Zwei Menschen telefonieren bis tief in die Nacht, gestehen sich ihre intimsten Wünsche. «Nicholson Bakers meisterhafte T...
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Zwei Menschen telefonieren bis tief in die Nacht, gestehen sich ihre intimsten Wünsche. «Nicholson Bakers meisterhafte Telefonsex-Novelle» («Stern») «ist kein Buch über den Verfall der Lust, sondern ein fulminantes Kabinettstück voller kleiner Lüste und Erregungen, eine Verführung zum elektronischen Sex.» («Stuttgarter Zeitung»)
41 – 44 Tausend April 1998 Veröffentlicht im Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg, Juni 1994 Copyright © 1992 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg Die Originalausgabe erschien 1992 unter dem Titel «Vox» bei Random House, New York «Vox» Copyright © 1992 by Nicholson Baker Alle deutschen Rechte vorbehalten Umschlaggestaltung Walter Hellmann Gesamtherstellung Clausen & Bosse, Leck Printed in Germany ISBN 3 499 13467 5
Zu diesem Buch Bei all ihren Phantasien von Versandhaus-Reizwäsche und VideoErotik, bei all ihren Geschichten von provozierendem Flirt und zielstrebiger Verführung sind es die scheinbar banalen, flüchtigen erotischen Anreize des Lebens, die Jim und Abby am meisten faszinieren: die zarte Glätte von Abbys Haut nach dem Einölen, der langsam ausgeblendete Popsong im Radio, den sie sehnsuchtsvoll verklingen hörte; der jähe Blick auf die vorbeihuschenden Brüste der Autofahrerinnen, wenn Jim als Fußgänger an der Ampel auf Grün wartet, der scharfe Hüftschwung der drallen kleinen Fee in Disneys Film «Peter Pan», der ihn nicht mehr losläßt. Nicholson Baker läßt zwei Stimmen sprechen, die sich aneinander reiben und Hitze erzeugen. Doch es treffen sich nicht nur zwei erhitzte Phantasien, sondern zwei verwandte Seelen, zwei Poeten des Alltäglichen, die einander in einer prekären Situation mit behutsamer Zärtlichkeit erforschen. Nicholson Baker gelingt das Unglaubliche: eine kunstvolle, lebensfrohe und vorurteilsfreie Auseinandersetzung mit Sexualität. «Vox» ist ein erotischer Roman im besten Sinne. «Nicholson Baker schafft es, die Lust, die sich Abby und Jim mit ihren detailreichen Geschichten bereiten, auch seinen Lesern zu vermitteln.» («taz») Nicholson Baker, geboren 1957 in Rochester/New York, studierte u.a. an der Eastman School of Music und lebt mit seiner Frau und seiner Tochter in Mount Morris/New York. In der Reihe der rororo-Taschenbücher erschien bereits sein Roman «Rolltreppe oder Die Herkunft der Dinge» (Nr. 13.300), «ein hintergründig schlaues Buch» (Süddeutsche Zeitung); im Rowohlt Verlag der Roman «Zimmertemperatur» (1993).
Nicholson Baker
VOX R o m a n y Deutsch von Eike Schönfeld
«Was
hast du an?» fragte er. Sie sagte: «Ich habe ein weißes Hemd mit kleinen Sternchen an, grünen und schwarzen Sternchen, dazu eine schwarze Hose, Socken so grün wie die Sternchen und schwarze Sneakers für neun Dollar.» «Was machst du gerade?» «Ich liege auf dem Bett, es ist gemacht. Das ist ungewöhnlich. Ich habe heut morgen das Bett gemacht. Vor ein paar Monaten hat mir meine Mutter eine Tagesdecke aus Chenille geschenkt, genauso eine, wie wir früher hatten, und ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie immer noch unbenutzt herumlag, und heute morgen hab ich sie schließlich aufs Bett drapiert.» «Ich weiß nicht, was Chenille ist», sagte er. «Ist das so eine Art Seide?» «Nein, Baumwolle, Baumwollchenille. Es hat so kleine Büschel, mit konventionellen Mustern. Wie in einer Frühstückspension.» «Oh oh oh, Büschelmuster. Da bin ich aber beruhigt.» «Warum?» fragte sie. «Seide hat so was… da fallen einem gleich Anzeigen für einen Hostessenservice ein, wo der Text in so einer nachgemachten Achtzehnte-Jahrhundert-Schrift gesetzt ist – Für den verwöhnten Herrn – so in der Art. Oder Deliques Intimates, kennst du den Katalog?» «Den kriege ich ungefähr einmal die Woche.» «Genau, die reine Sintflut. Spitzenfiligran, Aubrey Beardsley – nein danke. Dazu fällt mir nur ein: Madam, der Seidenhüftslip, den Sie da tragen, bekommt bestimmt Flecken.» «Da hast du recht», sagte sie. «Mir hat mal einer so ein exotisches Wäscheteil geschenkt, nicht von Deliques, aber
etwas in der Art, Seide mit Spitze. Ich werde ganz… ich werde sehr feucht, wenn ich erregt bin, es ist schon fast peinlich. Dieses Wäschedings wurde also klitschnaß. Er sagte, der Mensch, der es mir gekauft hatte, sagte: ‹Was soll’s, wirf’s weg, einmal getragen.› Aber ich weiß nicht, ich dachte, vielleicht will ich es noch mal anziehen. Eigentlich ist es nämlich ganz schön, Seide zu tragen. Also ging ich damit zur Schnellreinigung. Ich sagte nichts weiter dazu, ich stopfte es einfach in einen ganzen Haufen Arbeitssachen. Ich kriegte es zurück mit einem kleinen Schildchen dran, auf dem ein tanzendes Männchen mit tragischem Gesichtsausdruck und einem Hut war, das sagt, du weißt schon: ‹Sorry! Wir haben getan, was wir konnten, wir haben zu außergewöhnlichen Maßnahmen gegriffen, aber die Flecken auf diesem Kleidungsstück gingen einfach nicht raus!› Ich sah es mir an, und es war ganz komisch, da waren fünf Punktflecken drauf, kleine Ovale, nicht unten, wo ich naß gewesen war, sondern weiter oben, vorn.» «Seltsam.» «Und der Typ, von dem ich es hatte, war nicht auf mir gekommen. Er kam woanders – da bin ich mir ganz sicher. Ich hab also die Theorie, daß jemand in der Schnellreinigung…» «Nein! Bringst du deine Sachen immer noch dahin?» «Na, sie liegt halt günstig.» «Wo wohnst du?» «In einer Stadt im Osten.» «Oh. Ich in einer Stadt im Westen.» «Wie schön.» «Es ist wirklich schön», sagte er. «Von meinem Fenster aus kann ich eine Straßenlampe mit ganz vielen Dornlöchern
drin sehen, von den Serviceleuten – ich meine natürlich einen hölzernen Telefonmast mit einer Straßenlampe dran – » «Klar.» «Und ein paar Häuser. Die Straßenlampe wird per Fotozelle aktiviert, und zu sehen, wie sie angeht, das ist wirklich was Schönes.» «Wie spät ist es bei dir?» «Ähm – zwölf nach sechs», sagte er. «Ist es schon dunkel?» «Nein. Bei dir?» «Nicht ganz», sagte sie. «Richtig dunkel finde ich es erst, wenn die kleinen Lämpchen auf meinem Stereoreceiver das Hellste im Zimmer sind. Das stimmt zwar so nicht ganz, aber es klingt gut, findest du nicht? Mit welcher Hand hältst du den Hörer?» «Mit der linken.» «Was machst du mit der rechten?» «Meine rechte Hand ist… im Augenblick liegen meine Finger auf der Erde einer Topfpflanze, die mir jemand geschenkt hat und die nicht so richtig wird. Ich wühle so ein bißchen mit den Fingern in der Erde.» «Was für eine Pflanze?» «Weiß ich nicht mehr», sagte er. «In der Erde stecken ein paar polierte runde Steinchen. Ah, Moment, da ist das Schildchen. Nein, das ist bloß das Preisschild. Eine anonyme Geheimpflanze.» «Du hast mir noch nicht gesagt, was du anhast», sagte sie. «Ich habe… ich trage, na ja, einen Bademantel und Gummilatschen mit blauer Sohle und roten Haltern. Es sind meine ersten Gummilatschen – ich meine, seit ich
hierhergezogen bin. Sie sind gut zum Aufwachen morgens. Am Wochenende zieh ich sie immer an, geh damit runter an die Ecke und kauf die Zeitung, und das Gefühl dieses Riemens da im Schritt der Zehen – Mann, das bringt dich hoch, da fängt der Tag gleich richtig an. Das ist, als würdest du den Füßen Zaumzeug anlegen.» «‹Stehst› du auf Füße?» «Nein nein nein nein nein nein. Bei Frauen? Nein. Füße sind neutral. Ungefähr so wie Ellbogen. Was mich betrifft, ich…» «Was?» «Also, ganz oft, kurz bevor ich komme, richte ich mich gern so auf den Fußballen auf. Das hat was mit der Anspannung der Beinmuskulatur und der, äh, der Arschmuskeln zu tun, es läßt alle Nerven zusammenspielen, es ist, als käme ich mit den Beinen. Andererseits fühle ich mich dabei manchmal wie ein High-School-Lehrer, der auf den Hacken wippt, oder wie ein Demagoge, der sich auf die Zehen stellt und etwas über die Vorsehung hinausbrüllt.» «Und dann, wenn du mit deinem relevé ganz oben bist, kommst du in ein Papiertuch», sagte sie. «Genau.» «Was wir nicht alles für die Liebe tun. Ich kannte mal jemand, einen Arzt, der erzählte mir, daß er beim Masturbieren gern hyperventiliert, wie ein Hundebaby. Er ging das Ganze sehr wissenschaftlich an. Er meinte, das Hyperventilieren reduziert das ionisierte Kalzium im Blut, ändert die Nervenleitfähigkeit, macht dieses, tut jenes. Einmal hab ich’s ausprobiert. Er meinte, wenn du fast soweit bist, nachdem du gehechelt und gehechelt hast, hia-hi-a-hi-a, dann mußt du was namens Valsalva machen, wobei du die Luft tief einziehst und die Kehle zupreßt und
fest drückst, und wenn du es richtig machst, dann sollst du einen wahnsinnigen Orgasmus kriegen – kribbelnde Glieder, kribbelnde Haarwurzeln, kribbelnde Zähne, ich weiß auch nicht, halt die ganze Palette. Bei mir ist mit dieser Technik nicht viel rausgekommen, aber er war so ein Riese, wilder Riesenbart, Riesenarme, er aß mit Vorliebe große Fleischkloß-Croques, die mit dieser orangefarbenen Schmiere – und er war so groß und so unschuldig und eigentlich ziemlich schüchtern, so daß die Vorstellung, wie er da japst –» «Mit zugekniffenen Augen.» «Genau, über sein Geschlechtsteil gekauert, obwohl ich sagen muß, daß ich mir sein Geschlechtsteil nie so richtig vorstellen konnte, aber allein die Vorstellung, wie er da absichtlich, freiwillig vor sich hin japst und schluckt, hat genügt, um mir selbst zu dem einen oder anderen Augenblick der Lust zu verhelfen.» «Ooo. Da auf deinem Bett?» «Da auf meinem Bett.» «Aber ohne die Chenille-Tagesdecke.» «Ohne die Chenille-Tagesdecke, die, wie ich gerade sehe, kleine weiße Fusseln auf meiner Hose hinterläßt, hm, hm, hm, weg da, ihr. Siehst du, eine pompöse Seidensexydecke von Deliques wäre eben doch praktischer gewesen.» «Also, na gut, nein, ich sehe ja ein, daß die Sachen von Deliques sexy sein können», sagte er. «Strapse und so. Mir bringt das zwar nicht viel – das ganze viktorianische Gehabe mit diesem abartig verkniffenen Grienen stößt mich einfach ab –, aber ich muß doch zugeben, als dann Woche für Woche die Kataloge kamen, Frühherbst, Herbst, Spätherbst, dieser anhaltende Schwall halbnackter Frauen,
der mir aus der Post entgegenquoll, auf so teurem Papier, mit den Kußmäulchen und so, das hat mich dann doch interessiert.» «Aha, jetzt gibst du’s also zu», sagte sie. «Die männlichen Modells sehen aber auch ganz gut aus.» «Na ja, bei mir waren es aber nicht diese Winzigwinzigmieder und solche Geschichten. Ich sag dir, was es war. Es war dieses eine Bild von einer Frau in einem weiten grünen Hemd, sie lag auf dem Rücken, die Beine in der Luft, an den Knöcheln gekreuzt, und sie trug Tights. Keine schwarzen Tights. Ich war, ich war völlig hingerissen von diesem Bild. Ich weiß noch, wie ich von der Arbeit nach Hause kam und am Küchentisch saß und ungefähr… zehn Minuten lang dieses Bild betrachtete, die kleine Beschreibung der Tights las, wieder das Bild anschaute, las, schaute. Sie hatte sehr lange Beine. Hatte ich denn jemand, dem ich diese Tights kaufen konnte? Nein, eigentlich nicht. Zu der Zeit nicht. Sie hatten so eine bestimmte Webart, nicht Chenille, nicht Chenille. Pointelle! Sie trug diese beige-grünen Pointelle-Tights. Weißt du, für mich ist das Wort ‹Tights› viel erregender als bloß Strumpfhose. Jedenfalls ging ich ins Wohnzimmer und stellte das Telefon auf den Boden, und dann legte ich mich neben das Telefon auf den Boden und betrachtete einfach das Foto, blätterte den Rest des Katalogs durch, aber von hinten, wieder zurück zu diesem Bild, bis mir vom Hochhalten allmählich die Arme erlahmten, also legte ich mir den Katalog aufgeschlagen auf die Brust, und ich geriet in reine Ekstase und rollte den Kopf auf dem Teppich hin und her. Wenn du den Kopf auf dem Boden hin und her rollst, dann steigert das im allgemeinen das Gefühl der
Ehrfurcht oder Verwunderung, das du gerade hast. Aber leider kein Kribbeln in den Gliedern.» «Nein.» «Und ich esse auch nicht massenweise Fleischkloß-Croques. Das heißt, gelegentlich mag ich auch mal ein FleischkloßCroque, mit Pilzen – ich möchte mich nur abgrenzen von, du weißt schon…» «Oh, mach dir da keine Sorgen», sagte sie. «Dein Akzent ist völlig anders als seiner, und deine Stimme ist ganz… unwiderstehlich.» «Freut mich zu hören. Ich war nervös, als ich anrief. Meine Temperatur ist glatt um zehn Grad gesunken, als ich mich entschloß, die Nummer zu wählen.» «Ach, wirklich. Wo hast du denn die Anzeige gesehen?» «Ähm, in einem Herrenmagazin.» «In welchem?» fragte sie. «Komischerweise ist mir das peinlich. In Juggs. Dem Tittenmagazin. Wo hast du die Anzeige gesehen?» Eine Pause trat ein. «Forum.» «Was steht in deiner?» fragte er. «Mal sehen», sagte sie. «Da ist eine Strichzeichnung von einem Mann und einer Frau, beide einen Hörer in der Hand, und drüber steht JEDERZEIT. Mir hat die Zeichnung gefallen.» «Die Anzeige hab ich auch schon mal gesehen», sagte er. «Sie ist ganz anders als meine. Auf meiner ist ein Farbfoto von einer Frau, um deren Bein eine Telefonschnur gewickelt ist, und ein Arm bedeckt irgendwie die Brüste, und über der Telefonnummer steht MACH’S, DANN KOMMT’S. Aber diese Anzeige hat gegenüber den anderen einfach was unbestimmbar Exklusiveres, liegt das am Layout oder der
Type, mit der die Telefonnummer gedruckt ist, und das trotz diesem üblichen Frau-plus-Telefon-Bild, und ich dachte, vielleicht lockt das eine andere Sorte Anrufer an. Obwohl, Jungejunge, dieser Schwall von arschlochmäßiger Männergeilheit in der Leitung, als du angefangen hast zu reden, das war ja nicht gerade Kanapeegeplänkel. Der eine Typ, der ständig dazwischenquatschte – ‹Lutscht du gern einen großen Schwaanz?› – ‹Wie groß und braun sind deine Nippel?› Aber schließlich rufen wir ja auch nicht an, um Kanapeegeplänkel zu betreiben.» «Ich hätte nichts dagegen – plänkel ruhig. Aber du hast schon recht. Jedenfalls sind wir nun hier, ‹allein zu zweit›, wie es so schön heißt, im berühmten Glasfaser‹Hinterzimmer›.» «Wie wahr.» «Also weiter», sagte sie. «Du hast mir gerade erzählt, wie du auf dem Boden liegst und den Kopf hin und her rollst.» «Ach ja, richtig. Also, ich lag da auf dem Boden, den Katalog aufgeschlagen auf der Brust, hin und weg von diesen Tights, und eine Vorstellung, eine Vorstellung von erregender Fiesheit nahm in meinem Stammhirn Gestalt an. Ich hatte eine Vision, wie ich abspritzte, während ich die Tights bestellte, genaugenommen war es eine Vision, wie, wie…» «Wie?» «Wie ich in der Badewanne liege, dabei aber am Telefon die Frau von der Bestellannahme bei Deliques habe, die, weißt du, so eine nette unschuldige Stimme hat, eine alberne, aber liebenswerte, übermäßig krause Dauerwelle, ein leichtes Näseln, glattes Gesicht, frischgewaschene Jeans, schnieke Söckchen, aber womöglich trägt sie einen von
Deliques’ feinsten ‹Fusion-Bodys› mit einem V-förmigen Spitzenbesatz oder so was über dem Schoß, den sie mit Angestelltenrabatt gekauft hat, und ich in der Badewanne, was lächerlich ist, weil ich nie bade, aber ich bin eben in der Badewanne und bewege mich ganz vorsichtig, damit sie nicht das kleinste wassermäßige Plitschplatsch hört und merkt, daß ich das tragbare Telefon mit ins Bad genommen habe und halb unter Wasser bin, und dann sagt sie: ‹Ich sehe schnell mal nach, ob wir das auch wirklich auf Lager haben, Sir›, und während dieser Pause stemme ich mich aus dem Wasser und richte den Hörer gewissermaßen auf meinen Werner Heisenberg, damit sie ihn irgendwie sehen kann oder seine Vibrations mitkriegt, und in dem Moment, als sie sagt: ‹Ja, die Pointellestrumpfhose in Beige ist da›, komme ich in vollkommener Stille, wobei ich eine Schlumpfgrimasse ziehe.» «Das ist ja furchtbar.» «Ich weiß, aber ich weiß auch nicht, ich lag halt da auf dem Wohnzimmerboden. Oft lege ich mich da nicht hin.» «Hast du denn auch, während du dir das vorgestellt hast, mit dir… gespielt?» «Natürlich nicht! Ich hatte eine Hand am Telefon, hab einfach mit den Zahlentasten rumgemacht, sie gestreichelt, und die andere lag auf dem aufgeschlagenen Katalog auf meiner Brust. Jedenfalls dachte ich dann, es wäre mir peinlich, Tights für mich selbst zu bestellen – womöglich käme die Frau von der Bestellannahme noch auf die Idee, ich sei ein Transsexueller, wo ich doch überhaupt kein Transsexueller bin, ich bin ein Telefonklitist.» «Ein obszöner Anrufer.» «Genau. Und ich fing an, mir zu überlegen, für wen ich sie
bestellen könnte, und dann fiel mir die Frau bei der Arbeit ein, eine sehr nette Frau, für manche vielleicht etwas unscheinbar, aber sehr nett, die einmal mich und einen anderen Typen damit verblüfft hat, daß sie aus heiterem Himmel eine Geschichte über Freunde von ihr erzählte, die gerade in einem Museum groß Hochzeit feierten, als ein paar Diebe mit einem Lieferwagen ankamen, sämtliche Hochzeitsgeschenke einluden und damit wegfuhren.» «Die Hochzeitsgeschenke waren ausgestellt?» fragte sie. «Ja.» «Aha, tja, das war wohl ein Fehler.» «Dafür wurden sie dann auch bestraft. Jedenfalls war eines der Geschenke, erzählte uns die Frau von der Arbeit, so eine Sexschaukel, die man offenbar an einem Haken an der Decke aufhängt, so daß die Frau…» «Ja, ich weiß», sagte sie. «Und die Frau von der Arbeit hatte über die Schwierigkeiten gewitzelt, die geklaute Sexschaukel bei einem Hehler loszuwerden, und ich erinnerte mich wieder, wie sie über dieses abstruse Gerät geredet hatte, und deshalb wollte ich ihr die Tights bestellen, so daß sie, wenn sie eines Tages von der Arbeit nach Hause käme, sagen würde: ‹He, was ist das denn, ein schmales Päckchen von Deliques für mich?› Sie würde es aufmachen und die Plastikverpackung mit der Strumpfhose darin herausziehen, und dann hätte sie den Bestellschein in der Hand, und irgendwie hätte ich die Frau bei der Bestellannahme überredet, daß ich meinen Namen nicht auf dem Schein wollte.» «Na klar.» «Sie weiß also, sie hat einen heimlichen Verehrer. Und auf dem Packschein ist dann die Printoutzeile, wo draufsteht,
alles in Abkürzungen: 1 P PTL TIGHTS, BE, SM, $ 12.95, und ich stellte mir vor, wie sie auf den Packschein sieht und denkt: ‹Na so was, aber vielleicht sollte ich doch wenigstens sehen, ob sie auch paßt.›» «Ah, Moment», sagte sie. «Nein, was ihr daran auffällt, ihr fällt auf, daß…» «Sag schon», sagte er. «Daß auf dem Packschein über der Ziffer eins – ein Paar Tights – so ein Kontrollzeichen ist, mit dickem Bleistift.» «Stimmt, da ist so was.» «Und sie schaut sich das Kontrollzeichen genauer an, und sie stellt sich vor, daß eine Männerhand es gemacht hat, eine überraschend kultivierte Hand, weil im Versandhaus Deliques ein Streik war, und da mußte die Geschäftsleitung von Deliques als Notmaßnahme anstelle der normalen Packerinnen, die natürlich in der Mehrzahl Laotinnen mittleren Alters sind, die männlichen Models aus dem Katalog einsetzen. Und die männlichen Models, die waren gerade alle mitten bei den Katalogaufnahmen, als der Ausstand begann, und deshalb tragen sie genau die Sachen, die sie beim Fototermin anhatten, also die üblichen auberginefarbenen Paisley-Boxershorts und Bademäntel von Henri Rousseau und Pyjamas von Erté und so; aber sie hatten nicht die Zeit, sich umzuziehen, man hat sie barfuß in dieses riesige Lagerhaus gescheucht, weil die Firma mit Bestellungen bombardiert wurde. April war der härteste Monat. Also – ein männliches Model nimmt den Bestellzettel von der Frau entgegen, betrachtet ihn, schaut auf den Namen darauf – wie heißt sie?» «Jill.» «Schaut auf den Namen, Jill Smith, nimmt dann den
Bestellzettel, zerknüllt ihn an dem Meerrettich in seinen Seidentaft-Boxershorts und reicht ihn an das nächste männliche Model weiter, einen umwerfenden Bauern mit seltsam schlitzäugigen Nippeln, der ihn glattstreicht, betrachtet, ah, Jill Smith, die Arschbacken zusammenklemmt und ihn an den nächsten Typen weiterreicht, der ihn glattstreicht, betrachtet, in eine Ecke beißt und ihn an den nächsten Typen weiterreicht, und so weiter die ganze Reihe männlicher Models durch, einer breitschultriger und festbäuchiger als der andere, bis der Bestellschein schließlich zum letzten gelangt, der auf einem Zinken des Gabelstaplers sitzend eingeschlafen ist, ein sehr viel zierlicherer Herr mit einem wunderschönen Hals samt sanft pulsierender Vene darin, in den man am liebsten reinbeißen möchte, so gut sieht er aus, und natürlich trägt er einen Lendenbeutel aus grüner Moireseide, den der Zinken des Gabelstaplers vor- und hochgeschoben hat. Dieses männliche Model erhebt sich nun, schmatzt schläfrig, betrachtet den Zettel, besteigt den Gabelstapler und fährt in Schlangenlinien los zu dem fernen Gewölbe, wo die Pointelle-Tights lagern.» «Und?» «Und er kommt zu dem Kartonberg, der mit BEIGE bezeichnet ist, und er läßt den Gabelstapler bis zur höchsten Palette surren, hebt sie ab und vvvvvvvvr holt sie runter, und er bricht den Deckel auf…» «Womöglich mit dem Schwanz.» «Nein, nein, mit seinen kräftigen, kultivierten Händen», sagte sie. «Das Packband macht pap! pap! pap!, als er den mächtigen Karton aufreißt. Aber wo du das sagst, während er hineinlangt, tief in den Karton voll mit… mit einer Tonne
Baumwollpointelle, drückt sein Schwanz tatsächlich dagegen, er drückt und drückt, und er fängt an, an den Fesseln des Lendenbeutels zu zerren. Dann steigt er also wieder auf den Gabelstapler, legt sich die Tights auf den Schoß und fährt zurück. Ja, und während er weg war, haben Todd, Rod, Sod und Wadd, die andern männlichen Models, natürlich alles Heteros, die da in einer Reihe standen und auf ihn warteten, an Jill Smith gedacht, wie sie diese Tights anhat, und inzwischen sind ihre Kolben alle beinhart, und sogar dem verpennten Gabelstaplerfahrer, vielleicht wegen der beigen Strumpfhose auf dem Schoß, ist es peinlich, auszusteigen, weil er eine unverhohlene Erektion hat, die nun so groß und knochenhart geworden ist, daß sie richtig aus seinem Lendenbeutel herausragt. Er nimmt mit leicht schwankendem Schwanz seinen Platz in der Reihe der männlichen Models ein, und er hält sich die Tights ans Gesicht und haucht einmal hinein, nickt dann, nimmt einen Bleistift mit einer überraschend scharfen Spitze und setzt ein Kontrollzeichen über die Ziffer eins auf dem Packzettel. Er reicht die Tights an den nächsten weiter – inzwischen haben alle männlichen Models ihre Scham voreinander abgelegt, und sie stehen alle da, die verschiedenen Glieder ragen in verschiedenen Winkeln aus den verschiedenen Bademänteln, Boxershorts und Sexslips heraus. Der Typ mit dem Gabelstapler reicht sie also an den nächsten weiter, der die Tights fast wie bei einem Ritual nimmt und sie sich um den Schwanz herumwickelt, einmal fest zieht, sie dann wieder abwickelt und ein weiteres Kontrollzeichen genau auf das erste über der Ziffer eins auf dem Packzettel setzt. Und er reicht die Tights an den nächsten weiter, der sie sich ebenfalls um den Schwanz
wickelt, in vielen Windungen, sie ist sehr lang, und auch er setzt sein Kontrollzeichen auf das vorangegangene, und so geht’s die Reihe durch, aufwickeln abwickeln Kontrolle, aufwickeln abwickeln Kontrolle, und der letzte faltet die Tights mit geschickten zarten Bewegungen, die seine gewaltigen Unterarme Lügen strafen, schiebt sie in das hauchfeine Plastiktütchen und setzt das letzte Kontrollzeichen über die Ziffer eins, so daß es jetzt aussieht, als wäre das Kontrollzeichen nur mit einem einzigen stumpfen Bleistift gemacht worden, wo es doch in Wirklichkeit neun Kontrollzeichen waren. Und so machen sie, während sie unisono ‹Die Wolgaschiffer› summen, das Päckchen mit Jill Smiths Adresse darauf fertig und schicken es an sie ab.» «Na ja, vielleicht ist es tatsächlich so passiert», sagte er. «Aber in Wirklichkeit gab es bei Deliques gar keinen Streik, als ich anrief. Allerdings war der Computer ausgefallen.» «Aha, dann hast du also doch angerufen?» sagte sie. «Das war aber sehr ungezogen. Im Bad?» «Nein, das kam mir dann doch etwas sehr umständlich vor. Ich hab vom Wohnzimmerboden aus angerufen. Als erstes brachte ich mich in einen glaubwürdigen Schwellzustand, dann wählte ich die kostenfreie 800er-Nummer.» «A-ha…» «Eine Frau meldete sich und sagte so was wie ‹Hallo und willkommen bei Deliques Intimates, hier spricht Clititia, womit können wir Ihnen heute dienen?› Sie hatte eine junge hohe Stimme, genau wie ich sie mir vorgestellt hatte. Na ja, mein fünfunddreißigkommafünf Zentimeter langer Spermadübel schrumpfte sogleich auf weniger als sieben Zentimeter. Also das Gegenteil dessen, was eigentlich
passieren sollte. Ich sagte ihr, was ich bestellen wollte, und sie sagte, der Computer sei ausgefallen, aber sie würde die Bestellung ‹per Hand› aufnehmen, ja? Warum war ich nicht Lustmolch genug, um ihr darauf mit einer Anzüglichkeit zu kommen? – einfach was Simples wie ‹He, he, Süße, ich hoffe doch, du machst alles per Hand›. Statt dessen sagte ich bloß: ‹Jungejunge, da haben Sie ja einen ziemlichen Ärger am Hals.› Ich gab ihr meine Adresse, meine Kreditkartennummer, und sie sagte: ‹Das hab ich, Sir, und möchten Sie heute abend vielleicht noch etwas anderes bestellen?› – ‹Tja, ich weiß nicht so recht, aber da ist eine Frau, für die hätte ich eigentlich gern noch etwas, bloß einen ganz einfachen Slip, aber ich weiß nicht so recht.› Ich sagte: ‹Sie haben da doch auf Seite 38 diese sogenannten Deliques Minimes. Haben Sie das? Haben Sie den Katalog vor sich?› Sie sagte ja. Ich sagte: ‹Schön. Ich glaube, ich sehe nicht so ganz den Unterschied zwischen diesen Minimes und den sogenannten Nadja-Slips auf Seite, äh, 46. Für das bloße Auge wirken sie identisch.› Sie sagte: ‹Einen Moment bitte›, und ich hörte, wie sie den Katalog durchblätterte, und unternahm einen letzten kühnen Versuch, mir einen abzuwichsen, denn die Vorstellung, wie sie eingehend die Bilder von den Frauen in den winzigen gewichtslosen Slips studierte, dazu das Dunkel der Schamhaare, die genau da durch das Material hindurch zu sehen waren, während ich zur gleichen Zeit an meinem Ende der Leitung auf genau dieselben griffigen Schamhaarwölbungen schaute, hätte mir zum sofortigen Abspritzen genügen müssen, aber ich weiß auch nicht, sie war so verbindlich, und ich wußte, daß sie höchstwahrscheinlich gar nicht gern wissen wollte, daß ich
hier lag, um… Schließlich wollte sie ja keinen Job, bei dem Männer sie anriefen und ein paar Artikel bestellten, nur damit sie… stimmt’s? Das hatte sie ja wohl überhaupt nicht im Sinn gehabt, als sie den Job annahm, oder zumindest aller Wahrscheinlichkeit nach nicht. Als sie dann endlich sagte: ‹Tja, der Nadja-Slip sitzt etwas tiefer auf der Hüfte›, eine Aussage, bei der jeder normale Abfiedler doch mit Leichtigkeit kommen müßte, denn was impliziert das? Es impliziert ihre eigene Hüfte, es impliziert, daß der NadjaSlip auf ihrer Hüfte gesessen hat. Jedenfalls schaffte ich es nicht mal da, ihn oben zu halten. Also sagte ich: ‹Aha, ja, nein danke, ich schau mal, wie die Tights ankommen, und bestelle die Minimes später.› Und eine Woche später war ich dann also Besitzer einer Strumpfhose. Ich habe sie immer noch, unausgepackt. Gib mir deine Adresse, und ich schick sie dir gern weiter.» «Warum gibst du sie nicht Jill?» fragte sie. «Ach, aus tausend Gründen. Aber das war noch gar nicht das Ende. Kaum hatte ich nach der Bestellung wieder aufgelegt, wurde er natürlich sofort wieder steif, und ich überlegte einen Augenblick und drückte dann die Wahlwiederholungstaste, und eine andere Frau meldete sich, mit einer viel tieferen und smarteren Stimme, ihr Name war so etwas wie Vulva, und ich sagte: ‹Vulva, ich habe eine Frage, die vielleicht etwas unkonventionell klingt, und Sie müssen sie nicht beantworten, wenn Sie nicht wollen. Aber es interessiert mich einfach, na, die Männer, die aus Ihrem Katalog bestellen, meinen Sie, einige von denen sind auf subtile oder vielleicht gar nicht so subtile Weise obszöne Anrufer?› Sie lachte und sagte: ‹Gute Frage.› Und dann kam eine lange Pause, eine sehr lange
Pause. Ich sagte: ‹Hallo?› Und in dem Moment wußte ich, daß ich es versaut hatte – ich wußte, daß der Ton meines Hallo, dieses leicht Piepsige in meiner Stimme, das sexuelle Erregung verriet, das potentielle Einvernehmen, das ich mit Vulva vielleicht hätte haben können, zerstört hatte. Als ich ihr die Frage stellte, hatte ich nämlich ganz selbstbewußt geklungen.» «Was hat sie dann gesagt?» «Sie sagte bloß, in einem förmlicheren, aber immer noch freundlichen Ton: ‹Ich glaube, ich werde Ihre Frage nicht beantworten.› Und ich sagte: ‹Schön, verstehe, okay, alles klar.› Und sie sagte: ‹Wiedersehn.› Nicht ‹Auf Wiedersehen› – da war noch immer dieser kleine Rest amüsierte Intimität. Hätte sie auf Wiedersehen gesagt, ich wäre am Boden zerstört gewesen.» «Was hast du dann gemacht?» «Ich habe mich aufgesetzt, mir eine Pizza bestellt und Zeitung gelesen. Du siehst also, ich bin eigentlich gar kein obszöner Anrufer. Ich kann keinen Orgasmus unterdrücken.» «Hoho. Ich schon», sagte sie. «Ehrlich? Na ja, ich meine, körperlich kann ich es schon.» «Ich weiß, was du meinst.» Eine Pause trat ein. «Ich höre Eiswürfel», sagte er. «Cola Light.» «Ah. Erzähl mir mehr. Erzähl mir von dem Zimmer, in dem du bist. Erzähl mir, was für Ereignisse dich dazu gebracht haben, diese Nummer zu wählen.» «Okay», sagte sie. «Ich bin nicht mehr im Schlafzimmer. Ich sitze auf der Couch in meinem Wohnzimmer-
Schrägstrich-Eßzimmer. Die Füße liegen auf dem Couchtisch, was gestern noch nicht gegangen wäre, weil der Couchtisch da so hoch mit Post und Arbeitskram vollgestapelt war, aber jetzt geht es, und das ganze Zimmer, die ganze Wohnung, alles ist jetzt wirklich picobello. Ich hab mich heute nämlich krank gemeldet, ohne krank zu sein, was ich bei dieser Stelle bis jetzt noch nie gemacht habe. Ich rief beim Empfang an und sagte der Frau, ich hätte Fieber. Der Augenblick, als ich sie anlog, war gräßlich, aber holla! wie frei ich war, als ich dann auflegte! Und ich hab den ganzen Tag lang keinen Schritt vor die Tür getan. Ich hab bloß meine unmittelbare Umgebung in Ordnung gebracht, Sachen aufgeräumt, gesaugt und das ganze Silber ausgebreitet, das ich geerbt habe – drei verschiedene, sehr unvollständige Sets –, ich habe sie auf dem Eßtisch ausgebreitet, sie betrachtet und mir ernsthaft überlegt, ob ich sie polieren soll, aber so weit kam es dann doch nicht, aber es sah schön aus, wie sie da so ausgebreitet lagen, ein großer Fächer Gabeln, ein kleiner Fächer Messer, fünf große Servierlöffel, ein paar winzige Salzlöffel und ein kleines Häufchen Krimskrams wie Austerngabeln. Gar keine Teelöffel. Eine der Speisegabeln aus dem Service meiner Großtante war mir mal in den Geschirrspüler gefallen, als ich sie besuchte, und hatte von dem Drehspritzer am Boden eine üble Schramme abbekommen, und bei der Arbeit meinte eine, sie kenne einen Juwelier, der beschädigtes Silber repariert, ich hab also vor, sie reparieren zu lassen, es liegt alles bereit. Und sogar meine ganzen kaputten Perlenketten habe ich beisammen – ich hab sie alle aussortiert – der Anblick der ganzen Perlen, wie sie da so durcheinander auf meinem
Nachttisch lagen, hat mich jeden Morgen deprimiert, und jetzt kann man sie wieder aufziehen, die rosafarbenen in einem Umschlag, die grünen in einem Umschlag und die bunten venezianischen in einem Umschlag – und auch die liegen jetzt auf dem Eßtisch bereit.» «Derselbe Juwelier, der das Silber repariert, zieht auch Perlen auf?» fragte er. «Ja!» «Wie sind denn die Perlen kaputtgegangen?» «Offenbar gehen sie immer morgens kaputt, wenn ich mich beim Anziehen beeilen muß. Sie bleiben an was hängen. Die Jadeperlen, meine Lieblingskette, die ich von meinem Vater habe, die ist an der offenen Mikrowellenklappe hängengeblieben, als ich ein Stück Papier vom Boden aufhob und zu schnell aufstand. Das war die letzte Tragödie. Und eine hat mir natürlich das Baby meiner Schwester vom Hals gerissen. Aber das kann man alles reparieren, und es wird alles repariert.» «Na prima.» «Jedenfalls ist die Wohnung wie verwandelt, aber richtig, nicht bloß oberflächlich, sondern mit versteckten neuen Ordnungsnestern, und ich hab mit dem Duschen bis weit in den Nachmittag hinein gewartet, und ich hab nicht masturbiert, weil ich wegen der Sünde, mich grundlos krank zu melden, den ganzen Tag über rein und tugendhaft bleiben wollte, und ich hab früh zu Abend gegessen, nur ein paar Carr’s Tablewatercracker mit Quark und koscheren süßen roten Paprikascheiben drauf, einfach köstlich, und ich hab den Fernseher nicht angeschaltet, dafür aber die Anlage, was in letzter Zeit nicht oft vorgekommen ist. Es ist eine ganz tolle Anlage.»
«So?» «Ich glaube, ich hab so um die vierzehnhundert Dollar dafür hingelegt», sagte sie. «Ich habe sie von jemand gekauft, der sich eine noch tollere Anlage angeschafft hat. Es war der helle Wahn. Ich war verknallt in diesen Menschen. Er fand die Thompson Twins gut und die S. O. S. Band, und, ach, wie hießen die anderen Gruppen noch, die er so gut fand? Eine war die Gap Band. Midnight Star. Und Cameo. Das ist schon einige Zeit her. Er war kein besonders intelligenter Mann, auf gewisse Weise war er sogar ein sehr dämlicher, engstirniger Mann, aber er war so davon überzeugt, daß jeder gut finden würde, was er gut fand, wenn er es einem nur vorspielte, es war richtig ansteckend. Und er sah gut aus. Ungefähr vier Monate, solange ich diese Schwäche für ihn hatte, hörte ich mir das Zeug auch wirklich an. Ich hab mich ihm völlig hingegeben. Mein eigener Musikgeschmack hatte seine Entwicklung in der Grundschule mit den Beatles eingestellt, den ganz frühen Beatles – überhaupt fand ich keinen Song gut, der keinen Schluß hatte – weißt du, keinen Schlußakkord –, sondern einfach so ausgeblendet wurde.» «Aber dann hast du diesen Typen getroffen», sagte er. «Genau!» sagte sie. «Alle Songs, die er gut fand, wurden ausgeblendet, die meisten jedenfalls. Und so wurde ich zur Spezialistin in Sachen Ausblendung. Ich kaufte Kassetten. Ich stellte sie immer ganz laut – mit Kopfhörer – und hörte ganz genau hin, versuchte, den exakten Moment zu erwischen, an dem der Mensch im Aufnahmestudio begonnen hatte, meinen Lautstärkeregler runterzudrehen oder was immer er da machte. Manchmal drehte ich den Regler mit genau der gleichen Geschwindigkeit hoch, mit
der er – ich meine die Geisterhand des Plattenproduzenten – ihn herunterdrehte, so daß der Ton gleichlaut blieb. Dann geriet ich in so eine Trance wie du auf dem Teppich, wo ich dann dachte, wenn ich es immer lauter stelle – und es ist wirklich ein sehr kräftiger Verstärker –, dann würde der Song nie aufhören, er würde einfach unendlich weitergehen. Und so wurde das, was ich zuvor einfach für eine Art künstlerische Schlampigkeit gehalten hatte, für einen Versuch anzudeuten: o yeah, wir sind ein Haufen endlos kreativer Jungs, die die ganze Nacht durchjammen, und der böse blöde Plattenproduzent muß dann eben doch die Lautstärke runterdrehen, damit wir nicht die ganze Platte mit einem einzigen Monstersong füllen – all das wurde für mich statt dessen zu einer Art, einer Art Summe der Hoffnung. Das erste Mal hatte ich dieses Gefühl bei einem Song namens ‹Ain’t Nobody›, auf den der Mann, in den ich verknallt war, besonders stand. ‹Ain’t nobody, loves me better.› Kennst du den?» «Du singst gut!» sagte er. «Gar nicht. Aber so geht der Song, und wenn du dann allmählich an sein Ende kommst, verändert sich deine Hörweise, das heißt, das Wissen darum, daß der Song bald aufhört, gewinnt langsam eine größere Bedeutung als die spezifischen Höhen und Tiefen der Melodie, und obwohl die Sängerin genauso laut singt wie vorher, obwohl sie jetzt sogar alles reinlegt, kämpft sie schon um Gehör, es ist, als hörte man den unausweichlichen Beliebtheitsschwund, das Abrutschen in den Charts und die Karrieredämmerung der Sängerin, trotz der ganzen subtilen Schönheit, die sie aus einem simplen öden Haufen Noten rausholen kann, und noch während sie sich eine letzte hohe Note vornimmt,
voller Wagemut, Hoffnung, Leidenschaft und allem, was dieser Mühe wert ist, ist sie verloren, ist ihr Stern schon am Sinken.» «Oh! Bitte nicht weinen», sagte er. «Dafür bin ich nicht gerüstet… ich meine, so eine Bandbreite hat mein Trostvermögen nicht.» Wieder war da das Geräusch von Eiswürfeln. Sie sagte: «Ich mochte ihn eben einfach gern. Eitler Sack. Eines Abends gingen wir tanzen, und ich beging den Fehler, ihm vorzuschlagen, während wir auf der Tanzfläche waren, er möchte vielleicht doch seinen Füller aus der Hemdtasche nehmen und ihn hinten in eine Tasche stecken. Und das war’s, er hat mich nie mehr angerufen.» «Dieser kleine Schaumschläger! Gib mir seine Adresse, den werde ich mal ausblenden, dem reiße ich die Arme aus.» «Nein. Ich hab’s überwunden. Und überhaupt wollte ich darüber auch gar nicht reden. Ich meine bloß, ich saß hier nach dem Abendessen in meiner wunderbar ordentlichen Wohnung, und ich sah diesen großen Witz von einer Anlage, und ich schaltete sie an, und der Himmel wurde dunkler, und die ganzen roten und grünen Lichtchen auf dem Receiver waren wie Bojen im Meer oder so was, und allmählich kriegte ich so ein Gefühl, wie es ja zu erwarten steht, traurig, glücklich, resigniert, geil, eine Kombination aus allem, und plötzlich fand ich, daß ich jetzt lang genug tugendhaft gewesen war und eigentlich doch masturbieren sollte, und ich dachte, halt, Abby, nicht bloß so eine kurzatmige Masturbationssession, heute machen wir ein bißchen was Besonderes, um einen besonderen Tag zu krönen, ja? Also holte ich mir das Forum, das ich mir vor einiger Zeit mal in einem Anfall von Mut gekauft hatte. Aber
die ganzen Geschichten und die ganzen Briefe hatte ich schon gelesen, es lief einfach nicht. Also machte ich mich daran, die Anzeigen durchzugehen, eigentlich fast zum erstenmal. Und da stand die Überschrift: JEDERZEIT.» «MACH’S, DANN KOMMT’S.» «Genau. Und ich mag das Geräusch der Pausen bei Ferngesprächen – das Kassettenrauschgeräusch. Aber trotzdem wollte ich mit niemand reden, den ich kannte. Und mehr oder weniger deswegen habe ich angerufen. Jetzt habe ich deine Fragen beantwortet, jetzt erzähl du mir was.» «Möchtest du was Wahres hören oder was Erfundenes?» «Erst das Wahre, dann das Erfundene», sagte sie. «Einmal», sagte er, «habe ich über Kopfhörer Radio gehört, da war ich ungefähr sechzehn, und der Receiver stand in einem kleinen Zimmer, das vom Wohnzimmer abging, auf dem Boden, ich weiß nicht, warum er auf dem Boden stand, wahrscheinlich, weil mein Vater das Wohnzimmer gerade strich – das muß es gewesen sein –, und das Kopfhörerkabel war ziemlich kurz, aber ich wollte unbedingt tanzen lernen. Es war Winter, vielleicht acht Uhr abends, stockdunkel, ich hatte kein Licht an. Und ich versuchte, diese ganzen Schritte zu lernen, war aber an die Anlage gefesselt, so daß ich mich fast völlig zusammenkrümmte, als wäre ich hinter irgendeinem Vieh her, aber ich war richtig in Ekstase – ich tanzte, schwitzte, geriet außer Atem, ruderte mit den Armen, vollführte kleine Sätze… einmal wurde ich dann ein bißchen zu erregt und machte mit dem Kopf einen heftigen Ruck zur Seite, so daß der Kopfhörer abging und meine Brille mitriß – aber kein Problem, ich stilisierte einfach die Bewegungen des
Brilleaufhebens und -aufsetzens und wiederholte sie ein paarmal, baute sie ein. Und plötzlich höre ich in so einem entsetzten Ton: ‹Jim, was machst du denn da?› Meine kleine Schwester hatte mein ganzes Geschnaufe und Gekeuche gehört, das da aus dem Dunkel kam, und dachte natürlich, ich würde…» «Na klar.» «Ich sagte: ‹Ich tanze.› Und sie ging wieder. Ich tanzte noch eine Weile, aber mit etwas weniger Verve. In dem Jahr hörte ich ständig Radio. Anders als du war ich zu der Zeit in niemand verknallt. Ehrlich gesagt war ich wohl eher in den Tuner selbst verknallt. Ich stellte mir immer vor, die Megahertzstriche seien die Skyline einer Stadt bei Nacht. Die UKW-Striche waren die Gebäude und die MW-Striche ihre Reflexion im Wasser…» «Ah», sagte sie, «aber du wolltest mir doch was Wahres erzählen, nicht was Erfundenes.» «Ja, aber das Wahre geht doch ins Erfundene über, oder? Und der kleine bewegliche Skalenstab auf unserer Anlage war gelb erleuchtet, und ich wußte, wo jeder einzelne Sender war, und ich drehte schwungvoll am Knopf, und dann glitt der gelbe Stab die Radiolandschaft auf und ab wie ein Taxi einen großen Hauptboulevard, und jeder Sender war eine Kreuzung in einem Viertel mit einer anderen ethnischen Zusammensetzung, und wenn das rote Zeichen aufleuchtete und STEREO sagte, dann hielt ich da eine Weile, oder der Taxifahrer fuhr einfach über die rote Ampel, an der ganzen Geschichte vorbei, während sie aufflackerte und hinter mir verschwand. Und manchmal drehte ich den Senderknopf ganz langsam mit dem Daumen, als würde ich ein Lenkrad mit dem Handballen
dirigieren, und fuhr und fuhr, in der Stille der verstummten Gegenden, und plötzlich kam ich dann an den Rand eines Senders, und da war so eine knisternde, überdrehte, grelle Fassung eines Songs, die einen Augenblick lang viel besser klang, als der Song, wie ich wußte, in Wirklichkeit war, wie der Moment bei einer Sonnenfinsternis, wenn man die ganze Korona sieht, und dann gleitet man hinab in das fruchtbare Tal des Senders, und es breitet sich unter einem aus, in Stereo, mit einer ganzen Kette verschwommener Mittelgründe.» «Das stimmt!» «Das stimmt! Das ist aber schlecht, weil es heißt, daß ich mir immer noch was Erfundenes ausdenken muß, hm?» «Leider ja.» «Aber so funktioniert meine Phantasie nicht», sagte er. «Sie springt nicht einfach auf Knopfdruck an. Wovon soll denn das Erfundene handeln, das ich dir erzähle?» «Ich denke, es sollte von… meinen Perlen und meinem Silber handeln, schließlich ist das alles für uns ausgebreitet.» «Na gut», sagte er. Es folgte eine lange Pause. «Da war ein Typ, der, ähm, seine Gabel reparieren lassen mußte. Nein, ich kann nicht. Tut mir leid. Erzähl du mir mehr.» «Du bist aber dran.» «Da brauche ich erst noch mehr Vertraulichkeiten von dir. Es muß ein steter Strom von Vertraulichkeiten von dir zu mir fließen und mich aufladen.» «Na, komm schon», sagte sie. «Versuch’s einfach mal.» «Ja, aber ich glaube, ich kann das nicht einfach so, wenn man mir einen Auftrag erteilt. Ich bin nicht besonders originell. Ich glaub, ich muß bei der Wahrheit bleiben.»
«Na schön, dann erzähl mir, was die letzte Sache oder das letzte Ereignis war, das dich erregt hat.» «Der Gedanke an diesen Anruf», sagte er. «Davor.» «Mal überlegen», sagte er. «Die Walt-Disney-Figur Klingklang. Ich kam gerade aus dem Videoladen und stand vor so einer großen Reklametafel für Peter Pan, den WaltDisney-Trickfilm Peter Pan, der gerade neu rausgekommen ist. Daneben stand ein Fernseher, in dem der Film lief.» «Wann war das?» «Heute, so ungefähr vor anderthalb Stunden. Ich hatte mir drei Erwachsenenfilme ausgeliehen.» «Und die siehst du dir noch heute abend an?» «Vielleicht. Vielleicht auch nicht, ich weiß nicht. Eigentlich wollte ich sie mir ansehen, sobald ich zu Hause war.» «Auf der Stelle.» «Richtig.» «Und Abendessen?» «Ich hab in einer Pizzeria gegessen.» «Was?» «Eine kleine mit Pilzen und Anchovis.» «Schön. Dann bist du also mit den Kassetten nach Hause gekommen…» «Ja, und ich hab sie auf den Fernseher gelegt und meine Arbeitssachen ausgezogen und den Bademantel an…» «Nur den Bademantel?» «Na ja, drunter trage ich natürlich mein T-Shirt und Unterwäsche.» «Weiße Unterwäsche?» «Grau, weiß, irgendwo dazwischen. Wie auch immer, ich kam raus und sah den Stapel Erwachsenenfilme auf dem
Fernseher, und die sind in so orangen Schachteln. Der Laden hat braune Schachteln für die normalen Kassetten, Abenteuer, Komödien, Horror und so weiter, und für die Erwachsenenfilme haben sie eine ganz andere Farbe, eine orange Schachtel. Damit wollen sie Verwechslungen vorbeugen, weil es jetzt so viele Weihnachts- und Schneewittchen-Filme für Erwachsene gibt und so. Und von dieser speziellen Sorte Film hatte ich noch keine zwei gesehen, aber selbstverständlich wußte ich trotzdem, was drin war, und ich fand es gut, ohne Wenn und Aber, ist ja wohl klar, ich bin ein begeisterter Pornofan, aber plötzlich sah ich meine primitive Erregung – ich sah mich, wie ich im Schnellvorlauf durch die nervtötenden Stellen ging und versuchte, eine Szene zu finden, die gut war oder wenigstens gut genug, um dazu zu kommen, und dann das Geräusch des Videogeräts beim Schnellvorlauf, dieses Industrierobotergeräusch, und plötzlich dachte ich, nein nein, auch wenn in dem einen Film Lisa Melendez mitspielt, die ich einfach… hinreißend finde, dachte ich, nein, das will ich jetzt doch nicht gleich sehen. Zum Glück hatte ich mir auch noch ein Juggs gekauft, weil ich diese Antireaktionen gegen orange Filme schon öfter hatte. Es gibt eben Zeiten, da will man ein festes Bild.» «Es gibt ja immer die Pausentaste», meinte sie. «Schon, aber dann kriegt man diese weißen Sägezahnrisse quer über den Bildschirm.» «Doppelt genäht hält besser, wie’s so schön heißt. Natürlich ist die Auflösung auf der Magazinseite wohl besser.» «Allerdings», sagte er. «Aber das war noch nicht alles. Bitte lach jetzt nicht. Kein Filmstandbild ist so gut wie ein Foto. Ein Foto fängt eine Frau an einem Punkt ein, wo ihre Nannis
am Idealpunkt ihrer Ausdruckskraft sind – die Seele ihrer Nannis liegt offen da, das heißt, die Seelen liegen offen da, weil jede ihre eigene Persönlichkeit hat. Brustwarzen auf Standfotos sind so unterschiedlich und so beredt wie die Augen einer Frau, wenigstens beinahe.» «Nannis?» «Ja, manchmal mag ich das Wort ‹Brüste› und die ganzen Slangsynonyme dafür nicht. Schau dir doch nur mal den Erregungsabfall zwischen dem Playboy-Magazin und genau denselben Frauen an, wenn sie sich auf dem Playboy-Kanal von Pose zu Pose bewegen. Zwar kriege ich den PlayboyKanal eigentlich nicht rein, deshalb sehe ich darauf alles durch diese Hahnentritt- und Fischgrätzyklen der Verzerrschaltung, und dann schalte ich immer hin und her zwischen diesem und den beiden Kanälen rechts und links, weil das Bild manchmal unmittelbar nach dem Umschalten überraschend sichtbar wird, und dann hat man da so einen leuchtend gelben Torso und eine volle Nanni mit einem feuerwehrroten Nippel, und dann wackelt es, stockt und bricht zusammen – und mir ist aufgefallen, daß die Verzerrung am wenigsten funktioniert und man alles am besten sieht, wenn sich auf dem Fernsehbild nichts bewegt, das heißt, wenn es ein Fernsehbild von einem Magazinbild ist, als würde die Verzerrschaltung genauso von der Kraft feststehender Bilder überwältigt wie ich manchmal. Einmal bin ich bis halb drei morgens aufgeblieben und hab ständig umgeschaltet.» «Wie auch immer.» «Ja. Wie auch immer, ich blätterte voller Hoffnung in meinem Juggs, aber ich weiß auch nicht – da hatten sie wieder die sexyste Frau an einen Swimmingpool gesetzt,
und Frauen am Swimmingpool finde ich einfach unerotisch – das heißt, im allgemeinen finde ich sie unerotisch, denn mir sind in Magazinen weiß Gott schon eine Menge Swimmingpool-Settings untergekommen, aber irgendwas ist mit diesem Öffentlichkeitsding, daß es im Freien ist, an der Sonne – es ist nicht so schlimm wie am Strand, was mich total abtörnt – aber andererseits, wenn ich auf eine einsame Insel verbannt wäre und nichts hätte als ein paar Seiten aus einem Herrenmagazin mit einer nackten Frau auf einer einsamen Insel, mit den gekünstelten Sandnieren auf den Arschbacken und so weiter, dann würde ich wahrscheinlich doch schwach werden und darauf masturbieren… wie findest du das Wort?» «‹Masturbieren›? Ich finde es nicht schlimm, aber auch nicht gut.» «Suchen wir uns ein neues dafür», sagte er. «Für mich sage ich manchmal ‹mir einen abrubbeln› dazu.» «Okay, das wäre eine Möglichkeit. Wie wär’s einfach mit ‹fiedeln›? Sich einen fiedeln? Ohne das ‹ab› klingt es irgendwie gewagt. Nein, nein. Schrummeln.» «Schrummeln.» «Das ist es. Ich blätterte also im Juggs, und obwohl es ein Swimmingpool-Setting war, versuchte ich zu schrummeln, und es gab da eine Einstellung, wo die Frau mich direkt ansah, auf den Ellbogen auf einem gelben Swimmingpoolfloß, und ihre Nannis hatten den Idealpunkt vollkommener Schönheit erreicht, keine harten Nippel, sondern weiche, runde, duldsame, die bei einem Pool-Foto unbedingt sein müssen, denn sobald du in einer Swimmingpoolszenerie harte Nippel siehst, denkst du an kaltes Wasser und nicht an Erregung. Im übrigen möchte
ich dir versichern, daß ich keine dieser traurigen Gestalten bin, die sich bei den Tiefkühlhühnern im Supermarkt herumdrücken, wo es extrakalt ist, nur um zu sehen, wie die Nippel der Frauen hart werden. Wet-T-ShirtWettbewerbe machen mich auch nicht im geringsten an, weil ich dazu eine entsprechende Erregung bei der Frau brauche, und kaltes Wasser ist antisexuell, außer wenn ich mich im Fall des Wet-T-Shirt-Wettbewerbs davon überzeugen kann, daß die Frau den Schock des kalten Wassers, die Kicherigkeit und das Gepruste dazu benutzt, etwas möglich zu machen, das sonst nicht möglich wäre und das sie trotzdem erregend findet: Ich meine, wenn sie wirklich ihre Brüste zeigen will, wenn sie stolz darauf ist und trotzdem weiß, daß sie nicht so eine ist, die losrennt und Stripperin wird oder so was, und der Kaltwasserguß sie so weit davon ablenkt, daß sie das alles am Ende für einen unschuldigen Jux hält, dann können mich Bilder von einem Wet-T-Shirt-Wettbewerb anmachen. Verstehst du?» «Ich kann mir denken, wie das läuft. Du schaust dir also die Frau im Juggs an.» «Ja, und sie sah mich direkt an, so einnehmend, mit so einem klaren, freudig amüsierten Blick, und ihre Ellbogen gruben sich tief ins Kissen des gelben Floßes, so daß es aussah, als würde es gleich platzen, und ich konnte mir beinahe vorstellen, dazu zu schrummeln, aber dann, nein, zu viel daran stimmte nicht – der Fotograf hatte ihre Haare zu Zöpfen geflochten und mit so einem dicken lilapinken Polyestergarn zusammengebunden, und irgendwie fand ich das so schrecklich, dieses uralte Männerding, daß sie so tun müssen, als seien dreißigjährige Frauen kleine Mädchen, indem sie ihnen diese Ikone des Mädchenhaften, Zöpfe,
aufzwingen, und wann, sag mir, wann hast du das letzte Mal ein echtes kleines Mädchen mit Zöpfen gesehen? Schon mal ganz zu schweigen davon, daß kleine Mädchen abtörnen. Da hast du diese schöne, aufgeweckte, zauberhafte Frau, mindestens siebenundzwanzig, und ich konnte nichts als diesen Vollidioten von Fotografen sehen, wie er ihr das Polyestergarn gibt und sagt: ‹Und jetzt bind dir mal das lila Ding da in die Haare.› Und in dem Moment hatte ich das Bedürfnis, mit einer richtigen Frau zu reden, keine wie auch immer gearteten Bilder mehr, kein Schnellvorlauf, keine Magazinfotos. Und dann war da die Anzeige.» «Aber du hast bei solchen Nummern schon öfter angerufen, oder?» fragte sie. «Ein paarmal, aber ohne großen Erfolg. Und bei dieser Nummer hier – 2VOX – hab ich, glaube ich, noch nie angerufen.» «Was meinst du mit ‹Erfolg›?» «Keine Frau, bei der es irgendwie gefunkt hätte. Das heißt, ehrlich gesagt, eigentlich überhaupt wenig Frauen, Punkt, bloß die, die der Telefonservice dafür bezahlt, daß sie mechanischen Sex-Smalltalk machen und gelegentlich mal stöhnen. Meistens sind da bloß Männer, die sagen: ‹Hey, irgendwelche Frauen da?› Aber ganz selten ruft auch eine richtige Frau an. Und wenigstens besteht dabei, im Gegensatz zu den Bildern besteht dabei wenigstens entfernt die Möglichkeit, daß es klick macht. Vielleicht ist es anmaßend, wenn ich sage, daß es bei uns, bei dir und mir, klick gemacht hat, aber die Möglichkeit besteht doch.» «Ja.» «In gewisser Hinsicht ist es wie beim Radio. Weißt du, daß
ich eigentlich noch nie in ein Geschäft gegangen bin und mir eine Platte gekauft habe? Deshalb hab ich wahrscheinlich nie das Ausblenden schätzen gelernt, wie du es beschreibst, denn im Radio geht ein Song in den nächsten über. Aber mir scheint, daß man beim Hören von Popmusik wirklich das Gefühl des Radioglücks braucht, denn schließlich geht’s dabei ja immer darum, daß jemand unter den ganzen Myriaden von Menschen auf der Welt diesen einen anderen netten Menschen trifft, oder wenigstens ein paar akzeptable. Und wenn du die Platte oder die Kassette kaufst, dann hast du die Kontrolle darüber, wann du es hören kannst, wo du doch willst, daß es wie ein Glücksfall ist, wie Schicksal: die Skala auf und ab sausen, auf der Suche nach dem Song, den du hören willst, in der Hoffnung, daß ein Sender ihn spielt – und die Freude, wenn er sich schließlich auf dem Plattenteller dreht, ist so ungeheuer. Du hörst ihn nicht, du belauschst ihn.» «Andererseits», sagte sie, «wenn dir die Kassette selber gehört, dann zeigst du, daß du zur Selbsterkenntnis fähig bist: du weißt, was du gut findest, du weißt, wie du dich glücklich machen kannst, du schwimmst nicht in dieser Flut von zufälligen Ereignissen, in der passiven Hoffnung, daß der Diskjockey es hinkriegt. Wenn du ein kleines Kind bist und draußen auf dem Balkon in der Sonne stehst, dann denkst du vielleicht: Mannomann, das kommt aber unerwartet gut. Aber später denkst du, ich weiß, ich empfinde ein besonderes Glücksgefühl, wenn ich auf den Balkon gehe und mich auf den Stuhl setze, und dieses Glücksgefühl möchte ich jetzt gleich erfahren.» «Na gut, und ich hab also die Nummer gewählt, weil die Freuden, für die ich mich entschieden hatte, mir nichts
brachten und diese Hoffnung auf Glück da war, daß ich, daß da ein Gespräch stattfinden könnte…» «Du hast noch immer nicht erzählt, was es mit dieser Klingklang von Disney auf sich hatte, da im Videoladen.» «Also, in der Szene, die ich da gesehen habe, übrigens die erste aus diesem Disney-Film, die ich überhaupt gesehen habe, und du mußt bedenken, daß ich da in dem Filmladen mit meinen drei orangen Kassetten und meinem Herrenmagazin in der Aktentasche ein bißchen am Schweben bin, in der Szene jedenfalls flitzt Klingklang munter herum, das Xylophon macht bunte Tönchen, und kleine Funkelsternchen bezeichnen ihren Flug, und du denkst, na ja, typisches Märchending, hmhm. Und sie ist ganz winzig, sie ist eine winzige Vorstädterin, ungefähr zehn Zentimeter groß. So eine zerbrechliche, magische, niedliche Disney-Frau. Doch dann passiert’s. Mitten in der Luft hält sie inne, und sie sieht an sich herunter, und sie hat recht kleine Brüste –» «Ich dachte, du fändest das Wort nicht gut.» «Stimmt, aber manchmal klingt es richtig. Eigentlich ist es meistens das richtige Wort. Jedenfalls hat sie ganz kleine Brüste, aber ganz breite kleine Hüften und breite kleine Schenkel, und sie hat so eine winzig kleine Kluft an, die zerrissen oder ausgezackt ist und sie gerade so bedeckt, und sie sieht an sich runter, ein süßes kleines schnutiges Gesicht, und sie legte die Hände auf die Hüften, wie um ihren Umfang abzuschätzen, und dann schüttelt sie traurig den Kopf – zu breit, zu breit. Oh, hat mich das aufgegeilt! Der kleine Kobold mit breiten Hüften. Und im nächsten Moment verheddert sie sich in einer Kommodenschublade in einem Knäuel Nähzeug und versucht, durchs
Schlüsselloch hinauszufliegen, aber – denkste, ihre Hüften sind zu breit, sie bleibt drin stecken!» «Klingt messerscharf.» «War es auch.» «Erinnerst du dich an Blondinen bevorzugt, wo Marilyn Monroe versucht, sich auf einem Schiff durch ein Bullauge zu quetschen, aber ihre Hüften zu breit sind?» «Nein. Muß ich mir mal ausleihen.» «Wär witzig, wenn Klingklang die gute Marilyn inspiriert hätte», sagte sie. «Weißt du, ich fand den Peter Pan von Disney auch irgendwie sexy.» «Na ja – schon J. M. Barrie war eben ein Schokoladenonkel, und etwas von dieser Aura des Verbotenen schleicht sich halt in jede neue Version ein.» «Das Mädchen schwebt im Nachthemd herum», sagte sie. «Das hat mich schon ziemlich interessiert. Und sie ist zu alt, um in einem Zimmer mit den Kleineren zu wohnen – daran erinnere ich mich auch noch. Ich muß so ungefähr zwölf gewesen sein. Ich hab den Film mit meiner Freundin Pamela gesehen, die dann, glaube ich, lesbisch geworden ist, meine Güte. Wir bauten immer ein Zelt in ihrem Zimmer und aßen Salzzeug und lasen zusammen in der medizinischen Enzyklopädie. Da sah man die gepunktete Linie, wo der Chirurg Knorpel aus dem Ohr schnitt, wenn man sich operieren ließ, damit die Ohren weniger abstanden. Und am Ende jedes Eintrags hieß es immer, es war so ein Frage-Antwort-Schema, da hieß es immer: «Wann können die ehelichen Beziehungen wiederaufgenommen werden?» Und die Antwort lautete immer, in vier bis sechs Wochen. Egal, wo die gepunkteten Linien waren, die ehelichen Beziehungen konnten offenbar
stets nach vier bis sechs Wochen wiederaufgenommen werden. Ich las Pamela die Artikel immer laut vor. Und einmal las sie mir die ganze Nacht durch einen ganzen Liebesroman vor. Irgendwann mittendrin schlief ich ein und wachte später wieder auf – Pamela war ein bißchen heiser, aber sie las immer noch. Und einmal, vielleicht war es in derselben Nacht, hab ich ihr eine sexuelle Phantasie erzählt, die ich ein paarmal gehabt hatte. Ich bin da in einem Haus, wo man mir sagt, ich soll mich ganz ausziehen und in die Röhre steigen.» «Entschuldige, wohin steigen?» «In eine Röhre, eine lange Röhre», sagte sie. «Ich gleite hinein, die Füße zuerst, und ich fange an, die sehr lange Röhre hinabzurutschen, auf einer Art langsam fließendem Ölfilm. Bestimmt erinnerst du dich an diese Wasserrutschen, die im Garten aufgestellt wurden und das Gras kaputtmachten? Auf meiner ging es nicht so schnell, viel langsamer, aber ohne Reibung und in einer leuchtenden Röhre. Wie ich so dahinglitt, kam da ein Stück vor mir so ein Paar Hände in die Röhre, wedelte blind herum, versuchte, etwas zu ertasten, und dann streiften meine Füße darunter entlang, und es versuchte, meine Knöchel zu packen, doch die Finger trieften vor Öl, und wie ich weiterrutschte, glitten die Hände meine Beine hoch, sie packten ziemlich fest zu, aber ohne Widerstand wegen des Öls, und dann drückten sie zu, als mein Bauch darunter geriet, und dann drehten die Hände sich irgendwie herum, um meine Brüste zu umfassen, die beiden Daumen berührten einander fast, und dann glitten sie ganz langsam über meine Brüste, drückten sie nach oben, und glaub mir, in dieser Phantasie hatte ich sehr große schwere Brüste, es
dauerte lange, bis die Hände darübergeglitten waren.» «Wow! Was meinte die gute Pamela, als du ihr das erzählt hast?» «Ich beendete die Schilderung und fragte sie, ob sie ähnliche Gedanken hätte, und sie sagte ganz schockiert ‹Nein!› Sie sagte: ‹Nein! Erzähl mir noch eine.› Glaubst du, meine Röhre hat sie womöglich zur Lesbe gemacht?» «Na, mich hätte sie jedenfalls zur Lesbe gemacht. Aber jetzt – kannst du mich mal über eine Sache aufklären? Hast du das Licht in dem Zimmer, in dem du bist, der Kombination Wohnzimmer/Eßzimmer, hast du das Licht jetzt im Moment an oder aus?» «Ich habe es an. Es ist eine Tischlampe. Wenn du möchtest, kann ich sie ausschalten.» «Das wäre vielleicht, das würde vielleicht…» «Paß auf.» Es ertönte ein Klicken. «Jetzt schimmert dein Silber im Mondlicht, ja?» sagte er. «Ich sehe es nicht.» «Ist dir schon mal dieser kleine Zeitpunkt in Filmen aufgefallen, aber wahrscheinlich kommt das mehr im Fernsehen vor, wenn jemand schwermütige Gedanken hat oder auch friedvolle Gedanken, Großaufnahme des Gesichts, und dann streckt sie die Hand aus und macht die Nachttischlampe aus, klick, aber natürlich ist das ja ein Filmset mit massenweise komplizierter Beleuchtung, also muß sie den kleinen Schalter genau in dem Moment betätigen, in dem größere Stromflüsse abgestellt werden, kaschunk, und dann ist da das Problem, daß Kinofilmmaterial im Dunkeln nicht funktioniert, also muß ein recht hoher Lichtlevel vorhanden sein, der aber den Eindruck von Dunkelheit vermittelt, und daher müssen in
dem Moment, in dem die großen Glühlampenimitate ausgeschaltet werden, die Mondschein oder Straßenlampenimitate draußen vor dem Fenster angehen, und trotzdem gibt’s dabei oft ein Problem, es gibt oft eine winzige Verzögerung von einer tausendstel Sekunde, während die Glühfäden der Mondscheinlampe sich aufheizen und ihre volle Leistung erreichen, und deshalb kann man bei diesem Übergang das zweite Lichtset sehen, das über Bett und Wände fällt und ‹dunkles friedliches Zimmer› vermitteln soll. Ist dir das schon mal aufgefallen?» «Nein», sagte sie. «Aber es klingt sehr interessant, und ich versprech dir, wenn ich das nächste Mal fernsehe, dann achte ich darauf.» «Tu das», sagte er. «Unterdessen wird es dich freuen zu hören, daß das echte Straßenlicht vor meinem Fenster anfängt anzugehen. Es ist ein ganz erstaunlicher Effekt. Es geht nicht auf einmal an, es ist völlig anders als das, was ich dir gerade geschildert habe. Es geht ganz ganz allmählich an, das dauert ungefähr zwanzig Minuten. Es beginnt mit einer tieforangen Phase. Natürlich hab ich bei meinem hektischen Tagesablauf nur ganz selten Zeit zuzuschauen. Aber wenn ich es mir anschaue, dann ist es wirklich richtig schön. Es geschieht so allmählich, daß man sich nicht sicher ist, ob das Licht nun angeht und ein wenig heller scheint oder ob der Himmel dunkler geworden ist – natürlich passiert beides, aber man kann nicht sagen, welches das andere überholt, und dann kommt der Augenblick, von jetzt an in etwa fünf Minuten, da hat die Straßenlampe genau die gleiche Farbe wie der Himmel, ich meine, genau das gleiche Grün-Violett-Gelb oder so ähnlich, so daß es aussieht, als wäre mitten in dem Baum
auf der anderen Straßenseite ein Loch, da in den Ästen, wo der Himmel durchscheint, der ja in Wirklichkeit die Lampe auf meiner Straßenseite ist.» Eine Pause trat ein. «Hör mal», sagte sie. «Das wird langsam teuer, ein Dollar die Minute oder was das kostet.» «Fünfundneunzig Cents die halbe Minute, glaube ich.» «Dann gib mir deine Nummer, und ich ruf dich zurück», sagte sie. «In Ordnung. Aber.» «Ja?» «Aber dann mußt du wieder Licht machen, um dir meine Nummer aufzuschreiben», sagte er. «Wo denkst du hin? Ich habe ein gutes Zahlengedächtnis.» «O ja, bestimmt ist es viel besser als meins. Aber wenn dir nun in diesem einen Einzelfall die Nummer entfällt?» «Na gut, um sicherzugehen, mache ich Licht und schreibe sie auf.» «Aber wenn du sie nun falsch aufschreibst, eben weil das so ein ungewöhnlicher Anlaß ist, und du zwei Zahlen vertauschst und es dir zum erstenmal passiert?» «Sexuelle Legasthenie.» «Genau! Oder was ist, wenn du auflegst und dir noch ein Cola Light holst und dann beschließt, nein, das ist ja verrückt, ich will ihn nicht zurückrufen? Woher soll ich wissen, daß du dann doch nicht mehr anrufst?» «Ich ruf dich zurück», sagte sie. «Es macht mir Spaß. Ich rufe zurück.» «Okay, aber was ist, wenn du doch zurückrufst, aber wegen der Unterbrechung, auch wenn es nur eine Minute ist, in der wir nicht verbunden sind, was ist, wenn sich das
Schicksal wandelt und wir auf einmal befangen sind und die Intimität, die uns davor offenbar so leichtgefallen ist, wenn wir die dann nicht mehr so ganz wiederherstellen können?» «Schon gut, du hast mich überzeugt. Gib mir deine Nummer nicht.» «Ich finde wirklich, zwei Dollar die Minute sind billig dafür. Ich brauche das. Dafür würde ich zwanzig Dollar die Minute ausgeben. Und ein Zeitlimit gibt’s bei diesem Anschluß auch nicht – jedenfalls steht in meiner Anzeige in Großbuchstaben KEIN ZEIT-LIMIT.» «Okay», sagte sie. «Okay, und als Gegenleistung für deine Bereitschaft werde ich versuchen, aus deinen Erbstücken da auf deinem Eßzimmertisch was zu machen. Mal sehen. Also, da war mal ein Typ, der ein großes Abendessen für ein Dutzend Leute gab, was eigentlich nicht seine Art war, aber er tat es trotzdem, und als alle seine Freunde gegangen waren, fing er an aufzuräumen, wobei er sich etwas bedrückt fühlte. Er räumte die Teller ein, die Gläser, das Besteck, Mann, so vollgestopft mit Silber war der Korb in seinem Geschirrspüler ja noch nie gewesen. Er quetschte die letzte Gabel hinein, doch in seiner Ungeduld, die Spülerklappe zuzumachen und ins Bett zu gehen, achtete er nicht darauf, ob die Gabel auch ganz im Korb steckte, jedenfalls war sie nicht ganz drin, weil die Gabeln so dicht gedrängt waren, daß er sie richtiggehend hätte runterdrücken müssen, damit sie drinblieb. Es war so ein älteres Gerät, und als die Gabel von der ersten kräftigen Wasserdusche aus der Düse unten nach oben gestoßen wurde, fiel sie heraus, und zwar zufällig so, daß sie sich, Zinken nach oben, irgendwie zwischen einem Teller und der kleinen Schlaufe am
Handgriff eines Topfes verhakte, und der Griff baumelte so weit nach unten, daß der untere Sprüharm volle Elle dagegenschwang und eine Scharte hineinschlug, wodurch sie wieder nach oben schwang, aber nicht ganz aus dem Weg, und so schwang sie immer wieder in die Bahn des Sprühdings runter und wurde ziemlich ramponiert, und bis der Typ dann wieder in die Küche kam und den Geschirrspüler abschalten konnte, der gräßlich klang, war die Gabel übel zugerichtet. Er trocknete sie mit einem Papiertuch ab, und die schartigen Stellen zerrissen das Papier, und das war zuviel für ihn, fast hätte er die Gabel weggeschmissen, und er ging sehr niedergeschlagen ins Bett und fragte sich, was das alles überhaupt sollte. Okay? Und nun befand sich in dieser Stadt ein Juweliergeschäft, das man vielleicht ein wenig zu trendy nennen könnte, aber es war trotzdem ganz schön, es gab da keine Diamanten oder Smaragde oder dergleichen konventionelle Superpretiosen, es hieß ja auch ‹Harveys Halbedel›, nach Harvey, dem Besitzer – und vor allem gab es da Kunsthandwerkskram und Sammlerstücke zu kaufen. Und du hast da gearbeitet.» «Ich?» sagte sie. «Folgendes war nämlich geschehen, du hattest an der Uni studiert, und du hattest einen Abschluß als Silberschmied, dazu ein paar Graduiertenkurse in Anhängereinfassen und Perlenbohren, und du fandest, du hättest ein ausgezeichnetes Auge, und wirklich, du konntest Armbänder, Ohrringe und besonders Halsbänder machen, die den Leuten auch standen und nicht nur im Schaukasten gut aussahen; manche Arbeiten von dir sahen im Schaukasten sogar ein bißchen kurios, ein bißchen
knubbelig und unsicher aus, aber dann am Körper – göttlich. Du machst also deinen Abschluß, und es wird Zeit, daß du dir deinen Lebensunterhalt verdienst, und du machst mit deinen besten Arbeiten die Runde durch die verschiedenen Schmuckgeschäfte, und die Reaktionen sind durchwachsen, ehrlich gesagt, die Welt ist noch nicht ganz bereit für dich, und schließlich gehst du damit zu Harveys Halbedel, das du bisher gemieden hast, weil es ein bißchen für die breite Masse ist – tatsächlich hat es einst als Headshop angefangen, und Harvey ist ein reichlich alter Knabe mit einer großen Sammlung ausgefallener Zigarettenetuis aus den zwanziger Jahren, was dich, wie du merkst, traurig macht, und er hat so einen, wie du findest, altertümlichen Geruch, aber du stellst ihm deine Sachen vor, und er scheint nett zu sein, und er macht dir Mut bei deiner Arbeit, und du beschließt, sei’s drum. Die einzige Bedingung ist nur, wenn du für Harvey arbeitest, dann mußt du im Laden arbeiten, in einem kleinen Glaskabäuschen, das irgendwie so von einem der Schaufenster hereinragt, daß die Passanten auf der Straße dir bei der Arbeit zuschauen können. Das läßt dich etwas zögern, doch er zieht den Vorhang zu, bittet dich, Platz zu nehmen, und der Raum ist so schön, zu beiden Seiten viele viele kleine praktische Holzschubladen, und ein ganzer Satz Silberschmiedewerkzeuge, die an kleinen Federclips stecken, und eine schöne Flamme, ja, eine schöne blaue Flamme mit gelber Spitze, und es wirkt wirklich ganz gemütlich und ist trotzdem natürlich von der Straße einzusehen, und so fängst du dann mit der Arbeit an. Und Harvey könnte nicht netter sein – er behandelt dich mit freundlicher Ironie, und wenn du ein Stück machst, das ihm
besonders gefällt, dann sagt er das auch deutlich. Er richtet im Laden einen Schaukasten ein, der nur für deine Arbeiten ist, und es stört ihn nicht, wenn du mal ein bißchen zu spät kommst. Und während der ersten paar Monate fängst du mit einer Serie Armreife, einfacher eleganter Silberarmreife an, die Harvey in den Kasten legt. Natürlich sind viele Kunden, die in den Laden geschlendert kommen, junge Männer, die Schmuck für die Dame ihres Herzens kaufen wollen, und sie sind unsicher, sie wollen sichergehen, daß es auch das Richtige ist, was sie da kaufen, und so entwickelt Harvey die Angewohnheit, den Kopf durch den Vorhang zu stecken und dich – sehr zögernd und höflich – zu fragen, ob du vielleicht herauskommen und dem interessierten Käufer zeigen möchtest, wie der Armreif an einer echten Frau aussieht. Und du findest das ein klein wenig peinlich, doch du nimmst die Schweißbrille ab und fährst dir mit den Händen durch die Haare, und dann gehst du hinaus in den Laden zu dem lächelnden Harvey und dem offenen Schaukasten mit dem Schlüssel daran, und da steht ein nervöser Mann, der ganz schnell etwas für seine Frau oder Geliebte braucht, und du streckst den Arm hin, und Harvey legt den Armreif an, und der Mann bewegt den Mund, klappt sein Scheckbuch auf und – er ist verkauft, ganz leicht. Auf diese Weise verkaufst du etwa zehn, fünfzehn Armreife, und dieser Erfolg macht dich ehrgeizig, und du entwirfst und machst eine Halskette, eine sehr schlichte Halskette, aber mit drei Edelsteinen, die Harvey dir beschafft hat, in der Mitte ein winziger Chrysolith und zu beiden Seiten je ein reizendes glitzerndes Stück eines unpolierten Schrummuliten, was, wie du ja weißt, fossilierte Tropfen Dinosaurierejakulat sind. Nichts könnte
geschmackvoller sein – du bist selbst überrascht, wie schön es geworden ist, nichts, was du an der Uni gemacht hast, kommt dieser Halskette gleich. Harvey ist hin und weg – er hat sie über seine Finger gelegt, die ganz trocken und von der Silberpolitur verfärbt sind, und er schüttelt bloß den Kopf, und du bist sehr glücklich, glücklich darüber, dein Metier gefunden zu haben, und glücklich darüber, Arbeit bei so einem guten Menschen wie Harvey gefunden zu haben. Dann wird die Halskette also in den Schaukasten gehängt, nicht an so hervorgehobener Stelle, wie es ihr deiner Meinung nach vielleicht gebührt hätte, und Harvey besteht darauf, sie mit einem sehr hohen Preis auszuzeichnen, zu hoch, als daß sie sich verkaufen wird, denkst du, doch diesmal bleibt Harvey unbeugsam. Ein paar Wochen vergehen, und du verkaufst verschiedene andere kleine Sachen, einen Ring, ein paar Ohrringe, aber die Halskette verkauft sich nicht. Du bist neugierig, du spickst durch den Vorhang und siehst Harvey zu, wie er Kunden zu deinem Kasten führt, und dir fällt auf, daß er es anscheinend vermeidet, sie auf dieses wunderbare Stück aufmerksam zu machen, er lenkt die Kunden davon ab, wenn sie eine Bemerkung dazu machen. Nicht ohne ein gewisses Vergnügen wird dir bewußt, daß Harvey womöglich ein bißchen in dich verliebt ist, obwohl er viel zu zartfühlend ist, um es je zur Sprache zu bringen. Nun wendet er den Blick ab, wenn du den Arm ausstreckst, um einen deiner Armreife für einen Kunden anzulegen. Und allmählich spürst du, daß er die herrliche Schrummulithalskette nicht verkaufen will, weil er Angst hat, daß er dich dann verliert. Und du spürst, daß er damit wohl richtig liegt. Er fängt an, dich zu fragen, ob du glücklich bist, ob du alle Werkzeuge
hast, die du brauchst. In früheren Zeiten haben natürlich schon andere Silberschmiedinnen bei Harveys Halbedel im Fenster gesessen, und alle sind sie zu Höherem übergegangen, zu höheren Honoraren, aber keine, vermutest du, hat Harvey mehr beeindruckt als du.» «Ich bin ziemlich von mir eingenommen, wie?» «Ja, doch, aber du bist auch unsicher. Und dann eines Morgens, du bist in deinem Glaskabäuschen bei der Arbeit, da schaust du auf, und da steht so ein Typ ganz nah an der Scheibe und späht zu dir herein. Du nickst, du bist so was gewöhnt, und er nickt auch. Er hat einen Anzug an und etwas in der Hand, das aussieht wie eine in Papiertuch eingewickelte Gabel. Er blickt zum Schild über dem Laden hoch, und du hörst ihn eintreten, und du hörst ihn mit Harvey reden. Harvey klingt ein bißchen gereizt. Du hörst ihn sagen: ‹Für so eine unkreative Arbeit kann sie sich keine Zeit nehmen.› Dann sagt der Typ etwas, seine Stimme hat etwas Drängendes. Harvey sagt: ‹Nein, das soll kein Witz sein, wirklich, nein.› Und du steckst den Kopf durch den Vorhang. Die beiden Männer schauen dich an. Harvey hebt an: ‹Ich versuche, dem Herrn hier auseinanderzusetzen, daß du eine Künstlerin bist und so etwas wie seine Gabel reparieren nicht tun kannst. Er will nicht, daß ich sie repariere, er will, daß du es machst.› Dem Typen im Anzug ist das offenbar peinlich, er hält die Hände hoch. Du gehst hinaus in den Laden. Du nimmst die wattierten Löthandschuhe ab und legst sie achtlos auf eine Auslage mit seltenen Werbebuttons. Du trägst ein Hemd mit kleinen türkisen und schwarzen Sternchen darauf und eine schwarze Hose und schwarze Sneakers. Du sagst: ‹Ist das im Geschirrspüler passiert?›, und er nickt, ja. Und du
sagst: ‹Harvey, das dauert keine Minute.› Darauf Harvey: ‹Na schön! Nur zu!›, und er setzt sich an die Kasse und starrt Löcher in die Luft. Er ist sauer. Du sagst zu dem Typen: ‹Mittags haben Sie sie wieder.› Und du gehst wieder in deine Ecke am Fenster. Du nimmst das Stück wieder auf, an dem du gearbeitet hast. Es ist eine Art Brosche, und es wird nicht richtig. Bis zu einem gewissen Grad ist dir die Inspiration abhanden gekommen, weil Harvey deine größte Leistung noch nicht verkauft hat. Du betrachtest die Gabel, die da liegt, und dann wird dir bewußt, daß jemand vor dem Fenster steht, und du schaust auf, und es ist der Typ. Du schaust ihn fragend an, und er bewegt den Arm, als wollte er sagen: ‹Lassen Sie sich durch mich nicht stören.› Doch er geht nicht weg. Du schaust wieder auf die Brosche, aber sie gefällt dir nicht, du willst nicht, daß Mr. Gabel sie sieht und sie als repräsentativ für deine Arbeit betrachtet. Also legst du sie beiseite und klemmst die beschädigte Gabel in mehrere zierliche Schraubstöcke, und du ziehst dir die wattierten Handschuhe über und fängst an, die Flamme des Brenners auf die eingekerbten Stellen zu richten. Reparaturen fallen in Harveys Bereich, daher hast du nicht oft Gelegenheit zu so etwas, doch jetzt findest du, daß es in kleinen Dosen eine sehr befriedigende und beruhigende Tätigkeit ist. Natürlich kannst du die Gabel nicht wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzen – du schmilzt die rauhen Stellen, bis sie glatt werden, und am Ende hast du eine hübsche, unregelmäßige, fleckige, sehr glänzende Oberfläche. Du bist froh, daß du deine dunkle Schweißbrille aufhast; verstohlen schaust du auf, nur mit den Augen, du hebst nicht den Kopf, und du siehst den Gabelmann dastehen, irgendwie vornübergebeugt, er sieht
dir zu, was du alles mit seiner Gabel machst. Er schmilzt dahin, er ist entflammt, er ist an dich geschmiedet. Du tauchst die Gabel in eine Schale Wasser. Er lächelt. Er geht zurück in den Laden. Du kommst aus deinem Kabäuschen. Harvey schaut auf. Du reichst Harvey die Gabel, und Harvey blickt darauf und sagt: ‹Zwölf Dollar.› Mr. Gabel bezahlt die zwölf Dollar, nimmt die Reparaturarbeit und bedankt sich bei Harvey. Dann sagt er: ‹Ich war nur neugierig, wie so was gemacht wird. Tut mir leid, daß ich ihre Zeit beansprucht habe.› Und dann fragt er: ‹Sie sagen, sie sei eine Künstlerin. Können Sie mir was zeigen, was sie gemacht hat?› Langsam, langsam geht Harvey zum Schaukasten, schließt ihn auf, seufzt. Der Typ beugt sich dicht über den Schmuck, sein Kopf ist praktisch im Kasten. Du siehst die ganze Zeit zu. Zum erstenmal fällt dir auf, daß er seine Haare zu einer Art Pferdeschwanz gebunden hat. Und dann zeigt er auf die Halskette und sagt: ‹Darf ich mir das mal ansehen?› Harvey sieht dich an, der Blick ist fast flehend, aber du sagst nichts. Da scheint Harvey was zu beschließen, und er sagt traurig: ‹Das ist das Beste im Laden.› Und er löst sie von ihren kleinen Häkchen und reicht sie Mr. Gabelmann, der sie wiederum von ganz nah betrachtet, sie hoch in die Luft hält. Harvey sagt: ‹Für eine Verlobte oder so? Was für einen Teint hat sie, hell oder dunkel?› Und Gabelmann weicht aus, sagt: ‹Ich weiß eigentlich nicht recht, für wen.› Wieder schaut Harvey zu dir hin, und du sagst nichts, also schluckt Harvey und sagt, flüstert fast: ‹Sie bekommen eigentlich erst einen guten Eindruck davon, wenn Sie sie getragen sehen.› Und der Gabeltyp sagt: ‹Ach ja, schade.› Und er fragt, was das für Steine sind, und Harvey sagt es ihm, und der Typ nickt nur.
Schließlich ist Harvey fast am Verzweifeln und sagt: ‹Hören Sie zu, sie hat sie gemacht, sie weiß alles darüber, sie sagt Ihnen alles, was Sie wissen wollen, ich geh jetzt einen Happen essen.› Er wendet sich dir zu und sagt: ‹Zeig ihm das Stück, ja?› Er schnappt sich sein Jackett und geht, schlägt die Tür mit ungewöhnlicher Wucht zu, so daß das Schild, das OFFEN sagt, herumwirbelt und nun GESCHLOSSEN anzeigt. Und so…» «M-hmm?» «Nein, das war’s, ich hab mir einen abgestrampelt, um euch beide zusammenzubringen.» «Nein! Und jetzt steigst du aus? Hast du dir richtig einen abgestrampelt, oder meinst du das nur bildlich?» «Im Moment läge mir nichts ferner, als mir einen abzustrampeln. Es ist Arbeit, euch beide zusammenzubringen. Ich hab das Gefühl, daß ich beim Erzählen jeden Moment danebentreten könnte. Das ist sehr stressig.» «Also paß auf», sagt sie. «Harvey geht, knallt die Tür zu, so daß das Schild GESCHLOSSEN anzeigt, und ich, ich sitze nun da mit dem Schlamassel, den Harvey mir hinterlassen hat, ich stehe im Laden mit dem wortkargen und sehr reichen Typen Gabby, Gabby Zöpfchen, der die Halskette, die ich gemacht habe, in seinen großen knubbeligen Fingern hält. Er setzt sich auf einen Trittstuhl, er schaut auf die Halskette runter, schaut zu mir. Was tut er?» «Er sagt: ‹Ich möchte wirklich gern sehen, wie es an jemandem ausschaut, bevor ich weiß, ob ich es haben möchte.› Und du blickst an deinem Hemd mit den grünen und schwarzen Sternen hinab, und du zupfst so ein bißchen daran herum und lächelst und sagst: ‹Tut mir leid, ich trage
nicht das Richtige dafür. Es ist eigentlich für abends gedacht, für ein tief ausgeschnittenes Kleid.› Mit dem Finger fährst du die Ideallinie des Ausschnitts am Kleid nach. Und Gabel sagt: ‹Dann knöpfen Sie doch Ihr Hemd auf.› Tja, was bleibt dir übrig? Du knöpfst die oberen drei Knöpfe deines Hemds auf. Bei jedem Knopf spürst du, wie der Stoff leicht über dein Schlüsselbein streift. Gabel steht auf, die Halskette baumelt an seiner linken Hand, und zu deiner Verblüffung macht er sich daran, die Knöpfe seines Hosenschlitzes aufzuknöpfen. Denn natürlich ist er so ein Knopfverschluß-Typ. Ihr beiden seid noch immer ungefähr drei Meter voneinander entfernt. Du faltest dein Hemd auseinander, versuchst, die Linie des ausgeschnittenen Kleides nachzubilden, das du für die Halskette tragen solltest, aber als du an dir herabschaust, siehst du, daß du eigentlich noch einen weiteren Knopf öffnen müßtest, und du wirfst ihm einen Blick zu – ist er zu demselben Schluß gekommen? O nein, ja! Er schüttelt den Kopf. Er sagt: ‹Ich glaube, Sie müßten doch noch einen aufmachen.› Also knöpfst du noch einen Knopf auf, und als Antwort darauf knöpft er den letzten Knopf seines Hosenschlitzes auf. Er tut nichts, er greift nicht hinein, du würdest fast nicht merken, daß sein Hosenladen offensteht, hättest du nicht gesehen, daß er ihn soeben geöffnet hat. Oh, so ein unverfrorener Hund! Was hat er vor? Er nimmt die Halskette in beide Hände, an beiden Enden, und er schüttelt sie, womit er dir andeutet, daß du zu ihm kommen sollst, was du auch tust. Als du dicht vor ihm stehst, sagt er: ‹Ich denke, es geht leichter, wenn Sie sich umdrehen. Dann kann ich den Verschluß sehen.› Also drehst du dich um, und du siehst, wie sich die Halskette, deiner Hände Arbeit, ganz
langsam vor deinem Gesicht herabsenkt, und du spürst, wie die baumeligen Glieder gerade so deine Haut berühren, und du versuchst, dein Hemd so zu halten, daß es nicht dazwischengerät, doch anstatt den Verschluß einschnappen zu lassen, senkt er die Halskette weiter herab und läßt sie auf deine Brüste runtergleiten, und du hörst, wie er gedankenversunken sagt: ‹Hmm, nein, ich finde, Sie müßten das Hemd doch ganz ausziehen, damit ich die Halskette beurteilen kann. Die grünen und schwarzen Sterne beißen sich mit den Steinen.› Also knöpfst du das Hemd ganz auf und läßt es von den Armen herabfallen. Du trägst so ein schwarzes Baumwollfähnchen mit sehr dünnen Schulterträgern. Ganz sacht zieht er dein Schmuckstück wieder hoch, an dich heran, und endlich befestigt er es, wobei er die Enden von deinem Hals weghält, so daß seine Hände dich kaum berühren. Du schaust darauf hinab. Es ist schwer zu sagen, aber du findest, es sieht irgendwie schön aus. Deine Nippel zeichnen sich durch den schwarzen Stoff ab. Er ist stumm da hinter dir. Du sagst: ‹Möchten Sie es denn nicht sehen?› Aber er sagt: ‹Moment, eines möchte ich noch machen.› Und du hörst, wie der Tritthocker leicht über den Fußboden scharrt, und du hörst seine Schuhe auf den Stufen, und dann hörst du ein Rascheln, und dann ein sehr leises rhythmisches Geräusch, das Geräusch seines Jackettärmels, wie er wiederholt mit dem Jackett in Kontakt kommt, und während sich die Geschwindigkeit des Rhythmus leicht steigert, hörst du ab und an so eine Art Plick oder Klick, ein kleines nasses Geräusch, und du weißt genau, was er macht, und du hörst seine Stimme ein wenig angestrengt sagen: ‹Ich glaube, jetzt bin ich soweit, es mir anzusehen.› Und du drehst dich um, und da steht er auf
der obersten Stufe des kleinen Trittschemels, er hat Schwanz und Eier aus der Hose gezogen, und mit jedem Zug an seinem Schwanz kannst du sehen, wie die Haut um seine Eier sich leicht spannt. Hat dieser Typ sie noch alle? Und du faßt dich mit beiden Händen an den Schultern, und du ziehst die Träger deines schwarzen T-Shirts herunter, und du ziehst es dir herunter bis zur Taille, und da sind deine Brüste, deine Nannis, und du hebst sie, so daß jeder der beiden seitlichen Steine deiner Halskette einen Nippel berührt, und indem du deine Brüste hin und her bewegst, bewegst du auch deine Nippel, die hart sind, unter den beiden kühlen baumelnden Steinen hin und her, und du siehst, wie er immer schneller wichst, langsam bekommt er diesen Gleich-komm-ich-Ausdruck, und du lächelst ihn an und trittst noch einen Schritt näher, so daß deine Brüste und deine silberne Halskette und dein Schlüsselbein für ihn bereit sind, und dann schaust du ihn geradeheraus an und sagst: ‹Na, was meinen Sie? Gefällt sie Ihnen? Wie Sie sehen, ist sie wirklich etwas für abends.› Und dann wichst er sehr schnell, er geht leicht in die Knie und macht ‹Ooh!›, und dann kommt er und sudelt dir voll über deine Kunst.» Eine Pause trat ein. Sie sagte: «Kauft er die Halskette, oder nimmt er bloß seine reparierte Gabel und geht nach Hause?» «Ich weiß nicht. Vermutlich nimmt er das Papiertuch, in das er seine Gabel eingewickelt hatte, wischt dich damit ab und auch deine Halskette und kauft sie dann und schenkt sie dir.» «Das ist gut. Offenbar ist er einer von der anständigen Sorte. Vielleicht ein wenig überstürzt. Ähm – entschuldigst du mich einen Augenblick?»
«Klar.» «Ich will nur – mein Mund ist trocken – ich möchte noch ein bißchen –» «Klar», sagte er. Eine lange Pause trat ein. Sie kam zurück. «Komisch, daß du aus mir so eine Kunsthandwerkstante machst», sagte sie. «Nicht aggressiv Kunsthandwerk. Bist du so eine?» «Hm, nein. Eigentlich nicht, glaube ich. Hast du einen Pferdeschwanz?» fragte sie. «Nein.» «Oder riechst du ein bißchen altväterlich?» «Ich glaube, das wäre nicht der richtige Ausdruck.» «Wie du wohl riechst?» «Man hat mir mal gesagt, ich rieche wie ein Conte-Stift», sagte er. «Hm.» «Oder es hieß wohl, ich rieche, wie ein Conte-Stift riechen würde, wenn er riechen würde.» «Aha, gut zu wissen», sagte sie. «Natürlich habe ich keine Ahnung, wovon du sprichst. Nein, aber weißt du, woran mich deine Geschichte erinnert hat, als ich gerade in der Küche war?» «An was?» «Ich war mal mit meiner Mutter in Rom in einem Museum, und wir kamen an einer Statue vorbei, mit lauter solchen Verfärbungen daran, eine hübsche Frauenstatue, und meine Mutter deutete auf so eine fleckige Stelle und sagte kopfschüttelnd: ‹Siehst du? Sie ist so realistisch, daß die Männer glauben, sie müßten…› Sie führte es nicht weiter aus. Und ich weiß immer noch nicht, ob sie es ernst meinte
oder nicht. Ich war – ich schätze, ich war achtzehn. Ich dachte, oh, okay, in den italienischen Kirchen nutzen die Leute die Zehen der Papststatuen ab, weil sie sie so viel anfassen, und in den italienischen Museen kommen die Männer eben auf Frauenstatuen.» «Ja», sagte er. «Ich glaube, ich erinnere mich, auf diese Statue gekommen zu sein. Aber es ist alles verschwommen. Es waren so viele Statuen damals.» «Reist du gern, wie man so schön sagt?» fragte sie. «Du meinst, ins Flugzeug steigen und irgendwohin zur Erholung fliegen? Nein. Ich war noch nie in Rom. Ich gebe mein Urlaubsgeld für wichtigere Dinge aus.» «Wie dieses Telefongespräch.» «Genau. Aber jetzt sag, als deine Mutter dich auf diese Statue aufmerksam gemacht hat, war das denn ein bißchen erregend?» «Ich glaube eigentlich nicht», sagte sie. «Ich fand es nur interessant, ein interessantes sexuelles Faktum, wie etwas bei Ripley’s. Und übrigens, um noch kurz auf deine Geschichte zurückzukommen, ich trage kein schwarzes Unterhemd unter meinem Hemd.» «Was trägst du denn unter deinem Hemd?» «Einen BH.» «Was für einen BH?» «Einen 0815-BH. Einen normalen weißen BH-BH.» «Oooo!» «Er ist beim Waschen ein bißchen eingelaufen, aber es war mein letzter sauberer.» «Es beeindruckt mich immer wieder, daß man BHs wie andere Kleidungsstücke waschen muß. Ist der Verschluß vorn oder hinten?»
«Hinten.» «Willst du ihn nicht ablegen?» «Ich glaube nicht», sagte sie. «Ach, ich höre schon an deinem Ton, wie du die Stirn runzelst und das Kinn einziehst, um darauf runterzuschauen! O Mann.» «Haha!» «Die Vorstellung, wie Frauen auf ihre Brüste runterschauen, treibt mich zum Wahnsinn. Sie machen es beim Gehen. Manche gehen und lassen dabei quasi die Arme vor ihren Brüsten schweben oder halten sie umständlich davor verschränkt, oder sie tun so, als würden sie den Träger ihrer Handtasche halten, so daß sie die Hände davor abgewinkelt haben, oder sie tun so, als würden sie die Uhr nachstellen oder das Armband zurechtrücken, und daß ihnen die hilflose Augenfälligkeit ihrer Brüste sogar voll angezogen peinlich ist, das treibt mich absolut zum Wahnsinn.» «Sie sehen, wie du sie anstarrst, wie dir die Augen aus dem Kopf fallen, natürlich ist ihnen das peinlich.» «Nein, ich bin sehr diskret. Und es passiert natürlich auch nur in bestimmten Stimmungen. Einmal bin ich ganz verrückt geworden, einfach, indem ich an der Bushaltestelle stand. Es war Berufsverkehr, und die ganzen Frauen fuhren zur Arbeit, und sie fuhren vorbei, und ich erhaschte immer einen blitzschnellen Blick, den kürzesten aller Blicke, auf den breiten Schulterriemen ihres Sicherheitsgurts, der quer über ihre Brüste lief. Dieses dicke, dichtgewobene Material, das sich genau dazwischen straffte. Das war alles, was ich noch sehen konnte, hundertfach, verschiedenfarbige Kleider, Hemden, Blusen, eine nach der anderen, jede nur
vorstellbare BH-Größe und Lycra-Baumwoll-Mixtur, wie die Einzelbilder eines Films. Als dann endlich der Bus kam, wankte ich buchstäblich, ich bekam kaum das Geld in den Fahrscheinautomaten. Was ist das für ein Geräusch?» «Nichts. Ich hab bloß den Hörer ans andere Ohr genommen.» «Oh», sagte er. «Hast du das mit diesem chinesischen Jungen gesehen, der eine Spontanverbrennung erlitt?» «Nein.» «Da hast du aber was verpaßt. Erst stand es in einem der Revolverblätter, glaube ich, aber ich hab davon im Radio gehört. Du weißt doch, was es mit der Spontanverbrennung auf sich hat, oder?» «Ich habe eine grobe Vorstellung davon.» «Schön, also dieser Junge spontanverbrannte offenbar, aber die Verbrennung beschränkte sich auf seine Genitalien. Peng! War sehr ungemütlich für ihn. Aber siehst du, ich verstehe sehr gut, wie das passieren konnte. Manchmal fürchte ich selber um meine Genitalien. Ich werde so irre spitz… auch wieder so ein unpassendes Wort… so titz, so klitz, so schwitz… ich werde so schwitz, daß ich auf meine Schwanz-Eier-Einheit runterschaue und das Gefühl bekomme, ich könnte die ganze starre Konstruktion einfach nehmen und langsam abschrauben, Drehung um Drehung, und sie würde als ein einziges massives Teil abgehen, wie eine ungesplintete Tretkurbel am Fahrrad, und ich würde sie dir als Dildo überreichen.» «Also gut, immer her damit. Obwohl ich Dildos nie besonders gut gefunden habe. Ein einziges Mal habe ich einen benutzt, um jemandem einen Gefallen zu tun, und ich bekam einen Pilz. Ich glaube, er hieß ‹Banana-Bongo›.»
«Das ist eine angemessene Beschreibung meiner… Kurbel.» «Aber ich weiß, was du meinst. Manchmal ist es bei mir genauso, so überhitzt. Dann wird meine Klit hart und fühlt sich an wie so ein abgelöstes Keilding, wie ein Maiskorn, und mir ist, als müßte ich sie in einer kleinen hölzernen Schatzkiste verwahren. Meistens komme ich unter der Dusche.» «Mm! Sollte der BH nicht doch fallen?» «Nein, das sollte er wirklich nicht, und ich sag dir auch, warum. Wenn ich mir einen abfiedle… nein, ich sag’s dir doch nicht.» «Bitte, doch, bitte sag’s mir doch, bitte jetzt gleich.» «Wenn ich masturbiere und nicht unter der Dusche stehe, dann müssen meine Brüste gestreichelt werden, aber, buhhuh, da ist keiner, der sie streicheln könnte, also ziehe ich den BH so weit runter, daß sein Rand unter meinen Nippeln zu sitzen kommt, und dann sind sie wohlversorgt, und ich kann mich mit beiden Händen tieferliegenden Dingen widmen.» «Das hier ist ein wahres Wunder.» «Es ist nur ein Telefongespräch.» «Ein Telefongespräch, wie ich es mag. Ich liebe das Telefon.» «Ja, ich mag es auch», sagte sie. «Es übt so eine Macht aus. Das kleine Baby meiner Schwester hat ein Spielzeugtelefon, weiß, und auf der Wählscheibe sind Pferde, Schweine und Enten, dazu ein blauer Hörer, der so gut wie nichts wiegt, und ich finde, es gibt einem ein erstaunliches Machtgefühl, wenn man so tut, als würde man mit jemandem sprechen. Du bedeckst die Sprechmuschel mit der Hand und sagst in dramatischem Flüsterton:
‹Stevie, da ist Horton der Elefant dran. Er möchte mit dir sprechen!›, und du reichst Stevie den Hörer, und seine Augen werden groß, und ihr beide glaubt diese eine Sekunde lang wirklich, daß Horton der Elefant am Telefon ist. Und dann nimmst du zwei Telefone. Stevie ist an dem weißen mit den Enten und Schweinen, und ich bin am gelben Telefon mit den Rädern und den Augen, die sich drehen, wenn du es über den Boden ziehst, und ich frage, wie’s Stevie geht, und unterhalte mich ein wenig mit ihm, und dann sage ich: ‹Stevie, würdest du gern mal mit Paul reden?› Und Stevie sagt ja. Paul ist ein Verwandter – das war, als ich das letzte Mal zu Hause war –, und Paul, der direkt daneben sitzt, macht plötzlich ein erschrockenes Gesicht, seine Hand saust automatisch zu dem winzigen Plastiktelefon, das ich ihm reiche, er unterbricht das wirkliche Gespräch, das er gerade führt, und er sagt: ‹Hallo?›, und sein Lächeln ist sehr kryptisch – er glaubt fast daran.» «Genau!» sagte er. «Und ich rede hier mit dir, und du bist wirklich irgendwo an der Ostküste, und du trägst einen BH!» «So seltsam es scheinen mag. Welche anderen Wörter hast du für die Dinger, auf die ich jetzt gerade voller Bewunderung hinabschaue?» «Andere Wörter für Brüste? Nannis ist das wichtigste. Manchmal… Nans; Nans, Frans und Kleins. Und ‹Arsch› fand ich auch nie passend. Manchmal denke ich mir einen Frauenarsch als ein ‹O›.» «Folglich hätte sie dann also auch ein ‹Oloch›?» «So weit habe ich es nicht getrieben.» «Kleins klingt komisch. ‹Ich drücke meine großen vollen
Kleins.› Ehrlich?» «Ich weiß nicht, ich finde, Patsy Cline ist ein sexy Name. Dabei weiß ich nicht mal, wer das ist.» «Eine Sängerin.» «Soviel weiß ich auch. Einmal hab ich die ganzen Kleins im Telefonbuch durchgeschaut und einen mit einem ausgeschriebenen Frauenvornamen entdeckt, und o Gott, ich hab mir einen abgebrochen, nur um diese Nummer nicht zu wählen. Aber dann wählte ich die Nummer doch, und sie meldete sich, und ich sagte: ‹Ach, da hab ich mich wohl verwählt.› Und dabei strahlten die Kleins, die ich im wirklichen Leben gekannt habe, gar keine rätselhafte sexuelle Kraft aus.» «Es liegt eben am Telefon.» «Dein Nachname ist wohl nicht zufällig Klein?» «Nein», sagte sie. «Aber ich erzähl dir was anderes.» «Was? Was? Was?» «Manchmal, wenn ich kurz vor dem Orgasmus stehe, dann stelle ich… ich ihn mir als ‹Delgado› vor.» «Stellst dir was als Delgado vor?» fragte er. «Den steifen männlichen Schwanz.» «Oh, oh. Entschuldige.» «In der High-School war ich nämlich in einen Jungen namens Delgado verknallt. Und als du dann vorhin etwas über deinen, etwas über deinen Spermadübel sagtest, hatte ich mich kurz verhört, und ich merkte, wie mir das Blut in den Kopf schoß – ich dachte, du hättest mein Geheimwort gesagt.» «Da hast du’s, für so was lebe ich, dafür, daß mir jemand so was sagt. So was brauche ich jede Minute, jede Sekunde.»
«Das ist doch unmöglich.» «Diese Enthüllung werde ich noch wochenlang auskosten.» «Das ist aber ein Geheimnis, also…» «Klar, bleibt völlig unter uns. Hier sagen wir uns alles, im richtigen Leben nichts. Hier kannst du mich auffordern, mich einfach bitten, so lang am Knoten meines Bademantels zu ziehen, bis er aufgeht.» «Was für ein Bademantel ist es?» «Weißes Frottee. Und du kannst mich einfach auffordern, du kannst mir einfach sagen: ‹Jim, bitte zieh den Bund deiner grauen Unterhose straff, damit sie deinen Steifen freigibt, und dann führe den Bund drum herum und hake ihn unter deine Eier, und dann nimm das Juggs und fächle damit deinen überhitzten Brausestand.› Und weißt du was? Ich würde es glatt tun.» «Hm, ja, das könnte ich dir alles sagen, aber ich weiß nicht, das sind wichtige Entscheidungen, die du vielleicht lieber selber triffst.» «Und wahrscheinlich könnte ich dich bitten, mir alles von dir zu erzählen, und du erzählst es mir.» «Vielleicht.» «Immerhin hast du mir dein Geheimwort für den Schwanz des erwachsenen Mannes verraten. Nicht für meinen Schwanz, laß mich da raus. Für den, an den du für dich allein denkst. Siehst du, siehst du, so was brauche ich. Ich will Geheimnisse wissen und Geheimnisse haben und Geheimnisse wahren. Ich will, daß man sich mir anvertraut. Jedesmal, wenn du allein kommst und es keinem sagst, dann ist das ein sexuelles Geheimnis. Das Ereignis hat stattgefunden, und nur du weißt davon, und du hast es dir genauso besorgt, wie du wolltest, und an genau das
gedacht, woran du denken wolltest. Und jedes dieser Tausende von Malen, die du allein gekommen bist, stellt einen absolut einzigartigen Augenblick dar, mit genau dieser Bilderfolge und jener Falte, die dein Mittelfinger auf die genau gleiche Weise berührt hat, und diesem Biß in die Unterlippe mit genau dem Grad von Kraft, alles völlig für dich. Ich denke fast, daß jedes einzelne Mal, wenn eine Frau in ihrem Leben allein kommt, als eine Art Sphäre weiterexistieren muß, fünfzig Zentimeter im Durchmesser in einer idealen Dimension, ungefähr so wie alle deine Eizellen, die du in dir aufgereiht hast, nur daß die hier… Eizellen vergangener Orgasmen sind, so komisch das klingt, und ich bin dieses eine lebensfähige Spermium, das sich dazwischen herumdrückt, und ich wäre glücklich, wenn ich mein Leben damit verbringen könnte, mich von einer dieser einzigartigen Orgasmus-Sphären zur anderen treiben zu lassen und hineinzuschauen, und dann könnte ich dir zusehen, wie du es dir dies eine Mal machst.» «Bestimmt hat jede dieser mystischen Sphären ein kleines Fenster mit einem kleinen Levelor-Rollo, das fast unten ist, aber nicht ganz, ja, zu dem du schleichst und hineinlinst, hab ich recht?» «Genau, wie so eine stilisierte Comic-Blase, auf die ein gebogenes Fenster gezeichnet ist, und du bist nackt darin und schrummelst, als gäbe es kein Morgen. Aber nein, eigentlich ist das nicht so ein simpler Voyeurismus, glaube ich – es ist erhabener oder hingebungsvoller, denn wenn ich in dieser Stimmung bin, will ich gar nicht, daß es mich gibt. Das heißt nicht, daß ich mich umbringen will, es heißt einfach, daß ich ein Mann bin, und ein Mann ist ein Zuschauer, und ein Zuschauer stört die Reinheit des
Ereignisses, und deshalb will ich nicht, daß es mich gibt, ich will fast zu einem Nichts schwinden. Und natürlich sind alle anderen Männer vollkommen davon ausgeschlossen, sie sind überhaupt nicht zugelassen. Wenn ich sehr erregt bin, hasse ich andere Männer fast. Manchmal bei so einer Kußszene im Film, wenn die Kamera den Schauspieler und die Schauspielerin zeigt, wie sie einander so am Zahnfleisch herumkauen, moiong, moiong, und dann plötzlich so ein faltiges Stück rasierter männlicher Kieferhaut kommt, dann überschwemmt mich eine Welle des Ekels – verdammt, was tut der da, weg mit ihm vom Set! Und ganz zu schweigen überhaupt von diesen viehischen Idioten in Pornofilmen: Diese nette Frau, so vollkommen und gibt sich diesen lüsternen Dummfickern hin mit ihrer anzüglichen miesen Lache und ihrem durchdringenden geilen Gesichtsausdruck und ihrer Fixiertheit, mit der sie das Gespräch ständig auf den Sex umlenken. Weg mit ihnen. Einmal stand ich in einem Geschäft am Regal mit den Schmuddelmagazinen, und es war ein bißchen eng da, und ich langte irgend so einem Typen über die Schulter, um an eine Zeitschrift ranzukommen, in die ich schauen wollte – E-Cup oder so etwas – ich hab ihn gar nicht berührt, nur einfach über ihn hinweggelangt, da drehte mir der Typ halb den Kopf zu und sagte in so einer Psychopathenstimme, aber ganz leise, er sagte: ‹Faß mich nicht an, sonst schlitz ich dich auf.› Ich sagte: ‹Ach, Entschuldigung, ich hab bloß versucht, an die Zeitschrift ranzukommen!› Und er sagte: ‹Aber faß mich bloß nicht an, ja?› Zwar würde ich so was weder sagen noch damit drohen, aber die Reaktion dieses Typen, wenn du am Zeitschriftenregal stehst und inmitten all dieser reizenden netten wunderbaren nackten Frauen für dich sein
willst, das ist eine Reaktion, die ich zumindest verstehen kann. Diese Burschen, die gruppenweise in Striplokale ziehen und zusammen Bier trinken – es ist mir ein völliges Rätsel, daß die so was überhaupt nur wollen, mit anderen Männern Zusammensein.» «Aber Frauen mögen Männer hin und wieder.» «Das weiß ich, das ist mir klar, damit bringe ich mich ja auch immer so weit, die Existenz von Männern zu akzeptieren: Frauen stellen sich beim Kommen oft Männer vor, also haben Männer auch eine Existenzberechtigung. Dieser Sekundärableitungskniff erlaubt mir sogar, mich von Sachen erregen zu lassen, die mich eigentlich gar nicht erregen, wie als du vorhin mit der Kataloggeschichte und den aufgereihten männlichen Models im Versandlager angefangen hast und wie ihnen ihre Sahnehörnchen aus den Shorts geschnellt sind, da konnte ich mir denken, okay, ihre Erregung ist für mich ungeheuer erregend, und das Bild, das sie da beschreibt, ist die Quelle oder der augenblickliche Ausdruck ihrer Erregung, und ich konnte mir dein Gesicht vorstellen, während du an diese Bilder dachtest, und deshalb konnte ich sie für mich doch ein bißchen erregend gestalten. Wie der religiöse Spinner, der sich dem Teufel ergibt, weil das seine äußerste Erniedrigung vor Gott darstellt – nur daß ich nicht so weit gehe. Ach! Jetzt fällt mir ein, was ich dir sagen wollte.» «Was?» «Du hast doch diese Freundin erwähnt, die dir die ganze Nacht durch einen Liebesroman vorgelesen hat. Also, das ist ein gutes Beispiel dafür, wovon ich rede. Ich bin mal in einen Secondhand-Buchladen gegangen, nur zum Stöbern, er hieß Bonnie’s Books. Aber dann war es nicht so ganz
das, was ich mir vorgestellt hatte, es gab fast keine alten Bücher, sondern bloß kürzlich erschienene, vorgenossene. De facto also eine Bücherei. Regal über Regal voll mit solchen Dingern, dicken fetten historischen Liebesschinken, supersäuberlich eingeordnet, manchmal fünf oder sechs Exemplare desselben nebeneinander, Drängende Liebe, Begierig auf Liebe, Lockende Liebeständeleien, lauter solches Material, aber obwohl die Bücher mehrfach vorhanden waren, waren sie doch nicht identisch, weil jedes einzelne gelesen worden war. Sie sahen benutzt aus. Jede Seite war umgeschlagen. Und von wem umgeschlagen? Von Frauen. Mein Herz fing an zu tickern. Ich hatte eine verwunschene Lichtung betreten. Ich nahm so einen historischen Liebesschinken aus dem Regal, und mir war, als höbe ich ein Handtuch auf, das noch feucht ist von einer Frau, die gerade geduscht hat. Diese Intimität! Aber es war lang – ein so langes Buch konnte ich unmöglich lesen. Also stellte ich es zurück. Am Ladentisch stand eine Frau, ungefähr achtunddreißig, vierzig, vielleicht Bonnie selbst. Einige der Bücher hatte sie gelesen! Ich glaube, ich war der einzige im Laden – ich wußte, ich war ihr aufgefallen – ich hatte sie beim Eintreten angelächelt. Ich wollte, daß sie mich sah, wie ich mir die historischen Schinken anschaute. Und dann ging ich den einen Gang ein wenig weiter, und ich kam an einen riesigen Fundus Liebesromane – Hunderte und Aberhunderte –, alle nach spezifischen Subserien geordnet, einige ein bißchen softer und andere ein bißchen härter, porno, weißt du, in manchen dürfen sie sagen: ‹Er tollte mit der Zunge über ihren Nabel›, in manchen nicht. Und dann kam ich an so eine Serie roter Bücher, nur ungefähr fünfzig, die Reihe hieß Silhouette Desire, und
‹Desire› steht in so einer lüsternen lässigen Langschrift diagonal über dem Umschlag – Desire. In meinem Kopf schrillten die Alarmglocken, und ich überlegte, ob ich zu Bonnie gehen und sagen sollte: ‹Ähm, kennen Sie die Silhouette-Desire-Bücher da? Können Sie mir sagen, welcher Titel in der Reihe Ihrer Ansicht nach der erregendste ist?› Aber das hätte ich nie fertiggebracht. Und es war sowieso egal, weil man aus den Büchern Hunderte von weiblichen Orgasmen folgern konnte – man brauchte keine bestimmte Frau damit zu belästigen, man mußte in kein Privatleben eindringen, man brauchte nur so ein Buch in der Hand zu halten und an eine Frau zu denken, die es mit einer Hand aufhielt, mit Daumen und kleinem Finger. Es lag alles schon in der Geschmeidigkeit und dem abgegriffenen Zustand des Buches selbst – es rief dir praktisch zu: ‹Ich war in der Nähe einer Klit, während sie zwei Orgasmen hatte.›» «Und hast du nun so ein Silhouette-Desire-Buch gekauft?» fragte sie. «Lockende Liebeständeleien?» «Wartest du mal einen Moment? Ich muß es holen.» «Ja, mach nur.» Eine Pause trat ein. «Es heißt Anfängerglück», sagte er, «von Dixie Browning, und es wird vom Verlag als – Zitat ‹Mann-des-MonatsBand› angepriesen. Es ist nicht nur stark abgegriffen, die Frau, die es vor mir besessen hat, hat auch noch Wasser oder Gin oder so was drübergeschüttet, so daß es ganz wellig ist. Es hat eine Dauerwelle. Kannst du dir das vorstellen.» «Hoi.» «Als ich nach Hause fuhr, hatte ich so einen Steifen, weil
ich nun das vorgenossene Buch besaß, daß ich einmal, als ich an der Ampel stand und im Rückspiegel eine Frau sah, mit den Fingern eine sehr kleine klit-umkreisende Bewegung auf dem Dach meines Wagens machte, trotz der Vogelkacke da oben – bei der Vorstellung, sie könnte es sehen und verstehen, was diese Bewegung bedeutete, fiel ich fast in Ohnmacht –, aber sie verzog keine Miene. Jedenfalls hab ich das Buch mit nach Hause genommen und gelesen, und weißt du was? Es war gut! Nicht nur, daß ich an zwei Stellen eine Teilerektion bekam, gegen Ende traten mir sogar die Tränen in die Augen! Es handelt von einem Mann und einer Frau in einer Hütte im Wald. Er ist ein tumber Wissenschaftler, und sie hilft ihm, weniger tumb zu sein, und bringt ihn schließlich dazu, sich den Bart abzunehmen, und als er glatt rasiert ist, stellt sich heraus, daß er unwiderstehlich ist, und obwohl er in der Kunst der Liebe nicht unterwiesen ist, schafft er es, sie in höchste Erregung zu versetzen. Klassestoff. Das heißt nicht, daß ich es sehr bald wieder lesen werde, aber wenn du an so manches Zeug denkst, das heutzutage unter anspruchsvoll läuft, dann mußt du es dafür bewundern, daß es so bescheiden in der Genre-Ecke bleibt. Aber egal. Ich las das Buch zu Ende und stellte mir die Frau vor, die es besaß, wie sie es zu Ende las, in ihrem ganz normalen Flanellnachthemd – sie schaltet das Licht aus, sie schließt die Augen, sie schaltet den Wecker ein –, und dann schlug ich die letzte Seite des Buches um, und da waren noch mehr Seiten, da waren vier, fünf Seiten Werbung, angekündigte Titel usw. und ich kam zu der folgenden Seite. Bist du bereit? Ich les sie dir vor. Da steht: ‹Sie flippen aus… nicht Ihre Seiten! Lesen Sie Taschenbücher
ohne Hände mit dem BÜCHERFREUND I. Der ideale ‹Freund› für alle Ihre romantischen Taschenbücher. Auf Reisen, im Urlaub, bei der Arbeit, im Bett, beim Studium, beim Kochen, beim Essen.› Hast du das ‹im Bett› da mittendrin gehört? Es ist in eine sexuell unverfängliche Liste hineingeschmuggelt, legitimiert, wie diese gigantischen Massagestäbe, denen immer ein Katalogauszug beiliegt, in dem von Linderung bei Muskelschmerzen und Kreuzschmerzen die Rede ist, wo es doch in Wirklichkeit nur darum geht, daß Frauen es sich damit im Bett machen. Und dieser Bücherfreund, das ist so ein Ding mit einem steifen Rücken, an das man das Buch bindet, und zwar mit einem – Zitat ‹durchsichtigen Elastikband›. Das Buch kann sich nicht mehr rühren, es ist hilflos – es ist weit gespreizt festgeschnallt – offen für alle hungrigen Augen der Welt, die es bewundern wollen. In der Anzeige steht: ‹Diese wunderbare Erfindung macht das Lesen zum reinen Vergnügen! Eine geniale Konstruktion hält das Taschenbuch OFFEN und FLACH, so daß nicht einmal Wind die Seiten umblättern kann – die Hände bleiben frei für andere Dinge.› Und erst bei dieser Seite von Anfängerglück masturbierte ich dann: die Vorstellung, eine Frau liest, daß diese Erfindung ihr die Hände freiläßt für andere Dinge, und die Vorstellung, daß sie sie bestellt und dann vielleicht das weit geöffnet fixierte Buch zwischen den angewinkelten Knien hält, so daß sie die entscheidende geile Seite lesen kann, während sie weiter unten in die vollen geht… sie braucht ja beide Hände, um andere Dinge zu tun… o Gott! Das Problem ist nur, daß du selber mit ziemlicher Sicherheit nichts davon erregend findest.» «Hm, na ja», sagte sie, «ich finde es mäßig erregend, und
zwar aus dem einen Grund, den du schon genannt hast – daß es etwas ist, das dich erregt.» «Aber das ist es ja», sagte er. «Wenn du es nur mäßig erregend findest, weil ich es maßlos erregend finde, dann muß ich meine starke Erregung streichen und sie durch eine mäßige Erregung ersetzen, weil der Grad deiner Erregung die Hauptursache meiner Erregung ist. Und darauf stellt sich das Problem, daß du es dann nur noch ganz geringfügig erregend findest, und dann muß ich es als totalen Abtörner abschreiben. Das ist das Problem.» «Wir müssen einen Mittelweg finden», sagte sie. «Der Mittelweg besteht darin, daß du mir von deinen letzten Gedanken erzählst, die eine gewisse Aufmerksamkeit auf dein Maiskorn gelenkt haben.» «Die Geschichte von der Schmuckfrau, die du erzählt hast, hat mir gut gefallen.» «Nein nein, vor heute abend. Wann du es dir eben zuletzt gemacht hast.» «Gestern abend. Ich erinnere mich aber wirklich nicht mehr. Das sind flüchtige Sachen.» «Ach, du erinnerst dich doch.» «Ich war unter der Dusche.» «Moment mal. Okay. Du warst unter der Dusche.» «Was hast du gerade gemacht?» fragte sie. «Nichts. Meine Unterhose hat gekniffen. Erzähl weiter.» «Ich war unter der Dusche, wo es mir fast immer am besten kommt. Im College hatten wir sehr schöne Marmorduschen mit hohen Duschköpfen, und das Wasser, die Form jedes Wassertropfens, war genau richtig, dicke beruhigende üppige Tropfen, Abermilliarden. Unter diesen Duschen bin ich viele viele Male gekommen.»
«Du meinst, öffentliche Duschen?» «Nein nein, private», sagte sie. «So eine kleine hohe Marmorkabine mit einem Marmorvorraum. Es war sehr laut, und manchmal, wenn das Wasser sich sammelte und mir als Strom die Arme und zwischen den Beinen hinabfloß und dann von da hinabfiel, machte es ein fast klackendes Geräusch auf den Fliesen. Die Wohnheime waren gemischt, es bestand also die Möglichkeit, daß ein Mann aus meinem Haus in der Dusche nebenan stand, aber das reizte mich nicht. Ich duschte ohnehin immer während des Tages, zu ungewöhnlichen Zeiten, wenn die Waschräume verlassen waren. Mittags um halb zwei. Ich ging ins Seminar und fing an, am Rand meines Notizbuchs herumzumalen, ich malte eine Kurve, und dann dachte ich, hm, eine Kurve, und dann machte ich eine Brust daraus, machte sie ein bißchen größer, dann noch eine, und dann zeichnete ich ein Paar Hände, die meine Brüste von hinten festhielten – das war immer eine Vorstellung, die mich gereizt hat, daß ich irgendwo im Seminar oder im Lesesaal sitze, er ist schwach beleuchtet, eine Vorlesung über Architekturgeschichte, mit Dias, und jemand hinter mir streckt die Hände vor und erfaßt meine Brüste und zieht mich nach hinten gegen den Stuhl. Als ich dann die Hände und die großen Brüste gezeichnet hatte, mußte ich nun wirklich kommen, also ging ich schnell zurück zu meiner braunen Marmordusche. Ich las auch etwas über Flußgötter, das mich erregte. Wirklich, damals hätte ich für Wasser alles gegeben, egal in welcher Form – Swimmingpool oder Bad, Teich oder Ozean. Mehrere Sommer mieteten wir uns ein Haus an der Küste von Carolina, damals, als ich in der Unterstufe war, und ich schwamm hinaus in den Ozean, und ich war kaum im
Wasser, da wollte ich schon losrubbeln, und ich schwamm weit raus und stellte mir die Tonnen und Abertonnen Wasser unter meinen Beinen vor, aber es ging natürlich nicht, weil da immer auch viele andere schwammen, also machte ich es mir unter der Dusche – ah ja, und das war auch eine besonders gute Dusche, weil sie im Freien stand, in einem Holzschuppen, und ich hatte einen eisigkalten Badeanzug an, den ich unter der Dusche auszog, und weil der Badeanzug so kalt war, waren meine Nippel steif, wie in deinem Wet-T-Shirt-Wettbewerb, und ich zog mich unter dem warmen Duschwasser aus, ich zog ganz langsam den kalten Badeanzug aus, sehr angenehm, wie sich das Warme mit dem Kalten mischte, so daß ich spürte, wie es mir manchmal kalt die Beine runterrann und manchmal warm, und ich konnte den Anzug aufhalten und ihn mit Wasser füllen, so daß es sich warm über meine Beine ergoß, das war schön, meine Haut war dann ganz verwirrt und nahm sich sehr intensiv wahr, und der Dampf stieg auf – ach ja, und in dieser Duschkabine gab es noch einen kleinen Metallspiegel, wahrscheinlich ein Rasierspiegel, der dann beschlug, obwohl es draußen war. Er hing an der linken Wand, wenn man mit dem Gesicht zum Duschkopf stand, der in dem Fall ziemlich niedrig war. Und nachdem ich den Badeanzug ausgezogen hatte, hängte ich ihn an den Nagel neben dem Rasierspiegel, und der Anblick, wie er so verkrumpelt daran baumelte, war erregend, weil er meine völlige Nacktheit bedeutete, und wenn der Rasierspiegel ganz beschlagen war, malte ich in dem Dunst mit den Fingern immer ein Paar Brüste drauf. Das Glas war kalt. Ich wollte meine Brüste gegen den Spiegel drücken, aber dafür hing er zu hoch, deshalb stellte ich mir vor, wie ich meine
Brüste gegen den kleinen Spiegel drückte, indem ich sie erst zusammendrückte und dann gegen den Spiegel preßte, und damals hatte ich gerade im Fernsehen was über Einwegspiegel gesehen, also stellte ich mir vor, daß da Männer im Garten waren und meine Brüste flach gegen den beschlagenen Spiegel gequetscht sehen konnten. Einmal nahm ich nach dem Schwimmen sogar ein Lipgloss mit hinein und verbrachte lange Zeit damit, das Lipgloss um meine Nippel aufzutragen und wieder abzuseifen.» «Mein Gott, Autowaschanlagen haben dich bestimmt ganz wild gemacht.» «Autowaschanlagen. Den einen Abschnitt am Schluß, wo die Filzlappen über einen wegschleifen, das fand ich gut, das heißt nein, eigentlich nicht wirklich – meine Eltern fuhren nur ganz selten mit dem Auto in die Waschanlage. Fast nie. Ach, aber an eine Sache, die ich mir immer vorgestellt habe, erinnere ich mich – ich hab mir nämlich vorgestellt, ich fahre mit jemand, den ich nicht kenne, zusammen vom College nach Hause, und wir geraten in einen schrecklichen tropischen Monsun oder so was, und seine Scheibenwischer tun es nicht, also muß ich raus auf die Motorhaube und mein Top ausziehen und mich hinknien und mich an der Antenne festhalten und irgendwie mit den Brüsten über die Windschutzscheibe wischen, bloß damit er fahren kann. Aber eigentlich hab ich an so was nicht sehr oft gedacht, das war eher was Einmaliges.» «Phantasien unterliegen einem starken evolutionären Druck, nicht?» sagte er. «Wenn es nicht funktioniert und wenn es sich nicht in etwas Funktionierendes verwandelt, dann hält es sich nicht.» «Ja, sogar beim Aufbau eines einzigen Orgasmus läuft es
nach einer Art K.o.-System. Du denkst: zwei Schwänze, jeder streckt den Kopf aus einer meiner Achselhöhlen, und sie verspritzen Sperma? Ja oder nein? Nein. Bin ich Geometrielehrerin, die bei den Jungen die Penislänge mißt? Ja oder nein? Nein. Bin ich Schwester in einer Fruchtbarkeitsklinik, und ist es mein Job, für Kunden zu strippen, die Schwierigkeiten haben zu kommen, und ihnen dann den Schwanz zu lecken und ihren Samen von meiner Zunge in ein Teströhrchen tropfen zu lassen? Nein. Bin ich in einem Ankleideraum, und ein hawaiianischer Wachmann beobachtet mich über die Videoanlage, wie ich versuche, eine Jeans anzuprobieren? Ooh, ja, vielleicht. Eigentlich ist es so, wie wenn du dich für eine Party fertigmachst und dich bis zur letzten Minute nicht entscheiden kannst, was du anziehen sollst, und hektisch ein Bild nach dem anderen wie Kleider anprobierst, wobei du nicht weißt, welche Kombination wirklich gut aussieht, und es wird immer später, und endlich ziehst du dann ein herrliches Kleid mit einem wunderbaren Muster heraus, und du ziehst es an, und ah, du kannst kommen.» «Mein Gott. Aber was ist, wenn du liest und die Bilder nicht unter Kontrolle hast? Sagen wir etwa mit so einem Bücherfreund-Teil, das das Buch offenhält?» «Ha ha! Du meinst, wenn ich die Hände für andere Dinge frei habe?» «Ja, zum Beispiel.» «Also, ich habe ein ganzes System, wenn ich lese.» «Angenommen, du liest dein Forum», sagte er. «Gut, ich lese also ein bißchen darin, irgendwas, die Geschichte oder den Brief oder den Roman, um zu sehen, ob ich dazu masturbieren will oder nicht. Ist es was, das
vielversprechend aussieht, dann lese ich es ganz schnell durch, um rauszufinden, was passiert, und die Stelle darin ausfindig zu machen, bei der ich kommen will, und welche Stellen ich überspringen will, weil sie, na – gewalttätig oder langweilig oder irgendwie unwichtig sind. Dann geh ich zurück, nicht immer an den Anfang, ich verfolge es zurück, und die Entfernung von dem Punkt aus, an dem ich meinen Orgasmus geplant habe, muß ich genau berechnen, das hängt davon ab, wie nah am Kommen ich zu sein glaube – wenn ich also dicht vor dem Kommen bin, gehe ich nur einen Absatz zurück, wenn es aber so aussieht, als würde es noch eine Weile dauern, dann lese ich vielleicht die ganze Szene oder den ganzen Brief, der vor dem Brief steht, an dem ich interessiert bin, und geh dann weiter und lese den Brief, an dem ich interessiert bin. Und manchmal verschätze ich mich und bin schon kurz vorm Kommen, wenn der große Moment der Geschichte erst auf der nächsten Seite ist, dann muß ich ganz schnell weiter und nach den Wörtern suchen, die ich brauche, oder manchmal tritt auch das Gegenteil ein, und ich bin schon dicht vor dem großen Moment der Geschichte, und mein Orgasmus trödelt, noch haben sich nicht alle Bezirke gemeldet, und dann muß ich den ausgewählten Komm-Satz ganz langsam lesen, Silbe für Silbe: ‹auf… und… ab… auf… seinem… Fick… pfahl…›» «Wenn du also in ein Zimmer trittst», sagte er, «und da stehen ein Sessel und ein Tisch, und an einem Ende des Tisches ist ein Fernseher und ein Video und ein Erwachsenenfilm, und am anderen Ende des Tisches ein viktorianischer Pornoroman, was würdest du nehmen?» «Keine Frage, den viktorianischen Porno.»
«Das finde ich unglaublich.» «Du würdest den Film nehmen, ja?» fragte sie. «Den oder möglicherweise den Sessel selber. Aber nicht das Buch.» «Der klassische Gegensatz», sagte sie. «Stimmt, das heißt – eigentlich ist das ganz interessant. Weil ich inzwischen so viel über diese Studien gehört habe, denen zufolge Frauen Geschichten und Männer Filme mögen, daß ich allmählich das Gefühl habe, daß Geschichten Frauen repräsentieren und deshalb für mich sexuell aufgeladen sind, und genau das hat mich damals in Bonnie’s Books so scharf gemacht, die Vorstellung nämlich, daß ich in ein Frauenrevier gespitzt habe. Ich glaube, allmählich verstehe ich doch, warum die Leute im allgemeinen geschriebene Pornographie vorziehen würden. Sie macht deinem Gehirn sozusagen einen vaginalen statt einem klitoralen Orgasmus, was immer das heißt. Einmal hab ich in einem Männermagazin eine Geschichte gelesen, es ist schon Jahre her, in der ersten Person, von einer Frau geschrieben, vielleicht auch nicht, jedenfalls wurde so getan, als erzählte eine Frau die Geschichte, sie handelte von einem sechzehnjährigen Mädchen, das im Swimmingpool des Nachbarn schwimmen geht, und natürlich sind ihr ihre Nannis noch ein bißchen neu und unvertraut, und sie hatte vergessen, daß ihr Top vom letzten Jahr dünn und den Anforderungen, die nun daran gestellt werden, nicht gewachsen war, und nachdem sie eine Runde geschwommen hat, geht es auch schon ab, und es ist ihr so peinlich, und sie entschuldigt sich so, doch Mr. Grunthole versichert ihr, daß sie sich nicht zu schämen brauche, ihm sei es gleich, ob sie ohne Oberteil schwimmt
und so weiter und so fort, und obwohl es eine völlig konventionelle und mittelmäßige Geschichte war, bekam ich durch die Tatsache, daß sie in der Stimme dieses Mädchens geschrieben war, so daß ich Einblick in ihre gemischten Gefühle erhielt, als das Oberteil abfiel, doch einen riesigen… einen unerwartet hohen Ertrag meiner Investitionen. Ich denke, insofern, als verbale Pornographie Gedanken statt ausschließlich Bilder aufzeichnet, kann es das schärfste Medium überhaupt sein. Gebündelte Telepathie. Aber ehrlich gesagt, brauche ich trotzdem noch die Bilder. Zum Beispiel von dir unter der Dusche. Wenn du kommst, sind dann deine Beine ein wenig auseinander?» «Ja.» «Und hast du so einen legendären Water-PikMassageduschkopf?» «Schon, aber ich benutzte ihn ohne das ganze Sonderzubehör. Es war schon eingebaut, als ich einzog. Er ist gut, um die Wanne sauberzumachen. Aber wenn ich – ich halte ihn mir nicht zwischen die Beine oder so. Ich nehme ihn als ganz normalen Duschkopf. Dafür mache ich…» «Ja?» «Wenn ich fast komme?» «Ja?» «Ich –» «Ja?» «Ich öffne den Mund und lasse ihn voll Wasser laufen. Das Gefühl, wie das Wasser aus meinem Mund fließt… Bist du noch da?» «Hör ja nicht auf zu reden.» «Aber das war alles», sagte sie.
«Du warst unter der Dusche, gestern abend, und das Wasser floß dir übers Gesicht und fiel von einem Körperteil hinab auf den nächsten, wie die Kugeln in einem Flipper, und du hattest die Augen zu. Woran hast du gedacht? Oh, wie gern würde ich…» «Wie bitte? Du nuschelst.» «Ich sagte, wie gern würde ich… klk», sagte er. «Was?» «Entschuldige, manchmal habe ich Probleme mit unfreiwilligem Schlucken. Ich sagte, wie gern würde ich… dir die Hände auf die Schenkel legen, ganz weit oben, und sie auseinanderhalten und deinen ganzen Hügel mit meinem Mund bedecken und einfach auf dich atmen, durch den Stoff deiner Unterhose.» «Ooch.» «Sind deine Beine jetzt auseinander?» «Sie sind auf dem Couchtisch an den Knöcheln gekreuzt.» «Das muß reichen», sagte er. «Erzähl mir, woran du gestern abend unter der Dusche gedacht hast.» «Ich glaube, ich erinnere mich ehrlich nicht daran. Und überhaupt gehen die Sachen, an die ich denke, immer so schnell vorbei. Und es ist ja nicht so, daß ich ständig nur komme und komme. Ganz oft denke ich unter der Dusche an einen peinlichen Augenblick oder an etwas Blödes, das ich gesagt habe, und vertreibe es mit Flüchen, dann sage ich: ‹Hau ab, du Stinker.› Beispielsweise könnte ich mich daran erinnern, wie ich mal von einer Party nach Hause kam und völlig betrunken war, so betrunken, daß ich merkte, mir wird gleich schlecht, aber da war dieser Mensch in meinem Bad, wusch sich das Gesicht, putzte sich die Zähne, summte fröhlich vor sich hin, und ich stöhnte,
lehnte an der Tür, ich klopfte höflich, machte so schwache Tastgeräusche, doch dieser Mensch hatte innen den Haken in der Öse, weil die Verriegelung es nicht tat, und er freute sich wie ein Schneekönig, mich zu hören, oder meinte, ich würde einen Witz machen, mit dem Klopfen hallo sagen, und so übergab ich mich an meiner eigenen Badezimmertür.» «Wie schrecklich.» «Entschuldige meine Geschmacklosigkeit. Zum Glück war es nur die übliche Fruchtbowle. Er war sehr nett, wischte mich ab, er wischte die Tür ab, zog mich aus und steckte mich in ein Nachthemd. Aber später läßt er mich natürlich abrupt fallen, weil ich ihm sage, er soll seinen Füller in die Gesäßtasche stecken. Und unter der Dusche überfallen mich dann eben solche Sachen, und dann fluche ich, damit sie weggehen.» «Verstehe völlig. ‹Raus aus meiner Dusche! Weg da!›» «Ja ja. Und ich wasche mich auch unter der Dusche. Und denke an die ganzen Sachen, die ich noch machen muß. Das Kommen ist also nur ein Punkt auf der Liste. Es ist ja nicht so, als drehte sich mein ganzes Leben darum.» «O ja, o nein, das weiß ich doch. Aber – wäschst du dir die Haare, bevor du kommst oder danach?» «Im allgemeinen bringe ich erst mal die praktischen Sachen hinter mich, dann sondiere ich, ob ich kommen will oder nicht.» «Was hast du für eine Haarfarbe?» fragte er. «Hellbraun. Gewellt. Aber ziemlich kurz. Und du?» «Schwarz», sagte er. «Und jetzt erzähl mir von den Sachen, die du machen mußt und an die du letzte Nacht unter der Dusche gedacht hast.»
«Ach, Arbeitssachen. Briefe, die ich schreiben müßte – eigentlich müßte ich sie jetzt gerade schreiben.» «Bloß nicht.» «Und ich muß den Flur in meiner Wohnung neu streichen. Ah, jetzt erinnere ich mich an eins meiner erotischen Bilder von gestern. Die Leute vor mir hatten so eine schreckliche Tapete, eine Art Metallictapete mit einem Muster von einem Baum und einem Lattenzaun, an dem ein Wagenrad lehnt, und es wiederholte sich ständig. Schlimm.» «Klingt nicht so toll.» «Also hab ich sie beim Einzug überstrichen», sagte sie. «Und zwar in einem Farbton mit Namen Papierlampion – in zwei Schichten. Jemand sagte: ‹Du weißt ja, daß du da eine Metallictapete überstreichst, das kommt du-hurch›, aber ich konnte mich einfach nicht dazu durchringen, die alte Tapete ganz abzudampfen – wenn ich das getan hätte, dann hätte sich das Muster in meine Psyche eingeprägt, es wäre mir noch mit achtzig hochgekommen, auf dem Sterbebett. Also überstrich ich sie einfach, mit zwei dicken Schichten. Und im ersten Jahr war alles prima. Aber dann hatten wir diesen tödlichen Sommer, und irgendwie schwitzte die Luftfeuchtigkeit das Metallicmuster wieder durch, so daß man jetzt den Lattenzaun und das Wagenrad erkennen kann. Aber nur sehr schwach. Und eigentlich finde ich es gar nicht mal so schlecht. Aber ich müßte es eben doch überstreichen. Und unter der Dusche hatte ich also die Vorstellung, wie ich die Flurwand mit einer Rolle strich. Was für eine Zeitverschwendung. Und dann dachte ich, Moment mal, ich habe das Geld, diesmal hole ich mir jemand, der es mir streicht. Und so tauchten drei Maler auf, und plötzlich war da ein großes Loch in der Wand, ungefähr einen Meter
über dem Boden, groß genug, daß ich durchpaßte, so daß meine Beine im vorderen Flur standen, während Kopf und Oberkörper im Wohnzimmer waren. Das Loch war gut gemacht und mit Schaffell ausgekleidet. Ich hatte nichts an. Meine Hände ruhten auf zwei vollen Farbeimern. Das Komische war aber, daß die Farbeimer warm waren. Ein Maler machte das Wohnzimmer und die beiden anderen den Flur, wo mein Unterkörper war. Der Maler, den ich sehen konnte, schien mich nicht wahrzunehmen. Er strich eine Wand mit dem Rücken zu mir. Die Maler im Flur arbeiteten mit Rollen, aber mit so Heizkörperrollen, wie man sie für Feinarbeiten benutzt, zirka zehn Zentimeter lang, ganz niedliche kleine Rollen, mit denen man überall hinkommt. Irgendwie wußte ich, daß einer der Flurmaler versehentlich die falsche Farbe hatte, die Farbe, die ich fürs Wohnzimmer genommen hatte, sie hieß Opulent-Opal – offenbar hatte er den falschen Farbeimer von seinem Lieferwagen genommen. Sehr gedankenlos. Der andere war gewissenhafter – er benutzte das glänzende Papierlampion für die Dekoteile. Das sind übrigens die Farbnamen von Sherwin Williams, nicht meine. Jedenfalls rief ich: ‹Ähm, Leute, meine Herren! Achtet doch bitte darauf, daß ihr die richtige Farbe habt! Da kommen leicht Verwechslungen vor!› Aber sie unterhielten sich und hörten mich nicht. Ich konnte hören, wie ihre klebrigen kleinen Rollen über die Wand fuhren, schpp, schpp, schpp, und ihr beiläufiges Gespräch drehte sich um ein Mädel, das sie am Wochenende auf dem See gesehen hatten, wie es hinten in einem Boot mit Innenbordmotor saß und einen Overall ohne was drunter anhatte, so daß ihre Titten hinter den Schnallen des Oberteils herumschwangen, und dann
spielten sie darauf an, daß einer von ihnen mal bei einem Auftrag die Frau, deren Haus sie strichen, offenbar – Zitat ‹ausgelutscht hatte›, und dann hatte sie ihm auf einer gesprungenen Schieferplatte vor dem Kamin einen runtergeholt, weil sie in Panik war, daß die Versiegelung des antiken Fichtenfußbodens beschädigt werden könnte, und wieder rief ich ihnen zu, so nett ich konnte: ‹Leute, seht doch bitte zu, daß ihr mit der richtigen Farbe streicht!›, und diesmal nahm der eine statt zu antworten einfach seine kleine Rolle, lud sie voll mit dem seidenmatten Papierlampion und hielt sie an meine rechte Seite, weißt du, die… meine rechte Arschbacke, und dann spürte ich, wie er einen Farbstreifen das ganze Bein runter machte, den Schenkel runter bis zur Achillesferse, und sie wieder hochrollte. Wie die Naht an einem Vorkriegsstrumpf, nur eben breiter. Dann fuhr er mit der Rolle ein bißchen über das Abrollgitter, machte sie wieder voll und nahm sich meine andere Arschbacke vor, rollte ganz bedächtig runter und wieder rauf. Anfangs drückte er nur ganz leicht auf, so daß ich kaum merkte, wie die getränkten Fusseln die Haut an meinem Oberschenkel berührten, und die Rolle rollte kaum, aber als er dann abwärts strich, drückte er fester auf, und ein bißchen Farbe wurde aus der Rolle gepreßt und lief vor ihr mein Bein runter. Sie war so verblüffend warm. Sie hatten die Farbeimer auf der Pritsche ihres in der Sonne geparkten Wagens stehen gehabt. Als die Rolle über beide Kniekehlen ging, fühlte sich das sehr sehr schön an. Ich merkte, daß ich mich leicht nach oben krümmte, wie eine Katze, wenn sie gestreichelt wird. Unterdessen pinselte der dritte Maler, der in dem Zimmer war, in dem sich mein Kopf und mein Oberkörper befanden, noch immer selig vor sich
hin, mit dem Rücken zu mir, also ging es wenigstens mit einem Teil der Arbeit zügig voran. Und ich erwartete, daß die beiden im Flur nun auch wieder loslegen würden. Doch statt dessen spürte ich ein Paar Hände an jedem Bein, ich wurde kurz hochgehoben, und unter jedes meiner Beine wurde ein Farbeimer geschoben. Das war keine besonders bequeme Stellung. Die Ränder der Farbeimer drückten ein bißchen an den Fußballen, und meine Beine waren weiter auseinander, als ich für gewöhnlich stand, und mein Kreuz drückte gegen die Schaffellauskleidung des Lochs in der Wand. Nicht bequem, aber erträglich. Und dann spürte ich, wie Knöchel über die Innenseiten meiner Schenkel fuhren – und ich wußte, daß nun die erste Flurrolle begann, einen Streifen Papierlampion zu malen, der unmittelbar über den Schamhaaren anfing und ganz langsam über meine Klit weiterrollte, wie so eine schwere, unbeirrbare Straßenbaumaschine, und dann wieder zurück über meine Klit. Und gleichzeitig hatte der andere Flurmaler seine Rolle mit der falschen Farbe gefüllt, dem Opulent-Opal, und er hatte die Rolle seitlich gedreht und tupfte nun einen waagerechten Streifen über meinen Arsch, erst einen leichten und dann, auf dem Rückweg, einen härteren, und dann rollte er dazwischen runter, und ich rief: ‹Nein, nein, ich sag euch doch, das ist die falsche Farbe!›, aber er führte die Rolle ganz bedächtig über den Bereich meines, wie sollen wir es nennen, meines ‹Olochs›, als würde er mich gar nicht hören. Natürlich ungiftige Farben. Und dann hörte ich, wie er die Rolle hinlegte, und er pflanzte seine Hände ganz oben auf meinen Arsch, und dann machte er etwas Verblüffendes. Ich spürte, wie er sein ganzes Gewicht auf die Hände verlagerte, und somit auf meinen Rücken,
und offenbar stützte er sich auf wie ein Turner, nur auf den Händen, die Knie gebeugt und die Beine breit, und einen Moment später spürte ich dann, wie sich ein brennend heißer Knubbel gegen mein opulentes Opal-Oloch preßte und sich dann ein Stück weit hineinzwängte. Ich machte: ‹Hui›, und der Maler im Wohnzimmer drehte sich überrascht um und registrierte mich endlich. Meine Hände ruhten noch immer auf den Farbeimern. Und hinter mir im Flur spürte ich, während der Turnermaler sich ohne Umschweife tiefer in meinen Arsch versenkte, wie der andere, der, der die ganze Zeit so verantwortungsbewußt die richtige Farbe verwendet hatte, nun mit den Daumen mein wahres… Ich, meine Lippen aufspreizte, und dann spürte ich, wie er langsam mein richtiges Loch hochglitt. Ich sagte: ‹Fwuuh!› Der Wohnzimmermaler machte große Augen, und er musterte mein Gesicht mit so einem Blick wie ‹Was hat die denn für eine Übungskassette?› Ich fürchte, daß ich da schon vor Lust die Oberlippe kräuselte. Tatsächlich war mein Gesichtsausdruck genau der, den ich gehabt hätte, wenn ich ein Kondompäckchen mit den Zähnen aufgerissen hätte, so ein Knirschblick, aber – da war ja gar kein Kondompäckchen. Mein Maler tränkte seine Rolle mit Wandfarbe, ein warmes neutrales Grau, aber richtig warm, und er kam rüber, und er legte sich unter mich auf den Fußboden, aber andersherum, sein Kopf berührte die Fußleiste, so daß ich sein Gesicht und seine farbbespritzte Brille zwischen meinen Brüsten sehen konnte, und er legte die Rolle an den einen Nippel und führte sie hoch zwischen meine Brüste und wieder runter und über den anderen Nippel, und dabei zog er mit dem Fuß einen weiteren Farbeimer in Position, und dann, er lag
immer noch auf dem Rücken, stemmte er die Hüften hoch in die Luft, wobei er beide Stiefel auf den Farbeimer stellte, so ähnlich wie ein Zirkuselefant auf so einem kleinen Hocker, weißt du? Und er holte seinen Schwanz raus. Der Flurarschmaler benutzte diesen Augenblick, um die Hände von meinem Rücken zu nehmen, so daß sein ganzes Gewicht über seine Schenkelmuskeln und seinen Schwanz in meinen Arsch gelenkt wurde, während gleichzeitig der Beinmaler, der stand, sich fast völlig aus mir zurückzog und dann wieder ganz hineinstieß, so daß ich spürte, wie seine Beinmuskeln gegen mich stießen, und ich machte den Mund auf, um ‹Huuh!› zu sagen, was ich wohl ziemlich sicher sagen würde, wenn sich das alles in meinem Hausflur abspielen würde, aber kaum hatte ich den Mund aufgemacht, schob sich natürlich sofort der Schwanz des Mannes unter mir rein, so daß ich nur noch ‹hm› machen konnte, und dann kamen alle drei in mir, einer direkt nach dem anderen, überraschenderweise erst der in meinem Mund, dann der in meiner Möse und als letzter der in meinem Arsch.» «Meine Güte», sagte er. «Und dazu bist du unter der Dusche gekommen?» «Unter anderem. Also – es dauert eine Weile, bis man es beschrieben hat, aber es war bloß eine schnelle Abfolge von Bildern, eine von vielen. Ich brauche ganz schön lange, bis ich komme.» «Erzähl mir noch andere.» «Tja, hm. Die Vorstellung, auf die ich dann schließlich kam – eigentlich waren es zwei Vorstellungen. Entschuldige mal kurz.» Eine Pause trat ein.
«Was hast du gemacht?» fragte er. «Ich hab mir bloß ein Handtuch geholt, damit ich es parat habe, falls ich mich abwischen muß. Ich möchte noch nicht kommen, und es sieht so aus, als würde ich schrecklich feucht.» «Heißt das, du hast deine schwarze Hose und die Turnschuhe ausgezogen?» fragte er. «Ja.» «Unterhose?» «Nein.» «Und welche Farbe hat das Handtuch?» «Grün», sagte sie. «Wo ist es?» «In meiner Hand, zusammengeknüllt, in meinen unteren Regionen, wo ich es brauche. Jetzt hab ich es weggelegt.» «Warum willst du noch nicht kommen? Ich hätte nämlich gar nichts dagegen.» «Weil, wenn ich komme, dann stürze ich ab, dann will ich nicht mehr so mit dir reden, und ich rede gern so mit dir. Meine Klitoris treibt ein doppeltes Spiel mit mir: Immer versucht sie, mich auszutricksen, wenn ich mit jemand zusammen bin, oder sogar auch, wenn ich allein bin – dann sagt sie: ‹Na los, Abby, komm schon, alles klar, in ein paar Minuten kannst du ein zweites Mal kommen, das ist doch schön, los, sei nicht so konservativ, ich bin gut für drei oder vier!› Aber ich weiß es besser. Ich bin nicht der Mehrfachorgasmustyp. In der Sekunde nachdem ich gekommen bin, egal, wie fickrig und feucht ich war, ist es vorbei, schon macht sich meine Klit daran, sich wieder in ihr Klitkloster zu verkriechen, und ich denke an andere Dinge. Zwei, drei Stunden später mache ich es mir dann
meistens noch mal in der Dusche, aber nicht vorher.» «Verstehe. Na, dann halte das Handtuch nur griffbereit. Mir ist es recht, wenn es lang dauert.» «Schön. Wo waren wir stehengeblieben?» «Du wolltest mir gerade erzählen, was genau du im Kopf hattest, als du gestern abend unter der Dusche gekommen bist.» «Also gut, aber meinst du die Vorstellung, auf die ich gekommen bin, oder meinst du die Vorstellung, die ich im Kopf hatte, als ich gekommen bin?» «Ich – weiß nicht.» «Das ist nämlich ein großer Unterschied», sagte sie. «Die Bilder, die ich in dem Moment habe, wenn ich komme, das sind Sachen wie, ich weiß auch nicht, Elefantenrobben, die auf Felsen dösen, ein Karussellständer mit Grußkarten, ein Gemälde, das fest in Segeltuch eingewickelt ist, Verandamöbel – mein Gehirn dreht so ab, daß sich unmöglich voraussagen läßt, was für Wunderlichkeiten da sind, wenn die Blitzlichter alle angehen. Es sind fast nie sexuelle Bilder. Aber du meinst das davor, kurz bevor’s losgeht, ja?» «Ja, vermutlich.» «Ich glaube, gestern waren es zwei miteinander verbundene Vorstellungen. Es ist mir peinlich.» «Es ist dir peinlich, nachdem du mir von einer Dreifachschwanzorgie erzählt hast?» «Aber da ist doch nichts dabei, das ist doch bloß ein Bild. Das, worauf ich gekommen bin, das hab ich gewissermaßen nachgemacht, indirekt.» «Ich hab dir doch erzählt, daß ich den Liebesroman gekauft habe, oder?» sagte er. «Ich hab dir sogar erzählt, daß ich
auf dem Dach meines Wagens obszöne Fingerspiele gemacht habe. Ich habe mich entblößt!» «Sag mir, wie du erigiert aussiehst.» «Du meinst, aus dem Gedächtnis?» «Nein.» «Du meinst, meinen Bademantel und so weiter ausziehen?» «Ja.» Eine Pause trat ein. «Hmm. Ähm. Was soll ich dir da sagen?» «Ist er steif?» «Ja.» «War er schon steif, oder hast du ihn gerade steif gemacht?» «Er war ein bißchen steif, und ich hab ihn gerade noch ein bißchen steifer gemacht.» «Erzähl mir davon. Schau ihn an und erzähl mir davon.» «Tja, wie soll ich sagen. Ich weiß auch nicht. Hach.» «Streichelst du ihn?» «Ich – ehrlich?» «Ja.» «Ich kneife das Finnhäutchen da unten mit den Fingern meiner rechten Hand, und mit der linken walke ich nervös meine Eier.» «Streichle ihn jetzt, langsam», sagte sie. «In Ordnung. Mein Gott, immer wenn ich dran ziehe, ballt sich der Muskel. Das hat er natürlich schon immer getan, aber jetzt, wo du sagst, ich soll ihn anschauen, erscheint mir das als das Bemerkenswerteste, dieses Ballen.» «Mach schneller.» «Aber nur kurz, ja?» «Ja, noch keine Spontanverbrennung.»
«Ja. Ieee, das ist aber ziemlich gut.» «Ich kann deiner Stimme anhören, daß du schrummelst, du Schlimmer.» «Schlimm, schlimm. Ich will aber noch nicht kommen. Ich hör wieder auf.» «Vernünftig.» «Komisch», sagte er. «Als ich es schnell gemacht habe, hab ich mir was vorgestellt, das ich mir schon seit Jahren vorstelle und das mir trotzdem nie aufgefallen ist. Ich hab mir was Unmögliches vorgestellt – ich dachte, wenn ich zu nahe ans Kommen komme, dann könnte ich einfach irgendwie das Bein beugen und es so verdrehen, daß ich meinen Schwanz in die Kniebeuge klemmen und ihn wie eine Nuß in einem Nußknacker pressen könnte, bis er nicht mehr kommen will.» «Du bist schon ein komischer Typ», sagte sie. «Aber es hat Spaß gemacht, bei dir kurz mal die Herrin zu spielen.» «Ha! Und furchterregend war es auch. Am Telefon gelten andere Regeln. Willst du wissen, was genau ich dachte, als du mich gebeten hast, dir von meinem Schwanz zu – Zitat ‹erzählen›? Nachdem die Erregung und das Entsetzen vorüber waren?» «Was?» «Vor einiger Zeit war ich mal in eine Frau von der Arbeit verknallt», sagte er. «Sie hatte schöne lange Arme, auf die sie sehr stolz war. Ich glaube, sie besaß kein einziges langärmliges Kleid. Sie hatte so eine aussichtslose Schwäche für einen Mann namens Lee, ein selbstgefälliger koketter verheirateter Typ, den ich persönlich nicht ausstehen konnte. Die Frau wußte, daß ich in sie verknallt war, ich schickte ihr sogar immer am Tag nach jeder Nacht,
in der ich masturbiert und dabei hauptsächlich an sie gedacht hatte, ein Memo mit einem Sternchen mitten auf der Seite. Ich weiß nicht, ob sie das nett fand oder nicht. Im großen und ganzen fand sie es wohl ganz gut. Ich meinte es ja auch selber nicht ganz ernst. Einmal streckte sie sogar völlig perplex die Arme von sich und sagte: ‹Wie, heute kein Sternchen?› Sie wußte, daß ich ihre Arme liebte. Ich versuchte, sie dazu zu bringen, mir immer am Tag nach jeder Nacht, in der sie masturbiert und dabei an Lee gedacht hatte, ein Memo mit einem Pfund-Zeichen darauf zu schicken, aber sie tat es nie. Eines Abends machte ich Überstunden, und ich bekam das Bedürfnis, mir einen runterzuholen. Das Haus war total verlassen, es war ein Ferienwochenende. Ich ging an der Tür der Frau vorbei, sie hieß Emily, und es war, als ginge ich an einer riesigen Vulva vorbei, so groß, daß ein Schreibtisch darin stand, und ich fand, daß ich eigentlich eine Fotokopie meines Pimmels machen könnte, oder besser gleich zwei, eine vor dem Kommen und eine danach, und ihr beide zusammen mit einem Sternchen-Memo auf den Schreibtisch legen.» «Was wolltest du damit erreichen?» «Na ja, ich hatte großes Interesse daran, daß sie meinen Schwanz sah, aber natürlich hätte ich ihn nie einfach so vor ihr rausgeholt, ich brauchte einen… Distanzschritt, so daß, ho ho ho, wir sind hier ja zivilisierte Erwachsene, alles zu Papier gebracht ist. Jedenfalls ist es schwieriger, seinen Schwanz zu kopieren, als man meint. Ich weiß, in Büros passiert das ständig, aber bei mir erwies es sich als ein ziemliches Unterfangen. Wenn ich vielleicht eine Art Grätschstütz hätte machen können wie dein Malerfreund auf deinem… Rücken, dann wäre es leicht gewesen, aber
erst mal mußte ich ja etwas Erektionsähnliches zustande bringen, und das vor dem Kopierer in einem verlassenen Büro an einem Ferientag, ich mußte daran denken, wie sie am Montag die Kopie meines Schwanzes sehen würde, ich mußte daran denken, was ihr erster Gedanke wäre, Gott, ist das ein Spinner, und wie sie dann zwanghaft auf das spezifische Bild meines Schwanzes starren müßte, Mannomann, um es dann in einem geheimen Hängeordner abzuheften, wo sie meine ganzen Sternchen-Memos abgeheftet hatte, und wie sie eines Abends, wenn sie Überstunden machte, mit ihren langen Armen in das Schubfach greifen, den Sternchenordner rausholen und die Seiten durchblättern würde, Sternchen um Sternchen, bis sie zu meinem Schwanz käme. Er wurde also steif, die erste Hürde war genommen. Dann mußte ich ihn auf die Scheibe legen, aber so, wie dieser Kopierer konstruiert ist – ich kann diesen Kopierer übrigens nicht leiden, die Firma ist zu schäbig, um ein anständiges Kopiererfabrikat zu leasen – so, wie er konstruiert ist, muß man ein normales DIN-A4Papier quer auf die Mitte der Scheibe zwischen zwei Markierungen legen, du weißt, wie das geht, ja?» «Ja.» «Das Problem ist also, daß nur ein kleines Scheibchen meiner Schwanzspitze es in das Feld für eine normale DINA4-Kopie schaffte. Es gab mehrere Möglichkeiten, die Maschine zu besteigen, aber das kam mir lächerlich vor. Schließlich machte ich eine siebzigprozentige Verkleinerung meines Pimmels, weil der größte Verkleinerungsrahmen die gesamte Fläche der Scheibe einnahm, die mein Pimmel erreichte, wodurch ich dann etwas zuwege brachte, das entfernt obszön wirkte, auch wenn der Gesamtmaßstab
verkleinert war. Es sah aus wie eine kleine Hütte, auf halber Höhe am rechten Blattrand. Ich schrieb 70%IGE VERKLEINERUNG auf die Kopie. Aber meinen Vorsatz, mir hastig einen runterzuholen und dann die zweite Kopie zu machen, mußte ich natürlich fallenlassen, denn mein Pimmel hätte in schlaffem Zustand nicht mal ansatzweise über den Plastikstreifen zwischen mir und dem Anfang der Scheibe gereicht. Doch inzwischen war ich wie besessen von der Vorstellung, etwas für diese Frau zu machen, das wenigstens im Ansatz etwas Spielerisches hatte, so daß sie sich sagen konnte: Alles nur Spaß, alles nur Spaß, und das dennoch mit aller Macht die Vorstellung rüberbrachte, daß ich an dem Wochenende allein im Büro gewesen war, eine riesige Erektion gehabt und an sie gedacht hatte. Wie vermittle ich ihr nun dieses Gefühl? Etwa auf das Sternchen-Memo kommen? Das kam mir grob vor. Findest du, das wäre zu weit gegangen?» «Ich glaube, ja.» «Fand ich auch. Statt dessen machte ich also – erinnerst du dich, wie du im Kindergarten deine Hände nachgezeichnet hast? Man legte die Hand ruhig auf das Papier und malte um jeden Finger herum, und die ganzen kleinen Konturen deiner Fingergelenke wurden erfaßt, und das tat man ein paarmal, und jedesmal war der Bleistift in einem etwas anderen Winkel, man bekam also so eine Aura der Hand, die viel genauer war, als man sie je hätte zeichnen können, und man mußte bloß noch die Fingernägel und die kleinen Runzeln oben auf den Fingern einzeichnen, und dann hatte man richtig was geleistet. Einmal hat ein Mädchen meine Hand nachgezeichnet und gleichzeitig ich ihre – ich machte ganz langsam, was ihre Kitzelreflexe auslöste, und
jedesmal, wenn mein Bleistift an die Stelle zwischen zwei Fingern kam, lachte sie laut los, aber sie war tapfer, sie ließ ihre Hand da. Sie hieß Martha. Wie schön, daß ich mich daran erinnere! Eine Lehrerin zeigte uns, wie man einen Truthahn macht, indem man zwei Hände übereinanderlegt. Aber das war uninteressant, das war nur ein Trick. Genauso ist es mit Schattenspielen: das Schöne sind nicht die Krokodile oder Fledermäuse, die man mit den Händen machen kann, das Schöne ist, daß das Schattenbild einem erlaubt, so genau zu sehen, wie der äußere Umriß der Hand tatsächlich aussieht, die kleinen Fleischbällchen unter jedem gekrümmten Fingergelenk. Und das mußte ich natürlich jetzt machen. Ich schloß also den Kopiererdeckel, nahm mir ein leeres Blatt Papier und konzentrierte mich erneut auf die Vorstellung, wie überrascht und dann wie erstarrt diese Frau sein würde, wenn sie mein Memo sah, bis er wieder steif war. Mit einem Kuli zeichnete ich die Umrisse meines Pimmels nach, wobei ich ihn mit einem Finger andrückte und den Kuli kerzengerade hielt, und es war ein sehr interessantes Gefühl, nicht lustvoll, aber sehr interessant, dieser kalte Kuli. Ich fuhr fünfmal herum. Und das Tolle daran war, auf dem Papier sah mein Pimmel wirklich eindrucksvoll aus. Er sah aus wie ein großer Pimmel. Denn natürlich ist das Bild, das man bekommt, an allen Seiten größer, um was, um zwei Kulihalbmesser oder einen vollen Kulidurchmesser, also fast einen Zentimeter. Viel besser als die Kopie, die wie gesagt so ein strohgedecktes Minibauernhaus von der Seite ganz am rechten Rand war. Also schrieb ich SCHWANZNACHZEICHNUNG IN ORIGINALGRÖSSE, weißt du, 23.43 Uhr, Sonntag, 24. November, oder was für ein
Datum es eben war. Und dann legte ich das Mono und die zwei Kunstwerke in ihren Eingangskorb.» «Du spinnst wohl! Hat jemand sie entdeckt?» «Nein, nein. Kurz bevor ich ging, hab ich sie wieder rausgenommen.» «Ah, gut.» «Und danach hab ich ihr über einen Monat lang überhaupt keine Sternchen-Memos mehr geschickt, was äußerst ungewöhnlich war. Sie fing schon an, mir fragende Blicke zuzuwerfen. Eines Nachmittags kam sie dann zu mir und fragte, was los sei. Sie sagte, ich sei nicht so heiter wie sonst. Und ich jammerte ihr über jemand bei der Arbeit vor, ich lamentierte darüber, daß wir eine zweitklassige Firma seien, wo wir doch eine erstklassige sein könnten, der übliche Quatsch. Und dann sagte ich: ‹Da ist noch was.› Sie sagte: ‹Und, was ist es?› Sie wußte, daß es mit ihr zu tun hatte. Dann gestand ich ihr also in dieser eigentümlichen Mischung aus Widerstreben und Übereifer, daß ich eine Kopie meines Schwanzes und eine Schwanznachzeichnung gemacht hatte und daß ich sie ihr einmal spätnachts in den Eingangskorb gelegt, es mir aber dann doch anders überlegt hatte. Sie sagte: ‹Und, hast du sie noch?› Ich sagte: ‹Mensch, ich glaube, ja.›» «Du hast sie aufgehoben? In einem eigenen kleinen Ordner?» «Na klar», sagte er. «Nach all der Mühe? Zudem war das ja ein Teil der ganzen Geschichte, daß ich damit herausplatzen würde, was ich gemacht hatte, und daß sie es sehen wollen würde, und daß ich es ihr dann auch gleich zeigen könnte.» «Was hat sie gesagt?» «Sie meinte, der kopierte Schwanz sehe aus wie ein
Sonogramm.» «Sonst nichts?» «Ich hab dir ja gesagt, sie war ziemlich diesem Lee verfallen. Ich meinte, sie könne die beiden Blätter haben, wenn sie wolle, für ihre Unterlagen. Sie sagte, nein danke. Ungefähr eine Woche später aßen wir zusammen Mittag. Sie jammerte mir was über Lee vor, ich hörte verständnisvoll zu. Dann fragte ich sie, ich konnte nicht anders, ich fragte sie, ich sagte: ‹Vergiß die Kopie›, sagte ich, ‹ich möchte dich bloß fragen, fandest du die Schwanznachzeichnung, die ich dir gezeigt habe, in irgendeiner Weise ein bißchen erregend? Nicht gleich da im Büro, klar, aber später? Hast du später das leiseste Fünkchen Erregung verspürt?› Und sie sah mich nachsichtig an und sagte: ‹Tut mir wirklich leid, die Bilder haben zwar zärtliche Gefühle für dich erzeugt, aber erregt haben sie mich einfach überhaupt nicht.› Das schien also endgültig zu sein.» «Würde ich auch sagen», sagte sie. «Jajaja. Stimmt aber nicht. Da kam noch was nach.» «Du meinst, du und sie, ihr seid dann doch noch zusammengekommen? Wie hieß sie noch mal?» «Emily.» «Richtig, hast du ja schon gesagt. Und?» «Tja, wir haben tatsächlich einen Abend in meiner Wohnung verbracht», sagte er. «Das Übliche? Du hast deinen besten Kummerbund über den Lampenschirm drapiert? Sie hat dir mit der GleitcremeTube zugeprostet?» «So ähnlich. Daran jedenfalls habe ich gedacht, als du sagtest, ich solle meinen Schwanz anschauen und darüber
reden. Ich muß schon sagen, das war eine der eher verunsichernden Fragen, die mir in meinem Leben gestellt wurden.» «Möchtest du wissen, ob ich eine Nachzeichnung deines Schwanzes erregend fände?» «Ja, das wüßte ich schon gern.» «Ich denke, das hinge von meiner Stimmung ab. Vielleicht würde ich gern das Nachzeichnen übernehmen. Wenn du meinen ganzen Körper nachzeichnen würdest, dann würde ich dafür vielleicht deinen Johannes nachzeichnen… Die Sprechmuschel, in die ich da rede. Die des Telefons.» «Ja?» «Die ist wie ein Sieb. Sie ist wie die kleinen Filter, die du in den Abfluß der Badewanne legst. Manchmal denke ich, in puncto Telefon, wenn ich mich nur genügend konzentriere, dann könnte ich mich da hineingießen, und ich würde in Dunst verwandelt und mich im Zimmer desjenigen, mit dem ich telefoniere, wieder materialisieren. Ist das zu merkwürdig für dich?» «Nein, das denke ich auch manchmal», sagte er. «Aber das Interessante daran ist», sagte sie, «daß die Reise selbst einige Zeit dauern würde. Ich denke viel darüber nach, wie es wohl wäre, in eine Art bewußten Dunst verwandelt zu werden. Diese Laster, du weißt doch, die die Straßen entlangfahren und das Gebüsch am Straßenrand abrasieren? Diese brummenden Laster? Der Typ wirft einen Ast rein, und es macht mmmn-jionnngmmmm, und die ganzen winzigen Späne fliegen aus einer hohen Röhre? Daran denke ich, nur daß es natürlich nicht weh täte – ich denke an den Teil, wo ich nur diese Gischt aus Holzspänen und Blattfetzen bin. Oder weißt du, was
noch? Erinnerst du dich an die Vögel, die in die Düsentriebwerke von Flugzeugen gesaugt wurden? Manchmal liege ich morgens um drei oder vier im Bett und stelle mir vor, wie ich kilometerhoch über der Erde fliege, es ist sehr kalt, und da oben ist auch so ein schwarzes geheimes Spionageflugzeug mit den riesigen runden Triebwerken und den rotierenden Lamellen darin, den Lamellen, die aussehen wie die Unterseite eines Pilzes. Das schwarze Flugzeug fliegt sehr schnell, und ich fliege sehr schnell in die entgegengesetzte Richtung, und wir treffen aufeinander, und ich fliege mitten durch eines dieser Düsentriebwerke hindurch und trete als langer Blutnebel wieder aus. Ich bin kilometerlang und, weil es so kalt ist, kristallisiert. Sehr lange Arme, sicher gefällt dir das. Und im Bett rekondensiere ich dann, schpp, in mein kurzes warmes Ich. Das hat sicher was mit meinem Ostrogenspiegel zu tun. Aber so ähnlich wäre wohl eine Telefonreise. Ich will damit bloß sagen, so ähnlich ist es.» «Ooh, ich liebe dich, du erzählst mir alles.» «Sieht ganz so aus, was? Ganz untypisch für mich.» «Ach ja?» sagte er. «Mein Gott, ich bin ein zwanghafter Bekenner. Aber es ist selten, daß ich mein Brot breche und es mir wie bei dir zehnfach vergolten wird.» «Erzähl mir, was dann noch mit deiner Freundin Emily passiert ist.» «Warum? Nein, nein, dann hältst du mich nur noch mehr für eine komische Type.» «Du bist aber auch eine komische Type», sagte sie. «Hast ja recht.» «Mach dir nichts draus – ich bin auch eine. Ich will bloß wissen, wie du bist, wenn du tatsächlich eine Frau im Arm
hast. Im Gegensatz zu Anrufen bei Versandfirmen und Fremden namens Klein und so, wie lohnend diese Beschäftigungen auch sein mögen. Was hast du mit Emily dann noch getrieben?» «Ich hatte sie gar nicht richtig im Arm, das ist mal das erste. Du wirst also bestimmt enttäuscht sein. Es ist wirklich eine sehr durchschnittliche Geschichte, und so langsam würde ich dich auch gern ein bißchen beeindrucken.» «Beeindrucke mich mit deiner Offenheit – das ist anscheinend dein Stil.» «Na ja, jedenfalls ist folgendes passiert», sagte er. «Nachdem ich ihr meine Schwanznachzeichnung und so weiter gezeigt hatte, war das so eine Art Schlußpunkt, und wir gingen zurückhaltender miteinander um. Denn was gab es da noch zu sagen? Ich hatte alles auf den Tisch gelegt, und sie hatte mich im Grunde abgewiesen. Aber dann gab es eine große Abschiedsparty für jemanden, und da flirtete Lee mit ihr auf seine kesse coole Art. Mann, wie mich das abstößt, wie er sich Erdnüsse in den Mund kippt. Dem ist jetzt schon 52 zu eng, und trotzdem wirft er den Kopf in den Nacken, wenn man ihn was gefragt hat, schiebt eine ganze Ladung Nüsse ein und beantwortet dann knurpsend die Frage. Mit dem Erdnußessen versucht er, sardonisch zu sein. Das ist irgendeine Fernsehkonvention, die die Leute gepackt hat. Natürlich kommt es mal vor, daß einen etwas so beschäftigt, daß man mit vollem Mund davon redet, damit habe ich keine Probleme. Schlimm finde ich, wenn man das Sprechen mit vollem Mund bewußt dazu benutzt, zu demonstrieren, wie total relaxed und spontan man parlieren kann. Das kommt davon, daß man mit diesen
ganzen Werbespots für gesalzene Knabbereien aufwächst. Mini-Tacos. Ich kann ihn also nicht ausstehen, und er ist auf der Party, aber mittendrin passiert was Schlimmes zwischen Emily und ihm, im Grunde macht er ihr bloß klar, daß er gern mit ihr flirtet, aber nichts weiter, er ist ja verheiratet. Sie erzählt mir das alles auf dem Parkplatz, sie ist den Tränen nahe, und dann hockt sie sich hin und hält sich am Außenspiegel meines Wagens fest, schaut hinein und sagt: ‹Ja, ja – ich sehe ja auch überzeugend verhärmt aus.› Das war ihr bester Ausspruch – er läßt sie womöglich sogar verletzlicher und liebenswerter erscheinen, als sie in Wirklichkeit ist. Nein, das ist nicht fair – sie ist schon sehr nett. Jedenfalls hab ich die ganze nächste Woche mit ihr über Lee geredet und geredet, über jeden nur möglichen Aspekt der Situation, wobei ich ihr allerdings nicht gesagt habe, daß ich ihn abstoßend und kindisch fand, ansonsten aber haben wir das Thema voll ausgeschöpft. Schließlich konnte ich es dann nicht mehr ertragen, über ihn zu reden, und ich sagte: ‹Ich muß dich jetzt mal um einen Rat bitten.› Denn es war offensichtlich, daß sie von ihren Schwierigkeiten abgelenkt werden mußte. Es war sechs, wir machten wieder mal Feierabend. Und irgendwie, es war pures Glück, war das die ideale exakte Sekunde, sie um einen Rat zu bitten: Sie überschlug sich fast vor Erleichterung und Hilfsbereitschaft, und sie zeigte auf ein Cafe auf der anderen Straßenseite und sagte: ‹Gehen wir doch da rein.› Und so erzählte ich ihr über zwei aufmunternden Caffè latte von dem Problem. Ich zog einen Teil einer Zeitung hervor, faltete ihn auseinander und schaute erst ihn an, dann wieder sie, dann wieder ihn, und dann erzählte ich ihr, daß ich mir überlegte, eine
Kontaktanzeige aufzugeben, in der ich mir etwas sehr Spezielles wünschte. Und sie reagierte mit höflicher Neugier, also sagte ich: ‹Das da habe ich mir überlegt› und reichte es ihr. Es war das Kontaktanzeigenformular, das ich ausgefüllt hatte. Die Anzeige lautete – das wird dich jetzt aber enttäuschen.» «Ich rechne voll und ganz damit, enttäuscht zu werden.» «Gut. Sie lautete ungefähr so: ‹Du und ich, wir sitzen nebeneinander auf meiner Couch und sehen P-Video, ohne einander zu berühren. Du bist klein oder groß usw. du möchtest, daß ich sehe, wie Lust deine Züge verwandelt. Ich bin ungeb. w. M. 29.›» «Wolltest du die Anzeige tatsächlich aufgeben?» «Ich denke schon, möglicherweise. Nein, wahrscheinlich doch nicht. Ich hatte sie eine Zeitlang mit mir in der Tasche herumgetragen, sie kriegte allmählich so ein Lange-schongefaltet-Aussehen.» «Wie hat sie reagiert?» «Emily sagte: ‹Du kannst es ja versuchen, aber ich habe ernste Zweifel, ob sich darauf jemand meldet.› Was völlig richtig war.» «Ach, ich weiß nicht.» «Selbst wenn sie unrecht gehabt hätte, ich glaube, ich wollte eigentlich gar nicht, was ich vorgab zu wollen. Und dann noch eine Fremde, das wäre doch peinlich geworden. Es hätte eine solche Willensanstrengung gebraucht, über das reine Blabla der Konventionen hinauszukommen. Meine Erektion hätte so was nie überlebt. In Wahrheit hatte ich nämlich Emily das zusammengefaltete Stück Zeitung geben und ihr zusehen wollen, wie sie es las. Ich sagte: ‹Und wenn ich die lahme Zeile mit der Lust, die ihre Züge
verwandelt, herausnehme?› Und sie sagte: ‹Aber das ist das einzige, das überhaupt was taugt.› Also fragte ich sie, wenn sie ich wäre – ich sagte: ‹Ich weiß, du bist nicht ich, aber wenn du ich wärst, und du wolltest dieses Ziel erreichen, wie würdest du es formulieren?› Sie sagte: ‹Na, dann sag mir doch, was genau dein Ziel ist, in deinen Worten, damit ich eine bessere Vorstellung davon bekomme.› Und so erzählte ich ihr, daß ich, tja, hm, ähm, daran interessiert sei, weißt du, auf meiner Couch zu sitzen, neben einer Frau, und ein Erwachsenenvideo läuft, und die Frau schaut nur auf den Film, und ich schaue auch nur auf den Film, und sie, nun, ähm, sie masturbiert, und wenn es ihr dann kommt, sagt sie: ‹Schau mein Gesicht an›, und ich schaue ihr Gesicht an, und sie schaut den Fernseher an, und dann kommen wir beide. Worauf sie, Emily, sagt: ‹Na schön, gut, jetzt haben wir also was, wovon wir ausgehen können.› Sie zieht einen Kuli hervor und macht sich daran, die Anzeige auf dem Tischset zu entwerfen, und sie schreibt: ‹Du und ich, wir sitzen›, und sagt: ‹Gut, soweit okay, netter umgänglicher Ton, sehr schön.› Ich glaube, sie freute sich richtig, nicht über Lee reden zu müssen. Und dann tippt sie mit dem Kuli auf das Set und schaut zu mir hoch und sagt: ‹Nein, du mußt die Situation um einiges klarer darstellen. Du mußt ihr das Gefühl geben, daß alles in Ordnung ist. Du mußt eine Decke oder so was erwähnen.› Eine Decke, aus heiterem Himmel! Nein, halt, ich weiß, was sie sagte, vor der Decke, da sagte sie ungefähr: ‹Du mußt der Frau, die das liest, begreiflich machen, daß du neben deiner Verworfenheit auch noch einen Sinn dafür hast, was sich gehört und schickt.› Nicht genau in den Worten, aber ganz ähnlich. Ist das zu fassen?
Dann kommt sie mit der Decke an. Das war eine ganz neue Seite bei ihr. Ich sagte: ‹Also gut, was für eine Decke? Meinst du denn, wir sollten genau sagen, was für eine Decke es ist?› Und sie nickt und fährt fort: ‹Ja, unbedingt, die genaue Art der Decke, die Größe, Dicke, Farbe, wonach sollen sie denn sonst gehen?› Ich sagte: ‹Okay, und, was meinst du? Grüne Armeedecke, Mormonensteppdecke, oder was?› Sie überlegte einen Augenblick, dann sagte sie, sie sagte: ‹Ich finde, du solltest eine Fransendecke erwähnen.› Ich sagte: ‹Aber ich habe keine Fransendecke›, und sie sagte: ‹Du hast recht, das ist ein Problem.› Und dann bombardiert sie mich mit tausend Fragen: ‹Wie weit ist der Fernseher von der Couch entfernt?› Natürlich war sie noch nie bei mir zu Hause gewesen. Ich sagte: ‹Na, er steht eben auf so einem Rolltisch, es gibt also keine bestimmte Entfernung, aber andererseits begrenzt das Stromkabel die Reichweite, ich würde also sagen, er ist ungefähr eins achtzig von der Couch weg.› Sie notierte sich das und sagte dann: ‹Weil die Frau, die die Kleinanzeigen überfliegt, das vielleicht wissen muß. Diese kleine Tatsache könnte von größter Bedeutung sein. Und ist die Couch ein Zweisitzer oder ein Dreisitzer oder ein Viersitzer?› Ich sagte, ein Dreisitzer. Sie sagte: ‹So?›, und sie fing an, eine Couch und einen Fernseher auf das Set zu zeichnen, also sagte ich: ‹Nein, nein, so› und zeichnete den Plan des Zimmers auf. Nur die Couch, die Wände, die Türen, die Steckdosen. Ich malte zwei Strichmännchen mit zwei Pfeilen auf die Couch, um ihr deutlich zu machen, wo wir sitzen würden. Sie sah sich das an, nickte und sagte dann: ‹Also schön, aber was anderes. Du kannst nicht einfach ›P-Video‹ schreiben. Was für eine Kassette soll denn laufen, wenn es denn
stattfindet?› Ich sagte: ‹Schluck, na, irgendein Porno eben, ich denke, ich miete mir einen Stapel, bevor sie aufkreuzt, sechs oder zehn, und dann würde man eben probieren.› Sie sagte: ‹Na, ich glaube, wenn das so vage gehalten ist, kriegst du wohl kaum eine Antwort. Du mußt dich in die Situation hineinfühlen.› Und ich sagte: ‹Aber es gibt doch Tausende und Abertausende schmutziger Videos.› Sie sagte: ‹Das ist es ja. Ist es ein Klassiker, den sie vielleicht schon kennt, oder wird es was, das sie womöglich noch nicht kennt? Wird es für dich neu sein oder nicht? Solche kleinen Unterschiede sind entscheidend.› Und sie sagte weiter: ‹Und dann – wenn du ein bestimmtes Video angibst, weißt du, dann liest sie die Anzeige und leiht sich das Video, und während sie es sich ansieht, wird die Anzeige vielleicht immer interessanter für sie.› Also sagte ich: ‹Mensch, du hast ja völlig recht. Ich muß angeben, welches Video.› Aber dann sagte ich: ‹Aber ich weiß ja gar nicht, welches es sein könnte. Ich weiß zwar, welche ich mag, aber ich weiß nicht, welches besondere Video sie potentiell interessieren könnte.› Und zu meiner großen Überraschung machte sie einen Vorschlag. Sie sagte: ‹Ich mach dir einen Vorschlag. Ein synchronisiertes Video. Ein ausländisches synchronisiertes Video.› Und sie erklärte mir auch, warum. Sie meinte, weil es da mehr Schichten gibt – da hat man das Plastische, aber die Münder, die sagen italienische Sexwörter oder französische Sexwörter, und dann die amerikanischen Schauspieler, die ooh und aah machen, und im allgemeinen sind die amerikanischen Schauspieler, die die Synchronisation machen, besser als die amerikanischen Schauspieler, die sowohl vögeln als auch spielen müssen. Und keine Boudoirs aus L. A. kein
Kamin aus L. A. der sich in Weingläsern aus L. A. spiegelt, kein Ron Jeremy. Das ist auch wieder nicht der genaue Wortlaut, aber etwas in der Richtung sagte sie. Und dann sagte sie, noch immer sehr pragmatisch, sie sagte: ‹Beispielsweise sind von Atom Home Video ein paar sehr gute auf dem Markt.› Ich klackte also meinen Kaffee hin und sagte: ‹Okay. Ich akzeptiere alles, was du sagst. Ich werde die Couchgröße spezifizieren, ich werde synchronisierten Italoimport-Porno vom feinsten spezifizieren, aber ich traue mir immer noch nicht zu, die richtige Decke zu kaufen. Das bereitet mir noch Kummer. Und ich sehe jetzt ein, daß ich unbedingt die richtige Decke brauche, damit alles komplett ist. Hilfst du mir, eine Decke auszusuchen?› Und sie sagte: ‹Heute abend?› Und ich sagte: ‹Ja, es muß heute abend sein, wirklich, weil ich morgen die Anzeige abschicken will, und wie du sagst, muß ich Größe, Farbe, alles angeben, wenn ich will, daß die Sache läuft. Ich brauche deine Hilfe.› Und sie sagte okay.» «Und was für eine Decke hast du gekauft?» «Wir gingen in so einen Discountladen von der eher schäbigen Sorte, blendendes Neon, in einer öden Gegend ziemlich in der Nähe unserer Arbeitsstelle, und wir gingen in die Deckenabteilung, und da waren sie, die große Decken, in durchsichtige Plastikverpackungen mit Druckverschluß gestopft, manche waren scheußlich, aber manche gar nicht übel. Und es war ganz merkwürdig, es war, als wären wir beide ein richtiges Paar, das eine Decke kaufen geht. Sie stöberte herum, schaute sich dies und jenes an, und ich meinte: ‹Was hältst du von der hier›, und sie faßte sie an, machte ein nachdenkliches Gesicht, nickte. Aber dann, als sie beide Gänge durch hatte, sagte sie:
‹Nein, ich sehe einfach keine Decke mit Fransen, ich meine echte Fransen. Ich glaube, ich geh lieber mal los.› Ich sagte: ‹Nein, wir gehen in ein anderes Geschäft›, und sie sagte: ‹Ach was, die guten Geschäfte haben zu, bis wir dahin kommen. Wenn es hier eine mit ordentlichen Fransen gegeben hätte, dann hätte ich dir beim Aussuchen helfen können, aber ich glaube, jetzt mußt du es allein machen.› Ich flippte richtig aus. Ich fing an, systematisch die ganzen Decken zu durchforsten, ich wollte schon den Geschäftsführer kommen lassen und ihn nach hinten schicken. Und verdammt noch eins, da entdeckte ich doch so eine kleine Acryldecke, die hinter einem hohen Regal steckte, so ein grünblau kariertes Standardteil, nichts Schönes, sag ich dir, aber mit langen dicken gedrehten Fransen. Sie betrachtete sie, faßte sie an, und dann errötete sie und sagte: ‹Die geht.› Also marschierte ich gleich damit zur Kasse und kaufte sie. Drin war ein Pappzettel, auf dem stand, du weißt schon, SEEDYCREST QUALITÄTS-ACRYLDECKE, und so ein stereotypes Bild von einer Frau, die im Schlaf unter einer Decke lächelt, und während wir warteten, daß die Frau die Warennummer eintippte, betrachteten Emily und ich das Bild, und ich sage dir, nichts, absolut gar nichts war so obszön wie dieses Bild auf der Deckenbeilage.» «Wie teuer war sie?» «Zehn Dollar, so um den Dreh, ich weiß nicht mehr genau. Spontan kaufte ich dann auch noch ein People. Wir gingen also zum Wagen, und das große Glück war, ich hatte den Wagen schlauerweise nicht direkt vor dem Discountladen parken können, sondern mehr zur Seite, ein Stück abseits – wir waren in meinem Wagen gefahren –, und ich hatte fast
direkt vor dem Videoladen geparkt. Der Laden war nicht allzu auffällig gewesen, als wir hereinfuhren, aber nun, wo es dunkler war, hatte er die Blinkleuchten an, Video Video Video, es war das Hellste im ganzen Einkaufszentrum. Ich machte ihr also die Tür auf, und sie stieg ein, und ich reichte ihr die Decke in der riesigen Tüte und sagte: ‹Moment noch, bin gleich wieder da›, schoß in den Videoladen und ging in die Erwachsenenabteilung, die sie abgetrennt hatten, und ich machte mich daran, die Boxen durchzugehen. Ich war außer Atem, und meine Sinne waren hyperwach, ich suchte die Boxen nach ‹Atom› ‹Atom› ‹Atom› ab. Ich wußte, ich mußte nur einen einzigen Film holen, den richtigen Film, was ein Ding der Unmöglichkeit zu sein schien, doch ich spürte, wie es mich auf dieser unwiderstehlichen Glückswelle vorwärts sog, und dann entdeckte ich inmitten all der Caballero Controls und Cal Vistas und der ganzen anderen kleinen Firmen ein paar ‹Atom›-Produktionen, und ich lieh eine aus, Pleasure So Deep hieß sie. Der Titel roch geradezu nach Übersetzung, es war ideal. Ich schrieb mich als Mitglied ein, lieh den Film aus und war fünf Minuten später wieder im Wagen. Emily saß da und blätterte ruhig das People durch. Sie sagte: ‹Was hast du geholt?›, und ich sagte: ‹Es heißt Pleasure So Deep.› Sie machte ein kleines ‹Oh!› und sagte: ‹Und das siehst du dir heute abend an?› Ich sagte: ‹Ja, ich muß, ich muß mich in die Situation reinfühlen, du hast mich völlig überzeugt.› Worauf sie sagte: ‹Sag’s mir noch mal, damit ich es deutlich vor Augen habe. Mit deiner Anzeige suchst du eine Frau, die neben dir auf der Couch sitzen, sich den Film ansehen und dabei masturbieren will, ja?› Sie legte die Hand leicht auf die Box mit dem Film. Ich sagte: ‹Ja›, und
sie sagte: ‹Nur das, sonst nichts, bloß das, nichts Weitergehendes, ja?› Und ich sagte: ‹Ja, bloß das. Und ich glaube, ich versuche jetzt wirklich mal, die Anzeige, auf die sich eine melden soll, die das machen will, zu formulieren, dank dir. Du hast mir geholfen, die richtige Decke auszusuchen, und jetzt, wo ich den richtigen Film habe…› Dann zögerte ich, und ich sagte: ‹Ich glaube jedenfalls, ich habe den richtigen Film, aber trotzdem – das beunruhigt mich jetzt. Wie soll ich wissen, ob der Film tatsächlich der richtige ist und welche speziellen Szenen diejenigen sind, welche…?› Inzwischen waren wir auf dem Firmenparkplatz direkt hinter ihrem Wagen angekommen. Entweder stieg sie jetzt aus oder nicht. Ich sagte: ‹Sieh mal, ich bin total am Schwimmen. Ich hab keine Ahnung von importierten Sexfilmen. Ich brauch wirklich deinen Rat. Allein kann ich das nicht beurteilen. Ich werde unsicher sein.› Und ich schaute sie an, und sie schaute mich an, und du erinnerst dich, daß ich ihr stundenlang dabei zugehört hatte, wie sie laut über Lee nachdachte, und sie sagte: ‹Na gut.› Und so fuhren wir zu mir nach Hause.» «War es ein guter Film?» fragte sie. «Kamen Statuen darin vor?» «Statuen? Ach, du meinst Statuen? Ich weiß nicht, ob er in Rom spielte. Er handelte von einer Frau, die offenbar eine Art Geldfälscherring leitete, der das Falschgeld in Urnen lagerte. In einer Szene schläft sie mit einem Typen, der eine riesige, schreiend gelbe Krawatte mit einem DollarZeichen darauf umhat. Sinnlos, albern – aber egal, Emily hatte recht, daß er synchronisiert war, das war ungeheuer erotisch. Und die Brüste sahen irgendwie europäisch aus: nicht ganz so maisgemästet und symmetrisch, aber
vielleicht war das auch wieder eine Illusion des Soundtracks.» «Und hast du dir dann den Film angesehen oder Emily? Was hatte Emily übrigens an?» «Sie trug einen Rock und so ein kurzärmliges Pulloverdings, ich glaube, es war dunkelrot, eine Art Dunkelrot mit dünnen goldenen Querstreifen. Süße kleine, stolze, elegante Brüste – im Pullover, meine ich.» «Und du warst in Jackett und Schlips?» «Ja. Ich führte sie in die Wohnung, und wie meine Wohnung aufgeteilt ist, gibt es einen sehr kurzen Vorflur, von dem nach links die Küche abgeht, und dann ist man auch gleich im Wohnzimmer – sie ging also vor mir ins Wohnzimmer, und obwohl ich darauf achtete, dort kein Licht zu machen, war eben doch die Couch da an der Wand und das Video dort auf dem Tisch an der anderen Wand, und es war, als wäre da eine phosphoreszierende Pünktchenlinie, die beides miteinander verband, sie waren miteinander verkoppelt, nichts anderes im Zimmer zählte, und ich sah, wie sie sich schnell zu mir umdrehte, um das Wohnzimmer noch nicht richtig sehen zu müssen, und sie stellte die Tüte mit der Decke ab – ach, eine wichtige Sache, die im Wagen passiert ist, hab ich noch vergessen. Ich parkte den Wagen hinter meinem Wohnblock und ging herum und machte ihr die Tür auf, und sie reichte mir die Tüte mit der Decke und dem People, dann stieg sie aus und dann – und aus irgendeinem Grund erschien mir das genau das Richtige – streckte sie mir die Arme entgegen, damit ich ihr die Decke wiedergab. Irgendwie mußte sie sie tragen. Ich hatte die Kassette, sie die Decke. Jedenfalls stellte sie die Decke mitten im Wohnzimmer ab und sagte:
‹Und, machst du jetzt die große Schloßbesichtigung mit mir?› Und die Konvention der großen Schloßbesichtigung zeigte, wie nervös sie war, aber sie gehörte zu denen, die sich steigern, wenn sie nervös sind, weißt du? – die auf eine Art nervös sind, die es wie ein Privileg erscheinen läßt, daß du ihre Nervosität entdeckst. Ich zeigte ihr also die Küche, das Schlafzimmer, das Bad – bei den Magneten an meinem Kühlschrank nickte sie wissend – wunderschön nervös. Ich zählte auf, was ich ihr zu trinken anbieten konnte, und sie sagte, sie wolle einen Orangenkräutertee, und dann ging sie ins Bad. Ich stellte also zwei Tassen Orangenkräutertee in die Mikrowelle. Normalerweise mache ich natürlich nur eine Tasse und stelle sie auf zwei Minuten, aber ich dachte, für die Extramenge Wasser seien vier Minuten nötig, aber dann war es doch ein bißchen zu lange, und das Wasser war sehr heiß. Ich ging raus mit den beiden Tees und sah sie wieder im Wohnzimmer, den Rücken mir zugewandt; sie hatte sich den Fernseher angeschaut – es ist nur ein schnuckliger malaysischer Fernseher, irgendwie glauben alle noch, wenn du ein Video hast, dann muß auch der Fernseher entsprechend gut sein – aber ich weiß nicht, ich glaube, vielleicht paßte es auch zu dem Abend, daß er so klein war. Jedenfalls streifte sie die Handtasche vom Arm und stellte sie auf die Brücke neben einem Sessel an der Wand, die von der Couch am weitesten entfernt war, und zog die Schuhe aus und stellte sie zu der Handtasche – womit sie sich einen kleinen abgetrennten Nicht-Couch-Bereich schuf. Ich ging kurz ins Bad, und als ich wieder rauskam, saß sie auf der Couch in dem schwachen Licht, das aus der Küche hereinfiel, und blätterte im People. Ich hatte im Wohnzimmer immer noch
kein Licht angemacht, weil es so ungemütlich gewesen wäre, es dann wieder auszumachen. Sie tat ein bißchen so, als würde sie aus der Lektüre eines Artikels hochschrecken, als ich den Fernseher anstellte, ohne Ton, und sie sagte etwas von Arsenio Hall, diesem Talkmaster. Doch sie mußte über die Nebensächlichkeit ihrer Bemerkung lächeln, weil sie ja auf der Couch saß, und nun war der Fernseher an, und da war dieses feine superhohe Geräusch des elektrisch aufgeladenen Bildröhrenglases, das Geräusch, das du manchmal sogar hören kannst, wenn du auf der Straße bist und die Fenster offen sind, das heißt, der Fernseher verrät sich, erklärt sich, sogar ohne Ton, durch das Geräusch, das das Ohr anscheinend immer abends besser hören oder besser würdigen kann und das Privatheit und Zuhausesein und auch zugezogene Vorhänge und Heimlichkeit bedeutet, weil es wie damals ist, als man morgens um sechs nach unten schlich, um die Three Stooges zu sehen, und den Ton extrem leise stellte, damit die Eltern nichts merkten, aber man hatte immer Angst, obwohl superhohe Töne überhaupt nicht weit tragen, man dachte, daß es nach oben dringen und das Wissen, daß man auf war und sich die Three Stooges ansah, ihre Träume belasten könnte – dieses Geräusch war da im Raum mit mir und Emily, und obwohl es nur die Gesichter bei einer Pressekonferenz auf C-SPAN waren, wußten wir, was es eigentlich bedeutete. Sie zeigte auf ihren Tee und sagte: ‹Wenn ich mir’s überlege, vielleicht könntest du da einen Schuß Bourbon oder so was reintun?› Was ich tat. Ich legte das Video ein, und das Gerät machte sein kleines Schluckgeräusch, und ich stellte lauter, und dann sah man, ohne eine FBI-Warnung oder so was, sah man das Logo, das blaue Wort ATOM mit dieser
wow-wow-wow-wow-mäßigen Sinuswellenmusik, die sich auf eine Note einpendelte, während auch das Wort ATOM scharf wurde. Man sah sogar ein kleines stilisiertes Spirographatom – es war irgendwie rührend, dieses Symbol zu sehen, das einst Fortschritt, Science-fiction und Chemie und dann das Übel der Strahlung bedeutet hatte, und jetzt bedeutet es einfach: ‹He, ihr müßt diesen Sexfilm sehr ernst nehmen, so ernst wie nur etwas, dessen Entdeckung einen Linearbeschleuniger erfordert, gut, ihr könnt ein Lachen vorschützen und denken, wie komisch und lächerlich, aber wirklich lachen werdet ihr nicht, denn egal, wie oft ihr nicht jugendfrei gefilmten Sex in eurer Wohnung seht, einfach, indem ihr euch ein Video ausleiht, das hier hat immer noch die Power, euch ein bißchen zu schockieren, es ist immer noch was Wunderbares, immer noch großartig.› Und dann kam eine Vorschau. Ich gab ihr die Fernbedienung und sagte: ‹Laß es weiterlaufen, sobald dich was langweilt.› Das mit den Vorschauen hatte ich vergessen – die ganzen schnellen Schnitte, ohne jeden Fortgang, und das plötzliche Zucken wippender Nannis, dann plötzlich eine Abspritzszene. Ich weiß noch, wie ich mal in einen auf Kunst getrimmten Film ging, mit Richard Dreyfuss glaube ich, ist schon lange her, der ab achtzehn und nebenbei gesagt nicht besonders war, dafür voll von der ganzen Trostlosigkeit, die ein Film hat, wenn er versucht, aus Porno Kunst zu machen, so freudlos, die Sache daran aber war die, daß das Ding zwar ein richtiger Film war, aber in einem Pornokino lief, weil er ab achtzehn war, das war irgendwann in den Siebzigern, und ich erinnere mich, wie ein Mann und eine Frau vor mir die leichte Schräge zur Kasse hochgingen, Popcorn-Tüten in der
Hand, weil der Popcorn-Stand, der sonst immer zu war, aus Anlaß dieses Klassefilms mit richtigen Stars extra aufgemacht hatte, und das Paar ging durch den Einlaß, sie konnten also die schlechte elektronische Musik hören, und sie bogen um die Ecke, und peng, standen sie im Dunkel des Kinos und blickten über die ganzen Sitzreihen, es liefen gerade die Vorschauen, und es waren natürlich Vorschauen auf Standardpornos, fünf oder sechs, auf der Leinwand war also ein Riesenbild von einer wie Brigitte Monet, die mit lauten Glucksgeräuschen einen gewaltigen waagerecht abstehenden Schwanz lutschte, und elektronische Oktaven dröhnten dazu, und ich sah, wie die Frau stehenblieb und zurückzuckte, ihren Freund am Arm faßte und ihn flehend ansah – ‹Du hast doch gesagt, es wäre nicht so was!› – und ihr Freund machte ein entsetztes ‹Tut mir leid›Gesicht, und ich hinter ihnen machte in vornehmer Mißbilligung dessen, was auf der Leinwand ablief, ‹Ts ts ts›, weil ich wollte, daß die beiden nicht dachten, sie hätten einen schrecklichen Fehler gemacht, ich wollte, daß sie ihn trotzdem noch mochte, damals, da war ich vielleicht achtzehn, wollte ich, daß Frauen sehen, warum indizierte Filme so wunderbar sind, in mancher Hinsicht will ich das heute noch gern, und während der letzten fünfzehn Jahre ist es mit dem Video in begrenztem Ausmaß auch so gekommen, obwohl du, wie du sagst, immer noch nach dem viktorianischen Taschenbuch greifen würdest, wenn du die Wahl hättest, und wahrscheinlich hast du auch recht – aber ich wollte dieser Frau versichern, daß es okay war, daß auch Leute wie ich in dieses Kino gingen, friedfertige normale intelligente Männer, daß es nicht das Ende der Zivilisation war – ich machte das mißbilligende Geräusch,
obwohl mich der Anblick des Schwanzlutschens nicht im mindesten gestört hätte, wenn nur ich allein es gesehen hätte: Ich spürte ihr Zögern, und ich wollte, so ungefähr wie ein Makler, der zu dem Haus, das er vorführen will, eine besondere Route nimmt, die durch schönere, schickere Straßen führt, ich wollte, daß sie sanft an das plastische Bild einer Abspritzeinstellung herangeführt wird und da ein gutes Erlebnis hat und nicht von männlichen Vorlieben geschockt wieder geht; das gleiche Gefühl habe ich manchmal, wenn ich ausländische Touristen in einer Stadt sehe, die ich kenne, wie sie verwirrt in einem Innenstadtviertel herumlaufen, und ich sehe, daß sie enttäuscht sind, dann möchte ich zu ihnen hin und sagen: ‹Ich weiß, das ist das übliche Stadtführerprogramm, was ihr hier macht, vergeßt es, das ist eigentlich nicht unsere Stadt, seht euch dieses Viertel und jenes Viertel an› – ich wollte die Frau ritterlich vor dem kruden Riesenschwanz der kommenden Attraktion retten, genauso wie ich, als ich klein war, immer dachte, ich würde an die Oberfläche schwimmen, eine Frau in Nöten im Griff, der ich das Mundstück meines Sauerstoffgeräts überlassen hätte, und sie ins Boot hieven, ihr den nassen kalten Taucheranzug ausziehen und sie mit dem Handtuch abrubbeln, während sie wieder zu Atem kommen und den Kopf darüber schütteln würde, wie knapp sie entronnen war.» «Oh, danke, Popeye, daß du mich vor diesem großen ordinären Schwanz gerettet hast!» «Genau. Überhaupt – möchtest du das noch weiter hören?» «Ja.» «Gut. Da lief also die Vorschau für so einen schrecklichen Film à la post-Caligula-post-Devil-in-Miss-Jones mit
massenweise überflüssigen Absurditäten, was ich hasse, fackelbeleuchtete Sets, Zwerge, aber mittendrin dann natürlich, peng, diese schockierenden reinen normalen Sexszenen, deren Abruptheit mir durch Emily bewußt wurde, weil Emily mein Gast war und ich sie auf meiner Couch ansah. Dann war die Vorschau vorbei, und das ATOM-Logo kam wieder und wurde klar, und ich schaute zu ihr rüber. Sie sah stur auf den Fernseher – das Licht aus der Küche erhellte von hinten ihr Profil –, und sie saß im Schneidersitz, und ein Unterarm lag auf ihrem Bauch, und in der linken Hand hatte sie ihren Tee. Sie trug einen Faltenrock. Sie wirkte so ungemein angezogen. Sie hob den Becher, und ich sah, wie ihre Lippen ihn berührten – das Wasser war immer noch zu heiß, darum mußte sie so einen langgezogenen Einwärtsschlürfer machen, bei dem sich die Flüssigkeit von der Oberfläche löst und zu einem TeeAerosol wird, und ihre Augen wurden schmal, als sie spürte, wie der feine heiße Sprühregen an ihre Zungenspitze kam. Und dann begann der Film – Pleasure So Deep. Er fängt mit einem Dienstmädchen an, das eine Klingel hört und daraufhin einem Mann etwas auf einem Tablett bringt, und sie unterhalten sich kurz, und sie geht wieder.» «Hast du dir den Film seither noch mal ausgeliehen?» fragte sie. «Zweimal. Es ist auch einer der drei, die ich mir heute abend geholt habe, den ich mir aber wahrscheinlich nicht ansehen werde. Macht viel mehr Spaß, ihn dir zu erzählen. Also, das Mädchen geht weg, und dann fängt so eine dünne elektronische Europop-Sexmusik an, und dann sofort: Schnitt auf halbnackte Frau und Mann mit Schwanz, dazu synchronisiertes Stöhnen. Die Frau ist so um Ende Dreißig,
sehr attraktiv, die Haare zurückgesteckt. Emily sah sich das etwa eine Minute an, dann schaute sie zu den Fenstern hin und sagte: ‹Bist du sicher, daß man da nicht reinsehen kann?› Ich habe zwar Vorhänge, aber ich war mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob man da womöglich doch hereinsehen konnte, und meine Wohnung ist im Erdgeschoß, an der Seite des Gebäudes, es war also ein legitimes Anliegen, darum sprang ich wieder auf, nahm die Schlüssel und sagte, ich sei gleich wieder da, und dann ging ich nach draußen und versuchte, in meine Fenster zu sehen, und es war überraschend sicher: man konnte weder Emily noch sonst etwas im Zimmer erkennen, man konnte nicht einmal sehen, daß der Fernseher lief, vermutlich, weil es so ein kleines Gerät ist. Ich ging also wieder rein und setzte mich, etwas außer Atem, und sagte ihr, daß man von draußen nicht das mindeste sehen könne. Sie sagte: ‹Toll, danke.› Ich sagte: ‹Was war inzwischen?›, und sie sagte, mit einer leicht unnatürlichen Stimme: ‹Die Frau und ihr Lover haben auf verschiedene Arten gefickt.› Es war noch dieselbe Szene – der italienische Typ, dessen Name sich als Mario herausstellt, hat seinen verblüffend langen Schwanz zwischen ihren Brüsten – ich erinnere mich, daß ich das Bild sah und mich sofort Emily zuwandte und ihre Augen beobachtete: Bei jedem Schnitt sah ich, wie ihre Augen eine winzige Bewegung machten, um das Schwerkraftzentrum des nächsten Bildes zu finden. Pornofilme werden fast immer mit sehr repetitiven Schnitten zwischen zwei oder drei Kamerapositionen gemacht, ich wußte also, was für Bilder es waren, und konnte dabei trotzdem Emilys Augen beobachten: So wurde beispielsweise zwischen einer Nahaufnahme des wippenden
Kopfs der Frau, während sie den Schwanz lutschte, und einer Einstellung etwas weiter weg gewechselt, in der man sie auf dem Bett knien und die Haare aus der Kamera halten und ihn auf dem Rücken liegen sah, hin und her, A B A B, und ich konnte sehen, wie der Farbenmix auf Emilys Iris wechselte, und ich konnte sehen, wie sie diese exakten kleinen Anpassungen vornahm. Das Wunder des Sehens. Sie hatte einen Ausdruck sehr aufmerksamen, stirnrunzelnd amüsierten Widerwillens. Als die Szene vorüber war, sagte ich: ‹Wie findest du’s bis jetzt?› Und sie sagte: ‹Zufällig habe ich den Film schon mal gesehen, ungefähr vor einem Jahr.› Dann betrachteten wir schweigend vielleicht drei Sexszenen. Vielleicht mehr. Einmal stellte ich ein paar Fragen wie: ‹Ist das einer der Geldfälscher?› Und sie sagte: ‹Ja.› Ansonsten waren wir vollkommen stumm, während diese Europäer sich abmühten und wichsten und lutschten und stöhnten und auf englisch vor uns kamen. Die Männer jedenfalls. Es ist noch immer eine Seltenheit, auf Video eine Frau wirklich kommen zu sehen, im Gegensatz dazu, wie sie um sich schlägt. Es kam weiter dimensionsloser elektronischer Europop. Nach einer gigantischen Abspritzeinstellung stellte Emily ihren Tee ab, holte tief Luft, blähte die Wangen und lächelte. Ich lachte erleichtert auf. Ich sagte: ‹Ist es so, wie du es in Erinnerung hast?› Und sie sagte: ‹Mir ist ein bißchen kühl.› Also knipste ich die Plastikhülle der Decke auf, faltete das große karierte Acrylteil auf und drapierte es über sie, aber anscheinend machte ich es falsch, denn sie sagte: ‹Könntest du sie so hinlegen?›, und sie zeigte mir, wie sie es haben wollte. Also wickelte ich sie darin ein, so daß die Fransen der Decke unter ihrem Hals lagen. Dann setzte ich mich wieder, den
Blick auf den Film gerichtet, und wieder gab es diesen Schock – da hat man die Situation, daß zwei voll bekleidete Arbeitskollegen in einem Wohnzimmer sitzen und eine Decke zurechtrücken, und ich stopfe ihr zwei Ecken hinter die Schultern, wahrscheinlich das erste Mal, daß ich Emilys Schultern beide zugleich angefaßt habe, die Gemütlichkeit ist vollkommen, wir hätten eher über den allerersten Geburtstag reden sollen, an den wir uns erinnern konnten, und dann wenden wir uns dem Fernseher zu, und da schlenkern Titten herum und die Frisur einer Frau, während sie auf einem ausdruckslosen Europimmel auf und nieder steigt und wir ‹O Mario Mario!› hören. Kurz darauf setzten unter der Decke so Bewegungen ein, und dann fing es an, irgendwie zu zittern. Sie sagte keinen Ton, sie veränderte nicht einmal ihre Atmung, sie blieb ganz ruhig. Ihr Mund war geschlossen. Sie sagte: ‹Könntest du mir einen Gefallen tun und kurz die Decke halten, damit sie nicht runterrutscht?› Ich hielt sie also fest, während sie stirnrunzelnd die Hüften anhob und noch ein bißchen mehr rumrutschte. Ihr Gesicht war dem meinen ziemlich nah, aber wir hatten keinen Blickkontakt. Dann erschienen ihre Tights unten an der Decke, die Unterhose steckte noch drin, und schließlich verschwanden ihre Füße wieder. Sie sagte: ‹Danke› und hielt die Decke oben fest. Ihr Mund öffnete sich leicht, und ich konnte sehen, wie ihre Zunge gegen die unteren Zähne stieß, und sie machte so kleine feine Bewegungen mit der Lippe – keine Zuckungen, das klingt zu naheliegend und unbeherrscht, einfach sehr beherrschte, kaum wahrnehmbare jähe Bewegungen, als stünde sie mehrmals kurz davor, etwas zu sagen, das mit dem Wort ‹du› begann. Auf dem Bildschirm bewegte eine Frau mit
schlaffem Mund die Faust um einen Schwanz auf und ab. Wenn eine Sexszene vorüber war, beruhigte sich auch Emilys Decke. Wir kamen zu der Szene, wo der Typ mit der breiten gelben Krawatte mit dem Dollarzeichen drauf mit der Heldin schläft. Sie sagt so was wie: ‹Fummel nicht, fick mich einfach›, was er auch tut. Diese Szene packte Emily richtig, und sie nahm die Decke zwischen die Zähne, so daß sie beide Hände frei hatte und trotzdem bedeckt blieb, nun gab es also Ausbeulungen, während ihre linke Hand zwischen ihren Brüsten hin und her strich, und der kleine kreisende Rhythmus war ein bißchen ungezügelter.» «Was hast du getan?» «Immer wenn eine Sexszene lief, das heißt, wenn wir mittendrin waren, schob ich die Hand unter den Gürtel und faßte ihn an, durch die Unterhose. War die Sexszene vorbei, zog ich die Hand raus und ließ sie züchtig auf dem Bein liegen. Jedenfalls erregte sie die Szene mit dem Mann mit der gelben Krawatte mit dem Dollarzeichen richtig, und als sie vorbei war, nahm sie die Decke aus den Zähnen und wischte sich mit dem rechten Handrücken den Mund ab, spuckte dabei ein paar Deckenfusseln aus, und im Licht des Bildschirms konnte ich sehen, daß die beiden Finger, mit denen sie sich gerieben hatte, glänzten. Wir saßen die Füllsel aus, die Dialoge oder fahrenden Autos und so waren uns egal, wir wollten nur noch Ficken sehen, Punkt. Die nächste Szene war mit zwei Frauen und einem Mann. Auf halbem Weg drohte sie zu einer Lesbenszene zu werden, und ich sah, daß Emilys Decke mit weniger Verve vibrierte und dann ganz aufhörte. Sie mußte Schwänze bei der Arbeit sehen. Zum Glück wurde es dann doch keine Lesbenszene – die eine Frau gab sich damit zufrieden, am
Bildrand zu masturbieren. Emilys Decke begann sich schnell zu bewegen. Doch nun hatte sie sie nicht mehr zwischen den Zähnen, sie lag lose auf ihr, und durch ihre Bewegungen ruckelte sie runter. Ich sah zu, wie die Fransen sich von ihrem Hals verabschiedeten und langsam über ihren gebauschten Pullover runterrutschten, und dann fächerten die einzelnen Fransen aus, nahmen die Form ihrer Brüste an und glitten darüber weg. Am Rockbund hatte der langsame Abstieg schließlich ein Ende. Ich zögerte nun ein bißchen, sie direkt zu beobachten; ich beobachtete sie mehr aus den Augenwinkeln: Ich sah, wie sie mit so einer Laß-die-Finger-gehen-Bewegung einen Nippel massierte, und dann glitt die Hand zur anderen Brust. Es war ihre Linke. Und keine Oohs und Ahs, alles still, nur Atemgeräusche, manchmal mit leicht geöffnetem Mund, manchmal mit geschlossenem. Einmal preßte sie die Lippen zusammen und biß darauf. Gewissen Anzeichen entnahm ich, daß sie sich zuweilen auch innen in beide Wangen biß. Ich konnte jetzt auch genau die Lage ihrer Beine erkennen – aber das war es nicht, was mich packte. Vielmehr packte mich, daß jetzt ihr ganzer Arm sichtbar war, ihr ganzer rechter Arm, und die Fransen schnitten ihn genau am Handgelenk, das abgewinkelt war, nach unten griff, kreiste, und dabei konnte ich ihre lange schöne Unterarmsehne sehen, wie sie zog und zog, ihre Finger dirigierte. Nur dafür hatte ich Augen. Dann hörte die Szene auf; ich zog die Hand aus der Hose, Emily verschränkte die Arme über den Brüsten. Sie pfiff ein wenig, gespielt lässig. Drei nasse Finger lagen auf ihrem Arm. Wir warteten. Weitere Füllsel. Die Hauptfigur geht in ein Büro mit zwei Männern, die wir bisher nicht gesehen hatten, beide in
Büroanzügen. Sie denken, sie beschuldigt sie, sie bei der Bezahlung für das Falschgeld betrogen zu haben. Sie sagt etwas wie ‹Meine Herren, ich rede hier von meinen eigenen Bedürfnissen.› Und plötzlich stehen die beiden Männer mit Krawatte zu beiden Seiten rechts und links von ihr, und sie sitzt auf einem Stuhl und hat weiße Strümpfe an, und sie lutscht erst den einen und dann den anderen. Emily flüsterte: ‹Das ist es›, und nun glitten beide Hände unter die Fransen. Und dann flüsterte sie: ‹Willst du was von der Decke?› Ich sagte: ‹Ja›, und sie hielt ihre Hälfte fest, damit sie nicht noch weiter wegrutschte, und ich zog sie ein bißchen zu mir rüber, so daß wir also beide von der Taille abwärts bedeckt waren. Ich löste Gürtel und Hose und stieß meine Sachen von mir. Wir rieben uns beide, und am Handrücken konnte ich spüren, wie sie mit ihren kleinen Bewegungen an der Decke zog, während ich die meinen machte. Ich hakte die Decke irgendwie so mit dem Daumen an meiner Schwanzspitze fest, daß ich salonfähig blieb und trotzdem die linke Hand frei hatte, und ich sah rüber auf Emilys Gesicht und beobachtete, wie sie den Blick über die Doppelschwanzeinstellungen schweifen ließ, und ich schaute runter auf ihre Brüste. Ich wollte sie berühren, aber ich wußte, das würde die Dinge komplizieren, es wäre ein Fehler gewesen. Ich hätte jederzeit kommen können. Doch plötzlich war die Szene zu Ende – plötzlich kommt der eine Mann über Gesicht und Brüste der Frau, der andere zieht ihn heraus und kommt auf ihrem Busch, mit auffallend weißem Sperma. Emily blieb ungerührt. Sie sagte: ‹Macht’s dir was aus, wenn ich ein bißchen zurückspule?› Ich sagte nein, also spulte sie zurück und ließ einiges von der Szene mit den zwei Schwänzen noch einmal laufen. Als es losging,
sagte sie, irgendwie leise: ‹Ich glaube, zu der Szene möchte ich kommen.› Ich sagte: ‹Okay.› Aber die Szene ging wieder zu schnell für sie zu Ende, und sie mußte ein zweites Mal zurückspulen. Diesmal schaute ich sie einfach an, sie war gerötet, ihre Wangen glänzten, sie wirkte so verwandelt, so erotisch und elegant, und ich sah runter, und ihre Hände trafen sich unter der Decke, beide Handgelenke waren durchgebogen, so daß die Arme ihre Brüste irgendwie seitlich nach innen drückten, und ich sagte: ‹Kann ich dich am Arm berühren?›, und sie nickte, und ich legte die Fingerspitzen ganz sacht auf die Innenseite ihres Unterarms, gleich über dem Handgelenk, und ich spürte, wie sich ihre Sehne zog und zog, während sie sich rieb, und dieses indirekte Gefühl, ihr den Masturbationspuls nehmen zu können, war zuviel, und ich sagte: ‹Ich glaube, ich komme jetzt›, und schon kam ich in die Decke, und als der erste Typ über die Heldin kam, schloß Emily die Beine und fing ebenfalls an zu kommen, und als der zweite Typ über die Heldin kam, kam Emily noch immer, aber ohne jedes Um-sich-Schlagen, sehr konzentriert, doch ihrem Atem konnte ich ganz schwach anhören, daß ihre Beine zitterten. Es war ein wunderschönes Erlebnis. Sie hob ihre Strumpfhose auf, und nachdem ich mich wieder verstaut hatte, wickelte sie sich in die Decke ein, und ich begleitete sie ins Bad, wobei ich wie ein Diener die spermabeschmierte Ecke hielt, damit sie nicht gegen ihren Rock fiel. Dann fuhr ich sie zurück zu ihrem Auto. Wir gaben uns einen förmlichen Kuß, und sie sagte: ‹Danke, Mario.› Am nächsten Tag schickte ich ihr ein Sternchen-Memo. Das war alles. Ein perfekter Abend, perfekt.»
«Nicht wiederholbar, oder doch?» «Nein. Mehr als einen Abend paralleler Deckenmasturbation würde eine Kollegenfreundschaft wahrscheinlich gar nicht aushalten, ohne daß die Dinge außer Kontrolle geraten. Das jedenfalls würde wohl Herr Knigge sagen. Und über Lee kam sie auch hinweg – vielleicht hat das am Ende sogar Pleasure So Deep geschafft. Jetzt geht sie mit einem Akademiker und ist offenbar sehr glücklich. Ich habe ihr nicht erzählt, daß ich mir den Film seitdem noch zweimal allein ausgeliehen und die Steigerung von neuem durchlebt habe. Zu meiner Überraschung stellte ich fest, daß wir gerade mal die Hälfte gesehen hatten. Außerdem stellte ich fest, als ich ihn ganz zu Ende sah, daß er dann nicht mehr so gut war – der Film war nur gut, weil sie ihn gesehen hatte, daher wirkten die Stellen, die sie nicht gesehen hatte, lahm. Na ja, nicht lahm, es kamen schon noch einige heiße Stellen, aber ich spulte zurück und kam zu der Szene, wo die Frau zu den beiden Männern ‹Ich rede hier von meinen eigenen Bedürfnissen› sagt. Da wir offen zueinander sind, da wir wirklich offen sind, will ich dir sagen, daß dieser Abend mit Emily wohl die beste sexuelle Erfahrung war, die ich je hatte, mindestens aber eine der erlesensten. Das Geräusch ihres Atems, als sie sich in die Wangen biß! Mein Gott! Und wie die Decke langsam von ihr herabglitt. Und wie sie die Knie zusammenklemmte. Und es ist ja nicht so, daß ich nicht auch hier und da was Normales erlebt hätte. Aber ich weiß nicht, du schiebst ihn rein, und dieser erste Moment ist das Paradies, unvergleichlich, aber dann rackerst du dich ab, und du kannst die Klitoris nicht richtig sehen, du kannst dich eigentlich nicht darauf konzentrieren, wie es ist, ihre Brüste in der Hand zu haben,
wie sie aussehen, wenn sie sich bewegen, du bist zerstreut, dein Gehirn bewegt deine Hüften, bewegt deinen Leib, hält ihre weichen Hüften fest – he, das klingt gut! Aber weißt du was? Wenn ich drin komme, dann fühlt sich das zwar mystisch, aber gedämpft an – dann ist es, als würde ich den Umfang meines Schwanzes nicht mehr fühlen, weil er dann mit ihr verschmolzen ist, er ist dahingeschmolzen, und das einzige, was ich dann noch fühle, ist die technische innere Röhrenstruktur der Geschichte und wie die Spermabirne anschwillt und so – ich verliere das Gefühl für Begrenzungen, weißt du? Oder ist es dir lieber, wenn ein Schwanz physisch da ist?» «Hm», sagte sie, «also, wenn einer bei mir drin ist, dann sage ich ihm nicht, er soll verschwinden. Aber eigentlich, komisch, das ist auch wieder so ein kleines bißchen KlitTrickserei. Wenn ich kurz vor dem Kommen bin, und ich bin mit einem Mann zusammen, dann überkommt mich an einem bestimmten Punkt so ein starkes Verlangen, ihn in mir zu haben, aber wenn ich ihn von dem, was er gerade macht, wegziehe und reinlotse, dann ist der erste Moment toll, aber dann werde ich von dieser ganzen Gegend da unten, wie du sagst, abgelenkt – plötzlich steht meine Klitoris in enger Zwiesprache mit meiner Vagina, und dann bin ich aus dem Takt. Aber ich stelle mir oft vor, einen Schwanz in mir zu haben. Und, tja, leider neige ich bei richtigem Sex, mit Reinstecken, auch zu Pilzkomplikationen, das kommt offenbar von der Reibung.» «Genau! Verstehst du? Wen kümmert schon mein Schwanz? Der kommt schon allein zurecht. Wir reden hier über deinen Orgasmus. Wir reden über deinen gefiedelten Orgasmus, die Lust daran, seinen Triumph, seine
Großartigkeit. Ich denke an den Augenblick, den du beschrieben hast, wie du nach dem Schwimmen unter der Dusche gekommen bist, mit dem heißen und kalten Wasser, und dann ist es, als könnte ich die Hände ausstrecken, und etwas Ungeheures und Wertvolles fiele mir in die Arme, und ich hielte es fest.» «Eine gefaltete Decke», sagte sie. «Du sagst es!» «Ich glaube, man kann wohl mit Fug und Recht sagen, daß dich masturbierende Frauen interessieren», sagte sie. «Jede Frau, die irgendwo masturbiert – von allen will ich wissen. Keine Frau, die nicht schön wäre, wenn sie masturbiert. Jegliche Unansehnlichkeit oder Knochigkeit, jegliches Übergewicht oder sogar jeder Charakterfehler, Kleinlichkeit oder so was, alles ist Teil des Geheimnisses ihrer jeweiligen Verwandlung, alles Schlechte wird aus ihr hinausgepreßt, wenn sie fest die Augen schließt und kommt. Es gab einmal eine winzige Anzeige, die in vielen Männermagazinen stand, gerade einen Zentimeter hoch, und ein Foto von einer Frau zeigte, die auf dem Rücken lag und offenbar, bei der Verkleinerung war es sehr schwer zu sagen, aber die offenbar die beiden mittleren Finger in sich drin hatte, und die Überschrift lautete: ICH MASTURBIERE GERN. Auf diese Kleinanzeige bin ich vielleicht fünfzigmal gekommen. Ich ging alle ganzseitigen Aufnahmen durch, doch als ich dann fast soweit war, entdeckte ich diese Anzeige. Man sollte einer gewissen Mrs. Irgendwer in Van Nuys Geld schicken, dann würde sie einem sechs scharfe Fotos und einen Slip schicken. Ja, klar – ich hab ihr nie geschrieben. Aber die Anzeige war ein winziges Fenster auf etwas, auf eine Vorstellung: Da es in Van Nuys, Kalifornien,
tatsächlich eine Mrs. Irgendwer gibt, die wirklich gern masturbiert, gibt es ja viele Mrs. Irgendwers, und die werben nicht für sich in Männermagazinen, sie verschwenden nicht ihre Zeit mit so was, sie masturbieren einfach, jetzt in diesem Augenblick, und diese Vorstellung erfüllt mich mit Kraft, mehr brauche ich nicht vom Leben, nicht mehr als diese Vorstellung, daß Frauen masturbieren, und ich weiß nicht wann oder wo, aber es findet statt. Einmal fuhr ich in meinem zweiten Studienjahr vom College nach Hause, die ganze Nacht durch, es war eine Mitfahrgelegenheit mit einem Mädchen, das auf meinem Stock im Studentenheim wohnte und ein Auto hatte, und dann fing es an, so eigentümlich warm zu regnen… nein, aber ich fuhr wirklich mit ihr zusammen, und es passierte rein gar nichts, aber gerade letztes Jahr, zehn Jahre danach, hatten wir eine Art Jubiläumsfest mit den ganzen Leuten, die in dem Jahr in dem Wohnheim waren, weil es eine ganz witzige Gruppe war, und genau die Frau saß beim Essen neben mir und erzählte mir dann auf einmal mit leiser Stimme, daß auf dieser Nachtfahrt, morgens um sechs, ich fuhr gerade, und sie sollte eigentlich tief schlafen, daß sie es sich da auf dem Rücksitz ‹bequem› gemacht hatte, eben als wir an der großen General-ElectricFabrik in Syracuse vorbeikamen. Ich sagte, danke, danke, danke, daß du mir das jetzt erzählst. Über zehn verdammte Jahre hin war dieser heimliche Orgasmus immer interessanter geworden. Manchmal stelle ich mir vor, daß ich oben in einem Satelliten bin, und ich schaue auf Amerika herab oder auf sonst irgendwas, aber meistens stelle ich mir dabei Amerika vor, und überall gehen kleine Lichtchen an und aus, und jedes steht für den Orgasmus
einer Frau. Genau das müßte ‹simultaner Orgasmus› eigentlich bedeuten – das Bewußtsein all dieser Frauenorgasmen, die sich gleichzeitig ereignen. Vielleicht bewirken die Frauen, die beim Kommen lesen, ein etwas anderes Infrarotflackern als diejenigen, die sich dabei was vorstellen oder im Schlaf kommen. Ich sehe sie alle. Da ist die Frau, die mir heute abend die Anchovis auf die Pizza gelegt hat, da ist Jill von der Arbeit, der ich die Strumpfhose besorgt habe, da ist eine übergewichtige Frau vom Land mit Fetthaaren und einem fehlenden Schneidezahn, aber es kümmert sie nicht, ob die Lippe über der Lücke ist, es fühlt sich zu gut an, als daß sie sich um so was kümmern müßte, keiner ist da, vor dem sie sich befangen fühlen muß, und deshalb ist sie schön, und da ist die Frau von der Autobahnmautstelle, die einem das Ticket reicht, und da kommen gerade Blair Brown und Elizabeth McGovern und die Frau aus den John-Hughes-Filmen, wie heißt sie noch gleich, und Jeane Kirkpatrick und auch die Pornostars, aber ohne Kamera, Keisha und Christy Canyon – alle leuchten sie auf. Vielleicht bin ich auch gar nicht in einem Satelliten, vielleicht ist es eigentlich ein großes schwarzes Spionageflugzeug, und da schau, du bist auch hier oben und fliegst auf mein Triebwerk zu, na so was!» «Das geht ja eigentlich alles ein bißchen willkürlich bei dir. Du benutzt mich als Stellvertreterin für alle Frauen, die genau jetzt im Augenblick masturbieren.» «Ja, vielleicht war das der eigentliche Grund, diese Nummer zu wählen, aber so wie jetzt hab ich noch nie mit einer Frau geredet. Trotzdem hast du recht, ich sehe ein, daß die Vorstellung, wie ich zwanzig Kilometer hoch über einem dunklen, blinkenden Kontinent hänge und die Totalität
weiblicher Orgasmen überblicke, ein bißchen willkürlich wirken könnte. Tatsache ist aber, ich bin willkürlich. Hätte ich diese Nummer gewählt und wäre da eine Frau mit einer äußerst begrenzten Intelligenz gewesen, die auf meine Stimme angesprochen hätte, sagen wir wie diese eine Frau, Carla, die dran war, nachdem du dich gerade gemeldet hattest, und sie und ich hätten unsere Privatkodenummern angegeben, und wir wären zusammen in dieses ‹Hinterzimmer› geschaltet worden, und wenn sie gekommen wäre, wenn ich währenddessen mit ihr hätte reden können, das wäre ein sehr schönes Privileg gewesen, und ich wäre ebenfalls gekommen, und nach zwanzig Minuten hätte ich wieder aufgelegt und mich prächtig gefühlt. Aber gerade deshalb kommt mir diese Unterhaltung mit dir so wunderbar und absolut einmalig vor, weil du nämlich gescheit und witzig und erregt und toll bist – du bist nicht repräsentativ. Wir reden ja! Wenn du dann am Telefon mit mir kommst, dann ist das, was mich betrifft, dann ist das das Topthema in der Washington Week in Review, dann ist das großartiger als alles, was dein bärtiger Freund, der die Fleischkloß-Croques ißt, je erlebt hat, dann ist das wirklich was, weil du es kapierst, du verstehst es, du reagierst komplex auf all das, und, ja, ein Orgasmus in einem komplexen Geist ist immer interessanter als einer in einem schlichten – vielleicht stimmt das nicht, vielleicht wird ein schlichter Geist subtiler und feiner, wenn er kommt, weil das die mentalste Aktivität ist, die darin seit längerem abgelaufen ist –, aber ein Orgasmus bei einer intelligenten Frau, das ist wie ein Vulkan in einem Berg, auf dessen Hang eine Stadt gebaut ist – man spürt die Opportunitätskosten, man spürt die Kraft der ganzen
anderen erkenntnismäßigen Dinge, an die sie in dem Augenblick denken könnte und es nicht tut, weil sie ja gerade kommt, und das ist eine Bereicherung. Bist du noch dran?» «Ich versuche nur grade, meine Handgelenksehne zu fühlen», sagte sie, «um zu sehen, wie es sich vielleicht für dich angefühlt hat. Weißt du, da ist nämlich ein Muskel ganz oben an der Außenseite meines Oberarms, der bewegt sich, fast oben am Ellbogen. Und den sieht man bei mir mehr. Fühlt sich ganz interessant an.» «Ooh, sag das nicht, sonst spritze ich gleich.» «Ha ha! Ein Mann, der weiß, was ihm gefällt, das gefällt mir. Aber erst sag ich dir noch was anderes. Möchtest du hören, woran ich gedacht habe, als ich gestern unter der Dusche kam?» «Ja.» «Ich erzähl’s dir. Nein, ich weiß, was ich dir erzähle. Erst erzähl ich dir noch was anderes. Ich erzähl dir erst, wie ich vor jemand masturbiert habe. Es ist kurz.» «Aber ja doch, bitte.» «Soll ich dir jede schmutzige Einzelheit erzählen, die mir in den Sinn kommt?» «Ja.» «Also gut», sagte sie. «Wir gingen in den Zirkus. Komisch, schon daß ich dir sage, ich würde dir davon erzählen, erregt mich ziemlich. Das ist wahrscheinlich das Beste daran. Es ist genau wie der Moment, wenn man auf dem Bett in die jeweils entgegengesetzte Stellung herumkrabbelt, um Neunundsechzig zu machen, das Gefühl, wenn ich die Beine über dem Gesicht des Mannes spreize, bevor er die Hände auf meinen Rücken legt und mich runterzieht, und meine
Beine sich daran erinnern, wie es das letzte Mal war, wie es war, in eine vorgegebene Position gedrückt zu werden, die für den menschlichen Körper richtig ist, so wie man ein anderes Objektiv auf eine Kamera steckt und es dreht, bis es klick macht.» «Und ich», sagte er, «würde spüren, wie die Matratze ihre Neigung verändert, erst auf der einen Seite meines Kopfes, dann auf der anderen, wenn das Gewicht erst deines einen Knies und dann des anderen hineindrückt, und ich würde zu dir hochschauen und den Mund öffnen, und ich würde mit den Händen und gespreizten Fingern über deinen Arsch streichen und ihn packen und dich auf meine Zunge runterziehen.» «Whaa.» Eine Pause trat ein. «Bist du noch da?» fragte er. «Ja.» «Erzähl mir vom Zirkus.» «Okay. Entschuldige. Ich brauche bald ein frisches Handtuch. Dieser Typ ging also mit mir in den Zirkus.» «Der Typ mit der teuren Anlage?» «Ein anderer», sagte sie. «Es war nicht Ringling Brothers, es war ein kleinerer südamerikanischer Zirkus mit vielen Elefanten und Frauen mit Pailletten, die auf den Elefanten ritten. Es war unglaublich heiß in dem Zelt, und alles hatte so eine rötliche Tönung, weil die Sonne draußen so hell schien, daß sie es leicht durch die paar Zeltsäume schaffte, und ich trug Shorts und ein T-Shirt, aber ich war völlig durchgeschwitzt, und Lawrence, der ebenfalls Shorts und ein T-Shirt trug, auch, und alle anderen um uns herum ebenfalls, die Artisten eingeschlossen. Es gab eine
venezolanische Nummer, bei der eine Frau harte Bälle an langen Seilen sehr schnell herumwirbelte, während zwei Männer hinter ihr Perkussionsinstrumente spielten, und die Bälle knallten in interessanten Rhythmen um ihre Beine gegen die Bretter, und sie war schweißüberströmt und recht schön, aber auf eine Art, die, wie ich fand, mir entfernt ähnelte, und plötzlich hörten die Männer auf, die Trommeln zu schlagen, und sie erstarrte und stieß so einen Trillerschrei aus, einen schönen, fremdartigen, wilden Ton. Sie war über und über mit Schweiß bedeckt, sie sah richtig wild aus, und die zwei Männer hinter ihr sahen ungeheuer gut aus, sie trugen breitkrempige schwarze Hüte mit Kinnriemen, und einen Augenblick lang wollte ich sie sein, und während sie sich verbeugten, griff ich zu meiner bewährten Striptease-Phantasie, und ich stellte mir vor, ich wäre die Frau in den schwarzen Pailletten und wirbelte die Bälle sehr schnell herum, schneller, als sie es konnte, so schnell, daß sie ganz verschwammen und daß irgendwie mein ganzes Kostüm, wie in einer Comic-Prügelei, die auch so ein einziger, verschwommener Fleck ist, aus dem Sachen, Kleidungsstücke herausfliegen, daß es mir jedenfalls irgendwie in Fetzen vom Leib gerissen und ins Publikum geschleudert würde, so daß ich, als das Getrommel abbrach und ich plötzlich erstarrte und meinen Trillerschrei ausstieß, völlig nackt war und die ganzen Teile meines Kostüms noch immer hoch oben in alle Richtungen davonsegelten, und alle Männer, die einen dieser feuchten Kostümfetzen auffingen, waren überwältigt und stellten sich in eine Schlange, um mich zu ficken, und die ganze Zeit hindurch spielten die beiden Perkussionisten, und dann hörten sie auf zu trommeln, und natürlich fickten sie mich
auch. Aber das nur nebenbei. Am interessantesten waren nämlich die Elefantennummern. Ein-, zweimal in meinem Leben, als ich klein war, bin ich auf einem Elefanten geritten, und ich erinnere mich, wie ich die großen Ohrlappen an seinem Kopf berührte, und ich kann dir sagen, die Haut ist nicht glatt, sie ist warm und trocken und ganz borstig – so hab ich sie jedenfalls in Erinnerung. Und es waren keine kleinen Elefanten, es waren große alte mit großen Stoßzähnen. Und die Frauen da rutschten also nun seitlich an den Elefanten runter, sie ritten auf den Köpfen der Elefanten, die Beine zwischen den Elefantenaugen, und rotierten auf dem Rücken der Elefanten immer wieder auf dem Po, und sie trugen fleischfarbene Strümpfe oder Strumpfhosen, es war also nicht Haut auf Haut, aber trotzdem, diese kleinen Trikots sind ja hinten extrem hoch geschnitten, und ich fing an, mir richtig Sorgen um ihren Po zu machen, ob sie sich wohl unwohler fühlten, als ihr Lächeln glauben machte, und ich machte mir Gedanken darüber, wenn ich ein sehr hochgeschnittenes Trikot anhätte, ob ich das Gefühl der trockenen, lebendigen Elefantenhaut auf meinem Po schön fände, und dann ritt zu Beginn der allerletzten Elefantenpromenade eine Frau auf dem Rücken des Elefanten, ein Bein in der Luft, und als der Elefant sich umdrehte, sah ich den Po der Frau, und selbst durch die Strumpfhose konnte ich sehen, daß er rot war! Ich glaube, sie war die Hauptelefantenfrau. Jedenfalls ritt sie beim großen Finale ein, zwei Minuten lang auf den Stoßzähnen des Elefanten herum, saß auf seinem Rüssel, schön schön, alles elegant ausgeführt, aber auch überraschend aufreizend, und dann machte sie was, das mich richtig schockiert hat. Sie hielt sich an einem
Stoßzahn und einem Ohr fest oder schwang sich irgendwie rauf, und dann hob sie ein Knie, so daß es ins Maul des Elefanten hineinging, dann wartete sie einen Moment, bis der Elefant sie eingeklemmt hatte, und dann warf sie den Kopf zurück und wölbte den Rücken und breitete die Arme weit aus, so daß sie ausschließlich an dem Knie in der Luft hing, das sie dem Elefanten ins Maul geschoben hatte! Stell dir das vor, allein schon der Speichel! Stell dir nur die Backenzähne des Elefanten vor, die dich von oben an der Wade bis zur Schenkelmitte sanft, aber fest gepackt halten, während die Elefantenzunge mit ihren riesigen Geschmacksknospen auf deinem Knie liegt! Der Elefant machte eine volle Drehung, wobei sie wie ohnmächtig dahing. Dann ließ sie sich runter, machte eine Verbeugung und tätschelte den Elefanten unterm Auge.» «Wow, das ist ja besser als King Kong.» «Na, ich war jedenfalls beeindruckt. Es war Lawrences Idee gewesen, in den Zirkus zu gehen – es war übrigens das erste Mal, daß wir zusammen aus waren, obwohl ich ihn schon einige Zeit kannte –, er achtete also darauf, sich nicht allzu beeindruckt zu zeigen. Auf dem Weg zum Auto sagte er dann: ‹Die Elefanten da sprechen ja echt auf das Training an.› Er glaubte, der Elefant würde die Frau nicht ins Bein beißen, sondern wohl eher die Zunge unter ihr Knie haken. Ich hatte da meine Zweifel, aber es war ein interessanter Gedanke. Es war rührend, mit anzusehen, wie Lawrence sich freute, daß mir der Zirkus gefallen hatte. Wir standen vor meinem Wagen auf dem Parkplatz, völlig schweißgebadet, er zupfte an seinem T-Shirt und zwinkerte mir zu, und wir wollten eigentlich in so ein Muschellokal und an einem Picknicktisch im Freien früh abendessen, aber
dazu hatte ich dann keine Lust. Ich dachte also, was soll’s, und sagte: ‹Du siehst überhitzt aus. Wie wär’s, wenn du mit zu mir kommst und duschst, und dann dusche ich, und dann mache ich uns was zum Abendessen, und das mit dem Muschellokal machen wir ein andermal, ja?› Er willigte sofort ein – er freute sich, daß ihm die Verantwortung für den Erfolg dieser Verabredung aus der Hand genommen war. Er duschte also, und ich hatte zufällig sehr weite Shorts mit einem elastischen Bund, die ihm gut paßten, und ein großes T-Shirt, und dann duschte ich und zog ebenfalls Shorts und ein dunkelrotes T-Shirt an, und alles war prima.» «Aber getrenntes Duschen, nichts Nacktes.» «Nein, ganz keusch», sagte sie. «Was hat er getan, als du aus der Dusche kamst?» «Er hat einen Murano-Briefbeschwerer angestarrt.» «Klassisch. Offensichtlich hat er gehört, wie du die Dusche abgestellt hast, und dann stand er da und hielt sich zehn Minuten lang den Briefbeschwerer vors Gesicht, damit du ihn garantiert in dieser lässigen Haltung antrafst, in der er dein Kleinod bewunderte.» «Gut möglich. Jedenfalls saß er in der Küche, und wir unterhielten uns ziemlich förmlich, während ich so eine Spiralenpasta machte und eine Packung Rindergeschnetzeltes in Sahne in der Mikrowelle aufwärmte – ein tolles Essen übrigens, Stouffers Rindergeschnetzeltes in Sahne über jede Form von Nudeln – das esse ich ungefähr einmal die Woche. Lawrence heuchelte ausgiebig, wie beeindruckt er von diesem kinderleichten Rezept sei, und als ich die Spiralen aus dem Abtropfsieb in eine Schüssel schüttete, kam er zu mir und sagte: ‹Das muß ich
sehen.› Ich wollte eigentlich einfach die Packung Sahnegeschnetzeltes aufschneiden und es über die Spiralen kippen, wie ich es normalerweise mache, aber mir war ein bißchen raffitückisch zumute, ich hatte doch grade erst geduscht, und du weißt ja, ich und Duschen, aber ich hatte nicht gerubbelt, trotz der ziemlichen Stripteasephantasie, die ich im Zirkus gehabt hatte, es war ja klar, daß das nicht ging, denn schließlich war ein Mann in meiner Wohnung. Mir war also nach einer kleinen Spielerei zumute, also holte ich das Olivenöl und goß etwas über die Spiralen, und er – er hatte eindeutig keinen blassen Schimmer vom Kochen, und dabei bin ich selber wahrhaftig keine große Köchin vor dem Herrn – aber er sagte: ‹So machst du das also, daß sie nicht zusammenkleben und klumpen.› Ich rührte sie durch, und sie machten ein peinlich saftiges sexy Geräusch, und da beschloß ich, scheißegal, ich habe diesen Menschen gekleidet, ich gebe diesem Menschen zu essen, ich werde diesen Menschen verführen, und zwar auf der Stelle, heute, also sagte ich, ich sagte: ‹Ist das nicht seltsam›, sagte ich, ‹grade ist mir etwas eingefallen, an das ich seit Jahren nicht mehr gedacht habe. Mir ist grade einer von damals aus der Mittelstufe eingefallen – irgendwie erinnerst du mich an ihn –, mir ist grade eingefallen, wie er mal gemeint hat, daß ein Mädchen Olivenöl genommen haben muß, um in ihre Jeans reinzukommen.› Na, da hat Lawrence aber mit seinen kleinen Äuglein gerollt. Er sagte irgendwas Plattes über kaltgepreßtes Extra vergine und stieß ein nervöses, schnaubendes Gelächter aus, und ich dachte, ja, hier habe ich die Hosen an, ich werde sehen, wie der Schwanz dieses Menschen steif wird, und obwohl ich ein schwelendes Pilzproblem habe und daher eigentlich nicht volle Pulle
vögeln kann, werde ich mir diesen Menschen schon irgendwie zur Brust nehmen. Wenn ich so zurückdenke, dann hat mich wohl die bällewirbelnde venezolanische Supernummer in diese Stimmung versetzt. Ich fühle mich mächtig und clever und mühelos obenauf und alles andere, was ich sonst nicht von mir kenne. Ich schnitt die Packung Sahnegeschnetzeltes auf und sagte sinnend: ‹Meine Großmutter ging sehr sorgsam mit Geld um – sie meinte immer, daß es bei ihr so festsäße wie die Borke am Baum. Und ich versuchte immer, mir vorzustellen, wie sich das wohl anfühlen würde, ob das Holz innen im Baum sich von der Borke fest umschlossen fühlen würde. Immer wenn ich mir meine Jeans an- und wieder auszog, dachte ich daran.› Lawrence sagte: ‹Echt!› Ich sagte: ‹Ja, obwohl ich es schon damals nicht gut fand, wenn meine Jeans eng waren. Ich hatte sie gern weit. Das Reizvolle waren der grobe Stoff und die groben Nähte, sehr borkenähnlich, das Reizvolle war, sich in so einer Art vollkommener männlicher Umklammerung zu befinden, aber dann, wenn ich sie auszog, ganz weich und kurvig zu sein.› Lawrence nickte ernst. Also sagte ich, und jetzt tat ich den Sprung, ich sagte: ‹Und als ich anfing, mir die Beine enthaaren zu lassen, was eine recht teure kleine Aktion ist, dachte ich auch wieder an den Satz: so fest wie die Borke am Baum, wenn nämlich Leona, meine Wachserin, anfing, die kleinen warmen Wachsstreifen auf meine Beine aufzutragen, und sie einen Moment lang fest werden ließ und wieder abriß.› Ich sagte: ‹Erst gestern habe ich mir die Beine wieder wachsen lassen.› Lawrence sagte: ‹Ach, ja?›, und ich sagte: ‹Ja, es ist erstaunlich, wieviel freier man sich fühlt, wenn die Beine gewachst sind – es ist fast so, als würde
man körperlich gelenkiger – man möchte rumspringen und die Beine hochwerfen und rumtollen.› Ich wartete, bis das bei ihm angekommen war, dann sagte ich: ‹Leona ist eine kleine Ukrainerin, und sie macht so ein knurrendes Geräusch, wenn sie die Streifen aus Musselin und Wachs abreißt, grrr, und wenn sie beide Beine fertig hat und es nicht mehr weh tut, reibt sie sie mit einer Lotion ein, das ist dann ein überraschend sinnliches Erlebnis.› Lawrence schwieg einen Augenblick, dann sagte er: ‹Ich hab keine Erfahrung mit Enthaarungstechniken. Ich hab noch keine gekannt, die sich die Beine wachsen ließ.› Ich sagte: ‹Essen wir.›» «Was bist du doch für eine Taktikerin!» «Eigentlich nicht. Wir aßen also, es war ziemlich zahm. Lawrence hatte viele Qualitäten, er hatte so eine knochige Breitschultrigkeit und eine bedächtige Art, zu zwinkern und einen beim Reden anzuschauen, und er war ziemlich klug – er war Patentanwalt.» «Aha. Patentverletzung.» «Genau. Aber er war alles andere als ein Konversationsgenie. Er war Wachs in meinen Händen. Nein, eigentlich war ich mir meiner Stärke gar nicht so sicher, wie ich es jetzt darstelle – aber trotzdem, ich hatte die Sache ziemlich im Griff. Ich fragte ihn, wie elektrische Sachen funktionierten – na, eben was Kurzwellenfunk ist und wie ein schnurloses Telefon funktioniert und wie es kommt, daß man im Autokino neuerdings den Film auf UKW im Autoradio hören kann. Und wenn man ihn einmal in Schwung gebracht hatte, steckte er voller interessanter Informationen. Aber dabei sorgte ich dafür, daß das Gespräch die ganze Zeit so einen leisen gewagten Unterton
hatte. Beispielsweise sagte ich: ‹Was glaubst du, worüber haben diese Amateurfunkfreaks eigentlich geredet? Glaubst du, einige von denen waren heimlich schwul und ließen ihre Frau im Schlaf zurück und schlichen sich mitten in der Nacht in ihren ausgebauten Keller, um lange Gespräche mit Freunden in Neuseeland oder sonstwo zu führen?› Er sagte: ‹Das war eine Möglichkeit.› Und über die Autokinos sagte ich so was wie: ‹In den Autokinos muß es ja jetzt viel bequemer und privater sein, weil man das Fenster ganz zumachen kann, man hat nicht mehr das Metalldings mit der abblätternden gelben Farbe da hängen wie einen Anstandswauwau, du bist an nichts mehr angebunden, es ist viel mehr wie in einem Auto auf der Autobahn.› Er sagte, er wisse nicht genau, wie die Autokinos den UKWTon reinbrächten, weil er das letzte Mal mit acht in einem Autokino gewesen sei, aber er meinte, rein technisch gesehen sei das Problem leicht zu lösen, beispielsweise gebe es auf der Rückseite von Popular Science eine Anzeige für so ein Ding, das jedes Geräusch im Raum auffängt und es an UKW-Radios im Radius von hundert Metern sendet, es heiße bionischer Mikrosender. Ich sagte: ‹Ooo, ein bionischer Mikrosender!› Er sagte: ‹O ja, das ist so ein Gerät, das kannst du beispielsweise hier im Zimmer lassen, und es überträgt jedes Geräusch zu jedem UKW-Radio in der Nähe, wenn es richtig eingestellt ist.› Er sagte: ‹Natürlich steht in der Anzeige die große Warnung, daß man es nicht für illegale Überwachungen einsetzen darf. Aber genau dafür wird es wahrscheinlich benutzt.› Ich sagte: ‹Du meinst, egal, was ich mache, mit was für einer intimen privaten Tätigkeit ich beschäftigt bin, das könnten die Leute hören, die im Auto auf der Autobahn
vorbeisausen?› Er sagte: ‹Wenn sie es richtig eingestellt haben, ja.› Ich sagte: ‹Hmmm.› Mein Wohnzimmer ist nämlich im ersten Stock, ungefähr hundert Meter von einem höher gelegenen Teil der Autobahn entfernt.» «In einer Stadt im Osten», sagte er. «Richtig», sagte sie. «Und was hat Lawrence gemacht, als du ein gesteigertes Interesse an seiner Beschreibung des bionischen Mikrowandlers zeigtest?» «Mikrosenders. Er hat gefragt, ob er einen vierten Nachschlag Rindergeschnetzeltes mit Sahne haben könnte. Dann hatten wir fertiggegessen, und ich fing an, den Tisch abzuräumen, und er sagte: ‹Ich spüle ab.› Ich sagte: ‹Nein, laß doch, das mach ich später›, aber er sagte: ‹Nein, nein, wirklich, ich spüle gern ab.› Ich sagte, also schön, und er machte die Küche sauber, ganz tüchtig, während ich ihm die Handlung von Bei Anruf Mord erzählte, wobei ich mich ziemlich bei dem scharfen Brief aufhielt, der bei der Leiche des Mannes mit der Schere im Rücken gefunden wird. Und weißt du was? Lawrence hörte aufmerksam zu – er hatte den Film noch nie gesehen, ist das zu fassen. Er meinte, ihm gefielen Schwarzweißfilme nicht. Ich sagte: ‹Na schön, dann nicht. Bei Anruf Mord ist in Farbe.› Er sagte: ‹Oh.› Und dann sagte er: ‹Na, ich finde, Hitchcock war sowieso ein ziemlich kranker Typ.› Ich sagte: ‹Da kannst du recht haben.› Dann trocknete er sich mit einem Papiertuch die Hände ab, wandte sich, die Glasflasche mit dem Olivenöl in der Hand, mir zu und sagte: ‹Und wo kommt das jetzt hin?› Ich sagte: ‹Wo möchtest du denn, daß es hinkommt?› Und er sagte: ‹Ich weiß nicht.› Also sagte ich: ‹Na ja, manchmal, wenn ich mir die Beine habe
wachsen lassen, sind sie am Tag darauf noch ein bißchen gereizt, und ich hab rausgefunden, daß ihnen Olivenöl richtig guttut.› Was nicht stimmte, am Tag darauf geht’s ihnen prima, aber trotzdem.» «Erotischer Freibrief.» «Genau. Er sagte: ‹Aber das gäbe doch eine ziemliche Sauerei!› Ich sagte: ‹Dann stelle ich mich eben in die Badewanne.› Worauf er sagte: ‹Aber ist das dann nicht kalt und klamm?› Also kippte ich die Ölflasche auf die Seite und legte sie zwanzig Sekunden in die Mikrowelle. Er befühlte sie, schüttelte den Kopf und sagte: ‹Ich glaube, sie braucht eine ganze Minute.› Und so standen wir da, an die Arbeitsplatte gelehnt, und fixierten die Mikrowelle, wie sie das Öl erwärmte. Als die fünf Piepser piepsten, nahm Lawrence es raus, und wir gingen zusammen ins Bad. Ich stellte mich in die Wanne und zog meine Shorts an den Beinen hoch, und ganz feierlich goß er sich einen kleinen Ölteich auf die Finger und rieb es mir unmittelbar oberhalb des Knies ein.» «Und er, kniete er?» «Ja. Die Wanne war nicht mehr richtig naß – das heißt, sie war noch feucht vom zweimaligen Duschen, aber es lief kein Wasser oder so. Er sagte: ‹Du bist sehr glatt.› Ich sagte: ‹Danke.› Ein ziemlich kräftiger Ölgeruch umgab uns, und allmählich fühlte ich mich ganz mittelmeermäßig und bacchantisch, und wirklich fast wie ein Pilz, der leicht sautiert wird. Er starrte auf seine Hand, wie sie über meine Haut strich, und blinzelte sie an. Ich zog die Shorts an den Seiten noch höher, damit er mehr von meinen Schenkeln bestreichen konnte, und ich sagte: ‹Leona ist sehr gründlich. Kein Follikel bleibt unbelästigt.› Dann kam mir
der Gedanke, huch, ob das nicht vielleicht ein bißchen zu schräg für ihn ist und ob er vielleicht denkt, ich wollte damit andeuten, daß Leona übers Ziel hinausgeschossen wäre und mir die ganzen Schamhaare weggewachst hätte, eine gräßliche Vorstellung, also sagte ich: ‹Ich meine, in gewissen Grenzen.› Er kippte sich einfach immer weiter Öl auf die Finger und rieb es mir ein. Nach einer Weile drehte ich mich um und hielt mich am Duschkopf fest, und er rieb mir die Beine hinten ein. Er war nicht eben der Geschickteste, er wußte nicht, wie er die tieferliegenden Muskeln kneten sollte, aber jedesmal, wenn er an eine neue trockene Kurve kam, spürte ich die Intelligenz und das Interesse in seinen Fingern. Seine Hände waren ganz oben unter meiner weiten Hose. Das gefiel mir. Er sagte nichts. Einmal, glaube ich, räusperte er sich. Schließlich sagte er: ‹Ich glaube, das war’s.› Ich drehte mich um und schaute zu ihm runter: er saß mit gekreuzten Beinen da und betrachtete meine Beine, sehr genau, ließ richtig seinen Blick darüberschweifen. Er hatte Locken – eigentlich hätte er mal wieder zum Friseur gemußt. In der einen Hand hielt er den Deckel der Olivenölflasche, in der anderen die Flasche, und bevor er aufstand, drückte er mir den Ring des Plastikdeckels im Zickzack die Innenseite meiner Beine hoch. Dann stand er auf und gab mir die Flasche. Er war rot geworden. Ich lächelte ihn an und sagte: ‹Ist bei dir was eingeklemmt oder geklumpt?› Und er sagte: ‹Ja, ein bißchen.› Ich zog also am Bund seiner Shorts und goß ungefähr einen halben Eßlöffel Öl hinein.» «Ehrlich!» «Tja, also, er sah mich schockiert an. Und ich weiß, ich hätte es nicht machen können, wenn es nicht meine
eigenen Shorts gewesen wären, die ich ihm geliehen hatte. Ich sagte: ‹Tut mir schrecklich leid, ich weiß auch nicht, was in mich gefahren ist. Zieh sie aus, und ich seh mal nach, ob ich noch welche habe.› Er veranstaltete also diesen eigentümlichen Marsch, wie Männer es machen, wenn sie die Hose ausziehen. Er war keineswegs erigiert, aber schlaff war er auch nicht. Ich sagte: ‹War das Olivenöl warm?› Und er sagte: ‹Ja.› Also sagte ich: ‹Möchtest du gern noch mehr?›, und er sagte: ‹Vielleicht.› Also hielt ich die Flaschenöffnung direkt über seinen Schambusch, hoch oben am Schwanz, nahe am Ansatz, meine ich, nicht nahe an der Spitze, weil er immer noch herabhing, und ich neigte sie, als wollte ich es darübergießen, ließ dabei aber nichts rausfließen. Ich hielt sie einfach so. Und in der Aussicht auf das warme Öl hob sich sein Schwanz ein wenig. Ich neigte die Flasche noch weiter, so daß das Olivenöl schon im Hals stand, bereit, sich zu ergießen, aber ich goß es noch immer nicht aus. Und seine Erektion wuchs noch ein wenig mehr, er wollte das Öl. Es war wie eine Levitation auf der Bühne. Seine Hände hingen zu kleinen jungenhaften Fäusten geballt an der Seite. Als er fast waagerecht stand, aber immer noch leicht abwärts zeigte, goß ich abrupt den Rest der Flasche darüber, einfach glugg glugg glugg glugg glugg, so daß es über die ganze Schwanzlänge herabfloß und mit einem summenden Geräusch in die Wanne fiel. Und das waren nicht etwa nur ein paar Tropfen, es war vielleicht ein Drittel der Flasche. Allein schon die Verschwendung war erregend. Es war, als überzöge ich ihn mit einer Bernsteinglasur. Eilig stellte er die Beine weiter auseinander, damit er keine Ölspritzer auf die Füße bekam. Als dann nur noch ein paar letzte Tröpfchen aus der Flasche
rannen, war er total, ich meine total steif. Und bei diesem Erfolg kamen mir natürlich ganz andere Gedanken. Fast wollte ich, daß er auf der Stelle ging, damit ich es mir selber unter der Dusche machen konnte. Ich stieg aus der Wanne und sagte: ‹Entschuldige, es ist mit mir durchgegangen. Und das Dumme ist, ich habe so eine blöde Pilzgeschichte, so daß ich eigentlich gar nichts mit diesem herrlichen Ding da anstellen kann, so gern ich’s täte.› Er sagte: ‹Ach, das macht doch nichts, ich geh einfach nach Hause und nehm die Sache selber in die Hand, kein Problem›, und er sagte, ‹aber deine Wanne, die ist doch jetzt ganz schmutzig. Sag, ich soll sie saubermachen, und ich tu’s.› Ich sagte: ‹Ach, mach dir darüber keine Sorgen, das ist doch bloß Öl, nichts weiter.› Aber er war schon auf seiner ganz eigenen Schiene, und er sagte: ‹Stimmt schon, ist bloß Öl, aber ich muß doch sagen, die Wanne ist auch so nicht gerade sauber.› Ich sagte: ‹Nein nein nein, untersteh dich, bitte.› Er nahm ein altes Rescue-Pad, das in einer Ecke lag, hielt es hoch und sagte: ‹Also, nun sag schon, ich soll deine Wanne saubermachen.› Da steht er nun, ein Patentanwalt ohne Hose, halbsteif, in meinem DangerMouse-T-Shirt, und hält mit wild entschlossenem Gesichtsausdruck das winzige eingerollte grüne Rescue-Pad hoch. Er wollte meine Wanne saubermachen. Ich sagte: ‹Also gut, prima. Nur zu. Klar.› Er wollte ein bißchen Ajax haben, also holte ich ihm welches aus der Küche, dazu einen Klappstuhl, damit ich mich setzen und ihm zusehen konnte. Na, und dieser Lawrence erwies sich als ein richtig tierisches Scheuergenie. Er reicht mir meine Shampooflaschen, eine nach der anderen. Jetzt ist meine Wanne richtig nackt! Er hockt sich rein, so daß seine Eier
praktisch in der riesigen Ölträne da auf dem Boden wippen, und er nimmt das Ajax, und er klopft die Öffnung an den Wannenrand, rundherum, so daß ganze Vorhänge aus hellblauem Pulver an den Seiten runterrieseln, so eine Art Polarlicht-Effekt, und dann befeuchtet er sein Rescue-Pad und fängt an zu scheuern und zu scheuern, jede Rundung, jede Fuge, so viel zum Thema Kreisbewegungen, mein Gott! Er putzte die Stelle, wo die Shampooflaschen gewesen waren und die ich einfach zum Schimmelhimmel erklärt hatte, da ging er einfach drüber, grrr, grrr, und verdrehte und quetschte den kleinen Schwamm. Nicht daß meine Wanne schmuddelig wäre, mitnichten, sie funkelt nur eben nicht grade, und es riecht schon ein bißchen streng nach Schimmel oder so was entfernt Biologischem, was ich natürlich mag, weil es inzwischen so eng mit meiner privaten Duschtätigkeit verbunden ist. Aber da sah ich nun diesem Typen in meiner Dusche zu! Er nahm den WaterPik-Massagekopf ab und spülte die Stellen, die er schon fertig hatte, und dann fing er an, das ganze Öl mit heißem Wasser in den Abfluß zu scheuchen, und das Öl und das Ajax hatten sich verbunden und so ein gräßliches Zeug gebildet, erst wie eine Mehlschwitze, und dann, als noch das Wasser dazukam, wurde es so ein gelblicher Schaum, der ihn aber nicht schreckte, er wurde fertig damit. Und dann schrubbte er sich zu den Armaturen vor, wobei er sich großzügig mit dem Ajax bediente, abwechselnd mit heißem Wasser. Er sagte: ‹Du machst dir doch keine Sorgen von wegen Kratzern, oder?› Ich sagte nein. Und so knarzte er um den Kaltwasserhahn, und er knarzte um den Warmwasserhahn, und besonders heftig umkreiste er das klittige Dings, mit dem man den Abfluß auf- und zumacht,
und als dann der ganze Rest der Wanne geradezu schimmerte, nahm er sich den Abfluß selber vor – er legte das Filterdings daneben und fuhr tief mit zwei Fingern rein, und er zog so ein widerliches Schleimmedaillon hervor und pflatschte es an die Seitenwand der Wanne, und dann nahm er sich den Abfluß richtig vor, immer rundherum um den Chromring und dann tiefer, bis runter zu den Querstangen, zu denen ich noch nie vorgedrungen war, er rieb mit dem Schrubbschwamm darin herum, grrr, mehr Ajax, mehr Kreisbewegungen, mehr heißes Wasser. Ich war hin und weg!» «Kann ich mir vorstellen.» «Dann hielt ich ihm den Mülleimer hin, und er warf den Abflußschleim und das Rescue-Pad hinein, und er spülte sich die Hände ab, stand auf und fing mitten in der frischgeputzten Wanne an, sich den Schwanz und da, wo ein wenig Öl hingekommen war, die Beine abzuspülen, und ich sah zu, wie das Wasser an ihm runterlief, ich sah zu, wie die gleichmäßige Gischt aus dem Duschkopf in seiner Hand all die Haare an seinen Beinen in perfekte Reihen legte, wie ideales Erntegut, und er war ziemlich behaart, und so streifte ich Shorts und Slip ab, setzte mich ans andere Ende der Wanne und stützte den linken Fuß an einem Waschlappenhaken ab, und dann hängte ich das rechte Bein über den Rand der Wanne, so daß ich weit offenstand, und ich sagte: ‹Ich bin auch ein bißchen siffig, mach’s mir›, und er fing an, mit dem Wasser auf meinen Beinen zu spielen und dann direkt in meinen… Feminalien, und ich hielt meine Lippen so auf, daß er meine Wünschelrute darin sehen konnte, und die Wassertropfen zerbarsten darauf, und während er mich absprühte, kriegte
er wieder einen Steifen. Aber mit Wasser allein kann ich nicht kommen, ich begann also zu schrummeln, wobei er mir auf die Hand sprühte, was ein hübsches Gefühl war, und ich streckte die linke Hand aus, und er schob sich näher an mich heran, und ich packte seinen Schwanz und versuchte, ihn zu wichsen, aber es funktionierte nicht besonders, weil sich mein Finger auf meiner Klit so gut anfühlte, und ich konnte die beiden verschiedenen Masturbationsbewegungen mit der linken und der rechten Hand nicht unabhängig voneinander durchhalten, ich machte mit seinem Schwanz so große krumme Kreise, also nahm ich ihm den Duschkopf aus der Hand und sagte: ‹Mach’s dir selber›, und ich besprühte seinen Schwanz und einen Teil seines Danger-Mouse-T-Shirts, das heißt meines Danger-Mouse-T-Shirts, und er fing an loszuwichsen, wobei er mir auf die Beine und die Möse starrte, und ich fand es ziemlich schön, ihn zu besprühen, ich fand es schön, das Wasser auf seine Faust zur richten, ich fand den Anblick seines nassen T-Shirts schön, und er hatte, das ist jetzt ziemlich gemein von mir, aber er hatte so einen schauerlichen Schwanz, ein echtes Monstrum, und die Erleichterung darüber, diesen Hammer nicht in mir drin zu haben, reichte schon fast, um mich hochzubringen, und durch den Schimmer der Gischt sah er doch um einiges anständiger aus. Aber ich wollte das Wasser auch auf mir – und plötzlich schien es mir die natürlichste Sache der Welt zu sein, ich erinnerte mich daran, wie der Elefant die Frau am Knie hochgehoben hatte, und so beugte ich mich vor und zog ihn an den Hüften zu mir her, so daß seine Beine mein linkes Bein in die Zange nahmen, und ich hob das Knie, und er schloß seine Schenkel darum, und das andere
Bein ließ ich ausgestreckt liegen, so daß ich sperrangelweit offen war, und als ich dann seinen Schwanz und seine Hand besprühte, strömte das Wasser seine Schenkel hinab und dann weiter über meinen Schenkel und über mich. Und genau das hatte ich gewollt, und nun wurde es richtig schön, und das sagte ich ihm auch, und plötzlich fing er an, sich unglaublich schnell zu wichsen, wieder dieses Verschwommene, wie bei einer Nähmaschine, und er schoß einen gehörigen Spermastrahl ab, eine Diagonale mitten hinein in die kreisförmige Gischt des Wassers, so daß er gegen die ganzen Tropfen ankämpfte und quasi von ihnen zerrissen wurde, und er hielt mein Bein, mein glattes weiches Bein, mit seinen makellos wassergestriegelten Schenkeln total fest eingeklemmt, und ich verlagerte mich geschickt, damit das pochierte Sperma und das ablaufende heiße Wasser nicht direkt in mich reinflossen und womöglich noch Unheil anrichteten, aber doch so, daß es sich immer noch über mich ergoß. Und dann nahm er wieder den Duschkopf und sprühte mir, seinen Schwanz immer noch in der Hand und mein Knie weiter fest umklammernd, langsam über Hand und Schenkel, hielt das Wasser ganz nah dran, bis ich die Augen schloß und kam, wobei ich mir vorstellte, vor einem Zirkuspublikum zu sein. Das war dann auch sehr schön.» «Herrgott, ich bin so eifersüchtig!» «Bitte nicht», sagte sie. «Ich glaube, es hat ihn genervt, daß ich so zwanglos über meinen Pilz gesprochen habe, und sein unterwürfiger Zug hat mich genervt. Na egal, das Entscheidende ist, daß die Geschichte nämlich mit dem Gespräch zwischen dir und mir verbunden ist, denn als ich gestern unter der Dusche war und kurz davor zu kommen –
» «Und dabei an die drei Maler gedacht hast.» «Nein, nach den drei Malern, als ich unmittelbar davor war zu kommen, da dachte ich an das mit Lawrence, wie ich es gelegentlich tue, ich stelle ihn mir vor, wie er mir mit ernstem Gesicht meine Shampooflaschen reicht, oder irgendeinen anderen Ausschnitt davon, gestern jedenfalls dachte ich an den bionischen Mikrosender, den er beschrieben hatte, und ich fing an, sehr theatralisch loszustöhnen wie ‹o ja, o ja, Baby, o ja, stoß tief rein, stoß tief rein, ooo jaaa›, und ich stellte mir vor, daß jemand so einen bionischen Mikrosender in mein Badezimmer gestellt hatte und daß irgendwelche Männer auf der Autobahn vorbeifuhren und mit dem Radio die Sender absuchten, und plötzlich würden sie mich empfangen und mich so übertrieben unter der Dusche stöhnen hören. Ich merkte, wie ich allmählich kam, und ich ließ mir den Mund voll Wasser laufen, und ich dachte an die Männer auf der Autobahn, die hörten, wie ich mir den Mund voll Wasser laufen ließ, und als ich dann kam, spuckte ich das Wasser aus, so daß es sich vom Kinn über mich ergoß, das mache ich meistens so, und ich sagte, und das war jetzt nicht theatralisch, das kam von Herzen, ich sagte: ‹Oh, schießt ab, schießt ab, ihr Schwanzlutscher!› Wahrscheinlich war ich in meiner Ekstase ein bißchen durcheinander.» «Völlig verständlich. Und dann hast du also heute abend angerufen…» «Ich glaube, ich hab heute abend aus demselben Drang heraus angerufen, wegen der Vorstellung, daß fünf oder sechs Männer hören würden, wie ich komme, als wäre meine Stimme so ein Etwas, so eine entleibte Gestalt,
irgendwo dort draußen, und wenn sie stöhnten, dann würden sie sie mit ihrem Gestöhne überlagern und in gewisser Weise darauf kommen, und die Vorstellung reizte mich, aber dann, als ich tatsächlich anrief, war es in Wirklichkeit so, daß die Männer ziemlich nervten, entweder waren sie passiv und wollten, daß ich sie unterhalte, oder sie kamen mit lauter Wie-sind-deine-Maße-Fragen an, und so war ich eine Weile still, und dann hörte ich deine Stimme und mochte sie.» «Danke. Deine ist nämlich auch schön. Sehr weich.» «Danke. Ich hab sie erst gestern wachsen lassen. Sollen wir, was meinst du, sollen wir vielleicht bald kommen?» «Ja. Du hast völlig recht. Bist du nackt?» «Sekunde. Ja, jetzt bin ich offiziell nackt, bis auf den BH.» «Sind deine Beine gespreizt?» «Meine Zehen klammern sich an den Rand des Couchtischs.» «Berührst du mit der rechten Hand deine Klitoris?» «Ganz schön unverschämt! Aber ja, die Antwort lautet ja. Sie ist sogar zwischen meinen beiden Zeigefingern eingeklemmt, einer links, der andere rechts davon.» «Schön. Du machst mit deinen Zeigefingern, wonach dir ist, und ich erzähl dir von einem Sensorgerät, das ich besitze. Was kann es, es kann nicht lauschen, es kann keine Töne empfangen, es meldet einfach die Nähe einer intelligenten fiedelnden Frau. Es sieht aus wie eine antike Taschenuhr, es ist golden, hat einen Deckel, aber wenn man es aufmacht, ist da statt des Zifferblatts so eine rätselhafte Flüssigkeit, so eine ganz spezielle Flüssigkeit, die in verschiedenen Farben aufleuchtet, wenn die richtigen Bedingungen gegeben sind, die Gründe dafür liegen im
unklaren, außer daß natürlich eine masturbierende Frau ein so bedeutsames Ereignis im physischen Universum ist, daß, wenn es stattfindet, elementare Beziehungen in der Materie betroffen sind, und in der Flüssigkeit gibt es so eine Art Ströme, die langsam in eine bestimmte Richtung fließen, wie Kraftlinien, was einem gewisse Hinweise darauf gibt, woher die Masturbationssignale kommen, wenngleich es jahrelanger Übung bedarf und natürlich auch einer Menge angeborener Fertigkeiten, um zu lernen, wie man die Flüssigkeit korrekt liest. Es heißt bionischer MmmmDetektor, wie du dir vielleicht schon gedacht hast. Ich fahre also eines Abends so um zehn Uhr den Expressway einer Stadt im Osten entlang, in meinem Mittelklasse-Mietwagen, meinem Ford Topaz, das Radio läuft, ein OldieklassikerSender, gerade kommt ‹Ain’t Nobody›, und ich fahre einfach so rum, und wie gewöhnlich liegt neben mir auf dem Sitz mein Mmmm-Detektor, der Deckel ist offen, doch die Flüssigkeit ist dunkel, und dann fange ich an, durch ein Wohngebiet zu kurven, sehr dicht an den Häusern zu beiden Seiten entlang, und ich werfe einen Blick auf den Sitz neben mir, und, mein Gott, ich empfange ein sehr starkes Signal, ich kriege Wellenmuster, wie ich sie noch nie gesehen habe, von ganz nah, von rechts, und ich recke den Hals und erblicke ein erleuchtetes Fenster, und ich weiß, dahinter bist du dabei, fängst du gerade an. Meine jahrelange Übung im Ablesen der Fließmuster auf der Uhr sagt mir, daß das nun etwas ganz Besonderes ist, etwas, das ich mir nicht entgehen lassen darf, und so drehe ich abrupt mit der flachen Hand das Lenkrad, biege auf die Ausfahrtrampe und düse durch die schmalen Straßen zurück, fluche auf die ganzen Einbahnstraßenschilder, und
als ich an die Tür komme, aus der die Mmmm-Kräfte fließen, parke ich an einer Stelle, wo mir ein Knöllchen sicher ist, und ich stelle die Warnblinkanlage an und trete in den Hauseingang. Da ist eine Reihe Knöpfe mit Namen daneben: Ich halte den Detektor an jeden einzelnen, bis einer, der dritte von unten, den Mmmm-Detektor in seltsamen Farben erglühen läßt, und ich zögere, ich weiß, daß ich dich unterbreche, und das will ich nicht, das wäre das letzte, was ich wollte, aber es ist mir so klar, wie ich die Kraftwellen lese, daß du sehr wohl wollen könntest, daß ich dich unterbreche, wenn du mich kennen würdest, und die Überzeugung, daß dem tatsächlich so ist, wächst in mir, und meine Finger zittern über deinem Knopf, und es wogt ein heftiger Kampf zwischen Zurückhaltung und Anziehung, zwischen der Furcht, daß ich Furcht einflöße, und der Gewißheit, daß ich keine Furcht einflößen würde und wir einander gern hätten, wenn ich jetzt einfach den Knopf drücken könnte, und ich schaue auf den Mmmm-Detektor runter und sehe, daß du in weniger als vier Minuten kommen wirst, wenn du in diesem Tempo weitermachst, es geht wirklich ab bei dir, die Farben werden zusehends intensiver, und ich bebe, ich zittere, aber es ist wie ein Zwang, und ich drücke den Knopf – bssssst. Du bist auf dem Bett, und du trägst ein langärmliges, pulloverähnliches blaues Hemd und eine schwarze Hose und schwarze Sneakers, aber die schwarze Hose bauscht sich um deine Knöchel, und in der linken Hand hast du das zerlesene Forum, das demnächst auseinanderfällt, und du liest über ein Einstellungsgespräch, in dem die Personalchefin dem Kandidaten den Schwanz lutscht, und du bist gerade mittendrin, als – bsssst, die Türklingel. Wer mag das sein?»
«Ich ziehe also die Hose hoch und gehe zur Sprechanlage und sage: ‹Hallo?›» «Und ich sage: ‹Hi, hier ist Jim. Ich weiß, es ist schon spät, aber ich wollte Sie fragen, ob ich bei Ihnen mal telefonieren darf. Mein Motor hat sich wohl festgefressen, und die ganzen Öllämpchen am Armaturenbrett leuchten, und ich traue mich nicht, damit weiterzufahren, und das Münztelefon da vorn tut’s nicht.›» «Ich sage: ‹Warum haben Sie bei mir geklingelt?›» «Und ich sage: ‹Bei den anderen meldet sich keiner. Sie zögern zu Recht, aber das hier ist keine normale Situation, es ist dringend, ich muß in mein Hotel zurück, und morgen habe ich den ganzen Tag Termine, ich brauche unbedingt siebeneinhalb Stunden Schlaf, sonst läuft bei mir nichts, und ich muß bei Ihnen telefonieren, und ich versichere Ihnen, daß ich durchaus bei Verstand und friedlich bin, aber ich sage Ihnen, das hier ist jetzt wichtiger als alles andere. Bitte.› Und du hörst den Nachdruck in meiner Stimme, und du drückst und läßt mich rein.» «Hm, nein, erst halte ich den Sprechknopf gedrückt und rufe in meine leere Wohnung: ‹Jeff? Jeff! Jetzt ist aber Schluß mit den Gewichten. Stört’s dich und Mojo Knorpelkauer, wenn jemand reinkommt und kurz mal telefoniert?› Dann lasse ich dich unten rein, und ich weiß, daß ich mir dich durch den Spion in meiner Tür ansehen und Bobby, den Hausmeister, rufen kann, wenn du komisch aussiehst.» «Genau. Ich renne hoch in den ersten Stock, und ich finde deine Tür, und bevor ich dicht davorstehe, checke ich noch mal den Mmmm-Sensor und sehe, daß deine Erregung zurückgegangen ist, du bist jetzt zehn oder noch mehr
Minuten von einem Orgasmus entfernt, wenngleich ein schwaches Glühen anhält. Ich klopfe, und ich fange an, unruhig vor deiner Tür auf und ab zu laufen wie einer, der dringend telefonieren muß. Du schaust durch den Spion, und du siehst den Typen, mittelgroß, schwarze Haare, schlecht sieht er nicht aus, ein bißchen übermüdet, wie er vor deiner Tür auf und ab läuft und auf eine Taschenuhr schaut. Du läßt mich rein. Und ich stelle mich vor, ich entschuldige mich, dich belästigen zu müssen, ich lächle dich an, und sogleich spüre ich die Wachheit und Intelligenz in deinem Gesicht, und ich sehe, daß wir einander verstehen, und ich weiß, mein Mmmm-Detektor hat mich nicht getäuscht. Ah, aber ich habe mich in deine Wohnung gemogelt, das ist ein Problem.» «Allerdings, denn wenn ich das wüßte!» «Dann wär alles aus. Du bringst mir also das Telefon, und ich sitze auf der Kante eines Eßzimmerstuhls, und ich rufe meinen Anrufbeantworter an, und ich fange an, ihm von den Öllämpchen an meinem Armaturenbrett zu erzählen, ich brauche wirklich jemanden, der sich darum kümmert, ich brauche die Nummer eines Taxiunternehmens und so weiter, und dann unterbreche ich mich urplötzlich, mitten im Satz, und ich drücke auf die Gabel und sage: ‹Nee, ich kann nicht.›» «‹Was können Sie nicht?›» «‹Ich kann es nicht. Ich kann Ihnen nichts vormachen.› Und ich gestehe dir, daß ich gelogen habe, daß mein Wagen in Ordnung ist, daß ich auf dem Expressway fuhr und so eine höchst ungewöhnliche, wenn nicht gar einzigartige Anzeige auf meinem Mmmm-Sensor oder Mmmm-Detektor, wie ich ihn eben nenne, hatte, und ich ziehe ihn aus der
Tasche und zeige ihn dir, und zögernd erkläre ich, daß er, ähm, die Fließströme von intelligenten, ähm, masturbierenden Frauen empfängt, und ich zeige dir, wie er leuchtet, und ich deute auf die welligen Fließlinien, wie sie sich zu dir hinbewegen, und ich sage: ‹Jetzt sind sie etwas schwächer, aber eindeutig noch immer vorhanden, und sie sehen ganz toll aus. Mal sehen, was passiert, wenn ich folgendes mache.› Und ich gehe ganz nah an dich ran, damit du den Mmmm-Detektor sehen kannst, wie ich ihn ungefähr 30 Zentimeter von deinem Gesicht entfernt halte, und dann gehe ich weiter runter damit und bewege ihn langsam ein paar Zentimeter vor jeder Brust, und das Muster macht komplizierte Veränderungen durch. Und ich sage: ‹Aber wie Sie vielleicht sehen können, bekomme ich noch andere Anzeigen, Interferenzerscheinungen›, und ich halte das Ding hoch und gehe langsam zu den Wänden deines Flurs, wo durch die Farbe schwach ein ländliches Muster zu sehen ist, und ich sage: ‹Die Wände zum Beispiel, sehr merkwürdig›, und ich schüttle perplex den Kopf, und dann folge ich den Fließlinien zu einer Schublade in der Küche, die voller Silber ist – sehr seltsam –, und ich folge ihnen ins Bad, und du kommst hinterher, und ich beuge mich in die Dusche und führe den Mmmm-Detektor über die Anschlüsse, den Abfluß, die Shampooflaschen – wunderschöne Farbveränderungen und Fließwellenkonvergenzen –, und ich schüttle den Kopf und sage: ‹Mann, so was Intensives hab ich ja noch nie gesehen›, und dann lasse ich mich von ihm ins Schlafzimmer führen, und du kommst hinterher, und ich sage: ‹Wow, sehr hohe Fließlevels hier drin›, und ich führe ihn über deinen Chenilleüberwurf und sage: ‹Ihre Füße
müssen hier und hier gewesen sein›, wobei ich auf zwei recht weit auseinanderliegende Stellen auf dem Bett zeige, und ich weiß, alles, was ich da mache, ist dreist, ist wirklich unentschuldbar, aber irgendwie bist du neugierig, und ich gebe ja auch nur Fakten wieder, und ich spüre, wie du das alles willst, und ich drücke den Mmmm-Detektor ins Kissen und fasse drunter und entdecke dein auseinanderfallendes Forum, und ich setze mich aufs Bett und blättre es langsam durch, wobei ich das Gerät an jede Seite halte, bis ich zu einer bestimmten Seite komme, und ich beobachte den Sensor sehr genau, halte ihn dann nahe an deinen Hosenknopf und befrage ihn wieder, und lächelnd schaue ich auf, und ich halte dir die Zeitschrift hin, zeige auf eine Stelle auf der Seite und sage: ‹Diesen Satz haben Sie gelesen, genau den Teil des Satzes da, als ich bei Ihnen klingelte.›» «Und ich», sagte sie, «ich nehme das Forum und lese, worauf du zeigst, und du hast es ziemlich gut getroffen, es ist zwar nicht genau die richtige Stelle, aber immerhin hast du den richtigen Absatz erwischt. Und ich weiß nicht recht, was ich machen soll. Eigentlich sollte ich die Bullen rufen, weil du offenbar diese ganzen Sachen von mir weißt, aber andererseits, da stehst du, und ich bin da unten noch ganz angeschwollen, und du hast einen gewissen Charme und eine faszinierende Taschenuhr, also biete ich dir einen, was biete ich dir denn an? Einen trockenen Vermouth mit Eis. Und du nimmst ihn.» «Und ob», sagte er, «und jetzt sitze ich auf einem Sessel, als du mit den Gläsern auf mich zukommst, so eine Art niedriger Sessel, und ich habe auf eher unschuldige Art die Beine weit gespreizt, und ich staube die Fläche des Sessels
zwischen meinen Beinen ab, womit ich andeuten will, daß du da problemlos sitzen und dich mit dem Rücken an mich lehnen könntest, wenn du wolltest, und tatsächlich drehst du dich um und setzt dich dahin, aber du lehnst dich nicht zurück, du beugst dich vor, und daher habe ich deinen warmen, mit einem weiten blauen Hemdstoff bedeckten Rücken vor mir, ein wahres Wunder von einem Rücken, und ich nehme einen Schluck aus dem Glas und stelle es auf den Tisch, auf eine Serviette, damit es keinen Ring macht, und ich lange hoch und knipse die Tischlampe aus, damit es ein wenig dunkler ist, und ich schließe die Augen, und meine Hände finden deine Schultern, und du fragst, wo ich den Mmmm-Detektor herhabe, und ich beschreibe den Tisch voller Trödel, auf dem ich ihn auf einem Flohmarkt in Anaheim entdeckt habe, hundertvierzig Mäuse, ohne Anleitung, und wie ich mit der Zeit selber herausgefunden habe, wozu er gut ist und wie man ihn abliest, und während ich dir das erzähle, fahre ich mit beiden Daumen in zwei kleinen Bögen über deine Schulterblätter, mehr Rückenreiben schaffe ich nicht, weil die Vorstellung, daß etwas Rückenreiben heißt, meine Gedanken auf der Stelle lähmt und ich nichts dergleichen mehr tun kann, obwohl dein Rücken und meine Hände Interesse füreinander zeigen. Ehrlich gesagt, interessiert mich dein BH viel mehr, ich entspanne also die linke Hand und fahre damit die Mitte deines Rückens runter, fahre mit den Fingern bloß ganz leicht über den Stoff deines Hemdes, bis ich an die Stelle komme, wo dein BH eingehakt ist, und mit geschlossenen Augen und deinem Arsch warm, aber noch ganz unschuldig zwischen meinen Beinen ertaste ich die drei möglichen Stellen, wo die Häkchen an dem kleinen Verschluß einhaken
können, und stelle fest, daß du die dritten Zähnchen genommen hast, wahrscheinlich, weil er eingelaufen ist, und ich nehme die Finger und folge dem aufwärts schwingenden Rand des BHs, wie er sich zu deinen Schultern erhebt, und diese Kurve ziehe ich bis kurz über die Schultern nach und dann wieder deinen Rücken runter bis zur Mitte. Als würde man über die Bay Bridge fahren. Dann folge ich dem waagrechten unteren Rand, unter deinen Armen hindurch, bis ich an den Saum komme, wo ein Körbchen anfängt, und das alles spürst du nur schwach, weil es durch das Hemd und durch den BH geht, aber jetzt bist du dir der Form des BHs, den du trägst, bewußter, und dann kehre ich zum Verschluß zurück und mache die bewährte Kneifbewegung und löse die Häkchen durch das Hemd hindurch, und beide Seiten ziehen sich zurück, und nun spüre ich, daß ich diesen vollkommenen Mittelabschnitt ganz ohne Unterbrechung für mich habe, und ich presse meine linke Handfläche zwischen deine Schulterblätter und fahre damit langsam hinab, wobei ich dein Hemd mitnehme, spüre, wie sich Falten darin bilden und wieder lösen, und ich spüre ein paar leichte Erhebungen auf deinem Rückgrat – was für ein schöner Rücken, so warm. Ich möchte so gern deine Haut berühren. Ich lege dir also beide Hände auf die Hüften und hake Daumen und Zeigefinger unter den unteren Rand deines Hemds, ach nein, ich packe es zu beiden Seiten und ziehe daran, weil es in deiner Hose steckt, und ich ziehe es raus, und dann hake ich die Hände darunter, und ich spüre, wie sich deine Haut leicht bewegt, als meine Finger darankommen, ein bißchen oberhalb der Hüften, und ich fahre mit den Fingern wieder an die Innenseite des Bundes zurück, und ich spüre die
Wärme deines Arsches, und dann mache ich die Hände auf deinem Rücken flach und fahre damit unter deinem Hemd hoch, ah, ganz nach oben, so daß die Finger herauskommen und ein Stück weit über deinen Nacken in deine Haare gehen, bis sie sich dann wieder zurückziehen. Keine Sorge, es ist ein weites Hemd. Geht dir das zu langsam?» «Nein nein, mach weiter, es ist gut so.» «Ah, wie schön es ist, mit den Händen unter deinem weiten Hemd über dich zu streichen, wie schön. Ich würde mit den Händen um dich herum und über deinen Bauch fahren, so daß sich die Fingerspitzen träfen, und spüren, wie du ihn einziehst, und dann langsam hoch über deine Rippen, und wenn ich dahin käme, wo die Kurven deiner Brüste beginnen, würde ich sie nachziehen, bis hinaus an die Seiten, dann wieder zurück zur Mitte, und ich würde nur mit den Fingerspitzen zwischen deinen Brüsten nach oben gehen, das Brustbein entlang, unter den lockeren BH stoßen, und dann mit einem Finger noch höher, deinen Kehlkopf entlang bis zum Kinnansatz, und du würdest den Kopf zurückneigen, und ich könnte deine Haare riechen, und dann würde ich mich wieder nach unten zurückziehen, wobei ich bewußt deinen Brüsten ausweichen würde.» «Und ich würde aufstehen», sagte sie, «und mich umdrehen, so daß ich dich nun ansehe, mit den Schienbeinen gegen den Sessel gestützt, und ich würde meinen Hosenknopf lösen.» «Und ich würde eine Hand ausstrecken», sagte er, «und deinen Reißverschluß nehmen und ihn langsam nach unten schieben, so daß ich damit gegen deinen Hügel stoße, nicht gegen deine Klitoris, sondern darüber, und ich würde die
Finger unter deinen Hosenbund schieben und die Hose über Hüften und Arsch nach unten streifen, und wenn sie dir auf die Knie fiele, würde ich einen Fuß innen auf den Schritt stellen, damit du leicht heraussteigen kannst, und ich würde riechen, wie naß du bist, und ich würde dir mit den Händen die Beine hochfahren und die Finger in den Bund deiner Unterhose haken und sie ein bißchen runterziehen, und dann würde ich sie mit den flachen Händen rollen, so daß sich der Stoff einfach aufrollt, und dann würde sie runterfallen, und du würdest auch daraus leicht heraussteigen. Und dann…» «Und dann», sagte sie, «würdest du deinen Gürtel und den obersten Knopf deiner Hose lösen, und das Klicken deiner Gürtelschnalle wäre wie das kleine Glöckchen, das etwas Ernstes einläutet, und ich würde den Reißverschluß langsam über den hohen Ballen deiner Erektion ziehen, und du würdest die Hüften heben, und ich würde dir die Hose runterziehen, aber nicht die Unterhose, und dann würde ich ein Knie auf das Sesselpolster schieben, zwischen deine Beine, gegen deine Eier, und das andere außen an ein Bein, und dann würde ich mich mit meinem ganzen Gewicht auf deinem Schenkel niederlassen, so daß wir einander nahe sind und uns zugleich ansehen.» «Und als erstes», sagte er, «würde mein Bein die Rauheit deiner Schamhaare spüren, ich würde spüren, wie sie sich aneinander reiben, und dann würde ich spüren, daß du offen bist, und ich würde ein nasses Hitzeoval auf meinem Oberschenkelmuskel spüren, und ich würde auf deine abgewinkelten Beine runterschauen, die mein Bein umspannen, und sie mit den Händen hochfahren und wieder dein Hemd bauschen, und diesmal würde ich es mit
den nach oben gleitenden Händen anheben, und ich würde ihnen dabei zusehen, ich würde zusehen, wie dein Hemd sich hebt, der Hemdsaum ist über meinen Handgelenken, und dann gelange ich zu deinen Brüsten, und ich hebe dein Hemd und den BH noch ein kleines Stückchen weiter hoch und, ah, da sind sie endlich, deine Nippel, und du siehst, wie meine Hände sie entblößen, und ich sehe, wie deine Brüste sich beim Atmen leicht bewegen, und ich setze mich auf und beuge mich ihnen entgegen, aber dann überlege ich es mir anders und lecke mir die Lippen und küsse dich, und deine Zunge ist sehr warm und sehr freundlich.» «Uuuh!» «Und dann würde ich mich wieder zu einer deiner Brüste runterbeugen, und ich würde den Mund öffnen, dem endlich wieder eingefallen ist, wie man küßt, einfach dadurch, daß er dich geküßt hat, und ich hauche nur auf deinen Nippel, und das Hemd fällt langsam drüber, und ich stupse es mit der Zunge weg und halte es dann mit der Hand aus dem Weg, und nun habe ich deine Brust ganz mit den Händen umschlossen, und du spürst, daß sie so gehalten wird, völlig in meiner Obhut, und mit der Zungenspitze berühre ich das fast flache Plateau deines Nippels, der hart ist, einmal, ganz leicht, und dann mache ich den Mund weit auf und ziehe die Zunge ganz nach hinten zurück, und du streckst ein bißchen den Rücken durch, so daß meine Lippen mit deiner Brust Kontakt aufnehmen, deinen Nippel umfassen, aber nicht berühren, und ich sauge daran, ebenfalls ohne ihn zu berühren, so daß du den Sog spürst, während er in meinen Mund gesogen wird, und davon, daß er so hineingesogen wird, würde er sogar weich oder verlöre seine Konturen, und jetzt möchte er richtig berührt
werden, und dann spürst du, wie meine Zungenspitze gerade so an den Ansatz deines Nippels kommt und dann einen warmen vertikalen Streifen darüberzieht, aufwärts, dann wieder abwärts, und dann stößt und drängt meine ganze Zunge, viel breiter und dicker ist sie jetzt, gegen deinen Nippel, und dann halte ich Mund und Zunge still und ein bißchen lockerer und bewege darunter deine ganze Brust im Kreis und hin und her, so daß du in meinen Händen ihre ganze Größe spürst, hoh, ich sauge an deinen Brüsten…» «Und ich würde deinen Kopf halten, während du an meinen Brüsten saugst, und würde deine Zunge, die all die schönen Sachen mit mir macht, durch deine Wangen spüren. Ich bin ja so naß.» «Oh, und ich würde meinen Schenkelmuskel anspannen, wo deine Möse draufdrückt, und spüren, wie deine nasse Stelle über mich gleitet, und ich würde zu dir hochschauen und dich wieder küssen und mit den Händen deine Hüften runterfahren und sie niederdrücken, damit noch mehr Druck auf deiner Pussi ist, und ich würde spüren, wie sich deine Hüften leicht bewegen, sich zurechtrücken, damit es sich wirklich gut anfühlt…» «Und während wir uns küssen, würde ich runterlangen und die Finger in ein Beinloch deiner Unterhose haken und sie hoch über deinen Schwanz und deine Eier ziehen, und dann hielte ich einen Moment lang deine Eier in der Hand, und dann würde ich die Hand weiter hochnehmen und deine Schwanzspitze mit der Faust packen und daran ziehen und sie ganz fest drücken.» «Und beim Küssen würdest du spüren, wie meine Lippen aus Lust darüber, was deine Hand da macht, eine Oh-Form
bilden, und hoh, gleich müßte ich deine Klit lecken, weil ich merken würde, daß es schon aus mir herausspritzen will, wir würden also die Stellung wechseln, so daß du auf dem Sessel sitzt und ich auf dem Boden knie, und du würdest mit den Hüften vorrutschen, so daß dein Arsch unmittelbar an der Polsterkante wäre, und wenn du runterschauen würdest, könntest du deine Brüste sehen und deine Schamhaare und wie deine Knie zusammengehalten werden, und meine Hände darauf, und du würdest die glänzend nasse Stelle auf meinem Schenkel sehen, und dann würde ich deine Beine mit einem Arm umschlingen, sie zusammenhalten und mich über deinen Busch beugen und darauf hauchen, auf das wenige, das ich davon sehen kann, und ich würde mit den Fingern die lange Linie entlangfahren, wo sich die Innenseiten deiner Schenkel berühren, ganz hoch bis zu den Knien, und dann würde ich deine Beine loslassen, und sie würden etwas auseinanderfallen, und während sich meine Hände mit weit gespreizten Fingern allmählich an ihrer Innenseite hocharbeiten, würden sie immer weiter auseinandergehen, und dann würde ich deine Knie nehmen und sie über die Sessellehnen haken, so daß du weit offen für mich wärst, und in der Dunkelheit wäre dein Busch noch immer undeutlich zu sehen, und ich würde zu dir hochschauen, und ich würde auf den Knien heranrutschen, damit ich dir näher bin, damit ich dir meinen Schwanz reinschieben könnte, wenn ich wollte, und ich würde dich mit den Händen an den Schultern fassen und mit den Fingerspitzen über deine Brüste und über deinen Bauch ganz runter bis kurz über deinen Busch streichen, nur um die Haare zu spüren, und dann würde ich sagen: ‹Jetzt leck ich dich›,
und ich würde beide Nippel einmal ganz kurz zum Abschied lecken und mich hinabhauchen, und dann streiche ich über deinen Busch, diesmal mit dem Mund, und ich sehe, wo die Bräune aufhört und die Haare anfangen, und ich mache weiter, und deine Beine sind weit gespreizt, ich küsse dich also in die eine Kniekehle, dann gegenüber in die andere, und noch einmal, höher, hin und zurück, und am Ende jedes Kusses lecke ich mit der Zunge ein bißchen aufwärts, hoch leck, leck, leck, hin und zurück, nähere mich immer weiter der Stelle, wo deine Schenkel zusammenkommen. Und wenn ich das letzte Mal den Kopf drehe, kann ich gar nicht anders, dann ist mein Mund einfach in deinem Schamhaar vergraben, und ich hauche hindurch, ich erfülle es mit Wärme, und ich öffne den Mund weiter, und ich strecke die Zunge heraus, und ich fange unten an, und die Unterseite meiner Zunge berührt meine unteren Zähne, und ich lecke langsam aufwärts, bis ich an die Stelle komme, wo die Haut mehr Falten hat, und ich finde die schöne Klitoris, und ich fahre mit der Zunge darüber, und wenn ich sie dann gefunden habe, schließe ich den Mund und wühle mich sozusagen in dich hinein, so daß die Schamhaare alle von meinem Mund weg sind, und mein Mund umschließt deine Klit, und ich halte dich mit den Händen ganz weit oben an der Innenseite deiner Schenkel, ertaste die gespannten Sehnen, damit du spürst, wie weit gespreizt du bist, und ich sauge die Haut um deine Klitoris ein, wie ich es mit dem Nippel getan habe, so daß du spürst, wie sie in meinen Mund gesogen wird, und während du spürst, wie sie reingesogen wird, gehe ich mit der Zunge ganz hoch, genau an den Ansatz deiner Klitoris, wo ich den Anfang des kleinen Grats spüren kann, und ich fange an, darüber hin
und her zu streichen, langsam hin und her, und du spürst, wie meine Zungenspitze zu der Stelle runterwandert, wo es heißer ist, und dann komme ich zu dem ganz fülligen Teil deiner Klitoris, und du ziehst die Hüften ein bißchen zurück und stellst dich auf das neue Gefühl ein, und ich fasse dir mit den hohlen Händen unter den Arsch und hebe dich meinem Mund entgegen und lutsche einfach an dir, und ich schüttle den Kopf ganz schnell, als würde ich sagen, nein, nein, nein, aber mit der Zunge sage ich zu deiner Klit ja.» «Oh, ich komme bald. Steck mir deinen Schwanz rein, ich möchte mir vorstellen, wie dein Schwanz in mir ist.» «Sind deine Beine weit gespreizt?» «Ja.» «Oh, und streichelst du deine Klit?» «Ja.» «Okay, ich würde also ein langes letztes Mal deine Möse hochlecken und mich dann aufrichten, und noch immer würde ich deinen Arsch in den hohlen Händen halten, und inzwischen wärst du sehr gut zu sehen, weit geöffnet, triefnaß, und mit der einen Hand würde ich meinen Schwanz nehmen und ihn irgendwie so auf deiner Klit vibrieren lassen, und du würdest nach unten fassen und mit den Fingern die Lippen auseinanderhalten, und dann würde ich den Schwanz runterdrücken und spüren, wie heiß du bist, und ich müßte ihn langsam ganz reinschieben, und dann würde ich mich fast ganz wieder zurückziehen und von neuem hineingleiten in die schöne Kapuzinerblume, und immer, wenn ich mich zurückzöge, könnte ich sehen, wie deine Hand deine Klit umkreist, und ich würde hineingleiten, bis mein Schambein gegen dich stieße, und ich würde sehen, wie sich jedesmal, wenn ich an diese
Grenze komme, deine Brüste bewegen, und wir würden ficken, rein und raus…» «Oh!» «Und dein Finger würde über deine Klit fliegen, deine Hand würde sich heben, und dein Finger würde hin und her fliegen, und ich hätte deine beiden Arschbacken in den hohlen Händen, so daß du an deinem Arschloch ein Ziehen spüren würdest, und ich würde ihn mit langen Bewegungen rausziehen und wieder reinstoßen und raus und rein, und ich würde sehen, wie sich deine Titten dazu bewegen…» «Oh! Oh!» «Oh, es geht los, gleich komme ich für dich, mein Schwanz pumpt in dir…» «Oh! Nnnnnnnn! Nnn! Nnn! Nnn! Nnn! Nnn!» «Es spritzt raus. Ich kann nicht anders! Ah! Ah! Oooooooo.» Eine Pause trat ein. «O Mann», sagte sie. «Wow. Bist du noch da?» «Glaub schon.» Er schluckte. «Das war – das war – Mann», sagte sie. «Ich muß erst mal zu Atem kommen. Als ich kam, sah ich das Großsiegel des Commonwealth von Massachusetts.» «Ich hab dich kommen hören, da bin ich auch gekommen», sagte er. «Fuuuh! Wie lange haben wir geredet?» «Stundenlang.» «Stunden und Stunden und Stunden», sagte sie. «Mein Mund ist ganz ausgefranst. Zuviel rumgemacht.» «Bist du jetzt heiser?» «Und wie. Fuuuh! Ich muß mich bestimmt wieder krank melden. Ich werde den ganzen Tag schlafen, mm, klingt
herrlich. Das Rauschen im Telefon ist jetzt sehr laut, oder? Dieses gesellige Rauschen. Am Ende eines Gesprächs ist es immer lauter.» «Ach, ist es schon zu Ende?» sagte er. «Könnten wir uns nicht einfach ausblenden, während wir reden und reden? Ich kann mir keine bessere Art vorstellen, meine Ersparnisse zu investieren. Nicht, daß ich ein großer Sparer vor dem Herrn wäre.» «Aber ein großer Telefonierer vor dem Herrn bist du.» «Du aber auch! Ehrlich! Ich glaube, das ist wirklich eins der schönsten Gespräche, das ich je hatte.» «Mir hat’s auch gefallen», sagte sie. «Aber ich weiß nicht – findest du, wir haben genug über Sex geredet?» «Nicht annähernd genug. Ich –» «Ja?» sagte sie. «Meinst du, unsere – Drähte werden sich mal wieder kreuzen?» «Ich weiß nicht. Ich weiß es nicht. Was meinst du?» «Ich könnte dir meine Nummer geben», sagte er. «Das heißt, wenn du sie noch willst. Ich werde einen möglichen peinlichen Moment vermeiden, indem ich dich gar nicht erst um deine bitte. Oder wir könnten uns wieder hier treffen, wenn dir das lieber ist.» «Hier unter den Sternen? Das kann ich mir nicht leisten. Wo habe ich einen Stift? Ah, ein netter stumpfer Bleistift. Sag mir deine Nummer.» Er sagte sie ihr. Sie las sie ihm noch einmal vor. «Ruf mich bald an», sagte er. «Nein, ruf mich in ein paar Stunden an, nachdem du es dir noch mal unter der Dusche gemacht hast.» «Du kennst mich so gut.»
«Ich mag dich sehr gern.» «Wie du wohl aussiehst», sagte sie. «Verblüffend normal. Vielleicht wirst du’s eines Tages erfahren.» «Schon möglich.» «Wahrscheinlich wären wir am Anfang etwas nervös, wenn wir uns sehen. Aber dann…» «Dann würden wir anfangen, wie die Frettchen zu wichsen», sagte sie, «und das würde das Eis schnell brechen.» «Genau. Hoffentlich rufst du an. Du weißt ja, ich hab noch das Paar Baumwollpointelle-Tights. Ungeöffnet.» «Größe S?» «Größe S. In Beige. Gib Leona was zu tun, laß dir die Beine wachsen, ich bin schon unterwegs. Nein. Aber ruf mich bald an. Bald bald bald. Ich hoffe es sehr.» «Ist gut», sagte sie. «Ich muß mir das erst mal klarmachen. Das Fremdartige daran aufnehmen.» «Was ist daran so fremdartig?» «Nichts», sagte sie. «Wahrscheinlich nichts. Aber ich glaube, ich mach jetzt doch lieber Schluß. Da muß eine ganze Ladung Handtücher in die Wäsche.» «Klar. Okay. Danke, daß du diese Nummer angerufen hast.» «Ich hab zu danken. Wiedersehn, Jim.» «Wiedersehn, Abby. Tschüs.» Sie legten auf.