Kay Biesel Sozialräumliche Soziale Arbeit
SOZIALWISSENSCHAFT
Kay Biesel
Sozialräumliche Soziale Arbeit Historische...
220 downloads
3284 Views
941KB Size
Report
This content was uploaded by our users and we assume good faith they have the permission to share this book. If you own the copyright to this book and it is wrongfully on our website, we offer a simple DMCA procedure to remove your content from our site. Start by pressing the button below!
Report copyright / DMCA form
Kay Biesel Sozialräumliche Soziale Arbeit
SOZIALWISSENSCHAFT
Kay Biesel
Sozialräumliche Soziale Arbeit Historische, theoretische und programmatische Fundierungen
Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Reinhart Wolff
Deutscher Universitäts-Verlag
Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar.
Diese Publikation beruht auf der Diplomarbeit „Theorien sozialräumlicher Sozialer Arbeit – ein Entwurf“ zur Erlangung des Grades eines Diplom Sozialarbeiters/Sozialpädagogen an der Alice-Salomon-Fachhochschule für Sozialarbeit und Sozialpädagogik Berlin, 2006.
1. Auflage Oktober 2007 Alle Rechte vorbehalten © Deutscher Universitäts-Verlag | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2007 Lektorat: Frauke Schindler / Viktoria Steiner Der Deutsche Universitäts-Verlag ist ein Unternehmen von Springer Science+Business Media. www.duv.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung: Regine Zimmer, Dipl.-Designerin, Frankfurt/Main Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in Germany ISBN 978-3-8350-6085-2
Wen over page
Ä:HULQGHU6R]LDOHQ$UEHLWPLWGHPVR]LDOHQ5DXPKDQWLHUWPXVVVLFKGDUEHU LP .ODUHQ VHLQ GDVV GHU 5DXP GHV 6R]LDOHQ GXUFK DQKDOWHQGH %HGURKXQJHQ XQG,QVWUXPHQWDOLVLHUXQJHQJHIlKUGHWZLUG³ (KayBiesel)
Illustration:Karoline Kreißel
V
Geleitwort Ä%OLQGKHLWLVWHLQH:DIIHJHJHQ=HLWXQG5DXP³6REHJLQQWGDV:RUWYRQ&DQHWWLGDVGHU $UEHLW DOV 0RWWR YRUDQJHVWHOOW LVW 8QG GDPLW ZLUG DXFK ]XJOHLFK GHU $QVSUXFK GHV %XFKHV IRUPXOLHUW GHP LFK JHUQ HLQ 9RUZRUW PLW DXI GHQ :HJ JHEH (V ZLOO /LFKW LQ GDV 'XQNHO EULQJHQ XQG HLQH Ä9HUEOHQGXQJ³ DXIKHEHQ GLH SURJUDPPDWLVFK XQG VWUDWHJLVFK YRU DOOHP DEHUWKHRUHWLVFKLQGHUDNWXHOOHQ'LVNXVVLRQXPGLH:HLWHUHQWZLFNOXQJRGHUVRJDUGLH1HX DXVULFKWXQJ 6R]LDOHU $UEHLW XQWHU GHP 6WLFKZRUW GHU 6R]LDOUDXPRULHQWLHUXQJ HLQJHWUHWHQ LVW )UHLOLFK JLEW HV NRQNUHWH *UQGH GDIU 6LH VLQG LP :DQGHO GHU JHVHOOVFKDIWOLFKHQ XQG YRU DOOHP SROLWLVFKHQ 5DKPHQEHGLQJXQJHQ PRGHUQHU VR]LDOHU +LOIHV\VWHPH DXV]XPDFKHQ GLH GDIUGHQ+LQWHUJUXQGDEJHEHQ9RUDOOHPJHKWHVGDEHLXPGHQEHUDOOLP=XJHGHUVHOEVW JHPDFKWHQ +DXVKDOWVNULVH GHV %XQGHV GHU /lQGHU XQG *HPHLQGHQ SUDNWL]LHUWHQ $EEDX GHV :RKOIDKUWVVWDDWHVXQGVHLQHU/HLVWXQJHQ 'LH YRQ DOOHQ 6HLWHQ JHIRUGHUWH Ä6R]LDOUDXPRULHQWLHUXQJ³ ± XQG GDV LVW GHU $XVJDQJVSXQNW GLHVHU DXHURUGHQWOLFKHQ $UEHLW ± LVW MHGRFK ÄNRQ]HSWXHOO XQG PHWKRGLVFK DOOHV DQGHUH DOV ÃVDWWHOIHVW¶'LHJlQJLJH9HUZHQGXQJGHV.RQ]HSWVGHVVR]LDOHQ5DXPHVLVWÄHEHQVRLQIODWLR QlUZLHXQNODUXQGXQVFKDUIXQGY|OOLJXQHLQKHLWOLFK³ .D\%LHVHONDQQ]HLJHQGDVVPLWHLQHPGHUJHVWDOWDGPLQLVWUDWLYYHUHQJWHQ%HJULIIGHV6R]LDO UDXPVHLQJHQDXHU%OLFNDXIGLHNRQNUHWHQJHVHOOVFKDIWOLFKHQ9HUKlOWQLVVHYHUORUHQJHKWÄGLH ZHLWDXV XQJOHLFKHU XQG GLIIHUHQ]LHUWHU VLQG DOV RIW JHVHKHQ ZLUG 6R]LDOH 5lXPH VLQG QLFKW JOHLFK³+LHUZLOOGHU$XWRU$EKLOIHVFKDIIHQ(UXQWHUQLPPWGHQ9HUVXFKÄGLH9LHOGHXWLJ NHLWGHVVR]LDOHQ5DXPHVNULWLVFK]XHUIDVVHQXQGGHQ6R]LDOUDXPDOVSURJUDPPDWLVFKHV.RQ ]HSWWKHRUHWLVFK]XIXQGLHUHQ³ 'LHVHU9HUVXFKPXVVDOVLQMHGHU+LQVLFKWJHOXQJHQEH]HLFKQHWZHUGHQZDVGLHNULWLVFKH)UD JHVWHOOXQJ EHWULIIW GLH (UIDVVXQJ XQG 8QWHUVXFKXQJ GHU KLVWRULVFKHQ XQG DNWXHOOHQ 6R]LDO UDXPGLVNXVVLRQGLHVHPDQWLVFKH$ENOlUXQJGHV6R]LDOUDXPEHJULIIVYRUDOOHPDEHUGLH(UDU EHLWXQJHLQHU]XUHLFKHQGHQWKHRUHWLVFKHQ%DVLVIUGDV6R]LDOUDXPNRQ]HSWXQGVFKOLHOLFKGLH (U|UWHUXQJ GHV 6R]LDOUDXPV LQ PHWKRGHQSURJUDPPDWLVFKHU +LQVLFKW 6R NDQQ .D\ %LHVHO QLFKW QXU ]HLJHQ ZLH GHU 6R]LDOUDXPGLVNXUV :XU]HOQ LQ GHU IUKHQ *HPHLQZHVHQDUEHLW KDW XQGZLHGDV.RQ]HSWXQWHUGHQKHXWLJHQDNWXHOOHQ*HJHEHQKHLWHQUHJHOUHFKWÄQHXHUIXQGHQ³ ZRUGHQ LVW VRQGHUQ GHP $XWRU JHOLQJW HLQH NULWLVFKH ,QIUDJHVWHOOXQJ GHU ÄJHRJUDSKLVFKHQ³ VII
Verkürzung des Raumkonzepts, nicht zuletzt, indem er an das Feldkonzept mit Rückgriff auf Kurt Lewin anschließt. Schritt für Schritt wird die gesamte Literatur nicht nur der Sozialraumdiskussion im engeren Sinne sondern auch der theoretischen Basisliteratur erörtert, die für eine Fundierung einer zureichenden Theorie des Sozialraums in der Moderne von Bedeutung ist. Im ersten Schritt: Bourdieu, im zweiten Schritt (vor allem in demokratietheoretischer Perspektive) Putnam, im dritten Thiersch mit seiner Konzeption des Sozialraums als Lebenswelt, im vierten (in ökologischer Perspektive) vor allen in Anknüpfung an Uri Bronfenbrenner. Daran schließt sich dann ein rasanter Schluss an, in dem der Autor die Notwendigkeit eines ökologisch-sozialräumlichen Wahrnehmungs- und Verstehensrahmens begründet und entwickelt, wie man das Sozialraumkonzept methodisch nutzen könnte.
So viel ist sicher: Kay Biesel hat es geschafft, einen umfassenden Theorierahmen zur Sozialraumorientierung zu entwerfen, auf den wir lange gewartet haben. Er hat damit selbständig zu einem tieferen Verständnis der strategischen, programmatischen und methodischen Neuorientierung Sozialer Arbeit beigetragen. Dem Buch sind darum viele nachdenkliche Leser zu wünschen.
Prof. Dr. Reinhart Wolff
VIII
Inhaltsverzeichnis
Geleitwort von Prof. Dr. Reinhart Wolff .......................................................................... VII Internetverzeichnis.................................................................................................................XI Abbildungsverzeichnis ...........................................................................................................XI I. Einleitung: Sozialräumliche Soziale Arbeit - eine Verblendung?................................. 1 II. Zur Entwicklung der Sozialraumdiskussion - eine diskursanalytische Annäherung ................................................................................. 11 1. Intermediäre Organisationen: ein historischer Markierungspunkt >>sozialräumlicher<< Sozialer Arbeit ......................................................................... 15 2. Toynbee Hall - die Settlement Work in London: ein Vorläufer >>sozialräumlicher<< Sozialer Arbeit ................................................. 21 3. Hull House - die Settlement Work in Chicago: ein weiterer Vorläufer >>sozialräumlicher<< Sozialer Arbeit .................................. 29 4. Die Soziale Arbeit und die >>Neuerfindung<< des Sozialraumes......................... 39 5. Die Sozialraumorientierung: Von der Spezialisierung zur Generalisierung in der Kinder- und Jugendhilfe..................................................................................... 51 6. Was bleibt? - ein synoptischer Versuch! .................................................................. 63 III. Der Begriff des Sozialraumes - eine semantische Untersuchung ................................ 67 1. Die Ambivalenz einer Koalition - das Soziale und der Raum ................................ 71 2. Feld und Sozialraum? - eine Untersuchung der Feldbedeutung ........................... 75 3. Der Sozialraum und sein theoretisches Vakuum - eine Überleitung..................... 79 IV. Theoretische Fundierungen ............................................................................................ 81 1. Der Sozialraum als Handlungsraum in der kapitalistischen Gesellschaft - die bourdieusche Perspektive..................................................................................... 85 1.1. Der Sozialraum und seine Theoreme: Kapital, Habitus und die Divergenz der Felder .................................................. 87 IX
1.2. Der Sozialraum und die Chance sozialer Laufbahnen ................................ 94 1.3. Die Konkretion des Sozialraumes: Der physische Raum ............................ 96 1.4. Der Staat als Konstrukteur symbolischer Realität ......................................99 1.5. Fazit ................................................................................................................ 102 2. Der Sozialraum in der modernen Demokratie - die putnamsche Perspektive...................................................................................... 105 2.1. Die Heterogenität des Sozialkapitals - ein Ordnungsversuch ................. 109 2.2. Sozialkapital als Garant für einen solidarischen Sozialraum? ................. 113 2.3. Fazit ................................................................................................................ 121 3. Der Sozialraum als Lebenswelt - die lebensweltorientierte Perspektive....................................................................... 125 3.1. Der Alltag, das Alltägliche und die uns umgebenden Alltagswelten - eine differenzierte Strukturierung ................................................................... 130 3.2. Die Überwindung der Undurchschaubarkeit des Alltags - der Schlichtheit des Sozialräumlichen entsagen ............................................. 134 3.3. Fazit ................................................................................................................ 139 4. Der Sozialraum als Entwicklungsraum - die Perspektive ökologischer Sozialisationstheorien............................................... 141 4. 1. Die Elemente des Mikrosystems im Sozialraum - molare Tätigkeiten, Dyaden und die N + 2 Systeme....................................... 146 4.2. Das Meso-, Exo- und Makrosystem im Sozialraum ................................... 151 4.3. Fazit ................................................................................................................ 157 V. Partizipation, Kooperation, Dialog - der Sozialraum als methodischer Raum .......................................................................... 159 1. Die Fundamente sozialräumlicher Sozialer Arbeit ............................................... 165 2. Der konvenable Handlungsmodus sozialräumlicher Sozialer Arbeit: Orts-Handeln ist gefragt.............................................................................................. 169 Literaturverzeichnis............................................................................................................. 175
X
Internetverzeichnis
http://www.blk-demokratie.de. BLK-Programm Ä'HPRNUDWLHOHUQHQ OHEHQ³
KWWSZZZGXELVWGHXWVFKODQGGH
KWWSZZZHXQGFGHVHLWHQLQIRFRQWBSURJUDPPKWPO
KWWSZZZLQIHGRUJDUFKLYHVHWH[WVEDUQHWKWP
KWWSZZZQDVZGFRUJSXEVFRGHFRGHDVS
KWWSZZZVRQQHDXIUDHGHUQGH
http://www.stadtteilarbeit.de
KWWSZZZXQLELHOHIHOGGHSDHGDJRJLNDJQDJ6R]LDOHU5DXPDOV)DOOSGI
http://www.zitate.de
KWWSZZZ]LWDWHQHW
http://www.1.wRUOGEDQNRUJSUHPSRYHUW\VFDSLWDOLQGH[KWP
Abbildungsverzeichnis $EELOGXQJ
$EELOGXQJ
'DV+DQGOXQJVUHSHUWRLUHYRQ7R\QEHH+DOO««««««««««« 'LH3URJUDPPDWLNXQGGDV9HUVWlQGQLV GHU6HWWOHPHQW:RUNYRQ+XOO+RXVH««««««««««««««
$EELOGXQJ
*HPHLQZHVHQDUEHLW6WDGWWHLORULHQWLHUWH6R]LDOH$UEHLW 6R]LDOUDXPRULHQWLHUXQJGLH$UEHLWVSULQ]LSLHQLPhEHUEOLFN««««
$EELOGXQJ
6R]LDOUlumliche Soziale Arbeit HLQGHPRNUDWLVFKHPDQ]LSDWRULVFKHU3URIHVVLRQVDQVSUXFK««««««
$EELOGXQJ
5DXPGHUVR]LDOHQ3RVLWLRQHQXQG5DXPGHU/HEHQVVWLOH««««««3
$EELOGXQJ
6R]LDOUlXPOLFKH6R]LDOH$UEHLWDOVÄ:lFKWHULQGHV6R]LDOHQ³««««4
$EELOGXQJ
6R]LDONDSLWDOEHUVLFKW«««««««««««««««««««3
$EELOGXQJ
/HEHQVZHOWDOV6\VWHPLP6R]LDOUDXP«««««««««««««0
$EELOGXQJ
'HU6R]LDOUDXPDOV(QWZLFNOXQJVUDXPPLWVHLQHQ6XEV\VWHPHQ XQGGHU$XIWUDJVR]LDOUlXPOLFKHU6R]LDOHU$UEHLW««««««««6
XI
I.
Einleitung: Sozialräumliche Soziale Arbeit - eine Verblendung?
Ä%OLQGKHLWLVWHLQH:DIIHJHJHQ=HLWXQG5DXP XQVHU'DVHLQHLQHHLQ]LJHXQJHKHXHUOLFKH%OLQGKHLW ELVDXIGDV:HQLJHGDVZLUGXUFKXQVHUHNOHLQOLFKHQ6LQQH ±NOHLQOLFKLKUHP:HVHQZLHLKUHU5HLFKZHLWHQDFK±HUIDKUHQ 'DVKHUUVFKHQGH3ULQ]LSLP.RVPRVLVWGLH%OLQGKHLW³ (Elias Canetti 1997, 73)
Heiko Kleve (2000) stellt in seiner Abhandlung Ä'LH 6R]LDODUEHLW RKQH (LJHQVFKDIWHQ³ GDV .RPSOH[LWlWVSUREOHP 6R]LDOHU $UEHLW1 DOV ZHVHQWOLFK KHUDXV 'DEHL PDFKW HU GHXWOLFK GDVV XQVHU 9HUVWHKHQVKRUL]RQW GDYRQ DEKlQJW ÄZLH ZLr aus der jeweiligen Komplexität selektieUHQ³HEG 8QVHUH$XVZDKOLVWGDEHLQLHPDOV]XIlOOLJ6LHHUP|JOLFKWHLQHEHDUEHLWEDUH .RPSOH[LWlW GLH %OLQGKHLW JHUDGH]X SURYR]LHUW 'LH PDQQLJIDOWLJHQ 9HU|IIHQWOLFKXQJHQ ]XU 6R]LDOUDXPRULHQWLHUXQJ YJO H[HPSODULVFK %HVWPDQQ%UDQGO %XGGH)UFKWHO D XQG E +LQWH/LWJHV6SULQJHU +LQWH GHUV GHUV D GHUV E GHUVGHUVGHUV.HVVOXD>+UVJ@.HVVOD.OHYH/DQJ KDQN\XD5DHW]+HLQLVFK6DQGHUPDQQ8UEDQ OHJHQJHZLVVHUPDHQHLQH 5HGXNWLRQVQRWZHQGLJNHLW QDKH GLH IUHLOLFK NRQWLQJHQW LVW YJO .OHYH XQG GLH]XJOHLFKGHQ'LVNXUVUDXPHLQVFKUlQNW+LHU]HLJWVLFKHUQHXWZLH6R]LDOH$UEHLWDOV6R]L DODUEHLWVZLVVHQVFKDIWLPPHUZLHGHUGHU*HIDKUDXVJHVHW]WLVWLQHLQHQÄYHUEOHQGHWHQ³ÄNRSI ORVHQ³=XVWDQG]XJHUDWHQIROJWGRFKGLH3UD[LVDQGHUHQ/RJLNHQDOVGLH7KHRULHEHUKDXSW EHVFKUHLEW Ä(V N|QQWH SUDNWLVFK GXUFKDXV DQGHUV kommen als (theoretisFK HUZDUWHW³ HEG 'LH QXQPHKU IDFHWWHQUHLFK DXVEXFKVWDELHUWH VR]LDOUlXPOLFKH 6R]LDOH $UEHLW LVW GDUXP DXFK GHQ IRXFDXOWVFKHQ 2UGQXQJVSULQ]LSLHQ GHV 'LVNXUVHV HQWVSUHFKHQG SUREOHPDWLVLHUW ZRUGHQ ZHOFKHGHQZLVVHQVFKDIWOLFKHQÄ:LOOHQ]XU:DKUKHLW³]XHLQHUNRPSOL]LHUWHQ$QJHOHJHQKHLW ZHUGHQODVVHQÄ'HUZDKUH'LVNXUVGHQGLH1RWZHQGLJNHLWVHLQHU)RUPYRP%HJHKUHQDEO|VW 1
,FKYHUZHQGHGHQ7HUPLQXV6R]LDOH$UEHLWIRUWODXIHQGIU6R]LDODUEHLWZLHIU6R]LDOSlGDJRJLNYJO 7KROH 1
und von der Macht befreit, kann den Willen zur Wahrheit, der ihn durchdringt, nicht anerkennen; und der Wille zur Wahrheit, der sich uns seit langem aufzwingt, ist so beschaffen, daß die Wahrheit, die er will, gar nicht anders kaQQDOVLKQ]XYHUVFKOHLHUQ³)RXFDXOW Von daher ist es vielleicht einleuchtend, wenn hier von einer «sozialräumlichen Verblendung» Sozialer Arbeit ausgegangen wird, diHLFKLP)ROJHQGHQNXU]XPVFKUHLEH
Die Pluralisierung von Lebenslagen, die Individualisierung von Lebensumständen und die zunehmende Ausdifferenzierung der Gesellschaft kennzeichnen die zentralen Eigenschaften XQGGDV)XQNWLRQLHUHQGHV=XVDPPHQOHEHQVGHU0HQVFKHQLPEHJLQQHQGHQ-DKUKXQGHUW Schlagwortartig kann man diesen gesellschaftliFKHQ=XVWDQGDOVSRVWPoderne Realität skizzieren, in der wir gezwungen sind unVHUHQ3ODW]LQGHU:HOWVWHWLJ]XVXFKHQXQG]XEHKDXSWHQ )OH[LELOLWlW0RELOLWlW$QRQ\PLWlW(JRLVPus, Konkurrenzdenken und Entgrenzung scheinen dabei die Antworten der Individuen zu sein, die GXUFKLKUHEORH([LVWHQ]GD]XEHLWUDJHQGDV /HEHQ]XYHUNRPSOL]LHUHQ 5LFKDUG6HQQHW EHVFKUHLEWHLQGUXFNVYROOZHOFKHQ)DOOVWricken das menschliche Leben LQ GHU Ä.XOWXU GHV QHXHQ .DSLWDOLVPXV³ DXVJHOLHIHUW LVW 'HU 0HQVFK YHUOLHUW LP .DPSI XP sein Dasein seinen SubjektstaWXV XQG ÄGULIWHW³ DOV Ä2EMHNW RKQH 6HHOH³ DOV Ä'HU IOH[LEOH 0HQVFK³ LQ GHU DPELYDOHQWHQ Ungewissheit der stetigen E[NOXVLRQVYHUPHLGXQJVVWUDWHJLH 'DEHLZLUGGDVÄ'ULIWHQ³GDVÄ]LHOORVH'DKLQWUHLEHQ³HEG ZlKUHQGXQGEHLGHU,Q NOXVLRQVVXFKH ]X HLQHP DQVWUHQJHQGHQ 0DUW\ULXm, welches sinnstiftende Identität erschwert XQGVWDELOH%H]LHKXQJHQ]XU)DPLOLHXQG]X)UHXQGHn fast unmöglich macht, sofern sich die 0HQVFKHQGDUDXIHLQODVVHQ Wir sind scheinbar durch unseren selbsterzeugten)RUWVFKULWWEHGURKWund blind gegenüber den QHJDWLYHQ)ROJHQGLHVLFKDXIXQVHUH/HEHQVund Beziehungsqualität, als auch auf die Welt DXIGHUZLUZRKQHQDXVZLUNHQ9LHO]XVFKQHOOYHUJHVVHQZLUYHUKHHUHQGH1DWXUNDWDVWURSKHQ und die Endlichkeit unserer Energieressourcen, die bisweilen unreflektiert dem ökonomischen 7UHLEHQ DXVJHOLHIHUW VLQG $lles was wir tun, hat Auswirkungen auf uns und unsere soziale :HOW$XVGLHVHP9HUVWlQGQLVKHUDXVLVW6R]Lale Arbeit eigentlich QXUYRP6WDQGSXQNWHLQHV |NRVR]LDOHQ 3DUDGLJPDV YJO :HQGW YHUVWHK XQG XPVHW]EDU *HUDGH ZHLO VLH ÄHLQ 6\PSWRPGHU.ULVHGHU0RGHUQH³.OHYH LVWXQG]XP6\VWHPHUKDOWGHUQHROLEHUD len Ökonomie beiträgt und diese ZHLWHUHQWZLFNHOW6Fhließlich handeln wiUDOVSURIHVVLRQHOOH HelferInnen im Auftrag des Staates, um auf soziale Probleme und soziale Ungleichheiten zu
2
reagieren. Damit balancieren wir gemeinsam mit unseren angesprochenen Partnern2 auf einem ÄVR]LDOHQ 'UDKWVHLO³ RKQH 1HW] XQG GRSSHOWHQ %RGHQ XQG ODXIHQ *HIDKU GDV *OHLFKJHZLFKW ]ZLVFKHQgNRQRPLH6R]LDOHPXQGgNRORJLVFKHPDXVGHQ$XJHQ]XYHUOLHUHQ 'LH6R]LDOH$UEHLWEHILQGHWVLFKYRUGLHVHU+LQWHUJUXQGIROLHLQHLQHUUHYROXWLRQlUHQ3KDVHXQG LVWJH]ZXQJHQPLW|NRQRPLVFKHQXQGOHJLWLPDWRULVFKHQ3UREOHPHQXP]XJHKHQ'LH6WDDWVIL QDQ]HQ XQG GLH NRPPXQDOHQ +DXVKDOWHQ VLQG H[WUHP DQJHVSDQQW .RQVROLGLHUXQJVSKDVHQ VLQGXQXPJlQJOLFKXQGKDEHQEHUHLWVVWDWWJHIXQGHQ=DKOUHLFKHIUHLH7UlJHUGHU-XJHQGKLOIH PXVVWHQHUIDKUHQZDVHVKHLWYRQGHUÄ,QVHO³GHUREMHNWLYHQ-XJHQGKLOIHOHLVWXQJHQÄYHUWULH EHQ³]XZHUGHQ(LQLJHVLQGEHLGHUÄ)OXWZHOOHGHV6SDUHQV³LQ]ZLVFKHQXQWHUJHJDQJHQXQG NRQQWHQEHLVSLHOVZHLVHLKUH$QJHERWHLP%HUHLFKGHURIIHQHQ.LQGHUXQG-XJHQGDUEHLWYJO 6*%9,,, QLFKWPHKUDXIUHFKWHUKDOWHQ 'HU JHJHQZlUWLJH 7UHQG LVW OHLFKW HUNHQQEDU 'LH VR]LDOVWDDWOLFKHQ /HLVWXQJHQ ZHUGHQ YHU PXWOLFKDXFKLQGHQQlFKVWHQ-DKUHQDXIHLQ|NRQRPLVFKHV0LQLPXPUHGX]LHUWZHUGHQ/H GLJOLFK GLH SIOLFKWLJHQ HLQNODJEDUHQ VXEMHNWLYHQ 5HFKWVDQVSUFKH ZHUGHQ DOV QRWZHQGLJH /HLVWXQJHQÄ%HVWDQGVVFKXW]³HUKDOWHQ$PEXODQWYRUVWDWLRQlUKHLWGLHGDEHLJHQXW]WH%XG JHWLHUXQJVGHYLVHGLHDOOHUGLQJVQLFKWXQEHGLQJWGLH.ULWHULHQGHU*HHLJQHWKHLWXQG1RWZHQ GLJNHLW YRQ +LOIHQ ]XU (U]LHKXQJ YJO $EV 6*% 9,,, EHUFNVLFKWLJW $PEXODQWH IOH[LEOH XQG LQWHJULHUWH (U]LHKXQJVKLOIHQ ± Ä+LOIHQ DXV HLQHU +DQG³ VLQG ÄXS WR GDWH³ YJO /DQGVFKDIWVYHUEDQG:HVWIDOHQ/LSSH±/DQGHVMXJHQGDPW>+UVJ@ =XJOHLFKKDEHQNRV WHQLQWHQVLYHVWDWLRQlUH +LOIHVHWWLQJVEHLGHQ-XJHQGlPWHUQDQ$WWUDNWLYLWlWYHUORUHQ(IIHNWL YLWlWXQG(IIL]LHQ]VLQGEHLGLHVHU(QWZLFNOXQJGLH=DXEHUZ|UWHUHLQHUTXDOLWDWLYJHIRUGHUWHQ 6R]LDOHQ$UEHLWGLHDXVGHP8QP|JOLFKHQGDV0|JOLFKHPDFKWXQGZLUNVDPH'LHQVWOHLVWXQ JHQ EHL ZHQLJHU PDWHULHOOHQ =XZHQGXQJHQ JDUDQWLHUHQ VROO 'LH Ä1HXH 6WHXHUXQJ³ XQG GLH GDPLW YHUEXQGHQH NRQVHTXHQWH Ä.XQGHQ XQG 3URGXNWRULHQWLHUXQJ³ EHI|UGHUW RIIHQEDU GLHVH (QWZLFNOXQJYJO0HUFKHO6FKUDSSHU>+UVJ@ $XIGLHVH:HLVHVROOGDVÄ:XQGHUGHU%HWULHEVZLUWVFKDIW³PLWGHPKHOIHQGHQ*HVWXV6R]LD OHU $UEHLW YHUEXQGHQ ZHUGHQ -HGHQIDOOV VLQG GLH QHXHQ $QVSUFKH XQG $QIRUGHUXQJHQ DQ HLQH DGlTXDWH HIIL]LHQWH XQG HIIHNWLYH +LOIHJHVWDOWXQJ LQVEHVRQGHUH LQ GHU .LQGHU XQG -X JHQGKLOIHNDXP]XEHUK|UHQ,P.RDOLWLRQVYHUWUDJÄ*HPHLQVDPIU'HXWVFKODQG±PLW0XW XQG0HQVFKOLFKNHLW³± YRQ&'8&68XQG63'ZLUGGLHVHU7UHQGHEHQ IDOOVGHXWOLFKÄ-XJHQGKLOIHVROOWHVLFKDXFKXQWHU(IIL]LHQ]JHVLFKWVSXQNWHQHQWVSUHFKHQGZHL
2
8QWHU 3DUWQHU YHUVWHKH LFK GLH $GUHVVDWHQ 6R]LDOHU $UEHLW GLH RKQH LKUH &R3URGX]HQWHQVFKDIW GDV +LOIVEHPKHQGHU6R]LDODUEHLWHU,QQHQXQP|JOLFKPDFKHQ 3
terqualifizieren; dringend muss die Lücke im Bereich der Jugendhilfe-Wirkungsforschung JHVFKORVVHQZHUGHQ-XJHQGKLOIHPXVVLKUH(UIROJHDXFKPLWÄKDUWHQ)DNWHQ³EHZHLVNUlIWLJHU PDFKHQ³ 'LH6R]LDOH$UEHLWLQVJHVDPWGULIWHW]ZLVFKHQGHQ8QHLQGHXWLJNHLWHQXQG$PELYDOHQ]HQLK res professionellen, organisationellen und methodischen Auftrags, der wiederum sozial- und gesellschaftspolitisch konterkariert wird. Professionell zu helfen, ist QLFKWHLQIDFK(VLVWYRQ Widersprüchen und Paradoxien durchzogen, weil So]LDOH$UEHLWLQKlUHQWSRVWPRGHUQPRGHO liert ist und sich die helfenden Akteure nicht mehr auf allgemeingültige Werte und Normen EHUXIHQN|QQHQYJO.OHYH 6SlWHVWHQVVHLWGHU0HWKRGHQNULWLN± , die im Zusammenhang mit den StudentenEHZHJXQJHQDXINHLPWHLVWGLH8Q]XIULHGHQKHLWEHUGLHYHUIJEDUHQPHWKRGLVFKHQXQGNRQ ]HSWLRQHOOHQ$QVlW]H6R]LDOHU$UEHLWGHXWOLFKDie Auseinandersetzung um die professionelle :HLWHUHQWZLFNOXQJ6R]LDOHU$UEHLWLVWDQVLFKDOVRQLFKWVXQJHZ|KQOLFKHs, allerdings ist aufJUXQGYRQVR]LDOSROLWLVFKHQXQGUHFKWOLFKHQ.RQWH[WlQGHUXQJHQHLQHYHUVFKlUIWH|NRQRPLVFK UHOHYDQWH $N]HQWXLHUXQJ DXVILQGLJ ]X PDFKHQ(V ILQGHW JDU ÄHLQH gNRQRPLVLHUXQJ VR]LDOHU 4XDOLWlW³6SHFN VWDWWZHLO6R]LDOH$UEHLW]XYLHONRVWHWXQGGLH$XVJDEHQGDIUQLFKW PHKU LQV XIHUORVH DXVJHGHKQW ZHUGHQ N|QQHQ Ä%HVW SUDFWLFH³ VROO DQJHsichts leerer Haushaltskassen und eines Sozialstaates, der sich mittlerweile als aktiYLHUHQG XQG HUP|JOLFKHQG GLVSRQLHUWKDWDXFKXQWHU]XJHVSLW]WHQ|NRQRPLVFKHQ5DKPHQEHGLQJXQJHQP|JOLFKZHUGHQ
Daher sind Sozialraumorientierung und Sozialraum3 LQ GHQ ]XUFNOLHJHQGHQ -DKUHQ ]X EH GHXWHQGHQ 6FKODJZ|UWHUQ HLQHU SURJUDPPDWLVFKHQ Ä1HXDXVULFKWXQJ³ 6R]LDOHU $UEHLW JHZRU den. =HQWUDOHU$XVJDQJVSXQNW6R]LDOHU$UEHLWLVWGDEHLGHU6R]LDOUDXPGHUDOV+DQGOXQJVUDXPGHU 0HQVFKHQJHVHKHQZLUG'XUFKLKU$NWLYZHUGHQVRUJHQVLHTXDVLVHOEVWIUHLQH7UDQVIRUPD tion hin zu einem gerechteren und chancengleicheren Entwicklungsraum. Der Grundgedanke der Sozialraumorientierung ist emanzipatorisch ausgerichtet und wendet sich gegen den Expertenstatus der professionellen Akteure. Sozialraumorientierte Soziale ArEHLW]LHOWLKUHP$QVSUXFKQDFKDXIÄGLH9HUlQGHUXQJVR]LDOHU 5lXPHXQGQLFKWDXISV\FKLVFKH6WUXNWXUHQYRQ0HQVFKHQ³+LQWH ,Q$QOHKQXQJ DQ GLH .RQ]HSWLRQ /HEHQVZHOWRULHQWLHUWHU 6R]LDOHU$UEHLWILQGHQZLUlKQOLFKH0D[LPHQGLH X D HLQH ÄQHXH .ROOHJLDOLWlW ]ZLVFKHQ 3URIessionellen und NichtprofeVVLRQHOOHQ³ 7KLHUVFK 3
4
Sozialraum und sozialer Raum werdHQDOVV\QRQ\PH%HJULIIHJHEUDXFKW
IRUGHUWXQG(LQPLVFKXQJÄDOVRIIHQVLYH1Rtwendigkeit eines kräftigen Überschreitens der eigenen Grenzen³HEG SURSDJLHUW 'LH.RDOLWLRQYRQ6R]LDOUDXPXQG6R]LDOHU$UEHLWLVWDOOHUGLQJVQLFKWYRQXQJHIlKUHQWVWDQ GHQ 6LH HQWVSULFKW YLHOPHKU WUDGLWLRQHOOHQ (QWZLFNOXQJVOLQLHQ LP IDFKOLFKHQ 'LVNXUV 'LH 3ULQ]LSLHQGHU6R]LDOUDXPRULHQWLHUXQJIUGLH.LQGHUXQG-XJHQGKLOIHVWHKHQQlPOLFKLQGHU 7UDGLWLRQ GHU *HPHLQZHVHQDUEHLW XQG 6WDGWWHLOEH]RJHQHU 6R]LDOHU $UEHLW YJO +LQWH XQG E 'HU NRQ]HSWLRQHOOH +DQGOXQJVDQVDW] LVW QLFKW XQJHZ|KQOLFK RGHU EHVRQGHUV LQQRYDWLY )U GLH NRPPXQDOH 6R]LDODUEHLW -XJHQGDPW ZXUGHQ EHUHLWV $QIDQJ GHU HU -DKUHZHVHQWOLFKH/HLWOLQLHQIUGHQVR]LDOHQ5DXPDOV6WUXNWXUSULQ]LSEHVFKULHEHQYJO%UO OH0DUVFKDOO 'LH ,GHH GHU 6R]LDOUDXPRULHQWLHUXQJ NDP DOOHUGLQJV VR VFKLHQW HV ]XU UHFKWHQ =HLW 6LH NRQQWHVLFKPLWGHQ)RUGHUXQJHQGHV$FKWHQ-XJHQGEHULFKWHV%0-))*>+UVJ@ 'H ]HQWUDOLVLHUXQJ5HJLRQDOLVLHUXQJ 3DUWL]LSDWLRQ .RRSHUDWLRQ 3UlYHQtion - insbesondere in GHU.LQGHUXQG-XJHQGKLOIHPLWGHUHLQSUlJVDPHQVWUDWHJLVFKHQ)RUPHOYRPÄ)DOO]XP)HOG³ +LQWH HWDEOLHUHQ 'LH )|UGHUXQJ GHU 6HOEVWKLOIHSRWHQ]LDOH GHU $GUHVVDWHQ 6R]LDOHU $UEHLW Ä+LOIH ]XU 6HOEVW KLOIH³ GHU:LOOHGLH:QVFKHXQG%HGUIQLVVHGHU0HQVFKHQYJO6*%9,,, VWHKHQLP 0LWWHOSXQNWGHU6R]LDOUDXPRULHQWLHUXQJIUGHQ%HUHLFKGHUDPEXODQWHQ HU]LHKHULVFKHQ+LO IHQ II 6*% 9,, )UHLH XQG |IIHQWOLFKH 7UlJHU GHU -XJHQGKLOIH VROOHQ VWlUNHU ]XVDP PHQDUEHLWHQ XQG VLFK YHUQHW]HQ 'LH :HQGXQJ YRQ GHU 'HIL]LW ]XU 5HVVRXUFHQRULHQWLHUXQJ VROOGLHÄ$NWLYLHUXQJ³YRQSRWHQ]LHOOHQQLFKWSURIHVVLRQHOOHQ+HOIHUQLP6R]LDOUDXPHUP|J OLFKHQ 'LH 3URIHVVLRQ HUKRIIW VLFK YRQ GLHVHP EHZXVVWHQ )HOGEH]XJ GDV $XIILQGHQ YRQ Ä6FKDW]WUXKHQ GHV 6WDGWWHLOV³ %XGGH)UFKWHO D XQG GLH (QWGHFNXQJ YRQ ELVKHU YHUJHVVHQHQ8QWHUVWW]XQJVSRWHQ]LDOHQLPVR]LDOHQ5DXP4 ,PSOHPHQWLHUXQJHQLQGHU3UD[LV)UDQNIXUW2GHU&HOOH%RUNHQ6LHJHQ0QFKHQ%HUOLQ YHUGHXWOLFKHQ GHQ JHJHQZlUWLJHQ 6WHOOHQZHUW GHU 6R]LDOUDXPRULHQWLHUXQJ 6R]LDOUDXPRULHQ WLHUWH$QVlW]HZXUGHQMHGRFKQLFKWDOOHLQZHJHQHLQHUEHU]HXJHQGHQXQGQLFKWXQYHUWUDXWHQ 3URJUDPPDWLN JHVFKlW]W VRQGHUQ YRU DOOHP ZHJHQ GHU HUKRIIWHQ (LQVSDUHIIHNWH 'HU ]XQHK PHQGH.RVWHQGUXFNLP%HUHLFKGHU+LOIHQ]XU(U]LHKXQJXQGGLHÄ1RWZHQGLJNHLWYRQ'LDORJ XQG.RRSHUDWLRQKDWPLWWOHUZHLOH]XHLQHPUHJHOUHFKWHQ%RRPVR]LDOUlXPOLFKHU.RQ]HSWHLQ GHUVR]LDOHQ$UEHLWJHIKUW³/LWJHV
4
,QVEHVRQGHUHLP.RQWH[WGHUIDOOXQVSH]LILVFKHQ$UEHLWVROOHQGLH6FKDW]WUXKHQGHV6WDGWWHLOVQXQYHU VWlUNWJH|IIQHWZHUGHQYJOKLHU]XDXFK%XGGH)UFKWHOIIXQGD 5
Darüber hinaus reagiert der Wohlfahrtsstaat zunehmend auf den steigenden Globalisierungsdruck, indem versucht wird, eiQHQ ÄDNWLYLHUHQGHQ 6R]LDOVWDDW³ zu etablieren, welcher auf Ä:RUNIDUH³XQGQLFKWPHKUDXIÄ:HOIDUH³VHW]t. Die Herausforderung dem demographischen :DQGHOGHU0DVVHQDUEHLWVORVLJNHLWXQGGHU6Waatsverschuldung mit weit reichenden und sozialgerechten Reformen entgegenzutreten, ist für den traditionell fordistisch-keynesianischen 6R]LDOVWDDWDOOHLQHQLFKWPHKU]XEHZlOWLJHQXQG]XOHLVWHQ'LH0HQVFKHQVROOHQVHOEVWGD]X beitragen, die Gesellschaft zusammenzuhalteQ XP GLH 6FKDWWHQVHLWHQ HLQHU LP ZDFKVHQGHQ Maße grenzenlosen Kapitalverwertung und eines globalisierten Marktes, wie sie sich in den letzten Jahrzehnten nach dem ZusammenbrucK GHU 6RZMHWXQLRQ XQG GDPLW GHV *HJHQVDW]HV zweier Weltblöcke und im Zuge neoliberaler WiUWVFKDIWVSROLWLN HUJHEHQ KDEHQ HUWUlJOLFKHU ZHUGHQ]XODVVHQ1LFKWPHKUGHU6WDDWZLUGvor allem in der Verantwortung für den Erhalt der sozialen Gerechtigkeit und für den Ausgleich zwischen ÖNRQRPLHXQG6R]LDOHPJHVHKHQ sondern die Menschen selbst inLKUHQ/HEHQVYHUKlOWQLVVHQLKUHQVR]LDOHQ5lXPHQVROOHQGD für sorgen (vgl. Bericht der Enquete-KommiVVLRQ Ä=XNXQIW GHV %UJHUVFhaftlichen EngagePHQWV³ 6RJDUVSH]LHOONRQ]LSLHUWH:Hrbekampagnen fordern nun die Bürgerinnen und Bürger dazu auf, sich einzubringen und sich für die Gesellschaft zu engagieren (vgl. KWWSZZZGXELVWGHXWVFKODQGGH 'LH6R]LDOH$UEHLWKDWVLFKDXIGLHVHQ7UHQGHLQJHVWHOOWXQGDQWZRUWHWPLWLKUHPVR]LDOUlXPOL FKHQ 3URJUDPP XQG 0HWKRGHQ.RQ]HSW Ä'DV 3ULQ]LS 6R]LDOUDXPRULHQWLHUXQJ ZLUG VHLW (QGHGHUQHXQ]LJHU-DKUHYHUVWlUNWLQHLQHUVSH]LILVFKHQ9DULDQWHGLVNXWLHUWDOVVR]LDOSROLWL VFKH3UlYHQWLRQVVWUDWHJLH³.HVVO Das BundesmodellprogrDPPÄ(QWZLFNOXQJXQG &KDQFHQMXQJHU0HQVFKHQLQVR]LDOHQ%UHQQSXQNWHQ³( & ULFKWHWVLFKDQGLH*HELHWHGHV %XQG/lQGHUSURJUDPPV Ä6R]LDOH 6WDGW³ XQGEHZLUNWÄHLQH9HUNQSIXQJYRQ6WlGWHEDXI|U GHUXQJXQGVR]LDOUlXPOLFKRULHQWLHUWHU-XJHQGKLOIH³KWWSZZZHXQGFGHVHLWHQLQIRFRQWB SURJUDPPKWPO 'DEHLZLUGDXIGLHErschließung von brachliegenden Ressourcen und Potenzialen gehofft. Kinder und Jugendliche sollen eine verbesserte, fördernde UmZHOW HUOHEHQ GUIHQ GLH LQ GHU 7UDGLWLRQ GHU ÄgNRORJLH PHQVFKOLFKHU (QWZLFNOXQJ³ YJO %URQIHQEUHQQHU XQG VWHKHQ N|QQWH ZHQQ der soziale Raum nicht erst zum Fall ZHUGHQPVVWHYJO.HVVOD 1LFKWYRQXQJHIlKUZHUGHQDOOHUGLQJVEH]JOLFKeiner solchen politischHQ6R]LDONDSLWDOHXSKR rie und einer begeisterten Herausstellung der RoOOHXQGGHV6WHOOHQZHUWVORNDOHU*HPHLQVFKDI WHQ DOV *DUDQWHQ IU HLQ GHPRNUDWLVFKHV =XVDPPHQOHEHQ LQ VR]LDOHQ 5lXPHQ DXFK EHUHLWV HUVWHNULWLVFKH(LQZlQGHHUKREHQYJO.HVVO2WWR>+UVJ@
6
Sozialraumorientierte Soziale Arbeit als RahmHQ IU HLQ ³$QGHUVGHQNHQ³ ÄZXUGH ]XQlFKVW DOV SURIHVVLRQHOOH $QIRUGHUXQJ SURILOLHUW GDQQ DOV 4XDOLWlWVPDUNHU EHUK|KW XP GDQDFK DOV |IIHQWOLFKNHLWVZLUNVDPH)ROLHDXVJHGQQWXQGOHW]WOLFKWHFKQRNUDWLVFK]XHLQHP3ODQXQJVSD UDPHWHU JHPDFKW ]X ZHUGHQ³ /DQJKDQN\X D )DNWLVFK GUHKHQ VLFK GLH PHLVWHQ 'LVNXVVLRQHQLQGHU3UD[LVLP*UXQGHQXUQRFKXPGLHWULFNUHLFKH9HUZDOWXQJGHUXPVWULWWH QHQ6R]LDOUDXPEXGJHWVXQGXPGLHUHFKWOLFKH0DFKEDUNHLWHLQHUSULQ]LSLHOOHQ6R]LDOUDXPRUL HQWLHUXQJ YJO 0HUWHQ >+UVJ@ 0QGHU 6R]LDOSlGDJRJLVFKHV ,QVWLWXW LP 626 .LQGHUGRUIH9>+UVJ@6R]LDO([WUD6WlKU 'LH=XNXQIWVZHJH6R]LDOHU$UEHLWVFKHLQHQJHHEQHW'DEHLZHUGHQLPDNWXHOOHQ'LVNXUV6R ]LDOHU $UEHLW ]ZHL (QWZLFNOXQJHQ IRUFLHUW GHUHQ 5LFKWXQJHQ IUHLOLFKQRFKY|OOLJRIIHQVLQG :LUEHZHJHQXQV]ZLVFKHQGHQ'HPDUNDWLRQHQHLQHUÄ1HR'LDJQRVWLN%HZHJXQJ³YJO:L GHUVSUFKH XQG GHQ SURJUDPPDWLVFKHQ +RIIQXQJHQ VR]LDOUlXPOLFKHU 6R]LDOHU $U EHLW %HLGH 7HQGHQ]HQ PVVHQ GHQ $QVSUFKHQ GHU JHJHQZlUWLJHQ Ä.ULVH GHV 6R]LDOVWDDWV³ XQWHU|NRQRPLVFKHQ*HVLFKWVSXQNWHQVWDQGKDOWHQXQGLKUH%HGHXWXQJIUGLHKLOIHEHUHFKWLJ WHQ%UJHUKHUDXVVWHOOHQ(VEOHLEWDE]XZDUWHQREVLFKGLHVR]LDOUDXPRULHQWLHUWH$XVULFKWXQJ 6R]LDOHU $UEHLW GXUFKVHW]HQ NDQQ ZHQQ VLH QLFKW GLH HUKRIIWHQ (LQVSDUXQJVHIIHNWH HU]LHOHQ NDQQ'LH1HR'LDJQRVWLNDOV:LHGHUEHOHEXQJHLQHVSURIHVVLRQHOOHQ([SHUWHQNRQ]HSWHVZDU WHWEHUHLWVLQGHQ6WDUWO|FKHUQ 6R JHVHKHQ ZLUG GHXWOLFK 'LH 2ULHQWLHUXQJ DP 6R]LDOUDXP LVW NRQ]HSWXHOO XQG PHWKRGLVFK DOOHVDQGHUHDOVÄVDWWHOIHVW³QLFKW]XOHW]WZHLOVLHVLFKYRQGHQKDXVKDOWVSROLWLVFKHQ=ZlQJHQ LP =XJH GHV $EEDXV YRQ 6R]LDOOHLVWXQJHQ KDW instrumentalisieren laVVHQ XQG ZHLO VLH LKUHQ WKHRUHWLVFKHQ5DKPHQQLFKWDXVUHLFKHQGUHIOHNWLHUWKDW,Q]ZLVFKHQZLUGLPPHURIIHQVLFKWOL FKHU GDVV GLH .RPSOH[LWlW GHV VR]LDOHQ 5DXPHV ELVKHU QXU DQVDW]ZHLVH HLQHU WKHRUHWLVFKHQ 5HIOH[LRQ XQWHU]RJHQ ZXUGH 9HU|IIHQWOLFKXQJHQ ZLH GDV Ä+DQGEXFK 6R]LDOUDXP³ .HVVOX D >+UVJ@ QlKHUQ VLFK ]ZDU GLVNXUVEHUJUHLIHQG GHP :RUWVLQQ GHV VR]LDOHQ 5DXPHV XQG ZHLVHQ GLH )DFK|IIHQWOLFKNHLW DXI HLQH VHQVLEOHUH 6R]LDOUDXPGLVNXVVLRQ KLQ XQG IRUGHUQ VRJDUDXIGHQÄ6R]LDOUDXPHLQPDOTXHU]XGHQNHQ³5HXWOLQJHU.HVVO0DXUHU EH PKHQVLFKDEHUQLFKWXPHLQHDXVUHLFKHQGHVR]LDODUEHLWVZLVVHQVFKDIWOLFKH.OlUXQJGHV6R]L DOUDXPNRQ]HSWV IU GLH 3URIHVVLRQ 6R]LDOHU $UEHLW -HGHQIDOOV JLOW 6R]LDOH $UEHLW WUHLEW GLH NULWLVFKH7KHRULHILQGXQJIULKUHQSURJUDPPDWLVFKHQ6R]LDOUDXPEH]XJQLFKWLQWHQVLYJHQXJ YRUDQYJO+LQWH6DQGHUPDQQ8UEDQ 6RLVWHVQLFKWYHUZXQGHUOLFKGDVV PDQQXUDOO]XRIWDXIHLQHÄYHUEOHQGHWH³(LQVFKlW]XQJGHU]XHUREHUQGHQ5HVVRXUFHQVFKlW]H LPVR]LDOHQ5DXPVW|W=ZDUILQGHWPDQGLHVEH]JOLFKHUVWH(LQZlQGHYJO5DHW]+HLQLVFK 7
2005), das Feld wurde jedoch von den Befürwortern der Sozialraumorientierung gewissermaßen ohne eine solide Bodenuntersuchung bestellt. Die positiven Einflussvariablen auf den und im Sozialraum werden weiter mystifiziert, während die negativen zumeist ausgeblendet werden. Dabei wird das Verständnis der Sozialraumorientierung in der Sozialen Arbeit mit euphorischen Hoffnungsperspektiven aufgeladen. Die gängige Verwendung des Konzepts des soziDOHQ 5DXPHV GDV ÄHEHQVR LQIODWLRQlU ZLH unklar und unscharf und völlig XQHLQKHLWOLFK LVW³ 6FKLSPDnn 2002, 133), verdeutlicht, dass der Begriff zu einer beliebigen Trendmetapher geworden ist. Die ungeklärte Wortschöpfung des Sozialraumes wird gleichgesetzt mit der Lebenswelt, mit dem Stadtteil, dem Quartier, 3ODW]6WUDHQ]XJXQG3DUNRGHUPLWGHPÄ6WHXHUXQJVUDXP³GHU|UWOLFhen Administrationen. Mit dem Sozialraumbezug kann gleichfalls die Reorganisation und Regionalisierung der Jugendämter gemeint sein, bei der Bewohnerinnen und Bewohner einer bestimmten Region mehr oder weniger schematisch neu abgegrenzten Territorien, Verwaltungsbereichen zugeordnet werden, die darum auch charakteristischerweise gerne schlicht nur mit Buchstaben oder Zahlen bezeichnet werden. Die Menschen YHUVFKZLQGHQ LQ QHX JHVFKDIIHQHQ Ä5HJLR QHQ³ GLH PLW GHQ NRQNUHWHQ /HEHQVXPVWlQGHQ QLcht mehr viel zu tun haben. Kein Wunder, dass man sogar meint, es gäbe eigentlich so viele Sozialräume wie ,QGLYLGXHQ YJO +LQWH 2002, 540). Die Menschen als Entwickler ihrer Umwelt sowie das Gemeinwesen scheinen mit der Einführung eines solchen Sozialraumverständnisses verloren gegangen zu sein. Demgegenüber orientieren sich die Vertreter der Gemeinwesenarbeit beispielsweise am historisch und politisch verstandenen Gemeinwesen und an den regionalen Communities. Sie verfolgen einen Handlungsansatz, der sich an den Leitlinien einer ökologischen Sozialen Arbeit YJO:HQGW DXVULFKWHW,QGHU*HPHLndepsychologie wurde von sozialer Umwelt, von *HPHLQGH XQG YRQ &RPPXQLWLHV JHVSURFKHQ DQVWDWW YRQ 6R]LDOUlXPHQ YJO 6RPPHU(UQVW >+UVJ@ 0LFKDHO :LQNOHU HUKHEW LQ VHLQHU Ä7KHRULH GHU 6R]LDOSlGDJRJLN³ GHQ Ort und das Subjekt sogar zum grundlegenden Aktionsrahmen sozialpädagogischen Handelns, ZHOFKHVGDÄEHJLQQWZREHUOHJWZLUGZLHHLn Ort beschaffen sein muß, damit ein Subjekt als Subjekt an ihm leben und sich entwickeln kann, damit er auch als Lebensbedingung vom 6XEMHNWNRQWUROOLHUWZLUG³HEGI 'HPJHPlNDQQGHU0HQVFKDOVHLQVLFKHQWZLFNHOQ des Subjekt begriffen werden, welcher seinen Lebensort mitgestaltet und nicht nur als Objekt in der administrativen Sphäre des Sozialräumlichens verschwindet.
8
Mit einem administrativ verengten Begriff des Sozialraumes5 geht ein genauer Blick auf die konkreten gesellschaftlichen Verhältnisse verloren, die weitaus ungleicher und differenzierter sind als oft gesehen wird. Soziale Räume sind sozial nicht gleich. Das Soziale in ihnen muss allererst erworben, erkämpft und behauptet ZHUGHQÄ'LH(QWVWH KXQJGHV5DXPVLVWHLQVR]LDOHV3KlQRPHQXQGGDPLWQXUDXVGHQJHVHOOVFKDIWOLFKHQ(QWZLFN lungen heraus, das heißt auch als prozeßhaftes3KlQRPHQ]XEHJUHLIHQ5DXPZLUGNRQVWLWX iert als Synthese von sozialen Gütern, anderen Menschen und Orten in Vorstellungen, durch :DKUQHKPXQJHQ XQG (ULQQHUXQJHQ DEHU DXFK LP 6SDFLQJ GXUFK 3ODW]LHUXQJ %DXHQ 9HU PHVVHQ (UULFKWHQ MHQHU *WHU XQG 0HQVFKHQ DQ Orten in Relation zu anderen Gütern und 0HQVFKHQ³/|Z Menschen leben in Räumen. Sie bewegen sich durch Räume hindurch und nutzen diese auch als Rückzugsorte. Räume sind verschließbar, offen, vertraut und gefährlich. Die Individuen konstruieren ihre Räume. Sie tragen in ihnen 0DFKWXQG3RVLWLRQVNlPSIHDXVYJO%RXUGLHX XQG ZHUGHQ ]XJOHLFK YRQ LKQHQ EHHLQIOXVVW. Die Ausschreitungen in den städtischen ÄEDQOLHX[³LQ)UDQNUHLFKYHUGHXWOLFKHQGDVVsoziale Räume erdacht sind, erlebt werden und HVNDOLHUHQN|QQHQYJO:LHJHO Ä6R]LDO³EHGHXWHWDXVGLHVHP9HUVWlQGQLVKHUDXV6R zialräume für und mit den Menschen entwicklunJVI|UGHUQG]XJHVWDOWHn (vgl. Bronfenbrenner XQG XQGGHUJHVWDOWVRGLHEHUKPWH)RUPHOGDV9HUKDOWHQ9 GHV,QGLYLGXXPV DOV)XQNWLRQ9 )38 GHU3HUVRQ3 XQGGHU8PZHOW8 ]XYHUVWHKHQYJO/HZLQ Die vorliegende Arbeit ist der Versuch, die Vieldeutigkeit des sozialen Raumes kritisch zu erfassen und den Sozialraum als programmatisches Konzept theoretisch zu fundieren. In einem ersten Schritt wird in einer diskursanalytischeQ $QQlKHUXQJ GLH (QWZLFNOXQJ GHU 6R]LDOUDXPGLVNXVVLRQVNL]]LHUW.DSLWHO,, XPdaran anschließend das Konzept des sozialen 5DXPHVVHPDQWLVFK]XHUVFKOLHHQ.DSLWHO,,, . In Kapitel IV wende ich mich der zentralen )RUVFKXQJVDXIJDEHPHLQHU$UEHLW]XXQGHU|UWHUHDXVXQWHUVFKLHGOLFKHQ3HUVSHNWLYHQWKHRUH WLVFKH )XQGLHUXQJHQ IU HLn kritisches Sozialraumkonzept in GHU 6R]LDOHQ $UEHLW 'DUDQ DQ schließend ziehe ich in Kapitel V methodische Konsequenzen IUHLQH]XNQIWLJHVR]LDOUDXP orientierte Soziale Arbeit. 5
'HU %HJULII GHV VR]LDOHQ Ä5DXPHV³ LVW LP hEULJHQ ZLH HLQH KLVWRULVFK DQJHOHJWH 5HIOH[LRQ ]HLJHQ N|QQWHQLFKWXQEHODVWHWÄ9RONRKQH5DXP³ KLHEH]HLFKQHQGHUweise das viel gelesene Buch YRQ +DQV *ULPP GDV GLH UDVVLVWLVFKH ([SDQVLRQV XQG :HOWHUREHUXQJVSROLWLN YRQ 1D]L'HXWVFKODQG VWW]WH (LQH KLVWRULVFK NULWLVFKH 6HPDQWLN GHV GHXWVFKHQ Ä5DXPNRQ]HSWV³ ZlUH VLFKHUOLFK KLOIUHLFK ]XPDOZHGHULQDQGHUHQHXURSlLVFKHQ/lQGHUQQRFKLQGHQ86$HLQHYHUJOHLFKEDUHÄ5DXPGLVNXVVLRQ³ geführt wird. 9
Der von mir entwickelte Ansatz will ein Beitrag zu einer kritisch ökologisch ausgerichteten Sozialen Arbeit sein. Er stellt die sozialräumliche Verblendung Sozialer Arbeit in Frage und fordert selbstkritisch auf: Lassen Sie sich nicht verblenden!
10
II.
Zur Entwicklung der Sozialraumdiskussion - eine diskursanalytische Annäherung
Ä,FKZLOOPLFKHULQQHUQ DQGLH9HUJDQJHQKHLWXQGDQGLH=XNXQIW XQGLFKZLOOPLFKHULQQHUQ ZLHEDOGLFKYHUJHVVHQPX XQGLFKZLOOPLFKHULQQHUQ ZLHEDOGLFKYHUJHVVHQVHLQZHUGH³ (Erich Fried 1995, 18)
Um die Fachdiskussionen einer sozialraumorientierten Sozialen Arbeit zu erfassen, scheint es notwendig, sich dem lebhaften und facettenreichen Diskurs aus einer analytischen Perspektive anzunähern. In erster Linie geht es bei diesem Versuch nicht darum, Entwicklungslinien einer sozialraumorientierten Sozialen Arbeit so detailreich wie möglich nachzuzeichnen. Dies sollte Gegenstand einer anderen Arbeit sein. Vielmehr möchte ich einen unaufgeregten und reflektierten Überblick, auf eine von ihrem Verständnis her, innovative sozialraumorientierte Soziale Arbeit werfen, der viele Praktiker mit Skepsis begegnen. Schließlich hört man nichWVHOWHQÄ'DVPDFKHQZLUVFKRQDOOHV:DV ist daran so besonders neu? Sozialraumorientierung findet bei uns doch statt, wir benennen es QXUDQGHUV³ZHQQJOHLFKGHU*Uundgedanke in der Praxis Sozialer Arbeit zwischen Illusion und revolutionären Paradigmenwechsel rotiert und nur teilweise eine erfolgreiche Umsetzung gelungen ist (vgl. Hinte 2005a). Dennoch gehe ich von der These aus, dass Sozialraumorientierung etwas meint und fordert (vgl. Hinte 2001, 129), was nicht aus sich selbst heraus entstanden ist. Es existieren durchaus anschlussfähige Diskursstränge, die darauf hingeZLUNWKDEHQGDVVVLFKHLQHVR]LDOUDXPRULHQ tierte Soziale Arbeit etablieren konnte. Zusätzlich kann man allerdings davon ausgehen, dass vieles von dem, was sich im Zuge der Sozialraumdebatte als sensationelle Absicht darstellt, lediglich ein Rückgriff auf beZlKUWH +DQGOXQJV XQG $UEHLWVDQVlW]e Sozialer Arbeit ist, die sich mitunter nur schwer durchsetzen konntenXQGLP=XJHGHU(WDEOLHUXQJGHV:RKOIDKUWV staates an Attraktivität verloren haben oder schlichtweg in Vergessenheit geraten sind. :LUPVVHQDOVRQLFKWLPÄVHOEVWSURGX]LHUWHQ1HEHOKHUXPVWRFKHUQ³+LQWHD 'LH Entstehung der sozialraumorientierten Sozialen Arbeit kann durch die systemtheoretische 11
Reflexionsmethode, der BeobDFKWXQJ ]ZHLWHU 2UGQXQJ GXUFKVFKDXEDUHU ZHUGHQ Ä'LH GH konstruktive Beobachtungstheorie geht davon aus, dass jede Beobachtung, jede Erkenntnis, jede wissenschaftliche Aussage nur gemacht weUGHQ NDQQ LQ GHP HWZDV « YRUDXVJHVHW]W wird, was unbeobachtet und unbezeichnet bleiben muss, was von denjenigen, die beobachten, erkennen oder Aussagen treffen, selbst nicht hiQWHUIUDJWZHUGHQNDQQ'LHVHQLFKWEHREDFKWED ren Ausgangspunkte des Beobachtens oder Erkennens können als blinde Flecken bezeichnet ZHUGHQ³.OHYH Im Folgenden soll es also darum gehen, die YRUKDQGHQHQ 'LVNXUVJUHQ]HQ ]X EHUVFKUHLWHQ und die foucaultschen Ordnungsprin]LSLHQ GHV 'LVNXUVHV YJO )RXFDXOW ]X GXUFKTXH UHQ +LHUIU UHNRQVWUXLHUH LFK GLe Entstehungsgeschichte Sozialer Arbeit mit Blick auf die sozialräumlichen Aspekte, um gewissermaßen Ä/LFKWLQV'XQNOH³]XEULQJHQXQGGDUDXIKLQ zuwirken, dass die sozialraumorientierte Soziale Arbeit sich ihrer Traditionen nicht versteckt und sich diese immer wieder vor Augen hält. ImmeUKLQJHKWHVMDDXFKGDUXPGLH/RJLNHQ GHU $GPLQLVWUDWLRQHQ EHL GHU Ä8PVWHOOXQJ³ DXI 6R]LDOUDXPRULHQWLHUXQJ XQG GHU GDPLW YHU EXQGHQHQ5HVVRXUFHQEHUVFKlW]XQJHQGHVVR]LDOHQ5DXPHV]XEHUZLQGHQ±VFKOLFKWZHJGLH stattfindenden Instrumentalisierungsprozesse der Administrationen zu hinterfrDJHQ 'DUEHU KLQDXV ELHWHW GLH 5FNVFKDX DXI GLH *HQHVH 6R]LDOHU $UEHLW P|JOLFKHUZHLVH KLOIUHLFKH $Q NQSIXQJVSXQNWHXPGHUSDXVFKDOHQ9HUZHQGXQJGHVXQJHVFKW]WHQ/DEHOV6R]LDOUDXPRGHU Sozialraumorientierung entgegenzutreten und bisherige IrriWDWLRQHQXQG]XNQIWLJH)HKOLQWHU SUHWDWLRQHQ ]X YHUPHLGHQ Ä9LHOH $NWHXUH EHQXtzen den Begriff wie es ihnen gerade passt, und zwar häufig in tatsächlicher, oft aber nuULQJHVSLHOWHU8QNHQQWQLs der publizierten sowie HPSLULVFK YRUILQGEDUHQ 5HDOLWlW³ +LQWH D , so dass die sozialraumorientierte Soziale $UEHLW]XPÄ6SLHOEDOO³HLQHV'LVNXUVHVZLUGGHUEHUVLHKWGDVV es im wesentlichen um die 9HUlQGHUXQJ VR]LDOHU 5lXPH JHKW 'DPLW VLQG die hilfeberechtigten Menschen als auch die Fachkräfte Sozialer Arbeit aufgefordert, gemeLQVDPXQGLP'LDORJDXIVR]LDOH8QJOHLFKKHLWHQ hinzuweisen und diese gegebenenfalls zu skaQGDOLVLHUHQXPHLQHQWVSUHFKHQGHV3UREOHPEH ZXVVWVHLQLQGHU*HVHOOVFKDIW]XLQLWLLHUHQÄ:enn wir jedoch die Tatsache betrachten, die der %HJULII>*HVHOOVFKDIWDOVDXFK6R]LDOUDXP.B.] beschreibt, anstatt unsere Aufmerksamkeit auf die logischen Merkmale zu richten, die ihm beigelegt werden, so stoßen wir nicht auf eine (LQKHLWVRQGHUQDXIHLQH9LHOKHLWYRQ*HVHOOVFKDIWHQ>XQGVR]LDOHQ5lXPHQ.%@JXWHQXQG E|VHQ³'HZH\ 'LH*HVHOOVFKDIWJHQDXVo wie der soziale Raum ist nämlich keine homogene Einheit. 'HP]XIROJHNDQQGLHVR]LDOUDXPRULHQWLHUWH6R]Lale Arbeit als ein straWHJLVFKHV.RQ]HSWEHJ riffen werden, welches darauf setzt, dass die Menschen sich demokratisch beteiligen und sich DOVHPDQ]LSLHUWH%UJHUGHV6Waates begreifen, deren 6WLPPHIUHLQHOHEHQGLJH'HPRNUDWLH 12
kultur unabdingbar ist. Eine sozialraumorientierte Soziale Arbeit sollte also ihre bürokratischen und eingespielten Hilferepertoires überdenken, das Partizipationsbedürfnis der ihr obliegenden Partner fördern und unterstützen, um dadurch zu einer reflexiv-dynamischen Handlungspraxis zu gelangen, die Herrschafts- und Machtkonstellationen als fluide Situationensauschnitte des Hilfeprozesses fortwährend auflöst und den Sozialstaat zur solidarischen Verantwortung herausfordert. Eine demokratische Gesellschaft ist substantiell und wegweisend für ein tolerantes Miteinander bei allen Gegensätzlichkeiten, die der SozialraXPLQVLFKÄYHUVWHFNW³ZHQQVLFKGLHVR]L alraumorientierte Soziale Arbeit John Deweys (ebd., 121) demokratischen Ideal verpflichtet IKOWÄ'LH'HPRNUDWLHLVWPHKUDOVHLQH5HJLHUXngsform; sie ist in erster Linie eine Form des Zusammenlebens, der gemeinsamen und miteinaQGHUJHWHLOWHQ(UIDKUXQJHQ« (LQH*HVHOO schaft, für die eine Spaltung in getrennte Schichten verhängnisvoll werden würde, muß offenbar darauf bedacht sein, daß die geistigen Möglichkeiten allen gleichmäßig und leicht zugängOLFK EOHLEHQ³ 'DKHU QHKPHQ PHLQH $XVIKUXQgen dort ihren Ausgang, wo sich Armut und Elend als erste wesentliche Problematik der aufkommenden Moderne herauskristallisieren und zu einer Herausforderung einer Gesellschaft werden, die in Klassen gegliedert ist und die erst nach geraumer Zeit versteht, dass die Postulate Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit für eine solidarische Gesellschaft stehen können, welche erkannt haW GDVV ÄGLH 0LQGHUKHL tenprobleme in Wirklichkeit Probleme der MeKUKHLWVLQG³/HZLQ XQGGLH0HKU heitsprobleme die der Minderheit.
13
1.
Intermediäre Organisationen: ein historischer Markierungspunkt >>sozialräumlicher<< Sozialer Arbeit
Ä'LHPHQVFKOLFKH*HVHOOVFKDIWJOHLFKWHLQHP*HZ|OEHGDV]XVDPPHQVWU]HQPWH ZHQQVLFKQLFKWGLHHLQ]HOQHQ6WHLQHJHJHQVHLWLJVWW]HQZUGHQ³ (Lucius Annaeus Seneca)
Die Soziale Arbeit, so wie wir sie heute kennen, hat eine Entstehungsgeschichte, die sich mit Rückblick auf die historischen Entwicklungen des menschlichen Zusammenlebens erschließen lässt. Insbesondere die ersten Anzeichen einer Gesellschaft, die auf das Kapital und dessen Verwertung setzt, sind Wegweiser für das caritative Bemühen, sich um Besitzlose, Bettler und Arme zu bemühen. Im Zuge der Kreuzzugsbewegungen erfolgt eine allmähliche Ablösung der Natural- durch die Geldwirtschaft, welche sich daraufhin auf ganz Europa erstreckt. Dieser Systemwechsel bleibt nicht ohne Folgen und ist ein wesentlicher Vorbote des Kapitalismus (vgl. Kinder/Hilgemann 1998, 215). Nicht die Herkunft oder der Stand sind nunmehr entscheidend, sondern Profitdenken und das Geschick, erfolgreich Handel zu betreiben, rücken in den Vordergrund. Die alte Zunft- und Ständeordnung sowie der Feudalismus des Mittelalters erscheinen als überholt. Ein gesteigertes Kapitalverwertungsinteresse des Einzelnen überlagert die auf Eigenversorgung und feudale Wechselseitigkeit bedachte Lebensordnung. Mithin kann man von einer stratifikatorisch differenzierten Gesellschaft sprechen, die sich im Übergangsstadium zur kapitalistischen Gesellschaft befindet (vgl. Kleve 2000, 75ff). Ä'LH9HUODJHUXQJGHUgNRQRPLH außer Haus hat [nach und nach; K.B.] traditionelle Lebenszusammenhänge zerrissen und eine im Miteinander abgestimmte Lebenstüchtigkeit EHHLQWUlFKWLJW³:HQGW VRGDVVHV notwendig wurde, kompensatorische Hilfesysteme zu etablieren.
Im Mittealter verstand man unter Armut noch einen gottgewollten Zustand, welcher denjenigen Anlass zur sozialen Hilfe bot, die dazu in der Lage waren (Kirche und Oberschicht). Hilfe wurde vordergründig zur Erlangung des eigenen Seelenheils geleistet. Darüber hinaus wollte man die besitzlosen Menschen in den gesellschaftlichen Arbeitsprozess einbeziehen und dem Betteltum Einhalt gebieten. Jedoch waren die vorwiegend kirchlichen Einrichtungen zuneh15
mend überfordert, die hilfsbedürftigen Menschen ausreichend zu versorgen, so dass erste Reformen zur Armenversorgung notwendig wurdeQ Ä'LH $XVHLQDQGHUHQWZLFNOXQJ YRQ 6WDGW und Land nötigte insbesondere die städtischen Zentren, wohin die MittHOORVHQDXIGHU6XFKH nach Arbeit zogen, zur Regulierung des Armenwesens. Wirtschaftliche und politische Ordnungserfordernisse brachten im 16. Jahrhundert in Venedig (1528/1529), Ypern (1525), Lyon (Aumône générale, 1531) und anderen europäischHQ6WlGWHQHUVWH6\VWeme der ArmenversorJXQJ]XZHJHGLHQLFKWPHKUYRQNLUFKOLFK±UHOLJL|VHUhEXQJDXVJLQJHQ« ³:HQGW 'DGXUFKZXUGHGDV$UPHQZHVHQZHJZHLVHQGinstitutionalisiert und LQGLH/RJLNHQHLQHV DEVROXWLVWLVFKHQ 6WDDWHV YHUZLFNHOW GHU DOV 6RXYHUlQ LP 9HUVWlQGQLV YRQ 7KRPDV +REEHV Ä/HYLDWKDQ³ HLQHVLFKHUQGH2UGQXQJVIXQNWLRQIUGDV*HPHLQwesen einnahm, um der wirtVFKDIWOLFKHQ (QWZLFNOXQg eine stabilen Rahmen zu bieteQ Ä'D LP 1DWXU]XVWDQG HLQ HJRLVWL scher >>Krieg aller gegen alle<< herrscht, werden die MenschHQ DXV 6HOEVWHUKDOWXQJ ]X HL QHP 9HUWUDJ JH]ZXQJHQ LQ GHP VLH LKUH 1DWXrrechte unwiderruflich GHP 6WDDW EHUWUDJHQ GHVVHQ +HUUVFKDIW GDPLW EHU DOOH 8QWHUWDQHQ DEVROXW XQWHLOEDU XQDXIO|VOLFK ZLUG « ³ .LQGHU+LOJHPDQQ Im Zuge des 17. und 18. Jahrhundert setzte man DXI+DQGOXQJVPRGHOOHGLHGDUDXIDE]LHOWHQ $UPHIUGLHgNRQRPLH]XGLV]LSOLQLHUHQ(Uziehung zur Arbeit war die Antwort auf die zuQHKPHQGH9HUDUPXQJEHVWLPPWHU%HY|ONHUXQJVWHLOH6FKOLHOLFKZDUPDQGDYRQEHU]HXJW GDVVGLH0HQVFKHQVHOEVW6FKXOGDQLKUHPHOHQGHQ6FKLFNVDOWUXJHQ'LHMHQLJHQGLHGHPZLUW VFKDIWOLFKHQ7UHLEHQQLFKWJHZDFKVHQZDUHQXQG sich nicht mehr veUVRUJHQNRQQWHQHQWVSUD FKHQQLFKWGHQUDWLRQDOHQ.ULWHULHQGHU1W]OLFKNHLW'HU6WDDWZDUDQEUDXFKEDUHQ8QWHUWDQHQ LQWHUHVVLHUWZHOFKHGHP)LVNXV dienlich sein sollten. 'HU.DSLWDOLVPXVXQGGHUPHQVFKOLFKH)RUWVFKULtt, welcher sich durch HLQHSURGXNWLYHUH1XW zung landwirtschaftlicher Erzeugnisse abzeichnete, wurden zu diHVHU =HLW QLFKW DOV 8UVDFKH für Verarmungstendenzen innerhDOEGHU%HY|ONHUXQJJHVHKHQ9Lelmehr ging es bei der ArPXWVYHUPHLGXQJXPGLH(QWODVWXQJGHU6WDDWVILQDQ]HQ$XVGUXFNGHVVHQZDUEHLVSLHOVZHLVH die Einführung der englischen Armengesetzgebung (Act for the Relief oft the Poor, 1601). 'LH $UPHQYHUVRUJXQJ VROOWH IRUWDQ YRU 2UW HUIROJHQ MHGRFK QLFKW GXUFK GLH 9HUWHLOXQJ YRQ $OPRVHQVRQGHUQGDGXUFKGDVVPDQGLH0HQVFKHQDUEHLWHQOLHVHWWLQJWKHSRRURQZRUN (vgl. Wendt 1995, 14). Man unterteilte die Menschen in arbeitsfähige und arbeitsunfähige $UPH/HGLJOLFK.UDQNHXQG*HEUHFKOLFKHHUKLHOWHQGLUHNWH9Hrsorgungsleistungen. 'LHVHU 5HIRUPDQVDW] EUHLWHWH VLFK LQ (XURSD aus, so dass vielerorts die unterschiedlichsten $UEHLWVKlXVHU HQWVWDQGHQ Ä$OOH GLHVH $QVWDOWHQ KDWWHQ HLQH |NRQRPLVFKSROLWLVFKH %HVWLP PXQJ XQG GXUFKDXV NHLQH VR]LDOH³ HEG 6FKOLHOLFK ZDU GHU 6WDDW DQ GHU $UEHLWVNUDIW 16
des E inzelnen interessiert.nI sofern wollte
anmden A remn im tZ cht u u nd O rdnu ng die rAtum
ÄDXVWUHLEHQ³ 'LH )UVRUJH EHVFKUlQNWH VLFK OHdiglich darau f, die gep einigten M enschen als :LUWVFKDIWVVXEMHNWH]XVFKXOHQXQGVLH]XPÄ)XQNWLRQLHUHQ³]XEHIlKLJHQÄ+LOIH]XU6HOEVW KLOIH³ GXUFK 3lGDJRJLVLHUXQJ KLQ ]X HLQHP OHLVWXQJVIlKLJHQ +RPR 2HFRQRPLFXV GHU VLFK VHOEVWYRQGHU$UPXWEHIUHLWZDUGHU+DXSWJHGDQNHHLQHUVROFKHQ$UPXWVEHNlPSIXQJ ,P=HLWDOWHUGHV5DWLRQDOLVPXVXQGGHU$XINOlUXQJHUKRIIWHPDQVLFKQRFKPHKU(UIROJHYRQ HLQHU 3lGDJRJLN GLH QXQ DOOH 0HQVFKHQ HUUHLFKHQ ZROOWH (V ÄLVW GLH KRKH =HLW GHU (U]LH KXQJVSURMHNWHYRQ&RPHQLXV'LGDFWLFD0DJQD ELV3HVWDOR]]L³HEG 'HU XQDXIKDOWVDPH LQGXVWULHOOH )RUWVFKULWW ZLUG GDEHL ]XQHKPHQG DOV %HGURKXQJ IU GHQ 0HQVFKHQ EHJULIIHQ GHP QLFKW PLW HLQHU HLQVHLWLJHQ 3lGDJRJLN EHJHJQHW ZHUGHQ NDQQ VR GDVVHUVWHNULWLVFKH(LQZlQGHHUIROJHQÄ'HUÄ(PLOH³>YRQ5RXVVHDX.%@LVWGDVHUVWHÄDQ WLSlGDJRJLVFKH³ VLFK JHJHQ SRVLWLYH HLQVHLWLJH 6R]LDOLVDWLRQ ZHQGHQGH %XFK 'HU VR]LDOH iW derspru ch zwischen p ersö nlicher, eigene
Q *UXQGEHGUIQLVVHQ IROJHQGHU /HEHQVIKUXQJ
nd demGesellschaftszu u stand erscheint u nd wi
UG]XP6WDFKHOXQG$QVSRUQIUGLH3lGDJR
JLNEHLGHQJHUHFKW]XZHUGHQ« ³HEG 'LH(QWZLFNOXQJGHUgNRQRPLHYHUEXQGHQPLW0DUJLQDOLVLHUXQJVSUR]HVVHYRQ0HQVFKHQGLH PLW GHP :DQGHO QLFKW 6FKULWW KDOWHQ NRQQWHQ wird nicht emhr als nom emn. Im18.Jahrhundert en
ORJLVFKH )JXQJ KLQJH
WGHFNHQ VLFK GLH %UJHU DOV ÄVR]LDOH $NWLYLVWHQ³ 6LH VLQG
DXIJHNOlUWH6XEMHNWHGLHVLFKgIIHQWOLFKNHLWYHUVFKDIIHQXQGHLQ*HJHQJHZLFKW]XPDEVROX WHQ6WDDWELOGHQ6LHVHKHQVLFKQLFKWPHKUDOVEORH8QWHUWDQHQGLHGHP)XQNWLRQVLQWHUHVVH GHV 6WDDWHV GLHQHQ Ä'LH Ä(QWSROLWLVLHUXQJ³ GHU DOWHQ ,QVWLWXWLRQ GHV *HPHLQVFKDIWVOHEHQV GXUFKGHQDEVROXWHQ6WDDWZLUGVRDP(QGHNRPSHQVLHUWGXUFKHLQH3ROLWLVLHUXQJGHU6WDDWV EUJHU³ HEG ZHOFKH VLFK LQ LQWHUPHGLlUHQ 2UJDQLVDWLRQHQ DUWLNXOLHUW &OXEV 9HUHLQL JXQJHQ/RJHQXQG9HUHLQHVLQGGLH3ODWWIRUPHQHUster em anzip atorischer E rscheinu ngen,die GXUFK ]DKOUHLFKH 3XEOLNDWLRQHQ ]XP $XVGUXFN JHEUDFKW ZHUGHQ 'LH 0HQVFKHQ WUDIHQ VLFK ]ZDU DQIDQJV ]XP JHVHOOLJHQ %HLVDPPHQVHLQ RKQH SROLWLVFKHV .DONO 'LHV ZDQGHOWH VLFK MHGRFK]XHLQHPSROLWLVFKHQ9RUJHKHQGDVQLFKWGDYRU]XUFNVFKUHFNWHGHQ6WDDW]XNULWLVLH UHQXQGVRJDULQ)UDJH]XVWHOOHQ $OOH JHVHOOVFKDIWOLFKHQ 6FKLFKWHQ KDWWHQ =XJDQJ ]X GHQ =XVDPPHQVFKOVVHQ GLH 9HUlQGH ru ngen einforderten.N iem n a d wu rd
HZHJHQVHLQHV6WDQGHVRGHUVHLQHU+HUNXQIWDXVJHJUHQ]W
Ä,Q GHQ 6R]LHWlWHQ XQG 9HUHLQHQ NRQQWH HU VLFK >GHU %UJHU .%@ LQGLYLGXHOO LP (QJDJH PHQWIUGDV*HPHLQZRKOKHUYRUWXQXQGSURILOLHUHQ6HLQVXEMHNWLYHV%HGUIQLVDOV3HUV|Q OLFKNHLW*HOWXQJ]XJHZLQQHQHUIOOWHVLFKLQGHPREMHNWLYHQ=ZHFNGHPVLFKDOOHZLGPHWHQ
17
'HP ZHQLJHU EHPLWWHOWHQ %UJHU ERW VLFK GLH &KDQFH ]X $PW XQG :UGHQ ]X NRPPHQ³ (ebd., 29). Durch das Aufkommen der Vereinigungen erzeugten die Menschen selbst ein Kompensierungsinstrument zur Bewältigung des kapitalistischen Treibens. Sie entdeckten ihre Gemeinwesen als Orte der Verständigung, in denen sie zusammen kommunikative Aushandlungsprozesse erprobten und damit gleichzeitig die Demokratisierung der Gesellschaft forcierten. Nicht der Einzelne wurde als Bewältigungskünstler des Lebens begriffen, sondern die Initiativen der zusammengeschlossenen Menschen, die sich solidarisierten. Dialogfähigkeit und Kooperationsbereitschaft waren die Fähigkeiten der aufgeklärten Menschen, welche auf gesellschaftliche Missstände reagierten und Selbsthilfe organisierten. Der Staat agierte aus der Distanz und war lediglich Ordnungshüter einer Gesellschaft, die sich anschickte in kollektiven 9HUHLQLJXQJHQ Ä6R]LDONDSLWDO³ ]X HU]HXJHQ um dem nicht Vorhandensein von staatlichen Hilfeleistungen entgegenzuwirken. In England verbreiteten sich ab Mitte des 18. Jahrhunderts Vereinigungen mit dem Namen ÄIULHQGO\VRFLHWLHV³LQGHQHQsich Handwerker und Arbeiter zusammenschlossen. Ziel war es, sich im Ernstfall gegenseitig materiell zu helfen. Hierfür wurden eigens Beiträge eingesammelt, um bei Krankheit oder zur Unterstützung YRQ+LQWHUEOLHEHQHQ6RUJH]XWUDJHQÄ$QGLH 7UDGLWLRQGHUIULHQGO\VRFLHWLHs konnten einige Jahrzehnte später die gewerkschaftlichen Organisationen der Arbeiter DQNQSIHQ³HEG ,QVRIHUQILQGHWPDQLQGHQÄ9HUVDPPOXQJHQGHV,QWHUHVVHV³ZLHHV:Rlf Rainer Wendt in GHUÄ*HVFKLFKWHGHU6R]LDOHQ$UEHLW³HEG QHQQWHUVWe Vorläufer für eine >>sozialräumlich<< zu verstehende Soziale Arbeit. Den Menschen ging es darum, auf Problemlagen aufmerksam zu machen, diese zu benennen, öffentlichkeitswirksam zu vertreten und in politische Gremien hinein zu tragen, um den Staat zu Reformen zu bewegen. Dafür bedurfte es einer emanzipatorischen Grundhaltung der Bürger und eines demokratischen Staates, der zu dieser Zeit noch nicht vorhanden war. Somit ZDUHQGLH%HPKXQJHQGHU0HQVFKHQLKUHÄ6R]LDOUlXPH³JHUHFKWHU]XJHVWDOWHQGLH9RUER ten der französischen RevoluWLRQ ZHOFKH GXUFK Jean Jacques Rousseaus Ä&RQWUDWVRFLDO³ ZHVHQWlich beeinflusst wurde (vgl. Kinder/Hilgemann 1998, 289 und Es wird also deutlich, dass mit den bürgerlichen Gesellschaften im 18. Jahrhundert eine soziale Bewegung aufkommt, die sich Öffentlichkeit verschafft und sich in soziale Belange einmischt. Man kann dabei zwar nicht von einer Sozialen Arbeit sprechen, die aus einem berufli18
chen Aktionsraum heraus agiert. Es ist aber ein Aufbegehren der Menschen, die Interesse an soziale Beziehungen haben und diese dafür nutzen, um sich gegenseitig beizustehen und über die Schichtgrenzen hinaus Wohltätigkeit zu SUDNWL]LHUHQ Ä,KU EORHV Vorhandensein trägt bereits zur Entwicklung der auf die Zustände des Gemeinwesens bezogenen sozialen Arbeit EHL³:HQGW VRGDVVHV schlüssig erscheint, wenn ich mit dem Verweis auf die intermediären Organisationen für einen ersten historischen Markierungspunkt einer >>sozialraumorientierten<< Sozialen Arbeit plädiere.
19
2.
Toynbee Hall - die Settlement Work in London: ein Vorläufer >>sozialräumlicher<< Sozialer Arbeit
Ä(LQH:HOWGHU$QJVWGHV9HUUDWVXQGGHU4XDOHQ HLQH:HOWGHV7UHWHQVXQG*HWUHWHQZHUGHQV HLQH:HOWGLHQLFKWZHQLJHUXQHUELWWOLFK VRQGHUQLPPHUXQHUELWWOLFKHUZHUGHQZLUG MHZHLWHUVLHVLFKHQWZLFNHOW )RUWVFKULWWLQXQVHUHU:HOWEHGHXWHW )RUWVFKUHLWHQ]XJU|HUHU3HLQ³ (George Orwell 1998, 245)
Um das Phänomen der Settlement-Bewegung in London unter sozialräumlichen Gesichtspunkten zu ergründen, sind vorab einige Erläuterungen zur Situation der englischen Gesellschaft im 19. Jahrhundert erforderlich. 0LWGHPÄ$FWIRUWKH5HOLHIRIWKH3RRU³ VFKLFNWHVLFK(QJODQGDQHUVWH$QWZRUWHQ DXI GDV $UPXWVSUREOHP ]X ILQGHQ 'LHVH 5HJHOXQJ ]XU $UPHQYHUVRUJXQJ JDOW XQHLQJH schränkt bis zur Einführung des Speenhamland-Systems im Jahre 1795, welches einen funGDPHQWDOHQ :HFKVHO LQ GHU $UPHQIUVRUJH GDUVWHOOWH $XV IROJHQGHQ *UQGHQ ZDU HV QXQ angebracht, sich von der Idee der Klassifizierung arbeitsfähiger und arbeitsunfähiger Menschen zu verabschieden. 'LH$UEHLWVKlXVHUDOV2Ute der Sozialdiziplinierung, wo die 0HQVFKHQ]XU$UEHLWYHUSIOLFKWHW ZXUGHQ VFKLHQHQ DXVJHGLHQW ]X KDEHQ 'DV QHue Fruchtwechsel-System mit der dafür notZHQGLJ JHZRUGHQHQ )OXUEHUHLQLJXQJ GHV $FNHr- und Weidlands entzog zahlreichen MenVFKHQGLH([LVWHQ]JUXQGODJH'LH,QGXVWULDOLsierung mit ihren modernen Produktionsmaschinen und Fabriken verursachte die Zurückdrängung von Handwerk und traditioneller Landarbeit. Verstädterungsprozesse setzten ein, so dass regelrechte Ballungszentren entstanden, in denen die hygienischen und ökologischen LebeQVEHGLQJXQJHQJUDYLHUHQGZDUHQ'LH%HY|O NHUXQJ H[SDQGLHUWH ]ZLVFKHQ XQG YRQ DXI 0LOOLRQHQ 0HQVFKHQ 'LHV verschärfte die Nahrungsmittelknappheit (vgl .LQGHU+LOJHPDQQ 9RU GLHVHP
21
Hintergrund nahm die Verarmung der Menschen sprunghaft zu. Die sozialen Probleme verschärften sich und man sprach von der Pauperisierung der Gesellschaft. Das Speenhamland-System begründete für die Pauper, welche sich zunehmend als Proletarier GHU*HVHOOVFKDIWHUNDQQWHQÄHLQHQDOOJHPHLQHQ9HUVRUJXQJVDQVSUXFKHLQÄ5HFKWDXI/HEHQV XQWHUKDOW³LQHLQHU=HLWGDGHU%UJHUSULYDWLVLHUWH³:HQGW Das System diente der Entschärfung des gravierenden Pauperismus und bediente sich der /RKQ]XVFKXVVPHWKRGHZHOFKHGHQ$UPHQDQVHinen Heimatort band. Jeder Fabrikant konnte GDGXUFKDXFKDXISUHLVZHUWH$UEHLWVNUlIWH]XUFNJUHLIHQÄ$OVVLFK]HLJWHGDGLH$UPXWDXI GLHVH:HLVHSDUDOOHOPLWGHP3UHLVGHUIULKUHn Unterhalt zu zahlen war anwuchs, sahen sich GLHOLEHUDOHQ.ULWLNHUGHU$UPHQJHVHW]WHEHVWlWLJW³HEG Der Malthusianismus setzte sich mit dem daUDQDQVFKOLHHQGHQ$UPHQJHVHW]Ä3RRU/DZ$ PHQGHPHQW$FW³YRQHQGJOWLJGXUFKÄ8UVDFKHGHU$UPXWLVWGDGLH0HQVFKHQVLFK schneller vermehren als die Möglichkeiten sie zu ernähren. Das führt zu einem ÜberlebensNDPSIGHU0HQVFKHQLQVEHVRQGHUHGHU$UEHLWHU XQWHUHLQDQGHU'D.Rnkurrenz aber das ein]LJVLQQYROOH5HJXODWLYLVWXQEHVWULWWHQVHLW6PLWKXQG5LFDUGR ist es nicht nur falsch, sonGHUQ JHUDGH]X XQVLQQLJ XQG XQPRUDOLVFK GHQ $UPHQ HWZDV ]X JHEHQ 'DV XQWHUJUlEW LKUH 0RUDOYRQGHP=XZHQLJHQZHQLJVWHQVQRFKHWZDV]XHUKDVFKHQ³.XQVWUHLFK 'LH /RKQ]XVFKVVHZXUGHQDOVLQDGlTXDWDEJHVFKDIIWXQGGLH,GHHGHU$UEHLWVKlXVHUHUIXKUXQWHU YHUVFKlUIWHQ%HGLQJXQJHQHLQH5HQDLVVDQFH'Le Marktregelung durch $QJHERWXQG1DFKIUD JH JDOW QXQ DXFK IU GLH LQGLYLGXHOOH $UEHLWVNUDIW 'LH $QQDKPH YRQ $UPHQXQWHUVWW]XQJ sollte so unattraktiv wie möglich werden, um diH6HOEVWKLOIHNUlIWHGHU$UPHQ]XPRELOLVLHUHQ und diese nicht durch unnötige und ungezielte Gaben zu verdHFNHQ ,Q GHQ $UEHLWVKlXVHUQ sollte sich die arbeitsfähigen Menschen, die niFKWJHZLOOWZDUHQ$UEHLW]XYHUULFKWHQHLQHP ÄZRUNKRXVH WHVW³ XQWHU]LHKHQ 'DV 3ULQ]LS GHU |IIHQWOLFKHQ $UPHQSIOHJH ZXUGH DXHU .UDIW JHVHW]W(LQH8QWHUVWW]XQJDXHUKDOEGHV$UEHitshauses sollte nicht meKUHUIROJHQRXWGRRU UHOLHI 0DQVHW]WHDXIÄLQGRRUUHOLHI³XQGPDFKWHÄGLHZRUNKRXVHV]X6WUDIDQVWDOWHQIU0HQ schen, die unmittelbar oder mittelbar Opfer der kapitalistischen Erwerbswirtschaft waren. 0DQYHUJOLFKGLH%HKDQGOXQJGHU$UEHLWVORVHQXQG$UPHQPLWGHUYRQ.ULPLQHOOHQ³:HQGW I 'LH PDWHULHOOH 8QWHUVWW]XQJ ZXUGe auf ein Minimum reduziert, während die 5HSUHVVLRQHQGHV6WDDWHV]XQDKPHQ-HGHP(Ppfänger von Unterstützungsleistungen wurde GLH $QQDKPH YRQ +LOIH GXUFK GHQ Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte, einer aufwendigen bürokratischen Prozedur und der sofortigen EiQZHLVXQJLQHLQ$UEHLWVKDXVHUVFKZHUW =XVlW]OLFK EHGLHQWH PDQ VLFK GHU :RKOWlWLJNHLWVvereinigungen, welche fortan mittels instrumenteller und diagnostischer Verfahren SoziDOH$UEHLWÄDP(LQ]HOIDOO³OHLVWHWHQ
22
Die bedürftigen Menschen wurden so zu Objekten einer Fürsorgetätigkeit, die die Hintergründe der unsozialen, gesellschaftlichen Rückwirkungen des Manchester-kapitalismuses bei GHU%HWUDFKWXQJGHVÄ)DOOHVYRQ$UPXW³DXVVSDUWH )ROJOLFKZXUGHDOV(UJlQ]XQJ]XGHQ$UEHLWVhäusern die Charity Organisation Society (COS) gegründet, welche zusätzlich dafür sorgte, dass keine untätigen Nutznießer Unterstüt]XQJHQEHNRPPHQZUGHQ =XYRUGLHQWHQGLH]DKOUHLFKHQ%HVXFKVYHUHLQHGLHPLWGHU0HWKRGHGHVÄIULHQGO\YLVLWLQJ³GLH %HGUIWLJHQ YRU 2UW DXIVXFKWHn, als Gegenpart einer sich auf indoor relief beschränkenden VWDDWOLFKHQ $UPHQIUVRUJH -HGRFK YHUWHLOWHQ die Vereinigungen zunächst unkoordiniert und unkontrolliert ihre UnterstützungHQXQGYHUHLWHOWHQVRPLWGLH,GHHGHVÄLQGRRUUHOLHI³PLWVHL QHQGLVNULPLQLHUHQGHQ$UEHLWVKlXVHUQ0LWGHQ&26VROOWHQXQGDV6\VWHPGHVÄIULHQGO\YLVL WLQJ³IUGHQ(LQ]HOIDOOPHWKRGLVFKJHVLFKHUW ZHUGHQ'LH9HUJDEHYRQ8QWHUVWW]XQJHQHU IROJWHIRUWDQGXUFKHLQH=HQWUDOEHK|UGH6RVROOWHYHUKLQGHUWZHUGHQGDVVGLH$UPHQVLFKEHL den unterschiedlichsten Unterstützungsstellen Leistungen erschlLFKHQ(VJDOWGLHÄZUGLJHQ³ YRQGHQÄXQZUGLJHQ³$UPHQ]XWUHQQHQ'DIUbedurfte es einer ausgereiften Einzelfallmethodik, die nicht die sozioökonomischen Lebensbedingungen der mittellosen Menschen beWUDFKWHWHÄVRQGHUQLP7XQXQG/DVVHQGHV(Lnzelnen und seiner mangelnden ökonomischen .RPSHWHQ]³HEG GLH8UVDFKHIU9HUDUPXQJDXVPDFKWH'LHÄIULHQGO\YLVLWRUV³]X meist Frauen, besuchten die hilfesuchenden PersRQHQLQWHUYLHZWHQGLHVH]RJHQ(UPLWWOXQJHQ ein, berieten den Fall mit anderen Visitors und klassifizierten anschließend die Fälle nach *HHLJQHWKHLW XQG 1RWZHQGLJNHLW 0LWKLQ MHQH 0HWKRGLN 6R]LDOHU $UEHLW, die sich nach und QDFKDOV(LQ]HOIDOOKLOIHKHUDXVNULVWDOOLVLHUWH .ULWLNDQGLHVHP%HKDQGOXQJVPRGHOO6R]LDOHU$UEHLWEOLHEQLFKWDXV'LH$UPHQKLOIHEHVWDQG ja nun darin, sie im Ergebnis zu minimieren, GLH6WHXHU]DKOHUYRUGHQLPPHQVHQ.RVWHQGHV Pauperismus zu schützen und nicht die BedürftigHQ ]X XQWHUVWW]HQ 0DQ DSSHOOLHUWH DQ GLH REHUH6FKLFKWXQGIRUGHUWH]XP8PGHQNHQDXI'LHÄVR]LDOH)UDJH³NDPDXIXQGPLWLKUGLH Hinwendung zu einer reflektierten Betrachtung GHU 1RW XQG 0LVVVWlQGH GHU %HY|ONHUXQJ Ä'LH *HELOGHWHQ XQG 9HUP|JHQGHQ PVVHQ LKU 9Hrhalten ändern und mit gutem Beispiel in GHU5HIRUPGHVVR]LDOHQ/HEHQVYRUDQJHKHQGDVist die Botschaft, die in der zweiten Hälfte GHV-DKUKXQGHUWVYRQ&DUO\OHELVKLQ]X7ROVWRLYRQFKULVWOLFKVR]LDOHQELVLQDQDUFKLVWL VFKH.UHLVH]XYHUQHKPHQLVW³HEG 'LHIDOOZHLVH%HDUEHLWXQJYRQVR]LDOHQ1RWODJen durch die COS erfuhr mit einem zukünftiJHQ*HJHQSDUW6R]LDOHU$UEHLWZHOFKHUVLFKGDdurch auszeichnet nicht den paradigmatischen :HFKVHOYRPÄ)DOO]XP)HOG³]XYROO]LHKHQVRQGHUQQDFKGHU)RUPHOÄYRP)DOO]XP)HOG 23
XQG]XUFN³6WLHIHO ]XDJLHUHQHLQH.HKUWZHQGHLQGHUELVGDKLQJlQJLJHQ+LOIH VWUDWHJLH'DV6HWWOHPHQW60RYHPHQWEHJLQQW]XU=HLWGHULQGXVWULHOOHQ5HYROXWLRQPLWVHLQHP DXVJHSUlJWHQ 0DQFKHVWHUNDSLWDOLVPXV XQG XQ]XUHLFKHQGHQ VR]LDOHQ $EVLFKHUXQJHQ PLW GHU *UQGXQJGHU7R\QEHH+DOOLP-DKU .RQ]HSWLRQHOOXQGPHWKRGLVFKZDUGDV6HWWOHPHQWJHPHLQZHVHQRULHQWLHUWXQGVRPLWGLHHUVWH SURDNWLYH $UPHQKLOIHHLQULFKWXQJ VHLQHU =HLW (V PDFKWH HLQ $UPXWVYLHUWHO ]XP $GUHVVDWHQ 6R]LDOHU$UEHLWXQGDSSHOOLHUWHIUHLQHQHXH9HUVWlQGLJXQJVNXOWXU]ZLVFKHQ$UPHQXQG5HL FKHQPLWGHU9LVLRQGHUZHFKVHOVHLWLJHQ'XUFKGULQJXQJGHUVR]LDOHQ6FKLFKWHQ'HPHQWVSUH FKHQG ZDU 7R\QEHH +DOO HLQ 6HWWOHPHQW GHU 8QLYHUVLWlW 2[IRUG HLQH $XHQVWHOOH IU DQJH KHQGHQ$NDGHPLNHU'HU*HPHLQGHSIDUUHU6DPXHO%DUQHWWDXV:KLWHFKDSHOHLQHP(OHQGV TXDUWLHU LP /RQGRQHU 2VWHQ HWDEOLHUWH JHPHLQVDPPLW VHLQHU )UDX GLHVH (LQULFKWXQJ LQ VHL QHP *HPHLQGHKDXV XQG EHQDQQWH GLHVH QDFK $UQROG 7R\QEHH ZHOFKHU HEHQIDOOV GHQ 3ODQ YHUIROJWH]XGHQDUPHQ0HQVFKHQ.RQWDNWDXI]XQHKPHQXPLKUH/HEHQVYHUKlOWQLVVH]XEH JUHLIHQ 9LHOH6WXGHQWHQZDUHQYRQGHU0LVVLRQEHU]HXJWXQG]RJHQDOV5HVLGHQWV]XGHQ$UPHQXP PLWLKQHQ]XZRKQHQ]XOHEHQ]XDUEHLWHQXQGYRQLKQHQ]XOHUQHQ6DPXHO%DUQHWW VFKLOGHUW LQ HLQHP 5FNEOLFN EHU GLH 7R\QEHH +DOO Ä7KH\ >WKH UHVLGHQWV .%@ KHDUG WKH ÄELWWHUFU\³RIWKHSRRUWKH\ZHUHFRQVFLRXVVRPHWKLQJZURQJXQGHUQHDWKPRGHUQSURJUHVV WKH\ UHDOLVHG WKDW IUHH WUDGH UHIRUP ELOOV SKLODQWKURSLF DFWLYLW\ DQG PLVVLRQV KDG PDGH QHLWKHU KHDOWK QRU ZHDOWK « $ JHQHUDWLRQ ZKLFK KDG EUHDWKHG VRPHWKLQJ RI WKH PRGHUQ VFLHQWLILF VSLULW ZDV QRW FRQWHQW ZLWK KHDUVD\ NQRZOHGJH DQG ZLWK VHQWLPHQWDO UHIHUHQFHV LW UHTXLUHG IDFWV DQG ILJXUHVFULWLFDO LQYHVWLJDWLRQV LQWR WKH FDXVHV RI SRYHUW\ DQG SHUVRQDO NQRZOHGJH RI WKH SRRU 7KXV LW ZDV WKH PDQ\ PHQ DQG ZRPHQ UHFHLYHG ZLWK IDYRXU D SURSRVDOWKDWWKH\WKHPVHOYHVVKRXOGJRDQGOLYHLQDQHLJKERXUKRRGZKHUHWKH\ZRXOGFRPH LQWRFRQWDFWZLWKWKHLQGXVWULDOFODVVHVVHHZLWKWKHLURZQH\HVWKHLUKRXVHVDQGVXUURXQGLQJV DQG KHDU IURP WKHLU RZQ OLSV KRZ WKH\ OLYHG « 7KH HVWDEOLVKPHQW RI VHWWOHPHQWV LV WKH ZRUN RI WKRVH ZKR EHOLHYH WKDWWKH JLIWV WR PRGHUQ WLPHV DUH JRRG WKDW FXOWXUH LV JDLQ QRW ORRV WKDW FOHDQOLQHVV LV EHWWHU WKDQ GLUW EHDXW\ EHWWHU WKDQ XJOLQHVV NQRZOHGJH EHWWHU WKDQ LJQRUDQFH´ 'LH6R]LDOH$UEHLWYRQ7R\QEHH+DOOVHW]HDXIHLQHVR]LRNXOWXUHOOH+LOIHVWUDWHJLHXQGEH]RJ GLHVHDXIGHQÄVR]LDOHQ5DXP³GHU0HQVFKHQ(U]LHKXQJ%LOGXQJXQG.XOWXUZDUHQGLH3Ul PLVVHQHLQHUDXI'LDORJXQG.RRSHUDWLRQDXVJHULFKWHWHQ6HWWOHPHQW:RUNGLH]ZLVFKHQGHQ 6
24
0LWVHWWOHPHQWLVWHLQH1LHGHUODVVXQJJHPHLQWWRVHWWOHZLUGPLWVLFKQLHGHUODVVHQ:RKQXQJQHKPHQ EHUVHW]W
Klassen Brücken bauen wollte. Gegenüber der unterdrückenden Armenhilfe der Arbeitshäuser LQGRRU UHOLHI XQG GHU Ä%HDUEHLWXQJ³ GHV (LQ]HOIDOOV RXWGRRU UHlief) schickte man sich an, GDV(OHQGVTXDUWLHULP/RQGRQHU2VWHQJHPHLQVDm mit den benachteiligWHQ0HQVFKHQDXI]X ZHUWHQ XQG OHEHQVJHUHFKWHU ]X JHVWDOWHQ 'LH 5HVLGHQWV YHUVXFKWHQ GHU V\PEROLVFKHQ $XV JUHQ]XQJYRQ0HQVFKHQLQHLQHPEHVWLPPWHQ6WDGWWHLOHQWJHJHQ]XWUHWHQXQGGDIU6RUJH]X WUDJHQGLHVHQ3UR]HVVPLW+LOIHLKUHU5HVVRXUFHQXQG9HUELQGXQJHQ]XHQWVFKlUIHQ'LH%DU netts verstanden sich dabei als gute Nachbarn mit offenem XQGHLQODGHQGHP+DXV*HPHLQ VDP PLW GHQ 6WXGHQWHQ LQLWLLHUWHQ VLH %LOGXQJV)UHL]HLWDQJHERWH VRZLH Projekte, die für die 6FKDIIXQJHLQHVÄVR]LDOHQ5DXPHV³GLHQOLFKZDUHQ6LHHQJDJLHUWHQVLFKLQ,QWHUHVVHQYHUHLQL JXQJHQXQG]DKOUHLFKHQ&OXEV$XHUGHPIDQGHQJHVHllige sowie kulturelle Aktivitäten statt. (V ZXUGHQ 6SLHOSOlW]H HUULFKWHW (UKROXQJVIDhrten organisiert und Jugendtreffs aufgebaut. =XGHPJUQGHWHQGLH%DUQHWWVHLQHSULYDWH%DXJHVHOOVFKDIWXPHLQHVR]LDOH:RKQXQJVSROLWLN ]XEHWUHLEHQZHOFKHDXIGLHJUDYLHUHQGHQ:Rhnverhältnisse reagiereQNRQQWH(EHQVRHU|II neten sie eine kostenlose Mieterberatung und engagierten sich IU VR]LDOH 5HIRUPHQ Ä'LH 7DWVDFKHGD0LOOLRQHQ(QJOlQGHUWURW]KDUWHU$UEHLWLQ$UPXWOHEHQZlKUHQGVLFK0LO lionen an den Früchten dieser $UEHLWGHOHNWLHUHQ³%DUQHWW]LWQ0OOHU YHUGHXW OLFKWH GLH 1RWZHQGLJNHLW SROLWLVFKHU (LQPLVFKXQJ 6DPXHO %DUQHWW IRUGHUWH HLQH (LQNRP PHQVXPYHUWHLOXQJ GXUFK GLH 6FKDIIXQJ QHXHU 6WHXHUJHVHW]H ZHLO HU VHin Verständnis einer DQGHUHQ $UPHQKLOIH ÄLQ GHU .RRSHUDWLRQ GLH 5ROOH YRQ 0LOGWlWLJNHLW EHUQLPPW ± XQG *H UHFKWLJNHLWGLH5ROOHYRQ1lFKVWHQOLHEH³%DUQHWW ]LW Q 0OOHU DXFK PLW 5HIRU PHQXPVHW]HQZROOWH 'LH,GHHDXIGLH=XVDPPHQDUEHLW]ZLVFKHQXQJOHLFKHQ3DUWQHUQ+LOIHEHGUIWLJHXQG+HOIHU DXIGHQ'LDORJDXIHLQHJOHLFKberechtigte Kollegialität und auIGLH9HUlQGHUXQJYRQ/HEHQV XQG :RKQXPVWlQGHQ ]X VHW]HQ ZDU VRPLW VFKRQ ODQJH YRU GHU DNWXHOO GLVNXWLHUWHQ 6R]LDO UDXPGHEDWWHDQJHOHJW'HQ%DUQHWWVJLQJHVGDUXPJHJHQGLHGDPDOLJH$UPXWVSROLWLNYRU]X JHKHQGLHPLWGHP6\VWHPGHVÄIULHQGO\YLVLWLQJ³GDV%HGUIWLJHDOVZUGLJHXQGXQZUGLJH )lOOHNODVVLIL]LHUWHXQGGHQ0HQVFKHQGDPLWLKU6HOEVWZHUWJHIKOQDKP6LHYHUIROJWHQHLQHQ (PSRZHUPHQWDQVDW]ZHOFKHUGDUDXIVHW]WHGLH6HOEVWKLOIHNUlIWHGHUDUPHQBevölkerungsteile ]XVWlUNHQLQGHPDXIÄ)|UGHUXQJGXUFK(U]LHKXQJ³JHVHW]WZXUGHDQVWDWWin einem Arbeitshaus die Arbeitsredlichkeit GHUMHQLJHQ ]X EHUSUIHQ GLH +LOIHOHLVWXQJHQHUVXFKWHQ=XVDmPHQPLWGHQ6WXGHQWHQWULHEHQVLHDGlTXDWH6R]LDOUHIRUPHQDQZHOFKHGHQDXVJHJUHQ]WHQ =XVWDQGGHUEHQDFKWHLOLJWHQ0HQVFKHQDEPLOGHUQVROOWHQ 'LH9HUlQGHUXQJGHVZLUWVFKDIWOLFKHQ*HIJHVLP+LQEOLFNDXIGLH6FKDIIXQJYRQSURGXNWL ven Arbeitsarrangements konnte auch sie nicht bewerkstelligen. Jedoch versuchten sie, sich 25
für die Belange und Interessen von zuvor ungehörten Menschen einzusetzen und ihnen eine Stimme zu geben. Sie waren bemüht sich für die Emanzipation und Partizipation von Bürgern und Bürgerinnen ohne ausreichende materielle AbVLFKHUXQJVWDUN]XPDFKHQÄ'LHVHWWOHPHQW ZRUNHUVPLVFKWHQVLFK« HLQEHWHLOLJWHQVLch an der lokalen Selbstverwaltung und ermunterten andere Bewohner zu politischem Handeln. Toynbee Hall unterstützte Arbeiter in LohnNlPSIHQ.DPSDJQHQJHJHQ0LHWZXFKHU7HQDQWV¶3URWHFWLRQ&RPPLWHH XQGIUEHV sere sanitäre Bedingungen und förderte 6HOEVWKLOIHJUXSSHQ³:HQGW 'DV 6HWWOHPHQW GHU %DUQHWWV KDW GHU 6R]LDOen Arbeit wichtige methodische Grundgedanken geliefert. Von der konkreten Arbeit mit und in *UXSSHQHLQHDXIGDV*HPHLQZHVHQEH]RJHQH Sozialen Arbeit gepaart mit sozialwissenschDIWOLFKHQ6WXGLHQELVKLQ]XU'XUFKIKUXQJYRQ 6XSHUYLVLRQVVLW]XQJHQ 'LH 6HWWOHUV GHU 7R\QEHH +DOO EHGLHQWHQ VLFK HLQHP XPIDQJUHLFKHQ +DQGOXQJVUHSHUWRLUHGDVZLHIROJWFKDUDNWHULVLHUWZHUGHQNDQQ$EELOGXQJ $EELOGXQJ'DV+DQGOXQJVUHSHUWRLUHYRQ7R\QEHH+DOO
'HU6WDGWWHLO±GDV*HPHLQZHVHQ±GHUÄ6R]LDOUDXP³GLH(LQ]HO )lOOHLP)HOG DOV$GUHVVDWHQ GHU6HWWOHPHQW:RUNYRQ7R\QEHH+DOO Bildungsprojekte
Projektmanagement
Lobbyarbeit
Sozialpolitische Aktivitäten
Kulturprojekte
TOYNBEE HALL im Londoner Osten
Kooperation, Dialog, Partizipation über die Schichtgrenzen hinweg 'LH5HLFKHQOHEHQEHLXQGPLWGHQ$UPHQ in kollegialer Nachbarschaft!
Freizeitprojekte
Gesellige Angebote
Individuelle Hilfe Gruppenarbeit
'LHEHGDUIVRULHQWLHUWH9HUlQGHUXQJGHVÄVR]LDOHQ5DXPHV³
,P*HJHQVDW]]XUKHXWLJHQVR]LDOUlXPOLFKHQ6R]LDOHQ$UEHLWOHEWHQGLH5HVLGHQWVLPÄ6R]LDO UDXP³GHU+LOIHEHGUIWLJHQXQGPXVVWHQGDIUVRJDUH[WUDEH]DKOHQ6LHEH]RJHQLKU:LUNHQ auf das Feld sozialarbeiterischen Handelns und HUZDUEHQ VLFK ZLFKWLJH )HOGNHQQWQLVVH XP Veränderungsnotwendigkeiten zu erkennen. 26
Ä'LH IHKOHQGH DGPLQLVWUDWLYH =XVWlQGLJNHLW LQGHV HUODXEWH GHQ 6HWWOHPHQWV XQEHVFKZHUW VR HWZDVZLHÄFRPPXQLW\ZRUN³]XEHJLQQHQ2KQH3ODQXQG6\VWHPIROJWHQVLHGHQ|UWOLFKHQ %HGUIQLVVHQ« 'LH6HWWOHPHQWVVFKXIHQDXISULYDWHU%DVLVHLQHVR]LRNXOWXUHOOH,QIUDVWUXN WXULQLKUHP6WDGWWHLOGLHQLFKWQDWXUZFKVLJHQWVWDQGHQVRQGHUQIRUWDQGXUFKVR]LDOH$UEHLW ]XXQWHUKDOWHQZDU³HEG 2EHQGUHLQVDKHQGLH6HWWOHUVLKUHQ:LUNXQJVJUDGQLFKWDXIHLQHQVR]LDOHQ5DXPDXVJHULFKWHW VRQGHUQDXIHLQHQ6WDGWWHLOGHUVLFK]XQlFKVWGXUFKGLVVR]LDOH/HEHQVYHUKlOWQLVVHDXV]HLFKQH WHXQG$QODVV]XP+DQGHOQERW6LHYHUVWDQGHQVLFKQLFKWDOVSURIHVVLRQHOOH+HOIHUVRQGHUQ DOV1DFKEDUQGLHPLWLKUHQSHUV|QOLFKHQPDWHULHOOHQXQGVR]LDOHQ 5HVVRXUFHQ VR]LDOHQ 8Q JOHLFKKHLWHQ (LQKDOW JHELHWHQ ZROOWHQ 'LH 'LVNUHSDQ] ]ZLVFKHQ GHQ ELOGXQJVIHUQHQ 0HQ VFKHQ XQG GHQ 5HVLGHQWV ZDU HQRUP DEHU QLFKW XQDXIO|VOLFK 'DV 6HWWOHPHQW YRQ 7R\QEHH +DOOYHUVXFKWHGDVGHPRNUDWLVFKH,GHDOGHV=XVDPPHQOHEHQVQLFKWQXUDOV)LNWLRQ]XHUVHK QHQVRQGHUQHVLQGHU5HDOLWlWXP]XVHW]HQ3UREOHPHXQG$EOHKQXQJHQEOLHEHQGDEHLQLFKW DXV±HLQ*HPHLQZHVHQRKQH'LIIHUHQ]HQXQG.RQIOLNWSRWHQ]LDOHLVWNHLQGHPRNUDWLVFKHV'LH 6HWWOHUVYHUVWDQGHQHVGLHYRUKDQGHQHQ(QHUJLHQNRQVWUXNWLY]XQXW]HQ ,QGHQ86$ZDUHQDQGHUH%HGLQJXQJHQIUGLH(QWVWHKXQJYRQ6HWWOHPHQWVDXVVFKODJJHEHQG 'LH ,QLWLDWRUHQ ZDUHQ YRQ GHPRNUDWLVFKHQ 3ULQ]LSLHQ EHU]HXJW XQG IKOWHQ VLFK GD]X EHUX IHQJHJHQ%HQDFKWHLOLJXQJHQLQGHU*HVHOOVFKDIWYRU]XJHKHQXQGGDUEHULQGHUgIIHQWOLFK NHLWDXI]XNOlUHQ%HLVSLHOKDIWGDIULVWGDV+XOO+RXVHLQ&KLFDJR(LQHPEHGHXWXQJVYROOHQ 1DFKEDUVFKDIWV]HQWUXPLQPLWWHQHLQHV$UEHLWHUXQG(LQZDQGHUHUYLHUWHOVZHOFKHVGHUVR]LDO UDXPRULHQWLHUWHQ6R]LDOHQ$UEHLWZHVHQWOLFKH%H]JHOLHIHUWH
27
3.
Hull House - die Settlement Work in Chicago: ein weiterer Vorläufer >>sozialräumlicher<< Sozialer Arbeit
Ä'LHZHVHQWOLFKH)UDJH GLHEHUGDV6FKLFNVDOGHU'HPRNUDWLHHQWVFKHLGHQZLUG LVWGLHREZLUZLUNOLFKDQ'HPRNUDWLHJODXEHQ 'HPRNUDWLHDOV/HEHQVZHLVHLVWYHUVWDQGHVJHPlDN]HSWLHUW DEHUJHIKOVPlLJDEJHOHKQWZRUGHQ 'LHGHPRNUDWLVFKH/HEHQVZHLVHEDVLHUWDXIGHP9HUWUDXHQLQGLH0DVVHQGHU0HQVFKHQ GRFKQXUZHQLJH)KUHULQXQVHUHU'HPRNUDWLHYHUWUDXHQZLUNOLFKGHP9RON 8QVHUHGHPRNUDWLVFKH/HEHQVZHLVHLVWGXUFKQLFKWVPHKUGXUFKGUXQJHQ DOVGXUFKGLH$QJVWGHV0HQVFKHQYRUVHLQHQ0LWPHQVFKHQ³ (Saul D. Alinsky 1999, 169)
In den USA gründete Stanton Coit 1886 als erster das Settlement Neighborhood Guild in New
Ä-DQH$GGDPVXQGLKUH0LWDUEHLWHULQQHQEH]HLFKQHQLKUH*UQGXQJPHLVWDOVVRFLDOVHWWOHPHQW'DEHL KDWGDVHQJOLVFKH(LJHQVFKDIWVZRUWVRFLDOHLQHZHLWHUH%HGHXWXQJDOVGLHGHXWVFKH(QWVSUHFKXQJVR]LDO 6RFLDO EHGHXWHW JHVHOOVFKDIWOLFK JHVHOOLJ XQG VR]LDO LP 6LQQH YRQ !!DXI 0LWPHQVFKHQ EH]RJHQ³ 0OOHU 29
ihnen wird keine Möglichkeit gegeben, etwas daran zu ändern, und ihre Nutzlosigkeit lastet VFKZHUDXILKQHQ³$GGDPV 0LWGLHVHUEinsicht, die Gebildeten für soziale Projekte JHZLQQHQ ]X N|QQHQ XP JHJHQ (OHQG XQG 1RW LQ der Bevölkerung vorzugehen, verdichtete VLFKLKUH,GHHHLQ6HWWOHPHQW]XJUQGHQ,KULVWHV]XVDPPHQPLW(OOHQ6WDUUXQGGHQDQGH ren, zu verdanken, dass sich das Hull House in &KLFDJR DE ]X HLQHP HLQIOXVVUHLFKHQ 6HWWOHPHQWHQWZLFNHOQNRQQWH Sie selbst lernte auf ihrer ]ZHLWHQ(XURSDUHLVHLP/RQGRQHU2VWHQ7R\QEHH+DOOXQGGLH%DU QHWWVNHQQHQÄ6RNDPHVGDLFKPLFKLP-XQLIQI-DKUHQDFKMHQHPHUVWHQ%HVXFKLQ 2VW/RQGRQ LQ 7R\QEHH +DOO EHIDQG « ³ HEG 'XUFK GLH GRUWLJHQ (UIDKUXQJHQ EH VWlUNWPDFKWHVLHVLFKDXIHLQJHHLJQHWHV+DXVLQ&KLFDJR]XILQGHQXPHLQlKQOLFKHV6HWW OHPHQW]XJUQGHQÄ$XIGHP:HJQDFKHLQHP E|KPLVFKHQ0LVVLRQVKDXVIXKUHQZLUDQHL QHP DQGHUQ 6RQQWDJQDFKPLWWDJ LP 9RUIUKOLQJ DQ HLQHP KEVFKHQ DOWHQ +DXV YRUEHL GDV YRQGHU6WUDHHLQ6WFN]XUFNODJ$XIGUHL6HLWHQZDUHVYRQHLQHURIIHQHQ9HUDQGDXPJH EHQGLHYRQ+RO]SIHLOHUQJHWUDJHQZXUGH'LHVHV+DXVEWHVROFKHLQH$Q]LHKXQJVNUDIWDXI PLFKDXVGDLFKPLFKJOHLFKDPQlFKVWHQ7DJDXIGHQ:HJPDFKWHXPHVZLHGHU]XILQGHQ³ HEG ±GDV+XOO+RXVHLP%H]LUN&KLFDJRV'LHVZDUGLH(QWGHFNXQJGHU]XNQIWL JHQ+HLPDWGHVVRFLDOVHWWOHPHQWVLQHLQHP6WDGWWHLOPLW(LQZRKQHUQGLHIDVWDXVVFKOLHOLFK LP$XVODQGJHERUHQZDUHQXQGXQWHUZLGULJHQ$UEHLWVEHGLQJXQJHQGDVHLJHQHhEHUOHEHQXQG GDVLKUHU)DPLOLHQVLFKHUWHQ &KLFDJRZDULQGHQOHW]WHQ-DKU]HKQWHQGHV-DKUKXQGHUWV]XHLQHUW\SLVFKHQ,QGXVWULHVWDGW JHZRUGHQ 8UEDUQLVLHUXQJVSUR]HVVH XQG NDSLWDOLVWLVFKH %HVWUHEXQJHQ GHU ,QGXVWULHOOHQ YHU VFKlUIWHQGLH/HEHQVEHGLQJXQJHQGHU%HY|ONHUXQJund veränderten die lRNDOHQ9HUKlOWQLVVH =XJOHLFKHUIUHXWHVLFKGLH6WDGWDQHLQHPUHJHOUHFKWHQ%RRPGHULP.RQWUDVW]XGHQ1RWOD gen der Menschen stand, die daUDXVNHLQH9RUWHLOH]LHKHQNRQQWHQ&KLFDJRZDUHLQZLFKWLJHU 8PVFKODJSODW]IULQGXVWULHOOH:DUHQYHUIJWHEHUHLQLJHNXOWXUHOOH(UUXQJHQVFKDIWHQ%LE OLRWKHNHQ 0XVHHQ XQG ZDU HLQH Metropole, in der die reichen Bevölkerungsschichten über HUKHEOLFKH9RUWHLOHYHUIJWHQ 'DV +XOO +RXVH LQGHV ODJ LQ HLQHU 6OXP*HJHQd, die durch die verschiedensten ethnischen *UXSSHQ ]X HLQHP 3XOYHUIDVV VR]LDOHU 3UREOHPH NXPXOLHUWH -DQH $GGDPV HEG I EH VFKUHLEW GLH 1DFKEDUVFKDIW GHV 6HWWOHPHQWV ZLH IROJW Ä(LQVW ODJ GDV +XOO+DXV LQ GHU 9RU VWDGWDEHULQIROJHGHVVWHWLJHQ$QZDFKVHQVGHUStadt steht es jetzt in der Mitte von drei oder
30
=XGHQ)UDXHQGLH+XOO+RXVHJUQGHWHQXQGILQDQ]LHUWHQ]lKOWHQDXFK$OLFH+DPLOWRQ0DU\5R]HW 6PLWK-XOLD/DWKURS)ORUHQFH.HOOH\/RXLVH'H.RYHQ%RZHQYJO0OOHU (LQLJHZXUGHQ später zu wichtigen Protagonisten deUDPHULNDQLVFKHQ6R]LDOHQ$UEHLW
vier Einwandererkolonien. Zwischen der Halsted Street und dem Fluß wohnen an zehntausend Italiener aus Neapel, Sizilien und Kalabrien, selten findet sich ein Lombarde oder Venezianer unter ihnen. Weiter nach Süden in der Zwölften Straße leben viele Deutsche; die Seitenstraßen sind fast ausschließlich von polnischen und russischen Juden besetzt. Noch weiter südlich gehen die jüdischen Kolonien in eine riesige böhmische Kolonie über, die so groß ist, daß Chicago die drittgrößte böhmische Stadt der Welt ist. Im Nordwesten wohnen viele kanadische Franzosen, die sich trotz ihres langjährigen Aufenthalts in den Vereinigten Staaten noch immer absondern und fest zusammenhalten, im Norden Iren und die erste Generation GHUDXV(LQZDQGHUHUQKHUYRUJHJDQJHQHQ$PHULNDQHU« Die Straßen sind unbeschreiblich schmutzig; die Zahl der Schulen ist unzureichend; die sanitären Vorschriften werden nicht durchgeführt; die Straßenbeleuchtung ist mangelhaft, das Pflaster schlecht, in Gängen und kleineren Straßen überhaupt nicht vorhanden, und die Unsauberkeit der Ställe spottet jeGHU %HVFKUHLEXQJ³ 'Le Menschen lebten in einem sozialen Brennpunkt und litten zugleich unter der Ausbeutung ihrer Arbeitskraft. Im Gegensatz zu der Umgebung von Toynbee Hall waren die Nachbarn von Hull House nicht mittellos. Sie gingen einer bezahlten Arbeit nach. Es waren Menschen, die durch das ungezügelte Wachstum der Stadt Chicago industriellen und sozialen Problemen ausgesetzt waren, welche schneller entstanden, als sie durch die Regierung und durch die Kommunalpolitik behoben werden konnten. Ebenso war Hull House keine universitäre Außenstelle, wie es etwa Toynbee Hall gewesen war. Das Settlement hatte insofern das Ziel ÄGHQ 0LWWHOSXQNW Ir ein höheres kommunales und soziales Leben zu bilden; erzieherische und philanthropische9 Einrichtungen zu schaffen und zu fördern, und die Lebensbedingungen der arbeitenden Bevölkerung Chicagos zu unterVXFKHQ XQG ]X YHUEHVVHUQ³ HEG 6FKOLHlich waren die Potenziale der Bevölkerung durch die industriellen Lebensbedingungen der Stadt Chicago verdeckt. Die Nachbarschaft YRQ+XOO+RXVHVHW]HVLFKÄDXV0HQVFKHQGLe Erziehung und Bildung genossen, die ehrgeizige Pläne gehegt haben, aber zu Zerrbildern dessen, was sie werden wollten herabgesunken VLQG±ÃKRKOlXJLJH*HLVWHUGHQ/HEHQGHQHLQ9RUZXUI¶³HEG ]XVDPPHQ 6HLW GHU 8QDEKlQJLJNHLWVHUNOlUXQJ YRQ XQG der Verankerung des Grundgesetzes der HUVWHQPRGHUQHU'HPRNUDWLH±GLH9HUIDVVXQJder Vereinigten StaatenYRQ$PHULND ± stieg die USA zu einer wirtschaftlichen Großmacht auf. Dies blieb nicht ohne soziale Folgen 9
Ä8QWHU3KLODQWURSKLH(wörtlich: Liebe der Menschen zu den Menschen, als Menschenliebe oder NächsWHQOLHEH ZHUGHQLQGHUHQJOLVFKHQ6SUDFKHVHLW%HVWUHEXQJHQEHKDQGHOWGDV6FKLFNVDOGHU0DVVHQ der werktätigen Bevölkerung reformerisch zu verbessern. Insbesondere aber Bestrebungen, die nicht von der Kommune oder dem Staat gesetzlich verpflichtend organisiert werden, sondern Bestrebungen, GLH GXUFK HLQ]HOQH PHLVW ZRKOKDEHQGH %HVLW] und Bildungsbürger mit dem Einsatz ehrenamtlicher $UEHLWXQGSULYDWHQ*HOGHVLQV/HEHQJHUXIHQZHUGHQ³0OOHU 31
und forderte dazu auf, die Demokratiebestrebungen innerhalb der Bevölkerung nicht zu vernachlässigen und sich für Reformen einzusetzen. Korruption, geschwächte Verwaltungen, die Macht des Kapitals und ein gravierender Bevölkerungsanstieg waren die deutlichen Signale einer Gesellschaft, welche einen rasanten Aufschwung nahm, ohne mit zeitnahen und ausgleichenden Gesetzen auf die realen Diskrepanzen zu reagieren (vgl. Kinder/Hilgemann 1998, 291ff und 395). In dieser Situation waren die Settlements eine Zwischeninstanz des Sozialen. Sie nutzen die Nische der staatOLFKHQ 2KQPDFKW ÄEHWULHEHQ XQG UHDOLVLHUWHQ HLQ 6WFN ZHLW ÄVRFLDO SURJUHVV³ :DV ]XU JOHLchen Zeit in Deutschland soziDOSROLWLVFK ÄYRQ REHQ³ XQWHU nommen wurde, erwuchs hier auVORNDOYHUVDPPHOWHQ%UJHUVLQQ³:HQGW
Folglich verfolgten die Frauen um Jane Addams einen demokratisch-emanzipatorischen Ansatz ihrer Sozialen Arbeit. Sie wollten die Grenzen der Schichtzugehörigkeit überwinden, demokratische Ideale erfahrbar werden lassen XQG Ä]ZLVFKHQ GHP =XYLHO DXI GHU HLQHQ XQG dem Zuwenig auf der andern Seite einen Ausgleich herbeiführen, geleitet von der Annahme, daß geselliger Verkehr und Erziehung die Gebiete sind, wo Überbevölkerung und Mangel VLFKDPYHUKlQJQLVYROOVWHQEHPHUNEDUPDFKHQ³$GGDPV 'HU6WDGWWHLOZXUGHDOV sozialökologischer Lebensort der Menschen verstanden, welcher einen wesentlichen Anteil an den unzumutbaren LebensverhältnisVHQGHULQLKQ:RKQHQGHQWUXJ Hull House hatte nicht nur die Armen als Zielgruppe, sondern alle Bevölkerungsschichten. Den Residents, die ehren- als auch hauptamtlich das Settlement inhaltlich prägten, ging es um die Veränderung der Gesellschaft, nicht zuletzt um die Schaffung eines lebensfreundlichen Umfeldes. In einer Demokratie, so glaubten sie, ist es möglich, sich gegen Benachteiligungen wehren zu können, um soziale Gerechtigkeit voranzutreiben. So begannen Jane Addams und Ellen Starr ihr Ansinnen mit gemütlichen Gesprächsrunden, zu denen sie die Nachbarn der Umgebung einluden. Als erste soziale Errungenschaft eröffneten sie einen Kindergarten im :RKQ]LPPHUYRQ+XOO+RXVH$OOPlKOLFKELOGHWHVLch die Vision des social settlement aus, so dass mit den Jahren etliche Clubs für Kinder und Jugendliche, eine Kaffeestube, eine genossenschaftliche Kohlenhandlung (Hull-House kooperative coal-association) sowie kulturelle Einrichtungen (Bibliothek und kleines Theater) entstanden. Vordergründig wollte das Hull House die Erwachsenen erreichen und diese mit den Angeboten für Kinder und Jugendliche im LebensalltaJHQWODVWHQ:HQQJOHLFKPDQVDJHQPXVVGDVV die gemachten Angebote nicht vorgegeben wurden, sondern mit den Menschen in der Nachbarschaft entstanden sind. Hull House praktizierte eine niedrigschwellige, unbürokratische Nachbarschaftshilfe und förderte den Gemeinsinn der Bevölkerung. Ebenso wie die Residents in der Toynbee Hall setze 32
man auf Bildung, Erziehung und Geselligkeit, mit dem Unterschied, dass die politische Dimension von Hull House eine andere war. Die lokalpolitischen Aktivitäten erstreckten sich von schulpolitischen Themen bis hin zur Beteiligung an Arbeitskämpfen. In erster Linie klärte man die Menschen über ihre demokratischen Teilhaberechte auf und unterstütze sie bei deren 8PVHW]XQJ $E JDE HV VRJDU HLQHQ Ä$UEHLWHUNOXE IU 6R]LDOZLVVHQVFKDIW³ Ä:RUNLQJ 3HRSOH¶V6FLHQH&OXE³ GHUVRHWZDVZLHHLQHÄ6R]LDOUDXPDQDO\VH³EHWULHEHUVDPPHOWH'D ten und Fakten über die soziale Lage der Bewohner des 19. Bezirks. Rückblickend sind die HQWVWDQGHQHQ Ä+XOO+RXVH 0DSV DQG 3DSHUV³ YRQ )ORUHQFH .HOOH\ VHKU EHGHXWVDP Ä(V KDQGHOWH VLFK XP HLQH ILQDO DXI 5HIRUP hin angelegte empirische Sozialforschung im Nahraum persönlicher Bekanntschaft mit den /HEHQVYHUKlOWQLVVHQ ÄIULHQGO\ UHVHDUFK³ ³ :HQGW 'DPLWZXUGHQDFKJHZLHVHQdass die Arbeiter zu wenig Lohn erhielten. )ORUHQFH.HOOH\PDFKWHVLFKGDKHUIUHLQH$Ubeiterschutzgesetzgebung stark. Darüber hinaus entwickelten sich aus dem Umfeld der Residents von Hull House und einer damit verbundenen Öffentlichkeits- als auch Forschungsarbeit bedeutsame Reformen. So entstand das erste -XJHQGJHULFKW LQ &KLFDJR HLQH -XJHQGVWUDIDQVWalt und eine bundesstaatliche Jugendbehörde 86&KLOGUHQ¶V%XUHDX 'DV 6HWWOHPHQW ZXUGH ]X HLQHP SROLWLVFKHQ 5HIRUPNDWDO\VDWRU GHU DPHULNDQLVFKHQ 6R]LDOHQ Arbeit. Es war in der Lage die Bedürfnisse der Bevölkerung zu ergründen und gemeinsam mit LKQHQGLHVR]LDOH:HOW]XYHUEHVVHUQ1LFKWGHU6WDDWRGHUGLH.RPPXQHJDEGLH%HGDUIH6R zialer Arbeit vor, sondern die Nachbarschaft von Hull House. Das Gemeinwesen emanzipierte sich und brachte seine Ressourcen ein, um auf die nicht vorhandenen staatlichen VerbesseUXQJVEHPKXQJHQ]XDQWZRUWHQÄ+XOO+RXVHZXFKVUDVFK]XHLQHP=HQWUXPVR]LRNXOWXUHOOHU Aktivitäten heran mit Ausstrahlung über das loNDOH(LQ]XJVJHELHWKLQDXV³HEG
Eine Grafik soll die Programmatik und das VeUVWlQGQLVGHU6HWWOHPHQW:RUNYRQ+XOO+RXVH YHUGHXWOLFKHQ$EELOGXQJ
33
Abbildung 2: Die Programmatik und das Verständnis der Settlement Work von Hull House
'HU6WDGWWHLO±GDV*HPHLQZHVHQ±GHUÄ6R]LDOUDXP³GLH(LQ]HO )lOOHLP)HOG als Adressat(en) der Settlement Work von Hull House
Projektmanagement
Individuelle Hilfe
Lobbyarbeit
Gruppenarbeit
Kooperation, Dialog, Partizipation über die Schichtgrenzen hinweg
Bildungsarbeit
- durch Aufklärung über politische Teilhabemöglichkeiten und Unterstützung YRQSROLWLVFKHQ(LQPLVFKXQJVVWUDWHJLHQ
Kulturarbeit Gesellige Angebote
Hull House
Demokratie erfahrbar werden lassen! Ökonomische Projekte
Aktive Sozialpolitik fundiert mit sozialwissenschaftlichen Studien
Schaffung sozialer Infrastruktur
5HIRUPHQ
'LHEHGDUIVRULHQWLHUWH9HUlQGHUXQJGHVÄVR]LDOHQ5DXPHV³ über seine geographischen Grenzen hinweg!
Die Öffnung GHVÄ6R]LDOUDXPHV³ durch mehr Demokratie und soziale Gerechtigkeit.
Somit bezog Hull House sein Wirken nicht nur auf die unmittelbare Nachbarschaft, sondern auf alle Teilnehmer einer demokratischen Gesellschaft, die im Verständnis der Residents die soziale Pflicht hatten, sich für ein solidarisches Miteinander einzusetzen. Soziale Ungleichheiten müssten durch eine aktive Sozialpolitik begegnet werden, bei der die daran Beteiligten sich auf eine respektvolle Verhandlungskultur einlassen. Dabei verbanden die Settlers einen ökologiscKHQ6LQQPLWGHP%H]XJ]XPÄ6R]LDOUDXP³GHU Menschen und verstandeQGDVVÄGDVlXHUHXQGGDVLQQHUH Milieu der Gesellschaft (...) auf34
HLQDQGHUEH]RJHQ³:HQGW VLQGXQGGHU0HQVFKQXUPLW%HUFNVLFKWLJXQJGHUDXI LKQHLQZLUNHQGHQSRVLWLYHQXQGQHJDWLYHQ8PZHOWHLQIOVVH]XYHUVWHKHQLVW 6LHHQJDJLHUWHQVLFKIUGLHVH9RUVWHOOXQJXQGQXW]HQ LKUH JHVHOOVFKDIWOLFKH6WHOOXQJIUGLH 9LVLRQ HLQHV ÄVR]LDOHQ 5DXPHV³ GHU &KDQFHQYLHOIDOW ELHWHW XQG QLFKW GDUDXI ZDUWHW GDVV 0HQVFKHQHUVW]X)lOOHQZHUGHQPVVHQ6LHVHOEVWEHWUDFKWHWHQGLH0HQVFKHQLQLKUHU1DFK EDUVFKDIW QLFKW DOV %HZRKQHU HLQHV Ä6R]LDOUDXPHV³ VRQGHUQ DOV ,QGLYLGXHQ GLH GXUFK |NR QRPLVFKH |NRORJLVFKH XQG VR]LDOH 8PVWlQGH DQ GHU (QWIDOWXQJ LKUHU /HLVWXQJVIlKLJNHLWHQ JHKLQGHUWZXUGHQ'DV*HPHLQZHVHQZXUGHDOV+DELWDWGHU0HQVFKHQEHJULIIHQLQGHPGLH VH QXU EHL HLQHP KXPDQHQ *OHLFKJHZLFKW ]ZLVFKHQ gNRQRPLH gNRORJLH XQG 6R]LDOHP GLH &KDQFHQLKUHU5HVVRXUFHQQXW]HQN|QQHQXPQLFKWDQIDWDOHQXQGXQPHQVFKOLFKHQ/HEHQV YHUKlOWQLVVHQ]XVFKHLWHUQ 8QWHU5REHUW(3DUNHQWVWDQGLP&KLFDJRGHUHU-DKUHGDQQGHUVR]LDOZLVVHQVFKDIWOLFKH =ZHLJ GHU 6WDGW|NRORJLH ZHOFKHU GLH |NRORJLVFKHQ %HGLQJXQJHQ GHV 6R]LDOUDXPV 6WDGW HU IRUVFKWHYJO0OOHUIXQG/|ZII XQGGDV.RQ]HSWGHUVR]LDOHQ'HVRUJDQL VDWLRQ HQWZLFNHOWH +LHUQDFK ILQGHQ LP *HPHLQZHVHQ VWlGWLVFKHU 8PJHEXQJHQ *OHLFKJH ZLFKWVYHUVFKLHEXQJHQVWDWWGLHVR]LDOH6FKLHIODJHQLQQHUKDOEYRQ:RKQJHELHWHQSURGX]LHUHQ Ä'HU7KHRULH]XIROJHLVWLQ*HELHWHQGLHYRQ8PVFKLFKWXQJVSUR]HVVHQLP=XJHYRQ,QGXVWUL DOLVLHUXQJXQGXUEDQHQ:DFKVWXPEHWURIIHQVLQGGLH%DODQFH]ZLVFKHQ.RQNXUUHQ]XQG.R RSHUDWLRQQLFKWPHKUJHZlKUW³0D\ ,P*HJHQVDW]]XGHQ&KDULW\2UJDQL]DWLRQ6RFLHWLHVVHW]HQGLH5HVLGHQWVDXIHLQHQJOHLFKEH UHFKWLJWHQ'LDORJ]ZLVFKHQDOOHQ0HQVFKHQÄ&26JLQJGHQKDUWHQ:HJZlKUHQGGLHLGHDOLV WLVFKHQ6HWWOHUGHQVDQIWHQ:HJGHU2VPRVHPLW%LOGXQJXQGJHPHLQVDPHQ8QWHUQHKPXQJHQ EHVFKULWWHQ³ :HQGW 'LH 6SH]LDOLVWHQ GHU &26 ZDUHQ DXI (UPLWWOXQJVDUEHLW XQG GLDJQRVWLVFKH .ULWHULHQ IU GHQ (LQ]HOIDOO NRQ]HQWULHUW XQG NULWLVLHUWHQ GLH 6HWWOHPHQW :RUN IULKUHQJHPHLQZHVHQRULHQWLHUWHQ$QVDW]'LH&26DUEHLWHWHQDFKGHQVHOEHQ3ULQ]LSLHQZLH ZLUVLHEHUHLWVLQ(QJODQGNHQQHQJHOHUQWKDEHQ0LWGHP8QWHUVFKLHGGDVVVLFKGDV$UEHLWV KDXV6\VWHPLQGHQ86$QLFKWGXUFKVHW]HQNRQQWH'LH&26ZDUHQDEHUÄGDVZLFKWLJVWH)U VRUJH6\VWHP LQ HLQHP /DQG LQ GHP HV UHODWLY KRKH /|KQH JDE XQG GDV VFKRQ GDPDOV YRQ VLFKVHOEVWPHLQWHDOOHVLPhEHUIOX]XKDEHQ³.XQVWUHLFK ,QVRIHUQ ZDUHQ $UPXW XQG VR]LDOH 8QJOHLFKKHLWHQ HLJHQWOLFK QLFKW LP )RNXV HLQHU *HVHOO VFKDIW GLH VLFK VHOEVW DOV G\QDPLVFK DXIVWUHEHQG XQG PRGHUQ LGHQWLIL]LHUWH 'HU *ODXEHQ DOOHVHUUHLFKHQ]XN|QQHQZHQQPDQQXUGHQQ|WLJHQ(LQVDW]XQG:LOOHQGDIUHLQVHW]WZDU
35
stark verbreitet. Die Realität indes war eine andere, welche von den Residents des Hull Houses in der Öffentlichkeit vermittelt wurde. Erst um 1909 konnte man eine Annäherung zwischen der Settlement Work und der Case Work beobachten. In diesem Jahr wurde Jane Addams zur Präsidentin der National ConferenFHRI&KDULWLHVDQG&RUUHFWLRQVJHZlKOWÄ$XFKdie Protagonisten der COS sahen nun mehr in der sozialen Umwelt, in widrigen Lebensverhältnissen und zu geringem Einkommen die UrVDFKHIU$UPXWXQGZHQLJHULQ&KDUDNWHUVFKZlFKH³:HQGW Trotzdem bleiben Einzelfallhilfe und Settlement :RUN ]XHLQDQGHU DPELYDOHQW Ä(LQH (QW scheidung, welches Muster maßgeblich sein soll [Diagnose oder Dialog; K.B.], fällt nicht. Personifiziert in Jane Addams auf der Seite der Settlements und in Mary Richmond auf der Seite der COS wird dem jungen Beruf Social Work eine Kontroverse in die Wiege gelegt, die auch ein Jahrhundert später noch nicht erledigtLVW³HEGI ±GHU(LQVDW]YRQ(LQ]HOIDOO hilfe mit der Erfüllung von bestimmten Zugangskriterien oder Gemeinwesenarbeit als reguläres Angebot für die Gewährung einer sozialgerechten Gesellschaft.
Selbst Alice Salomon, die Direktorin der ersten Sozialen Frauenschule Berlins, stellte mit %H]XJ DXI GDV %XFK Ä6RFLDO 'LDJQRVLV³ YRQ 0DU\ 5LFKPRQG LQ LKUHP /HKUEXFK Ä6R]LDOH 'LDJQRVH³ HLQHÄ7KHRULHGHV+HOIHQV³DXILQGHUVLHGDUDXIKLQZLHVÄ$OOH)UVRUJH 3IOHJVFKDIW VWUHEW :LHGHUKHUVWHOOXQJ GHU ZLUWschaftlichen Selbständigkeit, der Gesundheit, der Fähigkeit zu verantwortlicher Lebensführung an. Aber das ist nur ein Teil der Sache. Das Ganze läuft auf ein weiteres Ziel hinaus. Man hat es genannt: Ä3HUV|QOLFKNHLWVHQWZLFNOXQJ³± und zwar ist das Mittel dazu eine bewusste und allseitige Anpassung des Menschen an seine 8PZHOW±DEHUDXFKGHU8PZHOWDQGLHEHVRQGHUHQ%HGUIQLVVHXQG.UlIWHGHVEHWUHIIHQGHQ 0HQVFKHQ HEG 0LWKLQ MHQH 'LDOHNWLN zwischen Person und Umwelt, die Kurt Lewin LQVHLQHU)HOGWKHRULHDOs zentral herausstelltHXQGGLHPLWGHP|NRVR]LDOHQ$QVDW]IU GLH6R]LDOH$UEHLW(LQJDQJJHIXQGHQKDWYJO:HQGW ZHLODXFKGLHÄPHWKRGLVFKH*H PHLQZHVHQDUEHLW QLFKWGDVJDQ]H0LOLHXPLWVHLQHP|NRQRPLVFKHQSROLWLVFKHQXQGNXO turellen Prozessen in Betracht JH]RJHQ >KDW .%@³ :HQGW REZRKO VLH DXV GHU Settlement-Bewegung heraus entstanden war.
Die Idee der Settlement Work breitete sich auch auf andere Länder aus. In Frankreich, Holland und Deutschland finden sich analoge AnsäW]HHU|IIQHWH:DOWHU&ODVVHQGDV+DP EXUJHU Ä9RONVKHLP³ DOV HLQH JHQHUDWLRQVEHUJUeifende Begegnungsstätte. In Berlin entsteht GLHÄ6R]LDOH$UEHLWVJHPHLQVFKDIW%HUOLQ2VW³ZHOFKHGHQHQJOLVFKHQ6HWWOHPHQWVVHKU nahe kam. Durch die Nazi-Diktatur wurde der Settlement-Bewegung ein unrühmliches Ende 36
gesetzt, von dem sich die deutsche Soziale Arbeit nur schwer erholte (vgl. Wendt 1995, 161). Auch mit der Etablierung eines deutschen Wohlfahrtstaates, der jetzt seOEVWHLQHÄRUGQHQGH³ Sozialpolitik betrieb, wurde die offene und bedarfsorientierte Settlement Work in bürokratische Schranken verwiesen. Um in der Sozialen Arbeit Gemeinwesenarbeit stark zu machen, musste es darum gewissermaßen zu einer >>Neuerfindung<< des Sozialraumes kommen, wie im nächsten Abschnitt herausgearbeitet wird.
37
4.
Die Soziale Arbeit und die >>Neuerfindung<< des Sozialraumes
2HOVFKOlJHO ÄAber das ist nicht identisch, sozialräumliche Arbeit und Gemeinwesenarbeit. Lüttringhaus: Wo liegt der Unterschied? Besagt nicht das Arbeitsprinzip Gemeinwesenarbeit, dass der GWA-spezifische Blick und die handlungsleitenden Grundprinzipien, die ihr schon mal skizziert habt, egal in welchem Feld man arbeitet, greifen sollten? Dass wir, unabhängig davon, ob wir jetzt schwerpunktmäßig in der Einzelfallhilfe tätig sind oder mit Gruppen arbeiten, überall quer zu unseren Schwerpunktgebieten auch den sozialen Raum im Blick haben sollten? Und ist es nicht so, dass Du, Wolfgang [Hinte; K.B.], dies der Klarheit halber nicht mehr GWA bezeichnet hast, sondern als sozialräumliche Arbeit, weil die GWA ja aus ihrer Historie vorrangig als isolieUWH0HWKRGHJHVHKHQZXUGH"³ (Maria Lüttringhaus im Interview mit Dieter Oelschlägel und Wolfgang Hinte 2001, 31f)
Eine mit Methoden ausgestatte Soziale Arbeit hatte am Anfang des 20. Jahrhunderts in Deutschland nicht gleiche Bedeutung wie in den USA. Die Entwicklung der Sozialen Arbeit als Profession durchlief einen Sonderweg, welcher ÄVHKUYHUHLQIDFKWJHVSURFKHQLQGLHÄ6R ]LDOSlGDJRJLN³DOVNRQVHUYDWLYHAusrichtung von Erziehung auf die (völkische) Gemeinschaft ]XUZHQLJVWHQVSlGDJRJLVFKHQLGHHOOHQhEHUZLQGXQJYRQ.RQNXUUHQ]XQG.ODVVHQNDPSI± XQG LQ GLH Ä-XJHQGEHZHJXQJ³ DOV MXQJEUJHUOLFKHU )OXFKW YRU GHU DOWHQ (U]LHKXQJ XQG /H EHQVIRUPLQHLQQHXHV*HPHLQVFKDIWVOHEHQ³:HQGW PQGHWH Mit diesem Verweis auf eine Pädagogik, die LQ LKUHP :LUNHQ DXI GLH *UXSSH XQG GLH *H meinschaft abzielt, um die Gesellschaft sozialer zu gestalten und zu erQHXHUQWUHIIHQZLUDO lerdings auf ein Faktum, das der Settlement Work (Toynbee Hall und Hull House) nicht IUHPG ZDU (V JHKW XP Ä(U]LHKXQJ ]XU *HPHLQVFKDIW XQG GXUFK *HPHLQVFKDIW³ HEG und diesbezüglich um die Vorläufer Sozialer GrXSSHQDUEHLWDOV0HWKRGHIUGLHSURIHVVLRQHO le Soziale Arbeit neben der Sozialen EinzelfaOOKLOIH(EHQVRH[LVWLHUHQDQGHUH(QWZLFNOXQJV stränge einer Pädagogik, die sich mit GrXSSHQ EHVFKlIWLJW GLH 5HIRUPSlGDJRJLN XQG GLH *UXSSHQG\QDPLNYJO*DOXVNHI 'LH-XJHQGEHZHJXQJZHOFKHGHU6R]LDOSlGDJRJLNZLFKWLJH,PSXOVHOLHIHUWHLVWLQVRIHUQYRQ Interesse, als sie auf Zusammenhänge verweist, die heute unter dem weit verbreiteten Begriff 39
Ä3HHUHGXFDWLRQ³DEJHKDQGHOWZHUGHQN|QQHQXQGLP9HUVWlQGQLVHLQHUVR]LDOUlXPOLFKHQ6R ]LDOHQ$UEHLWHEHQIDOOVHUZlKQHQVZHUWVLQGZXUGHQGRFKGLHÄ-XJHQGJUXSSH³DP$QIDQJGHV -DKUKXQGHUWV ÄDOV (U]LHKXQJVPLWWHO³ XQG GLH Ä-XJHQGRUJDQLVDWLRQHQ DOV .DPSIPLWWHO³ YJO0OOHU HQWGHFNW 0LW GHU ([SDQVLRQ GHU :DQGHUYRJHO%HZHJXQJ ZHOFKH GHQ %UJHUV|KQHQ HLQHQ 5FN]XJ VRUWYHUVFKDIIWHHQWZLFNHOWGLH-XJHQGIUVLFKHLQHDQGHUH(UIDKUXQJVZHOWQHEHQGHQ,QVWLWX WLRQHQ6FKXOHXQG)DPLOLHÄ$PJUQGHWHQGLH%HUOLQHU7HLOQHKPHUDQGHQHUVWHQ :DQGHUXQJHQ HLQHQ 9HUHLQ IU GHQ VLH QDFK HLQHU *UDELQVFKULIW LQ 'DKOHP GHQ 1DPHQ Ä:DQGHUYRJHO±$XVVFKXIU6FKOHUIDKUWHQ³ZlKOWHQ³:HQGW 'LHVH -XJHQGEHZHJXQJ IDYRULVLHUWH NOHLQH *UXSSHQ]XVDPPHQVHW]XQJHQ XQG ZlKOWH lOWHUH $QIKUHUXPVLFKVHOEVWDOV-XJHQG]XHQWGHFNHQXQGHLQHQHXH)UHLKHLWDXIGHQ:DQGHUXQ JHQXQG)DKUWHQ]XHUOHEHQ'LH*UXSSHZLUNWHVHOEVWHU]LHKHULVFKXQGÄEHUQDKPDXVJHEOLH EHQHVR]LDOH$UEHLWGLHLKU/HEHQEHWUDILQHLJHQH5HJLH³HEG 'DPLWJHODQJHVLKU VLFK JHJHQEHU GHQ (UZDFKVHQHQ ]X HPDQ]LSLHUHQ XQG 6HOEVWHUIDKUXQJHQ ]X VDPPHOQ 6LH HUKREHQGLH*UXSSH]XHLQHUZLFKWLJHQ6R]LDOLVDWLRQVLQVWDQ]RKQHHV]XZLVVHQ Ä'LH %HZHJXQJ LVW JHUDGH]X DQWLSROLWLVFK GHVKDOE LQ LKUHU :LUNXQJ DEHU QLFKW XQSROLWLVFK JHZHVHQ 6LH EHGHXWHWH HLQH NRQVHUYDWLYH (UQHXHUXQJ³ HEG HQWKLHOW VR]LRNXOWXUHOOH (OHPHQWH6FKUHLEHQYRQ)DKUWHQXQG7DJHEFKHUQGLH$XVHLQDQGHUVHW]XQJPLW/\ULN0D OHUHLXQG0XVLN XQGVROLGDULVLHUWHVLFKJHJHQGHQ6SLHHUWXPMHQHU7DJH. 'LHDUEHLWHQGH-XJHQGDXVGHU3UROHWDULHUVFKLFKWLQGHVZDUZHVHQWOLFKSROLWLVFKHUXQGRUJDQL VLHUWHVLFKLQGHU$UEHLWHUMXJHQGEHZHJXQJÄ,P-XQLWUDIHQVLFKLKUH9HUWUHWHU]XHLQHU HUVWHQJHPHLQVDPHQ.RQIHUHQ]LQ%HUOLQXQGJUQGHWHQGLH9HUHLQLJXQJGHUIUHLHQ-XJHQGRU JDQLVDWLRQ'HXWVFKODQGV³0OOHU 'LH-XJHQGOLFKHQVHW]HQVLFKIU-XJHQGVFKXW] %LOGXQJXQG(U]LHKXQJHLQ(VJLQJLKQHQXPHLQHQYHUEHVVHUWHQ-XJHQGDUEHLWVVFKXW]XQGXP HLQH ÄJHVHOOVFKDIWOLFKH %HIUHLXQJ GXUFK JHPHLQVDPHQ SROLWLVFKHQ .DPSI³ HEG 6LH VROLGDULVLHUWHQVLFKXQGVHW]HQQLFKWDXIGLHNOHLQHQDXWRQRPHQ*UXSSHQZLHHVHWZDGLHEU JHUOLFKHQ -XJHQGOLFKHQ :DQGHUYRJHO%HZHJXQJ WDWHQ 9LHOPHKU IRUGHUWHQ VLH 7HLOKD
40
=XUZHLWHUHQ9HUWLHIXQJYHUZHLVHLFKDXI*LHVHFNH+HUPDQQ 9RP:DQGHUYRJHOELV]XU+LW OHUMXJHQG -XJHQGDUEHLW ]ZLVFKHQ 3ROLWLN XQG 3lGDJRJLN 0QFKHQ ,OOH *HUKDUG .|KOHU *QWHU >+UVJ@ 'HU:DQGHUYRJHO(VEHJDQQLQ6WHJOLW]%HUOLQ/DTXHXU:DOWHU 'LH'HXWVFKH -XJHQGEHZHJXQJ(LQHKLVWRULVFKH6WXGLH.|OQ
berechte, um in der Gesellschaft voran zu kommen und nicht in der Stagnation der arbeitenGHQ .ODVVH YHUKDUUHQ ]X PVVHQ Ä'HVKDOE ZDr für sie die gruppenübergreifende nationale und internationale Solidarität kein folgenloses Lippenbekenntnis, sondern die Voraussetzung für die Herstellung politischer Verhältnisse, unter den sie ihre eigene Erziehung und Bildung überhaupt erst hätten in Angriff nehmen N|QQHQ³ HEG (V JLQJ LKQHQ DOVR XP GLH 'XUFKEUHFKXQJ VR]LDOHU 8QJOHLFKKHLWHQ XQG GLH Veränderung des gesellschaftlichen Zusammenhangs für mehr Chancengleichheit unter den getrennten Klassen. Was hat dies nun alles mit sozialräumlicher Sozialer Arbeit zu tun? 'LH-XJHQGEHZHJXQJZDUHLQ:HJZHLVHUIUGLH*UXSSHQSlGDJRJLNEH]LHKXQJVZHLVHIUGLH Soziale Gruppenarbeit. Sie experimentierte mit demokratischen Einmischungsstrategien, erSUREWHGLHÄ0DFKWGHU6ROLGDULWlW³XQGVNDQGDOLVLerte unzureichende Lebenssituationen in den ÄVR]LDOHQ5lXPHQ³GHU0HQVFKHQ=XGHPELOGHWHman sich, pflegte Geselligkeit und beschäfWLJHVLFKPLW.XOWXU'LHSUROHWDULVFKH-XJHQGZROOWHDQGHQ(UUXQJHQVFKDIWHQHLQHUPRGHU QHQ:HOWWHLOKDEHQZHOFKHLKQHQQLFKW]XJlQJOLFKZDUHQ'DUXPILQGHQZLUEHLGHU-XJHQG EHZHJXQJ HPDQ]LSDWRULVFKH $QVlW]H HLQHV VHOEVWEHVWLPPWHQ /HEHQV VRZLH GHQ KLVWRULVFKHQ (UIDKUXQJVZHUWGDVVPDQJHPHLQVDPHWZDVEHZHJHQNDQQ 'LH*UXSSHNDQQVRPLWHLQ0HGLXP6R]LDOHU$UEHLWVHLQXQGÄZLHLPPHUPDQGLHVH%HZH gungen heute einschätzen mag, sie hatten eine GLGDNWLVFKH :LUNXQJ³ HEG 'LH *H PHLQZHVHQDUEHLW *:$ QXW]WH GLHVHV :LVVHQ XQG JHZDQQ HEHQVR ZLH GLH 6R]LDOH *UXS penarbeit, erst nach dem 2. WeltkULHJLQ'HXWVFKODQGDQ(LQIOXVV Sie soll mit Bezug zur sozialräumlichen Sozialen Arbeit nun ZHLWHUHU|UWHUWZHUGHQ 'LH*HPHLQZHVHQDUEHLWNRQQWHVLFK an der Praxis der SettlemenW:RUNRULHQWLHUHQYJO.DS ,,XQG.DS,, 11. Alles in allem bezieht sich die *:$DXIGDV*HPHLQZHVHQPDFKWGLH ses zum Partner Sozialer Arbeit und erhebt ein VR]LDOHV8PIHOGPLWGHQGDULQOHEHQGHQ,QGL viduen zur Zielgruppe möglicher Handlungsstrategien, um mit Gruppen Lebensumstände auf]XZHUWHQXQG]XHUQHXHUQ *DOXVNH EHVFKUHLEW GLH *HPHLQZHVHQDUEHLW ÄDOV HLQH $UW Ä)UKZDUQV\VWHP³ IU .RQIOLNWJHQHVHXQG±HVNDODWLRQ³XPDXIVR]LDOH3UREOHPODJHQ]XUHDJLHUHQ
11
'DUEHUKLQDXVODVVHQVLFKDXFKDQGHUH9RUOlXIHUNRQVWDWLHUHQZLHHWZDGHU-HVXLWHQVWDDWYRQ3DUDJXD\ GHUQDFKNRPPXQLVWLVFKHQ3ULQ]LSLHQRUJDQLVLHUWZDUYJO%RXOHW.UDXVV2HOVFKOlJHOI 41
Der eigentliche Beginn der Gemeinwesenarbeit kann mit der Eröffnung des ersten deutschen Nachbarschaftsheimes durch Hertha Kraus im Jahr 1947 bezeichnet werden. Es entstand auf Quäker-Initiative und wurde mit Quäker-Mitteln in Berlin-Schlachtensee eröffnet. JUQGHWH VLFK HLQ Ä9HUEDQG 'HXWVFKHU 1DFKEDUVFKDIWVKHLPH H9³ YJO 0OOHU 97 ff). 9RUHUVW IDQG GLH *:$ LP 1DFKNULHJVGHXWVFKODQG GHU HU MHGRFK NHLQH JU|HUH %HDFK WXQJ REZRKO +HUWKD .UDXV XQG +HUEHUW /DWWNH in Grundlagenartikel bereits die Bedeutung GHV*HPHLQZHVHQVIUGLH6R]LDOH$UEHLWKHUDXVVWHOOWHQYJO0OOHUVRZLH *DOXVNH I XQG 86DPHULNDQLVFKH .RQ]HSWH GHV &RPPXQLW\ 2UJDQL]DWLRQ XQG &RPPXQLW\'HYHORSPHQWHLQH3ODWWIRUPERWHQ&:ROIJDQJ0OOHU VWHOOWLQGHU Ä0HWKRGHQJHVFKLFKWH GHU 6R]LDODUEHLW³ GD]X IHVW Ä'LH GHXWVFKH 6R]LDODUEHLW NRQQWH ODQJH =HLWQLFKWVRGHUGRFKQLFKWYLHOPLWGHU%RWVFKDIWYRQ+HUWKD.UDXVDQIDQJHQHLQH0HWKRGH 6R]LDOHU $UEHLW EHVWQGH GDULQ VR]LDOH 0LVVVWlQGH ]X EHREDFKWHQ XQG ]X DQDO\VLHUHQ NRP munale Meinungsführer an einem runden Tisch zuYHUVDPPHOQXPDXI$EKLOIH]XVLQQHQXQG gIIHQWOLFKNHLWVDUEHLW]XOHLVWHQXPGHQ:HJIUSULYDWH$NWLYLWlWHQ]XHEQHQXQGGDVDOOJH PHLQH1LYHDXNRPPXQDOHU:RKOIDKUWDQ]XKHEHQ³ $OOHVLQDOOHPEOLHEGLH*HPHLQZHVHQDUEHLWHLQHLVROLHUWH6R]LDODUEHLWVPHWKRGHZHOFKHYRU QHKPOLFK GXUFK +RFKVFKXOOHKUHULQQHQ XQG OHKUHU LPSRUWLHUW XQG SURSDJLHUW ZXUGH 6LH ZDU NHLQ $UEHLWVDQVDW] ZHOFKHU GXUFK GLH 3UDNWLNHU 6R]LDOHU $UEHLW YRUDQJHWULHEHQ ZXUGH VRQ GHUQÄSULPlUDOVHLQHEHUGLHDQJORDPHULNDnische und niederländische Fachliteratur und über LQWHUQDWLRQDOH.RQIHUHQ]HQXQG6HPLQDUHYHUPLWWHOWHSURIHVVLRQHOOH)RUGHUXQJDQDOOH6R]LDO DUEHLWHU UH]LSLHUW VLH VROOWHQ EHL LKUHU $UEHLW PLW (LQ]HOQHQ PLW )DPLOLHQ XQG PLW *UXSSHQ LPPHUDXFKGHQVR]LDOHQ.RQWH[WEHDFKWHQLQGHPLKUH.OLHQWHQOHEWHQXQGVLHVROOWHQDXFK GLH QDFKEDUVFKDIWOLFKHQ 5HVVRXUFHQ EHGHQNHQ ZHOFKH GHQ +LOIHVXFKHQGHQ QW]HQ N|QQWHQ RKQHGLHNRPPXQDOHQXQGVWDDWOLFKHQ(WDWV]XEHODVWHQ³HEG $OOHUGLQJVZDUHQGLH=HLWHQIUGLH(WDEOLHUXQJGHU*:$NRPSOL]LHUW1DFKJDOWHVYRU HUVW'HXWVFKODQGZLHGHUDXI]XEDXHQXQGGLHVR]LDOHQ1RWODJHQ]XHQWVFKlUIHQ(EHQVRIDQ GHQ 8PHU]LHKXQJVEHVWUHEXQJHQ LP =XJH GHU (QWQD]LIL]LHUXQJ VWDWW GLH 'HPRNUDWLH PXVVWH VLFKIHVWLJHQXQGVLFKJHJHQEHUGHP.RPPXQLVPXVEHKDXSWHQ $XFKGHU$XVEDXQHXHU9HUZDOWXQJVVWUXNWXUHQYHUEXQGHQPLWVR]LDOSROLWLVFKHQ0DQDKPHQ YJO%RXOHW.UDXVV2HOVFKOlJHOIIXQG1RRWEDDU VWDQGDXIGHU7DJHVRUGQXQJ ³(V ZXUGH SUDNWLVFK HLQ :HFKVHO DXI GLH =XNXQIW DXVJHVWHOOW GHU ]XU 9HUZXQGHUXQJ YLHOHU 42
Wirtschafts- und Sozialpolitiker tatsächlichHLQJHO|VWZHUGHQNRQQWH³1RRWEDDU (UVWGDVÄ:LUWVFKDIWVZXQGHU³HUP|JOLFKWHGLHFinanzierung der sozialSROLWLVFKHQ%HVWUHEXQ JHQPLWGHPJOHLFK]HLWLJHQ$XIEDXHLQHV:RKOIDKUWVWDDWHVGHUGXUFKGLH([SDQVLRQYRQ+LO IHLQVWLWXWLRQHQVHLQHQ$XIJDEHQJHUHFKWZHUGHQZROOWH (EHQVR HQWZLFNHOQ VLFK OHEHQVZHOWIHUQH 7UDEDQWHQVWlGWH LP =XJH GHV ZLUWVFKDIWOLFKHQ $XI VFKZXQJV GLH YRQ LKUHU )XQNWLRQ KHU Ä6FKODIVWlGWH³ GDUVWHOOWHQ 'LH 5HJLHUXQJ IDYRULVLHUWH ]XGHP GDV ,GHDOELOG GHV (LJHQKHLPEHVLW]HUV XQG IRUFLHUWH QXU KDOEKHU]LJ eine ausreichende VR]LDOH :RKQXQJVEDXSROLWLN ZHOFKH GHQ %LQQHQZDQGHUXQJHQ LP :RKQXQJVZHVHQ NDXP HWZDVHQWJHJHQVHW]WHÄ,QHLQHU5HLKHJURHU6WlGWH)UDQNIXUW+DPEXUJ0QFKHQ%HUOLQ ZXUGHQGLHDOWHQ0LHWVKlXVHU]HQWUDOJHOHJHner Wohnquartiere >total±VDQLHUWXQGGXUFKJH ZHUEOLFKH %DXWHQ IU .RQVXP 9HUZDOWXQJ XQG 'LHQVWOHLVWXQJ HUVHW]W 'LH DOWHLQJHVHVVHQHQ %HZRKQHUXQGMXQJH(KHSDDUH PXVVWHQLQ6DWHOOLWHQ6LHGOXQJHQDP6WDGWUDQGDXVZHLFKHQ GLH/HEHQVTXDOLWlWLP:RKQXPIHOGVDQNGLH/HEHQVNRVWHQVWLHJHQ³0OOHU $X HUGHP ZDU GDV 3UREOHP GHU JUDYLHUHQGHQ -XJHQGDUEHLWVORVLJNHLW LPPHU QRFK QLFKW JHO|VW ZRUGHQ 0LW GHP $ENOLQJHQ GHV :LUWVFKDIWVZDFKVWXPV den ersten wirtschaftOLFKHQ .ULVHQHUVFKHL QXQJHQ 1RWVWDQGVJHVHW]H XQG GHQ VWXGHQWLVFKHQ 3URWHVWEHZHJXQJHQ UFNW GDV ,QWHUHVVH IU *HPHLQZHVHQDUEHLW LQ GHQ 9RUGHUJUXQG 'LH |IIHQWOLFKHQ XQG SULYDWHQ 7UlJHU VR]LDOHU 'LHQVWOHLVWXQJHQ ZDUHQ QLFKW LQ GHU /DJH GLe wachsenden Bedarfe in adäquater Weise zu GHFNHQVRGDVVGLH*:$DOVQXW]EULQJHQGHVR]LDODUEHLWHULVFKH$QWZRUWJHVHKHQZXUGHÄ'LH 6R]LDODUEHLWHU >IXQJLHUWHQ .%@ DOV 3UHOOERFN ]ZLVFKHQ HUK|KWHU /HLVWXQJVQDFKIUDJH XQG YHUVWlUNWHU /HLVWXQJVGHIL]LWH VR]LDOHU 'LHQVWH « ³ 2HOVFKOlJHO 'LH GHXWVFKHQ 1DFKEDUVFKDIWVKHLPHULFKWHWHQVLFKDXIGLHQHXH6LWXDWLRQHLQXQGEH]RJHQLKUH$UEHLWDXIGLH DXHUVWlGWLVFKHQ*HELHWHREZRKOVLHYRQLKUHU7UDGLWLon her innerstädtisch ausgerichtet waUHQ ,KUHQ ZLFKWLJVWHQ %H]XJVSXQNW IDQG GLH *:$ DP (QGH GHU HU -DKUH LP %HUHLFK GHU 2E GDFKORVHQKLOIH XQG LQ GHU $UEHLW PLW 5DQGJUXSSHQ Ä'LH +LOIH NDP >DEHU .%@ YRQ DXHQ XQGHVJHK|UWHNDXP]XGHQ$EVLFKWHQGLHHLJHQHQ.UlIWHGHU%HWURIIHQHQ]XPRELOLVLHUHQ¶³ %RXOHW.UDXVV2HOVFKOlJHO *HPHLQZHVHQDUEHLWZDU]XGLHVHU=HLWQRFKQLFKWSROL
$XIGLH]HLWJOHLFKHQWVWDQGHQQHXHQVR]LDOHQ%HZHJXQJHQLP=XJHGHUVWXGHQWLVFKHQ3URWHVWEHZHJXQ JHQJHKHLFKQLFKWJHVRQGHUWHLQREZRKOKLHUHEHQIDOOV6WUDWHJLHQIUHLQHVR]LDOUlXPOLFKH6R]LDOH$U EHLWDEJHOHLWHWZHUGHQN|QQWHQ,FKHPSIHKOHGHQ$EVFKQLWWÄ1HXHVR]LDOH%HZHJXQJ³LQ:ROI5DLQHU :HQGWV Ä*HVFKLFKWHGHU6R]LDOHQ$UEHLW³ 43
tisch oder emanzipatorisch ausgerichtet. Erst allmählich hat man die Aktivierung der Selbsthilfepotenziale der Betroffenen im Blick und unterstützt sie bei der Umsetzung partizipativer Einmischung, um die strukturellen Dimensionen des Umfeldes sowie der Verwaltungen in das Arbeitskonzept zu integrieren (vgl. ebd., 50f). GWA bezieht sich auf eine gesellschaftspolitische Dimension und rückt ins öffentliche Bewusstsein. Sie wird zu einem Garanten der demokratischen Lebenskultur und muss im Spagat zwischen Einmischung und Beschwichtigung den Staat aus seiner LegitiPDWLRQVNULVHÄEHIUHLHQ³ Das Burckhardthaus in Gelnhausen bei Frankfurt/Main begann parallel Ende der 60ziger Jahre ausführliche Weiterbildungsprogramme im Bereich der Gemeinwesenarbeit zu konzipieren und wollte damit Sozialarbeiter, Pfarrer und Vikare in Kirchengemeinden erreichen. Die Einrichtung hatte einen evangelischen Hintergrund und wollte mit einer aktiven Beteiligung im und am Gemeinwesen, die Kirchengemeinden füU GLH JHVDPWH *HVHOOVFKDIW |IIQHQ Ä+LQWHU diesem Konzept standen existentielle Strukturveränderungen in der Bundesrepublik Deutschland. Einerseits war das Kirchensteueraufkommen durch die Einkommenssteigerungen der sechziger Jahre gewachsen, die Kirche hatte Geld. Andererseits verloren viele Kirchengemeinden durch die Binnenwanderungen ihrer Mitglieder aus innerstädtische Sanierungsgebieten in die neuen Städte am Stadtrand viele Mitglieder, und die politischen und sozialen Bewegungen der späten sechziger Jahre bewirkten ernst zu nehmende Kirchenaustritte und einen GHXWOLFKHQ1DFKZXFKVPDQJHO³0OOHU In jedem Fall diente das Ansinnen der weiteren Verbreitung der GWA. Zusätzlich veröffentlichte man in einem eigenen Verlag Publikationen zu spezifischen Gemeinwesenarbeitsthemen. Es entstand eine neue Sensibilität für die soziale Dimension einer konfliktbewussten Gemeinwesenarbeit, die Betroffenbeteiligung ernst nahm und Forderungen aufstellte. Die kritischen und oppositionellen Töne missfielen der Kirchenverwaltung zunehmend, weshalb Umstrukturierungsmaßnahmen im Burckhardthaus für eine kontrollierte Ruhe sorgten.
Parallel zu dieser Zeit organisierten sich die Gemeinwesenarbeiter. Sie schlossen sich zusammen und diskutierten Strategien einer selbstbewussten Gemeinwesenarbeit. Ä0LW GHU 6HOEVWRUJDQLVDWLRQ GHU *HPHLQZHVHQDrbeiter war die deutsche Rezeption von Gemeinwesenarbeit aus ihrer literarischen Phase herausgewachsen und hatte sich ihre eigene und für deutsche Verhältnisse neue Praxis geschaffen und zur DiskussiRQ JHVWHOOW³ HEG IKUWH GLH $UEHLWVJUXSSH GHr Victor-Gollancz-Stiftung eine empirische Untersuchung durch, um einen Überblick über die bestehenden Gemeinwesenarbeitsprojekte ]X HUKDOWHQ „'LH8QWHUVXFKXQJGHU$UEHLWVJUXSpe GWA der Victor-Gollancz-Stiftung mündete in die Forderung ein, für künftige Aus- und Fortbildung in Gemeinwesenarbeit sei es zunächst 44
notwendig,
die
ökonomischen
und
politischen
Rahmenbedingungen
kommunaler
Politik und Planung zu bestimmen, die Entwicklungstendenzen der Sozialarbeit im Zusammenhang mit staatlicher Infrastrukturpolitik einzuschätzen und den Niederschlag dieser Determinanten in den Strukturen der Institutionen und Gruppen im kommunalen Bereich zu analysieren, die GemeinwesenarbHLWEHWUHLEHQ³HEG Dennoch konnte sich die Gemeinwesenarbeit nicht flächendeckend durchsetzen, gerade weil sie gegen das Establishment vorging und Menschen dazu befähigen wollte, sich gegen soziale Benachteiligungen und bürokratischH 6WUXNWXUHQ ]X ZHKUHQ hEerdies waren gemeinwesenorientierte Projekte niFKW 3IOLFKWOHLVWXQJHQ 6LH ZXUGHQ HLgentlich nur gefördert, wenn die kommunalen Haushalte an ihre Grenzen gekommen waren und der Staat nicht mehr ausreiFKHQG IU GHQ VR]LDOHQ )ULHGHQ VRUJHQ NRQQWH Insofern handelten die GWA-PraktikerInnen im Auftrag des Staates, um soziale Konflikte zu entschärfen und die Selbsthilfepotenziale der %UJHU IU (LQVSDUXQJVHIIHNWH ]X QXW]HQ 6Le wurde vor diesem Hintergrund zum Arbeitsprinzip erhoben, welches sich in alle Bereiche Sozialer Arbeit ZLHGHUILQGHQVROOWHYJO%RX OHW.UDXVV2HOVFKOlJHO XP GLH *HPHinwesenarbeit von der methodischen Verengung zu befreien und der unzureichHQGHQSUDNWLVFKHQ8PVHW]XQJHWZDVHQWJHJHQ]XVHW]HQ
Mit der Expansion von GWA-Projekten setzte aber genauso schnell ihre InIODWLRQHLQ,P-DKU ZLUGDXIHLQHULQWHUQDWLRQDOHQ7DJXQJVRJDUYRP7RGGHU*HPHLQZHVHQDUEHLW JHVSUR FKHQ Ä1DFKHLQHPNXU]HQDEHUDUEHLWVUHLFKHQ/Hben verstarb unser liebstes und eigenwilligstes Kind GWA an:
Allzuständigkeit, Eigenbrötelei und Profilierungsneurose
Methodischer Schwäche und theoretischer Schwindsucht
Finanzieller Auszehrung und politischHU 'LV]LSOLQLHUXQJ³ 0OOHU
:ROIJDQJ+LQWH IKUWH als ein Grund für die Krise der Gemeinwesenarbeit an, ÄGDVVVLHEHUNHLQHDXVUHLFKHQGH/REE\DXI)XQNWLRQlUVHEHQHLQ-XJHQGKLOIHXQG6WDGWHQW ZLFNOXQJYHUIJWH« XQGVLFKQLFKWGDXHUKDIWLQ der Struktur der AppaUDWHE]ZJHVHW]OL FKHQ 5HJHOXQJHQ HWDEOLHUHQ NRQQWH³ 3URMHNWH kamen und verschwanden, da sie sich ihrer stabilen Finanzierung nicht sicher sein konntenXQGLKUH/HJLWLPDWLRQPLWGHU$NWLYLHUXQJGHU Menschen als demokratische Gegenmacht gegenübeUGHQ$GPLQLVWUDWLRQHQDXIV6SLHOVHW]WHQ 45
Darüber hinaus fehlte es der GWA an einer ausreichenden theoretischen13 Orientierung und einer breiten Basis von Anhängern. Zusammen mit Dieter Oelschlägel gehörte Wolfgang HinWH]XGHQ$XWRUHQÄGLHEHUHLQHQOlQJHUHQ=Hitraum theoretisch und praktisch an dem ThePD*:$ÄGUDQ³EOLHEHQ³HEG XQGDXIJUXQG des Dilemmas der unzureichenden PraxisLPSOHPHQWLHUXQJYRQ*HPHLQZHVHQDUEHLWVDQVlW]HQ]X%HJLQQGHUHU-DKUHGLH6WDGWWHLO EH]RJHQH6R]LDOH$UEHLWLQ(VVHQHQWZLFNHOWHYJO+LQWHXQGGHUV ZHOFKHDQGLH Tradition der GWA anknüpfte und von ihren FehlerQOHUQHQZROOWH6WDGWWHLORULHQWLHUWH6R]LD le Arbeit wurde zu einer taktischen Metapher, um der institutionsfeindlichen GemeinwesenDUEHLW TXDVL ]X HQWNRPPHQ Ä'LH 3URILOLHUXQJ GHV .RQ]HSWV Ä6WDGWWHLOEH]RJHQH 6R]LDOH $U EHLW³HQWVSUDQJVRZRKOGHP:LVVHQXPGLH'HIL]ite der GWA, aber auch strategischen Überlegungen, die sich aus der jahrelangen ZusaPPHQDUEHLW PLW NRPPXQDOHQ 7UlJHUQ GHU -X JHQGKLOIHHUJDEHQ³+LQWH Parallel dazu wurde mit der stadteilorientierten Variante, der soziale Raum im Austausch für das Gemeinwesen als sozialarbeiterische HandlungsopWLRQHLQJHIKUW6FKOLHOLFKZDU GHU %H]XJ ]XP 6R]LDOUDXP ]X dieser Zeit etwas Neues und bot die Möglichkeit sich in deQ9HUZDOWXQJHQÄHLQ]XVFKOHLFKHQ³XPJHZLVVHUPDHQDXVGHU Deckung des Neuerfundenen Prinzipien der GemeLQZHVHQDUEHLWLP%HUHLFKGHU.LQGHUXQG -XJHQGKLOIHGXUFK]XVHW]HQ6RJHsehen wurde mit dem AufkommeQGHU6WDGWWHLORULHQWLHUWHQ 6R]LDOHQ$UEHLWGHU6R]LDOUDXPDOV.RQ]HSWLQstrumentalisiert, weil die Orientierung am so]LDOHQ 5DXP JHJHQEHU GHU ÄYHUUXIHQHQ³ *:$ XQYHUEUDXFKW ZDU XQG QLFKW GHQ (LQGUXFN HUZHFNWHDXVGLHVHU(FNH6R]LDOHU$UEHLWHQWVWDQGHQ]XVHLQ'LH3URJUDPPDWLN6WDGWWHLOEH ]RJHQHU6R]LDOHU$UEHLW]LHOWHDOVRXQWHUDQGHUHPGDUDXIDE3ULQ]LSLHQGHU*:$ÄDOVXPIDV sende Blickrichtung in allen Feldern sozialer $UEHLW YRQ GHU 6R]LDODGPLQLVWUDWLRQ EHU %LO dungsarbeit bis hin zur HeimerziHKXQJXQG6WUDIUHFKWVSIOHJH ]XHWDEOLHUHQ³+LQWH 6RGDVVHVVFKOXVVHQGOLFK$QIDQJGHUHU-DKUHJHODQJGLH.LQGHUXQG-XJHQGKLOIHGXUFK GLHÄ+LQWHUWUGHV6R]LDOUDXPHV³YRQGHU*HPHLQZHVHQDUEHLW]XEHU]HXJHQ(VZXUGHÄYRP )DOO ]XP )HOG³ +LQWH EHUJHZHFKVHOW ZREHL Ä!!)DOO XQG !!)HOG GDEHL QLFKWDOV$OWHUQDWLYHQ]XVHKHQ>VLQG.%@ZHr sich auf ein Feld ausrichtet, kann auch weiterhin den Fall im AXJHEHKDOWHQ³HEG :LHJH]HLJWHUIROJWHGLH!!1HXHUILQGXQJGHV6R]LDOUDXPHVQLFKWYRQXQJHIlKU:ROIJDQJ +LQWHZROOWHGHUDEJHVRQGHUWHQ*:$DXVGHU6ackgasse helfen, weshalb er eine sozialräumliFKH6R]LDOH$UEHLWHQWZDUIGLe sich schlussendlich in der .LQGHUXQG-XJHQGKLOIHGXUFKVHW
13
46
$XVJHQRPPHQ GLH hEHUOHJXQJHQ ]XP |NRORJLVFKHQ $QVDW] XQG GHU *:$ DOV $UEHLWVSULQ]LS YJO %RXOHW.UDXVV2HOVFKOlJHO 0HWKRGLVFKXQGNRQ]HSWLRQHOOKDWWHGLH*HPHLQZHVHQDUEHLWEH reits verschiedene PraxisorientieUXQJHQ :RKOIDKUWVVWDDWOLFKH *:$ Integrative GWA, Aggressive *:$.DWDO\WLVFKHDNWLYLHUHQGH*:$YJO*DOXVNHII
zen ließ14 ±MHGRFKPLW5FNJULIIDXIEHUHLWVDXVIRUPXOLHUWH6WUDWHJLHQHLQHUJHPHLQZHVHQRUL HQWLHUWHQXQG6WDGWWHLOEH]RJHQHQ6R]LDOHQ$UEHLWGLHDXI$QWL3lGDJRJLNVHW]WHXQG]XJHJH EHQHU=HLWJHVFKLFNWGLH1DPHQVVFKLOGHUYRUGHUHLJHQHQ+DXVWUDXVWDXVFKWHZHLO*:$]X HLQHP ZHKUORVHQ %HJULII PXWLHUW ZDU ZHOFKHU LQIODWLRQlU JHEUDXFKW ZXUGH XQG VR ]X HLQHU :RUWKOVHYHUNRPPHQZDUYJO+LQWHGHUV =XGHPERWVLFKGLH*HPHLQZH VHQDUEHLWDOVIRUPXOLHUWHV$UEHLWVSULQ]LSIUGLH1HXVWUXNWXULHUXQJVR]LDOHU'LHQVWHDQ6FKRQ LQGHQHU-DKUHQVWHOOWHQGLHLQVWLWXWLRQHOOJHSUlJWHQ-XJHQGlPWHUPLWLKUHQ$OOJHPHLQHQ 6R]LDOSlGDJRJLVFKHQ'LHQVWHQQlPOLFKIHVWGDVVGLHDXVVFKOLHOLFKH2ULHQWLHUXQJDP(LQ]HO IDOO QLFKW GLH VR]LDOHQ 3UREOHPODJHQ GHU 0HQVFKHQ XPIDVVHQG HQWVFKlUIHQNDQQYJOKLHU]X .DS,, 8PGLH(QWZLFNOXQJVOLQLHGHV'LVNXUVHVKLQ]XHLQHUVR]LDOUDXPRULHQWLHUWHQ6R]LDOHQ$UEHLW ]XYHUGHXWOLFKHQVWHOOHLFKLP:HLWHUHQGLH/HLWVWDQGDUGVGHU*HPHLQZHVHQDUEHLWGHU6WDGW WHLORULHQWLHUWHQ6R]LDOHQ$UEHLWXQGGHU6R]LDOUDXPRULHQWLHUXQJJHJHQEHU $EELOGXQJ*HPHLQZHVHQDUEHLW6WDGWWHLORULHQWLHUWH6R]LDOH$UEHLW6R]LDOUDXPRULHQWLHUXQJ GLH$UEHLWVSULQ]LSLHQLPhEHUEOLFN
Gemeinwesenarbeit
Stadtteilorientierte
Sozialraumorientierung
YJO*DOXVNHII
Soziale Arbeit
YJO+LQWH
YJO+LQWHII
VR]LDOH3UREOHPH
$XVJDQJVSXQNW6R]LD OHU$UEHLWVLQGGLHYRQ
JHVHOOVFKDIWOLFKHU
QLFKWGLHGDYRQEH
GHQ0HQVFKHQGHIL
)HOGRULHQWLHUXQJ
WURIIHQHQ0HQVFKHQ
QLHUWHQVR]LDOHQ5lX
]LHOJUXSSHQEHUJUHL
PH
IHQG
]LHOJUXSSHQEHUJUHL
EHUHLFKVEHUJUHLIHQG
YHUQHW]HQGDJLHUW
WUlJHUEHUJUHLIHQG
VRZLH.RRSHUDWLRQ
ZHUGHQ
GXUFK.RRUGLQDWLRQ
XQG.RRUGLQDWLRQVR
IHQG
YHUlQGHUWZHUGHQ
8PVWlQGHEHJULIIHQ
4 1
6R]LDOUlXPHVROOHQ
ZHUGHQLP.RQWH[W
HVVROONRRSHUDWLYXQG
GLH%HGUIQLVVHXQG
,Q HLQHU EHUEOLFNVDUWLJHQ (LQOHLWXQJ ]XU *HVFKLFKWH GHV )DFKNRQ]HSWV 6R]LDOUDXPRULHQWLHUXQJ EULQJW +LQWH GLHVVHKUWUHIIHQGDXIGHQ3XQNWÄ,QGHU7DWVXFKWGLHVHVVR]LDODUEHLWHULVFKH.RQ]HSW HLQHQ6SDJDWRGHUEHVVHUJHVDJWHLQHQSUDJPDWLVFKHQ.RPSURPLVV]ZLVFKHQGHQ(UJHEQLVVHQGHUWKHR UHWLVFKHQ XQG SUDNWLVFKHQ 6XFKEHZHJXQJHQ GHU *HPHLQZHVHQDUEHLW HLQHUVHLWV XQG GHQ LP 6*% 9,,, IHVWJHVFKULHEHQHQ/HLVWXQJVDQVSUFKHQDQGHUHUVHLWV³ 47
und Kooperation aller sozialen Angebote im Gemeinwesen
zialer Dienste (Netz-
Interessen der Bevöl-
werke)
kerung sind die hand-
orientiert am Willen
lungsleitenden Maxi-
und an der Betroffen-
men
bedarfs- und themen-
orientiert
heit der Menschen o-
methodenintegrativ
der Gruppen
ressourcenorientiert
bezieht sich auf
Unterstützung von
gearbeitet werden
ein soziales Netzwerk,
Selbsthilfekräften und
welches territorial,
Eigeninitiativen
kategorial und/oder
es soll aktivierend und
ressourcenorientiert;
funktional abgrenzbar
mit Bezug zum Sozi-
ist
alraum, um bisher ü-
ressourcenorientiert;
bersehene Potenziale
es gilt ein Gemein-
zu nutzen
wesen zu empowern und Hilfe zur Selbsthilfe anzuregen
dafür sind auch Qualifizierungs- und Bildungsprozesse notwendig
Die Sozialraumorientierung ist mittlerweile ein detailreiches Arbeitskonzept für die Kinderund Jugendhilfe, welches sich daran versucht, GLH EHK|UGOLFKHQ 6WUXNWXUHQ ]X ÄHQWNQRWHQ³ XP EHL GHU (LQ]HOIDOOEHWUDFKWXQJ DXI Ä%H]LHhung statt [auf; K.B.] 0DQDKPH³ +LQWH ]XVHW]HQXQGGHQ%OLFNGHU6R]LDODUEHLWHU,Qnen für das Feld, den sozialen Raum zu schärfen. Im Hinblick auf eine zukünftige Etablierung sozialraumorientierter Sozialer Arbeit in den behördlichen Strukturen ist es unabdingbar, die >>Neuerfindung<< des Sozialraumes vor der Hintergrundfolie demokratisch-emanzipatorischer Entwicklungslinien zu betrachten. Es geht um Hilfe zur Selbsthilfe, um soziokulturelle Bildungsprozesse, um gewollte und nutzbringende Partizipationserfahrungen und demzufolge um soziale Gerechtigkeit. Die Menschen sollen sich äußern, einmischen, gemeinsam soziale Ungleichheiten aufdecken, kritisch hinterfragen, Änderungen anregen und durchsetzen, um soziale Räume innerhalb unseres demokratischen Rahmens gerechter und damit sozialer zu gestalten. Somit ist die sozialräumliche Soziale ArEHLWGD]XDXIJHIRUGHUWGLHVHQ$QVSUXFKLPÄ%HK|UGHQGVFKXQJHO³QLFKWLQ9HUJHVVHQKHLWJH 48
UDWHQ ]XODVVHQ VLHKH GD]X GLH *UDILN Ä6R]LDOUlXPOLFKH 6R]LDOH $UEHLW ± HLQ GHPRNUDWLVFK HPDQ]LSDWRULVFKHU3URIHVVLRQVDQVSUXFK³ $EELOGXQJ 6R]LDOUlXPOLFKH 6R]LDOH $UEHLW HLQ GHPRNUDWLVFKHPDQ]LSDWRULVFKHU 3URIHVVL RQVDQVSUXFK
Stadtteilbezogene Soziale Arbeit
Gemeinwesenarbeit YRQGHU0HWKRGH]XP$UEHLWVSULQ]LS Community organization / Community development 86$ Opbouwwerk 1LHGHUODQGH
Die >>Neuerfindung<< des Sozialraumes 6R]LDOUDXPRULHQWLHUXQJ
Settlements ]%7R\QEHH+DOO+XOO+RXVH
Intermediäre Organisationen
49
5.
Die Sozialraumorientierung: Von der Spezialisierung zur Generalisierung in der Kinder- und Jugendhilfe
Ä$QGHQSDUDGR[HQ)ROJHQGHUVR]LDOHQ'LHQVWHEHUKDXSWHLQHU7KHUDSHXWRNUDWLHGLHVLFK YRP6WUDIYROO]XJEHUGLHPHGL]LQLVFKH%HWUHXXQJYRQ*HLVWHVNUDQNHQ6FKWLJHQXQG9HUKDO WHQVJHVW|UWHQEHUGLHNODVVLVFKHQ)RUPHQGHU6R]LDODUEHLWXQGGLHQHXHUHQSV\FKRWKHUDSHX WLVFKHQ XQG JUXSSHQG\QDPLVFKHQ )RUPHQ GHU /HEHQVKLOIH GHU 6HHOVRUJH GHU UHOLJL|VHQ *UXSSHQELOGXQJ ELV ]XU -XJHQGDUEHLW |IIHQWOLFKHP %LOGXQJVV\VWHP *HVXQGKHLWVZHVHQ XQG JHQHUDOSUlYHQWLYHQ0DQDKPHQDOOHU$UWHUVWUHFNW]HLJWVLFKGLH$PELYDOHQ]« GHVVR]LDO VWDDWOLFKHQ9HUUHFKWOLFKXQJVVFKXEHVPLWEHVRQGHUHU'HXWOLFKNHLW,QGHP0DHZLHGHU6R]L DOVWDDW EHU GLH 3D]LIL]LHUXQJ GHV XQPLWWHOEDU LQ GHU 3URGXNWLRQVVSKlUH DXIWUHWHQGHQ .ODV VHQNRQIOLNWVKLQDXVJUHLIWXQGHLQ1HW]YRQ.OLHQWHQYHUKlOWQLVVVHQEHUGLHSULYDWHQ/HEHQVEH UHLFKHDXVEUHLWHWXPVRVWlUNHUWUHWHQGLHHUZDUWHWHQSDWKRORJLVFKHQ1HEHQHIIHNWHHLQHU9HU UHFKWOLFKXQJKHUYRUGLHJOHLFK]HLWLJHLQH%URNUDWLVLHUXQJXQG0RQHWDULVLHUXQJYRQ.HUQEH UHLFKHQGHU/HEHQVZHOWEHGHXWHW³. (Jürgen Habermas 1995b, 533f)
Wie bereits bezüglich der >>Neuerfindung<< des Sozialraumes Eingangs erläutert, kam der Begriff und die Methodik eines solchen kontextuellen Ansatzes Sozialer Arbeit erst nach dem 2. Weltkrieg in Deutschland auf, wenn auch JHQHUHOOGDV-DKUKXQGHUWDOVÄGDVVR]LDO SlGDJRJLVFKH-DKUKXQGHUW³YJO5DXVFKHQEDFK bezeichnet wurde, in dem sich soziale Hilfsangebote durchsetzten und ein breites Spektrum für das Betätigungsfeld Sozialer Arbeit eröffnete. Schließlich war Deutschland ein wesentlicher VorbotH IU HLQH VR]LDOH 3ROLWLN JH wesen, die mit der Bismarckschen Sozialgesetzgebung einen Wohlfahrtsstaat entwarf, der den sozialen Frieden in der Gesellschaft sichern VROOWH:ROI5DLQHU:HQGW IDVVW]X VDPPHQÄ,QGHU+HUVWHOOXQJYRQZRKOIDKUWVVWDDWOLFKen Strukturen war Deutschland bis in den 1.Weltkrieg hinein wie mit der Sozialpolitik deQDQGHUHQ,QGXVWULHOlQGHUQYRUDXV'LH6WDDWV tätigkeit hatte sich in den %HUHLFKHQ GHU -XJHQG XQG 6R]LDOIUVRUJH GHV 9HUVLFKHUXQJVZH VHQV GHV *HVXQGKHLWVZHVHQV XQG GHV 8QWHUULFKWV XQG (U]LHKXQJVZHVHQV differenziert und erweitert und behördliche Formen zu LKUHU$GPLQLVWUDWLRQDXVJHELOGHW³
51
6R]LDOH $UEHLW ZDU VRPLW QLFKW YRQ XQWHQ ÄJHZDFKVHQ³ VRQGHUQ HLQHU ÄYRQ REHQ YHURUGQH WH>Q .%@ 6R]LDOSROLWLN GLH $UEHLWVJHELHWH GHU +HOIHU XQG 3IOHJHU GHU PlQQOLFKHQ ZLH GHU ZHLEOLFKHQ³ HEG YRUJDE XQG EHVFKUlQNWH DXVJHVHW]W (V H[LVWLHUWH DOVR NHLQ HLJHQHU (QWZLFNOXQJVVSLHOUDXPIUGLH3URIHVVLRQ6R]LDOer Arbeit. Viel mehrZDUPDQYRQ*HVHW]HV JUXQGODJHQ DEKlQJLJ GLH KLQUHLFKHQGH 7lWLJNHLWVOHJLWLPDWLRQHQ IU VR]LDOH +LOIHOHLVWXQJHQ HUEUDFKWHQ6R]LDOUHIRUPHQZXUGHQDOVRQLFKWDQGHU%DVLVPHQVFKOLFKHQ+DQGHOQVDQJHUHJW XQG XPJHVHW]W ZLH ]% EHLP 6HWWOHPHQW +XOO +RXVH 6LH ZDUHQ EHUHLWV DXVIRUPXOLHUW XQG YRUKDQGHQ,QIROJHGHVVHQVFKXIHQVLHGLH*UXQGODJHQIUHLQHQYLHOVHLWLJHQ:RKOIDKUWVVWDDW GHUVHLQH(UUXQJHQVFKDIWHQDQEHK|UGOLFKHXQGUHFKWOLFKH6WUXNWXUHQDXVULFKWHWH'LHGDGXUFK HQWVWDQGHQHQEURNUDWLVFKHQ$SSDUDWHXQG9HUIDKUHQVZHJHÄHQWPDFKWHWHQ³GLH6R]LDODUEHLWHU XQGKLQGHUWHQVLHGDUDQXQDEKlQJLJYRQUHFKWOLFKHQ$QVSUFKHQHLJHQH9RUVWHOOXQJHQQDFK KDOWLJ XQG XPIDVVHQG ]X HWDEOLHUHQ 6LH ZDUHQ XQG VLQG HV QRFK KHXWH YRQ GHU *XQVW GHU VR]LDOSROLWLVFKHQ :LOOHQVNUDIW GHV :RKOIDKUWVVWDDWHV DEKlQJLJ XP HUVWHQV EHUKDXSW KHOIHQ ]XGUIHQXQG]ZHLWHQVPLWLKUHP%HUXIDXFKÄEHUOHEHQ³]XN|QQHQ 0LW GHP (QGH GHV :HOWNULHJHV XQG GHU :HLPDUHU 5HSXEOLN ZXUGH DP -XQL GDV 5HLFKVMXJHQGZRKOIDKUWVJHVHW]5-:* YHUDEVFKLHGHWZHOFKHVDP)HEUXDULQ.UDIW WUDWXPLPOHW]WHQ0RPHQWGXUFKHLQ(UPlFKWLJXQJVJHVHW]LQVHLQHUYROOHQ:LUNXQJ]XUFN JHKDOWHQ ]X ZHUGHQ 7URW]GHP VHW]WHQ VLFK YLHOH (FNSXQNWH GXUFK GLH ZHJZHLVHQG IU GLH KHXWLJH.LQGHUXQG-XJHQGKLOIHODQGVFKDIWZDUHQ
.LQGHUKDEHQQXQHLQ5HFKWDXI(U]LHKXQJ
-XJHQGSIOHJH XQG -XJHQGIUVRUJH ZHUGHQ XQWHU GHP %HJULII -XJHQGKLOIH ]XVDP PHQJHIDVVW
-XJHQGKLOIHZLUGDOVGULWWH6R]LDOLVDWLRQVLQVWDQ]QHEHQ)DPLOLHXQG6FKXOHEHJULI IHQ
-XJHQGlPWHUZHUGHQHWDEOLHUWXQGZLUNHQEHL)UVRUJHPDQDKPHQDQGHUHUbPWHU PLWYJO0OOHU
'DUEHU KLQDXV ZXUGHQ DQGHUH EHGHXWVDPH 5HIRUPHQ KHUYRUJHEUDFKW 'LH )DPLOLHQIUVRUJH IDQG(LQ]XJXQGHLQHIUVRUJHULVFKH0HWKRGHQOHKUHHWDEOLHUWHVLFKYJO0OOHU (VH[LVWLHUWHLQMHQHQ7DJHQEHUHLWVHLQH$XVHLQDQGHUVHW]XQJ]ZLVFKHQ6SH]LDOXQG(LQKHLWV IUVRUJHHQWZLFNHOWH0DULH%DXPLQLKUHP%XFKÄ)DPLOLHQIUVRUJH³ GDV .RQ]HSW GHU (LQKHLWVIUVRUJH XP JHJHQ GLH 6SH]LDOLVLHUXQJ GHU $UEHLWVEHUHLFKH YRU]XJHKHQ Ä'HQQ GLH 6SH]LDOLVLHUXQJ IKUWH ]X 0HKUIDFKEHWUHXXQJHQ GXUFK YHUVFKLHGHQH 6SH]LDOIUVRUJHULQQHQ 52
und die Mehrfachbetreuungen verstärkten die ,BerXIVNUDQNKHLW¶DOOHU)UVRUJHGLH8UVDFKHQ IUHLQHQ1RWVWDQGYRUODXWHU6\PSWRPHQQLFKWPHKU]XVHKHQ³0OOHU (VH[LVWLHU WHQ GLH XQWHUVFKLHGOLFKVWHQ )UVRUJHEHUHLFKH 7ULQNHUIUVRUJH *HVFKOHFKWVNUDQNHQIUVRUJH .UHEVNUDQNHQIUVRUJH.USSHOIUVRUJH(UKROXQJVIUVRUJH%HUXIVYRUPXQGVFKDIW-XJHQGJH ULFKWVKLOIH-XJHQGSIOHJHXQG3ROL]HLIUVRUJHYJOHEG 'LHMHQigen, die sich IUGLH6SH]LDO IUVRUJH VWDUN PDFKWHQ ZHKUWHQ VLFK JHJHQ GHQ JHQHUDOLVLHUWHQ $UEHLWVDXIWUDJZHLOVLHVLFK GDPLWEHUIRUGHUWIKOWHQLQLKUHP%HUHLFKZHLWHUKLQLKUHYROOVWlQGLJH.RPSHWHQ]]XU*HO WXQJ EULQJHQ ZROOWHQ XQG EHL 1LFKW]XVWlQGLJNHLW DXI DQGHUH 6WHOOHQ YHUZHLVHQ NRQQWHQ 6FKOLHOLFKÄEHGHXWHWHGLHQHXH$OO]XVWlQGLJNHLWGHU)DPLOLHQIUVRUJHULQGLHIUHLQHQJHR JUDSKLVFKGHILQLHUWHQ)UVRUJHEH]LUNYHUDQWZRUWOLFKZDUDQJHVLFKWVGHU0DVVHQQRWGHU1DFK NULHJVXQG,QIODWLRQV]HLWXQGGHV3HUVRQDODEEDXVGHU.RPPXQHQHLQHXQYRUVWHOOEDUH]XVlW] OLFKH%HODVWXQJ³0OOHU 6RPLW WHQGLHUWH GLH 6R]LDOH $UEHLW VFKRQ GDPDOV ]ZLVFKHQ 6SH]LDOLVLHUXQJ XQG *HQHUDOLVLH UXQJ XQG KDWWH GLH 9RU DOV DXFK 1DFKWHLOH EHLGHU 3ULQ]LSLHQ LP %OLFNIHOG (UVWDXQOLFK LVW GDVVGDV3UREOHPGHUVHOEVWSURYR]LHUWHQhEHUYHUVRUJXQJGXUFK]XYLHOHVHJPHQWLHUWHXQGYRQ HLQDQGHU XQDEKlQJLJH +LOIVDQJHERWH VFKRQ SUREOHPDWLVLHUW ZXUGH /HGLJOLFK Ä%HUOLQ XQG 1UQEHUJJHK|UWHQ>DEHU.%@]XGHQ6WlGWHQGLHGDV3ULQ]LSHLQHUHLQKHLWOLFKHQ)DPLOLHQ IUVRUJHHLQ]XIKUHQYHUVXFKWHQ³HEG ,QGHV EHIDVVWH VLFK GLH IUVRUJHULVFKH 0HWKRGHQOHKUH PLW GHP LQGLYLGXHOOHQ (LQ]HOIDOO XQG EHGLHQWHVLFKDQGHU0HWKRGLNGHVQRUGDPHULNDQLVFKHQVRFLDOFDVHZRUN'XUFK$OLFH6DOR PRQ XQGLKUHP/HKUEXFKÄ6R]LDOH'LDJQRVH³ZXUGHGLH(LQ]HOIDOOKLOIHLQGHU)DFK|I IHQWOLFKNHLWEHNDQQW)UVLHZDUHVÄMHW]WDQGHU=HLWGHQ0HWKRGHQGHU)UVRUJHPHKU%H DFKWXQJ]X]XZHQGHQ³HEG9 ,KU%XFKZDUÄHLQHUVWHUXQGK|FKVWXQYROONRPPHQHU9HU VXFKGLHVH$XIJDEHDXI]XQHKPHQ(ULVWDQJHUHJWGXUFK(LQGUFNHGLHGHU9HUIDVVHULQEHLP %HVXFK DPHULNDQLVFKHU :RKOIDKUWVVFKXOHQ QDKHJHEUDFKW ZXUGHQ XQG GXUFK GLH DPHULNDQL VFKHQ/HKUEFKHUGHU:RKOIDKUWVSIOHJH$XFKGHU7LWHOGHU6FKULIWLVWYRQGHP%XFKÄ6RFLDO 'LDJQRVLV³YRQ0DU\(5LFKPRQG« EHUQRPPHQ³HEG 7URW]LKUHU$XVIKUXQJHQKDWWHGDV:HUNNHLQHJURHSUDNWLVFKH5HOHYDQ]JHUDGHZHLOVLFK Ä$OLFH6DORPRQDXVGHUSUDNWLVFKHQ/HKUWlWLJNHLW]XUFN]RJXQGVLFKGHP$XIEDXGHU 6R]LDOHQ )UDXHQ$NDGHPLH ZLGPHWH³ 0OOHU 1HEHQ LKU ZDUHQ +DQV 6FKHUSQHU XQG6LGG\:URQVN\GLHMHQLJHQZHOFKHGHQ$QVDW]GHVVRFLDOFDVHZRUNZHLWHUYHUEUHLWHWHQ %HVRQGHUV6LGG\:URQVN\GLIIHUHQ]LHUWHGDVGLDJQRVWLVFKH$UEHLWVSULQ]LSIUGLH(LQ]HOIDOO KLOIHDP)RUWJHVFKULWWHQVWHQYHU|IIHQWOLFKWHVLHPLW$UWKXU.URQIHOGXQWHU0LWZLUNXQJ YRQ5ROI5HLQHUGDV%XFKÄ6R]LDOWKHUDSLHXQG3V\FKRWKHUDSLHLQGHQ0HWKRGHQGHU)UVRUJH³ 53
(vgl. ebd., 196). Dort heißt es unter anderem:Ä3HUV|QOLFKNHLWXQG8PZHlt sind die Materie, DQGHUGLHYRUKDQGHQHQ.UlIWH]XUhEHUZLQGXQJGHU1RWODJHIHVWJHVWHOOWZHUGHQPVVHQGLH 6FKZlFKHQ GLH GLH 1RWODJH KHUEHLJHIKUW KDEHQ XQG GHUHQ hEHUZLQGXQJ KHPPHQ³ :URQVN\.URQIHOG ] Q 0OOHU & :ROIJDQJ 0OOHU YJO HEG YHUZHLVW GDUDXI GDVV LQ GHP 0HWKRGHQEXFK YRQ :URQVN\ XQG .URQIHOG GLH %HGHXWXQJ YRQ 0LOLHX 8PZHOWXQG9RUEHXJXQJEH]JOLFKGHV(LQ]HOIDOOHVVWDUNEHWRQWXQGVRPLWGHU+LOIHEHGUIWL JH QLFKW DOV LVROLHUWHV ,QGLYLGXXP IHUQDEYRQGHQJHVHOOVFKDIWOLFKHQ%HGLQJXQJHQEHWUDFKWHW ZXUGH Ä'LHHLJHQWOLFKHÄ%OWHSKDVH³GHU5H]HSWLRQGHU&DVHZRUNNRQ]HSWHLQ'HXWVFKODQGIlOOW>MH GRFK.%@LQGLH=HLWQDFKGHP:HOWNULHJ:lKUHQGLQGHQ86$GLH)DFKGLVNXVVLRQZHL WHUYRUDQJHVFKULWWHQXQGHV]XHLQHU$XVGLIIHUHQ]LHUXQJXQWHUVFKLHGOLFKHU$QVlW]HJHNRPPHQ ZDU« NDPGLH:HLWHUHQWZLFNOXQJGHU0HWKRGHLQ'HXWVFKODQGZHLWJHKHQG]XHUOLHJHQ QLFKW ]XOHW]W LP *HIROJH GHU QDWLRQDOVR]LDOLVWLVFKHQ +HUUVFKDIW XQG LKUHU (LQIOVVH DXI GLH 6WUXNWXUXQG+DQGOXQJVDQVlW]H6R]LDOHU$UEHLW³*DOXVNH 0LW9HU|IIHQWOLFKXQJHQ YRQ+HUWKD.UDXVXQG+HUEHUW/DWWNH±ZLHVFKRQEHLGHU*HPHLQZHVHQDUEHLWDOV0HWKRGH± NDP LQ GHQ HU -DKUHQ GLH 6R]LDOH (LQ]HOIDOOKLOIH ZLHGHU DOV +DQGOXQJVRSWLRQ 6R]LDOHU $UEHLWLQV*HVSUlFKYJOHEGXQG0OOHU Ä(VJDE*HOHJHQKHLWGLHDPHUL NDQLVFKHQ0HWKRGHQGHU(LQ]HOKLOIHGHU*UXSSHQDUEHLWXQGGHU*HPHLQZHVHQRUJDQLVDWLRQ]X VWXGLHUHQ,Q'HXWVFKODQGJLQJHVLKQHQZLHPLWGHU'HPRNUDWLHVLHZXUGHQEHUHLWZLOOLJDQ JHQRPPHQRKQHGHVKDOEVFKRQHLQ]XZXU]HOQ³:HQGW )HUQHURULHQWLHUWHPDQVLFKNDXPDQGHQ(UUXQJHQVFKDIWHQGHU:HLPDUHU5HSXEOLN'LH(LQ KHLWVIUVRUJHRGHUDXFKLQWHJULHUWH)DPLOLHQIUVRUJHVRZLHGLHIUVRUJHULVFKH0HWKRGHQOHKUH JHULHWHQLQ9HUJHVVHQKHLWÄDQGLHEHZXVVWXQGJH]LHOWDQ]XNQSIHQVLFKJHORKQWKlWWH'LHV LVW EHLP $XIEDX HLQHV GHPRNUDWLVFKHQ )UVRUJHZHVHQV LQ GHU %XQGHVUHSXEOLN 'HXWVFKODQG QLFKW QDFKGUFNOLFK JHVFKHKHQ hEHU GLH *UQGH PDJ PDQ VSHNXOLHUHQ³ 0OOHU )ROJOLFKZXUGHLQGHU6R]LDOHQ$UEHLWDXFKQLFKWZLHGHUDXIJHEDXWYJO.XQVWUHLFK (VIDQGYLHOPHKUHLQH1HXRULHQWLHUXQJVWDWWGLHVLFKQLFKWDQEHUHLWVDXVIRUPXOLHUWHQ(UUXQ JHQVFKDIWHQDQOHKQWH $XFKGDV-XJHQGDPWÄHUZLHVVLFKLPPHUQRFKZLHVFKRQLQGHU'HXWVFKHQ5HSXEOLNDOV HLQ JURHV VR]LDOSlGDJRJLVFKHV )HOGH[SHULPHQW³ 0OOHU 9LHOH 0LWDUEHLWHU,QQHQ VLQGQLFKWDGlTXDWDXVJHELOGHWKDEHQDOVRNHLQHVR]LDOSlGDJRJLVFKH$XVELOGXQJÄ'DV*HIlO OHUHLFKWYRQOHLVWXQJVVWDUNHQVR]LDOSlGDJRJLVFKRULHQWLHUWHQ-XJHQGlPWHUQ« ELV]XOlQG
54
lichen Jugendämtern, die von diesem Prozeß noch gar nicht berührt wurdHQ³+DVHQFOHYHU] Q0OOHU 0LW GHU 1RYHOOLHUXQJ GHV 5-:* LP -DKU ZHOFKH GHQ 8U]XVWDQG YRQ KHUVWHOOWH XQGGLH/HLVWXQJHQGHV-XJHQGDPWHVQDFK5-:*DOV3IOLFKWDXIJDEHQDXIZHUWHWHZXUGH GLH %HK|UGH ZLHGHU KDQGOXQJVIlKLJHU 'DPLW ZDUHQ -XJHQGEHUDWXQJ 6lXJOLQJVIUVRUJH :RKOIDKUWGHU6FKXOMXJHQGXQGDQGHUH/HLVWXQJHQQLFKWPHKUDQIUHLZLOOLJH$XVIKUXQJVEH PKXQJHQJHEXQGHQYJOHEG 'LH|IIHQWOLFKH-XJHQGKLOIHXQWHUGHP'DFKGHV-XJHQG amtes hatte wieder einen Stellenwert und konnte sich mit den Problemen der gravierenden -XJHQGQRWEHIDVVHQ'HQQÄHLQHVGHUGULQJHQGVWHQProbleme, vor denen die gerade gewählte %XQGHVUHJLHUXQJ VWDQG VWHOOWH GLH VR]LDOH 5HLQWHJUDWLRQ der Jugend dar, deren durch .ULHJV XQG 1DFKNULHJVHUIDKUXQJHQ JHSUlJWHV 1RUP XQG :HUWHYHUVWlQGQLV YLHOIDFK YRQ GHU JHVHOOVFKDIWOLFKHQ1RUPDOLWlWDEZLFK6FKlGLgungen oder Verlust der Familie sowie vor allem GLHDQKDOWHQGH-XJHQG $UEHLWVORVLJNHLWHUVFKZerten die Integration der Jugendlichen in die Ä)ULHGHQVJHVHOOVFKDIW³XQGGHQQHXHQGHPRNUDWLVFKHQ6WDDW³1RRWEDDU 0LWGHQ ZHVWDOOLLHUWHQ %HVDW]XQJVWUXSSHQ XQG GHQ 8PHU]LHKXQJVSURJUDPPHQ HQWZLFNHOWH VLFK GLH 3UD[LVGHURIIHQHQ-XJHQGDUEHLWEH]LHKXQJVZHLVH-XJHQGNOXEDUEHLW)UGDV3UREOHPGHU-X gendarbeitslosigkeit verabschiedete die 5HJLHUXQJ %XQGHVMXJHQGSOlQH XQG IRUFLHUWH GDPLW den Bereich der Jugendsozialarbeit, XPGLH%HUXIVQRW]XEHKHEHQ $EEHJLQQWGHUHLJHQWOLFKHVR]LDOVWDDWOLFKH$XVEDXYLHOHUSHUVRQHQEH]RJHQHU+LOIHOHLV WXQJHQGLHVLFKDXIGHQHLQ]HOQHQ)DOOXQGDXIHLQVSH]LHOOHV*HELHW6R]LDOHU$UEHLWNRQ]HQW ULHUHQ 6R]LDOH $UEHLW ZLUG ]XU 'LHQVWOHLVWXQJ KRFKVWLOLVLHUW XQG NDQQ VLFK PLW GHP :LUW VFKDIWVZXQGHU XQG GHQ GDPLW YHUEXQGHQ VR]LDOSROLWLVFKHQ 5HIRUPHQ QDFKKDOWLJ HWDEOLHUHQ 'LHVXQWHUVWUHLFKWDXFKÄGLH7DWVDFKHGDVVGLH!!6R]LDOXQG(U]LHKXQJVEHUXIHLQGLHVHP -DKUKXQGHUW>GHP.%@YRUDOOHPVHLWGHQVSlWHQHU-DKUHQ« HLQHEHLVSLHOORVH([ SDQVLRQVJHVFKLFKWH KLQWHU VLFK KDEHQ³ 5DXVFKHQEDFK ,Q GLHVH =HLW IlOOW DOVR GLH beginnende InstitutionalisierXQJ VR]LDOHU +LOIHOHLVWXQJHQ :ROI 5DLQHU :HQGW EHVFKUHLEW GLHV LQ GHU Ä*HVFKLFKWH GHU 6R]LDOHQ $UEHLW³ XQWHU GHU .DSLWHOEHUVFKULIW Ä'LHQVWOHLVWXQJHQ 6R]LDOHU $UEHLW³ $QJHIDQJHQ YRP $XINRPPHQ GHU 6R]LDOSlGDJRJLVFKHQ )DPLOLHQKLOIH GHU 0RELOHQ -XJHQGDUEHLW GHU 6FKXOVR]LDODUEHLW GHU 0lGFKHQDUEHLW GHU -X gendberatung, den Kinderläden, den KindersFKXW]]HQWUHQ GHU 6FKXOGQHUEHUDWXQJ GHU 'UR JHQEHUDWXQJGHQ.ULVHQXQG1RWGLHQVWHQXQGQRFKYLHOHPPHKUEDKQWVLFKGLH6R]LDOH$U EHLW GHQ :HJ LQ LKU MHZHLOV SDVVHQGHV Ä6SH]LDONRUVHWW³ Ä)ür Kinderheime braucht man +HLPHU]LHKHU IU GLH (UZDFKVHQHQELOGXQJ $QGUDJRJHQ IU )UHL]HLWJHVWDOWXQJ $QLPDWHXUH $OWHQKHLPHELOGHQVLFKLKUH$OWHQSIOHJHUDXV%HKLQGHUWHQ]HQWUHQKDEHQ6FKXOHQIU+HLOHU 55
]LHKXQJVSIOHJHU³HEG (QWVSUHFKHQGZDU6R]LDOH$UEHLWHLQ6SLHJHOELOGGHUVLFKIXQN WLRQDOGLIIHUHQ]LHUHQGHQ *HVHOOVFKDIW ZHOFKH GXUFK GLH IRUWVFKUHLWHQGH 0RGHUQH JHEQGHOW PLW8UEDQLVLHUXQJVSUR]HVVHQXQGPHGLDOHQ .RQVXPZHOWHQDXI5DWLRQDOLVLHUXQJXQG=ZHFN PlLJNHLW GHU +DQGOXQJVDEOlXIH WlJOLFKHQ /HEHQV DQJHZLHVHQ ZDU )U MHGH 3UREOHPODJH PXVVWHHLQHLQGLYLGXHOOH$QWZRUWJHIXQGHQZHUGHQGLHGXUFKPHWKRGLVFKWHFKQLVLHUWHV9RU JHKHQ]XVHJPHQWKDIWHU%HDUEHLWEDUNHLWHQWIUHPGHWZXUGH'DPLWHQGHWHGLHVR]LDOH:HOWGHU ,QGLYLGXHQDQGHU+LOIHWUGHUVSH]LDOLVLHUWHQ+HOIHU'LH([SHUWHQZDUHQQLFKWPHKUGLH%H WURIIHQHQVHOEVWVRQGHUQGLH3URIHVVLRQHOOHQ 0LWGHQQHXHQ-XJHQGEHZHJXQJHQLQGHQHU-DKUHQNDP8QUXKHLQGLH3URIHVVLRQ6R]LD OHU $UEHLW Ä6WXGHQWHQEHZHJXQJ /HKUOLQJVEHZHJXQJ -XJHQG]HQWUXPVEHZHJXQJ 6R]LDODU EHLWHUEHZHJXQJ±VSlWHU)UDXHQEHZHJXQJ)ULHGHQVEHZHJXQJ8PZHOWEHZHJXQJXQG6HOEVW KLOIHEHZHJXQJYHUlQGHUWHQLQGHQHUXQGHU-DKUHQGDVSROLWLVFKH.OLPDGHU%XQGHVUH SXEOLN'HXWVFKODQG³0OOHU 'LH6R]LDODUEHLWHUXQG6WXGHQWHQEHZHJXQJNULWLVLHU WHQGLHNODVVLVFKHQ0HWKRGHQ6R]LDOHU$UEHLW6R]LDOH(LQ]HOIDOOKLOIH6R]LDOH*UXSSHQDUEHLW XQG *HPHLQZHVHQDUEHLW ,KQHQ ZXUGHQ IHKOHQGH WKHRUHWLVFKH )XQGLHUXQJHQ HLQH ]X JURH 'LIIHUHQ]]ZLVFKHQJHVHOOVFKDIWOLFKHU)XQNWLRQXQG6HOEVWZDKUQHKPXQJVRZLHHLQH3DWKROR JLVLHUXQJGHU.OLHQWHQQDFKJHVDJWYJO*DOXVNHII 1XQZXUGHEHU(QWLQVWLWXWLR QDOLVLHUXQJXQG'HSURIHVVLRQDOLVLHUXQJGLVNXWLHUWXPZLHGHUDQGLH%DVLVGHUKLOIHEHUHFKWLJ WHQ0HQVFKHQ]XJHODQJHQ³'LHIDFKVSH]LILVFKHQXQGIDFKLQWHUQEHJUQGHWHQ9HUIDKUHQPLQ GHUQ>VFKOLHOLFK.%@GLH)lKLJNHLWGHV6R]LDODUEHLWHUVVWDWWVLH]XHUZHLWHUQDXINRQNUH WH/HEHQVODJHQLP(UIDKUXQJVKRUL]RQWGHU%HWHLOLJWHQHLQ]XJHKHQ³:HQGW ,P-XJHQGEHULFKW ILQGHWPDQGDKHUDXFKHUVWH8PRULHQWLHUXQJHQIUGLH$UEHLWVSUR ]HVVHLQQHUKDOEGHU-XJHQGlPWHU³'LH2UJDQLVDWLRQGHU$UEHLWLP-XJHQGDPWVROOWHHUP|JOL FKHQGDGLHVSH]LILVFKHLQGHU$UEHLWDPNRQNUHWHQ(LQ]HOIDOOVLFKWEDUZHUGHQGH,QWHUHVVHQ ODJHGHV.OLHQWHQLQGLH(QWVFKHLGXQJEHU/HLVWXQJHQXQG+LOIHQHLQJHKWVLHVROOWHYHUKLQ GHUQ GDVV GLH VR]LDOSlGDJRJLVFKH $UEHLW ]X HLQHU URXWLQHPlLJHQ $QZHQGXQJ GHU LQ GHU $XVELOGXQJHUZRUEHQHQ)HUWLJNHLWZLUG'LH2UJDQLVDWLRQPXHLQHQJHQJHQGHQ6SLHOUDXP IUGDV(USUREHQQHXHUGLH%HGUIQLVVHXQG,QWHUHVVHQGHU.LQGHUXQG-XJHQGOLFKHQEHUFN VLFKWLJHQGHU:HJH]XODVVHQ1XUVRNDQQEHLGHQ0LWDUEHLWHUQGHU-XJHQGlPWHUGLH)lKLJNHLW HU]HXJWXQGZDFKJHKDOWHQZHUGHQDXIZHFKVHOQGH3UREOHPODJHQSURGXNWLY]XUHDJLHUHQXQG GLHHLJHQH$UEHLWLP=XVDPPHQKDQJJHVHOOVFKDIWOLFKHU3UR]HVVH]XVHKHQ³%0-)*>+UVJ@
56
Die Neuorganisation sozialer DiHQVWH126' VHW]WHLQLQGHVVHQ3URJUDPPDWLNÄJHPHLQZH senorientierte Ansätze vorhanden sind, Ziele QDFK*:$*HVLFKWVSXQNWHQIRUPXOLHUWXQGHQW VSUHFKHQGH 9RUVFKOlJH JHPDFKW ZHUGHQ ZHQQJOHLFK « QLFKW YRQ einem konsequenten *:$$QVDW] JHVSURFKHQ ZHUGHQ NDQQ³ %RXOHW.UDXVV2HOVFKOlJHO 'LH JHVHOO VFKDIWOLFKHQ 5DKPHQEHGLQJXQJHQ VFKHLQHQ GDV $UEHLWVSULQ]LS *HPHLQZHVHQDUEHLW IU GLH $GPLQLVWUDWLRQHQ 6R]LDOHU $UEHLW ]X HUIRUGHUQ 'LH VR]LDOHQ 3UREOHPH VLQG YLHOIlOWLJHU XQG XQGXUVFKDXEDUHU (LQH LVROLHUWH (LQ]HOIDOOEHDUEHLWXQJ VFKHLQW GLHVHU (QWZLFNOXQJ QLFKW PHKU JHUHFKW]XZHUGHQ.ULWLVFKLVWMHGRFKGDVVEHLGHU126'GLH3ULQ]LSLHQGHU*HPHLQZHVHQ DUEHLWNDXP%HUFNVLFKWLJXQJILQGHQXQGZHQQGDQQQXUDP5DQGHhEerdies hat die GWA 6FKZLHULJNHLWHQVLFKLPEURNUDWLVFKHQ$SSDUDWGHU%HK|UGHQ]XEHKDXSWHQYJOHEG ,Q MHGHP )DOOH ILQGHQ VLFK EHUHLWV LQ GHQ HU -DKUHQ KLVWRULVFKH $QNQSIXQJVSXQNWH IU HLQHVR]LDOUlXPOLFKH6R]LDOH$UEHLWGLHYHUVXFKWGLH,QVWLWXWLRQHQYRQLKUHP([SHUWHQWXP]X O|VHQXQGHLQHJHQHUDOLVWLVFKH6LFKWZHLVHDQ]XUHJHQGDPLWGHU0HQVFKQLFKWQXUDOVYHUZDO WXQJVWHFKQLVFKHU )DOO EHWUDFKWHW ZLUG XQG LP ,QQHQGLHQVW KLQWHU GHQ %HUJHQ YRQ $NWHQ YHU VFKZLQGHW:ROIJDQJ+LQWHD UHVPLHUWGHPHQWVSUHFKHQGÄ6SlWHVWHQVVHLWGHQ=HL WHQGHU126'LQGHQHU-DKUHQZLUGLQGHU-XJHQGKLOIHEHU5HJLRQDOLVLHUXQJ'H]HQWUDOL VLHUXQJXQGDXFK6R]LDOUDXPRULHQWLHUXQJGLVNXWLHUW³ hEHUGLHVYHUXUVDFKWHGLH0HWKRGHQNULWLNHLQHQPDVVLYHQ3V\FKRERRP'LH3URIHVVLRQVHW]WH JOHLFKIDOOVDXI=XVDW]DXVELOGXQJHQLPWKHUDSHXWLVFKHQ%HUHLFKXPIUGLH$QIRUGHUXQJHQGHV %HUXIVDOOWDJVEHVVHUDXVJHELOGHW]XVHLQÄ'LHVH6WUDWHJLHZDUNHLQHVZHJVEHUUDVFKHQGXQG revolutionär, lehnte sich doch VFKRQHLQH9LHO]DKOder klassischen MethRGHQHQWZUIHGHUVR ]LDOHQ(LQ]HOIDOOKLOIHXQGGHUVR]LDOHQ*UXSSHQDUEHLWDQSV\FKRWKHUDSHXWLVFKH.RQ]HSWHDQ³ *DOXVNH )U :ROI 5DLQHU :HQGW YJO LVW GLHV DXFK $XVGUXFN GDIU GDVV VLFK GLH 6R]LDOH $UEHLW GHP |NRQRPLVFKHQ 3ULPDW XQWHUZLUIW QLFKW IU GLH *HVHOOVFKDIW RGHU VR]LDOH *UXSSHQDJLHUWVRQGHUQ+LOIHDOVvirtuelle DienstleistXQJFRGLHUWZHOFKHGHQ3ULQ]LSLHQGHV $QJHERWVXQGGHU1DFKIUDJHXQWHUZRUIHQLVW'DVKLOIHEHGUIWLJH6XEMHNWZLUGVR]XUÄ:DUH³ ±]XHLQHP6SH]LDOIDOO]XPProdukt der Sozialtechnokraten. 0LW GHQ HU -DKUHQ NRPPHQ QHXH +DQGOXQJVPD[LPHQ IU GLH .LQGHU XQG -XJHQGKLOIH DXI $OOWDJVRULHQWLHUXQJ XQG /HEHQVZHOWRULHQWLHUXQJ 7KLHUVFK GHUV %0-))* >+UVJ@ VLQGGLH%OLFNULFKWXQJHQZHOFKHGLH3URIHVVLRQGD]XDXIIRUGHUWGHQ0HQVFKHQ in seinem Alltag und in seiner/HEHQVVLWXDWLRQHUQVW]XQHKPHQXQGVHLQH3UREOHPODJHQLP .RQWH[WGHULKQXPJHEHQGHQ/HEHQVZHOW]XGHXWHQXQG]XYHUVWHKHQ
57
Es geht demnach auch um die Überwindung der 'LDJQRVWLNDOVÄEOH1DFKUHGH³YJO.XQVW UHLFKXD XQGXPGLH/RVO|VXQJYRQder eingefahrenen Einzelfallbetrachtung; PLWKLQXPHLQHÄDOWHUQDWLYH³3URIHVVLRQDOLWlWYJO2ON (LQPLVFKXQJ 3DUWL]LSDWLRQ 6R]LDOH 1HW]ZHUNDUEHLW &DVH 0DQDJHPHQW )DPLOLHQWKHUDSLH 0HGLDWLRQ 6R]LDOPDQDJHPHQW 5HVVRXUFHQRULHQWLHUXQJ (PSRZHUPHQW YJO H[HPSODULVFK *DOXVNH XPKLHUQXUHLniges der sozialarbeiterischen +DQGOXQJVVWUDWHJLHQDXI]XIKUHQ HU|IIQHQDXFKGHQ$GPLQLVWUDWLRQHQDQGHUHVR]LDODUEHLWHULVFKH2SWLRQHQXPPLWGHQJHVHOO VFKDIWOLFKHQ (QWZLFNOXQJHQ 6FKULWW ]X KDOWHQ 1LFKW ]XOHW]W JHKW HV YHUVWlUNW GDUXP VR]LDOH +LOIH HIIHNWLY XQG HIIL]LHQW ]X OHLVWHQ 3URGXNWRULHQWLHUXQJ 4XDOLWlWVPDQDJHPHQW .RQWUDNW PDQDJHPHQW XQG %XGJHWLHUXQJVEHVWUHEXQJHQ KDOWHQ (LQ]XJ Ä6R]LDOH $UEHLW VLHKW VLFK >GD KHU.%@LQGHQQHXQ]LJHU-DKUHQYRUGLH)UDJHJHVWHOOWZDVDQLKUÄVR]LDO³LVWXQGEOHLEW± XQGZDVVLHDOV$UEHLWOHLVWHW³:HQGW 'XUFKGDV,QNUDIWWUHWHQGHV.LQGHUXQG-XJHQGKLOIHJHVHW]HV.-+*6*%9,,, LP-DKU schuf der Gesetzgeber eine GrundlDJHIUHLQHQHXDXVJHULFKWHWH+LOIHODQGVFKDIWÄ9RUDOOHP JLQJHVGDUXPHLQHQI|UPOLFKHQXQGHLQNODJEDUHQ5HFKWVDQVSUXFKGHV.LQGHV]XEHJUQGHQ IDPLOLHQXQWHUVWW]HQGH XQG ±HUJlQ]HQGH $QJHERWH ZHLWJHKHQG ]X HWDEOLHUHQ HLQHQ /HLV WXQJVNDWDORJIUDOOHHU]LHKHULVFKHQ+LOIHQHLQ]XIKUHQGLH-ugendämter als Dienstleister zu EHIlKLJHQLKUH$XIJDEHQXQG=LHOH]XPRGHUQLVLHUHQ³*HGUDWK6FKU|HU ,P%HUHLFKGHUDPEXODQWHQ+LOIHQKDWWHGLHVDEHUQHJDWLYH(IIHNWH'DV.LQGHUXQG-XJHQG KLOIHJHVHW]IRUPXOLHUWH]ZDUQXQLQ$EVDW].-+*GDVÄ+LOIH]XU(U]LHKXQJ>«@ insbesondere >+HUY.%@QDFK0DJDEHGHUELVJHZlKUW>ZHUGHQVROO.%@³VFKXI GDPLWDEHUHLQHXQEHZXVVWH%HJUHQ]WKHLWGHU+LOIVP|JOLFKNHLWHQ'LH-XJHQGlPWHUYHUVWHLIWHQ VLFKI|UPOLFKDXIGLH*HZlKUXQJYRQ(U]LHKXQJVEHLVWDQGVFKDIWHQ6R]LDOHQ*UXSSHQDUEHLWHQ XQG 6R]LDOSlGDJRJLVFKHQ )DPLOLHQKLOIHQ RKQH GDUEHU KLQDXV LQ =XVDPPHQDUEHLW PLW GHQ IUHLHQ7UlJHUQHLJHQHXQGQHXH:HJH]XEHVFKUHLWHQ 'LH8UKHEHUGHV.-+*VKDWWHQYHUPXWOLFKDQGHUHVLP6LQQDOVVLHGLHVH+LOIHIRUPHQH[SOL]LW LP*HVHW]HVWH[WYHUDQNHUWHQ6LHZROOWHQ$QUHJXQJHQELHWHQGLe folglich als Einengungen in GHQ'HQNZHLVHQGHU-XJHQGlPWHUXQGIUHLHQ7UlJHUDQJHQRPPHQZXUGHQXQGXQQ|WLJH6SH ]LDOLVLHUXQJHQKHUYRUEUDFKWHQDie Professionellen haben daduUFKHLQHEHUXKLJHQGHXQGVLQQ VWLIWHQGH,GHQWLWlW6LHVLQGJH]ZXQJHQ]X6SH]LDOLVWHQLQLKUHQ)DFKJHELHWHQ]XZHUGHQXQG PVVHQ VLFK EHLVSLHOVZHLVH DOV 6WUHHWZRUNHU,Q )DPLOLHQKHOIHU,Q $QWL$JUHVVLYLWlWV 7UDLQHU,Q RGHU 0HGLDWRU,Q EHZlKUHQ 'LHV PXVV QLFKW ]ZDQJVOlXILJ YHUNHKUW VHLQ ZHQQ 6SH]LDOLVLHUXQJQLFKWHLQHQJWXQGGHQ%OLFNEHUGHQ7HOOHUUDQGKLQDXVHUP|JOLFKW 58
Mittels der Sozialraumorientierung und der Einführung von integrierten und flexiblen Hilfen versucht man seit Anfang der 1990er Jahre, die Soziale Arbeit in den Jugendämtern und bei den freien Trägern der Kinder- und Jugendhilfe wieder sozialer zu gestalten. Es sollen dezentralisierte, entspezialisierte, adressatenorientierte und demokratiefördernde Unterstützungen möglich werden, die den Menschen als Experten seines eigenen Lebens wahrnehmen, um wirklich Hilfe zur Selbsthilfe zu ermöglichen. Die Entspezialisierung des sozialarbeiterischen Handlungsrahmens im Zuge der Sozialraumorientierung soll so eine generalistische an Dialog und Aushandlung orientierte Hilfe, welche BurcNKDUG0OOHU DOVÄ)DOOPLW³EH]HLFK QHWEHZLUNHQÄ:DVLPPHU6R]LDOSlGDJRJHQLP%OLFNDXIGLH'LPHQVLRQÄ)DOOPLW³WXQHV bleibt bloßer Versuch, bloßes Angebot, ja bloße Geste, solange es nicht vom Gegenüber aufgegriffen und durch dessen Mithandeln zu einePJDQ]HQZLUG³HEG . Hilfe soll durch die Sozialraumorientierung zu einer Real-Hilfe werden, die den Menschen nicht in ein Abhängigkeitsverhältnis drängt, welches der Soziologe und SozialpädaJRJH5HLQKDUW:ROII DOVÄ]HQWUDOHV+LOIHSDUDGR[³GHU6R]LDOHQ$Ubeit bezeichnet hat. Demnach erzeugt jede professionelle Unterstützungsleistung durch die Sozialarbeit tendenziell Nicht-Hilfe und UnfreiKHLWGHV.OLHQWHQYRQGHU)DFKNUDIWÄ,QVRIHUQVFKZlFKHQGLHYLHOfältig entwickelten Hilfesysteme in der modernen Gesellschaft möglicherweise die Kräfte, die siHVWW]HQZROOHQ³HEG
Die Sozialraumorientierung ist ein offenes Rahmenkonzept für die Kinder- und Jugendhilfe. Die Praxis zeigt daher eine vielschichtige und unterschiedlichH ,QWHUSUHWDWLRQ GHV NODU XP VFKULHEHQHQ $UEHLWVDQVDW]HV ,P Mittelpunkt der sozialarbeiterischen Aktivitäten steht der Mensch, welcher in die Lage versetzt werdenVROOVHLQH,QWHUHVVHQ:QVFKHXQG%HGUIQLVVH ]XDUWLNXOLHUHQXQGGXUFK]XVHW]HQYJO+LQWH :HQQ7UlJHUXQG,QVWLWXWLRQHQDXVGHP%HUHLFK+ilfen zur Erziehung sich den Prinzipien der Sozialraumorientierung verpflichtHWIKOHQPVVHQVLHVLFKÄLn drei Tätigkeitsfeldern bewegen: 1. )DOOVSH]LILVFKH$UEHLW'LHVsind Tätigkeiten, die sich direkt und unmittelbar auf den )DOOEH]LHKHQ« )DOOEHUJUHLIHQGH$UEHLW'LHVPHLQWVROFKH7lWLJNHLWHQGXUFKGLHGXUFKDXVPLW%OLFN DXIGHQ)DOODOVRDQODEH]RJHQGLH5HVVRXUcen des sozialen Raumes (etwa NachbarVFKDIWHQ&OLTXHQDQGHUH1HW]ZHUNH JHQXW]WZHUGHQ«
59
3. Fallunspezifische Arbeit: Tätigkeiten auf dieser Ebene sind nicht einem spezifischen Einzelfall zuzuordnen, sondern geschehen zu einem Zeitpunkt, da die Fachkräfte noch nicht absehen können, für welchen späteren Fall sie die jeweilige Ressource benötigen ZHUGHQ³+LQWHI Wobei die fallübergreifende, aber hauptsächlich die fallunspezifische Arbeit, die TätigkeitsreJLRQHQ GHV +DQGOXQJVUDKPHQV GHU 6R]LDOUDXPRUientierung sind, die dem Konzept zu einer 8PNHKULQGHUELVKHULJHQIDOOVSH]LILVFKHQ+Hrangehensweise verhelfen könnten, um eine geQHUDOLVWLVFKHXQGRIIHQH6R]LDOe Arbeit zu ermöglichen, die Bürokratieschranken aufhebt und LP6R]LDOUDXPXQNRPSOL]LHUWHXQGQLHGULJVFKZHOOLJH+LOIHQHUP|JOLFKW (VLVWGDKHUPLJGLH6LQQKDIWLJNHLWGHV.RQ]HSWVGHU6R]LDOUDXPRULHQWLHUXQJLQ)UDJH]X VWHOOHQ 9LHO PHKU PXVV VLFK GLH 3URIHVVLRQ 6Rzialer Arbeit fragen, wie gravierend der gut gemeinte Entwurf einer sozialraumorientierten 6R]LDOHQ $UEHLW YRQ GHQ 3UDNWLNHUQ YHU]HUUW umgedeutet und teilweise bis zur Unkenntlichkeit verkürzt wird. Zudem ist noch nicht abzuVHKHQ RE GDV :XQVFK XQG :DKOUHFKW 6*% 9,,, GHU +LOIHEHUHFKWLJWHQ PLW GHU (LQ VFKUlQNXQJ GHU 7UlJHUSOXUDOLWlW $EV 6*% 9,,, GXUFK )DYRULVLHUXQJ YRQ 6FKZHU SXQNWWUlJHUPRGHOOHQNROOLGLHUWÄ'HQQGDV:DKOUecht ist nicht räumlich auf den Bereich des VR]LDOUlXPOLFKHQ$QELHWHUVEHJUHQ]W³0QGHUI :LHMHGRFKNOHLQHIUHLH7UlJHUGHU Kinder- und Jugendhilfe Angebote aufrechterhalteQ VROOHQ RKQH PLW 6R]LDOUDXPEXGJHWV EH dacht zu werden, ist bisher fraglich. Trägerverbünde scheinen hier die passende Antwort zu sein, wenngleich andere außen vorgelassen Projekte vermutlich verschwinden werden, auf die man dann nicht mehr im sozialen Raum zurückgreifen kann. Vernetzungsstrategien können nur funktionieren, wenn man solide Partner findet, mit denen man sich vernetzen kann und die etwas zu bieten haben. $XFK GLH 6R]LDOUDXPEXGJHWV VLQG QLFKW IUHL YRQ .ULWLN Ä5HFKWVDQVSUFKH sind [zwar; K.B.] immer budgetsprengend und damit auch sozialraXPEXGJHWVSUHQJHQG³HEG DEHUREVLFK die Budgetvariante als variable 3ODQXQJVJU|H KHUDXVELOGHW RGHU ]XU 'HFNHOXQJVIDOOH ZLUG EOHLEW DE]XZDUWHQ Ä0|JOLFK LVW DOOHUGLQJV GDVV GXUFK GLH 'LVNXVVLRQ XP GLH 6R]LDOUDXP RULHQWLHUXQJ HLQH QHXH 'LPHQVion sozialpolitischer Erörterung in der Jugendhilfe eröffnet wird, die dann längerfristig auch Auswirkungen für die rechWOLFKHXQGJHVHW]OLFKH*HVWDOWXQJ GHU.LQGHUXQG-XJHQGKLOIHKlWWH³HEG GDPLWHLQHVR]LDOUlXPOLFKH6R]LDOH$UEHLWHQW stehen kann, die Infrastrukturpolitik betreibt und nichWHUVWKDQGHOWZHQQGHU0HQVFKDOV)DOO einen Rechtsanspruch begründet. Freilich ist es so realistischer, der funktional-differenzierten
60
Gesellschaft eine entdifferenzierte Soziale Arbeit zu bieten, die ihr spezialisiertes Können mit einem generalistischen Arbeitsprinzip vereint.
61
6.
Was bleibt? - ein synoptischer Versuch!
Ä6LFKVHLQ1HXVHLQ]XQXW]HPDFKHQ GHQQVRODQJHMHPDQGQRFKQHXLVWLVWHUJHVFKlW]W 'DV1HXHJHIlOOWGHU$EZHFKVOXQJZHJHQDOOJHPHLQ GHU*HVFKPDFNHUIULVFKWVLFKGDUDQ XQGHLQHIXQNHOQDJHOQHXH0LWWHOPlLJNHLWZLUGK|KHUJHVFKlW]W DOVHLQVFKRQJHZRKQWHV9RUWUHIIOLFKHV 'DV$XVJH]HLFKQHWHQXW]WVLFKDEXQGZLUGDOOPlKOLFKDOW -HGRFKVROOPDQZLVVHQGDMHQH*ORULHGHU1HXKHLWYRQNXU]HU'DXHUVHLQZLUG QDFKYLHU7DJHQZLUGGLH+RFKDFKWXQJVLFKVFKRQYHUOLHUHQ 'HVKDOEYHUVWHKHPDQ VLFKGLHVH(UVWOLQJHGHU:HUWVFKlW]XQJ]XQXW]H]XPDFKHQ XQGHUJUHLIHDXIGLHVHUVFKQHOOHQ)OXFKWGHV%HLIDOOVDOOHV ZRQDFKPDQIJOLFKWUDFKWHQNDQQ³ (Baltasar Gracián y Morales)
"Feldorientiert war die Sozialarbeit eigentlich immer - nur die Definitionen des Feldes war unterschiedlich" (Bango 2001, 44). So könnte man zusammenfassen was die hier entwickelte diskursanalytische Annäherung erbracht hat. Der verwendete Begriff des sozialen Raumes hatte lediglich unterschiedliche Bezeichnungen, während die Profession fortwährend versuchte, die Prämissen und Maximen einer sozialräumlichen Sozialen Arbeit umzusetzen. Sozialräumliche Soziale Arbeit ist keine neue Errungenschaft, die plötzlich ans Tageslicht kam. Sie ist vielmehr Forderung und Anforderung zugleich, die in ihr befindliche demokratische Grundstruktur anzuerkennen und dafür passende Praxispfade zu entwerfen.
Schaut man auf die Settlement Work von Toynbee Hall und Hull House, so kann man feststellen, dass dort eine Soziale Arbeit mit und im Gemeinwesen stattgefunden hat, die den Versuch unternahm, gegen die Ursachen des Elends und der Not der Bevölkerung vorzugehen, welche durch Industrialisierung, Kapitalismus und der daraus resultierenden Klassengesellschaft entstanden waren. Die Residents richteten sich nicht am Einzelfall aus. 63
Sie hatten den Fall als auch das Feld im Sinn und lebten in den sozialen Räumen der Betroffenen, um ihre Lebensbedingungen kennen zu lernen, zu erforschen und zu ändern. Bei ihrem Bemühen trafen sie nicht auf bürokratische Strukturen, die sie bei der Umsetzung ihrer Ideen behinderten. Somit konnten sie spontan handeln und die nicht vorhandene Sozialpolitik selbst ausgleichen. Demokratie wurde dabei gelebt und nicht nur erlebt.
In Deutschland war dagegen Settlement Work ein schwieriges Unterfangen. Der sich konstruierende Wohlfahrtsstaat erschwerte die freie Hand Sozialer Arbeit. Sie konnte nur ab und an gemeinsam mit den Menschen Neuerungen anregen. Vieles wurde per Gesetz und von Staatswegen vorgeben, so dass wir heute ein komplexes System verrechtlichter und starrer Sozialer Arbeit vorfinden, das lediglich durch saisonale Stiftungsgelder dazu befähigt wird, innovative Wege zu beschreiten. Das Bundesmodellprogramm Lokales Kapital für Soziale Zwecke (2004) praktiziert beispielsweise die Idee eines aktiven Gemeinwesens, welches selbst zum Inklusionsmotor der WHUULWRULDO EHVWLPPWHQ 6R]LDOUlXPH ZLUG Ä'LH Substitution sozialer Integrationskonzepte durch sektorale Inklusionsprogramme verspricht der Kinder- und Jugendhilfe bedeutende Entlastung und politische Anerkennung. Erstens müsseQQXQGLHÄ6XEMHNWH³für sektorale Inklusionsprozesse selbst verantwortlich zeichnen, während die wohlfahrtsstaatliche Aufgabe sozialer Integration eine öffentliche war. Zweitens wird die AuIIRUGHUXQJVXEMHNWLYHU/HEHQVJHV taltungsverantwortung an alle Akteure gerichtet « 8QG GULWWHQV ELHWHW VLFK .LQGHU XQG -XJHQGKLOIHHLQHZHLWHUHÄ&KDQFH³GHQDQVWUHQJenden, nicht standardisierbaren Einzelfallbezug abzulegen: Denn für die verschiedenen seOEVWYHUDQWZRUWOLFKHQ+DQGOXQJVHLQKHLWHQ±YRP ,QGLYLGXXPELV]XU6WDGWEHY|ONHUXQJ±ZLUGGLeselbe Aufgabenstellung vorgesehen: ihnen ist nahezubringen, dass sie Verantwortung für ihr Tun auf Basis der ihnen zur Verfügung stehenGHQ5HVVRXUFHQEHUQHKPHQ³.HVVO Somit lassen sich kontinuierliche und auf Dauer DQJHOHJWH QLFKWHLQNODJEDUH 3URMHNWH QXU dann im Sozialraum entfalten, wenn leistungsfähige Kommunen dazu bereit sind und die Bürger ein Interesse daran haben, sich einzubringen, mitzumischen und nötigenfalls Angebote einfordern, sofern sie dabei von den Entscheidungsebenen gehört werden. Die GemeinwesenDUEHLWKDWGLHVMHGHQIDOOVQXUDQVDW]ZHLVHJHschafft. Das Konzept der Sozialraumorientierung ist insofern ein erneuter Versuch, die starren und versäulten behördlichen als auch rechtlichen Strukturen aufzuweichen. Dabei stoßen wir auf eine professionelle Ambivalenz von Diagnose und Dialog, aber auch, und dies ist viel fataler: Auf die Gefahr, dass Sozialraumorientierung als Handlungsprinzip zu unhistorisch und unpolitisch in der Praxis umgesetzt wird und es
64
eventuell überhaupt nicht angestrebt wird, ja nicht leistbar ist, Sozialraumbedingungen entwicklungsfördernd zu verändern.
Es gilt also, unsere methodischen und strategiscKHQÄ7UXPSINDUWHQ³DXV]XVSLHOHQXPVR]LDOH Ungleichheiten aufzudecken, sie zu beheben und die Menschen aus den sozialen Räumen zu ÄEHIUHLHQ³ LQ GHQHQ QXU ZHQLJH 5HVVRXUFHQ vorhanden sind und ungünstige Lebensbedingungen herrschen. Hinter der Sozialraummetapher ist eine polymorphe Gesellschaft verschleiert, die zwar als Bürgergesellschaft ihren sozialen Pflichtbeitrag leisten will, indes aber auch eine verlässliche soziale Infrastruktur benötigt. Aus diesem Grunde geht es um soziale Gerechtigkeit in einer solidarischen Gesellschaft, die nicht den Gesamtzusammenhang des komplexen demokratischen Miteinanders vergisst 6R]LDOUDXPRULHQWLHUWH Ä6R]LDOH $UEHLW EH weist ihre Notwendigkeit in der konstruktiven Bemühung der Beteiligten um den Wert und Sinn gemeinsamen menschenwürdigen Lebens in Situationen, in denen es aus materiellen oder anderen Gründen an ihm mangelt. Die soziale Aufgabe stellt sich als eine ethische Aufgabe heraus und sie lässt sich dieses Anspruchs wegen mit einzelnen Leistungen nicht erledigen, nur in vielfältiger sozialer Arbeit waKUQHKPHQ³:HQGW 6LHKDWQXUHLQHHFK WH Ä&KDQFH³ ZHQQ VLH LKUH 6HOEVWORJLNHQ EHrwindet, die Beteiligung der Menschen ernst nimmt, dafür kämpft, mit den hilfebedürftigen Menschen an den Reformen des sich wandelnden Sozialstaates aktiv beteiligt zu werden und Ungerechtigkeiten wahrnimmt und skandaliVLHUW Ä'DV KDW GLH DOWH *HPHLQZHVHQDUEHLW DXFK LPPHU JHVDJW³ /WWULQJKDXV Nicht zuletzt ist diese Orientierung erst rHFKWLQGHP&RGHRI(WKLFV der National Association RI6RFLDO:RUNHUVIRUPXOLHUWYJOKWWS://www.naswdc.org/pubsFRGHFRGHDVS
65
III. Der Begriff des Sozialraumes - eine semantische Untersuchung Ä=XHUVWYHUZLUUHQVLFKGLH:RUWH GDQQYHUZLUUHQVLFKGLH%HJULIIH XQGVFKOLHOLFKYHUZLUUHQVLFKGLH6DFKHQ³ (Chinesische Weisheit)
Der sozialer Raum und die Soziale Arbeit sind miteinander verbunden. Dies mag eine triviale Einschätzung sein. Sie spiegelt aber die Tatsache wieder, dass wir einer sozialräumlichen Sozialen Arbeit begegnen, die sich auf den Sozialraum bezieht und diesen zu einem aussichtsUHLFKHQ $NWLRQVSDUWQHU HUKREHQ KDW Ä5lXPOLFKNHLW ist insofern wie selbst-verständlich eine bestimmende Dimension Sozialer ArEHLW³.HVVO0DXUHU Gleichwohl ist der Sozialraumbegriff zu einer vielschichtigen und NRQWURYHUVHQ 0HWDSKHU JHZRUGHQ,Q]DKOUHLFKHQ.RQ]HSWHQXQG3URJUDPPHQZLUGPLWGHPVR]LDOHQ5DXPDJLWLHUW und mitunter ahnen die Verfasser nicht, was die Semantik des Wortes an Informationen und Interpretationsmöglichkeiten beinhaltet und was dann mit dem Sozialraumbezug im Grunde JHPHLQW LVW Ä6R]LDOUDXP¶ LVW GHU]HLW GHU ZRKO am inflationärsten verwendete Begriff im Sprachgebrauch der Administrationen und Organisationen. Das Verständnis von Sozialraum ist vielfältig: Es kann der technokratische Zuschnitt von Hilfebudgets auf Versorgungsdistrikte gemeint sein, der rein geografisch definierte Bezirk oder das territorial gefasste Quartier RGHUHLQ(QVHPEOHGHU.RPPXQLNDWLRQXQG.RRSHUDWLRQYRQ0HQVFKHQ:LHVRKlXILJGURKW die Soziale Arbeit sich eher technizistischen Interpretationen zu Eigen zu machen, anstatt sich mit dem Grundverständnis von Sozialraum auseLQDQGHU ]X VHW]HQ³ /DQJKDQN\X D 9f). Viele Jugendämter, Bezirke und Landkreise befassen sich vermehrt mit Verfahren der Organisationsentwicklung und Neustrukturierung des Behördenhandelns im Zuge ihrer sozialraumorientierten Ausrichtung. Das EntwerIHQ YRQ 2UJDQLJUDPPHQ QHXHQ 7HDP XQG .R RSHUDWLRQVVWUXNWXUHQXQG0DVWHUSOlQHQVWHKWGDEHLDQREHUVWHU6WHOOHGHU3ULRULWlWHQOLVWH%HL GLHVHQ3UR]HVVHQVLQGNDXP%UJHU,QQHQEHWHLOLJWIUGLHVRGHU$QVSUXFKHLJHQWOLFKGLH sozialräumliche Soziale Arbeit geschaffen wird.
67
Überdies finden umfangreiche Qualifizierungs- und Weiterbildungsseminare statt - mitunter LPÄ=ZDQJVNRQWH[W³XPGLH0LWDUEHLWHU,QQHQGHU$GPLQLVWUDWLRQHQIUGLH/HEHQVZHOWGHU LKUREOLHJHQGHQ$GUHVVDWHQ]XVHQVLELOLVLHUHQ XQGVLHDXVGHQ6HOEVWORJLNHQGHU9HUZDOWXQJ ]XHQWORFNHQ,PJOHLFKHQ=XJHZLHGLH3UDNWLNHUYRU2UWVLFKDQGHQ:LOOHQGHUKLOIHEHUHFK WLJWHQ0HQVFKHQRULHQWLHUHQULQJHQVLHPLWGHQUHDOHQ+LHUDUFKLHQGHU$GPLQLVWUDWLRQHQZHO FKH VHOEVW HUVW OHUQHQ PVVHQ GHPRNUDWLVFKH $UEHLWVSUR]HVVH zu gestalten und diese auch ZLUNOLFK ]X ZROOHQ REZRKO EHUHLWV XQG GDV PDFKW +RIIQXQJ HUIROJUHLFKH VR]LDOUlXPOLFKH 3URMHNWHLP3UD[LVIHOG6R]LDOHU$UEHLWDQ]XWUHIIHQVLQGGLHGHQVR]LDOen Raum anders interSUHWLHUHQXQGLKQYRQGHU)L[LHUXQJGHV7HUULWRULDOYHUVWlQGQLVVHVO|VHQYJO/DQJKDQN\XD )ROJOLFKLVWGLHVR]LDOUDXPRULHQWLHUWH6R]LDOH$UEHLWQLFKWIUHLYRQ+LQGHUQLVVHQXQG0LVVYHU VWlQGQLVVHQ :lKUHQG GLH 3URIHVVLRQ PLW GHP :RUWVLQQ GHV VR]LDOHQ 5DXPHV ZDKOORV MRQJ OLHUWILQGHWPDQLQGHQHLQVFKOlJLJHQ:|UWHUEFKHUQ6R]LDOHU$UEHLWYJO'HXWVFKHU9HUHLQ IU|IIHQWOLFKHXQGSULYDWH)UVRUJH>+UVJ@.DOOHU>+UVJ@.UHIW0LHOHQ]>+UVJ@ 6WLPPHU >+UVJ@ NHLQH GLHVEH]JOLFKHQ $QPHUNXQJHQ RGHU (UOlXWHUXQJHQ /H GLJOLFKLPÄ+DQGZ|UWHUEXFKIU-XJHQGKLOIHXQG6R]LDODUEHLW³*HUQHUW>+UVJ@ ILQGHW PDQXQWHUGHP6FKODJZRUWÄ6R]LDOUDXPEH]RJHQHVR]LDOH$UEHLW³HUVWH+LQZHLVH-HGRFKZLUG LQGHPNXU]HQ$EULVVYJO+LQWHD± nicht ausreichend geNOlUWZDVXQWHUGHU 0HWDSKHUGHVVR]LDOHQ5DXPHVYHUVWDQGHQZLUG$XFKKLHUZLUGGHQ4XDUWLHUHQ:RKQJHELH WHQ%H]LUNHQXQG6WDGWWHLOHQHLQHZLFKWLJH)XQNWLRQDOV5HVVRXUFHQNDWDO\VDWRUHQ]XJHVFKULH EHQ'LH6R]LDOUDXPGLPHQVLRQHUVFKHLQWGDEHLDOVDXVVFKOLHOLFKJHRJUDILVFKH.DWHJRULH6R ]LDOHU$UEHLWYJOHEG 'DVÄ6WDQGDUGZ|UWHUEXFKIUGLH6R]LDOZLVVHQVFKDIWHQ6WDQ GDUG 'LFWLRQDU\ RIW WKH 6RFLDO 6FLHQFHV³ .RVFKQLN HUIDVVW GHQ 6R]LDOUDXP PLW %H]XJ]XU/HZLQVFKHQ)HOGWKHRULHÄ6RFLDOVSDFHLVGHWHUPLQHGE\WKHLQGLYLGXDO¶VSHUFHSWL RQ« RIKLVRUKHUVRFLDOZRUOG« 7KHVRFLDOVSDFHRIDQLQGLYLGXDOFKDQJHVDVKLVRUKHU VRFLDO UHODWLRQVKLSV « FKDQJH 7KXV DQ LQGLYLGXDO¶V VRFLDO VSDFH PD\ EHFRPH EURDGHU RU QDUURZHU´ .XUW/HZLQ EHVFKlIWLJWHVLFKEHUHLVWLQVHLQHU$EKDQGOXQJ³'LH/|VXQJ6R]LDOHU.RQ IOLNWH´ PLW ([SHULPHQWHQ EHU GHQ VR]LDOHQ 5DXP 6HLQH $XVIKUXQJHQ KLHU]X YHUIDVVWH HU EHUHLWVLP-DKUYJOHEG± %HGLHQWPDQVLFKVHLQHU'HILQLWLRQIUGLH*UXS SHVRN|QQWHGHU6R]LDOUDXPÄHLQG\QDPLVFKHV *DQ]HVGDVPHKUDXIJHJHQVHLWLJHU$EKlQ JLJNHLW DOV DXI bKQOLFKNHLW EHUXKW³ HEG VHLQ 6HLQH *HGDQNHQ ]X GHQ ([SHULPHQWHQ VFKOLHHQGDPLWGDVVHVLQXQVHUHU*HVHOOVFKDIWDXIGHQ*ODXEH]XU9HUQXQIWDQNRPPWZHO FKHU ÄVHOEHU GDV (UJHEQLV HLQHU EHVWLPPWHQ VR]LDOHQ $WPRVSKlUH >LP VR]LDOHQ 5DXP LVW 68
K.B.]. Der Glaube an die Vernunft bedeutet Glauben an die Demokratie, denn sie gewährt GHQ YHUQQIWLJ GHQNHQGHQ 3DUWQHUQ *OHLFKKHLW³ (ebd., 126). Darum ist der Sozialraum ein gesellschaftliches Konstrukt, welches zur Einlösung auffordert. Allerdings wird es in den Wörterbüchern Sozialer Arbeit nicht ausreichend und meistens gar nicht erwähnt. Der Sozialraum entschwindet zwischen den Angaben zur Sozialpsychologie und zum Sozialstaat (vgl. Kaller [Hrsg.] 2001, 398f). Es wird nicht ausreichend darauf hingewiesen, dass soziale Räume nicht gegenständlich sind und im Kontext des menschlichen Geschehens zwischen unendlichen Raumkonstellationen hin und her tendieren. Fakt ist, dass der Sozialraum mehr oder minder einer geographischen Einschränkung unterliegt, welche die handelnden Menschen als Akteure des Sozialen auszuschließen droht. Die behördlichen Einteilungsstrategien verdrängen, dass Räume durch Subjekte angeeignet werden können; sie sind daher nicht statisch zu erfassen (vgl. Böhnisch/Münchmeier 1993). Demnach sind soziale Räume lebendige Gebilde XQG ÄN|QQHQ LQ HLQHU VROFKHQ 6LFKWZHLVH QLFKW PHhr als fixierte Territorien zum Ausgangspunkt reflexiver Rekonstruktionen gemacht werden, sondern sind als Arenen politischer .lPSIH]XXQWHUVXFKHQ³.Hssl/Maurer 2005, 112). Diese breite und politische Konstruktion ist jedoch in der aktuellen Diskussion selten, bevorzugt werden verkürzte semantische Konzepte. Typisch dafür sind die Beschreibungen:Ä'LH*U|HQRUGQXQJ>HLQHVVR]LDOHQ5DXPHV K.B.] liegt zwischen unmittelbaren Nachbarschaften/Kiez und der übergreifenden RegiRQ6WDGWWHLO6WDGWJHELHW« (LQ6R]LDOUDXPist Teilsystem innerhalb eines umfassenden Systems und lässt sich durch geographische, topographische, soziale und kulturelle Spezifika von VHLQHU8PJHEXQJDEJUHQ]HQ³%|KPH Der Sozialraum findet jedenfalls aus sozialarbeitswissenschaftlicher Perspektive keine einschlägige Erörterung. Er ist von seiner Semantik her, bisher nur unzureichend erfasst worden. Was an der Raumvorstellung für die Soziale Arbeit sozial ist, scheint im aktuellen Diskurs nur eine untergeordnete Rolle zu spielen, abgeVHKHQYRPÄ+DQGEXFK6R]LDOUDXP³.HVVOXD [Hrsg.] 2005). Meine These ist, dass mit dem Begriff des VR]LDOHQ 5DXPHV ÄEDFFKDQWLVFK³ XPJHJDQJHQ wird, ohne dass man sich mit seinem Wortsinn differenziert und konstruktiv auseinandersetzt. Daher werde ich mich in zwei Schritten dem semantischen Zugang des Sozialraumes annähern, um daran anschließend einen Ausblick auf die theoretische Inhaltslosigkeit des sozialen Raumes für die Soziale Arbeit zu wagen.
69
1.
Die Ambivalenz einer Koalition - das Soziale und der Raum
Ä,FKKDEHHLQPDOJHOHUQWGDVVHVVLFKGDQQXP4XDOLWlWKDQGHOW ZHQQ,QKDOWXQG9HUSDFNXQJEHUHLQVWLPPHQ ,FKIUDJHPLFKREGHU%HJULIIÄ6R]LDOUDXP³GHUULFKWLJH%HJULIIGDIULVW ZDVZLUWXQXQGIUGDVZRUEHUZLUVSUHFKHQ"³ (Friedhelm Buckert 2001, 187).
Das Soziale und der Raum sind eine ambivalente Koalition eingegangen, so der verheißungsvolle Titel und gewissermaßen die gleichzeitige Vorwegnahme der nachstehenden Untersuchung. Der Raum ist ein gemeinsames Wort germanischer Sprachen. Raum kommt von räumen und ist ein uralter Ausdruck der Ansiedler, welche sich für ihre Sieldungsniederlassung zunächst Platz schaffen mussten. Somit ist Raum ein Symbol für Ausdehnung und Ausbreitung. Die Menschen brauchen ihren Raum zum Leben, Denken, Fühlen, Schreiben, Wohnen und Arbeiten. Es geht also um Freiräume, um das Abräumen von Hindernissen, damit Kapazitäten gewonnen werden und die Subjekte Raum haben. Sie sollen sich entwickeln und dafür einen ausreichenden Entfaltungsraum vorfinden können. Ist dieser Raum nicht vorhanden, wird der Raum gesucht, welcher gebraucht wird. Oder es existieren Zwischenräumen, Nischen, in denen die Menschen weiterleben können. Ebenso denken wir in Zeiträumen und erfassen den Raum als unendlichen Raum - als Universum (vgl. Grimm/Grimm 1984a, 276 - 293; Dudenredaktion [Hrsg.] 2001, 654f). Ä6R]LDOH$UEHLWLVW7HLOEHVWLPPWHU)RUPLHrungen von Zeit (Zeitlichkeit) und Raum (RäumOLFKNHLW ³.HVVO0DXUHU (LQ5DXPLVt ein Territorium, eine geographische, messbare Einheit. Räume finden wir in Wohnungen und Häusern. Dann sind sie Privatbereiche der Menschen, welche verschlossen werden können. Das soziale Miteinander wird so von der Außenwelt abgeschirmt. Zugleich sind Räume öffentlich. Parkanlagen, Bahnhöfe, Bürgerbüros, Nachbarschaftszentren, Spielplätze, Bolzplätze oder auch Freiflächen sind für alle zugänglich, verfügbar und folglich Orte der Begegnung. 71
Die Menschen erzeugen Räume wissentlich und unwissentlich. Sie konstruieren Räume, denen sie eine bestimmte Bedeutung zuordnen. Eine Grünanlage mit Parkbänken wird zum gemütlichen Verweilen geschaffen. Die Sitzgelegenheiten dienen der Funktion des Sitzens und nicht der des Stehens, Schlafens oder Bemalens. Räume sind eingrenzbar und bebaubar. Sie laden zum Innehalten ein, aber auch zur Flucht vor Bedrohungssituation oder drückender Enge. Räume sind nicht nur real; sie sind auch virtuell im Cyberspace vorfindbar. Sie können darüber hinaus Fantasie und Träumerei der eigenen Vorstellungskraft sein. Wenn mir etwas nicht passt, ziehe ich mich in mein Schneckenhäuschen zurück und nutze meinen Raum zur Beruhigung und Entspannung. Räume können ideal, aber auch fatal sein. Sie sind auf jeden Fall nicht immer als sozial klassifizierbar. Trotzdem verbringen wir in ihnen unsere Lebenszeit, genau so wie die Soziale Arbeit in den individuellen Räumen der Menschen mit der Dauer ihrer Hilfeleistungen variiert. Die Kontinuität Sozialer Arbeit im sozialen Raum ist insofern nicht immer gegeben; sie ist situativ abhängig und unterliegt fiskalpolitischen Zwängen.
Die gängige sozialkartografische Raumvorstellung Sozialer Arbeit verengt den Begriff des Sozialen auf eine fassbare und erfahrbare Containervorstellung. Das Soziale soll sich im Raum finden lassen. Der Raum wird dadurch zum Steuerungsraum Sozialer Arbeit erhoben und mit einem Stadtteil oder einer ganzen Region assoziiert. Die dort lebenden Menschen ZHUGHQYHUZDOWXQJVWHFKQLVFKYHUPHVVHQÄHLQJH]lXQW³XQGLQGLH6FKXEODGHNDPHUDOLVWLVFKHU Vorstellungen gepackt. Der Raum wird so zum unsozialen, zweidimensionalen Planungsparameter, welcher sich in der Dreidimensionalität der (un)sozialen Wirklichkeit beweisen muss. Die gewünschte Steuerung des sozialen Raumes erliegt dabei der administrativen FiktiRQVIDOOHÄ'LH6FKUDQNHQGHU:HOWDQGHQHn unsere Unternehmen scheitern, bekommen wir nie zu Gesicht. Was wir erleben und erfahren, erkennen und wissen, ist notwendigerweise aus unseren eigenen Bausteinen gebaut und lässt sich auch nur auf Grund unserer Bauart erkläUHQ³YRQ*ODVHUVIHOG Insofern bemühen sich die Behörden und ausführenden freien Träger der Kinder- und Jugendhilfe um angenommene, soziale Räume, die aus ihren Vorstellungen heraus erwachsen sind. Die betroffenen Menschen haben logischerweise andere Verbindungen zu ihrem Sozialraum und leiten daraus eventuell diametrale HandlungsnotZHQGLJNHLWHQDEÄ(LQH%HGDUIVHLQVFKlW]XQJNDnn [demnach; K.B.] nicht objektiv sein, sondern sie ist ein Aushandlungs- und Entscheidungsprozess unterschiedOLFKHU %OLFNZLQNHO³ %HKQ%HVWPDQQ ZHOFKH GHQ 6R]LDOraum als hyperkomplexe Kreation sozialen Handelns erfassen. Demnach wird der Raum durch diejenigen Menschen sozial, welche in den zugeschnitten Räumen leben und sich mit ihm identifizieren. 72
Sozial ist nicht von ungefähr ein positiv besetztes Wort und verbindet eine Lebens- und Gesellschaftsvorstellung, in der niemand leiden muss. Wir sind sozial zueinander, erkennen Ungerechtigkeiten des menschlichen Zusammenlebens und gehen, wenn nötig, dagegen vor. Der Mensch ist somit ein soziales, aufgeklärtes und vernunftbetontes Wesen, welches auf ein anJHQHKPHV VR]LDOHV .OLPD EHGDFKW LVW Ä'DV 6XEVWDQWLY ÄGDV 6R]LDOH³ PHLQW LQ GHU $OOWDJV sprache etwas Fürsorgliches, Partnerschaftliches, Gemeinnütziges, Wohltätiges oder Solidarisches und ist an mindestens zwei miteinandeU LQWHUDJLHUHQGH 3HUVRQHQ JHEXQGHQ³ %DQJR 2001, 103), welche sozial miteinander umgehen und handeln. Im krassen Gegensatz dazu stehen die negaWLYHQXQGIDWDOHQ$NWLRQHQGHVPHQVFKOLFKHQ%HL sammenseins. Menschen sind nicht in allen Situationen sozial. Sie sind dazu in der Lage, kriminelle und somit dissoziale Handlungen zu vollziehen. Sie stehlen, betrügen, töten und morden. Wenn ihre Kommunikationsbereitschaft an diH*UHQ]HQGHV$XVKDOWEDUHQVW|WZHUGHQ sie destruktiv und führen sogar KrieJHLP$XIWUDJGHU'HPRNUDWLH
Der Staat versucht den Menschen einen sozialen Rahmen mLWVHLQHQ*HVHW]HQ%HVWLPPXQ gen und ordnungspolitischen Regelungen zu bieten. Er versteht sich als Sozialstaat, der mit sozialpolitischen Interventionen die soziale Frage beantworten will. Die 6R]LDOH$UEHLWLVWIU GLHVHQ$XIWUDJVR]LDODXVJHULFKWHW6LHLVWHLQHÄVSH]LILVFKH%HREDFKWXQJVXQG.RPPXQLND WLRQVZHLVHLQGHU(UHLJQLVVHDOV$QOlVVHIUerforderliche Hilfen sichtbar und mittelbar werGHQ³%RPPHV6FKHUU 'LH%HREDFKWXQJVZHLVH6R]LDOHU$UEHLWHUIlKUWDEHUGXUFK GDV VR]LDOUlXPOLFKH $UEHLWVSULQ]LS GHU $GPLQLstrationen eine systematische Vereinfachung VR]LDOHU 3UREOHPODJHQ LP 5DXP Ä'LH 6R]LDODUEHLW RKQH (LJHQVFKDIWHQ³ .OHYH ZLUG dadurch zu einer bestimmbaren Grundlage sozialUlXPOLFKHQ9RUJHKHQVÄLQGHUMHZHLOVVSH]L ILVFKH %QGHO YRQ %HGLQJXQJHQ MHZHLOV DQGHUVDUWLge Grundmuster sozialer Situationen und 3UREOHPH³ %|KPH ZDKUJHQRPPHQ XQG in einen auszumachenden Sozialraum ÄYHUVWDXW³ZHUGHQ Dies verdrängt die Tatsache, dass der erfasste Sozialraum in Relation zu gesamtgesellschaftlichen Prozessen zu deuten und zu verstehen ist.Ä/HEHQVODJHQZHUGHQHUZRJHQLQHLQHPVR]LD len Umfeld, unter kulturellen, ökonomischen und politischen Vorzeichen. Ökologisch bezeichnen sie differenzierte Feldzustände in deU*HVHOOVFKDIW³:HQGW XQGYHUGHXWOL chen das Wechselspiel zwischen individueOOHU /HEHQVIKUXQJ XQG VR]LDOUlXPOLFKHU %HHLQ flussung. .XU]XPÄ:DV5DXPEHGHXWHWOlVVWVLFKQLFKWeinfach begrifflich oder TXDVLREMHNWLYGHILQLH UHQXQGIHVWOHJHQ³%|KQLVFK0QFKPHLHU XQGZDVGDV6R]LDOHDPXQGLP5DXP ist, kann nur durch die dort lebenden Menschen VHOEVWLQK|FKVWVXEMHNtiver und individueller 73
Art und Weise bestimmt und erlebt werden. InsofeUQLVWGHU6R]LDOUDXPNHLQ]XÄVWHXHUQGHU 5DXP³$EHUHUNDQQLQVHLQHU|NRORJLVFKHQDimension erfasst werden und auf diese Weise JHZLQQWPDQHLQH*UXQGODJHIUHLQH.RQ]HSWLRQLQGHUGLH%HGUIQLVVHGHU0HQVFKHQ%H UFNVLFKWLJXQJILQGHQXQGQLFKWallein die Interessen von VerwaOWXQJHQGLHVLFKLP:DQGHO EHILQGHQXQGGLHJHJHQZlUWLJHLQHPLPPHQVHQ.RVWHQGUXFNVWDQGKDOWHQPVVHQ6RQVWEOHL EHQVR]LDOH5lXPHQLFKWVZHLWHUDOVÄYHUGHFNWH³9HUZDOWXQJVEH]LUNH6LHVLQGGDQQHLQ6SLH JHOELOG HLQHU WHFKQRNUDWLVFK DJLHUHQGHQ 6R]LDOHQ $UEHLW GLH VLFK DQ 6R]LDOUlXPHQ RULHQWLHUW XQGQLFKWDQOHEHQGLJH0HQVFKHQ'DKHUÄVWHOOWVLFKGLH)UDJHREXQGZLHVLFKGLHMHZHLOLJH 2UJDQLVDWLRQEHUKDXSWDOV%HVWDQGWHLO« GHVVR]LDOHQ5DXPHVYHUVWHKWGLH)UDJHDOVRRE VLHGHQ5DXPQXUDOVJHRJUDSKLVFKHQ2UWRGHUDOVVR]LDOHQ5DXPYHUVWHKW³/DQJKDQN\XD
74
2.
Feld und Sozialraum? - eine Untersuchung der Feldbedeutung
Ä MHGHQIDOOVVWHOOHLFKPLULPPHUNOHLQH.LQGHUYRU GLHLQHLQHP5RJJHQIHOGHLQ6SLHOPDFKHQ 7DXVHQGHYRQNOHLQHQ.LQGHUQXQGNHLQHUZlUHLQGHU1lKH NHLQ(UZDFKVHQHUPHLQHLFKDXHUPLU 8QGLFKZUGHDP5DQGHLQHUYHUUFNWHQ.OLSSHVWHKHQ ,FKPVVWHDOOHIHVWKDOWHQGLHEHUGLH.OLSSHKLQDXVODXIHQZROOHQ LFKPHLQHZHQQVLHQLFKW$FKWJHEHQZRKLQVLHUHQQHQ PVVWHLFKYRUVSULQJHQXQGVLHIDQJHQ 'DVZlUHHLQIDFKGHU)lQJHULP5RJJHQ³ (Jerome D. Salinger 1999, 169)
Ä!!9RP )DOO ]XP )HOG ODXWHW HLQH JULIILJH )URPHO IU GLH 4XDOLWlW NRPPXQDOHU -XJHQG XQG6R]LDOKLOIH³+LQWHD PLWGHU]XJOHLFKGHUVR]LDOUDXPRULHQWLHUWH%H]XJ6R]LDOHU $UEHLWJHNHQQ]HLFKQHWZLUG6R]LDOUDXPXQG)HOGZHUGHQGHUJHVWDOW]XV\QRQ\PHQ6LQQELO GHUQIUHLQH6R]LDOH$UEHLWGLHGLH)UFKWHGHUVLHXPJHEHQGHQ)HOGHUHUQWHQP|FKWH)HOG LVWGDV*HJHQZRUW]X:DOG(VV\PEROLVLHUWHLQHRIIHQHHEHQHXQGIUXFKWEDUH)OlFKH6HLQH 1lKUVWRIIH HUKlOW GDV )HOG DXV GHU (UGH GHP XUEDU JHPDFKWHQ %RGHQ YJO *ULPP*ULPP ± 'XGHQUHGDNWLRQ >+UVJ@ 'DV )HOG NDQQ DOVR PLW GHU DOOEH NDQQWHQ ODQGZLUWVFKDIWOLFKHQ 3URGXNWLRQVIOlFKH YHUEXQGHQ ZHUGHQ )HOGHU ZHUGHQ JHVWHFNW DEJHJUHQ]WXQGEHVWHOOWXPYRQLKQHQHWZDVDEHUQWHQ]XN|QQHQ6LHEHQ|WLJHQHLQHDXIZHQ GLJHQ)UVRUJHXQG3IOHJH6R]LDOH$UEHLWLVWDXVGLHVHU9RUVWHOOXQJKHUDXVHLQHÄ)HOGEHVWHO OHULQ³ GLH PLW LKUHQ /HLVWXQJHQ IU DXVUHLFKHQG JXWH %RGHQYHUKlOWQLVVH /LFKW XQG :DVVHU VRUJW 6LH KWHW GDV )HOG EHVFKW]W HV YRU (LQGULQJOLQJHQ XQG MlWHW GDV 8QNUDXW XP HLQHQ DXVJLHELJHQ(UWUDJJHZlKUHQ]XN|QQHQ0LWKLQJHKWHVLKUGDEHLXPGLH9HUKLQGHUXQJYRQ Ä)lOOHQLQ)HOGHUQ³$XVMHGHP6DPHQVROOHLQ3IOlQ]FKHQZHUGHQDXVMHGHP3IOlQ]FKHQHLQH SUDFKWYROOHXQGVWDWWOLFKH3IODQ]HHLQ/HEHZHVHQGDVVLFKXQWHUJQVWLJHQ8PZHOWHLQIOV VHQ HQWZLFNHOQ NDQQ 6R]LDOH $UEHLW ZLUG PLW HLQHU VR JHGHXWHWHQ )HOGRULHQWLHUXQJ DXI LKUH |NRORJLVFKH )XQNWLRQ KLQJHZLHVHQ Ä'LH VR]LDOH $UEHLW HUOHGLJW >VRPLW .%@ LQQHQ ZRIU DXHQGHU8PZHOWVFKXW]GDVHLQVROO³:HQGW
75
Darüber hinaus hat das Feld andere Bedeutungen. Es wird als Schlachtfeld begriffen, auf dem Gefechte ausgetragen werden, um jemanden auf dem Felde niederzuschlagen. Feld ist so verstanden ein militärischer Begriff. Feldherr, Feldküche, Feldpost und Feldwache deuten darauf hin, wie sehr das Feld als kriegerischer Schauplatz unsozialer Praktiken verstanden werden NDQQYJO*ULPP*ULPP±'XGHQUHGDNWLRQ>+UVJ@ 'DV)HOG wird so zu einem Konfliktfeld Sozialer Arbeit.
Ferner treffen wir auf diverse Spielfelder, die auf einem Spielbrett unterteilt werden, um beispielsweise Start und Ziel auseinander zu haOWHQYJO'XGHQUHGDNWLRQ>+UVJ@ 'DV Feld gibt dann Auskunft darüber, auf welchen Pfaden wir unsere Spielfiguren bewegen dürfen und wo die Grenzen des Feldes liegen. Beim Schachspiel darf ein Springer die Felder nur in einer bestimmten Zugfolge überqueren, während die Königin sich ungezwungen auf dem Spielfeld bewegen darf. Sie hat eine andere Macht- und Einflusssphäre auf dem Feld.
Das Feld beschreibt auch ein abgrenzbares Arbeitsgebiet. Das Arbeitsfeld eines Bürokaufmanns unterscheidet sich von dem einer Sozialarbeiterin. Innerhalb der Sozialen Arbeit existieren ebenfalls unterscheidbare Arbeitsfelder (vJO.DS,, GLHDQGHUH)HOGHLJHQVFKDIWHQ nach sich ziehen. Das jeweils spezifische Feld unterliegt einer Kraft. In der Physik wird von Kraftfeldern geVSURFKHQ GLH Ä)HOGWKHRULH³ /HZLQ QXW]W dieses Wissen und begreift das Feld als ein von Kräften beeinflusstes Konstrukt, das menschliche Handlungen erklärbar werden lässt. Ä:DVLQGLHVHP>HLQHPEHVWLPPWHQ.%@)HOG geschieht, hängt von der Verteilung der KräfWHLPJDQ]HQ)HOGDE³HEG )HOGHUVLQGVRmit auch als Einzelfelder eines Gesamtfeldes EHVFKUHLEEDU-HGHVVR]LDOH )HOGXQWHUOLHJWHLJHQHQ/RJLNHQ*HVHW]HQXQG%HGLQJXQJHQ,Q der Politik werden andere Anforderungen erwartetDOVLQGHU.XQVWÄ'HVKDOEN|QQHQGLHVHO ben Praktiken in jeweils anderen Feldern, bei veränderten Zuständen oder in gegensätzlichen Abschnitten desselben Feldes gegensätzliche%HGHXWXQJXQG:HUWHUKDOWHQ³%RXUGLHX 'DV )HOG LVW JHQDX ZLH GHU VR]LDOH 5Dum, keine kongruente Gesamtheit. Jedes Feld benötigt eine andere Aufmerksamkeit und Kompetenz des menschlichen Akteurs. Das Individuum muss sich im Feld behaupten. Es muss seine individuelle soziale Fitness unter Beweis stellen und für sich eine passende Nische suchHQXQGHLQULFKWHQÄ'LH1LVFKHEH]HLFKQHWGD nach den für ein Individuum relevanten AusschnLWWGHUVR]LDOHQ5HDOLWlW als sein HandlungsIHOG³:HQGW Die Handlungsfelder können dabei sehr eingeschränkt oder ausufernd sein - je nach Fähigkeit der einzelnen Person und der sozialen Umgebung, in der sie agiert. 76
Das Feld wird durch mannigfaltige Variablen beeinflusst. Es unterliegt einem unübersichtlichen Gefälle menschlicher Entscheidungen, die sich mittelbar oder unmittelbar auf die soziale Welt auswirken. Eine Soziale Arbeit, die sich auf das Feld ausrichtet, sollte sich dessen beZXVVW ZHUGHQ 1LFKW MHGHU Ä1lKUERGHQ³ PHQVFKlichen Lebens ist gleich geschaffen. Felder können integrierend, aber auch desintegrierend sein, wenn sie dem Menschen und seinen Angehörigen keine Chance zur Entfaltung und Entwicklung bieten. Es sollten daher förderliche Umweltreize im Feld vorhanden sein, damit es nicht verwildert oder ausd|UUWÄ6R]LDOH$UEHLW erfolgt in einem Feld der Lebensführung nach leitenden, jedoch unterschiedlichen Vorstellungen, in einem Feld, das durchzogen ist von wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Vorgängen, so wie sie auf der Mikroebene des gesellschaftlichen Lebens wirksam werden. Hier arrangiert, interpretiert und organisiert der professionell Handelnde Möglichkeiten der Bewältigung oder passende UnteUVWW]XQJ³HEG
Eine sozialräumliche Soziale Arbeit sollte also ihre mikrostrategischen Anregungen auf selbstaktive Felder beziehen, die von übergHRUGQHWHQ(QWVFKHLGXQJHQÄEHGURKW³VHLQN|QQHQ und sich dadurch mit bedenklichen Schieflagenkonstellationen auseinandersetzen müssen. 'LH6R]LDOH$UEHLWDOVÄ)HOGEHVWHOOHULQ³KDWLQVRIHUQPLWGHPWagnis zu leben, infrastrukturelle Unterversorgungstendenzen zu entschärfen, und wenn möglich diese erst gar nicht aufkommen zu lassen. Die Menschen als potenzielle Fälle in den Feldern sollten die Gewissheit KDEHQGDVVVLHNHLQHÄ)lQJHULP5RJJHQ³EHnötigen, die sie vor dem Abgrund der Erwachsenenwelt und dem Leben an sich bewahren wollen. Wenn die Felder adäquat bestellt werden, NDQQPDQDXILKUH5HVVRXUFHQXQG(UWUlJH]XUFkgreifen. Bleiben diese aus, wirken auf das Feld andere, mächtigere Kräfte, welche unter dem Gesichtspunkt des Sozialen eigentlich nicht zu akzeptieren sind.
77
3.
Der Sozialraum und sein theoretisches Vakuum - eine Überleitung
Ä:LHLVWPLWGHPLQGHQOHW]WHQ-DKUHQYHUPHKUWIRUPXOLHUWHQ(LQZDQGXP]XJHKHQGDVV*H ELHWVHLQKHLWHQXQGÄ6R]LDOUlXPH³NHLQHVZHJVGHFNXQJVJOHLFKVHLQPVVHQ"/LHJHQUHDOH*H ELHWV XQG %HY|ONHUXQJVHLQKHLWHQ TXHU ]X GHQ YLHOIlOWLJHQ Ä6R]LDOUlXPHQ³" 2GHU XPIDVVHQ HLQ]HOQH 7HUULWRULHQ HLQH JDQ]H =DKO KHWHURJHQHU XQG ZLGHUVWUHLWHQGH Ä6R]LDOUlXPH³" *LEW HVEHUKDXSWPDQLIHVWHÄ6R]LDOUlXPH³"6LQGGLHVH]XEHREDFKWHQXQGZHQQMDLQZHOFKHU :HLVH":LHVWHKWHVDOVRXP9HUVXFKHHLQHUV\VWHPDWLVFKHQ5HNRQVWUXNWLRQXQG%HVWLPPXQJ YRQÄ6R]LDOUlXPHQ³"6ROOWHDQJHVLFKWVGHUHPSLULVFKHQ+HWHURJHQLWlWEHVVHUJDUQLFKWRGHU K|FKVWHQKHXULVWLVFKYRQÄ6R]LDOUlXPHQ³JHVSURFKHQZHUGHQ"³ (Christian Reutlinger/Fabian Kessl/Susanne Maurer 2005, 19f)
Die semantische Untersuchung zum sozialen Raum oder Feld hat die Uneinheitlichkeit des Wortgebrauches für die Soziale Arbeit dokumentiert. Es ist bisher noch nicht abzusehen, inwieweit sich die sozialräumliche Soziale Arbeit auf theoretische Vorstellungen zum Sozialraum einigen kann und ob dies zu einer praxisrelevanten Klärung führen wird. Inzwischen lassen sich bereits Veröffentlichungen über sozialräumliche Dimensionierung finden, die sich auf eine geografische Kategoriebildung einlasseQXQG]ZLVFKHQÄ6R]LDOUlXPOLFKHQ=HQWUXP³ +DXV :RKQXQJ :RKQZDJHQ HWF Ä6R]LDOHQ 1DKUDXP³ 5DXP GHU GDV VR]LDOUlXPOLFK =HQWUXPXPVFKOLHW XQGÄ6R]LDOUlXPOLFKH3HULSKHULH,QVHO³DXHUKDOEdes alltäglichen Lebens-, Bewegungs- und Erfahrungsraum) unterscheiden. Der Sozialraum wird in diesem Sinne als gegenständlicher Raum in Erfahrung geEUDFKWLQGHP3UREOHPODJHQDXIWUHWHQN|QQHQ JHJHQGLHHVYRU]XJHKHQJLOWYJO3UHLV7KLHO Darüber hinaus wird der soziale Raum nur punktuell theoretisch reflektiert15, so dass mit dem Sozialraumbezug hauptsächlich folgende HoIIQXQJHQXQG3HUVSHNWLYHQYHUEXQGHQZHUGHQ
Der Sozialraum wird als bisher ungeahnter Ressourcenraum beurteilt, welcher die explodierenden Finanzausgaben des Sozialstaates gebotenen Haushaltskürzungen kompensieren kann.
15
(V VHL DQ GLHVHU 6WHOOH HUQHXW DXI GDV Ä+DQGEXFK 6R]LDOUDXP³ .HVVOX D [Hrsg.] 2005) verwiesen, ZHOFKHVYHUVFKLHGHQH3RVLWLRQHQ]XPVR]LDOHQ5DXPHU|UWHUW*OHLFKZRKOELHWHWHVNHLQHHLJHQVWlQGLJH V\VWHPDWLVFKH7KHRULHVR]LDOUlumlicher Sozialer Arbeit. 79
Der Sozialraum versinnbildlicht einen Aktionsraum von Menschen, die ihre Bedürfnisse, Wünsche und Interessen artikulieren können und wollen.
'DGXUFKZLUGGHU6R]LDOUDXPDOVÄJHPHLQQW]LJHU5DXP³EHXUWHLOWLQGHPGLH,QGLYL GXHQGDUDXIZDUWHQVLFK]XEHWHLOLJHn, zu verbünden und aktiv zu werden.
Der Sozialraum ist somit ein Netzwerkraum voller KooperationsP|JOLFKNHLWHQ 'LH 0HQVFKHQ (LQULFKWXQJHQ XQG 3URMHNWH ZROOHn zusammenarbeiten und ihren Sozialraum aufwerten.
'DQHEHQ LVW GHU 6R]LDOUDXP HLQ 6WHXHUXQJVraum der Administrationen. Sie treffen (QWVFKHLGXQJHQYHUWHLOHQPDWHULHOOH5HVVRXUFHQXQGYHUIJHQEHr Macht- und VerIJXQJVNRPSHWHQ]HQ XP GLH 0HQVFKHQ LP VR]LDOHQ 5DXP ]X XQWHUVWW]HQ XQG ]XU 6HOEVWKLOIH]XHUPXWLJHQ
Euphorisch erfasst, ist der soziDOH5DXPHLQ0|JOLFKNHLWVUDXPYROOHU&KDQFHQXQG*HOHJHQ KHLWHQ ]XU 9HUlQGHUXQJ GLH QRFK QLFKW DXVUHLFKHQG JHQXW]W ZHUGHQ (U ZLUG DXVVFKOLHOLFK DOV 5DXP GHV 3RVLWLYHQ JHGHXWHW REZRKO GLH (PSLULH WDJWlJOLFK DQGHUH 7DWVDFKHQ GHXWOLFK werden lässt. Ihn systematisch theoretisch zu erfassen, isWHLQHORKQHQGH$XIJDEH 'HU 6R]LDOUDXP KDW XQG GLHV ZLUG DXI IUDJZUGLJH :HLVH QXU DOO]X JHUQ EHUVHKHQ DXFK Schattenseiten. In ihm existieren MachtverhäOWQLVVH VR]LDOH 8QJOHLchheiten, unzureichende 5HVVRXUFHQDXVVWDWWXQJHQ XQG 7HLOKDEHEHVFKUlQNXQJHQ 'HQQ Ä$XFK VR]LDOUDXPRULHQWLHUWH Ansätze Sozialer Arbeit können keine Wunder bewirken. Soziale Arbeit findet immer in eiQHPYRUJHJHEHQHQVR]LDOHQXQGJHVHOOVFKDIWOLFKHQ5DKPHQVWDWWder die sozialarbeiterischen +DQGOXQJVP|JOLFKNHLWHQEHJUHQ]W(LQH]XQHKPHQGHgNRQRPLVLHUXQJIDVWDOOHU/HEHQVEHUHL FKHYHUEXQGHQPLW$XVJUHQ]XQJVWHQGHQ]HQGHUMHQLJHQ%HY|ONHUXQJVWHLOHGLHLQHLQHPJOR balen Wettbewerb nicht mithalten können, kann auch mit den Mitteln einer SozialraumorienWLHUXQJNDXPQDFKKDOWLJEHHLQIOXVVWZHUGHQ³3UHLV7KLHOHI 'LHVDXI]XGHFNHQXQGNULWLVFK]XKLQWHUIUDJHQLVWGDV+DXSWDQOLHJHQPHLQHVQlFKVWHQ.DSL WHOVLQGHPLFKWKHRUHWLVFKH6LFKWZHLVHQIUGHQVR]LDOHQ5DXPHQWIDOWHXPGHU+\SHUNRP SOH[LWlWVR]LDOHU5lXPHJHUHFKWHU]XZHUGHQ0LWKLQJHKWHV um eine theoretische und kon]HSWXHOOH:HLWHUHQWZLFNOXQJVR]LDOräumlicher Sozialer Arbeit, nicht zuletzt, um sie vor einer manipulativen sozialstaatlichen VereinnahmXQJVR]LDODUEHLWVZLVVHQVFKDIWOLFK]XVFKW]HQ
80
IV.
Theoretische Fundierungen
Ä8QWHU GHP %HJULII Ä7KHRULH³ ZLUG LQ GHU 6R]LDOHQ $UEHLW GXUFKDXV XQWHUVFKLHGOLFKHV YHU VWDQGHQ'DEHLVFKHLQWHVGHU6R]LDOHQ$UEHLWQLFKWDQWKHRUHWLVFKHQhEHUOHJXQJHQRGHU7KH RULHQ]XPDQJHOQ]XPLQGHVWZLUGHLQHUJDQ]HQ0HQJHDQ7H[WHQXQGbXHUXQJHQGDV(WLNHWW Ä7KHRULH³]XJHVFKULHEHQE]ZZHUGHQGLHVHDOVVROFKHJHKDQGHOW.HLQHVZHJVJHNOlUWLVWMH GRFKMHQVHLWVGLHVHVYRUV\VWHPDWLVFKHQ*HEUDXFKVGHV:RUWHV7KHRULHDEZDQQPDQ]XP HLQHQZLVVHQVFKDIWVJHVFKLFKWOLFKYRQHLQHUHLJHQVWlQGLJHQZLVVHQVFKDIWOLFKHQ7KHRULHELOGXQJ LQGHU6R]LDOHQ$UEHLWVSUHFKHQNDQQE]ZREPDQ]XPDQGHUHQEHLMHQHQ7KHRULHQGLHLQGHQ 5LQJJHZRUIHQXQGDOVVROFKHGLVNXWLHUWZHUGHQYRQHLQHPJHPHLQVDPHQ7KHRULHYHUVWlQGQLV DXVJHKHQNDQQDOVRGDYRQGDVVVLHZHQQDXFKQLFKWLP,QKDOWVRGRFKYRQLKUHU.RQVWUXN WLRQXQGYRP7\SKHUVLFKLQIRUPDOHU+LQVLFKWYHUJOHLFKHQODVVHQ³ (Thomas Rauschenbach/Ivo Züchner 2002, 145)
Wenn von Theorien für Soziale Arbeit die Rede ist, sind wir mit einem nicht einheitlichen Feld vielgestaltiger Überlegungen konfrontiert. Theorien werden aufgestellt, auf ihre Brauchbarkeit hin überprüft, nachgebessert und gegebenenfalls verworfen. Sie sind lediglich Versuch und Anspruch zugleich, für die Praxis Sozialer Arbeit ein System von Thesen, Begriffen, Definitionen und Feststellungen aufzustellen, um den handelnden Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern mehr Klarheit zu verschaffen. Insofern ist das theoretische Erkenntnisinteresse immer auch auf ein bestimmtes Praxisverständnis JHULFKWHWÄ7KHRULHXQG3UD[LVVLQGQRWZHQ dig aufeinander bezogen, d.h. Theoriebildung in und für Soziale Arbeit VROOWH DQ ÄSUDNWL VFKHQ³ 3UREOHPHQ RULHQWLHUW VHLQ 5HOHYDQ]NULterium), praktische Soziale Arbeit an theoretischen Konzepten (RationalitätsNULWHULXP ³ 0KOXP I Eine sozialraumorientierte Soziale Arbeit sollte daher bemüht sein, ihren Handlungsrahmen im Interesse theoretischer Fundierungen zu überdenken. Damit ist nichts anderes gemeint, als eine bewusste Hinwendung zu ihren Grenzen bezüglich ihrer realen Umsetzungschancen, welche sie bisher nicht ausreichend bedacht hat. In methodischer und programmatischer Perspektive müsste es daher um eine vertiefte Klärung des immer wieder angesprochenen Dreischritts der Sozialen Einzelfallhilfe - Anamnese, Diagnose und Intervention - gehen, also nicht zuletzt um eine detaillierte, theoretisch vertiefende Betrachtung der augenblicklich stattfindenden Sozialraumdebatte. 81
Dadurch könnte geklärt werden, ob eine sozialräumliche Soziale Arbeit die überladenen Erwartungen erfüllen kann, die an sie geknüpft werden, und ob diese gerechtfertigt erscheinen. ,Q MHGHP )DOO JLOW HV GHU Ä9HUEOHQGXQJ³ VLHKH Kap. I) sozialarbeitswissenschaftlich beizukommen und hinlängliche Theorieentwicklungen für den sozialen Raum voranzutreiben. 'HUDUWLJH VR]LDOUlXPOLFKH 7KHRULHQ VROOWHQ ÄLn einem spezifischen Sinn Reflexionstheorien einer vorgegebenen Praxis sein: Theorien, die nicht nur auf theorieimmanente Probleme reagieren, sondern die zudem in der Lage sind, für ein vorgefundenes, intern heterogenes Feld beruflichen Handelns relevantes wissenschaftliches Wissen bereitzustellen, sowie dabei zugleich die Identität dieser Praxis theoretisch so zu bestimmen, dass sie als Gegenstand der Forschung und Theoriebildung einer eigenständiJHQ 'LV]LSOLQ YHUVWDQGHQ ZHUGHQ NDQQ³ %RPPHV6FKHUU 6RPLW EHVWHKW LQ der Realisierung eines zirkulären Theorie3UD[LV9HUVWlQGQLVVHVGHU$XIWUDJGLH7KHRULHVkeptiker von der Notwendigkeit aufzustellender Theoreme zu überzeugen und die Praxisfernen für die Kompliziertheit des sozialarbeiterischen Handelns zu interessieren - folglich um die Auflösung des Theorie-Praxis-Dilemmas, mit dem Soziale Arbeit sich strukturell befindet. 'DKHULVWGHUIROJHQGH%HLWUDJHLQHV7KHRULHHQWZXUIHVDOV9HUVXFK]XYHUVWHKHQGHUVR]LDO raumorientierten Praxis zu einer mehrdimensionaOHÄ6R]LDOUDXPWLHIH³]XYHUKHOIHQGLHHVLKU HUP|JOLFKWDXIGLH,QDQVSUXFKQDKPHGHVÄDNWLYLHUHQGHQ6R]LDOVWDDWHV³ mit vernünftigen Argumente reagieren zu können. Oder um mit FaELDQ.HVVO± XQGVHLQHQ$XV IKUXQJHQÄ9RQGHU1RWZHQGLJNHLWHLner politischen Theorie SozialHU$UEHLW³]XDUJXPHQWLH UHQÄ6R]LDOH$UEHLWVROOWHVLFKJHUDGHLQKenntnisnahme eines Feldes der Unablässigkeit von Fremd- und Selbstführung aufgefordert sehen, aktiv und vehement in die Prozesse symboliVFKHU (LQVFKOLHXQJ ,QV]HQLHUXQJV XQG 6\PEROLVLHUXQJVVWUDWHJLHQ HLQ]XJUHLIHQ³ HEG XPQLFKW]XPKLOIORVHQÄ6SLHOEDOO³GHV6Waates und seiner neo-sozialen Sozialraumstrategien zu werden.
Darum hat Soziale Arbeit als Sozialarbeitswissenschaft das Erfordernis, sich nicht allein mit sich selbst und ihren kontroversen Debatten auseinanderzusetzen, sondern mit den Entwick-
82
Die Auseinandersetzung um eine SozialarbeitswisseQVFKDIW LVW XQHLQKHLWOLFK 9RUZLHJHQG JHKW HV LP 'LVNXUVGDUXP HLQHDGlTXDWH*HJHQVWDQGVEHVWLPPXQJ6R]LDOHU$UEHLWKHUEHL]XIKUHQ GLH6R ziale Arbeit als Kernfach und wissenschaftliche Disziplin in die Fächerstruktur der Hochschulen zu beKHLPDWHQ 3UD[LVZLVVHQDOVZLVVHQVFKDIWOLFKHV:LVVHQ]XWUDQVIRUPLHUHQ HLQHXQJHQJHQGJH würdigte wissenschaftliche Tradition Sozialer Arbeit LQV%HZXVVWVHLQ]XUXIHQ KRFKVFKXOSROLWLVFK Soziale Arbeit als Wissenschaft zu emanzipieren und HLQ*HJHQJHZLFKWJHJHQEHUGHUXQLYHUVLWl UHQ 6R]LDOSlGDJRJLN (U]LHKXQJVZLVVHQVFKDIW ]XEHKDXSWHQ YJO 5DXVFKHQEDFK II VRZLH .OHYH
lungen des Praxisfeldes der sozialräumlichen Sozialen Arbeit selbst, welche durch die Governance-Strategien des Sozialstaates zum Verbündeten eines postsozialen Arrangements werden könnte. Als postsozial können diejenigen Vorgänge entlarvt werden, die nicht mehr an den tiefer liegenden Ursachen sozialer Probleme ansetzen und statt dessen auf die Eigenverantwortlichkeit hilfeberechtigter Bürger ausgerichtet sind, damit diese ihre vermeintlich selbst erzeugten Bedürftigkeiten alleine managen (vgl. Ziegler 2001, 27). Der Sozialstaat ÄYHUDEVFKLHGHW³ VLFK PLW VROFK NRQVWUXLHUWHQ Ä6R]LDOUDXPIDQWDVLHQ³ DOV $NWHXU GHV 6R]LDOHQ und hat dabei nicht im Blick, welche Potenziale und Ressourcen von Nöten sind, um Selbstverantwortung wahrnehmen zu können. Es wird dabei unterschätzt, dass es eben nicht ausreicht, lediglich eine Zivilgesellschaft heraufzubeschwören (vgl. Bericht der Enquete.RPPLVVLRQÄ=XNXQIWGHV%UJHUVFKDIWOLFKHQ(QJDJHPHQWV³ KLHUIU%HGDUIHVHLQHU wirklichkeitsnahen Einschätzung sozialer Räume.
In diesem Kapitel wird daher eine theoretische, multiperspektivische Konzeption des Sozialraumes entworfen, die freilich insofern fragmentarisch ist, weil es die eine definitive Theorie nicht gibt (vgl. Winkler 1988, 15) und es sich dennoch lohnt, die Aufmerksamkeit auf eine konsistente Theoriefindung zu konzentrieren. Frei nach dem Motto: Wer den Weg nicht beschreitet, hat nicht die Möglichkeit, seine Abzweigungen kennen zu lernen und Neues als auch Unerwartetes zu entdecken. Die Untersuchung des sozialen Raumes erfolgt darum aus unterschiedlichen theoretischen Bezügen und kann mit Albert Mühlum (vgl. 1994, 55) wie folgt sozialarbeitswissenschaftlich generiert werden:
in mikro-sozialer Hinsicht (Individuum),
in meso-sozialer Hinsicht (Gruppen, Netzwerke, Organisationen),
und in makro-sozialer Hinsicht (Gesellschaft).
Die gewählten Theoriezugänge - (1.) die bourdieusche Perspektive, (2.) die putnamsche Perspektive, (3.) die lebensweltorientierte Perspektive, (4.) die Perspektive ökologischer Sozialisationstheorien - sind lediglich Bruchstücke, nicht definitiv und OHW]WOLFK GHU Ä$XIWDNW HLQHV $QIDQJV³IUHLQHYRUVWHOOEDUHLQQRYDWLYHVR]LDOUDumorientierte Soziale Arbeit, die eine ambivalenz- und differenztolerante Handlungs-Performance entwerfen könnte, wenn sie sich von ihrer unreflektierten Implementierung kritisch verabschiedet und theoretische Gegenstrategien daraus ableitet. Entsprechend ist das hier entwickelte Kapitel eine Diskursöffnung - eine
83
*UHQ]EHUVFKUHLWXQJ XP HLQH ³+LQWHUWU³ DXI]XPDFKHQ GLH $XVZHJH DXV HLQHU YHUHQJWHQ XQGDEJHQXW]WHQ6R]LDOUDXPNRQ]HSWLRQHUP|JOLFKW
84
. 1
Der Sozialraum als aHndlungsraum
in der akpitalistischen Gesellschaft -
die oburdieusche ePrspek tiv e Ä$OOGDVZDVPDQXQWHUGHPGHVNULSWLYHQXQG]XJOHLFKQRUPDWLYHQ%HJULIIGHU!!*OREDOLVLH UXQJ IDVVW LVW NHLQHVZHJV GDV (UJHEQLV ]ZDQJVOlXILJHU |NRQRPLVFKHU (QWZLFNOXQJHQ VRQGHUQHLQHUDXVJHNOJHOWHQXQGEHZXVVWLQV:HUNJHVHW]WHQVLFKLKUHUYHUKHHUHQGHQ)ROJHQ DOOHUGLQJV NDXP EHZXVVWHQ 3ROLWLN 'LHVH 3ROLWLN GLH VLFK VFKDPORV HLQHV 9RNDEXODUV GHU )UHLKHLWGHV/LEHUDOLVPXVGHU/LEHUDOLVLHUXQJGHU'HUHJXOLHUXQJEHGLHQWLVWLQ:LUNOLFKNHLW HLQH3ROLWLNGHU(QWSROLWLVLHUXQJXQG]LHOWSDUDGR[HUZHLVHGDUDXIDEGLH.UlIWHGHUgNRQR PLHYRQDOOLKUHQ)HVVHOQ]XEHIUHLHQLKQHQGDGXUFKHLQHQIDWDOHQ(LQIOXVVHLQ]XUlXPHQXQG GLH5HJLHUXQJHQHEHQVRZLHGLH%UJHUGHQGHUDUWYRQLKUHQ)HVVHOQ!!EHIUHLWHQ*HVHW ]HQGHUgNRQRPLH]XXQWHUZHUIHQ³ (Pierre Bourdieu 2006)
Mit der Hinwendung zur bourdieuschen Perspektive kommt für die sozialräumliche Soziale Arbeit eine Theorie des sozialen Raumes in den Blick, welche die komplexe Struktur der sozialen Welt zu erfassen vermag und die bisherigen territorialen Überlegungen zum Sozialraum grundsätzlich in Frage stellen kann, nämlich mit einer struktur- und sozialisationstheoretischen Konzeption, die Gesellschaft als mehrdimensionalen sozialen Raum fasst. Mit seiner empirischen Forschungsarbeit und GHU 9HU|IIHQWOLFKXQJ GHV %XFKHV Ä'LH IHLQHQ 8QWHUVFKLHGH³%RXUGLHX YHUGHXWOLFKW%RXUdieu, dass es keine fest gefügten, vorgegebenen Klassen in unserer Gesellschaft gibt: 'LH YHUWLNDOVWUXNWXULHUWe Vorstellung von dem, was Gesellschaft ist und was sie ausmacht, ist mit Hilfe von traditionellen Klassen- und Schichtenmodellen nicht mehr zu erfassen. Insofern bricht Bourdieu mit seiner prozessualen Sozialraumtheorie mit marxistischen Vorstellungen über eine vorgegebene Klassengesellschaft und entwirft theoretisch ein Konzept von handelnden Menschen im sozialen Raum. Ä'LHVEHGHXWHDEHUQLFKWGDVVVLHHLQH.ODVVH im Sinne von Marx bilden, das heißt eine für gemeinsame Ziele und vor allem gegen eine aQGHUH .ODVVH PRELOLVLHUWH *UXSSH³ %RXUGLHX 9LHOPHKU JHKW HV LKP XP GLH 6LFKWEDUPDFKXQJ GHU ÄIHLQHQ 8QWHUVFKLHGH³ ]ZL schen den Individuen und um eine differenzierte Sichtweise auf die Gesellschaft, die in Bewegung ist, die sich prozessiert.'HUVR]LDOH5DXPLVWÄHLQ.onstrukt, das analog einer Landkarte einen Überblick bietet, einen Standpunkt oberhalb der Standpunkte, von denen aus die $NWHXUH LQ LKUHP $OOWDJVYHUKDOWHQ « LKUHQ %OLFNDXIGLHVR]LDOH:HOWULFKWHQ³%RXUGLHX 85
1987, 277). Damit wird gleichermaßen von der IdHH HLQHU ÄNODVVHQORVHQ³ *HVHOOVFKDIW $E VFKLHGJHQRPPHQXQGGDUDXIYHUZLHVHQGDVVVLFKGLH0HQVFKHQGXUFKVR]LDOH8QWHUVFKLHGH LPVR]LDOHQ5DXPSRVLWLRQLHUHQÄ9RPVR]LDOHQ5DXPUHGHQKHLWDOVRGDV3UREOHPGHU([LV WHQ] RGHU 1LFKW([LVWHQ] YRQ .ODVVHQ « ]X O|VHQ LQGHP PDQ HV DXIO|VW 0DQ NDQQ GLH ([LVWHQ] YRQ .ODVVHQ YHUQHLQHQ RKQH GHQ .HUQ GHVVHQ ]X YHUQHLQHQ ZDV GLH %HIUZRUWHU GLHVHV%HJULIIVPLWVHLQHU+LOIHPHLQHQEHWRQHQ]XPVVHQQlPOLFKGLHVR]LDOH'LIIHUHQ]LH UXQJGLH]XP8UVSUXQJYRQLQGLYLGXHOOHQ$QWDJRQLVPHQXQGPLWXQWHUDXFKNROOHNWLYHQ.RQ IURQWDWLRQHQ ]ZLVFKHQ GHQ DXI XQWHUVFKLHGOLFKHQ 3RVLWLRQHQ LP VR]LDOHQ 5DXP SODW]LHUWHQ $NWHXUHQZHUGHQNDQQ³%RXUGLHX 6FKOLHOLFKKDEHQ3OXUDOLWlW,QGLYLGXDOLWlWXQG HLQH IRUWVFKUHLWHQGH gNRQRPLVLHUXQJ DOOHU /HEHQVEHUHLFKH ]X SRVWPRGHUQHQ 9HUZHUIXQJHQ GHV PHQVFKOLFKHQ 'DVHLQV JHIKUW GLH HV HLQHUVHLWV HUP|JOLFKHQ XQHQGOLFKH %LRJUDILHNRQV WHOODWLRQHQ]XJHVWDOWHQDQGHUHUVHLWVGLHVHLQVWHWLJH*HIlKUGXQJVVLWXDWLRQEHKDXSWHQ]XPV VHQÄ'LH3DUDGR[LHGHV,QGLYLGXDOLVPXVVWHOOWVLFKDOVPRGHUQH*OHLFK]HLWLJNHLWLQGLYLGXHOOHU )UHLKHLW XQG $EKlQJLJNHLW GDU³ .OHYH XQG YHUGHXWOLFKW GDVV GLH 0HQVFKHQ LU JHQGZLHXQGWURW]GHU8QGXUFKVLFKWLJNHLWXQG8QSODQEDUNHLWGHUHLJHQHQ3HUVSHNWLYHLKU/H EHQLQSDVVHQGH%DKQHQOHQNHQPVVHQ'LHVH$QSDVVXQJVOHLVWXQJHQPVVHQVLHYRUGHUJUQ GLJDOOHLQHEHZlOWLJHQXQGGXUFKVWHKHQ'DEHLZHUGHQVLH]XKDQGHOQGHQ6XEMHNWHQGLHVLFK GXUFKLKUH)lKLJNHLWHQXQG.RPSHWHQ]HQYRQ DQGHUHQDEJUHQ]HQPVVHQXPHYHQWXHOOGHQ JHVHOOVFKDIWOLFKHQ$XIVWLHJ]XVFKDIIHQDOVDXFKGHQGURKHQGHQ$EVWLHJ]XYHUKLQGHUQ'DV /HEHQ XQWHU NDSLWDOLVWLVFKHQ 9HUKlOWQLVVHQ SURYR]LHUW VRPLW GLH 1RWZHQGLJNHLW VR]LDOHU 8Q JOHLFKKHLWXQG.RQNXUUHQ]'LH0HQVFKHQKDQGHOQLQGLHVHU+LQVLFKWQLFKWJHPHLQQW]LJ6LH VLQG YLHOPHKU HLQHP |NRQRPLVFKHQ 6SLHO DXVJHOLHIHUW ZHOFKHV YRQ LKQHQ YHUODQJW GDVV VLH VLFKDQGLHYRUJHJHEHQHQ6SLHOUHJHOQKDOWHQXQGGLHVHYHULQQHUOLFKHQXPQLFKW]XYHUOLHUHQ 'D XQKHLPOLFK YLHOH 5lXPH 1LVFKHQ LQIROJH GHU 3OXUDOLVLHUXQJ HQWVWHKHQ XQG VHKU YLHOH LQIROJHGHU,QGLYLGXDOLVLHUXQJVFKRQEHVHW]WVLQGJHKWGLH6XFKH>GHU0HQVFKHQQDFKEHIULH GLJHQGHQ/HEHQVXPVWlQGHQ.%@XQDXIK|UOLFKZHLWHU%DQJR RGHUVLHODVVHQHV EOHLEHQJHEHQGHQÄ.DPSI³DXIXQGDN]HSWLHUHQLKUHXQJQVWLJH6WHOOXQJLPVR]LDOHQ5DXP Ä'LH:DKUQHKPXQJVNDWHJRULHQUHVXOWLHUHQZHVHQWOLFKDXVGHU,QNRUSRULHUXQJGHUREMHNWLYHQ 6WUXNWXUHQGHVVR]LDOHQ5DXPV6LHVLQGHVIROJOLFKGLHGLH$NWHXUHGD]XEULQJHQGLHVR]LDOH :HOW VR ZLH VLH LVW KLQ]XQHKPHQ DOV IUDJORV JHJHEHQH VWDWW VLFK JHJHQ VLH DXI]XOHKQHQ³ %RXUGLHX ,QMHGHP)DOOHLVWHVIUGHQHLQ]HOQHQ0HQVFKHQNRPSOL]LHUWGDV/HEHQLPPHURSWLPLVWLVFK VHOEVWLQGLH+DQGQHKPHQ]XZROOHQXPVLFKZHLWHU]XHQWZLFNHOQXQGQLFKWLQ6WDJQDWLRQV SKDVHQ]XJHUDWHQHJDOZHOFKH6FKZLHULJNHLWHQ+LQGHUQLVVHRGHUXQDElQGHUOLFKH)DNWHQLKQ GDYRQDEKDOWHQN|QQWHQ 86
1.1.
Der Sozialraum und seine Theoreme: Kapital, Habitus und die Divergenz der Felder
Die Sozialraumvorstellung Pierre Bourdieus ist nicht, so viel wurde bereits erläutert, territorial zu verstehen. Man kann den von ihm konstruierten sozialen Raum nicht begehen. Er ist kein gegenständlicher Ort, Bezirk oder Stadtteil. Der Sozialraum ist eine theoretische Abstraktion - ein Abbild von dem, was Gesellschaft ist und wie sie sich prozessiert, wie sie sich durch die systematische Hervorbringung und Anwesenheit von sozialer Divergenz und Differenz charakterisieren lässt.
Die Konstruktionsprinzipien des sozialen RaXPHVVLQGGXUFKÄ.DSLWDOYROXPHQ.DSLWDOVWUXN tur und zeitliche Entwicklung dieser beiden Größen (ausgedrückt in der vergangenen wie poWHQWLHOOHQVR]LDOHQ/DXIEDKQ ³%RXUGLHXI JHNHQQ]HLFKQHW-HGHU0HQVFKLP6R]L alraum verfügt demnach über unterschiedliche Kapitalsorten, die jeweils eine andere Wertigkeit mit sich bringen und eine relationale gesellschaftliche Topologie erzeugen, bei der die Menschen oben, unten, rechts oder links eine entsprechende Position im gedachten Raum einnehmen, die sich in der Realität niederschlägWÄ'DV3ULQ]LSGHUSULPlUHQGLH+DXSWNODV sen der Lebensbedingungen konstituierenden Unterschiede liegt im Gesamtvolumen des Kapitals als Summe aller effektiv aufwendbaren Ressourcen und Machtpotentiale, also ökonomisches, kulturelles und soziDOHV.DSLWDO³HEG Das ökonomische Kapital steht sinnbildlich für Geld als Zahlungsmittel, mit dem man Anschaffungen und Besitztümer erwerben kann. Wer Geld hat, kann sich etwas leisten und dementsprechende Statusgüter erwerben. Die berufliche Stellung sorgt explizit dafür, wie viel Einkommen oder Lohn der einzelne Mensch bezieht. Ein/e Hochschullehrer/in verdient zum Beispiel mehr als ein einfacher Angestellter im handwerklichen Bereich. Die Ausstattung an ökonomischem Kapital entscheidet auch darüber, ob das Individuum in einer Mietwohnung oder in einem eigenen Haus leben kann. Demnach wird ökonomisches Kapital in Form von Eigentumsrechten institutionalisieUW YJO %RXUGLHX (V manifestiert damit in synchroner Weise soziale Ungleichheit unter den Menschen. Zudem wird durch Vererbung das ökonomische Kapital von Generation zu Generation weiWHUJHJHEHQÄ'HP.DSLWDOZRKQW>GDGXUFK.%@HLQHhEHUOHEHQVWHQGHQ]LQQHHVNDQQHEHQ
Pierre Bourdieu sieht in der Einführung des Kapitalbegriffes (in allen seinen Erscheinungsformen), die einzige Möglichkeit, die Struktur und das Funktionieren der gesellschaftlichen Welt erklären zu können. Er löst sich dabei von der starren Interpretation einer Wirtschaftstheorie, die verkannt hat, dass nicht nur Warengüter ihren Preis haben, sondern auch Formen des sozialen Austausches Profite versprechen könQHQYJO%RXUGLHXDII 87
so Profite produzieren wie sich selbst reproduzieren oder auch wachseQ³HEG )ROJOLFK LVW GDV |NRQRPLVFKH .DSLWDO GLH ZHVHQWOLFKHQWVFKHLGHQGH (LQIOXVVJU|H DXI GLH %HGLQJXQ JHQXQG3RVLWLRQHQLPVR]LDOHQ5DXP(VOLHJWDOOHP]X*UXQGHXQGEHVWLPPWGLH$XVJDQJV EDVLVGHV0HQVFKHQQDFKVHLQHU*HEXUWYJOHEGI 'DV Äkulturelle Kapital >+HUY .%@ NDQQ LQ GUHL )RUPHQ H[LVWLHUHQ LQ YHULQQHUOLFK WHPLQNRUSRULHUWHP=XVWDQGLQ)RUPYRQGDXHUKDIWHQ'LVSRVLWLRQHQGHV2UJDQLVPXV LQ REMHNWLYLHUWHQ=XVWDQGLQ)RUPYRQNXOWXUHOOHQ*WHU%LOGHUQ%FKHUQ/H[LND,QVWUXPHQWH RGHU0DVFKLQHQ« VFKOLHOLFK LQLQVWLWXWLRQDOLVLHUWHP=XVWDQGHLQHU)RUPYRQ2EMHNWL YDWLRQ>VFKXOLVFKH7LWHO±$EVFKOVVH=HUWLILNDWHHWF.%@³HEG 'XUFKLQVWLWXWLRQD lisiertes Kulturkapital kann der Mensch zu |NRQRPLVFKHQ.DSLWDOJHODQJHQ6RPLWLVW%LOGXQJ GHUÄ6FKOVVHO³]XU$NTXLULHUXQJYRQ*HOG$QHUNHQQXQJXQG7HLOKDEHV\PEROLVFKHP.DSL WDO -HGHU0HQVFKYHUIJWMHGRFKIUGLH*HZLQQXQJYRQNXOWXUHOOHP.DSLWDOEHUXQWHUVFKLHGOL FKH $QHLJQXQJVYRUDXVVHW]XQJHQ GLH VR]LDOLVDWRULVFK GXUFK VHLQH )DPLOLH EHVWLPPW ZHUGHQ 6LH ELHWHW GLH *UXQGODJH GDIU RE NXOWXUHOOHV Kapital durch die Präsenz einer förderlichen $WPRVSKlUH HUZRUEHQ ZHUGHQ NDQQ 'LHV VHW]W YRUDXV GDVV GLH )DPLOLH EHU DXVUHLFKHQGHV |NRQRPLVFKHV .DSLWDO YHUIJW XP GHP .LQG JHEKUHQGH $NNXPXODWLRQVchancen bieten zu N|QQHQ 'HP]XIROJH ZHUGHQ LQGLYLGXHOOH %LOGXQJVFKDQFHQ GXUFK GLH JHOWHQGHQ IDPLOLlUHQ 8PVWlQGHJHVHW]W (LQHDUEHLWVORVH)DPLOLHGLHEHUNHLQDXVUHLFKHQGHV(LQNRPPHQYHUIJWNDQQLKUHU7RFKWHU GHQ %HVXFK HLQHU 0XVLNVFKXOH QLFKW HUP|JOLFKHQ RGHU QRWZHQGLJH 1DFKKLOIHVWXQGHQ ILQDQ ]LHUHQ(EHQVRN|QQHQQXUGLHMHQLJHQRKQH$XVEXQJHLQHU1HEHQWlWLJNHLWVWXGLHUHQGLHDXV einem Elternhaus mit hinreichendem ökonomiVFKHP.DSLWDOVWDPPHQ$EJHVHKHQYRQGHQMH QLJHQGLHNHLQHQ+RFKVFKXO]XJDQJHUZHUEHQNRQQWHQZHLOGLH)DPLOLHHVVLFKVFKOLFKWZHJ QLFKWOHLVWHQNRQQWHGHPHLJHQHQ.LQGHLQHQODQJHQVFKXOLVFKHQ:HUGHJDQJ]XHUP|JOLFKHQ Ä(V LVW XQPLWWHOEDU HUVLFKWOLFK GDVV GLH ]XP (UZHUE HUIRUGHUOLFKH =HLW GDV %LQGHJOLHG ]ZL schen ökonomischem und kulturellHP .DSLWDO GDUVWHOOW³ HEG .XOWXUHOOHV .DSLWDO ZLUG GDGXUFK]XHLQHU.RVWEDUNHLWGLHÄDXIYLHOIlOWLJH:HLVHPLWGHU3HUVRQLQLKUHUELRORJLVFKHQ (LQ]LJDUWLJNHLW YHUEXQGHQ XQG « DXI GHP :HJH GHU VR]LDOHQ 9HUHUEXQJ ZHLWHUJHJHEHQ³ HEG ZLUG XQG ]XJOHLFK GLH &KDQFH DOV DXFK GDV 5LVLNR ELHWHW GLH 6WHOOXQJ LP 6R]LDO UDXP QDFK REHQ RGHU XQWHQ ]X YHUlQGHUQ VR]LDOHU $XIVWLHJ$EVWLHJ 'LH )DPLOLH IXQJLHUW DOVR DOV 0DUNW ZHOFKHU GLH 0|JOLFKNHLW ELHWHW GLH $NNXPXODWLRQ 8PVHW]XQJ XQG 9HUZHU WXQJYRQ.RPSHWHQ]HQ]XHUP|JOLFKHQXPHLQHPD[LPDOHUKRIIWH*HZLQQHUZDUWXQJ]XYHU
88
stärken (vgl. Bourdieu 1987, 152), die ohnehin durch fatale Marktbedingungen abgeschwächt werden kann. Arbeitslosigkeit führt nicht selten zu Armut und bedingt dadurch mittelbar ein Klima von familiärer Resignation, die Einfluss auf die Leistungsbereitschaft und Lernlust der Kinder hat. Ä'LH(LQNRPPHQVDUPXWYRQ.LQGHUQKDW>EHLVSLHOVZHLVH.%@LQGHU%XQGHVUHSXEOLNHLQH KLVWRULVFKQHXH'LPHQVLRQXQGHLQHQHXH4XDOität erreicht. Neu ist nicht nur die Größenordnung des Problems. Neu ist auch die Tatsache, dass diese Rekordkinderarmut mit In-KraftTreten von Hartz IV quasi übeU1DFKWHQWVWDQG³'3:9 'LHSRWHQ]LHOOHQ(QWZLFN OXQJVP|JOLFKNHLWHQZXUGHQVRSHU*HVHW]GHXWOLFKHLQJHVFKUlQNW 'DV soziale KapitalNHQQ]HLFKQHWGLH)lKLJNHLWSHUV|QOiche Beziehungen dauerhaft aufrecht zu erhalten, egal ob sie lose oder institutionaOLVLHUWVLQGÄ(VKDQGHOWVLFKGDEHLXP5HVVRXU FHQGLHDXIGHU=XJHK|ULJNHLW]XHLQHU*UXSSHEHUXKHQ³%RXUGLHX 'HU0HQVFK NDQQ GXUFK VHLQH 6R]LDONDSLWDOEH]LHKXQJHQ DXI HLQHQ =XVDPPHQVFKOXVV LQGLYLGXHOOHU .DSL WDODXVSUlJXQJHQ ]XUFNJUHLIHQ Ä'DV *HVDPW.DSLWDO GDV GLH HLQ]HOQHQ *UXSSHQPLWJOLHGHU besitzen, dient ihnen allen gemeinsam als Sicherheit und verleiht LKQHQ « .UHGLWZUGLJ NHLW³HEG 'DV%H]LHKXQJVQHW]GHV,QGLYLGXXms basiert auf der Annahme einer fiktiven 6R]LDONDSLWDOVFKXOGDXIGHP3ULQ]LSGHV*Hbens und Nehmens. Man könnte auch von beabVLFKWLJWHU+LOIVEHUHLWVFKDIWVSUHFKHQGLHauf symbolische Tauschbeziehungen basiert. In Nachbarschaften, in denen sich die Menschen gegenseitig kennen, ist es leichter auf unNRPSOL]LHUWH 8QWHUVWW]XQJVP|JOLFKNHLWHQ ]XUFN]XJUHLIHQ 8P GLHVHQ *HJHQVHLWLJ keitseffekt nutzen zu können, ist eine erhebliche6R]LDONDSLWDODUEHLWQRWwendig, die InvestitioQHQYHUODQJWÄ'LH([LVWHQ]HLQHV%H]LHKXQJVQHWzes ist weder eine natürliche noch eine soziaOH!!*HJHEHQKHLW³HEG 6LHPXVVVFKZHUerarbeitet werden und erfordert einen dauerhaften, individuellen und zeitlichen Einsatz. Ohne aktives Engagement sich um Freunde, Bekannte und Nachbarn zu bemühen, gelingt es nicht Beziehungen stabil zu halten. Sie verlieren dann schnell ihre Bedeutung und verschwinden als Erinnerung im Gedächtnis der MenVFKHQ 'LH VR]LDOHQ $NWHXUH PVVHQ DOVR EHU HLQH SHUV|QOLFKH 6R]LDONDSLWDOHLJQXQJ YHUI gen, die es ihnen ermöglicht, Beziehungen eingehen und gestalten zu können. Sozialraumorientierte Soziale Arbeit kann sie daher nicht einfach voraussetzen, wenn sie beiVSLHOVZHLVHQDFKEDUVFKDIWOLFKHHilfen arrangieren will, um Nicht-Professionelle als ungenutzte Ressourcen im sozialen Raum zu gewinnen, GLHZLHGHUXPNRVWVSLHOLJH8QWHUVWW]XQJVOHLV tungen vermeiden könnten.
89
Nehmen wir an, eine Familie fällt beim Jugendamt dadurch auf, dass ihr 8jähriger Sohn vermehrt nicht zum Schulunterricht erschienen ist und somit als Schuldistanzierter klassifiziert wurde. Beim Erstgespräch wird sofort deutlich: Die allein erziehende Mutter ist mit ihrem Schichtdienst ziemlich überfordert. Ihr Sohn fehlt nämlich immer nur dann in der Schule, wenn sie Frühdienst hat und um drei Uhr die Wohnung verlassen muss. Er schafft es an diesen Tagen einfach nicht, alleine pünktlich aufzustehen, so dass er lieber gleich zu Hause bleibt. Die Lösung könnte ein Erziehungshelfer nach § 30 SGB VIII sein, der den Jungen zu den kritischen Zeiten aus dem Bett holt und darüber hinaus mit ihm sozialpädagogische Freizeitangebote gestaltet und wahrnimmt: Ein teurer, intensiver und zugleich unangenehmer Eingriff LQGLHSULYDWH/HEHQVZHOWGHUELVGDKLQÄKHLOHQ³.OHLQIDPLOLH Würde es eine Nachbarin geben, die sich an den besagten Frühdienstterminen um den Jungen kümmert, wäre eine professionelle Hilfe vermutlich nicht notwendig. Dies alles klingt trivial und genial zugleich, ist aber mit Rückgriff auf Pierre Bourdieus Theorie des sozialen Raumes differenzierter zu betrachten.
Der Sozialraum verweist auf habituelle Unterschiede, welche die Menschen voneinander abgrenzen oder sie zueinander näher bringen. Sympathie und Antipathie könnte das Wortpaar sein, zwischen denen sich die Nuancen zwischenmenschlicher Beziehungen widerspiegeln. Wir mögen uns nicht gleichermaßen und sind frRKZHQQZLUQLFKWPLWMHGHPLQ.RQWDNWWUH WHQ PVVHQ Ä6R]LDOHU 5DXP GDV PHLQW GDVV man nicht jeden mit jedem zusammenbringen kann - unter Missachtung der grundlegenden, zumal ökonomischen und kulturellen UnterVFKLHGH³%RXUGLHX Die Habitus der Menschen repräsentieren den Raum der Lebensstile, welche sich durch die Positionierung im sozialen Raum und der GDPLWYHUEXQGHQHQ9HUIJEDUNHLWYRQ.DSLWDOKHU ausbilden. Somit wird neben der Stellung im Sozialraum, also der gesellschaftlichen Positionierung, ein zweites Ungleichheitskriterium geschaffen. Der Raum der sozialen Lebenslagen wird vom Raum der Lebensstile überlagert, welcher den Habitus mit all seinen Merkmalen XQG(LJHQVFKDIWHQHQWVWHKHQOlVVWYJO%RXUGLHXI Ä'LH+DELWXVVLQGGLIIHUHQ]LHUW wie die Positionen, deren Produkt sie sind; aber auch differenzierend. Sie sind unterschiedlich und unterscheiden und sie machen Unterschiede: Sie wenden unterschiedliche UnterscheiGXQJVSULQ]LSLHQ XQWHUVFKLHGOLFK DQ³ %RXUGLHX +DELWXV PHLQW QLFKWV DQGHUHV DOV HLQH3UlIHUHQ]IU*HVFKPDFNXQG(LJHQDUWGHU3HUVRQ'DV,QWHUHVVHIU.XQVWXQGNODVVL sche Musik, wie wir uns kleiden, wie wir sprechen, was wir für ein Meinungsbild haben oder was wir bevorzugt essen und trinken, wird nicht unwesentlich vom Standort im Sozialraum 90
EHHLQIOXVVW (V LVW DOVR HLQH Ä:HFKVHOEH]LHKXQJ ]ZHLHU 5lXPH GHP GHU |NRQRPLVFK VR]LDOHQ %HGLQJXQJHQ XQG GHP GHU /HEHQVVWLOH³ %RXUGLHX I 'DV KHLW 8QVHUH .RQVXPXQG9HUKDOWHQVJHZRKQKHLWHQZHUGHQGXUFKXQVHUHDEVWUDNWHQ6WHOOXQJHQLPVR]LD OHQ5DXPVXEMHNWLYLHUW6LHVHW]HQGDPLWHUOHEEDUHVR]LDOH'LIIHUHQ]HQGLHVLFKDOV5FNEHU VHW]XQJGHUJHVHOOVFKDIWOLFKHQ8QWHUVFKLHGHGDUVWHOOHQ %H]RJHQ DXI GLH +DQGOXQJVIHOGHU 6R]LDOHU $UEHLW ZLUG GLHVHV 3KlQRPHQ QLFKW IUHPG VHLQ 8QVHUH3DUWQHUVLQGVHKUXQWHUVFKLHGOLFKXQGHU]HXJHQGDKHUHLQHQK|FKVWLQGLYLGXHOOHQ+LO IHYHUODXI hEHUGLHV YHUIJHQ QLFKW DOOH 0HQVFKHQ EHU HLQH KDELWXHOOH $XVSUlJXQJ GLH HV LKQHQHUP|JOLFKWLKUH,QWHUHVVHQXQG:QVFKH]XDUWLNXOLHUHQ,QVRIHUQLVWGHUGHPRNUDWLVFK HPDQ]LSDWRULVFKH 3URIHVVLRQVDQVSUXFK VR]LDOUlXPOLFKHU 6R]LDOHU $UEHLW KHUDXVJHIRUGHUW GLH .DSLWDOEHGLQJXQJHQGHU0HQVFKHQVR]XlQGHUQGDVVVLHYRQLKUHP+DELWXVKHU]XU3DUWL]LSD WLRQ EHIlKLJW VLQG XQG DXFK LP +LOIHSODQYHUIDKUHQ 6*% 9,,, GDV EHQHQQHQ N|QQHQ ZDVVLHYRQGHUJHZlKUWHQ+LOIHHUZDUWHQ 'HUVR]LDOH5DXPLVWHLQ5DXPVR]LDOHU8QJOHLFKKHLW(UEDVLHUWDXIGLIIHUHQWLHOOHQ$EVWlQGHQ XQG 8QWHUVFKLHGHQ XQG ZLUG GXUFK GLH Ä0DFKW GHV .DSLWDOV³ EHVWLPPW 'HU =XJDQJ ]X GHQ XQWHUVFKLHGOLFKHQ .DSLWDOVVRUWHQ XQG GLH GDULQ OLHJHQGH $EKlQJLJNHLW OlVVW VLFK DXI HLQH )RUPHOUHGX]LHUHQÄ>+DELWXV .DSLWDO @)HOG 3UD[LV ³HEG 3UD[LVLVWXQVHUHLJHQWPOLFKHV+DQGHOQLQXQWHUVFKLHGOLFKHQ)HOGHUQRGHU0lUNWHQLQGHQHQ ZLUXQVEHZHJHQ:LUKDEHQHLQHQEHVWLPPWHQ3UD[LVVLQQIU$XVVFKQLWWHGHUVR]LDOHQ:HOW 'HU%HJULIIGHV FeldesLVWYRQ3LHUUH%RXUGLHXQLFKWXPIDVVHQGJHNOlUWZRUGHQ)HOGVWHKWEHL LKPDXFKIUVR]LDOHQ5DXP.UlIWHIHOGRGHU+DQGOXQJVUDXP,QPHLQHQZHLWHUHQ$XVIK UXQJHQ YHUVWHKH LFK VHLQHQ )HOGEHJULII DOV EHVWLPPWHQ $XVVFKQLWW GHV VR]LDOHQ 5DXPHV LQ GHPVLFKLQGHU3UD[LVHLQEHVWLPPWHV+DELWXVNRQ]HSWKHUDXVELOGHWGDVGXUFKGLH:DKUQHK PXQJ YRQ symbolischem Kapital ]X VR]LDOHQ $EJUHQ]XQJHQ XQWHU GHQ 0HQVFKHQ IKUW 'HUVR]LDOH5DXPZLUGGDGXUFK]XPV\PEROLVFKHQ5DXP(UEDVLHUWDXIÄV\PEROLVFKH>Q. %@7UDQVILJXUDWLRQHQIDNWLVFKHU8QWHUVFKLHGHXQGJHQHUHOOHUDOOH>Q.%@5lQJH>Q.%@ 2UGQXQJHQ*UDGH>Q.%@XQGVRQVWLJHQV\PEROLVFKHQ+LHUDUFKLHQ³%RXUGLHX GLHDOVVR]LDOH6WDWXVPlFKWH]X3UHVWLJHXQG$QHUNHQQXQJYHUKHOIHQXQGDXVGHP9RUKDQGHQ
Ä'DV 9HUKlOWQLV YRQ 5DXP XQG )HOG LVW EHL %RXUGLHX QXU DQVDW]ZHLVH HLQHU V\VWHPDWLVFKHQ .OlUXQJ XQWHU]RJHQ0DQFKPDOVHW]WHU)HOGPLW5DXPJOHLFKDQDQGHUHQ6WHOOHQVLHKWHVVRDXVDOVZROOHHU GHQ)HOG%HJULIIIUGLHV\PEROLVFKH (EHQHGHU3UD[LVXQGGHQ5DXP%HJULIIDXIGLHGHUREMHNWLYHQ (LJHQVFKDIWHQEHVFKUlQNWZLVVHQ³6FKZLQJHO]Q)XFKV+HLQULW].|QLJ 6\PEROLVFKHV .DSLWDO HU]LHOW VHLQH :LUNXQJ LP LQNRUSRULHUWHQ =XVWDQG 'LH VR]LDOHQ $NWHXUH PVVHQ GLH.DSLWDOVRUWHDOVRZDKUQHKPHQXQGDQHUNHQQHQGDPLWVLHLKUHV\PEROLVFKH)XQNWLRQDXVEHQNDQQ 7LWHO$EVFKOVVHRGHUEHVWLPPWHEHUXIOLFKH6WHOOXQJHQHU]HXJHQQXUGDQQHLQHQVR]LDOHQ8QWHUVFKLHG ZHQQGLHVHYRQHLQHPDQGHUHQ,QGLYLGXXPDOV$EJUHQ]XQJVNDWHJRULHOHJLWLPLHUWZHUGHQYJO%RXUGLHX 91
sein von ökonomische, kulturellen und sozialen.DSLWDOJHZRQQHQZHUGHQN|QQHQÄ'LH'LV positionen des >>kultivierten Habitus<< gewinnHQ*HVWDOW)XQNWLRQXQG*HOWXQJDXVVFKOLH lich in einem spezifischen Feld, in der BeziHKXQJ]XHLQHP)HOG« %RXUGLHX die ähnlich wie auf einem Spielfeld dafür sorgen, ob man mit seinen verfügbareQ.DSLWDOVRU ten, die richtigen Einsätze tätigt, um sich im Feld behaupten zu können und seine Position im VR]LDOHQ5DXP]XYHUlQGHUQ Ä'LH VSH]LILVFKHLogik eines jeden Feldes [legt; K.B.] jeweils fest, was auf diesem Markt Kurs hat, was im betreffenden Spiel relevant und effizient ist, was in Beziehung auf dieses Feld als spezifisches.DSLWDOXQGGDKHUDOV(UNOlUXQJVIDNWRUGHU)RU PHQYRQ3UD[LVIXQJLHUW³HEG 'DV)HOGder Kunst erfordert andere Kompetenzen und Kapitalausstattungen als das Feld der WissenschafW'LH)HOGHUVHW]HQhabituelle Spielregeln fest und schließen bestimmte Menschen von der Feldteilhabe aus, weil diese sich keinen Sinn für das Spiel erschließen konnten. Ä'LH6SLHOVLWXDWLRQlQGHUWVLFK fortwährend, aber das Spiel bleibt bestehen, wie auch diH 6SLHOUHJHOQ³ %RXUGLHX D PDQ PXVV VR]XVDJHQ DP Ä3XOV GHV *HVFKHKHQV³ EOHLEHQ XP QLFKW GHQ ULchtigen Moment für den Kapitaleinsatz zu verpassen, sonst ist man schnell außen vor. Aus diesem Grund ist der Sozialraum ein relationales, inkonstantes Gebilde, dass durch Ä.lPSIH³Ä*HIHFKWH³XQG$QVWUHQJXQJHQGHUVR]Lalen Akteure stetig umgewandelt wird und soziale Ungleichheiten auflöst und erneuert. Es wird immer Menschen geben, die im sozialen Raum einen unteren Platz einnehmen werden. FolgOLFK]LUNXOLHUWLP6R]LDOUDXPHLQHSHUPD nente soziale Ungleichheit unter den sozialen $NWHXUHQ 'DKHU LVW GHU VR]LDOH 5DXP ÄYRQ einer penetranten Realität und wir kämpfen unablässig gegen ihn an, ]% EHVWLPPWH 0HQ schen können wir nicht treffen, andere, denen wir lieber aus dem Weg gehen würden, treffen ZLU³HEG 'HU6R]LDOUDXPNDQQDOVYHreinfachte Struktur, wie folgt dargestellt werden:
92
Gesamtkapital + DOOH6RUWHQ]XVDPPHQ
Hochschullehrer
Führungskräfte Privatwirtschaft
%HUJ steigen
Kulturelles Kapital +
Unternehmer Handel
Tennis
Schach
Unternehmerin Industrie
Scrabble Segeln
Kulturelles Kapital -
Gitarre
Ökonomisches Kapital +
Ökonomisches Kapital Angestellte %üro
%LHU
Angeln
Handwerk
Facharbeiterin
Landwirte
Fußball
Hilfsarbeiter
Landwein
Gesamtkapital Abbildung 5: Raum der sozialen Positionen und Raum der Lebensstile20
Die Skizze verdeutlicht, wie die Gesellschaft durch unterschiedliche soziale Raumverteilungen differenziert wird und dadurch gleichzeitig habituelle Auswirkungen erzeugt werden. Ausschlaggebend ist jedoch, dass die Kapitalsorten ineinander transformierbar sind. Aus ökonomischem Kapital kann kulturelles Kapital erzeugt werden, aus kulturellem Kapital kann soziales Kapital entstehen und mit sozialem Kapital ist es möglich, wiederum ökonomisches ]XHUVFKOLHHQÄ'LH3RVLWLRQGLHMHPDQGLPVR]Lalen Raum einnimmt, das heißt in der Distributionsstruktur der verschiedenen Kapitalsorten, die auch Waffen sind, bestimmt auch seine Vorstellung von diesem Raum und die Positionen, die er in den Kämpfen um dessen Erhalt RGHU9HUlQGHUXQJEH]LHKW³%RXUGLHX Der bewusste Einsatz von Kapital kann die Menschen dazu befähigen, sich ihrer marginalisierten Positionen zu entziehen. Dafür benötigen sie jedoch die Aussicht, dass der Wechselkurs zwischen den Kapitalsorten sich nicht beliebig verändert. Der Erwerb von institutionalisiertem kulturellem Kapital muss einen bestimmten ökonomischen Ertrag garantieren können. Das Postulat von der Konvertierbarkeit 20
6FKHPDDQJHOHKQWDQGDV0RGHOOLQ%RXUGLHXZHOFKHVDXIGHQ*UXQGODJHQGHV(QWZXUIHVLQ GHUVEDVLHUW 93
der verschiedenen Kapitalsorten kann nur so]LDO JHUHFKW IXQNWLRQLHUHQ ZHQQ ÄGLH 8P tauschrate der verschiedenen Kapitalsorten [nicht; K.B.] selbst eines der grundlegendsten Streitobjekte zwischen den verschiedenen KlaVVHQIUDNWLRQHQGDUVWHOOW³ (Bourdieu 1987, 209). An dieser Stelle könnte eine VR]LDOUlXPOLFKH6R]LDOH$UEHLWDOVÄ:lFKWHULQ³GHV:HFKVHONXU VHVIXQJLHUHQXPGDUDXI]XDFKWHQGDVVR]LDOH8QJOHLFKKHLWHQLPVR]LDOHQ5DXPQLFKWVFKRQ YRQ*HEXUWDQVWUXNWXUHOOH(QWZLFNOXQJVKHPPQLsse ausüben und eine Positionsänderung nur PLWYLHO$XIZDQGXQG(QHUJLHHLQVDW]EHZlOWLJWZHUGHQNDQQGLHOHW]WHQGOLFKGHP=XIDOOJH schuldet bleibt.
1.2.
Der Sozialraum und die Chance sozialer Laufbahnen
'HU VR]LDOH 5DXP EHGLQJW QLFKW XQZHVHQWOLFK wie sich der Mensch entwickelt und welche $QVWUHQJXQJHQHUGDIUDXIEULQJHQPXVV'DV6WDUWNDSLWDOVRN|QQWHPDQVDJHQGUlQJWGHP ,QGLYLGXXP HLQH EHVWLPPWH SHUV|QOLFKH (QWIDltung auf; eine SozialUDXPSRVLWLRQVNRUUHODWLRQ ]ZLVFKHQ$XVJDQJVNDSLWDOXQG]XHUUHLFKHQGHP.DSLWDOPLWKLQMHQHOLQHDUH:HFKVHOEH]LH KXQJ]ZLVFKHQ8UVDFKHXQG:LUNXQJGLHDQGHUH(QWZLFNOXQJVIDNWRUHQDXVNODPPHUW =ZDU ZLUG GXUFK GLH .DSLWDODusstattung des Menschen eine WHQGHQ]LHOOH VR]LDOH /DXIEDKQ FKDQFHDOVJHJHEHQHU=XVWDQGJHVHW]WGLHVYHUGUlQJWDEHUGLH7DWVDFKHGDVVÄ]ZLVFKHQGHQ anfänglichen und den gegenwärtigen Positionen iQQHUKDOE GHV 6R]LDOUDXPV HLQH VWDWLVWLVFKH 5HODWLRQPLWK|FKVWXQWHUVFKLHGOLFKHU,QWHQVLWlW³%RXUGLHX EHVWHKW Diese Intensität könnte abgeschwächt werden, wenn die sozialUlXPOLFKH6R]LDOH$UEHLWVLFK DOV 6R]LDOUDXPLQVWDQ] YHUVWHKW XQG DOV 9HUPLWWOerin zwischen den Kapitalsorten auftritt und DNWLY EHL GHU 9HUlQGHUXQJ VR]LDOHU 3RVLWLRQHQ EHKLOIOLFK LVW Ä'ie Individuen verändern ihre 3RVLWLRQLP6R]LDOUDXP>QlPOLFK.%@QLFKWDXIV*HUDWHZRKO« (LQHPEHVWLPPWHQ8P fang ererbten Kapitals entspricht ein Bündel ungefähr gleich wahrscheinlicher, zu ungefähr gleichwertigen Positionen führHQGHU/HEHQVOlXIH±GDVHLQHPEHVWLPPWHQ,QGLYLGXXPREMHN WLYJHJHEHQH0|JOLFKNHLWVIHOG³HEG 8P9HUlQGHUXQJLPVR]LDOHQ5DXPIUGHQ(LQ]HOQHQ ]XHUP|JOLFKHQPVVWHHLQHVR]LDOUlXPOLFKH6R]LDOH$UEHLWIROJOLFKDOVLQIUDVWUXNWXUHOOHV6R ]LDOIHOG IXQJLHUHQ GDV GLH XQWHUVFKLHGOLFKH :HUWLJNHLW XQG :LUNVDPNHLW GHU .DSLWDODXVVWDW WXQJHQLKUHU3DUWQHUHUNHQQWXQGGDUDXVPHWKRGische sowie sozialpolitische Gegenstrategien ableitet. Ein Fallbeispiel soll diese 6LFKWZHLVHDQVFKDXOLFKHUPDFKHQ
94
Die 21jährige Sophie lebt von Arbeitslosengeld II in ihrer eigenen Wohnung. Sie hat keinen Schulabschluss, weiß nicht, was sie von den nächsten Jahren erwarten soll und hat keine aussichtsreichen Zukunftsperspektiven. In ihrem Umfeld existiert ein soziokultureller Treffpunkt mit Café, einem kleinen Restaurant und vielen Freizeitangeboten. Sophie geht gerne zu diesem Ort, weil sie dort Menschen kennen lernen kann. Zu den Sozialarbeitern und Sozialarbeiterinnen hat sie darüber hinaus ein gutes Verhältnis. 0LWLKQHQKDWVLHVFKRQRIWEHULKUÄQXW]ORVHV³/HEHQJHVSURFKHQ'LH0LWDUEHLWHU,QQHQGHU Einrichtung haben daraufhin zusammen mit Sophie einen Plan entworfen, wie es weiter gehen, und was sie trotz ihrer Arbeitslosigkeit machen könnte. Sophie ist künstlerisch begabt. Sie kann sehr gut zeichnen und sitzt stundenlang vor ihren /HLQZlQGHQ 'HVKDOE KDOIHQ GLH 6R]LDODUEHiterInnen Sophie bei der Nutzung ihres inkorporierten Kulturkapitals und unterstützen sie bei der Umsetzung von mehreren Kunstausstellungen. Zudem erhielt sie die Möglichkeit in der Institution einen Zeichenkurs anzubieten. Sophie erhielt dadurch eine Aufgabe, eine Tätigkeit mit der sie von der Außenwelt wieder anders wahrgenommen wurde. Durch ihre Kompetenz einen Ort der Begegnung aufzusuchen und mit Menschen verlässlich in Beziehung zu treten (Sozialkapital), ermöglichte sie sich eine Bewegungsfreiheit im sozialen Raum. Sie konnte mit ihrem Sozial- und Kulturkapital andere Kapitalsorten (ökonomisches und symbolisches Kapital) erschließen und einen Positionswechsel im sozialen Raum vornehmen. Sophie gilt und versteht sich jetzt selbst als Künstlerin und nicht mehr als gescheiterte Existenz, obwohl es für sie dennoch passender wäre, einer regulären Ausbildung oder Beschäftigung nachgehen zu dürfen. Demnach könnte eine sozialräumlich verstandene Soziale Arbeit das Kapitalvolumen und die Kapitalstruktur ihrer Partner fördern und darauf basierend, gePHLQVDP PLW LKQHQ /|VXQJHQ finden, um das was Pierre BourGLHXDOV/DXIEDKQHIIHNWEHVFKUeibt (vgl. ebd., 190ff), zweckdienlich zu gestalten. Individuelle Entwicklungsverläufe im sozialen Raum sollten nicht nur dem Zufall geschuldet sein, welcKHÄYRQNROOHNWLYHQ.ULHJHKrisen, etc. - oder individuelOHQ (UHLJQLVVHQ « YRQ =XVDPPHQWUHIIHQ HPRWLRQDOHQ %LQGXQJHQ %H]LHKXQJHQ³ HEG 188) abhängig sind, sondern auch von einer sozialräumlichen Sozialen Arbeit, die ihre kontinuierliche Stellung im Sozialraum erarbeitet und erstritten hat. Es sei denn, sie möchte sich auf einen Prozess des sozialen Alterns einstellen und eine langwährende Trauerarbeit und Verzichtleistung erbringen, um ihre Wünsche und Erwartungen an den objektiven Gegebenheiten des Sozialstaates anzupassen. Dann befindet sie sich auf einer Reise, die sie dazu verführt, das zu werden, was sie ist, sich mit dem zu bescheiden, was sie hat und folglich ihre
95
unrealisierten Hoffnungen mit der Etablierung des neo-sozialen Verwaltungsstaates zu begraben (vgl. ebd., 189f).
1.3.
Die Konkretion des Sozialraumes: Der physische Raum
Welche Auswirkungen hat nun die relationale Sozialraumkonstellation des Individuums auf sein unmittelbares Lebensumfeld? Kann man aus der Stellung im sozialen Raum und den damit verbundenen habituellen Dispositionen Rückschlüsse auf einen verdinglichten Sozialraum schließen, der dem eines Stadtteils oder Bezirks gleicht, an dem sich die gegenwärtige sozialräumliche Soziale Arbeit orientiert?
Pierre Bourdieu und andere (1997) haben diesbezüglich mit ihrer qualitativen Sozialforschungsarbeit und dem daraus resultierenden Werk Ä'DV(OHQGGHU:HOW³ Menschen zu Wort NRPPHQODVVHQGLHLKUHÄ=HXJQLsse und Diagnosen alltäglichen LeLGHQVDQGHU*HVHOOVFKDIW³ schilderten und eine Verbindung zwischen der Position im sozialen Raum und dem zu erreichenden Wohnort evident werden OLHHQ Ä7DWVlFKOLFK EULQJW sich der Sozialraum im physischen Raum zur Geltung, jedoch immer auf mehr oder weniger verwischte Art und Weise: Die Macht über den Raum, die Kapitalbesitz in seinen verschiedenen Varianten vermittelt, äußert sich im angeeigneten physischen Raum in Gestalt einer spezifischen Beziehung zwischen der räumlichen Struktur der Verteilung der Akteure auf der einen und der räumlichen Struktur der Verteilung von Gütern und Dienstleistungen privater oder öffentlicher Herkunft DXI GHU DQGHUHQ 6HLWH³ %RXUGLHX E Die Verfügungsgewalt über das Kapital ermöglicht also die Übersetzung der Sozialraumposition auf die physische Ebene des erlebbaren Unterschieds. Durch den Erwerb und die Besetzung eines konkreten Ortes des sozialen Raumes finden Abgrenzungs-, Ausgrenzungs- und Eingren]XQJVSUR]HVVHVWDWWGLHÄZLHHLQH$UW VSRQWDQH6\PEROLVLHUXQJGHV6R]LDOUDXPV³HEG.) wirken und den Menschen den Spiegel ihrer Sozialraumverhältnisse vor Augen führen.
Physische Räume, Bezirke oder Orte, denen man leichtfertig das Etikett des sozialen Brennpunktes einverleibt, sind nichts anderes als ernsthafte Sozialraummanifestationen der untersten Ebene und somit Ausdruck mangelnder Kapitalreserven der einzelnen Individuen im pluUDOLVLHUWHQ=XVWDQG$XIGHUDnderen Seite zeugen die so genannte Luxusviertel von einer gut situierten Kapitalausstattung. Beide Extreme der Konkretion des sozialen Raumes bewirken eine Präsenz im physischen Raum, durch die die Bewohner ihre sozialen Abstände in objekti96
vierter Form als gegeben erlebeQÄ6ROFKH2UWHKRKHU.RQ]HQWUation positiver oder negativer VWLJPDWLVLHUHQGHU (LJHQVFKDIWHQODVVHQGHQ%HREDFKWHUOHLFKWin die Falle geKHQZHQQGLH VHUVLHHLQIDFKDOVJHJHEHQKLQQLPPWXQGVLFKVHOEVWGD]XYHUGDPPWDP:HVHQWOLFKHQYRU EHL]XJHKHQ³HEG 'LHVH2UWHYHUGHFNHQGLHVWDWWILQGHQGHQ$QHLJQXQJVNlPSIHLPVR ]LDOHQ5DXPGLHGD]XEHLVWHXHUQREHLQ0HQVFKPLWVHLQHP.DSLWDOXQGVHLQHP+DELWXVHL QHQ 6WDQGRUWZHFKVHO YROO]LHKHQ NDQQ RGHU LQ HLQHP EHVWLPPWHQ 6WDGWWHLO YHUZHLOHQ PXVV Ä'HU 0DQJHO DQ .DSLWDO YHUVWlUNW GLH (UIDKUXQJ GHU %HJUHQ]WKHLW HU NHWWHW DQ HLQHQ 2UW³ HEG XQGOlVVWHLQ(QWNRPPHQNDXP]X 'HU2UWDQGHPMHPDQGH[LVWLHUWZLUGGDEHL]XUV\PEROLVFKHQ3UHVWLJHPHWDSKHUGHUHLJHQHQ VR]LDOHQ6WHOOXQJ:RMHPDQGOHEWZHOFKH:RKQXQJHUKDWRGHUREHUHLQ+DXVEHVLW]WZLUG ]XHLQHPZHVHQWOLFKHQ%HVWLPPXQJVIDNWRUGHVLQGLYLGXHOOHQV\PEROLVFKHQ.DSLWDOV. Es ist DQJHVHKHQHULQHLQHP7UHQGEH]LUN]XOHEHQDOVLQHLQHUKHUXQWHUJHNRPPHQHQ+RFKKDXVVLHG OXQJ *OHLFKHUPDHQVHW]HQVLFKEHLGHQ0HQVFKHQJHZLVVH'HQNVWUXNWXUHQEHUSK\VLVFKH5lXPH GXUFKVRGDVVGLYHUVH*HJHQGHQDOVYHUUXFKWUHFKWVOLQNVRGHUYHUVQREWHLQJHVFKlW]WZHUGHQ 'DVV\PEROLVFKH.DSLWDOGHV(LQ]HOQHQWUlJWVR]XU9HUHLQQDKPXQJYRQ9RUXUWHLOVGHQNHQEHL XQG GLHQW DOV VR]LDOHU $EVWDQGVKDOWHU LP NRQNUHWLVLHUWHQ VR]LDOHQ 5DXP Ä'DGXUFK GD GHU 6R]LDOUDXPQLFKWQXUGHQUlXPOLFKHQ6WUXNWXUHQVRQGHUQDXFKGHQ'HQNVWUXNWXUHQZHOFKHMD VHOEVW]XHLQHPJXWHQ7HLOGDV3URGXNWHLQHU(LQYHUOHLEXQJGLHVHU6WUXNWXUHQGDUVWHOOHQHLQ JHVFKULHEHQLVWLVWGHU5DXPDXFKGHU2UWZR0DFKWVLFKEHKDXSWHWXQGPDQLIHVWLHUWZREHL VLH LQ LKUHQ VXEWLOVWHQ )RUPHQ DOV V\PEROLVFKH *HZDOW ]ZHLIHOORV ZHLWJHKHQG XQEHPHUNW EOHLEW³ HEG 'LHV ]HLJW VLFK GDULQ GDVV EHVWLPPWH 2UWH EHU =XJDQJVNULWHULHQ YHUI JHQGLHPLW%OLFNDXIGLH'LYHUJHQ]GHU)HOGHUDXIGHQVHOEHQ0DUNWSULQ]LSLHQEHUXKHQÄ%H VWLPPWH5lXPHDOOHQYRUDQGLHDPPHLVWHQDEJHVFKRWWHWHQXQGHUODXFKWHVWHQ>VHW]HQ.%@ QLFKWQXUHLQEHVWLPPWHV1LYHDX|NRQRPLVFKHQXQGNXOWXUHOOHQ.DSLWDOVYRUDXVVRQGHUQHU IRUGHUQDXFKVR]LDOHV.DSLWDO³HEG 'HU6R]LDOUDXPEHVHW]WGHQSK\VLVFKHQ5DXPPLW)RUPDWLRQHQVR]LDOHU'LIIHUHQ]XQGKLHUDU FKLVLHUW/HEHQVEHGLQJXQJHQ(UNHQQ]HLFKQHWGHQ=XVWDQGGHU*HVHOOVFKDIWLQPDWHULHOOHU$UW XQG:HLVHLQGHU*WHUXQG'LHQVWOHLVWXQJHQ]XHLQHPEHJHKUWHQ3URGXNWKRFKVWLOLVLHUWZHU GHQ 9HUP|JHQGH *HPHLQGHQ N|QQHQ EHLVSLHOVZHLVH HLQ VR]LDOHV 0LOLHX PLW %LEOLRWKHNHQ
3LHUUH%RXUGLHXVSULFKWLQGLHVHP=XVDPPHQKDQJDXFKYRQSRVLWLRQVRGHUUDQJVSH]LILVFKHQ3URILWHQ GLHGHUSV\FKLVFKH5DXPQDFKVLFK]LHKHQNDQQ)ULKQLVWGLHVHLQ6RQGHUIDOOV\PEROLVFKHQ.DSLWDOV LPSK\VLVFKHQ5DXPYJO%RXUGLHXF 97
Museen, Schwimmbädern, Erholungsparks, Theatern, öffentlichen Treffpunkten und sozialarbeiterischen Angeboten ermöglichen. In strukturschwachen Regionen findet man solche Errungenschaften nur in gesonderter Ausprägung. Insofern kann ein geglückter Ortswechsel, der immer von der aktuellen Kapitalausstattung abhängt, Lokalisierungsprofite erzeugen, wenn Bildungs-, Gesundheits- oder Kultureinrichtungen dadurch leichter zu erreichen sind (vgl. ebd., 163).
Ferner ist der physische Raum ein Entwicklungsort des heranwachsenden Individuums, welcher entscheidenden Einfluss auf seine soziale /DXIEDKQKDWÄ'LHVJLOWQDWUOLFKSULPlUIU das Sozialkapital an Beziehungen und Verbindungen (und ganz besonders für jene ganz besonderen Verbindungen, die sich aus Freundschaften im Kindes- und Jugendalter entwickeln!), aber auch für die subtilsten Aspekte des kulturellen und sprachlichen Kapitals, wie z.B. die körperlichen Ausdrucksformen oder die Aussprache (der Akzent HWF³ HEG Offenkundig beeinflusst aber auch das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein von sozialräumlichen Projekten der Sozialen Arbeit in sekundärer Weise die Entwicklungs-chancen der Menschen. Wenn sie an den physischen Raum durch Mangel an Kapital gekettet sind und auf keine sozialarbeiterischen Regelangebote zurückgreifen können, welche ihnen Ortsänderungen ermöglichen würden, befinden sie sich in einem kläglichen Stadium der Ausgrenzung. Sie ZHUGHQVR]XÄ2SIHUQ³LKUHU6WHOOXQJLPVR]LDOHQ5DXPXQGHUOHEHQÄHLQH6RJZLUNXQJQDFK XQWHQ³ZHOFKHÄQXUHLQHQHLQ]LJHQMHGRFKPHistens vom Mangel an Ressourcen verstellten Ausweg [bietet; K.B.]: FlucKW³ HEG 'LHVHV )OXFKWEHstreben vor den unzureichenden Kapitalbedingungen kann auch nicht allein dadurch entschärft werden, wenn die Entferntesten im sozialen Raum, sich örtlich aufeinander zu bewegen und so zu einer höheren KapitalanVDPPOXQJEHLWUDJHQZUGHQÄ*DQ]LP*HJHQWHLOnichts ist unerträglicher als die Promiskuität empfundene physische Nähe sozial feUQVWHKHQGHU3HUVRQHQ³HEG 'DUXPRKQHHLQHVR]LDOUlXPOLFKH6R]LDOH$UEHit scheinen die physischen Räume als abstrahierte soziale Räume nur bedingt veränderbar. Gerade weil der Sozialstaat den Sozialraum politisch konstruiert und mit dazu beiträgt, dass Wohnorte zu gettoisierten Territorien werden können, in denen die Kapitalschwächsten auf engen Raum zueinander kommen und die zu gestaltenden, öffentlichen Räume der Verwahrlosung anheim gestellt werden. Wo kein Kapital vorhanden ist, müsste Kapital eingebracht werden. Oder um mit den Ressourcenbegriff zu DUJXPHQWLHUHQ Ä5HVVRXUFHQ VLQG EHVWLPPWH 9HUP|JHQ $NWLYD LQ XQV XQG XP XQV³ :HQGW 1990, 61) und was nicht um uns herum an Infrastruktur vorhanden ist, kann nicht dazu beitragen, persönliche Ressourcen zu fördern und zu erweitern. Obwohl, und das ist die eigentliche 98
sozialräumliche Hoffung, die Bürger unabhängig von ihrem Volumen an ökonomischen Kapital mit ihren anderen Kapitalsorten - untHUJQVWLJHQ%HGLQJXQJHQÄ6R]LDOUDXPVSUQJH³ machen könnten.
1.4.
Der Staat als Konstrukteur symbolischer Realität
'HU6WDDWN|QQWHVHLQHGR[LVFKH0DFKW22 in positiver Weise nutzen und opportune DenkstrukWXUHQEHZXVVWLQLWLLHUHQÄ'LH8QWHUZHUfung unter die bestehende Ordnung ist das Produkt GHU hEHUHLQVWLPPXQJ ]ZLVFKHQ GHQ NRJQLWLYHQ 6Wrukturen, die dem Körper durch die Geschichte kollektiv (phylogenetisch) und individuell (ontogenetisch) in Fleisch und Blut übergegangen sind, und den objektiven 6WUXNWXUHQGHU:HOWDXIGLHVLHDQJHZHQGHWZHUGHQ'LH $QRUGQXQJHQGHV6WDDWHVVHW]HQVLFKQXUGHVKDOEPLWVROFKPDFKWYROOHU6HOEVWYHUVWlQGOLFKNHLW GXUFK ZHLO GLHVHU 6WDDW GLH NRJQLWLYHQ 6WUXNWXUHQ durchgesetzt hat, nach denen er wahrgeQRPPHQZLUG³%RXUGLHX ,P0RPHQWHPSILHKOWHUVLFKVHLQHQ6WDDWVEUJHUQDOVÄ*OREDOLVLHUXQJVRSIHU³XQGVXJJHULHUW LKQHQ VHLQH 6FKZLHULJNHLWHQ GLH VR]LDOH 0DUNWZirtschaft mit ihren sozialpolitischen Errungenschaften aufrecht zu erhalten. Dementsprechend bestimmt das vermeintlich neo-soziale Primat die Handlungslogik der Politik, weil sie sich den unsozialen Kräften des ökonomischen Feldes ausgeliefert fühlt und nur noch rHDJLHUW DQVWDWW ]X DJLHUHQ 6R]LDOH 8QJOHLFK KHLWVWHQGHQ]HQZHUGHQ]ZDUYRP6WDDWZDKUJHnommen, bewusst gegen sie vorgegangen wird indessen nur ansatzweise. Die gegenwärtige Bildungspolitik selektiert immer noch die BegabtHQYRQGHQ8QEHJDEWHQ ohne Rücksicht darauf, welche negativen EinflüVVHGLHVHV6\VWHPDXIGLH,QNOXVLRQVFKDQFHQ GHU 0HQVFKHQ KDW 'LH Ä.DSLWDOVFKZDFKHQ³ ZHrden ausgesondert und erhalten erst dann Nachqualifizierungsmaßnahmen, wenn es schon fast ]XVSlWLVWÄ=ZDULVWGDV1HW]VFKXOHU JlQ]HQGHU0DQDKPHQQRFKLPPHUYRUKDQGHQDEHUGHU6LQQGLHVHU0DQDKPHQZLUGLPPHU VWlUNHULQ=ZHLIHOJH]RJHQ'HQQVHOEVWZHnn Jugendliche Angebote von Jugendhilfe organisierter Förderung wahrnehmen, kommt es in der Folge ja eben nicht zur Teilnahme, sondern zu erneuter oder weiterer AuVJUHQ]XQJ³.UDXVH ZHLOGLH6R]LDOH$UEHLWGHQ8P tauschkurs zwischen den Kapitalsorten nicht DXVUHLFKHQGEHHLQIOXVVHQNDQQ=XGHPZLUGHV XPVRNRPSOL]LHUWHUMHOlQJHUGHU6R]LDOVWDDWGDUDXIZDUWHWGLH]XYRUÄ$XVVRUWLHUWHQ³ZLHGHU 22
0LW'R[DPHLQW%RXUGLHXGHQSROLWLVFKHQ8UJODXEHQGHU0HQVFKHQRGHUDXFKVRHWZDVZLHGLH8UZHOW erfahrung des common sense sich der Weltenordnung hinzugeben und diese zu akzeptieren (vgl. BourGLHX± 99
mit Hilfe der Sozialen Arbeit zu ÄEHVlQIWLJHQ³6RLVWGHU9HUVXFK6R]LDOHU$UEHLWRIWQLFKWV DQGHUHV DOV GLH XQEHIULHGLJHQGH Ä$QIHUWLJXQJ YRQ ([NOXVLRQVRUGQXQJHQ³ %RPPHV6FKHUU ZHOFKHLP$XIWUDJGHV6WDDWHVGDQQDQIDOOHQZHQQGLHVR]LDOHQ8QJOHLFKKHLWHQ ]X HLQHU )UDJH VR]LDOHU *HUHFKWLJNHLW ZHUGHQ XQG GLH 2UGQXQJ GHV =XVDPPHQOHEHQV EHHLQ WUlFKWLJW ZHUGHQ N|QQWH +DQV8OOULFK .UDXVH VWHOOW GHPHQWVSUHFKHQG IHVW Ä(V EHVWHKWDOVRGLH*HIDKUGDVVDXVGHUXQJHZROOWHQ$XVJUHQ]XQJHLQHEHZXVVWH(QWVFKHLGXQJ GHU%HWURIIHQHQZLUG'LHVKDW]XU)ROJH GDVVHVHLQHZDFKVHQGH$Q]DKOYRQMXQJHQ0HQ VFKHQJLEWGLHVLFKYRUQKHUHLQDOVVR]LDODXVJHJUHQ]WYHUVWHKHQXQGGDV]XHLQHUHLJHQHQ.XO WXU PDFKHQ .XOWXU PHLQW KLHU GLH EHZXVVWH 9HUZHLJHUXQJ YRQ %LOGXQJ GLH GHXWOLFKH $E JUHQ]XQJ]XUYHUPHLQWOLFKHQ.XOWXUGHU6LHJHU³ 'DEHLLVWHLQHIUK]HLWLJH,QYHVWLWLRQLQNXOWXUHOOHV.DSLWDOLPPHUQRFKGLH]ZHFNGLHQOLFKVWH /|VXQJXPVR]LDOH8QWHUVFKLHGHLPVR]LDOHQ5DXPDXIKHEHQ]XN|QQHQ 2KQH%LOGXQJEOHLEHQGLH.DSLWDOYHUOLHUHUDXILKUHU6R]LDOUDXPSRVLWLRQVWHKHQ6LHNRPPHQ QLFKWZHLWHUXQGWUHWHQDXIHLQHUJHIlKUOLFKHQ6WHOOH'LH$XVVFKUHLWXQJHQLQGHQ7UDEDQWHQ VWlGWHQLQ)UDQNUHLFKKDEHQXQVGDV(QGHVHKUHLQSUlJVDPHUOHEHQODVVHQ %HWUDFKWHWPDQKLHU]XODQGHGLHOHW]WHQ-DKUHGHUDQVWUHQJHQGHQ5HIRUPEHPKXQJHQGHUHKH PDOLJHQ URWJUQHQ %XQGHVUHJLHUXQJ VR KDW GLH Ä$JHQGD ³ HLQH 5LFKWXQJ YRUJHJHEHQ GLHNHLQH1HXRULHQWLHUXQJHUNHQQHQOlVVW)DNWLVWGDVVGLH3ROLWLNJHZLOOWZDUGLH(UUXQJHQ VFKDIWHQGHV6R]LDOVWDDWV]XVLFKHUQXQGDXIHLQHUWUlJOLFKHV0LQLPXP]XUHGX]LHUHQ+DUW], ±,9 'LH%UJHUDOVDXFKGHU6WDDWVROOWHQEHU OHEHQVIlKLJEOHLEHQ'LH3ROLWLNZROOWHGLH .RVWHQGHU$UEHLWVORVLJNHLWLQGHQ*ULIIEHNRPPHQXPIUGLH0HQVFKHQZHLWHUKLQHLQZU GLJHV/HEHQDP5DQGHGHV([LVWHQ]PLQLPXPVVLFKHUQ]XN|QQHQ 'DV3ULQ]LSGHV)|UGHUQVXQG)RUGHUQVNRQQWHDOOHUGLQJVELVKHUQXUSXQNWXHOOHLQJHO|VWZHU GHQ 'LH )RUGHUXQJHQ QDFK DNWLYHQ ,QNOXVLRQVYHUVXFKHQ GHU $UEHLWVDJHQWXUNXQGHQ,QQHQ EHUZLHJHQ GHQ )|UGHUXQJVYHUVSUHFKXQJHQ GHV 6WDDWHV 'LH (LQJOLHGHUXQJVLQVWUXPHQWH VLQG QRFK QLFKW SDVVJHQDX XQG ]X XQIOH[LEHO 6LH EHUFNVLFKWLJHQ ]X ZHQLJ GLH OHEHQVZHOWOLFKHQ ,GHHQXQG/RJLNHQGHU.XQGHQ,QQHQGLHHQGOLFKPLWHLQHP$UEHLWVSODW]EHGLHQWZHUGHQZRO OHQ 9ROOEHVFKlIWLJXQJ VFKHLQW XQWHU GHQ %HGLQJXQJHQ GHV JOREDOLVLHUWHQ NDSLWDOLVWLVFKHQ :HOW ZLUWVFKDIWVJHIJHV ]X HLQHU SROLWLVFKHQ 8WRSLH ÄYHUNRPPHQ³ ]X VHLQ (V VLQG LPPHU QRFK 0LOOLRQHQYRQ0HQVFKHQDUEHLWVORV'LH5HJLHUXQJYHUNQGHWVFKRQODQJHQLFKWPHKUZDQQ XQGZLHVLHGLH0LVHUHGHVHUVWHQ$UEHLWVPDUNWHVDEPLOGHUQZLOO $XHUGHPZHUGHQGLH8QWHUQHKPHQQLFKWDXVUHLFKHQGLQGLHVR]LDOH3IOLFKWJHQRPPHQ3UR ILWH XQG P|JOLFKH 5HQGLWHHUZDUWXQJHQ ]lKOHQ PHKU DOV GLH 6FKDIIXQJ YRQ $UEHLWVSOlW]HQ 100
Schlingernde Aktienkurse liefern die Begründungen für groteske Stellenkürzungen. Es gibt nicht zu wenig Arbeit, sondern eine zu starke Ausrichtung an ökonomische Expansionsstrategien, um in guten Zeiten für schlechte Zeiten satte Gewinne anzuhäufen. Man will damit präventiv für die unvorherzusehenden Marktentwicklungen gewappnet sein. Produktive Arbeitsarrangements sind so nur für wenige zugänglich und auch nur für eine befristete Lebenszeit. Deutschland als Exportweltmeister kann diese Tendenzen offenbar nicht bereinigen. Privatisierungsprozesse im Infrastruktur-, Energie- und Kommunikationsbereich haben auch dazu beigetragen, dass der Staat sensible Versorgungsleistungen nicht mehr gewähren kann. Strom, Gas und Öl wurden zu einer Ware gemacht, die den Interessen von Wirtschaftsunternehmen unterliegen. Die Preisentwicklungen im Energiesektor haben nunmehr gezeigt, wie schwierig es für den Staat und für die Bürger ist, sich gegen ungerechtfertigte Tariferhöhungen zur Wehr zu setzen.
Die Entscheidungsträger der Politik sind nicht mehr ausreichend in der Lage, den Staat und die Gesellschaft vor der Entfesselung des Kapitalismus zu schützen. Der kapitalistische Fortschritt erzeugt mit seinem ungehemmten Wachstumszwang fatale Knappheiten und radikalisiert Lebensbedingungen. Insbesondere die Endlichkeit von ökologischen Ressourcen und die ungleiche Verteilung von Lebenschancen tragen dazu bei, dass der Mensch sich in einem ständigen Verteilungs- und Positionskampf befindet.
Der Staat, der fernab von den Lebenswelten der übrigen Gesellschaft aus seinem Establishment heraus handelt, darf sich also nicht darauf beschränken, lediglich ein wachsames Auge auf Mangelverwaltung und Profitmaximierung zu werfen. Das genügt nicht und ist zu kurz gegriffen. Die Last der Postmoderne kann nicht auf den Einzelnen verschoben werden. Schließlich amtiert der Staat als Konstrukteur symbolischer Realität und bestimmt was, wie und wann, welchen Kurs in den unterschiedlichen Feldern hat. Somit ist der Staat der Hauptakteur im Feld der Macht und entscheidet darüber, welche Titel, Abschlüsse oder Handlungen Geltung erlangen und zur Inklusion führen könnten. Das Feld der MachtÄLVWGHU5DXPGHU Machtverhältnisse zwischen verschiedenen Kapitalsorten oder, genauer gesagt, zwischen Akteuren, die in ausreichendem Maße mit einer der verschiedenen Kapitalsorten versehen sind, um gegebenenfalls das entsprechende Feld beKHUUVFKHQ]XN|QQHQ³%RXUGLHX 'HU Staat trägt durch die Schaffung diverser Marktbedingungen selbst dazu bei, soziale Unterschiede symbolisch zu erzeugen und als gegeben festzusetzen. Er verfügt über eine Art Metakapital, das ihn dazu befähigt auf sämtlicheQ )HOGHUQ RGHU 0lUNWHQ VFKXOLVFKHV |NRQRPL
101
sches, politisches, kulturelles, etc.) die Nützlichkeit und die Umtauschrate der Kapitalsorten zu bestimmen (vgl. ebd., 100f). Mit seiner Etablierung des bürokratischen Feldes und den darin implizierten Logiken und Verfahren schränkt der Staat auch die demokratischen Teilhabemöglichkeiten der Menschen ein. Sie müssen oft erst bestimmte Kriterien erfüllen, um eine Leistung, eine Zusage oder ein Recht zugesprochen zu bekommen. Insbesondere die Soziale Arbeit scheitert oft an den unflexiblen Strukturen des administrativen Staates, weil dieser zuerst danach fragt, was alles nicht mit den Gesetzen in Einklang zu bringen ist, als danach, wie man trotz dessen eine inteUHVVDQWH,GHHXPVHW]HQN|QQWH³'LH|IIHQWOLFKHn Verwaltungen und ihre Repräsentanten sind *URSURGX]HQWHQYRQ!!VR]LDOHQ3UREOHPHQ³HEG XQGQLFKW*URSURGX]HQWHQVR]LD ler Lösungen. Eine sozialräumliche Soziale Arbeit müsste demzufolge das Feld der Macht mit LKUHUHLJHQHQ'HXWXQJVKRKHLWEHHLQIOXVVHQXPGHQStaat für eine sozialgerechtere Wechselkurspolitik gewinnen zu können. Ferner sollten bürokratische Bestimmungen und Regelungen die Menschen und die sozialräumliche Soziale Arbeit nicht daran hindern, sich frei zu entfalten und innovative Ansätze zu erproben. Scheitern können viele Ideen, erst recht, wenn sie durch das Feld der Macht in ihrer 'XUFKIKUXQJ HUVFKZHUW ZHUGHQ 'DQQ SUDOOW GLH VR]LDOUlXPOLFKH 6R]LDOH $UEHLW ÄPLW YROOHU Wucht gegen die zwei Haupthindernisse, auf die jede soziale Aktion trifft: die Resignation der durch eine lange Reihe von Fehlschlägen und Enttäuschungen demobilisierten Individuen und die Trägheit einer Verwaltung, die sich selbst und die Vorgänge in immer kleinere Einheiten zerlegt, die in der Starrheit ihrer Routinen und Voraussetzungen (>>Schubladen<<) gefangen XQGDPXQHIIHNWLYVWHQLVWZHQQVLH'HPRNUDWLH auf Weisung einer technokratischen >>Sozialbürokratie<< praktizLHUHQVROO³%RXUGLHXF
1.5.
Fazit
'HU VR]LDOH 5DXP LVW JHSUlJW YRQ VR]LDOHU 8QJOeichheit und ermöglicht den Individuen nur bedingt, ihre misslichen PositioneQDOOHLQH]XlQGHUQ'LH.RQVtruktion des Sozialraumes als Strukturfolie der Gesellschaft ist abhängig vom Kapitalvolumen der Menschen. Sie ist nicht als statische Größe festgesetzt, sondern kann vielmehr in mannigfaltigen Variationen auftreten und die Menschen in Bewegung versetzen. Es ist jedoch zu betrachten, unter welchen Umständen die Menschen durch ihre Sozialraumstellung an einen physischen Raum gebunden sind, welchen Einfluss dieser auf ihren Habitus ausgeübt hat und ob sie mit ihrem erworbenen Praxissinn andere Felder der sozialen Welt überhaupt erschließeQN|QQHQ'LH0HQVFKHQ 102
sind insofern von ihrem Kapital abhängig und können es für Ortswechsel und soziale Aufwärtsbewegung nutzen, um sich ihrer ungünstigen Startvoraussetzungen zu entledigen, wenn eine verlässliche, förderliche und soziale Infrastruktur vorhanden ist. Ungewiss bleibt dann immer noch, ob das Kapital des Individuums in einem beliebigen Feld gerade Kurs hat oder ob es inflationären Tendenzen unterliegt und der Mensch so zu einem %URNHUDQGHUÄ6R]LDOUDXPE|UVH³JHPDFKWZLUGder mit seinem aktuellen Aktienwert handelt, obwohl er weiß, dass der Staat den Kurswert willkürlich festgelegen kann und möglicherweise bereits entwertet hat.
Folglich sollte sich die sozialräumliche Soziale Arbeit auf zwei elementare Adressaten konzentrieren: (1.) Auf den Staat mit seiner symbolischen Macht, welcher entscheiden kann, ob und wie der soziale Raum Gestalt annimmt und welche Funktion bei diesen Entscheidungen die Soziale Arbeit künftig haben soll und (2.) auf ihre Partner, denen sie dabei behilflich sein kann, ihr vorhandenes Kapital zu erhöhen, damit es in bestimmten Feldern besser zur Geltung kommt. Der soziale Raum könnte dadurch unaufhörlich verändert werden, welcher ja ohnehin immer wieder soziale Ungleichheiten hervorbringen wird.
Die nachstehende Grafik veranschaulicht, wie eiQHVR]LDOUlXPOLFKH6R]LDOH$UEHLWDOVÄ:lFK WHULQGHV6R]LDOHQ³DJLHUHQN|QQWH$EELOGXQJ XPGHQ6WDDWYRQKXPDQHUHQ:HFKVHONXU sen zu überzeugen, welche die Divergenz der Felder und des sozialen Raumes mit berücksichtigen.
103
Abbildung 6: Sozialräumliche Soziale $UEHLWDOVÄ:lFKWHULQGHV6R]LDOHQ³
6R]LDOUlXPOLFKH6R]LDOH$UEHLWDOVÄ:lFKWHULQ³EHU die symbolische Realität des Staates
Soziales Kapital Feld c Feld a Sozialer Raum
Kulturelles Kapital
Ökonomisches Kapital Feld b
Symbolisches Kapital
6R]LDOUlXPOLFKH6R]LDOH$UEHLWDOVÄ:lFKWHULQ³EHU GLH8PWDXVFKNXUVHLQGHQYHUVFKLHGHQHQ)HOGHUQ (Feld a = schulisches Feld, Feld b = politisches Feld, Feld c = berufliches Feld)
104
Physischer Raum
2.
Der Sozialraum in der modernen Demokratie - die putnamsche Perspektive
Ä-HGH*HVHOOVFKDIWEHQ|WLJW]XU2UJDQLVDWLRQGHV=XVDPPHQOHEHQVHLQH2UGQXQJGHUHQ+X PDQLWlWXQG9LWDOLWlWDXFKYRP(LQVDW]GHV(LQ]HOQHQVHLQHU0RWLYDWLRQXQGVHLQHU0LWVRUJH IUGLH*HPHLQVFKDIWDEKlQJW,QVRIHUQVLQG*HPHLQVLQQXQG*HPHLQVFKDIWVIlKLJNHLW*UXQG YRUDXVVHW]XQJHQIUGHQ=XVDPPHQKDOWHLQHU*HVHOOVFKDIW*HVHOOVFKDIWOLFKH%LQGHNUlIWHE]Z !!VR]LDOHV.DSLWDOVLQGHLQH]HQWUDOH5HVVRXUFHMHGHU*HVHOOVFKDIW,QGHU0RGHUQHQ*H VHOOVFKDIWVFKHLQWGDV3RWHQ]LDODQ*HPHLQVLQQDE]XQHKPHQ'HU=XJHZLQQDQLQGLYLGXHOOHU $XWRQRPLH KDW DPELYDOHQWH .RQVHTXHQ]HQ 'LH ,QGLYLGXDOLVLHUXQJGHU /HEHQVHQWZUIH IKUW ]X HLQHU /RVO|VXQJ GHV ,QGLYLGXXPV DXV VR]LDOHQ 0LOLHXV LQ GHQHQ *HPHLQVFKDIWVIlKLJNHLW JHOHUQWZLUG'LH3OXUDOLVLHUXQJGHU/HEHQVHLQVWHOOXQJHQEULQJWHLQH.RQNXUUHQ]XQWHUVFKLHG OLFKHU6LQQDQJHERWHPLWVLFKGLHJHPHLQVDPH:HUWRULHQWLHUXQJHQLQ)UDJHVWHOOHQ7HQGHQ ]LHOO EHI|UGHUQ GLHVH 3UR]HVVH GLH *HIDKU GHU (QWVROLGDULVLHUXQJ GHU *HVHOOVFKDIW XQG GHU $XVELOGXQJHLQHU!!DXWR]HQWULVFKHQ0HQWDOLWlW³ (Werner Weidenfeld 2001, 11)
Mit Verweis auf die Sozialraumperspektive Pierre Bourdieus und dem Wissen, dass durch das Kapital in all seinen Formen soziale Ungleichheiten und Unterschiede zwischen den Menschen hervorgerufen werden (vgl. Kap. IV. 1.), stellt sich die Frage, ob unter diesen Bedingungen überhaupt eine moderne Demokratiekultur von den Menschen und mit einer sozialräumlichen Sozialen Arbeit arrangiert werden könnte. Bedient man sich der putnamschen Perspektive und seiner Sozialkapitaltheorie, könnte der Sozialraum in seiner Beschaffenheit solidarisFKHUJHVWDOWHWZHUGHQÄ,P0LWWHOSXQNWGHU7KH orie des Sozialkapitals steht ein außerordentlich schlichter Gedanke: Soziale Netzwerke rufen :LUNXQJHQKHUYRU³3XWQDP*RVV 6LHHU]Hugen soziales Kapital, welches sich auf den sozialen Raum der Individuen positiv auswirken kann. Im Gegensatz zur bourdieuschen Sozialkapitalauffassung (vgl. Kap. IV. 1.1.) erfasst Putnam (2000) das soziale Kapital als gemeinschaftliche Ressource der sich verbündenden Menschen, die für den funktionalen Zusammenhalt einer demokratischen Gesellschaft zentrale Bedeutung hat. Für den krisengeschüttelten neo-liberalen Staat, der seiner Verantwortung nicht mehr ausreichend alleine gerecht werden kann, wird Sozialkapital zu einem aussichtsvollen Nachfolgekandidaten sozialpolitischer Rückzugsbewegungen (siehe BeriFKWGHU(QTXHWH.RPPLVVLRQÄ=XNXQIWGHV%U 105
JHUVFKDIWOLFKHQ (QJDJHPHQWV³ (V HUPöglicht sogar leichtere uZgänge zu ökonomiVFKHP .DSLWDO 'LH :HOWEDQN YHUZHLVW QLFKW ]XIlOOLJ DXI GLH SRVLWLYHQ (IIHNWH ³,QFUHDVLQJ HYLGHQFH VKRZV WKDW VRFLDO FRKHVLRQ VRFLDO FDSLWDO LV FULWLFDO IRU SRYHUW\ DOOHYLDWLRQ DQG VXVWDLQDEOH KXPDQ DQG HFRQRPLFGHYHORSPHQW´ (http://www.1.worldbank.org/prem/poverty/ VFDSLWDOLQGH[KWP 'LH0HQVFKHQN|QQHQGHPQDFKHWZDVHUUHLFKHQZHQQVLHVLFK]XHLQHPVR]LDOHQ1HW]ZHUN zusammenschließen und sich das Eigeninteresse mit dem GemeinVFKDIWVLQWHUHVVHEHUODJHUW Ä,QJUDSKLVFKHQ'DUVWHOOXQJHQYRQVR]LDOHQ1HW]ZHUNHQZHUGHQGLH1HW]ZHUNHLQKHLWHQ$N WHXUH DOV.QRWHQGDUJHVWHOOWZlKUHQGGLH1HW]ZHUNYHUELQGXQJHQ]ZLVFKen den sozialen EinKHLWHQ%H]LHKXQJHQ DOV.DQWHQDXFK5HODWLRQHQRGHUWLHVJHQDQQWLOOXVWULHUWVLQG'DVHLQ IDFKVWHVR]LDOH1HW]ZHUNVLQGGHPQDFK]ZHL3HUVRQHQ]ZLVFKHQGHQHQHLQH9HUELQGXQJEH VWHKW³ 5DXVFKIX )ROJOLFK DJLHUHQ 0HQVFKHQ LPPHU LQ VR]LDOHQ 1HW]ZHUNEH]LH KXQJHQZHQQVLHVR]LDOH,QWHUDNWLRQVOHLVWXQJHQYROO]LHKHQGLHLKQHQ9RUDOVDXFK1DFKWHLOH HLQEULQJHQ N|QQHQ 6LH XQWHUKDOWHQ VLFK SIOHJHQ *HVHOOLJNHLW XQWHUVWW]HQ VLFK JHJHQVHLWLJ WUHWHQLQ.RQWDNW]XHLQDQGHUXQGEHZLUNHQJOHLFKVDPHWZDVJHJHQGLHWHQGHQ]LHOOHQ,VRODWL RQV XQG 9HUHLQVDPXQJVSUR]HVVH GLH LQ XQVHUHU SRVWPRGHUQHQ :HOW DXIWUHWHQ N|QQHQ 'D QDFKKDEHQ6R]LDOH1HW]ZHUNHHLQH$XIIDQJIXQNWLRQIUGLH0HQVFKHQ6LHN|QQHQLQ.ULVHQ VLWXDWLRQHQ8QWHUVWW]XQJXQG5FNKDOWELHWHQXQGVR]XHLQHUZHUWYROOHQ6WW]HGHV/HEHQV ZHUGHQ6LHN|QQHQDEHUDXFKVHKUYHUHLQQDKPHQGVHLQLQGHPVLH:HUWHXQG1RUPHQIHVWOH JHQGHQHQPDQVLFKEHXJHQPXVVXPDP1HW]ZHUNWHLOKDEHQ]XGUIHQÄ:HQQHVHLQHGDX HUKDIWJHOWHQGH/HKUHDXVGHQIUKHQ6R]LDONDSLWDOGHEDWWHQJLEWGDQQGLHGDVVZLUQLFKWIRO JHUQN|QQHQ6R]LDONDSLWDOVHLLPPHUXQGEHUDOOHLQHJXWH6DFKH³3XWQDP*RVV *OHLFKZRKOLVWGLH7KHRULHGHV6R]LDONDSLWDOVIUGHQ6R]LDOUDXPLQV\QFKURQHU$UWXQG:HL VH DWWUDNWLY XQG KHUDXVIRUGHUQG ]XJOHLFK 6FKOLHOLFK ELHWHWsie dem sozialräumlichen Handlungsrahmen mit seinem demokratisch-emanzipatorischen Professionsanspruch eine m U set]XQJVDXVVLFKWWURW]DOOHU$PELYDOHQ]HQ:LGHUVWlQGHXQG'LIIHUHQ]HQGLe der gesellschaftliFKH )RUWVFKULWW LQ VLFK ELUJW Ä,URQLVFKHUZHLVH KHUUVFKW >MD .%@ JHUDGH LP $XJHQEOLFN GHV JU|WHQ7ULXPSKHVGHUOLEHUDOHQ'HPRNUDWLHDXFKLQGHQHWDEOLHUWHQ'HPRNUDWLHQ:HVWHXUR SDV 1RUGDPHULNDV XQG 2VWDVLHQV 8Q]XIULHGHQKHLW PLW GHU /HLVWXQJVIlKLJNHLW JURHU JHVHOO VFKDIWOLFKHU,QVWLWXWLRQHQGHUUHSUlVHQWDWLYHQ'HPRNUDWLH³HEG 'LHVH7HQGHQ]EHUKUW QLFKWXQZHVHQWOLFKGLH9LVLRQGHUVR]LDOUlXPOLFKHQ6R]LDOHQ$UEHLWZHOFKHDXFKLQ'HXWVFK ODQGZDKU]XQHKPHQLVW'LHDOWHLQJHVHVVHQHQ *HZHUNVFKDIWHQXQG3DUWHLHQKDEHQHLQHQLP PHQVHQ 0LWJOLHGHUVFKZXQG ]X UHJLVWULHUHQ %HVRQGHUV MXQJH 0HQVFKHQ NHKUHQ GHU 3ROLWLN 106
vermehrt den Rücken, so dass in den Medien gelegentlich auch das Wort der Politikverdrossenheit die Runde machte. Es vollzieht sich, wie es Claus Offe und Susanne Fuchs (vgl. 2001, 439) auf den Punkt bringen, eine politische und ideologische Ent-Differenzierung und Entfremdung von Parteien, Gewerkschaften und großen Interessensorganisationen, die tatsächliche festzustellen ist.
Ist die demokratische Idee einer sozialräumlichen Sozialen Arbeit deshalb gefährdet? Kann es in unserer heutigen Gesellschaft überhaupt JHOLQJHQ 0HQVFKHQ DQ GHQ ÄEHUKPWHQ³ UXQGHQ Tisch zu bringen, um sie für Begegnungen und Vernetzungs-/Kooperationsstrategien zu gewinnen? Hat sich der soziale Netzwerkgedanke überlebt? Kann mit der Initiierung von Netzwerken der Sozialraum der Menschen gerechter und solidarischer gestalten werden? Robert D. Putnam (2000, 283) schlussfolgert LQVHLQHP%HVWVHOOHUÄ%RZOLQJ$ORQH7KH&RO ODSVHDQG5HYLYDORI$PHULFDQ&RPPXQLW\³dass die gesellschaftlich-demokratischen Werte und Tugenden, wie Gemeinschaftlichkeit, Solidarität und ziviles Engagement - alles das, was Sozialkapital ausmacht -, von vier essentiellen Kräften bedroht ZHUGHQ Ä)LUVW SUHVVXUHV RI WLPH DQG PRQH\ LQFOXGLQJ WKH VSHFLDO SUHVVXUH RQ WZR FDUHHU IDPLOLHV « 6HFRQG VXEXUEDQL]DWLRQFRPPXWLQJDQGVSUDZO« 7KLUd, the effect of electronic entertainment above all, television - in privatizing our leisure time has been substantial. Fourth a most important, generational change - the slow, steady, and ineluctable replacement of the long civic generation by their less involved children and grandchildren - has been a very powerful IDFWRU´$XIJUXQGGLHVHU7UHQGVERZOHQLPPHUPHKU$PHULNDQHUDOOHLQH6LHÄERZOHQDORQH³ und entziehen sich zunehmend den Bowlingvereinen, obwohl sich die Sportart in einer booPHQGHQ 6LWXDWLRQ EHILQGHW Ä0RUH $PHULFDQV are bowling than ever before, but league bowling has plummeted in the last ten to fifteen\HDUV´HEG 'LHVLOOXVWULHUWQDFK3XW nam den generellen Rückgang des Sozialkapitals in der demokratischen Gesellschaft, der drastische ökonomische und soziale Folgen nach sich zieht. Die Betreiber der hiesigen Bowlingbahnen erleiden durch diese Entwicklung einschneidende %HHLQWUlFKWLJXQJHQÄ/HDJXHERZOHUVFRQVXPHWKUHHtimes as much beer and pizza as do solo bowlers, and the money in bowling is in the bHHUDQGSL]]DQRWWKHEDOOVDQGVKRHV³HEG 113).
Für Putnam ist das kollektive Sozialkapital ein Resultat sozialer Netzwerke, das messbar ist YJO HEG ± XQG JQVWLJH 6R]LDOUDXPEHdingungen beeinflussen kann. Es korreliert
107
beispielsweise mit der förderlichen Entwicklung von Kindern (ebd., 296ff), einer niedrigen Sterblichkeitsrate (ebd., 330) und einer besseren öffentlichen Sicherheit (ebd., 309).
Deshalb möchte ich in dem vorliegenden Kapitel Robert D. Putnams Forschungssurvey zum sozialen Kapital nicht definitiv beurteilen und seine Schlussfolgerungen in letzter Konsequenz hinterfragen. Vielmehr geht es mir um die Entdeckung und Nutzbarmachung von verwendbaren Anschlussstellen, die in seinem Buch Ä%RZOLQJ$ORQH³3XWQDP XQGLQGHULQWHU QDWLRQDOHQ9HUJOHLFKVVWXGLHÄ*HVHOOVFKDIWXQG*HPHLQVLQQ³3XWQDP>+UVJ@ GXUFKDXV zu finden sind. Ebenso ist mir bewusst, dass ich mit dem Aufgreifen des putnamschen Aspekts zum Sozialkapital in einen sehr aktuellen und kontroversen Diskurs eintrete, vor dem auch die Soziale $UEHLWQLFKW+DOWJHPDFKWKDWYJO.HVVO2WWR>+UVJ@ 2EHQGUHLQLVWGLH6R]LDOH1HW]ZHUNDUEHLWMDDXFKÄHLQÄ0HJDWUHQG³GHUVR]LDOSlGDJRJLVFKHQ 0HWKRGHQGLVNXVVLRQ VHLW GHQ VLHE]LJHU -DKUHQ³ *DOXVNH VR GDVV GLH 1HW]ZHUN perspektive für die Soziale Arbeit kein fremdes Terrain darstellt. Netzwerkanalysen, NetzZHUNNDUWHQ XQG 0HWKRGHQ GHV (FR0DSSLQJV VHtzen explizit auf die Ressourcenenthüllung HJR]HQWULHUWHU 1HW]ZHUNH (LQ HJR]HQWULHUWHV 1HW]ZHUN LVW ÄHLQ $XVVFKQLWW DXV GHP WRWDOHQ Netzwerk, das die sozialen Beziehungen (KanteQ HLQHU 3HUVRQ(JR ]XDQGHUHQ0HQVFKHQ (Alteri) sowie deren Beziehungen untereinander umfasst. Die Unterscheidung zwischen der im Zentrum stehenden Person (Ego) und den anderen Netzpersonen (Alteri) ist typisch für die HJR]HQWULHUWH 1HW]ZHUNDQDO\VH³ 5DXFKIX 'LH KLOIHEHUHFKWLJWHQ 0HQVFKHQ XQG LKUH+HOIHU,QQHQHUNHQQHQGDGXUFKZHOFKHqualitativen und quantitativen Sozialbeziehungen im Feld vorhanden sind, um daraus niedrigschwellige Unterstützungen gewinnen zu können23. 0LW(LQ]XJGHUVR]LDOUlXPOLFKHQ6R]LDOHQ$UEHLWGLHHEHQIDOOVGDUDXIDXVLVWÄNRRSHUDWLYXQG YHUQHW]HQG]XDJLHUHQ³+LQWH XQGPit Retrospektive auf die Entwicklung der So]LDOUDXPGLVNXVVLRQYJO.DS,, ZLUGXQYHUNennbar, dass das Wissen und die Kenntnis um GLHQW]OLFKHQ(IIHNWHVR]LDOHU1HW]ZHUNHXQG*HPHLQVFKDIWHQQLFKWSKlQRPHQDOQHXLVW -HGHQIDOOVZLGPHLFKPLFKGHU7KHRULHGHV6R]Lalkapitals, um die darin enthaltenen AussichWHQXQG+RIIQXQJHQIUGLHVR]LDOUlXPOLFKH6R]LDOHArbeit kritisch zu diskutieren. Nicht zuOHW]WVROOMDGHUVR]LDOH5DXP]XHLQHPKDOWEDUHQQLHGULJVFKZHOOLJHQ+LOIHQHW]ZHUNZHUGHQ in dem alle Akteure, egal aus welchem Ressort oder beruflichen Feld, ihren solidarischen Bei23
108
Darüber hinaus lassen sich solche Netzwerkanalysen in intensiverer Form darstellen, in dem man schwache, starke, konfliktreiche, besonders intensive, energiereiche oder -zehrende Beziehungen darstellt.
trag leisten. Soziale Netzwerkbeziehungen sind jedoch durch eine hybride Komplexität gekennzeichnet. Von daher bedarf es erheblicher Anforderungen, um aus diesen, aber auch aus neuen, künstlichen Netzwerkstrukturen, Sozialkapital katalysieren zu können.
Bei genauerer Untersuchung kann eine innovative, sozialräumliche Soziale Arbeit im Sozialraum durchaus einen Pool voller Potenziale finden. Meine These ist: Soziale Netzwerkbeziehungen unterliegen einem einschneidenden Wandel, der mit den sich umwälzenden politischen, religiösen und zivilen Interesse der Menschen einhergeht. Unserer Netzwerkverbindungen sind lockerer, offener und spontaner, denn je. Deshalb erzeugen sie nicht geringfügigeres Sozialkapital. Ihr Einfluss hat allerdings einen anderen Stellenwert bekommen, welcher sich durch die Rivalität mit den postindustriellen Errungenschaften unserer Gesellschaft in einem konstanten Gefährdungsmoment befindet. Mit diesem Spannungsfeld muss sich eine sozialräumliche Soziale Arbeit auseinandersetzen. Sie steht im Wettbewerb mit einer konsumorientierten und einnehmenden, kapitalistischen Gesellschaft, die unsere Partner zu passiven Konsumenten unserer Angebote werden lässt, obwohl diese selbst kreative Wege der Wahrnehmung und Entdeckung ihrer Wünsche und Bedürfnisse erwägen sollten, um eine moderne Demokratie möglich werden zu lassen.
Betrachten wir zuvor jedoch die Heterogenität des Sozialkapitals, um daran anschließend die damit einhergehenden Sozialraumerwartungen an das kollektive Sozialkapital zu erörtern.
2.1.
Die Heterogenität des Sozialkapitals - ein Ordnungsversuch
Das Sozialkapital von Netzwerken ist nicht einfach zu identifizieren. Es tritt in der Realität in heterogener Konstellation auf und ist dermaßen typologisierbar: (1.) Mit Sozialkapital kann sowohl der individuelle als auch der kollektive Aspekt dieser Kapitalsorte gemeint sein (vgl. Putnam 2000, 20). Sie hat jedenfalls zweierlei Wirkungen: Einerseits kann soziales Kapital zum Erhalt und zur Stabilität der modernen Demokratie beitragen und ökonomische Transaktionskosten deutlich verringern, andererseits haben die einzelnen Netzwerkakteure einen persönlichen Nutzen von ihrer Zugehörigkeit in einer Vereinigung. Das bourdieusche Verständnis über das soziale Kapital hat dies ja sehr deutlich aufgezeigt (vgl. Kap. IV. 1. 1.). Wer zu einer bestimmten Gruppe durch den Einsatz seines individuellen Sozialkapitals einen dauerhaften Zugang hat, kann für sich Kapitalvorteile erschließen. Nicht selten haben Menschen aus ihrem engeren Freun109
des- und Bekanntenkreis weiterreichende Verbindungen zu anderen Individuen, die wiederum in anderen NetzwerkkonstellatiRQHQDJLHUHQ'XUFKÄ%HNDQQWVFKDIWHQEHUGUHL(FNHQ³GHP Ä9LWDPLQ %H]LHKXQJ ³ NDQQ HV passieren, dass man einen JRE ILQGHW HLQHQ KDQGZHUNOLFK EHJDEWHQ0HQVFKHQDXVILQGLJPDFKWGHUHLQHPGDV$XWRUHSDULHUWRGHUJDQ]DOOJHPHLQIRU muliert: Ressourcen, die vorher nicht gegenwärtig ZDUHQ ZHUGHQ GDGXUFK YHUIJEDU 'DV setzt aber voraus, dass der Mensch Beziehungen eingehen kann. Ohne einen kontinuierlichen ]ZLVFKHQPHQVFKOLFKHQ (LQVDW] VLQG GLHVH (IIHNWH XQP|JOLFK :HU EHU HLQ XQ]XUHLFKHQGHV subjektives SozialkapitalvolumHQ YHUIJW NDQQ VR]LDOH 1HW]ZHUNH QLFKW LQ GLHVHU 4XDOLWlW erschließen, so dass die sozialen Gegensätze im6R]LDOUDXPZHLWHUIRUWEHVWHKHQEOHLEHQ 'DQHEHQOlVVWVLFKVR]LDOHV.DSLWDOLQIRUPHOOHVXQGLQIRUPHOOHVHLQWHLOHQYJO3XWQDP Goss I Formelles Sozialkapital lässt VLFK KlXILJ EHL MXULVWLVFKHQ 3HUVRQHQ ZLH ]XP%HLVSLHOHLQJHWUDJHQHQ9HUHLQHQ%UJHUVWLIWXQJHQRGHUJHPHLQQW]LJHQ*PE+VILQGHQ Diese Organisationen zeichnen sich dadurch aus, dass sie Mitgliedsbestimmungen und spezielle Außenvertretungsrechte IHVWVFKUHLEHQ VRZLH 6DW]XQJV XQG 9HUHLQLJXQJV]LHOH YHUIRO gen. Um in einen Verein eintreteQ ]X N|QQHQ PXVV PDQ JHZLVVH =XJDQJVNULWHULHQ HUIOOHQ XQG 0LWJOLHGVEHLWUlJHEH]DKOHQ=XGHPKDWPDQOHGLJOLFKPLWGHP*UHPLXPGHU0LWJOLHGHUYROO versammlung eine wirksame basisdemokratische SWLPPHXPGHQ9HUHLQLQHLQHDQGHUH=LHO ULFKWXQJOHQNHQ]XN|QQHQ(VVHLGHQQGHU9RUVWDQGOHJWJURHQ:HUWDXIGLH7UDQVSDUHQ] XQG :LUNVDPNHLW YRQ 0LWJOLHGHUUHFKWHQ ZHOFKH EHU GLH (LQIOXVVVSKlUH GHU 9ROOYHUVDPP lung hinausgehen. 'HVJOHLFKHQVLQGGLH.RRSHUDWLRQVUXQGHQGHUVR]LDOraumorientierten Sozialen Arbeit in aller 5HJHOIRUPHOOHU1DWXU(VVWHKW]XPHLVWIHVWZHOFKH7UlJHUGDUDQWHLOQHKPHQZHOFKH,QKDOWH diskutiert werden und was dieses Gremium bH]ZHFNHQVROO'LH$UEHLWVJHPHLQVFKDIWHQQDFK 6*% 9,,, RGHU GLH QHX JHJUQGHWHQ 6R]LDOUDXPWHDPV VLQG VROFKH 5lXPH GHV $XVWDX sches, bei denen nur selten die EHWURIIHQHQ%UJHUDQZHVHQGVLQG 6R]LDOHV.DSLWDOLQIRUPHOOHU+LQVLFKW]HLFKQHWsich also durch das Vorhandensein starrer und strenger Vereinigungsregelungen aus, GLHRIWJHVHW]OLFKJHUHJHOWVLQG Informelles Sozialkapital LVWUHODWLYORVHXQGXQJHEXQGHQ(Vexistiert in zeitweiligen, sponWDQHQ=XVDPPHQNQIWHQRGHU7UHIIHQGLHDOVVROFKHQLFKWLPPHU]XLGHQWLIL]LHUHQVLQG(LQ JHPHLQVDPHV$EHQGHVVHQPLWGHQ.ROOHJHQHLQH$XWRIDKUWPLWHLQHPJXWHQ)UHXQGRGHUGDV QDFKEDUVFKDIWOLFKH*HVSUlFKDXIGHP7UHSSHQIOXUN|QQHQVROFKH(UHLJQLVVHLQIRUPHOOHQ6R ]LDONDSLWDOV ZHUGHQ ,QVRIHUQ ZLUG GLHVH $UW des Sozialkapitals nichW XQEHGLQJW DXI GHQ %H 110
hördengängen des Jugendamtes entstehen, wo die Bürger zu den Sprechzeiten darauf warten, zu ihrer zuständigen Sozialarbeiterin zu gelangen. Letztlich braucht informelles Sozialkapital eine Atmosphäre der Gastfreundschaft und Gewünschtheit. Die Menschen müssen sich dazu inspiriert fühlen, miteinander zwanglos ins Gespräch zu kommen, um eventuell gegenseitige Hilfeleistungen oder Projektideen zu ersinnen. Ä0DQFKH)RUPHQYRQ6R]LDONDSLWDOVLQGGLFKWPLWHLQDQGHUYHUZREHQ« (VJLEWMHGRFK auch sehr dünn geflochtene, fast unsichWEDUH*HZHEHYRQ6R]LDONDSLWDO³HEG Dichtes Sozialkapital existiert in sozialen Netzwerken, die zeitlich und räumlich eng miteinander verbunden sind. Die Menschen stehen in direkter, intimer Beziehung zueinander. Sie kennen sich gut und die Verbindungen im sozialen Netzwerk sind peUVRQHQEHUVFKQHLGHQG'LH)D PLOLH VR]LDOSlGDJRJLVFKH :RKQSURMHNWH RGHU LQWHQVLYH )UHXQGHVNUHLVH VLQG VROFKH HQJPD schigen Sozialkapitalgebilde, in denen fast jeder den anderen kennt.
Dünnes, flüchtiges Sozialkapital begegnet uns fast täglich, weQQZLU8%DKQIDKUHQHLQNDX fen gehen oder in einer Kneipe sitzen. Wir seKHQXQVIOFKWLJVFKDXHQXQVDQXQGHLQH6H kunde später verlieren wir uns schon wieder auVGHQ$XJHQ'LHVHVGQQH%DQGVR]LDOHQ.D pitals hat keine unwesentliche Wirkung. Wer schon einmal irgendwo registriert wurde, bleibt immerhin im Gedächtnis der anderen Person fragmentarisch bestehen. Auf dieser sozialen Netzwerkbeziehung kann man durchaus aufbauen, wenngleich sie sehr schwach ausgeprägt LVW3XWQDPXQG*RVVHEG HUZlKQHQLQGLHVHP=XVDPPHQKDQJGLH1HW]ZHUNGLIIHUHQ]LH rungen des Soziologen Mark Granovetter, der ]ZLVFKHQVWDUNHQXQGVFKZDFKHQ1HW]ZHUNEH ]LHKXQJHQ XQWHUVFKHLGHW Ä*UDQRYHWWHU ZLHV darauf hin, dass schwache Bindungen bei der -REVXFKHZLFKWLJHUVLQGDOVVWDUNH%LQGXQJHQ³HEG (LQHDQGHUH'LIIHUHQ]LHUung ergibt sich aus der Aufteilung zwisFKHQLQQHQXQGDXHQ orientierten SozialkaSLWDOYJOHEGI Innenorientiertes Sozialkapital bezieht sich auf die Interessenswahrung der Netzwerkmitglieder, während sich außenorientiertes Sozialkapital auf den Bestand und die Verbesserung lokaler und gemeinschaftlicher Anliegen konzentriert. Betriebsräte, Selbsthilfegruppen oder Sportinitiativen erzeugen das VR JHQDQQWH LQQHQRULHQ tierte soziale Kapital. Organisationen wie GreeQSHDFH$PQHVW\,QWHUQDWLRQDO7LHUVFKXW]YHU HLQH .LQGHU XQG -XJHQGYHUElQGH N|QQHQ GHU DXHQRULHQWLHUWHQ 9DULDQWH ]XJHUHFKQHW ZHU den.
111
(5.)Die w ichtigste Sozialkap ita
lunterscheidung ist die zw ischen ÄEULGJLQJRULQFOXVLYH DQG
ERQGLQJ RU H[FOXVLYH ´ 3XWQDP GDV KHLW ]ZLVFKHQ EUFNHQELOGHQGHP XQG ELQ GHQGHP 6R]LDONDSLWDO Ä!!%UFNHQELOGHQGHV 6R]LDONDSLWDO EH]LHKW VLFK DXI VR]LDOH 1HW] ZHUNHGLHY|OOLJXQWHUVFKLHGOLFKH0HQVFKHQ]XVDPPHQEULQJHQ!!ELQGHQGHV6R]LDONDSL tal EULQJWLQHLQLJHQ3XQNWHQZLH(WKQL]LWlW$OWHU*HVFKOHFKWsoziale K lasse usw .)ähnliche 0HQVFKHQ]XVDPPHQ³3XWQDP*RVV 6R]LDOH 1HW]ZHUNH PLW Brückenbildendem Sozialkapital N|QQHQ XQHUUHLFKEDUH 0HQVFKHQ LPVR]LDOHQ5DXPPLWHLQDQGHUYHUELQGHQXQGVRDOV]ZHFNGLHQOLFKH*DUDQWHQIUGHQ$EEDX gesellschaftlicher U ngleichheiten dienen. Wie sc
hw ierig es allerdings
LVW GLH 0HQVFKHQ PLW
ihren unterschiedlichsten SoziDOUDXPSRVLWLRQHQ PLWHLQDQGHU ]XVDPPHQ ]X EULQJHQ ZLVVHQ ZLUEHUHLWV'HU5DXPGHU/HEHQVVWLOHHUVFKZHUWGLHhEHUEUFNXQJYRQJUDYLHUHQGHQ'LIIH UHQ]HQ9RQDOOHLQHZLUGHVNDXPP|JOLFKVHLQEUFNHQELOGHQGHV6R]Lalkap ital erzeugen zu N|QQHQ Ä:HQQHLQHZDFKVHQGH%HY|ONHUXQJJDUQLFKWGLH0|JOLFKNHLWHUKlOW]LYLOH(LQVWHOOXQJHQ]X HUOHUQHQ³HEG ZHLOVLHQLFKt die notw endige staatliche nU
WHUVWW]XQJHQ erhält und sich
PLW PDQJHOQGHQ /HEHQVEHGLQJXQJHQ DUUDQJLHUHQ PXVV JHULQJHV |NRQRPLVFKHV .DSLWDO XQG EHODVWHQGHUSK\VLVFKHU5DXP NDQQVLFKLQGLYLGXHOOHV6R]LDONDp ital und kulturelles aKiptal NDXPDQVDPPHOQ2KQH%LOGXQJ)|UGHUXQJXQGHLQHP)UHLUDXPIUGDV(USUREHQGHPRNUD WLVFKHU3ULQ]LSLHQVLQGQXUHOLWlUH%HY|ONHUXQJVWHLOHXQG*HPHLQVFKDIWHQLQGHU/DJHSRVLWL YHV 6R]LDONDSLWDO ]X HU]HXJHQ =X GLHVHP =ZHFN NDQQ HLQH VR]LDOUlXPOLFKH 6R]LDOH $UEHLW SUlGHVWLQLHUW VHLQ LP 6R]LDOUDXP GHU 8QJOHLFKKHLWHQ 9HUELQGXQJHQ ]ZLVFKHQ GHQ (QWIHUQ WHVWHQ ]X LQLWLLHUHQ XQG DXVJOHLFKHQGH hEHUIKUXQJHQ ]X HQWZLFNHOQ WURW] GHU KDELWXHOOHQ %HVRQGHUKHLWHQMHGHV(LQ]HOQHQ Bindendes Sozialkapital KLQJHJHQ HQWVWHKW LQ DOOHU 5HJHO EHL SULPlUHQ RGHU PLNURVR]LDOHQ 1HW]ZHUNHQ )DPLOLlUH YHUZDQGWVFKDIWOLFKH XQG IUHXQGVFKDIWOLFKH %H]LHKXQJHQ JHK|UHQ ]X GLHVHP1HW]ZHUNW\SYJO*DOXVNH GHUHLQHKRKHVXEMHNWLYH6R]LDONDSLWDODXIZHQ GXQJHUIRUGHUWÄ3ULPlUH1HW]ZHUNHYHUODQJHQ]XPLQGHVWPLWJHZLVVHU.RQWLQXLWlWQDFKGL UHNWHQXQPLWWHOEDUHQSHUV|QOLFKHQ.RQWDNWHQQDFKÄIDFHWRIDFH³%H]LHKXQJHQ³HEG 'DV ELQGHQGH 6R]LDONDSLWDO ]LUNXOLHUW LQQHUKDOE GLHVHV VR]LDOHQ 1HW]ZHUNV (V ELHWHW 5FNKDOW 6WDELOLWlWXQGWUlJW]XPSK\VLVFKHQ:RKOEHILQGHQGHV,QGLYLGXXPVEHL Dagegen erzeugt eine zu starNHLQWHUQH$XVULFKWXQJXQJHDKQWH*HIDKUHQÄ:HQQLKQHQ>GHQ 1HW]ZHUNHQ.%@GLHQDWUOLFKHQ(LQVFKUlQNXQJHQIHKOHQGLHVLFKHUJHEHQZHQQLKUH0LW JOLHGHU XQWHUVFKLHGOLFKH 3HUVSHNWLYHQ XQG VLFK EHUNUHX]HQGHQ 9HUELQGXQJHQ PLWEULQJHQ³ 3XWQDP*RVV VWHLJW GLH :DKUVFKHLQOLFKNHLW PDNDEHUHU XQG JHIlKUGHQGHU 1HW] 1 2
werkinhalte. So gesehen, ist Sozialkapital als Resultat sozialer Netzwerke im Verständnis einer modernen Demokratie nicht immer als fortschrittlich zu bewerten. Gewalttätige Vereinigungen, rechtsextremistische Organisationen oder Sekten haben alles andere im Sinn, als für das Gemeinwesen und den sozialen Raum Unterstützungsleistungen entstehen zu lassen. Insofern müssen solche Gemeinschaften durch Brückenarrangements geöffnet werden. Ferner haben Multiproblemfamilien oft nicht genügende Begegnungschancen in ihrem Umfeld. Sie „igeln“ sich ein und ziehen sich zurück, bis ihnen die Probleme über den Kopf wachsen, weil sie keine Verbindungen finden beziehungsweise eingehen wollen. Ihr Sozialkapital hat dann negative, bindende Ausbildungen angenommen. „In der Praxis sind allerdings die meisten Gruppen brückenbildend und bindend zugleich“ (ebd.), so dass alle Vorteile der beiden Sozialkapitalformen genutzt werden könnten.
Die abschließende Sozialkapitalübersicht (Abbildung 7) dient dem besseren Verständnis über die verschiedenartigen Sozialkapitaltypen und ihrer Netzwerke, wie sie als solche in der Praxis nicht absolut auseinander zu halten sind. Sie kommen eher in querschnittsartigen Variationen vor.
Abbildung 7: Sozialkapitalübersicht
Sozialkapital individuelles / kollektives
formelles / informelles
dichtes / dünnes
innen- / außenorientiertes
brückenbildendes / bindendes
2.2.
Sozialkapital als Garant für einen solidarischen Sozialraum?
Sozialkapital als Handlungsressource von Menschen in gemeinnützigen Netzwerkbeziehungen ist sehr heterogen und förderlich zugleich. Die sozialen Akteure helfen sich untereinander und binden den Einzelnen in ein gemeinschaftliches Leben ein. Menschen sind ja nicht ohne Grund soziale Wesen. Sie benötigen gesellschaftliche Kontakte, die sie zu dem machen, was sie sind: integrationsbedürftige Individuen, von denen die wenigsten darauf aus sind, zurückgezogen und vereinsamt zu leben. „Soziale Netzwerke umfassen also präventive, 113
kurative und rehabilitive Funktionen, die Belastungen verhindern, lindern und Hilfe nach eingetretener Schädigung geben solleQ« 6R]LDOH1HW]ZHUNHZHUGHQ allerdings nicht gebildet, XP3UREOHPHXQG%HODVWXQJHQ]XYHUPHLGHQVRQGHUQZHLO]ZLVFKHQPHQVFKOLFKH%H]LHKXQ JHQ *HERUJHQKHLW XQG 'D]XJHK|ULJNHLW YHUPLWWHOQ und Rückmeldungen über sich selbst erP|JOLFKHQ³*HUKDUGHU 5REHUW'3XWQDP RIIHQEDUWLQGHP8Qtertitel seines Buches Ä%RZOLQJ$ORQH³QLFKW ]X8QUHFKWGDVVGLHVR]LDOHQ1HW]ZHUNHGHU0HQVFKHQHLQHm beunruhigenden Kollaps unterliegen und gleichsam eine Wiederbelebung gemeinschaftlicher und solidarischer Werte und 7XJHQGHQ LQLWLLHUW ZHUGHQ PVVWH $Q GLHVHP ,QWHUIDFH PVVH GHPQDFK GLH VR]LDOUlXPOLFKH 6R]LDOH$UEHLWRSHULHUHQXPGLH3HUVRQHQZLHGHUIUPHKU*HPHLQVLQQ]XEHJHLVWHUQ$OOHU GLQJV XQWHUOLHJW GDV ]X ÄDNWLYLHUHQGH³ EUJHUVchaftliche Engagement nicht unbedeutenden +LQGHUQLVVHQ3XWQDPHEG VWHOOWVRJDUGLHSURYRNDQWH)UDJHÄ:KDt killed Civic EnJDJHPHQW"³XPGDIUYLHOHHUGHQNOLFKH$QWZRUWHQDQ]XIKUHQ
Ä%XVLQHVVDQGWLPHSUHVVXUH
Economic hard times
7KH PRYHPHQW RI ZRPHQ LQWR WKH SDLG ODERU IRUFH DQG WKH VWUHVVHV RI WZRFDUHHU families
Residential mobility
6XEXUEDQL]DWLRQDQGVSUDZO
Television, the electronic revolution, and other technological changes
Changes in the structure and sFDOHRIWKH HFRQRP\«
Disruption of marriage and family ties
*URZWKRIWKHZHOIDUHVWDWH« ´HEG
,QGHU*HJHQZDUWGHVJOREDOLVLHUWHQ.DSLWDOLVPXVZLUGGDV6R]LDONDSLWDOVR]LDOHU1HW]ZHUNH durch die Verknappung von Zeit und Geld immer unsicherer. Die hohe $UEHLWVORVLJNHLW LQ 'HXWVFKODQGWUlJWGD]XEHLGDVVYLHOH0HQVFKHQVLFKDP5DQGHGHV([LVWHQ]PLQLPXPVEH finden. Wenn sie einen Job haben, führt dies nichWVHOWHQGD]XGDVVVLHVLFKHLQHPDQJHVSDQQ WHQ$UEHLWVYHUKlOWQLVDXVJHVHW]WVHKHQ6LHDEVROYLHUHQOLHEHU]DKOORVHXQEH]DKOWHhEHUVWXQ den, lassen sich nur selten krankschreiben und NRQ]HQWULHUHQVLFKYROOHQGVDXIGLH$XVEXQJ LKUHV%HUXIHVXPQLFKWDPQlFKVWHQ7DJZHJHQPDQJHOQGHU%HUHLWVFKDIWJHNQGLJW]XZHU den.
114
Nichts scheint mehr so sicher wie die Unsicherheit unserer individuellen Lebensplanung. Die berufliche Karriere ist Umwegen, Auszeiten und Umqualifizierungsnotwendigkeiten ausgesetzt. Der erlernte Erstberuf bietet schon lange nicht mehr eine ökonomische Garantie für ein sorgenfreies und zukunftssicheres Leben. Wer heute studiert, muss damit rechnen, dass er PRUJHQ$UEHLWVORVHQJHOG,,EH]LHKHQN|QQWHÄ)U die Heranwachsenden bedeutet dies, dass ihr Lebensweg immer weniger planbar ist, es sein denn, dass die Instabilität selbst GegensWDQGGHU3ODQXQJZHUGHQN|QQWH³%0)6)->+UVJ@ 'DQHEHQKDWGLH(PDQ]LSDWLRQGHU)UDXHQGD]XJHIKUWGDVVGLHVHHEHQVRZLHGLH0lQQHU LP%HUXIVOHEHQVWHKHQXQGVLFKQLFKWPHKUDXVUHLFKHQGXPGLH)DPLOLHXQGVR]LDOH.RQWDNWH NPPHUQN|QQHQÄ:RPHQKDYHWUDGLWLRQDOO\LQYHsted more time than men in social connecWHGQHVV³3XWQDP ZHVKDOb durch diese Entwicklung eine Lücke klafft, die bisher QLFKWJHVFKORVVHQVFKHLQWÄ7KHHPHUJHQFHRIWZRFDUHUIDPLOLHVRYHUWKHODVWTXDUWHURIWKH WZHQWLHWK FHQWXU\ SOD\HG D YLVLEOe but quite modest role in the erosion of social capital and FLYLF HQJDJHPHQW³ HEG ZHLO GLH /HEHQVhaltungskosten immer kostspieliger werden, Kinder zu einem Armutsrisiko geworden sind und die Arbeitsplatzsicherheit heutzutage nicht PHKUJHJHEHQLVW'DGXUFKVLQG)DPLOLHQPLWWOHUweile im gesteigerten Umfang auf zwei Einkommen angewiesen. Die Institution Ehe und die traditionellen familiären Lebensformen haben sich im selben Zuge überlebt. Wir registrieren die Zunahme von 3DWFKZRUN 6WLHI XQG (LQ.LQG)DPLOLHQ JH nauso wie den Rückgang der Geburtenrate und die allgemeine demographische Vergreisung VLHKHDXFK%0)6)->+UVJ@ ,QVRIHUQLVWGDVHPDQ]LSDWRULVFKH%HVWUHEHQGHU)UDXHQQDFK$QHUkennung und GleichberechWLJXQJNHLQÄ6R]LDONDSLWDONLOOHU³DQVLFK9LHOPHKUZHUGHQGLH0HQVFKHQLQXQVR]LDOHQHR kapitalistische Lebenskonzessionen gedrängt, die Unsicherheit, 6WUHVV 8Q]XIULHGHQKHLW XQG 'ULIWYHUP|JHQ SURYR]LHUHQ YJO 6HQQHW Dauerhafte Netzwerkbeziehungen werden dadurch erschwert. Hinzu kommt die Existenz einer entfremdeQGHQ=HLWQRW'LH$QIRUGHUXQJHQXQG%HODVWXQJHQ des Alltags erfordern ein berechenbares ZeitmaQDJHPHQW'HU7DJPLWVHLQHQYLHUXQG]ZDQ]LJ 6WXQGHQ ZLUG LPPHU JHUHJHOWHU XQG ELHWHW GDGXUFK XQ]XOlQJOLFKH )UHLUlXPH 'LH -REV VLQG nicht mehr im immediaten Wohnumfeld zu finden, so dass viele einen langen Arbeitsweg KLQQHKPHQ XP EHUKDXSW HLQHU EH]DKOWHQ 7lWLJNHLW QDFKJHKHQ ]X GUIHQ Ä,Q VKRU W ZH DUH spending more and more time alone LQWKHFDU³3XWQDP
115
Mobilität und die Ausdehnung weiter urbaner SiHGOXQJVUlXPHYJOHEG± ODVVHQ das Zusammenkommen der Menschen unwahrscheinlicher werden. Wir sind zu einer mobilen Lebensgestaltung aufgefordert, haben nicht selten einen Fuhrpark mit zwei bis drei Autos und leben in einer verkürzten Zeitdimensionierung. Die Menschen organisieren sich im zunehmenden Maße, führen dicht gedrängte Terminkalender und sind froh, wenn sie ihren FeierDEHQG UXKLJ YHUEULQJHQ N|QQHQ ³7KHVH KDUULHd souls do spend less time eating, sleeping, reading books, engaging in hobbies, and justGRLQJQRWKLQJ³HEG 'LHZHQLJHQXQDE hängigen Stunden sind zu einem hohen Heiligtum geworden, das bewusst eingeteilt wird. Nicht selten stehen dabei individuelle Bedürfnisse nach Entspannung und Ruhe im Vordergrund. Eine gemeinschaftliche Verbindlichkeit wird durch diesen verplanten und überladenen Lebensalltag zur ungeliebten Bürde. Zwar haben Telefon, Handy und das Internet dazu beigetragen, dass das zeitliche Defizit unserer in Funktionseinheiten separierten Gesellschaft teilweise aufgefangen werden konnte, trotzdem benötigen soziale Beziehungen immer noch einen unablässigen persönlichen Kontakt, der virtuell nicht hinreichend aufgefangen werden kann.
Die finanzielle Nöte und Sorgen der Familien sind ein zusätzlicher Beweggrund sich dem *HPHLQZHVHQ ]X HQW]LHKHQ Ä$V P\ HFRQRPLF situation becomes more dire, my focus QDUURZVWRSHUVRQDODQGIDPLO\VXUYLYDO³HEG 0HQVFKHQPLWHLnem engen finanziellen Spielraum bilden bindendes Sozialkapital, welches nach innenorientiert ist, um der Familie zu helfen und sie vor dem Ruin zu beschützen. Sie haben schlichtweg keinen freien Kopf für gemeinschaftliche Fragestellungen und Probleme. Die Solidarität und das Teilhabebemühen der Einzelnen werden durch finanzielle Engpässe entschieden eingeschränkt. Darüber hinaus sind viele Netzwerktätigkeiten mit Kosten verbunden. Das Engagement in einem Sportverein oder in einer Selbsthilfegruppe kostet auch GeOG 0LWJOLHGVEHLWUlJH )DKUWNRVWHQ HWF 'LH Individuen können sich also nur beteiligen, wenn sie ausreichendes ökonomisches Kapital haben beziehungsweise sich nicht um die Mietrückstände der letzten zwei Monate Gedanken PDFKHQPVVHQÄ'LHSRVLWLYH.RUUHODWLRQ]ZLVchen hohen Einkommen und der Bereitschaft in Vereinigungen wird durch eine Reihe von 8QWHUVXFKXQJHQEHVWlWLJW« 'HQQPDWHULHOOHV Wohlbefinden ist nicht nur eine Funktion der Einkommenshöhe, sondern auch der (antizipierWHQ (LQNRPPHQVVLFKHUKHLWXQGGHU9HUIJEDUNHLWYRQ)UHL]HLW³2IIH)XFKVI Ä2QHSUDFWLFDOZD\WRLQFUHDVHFRPPXQLW\HQJDJHment in America would be to make it easier IRUZRPHQDQGPHQWRR WRZRUNSDUWWLPHLIWKH\ZLVKHG³3XWQDP ,Q'HXWVFK land wäre der Ausbau von Halbtagsanstellungen ebenso eine denkbare Lösung, obschon die 116
Tendenz in andere Richtung geht. Die Menschen sollen immer mehr arbeiten und verfügen partiell schon jetzt über zwei Teilzeitjobs, um überhaupt genügend Einkommen zu beziehen. Unterdessen suchen die Arbeitslosen vergeblich nach freien Stellen. DabeLÄLVW$UEHLWVORVLJ keit generell ein Zustand, in dem die Menschen von sozialen Interaktionen isoliert werden und der ihr Selbstvertrauen sowie das Vertrauen unterminiert, das sie bei anderen Menschen JHQLHHQ³2IIH)XFKV ,QVRIHUQVLQGQLFKWDOOHVR]LDOHQ$NWHXUHHLQHPEHODVWHQ den Zeitdruck ausgesetzt. Arbeitslose können sich ja kaum vor freier Zeit retten. Sie können diese bloß nicht nutzen, weil sie sich abgeschobeQQLFKWJHEUDXFKWXQGZHUWORVIKOHQhEHU dies zwingt sie ihr mangelndes, ökonomisches Kapital in eine PDUJLQDOLVLHUWH6LWXDWLRQZHO che die Lebensqualität und die Partizipationsgelegenheiten deutlich einschränkt. 'DQHEHQYHUXUVDFKWGLH/DQG6WDGW9HUVFKLHEXQJJUDYLHUHQGH9HUVWlGWHUXQJVSUR]HVVH0DQ che Gebiete Deutschlands gleichen mittlerweile einer unbesiedelten Einöde, während größere Städte einen immensen ZulaufHUIDKUHQKDEHQ0DQFKH*HPHLQGHQDP5DQGHGHU6WDGWZXU den von einer massiven Bevölkerungsinvasion überraVFKWGDVLFKGLH0HQVFKHQDXIGLH%DO lungszentren zu bewegen, die ihnen Inklusionsperspektiven offerieren. 3DUDOOHOGD]XDQRQ\PLVLHUHQXQGÄYHUVLQJHOQ³GLH,QGLYLGXHQLQGHQXQEHUVFKDXEDUHQ1DFK barschaften der Städte, weil sie nicht mehr genügend Zeit für freundschaftliche Beziehungen und Gemeinwesenaktivitäten aufbringen können. Vereinzelt dient der gewählte Wohnort auch nur als existenznotwendige Zwischenstation, die eine bezahlte Stelle bietet und das kapitalistische Überleben sichert. Das, was man an soliden Beziehungen dafür zurücklassen musste, ist mit dem beherrschenden, ökonomischen System aus der Inklusionsferne in Einklang zu bringen. 'DKHUILQGHWPDQLQGHQ6WlGWHQPHKUSURIHV VLRQHOOH+LOIHOHLVWXQJHQYRQGHU6R]LDOHQ$UEHLWELVKLQ]XU3V\FKRDQDO\VHDOVLQGHQNOHL nen Dörfern und Gemeinden auf dem Land. Insofern birgt das Stadtleben ein erhöhtes Risiko für irritierte Verhaltensdispositionen und Sozialkapitalabschwächungen. Ä5HVLGHQWVRIVPDOOWRZQVDQGUXUDODUHDVDUHPRre altruistic, honest, and trusting then other $PHULFDQV´3XWQDP 9HUPXWOLFKOHUQHQVLFKGLH0HQVFKHQDQGLHVHQ2UWHQDXFK in Deutschland besser kennen, weil sie zum TeLO]XVDPPHQDXIJHZDFKVHQVLQGXQGVLFKWDJ täglich begegnen konnten. Städtische Kieze verfügen zwar noch über solche persönlichen Bezüge, die Arbeitsplatzsuche erschwert aber verstärkt das %OHLEHQLPXUVSUQJOLFKHQ:RKQ umfeld. Viele Jugendliche und Heranwachsende PVVHQJHJHQZlUWLJDXVLKUHU+HLPDWÄIOLH KHQ³ZHLOGLHVHQLFKWDXVUHLFKHQGH$UEHLWVSOlW]HKDW'XUFKGLHVHQ$EZDQGHUXQJVWUHQGZHU den die jungen Menschen samt ihrem Kapital aus ihren Bezügen gerissen.
117
Die Entstehung der Massenmedien und die Weiterentwicklung von technischen Errungenschaften stellen das Sozialkapital als Ressource sozialer Netzwerke ebenfalls in Frage (vgl. HEG± 9LGHRUHNRUGHU'9'3OD\HU6SLHOHNRQVROHQ&Rmputer - ein durchgängiges Überangebot an Unterhaltungsmedien also - dienen den Menschen als Fixpunke häuslicher /HEHQVJHVWDOWXQJ 9LHOH )DPLOLHQ VLQG PLW PLndesten zwei FernseKJHUlWHQ XQG HLQHP &RP puter ausgestattet. Die Expansion der Unterhaltungsmedien hat in keinem unbedeutenden $XVPD]XHLQHU9HUGUlQJXQJGHV|IIHQWOLFKHQ/Hbens geführt. Die Medien absorbieren die freie Zeit der Menschen und verursachen so eiQH+LQZHQGXQJ]XPHKU3ULYDWKHLWXQG$EJH schiedenheit. Überdies beeinflusst die Ausstattung an kulturellem und sozialem Kapital die Konsumgewohnheiten der Subjekte. Diejenigen, welche die Medien als nützliche Informationsquellen nutzen, konsumieren gezielter und selektieren bewusster aus der gebotenen Angebotsvielfalt. Sie verfallen nicht in ein Zerstreuungsstadium, das den Alltag dominiert und den Fernseher ]XP /HEHQVPLWWHOSXQNW ZHUGHQ OlVVW 3XWQDP HEG VFKOXVVIROJHUW DXV VHLQHQ %HIUDJXQJHQ ³$PHULFDQV DW WKH HQG RI WKH WZHQWLHWK FHQWXU\ ZHUH ZDWFKLQJ PRUH 79 ZDWFKLQJ LW PRUH KDELWXDOO\ PRUH SHUYDVLYHO\ DQG PRUH RIWHQ DOone, and watching more SURJUDPV WKDW ZHUH DVVRFLDWHG VSHFLILFDOO\ Zith civic disengagement (entertainment, as GLVWLQFWIURPQHZV ´ Daran zeigt sich, wie kompliziert es für die sozialräumliche Soziale Arbeit werden kann, die %UJHU]XPRELOLVLHUHQ9LHOH+LOIHQ]XU(U]LHKXQJZHQGHQVLFKRIWDQGLHÄELOGXQJVIHUQHQ³ XQGÄHLQIDFKHQ³0HQVFKHQZHOFKHVROFKH.RQVXPJHZRKQKHLWHQDQGHQ7DJOHJHQXQGEHLP Frühstück, Mittag und Abendessen den Fernseher, wie selbstverständlich nebenbei eingeschaltet haben. Gerade Kinder und Jugendliche dieser Familien nutzen die medialen Errungenschaften oft als Freizeitbeschäftigungsalternativen. Auch hiHU ZLHGHUXP N|QQWH HLQH RI fensive Bildungspolitik dazu beitragen, dass die Menschen keine Nachteile von ihrem ungefilWHUWHQ0HGLHQNRQVXPHUOHLGHQYJOHEG Unsere Mediengesellschaft erfordert selektive Handlungskompetenzen, die erworben werden PVVHQ1XUVRN|QQHQGLH0HQVFKHQ]XLQIRUPLHrten Bürgern werden, die ihre Meinung verWUHWHQ N|QQHQ XQG QLFKW HLQHU HLQVHLWLJHQ 9HUEUDXFKVPHQWDOLWlW XQWHUOLHJHQ *HUDGH Ä0HQ schen mit niedrigem Bildungsniveau schließen siFKPLWJHULQJHUHU:DKUVFKHLQOLFKNHLW9HUHL nigungen an als Menschen mit langjährigen Schulausbildungen. Auch MehrfachMitgliedschaften finden sich YRUQHKPOLFK XQWHU 3HUVRQHQ mit hohem formellen BildungsniYHDX³2IIH)XFKV
118
Generell kann man auch eine Ausbreitungs- und Privatisierungstendenz in unserer GesellVFKDIWDXVILQGLJPDFKHQÄ6HJUHJDWRU\]RQLQJSROLFLHVKDYHH[FOXGHGVXFKJDWKHULQJSODFHVDV ORFDO VKRSV DQG UHVWDXUDQWV IURP UHVLGHQWLDO DUHDV DW WKH VDPH WLPH WKDW IHGHUDO WD[ SROLF\ HQFRXUDJHG WKH VKRSSLQJ FHQWHU ERRP´ 3XWQDP 'LH 9HUGUlQJXQJ GHU Ä7DQWH (PPD/lGHQ³ ]XJXQVWHQ ULHVLJHU 6KRSSLQJ&HQWer zeigt eine ähnliche Entwicklung in Deutschland auf. Wir entfernen uns mit diesHU+DQGOXQJVORJLNYRQORNDOHQ3OlW]HQGHV$XV WDXVFKHVIDYRULVLHUHQNRQIXVH'LHQVWOHLVWXQJVFHQWHUXQGZXQGHUQXQVZHQQNRPSOHWWH6WUD HQ]JH OHHUH 6FKDXIHVWHUQ DXIZHLVHQ RGHU JDU YHUZDKUORVHQ XQG GDQQ UHJHOUHFKW QLHGHUJH hen. 'LH ([SDQVLRQ GHV PHQVFKOLFKHQ /HEHQV LQ GHQ 6WlGWHQ XQG GHU JOHLFK]HLWLJH 9HU]LFKW DXI %HJHJQXQJVRUWHDXIEHUVFKDXEDUe Nachbarschaften und auf ein gemeinschaftliches ZusamPHQOHEHQ KDEHQ 6R]LDONDSLWDO VRZLH VR]LDOH1HW]ZHUNNRQVWHOODWLRQHQ DQIlOOLJHU ZHUGHQ ODV VHQ'HP]XIROJHVROOWHGLHVR]LDOUlXPOLFKH6R]LDOH$UEHLWQHXH,GHQWLILNDWLRQVRUWHIUQDFK EDUVFKDIWOLFKHV /HEHQ RUJDQLVLHUHQ DQ GHQHQ GLH /HXWH HLQH &KDQFH KDEHQ VLFK NHQQHQ ]X OHUQHQXP6R]LDONDSLWDOLQDOOVHLQHQ9DULDQten bilden zu können. DiHQRFKQLFKWSULYDWLVLHU ten, öffentlichen Räume müssten für dieses Ansinnen bewahrt werden. 'HVVHQ XQJHDFKWHW GDUI PDQ QLFKW GLH ERXUGLHXVFKH 6R]LDOUDXPDXIIDVVXQJ YHUGUlQJHQ *HW WRLVLHUWHXQGVHSDULHUWH6WDGWHLOHVWHOOHQIUGLHVR]LDOUlXPOLFKH6R]LDOH$UEHLWHLQHHUKHEOLFKH +HUDXVIRUGHUXQJGDU6HOEVW3XWQDPHEG stellt städtische Bevölkerungstrennungen, die durch die Urbanisierung entstanden sind, festÄ$WFHQWXU\¶VHQGVRPHVXEXUEVZHUHXSSHU PLGGOH FODVV EXW PDQ\ RWKHUV ZHUH PLGGOHPLGGOH ORZHUPLGGOH RU HYHQ ZRUNLQJFODVV 6RPHVXEXUEVZHUHZKLWHEXWRWKHUVZHUHEODFN+LVSDQLFRU$VLDQ´$QVROFKHQJHEDOOWHQ KRPRJHQHQXQGGRFKXQWHUVFKLHGOLFKHQ$QVDPPOungen menschlicher Lebensläufe kann eine VR]LDOUlXPOLFKH6R]LDOH$UEHLWDXFKNHLQHGDXHrhaften und nachhaltigen Umgestaltungen bewirken, wenn sie durch zeitweilige AktivierungsaQVlW]HXQGILQDQ]LHOOH5HVWULNWLRQHQ]XLK UHPYRU]HLWLJHQ5FNWULWWJH]ZXQJHQZLUG 'HUEHDFKWOLFKVWH(LQIOXVVDXIGDV6R]LDONDSLWDOGHU0HQVFKHQLVWDEHUGHPDOOJHPHLQHQJH sellschaftlichen Wandel zu verdDQNHQGHUPLWHLQHPJHQHUDWLRQVEH]RJHQHQ,QWHUHVVHDQ%H WHLOLJXQJXQG(LQPLVFKXQJYJOHEG± HLQKHUJHJDQJHQLVWÄ'LH0LWJOLHGVFKDIWLQ einer einzigen VereinigXQJLVWGDVYRUKHUUVFKHQGH0XVWHULQGHU$OWHUVNODVVHGHUELV -lKULJHQ0HKUIDFKH9HUHLQVPLWJOLHGVFKDIWDOVW\SLVFKHV0XVWHULVWYRUDOOHPIUGLH*UXSSH GHUELV-lKULJHQIHVW]XVWHOOHQ³2IIH)XFKV 6RPLWPXVVGLHVR]LDOUlXPOL 119
che Soziale Arbeit mit einem Lebenszykluseffekt hantieren und sich auf diese Rhythmen der Beteiligung einstellen. Jugendliche in Jugendparlamenten und Clubräten sind nicht dauerhaft präsent und wechseln je nach Lebenssituation ihre ehrenamtlichen und gemeinwesenbezogenen Aktivitäten. Der Individualismus, die Unsicherheit der jüngeren Generation und die manQLJIDOWLJHQ 9HUZLUNOLFKXQJVFKDQFHQ DOV DXFK ±Uisiken stellen sich als Hinderungsgründe für eine dauerhafte Sozialkapitalbildung im physischen und sozialen Raum heraus. Zu mindestens bieten die formellen Sozialkapitalvereinigungen nicht mehr die adäquaten Strukturen für eine konstante Einbindung zivilen Engagements. Abgesehen davon, ist die ältere Generation für den Beitritt zu formellen Zusammenschlüsse ohnehin zugänglicher. Die älteren Menschen sind so betrachtet die eigentlichen Sozialkapitalisten, welche im Dialog ihre Erfahrungen an die jüngere Generation weitergeben könnten, um diese für eine zukunftsfähige Solidaritätspraxis zu gewinnen. Obschon ein Trend zum Ä1HLJXQJVHKUHQDPW³ IHVW]XVWHOOHQ LVW EHL GHVVHQ $XVEXQJ ÄQHXH (UIDKUXQJHQ GDV *HIKO ÄJHEUDXFKW]XZHUGHQ³XQG6SD³%Dngo 2001, 191) im Vordergrund stehen. Viele Vereinsgründungen erfolgten aber hauptsächlich zur Zeit der industriellen Revolution. Ä7KHJURXSVIRXQGHGEHWZHHQDQGZKLFh, after all, have endured for roughly a century by now - are more likely to be broad-based professional, civic, or service RUJDQL]DWLRQVOLNHWKH%R\6FRXWVWKH1DWLRQDO$ssociation of Grocers, the Red Cross, or the /LRQV&OXE³3XWQDP 'HQXQPHQVFKOLFKHQ)ROJHQGHUPRGHUQHQ:HOWZXUGHPLW den Vereinigungen und Versammlungen der Sozialkapitalisten begegnet. Die Soziale Arbeit ist selbst eine Erfindung, die als Entgegnung für die aufkommeQGHQVR]LDOHQ)UDJHQXQG'LV harmonien des menschlichen Daseins verstanden werden kann. Da solch ein Vereinigungsboom seither nicht mehr stattgefunden hat, fordHUW5REHUW'3XWQDPYJOHEG± LQ seiner Sozialkapitalagenda eine neue Generation von Sozialkapitalisten, die zur Besänftigung GHUSRVWPRGHUQHQ:HOWEHLWUlJWDie sozialräumliche Soziale Arbeit könnte dieses Ansinnen befördern, um einen solidarischen Sozialraum zu gestalten. Die zuvor behandelten Störungen und Barrieren müssten dafür auf der Makroebene ausgesteuert werden, damit die Menschen im Gemeinwesen wieder optimistischer und entschleunigter handeln könnten und eine sozialräumliche Soziale Arbeit sich nicht in den Verwicklungen ihres kniffligen Sozialkapitalauftrags verheddert.
120
2.3.
Fazit
Ä'LH*HVHOOVFKDIWEHVFKUHLEWVLFKHWZDQDFKZLHYRUDOVÄPRGHUQH*HVHOOVFKDIW³RGHUDOVÄ5L VLNRJHVHOOVFKDIW³
Ä.RPPXQLNDWLRQVJHVHOOVFKDIW³
Ä:LVVHQVJHVHOOVFKDIW³
Ä(UOHEQLV
JHVHOOVFKDIW³ Ä.RQNXUUHQ]JHVHOOVFKDIW³ ÄNDSLWDOLVWLVFKH *HVHOOVFKDIW³ XQG DXFK EHUHLVW DOV ÄSRVWPRGHUQH *HVHOOVFKDIW³ .OHYH 'HVJOHLFKHQ LVW GHU VR]LDOH 5DXP EHVWLPP XQG XQEHVWLPPEDU EHUHFKHQ XQG XQEHUHFKHQEDU SODQ XQG XQSODQEDU VR]LDO XQG XQVR]LDO DOVDXFKKRPRJHQXQGKHWHURJHQ-HGHQIDOOVLVWHUDPELYDOHQWHUDOVGLHVMHPDOVPLW:RUWHQ]X EHVFKUHLEHQZlUH 'HU5FNJULIIDXINROOHNWLYHV6R]LDONDSLWDODXIGDVZDVGLH*HVHOOVFKDIW]XVDPPHQKlOWXQG HLQHPRGHUQH'HPRNUDWLHHUVWP|JOLFKPDFKWLVWLPPDQHQWZLFKWLJXQGNRPSOL]LHUW]XJOHLFK Ä0LW%OLFNDXIGLH*HVDPWPLWJOLHGVFKDIWLQ9HUHLQLJXQJHQLQ:HVW 'HXWVFKODQGLP9HUODXI GHUOHW]WHQIQI-DKU]HKQWHNDQQPLWHLQLJHU*HZLVVKHLWJHIROJHUWZHUGHQGDVVHVVLFKHUOLFK NHLQHQ 5FNJDQJ JHJHEHQ KDW VRQGHUQ GLH 0LWJOLHGVFKDIW ]XPLQGHVW NRQVWDQW EOLHE³ 2IIH )XFKV 'HQQRFKJLOWHVPLWHLQHUVR]LDOUlXPOLFKHQ6R]LDOHQ$UEHLWGHQ.DSLWDOOR VHQ*HOHJHQKHLWHQDQ]XELHWHQDQGLHPRGHUQH'HPRNUDWLHJODXEHQ]XN|QQHQXQGVLFKLKUHU QLFKW]XHQWVDJHQ(LQHVR]LDOUlXPOLFKH6R]LDOH$UEHLWVROOWHGHPQDFKHLQVWDELOHV8PIHOGIU EUFNHQELOGHQGHV6R]LDONDSLWDOEHI|UGHUQ =XU9HUDQVFKDXOLFKXQJIROJHQGH)DOOJHVFKLFKWH 'XUFKHLQHIUHXQGVFKDIWOLFKH%H]LHKXQJ]XHLQHP6R]LDODUEHLWHU OHUQWHLQlOWHUHU0DQQHLQH (LQULFKWXQJGHURIIHQHQ.LQGHUXQG-XJHQGDUEHLWNHQQHQELQGHQGHV6R]LDONDSLWDO 6SRQWDQ NRPPWHUEHLGHU%HVLFKWLJXQJGHV3URMHNWHVDXIGLH,GHHPLWVHLQHU 6HQLRUHQJUXSSHLQGHQ 9RUPLWWDJVVWXQGHQ GDV IUHLH &RPSXWHU]HQWUXP ]X QXW]HQ 'DV 7HDP XQG GHU 0LWDUEHLWHU VWLPPHQGHP]X6LHELHWHQGHU9HUHLQLJXQJGLH0|JOLFKNHLWHLQHQHXH8PJHEXQJIUVLFK HUVFKOLHHQ]XN|QQHQEUFNHQELOGHQGHV6R]LDONDSLWDO 1HEHQGHPHLJHQWOLFKHQ5HVXOWDWGLH&RPSXWHUDXFK]XGHQXQIUHTXHQWLHUWHQ=HLWHQ]XU9HU IJXQJ ]X VWHOOHQ HUJLEW VLFK EHUGLHV HLQ ZHLWHUHV 'LH lOWHUHQ 0HQVFKHQ HUVFKOLHHQ VLFK HLQHQ QHXHQ (UIDKUXQJVUDXP XQG NRPPHQ EHLOlXILJ PLW GHQ -XJHQGOLFKHQ LQ .RQWDNW 6LH WDXVFKHQVLFKXQWHUHLQDQGHUDXVXQGOHUQHQVLFKNHQQHQREZRKOVLHWRWDOXQWHUVFKLHGOLFKVLQG ,QVRIHUQKDEHQVLFK]ZHLVR]LDOH1HW]ZHUNHGXUFK=XIDOOJHIXQGHQXQG]XHLQDQGHUHLQH%U FNH JHVFKODJHQ EUFNHQELOGHQGHV 6R]LDONDSLWDO 'HU |IIHQWOLFKH 5DXP GHV VR]LDODUEHLWHUL
121
schen Projektes diente als Grundgerüst für die Überbrückung von sozial entfernten Individuen, die nun wieder bindendes Sozialkapital hervorbringen.
Es sei noch darauf hingewiesen, dass Sozialkapital nicht überall und von allen gewünscht ist. Jugendliche, die auf einer freien Grünanlage nachts eine schallende Party veranstalten, dafür dröhnende Notstromaggregate betreiben und kistenweise Bier organisieren, werden in der umgebenen Nachbarschaft als massive Störenfriede wahrgenommen und nicht als bewundernswerte Sozialkapitalisten, die Projektmanagementqualitäten unter Beweis stellen. Ohne ÄHLQH.XOWXUGHU$XVHLQDQGHUVHW]XQJEHVWHKHQGDXVGHQ'LPHQVLRQHQ.RQIOLNW'LDORJXQG $XVKDQGOXQJ³5DHW]+HLQLVFKD NDQQGLHersehnte Zivilgesellschaft und ihr soziales .DSLWDOQLFKWJHZRQQHQZHUGHQ $EJHVHKHQ GDYRQ VLQG ,QYHVWLWLRQHQ LQ GLH DQGHUHQ .DSLWDOVRUWHQ ]ZLQJHQG HUIRUGHUOLFK Sonst bleibt das gemeinschaftliche Sozialkapital möglicherweise an elitäre Sozialraumprotagonisten gebunden. Nehmen wir die Gemeindevertretersitzungen, die Bezirkverordnetenversammlungen und die Jugendhilfeausschüsse als Beleg dafür, dass diese öffentlichen Gremien von der ÖffentlichNHLW YRQ GHQ Ä1RUPDOEUJHUQ³ NDXP ZDKUJHQRPPHQ ZHUGHQ .DQQ dies eine innovative XQGHPDQ]LSDWRULVFKHVR]LDOUlXPOLFKH6R]LDOH$UEHLWZROOHQ" Ä'HU=\QLVPXVGHVDNWLYLHUHQGHQ6WDDWHV¶VRlässt sich festhalten, besteht darin, die Freiheit GHU)UHLHQ]XYHUJU|HUQGLH$NWLYHQGLHDPZHQLJVWHQGHU+LOIHEHGUIHQ]XXQWHUVWW]HQ XQG GLH GLH +LOIH EUlXFKWHQ ]X PDUJLQDOLVLHUHQ XQG ]X EHVWUDIHQ³ =LHJOHU 'LH Zugänge zu lokalen Gemeinschaften und zu Initiativen des bürgerlichen Engagements bleiben tendenziell verschlossen, so lange der Sozialkapitalschlüssel des Einzelnen nicht passgenau LVW %HVVHU JHVDJW ELV 6FKXO $XVELOGXQJV XQG +RFKVFKXODEVFKOVVH NXOWXUHOOHV .DSLWDO dafür sorgen, dass der Mensch VHLQHQSK\VLVFKHQ5DXPGXUFKseine Flexibilität und DialogIlKLJNHLWLPVR]LDOHQ5DXPEHUZLQGHQNDQQ Wenn kollektives Sozialkapital füUDOOHJHZRQQHQZHUGHQVROOPVVWHQVLFKGLHÄ0lFKWLJHQ³ PLWGHQÄ2KQPlFKWLJHQ³YHUVWlQGLJHQ'LH3ROLWLNXQGGHU6WDDWKDEHQDOVRGLH$XIJDEHLKUH EURNUDWLVFKHQ +HPPQLVVH DE]XEDXHQ XQG HQWVSUHFKHQGH JHVHW]OLFKH 5DKPHQEHGLQJXQJHQ zu schaffen, die brückenbildendes Sozialkapital und soziales Engagement befördern. Dafür sollte der Staat das Faktum der unterschiedlichHQXQGLQGLYLGXHOOHQ.DSLWDOYROXPLQDDXVJOHL chen, um soziale Ungleichheiten zu entschärfen. Verknüpft mit der Stellung einer sozialräum122
lichen Sozialen Arbeit bedeutet dies, ihr mehr Bewegungsfreiräume zu gewähren, die an sie delegierten Einsparungshoffnungen als virulenten Infekt zu kurieren und sie so zu unterstützen, dass sie den Sozialkapitalhemmnissen im sozialen Raum methodisch und konzeptionell begegnen kann. Das heißt, die Schaffung einer genuinen sozialräumlichen Sozialarbeitsinstanz als Sozialkapitalbeförderin und beständige Netzwerkbetreiberin, welche sich nicht durch die geltenden Gesetze beschränken muss oder um metaphorisch zu argumentieren: Kooperatives Sozialkapital benötigt einen Anker im Sozialraum, von dessen Schiff aus das Hilfenetzwerk ausgeworfen und zum koordinierenden Dialog wieder eingeholt werden kann. Demgemäß könnten konflikthafte Sturmfluten leichter umschifft und die Aufdröselung sozialer Netzwerkbeziehungen besser verhinGHUWZHUGHQÄ9HUQHW]XQJEHdeutet Förderung von Koordination und Kooperation der sozialen Dienste mit den einzelnen Gruppierungen, OrganisatiRQHQXQG,QVWLWXWLRQHQGHUXQWHUVFKLHGOLFKHQ(EHQHQ³*HUKDUGHU 0LWGLHVHP9HU ständnis könnte es vielleicht gelingen, innovative und neuartige Sozialraumstrukturen über die Professionsgrenzen hinweg zu initiieren.
123
3.
Der Sozialraum als Lebenswelt - die lebensweltorientierte Perspektive
Ä*HJHQEHU VR]LDOHQ 8QJOHLFKKHLWHQ XQG WUDGLWLRQHOOHQ HLQJHIDKUHQHQ *OHLFKJOWLJNHLWHQ LQ VR]LDOHQ 1|WHQ XQG .RQIOLNWHQ JHJHQEHU %HOLHELJNHLWHQ XQG =XIlOOHQ LQ +LOIVNRPSHWHQ]HQ VHW]HPDQDXI*OHLFKPlLJNHLWLP$QJHERWDXIJHUHJHOWHXQGDEUXIEDUH=XVWlQGLJNHLWHQDXI 9HUOlVVOLFKNHLWHQ HLQHV SURIHVVLRQHOO PDUNLHUWHQ XQG ZLVVHQVFKDIWOLFK DXVJHZLHVHQHQ .|Q QHQV« ,P)HOGGHUVR]LDOHQ+LOIHHQW]LHKHQVLFK]XQHKPHQGPHKU$GUHVVDWHQGHU*lQJH OXQJGXUFKGLHVR]LDOHQ,QVWLWXWLRQHQPLWGHQ6DFK]ZlQJHQYRQ%URNUDWLHXQG7KHUDSLHVLH LQVLVWLHUHQDXIHLJHQHU(UIDKUXQJLQGHUHLJHQHQ:LUNOLFKNHLW³ (Hans Thiersch 1986,10f)
Ä'LH /HEHQVZHOW GDV LVW HLQH GHU HUIROJUHLFKVWHQ :RUWHUILQGXQJHQ GLHVHV -DKUKXQGHUWV³ /XKPDQQ ] Q %DQJR XQG GHQQRFK EOHLEW GHU /HEHQVZHOWEHJULII XQVFKDUI MD LQ JHZLVVHU:HLVHXQHUJUQGOLFKZLHGHUVHPDQWLVFKH=XJDQJ]XPVR]LDOHQ5DXPZHQQPDQ QLFKWYHUVXFKWLKQKHXULVWLVFK]XGHXWHQXQG]XNRQNUHWLVLHUHQ'LH/HEHQVZHOWLVWQLFKWHLQ IDFK ]X HUIDVVHQ 1XU LQ 5HODWLRQ ]XP LQGLYLGXHOOHQ %HXUWHLOXQJVYHUP|JHQ GHV 6XEMHNWHV DXVSKlQRPHQRORJLVFKHU'HXWXQJVSHUVSHNWLYHHUVFKOLHWHUVLFK Ä'LHDOOWlJOLFKH/HEHQVZHOWLVWGLH:LUNOLFKNHLWVUHJLRQLQGLHGHU0HQVFKHLQJUHLIHQXQGGLH HUYHUlQGHUQNDQQLQGHPHUGXUFKGLH9HUPLWWOXQJVHLQHV/HLEHVZLUNW=XJOHLFKEHVFKUlQNHQ GLHLQGLHVHP%HUHLFKYRUILQGOLFKHQ*HJHQVWlQGOLFKNHLWHQXQG (UHLJQLVVHHLQVFKOLHOLFKGHV +DQGHOQV XQG GHU +DQGOXQJVHUJHEQLVVH DQGHUHU 0HQVFKHQ VHLQH IUHLHQ +DQGOXQJV P|JOLFKNHLWHQ 6LH VHW]HQ LKP ]X EHUZLQGHQGH :LGHUVWlQGH ZLH DXFK XQEHUZLQGOLFKH 6FKUDQNHQHQWJHJHQ³6FKW]/XFNPDQQ 'DUXP:HQQPDQGHQ6R]LDOUDXPPLW GHU /HEHQVZHOW LQ (LQNODQJ EULQJHQ P|FKWH ZLUG XQYHUNHQQEDU GDVV GLH /HEHQVZHOWHQ ]X QHKPHQGDQGHQVR]LDOUlXPOLFKHQDOVRDQGHQJHVHOOVFKDIWOLFKHQ%ULVDQ]HQ]HUEUHFKHQN|QQ WHQ6LHZHUGHQGXUFKGHQVR]LDOHQ5DXPPLWDOOVHLQHQ9HUVWULFNXQJHQXQG8QJHUHFKWLJNHL WHQGLHYRP6R]LDOVWDDWQLFKWHUQVWKDIWLQ)UDJHJHVWHOOWZHUGHQWHQGHQ]LHOOEHUODJHUW 'HUVR]LDOH5DXPDOV*HVHOOVFKDIWYHUVWDQGHQYJO.DS,9 LVWPLW9HUNQSIXQJGHU+D EHUPDV¶VFKHQDE Ä7KHRULHGHVNRPPXQLNDWLYHQ+DQGHOQV³ÄJOHLFK]HLWLJDOV6\V 125
tem und Lebenswelt zu konzipiereQ³GHUVE 6RPLWZLUGGHU6R]LDOUDXPYRQ]ZHL *HJHQSROHQKHUJHVHKHQGLHVLFKHLJHQWOLFKJHJHQVHLWLJDXVVFKOLHHQ 'LH/HEHQVZHOWHQGHU0HQVFKHQLP6R]LDOUDXPZHUGHQQDFK+DEHUPDVYRP6\VWHPEHGURKW 6LHZHUGHQDOV]XQHKPHQGNRORQLDOLVLHUWHJHIDVVWYJOHEGII Ä6\VWHPXQG/HEHQVZHOW GLIIHUHQ]LHUHQVLFKLQGHPGLH.RPSOH[LWlWGHVHLQHQXQGGLH5DWLRQDOLWlWGHUDQGHUHQZlFKVW QLFKWQXUMHZHLOVDOV6\VWHPXQGDOV/HEHQVZHOW±EHLGHGLIIHUHQ]LHUHQVLFKJOHLFK]HLWLJDXFK YRQHLQDQGHU³+DEHUPDVE ±VLHHQWNRSSHOQYJOHEG± 'LH6\VWHPHGHVVR]LDOHQ5DXPHVZHUGHQGXUFK0HGLHQZLH*HOG5HFKWV\VWHPDGPLQLVWUD WLYH%URNUDWLHXQGVWDDWOLFKH0DFKWVWUXNWXUHQYJOHEGII RUJDQLVLHUWZHOFKHVLFKLP PHUZHLWHUDXVGLIIHUHQ]LHUHQXQGLQGLH/HEHQVZHOWHQGHU0HQVFKHQHLQGULQJHQ:ROOHQGLH ,QGLYLGXHQPLWGHUIRUWVFKUHLWHQGHQXQGXQEHUVLFKWOLFKHQ*OLHGHUXQJGHU6\VWHPZHOW6FKULWW KDOWHQ PVVHQ VLH VLFK ]ZDQJVOlXILJ DQ GHQ K|KHU VWHKHQGHQ XQG DEVWUDNWHQ 6FK|SIXQJHQ DXVULFKWHQXPZHLWHUKLQDP6\VWHPLPVR]LDOHQ5DXPWHLOKDEHQ]XN|QQHQ2KQHGLH0LW ZLUNXQJ GHU OHEHQVZHOWOLFKHQ $NWHXUH LVW GLH (LQELQGXQJ GXUFK GDV 6\VWHP ]% $QQDKPH HLQHU +LOIH ]XU (U]LHKXQJ QDFK 6*% 9,,, %HQXW]XQJ HLQHU (&.DUWH %HDFKWXQJ GHU 9HUNHKUVUHJHOQ HWF LP 6R]LDOUDXP QLFKW P|JOLFK (LQH OHEHQVZHOWOLFKH 6\VWHPDEZHKU GHU ,QGLYLGXHQHLQH$ENHKUYRP]ZHFNUDWLRQDOHQ+DQGHOQEHI|UGHUWLKUH([NOXVLRQ(VHQWVWH KHQGDGXUFKIROJHQVFKZHUH5HSURGXNWLRQVVW|UXQJHQLQGHU.XQVWHQWVWHKHQ6LQQYHUOXVWHLQ GHU *HVHOOVFKDIW $QRPLH XQG EH]RJHQ DXI GDV ,QGLYLGXXP VHHOLVFKH .UDQNKHLWHQ YJO HEG 'LH 6\VWHPDNWHXUH LQ SHUVRQHQEH]RJHQHQ 'LHQVWOHLVWXQJHQ 6R]LDOHU $UEHLW WUDJHQ GDPLW VHOEVW]XHLQHUSUREOHPDWLVFKHQ/HEHQVZHOWHntgrenzung bei und erzeugeQGLVVR]LDOH+LOIHOHLV WXQJHQGLHQLFKWLPPHUKHOIHQVRQGHUQELVZHLOHQDXFKVFKlGOLFKVHLQN|QQHQ $QGHUHUVHLWVVLQGGHU6R]LDOUDXPXQGGLH/HEHQVZHOWHQGHU6XEMHNWHDXIHLQDQGHUDQJHZLHVHQ 6FKOLHOLFKKDWGDVOHEHQVZHOWOLFKH+DQGHOQ(LQIOXVVDXIGDVVR]LDOUlXPOLFKH*HVFKHKHQJH QDXVRZLHGHUVR]LDOH5DXPHLQHHLQVFKQHLGHQGH+HUUVFKDIWEHUGLH/HEHQVZHOWHQGHU,QGL YLGXHQEHUQLPPWÄ6RLVWPHLQH/HEHQVZHOWYRQ$QIDQJDQQLFKWPHLQH3ULYDWZHOWVRQGHUQ LQWHUVXEMHNWLY GLH *UXQGVWUXNWXU LKUHU :LUNOLFKNHLW LVW XQV JHPHLQVDP³ 6FKW] /XFNPDQQ :LUWHLOHQXQVPLWDQGHUHQ0HQVFKHQXQVHUHSHUV|QOLFKHQOHEHQVZHOWOLFKHQ(UIDK UXQJHQ GLH ZLHGHUXP (LQJDQJ LQ GLH /HEHQVZHOWHQ GHU PLW XQV LQWHUDJLHUHQGHQ 0HQVFKHQ ILQGHQ (LQH/HEHQVZHOWDOV6R]LDOUDXP]XHUIDVVHQXQGDXIGLH(UIDKUXQJHQ6R]LDOHU$UEHLW]XEHU WUDJHQEHGHXWHWDOVRGLH9HUVFKLHGHQKHLWXQG:LGHUVSUFKOLFKNHLWLQGHUhEHUODJHUXQJYRQ 126
mannigfaltigen und existenten Lebenswelten der Subjekte erfahrbar zu machen und diesen mit einer respektvollen und verständnisvollen Haltung zu begegnen. Hans Thiersch (1986, 2003), der Hauptvertreter der alltags- und lebensweltorientierten Sozialpädagogik, hat wesentlich dazu beigetragen, dass die Soziale Arbeit ihre Hilfefunktion an den Lebenswelten, Lebensdeutungen und Handlungsmustern ihrer Partner ausrichten konnte, weil sie selbst zu einem verrechtlichten Systemmedium geworden war, welches sich von seinen Partner entfernt hatte. Thiersch konstatierte scharfsichtig, dass die Soziale Arbeit in einen Ä6SH]LDOLVLHUXQJVJUDEHQ³JHIDOOHQZDUGHUihr die Hinwendung zu ihren Adressaten unmöglich werden ließ (vgl. hierzu: Kap. II. 5.). Sie war immer mehr und mehr zu einer instrumentell handelnden Profession geworden, die sich an rechtlichen Paragraphen eines nicht-sozialen Handlungsparadigmas orientierte. Einem kommunikativen Handeln im Verständnis einer dialogischen und sozialen Hilfearchitektur konnte damit nicht Rechnung getragen werden (vgl. Habermas 1995a, 384ff), so dass der Lebensweltbezug mit der widersprüchlichen Paradoxie einer massiven Therapeutokratisierung sozialer Dienstleistungen verloren ging (vgl. Habermas 1995b, 533f). Die Ambivalenz der administrativen Behandlungslogik geht aber noch einen Schritt weiter: Sie dominiert mit ihrem ExSHUWHQVWDWXV XQG ÄZLGHUVSULFKW PHLVWHQV GHP Ziel der Therapie, die Selbsttätigkeit und SelbststänGLJNHLW GHV .OLHQWHQ ]X I|UGHUQ³ HEG 533).
Die Selbsthilfekräfte und die lebensweltlichen Ressourcen unserer Partner sind durch diesen sozialräumlichen Systemeffekt in Vergessenheit geraten. Der defizitäre Blick verdrängte die essentielle Sozialraumfunktion Sozialer Arbeit als intermediäre Vermittlungsinstanz zwischen /HEHQVZHOW XQG 6\VWHP *HUDGH GLH Ä-XJHQGKLOIH NRQIrontiert sich nicht hinreichend damit, ZLHVLFKGLH/HEHQVYHUKlOWQLVVHXQG±VFKZLHULJkeiten in den heutigen Strukturen und in der unmittelbaren Erfahrung derer, mit denen sie arbeitet, darstellen. - Der institutionsspezifische Blick, wie er ja in allen Institutionen gegeben und in allen Institutionen problematisch ist, VSH]LIL]LHUWVLFKIUGLH-XJHndhilfe noch einmal darin, dass sie von ihrem spezifischen Auftrag der Unterstützung und Hilfe in Orientierungsschwierigkeiten und Notlagen her dazu verIKUWLVW-XJHQGXQG)DPLOLHDOVEHVRQGHUHV3UREOHP]XYHUVWHKHQ³7KLHUVFKI Zwar weist Heiko Kleve (2000, 52) darauf hin, dass die Soziale Arbeit ihre Partner über InNOXVLRQHQLQGLH)XQNWLRQVV\VWHPHGHV6R]LDOUDXPs integriert und nicht über die Integration in lebensweltliche Netzwerkbeziehungen, aber gerade deswegen, ist es aus ökologischer Sicht (vgl. Wendt 1990) und im Interesse einer kollektiven Sozialkapitalbeförderung (vgl. Kap. IV. 2.) wichtiger denn je, nicht von den Systeminklusionsbestimmungen Sozialer Arbeit eingezwängt zu werden. 127
Die kritische Charakterisierung Sozialer Arbeit als lebensweltdesavouierende Sozialraumprotagonistin ist reflexionstheoretisch weitgehend anerkannt (vgl. Bommes/Scherr 2000, 55); kein Wunder, dass die lebensweltorientierte Konzeption Sozialer Arbeit seit nunmehr 25 Jahren den Fachdiskurs bereichern konnte (vgl. Thiersch 2003a, 114), nicht von ungefähr im 8. Jugendbericht (BMJFFG [Hrsg.] 1990) Eingang fand und nicht zuletzt sogar das neue Kinderund Jugendhilfegesetz konzeptuell fundieren konnte.
Die sozialräumliche Soziale Arbeit ist insofern gut beraten, sich der theoretischen Programmatik einer lebensweltorientierten Perspektive im sozialen Raum zuzuwenden. Sie kann dabei auf bereist anerkannte, lebensweltliche Handlungsmaximen ]XUFNJUHLIHQÄ'DV.RQ]HSW lebensweltorientierte Soziale Arbeit spielt im Kontext anderer, seit den späten 80er Jahren zunehmend gewichtiger werdenden Konzepten nach wie vor seinen Part in der theoretischen XQGSUDNWLVFKHQ'LVNXVVLRQ³7KLHUVFKD Die lebensweltorientierte Soziale Arbeit als De-Institutionalisierungsstrategie hat aber bis heute keine entscheidende Geltung in den Praxiswelten sozialer Handlungsreservoirs finden können. Der lebensweltliche Ansatz wird nämlich oft darauf verkürzt, dass etwaige Erziehungshilfen (§§ 27ff SGB VIII) nur ambulant und somit lebensweltnah zu leisten wären. So merken Klaus Grunwald und Hans Thiersch (2001, 1137) nicht von ungefähr kritisch an: Ä/HEHQVZHOWRULHQWLHUWH6R]LDOH$UEHLWZLUGKlufig lediglich als Titel genommen, um Veränderungen zu bezeichnen, ohne dass sie mit den Ma[LPHQXQG,QWHQWLRQHQYRQ/HEHQVZHOWRULHQ WLHUXQJYHUEXQGHQZHUGHQ« GDV.RQ]HSWHUscheint dann als austauschbares Passepartout für die unterschiedlichsten und beliebigsten ArEHLWVNRQ]HSWH³6RIDQGQLFKWJDQ]]XIlOOLJLP Diskurs eine entscheidende Verschiebung statt: Sozialraumorientierung nahm die lebensweltorientierten Errungenschaften auf. Dementsprechend ist das Aufkommen der sozialraumorientierten Sozialen Arbeit das erneute Experiment, sich den Menschen im Sozialraum anzunähern, um sich von der Pragmatik instrumenteller und gleichsam institutioneller Hanglungslogiken zu verabschieden. Bei diesem Prozess hat es die sozialraumorientierte Soziale Arbeit jedoch versäumt, sich der theoretischen KonzeptioneQYRQ$OOWDJXQG/HEHQVZHOWH[SOL]LW]XEHGLHQHQ Eine weitere konzeptuelle Integration kann beREDFKWHW ZHUGHQ (UIDVVW PDQ GLH /HEHQVZHOW aus systemtheoretischer Sicht, kann die haEHUPDV¶VFKH7UHQQXQJYRQ6\VWHPXQG/HEHQVZHOW VFKRQDOVEHUKROWJHOWHQ'LH/HEHQVZHOWLVWQlPOLFKVHOEVW]XP6\VWHPJHZRUGHQ'LHÄ/H benswelt ist die Welt, die durch die Unterscheidung vertraut/unvertraut erscheint und als Kondensation von Vertrautheit inteUSUHWLHUWZLUG« 'DV6\VWHP/HEHQVZHOWOHEWJHUDGHPLW 128
Differenzen, Ambivalenzen und Widersprüchen, und in der Postmoderne ist es gar nicht sicher, dass Konsens um jeden Preis erzielt weUGHQPXVV³%DQJRI $XVGLHVHPWKHR UHWLVFKHQ%HIXQGKHUDXVLVWGLe Lebenswelt ein Funktionssystem im Sozialraum, das darüber bestimmt, wie und ob der Mensch mit seinen lebensweltlichen Teilaspekten in den unterschiedlichen Funktionsbereichen mit den dazuJHK|ULJHQ0HGLHQDQGRFNHQNDQQ'DEHLHQW VWHKW RIIHQEDU HLQ 6\VWHP]ZDQJ Ä'LH 0HQVFKen werden also strukturell gezwungen, um 6LQQ:HUWH/HEHQVVWLOHHWF]XILQGHQ]XNRQVWUXLHUHQVLFKDXIÄGLHHLJHQHQ%HLQH]XVWHO OHQ³HLQHLJHQHV/HEHQV]XNRQVWUXLHUHQZREHLLKQHQGHUIXQNWLRQVV\VWHPLVFKH%HUHLFKGHU *HVHOOVFKDIW>GHV6R]LDOUDXPHV.%@GHU,QNOusionsbereich, eher abverlangt, diesbezüglich potenziell offen, flexibel und mobil, mithin poten]LHOO GHVLQWHJULHUW E]Z lose integriert zu EOHLEHQ³.OHYH Das ist im Zuge des gesellschaftlichen Wandels freilich nicht nur eine Chance: Die identitätsstiftenden Lebenswelten der Subjekte in der Postmoderne sind nur noch kaum aufrechtzuerKDOWHQ YJO 6HQQHW 'LH /HEHQVZHOWHQ ZHUGen vielmehr durch die Forderungen nach PHKU0RELOLWlWXQG)OH[LELOLWlWÄ]HUULVVHQ³'LHJHVHOOVFhaftlichen Strukturen haben sich dadurch geöffnet und unterliegen einer permanenten Existenzunsicherheit und LebensweltentIUHPGXQJ 'LH Ä:LUNXQJHQ QHXHU $UEHLWV XQG .onsummuster, neuer 6SDOWXQJHQ ([NOXVL RQVPXVWHULQGHU*HVHOOVFKDIW QHXHU%UHFhungen zwischen Globalisierung und RegionalisieUXQJ XQG GLH ]XQHKPHQGH %HGHXWXQJ YRQ 0HGLHQ XQG YLUWXHOOHQ :HOWHQ³ 7KLHUVFK D KDEHQ]X=HUZUIQLVVHQGHUVLFKHUJHJODXEWHQ/HEHQVZHOWHQJHIKUWÄ7XHLFKGDVHLQH muß ich alles andere lassen und kann es nichWRGHUQXULQEHVFKUlQNWHP8PIDQJHÄQDFKKR OHQ³GHQQHVVWHKWLPPHUZLHGHUHLQHQHXH)RUGHUXQJGHV7DJHVHQWJHJHQ:HULKUFKURQLVFK und widerstandslos nachgibt, verliert seine 9HUIJXQJ EHU =HLW (U ÄQLPPW VLFK GLH =HLW QLFKW³]XU9HUJHJHQZlUWLJXQJVHLQHUXQGGHUJHPHLQVFKDIWOLFKHQ/HEHQVZHOW³:HQGW *HUDGH ZHJHQ GLHVHU VR]LDOUlXPOLFKHQ 'LVKDUPRQLHQ LVW HV WKHRULHVWUDWHJLVFK YRQ %H lang, dass die sozialräumliche Soziale Arbeit mit dem Alltags- und Lebensweltkonzept konIURQWLHUWZLUG Eine sozialräumliche Soziale Arbeit muss für sich klären, ob sie weiterhin ein FunktionssysWHPPLWGHQ8QWHUVFKHLGXQJHQ'HVLQWHJUDWLRQ,QNOXVLRQPLWDQDORJHU,QWHJUDWLRQ([NOXVLRQ sein möchte, oder ob es ihr gelingt, den Sozialraum als komplexe Lebenswelt zu erfassen und LKUHQ(UKDOW]XXQWHUVWW]HQ
129
Abbildung 8: Lebenswelt als System im Sozialraum
bei tendenzieller Lebenswelterhaltung unvertraut
Exklusion aus den Funktionssystemen der Gesellschaft (des Sozialraumes)
Lebenswelt als System
vertraut
Inklusion in die Funktionssysteme der Gesellschaft (des Sozialraumes)
bei drohendem Lebensweltverlust
Die Codierung würde sich dann in Inklusion / Integration mit entsprechender Exklusion / Desintegration transformieren. Dadurch müsste die Lebenswelt kein System mehr im Sozialraum sein und die systembedingten Exklusionen würden sich unter diesen Bedingungen verringern, weil sich die Lebenswelt mit den anderen Funktionssystemen in tendenzieller harmonischer Einheit befände. Die Lebenswelt des Individuums wäre mit dem System auf Dauer vertraut, weil sich die Funktionssysteme durch die sozialräumliche Soziale Arbeit an die Lebenswelt und den Alltag der Menschen angepasst hätten.
Klären wir jedoch nun, wie der Alltag, das Alltägliche und die Alltags- /Lebenswelten für die sozialräumliche Soziale Arbeit aus einer weiteren theoretischen Perspektive erfasst werden können.
3.1.
Der Alltag, das Alltägliche und die uns umgebenden Alltagswelten - eine differenzierte Strukturierung
Der Alltag der Menschen ist kompliziert. Er ist schwerwiegender zu gestalten, als man anQHKPHQN|QQWHÄ$OOWDJLVWFKarakterisiert durch die Vielfältigkeit von Problemen und Aufgaben, die bewältigt werden müssen; die Rede vom Alltag >>entmachtet<< die Herausgehoben130
heit spezieller und spezialisiert anzugehender Aufgaben und zielt auf die allgemeinen Alltagsschwierigkeiten, vor allem die gering scheinenden, unauffäOOLJHQ³7KLHUVFK -HGHU Alltag sieht anders aus, verlangt eigentümliche Handlungsmuster und ist durch andere soziale 8QJOHLFKKHLWVHUIDKUXQJHQJHSUlJW'HU$OOWDJ ist diffus und ein ernstes Unterfangen menschlicher Wirklichkeit, obwohl er banal ist und von RouWLQHQJHSUlJWZLUG(ULVWGXUFK7ULYLDOL täten, Gewohnheiten und Selbstverständlichkeiten strukturiert, die uns Sicherheit und Schutz bei der Bewältigung des alltäglichen Chaos bietHQ ³'LH 5HGH YRP $OOWDJ LVW GHU $SSHOO Probleme in eigener Zuständigkeit zu regeln und nicht den Professionellen zu überlassen, die (UPXWLJXQJDOVR]XU6HOEVWlQGLJNHLWGHU%UJHU]XU6HOEVWKLOIHXQG(KUHQDPWOLFKNHLW³HEG ZHLOMHGHUHLQ]HOQH0HQVFKLP*UXQGHGLH)lhigkeit hat, seinen Alltag selbst zu manaJHQ Im Hinblick auf die heutigen, sozialräumlichen Abkommen, welche durch die symbolische Realität des Staates überformt weUGHQYJO.DS,9 LVWGHU$OOWDJHLQ.RQVWUXNWHLQHU IUHPGHQ :LUNOLFKNHLWVEHVFKUHLEXQJ 'LH $OOWDJVHUIDKUXQJ XQG GDV $OOWDJVZLVVHQ GHU 0HQ VFKHQ LQ LKUHP (LJHQVLQQ VLQG dem professionellen Wissen Sozialer Arbeit allerdings nicht HLQIDFK YHUIJEDU 'HU $OOWDJ GHU 0HQVFKHQ EOeibt demgemäß immer wieder unverstanden XQGPLVVYHUVWlQGOLFK'HQQRFKÄ$OOWDJLVWHLQAspekt von Wirklichkeit, der gegeben ist und also auch >>verstanden<< werdHQPXVV³7KLHUVFK 0DQ NDQQ LKQ IDVVHQ D DOV HLQH *HVWDOW GHU $OOWlJOLFKNHLW DOV HLQH XPVSDQQHQGH 9HUVWH KHQVXQG+DQGOXQJVUDKPXQJYRQGHPZDVLP$OOWDJVWDWWILQGHWXQGE DOV$OOWDJVZHOWDOV .RQNUHWLRQ GHU OHEHQVZHOWOLFKHQ (UIDKUXQJHQ mit denen die Alltäglichkeit korrespondiert YJOHEG±
AlltäglichkeitILQGHWEHUDOO]XMHGHU=HLWXQGDQMHGHP2UWVWDWWÄ,QGHU$OOWlJOLFKNHLWYHU VWHKHQXQGDJLHUHQGLH0HQVFKHQ]XQlFKVWEHUDll, wo sie sich in Lebensverhältnissen vorfinGHQ³HEG =XU$OOWlJOLFKNHLWJHK|UWDOVRauch, dass wir essen, trinken und schlafen müsVHQ:LUVLQGLQGLH$OOWlJOLFKNHLWKLQHLQJHZRrfen, leben mit ihr und richten unser Handeln QDFKLKUDXV2KQHGDVDOOWlJOLFKH*HUVWZUGHXQVHU/HEHQDXVGHU%DODQFHJHUDWHQÄ$OO WlJOLFKNHLWYHUEUJW9HUOlVVOLFKNHLW³HEG $OOWlJOLFKNHLWLVWHLQ)DNWXPYRQ*HERUJHQ heit, Sicherheit und Stabilität, welches alltäglich erobert werden muss, weil die Routinen des $OOWDJVLPPHUIUDJZUGLJHUZHUGHQÄ$OOWlJOLFKNHLWLVWVR]LDOHV+DQGHOQ'HU0HQVFKGHU $OOWlJOLFKNHLWOHEWLQ.RUUHVSRQGHQ]]XDQGHUHQ mit denen er seine Welt gestaltet; mit und an ihnen erfährt er, wer er ist; in den sozialen Beziehungen - im Geprägtwerden, im Lernen im 131
Sich-Auseinandersetzen - wächst seine >>Identität<<. - Dieses soziale Handeln bedeutet Kämpfe um Selbstbehauptung, Unterwerfung und SiHJXP0DFKW³HEG16f). Durch dieses alltägliche Handeln eignen wir uns pragmatisches Alltagswissen an. Wir wissen, wann, wo und wie wir zu handeln haben. Mit Rückbeziehung auf bourdieusche PerspektivH YJO .DS ,9 VR N|QQHQ ZLU VDJHQ dringt dieses Alltagswissen gewissermaßen in unseren Praxissinn ein. Wir haben eine Idee darüber, welches Wissen uns in unserer Alltäglichkeit nützlich ist, und welches wir lieber YHUZHUIHQVROOWHQ'DV$OOWDJZLVVHQRGHUÄGHUOHbensweltliche Wissensvorrat ist in vielfacher Weise auf die Situation des erfahrenden Subjekts bezogen. Er baut sich auf aus Sedimentierungen ehemals aktueller, situationsgebundener Erfahrungen. Umgekehrt fügt sich jede aktuelle Erfahrung je nach ihrer im Wissensvorrat angelegten Typik und Relevanz in den Erlebnisablauf und in die Biographie HLQ³6FKW]/XFNPDQQ Insofern verhält sich der Mensch zur Wirklichkeit alltäglich, weil sie ihn umgibt, so wie er sie erlebt. Seine räumlichen und zeitlichen Zugänge werden durch das alltägliche Handeln bestimmt. Der soziale Akteur bewegt sich in seiner alltäglichen Umgebung. Er passiert Straßen, Stadteile, Bezirke, ja ganze /DQGVWULFKH ZHQQ GLHVH IU LKQ ]XU $OOWlJOLFKNHLW JHK|UHQ Ä$OOWlJOLFKNHLW LVW +DQGHOQ LP zugänglichen Raum, in der zugänglichen =HLW³VR+DQV7KLHUVFK $OOWlJOLFKNHLW HUP|JOLFKW GLH +LQZHQGXQJ ]X 8QWHrstützungen in der Nachbarschaft, in der Familie, im Freundeskreis - in den alltäglichen sozialen Netzwerkbeziehungen, die vorhanden VLQG XQG QLFKW YRP 9HUVFKZLQGHQ EHGURKW VLQG YJO .DS ,9 Ä+LHU ILQGHW PDQ LQ Schwierigkeiten Unterstützungen, Ressourcen. - Für Menschen, die in besonderen, isolierenGHQ1|WHQVWHFNHQLQ$UEHLWVORVLJNHLWHWZDLQÄ%HODVWXQJHQ³GXUFKHLn behindertes Kind, in psychischer Krankheit - waren Hilfen schon immer schwer erreichbar, im Zerbrechen aber WUDGLWLRQHOOHU )DPLOLHQ 9HUZDQGWVFKDIWV XQG 1DFKEDUVFKDIWVVWUXNWXUHQ ZHUGHQ 6HOEVWYHU ständlichkeiten der alltäglichen Sozialbeziehungen noch eiQPDO JOHLFKVDP DXVJHK|KOW³ 7KLHUVFKI Das Alltägliche des Alltags muss jeden Tag aufs Neue bezwungen werden, damit es nicht zu HLQHP ÄSDWKRORJLVFKHQ 8QJHKHXHU³ ZLUG ZHOFKHV ZLU QLFKWPHKU NRQWUROOLHUHQ N|QQHQ 'LH Alltäglichkeit wird immer wieder mit sozialräumOLFKHQ,UULWDWLRQHQEHODVWHWVRGDVVGLH9HU lässlichkeit des Alltäglichen lediglich situativ JHJHEHQ LVW YJO 7KLHUVFK Ä$OOWlJ lichkeit erweist sich als buntscheckiges, wideUVSUFKOLFKHV *HPHQJH³ HEG ,QVRIHUQ NDQQ eine sozialräumliche Soziale Arbeit von einer Paradoxie der Alltäglichkeit ausgehen, weil das Alltägliche zur alltäglichen Unsicherheit der Alltäglichkeit menschlichen Handelns dazu geK|UW$OOWlJOLFKLVWGHPJHPlQXUGDVZDs der Mensch als Alltäglichkeit sichern kann. 132
Die Alltagswelten werden durch die Alltäglichkeit bestimmt, mit der wir konfrontiert werden. Hans Thiersch (vgl. ebd., 21) verwendet hiefür den Begriff des konkreten Lebensfeldes, um darauf zu verweisen, dass die Lebenswelt und -lage durch die biographischen Gegebenheiten gesetzt werden. Die Alltagswelt eines Kindes, Jugendlichen oder Rentners ist abweichend und drückt sich in einer jeweils abweichenden Alltäglichkeit aus. Kinder haben einen anderen Alltag. Sie erschließen sich ihre Räume des Aufwachsens und haben eine andere zeitliche und moralische Weltsicht als Erwachsene. Ä$OOWDJVZHOWHQ DEHU VLQG DXFK /HEHQVZHOWHQ in unterschiedlichen institutionellen Arrangements, also z.B. in der Familie, in der Schule,LQGHUgIIHQWOLFKNHLWDP$UEHLWVSODW]« $OO tagswelten, wie unterschiedlich sie auch begrenzt und bestimmt sind, sind Erfahrungs- und +DQGOXQJVUlXPH³HEG 'LH/HEHQVZHOWLVWDOVRGLe Welt des eigenen Lebens. Eine Welt, die uns unmittelbar umgibt, die wir erfassen können und die uns vertraut ist. Lebenswelten sind individuell und subjektiv. Die Lebenswelten der sozialen Akteure sind Ergebnisse ihres biographischen Werdegangs. Der Einzelne betrachtet aus seinem eigenen Blickwinkel heraus, die ihn umgebende soziale Welt. Er katalogisiert sie und verarbeitet sie als einen Teil seiner Lebenswelt, die sich stetig ändert. Die Begrenzungen der eigenen Lebenswelt wahrzunehmen, um neue Wege des Vorankommens suchen zu können, ist im Alltag eine entscheidende Notwendigkeit - als Kompetenz jedoch zugleich eine alltägliche Handlungsressource.
Unsere Lebenswelt wird von den zur Verfügung stehenden Ressourcen beeinflusst, also davon, welchen sozialen Status wir im Sozialraum durch Quantität und Qualität des verfügbaren kulturellen und ökonomischen Kapitals (vgl. Kap. IV. 1.) einnehmen. Die Chancen, die sich in der Alltagswelt eröffnen, sind ungleich verteilt und variieren im Zugang zu materiellen Ressourcen (vgl. Thiersch 1986, 21). Die Lebenswelten sind insofern nicht frei wählbar. Ihre Funktionen und Gestaltungsmöglichkeiten werden von unterschiedlichen Mitteln, MöglichNHLWHQXQGPlFKWLJHQ0DFKWLQKDEHUQEHVWLPPWÄ'ie Alltagswelt von Kindern ist in unserer Erwachsenengesellschaft eine tendenziell abKlQJLJHXQGIUHPGEHVWLPPWH« $OOWDJVZHOWHQ sind, neben ihrer materiellen Bestimmtheit, auch geprägt durch ihre unterschiedliche gesellschaftliche Funktion; z.B. haben Kinder und Jugendliche in der Familie, in der Schule, in der Lehre oder in der Jugendarbeit sehr unterschiedliche AlltagsDXIJDEHQ³HEGI VLQGLKQHQ vom Umfeld unterschiedliche soziale Rollen zugeschrieben.
Für eine reflektierte sozialräumliche Soziale Arbeit bedeutet dies, die Lebenswelten ihrer Partner im Kontext ihrer sozialräumlichen Position zu begreifen und ihren Alltag dementspre133
chend zu deuten und zu verstehen, als etwas, das von ihr selbst als auch vom sozialen Raum geprägt wird. Ä'LH /HEHQVODJH LVW VWHWV NRQWH[WDEKlQJLJ « gNRORJLVFK bezeichnet sie differenzierte )HOG]XVWlQGH LQ GHU *HVHOOVFKDIW « 'LH /DJH VWHOOW GLH gNRORJLH PHiner Verhältnisse und ]XJOHLFK GLH LQGLYLGXHOOH .RQNUHWLRQ GDU LQ ZHlcher die gesellschaftlichen Verhältnisse den 0HQVFKHQÄ]XP=XJH³NRPPHQODVVHQ³:HQGW 'LH/HEHQVZHOWHQWVWHKWDOVRQLFKW einfach; sie wird gemacht und wird vom Sozialraum mit beeinflusst, im positiven Sinne, wenn dieser zu einem gelingenden sozialen Raum wird. Gelingen ist freilich gebunden an 'XUFKVFKDXEDUNHLW DQ 9HUVWlQGQLs, das sich immer wieder an der UnbedarfthHLW NRQYHQWLR QHOOHU/HEHQVZHOWFKDUDNWHULVLHUXQJHQEULFKW'DYRQPXVVVLFKHLQHVR]LDOUDXPRULHQWLHUWH6R ziale Arbeit lösen.
3.2.
Die Überwindung der Undurchschaubarkeit des Alltags - der Schlichtheit des Sozialräumlichen entsagen
6R]LDOH$UEHLWLPPRGHUQHQ:RKOIDKUWVWDDWgeht immer wieder von HLQHPNRQVHUYDWLYHQ$OO WDJVNRQ]HSWYJO7KLHUVFK DXVGDVGHQ0HQVFKHQLKUH.RPSHWHQ]HQDEVSULFKW 'DEHLZHUGHQGLH,QGLYLGXHQDOV)XQNWLRQVREMHNWHLP6R]LDOUDXPYHUVWDQGHQGLHLQ$EKlQ JLJNHLW ]X VR]LDOSROLWLVFKHQ XQG VR]LDODUEHiterischen Maßnahmen gebracht werden sollen. Eine so ansetzende Sozialadministration unterVFKOlJW DXI GLHVH :HLVH GLH OHEHQVZHOWOLFKHQ Kompetenzen der Menschen im Sozialraum, XQWHUGUFNWGHUHQ6WlUNHQXQGNDQQVLHGHVZH JHQDXFKQLFKWV\VWHPDWLVFKI|UGHUQ'HUÄ$OOWDJLVWEHGURKWGXUFKMHQH,QWHOOHNWXHOOHQGLHLQ der Arroganz ihrer Sprache und der Macht ihrer professionell JHVLFKHUWHQ3RVLWLRQ6HOEVWYHU VWlQGOLFKNHLWHQQXUSUREOHPDWLVLHren, um Nöte zu erzeugen, die ihre Hilfe notwendig werden lassen; sie erzeugen einen modrigen Sumpf, um ihnen die BlütenLKUHU8QHQWEHKUOLFKNHLW]X WUHLEHQ³ HEG 6ROFKH Ä([SHUWHQ³ WUDJHQ QLcht dazu bei, dass die Menschen sich selbst KHOIHQ GUIHQ 'HU 6WDDW DOV HLQHU GHU ZLFKWLJVWHQ $NWHXUH LP 6R]LDOUDXP XQWHUVWW]W GLH Selbsthilfepotenziale deU6XEMHNWHDOOHQIDOOVQXULQ*HVWDOWHLQHUSHUILGHQ$EGDQNXQJVR]LDO SROLWLVFKHU ,GHDOH EHL GHU GLH DXVJHELOGHWHQ Sozialarbeiter und Sozialarbeiterinnen in eine .RQNXUUHQ]VLWXDWLRQ ]XU ]LYLOHQ %UJHUJHVHOOVFKDIW JHEUDFKW ZHUGHQ Ä(KUHQDPWOLFKNHLW LVW auch die geheimnisvolle Verwandlung professiRQHOOHU$UEHLWLQXQEH]DKOWH$UEHLW³HEG Sie dient nicht den lebensweltlichen ErfahrungsdimensioneQYRQ(LQPLVFKXQJ7HLOKDEHXQG 6ROLGDULWlWGHUGXUFKJlQJLJHQ'HPRNUDWLVLHUXQJGHU*HVHOOVFKDIW 134
Eine selbstbewusste Profession hält an diesen Zielen fest und wendet sich dagegen, ihre Methoden und Hilfen nur auf aktivierungsfähige und bereits engagierte Bürgerinnen und Bürger zu reduzieren, bloß um dem politischen Effektivitäts- und Einsparungsdruck zu entsprechen. Statt dessen aktiviert und fördert eine kritische Sozialarbeit, die sich in den Sozialraum hinein |IIQHWPLWVR]LDOUlXPOLFKHQÄ$NWLYLHUXQJVSULQ]LSLHQ³GLHLQder Lebenswelt vorhandenen und oft nur verdeckten Ressourcen - perspektivisch als Hilfe zur Selbsthilfe. Sozialräumliche So]LDOH $UEHLW IROJW GDQQ HLQHP NULWLVFKHQ $OOWDJVNRQ]HSW jenseits von Pseudokonkretheit und 0DFKWEHUIRUPXQJGHU3UD[LVYJOHEG± ZHLOGHU$OOWDJVRQVWQLFKWVDQGHUHVDOVHLQ unmündiges Fragment menschlichen Lebens - eine Öffentlichkeitsmetapher bleibt, die aus der Distanz und von oben durch die Machtinhaber gedeutet wird, welche aber von den Subjekten im sozialen Raum nicht durchschaut und selbstEHZXVVWGKVRXYHUlQ JHVWDOWHWZHUGHQNDQQ 6LH ZHUGHQ YRQ GHU Ä:HOW GHU 3VHXGRNRQNUHWKHLW³ XPVFKORVVHQ GLH ÄHLQ 'lPPHUOLFKW YRQ :DKUKHLWXQG7lXVFKXQJ³.RVLN]Q7KLHUVFK LVW'HU$OOWDJLVWDOVRDOOHVDQGH re als widerspruchsfrei. Er unterOLHJWHLQHU:DKUKHLWGLHWDJWlJOLFKHUOHEWZLUGXQGGRFKQLFKW immer greifbar und damit umwandelbar wird (vglKLHU]XDXFK.DS,9 'HU$OOWDJGHU Menschen ist immer bereits ein Stück weit manipuliert. Sie können ihn kaum selbst beeinflusVHQVLHVLQGTXDVLLQLKUHP$OOWDJJHIDQJHQZHil sie sich an die alltäglichen und vorgegebenen sozialräumlichen Strukturen mit seinen Routinen gewöhnt haben. Dadurch fällt es ihnen MD DXFK OHLFKWHU GHQ $OOWDJ VR hinzunehmen, wie er ist - mit all seinen Hindernissen und VFKPHU]OLFKHQ (UIDKUXQJHQ 'HQ $OOWDJ YRQ GLHVer Entfremdung zu befreien, besagt, ihn zu YHUVWHKHQÄDOV3UD[LVDOV+DQGHOQGDVLP.Dmpf gegen strukturelle und soziale Entfremdung ]X 9HUKlOWQLVVHQ IKUW LQ GHQHQ GLH 0HQVFKHQ sich zugleich mit anderen selbst realisieren NDQQ ]X 9HUKlOWQLVVHQ LQ GHQHQ $XVEHXWXQJ XQG 8QWHUGUFNXQJ KLQIlOOLJ ZHUGHQ XQG Selbstverwirklichung für alle möglich ist, der Mensch also als Subjekt seiner selbst sich in Freundlichkeit und Freiheit zugleich mit seinesgleichen realisieren kaQQ³7KLHUVFK 'LHVR]LDOUlXPOLFKH6R]LDOH$UEHLWLVWIROJOLFKdazu herausgefordert, die Menschen aus ihrer 3VHXGRNRQNUHWKHLW GHV $OOWDJHV ]X EHIUHLHQ VLH JHZLVVHUPDHQ ZDFK]XUWWHOQ $OOHUGLQJV PXVVGDEHLEHGDFKWZHUGHQGDVVGLH$XIO|VXQJdes Pseudokonkreten eine schmerzliche DeVWUXNWLRQLVW'DV$OOWDJVNRQ]HSWZLUGGHUJHVWDOWkritisch geöffnet und als Perspektive Sozialer $UEHLWZLUGHLQH+LQZHQGXQJ]XGHQ,GHDOHQYRn Humanität und Freiheit möglich - mit allen GD]XJHK|ULJHQ.RQVHTXHQ]HQ
135
Mit der Verabschiedung der Pseudokonkretheit des Alltags und der damit verbundenen Aufdeckung seiner stets gegebenen Widersprüchlichkeiten wird gleichsam auf die unumgängliche Veränderung gesellschaftlicher Strukturen hingewiesen. (vgl. ebd., 35). Es geht also um die Aufdeckung der fatalen Annahme, dass das sozialräumliche Geschehen einer sentimentalen Schlichtheit unterliegt, die keine Auswirkung auf das Leben der Menschen hätte. Der gegenwärtige Sozialraum stellt keine intakte, günstige Lebenswelt dar. Er verursacht UnvereinbarNHLWHQÄ]HUVWFNHOW³%LRJUDSKLHn, bestimmt menschliche Lebensschicksale und entmutigt die Menschen, die ihre Lebenswelten eigentlichRKQH$XVVLFKWVORVLJNHLWXQG%HGUFNXQJHUIDK ren wollen.
Gelingender Alltag kann nur realisiert werden, wenn der soziale Raum dafür die nötigen &KDQFHQELHWHWÄ$OOWDJXQGJHOLQJHQGHU$OOWDJso nahe zusammengerückt, verweisen darauf, daß Hoffnungen auf Veränderung und Verbesserungen an Erfahrungen und Möglichkeiten im *HJHEHQHQ JHEXQGHQ VHLQ PVVHQ³ HEG ZHil die Lebenswelten der Menschen insbesondere durch materielle Ressourcen bestimmt werden, die soziale Gegensätze im Alltag spürbar werden lassen. Eine Arbeitslose kann sich keinen kostspieligen Neuwagen leisten, geschweige denn ein MoQDWVWLFNHWIUGHQ%XVRGHUIUGLH6%DKQ.Lnder und Jugendliche aus armen Familien erleben die ökonomischen Unterschiede noch durchdringender, wenn sie sich nicht die exklusiven Markensachen oder die topaktuellen Multimediapackages leisten können. Sie werden in der 6FKXOHGDQQDXVJHJUHQ]WÄJHPREEW³XQGJHPLHGHQ So schränkt der karge Alltag die lebensweltOLFKHQ%DKQHQGHU,QGLYLGXHQHLQÄ'LHVH8QWHU schiedlichkeit hat ihren Grund im Faktum der Ungleichheiten in unserer Gesellschaft, also in der Differenz zwischen arm und reich, zwischen Macht und Ohnmacht, zwischen SelbstbeVWLPPXQJXQG$EKlQJLJNHLW³HEG Hinzu kommt: Die Lebenswelten werden immer weiter aufgefächert. Die Menschen müssen in mannigfaltigen Situationen ihre lebensweltOLFKHQ.RPSHWHQ]HQXQWHU%HZHLVVWHOOHQ-HGHU JHVHOOVFKDIWOLFKH %HUHLFK YRP .LQGHUJDUWHQ DQJHIDQJHQ ELV KLQ ]XP %HUXI IRUGHUW GLH /H benswelt der sozialen Akteure heraus. Sie müssen ihre Lebenswelt durchgliedern und in Funktionsbereiche einteilen, die aufeinander abgestimmt sein müssen, damit ihre Lebenswelt nicht an den gesellschaftlichen Aufgaben zerbricht. Hans ThiersFKHEG IKUWGD]XDXV 'LHÄVSH]LDOLVLHUWH'LIIHUHQ]LHrung von Alltagswelten macht die Unterschiede zwischen den Alltagswelten groß; sie im Nebeneinander - YRQ %HUXI )DPLOLH 6FKXOH XQG gIIHQWOLFKNHLW ]%RGHULP1DFKHLQDGHUGHV/HEHQVPLWHLQDQGHU]XYHUPLWWHOQZLUGEHODVWHQGVFKZLHULJ 136
]X HLQHU RIW NDXP EHZlOWLJHQGHQ $XIJDEH³ 'LH /HEHQVZHOWHQ GHU 6XEMHNWH VLQG DOVR XQWHU HQRUPHQ'UXFNJHVHW]W6LHJHUDWHQLQHLQHQNUDQNKDIWHQ=XVWDQGZHLOVLHSHUPDQHQWJHKHW]W VLQG XQG ]X GHP ,UUJODXEHQ YHUOHLWHW ZHUGHQ GDVV VLH QXU PLW ([SHUWHQZLVVHQ LKUHQ $OOWDJ EHUVWHKHQN|QQHQ'DGXUFKYHUOLHUHQGLH,QGLYLGXHQLKUH(LQVLFKWHQXQGhEHU]HXJXQJHQ 'LH/HEHQVZHOWZLUGGXUFKGLHSRVWPRGHUQH*HVHOOVFKDIWXQGGLHLKUHQWVSUHFKHQGHQ6R]L DOUlXPH HUVFKWWHUW )DPLOLHQ ]HUEUHFKHQ GLH $UEHLWV XQG 6FKODIVWlWWHQ VLQG UHJLRQDO VR ZHLWHQWIHUQWZLHQRFKQLHXQGGHUWHFKQLVFKH)RUWVFKULWWOlVVWGLH0HQVFKHQPHKUXQGPHKU ]XDEKlQJLJHQ.USSHOZHUGHQ'HUNOHLQVWH6WURPDXVIDOOIKUWRIW]XHLQHUOHEHQVZHOWOLFKHQ .DWDVWURSKH ZHLO GHU .KOVFKUDQN QLFKW PHKU NKOW GLH .RFKSODWWH QLFKW PHKU NRFKW GLH /DPSHNHLQ/LFKWPHKUJLEWXQGGDV:DVVHUQLFKWPHKUZLHJHZRKQWZDUPDXVGHU/HLWXQJ NRPPW 'DGXUFK XQWHUOLHJHQ GLH /HEHQVZHOWHQ GHU 0HQVFKHQ HLQHU DOOWDJVQRWZHQGLJHQ $E KlQJLJNHLW GLH VLH VHOEVW KHUVWHOOHQ ZHOFKH DEHU JOHLFKVDP LKUH )UHLKHLW XQG $XWRQRPLH LP +DQGHOQHLQVFKUlQNW:HUEHLGHQ0RGHUQLVLHUXQJVSUR]HVVHQXQG$QSDVVXQJVHUIRUGHUQLVVHQ GHVJHVHOOVFKDIWOLFKHQ/HEHQVQLFKWPLWKDOWHQNDQQZLUGVR]ZDQJVOlXILJVHLQHUHLJHQHQ6WlU NHQXQG5HVVRXUFHQEHUDXEWZHLOVLHVFKOLFKWZHJYHUGUlQJWQLFKWEHQ|WLJWXQGZHJUDWLRQDOL VLHUWZHUGHQ1LHPDQGPXVVKHXWHPHKUZLVVHQZLHWHFKQLVFKH*HUlWHXQG3URGXNWHIXQNWLR QLHUHQ ZLH PDQ RKQH YLHO $XIZDQG SUDJPDWLVFKH XQG OHEHQVZHOWQDKH 3UREOHPO|VXQJHQ HU ILQGHQN|QQWHRGHUZLHPDQJDUVHLQHLJHQHV.LQGHU]LHKW'HUERRPHQGH5DWJHEHUPDUNWYHU GHXWOLFKWGLHVH$ENHKUYRP9HUWUDXHQLQGLHHLJHQHQ)lKLJNHLWHQXQG%HJDEXQJHQZHLOGLHVH HEHQDXFKYRP6R]LDOUDXPJHSHLQLJWZHUGHQ .HLQ :XQGHU GDVV PDQ EHL GHU KHUDQZDFKVHQGHQ *HQHUDWLRQ YHUVWlUNW $'+66\PSWRPH PDVVLYH$OOHUJLHLQYDVLRQHQXQGJHQHUHOOH3HUV|QOLFKNHLWVVW|UXQJHQHQWGHFNWGLH]XIUKHUHU =HLW VFKHLQEDU QLFKW LQ GLHVHU ,QWHQVLYLWlW DXIJHWUHWHQ VLQG RIIHQEDU YHUEUHLWHW GLH PRGHUQH *HVHOOVFKDIWRIWPHKU3DQLNXQG+\VWHULHDOVHVGHQ/HEHQVZHOWHQGHU0HQVFKHQJXWWXW9LH OHVLVWWDWVlFKOLFKRIWQLFKWVRIDWDOZLHHVDXIGHQHUVWHQ%OLFNDXVVHKHQPDJ-HGRFKHUZDUWHQ GLH XQWHUVFKLHGOLFKHQ 6\VWHPEHUHLFKH ZLH 6FKXOH RGHU $UEHLWVZHOW GDVV GLH 0HQVFKHQ LQ HUVWHU /LQLH IXQNWLRQLHUHQ XQG VLFK QLFKW PLW LKUHQ /HEHQVVLWXDWLRQHQ EHVFKlIWLJHQ XQG DXV HLQDQGHUVHW]WHQ -XJHQGOLFKH EHLVSLHOVZHLVH KDEHQ EHLP hEHUJDQJ LQ GLH ,QNOXVLRQVZHOWHQ GHV 1HRNDSLWDOLV PXVQLFKWPHKUGLH=HLWVLFKPLWLKUHQ7UlXPHQXQG/HEHQVSHUVSHNWLYHQLQWHQVLY]XEHVFKlI WLJHQ 6LH VLQG GD]X JHQ|WLJW VFKQHOOVWP|JOLFK YRUZlUWV]XNRPPHQXPQLFKWDOV9HUVDJHU GD]XVWHKHQ$OOHUGLQJVZLUGGDEHLEHUVHKHQGDVVGDV/HEHQHLJHQWOLFKYLHO]XNXU]LVWXP IUHPGEHVWLPPWXQGOHEHQVZHOWIHUQYHUSODQW]XZHUGHQ,QGLYLGXHOOH)lKLJNHLWHQXQG.RPSH 137
tenzen können nicht per Knopfdruck eingeschaltet werden, ihre Entfaltung benötigt ein lebensweltliches Kontinuum, das nicht vom Sozialraum in solch einer Massivität unterbrochen werden sollte. Schnell wird durch die Abkehr von einer geduldigen und respektvollen Haltung gegenüber den Subjekten, eine Hochleistungspädagogik in Form der erzieherischen Hilfen in Gang gesetzt, die nicht immer nötig ist. Schuldistanzierte und Schule verweigernde Kinder und Jugendliche meiden nicht ohne Grund ihre Lehranstalt. Bloß versäumen es die Instanzen, danach zu fragen, was man denn hätte tun können, damit die betreffenden Schüler wieder zurückkehren. Dies wird gerne vermieden, weil die Schuldigen von Anfang an feststehen - die Familie und das Kind selbst, weil die Funktionssysteme auf ihre Problemhandhabungen und Lösungsmuster vertrauen und sich den alltäglichen Wissensvorräten der Menschen tendenziell verweigern.
Das versäulte und von einander getrennte Hilfesystem Sozialer Arbeit ist oft weit entfernt von den Lebenswelten und kann daher nicht deren Wirklichkeit fassen, obwohl eine Annäherung zu mehr Verständnis führen könnte. Ein Nachdenken über die unsicheren, lebensweltlichen Arrangements könnte dazu beitragen, dass sich personenbezogenen Dienstleister, nicht mehr DOV3URGXNWGHVLJQHUXQG±DQELHWHUYHUVWHKHQZUGHn. Die Alltäglichkeit und die Alltagswelten werden nicht von ungefähr von den Entfaltungen sozialräumlicher Problemzunahmen in FraJHJHVWHOOWÄ,QGHU.RQkurrenz zu Spezialisten verliert Alltäglichkeit ihr Selbstvertrauen und gerät in Legitimationsdruck; nicht nur konkrete Verstehens- und Handlungsmuster werden problematisch, sondern das für Alltäglichkeit koQVWLWXWLYH9HUWUDXHQLQ3UDJPDWLNEHUKDXSW³ (ebd., 26). So gesehen muss der Sozialraum zu einem moralischen Raum werden, der sich selbst mit der ethischen Frage beschäftigt, was man gegen diese Entmündigungs- und Spannungstendenzen unternehmen könnte (vgl. zur Moralischen Kasuistik in der Sozialen Arbeit: 7KLHUVFK ± (LQH DQVSUXFKVYROOH sozialräumliche Soziale Arbeit hätte die Gelegenheit, auf die Zerbrechlichkeit der Lebenswelten und des Alltags hinzuweisen, um den Sozialraum seinerseits von der ihn einnehmHQGHQ 3VHXGRNRQNUHWKHLW ]X ÄEHIUHLHQ³ YRQ GHU auch die Soziale Arbeit mitunter befallen ist. Die Menschen können nicht mal so nebenbei ihren Alltag bestreiten. Dies erfordert viel Übersicht, Kreativität und Sorgsamkeit gegenüber dem eigenen bio-psycho-sozialen Wohlbefinden. Viele Individuen sind dazu befähigt, werden aber zunehmend in Kompromisse gedrängt, die keine Rücksicht auf ihre Lebensgestaltung QHKPHQ'LHÄ'HVWUXNWLRQGHV3VHXGRNRQNUHWHQDOso muß einhergehen mit der detektivischen Kunst, die Wahrheitsmomente im Alltag - die Momente des gelingenderen Lebens ebenso wie die der uneingelösten Sehnsucht - zu entdecken, bewusst und wach zu halten, zu stützen und 138
]XPHKUHQ³7KLHUVFK 'HPHQWVSUHFKHQGN|QQWHVRHLQJHOLQJHQGHU6R]LDOUDXPIU GLH/HEHQVZHOWHQGHU6XEMHNWHHUP|JOLFKWZHUGHQ
3.3.
Fazit
(LQHQHLQWUlFKWLJHQ6R]LDOUDXPIUJHOLQJHQGHUH/HEHQVZHOWHQXQVHUHU3DUWQHU]XHQWZLFNHOQ LVWNHLQHHLQIDFKH+HUDXVIRUGHUXQJDQGLH6R]LDODUEHLWHUXQG6R]LDODUEHLWHULQQHQYRU2UW6LH VHOEVWKDEHQPLWLKUHQ/HEHQVZHOWHQLQLKUHPEHUXIOLFKHQ$OOWDJ]XNlPSIHQXQGZHUGHQRIW LQ GLH +DQGOXQJV]ZlQJH LKUHU LQVWLWXWLRQHOOYHUUHFKWOLFKWHQ +LOIHVHWWLQJV JHGUlQJW )UHLOLFK VLQG VLH DEHU JOHLFK]HLWLJ GHP 6R]LDOUDXP XQG VHLQHQ YHUKHHUHQGHQ (LQIOVVHQ DXI GLH /H EHQVZHOWHQGHU0HQVFKHQDXVJHVHW]W (UUHLFKWHVGLHVR]LDOUlXPOLFKH6R]LDOH$UEHLWQLFKWGHQVR]LDOHQ5DXPIUGLH$OOWDJVZHOWHQ GHU6XEMHNWH]XVHQVLELOLVLHUHQXQG(UQHXHUXQJHQDQ]XUHJHQZLUGGHU6R]LDOUDXPVFKQHOO]X GHPZDVHUYRQVHLQHP:RUWVWDPPKHULP*UXQGHQLFKWLVW8QVR]LDO ,QVRIHUQGDUIVLFKGLHVR]LDOUlXPOLFKH6R]LDOH$UEHLWQLFKWGDIUÄPLVVEUDXFKHQ³ODVVHQGLH /HEHQVZHOWHQDQGLHSRVWPRGHUQHQXQGJOREDOLVLHUWHQJHVHOOVFKDIWOLFKHQ(QWZLFNOXQJVWUHQGV QXQPHKU DQ]XSDVVHQ 6RQVW GURKW GHU =XVDPPHQEUXFK GHU /HEHQVZHOWHQ ]X HLQHP EORHQ )XQNWLRQVV\VWHPGDV]ZLVFKHQ$QSDVVXQJXQG(QWVDJXQJVHOHNWLHUWXQGGHQVR]LDOHQ5DXP PLWVHLQHQVR]LDOHQ8QJOHLFKKHLWHQDOVH[LVWHQWHÄ8QJHUHFKWLJNHLWVIDEULN³DN]HSWLHUWXQGEH IHVWLJW 'HU 6R]LDOUDXP NDQQ LQ GHU KHXWLJHQ 'LPHQVLRQLHUXQJ GHU OHEHQVZHOWOLFKHQ 5HDOLWlWHQ QXU JHPHLQVDPPLWGHQ0HQVFKHQJHIRUPWZHUGHQ:LUGGLHVYHUVlXPWZHUGHQGLHVR]LDOHQ$N WHXUH ZHLWHUKLQ SDVVLYH .RQVXPHQWHQ HLQHU NRPSHQVDWRULVFKHQ RGHU YLHOPHKU DIILUPDWLYHQ 6R]LDOHQ$UEHLWEOHLEHQGLHQLFKWGDUDXIDXVLVWGHQVR]LDOHQ)RUWVFKULWWGHU*HVHOOVFKDIWNUL WLVFK]XEHJOHLWHQXQG]XI|UGHUQ0LW%OLFNDXIGLH+DQGOXQJVPD[LPHQGHV-XJHQGEHULFK WHV%0-))*>+UVJ@ NDQQGLHVIUGLH.LQGHUXQG-XJHQGKLOIHXQGLQVEHVRQGHUHIU GHQ%HUHLFKGHU+LOIHQ]XU(U]LHKXQJII 6*% 9,,, EHGHXWHQ VLFK HLQ]XPLVFKHQ XQG VR]LDOUDXPRULHQWLHUWH6R]LDOH$UEHLWDOVNULWLVFKH4XHUVFKQLWWVDXIJDEH]XEHJUHLIHQGLHÄQXU SUDNWL]LHUWZHUGHQ>NDQQ.%@ZHQQVLHYRQGHQ0LWEHVWLPPXQJVXQG3DUWL]LSDWLRQVUHFK WHQHLQPDOJDQ]DEJHVHKHQGLH6RXYHUlQLWlWEHVLW]WVLFKLKUHUHLJHQHQ*HIlKUOLFKNHLWEHZXVVW ]XVHLQXQGLP:LVVHQXPGLHVH*HIlKUOLFKNHLWDJLHUW³7KLHUVFK :HQQGLHVQLFKW JHOLQJWN|QQHQGLHYLHOHQ)RUGHUXQJHQQDFK3UlYHQWLRQ'H]HQWUDOLVLHUXQJ5HJLRQDOLVLHUXQJ 139
Ganzheitlichkeit und Partizipation nicht umfassend genug erfüllt werden. Dann handelt sozialraumorientierte Soziale Arbeit nicht reflexiv und verfällt einer diskriminierenden Lebensweltdeutung, welche mit machtkonservativen Alltagskonzepten herrschender Eliten korrespondiert.
Hans Thiersch (2003a, 124) mahnt gegenüber einer solchen Sozialraumorientierung nicht von XQJHIlKUDQÄ'LHQHXHUGLQJVVRIDYRULVLHUWHQKonzepte der SozialraumRULHQWLHUXQJ±JHOHVHQ DOVHLQH.RQNUHWLVLHUXQJGHU3ULQ]LSLHQ5HJLRQDOLVLHUXQJXQG$OOWDJVQlKH±ZHUGHQVRZLUG zunehmend deutlich) für eine Aktivierung von Alltagsressourcen genutzt, um damit öffentliches und staatliches Desengagement zu legitimiHUHQ³(LQHVROFKH6R]LDOUDXPNRQ]HSWLRQNDQQ den Lebenswelten der Subjekte so aber nicht gerecht werden. Erst recht, wenn man überblickt, wie schwierig es ist, den Alltag überhaupt einigermaßen sinnvoll und mit Erfolg zu organisieren, zumal, wenn er die Menschen mit schreienden Widersprüchen und Ungerechtigkeiten konfrontiert. Ein gelingeQGHU 6R]LDOUDXP ÄJHOLQJW QXU da, wo Sozialarbeit in ihrer konkreten Arbeit auch versucht - provokativ, verfremdend und stützend - dem Adressaten aus Armut, aus Hilflosigkeit und Verstrickung im Alltag herauszuhelfen. Elend und Blindheit eines bornierten Alltagspragmatismus aufzulösen und, zugleich damit, Verhältnisse sozialpoOLWLVFK]XYHUlQGHUQ³7KLHUVFK Sozialräumliche Sozialarbeit ist also ein zwiespältiges Unterfangen. Sie hat Chancen, wenn sie sich kritisch strategisch und programmatisch positioniert: Die Überwindung der Klientifizierung hilfesuchender Menschen kann eine andere Dimension der Produktivität des Sozialen ermöglichen, als der (un)soziale Staat vielleicht möchte. Stichwörter hierzu sind wirkliche Teilhabe- und Entscheidungsbefugnisse der Bürger, die nicht von allen gesellschaftlichen und politischen Kräften immer gewollt und gewünscht sein werden. Dafür kann sozialräumliche Soziale Arbeit auch die betroffenen Menschen gewinnen, sie miteinander und mit den sozialen Fachkräften solidarisieren, ist sie doch selbst im Kern ihres Bemühens immer wieder davon bedroht, in die sozialtechnologischen Integrationsversuche des (un)sozialen und krisengeschüttelten modernen Wohlfahrtsstaates eingebunden zu werden.
140
4.
Der Sozialraum als Entwicklungsraum - die Perspektive ökologischer Sozialisationstheorien
Ä:HQQJHQHWLVFKHV3RWHQ]LDOVRZRKOKLQVLFKWOLFKVHLQHV1LYHDXV ZLHDXFKVHLQHU9LHOVHLWLJ NHLW]XP$XVGUXFNNRPPHQVROOPXHLQHHQWVSUHFKHQGYLHOVFKLFKWLJHXQGDQUHJHQGH8PZHOW JHJHEHQVHLQ'LHVHU8PVWDQGIKUW]XHLQHUQHXHQEHLQDKHLURQLVFKHQ'HXWXQJGHU(UEOLFK NHLWVPDH'D(UEOLFKNHLWVNRHIIL]LHQWHQLQEHVRQGHUVlUPOLFKHQXQGXQWHUGUFNHQGHQ8PZHO WHQDPQLHGULJVWHQXQGLQEHVRQGHUVDQUHJHQGXQGUHLFKDXVJHVWDWWHWHQ8PZHOWHQDPK|FKV WHQVLQGGDUIGHU(UEOLFKNHLWVNRHIIL]LHQWQLFKWDOOHLQDOV0DGHUJHQHWLVFKHQ*UXQGODJHHL QHU EHVWLPPWHQ )lKLJNHLW RGHU (LJHQVFKDIW YHUVWDQGHQ ZHUGHQ VRQGHUQ JHQDXVR JXW DOV *UDGPHVVHUIUGDV9HUP|JHQHLQHUJHJHEHQHQ8PZHOWGLH(QWIDOWXQJGLHVHU)lKLJNHLWRGHU (LJHQVFKDIWDXV]XO|VHQXQG]XI|UGHUQ³ (Urie Bronfenbrenner 1976, 57)
Den sozialen Raum mit ökologischen Sozialisationstheorien begreiflich zu machen, bedeutet, ihn als einen Entwicklungsraum zu verstehen, der für das Aufwachsen des Kindes eine unerlässliche Aufgabe übernimmt. Ohne eine anregende und förderliche Umwelt hat das Individuum ungünstige Startbedingungen, die über sein ganzes Leben einen schweren Schatten werfen können. Wie unsere nächste Generation aufwachsen darf, hängt in nicht unerheblichem Maße von der Beschaffenheit des Sozialraumes ab. Mit anderen Worten, ob der soziale Raum den zukünftigen und gegenwärtigen Eltern die Aussicht zuerkennt, ihren elterlichen Pflichten nachkommen zu dürfen und hierfür zweckdienliche Unterstützungen bereithält. Dafür ist es notwendig, dass die Institution Familie mit ihren vielfältigsten Lebensformen (vgl. BMFSFJ [Hrsg.] 2003) wieder als eine zentrale Sozialisationsinstanz aufgewertet wird. Es gilt das familiäre Zusammenleben so zu stärken, dass die Bedingungen des Sozialraumes dazu beitragen könnten, dem demographischen Wandel beizukommen. Nicht ohne Grund weigern sich momentan viele Menschen, ein Kind in die Welt zu setzen. Die gesellschaftliche Realität ist so unsicher, unvorhersehbar und beanspruchend, dass die Individuen nicht das Risiko eingehen möchten, überhaupt Eltern zu werden. Wenn sie sich dann doch auf diese verantwortungsvolle Aufgabe einlassen, werden sie von sozialräumlichen Hindernissen und Komplikationen beladen, wie etwa der Unvereinbarkeit von Beruf und Familie, die sie alleine kaum bewälti141
gen können. Welchen Einfluss der soziale Raum auf die Elternschaft haben kann, erkannte bereits Urie Bronfenbrenner (1989, Ä:LH(OWHUQLKUHHLJHQH elterliche Leistungsfähigkeit beurteilen und was sie über ihr Kind denken, steht in Beziehung zu äußeren Faktoren wie Flexibilität ihrer Arbeitszeit, guten Kinderpflege-einrichtungen, der Anwesenheit von Freunden oder Nachbarn, die in kleineren und größeren Notfällen aushelfen können, der Qualität des Gesundheits- und Sozialwesens, der Ungefährlichkeit des Wohngebietes und so weiter. Die Verfügbarkeit solcher günstigen Lebensbereiche wiederum ist eine Funktion ihrer Existenz und Häufigkeit in einer bestimmten Kultur oder Subkultur. Diese Häufigkeit schließlich kann durch gezielte sozialpolitische Maßnahmen erhöht werden, die weitere dem Familienleben förderliche Lebensbereiche und GeVHOOVFKDIWVUROOHQVFKDIIHQ³
Der Sozialraum kann nach Urie Bronfenbrenners (1989) Auffassung als Entwicklungsraum gestaltet werden und den Menschen bei der Ausübung ihrer elterlichen Sorge behilflich sein. Der Sozialstaat hat dafür die Befugnisse, Möglichkeiten und das Metakapital, um die sozialräumliche Soziale Arbeit bei diesem Vorhaben unterstützen zu können. Gerade wenn man bedenkt, dass die sozialen Netzwerke nicht mehr zweifelsohne gegeben sind und auf das gemeinschaftliche Sozialkapital als Unterstützungsquelle nur bedingt zurückgegriffen werden kann (vgl. Kap. IV. 2.). Zudem ist der Sozialraum ein Konstrukt, das vom Kapital strukturiert wird. Dies hat auch negative Auswirkungen auf das Lebensumfeld unserer Kinder (vgl. Kap. IV. 1.). Außerdem befinden sich die Lebenswelten der Subjekte in einer unangenehmen Konkurrenz zur sozialräumlichen Beschaffenheit. Die Lebenswelten werden quasi vom Sozialraum einverleibt, weshalb der Integrationsort Familie keine verlässliche Entwicklungsgrundlage mehr bieten kann (vgl. Kap. IV. 3.). Es ist also nicht ganz so anspruchslos, den Sozialraum als einen Entwicklungsraum zu befördern, weil die Postmoderne insbesondere die familiäre Konsistenz in Frage gestellt hat. Ä'HU =HUIDOO GHU *URIDPLOLH GLH 7UHQQXQJ von Wohn- und Gewerbegebieten, das Verschwinden der alten Nachbarschaften, Flächennutzungsbestimmungen, berufliche Mobilität « DOOH GLHVH (UVFKHLQXQJHQ GHV )RUWVFKULWts wirken zusammen, um die Möglichkeit wie den Anreiz für sinnvolle Kontakte zwischen Kindern und anderen Personen, die entweder älter oder jünger sind als sie, zu schmälern. Wir stoßen hier auf eine grundlegende und ]XJOHLFKEHXQUXKLJHQGH7DWVDFKH Kinder brauchen Menschen, um menschlichen zu werden. « 'LH-XJHQGNDQQVLFKQLFKWVHOEVWJUR]LHKHQ³%URQIHQEUHQQHr 1976, 183) und die Kinder sollten auch weiterhin unter ihresgleichen aufwachsen dürfen. 142
Sollen also die Kinder von morgenOHLGWUDJHQGHÄ2SIHU³HLQHVSozialraumes werden, der ihQHQNHLQHJQVWLJH%DVLVIULKUH6R]LDOLVDWLRQELHWHW":DUXPEHQ|WLJHQZLUEHUKDXSW+LOIHQ ]XU (U]LHKXQJ II 6*% 9,,, " 6\PEROLVLHUW diese Form Sozialer Arbeit nicht nur den EHNDQQWH Ä7URSIHQ DXI GHP KHLHQ 6WHLQ³" :DUXP YHUIJW GHU VR]LDOe Raum nicht über ein JQVWLJHVNLQGHUXQGIDPLOLHQIUHXQGOLFKHV.OLPD"9LHOHVVRNDQQ PDQ KLHU VFKRQ YRUZHJ nehmen, ist nicht so arrangiert,GDVVPDQIURKVHLQN|QQWHHLQKind in einer Familie zu sein, die sich mit den Ambivalenzen der PostmodeUQHXQGGHV1HRNDSLWDOLVPXVDXVHLQDQGHUVHW]HQ muss. $XV |NRORJLVFKHU 3HUVSHNWLYH LVW GHU 6R]LDOUDXP LQ HLQH 6FKLHIODJH JHUDWHQ 'LH $XVJHJOL chenheit zwischen der individuellen Lebensgestaltung und den GDIUHUIRUGHUOLFKHQ$QVWUHQ JXQJHQLVWQLFKWPHKUJHJHEHQ'LHVR]LDOH:HOWZDQNWXQGSHJHOWVLFKHLQLQZHOFKH5LFK tung, bleibt vorHUVWRIIHQ
Nähert man sich dem biologiscKHQ%HJULIIGHUgNRORJLHZLUGPDQDXIGLH/HKUHYRQGHQ%H ziehungen der Lebewesen zu ihrer Umwelt verwLHVHQ'DV:RUWUKUWXUVSUQJOLFKDXVGHP *ULHFKLVFKHQ2LNRV XQGEHGHXWHWHVRYLHOZLH:RKQXQJ+DXVRGHU+DXVJHPHLQVFKDIWVLH KHGD]XDXFK:HQGWII 6REHWUDFKWHWleben die Menschen in einem sozialen Raum, den sie selbst herstellen, organisieren, gestalten, verwalten und zerstören. Sie jonglieren, ohne es zu wissen, mit einem labilen ökologischen Sozialraumgleichgewicht, das von und mit ihnen beständig stabil gehalten werden muss, damit es zu keinem Zusammenbruch kommt. 'HP]XIROJHNDQQGHU6R]LDOUDXPDOVVR]LDOH8Pwelt verstanden werden, in der sich die MenVFKHQHLQULFKWHQXQGMHGHV,QGLYLGXXPVHLQHVR]LDOH1LVFKHLP*HIJH der ökologischen Be]LHKXQJHQHLQQLPPWÄ,P3ULQ]LSZLUGDOOJHPHLQDQJHQRPPHQGDVVGDV9HUKDOWHQ9 HLQH )XQNWLRQGHU3HUVRQ3 XQGGHU8PZHOW8 GDUVWHOOW9 )38 ³/HZLQ 'DEHL HUIDVVWGLHOHZLQVFKH)HOGWKHRULH GLH8PZHOWDXVSKlnomenologischer Sicht und ent]LHKW VLFK GHU REMHNWLYHQ 9RUVWHOOXQJ YRQ GHP ZDV 8PZHOW LVW XQG ZLH VLH IU GLH *HVHOO VFKDIWYHUVWDQGHQZHUGHQN|QQWH -HGHU (LQ]HOQH KDW HLJHQH 9RUVWHOOXQJHQ (UOHEQLVVH XQG (UIDKUXQJHQ EHU GHQ 6R]LDOUDXP GLHVLFKJHZLVVHUPDHQLP*HGlFKWQLVIHVWVFKUHLEHQ.XUW/HZLQYJOHEGII YHUZHQGHW ]XU(UNOlUXQJGLHVHU9RUJlQJHGLH.RQVWUXNWHGHVLebensraumes oder des psychologischen Feldes. 'HUVR]LDOH5DXPRUJDQLVLHUWVLFKQDFKVHLQHQWKHRUHWLVFKHQ9RUVWHOOXQJHQLQGHUSV\FKRORJL schen Struktur des Menschen, so wie er ihn erlebt, verarbeitet und verinnerlicht. So hängen GDV9HUKDOWHQXQGGLH(QWZLFNOXQJYRP=XVWDnd der Person und seiner Umwelt beziehungs143
weise seinem Sozialraum zu einer gegeben Zeit ab (vgl. ebd. 86 - 101). Will man also verstehen, warum die Menschen bestimmte Handlungen vollziehen und warum sie so sind, wie sie VLQGÄPVVHQGLH3HUVRQHQXQGLKUH8PJHEXQJDOVeine Konstellation interdependenter FakWRUHQEHWUDFKWHWZHUGHQ³HEG 8ULH%URQIHQEUHQQHU HUNDQQWHGXUch seine Hinwendung zur ökologischen SoziaOLVDWLRQVIRUVFKXQJGDVVGLH$XVSUlJXQJGHUHUEOLFKHQ$QODJHQGHU,QGLYLGXHQLQ$EKlQJLJ keit zum Sozialraum steht. Die WechselseitigkeLW]ZLVFKHQGHPVR]LDOHQ5DXPXQGGHU3HU VRQ UXIW SKlQRW\SLVFKH (IIHNWH KHUYRU GLH YRP MHZHLOLJHQ 8PZHOWNRQWH[W JHSUlJW ZHUGHQ %URQIHQEUHQQHU ]HLJWHZLHHLQHVR]LDOH8PZHOWDOV(QWZLFNOXQJsraum gestaltet sein PVVWH GDPLW DXV MHGHP HLQ]HOQHQ 0HQVFK dass werden kann, was ihm seine genetischen 3RWHQ]LDOH YHUKHLHQ )U LKQ HUIRUGHUWH GLHVH (LQVLFKW HLQ 8PGHQNHQ LQ GHU 6R]LDOLVDWLRQV theorie, die vornehmlich zu erklären versuchte, warum Kinder zu dem geworden sind, wie sie uns heute begegnen und nicht, was man unternehmen hätte können, damit sie zu dem werden, ZDVVLHQRFKQLFKWVLQGYJO%URQIHQEUHQQHU :HQQPDQDOVRGHQ6R]LDOUDXPPLWGHP$VSHNWGHUÄgNRORJLHPHQVFKOLFKHU(QWZLFNOXQJ³ YHUELQGHWHU|IIQHWVLFKIUGLHVR]LDOUlXPOLFKH6R]LDOH$UEHLWHLne sozialisationstheoUHWLVFKH)XQGLHUXQJGLHIULKre Stellung im sozialen RaumYRQ%HGHXWXQJLVWÄ'LHgNROR JLHGHUPHQVFKOLFKHQ(QWZLFNOXQJEHIDVVWVLFKPLWGHUIRUWVFKUHLWHQGHQJHJHQVHLWLJHQ$QSDV sung zwischen dem aktiven, sich entwickelnden Menschen und GHQZHFKVHOQGHQ(LJHQVFKDI ten seiner unmittelbaren Lebensbereiche. DiesHU3UR]HZLUGIRUWODXIHQGYRQGHQ%H]LHKXQ gen dieser Lebensbereiche unterHLQDQGHUXQGYRQGHQJU|HUHQ.RQWH[WHQEHHLQIOXWLQGLH VLHHLQJHEHWWHWVLQG³%URQIHQEUHQQHU )ROJOLFK NDQQ GHU $XIWUDJ GHU VR]LDOUlXPOLFKHQ 6R]LDOHQ $UEHLW GDULQ EHVWHKHQ VLFK DOV )HOGEHVWHOOHULQYJO.DS,,, ]XHPSIHKlen und nicht als Fallmanagerin der Kinder- und -XJHQGKLOIHGLHRIWQXr dann handelt, wenn der VR]LDOH5DXP)lOOHÄDEVRQGHUW³GLHGHQ.UL terien der Notwendigkeit und Geeignetheit YRQHLQNODJEDUHQ(U]LHKXQJVKLOIHQII6*% 9,,, XQWHUOLHJHQ 'LH .LQGHU XQG -XJHQGKLOIH VWHKW PLW GLHVHU GHIHQVLYHQ +DQGOXQJV SUDJPDWLN LUJHQGZDQQ RKQH LKUH 3DUWQHU GD ZHLO GLH %HY|ONHUXQJVJUXSSH GHU .LQGHU XQG Jugendlichen so erst recht zu einer verschwindeQGHQ0LQGHUKHLWLQXQVHUHU*HVHOOVFKDIWZLUG 'LH VR]LDOUlXPOLFKH 6R]LDOH $UEHLW LVW DXV GLHVHP %OLFNZLQNHO KHUDXV gezwungen, sich als HLQHEHGHXWHQGH6R]LDOLVDWLRQVLQVWDQ]QHEHQGHU)DPLOLH6FKXOHXQG3HHUJURXS]XEHKDXS ten, gerade weil der demographische Wandel ohne einen adlTXDWHQ(QWZLFNOXQJVUDXPZRKO EHUKDXSWQLFKWPHKU]XVWRSSHQVHLQZLUG 144
Der soziale Raum kann mit einer ökologischen Auffassungsgabe als systemtheoretisches Modell mit Subsystemen, die sich untereinander durchdringen beschrieben werden. Mit einer Ä7KHRULH GHU 8PZHOWNRQWH[WH XQG LKUHU $XVZLUkungen auf die Kräfte, die das psychische :DFKVWXP XQPLWWHOEDU EHHLQIOXVVHQ³ %URQIenbrenner 1989, 24). Diese Vorstellung von einem ökologischen Sozialraum hebt die Stellung des Subjektes hervor und ist gleichermaßen eine Abkehr von den administrativen Objektbehandlungen menschlicher Individuen. Sie sind so verstanden aktive Lebewesen, die unaufhörlich Entwicklungsetappen durchlaufen und dafür einen zuträglichen Sozialraum benötigen, der auf ihr Fortkommen Rücksicht und Obacht gibt.
Wenn das Individuum in den Kindergarten kommt, eingeschult wird, seinen Abschluss macht, HLQHQ%HUXIVDXVELOGXQJEHJLQQWP|JOLFKHQIDOOVVWXGLHUWHLQH%H]LHKXQJeingeht, eine eigene Familie gründet, den Wohnort wechselt oder auswandert, vollzieht es ökologische Übergänge. Diese haben eine erhebliche Auswirkung auf den Charakter und auf die Wahrnehmung des Sozialraumes. Der Mensch wächst, so lautet MDHLQHDOWH%LQVHQZHLVKHLWPLWVHLQHQ$XI gaben, weil ihm die ökologischen Übergänge andere Rollenerwartungen aufbürden und demHQWVSUHFKHQGH .RPSHWHQ]HQ DEYHUODQJHQ Ä'LH %HGHXWXQJ |NRORJLVFKHU hEHUJlQJH IU GLH Entwicklung entsteht daraus, dass sie fast immer eine Veränderung der Rolle mit sich bringen, also der mit einer bestimmten Gesellschaftsstellung verbundenen 9HUKDOWHQVHUZDUWXQJ³ HEG ZHOFKHVLFKXQPLWWHOEDUDXIGLHLebenswelt des Individuums und den Sozialraum niederschlägt. Als Entwicklung im Kontext EHVFKUHLEW8ULH%URQIHQEUHQQHUYJOHEG GLHVH9RUJlQJH welche davon abhängen, wie der Sozialraum der Menschen beschaffen ist. Entwicklung ist so JHVHKHQÄGLH(QWIDOWXQJGHU9RUVWHOOXQJGHU3HUVRQEHULKUH8PZHOWund ihr Verhältnis zu dieser, als ihre wachsende Fähigkeit, die EigeQVFKDIWHQLKUHU8PZHOW]XHQWGHFNHQ]XHUKDO WHQRGHU]XlQGHUQ³HEG 'DV.LQGHUULFKWHWsich während seiner Sozialisation seine eigene Welt, die sich mit den Lebensjahren ausweitet und eine differenziertere Gestalt annimmt. Es entwirft sich seine psychologischen Vorstellungen des sozialen Raumes, der anfangs einen kleinteiligen Ausschnitt dessen darstellt, was er im Grunde beinhaltet. Die AktiviWlW GHV 0HQVFKHQ RGHU ÄGLH ([SDQVLRQ GHV NLndlichen Vorstellungsbereiches vollzieht sich kontinuierlich von der Mikro- zur Meso-,([RXQGVRJDU0DNUR(EHQH³HEG In dieser Hinsicht werde ich den Sozialraum als sozialisationstheoretischen Entwicklungsraum gründlicher erläutern und eingangs aufzuzeigen, wie das Individuum den Sozialraum
145
mit den in ihm befindlichen Personen, Umgebungen und Ereignissen während seines Heranwachsens ergründet und was für seine optimale Entwicklung dabei unerlässlich ist.
4. 1.
Die Elemente des Mikrosystems im Sozialraum - molare Tätigkeiten, Dyaden und die N + 2 Systeme
Die Expansion der sozialräumlichen Erlebenshorizonte einer Person erfolgt unter optimalen Sozialisationsumständen innerhalb eines kontinuierlichen Prozesses, der sich in der räumlichen als auch zeitlichen Ausdehnung des psychologischen Feldes (Lebensraumes) und in der Zunahme sozialer Rollenerwartungen offenbartÄ+DXSWXQWHUVFKLHGHGLeser Entwicklungsstufen sind: 1. eine Ausweitung des Lebensraums im Hinblick darauf, was a) Teil der psychologischen Gegenwart ist; b) der Zeitperspektive in Richtung der psychologischen Vergangenheit und Zukunft; c) der Realitäts-Irrealitäts-Dimension; 2. ein Ansteigen der Differenzierung aller Schichten des Lebensraumes in eine Vielfalt sozialer Beziehungen und Handlungsgebiete; 3. eine zunehmende Organisierung; 4. ein Wandel in der allgemeinen Flüssigkeit oder Rigidität GHV/HEHQVUDXPV³/HZLQ Im Zuge des Älterwerdens differenziert sich das psychologische Feld des Menschen und mit dem Zuwachs ökologischer Übergänge erweitern sich die Lebenszusammenhänge, in denen sich das aufwachsende Kind bewegt. Gleichzeitig steigen damit die Anforderungen und Erwartungen, die an das Individuum gestellt werden. Die Umgebung des sozialen Raumes wirkt also auf die Sozialisation des Kindes ein und ermöglicht diesem die Ausübung molarer Tätigkeiten oder Aktivitäten, die für seine Entwicklung zuträgOLFKVLQGÄ(LQHPRODUH7lWLJNHLW oder Aktivität ist ein über eine gewisse Zeit fortgesetztes Verhalten, das sein eigenes Beharrungsvermögen besitzt und von den am Lebensbereich Beteiligten als bedeutungsvoll oder DEVLFKWVYROO ZDKUJHQRPPHQ ZLUG³ %URQIHQEUHQQHU 'DV %HKDUUXQJVYHUP|JHQ einer molaren Tätigkeit funktioniert wie ein Spannungssystem. Es ermöglicht dem Menschen, trotz Widerstände und Hindernisse, seine beabsichtigte Tätigkeit bis zum Ende ausüben zu können. Die Spannung wird dabei durch die Willenskraft des Individuums und seinem psyFKRORJLVFKHQ)HOGDXIUHFKWHUKDOWHQÄ'RFKJLEW es auch einige molare Tätigkeiten, die nicht durch Absicht, zumindest nicht in Form eines bewussten Ziels, gekennzeichnet sind; ihnen aber fehlt Absicht in auffälliger Weise (zum Beispiel Schlafen, Tagträumen oder zielloses +HUXPODXIHQLP=LPPHU ³HEG
146
Der Sozialraum ist mit psychologischen Kraftfelder ausgestattet, die nach Kurt Lewin (1963, 288ff) eine Lokomotion des Kindes zu einer gegebenen Zeit erst möglich machen oder gar verhindern. Urie Bronfenbrenner (1989, 43) verwendet für den Begriff der Lokomotion, den bereits definierten Terminus des ökologischen Übergangs. Demnach ist die Entwicklung eines Menschen von den Kräften des Sozialraumes abhängig, genauso wie von seinen eigenen. Sie tragen dazu bei, dass molare Tätigkeiten mit komplexeren Zielstrukturen angeeignet werden können. Dabei ist es entscheiden, ob der Sozialraum mit treibenden oder hemmenden Kräften ausgestattet ist. Lediglich die treibenden Kräfte führen zur Lokomotion und zur Veränderung der kognitiven Strukturen des Kindes, also seines Verhaltens (vgl. Lewin 1963, 292).
Das Kind lernt im Verlauf seiner Entwicklung vielfältigere und komplexere molare Tätigkeiten auszuüben (Bronfenbrenner 1989, 70). Kann es am Anfang lediglich einen einzigen Handlungsablauf planen und nachvollziehen, gelingt es ihm im Verlauf seiner Entwicklung höherstehendere Tätigkeiten auszuüben. Die Zielstruktur und Zeitperspektive seiner molaren Aktivitäten werden immer umfassender (vgl. ebd., 61f). Das morgendliche Frühstück wird dadurch nicht mehr lediglich als Akt der Essensaufnahme wahrgenommen, sondern als mehrteiliges Ereignis, das mit dem Tischdecken beginnt und mit dem Abwaschen aufhört. Das psychologische Feld wird durch das Erlernen molarer Tätigkeiten ständig erweitert.
In den ersten Lebensjahren ist für die anregende Stimulation des Kindes und seines psychologischen Feldes das Mikrosystem)DPLOLHYHUDQWZRUWOLFKÄ(LQ Mikrosystem ist ein Muster von Tätigkeiten und Aktivitäten, Rollen und zwischenmenschlichen Beziehungen, die die in Entwicklung begriffene Person in einem gegebenen Lebensbereich mit den ihm eigentümlichen physischen und materiellen Merkmalen erlebt. Ein Lebensbereich [Herv.; K.B.] ist ein Ort, an dem Menschen leicht direkte Interaktion mit anderen aufnehmen können. Tätigkeit (oder Aktivität), Rolle und zwischenmenschliche Beziehung sind die Elemente (oder BausWHLQH GHV0LNURV\VWHPV³HEG
Der Mensch benötigt für seine Entwicklung im Mikrosystem qualitative Beziehungsangebote, die im Sozialraum vorhanden sein müssen. Wenn der Lebensbereich Familie nicht genügend Freiräume aufbringen kann, um sich mit dem Kind zu beschäftigen und es zu fördern, ist eine gelingende Sozialisation gefährdet. Nur konstante Beziehungen können eine Veränderung der Erkenntnisstruktur ermöglichen. Der soziale Raum muss also haltbare Beziehungen zulassen, diese befördern und demgemäß lebensweltlichen Übereinkünfte gestatten.
147
Ä(LQH Beziehung >+HUY .%@ EHVWHKW ZHQQ HLQH 3HUVRQ LQQHUKDOE HLQHV /HEHQVEHUHLFKHV GLH $NWLYLWlWHQ HLQHU DQGHUHQ DXIPHUNVDP YHUIROJW RGHU VLFK DQ LKQHQ EHWHLOLJW³ HEG ,QVRIHUQPXVVIUGDV.LQGHLQHZHFKVHOVHLWLJH%H]LHKXQJVVWUXNWXULQ*HVWDOWHLQHU'<$'( GHP *UXQGEDXVWHLQ GHV 0LNURV\VWHPV YHUIJEDU VHLQ YJO II 'LH 0XWWHU.LQG %H]LHKXQJLVWVROFKHLQHG\DGLVFKH.RQVWHOODWLRQGLHGD]XEHLWUDJHQNDQQGDVVGDV.LQGYRQ XQG GXUFK GHQ 6R]LDOUDXP OHUQHQ NDQQ ,QVEHVRQGHUH Dyaden gemeinsamer Tätigkeiten I|UGHUQGLH(QWZLFNOXQJGHV6XEMHNWVÄ6LHUHJHQGDV.LQGDQVLFK%HJULIIHEHU.UlIWHYHU KlOWQLVVH]XELOGHQXQGVLFKPLWLKQHQDXVHLQDQGHU]XVHW]HQJOHLFK]HLWLJELHWHQVLHLGHDOH*H OHJHQKHLWHQ IU HLQH VFKULWWZHLVH 9HUlQGHUXQJ GHU .UlIWHYHUKlOWQLVVH GLH RIW VSRQWDQ DOV )XQNWLRQGHUDNWLYHQ%H]LHKXQJGHUVLFKHQWZLFNHOQGHQ3HUVRQ]XLKUHU8PZHOWVWDWWILQGHW³ HEG 6LHHUP|JOLFKHQGLH(QWIDOWXQJGHVSV\FKRORJLVFKHQ)HOGHVXQGGLH=XQDKPHGHU VR]LDOUlXPOLFKHQ 9RUVWHOOXQJVNUDIW .LQGHU GLH DP $OOWDJ HLQHV (OWHUQWHLOV EHWHLOLJW ZHUGHQ XQGPLWGLHVHP]XVDPPHQVSLHOHQIRUVFKHQNRFKHQRGHUHLQNDXIHQGUIHQHUIDKUHQGLH=X VDPPHQVHW]XQJGHV6R]LDOUDXPHVGXUFKVLWXDWLYHV/HUQHQ6LHN|QQHQGDGXUFKLKUH9HUKDO WXQJVZHLVHQlQGHUQXQGGDV$QJHHLJQHWHLQHLQHUlKQOLFKHQ6LWXDWLRQVHOEVWlQGLJDQZHQGHQ )UHLQHZLUNXQJVYROOH(QWZLFNOXQJGHV0HQVFKHQLVW]X%HJLQQVHLQHV/HEHQVHLQHPrimärdyadeYRQGXUFKVFKODJHQGHU%HGHXWXQJ'LHVHH[LVWLHUWLP%HZXVVWVHLQEHLGHU6\VWHPEHWHL OLJWHQ0XWWHU±.LQG DXFKZHQQGLHVHUlXPOLFKYRQHLQDQGHUJHWUHQQWVLQGYJOHEG 'DPLWVROFKHLQH3ULPlUG\DGHHQWVWHKHQNDQQPVVHQGLH(OWHUQRGHUDQGHUH0HQVFKHQIU GDV.LQG/LHEH,QWHUHVVHXQG=HLWDXIEULQJHQN|QQHQ(UVWDXIGLHVH:HLVHNDQQHLQHDIIHNWL YH%H]LHKXQJHQWVWHKHQGLHLQJHJHQVHLWLJHU:HLVHSV\FKRORJLVFKH.UlIWHDXIGDV.LQGDXV EHQNDQQXPHV]XI|UGHUQYJOHEGI =ZDULVWGLH6R]LDOLVDWLRQGHV0HQVFKHQRKQHEHVWlQGLJH%H]LHKXQJHQQLFKWXQP|JOLFKDEHU NRPSOL]LHUWHUXQGQLFKWVRHLQWUlJOLFK6FKOLHOLFKOHUQWGDV.LQGQXUYRQGHUMHQLJHQ3HUVRQ GLHLQVHLQHU8PJHEXQJSUlVHQWLVWXQGLKPGLH0|JOLFKNHLWHQRIIHQEDUWELVODQJ8QEHNDQQWHV VHOEVWlQGLJ]XHQWGHFNHQ6ROFKH=ZHL3HUVRQHQ6\VWHPHPLWHLQHUGDXHUKDIWHQ%H]LHKXQJV LQWHQVLWlW EH]HLFKQHW %URQIHQEUHQQHU YJO HEG DOV Entwicklungsdyaden 6LH JHVWDWWHQ GLH (UZHLWHUXQJ GHV SV\FKRORJLVFKHQ )HOGHV HLQHV 0HQVFKHQ XQG GLHQHQ GHU ÄgNRORJLH PHQVFKOLFKHU(QWZLFNOXQJ³LP0LNURV\VWHP 'HVKDOELVWHLQ]XVlW]OLFKHVXQGEHDFKWOLFKHV.ULWHULXPIUGLH4XDOLWlWYRQ(QWZLFNOXQJVG\ DGHQQLFKWDXHU$FKW]XODVVHQ0HQVFKHQGLHVLFKXP.LQGHUEHPKHQPVVHQVLFKLKUHU VR]LDOLVDWRULVFKHQ 9HUDQWZRUWXQJ EHZXVVW VHLQ 1LFKW MHGHU 0HQVFK LVW LP 6LQQH HLQHU (QW 148
wicklungsdyade ein geeigneter Systemteilnehmer. Damit möchte ich nicht die elterlichen Kompetenzen in Frage stellen. Eltern haben LP *UXQGH GDV Ä+DQGZHUNV]HXJ³ XP IU LKUH Kinder stimmige Entwicklungspartner sein zu können. Was sie jedoch nicht von ihren eigenen Eltern gelernt haben und was ihre LebensbeUHLFKHLKQHQQLFKWDQELHWHQNRQQWHQLVW]X QlFKVWIUGDVHLJHQH)RUWNRPPHQYHUVlXPWZRUGHQ:HQQDXIGLHVH(OWHUQQLFKWHLQHI|UGHU OLFKH.UDIWHLQZLUNWGLHLKQHQHUP|JOLFKWLKUSV\FKRORJLVFKHV)HOG]XYHUlQGHUQXQGLQGHQ 3UR]HVVGHVOHEHQVODQJHQ/HUQHQVHLQ]XWUHWHQKDEHQLKUH.LQGHUVFKOHFKWHUH$XVVLFKWHQDOV +HUDQZDFKVHQGHLQEHVVHUHQ/HEHQVEHUHLFKHQÄ'LH(QWZLFNOXQJGHU3HUVRQLVWDEKlQJLJYRQ GHU LQKDOWOLFKHQ 9LHOIDOW XQG GHr strukturellen Komplexität der molaren Tätigkeiten anderer Personen. Diese werden Teil des psychologischeQ)HOGHVGHU3HUVRQGHUHQ$XIPHUNVDPNHLW sie erregen oder die sie zu gemeinsamer TätiJNHLW KHUDQ]LHKHQ³ VR 8ULH %URQIHQEUHQQHU HEG ,QVRIHUQLVWHVIUGLH(QWZLFNOXQJYRQ.LQGHUQ]ZHFNGLHQOLFKHUZHQQLKUH(OWHUQRGHUDXFK DQGHUH3HUVRQHQ 1.
GD]XEHIlKLJWXQGXQWHUVWW]WZHUGHQDOV(QWZLFNOXQJVG\DGHIXQJLHUHQ]XN|QQHQ
2.
QLFKWYRP6R]LDOUDXPEHODVWHWZHUGHQ]%GXUFKHLQHPDQJHOQGH |NRQRPLVFKH /HEHQVVLWXDWLRQ XQG GXUFK GLH +HNWLN GHV Arbeitsalltages (vgl. hierzu auch: die vorhergehenden KapLWHO,9±,9
RGHUGXUFKDQGHUH%HHLQWUlFKWLJXQJDOV(QWZLFNOXQJVSDUWQHUDXVIDOOHQ
Ä:HQQ HLQ %HWHLOLJWHU HLQHU '\DGH HLQH (QWZLFNOXQJVYHUlQGHUXQJ GXUFKPDFKW WULII GLHV ZDKUVFKHLQOLFKDXFKIUGHQDQGHUHQ]X³%URQIHQEUHQQHU VRGDVVHVYRQHQWVFKHL GHQGHP (LQIOXVV LVW RE HLQH )DPLOLH GXUFK Arbeitslosigkeit und Kapitalknappheit an den 5DQGLKUHU([LVWHQ]JHGUlQJWZXUGHRGHUQLFKW (EHQVRVLQGEHUXIVWlWLJH(OWHUQYRQLKUHP$OOWDJWHLOZHLVHVRJHVWUHVVWGDVVVLHDOVGDXHUKDIWH Teilnehmer einer Entwicklungsdyade nur periodisch handeln können. Insbesondere Ein(OWHUQ)DPLOLHQVHKHQVLFKHLQHULPPHQVHQ%HODVWXQJDXVJHVHW]W'LH(U]LHKXQJGHV.LQGHV GDV0DQDJHQGHUEHUXIOLFKHQ.DUULHUHXQGGLH2UJDQLVDWLRQGHV3ULYDWOHEHQVXPVR]LDOHHLQ JHEXQGHQ ]X EOHLEHQ VLQG KHUDXVIRUGHUH $XIJDEHQ GLH EHUGLHV VLPXOWDQ EHZlOWLJW ZHUGHQ PVVHQ Daher sind N + 2-Systeme YJO HEG II IU HLQH ÄgNRORJLH PHQVFKOLFKHU (QWZLFNOXQJ³ VHKUEHGHXWVDPZHLOGLHVH]XU(QWODVWXQJXQG]XU8QWHUVWW]XQJYRQ'\DGHQEHLWUDJHQN|Q 149
nen. N + 2-Systeme erzeugen Effekte zweiter Ordnung, die Auswirkungen auf die Entwicklung des Kindes haben. Dieser indirekte Einfluss von Dritten kommt in jedem Haushalt vor, weil die Entwicklungsdyade Mutter (Vater) und Kind oft in Kontakt zur Außenwelt steht. Freunde, Nachbarn, Verwandte und Großeltern sind Protagonisten solcher N + Systeme. So kann es N + 3-, N + 4- oder gar N + 5-Systeme geben. Eine Geburt eines weiteren Kindes ist eine dauerhafte N +-Systemveränderung, während der nachbarschaftliche Besuch lediglich einen kurzfristigen Systemmodifikation verursacht. Grundsätzlich können N + 2-Systeme als dyadische Stabilisatoren für eine günstige Entwicklung des Kindes sorgen, obwohl sie auch negative Effekte hervorrufen können, wie zum Beispiel bei Trennungen, Scheidungen oder einem plötzlichen Todesfall. Urie Bronfenbrenner HEG VWHOOWGD]XIHVWÄ:LHZLUNXQJVYROOEntwicklung im Kontext einer Dyade D1 gefördert wird, hängt von Existenz und Art der anderen dyadischen Beziehungen der Partner ab. Das Entwicklungspotenzial der Dyade D1 wird in dem Maße gesteigert, in dem in diesen externen Dyaden gegenseitig positive Gefühle bestehen und in dem die Dritten die Entwicklungsaktivitäten in der Dyade D1 unterstützen. Umgekehrt wird das Entwicklungspotential der Dyade D1 in dem Maß vermindert, in dem in den externen Dyaden gegenseitige Antagonismen bestehen oder die Dritten die in der Dyade 'DEODXIHQGHQ(QWZLFNOXQJVDNWLYLWlWHQHQWPXWLJHQRGHUVW|UHQ³ Dyaden sind, wie die Individuen selbst, ebenfalls sozialräumlichen Einflüssen unterlegen. Das elterliche Paar hat beispielsweise eine eigene dyadische Beziehungsstruktur, ob konfliktreich oder harmonisch. Ihre Beziehungsqualität wirdYRQGHUVR]LDOHQ:HOWPLWLKUHQPDQQLJIDOWL gen Lebensbereichen beeinflusst. Dies hat auch Nachwirkungen auf die Sozialisation des Kindes.
Insofern treten auf der Ebene des Mikrosystems im Sozialraum Dyaden, also Zwei-PersonenSystemen und N + 2-Systeme auf, die den Einzelnen in das soziale Leben einbetten und dementsprechende Rollenerwartungen und molare Tätigkeiten befördern können. Ä(LQH5ROOHLVWHLQ6DW]YRQ$NWLYLWlWHQXQGBeziehungen, die von einer Person in einer bestimmten Gesellschaftsstellung und von anderen ihr gegenüber erZDUWHWZHUGHQ« ,QZHO chem Maße eine gegeben Rolle den mit ihr verbundenen Erwartungen entsprechendes Verhalten hervorruft, hängt davon ab, ob andere im Lebensbereich bestehende Rollen dieses VerhalWHQDQUHJHQRGHUKHPPHQN|QQHQ³HEGII 0LW dem Erwerb neuer sozialer Rollen sind die Ökologischen Übergänge eng verknüpft, welche jedoch vom Sozialraum unterstützt und begleitet werden müssen. Ohne ein anregendes Mikrosystem - dem Lebensbereich Familie, welcher das Vorhandensein von Entwicklungsdyaden vorwiegend ermöglicht und dafür auch 150
entlastenden N + 2-Systemen benötigt, kann sich der Mensch nicht ideal entwickeln. Die Familie ist der Primär-Lebensbereich, welcher die Sozialisation am nachhaltigsten prägt und auch Jahre später auf das Verhalten des Kindes seine Auswirkungen haben wird. Dort nimmt die Entwicklungsbahn des Menschen ihren behutsamen Anfang (vgl. 261f), weshalb das beständige Zugegensein von Vater und Mutter immer noch die besten erzieherischen und sozialisatorischen Aussichten bietet.
N + 2-Systeme entlasten die Familie auch dann, wenn sie nicht gleichzeitig für das Kind anwesend sind. Sie können im Alltag auch zeitversetzt miteinander kommunizieren. Die Beteiligten müssen nicht physisch am selben Ort zur gleichen Zeit anwesend sein. Urie Bronfenbrenner (vgl. ebd., 94) verweist darauf, dass die Interaktionsmuster in N + 2-Strukturen sequentiell sein können und daher wie soziale Netzwerke funktionieren, die über den Bereich des Mirkosystems hinausgehen. Es ist also auch für die Sozialisation des Kindes entscheidend, wie die Meso- und Exosysteme als auch das Makrosystem des ökologischen Sozialraumes zusammenwirken und entwicklungsfördernd auf das Mikrosystem und dem Kind einwirken.
4.2.
Das Meso-, Exo- und Makrosystem im Sozialraum
Ein Mesosystem (vgl. Bronfenbrenner 1989, 41) ist ein System von Mikrosystemen, dass die verschiedensten Lebensbereiche umfasst, an denen sich die entwickelnde Person aktiv beteiligt. Dieses System differenziert sich für das Kind mit dem Fortschreiten ökologischer Übergänge und erweitert sich mit seinen Lebensjahren (vom Kindergarten, ersten Freundschaften bis hin zur Einschulung und ersten Vereinsaktivitäten).
Im Gegensatz dazu steht das Exosystem (vgl. ebd., 42) exemplarisch für einen Lebensbereich oder mehrere Lebensbereiche, an denen das sich entwickelnde Subjekt nicht aktiv beteiligt ist, in denen sich aber Entscheidungen ereignen, die eine erheblichen Einfluss auf seine Sozialisation haben (Kündigung des Arbeitsplatze eines Elternteils, Schließung einer Schwimmhalle, usw.).
Das Makrosystem lenkt alle zuvor genannten Systeme, die im Sozialraum existieren. Die verschiedensten Lebensbereiche in einer Gesellschaft werden also von makrostrukturellen .RQVWUXNWLRQVPXVWHUQEHHLQIOXVVWXQGÄGLH.onstruktionsanweisungen der Systeme für sozio151
ökonomische, ethnische, religiöse und andere Subkulturen sind verschieden, sind das Ergebnis verschiedener Weltanschauungen und Lebensstile, die ihrerseits wieder dazu beitragen, die für die einzelnen Gruppen typischeQ8PZHOWHQ]XEHZDKUHQ³HEG :ROI5DLQHU:HQGW YHUZHQGHWIUdie Funktionsweise des Makrosystems den Begriff der Superstruktur, die das soziale Leben und die Kultur einer Gesellschaft und somit des VR]LDOHQ5DXPHVRULHQWLHUHQGEDKQW Somit wird der ökologische Sozialraum von drei wesentlichen Subsystemen gegliedert - Mikro-, Meso-, Exosystem - die nur dann als Entwicklungsraum dienlich sein können, wenn sie untereinander vernetzt sind, sich in einem ständigen zirkulären Austauschprozess befinden XQGGDV0DNURV\VWHPGLHVHP$QOLHJHQ5HFKQXQJWUlJW Das Mesosystem besteht aus sozialen Netzwerken, die durch N + 2-Systeme Zugänge und .RQWDNWH ]X DQGHUHQ /HEHQVEHUHLFKHQ DXV GHP 0LNURV\VWHP )DPLOLH KHUDXV HUP|JOLFKHQ Wenn zum Beispiel der Schulfreund nach Hause kommt und das eigene Kind mit auf den Bolzplatz zu anderen fußballspielenden Kindern nimmt oder der Großvater sein Enkelkind zu VLFKQDFK+DXVHQLPPW Der entwicklungsbedingte Wechsel in andere LeEHQVEHUHLFKH .LQGHUJarten, Schule, LehrVWHOOH6WXGLXP OlVVWHLQ sozialeS Netzwerk erster Ordnung entstehen, welches das Mikrosystem Familie überspannt und für das Kind ökologische Übergänge erP|JOLFKWYJO%URQ IHQEUHQQHU I 'LHVH VR]LDOH 1HW]ZHUNform wird durch Primärverbindungen und ergänzenden VerbindungeQ KHUYRUJHUXIHQ (LQH PRIMÄR-VERBINDUNG wird von dem sich entwickelnden Subjekt alleine geknüpft, wenn dieses in einen anderen Lebensbereich übertritt, während eine ergänzende Verbindung dann entsteht, wenn beispielsweise eine zuständige Sozialarbeiterin des Jugendamtes mit einem allein erziehenden Vater über das .LQGVSULFKW verbindende Dyade YJOHEG Ferner treten zwischen den Lebensbereichen auch indirekte Verbindungen auf, die durch HLQHQ 'ULWWHQ HUP|JOLFKW ZHUGHQ 'LHVHU KDQGHOW DOV vermittelnde Verbindung DOV Ä%U FNHQNRQVWUXNWHXU³ GHU PLW YHUVFKLHGHQHQ /HEHnsbereichen in Kontakt steht, obwohl diese VLFKSHUV|QOLFKEHUKDXSWQLFKWNHQQHQ'Le Teilnehmer solcher Verbindungen sind Mitglieder von sozialen NetzwerkeN zweiter Ordnung YJO HEG %HL GHU Gestaltung indirekter Verbindungen kommt es allerdings darauf an, dass diese nach und nach zu vermittelnden 9HUELQGXQJHQWUDQVIRUPLHUWZHUGHQ Die sozialräumliche Soziale Arbeit kann diese Vermittlungsfunktion vollbringen und zwischen den Lebensbereichen switschHQ6LHLVWLQVRIHUQHLQHZLFKWLJH5HJXODWRULQGHUVR]LDOHQ 152
Netzwerke zweiter Ordnung und kann die Kommunikation zwischen den Lebensbereichen (vgl. ebd.) ordnen und sich gleichzeitig Kenntnisse über andere Lebensbereiche (vgl. ebd.) aneignen, damit das Mesosystem mit den vielfältigsten Mikrosystemen verbunden ist und EOHLEW Ä'DV HQWZLFNOXQJVI|UGHUQGH 3RWHQWLDO eines Lebensbereichs wächst [nämlich; K.B.] mit der Anzahl der unterstützenden Verbindungen zu anderen Lebensbereichen (wie beiVSLHOVZHLVH ]X +DXVKDOW XQG )DPLOLH 'Le Entwicklungsbedingungen sind also am ungünstigsten, wenn nur nichtunterstützende ergänzende Verbindungen bestehen oder sogar diese IHKOHQZHQQGDV0HVRV\VWHPVFKZDFKYHUEXQGHQLVW³HEG Allerdings ist es für das Kind von Vorteil, wenn es Mitglied in einer wandernden kontextübergreifenden DyadeVHLQNDQQGLHLKPEHLVHLQHQ|NRlogischen Übergängen mit Ratschlägen und Hilfestellungen zur SeLWHVWHKWYJOHEG 'D GHU 0HQVFK RIW LQ QHXH /HEHQVEHUHLFKH vordringt und diese ihm überhaupt erst psychiVFKHV:DFKVWXPHUP|JOLFKHQPXVVHLQHVR]Lalräumliche Soziale Arbeit kontextübergreifenGH'\DGHQXQWHUVWW]HQ'LH(LQ]HOXQG)DPLOLHnhelfer sind beispielsweise in solchen dyadischen Beziehungen präsent und begleiten ihre 3DUWQHU EHL LKUHQ (QWZLFNOXQJVVFKULWWHQ 6LH unterstützen sie beim Umzug, bei der Neugestaltung des Familienlebens, bei der Bewältigung des schulischen Alltags und bei absehbaren, sozialLVDWRULVFKHQ.ULVHQ3XEHUWlW$GROHV]HQ] HWF Ä,Q DOOHQ GLHVHQ /HEHQVEHUHLFKHQ ZHUGen Gelegenheiten zur Herstellung vielfältiger 9HUELQGXQJ XQG ]XU %LOGXQJ NRQWH[WEHUJUHLIHQGHU '\DGHQ JHERWHQ GLH ]X JHPHLQVDPHU 7lWLJNHLW IKUHQ XQG GLH (QWZLFNOXQJ YRQ 3ULPlUEH]LHKXQJHQ EHJQVWLJHQ 1 6\VWHPH und Effekte zweiter Ordnung überbrücken alle *UHQ]HQ³ HEG ZHQQ VLH KHUJHVWHOOW ZHUGHQN|QQHQ Viele Adressaten Sozialer Arbeit sind selbst nicht mehr in der Lage, kontextübergreifende '\DGHQ]X]XODVVHQ6LHVFKHXHQVLFKRIWvor neuen Begegnungen, Erfahrungen und der Verständigung mit der Schule, dem Kindergarten, deQ1DFKEDUQRGHUDQGHUHQ3HUVRQHQGLHPLW ihrem Kind in Beziehung stehen. Öffnen sich jedoch diese Eltern für das Mesosystem, in dem sie zusammen mit dem Kind in diesen Lebensbereichen aktiv werden, hat dies auch positive Einflüsse auf die SozialisDWLRQYJOHEG 'HUWKHRUHWLVFKHQ0RGHOOYRUVWHOOXQJHQ8ULH%URQIHQEUHQQHUVHEGI QDFKVLQGÄGLH(QW fremdung von Kindern und Jugendlichen und ihre destruktiven Folgen für deren Entwicklung Erscheinungen des Mesosystems. Sie reflektieren den Zusammenbruch der Verbindungen zwischen den verschiedenen Segmenten im Leben unserer Kinder- zwischen Familie, Schule, 153
Kameradengruppe, Nachbarschaft und der lockenden oder vielmehr der allzu oft gleichgültiJHQRGHUDEOHKQHQGHQ:HOWGHU$UEHLW³ Darum ist es so enorm wichtig, dass die sozialräumliche Soziale Arbeit wirklich vom Fall zum Feld überwechselt, weil sich im Mesosystem die funktionierenden Verbindungen zwischen den Mikrosystemen allmählich auflösen. Von den Schreibtischen aus, durch Hausbesuche oder mittels abstrakter Sozialteamrunden kann dieser Trend allerdings nicht gestoppt werden, weil die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter zwar den Sozialraum wahrnehmen, aber diesen dadurch noch lange nicht verstanden haben. Zu mindestens nicht so, wie unsere Partner ihn erleben und verinnerlichen.
Erinnert sei diesbezüglich an die noch immer währenden Debatten zur Kooperation von Jugendhilfe und Schule, die erst kürzlich im 12. Kinder- und Jugendbericht (BMFSFJ [Hrsg.] 2005) wieder ihren Eingang fand. Hier besteht immer noch ein enormer Umsetzungsbedarf, der erahnen lässt, was die Soziale Arbeit sich letztlich mit ihrer Sozialraumorientierung auf die Fahnen geschrieben hat. Ein Mamutprojekt, das von vielen Skeptikern, Gegnern und Traditionalisten begleitet wird, die ihrerseits zu einer unkonsequenten Umsetzung sozialraumorientierter Ideen verführen. Weil es leichter ist, lieber einen halben Schritt zu realisieren, als den ganzen, der auch den Verlust von Entscheidungskompetenzen und Professionsansichten nach sich ziehen könnte.
Die Gewinnung von sozialen Netzwerken zweiter Ordnung ist aber für die Familie und den Erhalt von Entwicklungsdyaden eine exorbitante Hilfe. Sie verbinden die Lebensbereiche des Kindes, die von einem Elternteil zeitlich und räumlich nicht erschlossen werden können und dessen Informationen trotzdem von Interesse für die Entwicklung des Kindes sind.
Für Urie Bronfenbrenner (vgl. 1989, 206) erfüllt dieser Netzwerktyp mit seinen vermittelnden Verbindungen drei wichtige Funktionen:
1. die Schaffung eines indirekten Kanals für erwünschte und notwendige Kommunikationen und Auskünfte, 2. die Gewinnung materieller und immaterieller Unterstützung, 3. und die Vermittlung von Informationen, die nicht vorsätzlich gesucht wurden (fallunspezifische Arbeit).
154
Ä:DVGLH,VRPRUSKLHGHUIRUPDOHQ6WUXNWXUHQYRQ0LNURXQG0HVRV\VWHPEHWULIIWLVWIHVW ]XKDOWHQGDVVGLHVHJHPHLQVDPHQ=JHGHQGUHLIXQNWLRQDOHQ3DUDPHWHUQGHU'\DGHHQWVSUH FKHQ :HFKVHOVHLWLJNHLW .UlIWHYHUKlOWQLV XQG DIIHNWLYH %H]LHKXQJ 'D GLH '\DGH GHU YLHO VHLWLJVWH DOOHU %DXVWHLQH GHU |NRORJLVFKHQ 6WUXNWXU LVW KDEHQ ZLU VFKRQ IHVWJHVWHOOW VLH LVW DXHUGHP GHU IXQNWLRQDOH 3URWRW\S IU GLH 'HILQLWLRQ GHU %HGLQJXQJHQ RSWLPDOHU )XQNWLRQ GHV0HVRV\VWHPVDOV(QWZLFNOXQJVNRQWH[W³HEG 'HPQDFKPVVWHGLHVR]LDOUlXPOLFKH6R]LDOH$UEHLWDOV+WHULQGHUVR]LDOHQ1HW]ZHUNH]ZHL WHU2UGQXQJ%H]LHKXQJHQ]ZLVFKHQGHQ/HEHQVEHUHLFKHQDXIEDXHQXQGLQGLHVHQPDQQLJID FKH'\DGHQDQUHJHQ2KQHGHQ:LOOHQXQGGHQILQDQ]LHOOHQ5DKPHQVLFKDOVKDOWEDUH%H]LH KXQJVDNWHXULQLP6R]LDOUDXPDQELHWHQ]XN|QQHQZLUGGDV0HVRV\VWHPHLQ6\VWHPEOHLEHQ GDVVVLFKGXUFKVFKZDFKH.RRSHUDWLRQVVWUXNWXUHQ]ZLVFKHQGHQ/HEHQVEHUHLFKHQDXV]HLFKQHW 'LH JHZQVFKWH (IIHNWLYLWlW XQG (IIL]LHQ] VR]LDOUlXPOLFKHU 6R]LDOHU $UEHLW HUJLEW VLFK QXU GXUFK GLH 6WDELOLWlW HLQHV VR]LDOHQ 1HW]ZHUNV ]ZHLWHU 2UGQXQJ GDV RIIHQH SHUV|QOLFKH XQG GLDORJLVFKH.RPPXQLNDWLRQVNDQlOHEHVFKOHXQLJWXQGGLHVHXQEURNUDWLVFKXQWHUVWW]W +LHUIUNRPPWHVDXFKGDUDXIDQREGLH6R]LDOLVDWLRQGHV.LQGHVQLFKWLQQHJDWLYHU:HLVH YRP([RV\VWHPEHHLQIOXVVWZLUG'DV([RV\VWHPVWHKWVWHOOYHUWUHWHQGIUGLHLebensbereiche der Macht ÄLQ GHQHQ GLH %HWHLOLJWHQ GLH 9HUWHLOXQJ YRQ +LOIVPLWWHOQ EHVWLPPHQ XQG (QW VFKHLGXQJHQWUHIIHQGXUFKGLH(UHLJQLVVHLQDQGHUHQ/HEHQVEHUHLFKHQLQGHU*HPHLQGHRGHU GHU ZHLWHUHQ *HVHOOVFKDIW EHHLQIOXW ZHUGHQ³ HEG %HVRQGHUV .RPPXQHQ 6WlGWH /DQGNUHLVHXQG0LQLVWHULHQGHU6R]LDOVWDDWVFKOHFKWKLQDOVRWUHIIHQRIW%HVWLPPXQJHQXQG (QWVFKHLGXQJHQ GLH DQ GHU 6R]LDOLVDWLRQ GHV .LQGHV QLFKW VSXUORV YRUEHLJHKHQ 'LH (UULFK WXQJYRQ6SLHOSOlW]HQGHU(UKDOWYRQRIIHQHQ.LQGHUXQG-XJHQGDQJHERWHQ1DFKEDUVFKDIWV ]HQWUHQ )DPLOLHQWUHIIV %LEOLRWKHNHQ 6FKZLPPElGHUQ 0XVHHQ X Y P NRUUHOLHUW PLW GHU 6FKDIIXQJRGHUGHP$EEDXHLQHV|NRORJLVFKHQVR]LDOHQ5DXPHV -HPHKU=XJlQJHGLH0HQVFKHQ]XGHQ/HEHQVEHUHLFKHQGHU0DFKWKDEHQXQGVLFKSDUWL]LSD WLYDQGHQGRUWVWDWWILQGHQGHQ(QWVFKHLGXQJVILQGXQJHQEHWHLOLJHQGUIHQXPVRHQWZLFNOXQJV I|UGHUQGHULVWGLHVDXFKIUGDVDXIZDFKVHQGH.LQGYJOHEGI (OWHUQKDEHQHLQH6WLPPHGLHYRQGHQ9HUWUHWHUQDQGHUHU/HEHQVEHUHLFKHHUK|UWZHUGHQVROO WHQ6LHVLQGGLH([SHUWHQLKUHU.LQGHUXQGZLVVHQLQGHU5HJHOZDVLQGHQDQGHUHQ0LNUR V\VWHPHQDXHUKDOEGHU)DPLOLH IUHLQH|NRORJLVFKH6R]LDOLVDWLRQQLFKWYRQ9RUWHLOLVW(V JHKWDOVRXPHLQHWUDQVSDUHQWHQXQGSDUWQHUVFKDIWOLFKHQ'LDORJGHUDXFKLP([RV\VWHPVWDWW ILQGHQPXVVREZRKOGLH(OWHUQLQGLHVHP6\VWHPGHV6R]LDOUDXPHVRIWNHLQH5HFKWHKDEHQ
155
Damit die Lebensbereiche der Macht nicht zu unkontrollierbaren Lebensbereichen werden, müsste die sozialräumliche Soziale Arbeit Vorkehrungen für eine wirkliche Partizipationskultur treffen. Nur so kann es funktionieren, dass sich die Subjekte mit den Werten der Demokratie identifizieren, sich in ihrem Staat und ihren Wohngebieten zu Hause fühlen und für sich einen zufrieden stellenden Platz in der Gesellschaft finden. Das psychologische Feld des Menschen muss also ab der Geburt Gelegenheiten erhalten, auf offene und zugängliche Lebensbereiche treffen zu können, die nicht verschlossen sind (vgl. ebd. 264). Dies könnte der Auftakt zu einer kinder- und familienfreundlichen Gesellschaft werden, welche in ihren Nachkommen keine Störenfriede sieht.
Der Entwicklungsraum ist derzeit mit einem Mesosystem versehen, in dem die unterschiedlichen Lebensbereiche separiert voneinander agieren, ohne Rücksicht aufeinander zu nehmen. Deshalb sollte die sozialräumliche Soziale Arbeit für die Gestaltung eines Entwicklungsraumes das Mesosystem stabilisieren und Soziale Netzwerke zweiter Ordnung initiieren. Makrostrukturell müsste sie für die Akzeptanz und Gewünschtheit eines ökologischen Sozialraums werben, um einen sozialräumlich-ökologischen Dauereffekt bewirken zu können.
Abbildung 9: Der Sozialraum als Entwicklungsraum mit seinen Subsystemen und der Auftrag sozialräumlicher Sozialer Arbeit:
Makrosystem
Sozialräumliche Soziale Arbeit
Mesosystem
Mirkosystem a
Dyaden und N + (2) Systeme
156
Mirkosystem b
Dyaden und N + (2 )Systeme
Mirkosystem c
Dyaden und N + (2) Systeme
Exosystem = Lebensbereich der Macht
4.3.
Fazit
Es wird also darauf ankommen, ob es der sozialräumlichen Sozialen Arbeit gelingt, den Sozialraum als Entwicklungsraum zu konzipieren und demgemäß die Makrostruktur so zu verändern, dass die Menschen sich ihrer gemeinsamen Verantwortung für das Aufwachsen von Kindern bewusst werden. Viel Überzeugungsarbeit wird dafür auf der Ebene des Exosystems von Nöten sein, damit die sozialraumorientierte Soziale Arbeit als vierte Sozialisationsinstanz anerkannt wird. Das Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG/SGB VIII) bietet viele AnschlussVWHOOHQIUGDV%HPKHQXPHLQHÄgNRORJLHPHQVFKOLFKHU(QWZLFNOXQJ³(vgl. Raetz-Heinisch 2005b, 5). Nehmen wir § 1 SGB VIII als ein Beleg für das Recht des Kindes auf Erziehung XQG )|UGHUXQJ VHLQHU (QWZLFNOXQJ 'LH Ä-XJHQGKLOIH VROO ]XU Ä9HUZLUNOLFKXQJ GHV 5HFKWV nach Absatz 1 insbesondere:
1. junge Menschen in ihrer individuellen und sozialen Entwicklung fördern und dazu beitragen, Benachteiligungen zu vermeiden oder abzubauen, 2. Eltern und Erziehungsberechtigte bei der Erziehung beraten und unterstützen 3. Kinder und Jugendliche vor Gefahren für ihr Wohl schützen, 4. dazu beitragen, positive Lebensbedingungen für junge Menschen und ihre Familien sowie eine kinder- und familienfreundliche Umwelt [Herv.; K.B.] zu erhalten oder zu schaffen>+HUY.%@³ 3UREOHPDWLVFK EOHLEW GDVV ]ZDU GLH ÄgNRORJLH PHQVFKOLFKHU (QWZLFNOXQJ³ LP *HVHW]HVWH[W verankert wurde, dies aber im gesellschaftlichen Leben - im Sozialraum - fast keine Bedeutung hat. Die Hilfen zur Erziehung (§§ 27ff SGB VIII) machen immer noch den umfangreichsten Teil der Kinder- und Jugendhilfeausgaben aus, denen die Landkreise und Städte kaum noch beikommen können. Die Etablierung eines Entwicklungsraumes ist durchgängig rechtlich noch nicht gesichert, ZHVKDOEGLH8PVHW]XQJGHUÄgNRORJLHPHQVFKOLFKHU(QWZLFNOXQJ³LPPHUZLHGHUQXUDOVVW|U rische Unternehmung eingeschätzt wird. So bleibt das Verlangen nach einem ökologischen Sozialraum oft nur eine Wunschvorstellung HLQ Ä0lUFKHQ³ REZRKO ZLU GHP .-+* HQW sprechend wirklich feldorientiert handeln könnten.
Solange die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter der öffentlichen Kinder- und Jugendhilfe, insbesondere, nicht damit anfangen sich von ihrer Fallfixierung zu verabschieden, bleiben Emanzipation, Partizipation, Ressourcenorientierung und Sozialraumorientierung Alibi157
überzeugungen, die das Verlangen nach diagnostischen Anweisungen und Hilfestellungen und dem damit verbundenen Defizit-Modell ledigOLFKYHUGHFNHQÄ'LHVHV0RGHOOEHUXKWDXI die Annahme, daß alles, was wir als Störungen im menschlichen Verhalten und in der PHQVFKOLFKHQ(QWZLFNOXQJDQVHKHQ« DXI8Qzulänglichkeiten der Person selbst schließen lässt oder, aus einsichtiger, aber im Grunde gleicher PerspeNWLYHDXI8Q]XOlQJOLFKNHLWHQLKUHU XQPLWWHOEDUHQ8PJHEXQJ« 8QGZHQQGHU8UVSUung der Schwierigkeiten weiter nicht zu fassen ist, kann die Schuld immer noch der ethnischen oder der sozialen Gruppe der Familie zugeschrieben werden. Mit irgend jemandem muß irgend etwas nicht LQ 2UGQXQJ VHLQ « Die Fachleute, Forscher wie Praktiker, sehen ihre Aufgabe darin, das Defizit zu orten und nach bestem Vermögen zu korrigieren, ohne von diesen Maßnahmen allzu viel zu erhoffen « (LQH$OWHUQDWLYHELHWHWVLFKDQ9HUZerfen wir das Defizitmodell zugunsten einer wissenschaftlichen, praktischen und politischen Orientierung, die sich zum TransformationsexpeULPHQWEHNHQQW³%URQIHQEUHQQHUII 'HU8PZDQGOXQJYRQHLQHPGLVVR]LDOHQ6R zialraum in einen ökologischen.
158
V.
Partizipation, Kooperation, Dialog - der Sozialraum als methodischer Raum
Ä'LH%HJULIIH+DQGHOQXQG:LUNVDPNHLWVLQGHQJPLWHLQDQGHUYHUZREHQGDGLH$UWGHVVHQ ZDVZLUIUZLUNVDPKDOWHQDOVRXQVHUH+DQGOXQJVVWUDWHJLHGLH:DKOXQVHUHU+DQGOXQJVDUW EHHLQIOXVVW,QGLHVHP6LQQHEHKHUUVFKHQ:LUNVDPNHLWXQG(UIROJGLH'LVNXVVLRQHQLP%HUHLFK 6R]LDOHU$UEHLW(YDOXDWLRQZLUGYLHOHURUWVPLWGHU8QWHUVXFKXQJYRQ(UIROJXQG:LUNVDPNHLW JOHLFKJHVHW]W ZREHL :LUNVDPNHLW DOV HLQH IHVWVWHKHQGH *U|H LP 6LQQH YRQ =LHOHUUHLFKXQJ JLOW « ,P :LUNXQJVEHUHLFK GHV .-+* KDW VLFK GLH /LQLH GHV (IIL]LHQ]9HUVWlQGQLVVHV EH JRQQHQ GXUFK]XVHW]HQ « 'LH :LUNVDPNHLW HLQHU 2UJDQLVDWLRQ LQVEHVRQGHUH LP %HUHLFK GHVII.-+*ZLUGPLWGHU9HUPHLGXQJYRQÃ+LOIHQ]XU(U]LHKXQJ¶+=( JOHLFKJHVHW]W 0HLVWZLUGLQÃ+LOIHQLP9RUIHOG¶RGHUÃ+LOIHQPLW3UlYHQWLRQVFKDUDNWHU¶XQG+=(XQWHUWHLOW XQGHUVWHUHVFKHLQHQJHQ|WLJWLKUH:LUNVDPNHLWGXUFKGLH6XEVWLWXWLRQYRQ+=(EHZHLVHQ]X PVVHQ'LHVHV9HUVWlQGQLVYRQ:LUNVDPNHLWLVWZHGHUVR]LDOZLVVHQVFKDIWOLFK]XKDOWHQQRFK PHWKRGLVFK]XOlQJOLFK³ (Michael Langhanky/u. a. 2004, 174f)
Ernüchtert könnte man an diesem Punkt meiner Ausführungen feststellen, dass die umrissenen Theoriestränge den Sozialraum zwar sozialarbeitswissenschaftlich fundieren können, sie eignen sich bislang aber nicht zur Konsolidierung der sozialarbeiterischen Praxiswelten. Die Handlungsakteure der öffentlichen und freien Träger der Kinder- und Jugendhilfe sind mit anderen Notlagen und Problemen beschäftigt, als dass sie sich umstandslos für ein erneuertes Sozialraumverständnis öffnen könnten. Der gewünschte sozialräumliche Paradigmenwechsel wird dadurch, um es mit Bertold Brecht (1963) zu sagen, gewissermaßen im kaukasischen Kreidekreis hin und her gezerrt. Er droht in den praktiscKHQ$XVIKUXQJVEHPKXQJHQÄYHU ULVVHQ³]XZHUGHQZHLOGLH6R]LDODUEHLWHULQQHQund Sozialarbeiter in der Sozialraumorientierung oft keine Erfindung sehen, die von ihnen selbst gemacht worden wäre. Möglicherweise verhelfen sie also einem Kind zur Geburt, das sie selbst nicht oder jedenfalls so nicht gewollt haben. Deshalb fehlt es ihnen gelegentlich an einer sozialraumsensiblen und kritisch reflektierten Einstellung, obwohl SoziDOH$UEHLWÄLPNRQNUHWHQZLe metaphorischen Sinne - eine Ä*UHQ]JlQJHULQ³ >LVW .%@ VLH DUEHLWHW DQ GHQ JHVHOOVFKDIWOLFKHQ *UHQ]HQ DQ GHUHQ 9HU
159
schiebung, Öffnung, Durchlässigkeit - aber eben auch an deren Sicherung (Kessl/Maurer 2005, 122).
Auf der methodischen Ebene hat diese Feststellung für die Professionellen Sozialer Arbeit mehrere Konsequenzen. Schließlich kann die Welt, in der wir heute leben, als grundsätzlich ambivalent gesehen werden (vgl. Bauman 2005). Sie beruht nicht mehr auf Eindeutigkeiten. Darauf läuft das Faktum einer verschärften Radikalität der Moderne hinaus (vgl. Giddens 1996). Soziale Arbeit ist davon ebenso betroffen., worauf Kleve (1999: 19) mit Recht hingewiesen hat, ist Soziale Arbeit in ihrer Gesamtheit immanent postmodern modelliert und das KHLWÄGDHVLPVR]LDODUEHLWHULVFKHQ+DQGOungsfeld kaum möglich ist, erfolgreich und dauerhaft Situationen zu entfliehen, in denen Unbestimmbarkeiten, Uneindeutigkeiten oder UnHQWVFKHLGEDUNHLWHQ]X7DJHWUHWHQ³0DQPXss demnach immer mit dem Unerwarteten rechnen - mit Ambivalenzen, die gemeistert werden müssen. An ihnen kommt man nicht vorbei, selbst wenn man ihnen entfliehen möchte, bleiben sie vorhanden; sie erfordern von den Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern eine reflektierte professionelle Umgangsstrategie. Sie sind dazu angehalten, mit uneindeutLJHQ XQG XQJHZLVVHQ +DQGOXQJV XQG 3UREOHPO| sungsaufträgen konfrontiert zu sein. Zudem müssen sie trotz dieser Diffusität erfolgreich sein und nachweisbare Wirkungen erzielen, obwohl sie kaum eine völlige Kontrolle und eine sicheren Einfluss darauf haben, wie bestimmte +LOIHQYHUODXIHQ%HUFNVLFKWLJWPDQGDVVGLH Praxis Sozialer Arbeit deswegen durch ein strukturelles Technologiedefizit gekennzeichnet ist (vgl. etwa Luhmann 1987) und auf sich selbstbezogene, d. h. auf geschlossene, physische und soziale Systeme ausgerichtet ist, kann man im Prinzip festhalten: Die Profession Sozialer Arbeit ist einem schwierigen, wenn nicht sogar einem paradoxen Unterfangen ausgeliefert. Jedenfalls darf Praxis nicht kausal - im Sinne eines trivialen Input-/Output-Verständnisses gedacht werden. Praxis unterliegt Zufällen und Eigenheiten, die als solche nicht gänzlich vorhersehbar, geschweige denn, lenkbar sind. Sozialarbeiterische Interventionen bewirken oft nicht das, was sie eigentlich bezwecken sollen. Jedenfalls dürfen sie nicht mit pädagogischen und kausalen Zielvorstellungen überbeansprucht werden, weil die Praxis in ein System von Ausstattungs-, Austausch-, Macht- und Kriterienproblemen eingebunden ist (vgl. Staub%HUQDVFRQL Ä6LH LVW HLQH 3UD[LV EHVRQGerer, nicht-instrumentelOHU $UW³ .URQEHUJHU Kreis für Qualitätsentwicklung 2001: 17). Klatet]NL JHKWGHVKDOEGDYRQDXVÄGD neben dem pädagogischen Technologiedefizit auch ein Organisationsdefizit in der JugendhilIH >6R]LDOHQ $UEHLW .%@ EHVWHKW³ %HLGH Defizitlagen zusammengenommen führen dazu, dass den Fachkräften oft nicht klar ist, warum, wie und mit welchen Methoden fachgerecht zu handeln und zu kommunizieren ist. 160
So gesehen, müssen die SozialarbeiterInnen aus den bestehenden Ambivalenzen nutzbringende Rückschlüsse ziehen und neue Lösungen entwickeln. Sozialräumliche Soziale Arbeit kann den Fortschritt unserer Zivilisation nicht aufhalten, aber möglicherweise dazu einen Beitrag leisten, ihn gemeinsam mit den Menschen zu gestalten. In der Krise der sozialen Sicherungssysteme und des Sozialstaates stecken insofern nicht nur Gefahren, sondern gleichsam günstige Gelegenheiten, um für das Hilfesystem lebenserhaltende Modifikationen vorzunehmen. Krisen machen ja erst auf Fehlentwicklungen aufmerksam, denen es beizukommen gilt.
Die negativen Effekte der globalisierten Ökonomie wirken sich ohne Zweifel auf die regionalen Wohngebiete der Menschen und auf ihre spezifische Lebensgestaltung aus. Darum können diese sozialen Probleme nicht, wie dies etwa inGHU:LUWVFKDIWJHUQYRUJHVFKODJHQZLUGÄHQW VRUJW³ RGHU ÄRXWJHVRXUFW³ ZHUGHQ 6LH HUIRrdern Antworten im lokalen Bedingungszusammenhang. Die funktional differenzierte Gesellschaft provoziert mit ihren postindustriellen Errungenschaften die Dezentralisierung des Sozialen in Gestalt einer sozialräumlichen Sozialen Arbeit, die den Menschen bei der Erfindung und beim Handling ihrer Improvisationsbiographien behilflich ist, um auftretende Differenzen und Konflikte des Sozialraumes auszubalancieren. Die gegenwärtige Krise des Sozialstaates hat es überhaupt erst möglich gemacht, dass insbesondere die öffentliche Jugendhilfe wieder darüber nachdenkt, sich dem Souverän der Demokratie zuzuwenden - den Bürgerinnen und Bürgern - bei allen romantischen Sozialraumvorstellungen, die damit auch immer verbunden sein mögen. Mit Bezug zur theoretischen Reflexion der sich heute konstellierenden sozialen Räume, wurde oben ja bereits ein differenzierter Interpretationsrahmen entworfen (vgl. Kap. IV.).
Der konzeptuelle Ausgangspunkt lässt sich folgendermaßen beschreiben: Die Handlungsakteure Sozialer Arbeit sind mehr denn je dazu gezwungen, sich für das weite Feld ihrer sozialen Welt zu interessieren und sich ein mimetisches Vermögen als sozialpädagogische Kompetenz anzueignen, um eine offene und forschende Neugier, trotz der institutionellen Routinen und Lähmungen, auszubilden. Die Maxime des mimetischen Vermögens NDQQGDEHLÄDOV0HUNSRVWHQ³GLHQHQGHUGDUDXIKLQZHLVHQVROOÄGDVVDOOHU$QIDQJVR]LDOSl dagogischen Handelns mit Tätigkeiten und Fähigkeiten zu tun hat, die sich rationalem Kalkül und Verstehen ein gutes Stück weit entziehen, gleichwohl aber die Grundlage für rationales Handeln und Verstehen allererst herstellen VRIHUQ VLH 9HUVWlQGLJXQJ HUP|JOLFKHQ³ (Hörster/Müller 1996, 623). Ohne mimetisches Vermögen kann es den Organisationen Sozia-
161
ler Arbeit kaum gelingen, sich von ihrer Abgeschiedenheit und inhärenten Umweltresistenz zu lösen.
Nach der luhmannschen Systemtheorie (1987) sind die Einrichtungen und Projekte unserer Profession als soziale Systeme zu verstehen, die zur Selbstreferenz neigen und als geschlossene Systeme auf ihre Gewohnheiten im Handeln angewiesen sind. Sie sind autopoietische Systeme. Die professionellen Helfer sind gewissermaßen mit ihrer eigenen sozialräumlichen Realitätscodierung konfrontiert. Wie also ein sozialarbeiterisches Projekt funktioniert und mit dem sozialen Raum interagiert, wird in erster Linie von den Fachkräften vor Ort bestimmt und nicht von der Umwelt. Diese Ä6HOEVWUHIHUHQ] LVW .RUUHODW GHV .RPSOH[LWlWVGUXFNV GHU :HOW 1LUJHQGZR LQ GHU :HOW NDQQ GHUHQ .RPSOH[LWlW DGlTXDW DEJHELOGHW ZHUGHQ ZHLO GDV GLHVH .RPSOH[LWlW VRJOHLFK HQWVprechend steigern würde. Stattdessen bildet sich SelbstrefeUHQ]GLHIUGHQ8PJDQJPLW.RPSOH[LWlWGDQQUHVSH]LIL]LHUWZHUGHQNDQQ³HEG 'D durch wird das offene Rahmenkonzept der Sozialraumorientierung von den Fachkräften nach LKUHU 7DNWIUHTXHQ] LQWHUSUHWLHUW XQG LQ GHP MHZHLOLJHQ *HELHW QDFK GHQ %HVRQGHUKHLWHQ XQG %HGDUIHQ YDULLHUW 0LWXQWHU NDQQ HV SDVVLHUHn, dass die SozialarbeiterInnen an ihren altbewährten Routinen festhalten, trotz aller Reformbemühungen. Deshalb ist die sozialräumliche 6R]LDOH$UEHLWLQ%H]XJDXILKUHTXDOLWDtive Umsetzung vielgestaltig und verschieden. Neben dem Grundproblem der faktischen Differenz zwischen dem Sozialraum und den sozialen Systemen ergibt sich ein viel diffizileres, nämlich das der Anschlussfähigkeit. Die AnpasVXQJXQG9HUEHVVHUXQJYRQÄ6WUXNWXUHQ>GHV+LOIHV\VWHPV.%@PVVHQ« GLH$QVFKOXVV fähigkeit der autopoietische Reproduktion ermöglicKHQZHQQVLHQLFKWLKUHHLJHQH([LVWHQ] JUXQGODJHDXIJHEHQZROOHQXQGGDVOLPLWLHUWGHQ%HUHLFKP|JOLFKHUbQGHUXQJHQP|JOLFKHQ /HUQHQV³ HEG 'DV 'HSODFHPent sozialräumlicher Sozialer Arbeit kann daher nur in einem demokratischen Prozess gestaltet werden, an dem die Professionellen gleichberechtigt teilhaben sollten, um auf den Zug der Reformumsetzung aufspringen zu können. Schlussendlich müssen sie ihre sozialraumorientierten Ansätze mit Inhalt und Leben erfüllen, weshalb VLHQLFKWSHU'HNUHWÄYRQREHQ³]X9HUlQGHUXQJVYRUKDEHQgezwungen werden sollten. Demgemäß müssten sich die öffentlichen und freien7UlJHUGHU.LQGHUXQG-XJHQGKLOIHDOVÄ/HU QHQGH 2UJDQLVDWLRQHQ³ YJO $UJ\ULV6FK|Q GLVSRQLHUHQ XP QLFKW VFKRQ YRUKHU ]X ZLVVHQZDVGLH.OLHQWHQIU+LOIHQXQG$QJHERWe benötigen. Die Prinzipien sozialräumlicher 6R]LDOH$UEHLWGUIHQDOVRQLFKWRKQHGLH%Htroffenen in der Region umgesetzt werden. Die Soziale Arbeit unterliegt ja nicht von ungefähr drei grundsätzlichen Verdachtsmomenten, GLHHV]XHQWNUlIWLJHQJLOWYJO.OHYH 162
Dem Motivverdacht, der darauf verweist, dass das Hilfesystem bewusst darauf aus ist, Ä)lOOH³]XSURGX]LHUHQXQGLQGHUKHOIHQGHQ$UFKLWHNWXUSUlVHQW]XKDOWHQXPGLH( [LVWHQ]GHU7UlJHU]XVLFKHUQ
'HP6WLJPDWLVLHUXQJVYHUGDFKWZHOFKHUGHU6R]LDOHQ$UEHLWLKUHQ+DQJ]XU3UREOHP KDIWLJNHLW XQG GHIL]LWlUHQ $XVOHJXQJ YRQ +LOIVEHGUIWLJNHLW QDFKVDJW DQVWDWW JHJHQ GLH$XVGLIIHUHQ]LHUXQJXQG6WLJPDWLVLHUXQJGHV+LOIHV\VWHPVYRU]XJHKHQ
'HP (IIL]LHQ]YHUGDFKW VLFK DOV +LOIHV\VWHP XQDEN|PPOLFK ]X PDFKHQ XQG GDKHU GHP3ULQ]LSGHU+LOIH]XU6HOEVWKLOIHHKHU]XVFKDGHQDOVI|UGHUOLFK]XVHLQ
,QVRIHUQVFKODJHLFKYLHUHVVHQWLHOOH Fundamente sozialräumlicher Sozialer Arbeit vor, die HUIOOWVHLQPVVHQXPGHQ6R]LDOUDXPEHUKDXSWDOVPHWKRGLVFKHQ5DXPGHQNHQ]XN|QQHQ
163
1.
Die Fundamente sozialräumlicher Sozialer Arbeit
1. Fundament: Die demokratische Grundstruktur sozialräumlicher Sozialer Arbeit muss anerkannt und gefördert werden. Die Bürger und die Professionellen müssen über Mitgliedsrechte verfügen, die ihnen eine Stimme verschaffen und Änderungen der Hilfesettings als auch ihrer konkreten Lebenssituation (und z. B. ihrer Wohngebiete) ermöglichen. Sherry Arnstein lieferte 1969 die wichtigste Arbeit zum Begriff und zum Wesen der Partizipation. Er entwickelte eine triadische Konstellation des partizipativen Prozesses und fächerte die Bedeutung von Teilhabe zwischen Nicht-Partizipation, Quasi-Beteiligung und Partizipation auf. Wirkliche Teilhabe muss demnach an Entscheidungsmacht gebunden sein (vgl. Urban 2005).
2. Fundament: Kooperation kann ohne die hilfeberechtigten Menschen nur bedingt arrangiert werden. Freie und öffentliche Träger der Kinder- und Jugendhilfe sollten gemeinsam, und ungeachtet der vorhandenen Konkurrenzsituationen, mit den Bürgern Zielstellungen und BeGDUIHHUPLWWHOQXPGHQSK\VLVFKHQ5DXPQLFKWÄIHKO]XVWHXHUQ³GHUMDRKQHKLQQLFKWGXUFK eine kausale Abfolge von Entscheidungen zu beeinflussen ist. Jugendhilfeausschüsse, Stadtteilrunden, Bezirksverordnetenversammlungen und Gemeindevertretersitzungen dürfen nicht länger im AnWOLW] HLQHU Ä6FKHLQgIIHQWOLFKNHLW³ DEJHKDOWHQ werden. Darum sind alle sozialen Akteure dazu aufgefordert, miteinander zusammenzuarbeiten und unabhängig von ihrem Mandat und ihren Machtbefugnissen, Umgestaltungen, die mehrheitlich gewünscht und erforderlich sind, zuzulassen.
3. Fundament: Der Dialog - das echte Gespräch (Buber 1992) - kann zum entscheidenden Schlüssel sozialräumlicher Sozialer Arbeit werden. Zwischen dem Ich und dem Du, der Beziehung zum Du, der partnerschaftlichen Hinwendung zu einem anderen Menschen, darf kein Zweck, keine Gier und keine Vorwegnahme bestehen, so dass eine dialogische Begegnung stattfinden kann, die sich häufig herrschender Vorurteile entledigt hat (vgl. ebd. 15f) und die neue Formen des Miteinanderlernens ermöglicht. Die Menschen sollten sich also in aller Wahrheit zueinander zuwenden (vgl. ebd. 293 - 297). Das dialogische Prinzip ist geradezu darauf aus, dass das Gespräch von den Mechanismen der Macht befreit wird, damit die sozialen Akteure sich auf gleicher Augenhöhe mit Respekt und Akzeptanz verständigen können.
4. Fundament: Sozialräumliche Soziale Arbeit benötigt eine verlässliche Finanzierungskultur. Ihr Auftrag besteht nicht darin, erzieherische Hilfen (§§ 27ff SGB VIII) zu vermei165
den, sondern Menschen zur Beteiligung und Nutzung zu befähigen. Ziel ist es, die hilfeberechtigten Bürger von ihrem Klientenstatus zu entbinden. Auf diese Weise könnten sie als Dialogpartner Hilfen und Angebote für andere Menschen, die sich in Krisensituationen befinden, gestalten und anbieten. Dies kann nicht verwirklicht werden, wenn Zuwendungen nur SDUWLHOO EHIULVWHW XQG ÄJHGHFNHOW³ YHUJHEHQ werden. Das Kinder- und Jugendhilfegesetz hat die gesetzlichen Möglichkeiten, um den Status der sozialräumlichen Sozialen Arbeit zu festigen, wenn gleichlaufend die Wünsche und die Interessen der Bürger darüber entscheiden dürfen, was, wie und wo im physischen Raum benötigt wird und wie viel aus dem vorhandenen Budget dafür ausgegeben werden darf. Die derzeitigen Finanzierungsstrukturen, die von Fachleistungsstunden und Tagessätzen geprägt werden, zwingen das Hilfesystem für den Erhalt von hilfebedürftigen Klienten zu sorgen. Aus sozialarbeitswissenschaftlicher Sicht und zur Abschwächung der erläuterten Verdachtsmomente Sozialer Arbeit vertritt Kleve (2004, ÄGLH7KHVHGDVV)LQDQ]LHrungsstrukturen eingeführt werden sollten, durch die die Existenzsicherung der sozialpädagogischen Einrichtungen entkoppelt wird von der Einzelfallarbeit und ihrer zeitlichen Quantität. Solche Strukturen könnten mithilfe von Sozialraumbudgets oder auch mit den klassischen Zuwendungen im Sinne von Paragraph 74 KJHG/SGB VIII JHVLFKHUWZHUGHQ³ Um zusammenzufassen: Partizipation, Kooperation und Dialog sind die klassischen Merkmale sozialräumlicher Sozialer Arbeit, die allerdings nicht als dekorative Ergänzungen pädagogischen Handelns verstanden werden dürfen. Sie sind die Grundelemente der Demokratie und können im Gemeinwesen erlernt und erfahren werden, wenn dafür Räume und Gelegenheiten des Austausches und der Begegnung vorhanden sind, die materiell mit einer verlässlichen Finanzierungskultur unterstützt werden. Ohne diese vier Fundamente wird die sozialräumliche Soziale Arbeit keinen Erfolg haben.
Fundamente sind die Basis für die Errichtung von Häusern und Gebäudekomplexen. Im übertragenen Sinne bieten sie die Grundlage für den Aufbau einer offenen, mehrseitigen und solidarischen Hilfearchitektur, die es ermöglicht, dass Soziale Arbeit innovativ, beweglich, einladend und prozessual offen sein kann. Auch auf Chaos muss die sozialräumliche Soziale Arbeit freilich gefasst sein, weil auf sie die mannigfachsten Kräfte einwirken. Die Menschen haben oft diametrale Meinungen und Interessen, die Spannungen erzeugen und Energien freisetzen. Diese müssen in verwertbare Bahnen gelenkt werden, damit sie nicht verpuffen. Von daher sind Konflikte vorprogrammiert und für die Entwicklung von definierten Sozialräumen sogar erforderlich. Allerdings müssen 166
sie mit sämtlichen Entscheidungsträgern im Gemeinwesen demokratisch ausgehandelt werden, so dass ein tragfähiger Kompromiss entstehen kann, bei dem sich alle Beteiligten als Gewinner fühlen. Die sozialräumliche Sozialen Arbeit muss sich bei diesen Abläufen und Anstrengungen auf ihre Fundamente berufen und verlassen können. Sind ihr diese nicht gegeben, stürzt die Hilfearchitektur ein und mit ihr eine Streitkultur, die für den Erhalt einer lebendigen Demokratie unentbehrlich ist.
Es geht also auch darum, Wissenshorizonte einander anzunähern, die verschiedensten Menschen zusammenzubringen, Solidarität zu stärken und ein neues Verständnis füreinander zu entwickeln. Dafür müssen die aufzeigten Fundamente, abgesehen von dem finanziellen Aspekt, von und mit der Gesellschaft geschaffen und gesichert werden. Für die sozialräumliche Soziale Arbeit ist dies eine methodische Herausforderung, weil sie eine Vorreiterposition bei der Gestaltung eines sozialgerechten Gemeinwesens einnimmt und für sich erst einmal Verbündete finden muss.
Wie kann es also funktionieren, einen konvenablen Handlungsmodus zu gestalten, der die zuvor geschilderten Fundamente methodisch konkretisiert und sozialräumliches Handeln ermöglicht?
167
2.
Der konvenable Handlungsmodus sozialräumlicher Sozialer Arbeit: OrtsHandeln ist gefragt
Michael Galuske (2002, 65) expliziert, dass die Methoden Sozialer Arbeit24 ÄHLQHUVHLWV GD durch gekennzeichnet [sind; K.B.], daß sie der Situation und dem HandHOQGHU6R]LDODUEHLWH rInnen Struktur geben, daß sie aber anderersHLWVLPPHURIIHQXQGYDULDEHOVLQGXQGJHKDQG KDEWZHUGHQN|QQHQ³)ROJOLFKVLQG0HWKRGHQQLFKWHLQGHXWLJVRQGHUQLQLKUHP1HEHQHLQDQ der als diffuse Handlungsrepertoires zu verwendeQXPDXIXQWHUVFKLHGOLFKDXIWUHWHQGH)HOG situationen reagieren zu können. Eine strukturierte, auf Wiederholbarkeit und planerisches Kalkül angelegte rationale Methodenanwendung isWLQVRIHUQXQP|JOLFKZHLOGLH3UD[LV6R]L aler Arbeit (eingebettet in die vielgestaltigen lebensgeschichtlichen Alltagskontexte, aber DXFK LQ GLH ZHLWHUHQ VR]LRNXOWXUHOOHQ SROitischen und ökonomischen Umweltbedingungen) vielschichtig, komplex, ja regelrecht diffus ist und in ihr keine Produkte und Güter maschinell hergestellt werden. 'LH(YDOXDWLRQGHU+DPEXUJHU.LQGHUXQG)DPilienhilfezentren (Langhanky/u. a. 2004) hat bestätigt: Ein sozialräumlicher Methodenraum ist QXULQ*HVWDOWHLQHUÄ0HKUHEHQHQSUD[LV³]X konstatieren, die ihre HandlungsbeUHLFKHÄDOVNRQ]HQWULVFKHLQWHUGHSHQGHQWH.UHLVHPLWXQ VFKDUIHQ*UHQ]HQ³HEG ZDKUQLPPWXPHUIROJUHLFKKDQGHOQ]XN|QQHQ Die methodischen Plateaus beziehen sich dabei
auf die Binnenstruktur der Organisationen,
auf die Präsenz einer subjektorientierten Arbeitsweise,
auf die Kooperationsformen zwischen den 7UlJHUQGHU.LQGHUXQG-XJHQGKLOIHDEHU auch darüber hinaus,
und auf die Sensibilität des einzelnen sozialarbeiterischen Projektes gegenüber seiner 8PZHOWVHLQHP4XDUWLHUVEH]XJYJOHEG
Genauer gesagt: Methoden sozialräumlicher Sozialer Arbeit, GLH LP 2SWLPDOIDOO ZLVVHQ schaftlich begründet und praktisch wirksam sind (vgl. Kleve 2003, 18), erfahren ihre Grenzen in den jeweilig vorfindbaren Kontextbedingungen der Praxis. Sie müssen situativ angewandt 24
Der Methodenbegriff Sozialer Arbeit wird uneinheLWOLFK YHUZHQGHW 6R SOlGLHUHQ +HLQHUX D II EHLVSLHOVZHLVH IU GLH %HJULIIOLFKNHLW GHV ÄPHWKRGLVFKHQ +DQGHOQV³ ZHOFKH DXI IQI (EHQHQ DQDO\VLHUWZLUG$XIGHU(EHQHGHU.RQ]HSWHGHU.RQ]HSWLRQGHU+DQGOXQJVDQZHLVXQJHQGHU$UEHLWV SULQ]LSLHQ XQG GHU +DQGOXQJVUHJHOQ *HQHUHOO EHZHJW VLFK GLH QHXHUH 0HWKRGHQGLVNXVVLRQ LP 6SDQ QXQJVIHOG ÄHLQHU OHEHQVZHOWRULHQWLHUWHQ )DFKOLFKNHLW HLQHUVHLWV XQG GHU gNRQRPLVLHUXQJ GHU 6R]LDOHQ $UEHLWDQGHUHUVHLWV³*DOXVNH7KROH 169
werden und darauf abzielen, Orte freizusetzen, in denen sich die von Sozialer Arbeit betroffenen Individuen, als Menschen selbständig entfalten und entwickeln können. Winkler (1988) ZHLVW LQ VHLQHU Ä7KHRULH GHU 6R]LDOSlGDJRJLN³ darauf eindringlich hiQ XQG SOlGLHUW IU GLH 0HWKRGLNHLQHVVR]LDOSlGDJRJLVFKHQÄ2UWV+DQGHOQV³ 'HU*UXQGGDIUOLHJWGDULQGDVVGLH%HVFKDIIHQKHit des Ortes, in dem sich das Subjekt entZLFNHOQ NDQQ GDUEHU EHVWLPPW RE $QHLJQXQJVSUR]HVVH EHKLQGHUW ZHUGHQ RGHU JHOLQJHQ N|QQHQ 6R]LDOLVDWLRQ LVW GHUDUW EHWUDFKWHW Uckgebunden auf die vorhandenen subjektiv erOHEWHQ VR]LDOUlXPOLFKHQ %HGLQJXQJHQ ± DXI GLH ökologischen Lebensverhältnisse, die auch GDUEHUHQWVFKHLGHQREHLQSURIHVVLRQHOOHU+LOIHEHGDUIEHVWHKWund wie dieser schlussendlich YHUDUEHLWHW ZLUG :LQNOHU VSULFKW LQ GLHVHP =XVDPPHQKDQJ YRP Ä0RGXV GHU 'LIIHUHQ]³ MHQHP $XJHQEOLFN LQ GHP GDV 6XEMHNW QLFKW PHKU GLH .RQWUROOH EHU VHLQH /H benslage hat und sich in und an einem Ort vorfindeWDQGHPHVULVNDQWZLUG]XEHU OHEHQ 6R]LDOUlXPOLFKHV +DQGHOQ LVW LQVRIHUQ RUWVEH]RJHQ ZHLO HV VR]LDOSldagogische Räume zur 9HUIJXQJVWHOOWGLH]XYRUQLFKWYRUKDQGHQZDUHQXQGGLHJOHLFKVDP9RUUDXVVHW]XQJIUGLH %HIUHLXQJDXVGHPÄ0RGXVGHU'LIIHUHQ]VLQGXQG6HOEVWlQGLJNHLWLQGHU/HEHQVIKUXQJHU P|JOLFKHQÄ'DVVR]LDOSlGDJRJLVFKH+DQGHOQGDVim Ort seine Gestalt findet, sichert einerseits die Lebensbedingungen des Subjekts; es giEWLKP±EHVRUJHQG±GLHVLWXDWLYH*HZLVVKHLW ]XUFNZHOFKHHVIUVHLQ$QHLJQXQJVKDQGHOQbenötigt, im Modus der Differenz jedoch verORUHQKDW$QGHUHUVHLWVELOGHWHV±QRFKLQGHQEHVRUJHQGHQ7HLODNWLYLWlWHQ±JHJHQVWlQGOLFKH $QNQSIXQJVSXQNWH IU GHQ VXEMHNWLYHQ %LOGXQJVSUR]H LQ VHLQHU 9HUJHJHQVWlQGOLFKXQJ ZLUG GDV VR]LDOSlGDJRJLVFKH +DQGHOQ VHOEVW zum dritten Faktor des Erziehungsgeschehens. 'HU%LOGXQJVSUR]HGHV6XEMHNWVHQWVWHKW]XQlchst, indem das Subjekt seinen Lebensort ertastet, sich der dort vollziehenden Ereignisse vergewissert und sie in sein HLJHQHV +DQGHOQ DXIQLPPW'LH+HUVWHOOXQJHLQHV2UWHVDOVVROFKHVWW]WXQGXQWHUVWW]WVRPLWGLH/HEHQVDNWL YLWlWGHV6XEMHNWV³GHUV :LHGHUVR]LDOSlGDJRJLVFKH2UWHLQJHULFKWHWZLUGVHLHVQXQLQGHU%H]LHKXQJ]ZLVFKHQ(LQ zelfallhelfern und Jugendlichen, zwischen deU 2UJDQLVDWLRQ XQG GHP GDULQ OHEHQGHQ +HLP EHZRKQHUHUEHVWLPPW]ZLQJHQGGDUEHURE+ilfe gelingen kann. Die ÄsWKHWLNGHU+LOIHVHW WLQJVVSLHOWGHP]XIROJHHLQHJURH5ROOHXQGWUlJWGD]XEHLREHLQ6XEMHNWLP$QWOLW]GHU+LO IHEHGUIWLJNHLWRGHUGHVÄ=ZDQJV]XU+LOIH³ZLHGer erstarken und sich ihrer entledigen kann. 'HQQ Ä:UGH HUKDOWHQ 0HQVFKHQ QLFKW GDGXUFK GDVV VLH DVVLPLOLHUW ZHUGHQ /HLVWXQJHQ HU halten oder mildtätige Gaben, sondern vielmehr dadurch, dass sie unter Aufbietung eigener Kräfte (und durchaus unter Nutzung sozialstaatlicher Leistungen und sozialarbeiterischem %HLVWDQG SUHNlUH /HEHQVVLWXDWLRQHQ PHLVWHUQ VR GDVV VLH UFNEOLFNHQG VDJHQ N|QQHQ Ã'DV KDEHLFKVHOEVWJHVFKDIIW¶³+LQWH 170
Aus biografischer Sicht gelangt das Subjekt nämlich durch die Inanspruchnahme von sozialpädagogischer/sozialarbeiterischer Hilfe in eine asymmetrische Situation, die fremdartig und ungewohnt ist. Der so wegbereitete sozialpädagogische Ort verweist das Subjekt auf ein Moment des Scheiterns, auf die Gegebenheit, dass irgendetwas nicht stimmt und nicht mehr von alleine bewältigt werden kann. Der Mensch wird dadurch als defizitär beobachtet und begutachtet. Dies hängt damit zusammen, dass professionelle Hilfe oft erst zum Tragen kommt, wenn Defizite, Nöte, Konflikte und Probleme gravierend auffällig werden. Diese wiederum bilden dann die Grundlage für die Gewährung von Hilfe und Unterstützung. Hier ist Obacht gegeben, will man trotz dieser strukturell anspruchsbegründenden Negativattributionen SoziaOHU$UEHLWGHQ:LOOHQXQGGLH,QWHUHVVHQGHU.OLHQWHQZLUNOLFKHUQVWQHKPHQ,PÄ0RGXVGHU 'LIIHUHQ]³ MHGHQIDOOV VLQG GLH KLOIHEHUHFKWLJWHQ 6ubjekte verunsichert, ratlos, aber auch anspruchsvoll gegenüber dem Hilfesystem. Es kann aber auch vorkommen, dass sie überhaupt QLFKW ZLVVHQ ZDUXP VLH LQ GLH Ä)DQJDUPH³ 6R]Laler Arbeit geraten sind und professionelle Hilfe benötigen sollten. Entscheidend ist jedoch, dass der sozialpädagogische Ort in der Lebensgeschichte des Subjekts als etwas Ungewöhnliches erlebt wird und erst diese Erfahrung stößt in der Regel einen Prozess an, dass Menschen über ihre Lebenslagen anders nachzudenkHQ EHJLQQHQ Ä(LQHP Angriff gleich provoziert der Ort nicht bloß zu einem Handeln überhaupt, sondern zu einem DQGHUHQELVODQJQRFKQLFKWYHUWUDXWHQ7XQ³ (Winkler 1988, 285). Durch die Herstellung des sozialpädagogischen Ortes wird so ein impliziter Ortswechsel des Individuums provoziert, weil Bildungs- und Aneignungsprozesse angeregt werden, die eine offene Zukunft ermögliFKHQXQGGHQÄ0RGXVGHU'LIIHUHQ]³SHUVSHNWLYLVch vergehen lassen. Deshalb muss der sozialpädagogische Ort zugleich offen und geschlossen sein, da er etwas Künstliches, ja Alltagsfernes hat und lediglich temporär vorhanden isW (U PXVV YLHO PHKU DOV HLQ Ä6FKXW]UDXP³ kunstgerecht disponiert werden, Stabilität und Sicherheit erzeugen, um bewusste sozialpädagogische Impulse setzen zu können, die darauf aus sind, Hilfe zur Selbsthilfe sicher zu stellen.
Aber das Handeln im und am Ort hat noch viel weitere Dimensionen: 6RPXVVPDQGLH6R]LDOLVDWLRQVLQVWDQ]HQ)DPLOLe, Schule und Peergroup ebenso als Orte im Sozialraum auffassen, in denen sich sozialarbeiteULVFKH)DFKNUlIWHEHZHJHQXQGDXIGLHVLHLP Handeln angewiesen sind. Diese Orte bestimmen, ob ein Kind z. B. eine Chance hat, seine Anlagen und Talente in einer förderlichen Umwelt zu entfalten. Schon Siegfried Bernfeld (1974, 223) wies bereits 1929 darauf hin, dass der soziale Ort für das Heranwachsen des KinGHVPLOLHXSUlJHQGLVWÄ6RVHW]WGHUVR]LDOH2UWfür das bürgerliche und proletarische Kind je eine andere Chance der EntwicklXQJ³%HUHLWVKLHUZLUGGHXWOLFKGDVVVR]LDOUlXPOLFKH6R]LD 171
le Arbeit in ihrer Methodik auf den Ort als Grundbestimmung sozialpädagogischen Handelns angewiesen ist. Schließlich geht es darum, daVVGDV6XEMHNWÄOHUQWEHUVLFKVHOEVW]XYHUI JHQ VHLQH HLJHQHQ 3HUVSHNWLYHQ ]X IDVVHQ XQG ]X YHUIROJHQ³ GDPLW HV GD]X EHIlKLJW ZLUG ÄVLFKVHOEVW]XHU]LHKHQ³:Lnkler 1988, 335). Dies ist oberstes XQGOHJLWLPHV=LHOMHGHUVR]L alräumlich ausgerichteten Methodik. Erst rechW ZHQQ GDV KLOIHEHGUIWLJH 6XEMHNW QLFKW YRQ allein dazu in der Lage ist, sich in seinem belastenden Ortszustand selbst zu helfen. Durch die Umgestaltung des Ortes, sei er sozialpädagogisch inszeniert oder nicht, kann das ,QGLYLGXXPHUVWVHLQHQ.OLHQWHQVWDWXV+LOIHVWDWXV YHUODVVHQZHLOHVGHQÄ0RGXVGHU'LIIH UHQ]³YHUOlVVWXQGVLFKDXIGHQÄ0RGXVGHU,GHQWLWlW³]XEHZHJWYJOGHUV (VHUPlFK tigt sich durch diesen Moduswechsel seines Ortes, kann diesen nun kontrollieren und sich als 0HQVFK HUNHQQHQ GHU YRQ DQGHUHQ UHVSHNWLHUW XQG JHDFKWHW ZLUG $EHU YRU DOOHP ZLUG GDV Subjekt zu einem Subjekt, das sich in seinen2UWEHKDXSWHQXQGYHUZLUklichen kann. Es wird lebensfähig, erkennt Sinn und Zweck in seinem Handeln und nimmWVHLQHQ3ODW]LQHLQHU |NRlogischen Lebensnische ein, die auch unter schwierigen Lebensbedingungen Halt und Schutz bietet.
Es kommt in der Methodik sozialräumlicher Sozialer Arbeit darauf aQVLQQVWLIWHQGHXQGOH benswerte Orte auszuarbeiten, die auch untHU([WUHPEHGLQJXQJHQHLQHSRVLWLYH(QWZLFNOXQJ HUP|JOLFKHQXQGGLH]XJOHLFKYRP6XEMHNWNRQWrolliert und bewältigt werden können. Dies ist QLFKWXQSUREOHPDWLVFKXQGVHW]WYRUDXVGDVVLQVEHVRQGHUHGLHVR]LDOSlGDJRJLVFKHQ2UWHDP bulante und stationäre $QJHERWH YRP6XEMHNWWUDQVIRUPLHUWZHUGHQGUIHQ6FKOXVVHQGOLFK stellt sich also hier die Frage, ob HLQ 6XEMHNW DXFK XQWHU VR]LDOSlGDJRJLschen/sozialarbeiterischen Eingriffsbedingungen Subjekt bleiben kann und bleiben darf, und ob dementsprechend ein sensibles Ortshandeln praktiziert wird. 'HQQÄ'HU.HUQGHV3UREOHPV YRU GHP ZLU LQ GHU *HVHOOVFKDIW XQG LQVEesondere im Sozialstaat stehen, liegt in der Frage, wie der Starke jenen Menschen mit RespHNW EHJHJQHQNDQQ GLHGD]X YHUXUWHLOWVLQGschwach zu EOHLEHQ³6HQQHWI 'HUNRQYHQDEOH+DQGOXQJVPRGXVVR]LDOUlXPOLFKHU6R]LDOHU$UEHLWPXVVVLFKGDUXP]ZDQJV OlXILJ DXI GHQ 2UW EH]LHKHQ 5lXPH YHUlQGHUQ XQG |IIQHQ XP 9HUlQGHUXQJHQ XQG +DQG lungschancen zu ermöglichen, die dem Subjekt *HOHJHQKHLWHQ YHUVFKDIIHQ 6XEMHNW ]X EOHL ben. Ohne Bezug zum Ort des Lebens der soziDOSlGDJRJLVFKÄ]XJHZLHVHQHQ³.OLHQWHQKDEHQ GLHVH QLFKW GLH 0|JOLFKNHLW YRP 6WDWXV GHV +LOIH$GUHVVDWHQ ]XP GLDORJLVFKHQ 3DUWQHU ]X ZHUGHQ YRQ GHP DXFK GLH 3URIHVVLRQHOOHQ OHUQHQ N|QQHQ +LHUIU EHGDUI HV HLQHU $QHUNHQ nungskultur und einer wertschätzenden Haltung JHJHQEHU GHQ ,QGLYLduen, die mindestens 172
über genauso viele Potenziale und Ressourcen YHUIJHQ ZLH ZLU DOV 3URILV Ä:LU YHUIJHQ GHPQDFKQLFKWEHUPHKURGHUJOWLJHUHV:LVVHn als unsere PartnerInnen, sondern wir verfüJHQ EHU DQGHUHV :LVVHQ³ 5DHW]+HLQLVFK ZHVKDOE XQWHUVFKLHGOLFKH DEHU JOHLFK wertige Mitgliedschaften ermöglicht werden müssen, die auch mit materiellen Zuwendungen befördert werden sollten. +LHUPLW ZLUG JOHLFKVDP DXI GLH %H]Lehungsnotwendigkeit und Subjektorientierung sozialUlXPOLFKHU 6R]LDOHU $UEHLW YHUZLHVHQ 'LH %Hziehungsgestaltung ist für einen gelingenden +LOIHSUR]HVVIXQGDPHQWDOZHLO6R]LDOH$UEHLWQLFKt nur eine helfende Profession ist, sondern DXFK HLQH OLHEHQGH 2KQH Ä6oziale Liebe ist die bedingungslose Annahme der anderen, ist WlWLJH 6ROLGDULWlW +HOIHQZROOHQ XQG +HOIHQN|QQHQ³ %DQJR QXU HLQJHVFKUlQNW P|JOLFK'LH+DQGOXQJVDNWHXUH6R]LDOHU$UEHLWsind also dazu gezwungen, ihre UnterstützunJHQGLDORJLVFK]XJHVWDOWHQXQGVLFKIUSDUDJUDSKHQIHUQHSDUWL]LSDWLYHXQGHPDQ]LSDWRULVFKH +LOIHQ]X|IIQHQGLHDXVGHP)HOGXQGÄE\WKHZD\³HUEUDFKWZHUGHQVROOWHQ'DEHLPVVHQ sie ihre Qualität im Dialog beZHLVHQVLFKDXI([SHULPHQWHeinlassen und auf das UnvorherJHVHKHQJHIDVVWVHLQXPHLQHVR]LDOSlGDJRJLVFKH.|QQHUVFKDIW]XSUDNtizieren, die mit einer reflexiven Professionalität zwischen Theorie und Praxis hin und her driftet. Mithin das, was %XUNKDUG0OOHU PLWGHP.RQ]HSWÄ,P*HKHQ]XOHUQHQ³JHPHLQWKDWZHLO im sozialen Raum eben nichts von vornherein feststeht und mit Kontingenz gerechnet werden PXVV'HUNRQYHQDEOH+DQGOXQJVPRGXVVR]LDOUlXPOLFKHr Sozialer Arbeit sollte also im soziDOSlGDJRJLVFKGLVSRQLHUWHQ2UWUHIOH[LYG\QDPLsch und dialogisch-interaktiv angelegt sein. (QWVSUHFKHQG PVVHQ GLH )DFKNUlIWH 6R]LDOHU $UEHLW IU GDV (ODERUDW RIIHQHU +DQGOXQJV]X sammenhänge qualifiziert sein und die Methodik der EinzelfallhLOIHVR]LDOHQ*UXSSHQDUEHLW XQG *HPHLQZHVHQDUEHLW QLFKW ORVJHO|VW YRQHLQDQGHU DQZHQGHQ VRQGHUQ V\QWKHWLVFK ]XVDP menfügen und überdies ihre ZusaW]TXDOLILNDWLRQHQ DOV VSH]LDOLViertes Methodenwissen einEULQJHQ,QVRIHUQLVW6SH]LDOLVLHUXQJZLFKWLJum sie generalisiert anwenden zu können.
Sozialräumliche Soziale Arbeit umfasst weit mehr, als den augenblicklichen Umbau der Erziehungshilfen. Sie hat einen gesamtgesellschaftlichen Auftrag zur Durchsetzung sozialer *HUHFKWLJNHLWVDQVSUFKH GLH PLW GHU 9HUJDEH von öffentlichen Mitteln beeinflusst werden N|QQHQ 'LHV LVW SDUDGR[ XQG HLQ :LGHUVSUXFK LQ VLFK ZHLO GLH 3URIHVVLRQ YRQ GHU 9HUWHL
Im Zuge der fremderzeugten Manageralisierung und Ökonomisierung Sozialer Arbeit sind übertriebene 5DWLRQDOLVLHUXQJVXQG'RNXPHQWDWLRQVPHFKDQLVPHQLQQHUKDOEGHUNRPSOH[HQ3UD[LVODQGVFKDIW]XEH REDFKWHQ +LHUGXUFK ZHUGHQ GLH UHIOH[LYHQ .RPSHWenzen der Profession Sozialer Arbeit eher eingeschränkt, so dass Subjekte oft als Objekte betrachtet und behandelt werden. 173
lungsmacht des Staates abhängig ist. Insofern müssen die Fachkräfte zu Dilemmatamanagern werden, die in der Krise bereits die nächste Chance zur Weiterentwicklung erahnen und sich dafür einsetzen, dass nicht nur der Sozialstaat die materiellen Mittel für die Schadensbeseitigung des neoliberalen Kapitalismus aufbringt. Mit Bauman (2005a) sind wir schon längst in der Gängelung einer flüchtigen Moderne angekommen, die kein Interesse mehr daran hat, allen Menschen Teilhabechancen einzuräumen. Wir sind demnach ausnahmslos entbehrlich XQGYRPÄ*HVSHQVWGHVhEHUIOVVLJVHLQV³%DXman 2005a, 136) bedroht, weswegen es verständlich wird gegen soziale Ungerechtigkeiten und sozialräumliche Entwicklungshindernisse, die nicht mehr akzeptiert werden können, aufzubegehren.
Die aktuelle Debatte der Sozialraumorientierung kann demnach nur Ausgangspunkt einer umfangreichen Modifikation des sozialarbeiterischen Interventionsdesigns sein, um ökologisch und nicht nur ressourcenorientiert zu handeln. Dadurch könnte auf den Fundamenten sozialräumlicher Sozialer Arbeit ein Unterstützungshaus errichten werden, dass seine räumliche Aufmachung nach den Anforderungen und Bedürfnissen der Menschen umformt, um mit ihnen stetig in Kontakt bleiben zu können. Folglich muss sich die sozialräumliche Soziale Arbeit hinreichend sozialräumlich qualifizieren, ortsbezogen und subjektorientiert handeln, um andere Entscheidungsträger mit ihrer wissenschaftlichen Kompetenz überzeugen und gewinnen zu können. Vermutlich kann die Veränderung sozialer Räume so leichter erreicht werden. Wir dürfen uns nicht mit den jetzigen Errungenschaften zufrieden geben. Es ist erforderlich, einer Sozialraumkonzeption methodisch den Weg zu ebnen, die ihren sozialen Ambitionen gerecht wird.
174
Literaturverzeichnis
Addams, Jane (1913): Zwanzig Jahre sozialer Frauenarbeit in Chicago. München. Argyris, Chris; Schön, Donald A. (2006): Die lernende Organisation. Grundlagen, Methode, Praxis. 3. Aufl. Stuttgart. Alinsky, Saul D. (1999): Anleitung zum Mächtigsein. Ausgewählte Schriften. 2. Aufl. Göttingen. Bango, Jenö (2001): Sozialarbeitswissenschaft heute. Wissen, Bezugswissenschaften und Grundbegriffe. Stuttgart. %DUQHWW 6$08(/ $ 6DPXHO $ %DUQHWW¶V review of the possibilities of settlement life. first published in W. Reasons (ed.) (1898): University and Social Settlement. London. In: http://www.infed.org/archives/e-texts/barnet2.htm; 16.01.2006. Bauman, Zygmunt (2005): Moderne und Ambivalenz. Das Ende der Eindeutigkeit. Hamburg. Bauman, Zygmunt (2005a): Verworfenes Leben. Die Ausgegrenzten der Moderne. Hamburg. Behn, Sabine/Bestmann, Stefan (2001): Arbeitsgruppe Sozialraumbewertung: Kenntnis des sozialen Raumes. Was können, was müssen Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter wissen? Wie gehen sie mit ihrem Wissen um? Welche praktischen Folgen hat dies für ihr Handeln? In: Verein für Kommunalwissenschaften e.V. [Hrsg.]: Sozialarbeit im sozialen Raum. Dokumentation der Fachtagung am 21. und 22. September 2000 in Berlin. Berlin. S. 68 - 80. Bernfeld, Siegfried (1974): Der soziale Ort und seine Bedeutung für Neurose, Verwahrlosung und Pädagogik. In: Werder, Lutz von/Wolff, Reinhart [Hrsg.]: Antiautoritäre Erziehung und Psychoanalyse. Bd. 2. Frankfurt am Main, Berlin, Wien. S. 209-224. Bestmann, Stefan/Brandl, M.atthias (2006): Fallunspezifische Arbeit (Diskussion). Die systematische Strukturierung des Findens und ihre arbeitspraktische Verankerung in den Verfahrensablauf eines Sozialraumteams im Rahmen der Hilfen zur Erziehung. Forum ErzieKXQJVKLOIHQ+HIW6± Bommes, Michael/Scherr, Albert (2000): Soziologie der Sozialen Arbeit. Eine Einführung in Formen und Funktionen organisierter Hilfe. Weinheim und München. Boulet, J. Jaak/Krauss, E. Jürgen/Oelschlägel, Dieter (1980): Gemeinwesenarbeit als Arbeitsprinzip. Eine Grundlegung. Bielefeld. 175
Bourdieu, Pierre (1987): Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft. Frankfurt am Main. Bourdieu, Pierre (1991): Sozialer Raum und >>Klassen<<. Lecon sur la lecon. Zwei Vorlesungen. 2. Aufl. Frankfurt am Main. Bourdieu, Pierre (1997): Ökonomisches Kapital - Kulturelles Kapital - Soziales Kapital. In: ders.: Die verborgenen Mechanismen der Macht. Schriften zur Politik & Kultur 1. unveränd. Nachdruck der Erstaufl. von 1992. Hamburg. S. 49 - 79. Bourdieu, Pierre (1997a): Die feinen Unterschiede. In: ders: Die verborgenen Mechanismen der Macht. Schriften zur Politik & Kultur 1. unveränd. Nachdruck der Erstaufl. von 1992. Hamburg. S. 31 - 47. Bourdieu, Pierre (1997b): Ortseffekte. In: ders./u. a.: Das Elend der Welt. Zeugnisse und Diagnosen alltäglichen Leidens an der Gesellschaft. Konstanz.. S. 159 - 167. Bourdieu, Pierre (1997c): Eine unlösbare Aufgabe. In: ders./u. a.: Das Elend der Welt. Zeugnisse und Diagnosen alltäglichen Leidens an der Gesellschaft. Konstanz. S. 217 - 235. Bourdieu, Pierre (1998): Praktische Vernunft. Zur Theorie des Handelns. 1. Aufl. Frankfurt am Main. Bourdieu,
Pierre
(2006):
Aufruf
gegen
die
Politik
der
Entpolitisierung.
In:
http://www.sozialismus-von-unten.de/archiv/text/bourdieu.htm; 09.02.2006. Bourdieu, Pierre/u. a. (1997): Das Elend der Welt. Zeugnisse und Diagnosen alltäglichen Leidens an der Gesellschaft. Konstanz. Böhme, Peter (2001): Definition und Bildung von Sozialräumen am Beispiel des Jugendamtes der Stadt Potsdam. In: Verein für Kommunalwissenschaften e.V. [Hrsg.]: Sozialarbeit im sozialen Raum. Dokumentation der Fachtagung am 21. und 22. September 2000 in Berlin. Berlin. S. 43 - 57. Böhnisch, Lothar/Münchmeier, Richard (1993): Pädagogik des Jugendraums. Zur Begründung und Praxis einer sozialräumlichen Jugendpädagogik. 2. Aufl. Weinheim und München. Brecht, Bertold (1963): Der kaukasische Kreidekreis. 1. Auflage. Berlin. Frankfurt am Main. Bronfenbrenner, Urie (1976): Ökologische Sozialisationsforschung. Stuttgart. Bronfenbrenner, Urie (1989): Die Ökologie der menschlichen Entwicklung. Natürliche und geplante Experimente. Frankfurt am Main. 176
Brülle, Heiner/Marschall, Adalbert (1981): Sozialarbeit im Stadtteil - Der soziale Raum als Strukturprinzip kommunaler Sozialarbeit. In: Neue Praxis. 6RQGHUKHIW1HXZLHG6± 88. Buber, Martin (1992): Das Dialogische Prinzip. 6., durchges. Aufl. Gerlingen. Buckert, Friedhelm (2001) In: Kükelhaus, Hugo: Abschlussplenum: Noch Fragen? Motto: Ich hoffe, dass mein Bemühen ernsthaft genug, meine Fragen tief genug und meine Antworten Fragen genug sind. In: Verein für Kommunalwissenschaften e.V. [Hrsg.]: Sozialarbeit im sozialen Raum. Dokumentation der Fachtagung am 21. und 22. September 2000 in Berlin. Berlin. S. 186 - 188. Budde, Wolfgang/Früchtel, Frank (2005a): Sozialraumorientierte soziale Arbeit - ein Modell zwischen Lebenswelt und Steuerung. Teil 1. In: Nachrichtendienst des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge. 7/2005. S. 238 - 242. Budde, Wolfgang/Früchtel, Frank (2005b): Sozialraumorientierte soziale Arbeit - ein Modell zwischen Lebenswelt und Steuerung. Teil 2. In: Nachrichtendienst des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge. 8/2005. S. 287 - 292. Budde, Wolfgang/Früchtel, Frank (2006): Die FeldHUGHU6R]LDOUDXPRULHQWLHUXQJ±HLQhEHU blick. In: Budde, Wolfgang/Früchtel, Frank/Hinte, Wolfgang [Hrsg.]: SozialraumorientieUXQJ:HJH]XHLQHUYHUlQGHUWHQ3UD[LV:LHVEDGHQ6± Budde, Wolfgang/Früchtel, Frank (2006a): Wie funktioniert fallunspezifische Ressourcenarbeit? Sozialraumorientierung auf der Ebene von Netzwerken. In: Budde, Wolfgang/Früchtel, Frank/Hinte, Wolfgang [Hrsg.]: Sozialraumorientierung. Wege zu einer YHUlQGHUWHQ3UD[LV:LHVEDGHQ6± Budde, Wolfgang/Früchtel, Frank (2006b): Wie funktioniert fallspezifische Stärkenarbeit? Sozialraumorientierung auf der Ebene von Individuen. In: Budde, Wolfgang/Früchtel, Frank/Hinte, Wolfgang [Hrsg.]: Sozialraumorientierung. Wege zu einer veränderten Pra[LV:LHVEDGHQ6± Budde, Wolfgang/Früchtel, Frank/Hinte, Wolfgang [Hrsg.] (2006): Sozialraumorientierung. Wege zu einer veränderten Praxis. Wiesbaden. Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit (BMJFG) [Hrsg.] (1972): Bericht über die Bestrebungen und Leistungen der Jugendhilfe - Dritter Jugendbericht. Bonn. Bundesministerium für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit (BMJFFG) [Hrsg.] (1990): Bericht über Bestrebungen und Leistungen der Jugendhilfe - Achter Jugendbericht. Bonn. 177
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) [Hrsg.] (2002): Bericht über die Lebenssituation junger Menschen und die Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland - Elfter Kinder- und Jugendbericht. Berlin. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) [Hrsg.] (2003): Die Familie im Spiegel der amtlichen Statistik. Lebensformen, Familienstrukturen, wirtschaftliche Situation der Familien und familiendemographische Entwicklung in Deutschland. Berlin. Bundesminesterium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ)[Hrsg.] (2005): Bericht über die Lebenssituation junger Menschen und die Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland - Zwölfter Kinder- und Jugendbericht. Berlin. Bundesmodellprogramm Lokales Kapital füU 6R]LDOH =ZHFNH +DQGEXFK Ä/RNDOHV .DSLWDOIU6R]LDOH=ZHFNH³6WDQG &DQWHWWL(OLDV 'LH%Oendung. Frankfurt am Main. Dewey, John (1993): Demokratie und Erziehung. Eine Einleitung in die philosophische Pädagogik. Weinheim und Basel. Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband - Gesamtverband e.V. (DPWV) [Hrsg.] (2005): Expertise. Zu wenige für zu viele. Kinder und Hartz IV: Eine erste Bilanz der Auswirkungen des SGB II. Berlin. 24. 08. 2005. Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge [Hrsg.] (2002): Fachlexikon der sozialen Arbeit. 5. Aufl. Frankfurt am Main. Dudenredaktion [Hrsg.] (2001): Duden. Herkunftswörterbuch. Etymologie der deutschen 6SUDFKH%GY|OOLJQHXEHDUEXQGHUZ Aufl. Mannheim. Leipzig. Wien. Zürich. (QTXHWH.RPPLVVLRQ Ä=XNXQIW GHV %UJHUVFKDIWOLFKHQ (QJDJHPHQWV³'HXWVFKHU%XQGHVWDJ (2002): Bericht. Bürgerschaftliches Engagement: auf dem Weg in eine zukunftsfähige Bürgergesellschaft. Bd. 4. Opladen. Foucault, Michael (2000): Die Ordnung des 'LVNXUVHV$XIO)UDQNIXUWDP0DLQ Fried, Erich (1995): Auszug aus GHP*HGLFKWÄ*HJHQ9HUJHVVHQ³,QGHUV 9RUEXQ gen für Wunder. Gedichte vom Zorn und von der Liebe. Neuausg. Berlin. S. 18. Fuchs-Heinritz, Werner/König, Alexandra (2005): Pierre Bourdieu. Eine Einführung. Freiburg.
178
Galuske, Michael (2002): Methoden der Sozialen Arbeit. Eine Einführung. 4. Aufl. Weinheim und München. Galuske, Michael/Thole, Werner (2006): Zum Stand der Methodendiskussion in der Sozialen $UEHLW ± (LQOHLWXQJ ,Q *DOXVNH 0LFKDHO7hole, Werner [Hrsg.] (2006): Vom Fall zum Management. Neue Methoden Sozialer Arbeit. Wiesbaden. Gedrath, Volker/Schröer Wolfgang (2002): Die Sozialgesetzgebung und die Soziale Arbeit im 20. Jahrhundert. Erläuterungen am%HLVSLHOGHU.LQGHUXQG-XJHQGKLOIH,Q7KROH:HU ner [Hrsg.]: Grundriss Soziale Arbeit. Opladen. S. 647 -665. Gerhardter, Gabriele (1998): Netzwerkorientierung in der Sozialarbeit. Eine überblicksartige =XVDPPHQVWHOOXQJ Ä6R]LDOHU 1HW]ZHUNH³ XQG Ä2UJDQLVDWLRQVQHW]ZHUNH³ ,Q 3DQWXFHN 3HWHU9\VORX]LO0RQLND>+UVJ@7KHRULHXQG3Uaxis Lebenswelt-orientierter Sozialarbeit. 6W3O|WHQ6 Gernert, Wolfgang [Hrsg.] (2001): Handwörterbuch für Jugendhilfe und Sozialarbeit. Stuttgart. München. Hannover. Berlin. Weimar. Dresden. *LGGHQV$QWKRQ\ .RQVHTXHQ]HQder Moderne. Frankfurt am Main. Grimm, Hans (1926): Volk ohne Raum. Ungekürzte Ausg. in einem Bd. München. Grimm, Jacob/Grimm, Wilhelm (1984): Deutsches Wörterbuch. Bd. 3. München. Grimm, Jacob/Grimm, Wilhelm (1984a): Deutsches Wörterbuch. Bd. 14. München. Grunwald, Klaus/Thiersch, Hans (2001): Lebensweltorientierung. Zur Entwicklung des Konzepts Lebensweltorientierte Soziale Arbeit. ,Q 2WWR +DQV 8ZH7KLHUVFK +DQV >+UVJ@ Handbuch Sozialarbeit Sozialpädagogik. 2., völlig überarb. Aufl. Neuwied. Kriftel. S. 1136 - 1148. Habermas, Jürgen (1995a): Theorie des kommunikativen Handelns. Handlungsrationalität und gesellschaftliche Rationalisierung. Bd. 1. 1. Aufl. Frankfurt am Main. Habermas, Jürgen (1995b): Theorie des kommunikativen Handelns. Zur Kritik der funktionalistischen Vernunft. Bd. 2. 1. Aufl. Frankfurt am Main. Heiner, Maja/u.a. [Hrsg.] (1998): Methodisches Handeln in der Sozialen Arbeit. 4., erw. Aufl. Freiburg im Breisgau. Hinte, Wolfgang (1985): Von der Gemeinwesenarbeit zur stadtteilbezogenen sozialen Arbeit oder: Die Entpädagogisierung einer Methode. ,Q%UHQQSXQNWH6R]LDOHU$UEHLW*HPHLQ wesenarbeit. Frankfurt am Main. S. 23 - 42. 179
Hinte, Wolfgang (1987): Sozialpolitik von unten. Von der Gemeinwesenarbeit zur Stadtteilbezogenen Sozialen Arbeit. In: SozialExtra. 2-3 /1987. S. 8 - 11. Hinte, Wolfgang (1989): Sich vorher einmischen anstatt nachher zu jammern. In: SozialExtra. 12/1989. S.22 - 27. Hinte, Wolfgang (1992): Vom Fall zum Feld. Ansätze zur Neuorientierung des Allgemeinen Sozialdienstes. In: SozialExtra. 5/1992. S. 2 - 4. Hinte, Wolfgang (1999): Flexible Hilfen zur Erziehung statt differenzierter Spezialdienste. In: ders./ Litges, Gerd/Springer, Werner (1999): Soziale Dienste: Vom Fall zum Feld. Soziale Räume statt Verwaltungsbezirke. Berlin. S. 87 - 107. Hinte, Wolfgang (2001): Sozialraumorientierung und das Kinder- und Jugendhilferecht - ein Kommentar aus sozialpädagogischer Sicht. In: Sozialpädagogisches Institut im SOSKinderdorf e.V. [Hrsg.]: Sozialraumorientierung auf dem Prüfstand. Rechtliche und sozialpädagogische Bewertungen zu einem Reformprojekt in der Jugendhilfe. München. S. 125 - 156. Hinte, Wolfgang (2001a): Sozialraumbezogene soziale Arbeit. In: Gernert, Wolfgang [Hrsg.]: Handwörterbuch für Jugendhilfe und Sozialarbeit. Stuttgart. München. Hannover. Berlin. Weimar. Dresden. S. 445 - 447. Hinte Wolfgang (2002): Von der Gemeinwesenarbeit über die Stadtteilarbeit zur Initiierung bürgerschaftlichen Engagements. In: Thole, Werner [Hrsg.]: Grundriss Soziale Arbeit. Opladen, S. 535 - 548. Hinte, Wolfgang (2002a): Fälle, Felder und Budgets. Zur Rezeption sozialraumorientierter Ansätze in der Jugendhilfe. In: Merten, Roland [Hrsg.]: Sozialraumorientierung. Zwischen fachlicher Innovation und rechtlicher Machbarkeit. Weinheim und München. S. 91 - 126. Hinte, Wolfgang (2002b): Referat. Jugendhilfe in Zeiten knapper Kassen - Der soziale Raum als Steuerungsdimension für eine moderne Jugendhilfe. In: Sozialraumorientierung Chancen, Perspektiven, Konsequenzen. Dokumentation. Fachtagung in Neukölln. 24.Oktober 2002. Berlin. S. 6 - 28. Hinte Wolfgang (2005): Sozialraumorientierung: Bemerkungen zu einer missglückten Rezeption. In: Nachrichtendienst des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge. 10/2005. S. 359 - 362. Hinte Wolfgang (2005a): Sozialraumorientierte Steuerung Sozialer Arbeit - zwischen Illusion und Innovation - eine polemische Auseinadersetzung. In: Dokumentation der Zielgrup180
penkonferenz der Vertreter/innen der Städte und Gemeinden aus E&C-Gebieten: "Der Sozialraum als Steuerungsgröße - Strategien stadtteilbasierter kommunaler Steuerung in Soziale Stadt/E&C-Gebieten" am 26./27.04.2005. S. 5 - 13. Hinte, Wolfgang (2006): Geschichte, Quellen unG3ULQ]LSLHQGHV)DFKNRQ]HSWVÄ6R]LDOUDXP RULHQWLHUXQJ³(LQOHLWXQg). In: Budde, Wolfgang/Früchtel, Frank/Hinte, Wolfgang [Hrsg.] (2006): Sozialraumorientierung. Wege zu eineUYHUlQGHUWHQ3UD[LV:LHVEDGHQ6± +LQWH :ROIJDQJ 'DV )DFKNRQ]HSW Ä6R]LDOUDXPRULHQWLHUXQJ³ ,Q +LQWH :ROI gang/Treeß, Helga: Sozialraumorientierung in der Jugendhilfe. Theoretische Grundlagen, Handlungsprinzipien und Praxisbeispiele einer kooperativ-integrativen Pädagogik. Weinheim und München. Hinte, Wolfgang/Treeß, Helga (2007): Sozialraumorientierung in der Jugendhilfe. Theoretische Grundlagen, Handlungsprinzipien und Praxisbeispiele einer kooperativ-integrativen Pädagogik. Weinheim und München. Hinte, Wolfgang/Litges, Gerd/Springer, Werner (1999): Soziale Dienste: Vom Fall zum Feld. Soziale Räume statt Verwaltungsbezirke. Berlin. Hörster, Reinhard/Müller, Burkhard (1996): Zur Struktur sozialpädagogischer Kompetenz. Oder: Wo bleibt das Pädagogische der Sozialpädagogik. In: Combe, Arno/Helsper, Werner [Hrsg.]: Pädagogische Professionalität. Untersuchungen zum Typus pädagogischen Handelns. Baden-Baden. S. 614 - 648. Kaller, Paul [Hrsg.] (2001): Lexikon Sozialarbeit, Sozialpädagogik, Sozialrecht. Wiebelsheim. Kessl, Fabian (2001): Komm rein, dann kannst du rausschau´n. Zur Konjunktur sozialraumorientierter Präventionsstrategien. In: Widersprüche. Raum-Effekte. Politische Strategien und kommunale Programmierungen. Heft 82. 12/2001. S. 39 - 52. Kessl, Fabian (2005): Der Gebrauch der eigenen Kräfte. Eine Gouvernementalität Sozialer Arbeit. Weinheim und München. Kessl,
Fabian
(2005a):
Sozialer
Raum
als
Fall.
In:
http://www.uni-
bielefeld.de/paedagogik/agn/ ag8/Sozialer%20Raum%20als%20Fall.pdf; 10.12.2005. In: Thole, Werner/Galuske, Michael [Hrsg.] (2005) (i. E.): Zwischen Biographiearbeit und Sozialmanagement - Neuere Entwicklungen in der sozialpädagogischen Methodendiskussion. Wiesbaden.
181
Kessl, Fabian/Otto, Hans-Uwe [Hrsg.] (2004): Soziale Arbeit und Soziales Kapital. Zur Kritik lokaler Gemeinschaften. 1. Aufl. Wiesbaden. Kessl, Fabian/Maurer, Susanne (2005): Soziale Arbeit. In: Kessl, Fabian/u. a. [Hrsg.]: Handbuch Sozialraum. Wiesbaden. S. 111 - 128. Kessl, Fabian/u. a. [Hrsg.] (2005): Handbuch Sozialraum. Wiesbaden. Kinder, Hermann/Hilgemann, Werner (1998): dtv-Atlas Weltgeschichte. Bd. 1. Von den Anfängen bis zur Französischen Revolution. 32. Aufl. München. Kinder, Hermann/Hilgemann, Werner (1998): dtv-Atlas Weltgeschichte. Bd. 2. Von der Französischen Revolution bis zur Gegenwart. 32. Aufl. München. Klatetzki, Thomas (1998): Qualitäten der Organisation. In: Merchel, Joachim (Hg.): Qualität in der Jugendhilfe. Kriterien und BewertXQJVP|JOLFKNHLWHQ$XIO0QVWHU6± Kleve, Heiko (1999): Postmoderne Sozialarbeit. Ein systemtheoretisch-konstruktivistischer Beitrag zur Sozialarbeitswissenschaft. Aachen. Kleve, Heiko (2000): Die Sozialarbeit ohne Eigenschaften. Fragmente einer postmodernen Professions- und Wissenschaftstheorie Sozialer Arbeit. Freiburg im Breisgau. Kleve, Heiko (2003): Methodische Grundlagen Sozialer Arbeit. Eine fragmentarische Skizze. In: Kleve, Heiko/u.a.: Systemisches &DVH0DQDJHPHQW$DFKHQ6± Kleve, Heiko (2004): Sozialraumorientierung ± V\VWHPLVFKH %HJUQGXQJ IU HLQ NODVVLVFKHV und innovatives Konzept der Sozialen Arbeit. In: Sozialmagazin. Heft 3/2004. S. 12 - 22. Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD (2005): Gemeinsam für Deutschland - mit Mut und Menschlichkeit. 11.11. 2005. Koschnick, Wolfgang J. (1993): Standardwörterbuch für die Sozialwissenschaften - Standard Dictionary of the Social Sciences. Bd. 2. Deutsch - Englisch. München. New York. London. Paris. Krause, Hans-Ullrich (2006): Abgehängt und ausgegrenzt. Erzieherische Hilfen zwischen Armut und Generationensolidarität. In: SozialExtra. Heft 2/2006. S. 28 - 30. Kreft, Dieter/Mielenz, Ingrid [Hrsg.] (1996): Wörterbuch Soziale Arbeit. Aufgaben, Praxisfelder, Begriffe und Methoden der Sozialarbeit und Sozialpädagogik. 4., vollst. überarb. u. erw. Aufl. Weinheim und Basel.
182
Kronberger Kreis für Qualitätsentwicklung in Kindertageseinrichtungen (2001): Qualität im Dialog entwickeln. Wie Kindertageseinrichtungen besser werden. 3. Aufl. Leipzig. Kunstreich, Timm (1997): Grundkurs Soziale Arbeit. Sieben Blicke auf Geschichte und Gegenwart Sozialer Arbeit. Bd. 1. Blicke auf die Jahre 1850, 1890, 1925 und 1935. Hamburg. Kunstreich, Timm (1998): Grundkurs Soziale Arbeit. Sieben Blicke auf Geschichte und Gegenwart Sozialer Arbeit. Bd. 2. Blicke auf die Jahre 1955, 1970 und 1995 sowie ein Rückblick auf die Soziale Arbeit in der DDR. Hamburg. Kunstreich, Timm/u. a. (2003): Diagnose und/oder Dialog? Ein Briefwechsel. In: WidersprüFKH1HRGLDJQRVWLN±0RGHUQLVLHUXQJNOLQLVFKer Professionalität? Heft 88. 6/2003. Bielefeld. S.11 - 32. /DQGVFKDIWVYHUEDQG :HVWIDOHQ/LSSH ± /DQGHsjugendamt [Hrsg.] (2000): Flexibilisierung HU]LHKHULVFKHU +LOIHQ (UJHEQLVVH XQG 3UD[LVKLOIHQ DXV GHP 0RGHOSURMHNW Ä)OH[LELOLVLH rung erzieherischer Hilfen als gemeinsame Zielsetzung des öffentlichen und der freien 7UlJHU³LQ%RUNHQXQG6LHJHQ0QVWHU /DQJKDQN\ 0LFKDHOX D Erfolgreich sozialräumlich handeln. Die Evaluation der Hamburger Kinder- und Familienhilfezentren. Bielefeld. Lewin, Kurt (1963): Feldtheorie in den Sozialwissenschaften. Bern und Stuttgart. Lewin, Kurt (1968): Die Lösung sozialer Konflikte. Ausgewählte Abhandlungen über Gruppendynamik. 3. Aufl. Bad Nauheim. Litges, Gerhard (1999): Gesellschaft, Sozialpolitik und Kommunalverwaltung in den neuen Bundesländern. In: Hinte, Wolfgang/Litges, Gerd/Springer, Werner: Soziale Dienste: Vom Fall zum Feld. Soziale Räume statt Verwaltungsbezirke. Berlin. S. 15 - 51. /|Z0DUWLQD 5DXPVR]LRORJLH$XIO)UDQNIXUWDP0DLQ Luhmann, Niklas (1987): Soziale Systeme. Grundriß einer allgemeinen Theorie. 1. Auflage. )UDQIXUWDP0DLQ /WWULQJKDXV 0DULD (UIROJVJHVFKLFKWH *Hmeinwesenarbeit - die Saat geht auf? In: Gillich, Stefan [Hrsg.]: Gemeinwesenarbeit: Die Saat geht auf. Grundlagen und neue sozialraumorientierte Handlungsfelder. Beiträge aus der Arbeit des Burckhardthauses. Bd. 10. )UDQNIXUWDP0DLQ6
183
May, Michael (2001): Sozialraum: Unterschiedliche Theorietraditionen, ihre Entstehungsgeschichte und praktische Implikationen. In: Widersprüche. Raum-Effekte. Politische Strategien und kommunale Programmierungen. Heft 82. 12/2001. S. 5 - 23. Merchel, Joachim/Schrapper, Christian [HrsJ@ Ä1HXH 6WHXHUXQJ³ 7HQGHQ]HQ GHU Organisationsentwicklung in der Sozialverwaltung. Münster. Merten, Roland [Hrsg.] (2002): Sozialraumorientierung. Zwischen fachlicher Innovation und rechtlicher Machbarkeit. Weinheim und München. 0KOXP $OEHUW =XU 1RWZHQGLJNHLW Xnd Programmatik einer Sozialarbeitswissenschaft. In: Wendt, Wolf Rainer [Hrsg.]: Sozial und wissenschaftlich arbeiten: Status und Positionen der Sozialarbeitswissenschaft. Freiburg im Breisgau. S. 41 - 74. Müller, Burkhard (1997): Sozialpädagogisches Können. Ein Lehrbuch zur multiperspektivischen Fallarbeit. 3. Aufl. Freiburg im Breisgau. Müller, C. Wolfgang (1994): JugendAmt. Geschichte und Aufgabe einer reformpädagogischen Einrichtung. Weinheim und Basel. Müller, C. Wolfgang (1997): Wie Helfen zum Beruf wurde. Eine Methodengeschichte der Sozialarbeit. Bd. 2. 3. Aufl. Weinheim und Basel. Müller, C. Wolfgang (1999): Wie Helfen zum Beruf wurde. Eine Methodengeschichte der 6R]LDODUEHLW%GEHUDUE1HXDXVJDEH:HLQKHLPXQG%DVHO Müller, C. Wolfgang (2002): Soziale Räume und Soziale Arbeit. Ein Rückblick. In: Merten, Roland [Hrsg.]: Sozialraumorientierung. Zwischen fachlicher Innovation und rechtlicher Machbarkeit. Weinheim und München. S. 31 - 39. Münder, Johannes (2001): Sozialraumorientierung und das Kinder- und Jugendhilferecht. Rechtsgutachten im Auftrag von IGFH und SOS-Kinderdorf e.V. In: Sozialpädagogisches Institut im SOS-Kinderdorf e.V. [Hrsg.]: Sozialraumorientierung auf dem Prüfstand. Rechtliche und sozialpädagogische Bewertungen zu einem Reformprojekt in der Jugendhilfe. München. S. 6 - 124. 1RRWEDDU+DQV 6R]LDODUEHLWXQG6R]Lalpädagogik in der Bundesrepublik 1949 - 1962. In: Landwehr, Rolf/Baron, Rüdeger [Hrsg.]: Geschichte der Sozialarbeit. Hauptlinien ihrer Entwicklung im 19. und 20. Jahrhundert. 3. Aufl. Weinheim und Basel. S. 251 - 299.
184
Oelschlägel, Dieter (1982): Zwanzig Jahre Gemeinwesenarbeit in der Bundesrepublik Deutschland. Ihre Geschichte im Spiegel deU Ä%OlWWHU GHU :RKOIDKUWVSIOHJH³ ,Q %OlWWHU GHU:RKOIDKUWVSIOHJH6 2HOVFKOlJHO 'LHWHU+LQWH :ROI*DQJ *:$ HLQH ,GHH ZlFKVW DXI YLHOHQ )HOGHUQ 'RFKODVVWXQVGLH6SUHXYRP:HL]HQWUHQQHQ(LQ,QWHUYLHZPLW'LHWHU2HOVFKOlJHOXQG :ROIJDQJ +LQWH *HIKUW LP 6RPPHU YRQ 0DULD /WWULQJKDXV ,Q +LQWH :ROI JDQJ/WWULQJKDXV0DULD2HOVFKOlJHO'LHWHU*UXQGODJHQXQG6WDQGDUGVGHU*HPHLQZH VHQDUEHLW(LQ5HDGHUIU6WXGLXP/HKUHXQG3UD[LV0QVWHU6 2IIH &ODXV)XFKV 6XVDQQH 6FKZXQG GHV 6R]LDONDSLWDOV" 'HU )DOO 'HXWVFKODQG ,Q 3XWQDP5REHUW'>+UVJ@*HVHOOVFKDIWXQG*HPHLQVLQQ6R]LDONDSLWDOLPLQWHUQDWLRQDOHQ 9HUJOHLFK*WHUVORK6 2ON7KRPDV $EVFKLHGYRP([SHUWHQ6R]LDODUEHLWDXIGHP:HJ]XHLQHUDOWHUQDWLYHQ 3URIHVVLRQDOLWlW:HLQKHLPXQG0QFKHQ 2UZHOO*HRUJH 8QJHNU]WH$XVJ$XIO%HUOLQ 3UHLV :ROIJDQJ7KLHOH *LVHOD 6R]LDOUlXPOLFKHU .RQWH[W 6R]LDOHU $UEHLW (LQH (LQ IKUXQJIU6WXGLXPXQG3UD[LV&KHPQLW] 3XWQDP 5REHUW ' %RZOLQJ $ORQH 7KH &ROODSVH DQG 5HYLYDO RI $PHULFDQ &RPPXQLW\1HZ+UVJ@ *HVHOOVFKDIWXQG*HPHLQVLQQ6R]LDONDSLWDOLPLQWHUQDWLR QDOHQ9HUJOHLFK*WHUVORK 3XWQDP 5REHUW '*RVV .ULVWLQ $ (LQOHLWXQJ ,Q 3XWQDP 5REHUW ' >+UVJ@ *H VHOOVFKDIWXQG*HPHLQVLQQ6R]LDONDSLWDOLPLQWHUQDWLRQDOHQ9HUJOHLFK*WHUVORK6 5DHW]+HLQLVFK 5HJLQD *HPHLQZHVHQRULHQWLHUWH /|VXQJVDQVlW]H XQG 0HWKRGHQ LQ GHU DNWXHOOHQ 6R]LDOHQ $UEHLW WKHRUHWLVFKH XQG PHWKRGLVFKH 'LPHQVLRQHQ LP .RQWH[W VR]LDO XQG ZRKOIDKUWVVWDDWOLFKHU 5HIRUPYRUKDEHQ $XVJHDUEHLWHWHV 0DQXVNULSW GHV 9RU WUDJHV ]XU IDFKKRFKVFKXO|IIHQWOLFKHQ $QK|UXQJ GHU %HZHUEXQJ DXI HLQHU 3URIHVVXU IU 6R]LDODUEHLWIUGDV)DFKJHELHW7KHRULHXQG3UD[LVGHU0HWKRGHQ6R]LDOHU$UEHLWPLWGHP Schwerpunkt Gemeinwesenentwicklung amDQGHU$6)+%HUOLQ 5DHW]+HLQLVFK5HJLQD 6R]LDOUDXPRULHQWLHUXQJXQG$GUHVVDWHQ6R]LDOHU$UEHLWHLQ *HGDQNH,Q6R]LDOPDJD]LQ+HIW6
185
Raetz-Heinisch, Regina (2005): Jugendhilfe und Sozialraumorientierung - eine missverständliche Koalition. Über die Grenzen der Jugendhilfe hinaus und wieder zurück. In: Unsere Jugend. Heft 5/2005. S. 206 - 216. Raetz-Heinisch, Regina (2005a): Zur Rolle Sozialer Arbeit in der Bürgergesellschaft. In: SozialExtra. Heft 7-8/2005. S. 44 - 48. Raetz-Heinisch, Regina (2005b): Kinder- und Jugendrechte als Ausdruck des Erwachsenen Kind - Verhältnisses. Manuskript zum Vortrag auf der FachWDJXQJ Ä3DUWL]LSDWLRQ LQ GHU .LQGHUXQG-XJHQGKLOIH³DP005 an der ASFH Berlin. Rauchfuß, Katja (2003): Sozi@le Netzwerke. Zum Wandel sozialer Netzwerke durch die Nutzung des Internets. Marburg. Rauschenbach, Thomas (1999): Das sozialpädagogische Jahrhundert. Analysen zur Entwicklung Sozialer Arbeit in der Moderne. Weinheim und München. Rauschenbach, Thomas/Züchner Ivo (2002): Theorie der Sozialen Arbeit. In: Thole, Werner [Hrsg.]: Grundriss Soziale Arbeit. Ein einführendes Handbuch. Opladen. S. 139 - 160. Reutlinger Christian/Kessl, Fabian/Maurer Susanne (2005): Die Rede vom Sozialraum - eine Einleitung. In: Kessl, Fabian/ u. a. [Hrsg.]: Handbuch Sozialraum. Wiesbaden. S. 11- 27. Salomon, Alice (1927): Soziale Diagnose. Berlin. Salinger, Jerome D. (1999): Der Fänger im Roggen. Hamburg. 6DQGHUPDQQ3HWHU8UEDQ8OULNH =XU!3DUDGR[LHGHUVR]LDOpädagogischen Diskussion um Sozialraumorientierung in der JugendhLOIH,Q1HXH3UD[LV6± Schipmann, Werner (2002): Sozialraumorientierung in der Jugendhilfe. Kritische Anmerkungen zu einem (un-)zeitgemäßen Ansatz. In: Merten, Roland [Hrsg.]: Sozialraumorientierung. Zwischen fachlicher Innovation und rechtlicher Machbarkeit. Weinheim und München. S. 127 - 149. Schüler, Anja (2004): Frauenbewegung und soziale Reform. Jane Addams und Alice Salomon im transatlantischen Dialog. 1889 - 1933. Stuttgart. Schütz, Alfred/Luckmann, Thomas (2003): Strukturen der Lebenswelt. Konstanz. Sennet, Richard (2000): Der flexible Mensch. Die Kultur des neuen Kapitalismus. 6. Aufl. Berlin. Sennet, Richard (2004): Respekt im Zeitalter der Ungleichheit. Berlin.
186
Sommer, Gert/Ernst, Heiko [Hrsg.] (1977): Gemeindepsychologie. Therapie und Prävention in der sozialen Umwelt. München. Wien. Baltimore. Sozialpädagogisches Institut im SOS-Kinderdorf e.V. [Hrsg.] (2001): Sozialraumorientierung auf dem Prüfstand. Rechtliche und sozialpädagogische Bewertungen zu einem Reformprojekt in der Jugendhilfe. München. Speck, Otto (1999): Die Ökonomisierung sozialer Qualität. Zur Qualitätsdiskussion in Behindertenhilfe und Soziale Arbeit. München. Staub-Bernasconi, Silvia (2003): Diagnostizieren tun wir alle - nur nennen wir es anders. In: Widersprüche: Neodiagnostik - Modernisierung klinischer Professionalität? Heft 88. 6/2003. Bielefeld. S. 33 - 40. Stähr, Axel (2006): Juristische Grundlagen für die sozialpädagogische Diskussion um Sozialraumorientierung. In: Budde, Wolfgang/Früchtel, Frank/Hinte, Wolfgang [Hrsg.]: SozialUDXPRULHQWLHUXQJ:HJH]XHLQHUYHUlQGHUWHQ3UD[LV:LHVEDGHQ6± Stiefel, Marie-Luise (2002): Reform der Erziehungshilfen in Stuttgart. In: Merten, Roland [Hrsg.]: Sozialraumorientierung. Zwischen fachlicher Innovation und rechtlicher Machbarkeit. Weinheim und München. S. 55 - 67. Stimmer, Franz [Hrsg.] (1996): Lexikon der Sozialpädagogik und der Sozialarbeit. 2. Aufl. München. Wien. Oldenbourg. Thiersch, Hans (1986): Die Erfahrung der Wirklichkeit. Perspektiven einer alltagsorientierten Sozialpädagogik. Weinheim und München. Thiersch, Hans (2003): Lebensweltorientierte Soziale Arbeit. Aufgaben der Praxis im sozialen Wandel. 5. Aufl. Weinheim und München. Thiersch, Hans (2003a): 25 Jahre alltagsorientierte Soziale Arbeit - Erinnerung und Aufgabe. In: Zeitschrift für Sozialpädagogik. 2/2003. S. 114 - 130. Thole Werner (2002): Soziale Arbeit als Profession und Disziplin. Das sozialpädagogische Projekt in Praxis, Theorie, Forschung und Ausbildung - Versuch einer Standortbestimmung. In: ders. [Hrsg.]: Grundriss Soziale Arbeit. Ein einführendes Handbuch. Opladen. S. 13 - 59. Urban,
Ulrike
(2005):
Demokratie-BaustHLQ Ä3DUWL]LSDWLRQ³ ,Q KWWSZZZEON
GHPRNUDWLHGH%/.3URJUDPPÄ'HPRNUDWLHOHUQHQ OHEHQ³6
187
von Glasersfeld, Ernst (1990): Einführung in den radikalen Konstruktivismus. In: Watzlawick, Paul [Hrsg.]: Die erfundene Wirklichkeit. Wie wissen wir, was wir zu wissen glauben? 6. Aufl. München.. S. 16 - 38. Weidenfeld, Werner (2001): Vorwort. In: Putnam, Robert D. [Hrsg.]: Gesellschaft und Gemeinsinn. Sozialkapital im internationalen Vergleich. Gütersloh. S. 11 - 13. Wendt, Wolf Rainer (1990): Ökosozial denken und handeln. Grundlagen und Anwendungen in der Sozialarbeit. Freiburg im Breisgau. Wendt, Wolf Rainer (1995): Geschichte der Sozialen Arbeit. 4., neu bearb. Aufl. Stuttgart. Widersprüche (2003): Neodiagnostik - Modernisierung klinischer Professionalität? Heft 88. 6/2003. Bielefeld. Wiegel, Michaela (2005): Abgleiten in die Gewalt. Zerstörung von Symbolen der Republik: In Frankreichs Vorstädten wird weniger gestohlen als früher, dafür macht sich Vandalismus breit. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. Montag, 7. November 2005. Nr.259. S. 3. Winkler, Michael (1988): Eine Theorie der Sozialpädagogik. Stuttgart. Wolff, Reinhart (1990): Von der Reaktion zuU 3UlYHQWLRQ ± ]XU NRQzeptionellen Weiterentwicklung des Kinderschutzes in Berlin. In: Senatsverwaltung für Frauen, Jugend und Familie: Perspektiven zum Kinderschutz in Berlin. Berlin. S. 21 - 31. Wolff, Reinhart (2004): Eckpfeiler einer lernenden Organisation. In: Verein für Kommunalwissenschaften [Hrsg.]: Wenn das Jugendamt wüsste, was das Jugendamt weiß. Das Jugendamt auf dem Weg zu einer lernenden Organisation. Dokumentation der Fachtagung am 18.- 19.September 2003 in Berlin. Berlin. S. 11 - 22. Ziegler, Holger (2001): Drei Mann in einem Boot. Warum sich die soziale mit der sicheren 6WDGW XQG EHLGH PLW GHP DNWLYLHUHQGHQ¶ 6R]LDOstaat so gut verstehen. In: Widersprüche: Raum-Effekte. Politische Strategien und kommunale Programmierung. Heft 82. 12/2001. Bielefeld. S. 25 - 38.
188