der Erdbebenweilen {S-Wellen}.
Querwellen (Transversalwellen) Schwingungsrichtung
Ausbreitungsrichtung
•
Oberflächenwellen (Kreiswellen)
"
, ,
,...
,,,
I'
---1
Schwingungsrichtung
Ausbreitungsrichtung
Die Teilchen führen eine kreisförmige Bewegung aus, wobei für das wellenförmige Erscheinungsbi ld die Bewegungskomponente senkrecht zur Ausbreitungsrichtung entscheidend ist. Es wi rke n Kohäsi onskräfte (Oberflächenspannung) und die Schwerkraft.
Ein Beispiel für Oberflächenwellen sind Wasserwellen.
~ 8 _____________ M_e_c_h_a_n_ik_________________________________________________
Beschreibung mechanischer Wellen
• Die Wellenlänge und di e Ausbreitungsge schwindigkeit sind abhängig vom St off, in dem sich d ie Well e ausbreitet. Die Freque nz ist nur davon abhängig, w ie d ie Welle erzeugt wi rd. Bei der Au sbreitung von Wellen ändert sie sich nicht.
Da jeder Oszi llator mechanische Schwingung en ausfü hrt , können solch e Schwin g ungsgrößen wie Auslenkung (Elongation), Amplitude, Schwingungsdauer und Frequenz bzw. Kreisfrequenz ( / S. 128 f.) auch für die Beschreibung mechanischer Wellen genutzt we rden . Mithilfe d ieser Größen kann man das Ve rhalten einer Welle (ein es Oszillat ors) an einem bestimmte n Ort charakterisieren. Zur Beschreibung der räumlichen Ausbreit ung werd en noch zw ei we itere Größen benöt igt, die Wellenlänge und die Ausbreitungsgeschwindigkeit. Die Wellenlänge ist der minimale Abstand zwischen zwei Oszillatoren, die sich im gleichen Schwingungszustand befinden. Das ist auch der Abstand zwischen zwei benachbarten W ellenbergen oder Wel lentälern . Formelzeichen: A. Einheit: ein Meter (1 m) Mit der Ausbreitungsgeschwindigkeit ist die Geschwindigkeit gemeint , mit der sich eine bestimmte Phase, z. B. ein Wellenberg oder ein Wellental, fortbewegt. Man spricht deshalb auch von der Phasengeschwindigkeit.
Neben der Phasengeschwindigkeit ist auch die Geschwindigkeit, mit der sich ei ne Well engruppe ausb reitet (Gruppengeschwindigkeit) von Bedeutung .
• Ei n y -t -Diag ra mm zei gt den zeitlichen Verla uf der Bewegu ng ei nes Oszillato rs, ein y-x-Di agra mm das Mome nta nbi ld de r Oszill atoren, d ie sich in unterschi ed lich en Ph asen befind en. Zu r vollständig en Beschreibung ein er Welle sind beid e Di agramm e erford erlich .
Die Ausbreitungsgeschwindigkeit einer Welle ist die Geschwindigkeit, mit der sich eine bestimmte Phase im Raum ausbreitet. Formelzeichen : v Einheit: ein Meter durch Sekunde (1 ~ ) Di e Darstellung mechanischer Wellen kann auch mithilfe von Diagrammen erfolgen . Dabei kann die Bewegung eines Oszi llators wie bei Schwingungen mit einem y-t -Diagramm beschrieben werden. Die räumliche Ausbreit ung kann man mit einem y -x-Diagramm erfassen . y -t-Diagramm
y -x-Diagramm
Für ein en bestimmten Ort (x = ko nst ant ) wird dargestellt, wi e sich der bet reffende Oszilla tor in Abh äng igkeit von der Zeit bewegt.
Für ein en bestimmt en Zeitpunkt (t = konstant) wird dargestellt, welche Lage die Gesamtheit der Oszillatoren hat.
y
y
x
Mechanische Schwingungen und Wellen
139
---------------------------------
J
Für mechanische Wellen gilt wie für andere We llen ein grundlegender Zusammenhang zwischen der Ausbreitungsgeschwindigkeit, der Frequenz und der Wellen länge. Für alle mechanischen Wellen gilt: v = A. . f v Ausbreitungsgeschwindigkeit A. Wellenlänge f Frequenz Die Wellengleichung Zur mathematischen Beschreibung einer Welle benötigt man einen Ausd ruck, der sowohl ihre räumliche als auch ihre zeitliche Ausbreitung beschreibt. Die betreffende Gleichung bezeichnet man als Weilengleichu ng. Die Wellengleichung für lineare harmonische Wellen lautet:
(i -x)
Y =Ymax . sin 21t Y Auslenkung am Ort x Ymax Amplitude t Zeit
T
Schwingungsdauer Ort Wellenlänge
x A.
Eine mechanische Welle sei durch die folgenden zwei Diagramme charakterisiert: yin cm
2 1
yin cm
2
~~~-''-''-'C7~-..--"
1
o
o
- 1 + +-++4\-t-++/~!H---j -2
~~~-''-"-',7~-'-',,
-j-L-l----L--L-"'-LLL-I.
L-'-L-C...:..L:...:L--l
-1 -2
-l_-'---JL-L-'--'' -'-''''---'----'-L-l---'''--'-'-'--l..:..J
Wie groß ist die Ausbreitungsgeschwindigkeit dieser Welle? Wie groß ist die Elongation eines Schwingers, der sich 50 cm vom Ausgangspunkt der Welle entfernt befindet, zur Zeit t = 10 s? Analyse: Die Ausbreitungsgeschwindigkeit kann aus Wellenlänge und Frequenz ermittelt werden . Beide Größen ergeben sich aus den Dia grammen. Die Elongation lässt sich mithilfe der Wellengleichung berechnen. Gesucht:
v Y
Gegeben :
= 20 cm = 8s x = 50 cm = 10 s Ymax = 2 cm A.
T
~
f=
i
= 0,125 Hz
• Di ese r Zu sa mmenhang gilt auch für elektromagnetische Wellen ( / 5.3 02) . Die Ausbreitung sgeschwindigkeit ist dort gle ich der lichtgeschwind igkeit c.
ä Die Herleitung der Wellengleichung kann erfolgen . indem man die Au slenkung y an einem Ort x zur Zeit t allgemein ermittelt (/ CD) .
•-
Aus dem y -t -Dia gramm ka nn man di e Amplitude und die Schwingungsdauer entnehmen. Mit f= ~ erhält man auch die Frequ enz. Au s dem y -x -Di agramm ergeben sich Amplitud e und Wellenlänge.
140
Mechanik
Lösung: Für d ie Ausbreit ungsgeschwindigkeit erh ält man: v = A· f v = 20 cm . 0,1 25 Hz = 2,5 ~
Für die El ongation erhält man: Y= Ymax · sin2n(y. - X)
Y = 2 cm . sin2n (1 0 S _ 50cm) = 2 cm . sin2n (- 1,25) 8s 20 cm Y= - 2 cm Ergebn is: Die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Welle beträgt 2,5 cm Elongation des Schwingers hat zur Zeit t = 10 s den Wert - 2
die
dn.
2.8.4 Ausbreitung und Eigenschaften mechanischer Wellen
•
Anhand der kreisförmigen Wasserwe il e können wesentliche Eigenschaften von W ellen, die sich flächenhaft oder räumlich ausbreiten , demonstriert werden. Solche Eigenschaften sind Reflexion, Brechung, Beugung und Interferenz. Entscheidende Zusammenhänge zur Erklärung dieser Eigenschaften fand der niederländisch e Naturforscher CHRISTIAAN HUYGENS.
l
Mithilfe ei nes W asserwe ll eng erät es kann man di e Interferenz von W ell en zeige n.
i CHRISrIAAN HUYG[NS
(1629- 1695) entwi ckelte im Zu samme nhang mit Untersuchungen zum W esen d es Lichtes ein e Vorste llu ng zur W eilenausbre it un g, di e als
huygenssches Prin zip be ze ichnet w ird.
Das huygenssche Prinzip Zur Da rstellu ng der Ausbreitung von Wellen nutzt man Weilenfronten und Wellennormale. Die Wellenfronten (in den Ski zzen schwarz) sind Ste llen maximaler Auslenkung (Well en berge). Ihr Abstand voneinander ist gle ich der Wel lenlänge A. Die Wellennormale (in der Skizze rot) steht immer senkrecht auf den Wellenfronten. Ihre Richtung stimmt mit der Ausbreitungsricht ung überein. Für die Ausbreitung von Well en gilt das huygenssche Prinzip. Jeder Punkt einer Wellenfront ist Ausgangspunkt für kreis- oder ku gelförmige ElementarwelJen. Diese Elementarwellen besitzen die gleich~ Ausbreitungsgeschwind igkeit wie die ursprüngliche Welle. Die Elementarwellen überlagern sich . Die Einhüllende aller Elementarwelien bildet die neue W el lenfront.
Mechanische Schwingungen und W ellen
141
• Da die (bl au gezeichneten) Elementa l wel len von jedem Punkt ei ner We llenfront ausgehen, erg ibt sich als Einhül lend e ei ne neue W ell enfro nt. neue W ellenfront
Das durch A.J. FRESNEL erweiterte Prin zi p wird als huygens-fresnelsches Prinzip bezeichnet und lautet: Der Schwingungszustand in einem Punkt eines Raumes wird bestimmt durch die Sum me aller Elementarwe llen, die von W eilenfronte n ausgehen und die in d iesem Punkt zusammentreffen. Charakteristische Eig ensch aften von Wellen Nachfo lg end sind charakteristische Eigenschaften von W ellen im Überblick dargeste llt und mithilfe des huygensschen Prinzips erklärt. Reflex ion : Tr ifft eine Well e auf eine ebene Oberfläche, dann wird sie ref lektiert. Es gilt das Reflexionsgesetz.
Lot einfallende Welle
Bei der Reflexion von W ellen sind der Einfallswinkel und der Reflexi onswinkel gleich groß : a = a'. Die Wellennormalen der einfallenden und reflektierten W ellen liegen in einer Ebene. Brechung : Trifft eine W elle unter einem Win kel (X *- 0 auf eine eben e Grenzfläche zwe ier Stoffe, in denen sie sich mit unterschiedlichen Geschwindigke iten ausbreitet, dann ändert sie ihre Au sbreitungsrichtung. Sie wird gebrochen. Es gilt das Brechungsgesetz. Fast immer tritt dabei gleichzeitig auch Ref lexion auf, die wir hier aber nicht betrachten wol len.
AUGUSTIN JlAN FRESNEL
(1788- 1827) war ein französischer Physi ker und Ing enieur, der sich vor al lem mit der Wellentheorie d es Lichtes beschäftigt hat .
Bei eh lllwLlI(.n ist die Reflexion als Feho oder als Nachh all wahrzun ehmen.
~_ 2 __
Brechung t ri tt z. B. auf , wenn Schall we llen auf ein e Gre nzfl äche zwischen Luf t un d W asser t reffe n. Be i W asserwe ll en verändert sich die Ausbreitu ngsrichtung m it der Wasse rtiefe, da sich di e A usbre it ungsgeschwindigke it mit Verringerung der Ti efe verklei nert.
Mechan ik
einfa ll ende Welle
Lot
In welcher Richtung die Brechung von Wellen beim Übergang von einem Stoff in einen anderen erfolgt , hängt von den Ausbreitung sgeschwindigke iten in den betreffenden Stoffe n ab. Beim Übergang von einem Stoff in einen anderen gilt das Brechungsgesetz: sin a si nß =
Beugung tritt z. B. bei Schallwellen auf: Gerä usche ei nes Autos hört man auch, wen n ma n sich hinter eine r Hausecke befindet . Die Inte nsität der gebe ugte n Well en ist aber im Vergleich zu der de r ursprü nglichen W ellen meist gerin g.
• Stat t von Überl agerung spricht man auch von Superposition, herg eleitet vom lat einisch en superpositum = Überl agerung .
v,
V;
Einfallswinkel Brechungswinkel v" v2 Ausbreitungsgeschwindigkeiten
a
ß
Beugung: Tr ifft eine Welle auf ein en Spalt oder ein e Kante, so sind die betreffend en St ell en nach HU YGENS Ausg angspun kt von El ementarw eIlen. Damit breit et sich die Welle auch in d en Schatte nrau m hinein aus.
Ka nt e
Spa lt
Dringt eine Welle abweichend von ihrer geradlinigen Ausbreitung an Kanten und Spalten in den Schattenraum ein, so spricht man von Beugung . Interferenz: Treffen zwei oder mehrere W ellen in einem Ort zusammen, dann reg en sie den dort befindl ichen Schwinger nach dem huygens-fresne lschen Prinzip ( / 5. 14 1) zu einer zusamm engesetzten Schwingung an. Da es bei der Zusammensetzung von Schwingungen zu Verstärkung , Abschwächung oder Auslöschung ( / S. 135) kommen kann , ist ein glei ches Verhalten auch bei der Überlagerung von Wellen zu erwa rten .
Mechanische Schwingungen und W ellen
Wellenberg
wellen tal
r
Als Interferenz bezeichnet man die Überlagerung von Wellen. Dabei bilden sich Bereiche der Verstärkung und der Abschwächung bzw. Auslöschung heraus.
Entscheidend ist dabei der Gangunterschied zwischen den beiden W eIlen. Beträgt er an einem Ort 0, ?. o der ein Vi elfaches davon, dann treffen die Wellen bei gleicher W ell enlänge mit der gleichen Phase zusammen. Es tritt Verstärkung auf. Be i einem Gangunterschied von ~ od er einem ungeradzah ligen Vielfachen davon tritt Abschwächung CAuslöschung) auf.
143
I
Stabile Interferenzmuster kann man z. B. mithilfe ei nes Wasserwe llengerätes ( / Foto S. 140) oder von zwei Lautsprechern erreich en , die Töne gleicher Frequenz aussenden. Solche stabi len Interferenzmuster entstehen , wenn zwischen den beteiligten W eIlen eine konstante Phasen differenz besteht. Man sagt auch: Zwischen den W ell en besteht Kohärenz ( / S. 33 7).
Weitere Eigenschaften von Wellen Wellen können absorbiert, gestreut oder polarisiert werden . Darüber hi naus kann auch Dispersion auftreten. Absorption: Beim Durchgang von W ell en durch Stoffe erfo lgt eine Abschwächung oder Absorption, die sich durch den Absorptionsgrad erfassen lässt. Damit verringert sich die Energie der W elle. Die Energ ie wird vom Stoff aufgenommen.
Ausführ liche Informationen zu diesen Welleneigenschaften sind unter den betreffe nden Stichwörtern auf der CD zu f inden.
Streuung: Hind ernisse, die im Ve rg leich zur W el lenlänge sehr klein sind, werde n zu Zentre n von Elementarwellen, die sich von dort nach allen Richtungen ausbreiten. Di eser Vorg ang wird als Streuung bezeichnet. Er sp ielt vor al lem in der Optik eine wichtige Rolle (/ 5.324). Polarisation: W ird bei Transversal wellen unterschiedlicher Schwingungsrichtung eine bestimmte Schwingu ngsrichtung herausgefil tert, so spricht man von Polarisati on. Die W el len schwingen dann in einer Schwingungsrichtung. Sie sind linear pola risiert.
~
Dispersion: Bei der Ausbreitung in einem Stoff hängt die Ausbreitungsgeschwi ndigkeit einer Welle in d er Regel von der Wellenl änge bzw. von der Frequenz ab. Diese Erscheinung wird als Dispersion bezeichnet. Si e spie lt vor all em in der Opti k eine Rolle ( / 5. 317).
Bei Schallwellen in Luft tritt keine Dispersion auf. Es gibt deshalb bei der Übertragung von Sprache oder Musik durch die Luft auch kei ne Verzerrungen durch Dispers ion.
144
• Eine Transversalwelle wird bei der Reflexion am losen Ende ohne Ph ase nsprung reflektiert. Am festen Ende ( / Skizze) tritt ein Phasensprung von Cf'= TC auf. Experiment und Skizze zeigen die Reflexion am festen Ende.
Mechanik
Stehende Wellen Wellen breiten sich in der Regel von einem Erreger in den Raum aus. Man spricht dann von fortschreitenden Wellen. Werden solche Wellen reflektiert, so können sich hin- und rücklaufende Wellen überlagern . Da bei können sich stehende Wellen ausbilden.
'. P\7V1 :hinlaufenCle Welle
Schwingungsbauch
I
I
I
I
I
I
•
I
I
I
,
t
I I
I
I
I I
I I
t
I
r~~cklayfende W(}lIe ; \ Sohw;ng"ng,kno"n I ' I
'
I
I
"
I
I
I I
~ :stehende :Well e
,
• Der Abstand zwi sc hen zwei Schwingungsknoten beträgt imm er ~ .
I t
I
I
t
I
I
I
I
t
,
,
I
Für die beschriebene stehende Welle ist charakteristisch, dass - der Bereich zwischen den bei den festen Enden (Erreger und Ort der Reflexion) ein ganzzahliges Vielfaches der halben Wellenlänge ist, - sich an bestimmten Stellen des Raumes Orte mit maximaler Auslenkung (Schwingungsbäuche) und solche mit der Auslenkung null (Schwingungsknoten) herausbilden. Der DOPPLER-Effekt
Benannt ist dieser Effekt nach dem öste rreichischen Physike r und Mathematiker C j 1
Registriert man mit einem Empfänger die Frequenz bzw. Wellen länge von Schallwellen, dann stimmen diese Werte nur dann mit den vom Sender abgegebenen überein, wenn Sender und Empfänger zue inander ru hen. Bei einer Relativbewegung zwischen Sender und Empfänger tritt eine Frequenzverschiebung auf, die sich bei Schall als Änderung der Tonhöhe (/ S. 145) bemerkbar macht. Zu registrieren ist das z. B., wenn ein hupendes Auto an einer Person vorbeifährt. Bei einer Relativbewegung zwischen einem Sender und einem Empfänger unterscheidet sich die vom Empfänger registrierte Frequenz f E von der vom Sender abgegebenen Frequenz f s. Für einen ruhenden Empfänger und einen bewegten Sender gilt:
f E =!L 1
!(
(- beim Annähern, + beim Entfernen voneinander)
c
Für einen ruhenden Sender und einen bewegten Empfänger gilt: f E = f s ± ~ (+ beim Annähern, - beim Entfernen voneinander)
v Relativgeschwindigkeit zwischen Sender und Empfänger c Ausbreitungsgeschwindigkeit der Wellen (Sch allgeschwindigkeit)
Mechanische Schwingungen und Wellen
145
2.8.5 Akustik Di e Lehre vom Schall (Akust ik) beschäftigt sich mit der Entstehung, der Ausbreitung, den Eigenschaften und der Nutzung des Schalls. Schall im engeren Sinn ist alles das, was der M ensch mit den Oh ren wahrnehmen kann . Dazu gehören z. B. Geräusche, Sprache, Musik od er Lärm. Damit wir etwas als Schall wahrnehmen, müssen bestimmte Bedingungen erfüllt sein. Diese lassen sich in einem Diagramm darstellen, aus dem der Hörbereich des menschlichen Oh res erkennbar ist. Druckschwankungen am Tromm elfell in mPa
,
10000 1000
",,/ 100 10
""
"
"
"
Sch
rer~
'
chwE lIe
...
Der Hor~ r 1(1, d es Mensch en w ird auch als Hör I (h beze ichnet. Sie ist im Di agramm f arb ig g ekenn zeichnet .
"', ... ...
-.
Haupt-
' • •~prachgebiet '"
"'
. ..
--.. ...... .. ,
...
... ...
I I I
"- f"'..
0,0 1 0,001 0,0001
"\
.. -.. -.......
... ...
0,1
~
Inf ormation zu I I In, MU,IK, Ultr h 11 und w eit ere n Themen zur A~ I1 i f indet man auf d er CD.
25
50
100
200
I
Hörs hwe le
~
400
,
,,
r-
800 1600 3200 6400 12800
Frequen z in Hz
Der Hörbereich des menschlichen Ohres umfasst Frequenzen von 16 Hz bis 20000 Hz. Schall mit einer Frequenz von weniger als 16 Hz wird als Infraschall bezeichnet. Schall mit einer Frequenz vo n über 20000 Hz (20 kHz) nennt man Ultrascha ll. Schallwellen sind Lon g itudinalwellen ( / S. 137), da die Ausbreitungsrichtung der Well e und die Schwingungsrichtung der Teilchen übereinst immen. W ie andere mechanische Wellen w erden Schallwellen reflek tiert und gebrochen. Sie könne n sich auch überlag ern ( / S. 141 ff. ). Die Tonhöhe ist da von abhängig, wie schnell ein Körper schwi ngt. Je größer die Frequenz der Schwingun g eines Körpers ist, umso höher ist der Ton.
y~
hoherTon
DDDDf\f\Df\
vV
V \TV V \TV \t
M it zun ehm end em Alter können M ensch en hö here Frequenzen imm er schl echter wahrn ehmen.
• Verschi edene Lebewesen haben nicht nur unte rschi edliche Hörber jrhe, sondern auch ein en unt erschied lichen Stimmumhng Der Sti m mumfa ng des Menschen liegt meist zwischen 85 Hz und 1 100 Hz, be i einem Hund zwi schen 450 Hz und 1 000 Hz und bei ei ner Fledermaus zwi schen 10000 Hz und 120000 Hz.
146
Mechanik
Die lautstärke ist davon abhängig, mit welcher Ampl itude ein Körper schwingt. Je größer die Ampl itude der Schwingung eines Körpers ist, umso lauter ist der Ton.
~ = ;;::::::;
'C7
=
=leise;2,0n. C/
tr\
c::::;
,
t
YjVrv\!\P " lauter Ton
Ton
Klang
Geräusch
Knall
Die Schwingung ist sinusförmig .
Die Schwingung ist periodisch, aber nicht sinusförmig .
Die Schwingung ist unregelmäßig.
Die Schwingung hat zun ächst eine große Amplitude und klingt schnell ab .
t I
y
1~ NI
lfJ\'A.r1 ,,"
11\
Geräusche entstehen z. B. bei Fah rzeugen und Maschinen.
Beim Explodieren ei nes Feuerwerkskörpers entsteht ein Knall.
~ ~ ~ I;~ f\ f\ f\
:
Afi
I
I
Eine angeschlagene Stimmgabel erzeugt einen g anz klaren Ton.
Mit Musikinstrumenten kann man verschiedene Klänge erzeugen .
Be i schwingenden Saiten hängt die Frequenz der Schwingung von verschi edenen Größen ab .
• Geigen oder Gita rren verf ügen über verschi eden d ick e Saiten. Zum Stimmen des Instrum ents wi rd di e Kraft verändert, mit der die j ew eilige Saite gespannt ist .
Inform at ionen dazu si nd auf der CD zu finden.
Die Frequenz einer schwingenden Saite kann berechnet werden mit der Gleichung :
A p F
länge der Saite Querschnittsfläche der Saite Dichte Kraft, mit der die Saite gespannt ist
Für praktische Anwendungen besonders bedeutsam ist Ultraschall, also Schall mit Frequenzen über 20 kHz. Wicht ige Anwendungen sind die Ultraschalldiagnostik im medizinischen Bereich, die Werkstoffprüfung oder das Echolot. Bei Pkw wird Ultraschall für Einparkhilfen genutzt. Dabei wird das Prinzip des Echolots angewendet.
148
Thermodynamik
3.1
Manchmal spricht man auch von der Kalorik. Diese Bezeich nung kommt aus dem Lateinischen: ca lor = W ärm e.
Mit dem Begriff thermodynamisches System wird nur zu m Ausdruck gebracht, dass im betreffend en SystC'1ll thermodynami sche Vorgänge und Erscheinungen vor sich gehen bzw. betrachtet werden.
Betrachtungsweisen und Modelle in der Thermodynamik
Die Thermodynamik oder Wärmelehre beschäftigt sich mit dem thermischen Verhalten von Körpern und Stoffen, den dafür geltenden Gesetzen und Beziehungen, den physikalischen Grundlagen von W ärmekraftmaschinen, Energieumwandlungen sowie mit solchen grundlegenden physika lischen Größen wie Temperatur, Wärme, thermische Energie od er Entropie. Letztere ist für die Verständigung über die Richtung des Abl aufs von natürlichen Vorg ängen von größter Bedeutung . Ein Teilbereich der The rmodynam ik sind die Strahlungsgesetze und solch e damit zusammenhängenden Fragen wie das Strahlungsgleichgewicht der Erde oder das Ozonloch und seine Auswirkungen . Wie in anderen Teilbereichen der Physik werden in der Thermodynamik offene, geschlossene oder abgeschlossene Systeme (/ S. 84) betrachtet, die manchmal auch als thermodynamische Systeme bezeichn et werden . Im Bild wird ein solcher abgegrenzter Raum bereich dargestellt. Der Zustand eines t herm odyn amischen Systems und seine Änderungen kön nen in unterschiedl icher Weise beschrieben werden . Ein thermodynamisches System ist ein durch eine Systemgrenze von seiner Umgebung abgetrennter Raumbereich, der durch Größen wie Temperatur, Druck, Volumen, Teilchenanzahl oder Geschwind igkeit der Teilchen gekennzeichnet werden kann . Di e Wahl der Systemgrenze erfolgt meist so, dass die Vorg änge im System möglichst gut überschaubar erfasst werden können. Zur Beschrei bung der Vorg än ge in einem thermodynamisch en System wird entweder die phänomenologische oder die kinetisch-statistische Betrachtungsweise angewen det.
Di e Bezeichnung ist aus dem Gri echischen hergeleitet: phainom enon (griech.) = Ersche inung, Ph änomen .
3.1 .1 Die phänomenologische Betrachtungsweise Di e phänomenologische Betrachtungsweise ist - wie der Name schon sagt - an den Erscheinungen orientiert . Es geht dabei um die Beschrei bung vo n Sachverhalte n und Vorgängen mit makroskopisch messbaren Größen, z. B. um die Beschreibung der Volum enänderung von Körpern mit den Größen Temperatur und W ärme oder um die Zustan dSänderung eines Gases, dargestellt mit den Größen Volum en, Druck und Tempera tur. Erfasst w erden damit immer Eigenschaften von Systemen, die mit -
149
Betrachtungsweisen und Modelle in der Thermodynamik
hilfe von makroskopisch messbaren Zustands- und Prozessgrößen ( / S. 18) beschrieben werden können . Wichtige thermodynamische Zustandsgrößen, also Größen, die den Zustand eines Systems kennzeichnen , sind die Temperatur ( / S. 151 f. ), das Volumen, der Druck, die innere Energie ( / S. 153) und die Entropie ( / S. 198 ff. ). Wichtige Prozessgrößen, also Größen, mit denen Vorgänge im System und Austausch vorg änge mit der Umg ebung beschrieben werden, sind die von einem System aufgenommene oder abgegebene Wärme sowie die am System oder vom System verrichtete Arbeit. Dabei gilt vereinbarungsgemäß: Die am System verrichtete Arbeit bzw. die dem System zugeführte Wärme ist positiv. Die vom System verrichtete Arbeit bzw. die von ihm abgegebene Wärme ist negativ. Bei einem abgeschlossenem System erfolgen keine Austauschprozesse mit der Umgebung . Solche Prozesse können aber innerhalb des Systems vor sich gehen.
Arbeit W
~ Wärme Q Systemgrenze System
Arbeit W
Viele thermodynamische Prozesse und Erscheinungen können mithilfe makroskopischer Zustands- und Prozessgrößen beschrieben werden. Diese Art der Beschreibung wird als phänomenologische Betrachtungsweise bezeichnet. Die Volum enänderüng von homogenen Körpern bei Temperaturänderung kann mit den Größen Volum en, Temperatur und einer Stoffkonstanten (Vol umenausdehnungskoeffizient) beschrieben werden . Quantitat iv wird sie erfasst mit der Gleichung: .1V = y ' V a ·.1T
Kennt man die Stoffkonstante y; das Ausgangsvolumen Vo und die Temperaturänderung .1T, so kann man die Vol umenänderung berechnen. Das ist für viele praktische Anwendungen völlig ausreichend .
3.1.2 Die kinetisch-statistische Betrachtungsweise Bei der kinetisch -statistischen Betrachtungsweise wird vom Aufbau der St offe aus Atomen und Molekülen ausgegangen. Ihr liegt ein Teilchenmodell ( / S. 54) zugrunde. Die Beschreibung therm odynam ischer Syst eme erfolgt durch Teilchengrößen, z. B. durch die Teilchenanzahl (/ S. 51), die Geschwindigkeit der Teilchen, ihre kinetische Energie und ihre räumliche Verteilung . Ein makroskopisches System ist durch eine sehr große Teilchenanzahl gekennzeichnet. Aussagen über das Gesamtsystem erfordern deshalb statistische Betrachtungen. Daher stammt die Bezeichnung kinetisch-statistische Betrachtungsweise.
• Diese Festl egung en entsprechen der in der Physik üblich en Herang ehensweise. Wird z. B. an ei nem 5) <{I;:rn Arbeit verrichtet, 50 vergröß ert sich dessen En ergie. Die Zustand sä nderung kann beschri eben w erd en mit: EE- EA = E = W> 0
Du rch di e Gl eichung wird das Ph änomen Volumen änderung ausreichend beschri eben . Warum bei Tem peraturänderung ein e Vol umenänderung erfolgt, bleibt allerdings offen.
150
Thermodynamik
Viele thermodynamische Prozesse und Erscheinungen können auch mithilfe von Teilchengrößen beschrieben, gedeutet oder erklärt werden. Diese Art der Beschreibung wird als kinetisch-statistische Betrachtungsweise bezeichnet. Ihr liegt ein Teilchenmodell zugrunde. Eine Reihe von thermodynamischen Prozessen und Erscheinungen kön nen sowohl phänomenologisch als auch kinetisch -statistisch beschrieben we rden. Während das bei der phänomenologischen Betrachtungsweise makroskopisch erfolgt, ermöglicht die kinetisch -statistische Betrachtungsweise die Erklärung bzw. Deutung von Vorgängen und Erscheinun gen im m ikroskopischen Bereich und damit das Vo rdringen zum Wesen einer Erscheinung .
• Häufi g w ird nu r eine der bei den Betrach tung sw eise n angew endet. Darüber hinaus g ibt es Prozesse und Erschei nungen, die nu r mit ei ner de r Betracht ungsweisen erfasst we rden können . Dazu gehört z. B. die e I vlr :li J ~ ~i c , ( ilun J der Te ilchen in ein em Gas.
Phänomenologische und kinetisch-statistische Betrachtungsweisen ergänzen einander. Sie können auf ein- und dieselben Prozesse und Erscheinungen angewendet werden . Ein einfaches Beispiel ist die Längenänderung von Körpern bei Temperaturänderung ( / S. 159). Phänomenologisch lässt sich diese Ersche inung vollständig mit der Gleichung
beschreiben. Auch f ür praktische Anwendungen reicht es aus, diesen Zusammenhang zu kennen. Die Frage, warum eine solche Längen änderung bei Temperaturänderung erfolgt , lässt sich nur kinetisch -statistisch beantworten. Reale Gase und das ideale Gas Zum Gegenstandsbereich der Thermodynamik gehört die Untersuchung des th ermodynamisch en Verhaltens der Gase. Bei Gasen in Natur und Techn ik (realen Gasen) haben die Atome bzw . Moleküle ein Volumen . Zwischen den Teilchen treten Wechselwirkungen auf. Die mathematische Beschrei bung ist relativ kompliziert. In der Thermodynamik wird deshalb das Modell ideales Gas genutzt. Das Modell ideales Gas ist dadu rch gekennzeichnet, dass
Die Beschreibung von Prozesse n und Erscheinung en bei Gase n mit der kin eti schstati sti sc hen Betrach tun gsweise w ird auch als kinetische Gastheorie bezeichnet (/ S. 170 ff.).
- die Teilchen eines Gases als Massepunkte betrachtet werden, - die Teilchen untereinander und mit den Gefäßwänden nur ideal elastische Wechselwirkungen haben . Allen nachfolgend en Betrachtungen zu Gasen liegt dieses Modell zugrunde. Unt ersuchungen zeigen: Vi ele rea le Gase verhalten sich annähernd w ie das ideale Gas. Das gilt insbesondere für Wasserstoff und Helium unter Normbedingungen sowie für alle anderen Gase bei höherer Temperatur und geringem Druck.
Thermisches Verhalten von Körpern und Stoffen
3.2
151
Thermisches Verhalten von Körpern und Stoffen
3.2.1 Temperatur, innere Energie und Wärme Die Größe Temperatur und ihre Messung Eine der grundlegenden Größen der Thermodynamik ist die Temperatur, die den thermischen Zustand von Körpern bzw. Systemen kennzeichnet, also eine thermodynamische Zustandsgröße ist. Die Temperatur gibt an, wie warm oder wie kalt ein Körper ist. Formelzeichen: ß oder T Einheiten: ein Grad Celsius (1 °C) oder ein Kelvin (1 K)
Fixpunkte der CELSius-Skala sind 0 °C (Temperatur von schmelzendem Eis) und 100 °C (Tempe ratur von siedendem Wasser bei Normdruck). Die Festlegung des Nullpunktes der KELVIN-Skala ergibt sich aus thermodynamischen Überlegungen : Nach dem Gesetz von GAy-LUSSAC (/ S. 163) ändert sich bei konstantem Druck das Volumen eines Gases gleichmäßig mit der Temperatur. Für das ideale Gas ergibt sich, dass bei einer ständigen Verringerung der Temperatur der Schnittpunkt der Graphen bei beliebigem Ausgangsvolumen bei - 273,15 °C liegen würde.
Ip = konstant I
I
I
I
273,15
- 200
- 100
o
100
200
o
100
273,15
400
Für die C<.Lslu'Skah w ird das Formelzei chen u für die I<'EL Vlt -Skai das Formelzeichen T verwendet . Temperaturdifferenzen werden meist in Kelvin angegeben.
• Die KELVIN -Skala wurde von dem britischen Physiker Wil L1AM TJlOM ON
(1 824-1907) entwi ckelt, der 1892 geadelt wurde und sich dann Lo,( ~ f LVI ~ T l Irg nannte. Auf ihn geht auch die Bezeichnung l ro lute feflpE rd Ut ;kaln zurück .
200 500 Tin K
Es ist zugle ich diejenige Temperatur, bei der die kinetische Energie der Teilche n eines Systems null wäre. Da keine tiefere Temperatur möglich ist, wird sie auch als absoluter Nullpunkt und die in Kelvin angegebene Temperatu r als absolute Temperatur bezeichnet. Der absolute Nullpunkt hat einen Wert von - 273,15 °C = 0 K. Er ist Ausgangspunkt der absoluten Temperaturskala (K ELVIN-Skala) . Fü r die Umrechnung von Kelvin in Grad Celsius und umgekehrt gilt:
f
~ + 273,15
~
= f - 273,15
Häufig wird mit dem gerundeten Wert von 273 K gerechnet. Da mit gilt:
ooe = 273 K 100 0 e = 373 K
152
Neben der CELSI USund der KELvIN-Ska la w erd en in verschi edenen Lä nde rn auch noch di e FAHRENHEITSka la und di e REAUMUR-Ska la genutzt. Di e Te mperaturskalen sind nach dem Sch we den I J> dem Brit en ~ de m d Deutschen F I I I und dem Franzose n F • ( , "J benannt.
Thermodynamik
Temperaturen können mithilfe von Thermometern direkt gemessen oder auch indirekt best immt werden. Zur Temperaturm essung eignen sich im Prinzip alle Vorgänge, bei denen sich eine messba re Größe mit der Tem peratur ändert. Flüssigkeitsthermometer
50
Gasthermometer
~ - - An ze ig eröhrch en
40
40
30
30
20
20
10
10
10
10
Skala
°c
30 20
Quecksilbert ropfen
10 20
20
1-
Thermometergefäß _ _ mit Th ermometerflü ssig keit
Genutzt wird die Vol umenänderung einer Thermometerflüssigkeit (Qu ecksilber, Alkohol) mit der Temperatur (/ S. 158) .
Glasröhrch en mit Gas
Genutzt wi rd die Volumenänderung eines Gases bei p =konstant mit der Temperatur (/ S. 158).
• Di e Genauig ke it der verschi ede nen Arten der I1 I I "n mg ist sehr unterschiedlich. Beim galil eisc hen Thermom et er wi rd di e Änd erung der Dichte un d damit des Auft ri ebs mit Temperaturänderung genutzt. Das Fot o ze igt ein galil eisch es Th ermom et er.
Weitere Möglichkeiten, die Temperatur zu bestimmen sind: - Mit Veränderung der Temperatur ändert sich die Biegung eines Bimetallstreifens (Bimetallthermometer). - Mit Veränderung der Temperatur ändert sich der elektrische Widerstand eines metallischen Le iters oder eines Halbleiters (Widerstandsthermometer. elektronisches Thermometer). Als temperaturempfind liche Halbleiterbauelemente nutzt man vor allem Thermistoren (/ S. 274).
- Mit Veränderung der Temperatur ändert sich die Thermospannung bei einem Thermoelement. - Die Intensität der Strahlung, die von einem Körper ausgeht, hängt von dessen Temperatur ab. Aus der Analyse des Spektrums eines Strahlers kann mithilfe der Strahlungsgesetze (/ S. 203ff.) die Temperatur des Strahlers ermittelt werden. Insbesondere lässt sich damit die Oberflä chent emperatur von Sternen bestimmen. - Es gibt Stoffe, die mit der Temperatur ihre Farbe ändern (Thermofarben). Auch das kann man für Thermometer nutzen. - Mit der Temperatur ändert sich die Dichte von Stoffen und damit der Auftrieb (galileisches Thermometer, Bild links) . - Mit der Temperatur ändert sich die Festigkeit von Körpern. Das wird bei Temperaturabschätzungen mittels Segerkegeln genutzt. Das sind kegelförmige Körper aus speziellem Material, die bei einer bestimm ten Temperatur ihre Form ändern . - Mit der Temperatur ändert sich die Farbe von glühenden Körpern. An hand von Glühfarben kann man die ungefähre Temperatur eines glühenden Körpers abschätzen. Glüht z. B. ein Werkstück aus Stahl dunkelrot, so hat es eine Temperatur von ca. 740 oe.
Thermisches Verhalten von Körpern und Stoffen
153
Die Größe innere Energ ie Die Temperatur eines Syste ms besagt noch nichts darüber, wie groß die in diesem System gespeicherte En ergie ist. Das wi rd durch die Größe innere Energ ie erfasst. Die innere Energie gibt an, wie groß die in einem System gespeicherte Energie ist. Formelzeichen: U Einheit: ein Joule (1 J) Diese innere Energie setzt sich aus unterschiedlichen Bestandteilen zu sammen :
Bindungsene rgi e
Di e thermische Energie ist Teil der inneren Energ ie und w ird w eitgehend durch die Tempe ratur best immt ( / S. 177). Da man in vie len Fällen von der Konstanz der anderen Bestandteile ausg ehen kann, wird mit unter nur die thermische Energie betracht et. Die Bestimmung des absoluten Wertes der inneren Energ ie ist überaus schwierig und oft nicht notwend ig. Für thermodynam ische Prozesse re icht es meist aus, die Ä nderu ng der in neren Energie zu erfassen . Die Größe Wärme Zw ischen Körpern oder Syst emen kann Energie übertragen we rden. Die Wärme gibt an, wie viel thermische Energie von einem System auf ein anderes übertragen wird. Formelzeichen: Q Einheit: ein Joule (1 J) Da durch die W ärme der Prozess der Energieübertragung zwischen zwei Syst emen oder zwei Körpern beschrieben w ird, ist sie eine Prozessg rö ße, deren Wert von der Energie änderung abhängig ist . Fü r den Zusammenhang zwischen übertragener W ärme und Energieänderung gilt:
Q =.1Et he rm
Die innere Energie kennze ichnet den ene rg etischen Zu sta nd eines Syste ms. Sie ist eine Zustandsgröße.
• Die kinetische Energie der Teilchen umfasst Translati onsenergie, Rotati o nsenergie und Schw ing un gsenerg ie. Beim idealen Gas ist die inn ere Energie gl eich der Sum me der kinetischen Energien all er sei ner Teilchen, also id entisch mit der therm ischen Energie .
• Der Zu sa mm enh ang zwischen der Än derung de r trmenn Energie ei nes Syst ems, der Wärme und de r Arbeit w ird im 1. Hauptsatz der Thermodyn ami k erfasst (/ S. 179 ff. ).
Statt von WarmE: w ird auch von Wärmemenge gesprochen. In der Te ch nik ist d ie Bezei ch nung W ärmeenergie üb lich . Aus physika lisch er Sicht ist dieser Begriff unzw eckmäßi g.
154
• M it der Zufuhr von Warme vergrößert sich auch stets di e th ermi sch e Energie und damit di e innere Energie des betref fe nd en Körpers od er Syste ms, mit der Abgabe von W ärm e verringe rt sie sich.
Thermodynamik
Wird einem Körper W ärme zugeführt, dann kann das folgende Auswirkungen haben: -
Die Temperatur des Körpers erhöht sich . Das Volumen des Körpers vergrößert sich . Der Druck im Körper ändert sich. Der Agg regatzustand des Körpers ändert sich . Körper 1
Körper 2 W ärme Q
Etherm
t
• Warm IULI! n si nd z. B. d ie Sonn e, eine Heizpl atte, ein Heizkö rper. Die 'rl r nr ungswarn kann berechnet werden mit der Gl eichung:
Q = m· H Dabei sind m d ie M asse und H der He izwert des Brennstoffs.
Anordnungen , die Wärme an ihre Umgebung abgeben, werden als Wärmequellen bezeichnet. Beim Verbrennen von Brennstoffen und Hei zst off en (Kohle, Hol z, Hei zöl, Benzin, Dieselkraftstoff, Propan, Erdgas) wird ebenfalls Wä rme frei, die als Verbrennungswärme bezeichnet wird .
3.2.2 Wärmeübertragung Die Übertragung von Energie in Form von Wärme kann durch Wärmeleitung, Wärmeströmung (Konvektion) oder Wärmestrahlung erfolgen . Häufig treten zwei oder alle drei Arten der Wärmeübertragung auch zusammen auf. Die Grundgleichung der Wärmelehre Di e W ärme, die einem Körper zugeführt oder von ihm abgegeben wird, ka nn mit der Grundgleichung der Wärmelehre berechnet werden.
Für Temperatu rd ifterenzen gilt: L\T =Ll19 Sie werd en meist in Ke lvin (K) angegeben.
Unter der Bedingung, dass keine Änderung des Aggregatzustandes erfolgt, gilt fü r die zugeführte oder abgegebene Wärme: Q
=c · m ·
T
Q = C· m · 19
c m
T, LW
spezifische Wärmekapazität Masse des Körpers Temperaturänderung des Körpers
Die spezifische Wärmekapazität c ist eine Stoffkonst ante . Sie gibt an, wie viel Wärme von einem Körper aufgenommen oder abgegeben werden muss, damit sich die Temperatur von 1 kg des Stoffes um 1 K ändert. Bei Gasen ist zwischen der spezifischen Wärmekapa zität bei konstantem Druck cp und der bei konstantem Volumen Cv zu unterscheiden. Von allen natürlichen Stoffen hat Wasser mit c = 4,19 kJ . kg- 1 . K- 1die größte spezifische W ärmekapazität. Es ist deshalb besonders gut als Kühl- und Transportmittel für Energie geeignet.
Thermisches Verhalten von Körpern und Stoffen
155
Welche Wärme ist erforderlich, um 1,2 Liter Wasser von 18 oe auf 90 oe zu erwärmen? Ana lyse: Die erforderliche Wärme kann mithilfe der Grundgleichung der Wärmelehre berechnet werden. Die Masse des Wassers ergibt sich aus dem gegebenen Volumen. Die spezifische Wärmekapazität für Wasser kann der Tabelle entnommen werden.
Gesucht: Gegeben:
Q 1,2 I 18 oe 90 0 e 4,19
c
= = = =
Q
= c · m·
Q
=419 ,
Q
= 360 kJ
V /91
192
~
Für Wasser gilt: 1 I Wasser hat ein e M asse von 1 kg . 1 ml Wasser hat eine Masse von 1 g.
m=1,2kg
kJ kg · K
Lösung: !')
_ kJ_ . kg · K
1,2 kg ·72 K
Bei allen Berechnungen ist auf ein e sinnvolle Genauigkeit zu achten!
Ergebnis: Um 1,2 I Wasser von 18 oe auf 90 oe zu erwärmen, ist eine Wärme von etwa 360 kJ erforderlich.
Wärmeaustausch zwischen zwei Körpern Wenn zwei Körper unterschiedlicher Temperatur in engen Kontakt miteina nder kommen, so gibt der Körper höherer Temperatur Wärme ab, der Körper niedrigerer Temperatur nimmt Wärme auf. Das geht solange vor sich, bis sich eine für beide Körper gleiche M ischungstemperatur ein geste llt hat (/ S. 156). Energetisch lässt sich dieser Vorgang mit dem Grundgesetz des Wärmeaustauschs beschreiben. Bilden zwei Körper ein abgeschlossenes System und erfolgt zwischen ih nen ein Wärmeaustausch, so ist die vom Körper höherer Tempera tur abgegebene Wärme gleich der vom Körper niedrigerer Temperatur aufgenommene Wärme:
Diesen Zusammenhang kann man nutzen, um z. B. die Mischungstemperatur von zwei beliebigen Flüssigkeiten zu ermitteln. Die von der einen Flüssigkeit abgegebene bzw. die von der anderen Flüssigkeit aufgenom mene Wärme kann jeweils mithilfe der Grundgleichung der Wärmelehre berechnet werden. Die Indizes 1 und 2 stehen für die zwei verschiedenen Flüssig keiten:
Ein \/"" 1 L. zwischen Körpern erfordert eine bestimmte Zeit . Das ist I auch bei Illl)~ J 1 I zu beachten . Das Thermometergefäß oder der Messfühler muss die T' 111 r IHn des Körpers annehme n, dessen Temperatur gemessen werden soll.
156
Thermodynamik
Durch Gleichsetze n, Auflösen de r Klammern und Umste llen nach der Mischungstemperatur ä M erh ält man d ie richmannsche M ischungsregel. GEORG WILHELM RICHMANN
(17 11-1 753), nach dem die Mischungsrege l bena nnt ist, war ein deutscher Naturforscher, der in 5t. Petersburg tätig war.
Unter der Bedingung, dass keine Aggregatzustandsänderungen erfolgen und ein abgeschlossenes System vorliegt, gilt für die Mischungstemperatur die Gleichung: tiM
= Cl
.
m 1 . 19 1 + C2 . m 2 . 1' 2 Cl .
Für c, tiM
Mischungstemperatur Ausgangstemperaturen der Körper Massen der Körper spezifische W ärmekapazitäten der Stoffe
m1 + C2 . m2
=c2 gi lt:
= m 1 . !?1 + m 2 . !?2 m1 + m2
10 I W asser von 20 oe und 2 I W asser von 80 oe werden gemischt. We lche Temperatur haben die 12 I Wasse r ? Ana lyse : Die Mischungstemperat ur kann nach der obigen Gle ichung berech net werden. Da nur ein Stoff miteinander gemischt w ird , ist c, = c2. Vernachl ässigt wird dabei der Wärmeaustausch mit der Umgebung und die Wärme, die von den Gefäßen abgegeben oder aufgenom men wird. Gesucht: Gegeben:
• Bei experim entell en Untersuchungen zum Wärmeaustausch ist darauf zu achten, d ass vor Temperatu rmessungen di e Flü ssi g ke ite n gut durchmischt se in müssen.
• Abge leitet ist diese Bezeichnung vom lateinischen calor = W ärm e. Auch der Begriff Ka paz ität st ammt aus dem Lateini schen: capac itas = A ufnahmefähigkeit, Fassungsverm ö gen.
19M
m, = 10 kg m2 = 2 kg
Lösung:
I'JM
IJ M
19M
_ m1
·
19, ti2
1'1 1 + m 2 m1 + m2
·
= 20 e = 80 e 0
0
°2
= 10 kg . 20 oe + 2 kg . Bo oe
10 kg + 2 kg
= 30 e 0
Ergebn is: Mi scht man 10 I Wasser vo n 20 oe mit 2 I W asser von 80 oe. so erhält man W asser mit einer Tempe ratur von 30 oe. Ka lorimetrische Messungen Mithi lfe kalorimetrischer Messungen kann man z. B. die spezifische W ärmekapazität eines Stoffes ermitteln und damit auch die Stoffart bestimmen . Dabei ist zu beachten, dass beim Mischen verschiedene r Stoffe untersch iedlicher Temperatur nicht nur ein Austausch von W ärme zwischen den beteiligten Stoffen, sondern auch m it dem Gefäß (Ka lorimeter) erfolgt, in dem d ie Mischung erfolgt. In der Energiebilanz wird das durch die Wärmekapazität des Kalorimeters berücksichtigt.
Thermisches Verhalten von Körpern und Stoffen
157
Die Wärmekapazität C eines Körpers gibt an, wie viel Wärme ihm zugeführt oder von ihm abgegeben wird , wenn sich seine Temperatur um 1 K ändert.
C=.!l = m ·c tJ T Die Wärmekapazität eines KaloriRührer meters kann experimentell ermittelt Thermo meter werden, indem man zwei Wassermengen unterschiedlicher Tempera tur mischt und aus den Messwerten den Wert für ( berechnet. Dabei ist zu beachten, dass die Wärmekapazität eines Kalorimeters vom Füllstand abhängig ist. Bringt man einen Körper der höheren Temperatur 191 in ein wassergewärm eisol iertes Kalorim eter fülltes Kalorimeter der niedrigeren Temperatur l'h, dann wird vom Wasser und vom Kalorimeter Wärme aufgenommen . Die vollständige Energiebilanz unter Berücksichtigung der Wärmekapazität des Kalorimeters lautet dann: m1' C1 . (19 1 - 19M ) = (m 2' c 2 + () (z9 M -192) Die Umstellung nach C ergibt eine Gleichung für die Wärmekapazität.
• Bei der Energi ebilanz muss man beachten, ob das Kalorimeter W ärm e aufn immt oder abgibt. Das hängt von den Temperaturen der bet eiligten Körper ab .
Zu 100 g Wasser von 18 °(, das sich im Kalorimeter befindet, wird 100 g Wasser von 50 o( gegeben . Als Mischungstemperat ur werden 32 oe ermittelt. Wie groß ist die Wärmekapazität des Ka lorimeters?
Ana lyse: Das kalte Wasser und das Kalorimeter nehmen Wärme auf, das warme Wasser gibt Wärme ab. Daher kann die oben genannte Gleichung genutzt werden . Gesucht: Gegeben:
C
m1 = m2 = 100 9 191 C1
= 50 oe 192 = 18 oe l~M = 32 oe = c 2 = 4,19 kJ . kg- 1 . K- 1
Lösung:
C
C
= m , . c, . ( i9 , -
11 M )
öM
=0,12 kJ· K-
-
-
m2
.
c2 ( I )M - ö2 )
1)2
1
Ergebnis: Die Wärmekapazität des Kalorimeters beträgt 0, 12 kJ . K- 1.
Bei Experim ent en mit Kalorim et ern muss sein e Warmekapa zität bei der Energi ebil anz einbezog en w erden.
158
Thermodynamik
3.2.3 Volumen- und Längenänderung von Körpern Bei einer bestimmten Temperatur und bestimmtem äußeren Druck nimmt jeder Körper ein bestimmtes Volumen ein. Ändert sich die Temperatur, so ändert sich meist auch das Volumen des Körpers .
i Nicht frei ausdehnen kann sich z. B. ein Gas in ei ner stählernen Gasflasche. In diese m Falle vergröß ert sich mit Erhöhung der Temperatu r der Druck im Gas.
Unter der Bedingung, dass sich ein Körper frei ausdehnen kann und der Druck konstant ist, gilt für die Volumen änderung: L1 V::; y· Vo · T V = Vo (1 + y. LlT)
Di e Anomalie d 5 Was<, _r ist der Grund dafür, dass Wasser als Thermometerflü ss igkeit ungeeignet ist. Unte r 4 oe würde di e Flüssigkeitssäul e im Thermom et er wieder anste igen. Die Anomalie des Wassers ist auch die Ursa che für die charakteri stische jahreszeitlich unterschiedliche Temperaturschichtung in Seen und Teichen .
Volumenausdehnungskoeffizient Vo Ausgangsvolumen L1T Temperaturveränderung
Der Volumenausdehnungskoeffizient ist eine Stoffkonstante, die sich allerdings mit dem Aggregatzustand ändert und die darüber hinaus temperaturabhängig ist. Für das ideale Gas gilt:
v
• Der Zusammenhang zwischen Vol umen und Temperatur des id ea len Gases bei konst antem Druck wird auch als Geset z von GAYLUS~AC bezeichnet (/ S. 163).
y
y
oK=
- 273,15
oe
T
= 273 \5 K ,., 0,003 66 K- l
Mit diesem Wert kann auch näherungsweise bei realen Gasen gerechnet werden.
Wasser verhält sich anders als fast alle anderen Stoffe. Dieses abwei chende thermische Verhalten wird als Anomalie des Wassers bezeichnet.
1
" ' -, - - __I _--
I
----
I
Kühlt man Wasser ab, so verrin gert sich wie bei fast allen Stoffen sein Volumen. Bei normalem Luftdruck bei 4 oe ist das Volumen am kleinsten und da mit die Dichte des Wassers am größten. Bei Verringerung der Temperatur unter 4 oe dehnt sich Wasser wieder aus.
Wasser hat bei norm alem Luftdruck (Po = 101 ,325 kPa) bei 4 oe sein kleinstes Volumen und seine größte Dichte. Bei 4 oe beträgt die Dichte von Wasser 0,999973 g/cm 3 , bei 0 oe beträgt sie 0,999840 g/cm 3 , bei 20 0 e hat sie den Wert 0,998205 g/cm 3 und bei 90 oe den Wert 0,9653 g/cm 3 . Beim Gefrieren dehnt sich Wasser aus (Sprengwirkung). Eis von 0 oe hat eine Dichte von 0,92 g/cm 3 , nimmt also bei gleicher Masse ein größeres Volumen ein. Deshalb schwimmt es auf dem Wasser.
Thermisches Verha lten von Körpern und Stoffen
Bei Stahl brücken, Eisenbahn schienen, Rohrleitungen, Hochspannungsleitungen oder Bimetal1streifen erfolgt ebenfalls eine Volumenänderung bei Tempera turänderung. Von praktischer Bedeutu ng ist hier aber nur die Länge nänderung, die konstruktiv berü cksichtigt werden muss.
159
Di e Längenänderung von feste n Körpern wird z. B. bei Birne tall streifen genutzt, di e von Flüssigkeiten bei Flüss igkeitstherrnornetern .
Unter der Bedingung, dass sich ein fester Körper frei ausdehnen kann, gi lt für die Längenänderung:
= a· 10 . CiT oder 1= Lo (1 + a· Ci T)
Längenausdehnungskoeffizient A usgangslänge Ci T Temperaturdiffe renz a
Ci l
10
Der Längenausdehnungskoeffizient ist eine temperaturabhängige Stoffkonstante. Zwischen ihm und dem Vo lumenausdehnungskoeffizienten (/ S. 158) besteht die Beziehung:
y= 3a Eine 85 m lange Stahlbrücke wird im Wint er bis auf - 20 abgeküh lt und im Sommer bis +35 oe erwärmt.
• oe
Wie groß ist die Längenänderung z wischen Sommer und Winter? Ana lyse :
Aus der Temperaturänderung, der Ausgangslänge und dem Längenausdehnungskoeffizienten kann die Längenänderung berech net werden . Als Ausgangslänge bei - 20 oe werden 85 m gewählt, der Längenausdehnungsk o effizient kan n einem Tabellenwerk entnommen werden . Gesucht: Gegeben :
Ci l
10 19, 192
= 85 m = - 20 oe = 35 oe
Ci I? = 192 - 19, = 55 K
(X
= 0,000012 ~
Ci l
=
Ci l
= 0,000 012 ~ ·85 m . 55 K
Ci l
= 0,0 56 m
Lösung: Cl·
10 . Ci 19
Ergebnis:
Die Längenänderung der 85 m langen Stahlbrücke zwischen Som mer und Winter beträgt 5,6 cm .
Beim Bau von Brücken wird d ie Längenänderung bei Temperaturänderu ng so berücksichtigt, dass - mind este ns eine Seite der Brücke beweglich (z. B. auf Rollen) gelagert ist, - im Fahrbahnbelag Dehnungsfug en vorh anden si nd .
160
i Fast all e Stoffe können f est, flü ssig od er gasförmig sein . In w elch em Aggregatzustand ein Stoff vorli egt, hängt nicht nur von der Temperatur, sondern auch vom Druck ab .
Thermodynamik
3.2.4 Aggregatzustände und ihre Änderungen Aggregatzustände und Aggregatzustandsänderungen Stoffe können sich im festen, flüssigen und gasförmigen Aggregatzustand befinden.
"-
•
...
...
..c
co
'+-
Nebe n de n dre i " klassisch en" Aggregat zust än den fest, flüssig und gasförmi g spricht man man chm al auch von einem vi erte n (Plasma) und fü nf t en (BOSE-EINsTUN -Kondensat) Aggregat zust and .
::l N Q)
E "-
:co
S
Q)
..Q
::l
Ol
Sublimieren
...
Resublimieren
f est (z. B. Eis)
...
..Q CO Q)
E "-
:co
S
Durch Druckänderung oder durch Zufuhr oder Abgabe von Wärme kann sich der Aggregatzustand eines Körpers ändern . Während des Umwandlungsprozesses ändert sich die Temperatur des Körpers nicht, jedoch seine thermische (innere) Energie und häufig auch das Volumen.
• All e nachfolgend en Betrachtung en beziehen sich auf kristal line Stoffe mit bestimmter Schmelztemperatur. Be i amorphen Stoffen, z. B. bei Gl as oder Wach s, lässt sich für eine Umwandlung st emperatur nur ein ungef ährer Wert oder ein Temperaturbereich ang eben.
Schmelzen und Erstarren Wird einem festen Körper Wärme zugeführt, so geht er bei der Schmelztemperatur z3s vom festen in den flüssigen Aggregatzustand über. Durch Wärmeabgabe geht er bei der gle ichen Temperatur, der Erstarrungstemperatur, in den festen Aggregatzustand über. Während des Schmelzens und des Erstarrens ändert sich die Temperatur nicht. Es ändert sich aber die Struktur des betreffenden Stoffes und da mit seine innere Energie. Beim Schmelzen wird sie größer, beim Erstarren kleiner.
Schmelzwärme Os f est bei iis
flüssig bei iis
Schm elzen
I Erstarrungswärme Os I
Thermisches Verhalten von Körpern und Stoffen
Erwärmt man einen festen Stoff gleichmäß ig oder kühlt man eine Flüssigkeit gle ichmäßig ab, dann erhä lt man den im Diagramm dargestellten idealisierten Kurvenverlauf. Die W ärme, die man zum Schme lzen benötigt, wird beim Erstarren als Erstarru ngswärme wieder freigesetzt .
•
1)5 - - - - - , . . - - - -- - ( "
o
Schmelztemperatur und Erstarrungstemperatur 13s sowie Schmelzwärme und Erstarrungswärme Os sind bei einem Stoff und konstantem Druck gleich groß . Die Schmelzwärme Os kann berechnet werden mit der Gleichung : Os = q s . m
qs m
Statt l gql ') ustund ist auch di e Bezeichnung feste, flü ssige und gasförmige Phase üblich . Statt von einer Aggregatzustandsänderung spricht man dann von einer Philsemmvrmdl H g .
spezifische Schmelzwärme Masse des Körpers
Die Schmelztemperatur ist vom Druck abhängig. Bei Körpern , die sich beim Erstarren zusammenziehen , erhöht sich mit zunehmendem Druck die Schmelztemperatur. Bei Körpern, die sich beim Erstarren ausdehnen, verringert sich mit zunehmendem Druck die Schmelztemperatur. Zur letzten Gruppe gehört Wasser. Bei einem Druckzuwachs von 1 bar = 10 5 Pa verringert sich die Schmelztemperatur von Eis um 0,007 5 K. Bei hohem Druck, wie er z. B. von Schlittschuhkufen auf Eis ausgeübt wird, schmilzt Eis im negativen Temperaturbereich . Sieden und Kondensieren
Wird einer Flüssigkeit Wärme zugeführt, so geht sie bei der Siedetemperatur rJ v vom flüssigen in den gasförmigen Aggregatzustand über. Durch Wärmeabgabe geht das Gas bei der Kondensationstemperatur wieder in den flüssigen Aggregatzustand über. Während des Siedens und des Kon densierens ändert sich die Temperatur nicht. Es ändert sich aber die Struktur des Stoffes und seine innere Energie. Beim Sieden vergrößert sie sich, beim Kondensieren verkleinert sie sich entsprechend.
IVerdampfungswärme Ov I fl üssig bei 19v
161
J JJ
Si eden
gasförmig bei 1'Jv
..)
.J..J ..)
Kond ensieren
J JJ
I Kondensationswärme Ov I
..J
..J
lun,,1 VI rr wird auch als Schmelzenergie oder als Schmelzenthalpie beze ichnet. Die Enthal pie ist eine physikalische Größe zur Beschreibung von Energ iebil anze n. Für 1 kg Eis beträgt di e Schm elzw ärm e 334 kJ. Di ese W ärm e w ird frei, w enn 1 kg Wasse r vom flüssigen in den f esten Aggregatzu st and überg eht.
162
Thermodynamik
Q
Erwärmt man eine Flüssigkeit gleichmäßig oder kühlt man ein Gas gleichmäßig ab, dann erhält man den im Diagramm dargestell ten Kurvenverlauf. Die Wärm e, die man zum Verdampfen benötigt (Verdampfungswärme), wird be im Kondensi eren als Kondensationswärme wi eder frei gesetzt.
Siedetemperatur und Kondensationstemperatur IJ v sowie Verdampfungswärme und Kondensationswärme Ov sind bei einem Stoff und bei konstantem Druck gleich groß. Die Verdampfungswärme Ov kann unter der Bedingung, dass der Druck konstant ist, berechnet werden mit der Gleich ung: Ov = qv . m
qv m
Genutzt wird die Druckabhängigkeit der Si edetemperatur von W asser z. B. bei Druckkesseln und Schnellkochtöpfen.
spezifische Verdampfungswärme Masse des Körpers
Die Siedetemperatur ist vo m Druck abhäng ig. Für das Sieden von Flüssigkeiten gilt: Je größer der Druck auf die Oberfläche ist, desto höher ist die Siedetemperatur. Wasser siedet bei normalem Luftd ruck ( p = 101,325 kPa) bei 100 oe. Bei anderem Dru ck hat die Siedetemperatur einen anderen We rt. p in kPa
10
50
101
500
1 000
5 000
10000
[}v in oe
46
81
100
152
180
264
311
Verdu nsten
Die Verdunlötungskälte wird z. B. in der Medizin genutzt. Um Haut schmerzunempfi ndlich zu machen, wird die betreffende Stelle mit einer schnell verdunstenden Flüssigkeit besprüht und kühlt durch deren Verdu nsten stark ab.
Flüssigkeiten können auch unterhalb der Siedete mperatur in den gasförmigen Aggregatzustand übergehen. Diesen Vo rgang nennt man Verdunsten. Auch zum Verdunsten ist Wärme erforderlich (Verdunstungswärme). Da sie meistens der Umgebung entzogen wird und zu einer Abkühlung der Umgebung führt, wird sie manchmal auch als Verdunstungskälte bezeichnet. Be ispiele für Verdunsten sind das Trocknen von W äsche, das Abtrocknen von Straßen nach dem Regen, das Trocknen von Schweiß oder das Trocknen von Farbe. Die Ve rd unstung ist umso stärker, je größer die Oberfläche ist, je höher die Temperatur ist und je schneller die verdunsteten Anteile abgeführt werden.
163
Thermisches Verhalten von Körpern und Stoffen
3.2.5 Die Gasgesetze Allgemeine Zustandsgleichung f ür das ideale Gas Eine beliebige abgeschlossene Gasmenge lässt sich durch die Zustandsgrößen Volu men, Druck und Temperatur charakterisieren . Für den Zusammenhang zwischen den Größen gilt die allgemeine Zustandsgle ichung für das ideale Gas. Unter der Bedingung einer abgeschlossenen Gasmenge besteht für das ideale Gas folgender Zusammenhang zwischen Druck, Vo lumen und Temperatur:
e.r =
konstant
p
oder
V T
Druck Volum en Temperatur in K
• Di ese r grundl eg ende Zu sa mm enhang w ird auch als allgemeine Gasgleichung. universelle Gasgleichung od er allgemeine thermische Zustandsgleichung bezeichn et.
Für konstantes p, Voder T ergeben sich Spezialfälle, die in der nachfol genden Übersicht dargestellt sind. Druck ist konstant (isobare Zustandsänderung)
Volumen ist konstant (isochore Zustandsänderung)
Temperatur ist konstant (isoth erme Zustandsänderung)
~
T, < T2 V, < V2
T, < T2 p, < P2
p, < P2 V, > V2
Je größer die Tempe ratur, desto größer das Volu men.
Je größer die Temperatur, desto größer der Druck.
Je größer der Druck, desto kleiner das Volumen .
Unter der Bedingung p = konstant gilt:
Unter der Bedingung V = konstant gilt:
Unter der Bedingung T = konstant gilt:
~ = ~ = konst.
e.", = ~ = konst.
p, . v,
(Gesetz von GAY-LusSAC)
(Gesetz von A MONTONS)
(G esetz von BOYLE und MARIOTTE)
Tl
T2
Erwärmung der Luft in einem Wohnraum
Tl
T2
Erwärmung des Ga ses in einer Gasflasche
=P 2 . v2 = konst .
langsames Betätigen einer Luftpumpe
• Entdeckt wurd en d ie Gasgesetze von d en Naturwissensch aftlern JOSFPH LoUIs GAY '
LUSSAC (1778- 1850), GUIllAU "l A, ONTONS
(1663- 1705), ROB T Bmu (1627- 1691) und Eo
E MARIorTE
(1620 - 1684).
164
Thermodynamik
isobare Zustandsänderung (p konstant)
isochore Zustandsänderung (V konstant)
= v
V2 V,
isotherme Zustandsänderung (T konstant)
=
=
EJ
P
EJ
P
/P' /V ~ IJ
/V
P2
P2
~;
:
,
i
P,
T2
T,
T
-
Y
:
I
P,
'
'
:
TI
T2
T
V2
VI
V
Zustandsänderungen in der Thermodynamik werden meist in p-V-Diagrammen dargestellt. Für die drei speziellen Fälle ergeben sich folgende rot eingezeichnete Graphen: P P
_mr
~
VI
V2
P
P
P2
T' ~
PI
-----:~
2
PI
PI
V
:
V
V
:~
:~ T
,
,
V2
VI
V
Neben den drei genannten Zustandsänderungen ist auch noch eine vierte, die adiabatische Zustandsänderung, von Bedeutung.
• Bei einer adi abati sch en Zust andsä nderung änd ern sich Druck, Volum en und Temperatu r, also im Unterschied zu den and eren Zustandsänderungen all e drei Größen .
P
P,
V
Eine adiabatische Zustandsänderung ist dadurch gekennzeichnet, dass das Gas mit der Umgebung keine W ärme austauscht. Beispiele für solche Zustandsänderungen sind der Kompressionstakt beim Dieselmotor oder auch das schnelle Zusammenpressen der Luft im Kolben einer Luftpumpe.
Bei 15 oe beträgt der Druck im Reifen ein es Pkw 240 kPa. Durch schne ll e Autobahnfahrt auf sonnenbeschienener Strecke erhöht sich die Temperatur im Reifen auf 50 oe. Auf welchen Wert vergrößert sich der Reifendruck? Analyse: Ein Pkw-Reifen ist so konstruiert, dass sich sein Volum en bei Druckänderung im normalen Betriebsbereich kaum verän dert. Man kann deshalb von einer isochoren Zustandsänderung (V = konst.) ausgehen.
Thermisches Verhalten von Körpern und Stoffen
165
1
Da sich Luft annähernd wie das ideale Gas verhält, kann das Gesetz von AMONTONS angewendet werden . Gesucht: Gegeben:
P2 P, T, T2
= 240 kPa = 288 K
Di e CELSiu s-Te mperatur muss in di e abso lute Temperatur um gerechn et w erd en (/ 5. 151). Näherung sw eise gilt:
=323 K
Lösung:
f = ~ + 273 Umstellen nach P2 ergibt:
323 K . 240 kPa 288 K
P2
= 269 kPa
• Ergebnis: Bei einer Temperaturerhöhung um 35 K erhöht sich der Reifendruck von 240 kPa auf etwa 270 kPa, also um etwa 10 %. Aus der allgemeinen Zustandsgleichung für das ideale Gas ( / S. 163) folgt, dass der Term P ~ v für eine abgeschlossene Gasmenge und beliebige Zustandsänderungen immer den gleichen Wert hat. Den Wert der Konstanten kann man berechnen, wenn man von folgenden Annahmen ausgeht: - Der Druck im Gas ist gleich dem Normdruck Po = 101,325 kPa . - Die Temperatur ist gleich der Normtemperatur Ta = 273,15 K. - Das Volum en des idealen Gases bei Normbedingungen (mol ares Normvolumen) beträgt Vo = 22,414 Liter je Mol.
Rechn et man f älsch licherweise mit der CELSius-Temperatur, so wü rde P2 = 800 kPa sei n, also m ehr als eine Verdreifac hu ng d es normalen Rei f endrucks auf treten.
Damit erhält man: Po' Vo _ 101,32 5 kPa . 22,414 ' 10- 3 m 3 273,1 5 K · mol
--=;=;;- -
= 8,314 _
J_ K · m ol
Diese Konstante wird als universelle oder allgemeine Gaskonstante R bezeichnet. Beträgt das Volumen V = n . Vo, so erh ält man als Wert für die Konstante n . R. Damit kann man die allgemeine Zustandsgleichung für das ideale Gas ( / S. 163) auch folgendermaßen schreiben: Für eine abgeschlossene Gasmenge des idealen Gases gilt:
P V
n R T
Druck Volumen Stoffmenge in mol universelle Gaskonstante absolute Temperatur
• Der Tabell enwe rt für di e un iverse lle Gaskonstante bet rägt: R = 8,31 4472 _ J_ K · mo I
Thermodynamik
166
• Die spezifische Gaskonstante ist mit der allgemeinen Gaskonstanten folg endermaßen verknüpft:
R = '!2 .R n S
In Physik und Technik wird häufiger mit der Masse als mit der Stoffmenge gerechnet. Deshalb wird meist nicht mit der allgemeinen Gaskon stanten R, sondern mit der spezifischen Gaskonstanten Rs gearbeitet. Damit kann man die allgemeine Zustandsgleichung auch so schreiben: Für eine abgeschlossene Gasmenge des idealen Gases gilt:
p . V = m . Rs . T
m Rs
Damit gilt:
Masse des Gases spezifische Gaskonstante
J
Rs = ~ . R = ~
Die spezifische Gaskonstante ist für jedes Gas, das näherungsweise als ideales Gas betrachtet werden kann, eine Stoffkonstante. Sie hängt nicht vom Druck und von der Temperatur ab. Eine weitere Form der allgemeinen Zustandsgleichung des idealen Gases ergibt sich, wenn man statt der Stoffmenge ( / Gleichung S. 165) die Teilchenanzahl N (/ S. 52) einbezieht .
•
Für eine abgeschlossene Gasmenge des idealen Ga ses gilt auch:
Für di e Stoffll1enge gilt:
n
p .V=N .k .T
N
k
= !:!..
Teilchenanzah l BOLTZMANN -Konstante
NA
Aus den beiden Konstanten NA und R ergibt sich di e BOLTZMANN- Kon stante k :
In einer 40-I-Gasflasche befindet sich Sauerstoff. Bei 20 oe beträgt der Druck 11,6 MPa . Wie groß ist die Masse des Sauerstoffs?
k = !i.
NA
k = 1,381 . 10- 23 J . K- 1 Benannt ist sie nach dem österreich ischen Physik er lUDWIG BOlTZMANN (1844 - 1906).
Analyse: Sauerstoff kann als ideales Gas betrachtet werden. Die zur Berechnung erforderliche spezifische Gaskonstante kann man einem Tabellenwerk entnehmen.
Gesucht: Gegeben:
m V = 40 1=4· 10- 2 m 3 T = 293 K P =11,6·1 06 pa Rs = 259,8 J . kg- 1 . K- 1 (Tabellenwerk)
Lösung:
Die Umstellung von p . V = m . Rs . T nach m ergibt: m =~
R, ' T
m _11,6·10 6 N·4·1O- 2 m 3 · kg·K -
m
= 6,1
m 2 . 259,8 J . 293 K
kg
Ergebnis: In der 40-I -Gasflasche befinden sich bei einer Temperatur von 20 und einem Druck von 11 ,6 MPa etwa 6,1 kg Sauerstoff.
oe
Kinetische Theo rie der W ärme
3.3
Kinetische Theorie der Wärme
3.3.1
Der atomare Aufbau der Stoffe
167
Feste, flüssige und gasförmige St offe bestehen aus Atomen od er Molekü len . Dere n Existenz wurde zwar seit lan gem vermutet, experimentelle Belege kon nten aber erst seit Begi nn des 20. Jah rhunderts erbracht werden. Wichtige Ansätze gab es bereits im 19. Jahrhundert. So stel lte der engl ische Naturforsch er JOHN DALTON (1766- 1844) im Jah r 1808 eine Atomhypothese auf , die es ermöglichte, bereits früher entdeckte Gesetze über chemische Reaktionen zu erklären . Diese Atomhypothese lautet:
JOh I D l 0'11
- Jedes Element besteht aus k leinsten, ch emisc h nicht weiter ze rl eg baren Teilchen, den A t omen . - At om e eines Elements haben die gleiche Größe, die gleiche M asse und verhalten sich chemisch gleich. - Ato me verschiedener Elemente sind von einander ve rschieden . - Bei der ch emischen Verbindung von zwei ode r mehreren Elementen verbinden sich die Ato me zu neuen Teilchen, den Molek ülen. - Die unterschiedlichen Eigenschaften der chemischen Verbindungen ergeben si ch aus der Verschiedenartigkeit ihrer Zusa mmensetzung und der unterschiedlichen Struktur.
(1766- 1844) versuchte, di e von ihm aufgest ellte Atomhypothese durch chemi sch e M essungen zu best äti gen . Die Existe nz von Atom! n wurd e bereits von d em gr iechischen Philosophen DEMOKRIT (460 - 370 v. ehr.) angen omm en .
•
Diese At omh ypothese erwies sich als außerordentlich tragfähig und tr ug entscheid end zur Entwicklu ng der At omth eo rie be i.
iSHiii MII
+
•
iji'Htum'
Bei ch emischen Reak tion en bl eibt die Gesamtm asse unverändert (Gesetz von der Erhaltung der Masse). In einer ch emisch en Verbindung sind die Best andteil e stets in einem bestimmten Massenverhältnis enth alten (Gesetz d er konstanten Proportionen).
)
6 W asserstoffmo lekül e
3 Sauerstoffmolek üle
6 Wassermoleküle
Unterschiede zwischen festen , flüssigen und gasförmigen St offen bestehen vor allem bei den zwischenmolekularen Bindungskräften zwischen Atomen bzw. Moleküle n, die ein unterschiedliches Form - und Volumen verhalten bewirken (/ s. 54). W esentl ich en Anteil an der Entwickl ung der kinetischen Theorie der W ärme hatten die Physiker LUDWIG BOLTZMANN (1844- 1906), JAMES CLERK MAXWELL (1831 - 1879), RUDOLF CLAUSIUS (1822- 1888) und WILLI AM THOMSON, d er spätere Lord KELVIN (1824- 1907).
Thermodynamik
168
Größe, Masse und Anzahl von Atomen
i Eine M ethod e zur Bestimmung des Durchmessers von Atom en ist di e Ölfleckme· thode.
i Di e relative Atom masse A r ist d er Quoti ent aus der Ma sse eines At om s mA und der atom aren M asseeinheit u (/ S. 53):
Ar = ~ u
Atome und Moleküle haben außerordentlich kleine Abmessungen; ihre Anzahl bei den uns umgebenen Körpern ist unvorstellbar groß. Nachfol gend sind die Größenordnungen für den Durchmesser, die Masse und die Anzahl von Atomen angegeben. Der Durchmesser von Atomen lässt sich nicht direkt messen, aber indirekt ermitteln . Messungen haben ergeben: Der Durchmesser von Atomen liegt zwischen 10- 10 und 5 . 10- 10 m . Geht man von der größtmöglichen Packungsdichte aus, dann liegt der Abstand von Atomen bei Festkörpern und Flüssigkeiten in der Größen ordnung des Atomdurchmessers. Bei Gasen ist der Abstand stets vom Druck abhängig und kann in weiten Grenzen variieren. Die Masse von Atomen kann mithilfe eines Massenspektrografen ( / S. 240) oder über die relative Atommasse berechnet werden . Die Masse von Atomen liegt zwischen 10- 27 kg und 10- 24 kg .
Die im Periodensystem ausgewiesene relative Atommasse von Aluminium beträgt 26,98. Demzufolge erhält man als Masse eines Aluminiumatoms: m A = U · Ar m A = 1,66· 10- 27 kg ·26,98 m A = 4,48 . 10- 26 kg Die Teilchenzahl in einem bestimmten Volumen hängt von der Stoffmenge (/ S. 52) ab, die in Mol angegeben wird . In einem Mol eines Elements sind etwa 6 . 10 23 Atome enthalten.
Das gilt auch fü r Gase unter Normbed in gungen (p = 101,3 kPa, T = 273 K) . Da s molare Volumen beträgt d ann Vm
= 22,4
m10 l .
Aus wie vielen Atomen besteht 1 kg Eisen? Analyse: Die An zahl der Atome ka n n über die relative Atommasse (s.o.) oder mithilfe der AVOGADRO-Konstanten ( / Beispiel S. 52) ermittelt werden. Die Werte der Konstanten sind in Tabellenwerken zu finden . Gesu cht: Gegeben:
N
Ar
= 55,85
Lösung: Für d ie Masse eines Eisenatoms erhält man : m A =1,66· 10- 27 kg . 55,85 m A = 9,27 . 10- 26 kg
169
Kinetische Theorie der Wärme
Daraus ergibt sich durch eine einfache Dreisatzrechnung als An zahl der Atome für 1 kg :
N
• Würd e man d iese Atome w ie an ein er Perl enkett en hintereinand er aufreih en, so hätte di ese Perl enkette ein e Länge von etwa 2 500 Milliarden Kilom et ern.
= 1,08 · 10 25
Ergebnis: 1 kg Eisen besteht aus 1,08 . 10 25 Atomen.
Bewegung von Atomen und Molekülen Atome und Moleküle von Stoffen bewegen sich ständig ungeordnet. Dabei kann es sich, je nach dem Aufbau der Stoffe, um Schwingungen oder translatorische Bewegungen oder Rotationsbewegungen handeln .
Schwingungen
Translation
Rotation
Schwingungen um eine bestimmte Lage in verschiedenen Raumrichtungen
Geradlinige Bewegung in verschiedenen Raumrichtungen
Rotation von Molekülen um verschiedene Drehachsen.
t / Atome eines Stoffes im Kristallgitter
I
Bei Flüssigkeiten und Gasen kann es auch zu ei ner Überlag eru ng von Translation, Schw ingun ge n und Rotation komm en.
-
Atome oder Mol eküle in Flüssigkeiten und Gasen
•
mehratomige Moleküle
Die ständige ungeordnete Bewegung von Atomen und Molekülen wird als Molekularbewegung oder als thermische Bewegung bezeichnet. Ein Beleg für die thermische Bewegung von At omen bzw. Molekülen ist die von dem schottischen Biologen ROBE RT BROWN (1773- 1858) entdeckte brownsche Bewegung. Diese von BROWN beobachtet e Bewegung von kleinen Teilchen (/ Foto) wird durch die Bewegung der Moleküle hervorgerufen, die ständig auf die im Mikroskop sichtbaren kleinen Teilchen treffe n.
•
• Di e durch schnittli chen Geschwindig ke iten der Atom e bzw. Mole kül e sind st ark t em peratu rabhängig und li egen bei Gasen unter No rmbedingungen ( / S. 165) zwischen 400 m/s und 2 000 m/s ( / S. 172). All ge mein gilt: Di e Be w eg ung ist um so heft iger, j e höher di e Temperatur ist .
170
i Wesentlich en Antei l an der Entw icklung d er kin eti schen Gast heori e hatten der britische Physi ker JAMES CLERK MAXWELL
(1831 - 1879) und der öste rreich isch e Physiker LUDWIG BOLTZMANN (1844- 1906) .
Thermodynamik
3.3.2 Kinetische Gastheorie Die allgemei ne Zustandsgleichung für das ideale Gas ( / S. 163) und die daraus ableitbaren spez iell en Gasgesetze ( / S. 163) zeigen , dass Gase we itgehend ü bereinstimmende thermische Eigenschaften haben. In der phänomenologischen Betrachtungsweise ( / S. 148 f .) lassen sie sich mithi lfe der Zustandsgrößen Temperatur, Druck und Volu men beschre iben . Zugleich sind die Zustandsgrößen mit Teilchengrößen (Teilchenanzahl, Geschwindigkeit und Energie der Tei lchen) verknüpft. Die Einbeziehung von Teilchengrößen ermöglicht d ie Erklärung des Verhaltens vo n Gasen und d ie Deutung von Vorgängen im makroskopi sche n Bereich. Dazu gehört auch die Herstel lung von Beziehungen zw ischen makroskopisch messbaren Größen und ih rer mikrophysikalischen Deutung . Angewandt wird hierbei d ie kinetisch-statistische Betrachtungsweise (/ S. 149 f .), di e auf das ideale Gas (/ S. 150) bezogen wird. Räumliche Verteilung von Teilchen Wir betrachten ein thermodynamisches System, das aus zwei getrennten Raumbereichen besteht. In einem der Raumbereiche befindet sich ein idea les Gas, der andere Raumbereich ist leer (S kizze links). Beseitigt man die trennende W and, dann stellt sich nach einiger Zeit die rechts dargestellte räumliche Ve rteilung ein.
•
Geht man von einer sehr großen Teilchenanzah l aus, w ie es bei makroskopischen Systemen der Fall ist, dann gilt:
I
Unter der W ahrscheinlichkeit w einer Verteil ung versteht man die re lative Häufig keit d es Auftret ens einer Vertei lung . Die Wahrschein lichkeit, d ass sich ein beli ebig herausg egriffen es Teilchen im Volum en V, + V2 befind et , ist w = 1. Das g ilt auch fü r 2 oder f ür N Teilchen.
Die Gleichverteilung der Teilchen ist die wahrscheinlichste räumliche Anordnung in einem gegebenen Raumbereich. Betrachtet man die Teilchenanzahl N in ein em Volum en \I, so ist der Quotient N/V die Te ilchenanzahldichte. Bei einer Gleichverteilung der Teil ch en ist die Teilchenanzahldi chte in den versch iedenen Raumbereichen näherungsweise konstant . Andere Zustände als die der Gleichverte il ung sin d möglich. Ih re W ahrscheinlichkeit ist allerdings umso kleiner, je weiter sie vo n der Gleichverteilung entfernt sind. Die A bweichungen vo n den statistisch wahrscheinlichsten Zuständen werden als statistische Schwankungen bezeichnet. Ein Beisp iel für Schwankungserscheinunge n ist die brownsche Bewegung ( / S. 169).
Kinetische Theorie der Wärme
Stellt man die Wahrscheinlichkeit der Verteilung in den beiden Raumbereichen V, und V2 grafisch dar, so ist die Wahrscheinlichkeit dafür, dass si ch in jedem der Raum bereiche NI2 Teilchen befinden, besonders groß. Die W ahrscheinlichkeit dafür, dass sich in einem der Raumbereiche alle oder kein Teilchen befinden, ist äußerst gering. Sie geht gegen nu ll.
171
•
W
o
N/2
N
Di e W ahrscheinlichkeit, ein bestimmtes Teilchen im Raumbereich V 1 zu finden, beträgt w = ~ . Das g ilt auc h für ein zwei tes Teilchen . Di e Wahrsche inlichkeit, beide Teilchen gleichzeitig in V 1 zu finden, beträgt nur noch
w= ~~=~ oder
w= (~r
Geschwindigkeitsverteilung von Teilchen Untersucht man anhand eines Modellgases die Geschwindigkeitsverteilung in einem Gas, dann erhä lt man eine charakteristische Verteilung, die darüber hinaus von der Temperatur abhängig ist. Im nachfolgenden Diagramm ist die Geschwindigkeitsverteilung für zwei verschiedene Temperaturen dargestellt.
Für N Teilch en wäre sie W =
( ~r.
I Der britische Physiker JAMES CLERK MAXWELL
v
(1831 - 1879) leitete um 1860 das Verteilungsgesetz unter Nutzung der W ahrschei n Iich keitstheori e her. Man spricht deshalb auch von der maxwellsehen Geschwindigkeitsverteilung .
Aus dem Diagramm und vielen anderen Untersuchungen ergibt sich: Die Teilchen eines Gases haben unterschiedliche Geschwindigkeiten . Die Geschwindigkeitsverteilung ist temperaturabhängig. Insbesondere ist aus dem Diagramm erkennbar, dass die Geschwindigkeitsverteilung nicht symmetrisch ist. Deshalb muss man zwischen verschiedenen Geschwindigkeiten unterscheiden. Das Maximum des Graphen (s. Diagramm), entspricht der wahrsch einlichsten Geschwi ndigkeit Vw. also der Geschwindigkeit, d ie die meisten Teilchen haben. Da wegen des unsymmetrischen Kurvenverlaufs die Anzahl der Teilche n mit höherer Geschwind igkeit größer ist als die mit kleiner Geschwindigkeit (s. Diagramm), ist die m ittlere Geschwindigkeit ii der Teilchen größer als die wahrscheinlichste Geschwindigkeit Vw
•
1 Die Geschwindigkeitsverteilung kann man auch experim entell bestimmen, z. B. mithilfe des Versu ches von STERN. Dabei wurde die theoretisch vorhergesagte Geschwindigke itsverteilung bestätigt.
Thermodynamik
172
•
I
Für die drei Geschwindigk eiten geIten di e folg enden Beziehungen:
v
w
=
Für statistische Betrachtungen ist darüber hinaus der quadratische Mittelwert der Geschwindigkeit (die Wurzel aus dem mittleren Geschwindigkeitsquadrat) von Bedeutung. Die Zusammenhänge zwischen diesen drei Geschwindigkeiten zeigt das nachfolgende Diagramm.
ß
{2R"":T
"f ----r0
N(v)
T = konstant
Fv2 = Jf{;T Mit ~ = Rs ( / S. 166) erh ält man we itere Gl eichungen.
v
Für diese drei Geschwindigkeiten gilt: vw :
v:ß
= 1 : 1,13 : 1,22
Bei 0 oe beträgt die mittlere Geschwindigkeit von Stickstoffmolekülen 490 m/s. Wie groß ist die wahrscheinlichste Geschwindigkeit? Analyse: Die wahrscheinlichste Geschwindigkeit Vw ist kleiner als die mittlere Geschwindigkeit. Sie kann aus ihr berechnet werden. Gesucht: Gegeben:
Vw
v
= 490 m/s
Lösung :
vw : v =1:1,13 Vw
v
1.13
Vw = 4,90 m ...,-;-i3S
Vw = 434 m . s- 1
Ergebnis: Die wahrscheinlichst e Geschwindigkeit von Stickstoffmolekülen bei ooe beträgt 434 m . S- 1. Energieverteilung der Teilchen und Gesamtenergie Bei einem idealen Gas haben die Teilchen nur kinetische Energie der Translation. Aus der oben beschriebenen Geschwindigkeitsverteilung ergibt sich eine entsprechende Energieverteilung.
Kinetische Theorie der Wärme
Die kinetische Energie eines Teilchens beträgt E kin = ~m . v 2 . Sie kann, wie die Geschwindigkeit, in einem weiten Bereich schwanken. Für statistische Betrachtungen bedeutsamer ist die mittlere kinetische Energie der Teilchen. Die mittlere kinetische Energie der Teilchen beträgt: Ekin =
~m . v 2
m
Masse eines Teilchens
;?
mittleres Geschwindigkeitsquadrat
Besteht ein Gas aus N Teilchen, so ist die gesamte kinetische Energie des Gases das N-fache der mittleren kinetischen Energie aller Teilchen. Für das ideale Gas ist das zugleich die innere Energie.
173
Mit ei ner Geschwin
digkelt von 1 500 m/s und ein er M asse von 1,67 · 10- 27 kg (Wasse rstoffatom) erhä lt man eine kin eti sc he En ergi e ein es W asse rstoffatom s von etwa 2 . 10- 2 1 J. Ein Mol Wa sserstoff hätte d ann eine En ergi e vo n 2 . 10- 2 1 J . 6 . 10 23 und damit von 1,2 kJ.
Die innere Energie U des idealen Gases ist gleich der gesamten kinetischen Energie aller seiner Teilchen. U = N· Ekin
N
Teilchenanzahl
Ek in
mittlere kinetische Energie eines Teilchens
Molekularbewegung und Gasdruck In einem abgeschlossenen Behälter bewegen sich die Teilchen eines Ga ses völlig unregelmäßig mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten und in den verschiedensten Richtungen. Setzt man das ideale Gas voraus, so fin den nur elastische Stöße zwischen den Teilchen sowie zwischen Teilchen und Behä lterwänden statt.
Der auf eine Fläche wirkende Gasdruck kommt du rch die Stöße einer Vielzahl von Teilchen zustande.
Er ist umso größer, je größer die Teilchenanzahl und die mittlere Geschwindigkeit der Teilchen sind. Da der Gasdru ck eine statistische Größe ist, kann er zeitlich geringfügig schwanken . Makroskopisch messbar sind diese Schwankungen allerdings nicht.
Der Erst e, der de n Gasdruck mit de r Beweg ung d er Mol ekül e in Zusam m enhang bracht e, wa r der schwe ize r M ath ematiker und Naturforscher [, NI L uEfl t JUlI l (1700 - 1782).
174
----
Thermodynamik
• Ist bei senk rechter Anordnung der Kol ben bewegl ich, so ist im Gl ei chg ewichtszusta nd die von den Teilchen ausgeübte Druckkraft gl eich der Gewichtskraft des Kolbens.
Experimentell veranschaulichen kann man den Gasdruck mithilfe von kleinen Stahlkugeln, die sich in einer Kammer mit durchsichtigen Wänden befinden und die durch einen Motor mit Exzenter in schnelle Bewegungen versetzt werden. Das Foto links zeigt die Versuchsanordnung, die als "Schüttelapparat" bezeichnet wird. Die Geschwindigkeit der Teilchen kann man durch Veränderung der Drehzahl des Motors verändern.
Kolben (beweglich oder fest) -~-Kammer mit Teilchen Motor mit Exzenter
Grundgleichung der kinetischen Gastheorie Die Zusammenhänge zwischen dem Gasdruck und der Teilchenbewegung kann man quantitativ erfassen, wobei wir von folgenden Annahmen ausgehen:
s = v· Llt I' I
I
, A _
I
l, _ __
J _ _ _ _ _ _ _ __ _
- Betrachtet wird das ideale Gas, bei dem nur elastische Wechsel wirkungen mit den Behälterflächen auftreten . - Die Teilchen haben eine (durchschnittliche) Geschwindigkeit v. In Richtung jeder der sechs Flächen des Würfels bewegen sich 1/6 aller Teilchen . - Im Behältervolumen V befinden sich insgesamt N Te ilchen. Die Teilchenanzahldichte beträgt somit NIV
In einem Quader der Seitenfläche A und der Länge 5 d an n eine Teilchenanzahl von:
=v· Llt befindet sich
!Yv · A · v·M Da sich 1/ 6 der Teilchen in Richtung Fläche A bewegt, beträgt diese Teil chenanzahl:
l!Y · A-v ·
6V
v
Jedes Teilchen der Masse m und der Geschwindigkeit hat den Impuls m . V. Nach senkrechtem Stoß gegen die Wand beträgt dieser Impuls weder Betrag der Impu lsändegen der elastischen Wechselwirkung - m . rung dem zufolge 2 m · v. Der Betrag der Impulsänderu ng aller Teilchen, die während des Zeitintervalls auf die Wand treffen, beträgt damit:
v,
LlP i = ~ ~ . A · v · M
. 2m . v
(1)
Kinetische Theorie der Wärme
175
Für den Betrag der Kraft auf die Fläche A gilt allgemein :
F
= ...EJ
(2)
t
Setzt man (1) in (2) ein und vereinfacht, so erhält man : F
= 13Vr:!. . A
.
m . v2
(3)
Mit P = F/A erhält man für den Druck auf die Fläche A:
p
= 13 r:!.v . m . v2 = 3~ . r:!.V
. 1 m . v 2 (4) 2
Die Imp ulsänderung ist gleich dem Kraftstoß (/ S. 104):
L'1Pi = F · L'1t Beachten Sie: Impul s und Dr Jck haben beide das Kurzzei ch en p . Zur Unte rsch eid ung ist hier der Impul s mit Pi bezeich net.
Der letzte Term (rot ) ist die kinetische Energie eines Teilchens. Beachtet man, dass als Mittelwert der quadratische Mittelwert der Geschwindig keit (/ S. 172) angeset zt werden muss, dann erh ält man durch Umformen von (4) die Grundgleichung der kinetischen Gastheorie. Die Grundgleichung der kinetischen Gastheorie lautet: p .V
oder
p N
Druck des Gases Teilchenanzahl
= l3 N · m · ~ m V
Masse eines Teilchens Volumen des Gases
[kin mittlere kinetische Energie
der Teilchen v2
mittleres Geschwindigkeitsquadrat
In der Grundgleichung der kinetischen Gastheorie sind makroskopisch messbare Größen mit Teilchengrößen verknüpft. Das ermög licht die kinetisch-statistische Deutung der Zustandsgrößen eines Gases. Darüber hinaus können aus der Grundgleichung weitere einfache Zusammenhänge hergele itet werden.
•
Geschwindigkeit von Teilchen Stellt man die Gleichung p . V = l N · m . v 2 nach der Geschwindigkeit 3 um, dann erhält man :
Di e Umst ellung nach pergibt:
p =~ N ~m .~ -
_2
Setzt man v 2 ", v , dann erhä lt man eine einfache Gleichung für die Abschätzung der Geschwindigkeit von Molekülen . Bei einem Gas, das als ideales Gas angesehen werden kann, beträgt die Geschwindigkeit der Gasmoleküle p p
Druck des Gases Dichte des Gases
Das Produ kt N . mi st die Masse des Gases, der Quoti ent aus Masse und Volum en die Dichte:
N;n = p
Dam it erh ält man:
P = ~ p. v2
176
Thermodyna m i k
•
Wie groß ist die mittlere Geschwindigkeit von Wasserstoffmolekülen bei Normbedingungen?
Gelöst werd en kann die Aufgabe auch mit der Gleichung :
v=
J3R~ T
M an erhä lt d iese Gleichung durch Verknüpfung der GIl I gl.ichlillg d r ~ ir E.d(h n ::lastllecti' mit der lIstand~gl 'I tu nr des idealen
Analyse: Unter Normbed ingungen versteht man einen Druck von 101,3 kPa (normaler Luftdruck) und eine Temperatur von oe = 273 K. Die Dichte von Wasserstoff bei diesen Bedingungen kann man einem Tabellenwerk entnehmen.
°
Gesucht: Gegeben :
v p = 101,3 kPa p
Lösung:
Gases.
= 0,089 kg . m- 3
v
=fj =J3 .
v
= 1850 !!l
v
101 ,3 kPa . m 3 0,089 kg
Für die Einh eiten gi lt: 1 kP a = 1 000 Pa Pa· m 3
N . m3
~
m2 · kg
5
-~ -
s2. m 2 . kg
m2
52
Ergebnis: Bei Normbedingungen beträgt die Geschwindigkeit von Wasse rstoffmolekülen etwa 1 850 m/s. Druck eines Gases Ste llt m an die Grundgleichung der kinetischen Gastheorie nach dem Druck p um, so erhält man :
Der Druck eines Gases wird durch die Teilchenanzahldichte und die mittlere k ineti sche Energie der Teilchen bestimmt. Energie, Temperatur und Teilchenbewegung Verknüpft man die Grundgle ichung der kinet ischen Gastheorie in der Form p . V = ~ N . Ekin mit der Zustandsgleichung des idealen Gases in der Form p . V = N . k . T durch Gleichsetzen der rechten Seiten, so erhält man folgend en Zusammenhang:
• Diese Bezi ehung gilt für das :k I ll., und damit ann ähernd für all e einatomigen Gase.
Die mittlere kinetische Energie eines Teil ch ens hängt von der absolu ten Temperatur des Gases ab. Ekin
= ~k . T
k T
BOLTZMANN-K onstante ( / S. 166) absolute Te mperatur
Kinetische Theorie der Wärme
Die Teilchen des idealen Gases können sich in drei Raumrichtungen bewegen. Man nennt diese Bewegungsmöglichkeiten auch Freiheitsgrade. Bei einem hantelförmigen Molekül (Skizze rechts) kommen weitere drei Freiheitsgrade der Rotation hinzu, wobei die Rotation um die Längsachse wegen des geringen Trägheitsmomentes ( / S. 99) vernach lässigt werden kann .
177
• Ein ein atomi ges Gas hat 3 Freih eitsg rad e der Transl ation . Sein e mittlere kin etische En ergie beträgt :
Ekin = ~ k .T
I /
Ein zweiatomig es Gas hat 3 Freiheitsgrade der Transl ation und 2 Freiheitsgrad e der Rotation. Seine mittlere kinetische Energi e beträgt:
-
Ekin =~ k ' T
Im statistischen Mittel verteilt sich die Energie gleichmäßig auf die Freiheitsgrade. Auf jeden Freiheitsgrad entfällt eine mittlere kinetische Energie von : -
1
k T
Ekin = '2 k. T
BOLTZMANN-Konstante (/ S. 166) absolute Temperatur
Der S. 176 genannte Zusammenhang zwischen kinetischer Energie und Temperatur lässt sich zur kinetisch-statistischen Deutung der Temperatu r nutzen . Die absolute Temperatur ist ein Maß für die mittlere kinetische Energie der Teilchen eines Gases. Es gilt: [ kin mittlere kinetische Energie der Teilchen
~
mittleres Geschwindigkeitsquadrat
Atomarer Wasserstoff habe eine Temperatur von 0 oe.
Wie groß ist die mittlere kin etische Energie seiner Teilchen? Analyse: Wir gehen davon aus, dass sich Wasserstoff annähernd wie das ideale Gas verhält. Dann kann seine mittlere kinetische Energie aus der absoluten Temperatur und der BOLTZMANN -Konstanten berechnet werden. Für atomaren Wasserstoff als ideales Gas liegen 3 Freiheitsgrade vor. Anzuwenden ist also die Gleichung: 3 Eki n = '2 k . T Gesucht: Gegeben:
[ kin
T k
= 273 K = 1,38 ' 10- 23 J . K- 1
• Für ein Teilch en od er ein e kl eine An za hl von Tei lch en ka nn sinnvoll erweise ke in e mak roskopisch messbare Temperatur angegeben werden. Man ka nn aber eine aus kinetisch-statisti schen Betracht ung en resultierend e Temperatur zuordn en.
178
Thermodynamik
Lösung: Ekin ==
~ k· T
2
Ekin == ~ · 1,38 · 1O-23~ . 273 K 5,7 . 10- 21 J
Ekin
Ergebnis:
Bei einer Temperatur von 0 oe beträgt die mittlere kinetische Energie von Teilchen des Wasserstoffs 5,7 . 10- 2 1 J. In der nachfolgenden Darstellung ist ein Überblick über ausgewählte thermodynamischen Zustandsgrößen und ihre kinetisch-statistische Deutung gegeben. makroskopische Zustandsgrößen eines Gases
kinetisch-statistische Deutung
Druck p
Der Druck auf eine Fläche kommt durch Stöße einer Vielzahl von Teil chen zustande. 2 N
-
P == :3 v · Ekin p _ 1':!.
p - Eki n
V
Temperatur T
Die Temperatur ist ein Maß für die mittlere kinetische Energie der Teilchen. Eki n ==
~ k .T T-
Energie E
Die mittlere kinetische Energie der Teilchen ist von ihrer Geschwindigkeit bzw. von der Temperatur des Gases abhängig. Ekin ==
12 m· ~
Ekin - v 2
innere Energie U
v2
Ekin - T
Für das ideale Gas ist die innere Energie gleich der Summe der mittleren kinetischen Energien aller Teilchen. U == ~ N . k . T
U == ~ p . V 2
Hauptsätze der Thermodynamik
3.4
179
Hauptsätze der Thermodynamik
Die Hauptsätze der Thermodynamik sind grundlegende Erfahrungssätze, auf denen erhebliche Teile der Thermodynamik aufbauen. Die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts formulierten Gesetze sind vielfach experimentell bzw. durch die Erfah rung bestätigt. Eine ihrer Besonderheiten besteht darin, dass sie in sehr unterschiedlicher Weise formuliert werden können. Das gilt insbesondere für den 2. Hauptsatz. Wicht ige Formulierungen gehen auf solche bedeutenden Physi ker wie RUDOLF CLAUSIUS (1822- 1888), W ILLIAM THOMSON (Lord KELVIN, 1824- 1907), MAX PLANCK (1858 -1947) und WALTH ER NERNST (1864- 1941) zurück .
3.4.1 Der 1. Hauptsatz der Thermodynamik Innere Energie, mechanische Arbeit und Wärme Wir betrachten eine Gasmenge, die sich bei bestimmter Temperatur und bestimmtem Druck in einem abgeschlossenen Zylinder befindet (Skizze unten links) . Di eses Gas besitzt dann eine bestimmte innere Energie U, die sich aus der Summe der kinetischen Energien seiner Teilchen ergibt. Für die Veränderung der inneren Energie des Gases gibt es zwei Möglichkeiten: - Schiebt man den Kolben unter Verrichtung mechanischer Arbeit in den Zylinder (mittlere Skizze), dann wird die Geschwindigkeit und da her auch die kinetische Energie der am Kolben reflektierten Atome größer als vor ihrem Aufprall. Dies folgt aus den Gesetze n des e lasti schen Stoßes (/ S. 112), denn der Kolben bewegt sich auf di e Teilchen zu. Insgesamt erhöht sich also durch Verrichten mechanischer Arbeit die innere Energie des Gases. - Führt man dem Zylinder bei fest stehendem Kolben Wärme zu, dann werden die Teilchen der Gefäßwände in heftigere thermische Schwingungen versetzt (Ski zze rechts). Die auf die Gefäßwände prallenden Gasatome nehmen einen Teil dieser Schwingungsenergie auf und erhöhen dadurch ihre kinetische Energie.
I
/ I
Die Beze ichnung "Hauptsatz" ist ein historisch geprägter Begriff. Es hand elt sich bei den Hauptsät zen der Thermodyna mik um grundlegende ph ysikal ische Gesetze.
180
• Die erst e Formulierung di eses Hauptsatzes geht auf RUDOLF CLAUSIUS (1822- 1888) zurück, der um 1850 erstm als eine Gl eichung dafü r anga b.
Thermodynamik
Das bedeutet: Durch Zufuhr von Wärme lässt sich die innere Energie des betrachteten Gases ebenfalls erhöhen. Sofern die dargestellten Vorgänge in umgekehrter Richtung vonstatten gehen, gilt: Verrichtet das Gas mechanische Arbeit oder gibt es Wärme ab, so sinkt seine innere Energie. Durch Verallgemeinerung auf beliebige Stoffe und physikalische Systeme gelangt man zum 1. Hauptsatz der Thermodynamik. Tauscht ein System mit seiner Umgebung Wärme aus, verrichtet es mechanische Arbeit oder wird an ihm mechanische Arbeit verrichtet, dann ändert sich seine innere Energie. Die Änderung der inneren Energie ist gleich der Summe aus mechanischer Arbeit und Wärme. Es gilt: LlU
=W + 0
LlU Änderung der inneren Energie W mechanische Arbeit o Wärme
Dabei gelten die in der Physik üblichen Festlegungen für die Vorzeichen: - Die am System verrichtet Arbeit bzw. die zugeführte Wärme ist posit iv. Die innere Energie des Systems wird dabei größer, d. h. LlU> O. - Die vom System verrichtet Arbeit bzw. die abgegebene Wärme ist negativ. Die innere Energie des Systems wird d abei kleiner, d. h. LlU < O.
!
W
Q
~
Q >O
Q
Der 1. Hauptsatz der Thermodynamik ist eine spezielle Form des allgemeinen Energieerhaltungssatzes. Dieser besagt, dass in einem abgeschlossenen System die Gesamtenergie konstant ist und Energie lediglich von einer Energieform in andere Energieformen umgewandelt werden kann . W ährend der allgemeine Energieerhaltungssatz für beliebige Energiefo rmen gilt, bezieht sich der 1. Hauptsatz der Thermodynamik auf th ermische und mechanische Energieformen .
• Bereits 1775 erklärte n di e Pari se r A ka demi e der Wi ssensch aften und die Royal Society in London, dass sie kein en Vorschlag für ein Perpetuum mobi le mehr prüf en w erden.
Das Perpetuum mobile 1. Art Die Versuche, eine M aschine zu konstruieren, die dauernd Arbeit verrich tet, ohne dass ihr Energie zugeführt wird, reichen viele Jahrhunderte zurück. Eine solche Anordnung nennt man ein Perpetuum mobile 1. Art. Abgeleitet ist dieser Begriff vom lateinischen perpetuum = dauernd, ewig und mobilis = beweglich. Sofern nur thermische und mechanische Energieformen beteiligt sind, erkennt man: Ein solches Perpetuum mobile wide rspricht dem 1. Hauptsatz der Thermodynamik. Bezieht man beliebige Energieformen ein, so widerspricht es auch dem allgemeinen Energieerhaltungssatz. Trotzdem gab und gibt es immer wiede r Versuche, solche Maschinen zu bauen.
Hauptsätze der Thermodynamik
181
Mithilfe des historisch bedeutsamen Begriffs "Perpetuum mobile" kann man den 1. Hauptsatz der Thermodynamik auch folgendermaßen formulieren: Ein Perpetuum mobile 1. Art gibt es nicht. Nach dem 1. Hauptsatz könnte aber eine Maschine genau so viel Arbeit verrichten, wie innere Energie in ihr gespeichert ist. Selbst das ist jedoch nicht möglich (/ S. 202). Die Äquivalenz von Wärme und mechanischer Arbeit Das schnelle Aufpumpen eines Fahrradreifens führt zu einer spürbaren Erwärmung der Luftpumpe. Ein Bohrer mit hoher Drehzahl kann sich stark erwärmen. Auch das Reiben der Hände führt zu einer Erwärmung. Lenkt man ein Pendel durch Verrichten mechanischer Arbeit Waus und überlässt es dann sich selbst , dann w ird es nach einer gewissen Zeit infolge der Reibung wieder zum Stillstand kommen. Allgemein gilt: Bei konstanter Temperatur und damit gleicher innerer Energie eines Systems (LlU = 0) gilt nach dem 1. Hauptsatz der Thermodynamik: LlU
=0 = W + 0
und damit
W = - 0 ode r 0 = - W Mechanische Arbeit kann in W ärme und Wärme in mechanische Arbeit umgewandelt werden . Die physikalischen Größen mechanische Arbeit und Wärme sind zueinander äquivalent. Der genannte Satz bedeutet nicht, dass bei jedem Prozess mechanische Arbeit vollständig in W ärme umgewandelt wird und schon gar nicht, dass W ärme vollständig in mechanische Arbeit umgewandelt werden kann. Er sagt lediglich aus, dass Wärme und Arbeit gleichwertige physi kalische Größen sind . Der quantitative Zusammenhang wurde historisch durch das mechanische Wärmeäquivalent erfasst.
• Ein e Konsequenz dieser Feststellu ng ist: Wärme und Arbeit haben di e gleichen Einheiten 1 J = 1 Nm = 1 W s.
• JAMES PREscon JOULE
(1818 - 1889) führte za hlreiche Versuche zur Bestimmung des mecha nischen Wärmeäqu ivalents durch . Das Bild ze igt eine se in er Vers uchsanordnung en. Durch herabsi nkende Massestücke wird ein Rührwerk betrieben und erw ärmt Wa sser.
182
• In der Aufg abe ist ein Verfahren beschri eben, mit dem J. P. JOUl[ das mechanische Wanneäquivalent mit erst aunlicher Genauigkeit ermitte lt hat .
Thermodyna m i k
Durch ein langsam herabsin kendes Massestück wird ein Rührwerk angetrieben. Beschreiben Sie die Vorgänge, die sich dabei abspielen ! In fo lge der Gewichtskraft sinkt das Massestück nach unten und verrichtet dabei Arbeit am Rührwerk. Zugleich verringert sich dabei seine potenzielle Energie entsprechend . Durch das Umrühren der Flüssigkeit vergrößert sich deren Temperatur. Es wird also durch die mechanische Arbeit der gleiche Effekt erzielt wie durch direkte Zufuhr von W ärme.
Wie groß ist die Temperaturerhöhung, wen n sich im Gefäß 100 ml Wasser befinden, das Massestück 5,0 kg schwer ist und 2,0 m herabsink t? Analyse: Wir betrachten das Gefäß mit W asser, den Rührer und das Massestück als ein abgeschl osse nes System . Reibungseffekte an der mechanischen Aufhängung werden vernachlässigt. Dann wird die gesamte Arbeit, die vom Massestück verrichtet wird, für die Erhöhung der inneren Energie des Wassers genutzt. Diese Energieänderung ist einer Wärme äquivalent, sod ass man setzen kann : W=Q Gesucht: Gegeben :
.6.T
= 100 ml -) m w = 0, 1 kg = 5,0 kg = 2,0 m = 9,81 N/kg =419 ~ , kg · K
Lösung: Setzt man für die Arbeit W = mG . g . h und für die W ärme Q = m w' C · .6.T ein, so erhält man : mG . g . h Be i den Ei nh eiten ist zu beachte n: Kilojoul e (kJ) sollte in Joule (J) umgerechnet w erd en. Außerdem g ilt: 1 J = 1 Nm
=m w' c ·,1T
Die Umstellung nach .6.Tergibt: mG· g · h
,1T = - mw · (
.6.T = 5,O kg · 9,81 N · 2,Om ·kg . K 0, 1 kg . kg . 4,1 9 · 10 3 J
T = 0,23 K Ergebnis: Unter den angegebenen Bedingungen würd e sich das Wasser um 0,2 K erwärmen .
Hauptsätze der Therm odynamik
183
Berechnung der mechanischen Arbeit und der Wärme beim idealen Gas
Die nachfolgenden Betrachtungen beziehen sich auf das ideale Gas und die j eweils genannten Bedingungen. Sie sind näherungsweise auch auf rea le Gase anwendbar. Mechanische Arbeit
In einem Zylinder, der durch einen Kolben abgeschlossen ist, befindet sich eine bestimmte Menge Gas. Der Kolben wird mit einer konstanten Kraft langsam um die kleine Wegstrecke Ll S hineingeschoben . Dabei wird mechanische Arbeit verrichtet. Der Druck im Gas soll zunächst als kon stant angesehen werden . Für die mechanische Arbeit gilt bei konstanter Kraft (/ S. 88): W= F · Ll S M it F = P . A erhält man :
W=p·A·
S
Der Term A . L1s ist gleich der Volu menänderung il V V2 - VI' sodass sich bei Beachtung des Vorzeichens bei Vol umenverkleinerung ergibt:
=
W=-p '
P
p
= konstant
V
v Ist der Druck nicht konstant, so gilt das auch für die Kraft . Demzufolge muss zur Berechnung der Arbeit die allgemeine Gleichung
ä
Ll V
Das Beispiel bezieht sich auf einen isoth ermen Prozess (T = konst ant). Für einen solch en Prozess gilt (/ S. 163):
p . V = konst ant
P genutzt werden . Durch die analogen Überlegungen wie oben erhält man :
f
v,
:
t
p (V)dV
-
I
----~
v2 W=-
~ -
~
I
--
,
-
w
:
v
Da sich durch die Arbeit, die am Gas oder vom Gas verrichtet wird, das Volumen des Gases ändert, bezeichnet man diese Art von Arbeit als Volumenarbeit oder als Volumenänderungsarbeit. Für das Vorzeichen gilt die / S. 180 genannte Regelung.
Da Arb eit am Syst em verrichtet wird, gilt für den beschriebenen Fa ll: W > 0
184
Thermod ynami k
Die Volumenarbe it kann berechnet werden mit den Gleichungen
v2
p
w =-
oder
W = - p ' LW (für p = konst. )
f
p (V)dV
v, v
Druck im Gas
Volumen des Gases
Eine in einer Luftpumpe eingeschlossene Luftmenge wird durch langsames Hineindrücken des Kolbens von 80 cm 3 auf 20 cm 3 komprimiert . Der anfängl iche Druck beträgt 1000 hPa.
a) Zeichnen Sie für diese Zustandsänderung das p -V-Diagramm! b) Wie groß ist die zur Kompression erforderliche Arbeit?
Eine langsa me Kompression oder Expan sion ka nn man näherungsweise als isotherme Zustandsänderung ansehen. Be i schne ll er Kompression liegt meist eine adiabatische Zustandsanderung vor.
Analyse: Für eine isotherme Zustandsänderung (T = konstant) giltp' V = kon stant oder p, . V, = P 2 . V 2. Daraus ergeben sich Wertepaare für p und V. Die mechanische Arbeit kann man durch Auszählen der Fläche unter dem Graphen ermitteln oder mit der oben genannten Gleichung berechnen, wobei zu beachten ist, dass sich der Druck mit Ve ränderung des Volumens ändert. Lösung: a) Es ergeben sich z. B. folgende Wertepaare:
60
80
p in hPa
I 1333
1000
40
20
2000
4000
J
Damit erhält man folgendes Diagramm : p in hP a
4000 3000 2000 1000
-
Es empfi ehlt sich, die auf den Achsen abgetragenen Einheiten so umzurechnen, dass man eine gebräuchliche Ei nheit für die mech anische Arbeit erh ält.
w 20
40
60
80
V i n cm 3
b) Durch Auszählen der Fläche unter dem Graphen erhält man für die mechanische Arbeit einen Betrag von etwa 11 Nm. Für die Berechnung ist folgende Gleichung an zuwenden:
v2 W=-
f
p (V)dV
~
Mit P (V) = P, / , erhält man:
~
W =- p , . V, .
f&
dV
v,
185
Hauptsätze der Thermodynamik
Die Integration ergibt: W = I - p, . V , . In VJ
V2
v,
V
InV2 - lnV, = In ~2
= (- p , . V,) . (In V2 - In V, )
Für die Einh eiten gilt:
W= - 1 000 hPa ·80 cm 3 . (- 1,39) W = 11,1 Nm
1 hPa ·1 cm 3 = 10 2 Pa . 10- 6 m 3 = 10-4 N ·m 3
Ergebnis: Beim Komprimieren der Luft muss eine Arbeit von etwa 11 Nm verrichtet werden.
m2
= 10- 4 Nm
Wärme bei konstantem Volumen Wir betrachten ein Gefäß mit unbeweglichem Kolben . Das Gas kann damit bei Wärmezufuhr nicht expandieren und daher auch keine mechanische Arbeit verrich ten (W = 0) . Wird Wärme auf das Gas übertragen, dann muss das nach dem 1. Hauptsatz zur Erhöhung der inneren Energie füh ren:
unbew eg licher Kolben
• Au s der Zustandsgleichung des idealen Gases (/ S. 163) folgt für V = kon st ant: ~ = kon st ant oder
p- T M it Erhöhun g der Temperatur nimmt f olgl ich der Druck im Gas zu.
t1U = Q = m·cv · t1T
Für d ie spezifische Wärmekapazit ät muss derjenige Wert genommen werden, der experimentell bei konstantem Gasvolumen ermittelt wu rde. Unter der Bedingung, dass sich das Volumen eines Gases nicht ändert, gilt für die Änderung der inneren Energie t1U des Gases: t1U = Q = m . Cv . t1 T
Masse des Gases spezifische Wärmekapazität konstantem Volumen t1T Temperaturdifferenz m Cv
Wärme bei konstantem Druck Führt man einem thermodynami schen System Wärme zu, dann wird sich nach dem 1. Hauptsatz im Allgemeinen seine innere Energie erhöhen und es wird infolge von Expansion mechanische Arbeit verrichten. Es gilt demzufolge bei Wärmezufuhr und konstantem Druck: t1U = W+ Q
bei
• Aus der Zustandsgleichung des idealen Gases ( / S.163)folgt für p = kon st ant:
~ = konstant oder
V- T Mit Erhö hung der Temperatur w ächst folglich das Volumen des Gases.
186
Thermodynamik
Die zugeführte Wärme kann wie üblich mit der Gleichung Q berechnet werden.
i Der Quotient cp : Cv wird als Adiabatenexponent bezeichnet . Für zwei atomige Gase hat er ein en Wert von etwa 1,4. Die Differen z von cp und Cv für ein Gas ist gl eich der spezifischen Gaskonstan ten Rs: Rs = cp
-
Cv
=m
. cp . .1T
Unter der Bedingung, dass sich der Druck in einem Gas nicht ändert, gilt für die zugeführte oder abgegebene Wärme Q: Q
=m
m cp
Masse des Gases spezifische Wärmekapazität konstantem Druck T Temperaturdifferenz
· cp ·.1T
bei
Der 1. Hauptsatz der Thermodynamik für verschiedene Zustandsänderungen des idealen Gases Das ideale Gas kann isochoren, isothermen, isobaren oder adiabatischen Zustandsänderungen ( / S. 163 f.) unterliegen. Auf jede dieser Zustandsänderungen kann der 1. Hauptsatz der Thermodynamik angewendet werden . Es ergibt sich damit eine Aussage über das energetische Verhal t en und die Austauschprozesse beim jeweiligen System. Isochore Zustandsänderung : Bei einer solchen Zustandsänderung bleibt das Volumen V = konstant. Daher wird auch keine Volumenarbeit verrichtet . Es ist also W = O. Somit folgt aus dem 1. Hauptsatz: .1U = Q =
Unter ungünstig en Um st änden ka nn ei ne f ast leere Gasfl asche gef ährlich er auf W ärmez ufuhr reagi eren als ein e gefüllt e, w eil gilt: .1T - .1 m
m . Cv . .1 T
Das Treibgas in einer Sprayflasche kann nicht expandieren. Wird ei ner solchen Flasche Wärme zugeführt, dann erhöht sich die Temperatur und die innere Energie des Gases. Mit der Temperatur ste igt ebenfalls der Gasdruck. Damit besteht bei zu großer Erwärmung Explosionsgefahr. Deshalb findet man auf solchen Flaschen den unbedingt einzuhaltenden Hinweis, dass sie keinesfalls Temperaturen über 50 °C ausgesetzt werden dürfen. Isotherme Zustandsänderung : Bei einer solchen Zustandsänderung bleibt die Temperatur T = konstant . Damit ändert sich auch die innere Energi e nicht (.1U = 0). Daher wird die gesamte dem Gas zugeführte Wärm e in mechanische Arbeit oder umgekehrt, die gesamte am Gas verrichtete Arbeit in Wärme umgewandelt. Aus .1U = W + Q folgt mit .1U = 0:
Q =-W
oder
W= - Q
W ärme und Arbeit sind bei isothermen Zustandsänderungen entgegengesetzt gerichtet. Fließt Wärme in das System, dann verrichtet es mechanische Arbeit . Wird am System mechanische Arbeit verrichtet, dann gibt es Wärme an die Umgebung ab .
Ein Beispiel für einen solchen isothermen Prozess ist näherungwe ise die Ausdehnung des Dampfes im Kolben einer Dampfmaschine.
Hauptsätze der Thermodynamik
187
Die Gleichung zur Berechung der Arbeit kann man, ausgehend von der allgemeinen Arbeitsdefinition ( / S. 90), herleiten. Bei einer isothermen Zustandsänderung des idealen Gases gilt für die mechanische Arbeit W: W
m Rs T
= m . Rs . T · In ~ v,
oder
W
Masse des Gases spezifische Gaskonstante Temperatur des Gases
p, V, V2
= p, . V,
. In ~
v,
Druck im Ausgangszustand Volumen im Ausgangszustand Volumen im Endzustand
Isobare Zustandsänderung: Bei einer solchen Zustandsänderung bleibt der Druck p = konstant. Man kann eine isobare Zustandsänderung modellhaft in drei Teilschritte zerlegen:
a) Dem Gas wird bei konstantem Druck Wärme zugeführt: Q = m,c p ·L1T b) Durch die Wärmezufuhr erhöht sich zunächst die innere Energie des Gases bei konstantem Volumen: L1U = m . Cv . L1 T
Die Herl eitung en der genannten Gl eichungen für di e m ech ani sch e Arb eit bei ein er isothermen Zustandsanderung sind auf der CD unter dem St ichwort "i sot herm e Zu st andsä nd erung" zu find en ( / auch 5.184).
i Ein Be ispi el f ür ein e isobare Zustandsanderung ist di e Erwärm ung d er Luft in einem Zim m er.
c) Anschließend führt die Temperaturerhöhung im Gas zu einer Expansion, bei der vom Gas mechanische Arbeit verrichtet wird: W= - p· L1V In der Realität laufen diese drei Teilschritte gleichzeitig ab. Das Resultat ist jedoch mit dem betrachteten Modellvorg ang identisch. Damit ergibt sich aus dem 1. Hauptsatz U = Q + W: m . Cv . L1T = m . cp . L1T - P . L1 V In einem Zylinder mit beweglichem Kolben sind 5 kg trockene Luft eingeschlossen. Welche Arbeit wird verrich tet, wenn diese Luft im Zylinder von 15 oe auf 60 oe erwärmt wird?
Ana lyse: Wir gehen davon aus, dass die Zustandsänderung isobar verläuft, der Druck also konstant bleibt, da er nur durch die Gewichtskraft des bewegli chen Kolbens bestimmt wird. Damit kann die oben genannte Glei chung für eine isobare Zustandsänderung angewendet werden. Zu beachten ist dabei, dass bei Erwärmung die Arbeit vom Gas verrichtet wird . Die spezifischen Wärmekapazitäten für Luft bei konstantem Druck und konstantem Volum en müssen einem Tabellenwerk entnommen werden. Angenommen wird auch, dass sich der Kolben im Zylinder reibungsfrei bewegt.
• Nur trock ene Luft verh ält sich näherun gswe ise wi e das ideale Gas. Bei Luft m it best immter Luftf euchtigk eit tret en z. B. durch Kon de nsation und Verdu nstung zusätz liche Effekte auf, di e beim W etter eine erh ebli che Rol le sp ielen.
Thermodynamik
188
Gesucht: Gegeben :
= 5 kg =15 oe = 60 e -7 L\T = 45 K = 1,01 k; J K
Für Temperatu rdifferenzen gilt:
0
L\ß=L\T
=072 ~ , kg· K Lösung:
U =Q+W
m . cV ' T
=m . cp . L\T + W
Die Umstellung nach der Arbeit Wergibt:
W W W
Für di e Einh eiten gilt:
= 1 Nm
bew eg licher Kolben
In ein em pneumatischen Feuerzeug wird durch sehr schn ell es Hineinstoßen eines Kolbens eine solche Temperatur erreicht, dass sich ein benzingetränkter Wattebausch entzündet und sich dann das Gas explosi onsartig ausdehnt.
kJ
9
K
Adiabatische Zustandsänderung: Bei einer solchen Zustandsänderung erfolgt kein Wärmeaustausch mit der Umgebung. Es gilt also Q = O. Das ist über einen längeren Zeitraum hinweg technisch schwer realisierbar. Es gibt aber eine Reihe schnell ablaufender Prozesse, die sich in guter Näherung adiabatisch verhalten, weil dem physikalischen System keine Zeit bleibt, einen größeren Anteil Wärme durch Wärmeleitung, Wärmeströmung oder Wärmestrahlung mit der Umgebung auszutauschen. •
•
= - 65,3
Ergebnis: Vom Gas im Zylinder wird beim Erwärmen der Luft um 45 K eine Arbeit von ca . - 65300 Nm verrichtet. Das negative Vorzeichen bedeutet : Es wird Arbeit vom Gas verrichtet.
1 kJ = 1000 J 1J
= m , cv· L\T - m · cp · T = m ·L\T(cv-cp) = 5 kg· 45 K· (0,72 - 1,01) k kJ
Im Zylinder eines Dieselmotors wird das gasförmige Kraftstoff-LuftGemisch schlagartig und damit nahezu adiabatisch verdichtet. Dabei erhöht sich seine innere Energie und damit seine Temperatur bis zur Zündtemperatur des Kraftstoff-Luft-Gemisches. Weitere Bei spiele für adiabatische Kompression findet man bei Turbinen und Kompressoren. Auch in einem pneumatischen Feuerzeug (Bild links) findet eine adiabatische Kompression statt.
Aus dem 1. Hauptsat z der Thermodynamik L\ U
= W + Q folgt mit Q = 0:
L\ U = W
Bei einer adiabatischen Kompression vergrößert sich die innere Energie und damit die Temperatur z. T. erheblich, wie die Beispiele Dieselmotor und pneumatisches Feuerzeug zeigen. Die Vergrößerung der inneren Energie ist gleich der am System verrichteten Arbeit. Bei einer adiabatischen Expansion verringert sich dagegen die innere Energie und damit die Temperatur. Die Verringerung der inneren Energie ist gleich der vom System verrichteten Arbeit.
Hauptsätze der Thermodynamik
189
Zustandsänderungen des idealen Gases im Überblick Zustandsänderung
energetischen Verhalten des Systems
Verhalten von Druck, Volumen und Temperatur
isochor (V = konstant)
W =0 ,1U =
V P
0
mitO = m · cv ·,1T
= konstant
T = konstant
Wärme wird in innere Energie oder innere Energie wird in Wärme umgewandelt.
Bei Wärmezufuhr vergrößern sich p und T, bei W ärmeabgabe verkleinern sie sich.
isotherm
,1U = 0
(T = konstant)
0
T = konstant p . V = konstant
=-Woder W = - O
Wärme wird in mechani sche Arbeit oder mecha nische Arbeit wird in Wärme umgewandelt.
Bei Wärmezufuhr nimmt V zu und p ab, bei Wärmeabgabe nimmt p zu und Vab .
Beispiele für Energieströme Erwärmung des Ga ses in einer Gasflasche
4~
G}4 Ausdehnung des Dampfes im Kolben einer Dampfmaschine
~ Q ~ LlU = O
w ~
~ LlU = O
isobar
,1U =
(p = konstant)
mit
0+
W
V
,1U = m . Cv . ,1 T 0 = m . cp . ,1T W =- p' V
Es gibt unterschiedliche Möglich keiten, z. B. W ärme wird in innere Energie und Arbeit umgewandelt. adiabatisch (0 = 0)
0
P
=0
U = W
Innere Energie wird in mechanische Arbeit oder mechanische Arbeit in innere Energie umgewandelt.
T
= konstant = konstant
Erwärmung der Luft in einem Zimmer
~~ Bei Wärmezufuhr werden V und T größer, bei Wärmeabgabe kleiner. p ·v
T
= konstant
(alle drei Größen än dern sich) Bei mechanischer Arbeit am System wachsen p und T, Vnimmt ab .
w ~ ~ LlUt
Verdichtungstakt bei einem Verbren nungsmotor
4~
190
Thermodynamik
3.4.2 Kreisprozesse Die ersten Versuche zur Konstruktion einer Dampfmaschine machte d er Fran zose DEN IS PAPIN (1627- 171 2) um 1690. lange bevor der 1. Hauptsatz beka nnt war. Eine W eite rentwick lun g war die atmosphärische Dampfmaschine des Engländers THOMAS NEWCOMEN (1663 - 1729). Bedeutende Fortschri t te erzie lte im 18. Jahrhund ert der schotti sche Techniker JAMES WATr (1736- 1819).
Aus dem 1. Hauptsatz der Thermodynamik folgt: Durch Zufuhr von Wärme kann man erreichen, dass ein thermodynamisches System seine innere Energie ändert oder mechanische Arbeit verrichtet. Diese Einsicht ermöglicht die Konstruktion von Maschinen, die bei W ärmezufuhr mechanische Arbeit verrichten . Man bezeichnet solche Maschinen als Wärmekraftmaschinen . Beispiele für W ärmekraftmaschinen sind die historisch bedeutsamen Dampfmaschinen, die in Kraftwerken genutzten Dampfturbinen und Gasturbinen, die verschiedenen Arten von Motoren (Ottomotor, Dieselmotor, Heißluftmotor), die in Flugzeugen genutzten Strahltriebwerke sowie auch Kühlmaschinen.
Dam it in einer solchen W ärmekraftmaschine kontinuierlich W ärme in mechani sche Arbeit umgewandelt wird, müssen in ihr periodische Vorgänge so ab laufen, dass - immer wieder der Ausgangszustand hergestellt wird und - dabei mechanische Arbeit abgegeben wird . Das ist nur durch eine geschickte Abfolge verschiedener Zustandsänderungen möglich .
• Dabei ist zwischen realen Kreisp ro zessen (z. B. beim Ottomotor) und idea len Kreisprozesse n (fü r d as ideal e Gas) zu unte rscheiden.
Man bezeichnet eine Abfolge von Zustandsänderungen, bei der wieder der Ausgangszustand erreicht wird, als Kreisprozess. Nach einem vollständ igen Kreisprozess gilt: Die Änderungen von Temperatur, Druck, Volumen und innerer Energie sind null. Solch e Kreisprozesse laufen in allen Wärmekraftmaschinen ab. Der carnotsche Kreisprozess
Benannt ist d iese r Kreisprozess nach d em französischen Wi sse nscha ftler SADI CARNOT (1796 - 1832) .
Bei allen W ärmekraftmaschinen wird ein möglichst hoher Wirkungsgrad angestrebt. S. CARNOT fand und beschrieb einen idealen Kreisprozess, der unter allen möglichen dieser Prozesse den größten Wirkungsgrad besitzt. Der carnotsche Kreisprozess setzt sich aus vier Zustandsänderun gen zusammen, die in der nachfolgenden Übersicht beschrieben sind.
191
Hauptsätze der Therm odynamik
Zustandsänderung
Beschreibung des Vorganges
1. Isotherme Expansion
Ein Zylinder mit bewegli chem Kolben wird mit einer W ärmeq uelle verbunden . 0, wird auf das Gas übertragen. Es dehnt sich bei der Temperatur T, aus und verrichtet die Arbeit W,.
2. Adiabatische Expansion
Das Gas im Zylinder dehnt sich adiabatisch aus. Seine Temperatur verringert sich auf T2• es wird die Arbeit W 2 verrichtet.
3. Isotherme Kompression
Am Gas wird die Arbeit W 3 verrichtet. Bei der Temperatur T2 wird die entstehende Wärme 0 3 an die Umgebung abgegeben .
4. Adiabatische Kompression
Am Gas wird die Arbeit W 4 verrichtet. Di e Temperatur erhöht sich auf den An fangswert T,. Damit ist der Ausgangszusta nd wieder erreich t.
Darstellung
W ärm equelle
11
~mgebUng :
Die Zustandsänderungen kann man in einem p -V-Diagramm darstellen: - Die Fläche unter ABC entspricht der bei Expan sion verrichteten Arbeit. - Die Fläche unter CDA entspricht der bei Kompression zugeführten Arbeit. - Die Differenz beider Flächen (grau markiert) ergibt die nach außen abgegebene Arbeit W.
P
v
192
Thermodynamik
Insgesamt wird beim carnotschen Kreisprozess nur ein Teil der zugeführten Wärme in mechanische Arbeit umgewandelt. Diese Aussage gilt für beliebige Kreisprozesse bei Wärmekraftmaschinen. Bei einem Kreisprozess erfolgt die Umwandlung von Wärme in mechanische Arbeit nie vollständig, sondern stets nur teilweise. Weitere Kreisprozesse
• Benannt ist di ese r Kreisprozess nach dem schottischen Pfarrer und Gelehrten ROBERT STJRLlNG (1790 - 1868), Er wird bei m STlRLlNG-Motor, auch Heißluftmotor genannt, genutzt . Dabei ist zu beachten: M eist wird heute als Arb eitsstoff nicht Luft, sond ern Helium genutzt.
Neben dem carnotschen Kreisprozess gibt es weitere Kreisprozesse, die bei Wärmekraftmaschinen genutzt werden. Das sind z. B. der stirlingsche Kreisprozess, der Gasturbinenprozess oder der Kreisprozess bei einem Viertakt-Verbrennungsmotor. Der besonders einfach überschaubare stirlingsche Kreisprozess, ebenfalls ein idealer Kreisprozess, stellt eine Abfolge von isothermen und isochoren Zustandsänderungen dar. 1. In einem Zylinder wird Gas der Temperatur T1 Wärme zugeführt. Das Gas expandiert isotherm unter Verrichtung mechanischer Arbeit vom Volumen V1 auf das Volumen V2 (siehe p -V-Diagramm unten). 2. Das Gas wird isochor unter Abgabe von Wärme auf die Temperatur T2 abgekühlt. 3. Am Gas wird mechanische Arbeit verrichtet. Dabei wird es solange komprimiert, bis es das Ausgangsvolumen V1 w ieder erreicht hat. Bei der isothermen Kompression muss es Wärme an die Umgebung abgeben. 4. Durch Zufuhr von W ärme wird das Gas isochor auf die Anfangstemperatur T1 erwärmt. Damit ist der Ausgangszustand wieder erreicht. Der Vorteil eines nach dem stirlingschen Kreisprozess arbeitenden Heißluftmotors (Foto links) besteht in seinem einfachen Aufbau und in dem hohen Wirkungsgrad, der Nachteil in der geringen Leistung . Solche Heißluftmotoren werden gegenwärtig nur in speziellen Bereichen genutzt, z. B. in Kombination mit Solaranlagen .
p
2
v,
v
Hauptsätze der Therm od ynam ik
Der t hermi sche Wi rku ng sg rad
•
Wä rmekraftmasch in en sin d Energiewandler, be i denen W ärme zugeführt und mecha ni sche A rbe it verrichtet w ird. Der W irkungsgrad einer W ärmekraftmasch ine gibt an, welcher Antei l d er zugeführten W ärme als mechanische A rbe it genutzt werden kann .
w
W
11 = 75
verrichtete Arbeit
193
o
zugeführte W ärme
Weitere Hinweise zum Wirkungsgrad sind / S. 92 zu fin den. Der Begriff "thermi scher W irkung sgrad" verd eutlicht nur die Anw endung auf ein en spezi ell en Bereich der Thermodyn ami k.
Untersuchungen zeigen , dass de r W irkungsgrad von W ärmekraftmaschinen nur vo n den Temperaturen T1 und T2 (p -V-Diagramme / S. 191, 192) abhängig ist, bei denen W ärme zugeführt bzw. abgegeben wird. Für den maxi malen Wi rku ngsgrad, der bei Kreisprozessen erreicht wird, gilt: Der thermische W irkungsgrad einer W ärmekraftmaschine kann berechnet werden mit den Gleichungen /1 = 1 -
T1 T2
!1
oder
Tl
Temperatur bei W ärmezufuhr Temperatur bei W ärmeabgabe
IJ = 1 O ab
Ozu
~
Ozu abgegebene W ärme zugeführte W ärme
Der Wirkungsgrad ist demzufolge besonders hoch, wenn die Temperatur T1 möglichst hoch und die Temperatur T2 möglichst niedrig ist, die Temperaturdifferenz also möglichst g roß ist. Darüber h inaus ist zu beachten : Die angegebenen Gleichunge n gelten nur für einen idealen Kreisprozess. Reale W ärmekraftmaschinen besitzen infolge der Reibung und der Wärmeverlust e einen z. T. wesent lich niedrigeren Wirkungsgrad. Beträgt z. B. be i einem Diese lmotor r? 1 erhält man als W irkungsgrad : /1
=1 -
393 K 923 K
= 65 0 oe und
19 2
= 120 oe, so
• Die Temperatur Tl ist höher als di e Tempe ratur T2. Demzu folg e ist
!2 < Tl
1
und da mit der Wirkungsgrad stets positi v und klein er 1.
Einzuset ze n ist imm er di e absolute Temperatur in Kelvin:
= 0,57
Der real erreichte W irkungsgrad liegt aber nur bei etwa 0,4 oder 40%. Wärmep umpen Eine W ärmekraftmaschine, die mechanische Arbeit verrichten soll, nimmt bei hoher Temperatu r W ärme auf, verrichtet mechanische A rbeit und gibt bei tiefer Temperat ur W ärme ab. Es lassen sich auch Maschinen bauen, mit deren Hilfe man diesen W ärme- und A rbeitsfluss umkehren kann. Die Maschinen nehmen bei tiefer Temperatur W ärme auf, ihnen fließt mechanische A rbeit zu u nd sie geben bei einer höheren Tempera t ur W ärme ab. Solch e: Masch in en werde n als W ärmepumpen bezei chnet. Der Energiefluss bei diesen beiden Arten von Maschinen ist S. 194 o ben gegenübergestellt.
• Wärmepumpen werden in zunehmend em M aße vor all em zu r Heizung von Gebäuden ge nutzt. Die Wärm e wird dem Grundwasser, dem Boden od er der Luft ent nommen.
Thermodynamik
194
Energiefluss bei einer Wärmekraftmaschine, die Arbeit verrichten soll.
Energiefluss bei einer Wärmepumpe, bei der Arbeit zugeführt wird .
T,
T, Q ab
Q ,U
...... W=Qzu- Qab
W = Qzu - Qab Q ,b
Qw
T2
T2
• Warmepumpen und u 15 :1112/1 _ besit ze n de n g leiche n grundsätz li chen A ufbau. W äh rend aber ein e W ärmep umpe im Au Be nraum W ärm e auf ni mmt und sie m it hö here r Temperatur im Inn enraum abgibt , w ird bei einem Kühl schra nk inn en W ärm e aufgenomm en und an di e Umgebung abgegeben, also W ärme vo n inn en nach auBen transporti ert.
/\ußenraum
Eine Wärmepumpe durchläuft wie Wärmek raftmaschinen einen Kreisprozess mit vier Zustandsänderungen: 1. Ein Arbeitsstoff der Temperatur T, nimmt Wärme aus der Umgebung auf und vergrößert isotherm sein Volumen. 2. Anschließend wird der Arbeitsstoff durch einen Kompressor schnell und damit nahezu adiabatisch verdichtet, wobe i seine Temperatur auf den Wert T2 ansteigt. Dazu muss Kompressionsarbeit (Volumenarbeit) verrichtet werden . 3. Bei der höheren Temperatur T2 gibt der Arbeitsstoff Wärme ab und wird weiter isotherm verdichtet. 4. Anschließend wird der Arbeitsstoff schlagartig und damit wieder nahezu adiabatisch entspannt und kühlt auf die Ausgangstemperatur T, ab. Der Stoff- und Energiefluss und das p -V-Diagramm dieses Prozesses sind in den Skizzen unt en dargestellt. Der Vergleich mit dem carnotschen Kreisprozess ( / S. 190 f .) zeigt: Die hier beschriebene Wärmepumpe durchläuft den carnotschen Kreisprozess in umgekehrter Richtung. Reale W ärm epumpen arbeit en meist mit schon bei niedrigen Temperatu ren verdampfenden bzw. kondens ierenden Arbeitsstoffen , da beim Sieden bzw. Kondensieren besonders viel Wärme vom Arbeitstoff aufgenommen bzw. abgegeben werden kann.
Innen raum
I
I
:
~~ VerdIChten W ~~
I Verdampfen
:I
p
Verflüssig en
~~
Entspannen
I
I
Verd a mpfer :
Ex pansionsventil Verflü ssiger
v
19 ~
Hauptsätze der Thermodynamik
•
Ottomotor
Ottomotoren, benannt nach dem deutschen Erfinder NI KOLAUS AUGUST OITO (1832 - 1891), gibt es als Zweitakt- und als Viertaktmotoren . Sie werden zum Antrieb von Mot orrädern, Pkw, Booten usw. genutzt. Die wichtigsten Teile eine Ottomotors sind in der Sk izze dargestellt. Zünd ke rze
Be nzi nLu ftGemi sch
Den erst en m it eine m Benzinmotor betri ebenen "Motorwage n " kon stru ie rten im Ja hre 1886 CARl BENZ (1844- 1929), GOTIllEB DAIMlER
(1 834 - 1900) und Au slassventil
Einl assvent il
WllHElM MAYBACH
(1846- 1929).
Zyl ind er
Kolben
Kurbelwell e
Be i einem Ottomotor wird im Vergaser ein Benzin-Luft-Gemisch erzeugt und in den Zylinder eingebracht. Dieses Ben zin -Luft-Gemisch wird im Zylinder durch elektrische Funken zwischen den Elektroden der Zündkerze gez ündet . Es verbrennt, dehnt sich dabei aus und bewegt den Kolben. Die Ski zzen zeigen di e p rinzipielle Wirkungsweise eines Viertakt -Ottomotors. Ein lassventi l
/
Ben zinLu ftGem isch
Zü nd ke rze
Au slassventi I
~~J: :-~:r.=
t An saugta kt (1. Takt)
Verdichtung st akt (2 . Takt )
t Arb eitstakt (3. Takt )
Ottomotoren gibt es auch als Zweitaktmotoren. Sie werden z. B. bei Mopeds und bei Motorrädern genutzt. Die wesentlichen Unterschiede gegenüber dem Viertaktmotor bestehen darin, dass - aufgrund einer anderen Zylinderkonstruktion auf die Ventile verzich t et werden kann, - d as Ansaugen und Verdichten (1. Takt), sowie das Verrichten von Arbeit und das Ausstoßen der Abgase (2 . Takt) in insgesamt 2 Takten erfolgt .
Au spufft akt (4. Takt )
Ein e w eitere Art von Verb rennun gs mot or ist der Wankelmotor, benannt nach se inem Erfind er F .LlX WAN KEl (1 902- 1988).
I
Thermodynamik
196
Dieselmotor
i Der erste Dieselmotor wurde 1897 konstruiert. Ab 1923 wurden die ersten Lkw und ab 1935 die erste n Pkw mit Di eselmotor gebaut. Der erste Pkw mit einem so lch en Motor war der Mercedes-Benz 260 D.
• Eine weite re Art von Motor ist der Heißluftmotor oder Stirlingmotor ( / 5.192).
Dieselmotoren, benannt nach dem deutschen Erfinder RUDOLF DIESEL (1858-1913), gibt es ebenfalls als Zweitakt- und Viertaktmotoren . Sie werden u. a. zum Antrieb von Pkw, Lkw und Schiffen genutzt. Im Unterschi ed zum Ottomotor beEinspritzdüse sitzt der Dieselmotor keine Zünd kerze und keinen Vergaser. Vielmehr wird die im Zylinder an Luft -- IlllllllllIIIIIIii~ i '-'-~~= gesaugte Luft so stark verdichtet, dass ihre Temperatur auf 500 oe bis 700 oe steigt. Bei dieser Temperatur wird der Tre ibstoff (Diesel) mithilfe einer Einspritzpumpe in den Au slassZylinder eingespritzt. Der Treibventi l stoff entzündet sich und verbrennt. Die nachfolgenden Sk izzen zeigen die p rin zipielle Wirkungsweise eines Viertakt-Dieselmotors. J
Einsp ri tzdüse Einlassventil
Au slassventil
~~~- Ab9'"
Luft --- ---~ il J ~-t-'
t Ansaugtakt (1. Takt )
Verd ichtungstakt (2. Takt)
+
'i"
Arbeitstakt (3. Ta kt)
Dampfmaschine
• JAMES WATI erfand
u. a. den Fliehkraftregler, den Kondensa tor zur Abkühlung des Dampfes und ein Getriebe zur Umwandlung der Hinund Herbewegung in ein e Drehbewegu ng .
Eine historisch bedeutsame W ärmekraftmaschine ist die Dampfmaschine, die von dem Engländer JAMES WAD (1776- 1819) so weiterentwickelt wurde, dass sie als An triebsmaschine genutzt werden konnte. Umfangreich verwendet wurde sie z. B. bei Dampflokomotiven, aber auch als Antriebsma schine in Fabriken, im Bergbau und bei Schiffen .
1~;
Au spufftakt (4. Takt)
Hauptsätze der Thermodynamik
------------------------------
_ _ _ 197 J
3.4.3 Der 2. und 3. Hauptsatz der Thermodynamik Reversib le und irreversible Vorgänge In einem Gedankenexperiment lassen wir zwei verschiedene Ku geln aus der gleichen Höhe zu Boden fallen. Die eine Kugel bestehe aus völlig elastischem Gummi, die andere aus Knetmasse . Während die eine Kugel annähernd wieder ihren Ausgangszustand erreicht, b leibt die andere Kugel am Boden liegen.
elasti sch e Gummikug el
Kug el aus Kn etmasse
-----0 ~I
o
Vorg änge in Natur und Technik, die von einem Ausgangszustand aus von allein wieder zu diesem Ausgangszustand führen, bezeichnet man als reversible Vorgänge.
Die Bewegung der Kugel aus elastischem Gummi, die Schwingungen eines Federschwingers über einen kürzeren Zeitraum hinweg oder die Bewegung der Erde um die Sonne sind Vorg änge, bei denen nach einer bestimmten Zeit der Ausgangszustand von allein wieder erreicht wird. Es sind näherungsweise reversible Vorg änge . Neben diesen reversiblen Vorgängen gibt es auch viele Prozesse, die von selbst nur in einer bestimmten Richtung ablaufen. Ein Beispiel ist die oben dargestellte Kugel aus Knetmasse: Es ist nie beobachtet worden, dass eine unelastisch verformte Kugel von allein wieder ihre ursprüngliche Gestalt annimmt und in die Ausgangslage zurückkehrt. Vorgänge in Natur und Technik, die von einem Ausgangszustand aus unbeeinflusst in einer bestimmten Richtung ablaufen und bei denen von allein der Ausgangszustand nicht wieder ereicht wird, nennt man irreversible Vorgänge.
Die Fotos zeigen Beispiele für solchen irreversiblen Vorgänge.
i Statt von reversibl en Vorg ängen spricht man auch von umkehrbaren Vorgängen. Würd e man einen solchen Vorg ang filmen und den Fi lm rückwärts ablauf en lasse n, d ann w ürd e man kein en Unterschi ed zum t atsächlich en Vor ga ng erk enn en .
•
I
Statt von irreversiblen Vorg äng en spricht man auch von nicht umkehrbaren Vorgängen. Solch e Vorg änge sind imm er mit ein er Abg abe von W ärm e an die Umg ebung verbund en .
I
198
Thermodynamik
Ein Auto bremst ab ( / Bild S. 197). Die an den Bremsbacken freig esetzte Reibungswärme wird an die Umgebung abgegeben. Aber noch nie wurde beobachtet , dass die Bremsen des Fahrzeuges aus der Umgebung W ärme aufnehmen und diese in Bewegungsenergie des Fahrze uges umwandeln . Eine Tasse mit heißem Tee (/ Bild S. 197) kühlt langsam ab. Auch dabei wird W ärme an die Umgebung abgegeben. Der umgekeh rte Prozess - die Aufnahme von Wärme aus der Umgebung und die Erw ärmung des Tees über die Umgebungstemperatur - tritt nicht auf.
• Fü r reversib le Vorgä nge gi lt de r Energieerhaltungssatz der M echan ik. Genauere Unt ersuch ungen zeigen abe r: Reversible Vorgä nge treten nu r als Grenzfäl le irreversi bl er Vo rgä nge auf.
Auch bei irreversiblen Vorgängen lässt sich der Ausgangszustand wieder herst ellen. Beim Auto müsste man Kraftstoff verbrennen, um es zu beschleunigen. Beim Tee müsste Wärme zugeführt werden. Das sind abe r Vo rgänge, die nicht von allein erfolgen. Betrachtet man reversible und irreversible Vorgänge aus ene rgetischer Sicht, dann gilt: Alle d iese Vo rgänge genügen dem Energieerhaltungssatz und speziell dem 1. Hauptsatz der Thermodynamik. Es gilt aber auch : Der Energieerhaltungssatz erlaubt keine Entscheidung darüber, ob ein Vorgang reversibel oder irreversibel ist. Um die Irreversibilität eines konkreten Prozesses genauer beschreiben zu können, ist die Einführung einer neuen physikalischen Größe erforderlich .
• Der Beg riff Entropie w urd e 1865 vo n RUDOLF CLAU SIUS (1 822- 1888) in die Physik e ing efü hrt. Abg eleitet ist er vom gri echi schen entrepei n = um w end en, um wa ndeln . CLAUSIUSselbst nutzt e f ü r di e Größe auch den Term inus Verwandlungswert.
Die Entropie Die Entropie ist eine Größe, die für die Beschreibung von Vorg ängen eine ähnliche Bedeutung w ie die Energie hat. Die Entropie ist eine physikalische Größe, mit deren Hilfe man die Irreversibilität eines Vorganges kennzeichnen kann . Formelzeichen: 5 Einheit: ein Joule durch Kelvin (1 ~)
Zur Klärung d es Begriffsinhalts betrachten wir folgenden Modellversuch :
v,
199
Hauptsätze der Thermodynamik
In dem mittels einer Trennwand abgegrenzten Volumen V, befinden sich sehr vi ele Gasteilchen. Nach Entfernen der Trennwand werden sich die Gasteilchen im gesamten Volumen V2 ausbreiten, wobei eine Gleichverteilung (/ S. 170 f.) die wahrscheinlichste Verteilung ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich alle Teilchen wieder im ursprünglichen Volumen V, versammeln, ist äußerst gering. Ein zufällig herausgegriffenes Teilchen befindet sich mit einer Wah rscheinlichkeit von w 2 = 1 im Gesamtvolumen V2. Die Wahrscheinlich keit, es im halb so großen Volumen V, anzutreffen, ist nur w, = ~ . Dasselbe gilt auch für ein beliebiges zweites Teilchen. Die W ahrscheinlichkeit, beide Teilchen gleichzeitig in V, zu finden, beträgt dann nur noch: oder Für N Teilchen wäre diese Wah rscheinlichkeit:
w,= Gf
•
w,
Allgemein gilt: Ist die Wahrscheinl ichkeit für einen Ausgangszustand und w 2 die Wahrscheinlichkeit für einen Endzustand, dann gibt das Verhältnis W = w 2/w, an, wie viel ma: wahrscheinlicher der Endzustand als der Ausgangszustand eintreten wird. Die Wahrscheinlichk eit W = wiw, ist ein Maß für die Irreversibilität eines Prozesses. Je größer sie ist, desto unwahrscheinlicher ist die Rückkehr in den Ausgangszustand.
Der Term
w=
w 2 ::? 1 w1 wird auch als thermodynamische Wahrschein lichkeit bezeichnet, w eil er si ch auf Prozesse der Thermodynamik bezieht .
Dieser Zusammenhang wird zugleich für die Definition der physikali schen Größe Entropie genutzt. Je größer für ein System die Wahrscheinlichkeit W = w2/W, ist, desto größer soll die Änderung der Entropie L1S des Systems sein, wenn es vom Ausgangszustand in den Endzustand gelangt. Es gilt: L15 - In W
Der oben beschriebene Modellversuch ergibt eine anschauliche Deutung der Entropieänderung: Vergrößert sich die Wahrscheinlichkeit des Zustandes eines Systems, so vergrößert sich auch seine Entropie, indem es von einem Zustand höherer Ordnung in einen solchen geringerer Ord nung übergeht. Damit ergeben sich für einen irreversiblen Vorgang drei Merkmale: 1. Wä rme wird an die Umgebu ng abgegeben. 2. Das System gelangt in einen Zustand größerer Unordnung . 3. Die Energie und die Teilchen des Systems streben der wahrscheinlichsten Verteilung, der Gleichverte ilung, zu.
Aus verschiedenen Gründen hat man sich entschlossen, nicht die Wahrscheinlichke it W; sondern den natürlichen Logarithmus von Wals M aß für die Irreversibilit ät eines Prozesses zu nutzen.
• Im 19. Jahrhundert wurde breit die Frage diskutiert, ob das Universum einen Wärmetod erleidet.
Thermodynami k
Messung der Entropie Bei dem beschri ebenen Vorg ang erfol gt eine isot herm e Expa nsion .
Den Zusammenhang .15 - In W kann man zwar für quantitative Betrachtungen, nicht aber f ür prakt ikable Messungen der Ent ropieänderung verwenden. Eine M essvorschrift ergibt sich aus folgender Überlegung : Ein heißer Körper der Temperatur T gibt Wärme an ein Gas in einem Zylinder ab. Der frei bewegliche Kolben versch iebt sich. Die Gasteilchen verteilen sich auf einen größeren Raumbereich , die Entropie n immt zu . Je mehr W ärme vom Gas aufgenommen wird , desto weiter dehnt sich das Gas aus und desto stä rker nimmt seine Entropie zu . Es gilt: .15 -
• Bei hoher Tem pe ratur verg röße rt sich das Gasvolu me n bei Zufuhr ein er bestimmte n W ärme 0 we ni ge r stark als bei ni edrigerer Te mpe rat ur.
0
Dabei sind zwei Umstände besonders zu beacht en : - Die Volumenänderung im Gas hängt davon ab, bei welcher Temperatur T die Wärme zugeführt wird. Deshalb wird die Wärme auf die jeweilige Temperatu r bezogen, also statt der Wä rme 0 der Quoti ent aus Wärme und jeweiliger Temperatur OfT betracht et. - Der Vorgang muss sehr langsam ablaufen, damit keine Reibungswä rme entsteht und die Wärmebilan z ve rfälscht. Der Vorgang ist somit reversibel. Insgesamt kann man die Ent ropie änderung du rch die Gleichung .15 -- Q T ermitteln, wobei 0 die Wärme ist, die das Syst em bei einer bestimmten Temperatur T aufnimmt ode r abgibt .
• Der Term In W ist ein e reine Zahl, die Einh eit von O/T ist J/K (Joul e/Ke lvin). Beid e Darst ellung en lassen sich durch ei nen Proport ion alitätsf akt or k in Übereinstimmung bring en. Di eser ist nach dem öste rrei chi sch en Physike r LUDWIG BOLTZMANN (1844- 1906) benannt w ord en. Es ist die BOLTZMANN-Kon sta nte:
k = 1,38 1 . 10- 23 J. K- 1
Man kann die Entropieänderung einerseits durch den Term OfT, an dererseits durch die Proportionalität zu In W kennzeichnen. Für die Änderung der Entropie .15 gilt: .15
k W
=k · In W
oder
BOLTZ MANN -Konstante Wahrscheinlichkeit
o T
Wärme abso lute Temperatur
Wie verändert sich die Entropie eines Körpers beim Schmelzen bzw. beim Erstarren? W ährend sich beim Schmel zen der Ordnungszust and der Teilchen verringert, vergrößert er sich beim Erstarren. Für die Ent ropie bedeut et das: Beim Schmel zen ve rgrößert sich die Entropie des Kö rpers um den Betrag .15 = OsfTs, be im Erstarren ve rringert sie sich um eben diesen Betrag . Os ist die Schmel zwärm e, Ts die Schmelztemperatur.
------•
Haupt sätze d er The rmodynami k
201
Wie groß ist die Entropie ä nderung beim Schmelz en von 1 kg Eisen? Analyse:
Eisen schmilzt bei einer Temperatur von 1 540 oe. Während des Schmelzens bleibt seine Temperatur konstant. Die zum Schmelzen erforderliche Wärme ist die Schmelzwärme, die m it der Gleichung Os = qs . m berechnet werden kann . Gesucht: Gegeben :
LlS !~
m qs
= 1 540 oe -7 T = 1813 K = 1 kg = 275 kJ/kg
•..
Es muss imm er di e absolute Tem perat ur (in Ke lvin) genutzt we rden: O°C = 273K
Lösung:
Für die Entropieänderung gilt die Gleichung: LlS
LlS LlS
Q
=T
275 kJ . 1 kg kg · 1 8 13 K
= 0,15 kJ/K
Ergebnis: Beim Schmelzen von 1 kg Eisen erhöht sich seine Entropie um 0,15 kJ/K .
..
Der Temperaturausgleich Zwei Körper unterschiedlicher Temperatur werd en in engen Kontakt miteinander gebracht. Dann erfolgt ein Temperaturausgleich, wobei die Wärme immer vom heißeren zum kälteren Körper fließt .
Die gesamte Entropieänderung beträgt für den Beginn des Wärmeausgleichs: LlS = LlS1 + LlS2 = -
~ Tl
+
~ T 2
=
0 1 (.l _.l) T Tl 2
Da T1 > T2 ist, folgt für LlS > O. Die Entropie nimmt also beim Temperaturausgleich zu. Der Zust and der Gleichverteilung der Temperatur ist der wahrscheinlichste . In einem beliebigen Raumbereich können dann aber trot zdem statistische Schwankungen der Temperatur auftreten.
Weitere Beispi ele fü r Vorg änge mit Ent ropi ezun ahm e sind das Si eden von Stoffen, d ie Durchmi schung (Diffusion) von Stoff en od er di e Volum envergröß erun g.
.. Fü r di e W ärm ebet räge gi lt:
10 11= 1021
202
Thermodynamik
Der 2. Hauptsatz der Thermod ynamik Während der 1. Hauptsatz d er Thermodynam ik eine Aussage über energetisch mögliche Prozesse macht, gibt der 2. Hauptsatz der Thermo dy namik Auskunft über die Richtung von Prozessen in abgeschlossenen Systemen, die sich selbst überlassen sind . Er lautet:
i Gehen in einem System keine oder nur revers ibl e Vorg änge vor si ch, dann ist 5 = O. Bei beli ebigen irreversiblen Vorg ängen ist L\S > O.
• Im Unterschied zum Perpetuum mobile 1. Art (/ S. 180 f .) ist ein Perp etuum mobil e 2. Art mit dem Energi ee rh altungssatz und damit mit dem 1. Hauptsatz vereinbar, wid erspricht aber dem 2. Hauptsa t z der Th ermodyn amik .
In einem abgeschlossenen System kann sich die Entrop ie niemals verkleinern. Sie kann nur konstant bleiben oder zunehmen: L\5 ~ O.
In der Literatur findet man auch viele andere Formu lierungen dieses 2. Hauptsatzes der Thermodynamik, die aber alle gleichwertig sind: - Die historisch älteste Formulierung geht auf RUDOLF CLAUSIU5 ( 1822- 1888) zurück und lautet: Wärme kann niemals von se lbst aus einem Körper niederer Temperatur in einen Körper höherer Temperatur übergehen. Eine weitere, ebenfalls auf R. CLAU51US zurückgehende Formulierung heißt: Die Energie eines Körpers kann nicht a ll ein an W ert gewinnen. Es gibt die Tendenz zu r Entwertung der Energie. MAX PLANCK (1858-1947) formulierte den 2. Hauptsatz folgenderma ßen: Es ist unmöglich, eine periodisch arbeitende Maschine zu bauen, d ie nichts weiter bewirkt, als eine Last zu heben und einen W ärmespeicher abzukühlen . Eine solche Maschine nennt man ein Perpetuum mobile 2. A rt. Kürzer ist dann die folgende Formulierung des 2. Hauptsatzes: Ein Perpetuum mobile 2. Art ist unmöglich.
Schließlich formulierte LUDWIG BOLTZMANN (1844- 1906) den 2. Hauptsatz folgendermaßen : Die Natur strebt aus einem unwahrscheinlicheren dem wahrscheinli cheren Zustand zu .
Der wahrscheinlichste Zustand ist immer der der größtmög lichen Unord nung .
• Dieser 3. Hauptsatz der Thermodynamik wurde erstmals 1906 von dem deutschen Phys ikochemiker WALTHER NERNST
(1864- 1941) formuliert.
Der 3. Hau ptsatz der Thermodyn ami k Der 3. Hauptsatz der Thermodyn ami k, auch nern stsches W ärmet heore m genannt, macht eine Aussage über das Verhalten vo n Stoffen in unmittelbarer Nähe des absoluten Nul lpunktes, also von 0 K. Nach H. A. LOR ENTZ ( 1853- 1921 ) kann man diesen Ha u ptsatz folge ndermaßen formul ieren: Es ist unmöglich, durch irgendeinen Vo rgang den absoluten Nullpunkt zu erreichen.
Temperaturstrahlung und Strahlungsgesetze
3.5
203
Temperaturstrahlung und Strahlungsgesetze
Temperaturstrahlung
Die Alltagserfahrung besagt: W ärme wird nicht nur bei direktem Kont akt von Körpern übertragen, sondern auch durch elektromagnetische Strahlung (/ S. 309) . Elektromagnetische Strahlung, die ein Körper aufgrund seiner Tem peratur aussendet, wird als Temperatur- oder Wärmestrahlung bezeichnet. Temperaturstrahlung wird nicht nur von der Sonne ( / Bild links) oder von sehr heißen (glüh enden) Körpern abgegeben, sondern z. B. auch vom Menschen und anderen Lebewesen, wie die thermografische Aufnahme eines Pferdes (/ Bild rechts) zeigt.
• Temperaturstrahlung kan n mit Strahlungspyrometern , Therm osäu len oder durch fotografisc he Verfah ren (Infrarotfotografie, Thermografie) regist riert, gemesse n od er sichtbar gemacht werden .
• Dabei fließt W ärme in Form von Temperaturstrahlung immer so, dass der resultierende Wärmefluss vom heißen zum kalten Körper gerichtet ist, wie das die Darstellungen unten zeigen . Wie intensiv ein Körper mit best immter Temperatur Strahlung aussendet oder aufnimmt, hängt vom Stoff (Material), seiner Oberfl ächenbeschaffenheit und vom untersuchten Wellenl ängenbereich der Strahlung ab. Helle und glatte Oberflächen nehmen wenig Strahlung auf und geben auch wenig ab. Schwarze und raue Oberfl ächen dagegen nehmen vie l Wärmestrahlung auf und geben auch viel ab.
Die Hauptbereich e der Temperaturstra hlun g der Sonn e si nd infra rotes, sichtbares und ultravio lettes Licht. Ihr Antei l an der Sonnenstrahlung beträgt ca. 93 % (48 % sichtbares Licht, 38 % IR, 6,8 % UV) .
Erde
----10 1/ WS
IOI/Ws.
--- ~
T z 260 K
204
Thermodynamik
•
Der schwarze Körper
Modelliert werden kann ein schwarzer Körper durch ei nen innen m it Ruß oder matter schwarzer Farbe versehen en Hohl körper mit kleiner Öffnung, der gegen di e Um gebung wärmeisoliert ist.
\
Bei der Formulierung der Strahlungsgesetze geht man von einem ideali sierten Körper aus, d er Temperaturstrah lung mit der höchstmöglichen Intensität emittiert (aussendet ) und der die gesamte einfallende Strah lung absorbiert (auf nimmt) . Dem zufolge würde ein solcher Körper schwarz erscheinen . Man nennt ihn deshalb schwarzen Körper oder schwarzen Strahler_ Ein solcher schwarzer Körper ist ein Modell. Emissions- und Absorptionsvermögen von Körpern Man charakterisiert das Vermögen von Körpern, Strahlu ng zu emittieren bzw. zu absorbieren, durch den Emissionsgrad e bzw. den Absorptionsgrad a. Ist Ps die Strahlungsleistung, die ein schwarzer Körper der Temperatur T emittiert, und Pe die Strahlungsleist ung eines realen Körpers mit der gleichen Temperatur, dann gilt für den Emissionsgrad e eines Körpers:
An alog gilt für den Absorpt ionsgrad a eines Körpers:
Fü r den schwarzen Körper gilt: e
=a = 1.
Das kirchhoffsche Strahlungsgesetz Em issionsgrad e und Absorptionsgrad a eines realen Körpers hängen von der Beschaffenheit des j eweilige n Körpe rs, seiner Temperatur und dem untersuchten Well enl ängen bereich ab. KIRCHHOFF stellte fest : Für einen beliebigen Körper sind Em issionsgrad e und Absorptionsgrad a gleich groß: e = a Unter Einbezieh ung der oben genannten Terme kan n man für einen beli ebigen Körper als ki rchhoffsches Strahlungsgesetz auch f ormulieren : u nd GUSTAV ROBERT KIRCH HOFF (1824- 1877) entdeckte 1859 das nach ihm benannte Strahlungsgeset z. Die Herleitung di eses Geset zes ist auf CD zu fin den.
Dunkl e und raue Oberfl ächen haben einen großen Absorptionsgrad, neh men also viel W ärmestrah lung auf. Das gilt z. B. für dun k le Kleidungsstücke ebenso wie für Asphaltstraßen . Das Strahlungsgesetz von STEFAN und BOlTZMANN Bei Untersuch u ngen zur Temperaturst rahlu ng entdeckte der österreichi sche Physiker JOSEPH STEFAN (1835 - 1893) im Jah re 1879 einen Zusammenhang, der von seinem Landsman n LUDWIG BOlTZMANN (1844- 1906) theoretisch begr ündet wurde und deshalb heute die Bezeichnung Strahlungsgesetz von STEFAN und BOLTZMANN trä gt.
205
Temperaturstrahlung und Strahlung sgesetze
Die Strahlungsleistung eines schwarzen Körpers hängt nu r von der Größe seiner Oberfläche und von seiner Temperatur ab. Es gilt: P (J" ' A . T 4
=
= 5,67 . 10- 8 W
(J"
A
. m- 2 . K- 4
Di e Konstante (J wird als STEFANBOLTZMANN-Konstante bezeichnet.
Oberfl äche, von der Strahlung ausge ht absolute Temperatur
T
Aus dieser Gleichun g ergibt sich: Die Verd opplung der Temperatur eines St rahlers f ührt zu einer 16fachen Strahlu ngsleistung.
Die mittlere Temperatur an der Erdoberfläche beträgt + 15 oe. Welch e Temp eratur würde an der Erdob erfläch e h errschen, wenn kein Treibhauseffekt vorhanden wäre? Analyse: Die Erde befindet si ch in einem Strahlungsgleichgewicht ( / S. 203). Die auf die Erde treffende Stra hlungsleistung der Sonne beträgt P,., = A . 5, wobei A die Qu ersc hnittsfläc he der Erde und 5 die Sol arkonstante sind. Da ca . 30 % der einfallenden Strahlung sofort re flektiert werden, dürfen für das Strahlung sg leichgewicht nu r 70 % der e infallenden St rahlung berücksichtigt werden . Die von d er Erde abgege bene Strahlung PE kann mit dem Gesetz von STEFAN und BOLTZMANN berechnet werden. Gesucht: Gegeben:
TE 5
A AE (J"
= 1370 W = Jr' r E2
· m- 2
2 =4Jr· r E
=
5,67 · 10-8 W · m- 2 . K- 4
Lösung: Im Strahlungsglei chgewicht gilt:
0,7 P 0,7 A . 5
= PE = A E • TE4 (J" .
Stellt man nach TE um und setzt man für A und A E d ie angegebenen W erte ein, so erh ält man:
TE TE
=~ 4cr = 1/0.7 . 1370 · 1Q 8 W
m 2 . K4 4· 5,67' m 2 . W
TE = 255 K Ergebnis: Ohne Atmosphäre hätte die Erdob erfläche eine durchsch nittl iche Temperatur von 255 K od er - 18 oe. Da s wäre ei ne Temperatur, bei der sich kein Leben h ätte entwicke ln könn en.
• Die Atmosphäre schützt die Erdoberfläche und damit das Leben auf ihr ni cht nur vor schädlicher Strahl ung, sondern bewirkt auch den natiJrlichen Treibhauseffekt, ohne den sich kein Leben auf der Erde entwickelt hätte. Davon zu unterschei den ist der zusät zliche oder anthropogene Treibhauseffekt, der durch das Wir ken des Menschen hervo rgerufen wird und der Anteil an der allmäh lich en Erwärmung der Erde hat, die mit gravierenden Folgen verb unden sein kann.
206
Thermodynamik
Das wiensche Verschiebungsgesetz Dieses Gesetz wurde von dem deutschen Physike r WllHELM WIEN (1864-1928) im Jahre 1896 entd eckt.
Glühende Oberflächen senden eine aus vielen Wellenlängen zusammengesetzte elektromagnetische St rahlung aus. Die in tensivste Strahlung des Körpers ergibt sich aus dem wienschen Verschiebungsgesetz, das rechts im Diagramm dargestellt ist. Es lässt sich auch in Form einer Gleichung angeben.
Amax in nm 1000
500
2000
4000
6 000 Tin K
Die W ellenlänge der intensivsten Strahlung hängt nur von der Tem peratur des schwarzen Körpers ab. Es gilt: Amax =
~
b = 2,90 ' 10- 3 m . K (wiensche Konstante) Amax Wellenlänge der intensivsten Strahlung T
absolute Temperatur So hat beispi elsweise die Sonn e eine Oberflächentemperatur von etwa 5800 K. Damit ergibt sich als Wellenlänge für die intensivste St rahlung: Amax
=
2,90 m . K = 500 . 10- 9 m 3 10 · 5800 K
= 500 nm
Das ist sichtbares Licht im grünen Bereich. Bei der W endel einer Glühlampe mit einer Temperatur von etwa 2300 oe liegt die Wellenlänge der intensivsten Strahlung mit 1 260 nm im infraroten Bereich. Das plancksche Strahlungsgesetz "'lA PlA' (1858- 1947) t rug die theoretische Begründung se ines Strahlungsgeset zes am 14. Dezember 1900 in einer Sitzu ng d er Physika lischen Gese ll schaft in Berlin vor. Dieser Tag gilt als Geburtstag der ..)u< ntcnthloril ( / S. 356 ff.).
Das plancksche Strahlungsgesetz beantwortet die Frage, welchen Antei l die einzelnen Wellenlängen zur Energie der gesamten Strah lung eines schwarzen Körpers bei tragen . Besonders anschaulich lässt sich das in der grafischen Darstellung erkennen (s. Bild rechts): Je höher die Temperatur eines schwarzen Körpers ist, umso intensiver gibt er bei einer bestimmten Wellenlänge Energie ab. Außerdem nimmt der Anteil der kurzwelligen Strahlung mit wachsender Temperatur zu. Die mat hematische Formulierung dieses Gesetzes ist recht kompliziert. Au f ihre Angabe wird hier deshalb verzichtet.
ELEKTRIZITÄTSLEHRE UND MAGNETISMUS
4
208
Elektrizitätslehre und Magnetismus
-----
• Die Bezeichnung en plus (+, positiv) und minus (- , negativ) gehen auf den amerikanisch en Wi ssen sch aftler und Staat sma nn BENJAMIN FRANKLIN
(1706- 1790) zur ück.
• Teilchen, d ie elekt risch geladen sind, beze ich net man auch als Ionen . Negativ geladene Ion en heißen Anionen, positiv geladene Ion en Kationen.
4.1
Das elektrische Feld
4.1 .1
Elektrische Ladungen
Alle Körper sind aus Atomen bzw. Molekülen aufgebaut. Atome wiederum best ehen aus einer Atomhülle mit negativ geladenen Elektronen und einem Atomkern, der u. a. positiv geladene Protonen enthält. Ein Atom, das d ie gleiche Anzahl von Protonen im Atomkern und Elektronen in de r Atomhülle besitzt, ist elektrisch neutral. Auch ein Körper, der insgesamt genau so viele Protonen wie Elektronen hat, ist elektrisch neu tral. Durch unterschiedliche Vorg änge können Elektronen von einem Atom bzw . Körper auf ein anderes Atom bzw . Körper übergehen. Bei der Dissoziation (/ S. 267) von Kochsal z (NaCI) b ilden sich Ionen. Ein Chloratom wird durch die Aufnahme eines Elektrons zu einem negativ geladenen Chlorid -Ion.
Ein Natriumatom wird durch die Abgabe eines Elektrons zu einem positiv geladenen Natrium- Ion . Abg abe des - Auß enel ektrons
• Die Ladungstrennung durch elektrochemische Vorg äng e wird bei galvanischen Elementen un d bei Ak kumulatoren genutzt. ReibungselektrizItät wi rd bei Bandg eneratoren und Influ enzmaschinen zur Ladun gstrennung verw endet.
Eine Ladungstrennung kann durch elektrochemische Vo rgänge (s. oben), durch das Berühren oder Reiben von Körpern aneinander, durch thermoelektrische Vorgänge oder durch Influenz ( / 5.212) erfolge n. Es gibt positive und negative elektrische Ladungen . Ein elektrisch neutraler Körper hat gleich viele Elektronen und Protonen . Negativ geladene Körper haben einen Elektronenüberschuss, positiv geladene Körper einen Elektronenmangel.
elekt risch neut raler Körp er
o
negativ ge ladener Körp er H
o
positiv geladener Körper (+)
o
So lche Ladungstrennungen und die damit verbundene elektrische Aufladung von Körpern t reten auch in der Natur auf. So kommt es z. B. in Gewitterwolken aufgrund von Reibungseffekten zur Ladungstrennung, die so stark sein kann, dass ein Ladungsausgleich in Form von Bl itzen erfolgt.
209
Das elektrische Feld
Die Größe elektrische ladung Wie stark ein Körper elektrisch geladen ist, wird durch die physikalische Größe elektrische ladung beschrieben. Die elektrische ladung eines Körpers gibt an, wie groß sein Elektronenüberschuss oder sein Elektronenmangel ist. Formelzeichen: Q Einheit: ein Coulomb
(1 C)
• Di e Einheit der Ladung ist nach dem französischen Naturforscher CHARLES Au GUSTIN OE COULOMB
Jede elektrische Ladung ist ein Vielfaches der Elementarladu ng e: e = 1,602 . 10- 19 C. Sie kann in unterschiedlicher Weise bestimmt werden.
(1736- 1806) benannt. Für die Einheit gilt: 1C = lA · s
Die elektrische Ladung eines Körpers kann berechnet werden mit der Gleichung : N
Q=N ' e
e
Je nachdem, ob ein Körper positiv oder negativ geladen ist, kann man dem Zahlenwert der Ladung ein positives oder ein negatives Vorzeichen geben.
Anzahl der ladungen Elementarladung
ladung wird auch bei Stromfluss durch ei nen Leiter oder einen Elektrolyten transportiert. Wie viel Ladung durch die Qu erschnittsfläche hindurchtritt, hängt von der Stromstärke und der Zeit des Stromflusses ab. Stromstärke I
=konsta nt
Stromstärke I :t. konstant
~
o
,
,
Q = I . t1t
beliebig:;-~
Gl üh lampe oder anderer Leiter im Gleichstromkreis
Entladen eines Kondensators, Aufladen eines Akkumulators
Üb lich ist auch di e Schreibweise 0 = I · t. Mit t ist dann die Zeit gemeint, in der ein Strom konstanter Stärke fließt.
Elektrizitätslehre und Magnetismus
210
Di e Dat en von Glühlampen und Leuchtst offlampen w erden meist in der genannt en Form ang egeben. Di e Stromstärke bei Betri ebsspannung kann man aus Leistung und Spannung ermitteln:
P= U · / und dam it /=
Eine Taschenlampe mit einer Glühlampe 6 V/2,4 W wird drei Minuten lang genutzt. Wie viele Elektronen bewegen sich dabei durch einen Leiterquerschnitt des Stromkreises? Analyse: Es wird bei einer batteriebetriebenen Taschenlampe von einer konstanten Spannung der Batterien und damit von einer konstanten Stromstärke ausgegangen . Die Stromstärke kann man aus Leistung und Spannung ermitteln .
Gesucht: Gegeben:
ß
N (Anzahl der Elektronen) U 6V
P
= = 2,4 W
t = 3 min = 180 s
e
= 1,6 . 10- 19 C
Lösung: Für die Ladung Q gilt bei / = konstant:
Q = /"M Mit Q = N· e und 1= N·e
= E.U
1C = 1A ·s Damit erh ält man insgesa mt für di e Einheit en: ~ = V· A ·, = 1
v·c
V A ,
Das Erg ebn is ist also eine Zahl.
U 'e 2,4 W · 180 s 6 V' 1, 6' 10- 19 C
N
1W = 1V ·A
N
' ,M
p. L1t
N Für di e Ein heiten gi lt:
t erhält man:
= 4,5.
1020
Ergebnis: Bei einem Stromkreis mit einer Glühlampe 6 V/2,4 W fließen bei Bet ri ebsspannung in drei Minuten 4,5 . 1020 Elektronen durch den Lei terquerschnitt. In einer Sekunde wären das 2,5 ' 10 18 Elektronen.
Elektrischer Strom als bewegte Ladung
Der Zusammenhang zwischen der elektrischen Ladung und der Stromstärke kann auch zur Definition der Stromstärke genutzt werden . Die Stromstärke ist der Quotient aus der durch einen Leiterquerschnitt hindurchtretenden elektrischen Ladung und der Zeit. 1= L1Q M
oder
1= dQ dt
Q
elektrische Ladung Zeit
Bei einer Stromstärke von 1 A bewegen sich in einer Sekunde ca . 6 . 10 18 Elektronen durch ei nen Leiterquerschnitt.
212.J
Das elektrische Feld
Verhalten geladener Körper Zwischen elektrisch geladenen Körpern wirken anziehende oder abstoßende Kräfte. Gleichartig geladene Körper stoßen einander ab.
Ungleichartig geladene Körper ziehen einander an.
Der Betrag der Kraft zwischen zwei geladenen Körpern hängt von der Größe der Ladungen und vom Abstand der Körper voneinander ab. Die Zusammenhänge sind im coulombschen Gesetz erfasst. Unter der Bedingung näherungsweise punktförmig geladener Körper gilt für die an ziehenden oder abstoßenden Kräfte die Glei chung : F = __'__ . 0 1 . O2 4 1t · 100 ' er
01
(2
F
+ ---
-F
• Gefunden wu rd e d iese r Zu sa mm enh ang von dem französischen Naturforsch er CHARLES AUGUSTIN DE COULOMB
co cr
0"
elektrische Feldkonstante Permitt ivitätszahl oder Dielektrizitätszahl (für Luft: cr = 1) 0 2 Ladungen der beiden Körper Abstand der Massenmittelpunkte
Mit Elektronen oder Ionen wird auch elektrische Ladung übertragen. Dabei kann es zu Ladungsverschiebung, Ladungstrennung, Ladungsteilung oder Ladungsausgleich kommen . Lässt man eine leitende Kugel zwi schen zwei unterschiedlich geladenen Platten hin- und herpendeln, so erfolgt allmählich ein Ladungsausgleich zwischen den beiden Platten. Die Ladung wird "porti onsweise" zwischen den Platten verschoben. Ein solcher Ladungsausgleich kann auch in anderer Weise erfolgen.
(1736 - 1806) . Das cou lombsch e Geset z weist An alogien mit dem Gravitationsgesetz ( / S. 117) auf. Di e elektri sch e Feldkonsta nte hat ein en W ert von f O=
8,854 · 1O- 1 2 : ~ .
Elektrizitätslehre und Magnetismus
--------------------------------
• Durch einen Blitz erfo lgt ein Ladungsa usgl eich zwi sch en ge ladenen Wolk en bzw . Wolk e und Erd e.
Verbindet man zwei untersch iedlich geladene Platten mit einen Leiter, dann erfolgt in kürzest er Zeit ein Ladungsausgleich .
• In Leitern sin d frei beweg liche un d damit verschiebbare La dungsträger (El ektronen) vo rha nden.
Influenz und dielektrische Polarisation Bringt man einen geladenen Körper in die Nähe eines leitenden, nach außen ungeladenen Körpers, so wirken zwischen den Ladungen Kräfte. Sie bewirken auf dem leitenden Körper eine Ladungsverschiebung und damit eine Ladungstrennung, die als Influenz bezeichnet wird.
Leit er
+
• Die Beze ichnung Influenz ist abgeleitet von influ ere (Iat .) = hinei nfli eße n.
• Nähert man z. B. einen negativ ge lad enen Kun st stoffst ab Papie rschnitze ln, so tri tt dort dielektrische Polarisation auf. Die Papie rschnitze l w erden angezoge n.
Influenz ist der Vorgang der Ladungstrennung bei einem leitenden Körper unter dem Einfluss eines anderen geladenen Körpers aufgrund der zwischen Ladungen wirkenden Kräfte. Bringt man einen geladenen Körper in die Nähe eines Isolators, so kommt es auf grund der Kraftwi rkungen zwischen Ladungen zu ei ner Ausrichtung der gebundenen Ladungen. Es bilden sich kleinste elektrische Dipole. Damit kann sich die Oberfläche eines Isolators z. B. positiv (s. Sk izze) aufladen.
Der Vorgang der Ladungsverschiebung auf Isolatoren unter dem Einfluss eines anderen geladenen Körpers auf grund der zwischen Ladungen wirkenden Kräfte wird als dielektrische Polarisation bezeichnet.
213
Das elektrische Feld
Gesetz von der Erhaltung der ladung Ähnlich wie für Energie, Impuls, Drehimpuls oder Masse gilt auch für die elektrische Ladung ein Erhaltungssatz. In einem abgeschlossenen System bleibt die Gesamtladung erhalten: n
0= 0 , + O2 + ... + On =
L 0i = konstant
o
i =1
Oi
Erhaltungssätze machen eine Aussage über die Kon stan z ei ner physikalischen Größe in einem abgesch lossenem System .
Gesamtladung Teilladungen
Dieses Gesetz gilt insbesondere auch für Prozesse der Ladungstrennung . Die Gesamtladung ändert sich nur dann, wenn Ladungen durch die Oberfläche des betrachteten Volumens hindurchtreten, also ein Strom fließt. Nachweis und Messung von ladung Ein Gerät zum Nachweis elektrischer Ladung ist das Elektroskop ode r Elektrometer. Kommt ein geladener Körper mit dem Metallstab eines Elektroskops in Berührung, so findet zwischen beiden ein Ladungsausgleich statt. Metallzeiger und Metallstab laden sich dabei gleichartig auf. Es kommt infolge von abstoßenden Kräften zum Zeigerausschlag . negativ geladenes Elektroskop
Spitze des M etallstabes Gehäuse
Bei einem Elektroskop kann es auch infolge von Influenz zu einem Zeigerausschlag kommen. Dies kann man beobachten, wenn in die Nähe der Spitze des Metallstabes ein geladener Körper gebracht wird . Dann kommt es infolge Influenz zu einer Ladungstrennung und damit zu ei nem Zeigerausschlag.
positiv geladenes Elektroskop
Elektronenbewegung
• Ein mit Skala versehenes Elektroskop wird auch als Elektrometer bezeichnet. Es gibt sie in unterschiedlichen Bauformen. Die Ladungsmessung kann man auch mithilfe einer Stromstärkemessung ( / S. 209) oder eines Galvanometers durchführen .
I------------------------------214 Elektrizitätslehre und Magnetismus ---------------4.1.2 Elektrische Felder
•
Kennzeichnung, Nachweis und Arten von Feldern
Läng ere Zeit war umstritten, ob geladene Körper aufgrund ihrer Ladung unmittel bar aufei nander wirken (Fernwirkungstheorie) od er ob das elektrische Fe ld ein es Körpers ein en and eren geladenen Körper beeinflusst (Nahwirkungstheorie).
Im Raum um einen elektrisch geladenen Körper werden auf andere elektrisch geladene Körper Kräfte ausgeübt. Dieser Raum befindet sich in einem besonderen Zustand. In ihm existiert ein elektrisches Feld. Wir betrachten nachfolgend zeitlich konstante elektrische Fel der (statische Felder). Bandgenerator '--_ _ __ -'
Ein elektrisches Feld ist der Zustand des Raumes um einen elektrisch geladenen Körper, in dem auf andere elektrisch geladene Körper Kräfte ausgeübt werden .
• Das Modell der Fe ldli ni en wurde von MICHAEL FARADAY
(1791 - 1867) in die Physik eingeführt. Er erwa rb sich große Verdienste um di e Physik der Felde r.
Ein elektrisches Feld ist nur an seinen Wirkungen erkennbar und nach weisbar. Elektrische Felder können mithilfe von Feldlinienbildern dargestellt werden. Ein Feldlinienbild ist ein Modell für das elektrische Feld. Es macht Aussagen über Beträge und Richtungen der Kräfte auf Probekörper im elektrischen Feld. Für das Feldlinienbild als Modell des elektrischen Feldes gilt: - Je größer die Anzahl der Feldlinien in einem bestimmten Gebiet des Feldes ist, desto stärker ist die dort wirkende Kraft auf einen geladenen Körper.
Di e Ri chtung der Fe ldlin ien verläuft vere inbarungsgemäß von + nach - .
/
+ /
~ /
/
- Die Richtung der Feldlinien gibt die Richtung der wirkenden Kraft auf einen geladene Körper an. Dabei ist die Art der Ladung zu beachten.
Feldlinien lassen sich auch experimentell veranschaulichen, wenn sich Grieskörnchen in Öl in ein em elektrischen Fe ld befinden . Unter der Wirkung des elektri schen Feldes kommt es zur elektrischen Polarisation (/ S. 212) . Die Grieskörnchen richten sich in Richtung der Feldlinien au s. Man unterscheidet homogene und inhomogene Felder. Ein homogenes Feld liegt vor, wenn es an allen Stellen gleich stark ist, also die Kraft auf einen Probekörper überall gleich groß ist. Ein inhomogenes Feld liegt vor, wenn es von Ort zu Ort unterschiedlich stark ist, die Kraft auf einen Probekörper also verschieden ist.
Das elektrische Feld
homogenes Feld
inhomogene Felder
Feld zwischen zwei ungleichartig geladenen Platten
Feld zwischen zwei geladenen Kugeln
215
Feld um eine geladene Kugel (Punktladung)
+
Das Feld zwischen zwei ungleichartig geladenen Platten ist nur im Bereich zwischen den Platten homogen . Das inhomogene Feld um eine Punktladung wird auch als Radialfeld oder als radialsymmetrisches Feld bezeichnet. Feldlinien beginnen und enden an Ladungen, die auch - wie bei dem oben dargestellten Radialfeld - weit entfernt sein können . Dabei treten die Feldlinien aus Lei teroberflächen im elektrostati schen Gleichgewicht immer senkrecht ein oder aus. Wäre das nicht der Fall (siehe untere Feldlinie), dann würde eine tangentiale Kraftkomponente solange eine Verschiebung der Ladung hervorrufen , bis auch 3 senkrecht zur Oberfläche wirkt . Nach dem Verlauf der Feldlinien von Ladung zu Ladung kann man ein elektrisches Feld auch folgendermaßen chara kterisieren:
• Im Modell Feldlinienbild gilt: In ein em homogenen Feld verlaufen di e Feldlini en parall el zuein ander, in einem inhomogenen Feld dagege n nicht.
F
Ein statisches elektrisches Feld ist ein wirbelfreies Quellenfeld.
Wirbelfrei bedeutet, dass d ie Feldlinien keine geschlossene Linien sind, sondern Anfang und Ende haben. Die Quellen des Feldes sind die elektrischen Ladungen. Für die Wirkungen von Feldern gilt: - Auf einen geladenen Körper wird im elektrischen Feld eine Kraft ausgeübt. - Bei Stoffen im elektrischen Feld tritt Influenz ( / S. 212) oder dielektrische Polarisation ( / S. 212) auf. - In geschlossenen Stromkreisen bewirkt ein elektrisches Feld die gerichtete Bewegung von Ladungsträgern (Stromfluss) .
• Im Unterschi ed dazu ist ein magnetisches Feld ( / 5. 231) ein qu ell enfreies Wirbe lf eld . Das bedeutet: Die Feldlini en sind dort geschlossene Linien ohne Anfang und Ende.
Elektrizitätslehre und Magnetismus
216
----------------------------------------
Abschirmung elektrischer Felder
• Bei vielen Kabeln erfolgt ei ne Abschirmung elektrischer Felder durch eine metallische Hül le od er durch ein Drahtgeflecht.
Elektrische Felder können mithilfe von Leitern abgeschirmt werden. Bereits M ICHAEL FARADAY (1791 - 1867) wies 1836 nach, dass eine solche Abschirmung nicht nur durch massive Leiter, sondern auch durch MetalIgitter und -streben erfolgt. Eine Anordnung von Le itern , durch die ein Raum von elektrischen Feldern abgeschirmt wird, nennt man faradayschen Käfig . Ein Beispiel für einen solchen faradayschen Käfig ist die Karosserie eines Autos . Auch einem Blitzeinschlag bei bleibt der Raum im Inneren feldfrei. Personen sin d damit geschützt. Das gilt selbst für Cabrios bei geschlossenem Dach . Faradaysche Käfige nutzt man auch, um Kabe l oder elektronische Geräte vor störenden elektrischen Feldern abzuschirmen.
•
Die elektrische Feldstärke
Der Betrag der Kraft hängt von der Stärke des Feldes im betreffenden Punkt und von der Lad ung des Probekörpers ab . Die Richtung der Kraft wird durch di e Feldrichtung und di e Art der Ladung bestimmt.
Zur genaueren Kennzeichnung elektrischer Felder kann man Betrag und Richtung der Kraft bestimmen, die auf einen geladenen Körper in diesem Feld wirkt.
Di e Stä rke und die Richtung des elektrischen Feldes kann durch die Größe elektrische Feldstärke beschrieben werden. Für die Einheit gilt:
1 t!.= 1 ~ C
S2 .
A ·5
=1
V ·A ·s A s·m
=1
'm !..
Di e elektr ische Fe ldstärke in einem Pu nkt gibt an, w ie g roß d ie Kraft je Lad u ng in d iesem Pun kt ist. Formelzeichen: E Einheit en : ein Newton du rch Coulomb ei n Volt d urch M eter
( 1 y. ) m
Das elektrische Feld
Die elektrische Feldstärke kann berechnet werden mit der Glei ch ung:
- =Q F E Q
Kraft auf einen positiv geladenen Körper Ladung dieses Körpers
Bei ei nem homogenen elektrischen Feld ist die elektrische Feldstärke an allen Stellen gleich groß . Sie hängt bei einem elektrischen Feld zwischen zwei parallel zueinander stehenden Platten (Pl attenkondensator) nur vom Abstand der Pl atten und der Spannung zwischen ihnen ab.
u F
.:tt-+
• M it diese r Festlegung stimmt di e Ri chtung der Feldstärke in einem Pun kt mit der Richtung der Fe ldlinie durch d iesen Punkt überein. Di e Kraft F, di e auf einen geladenen Körpe r in ein em Feld wirkt, wird auch als Feldkraft bezeichn et .
Q
d
Für das homogene Feld im Innern eines Plattenkondensators kann die elektrische Feldstärke berechnet werden mit der Gleichung :
E
=~
U d
Spannung zwischen den Platten Abstand der Platten
Zwischen zwei Kond ensato rplatten mit einem Abstand von 3,2 cm liegt eine Spannung von 1,5 kV. Wie groß ist die Kraft auf ein en Körper mit ein er Ladung von 2 0 nC? Analyse: Zur Berechnung können die oben genannten Gleichu ng en für die elektrische Feldstärke genutzt werden. Gesu cht: Gegebe n:
F d = 3,2 cm = 0,032 m U = 1,5 kV= 1500V Q = 20 nC = 2 . 10- 8 C
Lösung: Aus F = Q . E und E = ~ erhä lt man: F = Q .~ F
= 2 . 10- 8 C .
F
= 9,4 . 10- 4 N
Für die Einhe iten gilt: 1~ = lA ·s·V m m
1 500 V 0,032 m Nm
Ergebnis: Au f den geladenen Körper wi rkt ei ne Kraft von 9,4 . 10- 4 N.
m
=N
und Magnetismus - 218 - - - - - - - -Elektrizitätslehre -Elektrische Feldstärke und dielektrische Versch iebung Bringt man einen elektrischen Leiter in ein elektrisches Feld, so erfolgt Influenz ( / S. 212). Sie ist umso stärker, je stärker das Feld ist. Den Zusammenhang zwischen der Feldstärke und der durch Influenz hervorgerufenen Ladung kann man fo lgendermaßen untersuchen : Zwei ungeladene metallische Blättchen der Fläche A werden aneinan der liegend in ein elektrisches Feld gebracht. Dort werden sie voneinander getrennt und anschließend ihre Ladung gemessen .
A
jT§
+
l]
J
Genauere Untersuchungen in unterschiedlichen Feldern zeigen: Die auf einer bestimmten Fläche A durch Influenz hervorgerufene Ladung Q ist proportional zur elektrischen Feldstärke .
• In der Literaturf indet man für diese Größe auch die Beze ichnung elektrische Verschiebungsdich te, Flächenladung sdichte od er elektrische Flussdichte in An alogie zu ein er entsprech enden Größe zur Ch arakteris ierun g des mag net ischen Fel des ( / S. 233).
Damit hat man eine weitere Möglichkeit zur Kennzeichnung der Stärke eines elektrischen Feldes durch die Größe Q/A. Die dielektrische Verschiebung ist ein Maß für die auf einer Fläche durch Influenz hervorgerufenen Ladung und damit zugleich ein Maß für die Stärke des betreffenden elektrischen Feldes. Formelzeichen : D Einheit:
ein Coulomb durch Quadratmeter ( 1 ~2 ) m
Durch die elektrische Verschiebung und die elektrische Feldstärke wird ein und dasselbe Objekt - ein elektisches Feld - charakterisiert. Demzuf olg e muss es zwischen den Größen einen engen Zusammenhang geben . Zwischen der dielektrischen Verschiebung D und der elektrischen Feldstä rke E besteht folgender Zusammenhang :
B = EO· Er· E
EO Er
I
I
elektrische Feldkonstante Permittivitätszahl ~
Elektrische Feldstärke eines Rad ialfeldes Die elektrische Feldstärke eines Radialfeldes ( / S. 215) kann man folgen dermaßen ermitteln : Um eine geladene Kugel mit der Ladung Q werden zwei große Halbkugelschalen mit dem Radius r gelegt. Die durch Influen z auf den Halbkugelschalen hervorgerufene Ladung ist genau so groß wie die Ladung der Kugel.
Das elektrische Feld
219
Dann gilt für die dielektrische Verschiebung (/ S. 218): D =Q=~ A
4rr' ( 2
Setzt man den Ausdruck für D in den / S. 218 genannten Zusammenhang zwischen D und E ein und stellt die Gleichung nach E um, so erhält man für die elektrische Feldstärke eines Radialfeldes die Gleichung : E= - '-
4rr . Fa .
· 9. Fr
(1)
(2
Befindet sich in einem Radialfeld mit der felderzeugenden Ladung 0, ein geladener Körper mit der Ladung O2 , dann beträgt die Feldkraft auf diesen geladenen Körper: F = E · 0 2 oder mit Gleichung (1)
Auch um die Erd e besteht ein elektri sch es Feld, das zur Erd e gerichtet ist. Die Erde trägt eine negative Ladung. Im Idealfall (ebene, unbebaute und unbewachsene Fläche) ist das Erdfeld ein Radi alfeld . Durch Bäume oder Häuser treten erhebliche Deformation en des Fe ldes auf. Di e durchschnittliche elektrische Feldstärke in der Nähe des Erdbodens beträgt etwa '30 V/m oSie kann in w eiten Grenzen schwanken .
F= __'__ . 0, · O2 4rr· Fa'
Fr
(2
Das ist das / S. 211 genannte coulombsche Gesetz. W irken auf einen geladenen Körper mehrere elektrische Felder, dann gilt für die resultierende Kraft das Superpositionsprinzip. Beim Wirken mehrere Felder ergibt sich die resultierende Kraft auf einen geladenen Körper als Vektorsumme der einzelnen Feldkräfte.
•
Arbeit im elektrischen Feld Bewegt man einen elektrisch geladenen Körper unter Kraftaufwendung in einem elektrischen Feld oder wird er infolge der Feldkraft bewegt, so wird an dem geladenen Körper mechanische Arbeit verrichtet. Heben eines Körpers im Gravitationsfeld
Bewegen einer Ladung im elektrischen Feld
I
Weg s
11
- Fo
0
I 0
I
1 +
Diese Arbeit kann in einfacher Weise berechnet werden.
Das Bewegen eines geladenen Körpers im elektrischen Feld ist vergleichbar mit dem Heben eines Körpers im GravitCltl onsfeld ( / S. '19). In beiden dargeste llten Fällen wird Arb eit im Feld verrichtet.
I
220
Elektriz itätslehre und Magnetismus
In einem homog enen elektrische n Feld ( / S. 214) ist die Feldkraft auf ei nen geladenen Körper konstant. Si e ergibt sich aus der Gleichung für die Feldstärke (/ S. 217) zu F = Q . E. Damit erhä lt man für die Arbeit im Fe ld:
Ana log dazu wird die mechanische Arbeit bei konstanter Kraft und bei Kraft in Wegrichtung berechn et mit der Gl eichu ng:
Bei der Bewegung eines geladenen Körpers in Richtung der Feldlinien beträgt die im homogenem elektrischen Feld oder vom homogenem elektrischen Feld verrichtete Arbeit: W
=Q . E . 5
oder
Q
E
W = Q ·U
5
U
W = F· s
Ladung des Körpers konstante Feldstärke Weg parallel zu den Feldlinien Spannung zwischen Ausgangspunkt und Endpunkt
Bei der Bewegung ein es geladenen Körpers in ein em beliebigen inhomogenen Fe ld ist die Feldkraft nicht konstant. Liegt ein Radialfeld vor, dann kann die Arb eit äh nlich wie im Gra vitati on sfeld der Erde f olg endermaßen berechnet werden: W
• Für die Arbeit im Gra vitationsfeld gilt eine analoge Beziehung (/ 5.1 21 ).
=
f
F(r) dr
(, Unter Nutzung des cou lombschen Gesetzes ( / S. 21 1) erhä lt man (2
W
= 4rr· ~f.ldr t· . Er ( 2 o
=
~(.l _ (.l) 2
4rr· F O . t· r ( ,
(,
Unabhängig von d er Art des elektrischen Fel des gilt: Die im elektrischen Feld oder von ihm verrichtete Arbeit an einem geladenen Körper hängt nur vom Anfangspunkt und vom Endpunkt der Bewegung ab. Sie ist unabhängig von der Bahn zwischen diesen beiden Punkten .
• Es muss zwischen der Energ ie ein es Körpers im elektrischen Feld und de r Energie des Fe ldes se lbst (Feldenergi e) untersch ieden werden.
Energie im elektrischen Feld Auch für Bewegungen von Körpern im elektrischen Feld gilt der allgemein e Zusammenhang zwischen A rbe it und Energ ie, so wie er bereits in der Mechanik dargestellt wurde ( / s. 88): Die von einem Körper oder an einem Körper verrichtete Arbeit ist gleich der Änderung seiner Energie: W= ,1E
Das elektrische Feld
Wird z. B. ein positiv geladener Körper mit der Ladung 0 entgegen der Richtung der Feldlinien eines homogenen Feldes der Feldstärke Eden Weg 5 entlang bewegt, so wird die Arbeit W = 0 . E . 5 verrichtet. Die potenzielle Energie des geladenen Körpers im elektrischen Feld vergrößert sich um den gleichen Betrag. Entsprechend verkleinert sie sich bei Bewegung in entgegengesetzter Richtung. Bei beliebigen elektrischen Feldern wird als Bezugspunkt häufig ein Punkt im Unendlichen gewählt und die Arbeit an einem positiv geladenen Körper betrachtet. In diesem allgemeinen Fall gilt für die potenzielle Energie eines Körpers der Ladung 0 in einem Abstand r von einer felderzeugenden Ladung:
E pot =
f
- 0 E(r) dr
221
• W ie in der Mechani k wird die poten ziell e Energie auch im elektrischen Feld auf ein besti mmtes Nivea u bezogen. Das kann z. B. eine bestimmte Äquipoten zialfl äch e (s. u.) sei n.
Das elektrische Potenzial und die elektrische Spannung Ähnlich wie beim Gravitat ionsfeld ( / 5.122) wird auch beim elektrischen Feld ein Potenzial definiert. Unter dem elektrischen Potenzial cp eines Punktes in einem elektri schen Feld versteht man den Quotienten aus der potenziellen Energie des Körpers im Feld und der Ladung dieses Körpers.
•-
Fü r die Einheiten gilt:
1~
Formelzeichen: cp Einheit: ein Joule durch Couloumb ( 1~ )
= lv~A/ 1V
• In einem homogenen elektrischen Feld beträgt demzufolge das Potenzial in einem Punkt P, :
cp
= O p ·E·s = E ' 5,
P,
Op
1' -
wenn man im Ausgangspunkt das Potenzial Po mit null annimmt. In einem Radialfeld wird als Bezugspu nkt für das Nullpotenzial meist ein Punkt im Unendlichen gewählt. Dann beträgt das Poten zial im Abstand r von einer felderzeugenden Ladung ,
cp
0
= 4 1l' co ' Fr .
Manchmal ordnet man, ähn lich wie beim Gravitationsfeld, auch beim elektrischen Feld der Erdoberfläche das Potenzial null zu.
U ----'I
t +-,
+
0 0p
:"-5 -.: I
:",
"'/
: : /0
Lin ien oder Fl ächen gl eichen Potenzials nennt man Äquipo tenzia llinien od er Äquipotenzia lfläehen. Si e stehen st ets senkrecht zu de n Fe ldli nien.
•a Das Potenzial in einem Punkt hängt nur vom Ort und von der elektr ischen Feldstärke (Größe der f eld erzeug end en Ladung) ab. Es ist unabhäng ig von der Probeladung Op.
Elektrizitätslehre und M agnet ismus
222
Die elektrische Spannung zwischen zwei Punkten eines elektrischen Feldes ist gleich der Potenzialdifferenz .
• Für ein h omog enes Fe ld im Inn eren ein es Platte nkon de nsators mit dem Plattenabsta nd d gilt: U =E · d
U
=d({J = Cf>2 -
({J,
({J,
Cf>2
Potenzial im Punkt 1 Potenzial im Punkt 2
Die Potenzialdifferenz und damit die Spannung ist unabhängig davon, welcher Bezugspunkt als Null-Potenzial gewählt wurde. Liegen zwei Punkte auf einer Äquipotenzialfläche, so ist die Spannung zwischen ihnen null. Zwischen den beiden Platten eines Plattenkondensators liegt eine Spannung von 22,5 V. Der Abstand zwischen den Platten beträgt 3,0 cm. a) Wie groß ist die elektrisch e Feldstärke zwischen den Platten ? b) Ein positiv geladener Körper mit ein er Ladung von 6 . 10- 8 C wird um 2,0 cm parallel z u den Feldlinien verschoben. Wie groß ist die Änderung sein er potenziellen Energie? c) Wie groß ist das Potenzial der positiv geladenen Platte, wenn man das der negativ geladenen Platte null setzt? Ana lyse: Beim elektrischen Feld eines Plattenkondensators handelt es sich um ein homogenes Feld . Es können die dafür geltenden Zu sammenhänge angewendet werden .
E ist sowohl das Kurzzeichen f ür die elekt ri sche Feldst ärke als auch fü r die Energie. Es ist nur aus dem Zusa mm enhan g erke nnbar, we lche Größe j ew eil s gemei nt ist.
Gesucht: Gegeben:
E, d Epot =
U
d s Q
W.
= 3,0 cm = 0,030 m = 2,0 cm = 0,020 m = 6 . 10- 8 C
Lösung: a) Für die Feldstärke im homogenen elektrischen Fe ld gilt:
E -- ~d
-
Für d ie Ein hei ten gilt: 1(. V . m= 1CV m
= 1 A · s· V = 1 Ws = 1Nm
({J
= 22,5 V
E
= 0,030 22, 5 V = 750 m
Y...
m
b) Die Änderung der Energie ist gleich der verrichteten Arbeit: d Epot = W = Q . E . s d Epot = 6 . 10- 8 C . 750 ~ . 0,020 m = 9 . 10- 7 Nm c) Das Potenzial ergibt sich aus Feldstärke und Plattenabstand: ({J = E · d (P = 750 Y... . 0,030 m = 22,5 V m
= 1J
Ergeb nis: Die elektrische Feldstä rke zwischen den Platten des Kondensators beträgt 750 V/m, die Änderung der potenz iellen Energie bei Verschiebung eines Körpers im elektrischen Feld 9 . 10- 7 J und das Poten zial der positiv geladenen Platte 22,5 V.
223
Das elektrische Feld
Kondensator als Ladungs- und Energiespeicher
•
Ein Kondensat or ist ein Bau element zur Speicherung elektrischer Ladung bzw . elektrischer Energi e. Er besteht aus zw ei leitenden Schichten, die durch einen Isolator, Dielektrikum genannt, von einander getrennt sind . Di e einfachste Bauform ist ein Plattenkondensator.
--
+
Ce] +
Plat tenkondensator mit Luft als Dielekt ri k um
- -
A bge leitet ist der Begri ff Kondensator von cond ensa re (I at.) = verd ichten. Weite re Bauformen von Kondensatoren sin d W icke lkond ensatoren , Ke ram ikk o ndensato re n, Drehkondensato ren un d Elektrolytko ndensatoren.
-
elektrisches Feld ei nes Plattenkondensa tors
Schaltzeichen eines Kondensators
Wird ein Kond en sato r an eine Gleichspannungsquelle angeschlossen, so fließt ein Ladestrom, beim Entladen ein Entladestrom. Schaltung
Verlauf der Spannung
:GJ
Verlauf der Stromstärke
u
I
Laden I I I
Laden :
I I I I I I I I
Entladen
I
Die Speicherfä higkeit eines Kondensators f ür elektrische Ladung wird durch die physikalisch e Größe Kapazität ang eg eben. Die Kapazität eines Kondensators gibt an, wie viel elekt rische La dung der Kondensator bei einer Spannung von 1 V speichern kann . Formelzeichen:
C
Einheiten:
1 Farad
(1 F)
1 Coulomb durch Volt
(1 ~ )
v
Sie kann berechnet werden mit der Gleichung : C= Q
u
0
U
elektrische Ladung elektrische Spannung
Bei einem Plattenkondensator ist die Kapaz ität umso größer, j e größer di e Flächen der Pl atten und je k leiner der A bst and zwischen ihnen ist.
•
l
A bge leitet ist der Beg riff Ka paz ität von ca pacitas (I at .) = Au f na hmef ähigke it, Fassung svermögen.
• Di e Ein heit 1 Fist nach de m englischen Naturforsche r M ICHAEL FARADAY
(17 91- 1867) benannt. Für die Ein heiten gilt : 1F = 1 ~
Ä/
I
224
Elektrizitätslehre und Magnetismus
-----------------------
• Die Permittivitätszahl, auch Dielektrizitätszahl gen annt, ist eine M ateria lkonstante, die die Beeinflussung der Kapazi t ät durch das Die lektrikum an gibt. Für Luft gilt: Er = 1 Be i Verwen dung von spez iell en kerami schen Werkstoffen kan n sich di e Speic herfähigkeit bei gleicher Pl attenfläche und gleichem Abstand um den Faktor 10 ... 10000 erhöhen.
-----------------------------------
Die Kapazität eines Plattenkondensators kann berechnet werden mit der Gleichung:
A d EO Er
Fläche einer Platte Abstand der Platten elektrische Feldkonstante Permittivitätszahl
Für die Schaltung von Kondensatoren gelten folgende Gesetze: Parallelschaltung
Reihenschaltung
U
U
EBC:J U
= U, = U2 = ... = Un
o = 0, + O2 + ... + On
~----------------
u
= U, + U, + ... + U,
o = 0 , = O2 = ... = On
Das Aufladen eines Kondensators bedeutet das Aufbauen eines elektrischen Feldes zwischen seinen Platten . Dazu ist Energie erforderlich, die dann nach dem Energieerhaltungssatz im elektrischen Feld gespeichert ist. Allgemein gilt: Ein elektrisches Feld besitzt Energie . Sie wird als Feldenergie bezeichnet. Wie viel Energie z. B. im Feld eines geladenen Kondensators gespeichert ist , hängt von seiner Kapazität und der Ladespannung ab .
• Im U-Q-Di ag ram m ist die Fläche unter dem Graphen gleich der beim Au f laden verrichteten Arbeit und damit auch gleich der im Feld gespeicherten Energie.
u ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
U; ~ IIIIIII LlQ
'0
Beim Aufladen wird Ladung zu den Platten transportiert. Für ein La dungselement L10 ist diese Arbeit:
Die Gesamtarbeit ergibt sich aus der Summe aller Teilarbeiten.
225
Das elektrische Feld
Für den dargestellten speziellen Fa ll ergibt sich : W = 10· U und mit 0 = 2
W
c ·U
Allgemein gi lt: Q
= 12 (. U2
W =
f
U dQ
o
Da die verrichtete Arbeit gleich der Energieänderung ist, gilt: Die in einem Kondensator gespeicherte Feldenergi e kan n berechnet werden mit den Gleichungen:
E
= 10 2
'U
0
E = 1C· U2
U C
2
Ladung des Kondensators Spannung am Kondensators Kapazität des Kondensators
Bei Blitzgeräten von Fotoapparaten werden Kondensatoren als Energiespeicher genutzt. a) Wie groß ist die im Konden sator gespeich erte und beim A uslösen des Blitzes fre i werdende Energie, wenn der ein geba u te Kondensator ein e Kapa zität von 100 pF hat und die Ladespa nnung 6 V beträgt? b) Warum kann ein zwe iter Blitz erst nach einer b estimm te n Zeit ausgelöst werden? Analyse: a) Di e im Kondensator gespeicherte Energie kann aus Kapazität und Ladespannung berechnet werd en.
Gesucht: Gegeben:
E C = 100
J..l F =
10- 4 F
U = 6V
Für die Einheit en gilt:
1 F . v2 = 1 ~ . V2
Lösung: E
= 1(. U2 2
E
= 1. 10- 4 2
E
= 1,8 mJ
= 1 A· s· =1J
V
F. (6 V) 2
Ergebnis: Im Kondensator des Blitzgerätes ist eine Energ ie von 1,8 mJ gespeichert.
b) Unmittelbar nach dem Zündvorgang ist der Kondensator entladen. Die Feldenergie ist null. Für den erneuten Aufladevorgang ist eine bestimmte Zeit erforderlich, die vo n der Kapazität des Kondensators und vo m ohmschen W iderstand im Stromkrei s abhäng ig ist. Er~t nach vollständig em Aufladen ist das Blitzgerät wieder betriebsbereit.
• Die im Kond ensator gespeicherte Energi e wird bei ein em Blitzgerät e in se hr kurzer Zeit freig eset zt . Nimmt man als Entl adezeit beim Blit ze n 0,1 ms an, so beträgt di e Leistung: p = 1 8 mJ = 18 W 0,1 ms
226
Elektrizitätslehre und Magnetismus
4.1.3 Geladene Teilchen in elektrischen Feldern
• Die Elementarladung e ( / S. 209) hat einen Wert von
e = 1,602 . 10- 19 C. Sie kan n mithilfe des MILlIKAN-Versuches bestimmt werden.
Befinden sich geladene Teilchen in einem elektrischen Feld, 50 wirkt auf sie eine Feldkraft F = E . Q. Da es sich bei den geladenen Teilchen meist um Elektronen mit der Elementarladung e handelt, werden alle nachfolgenden Betrachtungen darauf bezogen. Elektronen im homogenen Längsfeld Befindet sich ein Elektron in einem homogenen elektrischen Feld, 50 wirkt die konstante Feldkraft:
• Die Beschleunigung geladener Teilchen nutzt man be i Elektronenstrahlröhren und Beschleu nigern
Der Term ~ wird als m spezifische Ladung bezeichnet. Für Elektronen gilt:
F
+
e
Freie Beweglichkeit vorausgesetzt, wird das Elektron entgegen der Feldrichtung beschleunigt. Fü r die Beschleunigung gilt:
Dabei wird Feldenergie in kinetische Energie des Elektrons umgewandelt. Beträgt die Beschleunigungsspannung zwischen zwei Punkten des elektrischen Feldes U, 50 gilt:
~ = 1,759 · 10 11 .f. m
= E·
U · e = 1m . v2
kg
2
Löst man die Gleichung nach der Geschwindigkeit auf, dann erhält man:
Besitzen die Elektronen bereits eine An fangsgeschwindig keit, so gilt für die Gesa mtg eschwind igkeit vG:
In einem homogenen Längsfeld hängt die Geschwindigkeit von Elektronen von der Beschleunigungsspannung und der spezifischen Ladung ab. Es gilt:
v =
J2U ' ~
U
Beschleunigungsspannung
!i
spezifische Ladung des Elektrons
m
vG = vo + v
Beträgt z. B. in einer Elektronenstrahlrähre die Beschleunigungsspann ung 25 kV, dann erhält man für die Geschwindigkeit der Elektronen nach Durchl aufen dieser Spannung: Für die Einheiten gilt:
N
=
JV'k~' s
=~
=
Jk9.m
=~
=
kg .
v v
2
s2
= J2 U'~ =v = J'2-.-2-5 -. -10--'3::-V- . 1-,-7-59- . -10-1-1~ kg
v
[!]
s
Das ist immerhin eine Geschwindig ke it , die ca. 30 % der Va kuumlichtgeschwindigkeit beträgt.
227__
Das elektrische Feld
Elektronen im homogenen Querfeld
va
Tritt ein Elektron mit einer Anfangsgeschwindigkeit senkrecht zu den Feldlinien in ein homogenes elektrisches Feld ein, dann wirkt ebenfalls eine konstante Feldkraft mit dem Betrag F = E . e = ~ . e. Diese Feldkraft bewirkt eine Ablenkung des Elektrons aus der ursprünglichen Ausbreitungsrich tung . Das Elektron bewegt sich auf einer parabelförmigen Bahn. Die Ablenkung kan n mith ilfe von Gesetzen ermittelt werden . y
+
1 d
I
Die Bewegung des Elektrons ist vergleichbar mit der Bewegung eines Körpers beim waagerechten Wurf (/5.69). Dort wirkt die konstante Gewichtskraft.
+
-~
f-~
i
F f.--'f.--' y""-- -
Vc
T Y2
~--~ L
I
.
5
I
x
Leuchtschi rm
Innerhalb des Feldes überlagert sich eine gleichförmige Bewegung in xRichtung mit einer gleichmäßig beschleunigten Bewegung in y-Rich tung : x = va . t (1) Y = la·t2 = lE ·~· t2 = 1!d.· ~ ·t2 (2 ) 22m
2d
m
Eliminiert man aus den Gleichungen (1) und (2) den Parameter t, so erhält man:
• Die Herleitung der Gl eichung ist ana log zur Herleitung der Bahnkurve beim waa gerechten Wurf (/5. 69).
• Die Ablenkung Yl ergibt sich mit x
= I zu:
Die Ablenkung Y2 auf einem Leuchtschirm beträgt dann: Y2
= ~m . !d.d . J..(1 + 5) v2 2 a
Setzt man die Geschwind igkeit va Y2
=
-2' .
-dU'
= J2U B . ~ ein, so erhält man:
...l ( 1 + 5) U 2 s
Die Ablenkung eines Elektronenstrahls hängt bei gegebener Dirnen sionierung der Ablenkplatten von der Ablenkspannung U und von der Beschleunigungsspannung UB (Geschwindigkeit der Elektronen) ab. Sie ist unabhängig von der spezifischen Ladung.
Di e Gl eichunge n für die Ablenkung von Ladungsträgern im elektrischen Feld können in unterschiedli cher Art und W eise hergeleitet werden.
228
i Elektronenstrahlröhren werden nach ihrem Erfinder eARL FER· DINAND BRAUN (1850- 1918) auch als braunsche Röhren beze ichn et. Bei Oszillografen bildröhren nutzt man meist die elektrostatische Ablenkung, bei Fernsehbildröhren die Abl enkung durch magnetische Felder (/ S. 236).
Elektrizitätslehre und Magnetismus
Genutzt wird die A blenk ung von Elektronen in homogenen Querfeld ern in Elekt ronenstra hlröhren, insbesondere in Bildröhren von Oszi llografen. Die Skizze zeigt den Aufbau einer solchen Röhre . Ablenksystem
Wehneltzy linder
Elektronenstrahl
Katode
Leuchtschirm
•
Elektronen mit einer Energie von 420 eV treten senkrecht zu den Feldlinien in ein homogenes elektrisches Feld ein. Dieses Feld existiert zwischen zwei Platten, die 5,0 cm lang sind und einen Abstand von 2,6 cm voneinander haben. a) Welche Geschwindigkeit haben die Elektronen beim Ein tritt in das elektrische Feld? b) Wie groß muss die Ablenkspannung sein, dam it die Ablenkung des Elektronenstrahls am Ende der Ablenkplatte 1, 8 mm beträgt?
A nalyse: Wir gehen vo n einer ungehinderten Bewegung der Elektronen aus. Die Geschwindigkeit der Elektronen ergibt sich aus ihrer Energie. Die Ablenkspannung kann aus der Ablenkung ermittelt werden . Gesucht: Gegeben:
• Ein Elektronenvolt (1 eV) ist die Energie, die ein e Elektron nach Durchl aufen einer Spannung von 1 V besitzt. 1 eV = 1,602· 10- 19 Ws
V,
E d
U
= 420 eV = 2,6 cm
= 5,0 cm y, = 1,8 mm
Lösung: a) Aus der Definition der Einh eit Elektron en volt ergibt sich: U = 420 V. Dam it erhält man als Geschwindigkeit der Elektronen:
v
= J2U .~ = J2 . 420 V . l,579 . 1011 ~ = 1, 2 . 107 ~
b) Durch Umstell en der /' S. 227 genannten Gleichung erhält man:
U
= 2.1 ,8 . 10- 3 m ·
( 1 2· 107 !!!) 2 1 . kg · 0 026 m · ' S 1,759 ' 10 11 C ' (0,05 m)2
= 27 2 V __ '_
Ergeb nis: Elektronen mit einer Energie vo n 420 eV besitzen eine Geschwin digkeit vo n 1,2 . 10 7 Bei einer Ablenkungspannung von etwa 27 V beträgt die Ablenkung im Feld 1,8 mm.
T'
229
Das magnetische Feld
4.2
Das magnetische Feld
4.2.1
Magnetische Felder von Dauer- und Elektromagneten
Das Phänomen des Magnetismus ist schon seit dem Altertum bekannt. Elektromag netismus wurde erstmals 1820 durch den dänischen Physiker HANS-CHRISTIAN OERSTED (1777-1851 ) nachgewiesen. Magnete sind Körper, die andere Körper in ihrer Umgebung (Körper aus Eisen, Nickel oder Cobalt, stromdurchflossene Leiter) magnetisch beeinflussen .
Dabei wird zwischen Dauermagneten und Elektromagneten unterschieden. Dauermagnete bestehen aus ferromagnetischen Stoffen. Sie weisen winzige Strukturen auf, die sich wie k le ine Magnete verhalten. Im unmagnetisierten Zustand sind diese Elementarmagnete ungeordnet. Unter dem Einfluss eines Magneten können sie sich ausrichten. Der betreffende Körper wird selbst zum Magneten. 1
000 • ••
• •• •••
Dauermagnete unterschiedlicher Form
=~B~~
a
:f~~~ ~~
b
===== = ==== ===== =====
•
I
HANS CHRI5TIAN
entd eckt e 1820, dass ein strom durchflossener Leiter eine Magnetn adel beei nfl usst . OERSTED
• Dauer- oder Permanentmagnete werden heute meist aus Legierungen und Oxid werkstoffen (Bariumund Eisenoxid, Neodym) hergestellt. Sie können in beliebige Formen gebracht werden.
~cPt7=B ~
Unm agnetisie rtes (a) und magnetisiertes (b) Eisen im Modell --1
i Eine magnetische Wirkung tr itt auch um stromdurchflossene Leiter, insbesondere stromdurchflossene Spulen auf. Solche Anordnungen werden als Elektromagnete bezeichnet. Ein Magnet übt auf andere Magnete und auf Körper aus ferromagneti schen Stoffen Kräfte aus. Die Bereiche mit der größten magnetischen Kraft werden als Magnetpole bezeichnet. Gleiche Magnetpole stoßen sich ab.
IN
51
8
8
8
8
15
NI
=
=Q
=
=Q
Ungleiche Magnetpole ziehen sich an.
IN
8
8
(.)
(.)
15
51
== =4]
NI
== =4]
In der Technik genutzte Elektromagneten bestehen zumeist aus einer Spule mit Eisenkern.
•
l
Körper aus ferro mag net ischen Stoffen w erd en von ei nem Magneten angezogen. Drehbare Kö rpe r rich ten sich im Bereich eines Magneten in bestimmter W eise aus.
Elektrizitätslehre und Magnetismus
230
-----------------------------------
---------
Au ch w enn ma n einen M agn eten ze rte ilt, hat je der Teil wi eder zw ei Pol e, einen Nordpol und einen Südpol. Keramisch e M agnet e könn en auch mehr al s ein Pol paa r haben, wi e das Feldlinienbild des M agneten aus einem Fahrraddynamo zei gt.
Jedem Magneten kann mindestens ein Nordpol und ein Südpol zugeordnet werden . Der Raum um einen Magneten, in dem auf andere Magneten oder auf Körper aus ferromagnetischen Stoffen Kräfte ausgeübt werden, befindet sich in einem besonderen Zustand . In ihm existiert ein magnetisches Feld. Ein magnetisches Feld ist der Zustand des Raumes um einen Magneten, in dem auf andere Magnete bzw. Körper aus ferromagnetischen Stoffen Kräfte ausgeübt werden. Ein magnetisches Feld ist nur an seinen Wirkungen erkennbar und nachweisbar. Magnetische Felder können wie elektrische Felder mithi lfe von Feldlinienbildern dargestellt werden (/ S. 214). Ein Feldlinienbild als Modell des magnetischen Fe ldes macht A ussagen über die Kräfte auf Probe kö rper (z. B. kleine M agnete). Dabe i gelten analoge Au ssagen wie für Feldlini enbilde r elektrischer Felder (/ S. 214) . Der Verlauf von Feldlin ien lässt sich experimente ll mithi lfe kleiner Magnete oder mithilfe von Eisenfei lspänen darstellen. Kleine Magnete richten sich im Magnetfeld aus.
....
\ \ I ..;---~,,-\ \ I I I J .,.r .... \ I I ; ... I \ f
\
'-
"-
... .;
;
.;
"
Eisenfeilspäne ordnen sich im Magnetfeld zu Ketten an.
I
/
....
,
;
;
.I
\
.... / f f \
'".......... - ...... / ;
,
\,
"-
,
; + \. ;
Ein Feldlinienbild ist ein Modell des real existierenden magnetischen Feldes. Kl ein e M ag netnade ln richten sich im mag netischen Feld so aus, dass si e parall el zu den Feldlinien sind. Di e Richtung der Feldlini en gibt bei Perm anentm agneten die Richtung der Kraft auf ein en magneti sch en Nordpol an.
Feldlinienbild eines Stabmagneten
Feldlinienbild eines Hufeisenmagneten
Das magnetische Feld
Feldlinienbild um einen stromdurchflossenen Leiter
Feldlinienbild einer stromdurchflossenen Spule
+
N
+
Magnetische Feldlinien sind im Unterschied zu elektrischen Feldlinien geschlossen. Sie haben keinen Anfang und kein Ende. Deshalb kann man nach dem Verlauf der Feldlinien ein Magnetfeld im Unterschied zu einem elektrischen Feld ( / S. 215) auch folgendermaßen charakterisieren:
231
Di e Richtung der Feldlinien ergibt sich aus fo lgender Regel: Zeigt der Daumen der linken Hand in Richtung des Elektronen strome s (von - nach + ), dann geben die gekrümm ten Finger die Richtung der Feldlinien an.
Das magnetische Feld ist ein quellenfreies Wirbelfeld . Diese Aussage gilt auch für Permanentmagnete, selbst wenn man dort aus Gründen der Zweckmäßigkeit meist keine geschlossenen Linien zeichnet. Das Magnetfeld der Erde Die Erde ist ein großer, wenn auch relativ schwacher Magnet. Die magnetischen Pole liegen in der Nähe der geografischen Pole, wobei sich im Norden der magnetische Südpol und im Süden der magnetische Nordpol befinden. Die Lage der Pole ändert sich mit der Zeit. In Erdnähe ist die Form des Erdmagnetfeldes vergleichbar mit dem Magnetfeld eines Stabmagneten ( / S. 230). Untersuchungen mithilfe von Satelliten haben ergeben, dass das Erdmagnetfeld durch die von der Sonne ausgehende Strahlung von geladenen Teilchen (Sonnenwind) erheblich deformiert wird und dass es auf der sonnenabgewandten Seite weit in den Raum hinausreicht. Das Erdmagnetfeld beeinflusst erheblich die Bewegung geladener Teilchen ( / S. 239). Magnetfeld der Erde in Erdnähe
Ursachen des ErdmagnE tfeldes si nd Ströme im Erdinn eren, die durch eine Art selbsterregten Dynamo zustande kommen.
Magnetfeld der Erde in größerer Entfernung von ihr
Durch den Sonnenwind wird das Erdmagnetfeld in Richtung Sonne regelrecht "zusammengedrückt". Der Schweif in Gegenrichtung reicht weit in den Weltraum hinaus.
232
Elektrizitätslehre und Magnetismus
4.2.2 Beschreibung magnetischer Felder durch Feldgrößen Die Richtung der Kraft kann mithi lfe der Linke-Hand-Regel ( / S. 236) bestimmt w erden : Zeigt der Daumen der linken Hand in Rich tung des Elektron enstromes und der Zeigefinger in Richt ung des magnetischen Feldes, so gibt der M itte lfinger d ie Richtu ng der Kraft an. Richtung der Kraft
El ektronenstrom Richtung des Magn etfeldes Mitunter nutzt man statt der Linke-HandRegel auch die Recht<. < .,d( / S. 236).
Befindet sich ein stromdurchflossener Leiter in einem Magnetfeld, so wird auf ihn eine Kraft ausgeübt. Diese Kraft hängt ab - von der Stärke des Magnetfeldes, in dem sich der Leiter befinn det, - von der Stromstärke und - von der Länge des Leiters. Die Richtung der Kraft ist sen krecht zur Richtu ng des magnetischen Feldes und senkrecht zur Strom richtung. Eine genauere Untersuchung der Zusammenhänge in einem homogenen Magnetfeld ergibt: Bei konstanter Länge [ ist die Kraft umso größer, je größer die Stromstärke ist: F- I - Bei konstanter Stromstärke ist die Kraft umso größer, je länger der stromdurchflossene Leiter ist, der sich im Magnetfeld befindet:
F- I Die Zusammenfassung der Proportionalitäten ergibt : F - I . I oder L
/. /
• Statt von magnetische r Flussdichte wird auch von magnetischer Induktion gesprochen.
= konstant
W eitere Untersuchungen zeigen: In einem stärkeren Magnetfeld ist der Quotient größer, in einem schwächeren kleiner. Er ist somit geeignet, die Stärke eines Magnetfeldes zu kennzeichnen. Aus historischen Gründen bezeichnet man die Größe als magnetische Flussdichte. Die magnetische Fl ussdichte gibt an, wie stark ein Magnetfeld ist. Form elzeich en: B Einheit: ein Tesla (1 T), 1 T = 1 -A N
·m
Benannt ist die Einheit der magnetisch"n Flu~sdichte nach dem kroat ischen Elektrotechniker und Physiker NICOLA TESLJ> (1B56- 1943). Die Richtung der magnet ischen Flussdi chte ist gl eich der Richtung der Fe ldlinien des magnetischen Feldes.
Unte r der Bedingung, dass sich ein stromdurchflossener Leiter senkrecht zu den Feldlinien eines Magnetfeldes befindet, kann die magnetische Flussdichte berechnet werden mit der Gleichung: B
= , F. /
F
Kraft auf den stromdurchflossenen Leiter Stromstärke Länge des Leiters
Befindet sich der stromdurchflossene Leiter nicht senkrecht zu den Feldlinien, sondern unter einem beliebigen W inke l a zu ihnen, dann gilt: F = B . I · [ . sin a od er vektoriell geschrieben F = 1(1 x B ).
Das magnetische Feld
Wie beim elektrischen Feld gibt es auch beim magnetischen Feld eine zweite Größe. Die Kennzeichnung magnetischer Felder kann auch mithilfe der magnetische Feldstärke erfolgen. Die magnetische Feldstärke ist ein Maß dafür, wie stark ein Magnetfeld ist.
233
• Meist wird nur noch mit der magnetischen Flussdichte gea rbeit et.
Formelzeichen: H Einheit: ein Ampere durch Meter (1.6.) m
Zwischen den beiden Größen zur Beschreibung magnetischer Felder besteht, ähnlich wie bei den Feldgrößen des elektrischen Feldes ( / 5. 218), ein enger Zusammenhang. Die magnetische Flussdichte B und die magnetische Feldstärke H sind folgendermaßen verknüpft: 110 f..L r
magnetische Feldkonstante Permeabilitätszahl
• Die magnetische Feldkonstante hat einen Wert von
P o = 1,257 . 10- 6 ~ . ,~
Ein Leiter von 4 cm Länge befindet sich in einem Magnetfeld und wird von einem Strom der Stärke 5,1 A durchflossen . Auf ihn wirkt eine Kraft von 2,2 . 10- 2 N. Wie groß ist die magnetische Flussdichte des Feldes? Analyse: Da kein Winkel zwischen Leiter und Richtung des Magnetfeldes an gegeben ist, gehen wir davon aus, dass beide senkrecht zueinander sind. Dann kann die 5. 232 genannte Definitionsgleichung für die Flussdichte angewendet werden. Gesucht: Gegeben:
B 1= 4 cm = 0,04 m 1= 5,1 A F= 2,2 . 10- 2 N
Lösung: Für den Fall I und damit I senkrecht zu B gilt für die Flussdichte:
B
= .L /. /
B
=
B
= 0,11
Für die Einheiten g ilt :
2,2· 1O- 2 N 5,1 A· 0,04 m
T
Ergebnis: Die magnetische Flussdichte beträgt 0,11 T. Die magnetische Feldstärke, berechnet mit H = .!!.. , würde dann 87500 .6. betragen . 110 m
1 - N- = 1 T
A· m
.C_2_3_4______________E_le_k_t_ri_z_it_ä_ts_le_h_r_e_u_ n_d__M__ ag~ ne_t_is_m __ u_s ______________________
• Sind zwei parallel zueinander liegende Leiter vorhanden und werden beide von St rom durchflossen, so beeinflussen sich di ese beiden Leiter: Bei gleicher Strom richtung wir kt ei ne anziehende Kraft, bei entgege ng esetzter Stromrichtung ein e abstoß en de Kraft.
• Die Permeabilitätszahl ist eine Stoffk onstante. Sie gibt an, wie vi el Mal so groß di e magnetische Flussdichte wird, wenn sich in ihrem Inneren statt ein es Vakuums bzw. Luft ein Stoff befind et .
• Di ese besondere spulenanordnung ge ht auf den deutschen Physik er HERMANN VON HELMHOlTZ (1821 - 1894) zu rück. Man beze ichn et sie des halb als HELMHOLTZ-spulen.
Das Magnetfeld um stromdurchflossene leiter und Spulen Die Stärke des Magnetfeldes um ei nen geraden stromdurchflossenen Leiter ist umso größer, - je größer die Stromstärke ist, - je kleiner der Abstand vom Lei ter ist. Für das Magnetfeld eines geraden stromdurchflossenen Leiters gilt: B = 110' !-I r
. -
' -
2rr'
r
.+
(I1r = 1 für Luft)
Bei einer Spule hängt die magnetische Flussdichte entscheidend davon ab, welcher Stoff sich in der Spu le befindet. Im Verg leich zu einer luftgefüllten Spule kann eine stoffgefüllte Spule eine vielfach größere magnetische Flussdichte im Inneren aufweisen. Die magnetische Flussdichte im Inneren einer langen, stromdurchflossenen Spule kann berechnet werden mit der Gleichung: N ·' B =110 'I1r' L !-IO
I1 r N
Stromstärke durch die Spule Länge der Spule
magnetische Feldkonstante Permeabilitätszahl Windungszahl der Spule
Mithilfe einer speziellen Spulenanordnung kann man ein weitgehend homogenes Magnetfeld erzeugen . Zwei kurze Spulen mit großem Ra dius R werden parallel zueinander im Abstand 5 aufgestellt. Die Überlagerung der Magnetfelder beider Spulen ergibt in Achsenn ähe ein weitgehend homogenes Magnetfeld, das gut für experimentelle Untersuchungen genutzt werden kann. Für solche Spulen (H ELMHOLTZSpulen) gilt: B =Po .
N · R2 - -- - - 3 ·
(R 2 +5 2 ) 2
Ebenso wie das elektrische Feld besitzt das magnetische Feld Energie. Die Energie, die im Magnetfeld einer stromdurchflossenen Spule gespeichert ist, kann berechnet werden mit der Gleichung: E = ~L . /2
L
Induktivität der Spule (/ S. 251) Stromstärke durch die Spule
235
Das magnetische Feld
4.2 .3 Geladene Teilchen und Stoffe in magnetischen Feldern Die LORENTz-Kraft
Bewegen sich geladene Teilchen senkrecht zu den magnetischen Feldli nien, so wird auf sie im Magnetfeld eine Kraft ausgeübt. Diese Kraft wird als LORENTz-Kraft bezeichnet. Die LORENTZ-Kraft ist die Kraft, die auf einzelne bewegte Ladungsträger in einem Magnetfeld wirkt.
i Benannt ist di ese Kraft nach dem ni ederl ändischen Physiker HENDRIK ANTON lORENTZ (1853 - 1928). der sie 1895 in die Elektrodynamik einführte.
Der Betrag dieser Kraft kann unter der Voraussetzung, dass Bewegungsrichtung und Richtung des Magnetfeldes senkrecht zueinander stehen, folgendermaßen ermittelt werden: In einem Leiter bewegen sich Elektronen mit einer mittleren Driftgeschwind igkeit v: Die N Elektronen im Bereich .eines Leiterstückes der Länge 1bewegen sich in der Zeit t durch einen Leiterquerschnitt, haben also die Geschwind igkeit v = ~ . Dann beträgt die Stromstärke im Leiter: 1=
g =~ t
t
(1)
Die Kraft auf ein Leiterstück der Länge I in einem Magnetfeld beträgt (/ S. 232): FL B . 1 . I
= (2) Setzt man (1 ) in (2) ein, so erhält man: FL = B . N . e . ~ Mit N . e
=Q
und ~
= vergibt sich
FL = Q . v· B.
Unter der Voraussetzung, dass die Bewegung geladener Teilchen senkrecht zur Richtung des Magnetfeldes verläuft, kann der Betrag der LORENTz-Kraft berechnet werden mit der Gleichung : FL = Q. v · B
Q v
B
Ladung des Teilchens Geschwindigkeit der geladenen Teilchen magnetische Flussdichte
Die LORENTZ-Kraft wirkt senkrecht zur Bewegungsrichtung und senkrecht zur Richtung des Magnetfeldes (vgl. /' S. 232).
Aus der Gleichung und den Bedingungen ergeben sich folgende Schlussfolgerungen: - Da die LORENTz-Kraft so wie die Radialkraft (/ S. 82 ) immer senkrecht zur Bewegungsrichtung wirkt, ändert sich nur die Richtung, nicht aber der Betrag der Geschwindigkeit der Teilchen. In einem homogenen Magnetfeld (8 = konstant) ist die Kraft konstant. Die geladenen Teilchen bewegen sich auf kreisförmigen Bahnen. Die Kräfte auf positi v und negativ geladene Teilchen gleicher Ladung sind entgegengesetzt gerichtet, haben aber bei gleicher Geschwindig keit und gleicher magnetischer Flussdichte den gleichen Betrag.
•
l
Für Elektronen und Proton en beträgt die Ladung Q =e = 1,602 . 10- 19 C
236
i Sie wird auch als Drei Finger-Rege l oder als UVW-Regel bezeichnet. Nutzt man die rechte Hand, dann zeigt der Daumen in Richtung der Bewegung positiv geladener Teilchen. Die Regel wird dann Rechte-Hand-Regel genannt.
• Statt sin (X schre ibt man auch häufig: sin
• Bei dieser und all en folg enden Darste llungen bede utet:
Elektrizitätslehre und Magnetismus
Die Richtung der Kraft auf geladene Teilchen und damit auch auf stromdurchflossene Leiter ergibt sich aus der Linke-Hand-Regel. Daumen: Zeigefinger: M ittelfi nger:
Richtung des Elektronenstromes von - nach + (Ursache) Richtung des magnetischen Feldes (Vermittlung) Richtung der Kraft (Wirkung)
+ -
Itr-=:
Stromrichtung (von - nach +)~ Kraftrichtung
( N --) S)
Bewegen sich die geladenen Teilchen nicht senkrecht, sondern unter einem beliebigen Win kel CI. zur Richtung des Magnetfeldes, dann gilt für die LORENTz-Kra f t: FL = Q . v· B . sinCl. od er allgemein
F = Q . (vx B)
Daraus folgt: - Bewegen sich geladene Teilchen parallel zu den Feldlinien des magnetischen Feldes ( CI. = 0), so ist die LORENTz-Kraft null. Die Teilchen werden in ihrer Bewegung nicht beeinflusst. - Bei senkrechtem Eintritt in das Feld wirkt die LORENTz-Kraft als Radialkraft. Di e geladenen Teilchen bewegen sich auf kreisförmigen Bahnen (Skizze links) . - Bei schrägem Eintritt in das Magnetfeld (Sk izze rechts) wirkt ebenfalls die LORENTz-Kraft, aber mit dem Betrag F = Q . Vs . B. Dabei ist Vs die Geschwindi gkeitskomponente senkrecht zu den Fe ldlinien. Die Geschwindigkeitskomponente vp parallel zu den Feld linien bewirkt, dass die Kreisbahn im dargestellten Fall nach rechts "auseinandergezogen" wird und damit eine spiralförmige Bahn entsteht . Bewegung senkrecht zu den Feldlinien des Magnetfeldes
Bewegung schräg zu den Feldlinien des Magnetfeldes
·Vs ~ -v ';
Das Magn etfel d ze igt in die Bl attebene hinein. Die umgekehrte Ri chtung wird durch Punkte markiert.
Richtung des magnetischen Feldes
, .' -, ',/ - ,-
~
,l,
:'
"
"
, ' " " , ",
,\"
';
Die Elektrone~ewegen SiC~ Die Elektronen bewegen sich auf einer kreisförmigen Bahn. einer spiralförmigen Bahn.
--
---
--
I
--
2EJ
Das magnetische Feld
Bestimmung der spezifischen ladung und der Masse von Elektronen Die Ablenkung von Elektronen in homogenen Magnetfeldern kann genutzt werden, um ihre spezifische Ladung zu bestimmen. Dazu werden in einer speziellen Röhre, die sich im homogenen Magnetfeld von HELMHOLTz-Spulen (/ S. 234) befindet, Elektronen im elektrischen Feld beschleunigt und im magnetischen Feld abgelenkt.
Anode
Elektronenstrah l
i In analoger Weise könn en auch di e spezifi sche Ladung und die Masse von Protonen oder von and eren geladenen Teil ch en ermittelt w erden.
•
I
Durch ein e Gasfül lung wird die Bahn der El ektronen sichtbar: Die schn ellen Elektronen re gen das Gas zum Leuchten an .
Aus einer Glühkatode treten Elektronen aus und werden im elektrischen Feld durch eine Spannung U beschleunigt. Dabei erreichen sie die Geschwindigkeit v = ~ (1). Durch das homogene Magnetfeld werden sie auf eine Kreisbahn gezwungen. Die LORENTz-Kraft wirkt dabei als Ra dialkraft. Es gilt:
J2U .
m .~ r
=e . v . B
(2)
Dividiert man durch v und setzt (1) in (2) ein, so erhält man: m· J 2U . ~ _
--'-_--"'m
r
=
e .B
Quadrieren der Gleichung und Umstel len nach ~ ergibt: i'.
m
= 8 22 .Ur 2
Alle rechts stehenden Größen sind messbar, damit die spezifische Ladung ~ experimentell ermittelbar. •
Bei einer Beschleunigungsspannung von 200 V und einer magneti schen Flussdichte von 1,0 mT wird ein Durchmesser des Elektronen strahis von 9,5 cm ermittelt. Bestimmen Sie aus diesen experimentellen Daten die spezifische Ladung des Elektrons! Analyse: Wir gehen davon aus, dass die Bedingungen für die Anwendbarkeit der abgeleiteten Gleichung (homogen es Magnetfeld, V'.l ä, Geschwindigkeit der Elektronen unmittelbar nach Austritt aus der Katode null) erfüllt sind . Dann kann die obige Gleichung zur Berechnung der spezifischen Ladung von Elektronen genutzt werden.
Die magnetische Flussdichte kann man entweder mit ein er HALL-Sonde ( / S. 239) direkt m eso sen oder aus der räuml ich en Anord nung der HELMIIOLrzSpul en bei Kenntnis der Stromstil,ke durch di e Spul en berechn en ( / S. 234).
~ 8 __________,___E _I_e_k_ t r_iz_i_ta_"t_s_le_h_r_e_u __ n_ d_M __a_g_n_e_t _ is_m_u_s______________________________
-
Gesucht: Gegeben :
Für die Einheiten gilt: 1 __V__ = V·m
m2
Lösung:
V · 52
2U 8 2 . r2
~
2·200 V (10 - 3 T) 2 . (4.75' 1O- 2 m) 2
m
= 1~ V . S2 . kg
~ =1 77 '1 0 11~ m ' kg
=1N , m=1 ~ V · kg V · kg 1V . A · s
V kg
kg
~
m
= 1~
=1 ~
= 200 V = 1,0 mT= 10- 3 T d = 9,5 cm -7 r = 4,75 cm = 4,75· 10- 2 m
4
V 2 . 52 ,
=
m
B
T2, m 2
= 1
~
U
1~ kg
Ergebn is: Aus den Messungen ergibt sich fü r d ie spez ifische Ladung des Elektrons ein Wert von 1,77.10 11 C · kg- 1 . Der Tabellenwert der spezifischen Ladung des Elektrons beträgt 1,7 59.1 0 11 C· kg- 1 . Kennt man die Elementarladung, so kann die Masse des Elektrons ermitte lt werden .
Die spezifische Ladung des Elektrons beträgt ~ = 1 759 · 10 11 ~ m ' kg ' seine Masse (Ruhemasse) m E = 9,1 09 . 10- 31 kg. Der HAll-Effekt Ben annt ist der Effekt nach dem amerikan isch en Physiker EDWIN HERBERT HALL
(1855 - 1938). der ihn 1879 entdeckte .
Die Erscheinung, dass geladene Teilchen, die sich im Magnetfeld bewegen, beeinflusst werden , ze igt sich auch bei stromdurchfl ossenen Lei tern. Wird ein flächenhafte r stromdurchflossener Leiter senkrecht zur Driftgeschwindigkeit der Elektronen von einem Magnetfeld durchsetzt, so kann man zwischen den Punkten A und B (siehe Skizze) eine Spannung nachweisen .
• Di e Richtu ng der Kraft auf di e Elekt ro nen kan n man mithilfe der Linke-HandRegel (/ S. 236) ermitteln. Sie werden nach unten abgelenkt.
Diese Spannung wird als HAll-Spannung bezei chnet. Das Zustandekom men lässt sich mithilfe der LORENTZ-Kraft deuten: Infolge ihrer Bewegung im Magnetfeld werden die Elektronen im skizzierten Fall nach unten abgelenkt. Es kommt im Punkt B zu einer Vergrößerung und im Punkt A zu einer Verringerung der Elektronenanzahl, demzufolge zu einer Spannung zwischen diesen be iden Punkten.
239~
Das magnetische Feld
Der Betrag der HALL-Spannung hängt von der Stromstärke, der magnetischen Fl ussdichte u nd der Dicke d des Leiters (/ s. Skizze S. 238) ab. Die HALL-Spannung kann berechnet werden mit der Gleichung UH
= RH ' 1"/
RH HALL-Konstante (Stoffkonstante) I Stromstärke B magnetische Flussdichte d Dicke des Leite rs
Den genannten Zusammenhang kan n man nutzen, um die magnetische Flussdichte und damit die Stärke von Magnetfeldern direkt zu messen . Eine solche Anordnung wird als HAll-Sonde bezeichnet. Bedeutung von Kräften auf geladene Teilchen
• Die genannte Gl eichung für di e HALLSpannung lässt sich theoretisch herleiten. Der Faktor RH ist eine Stoffkonstante und ist gleich dem Keh rwert der Ladungsträgerd ichte im betreffenden Leite r:
RH =~
N ·e
Kräfte auf geladene Teilche n in magnetischen Feldern spielen in Natur und Technik eine wichtige Rol le und werden in vielfacher W eise genutzt. Die Strahlungsgürtel der Erde kommen zustande, weil energiereiche Te ilchen vom Magnetfeld der Erde eingefangen werden und \ .. .' in bestimmten Höhen längs de r . I" " , ., .,-1' Fe ldlinien zwischen den Polen hin und herschwingen . Das Auftreffen energiereicher Strahlung in Pol nähe auf Luftmoleküle führt zur Erscheinung der Polarlichter, die vor allem in polaren Reg ionen häufig zu beobachten sind. Technisch genutzt wird die LORENTz-Kraft beispielsweise zur Able n kung von Elektronenstrahlen in Fernsehbildröhren, be i Teilchenbeschleu nigern wie dem Zyklotron und dem Sy nchrozyklotron oder bei magnetischen Flaschen, mit denen man ein Plasma in einem Raumbere ich regel recht einschließen kann. Bei Elektronenmikroskopen nutzt man magnetische linsen, die auf Elektronenstrahlen ähnlich wirken w ie optische Linsen auf Licht.
.• ..
,
..... I\~
'
Bewegungen vo n geladenen Te ilchen in kombinierten elektrischen u nd magnetischen Feldern Die b ishe ri gen Betrachtungen beziehen sich auf die Bewegung von gela denen Teilchen in elektrischen oder magnetischen Feldern. Für verschiedene Zwecke ist es sinn voll, diese Felder miteinander zu kombin ieren. Die gleichzeitige Ablenkung von geladenen Teilchen in elekt rischen und magnetischen Feldern kann man nutzen, um - Präzisionsmessu ngen der spezifischen Ladung Qlm und dam it der Masse m von Teilchen (Elektronen, Protonen, ionisierten Atomen und Molekülen) durchzuführen, - Teilchen mit kleinsten Massedifferenzen voneinander zu trennen.
• Entdeckt wurden die Strah lungsgürtel der Erde in Auswertung von Sate llitenmessu ngen 1958 von dem US-a merikanischen Astronomen und Physiker JAMESALFREDVAN ALLEN (geb. 1914).
• Mag netische Flaschen spie len z. B. bei Untersuchung en zur Kernfusion ei ne wich tige Rolle, da der Einschluss eines Plasmas im M agnetfeld "berüh ru ngslos" erfo lgt, d. h. ohne dass es die Wandung berührt.
~ ---
Den erste n Nachweis ei nes Isotops mittels Ablenkung durch elektrische und magnet ische Felder führten 19 12 die briti sche n Physiker FRAN· CIS WILLIAM ASTON (1877- 1945) und Joseph JOHN THOMSON (1 856-1940) . 1919 entwickelte ASTON einen Massenspektografen mit gekreuztem elekt ri schen und mag net ischen Feld (s. Skizze). Für seine Arbeiten erh ielt er 1922 den Nobelpreis für Chem ie.
Elektrizitätslehre und Magnetismus
Eine Anordnung, m it der geladene Teilchen k leinster Massedifferen zen voneinander getrennt werden können, wird als Massenspektroskop oder als Massenspektrograf bezeichnet. Die Skizze ze igt den prinzipiel len Aufbau und den Bahnverlauf bei positi v geladenen Ionen.
x
x
x
x
)(
x
x
)( -
)( )(
gekreuztes elektrisches und magnetisches Feld
x
)(
x
)(
x
)( )(
)(
x
x
x
)(
x
)(
)(
)( )( )(
x x x
x
x
x
)(
x Quelle von Ionen
)(
x
magnetisches Feld
Von einer Ionenquelle treten geladene Ionen aus, die zunächst unterschiedliche Geschwindigkeiten besitze n. Sie treten in ein gekreuztes elektrisches und magnet isch es Feld ein. Positiv geladene Ionen werden vom elektrischen Feld nach unten, vom magnetischen Feld nach oben abgelenkt. Nur die Ionen, bei denen die beiden Feldkräfte gleich groß sind, durchlaufen das gekre uzte Feld geradlinig. Das ist der Fall, wenn gilt:
Fel = Q . E = Q . v · ß
= Fmag n und damit
v= ~
B
Teilch en mit and ere n Geschwindigkei ten werde n nach oben oder unte n abgelenkt un d ge lange n ni cht in das mag net ische Fe ld.
Das bedeutet: Alle geladenen Teilch en, di e das gekreuzte Feld geradlinig durchlaufen, haben die gleiche Geschwindigkeit v = EIß. Das gekreuzte Feld wirkt als Geschwindigkeitsfilter. An schließend treten d ie gelad enen Teilchen in ein zweites homogenes M ag netfe ld konstanter Stärke ein. Die Abl enkung in diesem M agnetfeld erfo lgt durch die LOR ENTz-Kraft. Es gilt: Q . v· ß'= m · ~
Mit v = ~ erhält man die Gleichung :
• So besteht z. B. W asse rstoff aus den drei Isotopen
~H (99, 985 % ), ~ H (Deuter ium; 0,01 5 % ) un d
~ H (Triti um; 0,000 1 % ). Ihre Massen verhalten sich wie 1 : 2 : 3.
Q= _ E _ m
r · B · B'
Der Radius der Kreisbahn im magn etischen Feld ist bei konstante r Stärk e des elektrischen und der magnetischen Felder nur von der spezifischen Ladung d er Teilchen abhäng ig. Aus E, r, ß und ß' lässt sich die spezifische Ladung best immen. Kennt man d ie Ladung der Ionen, kann man aus der spezifischen Ladung die Ionenmasse berechnen . Di e Entwicklung der Massenspektroskopie war ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Erforschung von Atom ke rnen. Mithilfe massenspektroskopischer Untersuchungen fa nd man heraus, dass fast alle Elemente aus verschiedenen Isotopen ( / S. 402) bestehen.
Das magn etische Feld
------
Stoffe im magnetischen Feld
•
Die Stärke des Magnetfeldes um eine Spule hängt davon ab, welche r Stoff sich in der Spule befindet ( / S. 234). Allgeme in gilt: Die Veränderung der magnetischen Flussd ichte B in einem Stoff gegenüber der magnetischen Flussdichte Ba im Vakuum wird durch die Permeabilitätszahl flr erfasst. Es gilt: _ B oder B Ji r . Ba Ji r - Ba
=
Nach dem Wert von Pr unt erscheidet man drei Gruppen von St off en.
l
diamagne~ iSChe
ferromagnetische Stoffe
paramagnetische Stoffe
Stoffe
Pr » 1
Pr > 1
Pr < 1
Eisen, Nickel, Cobalt, spezi elle Leg ierungen Magnetfelder werden stark beeinf lusst.
241
Aluminium, Pla tin, Luf t (Pr = 1,00000037)
Antimon, Gold, Wasser, Zink, Kupfer, Glas
1Magnetfelder werden durch-diese Stoffe nur wenig beeinflusst.
Di e spezif ischen Ei ge nsc haft en fer romag net ischer St offe kom men durch die Ausr ichtung der weißsehen Bereiche zustande. Von großer t ec hnischer Bedeutun g si nd magnetisch weiche und harte Stoffe sow ie der Restmagnetismus, de r bei f erromag netischen St of fen auftritt.
• A usführl iche Informatione n zu Stoffen im Magnetfeld si nd auf der CD zu f in de n.
Vergleich statischer elektrischer und magnetischer Felder statisches elektrisches Feld
statisches magnetisches Feld
existiert um elektrisch geladene Körper
T existiert um Dauermagnete und um strom I
durchflossene Leiter
kann mithilfe von Feldlinienbildern beschrieben werden ; Die Feldl inien beginnen und enden an Ladungen.
kann mithilfe von Feldlinienbildern beschrieben werden; Die Feldlinien sind geschlossene Linien .
ist ein wirbelfreies Quellenfeld
ist ein quellenfreies Wirbelfeld
feldbeschreibende Größen:
feldbeschreibende Größen :
elektrische Feldstärke:
E = f.. Q
magnetische Flussdichte:
dielektrische Verschiebung:
D = EO . Er . E
magnetische Feldstärke :
B = ...L
/. / H = PO · P r · B
l7 ..1 ä mit
wirkt auf geladene Teilchen mit der Feldkraft:
wirkt auf geladene Teilchen bei der Feldkraft:
F = O· E
F= O ·v ·B
besitzt Energi e, z. B. beim Feld eines geladenen Kondensators:
besitzt Energie, z. B. beim Feld ein er strom durchflossenen Spule:
E = !O . U = ! C . U 2
E= ! L . /2
2
2
2
242
Elektrizitätslehre und Magnetismus
----
4.3
Elektromagnetische Induktion
• Wichtige Untersuchungen zum Elektromagnetismus führte auch A .M. AMPERE (1775 - 1836) durch. Er entdeckte 1820 di e Kräfte zwi sche n strom durchflossenen Leitern .
1819 fand HANS CHRISTIAN OERSTED (1777- 1851) den Zusammenhang zwischen elektrischem Strom und Magnetismus: Jeder stromdurchflossene Leiter ist von einem Magnetfeld umgeben. In den nachfolgenden Jahren untersuchte M. FARADAY (1791 - 1867) intensiv den Zusammenhang zwischen Magnetfeldern und Strömen, ausgehend von der Frage: Kann man mithilfe von Magnetismus elektrischen Strom erzeugen? Das führte ihn 1831 nach etwa 10-jähriger Forschungsarbeit zur Entdeckung der elektromagnetischen Induktion und des Induktionsgesetzes. Das Induktionsgesetz ist eine entscheidende physikalische Grund lage für die gesamte Elektrotechnik. So beruht z. B. die Wirkungsweise von Generatoren und Transformatoren auf diesem Gesetz.
4.3 .1 Grundlagen der elektromagnetischen Induktion Befindet sich ein beweglicher stromdurchflossener Leiter in einem Magnetfeld, so wirkt auf ihn eine Kraft (Skizze links). Er bewegt sich . Das wird auch als elektromotorisches Prinzip bezeichnet. Wird dagegen ein Leiter senkrecht zu den Feldlinien im Magnetfeld durch eine Kraft bewegt (Skizze rechts), so kann man zwischen den Enden des Leiters eine Spannung feststellen. Diese Umkehrung des elektromotorischen Prinzips wird als Generatorprinzip bezeichnet .
• Die Richtung der Kraft bzw. die Rich tung des Elektronenstrom es kann mithilfe der Linke-Hand-Regel ( / 5.236) bestimmt werden. Bei der Bewegung ei nes Leiters im Magnetfeld gilt: Zeigt der Daumen der lin ken Hand in Bewegungsrichtung und der Zeigefinger in Richtung des Magnetfeldes, dann gibt der Mittelfinger die Richtung der Elektronenbewegung an .
elektromotorisches Prinzip
Generatorprinzip
+ -
~ I
Auf einen stromdurchflossenen Leiter im Magnetfeld wirkt eine Kraft.
5
(
-
F
-~ v
N
-
()
Bei einem bewegten Leiter im Magnetfeld entsteht eine Spannung. Die Ursache für die Entstehung einer Spannung ist die LORENTz-Kraft, die bei Bewegung eines Leiters im Magnetfeld auf die Leitungselektronen im Leiter wirkt. Die LORENTZKraft bewirkt, dass sich die Elektronen an dem einen Ende des Leiters sammeln. Dort besteht Elektronenüberschuss, am anderen Ende Elektronenmangel, damit zwischen den beiden Enden ein Ladungsunterschied und folglich eine Spannung.
Elektromagn etische Induktion
Der Betrag der Spannung ergibt sich aus folgender Überlegung: Auf die Elektronen im Leiter wirkt die LOR ENTz- Kraft. Ist die Ladungsverschiebung beendet, dann wirkt weiter d ie LORENTz-Kraft FL = B . e . v. Zugleich wirkt in entgegengeset zter Richtung eine elektrische Feldkraft, denn zwischen den beiden unterschiedlich geladenen Enden des Leiters besteht ein elektrisches Feld. Im Gleichgewichtszustand gilt:
Setzt man für die LOR ENTz- Kraft und die Feldkraft ein, so erhält man:
243
• Besteht zw ischen den Enden eines Leiters der Länge I eine Spannung U, so bet rä gt die Fe ldstärke im Leiter E = ~ und di e Feld kraft auf ein Elekt ro n F = e E = e.~
Die Umstellung nach der Spannung U ergibt: U= B·f·v
Wird ein Leiter der Länge f in einem homogenen Magnetfeld senkrecht zu den Feldlinien gleichförmig bewegt, so kann die zwischen seinen Enden auftretende Spannung berechnet werden mit der Gleichung:
B
U= B · l · v (8 1.
v)
I
v
magnetische Flussdichte Länge des Leiters Geschwind igkeit des Leiters
Solche Spannungen t reten auch auf, wenn Spulen in Magnetfeldern bewegt we rden oder wenn sich das von einer Spule umfasste Magnetfeld ändert. Die Erscheinung, dass zwischen den Enden eines Leiters bei Bewegung im Magnetfeld oder bei einer Änderung des Magnetfeldes eine Spannung entsteht, wird als elektromagnetische Induktion bezeichnet. Die Spannung wird Induktionsspannung genannt. Der bei geschlossenem Stromkreis fließende Strom heißt Induktionsstrom.
Induktion im zeitlich konstanten Magnetfeld
Bew egung
Durch Bewegung ein er Spu le im Magnetfeld wird eine Spannung indu ziert.
i Der Beg riff " Induktion " ist abg eleitet von induce re (I at.) = hinei nführen.
Induktion im zeitlich veränderlichen Magnetfeld
Änd erung der Strom st ärke
Durch Änderung der Stärke des M agnetfeldes wird in der Spul e eine Sp annung indu ziert.
244
Elektrizitätslehre und Magn etismus
.~---------------
Alle experimentellen Untersuchungen zur elektromagnetischen Induktion zeig en: In einer Spule wird eine Spannung induziert, wenn sich das von der Spule umfasste Magnetfeld ändert. Der Betrag de r Induktionsspannung ist von verschiedenen Faktoren abhängig . Nachfolgend sind di e bei den charakt erist ischen Fä lle dargestellt, die auch für die Techni k von Bedeutung sind .
• All e nachfo lge nde n Betrachtun ge n we rden am Be isp iel ei ner rechteck igen Leiterschl eife durchgefüh rt. Eine solche Leiterschleife kann aufgefasst werden als eine Wi nd ung ein er Rechteckspule, ein e Spu le demzufol ge als Reih enschaltung von Leitersc hleifen .
Betrag der Induktionsspannung bei zeitlich konstantem Magnetfeld Ein zeitlich konstantes Magnetfeld kann durch einen Dauermagneten oder einen Elektromagn eten bei konstanter Stromstärke hervorgerufen werden. Angenomm en wird ein homogenes Magnetfeld . Die Leiterschl eife befindet sich senkrecht zum Magnetfeld. Wird die Leiterschleife in das M agnetfeld hine inbewegt, so entsteht eine Induktionsspannung . Wi rksam ist dabei die Läng e I.
Zeit pun kt t 2
Zeitpun kt t,
x x
x )(
x )(
x x
x )(
x x x x
)( x x x
)( )(
x x
)(
x
xl ~ / x ~ 1
)(
x
x
x
x
)( )( )(
x
)(
)(
)(
x
)( x x x
x
)(
)(
)( x x )(
x x )( x
)( x
x
)(
)(
x x )( )( )( x
• v
Die Geschwindigkeit vergibt sich aus v = f\2 . Durch Einsetzen erh ält man : M
U· = B . I· f\2 I
Ll t
Das Produkt I . L1s ist gleich der Änderung der Fläche, die vom Magnetfeld durchset zt wird . Es gilt also I · .dS = .dA. Damit erh ält man:
A w =A . cos rp
A
~ Aw
-
Befindet sich die Leiterschleife nicht senkrecht, sondern unt er ei nem beliebigen Winkel rp zu den Feldlinien, dann ist die wirksame Fläche A w kleiner als die Spulenfläche A. Sie hat den Betrag :
_
Di e Zu sa mmenh änge lasse n sich auch dedu ktiv aus der allgemeinen Formuli erung des Induktionsgesetzes ( / S. 246) abl eit en.
Uj= B . [ .
.
•
I
Die im Leiterstück induzierte Spannung beträgt ( / S. 243):
_
Die Fläche ein er Leite rschl eife, d ie von einem M agn etfeld se nkrecht durchset zt wird, beze ichn et man als wirksame Fläche.
A
Ip
Elektromagnetische Induktion
-----------------------
Wird statt ein er Leiterschleife eine Spule mit N Windungen verwendet, addieren sich die Teilspannungen. Die indu zierte Spannung ist N -mal 50 groß wie bei einer einzelnen Leiterschleife. 50
Im zeitlichen konstanten Magnetfeld hängt die induzierte Span nung von der Änderungsgeschwindigkeit der wirksamen Fläche ab. Für Spulen gilt: U · = N· 8 . 6 A I
6t
Windungszahl der Spule 8 magnetische Flussdichte .1A Änderung der wirksamen Fläche M Zeitintervall
Ein zeitlich veränderliches Magnetfeld entsteht , wenn sich bei einem Elektromagneten die Stromstärke ändert, z. B. durch Ein- und Ausschal ten des Stromes oder durch Nutzung einer W echselspannungsquelle. Ein solches Magnetfeld entsteht auch beim Verschieben eines Eisenkerns in einer Spule. Ändert sich das vo n ein er Leiterschle ife oder einer Spule umfasste Magnetfeld mit der Zeit, 50 wird ebenfalls eine Spannung indu ziert. Ursache für die Induktionsspannung ist in diesem Falle nicht die Bewegung zwischen Indukt ionsspule und Magnetfeld, son dern die zeitl ich e Änderung des von der Spule umfassten magnetischen Feldes. Experimentelle Untersuchungen zeigen, dass der Betrag der induzierten Spannung von der Schnelligkeit der Änderung der magnetischen Flu ssdichte abhängt. Im zeit lich veränderlichen Magnetfeld hängt die induzierte Spannung von der Änderungsgeschwindigkeit der magnetischen Flussdichte ab . Für Spulen gilt: I
.1t
6t
Zeitintervall
In d ifferenziell er Schreibweise lautet die Gleichung :
N
Betrag der Induktionsspannung bei zeitlich veränderlichem Magnetfeld
U · =N · A . 6 8
•
N A .18
Windungszahl der Spule wirksame Fläche Änderung der magnetischen Flussd ichte
Der magnetische Fluss Aus den oben genannten Gleichungen ist erkennbar, dass der Betrag der Induktionsspannung sowohl vo n der ze itli chen Änderung der wirksamen Fläche .1A/.1t als auch von der zeitlichen Änderung der magnetischen Flussdichte .1 8 /.1t abhängt. Beide Änderungen können auch gleichzeitig auftret en und führen dann ebenfalls zu einer Induktionsspannung. Es ist deshalb sinnvoll , für eine kürzere und zugleich allgemeine Formulierung des Indukti on sgesetzes die bei den Größen Fläche A und magnetische Flussdicht e 8 miteinander zu verknüpfen. Das geschieht durch die Größe magnetischer Fluss.
Uj
= N·
B·
'1A
~ bzw. ~ ist die Änd erungsg eschw i ndig ke it (ze itliche Än derun g) der Fl äche. Genutzt wird diese Art der Spannungserze ug ung bei Generatoren (/ s. 252f.).
• In differenzi eller Schreibweise lautet di e Gl eichung: Uj = N · A · ~
'M
bzw. ~ ist di e Änd erung sgeschwindigkeit (zeitl iche Än derung ) der magn eti sch en Flussdichte. Genutzt wird d iese Art der Spannun gse rzeugung bei Transformat oren (/ S. 254f.). A ll e hi er genannten Zusa mm enhäng e lassen sich auch dedu kt iv aus der allg emeinen Formuli erung des Induktionsgeselzes (/ S. 246) ableit en.
I
246
• Bena n nt ist d ie Ei nheit d es mag neti schen Flusses nach dem de utschen Physiker WllHElM EOUARO WEBER (1804 - 189 1), der in Götti ngen eng m it eARL FRIEDRICH GAUSS (1777-1855) zusammenarbeitete. Beide Fo rsche r ba ut en 1833 de n erste n elektrischen Teleg rafe n. W EBER wu rde als ei ner der "G öttinger Sieben" 1837 se ines A mtes enthoben. Er hatte m it 6 weiteren Professo ren gege n die Aufhebu ng de r liberalen Verfassung protestiert.
Elektrizität slehre und M agnetismus
Der magnetische Fluss ist ein Maß für das die Fläche einer Leiterschleife oder Spule durchsetzende Magnetfeld. Formelzeichen : cp Einheit: ein Weber (1 Wb), 1 Wb
=1 V . s
Unter der Voraussetzung, dass die Fläche senkrecht zum Magnetfeld liegt, kann der magnetische Fluss berechnet werden mit der Glei chung:
cp= B· A
B A
magnetische Flussdichte Fläche (wirksame Fläche)
Ansch aulich gedeut et werden ka nn nach M . FARADAY diese Größe fol gendermaßen :
ä A,
Die magnetische Flussdichte ist ein Maß dafür, wie dicht die Feldlinien liegen . In den Ski zzen ist die Flussd ichte links größer als rechts. Dabe i ist A , kleiner als A 2 . Der magnetische Fluss dagegen ist ein Maß für die An zahl der Feldlinien, die senkrecht durch eine Fläche hindurcht ret en. Demzuf olge w äre der magnetische Fluss in beiden Fällen gleich groß .
4.3.2 Das Induktionsgesetz Mithilfe der Größe magnetischer Fluss lässt sich das Induktionsgesetz so formul ie ren, dass es alle Spezialfälle umfasst .
• Das Vorze ichen der Spannu ng hä ngt vom Vo rze ichen der Änd erung des m agn et ischen Flusses ab. Unt er Be rücks icht igung des lenzsehen Gesetzes ( / S. 248) wird deshalb d as Minu szeichen ein geführt .
In einer Leiterschleife oder Spule wird eine Spannung induziert, solange sich der magnetische Fluss durch die Leiterschleife oder Spule zeitlich ändert. Der Betrag der Induktionsspannung kann berechnet werden mit der Gleichung: U= - N . M I
N
Ll t
ßcp ßt
Windungszahl der Spule Änderung des magnetischen Flusses Zeitintervall
In differenzieller Form kann man das Induktionsgesetz folgendermaßen schreiben: U =- N · Q1 =- N . d ( 8 . A) =- N . (d A . B + A . d 8 ) I
dt
dt
dt
dt
Elektromagnetische Induktion
•
Wie groß ist die Induktionsspannung zwischen den Enden einer Spule mit 750 Windungen, die sich in einem Magnetfeld mit einer magnetischen Flussdichte von 30 mT befindet? Die Spule hat eine Länge von 15 cm und einen Durchmesser von 4 cm. Das Magnetfeld wird innerhalb von 0,1 s gleichmäßig auf null verringert. Die Längsachse der Spule schließt mit den Feldlinien einen Win kel von 30° ein . Ana lyse: Es ändert sich die magnetische Flussdichte zeitlich. Die wi rksame Fl äche ist konstant. Dabei muss berücksichtigt werden, dass die wirksame Fl äche k leiner als die Spulenfläch e ist. Die Spulenfl äche kann aus dem Spulendurchmesser berechnet werden . Die wirksame Fläche ergibt sich mit A w = A · cos
Uj N = 750 d = 4 cm = 0,04 m LlB = - 30 mT = - 3 . 10 -2 T M = 0,1 s
Lösung: U I
Mit A =
Ir
= - N· A
.
dB Ll t
./ 2. cos (p erhält man: U;
= - N·
d 4
2
1r·
U; =-750 ·
Ir·
.
cosep . ~ LIt
( 0,04 m) 2 3 10 - 2 T 4 . cos30° . ~
U; = 0,24 V
Ergebnis: Unt er den gegebenen Bedingungen wird zwischen den Enden der Spule eine Spannung von 0,24 V induziert. Wie verändert sich diese Spannung bei sonst gleichen Bedingungen, wenn die Spule einen Eisenkern m it einer Permeabilitätszah l von 500 hat? Durch den Eisenkern wird das Magnetfeld in der Spule und damit das von der Spule umfasste Magnetfeld um den Faktor fl r (Permeabilitätszahl) verstärkt, denn für eine solche Spu le gilt: B = Bo . fl r Dem zufolge ändert sich auch die magnetische Flussdichte wesentlich stärker als in dem Fall, in dem sich Luft in der Spule befindet. Die induzierte Spannung ist ebenfalls um den Faktor flr größer, hat damit also einen Betrag von ca . 120 V. Das ist allerdings nur dann der Fall, wenn der Eisenkern durch das äußere Magnetfeld vollstän dig magnetisiert wird und keine Streuverluste auftreten.
247
• Das Induktionsgesetz w urd e 1831 vo n dem englisch en Physiker MICHAEL FARADAY (179 1- 1867 ) entdeckt und w ird deshalb auch als faradaysches Induktionsgesetz beze ichn et . FARADAY w ar ein er der bedeutendste n Natu rforscher des 19. Jahrhund erts. Vi ele von ihm geprägte Begriffe (z. B. Elektrode, Katode, Anode, Ion, Elektrolyt oder Feld) sind heute Best andteil der Fachsprach e. Sein e Auffassung über die einheitliche Natur el ektri sch er und magn eti sc her Kräfte sowie der Lichte rscheinun ge n eilten dem Den ken seiner Zeit weit voraus.
248
------------------
Elektrizitätslehre und Magnetismus
4.3.3 Lenzsches Gesetz und Selbstinduktion Das lenzsche Gesetz Für Induktionsvorgänge gilt wie für alle anderen Vorgänge in abgeschlossenen Systemen der Energieerhaltungssatz ( / S. 84). Induktion im zeitlich konstanten Magnetfeld Bewegung )( )(
)(
x
Fg~g
H (1804- 1865) w ar ein d eutscher Physiker, der ab 1836 als Professor für Physik an der Universität 5t. Petersburg t ätig war.
Veränderung der magnetischen Flussdichte
)(
x x
)( )(
Induktion im zeitlich veränderlichen Magnetfeld
)(
)(
Wird eine Leiterschleife bewegt, so wird eine Spannung induziert und damit ein Strom hervorgerufen.
Vergrößert sich die magnetische Flussdichte, so wird eine Spannung induziert und damit ein Strom hervorgerufen.
Der Induktionsstrom ist so gerichtet , dass er eine Kraft entgegen der Bewegungsrichtung hervorruft.
Der Induktionsstrom ist so gerich tet, dass er ein Magnetfeld hervorruft, das der Verstärkung des magnetischen Flusses entgegen wirkt.
Es wird mechanische Energie in elektrische Energie umgewandelt.
Es wird Energie des magneti schen Feldes in elektrische Energie umgewandelt.
Die experimentellen Ergebnisse zur Richtung des Induktionsstromes fasste der Physiker H. F. E. LENZ 1833 zu einem Gesetz zusammen, das als lenzsche Regel oder als lenzsches Gesetz bezeichnet wird . Der Indukt ionsstrom ist stets so gerichtet, dass er der Ursache seiner Entstehung entgegenwirkt.
Das lenzsche Gesetz ist eine Formulierung des Energieerhaltungssatzes für die elektromagnetische Induktion . Aus historischen Gründen - LENZ entdeckte das Gesetz 1833, der Energieerhaltungssatz wurde von J.R. MAYER erstmals 1841 formuliert - wird es als gesondertes Gesetz betrachtet. Die oben genannte Formulierung hat darüber hinaus den Vorteil, dass man mithilfe dieses Gesetzes viele Erscheinungen anschaulich erklären kann. Dass man mechanische Energ ie aufwenden muss, um elektrische Energie zu gewinnen, merkt man z. B. beim Radfah ren. Bei eingeschaltetem Dynamo muss man unter sonst gleichen Bedingungen kräftiger treten.
Elektromagnetische Induktion
24~
Induktionsspannungen und -ströme treten nicht nur bei Leiterschleifen und Spulen auf. Ändert sich das Magnetfeld, das von einem massiven Metallkörper umfasst wird, so tritt ebenfalls elektromagnetische Induktion auf. Aufgrund der räumliche n Ausdehnung der Leiter entstehen Ringströme, die als Wirbelströme bezeichnet werden.
Durch Dynamobleehe könn en Wirbelströme w eitg ehend verhind ert we rden. Das sind dün ne, gegenein and er isoli erte Bleche. Die Kern e von Transformatoren set zt man des halb aus solchen Dyn amoblechen zu sa mmen.
Wirbelströme
i
zeitlich veränderliches Magnetfeld
zeitlich konstantes Magnetfeld ><
><
><
><
><
><
><
><
><
)<
><
:0 :
><
><
>< ><
x
><
x
>< ><
-
>< v ><
)<
><
><
x
Wirbelströme sind abhäng ig von der Bewegungsrichtung und der Richtung des Magnetfeldes.
Wirbelströme sind abhängig von der Änderungsrichtung der magnetischen Flussdichte und der Richtung des Magnetfeldes. ~
Wirbelströme sind teilweise erwünscht, teilweise auch unerwünscht. Erwünscht sin d Wirbelströme bei solchen technischen Anwendungen w ie dem Induktionshärten von metallischen Werkstücken (Bild lin ks) oder Wirbelstrombremsen (Bild rechts).
•
Durch Induktionsst röme wird das Werkstück zum Glühen gebracht.
bei Bewegung im Magnetfeld wird eine metallische Scheibe stark abgebrems.
Genutzt werden Wirbelströme auch bei Induktionsherden und bei Induktionszählern (Elektrizitätszähl ern). Unerwünscht sind sie bei Transformatoren, Generatoren ode r Elektromotoren, da sie dort zu erheblichen En erg ieverlusten führen können .
W irbelst rombremsen w erden z. B. auch zu r Dämpfung der Zeigerb ewegung in M essgeräte n (Dreh ~pulme< gerat, ( I hpisenmessgera') genutzt . Di e Wi rbelströme sind nach dem lenzschen Gesetz ( / 5.248) so gerich tet, dass sie der Ursach e ihr e rE nt ~e h u n g
(Bewegung) entgegenw irken, also die Bew egung abbremse n.
.1L--2_5_0 _ _ _ _ _ _ _E_le_k_t_r_ i zitätslehre und Mag netismus
• a Eine solche Anord nung wird auch al s Induktionskanone bezeichn et, w eil der Aluminiumring mit erheblicher Geschwindigkeit nach oben geschleudert werd en kann.
Ein Aluminiumring liegt auf einer Spule mit Eisenkern. Wird der Schalter geschlossen, bewegt sich der Aluminiumring nach oben . Bei Verwendung eines geschlitzten Ringes passiert dagegen nichts. Wie sind diese Effekte zu erklären? Schalter geschlossen
Schalter
230 V
• Ein analoger Effekt tritt auf, wenn man einen Aluminiumring bifil ar aufh ängt und einen Stabmagneten hineinstößt. Der M et allring w eicht aus .
Wird der Schalter geschlossen, so baut sich um die Spule sehr schnell ein Magnetfeld auf. Dieses sich ändernde Magnetfeld umfasst auch den Aluminium ring , in dem nach dem Induktionsgesetz eine Span nung und damit ein Strom induziert wird. Das durch den Induktionsstrom hervorgerufene Magnetfeld wirkt nach dem lenzschen Gesetz seiner Ursache (Anwachsen der magnetischen Flussdichte) entgegen. Beide Magnetfelder haben somit eine entgegengesetzte Richtung. Demzufolge wirkt eine abstoßende Kraft. Ist der Aluminiumring geschlitzt, kann es in ihm nicht zur Ausbildung von Wirbelströmen kommen. Der beschriebene Effekt tritt nicht auf. Selbstinduktion Wird ein Stromkreis mit Spule geschlossen, so wird um diese Spule ein Magnetfeld aufgebaut. Dieses sich ändernde Magnetfeld umfasst auch die Spule selbst und induziert in ihr eine Spannung und einen Strom . Dieser Effekt tritt auch beim Öffnen des Strom kreises und bei Verwendung von Wechselspannung auf.
Die in der Spule selbst induzierte Spannung und der damit verbundene Strom überlagern sich mit der im Stromkreis vorhandenen Spannung der Spannungsquelle und dem dadurch hervorgerufenen Strom.
Die Erscheinung, dass in einer felderzeugenden Spule selbst eine Spannung und ein Strom induziert werden, bezeichnet man als Selbstinduktion. Für eine Spule ergibt sich der Betrag der Selbstinduktionsspannung aus dem Induktionsgesetz in der Form: U =-N · A · ~ Ll t
I
Setzt man für die magnetische Flussdichte in einer langen Spule B =PO· Pr . ein, so erhält man:
T
U. =- N . A . I
(
Ll po · ,LI r . dt
~/N)
Ele ktromagnet ische Induktion
-------
251 J
Di e einzige Größe, di e sich zeitlich änd ert, ist di e Stromst ärke. Folglich kann man auch schreiben:
Vi
N2 . A
=- fi o· fi r ·
- , _.
Be i differenziell er Schrei bwe ise st eht statt ..lJl der Au sdruck
Ll / M
dl
Der konstante Faktor vor dem zweiten Quotienten charakterisiert den Bau der Spule und w ird als Induktivität bezeichn et. Die Induktivität einer Spule gibt an, wie stark die Ände rung der Stromstärke in der Spule aufgrund der Selbstinduktion behindert wird . Formelzeichen : Einheit :
L ein Henry
t
di·
Die Ei nheit 1 H ist nach dem ame ri ka nischen Physiker JOSEPH HENRY (1797- 1878)
(1 H)
benannt. Es gilt : Die Induktivität einer langen Spule kann m it folgende r Gleichung berechnet werden :
L = Po . Pr . N 2 . ~
A
l N Po Pr
Querschnittsfl äche der Spule Länge der Sp u le Windungszahl der Spule magnet ische Feld konst ante Permeabilitätszahl
Mit der Induktivität L gilt für die Selbstindukt ion sspannu ng in ein er langen Spule:
V
1H= 1 /
Eine Spul e hat eine Indukt ivität von 1 H, wenn bei ein er Änd erun g der Stromst ärke vo n 1 A in ein er Ze it von 1 s die Spannung 1 V durch Selbst induktion in ihr induzie rt w ird.
V · =- L · ~ I
Ll t
Eine quadratische Spule (l = 20 cm, Kantenl änge 5 cm) hat 1000 Windungen und einen Ei senkern (P r = 300) . Wie groß ist die Induktivität dieser Spule?
Ana lyse: Es kann die oben genannte Gleichung angewendet werden . Gesucht: Gegeben:
L I = 20 cm = 0,2 m a = 5,0 cm = 0,05 m
N Jl r fio
= 1000 = 300
= 1,257 . 10- 6 V . s · A- 1 . m- 1
Lösung : A
A L
=a 2 = 0,0025 m 2
= 1, 257 . 10- 6 V · 5. 300 . 1000 2 . 0,0025 m 2 = 4,7 H A · m · 0, 2 m
Ergebnis: Die Spule hat eine Induktivität von 4,7 H.
Das Ergebnis bedeut et : Bei einer Stromst ärkeä nderun g von 1 A in einer Zeit von 1 s wi rd eine Spa nnung von 4,7 V in der Sp ule in duziert .
Elektrizitätslehre und Magnetismus
Liegt ein Stromkreis mit Spule vor, so bewirkt die Selbstinduktion einen charakteristischen Verlauf von Stromstärke und Spannung beim Schließen und Öffnen des Stromkreises. Dieser Verlauf ist in dem 1+ und U-t-Diagramm dargestellt.
Li egt ein e Wechsel spannung an , so erfolgt in der Spule ständig Selbstindukt ion . Di e Spul e behindert den Stromfluss und wirkt als induktiver Widerst and ( / S. 286).
• Beim Einschalten verzög ert di e Sel bstin du ktionsspannung den An stieg der Stromstärke, beim Au sschalten bewirkt sie ein W eiterfli eßen.
U
I I I I I
• Besond ers hohe Spannungen tret en beim Öff nen eines Strom kreises auf. Das wird z. B. bei Zimdspulen g enutzt.
• leudlt~ tof Ilampen benötig en z. B. ein e Zünd spannung von 300 V- 450 V, w erd en aber an 230 V Wech selspannung angeschlossen . Di e Zün dung erfolgt mithilfe von Starter und Zün spule, die im Sockel eingebaut sind.
• Di e verschied enen Art en von Generatoren untersch eiden sich in ihrem t echnisch en Auf bau, nicht aber in der prinzipi ell en Wirk ungswei se.
Selbstinduktion tritt in allen Stromkreisen mit Spulen auf. Insbesondere bei Ausschaltvorgängen können dabei hohe Induktionsspannungen und kurzzeitig entstehen starke Induktionsströme fließen. Diese Induktionsspannungen können z. B. genutzt werden, um leuchtstofflampen oder Glimmlampen zu zünden .
4.3.4 Generatoren Eine wichtige Anwendung der elektromagnetischen Induktion ist der Generator. Er dient der Umwandlung von mechanischer Energie in elektrische Energie. Dabei wird bei einer Drehbewegung kinetische Energie in elektrische Energie umgewandelt. Man unterscheidet Wechselstromgeneratoren und Gleichstromgeneratoren. Außerdem können Generat oren als Innenpolmaschinen oder Außenpolmaschinen gebaut sein .
Elektromagnetische Induktion -----------
-----------------------------------
253
Rotor (Elektromagnet) Stator mit Induktionsspulen
Schleifringe
Wechselstromgeneratoren dienen der Erzeugung von Wechselspannung und Wechselstrom (/ S. 282) . Dabei wird das fa radaysche Induktionsgesetz ( / S. 246) genutzt. Die technische Real is ierung erfolgt in der Regel so, dass innerhalb von feststehenden Induktionsspu len ein durch Elektromagnete hervorgerufenes Magnetfeld rotiert (Innenpolmaschine). Bei gleichförmiger Rotation eines homogenen Magnetfe ldes um eine Spule oder einer Spule in einem Magnetfeld entsteht eine sinusförmige Wech selspannung.
IIIIIIIII u
r------~-----r----~----~~----+-----~----~----~ ~
~
211: cp
2
Betrachten wir zur Vereinfachung die gleichförmige Rotation einer Lei terschleife der Fl äche A in einem homogenen Magnetfeld. Durch die Rotat ion ändert sich ständig die wirksame Fläche (/ S. 244). Di e indu zierte Spannung beträgt nach dem Induktionsgesetz für eine Leiterschle ife:
u = _9!P = _d (S · A) = - 8 . dA I
dt
dt
dt
Die wirksame Fläche der Leiterschleife beträgt A w = A . cos (p. wobei der Winkel q; auch mithilfe der Winkelgeschwindig ke it (/ S. 244) ausgedrückt werden kann. Mit (p = cu· t erhält man A . cos (p = A . cos cut und damit als Induktionsspannung:
Ui =
- 8 . A d( coswt ) dt
Die Differenziation ergibt: U i
=8 . A
. cu· sin cut
i Einen der ersten ha ndgetriebenen Generatoren baute 1832 HIPPOLYTE PIXII
(1808 - 1835). Für di e technische Nutzung ware n die Entw ick lung des dynamoelektrischen Prinzips durch W ERNER VON SIEMENS
(1816- 1892) und der Bau der Dynamomaschinen von entscheidender Bedeutung.
i Auch ein Fahrraddynamo ist eine klei ne In ne npoIm asch ine. Dabei rot iert ein tonnenförmiger Permanentmagnet im In neren ein er Statorsp ul e. die am Gehäuse befestigt ist.
•-
Bei glei chförmiger Rot ation ei ner Spu le d er Windun gsza hl N erh ält man den N-fach en Wert für di e In dukt ion sspannung .
1 254
-----
Elektrizitätslehre und Magnetismus
4.3.5 Transformatoren Der Begriff ist abgeleitet von transfo rmare (I at.) = umf ormen. Transformatoren werden auch als Umformer beze ichnet .
Transformatoren dienen dazu, die Werte von Wechselspannung bzw. Wechselstromstärke zu verändern. Es gibt sie in unt erschiedlichen Bauformen (Kerntransformatoren, Manteltransformatoren) und auf den jeweiligen Zweck zugeschnitten (Hochspannungstranformatoren, Hochstromtransformatoren, Netzgeräte, Schweißtransformato ren, Zündspulen).
Prim ärspul e
Sch altzeichen für einen Transform ator:
Sek undärspu le
u1
J(
geschlossener Eisenkern aus Dynamoblechen
Nach der Art der Schaltung unterscheidet man zwischen unbelasteten und belasteten Transformatoren .
•
unbelasteter Transformator
belasteter Transformator
Im Sekundärstromkreis fließt kein Strom: = 0
Im Sekundärstromkreis fließt ein Strom: '2 > 0
Di e Be lastung eines Transformators steigt mit der Sekundärstromstärke. Von einem sta rk belasteten Transformator spricht man, wenn der W iderstand im Seku ndärstromkreis gegen null geht (Kurzsch lussfa ll) .
'2
Darüber hinaus ist zwischen einem idealen und einem realen Transformator zu unterscheiden .
• Rea le Transform atoren erreichen heute ei nen Wirkungsg ra d von bis zu 98 %. Der Wirkung sg rad hängt aber von der Belastung ab.
idealer Transformator
realer Transformator
Die dem Prim ärkreis zugeführte Energie ist gleich der im Sekundärkreis nutzbaren Energie. Es treten keine Energieverluste auf.
Die im Primärkreis zugeführte Energie ist größer als die im Sekundärkreis nutzbare Energie. Ein Teil der Energie wird in thermische Energie umgewandelt.
Bei einem unbelasteten idealen Transformator wird in der Primärspule ständig eine Spannung induziert, die nach dem lenzschen Gesetz der Spannung der Spannungsquelle entgegenwirkt.
Elektromagnetische Induktion
---------------------------------------
-----------
255
Es gilt somit für die Prim ärspule : U,
=- N,
. Q.cp dt
(1)
Die Sekundärspule wird vom gleichen sich ändernden Magnetfeld durchsetzt. Die Induktionsspannung beträgt dort nach dem Induktionsgesetz:
Stellt man Gleichung (1 ) nach d l/J/dt um und setzt in Gleichung (2) ein, so erhält man: U2 = - N 2
'
(-~)
oder umgestellt:
Bei einem unbelasteten idealen Transformator (Leerlauf) gilt:
U" U2 Primär- bzw. Sekundärspannung N" N2 Primär- bzw. Sekundärwindungszahl Bei einem belasteten idealen Transformator ( / S. 254) fließt ein Sekundärstrom . Im betracht eten Idealfall ist die vom Sekund ärkreis abgegebene Wirkleist ung ( / S. 292) genauso groß wie die vom Primärkreis aufgenommene Wirkleist ung : P, = P2 U, . " . cos (JJ, = U2 . ' 2 . COS (JJ2 Im Kurzschlussfall ist die Phasenverschiebung gleich . Damit gilt: oder Ersetzt man das Verhältnis der Spannungen durch das der Windungszahlen, so erhält man : Für einen stark belasteten idealen Transformator (Kurzschluss) gilt: I" ~
'2
Primär- bzw. Sekundärstromstärke N" N2 Primär- bzw. Sekundärwindungszahl
Experimentelle Untersuchungen zeigen, dass bei einem belast eten Transformator eine Vergrößerung der Belastung (Verkleinerung des Widerstandes im Sekundärstromkreis) und damit eine Erhöhung der Sekund ärstromstärke zu einer Vergrößerung der Primärstromstärke führt. Diese Erscheinung wird als Rückwirkung bezeichnet. Dieser Begriff bezieht sich auf die Bein f lussung des Primärst romkreises durch den Sekundärstromkreisen .
• Real e unbelastete Transformatoren (Leerl auf) "verbrauchen " En ergie, da auch in diesem Falle im Primärstromkreis ein gering er St rom fli eßt und ei n Teil der Energ ie in th erm isch e Ene rgi e um gewandelt w ird.
• Ursach e der Rückwirkung beim belast eten Transformator ist der mit dem Sek undärstrom verb und ene magn etische Fluss im Eise nke rn, der nach dem lenzsch en Gesetz dem prim äre n magnetischen Fluss ent gegenwi rkt . Ei ne Verr ingeru ng des Gesa mtfl usses im Eise nke rn f üh rt zu ein er kleineren Indu ktionsspannung in der Pri märspul e, di e der angel egten Spannun g entg ege nw irkt. So mit vergrößert sich di e Pri märst ro mst ärke.
256
Elektrizitätslehre und Magnetismus
Bei vorgegebenem Verhältnis der Windungszahlen N,/N 2 hängt die Sekundärspannung U2 nur von der Primärspannung U, ab. Die Primärstromstärke /, wird dagegen von der Sekundärstrom stärke /2 beeinflusst.
I Eine elektrische Klin gel kann z. B. eine Betriebsspannung von 8 V und eine Halogenlampe von 12 V haben. An der Bildröhre ein es Fernsehgerätes mu ss ein e Spannung von etwa 15 kV anliegen, um den Elekt ronenstrahl zu besch leun igen . Alle diese Geräte werd en mit eine m Transformator an 230 V Netzs pannung angeschlossen.
Man kann auch sagen : Die primärseitige Energieaufnahme des Transformators passt sich der sekundä rseitigen Belastung an. Transformatoren werden in vi elen Geräten und Anlagen genutzt. Sie sind das Kernstück von Netzgeräten oder Netzadaptern und werden z. B. in Fernsehgeräten, bei elektrischen Klingeln, bei Zündanlagen von Kfz, Fehlerstromschutzschaltern (FI -Schaltern) oder Schweißgeräten verwen det. Von besonderer Bedeutung sind Transformatoren für den Betrieb von Stromverbundnetzen. Mithilfe von Hochspannungstransformatoren wird die Spannung so hoch transformiert, dass die elektrische Energie aus den Kraftwerken effektiv und mit möglichst wenig Verlusten zu den Verbrauchern übertragen werden kann. •
Würd e man die Leistung eines 500 MW-B locks bei einer Spannung von 230 V übertragen wollen, so müsste ein Strom der Stä rke
/ = t:.U = 50023· 010V6 W = 2 174 000 A fließen. Bei d er Generatorspannung von 20 kV wären es immer noch 25000 A, bei 380 kV dagegen nur noch etwa 1300 A. Entsprechend verr ingern sich mit Erhöhung der Spannung die Leitungsverluste.
Di e Leitungsverluste in Fernl eitung en betragen:
p =/ 2 . R
Stromverbund 380 kV
Si e si nd umso geringer, je klein er di e Strom stä rk e ist. Das erreicht man durch Hochtransform iere n der Spannung.
Kraftwerk
220 kV
In Europa gibt es große Stromverbundnetze, di e die stabil e Versorgung von Haushalten und Wirtschaft mit elektrischer Energie sichern .
23,Q/~~OY{!]2 0 kV , 2~Q/~0_0
1_ _
J.
_ ' ___
~
_
L
_
Wohnhäu ser
__ I
[iJ
00
Forschung, Großindustrie
•
110 kV
Schienenverkehr
20 kV
Y-ID2} Q/~QO_~
~~@
Industrie, Gewerbe, Büro- und Warenhäuser
Kle in betri ebe, Landwirtsch aft, Einzelh äuser
257
Der Gleichstromkreis
4.4
Der Gleichstromkreis
Ein Stromkreis, in dem ein Strom in einer bestimmten Richtung fließt, wird als Gleichstromkreis bezeichnet. Stromstärke bzw. Spa n nung kön nen dabei zeitlich konstant od er zeitlich veränderlich sein. Die Dia gramme ze igen charakteristische Beispiele. zeitlich konstanter Gleichstrom
pulsierender Gleichstrom
•
rechteckiger Gleichstrom
! ' F " ~ h :::: t l ~
I
I
~
Pulsierender Gl eichstro m entsteht bei der Zweiweggleichrichtung von Wechselstrom . RechteckSpannungen und ströme spielen in der Digitaltechnik eine wichtige Rolle.
Ein zeit lich konstanter Gleichstrom fließt dann, wenn sich eine Gleichspannungsquelle in einem Stromkreis befindet. Solche Gleichspannungsquellen sind z. B. alle galvanischen Elemente (Batterien , Akkumulatoren, Gl eich spannungsgeneratoren oder Stromversorgungsgeräte). Elektrische Stromstärke, Spannung und Widerstand Ein einfacher Gleichstromkreis kann durch die drei Größen elektrische Stromstärke, elektrische Spannung, und elektrischer Widerstand beschrieben werden. elektrische Stromstärke
elektrischer Widerstand
elektrische Spannung
gibt an, wie stark der Strom im Strom kre is behindert wird.
gibt an, wie stark der Angibt an, wie viel elektrische I trieb des elektrischen StroLadung sich in jeder Sekunde durch den Qu ermes es. schnitt eines Leiters bewegt. Formelzei chen: I Einheit: ein Ampere (1 A) Messgerät: Amperemeter
w
U= Q Q t
elektrisch e Ladung Zeit
Formelzeichen: R Einheit: ein Ohm (1 {l) Messgerät: Ohmm ete r
Formelzeichen: U Einheit: ein Vol t (1 V) Messgerät: Voltmeter
W Q
Arbeit im elektrischen Feld elektrische La dung
I R= ~ p
I A
spezifischer elektrischer Wi derstand Länge des Leiters Qu ersch nittsfläche
I
I
Benannt ist die Einheit der Stromstärke nach dem französischen Naturforscher ANDRE M AR IE A MPERE (1775- 1836)
Benannt ist die Einheit der Spannung nach dem italieni schen Naturforscher A LESSANDRO VO LTA (1745- 1827)
Benannt ist die Einh eit des Wid erstandes nach dem deutschen Naturforscher GEORG SI MON OHM (1789 - 1854)
Elektrizitätslehre und Magnetismus
258
------------------------------------
Elektrische Energie und Leistung Als dritte Größe wird m itunter die elektrische Arbeit e inbezogen . Dann gilt:
Bei Stromfluss durch Bauelemente wird elektrische Energie in andere Energ ieformen (thermische Energie, Strahlungsenergie) umgewandelt. Die quantitative Beschreibung der Energ ieumwandlungen erfolgt mithilfe der Gräßen elektrische Energie und elektrische Leistung .
W =ßE W = U · / ·t
elektrische Energie
elektrische Leistung
ist die Fähigkeit des elekt ris; hen T gibt an, wie viel elektrische Enermechanische Arbeit zu gie in der Zeiteinheit in andere verrichten, Wärme abzugeben Energieformen umgewandelt oder Licht auszusenden. wird .
r Stromes,
• Be nannt sind die Einheiten nach d em schotti schen Erfinder und Technik er JAMES WATT (1736 - 1819) .
Formelzeichen: E Einheit: eine Wattsekunde (1 Ws) Messgerät: Elektrizitätszähler ~--
I Für U = konstant und 1= konstant gilt:
E = U ·1· t U
elektrische Spannung elektrische Stromstärke Zeit
Die Messung der elektrischen Energie erfolgt mit Elektrizitätszählern (Kilowattstundenzäh lern).
I
Formel zeichen: P Einheit: ein Watt (1 W) Messgerät: Leistungsmesser Für U = konstant und 1= konstant gilt: p= f. = U · I t E elektrische Energie Zeit Die Messung der elektrischen Leistung erfolgt mit Leistungsmessern (Wattmetern).
Sind mehrere Bauelemente in Reihe oder para llel geschaltet, so gelten die in der nachfolgenden Übersicht dargestellten Gesetze. Reihenschaltung von Widerständen .-------------~o
o~------------~
'-------lc=Jf--------j+ r----'ll--------ll 1= /1 = /2 = · .. = /n U
= U 1 + U 2 + ... + U n
Parallelschaltung von Widerständen ~
I ~.-~ 1= /1 + /2 + ... + 1 U = U 1 = U2 = ... = U n
R = R1 +R 2 + .. ·+ Rn
E = E1 + E2 + ... + En p
= P1
+ P2 + ... + Pn
Für zwei Bauelemente gilt:
!:!J. u
2
~ (S pannungsteilerregel)
R2
P = P1 +P2 + " '+P n Für zwei Bauelemente gilt:
!.1 - ~
'2 -
R,
(Stromteilerregel )
Der Gleichstromkreis
259
Anwendung der Gesetze in Gleichstromkreisen Die Gesetze in Gleichstromkreisen werden z. B. bei Potenziometerschaltungen, bei der Messbereichserweiterung von Messgeräten sowie bei spannungsrichtigen und stromrichtigen Messschaltungen angewendet. Spannungsteilerschaltung (Potenziometerschaltung) Gesamtspannung Teilspannung Teilwiderstände
Potenziometerschaltungen w erd en genutzt, um di e Spannung kontinui erlich von null bis zu einem M axim alwert verändern zu können.
Um mit elektrischen Messgeräten sowohl möglichst kleine als auch möglichst große Spannungen und Stromstärken zu messen, werden die Messbereiche der Geräte mit Vor- oder Nebenwiderständen erweitert. Messbereichserweiterung eines Strommessers Messw erk
Nebenwiderstand
Messbereichserweiterung eines Spannungsmessers M essw erk
Vorwiderst and
C ;TI
I
I
I
Spannungsmesser
Strommesse r
• Soll bei ein em Strommesser der Messbere ich um den Faktor 10 erweitert w erden, so mu ss der Nebenwi derst and ' /9 des Wi derst andes des Messw erkes betrag en. Bei einem Spannungsmesser müsste der Vorwiderst and 9-mal so groß sein .
Die Innenwiderstände der Messgeräte beeinflussen die Genauigkeit der gemessenen Spannungen und Stromstärken. Durch die Art der Schal tung kann man die Messfehler klein halten. stromrichtige Messschaltung
spannungsrichtige Messschaltung
IR = 1-
Korrektur n icht erforderlich, wenn RM « R.
.iL R M
I Korrektur nicht erforderlich, wenn RM »
R.
• Um di e Bee inf lussung des Strom kreises durch M essgerät e mögli chst gerin g zu halt en, si nd di ese so konstrui ert, dass Strommesser ein en mögli chst klein en und Spannungsmesser ein en mögli chst groß en Inn enw id ersta nd haben.
260
Elektrizitätslehre und Magnetismus
•
Mit einem Vielfachmessgerät kann man sowohl sehr kleine als auch sehr große Stromstärken messen. Bei einem bestimmten Messgerät lässt das Messwerk selbst jedoch nur eine Stromstärke bis maximal 0,1 A zu. Wird es stärker belastet, kann die Stromstärke nicht mehr abgelesen werden und das Messgerät kann zerstört werden. Das Messwerk selbst hat einen Widerstand von 50 Q .
Wie kann der Messbereich erweitert werden, um eine Stromstärke bis zu 1 A messen zu können?
• I Bei elektrischen Quel len ist zwischen der Leerlaufspannung UL (Spannung bei geöffnetem Stromkreis) und der Klemmenspannung UK (Span nung bei Stromflu ss) zu unterscheid en. Es gilt: UL> UK
Analyse:
-
Den Messbereich eines Strom messers erweitert man durch einen Nebenwiderstand, der parallel zum Messwerk geschaltet wird. Dadurch teilt sich der Gesamtstrom in zwei Teilsträme auf, wobei nur ein Teilstrom durch das Messwerk fließt: 11 =1- /2 . Gesucht: Gegeben:
Nebenwiderstand
+
Strommesser
(Widerstand des Nebenwiderstandes)
= 50Q = 0, 1 A =1 A
Lösung:
U
-G.
U ist gleich der Spannung am Messwerk. Sie erg ibt sich aus
-
Für die Einh eiten gilt:
~ ~ =1 Q
U = R1 · / 1 zu5V. Di e Stromstärke 12 erhält man aus 12 sich für den Nebenwiderstand: _
= 1-
/ 1 zu 0,9 A. Damit ergibt
SV
- 0,9 A
= 5,6
Q
Die kirchhoffschen Gesetze
• Ben annt sind di ese Gesetze nach dem deutschen Physiker GUSTAV ROBERT KIRCH-
(1824- 1887), der sie 1845/46 als 21 -jähriger Student formulierte . HOFF
Mit den /' S. 258 genannten Gesetzen für die Reihen - und Paral lelschaltung von Bauelementen + R3 lassen sich viele Aufgaben lösen, Sachverha lte erklären und Voraussagen treffen. Nicht vollständig erfasst werden damit aber elektri- + sche Schaltungen, in denen sich z. B_ mehrere Spannungsquellen befinden (siehe Skizze) oder an einem Verzweigungspunkt (Knoten) mehrere Ströme zu- oder abfließen.
Der Gleichstromkreis
261
J
Für solche Netzwerke formulierte KIRCHHO FF die nach ihm benannten kirchhoffschen Gesetze oder kirchhoffschen Regeln. 1. kirchhoffsches Gesetz (Knotenpunktsatz)
2. kirchhoffsches Gesetz (Maschensatz)
::r 2
In jedem Knoten ist die Summe der zufließenden Ströme gleich der Summe der abfließenden Ströme. n
Die Summe al ler Quellenspan nungen ist gleich der Summe aller Spannungsabfälle .
n
Beim Maschensatz ist zu bea chten, dass der Spannung ein e Rich tung und damit ein Vorz eichen zugeordnet ist . Zweck mäß igerweise wird di e M essrichtung so f est gelegt , dass sie mit der Strom richtung übereinstimmt. Beim Knotenpunktsatz müssen die Rich tung en der St röm e und damit deren Vorze ich en beachtet werden .
Ersatzscha Itu ngen Komplizierte Netzwerke lassen sich häufig auf einfache Reihen - oder Pa rallelschaltungen zurückführen. Unter einer Ersatzschaltung versteht man eine vereinfachte Darstel lung einer komplizierten elektrischen Schaltung. Ersatzschaltungen werden genutzt, um komplizierte Schaltungen übersichtlicher und durchschaubarer zu machen . Dabei werden gleichartige Bauelemente (Widerstände, Spannungsquellen) zusammengefasst, wobei durch die Vereinfachung die Funktionsweise der Schaltung erhalten bleiben muss . •
ä Blockschaltbilder kann man ebenfalls als stark vereinfachte Ersatzschal t ung en auffasse n.
Nachfolgend ist ein Beisp iel für eine Vereinfachung dargestellt. Verschiedene gleichartige Bauelemente werden schrittweise zusammengefasst.
I
262
Elektrizitätslehre und Magnetismus
4.5
Elektrische leitungsvorgänge
Fließt in einem Stoff oder im Vakuum ein elektrischer Strom, so spricht man von einem elektrischen Leitungsvorgang. Unter einem elektrischen Leitungsvorgang versteht man eine gerichtete Bewegung von Ladungsträgern, z. B. von Ionen oder Elektronen, unter dem Einfluss eines elektrischen Feldes.
• •
Bewegliche Ladungsträge r bedeutet, dass sie nicht an Atome oder Mol ekü le gebunden sind und sich unter dem Einfluss eines elektrischen Fe ldes in best immter Richtung bewegen kö nn en.
Solche elektrischen Leitungsvorg änge können in Metallen, Flüssigkeiten, Gasen, im Vakuum sowie in Halbleitern auftreten. Voraussetzungen dafür sind - das Vorhandensein von beweglichen Ladungsträgern, - die Existenz ei nes elektrischen Feldes. Der Verlauf eines elektrischen Leitungsvorganges hängt ab von - der Art und der Anzahl der beweglichen Ladungsträger (Ladungsträgerdichte) in einem Raumbereich , - der Beh inderung der gerichteten Bewegung der Ladungsträger durch andere Teilchen (elektrischer Widerstand), - der Stärke des elektrischen Feldes im jeweiligen Raumbereich. Grundsätzlich unterscheidet man drei Gruppen von St offen.
• •
Ein beweg lich es Elektron existiert be i M eta llen auf 1 Atom , bei Ha lbleitern auf 10 4- 10 7 Atom e und be i Nicht leite rn au f mehr als 10 10 Atome.
I
Leiter (Metalle. Elektrolyte. Gase)
Halbleiter
Nichtleiter (Isolatoren)
besitzen eine große Anzahl beweglicher Ladungsträger (Elektronen, Ionen).
besitzen bewegliche Ladungsträger (Elektronen, Defektelektronen ).
besitzen nu r wenige oder keine bewegli chen Ladungsträger.
4.5 .1 Elektrische Leitungsvorgänge in Metallen
• Di e Meta ll bindung ist ein e Art der ch emischen Bindung, di e durch anziehende Kräfte zwischen Metall -Ionen und freien Elektronen verursacht wird. Die bewegl ich en Auß enelektronen bezeichnet man auch als Elektronengas.
In Metall en liegt Metallbindung vor. Die nicht gebundenen Elektronen stehen als bewegliche Ladungsträger für Leitungsvorgänge zur Verfü gung. Beim Vorhandensein eines elektrischen Feldes bewegen sie sich in 'ein er Vorzugsrichtung, die durch die Feldrichtung bestimmt ist.
+
263
Elektrische Leitungsvorgänge
In metallischen Leitern besteht der elektrische Strom aus Elektronen, die sich in einer Vorzugsrichtung bewegen. Im Mittel kann man ihnen eine konstante Driftgeschwindigkeit zuordnen. Der Zusammenhang zw ischen der Stromstärke und der Driftgeschwindigkeit ergibt sich durch fol gende Überlegungen: Aus dem Volu men A . v . L1t tritt in der Zeit .M die Ladung LlQ = n . e . A . v· Ll t durch die Querschnittsfläche A des Leiters. n ist dabe i die Ladungsträgerdichte (= An zahl der LadungsträgerN olumen ).
metal li scher Leiter
Mit 1 = ~ erhält man für die Stromstärk e: l = n .eA-v .M= n · e · A · v .1t
(1)
Aus dem ohmschen Gesetz 1 = ~ ergibt sich mit R I = !d = ~ R
• Einen experimentellen Nachweis für die Existenz beweglicher El ektron en erb rachte der amerikan ische Physiker RICHARD CHALETOLMAN (188 1- 1948) im Jahre 1916. Er ließ ei ne Drahtspule stark beschleunigt um ihre Längsachse rotieren und dann plötz lich abbremse n. Dabei ko nnte er zwischen den Ende n der Spul e eine Spann ung nachweise n (TOLMAN-Versuch).
(2)
p. I
Gleichsetzen von ( 1) und (2) ergibt:
•
n·e · A · v =~ p.I
Durch Umstellen nach der Driftgeschwind igke it ve rhä lt man: v = _'_. !d p · n ·e I
Der Quotient ~ ist di e elektrische Feldstärke E (/ S. 217 ) im Le iter. Somit gilt:
Aus den Gült igke itsbedi ng ung en des ohmschen Gesetzes folgt, dass die Überl egungen für eine bestimmte Temperatur ( d= konstant) gelten.
Für ein Metall bestimmter Temperatur ist die Driftgeschwindigkeit der Elektronen der elektrischen Feldstärke im Leiter proportional.
v - 7u d 0 er v - E
U l E
· Spannung am Leiter Länge des Leiters elektrische Feldstärke im Leiter
Der Quot ient aus Driftgeschwindigkeit v und elektrischer Fe ldstärke E wird als Beweglichkeit u der Elektronen bezeichnet. Allgemein gilt:
Die Beweglichkeit u von Ladungsträgern hängt von der Driftgeschwindigkeit und der elektrischen Feldstärke ab. Es gilt:
u
= ~E
v E
Driftgeschwindigkeit elektrische Feldstärke
• Di e Beweglichkeit von ladungsträgern kan n experime ntell bestimmt werden .
I
Elektrizitätslehre und Magnetismus
264
•-
•
Die Driftgeschwindigkeit darf nicht mit der Au sbreitungsgeschwindigkeit des elektrischen Feldes im Leiter verwechselt werden. Si e bewirkt, dass sich beim Anl egen ein er Spannung die El ektronen im gesamten Leiter fast gleichzeitig zu bewegen beginnen.
• Der Term _ 1 _ wird n ·e u als spezifischer elektrischer Widerstand bezeichn et . Sein Kehrwert ist die spezifische elektrische Leitfähigkeit CY: CY=
1 = n ·e · u p
Als Beispiel betrachten wir einen 1 m langen Leiter aus Kupfer, an dem eine Spannung von 1 V gelegt wird . Dann findet man in Tabellenwerken als Beweglichkeit der Elektronen in Kupfer bei 20 °(:
u
= 3, 1 . 10- 3 v~ = 3 ' 1 . 10- 3 ·s
rn / s V/ rn .
Das bedeutet: Bei einer elektrischen Fe ldstärke von 1 V· m- 1 beträgt die Driftgeschwindigkeit der Elektronen in einem Leiter aus Kupfer 3,1 . 10- 3 m . 5- 1 oder 3, 1 mm . 5- \ denn es gilt v = u . E. Auch in anderen Metallen liegt die Driftgeschwindigkeit der Elektronen in der Größenordnung von Millimetern je Sekunde. Ersetzt man in der Gleichung 1= n . e . A . v (/ S. 263, Gleichung (1 )) die Stromstärke I = ~ und die Driftgeschwindigkeit v = u . E = u . ~ und stellt die Gle ichung dann nach dem Widerstand R um, so erhält man: Der elektrische Widerstand eines Leiters kann berechnet werden mit den Gleichungen: R ==_1_ . 1 n Ladungsträgerdichte n ·e ·u A e Elementarladung u Beweglichkeit der Ladungsträger R = p .~ l Länge des Leiters A Querschnittsfläche des Leiters p spezifischer elektrischer Widerstand
Bei konstanter Temperatur sind Ladungsträgerdichte und Beweglichkeit und damit auch der elektrische Widerstand konstant. Bei Erhöhung der Temperatur verringert sich die Beweglichkeit der Ladungsträger. Der Wi derstand wird größer.
• Bei di ese r Art der Darstellung gi lt: Der Wi dersta nd ist umso größer, j e klei ner der Anstieg des Graph en ist.
I-U-Kennlinie bei ß
=konstant
R=l!:!. I/
_ _____ _ __
~
_ _---.J
-
.JU
• Di e Temperaturabhängigkeit des W iderstandes ist stoffabhäng ig und wird durch Temperaturko effizienten erfasst.
I-U-Kenn linie bei ß * konstant
U
Der Widerstand ist konstant.
IU 11 1
<-
IU \/2
U
Der Widerstand vergrößert sich .
In welchem Maße sich der Widerstand bei M eta llen m it Erhöhung der Temperatur vergrößert, ist stoffabhängig.
Elektrische Leitungsvorg änge
265
Metalle im Bändermodell Die Leitfähigkeit von Stoffen kann mithilfe des Bändermodells gedeutet werden. Das Bändermodell ist ein Modell für die Energiezustände von Elek tronen in einem Festkörper.
In einem Festkörper führt das Zusammenwirken viele r Atome dazu, dass keine scharfen Energieniveaus wie bei einzelnen Atomen auftreten ( / S. 392), sondern breite Energiebereiche, die man als Bänder bezeich net. Das energiereichste, noch vollständig mit Elektronen besetzte Band nennt man Valenzband V. Das folgende, teilweise mit Elektronen besetzte oder leere Band, heißt leitungsband L. Die Elektronen in diesem Leitungsband sind beweglich und damit für die elektrische Leitfähigkeit bestimmend. Die Skizze zeigt charakteristische Unterschiede zwischen einzelnen Atomen und den verschiedenen Gruppen von Festkörpern. E
E
L
I.dE<3 eV ein ze ln es Atom
Für ein ze ln e Atome we rd en di e En ergi ezust änd e in ein em En ergi enivea usche ma ( / S. 392) d arg est ellt .
i Im Valenzband V sind sä m t li che El ektronen an ih re Atome gebunden.
i
E
E
•
I
].dE> 3 eV
v
V
V
M et all
Halbl eiter
Isol ator
Die elektrische Leitfähig keit von Metallen wird dadurch bewirkt, dass Val enz- und Leitungsband aneinandergrenzen oder sich teilweise überlappen. Das Leitungsband ist mit Elektronen besetzt. Bei Halbleitern und Isolatoren ist das Leitungsband bei 0 K leer, bei Zimmertemperatur teil weise besetzt. Supraleitung Bei Metallen erhöht sich mit der Temperatur der elektrische Wide rstand, bei Verringerung der Temperatur verkleinert er sich kontinuierlich . Bei sehr tiefen Temperaturen nimmt der Widerstand bei einer Reihe von Festkörpern ab einer bestimmten Sprungtemperatur den Wert null an.
Di e Breite des verbo te nen Band es beträgt z. B. f ür d ie Halbl eiter Germ aniu m 0,72 eV un d Sili ci um 1,1 eV.
i Di e höchste Energ ie des Valen zbandes bei o K w ird als FERMIEnergie beze ichn et. Be nannt ist sie nach dem italienisc hen Physike r ENRICO FERM I (1901 - 1954).
• Unter Supraleitung versteht man die Erscheinung, dass bei sehr niedrigen Temperaturen der elektrische Widerstand bestimmter Festkörper verschwindet. Bei Sprungtemperaturen von unter 10 K war an eine t echnische Nutzung der Supraleitung kaum zu denken. Das änderte sich 1986 mit der Entdeckung der Hochtemperatur-Supraleiter durch den deutschen Physiker JoHANNESGEORG BEDNORZ (*1950) und den schweizer Physiker KARL ALEX MÜLLER (* 1927). Heute kennt man Supraleiter mit einer Sprungtemperatur bis etwa 133 K =- 140 oe. Sie lassen sich mit flüssigem Stickstoff kühlen .
Entd eckt wurde di e Supra leitung 19 11 durch den ni ed erl ändischen Ph ysiker HEIKE KAMER I INGIIONNES (1 853- 1926) bei Untersuchun g en an Qu eck silber. Dieses Element hat eine Sp run gtem pera tur von 4,2 K.
266
Elektrizitätslehre und Magnetismus
----------------
l Traditionelle Supraleiter Stoff
Aluminium Quecksilber Blei
Hochtemperatur-Supraleiter
Sprungtemperatur in K 1,2 4,2 (191 1) 7,2
Stoff
33 (1986)
(LaBahCu 0 4 1 YBa2Cu30 7
- - - - - - - 11 Bi2Sr2Ca 2Cu30 1O
8,8 18,1
Sprungtemperatur in K
I
HgBa2Ca2Cu 30 S
1
92 (1996/97) 122 135
------
Bei der Supra leitung treten einige spezielle Effekte auf: Benannt ist diese Th eorie nach den Wi sse nschaftl ern, die sie entwicke lt haben . Es w aren di e amerik anisch en Physiker JOHN BARDEEN (1908- 1991), LEON N. ( OOPER (*1930) und JOHN ROBERT SCHRIEFER (*193 1). Si e erhi elten daf ü r 1972 den Nobelpreis f ü r Physik.
• Mithilfe supraleitender Spul en lassen sich sehr starke Magnetfe lder mit Flu ssdicht en bis etw a 25 Tesla erzielen . Eing eset zt w erd en solch e supraleitenden M agnet e z. B. in Teilchenbe schleunigern (DESY in Hamb urg, (ERN in Genf) sowi e in d er M edizi n bei Kernspintomografen.
Unterhalb der Sprungtemperatur wirkt ein veränderter Leitungsmechanismus . Beschrieben wird er durch die 1957 veröffentlichte BCSTheorie, eine quantenmechanische Theorie. Nach dieser Theorie bil den sich bei tiefen Temperaturen Paare von Elektronen (COOPERPaare), durch die der Ladungstransport verlu stfrei erfolgt. Find et zwischen einem supraleitenden Körper und einem Magneten eine Relativbewegung statt, so wird in dem Supraleiter ein Strom induziert, dessen Stärke nicht abnimmt. Bringt man einen Supraleiter oberhalb der Sprungtemperatur in ein Magnetfeld und kühlt ihn dann ab, so entsteht im supraleitenden Zustand wieder ein Strom, der zeitlich unbegrenzt fließt. Der Effekt, dass im konstanten Magnetfeld Ströme entstehen, wird nach seinen Entdeckern, den deutschen Physikern FRITZ WALTHER MEISSNER (1882- 1974) und ROBERT OCHSENFELD (1901-1993), als MEISSNER-OCHSENFELD-Effekt bezeichnet. Das äußere Magnetfeld wird durch ein entgegengerichtetes Feld im Supraleiter kompensiert (B ild links). Ein Supraleiter verhält sich damit wie ein Diamagnet ( / S. 241), der von einem Permanentmagneten abgestoßen wird. Das bedeutet: Ein Magnet schwebt über dem Supraleiter (Foto rechts) .
o berh alb d er Sprungt emperatur
unterhalb der Sprungtemperatur
• Benannt ist der JoSEPHsoN -Effekt nach dem amerikanischen Physiker BRIAN DAVID JOSEPHSON (* 1940, Nobelpreis 1973) .
Die Ström e verlaufen bei Supraleitern weitgehend in der Oberfl äche. Die Eindringtiefe in den Leiter ist gering . COoPER-Paare bewegen sich durch eine sehr dünne Isolationsschicht zwischen zwei Supraleitern, wobei der Strom vom äußeren Magnetfeld abhängig ist (JosEPHsoN-Effekt). Diesen Effekt kann man nutzen, um magnetische Flussdichten bis etwa 10- 15 T zu messen .
Elektrische Leitungsvorgänge
----------------- ----
----
267
I
4.5.2 Elektrische leitungsvorgänge in Flüssigkeiten In Flüssigkeiten kann eine elektrische Leitung stattfinden, wenn frei bewegliche positive und negative Ionen vo rhanden sind und ein elektrisches Feld anliegt. Solchen Ionen entstehen in wässrigen Lösungen von Säuren, Basen und Salzen durch Dissoziation. Die Ladung der Ionen hängt von der W ertigkeit der jeweiligen Stoffe ab.
Katode
A nod e
-
~-
+
+--~+=--=
--
--- ~
--~+ -..)--
-
+ Ion en .J W asserm olek ül e
Le itende Flüssigkeiten werden als Elektrolyte bezeichnet. Den genann ten Vo rgang der Ionenwanderung einschließlich der damit verbundenen stofflichen Veränderungen nennt man Elektrolyse. Beim Anlegen einer Spannung und damit beim Vorhandensein eines elektrischen Feldes be wegen sich die Ionen ent sp rechend ihrer Ladung und der Richtung des Feldes zur Anode oder zur Katode und lagern sich dort ab .
• Der Beg riff Ion st ammt aus dem Gr iechischen und bedeutet das Wandernd e. Die positiv geladenen Ion en, die zur Katod e wa nd ern, nennt man Kationen . Die negativ geladenen Ionen, d ie zur A node wa ndern, hei ßen Anionen. Geprägt und in der Physik ei ng efü hrt hat all e di ese Beg riffe MICHAEL FARADAY
(179 1-1 867).
In Elektrolyten besteht der elektrische Strom aus positiv und negativ geladenen Ionen, die sich in entgegengesetzter Richtung bewegen . Die Beweglichkeit der Ionen hängt wie bei Metallen ( / S. 263 f.) vom Stoff, von der Temperatur und von der elektrischen Feldstärke im betreffenden Bereich ab. Sie kann wie bei Metallen berechnet w erden mit der Gleichung u = ~ . Bei 20 oe beträgt z. B. die Beweglichkeit von Kupfer-Ionen 2 2 0,0 51 m m die von Hydroxid-Ionen 0, 18 m m . Damit ist d ie Bewegv .s v .s lichkeit von Ionen bei dieser Temperatur um einen Faktor vo n etwa 10- 5 geringer als bei guten Leitern (/ S. 264).
• Betragen der Absta nd von Anod e und Katode 10 cm und di e anliegende Spannung 1 V, so hat d ie Driftg eschwindig keit für Kupfe r-Ionen bei 20 oe ein en Betrag et w a 2 600 m,m .
Eine Besonderheit von Le itungsvorg ängen in Flüssigkeiten besteht darin, dass mit Ladung auch Stoff transportiert wird und sich dieser Stoff an den Elektroden ablagert oder als Gas freigesetzt wird . Der Zusammenhang zwischen der Masse des abgeschiedenen Stoffes und der transportierten Ladung ist im 1. faradayschen Gesetz erfasst. Die Masse eines aus einem Elektrolyten abgeschiedenen Stoffes ist der transportierten elektrischen Ladung proportional. m
=c . Q
m c Q
Masse des abgeschiedenen Stoffes elektrochemisches Äquivalent elektrische Ladung
Bei konstanter Stromstärke gilt Q =, . t. Damit kann man das Gesetz auch formulieren: m = c . , . t. Genutzt wurde es früher zur Definition der Stromstärke 1 A: Ein Strom hat die Stärke 1 A, wenn er bei gleichm äßig er Stärke in einer Sekunde 1,118 mg Silber abzuscheiden vermag .
• Gefund en wu rd n di e Gesetzt dCI [lek trolyse um 1833 von dem englis h n Nil turforschcr MKIII\II FARAOI\Y (1791 1867). Sie w erd en deshalb als farudaysche Gc'ietze beze ichnet.
268
Elektrizitätslehre und Magnetismus
--------------------
• Die FARADAY-Konstante hat einen Wert von:
F = 9,64853 · 10 4 rn~ 1 Mithilfe des 2. fa radayschen Gesetzes ist es auch möglich, die Elementarladung e zu bestimm en.
Das 2. faradaysche Gesetz stellt den Zusammenhang zwischen der transportierten Ladung und den Ionen des jeweiligen Stoffes her, die diese Ladung bewegen. Die transportierte und an einer Elektrode abgegebene bzw. aufgenommene Ladung ist der Wertigke it der Ionen und der Stoffmenge proportional.
Q =n · z·F
n Z
F
Stoffmenge in Mol (/ Wertigkeit der Ionen FARADAY-Konstante
s.
52)
Leitungsvorgänge in Flüss igkeiten werden in vielfältiger Weise genutzt, z. B. in Batterien und Akkumulatoren, zur Oberflächenveredlung von Körpern durch Galvanisieren (Vergolden, Verchromen, Versilbern, Verkupfern), bei der Elektrotauchlackierung von Metallteilen, be i der Schmelzflusselektrolyse zur Aluminiumherstellung oder bei der Elektroraffination von Metallen .
• Beim Galvanisieren w ird in der Regel mit geringen Spannun gen (1 - 2 V) und Strom stä rken bis 1000 A gearbeitet. Die Schi chtdicke der Überzüge hängt vom Verwendungszw eck ab und li egt im Mikrom et er-Bereich, z. B. bei Gold zwischen 0,3 pm und 1 pm, bei Chrom zwische n 10 pm und 25 pm.
Verkupfern eines Gegenstandes
Elektrolackierung
1 ...) W asse rmol ekü le ;t. po sitiv geladene Cu -Ion en -
negativ geladene S04- lon en
Die positi v geladenen Cu-Ionen lagern sich in einer dünnen Schicht am metallischen Gegenstand ab.
I
An der als Anode geschalteten Karosserie lagern sich die negati v geladenen W asser-Lack-Teilc hen ab.
4.5.3 Elektrische Leitungsvorgänge in Gasen
i Ein Gas unter Normbedingungen, also z. B. die Luft in unserer Umgeb ung, ist ein guter Isolator.
Eine merkliche elektrische Leitu ng in Gasen findet nur statt, wenn durch äußere Einflüsse bewegliche Ladungsträger erzeugt werden. Eine erste Möglichkeit dazu ist die + ...) + Ionisation des Gases. Dabei werden z. B. durch Energiezufuhr in Form von W ärme oder Stra hlung ..) Gasmol ek üle ±,I Ionen - Elektronen einzelne Elektronen aus den Gasmolekülen herausgelöst. Es entstehen Elektronen und positive Gas-Ionen als bewegliche Ladungsträger. Zufuhr von En ergi e in Form von W ärm e oder radioaktiver Strahlung
269
Elektrische Leitungsvorgänge
------------------------------------------------
Eine zweite Möglichkeit zur Er+ zeugung beweglicher Ladungs~(:,träger ist die Stoßionisation in Gasentladungsröhren (/' Skizze). -~ .j - I ~ ÖSie kommt zustande, wenn freie '..' ----- + - - - - - .;. -Elektronen bei niedrigem Druck .:~ durch das elektrische Feld so stark + .:.. --+beschleunigt werden, dass sie beim Auftreffen auf Gasmoleküle von diesen Elektronen abspalten können. In einem lawinenartigen Prozess entstehen Elektronen und positiv geladene Gas-Ionen . Untersucht man ein Gas bezüglich seiner Leitfähigkeit genauer, so ergibt sich ein charakteristischer Zusammenhang zwischen der an einer Ga sentladungsröhre anliegenden Spannung und der Stromstärke.
:': --- t, ---------
.:' - - - - - - =
,=
f(U) bei niedrigem Druck
's ----------:-;.. . -.. . . . ,. .----------------.,..----unse lbstst ä ndige ' Sättig un gsbere ich Gase nt la dung :
se lbstst ä nd ig e Gase ntl a dun g
U
Oberhalb einer bestimmten Grenzspannung UG, die vom Druck und von der Art des Gases in der Elektronenröhre abhängt, kommt es zu selbstständiger Gasentladung, die mit verschiedenen Leuchterscheinungen verbunden ist. Diese unterschiedlichen Leuchterscheinungen lassen sich demonstrieren, wenn man an die Elektroden einer Elektronenröhre eine Hochspannung anlegt und den Druck in der Röhre allmählich verring ert. Man beobachtet zunächst vor der Katode ein Glimmlicht. Es kommt infolge der Anregung von Gasmolekülen durch schnelle Elektronen zustande. Darüber hinaus leuchtet das Gas in einem Großteil der Röhre. Diese positive Säule, ein leuchtendes Plasma, kommt zustande, weil Elektronen auf ihrem Weg zur Anode immer wieder m it Gasmolekülen in Wechselwirkung treten und diese zur Emission von Licht anregen. Be i weiterer Verringerung des Druckes im Gas verschwinden die Leuchterschei nungen wegen der geringen Anzahl der dann noch vo rhandenen Gasmoleküle. Bei hinreichend hohen Spannungen können auch bei normalem Luftdruck Leitungsvorgänge stattfinden. Charakteristisch sind Spitzenentladungen (Elmsfeuer) und Funkenentladungen. Eine spezielle Funkenentladung sind Blitze. Technisch überaus bedeutsam sind auch Lichtbögen.
• El ektron en als Ladung sträger können in Gase n auch durch Emission ( / S. 270) erzeugt w erd en.
•
I
Bis zur Spannung U s erfolgt di e Leitung durch die (zufällig) vorhand enen Elektronen und Ionen. Bei w eiterer Vergrößerung der Spannung gelangen all e La dungsträger zu den El ektrod en, es fli eßt ein konstanter Sättigung sstrom. Bei noch höherer Spannung kommt es zur Ionisation der Gasmol ek üle und damit zu ein em stark en An stieg der Stromst ärk e.
Genutzt w erd en Gasentl adung en z. B. bei Glimmlampen, Leuchtröhren, Leuchtstofflampen , Quecksilberdampflampen od er Natriumdampflampen. Di e Farbe des Lichtes hängt von der Art des Gases und bei Verw endung von Leucht stoffen von di esen Stoffen ab.
• Be i zw i Ku ge ln vo n je 1 cm Durchm esser beträgt die Fun ke nsch lagweite bei et wa 30 kV ca. 1 cm.
Elektrizitätslehre und Magnetismus 270 .. _----------------
• Die Glühemission wurde 1883 von THOMAS ALVA EDISON (1847-193 1) bei Experim enten mit Glühlam pen ent deckt.
• Die Fotoemission wurde 1888 von WILHELM HALLWACHS (1859 - 1922) erstmals beim Bestrahlen einer Zinkplatte mit Licht beobachtet
4.5.4 Elektrische Leitungsvorgänge im Vakuum Im Vakuum kann nur dann ein elektrischer Leitungsvorgang stattfinden, wenn durch äußere Einflüsse Elektronen als frei beweg liche La dungsträger erzeugt werden und ein elektrisches Feld anliegt. Die Erzeugung von Ladungsträgern (Elektronen) kann z. B. durch den glühelektrischen oder lichtelektrischen Effekt erfolgen. Dabei w ird in das Vakuum eine Platte aus Metall oder Metalloxid als Elektrode gebracht. Durch Erhitzen bzw. Bestrahlen mit Licht erhalten einzelne Elektronen der Elektrode so viel Energie, dass sie sich aus der Metalloberfläche lösen kön nen . Sie stehen dann als bewegliche Ladungsträger zur Verfügung . Fotoemission (lichtelektrischer Effekt)
Glühemission (glühelektrischer Effekt) Anod e
I
Katode
Licht
(/ 5.356). 1905 konnte ALBERT EINSTEIN (1879 - 1955) den lichtelektrischen Effekt theoretisch begründen ( / S. 358) und erhielt u. a. dafür 1921 den Nobel preis für Physik .
Der Wehn elt zylinder ist nach seinem Erfinder ARTHUR WEHNELT (187 1-1944) benannt
Heizung +
+
Im Vakuum besteht der elektrische Strom aus Elektronen.
Leitung im Vakuum wurde vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Elektronenröhren (Röhrendiode, Triode, Tetrode, Pentode) genutzt. Solche Elektronenröhren werden heute nur noch für spezielle Zwecke verwendet. Sie sind in den meisten Anwendungsbereichen von Halbleiterbauelementen verdrängt worden. Angewendet wird die Leitung im Vakuum heute vor allem in Elektronenstrahlröhren (Fernseh bi Idröhren, Oszi Ilografenbi Idröhren, Röntgenröhren). Die Skizze zeigt den Aufbau einer Fernsehbildröhre. Ablenksyste m W ehneltzylinder
-
horizontale Abl enkspu len
Leuchtschirm (Bildschirm)
Elektrische Leitungsvorgänge
271
----------------------------------------
4.5.5 Elektrische Leitungsvorgänge in Halbleitern Halbleiterbauelemente wie Thermistoren, Dioden, Transistoren oder integrierte Schaltkreise sind Grundelemente der meisten modernen technischen Geräte und Anordnungen. Die breite technische Nutzung von Halbleitern begann erst nach der Entdeckung des Transistoreffekts (1948) und war eng verbunden mit der Entwicklung von Technologien zur Herstellung von Halbleitermaterialien ab Beginn der fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts. Eigenleitung in Halbleitern Technisch wichtige Halbleiter sind die Elemente Silicium, Germanium, SeIen und Tellur sowie zahlreiche Verbindungen aus Elementen der 111. und V. Gruppe bzw. der 11. und VI. Gruppe des Periodensystems der Elemente (z. B. Galliumarsen id GaAs, Indium phosphat InP). Der spezifische elektrische Widerstand von Halbleitern hän gt stark von der Reinheit des M ateria ls und von der Temperatur ab. Er liegt bei reinen Stoffen im Bereich der Leitfähigkeit von Elektrolyten.
aJ .....
aJ
B ro ß
..... aJ
.t!:D aJro wI
10- 10
10 5
10 15 pin il · mm 2 m
10 10
Der spezifische elektrische Widerstand beträgt bei 20 oe bei reinem 2 2 Silicium 2 . 10 5 n· mm und bei reinem Germanium 4. 10 7 n · mm . m m Für Halb leiter gilt im Vergleich zu Metallen: Die Beweglichkeit der La dungsträger ist größer, die Ladungsträgerdichte aber wesentlich kleiner. In einem reinen Halbleiter werden die Bindungen zwischen den Atomen durch Elektronenpaare realisiert. Es liegt eine Atombindung vor. Bei sehr tiefen Temperaturen sind alle Elektronen gebunden. Bei Zimmertemperatur können einzelne Elektronen die Bindung verlassen . Sie stehen als bewegliche Ladungsträger zur Verfügung.
räumliche Anordnung der Siliciumatome
Darstellung der Anordnung in einer Ebene
\(
s(
Si \
I
\
I
s(
s(
-,
I \
Si
Si
I
\
Si
I
Si
1\
'\
I
!
,Si,
Von reinen Halbleitern spricht man, wenn auf mehr als 109 Atome ein Fremdatom oder ein Gitterfehler kommt .
C
~~ 0·-
10- 15
Di e physikalischen Grundlag en für Halbleiterbauelemente wurd en in der Festkörperphysik erforscht, mit dem Bereich der technisch en Umsetzung beschäftigt sich die Elektronik .
\
I
SI
!
1\
I \
I
\
,5i\
-
I
Si
1\
\
I
Si
1 \
Di e Beweglichkeit von Elektronen liegt bei Metallen (20 °C) 1 bei 10- 3 vm. S ' bei Halb leitern ist sie mehr als 100-mal größer.
• Die Darstellung der Anordnung von Ato men kann in räumli chen od er ebenen GitterrnoclC'l len od er in Pd(kllI19~m() dellen erfolg en. Für di e Veranschaulichu ng von Leitungsvorg äng en sind ebene Gitterrnod ell e zweckm äß ig.
Elektrizitätslehre und Magnetismus
Verlässt ein Elektron seinen Platz in der Bindung, so entsteht dort eine Fehlstelle, d ie als Defektelektron oder loch bezeichnet wird. Den Vorgang der Entstehung eines beweglichen Elektrons und eines loches nennt man Paarbildung, den umgekehrten Vorgang Rekombination .
•
I
Bei einer bestimmten Temperatur ist die Beweglichkeit von Elektronen in der Regel größer als die von Löch ern.
J
In einem reinen Halbleiter halten sich Paarbildung und Rekombina tion die Waage. Die leitung in einem reinen Halbleiter wird als Eigen leitung bezeichnet. Sie erfolgt durch Elektronen und löcher.
)-,; -,-,1
()-,--,;- -,,1
Eigenleitung mit Elektronen und Defektelektronen (löchern)
a
,Si,
,Si,
- \. j \
_
-'- j
I
\
Si
Si .! '-
\
I
Si
! '-
I
-
\ --
-
I
\
Si
/
\
-
I
Si ..! '-
Si .! '-
J,
-'- j
-\
I
Si
-
p-'-\
/.! '-,
I
Si
I,
\
-
\
Si
I'
- \. j
-,
Si
I~\- -/
-\ I-
Si
,Si,
I
--
--
Si ..! ';...
Si ..! '-
\
I
\
I
Die Elektronen wandern nach links, die Löcher nach rechts.
• Der energetische Absta nd L1E zwi schen Valenzba nd und Leitung sband liegt bei Hal bl eitern bei wen iger als 3 eV. Ein typ ische r Wert ist 1 eV.
Im Bändermodell (/ S. 265) lässt sich die Eigenleitung folgendermaElektron ßen deuten: Bei 0 K ist das Leitungsband L unbesetzt. Bereits bei Zimmertemperatur reicht die innere Energie eini o Loch ger Elektronen aber aus, um vom Valenzband V ins Leitungsband L zu gelangen . Diese Elektronen bewegen sich unter dem Einfluss eines elektrischen Feldes gerichtet. Im Valenzband V bleiben Löcher zurück, die von Elektronen des Valenzbandes besetzt werden können und dadurch in der zu den Elektronen entgegengesetzte n Richtung wandern. E
vi
Störstellenleitung in Halbleitern
• Das Dotieren von Halbleitern ist ebenso wie di e Herstellung von hochre in en Halbleitern ei n komplizie rt er technischer Prozess. Meist nutzt man zum Dotieren die Thermodiffusion .
Für die technische Nutzung spielt die Eigenleitung nur eine geringe Rolle . Prakti sch bedeutsam wurden Halbleiter erst, als es gelang, ihr Le itvermögen durch den Einbau von Fremdatomen in hochreines Halbleitermateria l gezielt zu beeinflussen. Der gezielte Einbau von Fremdatomen in Halbleiterkristalle wird als Dotieren bezeichnet. Zum Dotieren von Silicium nutzt man Elemente der 111. Hauptgruppe (z . B. Bor, Gallium oder Indium) bzw. der V. Hauptgruppe des Perioden systems (z. B. Phosphor, Arsen oder Bismut). Dadurch entstehen Störstellen mit freien Elektronen bzw. Löchern.
Elektrische Leitungsvorgänge
273
------------------------------------------n-Halbleiter
p-Halbleiter
+
+
o
+
o
+ Phosphor- Ion
o
Wird ein Phosphoratom (5 -wertig) in Silicium dotiert, kann ein Außenelektron des Phosphors nicht gebunden werden und steht als freies Elektron für eine n-Leitung zur Verfügung.
Im Bändermodell lässt sich die n- und p-Leitung folgendermaßen deuten: n-Leitung
p-Leitung
EI
EI
Elektronen im Leitungsband bewirken einen Strom von Elektronen von + nach - .
Def ekte lektron (Loch)
Wird in ein Siliciumkristall ein Boratom (3wertig) dotiert, kann ein Außenelektron eines Siliciumatoms nicht gebunden werden. Es bleibt ein Loch, das für eine p -Leitung zur Verfügung st eht.
Durch Dotieren lässt sich die Leitfähigkeit von Halbleitern gezielt erhöhen . Nach der Art der dann dominierenden Leitung unterscheidet man zwischen n-Leitung (Elektronen leitung) und p-Leitung (Löcherleitung).
::
0
Bor-Ion
f reies Elektron
Beeinfluss~ng
J
0
0
0
• n- und p-Leitung wird auch als Störstellenleitung bezeichnet, da Grundlage dieser Leitung der gezielte Einbau von Fremdatome n (Störste ll en) ist .
::
Löcher im Valenzband bewirken einen Strom von Defektelektronen von - nach +.
des Leitungsvorganges durch Wärme und Licht
Bei speziellen Halbleitermaterialien kann die Leitfähigkeit durch Temperaturänderung oder durch Bestrahlung mit Licht stark beeinflusst werden. Aus solchen Materialien werden Halbleiterbauelemente hergestellt, bei denen diese Effekte genutzt werden. Beispiele dafür sind Thermistoren und Fotowiderstände. Thermistoren (abgeleitet vom englischen thermally sensitive resistor) sind stark temperaturabhängige Widerstände aus halbleitenden Metal loxiden mit negativem Temperaturkoeffizienten (Heißleiter, NTC-Wid erstand, abgeleitet vom englischen negative temperature coeffizient resi stor) oder positivem Temperaturkoeffizient (Kaltleiter, PTC-Widersta nd, abgeleitet vom englischen positive temperature coeffizient resistor).
i Für fast all e Halbleiter gilt: Je höher di e Temperatur ist, d sl o größer ist die L itfähi gkeit . Das res ulti rt daraus. dass ~ i c h 7 W , r mit st ig c nd r T mperatur di e Beweg li chke it der Ladun gsträge r verring ert, ihre Ko nze ntration aber st ärker zu nimmt.
274
Elektrizitätslehre und Magnetismus
Fotowiderstände
Thermistoren
(LDR)
Heißleiter (NTC-Widerstand)
Kaltleiter (PTC-Widerstand)
Mit steigender Temperatur Ö verringert sich der Widerstand.
Mit steigender Temperatur !'J vergrößert sich der Widerstand.
Mit zunehmender Beleuch tun gsstärke E ve rr ingert sich der Widersta nd.
R
R
R
E
Der pn-Übergang Dioden und Transisto ren bestehen aus einer Kombination von p- und nleitenden Halbleitern. Für ihre Wirkungsweise spielt der Übergang zwischen dem p-Ieitenden und dem n-Ieite nden Gebiet, kurz als pn-Übergang bezei chnet. eine entscheidende Rolle. Im Bereich zwischen dem p-Leiter und dem n-Leiter kommt es zur Diffusion von Elektronen in den p-Leiter und von Löchern in den n-Leiter. Es entsteht eine Grenzschicht mit speziellen Eigenschaften .
• Di e gro ßen, negativ bzw. positiv geladenen Teilchen si nd di e ortsfesten Ion en der Dotierungsstoffe. Di e kl ein en Teil chen si nd die beweg li chen Elektronen bzw. Löcher.
p-Leiter
, pn - üb ~rga ng
,
n-Leiter
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
Q
x
Für diese Grenzschicht , den pn -Übergang, gilt: - Aufgrund von Rekombination sind im pn-Übergang keine Elektronen und Löcher vorhanden . Der pn-Übergang wirkt wie eine Sperrschicht. - Im pn-Übergang existiert ein elektrisches Feld, dass von n-Leiter zum p-Leiter gerichtet ist. Aufgrund seiner Entstehung durch Diffusion wird es auch als Diffusionsfeld beze ichnet. Es verhindert das weitere Eindringen von Elektronen in den p-Leiter und von Löchern in den nLeiter.
------------------------------------
275
Elektrische Leitungsvorgänge
Die Diode
•
Eine Halbleiterdiode besteht aus p- und n-Ieitenden Halbleitern mit einem dazwischen liegenden pn -Übergang. pnp-Le iter Übergang n-Leiter
o -
o
I I I I I I _
+
Frühe r nutzte man statt Halbl eite rdioden spez iell e Elektronenröhren, di e Röhrendiod en. Al s Sch alt zeichen für eine Diod e wird verwendet:
I·
+ I
-@-
--------
Grenzschicht - Bor-Ionen o Defektel ektro nen
[>I
;t, Phosphor-Ionen
- Elektronen
Untersucht man experimentel l die Stromstärke in Abhängigkeit von einer außen anliegenden Spannung, dann zeigt sich : - Liegt am p-Le iter der Pluspol der Span Du rchlassnungsquelle, 50 fließt bei geringer richtung Spannung zun ächst kein Strom. Das Diffusionsfeld (/ S. 274) wirkt dem äuSperrrichtung ßeren Feld entgegen. Ab der Schwellenspannung Us übero u wiegt das äußere Feld. Der pn -Übergang wird mit Ladungsträgern überschwemmt. Die Diode ist in Durchlassrichtung geschaltet. - Liegt am p-Le iter der Minuspol der Spannungsquelle, 50 wirken Diffu sionsfeld und äußeres Fe ld in gleicher Richtung. Der an Ladungsträgern verarmte pn-Übergang wird breiter. Di e Diode ist in Sperrrichtung geschaltet. Eine Diode lässt den elektrischen Strom nur in einer Richtung, der Durchlassrichtung, f{indurch.
Diode in Durchlassrichtung
Diode in Sperrrichtung
p-Leiter n-Leiter
n-Leiter
+ -
+~-
-
o,~ /, <. . .
+
-~ +
1
• Di e Schwellenspannung beträgt für Silicium ca. 0,7 V und für Germanium ca. 0,35 V.
i Aus dieser Eig enschaft ergibt sich das Hauptanwendungsgebiet von Dioden: Sie we rd en als Gleich richter genutzt und erm ög li chen auch cl n Ba u von KonstilntspannllngsqllcllC'fl Info rm atio nen dazu sind auf d r CD L U fin den.
276
------
•
Elektrizitätslehre und Magnetismus
Der bipolare Transistor
Der Begr iff Transistor ist vom englischen tran sf er resisto r = übertrage nd er Widerst and abge leit et .
Der bipolare Transistor ist ein Halbleiterbauelement, das aus drei unterschiedlich dotierten Schichten besteht und damit zwei pn-Übergänge besitzt. Man unterscheidet zwische n npn-Transistoren und pnp-Transistoren _ Jeder Transist or besitzt drei Anschlüsse, den Emitter E, den Kollektor C und die Basis B_
Sch altze ich en von Transistoren:
Koll ektor C n
npn -Transistor
,-@: pnp-Tra nsistor
Über die drei Anschlüsse können die Wid erstände der beiden pn -Übergänge und damit die Stromflüsse durch den Transistor gesteuert werden_ Dazu scha ltet man den Transisto r 50, dass zwei Stromkreise entstehen _ Vergleichbar ist das mit der Reihenschaltung von zwei Dioden .
• M it der Entdeckung des Transistol'effekts du rc h die drei USamerika nischen Physike r WllliAM SHOCKlEY (1 910 - 1989), WALlER HOUSER BRATIAIN (1902- 1987)und JoHN BARDEEN (1908- 1991) in den Jahren 1947/48 w urd e ein entscheidend er Durchbruch bei der Ent w icklung der Halbleiter-Elektronik erz ielt. 1948 wurd e der erst e Transistor von ihn en zum Pat ent ang emeld et . 1956 erhi elten di e drei Physiker fü r ihre Leistung en den Nobe lp re is für Physik.
+ -
- +
Bas isstrom kreis (St euerstro mk reis)
Koll ektorstromkreis (Arbe itsstro m kreis)
+ -
- +
vergl eichbare Schalt ung zw eier Diod en
Di e Wirkungsweise eines Transistors ergibt sich aus der Schaltung und den Besond erheiten seines Aufbaus : - Liegt nur eine Spannu ng zwischen Emitter und Kollektor an, 50 ist stets einer der beid en pn-Übergänge in Sperrrichtung geschaltet. Es fließt kein Strom. - Wird der Übergang zwischen Emitter und Basis in Durchlassrichtung geschaltet und liegt die Spannung UBE über der Schwellenspannung ( / S. 275), so fließt ein Basisstrom_ - Durch den Basisstrom wi rd die sehr d ünne Basisschicht mit Ladungsträ gern überschwemmt. Aufgrund der relativ großen Spannung zwischen Em itter und Kollekt or gelangt der überwiegende Teil dieser Ladungsträger (Elekt ronen ) durch den pn-Übergang zum Kollektor und bildet den Kollektorst rom
'c-
Elektrische Leitungsvorgänge
277
I
Der beschrieben e Effekt der Steuerung des Kollektorstromes durch den Basisstrom wird als Transistoreffekt bezeichnet. Durch Anlegen einer Basis-Emitter-Spannung wird ein bipolarer Transistor zwischen Emitter und Kollektor elektrisch leitend. Im Kollektorstromkreis fließt dann ein elektrischer Strom . Ein Transistor kann damit als elektronischer Schalter genutzt werden .
Der Zusammenhang zwischen den Strömen ist aus der Skizze lin ks und der 'e ' B- Kennlinie (Steuerkennlinie) erkennbar. Ic inmA 50 n 40
p
H
30 20 10
USE
0,1
0,2
IBin mA
Eine kleine Änderung der Basisstromstärke führt zu einer erheblich stärkeren Änderung der Kollektorstromstärke. Ebenso führt eine kleine Änderung der Eingangsspannung UBE zu einer größeren Änderung der Spannung an einem äußeren Widerstand R c im Kollektorstromkreis. Mit einem Transistor lassen sich Stromstärke, Spannung und damit auch elektrische Leistung verstärken . Ein Transistor kann als Verstärker genutzt werden .
• Di e Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Strömen und Span nungen beim Transistor lassen sich in einem Kennli nienfeld darstellen. Dabe i werden für einen Transistor die Zusammenhänge zw ischen den Größen UßE , UCE' Iß und Ic erfasst. Genaue re Informationen dazu sind auf der CD zu finden .
• Vorausgesetzt wird dabei immer die rich tige Beschaltung des Transistors und d as Vorhandensein entsprechend er elektrischer Qu ell en.
Die Verstärkung wird durch Faktoren erfasst, die je nach Trans istortyp in einem weiten Bereich schwanken können. Stromverstärkung
Spannungsverstärkung
Leistungsverstärkung
v = B · Vu
• Die Stro mverstärkung liegt bei Tran sistoren meist zwisch en 20 und 1000.
An einem Transistor werden folgende Werte gemessen: (l)U BE = 0,75V ' B= 0,10mA 'c =20mA UcE = 6,5V
Uc = 2,4 V
(2) U BE = 0,85 V
Uc = 5,8 V
' B = 0,15 mA
'c = 30 mA
UCE = 3,1 V
Damit erhält man für diesen Transistor: B = 10 mA
0,05 mA
= 200
vu --
~ = 34
0,1 V
V = 200 · 34 = 6800
278
i Feldeffekttransistoren (F ET) sind der Typ von Transistoren, der seit etwa 1970 für integrierte Schaltungen verwendet w ird. Di e Herstellungstechnologie (PlanCIrtechnik) ermöglicht es, auf kleinstem Raum eine große An zahl von Transistoren unterzubringen. Darü ber hin aus erfolgt die Steuerung dieser Transistoren lei stungsfrei.
• Transistoren werden nicht nur als diskrete Bauelemente genutzt, sondern sind Bestandteil integrie rt er Sch altung en. Damit ist ihr Anwendungsbere ich außerordentlich vielfältig. Auf der CD sind unter dem Stichwort Transistor einige typische Beispie le dargestellt. Nebenstehend ist ei n einf ach er MikrotonverstiHke dargestellt.
Elektrizitätslehre und Magnetismus
Der Feldeffekttransistor Der Feldeftekttransistor (FET) ist ein unipolarer Transistor. Diese Bezeich nung rührt daher, dass bei ihm beim Leitungsvorgang entweder Elektronen oder Löcher beteiligt sind, während beim Bipolartransi stor Elektronen und Löcher eine Rolle spielen. Es gibt inzwischen eine Viel zahl von verschiedenen Arten von FET. Wi r betrachten als Beispiel einen MOSFET (meta l-oxid e-semiconductor-field eftect-transist or) . Die Skizze zeigt den Aufbau und Isolierschicht die Schaltung eines solchen MOS(Si0 2) FET. Auf einem Grundm aterial aus p-Ieitendem Sil icium befinden sich zwei n-Ie itende Bere iche, di e durch einen dünnen Kanal mit einander verbunden sind. Oberhalb dieses Kanals befindet sich eine Metalielektrode . Die drei Anschlüsse ei nes FET werden als Source S (Qu elle, Zufluss), Drain D (Senke, Abfluss) und Gate G (To r) bezeich net. Der Arbeitsstromkreis wird Grundm aterial (p-Ieitendes Silicium) zwischen Source S und Drain D geschaltet. Die Wir ku ngswei se eines FET lässt sich f olg endermaßen beschreiben: - Liegt nur eine Spannung zwischen Sund D an, dann fließt kein Strom. - Wird an das Gate G eine positive Spannung angelegt, so entsteht ein nach unten gerichtetes elektrisches Feld. Es bewirkt, dass Elektronen aus dem Grundm aterial in den Kanal gelangen und sich dort die Ladungsträgerdichte stark erhöht. Der Kanal wi rd leitend; zwischen S und D fließt ein Strom, dessen Stärke von der Gate-Spann ung abhängt . Transistoren können als elektronische Schalter oder als Verstärker verwendet werden. Bei der Verwendung als Schalter wi rd der Transistoreffekt ( / S. 277) genutzt. Beim Ve rstärker wendet man an, dass man durch Stromverstärkung ode r Spannungsverstärkung eine Lei stungsverstärkung erreichen kann.
o
0,1 0, 2 0,3 0,4
'8in mA
1l '8~ Eingangs-
C
signal
279
Elektrische Le itu ngsvorg äng e
Ausgewählte elektronische Bauelemente im Überblick Fotowiderstand
Thermistor
II
U
NTCWiderstand (Heißleiter)
11
Widerst and (K altleit er)
-Ptt -P-
PTC-
Thermistoren sind stark temperatu rabhä ngige W iderstände aus halbleitenden Metalloxiden. Ihr Widerstand vergrößert oder verkleine rt sich mit steigender Temperatur.
Fotowiderstände sind beleuchtu ngsabhängige Widerstände, z. B. aus Cadmiumsulfid, die auf ein Trägerplättchen aufgebracht sind. Ihr Wide rstand verklein ert sich mit der Beleuchtungsstärke.
Gleichrichterdiode
Leuchtdiode (lED)
-@l>!
l>!
'l
Gleich ri chterdiod en sind Bauelemente mit einem pn -Übergang, die in Sperrrichtung einen großen und in Durchlassrichtu ng einen kleinen Widerstand haben.
Leuchtdioden, z. B. aus GaAs, werden in Durchlassrichtung betrieben. Bei der Re kom bination im pn-Übergang wird Energie frei, die in Form von Strahlung abgegeben wird.
Fotod iode
Fotoelement, Solarzelle
l>! Fotodioden werden in Sperrrichtung betrieben. Bei Beleuchtung des pn-Übergangs mit Licht erfolgt eine Paarbildung. Die Stromstärke steigt an.
Sol arze llen sind flächenhafte Ano rd nungen von Fot oe le menten . Bei einem Fotoelement entsteht bei Lichteinstrahlung zwischen pund n-Anschluss eine Spannung.
bipolarer Transistor
unipolarer Transistor
G-@=~ '-
0
G -1 :~ - 5
Bipolare Transistoren sind Bauelemente, bei denen ein Arbeitsstromkre is durch einen Steuerstromkreis beeinflusst wird . Sie werden als Schalter und Verstärker genutzt.
Unipolare Transistoren sind Ba uelemente, bei denen durch ein elek tri sches Feld ein Arbeitsstromkrei s beeinflusst w ird. Si e w erd en als Schalter und Verstä rk er g enutzt.
L 280
Elektrizitätslehre und Magn etismus
------------------
• Allg eme in ist ein Signal eine durch Messoder Nachwe isgeräte erfassbare Veränderung einer physikali sche n Größe.
------------------------------------
4.5.6 Analoge und digitale Signalverarbeitung In Nat ur und Technik ändern sich viele Größen kontinuierlich, z. B. die Temperatur der Luft oder die Helligkeit im Freien. Die Messung solcher Größen ergibt stetige Verläufe . Man spricht von analogen Signalen. Die Gesamtheit der Verfahren und Geräte, bei denen analoge Signale verwendet werden , bezeichnet man als Analogtechnik. Für die Übertragung und Verarbeitung von Signalen ist es häufig günstiger, mit digitalen Signalen zu arbeiten, also mit Signalen, die durch zwei Zustände gekennzeichnet sind . Die Übertragung solcher Signale ist weni ger störempfindlich als die analoger Signale. Darüber hinaus ist eine einfache Weiterverarbeitung mit Computern möglich .
• Die zwei Zustände bei digitalen Signalen werden unterschiedlich bezeichnet, gemeint ist aber inha ltlich das Gl eiche: - ein oder aus - high (h) od er low(l) - L od er 0 - 1 od er 0
Die Gesamtheit der Verfahren und Geräte, bei denen digitale Signale verwendet werden, bezeichnet man als Digitaltechnik.
I
analoge Signale
digitale Signale
sind durch kontinuierliche Änderungen gekennzeichnet.
sind durch zwei Zustände gekennzeichnet.
U
u -,
__ ei n
I
aus
Welche Signale man jeweils erhält, ist weitgehend von den genutzten technischen Geräten abhängig. Analoge und digitale Signale können aber ineinander umgewandelt werden.
• •
AD-Wandler und DAWandler sind kom pl exe Schaltungen, die sich in unterschiedlich er Wei se realisieren lassen.
• Zur Verstärkung schwacher Signale nutzt man häufig Operationsverstärker (OV).
Die Umwandlung analoger in digitale Signale erfolgt mithilfe von Analog-Digital-Wandlern (AD-Wandler), die von digitalen Signalen in analoge durch Digital-Analog-Wandler (DA-Wandler). Bei vielen modernen Messgeräten werden nichtelektrische Größen in elektrische Größen, insbesondere in Spannungs- oder Stromstärkewerte, umgewandelt. Bei elektrischen Thermometern bewirkt eine Temperaturänderung eine Änderung der Stromstärke, die ihrerseits in eine digitale Anzeige umgesetzt wird. Helligkeitsschwankungen werden in einem Belichtungsmesser in Spannungsschwankungen umgewandelt. Bei automatischen Türöffnern ergibt ein Druck eine Spannungsänderung.
Elektrische Leitungsvorg änge
281
In der Messtechnik erfolgt die Erfassung solcher Größen, wie der Temperat ur, der Masse, der Geschwindigkeit, der Helligkeit, des Druckes oder der Feuchtigkeit durch Sensoren. Sensoren sind Bauelemente zur Messwert- und Datengewinnung, bei denen nichtelektrische Größen in elektrische Signale umgewandelt werden.
Sensoren sind meist mit kompl exen elektronischen Schaltungen kombi niert, die in Abh ängigkeit vorn Verwendungszweck sehr unterschiedlich aufgebaut sein können . •
Pflanzen in Gewächsh äusern brauchen für das optimale W achstum ei ne bestimmte Bodenfeuchtigkeit , die man automatisch regeln kann. Die Skizze zeigt eine einfache Reglerschaltung . Magnetventil
Beregnungsanlage
R
Der W iderstand zwischen den beiden Elektroden hängt von der Bodenfeuchtigkeit ab. Er beeinf lusst zugleich die Spannung zwischen Basis und Emitter des Transistors.
• Bei feuchte r Erde ist der Wid erst and kle in. Die Spannung sin kt unter die Schwe ll en spa nnung ( / S. 275). Das Magnetventil im Kollektorstrom kreis wird geschlossen. Beim Trockne n de r Erde verg röße rt sich der Wid erstand und damit auch die BasisEmitter-Spann ung. Mit Erre ichen der Schwe llenspannung f ließt im Kollektorstromkreis ein Strom, der das Öffnen des Magnetventils bew irkt. Di e Beregnungsa nl age wird w ir ksa m.
Sensor
zu messende Größe
Einflussgröße
Nutzung
Thermistor (/ S. 274)
Temperatur
Wid erstand
Temperaturmessung, elektrische Thermometer
Fotowid erstand, Fotodiode (/ S. 274)
Helligkeit (B eIeuch tungsstärke)
Wide rstand
Be lichtungsmesser, Sch alter für Straßen beleuchtung
Dehnungsmessstreife n (DMS, / S. 73)
Kraft, Druck
Wi dersta nd
Kraftmesser, Druckm esser
Bimetallstreifen
Temperatur
Länge
Bimetallsch alter
Thermoelement
Temperatur
Spannung
Temperaturm ess ung, Strahlungsm ess ung
Drehwiderstand
Winkel
W iderstand
Win ke lmessung
Piezokrista II
Druck
Spannung
Druckm essung
282
Elektrizitätslehre und Magnetismus
4.6
Der Wechselstromkreis
Das Stromversorgungsnetz, an das Haushalte und Industriebetriebe angeschlossen sind, wird vorrangig durch Generatoren gespeist. In ihnen werden Spannungen infolge der Rotation von Spulen induziert. Bei der gleichförmigen Rotation einer Spule oder einer Leiterschleife in einem homogenen magnetischen Feld entsteht eine sinusförmige Wechselspannung (/ S. 253). Die Sp annung ändert periodisch ihre Polarität; der durch sie hervorgerufene Strom wechselt daher ebenfalls periodisch seine Richtung . Allgemein gilt:
• St rom gl eicher Flussricht un g wird dag ege n als Gleichstrom beze ichnet. Es ist auch dann ein Gl eich st rom , we nn sei ne Stärke n icht konsta nt ist, wie d as z. B. bei p uls ieren dem Gl eichst rom bei einer einfachen Gleichrichterch"ltung der Fall ist.
Strom, der seine Flussrichtung periodisch wechselt, wird als Wechselstrom bezeichnet. Ob es sich bei einem geg eben en Strom um Gleich- oder Wechselstrom hand elt, lässt sich anh and d es Stromstärke-Zeit-Diagramms erkennen (s. Ski zzen) .
(b)
(a)
Im Unterschied zu r Gleichst romstärke I und zur Gl eichspannung U bezeichnet man d ie betreffe nden Größe n im W ec hse lstrom kreis mit i und u.
Beim Beispiel (a) handelt es sich um Gleichstrom, (b) ist kein W echsel strom im gen annten Sinne, da keine Periodi zität vorliegt . Bei (c) handelt es sich um sinusförmigen Wechselstrom, so wie er auch im Stromnetz vo rliegt. Möglich sind aber auch andere Formen, z. B. Wechselstrom mit rechteckförmigem zeitlichen Verlauf, der in der Digitaltechni k eine wich t ig e Rolle spielt.
4.6.1
Net zw ech se lspannung hat ein e Frequ enz von 50 Hz = 50 S- l und d amit e in e Schwing ungsd auer von
T = 0,02 s.
(c)
Größen zur Beschreibung eines sinusförmigen Wechselstromes
Für einen f este n Ort im Stromkreis verhält sich ein sinusf örmige r Wechselstrom wie eine Schwingung . Daher kann man zu seiner Beschreibung viele Größ en nutzen, die auch in der Schwingungsleh re bei mechani schen Schwingungen ( / S. 128 ff. ) verwendet werden . Nachfolgend sind die wichtigsten Größen zur Beschreibung von sinusförmigen Wechsel ström en und Wechselspannungen dargestellt. Die Frequenz f des Wechselstromes gibt an, wie viele Perioden je Sekunde durchlaufen werden . Es gilt:
f
= 1T
T
Dauer einer Periode
Der Wechselstrom kreis
283
W ie bei jedem sinusförmigen Zeitverlauf kann man auch d ie Änderungen von Spannung und Stromstärke als Projektion einer gleichförmigen Kreisbewegung auffassen ( / 5.129). Diese bei mechanischen Schwingungen nahe li egen de Betrachtungsweise ist für den W echselstrom zwa r unanschaulich, ermöglicht aber seine einfache mathematische Darstellung m it h ilfe der Größe Kreisfrequenz und die A rbeit mit Zeigerdiagrammen (/ s. 289f.). Die Kreisfrequenz ist ein Maß für die Schnelligkeit der Änderung der Stromstärke bzw. der Spannung. Formelzeichen: cu Einheit: eins durch Sekunde (1 5- 1) Sie kann berechnet werden mit der Gleichung:
cu= 2rc · f= ~ T
f T
Frequenz Schwingungsdauer
Der zeitl iche Verlauf von Sp annung und Stro mstärke lässt sich analog zu harmonische n mechanischen Schwingungen ( / S. 129 f. ) m ithilfe der Sinus- bzw. der Kosinusfunktion beschre iben. Die Maximalwerte von Spannung und Stromstä rke entsprechen der Am plitude, ihre Momentanwerte der jeweiligen El ong at ion (Auslenkung). Für die Spannung im W echselstromkreis gilt: U = u max . sin (vt Für die Stromstärke erhält man: i = i max . sin cut In der angegebenen Form haben Spannung und Stromstärke zur gleichen Zeit ih re maximalen W erte. Die Phasenverschiebung rpzwischen ihnen ist nul l. Sie ka nn aber au ch einen anderen W ert haben. Dann sind z. B. die Maximalwerte von Spannung u nd Stromstärke gegeneinander versch oben . So gilt für die Spannung im untenstehende n Fall (rechts): U
= u max . sin (cut -
cp)
I Das Produkt aus Kreisfrequen z und Zeit ergibt einen Win kel in Bogen maß (/5.129): (j).
t=?f . t= (p
Damit ka nn in der Zeigerdarstellung CU auch als Win ke lgeschwindigkeit gedeutet werden , mit der der Zeiger rotiert.
284
Elektrizitätslehre und Magnetismus
Typische Frequenzen tür Wechsel ströme in der Technik Frequenzbereich
o Hz- 20 kHz 20 kHz - 300 kHz
1 300 kHz- 3 GHz
L: 3 GH z
I
Bezeichnung
technische Nutzung
N;ederfrequenz
Energieversorgung (Netzfrequenz: 50 Hz)
1
I Mittelfrequenz
I
I Hochfrequenz
lI
Langwellen-Rundfunkempfänger, Quarzuhren
- computer, Rundfunk- und Fernseh technik, Mikrowellengeräte
Höchst_f _ re_q_u_e_n_z__-_-_-_-_-_
Nach richtensateil iten
Mittelwerte und Effektivwerte tür Stromstärke und Spannung Im Wechselstromkreis ist für Stromstärke und Spannung zwischen Maximalwerten, mittleren Werten und Effektivwerten zu unterscheiden . Mittlere Werte und Effektivwerte ergeben sich aus unterschiedlichen Überl egungen. Die mittlere Stromstärke hängt eng mit der transportierten Ladung 0 zusa mmen. In einem I-t-Diagramm entspricht die Ladung der Fläche unter dem Graphen (s. Skizzen) . W echselstromkreis
Gl eichstromkreis
0= / . \t
T
"2 Betrachtet man in einem Wechselstromkreis nur die positive Halbwelle und ermittelt durch Integration die Fläche, die der Ladung entspricht, so erhält man:
•-
Es gilt:
f
sin wtdt
= _ .1 . coswt w
o=f i
max . sin
.
(vt dt = I _/max . (t)
T
COS
wtl 2 0
w
o Dividiert man 0 durch die Zeitdauer einer Halbwelle, so erhält man die mittlere Stromstärke:
T = 0,64 imax
Der Wechselstromkrei s
Für die mittlere Stromstärke im Wechselstromkreis gilt:
T = ~ . imax = 0,64 im ax
im ax Maximalwert der Stromstärke
Auf eine analoge Weise lässt sich eine mittlere Spannung berechnen. Für diese erhält man: -
U
2 =H . U max = 0,64 u max
Für den leistungsumsatz im Wechselstromkreis, z.B. an einem ohmschen Widerstand, sind die Effektivwerte von Stromstärke und Spannung maßgeblich . Es sind diejenigen Werte für Stromstärke und Spannung im Wechselstromkreis, bei denen die gleiche Leistungsabgabe erfolgt wie bei eben diesen Werten im Gleichstromkreis.
285
i Di e mittl ere Stromstärke entspricht der Stromstärke von gleichgerichtet em Wechselstrom . Man bezeichnet sie dah er auch als Gleichrichtwert.
i Dam it gilt für die Leistung im Gleichstromkreis und im Wechsel stromkreis ohne Pha senverschiebung:
Für die Effektivwerte von Stromstärke und Spannung gilt: ' 1 = i max '" 07 , 'max
J2
U = u m ax '" 07 , u max
J2
p= u·/
Die Abl eitung für die Effektivwerte ist auf der CD zu finden.
Um einen Wechselstrom zu kennzeichnen , nutzt man in der Regel die Effektivwerte U und I. •
So beträgt in Deutschland die Netzwechselspannung U = 230 V. Das ist der Effektivwert der Spannung . Der Maximalwert beträgt dem zufolge: U max = 230 V . J2 = 325 V
4.6.2 Ohmsehe, induktive und kapazitive Widerstände im Wechselstromkreis Ohmsehe Widerstände Ohmsche Widerstände bewirken sowohl im Gleichstromkreis als auch im Wechselstromkreis eine Umwandlung von elektrischer Energie in thermische Energie, die in Form von Wärme oder Licht an die Umgebung abgegeben wird. Man bezeichnet sie deshalb als Wirkwiderstände, die in ihnen umgesetzte Leistung als Wirkleistung. Bei einem Drahtwiderstand hängt der frequenzunabhängige Widerstand bei bestimmter Temperatur nur vom Stoff, von der Länge des Drahtes 1 und von seiner Querschnittsfläche A ab. Es gilt:
Der Widerstand ist im Gleichstromkreis genau so groß wie im Wechselstromkreis, wenn man den induktiven und den kapazitiven Widerstand vernachlässigt, der bei realen ohmschen Widerständen vorhanden sein kann. Zwischen Spannung und Stromstärke tr itt keine Phasenversc hi ebung auf.
•
l
Der effektive Wert der Netzspannung darf zw ischen + 6 % (243 V) und - 10 % (207 V) schwa nken . Innerhalb dieser Grenzen funktionieren auch all e mit Netzspannung betriebenen Geräte sicher.
i Benannt sind diese Widerstände nach dem deutsch en Lehrer und Physik er GEORG SIMON OHM
(1789 - 1854) .
286
Elektrizitätslehre und Magnetismus
Induktive Widerstände Der Draht einer Spule besitzt auch immer einen ohmschen Wid erstand, der im Gl ei chstromkreis und im Wechselstromkreis gl eich groß ist. Ohmseher und induktiver Wid ersta nd der Spul e ergebe n deren Gesamtwi dersta nd im Wechselstromkreis ( / S. 289). In der Regel ist der induktive Widerstand einer Spule wesentlich größer als ihr ohmscher Widerstand.
All e Aussag en zu den Wechselstromwiderständen beziehen sich auf rei ne ohmsehe, indukti ve und kapazitive Widerstände. Reale Bauelemente haben nu r näherungsweise solche reinen Wid erstä nd e.
Untersucht man experimentell den Widerstand einer Spule im Gleichund Wechselstromkreis, dann zeigt sich: Der elektrische Widerstand ist im Wechselstromkreis wesentlich größer als im Gleichstromkreis. Ursache dafür ist die Selbstinduktion ( / S. 250). Die Selbstinduktionsspannung ruft nach dem lenzschen Gesetz ( / S. 248) einen Induktionsstrom hervor, der der Ursache seiner Entstehung entgegengerichtet ist. Damit wirkt eine Spule im Wechselstromkreis wie ein Widerstand. Der im Wechselstromkreis aufgrund der Induktivität L wirkende Wechselstromwiderstand wird als induktiver Widerstand bezeichnet. Formelzeichen: XL Einheit: ein Ohm (1 Q)
Im Unterschied zum ohmschen Widerstand, bei dem elektrische Energie in andere Energieformen umgewandelt wird, geht bei einem induktiven Widerstand jeweils kurzzeitig folgender Prozess vor sich: Elektrische Energie wird in Energie des Magnetfeldes umgewandelt und umgekehrt. Insgesamt bleibt die Energie im Stromkreis erhalten . Man bezeich net deshalb einen solchen Widerstand auch als Blindwiderstand . Der induktive Widerstand einer Spule kann berechnet werden mit der Gleichung : XL = 2rr· f . L = co· L
f co L
•
Frequenz des Wechselstromes Kreisfrequenz Induktivität der Spule (/ S. 251 )
J
Eine Spule mit einer Induktivität von 4 H wird an Netzwechselspannung angeschlossen. Wie groß ist ihr induk tive r Widerstand? Analyse: Netzwechselspannung hat eine Frequenz von SO Hz. Der induktive Wid erstand kann nach der oben genannten Gleichung berechnet werden. Gesucht: XL Gegeben: f = 50 Hz L = 4H
•..
Lösung:
Für die Einheiten gilt: 1 Hz· H
= 1 Y...:..l = s· A
1* =1Q
XL = 2rr· f · L XL = 2rr' 50 Hz . 4 H = 1260 Q
Ergebnis: Die Spule hat einen induktiven Widerstand von etwa 1260 Q.
287
Der Wechselstrom kreis
Kapazitive Widerstände Ein Kondensator ist für Gleichstrom ein unendlich großer Widerstand. Legt man Wechselspannung an, so kommt es zu einem ständigen Au fund Entladen des Kondensators. Der Kondensator verhindert den Stromfluss nicht mehr, er wirkt vie lmeh r wie ein endlicher Wid erstand. Der in einem Wechselstromkreis aufgrund der Kapazität C wirkende Wechselstromwiderstand wird als kapazitiver Widerstand bezeich net. Formelzeichen: Xc Einheit: ein Ohm (1 Q)
Wie beim induktiven Widerstand wird elektrische Energie kurzzeitig in Energie des elektrischen Feldes umgewandelt und umgekehrt. Der kapazitive Widerstand ist deshalb ebenfalls ein Blindwiderstand, der ebenso wie der induktive W iderstand frequenzabhängig ist. Der kapazitive Widerstand eines Kondensators kann berechnet werden mit der Gleichung : X = __1 _ _ 1_ f Frequenz des Wechselstromes c 2rr · f · ( OJ · ( OJ Kreisfrequenz Kapazität des Kondensators C
• Bei sehr hoh en Frequenzen ist der ka paz itive Wid erst and ein es Kondensators vern achl ässigbar klein.
Phasenverschiebungen im Wechselstromkreis Untersucht man den Verlauf der Spannungs- und der Strom stärkekurve, dann ze igt sich: - An einem ohmschen W iderstand sind Sp annung und Stromstärke in Phase. Die Phasenverschiebung ist null. - An einer Spul e eilt die Spannung der Stromstärke um 90 ° voraus. - An einem Kondesator eilt die Stromstärke der Spannung um 90 ° voraus. Dieser Sachverhalt lässt sich auch mithilfe von Zeigern darst ellen, so wie das in den Skizzen unten dargestellt ist. ohmscher Widerstand
induktiver Widerstand
(p= 0
(p =+ ~ (+90°,
+f)
kapazitiver W iderstand
(p = -~ (-90°,
I I
Hinw eise zur Zeig erda rstellung sind / S. 134 zu find en.
umax1 L:? _C[' J ---1--_ __ U ml
-f)
Elektrizitätslehre und Magnetismus
--------------
-----------
Widerstände im Wechselstromkreis (Alle Aussagen beziehen sich auf reine ohmsche, induktive und kapazitive Widerstände.) ohmseher Widerstand
induktiver Widerstand
~ktri::e-r-gi-e-E---fI
~
kapazitiver Widerstand
- Helektrische Energie E
elektrische Energie E
Energie des magnetischen Feldes Emag
Energie des elektri schen Feldes Eelektr
\
Wärme, Licht
E H Eelektr (Wi rkwide rstand)
(Blindwiderstand)
(B Iindwidersta nd)
I XL = ~
R = !:! I
I -
metallischer Leiter:
I R =P . ~
Spule:
(bei 19 = konstant)
[Rl-
I
XL
= W· L
Kondensator: Xc
=(v_ 1_- (
!t~~ ~~~ -~ X'~ _~
L _______________ ~====~==-.
f
R ist unabhängig von f. Zwischen Spannung und Stromstärke tritt keine Pha senverschiebung auf: (p= 0
Xc -
----------. ~
---- -------- --------Di e Span nung eilt der Strom - Die Stromstärke eilt der Spannung um ~ voraus: stärke um ~ voraus:
(p = + ~
(p= -~
u, i
u, i U
289
Der Wechselstromkreis
4.6.3 Zusammenwirken von Widerständen im Wechselstromkreis In vielen Stromkreisen sind ohmsche Widerstände, Spulen und Kondensatoren vorhanden, die in Reihe oder parallel zueinander geschaltet sein können . Für solche Schaltungen von ohmschen, induktiven und kapazitiven Widerständen gelten im Wechselstromkreis andere Gesetze als für Widerstände im Gleichstromkreis. Reihenschaltung von ohmschem, induktivem und kapazitivem Widerstand Bei einer Reihenschaltung hat die Stromstärke bei allen Bauteilen den gleichen Betrag. Die Spannun gen an der Spule und am Konden sator sind aber um 180 0 gegeneinander phasenverschoben und heben sich teilweise oder ganz auf. Die resultierende Gesamtspannung ergibt sich somit nicht durch Addi t ion der Teilspannungen, sondern in einem Zeigerd iagramm durch vektorielle Addition unt er Berücksichtigung der Phasenversch iebung. Für die Gesamtspannung U erhält man damit:
•
Damit kann man den Wechselstromwiderstand Zfür eine solche Reihenschaltung, auch Scheinwiderstand genannt, berechnen :
Z = !d = I
Ju~ + (U
L-
Uc)
Sch on bei ei ner realen Spul e ist zu beacht en, dass sie im Wech seistromkreis nicht nur ein en indu ktiven , sond ern auch einen ohmschen Wid erstand bes itzt. Si e kann aufgefasst w erden als eine Reih ensch altung von reinem ohmschen und rein em indu ktiven Widerstand.
Diese Phasenbeziehungen si nd / S. 287 f . darge stellt.
2
I
Setzt man für die Spannung das Produkt aus jeweiligem Widerstand und Stromstärke ein, so erhält man: oder Diese Beziehung ergibt sich auch unmittelbar aus dem Zeigerdiagramm für die Widerstände (Skizze rechts) bei Anwendung des Satzes des PYTHAGORAS. Mit XL = W · L und Xc = ~ erhält man für den GesamtvJlderstand Z bei der Reihenschaltung den Ausdruck:
2 Z= J R + ( w · L _ ~ C) 2 (j) '
Z
= JR2 + X2
mit X
= XL -
Xc
XL XL _ \(
x
Der Wechs Istro mw idersta nd w ird auch als SthClI1widcl st.md Z b L i Im t. Er ist vom Wlrkwld t' l ,t,md R und von d n Illtndwldll \1 IIUIe 11 XL und Xc zu unterschci den.
Elektrizitätslehre und Magnetismus
290
•
Parallelschaltung von ohmschem , induktivem und kapazitivem Widerstand
Für d ie Gesamtstro mstärke gilt ähnlich wie für die Gesamtspannung bei der Reihensch altung: 1=
J/ ~ + (J e
Bei einer Paral lelschaltung liegt an jedem Bauteil die gleiche Span nung an. Am ohmschen Widersta nd sind Spannung und Strom stärke in Phase, die Ströme durch Spule und Kondensator sind um 180 0 gegeneinander verschoben. Damit erhält man die Gesamtstromstärke analog zur Gesamtspannung bei der Reihenschaltung (/ S. 289). Aus der Zeigerdarstellung (Skizze rechts) kann man entnehmen, dass für den Scheinwiderstand Z gilt:
, L) 2
Der Scheinwi derstand erg ibt sich aus:
Xc
z= ~
C
\-------'
1
R
oder
Z
= -;========0; 1 )2
1 (1
i?2 + Xc - X;:
Die Phasenverschiebung cp ergibt sich ebenfalls aus dem Zeigerdiagramm für die Widerstände. Zusammenfassend gilt: Größe
Parallelschaltung
Re ihenschaltung
1=.1..+.1.. R R, R2
Wirkwiderstand R
.1.=0)·C- _ 1_
X=0) · L - -1-
Blindwiderstand X
2
Scheinwiderstand Z
Z= J R +X
w· L
X
w · (
Z= __1_
2
f1;1
~ R2
Phasenverschiebung qJ
tan cp = XL -
R
•
I
Wi chtige Formen solches Filter si nd z. B. der RC-Hochpass, der RL-Hochpass, der RCTiefpass und der RL Tiefpass. Da die Ausgangsspannung freque nzab hängig ist, spricht man auch von frequenzabhängigen Spannungsteilern.
1w· L - w · (
Xc
R
T
X2
tan cp = R
(J... _...L) =R (0). C __1_L ) Xc
XL
{().
Durch ei ne Kombination vo n ohmschem Widerstand und Spule bzw. Kondensator erhält man Schaltungen, die Wechselspannungen bzw. Wechselström e eines bestimmten Frequenzbereiches entweder stark dämpfen oder möglichst ungehindert hindurch lassen. So lche Schaltun gen wi rke n somit als Filter, wobe i man zw ischen Hochpass und Tiefpass unterscheidet. Bei einem RC-Tiefpass (s. Skizze) g ilt für die Spannungen: U aus
1
Uein
J 1 +(0) . R . C )2
Das bedeutet: Je höher die Frequenz ist, desto kleiner ist die Ausgangsspannung am Kondensator.
2~
Der Wechselstromkreis
•
Eine Glühlampe 230 V/75 W ist mit einem Kondensat or von 6 !1F in Reihe geschaltet. An der Schaltung liegt Netzspannung. a) Ermitteln Sie den Blindwiderstand und den Scheinwiderstand der Schaltung! b) Wie groß sind Stromstärke und Spannungen an den Bauteilen? c) Ermitteln Sie aus dem Zeigerdiagramm die Phasenverschiebung! Analyse: Es liegt eine Reihenschaltung von ohmschem und kapaziti vem Widerstand vor. Der in duktive Widerstand ist null. Damit kann man die Gesetze des Wechselstrom kreises auf diesen spezi ellen Fall anwenden.
Gesucht: Gegeben:
Net zspannung hat in Deutschl and ein e Frequenz von 50 Hz, der Effektivwert der Spannung beträgt R
230 V.
Xc. Z, I, UR, U c, Cf> U = 230 V
=
f
6 ~IF = 50 Hz
P
=75W
C
Lösung: a) Der Blindwiderstand ist der kapazitive Widerstand des Kondensators :
-'- -'2rr ·f · (
Für di e Einh eiten gilt:
w' (
, Hz
= 531
2rr'5 0H z' 6 ~F
=,
5- 1
'!1F = 10- 6 F = 10- 6
Q
A/
Für den Scheinwiderstand Z erhält man:
Z
= JR2 +X/
Xc ist bekannt. R ergibt sich aus R = ~ mit 1 =
R
=
!:!!. P
V zu:
= (230V) 2 = 705 Q 75W
Damit erhält man für den Scheinwiderstand: Z
= J (705Q)2 + (531 Q) 2 = 883 Q
b) Die Stromstärke ergibt sich aus dem Scheinwiderstand Z und der in einem unverzweigten Stromkreis konstanten Stromstärke zu: = !:!. = 230 V = 0 26 A Z
883
n
'
.
Die jeweilige Teilspannung erhält man aus der Stromst ärk e und dem betreffenden Widerstand.
Fü r dic Einh itc n g ilt:
, v = , VI\ = 1 A 11
v
292
Elektrizitäts lehre und M agnetismus
•
• Di e Phasenverschiebung kann man auch berechn en mit den Gl ei chung en: t an
x
-f'
tan
UR
UR = / . R UR = 0,26 A . 705
Q
= 183 V
c) Die Ph asenverschiebung kan n man entwede r aus dem Zeigerdiagramm für die Spannung en od er dem für die Widerstände ermitteln. Wi r wählen das für die Spannungen. Aus dem maßstäblichen Ze igerdiagramm kann man ablesen:
Uc
=/. Xc
Uc = 0,26 A . 531 Q = 138 V 100 O ~-~ +----L--~--~
100 1
_____ 1
Uc in V 0
Das Minuszeichen ergibt sich aus der Festlegung, dass die Abszissenachse die Bezugsachse ist.
• Bei ein er Reihenschaltung im Wechse lstromkreis kann di e Summ e der Teilspannungen wesentlich größer als di e anli egen de Gesa mtspan nu ng sein.
• Um d iese drei Leistung en in der Elektrot echnik untersch eid en zu könn en, gibt man sie mit unter in unterschi edli chen Einh eiten an: P in Watt (W) Q in Var (var) 5 in Vo ltampere (VA)
• Der Faktor cos
Ergebn is: Di e Widerstän d e im W echselstromkreis betragen Xc = 531 Q, R = 705 Q und Z = 883 Q . Bei einer Stromstärke von 0,26 Ahaben die Teilspan nungen W erte von UR = 183 V und Uc = 138 V. Es tr itt eine Phasenverschiebung von
Leistung im Wechselstromkreis An al og zu den W iderständen ist bei der Leistung im W echse lstrom kreis zwisch en der Wirkleistung, der Blindleistung und der Scheinleistung zu unterscheiden . Die Wirkleistung ist die im W ec hselstromkre is an o hmsehen W ide rstän den (Wirkwiderständen) "nach außen" umgesetzte Leistung . Die Blindleistung ist dagegen die in den Blindwiderständen X L und Xc kurzzeitig zum Aufb au des magnetischen bzw. elektrischen Feldes erforderliche Leistung, die beim Abbau der Feld er wieder an den Stromkreis abgegeben wird. Ihr zeitlicher Mittelwert ist daher null. Die Schein leistung ist die geometrische Summe aus Wir k- und Blindleistung . Stellt man die Leistungen analog den W iderständen, unter Berücksichti gung der Phasenverschiebung, in einem Zeigerdiagramm dar, so erhält man das rechts steh ende Di agramm. Aus ihm ist ablesbar: Für di e Wirklei stung P gilt:
P = U . / . cos
= U . / . sin (P
Die Scheinleistung 5 erhält man damit zu: 5 = J p2 + Q 2 5= U·/
= J U2 . / 2(sin 2
P
Elektromagnetische Schwingungen und W ellen
4.7
293
Elektromagnetische Schwingungen und Wellen
•
4.7.1 Elektromagnetische Felder Bereits beim magnetischen Feld (/ S. 234) und auch bei d er elektromagnetischen Induktion ( / S. 242 ff.) wird deutlich, dass es zwischen elektrischen und magnetischen Feldern enge Verbindung en gibt: - Der durch ein elektrisches Fe ld hervorgerufene Strom in einem gerad linigen Leite r oder in ei ner Spule ist mit einem M agnetfel d verbunden (/S.234) . - Bei der Änderung eines Magnetfeldes um eine Leiterschleife od er ein e Spule wird eine Spannung induziert, damit also ein elektrisches Feld hervorgerufen ( / S. 243). Diese letzte Aussage soll etwas genauer untersucht w erden . Nach dem Induktionsgesetz wird in ei ner Leiterschleife eine Spannung induziert, wenn sie von einem ze itlich veränderlich en m agnetischen Fluss durchsetzt wird. ( / S. 246). Im gegebenen Fall ändert sich di e magnetische Flussdichte B mit der Zeit:
Di e Theori e elektromagn eti scher Felder, auch elektromagnetische Feldtheorie genannt, wurde ab 1855 von dem schottisch en Physiker JAMES CL RK MAXWElL (1831 - 1879) ent wick elt und math ematisch ausgearbeitet .
A
Ui = - A . 1I B t
Diese Gleichung gilt für
B11 Ä . Allgemein ist:
u =- !l1! =_ L\(BA I
LIt
Sie basie rt auf der von MICHAEL FARADAY (1791 - 1867) entwick elten Feldth eorie .
LIt
Fü r technische Anwendungen (Transformatoren, Generatoren) ist das Induktionsgesetz in dieser Form zweckmä ßig, d a man die Indukti onswirkung so auffassen kan n, als würde durch sie eine Span nungsquelle in einem Strom kre is gebildet. Allerdings ist eine elektrische Spannung U als Potenzialdifferenz .d
• Di e Bedi ngung, dass die magn eti sche Flussdichte ä ein e Fl äche A senkrecht durchsetzt, ka nn ma n verschi eden fOl llluli ren: a) Bund li s nk recht zu r rI .J h st eh n le Fldchr n norm dl ' A 11, b I die g ir i 1)(' !lid tun ~.r
8 1111 b) B steht senkl cch t zu r Flache A 81A
294
Ist E il 5 ,so gilt für ein homogenes elektrisches Feld :
Elektrizitätslehre und Magnetismus
Wenn das zeitlich veränderliche magnetische Feld homogen ist, kann man davon ausgehen, dass das induzierte elektrische Feld überall im Kreisring die gleiche Stärke besitzt und parallel zum Verlauf der Leiterschleife orientiert ist. Beträgt die Länge des geschlossenen Ringes 5, dann ist U E . 5 und das Induktionsgesetz kann in folgender Form geschrieben werden: j
U= E·s
=
E·
5
=- A
.
Ll B M
Das bedeutet für den Zusammenhang zwischen magnetischem und elektrischem Feld:
• Die Richtung der elektrischen Feldstärke bzw. der magnetischen Flussdichte ist gleich der Rich tung der Feldlinien.
Zur M essung der magnetischen Flu ssdichte verwendet man HALL-Sonden
(/ S. 239) .
Ein zeitlich veränderliches magnetisches Feld ist untrennbar mit einem elektrischen Feld verbunden . Elektrisches Feld und magnetisches Feld stehen dabei senkrecht zueinan der. Die Richtungen der Felder sind durch die Richtungen der elektrischen Feldstärke bzw. der magnetischen Flussdichte gegeben. Fließt in einem elektrischen Leiter ein Strom, dann ist er von einem Magnetfeld umgeben, dessen Richtung sich aus der jeweiligen Stromrichtung ergibt (Skizze unten links). Baut man in den Wechselstromkreis einen Kondensator ein, dann unterbricht dieser Kondensator den Stromfluss im Kreis nicht. Er wirkt lediglich als kapazitiver Widerstand. Folglich müsste man annehmen, dass sich das Magnetfeld, welches die Zuleitungen umgibt, ohne Unterbrechung im Kondensator fortsetzt (Skizze unten Mitte). Mit einem empfindlichen Magnetfeldmesser kann man das bestätigen. Allerdings bewegen sich zwischen den Kondensatorplatten keine La dungsträger. Es breitet sich dort lediglich ein zeitlich veränderl iches elektrisches Feld aus. Damit ergibt sich aber, wie rechts unten dargestellt: Ein zeitlich veränderliches elektrisches Feld ist untrennbar mit einem magnetischen Feld verbunden . Auch hier stehen elektrische und magnetische Feldlinien senkrecht zueinander. Das magnetische Feld "umschließt" das elektrische Feld, so wie das in der rechten Skizze dargestellt ist.
Elektromagnetische Schwingung en und Well en
295
Kennzeichnung elektromagnetischer Felder Da ein zeitlich veränderliches Magnetfeld ein elektrisch es Feld induziert und ein zeitlich veränderliches el ektrisches Feld ein Magnetfeld erzeugt, kann man formulieren: Elektrische und magnetische Felder können sich gegenseitig induzieren. Die wechselseitige Induzierbarkeit elektrischer und magnetischer Felder ermöglicht folgenden, zuerst von JAMES CLERK MAXWELL (1831 - 1879) vorhergesagten Prozess: In einem von Wechselstrom du rchsetzten Kondensat or entsteht ein zeitlich veränderliches el ekt risches Feld. In der Skizze a ist ein Zeitpunkt dargestellt. Dieses sich ändernde elektrische Feld ruft nun se inerseits ein Magnetfeld hervor, dessen Stärke ebenfalls zeitabh ängig ist (Skizze b). Demzufolge muss durch dieses veränderliche Magnetfeld ein weit eres elektrisches Feld indu ziert werden , welches nun seinerseits d as Magnetfeld umgibt (Sk izze c). Durch eine unaufhörliche Ket te wechselse itiger Indu kt ionsvorg änge bildet sich sch ließlich ein elektromagnetisches Feld, welches immer größere Te ile des umliegenden Raumes erfasst. Wenn ein solch es elekt romagneti sches Feld exist iert, dann lässt es sich folgendermaßen charakterisieren: Ein elektromagnetisches Feld ist der Zustand eines Raumes, in dem elektrische und magnetische Felder existieren, die untrennbar miteinander verknüpft sind und sich wechselseitig bedingen . Als Erster zog um 1860 J. C. M AXWELL die Möglichkeit in Betracht, dass sich elektromagnetische Felder wellenförmig im Raum ausbreiten kön nen und d ass Lichtwellen elektromagnetische Wellen sind . Diese von M AXWELL theoretisch vorhergesagten elektromagnetischen Wellen wurden 1886- 1888 von dem deutschen Physi ker HEINRICH HERTZ (1857- 1894) experimentell nachg ew iesen und in ihren Eig enschaften u nt ersucht. Erzeugung und Eigenschafte n der el ektromagneti schen Wellen, d ie zu Eh ren von H. HERTZ auch als hertzsche Wellen bezeichn et w erden, sind in Abschnitt 4.7.3 (I' S. 301 ff. ) dargestellt. b)
c)
/
I
I
/ -::> 8
C c:
::>
c
/Y
~
/
Die genan nten Vo rste ll ungen entwi ckelte J. C. MAXWelL im Rahmen se in er elektromag netischen Feldtheo rie.
• Ein elektrisch es und ein dam it verb undenes magn et isch es Fe ld verl aufe n imm er se nkrecht zuei nande r, ande rs f ormu liert: Elektrische Feldstärke E und magnetische Flussdichte B stehe n se nkrecht aufeina nd er.
296
Elektrizitätslehre und Magnetismus
---------------------------
Die wechselseitige Erregung elektrischer und magnetischer Felder zeitlich konstante Änderung eines elektrischen Feldes
zeitlich konstante Änderung eines magnetischen Feldes
Ein elektrisches Feld, das sich zeitlich kon stant ändert, erzeugt ein magnetisches Feld, das eine konstante Feldstärke hat.
Ein magnetisches Feld, das sich zeitlich kon stant ändert, erzeugt ein elektrisches Feld, das eine konstante Feldstärke hat.
Wird in einem Kondensator durch gleichmäßige Zunahme der Spannung das elektrische Feld gleichmäßig verstärkt, entsteht um dieses elektrische Feld ein Magnetfeld konstanter Stärke.
•
Wird durch eine gleichmäßige Zunahme der Stromstärke das Magnetfeld einer Spule gleichmäßig verstärkt, dann entsteht um dieses Magnetfeld ein elektrisches Feld konstanter Stärke.
In beiden Fällen endet der Vorgang mit der Herausbildung eines weiteren Feldes. Im umgebenden Raum entstehen keine weiteren Veränderungen. zeitlich nicht konstante Änderung eines elektrischen Feldes
zeitlich nicht konstante Änderung eines magnetischen Feldes
Ist die zeitliche Änderung des elektrischen Feldes nicht konstant, dann erzeugt es ein magnetisches Feld, das ebenfalls eine verän derl iche Feldstärk e besitzt. Dieses Feld ruft dann sein erseit s ein neues elektrisches Feld hervor.
Ist die zeitliche Änderung des magnetischen Feldes nicht konstant, dann erzeugt es ein elektrisches Feld, das ebenfalls eine verän derliche Feldstärke besitzt. Dieses Feld ruft dann seinerseits ein neues magnetisches Feld hervor.
I
II I
I Ein Kondensator im Wechselstrom kreis bildet ein elektrisches Feld aus, dessen Änderung zeitlich nicht konstant ist.
I.
Ein Draht im Wechselstromkreis ist von einem Magnetfeld umgeben, dessen Änderung zeitlich nicht konstant ist.
In beiden Fällen wird eine Kette von Folgeinduktionen ausgelöst. Die elektrischen und magnetischen Felder breiten sich im Raum aus. Eine elektromagnetische Welle entsteht.
--------- -
297
Elektromagnetische Schwingungen und Wellen
--
-
Sinusförmiger Wechselstrom ist sehr gut dazu geeignet, Felder zu erzeu gen, deren Stärke mit veränderlicher Geschwindigkeit schwankt. Ein schalt- und Ausschaltvorgänge oder Entlade- und Auflade vorgänge bewirken einen ähnlichen Effekt. Alle diese Prozesse haben eine Gemeinsamkeit: Die bewegten La dungsträger, die den fe lderzeugenden Strom bilden, werden beschleu nigt oder abgebremst. Auch durch zahlreiche Experimente ist belegt: Werden Ladungsträger beschleunigt oder abgebremst, dann entstehen sich im Raum ausbreitende elektrische und magnetische Felder (elektromagnetische Wellen).
• Durch schn ell es Abbremse n von El ektron en entsteht z. B. di e Röntg en-Bremsstrahlung ( / 5. 363).
4.7.2 Elektromagnetische Schwingungen Erzeugung elektromagnetischer Schwingungen Um mechanische Wellen zu erzeugen, wird einem mechanischen Schwinger Energie zugeführt. Durch Kopplung der Schwinger breitet sich die mechanische Schwingung im Raum aus. Es entsteht eine mechanische Welle . Analoge Überlegungen gelten für elektromagnetische Schwingungen und Wellen: Um elektromagnetische Wellen technisch zu erzeugen, wird man zunächst eine elektromagnetische Schwingung hervorrufen und dann eine Möglichkeit suchen, dass sich diese elektromagnetische Schwingung im Raum ausbreitet. Überträgt man die Definition von mechanischen Schwingungen ( / S. 126) auf das elektrische bzw. magnetische Feld, dann kann man formulieren: Eine elektromagnetische Schwingung ist die zeitlich periodische Änderung der Stärke des elektrischen und des magnetischen Feldes an einem vorgegebenen Ort. Eine geeignete Anordnung, mit deren Hilfe man elektromagnetische Schwingungen erzeugen kann, ist eine Reihenschaltung aus einem Kondensator (kapazitiver Widerstand) und einer Spule (indukti ver W iderstand ). Eine solche Anordnung wird als Schwingkreis bezeichnet. Energie kann durch eine elektri sche Que lle zugeführt werden . Bei 2 Schaltersteilung 1 wird der Kon densator aufgeladen und damit elektrische Energie im Feld des Schwingkreis Kondensators gespeichert. Bringt man den Schalter in Stellung 2, so c wird der Schwingkreis von der elektrischen Quelle getrennt und es gehen folgende Veränderungen vor sich:
•
I
Di e Definiti on könnte auch mit den Größen elektrische Feldstärke E und magnetische Flussdichte B (od er magn etisch e Feldst ärke H) formuli ert w erd en.
298
Elektrizitätslehre und Magnetismus
s + + u
u =O
u =O
u
u N
S
i= O
i= 0
i= 0
l
Durch Induktion in der Spule entsteht eine Spannung und ein Strom, die zu einer entgegengesetzten Aufladung des Kon densators füh ren.
densators gespeichert.
• Dabei wird ange nommen, dass der ohm sehe Wid erstand im Stromkreis R = 0 ist.
Der Kondensa tor entlädt sich in umgekehrter Richtung. Durch den Strom entsteht um die Spule wieder ein Magnetfeld.
Du rch Indukti on entsteht wieder ein Stromfluss, der zur erneuten Aufladung des Kondensators führt.
Die thomsonsche Schwingungsgleichung Ein Schwingkreis ist eine Reihenschaltung von kapazitivem und induktivem Widerstand. Für eine solche Reihenschaltung gilt: Z
= J
_1_)2 M' (
= (V · L __1_ (0' (
Soll im Schwingkreis ein möglichst großer Strom fließen, dann muss der Widerstand minimal sein. Bei diesem Fall, dem so genannten Resonanzfall, sind induktiver und kapazitiver Wid erstand gleich groß, der Scheinwiderstand also null. Damit kann man schreiben: W' L = _ 1_
oder
(1) . (
W2
= ---.l.L ·(
und damit W= _ 1_
~
Mit ev = 2Tr ' f erhält man: 2Tr' f = _ 1 _
~
oder
+
f= _ 1_
2Tr~
Setzt man für f = ein und stellt die Gleichung nach T um, so erhält man die t homsonsche Schwingungsgleichung .
299
Elektromagnetische Schwingung en und Wellen
Unter der Bedingung, dass der ohmschen Widerstand im Schwing kreis null ist, gelten für die Eigenfrequenz f des Schwingkreises bzw. für die Schwingungsdauer Tfolgende Gleichungen :
f
= __1_
Induktivität der Spule Kapazität des Kondensators
L
27fJL7:
(
T= 27f JrC
Berücksichtigt man den in einem Schwingkreis stets vorhandenen ohmschen Widerstrand R, so ergibt sich gegenüber dem bisher betrachteten Fall mit R = 0 eine Verkleinerung der Frequenz und damit eine Vergrößerung der Schwingungsdauer. Für die Eigenfrequenz des Schwingkreises gilt dann:
f
= .l
27f
J
•
R2
1 L·e
Gefunden wurden die Gl eichung en von dem britischen Physiker WILLIAM TttOMSON (1824- 1907), dem späteren Lord KELVIN . Ihm zu Ehren wurd e die Bezeichnung thomsonsche Schwingungsglei chung gewählt.
4L 2
Ein Tonfrequenzgenerator besitzt einen Schwingkreis und erzeugt einen Ton mit der Frequenz 800 Hz. Die Spule des Schwingkreises hat eine Induktivität von 0,4 H. Welche Kapazität hat der Kondensator des Schwin gkreises? Wie groß müsste die Kapa zität des Kondensators sein, wenn der Generator einen Ton mit halber Frequenz erzeugen soll?
fL
Der Quoti ent wird als Abklingkoeffizient bezeichnet, da von ihm di e Stärke der Dämpfung abhängig ist .
Analyse: Unter der Bedingung, dass man vom ohmschen Widerstand der Spule absieht, gilt die thomsonsche Schwingungsgleichung .
Gesucht: Gegeben:
C1 für 800 Hz ( 2 für 400 Hz f 1 = 800 Hz = 800 l; f 2 = 400 Hz 5
L Lösung: Aus f 1
= 0,4 H = 0,4 1 2/[ . ~
=400
1 5
Für die Einheiten gilt: 1 H = 1 v~ s
~ A
erhält man Für die Einheite n g il t:
( 1
C1
1 !!..2 = 1F
v
1 . A . 52 2 4 . 3,14 . 0,4 V · 5 . 800 2
= 99 nF
Für den zweiten Kondensator erhält man: Der Zusammel han
C2
=396 nF, denn C -
~
Ergebnis: Für einen Ton mit einer Frequenz von 800 Hz muss der Kondensator des Schwingkreises eine Kapazität von 99 nF haben. Für einen 400Hz-Ton muss die Kapazität 396 nF betragen.
e - C od er c _ I
ergibt sich Gleichun g
f=
2n
d US
L C
I (I
der
300
Elektrizitätslehre und Magnetismus
Gedämpfte und ungedämpfte elektromagnetische Schwingungen
i Es handelt sich dabei um freie Schwingungen bzw. Eigenschwingungen mit der Eigenfrequenz f a, die durch Induktivität und Kapazint bestimmt ist.
Wird einem geschlossenen Schwingkreis einmalig Energie zugeführt, z. B. durch Aufladen des Kondensators, so kommen die elektromagnetischen Schwingungen im Schwingkreis nach einer bestimmten Zeit zum Erliegen. Es liegt eine gedämpfte Schwingung vor. Ursache dafür ist der ohmsche Widerstand im Schwingkreis, durch den elektrische Energie in thermische Energie umgewandelt wird. ungedämpfte Schwingung
gedämpfte Schwingung u
• Resonanz bei elektromagnetischen Schwingungen ka nn erwünscht od er un erwünscht sei n. Erwünscht ist sie z. B. bei m Abstimmkreis in einem Rundfunkempf änger. Un erwü nscht ist sie bei der Rückkopplung einer Verstärkeranlage mit einem Mikrofon.
• Die meißnersche Ruckkopplungsschal tung wurde 1913 von dem deutschen Techniker AlEXANDER MEISSNER (1883- 1958) entwicke lt. Er verwendete eine Elektronenröhre als Schalter. Transistoren waren in dieser Zeit noch nicht entw ickelt.
Um eine ungedämpfte Schwingung zu erhalten, muss dem Schwingkreis im zeitl ichen Mittel ständig soviel Energie zugeführt werden, wie in thermische Energie umgewandelt wird . Das kann man erreichen, indem man z. B. durch eine induktive Kopplung dem Schwingkreis von außen Energie zuführt. Der Schwingkreis führt dann erzwungene Schwingungen aus. Ein Maximum der Amplitude wird dann erreicht, wenn die Erregerfrequenz genau so groß wie die Eigenfrequenz des Schwingkreises ist. In diesem Fall liegt Resonanz vor. Die Amplituden von Wechselspannung und Wechselstromstärke im Schwingkreis erreichen ein Maximum . Die Resonanzbedingung für erzwungene Schwingungen lautet:
f E =fo
fE fo
Erregerfrequenz Eigenfrequenz
Um in einem Schwingkreis ungedämpfte Schwingungen zu erhalten, muss von außen die Energie in der Eigenfrequenz und in der richtigen Phase zugeführt werden . Günstig ist dabei, wenn diese Energiezufuhr durch den Schwing kreis selbst gesteuert wird . Das + kann man z. B. durch die meißnerschen Rückkopplungsschaltung erreichen. Dabei verwendet man heute einen Transistor als Schalter zur Steuerung. Diese Schaltung wird u. a. in Tongeneratoren angewendet, um Schall oder Ultraschall zu erzeugen . Sie kann auch zur Erzeugung hochfrequenter Schwingungen verwendet werden.
301
Elektromagnetische Schwingungen und Wellen
4.7.3 Hertzsehe Wellen
•
Das Spektrum elektromagnetischer Wellen umfasst einen breiten Frequenz- bzw. Wellenlängenbereich ( / 5.309). Wir konzentrieren uns nachfolgend auf den Teilbereich der hertzschen Wellen (/ S. 306, 309) und stellen an diesem Beispiel Entstehung, Ausbreitung und Eigenschaften dar. Die hertzsehen Wellen umfassen den Bereich der elektromagnetischen Wellen, der bei Rundfunk und Fernsehen genutzt wird.
Benannt ist dieser Well enl ängenbereich nach dem deutsch en Physi ke r HEINRICH HERTZ (1857- 1894), der 1886- 1888 erst mals die von JAMES CLERK MAXWELL
Entstehung und Ausbreitung hertzscher Wellen Der Schwingkreis in der bisher beschriebenen Bauform ist nur sehr bedingt zur Erzeugung hertzseher Wellen geeignet. Zum einen ist nach der thomsonschen Schwingungsgleichung die Frequenz bei großen Kapazitäten und Induktivitäten gering. Zum anderen sind elektrisches und magnetisches Feld nahezu vollständig auf Kondensator bzw. Spule beschränkt, also voneinander isoliert. Um die Frequenz zu erhöhen, muss man die Induktivität und die Kapazi tät im Schwingkreis verringern. So kann man bei der Spule die Wicklun gen "auseinanderziehen" und kommt damit im Extremfall zu einem geradlinigen Leiter. Beim Kondensator kann man die Fläche der Kondensatorplatten verkleinern und ihren Abstand maximal vergrößern. Nimmt man alle diese Veränderungen nacheinander vor, dann bleibt am Ende lediglich ein gerader Stab übrig, den man als offenen Schwingkreis oder als Dipol bezeichnet (s. Skizzen) .
(1831 - 1979) th eoreti sch vorh erg esagten elektrom agn eti sch en Wellen erzeugte und ihre Eigensch aften ex perimentell unte rsuchte.
•
a
Für di e Induktivität ein er lang en Spul e gilt: L = 110' 1 , . N 2 . A '
I
Di e Kapazit t ein es Plattenkondensato rs erg ibt sich zu :
c = fO 'fr ' ~
geschlossener Schwingkreis
Öffn en des Schwingkreises
offener Schwingkreis (Dipol)
Abstrahl en elektrom agnetisch er Wellen
Ein offener Schwingkreis mit kleiner Induktivität und Kapazität wird auch als Dipol bezeichnet.
Neben der Frequenzerhöhung erreicht man mithilfe eines Dipols darüber hinaus, dass elektrisches und magnetisches Feld nicht mehr räumlich voneinander getrennt sind, sondern sich beide um den Dipol herum bil den und sich von dort aus in den Raum hinein ausbreiten. Ein Dipol (Sendedipol) kann als Quelle elektromagnetischer Wellen dienen .
302
In unmittelbarer Nähe ei nes Dipols sind elektrisches und magnetisches Feld gegeneinander verschobe n, so wie es S. 301 dargestellt ist . Man spricht vom Nahfeld. In größerer Entfernung vom Di po l, beim Fernfeld, ist die Lage der Felder zu einander so, wie es rechts skizziert ist. Sie schwingen gleichphasig und senkrecht zueinande r.
Elektrizitäts lehre und Magnetismus
Stärke des Ausbreitungsrichtung magnetischen Feldes
Vergleicht man in der Skizze S. 301 d ie Ausbreitungsrichtung der Welle vom Dipol weg mit den Richtungen von elektrischem und magnetischem Fe ld, so ist zu erkennen : Beide Felder ändern ihre Stärke senkrecht zur Ausbreitungsrichtung. Wi e anderen Wellen kann ih nen eine Ausbreitungsgeschwindigkeit, eine Wellenlänge und eine Frequenz zugeordnet werden.
Eine elektromagnetische Welle ist die Ausbre itung einer elektromagnetischen Schwingung im Raum . Elektromagnetische Wellen sind Transversalwellen, für die gilt:
c =A.. f
c
A f
Ausbreitungsgeschwindigkeit Wellenlänge Frequenz
Die Anordnung von elektrischem und magnetischem Feld um einen Di pol ist in den nachfolgenden Skizzen in der zeit lichen Abfolge dargestellt.
Länge I Vergleicht man den sinusförm ig en Verlauf von Stromstärke bzw. Spannung mit ein er vollständigen Period e einer Welle, dann ist erkennbar: Sowohl bei Spannung als auch bei Stromstärke ist ~ darg estellt, wenn auch phasenversch oben .
Im Dipol werden Ladungsträger (Elektronen) beschleunigt und abgebremst. Daraus ergibt sich eine chara kteristische Verteilung von Stromstärke und Spannung längs des Dipols. An den Enden des Di po ls ist die Stromstärke null, die Spannung ist zwischen den Enden maximal. In der Mitte des Dipols ist die Stromstärke am größten. Die Spannung ist dann null.
Dieser cha rakterist ische Verlauf von Stromstärke und Spannung an einem Dipol, so wie er oben skizziert ist, bestimmt entscheidend das Schwi ng ungsverha lten .
Elektromagnetische Schwingung en und Wellen
Resonanz bei einem Dipol und damit maximale Amplituden treten nur dann auf, wenn sich entlang eines Dipols eine stehende Welle ausbilden kann. Das ist dann der Fall, wenn die Länge des Dipols ein ganzzahliges Vielfaches der halben Wellenlänge ist: A
1= n · 2
(n
= 1, 2, ... )
Kennt man die Ausbreitu ngsgeschwindigkeit elektromagnetischer WeIlen, dann erhält man mit f = X und A. = 2 I (n = 1):
303
I
• Für n = 1 ist di e Läng e des Dipols ~ . Die betreffend e Schwingung wird als Grundschwingung bezeichnet.
Die Resonanzfrequenz f eines Dipols für seine Grundschwingung beträgt:
f= .s..
2/
c l
Ausbreitungsgeschwindigkeit Länge des Dipols
• Um elektromagnetische Wellen abzustrahlen, wird ein Dipol z. B. induktiv an einen Schwingkreis gekoppelt (/ S. 308). Andere Möglichkeiten zur Erzeugung elektromagnetischer Wellen Elektromagnetisch e Wellen entstehen überall dort, wo Ladungsträger beschleunigt werden ( / S. 297). Technisch nutzt man neben Dipolen noch andere Varianten. In einem Klystron (Magnetron) werden einzelne Elektronen zu Elektronenpaketen verdichtet und zu Schwingungen angeregt. Auf diese Weise lassen sich elektromag netische Wellen mit Frequenzen im Gigahertzbereich erzeugen. Magnetrons werden z. B. bei Mikrowellengeräten als Strahlungsquelle genutzt. Treffen schnelle Elektronen auf ein Hindernis, so werden sie schlagartig abgebremst. Dabei entsteht die 50 genannte Bremsstrahlung. Sie wird z. B. zur Erzeugung von Röntgenstrahlung (/ S. 363) genutzt. In großen ringförmigen Teilchenbeschleunigern bewegen sich geladene Partikel auf gekrümmten Bahnen und unterliegen dabei der Radialbeschleu nigung . Die hier gebildete elektromagnetische Strahlung nennt ma n Synchrotronstrahlung . Eigenschaften hertzscher Wellen Elektromagnetische Wellen und auch hertzsche Wellen umfassen einen große n Frequenz- bzw. Wellenlängenbe reich ( / S. 309). Bei der Untersu chun g ihrer Eigenschaften zeigt sich, dass sie wellenlängenabhängige und wellenlängenunabhängige Eigenschaften besitzen. Wir kon zentrieren uns nachfolgend auf die wellenlängen unabhängigen Eigenschaften hertzscher Wellen.
Ein solcher Dipol wird auch als Sendeantenne oder kurz als Antenne bezeichnet.
• Bei Mikrowellengeräten wird mit einer Frequenz von f = 2,45 GHz gearbei tet. Das ist die Eigenfrequenz von Wassermolekülen, die Bestandteil von Nahrung sind.
I Informationen zu Beschleunigern sind auf der CD zu find en.
• Die spez i fi sch n Ei genscha'ften von Li ht sind in d r Opti k, di e von Rontgenstr,Jh lung S. 365 dargeste ll t.
304
Noch vor ca. 100 Jahren herrschte unter den Physike rn die Auffassung vor, dass es einen Trägerstoff für elektrom ag net ische Well en, den Äther, gäbe. Die Ätherhypothese hat sich als nicht zutreffe nd erwiesen V S. 424, 428).
Elektrizitäts lehre und Magnetismus
Hertzsche Wellen breiten sich geradlinig auch durch den leeren Raum hindurch aus.
Ihre Ausbreitung sgeschwindigkeit ergibt sich aus Wellenlänge A und Frequenz f zu ( = A' f. Sie ist zugleich mit der elektrische n und der magne tischen Feldkonstanten verknüpft. Für die Ausbreitungsgeschwindigkeit ( hertzscher Wellen gilt im Vakuum :
(= _
1_
in Stoffen:
Eo 110
elektrische Feldkonstante magnetische Feldkonstante
(=
JEO' Er ' Po
JE O' 110
er flr
Pr
Perm ittivitätszah I Permeabilitätszahl
Mit co = 8,854188' 10- 12 A . s . V - 1 . m- 1 (elektrische Feldkonstante) und f10 = 1,256637 . 10- 6 V . S . K 1 . m- 1 (magnetische Fe ldkonstante) erhält man für die Ausbreitungsgeschwindigkeit elektromagnetischer Wellen im Va kuum ( = 299792 km . S- l. Man kan n f olg ern: Breitet sich ei n Wellenphänomen mit ca . 300000 km· S- l aus, so handelt es sich um elektrom gnetisehe Wellen .
• Die Eig enschafte n hertzseher Wellen lasse n sich gut mit Mikrowellen demo nstriere n. Das Foto zeigt einen MikrowellensendeI.
Die Ausbreitungsgeschwindigkeit einer Welle dient als wichtiges Entscheidungskriterium, mit dem man herausfinden kann, um welche spezi elle Well enart es sich in einem konkreten Fall handelt. Mit hertzschen Wellen wird Energie transportiert. Diese Energie verteilt sich gleichmäßig auf das elektrische und das magnetische Feld. Sie ist umso größer, je größer die elektrische Feldstärke E und die magnetische Flussdichte 8 sind. Hertzsche Wellen besitzen analoge Eigenschaften wie mechanische Wei len (/ S. 141ff.): Sie können Stoffe durchdringen und werden dabei z.T. absorbiert, an Grenzflächen reflektiert oder gebrochen. Es können Beu gung und Interferenz auftreten. Elektromagnetische Wellen sind polari sierbar. Isolatoren können von Well en du rc hdrungen werden, wäh re nd metalli sche Leiter diese abschirmen.
Isolator
In einem Zimmer kann man Empfänger Fernseh- und Radiosender empfangen, in einem Gebäude aus Stahlbeton kann es Probleme geben, weil die hertzschen Wellen abgeschirmt werden . Das gilt auch für das Innere eines Pkw oder für Tunnel. Schwächung elektromagnetischer Wellen tritt auch durch Absorption auf, etwa bei größerer Entfernung von einem Sender.
305
Elektromagnetische Schwingungen und Wellen
An metallischen Leitern werden hertzsche Wellen reflektiert. Es gilt das Reflexionsgesetz a = a '.
Metallplatte
In einem Auto benötigt man eine Außenantenne, da die Blechkarosse des Autos hertzsche Well en reflektiert und damit abschirmt.
Fernseh- und Satellitenantennen besitzen für ein en optimalen Empfang so genannte Reflektoren, die das Reflexionsgesetz ausnutzen. Reflektierende Schichten gibt es auch in der Atmosphäre.
Beim Übergang von einem Isolator in einen anderen können hertzsche Wellen ihre Ausbreitungsrichtung ändern. Sie werden gebrochen . Es gilt das Brechungsgesetz
(/ S. 142). An Hindernissen können hertzsche Wellen gebeugt werden und so ihre Ausbreitungsrichtung ändern .
Hindernis
Durch Beugung ist ein Fernsehempfang z. T. auch hinter Bergen und hohen Gebäuden möglich . Hertzsche Wellen können sich auch überlagern, sodass eine resultie rende Welle als Addition der Ausgangswellen entsteht (Interferenz) . Dabei kommt es zu typischen Interferenzerscheinungen wie Verstärkung und Auslöschung. Bei Radiosendern kann man diese Interferenzerscheinungen mitunter wahrnehmen. Sie äußern sich in der Veränderung der Lautstärke.
Empfänger
Doppelspalt
DJ) ) Sender
Hertzsche Wellen können auch poGitter larisiert werden, z. B. durch ein engmaschiges Netz aus Metalidrähten. Die Feldvektoren schwingen dann hinter dem Gitter nur in ei ner Ebene. Ist die SchwingungsSender richtung von der elektrischen Feldstärke E parallel zu den Stäben des Gitters, tritt die Welle nicht hindurch. Sie wird reflektiert. Bei senkrechter Stellung von E zu den Stäben läuft die Welle weitgehend ungehindert durch das Gitter hindurch .
Ob und wie stark Durchdringung, Reflexion Beugung und Br"chung bei hertzsehe Wellen auftreten, hängt von Fr quenz und II\J I nI~n _ dieser Wellen und von den beteiligten Körpern bzw. Stoffen ab.
• Bei hertz~(hen Weilen treten ana loge Interferenzerscheinungen wie bei mecha nischen Well en ( / S. 142f.) und bei Licht ( / S. 363 ff. ) auf.
Bei zeichn erisch en Darstellungen st ellt man in der Reg el nur die Schwingungsri chtung der elektri sc hen Fe ldst ärk . dar. Hertzsch W li en, di von Dipol r abg strahlt we rd en, ind lin ea r pol ari si rt.
Elektrizitätslehre und Magnetismus
306
Einteilung hertzscher Wellen und Überblick über ihre technische Nutzung
•
l
Eine Übersicht über das gesamte elektromagnetische Spektrum ist S. 309 zu fin den.
-
Die vor allem bei der Informationsübertragung (Rundfunk, Fernsehen) genut zt en hert zschen Wellen umfassen einen Frequenzbereich von etwa 30 kHz bis 30 GHz. Die Wellenlängen liegen demzufolge zwischen 10 km und 1 cm. Hertzsehe Wellen teilt man in unterschiedliche Bereiche ein. In der Übersicht sind die in der Technik vorrangig genutzten Bereiche angegeben, d ie nicht identisch sind mit den Frequenz- und Wellenlängenbereichen, die man üblicherweise in der Physik angibt. Für Anwendungen nutzt man die unterschiedlichen Eigenschaften hertzseher Wellen bei verschiedenen Frequenzen bzw. Wellenlängen.
'--'--
Frequenz f
Bereich
Wellenlänge A.
Anwendungen
-I-
Langwellen {LW oder LF)
148,5 kHz - 283,5 kHz 290 kH z - 527 kH z
2 km - 1 km 1000 m - 600 m
Rundfunk Schiffsfunk Funkpeilung
Mittelwellen (MWoder MF)
526,5 kHz - 1606,5 kHz
600 m - 200 m
Rundfunk
Kurzwellen (KW oder MF)
3,95 MHz - 26,1 MH z
75 m - 10 m
Rundfunk Flugfunk Amateurfunk eB - Sprechfunk
Meterwellen (VHF)
48,25 MHz- 62,25 MH z 87,5 MHz- 108 MHz 175,25 MHz- 217,25 MHz
6,2 m - 4,8 m 3,4 m - 2,8 m 1,7m - 1,4m
Fernsehen VHF Band I UKW- Rundfunk Fernsehen VHF Band 111
Dezimeterwellen (UHF)
0,3 GHz - 3 GHz
10dm - 1dm
471,25 MHz - 599,25 MHz 607,25 MHz - 783,25 MHz
6,3 dm - 5 dm 4,9 dm - 3,8 dm
Richtfunk auf der Erde, Radar Fernsehen UHF Band IV Fernsehen UHF Band V
ZentimeterweIlen (Mi krowellen, SHF)
3GHz - 30GHz
10 cm - 1 cm
[-
-
• Radar (Radio det ect ing and ranging = Fun kortung und Ent f ernungsm essung) wurd e in den dreißig er Jahren des 20. Jahrhunderts entwicke lt .
Hertzsehe Wellen dienen vor allem zur Übertragung von Rundfunk und Fern sehen . Eine wicht ige An w endung hertzseher Wellen ist auch der Radar. Dabei werden hertzseh e Wellen hoh er Frequen z (ca. 10 8 Hz) in Form sehr kurzer Impulse abgestrahlt , an einem Hindernis reflektiert und w ieder empfangen . Aus der Laufzeit der Impulse kann die Entfernung berechnet werden . Geortete Objekt e erscheinen auf einem Radarbildschirm als helle Punkt e.
--
Richtfunk von Nachricht en -Satell iten Funkastronom ie
Elektromagnetische Schwingungen und Well en
307
---------------------
Senden und Empfangen hertzscher Wellen Elektromagnetische Schwingungen können nur dann als hertzsche WeIlen von einem Sender abgestrahlt werden, wenn sie eine relativ hohe Frequenz (mindestens 100 kHz) besitzen . Man nennt diese auch Hochfrequenz-Schwingungen (HF-Schwingungen). Sprache und Musik, also Schallschwingungen, besitzen nur eine Frequenz bis maximal 20 kHz. Diese Schallschwingungen kann man mit einem Mikrofon in elektromagnetische Schwingungen umwandeln . Man nennt diese auch Niederfrequenz-Schwingungen (NF-Schwingungen). Sie sind aufgrund der geringen Frequenz für das Aussenden als hertzsche Wellen nicht geeignet. Um Sprach e, Musik und Bilder mithilfe hertzscher Well en zu übertragen, bedient man sich deshalb des Verfahrens der Modulation. Dabei wird eine hochfrequente Schwingung als "Träger" für niederfrequente Schwingungen (Sprache, Musik) genutzt, da diese als hertzsche Welle abgestrahlt werden kann. Die hochfrequente Schwingung w ird dabei im Takte der niederfrequenten Schwingung so verände rt, dass die Information der niederfrequenten Schwingung mit übertragen wird. Dies geschieht z. B. dadurch, dass man die Amplitude der HF-Schwingung im Takte der Amplitud e der NFSchwingung verändert (Amplitudenmodulation).
•
niede rfreque nte Schwingung (z. B. Sprache)
Uf=
=
'0
~ ~ ""'-l'C7'J
A
1\c;:: ~\..JT'C7 r\
U~~~~~~~~~~~~~~~~~i~~i~~~~~~~~~~~~
~~~~ ~ ~~~~~~ ~~ ~~ ~ ~~ ~~~ ~ ~~ ~ ~~ ~lJ ~ ~ ~l
Darg este llt sin d di e "k lassischen" ana logen Verfahren . Heute wird in zuneh menden Maße die Dig ital technik zur Übert ragung von Rundfun kund Fern se hprogrammen genutzt.
t
modulierte Trägerschwingung u
Hertzsche Wellen werden über Antennen (Dipole) ausgestrahlt und empfangen . Diese Sende- und Empfangsdipole sind offene Schwing kreise (/ S. 301 ). Be im Senden von hertzschen Wellen wird der Sended ipol (Antenn e) durch einen we iteren Schwingk reis zu elektromagnetischen Schwingunge n angeregt. Dabei sind Schwing kreis und Dipol so aufeinander abgestimmt, dass beide mit derselben Eigenfrequenz schwingen können. Es tr itt somit Resonanz ( / S. 133) und damit ei ne maximale Abstrahlung elektromagnetischer Wellen auf.
Neben der Amplitudenmodulation gibt es auch das Verfahren der Frequenzmod ulation . Dabe i wird nicht d ie Ampl itude, sondern die Frequenz der Trägerschwingung verändert.
308
Elektrizitätslehre und Magnetismus
Prinzip eines Senders
modulierte HF-Schwingung
modulierte HF-W ellen
Antenne
• Mithilfe des Drehkondensators kann man die Kapazität und damit die Frequenz des Schwingkreises ( / S. 299) verändern .
Beim Empfang hertzscher Wellen wird der Empfangsdipol durch elektromagnetische Wechselfelder in der Umgebung zu Schwin gungen angeregt. Diese Schwingungen werden wiederum auf einen Schwingkreis im Empfänger, den Abstimmkreis, übertragen.
Spule Drehkondensator Dipol Schwingkreis (Absti m m kreis)
Di e Amplitud e der Schwingung ist von Erreger- und Eigenfrequ enz abhängig.
Empfangsdipole werden so gewählt, dass sie annähernd dieselbe Eigen. frequenz besitzen wie der Sendedipol. Auf einen Empfangsdipol treffen jedoch hertzsche Wellen unterschiedlicher Frequenzen. Um genau einen Sender auszuwählen, wird mithilfe eines Abstimmkreises im Empfänger die Eigenfrequenz des gewünschten Senders eingestellt. Durch Resonanz ist die Amplitude der elektromagnetischen Schwingung im Abstimmkreis dann am größten, wenn sie mit der Sendefrequenz des gewünschten Senders übereinstimmt, wenn also gilt: f E = f a. Die modulierte hochfrequente Trägerschwingung muss im Empfänger wieder in HF- und NF- Schwingungen getrennt werden, damit die NFSchwingungen im Lautsprecher hörbar gemacht werden können. Diesen Vo rgang nennt man Demodulation. In der Regel werden die NF-Schwin gungen im Empfänger noch verstärkt, damit z. B. Sprache und Musik gut hörbar w erden. Prinzip eines Empfängers
HF-Schwingung ankommende modulierte HF-Wellen
verstä rkte NF-Schwingung NF-Schwingung
IVU Demodulator
Antenn e Abstimmkreis
Verstärker
)~\ ~)
Lautsprecher
Schallwellen
Elektromagnetische Schwingung en und Wellen
309
4.7.4 Das Spektrum elektromagnetischer Wellen Das Spektrum elektromagnetischer Wellen umfasst einen großen Frequenz- und Well enlän gen bereich, von dem nur ein Teil technisch genutzt wird. Es ist nachfolgend die in der Physik übliche Einteilung angegeben. Art der Wellen
Frequenz fin Hz
Technischer Wechselstrom
Weilenlänge itin m 10 7- 10 6
30-300
1
3.10 2 - 3 , 10 4
Tonfrequenter Wechselstrom (Niederfrequ enz)
I
I
Hertzsche Wellen 3,104 Langwelle (L'fJ) Mittelwelle (MW) 3 .10 5 3 .1 0 6 Kurzwelle (KW) Ultrakurzwelle 1 3.107 (UKW, VHF, UH F)
- 3.10 5 - 3 . 10 6 - 3 . 10 7
Eigenschaften
Anwendungen
leichte Erzeugb,arkeit, einfache Ubertragbarkeit mithilfe von Leitern
Gewinnung und Übertragung elektrischer Energie, Antrieb elektrischer Maschinen und Anlagen
Frequenzbereich entspricht dem des für den Menschen hörbaren Schalls
Übertragung von Sprache und Musik mit Leitungen (Tel efoni e)
gute Ausbreitung in Luft, teilweise Reflexi on an Schichten der Atmosphäre, Ref lexion an Leitern
Radio Mobilfunk Fernsehen Radar
0,1 - 3 .10- 5
Eindring en in viele Stoffe und dabei Absorption durch diese Stoffe
Mikrowellenherd Mikrowellentherapie
10 5 -1 0 4
-+-
10 4 10 3 10 2 10 -
- 3 . 109
I
10 3 10 2 10 0,1
Mikrowellen
3.10 9 - 1013
Infrarotes licht
10 13 _ 3,8 .10 14
3.10- 5 7,8.10- 7
tiefes Eindringen in menschliche Haut, gute Absorption durch viele Stoffe
W ärmestrah lung (I nfrarotstrah ler) Infrarotfernbedienung
Sichtbares licht
3,8.10 14 7,7 .10 14
-
7,8 .10- 7 3,9 .10- 7
vom Menschen mit dem Auge wah rnehmbar
Beleuchtung von Räumen (Lampen)
Ultraviolettes licht
7,7 .1 0 14 3.10 16
3,9.10- 710- 8
Röntgenstrahlung
3 .10 16 _ 5.10 21
1016.10-
Gammastrahlung und kosmische Strahlung
>3.10 18
I < 10-
8
-
14
11
I dringt in
äußere l UV- Strahl er (Höhensonne) Hautschichten ein und ruft Veränderu ngen hervor (Bräunung, Sonnenbrand)
unterschiedliches Durchdringen von weichem Gewebe und Knochen
Röntg endiagnostik und -therapi e
großes Durchdrin gungsvermög en von massiven Körpern
Fehl ersuche in Sta hlträg ern od er in mass iven W erkstücken
Elektrizitätslehre und Magnetismus
310
hin km 01
c
~
..c
100
~ Vl
~
01 C
0)
~
:Q
50
10- 12
01
c ~
_:J 01 C
..c :J rtJ.... ..c ..... co
~
Vl
0)1:;; ..... 0)
c ~
~
"0
eE
.2
:ro
:g 2.
10- 10
• Di e Übersicht oben zeigt da ss Absorptionsvermög en der Erd atmosph äre für elektrom agn etische W ell en, di e "von außen" auff all en.
1932 ent d eckte KARL G UTHE JANSKY
(1905- 1950), dass kosmi sch e Objekte auch Stra hlun g im Radiofrequenzbereich ausse nden .
10- 8
10- 6
rtJ
ce
10- 4
?e in m
10- 2
Für Astronomie und Weltraumfahrt ist von Bedeutung, welche elektromagnetischen Wellen die Erdatmosphäre nahezu ungeschwächt bis zum Erdboden durchdringen . Aus der Übersicht oben ergibt sich : Die Atmosphäre der Erde ist nur für sichtbare elektromagnetische Wellen und einen Teil der hertzsehen Wellen nahezu vollständig durchlässig . Die betreffenden Bereiche werden als optisches Fenster und als Radiofenster bezeichnet. Für die astronomische Forschung bedeutet dies, dass man viele Jahrhunderte lang nur im optischen Bereich beobachten konnte und sich die Radioastronomie erst nach 1932 entwickelte. Ande re Wellenlängenbereiche kann man nur untersuchen, wenn die dafür gebauten Empfänger außerhalb der dichteren Atmosphären schichten betrieben werden. Da die Menschheit erst seit wenigen Jahrzehnten über die Technologien zur Raumfahrt verfügt, handelt es sich z. B. bei der Röntgen- oder Gammaastronomie um recht junge Forschungsgebiete. In der nachfolgenen Übersicht sind dazu einige Informationen gegeben .
Radioteleskope
Röntgenteleskope
Infrarotteleskope
Das Radioteleskop Effelsberg verfügt über einen beweglichen Spiegel von 100 m Durchmesser.
Die Röntgen satelliten ROSAT und CHANDRA (Bild) erfassen die Röntgenstrahlung kosmischer Objekte.
Das Flugzeugobservatorium SOFIA registriert die von kosmischen Objekten ausgehende Infrarotstrahlung.
OPTIK
5
312
Optik
5.1 Entscheidende Schritte bei der Entwicklung von Vorstellungen über das Licht waren di e von ISAAC NEWTON (1643- 1727) entwickelte Korpuskulartheorie, di e von CHRI5TIAAN HU YGENS (1629- 1695) entwickelte Wellentheorie und di e von A LBERT EINSTEIN (1879 - 1955) aufgestel lte Photonentheone.
Modelle für das licht
Die Frage, was Licht ist, lässt sich in elementarer Weise nicht beantworten . Wir wissen nur: Licht ist aus physikalischer Sicht eine überaus komplizierte Erscheinung und verhält sich te ilweise wie eine Welle und teilweise wie etwas Portionshaftes (Teilchen ). Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass in der Geschichte der Physik sehr unterschiedliche Auffassungen über das Wesen des Lichtes vertreten und verschiedene Modelle genutzt wurden . Auch heute arbeitet man in der Optik mit verschiedenen Modellen, wobei jedes dieser Modelle nur einige Merkmale bzw. Eigenschaften des Originals (des Lichtes) erfasst und darüber hinaus nur innerha lb bestimmter Grenzen gültig und sinnvoll anwendbar ist.
5.1.1
Das Modell Lichtstrahl
Das Licht einer Lichtquelle breitet sich geradlin ig nach allen Seiten aus, wenn es nicht durch andere Körper daran gehindert wird. Den Weg des Lichtes und damit auch den Weg des Energiestromes von der Lichtquelle aus kann man sich durch Halbgeraden veranschaulichen, die als Lichtstrahlen beze ichnet we rden .
Der Bereich der Optik, in dem man d as ~od 11 Lich, trah anwend et, w ird als Strahlen optik oder als geometrische Optik beze ichn et .
Lichtstrahlen sind ein Modell zur Darstellung des Weges, den Licht zurücklegt.
Das Mode ll Lichtstrahl ist gut geeignet für die Beschreibung der geradlinigen Ausbrei t ung des Lichtes von einer Lichtquelle aus, der Schattenbildung hinter lichtundurchlässigen Körpern sowie der Reflexion und der Brechung . Es ist auch ein zweckmäßiges Modell für die Beschreibung des Lichtweges an Spiegeln, durch Prismen und Linsen sowie bei vielen optischen Geräten. Zu unterscheiden ist dabei zwischen dem realen Objekt Licht bzw. Lichtbündel und dem Modell Lichtstrahl. Die Begrenzung von lichtbündeln erfolgt meist d urch Blenden . Lichtstrahl en
Zur Darstellung ein es Lichtb ün dels reicht es meist aus, nur di e Randstrahlen zu zeichnen.
Modelle für das Licht
313
Der französische Mathematiker und Jurist PIERRE FERMAT (1601 - 1665) hat dieses Modell um das so genannte fermatsche Prinzip erweitert. Licht legt den Weg von der Lichtquelle zum Empfänger stets auf dem zeitlich kürzesten Weg zurück.
Daraus ergibt sich bei konstanter Ausbreitungsgeschwindigkeit in einem homogenen Stoff eine geradlinige Ausbrei t ung, weil eine Gerade die kürzeste Verb indung zwischen zwei Punkten ist.
Das felll1atsthe Prinzip ist ein Ext remal prinzip, d. h. ein e physik alische Größe nimmt ein Minimum oder ein Max imum an. Solch e Prinzipien w erd en in der Physik oft mit Erfolg angewend et .
5.1.2 Das Modell Lichtwelle Trifft Licht auf enge Spalte, sehr kleine Öffnungen oder Kanten , so tritt Beugung auf, also eine wellent ypische Erscheinung ( / S. 142). Licht zeigt unter bestimmten Bedingungen Welleneigenschaften, die mit dem Modell Lichtstrahl nicht zu erfassen sind. Für die Beschreibung weIlentypischer Erscheinungen bei Licht wird deshalb ein Wellenmodell genutzt. In den Skizzen sind zwei Beispiele für Beugung dargestellt . Auch Interferenz oder Polarisation sind nur im W ellenmodel l erklärbar. W ell enfronten
W ell enfronte n
Li chtstrahl
• Der Bere ich der Opti k, in dem man das Modell Lichtwell e anwendet, w ird als Wellenoptik bezeich net.
Lichtstrah len
Licht kann als elektromagnetische Welle aufgefasst werden. Die Frequenz beschreibt die Farbe des Lichtes, das Quadrat der Amplitude ist ein Maß für die Intensität des Lichtes. Bei Anwendung des W eI lenmodells bezieht man häufig des huygenssehe Prinzip V S. 140) mit ein, nach dem j eder Punkt einer Wellenfront Ausgangspunkt ei ner Elementarwelle ist, die in ihrer Gesamtheit eine neue WeIlenfront bilden . Wi e aus der Skizze erkennbar ist, bestehen zwischen den genannten Modellen auch Zusammenhänge: Lichtstra hlen verlaufen stets senkrecht zu den W eIlenfronten. Sie sind id entisch mit Wellennormalen. Für quantitative Überlegungen, z. B. be i der Überlagerung von Li chtwellen, kann man das Zeigermodell verwenden.
Unter Intensität des lichtes verste ht man die vom Licht pro Ze it übertragene En ergi e je Fl äche. In der Physik ist dafü r auch di e Bezeichnung Botr,1h · lungsstilrke 1 übl i h. Es gi lt: p
1=
/I
Dabei i ~ l P d ie Strdh lun gs leislung, /\ di e Fldche.
• Au sführlich ist d JS IClqcrrnodell .luf der CD darg estell t.
Optik
314
5.2
Ausbreitung des Lichtes in Stoffen und im Vakuum
Licht kann sich von Lichtquellen aus in Stoffen und im Vakuum ausbreiten. Trifft es auf Grenzflächen aus verschiedenen Stoffen, so können Reflexion und Brechung auftreten. Beim Durchgang durch Stoffe kann Licht gestreut und absorbiert werden.
5.2.1
• Ra ermittelte aus mehrj ährig en Beobachtung en der Verfin st erung von Jupi termond en beim Umlauf um den Jupiter um 167 5 di e Li I 9<( 1 ,in li ~ i zu 2 14000 km · s- ' . Messun gen der Lichtgesch w ind igke it w urden spät er auch von laI f LJ Ull (1819 - 1868) und f L 1<1 '\. MICII l
"
(185 2- 193 1) durch gef ührt. MI CHELSON ermittelte 1927 ein en Wert von (299796 ± 4) km . s- '.
Die Lichtgeschwind igkeit
Die Frage, wie schnell sich Licht ausbreitet, blieb viele Jahrhunderte unbeantwortet. Während z. B. GAULEO GAULEI (1564 - 1642) von der Endlichkeit der Lichtgeschwindigkeit überzeugt war, hielt sie z. B. der Astronom JOHANNES KEPLER (1571 - 1630) für unendlich groß . Der Erste, der auf der Grundlage astronomischer Beobachtungen die Lichtgeschwindigkeit bestimmte, war der dänische Astronom OLAF RöMER (1644- 1710). Die erste Messung auf der Erde gelang 1849 dem französischen Physiker HIPPOLYTE FIZEAU (1819 - 1896). FIZEAU nutzte dazu die unten skizzierte Experimentieranordnung. Das Licht wurde von einer Lichtquelle aus über einen halbdurchlässigen Spiegel zwischen zwei Zähnen eines Zahnrades hindurch auf einen Spiegel gelenkt, dort reflektiert und gelangte dann durch die gleiche Lücke des Zahnrades und den halbdurchlässigen Spiegel zum Auge des Beobachters. Als Abstand zwischen Zahnrad und Spiegel wählte FIZEAU 8633 m. Das Zahnrad hatte 720 Zähne. Wurde es in immer schnellere Umdrehung versetzt, so trat erstmals bei einer Drehzahl von 12,6 S- 1 eine Verdunklung auf. Das vom Spiegel reflektierte Licht traf dann genau auf einen Zahn des Zahnrades. Die Zeit für das Drehen des Zahnrades von einer Lücke zu einem Zahn betrug: t
= 2 . 726 . 12,6
s
W ährend dieser Zeit hatte das Licht die Messstrecke zweimal durchlauf en. Die Lichtgeschwindigkeit ergab sich damit zu: c=
i = 2 · 8633 m · 2·720·12,6 s- 1 = 313270 km · S- 1
Durch weitere M essungen und genauere Messverfahren wurde diese wicht ige Naturkonstant e immer genauer bestimmt.
Ausbreitung des Lichtes in Stoffen und im Vakuum
Heute kann man die Lichtgeschwindigkeit sehr genau im Labor messen. Da die verwendeten Strecken kurz sind, muss die Laufzeit sehr genau gemessen we rden. Man verwendet eine Leuchtd iode, die in sehr kurzen Abständen Lichtblitze aussendet. Diese werden auf zwe i Empfängern, die in Entfernung angeverschiedener bracht sind, registriert und auf einem ® Leuchtdiode Oszilloskop angezeigt. Die Verschiebung der Signale im Oszilloskopbi ld wird verwendet, um die Laufzeit des Lichtes zu bestimmen. Bringt man in den Lichtweg eine n anderen Stoff, so kann man die Lichtgeschwindigkeit in diesem Stoff messen. Die Lichtgeschwindigkeit im Vakuum beträgt c =299792,458 km . S- 1. Die Vakuum lichtgeschwindigkeit ergibt sich auch aus der elektrischen und der magnetischen Fe ldkonstanten (/ S. 304) . In Stoffen ist sie klei ner.
315
• In Luft unter Normbedingu ng en hat die licht J chwmdigk 'i einen Wert von 299711 km·s- ' . Für das Vakuum und die Luft rechnet man meist mit dem Näherungswert 300000 km· s-'.
In Wasser beträgt die Lichtgeschwindigkeit 225000 km . s- 1, in leichtem Kronglas 199000 km· S- 1 und in Diamant 124000 km· S- 1. 1983 wurde auf der 17.Generalkonferenz für Maß und Gewicht d ie Vaku umlichtgeschwindigkeit als eine Grundkonstante mit dem oben genannten Wert festgelegt. Auf diese Festlegung bezieht sich die heute gültige Defin ition des Meter als Länge der Strecke, die Li cht im Vakuum während einer Dauer von 1/ 299792458 s durchläuft.
Das Meter ist eine von sieben Basiseinheiten des Intl:rtl. tiClr I n Einheitensystems.
5.2.2 Reflexion und Brechu ng von Licht Reflexion von Licht Trifft Licht auf die Gren zflä che zwischen zwei lichtdurchlässigen Stoffen, dann wird ein Teil des Lichtes an der Grenzfläche reflektie rt, der andere Teil wird gebrochen . Das Verhältnis dieser beiden Anteile hängt unter anderem vom Einfallswinkel und von der Beschaffenhe it der Grenzfl äche ab. Für die Reflexion des Lichtes gilt das Reflexionsgesetz.
einfallender reflektierter Strahl Strahl Einfallslot I Stoff 1 Stoff 2
• Ist der zweite Stoff lichtundurchl äss ig, so trittn ur f I Oll und tl (}r r lJ1 ( / 5.3 24) auf.
gebrochener Strahl
Wenn Licht an einer Fläche reflektiert wird, so ist der Einfal lswinke l a gleich dem Reflexionswinkel a'. Dabei liegen einfallender Stra hl, Einfallsl ot und reflektierter Strahl in einer Ebene.
Das wird bei all en Arten von Spiege ln genutzt (
S. 326 f.l.
316
Optik
Einfa ll slot Ei ne Erklärung für den Verlauf des Li chtes bei der Reflexion ka nn auch mit dem ferm atschen Prin zip (/ S. 313) gegeben werden .
ei nfallendes Licht
A
((
reflektiertes Licht
(t' B
Wie bei mechanischen Wellen (/' 5. 141 ) lässt sich auch bei Licht die Reflexion mit dem Weilenmodeli beschreiben und erklären . Jeder Punkt, der von einer W eilenfront getroffen wird , ist Ausgangspunkt einer El ementarwelle, wobei sich die Elementarwellen mit der g leichen Geschwindigkeit wie die Wellen ausbreiten. Daher sind die Dreiecke AB C und BDA kongruent, dem zufolge auch die W inkel rx und a ' gleich groß.
Brechung von Licht Für d ie Brechung von Licht beim Übergang von einem Stoff in einen anderen gilt das Brechungsgesetz.
Die Brechzahl ergibt sich aus den Li chtgesc hwindig keiten der bet reffend en Stoffe. Es gilt: n= ~ c2
Wenn Licht an einer Grenzfläche von einem lichtdurchlässigen Stoff in einen anderen lichtdurchlässigen Stoff übergeht, so gilt für den Einfallswinkel a und den Brechungswinkel ß: sin er. _ c, oder ~= n C2 si n ß si n ß Stoff 1 mit c, Lichtgeschwindigkeiten in Cl , C2 den Stoffen 1 und 2 Stoff 2 n Brechzahl mit c2
Wi e Licht gebrochen wird, hängt demzufolge vom Verhältnis der Lichtgeschwindigkeiten (/' 5. 314) in den beiden St offen ab.
• Die Begriffe "optisc h dünner" und "opti sch dichter" beziehen sich auf di e Lichtge schwindigkeit (/ S. 314f.). ln ein em optisch dichteren Stoff ist die Lichtgeschwindigk eit klein er als in ei nem optisch dünneren Stoff.
Übergang vom optisch dünneren zum optisch dichteren Stoff
Übergang vo m optisch dichteren zum o ptisch dünneren Stoff
c,
> (2 ~ a > ß Das Licht wird zum Lot h in gebroch en . Luft- Gl as Luft- Wa sse r
Das
Uch~';"~ vo:' l~t<'!eg ge-
:
brochen.
_ _ _ _ _....1._
Glas- Luft Wasser-Luft
Die Lichtgeschwindig ke it in einem St off und damit auch die Brechzahl ist von verschieden en Faktoren abh ängig . 50 gilt z. B. für Luft, dass die Lichtgeschwindigkeit sich mit Verringerung der Dichte (des Luftdruckes) vergrößert. In großer Höhe ist deshalb die Lichtgeschwindigkeit (etwas) größer als an der Erdoberfläche. Da sich die Dichte von Luft mit der Temperatur ände rt, verändert sich auch die Lichtgeschwindigkeit mit der Temperatur.
Ausbreitung des Lichtes in Stoffen und im Vakuum
Darüber hinaus ist die Lichtgeschwindigkeit und damit die Brechzahl in Stoffen von der Wellenlänge abhängig. Die Erscheinung, dass die Brechzahl eines Stoffes von der Wellenlänge abhängig ist, wird als Dispersion bezeichnet. Eine Folge der Dispersion ist die n Auffächerung von weißem Licht, also Licht unterschiedlicher Wellenlänge, in seine farbigen Bestandtei le beim Durchgang durch ein Prisma (/ 5.351 ). Dabei gilt: Für fast alle Stoffe ist die Brechzahl n für kurzweiliges (blaues) Licht gröA ßer als für langweiliges (rotes) Licht. Das bedeutet: In der Regel wird blaues Licht stärker gebrochen als rotes Licht. Ableitung des Brechungsgesetzes
Wie die Reflexion lässt sich auch die Brechung von Licht analog zu mechanischen Wellen (/ S. 140 ff.) mit dem Wellenmodell beschreiben und erklären. Jeder Punkt der Grenzfläche, der von einer Welle getroffen wird, ist nach dem huygensschen Prinzip ( / S. 140) Ausgangspunkt einer Elementarwelle, die sich in den Stoff hinein ausbreitet. Die Ausbrei tungsgeschwindigkeit der Elementarwellen ist gleich der Lichtgeschwin digkeit im jeweiligen Stoff. Geht eine Welle der Wellenl änge A., vom Vakuum oder von Luft in einen Stoff mit der Brechzahl n über, dann ist die Lichtgeschwindigkeit in diesem Stoff c 2 = c,/n und damit auch die Wellenlänge A.2/n . Diese Überlegungen gelten auch für die Elementarwellen. Die Wege c, . t und C2 . t, die in der / Zeit t zurückgelegt werden sind Stoff 1 wegen -:t= C2 versch ieden lang. Mithilfe der Winkel Cl und ß kann man schreiben:
c,
AC AC
_ [, . t
sln _
Cl
[2 · t
- si n ß
(1 )
c
(2)
a Luftspiegelungen tret en an Grenzfl ächen zwischen ka lter und warmer Luft auf.
• Die in Tabellenwerken angegebene Brechzahl von Stoffen bezieht sich auf die Va ku umlichtgeschwindigkeit und eine Wellenlänge von 589 nm (gelbe Natrium -Linien), also auf den mittleren Bereich des sichtbaren lichtes .
Cl ist der Einfallswinkel und ß der Brechungswinkel, denn AC steht senkrecht zum Einfallslot und AB bzw. CD se nkrecht zur WeIl ennormalen .
•a
Die Gleichsetzung von (1) und (2) ergibt: ~ _ c2 · t oder sin Cl - sin ß
sin Cl _ c, sin {3 - C;
317
Stoff 2
Das Brechungsgesetz kann auch auf andere Weise hergeleitet werd en, z. B. unter Anwendung des fermatschen Prinzips oder mithilfe des newtonschen Korpuskularmodells ( / S. 312) .
Weitere Hinw ise zum ReflexlolI"Cj P set z IIld zum ßIf' chungsgc\P I, ind auf der D zu find en.
318
Optik
•
Licht fällt aus der Luft unter einem Einfallswinkel von 30 ° auf eine 5 cm dicke Glasplatte aus schwerem Kronglas . a) Wie groß ist de r Brechungswinkel beim Übergang Luft- Glas? b) Wie groß ist die Ablenkung des Lichtes aus seiner ursprüng lichen Richtung?
Die beiden Winkel f3 (Brechungswinkel für Luft- Glas, Einfall swink el für Gl as - Luft) sind Wech se lwin ke l an Paral lelen.
• Eine solche Parallel verschi ebung tritt nur auf, w enn das Licht schräg auf eine planparall ele Platte trifft. Bei dünn en Pl atten, z. B. Fenstersch eiben, ist der Effekt aber so geri ng, dass man ihn in der Regel nicht bemerkt . Bei senkrechtem Einfall ist ke ine Para llelverschiebung zu beobachten.
Ana lyse: Das Licht wird an der Grenzfläche Luft- Glas und Glas-Luft gebrochen. Der Brechungswinkel bei Luft- Glas ist gleich dem Einfallswinkel bei Glas - Luft. Damit verlässt der Lichtstrahl die Glasplatte unter dem gleichen Winkel a, unter dem er auf sie gefallen ist. Der Brechungswinkel ß ergibt sich aus dem Brechungsgesetz, die Ablenkung x kann dann mit geometrischen Mitteln berechnet werden. Gesucht: Gegeben :
d
D
ß,x a = 30 ° d = 5 cm n = 1,61
Lösung: a) Die Umstellung des Brechungsgesetzes in der Form ~:~ ~ nach sinß ergibt:
n
sinß = si n a n sinß = si n30 ° =0,31 0 6-7 ß= 18,1 ° 1,61
b) Im Dreieck ACD (s. Skizze) gilt: sin( a- ß ) = x AC
-7
x = AC . sin( a- ß)
(1)
Di e St recke AC kann man im rechtwinkligen Dreieck ABC fol gendermaßen berechnen : cos/] = .5!..AC
AC = ~
cos/3
(2)
Setzt man (2) in (1) ein, so erhält man: x = d · sin (rx - ß) cosfj
= 5cm · sin( 30 0- 18,l °) = 1,08cm cos 18,1 °
Ergebnis: Der Brechungswinkel beträgt 18,1 °. Der Lichtstrahl wird um etwa 1,1 cm parallel verschoben . Dieser Effekt ist immer dann zu beachten , wenn Licht schräg auf eine planparallele Schicht trifft.
Ausbreitung des Lichtes in Stoffen und im Va kuum
319
Totalreflexion Tritt Licht unter einem Winkel a:;; 0 von einem Stoff 1 in einen Stoff 2 über und ist die Lichtgeschwindigkeit C2 größer als c" dann ist der Brechungswinkel größer als der Einfallswinkel. Wird der Einfallswinkel kon ti nuierlich vergrößert, so erreicht der Brechungswinkel schließlich den Wert ß = 90 °. Bei weiterer Vergrößerung des Einfallswinkels wird sämtliches Licht an der Grenzfläche reflektiert. Es tritt Totalreflexion auf. Beobachten lässt sich diese Erscheinung z. B. beim Übergang des Lichtes von Wasser in Luft (siehe Foto). In der Skizze rechts ist der Sachverhalt für ausgewählte Winkel dargestellt.
Stoff 2
• Die Totalreflexion von Licht an der Grenzfläche Wasser- Luft kann man z. B. beobachten, wenn man bei einem Aquarium sch räg von unten gegen d ie Wasse rob erfläche sieht.
Die Erscheinung, dass beim Übergang des Lichtes von einem optisch dichteren Stoff (z. B. Glas) in einen optisch dünneren Stoff (z . B. Luft) bei bestimmten Winkeln sämtliches Licht an der Grenzfläche reflektiert w ird, nennt man Totalreflexion.
Der Einfallswinkel, bei dem der Brechungswinkel gerade 90 ° beträgt, heißt Grenzwinkel der Totalreflexion a G' Für alle Winkel a > (X G tritt Totalreflexion auf. Der Grenzwinke l der Totalreflexion (X G beträgt: Lichtgeschwindigkeiten in den Stoffen 1 und 2 (c, < c2)
• Dieser Grenzwinkel ergibt sich aus dem Brechungsgesetz (/ 5. 316): Mit ß = 90 ° und damit si n ß = 1 erh ält man die genannte Gl eichung.
Wie groß ist der Grenzwinkel der Totalreflexion für den Übergang von Licht aus Wasser in Luft? Analyse: Gesucht ist der Einfallswinkel (x, bei dem der Brechungswinkel gerade 90 ° beträgt. Die zur Berechnung erforderlichen Lichtgeschwindigk eiten können einem Tabellenwerk entnommen werden.
Lot I
I
IJ
Gesucht: Gegeben :
aG
c, c2
=225000 km/s = 299711
km/s ", 300000 km/s
320
Optik
Lösung:
sin
a G -
sin
aG
aG
-
225000 km/s 300000 km/s
= 0,750 = 48,6 °
Ergebnis: Für den Übergang Wasser- Luft beträgt der Grenzwinkel der Totalreflexion 48,6 °. Für alle Einfallswinkel größer als 48,6 ° erfolgt damit Totalreflexion.
Genutzt wird die Totalreflexion bei versch iedenen Arten von Prismen (S. 321) sowie bei Glasfaserkabeln, die zur Informationsübertragung von Telefongesprächen, Computerdaten, Fernsehbildern und Rundfunkprogrammen eingesetzt werden .
• Das rechts abge bil dete Glasfaserkabe l besteht aus insgesamt 4000 Glasfasern, di e jewei ls zu Bünd eln zusammengefasst sind. Die einzel nen Gl asfasern haben Durchm esser von 0,005 mm bis 0,5 mm .
• Die Informationsübertragung mit Licht ermöglicht den Transport größerer Datenm engen, da man z. B. für die Übertragung eines Telefonsgesprächs nur eine Lichtfrequen z benötigt.
Glasfasern bestehen aus Glas, das Glasfase rmantel etwa 50000-mal durchsichtiger als Fensterglas ist. Umgeben ist der hochdurchsichtige Glasfaserkern von einem Mantel aus optisch dünnerem Glas. Die hohe DurchGl asf ase rk ern sichtigkeit des Glasfaserkerns sorgt dafür, dass das Licht über a > aG weite Strecken kaum geschwächt wird. Durch den Glasfasermantel wird errei cht , dass das Licht an den Ränd ern total reflektiert wird und damit in der Glasfase r verbleibt. In d er Medizin und in der Technik werden biegsame Gl asfaserkabel in Endoskopen verwendet, um durch eine natürliche oder operativ erzeugte Körperöffnung das Licht einer Lichtquelle ins Körperinnere und umgekehrt Bilder aus dem Körperinneren nach außen zu transportieren . Die Nachrichtentechnik wurde durch die Nutzung von Glasfaserka beln regelrecht revolutioniert. Das Grundprinzip der Nachrichtenübertragung mit Glasfaserkabeln besteht darin, dass digitale elektri sche Signale in Licht impulse umgewandelt, diese Impulse mit Glasfaserkabeln übertragen und dann wieder in digitale oder analoge elektrische Signal e zurückgewandelt werden .
321
Ausbreitung des Lichtes in St offen und im Vakuum
Brechung an Prismen Dreiseitige Prismen aus Glas, die zumeist regelmäßig oder rechtwinklig sind, werden zur Umlenkung von Licht genutzt. Umlenkprisma mit zweifacher Brechung
•
Umlenkprisma mit Totalreflexion
/ /
Prismen werden auch genutzt, um weiß es Licht infolge Dispersion in seine farbigen Bestandteile zu zerl egen (/ 5. 31 7) .
• Bei symmetrischem Strahlengang erhält man die kleinste Ablenkun g . Fürden Ablenkungswink el gilt: E = 2(a- ß)
Bei symmetrischem Stra hl enga ng beträgt die Ablenkung 90 °. Es gilt:8=90 o- a a muss größer als der Gren zwinkel der Totalreflexion sein.
Für den W inkel E. gilt: f
= 180 · = 180 · -
8 (180 ° - 2 y)
= 2 y = 2(a- /3 )
Pr ismen, bei denen die Lage von einfallenden und reflektierten Strahlen gerade umgekehrt ist, nennt man auch Umkehrprismen. Umkehrprisma mit zweifacher Totalreflexion
Umkehrprisma mit zweifacher Brechung und Totalreflexion
• Die gezeichneten Strahlenverl äufe in den Skizzen gelten nur für einfarbiges Licht. Bei Verwendung von weißem Licht kann zusätzlich Dispersion auftreten ( / S. 317).
Prismen werden vo r allem bei Ferngläsern und Fotoapparaten genutzt.
•
- Film, CCD-Chip Schwingspiegel
Links ist ein geo ffn et es Minif rn g lds l11il zw ei Prism n, r chlS das Ulllkehrpli~l11
322
Optik
Licht dringt von außen in eine Glaskugel ein. Ze igen Sie, dass dieses Licht in der Kugel n icht tota l reflektiert werden ka n n! Im Punkt A fällt Licht unter dem Einfallswinkel (X auf die Kugel und dringt mit dem Brechungswinkel ß in die Kugel ein. Das Lot verläuft jeweils radial. Das Dreieck ABM ist glei~hschenklig. Deshalb trifft M der Lichtstrahl in B unter einem Einfallswinkel ß auf die Grenzfläche Glas- Luft. Beim Punkt A folgt aus der Umkehrbarkeit des Lichtweges, dass der Winkel ß kleiner sein muss als der Grenzwinkel der Totalreflexion . Folglich kann auch bei Punkt B keine Totalreflexion stattfinden. Das meiste Licht tritt aus der Kugel wieder aus. Naturerscheinungen, die auf Brechung und Totalreflexion beruhen Unter günstigen Bedingungen beobachtet man unter einem Winkel von etwa 52 ° noch einen zweiten Regenbogen,den
Betrachtet man bei tief stehender Sonne eine Regenwand, wobei man die Sonne im Rücken hat, dann kann man oft einen Regenbogen beobachten, der immer die gleiche Farbfolge aufweist. Der Mittelpunkt des Regenbogens liegt auf einer von der Sonne durch das Auge des Beobachters gezogenen Geraden. Der Regenbogen selbst ist Teil des Grundkreises eines Kegels mit der Spitze im Auge des Beobachters und einem Öffnungswinkel von ca . 4r. Die Farbfolge beginnt innen bei Violett-Blau und endet außen bei Rot. Häufig sieht man auch nur einen Teil des Kreisbogens. Di e gleiche Erscheinung kann man auch bei Springbrunnen oder Wasserfällen beobachten .
von der Sonne
• Eine erste umfassende Erklärung des Zustandekommens eines Regenbogens stammt von dem französischen Mathematiker und Naturforscher RENE D ESCARTES (1596 - 1650), auch CARTESIUS genan nt.
Tritt Sonnenlicht in einen kugelförmigen Wassertropfen ein, dann wird der blaue Anteil stärker gebrochen als der rote Anteil (s. Ski zze S. 323 oben). Der größte Teil des Lichts tritt an der Rückseite des Tropfens wieder aus, ein kleinerer Teil wird reflektiert und verlässt dann den Regentropfen , wobei nochmal Brechung auftritt. RENE DE5CARTE5 stellte nun fest, dass die Ablenkung des Lichts sehr stark vom Einfallswinke l des nahezu parallelen Sonnenlichts abhängt.
Ausbreitung des Lichtes in Stoffen und im Vakuum
Lässt man z. B. rotes Licht von der Symm etrieachse beginnend immer weiter oben einfallen, dann nimmt der W inkel zwischen einfallendem und ausfallendem Strahl zuerst zu und dann wieder ab. Er wird nie größe r als 4r . Bei diesem Winkel findet man besonders viel zurückgestra hltes Licht. Bei blauem Licht beträgt der betreffende Winkel 41° . Wenn man nun gegen die Tröpfchenwa nd schaut, dann bildet das einfallende Licht zum Beobachter für weiter oben liegenden Tröpfchen einen größeren Winkel als für weiter unten liegende Tröpfchen (s. Skizze). Weit oben befindliche Tröpfchen liefern in Richtung Beobachter ke in zurückgestrahltes Licht. DesBeobachter hal b ist es oberhalb des Regenbogens relativ dunkel. Im Bereich von etwa 42 ° befindet sich der obere (rote) Rand des Regenbogens. Darunter liegen die anderen Farben. Im Innern des Regenbogens gibt es schwache Zurückstrahlung aller Farben . Desh alb ist der Himmel dort relativ hell. Durch Brechung in der Atmosphäre treten weitere Effekte auf. Ste rn e sieht man in der Regel an einer anderen Stelle, als sie sich tatsächlich befinden (Ski zze links). Ursache dafür ist die kontinuierliche Brechung des von einem Stern kommenden Lichtes beim Durchgang durch die Atmosphäre. Wir sehen den Stern an der Stelle, von der das Licht geradlinig herzukommen scheint. Die Sonne erscheint in der Nähe des Horizonts manchmal abgeflacht (Foto rechts) und, ähnlich wie der Mond, besonders groß. Diese scheinbare Größenänderung ist eine Sinnestäuschung. Die Abflachung der Sonne kommt zusta nde, weil das Licht vom unteren Sonnenrand wegen des größeren Einfallswinkels stärker angehoben wird als das vom oberen Rand der Sonne.
:O~
=
scheinbarer Ort ", wahrer Ort : Zenit
:O~ scheinbarer Ort :O~ wahrer Ort
", _ ,
I
t \
atmosphärische Schichten Erde
323
• Bei ein em NcbPllIl' genbogen erfo lgt in den Wa sse rtropfen eine zweifach e Reflexion .
• Genauere Untersu chun gen zeigen, dass auch die Tröpfchen größe Einfluss auf das Aussehen eines Regenbogens hat. Dabei spielen unterschiedliche Weglängen und darauf folge nde In'erferenz (/ s. 336ff.) eine Roll e. Das beeinflusst auch das Aussehen ei nes Regenbogens.
Eine weitere Erscheinung sind luftspleg lungen (Fatl Morgana), die durch Totalreflexion an luftschichten zustande komm en.
324
Optik
5.2.3 Streuung und Absorption von licht Licht wird nicht nur an Grenzflächen refl ektiert und gebrochen, sondern es tritt auch mit den Stoffen, die es durchdringt, in Wechselwirkung. Durch eine solche Wechselwirkung entsteht Streuung.
• Das gestreute Licht ist teilweise polarisiert ( / S. 347) . Dieses polarisierte Streu licht wird z. B. von Bienen zur Orientierung genutzt. Bei Fotoaufnahmen erz ielt man durch Nutzung eines Polarisationsfilters einen tiefblauen Himme l.
• Der eng lische Physiker JOHN WILLIAM STRun (1 842- 1919), der spätere Lord RAY LEIGH, fand um 1870, dass die Intensität 1 des an Mol ekü len gestre uten Lichtes von der Wellcnl.inge abhängig ist:
Unter der Streuung von Licht versteht man seine Ablenkung aus der geradlinigen Bahn durch kleine Partikel, Moleküle und Atome. Gibt man in ein Gefäß mit Wasse r einige Tropfen Milch und durchstrahlt das Gefäß in einer Richtung mit weißem Licht, dann beobachtet man quer zu r Beleuchtungsricht ung eine Blaufärbung der Flüssigkeit. Schaut man entge gen de r Be leuchtungsrichtung durch das Gefä ß, dann erscheint es rot gefärbt. Beim Durchgang du rch die Flüssigkeit wird mehr blaues Licht gestreut. Deshalb sieht die Flüssigkeit von der Seite blau aus. Dieses blaue Licht fehlt im durchgehenden Licht, sodass dieses Rot wirkt. Analoge Effekte treten beim Durchgang von Sonnenlicht durch die Atmosphä re auf . Die Intensität des an den Gastei lchen gestreuten Lichtes hängt von der Wellenl änge ab: Blaues (kurzweiliges) Licht wird stärker gestreut als rotes (langweiliges) Licht. Dadurch sehen wir den wolkenlosen Himmel blau . In Horizontnähe erscheint er meist heller.
1- -'I.~
• Der deutsche Ph ysiker MIE (1 868- 1957) ste llte um 1900 fest, dass die Streu ung von Li cht an Aero so len weitgehend unabh ängig von der Wellenlänge ist. ADOLF
• Weitere Hinweise zur Absorption fi ndet man bei den Strah lungsgesetzen (/ S. 204).
Ursache dafür ist die St re uung an bodennahen Aerosolen . Das gestreute weiße Licht überlagert sich mit dem blauen Licht aus der Streuung an Gasteilchen . Morgens und abends muss das Licht einen besonders langen W eg durch die Atmosph äre zurücklegen. Das blaue Licht wi rd weggestreut; es bleibt rotes Licht übrig (M o rgenrot. Abendrot). Die Aufnahme von Licht und damit auch der Energie des Lichtes durch Stoffe wird als Absorption bezeichnet.
Bilder und optische Geräte
5.3
Bilder und optische Geräte
5.3.1
Bildentstehung an Spiegeln und Linsen
325
Entstehung und Arten von Bildern Betrachten wir mit den Augen einen Gegenstand, so sehen wir von ihm in der Regel ein scharfes Bild, weil jedem Gegenstandspunkt ein Bild punkt auf der Netzhaut unseres Auges zugeordnet ist. Bringt man dagegen einen Sch irm vor einen Gegenstand, so erhält man kein Bild, weil von jedem Gegenstandspunkt Licht in die unterschiedlichsten Richtungen ausgeht (Skizze links). Erst wenn man den Strahlengang z. B. durch eine Lochblende einschränkt, erhält man eine eindeutige Zuordnung zwischen Gegen stands- und Bildpunkt und damit ein Bild (Skizze rechts). Schirm
Lochblende
Schirm
Das scharfe Bild eines Gegenstandes entsteht, wenn jedem Gegen standspunkt eindeutig ein Bildpunkt zugeordnet werden kann. Das kann man z. B. durch Blenden, Spiegel oder Linsen erreichen. Beim menschlichen Auge sorgt ein optisches System aus Hornhaut, Augenf lüssigkeit und Augenlinse dafür, dass ein Bild eines Gegenstandes auf der Netzhaut entsteht und von dort die Informationen zum Gehirn we itergeleitet und verarbeitet werden . Grundsätzlich sind zwei Arten von Bildern zu unterscheiden . Bilder von Gegenständen, die man auf einem Schirm auffangen kann, nennt man reelle Bilder. Ein reelles Bild entsteht, wenn man mit einem Diaprojektor das Bild eines Dias auf einer Projektionswand erzeugt oder wenn das Bild ei nes Gegenstandes auf der Netzhaut abgebildet wird . Bilder von Gegenständen, die man nicht auf einem Schirm allein auffangen, aber mit den Augen beobachten oder auch fotografieren kann, nennt man virtuelle Bilder. Betrachtet man sich im Spiegel, so sieht man sein Spiegelbild. Di eses Spi egelbild kann man auch fotografieren, nicht aber auf einem Schirm auffangen. Das Spiegelbild ist ein virtuelles Bild.
• Nach diesem Prinzip arbeitet die Lochkamera. Je klei ner die Lochblende ist, umso schärfer und umso lichtschwächer ist das Bild. Sein e Größe hängt von der Entfernung Blende- Schirm und von der Gegen standsgröße ab.
Zu den Besonderheiten der menschlichen W ahrnehmung gehört es, dass wir einen Gegensta ndspu n kt dort se hen, wo das Licht, das ins Auge fällt, herzukommen schei nt. Wird z. B. das von einem Gebäude kommende Licht an einer glatten Wasserfläche reflekti ert, so scheint das Licht vom Sp iegelbild auf der Wasserober fl dch herzukommen .
326
Optik
Bildentstehung an Spiegeln Blickt man auf einen ebenen Spiegel, so sieht man sein Spiegelbild. Das Licht, das von einem Gegenstand ausgeht, fällt auf den Spiegel und wird dort reflektiert. Für einen Beobachter scheint es von dem Bild zu kommen.
I Für einen ebenen Spiegel gilt: Es entsteht ein virtuelles Bild, wobei Bild und Gegenstand bezüglich des Spiegels symmetrisch zueinander sind . Das bedeutet: Das Bild ist genau so groß wie der Gegenstand, aufrecht und seitenrichtig. Es befindet sich vom Betrachter aus hinter dem Spiegel, wobei Gegenstandspunkte und zugehörige Bildpunkte gleich weit vom Spiegel entfernt sind .
• Die erforderlich e Größe des Spi egels hängt nicht davon ab, wie weit man vom Spiegel entfernt ist .
i Ausführliche Hinweise zu Hohlspiegeln und Wölbspiegeln einschließlich charakteristischer Strahlenverläufe sind auf der CD zu finden .
Wie groß muss ein ebener Spiegel sein, damit man sich vollständig darin sehen kann?
f>
SPi~:~I- ~ ~ ~
P- -~
1,-' . •
.
",'
"
,
Um sich in einem Spiegel voll ständig zu sehen, muss das J "'. Licht von den Haarspitzen und den Fußspitzen über den Spiegel in die Augen fallen, so wie das in der Skizze dargestellt ist. Ist die Spiegelebene parallel zum Gegenstand, dann ist nach dem Strahlensatz die Höhe des Spiegels gleich der halben Höhe des Bildes und damit auch des Gegenstandes. Das bedeutet: Will man sich vollständig sehen, dann muss der Spiegel mindestens halb so groß wie die Person sein . Soll das Spiegelbild eines Gegenstandes vergrößert oder verkleinert sein, so muss man gewölbte Spiegel verwenden. Dabei ist zwischen Hohlspiegeln (Konvexspiegeln) und Wölbspiegeln (Konkavspiegeln) zu unterscheiden. Eine spezielle Form von Hohlspiegeln sind Parabolspiegel, die z. B. bei Autoscheinwerfern oder Taschenlampen verwendet werden. Sie haben die spezielle Eigenschaft, dass das vom Brennpunkt ausgehende Licht so reflektiert wird, dass es anschließend nahezu parallel verläuft.
Bilder und optische Geräte
parabolischer Hohlspiegel (Parabolspiegel)
kugelförmiger Hohlspiegel (Kugel spiegel)
kugelförmiger Wölbspiegel (Kugelspiegel)
_:~ .~ I
Autoscheinwerfer, Taschenlampenspiegei
327
üb ein Sr: I 'Jrol als Hohlsplrog 'l ader als Wolbspl q I wirkt, hängt von der Ri chtung des Lichteinfalls ab .
Weihnachtsbaumkugel
Kosmetikspiegel
Hohlspiegel und Wölbspiegel unterscheiden sich wesentl ich im Strahlenverlauf des Lichtes. kugelförmiger Hohlspiegel
kugelförmiger Wölbspiegel
M
M
_. & . -
- 0
F ist der ":I 'f'nnpun~ des Sp iegels, der Abstand SF die 3r~r ~ _, M der Krüm mungsmittelpunkt. Ist r der Radius der Spi egelfläche, dann gilt:
F
- 0-
-
r= SM
Paralleles Licht wird nach der Reflexion zunächst in einem Punkt (Brennpunkt) konzentriert.
Paralleles Licht wird in keinem Punkt konzentriert, sondern bil det einen divergenten Lichtkegel.
SF = f = FM = ~ r Die gezeichneten Strahlenverläufe gei ten nur für achsennahe Strahlen .
• '-
G
. _. -t._ .
M
Befindet sich der Gegenstand zwischen einfacher und doppelter Brennweite, dann ist das Bild - vergrößert, - umgekehrt, - seitenvertauscht, - reell.
----+----=~
- '--'-.- - -
~-f'_==_~._ . _ B
F
Befindet sich der Gegenstand in beliebiger Entfernung vom Spiegel, dann ist das Bild - verkleinert, - aufrecht, - seitenrichtig, - virtuell.
Zur Bildkonstrukt,oll nutzt man wi e bei Linsen (/ S. 329) Parall elstrahl en, Brennpunktstrahl en und Mittelpunkt strahlen. Parall elstrahl en werd n zu Brennpunktstr 111 n und ßrennpun k l strahl en zu Parall elstrahl en. Millelpunktstr ahl n werden in sich se l b~t reflekti ert.
328
Optik
Bildentstehung an Linsen Wesentlich hellere und schärfere Bilder als mit Lochblenden gew innt man mit Linsen. Eine Sammellinse ist so aufgebaut, dass das Licht, welches von einem bestimm ten Gegenstandspu nkt Pausgeht, durch unterschiedlich starke Brechung w ieder in einem Punkt, dem Bildpunkt P', gesammelt wird. Damit erreicht man die für die Bildentstehung notwendige eindeutige Zu ordnung zwischen Gegenstandspunkten und Bildpunkten ( / S. 325). Je nach dem Strahlen verlauf unterscheidet man zwei große Gruppen von Linsen, die in der nachfolgenden Übersicht dargestellt sind .
• Auf den Fotos ist zu erkennen , dass bei Linsen sowoh l Bre· chung als auch Reflexion au ft ritt. Betrachtet wird nachfolgend nur die Brechung des Lichtes. Sie ist entscheidend für die Bildentstehung durch Linsen.
Di e Bezeichnungen Sammellinse und Zerstreuungslin<,e kennzeichnen di e optische Wirkung einer Linse. Die Bezeichnungen Konvexlinse und Konkavlinse ke nn zeichnet nur die äußerlich wahrnehmbare Form .
Sammell insen (Konvexlinsen)
Zerstreuungsl insen (Konkavl insen)
Sammellinsen aus Glas oder Kunststoff sind in der Mitte dicker als am Rand.
Zerstreuungslinsen aus Glas oder Kunststoff sind in der Mitte dünner al s am Rand.
Eine besondere Form von Linsen sind FREsNEL-linsen. Das sind dünne, leichte und großfl ächi ge Linsen, me ist aus Kunststoff, die die gleiche Brechung des Lichtes bewirken wie entsprechende dicke Linsen. Dabei wird die Entdeckung des französische n Physikers AUGUSTIN JEAN FRESNEL (1788-1827) genutzt, dass entscheidend für die Stärke der Brechung des Lichtes nicht die Dicke der Linse, sondern ihre Krümmung ist. Solche Linsen werden z. B. bei Tageslichtprojektoren verwendet.
Bilder und optische Geräte
Wir konzentrieren uns nachfolgend auf die Betrachtung von dünnen Sammellinsen. Das sind Linsen, bei denen man die zweifache Brechung des Lichtes durch eine einmalige Brechung an der Linsenebene ersetzen kann. Gegenstandsebene
Brennebene
Gege n- l standsgröße G
Lin senebe ne
Brennebene
Bildebene
'
, : , optische : Achse
.-.- --0'-'
, FI : '
; . - f -~ :.....- - f -------;
- - - - - - - -- ,... - - - - - - - - - -.-, Gegenstandsweite 9
Bildweite b
329
Ausführlich e Informationen zu Zerstreuungslinsen sind auf der CD zu finden.
Bei einer Sammellinse hat die Brennweite immer einen positiven Wert, bei Zerstreuungslinsen dageg en einen negativen Wert. f= + 100 mm bedeutet: Es liegt eine Sammellinse mit einer Brennweite von 100 mm vor.
Die wichtigsten Bezeichnungen sind der Skizze zu entnehmen. Um das Bild eines Gegenstandes zu konstruieren, verwendet man meist Parallelstrahlen, Brennpunktstrahlen und Mittelpunktstrahlen. Wenn diese Strahlen an einer Sammellinse gebrochen werden, so gilt unter der Bedingung dünner Linsen und achsennaher Strahlen: - Ein Parallelstrahl wird so gebrochen, dass er dann durch den Brennpunkt verläuft. - Ein Brennpunktstrahl wird so gebrochen, dass er dann parallel zur optischen Achse verläuft. - Ein Mittelpunktstrahl geht ungebrochen durch eine Sammellinse.
P
~
Parallelstrahl
Brenn~
.
•
I
Für Zerstreuungslinsen gelten die analogen Beziehungen . Bei Brennpunktstrahlen ist lediglich zu beachten, dass sie sich immer auf den Brennpunkt auf der anderen Seite der Linse beziehen.
-
punkt-
strahi -- -- -
MIttelpunktstrahl
Die genannten Strahlen sind zwar für die Bildkonstruktion sehr gut geeignet, sind aber für die Bildentstehung völlig unwichtig. Trifft z. B. ein Parallelstrahl von einem Gegenstandspunkt wegen der Größe des Gegenstandes überhaupt nicht auf die Linse, dann ergibt sich trotzdem ein Bildpunkt, den man mithilfe anderer Strahlen finden kann. Entscheid end für die Helligkeit eines Bildpunktes ist all das Licht, was von einem Gegenstandspunkt ausgeht und durch die Linse fällt. Das bilderzeug ende Lichtbündel wird nur durch Blenden oder die Fassung der Linse begren zt.
Z ur ze ichnerische n Konstruktion ein es Bildpunktes sind j eweils nur zwei Strahlen erford erli ch.
-
Ein e kl in od er ein e halbe Linse fuhren ni cht et wa zu ein em "a bg eschnittenen" Bild. sond ern ledig li ch zu ein em dunkl eren Bild .
330
i In der Technik, z. B. be i Fotoapparaten, Fernrohren oder Mikroskopen, arb eitet man m it Lil'sensystemen, d ie sich w ie eine Sam melli nse ode r ein e Zerstreuung slinse verh alte n.
Optik
Zwischen Gegenstandsgröß e, Bildgröße, Gegenst andsweite, Bildweite und Brennweite der Linse gibt es enge Zusammenhänge. Sie ergeben sich aus ei nfachen geomet rischen Bet rachtungen an dünnen Linsen. ,g I~
, b
_ _ _ _ _ _~_ _ _ _ _ _ _ _~~~-------L-----------.
__ _3]:-- .F:~~ ,-,_,_" .:F IIJ 2F :
y
g- f
:_,----_ ,..'.:.,.o-------~ ,
Aus der gestrichelten Figur folgt nach dem Strahl ensatz: B
Ci
b
=9
Dieser Quotient wird als Abbildungsmaßstab bezeichnet. Für den Abbildungsmaßstab an dünnen Linsen gilt: A
=~ = Q
B
9
G
b 9
Bildg röße Gegenstandsgröße Bildweite Gegenstandsweite
Aus der in der Ski zze oben grün mark ierten Figur ergibt sich ebenfalls nach dem Strah lensatz: § _ g- f _ 2 - 1 B -
f
- f
Erset zt man den Quotient en so erhä lt man:
t =~ - 1
~
nach d em Abbildungsmaßstab durch
und nach Um f ormung :
~,
, b
Durch Umste llu ng erhält man die Abbildungsgleichung fü r dünne Linsen.
i Bei Berechnungen ist d ie Brennweite für ein e Sammellinse posit iv, die für ein e Zerstreuungslinse negativ. Bei virt uell en Bild ern ( / S. 331) m uss di e Bild we ite negativ an gegeben werd en.
Für die Bildentstehung an dünnen Linsen g ilt die Abbildungsglei chung :
f 9
b
Brennweite Gegenstandsweite Bildweite
Die Gleichung bezieht si ch auf die Gegenst andsweite und damit auf die Bildweite, bei der ein scha rfes Bild entsteht. Davor oder dahint er entstehen auch Bilder. Bringt man einen Schirm an die verschiedenen Stellen, so ist das Bild nur an ein er Stelle scharf, an allen anderen unsch arf.
Bilder und optische Geräte
Ort des Gegenstandes
Bild und Bildkonstruktion
331
Eigenschaften des Bildes
1- verkleinert
außerhalb der doppel- / ten Brennweite einer Sammellinse
umgekehrt - seitenvertauscht - reell (wirklich)
1
G
9 > 2f
in der doppelten Brennweite einer Sammellinse 9
-
gleich groß umgekeh rt seitenvertauscht reell (wirklich)
-
vergrößert umgekehrt seitenvertauscht reell (wirklich)
= 2f
zwischen einfacher und doppelter Brennweite einer Sammel linse
G o
in der einfachen Brennweite einer Sammellinse
- kein scharfes Bild (Bild im Unendlichen) gebrochene Strahlen verlaufen parallel - Linse voll mit der Farbe des Gegenstandes bedeckt
innerhalb der einfachen Brennweite einer Sammellinse
-
g
vergrößert aufrecht seitenrichtig virtu ell (sch inbar)
332
Optik
Bei Zerstreuungslinsen entsteht unabhängig von der Gegenstandsweite immer ein verkleinertes und virtuelles (scheinbares) Bild . Ort des Gegenstandes
Bild und Bildkonstruktion
Eigenschaften des Bildes
beliebig vo r einer Zerstreuungs linse
- 0- -
-
verkleinert aufrecht seitenrichtig virtuell
0
F
Von einer Sammellinse soll die Brennweite experim entell bestimmt werden . Welche Möglichkeiten dafür gibt es? Die Brennweite einer Sammellinse kann in unterschiedlicher Weise bestimmt werden.
Die Genauigkeit der Messung ka nn verbessert w erd en, wenn man mit ach sen nahen Strah len arbeitet und sehr sorgf ältig parallel es Licht ei nste llt.
• Die Messgenauigke it hängt vor all em von der genauen Einste llung der Bildweite ab. Eine Messreihe ist zu empfeh len.
Benannt ist die Met hod e nach dem Astronomen FRIEDRICH WILHELM BESSEL (1784- 1846) . Genutzt wird dabei die Umkehrbarke it des Lichtweges.
1. Mög lichkeit: Die Linse wird mit achsenparallelem Licht bestrahlt. Der Konzentrationspunkt des Lich tes ist der Brennpunkt. Sein Abst and von der Linsenebene ist die Brennweite f. 2. Möglichkeit: Mit der Linse wird ein Gegenstand scharf auf einem Schirm abgebildet. Gegenstandweite g und Bildweite b können gemessen und daraus mithilfe der auf S. 330 genannten Abbildungsgleichung die Brenn weite berechnet werden:
:
. ..- -g-
~~
b .... -----,~ :
3. Möglichkeit: Es kann auch die besselsche Methode genutzt werden. Sie beruht darauf, dass es bei der Erzeugung eines reellen Bi ldes zwei mögliche Standorte für die Linse gibt. Es gilt dann:
f
'.... _z_ _ _ _ _ _ _ _ _ _~,
Bilder und optische Geräte
333
5.3.2 Optische Geräte Das menschliche Auge Das menschliche Aug e ist ein komNetzhaut als Schirm pliziertes optisches System, das aus Hornhaut, Augenflüssigkeit, Augenlinse und Glaskörper gebildet wird und insgesamt wie eine Sammellinse mit einer hinteren Brennweite von etwa 23 mm wirkt. Die Augen linse wird durch Muskeln so gekrümmt, dass auf der Netzhaut ein scharfes, umgekehrtes, seitenvertauschtes und reelles Bild entsteht. Dieses wird durch Lichtsinnesze llen (Stäbchen und Zäpfchen) registriert und als Signale über den Sehnerv zum Gehirn übertragen . Aus Erfahrung nehmen wir das Bild aufrecht und seitenrichtig wahr. Die Anpassung an unterschiedlich weit entfernte Gegenstände erfolgt mithilfe der Augenlinse, die Anpassung an die Intensität des einfa llenden Lichtes durch die Pupille, eine Blende mit veränderlicher Öffnung. Ein gesundes Auge kann Gegenstände ohne Anstrengung in einer minimalen Entfernung von 25 cm (deutliche Sehweite) scharf abbil den . Die Größe des Netzhautbildes und damit der Größeneindruck, den wir von einem Gegenstand haben, wird durch den Sehwinkel bestimmt.
Häufige Sehfehler sind Weitsichtigkeit und Kurzsichtigkeit. Weitsichtigkeit
Kurzsichtigkeit
Gegen~ändeinderNähekönnen
Gegenstände in der Ferne können nicht scharf abgebildet werden.
nicht scharf abgebildet werden.
[ Korrektur durch Sammellinse (positive Dioptrienzahl)
Korrektur durch Zerstreuung slinse (negative Dioptrienzahl)
Bei zeichnerischen Darst ellung en ersetzt man das opti sche System des Au ges durch ei ne Sammellinse .
• Stäbchen reagie ren auf Hell-DunkelRei ze, die weniger empfindlichen Zäpfchen auf Farben .
• Di e Festlegung der deutlich en Sehweite auf 25 cm ergibt sich aus der Erfahrung .
• Der Sehwinkel ergibt sich aus der Entfernung ein es Gege nstand es vom Aug e und seiner Größe. Er wird durch Verwendung von Lupen , Mikroskopen und Fernrohren verän dert.
• Weitsichtigkeit wird auch als Ubersichtlg keit bezeichnet. Ein e spez iell e Form ist cli Alterswe itsich tigk il.
Di e Sl dl ke vo n Brill eng las rn w ird in Dioptri n (clpl) ng gebe n. Da iSl di e Ein hei t der BI ('chkl .Ift 0, fü r die gilt: 0 = 7 (f in M ete r)
Optik
334
Bei vi elen Vog el arten ist das Auflösungsvermögen des Auges wesentlich größer als bei m M ensc hen. Den Wert von l' für das Auflösungsvermögen des mensch lichen Au ges fand ROB[ T Hoo
(1635 - 1703) bereits im Jahre 1674.
Das Auflösungsvermögen des menschlichen Auges, also die Fähigkeit, zwei Gegenstandspunkte noch getrennt wahrzunehmen , wird durch die Dichte der Lichtsinneszellen in der Netzhaut und durch Beugungseffekte (/ S. 342 f. ) bestimmt, die an der Pupille auftreten. Ein normalsichtiges Auge kann gerade noch zwei Punkte als getrennt wahrnehmen, die 1 m vom Auge entfernt sind und einen Abstand von 3 mm vone inander haben Das entspricht einem Sehwinkel von etwa einer Bogenminute (1'). Lupen Eine Lupe dient dazu, Gegenstände vergrößert zu sehen. Der Gegen sta nd bef indet sich innerhalb der Brennwei te der Sammellinse. Das wirksam e Lichtbündel wird durch die Augenlinse begrenzt. Lupe
Es entsteht ein vergröß ertes, aufrechtes, seitenrichtiges und vi rtuelles Bild, das mit dem Auge betrachtet wird. Allgemein gilt:
V rqroße L"'C un d J
L1U
j
a
sind zwe i untersch ied liche Größen. Di e Vergröße rung bezieht sich immer auf den Sehwin kel.
M it Lu ,"n erreicht man sinnvolle Vergrößerungen von bis zu 15. Stärkere Verg rößerungen führen meist zu einer mangelhaften Bildquali t ät.
Die Vergrößerung V eines optischen Gerätes ist das Verhältnis des Tangens des Sehwinkels m it optischem Gerät zu dem ohne optisches Gerät.
v = tan a2 tana,
(x,
(X2
Sehwinkel ohne optisches Gerät Sehwinkel mit optischem Gerät
Die so genannte Normalvergrößerung einer Lupe erhält man, wenn man den Gegensta nd etwa in die Brennebene der Lupe bringt und sich die Augen in der deutlichen Sehweite (25 cm) vor der Lupe befinden. Für die Vergrößerung einer Lupe (Normalvergrößerung) gilt: V = 25 m f Brennweite der Lupe
t
Mikroskope Weit ere wei t verbreitete opt ische Geräte si nd Fo oapparate, DigitCllkamuas, Videokameras und Diaprojektoren.
Stärkere Vergrößerungen als m it Lupen erreicht ma n mit Mikroskopen. Ein Mikroskop besteht aus zwei Sammellinsen, dem Objekti v und dem Okular. Der Gegenstand wird zwischen die einfache und doppelte Brenn weite des Obj ektivs gebracht, sodass durch das Obj ekti v ein bereits vergrößertes ree lles Bild im Tubus des Mikroskops erze ugt wird.
Bilder und optische Geräte
Dieses Zwischen bild befindet sich innerhalb der Brennweit e des Okulars. Damit wirkt das Okular als Lupe; man beobachtet mit den Augen ein stark vergrößertes, umgekehrt es, seitenvertauschtes, virtuelles Bild des Gegenstandes.
Obj ektiv
Bil d -------.. .... __ :: ?~isch e nbild
Okul ar
-_... _- .....,::-.. _........ ..
Für die Vergrößerung eines Mikroskops gilt: t
Obj ' Ok
5
Die erst en M,k,o kop wu rden von dem ni ederl ändischen Naturforscher A NTONY VA N LEE UW EN·
•
Die Vergrößerung eines Mikroskops hängt von den Brennweiten von Objektiv und Okular sowie von der Tubuslänge (Abstand der Brennpunkte von Objektiv und Okular) ab .
= VObjektiv . VO ku lar = ~
•
HOEK(1632- 1723)und von dem engli sch en Naturforscher ROBE T HOOKE (1635 - 1703) gebaut .
FObj .
V
335
Tubuslänge deutliche Sehweite
M it Lichtmiktosko pen si nd Vergröß erung en bis etwa 2000 sinnvoll. Ein e w ese ntlich höh ere Vergrößerung erreicht man mit
:1 I tr n n ho kor. ,
rl
Weitere Hinweise zum Auflösungsvermögen eines Mikroskops sind / S. 342 f. gegeben.
( / 5. 373), bei denen andere physika lische Gesetze genutzt werd en.
Fernrohre Um weit entfernte Gegenstände deutlicher zu sehen, werden Fernrohre genutzt. Mit einem Fernrohr wird eine Vergrößerung des Sehwinkels und damit auch ein größeres Bild auf der Netzhaut des Auges erreicht. Ein astronomisches oder keplersches Fernrohr besteht aus zwei Sammellinsen. Mit dem Objektiv wird ein reelles Bild des w eit entfernt en Gegenstandes (Zwischenbild) erzeugt. Dieses Zwischenbild wird mit dem Oku lar betrachtet, wobei das Okular wie eine Lupe wirkt. Insgesamt entsteht ein verkleinertes, umgekehrtes, seit envertauscht es und virtu elles Bild des Gegenstandes . Der Sehwinkel ist aber größer als ohne Fernrohr. Okula r
Objekt iv Licht von einem we it entfe rnten Gegenst and
Bild
Ok.
f.O ~..
f Ok .
JOHl JI
, ~
,
(1 571 - 1630) zurück. Ei ne and ere Ba uweise mi t ei ner 5 mm I lin und ein er lCI ~tr UlIllg Im verw endet e e:. LI! (' ( lIL I (1564- 1642). Ei n solches Fernroh r wird als ga lil eisch es Fern rohr beze ichnet. s liefert ein au fr hles Bild .
Zwi schenbild
Für die Vergrößerung eines keplerschen Fernroh res gilt: V=~ f
Der beschriebene Aufbau geht auf den Ast ronom en
Brennweite des ObJ'ektivs Brennweite des Okulars
Das Al/rio , 'ItHJSV( , Illug( r1 in s Fernro hres w ird vor allem vom Dur hmesser des Objekt ivs best immt.
336
Optik
5.4
Beugung und Interferenz von licht
Beugung von l icht
• Beugung tri tt auch bei mechan isch en Well en , z. B. be i Schal lwe llen, auf ( / S. 142).
• Di e Intensität des gebeugten Licht es ist me ist se hr gering . Des halb ist d ie Beugun g von Licht an einem schma len Spa lt , einer Ka nte oder ein em dünn en Draht nur in gut abgedunkelte n Räumen beo bachtbar.
Beobachtet man einen schmalen Spalt vor einer Lichtquelle, dann Stra hl enm odell müsste man ihn nach dem Modell Lichtstrahl als hellen, scharf begrenzten Lichtfleck sehen. Tat säch lich ist aber hinter dem Spalt in al len Richtungen Licht nachweisbar, 50 wie das in der zweiten Skizze dargestellt ist. Diese sch einbare Ablenkung des Lichtes aus seiner geradlinigen Ausbreitungsrichtung ist mit dem Modell Li chtst rahl ni cht erkl ärbar. Im Wellenmodell ist nach dem huygensschen Prinzip jeder Punkt der Öffnung, der von ein er Wel lenfront getroffen wird, Ausgangspun kt einer Elementarwelle, die sich nach allen Seiten ausbreitet.
-
Die Ausbreitung des Lichtes hinter schmalen Spalten, Kanten und kleinen Hindernissen auch in die Schattenräume hinein wird als Beugung bezeichnet.
Die Beugung ist eine wellentypische Erscheinung . Da sie bei Licht auftritt, kann man folgern: Licht hat Welleneigenschaften . Interferenz von licht Wie bei Wasser- oder Schallwellen ( / S. 143) kann man auch bei Licht Interferenz beobachten.
• Bei ausg edehnten Lichtqu ell en se nd en Atome Wellen züg e aus, di e ein e zufällig e Ph ase n lage und unte rschi edlich e Sch w ingung sebenen zuei nander haben. Es komm en dadu rch ke in e stab il en Interf erenzmuster zust and e.
Unter Interferenz des lichtes versteht man die Überlagerung von Licht wellen mit Bereichen der Verstärkung und der Abschwächung bzw . Auslöschung .
Schirm
Beobachtbare Interferenzmuster tret en aber bei Licht nur unter bestimmten Bedingungen auf. Das hängt mit der Spezifik der Lichtaussendung durch Atome zusammen (/ S. 391 ). Damit beobachtbare Interferenzmuster entstehen, müssen die bet reffenden Wellen bei gleicher Frequenz eine feste Phasenbeziehung zueinander haben. Solche Wellen heißen kohärent.
337
Beugung und Int erferen z von Licht
•
inko härente Well enzü ge
ko häre nte W ell enzüg e
Stabile Interferenzmuster kommen nur bei Verwendung von kohärentem Licht zustande. Sie sind besonders einfach zu beschreiben, wenn man Licht einer Wellen länge und damit einer Farbe (monochromatisch es Licht) verwendet. Interferenz am Doppelspalt
Beleuchtet man zwei eng benachbarte Spalte mit koh ärentem, monochromatischem und parallelem Licht, dann können beide Spalte als Zent ren von huygensschen El ementarwe llen betrachtet werden. Die beiden Wellensysteme überlagern sich und ergeben ein stabiles, räumlich vert eiltes Int erferen zmuster mit Schwingungsbäuchen (Verstärkung, hell) und Schwingungsknoten (Auslöschung, dunkel), so wie das in der Ski zze S. 336 unten dargestellt ist. Zu einem beliebigen Punkt haben die von den beiden Zentren ausgehenden Wellen best immt e Wege zurückzulegen. Die Differenz zwischen di esen Wegen nennt man Gangunterschied Lls. Von diesem Gangunterschied hängt der Schwingungszustand im jeweiligen Pun kt ab. konstruktive Interferenz
destruktive Interferenz
Verstärkung:
Abschwächung bzw. Auslösung :
Es ist ein Schwingungsbauch vorhanden (hell).
Es ist ein Schwingungsknot en vorhanden (dunkel).
5 =
k· A
(k
= 0, ± 1, ±2,
.. .)
.6 s = k . ~
I
Koharent('s li,ht erhält man, indem man das Li cht ein er Li cht qu ell e durch gee ignet e Ano rdnun gen (Spalte, Gitter, Spiegel, Prismen) t ei lt Lind d iese Teil e zu r Überl ageru ng bringt, denn das Licht, das von einer Stell e ei ner lichtqu ell e ausg eht, ist mit sich se lbst koh ärent. Ein e and ere Möglichke it ist di e Verwendung einer kohärente n Licht quelle (Laser) . Monochromatisches licht erh ält ma n durch Fa rbfi Iter oder von monochrom atischen lichtquell en (Laser, Leuchtdioden) .
(k =±1, ±3, ±5, .. . )
Bringt man einen Schirm an, so sind auf ihm helle und dunkle Streifen zu beobachten . Gegenüber der Mitte der Spalte liegt das helle Maximum o. Ordnung. Symmetrisch dazu liegen die Maxima bzw. Minima 1., 2., ... Ordnung.
• 2. 1. O. f--..::::;,.....
I~
1.
2.
Den Abst and der Streif en Lind damit di e Lage der M ax im a bzw. M ini ma kanll man du r h g om tri sche Überleg un g n erm it teln ( S.338). Rech ts ist d ie Int nsit ät I des Li cht es ( / S. 313) im Beug un gsbild dargest ellt .
338
Optik
Da die Entfernung Doppelspalt-Schirm wesentlich größer ist als der Abst and b der beiden Spalte, ergibt sich ein (fast) rechtwinkliges Dreieck (in der Skizze links rot markiert). Für dieses Dreieck erg ibt sich :
Außerdem gilt (s. Skizze rechts):
Da der Abstand e zwischen Doppelspalt und Schi rm wesentlich größer als der Abst and sk zwischen den Interferenzstreifen ist, hat der Winkel einen sehr kl~inen Wert. Für kleine Winkel a ist tan a '" sin a, sodass man auch setzen kann:
Ist der Spaltabstand kl ein er als die Well enlänge des Lichtes, so erhält man nur das M axi mum O.O rdnun g, wei l fü r k ~ 1 dann si n (X > 1 w äre .
Daraus ergibt sich für die Lage der Maxima bzw. Minima: Bei einem Doppelspalt hängt die Lage der Interferenzstreifen vom Spaltabstand b und von der Wellenl änge A ab .
= Ub = ~e sin ak = U = ~ 2b e
Maxima:
sin ak
Minima:
= 0, ± 1, ± 2, ... ) (k = ±1, ±3, ±5, .. .) (k
Verwendet man w eißes Licht, so liegt z. B. das Maximum 1. Ordnung für bl aues Licht näher am Maximum O. Ordnung als für rotes Licht, da Ablau < Au sführl ich e Hinw eise zum I sind auf der CD zu f inden.
Arot '
Die Intensität des Lichtes an einer beliebigen Stelle des Schirmes kann man mit dem Zeigermodell bestimmen, wenn man den jeweiligen Gangunterschied kennt . Da die Zeigerl änge gleich der Amplitude und die Int ensität des Lichtes proport ional dem Qu adrat der Amplit ude ist, ergibt sich di e Intensität im Zeigermodell anschaulich als Fl äche des Quadrats über d em resul t ierenden Zeiger.
Li5 Zeiger in gleicher Richtung
maxi male Int ensität ' max
= 2~
Li5
= ~3
Zeig er in entgegengeset zte r Richtung
Zeiger schli eßen einen W inkel von 120 0 zueinander ein.
Intensität ' = 0 (Auslöschungl
mittl ere Inte nsität (I = ~. 'maxl
Beugung und Interferenz von Licht
•
Auf einen Doppelspalt mit einem Spalt abst and von 0,1 mm fällt pa ralleles Laserlicht der W ellenlänge A = 670 nm . Auf einem 3 m entfernten Schirm beobacht et man Maxima und Minima. Wie groß ist der Abstand zwischen den Maxima O. und 2. Ordnung? Analyse: Angewendet werden kann die Beziehung für die Maxima beim Doppelspalt, wobei für ein Maximum 2. 0rdnung k = 2 ist. Gesucht: Gegeben :
s2
b Je e
k
= 0,1 mm = 10- 4 m = 670 nm = 6,7 . 10- 7 m =3 m =2
Lösung: Aus der Gleichung k A
b =~
ergibt sich durch Umstellung nach sk:
339
• Interferenz d urch Beugu ng am Doppelspalt lässt sich gut überbli ck en LI nd auch mat hemat isch leicht beschreiben . Die M axima auf ein em Bildschirm sind aber relativ licht schwach und nicht scharf ausg eprä gt. Für ex perim ent ell e Unte rsuchun gen verw end et m an des halb st att eines Doppelspaltes ein Glt er (s. unten ).
e · k ·}'
sk= - bs2
= 3 m . 2 . 6,74 . 10- 7 m
'" 4 . 10- 2 m
10- m
Ergebnis: Der Abstand zwischen den Maxima O. und 2.0rdnung beträgt 4 cm. Interferenz am Gitter Verwendet man st att eines Doppelspaltes viele Spalt e mit jeweils glei chem Abstand, so erhält man ein optisches Gitter. Je nach Bauart untersch eidet man zwischen Transmissionsgittern und Reflexionsgittern, allgemein spricht man auch von Beugungsgittern. Ein einfaches Transmissionsgitter kann man sich auch herst ellen, indem man parallele schwarze Linien auf ein Blatt Papier zeichnet und diese fotografi ert . Transmissionsgitter
Das hindurchtretende Licht interferiert. Gitterkonst ante bis 311m.
Reflexionsgitter
Das refle kti erte Licht interferi ert. Gitterkonstante bis 1,25 pm .
• Di e ersten optischen Gitt r entwick elt e JUSEP'l va FIlAUNIIO t (1 787- 1826). FR AUNHOFER entdeckt e au h d unk l Lin ien in So nn nspck tren, di man h ute als f, unhofl'l '.thl' 11 111 1 bez i hn cl. Dcr EI st , der hoc hwert ige R fl xion g i t t rh rstell te. wa r d er Am rik ancr III j , I\lIr U
~0
(1 848- 1901) .
J .l\tlO
340
• Man erhält die Gitterkonstante als Ke hrwert der Anzahl der Spalte j e Längeneinheit. Beträgt di ese Anzahl z. B. 750/m m , so hat die Gitterkonstante den Wert:
b = 7~O mm = 1,33 11m Als Kurzzeichen für die Gitterkonstante wird auch der Buchstabe 9 verwendet.
Di e Interferenz am Gitter kan n man auch mit dem leigermo deli erklären .
• Die Farben , die man auf einer CD oder DVD sieht, sind solche Gitterspektren. Eine CD wirkt wie ein Reflexionsgitter mit einer Gitterko nsta nten von 1,6 11m.
Optik
Der entscheidende Vorteil eines Gitters gegenüber einem Doppelspalt (n = 2) besteht darin, dass die Maxima bei Verwendung eines Gitters wesentlich schärfer ausgeprägt sind und damit genauere Messungen mög lich machen (s. Bild oben ). Die Qualität eines Gitters wird entscheidend durch die Gitterkonstante b bestimmt. Das ist der Abstand der Mitten zweier benachbarter Spalte. Für die Lage der Maxima auf einem Schirm gelten die gleichen Überlegungen und Beziehungen wie b.eim Doppelspalt ( / S. 338). Bei einem Gitter hängt die Lage der Interferenzstreifen von der Gitterkonstanten b und von der Wellenlänge ab. Maxima :
sin ak
= \ /'
(k
= 0, ± 1, ±2, .. .)
Zwischen den Maxima entstehen breite dunkle Streifen.
Bei sonst gleichen Bedingungen ist der Abstand der Interferenzstreifen abhängig von der Farbe und damit von der Wellenlänge des Lichtes. Rotes Licht hat eine etwa doppelt so große Wellenlänge wie blaues Licht. Deshalb ist der Abstand der Inte rferenzstreifen bei Verwen 4. 3. 2. 1. O. 1. 2. 3. 4. dung von rotem Licht größer als bei der Nutzu ng von blauem Licht. Arbeitet man mit weißem Licht, so entstehen außer beim Maximum 2. 1. O. 1. 2. O. Ordnung farb ige Streifen, die man auch als Beugungsspektren oder Gitterspektren beze ichnet. Der Zusammenhang zwischen Lichtwe llenlänge und Abstand der Interferenzstreifen kann zur Be2. 1. O. 1. 2. stimmung der Wellenlänge von Licht genutzt werden . Das spielt z.B. bei der Spektralanalyse (/ S. 351 ) eine wicht ige Rolle . In der unteren Abbildung ist ein solches Gitterspektrum von weißem Licht dargestellt. Dieses Spektrum ist vergleichbar m it dem, das man bei einem Prisma erhä lt ( / S. 351) .
IIII!IIII
341
Beugung und Interferenz von Licht
•
Wie kann man experimentell die Wellenlänge von Spektrallinien bestimmen? Genutzt werden kann dazu eine Experimentieranordnung, so wie sie nachfolgend dargestellt ist.
-
Wichti g ist be i ein r solch en Ex perim entieranordnung ihre Optimi erung . Dazu gehört ein e gute Ausleuchtung des Spaltes und di e scharfe Abbildung des Spaltes auf dem Schirm .
e ----- • Mit dem Kondensor wird der Spalt ausgeleuchtet, mit der Abbil dungslinse wird er scharf auf dem Schirm abgebildet. Dann wird das Transmissionsgitter hinter der Abbildungslinse angebracht. Aus der Gitterkonstanten, der Entfernung Gitter-Schirm e und dem Abstand der Maxima Sk kann man die Wellenlänge berechnen:
A=~ e· k
mit k
= ±1 für das Maximum 1.0rdnung.
Für die Messung wird ein Gitter mit 650 Spalten je Zentimeter verwendet. Die Entfernung zwischen Gitter und Schirm beträgt 1,25 m, der Abstand der beiden Maxima 1. Ordnung 96 mm. Wie groß ist die Wellenlänge des verwendeten Lich tes? Um was für eine Lichtquelle könnte es sich handeln ? Analyse: Zur Berechnung kann die oben genannte Gleichung genutzt werden. Die Gitterkonstante ergibt sich als Kehrwert der Spaltenanzahl je Längeneinheit. Der Abstand von zwei Maxima gleicher Ordnung ist 2 sk' Gesucht: Gegeben:
A
_
1
b - 650 cm
e = 125 cm S1
Lösung:
= 4,8 cm
Unter der Bedingung «e gilt die Beziehung:
Sk
k ·'\
Sk
b = e (/ S. 338) . Daraus ergibt sich die nebenstehende Gleichung zur Berechnung der Weillenl änge.
Es ist zweckmäßi g, alle Längen in die gleiche Einh eil Ufl1 W rechnen.
-
A =~ e
cm · cm = 5,9 . 10 - 5 cm A = 650 · 12 5 cm 4,8
Ergebn is: Das verwendete Licht hat eine Wellenlänge von 590 nm. Ein Vergleich mit Tabellenwerten ergibt: Es handelt sich um gelbes Li cht. Die Lichtquelle könnte eine Natriumdampflampe sein .
Natriumd , mpfl il l11 p 'n sc lld IlV O I r II1CJi g Li chl mil lw ' i hil l akteri slischen
ni en (:l89 nm, 590 nm) uso
Ib n Li -
342
Optik
Interferenz am Einzelspalt Ein einzelner Spalt kann bei genauer Betrachtung nicht als Zentrum einer einzigen Elementarwelle angesehen werden. Vielmehr ist jeder Punkt des Spaltes Ausgangspunkt einer Elementarwelle, die sich ihrerseits überlagern. Zur genaueren Untersuchung der Verhältnisse unterteilen wir den Spalt in zwei Hälften .
i Die Skizze links ze igt die Situation beim 1. Minimum . Rechts ist der Verl auf der Int ensität des Licht es ( / S. 313) darg estellt, das man auf einem Schirm registrie ren würd e.
• Die analog en Überl egung en gelten, w enn der Gangunterschi ed nicht it, sond ern 2 it, 3it, ... bet rägt . Eine Erklärung ka nn auch mit dem Zeigermodpli erfolg en.
• Zwi schen den Min ima li egen Nebenm axi ma sehr gerin ge r Intensit ät . Be i Verwendung ein er kreisförmig en Öffnung entst ehen neben dem Hauptm axi mum O. Ordnung (Beugungssch ei bch en) dunkl e und hell e Ringe. Die Bedingung für die Max im a lautet :
-'-'-'-'-'-'-'-'-'- 1== -'=:= -' ~~ Beträgt der Gangunterschied Lls zwischen den beiden Randstrahlen gerade 1\., dann kann man zu jedem Strahl aus dem Lichtbündel der einen Hälfte einen Strahl aus dem Bündel der anderen Hälfte finden, dessen Gangunterschied gerade ~ beträgt . Die Strahlen 1 und 3 oder 2 und 4 sind Beispiele da f ür. Es kommt folglich zu einer Auslöschung aller WeI len. Für das erste Minimum gilt:
Vergrößert sich der Gangunterschied allmählich, dann kommt es zu einer partiellen Auslöschung, das restliche Licht bildet die Maxima 1.0rdnung . Bei der Beugung an einem Spalt entstehen helle und dunkle Strei fen. Für die Minima gilt:
k
= ±1, ±2,
...
It b
Wellenlänge Spaltbreite
Das Auflösungsvermögen optischer Geräte Jedes opt isch e Gerät, auch das Auge, verfügt über Blenden oder Fassun gen, an denen Beugung auftritt. Dadurch wird ein Gegenstandspunkt nicht als Punkt abg ebildet, sondern als ein Beugungsscheibchen. Die Beugungsscheibchen von sehr eng benachbarten Punkten überdecken sich und können dann ni cht mehr getrennt wahrgenommen werden. Das Auf lösungsvermögen ist ein Maß dafür, dass zwei Gegenstandspunkte gerade noch getrennt wahrgenommen werden können. Das ist dann der Fall, wenn sich die Beugungsscheibchen der betreffen den Punkte gerade noch unterscheiden lassen (s. Skizze S. 343 ).
Beugung und Interferenz von Licht
Blende
Schirm
343
Maxima O.Ordnung Auf dem Schirm sind di e getrennt wa hrnehmbaren Beugung ssch eibchen gezeichn et. rech ts di e O. Maxima der Intensitäten der Beugungsbilder.
Eine solche Unterscheidung ist dann möglich, wenn das O. Maximum des Beugungsbildes des einen Punktes mindestens im 1. Minimum des Beugungsbildes des anderen Punktes liegt. Für einen Spalt g ilt für das Minimum 1. Ordnung: sin a = ~. Für kreisförmige Öffnungen, so wie sie bei optischen Instrumenten und beim Auge auftreten, liefert die Theorie:
Für kleine Winkel IX in Bogenmaß gilt: sin lX '"
IX
sina "' a "' 122· ~d , Damit man zwei Punkte noch als getrennt wahrnehmen kann, muss bei kreisförmigen Öffnungen gelten:
a ~ 1,22 . ~
A d
Wellenlänge .. Durchmesser der Offnung
• Das ist zugleich der kleinste Sehwinkel, unter dem man bei Auge und Fernrohr zwei Punkte noch als getrennt wahrnehmen kann. d ist dabei beim Auge der Durchmesser der Pupille (2 mm bis 8 mm), beim Fernrohr der Durchmesser des Objektivs. Bei einem Mikroskop beträgt der kleinste Punktabstand r, der noch aufgelöst werden kann:
Dabei ist A die Wellenlänge, f die Brennweite des Objektivs und d sein Durchmesser. Die Grenze des Auf lösungsvermögens liegt bei etwa ~ .
Der kleinste Sehwinkel beim Auge liegt bei einer Bogenminute (1 '). Bei astronomischen Fernrohren w ählt man einen möglichst großen Objektivdurchmesser, um ein großes Auflösungsvermögen zu erreichen .
Interferenz an dünnen Schichten Die Flügel einer Libelle, eine Sei fenblase oder eine dünne Ölschicht auf Wasser schillern in den unterschiedlichsten Farben . Diese Farben ändern sich mit dem Bl ickwinkel. Die Ursache dafür ist die Reflexion von Licht an der Vorderund Rückseite einer dünnen Schicht und d ie anschließende Interferenz dieses an verschiedenen Stellen reflektierten Lichtes. Als Beispiel betrachten wir eine dünne Seifenhaut.
• Auf vi elen Geldscheinen und Geldkarten sind Hololjl.11ll1ll1 aufg eprcigt. Mithilr der HoloCjI 1111' lass n sich dreidim ensionale Bild r V O I Ge g nsta nd n rz LI ge n.
344
Optik
•
Ein Teil des auffallenden Lichtes wird an der Oberfläche reflektiert. wobei am optisch dichteren Stoff ein Phasensprung von ~ auftritt. Ein anderer Teil tritt in die Sch icht ein. wird an der Rückseite reflektiert und tritt dann wieder aus. Je nachdem. mit welcher Phasen lage die We ll en zusammentreffen. kommt es zur Verstärkung. Abschwächung oder Auslöschung.
'11 Auge
Bei sehr dünnen Schichten (d ~ 0) beträgt die Phasenverschiebung aufgrund des Phasensprungs am optisch dichteren Stoff (/ S. 345. Randspalte) ~ . Es kommt zur Auslöschung. Die betreffende Stelle ersche int dunkel.
• Der Faktor n (Brechzahl ) ergibt sich daraus. dass die Wellenlänge in der Sch icht nicht A. so nd ern Z, 11 beträgt. Auslöschung tritt auf. wenn der Gangunterschied ~ oder ein ungeradzahliges Vi elfaches davon beträgt.
An dünnen Schichten tritt bei Reflexion Verstärkung auf. wenn der Gangunterschied zwischen den an Vorder- und Rückseite reflektierten Wellen A, oder ein ganzzahliges Vielfaches von A, beträgt. Bei senkrecht einfallendem Licht ist das dann der Fall. wenn gilt:
2d
= 2k + 1 n
.
d2
(k = O. 1. 2 • ... )
Dabei bedeuten d die Schichtdicke. n die Brechzahl der Schicht und A, die Wellenlänge. Für die Interferenzfarben bei einer dünnen Schicht ergibt sich somit: - Bei bestimmter Schichtdicke tritt maxima le Verstärkung bzw. Auslöschung nur für eine bestimmte Wellenlänge (Farbe) auf. - Ändert sich die Schichtdicke. so verändert sich auch die Farbe des verstärkten bzw. ausgelöschten Lichtes. - Ändert sich der Winkel. unter dem man auf die Schicht blickt. so ändert sich ebenfalls die maximal verstärkte bzw. ausge löschte Farbe. weil sich der Weg des Lichtes durch d ie Schicht verändert. Entspiegelung von Oberflächen
Da das gelb-grüne Li cht in der Reflexion nicht mehr vorh anden ist. erscheinen die Oberflächen sol cher Linsen häufig bläulich oder rötlich.
• Da durch die aufgedampfte Sch icht die Qu al ität der Linsen verb essert wird. spricht man auch von Oberflächenvergutung.
Interferenz an dünnen Schichten wird bei Objektiven und Brillengläsern zur Entspiegelung der Oberflächen genutzt. Dazu wird auf die Linse eine dünne Schicht mit einer Brechzahl. die zwischen der von Luft und Glas liegt. aufgedampft. Die Schichtdicke beträgt des gelbgrünen Lichtes. also des Lichtes im mittleren Spektralbereich. Fällt Licht auf d ie Linse. so w ird ein Tei l von ihm an Vorder- und Rückseite der ~ -Schicht reflektiert. Am optisch dichteren Stoff tritt dabei jeweils ein Phasensprung von ~ auf. Der Gangunterschied wird damit nur durch die Schichtd icke bestimmt und beträgt 2 . ~ = ~ . Licht dieser Wellenlänge wird ausgelöscht. Auch Licht größerer und kleinerer Wellenlängen wird abgeschwächt. Möglich ist auch. mehrere Schichten aufzubringen. die reflektiertes Licht in unterschiedlichen Wellenlängenbere ichen schwächen. Die Entspiege lung bewirkt zwe ierlei: - Es werden störende Reflexe verhindert oder zumindest gemindert. - Es wird die Lichtdurchlässigkeit erhöht. denn die Lichtmenge. deren Reflexi o n durch Interferenz verhindert wurde. ist im durchgehenden Licht enthalten .
*
Beugung und Interferen z von Licht
345
-----
Auf eine Gla sscheibe (n = 1,50) wird Kryolith aufgedampft. Das ist eine mineralische Verbindung aus Natrium, Aluminium und Fluor mit der chemischen Formel Na 3AIF6' die eine Brechzahl von 1,30 hat. Wie dick muss die Schicht gewählt werden, damit senkrecht einfa llendes Licht der We llenlänge 500 nm nicht reflektiert wird?
Ana lyse: Das Licht wird an der Oberfläche des Kryoliths und an der Gl asschicht reflektiert . Da die Kryolith Reflexion jeweils am optisch dichteren Stoff erfolgt, tritt zweimal ein Phasensprung von Glassch icht ~ auf. Ein Gangunterschied wird somit nur durch die Dicke der Kryolithschicht hervorgerufen. 5011 Auslöschung auftreten, so muss der Gangunterschied ~ sein, wobei I\.K die Wellenl änge im Kryolith ist. 2 Gesucht: Gegeben :
d I\. nK
•l Allgemei n gilt: Trifft Licht aus einem opt isch dünneren St off kommend auf ein en opti sch dichteren Stoff und wird es dort reflektiert, so t ritt ein Phasensprung von J[ bzw. auf .
= 500 nm = 1,30
Lösung: Wenn ein Gangunterschied von werden soll, muss gelten:
• ~
durch die Schicht hervorgerufen
2d= ~ =~ 2 2·n Damit er hält man für die Schichtdicke d:
Beträgt die Wellenlänge von Licht in Luft Il, so verring ert sie sich in ein em Stoff mit der Brechzahl n auf ~ . 11
_ A
d
-Lf:fj
d
- 500 nm - 4.1,30
= 96 nm
Ergebnis: Damit Licht mit einer W ellen länge von 500 nm nicht reflektiert wird, muss die Kryoli t hsch icht eine Dicke von 96 nm haben. Newtonsehe Ringe Legt man eine schwach gewölbte Konvexlinse auf eine Glasscheibe, so beobachtet man ein Interferenzmuster. Ursache dafür ist die dünne Luftschicht. Es überlagern sich die am Übergang Glas - Luft und an der Glasplatte reflektierten Wellen. Genutzt werden können die newtonsehen Ringe zur Prüfung von Linsen sowie der Ebenheit von Oberflächen .
• Di e Beze ichnun g fllr di eses In tcrfcr 11 7 muster ruh rl dil ll cr, w e il l~AI\
NlWION
346
Optik
Interferometer
•
Interferometer sind Geräte, mit denen man Längenunterschiede sehr genau bestimmen kann . Man nutzt 51 halbdurchlässiger dabei die Wellenl änge des Lichtes Spiegel als Einheit. Das Prinzip eines sol chen Interferometers ist in der Skizze dargestellt. Das einfallende Spiegel 2 Licht wird durch den halbdurchlässigen Spiegel geteilt und legt dann die Wege S1 und 52 zurück . Das an --....:;--- Schirm den Spiegeln 1 und 2 reflektierte Licht gelangt zum Schirm, auf dem ein Interferenzmuster zu beobachten ist. Bewegt man nun z. B. Spiegel 1 um die Strecke ~ , dann wird aus ei nem Maximum ein Minimum. Durch Abzählen der Maximum-MinimumDurchgänge kann man die von Spiegel 1 zurückgelegte Strecke in Wel lenlängeneinheiten angeben. Spi ege l 1
I
Bei dem physikhistorisch wichtigen Experiment von MICHflSON und MORLEY ( / S. 428) zum Nachweis des Äthers wurde mit einem so lchen Interferometer gearbeitet.
• Je nach Aufb au kann das Interferenzmuster aus Strichen oder Krei sen b est ehen.
In den Lichtweg 52 eines Interferometers wird eine 6 cm lange, mit Luft gefüllte Kammer gebracht. Pumpt man die Luft aus der Kam mer, so beobachtet man 96 Hell-Dunkel-Hell-Durchgänge. Wie groß ist die Brechza hl von Luft, wenn Laserlicht mit einer Frequenz von 4,4775 · 10 14 Hz verwendet wurde?
Es mu ss sehr genau gemesse n und gerechn et werden, weil sich die Li h/ I cll\, 'lildl ~C'I I in Luft und im Vakuum nur wenig von ein ander unterscheid en.
Ana lyse: Die Wellenläng e des Laserlichtes ist wegen der geringeren lichtgeschwindigkeit in Luft kleiner als im Va kuum. Deshalb passen in die mit Luft gefüllt Kammer beim Hin- und Rücklauf 48 Wellenlängen mehr als in die evakuierte Kammer. Daraus lässt sich die Lichtgeschwindigkeit in Luft und dann die Brechzahl berechnen.
Gesucht: Gegeben:
n Luft
Wellenlängen = 299792,458 km . S- 1
48
c
Genutzt wird der Zu sammenhang: C=
A' fbzw.
A= ~
f I
= 4,4 775 . 10 14 Hz = 6 cm · 2
Lösung: In die evakuierte Kammer passen folgende x Wellenl ängen: x = _ _1-
= _ I ·_f_
Av okuum
( Vakuum
= 2 · 6 . 10- 2 m . 4,4 775 . 10 14 Hz· 2,99792458 · 10 8 m
5
=
179224
In der luftgefüllte n Kammer sind es 48 mehr. Also gilt: CLuft=
44 77 5. 10 14 Hz · 6 cm· 2 179272
= 299712 km . S- 1
Daraus ergibt sich: (V akuum
n Luft =
_
c;:;;- -
299792458 km . 5- 1 299712 km . 5- 1
Ergebnis: Die Brechzahl von Luft beträgt n
1,00027
= 1,00027. '1,
Polarisation von Licht
5.5
347
Polarisation von licht
• Licht als Transversalwelle
Wenn man Licht im Wellenmod el l beschreibt, dann stel len sich folgende Fragen: - Ist Licht eine Longitudinalwelle oder eine Transversalwelle? - Was schwingt bei Licht? Welche Größen ändern sich zeit lich periodisch? Sendet man Licht durch spezielle Kunststofffolien, die so genannten Polarisationsfolien, dann zeigt sich: Sind die Polarisationsrichtun gen der Folien senkrecht zue inander angeordnet, so kommt kein Polarisatlonsfol ie Licht hindurch.
* I '~
2 Folien parallel zueinander
2 Folien senkrecht zueinander
Offensichtlich wird das in der Regel in unterschiedlichen Richtungen schwingende Licht durch eine Polarisationsfolie linear polarisiert, d. h. es schwin gt dann nur noch in einer Ebene. Du rch eine senkrecht zur ersten gestellte Polarisationsfolie kommt dann überhaupt kein Licht mehr hindurch. Da Polarisation nur bei Transversalwellen auftritt, kann man fol gern:
Bei Pol ari sa tion sfo li en sind Kohl enstoffketten wie Gitterstäbe parall el zueinander angeordn et. Genauso wirken auch Polarisationsfilter, die man z. B. in der Fotografie verwendet, oder Metalldrähte bei hertzsehen Weilen ( / S. 305) .
• Licht natürlicher Lichtquellen (Sonn e, Feuer) sowie der meisten künstlichen Lichtquellen schwingt in den unterschiedlichsten Ebenen . la'rli ht ist dagegen aufgrund der spezie llen Art seiner Erzeugung linear polarisiert.
Licht ist polarisierbar, verh ält sich also wie eine Transversalwelle. MICHAEL FARADAY (1791 -1 867) schickte 1846 linear polarisiertes Licht durch einen Glasstab, den ein ausschaltbares Magnetfeld durchsetzte. Er stellte fest, dass bei eingeschaltetem Magnetfeld die Polarisationsrichtung des Lichtes gedreht wurde und schloss daraus, dass Licht eine elektromagnetische Welle ist. Weitere Experimente stützten diese Auffassung. Licht kann als elektromagnetische Welle beschrieben werden. Damit ändern sich die Stärke des elektrischen und des magnetischen Feldes periodisch. Damit gelten für Licht auch alle die Eigenschaften und Beziehungen, d ie / S. 303 f. für elektromagnetische Wellen dargestellt sind.
Der beschrie ben Effekt wird als I'fI flOM Effekt bez ichn l
Be i zc ichll ' r i~c h n De rst lIun g n d r Schw in gu ngsl ichtun g stellt m n di e Ri chtung des elektri schen F Idvektors dar.
Optik
348
-------
Polarisation durch Reflexion Fotografiert man glatte Fl äch en (Glasscheiben), so treten meist starke Spiegelung en auf (Bild links). Bei Verwendung eines Polarisationsfilters werden diese Reflexionen weit gehend unterdrückt (Bild rechts) .
• Dieses Gesetz f and der britische Physiker DAVID BREWSTER
(178 1- 1868) um 181 5. Der W inke l a p wird auch als BREWSTERWi nke l bezeich net.
Ref lektiert es Licht ist offensichtlich teilweise polarisiert. Der genaue Zu sammenhang w ird m it dem brewsterschen Gesetz erfasst. Stehen reflektierter und gebrochener Strahl an der Grenzfläche zwi schen zwei durchsichtigen Stoffen senkrecht aufeinander, dann ist das reflektierte Licht vollständig linear polarisiert. Es gilt: tan Ci p
=n
n
Brechzahl des 2. Stoffes
Das reflektierte Licht ist so polarisiert, dass es senkrecht zur Einfallsebene schwingt. Das ebenfalls pola risierte gebrochene Licht schwingt dagegen in der Einfallsebene. Ist die im Gesetz genannte Bedingung der Orthogonalit ät von reflektierGl as tem und gebrochenem Strahl nicht erfüllt, so tritt teilweise Polarisation auf. Di e oben genannte Gleichung ergibt sich folgendermaßen: Luft
si n a p = si na p = t an Ci si n(90 - lxp ) COSlX p P
Es gilt: si n (90 0 - a) Außerd em ist: si n'l eosl(
=cosa
=tan Ci
• Die Doppelb rec hung w urd e von CHRISTIAAN HUYGENS (1629- 1695) ent deckt.
Polarisation durch Brechung Es gibt Kristall e, in denen die Ausbreit ungsgeschwindigkeit des Lichtes von der Ausbreitungsricht ung und von der Schwingungsrichtung abhängt. Zu diesen Krista llen zählt Kalkspat, aber auch Quarz, Glimmer oder Turmalin . Die Erscheinung, dass Licht je nach seiner Schwingungsebene in unterschiedlicher Weise gebrochen wird, bezeichnet man als Doppelbrechung.
349
Polarisation von Licht
Kalkspat ordentlicher Strahl
außerordentlicher Strahl
14. Eine plInktförmige Lichtq i h cm lInt r inerWa SI 'aufder Einfalls ) rGre Ibtalref1exion b trägt für W J5. In Sp ieg -Ire Il xkam rn ' I ein PrL mn (s. bb.).
Eine Reihe von Stoffen, z. B. Glas und viele durchsichtige Kunststoffe, zeigen unter Normalbedingungen ke ine Doppelbrechung. Setzt man sie aber Zug- oder Druckkräften aus oder bestehen innere Spannungen, dann gibt es dadurch Verformungen, die zu einer unterschiedlichen Ausbreitungsgeschwindigkeit des Lichtes in versch iedenen Richtungen und damit zu Doppelbrechung führen. Doppelbrechung, die unter dem Einfluss von Verf ormungen (Zug oder Druckkräfte, innere Spannungen) zustandekommt, nennt man Spannungsdoppelbrechung. Bringt man die betreffenden Stoffe zwischen gekreuzte Polarisationsfolien und beleuchtet sie mit weißem Licht, so ergeben sich durch Interferenz Farben, die von der Stärke der Verfo rmung abhängen .
• Legt man eir en dop pelbrech end n Kri st al l auf eine ßuchsei t e, dann sieht man die Schrift dopp elt (Foto rechts). Stoffe, die sich optisch nicht in allen Richtu ngen gleich verh alte n, nennt man optisch anisotrop. Die anderen Stoffen heißen optisch isotrop.
• Der Bereich de r Optik, der sich mit Spannungsdoppelbrechu ng beschäftigt, wird auch als Spannungsoptik bezeichnet.
• In der Technik nutzt man Spann ungsdoppelbrechung dazu, um an Modell en von Hake n, Brücken , Trä gern usw. die Spannungen zu untersu chen, d ie bei Belastungen auftreten .
Doppelbrechung tritt bei einigen Analysator Polarisator optisch isotropen Stoffen, z. B. bei Nitrobenzol, unter dem Einfluss eines elektrischen Feldes auf. Di eser Effekt wird als KERR-Effekt bezeichnet. Das Licht wird durch einen Polarisator linear pol arisiert, durchläuft den Stoff und trifft dann auf den zum Pol arisator gekreuzten Schirm An alysator. Beides sind Pol arisation sfilter. Es tritt demzufolge kein Licht hindurch. Legt man ein elektrisches Feld an, so tritt ein Tei l des Lichtes durch den An alysator hindurch . Auf dem Sch irm ist eine Au fhellung zu beobachten . KERR-Zellen kann man zur pra ktisch träg hei tslosen elektrischen Helligkeitssteuerung eines Lichtbündels nutzen .
• Benannt ist di es r elektrooptische Er fekt nach d rn ~( h o t t isch n Physik r ) O ll rJ KERI1 (1 824 190 1),cI r ihr 18 / 1: I1tel e> kl '.
Optik
350
Optisch aktive Stoffe
Bestimmte Stoffe, z. B. Zuckerlösung oder Milchsäuren, drehen die Schwingungsebene des durch sie hindurchgehenden linear polarisierten Lichtes. Man nennt solche Stoff optisch aktiv. Nachweisen kann man den Effekt mithilfe der skizzierten Experimentieranordnung.
• Polarisator und Analysator sind Pol arisationsfilter bzw. Pol arisationsfolien.
Die Anordnung wird zunächst ohne den zu untersuchenden Stoff so eingestellt, dass Polarisator und Analysator gekreuzt sind und damit durch den Analysator kein Licht hindurchtritt. Bringt man einen optisch aktive Stoff zwischen zu untersuchender Stoff Schirm Polarisator und Analysator, so ist auf dem Schirm eine Aufhellung zu beobachten. Durch Drehung des Analysators kann man wieder Dunkelheit erreichen . Der Drehwinkel ist vom Stoff, von der Länge des Lichtweges durch den Stoff und von dessen Konzentration abhängig.
~U~
Da sich der Drehwinkel leicht messen lässt, nutzt man das beschriebene Herangehen z. B. zur Messung der Konzentration von Zuckerlösungen.
• Lin ksdrehend bzw. rechtsdrehend bezieht sich immer auf die Blickri chtung entgegeng eset zt zu r Ausbreitun gsrichtung des Lichtes, also in Ri chtung Li cht quell e.
• LCD ist die Abkürzung für das engli sche liquid cristal display.
I
••• -.--
Optisch aktive Stoffe können die Schwingungsebene des Lichtes nach links oder nach rechts drehen . Man spricht dann von linksdrehenden bzw. rechtsdrehenden Stoffen. Rohrzucker ist rechtsdrehend, Fruchtzucker dagegen linksdrehend. Besonders interessant verhalten sich Milchsäuren. Trotz völlig iden tischer chemischer Zusammensetzung gibt es linksdrehende und rechtsdrehende Milchsäuren. Der menschliche Organismus erzeugt nur rechtsdrehende Milchsäuren. Bakterien, mit denen z. B. Joghurt hergestellt wird, erzeugen je nach Art des Bakteriums links- oder rechtsdrehende Milchsäuren. Die Werbung für bestimmte JoghurtArten nutzt die Tatsache, dass rechtsdrehende Milchsäuren leichter verdaulich sind als linksdrehende. Flüssigkristallanzeige (LCD)
Bei Handys, Taschenrechnern, Thermometern oder digitalen Zeitmessern nutzt man heute Flüssigkristallanzeigen. Flüssigkristall befindet sich in sieben getrennt schaltbaren Segmenten zwischen zwei abgeschlossenen Glasplatten, die mit gekreuzter Polarisationsfolie beklebt sind. Das einfallende Licht wird von einem Spi egel reflektiert . Ohne Spannung wird einfallendes Licht durch den Polarisator linear polarisiert, durch den Flüssigkristall 90 0 gedreht, durchläuft dann den Analysator, wird reflektiert und durchläuft die Anordnung in umgekehrter Richtung. Das Display erscheint hell; das Licht ist linear polarisiert. W ird an Segmente eine Span nung gelegt, dann dreht der Flüssigkristall die Schwingungsebene nicht mehr. Die entsprechenden Stellen erscheinen dunkel.
Licht und Farben
5.6
351
licht und Farben
5.6.1 Spektren und Spektralanalyse Newtonsche Versuche IS AAC NEWTON (1643- 1727) hat auch umfangreiche Untersuchungen zur Natur des Lichtes vorgenommen und dabei grundlegende Versuche zu Farben durchgeführt. 1. newtonscher Versuch: Fällt weißes Licht auf ein Prisma, so entsteht farbiges hinter dem Prisma ein Farbband Licht (Spektru m), die entstehenden Farben heißen Spektralfarben. Ursache für die Auffächerung des lichtes ist die Dispersion (/ S. 317). Prisma
• Die sechs Spektralfar· ben sind die Farben Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau und Violett.
Lichtqu elle
2. newtonscher Versuch: Blendet man eine Spektralfarbe aus und lässt sie wieder auf ein Prisma fallen, dann wird Licht einer Spektral farbe nicht weiter zer legt. Spektralfarben sind nicht aus anderen Farben zusammengesetzt. Es sind Grundfarben. 3. newtonscher Versuch: Führt man das im ersten newtonsehen Versuch entstehende farbige Licht durch eine Sammellin se wieder zusammen, dann entsteht weißes Licht. Die Summe aller Spektralfarben ergibt Weiß.
4. newtonscher Versuch: Blendet man einzelne Farben aus dem Spektrum aus und vereinigt das restliche Licht, so erhält man eine Mischfarbe. Solche Paare von ausgeblendeter Farbe und Mischfarbe des restlichen Spektrums nennt man Komplementärfarben.
• weißes Licht
grünes Licht
Blende
farbiges Licht
Auf der Grundlage seiner Untersuchungen entwarf I. NEIfI TorI eine Farb 111 h 'e. Eine völlig andere Auffassung über das Zustandekomm en von Farben entwicke lte JOHANN WOlf GANG VON GOE· TI (1749 - 1832) in seiner 'arbenleh 'e
Prisma
• Blende
Die Zerlegung von weißem Licht in seine farbigen Anteile führt zu einem kontinuierlichen Spektrum, das die Spektralfarben Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau und Violett umfasst. Das Licht einer Spektralfarbe ist nicht weiter zerlegbar. Die Mischung aller Spektralfarben ergibt wieder weißes Licht.
Das Wort " kompl ementär" ist abge l itet vom lat ein ischen campi ere = erc an zend. Die B z ich nung w urd c 9 ' w " hlt. w eil i h di bN fCf· f nd n Fa rb n t U W iß crg f1 l f1 , So sind z. l3 . Ro t und G fUfl
f
()fllp(' 111"
11(, 11 (
5. 35 ),
I
I 352 Optik ------------------- -----------Arten von Spektren Spektren kann man nach der Art ihres Zustandekommens und nach ih rem Aussehen einteilen. Prismenspektrum Bei Verwendung von Gittern ist eine höhere Auflösung erre ichbar. Beim Prisma wird Blau, beim Gitter Rot am stä rk sten abgelenkt.
• Kontinuierliche Spektren werden von glühenden festen Körpern sowie von Gasen unter hohem Druck ausg esendet. Linien spektren senden heiße Gase von geringerer Dichte aus. Ihr Zustandekommen lässt sich durch Vorgänge im Atom erk lären ( / S. 39 1 f. )
®
Gitterspektrum
~
JOSEPH VON FRAUENHO-
(1787- 1826) entdeckt und werden als fraunhofersche linie n bezeichnet.
FER
Lichtquelle
-=- ___........ Gitter
Das Spektrum entsteht durch Brechung und Dispersion . Es wird deshalb auch als Dispersionsspektrum bezeichnet .
Das Spektrum entsteht durch Beugung und Interferenz. Es wird deshalb auch als Beugungsspektrum bezeichnet.
kontinu ierliches Spektrum
Linienspektrum
400 nm 500 nm 600 nm 700 nm A
I
I
I
400 nm
500 nm
600 nm
700 nm I,
I Na
11
1
lil
Hg
1
111
1111
ii
Ne
Das Spektrum umfasst den gesamten sichtbaren Bereich oder Teile davon ohne Lücken .
Das Spektrum besteht aus einzel nen, scharf begrenzten Linien, denen eindeutig eine bestimmte Wellenlänge zugeordnet werden kann.
Emissionsspektrum
Absorptionsspektrum
• Ein Emissionsspektrum wird z. B. von der Sonn e ausgesendet. Beim Durchlauf en der kühleren Gashülle der Sonne werden Teil e des Spektrums abso rbiert. Diese dunklen Absorptionslinien im Sonnenspektrum wurde 1814 von
®
lichtquelle
Natriumdampflampe
_1-
Gitter
-=-=----------=--- ••• - - -=-=-- -
Es wird das Licht zerlegt, das von einer Lichtquelle emittiert wird . Ein Emissionsspektrum kann ein kontinuierliches oder ein linienspektrum sein.
weißes Licht
111111
Natrium. ,- - dampf
Gitter ...... • iL_
•
___________
-=---=-=-
Es wird das Licht zerlegt, das von einer Lichtquelle kommt, vor der Zerlegung aber noch durch einen nicht selbst leuchtenden Stoff hindurchgeht.
353
Licht und Farben
Die Spektralanalyse Jedes Gas erzeugt entsprechend seiner Glühtemperat ur, seinem Druck, seiner Dichte und seiner chem ischen Zusammensetzung ein ch arakteristisches Spektrum . Durch dessen Analyse kan n man deshalb Rückschlüsse auf die Zusammensetzung von St offen ziehen, von denen das Licht ausgegangen ist oder die es durchlaufen hat. Das ist das Wesen der Spekt ralanalyse. Insbesondere ermöglicht d ie Spektralana lyse A ussagen über die physika lischen Bedingu ngen und chemischen Eigenschaft en an der Oberfl äche oder in der Atmosph äre von Himm elskörpern. So wurde z. B. das Helium, benannt nach dem griechischen "helios" für Son ne, 1868 im Sonnenspektrum entdeckt und erst 1894 auf der Erde nachgewiesen.
i GUSTAV ROBERT KIRCH -
(1824- 1887) begrü ndete zu sammen mit ROBERT WllHELM BUNSEN (1811 - 1899) die Spektralanalyse mit der Arb eit "Chemische An alyse durch Spektralbeobachtun gen ".
Die Untersuchungen von Spektren erfolgt mithilfe von Spektralapparate n. Das Foto zeigt einen Prismenspektralapparat. Das zu untersuche nde Licht wird zerlegt und die Spektrallinien ausgemessen. Anhand von Vergleichsspektren kann man ermitteln, welche Stoffe an der Entstehung des Spektrums beteiligt waren.
HOFF
5.6.2 Mischung von Farben
•
In unserer Umgebung gibt es nicht nur Lichtquellen, die verschi edenfarbiges Li cht aussenden . Auch Körper reflektieren meist nur Teile des Licht es, das auf sie fäl lt . Es kommt damit ständig zu einer Misch ung von verschiedenfa rbig em Licht. Komplementärfarben Nach dem 4. newt onsehen Versuch (/ S. 35 1) sind Komplementärfarben so lche Farben, die zusammen wieder Weiß ergeben . In der nebenstehenden Übersi cht sind die jeweiligen Komplementärf arben in den Zeilen angeordnet. Mischt man z. B. Gelb und Viol ett oder Grün und Rot, so erhält man jeweils weißes Licht. Dabei ist zu beachten: Rot beispielsweise kann eine reine Spektralfarbe oder eine Mischfarbe aus anderen Spektralfarben se in.
Ausgeblendete Spektra lfarbe
Mischfarbe des restlichen Spektrums
Rot
Grün
Orange Gelb Grün Blau Vi o lett
--
Blau
I I
Vio lett Rot Orange
- 1
Gelb
---
--
Die Farbe, di e ei n Körper hat, ne nnt m an Körperfarbe. Ein Körp er hat die Farbe, d ie sich aus d er M ischung des von ih m reflektierten bzw. h indu rchg elassenen Lichtes ergibt .
• Au ch d as Rot, d r s w ir w ahrn hm n, kann physik, lisch ine Sp k lral rarb (Li hl in s k i in 11 Wellenl ( ngenbel eiches) od er i ne Mi.,chf,lrbl' (Li ht se hr unterschi ed li cher W ell en lang en) sein .
354
Optik
Die additive Farbmischung
• Mithilfe der dre i Grundfarben und eines Farbenkreises (rechts) lassen sich die Gesetze der additiven Farbmischung formulieren . Als Mischfarben ergeben sich :
Bei einer additiven Farbmischung wird das Licht verschiedener Farben auf dieselbe Stelle gelenkt und übereinander gelagert (addiert) . Dies ist z. B. beim Farbsehen, beim Farbfernsehen oder bei der Überlagerung von verschiedenfarbigem Scheinwerferlicht der Fall. Da man durch additive Mischung der Farben Blau, Grün und Rot alle an deren Farben erhalten kann , werden diese Farben als Grundfarben der additiven Farbmischung bezeichnet.
G + R = Gelb B + G = Cyan B + R = Magenta B + R + G = Weiß Die Farben werden auch als RGB -Farben bezeichnet.
Werden Farben durch Addition gemischt, so gilt:
F. r ml c lungen kann man auch am Computer mithilfe eines Zeich en programms selbst ausprobi eren .
• Di e sub trdkt lve fa rbm bf hung wird bei Farbdias und beim Malen genutzt. Für die subtra kti ve Farbmisch ung gilt: G + M = Rot C + G = Grün C + M = Blau C + M + G = Schwarz
- Gegenüberliegende Farben des Farbenkreis ergeben beim Mischen Weiß (Komplementärfarben). - Jede Farbe des Farbenkreises kann man durch Mischen der beiden benachbarten Farben erhalten. - Alle Farben des Farbenkreises kann man durch Mischen der Grundfarben Rot, Grün und Blau erhalten. - Durch Mischen aller drei Grundfarben erhält man Weiß.
Die subtraktive Farbmischung Bei einer subtraktiven Farbmischung wird das Licht verschiedener Farben durch Farbfilter ausgeblendet oder durch Farbstoffe absorbiert (subtra (Pigmente) hiert). Das restliche Licht bildet eine Mischfarbe. Grundfarben der subtraktiven Farbmischung sind Gelb, Magenta (Purpur) und Cyan (Blaugrün).
Werden Farben durch Subtraktion (Ausblenden) gemischt, so gilt: - Alle Farben des Farbenkreises kann man durch Mischen der Grundfarben Gelb, Purpur (Magenta) und Blaugrün (Cyan) erhalten . - Durch Mischen aller Farben erhält man Schwarz.
QUANTENPHYSIK
6
~---
i Der Begründer d er Quantentheorie ist MAX PLANCK
(1858- 1947), der 1900 als Professo r für theoretische Physik an der Berliner Un iversität wirkte.
Quantenphysik
6.1
Die Quantenphysik oder Quantentheorie ist ein relativ junges Teilgebiet der Physik, das das Verhalten von Quantenobjekten (z. B. Photonen, Elektronen, Atomen ) beschreibt. Damit ist die Deutung vieler Effekte mög lich, die von der klassischen Physik nicht erklärt werden können oder die gar den klassischen Vorst ellungen widersprechen. Die Bezeichnung "Quantenphysik" rührt daher, dass viele physikalische Objekte und Größen in der Mikrophysik nur port ionsweise, also gequantelt, vorkommen . Als Geburtsst unde der Quant enphysik gilt der 18.Dezember 1900. Das ist der Tag, an dem der deutsche Physiker M AX PLAN CK (1858 - 1947) auf einer Sitzu ng der Berliner Physikalischen Gesellschaft seine Strahlungsformel (/ S. 206) theoretisch begründete und dabei die f undamentale Naturkonstante h. das plancksche Wirkungsquantum, in die Physik einführte.
6.1.1
• Entd eckt wurde der äußere lichtelektri sche Effekt im Jahr 1888 durch WILHELM HALLWACHS
(1859 - 1922). Er wird deshalb manchmal auch als HALLWACHSEffekt beze ichn et .
Quanteneffekte bei elektromagnetischer Strahlung
Der äußere lichtelektrische Effekt
Der äußere lichtelektrische Effekt, auch äußerer Fotoeffekt genannt, war einer der ersten Effekte, der die Anwendbarkeit des Wellenmodells bei Licht infrage stellte. Er wurde bei der Bestrahlung von geschmirgelten Zinkplatten mit unterschiedlichem Licht entdeckt. Experimentelle Untersuchungen zeigen: - Bestrahlt man eine negativ geladene Zinkplatte mit ultraviolettem Licht (U V-Licht), dann wird die Platte entladen. Zu erklären ist das damit, dass durch die UV-Strahlung Elektronen aus der Zinkplatte herausgelöst werden und sich damit die negative Ladung der Platte verri ngert.
Zink-Platte - - - - - - - - - - - - - - - - .. UV-Strahlu ng
-
• Inneren lichtelektrischen Effekt nennt man dagegen die Erscheinung, dass durch den Einfluss von Strahlung Ele ktron en im Inn eren eines Festkörpers ihre Bindung verlasse n und dann als Lei tung selektro nen zur Verfügung stehen .
-
--
---
---
--
---
-
-
- ~
_ _ ~~ ~~I~s~~s_ E~~~r?!' _..
- Nutzt man statt UV-Licht sichtbares Licht, so wird die negativ geladene Zink-Platte nicht oder nur sehr wenig entladen, selbst wenn man die Lichtintensität sehr hoch wählt. - Bestrahlt man eine positiv geladene Platte mit beliebigem Licht, so tritt kein Effekt auf. Die Erscheinung, dass bei Bestrahlung mit Licht aus der Oberfläche von Festkörpern Elektronen austreten können, wird als äußerer lichtelektrischer Effekt bezeichnet.
Quanteneffekte be i elektromagnetischer Strahlung -----Genauere Untersuchungen zeige n: - Zur Ablösung von Elektronen aus einem Festkörper ist eine bestimmte A rbeit erforderlich, d ie als Austrittsarbeit WA oder auch als Abl öseenergie bezeichnet wird . Licht mit hoher Frequenz (kleiner W el len länge), also z. B. UV-Licht, gibt seine En ergie in größeren Portionen (Q uanten) ab als Licht ni edrigerer Frequenz (größ erer W ellen länge), also z. B. sichtbares Licht. Ist die Energieportion des Lichtes größer als die Austrittsarbeit für ein Elektron, so ist die restliche Energie gleich der kinetische n Energie dieses herausgelösten Elektrons. Für die Energiebilanz beim äußeren lichtelektrischen Effekt gilt:
E = WA + Ekin
E WA
Ekin
Energie eines Lichtquants (/ S. 360) Austr ittsarbeit kinetische Energie der Elektronen
Energieportion E des Lichtes ist größer als die Austrittsarbeit
Ene rgi eportion E des Lichtes ist gleich der Austrittsarbeit
Energieportion E des Lichtes ist k leiner als die Austrittsarbeit
UV-Licht (fuv groß)
b laues Licht (fblau < f uv )
gelbes Licht (fge lb < f bla u )
357
• UV-Li cht bes it zt größere Energi e portion en als sich tb ares Licht und des halb auch ei ne größere bio logi sche Wirksa mke it . So wird z. B. durch überm äßige UV-Bestrah lung ein Sonn enbra nd hervorgerufen. Durch sichtbares Licht pass iert das nicht.
i Ein Teil der Energie des Lichtes kann auch an die Atome des Festkörpers abgegeben werden. Wi r betrachten hier den Fall, dass d ieser Anteil null ist und damit die kinetische Energie der Elektron en den maxi mal möglich en Wert hat.
Die Austrittsarb eit ist eine materialabhängige St offkonstante, hängt also vom verwendeten Stoff ab. Bestimmung des planckschen Wirkungsquantum s Mit hilfe einer Vakuum -Fotozelle kann man quantitativ untersuchen, Licht wie di e kinet ische Energie d er ElekRing an od e t ronen vo n der Frequenz des ve r.-~-~ A r-----------~ wendeten Lichtes abhängt. Licht fällt auf eine Katode aus Alkalimetall. Die austretenden Elektronen besitze n eine bestimmte maximale ki netische Energie Ekin- Es fließt ein 0 - -- - ' Strom. Vergrö ßert man die Gegen- + spannung zwisc hen Katode u nd Anode, so werden die Elektronen in dem Geg enfe ld abgebremst. Wenn die kinetische Energie der Elektronen nicht mehr ausreicht, um das Gegenfeid zu überw inden, ist d ie Stromstärke null.
• •
A lkal im eta ll e haben eine relat iv ge rin ge Au st rittsa rb eit, so da ss sc hon bei sicht barem Li cht I~ I ktro nen us der Kr to el austre ten ko nn en.
358
Quantenphysik
Für diesen Grenzfall gilt:
e . U = Ekin Die beschri ebene Methode wird als Gegenfeidmethode bezeichnet.
=~
m . v2
Dabei ist U die Spannung zwischen Anode und Katode bei 1=0 und damit e . U gleich der Arbeit gegen das elektrische Feld. Bestrahlt man die Katode der Fotozelle mit Licht verschiedener Frequenz, dann erhält man einen Zusammenhang zwischen Energie und Frequenz, der als EINSTEINGerade bezeichnet wird und der in der nachfolgenden grafischen Darstellung für die Alkalimetalle Natrium und Caesium dargestellt ist. e . U = Eki n in eV
Es gilt: 1 eV = 1,602 · 1Q- 19 Ws Ein El ektron besitzt diese Energie, wenn es aus dem Ruhe zustand eine Spannung von 1 V durchl äuft.
2
-2
I Ein Produ kt aus Energie und Zeit wird in der Physik häufig als Wirkung bezeichn et . Dahe r stammt die Bezeich nung "Wirku ng sq uantu m " für die Konstante h.
• Diese Gl eichung wurd e zuerst von ALBERT EINSTEIN
(1879 - 1955) im Jahr 1905 ang egeben. M an ne nnt sie auch einsteinsche Gleichung für den Fotoeffekt.
Der Anstieg der Geraden ergibt sich als Quotient L1E : M. Er ist für alle Festkörper gleich und wird als plancksches Wirkungsquantum oder als PlANCK-Konstante bezeichnet. Das plancksche Wirkungsquantum h ist eine fundamentale Naturkonstante. Sie hat einen Wert von h = 6,626 . 10- 34 J . s. Di e Achsenabsch nitte auf der Ordinatenachse sind die stoffabhängigen Austrittsa rbeiten WA. Damit lautet die Geradengleichung : Ekin = h . f - WA Ein Vergleich mit der Energiebilanz Ekin = E - WA ( / S. 357) zeigt: Die Energieportionen von Licht der Frequenz f betragen E = h . f. Damit gilt: Die Energiebilanz beim äußeren lichtelektrischen Effekt lautet:
h f WA Ekin
plancksches Wirkungsquantum Frequenz des Lichtes Austrittsarbeit kinetische Energie der Elektronen
359
Quanteneffekte bei elektromagnetischer Strahlung
Der Schnittpunkt der Geraden mit der f-Achse ist diejenige Frequen z, die Licht mindestens haben muss, um Elektronen aus dem jeweiligen Metall herauszulösen. Sie wird als Grenzfrequenz bezeichnet. Die Grenzfrequen z f G ergibt sich aus der stoffabhängigen Austrittsarbeit:
W A Austrittsarbeit h plancksches Wirkungsquantum Für spezielle Anwendungen nutzt man Stoffkombinationen mit besonders geringer Austrittsarbeit und damit auch kleiner Grenzfrequenz, z. B. Barium auf Wolframoxid (fG = 3,1 . 10 14 Hz) oder Caesium auf Wol fram (fG = 3,4 . 10 14 Hz).
Die Grenzfrcquc>nz ist damit ebenfal ls mat erialabh ängig . Si e beträgt z. B. für Natrium 5,5 . 10 14 Hz (grünes Licht) und für Caesium 4,7 · 10 14 Hz (rotes Licht).
Ist es möglich, aus einer Wolframkatode durch Bestrahlung mit Licht einer Wellenlänge von 410 nm Elektronen herauszulösen? Analyse: Damit Elektronen aus Wolfram herausgelöst werden, muss das Licht mindestens die für diesen Stoff erforderliche Grenzfrequen z besitzen . Diese ergibt sich aus der oben genannten Gl eichung, wobei der Wert für die Austrittsarbeit einem Tabellenwerk zu entnehmen ist. Die Frequenz des verwendeten Lichtes kann man aus Wellenlänge und Lichtgeschwindigkeit mit der Gleichung c = f· A. berechnen. Gesucht: Gegeben:
fG.f A. h
=410nm = 6,626 . 10- 34 J . S
W A = 4,54 eV (Tabellenwert) = 300000 km · S- 1
c
Lösung: Für die Gren zfreque nz von Wolfram erhält man:
WA =/1 _ 4,54 . 1,602 . 10- 19 J 6,626 . 10- 34 J . S
= 1,1 . 10 15 Hz Als Frequenz des verwendeten Lichtes ergibt sich:
_ c
f
- J:
f
= 4103 . .1010- 9mm
f
=7,3 · 10 14 Hz
8
Ergebnis: Da die Frequenz des verwendeten Lichtes mit 7,3 ' 10 14 Hz klein er ist als die Grenzfrequenz für Wolfram (11 10 14 Hz), werden aus d er Wolframkatode durch dieses Licht keine Elektronen herausg elöst.
Für die Einh eite n gi lt: 1 eV = 1,602 . 10 -19 J
1 = 1 Hz s
360
-----
Quantenphysik
6.1.2 Energie, Masse und Impuls von Photonen Wenn man Licht immer schwächer macht, zeigt sich, dass sich seine Energieportionen nicht weiter unterteilen lassen als in die Portionen h . f. Lässt man Licht z. B. auf eine Glasplatte fallen, 50 wird ein Teil des Lichts durchgelassen, der Rest wird reflektiert. Lässt man sehr schwaches Licht auf die Glasplatte fallen, so wird stets eine ganze Portion durchgelassen oder eine ganze Portion reflektiert.
Licht einzelne Photon en
Derartige Versuche zeigen: Licht wird nicht nur in Portionen absorbiert. Es ist auch in Portionen unterwegs ( / 5. 357) . Wi r nennen diese Portionen Lichtquanten oder Photonen. Es gilt allgemein: Licht besteht aus Photonen (Lichtquanten). Die Energie eines Photons beträgt:
h f
E= h· f
Für d iese Äq uivalenz gilt di e berü hmte, 1905 von ALB ERT EIN · STEIN (1879- 1955) angegebene Beziehu ng E = m·( 2.
plancksches Wirkungsquantum Frequenz
Nach der speziellen Relativitätstheorie sind Energie und Masse äquiva lent ( / 5.440). Kennt man die Energie eines Photons, so ka nn man auch die dazu äquivalente Masse angeben . Die Masse eines Photons hängt von seiner Energie ab. Es gilt:
m=.f=~= ~ (2 (2 C,A
f E A
Frequenz Energie Wellenlänge
vorh er Der Phot onen-Impul s ist auch für den " Sonnenwind " verantwortlich . Dessen Wirkung zeigt sich z. B. in der Krümmung von Kom eten schweifen und in der Verformung des Erd magnetfeldes.
~',~ ,'- !
5pl, g, '
c h
nachher
:~
Lichtgeschwindigkeit plancksches Wirkungsquantum
Phot on en breit en sich stets mit Lichtgeschwindigkeit aus. Ihre Ruhemasse (/ S. 439) ist null. Dennoch haben Photonen einen Impuls, der sich experimentell nachweisen lässt.
Der Impuls eines Photons beträgt: p = f. = ~ = C
C
q Il
Quanteneffekte bei elektromagnetischer Strahlung
Ein Laser sendet Lichtblitze mit einer Wellenl änge von 630 nm und einer Energie von 100 J aus. a) Wie viele Photonen enthält ein solcher Lichtblitz? b) Wie groß ist der Impuls eines Photons?
361
• Lase, licht ist Licht einerWell en länge b7W. Frequenz ( / S. 400) .
Analyse: Die Anzahl der Photonen ergibt sich aus der Energie eines Photons und der Energie des Lichtblitzes. Der Impuls eines Photons kann mit der auf S. 360 genannten Gleichung berechnet werden .
Gesucht: Gegeben :
An zah l n der Photonen, p A = 630 nm EB = 100J h = 6,626 . 10- 34 J . S C = 300000 km . s
Lösung: a) Ein Photon hat die Energie E = h . f = h . die Anzahl n der Photonen:
X. Damit erhält man für Für die Einheiten g ilt: 1 L2 =1 kg · m 2 5 m
n
52 .
m
9
100J · 630 · 1O- m · s = 3,2 . 1020 6.626 . 10- 34 J . S . 3 . 10 8 m
b) Der Impuls eines Photons ergibt sich zu : _ h
P - ;: P _ 6.626 · 10 ·34 J . S = 1 1 . 10- 27 ~ 630 . 10 9 m ' s
Ergebnis: Ein Lichtblitz mit einer Energie von 100 J enthält bei Licht mit einer Wellenlänge von 630 nm (rotes Licht) etwa 3,2 . 10 20 Photonen. Das einzelne Photon hat dabei einen Impuls von ca. 1,1 . 10- 27 k9s' m .
Bei einer Reflexion oder einer Absorption erzeugen Photonen wegen ih res Impulses einen Druck, der als Strahlungsdruck bezeichnet wird. Das Licht, das von einer Lichtquelle ausgeht, kann man sich damit als einen Strom einer riesigen Anzahl von Photonen vorstellen, die sich mit Lichtgeschwindigkeit von der Lichtquelle weg bewegen . Die Sonne gibt in jeder Sekunde eine Energie von etwa 3,8 . 10 26 J ab. Diese Energie ist auf eine große An za hl von Photonen unterschiedlicher Wellenl ängen verteilt. Geht man von einer mittleren Wellenläng e von 600 nm aus, dann w ären das in jeder Sekund e etwa 1,1 . 10 45 Photonen, die in den Raum abgestra hlt w erden. Ein Teil davon gelangt bis zur Erd oberfläch e. Bei einer 100-W -Glühlampe sind es bei der gleichen Well enl änge immer noch etwa 3 . 1020 Photon en je Sekunde, die abgestrah lt w erden .
. ..'.
. .
.,
.
.
:-..
.
\
· 1tI " j
•
••
362
• Erst ab etwa 5 Photonen rea giert eine Lichtsinneszelle mit eine m Sign al an das Gehirn .
Quantenphysik
Interferenz einzelner Photonen Experimente am Doppelspalt, so wie sie /' S. 337 f. beschrieben sind, kann man auch mit einzelnen Photonen durchführen. Ein einzelnes Photon ist mit den Augen nicht wahrnehmbar. Einzelne Photonen können allerdings in Halbleitern Elektron-Loch -Paare hervorrufen ( /' S. 272 f.). Durch Verstärkung kann daraus ein messbarer Stromimpuls erzeugt werden. Baut man viele solcher Halbleiterelemente zusammen, so erhält man ein Feld von Photonendetektoren . Man nennt ein solches Feld CCDArray. Die Sk izzen zeigen die prinzipielle Versuchsanordnung.
• CCD-Arrays werden z. B. auch in Nachts ichtgerät en oder zur Aufnahme sehr lichtschwacher Obj ekte in der Astronomie verwendet . Die Abkürzung CCD erg ibt si ch aus der englischen Bezeich nung Ch arge-Compl ed-Device (l ad ungsgekoppeltes Halbleiterba uelement).
Doppelspa lt
CCD-Array
Quelle f ür einzelne Phot onen
Doppelspalt
CCD-Array
Qu ell e für einzelne Photonen
möglicher Auftreffort ei nes Photons
Experimente ergeben folgende Resultate: - Jedes Photon wird stets nur an einer Stelle nachgewiesen. - Es gibt Stellen, an denen besonders viele Photonen nachgewiesen werden . Dies sind genau die Maxima-Stell en des Doppelspaltversuchs mit normaler Lichtintensität ( /' S. 337f.). Registriert man viele Photonen hinter einem Doppelspalt, so stellt man ein typisches Interferenzmuster fest . Photonen zeigen Weileneigenschaften.
6.1.3 Röntgenstrahlung
• Entdeckt wurde diese Strahlung im Jahr 1895 durch den deutschen Physiker WILHELM CONRAD RÖNTGEN (1 845 - 1923), der 1901 dafür den erste n Nobelpreis f ür Physik erhi elt.
Entstehung von Röntgenstrahlung Wenn elektri sche Ladungen beschleunigt oder abgebremst werden, entsteht elektromagnetische Strahlung ( /' S. 297) . Je größer die Beschleunigung ist, umso größer ist die Frequenz der entstehenden Stra hlung . Lässt man Elektronen mit großer kinetischer Energie (mehrere keV) auf eine Metalloberfl äche, die Anode, auftreffen, so werden sie abrupt abgebremst. Es entsteht kurzweilige elektromagnetische Strahlung, die Röntgenstrahlung. Wenn Elektronen stark abgebremst werden, entsteht die kurzweilige Röntgenstrahlung .
Quanteneffekte bei elektromagn etisch er Strahlung
Die Skizze zeigt den prin zipiellen Aufbau einer Röntgenröhre, mit der Röntgenstrahlung erzeugt wird. Die von einer Glühkatode emittierten Elektronen werden im elektrischen Feld zwischen Katode und Anode beschleunigt und beim Auftreffen auf die Anode stark abgebremst. Es entsteht Röntgenstrah lung (Bremsstrahlung). Röntgenstrahlung kann ähnlich wie radioaktive Strahlung mit einem Zählrohr (/ S. 407) nachgewiesen werden . Am "Kn acken" des Zählrohrs kann man erkennen :
363
RÖNrGfN se lbst b zeich net e di VO ll ihm entdeckte Str, hlu n als X-St rahlung . Im englischsprachig en Raum spricht man auch heute von X-rays.
•
Die Röntgenstrahlung gibt ihre Energie wie Licht in Quant en ab. In Röntgenröhren werden die Elektronen meist mit elektrischen Spannungen im kV-Bereich beschleunigt. Die Frequenz der entstehenden Röntgenstrahlung erstreckt sich über einen we iten Bereich . Es gibt jedoch eine obere Gren ze, die Grenzfrequenz f G . Sie ist umso größer, je größer die Beschleunigungsspannung UB ist. Um dies zu verstehen, wird der Entstehungsprozess als umgekehrt er Fotoeffekt gedeutet: Die bei einem Abbremsvorgang frei werd ende Energie erwärm t z. T. die Anode, z. T. wird sie von Photonen davongetragen . Im Ext remfall wi rd die gesamte kinetische Energie des Elektrons auf ein einzig es Röntgen -Photon übertragen. Die maximale Photonenenergie beträgt dann al so e . U B• Daraus können die Gren zfrequenz f G und die Gren zwellenl änge A.G berechnet werden .
Au ch die M aterie im Weltra um best eht aus geladenen Teil chen. Sie werden hä ufig von Neutronensternen oder von sch warze n Löchern stark beschleun igt . Die dabei entst ehend e Strahlung w ird mit Röntgensatelliten (ROSAT, Chand ra, XMM) nachg ewi esen. A llein der 1990 gestartet e Satellit ROSAT registrierte ca. 120000 Röntgenqu ellen im W elt raum.
Für die maximale Energie der Photonen einer Röntgenröhre gilt: Emax
e
UB h
= e . UB = h . f G = h . -f-
G
Elementarladung Beschleunigungsspannung plancksches Wirkungsquantum
fG c
Grenzfrequenz Lichtgeschwindigkeit A.G Grenzwellenlänge
Wie groß ist die maximale Frequenz der Strahlung einer Röntgenröhre, die mit 20,0 kV betrieben wird? Berechnen Sie auch die zugehörige Wellen länge! Analyse: Die maximale Frequenz (Gren zfrequen z) ergibt sich, wenn man annimmt, dass die gesamte kinet ische Energ ie eines Elektrons, di e es infolge der Beschleunigung im elektrischen Feld zwi sch en Katod e und Anode hat , beim Abbremsen vollständig auf ein Phot on der Röntgenstrahlung übertragen wird .
Bei Spannun g n im kV-B r i 11 kcl nn di anfäng liche' ki ll li sch En I <Ji dei EI k tro n n V rn rl 11 I issig t w rcl n.
Quantenphysik
364
Gesucht: Gegeben:
Lösung: Aus e . Ug
f G, AG UB =20,0 kV e = 1,602 . 10- 19 C h = 6,626 . 10- 34 J . S
= h . f G ergibt sich für die Grenzfrequenz f G: _ e· U s - - h_ 1,602 . 10- 19 C · 2,00 . 10 4 V 6,626 . 10- 34 J . S
=4,8.10 18 Hz
Die Grenzwellenlänge ergibt sich aus c = A.. fzu:
•-
1 Picom eter = 1 pm
= 10- 12 m Ergeb nis: Be i einer Beschleunigung von 20 kV beträgt die maximale Frequenz der abgestrahlten Röntgenstrahlung 4,8 . 10 18 Hz. Das entspricht einer Wellenlänge von 63 pm.
Trägt man die Intensität I der Röntgenstrahlung über der Frequenz f auf, so erhält man das Spektrum der Röntgenstrahlung.
Das Spektrum der Röntg enstrah lung umfasst ein en Frequenzbereich von 3.10 16 Hz bis 5 . 10 2 1 Hz. Das ent· spricht ein em W ell enlängenbereich von 10- 8 m bis 6 . 10- 14 m (/ S. 309).
o o
Linien des cha ra kteri stische n Spektrums kontinui erliches Spektrum
Di e Röntg enstrahlung in der Anode entsteht nur teilweise direkt durch die Ab bremsung der Elektronen . Diesen Anteil im Spektrum nennt man kontinuierliches Spektrum oder Bremsspektrum. Im Experiment beobachtet man zusätz lich ein Linienspektrum, das so genannte charakteristische Spektrum. Das Spektrum einer Röntgenröhre besteht aus einem Bremsspektrum und einem charakteristischem Spektrum .
Quanteneffekte bei elektromagnetischer Strahlung
Das kontinuierliche Bremsspektrum kommt zustande, weil die auf die Anode auftreffenden Elektronen beim Eindringen in die Atomhülle abgebremst werden und einen Teil ihrer Energie in Form elektromagnetischer Strahlung (Röntgenqu anten) unterschiedlicher Frequenz abgeben. Die Entstehung des charakteristischen Spektrums ist f olgendermaß en zu erklären: Aufgrund der großen kinetischen Energie der auftreffenden Elektronen dringen diese bis in die Nähe des Atomkerns vor und heben kernnahe, fest gebundene Elektronen auf ein höheres Energieniveau. Auf den hinterlassenen freien "Platz" können schwach gebundene Elektronen nachrücken . Dabei wird Energie frei, die in Form von Röntgenquanten abgegeben wird und die für das jeweilige Anodenmaterial ch arakteri stisch ist.
freier" Pl atz" des herausgeschlagenen Elektrons
Elektron rückt nach
,r ,
.--------.... r
I
I
o
Energie der im Atom gebundenen El ektronen
cha ra kterist ischer Energieunterschied "'E = h . f
Röntgenstrahlung hat einige spezielle Eigenschaften, die für ihre Anwendung von Bedeutung sind: - Röntgenstrahlung besitzt eine so große Energie, dass Zellen geschädigt und St offe ionisiert werden können. - Röntgenstrahlung durchdringt viele Stoffe und wird durch verschiedene Stoffe unterschiedlich absorbiert. - Röntge nstrahlung schwärzt Filme. - Röntgenstrah lung kann gebeugt werden und interferieren. Aus diesen Eigenschaften ergeben Anwen sich charakteristische dungsmöglichkeiten. In der Röntgendiagnostik wird der Körperteil, der untersucht w erden soll, zwischen Röntgenrö hre und Film gebracht. Da z. B. Knochen Röntgenstrahlung weniger gut hindurchlassen als das umliegende Gewebe, erhält man auf dem Film ein Abbild des Körperinneren. Organe wie Magen oder Darm können durch Verwendung von Röntgenkontrastmitteln dargestellt werden . Die Röntgentherapie wird u.a . dazu angewendet, um Tumorzellen abzutöten. Dabei nutzt man die höhere Strahlungsempfindlichkeit von krankem Gewebe. Bei der Werkstoffprüfung können mithilfe von Röntgenstrah lun g Schweißnähte untersucht oder Werkstücke auf Einschlüsse geprüft w erden. Mithilfe der Röntgenstrukturanalyse V S. 367) ist es möglich, die kristalline Struktur von St offen zu untersuchen und zu erfassen.
365
• Die energetischen Verhältn isse der Elektronen in der Atomhülle lassen sich in einem Energieniveauschema darstellen ( / 5.392) .
• Da Röntgenstrahlen Zellen schädigen kön nen, si nd beim Umgang mit ihnen die Festlegunge n des Strahlensch utzes strikt einzuhalte n.
i In der Rö ntgendiagnostik wird mit Beschleunigungsspannungen von 50 kV bis 150 kV und möglichst kurze n B lichtungsze itc n gca r beitet . In der Röntg enth erapie wend et In n auch enc rgi r ich ' (h r1 1l(' ) Röntg emlt .lh lu n J (200 kV bi s 300 kV) al .
366
• Da die Well enlänge der Röntgenstrahlung in der Größenordnung von Picometern (10- 12 m) liegt, können zu ihrer Interferen z keine gewöhnlichen Doppel spa lte oder Gitter verwenden. Di e Spaltabstände wären viel zu groß . 1912 hatte MAX VON LAUE (1879 - 1960) die Idee, als "Gitter" Kristalle zu verwenden. Den experimentellen Nachweis von Rö ntgenstra hl interferenzen führten se ine A ss istenten WALfllER FRILDRICH
(1883- 1968) und PAUL KNIPPI JG (1883-1935). MAX VON LAU E erhielt 1914 den Nobelpreis für Physik .
Quantenphysik
Interferenz von Röntgenstrahlung
Röntgenstrahlung ist elektromagnetische Strahlung und zeigt Interferenzeffekte ( / S. 336ff.). In Kristallen sind die Ionen in regelmäßigen Abständen d von mehreren 100 pm angeordnet (s. Skizze). Die Röntgenstrahlung wird an den einzelnen Kristallebenen (Gitterebenen, Netzebenen) reflektiert und überlagert sich.
______
Kns tall q ttC' r
----
-:-:~~-Eine Verstärkung von Röntgenstrahlung tritt nur dann auf, wenn zwei Bedingungen erfüllt sind: - Der Winkel Ci ' , in dem die Röntgenstrahlung nachgewiesen wird, muss so groß sein wie der Winkel Ci, mit dem die Röntgenstrahlung auf den Kristall auftrifft. - Es muss eine 1913 von WILLIAM LAWRENCE BRAGG (1890 - 1971) aufgestellte Beziehung gelten, die als BRAGG-Gleichung bezeichnet wird. Maxima bei Interferenz von Röntgenstrahlung an Kristallgittern sind unter folgender Bed ingung zu registrieren:
k . A = 2 d · sin Cik
k
A d Cik
WllllAM LAwRf 'J("
BRAGG (1890- 1971)
erhi elt 191 5 zusam men mit seinem Vate r
Röntgenstrahl ung ~
. 1 ~ j~f~~l ,r --.:;..;
1,2,3, ... Wellenlänge Abstand der Gitterebenen Reflexionswinkel (BRAGG -Winkel)
Diese Beziehung kann genutzt werden , um die Wellenlänge von Röntgenstrahlung zu ermitteln oder um die kristalline Struktur von Stoff en zu untersuchen. Die BRAGG-Gleichung ergibt sich aus einfachen geometrische n Überlegungen.
WllLlAIIJI HENRY BRAGG
(1862- 1942) für die Verdi enste um die Erforschung von Kristallstrukturen m ittels Röntgenstrahlen den Nobelpreis für Physik .
' ~ -----.
- - ------------
Bei Verstärkung muss der Gangunterschied von benachbarten Strahlen A oder ein ganzza hliges Vielfaches von A sein. Bei Reflexion an den Gitterebenen unter einem Win kel Ci beträgt der Gangunterschied zwischen den Strahlen 1 und 2 (s. Skizze) : .1s = 2 d . sin Ci. Mit .1s = k · A (k = 1, 2, 3, .. .) erhält man die oben genannten BRAGG-Glei chung.
Quanteneffekte bei elektromagnetische r Strah lung
367
Röntgenstrukturanalyse
Die Röntgenstrukturanalyse ist ein Verfahren zur Bestimmung der An ordnung von At omen oder Ionen in Kristallen unter Verwendung von Röntgenstrahlung . Dazu kann man unterschiedliche Verfahren anwen den. Beim Drehkristallverfahren wird ein Krista ll einer mon ochromatischen Röntgenstrahlung ausgesetzt. Au f einem dahinter liegenden Detektor w erden die Interferenzmuster registriert. Bei Verwendung von Film würde an Stellen maximaler Verstärkung eine Schwärzung erfo lgen. Film
Röntgenröhre
Film
In der Bio log ie hat man mit der Rö ntgenstruk turanalyse große Erfo lge erzi It. Es wurd e z. B. damit die Doppelh eli xStru ktur der DNA aufgeklärt.
• Für die Maxima gilt die BRAGG-Gleichung (/ S. 366).
Röntgenröhre
Würde der Kristall bei jeder Maximum-Stelle um ei ne zur Verbindungslinie Röntgenröhre-Film parallele Achse gedreht, so erhielte man auf dem Film Maxima in Form konzentrischer Kreise. Beim DEBYE-SCHERRER-Verfah ren wird ebenfalls mit monochromatischer Röntgenstrahlung gearbeitet. Statt eines einzelnen Kristalls nutzt man ein Kristallpulver, in dem sich eine Vi elzahl vo n Kristallen mit unterschiedlichen räumlichen Orientierungen befinden . Damit ist stets für einige die BRAGG -Gleichung erfüllt. Auf einem Film entstehen dann ebenfa ll s Ringe. Die Skizze unten zeigt dieses Ve rfahren. Beim LAuE-Verfahren wird ein Kristall mit Röntgenstrahlung unterschiedlicher Wellenl änge (so genanntem weißen Rönt genlicht) • bestrahlt. Dadurch bekommt man auf einem Film Schwärzungspunkte (M axima ) an verschiedenen Stell en. Ein so lches Bi ld wird als LAuE-Diagramm bezeichnet.
Benannt ist dieses Verfahren nach dem niederländischen Physiker PETH DEBYE (1884- 1966) und dem schweizer Physiker PAUl SCH[RRlf
(1890- 1969), die dieses Verfahren 191 5 entwickelten.
D t kl.o r (Film) Kristallpulver
gebeugt Röntg enstrail lun g
368
Quantenphysik
Der COMPTON-Effekt Entdeckt wurde dieser Effekt 1922 von dem US-amerikanischen Physiker ARTHUR HOLLY COMPTON (1892- 1962). Er erh ielt für di ese wi ssensch aftl iche Leistung 1927 den Nobelpreis für Physik.
Grafit enthält Elektronen mit vernachlässigbarer Au strittsarbeit. M an sagt: Die Elektronen sind frei oder lose gebunden . W enn man Röntgenphotonen an freien Elektronen streut, so haben die Photonen nach der Streuung eine kleine re Frequenz und eine größere W ellenl änge als zu vo r. Die Phot on en haben Energie und Impuls an die Ele ktronen abgegeben . Im Experiment ze igt sich: Je größer di e Richtungsänderung ß des Photons ist, umso mehr nimmt seine W ellenlänge zu, also seine Energie und sein Impuls ab. Man kann sich die Streuung als elastisch en Stoß vo rste llen: vorh er:
Photon mit Well enl äng e A' > A.
nachher:
Photon mit Wellenl änge A
~gg"tOß,n"
Elektron
----C:~ ~:ltron
\Vf\J\PVf\ ..
- .-
Um d ie Änderung der W ellenlänge auszurechnen, wendet man Energieund Impul serhaltungssatz auf das System Photon + Elektron an. Man erhält folgendes Ergebn is:
•
Für die Wellenlängenzunahme L\A. des Röntgenphotons in Abhängigkeit von seiner Richtungsänderung ß gilt:
Di e Ko nstante m h c beze ichn et man ~ uch als COMPTON-Wellenlänge Ac- Si e hat einen Wert von :
Ac = 2,426 · 10- 12 m Damit kann man für die Gle ichung auch schreibe n:
A = A c( 1 - cos !J)
' (1-cosß)
L\A=A' -A= _ hme · C
h me
c
•
=6,626 · 1O- 34 J · s = 9,109 . 10- 31 kg = 2,998 . 108 !:!! s
Ein Phot on habe eine W ellenlänge, die gerade genau so groß ist wie die CO MPTON -Wellenlänge. Es trifft auf Elektronen . Dabei beträgt die Richtungsänderung des Photons gerade 90 °.
Welche Wellenlänge und welche Energ ie hat das gestreute Pho ton? Analyse: Di e W ellenlänge ergibt sich aus der links genannten Beziehu ng . Die Energie des Photons kann man aus Freq uen z, Lichtgeschwindigkeit und planc ksch em Wirkun gsquantum berechnen. Ges ucht: Gegeben:
A', E
A = Ac = 2,426 . 10- 12 m
ß
=90 °
Lösung: Für die Wellenl ängenänderung gilt A' - A = Ac (1 - cosß) und damit: A' = A. c (l - cosß) + A A' = Ac(l - cos90 0) + Ac = 2 Ac = 4,852' 10- 12 m
Quanteneffekte bei elektromagnetischer Strahlung
369
Für d ie Energie erhält man dann:
E = h ·f= h ·
i
E = 6626·1O- 34 J·S· ,
8
31 0 m 4,852.1 0- 12 m · 5
=4,1 · 1O- 14 J
Ergebnis: Das gestreute Ph oton hat eine Wellenlänge von 2 Ac = 4,825 . 10- 12 m und eine Energie von E = 4,1 . 10- 14 J.
Die Quantennatur elektromagnetischer Strahlung Licht und Röntgenstrahlung zeigen ähn liche Eigenschaften: Eigenschaft en
sichtbares Licht/ UV-Licht
Hinweise auf Qu anten (Photon en )
lichtelektrischer Effekt, Strahlteiler (/ S. 360)
COM PTON-Effekt
Beugung an Gittern und dünnen Schichten
Beugung an Kristallen
I Interferenzerschei -
l
nungen
Röntgenstrahlung
GrenZfreqUe~ z, -
--
Sowoh l das sichtbare Licht als auch Röntgenstrah lung sind Te il e des elektromagnetischen Spektrums ( / S. 309). Man kann die Erkenntnisse, die an Licht und an Röntgenstrahlen gewonnen wurden, auf das gesamte elektrom agnetische Spektrum verallgemeinern. Elektroma gnetische St rahlung besteht aus Photonen, die die Energie
h . f tragen. Sie sind keine Teilchen, da sie Interferenzeffekte zeigen. W enn die Strahlung sehr viele Photonen enthält, kann sie mit dem W eIlen modell beschrieben werden. Für eine korrekte Beschreibung aller Effekte sind Elemente aus dem Teilchenmodell und Elemente aus dem WeIlenmodell zu kombinieren: Man erhält die Quantentheorie ( / A bschnitt 6 .2).
Neues Modell : Quantentheorie
Der tatsächliche Weg zur Qu antentheorie und deren Entwicklu ng war sehr vi el komp lizierter und widersprüchlich er, als hier dargestellt w erden kann.
Quantenphysik
370
6.2
Interferenz von Quantenobjekten
Oft ist es zweckmäßig, Elektronen als Teilchen zu betrachten: Sie fließen wie Kügelchen im elektrischen Leiter, man kann sie zäh len (MI LLl KAN-Versuch), wir sehen ihre Bahn im Fadenstrahlrohr (/' S. 237). Zur Beschreibung von Interferenz-Experimenten mit Elektronen ist das Teilchenm odell jedoch nicht geeignet. Elektronen im Doppelspalt-Experiment Eine Elektronenquell e sendet Elektronen mit einheitlicher Geschwindigkeit auf einen Doppelspalt. Die durchgelassenen Elektronen treffen auf einem Schirm auf. Dort wird ihr Auftreffort mit einem Feld von empfindlichen Detektoren registriert. Auftreffort eines El ektron s Wie man für sehr kleine Teilchen erwartet, wird jedes hindurchgelassene Elektron in genau einem Detektor nachgewiesen. Abgesehen davon verhalten sich die Elektronen aber ungewohnt. Doppelspalt
Dieses Experiment wurde erstmalig 1960 von CLAUS JÖNSSON durchgeführt und 1961 veröffentlicht. Ausschnitte aus der Originalarbeit sind auf der CD zu f inden.
Schirm
Nicht-Determiniertheit In der klassischen Physik können wir für ein Objekt in einem beliebigen Experiment vorhersagen, wie es sich verhalten wird, wenn wir nur den Anfangszustand des Obj ekts genau kennen. Man sagt: Das Verhalten der kla ssischen Objekt e ist determiniert (/ S. 13).
• Zufall se rg ebnisse in ein em Feld würd e man auch mit ein er Lottomaschine erh alten, die jeweils ein e Kugel zieht und an schließend automatisch auf dem Lottoschein das Kästchen ankreuzt. 1
2
3
4
5
6
7
8
~
10
11
I? l '
14
18 19 ;>0
21
15
16 17
2}
23 24 25 /6 27 28
29 30 31 37 33 34 3S 36 37 38 39 40 41
42
43 44 4, 4& 47 4H
49
Wenn wir eine Kugel auf einen Doppelspalt schießen, dann können wir vorhersagen, wie die Kugel auf ihrer Bahn beeinflusst wird, durch welchen Spalt sie fliegt und wo sie schließlich auf einem Schirm auftrifft. Dagegen ist das Verhalten der Elektronen nicht determiniert. Selbst wenn man alle Elektronen so gut wie möglich identisch präpariert, vari ieren ihre Auftrefforte stark und zufällig . Der Auftreffort für ein einzelnes Elektron kann nicht vorhergesagt werden. Ein Grund dafür ist, dass man den Anfangszustand der Elektronen nicht genau präparieren kann. Tatsächlich gibt es solche genau bestimmten Anfangszustände für Elektronen gar nicht. Dieses Verhalten hat man auch bei Experimenten mit Neutronen, Protonen, Atomen und Molekülen festgestellt. Auch Photonen gehören zu den Quantenobjekten ( / S. 369). Elektronen, Neutronen, Protonen, Atome und Moleküle nennen wir Quantenobjekte. Das Verhalten einzelner Quantenobjekte kann in der Regel nicht vorhergesagt werden .
Interferenz von Quantenobjekten
371
Interferenz von Quantenobjekten Man könnte versuchen, die Unbestimmtheit der Quantenobjekte zu si mulieren: Ein Schussapparat feue rt Kugeln mit leicht veränderlicher Rich tu ng ab. Wenn man damit häufig durch einen Doppelspalt (z. B. durch einen Bretterzaun mit zwei Lücken) schießt, erwartet man, dass sich die Aufschläge auf dem Schirm auf zwei Streifen häufe n (s. Skizze).
Dagegen zeigt sich bei Elektronen nach vielen Wiederholungen eine Verteilung wie bei Interferenzversuchen mit Licht am Doppelspalt. Interferenz mit Licht am Doppelspalt
mit wenigen Elektronen
mit 100 einzelnen Elektronen
! Hl
L_
Dieses Verhalten kann man nicht beschreiben, wenn man sich Elektronen als Teilchen vorstellt. Man könnte argumentieren, das Muster käme dadurch zustande, dass sich die Elektronen auf ihrem Weg gegenseitig beei nflussen . Es tritt jedoch auch auf, wenn man nach jeder Emission eines Elektrons ein paar Sekunden wartet, sodass sich jeweils nur ein Elektron in der Anordnung befindet. Man sagt deshalb auch : Das Elektron interferiert "mit sich selbst". Derartige Interferenzmuster hat man auch in Experimenten mit anderen Quantenobjekten gefunden. Bei Quantenobjekten kann Interfe renz auftreten. Solche Interferenzen sind im Teilchenmodell nicht beschreibbar. Bei wenigen Elektronen können Auftreffverteilungen entstehen, di e kein e Ähnlichkeit mit dem Interferenzmuster der Optik haben . Je mehr Quantenobjekte aber ein Interferenzexperiment durchlaufen, um so zuverlässiger tritt das Interferenzmuster auf. Dies bedeutet: Für da s einzelne Quantenobjekt kann man keine Vorhersage machen, sehr woh l aber eine Wahrscheinlichkeitsa ussage für eine große Anzahl von ihn en.
• Selbst mit Fullerenen, das sind Kohl enstoffmolekül e m it Fußball struktur, hat man Int erferenz b ob eh t et . In form I ion 11 dazu sind uf d r 0 zu "find en.
1L:72 ____________Quant enphy_s_ik___________________________________________
• A uch f ür d ie auf S. 370 beschriebene Lottom aschin e, die jew eils nur ein Kreuzchen macht, könn en wir W ahrscheinlich ke itsaussagen machen: Nach eine r großen An za hl von Wi ede rholungen erwartet man, dass die Kreuze re lati v gleichmäßig vertei lt sin d.
• Der französisch e Physiker LOUIS OE BROGLI E (1892- 1987) fo rderte 1923 in seiner Do kt o ra rbeit: Wen n Licht mit Elementen des Teikhenrnodells beschrieben werden m uss, dan n sollte auch M ate ri e mit Eleme nten der Well ent heorie zu beschrei ben sei n. Er gab in dieser Arbeit eine Gl eichung fü r d ie Well enl änge vo n Quantenobjekten an. M an spricht in diesem Zusam menhang auch von Materiewellen .
Anders als in der klassischen Physik kann man in der Quantenphysik im Allgemeinen nur Wahrscheinlichkeitsaussagen treffen. So lässt sich für ein Elektron im Doppelspalt-Experiment der Auftreffort nicht vorhersagen. Bei vielen Elektronen regist riert man eine Verteilung, die bis auf statistische Schwankungen der Intensitätsverteilung beim Doppelspalt mit Licht entspricht. Die DE-BROGUE-Wellenlänge von Quantenobjekten Bezeichnet man mit x den Abstand des Auftreffortes von der Mittelachse des Schirms, so gibt es Abstände x M' für die man besonders viele Elektronen erwartet. Wir nen nen diese Stellen w ie in der Optik Maxima. In der Optik kann man aus der Lage der Maxima die Wel lenlänge des verwendeten Lichts berechnen (/ S. 340 f .). Analog dazu lässt sich auch für Quantenobjekte aus den Abständen x M eine x Wellenl änge ausrechnen . Man nennt si e DE-BRoGuE-Wellenlänge. Mit ihr könn en Voraussagen fü r alle Arten von Interferenzexperimenten mit Quantenobjekten gemacht werden. Allerdings darf man das Wort "Wellenl änge" nicht zu wörtlich nehmen: Di e Materie selbst schwingt nicht, der Form alismus enthält lediglich eine Gleichung, die wie eine Wellengleichung aussieht. Für die DE-BRoGLlE-Wellenlänge von Quantenobjekten gilt:
).,=':.p =A m ·v h
p m v
plancksches Wirkungsquantum Impuls des Quantenobjektes Masse des Quantenobjektes Geschwindigkeit des Quantenobjektes
Elektron en w erden du rch eine Spannung von U = 2,0 kV beschleunigt. Welche Wellenlänge ist diesen Elektronen zuzuordnen? Vergleichen Sie diese mit der Wellenlänge von grünem Licht (500 nm)! Analyse: Die Geschwind igkeit der Elektronen kann mit ein em energetischen Ansatz ermittelt w erden . Es gilt: e . U ~ m . v 2 Bei bekannter Geschwindigkeit kann man di e Gle ichung für die DEBROGLlE-Wellenl änge anwenden .
=
Interferenz von Quantenobjekten
Gesucht: Gegeben :
373
A U = 2,0 kV = 2000 V e = 1,602 . 10- 19 C m = 9,109· 10- 31 kg h = 6,626 . 10- 34 J . S
Lösung: Aus e . U = ~ m . v 2 ergibt sich v = Wellenl änge:
A
= __h__ m ·v
h
J·s
6,626 . 10- 34 J . s
F l ,602 .
10- 19 ( .
-
Für die Einheiten gilt:
J 2e· u · m
A A
pe,;, U . Damit erhält man für die
2000 V · 9,109 .
Je ·v 10- 3 1
kg
_ kg -
J.,
.N
A 5 kg
~·s ,2
=2,7 · 10- 11 m
Jk
g2 ,2
m
2
=m
Ergebnis: Bei einer Beschleunigungsspannung von 2,0 kV kann man Elektronen eine Well enlänge von 2,7 . 10- 11 m zu ordnen . Die W ellen länge von grünem Licht ist etwa 20 OOO-mal größer. Die kleine Wellenl änge solcher Elektronen gestattet es, sehr kleine Strukturen aufzulösen, da das Auflösungsvermögen der Geräte von der Wellenlänge abhängig ist ( / S. 342 f.). Das wird bei Elektronenmikroskopen genutzt. lichtmikroskop
Elektronenmikroskop
Elektronenquel le
Kondensor - -
Kondensorspulen
Obj ekt - - -
Objekt
Objektiv
- - -p:::;::T::--,
Zwischenbi ld
Objekt- - - spulen
-t--.~-.
Okular _ _--=~;;::=?L
Auge
-
11
Leuchtschirm mit Bild
• Mithilfe von Elektronenmikroskopen können noch Struktu ren im Nanometerbereich (bis etwa 0,1 nm) aufgelöst werden . Damit ist man bis zum atom aren Bereich vorg edrungen.
374
• Zum Vergl eich: Wenn eine Welle in den Bereich eines Bootshafens kommt, fängt nicht nur ein Sch iff zu schaukeln an .
Quantenphysi k
Aus der Darstellung zur Interferenz von Quantenobjekten könnte man folgern, dass man sich Quantenobjekte als Wellen vorstellen kann. Dagegen spricht: Wenn z. B. ein Elektron eine Welle wäre, dann müssten bei der Ortsbestimmung am Schirm wie bei einer W asserwelle eine ganze Schar von Detektoren gleichzeitig ausgelöst werden. Es spricht jedoch immer nur ein Detektor an. Deshalb gilt allgemein für Qu antenobjekte: Man kann sich Quantenobjekte weder als Welle noch als Teilchen vorstellen. Es gibt zwar Situationen, in denen das Teilchenmodell oder das Wellenmodell eine gute Näherung darstellt. Aber eigentlich hat ein Quantenobjekt stets gleichzeitig - etwas Well iges - etwas Körniges - etwas Stochastisches
• Mit ih ren qu antitati ven Voraussa gen ist di e QUilllll'mhl }ri~ di e erfol g reichst e physikalische Theori e des 20. Jahrhunderts. So konnte n damit Voraussagen gemacht w erd en, di e auf neun Stell en mit den ex perim entellen Erg ebnisse n übereinstimmen .
(was seine Ausbreitung bestimmt), (was sich bei der Ortsmessung zeigt), (was nur Wahrscheinlichkeitsaussagen erlaubt).
Quantitative Beschreibung der Wahrscheinlichkeit P(x) Obwohl man sich Quantenobjekte insbesondere in Interferenzexperimenten nicht vorstellen kann, ist es möglich, quantitative (Wahrscheinlichkeits) -Voraussagen zu machen, die es erlauben, Molekül- und Stoffeigenschaften (in Chemie, Biologie und Medizin) zu erklären und Geräte auf Halbleiterbasis (Computer, Handys usw.), Laser (CD-Spieler, Medizin), Kernspintomografen und vieles andere mehr zu bauen. Um in der Quantentheorie quantitative Voraussagen zu machen, muss man in der Regel Phasen unterschiede berücksichtigen . Dazu eignet sich besonders das Zeigermodell (/ S. 338). Dies wird hier am Beispiel des Doppelspalt-Experiments mit Elektronen demonstriert: x ist wieder der Abstand eines Detektionsortes von der Mittelachse des Schirms. Dann kann man für jeden Abstand x eine Wahrscheinlichkeit P(x) angeben, mit der ein Elektron in diesem Abstand x ankommt. Ist z. B. p(x) für ein x, doppelt so groß wie für ein x2' dann ist die Detektionswahrscheinl ichkeit bei x, im Mittel doppelt so groß wie bei X2' Die Funktion p(x) hat den gleichen Verlauf wie die Intensitätsfunktion I(x) in der Optik. bei Quantenobjekten
bei Licht Für MaximumsteIlen x M ist P(x) besonders groß. Entfernt man sich von der Maximumstelle, so nimmt die Funktion P(x) zu nächst ab, bis sie bei einer Minimumsteile o ist. Dann nimmt sie wieder zu.
I (x)
P(x)
x
x
Interferenz von Quantenobjekten
375
In der Optik erhält man die Intensität I(x) für einen bestimmten Abstand
x, indem man die Zeiger für die verschiedenen Elementarwellen mit den richtigen Phasenunterschieden addiert ( / S. 338). Das Quadrat des Summenzeigers ist dann ein Maß für die Intensität I(x). Genauso muss man vorgehen, wenn man Vorhersagen für Interferenzexperimente in der Quantenphysik machen will. Allerdings ist das Quadrat des Summenzeigers nun als Maß für die Wahrscheinlichkeit P(x) zu interpretieren. Wir betrachten als Beispiel eine Stelle x2l3' die sich auf zwei Drittel der Strecke zwischen dem Maximum Xo und dem Minimum x m befindet. Die Wahrschein lichkeit, an der Stelle x213 ein Elektron zu detektieren, ist sicher beträchtlich klei ner als an der Stelle xo. Gesucht ist eine präzise Voraussage für das Verhältnis der Wahrscheinlichkeiten P(x2l3 )IP(xo). Die Lösung ist in der folgenden Tabelle ausgeführt:
P(x)
• Man sagt "Maß für die Wahrscheinlich ke it", weil P(x) eigentlich so normiert werden muss, dass die Gesamtwahrscheinlichkeit für eine Detektion auf dem Schirm 1 ergibt.
Xo ist die Stelle, an der sich ein Maximum befindet. Der Phasenunterschied beträgt dort also 0 °. Die Zeiger addieren sich zum roten Sum menpfeil mit maximaler Länge 2. Für P(xo) erhalten wir also 4. x m ist die Stelle des 1. Minimums; hier liegt also ein Phasenunterschied von 180° vor. Folglich ist die Pfeil summe 0 und damit auch die Wahrscheinlichkeit P(x m ) = O.
= ~ xm Der Phasenunterschied an der Stelle x213 beträgt demnach ~ . 180° = 120°. Der Summenzeiger hat die Länge 1, für P(x2l3) erhält man P(x2l3) =1. Also ist P(x2l3) : P(xo) 1 : 4.
X2/3
/\
=
Die Wahrscheinlichkeit ein Elektron am Ort x213 = ~ xl11 zu detekti eren, ist 4-mal kl einer als an der Maximumsstelle xo.
376
Quantenphysik
------6.3
Komplementarität und Unbestimmtheit
Die Unbestimmtheit von Quantenobjekten wird von vielen Physikern als der zentrale Wesenszug der Quantenphysik angesehen. Sie zeigt sich in praktisch allen Quantenexperimenten, also auch im Doppelspalt-Experiment. In den so genannten Unbestimmtheitsrelationen wird die Unbestimmtheit quantitativ gefasst.
6.3.1
Komplementarität bei Doppelspalt-Experimenten
Objektive Unbestimmtheit Wenn man beim Doppelspalt-Experiment, z. B. mit Elektronen, einen Spalt schließt, ergibt sich nach vielen Wi ederholungen die entsprechende Einzelspaltverteilung, so wie sie auch in der Optik registriert wird (/ S. 342). Verteilung bei offenem linken Spalt
..
• •• • •
~ .. •
~.
.......
••• • •• •
•
lID erwartete Verteilung beim Doppelspalt
,;:;::
• •• •• •• •
~
[TI[]
•
-:.• • ...••·fa·· • ••• •
[]]
•
•,/I. • •• •
beobachtete Verteilung beim Doppelspalt P(x)
.'....~~.. ...
.,/1 •
Verteilung bei offenem rechten Spalt
• •• • • • • • • • •
....~.~--? ß-::::~ . ... I
~
...
[TI[]
Komplementarität und Unbestimmtheit
377
----------------------------------
Wenn man beide Spalte öffnet, erwartet man: Das Quantenobjekt geht entweder durch den einen oder durch den anderen Spalt. Es sollte also auch zu einer der beiden Einzelspaltverteilungen beitragen. Man müsste folglich bei zwei geöffneten Spalten eine Verteilung bekommen, die der Summe der bei den Einzelspaltmuster entspricht. Stattdessen erhält man im Experiment das Doppelspalt-Interferenzmuster, wie es auch aus der Optik bekannt ist ( / S. 337). Die Konsequenz, die man daraus zieht, ist: Die Vorstellung, die Quantenobjekte gehen beim Doppelspaltversuch durch den einen oder den anderen Spalt, ist falsch. Durch weIchen Spalt das Quantenobjekt beim Doppelspaltversuch geht, ist objektiv unbestimmt. Der Begriff "objektiv" bedeutet, dass es hier um mehr geht als um subjektive Unkenntnis. Subjektive Unkenntnis wäre: Man weiß zwar nicht, durch welchen Spalt das Quantenobjektjeweils geht, das Quantenobjekt geht aber jeweils durch einen der Spalte. Diese Vorst ellung ist falsch . Wenn jedes Quantenobjekt jeweils durch einen der Spalte gehen würde, sollte es zur Summe der Ein zelspaltmuster beitragen . Dass man nicht weiß, durch welchen Spalt es geht, würde daran nichts ändern. Auch die Vorstellung, dass sich das Quantenobjekt teilt und je ein Teil durch je ei nen Spalt geht, kann widerlegt werden : Man kann rechnerisch zeigen, dass man dann ein anderes Interferenzmuster erhalten müsste.
• Es gibt andere Interpretationen der Quantenphysik, die eine andere Kon sequenz aus dem Versuchsergebnis ziehen.
Jede anschauliche Vorstellung darüber, wie ein Quantenobjekt von der Quelle zum Detektor kommt. führt zu Widersprüchen. Vorstellung
Widerspruch
Quantenobjekt geht durch genau einen der Spalte
Man sollte die Summe der Einzelspaltverteilungen erhalten.
Quantenobjekt teilt sich und geht durch beide Spalte
Man sollte ein anderes Interferenzmuster erhalten.
•
Ortsmessung an den Spalten Man kann durch Messungen feststellen, durch welchen Spalt ein Quantenobjekt im Doppelspalt-Experiment geht. So kann man z. B. Atome verwenden, die mit einem Laser angeregt wurden, sodass sie unmittelbar danach ein Photon emittieren. Diese Photonen kann man in Hohlräumen nachweisen . Hohlräum e ~
(
I
-------- ----R - - ---~ I
Quelle für Atome
~ . ,, ---- --
I Anregu ngslaser
Doppelspalt
Schi rm
Das hier betracht t Experim ent ist ein Gedankenexpl' 11 ment. Di l l so.l hlich du rchgc fuhrl. n Ex pcrim ent e sin d k m pli zi rler. Si 'WLIf I ' Il mil Phol on 11 oder I\lomen ill 1IIIl' lfl' to 111<' 1<' 111 dlll hq ·fullf t. Hinw is' d ill. U ~ i l1d auf d r DI ll fi nd ' n o
378
Quantenphysik
Im Experiment zeigt sich, dass stets nur einer der beiden Hohlräume ein Signal gibt. Daraus kann man schließen, dass bei diesem Experiment das Atom stets durch genau einen der bei den Spalte geht. Dies zeigt einen allgemeinen Wesenszug der Quantenphysik: Auch Messungen an unbestimmten Zuständen führen stets zu eindeutigen Messergebnissen . Ein weiteres Beispiel dafür ist: Ein Elektron in einem Atom befindet sich in einem bestimmten Bereich um den Atomkern, sein Ort ist aber nicht genau bestimmt. Dennoch trifft man bei einer Ortsmessung das Elektron nicht verschmiert an, sondern stets an genau einem Punkt.
•
Komplementaritat ist ein von NI ELS BOHR (1885 - 1962) in di e Quantenphysi k eingeführter Begriff.
Das Komplementaritätsprinzip Bei einer Messung am Spalt erhält man stets eindeutige Messergebnisse. Aus diesen kann man schließen, durch welchen Spalt das Quantenobjekt gegangen ist. Dies heißt aber nicht, dass auch ohne Messung das Atom durch einen der beiden Spalte geht. Sonst würde man das DoppelspaltInterferenzmuster nicht erhalten, sondern die Summe der Einzelspaltverteilungen. Mit Messung geht das Atom hingegen durch einen der beiden Spalte. Folglich beobachtet man in diesem Falle nach viel en Wiederholungen die Summe der Einzelspaltverteilungen.
Hohlräume Que ll e für Atome
I'
tllIJ ---_- -- -- - ---
'----~
I
-- - ~I
-I
Anregungslaser
P(x)
Doppelspalt
Dies kann nicht damit erklärt werden, dass der Rückstoß des emittierten Photons das Atom "aus der Bahn" wirft. Erstens hat das Atom keine Bahn ( / S. 382) und zweitens ist der Impuls des Photons viel zu klein. Vi elmehr ze igt sich hier: In der Quantenphysik wird ein Experiment durch eine Messung voll ständig verändert. In der klassischen Physik ist das anders. Dort kann der Einfluss einer Messung im Prinzip beliebig klein gemacht werden. Dann hängt das Vers uchsergebnis nicht mehr davon ab, ob gemessen wird oder nicht. In der Quantenphysik muss man dagegen bei einem Experiment stets alle beabsicht igten oder unbeabsichtigten Messungen berücksichtigen. Es muss immer das ganze Experiment berücksichtigt werden . Man nennt dies das Prinzip der "Ganzheitlichkeit".
Komplementarität und Unbestimmtheit
379
Abhängig davon, ob man eine Messung an den Spalten macht oder nicht, erhält man also völlig unterschiedliche Versuchsergebnisse:
I
I
ohne Messung, durch welchen Spalt das Quantenobjekt geht
mit Messung, durch welchen Spalt das Quantenobjekt geht
Doppelspalt-Interferenzmuster
Kein Doppelspalt-Interferenzmuster
Durch welchen Spalt das Quantenobjekt geht, ist unbestimmt.
Das Quantenobjekt geht durch genau einen der beiden Spalte.
Das ist ein Beispiel für das Komplementaritätsprinzip, das für den betrachteten Sachverhalt folgendermaßen formuliert werden kann: Die Beobachtung eines Interferenzmusters und "Welcher-Spalt-Information" schließen sich aus.
i Dieses Komplernf'ntLIritatspnnzip ist ein grundlegendes Prinzip der Quantenphysik . Weitere Beispiele dafür sind auf der CD zu finden .
Die quantitative Beschreibung der Komplementarität Wenn bei einem Quantenexperiment ein Interferenzmuster beobachtet wird, gibt es stets mehrere klassisch denkbare Möglichkeiten, wie ein Versuchsergebnis eintreten kann. Wenn das Versuchsergebnis beim Doppelspaltexperiment z. B. der Nachweis des Quantenobjekts an einer bestimmten Stelle x ist, dann hat das Quantenobjekt zwei klassisch denkbare Möglichkeiten, bei x anzukommen. Man kann sich vorstellen, dass es durch den linken Spalt oder durch den rechten Spalt geht. Tatsächlich ist jedoch unbestimmt, durch welchen Spalt es geht. Führt man nun eine Messung an den Spalten durch, so erhält man nicht das Interferenzmuster, sondern die Summe der Einzelspaltverteilungen. Um mithilfe der Zeiger die richtige Voraussage für P(x) zu bekommen, müssen wieder die Zeiger zu den klassisch denkbaren Möglichkeiten gebildet werden. Beim Doppelspalt ist dies ein Zeiger für die Möglichkeit ..linker Spalt" und einer für die Möglichkeit "rechter Spalt" (/ S. 375). Für die Addition gilt die Regel: Zeiger dürfen nicht vektoriell addiert werden, wenn sie zu Möglichkeiten gehören, welche durch eine Messung unterscheidbar sind. Wenn die Möglichkeiten dagegen nicht durch eine Messung unterscheidbar sind, müssen die zugehörigen Zeiger vektoriell addiert werden. Das Zeigermodell (/ S. 338) muss also so abgewandelt werden: Man muss jeweils diejenigen Zeiger vektoriell miteinander addieren, die zu Möglichkeiten gehören, welche nicht durch Messungen unterscheidbar sind. Die Zeigersummen werden quadriert, die Summe der Quadrate ergibt P(x). Beim Doppelspaltexperiment mit Ortsmessung an den Spalten erhält man nach dem abgewandelten Zeigermodell für alle x die Summe zweier Einheitsquadrate, also P(x) = 2, d. h. die richtige Verteilung bei kleiner Spaltbreite .
• So werden beim Doppelspaltexperiment ohne Ortsmessung am Spalt die Zeiger vektoriell add iert . Wenn dagegen am Doppelspalt eine Ortsmessung an den Spalten durchgeführt wird, sind die Möglichkeiten unterscheidbar. Deshalb müssen die Zeiger getrennt quadriert und anschließend addi ert werden . W enn man mehr als zw ei kl assisch denkbare M öglichkeiten hat , mü ~ sen Gruppen von unt erein ander nichl unterscheidbL ren Mög lichke it n 9 bil det w erd n . Inn r·
di e Ze ige rsummen quadri ert und di ese Quadrat e summi ert.
Quantenphysik
• Gen aue re Informationen daz u sind auf der CD zu finden.
Tatsächlich ist eine Einze lspaltfunktion bei sehr kleiner Spaltbreite in einem weiten Bereich näherungsweise konstant. Um die Ei nze lspalteffekte bei größerer Spaltbreite zu berücksichtigen, müssen eigentlich ganze Ketten von Zeigern gebildet werden .
I I
P(x) = 2
Xm X 213
= ~xm
P(x)
\ •
=2
P(X) = 2
Man schießt Quantenobjekte mit einheitlicher DE-BRoGLlE-Wellenlänge auf einen Dreifachspalt (s . Ski zze unten). Dabei wird an einem der äußeren Spalte gemessen, ob ein Quantenobjekt durch d iese n Spalt geht. Welche Verteilung de r Quantenobjekte erhä lt man nach vielen Wiederholungen auf dem Beobachtungssch irm ?
I r
a
I
Que ll e für Qu ante nobj ekte
Ao "9 "09"""'
l~' ""L,p, ~
D
It
Schirm
Komplem entarität und Unbestimmth eit
381
-----------------------------------------•
Die oberen bei den Spalte sind nicht unterscheidbar, d eren Zeig er können addiert werden. Das Quadrat dieser Summ e ergibt einen Anteil wie das P(x) vom Doppelspalt. Der unterste Spalt ist von den beiden anderen unterscheidbar. Der zugehörige Zeiger wird getrennt quadriert. Man erhält einen konst anten Anteil. Die Summe dieser beiden Anteil e ergibt eine periodische P(x)-Funktion . P(x)
-----..>.....<.-----------<--
0 -'------"----------'"-''----... X
6.3.2 Unbestimmtheit von Ort und Impuls HEISENBERGS Unbestimmtheitsrelation Wenn ein Quantenobjekt durch einen Doppelspalt geht (ohn e Messung am Spalt), dann ist objektiv unbestimmt, durch welch en Spalt das Quantenobjekt geht. Diese Unbestimmt heit tritt be i vielen messbaren Größen in der Qu ante nphysik auf. Es gilt beispielsweise: Je bestimmter der Ort eines Quantenobjekts ist, umso unbest immter ist sein Impuls und umgekehrt. Was die Unbestimmtheit ist, hat man genau definiert:
•
I
WERNER HEISENBERG
(1 901 - 1976) wa r ei n er d e rb e d e u te n d~
te n the o ret ischen Physiker des 20. Jahrh underts. Die be rüh mte Un bestimmtheitsre lation, auch Unschärferelation g enan nt, st ellte er 1927 auf.
Die Unbestimmtheit einer Größe G in einem Zustand zeigt sich, wenn man viele Quantenobjekte in diesen Zustand bringt. Wenn die Größe G bestimmt ist, bekommt man immer das gleiche Messergebnis. Je größer die Streuung ,1G der Messergebnisse ist, umso unbestimmter ist der Zustand bezüglich G.
Mit dieser Definition hat WE RNER HEISENBE RG aus der Quantentheorie die berühmte Unbestimmtheitsrelation hergele itet. Für die Größen Ort x und Impuls p lautet sie:
h
= 6,626 . 10- 34 J . S
•
I •
Der Ort eines El ektrons in einem Atom ist nicht genau bestimmt. Bei einer Ortsmessung wird das El ektron stets in der Nähe des Kern s angetroffen. Wenn man die M essung mehrf ach macht, stellt man fe st : Die Werte für den Ort x stre uen. Di e St reuung li egt in der Größenordnung des bohrsehen Radius ( / S. 391) : ,1x '" rB = 5,29 nm.
Di Sl r u Li ng r U I d n Orl w ird ueh mil cl m ß gli rf räumliche Aufenthaltsw ah rsch einliehkeit beschrieben .
382
Quantenphysik
Wenn man die Geschwindigkeit von Elektronen im Atom misst, werden die Messergebnisse auch streuen .
Wie groß ist die Unbes timmtheit in der Geschwindigkeit, die ein Elektron im Atom mindestens hat? Die Ortsunsch ärfe liegt in der Größenordnung des bohrschen Radius = 5,29 nm. Für den Impuls des Elektrons gilt: p = m . v. Die Masse des Elektrons zeigt keine Unbestimmtheit. Deshalb kann man für den Impuls schreiben: LJ.p = m . LJ.v
Lix
Mit H EISENBERGS Unbestimmtheitsrelation folgt: Lix·
-
p= Lix· m · v > .!l - 4 1T
Die Umstellung nach vergibt:
Für die Einheiten gilt: J's _ ~ kg · m - s2 . kg . m
=
!I} 5
= 10- 3
km 5
LJ.v
> __h_ _
LJ.v
>
- 4 1T' m ·L\x
6,626· 1O- 34 J · s - 4 1T · 9,109 · 1O- 3 1 kg5 ,29 · 10- 9 m
",, 10 km s
Bei Messungen der Geschwindigkeit von Elektronen würde man also im Schnitt Abweichungen vo n ca . 10 km/s erhalten. Die unterschiedlichen Messergebnisse liegen nicht daran, dass die Elektronen bereits vorher unterschiedliche Geschwindigkeiten haben. Die Geschwindigkeit ist vorher objektiv unbestimmt, genauso wie beim Doppelspalt objektiv unbestimmt ist, durch welchen Spalt das Quantenobjekt geht. Ein Obj ekt hat genau dann eine Bahn, wenn zu jedem Zeitpunkt sein Ort bestimmt ist. Daraus kann man auch die Geschwindigkeit und den Impuls des Objekts zu jedem Zeitpunkt ausrechnen . Wenn Ort und Impuls der Quantenobjekte objektiv unbestimmt sind, kann man auch nicht mehr davon sprechen, dass sie sich auf Bahnen bewegen. Somit gilt: Quantenobjekte bewegen sich nicht auf Bahnen.
Insbesondere bewegen sich die Elektronen im Atom nicht auf Kreis- oder anderen Bahnen, auch wenn das bei manchen Modellen angenommen wird ( / S. 389f.). Di e Frage, wo sich die Elektronen dann im Atom aufhalten , kann nicht beantwortet werden . Auch hier versagt unsere Vorstellung. Interferenzmuster bei makroskopischen Objekten
Interferenzmuster deuten auf die Unbestimmtheit in Spaltexperimenten hin. Sie werden auch bei großen Molekülen, z. B. den Fullerenen, beobachtet. Dagegen wird bei makroskopischen Objekten kein Interferenzmuster beobachtet. Beim Schießen auf eine Torwand mit zwei Öffnungen erhält man mit Sicherheit kein Interferenzmuster hinter der Torwand.
Komplementarität und Unbestimmtheit
Ein Grund dafür ist: Die DE-BROGLlE-Wellenlängen von makroskopischen Objekten sind außerordentlich klein. Der Abstand zwischen den Spalten kann aber nicht kleiner gewählt werden, als der Atomabstand in Kristallen ( / S. 366). Derart kleine Wellenlängen führen dazu, dass die Abstände zwischen den Maxima so klein werden, dass sie nicht beobachtbar sind. a) Wie groß sind die DE-BROGLlE-Welienlängen eines Balls (Masse 1 kg) und eines Staubkorns der Masse 1 f..1g, beide mit der Geschwindigkeit 10 m/s? b) Welcher Abstand zweier Maxima im Doppelspaltmuster ergibt sich jeweils theoretisch, wenn der Spaltabstand 1 nm und der Abstand Spalt-Schirm 10 m betragen? Analyse: Die DE-BROGLlE-Wellenlänge kann mit der betreffenden Beziehung (/ S. 372) berechnet werden, da Masse und Geschwindigkeit bekannt sind. Für den Abstand x zweier Interferenzmaxima gilt beim Doppelspalt wie in der Optik (/ S. 338):
x
=e. g (1)
Dabei ist e der Abstand Spalt-Schirm, A die Wellenlänge und b der Spaltabstand. Gesucht: A, x Gegeben : m1 = 1 kg m2 = 1 ~lg V1 =v2=10m·s- 1 b = 1 nm e = 10,0 m
383
Ein anderer Grun d i ~l. dass die Wechs Iw il kung mit d r Um 9 bung ein Int Ifclelll muster verhind I-l (/ 5.378) . Je größer ein Obj ekt ist, desto schl echter kann es von sein er Umgebung isoli ert
-
Der Abstand zweier Interferenzmaxima ist in der Optik ( / S. 338) sk' In der Quantenphysik wird der Abstand (Ort) mit x bezeichnet. so wie das auch in der M echanik (/ S. 58) üblich ist.
Lösung: a) Für die DE-BROGLlE-Wellenl änge gilt:
= ~
i\.
Bei diesen Größen ordnungen sind grobe Rundung en sinnvoll.
m ·v
Damit erhält man:
A - 6,626 ' 10- 34 J . 5 1-
-
1 kg · 10 m · 5- 1 -
10- 34 m
A 2-
6,626 · 10- 34 J . 5 1 ~lg · 10 m · 5- 1
- 10- 28 m - _ __
b) Für den Abstand zweier Maxima gilt die oben genannte Glei chung (1) . Damit erhält man mit der grob abgeschätzten Wellen länge: x = 10m . 101
34
m .., 10-9 m
10- 24 m
x = 10m . 2
28
m .., 10- 9 m
10-
10- 18 m
Ergebnis:Die DE-BROGLlE-Wellenlängen würden für den Ball etwa 10- 34 mund für das Staubkorn etwa 10- 28 m betragen. Bei Interferenz am Doppelspalt unter den gegebenen Bedingungen würde der Abstand der Interferenzmaxima 10- 24 m bzw. 10- 18 m betragen. Solch fein e Strukturen können mit keiner Messapparatur aufge löst werd en.
Der Grun d f ür di kl einen W II nl an gen ist, dass das pliln(k~( Iw Wu kllny,.qlhllllllill ~o kl ein i t , NUI f ur b jekl , I r n M us deutli ch kl in r Ll is 10 JO kg i l, ex i ~ Li r n Sp IlsyS l m • cli in auf lös bares Inlerfe rc nzmustcr erze uge n.
I
Quantenphysik
384
Unbestimmtheit bei makroskopischen Objekten Makroskopische Objekte bewegen sich auf Bahnen. Für sie ist offensichtlich zu jedem Zeitpunkt Ort und Impuls gleichzeitig bestimmt. Dies steht nicht im Widerspruch zur Unbestimmtheitsrelation. Den Ort eines Balls (m = 1 kg) kann man im besten Fall auf eine Genauigkeit von einem Atomdurchmesser bestimmen . Wenn man also für Ll x = 10- 10 m annimmt, kann man die Unbestimmtheit in der Geschwindigkeit berechnen:
-
Für di e Einh eiten gilt: J 5 = k . m2 · 5 kg · m
52
k g· m
Llv
> __h__ -
Llv
4 Jr· m ·L\x
> 6,626· 10- 34 J . S
= 5 3 . 10- 25
- 4 n:. l kg . 10- 10 m '
= !I!
!!J s
5
Eine derartig kleine Unbestimmtheit in der Geschwindigkeit ist mit keinem Messgerät nachzuweisen . Nur für Objekte, deren Masse deutlich kleiner als 10- 20 kg ist, wird die Unbestimmtheit nachweisbar. Wie bei der Interferenz von makroskopischen Objekten ist es das plancksche Wirkungsquantum h, das dafür sorgt, dass Quanteneffekte unbeobachtbar klein werden.
i Au sna hmen sin d z. B. sup ra leitende Ring e, BOSE-EINSTEIN -ko nd ensierte Gase oder M ik rom ag net e.
• 1 ERWIN SCHRODINGER (1887- 1961) hat sich
di eses Gedankenexperim ent ausgedacht , um anschaulich einen se inem W esen nach un anschaulichen Sachverhalt zu verdeut lich en.
• Wi e man m it Rech nung en ze igen ka nn, wirk en diese W ech selwirk ungen im Endeffekt wi e M ess ungen, indem sie di e Int erfe renz unterdrück en.
Für makroskopische Objekte sind in der Regel keine Quanteneffekte beobachtbar.
Schrödingers Katze
"Eine Katze wird eine Stunde lang in eine Stahlkammer gesperrt, zusam men mit folgender Höllenmaschine ... : In einem Zählrohr befindet sich eine winzige Menge radioaktive Substanz, so wenig, dass im Lauf einer Stunde vielleicht einer der Atomkerne zerfällt, ebenso wahrscheinlich aber auch keiner. Geschieht es, so spricht das Zählrohr an und be tä tigt über ein Relais ein Hämmerchen, das ein Kö lbchen mit Blausäure zertrümm ert Hat man dieses System eine Stunde lang sich selbst überlassen, so wird man sagen, dass die Katze noch lebt, wenn inzwischen kein Atom zerfallen ist Der erste Atomzerfall würde sie vergiftet haben. " Das Paradoxe an der Situation ist der Widerspruch zwischen quantenphysi ka lischer Vorhersage und der Alltagserfahrung : Wenn man beim Doppelspaltversuch keine Messung macht, geht das Quantenobjekt weder links noch rechts durch . Analog gilt für die radioaktive Substanz: Solange man keine Messung macht, befinden sich die Atomkerne in einem Zustand "Weder zerfallen, noch nicht zerfallen" . Diese Unbestimmtheit bei den Atomkernen wird über die "Höllenmaschine" mit dem Zustand der Katze gekoppelt. Nach der Quantenphysik müsste sich die Katze in einem unbestimmten Zust and "weder tot noch lebendig" befinden. Einen solchen Zustand will man aber für ein makroskopisches Objekt, noch dazu für ein Tier, nicht akzeptieren. Aufgelöst werden kann das Paradoxon, wenn man die Wechselwirkung der Katze mit der Umgebung einbezieht: Die Katze hat Wechselwirkung mit ihrer Umgebung. Sie gibt z. B. Wärmestrahlung ab.
ATOM-
ERNPHYSIK
7
386
Atom- und Kernphysik
7.1 Vorste llungen über den AUfbau der Stoff aus kleinsten Teilchen gab es bereits in der Antike . Ein Vertreter dieser Auffassung war der griechische Ph i losoph DEMOKRIT (5 Jh . v. Chr.) . Fundierte Vorst ellung en über Atom e (abgeleitet vom griechischen atom os = das Unteilbare) ent wickelten sich erst ab Beginn des 20 . Jahrhunderts. Für die Entstehung der Atomphysik spiel t en einige Grundexperim ente und Beobachtung en eine herausrag ende Rolle.
Physik der Atomhülle
7.1.1 Grundexperimente der Atomphysik Anzahl. Größe und Masse von Atomen Anknüpfend an antike Vorstellungen entwickelte der eng lische Naturforscher JOHN DALTON (1766- 1844) eine Atomhypothese (/ S. 167) zur Erklärung der Gesetze für chemische Reaktionen. Eine Präzisierung dieser Vorstellungen aus physikalischer Sicht erfolgte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in der kinetischen Theorie der Wärme (/ S. 167 f.). Da bei ging es zunächst um die grundlegende Frage, ob es Atome wirklich gibt oder ob sie nur eine hilfreiche Modellvorstellung sind. Diese Frage wurde erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts geklärt. Die Anzahl von Atomen in einer bestimmten Stoffmenge bzw. Masse ergibt sich aus Überlegungen zur Teilchenanzahl ( /' S. 52). Die Anzahl von Atomen je Mol beträgt 6, 022 · 10 23 . In einem Gramm eines Stoffes sind ca . 10 22 Atome enthalten. Die Masse von Atomen kann mithilfe eines Massenspektrografen (/ S. 240) experimentell ermittelt werden. Die Masse von Atomen liegt zwischen 10- 27 kg und 10- 24 kg.
Ein W asse rstoffatom hat eine M asse von etwa einer atom aren M assee inh eit (1 u, /' 5.53) :
1 u = 1,66 . 10- 24 g
M an geht davon aus, dass d ie om dicht gepackt sind .
Der Radius von Atomen kann in unterschiedlicher Weise abgeschätzt werden . Ein NaCI-Kristall (Kochsa lz) besteht aus gleich vielen Natriumund Chlorid-Ionen (s. Skizze). Wie groß ist der Durchmesser eines Natrium - bzw. Chloratoms in einem Kochsa lzkristal/?
Natrium -Ion (Na +) Chlorid-Ion (CI- )
Analyse: Als Modell für die Kristallstruktur verwenden wir den dargestellten Würfel, der aus vielen Elementarwürfeln (4 Na- und 4 CI -Atome) besteht. Kann man die Kantenlänge d eines solchen Elementarwürfels berechnen, so erhält man eine Abschätzung fü r den Durchmesser eines Atoms . Ein Mol Na CI besteht aus NA = 6,022 . 10 23 NaCI-Teil ehen und damit aus 2NA Natrium- und Chloratomen . Ein Elementarwürfel der Kantenlänge d besitzt das Volumen d 3 . Für das Volumen eines Mols NaCI kann man deshalb schreiben V= 2NA · d 3 Ein Mol NaCI besitzt die molare Masse M und damit unter Nutzung der Definition der Dichte p =~ das Volumen V = ~ . Aus den bei den Gleichungen für das Volumen lässt sich d abschätzen.
Physik der Atomhüll e
Gesucht: Gegeben :
d
(Atomdu rchmesser)
M
= 58,45 g . mol- 1 = 2,16 g . cm- 3 = 6,02 . 1023 mol- 1
p NA
Lösung: 3 2 N A' d
• In Gasen kanl man den Atomradiu s / . ß . aus der mittl eren freien Weg länge d r Teilchen erm itteln . In Flüssigkeiten lässt sich der Atomrad ius aus der brown~dH'n Bevvegl ng ableiten oder mithilfe des ( I fltxkv"rs I.h < bestimme n.
=~
d
d
_ 3/ 58,45 g . cm 3. mol - Vmol . 2,16g . 2 . 6,022 . 10 23
d
= 2,82· 10- 8 cm = 2,82' 10- 10 m
387
Ergebnis: Der Durchmesser von Na- und CI -Atomen liegt in einer Größenord nung von 10- 10 m. Dieses Ergebn is lässt sich, wie Untersuchungen an anderen St offen zeigen, verallgemeinern. Der Radius von Atomen liegt in der Größenordnung von 10- 10 m .
•
Streuversuche Ende des 19. Jah rhunderts konstruierte der deutsche Physiker PHILIPP LENARD (1862-1947) eine spezielle Vakuumröhre, mit deren Hilfe er den Durchgang von schnell bewegten Elektronen durch dünne Metall f olien nachweisen konnte. In der lenardschen Röhre wird die Luft durch Auspum Katode pen entfernt. Durch die Spannung zwischen Anode und Katode werden die aus dünne Folie der Katode austretenden Elektronen stark beschleu zur Pumpe nigt. Sie bewegen sich infolge ihrer Trägheit näherungsweise geradlinig in Richtung Fo lie. Dabei zeigt sich : Die nur etwa 1 ~m dicke Aluminiumfolie wird von den schnellen Elektronen durchdrungen. Daraus f ol gerte LENARD, dass man sich Atome n icht als massive Kugeln vorste ll en darf. Der britische Physiker ERNEST RUTHERFORD (1871- 1937) griff den Gedanke n des len ard sch en Experiments auf. Er nutzte bei seinem Vorh abe n aber nicht schnell e Elektronen, sond ern arbeitete mit ex-Te ilchen ( / S. 388). Ein ex-Te ilchen ist rund 7000-mal schwerer als ein Elektron und zweifach posi ti v geladen. Obwohl RUTHERFORDS " Geschosse" viel größer als die von LENARD waren, durchdrangen auch sie die dünnen Folien weitgehend un gehi ndert. Nur wenige von ihnen wurden aus ihrer Flugbahn abge lenkt oder reflektiert (s. Skizze / S. 388 oben).
.-------"~
111 I I L
"J
(1862- 1947) erhielt 1905 für seine Arbei ten über Katoden strahl en (schne ll bewegt e Elektron en) den Nobelpreis für Physik. Er war eine rseits ein hervorragen der Physiker, anderer seits aus antisemitisch en Gründen ein scharfer Gegn er von A.
EINSII tJ
Atom - und Kernphysik
388
Versuchsaufbau von RUTHERFORD
Deutung der Ergebnisse
abgelenkte a-Teilch en
- - - -- Goldfoli e - - - - -
a
0.
•••.-•• • .-•• • .-•• • .-•• • .-•• • • • •
~-~.~
.--.---a.~+- a
~~~._. .la-.~~la~~~- a
L
a Leuchtschirm
Aus RUTHERFORDS Versuchen ergaben sich einige Schlussfolgerungen für den Bau der Atome: - Die weitaus meisten ex-Teilchen passierten die Atome ungehindert. Das massereiche und geladene Objekt im Atom ist daher sehr klein, sein Radius, der Kernradius. etwa 100 OOO-mal geringer als der Atomradius. - Da die relativ massereichen ex-Teilchen in einigen Fällen reflektiert werden, muss ein undurchdringbares Objekt im Atom vorhanden sein . Aus den Stoßgesetzen folgt, dass dieses Objekt viel Masse in sich vereint. - RUTHERFORD entwickelte eine Gleichung, um die Streuung der ex-Teil chen zu berechnen. Aus ihr geht hervor, dass das streuende Objekt im Atom positiv geladen ist .
• ERN[ST RUTHERFORD
(1871 - 1937) erhi elt 1908 den Nobelpreis für Ch emi e für seine Untersuchungen über den Zerfall d er El emente und die Chemie d er radioaktiv en Stoffe.
.,oE o
E In
I
o
Lichtblitz
E o ~
c
W E o ~
..>t.
Im Atom existiert ein sehr kleines Objekt, das positiv geladen ist und praktisch die gesamte Atommasse in sich vereint. Man bezeichnet es als Atomkern. Spektroskopische Versuche Nach der Erfindung der Spektralanalyse durch G. R. KIRCHHOFF (1824- 1887) und R.W.BuNSEN (1811 - 1899) um 1860 (/5.353) bemerkte man bei spektralanalyt ischen Untersuchungen, dass es möglich ist, verschiedene Spektrallinien eines Elements so anzuordnen, dass man so genannte Serienformeln angeben kann . Eine Serienformel ermöglicht die näherungsweise Berechnung der Frequenzen von Spektrallinien. Für das Wasserstoffatom lautet die Gleichung:
Ry ist eine konstante Größe mit dem Wert Ry =3,290 . 10 15 Hz. Man nennt sie RYDBERG-Frequenz. Bei n und m handelt es sich um natürliche Zah len (n, m = 1,2,3 ... mit m > n) . Hält man beispielsweise n = 2 fest und variiert m, so ergibt sich die nach dem schweizer Physiker JOHANN BALMER (1825 - 1898) benannte Formel für die Frequenzen der im sichtbaren Sp ektral bereich liegenden Wasserstofflinien. Diese Formel gab BALMER bereits 1885 bekannt.
Physik der Atomhüll e
Die BALMER-Serienformel für das Wasserstoffatom lautet demzufolge:
f = Ry (L~) 4 m2
mit m
= 3, 4, 5,
...
Neben der BALM ER-Serie gibt es die LYMAN-Serie (n = 1), die PASCH EN -Serie (n = 3), die BRAcKETT-Serie (n = 4) und die PFuND-Serie (n = 5) .
389
• All e Seri en d 5 W iJS se rstoffspek trum s sind nach den Phy ~ i ke rn benannt, di e di betreffenden Seri en erforschte n.
7.1.2 Atommodelle Atomphysikalische Forschungen haben ab etwa dem Jahre 1900 zur Formulierung verschiedener Atommodelle geführt hat. Nachfolgend werden einige dieser Atommodelle dargestellt. Für ihr Verständnis ist unbedingt das Wesen jedes physikalischen Modells zu beachten: Es stimmt nur in einigen Eigenschaften mit dem Original überein, in anderen nicht ( / S. 21) Manche Atommodelle ermöglichen erstaunlicherweise sogar exakte Berechnungen und Vorhersagen , obwohl sie in einigen Aspekten mit Sicherheit nicht der Realität entsprechen. Das rutherfordsche Atommodell Das von dem britischen Physiker ERNEST RUTHERFORD (1871 -1 937) im Jahr 1911 entwickelte Atommodell wird auch als Planeten modell bezeichnet. Um einen positiv geladenen Kern kreisen Elektronen auf elliptischen Bahnen. Die positiven Ladungen des Kerns und die negativen Ladungen der Elektronen kompensieren sich. Das Atom ist nach außen neutral. Fast die gesamte Masse ist im Atom kern konzentriert. Die Gesamtheit der Elektronen bildet die Atomhülle. Mit di eser Annahme von Elektronenbahnen ist aber ein Problem verbunden: Elektronen auf kre isförmigen ode r ellipti schen Bahnen unterliegen der Radialbeschleunigung . Beschleunigte La dungen senden elektromagnetische Strahlung aus ( / S. 297). Die Elektronen müssten daher Energie verlieren und in den Atomkern st ürzen . In der Natur geschieht dies nicht - die meisten Atome sind stabil. Die Vorteile des rutherfordschen Atommodells sind : - Es ermöglicht die Erklärung der Resultate der Streuversuche ( / S. 388) . - Es beschreibt richtig die Masse- und Ladungsvertei lung im At om . Nachteile des Modells sind: - Mit ihm kann die Entstehung der Spektra llinien nicht gedeutet werden. - Es kann die Stabilität der Atome nicht erklären. Das bohrsche Atommodell Der dänische Physiker NIELS BOHR (1885 - 1962) erkannte die Schwäche n des rutherfordschen Modells und stellte im Jahre 1913 ein w eiterentwi cke ltes At ommodell vor, bei dem er das Kern-Hülle-Modell mit Qu anten vorstellungen verband. Die von ihm formulierten Annahmen w erd en als bohrsche Postulate bezeichnet.
i Die Entwicklung der Vorstellungen vom Atom war ein überaus komplizierter und wid ersprüchlich er Prozess, an dem vi ele Physiker mitwirkten.
390
Atom - und Kernphysik
BOHR ging davon aus, dass sich die Elektronen auf bestimmten kreisförmigen Bahnen um den positiv geladenen Kern bewegen . Auf diesen Bahnen können sich Elektronen aufhalten, ohne Strahlung abzugeben . Die Stabilität der Atome wird nach BOHR du rch eine (willkürliche) Forderung garantiert:
Der d änische Physike r
1. Es existieren stabile Bahnen, auf denen die Elektronen kreisen, ohne Photonen abzugeben.
NIElS BOHR
(1885- 1962) war einer d er bedeutendst en Atomphysiker des 20. Jahrhund erts und leistete auch wichtige Beiträge zur Entwicklung der QU::Intenphysik. Er wirkte in Kop enh age n und in den USA. 1922 erhi elt er für se ine Verdienste um di e Erforsch un g der Atome und der von ihnen ausgehe nden Strah lun g den Nobelpreis für Physik.
Nach d em boh rsche n Modell springt bei der Emissio n eines Photons ein Elektron von einer Bahn mit höherer Energie (kernfernere Bahn) in eine solche mit geringerer Energie (kernnähere Bahn). Bei der Abso rption eines Photons erfolgt die Bewegung des Elektrons in umgekehrter Richtung (s. Skizze n / S. 391 oben).
Die Frage, welche Bahnen überhaupt möglich sind und welche nicht, beantwortet BOHR durch Einbeziehung des planckschen W irkungsquantums ( / S. 358) in seine Überlegungen und formuliert als weiteres Postu lat: 2. Der Bahndrehimpuls L eines Elektrons ist ein ganzzah liges Vielfache von -17r. Es gilt: m v r
h n
Masse des Elektrons Geschwindigkeit des Elektrons Bahnradius plancksches Wirkungsquantum Nummer der Bahn (n = 1, 2, 3, ... )
Mit den ganzen Za hl en n werden die im Atom erlaubten Bah nen gekennzeichnet . n bezeichnet man als Haupt quantenzah l. Die beiden genannten Postulate regeln die innere Struktur der Atomhülle. Auf welche Weise das Atom Photonen abgeben oder aufnehmen kann, ist in zwei we iteren Postulaten festgeschr ieben. 3. Die Emission oder Absorption von Photonen erfolgt genau dann, wenn ein Elektron von einer erlaubten Bahn auf eine andere erlaubte Bahn wechselt. Der energeti sche Aspekt eines Elektronenübergangs von einer Bahn zu einer anderen wird in einem letzten Postulat geregelt. 4. Jeder erlaubten Elektronenbahn entspricht eine bestimmte Energie E der Elektronen. Wechselt ei n Elektron die Bahn, so ist die Energie des emittierten bzw. absorbierten Photons gleich der Energiedifferenz dieser Bahnen. Es gi lt : .1E
=h . f
h f
plancksches W irkungsquantum Frequenz der Strahlung
Physik der Atomhülle
Emission eines Photons
391
Absorption eines Photons Die qU dnl ' nll ,l fl <' Emission bLw. I\b sorpt ion nl spncll l den Qu antenvor st ellun ge n, d i ~ i 11 in diese r Zeite nlw i k I1 haben (/ S. 355 ff.) .
Die von N. BOHR formulierten Postulate erscheinen recht willkürlich. Ihre Berechtigung erhalten sie dadurch, dass sie für das Wasserstoffatom die Frequenzen der Spekt rallinien richtig vorhersagen . Die Hauptkrit ik am bohrschen Atomm od ell betrifft die Annahme von Elektronenbah nen um den At o mkern (/ S. 390). Wie bereits beim Doppelspaltexperiment mit Elektronen dargestellt ist ( / S. 370), bewegen sich diese Quantenobjekte sicher nicht auf irgendwe lchen Bahnen, also au ch nicht auf exakt definierten Kreisbahnen. Mithilfe des bohrschen Atomm od ells kann man aber beispielsweise den Rad ius eines Wasserstoffatoms oder die Frequenzen im Linienspektru m des Wasserstoffatoms berechnen . Wie groß ist der Radius ein es Wasserstoffatoms? W ir gehen davon aus, dass sich das eine Elektron im Grundzustand (n = 1) befindet. Die Radialkraft, die das Elektron auf seiner Kreisbahn hält, ist dann gleich der coulombschen Kraft zwischen Atomkern und Elektron:
m.~ (
e
1
- 41l" ' f
o
2
(2
n=1
()
1
Nach dem 2. boh rschen Postulat (/ S. 390) g ilt für v:
v= __ h_ 2 1l"' m · (
(2)
Setzt man (2) in (1) ein und formt die Gleichung nach dem Radius r um, so erhält man:
h 2_ ·co_ r= _ ll" '
m · e2
Setzt man die betreffenden Naturkonstanten ein, so ergibt sich ein Wert vo n r = 0,53 · 10- 10 m. Dieser Radius wird als bohrscher Radius bezeichnet. Nach BOHR ist die Frequenz eines Photons und damit auch die einer b stimmten Spektrallinie durch die Differenz zweier Bahnenergi en bestimmt. Diese Energie setzt sich aus seiner potenziellen Energi e im elekt rischen Feld des Atomkerns und der kin etischen Energie zusamm en.
Dcr Z
(ß = O, 5291 77 ' 10 \U m
392
Atom - und Kernphysik
Aus d iesen Überlegungen erhielt BOHR für die Energiedifferenz zwischen zwei Bahnen n und m: !JE -
4
e .m - 8f t · h3
(1 1) ;:;2 - m 2
Mit !JE = h . f erhält man für die Frequenz f des Photons :
• Der Faktor e
4
m
Be 2 ' h 3 o
f
ist
die RVOßERG-Frequenz R.,. die einen W ert von
3,289842 · 10 15 Hz
(-.l2 _ ~2 ) =R ( -.l _ ~)
= 8ef4t-· mh 3
n
Y
m
n2
m2
Diese Gleichung entspricht der /' S. 388 genannten, experimentell ermittelten Serienformel für das Wasserstoffatom.
hat.
Darstellung der Energien in einem Energ ien iveauschema Auch wenn vie le Aspekte des bohrschen Atommodells mit den Erkenntnissen der Quantenphysik un vereinbar sind, beinhaltet es doch Eigenschaften, die der Realität entsprechen. Insbesondere die bei BOHR als "Bahnenergien" bezeichneten und durch die Hauptquantenzahlen cha rakterisierbaren Energiestufen existieren in der Atomhülle tatsächlich. Da der Bahnbegriff für Quantenobjekte nicht anwendbar ist, werden sie in der modernen Physik als diskrete Energien iveaus bezeichnet. Diese Energieniveaus lassen sich in ein Energieniveauschema eintragen, so wie es nachfolgend für Wasserstoff dargestellt ist. Ein eV
n = oo
o - 0,85 - 1,5
- 3,4
!
n =4
!!!
n =3
PAS cHEN-Seri e
n =2
BALMER-Serie
+1 3,6 eV +10,2 eV
n =1
- 13,6 LYMAN -Seri e Für di e Umrechnung der Energieeinh eit en gilt:
1 eV = 1,602 . 10- 19 J 1 J = 1 Ws
Die Ionisierung entspricht dem Übergang nach n = 00 mit r ~ oo .
(Grund zustand)
Aus einem solchen Energieniveauschema lässt sich ablesen: - Die Energie eines Phot ons, das emitt iert oder absorbiert wird, ist gleich der Differenz der Energieniveaus. Wird ein Photon absorbiert und dadurch ein Elektron aus dem Grundzustand (n = 1) auf das Niveau n = 2 gehoben, so entspricht das einem Energ iezuwachs von +10,2 eV. - Ein Atom wird ionisiert, wenn es ein Hüllenelektron an die Umgebung verliert. Die notwendige Ionisierungsenerg ie lässt sich ablesen. Für ein Wasserstoffatom im Grundzustand (n sierungsenergie +13,6 eV.
= 1) beträgt die Ioni-
Physik der Atomhü lle
393
Liegen außer einigen Linien der BALMER-Serie noch weitere Spektra llinien des Wasserstoffs im Bereich des sichtbaren Lichtes? Analyse: Das sichtbare Licht liegt zwischen den Wellenlängen 780 nm (rot) und 390 nm (violett). Die niederfrequenteste Spektrallin ie der LYMAN-Serie stammt aus dem Übergang vom 2. in das 1. Ni veau (/ S. 392). Damit gilt für die Frequenz f:
f L =Ry
(f - ~) = ~ Ry
*
Mit A = erhält man für die größte Wellen länge innerhalb der LYMAN-Serie:
AL
Di e im sich tb r n Brreich liegend n Sp k trallini en des W asse r stoffs (BALMER-Seri ) w erd en als H" , H11 , H und H ö beze ichnet und haben in di eser Reih enf olge die Wellenl ängen: 656,28 nm (H,,) 486, 13 nm (H jl ) 434,05 nm (H y)
=~ 3R
y
Entsprechend erhält man für die größte Frequenz und damit die kle inste Wellenl änge der PASCHEN -Serie:
41 0, 17 nm (Hö)
{G Gesucht: Gegeben:
AL, Ap
c Ry
= 300000 km . S- 1 = 3,29 0 . 10 15 Hz
Lösung: Für die Spekt rallinie der LYMAN-Serie erh ält man: A L
= 4 · 300000 km . s = 122 nm 15 3,290 . 10
5
Analog erhält man für die Spekt rallinie der PAScH EN-Serie: A - 9 · 300000 km . 5 p-
3,290 . 10 15 5
= 821
nm
Ergebnis: Die größte Wellenlänge der LYMAN-Serie liegt im ultravioletten Bereich, die kleinste Wellen länge der PAScH EN -Serie im infraroten Bereich . Nur einige Linien der BALMER-Serie bef inden sich im sichtbaren Bereich des elekt romagnetischen Spektrums .
Di e Vorteile des bohrschen Atommodells sind: - Es ermöglicht die Abschätzung des Atomradius. - Es erlaubt die Berechnung der Spektrallinien des Wasserstoffatoms. - Es führt erste Erkenntnisse der Qu antenphysik (Em ission und Absorpt ion von Licht in Quante n) in die Atomtheorie ein . Di e Nachteile des bohrschen Atommodells sind: - Es geht im Wid erspruch zur Quante nphysi k von der Existenz defini ert en Elektronenbahnen aus. - Die bohrschen Postulate erschei nen als willkürl iche Annahmen . - BOHRS Modell erlaubt für W asserstoff rich t ige Vo rhersagen , versa gt aber bei anderen Atomen.
Fü r die Einheit en gilt: 1 Hz = 1 5- 1
1 km = 10 12 nm
394
• Das quantenmechanische Atommodell ist ein mathematisches Modell. Alle bildhaften Darstellungen sind problematisch und führen nicht seI ten zu falschen Vorstellungen.
• Die Normierungsbedingung ist eine Folge der statistischen Interpretation des Verhaltens von Quantenobjekten. Sie geht auf M Ax BORN (1882- 1970) zurück, der das Absolutquadrat der Weilenfunktion als Wahrschein lichkeitsdichte für das Auffind en ein es Teil ch ens zur Zeit t am Ort r deutet e.
• Man bezeichnet das quanten mechanische Atommod ell daher auch als Orbitalmodell.
Atom - und Kernphysik
-----
Das quantenmechanische Atommodell Das Problem, einerseits die diskreten Energieniveaus der Atome zu berechnen und andererseits auf die Vorstellung von Elektronenbahnen zu verzichten, wird durch das quantenmechanische Atommodell gelöst. Die physikalische Grundgleichung dieses Modells ist die nach dem deutschen Physiker ERWIN 5CHRÖDINGER (1887-1961) benannte 5CHRÖDINGER-Gleichung. Mithilfe dieser fundamentalen Gleichung der Quantenphysik kann man Wahrscheinlichkeiten berechnen, ein Elektron in einem gewissen Abstand vom Atomkern anzutreffen. Die so berechneten Wahrscheinlichkeiten müssen einer Normierungsbedingung genügen. Diese besagt, dass sich ein Elektron mit der Wahrscheinlichkeit w = 1 irgendwo in der Atomhülle befindet. Löst man die 5cHRöDINGER-Gleichung für das Wasserstoffatom auf, so lassen sich nur solche Lösungen normieren, die der Energie von Elektronen des Wertes
E =n
'2.!!:t n2
entsprechen. Das sind aber genau die diskreten Energieniveaus, die z. B. auf 5. 392 angegeben sind. Das nebenstehende Diagramm w(r) zeigt den rot markierten Verlauf der Wahrscheinlichkeitsfunktion w für das Wasserstoffelektron im Grundzustand. Dem Diagramm ist zu entnehmen: Die Wahrscheinlichkeit, ein Elektron in einem klei nen Teilvolumen im Abstand r vom Atomkern anzutreffen, nimmt mit wachsender Distanz zum Kern stark ab. Will man die Wahrschein lichkeit w r (schwarze Kurve) ermitteln , dass sich das Elektron in einer Kuge lschale mit dem Abstand r zum Kern aufhält, dann muss man w mit dem Schalenvolumen multiplizieren . Dicht am Atomkern befindliche Kugelschalen haben ein kleines Volu men, w ist jedoch sehr groß. Weiter entfernte Kugelschalen besitzen zwar ein größeres Volumen, w ist aber kleiner. Diese Überlegung legt nahe: Es existiert für das Wasserstoffatom ein Maximalwert für w,. der gleich dem bohrschen Radius (/ 5. 391) ist. Die räumlichen Wahrscheinlichkeitsverteilungen der Elektronen in der Atomhülle werden als Orbitale bezeichnet. Wie genaue Rechnungen zeigen, können bis auf den Grundzustand zu einer bestimmten Hauptquantenzahl n mehrere, voneinander verschiedene räumliche Wahrscheinlichkeitsverteilungen existieren. Diese verschiedenen Orbitale klassifiziert man durch Nebenquantenzahlen I und m. Darüber hinaus kann ein Elektron unabhängig von seiner Wahrscheinlichkeitsverteilung im Raum noch selbst zwei Energiezustände annehmen, die durch die Spinquantenzahl 5 charakterisiert werden .
395
Physik der Atomhüll e
Quantenzahl
Bedeutung
mögliche Werte
Haupt quant enzahl n
gibt die Nummer der Schale an und kennzeichnet das En ergieniveau in der Hülle
n = 1,2,3, ...
Bahndrehimpulsqu anten zahll
kennzeichnet die ve rschiedenen Orbitale
1 = 0, 1, 2, ... , n - 1 (5, p, d, f)
Magnetquante nzahl m
kenn zeichnet Orbitale nach der Orientierung im Raum
m
Spinquanten zahl 5
b eschreibt die Richtung d er Eigenrotation des Elektrons
------------------------r--------- -------
=-l, ..., - 1, 0,
Orbitale können auch anschaulich d argestell t werden . Die g rau markiert en Bereiche geben den Raum an, in dem d ie Aufenthal t swahrscheinlich k eit eines Elektrons 90 % beträgt. 1s-0rbital
2py-Orbital
2pz-Orbital
x
x
1, ... , + I
• Di e Existenz ein es Elektronenspins best ätigt ein Versuch, der den Namen STERN-GERl.ACH-Versuch trägt .
• y
z
z
Das 1s-0 rb ital besc hre ibt den Grundzusta nd d es El ektrons im W asserstoffatom.
z
Das PAulI-Prinzip und das Schalenmodell Di e nachstehende Abbildung zeigt, w elche Qua nt en zahl en sich jeweils einer Hauptquantenzahl zuordnen lassen .
n
m
5
o 0 --.......:.---~---...::...--i------~-+-============ o
:-=::::::::
_ 2_ _ _
8 M ög lichk il n
o 3 ----------
~ '
0
1 :~ ~ 1: ~
I
I
I
I
I
:I I
2 M ögl ichkeiten
2
I
1
2
1 I
I
~:'~ I
:
:
I
I
}: -.L.1 2
:
18 M og li hk ' Il
11
396
Atom- und Kernphysik
Allgemein gilt für den Zusammenhang zwischen der Hauptquantenza hl und den anderen drei Quantenzahlen: Einer vo rgegebenen Hauptquantenzahl n kann man 2n 2 verschiedene Kombinationen der anderen Quantenzah len zuordnen .
Die mathematischen Überlegungen zu den mögl ich en Kombinationen von Quante nzahlen wurden von dem österreichischen Physiker WOLFGANG PAULI (1900 - 1958) zu einem Gru ndprin zip d es atoma ren Aufbaus erweitert. PAU LI hatte erkannt, dass in einem Atom nicht zwei Elektronen gle ichzeitig in all en Qu antenzahlen übereinstimm en können. Das nach ihm benannte PAuLI-Prinzip lautet:
• Für das 1924/25 formulierte Ausschließungsprinzip erh ielt WOLFGANG PAULI 1945 den Nobelpreis für Physik.
In einem Atom können niemals zwei Elektronen vier identische Quantenzahlen besitzen .
Das PAuLI-Prinzip ermöglicht eine Modellvorstellung zum Bau der Atomhülle, die als Schalenmodell bezei chnet wird. Haben in einem Atom alle Elektronen mit einer bestimmten Hauptquantenzahl n al le möglichen anderen Qu antenzahle n /, mund 5 angenommen, dann bil den sie eine abgeschlossene Konfiguration , d ie als voll besetzte Sch ale bezeichnet wird. Dam it lässt sich die St ruktur des Periodensystems der Elemente (PS E) verstehen.
In der 1. Periode befinden sich W asserstoff und Helium mit einem bzw. zwei Hüllenelektronen. Beim Helium endet bereits der Aufbau der K-Sch ale, denn nach dem PAULI-Prinzip ist es einem weiteren Elektron ausdrücklich verboten, sich in di eser Scha le einzufinden (/ S. 395).
~S'h'~
~ ~ H
He
In der 2. Periode beg innt mit dem Lithium das Auffüllen der L-Schale. Nacheinander werden die acht er laubten Elektronen aufgenommen und bis zum Neon in die Atomhülle eingebaut.
8 -
Li
3+
K+L_schale
Physik der Atomhül le
Wie Berechnungen zur Energie der Elektronen in der Atomhülle zeigen, nehmen entweder voll besetzte Schalen oder Anordnungen mit 8 Elektronen in der äußeren Schale besonders stabile Energiezustände an. Die Energieniveaus der einzelnen Elektronen lassen sich aufgrund feinerer Unterschiede in die Unterniveaus 5, p, d und f aufteilen, sodass sich das folgende Energieniveauschema ergibt.
397
• Die Sch al I [ur n 1, 2, 3, 4 und 5 W I d n als K-, L-. M. N- und O-Schale bezeichn C' l.
- - - - - - - - - - -- 4 f
E der Elektronen
"
----------- 4 d
, "
n = 4 - -----4,',-'- - - - - -- - - - - - - - - - - - 4 P ~----------
3d
- - - - - - - - - - - - 45
-
n
=3
-
- - - - - c e .. : - - - - - - - - - - - - - - - - -
3p
- - -- -- - - - - - - 3 s 1/
...
n = 1 ----- - - - - - - ------------- 1 s Energieniveau
Untern iveaus
7.1.3 Die Energieniveaus der Atomhülle im physikalischen Experiment Die Existenz diskreter Energieniveaus in der Atomhülle wird unmittelbar durch den FRANCK-HERTz-Versuch bestätigt. Die Grundidee des Ve rsuches besteht darin, Atome nicht durch Bestrahlung, sondern durch Stoßprozesse anzuregen. Als Stoßpartner dienen Quecksilberatome, auf welche beschleunigte Elektronen treffen . Im Experiment wird untersucht, unter welchen Bedingungen die Elektronen Quecksilberatome durch Stöße anregen. Vers uchsaufbau Kernstück des Experimentes ist eine evakuierte und mit einer geringen Menge Quecksilbergas gefüllte Röhre, die man FRANCK-HERTz-Röhre nennt. Sie besitzt folgende Funktionsweise: Von einer Glühkatode werden Elektronen emittiert und durch eine regulierbare Spannung zwischen Katode und Gitter beschleunigt. Durch Regulieren der Beschleunigungsspannung, die an einem Voltmeter abgelesen werden kann, lässt sich die Geschwindigkeit und dam it die kinetische Energie der Elektronen verände rn . Nach Passieren des Gitters durchlaufen die Elektronen ein Gegenfeld . Nur solche Elektronen, die ein gewisses Mindestmaß an Beweg ung energie besitzen, gelangen bis zur Anode . In welchem Umfang Elektron en zu r Anode gelangen, wird an hand des Stromes ermittelt, der zw ischen Katode und Anode fließt.
• Di eses grundlegende Experiment wurde erstmals 1913 durch die bei den d eutsc hen Physiker JAMES FRANCK (1882- 1964) und GUSTAV HERTZ
(1887- 1975) durchg eführt. Auszüge alls der Originalarb eit sind auf der CD lInl r "FRANCK HER r l · Vc, such im OrilJlIl,JI " I LI finden .
398
Atom- und Kernphysik
Bau und Schaltung einer FRANcK-HERTz-Röhre Gitter
FRANcK-HERTz-Rö hre im Original
Hg-Atom
---------.------~/
V
u
I---~
+
Versuchsdurchführung Bevor man beginnt, die Messwerte aufzunehmen, muss die gesamte FRANcK-HERTz-Röhre er20 wärmt werden. Dadurch geht das Quecksilber in den gasförm igen Zustand über. Nach dem Einscha l10 ten der Katodenheizung reguliert man die Beschleunigungsspannung langsam herauf. Zunächst 10 15 U in v erhöht sich der Stromfluss durch die Röhre. Bei einer bestimmten Spannung sinkt die St romstärke schlagartig ab. Nun erreichen nur noch wenige Elektronen die Anode. Erhöht man die Beschleunigungsspan nung weiter, so steigt die Stromstärke wieder an und sinkt nach Errei chen eines erneuten Maximums wieder ab. Der Verlauf der Strom stärke in Abh ängig keit von der Besch leunigungsspannung ist im Diagramm dargestellt. Dabei ze igt sich: Die Maxim a im Stromfluss stellen sich immer dann ei n, wenn die Beschleunigungsspannung um 4,9 V erhöht wird. lin mA
Deutung des Versuches Für di e Entd eckung der Gesetze, die beim Zusammenstoß eines Elektron s mit ei nem Atom herrschen, erhielten JAMES FRA.KK (1882- 1964) und GUSTAV HERTZ
(1887- 1975) im Jahr 1925 den Nobelpreis für Physik.
Auf ihrem Weg zur Anode stoßen die Elektronen mit Quecksilberatomen zusammen . Bei niedriger Beschleunigungsspannung erfolgen diese Stöße elastisch. Die Elektronen geben dabei keine kinetische Energie an die Atome ab und sind desha lb in der Lage, das Gegenfe ld vor der Anode zu überwinden. Erreicht die kinetische Energie der Elektronen einen bestimmten Wert, dann kommt es zu unelastischen Stößen zwischen Elektronen und Atomen. Die Qu ecksilberatome nehmen dabei Energie von den Elektronen auf. Diese sind dann nicht mehr in der Lage, das Gegenfeld zu überwinden - dementsprechend sinkt die Stromstärke. Wird die Beschleunigungsspannung weiter erhöht, vergrößert sich die Energie der Elektronen wieder, der Strom steigt erneut an. Bei einer stetigen Steigerung der Spannung erreichen die Elektronen auch wieder diejenige Energie, bei der unelastische Stöße erfolg en.
Physik der Atomhü lle
Auf diese Weise können die Elektronen auf ihrem Weg zur Anode gleich zwei- oder mehrmals ihre Energie an Quecksilberatome abgeben. So erk lärt sich das Au ftreten mehrerer Maxima bzw. Minima in der Strom stärke-Spannungs-Kurve. Geht man von diskrete n Energieniveaus in der Hülle des Quecksilberatoms aus, dann zei gt dieser Versuch: Nur wenn die kinetische Energie eines Elektrons der Differenz zweier atomarer Energieniveaus entspricht, kann sie durch das Quecksilberat om aufgen ommen werden. Die Atome sind nicht in der Lag e, beliebige Energien auszuta uschen.
399
• Bei Oll (k~ il b C I 1111 tersch id n si I1 dl t' Maxima j w ils um die Spannung 11, V.
Durch den FRANCK-HERTz-Versuch wird die Existenz diskreter Energieniveaus in den Atomen bestätigt. 7.1.4 Spontane und induzierte Emission
•
Werden die Elektronen eines Atoms durch Energiezufuhr angeregt, so gehen sie unte r Aufn ahme von Energie in ei nen energetisch höheren Zustand über. Solche angeregten Atome kehren aber schon nach etwa 10- 8 s in einen energetisch ni ed rigeren Zustand, meist den Grundzu sta nd, zurück. Di eser Vorgang, bei dem Strahlung ausgesendet wird , erf olgt spontan, ohne irgendwelche äußeren Einflüsse. Er wird deshalb als spontane Emission beze ichnet. Es gibt auch At ome mit angeregten Zuständen, die über län gere Zeit bestehen können. Nach Anregung auf ein Energieniveau E2 (s. Ski zze unte n) fallen die El ektronen auf ein metastabiles Energieniveau E1, in dem sie zunächst verbleiben . Trifft auf ein solches angeregtes Atom ein Phot on, das von einem gl eicharti g angeregten Atom stammt, so geht auch das angeregte Atom mit großer W ahrscheinlich keit wieder in den Grundzust and über. Da diese Emission durch Anregung von außen erfolgt, wird sie als induzierte Emission bezeichnet. induzierte Emission
spontane Em ission
r
•
E1
~El ~ Eo
Angeregter Zusta nd besteht nur ca. 10- 8 s. Die Emission erfolgt ohne äußere Einwirkung.
I~:j =
Spontane Emission erfolgt bei allen herköm mlichen lichtquell en, z.B. be i der Sonne, Glühlampen, L uchtstottlampen oder Halogenlampen.
Di e induzierte Emission wird bei l rn genutzt. Der erste funktionsfähige Prototyp eines Lasers wurde 1960 konstruiert und erprobt.
E2 E1
Eo
Angeregter Zustand best eht mehr als 10- 2 s. Die Emission wird durch Photonen stimuliert.
Bei Atomen kann spontane oder induzierte Emission auftreten.
Die wichtigste Anwendung der indu zierte n Emissi on sind laser. Den prin zipielle n Aufbau ze igt die Ski zze S. 400 oben. Durch eine Energi eq uelle wird das Lasermedium in einen angeregten Zustand versetzt.
D s KlIn ~ l w I I I 1.1'1 bl abg I il lv m cnglis h n lig hl mp lifi ca lion by slimu l l demission of radi alion .
Atom- und Kernphysik
400
Spiegel
Energiespeicher (Lasermedium)
teildurchlässiger Spiegel
I· I--(f"o--{f"-+-("'---{~/ I: I:
'V\.f\./\'V\.f\./\-
J
Laserlicht Energiequelle
• An der Entwicklung des Lasers waren die Amerikaner CHARLES T. TOWNES (g eb. 1915), NIKOLAI G. BASSOW (1922- 2001) und ALE· XANDER M . PROCHO· ROW (1916 - 2002) maßgeblich beteiligt. Diese drei W issenschaftler erhielten dafür 1964 den Nobelpreis fü r Physik. Weitere Nobe lpreise für Arb eiten im Bereich der Laserphysik wurd en 1981 und 1997 verlie hen (/CD).
Geeignete Photonen rufen die induzierte Emission im Lasermedium hervor. Durch die beiden Spiegel laufen die Photonen hin und her und verstärken die induzierte Emission. Durch den halbdurchlässigen Spiegel verlässt ständig ein Teil der Photonen als Laserstrahlung die Anordnung . Laserstrahlung (Laserlicht) unterscheidet sich in einigen Eigenschaften vom natürlichen Licht: - Laserlicht ist nahezu paralleles Licht. - Laserlicht kann eine hohe Leistungsdichte von bis zu einigen Megawatt je cm 2 haben. - Laserlicht ist monochromatisch, hat also eine ganz bestimmte Frequen z, die vom Lasermedium abhängig ist. - Laserlicht ist vollständig linear polarisiert (/ S. 347). - Laserlicht hat eine hohe Kohärenz ( / S. 337) . Die Eigenschaften der Laserstrahlung werden weitgehend von dem Lasermedium bestimmt. Es gibt Festkörperlaser, Flüssigkeitslaser (Farbstofflaser) und Gaslaser. Nach Dauer der Laserstrahlung kann man zwischen kontinuierlichen Lasern und Impulslasern unterscheiden. Breit angewendet werden Laser seit Beginn der 90er Jahre des 20. Jahrhundert. Bei CD -Playern, DVD-Laufwerken oder Strichcodelesern erfolgt die Abtastung mit Laserstrahlung. In der Medizin werden Laser in der Augenheilkunde (Foto links), in der Chirurgie und in der Zahnmedizin genutzt. Bei der Materialbearbeitung (Foto Mitte) kann Laser licht zum Schwei ßen, Schneiden oder Bohren angewendet werden. Es lassen sich damit auch feinste Strukt uren erzeugen. Gut eignet sich Laserlicht auch für Längen- oder Entfernungsmessungen. So wurde z. B. mithilfe eines Spiegels auf dem Mond (Foto rechts) mit Laserlicht die Entfernung ErdeMond sehr genau bestimmt.
Physik des Atomkerns
7.2
401
Physik des Atomkerns
7.2.1 Atomkerne, Radioaktivität und radioaktive Strahlung Atomkerne und ihre Bausteine Jedes Atom besteht aus Atomhülle und Atomkern. Atomkerne sind dadurch gekennzeichnet, dass - sie nur einen geringen Raum im Atom einnehmen, - in ihnen fast die gesamte Masse des Atoms konzentriert ist, - sich in ihnen die gesamte positive Ladung des Atoms befindet. Kernbausteine (Nukleonen) sind die positiv geladenen Protonen und d ie elektrisch neutralen Neutronen, die sehr dicht gepackt sind, sodass Kernmaterie eine außerordentlich große Dichte besitzt. Sie ist für alle Atomkerne annä hernd gleich groß. Ihr Wert ist nebenstehend angegeben.
Der Durchm esse r des Atomkerns betrag t etwa 1/1 00 000 des Atomdurch messers.
• Das Neutron wurde 1932 von dem englischen Physiker JAMES CHADWICK
p ", 1,8 · 10 14 g·cm- 3
Ein Proton p trägt die Elementarladung +1,602.10- 19 C und hat eine Masse von m p = 1,673 . 10- 27 kg. Die Anzahl der Protonen im Atomkern wird als Kernladungszahl Z bezeichnet. Sie ist gleich seiner Ordnungszahl im Periodensystem . So hat z. B. Uran die Ordnungszahl 92. Das bedeutet: Im Atomkern eines Uranatoms befinden sich Z = 92 Protonen . Ein Neutron n ist elektrisch neutral und hat eine Masse von mn = 1,675· 10- 27 kg. Die Masse des Atomkerns ergibt sich dann näherungsweise als Summe der Massen aller seiner Protonen Z und seiner Neutronen N: mK "" Z . mp + N . m n Sie kann mithilfe von Massenspektrografen (/ S. 240) ermittelt werden. Dazu verdampft man eine Stoffprobe, ionisiert und beschleunigt sie. Durch Blenden wird ein sehr feiner Teilchenstrahl erzeugt, der z. B. in ein Magnetfeld gelangt. Aus der Stärke der Ablenkung kann man auf die Masse der Teilchen schließen. Die Anzahl aller Protonen und Neutronen in einem Atomkern wird als Massenza hl oder Nukleonenzahl bezeichnet.
(1891 - 1974) entdeckt, seine Existenz wurde bereits 1921 von ERN sr RUTHER· rORD vorhergesagt.
Die Massen von Proton und Neutron sind annähernd gleich und etwa 1 BOO-mal so groß wie die Masse eines Elektrons. Demzufolge ist auch die Masse des Atom kerns näherungsweise gleich der Masse des Atoms. Im Periodensystem sind die Atommassen meist als Vielfach e der atomaren Masseeinheit ( / S. 53) angegeben.
Der Quoti ent ,JU S d ' r M ass ml\ ill 'S /\t orn~ Ullcl
Die Massenzahl A eines Atomkerns ist gleich der Summe aus der Protonenzahl Z und der Anzahl der Neutronen N: A=Z+N
A,
cl
I
1_4 .. _o_2______ Atom - und Kernphysik Zur Kenn zeichnung von Atomkernen und Elementarteilchen nutzt man in der Kernphysik meist eine Symbolschreibweise, die es auch ermöglicht, Reaktionsgleichungen ähnlich denen chemischer Gleichungen zu formulieren.
•
M assenzahl A
I
(An zahl von Proton en und Neut ronen)
Üblich ist auch di e Schreibweise Uran-238 oder U-238. Di e Ordnung szah l kann dem Periodensystem ent nomm en werd en.
)2 238
92
Ke rnl adungszahl Z (Ordnungszahl, An za hl der Prot onen)
•
u-
ch emisch es Symbol des Elements (Uran)
Uran hat 92 Protonen und damit das elektrisch neutrale Uranatom auch 92 Elektronen in der Atomhülle . Die Anzahl der Neutronen N beträgt 238 - 92 = 146.
Für die Grundbausteine des At oms (Elektronen, Prot onen, Neutronen) ergibt sich folgende Symbolschreibweise: Elektron
_~e_1
Masse vernachläss;gba"
e;nfa~ negat;v geladen
Proton
1p
Massenzahl 1, einfach positiv geladen
Neutron
6n
Massenzahl 1, nicht geladen
Nuklide und Isotope Jeder At om kern eines Elements verfügt über eine bestimmte Anzahl von Protonen und Neutronen.
•
I
Die An za hl de r heute bekanten Nuklide bet rägt ca. 2 700 . Di e meiste n davon si nd künst li ch erzeugt w ord en. Von den 2700 Nuklid en sind etwa 300 sta bil, die üb rigen 2 400 sind radioakt iv und damit in st abil.
•
I
Isotope sind damit Nuklide mit ein er speziellen Eigensch aft (gleich e Prot onenza hl).
Ein durch Massenzahl und Kernladungszahl eindeutig charaktj risierter Atomkern wird als Nuklid bezeichnet.
~~ Na ist ein Nukl id des Nat riums mit 11 Protonen, 11 Elektronen im neutralen Atom und 23 - 11 = 12 Neutronen. Di e in der Natur vorkommenden und künstlich erzeugten Nuklide werden in Form einer Nuklidkarte dargestellt V S. 403 oben). Die At omkern e eines Element s haben alle die gleiche Anzahl von Protonen (gleiche Ordnungszahl), können aber eine unterschiedliche Anzahl von Neutronen und dam it eine verschiedene Massenzahl besitzen. Atomkerne mit gleicher Protonenzahl, aber unterschiedlicher Anzahl von Neutronen werden als Isotope bezeichnet. Die meisten natürlichen Elemente bestehen aus Gemischen von Isotopen. So existieren z. B. bei Wasserstoff und Uran je drei natürlich vorkommende Isotope, bei Xenon sind mindestens 24 Isot ope bekannt.
Physi k des Atomkerns
403
Ausschnitt aus einer Nuklidkarte Si 26 Si 27 Si 28 Si 29 Sl30 Sl31 4, 1 6~ 92,H % t1 ,b/ Il,G 1, 10 ".. J,(i2h ~' : ),8 11 I , ~
Proton enzahl Z
14
2,21S
1\" 3,8
: 1.622
; 2,2 10
1,1.66
~M4 N8~5 ~M6 ~~7 N5~~\ t'U~
13
W· 4,4
: 1.369
11': 3,3
: 1,612
1\': 3,2
1I 2,9
1,779
11 2,5
2.426
f'J,30
1\
6,)
3,t198
12 Na 20 Na 21 Na 22 Na 23 Na 24 Na 2S Na 26
11
446ms
:n,8s
2,GOa
100 %
14,96h
59,65
17,4 s
90,5 %
0,27 %
9,2 %
37.2 s
3,38 min
f.4~1
f.J~
1\; 1.~t. w 8:~50 ß; ~h
:::12 P:
1,07s
Ir: U69 p~: ;:~ Ne 17 Ne 18 Ne 19 Ne 20 Ne 21 Ne 22 Ne 23 Ne 24 109 ms
10
1.67 s
11': 13.5 I" : ~:~2 ~, . 2,2 18 f,21? 7m;. foJ~ f, ,~P 1\': 1,7 W. 0,6 ß : 5,4 ::: 1,634 013 014 015 016 017 018 019 8.9ms 70,595 2.03min 99,756% 0,039"10 0,205% 27. 1 5 11': 16,7 11': 4,1 11': 1,7 p-: 4,7
f09
9 8
: 2.313
: 0,197
p:: t :39 ~:: 8:g74
ß : 5,7 p-: 5,5 : 0,350 : 2,166 020 13.65 p-: 2,8 : 1,057
Legende:
7 C9
C 10 C 11
CU
6
~6'1~7 p~;3~;j'8 ~~;~~in 98.89% 1,11% ß7~~,~ ~~~Y~99 R~~S
5
762 ms
4
53,4d y : 0,478
B8
B10
Bll
Be 7
LI6
7.5 '0
3 He 3
He4
H2
H3 12.346a 11 ' 0.02
He6 802"" 1\": 3,5
0,00013°, !>9,'JlJ987 v
2 H1
99.985% 0,015 %
92,5%
B13
Be 9
Be 10 Be 11 Be 12 I,G · JOGa 13.8s l Arns 11 : 0,6 11:· l.'i ~s 11 : 11,7
-""
Li 11 8,7ms ~ : 18
11:: l~4;9 Iln~
LI8 Li9 176ms ~ : 12.5 11 : 13.5
m-
Elementsymbol
Isotop D - Isotopenhäufigkeit
B14
17.33 ms 2 1 fT'6
80 %
100 %
Li7
B12
24,4 ms
20 %
W 14,1
stabi les
C 13 C 14 C 1S C 16
P:: 6,J 2 J);2~ns -
Energie in MeV
He8 1221ll'i p-: 10 : 0,981
ß--Strahler
~}~ I'::
l,~19
n1 lO,6mln p : 0.8
o o
2
3
4
5
6
7
8
Elementsymbol
w: 14,1 ' Halbwertszeit
10
9
11
12
13
14
- Elementsymbol Halbwertszeit Energie in MeV (ß- und r ) 15
16
17
Neutronenza hl N
Zwischen der Kernladungszahl Z und der Neutronenzahl N von Nukliden gibt es einen charakteristischen Zusammenhang, den die grafische Darstellung unten zeigt. Die Anzahl der Neutronen wächst stärker als die Kernladungszahl.
Elemente mit großer Kernladungszahl haben somit im Kern wesentlich mehr Neutronen als Protonen. Isotope liegen in der grafischen Darstellung jeweils auf einer hori zonta len Linie. Während z, B. ein Natriumatom 11 Protonen und 12 Neutronen besitzt, sind es bei einem Uranatom (U -238) 92 Protonen und 146 Neutronen .
Weil die meist en Elem ente aus einem Isotopengemisch be stehen, ist deren M ssenza hl im Periodpn system m i ~ t k in ganz Zahl. 15010pl'I1 tlPl1nuI19 kam z. ß. mithi lf v n M,lSWI)
Z 100
80 60 40
SpcktlOgl "fl'l1
20
( S. 240), Di fr u ~ i ons< nl ag n oder Gas· z ntrifugen erfo lgen.
o
40
80
120
N
404
Atom- und Kernphysik
----
i Die neu entstehenden Kerne sind teil weise stabil, teil weise zerfallen sie ihrerseits wieder. Es gibt regelrechte Zerfallsreihen ( / S. 412).
• •
HENRI BECQUEREL (185 2-1908) erhielt 1903 zusammen mit MARll CURIE (1867-1 934) und PIERRE CURIE (1859- 1906) für die Verdien ste um die Entdeckung und Erforschung der Radioaktivität d en Nobelpreis für Physik. M . und P. CU RIE fanden 1898 di e radio aktiv en El emente Rad ium und Polonium. Auf M. CU RIE (s. Bild) g eht auch der Begriff "Radioaktivität" zurück.
Kernumwandlungen und Radioaktivität Atomkerne können spontan zerfallen, durch Beschuss mit Teilchen aufgespalten werden oder unter bestimmten Bedingungen auch miteinander verschmel zen. In allen diesen Fällen verändern sich die ursprünglichen Atomkerne . Sie wandeln sich in neue Kerne um. Unter einer Kernumwandlung oder Kernreaktion versteht man die Umwandlung von Atomkernen in neue Kerne. Bei einer Kernumwandlung wird i. A. Strahlung abgegeben, die als radioaktive Strahlung oder Kernstrahlung bezeichnet wird . Entdeckt wurde diese neue Art von Strahlung 1896 durch den französischen Physiker HENRI BECQUEREL (1852-1 908). Er stellte fest, dass eine Fotoplatte geschwärzt wurde, wenn sich uranhaltige Mineralien in der Nähe befanden (s. Foto). Unter Radioaktivität versteht man die Erscheinung, dass sich Atomkerne unter Abgabe radioaktiver Strahlung verändern. Solche Atomkerne werden als radioaktive Nuklide oder Radionuklide bezeichnet. Dabei ist zwischen natürlicher und künstlicher Radioaktivität zu unterscheiden . natürliche Radioaktivität
künstliche Radioaktivität
In der Natur vorkommende Radionuklide wandeln sich spontan unter Aussendung von radioaktiver Strahlung um .
Künstlich erzeugte Radionuklide wan deln sich spontan unter Aussendung von radioaktiver Strahlung um .
Radium-226 zerfällt unter Aussendung eines doppelt positiv geladenen Heliumkerns (o.-Teilchen) in Radon -222. 2 2 6 Ra -7 222 Rn 88 86
+
4 (I 2
Wird Cobalt-59 mit Neutronen beschossen, so entsteht das Radionuklid Cobalt -60, das sich unter Abgabe eines Elektrons in Nickel umwandelt. 1 n + 59 Co -7 60 Co -7 60 Ni + 0 e 27 27 28 -1
o
Spezielle Arten von Kernumwa ndlungen (/ S. 418) und die Kernfusion (/ S. 420).
sind
die
Kernspaltung
Physik des Atomkerns
405
Arten und Eigenschaften radioaktiver Strahlung Bei allen Kernumwandlungen tritt radioaktive Strahlung auf. Es gibt a Strahlung, ß-Strahlung und y-Strahlung. Eine Übersicht über diese drei Arten ist unten gegeben . Radi o aktive Strahl ung hat eine Reihe von Eig enschaften, die für ihre W irkungen, ihren Nachweis und ihre Anwendungen vo n Bedeutung sind.
•
Radioaktive Strahlung besitzt Energie.
Die Energie der verschiedenen Arten von Strahlung kann se hr unterschiedlich sein . Sie hängt stark von der jeweiligen Strahlungsquel le ab.
Dadurch können Gase ionisiert, Fi lme geschwärzt und biologische Zellen verändert werden. (X-Strah lung besitzt bestimmte, diskrete Energien in einer Größenordnung von 1 MeV bis 10 MeV. ß-Strahlung hat stets ein kontinuier lich es Energiespektrum mit einer maximalen Energie, die meist im Bereich von 1 MeV liegt. y-Strahlung besitzt bestimmte, d iskrete Energien in der Größen ordn ung von ebenfalls 1 MeV. Radioaktive Strahlung kann Stoffe durchdringen .
•
Das Durchdringungsvermögen radioaktiver Strahlung ist abhängig - von der A rt der Strahlung, - von der Energie der Strahlung, - von der Art des durchstrahlten Stoffes, - von der Dicke des durchstrahlten Stoffes . Das Durchdringungsverm ögen von (X-Strahlung ist am kleinsten, das vo n y-Strahlung am größten . (X-Strahlung
#;. .....
Die Strahlung besteht aus doppelt positiv geladenen Heliumkernen (a -Teilchen).
226 222 4 88 Ra ~ 86 Rn + 2(f
y- Strahlung
ß-Strahlung
..
~
#;. .....
..
4
Elektron oder • Positron
Die Strahlung besteht aus negati v geladenen Elektronen (W-Strahlung) oder posi ti v geladenen Positronen (ß+-Stra hlun g). 214 Pb 82
~
Das Verhältnis des Du rchdringungsvermägen von (1.- , ß- und y-Srahlung beträgt etwa 1:100:10 000.
214 B· 0 83 1+ ,e
30 30 . 0 '5P ~ 14SI+ + ,e
#;~ 4
.. t
/
#;.
..
~
~
y -Str hlunq
Die St rah lun g ist in ~ h r energ iereiche el ktr IHt1( netische Strahlu ng kl in r W ellen länge (Pll oLO ll '11) .
208 Pb 82
708 Pb 87
I
L 406
Atom - und Kernphysik
---------------
-----------------------------------------------
Radioaktive Strahlung wird durch Stoffe teilweise absorbiert.
Das Abso rptionsvermögen eines St offes für radioakt ive Strahlung hängt von den gl eichen Faktoren wie das Durchdringungsvermögen ( / S. 405) ab.
i In Luft bet rägt die Reichwe ite von (J,Strahlun g im Durchschnitt 4 cm bis 6 cm, di e von ß-Stra hlun g mehre re M eter. y-St rahl ung w ird ka um abgeschwäch t. Besonders geeign et zu r Ab sc hirm un g radioaktiver St rahlun g ist Blei. Di e Di cke eines St offes, d urch di e Stra hlung um 50 % geschwächt w ird, nennt man Halbwertsdicke.
i y-Strahlen sind elektro mag net ische WeIlen kleiner Well enlänge. Elektromagnetische Wellen (/ S. 301 f .) we rden durch elektri sche un d mag neti sche Fe ld er nicht abge lenkt.
Papier
Solche Dosimeter werden vo r all em von Pe rson en genutzt, di e beruflic h mit radioaktiver Strahlung bzw. mit Röntgenstrahlung zu t un haben.
Blei (1 3 mm)
ex-Stra hlung
ß-St rahlung
y-Strahlu ng
(50 %)
Radioaktive Strahlung breitet sich von einer Strahlungsquelle geradlinig aus.
und ß-Strahlung werden abe r durch elektrische und magnetische Fel der abgelen kt, y-St rahlung dagegen nicht. Die Richtung der Ablen kung erg ibt sich aus der Linke-Hand-Regel ( / S. 236) .
(X-
Ablenkung radioaktiver Strahlung im elektrischen Feld
im magnetischen Feld
-1 vI--"" 3 -r ~ IJ
1-1- I-l1- 1-
1--"1--"
-- 1-r-
1-1- 1-1-
I,.jl
a•
Alum inium (1 mm)
y
~ y
"
~ :-:- ' ::::::: ~ 11
I-
1-1-1'-,
1\
Nachweismethoden fü r radioa ktive Strahlung Radioaktive St rahlung ist ni cht fü hl bar od er sicht ba r. Nachgewiesen wird sie immer nur indirekt an ha nd ihrer W irkung en. Dafür gibt es ein e Reih e von Mögl ichkeiten. Beim Filmdosimeter wird d ie Eigen sch aft ra d ioa kt iver Strahlung genutzt, Filme zu schwärze n. Di e Dosim ete rplakette ent hält einen lichtdicht eingepackten Fil m, d er mon atl ich kontrollie rt wird . Fenster aus Kupfer bzw. Bl ei untersch iedlich er Di cke ermöglichen es, di e mon atlich e Stra hlenbelast ung abzuschät ze n.
Physik des Atom ke rn s
Das GEIGER-MüLLER-Zählrohr eignet sich besonders zu r Unters uchung von
ß- und y-Strahlung . Es besteht aus einem mit Gas geringer Dichte gefüllten Meta ll - oder Glasrohr, in dessen M itte sich ein langer Draht als Anod e befindet. Die Katode wird von der Metallhülse des Zählrohres oder bei Glasrohren von einem spiralförmig gewickelten Draht gebildet. Rohr mit Gasfü llung
407
• Di e s Ne li w isgl' rä t w urd e 1 78 v II den deulsch n Physi kern HAN~ Gtle,l H (1 882- 194 5) und WALTHLR MULL~H
(1905 - 1979) entwi ckelt und ist nach ihnen benannt.
zum Verstärker, Lautsprecher,
R Impu lszäh ler
u ~ 500 V Zwisch en Anode und Katode liegt eine Spannung von einigen 100 V. Dringt radioaktive Strahlung durch die Zylinderwand, so löst sie im Füll gas Ionisierungsvorgänge aus. Die frei gesetzten Elektronen werden zur Anode beschleunigt und ionisieren auf ihrem Weg dorthin weitere Atome des Füllgases. Treffen sie auf die Anode, so wird ein kurzer Stromim puls ausgelöst, den man verstärken und registrieren kann. Der Nachweis von a-Strahlung kann mit einem Glockenzählrohr erfolgen, dessen Aufbau dem des GEIGER -Mü LLER-Zä hlrohres ähnelt, das aber zusätzlich ein dünnes Folienfenster besitzt, durch das a-Strahlung ins Innere des Zählrohres gelangt. Bei Messungen m it Zählrohren ist zu beachten, dass aufgrund der natürlichen Radioaktivität stets ein Nulleffekt vorhanden ist. Die Bahnen radioaktiver Strahlung können mit einer Nebelkammer sichtbar gemacht werden.
Ihre Wirkungsweise beruht auf einer Ersche in ung, die man häufig am Himmel beobachten kann: Hinter Flugzeugen bilden sich Kond ensstrei fen. Sie zeigen die Bahn des Flugzeuges, wobei das Flugzeug se lb t manchmal gar nicht zu erkennen ist. Ähnlich ist das bei einer Nebelk am mer: In ihrem Inneren befindet sich Ethano ldampf. Längs der Bahn en r adioaktiver Strahlung bilden sich Ionen, an die sich Dampfmol ekü le anl agern und kleine Tröpfchen bilden, die bei seit licher Beleuchtung als Spuren sichtbar werden .
• Die erste Nebelkammer wurde von dem engl ischen Physik er C. P. R. WILSON (1869 - 1959) gebaut. Desha lb ist auc h di e Bezeichn ung "w ilson · sche Nebelka mme r" gebräuchli ch . Di e Länge d r Nel ' I spur ist ein M aß rlll die En rgi e ei N SII ,lll lun g.
• W'll I • M IHJlldl kl' 1 l ' /1 d c\ NdtllWl'h ,~ I tlcliO,l k li V(' 1 ) 11 ,111 IlII IC) \ illd BI,,'.( nk.lIl1 111('(11, 10111 .111011~
k,llllllll'll1 cl r Sp1f1 thdl(skopC'
Atom - und Kernphysik
408
Szintillationszähler eignen sich vor allem zum Nachweis von y-Strahlung . Die Skizze zeigt den Aufbau eines solchen Zählers. NaJ -Kristall Szintill at ionszähler sind se hr empfind lich und eignen sich auch zum Nachweis ein ze lner y-Quanten .
Sekundärelektronenverstärker
y- Qu anten
Fotokatode Damit kann man feststel len, wie viele Photonen mit welcher Energie am Messgerät ankomme n und neben der Häufigkeit auch die energetische Verteilung erm it teln . Durch eine solche Messung erhä lt man ein y-Spektrum.
Dynoden
Verstärker
y-Quanten lösen im Kristal l Elektronen aus dem Gitter, die ihrerseits Photonen im sichtbaren Spektralbere ich hervorrufen. Diese gelangen zu einer Fotokatode und schlagen Elektronen aus deren Oberfläche. Der dadurch ausgelöste Stromst oß wird in einem Sekundärelektronenverstärker um den Faktor 10 10 verstärkt . Die Höhe des erzeugten Stromstoßes dient als Maß für die Energie der registrierten y-Quanten. Größen zur Erfassung radioaktiver Strahlung
Radioaktive St offe und die damit verbund ene Strahlung können mit den Größen Aktivität, Energiedosis und Äquivalentdosis gekennzeichnet werden .
Aktivität A
Energiedosis D
Äquivalentdosis Dq
Di e A kti vität ei nes Körpers gibt an, wie vi ele Kerne tJ N in einer bestimmten Zeit tJt ze rfallen und dabe i rad ioaktive Strahlung abgeben.
Die Energied osis gibt an, wi e vi el Energie E eine bestimmte Masse m eines bestrahlten Stoffes aufn immt.
Die Äquivalentdosis ist ein Maß für die biol og ische Wirkung radioaktiver Strahlung.
A = dN t
A
=A o ' e
,1.. t
Die Ein heit der Aktivität ist ein Becquerel (1 Bq):
1 Bq
= !s
E
=D · q
D =;:n
Dq
Die Einheit der Energiedosis ist ein Gray (1 Gy) :
Die Einheit der Äquivalentdosis ist ein Sievert (1 Sv) .
J
= 1 kgJ
1 Gy = 1 kg
1 Sv
Benannt ist die Einheit nach dem französischen Physiker HENRI BECQUEREL (1852- 1908) .
Benannt ist die Ei nheit nach dem eng lischen Physiker LOUIS HAROlD GRAY (190 5- 1965).
Benannt ist die Einheit nach dem schwedischen Strahlenforscher ROlF SIEVERT (1898 - 1966).
1 g Radium hat eine Aktivität von 3,7.10 10 Bq. Das bedeutet: In jeder Sekunde zerfallen 37 Mrd . Kerne.
Eine Energiedosis von ca . 6 Gy führt als Ganzkörperbestrah lung zum Tod eines Menschen .
Der Qu alitätsfaktor q hängt von der Art der Strahlung ab: ex-Strahlung : q = 20 ß-Strahlung: q= 1 y-Strahlung: q= 1
I I
Physik des Atomkerns
409
Strahlen belastung und Strahlenschutz Aufgrund der natürlichen Radioaktivität sowie durch technische Geräte und Anlagen sind wir alle ständig einer Strahlenbelastung ausgesetzt. Die nachfolgende Übersicht zeigt die mittleren Strahlenbelastung in der Bundesrepubli k Deutschland.
r Art der Strahlung
Äquivalentdosis
von der Umgebung (Erde) ausgehende Strahlung kosmische Strahlung Strahlung durch die aufgenommene Nahrung/Luft
0,4 mSv/Jahr 0,3 mSv/Jahr 1,7 mSv/Jahr
Medizinische Untersuchungen einschließlich Röntgenuntersuchungen Strahlung durch Kernkraftwerke, Kernwaffenversuche Strahlung durch Bildschirm des Fernsehapparates und des Computers Gesamtbelastung
1,5 mSv/Jahr 0,0 1 mSv/J ahr 0,02 mSv/J ahr
+
'" 4 mSv/Jahr
Die durchschnittliche Strahlenbelastung beträgt in Deutschland im Mittel 4 mSv/Jahr. Sie kann aber von Ort zu Ort sehr unterschied lich sein. So beträgt z. B. die von der Umgebung ausgehende Strahlung (terrestrische Strahlung) in Norddeutschland (Mecklenburg -Vorpommern, Brandenburg, Schleswi g-H olstein , Niedersachsen) ca. 0,15 mSv/Jahr, erreicht im Erzgebirge ca. 1 mSv/Jahr und im Bayerischen Wald 1,5 mSv/Jahr. Radioakti ve Strahlung kann Veränderungen an Zellen hervorrufen und bei hoher Dosieru ng zu Strahlensch äden bis hin zum Tode führen. Bei organischem Gewebe, vor allem bei hoch entwickelten Säugetieren und beim Menschen, können zwei Arten von Strahlenschäden auftreten . Somatische Schäden wirken Absorbtion radioaktiver Strahlung sich auf den Gesundheitszustand des betreffend en Lebewesens (M enschen) aus. Genet ische Schäden wirken sich erst bei den Nachkommen aus. Mögliche Sch äden sind in der Übersicht rechts dargestellt. somatische Schäden : enetische Schäden: Besonders gefährlich ist eine - Organschäden - Sterilität - Krebs - Erbkrankheiten kurzzeitige hohe Strahlenbe- Missbildungen lastung . Über Schäden durch '--------' geringe Stra hlenbelastu ng über ei nen längeren Zeitraum hinweg liegen kei ne eindeutigen Erkenntnisse vor.
m
Ob Strahle nschäden eintrete n oder nicht, ist vor allem abhängig von - der Art der Strahlung, der Energiedosis und der Dauer der Einwirkung, - der Empfindlichkeit der bestrahlten Org ane. Besonders empfindli h sind Knoch enmark, Lymphknoten und Keimzellen.
D r 11.11111 Ii cl lI' 11 Strahll'l1l>f'I.I\IIIIHI sind 11 L b 'W(I\l' l\ se it J a hrt" lI ~ 'n d plI ausgcsc lI l. Si i ~ 1 T('i l unscrc r naturli ch ' li Umwelt. Der Gren zwcrt fur Menschen, di c beruflich radioaktiver Strahlung ausgesetzt sind, li egt bei 50 mSv/J ahr. Ab 250 mSv/Jah r kön nen Schäden auftreten, eine kurzzeitige Strah len bel astung von über 5000 m Sv ist tödlich .
Di eses Piktogram m kennzeichnet ei ne Strah lungsque lle.
410
Atom- und Kernphysik
•
Als Grundsatz für den Umgang mit St rahlenquellen gilt:
Eine erhöhte Strahlenbelastung tritt bei Lang streckenfl üge n und beim Aufenthalt im Gebi rge auf.
•
Die Strahlung, der man sich aussetzt, sollte so gering wie möglich sein. Die wichtigsten Maßnahmen zum Schutz vor Strahlung sind: - Zu Quellen radioaktiver Strahlung ist ein möglichst großer Abstand zu halten. - Stra hlu ngsquellen sind möglichst vollständig abzuschirmen, z. B. mit Blei. - Mit radioaktiven Quellen sollte nur kurzzeitig experimentiert werden. - Radioaktive Substanzen dürfen nicht in den Körper gelangen. Beim Umgang mit solchen Substanzen sind Essen und Trinken verboten . Gesetze des radioaktiven Zerfalls
Um die Strah lenbe lastung gering zu halten, nutzt man für medizinische Anwendunge n Nuklide m it kurzer Halbwertszeit, z. B. lod-123 mit einer Halbwertszeit von 12,3 h oder Tech netium-99 m it einer Halbwertszeit von 6 h.
Ist zu einem Zeitpunkt eine An za hl N von Atomen eines radioaktiven Stoffes vorhanden, so wandelt sich in einer best immten Zeit die Hälfte der Atom kerne um . In der gleichen Zeit ze rfä ll t dann die Hälfte der Hälfte usw. Diese Zeit wird als Halbwertszeit bezeichnet. Jedes radioaktive Nuklid hat eine charakteristische Halbwertsze it.
Anzahl der Atom e des rad ioaktiven Stoffes
N
NI2
I I
NI4
-- T--
NI8
- - + --,- -
I
I
o
Die Halbwertszeit gibt an, in welcher Zeit jeweils die Hälfte der vorhandenen insta bilen Atomkerne zerfällt. Formelzeichen : T1/ 2 Einheit: 1 Sekunde
(1 s)
Die Halbwertszeit verschiedener radioaktiver Stoffe schwan kt zwischen Bruchteilen von Sekund en und Milliarden Jahren . Für die ze it liche Abnahme der Anzahl der Ausgangsat ome kann man ein Gesetz angeben, das als Zerfallsgesetz bezeichnet wird .
• Für t = T1I2 ist No = ~ N. Dam it ergibt sich: A -- TIn2 bzw. 1I2
T1I2 =
Sind in einer Probe anfänglich No radioaktive Atome vorhanden, dann befinden sich nach einer bestimmten Zeit t nur noch N Atome dieser Sorte in der Probe. Die übrigen sind umgewandelt. Es gilt: N
~ No
A
Anzahl der nicht zerfallenen Atomkerne einer Sorte Anzahl der ursprünglich vorhandenden Atomkerne einer Sorte Zerfallskonstante Zeit
Physik des Atomkerns
•
411
J
Leiten Sie aus der Defin ition der Aktivität und dem Zerfa llsgesetz ein Gesetz für die zeitliche Abnahme der Aktivität eines radioaktiven Sto ffes her! Lösung: Die Definition der Aktivität lautet: A = Ll N . Für M ~ 0 kann man auch schreiben A = ~~ . Setzt man für N dgJ Zerfallsgesetz (/ S. 410) ein, so erhält man durch Differenzieren : A(t) = ~~ = -A· No · e- A . t (1) Für die Zeit t = 0 ergibt sich A (O) = -..1. . No = A o. Eingesetzt in Glei chung (1) ergibt: A(t) = A o . e- A ' t (2)
I Da di e Teilchenza hl proportional zur Masse ist (N - m), gilt auch fü r die Masse ein analog es Gesetz:
m = mo' e- A · t
Ergebnis: Gleichung (2) ist das gesuchte Gesetz. Für die zeitliche Abnahme der Akti vität gilt ein zum Zerfallsgesetz analoges Gesetz.
Eine Probe des Gold -Nuklids Au-198 hat eine Akt ivität von 1,6· 10 5 Bq . Nach einem Tag beträgt sie nur noch 1,2 . 10 5 Bq . Wie groß sind Zerfa llskonstante und Ha lbwertszeit für dieses Nukl id? Analyse: Da die zeitliche Abnahme der Aktivität gegeben ist, kann die oben abgeleitete Gleichung (2) zur Lösung genutzt werden .
. 1., T1I2
Gesucht: Gegeben :
A o =1 ,6 ' 10 5 Bq A = 1,2 . 10 5 Bq t = 24 h
Lösung: Aus A = A o . e- A t oder
In
f o = e-}"
~ = -..1. . t A
oder
o
t
erhält man durch Logarithmie ren: Es gilt:
In ~ = A' t
- In
A
Die Umstellung der Gleichung nach der Zerfallskonstant en . 1. ergibt:
J. = ! . In ~ = ~ . In 1,6 . 105 Bg = 0 012 ! t
A
24h
1,2 · 105 Bq
,
h
Für den Zusammenhang zwischen der Zerfallskonstanten und der Ha lbwertszeit gilt die Beziehung (/ S. 41 0) :
T
1/2
= TIn2
Mit dem oben berechneten Wert für . 1. erhält man:
T1/2
2·h = In0,012
'"
58h
Ergeb nis: Die Zerfallskonstante des Gold-Nuk lids Au-198 beträgt 0,012 Halbwertszeit etwa 58 Stunden .
r' 1
di e
~
Ao
= In ~A
412
Atom - und Kernphysi k
----
---
- --------
Künstliche Kernumwandlungen
• ERNEST RUTHERFORD
(1871-193 7) reali -
sierte damit die erste kü nst li che Kernumwandlung. Weitere Beispiele für Kernumwandlungen sind auf der CD zu finden .
Künstliche Kernumwandlungen lasse n sich durch Beschuss von Atomen mit anderen Teilchen geeigneter Energie hervorrufen. Nachfolgend sind einige historisch bedeutsame Kernumwandlungen ang egebe n. Im Jahr 1919 beschoss ERNEST RUTHERFORD Sti ckstoffatome mit a-Strah lung und erhielt Sauerst off:
1932 entdeckte JAMES CHADWICK (189 1-1974), ein Schü ler RUTHERFORDs, das Neutron. Dem lag folgende Kernumwandlung zugrunde: - - ---I...
12 C
+ 1n
6
• Die Emission von Positronen ist für künstliche Kernumwandlungen charakteristisch. Si e erfolgt nicht in nerha lb der natürlichen Zerfa llsreih en.
°
1934 entd eckten IRENE JOLlOT-CU RIE (1897- 1956) und ihr Mann FREDERIC JoLlOT-CURIE (1900- 1958) die künstliche Rad ioaktivität. Durch Bestrahlung von Aluminium mit (x-Teilchen erzeugten sie Phosphor, das seinerseits in Silicium und ein bis dahin unbekanntes Teilchen , das Positron, zerfiel: _ _ _ 27AI 4 13 + 2(f.
~
30 p + 1 n 15
°
30p 15
_
30Si + Oe 14 1
ENRICO FERMI (190 1- 1954) gelang nicht nur die Herstellung von Gold durch Bestrahlung von Platin mit Neutronen, sondern er erzeugte auch das erste Element mit ein er Ordnungszahl von über 92, ein Transuran: 238 U + 1n 92
°
239 U 92
- - ---I...
239 Np + Oe 93 -1
Bei der Entdeckung der Kernspaltung (S. 418) wurde Uran-235 mit Neutronen beschosse n. Eine von vielen Zerfallsmöglichkeiten ist: Heute werden für die Auslösung künstlicher Kern um wand lungen häufig Teilchenbeschleuntger genutzt.
235 U + 1 n 92
°
236U 92
- - ---I...
144 Ba 56
+ 89 Kr + 3· 01 n 36
Durch kü nstliche Kernum wandlungen können neue Nuklide erzeugt und Transu ra ne gewonnen werden.
Natürliche Zerfallsreihen Bei in der Natur vorkommenden Radionu kliden sind die entste henden Folgekerne häuf ig wieder radioakti v, sodass ganze Zerfallsreihen existieren, die jeweils bei einem stabilen Kern enden.
• Di e Neptunium-Reihe spielt heute auf der Erde aufgrund ihrer relativ kurzen Halbwertszeit keine Roll e mehr.
Zerfallsreihe
Ausgangsnuklid
Endnuklid
Halbwertszeit der Zerfallsreihe
Thorium-Reihe
Th-232
Pb-208
1,40· 10'0 a
Uran -Radium -Re ihe
U-238
Pb-206
4,51 . 109 a
Uran-Actinium-Reihe
U-235
Pb-207
7,13 ' 108 a
Neptunium-Reihe
Pu -241
Bi -209
2,14 · 10 6 a
Physik des Atomkerns
M assenzah l A
238
_
(i-Zerfa l l
-
[3-Zerfal l
234 230 226 222 218
214
413
i Al s Beispiel für ein e natürliche Zerfall s reihe ist lin ks die Uran-Radi um-Reih e darg este llt. Ang egeben sind die j ewei ligen Halbwertsze iten. Massenza hl, Kernladungszahl und jeweiliges El ement sind an den Achsen ablesbar.
210
206 Kernladungszahl Z
80
84
82
86
88
90
92
Altersbestimmung mit Radionukliden
Das Alter von Gesteinen, archäologischen Funden und anderen Objekten lässt sich auf der Grundlage der in ihnen enthaltenen Radionuklide, deren Zerfallsprodukten oder der Isotopenzusammensetzung ermitteln . Die bekannteste Methode radioaktiver Zeitmessung ist die C-14-Methode. Mit der ( -14-Methode kann man das Alter organischer Überreste bestimmen. Die Grundlagen für diese Methode bestehen in Folgendem: - Der radioaktive Kohlenstoff-14 entsteht in der Luft durch Kernum wandlung von Stickstoff infolge des ständigen "Beschusses" mit Neutronen der Höhenstrahlung. Man kann davon ausgehen, dass dieser Prozess seit Jahrtausenden vor sich geht und der Anteil an (-14-lsotopen in der Atmosphäre weitgehend gleich war und ist. - Alle Pflanzen nehmen bei der Assimilation das radioaktive ( -14 und das nicht radioaktive ( -12 auf. Pflanzen werden von Tieren gefressen. Menschen essen Pflanzen und Tiere. In allen Lebewesen gibt es dadurch ein festes Verhältnis von ( - 14 und ( -1 2. - Mit dem Tod eines Lebewesens oder einer Pf lanze hört die Aufnahme von Kohlenstoff auf. Der Anteil von ( -14 am Kohlenstoff des toten Materials nimmt mit einer Halbwertszeit von 5730 Jahren ab. Aus dem Mengenverhältn is von ( - 14 und ( - 12 kann auf das Alter eines Fundes geschlossen werden. Beim Fund einer Mumie beträgt der ( -14-Anteil nur noch die Hälfte des heutigen Anteils. Daraus kann man folgern: Es muss einmal die Halbwertszeit vergangen sein, also: 1·5730 Jahre 5730 Jahre.
=
• Die von dem amerikanisch en Physiker Wl llARD FRANK lI BBY
(1908- 1980) entwickelte Methode wird auch als Radiokohlenstoffmethode oder Radiokarbonme thode bezeichnet. LI BBY erhielt dafür 1960 den Nobelpreis für Ch em ie. Weitere Methoden der Altersbestim mung sind die Tritiummethode und di e Bleimethode. Auch solche Nuklid e wie Kalium -40 und Rubi dium-87 werden zur Altersb estimmun g genutzt.
• Ei l bC'rul llnt cr Fund ist di GI l scil I I icl "Ötli" (Foto). der n All r man in unter schi dlich er W ise zu erm itte ln versuchte.
Atom - und Kernphysik
414
Anwendungen von Radionukliden in Wissenschaft und Technik
• Bei allen Anwendungen radioakti ver St rah lung ist zu beachten, dass diese Strahlung Lebewesen schädigen kann und deshalb stets die notwendi gen Sicherheitsvorkehrung en getroffen werden müssen .
Radionuklide finden heute vielfältige Anwendungen, wobei sich die meisten dieser Anwendungen in drei prinzipielle Verfahren einordnen lassen: das Durchstrahlungsverfahren, das Bestrahlungsverfahren und das Markierungsverfahren . Das Prinzip des Durchstrahlungsverfahrens besteht darin, dass Werkstücke (Stahlwände, Folien, Schweißnähte) durchstrahlt werden und die hindurchgelasse ne Strahl enintensität gem essen wird. Strahlungsquelle
W erkstü ck
~o Einschluss
Strahlungsempfänger
Sind Einschlüsse in einem Werkstück vorhanden oder verändert sich die Dicke von Folien, so verändert sich die absorbierte St rahlung und dam it die beim Strahlungsempfänger ankommende Strahlung . Das Durchstrahlungsverfahren wird z. B. genutzt - zu Dickenmessungen (Folien- und Papierherstellung, s. Foto oben), - zu Füllstandsmessungen (Bestimmung des Füllstandes von Behältern), - zur Überprüfung der Qualität von Schweißn ähten und massiven Werkstücken. Strahlungsqu ell e
bJ '~ ,;.:.,, ~;,
((ti: .,
Zwiebeln
Beim Bestrahlungsverfahren werden Stoffe radioaktiver Strahlung ausgesetzt. Sie ruft in den Stoffen chemische, biologische oder physikalische Änderungen hervor. So wird z. B. durch radioaktive Strahlung die Kei mung von Kartoffeln od er Zwiebeln verhind ert und damit deren Lagerfähigkeit erheb lich verbessert. In der Tumorbehandlung wird das Bestrahlungsverfahren angewendet , um Krebszellen abzutöten. Die Reißfestigkeit dünner Foli en wird durch Bestrahlung deutlich erhöht. Beim Markierungsverfahren werden Radionuklide genutzt, um den Weg von Stoffen im menschlichen Körper, bei Pflanzen und Tieren, in Rohrlei tungen oder im Erdboden zu verfolgen . Zur Untersuchung der Schilddrüse wird radioakt ives Iod injiziert. Iod reichert sich besonders stark in der Schilddrüse an. Die Stärke der registrierten radioaktiven Strahlung lässt Rückschlüsse auf die lodkonzentration in der Schilddrüse und auf mögliche krankh afte Veränderungen zu. Das Ve rfa hren wird als Szintigrafie bezeichnet. In der Technik können mithilfe des Verfahrens Dichtheitsprüfungen und St römungsmessungen durchgeführt werden.
Physik des Atomkerns
415
7.2.2 Kernmodelle Das Tröpfchenmodell Kernmaterie hat eine außerordentlich große Dichte von etwa 1,8 · 10 17 kg . m- 3 ( / 5.401), die weitgehend unabhängig von der Atomsorte ist. Sie verhält sich wie ein inkompressibler Stoff. In Analogie zu den ebenfalls inkompresNeutron siblen Wassertropfen kann man einen Atomkern als Gebilde beschreiben, das aus winzigen Tröpfchen zusammengesetzt ist und ein Tröpfchen bildet. Dieses Modell des Atomkerns wird deshalb Tröpfchenmodell genannt. Der Atomkern besteht nach diesem Modell aus Protonen und Neutronen, die dicht gepackt sind und sich insgesamt ähnlich wie ein Wassertropfen verhalten . Mithilfe des Tröpfchenmodells lassen sich ei nige Eigenschaften von Atomkernen gut beschreiben und erklären: - Ein Atomkern ist in der Regel ein stabiles Gebilde, obwohl zwischen den positiv geladenen Protonen abstoßende coulombsche Kräfte wirken. Ursache für den Zusammenhalt der Nukleonen ist die Kernkraft. Diese anziehende Kraft wirkt zwischen jeweils zwei Nukleonen, hat eine geringe Reichweite von etwa 2 . 10- 15 m und ist erheblich stärker als die abstoßende coulombsche Kraft. - Aufgrund der Packungsdichte der Nukleonen wächst der Radius des At omkerns mit der Nukleonen zahl (Massenzahl) A. In guter Näherung gilt für den Kernradius:
i Die Kernkraft wirkt zwi schen Proton und Neutron ebenso wi e zwi sch en zwei Protonen od er zw ei Neutronen .
1
r= 1,3 · 10- 15 m·
A3
Er liegt damit in einer Größenordnung von 10- 15 m. - Die Dichte der Kernmaterie kann aus Masse und Volumen ermittelt werden p=!!! ", V
1,67·1O-
27
kg · A
~J[ ( 1, 3 . 1 0- 1 5 m ) 3 . A
", 1,8 · 10 17 kg · m- 3
Sie ist für alle Atomkerne annähernd gleich groß und hat einen Wert von etwa 1,8 ' 10 17 kg . m- 3 = 1,8 · 10 14 g . cm- 3. - Die Bindungsenergie des Atomkerns ist ähnlich wie bei einem Wassertropfen von der Anzahl der Protonen und Neutronen abhängig. Bei niedriger Kernladungszahl (Wasserstoff, Helium) sind wenige Nukleonen im Atomkern, somit die Bindungsenergie je Nukleon in Analogie zum Wassertropfen gering . Bei hoher Kernladungszahl befinden sich viele Nukleonen im Atomkern. Wegen der elektrostatischen Abstoßung der Protonen ist die Bindungsenergie je Nukleon ebenfalls nicht groß. Zwischen diesen beiden Extremen existieren Kernladungszahlen, bei denen ein Maximalwert der Bindungsenergie je Nukleon erreicht wird. Dieser Maximalwert liegt im Bereich der Elemente Ei sen, Nickel und Cobalt (/ 5.416).
• Di e Kernmasse m ergibt sich aus der An zahl der Proton en und Neutronen, mul tip liziert m it d eren Masse, wob ei gilt:
mp '" mn = 1,67 · 10- 27 kg Ein e Dichte von 1,8 · 10 17 kg · m-3 bed eutet : 1 cm 3 di eser Kernm ate ri e hätte ein e M sse vo n 180000000 To nn en .
.1_4_1_6____________A __ to_m _ - und__K_e_rn_ph_y_si_k
50 Trägt man die Bindungsenergie Es je Nukleon gegen die Nukleonenzahl (M assenzahl ) A auf, so erhält man das nebenstehende Diagramm. Beim Bilden ei nes Atomkerns wird die Bindungsen ergi e abgegeben. M an ordnet ihr deshalb meist ein negatives Vorzeichen zu.
100
150
200
M assenza hl A
Energie je Nukleon, um den Kern in sei ne Bestandteile zu zerlegen.
Kernspaltung
Die Bindungsenergie des Atomkerns ist unmittelbar mit dessen Masse und der der Nukleonen verknüpft. Die Masse m eines Atomkerns ist stets kleiner als die Summe der Massen seiner Bestandteile. Diese Massendifferenz wird als Massendefekt bezeichnet. Für den Massendefekt m eines Atomkerns gilt:
Z ist zugl eich die Ordnungsza hl im Periodensystem der Elemente (PSE), N erg ibt sich als Differenz aus M asse nza hl A und Z :
I'lm m Z N
=m -
(Z . m p + N . m n ) < 0
Masse des Atomkerns Anzahl der Protonen Anzahl der Neutronen
m p Masse eines Protons m n Masse eines Neutrons
N =A - Z Di esem Massendefekt entspricht nach der einsteinschen Beziehung zwischen Masse und Energie ( / S. 440) eine Energie von E =I'lm . ( 2 Das ist genau die Bindungsenergie des Atomkerns . Aus dem Kurvenverlauf des oben dargestellten Diagramms ergeben sich bedeutsame Folgerungen: - Durch Zusammenfügen von leichten Atomkernen oder Kernteilchen wird Energ ie freigesetzt. Diesen Prozess, der im Inneren von Sternen oder bei der Explosion einer Wasserstoffbombe vor sich geht, nennt man Kernfusion (/ S. 420). - Ebenso kann man durch Aufspalten schwerer Atomkerne oder durch Abtre nnen von Kernteilchen Energie freisetzen. Das geschieht bei natürlichen radioaktiven Zerfällen und bei der Kernspa ltung (/ S. 418). Das Potenzialtopfmodell Das Kernkraftpotenzial überlagert sich mit dem CO ULOMB- PO tenzial. Damit verändert sich der Verlauf der potenziellen Energie E(r). Es entsteht ein Potenzial-
Um den Zusammenhalt der Nukleonen im Atomkern zu erklären, muss man von einer starken anziehenden Kraft ausgehen, deren Reichweite nur etwa 2 . 10- 15 m beträgt. Es handelt sich dabei um die / S. 415 genannte Kernkraft. Das energetische Potenzial dieser Kernkraft zeigt in seinem Ortsverlauf ein kasten- oder topfförmiges Aussehen (s. Skizzen / S. 417). Man bezeichnet deshalb das betreffende Modell des Atomkerns als Potenzialtopfmodell.
Physik des Atomkerns
Dabei ist zu beachten, dass Nukleonen in einem Potenzialtopf nur bestim mte Energiezustä nde einnehmen und darüber hinaus zwischen Protone n und Neutronen zu differenzieren ist, da zwischen den Protonen zusätz lich zur Kernkraft die abstoßende coulombsehe Kraft wirkt. E(r)
Potenzialwal l
Neutronen
H:>=:-o:=-I 1~-- 2R --~ 1
Protonen
R - Kernradius
417
• Für Protonen und Neutron en gi lt j eweils das PAuLI-Prinzip ( / S. 396). Bei st abilen Kern en ist der Potenzialtopf für Protonen und Neutronen etwa bis zur gleichen Höhe gefüllt. Auf einem Energieniveau können j eweils zwei Protonen bzw. zwei Neutronen existieren.
Mithilfe des Potenzialtopfmodells kann man folgende Sachverhalte beschreiben bzw. erklären: - Bilden freie Nukleonen einen Atomkern, so gibt jedes Nukleon einen Teil seiner Energie, nämlich die Bindungsenergie, ab. Es hat damit im Atomkern eine negative potenzielle Energie. - Das Modell ermöglicht die Erklärung des Zustandekommens von CX-, ßund ')'-Strahlung.
n
• p + e- +
\I
p - . n + e+ +
\I
Bei Kernen mit Neutronenüberschuss (Skizze links) kann sich ein Neutron unter Energieabgabe in ein Proton umwandeln . Zugleich werden ein Elektron und ein Antineutrino ausgesendet. Die Energie des Kerns verringert sich. Er ist jetzt anders zusammengesetzt. Analog ist das bei Kernen größerer Protonenzahl (Skizze rechts) . Aus ei nem Proton entsteht unter Aussendung eines Positrons und eines Neutrinos ein Neutron . Bei einem y-Strahler gehen Nukleonen unter Abgabe von Energie in ei nen niedrigeren Energiezustand über. Mit dem Modell ist erklärbar, dass Neutronen leichter in den Atomkern eindringen können als z. B. positiv geladene Teilchen . Letztere können den Potenzialwall (s. Skizze oben) meist nicht überwinden. Sie werden abgelenkt. Allerdings ist es möglich, dass geladene Teilchen den Poten zialwall mit einer gewissen Wahrschein lichkeit durchdringen. Di eser als Tunneleffekt bekannte Prozess erklärt den (x-Zerfall und ermöglicht den Einfang von Teilchen in den Atomkern.
Als Beispi el ist der ß-Zerfa ll dargestellt. Der Potenzialwall (s . Ski zze oben) spielt für diese Vorg änge keine Rolle. Das mit \I bzw. \1 beze ichnete lei lehen ist ein Neutrino bzw. sein Antiteilchen, das Antineutrino .
• Di e Entst hU!1 c VOll y-Strahlun 1 in 1\\0111 k0trl ist V I g lel hbil l mit d N I\b<)<1b von Licht in d r Atomhul 10. Fw di n rg i v n y Quan ten g ilt wi rur Ph o tonen: E= h · f
Ato m- und Kernphysik
418
7.2.3 Kernenergie
• Die Kernspaltung wurd e 1938/ 39 durch
Orro
HAHN
Kernspaltung
(1 879 - 1968). FRITZ
Unter Kernspaltung versteht man d;e Zerlegung schwerer Atom- I
STRASSMANN
kerne in leichtere Atomkerne. Dabei wird Energie fre igesetzt.
(1902- 1980) und liSE MEITNER (1878- 1968) ent deckt .
Wird z. B. Uran-235 mit Neutronen beschossen, so bildet sich Uran-236. Dieses U-236 zerfällt spontan in Bruchteilen einer Sekunde in Krypton und Barium. Zugleich w erden bei jeder Kernspaltung drei Neutronen fre i, die ihrerseits den Prozess der Kernspaltung fortset zen können , wen n genügend U-235 vorhanden ist.
~
/\!9 . _ GIJ 35 -G8E 36 : 3 (~n) U
1
92
On
U
92
•
~
'"
\:9
Wie viel Energie w ird bei der Spa lt un g ein es Urankerns fre ig esetzt? Uran ka nn auch in andere Nuklide ze rfa llen. Beka nnt sind über 200 Zerfall sprod ukte d es Urans.
Ana lyse: Die fre igesetzte Energie erg ibt sich aus dem Massendefekt ( / S. 416) unter Einbezi ehung der Gleichung E =m· ( 2 . Die notwendigen Ma sse n könn en einem Tabellenwerk entnommen werden . Di e Reaktionsg leichung ist oben bildhaft dargestellt. Gesucht: Geg eben:
E M asse von Neutronen und Atommassen (Tabellenwerk)
• Atomm assen w erd en meist als Vi elfache der at om aren M asseeinheit u angeg eben :
u = 1,660 540 . 10
27
kg
Lösung: Für die Au sg angsmasse erhält man: m U-235 mn
= =
235,043923 u 1,008665 u
I
236,052588 u
Für d ie Spaltprodukt e betragen die Massen : m Kr-89 m Ba 144
3 mn
= =
=
88,917633 u 143,922941 u 3,025995 u
f 235,866569 u
Die Differenz der Massen beträgt damit: m = - 0,186019u
Für di e Umrech nung der Energi ee inh eite n gilt: 2 1 kg· m = 1 J
Damit erh ält m an für die Energie: E m ·( 2 E - 0,186019 . 1,660540 . 10- 27 kg . (2 , 997925 . 108 !!! s )2 E - 2,776.10- 11 J ", - 173 MeV
s2
1 eV = 1,602 . 10- 19 J
Ergeb nis: Bei der Spaltung ein es Uran kerns wird eine Energie von etwa 170 MeV freige setzt .
Physik des Atomkerns
419
Genutzt wi rd die Kernspaltung vor allem in Kernkraftwerken zu r Erzeugung von Elektroenerg ie.
~
Das Kernstück eines Kernkraftwerkes ist der Kernreaktor (Bild oben rechts), in dem eine gesteuerte Kettenreaktion stattfindet. Um sie zu realisieren, müssen eine Reihe von Bedingungen vorhanden sein: - Erforderlich ist eine ausreichende Menge an spaltbarem Material. Die mindestens notwendige Masse wird als kritische Masse beze ichnet. Das spaltbare Material, meist angereichertes Uran mit 3,5 % U-235 und 96,5 % U-238, befindet sich in Kugel- oder Tablettenform in Brennstoffstäben (Bild rechts). - Es müssen Neutronen existieren, die die für die Kernspaltung notwendige Geschwind igkeit haben. Das sind relativ langsame, so genannte thermische Neutronen. Dazu werden die bei der Kernspaltung freigesetzten schnellen Neutronen durch Moderatoren (Wasser, Grafit) abgebremst. - Die Neutronenzahl und damit die Kettenreaktion muss gesteuert werden. Dazu nutzt man Regelstäbe aus Bor oder Cadmium . Diese Stoffe absorbieren Neutronen. Durch Hinein- oder Herausfahren der Regel stäbe wird die Neutronenzahl annähern konstant gehalten. Die Skizze unten zeigt stark vereinfacht den Aufbau eines Kernkraftwerkes mit Druckwasserreaktor. Beim Betrieb jedes Kernkraftwerkes fällt radioaktiver Abfall an. Das ist strahlendes Material mit teilweise hoher Radioaktivität. Für den Umgang mit solchem radioaktiven Abfall gibt es verschied ene Möglichkeiten. Betonabschirmung
~C;;;;;;;;;;;:;====l1 Frischdampf Reaktorgefäß Regelstä be -
Das erst e Kernkraft werk der W IL wurde 1954 in Obninsk bei Moska u in Betri eb genomm en. In Deutschl and waren 2003 insgesa mt 19 Kernkraftwerke in Betrieb, die ca. 1/3 des Elektroenergi ebedarfs erzeugten .
420
• Zwischen- bzw . En dlager befinden sich in Deutschland z. B. in ehemaligen Bergwerken in Gorleben (Niedersachsen) und in Morsleben (Sachse nAnhalt).
• Ei n GAU (größter anzunehmender Unfall) ereignete sich 1986 im ukrain ischen Kern kraftwerk Tschernobyl. Der letzte Reaktor dieses Kraftwerkes wurde im Dezember 2000 abgeschal tet.
Atom- und Kernphys ik
- Ein Teil des Abfalls muss über viele Jahrzehnte hinweg sicher in einem Endlager aufbewahrt werden. Eine solche Endlagerung erfolgt in der Regel in Schächten, z. B. in ehemaligen Salzbergwerken . - Abgebrannte Brennstäbe kön nen wieder aufbereitet werden. Solche Aufbereitu ngsanlagen existieren z. B. in La Hague (Frankreich) und in Sellafield (Großbritanni en) . Dabei entstehen allerdings auch radioaktive Abfälle, die über Jahrzehnte hinweg sicher gelagert werden müssen . Das ungelöste Problem der sicheren Endlagerung von radioaktivem Abfall ist neben den Gefahren beim Betri eb von Kernkraftwerken ein gewichtiges Argument für einen Au sstieg aus der Kernenergie. Kernfusion Unter Kernfusion versteht man die Verschmel zung leichter Atomkerne zu schwereren . Dabei wird Energie freigesetzt.
Gearbeitet wird seit geraumer Zeit auch an Fusionsreaktorpn.
Kernfusionen voll ziehen sich ständ ig im Inneren der Sonne und anderer Sterne. Nachfo lg end si nd vereinfacht die Prozesse dargestellt, die im Inneren d er Sonne vor sich gehen. Der Vorgang wird als Heliumsynthese oder als Proton -Proton-Zyklus bezeichnet. Die Sonne setzt ih re Energie durch Fu sion von W asserstoffkernen frei . Von verschiedenen Reaktionsmöglichk eiten kommt für die Sonne nur die Proton-Proton-Reaktion in Betracht. Dabei verschmel ze n zunächst zwei Protonen zu einem Deuteriumkern. Im nächsten Schritt lagert sich ein w eiteres Proto n an einen Deu teriumkern an, wodurch ein He- o Positron \ lium-3-Kern entsteht. Schließlich • Neutrin1 verschmel zen zwei Helium-3-Kerne zu einem Helium-4-Kern. Insge2 2 , H ,H samt müssen di e ersten zwe i Tei lschritte jeweils doppelt erfolgen.
)
.s
Bei diesem Fusionsprozess wird eine Energie von etwa 26 M eV freigesetzt .
~H + ~H ~ ~ H +e++v e 3 ~ H + ~H 2 He + 'Y ; He + ; He ; He + ~ H + ~ H
y
\
2.
Physik des Atomkerns
•
7.2.4 Elementarteilchen Bis zum Jahr 1932 waren den Physikern vier Teilchen bekannt, aus denen die uns umgebende Materie aufgebaut schien. Es handelt e sich dabei um das Elektron, das Proton, das Neutron und das Photon. Die Grundbausteine der Materie werden als Elementarteilchen bezeichnet. Es stellte sich aber bald heraus, dass es wesentlich mehr Arten von Elementart eilchen gibt. - 1932 entdeckte C. D. ANDERSON (1905- 1991) in der kosmischen Strahlung das Positron, das die gleiche Masse wie ein Elektron, aber die entgegengesetzte Ladung hat. Damit war das erste Antiteilchen gefunden . - 1937 fanden C. D. AND ERSON und S. NEDDERM EYER ebenfalls in der kosmischen Strahlung ein Teilch en, das heute als Myon bezeichnet wird. Es kommt positiv und negativ geladen vor, ist 207-mal so schwer wie ein Elektron und hat eine durchschnittliche Lebensdauer von 2,2 ps. - 1946 entdeckten G. ROC HE STER und C. BUTLER verschiedene positive, neutrale und negative Teilchen, die man als Kaonen und Hyperonen bezeichnet. - 1947 fand C. POWELL das Pion, das positiv, negativ und neutral vorkommt. Es gibt eine Vielzahl von Elementarteilchen m it unterschiedlichen Ei genschaften und Lebensdauern. Zu fast allen Teilchen existiert ein Ant iteilchen . Physi ker sprechen deshalb von einem "Teilchenzoo", in den man versuchte, durch Systematisierungen eine Struktur hinein zubringen . Unterschieden wird zwischen den beiden Teilchenfamilien der Leptonen und der Hadronen, die w ie derum in Mesonen und Baryonen unterteilt werden. Die Nukleonen w erd en teilweise gesondert erfasst. In der Tabelle unten sind nur wenige Beispiel e g enannt. Bereits 1960 w aren z. B. mehr als 200 Hadronen bekannt. Die erste erfolgreich e Klassif izierung gelang 1961 M. GELL-MANN (* 1929) und Y. NE'EMAN (* 1925) . Teilchenfamilien
Beispiele
Lept onen
Elektron ePositron e+ Myon p+
I
Hadronen- - - - -
1
421
Mesonen
Pi -Meson n+ K-Meson KO
Baryonen
Prot on p Neutron n Sigm a-Hyperon 2:+ Xi -Hyperon :::: 0
Die Existenz einer Rei he von Elementarteilchen w urde auf grund t heoreti scher Über legungen vo rhergesa gt un d oft erst Jahre spät er experimentell nachg ew iese n. Zu solchen Element arteilch en gehören das Neutron, das Positron oder das Pion.
• In den nachf ol ge nden Jahren wu rden w eitere Teilchen entdeckt . Darüber hinaus f and man, dass zu f ast j edem Teil che n ein Anti tei lchen exist iert.
In der zweiten Hä lfte des 20. Jahrhund erts w urde begonn en, di e Eig enschafte n vie ler Elementarteilchen syst emati sch zu unt ersuchen. Bedeut ende Forschung se inri cht ung diese r Art sind das ( ERN in Genf , das DESY in Hamburg od er das FERM ILAB in den USA.
Fü r sein e B iLrJg zu r K l a s ~ ir i z i rung der Elemen l arl ilch n und d rei W hs 1w irkunge n I hielL M . GELl-M I\NN ( k 1929) 1969 den Nobelplels für Physik.
422
Atom- und Kernphysik -- - - - - -
u
d
(
s
up
down
charmed
strange
+~ e
_1 e
+~ e
_1 e
Quarks
Bezeichnung Ladung
I
l-
I
•
Auch bei Quarks kann man nicht ausschließen, dass sie aus noch elementareren Bestandteil en aufgebaut sind .
•
I
Die Theori e für das Verhalten ge ladener Teilch en und ihrer W echselwirkungen ist m ath emati sch anspruchsvoll. Sie wird als Quantenelektrodynamik (QED) bezeichnet . Diese Th eorie wurde 1928 von
P. A. M. D IRAC (1902- 1984) begründet und im Laufe d er Jahre imm er w eiter ausgea rb eitet . W esentlich en Anteil d aran hatte u. a. d er 1965 mit d em Nobe lpreis für Physik ausgezeichn ete
R. P. FEYNMAN
3
3
3
L
b
t
3
top
+~ e 3
j
bottom _1 e 3
Weitere Untersuchungen führten 1964 M. GELL-MANN und G. ZWEIG zu der Annahme, dass es Teilchen mit einem Drittel der Elementarladung geben müsse, die als Quarks bezeichnet wurden (siehe Übersicht oben ). Alle Mesonen und Baryonen (Hadronen) sind aus den 6 Quarks und deren Antiteilchen aufgebaut. Alle Hadronen sind zusammengesetzte Teilchen. Die Mesonen bestehen aus einem Quark und einem Antiquark, die Baryonen aus drei Quarks oder drei Antiquarks. Die Kernbausteine Proton und Neutron, die man den Baryonen zurech net, bestehen aus je drei Quarks in der in den Skizzen unten dargestellten Zusammensetzung. Alle Erkenntnisse über den Aufbau und die Zusammensetzung der elementaren Bestandteile der Materie sind in einem Modell zusammengefasst, das als Standardmodell bedown zeichnet wird. Nach diesem um 1975 entwickelten Standardmodell gibt es nur zwei Arten von Teilchen - die Leptonen und die Quarks - soNeut ron down wie die zwischen ihnen wirkenden Kräfte . Diese Teilchen, die keine messbare innere Struktur haben, treten in genau drei so genannten Fa milien auf: Jede Familie besteht aus zwei Quarks, zwei Leptonen (Elektron, Neutrino) sowie deren Antiteilchen. Proton
Alle normale Materie besteht aus den Teilchen der Familie niedrigster Energie.
(1918- 1988).
Nachfolgend sind diese Urteilchen der drei Familien angegeben. Materie
Leptonen
normale Materie
Elektron Elektron -Neutrino
Materie im höheren Energiezustand
Myon Myon-Neutrino
charmed strange
Tau Tau-Neutrino
top bottom
I
Quarks
up down
SPEZIELLE RELATIVITÄTSTHEORIE
8
Spezielle Relativitätstheorie
424
8.1
• Der deuts ch e Physiker ALBERT EINSTEIN
(1879- 1955) entwi ckelt e in seiner 1905 veröffent l ichten Arbeit " Zur Elektrodynami k bew egter Körper " neue Vorst ellun gen über Raum und Zeit. Die Veröffentlichung di ese r Arbeit w ar die "Geburtsstu nde" der speziell en Relativität sth eorie .
Von der klassischen Physik zur Relativitätstheorie
Wenn heute im Auto ein modernes Funknavigationssystem benutzt wird, auf einer Funkuhr die Zeit abgelesen wird oder Flug zeuge mithilfe eines satellitengestützten Systems navigieren, denkt kaum jemand daran, dass dabei auch Erkenntnisse der speziellen Relativitätstheorie eine Rolle spielen . Am Ende des 19. Jahrhunderts waren die Grundlagen der klassischen Physik, insbesondere der newtonschen Mechanik, weitgehend systematisch erforscht. Die grundlegenden Aussagen von ISAAC NEWTON (1643 - 1727) beruhten auf einem erkenntnistheoretischen Fundament, zu dessen wesentlichen Bausteinen Vorstellungen über einen absoluten Raum und eine absolute Zeit gehörten. Gleich zeitig gab es einzelne experimentelle Befunde und auch theoretische Ansätze, die mit diesen all gemein anerkannten erkenntnistheoretischen Grundlagen nicht vereinbar waren . Dazu zählten Experimente zur Äthertheorie (Experimente von MICH ELSON und MORLEY) und auch Erkenntnisse aus dem relativ neuen Gebiet der Elektrodynamik (MAXWELL-Gleichungen ). Der entscheidende Schritt gelang 1905 ALB ERT EINSTEIN (1879-1955) mit seiner Arbeit "Zur Elektrodynamik bewegter Körper", in der er neue Vorstellungen über Raum und Zeit entwickelte und damit ein verändertes physikalisches Weltbild begründete. Diese Arbeit von ALB ERT EINSTEIN war zugleich die Begründung einer neuen physikalischen Theorie, der speziellen Relativitätstheorie. Sie wurde von EIN STEIN selbst in den folgenden Jahren zur allgemeinen Relativitätstheorie erweitert.
8.1.1 Die klassischen Vorstellungen von Raum und Zeit PHI LOSOPI ([ /I' N J\ T LI 1\" L I S
PRINCIPIA M A 'J IH
~ I A TI C . \
Die klassisch en Vorstellung en über Raum und Zeit formuli erte der englisc he Naturforscher
ISAAC NEWTON (1643- 1727) im Jahre 1686 in se in em Werk " Die mathematisch en Prinzi pie n der Naturlehre " .
Über vi ele Jahrhunderte hinweg hatten sich die Vorstellungen über Raum und Zeit entwickelt. Wichtige Grundlagen schufen ARISTOTE LES (384- 322 v. ehr., Bild unten links) und GALILEO GAULEI (1564- 1642, Bild unten Mitte). ISAAC NEWTON (1643 - 1727, Bild unten rechts) formulierte in sein em Wer k "Philosophiae Naturalis Principia Mathematica" Grundposition en bez üglich Raum und Zeit, die sich als Grundlagen der klassischen M ech ani k gl änzend bewährten: Der absolu te Raum ist vermöge seiner Natur und ohne Beziehung auf einen äußeren Gegenstand stets gleich und unbeweg lich.
Von der klassi schen Physik zur Relativität stheorie
425
Die absolute, wahre und mathematische Zeit verfließt an sich und vermöge ihrer gleichförmig und ohne Beziehung auf irgendeinen äußeren Gegenstand.
Zusammenfassend lassen sich die bis ins 20. Jahrhundert hinein ane rkann ten Grundpositionen zu Raum und Zeit fo lgendermaßen kenn zeichnen: - Raum und Zeit existieren objekti v und insbesondere auch unabhängig vom Bewegungszustand eines Körpers . - Es gibt keine Wechselbeziehungen zwischen Raum und Zeit , d. h., sie beeinflussen sich nicht gegenseitig . - Der Raum ist unendlich ausg edehnt. Alle Pun kte und alle Richtungen des Raumes sind gleichberechtigt. - Die Zeit ist unendlich ausgedehnt und nur von einer Dimension. Alle Zeitpunkte sind gleichberechtigt. - Raum und Zeit sind universell, d. h., die räumlichen Abmessungen ei nes Körpers und die Zeit dauer eines Vorganges sind unabhängig vom Bezugssystem. Die klassische Physik geht von einem absoluten Raum und einer absoluten Zeit aus.
Scho n bei NlWTON fin det sich d ie Vorst ellun g, dass der absolute Raum mit ein em Stoff ausgefü llt se i, der als Äther bezeichnet wurd e. Di e Atherhypothese entwickel t e sich im 19. Jahrhundert zu der do min ie renden Vorste ll ung . Insbeso ndere gi ng ma n davon aus, dass der im absoluten Raum ruhend e Äther de r Träger der Lichtwellen sei , ähn lich wi e sich in Luft d ie Schallwell en ausbre iten.
Die auf diesen Vorstellungen basierende newto nsche Mechanik galt als Kernstück der klassischen Physi k und als eine abg eschlossene Theorie, die sich in der Praxis hervorragend bewäh rt hatte.
8.1 .2 Inertialsysteme und das galileische Relativitätspri nzip Bewegungen oder wirkende Kräfte können in unterschied lichen Bezugssysteme n ( / S. 56) beschrieben werden . Eine spezielle Gruppe von Bezugssystemen sind Inertialsysteme (/ S. 56), also Bezugssysteme, in denen das Trägheitsgesetz ( / S. 76) gilt. Befindet man sich in einem solchen Inert ialsystem, dann w irkt auf einen an der Feder hängenden Körper eine konstante Kraf t. Ein Stein fällt nach den Gesetzen des f rei en Falls. Eine Kugel ro llt mit = konstant, also gerad linig und gle ichfö rmig . Das gilt auch in jedem Inertialsystem , das sich gegenüber einem an deren g leichförmig und geradlin ig bewegt. Das ist das Wesen des galileischen Relativitätsprinzi ps.
v
Inertialsysteme sind Bezugssysteme, in denen das Trägheitsgeset z gilt. Alle Inertialsysteme sind gleichberechtigt. In ihnen gelten die gleichen physikalischen Gesetze.
• Das Gege nstü ck zu Inertialsystemen sind beschleunigte Bezugssysteme. Au ch ein mit de r Erd oberfläch e verbun denes Bezugssyst em ist stre ng genommen w egen de r Rotat ion der Erde kein Inerti 1syst em .
• Damit gi bl '5 C'x pc ri mCl1l II k in M ag lichk i t, ir abso lut es In r ti alsystc m zu 'find en, das mit dcm abso luten Raum verbunden ist .
I
426
• Zur Veranschaulichung der Beschreibung von Bewegungen in Rau m und Zeit werden häufig so genannte Raum-ZeitDiagramm e genutzt, die auch als MINKOWsKI-Diagramme bezeichnet w erden, benannt nach dem deutschen Mathematiker HERMANN MINKOWSKI (1864- 1909).
Spezie lle Relat ivitätstheorie
--------------------------------------------
Aus dem galileischen Relativitätsprinzip folgt nicht, dass z. B. die Koordi naten und die Geschwindigkeit eines Körpers, die von zwei verschiedenen Inertialsystemen aus beschrieben werden, gl ei ch sind. Während der Autofahrer z. B. im System S' ruht, bewegt er sich gegenüber dem System S mit konstanter Geschwindig keit.
System S (ruhend)
z'
:>'1 ,ern ' (bew egt)
v
y'
./ x
Die Gleichungen, die es ermöglichen, die räumlichen und zeitli chen Koordinaten eines Punktes von einem Inertialsystem in ein anderes umzurechnen, werden als GAulEI-Transformation bezeichnet. Wir gehen von folgenden Bedingungen aus: - Betra chtet wird die Bewegung des Massenmittelpunktes M des Autos. - Das System S' bewegt sich bezü glich des Systems S mit konstanter Geschwindigkeit v entlang der x-Achse. - Zum Zeitpu nkt t = t' = 0 ist auch x = x' = O. Dann ergibt sich als GAulEI-Transformation:
• Bei anderer Wahl der Bedingungen können die Transformationsgleichungen ein e andere Form haben. Die Zeit verg eht in all en Inertia lsystemen gleich. Es gilt immer t= t'.
• Das klassische Gesetz für di e Addition von Geschw indigkei ten ( / S. 67) gilt, wenn Ul' u 2 « c.
Umrechnung von 5 nach 5'
x'
=x -
I y' = y z ' =z t'
=t
v·t
Umrechnung von 5' nach 5
=
x x' + v · t' y = y' z =z' t
= t'
In einem Inertialsystem S bewegen sich zwei Körper K 1 und K2 mit der Geschwi ndigkeit u, und U2 längs der x-Achse. Ihre Relativgeschwind igkeit beträgt u = U2 - u,. Wie groß ist ihre Relativgeschwindigkeit in ein em System S', das sich gegenüber S mit der Geschwindigkeit v nach rechts bewegt. Analyse: Auf beide Körper lässt sich die GAulEI-Transformation in de r oben genannten Fo rm anwenden. Es gilt das klass ische Gesetz für die Ad dition von Geschwindigkeiten. Lösung: Im System S' erhält man dann für die beiden Körper die f olg enden Geschwindigkeite n:
427
Von der klassischen Physik zur Relativität sth eo rie
U1'
=U 1 -
i
V
Damit ergibt sich für die Relativgeschwindigkeit:
Llu' u'
= (u2 = u2 -
v) U1
(U 1 -
v)
= Llu
Ergebnis: Die Relativgeschwindigkeit zweier Körper ist unabhängig vom Bezugssystem. Sie ist eine Invariante. Mithilfe der GALlLEI-Transformation kann man untersuchen, welche Größen und Gesetze der newtonschen Mechanik invariant sind, also unabhängig von der Wahl des Inertialsystems den gleichen Wert bzw. die gleiche Form besitzen. - Bei der physikalischen Größe Zeit nehmen wir als natürlich an, dass sie unabhängig vo n der Wahl des Bezugssystems ist, also stets t = t ' gilt. - Von der Wahl des Bezugssystems ist auch die länge eines Körpers und damit der Abstand zweier Punkte unabhängig. System S
System 5
y
X li
Xl '
x,
Mitx1 =x1 ' + v· t' und x 2 =x 2' + v· t'folgt 1= X2 - x1 = (X2' + V . t) - (X1' + v · t) = X2' - X 1' - Die Geschwindigkeit eines Körpers und damit auch der zurückgelegte Weg sind abhängig von der Wahl des Bezugssyst ems und demzufolge nicht invariant. - Invariant ist dagegen die Änderung der Geschwindigkeit eines Körpers. - Ebenfalls unabhängig von der Wahl des Bezugssystems sind die Beschleunigung, die Masse und die Kraft. Von der Wahl des Bezugssystems unabhängig und damit invariant gegenüber der GALlLEI-Transformation sind Zeit, Länge, Beschleunigung, Masse und Kraft. Nicht invariant sind dagegen Weg und Geschwindigkeit.
In der Physik w rd n physikalisch Größ n, di e ein en Sachv crhc It erfassen und beschreiben, als invari ant bezeichn et, w enn si e beim Überg ang von ein em Bezugssystem in ein anderes unverändert bl eiben, also von der W ahl des Bezugssystems nicht abhängig sind .
428
Spezie ll e Relati vitätstheo rie
8.1.3 Das
MICHELSON-MORLEY-Experiment
Ausgangspunkte und Versuchsanordnung
• Der amerikanische Physiker ALBERT A.
Ende des 19. Jahrhunderts waren die technischen Vora ussetzunge n gegeben, um erkenntnistheoretische Grundpositionen der klassischen Physik überprüfen zu können. Ein Ziel war der Nachweis eines ruhenden Äthers, in dem sich die Erde bewegt. Der Nachweis eines ruhenden Äthers wäre zugleich ein wichtiger Beleg für die Existenz eines absoluten Raumes (/ S. 424) gewesen . Die Idee zu diesem Experiment geht auf J. C. MAXWELL (1831 -1 879) zurück . Realisiert wurde es mehrfach von A . A. MICH ELSON und E.W . MORLEY mit einem speziell dafür entwickelten MICHELSON-Interferometer.
MICHELSON
(1852- 1931) führte sein berühmtes Experiment erstmals 1881 in Potsdam durch und wi ederholte es 1887 zusammen mit
s, Fernrohr
s
EDWARD W. MORL EY
(1831 - 1923) in Cleveland/Ohio. Lichtquelle Di e Apparatur war auf ei ner massiven Ste inpl atte aufg ebaut, di e in ei nem mit Qu ecks ilber gefüllten Trog schwamm . Dadurch so ll ten störende Schwingungen vermi ede n werden.
• Beim Drehen der An ordnung wurde ei ne Verschiebung d er In terferenzstreifen erwartet, so wi e sie in den Skizzen dargestellt ist. Sie trat aber bei keinem der Experimente auf.
Das von einer Lichtquelle ausgehende Licht wird durch einen halbdurchlässigen Spiegel S in zwei Antei le aufgespalten. Ein Anteil läuft zum Spiegel S" wird dort reflektiert und gelangt über den halbdurchlässigen Spiegel zum Fernrohr. Der andere An teil wird zum Sp iegel S2 reflektiert und gelangt dann zum Fernrohr. Dort kommt es zur Überlagerung der Anteile und damit aufgrund der vermuteten unterschiedlich langen Laufzeiten des Lichtes quer bzw. parallel zur Bewegung der Erde im Äther zu einer bestimmten Anordnung der Interferenzstreifen. Bei Drehung der gesamten Anordnung um 90° müsste sich die Lage der Interferenzstreifen ändern, da sich dam it auch die Lichtwege relati v zum Äther ändern würden . Das erwartete Ergebnis Nimmt man an, dass die Strecke SS , in Richtung der Erdbewegung liegt und sich di e Erde mit der Geschwindigkeit v (v 30 km . s- ') bewegt, dann erg eben sich für den Weg d = SS, f olg ende Laufzeiten für das Licht:
=
S ~
S,:
.-SL
c- v
.-SL
c+ v
Von d er k lassischen Physik zur Relativität sth eori e
Für Hin- und Rückweg parallel zu r Bewegungsricht ung der Erd e ergibt sich dann: t = t + t = ....sL + ....sL = 2d . _ _l _ (1) par par, 1 par, 2 c- v c+ v c 1 _ v2/ c2 parallel zur Erdbewegung
v
..
senkrecht zur Erdbewegung
V par, 1
=C -
v
Vpar, 2
= C+
v
c
v
c
Die Strecke d = SS 2 liegt dann senkrecht zur Richtung der Erdbewegung. Die Laufzeiten für das Licht sind bei Hin- und Rückweg gleich groß und betragen: __ d_ und damit für Hin- und Rückweg: t senkr, 1 = t senkr,
Jc2 _ v2
2d
t senkr = - ( .
~
(2)
429
• Die mehrfach verbessert e An o rdn un g von MICHELSON und M OR LEY war ein Musterbeispi el f ür gerät etechnische Präzisio n. Obwohl di e Laufzeitdifferenze n aufgrund der gegenüber der lichtgeschwindigkeit (300000 k~ ) kl eine n Erdg eschwind ig keit (30 k~ ) sehr geri ng w aren, hätte man noch ein e Laufzeitdiff erenz bestimm en könn en, die bei etw a 1 % der berechn et en Laufze itdifferenz lag .
Damit ergibt sich eine Laufzeitdifferenz, da t senkr < t pa r ist. Bei Drehung der Anordnung um 90 0 vert auschen sich die Wege und d ie Laufzeiten . Das müsste eine Verschiebung der Interferenzstreifen bewirken . Das experimentelle Ergebnis Zur Überraschung viel er Physiker zeigte es: Es t rat bei keinem der Versu che irgendeine Verschiebung der Interferenzstreifen auf. Ein Einfluss ei nes Äthers auf die Lichtgeschwindigkeit wurde nicht gefunden. Das negative Ergebnis war letztlich eine Bestätigung für die Konstanz der Lichtgeschwindigkeit. Mit dieser Annahme ist das experimentelle Erg ebnis widerspruchsfrei erkl ärbar. In unterschiedlich bewegten Systemen w ird stets der gleiche Wert für die Lichtgeschwindigkeit gemessen. Es gibt kein en bevorzugt en absoluten Raum .
Damit ergab sich ein fundamentaler Widerspruch zwischen Grund annah men der klassischen Physik (Existenz eines absoluten Raumes mit Äther) und einem experimentellen Ergebnis. Ob das beschriebene Experiment ein wesentlicher Ausgangspunkt für die Überlegungen von ALBE RT EINSTEIN bei der Formulierung seiner 1905 veröffentlichten speziell en Relativitätstheorie war, ist umstritten. Allerdings stellt er in den einl eitenden Worten zu seinem Werk "Zur Elektrodynamik bewegter Körper " fest: "Die mißlungenen Versuche, eine Bewegung der Erde relativ zum Lichtmedium zu konstatieren, führen zu der Vermutung, daß dem Begriff der absoluten Ruhe nicht nur in der Mech anik, sondern auch in der Elekt ro dynamik keine Eigenschaft en der Erscheinung entsprechen ... "
• Das Experim I1 l i ~ l ein w icht iger Beleg dafu r, d a5~ C'\ k(' if1l' 1l Athe. gibt. 1\11 (' Vl' . su h , ihn ')cl lw , wi ll , S illu CJ <' 11
r
111
Spezielle Relativitätstheorie
430
8.2
Grundaussagen der speziellen Relativitätstheorie
Die zwei Postulate von EINSTEIN
• Dargest ellt sind die Grundzüge der SRT in dem 1905 veröffentlichten Beitrag "Zur Elektrodynamik bewegter Kö rpe r" . Im gleichen Jahr veröffentlichte A . EINSTEIN zwe i weitere grundlegende Arb eiten, ei ne über die Photonenhypothese und ei ne über die ato mist ische Deutung der brownschen Bewegung, die d er Atomth eo ri e mit zum Durchbruch verh alf .
Die von ALBERT EINSTEIN (1879-1955) entwickelte spezielle Relati vitätstheorie, kurz auch als SRT bezeichnet, geht von zwei grundlegenden Postulaten aus, die relativ einfach erscheinen, aber Kernpunkte des bis dahin allgemein anerkannten physikalischen Weltb ildes berühren. Das erste Postulat ist das Relativitätsprinzip. Alle Inertialsysteme sind bezüglich physikalischer Gesetze gleichberechtigt. Die fundamentalen Naturgesetze gelten in jedem Inertialsystem in gleicher Weise. Mit der Gleichberechtigung aller Bezugssysteme ist die Vorstellung eines materiellen Äthers als Träger eines bevorzugten Bezugssystems, eines absoluten Raumes, unvereinbar. Das zweite Postulat ist das von der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit. Die Lichtgeschwindigkeit im Vakuum ist in allen Inertialsystemen stets gleich groß. Sie ist unabhängig vom Bewegungszustand der Lichtquelle und des Beobachters bei der Messung . Ihr Wert beträgt: c
J. C.
MAXWFlL
(1 83 1- 1879) stellte f est, dass für di e Vakuuml!chtgt schwindlgl«('lt gi lt : C= _
I_
./ra ' /' 0 ist die elektri sche Feldkonst ante, ).10 die magnetische Feld konstante ( / S. 211, 233).
Co
= 299792,485
km '" 300000 km 5
5
Aus der Konstanz der Vakuumlichtgeschwindigkeit ergibt sich, dass sie eine Grenzgeschwindigkeit für Körper und für Energieübertragungen, damit auch für Signalübertragungen, ist. Aus der Konstanz der Vakuumgeschwindigkeit folgt unmittelbar die Relativität des Begriffs der Gleichzeitigkeit . Dass Licht eine bestimmte Laufzeit hat, muss beim Vergleich verschiedener Uhren beachtet werden . EIN STEIN stell te sich Lichtuhren vor, die auf dem 2. Postulat beruhen . Eine Lichtuhr ist eine Röhre mit spiegelnden Enden, in der das Licht hinund herläuft. Die Laufzeit des Lichtes ist ein Maß für die Zeitdauer.
Lichtuhr
Auge
/
bei 1 m Entfernung Registri erung nach 3 ns
Hinweise zum Synchronisieren von Uhren sind /' S. 432 und auf der CD zu finden.
Ankunft bei 1 ns
Zum Durchlaufen einer Länge von 30 cm braucht das Licht bei einer Geschwindigkeit von 300000 k~ etwa 10- 9 s = 1 ns. Für das Auge zeigt die Uhr aufgrund der Lichtlaufzeit schon eine vergangene Zeit. Ereignisse erfolgen in einem Bezugssystem nur dann gleichzeitig, wenn Uhren in diesem Bezugssystem syn chron laufen, also die Messungen unter Beachtung der Lichtlaufzei ten erfolgen (/ S. 432).
431
Grundaussagen der speziellen Relativitätstheorie
Die lORENTz-Transformation Für die Beschreibung von Ereignissen von unterschiedlichen Inertialsyst emen aus ist in der kl assischen Physik die GALlLEI-Transformat ion ( / S. 426) anwendbar, wenn die Geschwindigkeit en vernachl ässigbar klein gegenüber der Lichtgeschwind igkeit sind. Bei größeren Geschwindigkeiten muss eine Transformation genutzt werden, die bereits 1895 von H.A . LOR ENTZ entwickelt wurde und deshalb die Bezeichnung lORENTZTransformation trägt. Die betreffenden Gleichungen geben den Zusammenhang zwischen den Koordinaten der Orts- und Zeitm essungen in zwei Inertialsystemen in mathematischer Form wieder. Wir gehen davon aus, dass sich das System S' g egenüber dem System S mit der Geschwindigkeit v in positiver x-Richtung bewegt.
• Der niederländische Physiker HENDRIK AN TON lORENTZ
(1853 - 1928) entwicke lte zu r klassischen Interpretat ion des
System 5
System 5
z
z'
MICHElSON-MoRLEY-
v
Experiments (/5 .428) di e genannten Gl eichungen.
y
x'
x
Die Gleichungen, die es in der SRT ermöglichen, die räumlichen und zeitlichen Koordinaten von einem Inertialsystem in ein anderes umzurechnen, werden als lORENTZ-Transformation bezeichnet.
= =
= =
Unter der Bed ingung, dass zum Zeitpunkt t t' 0 auch x x' 0 ist und sich die Systeme mit der Relativgeschwind igkeit v in x-Richt ung zueinander bewegen, gelten folgende Transformationsgleichungen:
• Umrechnung von 5 nach 5' x' = x~ = k (x - v · t )
Umrechnung von 5' nach 5 x=
xR' + V ~~'
Der Faktor k = _l_
= k (x ' + v · t' )
F; 1
1- -
i -~
( 2
wird als k-Faktor od ' I als LORfNT1 -F.lktOl b e ze ichn et (s. lI .). Für klein Gc\c hw lll digke i tcn (v ''' J C) ' h l d ie lOIH Nil rt.lIl~r()1 n1<1Ilon in dip GIIIIIII
y=y' z =z'
y' = y z ' =z
eR
t ' + X. x ' t = _ =(,=2=- = k(t' - x x') c2
t- X .x
k(t - (x2 x)
v- 1
cl
J1 - ~
TI.II1~follll"II()1l
5. 11 26) ,11)
' I.
vlc
0,01
0,1
0,2
0,4
0,6
0,8
0, 9
0, 99
k
1,000005
1,005
1,021
1,091
1,250
1, 667
2,294
7,089
432
Spezielle Relativitätstheorie
8.3
Relativistische Kinematik
• Information en zur kl assischen Kinemat ik sind / S. 56 ff. und / S. 424 zu find en.
Relativität der Gleichzeitigkeit Ob zwei räumlich getrennte Ereignisse gleichzeitig erfolgen hängt davon ab, wie man den Begriff der Gleichzeitigkeit fasst . EINSTEIN betrach tete dazu ein System S, in dem an verschiedenen Orten A und B ein Ereig nis vor sich geht.
y
System S
M
A
B
c
x
• Diese Definition der Gleichzeitigkeit kann man auch nutzen, um Uh ren zu synchronisieren. Zwe i Uhren werden dann gest art et, we nn Lichts ignale dort eintreffe n, die zu m g leich en Zeitpunkt vo n der Mitte zwischen den beid en Uhren ausgegang en sind . Be ide Uhren laufen dann synchron .
• Dargeste llt ist in den Sk izzen der Sachverhalt aus der Sicht eines Beobachters im System S.
Befindet sich ein Beobachter in C und geht von den Orten A und B gleichzeitig Licht aus, dann registriert der Beobachter in C das Licht von beiden Orten zum gleichen Zeitpunkt. Das gilt für alle Punkte die sich auf de r rot gezeichneten Linie befinden, da für diese Punkte die Laufzeiten für das Licht gleich groß sind. Man kann deshalb definieren:
Zwei Ereignisse an voneinander getrennten Orten erfolgen in einem Inertialsystem dann gleichzeitig, wenn sich das zur Zeit der Ereignisse ausgesendete Licht in der Mitte ihrer Verbindungslinie trifft. Betrachtet man di eselben Ereignisse von einem anderen Inertialsystem S' aus, das sich gegenüber dem System S bewegt, dann erfolgen die Ereignisse nicht gl eichzeitig. Das wird bei folgendem Gedankenexperiment deutlich, das auf A . EINSTE IN zurückgeht. Betrachtet wird die Bewegung eines sehr langen Zuges (System S'), der sich längs eines geraden Bahndammes (System S) mit hoher Geschwindigkeit bewegt. Von den Punkte n A und B wird gleichzeitig ein Lichtblitz ausgesendet.
Relativistische Kinematik
Für einen Beobachter, der sich am Punkt M im System S befindet, ergibt sich: - Der Lichtblitz von B erreicht den Punkt M' im System S' früher als der Lichtb litz von A (mittlere Skizze S. 432) - Zu einem späteren Zeitpunkt registriert der Beobachter in M beide Lichtblitze g leichzeitig. Dieser Sachverhalt wird Relativität der Gleichze itigke it genannt. Zwei Ereignisse, die in einem Inertialsystem S an verschiedenen Orten gleichzeitig stattfinden, erfolgen in einem dazu bewegten Inertialsystem S' nicht gleichzeitig.
Re lativität der Zeitmessung Die Relativität der Gleichzeitigkeit ist mit der Vorstellung einer absoluten Zeit nicht vereinbar. Damit entsteht die Frage, wovon die Zeitdauer eines Vorganges in einem Inertialsystem abhängig ist und ob sie sich verändert, wenn man den gleichen Vorgang von einem dazu bewegten Bezugssystem aus beschreibt. Die Zusammenhänge lassen sich mithilfe eines Gedankenexperiments mit Lichtuhren (/ S. 43 0) verdeutlichen. In einem ruhenden Inertialsystem S befinden sich zwei synchronisierte Lichtuhren A und B. In einem dazu bewegten Inertialsystem S' befindet sich eine Lichtuhr C, die sich mit hoher Geschwindigkeit an A und B vorbei bewegt. Wir betrachten drei verschiedene Positionen der sich bewegenden Uhr C.
ons (a)
System S mit den synchronisierten Uhren A und B
433
• Aus der Sicht ein ~ Beobachters im System S' stellt sich der Sachverhalt umg ekehrt dar: Ein Beobachter in M' registriert die Lichtblitze gleichzeitig und für M nicht gleichzeitig .
• Die Relativitat der Gleichzeitigkeit kann auch mithilfe der Lo RENTz-Transformation beschrieben werden .
• Als ruhend beze ichnet man ein Inertialsystem, in dem sich mindestens zwei synchronisierte Uhren befinden und das insofern gegenüber anderen Inertialsystemen ausgezeichnet ist.
•
o ns 1 ns
Zur Vereinfachung gehen wir bei dem Gedankenexpcl i me nt von folg end n Bedingung n aus: - Wenn sich di Lichtuhr < 11 f\ vorb eib w'C) t, werd n Ii ~Y " chron Id U f ' llc!l' ll Uhr n f\ IIlltl ß <Jl'
st, rl
l.
Whr nd d In , w g un g c! r l Uhr von f\ nm h ß Iduft das Li hl in d n Uhren A und B viermal hin und her.
Spezielle Relativitätstheorie
--------------------------------------
Von System S aus betrachtet ergibt sich : - In den synchronisierten Lichtuhren A und B läuft das Licht zweimal hin und her. Bei einer Länge der Lichtuhren von 30 cm entspricht das 4 ns. - In der bewegten Lichtuhr C verläuft das Licht schräg und hat einen wesentlich größeren Weg zurückzulegen. Es läuft in der Lichtuhr C im gleichen Zeitraum gerade einmal hin und her. Vom System S' aus betrachtet ergibt sich: - Das Licht läuft zwischen den beiden Spiegeln der Lichtuhr während der Bewegung von A nach B gerade einmal hin und her. Dieser an einem speziellen Beispiel dargestellte Zusammenhang gilt all gemein .
•
I
Di e Zeit, di e ein Beobachter in seinem Inertial system misst, ist die Eigenzeit.
• Abg eleitet ist die Bezeichnung Dil atation von dilator (I at.) = dehn en.
In seinem Ruhesystem dauert ein physikalischer Vorgang am kürzesten (Eigenzeit). Von einem dazu bewegten System aus wird die Zeitdauer des gle ichen Vorgangs größer gemessen . Die Erscheinung, dass für einen bewegten Beobachter die Zeit für einen ' Vorgang gedehnt erscheint, wird auch als Zeitdilatation bezeichnet. Der quantitative Zusammenhang lässt sich leicht herleiten, wenn man von Bild (c) auf S. 433 ausgeht und auf ein dort markiertes rechtwinkliges Dreieck den Satz des PYTHAGORAS anwendet.
= (v . ti + (c· t'i
(c· ti
Die Umstellung dieser Gleichung nach t ergibt die gesuchte Beziehung.
• Di e Beziehun g ka nn auch aus den LORENTZTransformationsgleichungen herg eleit et werden . Unter den angegebenen Bed ingungen gilt imm er t> t' und dam it auch ,M > LW Da die Zeit in relativ zueinander bewegt en Systemen unterschiedlich schnell verläuft, würd en auch Person en in so lchen Systemen verschiede n schne ll altern. Diese Erscheinung wird als Uhren paradoxon oder Zwillingsparadoxon bezeichnet.
Von jedem Inertialsystem aus erscheint die Zeitdauer für einen Vorgang in einem dazu bewegten Inertialsystem gedehnt. Für die Zeitdilatation gilt: t = t' . _
1_
~
,J 1-
= t' . k
~
t Zeit im Inertialsystem S c Lichtgeschwindigkeit t' Zeit im Inertialsystem S' v Relativgeschwindigkeit zwischen Sund S'
Wie groß wäre die Zeitdehnung, wenn sich eine Rakete mit Ionentriebwerk mit halber Lichtgeschwindigkeit bewegen würde? Analyse: Die Relativgeschwindigkeit des Bezugssystems beträgt v = ~c. Faktor der Zeitdehnung ist der Term, der auch als k-Faktor oder als LoRENTz-Faktor bezeichnet wird ( / S. 431). Sein Wert ist zu berechnen. Gesucht: Gegeben:
k
v = !2 c
Relativistisch e Kinematik
•
435
J
Lösung:
k
•
__ 1_
,i/
J1 - ~c2
k = __1 _
1
J1 - c
1
R
2
4c 2
JOjS
1,155
Bei v ist k = 1,005 . Be i " norma len" Geschw indigkeite n (Flug zeug, Auto) ist k vern achlässi gbar (/S.431).
Ergebnis: Bei einer Relativgeschwindigkeit, die gleich der halben Lichtgeschwindigkeit ist, beträgt der Faktor der Zeitdehnung 1,155. Die erste experimentelle Bestätigung des relati vistischen Effekts der Zeitdilatation mit Uhren erfo lgte 1971 durch die beiden amerikanischen Physiker JOSEPH C. HAFELE und RICHARD KEATING mithilfe von Atomuhren . 1985 wurden die Ergebnisse des HAFELE-KEATING-Experiments durch Experimente bei der D1 -Mission mit der Raumfähre " Challenger" bestätigt. Hier wurde der Gang von Atomuhren in der Raumfähre und auf der Erde miteinander verglichen. Eine weitere Bestätigung für den relati vistischen Effekt der Zeitdilatation ist der Zerfall von Myonen . •
Wie groß ist die mittlere Lebensdauer von Myonen für einen Beobachter auf der Erde? Analyse: Die Lebensdauer bezieht sich immer auf ein bestimmtes Bezugssystem . Für die angegebene Lebensdauer von 2,2 lls ist das die Eigenzeit in einem Bezugssystem, in dem das Myon ruht. Gegenüber einem erdgebundenen Beobachter bewegt es sich aber mit einer Geschwindigkeit von 0,9995 c. Der Beobachter registriert demzufolge eine andere mittlere Lebensdauer. Sie kann mithilfe der Glei chung für die Zeitdilatati on ermittelt werden . Gesucht: Gegeben:
i Eine ausführli che Darstellung dieses Experi ments ist unter dem Stichwort HAFELE- KEA · TING -Experiment auf der CD zu finden .
•l Myonen sind Elementarteilchen (/ S. 421). Sie sin d negativ geladen, insta bil und haben eine mittlere Lebensdauer von 2,2 f,1S. Sie bewegen sich näherungsweise m it lichtgeschwi nd igkeit (v = 0,999 5 cl.
L1t V
= 2,2 ps = 2,2 . 10- 6 s =0,9995c
L1 t
=
L1t'
Lösung:
• 6
2,2 . 10- s
J1- ( 0, 9995) 2
'" 69 . 10- 6 S
Ergebnis: In einem Bezugssystem, in dem ein irdischer Beobachter ruht, hat ein Myon eine mittlere Lebensdauer von etwa 69 ps. Dass ist etw a das 30-fache des Wertes in einem System, das sich mit 0,9995 c bew egt.
Das ge nannte Ergebnis wu rd in zwi s h n in v rschiedenen Experime nten mit ein er hohen Genaui gkeit bes tät igt.
I
436
Spezielle Relativitätstheorie
Relativität der längenmessung
In der klassischen Physi k ist die Länge eines Körpers und damit der Abstand zweier Punkte eine invariante Größe. In relativistischer Betrachtungsweise hängt aber die Länge ebenso wie die Zeit von der Bewegung des Bezugssystems ab. Wir betrachten dazu eine sehr schnell fliegende Rakete, die in A und B zwei synchronisierte Lichtuhren (/ S. 432) mitführt. Sie bewegt sich mit ho her Geschwindigkeit gegenüber einem System S, in dem sich eine Lichtuhr C befindet. In diesem System wird die Zeit gemessen.
•a Die Länge, die ein Beobachter in se in em Inertialsystem für eine ruhende Strecke misst, nennt man Eigenlänge .
B
a)
l'
~ ==b
c ~ System S
System S'
b)
System 5'
c!W
• a Abgeleit et ist diese Bezeichnun g von contrahere (Iat .) = verkürze n.
Die Zeit des Vorbeifluges wird in beiden Systemen gemessen. Für S' ergibt sich die Zeit Llt' und damit als Abstand AB = l' = c . Llt'. Für das System S ergibt die Zeitmessung aufgrund der Zeitdilatation (/ S. 434) die kürzere Zeit und damit auch einen kleineren Abstand L= c . Llt.
A
System S
In seinem Ruhesystem hat ein Körper die größte Länge (Eigenlänge) . In einem dazu bewegten System ist die Länge geringer. Dieser relativistische Effekt der Längenverkürzung wird als Längenkontraktion bezeichnet. Mit [' = c . Llt' und L = c . Llt ergibt sich als Verh ältnis der Längen :
1 =L........! = .4! l'
Mit
c . Ll t'
M= M' J1- ~
M'
L=l' ·.4!
oder
erhält man L= l'
M'
J1- ~ .
•
a
Unter den angegebenen Bedingung en gilt immer:
I< l' I' ist die Eigenlänge. Die Beziehung kann auch aus den LORENTZTransformationsgleichungen hergeleitet werden .
Für die Längenkontraktion gilt die Gleichung:
1= ['
l'
J1- ~c
2
= kt
Länge im Inertialsystem S Länge im Inertialsystem S'
c
v
Lichtgeschwindigkeit Relativgeschwindigkeit zwischen Sund S'
Wie die Zeitdilatation ist auch die Längenkontraktion vom k-Faktor (/ S. 431 ) abhängig . Sie ist demzufolge bei "normalen" Geschwindigkeiten vernachlässigbar klein , spielt aber z. B. bei der Bewegung von Elementarteilchen durch Atmosphäreschichten hindurch eine Rolle, wenn sich diese Elementarteilchen mit Geschwindigkeiten nahe der lichtgeschwindigkeit bewegen.
Relativistische Kinem atik
Raum und Zeit
•
In der klassischen Physik existi eren Raum und Zeit als absolute Größ en völlig unabhängig voneinander. Relativität von Zeit- und Läng enmessung belegen : Raum und Zeit sind untrennbar miteinander ve rbunden. So leitete H. MINKOWSKI am 21.9.1908 einen Vortrag mit folgenden Worten ein: "Meine Herren! Die Anschauung über Raum und Zeit, die ich ihnen entwickeln möchte, sind auf experimentell physikalischem Boden erwachsen. Darin liegt ihre Stärke. Ihre Tenden z ist eine radikale. Von Stund an sollen Raum für sich und Zeit für sich völlig zum Schatten herabsinken und nur noch eine Union der beiden soll Selbständigkeit bewahren ". In der speziellen Relativitätstheorie sind Raum und Zeit untrennbar miteinander verbunden . Man spricht deshalb auch von der RaumZeit.
Addition von Geschwindigkeiten
= u' + v
Eine Folgerung daraus ist, dass ein Körper jede beliebige Geschwindigkeit erreichen könnte. Das widerspricht aber der Tatsache, dass di e Vakuumlichtgeschwindigkeit eine Grenzgeschwindig keit ist. In der Relativitätst heorie ist deshalb das genannte Gesetz nicht anwendbar. Für die relativistische Addition von Geschwindigkeiten gilt: u u'
v
Geschwindigkeit im System 5 Geschwindigkeit im System 5' Relativgeschwindigkeit von 5 und 5'
Eine Rakete (5') bewegt sich mit 0,6 c in Richtung Erde (5) und schickt eine Sonde mit 0,5 c relativ zur Rakete in diese Richtung. In der klassischen Physik würde sich u = 1,1 c ergeben, also Überlichtgeschwindigkeit , die physikalisch nicht möglich ist. Die Geschwindigkeit muss relativistisch berechnet werden . Für die von der Erde aus gemessene Geschwindig ke it der Sonde ergibt sich : u =~
1 + !Lx
c2
Ocr deutsche M athematik er HERMANN M INKOWSK I (1 864 - 1909) wa r einer der Lehrer vo n A . EINSTEIN und brachte di e spezie ll e Relativität st heorie um 1908 in di e heute üb lich e mathem at ische Form . Die Begriffe Verg angenh eit, Gege nwart und Zuk unft lasse n sich m it hilfe eines Ereigniskege ls beschreiben.
•
In der klassischen Physi k (v « c) set zen sich die einzelnen Geschwindigkeiten additiv zusammen ( / S. 67 f.). Bei gl eicher Bewegungsricht ung gilt für die Beträge: u
437
0,6c + 0,5c 1 + 0,6c . 0,5 c
-...!.J...L 1 + 0, 30
c2
Die Sond e bewegt sich mit 0,79 c Richtung Erde.
= 0,79 c
u und u' sind die Geschwindig keite n eines Obj ekt es in d en Syst emen S u nd S', v d ie Relativg eschwindig ke it d er bei d en Syst eme zue ina nd er.
• Für kle ine Geschwin dig keit en ist u' ~ v vernachl äss igbar c kl ein . Damit g eht di e Gleichung in u =u ' + v über. Der relativisti sche Zu sam menh ang zwi schen den Geschw indig keit en kann auch aus den LOREN1LTI'i:lllsformiltiollsglei (hungen herg eleit et w erd en.
I
Spezielle Relativitätstheorie
438
Der optische DOPPLER-Effekt In der Akustik hängt die Tonhöhe und damit die Frequenz, die ein Beobachter registriert, von der Geschwindigkeit zwischen Tonquelle und Beobachter ab (akustischer DOPPLER-Effekt, /' S. 144). Eine analoge Erscheinung tritt auf, wenn sich eine Lichtquelle mit hoher Geschwindigkeit von einem Beobachter entfernt, wie das z. B. zwischen Beobachtern auf der Erde und Galaxien der Fall ist. Dieser Effekt wird als optischer oder relativistischer DOPPLER-Effekt bezeichnet.
c Sendet eine Quelle Licht aus und entfernt sie sich mit der Geschwin digkeit vvom Empfänger, so ist die empfangene Frequenz kleiner als die von der Quelle ausgehende Frequenz. Es gilt: Entd eckt wurd e di e Verschi ebung von Spektra llin ie n in Rich tung Rot im Jahr 1929 durch den ameri ka nisch en Astronom en
fE fQ v c
vom Empfänger registrierte Frequenz von der Quelle abgegebene Frequenz Relativgeschwindigkeit Quelle-Empfänger Lichtgeschwindigkeit
EDWIN POWELL HU BBLE
(1889- 1953) bei der Untersu chung des Spektrum s von Galaxien.
Setzt man statt der Frequenz die Wellenlänge ein (A = elf), dann erhält man die Beziehung
Die beim Empfänger ankommenden Wellen haben eine kleinere Frequenz und damit eine größere Wellenlänge als die, die von der Quelle ausgesandt wurden. Da eine größere Wellenlänge eine Verschiebung der Lichtfarbe in Richtung Rot bedeutet, wird dieser Effekt als Rotverschiebung bezeichnet. Als Linienverschiebung im Spektrum ergibt sich
• Die 1963 entd eckt en Quasare se nd en eine st arke Radiostrahlung aus. Es sind w ahrsch-einli ch se hr aktive Kern e jung er Galaxie n. Im Jahre 2000 wurd e ein Quasa r mit = 5,8 entdeckt .
dA
J 1 +V/ c _ 1
I;
J l - V/ C
(1)
Die Linienverschiebung lässt sich messen, wenn man eine bestimmte Spektrallinie auf der Erde mit derjenigen vergleicht, die man aus der Analyse des Spektrums einer Galaxie gewonnen hat. Bei den entferntesten, optisch noch nachweisbaren Galaxien beträgt ,1NA '" 0,7 . Aus der Umstellung der Gleichung (1) ergibt sich als Fluchtgeschwin digkeit v:
v = ( LI AI A.Q + 1 ) 2 - 1 . e (dAlAQ + 1) 2 + 1
v
= (0,7 + 1) 2 - 1 . C = 0,49 e ( 0,7
+ 1) 2+ 1
4}
Die Fluchtgeschwindigkeit dieser Galaxien ist etwa gleich der halben Lichtgeschwindigkeit. Die entfernt esten Quasare weisen eine Rotverschiebung von etwa ,1N A'" 5 auf. Das entspricht einer Fluchtgeschwindigkeit von et wa 95 % der Lichtgeschwindigkeit.
Relativistische Dynamik
8.4
439
Relativistische Dynamik
i
Relativität der Masse In der klassischen Physik ist die Masse als Maß für die Trägheit und die Schwere eines Körpers definiert. Sie wird als konstant angesehen . Für ein abgeschlossenes System gilt der Satz von der Erhaltung der Masse . Diese Aussagen gelten uneingeschränkt für einen Beobachter in einem Inertialsystem mit Körpern, die sich gegenüber dem Beobachter mit Geschwindigkeiten bewegen, die klein gegenüber der Lichtgeschwindigkeit sind.
Die Masse eines Körpers oder Teilchens, die ein Beobachter registriert, der sich in einem Inertialsystem gegenüber den Körpern oder Teilchen in Ruhe befindet, wird als Ruhemasse mo bezeichnet.
Bereits 1904 berech nete der österre ich ische Physik er FRIEDRICH HASENÖHRl (1874- 1915), dass der elektromagnetischen Feldenergie eine Trägheit von f/c 2 entspricht. Wichtig e Vorarbeiten leistete auch de r französische Ma th ematiker und Phys iker JUlES HENRI POINCARE (1854-19 12).
Werden aber z. B. Elektronen durch elektrische Felder auf höhere Geschwindigkeiten gebracht, dann zeigt sich, dass die Masse nicht konstant ist, sondern mit der Geschwindigkeit zunimmt.
•
I
Bei den im Alltag auftretenden Geschwindigkeiten ist die Massezunahme vernachlässigbar. Selbst bei 1/10 der lichtgeschwindigkeit vergröße rt sich die Masse nur um den Faktor 1,005 ( / k-Faktor S. 431), also um 0,5 %.
i Die Masse eines Körpers oder Teilchens nimmt mit seiner Geschwindigkeit zu. Allgemein gilt: m = ~ = k · mo
10 1- -
2
c2
m
Masse des bewegten Körpers oder Teilchens mo Ruhemasse v Geschwindigkeit
Die Masse m eines bewegten Körpers oder Teilchens wird im Untersch ied zur Ruhemasse auch als relativistische Masse oder als dynamische Masse bezeichnet.
Der Zusammenhang zwischen Masse und Geschwindigkcit kann mithilfe des Impulserhaltungssatzcs hergeleitet werden . Experim entell wu rd e di e Vergrößerung der M asse mit der Geschwindigkeit erstmals 1909/1910durch die Physiker KAUFMANN und BUCH ERER bei Elektronen nachgewiesen.
440
----------------
Spezielle Relativitätstheorie
-------
Wie schnell müsste sich ein Körper bewegen, damit seine Masse doppelt so groß wie die Ruhemasse wird?
Gesucht: Gegeben:
• In den meist en Fä ll en ist es ausreich end, m it dem gerund et en Wert c = 300000 km/s = 3 · lOB m/s zu rec hnen.
v m c
= 2 mo = 3 · 108 !:!}s
Lösung: Die Umstellung der Gleichung m
J
o m v
2
nach vergibt:
1 -~
Ergeb nis: Damit die Masse eines Körpers doppelt so groß wie seine Ruhemasse ist, müsste er sich mit einer Geschwindigkeit von etwa 260000 km/s bewegen . Das sind ca. 87 % der Vakuumlichtgeschwindigkeit.
Die relativistische Massezunahme spielt in der Physik vor allem bei Teilchenbeschleunigern eine Rolle. In solchen Beschleunigern werden Elementarteilchen, z. B. Elektronen oder Protonen, nahezu auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigt. Um die Teilchen durch Magnetfelder auf eine Kreisbahn zu zwingen, sind aufgrund der relativistischen Masse entsprechend starke Magnetfelder erforderlich.
• Schon bei einer Beschl eunigung durch ein e Spannung von 10000 V erreichen El ektron en ca. 20 % der lichtgeschwindigkeit . In Be
Äquivalenz von Masse und Energie In einer grundlegenden Arbeit, die ALBERT EINSTEIN (1879 - 1955) 1905 unter dem Titel" Ist die Trägheit eines Körpers von seinem Energiegehalt abhängig" veröffentlichte, stellte er fest: "Die Masse eines Körpers ist ein Maß für dessen Energ iegehalt". Er traf dort die fundamentale Feststellung:
• Diese Gleichung ist die wahrscheinlich bekannteste physika lische Gleichung. Sie hat fundamentale Bedeutung .
Die Gesamtenergie eines Körpers und seine dynamische Masse sind zueinander proportional. Masse und Energie sind äquivalent. Es gilt:
E =m · c2
E m c
Gesamtenergie eines Körpers Masse des Körpers Vakuumlichtgeschwindigkeit
441
Relativistische Dynamik
Äquivalenz von Energie und Masse bedeutet, dass jeder Form von Energie eine Masse zuzuordnen ist und umgekehrt jeder Masse eine En ergi e zugeordnet werden kann . Daraus ergibt sich: - In jedem abgeschlossenen System ist die Erhaltung der Energie gleichbedeutend mit der Erhaltung der Masse. In relati vistischer Betrach tungsweise umfasst somit der allgemeine Energieerhaltungssatz den Satz von der Erhaltung der Masse. Dieser wiederum wäre einem Satz von der Erhaltung der dynamischen Masse äquivalent. In der Physik ist es aber üblich, den Energieerhaltungssatz in den Vo rdergrund zu steI len. - Der Zusammenhang zwischen Energ ie und Masse ist nicht auf mechanische Vo rgänge beschränkt, sondern gilt für beliebige Vorg änge in der Makrophysik und in der Mikrophysik. Wird ' einem Körper Wärm e E, < zugeführt, so erhöht sich seine thermische Energie. Das führt zu einem entsprechen den Zuwachs an Masse. Wird z. B. 1 Liter Wasser von 20 oe auf 100 oe erhitzt, so muss ihm eine Energie von 335 kJ zugeführt werden. Das entspricht einer Masse von L1m = ~ "" 3,7 . 10- 12 kg. Abkühlu~g eines Körpers bedeutet Verringerung seiner Energie und damit Verkleinerung der dazu äquivalenten Masse. Die Sonne gibt Energie in Form von Strahlung an ihre Umgebung ab. Ihre Leuchtkraft beträgt 3,8 . 10 26 W. In jeder Sekunde verschmelzen 567 Mio. Tonnen W asserstoff zu 562,8 Mio. Tonnen Helium. Der Massendefekt beträgt in jeder Sekunde 4,2 Mio. Tonnen. Dem entspricht eine Energie von 3,8 . 1026 J. Bei der Kernspaltung haben die Bruchstücke zusammen eine kleinere Masse als der ursprüngliche Kern . Dem Massendefekt äquivalent ist die kinet ische Energie der Bruchstücke. - Ein ruhender Körper mit bestimmter Masse besitzt aufgrund der Beziehung E m . c2 eine bestimmte Energie. Analog zur Ruhemasse mo wird diese Energie als Ruheenergie bezeichnet. Es gilt:
=
In der klassische n Physik gi bt es dagegen zw ei von ein ander unabhängige Erhaltung ssät ze, den Energieerhaltungssatz und den Satz von der Erhaltung der Masse.
• Im A llt ag spi elen sol ch e Veränderungen der M asse keine Roll e. Sie bleiben unbemerkt .
Die St rahlung sleistung ein es Sterns wird al s Leuchtkraft bezeichn et.
• Der Verlust an M asse, der bei verschi edenen Vorg ängen auftritt. wird in der Physik als MasscndC'fC'kt b ze ichnet. Dieser M assendef ekt best imm t di e Energ i bil an7 bei KCIIlSP,llllll1CJ und KNl1fll~lon . ab r auch bei der P.hll 'CI str<1hlung un d der P,hll bilduny .
Spezielle Relativitätstheorie
- Ein bewegter Körper verändert mit der Geschwindigkeit seine Masse und damit seine Energie. Der Energiezuwachs beträgt /JE =/Jm . ( 2. Die relativistische kinetische Energie ergibt sich dann als:
Ekio
=(m -
mo)e'
=mo · e'[Jl~~ -,]
Zusammenfassend gilt für die verschiedenen Energien:
• Statt von rel ativi sti scher kin etisch er Energie spricht man meist einfach von kinetischer Energie Dabei ist zu bea chten: Di e kin eti sche En ergi e in der Rel ativität sth eori e ist nicht gl eich der kineti sch en Energie in der kl ass ischen Physi k (/ S. 86).
In der speziellen Relativitätstheorie ist zu unterscheiden zwischen
=
der Ruheenergie Eo mo . c 2, der relativistischen kinetischen Energie
=
Eki n (m - mo) c2 und der Gesamtenergie E =~ · c2 .
= Eo +
Ekin
=m
. c2
J1 - ~( 2
Die relativistische kinetische Energie vergrößert sich mit der Geschwindigkeit, so wie es unten dargestellt ist.
Wie groß ist die Gesamtenergie eines Elektrons, das sich mit 90 % der Lichtgeschwindigkeit bewegt? Wie groß ist der Anteil der kinetisch en Energie? Analyse: Bei der angegebenen Geschwindigkeit muss eine relativistische Betrachtungswei se erfolgen . Es müssen Ruheenergie und relativistische kinetische Energie einbezogen werden. Gesucht: Gegeben:
E
mo
= 9,109'
10- 31 kg
c
= 3 . 108
!!!
v
= 0,9 · 3 . 108
s
!!! s
Relativistische Dynamik
R
443
L6sung: 2 mo Für die Gesamtenergie erhält man E = .(
1-~
Damit erhält man: 9,109· kg . (3 . 108 )2 m 2
E
1031 . S2
E
Di e Gesa mtenerg ie ist gle ich der Summ e aus der Ruh ee nerg ie und der relat ivisti schen kin et ischen En ergi e:
(2
8 1 _ ( 0,9 .3. 10 )2 3.10 8
E = Eo + Ekin
= 1,88· 10- 13 J
Der Anteil der kinetischen Energie kan n z. B. so ermittelt werden, dass man die Ruheenergie berechnet und die Differenz bildet. Als Ruheenergie für ein Elektron erhält man:
Eo = mo . c2 Eo = 9,109 . 10- 31 kg . (3 . 108 ~
) 2 ""
8,2 . 10- 14 J
Demzufolge hat die kinetische Energie den Wert 10,6 . 10- 14 J. Ergebnis: Die Gesamtenergie eines Elektrons, das sich mit 90 % der Lichtgeschwindigkeit bewegt, beträgt 1,88 . 10- 13 J oder 1,17 MeV. Davon beträgt der Anteil der relativistischen kinetischen Energie ca. 57 %.
.. Für di e Einheiten gilt: 1 eV = 1,602 . 10- 19 J
- Objekten, die keine Ruhemasse haben (Photonen, Neutrinos), kann eine Masse zugeordnet werden, die man auch als Impulsmasse bezeichnet . •
Photonen haben eine Energie von 1,89 eV. Wie groß ist ihre Impulsmasse? Analyse: Genutzt werden zur Berechnung kann die Gleichung E =m . c2 .
Gesucht: Gegeben:
m
E = 1,89 eV = 1,89 . 1,602.10- 19 J c = 3· 108 !!! s
•..
Für die Einheite n gilt: 1 eV = 1,602 . 10- 19 J 1J = 1 ~ 52
L6sung: E
m
~
m
1,89 ' 1,602 J 10 19 . (3 . 10 8 !!! ) 2 S
m
= 3,36 ' 10- 36 kg
Ergebnis: Einem Photon mit einer Energie von 1,89 eV kann ei ne Masse von 3,36 . 10- 36 kg zugeordnet werden.
Spezielle Relativitätstheorie
Der relativistische Impuls In der klassischen Physik ist der Impuls als Produkt aus konstanter Masse und Geschwindigkeit definiert:
p = m· v Für die Kraft gilt auch in der Rel ativitätstheorie:
•
Mit der relativistischen Deutung der Masse (/ S. 439) ist es auch möglich, den relativistischen Impuls zu definieren. Der relativistische Impuls kann berechnet werden mit der Gleichung :
mo Ruhemasse
c
v
k
Geschwindigkeit
Lichtgeschwindigkeit k-Faktor
Erhaltungssätze in der Relativitätstheorie
Erhaltungssätze der klassischen Physik sind der Energieerhaltungssatz ( /5.84), der Satz von der Erhaltung der Masse, der Impulserhaltungssatz (/ S. 106) und der Drehimpulserh
Erhaltungssätze als grundlegende Erfahrungssätze müssen insbesondere aufgrund der Äquivalenz von Energie und Masse für die spezielle Relativitätstheor ie neu gefasst bzw. in ihren Formulierungen der Theorie angepasst werden. Wegen der Äquivalenz von Masse und Energie sind die Gesetze von der Erhaltung der Energie und der Erhaltung der (dynamischen) Masse gleichwertig. Masse und Energie sind zwei verschiedene Erscheinungsformen der Materie, die ineinander umwandelbar sind. Deshalb kann man beide Erhaltun gssätze zusammenfassen . In einem abgeschlossenen physikalischen System ist die Gesamtenergie konstant. Es gilt:
E = E, + E2 + ... + En = konst.
E Ei
Gesamtenergie Energie der einzelnen Objekte
Impulserhaltungssatz und Drehimpulserhaltungssatz gelten auch in der speziellen Relativitätstheorie. Es ist aber zu beachten, dass die Masse von der Geschwindigkeit abhängt .
• Rel ati visti scher Impuls und relat ivisti sche Energie sind fol gendermaßen miteinander verknüpft: p 2 . c2
= E2 _
In einem abgeschlossenen physikalischen System ist der Gesamtimpuls konstant. Es gilt: n
P=
n
LPi= L ;=,
mo j
' ;:
konstant
;=, J1- ['2
E0 2
Damit sind auch Energie und Impuls miteinander verknüpft.
P Pi
Gesamtimpuls
Vi
Impulse der einzelnen Objekte
mo, i Ruhemassen der einzelnen
Geschwindigkeiten Objekte
In analoger Weise kann auch der Drehimpulserhaltun gssatz ( / S. 114) allgemeingültig formuliert werden.
445
Hinweise zur allgemeinen Relativitätstheorie
---------------------8.5
Hinweise zur allgemeinen Relativitätstheorie
• Wie jede physikalische Theorie besitzt auch die spezielle Relativitätstheorie einen bestimmten Gültigkeitsbereich: Alle Betrachtungen beziehen sich auf Inertialsysteme. Beschleunigte Bezugssysteme werden nicht betrachtet. Der Einfluss der Gravitation (/ S. 115 ff.) auf Vorg änge wird ausgeblendet. Seit 1907 arbeitete A. EINSTEIN an einer Verallgemeinerung seiner speziel len Relativitätstheorie. In Zusammenfassung seiner langjährigen Untersuchungen zu Trägheit und Gravitation veröffentlichte er 1916 die Arbeit "Die Grund lage der allgemeinen Relativitätstheorie" . EINSTEIN ging dabei von zwei grundlegenden Prinzipien aus: Äquivalenzprinzip: In hinreichend kleinen Raum-Zeit-Gebieten lassen sich Trägheit und Schwere experimentell nicht voneinander unterscheiden. In einem abgeschlossenen Kasten befindet sich ein Beobachter sowie ein Federkraftmesser, an dem ein Massestück befestigt ist. Der Beobachter kann nicht unterscheiden, ob die Auslenkung der Feder durch eine Gravitationskraft (Schwere) oder durch eine beschleunigte Bewegung des Kastens (Trägheit) zustande kommt. Allgemeines Relativitätsprinzip: Alle Naturgesetze lassen sich so formulieren, dass sie in allen lokalen Bezugssystemen (also auch in beschleunigten oder einem Gravitationsfeld ausgesetzten) gleich lauten. EINSTEIN selbst nannte zunächst drei astronomische Erscheinungen, an denen sich die Gültigkeit der neuen Theorie nachweisen ließ: Der erste Effekt ist die Periheldrehung des Merkurs. Das Perihel ist der sonnennächste Punkt auf der ellipti schen Bahn eines Planeten . Es war schon seit langem bekannt, dass sich das Perihel des Planeten Merkur im Laufe eines Jahrhunderts um etwa 43 Bogensekunden mehr verschiebt, als es nach dem Gravitationsgesetz erfolgen müsste. Mithilfe der allgemeinen Relativitätstheorie konnte die Periheldrehung des Merkurs erklärt werden .
J8 7.
1916.
ANNALEN DER PHYSIK. VIERTE FOLGE. BAND 49. I. Die GMmdlage der allgemttnen RelaUtrltautheoNe; von A . E (n8l e(n.
Dit' ;'11 D.cl,rol~(·DlI.n da rs()rlE' n()ti~E'D mß tlU'mo tiscbl:D Hill.s· miLl('llaSfD fE'r ti ~ brrl',1 In den, "sbsolu1rn niff ('r€'n tjalka l ~W" . wclclX'r Bul dpn }o"olsehun~('n \'on Gauss. Ricmlliln und Ch",to ll. 1 über nicbteuklidisc he ) !anllls fnitigkeil"n ruht und \'on Ricel und Le\,j·CI \·it a In pin SYlitezn gebracht. und !:>rrfi t! auf Prot"lE'nH~ tlt'r thro r<>tischc·n Physi k angc"tlodt' L 'III'urtlti'. l eb ha~ im :\ bsehJll tt B df'r \'orhl'Sl'odco Abhllml. lunS' nlle fUr uns noti~f'D, lx11 dem Pby~ik{'r lJicht. ls lJ...kunnl \·oraus.zu!:!,t Zt'nu('1l 011.1.111('01:1 1i~rh('n H,U~l1l1 ll (' 1 in n l ~hrl l!' l "in(nclll'r und du rchsichtl~t'r WI·i~ c ('n t " leLf-ll , ltO daU (In St udium IlItl t ilenl& t i ~ c1J('f Litl-I tul (ur da:- \"' I ~ l alldIJl !l Ih.r ~'nrl l('l;l'n,ll'n AbI! nulun~ ni('ht \'rforc.J,·r!J(,: h 1", 1, EndlIc h . " !in tlu'scr Sttlle lhll1kb.'U lII{·in ...~ Fn·undt"" , d ·~ . 1"lJluli tI~/r. GroloSlI1 on , SeOac!JI , der 'llir llurcli :-t,illt' Ifllfi: IItl'ltl IIUf das Slu..JiulII d(·r ('m\'C'hJ ..~I~\'[l nHll) u: mol 1illfl._u LIt\'I" tUI I t "prtrtt-, sOndt111 nlieh D.u('1! Ik' lfll , u('hl.:n nach 111' 11 rdtl ~ldC' t.W .. ~f'n .Jer Gr&\i l ~tion lInt,' I:- lullh'.
Ebenso wi e die spezielle Relativitatstheorie ist auch di e allgemeine Relativitätstheorie grundlegend für das physikalische Weltbild . EINSTEIN ging es mit seiner Theorie wie vielen Erfindern und Entdeckern: "Die allgemeine Relativitätstheorie wurde in ihrer frühen Entwick lungsphase von den zeitgenössischen Physikern völlig ignoriert, wenig verstanden und von niemandem anerkannt". (LEOPOLD INFELD, Erin nerung en an EI NSTEIN)
446
Spezielle Relativitätstheorie
Der zweite Effekt ist die Krümmung von Lichtstrahlen, die von Sternen ausgehen, im Schwerefeld der Sonne.
Weg des Lichtes
Stern
Beobachter auf der Erde
i Die Bestätigung dieser Vorhersage erregte großes Aufsehen und trug entsche idend zum Weltruhm A. EINSTEINS bei.
In zwi sch en kennt man ei ne Reih e kosmischer Obj ekte, die nachweisbar als Gravitationslinsen wirken.
EINSTEIN berechnete eine maximale Ablenkung von 1,7 Bogensekunden. 1919 wurde der Effekt von einer englischen Sonnenfinsternis-Expedition unter Leitung des Astrophysikers EDDINGTON erstmals bestätigt. Eine Bestätigung für die Ablenkung von Licht durch eine große Masse sind die 1979 entdeckten Gravitationslinsen. Das sind massereiche Objekte (z. B. Galaxien), die das Licht eines dahinter befindlichen Objektes ablenken und dadurch Mehrfachbilder oder ringförmige Strukturen hervorrufen. So wirkt z. B. der ext rem massereiche Galaxienhaufen ABELL 2218 als Gravitationslinse für Objekte, die sich von der Erde aus betrachtet hinter ihm befinden . Dadurch kommen die ringförmigen Strukturen zu stande, die auf dem Bild zu erkennen sind.
i Die Existenz von schwarzen Löch ern lässt sich nur indirekt belegen, z. B. dadurch, dass ein anderes kosmisches Obj ekt verschwindet.
• Inzwischen gibt es auch Belege für die Existenz von Gravitationswellen.
Ein w eiterer Beleg für den genannten Effekt ist die Existenz schwarzer Löcher. Das sind extrem massereiche Gebilde, deren Gravitationswirkung so groß ist, dass Licht den betreffenden Bereich nicht verlassen kann. Auch im Zentrum unserer Galaxis, dem Milchstraßensystem, wird ein solches schwarzes Loch vermut et. Der dritte Effekt, den EI NSTEIN nannte, ist die relativistische Rotverschiebung. Auch dieser Effekt ist inzwischen nachgewiesen. So wurde z. B. eine solche relativistische Rotverschiebung bei einem weißen Zwerg (etwa erdgroße Sterne mit einer Dichte von 10 5 bis 106 g/cm 3) gefunden . Im Unterschied zur speziellen Relativitätstheorie hat die allgemeine Relativitätstheorie noch keine direkten Auswirkungen auf unser Leben . Ihre Bedeutung liegt auch nicht in den genannten Effekten, sondern in der Vereinfachung der theoretischen Grundlagen der gesamten Physik und in der Vertiefung des Verständnisses der uns umgebenden Welt.
AUSBLICK AUF WEITERE TEILGEBIETE ~ER PHYSIK
9
Ausblick auf weitere Teilgebiete der Physik
----------------------------
Ausblick auf weitere Teilgebiete der Physik
• Informationen zu einigen speziellen Themen sind auf der CD zu finden .
• Die newtonsche Mechanik ist ein Spez ialfall der Relativitäts theorie, die Weilenoptik ein Sonderfa ll elektromagnetischer We llen .
• Auch die M agnethüll e der Erde, die M ag netosphäre, gehört zur Geosphäre .
Die Physik ist eine lebendige, ständig voranstrebende Wissenschaft. Untersucht man ihre historische Entwicklung, so fällt ein scheinbarer Gegensatz ganz besonders ins Auge: Einerseits bildeten sich in dem Maße, in dem man immer neue Eigenschaften der Materie untersuchte, auch immer neue Teilgebiete der Physik heraus. Andererseits zeigte sich dabei vielfach, dass ältere, zunächst eigenständige physikalische Teilgebiete in Wahrheit auf identischen oder ähnlichen Grundlagen beruhen und deshalb gar nicht unabhängig voneinander sind. Während im 20. Jahrhundert die Quantenphysik und die Atom- und Kernphysik als "modern" galten, zählen zu dieser Kategorie heute etwa die Festkörperphysik, die Biophysik oder die Elementarteilchenphysik. Nachfolgend werden einige Teilgebiete der Physik überblicksartig vorgestellt. Die Geophysik In der Geophysik befasst man sich mit dem Planeten Erde, seiner Entwicklung, seinen physikalischen Eigenschaften und den vielfältigen Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Teilen der Erde. Dabei werden hauptsächlich drei Systeme unterschieden: die Atmosphäre, die Hydrosphäre und der Erdkörper, die zusammen zur Geosphäre gehören.
Physik der Atmosphäre
Physik der Hydrosphäre
Physik des Erdkörpers
Untersuchung
Untersuchung
Untersuchung
- physikalischer Prozesse bei der Wetter- und Klimabildung - der Möglichkeiten zur Wettervorhersage - der Vorg änge in der Hochatmosph äre
- der physikalischen Eigenschaften des Meerwassers - ozeanischer Strömungen und Wellen - des Wärmehaushaltes der Meere - des Grundwassers
- des Aufbaus der Erde, der Erdform und der Erdrotation, - der Verteilung der chemi schen Elemente in der Erde, der Plattentektonik, - der Erdbeben und Vulkane - des Erdmagnetfeldes
verursachte Emission von Treibhausgasen verändert das Weltklima.
Für die Ausbreitung und Entstehung von Flutwellen lassen sich physikalische Gleichungen formulieren.
1
Ein zentrales Problem der Physik des Erdkörpers ist die Vorhersage von Erdbeben oder Vulkanausbrüchen.
Ausblick auf weitere Teilgebiete der Physik
449
J
Physik der kosmischen Strukturen Während man in der klassischen Astronomie nur die Bewegungen und die Positionen der Himmelskörpers studiert, lassen sich durch die Anwendung physikalischer Untersuchungsmethoden auf die Himmelskörper und die von ihnen ausgehende Strahlung Aussagen zur Entwicklung, zu den Eigenschaften und zum Aufbau der kosmischen Objekte und des ganzen Universums treffen. Astrophysik
Kosmogonie
Kosmologie
Untersuchung
Untersuchung
Untersuchung
- der physikalischen Eigen schaften, - der Zustände, - der chemischen Zusam mensetzung von kosmi schen Objekten und Systemen
- der Entstehung, - der Entwicklung einzelner Himmelskörper sowie von Systemen aus Himmelskörpern
- der Entstehung, - der Entwicklung des Weltalls in seiner Gesamtheit
Durch die Anwendung spezieller Filter werden Vorgänge auf der Sonnenoberfl äche in einzelnen Wellenlängen bereichen untersucht. Dabei erkennt man explosionsartige Bewegungsprozesse (Flares, Protuberanzen) .
Im Orionnebel werden Staubscheiben um junge Sterne beobachtet. In einigen dieser Staubsche iben bilden sich wahrscheinlich Planeten. Das Foto zeigt eine Aufnahme des HUBBLE-Weltraumteleskops.
Die Stern systeme ordnen sich haufen-, waben- und zelle nförmig im Universum an. Ei n Hauptproblem der Kosmologie ist, diese Str ukturbildung zu erklären. Das Foto zeigt einen Galaxienhaufen, der die Bezeichnung Stephans Quintett trägt.
Die Festkörperphysik Noch vor 100 Jahren waren Festkörper nur als Werk- und Baustoffe von Bedeutung. Man interessierte sich daher hauptsächlich für ihre Härte, ihre Bruch - und Biegefestigkeit oder ihre thermischen Eigenschaften . Heute hat die Physik der Festkörper ei ne solche Bedeutung erlangt, da ss man sie als eigenständiges Teilgeb iet ansehen darf. Innerhalb dieses Teil gebietes existieren versch iedene Arbeitsbereiche, die aber nicht streng voneinander getrennt sind. Nachfolgend sind nur einige Beispiele angegeben .
Ent scheidend rür di Entwi cklu nc dCI r c~ tkorp c l phY ~ lk war di c Hcrsl Il ung nc u r M aLeri li c n und d ic Nutzun g n u ntdcckt c r Festkorp erph änom ene.
Ausblick auf weitere Teilgebiete der Physik
450
Physik der festkörperstrukturen
Halbleiterphysik
Physik der Supraleitung
Untersuchung
Untersuchung
Untersuchung
- des Aufbaus und der Oberfläche, - der mechanischen, optischen, elektrischen und magnetischen Eigenschaften, - der Wärmeleitfähigkeit fester Körper.
- der elektrischen Leitfähigkeit und ihrer Veränderung durch Dotierung, - der Wechselwirkung von Halbleitern mit elektromagnetischen Feldern oder anderen physikalischen Einflussfaktoren, - der Entwicklung neuartiger Halbleiterbauelemente für die Elektronik.
- der elektrischen und der magnetischen Eigenschaften von Festkörpern, die bei meist niedrigen Tem peraturen ihren elektrischen Widerstand verlieren und ein Magnetfeld aus ihrem Inneren herausdrängen (/ S. 266) .
Spezielle polymere Stoffe ändern ihre farbe unter dem Einfluss von Druck- und Zugkräften oder bei Temperaturwechsel. Dies nutzt man zur Konstruktion einfacher Messgeräte .
Die Entwicklung hochintegrierter Schaltkreise beruht auf den Erkenntnissen der Halbleiterphysik. Das Bild zeigt einen Chip in vielfacher Vergrößerung.
Man kennt heute Stoffe, die bei 130 K supralei tend werden. Kann man Werkstoffe entwickeln, die bei noch höheren Temperaturen supralei t end sind? Dann könnte man einfache verlustlose Stromleitungen bauen .
• Ein spezi eller Bereich ist die Nanotechnologie, bei der Objekte im atomaren Bereich gezielt verändert werden können . Innerhalb der Nanotechnologie dürften die bisherigen Grenzen zwischen der Atom -, Molekül- und Festkörperphysik zumindest teilweise aufgehoben werd en.
Ein wichtiger Forschungsbereich ist die nichtlineare Physik. Ihr kommt unter allen physikalischen Teilgebieten eine besondere Stellung zu, denn bei ihr handelt es sich nicht um ein gesondertes Arbeitsgebiet. Die Erkenntnisse der nichtlinearen Physik kommen in allen anderen physikali schen Teilgebieten zur Anwendung . In der nichtlinearen Physik werden so genannte Rückkopplungssysteme untersucht, die unter gewissen Voraussetzungen ein komplexes zeitliches Verhalten aufweisen und dann sehr empfindlich auf äußere Störungen reagieren. In der Alltagswelt gibt es überraschend viele Systeme, die sich nichtlinear verhalten, beispielsweise die Erdatmosphäre, turbulente Strömungen von Gasen oder Flüssigkeiten oder biologische Systeme. Mithilfe der nichtlinearen Physik kann man Modelle erstellen, die einerseits die Bil dung geordneter Strukturen in der Natur erklären und andererseits den Übergang von geordneten hin zu chaotischem Verhalten beschreiben .
ANHANG
A
452
Anhang
Nuklidkarte (Ausschnitt)
92
U 238,029
U 222 U 223 1 ~s 18 ~s 8,78
fI
Pa 91
23 1.036
U 224 U225 U226 0,7 ms
0.2 s
9Sms u : 7,88
8,47
Cl
u : 7,'57
Pa 213 Pa 214 Pa 215 Pa 216 Pa 217 Pa 218 Pa 219 Pa 220 Pa 221 Pa 222 Pa 223 Pa 224 Pa 225 1,85 S3 ns 0,781'5 4.3ms 6.5 ms 0,95 s 5.9 ~IS 5.3 ms 17 ms 14 S 0.2 s 4.9 ms 0.12 ms u : 8,24
u 8,12
u 8.09
7,87
l1
1I . B.33
u : 9,6 1
a : 9.90
0 : 9,65
9.08
(f
u8,21
u : 8.01
. ~ : 7,555
Ic 7,25
Th
Th 211 Th 212 Th 213 Th 214 Th 215 Th 216 Th 217 Th 218 Th 219 Th 220 Th 221 Th 222 Th 223 Th 224 232,038 37 ms 30 ms 0,111 s 0,105 1,2 S 28 ms 252 ps 0,1 ~lS 1,05p5 9.7115 1,68 nu 2,2 ms 0.665 1,04 s y: O,140 y: O,I77
90
7.79
Il'
7,80
W
u 7,69
41
7,68
(t
7,39
7.92
(I
9,25
U
v : 9,67
u ; 9.34
tt . 8,79
(L :
8,15
u : 7,98
u ' 7,324 ce 7,17
Ac 209 Ac210 Ac211 Ac212 Ac213 Ac214 Ac215 Ac216 Ac217 Ac218 Ac219 Ac220 Ac221 Ac222 Ac223 90
89
0.35 s
fnS
0,25 s
0.935
7,481
u 7.38
8.2 s
0.80 S
0,175
0,33 ms
0,069 jJs
1, 1 jJs
I I.slIS
u 9.205
u : 8.664
26 ms
52 ms
5, 0 s
2,10 mm
y 0,134 11 7, 59
,I.
7,46
tt .
u 7,36
(~7 , 114
CI :
7.604
9,028
11
9.65
!L '
7.85
fI
7,65
1:(
,, ' 7.009
6,647
H;
Ra 208 Ra 209 Ra 210 Ra 211 Ra 212 Ra 213 Ra 214 Ra215 Ra 216 Ra 217 Ra 218 Ra 219 Ra 220 Ra221 Ra 222 4 ,6~
1,3\
88
7,1 33
11
t
7,010
Fr 207 Fr 208
t\J
::cro N
'"01
14.8 5
87
l
c:
5.67 mlO 9,3 mln
~
c: ~ c:
"E
~ c: QJ c:
N
W : 3.1
3.53 h • ,1:
1,66 h
0,884 ' ,'(' 0,872
11: 5.377
1,8 h
/1.: 5.22
Bi 203 Bi204 11 ,7 h
14,6 h
25 m5
24 nUll
38s l' 0,149 l' 0,324 w6.613 « :6.559
'f; I~
8.315 {( 7.615 117,3 12
O,27).ls
2.31'5
45
~I S
Ir
0.045 6,68
Cl : 9,037 1:- .:8,67
11 : 8,05
3S ms 3,96 s Y Y 0,271 7.740 0 . 7.133 11 : 6.819
0,54 ms
y iJ : 8,09
1.63 h
5,4 h
8,3 h
u . 5. S24
1,2211
314 m s
0, 11 pS
(: 0,063
u : S.867 /1"7.68
8.8 d 5.84 h 2.898 a 102 a 138.38 d 25.2 s q: 1,032 q: 0,992 l , Y Y' 0,570 f.c 5,2233u : S.116 I 5.1152u 4.88 1 u.: 5,3044 u 7.275
11..
0,76 p5
y (1: 9.08
0. 1 n1S
'(
0.3 ms
y
t..t: 8,782 fl8.026
17
32,31lls
'(,Il 7.804
'(' 0.218 u : 6,341 55.6 S Y u : 6,288
2S y,~
0.9 min
Il
u : 7.069 tt: 6,694 u ; 6.27
45.1 s
4,21'5
164,,5
y: 2,615
1,78 ms
0,155
<10 S
Il
~
Bi212 Bi 213 Bi214 Bi215 Bi216
15,31 d
25 min
6.24 h
31 .55 a 3,68 1 0~ a
100
5.013 d
3.05 mln
Il,y
u : l 1.65 1t . 8,376 (L. 7.6869u 7.38621' : 6.7783 u:6.539 (1. 6.0024
Bi205 Bi206 Bi 207 Bi 208 Bi 209 Bi210 Bi 211
11.22 h
5.25 10" a
82
2,17 min
45.59 min 19.9 min
0, 279
TI201 TI202 73,1 h
81
36, 1 mm
10,64 h
11 0,6 ~:: ~,:7 y: O,405 TI 203 TI204 TI 205 TI 206 TI207 TI 208 TI209 TI210
l':~~r
51.9 h
~
1.4
12,23 d
29.524
1,510' a
,,<
7,6 min
134
3.6 min
3,78 a
24. 1
22. 1
70,476
4.2 min
52.4
3,253 h
22.3 a
130
10,2 mIO 26,8 min
r~.'~52 131
132
4,77 min 3.05 min 2. 16 min 1.30 mlO y: 0,2615 1: 1,567 y: 0,800
t 0,440 13": 0,8 ß ' 1,5 ß' 1,4 ß : 1,8 p : 1,8 Il : 1,9 Hg 200 Hg 201 Hg 202 Hg 203 Hg 204 Hg 205 Hg 206 Hg 207 Hg 208 129
t' 0, 167
13,8 1
l3, 10
80
29,86
46.59 d
y: 0,279 P-' O,2 Au 199 Au 200 Au 201 3, 139 cl 48,4 rnin 26,4 min
79
y' O,158 I
O,~
D
a 23 1,036
8,15 min
2,9 mJn
42 min
y: 0,204 y: 0,305 Y: 0,35 1 y: 0,474 1\ : 1,5 ß: l ,3 1\ : 1,8 p Au 203 Au 204 Au 205 127 128 605
120
121
122
123
39.8 S
315
124
125
126
stabiles Nuklid Symbol
19~9
Atomm asse in u
Häufigkeit der Zerfallsart U229
5,2 mln
6,87
r O.368 1 0,5431: 0,440 y: O,218 y: O,437 y: O,379 Il 2,3 11 1,3 ~ : 3,5 Il 2,0 l Il
Element
58 rntn
0,465
',y: 0,570 , Y r: 0,35 1 ~ ,y y· O,440 y 0,609 1 0,294 y: 0,550 ~ ' 1,4 v 0,899 P P 11 r 2,615 ß' 1,2 ,,: 6,623 0, 6,34 P 1,4 Il: 1,5 11 ~ Pb 202 Pb 203 Pb 204 Pb 205 Pb 206 Pb207 Pb208 Pb 209 Pb2 10 Pb 211 Pb21 2 Pb 213 Pb214 133
I."{
2,4 h
u : 5.640 {c 5,647
f}'
83 • Y: 0,820 Cf 0,899 "1: 1,764
c:
u: 6,362
y:
11'7,46
28 5
Po 204 Po 205 Po 206 Po 207 Po208 Po209 Po210 Po211 Po212 Po213 Po214 Po215 Po216 Po217 Po218 84
'0
::cro
8,39
23m5
At 205 At 206 At207 At 208 At209 At210 At211 At212 At213 At214 At215 At216 At217 At218 At219
e Qj
24.4 min 28,5 rnin
/,(; 6.138 (.(; 6,039 11 : 6,040 (1 ' 5.783 {I . 6,264
26.2 rnin 29.4 min
1/5, 092
B 0..
tL
10m5 Y 0,316 (17 .679
Fr212 Fr213 Fr214 Fr21S Fr216 Fr217 Fr218 Fr 219 Fr 220 Fr221 16115 22ms 21 ms 27,4s 4.9min
85 ,,'( 0,71 9 "y' 0,701 r,y, O,81S t.y: O,686 r,y: O,545 q: l ,181.
::cro 01
Fr209 Fr 210 Fr 211
58.65 50.0 5 3.18mm 3, IOmm 20,Omu, 34,65 5.0rns 0,091-15 0. 70ps ( ' 0.636 I 1"."'(: 0.644 I .'{: 0.540 1".1: 1,274 I 1.( 6,636 u 6,648 (,( : 6.543 u . 6.535 (1 : 6.262 1( : 6,775 ,;( . 8,426 n, 9.36 1(: 9,01
Ic 6,260 (,- 6,133
Qj
:><::
7,019 ((. 6,911
tt
2,74mln 2.46 5 1.6ms O, 18JIs 1,6,,5 LY 0,110, r6,9006H"6.624 11 ' 7, 136 1.(8,699 u : 9.349 u 8.99
25. 6~s
13s
86 '1 ' 0,. 98, y' 0,345 1.1: 0,427 .. V: 0,408 "'1 : 0,458 ",y: 0,674 y
~
ro
13s
Rn 206 Rn 207 Rn 208 Rn 209 Rn 210 Rn 211 Rn 212 Rn 213 Rn 214 Rn 215 Rn 216 Rn 217 Rn 218 Rn 219 Rn 220
c:
'0
6.767
It
3,7 5
u-Zerfall oher als 50 % (gelb) r-Elektroneneinfang weniger als 50% (grün)
Sy mbo l, Nukl eone nzahl -
Haufigkeit im natürli chen Iso topeng emisch in %
100
1,4110'
Symbol, Nukl eone nza hl Halbwertszeit T1I2
~~~;~i:u1~s;!r~~~t~Y in M eV
Farben und Zerfallsarten
Nuklid Th 232
instabiles Nuklid
mit der Erde entstandenes radioaktives Nuklid
Kern kann spo ntan in leichtere Kern e zerfa ll en
U 227 U 228
92
... 6,86 91
U 229 U 230
y:'~,~~n r~'~ ' min r.~~~~ «:6,68
y 20.8d
U 231
l.y4:'~,~6
U 232
U 233
3
1.59 10~ a 2~~~
y 68.9a
~ : 4,824
u : 6,362 .,.5,888 ,, : 5,456 11 : 5,320
L4,775
l,.~,k~~
[J 0,2
«.4,494
,,4,19711 . 1,2
1,am in 38.3min 22 h I,SOd 17,4d 3.27610 , r.y: 0,065 q, 0,911 r I',y: 0,952 y: 0,027 u:6, 86 u : 6,466 ," 6,078 IJ.: 5,580 p : 0,5 u : 5,014
1.31d y: 0,969 (r: 0,3
Th 225 Th 226 Th 227 Th 228 Th 229 Th 230 Th 231
~:~\~, /~,~;r; ~8'~~2;~ y~,;.lga: /~~~9~
~5o.;
90 ,. 7,54 10' . 11 h u : 6,482 n: 6.336 ,, : 6,038 r.: 5,423 " 4,845 .... 4,687 u: 0,026
27.0d y: 0,312 p : 0,3
6,70h y: 0, 131 11 : 0,5
24,2min 9, lm in '{: 0, 128 Y 0,647. 11 : 1,4 IJ': 2, 0
8.7min y: 0,854 11: 1,4
2.9 h IO.Od 29 h 21 .77 3a 6.13h r.y: 0,2 16 y: 0.100 1,1: 0,23 11' 0.04 y: 0.911 ,,, 6,1 42 u:5,830 11 ' 0.9 ',,4.953 P 1,2
62, 7min 122s y: 0,165 '{: 0,455 ' 1, 1 11:2.7
11
148
2.3mm y: 1,0 15 ß: 1,7
14 9
Th 233 Th 234 Th 235 Th 236 Th 237
1,411~g" :2~0~; /~,'g6~ y7'~,:,1~ ~7,g, 1~;n p : 1,2
... 4.013
11, 0.2
7.5min 119s y: 0,282 y 0,665
U'
1455
147
445
y: 0.523 [J
P
5.0 mrn
p. 1,0
11: 1.4
Ac 224 Ac 225 Ac 226 Ac 227 Ac 228 Ac 229 Ac 230 Ac 231 Ac 232 Ac 233 Ac 234 89
110,4
Pa 226 Pa 227 Pa 228 Pa 229 Pa 230 Pa 2314 Pa 232 Pa 233 Pa 234 Pa 235 Pa 236 Pa 237 Pa 238
y: 1,847 11
Ra 223 Ra 224 Ra 225 Ra 226 Ra 227 Ra 228 Ra 229 Ra 230 Ra 231 Ra 232 Ra 233 Ra 234 88
11,43 d 3.66 d 14.8 d 1600 a 42,2 min y:O,269 y:0,24 1 y: 0.040 y 0,186 1: 0,027 c,5,7162,,, S,68S4 [j:O,3 ,,4,7843[J 1,3
Fr 222 Fr 223 87
5.75 a
ß
4,0 min 93 min 1035 y y: o,on 7' 0,410 [J: l.8 p. 0,8 ß
0,04
Fr 224 Fr 225 Fr 226 Fr 227 Fr 228 Fr 229 Fr 230
14,2 min 21,8 min 3.3 rnln 4.0 mln 48 5 y:0.206 y: O,050 y:O,2 16 y: 0, 182 ): 0,254 p: 1, 1 p: 2,6 p : 1.6 1I : 3,2
2,47 min 39 s y: O,090 y:0,474
W: 1.8
p: 1,8
[J
Rn 221 Rn 222 Rn 223 Rn 224 Rn 225 Rn 226 2S min
86
y: 0,186 P' , O,8
135
3.825 d
23,2 mln
y: 0,593 a: 5,4895 11
136
4.2 mln y: 0,4 71
137
1.78 h
4,5 min
y: 0.261 11
'{: 0,029 1I
138
139
50.2 s y: O,310
141
142
7,4 min
144
19. 1 s ·{: 0.7 11 1I
Il'
30 s
30 s
145
146
P
143 11
Na
Na 20
Na 21
Na 22
Na 23
22,990
446 rns y: 1,634 11' : 11 ,2
22,485
2,603.
100
y: 0,351
1 : 1,275
140
Ne 10
Ne 17
20, 180
Anzahl der Neutronen N
Ne 18
Ne 19
Ne 20
Ne 21
Ne22
17,22 s
90,48
0,27
9,25
F
013 S,5Sms
F 17
F 18
F 19
109.7 min
100
014
015
016
017
018
2.03 mm
99,762
0.038
0,200
N
N 12
ß' 1,8 NB
'"c: Qj
14,007
II .Oms y : 4.439 Il': 16,4
P', 1,2
c:
S
e
c..
C
C9
12, 011
126.5ms
Qj
11': 15,5
"C
::cro
10,8 11
N
c:
Be
~
Cl0
Cll
19.3 s 20.38 min y: 0,178 W: 1,9 W· 1,0
100
He 2
4,003
He 3
11 : 0,2
Bel0
W: 0,6
Li6
Li7
Li8
Li 9
7,5
92,5
840ms
178105
p' 12,5 Il': 13,6 He6 He8 807 ms
p-: 3,5
,1
H
Hl
H2
H3
1,008
99,985
0,015
12,323.
B12
119
B13
~::54~:S B14
20,20 ms 17.33 ms 13,8 ms y: 4,439 y: 3,684 y: 6,090 p : 13.4 11 : 13,4 p : 14,0
1,6 10fi a
Li
He 4
0,63 s y: 1,987 ß': 9,4
2,45 s
6,94 1
0,00014 99,99986
N 18
4. 175 l' 0,871 ß: 3,2
C15
F
y: 0,478
N17
7.13 5 y: 6,129 ß : 4,3
C14
80,1
Be 9
N 16
0.366
5730.
Bll
13,55 y: 1,057 11: 2,8
N 15
1, 10
19,9
27,1 s
N 14
C13
C16 s
0,747
W· 4,7
F 21 4, 16 s y: 0,35 1
W:5,3 020
99,634
98,90
B 10
F 20 11 ,05 y: 1,634
W:5.4 019 y: 0. 197 11:3.3
1,7
CU
B8
53,29 d
il'
9,96mUl
nOms
ß' : 14,1 Be 7
9.0 12
16,7
11': 0,6
70, 59 s Y' 2,313
~ ',
11' : 2,2
64,8 s
11' . 1,7
0
11': 0,5
109,2 ms 1,67 s l' 0,495 y: 1,042 W. 8,0 ~ ' : 3,4
18,998
15,999
ß' : 2,5
N 19 329ms y: 0,096
p
C17 193ms y: 1,375 1I
C18 92ms Y' 2,614
1\
B 15
817
10,4rns
S, l ms
Bell
8e12
Be 14
13,85 y: 2, 125 P : 1l ,5
23.6 ms
4,3S ms
11
12
1I 11,7
Li 11 8.Sms
10
y: 3, 368
p;
18,5
m~
y: 0,981 11: 9,7
0.02
n 1 10, 25mln
~ 1
GekurLt run d vNrinf
Register A Abbildungsgleichung 330 Abbildungsmaßstab 330, 334 Abendrot 324 Abfälle, radioaktive 420 Ablöseenergie 357 Abschwächung 143 Absorption 143 - von Licht 324 Absorptionsspektrum 352 Abstimmkreis 300, 308 additive Farbmischung 354 Adhäsion 54 Adhäsionskräfte 54 AD-Wandler 280 Aggregatzustände 160 Agg regatzusta ndsänderungen 160 Akkumulatoren 268 Aktivität 408 Akustik 145 allgemeine Gasgleichung 163 allgemeine thermische Zustandsgleichung 163 allgemeine Zustandsgleichung für das idea le Gas 163 allgemeines Relativitätsprinzip 445 Alltagsbegriffe 16 Altersbestimmung - mit Radionukliden 413 AMoNToNs, GUlllAUME 163 AMPERE, ANDRE MARIE 257 Amperemeter 257 Amplitude 128, 138 Amplitudenmodulation 307 Analog-Digital-Wandler 280 Analogtechnik 280 Analysator 349, 350 Anionen 267 Anom alie des W assers 158 Anpresskraft 81 Antenne 303, 307 Antineutrino 417 Antiteilchen 421 Äquipotenzialflächen 121,221 Äquivalentdosis 408 Äquivalenz von Masse und Energie 440 Äquivalenzprinzip 445 Arbeit 149,193 - bei konstanter Kraft 89 - bei veränderlicher Kraft 90 - elektr ische 258
- Federspann- 90 - im elektrischen Feld 219 - im Gravitationsfeld 120 - mechanische 16,88 ARISTOTElES 9 ASTON, FRANCIS WILLIAM 240 Astronomie - klassische 449 Astrophysik 449 Äther 425 Ätherhypothese 304, 425 Äthertheorie 424 Atmosphäre 448 Atom 149 Atom - und Kernphysik 448 Atombindung 271 Atome 167, 386 - Abstand von 168 - Bewegung von 169 - Durchmesser von 168 - Masse von 168 Atomhülle 401 Atomhypothese 167 Atomkern 401 Atommasse, relative 168, 401 Atommodell - bohrsches 389 - quantenmechanisches 394 - rutherfordsches 389 Atommodelle 389 Atomradius 388 Auflösungsvermögen - des menschlichen Auges 334 - optischer Geräte 342 Auge, menschliches 333 Augenblicksgeschwindigkeit 59 Augenblicksleistung 92 Ausbreitungsgeschwindig keit 15, 138, 302, 304 Au sgleichskurve 48 Auslenkung 128 Auslöschung 143 Außen pol maschine 252 äußerer lichtelektrischer Effekt 356 Au strittsarbeit 357 AVOGADRO, AMADEO 52 AVOGADRO -Konstante 52
B Bahnbeschleunigung 60 Bahndrehimpulsquantenzahl 395
Bahnformen 57 Bahnkurve 69 BAlMER,J OHANN 388 BAlMER-Serie 392 BAlMER-Serienformel 389 Bändermodell 265, 272 BARDEEN,JOHN 266,276 Baryonen 421 Basis 276 BASSOW, NIKOlAI G. 400 Batterien 268 BCS-Theorie 266 BECQUEREL, HENRI 13, 404, 408 Begriff 15 Begründen 34 BENZ, CARl 195 Beobachten 34 Beobachter - mitbewegter 82 - ruhender 82 BERNOUlll, DANIEL 173 Beschleunigung 59, 427 Beschleunigungsarbeit 89 Beschleunigungsmesser 60 Beschleunigungsspannung 226 Beschleunigung-Zeit-Gesetz 130 Beschreiben 28 Beschreiben des Aufbaus und Erklären der Wirkungsweise technischer Geräte 29 Bestrahlungsverfahren 414 Betrachtungsweise - kinetisch -statistische 149 - phänomenologische 148 Beugung 142, 305 - von Licht 336 Beugungsscheibchen 342 Beugungsspektren 340 Beweglichkeit - der Elektronen 264 - der Ionen 267 - von Ladungsträgern 263,271 Bewegung - fortschreitende 95 - geradlinige 57 - gleichförmige 57 - gleichförmige geradlinige 61 - gleichmäßig beschleunigte 97 - gleichmäßig beschleunigte geradlinige 64 - krummlinige 57
- thermische 169 - Überlagerung von gleichförmiger und g leichmäßig beschleunigter 69 - ungleichförmige 57 Bewegungen - Über lagerung 67 Bewegungsarten 57 Bewegungsgröße 102 Bewegungslehre 56 Bewegungszustand 102 Bezugskörper 56 Bezugssystem 56, 427 - mitbewegtes 82 - ruhendes 82 Bezugssysteme 425 - unbeschleunigte 56 Bildentstehung - an Linsen 325, 328 - an Spiegeln 325 Bilder - reelle 325 - virtuelle 325 Bildgröße 329, 330 Bildkonstruktion 331 Bildpunkt 328 Bildweite 330 Bimetallstreifen 281 Bimetallthermometer 152 Bindungsenergie - des Atomk erns 415 Biophysik 448 Blasenkammer 407 Blenden 312 Blindleistung 292 Blindwiderstand 286 ff., 290 Blindwiderstände 289 Blitz 212, 269 Blockscha ltbilder 261 BOHR, NIELS 13, 389, 390, 378 bohrsches Atommodell 389 bohrsche Postulate 389 bohrscher Radius 391 BOLTZMANN, LUDWIG 166, 170,200 BOSE-EINSTEIN -Kondensat 160 BOYLE, ROBERT 163 BRAGG, WILLIAM HENRY 366 BRAGG, WILLIAM LAWRENCE 366 BRAGG-Gleichung 366 BRATIAIN , W ALTER HOUSER 276 Brechung 141, 305 - in der Atmosphäre 323 - von Licht 316 Brechungsgesetz 305,316, 317 Brechzahl 316 Bremsspektrum 364 - kontinuierliches 365
Bremsstrahlung 363 Brennebene 329 Brennpunktstrahl 327, 329 Brennschlussgeschwindigkeit 107 Brennwe ite 330, 332 BREWSTER, DAVID 348 brewstersches Gesetz 348 BREWSTER-Winkel 348 BROGLlE, LouI s DE 372 BROWN, ROBERT 53, 169 brownsche Bewegung 169 BUNSEN, RO BERT WILHELM 353
C C- 14-Methode 413 CARNOT, SADI 190 carnotscher Kreisprozess 190 CAVENDISH, HENRY 117 CCD-Array 362 CELSIUS, A NDERS 152 CELSIus-Skala 151 CH ADWICK, JAMES 401,412 Chaostheorie 134 chaotische Vorgänge 134 CLAUS IUS, RUDOLF 180, 198 COMPTON, ARTHUR HOLLY 368 CO MPToN-Effekt 368 CO MPToN-Well enlänge 368 COoPER-Paare 266 CORIOLlS, GASPARD GUSTAVE DE 83 CO RloLls-Kraft 83 COULOMB, CH ARLES AU GUSTIN 209, 211 coulombsches Gesetz 211 CURI E, M ARIE 13, 404 CUR IE, PI ERRE 13, 404
D DAIMLER, GOTILIEB 195 DALTON, JOH N 167, 386 Dampfmaschine 196 DA-Wandler 280 DE -BROGLlE-Wellenl änge 372 DEBYE, PETER 367 DEBYE- SCH ERRER-Verfahren 367 Defektelektron 272 Definiere n 31 Definition 15 Dehnungsmessstreifen 73,281 Demodulation 308 d et ermini sti sches Ch aos 134 Dez im et erwel len 306 Dichte 51 - der Kernmateri e 415 Dickenmessung 414 Dielektri kum 223
Di elektri zitätsza h l 224 DI ESEL, RUDOLF 196 Di ese lmotor 196 Differen zm ethod e 50 Diffusio n 53 Diffusionsfeld 274 Digital-An alog-W and ler 280 Digitaltechnik 280, 307 Diode 275 Dioptrien 333 Dipol 301 , 302,303 Dipole, elektrische 212 Dispersion 143,317,351 Dissoziat ion 267 Doppelbrechung 348 Doppelspalt-Ex periment 370 DOPPLER, CHRISTIAN JOHANN 144 DOPPLER-Effekt 144, 438 - akustischer 144 - relativistisch er 438 Dotieren 272, 273 Drehach se 98 Drehbewegung 62, 95 - gleichmäßig beschleunigte 97 Dreh impuls 113, 114 Drehimpulserhalt ungssatz 114, 444 Drehkristallverfahren 367 Drehmoment 98, 100, 114 Drehpen del 133 Drehwaage 117 Drehwid erstand 281 Drehwinkel 95 Drehzah l 62, 96 Driftg eschwind igkeit 263 Druck 178 - eines Gases 176 Druckwasserrea ktor 419 Durchdringung 305 Durchflusszäh ler 50 Durchlassrichtung 275 Durchschnittsgeschwindi gkeit 59 Durchschnittsleistung 92 Durchstrahlungsverfahren 4 14 Dynamik 71 Dyn amob lech e 249 Dyn amom asc hin e 253
E Echo 141 EDISON, TII OMI\S ALVI\ 270 Effektivwerte 285 Eigenlange 436 Eig enl eitun g 271, 272 Eigenschwingung en 300 Eigen ze it 434
Einheit 17 EINSTEIN, ALBERT 13, 270, 358, 360, 424 EINsTElN-Gerade 358 elektrische Leitungsvorgänge - im Vaku um 270 - in Flüssigkeiten 267 - in Gasen 268 - in Halbleitern 271 - in Metallen 262 Elektriz itätszähler 258 Elektrolyse 267 Elektrolyte 267 elektromagnetische Schw in gung 297 elektromagnetische Strahlung 369 elektromagnetische Wellen - Erzeugung 303 - Eigenschaften 303 ff. Elektrometer 213 Elektromotor 249 Elektron 402, 421 Elektronenbahnen 391 Elektronengas 262 Elektronenleitung 273 Elektronenmikroskop 239, 335, 373 Elektronenröhren 270 Elektronenspin 395 Elektronenstrahlröhren 226, 270 Elektronik 271 Elektroraffin ation 268 El ektrosko p 213 Elektrotauchl ackierung 268 Element, chemisches 15 Elementartei lchenphysik 448 Elon gation 128, 138 Emission 269 - induzierte 399 - spontane 399 Emissi onsspektrum 352 Emitter 276 Empfänger 308 Empfangsdipo l 307 Endoskope 320 Energie 84, 178 - chemische 85 - eines Photons 360, 363 - elektrische 85, 258, 288 - im elektrischen Feld 220 - im Gravitationsfeld 120 - innere 153,173,178,179 - Kern - 85 - kinetische 85, 100 - magnetische 85 - mittlere kinetische 173, 176
-
potenziel le 85, 86, 122,221 relativistische kinetische 442 - Rotations- 85 - Strahlungs- 85 - thermische 85, 153 Energiebilanz - beim äußere n lichtelektrischen Effekt 357 Energiedosis 408 Energieerhaltungssatz 84 Energiefo rm en 85 Ene rgieniveaus - der Atomhülle 397 - diskrete 392 Energ ieniveauschema 392 Energieverteilung 172 Ent ladestrom 223 Entropie 198, 199, 200 Entspiegelung von Oberflächen 344 Erdatmosphäre 310 Erdbebenwellen 137 Erdkörper 448 Ere ig ni skege l 437 Erhaltungsgröße 18 Erha ltungssatz 106 Erha It ungssätze 213 Erk lären 28 Erl äutern 34 Ersatzscha ltungen 261 Erstarren 160 Ersta rru ngstemperatur 160 Erstarrungswä rm e 160 Ex perim ent 11, 24 Experime ntieren 41
F Fachbegriffe 16 Fadenpende l 132 FAHRENHEIT, DANIEL 152 Fahrraddynamo 253 Fa ll besch leu nigung 66,119 Fallgesetze 66 FAHADAY, MICHAEL 12, 11 9, 216, 223, 247, 267, 293 FARAD/\Y-Effekt 347 FARADAY-Konstante 268 faradaysche Gesetze 267, 268 faradayscher Käfig 216 Fa rben lehre 351 Farbmischung - additive 354 - subtrakti ve 354 Farbstofflaser 400 Fata Morgana 323 Fede rkraftmesser 73
Federpendel 131 Federschwinge r 131 Fehler 44 - absolute r 46 - prozentualer 46 - relat iver 46 - systematischer 45 - zufä lli ger 45 Feh lerba lke n 48 Fehlerbetrachtungen 48 Fehlerfortpflanzung 47 Feh lstelle 272 Feld 16 - Arbeit im elektrischen 219 - elektrisches 241, 294 - elektromagnetisches 295 - Energie im elekt ri schen 220 - magnetisches 230, 241, 294 - radialsymmetrisches 215 Feldeffekttransistor 278 Fe ldenergie 224, 225 Fe ld er - Abschirmung 216 - elektrom agnetische 293 Fe ld kraft 21 7 Feldlinienbi ld 119, 230 - einer stromdu rchflossenen Spule 23 1 - eines Hufeisenmagnete n 230 - eines Stabmagneten 230 - um einen stromdurchflossenen Leiter 23 1 Feldstä rke - elektri sche 216,217,218, 241 - magnetische 233, 241 Feldtheorie 119 - elektromagnet ische 293 FERMAT, PIERRE 313 fermatsche Prinzip 313 Fernfeld 302 Fernglas 321 Fernrohr 335 Fernwirkungsprinzip 12 Fernwirku ngstheo rie 214 Festkörper 54, 449 Festkörperlaser 400 Festkörperp hysik 271, 448, 449 Festkörperstrukturen 450 Filmdosimeter 406 Filter 290 Fixpu nkte 151 FIZEAU, HIPPOL YTE 314 Fläche, wirksame 244 Flächenladungsdichte 218 Fluchtgeschwindigkeit 125, 438
Fluss, magnetischer 245, 246 Flussdichte - elektrische 218 - magnetische 232, 241, 246 Flüssigkeiten 54 Flüssigkeitsthermometer 152 Flüssigkristallanzeige 350 FOUCAULT, LEON 83 Formelzeichen 17 Fotoapparat 321 Fotodiode 279,281 Fotoeffekt, äußerer 356 Fotoelement 279 Fotoemission 270 Fot owiderstand 279, 281 Fotowiderstände 273, 274 FRANCK-HERTZ-Röhre 398 FRANCK-HERTZ-Versuch 397, 399 FRAUNHOFER, JOSEPH VON 339, 352 freier Fall 66 Freiheitsgrade 177 Frequenz 62, 128, 138, 282, 302 FRESNEL, AUGUSTIN JEAN 141,328 FR EsNEL-Linsen 328 FRIEDRICH, WALTHER 366 F-s-Diagramm 88 Fulleren 371 Füllstandsmessung 414 Funkenentladungen 269 Fusionsreaktoren 420
G Galaxie 438 GALILEI, GALI LEO 10, 66, 76, 335 GALlLEI-Transformation 56, 426,
427 Galvanisieren 268 Gammastra hlung 309 Gangunterschied 143,337 Gasdruck 173 Gase 54 Gasentladung 269 Gaskonstante - allgemeine 165 - spezifische 166 - universelle 165 Gaslaser 400 Gasthermometer 152 Gasturbinenprozess 192
GAU 420 GAUSS, eARL FRI EDRICH 246 GAY-LU SSAC, JOSEPH LouIs 163 Gedankenexperiment 377 Gegenfeldmethode 358 Gegenstandsgröße 329, 330 Gegenstandspunkt 328 Gegenstandsweite 329, 330
GEIGER, HANS 407 GEIG ER-MuLLER-Zählrohr 407 Gen erator 249, 252 Generatorprin zip 242 geometrische Optik 312 Geophysi k 448 Geosph äre 448 Gerä usch 146 Gesamtenergie 442, 444 - eines Körpers 440 Gesamtwirkungsgrad 92 Geschwindigkeit 59, 427 - mittlere 171 - wahrscheinlichste 171 Geschwindig ke iten - Add ition von 437 - kosmische 124 Geschwin digkeitsfilter 240 Geschwindigkeitsquadrat, mittleres 172 Geschwindigkeit-Zeit-Gesetz 61,
64, 130 Gesetz 84 Gesetz der Erhaltung der Masse 51 Gesetz der konstanten Proportionen 167 Gesetz von A MONTONS 163 Gesetz von BOYLE und M ARIOTIE 163 Gesetz von der Erhaltung der Energie 84 Gesetz von der Erhaltung der Ladung 213 Gesetz von der Erhaltung der Masse 167 Gesetz von GAY- Lu SSAC 163 Gesetze 19 - anwenden 26 - dynamische 21 - keplersche 115 - physi ka lische 20 - statistische 21 Gesetze der Elektrolyse 267 Gesetze des rad ioaktiven Zerfalls 410 Gewichtskraft 71, 79 Gewichtslosigke it 80 Gitterebene 366 Gitterkon sta nte 340 Gitterm od ell e 271 Gitterspektre n 340 Gitterspektrum 352 Gl asfaserkabe l 320 Gl eichgewicht 93 - indiffere ntes 93 - labiles 93, 94
- stabi les 93, 94 Gleichgewichtslag e 126 Gl eichrichter 27 5 Gl eichrichterdiocl e 279 Gl eichspannungsquelle 25 7 Gl eichstrom 282 - pulsierender 257 - recht eck ig er 257 - zeitlich konstanter 25 7 Gleichstromgenerator 252 Gleichstromkreis 257 Gleichzeitigkeit 430, 432, 433 Gleitreibung 81 Glimmlampe 269 Glimmlicht 269 Glockenzählroh r 407 gl ühelektrisch er Effekt 270 Glühemission 270 Glühfarben 152 Glühkatode 237 Gravitationsfeld - der Erde 119 - in der Nähe der Erdoberfläche 119 Gravitati onsfelder 119 Gravitationsfe ldstärke 119 Gravitationsgesetz 115, 117 Gravitationslinse n 446 GRAY, LOUIS HAROLD 408 Grenzfrequenz 359, 363 Grenzschicht 274 Grenzwinkel der Totalreflexion 319 Größe 17 - skalare 18 - vektorielle 18 Größtfehler 46 Grundexperi mente - der Atomphysik 386 Grundfarben 351, 354 - der additiven Farbmischung 354 - der subtraktiven Farbmischung 354 Grundgesetz d er Dyn ami k cl r Rot atio n 100 Grundgese tz des W ärm eaustau s hs 1~ ~ Grund gese tze cl r Dyn amik Gruncl g lei Illin g dN kin t is h0n Ga ~ lIl c o l i· 1/'1, 1/' Grunclgl ichun(] d r W ärm el hre 1S'I Gruncl schwingung 303 Gruppengeschwincligk eit 138
H
Hypothese 23
Hadronen 421 HAFELE-KEATING -Experiment 435 Haftreibung 81 HAHN,Ono 418 Halbleiter 262 Halbleiterdiode 275 Halble iterphysik 450 Halbwertsdicke 406 Halbwertszeit 410 HALL, EDWIN HERBERT 238 HALL-Effekt 238 HALL-Sonde 239 HALL-Spannung 238 HALLWACHS, WILHELM 270, 356 Halogenlampe 256 Hangabtriebskraft 74 Härte der Feder 73 Hauptquantenzahl 390,394,395, 396 Hauptsätze der Thermodynamik 179 HEISENBERG, WERNER 381 Heißleiter 273, 274 Heißluftmotor 192 Heliumsynthese 420 HELMHOLTZ, HERMANN VON 86,234 HELMHOLTz-Spulen 234 HENRY, JOSEPH 251 HERTZ, GUSTAV 397 HERTZ, HEINRICH 12, 62, 128, 301 hertzsche Wellen 309 - Ausbreitung 301 - Eig enschaften 303 - Einteilung 306 - Empfang en 307 - Entstehung 301 - Senden 307 - t echni sche Nutzung 306 Hochfrequenz-Schwingung 307 Hochpass 290 Hochtemperatur-Supraleiter 265, 266 Hohlspiegel 326 - kugelförmiger 327 - parabolischer 327 Holografie 343 Hologramme 343 HOOKE, ROBERT 73, 334, 335 hookesches Gesetz 73, 131 Hörbereich 145 Hubarbeit 89 HUYGENS, CHRISTIAAN 140,348 huygens-fresnelsches Prinzip 141 huygenssche Prinzip 140,313 Hydrosphäre 448 Hyperonen 421
ideales Gas - Modell 150 Idealisierungen 21 Impuls 102,104,105, 113 - eines Photons 360 - relativistischer 444 Impulsänderung 103 Impulserhaltungssatz 105, 106, 444 Impulslaser 400 Impulsmasse 443 Induktion - elektromagnetische 242, 243 - magnetische 232 Induktionsgesetz 20, 246 Induktionshärten 249 Induktionsherd 249 Induktionskanone 250 Induktionsspannung 243 - bei zeitlich konstantem Magnetfeld 244 - bei zeitlich veränderlichem Magnetfeld 245 Induktionsstrom 243 Induktionszähler 249 Induktivität 251, 301 induzierte Emission 399 Inertialsystem 434 Inertialsysteme 56, 76, 425 Influenz 212 Infrarotteleskop 310 Innenpolmaschine 252, 253 innere Energie 153 innerer lichtelektrischer Effekt 356 Interferenz 142,305 - am Doppelspalt 337 - am Einzel spalt 342 - am Gitter 339 - an dünnen Schichten 343 - ein ze lner Photonen 362 - von Licht 336, 371 - von Quantenobjekten 370, 371 - von Röntg enstrahlung 366 Interferenzeffekte 369 Interferen zfarben 344 Interferenzmuster - bei makroskopischen Objekten 382 Interferenzstreifen 338 Interferometer 346 Interpretieren 31
- von Diagrammen 33 - von Gleichungen 32 Ionen 267 Ionenmasse 240 Ionenquelle 240 Ionisation 268 Ionisationskammer 407 Ionisierungsenergie 392 irreversible Vorgänge 197 Isolatoren 262 Isotop 402 Isotopentrennung 403 I-U-Kennlinie 264
JOLlOT-CURI E, FREDERIC 412 JOLlOT-CURIE, IRENE 412 JÖNSSON, CLAUS 370 JOSEPHSON, BRIAN DAVID 266 JOSEPHsoN-Effekt 266 JOULE, JAMES PREscon 84
K Kalorik 148 kalorimetrische Messungen 156 Kaltleiter 273, 274 KAMERLlNGH -ONNES, HEI KE 265 Kaonen 421 Kapazität 223, 301 Kapil larität 54 Kationen 267 Kausalität - schwache 13 - starke 13 Kausalitätsprinzip 12 KELVIN OF LARGS 151 KELvIN-Skala 151 Kennlinienfeld 277 KEPLER, JOHANNES 10, 115, 335 keplersches Fernrohr 335 Kernenergie 85, 418 Kernfusion 404, 420 Kernkraft 415 Kernkraftwerk 419 Kernladungszahl 401,403 Kernmodelle 415 Kernradius 388, 415 Kernreaktion 404 Kernspaltung 404, 418 Kernstrahlung 404 Kernumwand lung 404 Kernumwandlungen - künstliche 412 KERR, JOHN 349 KERR-Effekt 349 Kettenreaktion, gesteuerte 419 Kilowattstundenzähler 258
Kinematik 56 kinetische Gastheorie 150, 170 KIRCHHOFF, GUSTAV ROBERT 260,
353 kirchh offsche Gesetze 260,261 kirchhoffsche Regeln 261 Klang 146 Klemmenspannung 260 Klystron 303 Knall 146 KNIPPING, PAUL 366 Knotenpunktsatz 261 kohärentes Licht 337 Kohärenz 143 Kohäsion 54 Kohäsionskräfte 54 Kollektor 276 Komplementärfarben 351 ,353 Komplementarität 378, 379 - bei DoppelspaltExperimenten 376 Komplementaritätsprinzip 378 Kondensationstemperatur 161 Kondensationswärme 161 Kondensatoren 223, 288 - Parallelschaltung 224 - Reihenschaltung 224 Kondensieren 160, 161, 162 Konkav linsen 328 Konstantspannungsquellen 275 kontinuierliches Spektrum 352 Konvektion 154 Konvexlinsen 328 Konvexspiegel 326 KOPERNIKUS, NIKOLAUS 115 Körper 50 - id ea l elastischer 55 - ideal unelastischer 55 - starrer 93 Körperfarbe 353 Korpuskulartheorie 312 kosmische Strahlung 309 Kosmogonie 449 Kosmologie 449 Kraft 100,105,427 Kraftarm 98 Kräfte - Messen 73 - Wirkung en 71 - Zerlegung 74 - Zusammensetzung 74 - bei der Kreisbewegung 82 Kräftegleichgewicht 79 Kräfteparallelogramm 74 Kraftmessung - dynamische 73 - statische 73
Kraftstoß 103,104,105 Kreisbahngeschwindigkeit 124 Kreisbewegung 57 - gleichförmige 62 Kreisel 114 Kreisfrequenz 129, 283 Kristallebene 366 Kuge lspiegel 327 Kühlschränke 194 Kurzschluss 255 Kurzsichtigkeit 333 Kurzwellen 306
l Ladestrom 223 Ladung - Nachweis und Messung von 213 - spezifische 237, 240 Ladungsausgleich 211 Ladungsteilung 211 Ladungsträgerdichte 263, 264,
271 Ladungstrennung 211 Ladungsverschiebung 211 Länge 427 Längen änderung 159 Längenkont raktion 436 Längsfeld - Elektronen im homogenen 226 Längswellen 137, 306 Lärm 145 Laser 399 - kontin u ierlicher 400 Laserlicht 400 Laserstrahlung 400 LAUE, MAX VON 366 LAUE-Diagramm 367 LAUE-Verfahren 367 Lautstärke 146
LCD 350 LED 279 Leerlauf 255 Leerlaufspannung 260 Leistung - elektrische 258 - im W echselstromkreis 292 - mechanische 91 Lei stungsf aktor 292 Leistungsmesser 258 Leistungsumsat z 285 Leistungsverstä rkung 277 Leiter 262 Leitungsband 265 Leitungsverlu st e 256 LENARD, PHI LIPP 387
LENZ, HEINRICH FRIEDRI 11 EM II 248 len zsch es Geset z 248 Leptonen 421,4 22 Leuchtdiode 279 Leuchtkraft 441 Leuchtröhre 269 Leuchtstofflampe 252, 269 liBBY, WI LLARD FRAN K 41 3 Licht 369 - als Transversalwelle 347 - infrarotes 309 - kohärentes 337 - sichtbares 309 - ultraviolettes 309 Lichtbögen 269 Lichtbü ndel 312 lichtelektrischer Effekt 270 Lichtgeschwindigkeit 314,315 - Konstanz der 430 Lichtmikroskop 373 Lichtquanten 360 Lichtstrahlen 312 - Krümmung von 446 Lichtuhr 430, 433 Linienspektrum 352 Linke-Hand-Regel 232, 236 Linsenebene 329 Linsensysteme 330 Loch 272 Löcherleitung 273 Lochkamera 325 Longitudinalwelle 137, 145 Lord KE LVIN 299 LOR ENTZ, HENDRIK ANTON 235, 431 LORENTz-Faktor 431 LORENTZ-Kraft 235 LORENTz-Transformation 431 Lösen physikalischer Aufgaben - durch geometrische Konstruktionen 40 - durch inhaltlich-logisches Schließen 35 - durch Nutzung von VerfJ h· ren der Analysis 36 - mithilfe von Diagrammen 38 Luftspi egelung n 17, n Luftwid erstand skr rt 8 1 LYMI\N -S ri 392
M M ag netr Ici - d r Erd e 2 homog .11 s 2311 - um stromdurchflosse ne L 'i ter und Spulen 234 m g n ti sche Fl aschen 239
magnetische Linsen 239 Magnetosphäre 448 Magnetpendel 134 Magnetquantenzahl 395 Magnetron 303 MARlonE, EDM E 163 Markierungsverfahren 414 Maschensatz 261 Masse 50, 100, 427, 439 - dynamische 439 - eines Photons 360 - kritische 419 - relativistische 439 - schwere 117 - träge 117 - von Atomen 386 Massee inheit, atomare 53,401 Masseerhaltungssatz 51 Massendefekt 416, 441 Massenmittelpunkt 93 Massenspektrograf 168, 240, 401 M asse nspektroskop 240 Massenspektroskopie 240 Massenzahl 401 Massepunkt 55 materielle Modelle 21 MAXWELL, JAMES CLERK 12, 170, 293, 295, 301 MAYBACH, WI LHELM 195 MAYER, JULIUS ROBERT 84 M EISSNER, ALEXANDER 300 M EISSNER-OCHSENFELD-Effekt 266 meißnersche Rückkopplungsscha ltung 300 M EITNER, liSE 418 Mesonen 421 M essbe reich 34 Messbereichserweiterung - eines Spannungsmessers 259 - eines Strommessers 2S9 Messen 34 Messfe hler 34, 45, 48 Messge nauigkeit 34 Messgerät 17 Messgerätefehler 45 Messschaltung - spannungsrichtige 259 - stromrichtige 259 Messwert 44 Messwertereihe 34 Messzylinder 50 Metallbindung 262 metallischer Leiter 288 Meteore 122 Mete orite 122 M eteoroide 122
Meterwellen 306 MICH ELSON, ALBERT ABRAHAM 13, 314, 428 MICHELsoN-lnterferometer 428 MICHELSON -MORLEYExperiment 428 Mikroskop 334 - Vergrößerung 335 Mikrowellen 304,306,309 Mikrowellengeräte 303 Mikrowellensender 304 MILLlKAN-Versuches 226 MINKOWSKI, Hermann 426 Mischungstemperatur 156 Mittelpunktstrahl 327, 329 Mittelwellen 306 Mittelwert 46 Modell - ideales Gas 150 - Lichtstrahl 312 - Lichtwelle 313 - M assepunkt 55 - starrer Körper 55 Modelle 21 - idee lle 22 - materielle 22 Modellexperimente 22 Moderatoren 419 Modulation 307 Molekül 149 Molekularbewegung 169, 173 Mondrechnung 116 Monochord 8 Morgenrot 324 MORLEY, EDWARD WI LLIAMS 13 M05FET 278 MÜLLER, W ALTHER 407 Myonen 421 Zerfall von 435
N Nahwirkungstheorie 214 Nahfeld 302 Nanotechnologie 450 Natriumd ampflampe 269 Naturkonstante 18 Nebelkammer 407 Nebenquantenzahl 394 Nebenregenbogen 322 NERNST, W ALTHER 202 nernstschcs W ärmetheorem 202 Netzadapter 256 Netzebene 366 Netzgeräte 256 Netzwerke 261 Neutrino 417 Neutron 402,412,421,422
Neutronen 401 - thermische 419 Neutronenzahl 403 NEWTON,ISAAC 10, 11, 13,72,76, 77, 117,345,351 newtonsche Gesetze 76 newtonsches Grundg esetz 77, 100 newtonsche Mechanik 425 newtonsche Ringe 345 n-Halbleiter 273 Nichtleiter 262 nichtlineare Physik 13, 450 Niederfrequenz-Schwingung 307 n-Leitung 273 Nordpol 230 Normalkraft 74,81 Normalvergrößerung 334 Normierungsbedingung 394 Nukleonen 401,417 Nukleonenzahl 401 Nuklid 402 Nuklide, radio akti ve 404 Nuklidkarte 402, 403, 452 Nulleffekt 407 Nullpunkt, absoluter 151
o Oberfl äch en vergütung 344 Oberflächenwe llen 137 Objektiv 334, 335 OERSTED, HANS CHRISTIAN 242 OHM, GEORG SIMON 257, 285 Ohmmeter 257 Okular 334, 335 Ölfl eck methode 168 Operatio nsverstä rk er 280 optisch aktive Stoffe 350 optische Geräte 333 optisches Fenster 310 Orbitale 394, 395 Orbitalmodel l 394 Ordnungszahl 401 Ortsfakto r 66, 119 Ortsmessung 377 Ortsvektoren 58 Oszillator 136 Ono, NIKOLAUS AU GUST 195 Ottomotor 195
p Paarbildung 272 Packungsmodelle 271 Parabolspiegel 326, 327 Parallelschaltung 290 - von ohmschem, induktivem und kapazitivem
Widerstand 290 Parallelstrahl 327, 329 PAScHEN-Serie 392 PAULI, WOlFGANG 396 PAuLI-Prinzip 395, 396 Pendel 126 Perihel drehung des Merkurs 445 Periodendauer 128 Periodensystems der Elemente 396 Permeabilitätszahl 234 Permittivitätszahl 224 Perpetuum mobile - 1. Art 86 - 2. Art 202 p -Halbleiter 273 Phase 129,161 Phasengeschwindigkeit 138 Phasensprung 344 Phasenumwandlung 161 Phasenverschiebung 283, 287, 288, 290, 292 Phasenwinkel 129 Photon 360,368,421 Photonendetektoren 362 Photonentheorie 312 Physik 8, 9 Physik der Supraleitung 450 Piezok ri stal l 281 Pion 421 Planartechnik 53 PLANCK, M AX 13, 356 PLANCK- Konstante 358 plancksches - Strahlungsgesetz 206 - Wi rkungsquantum 357, 358 Plasma 160 Plattenkondensator 223 p-Leitung 273 pn -Übergang 274 Polarisation 143 - dielektrische 212 - durch Brechung 348 - durch Reflexion 348 - von Licht 347 Polarisationsfolien 347 Polarisator 349, 350 Polarlichter 239 positive Säule 269 Positron 412 Potenzial 122, 123 - elektrisches 221 - im Gravitationsfeld 123 Potenzialtopf 417 Potenzialtopfmodell 416 Potenziometerschaltung 259 Prinzip, elekt romotori sches 242
Prisma 32 1, 340, 351 Prismenspektrum 352 PROCHOROW, AL EXANDER M . 400 Protokoll des Experiments 43 Proton 401,402,421,422 Proton-Proton-Reaktion 420 Proton-Proton -Zyklus 420 Prozessgröße 18, 88, 149, 153 PSE 396 PTOlEMÄUS, CLAUDIUS 9 Punktmasse 55 PVTHAGORAS 8
Q Qualitätsfaktor 408 Quantenelektrodynamik 422 quantenmechanisches Atommodell 394 Quantenobjekte 370, 371, 372, 374, 391 Qu antenphys ik 39 0, 356, 448 Qu antentheorie 13, 356, 374 Quarks 422 Quasare 438 Quecksilberdampflampe 269 Quellenfeld, wirbelfreies 215,241 Qu erfel d - Elektronen im homogenen 227 Querwellen 137
R Radar 306 Rad ia lbeschleunigung 60, 63 Radialfe ld 215, 220 Radi alkraft 82 radioaktive Strahlung 404, 405 - Ablenkung 406 - Absorptionsvermögen 406 - Durchdringungsvermögen 405 - Größen zur Erfassung 408 - Nachweismethod en 406 Radioaktivität - künstliche 404 - natürliche 404 Radiofenster 31 0 Radiokarbonmethode 413 Radiokohlenstoffmethode 4 13 Radionuklide 404 - Anwendungen 414 Radioteleskop 310 Radiu s - von Atom en 387 Rak eten antri eb 107 Raketengrundgleichung 107 Randkrümmung 54
Randstrahlen 3 12 Raum 437 - abso luter 424 Raum -Zeit 437 RC-Hochpass 290 RC-Tiefpa ss 290 REAUMUR, RENE-ANTOINE 152 Rechte-Hand-Regel 236 Reflexion 141,305 - von Licht 315 Reflexionsgesetz 305,315 Reflexionsgitter 339 Regelstäbe 419 Regenbogen 322 Reibungsarbeit 89 Reibungskraft 71,81 Reihenschaltung 290 - von ohmschem, induktivem und kapazitivem Widerstand 289 Rekombination 272 re lati vi stische Rotverschiebung 446 Relativität - der Bewegung 56 - der Gleichzeitigkei t 432, 433 - der Längenmessung 436 - der Masse 439 - der Zeitmessung 433 Relativitätsprinzip 430 - galileisches 425, 426 Relativitätstheorie 13 - allgemeine 445 - Erha ltungssätze in der 444 - spezielle 424 Resonanz 133,300 Resonanzfrequenz 303 Resonanzkatastrophe 133 Resonanzkurve 133 Restmagnetismus 241 Resublimieren 160 Resultierende 74 reversible Vo rgänge 197 RGB -Farben 354 RICHMANN, GEORG WIlll EI M 156 richmannsche Mischungsrcg I 156
RL -T ief pass 290 Ro ll reibung 8 1 RÖMER, Oll\1 3 14 RÖN rGEN, WILH LLM CONllflD 13, 362 Rontg ndi ag noslik 365 Ronlg nrohl c 363 Röntgcnsatc llite 363 Röntgenstrah lun g 303, 309, 362, 365, 369
Röntgenstrukturanalyse 365, 367 Röntgenteleskop 310 Röntgentherapie 365 Rotation 95, 96, 97, 100, 169 Rotationsenergie 85, 100 Rotor 253 Rotverschiebung 438 ROWLAND, HENRY AUGU STUS 339 Rückkopplung 300 Rückkopplungssysteme 450 Rückstoßprinzip 107 Rückwirkung 255 Ruheenergie 441, 442 Ruhelag e 126 Ruh emasse 439 RUTHERFORD, ERN EST 13, 387, 388, 401,412 RYDBERG-Frequenz 388
S Saite 146 Sammellinsen 328 Scha lenmode ll 395, 396 Schall 145 Schallwellen 141,145 Schalter 278 Schein kräfte 83 Schein leistung 292 Scheinwiderstand 289, 290 SCHERRER, PAUL 367 Schmelzen 160 Schmelzflusselektrolyse 268 Schmelztemperatur 160 Schmelzwärme 160 5CHRÖDING ER, ERWIN 394 SCH RÖDINGERS Katze 384 Schubkraft 71 Schüttelapparat 174 Schutz vor Strahlung 410 Schwankungen, st atistische 170 schwarze Löcher 446 schwarzer Körper 206 Schwebung 135 Schwellenspannung 275 Schwere 76 Schwerelosigkeit 80 Schwerpunkt 93, 108 Schwerpunktsatz 108 Schwinger - chaotische Bewegung von 134 Schwingkreis 297, 301, 307 Schwingung 15, 126, 169 - Beschreibung mechanischer 127 - elektromagnetische 293, 300
Entstehung mechanischer 126 - erzwungene 133 - freie 300 - gedämpfte 129, 132 - Gleichung für ei ne harmonische 130 - harmonische 128 - lineare 127 - mathematische Beschreibung harmonischer 129 - mechanischer 126 - nicht harmonische 128 - rücktreibende Kraft bei harmonischer 131 - Überlagerung 135 - ungedämpfte 129 - Zeigerdarstellung 134 Schwingungsbäuche 144 Schwingungsdauer 128, 138 Schwingungsknoten 144 Segerkegel 152 Sek undärelektronenverstärker 408 Selbstinduktion 250 Sendeantenne 303 Sendedipol 301,307 Sende r 308 Sensoren 281 Serienformel 388 SHOCKLEY, WILLIAM 276 Sieden 160,161,162 Siedetemperatur 161 SIEMENS, W ERNER VON 253 SIEVERT, ROLF 408 Signale - ana loge 280 - digitale 280 Signalverarbeitung 280 Solarzelle 279 Sonnenfinsternis 41 Sonnenwind 360 Spannung - elektrische 222, 257 - mittlere 285 Spannungsdoppelbrechung 349 Spannungsoptik 349 Spannungsteilerregel 258 Spannungstei lerschaltung 259 Spannungsverstärkung 277 Spektralanalyse 340,351,353 Spektralapparate 353 Spektralfarben 351 5pe.ktren 351 Spektrum - charakteristisches 364, 365 - der Röntgenstrahlung 364 -
- elektromagnetischer W el len 309 Sperrrichtung 275 Sperrschicht 274 spezifische elektrische Leitfähigkeit 264 spezifische Ladung 226 spezifischer elektrischer Widerstand 264 Spiegel - ebener 326 - gewölbter 326 Spinquantenzahl 394, 395 Spinthariskop 407 Spitzenentladungen 269 spontane Emission 399 Sprungtemperatur 265, 266 Spule 288 SRT 430 Standardabweichung 46 Standard modell 422 Standfestigkeit 94 starrer Körper 55 Stator 253 Steigzeit 70 STERN-GERLAcH-Versuch 395 Steuerkennlinie 277 Stimmumfang 145 STI RLlNG , ROBERT 192 STIRLlNG-Motor 192 sti rling scher Kreisprozess 192 Stoff - diamagnetischer 241 - ferromagnetischer 241 - paramagnetischer 241 Stoffkonstante 154 Stoffmenge 52 Störstellen 272 Störstellenleitung 272, 273 Stoß - elastischer 109 - gerader 109 - schiefer 109 - unelastischer 109 - zentral er gerader elastischer 111 - zentraler gerader unelastischer 110 Stoßionisation 269 Strahlenbelastung, durchschnittliche 409 Strahlenoptik 312 Strahlenschäden 409 Strahlenschutz 365,409,410 Strahlungsdruck 36 1 Strahlungsenergie 85 Strahlungsgesetze 152
Strahlungsgürtel der Erde 239 STRASSMANN, FRITZ 418 Streuung 143 - von Licht 324 Streuversuche 387 Strom, elektrischer 210 Stromstärke 210 - elektrische 257 - mitt lere 284 Stromteilerregel 258 Stromverbundnetze 256 Stromverstärkung 277 Sublimieren 160 subtraktive Farbmischung 354 Südpol 230 Superposition 67, 142 Superpositionsprinzip 18,67,219 Supraleiter 266 Supra leitung 265 Swing-by-Manöver 125 Symbolschreibweise 402 Synchrotronstrahlung 303 Synchrozyklotron 239 System - abgesch lossenes 84 - gesch lossenes 84 - offenes 84 - the rmodynamisches 148 Systemgrenze 84 Szintigrafie 414 Szintillationszähler 408
T Tachometer 59 Teilchen 15 - Geschwindigkeit von 175 - Geschwindigkeitsverteilung von 171 - räumliche Verteilung von 170 Teilchenanzah l 51 Teilchenanzah ldi chte 170 Teilchenbeschleunige.r 239, 303, 440 Teilchengrößen 150 Teilchenmodell 21, 149,369 Teilchenzoo 421 Temperatur 151,178 - absolute 151 Temperaturausgleich 201 Temperaturschichtung 158 Temperaturskala, absolute 151 TESLA, NICOLA 232 TH ALES VON MI LET 8 Theorie 22
th ermi sche En ergi e 153 Thermistor 273,274,279,281 Thermodiffusion 53, 272 Thermodynamik 148 Thermoelement 152, 281 Thermofarben 152 Thermometer 152 THOMSON, JOSEPH JOHN 240 THOMSON, W ILLIAM 151 , 299 thomsonsche Schwingungsgleichung 298 Tiefpass 290 TOLMAN -Versuch 263 Ton 146 Tongeneratoren 300 Tonhöhe 145 Tota lreflexion 319 TOWN ES, CHARLES T. 400 Trägheit 76 Trägheitsgesetz 76 Trägheitskraft 82, 83 Trägheitsmoment 98, 99, 100, 113
Transfo rm ator 249, 254 ff. - belasteter 254 - idealer 254 - realer 254 - unbelasteter 254 Transistor 276 ff. - bipolarer 276, 279 - unipolarer 278, 279 Transistoreffekt 277 Translation 95, 96, 97, 100, 169 Transmissionsgitter 339 Transversalwell en 137 Tröpfchenmodell 415 Tumorbehandlung 414 Tunneleffekt 417
U Überlaufmethode 50 Übersichtigkeit 333 Ultraschal l 145, 146 Umkehrprisma 321 Umlaufzeit 62, 96 Umlenkprisma 321 Unabhäng igkeitsprinzip 67 Unbestimmtheit 381 - bei makroskopischen Objekten 384 - bei Qu antenobj ekten 376 - obj ektive 376 Unbestimmtheitsrelation 376, 381 universelle Gasgl eichung 163 Unsch ärferelation 381 UVW-Regel 236
V Vakuum lichtgeschwindig ke it 315 Valenzband 26 Verd ampfungsw ärm e 161 Verdun st en 162 Verdun stung skälte 162 Verdunstung sw ärm e 162 Verformung - elastische 72 - plastische 72 Vergleichen 30 Vergrößerung - eines keplerschen Fernrohres 335 - eines Mikroskops 335 - eines optischen Gerätes 334 Verschiebung, dielektrische 218, 241 Verschiebungsdichte, elektrische 218 Verstärker 278 Verstärkung 143 Viertaktmotor 195 VI NCI, LEONARDO DA 10 VOLTA, AL ESSANDRO 257 Voltmeter 257 Vo lumen 50 Voraussagen 30
W Waage 50 wahrer Wert 44 Wahrscheinlichkeit 199, 374, 375 Wahrscheinlichkeit, th ermodyn amische 199 WANKEL, FELIX 195 W ankelmotor 195 W ärme 16,149,153,193 Wärmeaustausch 155 Wärmekapazität 156 - ei nes Kalorimeters 157 - spezifische 154 Wärmekraftmaschine 194 Wärmelehre 148 Wärmeleitung 154 Wärmemenge 16, 153 W ärmepump en 193, 194 Wärm equell en 1511 W ärm estrahlung 154 W ärm es trömun g 1 t1 W ärm etod 199 W ärm üb rtrag unc 1'11 W asscrk r rt 71 Will I, JI\MI \ 91, 19 ,2 8 W attm et r 258 W rll l:l1, WILH ELM EDUI\RD 246 W echselspannung 282
Wechsel strom 282, 309 W echselstromgenerator 252, 253 Wechselstromkreis 282 Wechselwirkungsgesetz 78 Wechselwirkungsgröße 18,72 Wechselwirkungskräfte 78 Weg 58,427 W eg-Zeit-Gesetz 61, 64 W EHNELT, A RTHU R 270 W eitsichtigkeit 333 Wellen - Arten mech anischer 137 - Au sbreitung und Eig enschaften mechanisch er 140 - Beschreibung mech anisch er 138 - ch arakteri sti sch e Eig ensch aften von 14 1 - elektrom agneti sche 293 , 295, 297 - Entst ehung m ech ani scher 136 - f ortschreitende 144 - hertzsche 295, 301 - m echanisch e 136 - st ehend e 144 W ell engl eichung 139 W ell en läng e 138, 302, 340, 341 W ell enmod ell 313,316,369
W ell enno rmal e 140, 313 W ell enopt ik 313 Wellentheorie 312 Weltbild 11,115 - geozentrisches 9 - heliozentrisches 11 Widerstand - elektrischer 257 - im W ech se lstromkreis 288 - induktiver 286, 288 - kapa zitiver 287, 288 - ohmscher 285, 288 - Paralle lsch altung 258 - Reihenschaltung 258 Widerstand sthermometer 152 WILSON, C. P. R. 407 Windkraft 71 Winkelgeschwindigkeit 62,96, 113 Wirbelfeld, 215, 231,241 Wirbelströme 249 Wirkleistung 285, 292 Wirkung 358 Wirkung sgrad 92 - thermi scher 193 Wirkwid erst and 285,288ff. W ölbspiegel 326 f . Wu rf 69f. - schräger 70
- se nkrechter 69 - waager echter 69 Wurfhöhe 70 Wurfparabel 69 Wurfweite 70
Z Ze igerdarstellung 136 Zeigermod ell 313,338,342, 374 Zeit 58, 427, 437 - absolute 424 Zeitdi latation 434, 435 Zentim eterw ellen 306 Zentralbeschleunigung 63 Zentrifuga lkraft 82 Zentr ipetalbeschl eunigung 63 Zerfa llsgesetz 41 0 Zerfallsreihen 412, 413 Zerstreuungslin sen 328, 329, 332 Zünd spu len 252 Zung enfrequ enzm esser 133 Zu st and sä nderung 163 f., 191 - adiabatisch e 164 - isobare 163, 164 - isochore 163, 164 - isotherm e 163, 164 Zu stand sgröße 18, 84, 113, 149, 151, 153,1 78 Zyk lot ron 239
Bildquellenverzeichnis A EG Al oth erm Remscheid: 249/2; Archiv d er Archenhold-Sternwart e Berlin -Treptow: 8/1; Aus : Bergmann/Schaef er: Lehrbuch der Experim ententalphysik, Bd . 111, Optik, W alter de Gruyter, 1987: 37311; Bibliographi sches Inst itut & F. A. Brockhaus AG, Mannh eim: 371 / 1; BMW Roll s-Royce GmbH : 190/2; Canon Deutschl and GmbH : 22 511; Core l Photos: 62/1,71/1,71 /2,7911 , 85/6, 94/1 , 103/1 ,1 0611 , 10811, 114/1 , 146/2, 146/3,146/4,1 97/1, 323/1, 325/1 , 343/1 , 448/2; Courtesy of SOHO/EIT consortium (ESA und NASA): 449/1 ; DESY: 14/1, 44011; Deutscher Teeverb and e.v.: 197/2; DFVLR: 448/1; Dun lop AG, Han au: 109/2; EADS: 36/1; ESA: 107/1; Ham burgische El ectricitätswerke (HEW): 405/1 -3; Det lef Hoche, Stuttg art: 32411 ; Informationszentrale der Elekt ri zitätswirtschaft e. V. (I ZE) : 256/1, 419/3; InfraTec GmbH, Dresden: 203/2; Kernforschungszentrum Kar lsruh e: 266/1; Lam bda Physik Götting en: 400/2; LEYB OLD -DIDACTIC GMBH : 15/1, 51 / 1, 13311, 136/1 ,1 41/2,1 4211 ,1 42/2,1 44/1,169/1,192/1, 22311, 232/1, 234/1, 237/ 1, 249/3, 254/ 1, 319/ 1, 340/1, 353/2, 407/2; Lufthansa Bi ld archiv: 85/2; M annesm ann Dem at ic AG , Wetter: 85/8; Max-Planck-Institut für Radioastronomi e: 31011; Loth ar M eyer, Pot sdam: 23/1, 24/1 , 2811, 2911, 40/1, 4211,5011 , 5711,71 /3, 71/5, 85/3, 12611 , 146/1,152/1,159/1,190/1,21311, 22 9/1, 230/1, 230/2, 230/3, 23111 , 23611, 25811 , 27 5/1, 276/1 , 279/1-5, 27917 -8, 31211,321/1 , 32211 , 326/ 1, 328/1, 328/2, 34711 -2, 348/1 -2, 349/1, 350, 367/2, 45011; NASA: 20311, 203/3 (Mon tag e), 400/4, 449/2; NASAlJPURPIF/DLR: 3 10/2, 310/3,441/1 , 446/1,449/3; Adam Opel AG : 5911 , 76/2a-b, 7811, 216/2; Osram GmbH : 252/ 1; Archiv PAETE C Verl ag für Bildungsmedien: 9/1, 9/2, 10/1, 10/2, 1111, 13/1, 22/2, 52/1,53/ 1, 7211,7611 ,76/3,77/1,10911 , 11511 , 11711 , 140/2, 141/1, 143/ 1, 15111, 16611 , 167/1 , 173/ 1, 180/1. 18111,204/1,214/1,216/1,235/1,2 39/1, 246/1 , 247/1, 24811, 249/1 , 293/ 1, 353/1 , 356/1, 367/1, 381/1, 388/1 , 390/ 1, 404/1 , 404/2, 404/3,407/3, 413/ 1,424/1-5, 426/1, 428/1 , 43111, 445/ 1, 448/3; PhotoDisc, Ine. : 35/1, 71/4, 71/6,85/4,85/5,118/1 (Montage), 306/1 , 320/1, 450/2; PHYWE SYSTEME GMBH: 50/2, 51 /2,140/1, 269/1, 349/2, 349/3, 400/1 , 407/ 1; Bernd Raum, Neuenha gen: 85/1, 324/2, 324/3; Sepp Seitz/Focus: 450/3; Si em ens AG : 26/1, 8517, 85/9, 253/1, 279/6, 320/2, 365/ 1, 4 19/1 , 419/2; Trumpf GmbH & Co, Ditzingen: 400/3; Vakutech Dres den GmbH : 414/ 1; Patrik Vogt/Oliver Schwarz, Land au: 174/1, 188/1 , 304/1, 398/1; Volk swa gen AG : 22/1 , 102/1, 268/1.