Terra Astra
Science Fiction Romane
Aus der Perry-Rhodan-Redaktion
Sieben
von der Galileo
von JAMES BLISH
INHAL...
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Terra Astra
Science Fiction Romane
Aus der Perry-Rhodan-Redaktion
Sieben
von der Galileo
von JAMES BLISH
INHALT
Der Alternativfaktor • Don Ingalls (THE ALTERNATIVE FACTOR) Die Einfühlsame • Joyce Muskat (THE EMPATH) Sieben von der Galileo • Simon Wincelberg und Oliver Crawford (THE GALILEO SEVEN)
E-Book by »Menolly«
Dieses E-Book ist nicht zum Verkauf bestimmt!!
Der Alternativfaktor
(Don Ingalls) Der Planet lieferte den Sensoren der Enterprise solche uninteressanten Routinewerte, daß Kirk Kurs auf die nächstgelegene Star-Basis nehmen ließ. Er verständigte den Piloten über die Kursänderung und sprach noch mit dem Mann, als Spock verblüfft den Kopf von seinem Computer hochnahm. Er sagte: »Captain, ich habe hier...« Er kam nicht mehr dazu, den Satz zu Ende zu sprechen. Ein fürchterlicher Ruck ging durch die Enterprise, und das Raumschiff geriet in gefährliches Schlingern. Ein ohrenbetäubendes, mahlendes Geräusch erschütterte seinen Rumpf – und das Schiff war plötzlich durchsichtig. Aus der Ecke, in die er geschleudert worden war, konnte Kirk die Sterne durch den Rumpf hindurchscheinen sehen. Mehrere Verletzte lagen an Deck. Sie rafften sich allmählich auf und arbeiteten sich vorsichtig wieder zu ihren Brückenstationen zurück. Auch Kirk kam fluchend wieder auf die Beine. »Was, zum Teufel, Mr. Spock!« Spock saß abseits seelenruhig an seinem Computer. »Captain, das ist doch unglaublich! Das ist ja geradezu unfaßbar! Ich lese hier...« Und wieder wurde er von gewaltigen Erschütterungen daran gehindert, den Satz zu vollenden. Das Raumschiff schien eine enorme Beschleunigung zu erfahren, und erneut war das donnernde, mahlende Krachen zu vernehmen, wieder war da diese plötzliche unheimliche Transparenz des ganzen Schiffes.
Auch dieses Mal war Kirk in irgendeine Ecke geschleudert worden, und nun fiel ihm sogar das Aufstehen schwer. Er hatte sich beim Aufprall leicht verletzt. Aber er schaffte es. Mit aschfahlem Gesicht rannte er zu Spock hinüber. »Was ist denn los?« brüllte er. »Die Werte, die ich erhalte, sind vollkommen unglaublich, Sir. Zweimal... jedes Mal für Sekundenbruchteile... schien alles im Aufnahmebereich unserer Instrumente fast nicht mehr wahrnehmbar!« Kirk war noch ganz benommen. Er schrie Spock an: »Mr. Spock, ich will Tatsachen hören und keine Dichterlesung!« »Ich habe Ihnen Tatsachen mitgeteilt, Captain, das gesamte Magnetfeld in diesem Sonnensystem ging zum Teufel, wenn auch nur für Sekunden. Ich habe die Masse des Planeten gemessen, der unter uns liegt. Seine Schwerkraft ist gleich Null.« Kirk starrte Spock fassungslos an. »Das ist doch unmöglich! Was Sie da beschreiben, ist doch... Nun, was ist es denn überhaupt?« »Das Ding existiert gar nicht, Captain«, sagte Spock und schüttelte heftig den Kopf. Kirk erstarrte. Er hörte Uhuras Stimme. »Wir empfangen das Standard-Alarmsignal vom Star-FlottenKommando, Captain!« Wie besessen rannte er an sein Mikrophon. »Hier spricht der Captain. Alles auf Alarmstation! Weitere Instruktionen abwarten...« Spock sah zu ihm hinüber. »Die Abtastgeräte melden ein lebendes Objekt auf der Planetenoberfläche, Sir.« »Auf Lebensformen haben Sie den Planeten doch schon vor fünf Minuten untersucht. Was hat sich
denn da verändert?« »Über lebende Objekte konnte ich erst zu einem Zeitpunkt wieder etwas ablesen, als die Schockerscheinung nachließ.« Das war also der Routineplanet, der überhaupt keine Überraschungen bieten konnte! Kirk atmete tief ein. »Wie steht es denn mit den physikalischen Gegebenheiten auf diesem Planeten? Können Sie darüber etwas sagen?« »Ein Lebewesen. Körpertemperatur 98,1 Fahrenheit. Masse... elektrische Impulse... offenbar ein menschliches Lebewesen, Captain.« »Und sein Erscheinen fiel mit dem Ausfall Ihrer Instrumente zusammen?« »Fast auf die Sekunde genau.« »Erklärung?« »Keine.« »Besteht unter Umständen Gefahr für das Schiff?« »Möglich... durchaus möglich, Sir.« Kirk stand schon am Aufzug. »Leutnant Uhura, weisen Sie das Sicherheitspersonal an, eine Abteilung zu bewaffnen und bereitzuhalten. Sie sollen mit uns hinuntertransmittiert werden. Bleiben Sie auf Empfang. Kommen Sie, Mr. Spock, wir gehen. Falls etwas vom Star-Flotten-Kommando durchkommt, benachrichtigen Sie uns umgehend. Kommunikationspriorität 1.« »Aye, Sir.« * Für einen Planeten, der zu so heftigen Stimmungs-
schwankungen imstande war, sah er der Erde unge -
wöhnlich ähnlich. Das Terrain, auf dem das Landekommando materialisierte, glich einer irdischen Wüste. Es war dürr und trocken und sehr heiß. Spock sah auf seinen Tricorder, wies nach links, und die Männer setzten sich in Bewegung. Auf dem vor ihnen liegenden Gelände ragten riesige Granitblöcke empor. Der Boden zwischen ihnen war mit Felsgeröll bedeckt. Sie zwängten sich durch einen der engen Durchgänge, dann sahen sie es. Am Fuße eines der Felsen lag ein kegelförmiges Schiff. Es war ein Raumschiff, wie es keiner von ihnen je gesehen hatte. Der Rumpf war mit einer Unzahl von Knöpfen besetzt, die durch ein Netzwerk von Drähten an elektronische Schaltkreise angeschlossen waren. Nichts in der Nähe bewegte sich. Die keilförmige Tür stand offen. Spock trat zur Seite, als Captain Kirk hineinschauen wollte. Im Innern sah er eine verwirrende Vielfalt komplizierter Instrumente glänzende Drähte, Leitungen aus einem unbekannten, purpurfarbenem Metall, Parabolreflektoren. Es gab eine Steuerkonsole mit einem Sessel davor. Kirk tauchte wieder auf. In seinem Gesicht las man Erstaunen. »Ich habe noch nie etwas Ähnliches gesehen. Schauen Sie es sich doch mal an Mr. Spock...« Spock kletterte gerade durch die Luke, als eine Stimme sprach: »Sie sind gekommen! Gott sei Dank! Noch haben wir Zeit!« Mit gezogenen Phaserpistolen fuhren die Männer herum. Kirk blickte nach oben. Auf dem Felsen über ihnen stand ein Mann. Er trug eine zerrissene und staubige Kombination. Die Freude war groß und sein Gesicht übel zugerichtet. Sein Kinn war von einer blutunterlaufenen Quetschung geschwollen. »Es ist
noch nicht zu spät!« rief er zu ihnen herunter. »Noch können wir ihn stoppen!« Wie flehend hob er die Hände. »Aber ich... ich brauche Ihre Hilfe... bitte... helfen Sie mir...« Er taumelte und griff sich an die Kehle. Dann knickten ihm die Knie ein. Kopfüber stürzte er vom Felsen herab. So schnell sie konnten, rannten Kirk und Spock zu ihm hin. Sein Körper lag reglos da, aber seine gewaltige physische Kraft war noch latent in ihm vorhanden. Wer war der Fremde? Was wollten er und sein Raumschiff hier auf diesem ›Routineplaneten‹? * McCoy gestattete keine Fragen. Er stand am Bett in der Krankenstation, in die man den verletzten Fremden gebracht hatte, und schüttelte besorgt den Kopf. »Es sieht schlecht aus, Jim. Hoffentlich bringen wir ihn durch. Eine Herztätigkeit ist praktisch nicht mehr festzustellen. Was war denn dort unten los?« »Ich habe keine Ahnung. Er stürzte von einem Granitblock. Er sprach noch davon, daß er unsere Hilfe brauche, dann brach er einfach zusammen.« McCoy blickte von seinem Diagnose-Tricorder auf. »Kein Wunder. Nach den Prügeln, die er bezogen hat.« »Wurde er geschlagen?« »Ich wüßte nicht, was sonst seine Verletzungen verursacht haben könnte.« »Unsinn«, sagte Kirk, »das da unten ist ein toter, dürrer, sandiger und steiniger Planet ohne jede Spur von Leben. Wer könnte den Mann angegriffen haben?«
Stirnrunzelnd betrachtete McCoy seinen Tricorder. »Er ist der einzige, der uns das sagen könnte, vorausgesetzt, er bleibt am Leben...« Sie wandten sich beide um, als sie Uhuras Stimme aus dem Interkom hörten, »Captain. Mitteilung vom Star-Flotten-Kommando. Durchsage Rot Zwei wird erfolgen.« »Ich bin schon unterwegs.« An der Tür drehte er sich um und sagte: »Halten Sie mich auf dem laufenden, Doc.« Die Chemikerin Charlene Masters kam ihm an der Tür zum Brückenaufzug entgegen. »Hier ist mein Bericht über die Di-Lithiumkristalle Sir. Ich weiß nicht, um welche Art Phänomen es sich vorhin gehandelt hat, aber die Kristalle haben fast keine Energie mehr. Das könnte Schwierigkeiten geben.« »Sie haben ein beachtliches Talent zum Understatement, Leutnant. Ohne volle Energie in den Kristallen bricht in spätestens zehn Stunden unsere Bahn zusammen. Sofort wieder verstärken.« »In Ordnung, Sir.« Er reichte ihr den Bericht zurück und ging zu Spocks Station hinüber. »Sind weitere magnetische Störungen aufgetreten, Mr. Spock?« »Keine, Captain. Die Meßwerte der Abtastgeräte lassen auf eine völlig normale Situation schließen.« »Sonst nichts?« »Nichts, Sir.« Er machte eine Pause. »Etwas völlig Unlogisches... ein Effekt, der sich durch physikalische Gesetze, die mir bekannt sind, nicht erklären läßt.« Wieder machte er eine Pause. »Ich habe eine Tatsache festgestellt. Obwohl der Effekt offenbar weitverbreitet
war, war er doch auf dem Planeten unter uns am stärksten.« »Beobachten Sie weiter.« »Ja, Captain.« Uhura sprach. »Captain. Die Durchsage vom StarFlotten-Kommando. Und der Kode, Sir, es ist Kode Faktor Eins.« Die Besorgnis in ihrem Gesicht reflektierte nur Captain Kirks eigenes Erschrecken. So gut wie nie verwendete die Star-Flotte den Kode Faktor Eins, um eine Durchsage zu übermitteln. »Wiederholen Sie bitte«, befahl er Uhura. »Es ist Kode Faktor Eins, Sir«, sagte sie mit belegter Stimme. »Auf Gefechtsstationen!« schrie er zu Spock hinüber und schlug auf seinen Kommunikatorknopf. »An alle! Hier spricht der Captain. Dies ist keine Übung! Leutnant Uhura, den Hauptbildschirm einschalten!« »Aye, Sir.« Die Sirenen heulten auf, als Kirk an seinen Kommandostand zurückrannte. Über den allgemeinen Lärm hinweg hörte er das Piepen des Kommunikators. Es war McCoy. »Unser Patient, Captain...« »Schnell, McCoy!« »Er wird durchkommen. Er muß einen Monat lang fest liegen. Er ist noch schwach wie ein Neugeborenes, aber er wird nicht sterben.« »Vielen Dank, Doc. Ich werde später noch mit ihm reden. Die Durchsage, Leutnant Uhura...« Das energiegeladene, gutaussehende Gesicht von Kommodore Barstow erschien auf der Mattscheibe. »Hier ist Kirk, Sir. Hier ist Enterprise, bitte kommen.«
Die Stimme des Offiziers klang ernst. »Sie haben das Schockphänomen vor einer Stunde erlebt, nicht wahr?« »Ja, Sir.« »Sie sind sich vielleicht über seine Ausdehnung nicht im klaren. Es wurde in jedem Quadranten in der gesamten Galaxis und weit darüber hinaus registriert. Totaler Zusammenbruch der normalen magnetischen und gravimetrischen Felder. Zwei-WarpVerzerrung. Unmögliche Strahlungsveränderungen – und das Zentrum dieser unerklärlichen Veränderungen ist das Gebiet in dem sie gerade patrouillieren. Die Frage ist: Handelt es sich um natürliche Phänomene, oder wurden sie künstlich verursacht? Wenn ja... von wem? Und zu welchem Zweck? Wie lautet Ihre Beurteilung, Captain?« »Ich könnte höchstens vermuten, Sir, daß es sich um das Vorspiel zu einer Invasion von außerhalb des Universums handeln könnte.« »Zu diesem Ergebnis sind wir auch gekommen. Und Ihre Aufgabe ist es nun, einen eindeutigen Befund zu erstellen.« »Aye, Sir. Können Sie mir weitere Star-Schiffe als Reserve zur Verfügung stellen?« »Nein. Ich ziehe alle Einheiten der Star-Flotte auf Positionen zurück, die mindestens hundert Parsek von Ihrer Position entfernt liegen. Das ist für Sie natürlich nicht gerade angenehm, aber das ist nun mal die Karte, die Sie mit Ihrer Enterprise gezogen haben. Sie sind völlig auf sich allein gestellt, Captain.« Kirk sprach ganz langsam. »Ich verstehe. Sie meinen, wir sind der Köder.« »Ja.«
»Verstanden, Sir. Empfangen und aufgezeichnet.« »Viel Glück, Captain.« »Vielen Dank, Sir.« Das Bild verschwand von der Mattscheibe. Kirk starrte noch einen Augenblick auf den leeren Bildschirm, dann erhob er sich und ging zu Spock hinüber. »Von ganz oben Mr. Spock. Wir wissen jetzt, daß die Phänomene auf dem Planeten unter uns ihren Ursprung haben, und wir wissen auch, daß es sich um eine wirkliche Gefahr handelt, die uns unmittelbar bedroht.« »Dann scheint wohl eine gründlichere Untersuchung der Oberfläche angezeigt, Sir«, sagte Spock. »Und das wäre meine Aufgabe.« »Genau. Und in der Zwischenzeit werde ich mich mit unserem unerwarteten Gast unterhalten. Vielleicht hat er einige Antworten bereit.« * Und so schien es dann auch. In der Krankenstation sah Kirk McCoy, der wie betäubt seinen Patienten betrachtete. Der Mann, der schon fast die Schwelle zum Tode überschritten hatte, war aus dem Bett gestiegen und machte tiefe Kniebeugen, wobei er in vollen Zügen durchatmete. Kirk blieb erschreckt stehen. »Doc! Sie sagten doch...« McCoy schüttelte mit Gewalt seine Verwunderung ab. »Ich weiß, was ich sagte, und ich wollte Sie schon wieder rufen, aber Lazarus hier...« »Ja«, schrie der Patient. »Ich bin Lazarus... aus dem Grabe auferstanden! Heil und gesund und trunken vom Wein des Sieges!«
Wenn der Mann vielleicht auch geisteskrank war, so befand er sich doch in einer erstaunlichen körperlichen Verfassung. Er hatte den Zweifel in Kirks Gesicht gelesen und sagte. »Sie wollen sicher wissen, wie ich hierhergekommen bin, Captain? Ich werde es Ihnen sagen. Ich habe die Brut des Teufels verfolgt – ich habe sie durch das gesamte Universum gejagt! Oh, er ist humanoid, aber er sieht nur äußerlich so aus. Im Kern ist er ein rasendes, mordendes Ungeheuer! Aber ich werde ihn noch erwischen! Das habe ich mir geschworen!« »Warum?« fragte Kirk. Die Augen unter den dichten Brauen des Fremden sprühten Blitze. »Das Biest hat meine ganze Zivilisation ausgelöscht! Bis auf den letzten Mann, die letzte Frau und das letzte Kind! Architekten, Professoren und Wissenschaftler – mein ganzes Volk! Nur mich hat er verfehlt. Und ich werde ihn bekommen! Das werde ich. Trotz seiner mächtigen Waffen.« »Und wie sind Sie ihm entkommen?« »Ich inspizierte gerade unsere magnetischen Kommunikationssatelliten in tausend Meilen Entfernung.« »Und er hat Ihre ganze Zivilisation zerstört?« Kirk glaubte dem Mann offenbar nicht. »Oh, dazu war er sehr leicht imstande!« versicherte ihm Lazarus »Er ist intelligent, das gebe ich zu! Aber er ist das Anti-Leben! Er lebt nur, um zu zerstören! Sie glauben mir doch, Captain?« »Kurz bevor wir Sie fanden, erlebte dieses Schiff einige gefährliche und unglaubliche Schockphänomene. Könnte dieser Humanoide, von dem Sie berichten, dafür verantwortlich gewesen sein?« »Natürlich! Das sage ich Ihnen doch die ganze
Zeit!« Er hatte gefragt, und nun hatte er auch die Antwort. Sie war zwar nicht sehr befriedigend, aber bisher konnte er keine andere bekommen. Lazarus bemerkte sein Zögern. »Dann sind Sie auf meiner Seite!« rief er begeistert. »Sie machen meine heilige Sache zu der Ihren!« Er sah Kirk unverwandt an. »Sie helfen mir, der Gerechtigkeit zu dienen und mich an ihm zu rächen.« »Die einzige Sache, der ich diene, ist die Sicherheit dieses Schiffes«, erklärte Kirk. »Und die Mission, mit der ich beauftragt bin. Blutvergießen ist nicht unsere Sache. Denken Sie daran!« Er machte eine Pause. »Und nun wünsche ich, daß wir beide uns zum Planeten abstrahlen lassen. Ich will Ihre Geschichte nachprüfen.« * Sie trafen Spock bei der Besichtigung des kegelförmigen Schiffes an. Er sah sich gerade in seinem Innern um. Zwei Männer untersuchten mit ihren Tricordern die Außenfläche des Raumfahrzeugs. »Haben Sie irgend etwas gefunden, Mr. Spock?« fragte Kirk. »Nichts, Captain.« Spock zeigte auf Lazarus. »Sie denn?« »Wenn man unserem unerwarteten Gast glauben darf, so befindet sich hier unten ein Humanoide, ein menschenähnliches Lebewesen.« Spock nickte. »Leutnant Uhura hat mir diese Information bereits übermittelt. Ich habe veranlaßt, daß sie mit Hilfe der Sensoren verifiziert wird. Aber sie zeigen kein lebendes Wesen auf diesem Planeten an.
Ich muß annehmen, Captain, daß man Sie belogen hat.« Kirk warf Lazarus einen forschenden Blick zu. Dann sagte er: »Erzählen Sie weiter, Mr. Spock.« »Leutnant Uhura hat mir weiter berichtet, der Humanoide habe ungewöhnliche Waffensysteme zu seiner Verfügung.« »Es stimmt«, kreischte Lazarus. »Er hat das und noch viel mehr! Er könnte mit Leichtigkeit ein so großes Raumschiff zerstören wie Ihre Enterprise!« »Tatsächlich?« fragte Spock nachsichtig. Lazarus war nun sichtbar gereizt. »Ja«, antwortete er kurz. Spock unterhielt sich mit Kirk. »Es gibt keine derartigen Waffen auf diesem Planeten, Captain. Nicht in seinem Schiff. Nicht auf dem Planeten selbst. Sie existieren einfach nicht.« »Glauben Sie ihm nicht, Captain! Dieser Mann mit den spitzen Ohren versucht nur, über seine eigene Unfähigkeit hinwegzutäuschen!« Spock hob eine Braue. »Ich verstehe Ihre Aufregung nicht, Sir. Ich habe lediglich den logischen Schluß gezogen, daß Sie ein Lügner sind.« Kirk drehte sich abrupt zu Lazarus um. »Los, erzählen Sie! Diesmal aber die Wahrheit. Ich...« Er sprach nicht weiter. Die Luft um sie herum verwandelte sich plötzlich in ein strahlendes Funkenmeer. Man hörte ein lautes Summen wie das einer wütenden Biene. Wie um diese Erscheinung abzuwehren, hob Lazarus die Hand. Dann ballte er sie zur Faust und schüttelte sie drohend gegen den Himmel. »Du bist also zurückgekommen!« schrie er. »Nun denn, so zögere nicht. Hier bin ich! Greife mich an! Wir führen den Kampf zu Ende!«
Kirk kümmerte sich nicht um sein Geschrei und fragte Spock: »Können Sie diesen atmosphärischen Effekt mit Ihrem Tricorder identifizieren?« »Es ist...«, sagte Spock, als Lazarus davonsprang – zu der Stelle, wo die Funken am dichtesten waren. »Lauf nur fort, es wird dir nichts nützen!« schrie er. »Ich werde dich bis in die tiefste Hölle jagen!« »Lazarus!« rief Kirk und rannte hinterher. Über seine Schulter rief er zurück: »Bleibt dort! Alles Personal Sicherheit Rot!« Er lief in eine Felsenschlucht. Vor ihm kletterte Lazarus durch das spitze Geröll nach oben. Glänzende Funken hüllten ihn ein. Im gleichen Augenblick sah Kirk, daß der Himmel, die Felsen und die Schlucht erbebten, sie bewegten sich und schienen sich aufzulösen. Ihre Farben flossen ineinander. Dann war alles wieder deutlich zu sehen. Aber Lazarus taumelte Kirk entgegen – und erneut hatte ihn der durcheinanderfließende Schimmer aufgesogen. Der Mann schwankte hilflos und stürzte in einen seltsamen Tunnel hinein, der mit geisterhaften weißen Nebeln verhangen war. Die milchigen Schwaden ließen den Blick auf die Wände, den Boden und die Decke nicht zu, und es gab keinen Punkt, an dem ein menschliches Wesen sich orientieren konnte, um seine Position im Universum zu bestimmen. Ohne daß Kirk es hörte, schrie Lazarus laut. »Du!« Dann warf sich das menschenähnliche Ding über ihn. In tödlichem Kampf rangen sie miteinander. Im wilden Gewühl versuchte jeder die Kehle des anderen zu pakken. Lazarus lag auf dem Rücken und konnte kaum noch atmen, als er sich mit letzter Anstrengung seiner eisenharten Muskeln befreien konnte. Sein Gegner
wurde nach hinten geschleudert und verschwand in den weißlichen Nebeln. Wie betrunken arbeitete sich Lazarus aus dem Tunnel heraus und wankte auf Kirk zu. Aber bevor dieser ihn erreichen konnte, stolperte er und schlug hart mit dem Kopf auf die Steine. Er erhob sich mühsam auf alle viere. Sein Gesicht triefte von Blut und Schweiß. Kirk eilte zu ihm. »Lazarus! Wo waren Sie? Was ist geschehen?« In seinen blutunterlaufenen Augen lag das nackte Grauen. »Ich sah es wieder! Das Ding! Es hat mich angegriffen!« »Ich werde Sie mit zurücknehmen. Halten Sie sich an mir fest.« Als er dem geschundenen Mann auf die Füße half, kam Spock ihnen durch die Schlucht entgegen. Er eilte auf die beiden zu, aber Lazarus stieß seinen hilfreich ausgestreckten Arm zurück. Spock trat beiseite und sagte: »Ich habe eben das Phänomen wieder registriert, und das Zentrum lag genau hier, wo wir jetzt stehen.« Lazarus hob den Kopf. »Ich sagte es Ihnen doch! Das war das Ding! Eine grauenhafte weiße Leere!« Kirk wischte dem Verletzten Blut und Schweiß aus dem Gesicht. »Hier können wir im Augenblick nichts unternehmen. Wir lassen uns zum Schiff transmittieren.« Der Mann versuchte, sich Kirks Griff zu entwinden. »Zuerst müssen wir ihn töten! Er hat versucht, mich umzubringen! Verstehen Sie das denn nicht? Wenn wir ihn nicht aufhalten, bringt er uns alle um!« *
Als Kirk sah, wie McCoy den tiefen Schnitt an der Stirn des Gastes verband, überfielen ihn wieder heftige Zweifel an der Existenz jenes unheimlichen Humanoiden. Er hatte ihn jedenfalls nicht gesehen. Er hatte auch den Kampf nicht beobachtet. Beides hatte sich nicht in seiner Sichtweite abgespielt. Er konnte sich nur an der Aussage des Fremden orientieren. Er verspürte das dringende Bedürfnis, sich mit Spock zu beraten. Auf der Brücke herrschte das Klima mühsam unterdrückter Spannung. An Spocks Station angekommen, senkte Kirk die Stimme. »Glück gehabt, Mr. Spock?« »Leider nicht, Captain. Ich kann das zweite Auftreten des Schockphänomens genausowenig erklären, wie das erste.« »Wenn an dem, was Lazarus sagt auch nur ein Fünkchen Wahrheit ist...« »Daß ein Humanoide, ein einzelnes Wesen, einen Effekt dieser Größenordnung verursachen kann?« »Schwer zu glauben«, meinte Kirk. »Allerdings, Sir.« »Aber der Rest seiner Geschichte scheint zu stimmen. Seine Verletzung weist doch auf eine Auseinandersetzung mit irgendwem hin.« »Das gebe ich zu, Sir.« Ruhelos schritt Kirk eine Weile auf und ab. Dann kam er zu Spock zurück. »Wenn wir also annehmen, daß es sich um einen Humanoiden handelt... wie hat er dann dieses Phänomen verursacht? Er hat keine Waffen, keine Energiequelle irgendwelcher Art...« »Es tut mir leid, Captain, aber das einzige, was ich genau weiß, ist die Tatsache, daß das Auftreten des Phänomens zeitlich immer mit diesen Begegnungen
zwischen Lazarus und dem unheimlichen Humanoiden zusammenfällt. Wir wissen allerdings nicht, ob diese Begegnungen überhaupt stattgefunden haben.« Uhura unterbrach sie. »Doktor McCoy bittet Sie, auf die Krankenstation zu kommen. Es ist dringend!« McCoy hatte schwere Sorgen. Er saß an seinem Tisch und trommelte ungeduldig mit den Fingern auf die Platte. »Jim, ich leide vielleicht an Sinnestäuschungen. Vor dreißig Minuten brachten Sie Lazarus hierher, und ich behandelte eine tiefe Wunde an seiner Stirn. Stimmt das?« »Ja.« »Ich behandelte die Wunde, verband sie und ging dann für einen Augenblick in diesen Raum. Als ich dann zu meinem Patienten zurückkehrte, sah ich an seiner Stirn weder einen Verband noch auch nur die geringste Spur einer Verletzung. Nicht einmal einen Kratzer! Es war, als sei er nie verletzt worden!« Kirk ließ eine ganze Weile verstreichen, bevor er antwortete. »Wo ist er jetzt?« »Ich bin Landarzt und kein Privatdetektiv! Vielleicht wollte er nur eine Tasse Kaffee trinken.« In Wirklichkeit war Lazarus zum Freizeitraum der Enterprise gegangen. Spock fand ihn dort. Er saß an einem Tisch und beobachtete mit Interesse zwei Besatzungsmitglieder, die irgendein Spiel spielten. Er trug keinen Verband, und an seiner Stirn war nicht die geringste Verletzung zu entdecken. Spock ging auf ihn zu. »Darf ich hier Platz nehmen?« Der andere schien seine feindselige Haltung aufgegeben zu haben. »Ja, gern«, antwortete er. »Ich habe Sie vorhin als Lügner bezeichnet«, sagte Spock.
»Und glauben Sie das immer noch?« »In einigen Punkten, ja.« Lazarus lächelte. »Sie sind sehr direkt. Das gefällt mir. Wenn es Ihnen hilft, sich über mich klarzuwerden, stellen Sie doch ruhig Fragen.« »Mich interessiert Ihre Zivilisation, von der Sie sprachen... Ich meine die, die zerstört wurde.« »Sie war der irdischen Zivilisation ähnlich. Grüne, sanfte Hügellandschaften... blaue Meere... große Städte... Wissenschaft... Bildung...« »Und die Menschen?« »Wie wir alle. Gute und schlechte schöne, häßliche, arme und reiche... menschlich. Sind Sie zufrieden?« »Die Geschichte, die Sie uns erzählt haben, ist genauso seltsam und unwahrscheinlich wie Sie selbst. Sie sind doch kaum der Mann, mit dem ich vorhin sprach.« »Sie dürfen mir keine Vorwürfe machen, wenn ich unbeständig bin Mr. Spock. Nicht einmal das Universum ist beständig.« »Ich bin vom Gegenteil überzeugt«, sagte Spock. Er fing einen scharfen Blick ein. »Das glaube ich Ihnen gern.« Der Wandkommunikator summte. Spock stand auf und ging hin. »Ja, Leutnant Uhura.« »Sie baten mich, es Ihnen mitzuteilen, wenn die Impulswerte ein kritisches Stadium erreichen. Das ist jetzt der Fall.« »Danke, Leutnant.« Er ging zu Lazarus zurück. »Wenn Sie mich bitte entschuldigen wollen? Ich arbeite gerade an einem Experiment, eines das mir helfen wird, die Fakten herauszufinden.« »Wenn Sie dieser Fakten sicher sind, werden Sie mir dann glauben?«
»Ich glaube immer an Tatsachen, Sir.« Er betrachtete die unverbundene Stirn seines Gegenüber. »Ich gratuliere Ihnen zu Ihren Genesungskräften. Sie sind erstaunlich. Wenn ich Zeit hätte, würde ich gern mit Ihnen darüber sprechen.« Er verneigte sich. »Ich danke Ihnen für Ihre Gesellschaft.« Lazarus schaute ihm nach, als er den Tisch verließ. Plötzlich waren da wieder die schimmernden Funken. Er erhob sich halb vom Tisch, wurde leichenblaß und fiel fast vom Stuhl. Die Funken waren verschwunden. Er trat in den Korridor hinaus und versuchte, seine zitternden Knie unter Kontrolle zu bringen. Und der Effekt wiederholte sich. Die Wände schienen zurückzuweichen und sich in Nichts aufzulösen. Aber dann war alles wieder so wie vorher. Lazarus lag am Boden und starrte wild um sich. Dann stand er langsam auf. Am Kopf trug er wieder den Verband den McCoy ihm angelegt hatte und unter dem die Verletzung war, die er sich auf dem Planeten zugezogen hatte. Er hörte Kirk nach ihm rufen. »Lazarus!« McCoy sah ihn zuerst. Sie stürzten auf ihn zu, und Kirk nahm seinen Arm. »Ist alles in Ordnung?« »Was? Oh, ja, Captain. Alles in Ordnung! Ich bin nur ungeduldig. Haben Sie sich inzwischen entschlossen, mir zu helfen?« McCoy starrte ihn an, trat vor nahm ein Ende des Pflasters und riß den Verband herunter. Jeder sah den roten, sauber vernähten Schnitt an der Stirn des Fremden. »Nanu!« sagte McCoy. Auch Kirk sah die tiefe Stirnwunde. »Ist irgend etwas verkehrt, Captain?« sagte Lazarus.
Kirk sah McCoy an. »Nein, außer daß ich einen Bordarzt mit einem recht eigenartigen Humor habe.« McCoy fuhr herum. »Jim, das war kein Witz! Ich weiß genau, was ich gesehen habe!« Der Wandkommunikator summte. »Brücke hier! Wir rufen den Captain.« Kirk schlug auf den Schalter. »Kirk hier.« Spock sagte: »Würden Sie bitte auf die Brücke kommen, Sir?« »Haben Sie etwas gefunden?« »Etwas ganz Außergewöhnliches, Captain.« »Ich bin unterwegs.« Mit einem kühlen Blick bedachte er Lazarus »Sie kommen bitte mit. Ich habe noch einige Fragen an Sie zu richten.« Spock hatte die Aktivierung des Hauptbildschirms befohlen. Der zeigte jetzt den Planeten, von dem ein punktförmiges, hell strahlendes Licht ausging. Spock trat zu Kirk »Eine Strahlungsquelle, Captain.« »Warum haben die Abtaster sie nicht vorher angezeigt?« »Weil sie nicht da ist!« sagte Spock. »Schon wieder dumme Witze? Zuerst McCoy, nun Sie.« »Was ich meinte, Sir... ist, daß wir mit dem herkömmlichen Abtastverfahren nicht das geringste feststellen können. Danach gibt es dort nichts was dieses Phänomen auslösen könnte.« »Aber die Strahlungsquelle ist doch vorhanden!« »Stimmt, Sir.« Spock zögerte. »Ich gebe zu, daß das Ganze mir selbst ein Rätsel ist. Man kann es am besten folgendermaßen beschreiben, wenn auch nur sehr ungenau: Es ist ein Riß im Universum, eine ganz eigenartige physikalische Verzerrung, in der unsere
physikalischen Gesetze nicht regelmäßig gelten. Wir konnten diese ›Lücke‹ im All nur mit unseren DiLithiumkristallen orten.« Lazarus begann zu sprechen. »Natürlich! Die DiLithiumkristalle. Mit ihrer Energie könnten wir es schaffen.« Er wirbelte zu Kirk herum und stieß einen lauten Schrei aus. »Jetzt haben wir ihn, Captain! Wir haben ihn!« »Sie sprechen von dem Humanoiden?« fragte Spock. »Ja! Bei Gott, ja! Nun haben wir ihn.« »Was haben denn die Kristalle damit zu tun? Sie haben nichts als einen feingebündelten Strahl«, sagte Kirk. »Das ist es ja gerade! Das ist der Schlüssel... die Lösung! So können wir ihm eine Falle stellen! Ich flehe Sie an... ich bitte Sie... ich verlange es: Geben Sie mir die Kristalle!« Kirk schüttelte den Kopf. »Kommt überhaupt nicht in Frage. Die Kristalle sind ein zentraler Teil des Schiffsantriebs.« Mit blutunterlaufenen Augen starrte ihn der andere an. »Sie Narr, verstehen Sie denn nicht? Es wird Ihr Schiff bald gar nicht mehr geben, wenn das Ungeheuer nicht getötet wird! Es wird euch alle zerstören!« Kirk knirschte mit den Zähnen. »Wie denn, Lazarus? Wie? Alles, was ich bisher von Ihnen hörte, sind Unaufrichtigkeiten, Drohungen, Erklärungen fadenscheinigster Art. Sagen Sie mir, in welcher Gefahr befindet sich mein Schiff?« Lazarus blickte den Captain mit wilder Entschlossenheit an, wandte sich ab und eilte zum Aufzug.
Kirk rief ihn zurück. Der Mann warf sich mit wutverzerrtem Gesicht herum und sagte: »Ich warne Sie, Captain! Geben Sie mir die Kristalle!« Kirk sprach ganz ruhig. »Drohen Sie mir nicht!« »Ich drohe Ihnen nicht. Ich sage Ihnen nur, daß ich mich durch nichts von meiner Rache abbringen lasse!« Die Aufzugstür schwang auf, und Lazarus war verschwunden. Die Spannung hatte sich gelöst. Dafür herrschte jetzt kalte Wut. Kirk wandte sich an einen Posten. »Ab sofort ist dieser Mann Ihre Aufgabe, Ihre einzige Aufgabe! Wenn er irgend etwas tut, versucht – irgend etwas Ungewöhnliches –, machen Sie mir sofort Meldung!« Der Sicherheitsmann bewegte sich bereits auf den Aufzug zu. * In der Maschinenstation überwachte Charlene Masters das zur Wiederaufladung der DiLithiumkristalle nötige Verfahren. Sie hatte gerade einen der Behälter geöffnet, als ihr Assistent vom Interkom auf sie zutrat. »Leutnant Masters«, sagte er, »der Captain möchte Sie sprechen.« Sie begab sich zu der entgegengesetzten Wand, aber als sie den Behältern den Rücken gedreht hatte, schob sich ein Schatten hinter ihnen hervor und huschte zu dem Assistenten hinüber. Ein kräftiger Arm umschlang den Hals des Mannes und drückte zu. Dann ließ er den Bewußtlosen sanft, fast zärtlich zu Boden gleiten. Charlene sprach mit Kirk. Der Captain sagte:
»Können Sie in zehn Minuten eine Experimentierkammer bereithalten? Alle Di-Lithiumkristalle auf volle Energie, Leutnant.« »Ich werde das prüfen, Sir.« Sie ging zu den Behältern zurück, las einige Werte ab und trat dann wieder an den Interkom. »Captain, die Kammer steht in zehn Minuten bereit. Mein Assistent und ich...« Eine Hand legte sich ihr fast auf den Mund. Kirk hörte den gurgelnden Laut. Leutnant Masters bekam für einen kurzen Moment ihren Mund frei und rief: »Captain...!« Ihre Augen blickten glasig, als sie auf dem Deck niedersank. Lazarus mit dem starken Arm hatte keine Wunde mehr an der Stirn. Ein wütender Kirk erschien vor der Versammlung, die im Einsatzbesprechungsraum stattfand. Lazarus trug wieder die Wunde an der Stirn und saß ganz oben am Tisch. Kirk schritt hinter seinem Stuhl auf und ab, die Augen auf den blauen Druckstellen an Charlene Masters' Hals. Er wartete, bis Spock durch die Tür gekommen war, und sagte: »Zwei Mitglieder meiner Besatzung sind angefallen worden, und zwei unserer Di-Lithiumkristalle fehlen! Ohne sie kann das Schiff nicht mit voller Kraft laufen. Sie müssen gefunden werden!« Er packte die Lehne des Stuhles, in dem Lazarus saß, und riß ihn herum. Mit scharfer Stimme sagte er: »Tatsache! Sie behaupten, Sie brauchen diese Kristalle! Zweite Tatsache! Innerhalb einer Stunde, nachdem Sie mir dies sagten, fehlen sie!« Lazarus erhob sich halb aus seinem Stuhl. »Und noch eine Tatsache. Ich habe die Kristalle nicht genommen!«
Sein Kopf sank nach unten. »Ich bin nicht der Täter, Captain«, sagte er ruhig. »In mir hat die Enterprise höchstens eine Art Waisenkind an Bord genommen. Suchen Sie das Untier, dann werden Sie auch Ihre Kristalle finden!« »Und wie ist Ihr Untier an Bord meines Schiffes gekommen?« »Es hat seine Methoden! Seine Bosheit kennt keine Grenzen!« Kirk sah Spock an. »Wenn die Kreatur mit uns zusammen auf das Schiff transmittiert worden wäre...« Lazarus lachte. »Transmittiert? Ich sage Ihnen, wir haben es mit einem Ding zu tun, das Welten zerstören kann! Es hat Ihre Kristalle!« »Aber warum, Sir?« fragte Spock geduldig. »Diese Frage müssen wir Ihnen noch einmal stellen. Zu welchem Zweck?« Lazarus sprang vom Stuhl auf. »Warum hören Sie nicht auf mich? Das Ding ist humanoid! Es kann ein Schiff fuhren. Es kann Formeln errechnen, um eine ganze Rasse auszulöschen! Mit den bloßen Händen kann es einen Mann erwürgen! Es kann auch eine Energiequelle stehlen und sie für sein eigenes Schiff verwenden, um mich zu verfolgen oder mir zu entkommen. Sind Sie denn genauso taub wie blind?« Irgend etwas stimmte hier nicht. Es war sehr schwer, diesem Mann zu vertrauen. Immer größere Frustration ergriff von Kirk Besitz. Er ballte die Hände zu Fäusten. »Mr. Spock. Die Kristalle sind bestimmt nicht hier. Auf dem Planeten existiert eine noch unbekannte Strahlungsquelle. Hier besteht ganz offensichtlich ein Zusammenhang. Wir werden der Sache auf den Grund gehen. Stellen Sie einen Such-
trupp zusammen, Mr. Lazarus wird mit uns kommen.« Lazarus lächelte. »Ich danke Ihnen Captain.« Kirks Stimme klang rauh. »Vielleicht haben Sie nicht den geringsten Grund, mir zu danken. Das hängt davon ab, was wir finden.« * Das kegelförmige Schiff lag immer noch unterhalb des großen Granitblocks. Als Kirk seine Tür öffnete trat Lazarus auf ihn zu. »Was glauben Sie jetzt, Captain?« »Ich glaube, daß die Kristalle sich nicht an Bord Ihres Schiffes befinden. Mr. Spock?« »Ich kann den Standort der Strahlungsquelle nicht ermitteln, Sir.« »Warum nicht? Sie hatten Sie doch vom Schiff aus geortet.« »Sie scheint einfach verschwunden zu sein.« Kirk sprach zum Sicherheitspersonal. »Ich wünsche, daß jeder Zoll des Geländes abgesucht wird. Suchen Sie nach Fußspuren... Bewegungen... egal, was Sie finden. Wenn Sie irgend etwas sehen, melden Sie es sofort. Notfalls können Sie Ihre Waffen gebrauchen.« Fächerförmig schwärmten die Männer ins Gelände aus und wurden sich sofort seiner leeren Einsamkeit bewußt. Es gab keine Bäume, nicht die geringste Vegetation – nur das weite, öde Felsenpanorama in seinen vielfältigen Formationen. Lazarus erkletterte ein unebenes Felsplateau. Die steilen Wände fielen zu einem langen Engpaß ab, der mit dem Felsplateau parallel verlief. Kirk sondierte das Gelände mit seinem
Tricorder. Lazarus war hinter zwei hervorspringenden Felsen seinen Blicken entzogen. Er berührte gerade den einen Fels, und der Raum um ihn herum begann wieder, auf diese sonderbare Weise zu funkeln und zu glänzen. In dem scheußlichen Glitzern schienen die Felsen, der Himmel, ja sogar der Boden unter seinen Füßen zu verschwinden und zu zerschmelzen. Lazarus warf sich herum und hielt Ausschau nach seinem Feind. Aber er sah nur das schimmernde Nichts um sich herum. Er stellte fest, daß seine Bewegungen irgendwie aufgehalten wurden. Er taumelte vorwärts und versank plötzlich in einer milchigweißen Höhlung. Ein gewaltiger Hieb warf ihn zu Boden. In den Augen, im Hals und in der Kehle spürte er Dämpfe. Die fast unsichtbare Gestalt seines Gegners warf sich auf ihn. Fast blind rangen die beiden miteinander. Endlich konnte Lazarus das Ding mit einem wuchtigen Tritt hart treffen. Es warf sich nach hinten und verschwand so spurlos, als sei es in die Ewigkeit hinabgetaucht. Dann wurde die Welt wieder fest und greifbar. Wild warf sich Lazarus herum. Er kämpfte immer noch mit dem längst verschwundenen Unheimlichen. Er trat gegen einen Felsen am Rande des Abgrunds, der sich löste und in die Tiefe sauste. »Captain! Vorsicht!« brüllte Lazarus. Kirk warf sich zur Seite, und der mächtige Brocken donnerte in den Engpaß hinab, genau an die Stelle, wo der Captain sich eben noch befunden hatte. Von oben hörte er ein Geräusch herabrieselnden Gerölls und dann fiel Lazarus ihm direkt vor die Füße. Als Spock die beiden fand, rieselte der Staub noch immer von oben auf sie herab.
McCoy hatte im Transporterraum des Raumschiffs eine Trage bereitstellen lassen. Lazarus war immer noch bewußtlos. Auf der Krankenstation dauerte es sehr lange, bis er wieder zu sich kam. Kirk las das Grauen in seinem Gesicht, als er langsam wieder das Bewußtsein erlangte. Er versuchte, vom Untersuchungstisch zu springen. »Das Ding!« schrie er heiser. »Sie befinden sich jetzt auf der Enterprise«, sagte Kirk. »Doktor McCoy sagt, daß mit Ihnen alles in Ordnung ist. Sie sind nur leicht verletzt.« »Wie geht es Ihrem Kopf?« fragte McCoy. Lazarus griff sich mit der Hand an die verletzte Stirn. »Er tut weh.« »Sie haben mir dort unten das Leben gerettet«, sagte Kirk, »und dafür danke ich Ihnen.« Er ließ ein paar Sekunden verstreichen. »Aber ich muß trotzdem noch einige Fragen stellen.« »Jim! Er hat vielleicht eine Gehirnerschütterung...« »Es ist aber notwendig!« fuhr Kirk auf. »Fragen Sie nur, Captain«, sagte Lazarus. »Ich bin im Besitz eines Computerberichts über die Angaben, die Sie während Ihrer ersten Befragung machten. Aus diesem Bericht geht eindeutig hervor, daß Sie gelogen haben, Lazarus. Es gibt keinen Planeten an der Stelle, von der zu kommen Sie vorgeben. Dort war auch nie einer.« Lazarus setzte sich auf und blickte Kirk offen in die Augen. »Sie würden mir ja auch nicht glauben, wenn ich die Wahrheit sagte«, meinte er. »Versuchen Sie es doch mal«, gab Kirk zurück. »Was meinen Heimatplaneten anbetrifft, so habe ich die Tatsachen ein wenig verdreht, und zwar zum
Selbstschutz und im Interesse meiner heiligen Sache. Auch Sie, Captain, sind für mich ein Fremder – ein unbekannter Faktor.« Er ließ die Beine vom Tisch gleiten und machte einen zaghaften Versuch, sich hinzustellen. »Ich brauchte Hilfe und keinen Tadel«, sagte er. »Freiheit und keine Einschließung als Verrückter. Hätte ich die Wahrheit gesagt, so hätte ich fürchten müssen, daß Sie mich wirklich für verrückt erklärten.« »Dann sagen Sie bitte jetzt wenigstens die Wahrheit«, verlangte Kirk. Lazarus sah ihn an und sagte mit vor Leidenschaft bebender Stimme: »Okay, Sir! Mein Heimatplanet oder das, was davon übrig ist, liegt dort unter uns!« Kirk starrte ihn fassungslos an. »Was sagen Sie da, Lazarus?« »Mein Raumschiff ist mehr als nur ein Raumschiff. Es ist gleichzeitig eine Zeitmaschine, ein Zeitschiff. Und ich selbst bin, wenn Sie so wollen, ein Zeitreisender.« Kirk runzelte die Stirn. Dieser Mann erfand immer neue Mysterien. Bisher hatte er nur Lügen erzählt und doch war sein Schiff etwas, das noch niemand im Raum oder auf der Erde gesehen hatte... Tonlos sagte Kirk: »Und dieses Ding, das Sie jagen? Ist es auch ein Zeitreisender?« Seine Augen funkelten. »Ja! Er entflieht mir durch all die Jahre, all die unsagbar leeren Jahre! In eine tote Zukunft auf dem toten Planeten den er gemordet hat!« Lazarus sprach nun wie im Fieber. Er kam schwankend auf die Füße. »Helfen Sie mir Mann! Sie haben noch mehr Kristalle! Geben Sie mir die Werk-
zeuge, die ich benötige, um ihn zu vernichten!« Er taumelte, und McCoy wollte ihn festhalten. Doch Lazarus stieß den Arm des Arztes zurück. »Die Kristalle! Was sind sie gegen das scheußliche Ungeheuer, das ich jage? Was kann man mit diesem überirdischen Ungeheuer vergleichen? Wollt ihr, daß es entkommt?« »Lazarus, es gibt eine Menge Dinge, von denen wir nichts wissen. Einige von diesen Dingen aber wissen Sie! Und nun sagen Sie mir – wo sind unsere Kristalle?« »Ich sagte es Ihnen schon!« brüllte Lazarus. »Er hat sie! Er hat sie euch gestohlen!« Sie mußten ihn behutsam wieder auf den Tisch heben, sonst wäre er gestürzt. Nun lag er dort, ausgestreckt und mit Verzweiflung im Blick. Sein Gesicht war schweißüberströmt. McCoy sagte: »Er muß sich ausruhen, Jim. Und macht es Ihnen etwas aus, dieses Muskelpaket aus meiner Krankenstation zu entfernen?« Mit einem Kopfnicken entließ Kirk den Sicherheitsposten. Unruhig sah er, daß McCoy Lazarus mit einem Laken bedeckte. Dieser stieß einen tiefen Seufzer aus und schloß die Augen. »Er hat starke Schmerzen, Jim«, sagte der Arzt. Kirk schaute in das Gesicht des Fremden. Es war weißer als das Laken. »Ich denke, heute wird er wohl nirgends mehr hingehen – diesmal nicht«, meinte der Captain. Als die Tür sich hinter den Männern schloß, bewegte sich erst das Laken, dann die ganze Gestalt. Sich mit den Händen abstützend, stand Lazarus auf. Er schwankte und schüttelte den Kopf, um klarer denken zu können. Dann bewegte er sich vorsichtig
vorwärts, getrieben von seiner eigenen, unerbittlichen Entschlossenheit. Er erreichte die Tür. * Kirk hatte sich den Einsatzbesprechungsraum ausgesucht, um die großen Fragen an Spock zu richten. »Was haben wir denn überhaupt bis jetzt?« rief er verzweifelt. »Einen magnetischen Effekt, der unsere Instrumente zeitweise außer Betrieb setzt. Und eine geheimnisvolle, undefinierbare Strahlungsquelle auf dem Planeten. Lazarus als wandelnde Leiche. Ihren Riß im Universum. Und den mörderischen Humanoiden, den niemand von uns je gesehen hat...« Spock sah von seinem Computer auf. »Es ist wahr, Captain. Aber was mir bedeutsam erscheint, ist die Tatsache, daß die Instrumente unseres Schiffes eigens dazu konstruiert sind, physikalische Objekte im Universum zu lokalisieren und zu identifizieren, ob es sich nun um Materie oder um Energie handelt.« »Aber mit Hilfe Ihrer Instrumente waren Sie außerstande, jene Strahlungsquelle auf dem Planeten zu identifizieren!« »Korrekt. Sir.« »Sind die Instrumente in Ordnung?« »In perfektem Betriebszustand.« »Dann lassen Ihre Aussagen nur einen Schluß zu: Die Strahlungsquelle ist nicht Teil des Universums.« »Sie befindet sich nicht einmal im Universum, Captain, die Strahlung kam von außerhalb.« Kirk begann, auf und ab zu gehen. »Ja – von außerhalb des Universums. Das würde sehr viel erklären! Ein zweites Universum, vielleicht
in einer anderen Dimension, das aber zur gleichen Zeit den gleichen Raum einnimmt wie das unsere.« »Die Möglichkeit der Existenz eines parallelen Universums wird von der Wissenschaft eingeräumt, Captain.« »Gut. Was würde geschehen, wenn ein zweites Universum, sagen wir mal ein negatives, mit unserem positiven Universum in Kontakt käme?« »Zweifellos eine Verwerfung, Captain. Eine Verzerrung unserer physikalischen Gesetze in einem ungeheuren Ausmaß.« »Das haben wir ja auch erlebt! Der Punkt, an dem sie aufeinandertreffen... könnte man den nicht vielleicht als Loch bezeichnen?« Spock nickte heftig. »Allerdings, Captain. Ich weise außerdem darauf hin, daß ein Loch im Universum – oder auch in einem Behälter – den Inhalt entweder hinausfließen läßt...« »... oder etwas von außen hineingelangen läßt!« rief Kirk. »Mr. Spock, das ist die Invasion, die Kommodore Barstow vermutet!« »Es gibt keine Anzeichen für eine größere Invasion, Sir.« »Aber es gibt Anzeichen für eine kleinere! Spock, wie lautet Ihre Beurteilung des Geisteszustands dieses Fremden?« »Zeitweise paranoid. Dann aber wieder ruhig, rational und angenehm sachlich. Fast, ob er aus zwei Menschen zusammengesetzt sei.« »Genau! Zwei Männer – verschieden, aber identisch. Und ein Loch im Universum! Nein! Kein Loch! Eine Tür, Spock, eine Tür!« »Sie setzen also wirklich ein paralleles Universum
voraus, Captain!« »Warum nicht? Es ist theoretisch möglich! Sehen Sie sich Lazarus an! Einmal ist er halbtot, ein anderes Mal strotzt er vor Gesundheit und ist stark wie ein Ochse. Diese Verletzung an der Stirn. Mal hat er sie, mal hat er sie nicht. Für einen einzigen Mann sind alle diese Dinge physikalisch unmöglich!« »Ich stimme Ihnen zu, Captain. Er muß aus zwei Menschen zusammengesetzt sein. Das unterliegt keinem Zweifel.« »Aber was geht hier vor? Dieses Überwechseln von einem Universum in das andere? Die wilden Redensarten über ein mörderisches Wesen, das ganze Zivilisationen zerstört. Welchen Zweck hat das?« »Captain, Wahnsinn verfolgt keine Zwecke. Keinen Sinn. Aber er könnte ein Ziel haben!« Spocks Gesicht wirkte wie aus Stein. »Man muß ihn aufhalten, Captain, und wenn nötig, zerstören.« »Spock, da kann ich Ihnen im Moment nicht folgen.« »Dann stellen Sie es sich doch so vor: ein positives Universum und ein negatives. Oder anders ausgedrückt: ein Universum ist Materie, das andere Antimaterie!« Kirk sah ihn einen Augenblick lang voll Spannung an. »Aber Materie und Antimaterie heben einander auf – und zwar gewaltsam.« »Das ist richtig... unter bestimmten Bedingungen. Wenn identische Partikel von Materie und Antimaterie aufeinandertreffen – identische Captain, wie...« »Wie Lazarus und jener andere. Sie sind identisch, nur, der eine ist Materie, der andere Antimaterie. Und wenn sie aufeinandertreffen...«
Kirk hatte Spock noch nie so düster reden hören. »Vernichtung, Captain. Totale, vollkommene V ernichtung...« »Vernichtung alles Bestehenden... überall...« Vor dieser ungeheuren Gefahr blieb ihnen die Sprache weg. Sie starrten einander an. Das Schicksal aller Welten, bekannter und unbekannter, war ihnen anheimgegeben. * Lazarus sah den Korridor verlassen vor sich liegen. Er bog in den Gang ein, der zur Maschinenstation führte. Vorsichtig schlich er hinein und trat an eine elektrische Schalttafel. Die wirren Drahtbündel schienen ihm außerordentlich primitiv. Er brauchte kaum eine halbe Minute um in seiner Kombination ein geeignetes Werkzeug zu finden, eine Verbindung zu lösen und an eine andere Klemme anzuschließen. Dann schloß er die Schalttafel wieder und wartete als dunkler Schatten hinter einem der surrenden Generatoren. Weit zu seiner Linken studierte Charlene Masters den Erfolg der Wiederaufladung der DiLithiumkristalle. Oberhalb der Behälter war die Nadel einer thermometerähnlichen Vorrichtung bis an eine rote Marke geklettert. Dann zitterte sie darüber hinweg. Leichter Rauch stieg von einem der unteren Instrumente auf. Charlene schaute gerade von den Installationen weg, um eine Tabelle zu betrachten, die der Assistent ihr reichte. Gleichzeitig rochen beide den Qualm. »Der Auflader hat einen Kurzschluß!« schrie Leutnant Masters. Dann gab es einen prasselnden Funkenregen. Eine
dichte Rauchwolke hüllte die beiden ein. »Raus hier, Fähnrich! Geben Sie Alarm!« Sie mußte husten. »Sie auch, Leutnant!« »Nein! Ich muß...« »Sie müssen hier 'raus!« brüllte er. »Gleich kann die ganze Reihe durchschmoren!« Er packte sie am Arm und sie eilten zur Tür. Der Qualm wurde schnell dichter. Halb blind und mit Erstickungsanfällen kämpfend, taumelten sie auf den Korridor hinaus. Als sie an Lazarus vorbeirannten, hielt dieser sich einen Lappen vor Mund und Nase und schloß hinter ihnen leise die Tür. Charlene stand schon am Wandkommunikator. »Maschinenstation! Feuer! Auflader-Schaltkreise! Situation ist kritisch!« Uhura schnellte von ihrem Sitz hoch. »Feuer, Captain! Maschinenstation! Situation ist kritisch!« »Spock! Sofort zu mir!« Spock sagte: »Lazarus, Captain? Eine List, um an die Di-Lithiumkristalle zu kommen?« Beide rannten in die verräucherte Maschinenstation. Hustend kam ihnen der Fähnrich entgegen. »Unter Kontrolle, Sir.« Er hatte schwarze Streifen in seinem verschwitzten Gesicht. »Aber das Feuer kann nicht... Captain, das Feuer ist nicht von selbst entstanden!« Kirk ging zu den Behältern hinüber. »Ja, er hat sie. Er läßt sich jetzt zum Planeten transmittieren. Ich gehe hinterher. Stellen Sie einen Sicherheitstrupp zusammen, und folgen Sie so schnell wie möglich.« »Aye, aye, Sir.« *
Lazarus trug die Kristalle in einen großen Lappen gewickelt. Als er materialisiert hatte, eilte er sofort zu seinem Schiff. In der Kabine packte er frohlockend die Kristalle aus. Drohend hob er die Faust gegen seinen unsichtbaren Feind und schrie: »Nun werde ich es tun. Ich habe eine Schwelle! Lauf! Lauf! Ich habe dich jetzt!« Er beugte sich konzentriert über seine Arbeit und verwendete eine Anzahl von Stäben und Drähten, mit denen er vor der Luke des Schiffes eine Art Schutzgitter baute. Er arbeitete schnell und benutzte offenbar vorfabrizierte Einheiten. In diesen verankerte er die Di-Lithiumkristalle. Als er das letzte Stück angebracht hatte, hob er wieder die Faust gegen den Himmel und schrie: »Ich bin bereit! Es ist geschafft! Geschafft!« Kirk hörte sein wildes Geschrei, als er sich dem Schiff näherte. Den Phaser in der Hand, sagte er: »Sie sind erledigt. Sie sind fertig. Geben Sie auf!« Er trat durch die Luke. »Nein!« brüllte Lazarus. Die Warnung kam zu spät. Die schimmernden Funken waren wieder da, und Kirk verschwand. Lazarus barg das Gesicht in den Armen und rief immer wieder: »Nein! Nicht du! Nicht du!« Kirk war in einen Tunnel von negativem Magnetismus verbannt. Er verlor jedes Gefühl für Zeit und Raum. Er drehte sich in einer Art Zeitlupenbewegung, und die Zeit erschien ihm endlos. Er glaubte, in endlosen Tiefen zu versinken, aber gleichzeitig kam es ihm vor, als stiege er zu den fernsten Höhen empor. Er zuckte wie wild und lag doch ganz still. Er erlebte den Alptraum vollständiger Desorientierung.
Die Funken glommen noch einmal auf, dann verschwanden sie... Er fand sich auf Händen und Füßen wieder und mußte gegen heftige Übelkeit ankämpfen. Nur vage und mit sehr geringem Interesse erkannte er die Felsen, die Schlucht, die ganze trockene Öde und den Granitblock in dessen Schatten das Zeitschiff lag. Das Schiff war verschwunden. Langsam kam er wieder auf die Füße und starrte zu der Stelle unter dem Felsen hinüber, wo das Schiff hätte sein müssen. Nach kurzer Zeit bemerkte er, daß er den Phaser in der Hand hielt. Kirk sah sich noch einmal um und rief dann laut: »Hallo!« Nur das Echo hallte von den Felsen wider. Dann war Schweigen. Er rannte einen Abhang hinunter, der in eine flache Ebene auslief. Der Captain sah das Zeitschiff vor sich aber nichts regte sich in der Nähe des Fahrzeugs. Plötzlich erhob sich der Lazarus mit der unverletzten Stirn aus seiner gebückten Haltung. Auch er war mit der Arbeit an einer Art Gitter beschäftigt, das er vor die Luke seines Schiffes spannte. Beim Anblick des auf ihn gerichteten Phasers lächelte er nur. »Willkommen, Captain, Sie habe ich aber nicht erwartet.« »Nein«, sagte Kirk. »Ihn.« »Sie verstehen also?« »Noch nicht ganz. Dies ist offenbar ein paralleles Universum.« »Natürliches.« »Antimaterie?« »Hier ja.« »Und wenn identische Partikel aufeinandertreffen...« »Das ist das Ende aller Dinge, Captain. Das Ende
der Schöpfung. Jeder Existenz. Alles würde vernichtet.« Er reckte die breiten Schultern. »Ich versuche, ihn zu stoppen. Deswegen nahm ich Ihre Di-Lithiumkristalle.« »Er hat auch zwei.« Lazarus blickte Kirk forschend an. »Das ist schlimm, Captain. Wenn er durchkäme... zu einem Zeitpunkt seiner Wahl... Aber ich glaube, wenn wir uns beeilen und Sie mir helfen, kann man ihn noch aufhalten. Aber wir haben wenig Zeit.« Es war Spock, der vor dem anderen Schiff materialisierte. Es stand noch immer am Fuße des großen Granitblocks. Der Lazarus mit der tiefen Stirnwunde, der Mann aus Materie stand an der Eingangsluke und bewegte wild die Arme. »Zurück! Zurück!« schrie er. »Wenn Sie jemals Ihren Captain wiedersehen wollen gehen Sie zurück!« »Tun Sie, was er sagt«, wies Spock die Sicherheitsposten an. Oben auf dem Plateau hatte der zweite Lazarus seine Schwelle fast fertig gebaut. Er zeigte auf ein Werkzeug, und Kirk reichte es ihm. Dann sagte Lazarus: »Er wollte hier durch aber als sie die Schwelle aus Versehen berührten, verloren seine Kristalle sehr viel Energie. Mit dem Gerät, das er an Bord hat, dauert es mindestens zehn Minuten, sie wieder aufzuladen. Das läßt uns Zeit genug...« »Was genau habe ich denn berührt?« fragte Kirk. »Ich nenne es die Alternativ-Verzerrung, Captain. Es ist der negative magnetische Korridor, in dem das eine Universum mit dem parallelen Universum zusammenkommt. Es ist... das Sicherheitsventil... es schützt das Ewige vor seiner Vernichtung.«
»Dieser Korridor«, sagte Kirk, »ist dann also verantwortlich für den Schockeffekt der all unsere Instrumente ausfallen ließ?« »Sehr richtig, Captain. Aber nicht wegen seiner bloßen Existenz, sondern weil er ihn betreten hat. Dieser Korridor ist wie ein Gefängnis, an dessen Tür Dynamit angebracht ist. Wenn Sie die Tür öffnen, kann der Sprengstoff explodieren. Bleiben Sie jedoch in Ihrer Zelle...« »... dann ist das Universum geschützt«, vollendete Kirk. »Ihr Universum und meines, Captain.« »Er muß doch selbst wissen, was geschieht, wenn er jemals außerhalb dieses Korridors auf Sie trifft.« »Natürlich weiß er das. Aber er ist wahnsinnig. Er hat den Verstand verloren. Als unsere Leute die Tür entdeckten, durch die man schlüpfen konnte... als die Existenz eines identischen Universums bewiesen wurde, war es für ihn zuviel. Er konnte nicht leben in dem Bewußtsein, daß auch ich lebte. Er wurde von der dumpfen Begierde gepackt, mich zu zerstören. Es wurde zur Besessenheit. Die Tatsache, daß mein Tod auch sein Ende bedeuten würde und das Ende aller Existenz überhaupt konnte ihm nichts ausmachen.« Kirk sprach langsam. »Dann sind Sie also das schreckliche Ding... das mordende Ungeheuer... die Schöpfung des Bösen...« »Ja. Oder er ist es. Das kommt auf den Standpunkt an, nicht wahr?« Er machte noch ein paar Handgriffe. »Es ist fertig, Captain«, sagte er dann. »Wenn wir ihn zwingen könnten, den Korridor zu betreten, während ich hier auf ihn warte, können wir der Gefahr ein Ende be-
reiten. Aber wenn er zu einem Zeitpunkt seiner Wahl durch die ›Tür‹ zu diesem Universum tritt und mich hier findet...« »Ich verstehe«, sagte Kirk. »Und was soll ich tun?« »Suchen Sie ihn! Zwingen Sie ihn, über diese Schwelle den Korridor zu betreten. Ich werde warten. Ich werde ihn hier festhalten.« Kirk machte ein sehr ernstes Gesicht. »Sie können ihn nicht für immer festhalten.« »Wieso nicht? Sie müssen sein Schiff zerstören.« »Wenn ich das tue, wird dann dieses nicht auch zerstört?« »Und die Verzerrung? Die ›Tür‹? Sie wird Ihnen verschlossen sein.« »Ja, aber sie wird auch ihm verschlossen sein.« »Sie werden dort drinnen mit ihm zusammen gefangen sein«, sagte Kirk. »Bis ans Ende aller Zeiten werden Sie mit ihm eingesperrt sein... einer dauernd an der Kehle des anderen... bis in alle Ewigkeit.« »Ist das ein zu hoher Preis für die Rettung zweier Universen?« Lazarus griff mit der Hand nach Kirk und zog ihn über die Schwelle in den Korridor. »Die Sicherheit zweier Universen.« Kirk sah den mutigen Mann lange an. »Wollen Sie wirklich, daß ich es tue?« »Sie müssen es tun, Captain, wir haben keine andere Wahl. Sind Sie bereit?« Kirks Stimme klang fest. »Ich bin bereit.« »Dann bringen Sie ihn mir. Ich warte im Korridor.« Er legte einen Schalter um, Funken umsprühten Kirks Körper – und schon befand er sich wieder auf dem Plateau. Das andere Zeitschiff lag genau vor ihm. Spock kam auf ihn zugerannt. Kirk schüttelte
den Kopf und winkte ihn zurück. Der erste Lazarus beschäftigte sich mit der Gitterschwelle seines Korridors. Er bewegte einen Hebel, und die Funken sprühten. Die Struktur wurde rotglühend. »Du bist erledigt!« sagte er frohlockend. Kirk sprang ihn an. Aber er wirbelte rechtzeitig herum, um Kirks Ansturm mit seiner schweren Gestalt abzublocken. Dann verbissen sich die beiden Männer ineinander in einem wilden Ringen. Mit aller Kraft suchte Kirk seinen Gegner über die Schwelle in den Korridor zu drängen. Lazarus durchschaute sofort seine Absicht. »Nein!« kreischte er. »Das können Sie nicht tun! Ich bin noch nicht fertig! Noch nicht!« Er ergriff ein schweres Werkzeug aus Metall und schlug zu, aber Kirk wich der tödlichen Waffe aus und traf den anderen mit einem krachenden Hieb am Kinn. Lazarus schwankte, aber Kirk hielt ihn in eisernem Griff. Mit ungeheurer Anstrengung stieß er ihn zurück. Der Mann stolperte über die Schwelle und stürzte in den Korridor. Funken hüllten ihn ein, und Lazarus verschwand in einer grellweißen Flamme. Kirk tat ein paar tiefe Atemzüge. Spock ergriff die Initiative. Er wandte sich an seine Männer und sagte: »Schaffen Sie die Di-Lithiumkristalle zum Schiff zurück. Beeilen Sie sich.« Dann sprach er zu Kirk. »Captain, gehe ich fehl in der Annahme, daß dieses Schiff vollständig zerstört werden muß?« »Jedes Partikel des Schiffes!« »Und was ist mit Lazarus, Sir?« »Ja«, sagte Kirk. »Was ist mit Lazarus, Mr. Spock?« *
Es gab keinen Ausweg. Und Kirk, der wieder in seinem Kommandosessel saß, wußte es nur zu gut. Schließlich sprach er in seinen Interkom. »PhaserBatterien aktivieren.« Jemand sagte: »Phaserbatterien sind aktiviert.« »Klar zum Feuern.« Während er sprach, sah Kirk den Korridor des negativen Magnetismus in Gedanken vor sich. Und er sah zwei Menschen darin, die miteinander kämpften, die siegten und verloren, siegten und fielen, bis in alle Ewigkeit siegreich oder geschlagen zu erbittertem Kampf verurteilt bis zum Ende aller Zeiten. Er leckte sich die trockenen Lippen.
»Phaser feuerbereit, Sir.«
»Phaser abfeuern«, sagte Kirk.
Die Strahlen trafen das Schiff auf dem Plateau. Es
löste sich in Nichts auf. Dann richteten sie die Batterien auf das andere Schiff zu Füßen des Granitblocks. Es ging in Flammen auf und verschwand. Auf dem Bildschirm sah man nur noch die weite, öde Leere der Landschaft. »Laßt uns hier fortgehen«, sagte Kirk. Er wandte sich an den Rudergänger. »Warp eins, Mr. Leslie.« »Warp eins, Sir.« Spock war neben ihm. »Alles in Ordnung, Captain?« »Für uns, ja.« Spock nickte. »Für sie gibt es natürlich kein Entrinnen.« »Nein, Mr. Spock für sie gibt es kein Entrinnen. Stellen Sie sich vor, Sie wären mit einem Wahnsinnigen zusammen eingesperrt, der Ihnen ständig an der Kehle sitzt – und das bis in alle Ewigkeit? Wie wäre das wohl?«
»Aber das Universum ist gerettet Captain.« »Ja... für Sie und mich. Aber was ist mit Lazarus?« Er machte eine Pause, als hätte er die Frage an das Universum gerichtet, das Lazarus gerettet hatte. Die Sterne glitten an der Enterprise vorbei. Sie antworteten nicht.
Die Einfühlsame
(Joyce Muskat) Der zweite Stern im Minarischen System trat in eine kritische Periode seiner heraufziehenden Nova-Phase ein. Entsprechend hatte die Enterprise den Auftrag erhalten, das wissenschaftliche Personal der Forschungsstation zu evakuieren, die man auf dem Stern eingerichtet hatte, um das Phänomen seines nahenden Untergangs zu studieren. Aber alle Versuche des Star-Schiffs, mit den Wissenschaftlern Kontakt aufzunehmen, waren fehlgeschlagen. Kirk wußte um die Dringlichkeit seines Auftrags und beschloß, sich zu dem Planeten hinübertransmittieren zu lassen, um den Aufenthalt der Männer zu erkunden. Er selbst, Spock und McCoy materialisierten in einer geisterhaft bleichen Landschaft, die sich unwirtlich und drohend unter einem Himmel ausbreitete, dessen helle Röte die bevorstehende Nova-Phase schon ankündigte. Rauhe Windstöße bliesen ihnen körnigen Staub ins Gesicht. »Das ist die Forschungsstation«, sagte Kirk und ging den Männern voran auf einen Schuppen zu. Unter seinem Stoß gab die Tür nach und die Männer traten ein. Die Hütte war verlassen, aber in ihrem Innern herrschte peinliche Ordnung. In einer Ecke entdeckte Spock einen VideoRecorder. Der Vulkanier fuhr mit der Hand über den Tisch. »Staub«, sagte er »Diese Instrumente sind offenbar seit einiger Zeit nicht benutzt worden.« Im Recorder steckte noch ein Band. Kirk wollte es
gerade einlegen, als sein Kommunikator summte. Er reichte Spock das Band und öffnete ihn. »Enterprise an Captain Kirk. Bitte kommen!« »Kirk hier. Sprechen Sie, Enterprise.« »Scott hier, Captain. Unsere Instrumente haben gigantische solare Ausbrüche mit kosmischen Strahlen von höchster Intensität aufgefaßt.« »Wie hoch?« fragte Kirk. »Die Sensoren zeigen eine kosmische Strahlungskonzentration von 3,51 nach der Van-Allan-Skala an. Das Ding würde dem Schiff und der Mannschaft ganz schön einheizen, Sir.« Spock sagte: »Auf dieser Basis dauert es genau 74,1 Solarstunden, bis der Sturm vorbei ist, Captain.« »Nehmen Sie das Schiff mit hoher Warp-Zahl aus der Umlaufbahn, und zwar sofort! Bleiben Sie auf minimaler Sicherheitsdistanz, Scott. Absolute Sicherheit muß gewährleistet sein!« »Aye, aye, Sir, wir werden Sie sofort zurücktransmittieren...« Kirk unterbrach ihn. »Nein. Wir bleiben hier. Die Planetenatmosphäre bietet uns hinreichenden Schutz. Und nun bringen Sie mein Schiff in Sicherheit, Mr. Scott!« »In Ordnung, Captain. Ende.« »Ende.« Kirk klappte seinen Kommunikator zu und wandte sich an Spock. »Mr. Spock, was ist mit dem Band?« Spock hatte es gedankenverloren betrachtet. Nun schob er es in das Gerät und sagte: »Was wir jetzt sehen und hören, ist vor etwa zwei Wochen aufgezeichnet worden.« Nach der Aktivierung des Geräts leuchtete die
Mattscheibe auf. Zwei Männer waren zu sehen, die hinten in der Hütte irgendwelche Instrumente inspizierten. »Der an der linken Seite ist Dr. Ozaka«, sagte Kirk. »Der andere ist Dr. Linke. Funktioniert der Lautsprecher, Spock?« Er funktionierte. Linke sagte gerade: »... noch eine Woche an diesem gottverlassenen Ort...« Linke zuckte zusammen, als er einige kurze Erdstöße spürte. Ozaka grinste. »In seiner Hand liegen auch die Tiefen der Erde! Psalm 95, Vers 4. Ich wünschte, er würde sie um Ruhe bitten.« Abrupt fiel der Ton aus, und das Bild wurde schwarz. Aus dem Gerät hörten sie tiefe Akkorde wie von einer riesigen Orgel. Sie wurden lauter – und das Bild kam zurück. Es zeigte die Wissenschaftler, wie sie versuchten, die Geräuschquelle zu lokalisieren. Ihre Lippen bewegten sich, aber ihre Worte wurden von den dröhnenden Akkorden übertönt. Plötzlich griff Ozaka sich an den Kopf, und mit schmerzverzerrtem Gesicht versuchte er mühsam, sich auf den Beinen zu halten. Als Linke hinzusprang, um ihm zu helfen, taumelte Ozaka aus dem Bild. In wilder Panik starrte Linke in der Hütte umher. Dann begann auch er zu taumeln und verschwand aus dem Bild. Der Ton brach ab, und die Mattscheibe war wieder dunkel. Entgeistert schrie McCoy: »Jim, was ist mit den Leuten passiert?« Wie eine Antwort kamen die dunkeln Orgeltöne wieder und hüllten die Männer der Enterprise in eine dröhnende Klangkulisse. Spock riß sich den Tricorder von der Schulter, während Kirk und McCoy aufge-
regt nach der Geräuschquelle suchten. »Woher kommt es?« schrie Kirk. »Spock, können Sie es orten?« »Negativ, Captain! Dieser ›Klang‹ wird von meinem Tricorder überhaupt nicht registriert!« Er senkte den Kopf, um sein Instrument zu beobachten, und seine Augen wurden glasig. Er griff sich mit der Hand an den Hals. Wie betrunken schwankte er hin und her. Kirk rannte auf ihn zu und streckte die Arme aus, um ihn festzuhalten. Dann brach Spock zusammen. Kirk starrte entsetzt um sich. Das Geräusch wurde noch intensiver. »Doc!« brüllte Kirk. »Spock ist verschwunden!« Inzwischen fuhr sich McCoy mit der Hand an den Kopf. Dann taumelte auch er. Als Kirk zu ihm rannte löste er sich plötzlich in Nichts auf. Wie betäubt blieb Kirk stehen. Die hämmernden Orgelklänge hüllten ihn ein. Er stürzte vorwärts, als versuche er, sich aus dem Sog eines monströsen Magneten zu befreien. Er stolperte gegen eine Treppe aus Leichtmetall und schlug sich den Kopf auf. Noch einmal gelang es ihm auf die Beine zu kommen – dann war tiefe Nacht um ihn. In der nun leeren Hütte steigerten sich die Töne zu einem brüllenden Inferno. Die Zeit verging. Wie lange es gedauert hatte, wußte keiner der Männer. Aber irgendwie waren sie in eine Art Arena transportiert worden. Über ihnen leuchtete ein gleißendes Licht auf. Sie lagen auf dem Boden unfähig, sich zu rühren. Kirk kam wenigstens auf die Knie. Die Wunde an seinem Kopf begann wieder zu schmerzen.
»Doktor!... Spock! Spock, wo sind wir?« McCoy hatte gesehen, daß Kirk verletzt war. Er griff nach seiner Bereitschaftstasche. Dann richtete er sich langsam auf. Spock beschäftigte sich mit seinem Tricorder. »Wir befinden uns genau 121,31 Meter unter der Planetenoberfläche, Captain.« »Wie sind wir hergekommen?« »Die Werte für die Restenergie lassen darauf schließen, daß wir von einem Materie-EnergieKonverter hergestrahlt wurden, der den bei uns verwendeten nicht unähnlich ist. Wir benutzen ähnliche Transportmechanismen.« Kirk nickte. »Interessant.« »Schmerzt die Wunde sehr, Jim?« Wieder nickte Kirk. Spock hatte die Augen immer noch auf seinem Tricorder. »Captain«, sagte er, »ich registriere Lebensformen... Richtung 42 Strich 7.« »Identifikation?« »Unmöglich. Das einzige, was ich sagen kann, ist, daß es sich um Humanoide handelt.« »Dann werden wir es feststellen. Phaser auf Betäubung schalten.« Der Tricorder zeigte ihnen den Weg durch die vor ihnen liegende Dunkelheit. Das strahlende Licht das das Zentrum der Arena beleuchtete, reichte nicht bis in die letzten Winkel. Sie stolperten weiter und konnten schließlich eine kleine kreisförmige Plattform erkennen. Als sie näher kamen, sahen sie, daß es eine breite Couch war. Auf ihr lag eine leblose Gestalt. Spock streckte ihr den Tricorder entgegen. »Das ist die Lebensform, die wir suchen, Captain.« Das Wesen bewegte sich. Als es sich aufrichtete, erglänzte in einem scharfumrissenen Kreis ein helles
Licht über ihm. Das Wesen stand auf. Es hatte den Körper eines jungen Mädchens und war in ein hauchdünnes, glitzerndes Gewebe gekleidet. Ihre Haut war von einem fahlen Weiß. Dunkles Haar ringelte sich um ihre Schläfen. Aber es waren besonders ihre Augen, die Kirks Aufmerksamkeit erregten. Sie waren groß und strahlend – es waren die ausdrucksvollsten Augen, die er je in seinem Leben gesehen hatte. Kirk bewegte sich vorsichtig auf die Fremde zu. »Ich bin Captain James Kirk von der U.S.S. Enterprise«, sagte er. Er machte eine Geste zu den anderen hin. »Das ist mein wissenschaftlicher Offizier, Mr. Spock, und dies ist Doktor McCoy, der Bordarzt. Wir wollen Ihnen nichts tun.« Noch immer von den Augen fasziniert, mache er eine Pause. »Leben Sie hier? Ist dies Ihre Wohnung?« Sie antwortete nicht. »Spock, Analyse!« »Nach unseren Kenntnissen von der Schwerkraft und anderen Umweltbedingungen auf diesem Planeten hätte eine Lebensform wie sie hier nie entstehen können«, sagte McCoy. »Ich stimme Ihnen zu, Doktor«, sagte Spock. »Sie stammt offenbar nicht von diesem Planeten.« »Warum sind Sie hier?« fragte Kirk. Sie zuckte die Schultern. Er wiederholte seine Frage etwas dringlicher. »Sind Sie dafür verantwortlich, daß wir hergebracht wurden?« Trotz ihrer schönen Augen wurde er ärgerlich. »Sie müssen doch wenigstens wissen, wie Sie selbst hergekommen sind!« Sie fuhr zurück. Kirk merkte, daß er sie verängstigt hatte und sprach in sanfterem Ton. »Sie brauchen
keine Angst zu haben«, sagte er leise. »Fürchten Sie sich nicht vor mir.« Sein Beruhigungsversuch hatte keine Wirkung auf sie. Er wandte sich an McCoy. »Doc, was ist los mit ihr?« McCoy sah von seinem Tricorder hoch. »Sie ist stumm... Sie hat keine Stimmbänder. Und es sieht nicht wie ein pathologischer Befund aus.« »Erklären Sie.« »Soweit ich es beurteilen kann, ist sie vollkommen gesund. Was das andere betrifft, glaube ich, daß die fehlenden Stimmbänder für ihre Rasse völlig normal sind, um welche Rasse es sich auch handelt.« Kirk sah das Mädchen einen Augenblick lang intensiv an. Dann fuhr er sich mit der Hand an die Stirn und legte sie auf die pochende Wunde. Als er sich mit schmerzgequältem Gesicht auf die Couch gleiten ließ, bemerkte McCoy eine Regung im Gesicht des Mädchens, die ihn ausrufen ließ: »Wir können sie nicht ewig als ›sie‹ bezeichnen. Ich werde sie ›Gem‹ nennen, denn die Bezeichnung für einen gefaßten Edelstein paßt zu ihr.« Kirk stand wieder auf. »Ich will wissen, warum wir hier sind und um was es hier geht. Das Mädchen weiß es vielleicht. Spock, versuchen Sie die vulkanische Gedankenübertragung.« Spock nickte, trat auf die Fremde zu und streckte die Arme aus, um sie zu berühren. Aber bei seiner Annäherung wurde sie von heller Panik ergriffen. Spock berührte ihren Arm und fuhr zurück. »Ihr Gehirn funktioniert nicht wie das unsere. Ich hatte das Gefühl, als ziehe sie mein Bewußtsein wie mit einem starken Magneten an sich. Aus ihr werden wir nichts herausbekommen.«
Hoch über ihren Köpfen war eine halbkreisförmige Konstruktion angebracht. Und dort oben standen zwei Gestalten. Sie standen weit auseinander, so, als ob sie die Szene unter ihnen von verschiedenen Blickpunkten aus begutachten wollten. Und plötzlich setzten die Orgelklänge wieder ein. Kirk, Spock und McCoy warfen sich gleichzeitig herum. Langsam schritten die beiden Gestalten von der Empore herunter. Sie waren groß und in lange, wallende Gewänder gehüllt. Ihre Gestalten wirkten ungemein kräftig, muskulös und gewandt, aber sie hatten uralte Gesichter und kahle Köpfe. In ihren Augen stand eisige Entschlossenheit. Jede Gestalt trug einen seltsamen silbernen Gegenstand in der rechten Hand. Er war T-förmig. Ohne die drei Männer zu beachten, schritten die beiden Freunde auf Gem zu, die nun auf dem Boden hockte. Und das Trio von der Enterprise sprang herbei und stellte sich schützend vor das Mädchen. Kirk sagte: »Ich bin...« Er wurde unterbrochen. Die linke der beiden Gestalten sagte: »Uns ist Ihre Identität bekannt, Captain.« »Wer sind Sie? Wer hat uns hierhergebracht?« Die Stimme war kalt wie der Tod. »Wir sind Vianer. Mein Name ist Lal. Dies ist Thann.« Sein welker Finger zeigte auf Gem. »Mischen Sie sich nicht ein!« »Was wollen Sie mit ihr tun?« »Halten Sie uns nicht länger auf!« Es war Thann, der jetzt gesprochen hatte. Als er vortrat, um auf das Mädchen zuzugehen, sprang ihm Kirk in den Weg. Lal hob sein silbernes Zeichen, und
Kirk wurde hochgehoben und über die Couch hinweggeschleudert. Beim Aufprall begann seine Kopfwunde wieder zu bluten. Er wischte sich das Blut aus den Augen und sprang wieder auf die Füße. Dann riß er seinen Phaser aus dem Gürtel und rief: »Phaser auf Betäubung!« Dann lief er rasch um die Couch herum und stellte sich vor die beiden Vianer. »Da Sie schon wissen, wer wir sind, müssen Sie auch wissen, daß wir in friedlicher Absicht gekommen sind. Unsere vorrangigsten Direktiven verbieten uns ausdrücklich, uns in irgendeine Zivilisation einzumischen...« Die Vianer hielten ihre silbernen Stäbe auf die Männer von der Enterprise gerichtet. Die Phaser fielen ihnen aus den Händen und lösten sich in Luft auf. Sie versuchten, Gem zu erreichen – und ein sprühendes, farbiges Kraftfeld baute sich um sie auf. Thann beugte sich über das Mädchen und berührte mit seinem Stab ihren Kopf. Ein schrilles Pfeifen drang aus dem Stab. Die Männer sahen, wie das Mädchen in unaussprechlichem Grauen das Gesicht verzerrte. Sie nahmen alle Kräfte zusammen, um sich gegen das magnetische Feld zur Wehr zu setzen das sie umgab. McCoy gab sich als erster geschlagen. Dann war Kirk an der Reihe. Er war schon fast bewußtlos und konnte kaum noch etwas erkennen. »Doc... Ich... habe das Gefühl, daß ich nicht aufstehen kann...« »Bleiben Sie ruhig!« rief McCoy mit scharfer Stimme. »Sie auch, Spock! Wehren Sie sich nicht! Bewegen Sie sich nicht! Dieses Feld scheint den Metabolismus des Körpers durcheinanderzubringen...« Lals kalte Augen hefteten sich auf McCoy. »Nicht ganz, Doktor. Das Feld wird von Ihrer eigenen Kör-
perenergie gespeist. Je mehr Widerstand Sie leisten, um so stärker wird es.« Mit einem Kopfnicken winkte er Thann heran. Als er seinen silbernen Stab hoch in die Luft stieß, erklangen wieder die Akkorde, und die beiden Vianer waren verschwunden. Das Magnetfeld brach so plötzlich zusammen, daß die drei Männer zu Boden stürzten. Kirk knirschte mit den Zähnen vor Schmerzen. »Mr. Spock, dieser Raum muß einen Ausgang haben. Versuchen Sie, ob Sie ihn finden können.« »Ja, Captain.« Mit seinem Tricorder machte er sich auf, um die Umgebung zu erkunden. Kirk ging zu Gem hinüber, die auf der Couch lag. »Hat man Sie verletzt?« fragte er sie. Sie schüttelte den Kopf. Ängstlich faßte sie dann Kirks Hände an. Sofort durchzog ein Schmerz ihr Gesicht. Sie ließ den Captain los. Aber einen Augenblick später hob sie den Arm, um seinen Kopf mit dem kleinen Finger zu berühren. Zu seinem Erstaunen sah er, daß auf ihrer Stirn eine Wunde erschien, die in Größe und Form der seinen genau glich. Er streckte die Hand aus und berührte vorsichtig die tiefe Wunde. Als er die Hand zurückzog, war sie naß von Blut. Sie nahm nun seine Hand und hielt sie ruhig fest. Und er wußte, daß seine Wunde verschwunden war. Er stand rasch auf und fühlte sich plötzlich frisch und erholt. McCoy starrte ihn ungläubig an. Kirk nickte. »Ja, der Schmerz ist weg. Er verschwand sofort, als Gem meinen Kopf berührte.« »Und die Wunde ist vollkommen geheilt. Jim, das Mädchen ist ein Empath! Ihr Nervensystem ist so hochgradig empfänglich, so empfindlich, daß sie sich
im wahrsten Sinne des Wortes in die emotionalen und physischen Reaktionen anderer hineinfühlen kann. Sie werden zu einem Teil ihrer selbst.« Kirk lächelte Gem an. »Was sagt man zu dem, was du für mich getan hast? Vielen Dank?« »Captain...« Spock war wieder da. Er zeigte nach links. »In dieser Richtung hat mein Tricorder eine ganze Reihe von Gegenständen registriert, außerordentlich komplizierte, elektronische Vorrichtungen. Ich verstehe nicht, wieso der Tricorder sie nicht schon lange vorher angezeigt hat.« »Aber jetzt scheinen die Gegenstände dort draußen zu sein. Wir wollen prüfen, worum es sich handelt.« Sie wandten sich zum Gehen. »Wollen Sie nicht mit uns kommen?« Gem nickte und erhob sich von der Couch. Wegen der Dunkelheit im Raum kamen sie nur langsam voran. Sie mußten sich zwischen scharfkantigen, bizarren Felsformationen hindurcharbeiten. Kirk bemerkte weit voraus einen schwachen Lichtschimmer. Sie näherten sich dem Licht, die Felsen traten zurück, und plötzlich umgab sie strahlende Helle. Sie standen in einem Raum, der ihnen wie ein riesiges Laboratorium vorkam. Ein sehr eigenartiges Labor, denn die komplizierten Ausrüstungsgegenstände hingen mitten in der Luft. McCoy und Gem, die an seiner Seite stand, betrachteten verwundert einen rätselhaften, achteckigen, mit Glühbirnen besetzten Gegenstand. Spock war gleich an die Bildschirme gegangen. Kirk hatte einen flüchtigen Blick auf eine Schaltkonsole geworfen und war dann in den Teil des Raumes vorgedrungen, der von dem Licht nur noch spärlich erhellt
wurde. Ein plötzlicher Glanz ließ ihn zusammenfahren. Der Glanz erleuchtete eine hintere Ecke des Labors. Kirk zuckte zurück. In seinen Augen lagen Grauen und Angst. »Spock... Doktor McCoy! Sehen Sie dort!« Zwei große Reagenzgläser hingen von der Decke. In ihnen erkannten die Männer die Leichen von Linke und Ozaka. Ihre Gesichter waren schmerzverzerrt. An den Reagenzgläsern waren Schilder angebracht. Auf dem einen stand »Testreihe: Ozaka«, auf dem anderen »Testreihe: Linke«. McCoys Stimme riß Kirk aus seiner Entsetzensstarre. Der Doktor rief: »Jim! Spock!« Sie rannten sofort zu ihm hinüber. Wortlos deutete er auf drei leere Reagenzgläser mit den Aufschriften: MCCOY – SPOCK – KIRK. Hohl dröhnten die wütenden, sonoren Orgelklänge durch den ganzen Raum. Die Männer von der Enterprise warfen sich herum. Lal stand vor ihnen, seinen T-förmigen Silberstab erhoben. Er ließ seine Blicke kalt über die Gesichter der Männer gleiten. »Wir haben den Zeitplan genau eingehalten. Es sind aber noch einige weitere einfache Tests erforderlich.« »Wir haben gerade die Ergebnisse einiger Ihrer Tests gesehen!« schrie McCoy. »Und wir haben die Leichen unserer vermißten Männer gefunden!« brüllte Kirk. »Ein weiteres Ihrer Experimente?« »Sie irren«, sagte Lal gleichmütig. »Sie sind an ihren eigenen Unzulänglichkeiten zugrunde gegangen. Sie waren keine geeigneten TestObjekte. Kommen Sie, wir haben nicht viel Zeit.« »Ihre Zeit ist fast zu Ende!« schrie Kirk. »Dieser
Planet tritt in seine Nova-Phase ein. Und dann endet seine Existenz. Dann enden auch Sie und Ihre wahnwitzige Folterkammer! Und was Ihre Experimente anbetrifft...« Die drei warfen einander schnelle Blicke zu. Kirk und McCoy gingen langsam auf den Vianer zu. Er wich sofort zurück, aber die Männer umkreisten ihn von allen Seiten. Es gelang Spock, seinen berühmten vulkanischen Griff anzubringen, und Lal brach zusammen. Spock nahm ihm seinen silbernen Stab fort. Als er sich wieder aufrichtete und den Stab schon in der Hand hielt, summte sein Tricorder. Er nahm ihn auf und sagte: »Die Messungen ergeben daß der Ausgang zur Oberfläche in jener Richtung zu suchen ist, Captain.« Er zeigte nach rechts. Als die drei Männer die Schreckenskammer verlassen hatten, erhob sich Lal mit einiger Mühe. Inzwischen war Thann bei ihm eingetroffen. Schweigend standen sie nebeneinander, und ihre kalten, unheimlichen Augen starrten in die Richtung, in der die Männer verschwunden waren. * Spock hatte den Ausgang zur Oberfläche gefunden. Die Männer mußten sich ungefähr zwanzig Minuten lang sehr anstrengen, um sich über die Felsbrocken hinweg ihren Weg ins Freie zu bahnen. Das Mädchen Gem war bei ihnen. Der rote Himmel war verhangen, und der Wind blies noch schärfer als vorher. Kirk ergriff seinen Kommunikator. »Kirk an Enterprise. Bitte kommen.« Er erhielt keine Antwort. Das Star-Schiff befand sich noch außerhalb der Reichweite der
Kommunikatoren. Er hing sich das Gerät wieder an den Gürtel und sah, daß Spock sich wieder intensiv mit seinem Tricorder beschäftigte. »Bericht, Mr. Spock?« Spock blickte hoch. »Die Forschungsstation ist von unserem Standort genau sechs Kilometer entfernt, Captain. Wir müssen uns geradeaus halten.« »Wir wollen die Station so schnell wie möglich erreichen«, sagte Kirk. »Falls das Schiff einen Suchtrupp ausgeschickt hat, wird er sich dort bestimmt in der Nähe aufhalten.« Er nahm Gems Hand, und gemeinsam kämpften sie sich gegen den scharfen Wind vorwärts. Kirk legte die Hand über die Augen und starrte angestrengt durch die Sandwolken. »Wie weit noch?« fragte er Spock. »Die Station liegt vor uns, Sir.« McCoy stieß einen lauten Schrei aus. »Jim, sehen Sie denn nicht? Da ist Scotty mit einem Suchtrupp!« Vor der Metallbaracke stand tatsächlich Scott mit zwei Leuten vom Sicherheitspersonal. Die Leute winkten und schrien, aber der Wind riß ihnen die Worte vom Mund. »Scotty! Scotty!« brüllte Kirk. Er rannte vorwärts und merkte plötzlich, daß Gem zurückgeblieben war. Er schaute sich um – und sah die Vianer. Sie standen auf einem Felsen und beobachteten die Szene. Gem lag am Boden. Ihr schneeweißes Gesicht war schweißbedeckt. Sie keuchte vor Anstrengung. Kirk hob sie auf und stieß sie vorwärts. So folgten sie Spock und McCoy. Der Captain rannte den Vianern entgegen, um den
Rückzug der anderen zu decken. Lal redete auf Thann ein: »Ihr Wille zum Überleben ist außerordentlich stark entwickelt.« Lal nickte. »Der Hauptbestandteil«, sagte er bedeutsam. Er zeigte mit seinem Silberstab auf den heranstürmenden Kirk, und der Captain der Enterprise fühlte sofort seine Kräfte schwinden. Taumelnd schaffte er es bis zum Fuß des Felsens, auf dem die Vianer standen. Dann sank er kraftlos zu Boden. Als er die Augen wieder öffnete, blickte er in die Gesichter der Vianer, die sich über ihn beugten. Mit aller Gewalt bekämpfte er seine Müdigkeit und rief: »Was tut ihr hier? Wo ist Scotty?« »Mr. Scott und seine Leute waren nur ein Trugbild, Captain.« Die Vianer schienen über unerschöpfliche Möglichkeiten zu verfügen. »Wir haben beschlossen, daß einer für unsere Zwecke ausreicht. Sie werden uns begleiten, Captain Kirk.« Kirk hatte sich etwas erholt und sprang auf die Füße. »Und die anderen?« »An den anderen sind wir nicht mehr interessiert. Sie können gehen.« Wieder war Lal der Sprecher. McCoy stand neben Spock. Er sah Kirks erleichtertes Aufatmen und rief: »Sie können nicht mitgehen. Ihnen wird dasselbe geschehen wie den beiden Wissenschaftlern!« Ohne sich auch nur ein einziges Mal umzusehen, betrat Kirk den Abhang, der zum Felsen hinaufführte. Spock, McCoy und Gem folgten. Oben war der Felsen flach wie ein Tisch. Als Kirk auf die Vianer zuging, fragte Lal: »Sind Sie bereit?«
»Ja, lassen Sie es uns gleich erledigen!« Kirk blickte in die kalten, ausdruckslosen Augen der Vianer – und ein furchtbarer Verdacht ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Er wandte sich um. Spock und McCoy waren wie vom Boden verschluckt. Eine Sekunde lang stieg heiße Wut in ihm auf, so daß er nicht sprechen konnte. Dann sagte er: »Wo sind meine Freunde?« »Sie sind in Sicherheit.« »Wo sind sie? Sie sagten, sie würden freigelassen! Sie sagten, Sie brauchten nur einen von uns. Und das bin ich! Lassen Sie die anderen gehen!« Thann nickte Lal befriedigt zu. »Wirklich! Der Hauptbestandteil!« Kirk zitterte vor Wut. »Die Bestandteile sind mir egal! Wo sind meine Leute?« Er stürzte sich auf Thann. Der hob den Silberstab, und noch im Sprung wurde Kirk bewußtlos. * Die Enterprise hatte ihre eigenen Schwierigkeiten. Der Sonnensturm hatte sich noch nicht gelegt. Besorgt wandte sich Sulu an Scott, der in Kirks Kommandosessel saß, und sagte: »Die Konzentration der kosmischen Strahlen ist noch immer zu hoch, um wieder in eine Umlaufbahn um den Planeten einzuschwenken, Sir.« Scott ging zu ihm hinüber. »Das gefällt mir überhaupt nicht, Mr. Sulu. Ständig einer solchen Strahlendosis ausgesetzt zu sein, könnte unserem Lebenserhaltungssystem und anderen lebenswichtigen Systemen außerordentlich schaden.«
»Soll ich den Kurs ändern, um auszugleichen, Sir?« »Noch nicht.« Scott schlug auf den Interkom. »Brücke an alle Stationen. Gegenwärtige Position außerhalb des Minarischen Systems wird beibehalten. Jedes Ansteigen der Strahlungsintensität sofort an Brücke melden. Medizinische Station und Lebenserhaltungsstation Alarmstufe normal.« er ließ seinen Sessel zur Ruderstation herumschwingen und sagte: »Mr. Sulu, haben Sie eine Schätzung, wie lange diese Sonnenausbrüche noch dauern können?« Sulu prüfte seine Instrumente und bewegte einige Hebel an seiner Konsole. »Die Messungen ergeben jetzt 2,721 nach der Van-Allan-Skala. Bei der augenblicklichen Abnahmerate müssen wir mindestens noch siebzehn Stunden warten, bevor wir in die Umlaufbahn einschwenken können.« Scott nickte mürrisch. »Solange wir hier draußen sind und nichts unternehmen können, sollten wir uns ruhig ein wenig entspannen und in Ruhe abwarten, bis der Sturm vorüber ist.« »Er dauert jetzt schon vier Stunden länger, als wir angenommen haben Sir. Glauben Sie daß unser Landekommando möglicherweise in Gefahr ist?« »Nein, Mr. Sulu. Die Atmosphäre des Planeten bietet ihnen mit Sicherheit ausreichenden Schutz. Wie ich Captain Kirk kenne, macht er sich mehr Sorgen um uns, als wir uns um ihn...« Kirk hatte seinen Oberkörper entblößen müssen. Seine Arme waren weit ausgebreitet über seinem Kopf gefesselt. Er war schweißnaß. Gem klammerte sich an einen Labortisch und zitterte. »Okay«, sagte Kirk. »Was wollen Sie wissen?« »Ich brauche keine Informationen in dem Sinne,
den Sie dem Begriff unterlegen. Ihre Zivilisation ist noch zu unterentwickelt, um Kenntnisse zu besitzen, die für uns von Wert sein könnten«, sagte Lal. Kirk hob den Kopf. »Wenn unser Wissen keinen Wert für Sie hat, warum töten Sie dann, um es zu erlangen? War das nicht Linkes und Ozakas Schicksal?« Thann trat einen Schritt näher an ihn heran. »Wir haben sie nicht getötet! Ihre eigene Angst hat sie umgebracht.« »Was genau haben Sie von den Männern erwartet, und was wollen Sie von mir?« »Wir haben schon die Intensität Ihrer Leidenschaften beobachtet, Captain. Wir haben Ihre Fähigkeit gemessen, andere zu lieben. Und nun wollen wir Ihren Mut und Ihre Willensstärke testen.« Kirk wurden die Schultern lahm. »Warum?« fragte er mit gesenktem Kopf. »Was hofft ihr damit zu beweisen? Wenn... wenn mein Tod irgendeinen Sinn haben soll, dann sagen Sie mir doch wenigstens, warum ich sterben soll.« Lal hob den Kontrollstab. Ein Lichtschimmer umspielte Kirks schwankende Gestalt. Gem am Tisch drüben geriet ins Taumeln. * Das Transportgerät der Vianer hatte Spock und McCoy in die Arena zurückbefördert. McCoy folgte Spock, als der Vulkanier wieder seinen Tricorder einsetzte. »Der Ausgang war vorhin da, er muß auch jetzt noch vorhanden sein!« Spock antwortete: »Ich bekomme nicht mehr die gleichen Werte wie vorhin, Doktor. Von hier aus
kann ich keinen Ausgang finden.« Vor der Couch flammte wieder das helle, kreisförmige Licht auf. Der Lichtstrahl wurde immer breiter und Kirks und Gems Gestalten waren zu erkennen. Die Handgelenke des Captains waren aufgescheuert und bluteten, die Adern an seinem Hals waren blaugeschwollen. Als Spock und McCoy auf ihn zurannten warf die Stärke des Magnetfeldes sie zurück. »Jim, was hat man mit Ihnen gemacht?« Innerhalb des Feldes hatte Gem seine blutenden Hände in die ihren genommen. Ihr Gesicht und ihr ganzer Körper zuckten und wanden sich vor Schmerz. Und wieder erschienen bei ihr die Stigmata, die an Aussehen und Größe genau Kirks Wunden entsprachen. Sie fuhr zurück, und die Male verschwanden von ihren Handgelenken. Zögernd sah sie Spock und McCoy an. McCoy versuchte nicht mehr, Kirk zu erreichen. »Hilf ihm, Gem«, bat er das Mädchen. »Habe keine Angst, ihm zu helfen.« Ihre Augen blieben auf ihn gerichtet. Wieder nahm sie Kirks blutende Handgelenke – und wieder begannen ihre eigenen zu bluten. Sie ignorierte jetzt ihren eigenen Schmerz. Sie kniete sich auf den Fußboden und bettete Kirks Kopf in ihren Schoß. Dann massierte sie ihm vorsichtig Hals und Schultern. Erneut sah man die wunderbare Wirkung ihrer Berührungen. Seine Schmerzen waren sichtlich gelindert. Behutsam ließ sie seinen Kopf zu Boden gleiten. Dann bewegte sie sich ein Stückchen von ihm fort. Sie war zu schwach, um aufzustehen. Kirk streckte eine Hand nach ihr aus. Das magnetische Feld brach zusammen. Spock und
McCoy eilten zu den beiden hin. Noch benommen, versuchte Kirk, aufzustehen. »Gem?« flüsterte er. »Bleiben Sie liegen«, empfahl McCoy. »Ich werde Sie mir betrachten.« Er mußte sie zur Couch tragen. Ihre Augen waren geschlossen. Ungläubig starrte McCoy seinen Diagnose-Tricorder an. Der Körper, den er auf die Couch gelegt hatte, war fast transparent gewesen, so als wäre alles Leben aus ihm geschwunden. Und nun nahm er vor seinen Augen wieder feste Gestalt an. Lächelnd schaute Gem den Arzt an. Er strich ihr das weiche Haar aus der Stirn und ging zu Kirk hinüber. »Wie ist ihr Befinden?« Kirk hatte sich aufgerichtet. »Es scheint ihr wieder gutzugehen.« »Doc können Sie mir erklären, was geschehen ist?« »Gem ist funktional ein totaler Empath. Ihr Nervensystem war an das Ihre angeschlossen, und sie hat mit ihrer Kraft Ihre physiologischen Reaktionen praktisch selbst erlebt.« »Es hat sie geschwächt«, sagte Kirk. »Das konnte ich spüren. Ist diese Fähigkeit für sie lebensgefährlich?« »Das kann ich bis jetzt unmöglich sagen.« »Hätte die Anstrengung sie wirklich töten können?« Kirk war hartnäckig. »Ich nehme an, daß ihr Selbsterhaltungstrieb ein solches Mißgeschick verhindert hätte. Jim, wie fühlen Sie sich jetzt?« »Müde... entsetzlich müde.« »Captain, erinnern Sie sich an alles was mit Ihnen geschah?« Kirk sprach langsam. »Ich bin nicht ganz sicher. Ich erinnere mich an das Labor... ich wollte irgend etwas
wissen. Was es war, weiß ich nicht mehr. Was ist los mit mir, Doc?« Stirnrunzelnd arbeitete McCoy mit seinem Tricorder. »Sie haben alle Symptome der Taucherkrankheit. Eigentlich müßten wir Sie vorläufig in eine Unterdruckkammer stecken.« Spock betrachtete eingehend den silbernen Kontrollstab der Vianer, den er Thann abgenommen hatte. »Captain, ich habe bemerkt, daß ein Lichtkreis vor Ihnen herschwebte, als Sie wieder hierhergebracht wurden. Ich vermute, daß dieses Licht ein EnergieUmsetzungspunkt ist, der dieses Gerät mit der Energiequelle verbindet.« »Können Sie diese Energiequelle anzapfen?« fragte Kirk. »Wenn ich die Frequenz wüßte, könnte ich dieses Ding zum Funktionieren bringen.« »Und uns genauso aus dieser Höhle befreien, wie wir hineingeraten sind?« »Das möchte ich glauben.« »Dann machen Sie sich an die Arbeit, Mr. Spock.« Aber schon hörten sie die Orgelklänge die regelmäßig eine neue Hinterlist der Vianer anzukündigen pflegten. Die beiden Wesen in den langen Gewändern standen außerhalb des Lichtkreises, der immer noch vor Gems Couch leuchtete. Lal redete Kirk an. »Man nennt Sie ›CAPTAIN‹. Sie sind verantwortlich für Ihre Mannschaft. Stimmt das?« »Es stimmt«, sagte Kirk. Thann trat vor. »Es hat sich erwiesen, daß wir die Hilfe eines Ihrer Männer benötigen, um unsere Be-
mühungen zum Erfolg zu führen.« »Wir werden Ihnen nicht helfen«, sagte Kirk. Lal fuhr fort, als sei er nicht unterbrochen worden. »Wenn wir unsere Befragungen wieder aufnehmen, werden Sie bestimmen, welchen Ihrer Männer wir verwenden können. Die Wahrscheinlichkeit, daß der Doktor sterben wird, ist siebenundachtzig Prozent. Kommandeur Spocks Leben ist in keiner Gefahr, aber er wird einen Hirnschaden erleiden, der zu bleibendem Wahnsinn führt.« Die Vianer verschwanden. Kirk war von den erlittenen Mißhandlungen noch immer geschwächt. Er setzte seine ganze Hoffnung auf den Silberstab, den Spock Thann abgenommen hatte. Er durchquerte den Raum und blieb vor Spock stehen, der sich bemühte, die Betriebsfrequenz des Geräts zu ermitteln. »Nun, haben Sie Erfolg?« »Ich weiß nicht, Captain, ich beginne das Prinzip zu verstehen, nach dem das Gerät funktioniert – das ist bis jetzt alles.« McCoy trat zu den anderen. »Spock, es wird nicht mehr lange dauern, bis die Vianer zurückkommen. Stellen Sie fest, wie das Ding arbeitet, und zwar schnell!« »Nur die Ruhe kann es machen«, erklärte Spock. Er sah von seinem T-förmigen Silberstab auf. »Doktor, ich habe meine Theorien und Verfahrensweisen auf dem Tricorder aufgezeichnet. Sollten die Vianer zurückkommen, haben Sie genügend Daten, um meine Arbeit zu Ende zu bringen.« McCoys Gesicht wurde rot vor Ärger. »Ich bin kein Mechaniker! Ich kriege das Ding nicht hin, und wenn Sie noch soviel aufgezeichnet hätten.«
»Möglich. Aber Sie und der Captain zusammen könnten es schaffen, davon bin ich überzeugt.« »Wie immer dem auch sei, Spock, es ist ohnehin logisch, daß Sie mit dem Captain gehen. Ich bin der Mann, den die Vianer für ihr Experiment benötigen.« Kirk mischte sich ein. »Wenn hier Entscheidungen getroffen werden dann nur von mir!« Gem hatte gebannt zugehört. Müde setzte Kirk sich neben sie auf die Couch. Die körperlichen und geistigen Anstrengungen, die er hinter sich hatte, hatten seine letzten Kraftreserven erschöpft. Er stützte den Kopf in die Hände und schloß die Augen. Der Arzt ging mit einer Spritze auf ihn zu, und als McCoy die Injektion vornahm, zuckte Kirk zusammen. »Was soll das, Doc? Ich brauche keine.« »Noch bin ich leitender Bordarzt der Enterprise, Captain. Oder wollen Sie Ihre Taucherkrankheit behalten? Legen Sie sich ein wenig hin, damit die Injektion besser wirken kann. Gem, bleibe bei ihm und achte auf ihn.« Kirk legte sich hin. Er war zu müde, um noch zu widersprechen. Als seine Atemzüge ruhiger und regelmäßiger wurden, nickte McCoy befriedigt. Wieder sah Spock von seiner Arbeit auf. »Wie lange wird er schlafen?« »Er hat heute schwere seelische Belastungsproben erlebt, und auch die Krankheit hat ihn sehr mitgenommen. Es ist besser, wenn er eine Weile schläft.« »Ich wollte Ihre Verhaltensweise nicht kritisieren, Doktor, ich bin Ihnen sogar dankbar, denn nun erlebt er nicht die seelische Belastung der schwerwiegenden Entscheidung, die er hätte fällen müssen. Sie haben die Situation sehr vereinfacht.«
McCoy sah ihn mißtrauisch an. »Inwiefern?« »Während der Captain schläft, habe ich das Kommando. Und wenn die Vianer zurückkommen, werde ich mit ihnen gehen.« Entgeistert starrte McCoy auf seine Spritze. »Sie meinen, wenn ich ihm diese Injektion nicht gegeben hätte...?« »Genau. Dann hätte die Entscheidung beim Captain gelegen. Nun entscheide ich.« Er beugte sich über den Kontrollstab, und sein Gesicht war so ausdruckslos wie immer. McCoy ging zu Kirk hinüber. Sorgfältig verstaute er die Spritze wieder in seiner Bereitschaftstasche. Er fluchte leise und sah Spock böse an. Kirk wälzte sich ruhelos auf seinem Lager. Er schien zu träumen. Gem hatte sich inzwischen von der Couch erhoben. Ihr war der wütende Blick des Arztes nicht entgangen. Sie bewegte sich lautlos, bis sie zwischen Kirk und Spock stand. Spock sah zu Kirk hinüber, zögerte und nahm seine Arbeit wieder auf. Gem trat auf ihn zu und berührte seine Schulter. Er blickte nicht auf. In ihren Augen lag bewundernde Liebe. Sie hatte dem Streit gelauscht und Spock durchschaut. Hinter der kalten, logischen Fassade, die Spock der Welt zeigte, hatte sie etwas entdeckt, was er immer sorgfältig verbarg: seine Anhänglichkeit an seinen Captain und an McCoy. McCoy hatte Gems Blicke genau beobachtet und wußte, was in dem Mädchen vorging. Sein eigener Gesichtsausdruck veränderte sich, als er seine Entscheidung getroffen hatte. Vergebungheischend blickte er den immer noch teilnahmslos wirkenden Spock an und nahm seine Spritze aus der Tasche. Er ging zu Kirk hinüber, wie um ihn zu untersuchen.
Plötzlich aber wirbelte er herum und gab Spock eine Injektion. Der Vulkanier starrte den Arzt wütend an. Er hatte begriffen. »Ihre Handlungsweise ist äußerst unethisch! Mein Entschluß steht fest! Ich habe das Kommando und...« Er sackte zusammen. McCoy legte ihm die Hand auf die Schulter. »Diesmal nicht, Spock«, sagte er sanft. Die Orgelklänge dröhnten erneut durch den Raum. Die Vianer waren zurückgekommen. McCoy sprach schnell. »Die Wahl ist getroffen.« Er reichte Gem die Hand. »Bleibe bei meinen Freunden. Sie werden für dich sorgen.« Er wandte sich ab. »Verstehst du mich, Gem?« Sie sah ihn nur an. Thann wechselte ein paar kurze Worte mit Lal und sagte: »Kommen Sie bitte.« McCoy ging zu ihnen. Dann schaute er zu Kirk und Spock zurück, die nun beide schliefen. Sein Blick war ein schweigender Abschied. Gems schöne Augen füllten sich mit Tränen, während McCoy den Vianern folgte. * Die Vianer fesselten McCoy und placierten ihn so, daß er das große leere Reagenzglas vor Augen hatte an dem sein Name stand. Sie waren Meister in der Kunst, die Spannung anzuheizen. Lal hielt eine Ansprache. »Doktor, verstehen Sie bitte eines: Wenn es für uns eine andere Möglichkeit gäbe, unseren Zweck zu erreichen, würden wir sie anwenden.« McCoy fühlte, wie ihm die Halsadern schwollen.
»Machen Sie doch weiter!« herrschte er sie an. Sie traten auf ihn zu. Thann hob einen Kontrollstab. * Mit leichenblassem Gesicht ging Kirk in der Arena auf und ab. »Spock, wie konnten Sie das nur zulassen?« Die ruhige Stimme antwortete: »Ich wurde mit derselben Methode überzeugt wie Sie, Captain – mit der Spritze des guten Doktors.« Spock sah auf, und die Augen der beiden Männer trafen sich. Eine Botschaft wurde zwischen ihnen ausgetauscht. Kirk nickte leicht. Genau wie Spock hatte er McCoys Selbstlosigkeit erkannt, mit der er sich für seine Freunde opfern wollte. Dann erklang aus Spocks Kontrollstab eine mißtönende Dissonanz. Kirk eilte auf ihn zu und fragte: »Klappt es?« Spock lehnte sich zurück und betrachtete den Stab mit Bewunderung. Dann reichte er ihn Kirk und sagte: »Ein höchst ungewöhnliches Instrument. Es ist eine Kontrolleinheit, aber kein Kontrollmechanismus. Es ist eigentlich ein mechanisches Gerät.« »Was ist es nun genau?« »Die Steuerung ist lediglich auf ein elektrisches Energiemuster abgestimmt, und zwar auf das Muster, das den Gehirnströmen des Besitzers entspricht.« »Kann das Gerät anders eingestellt, oder kann es neu auf das Muster unserer Gehirnströme abgestimmt werden?« »Das versuche ich, zu tun.« Spock machte eine Pause. »Man kann die Steuerung allerdings zur Zeit nur auf ein einziges Muster abstimmen. Da mein ei-
genes Muster mir am vertrautesten ist, Captain, werde ich mit Ihrer Erlaubnis...« »Tun Sie, was Sie unter den Umständen für am meisten erfolgversprechend halten. Was mich stört, ist, daß die Vianer uns das Gerät gelassen haben.« Spock nickte. »Das verstehe ich, Sir. Sie wissen, daß wir imstande sind, das Ding zu begreifen und selbst davon Gebrauch zu machen.« »Es muß ihnen bekannt sein, daß wir es zur Flucht benutzen wollen.« Spock nickte. »Der einzige logische Schluß ist, daß sie unsere Flucht wünschen.« »Aber McCoy wollen sie behalten.« »Das ist offenbar ihre Absicht, Captain.« Kirk rannte aufgeregt umher. Dann drehte er sich um und schaute Gem an. Langsam ging er auf sie zu. »Irgendwie bist du der Mittelpunkt des Ganzen. Du stehst im Brennpunkt dieser unverständlichen Vorgänge.« Er wandte sich abrupt Spock zu. »Schon bevor wir herkamen, war sie hier gefangen. Und doch haben sie ihr nichts getan. Sie haben ihr nicht einmal gedroht.« »In der Tat, Captain. Alles deutet darauf hin, daß sie für die Zwecke der Vianer von großer Bedeutung ist.« »Ja... sie verfolgen einen Zweck aber welchen?« Kirk nahm Gems Hand in die seine und sah gespannt in ihr empfindsames Gesicht. »Gem, unsere Vorgänger, die anderen Männer... sind sie für dich gestorben? Ist dieses ganze Grauen deinetwegen entstanden?« Spock unterbrach Kirks Konzentration. »Ich bin fertig, Captain. Die Einstellung ist sehr empfindlich
und kann vielleicht nur ein einziges Mal benutzt werden. Aber notfalls hat das Gerät sogar genug Energie, um uns zur Enterprise zurückzubringen.« »Bringt es uns auch zu McCoy?« »Sobald Sie es wünschen, Sir.« Kirk sprach schnell. »Die beste Verteidigung ist ein starker Angriff. Und ich beabsichtige, anzugreifen.« Vor Gems Couch befand sich immer noch das kreisförmige Licht. Kirk trat in den Kreis hinein, und Spock folgte ihm. Schweigend schloß Gem sich ihnen an. Sie trug McCoys Bereitschaftstasche, die sie Kirk reichte. »Richtung Labor«, sagte der Captain zu Spock. Spock starrte auf den Stab, den er in der Hand hielt. Die Arena verschwand, und sie fanden sich im Labor wieder. Dann sahen sie wie betäubt, was sie sehen mußten. Kirk durchbrach als erster den Bann des Grauens. Er rannte zu dem gefolterten Körper hinüber. McCoy hing schlaff an einem Seil von der Decke. Kirk hob McCoy an, und Spock löste die Fesseln. Dann trugen sie den Doktor zu einem Tisch und legten ihn vorsichtig darauf. Kirk betastete eines seiner zerfetzten Handgelenke. »Er hat fast keinen Puls mehr.« Spock stand am Kopfende und machte den Diagnose-Tricorder klar. »Spock, was sagen die Werte aus?« »Herz schwer verletzt... Anzeichen für beidseitige Lungenembolie... schwerer Kreislaufkollaps.« Von der Ecke aus, in der sie hockte, beobachtete Gem jede Bewegung der beiden Männer. Unter der grellen Laborbeleuchtung wirkte McCoys Gesicht völlig farblos. Seine Lippen zeigten ein fahles Blau. Er
öffnete die Augen und starrte leer gegen die Decke. Doch dann bewegten sich die Pupillen. Kirk fand etwas Wasser. Er hob McCoys Kopf an und flößte dem Mann ein wenig von der Flüssigkeit ein. »Reden Sie nicht, McCoy«, sagte er, als der gepeinigte Mann die zerschlagenen Lippen zum Sprechen öffnete. »Denken Sie auch nicht! Bleiben Sie nur ganz ruhig liegen, bis wir Sie wieder zum Schiff hinauftransportieren können.« »Captain...« Etwas in Spocks Tonfall rief Kirk zu erhöhter Wachsamkeit. »Was ist denn los?« Mit sichtbarer Anstrengung blickte Spock vom Tricorder auf und flüsterte: »Captain, ich... Er stirbt.« »Nein! Sie können nicht sicher sein, Sie sind doch kein Arzt!« McCoy flüsterte: »Er hat recht, Jim.« Ein Hustenanfall schüttelte den Schwerverletzten. Kirk stützte seinen Kopf, bis der Anfall vorüber war. Dann riß er ein Stück von McCoys zerfetztem Hemd ab, tauchte es ins Wasser und kühlte dem Sterbenden damit die Stirn. »Danke, Jim...« Kirks Gesicht schien plötzlich um zehn Jahre gealtert. Er sah Spock an. »Wie lange noch?« Spock zögerte, aber von McCoy kam ein schwaches Nicken. Spock sagte: »Es kann jeden Augenblick zu Ende gehen, Captain.« McCoy lächelte wieder sein schwaches Lächeln. »Das ist die korrekte Sprache der Mediziner, Spock, nicht wahr?« Wieder mußte er husten. Als der Anfall vorüber war, lag McCoy reglos da. »Doktor!« Spock griff ihm an die Halsschlagader.
Er fand sie. Er legte McCoy kurz die Hand an den Kopf und richtete sich auf. McCoy öffnete die Augen und sah Spock an, dann krampfte sich sein Gesicht schmerzhaft zusammen. Er wand sich vor Qualen und begann wieder zu husten. »Können wir denn nichts tun?« fragte Kirk. »Leider nicht, Captain.« Während Spock sprach, wurde McCoy bewußtlos. Kirk rief: »Gem!« Beide wandten sich ihr zu. »Gem könnte ihm helfen!« rief Kirk. »So, wie sie mir geholfen hat!« Sie hockte in ihrer Ecke. Beim Anblick des vor Angst zitternden Mädchens zögerte Kirk. »Wenn sie ihn nur etwas kräftigen könnte, ihn daran hindern, noch weiter dem Tod entgegenzusinken. Dann könnten wir weitermachen nach seinen eigenen Anweisungen.« Sie gingen auf das Mädchen zu, als die schrecklichen Orgelklänge den Raum erfüllten. Erneut waren sie im Magnetfeld gefangen. Die Arme der Vianer waren in namenloser Drohung hoch erhoben. Lals Silberstab war auf die kleine Menschengruppe gerichtet. »Wir werden keine Einmischung zulassen!« rief er. Aus dem Magnetfeld heraus antwortete Kirk: »Sie kann sein Leben retten. Erlaubt uns, ihr zu helfen, zu ihm zu gehen!« Dies war eine flehende Bitte. »Sie darf nicht gezwungen oder gedrängt werden, die Initiative zu ergreifen.« »Alles muß ohne äußere Einwirkung vor sich gehen«, fügte Thann hinzu. »Der Zweck, der uns zusammenbrachte...«, begann Lal.
»Welcher Zweck?« schrie Kirk. »Welchem Zweck kann dieses alles dienen, außer der Befriedigung irgendeines eurer krankhaften Bedürfnisse?« »Für uns gibt es im Leben nur noch eine einzige Notwendigkeit«, sagte Lal. »Und die besteht darin, unseren Test bis zum Ende durchzuführen.« »Seid geduldig«, mahnte Thann. »Geduldig!« Kirk sprach voll Zorn und Verachtung. »Unser Freund liegt im Sterben!« »Vielleicht«, sagte Thann. »Welchem Zweck dient denn der Tod unseres Freundes, außer eurem Vergnügen daran?« Spocks Stimme hatte noch nie so tonlos geklungen »Sicherlich wissen doch so hochstehende Wesen wie ihr, daß euer Sonnensystem dem Untergang geweiht ist. Dieser euer Stern nähert sich seiner Nova-Phase.« »Wir wissen es«, sagte Thann. »Dann wissen Sie auch, daß die vielen Millionen Bewohner all seiner Planeten gleichfalls zum Untergang verurteilt sind.« Die kalte Stimme Lals sagte: »Deshalb sind wir hier.« Kirk umschrieb das Labor mit einer Geste. »Dieser schauerliche Ort des Todes, den ihr zu eurem Vergnügen ersonnen habt – wird er denn die Katastrophe verhindern?« »Das wird er nicht. Aber er kann Gems Planeten retten. Von allen Planeten der Minara sind wir ermächtigt, nur einem einzigen Sicherheit zu bringen.« Thann sah Kirk in die Augen. »Wenn Gems Planet der einzige ist, der gerettet wird, müssen wir ohne den geringsten Zweifel davon überzeugt sein können, daß seine Bewohner es auch wert sind, gerettet zu werden.«
»Und wie können Sie das durch den Tod unseres Freundes erreichen?« »Wir erreichen es nicht durch den Tod Ihres Freundes«, sagte Lal. »Wir erreichen es nur durch Gems Bereitschaft, ihr Leben für ihn hinzugeben. Ihr wart ihre Lehrmeister.« »Ihre Lehrmeister? Was hat sie denn von uns gelernt?« »Den Willen, zu überleben, die Liebe zum Leben, den leidenschaftlichen Wissensdurst. Die Eigenschaften sind nun in ihrem Wesen angelegt.« Er ließ eine lange Pause eintreten. »Jeder von euch war bereit, sein Leben für andere hinzugeben. Wir müssen feststellen, ob dieser Instinkt auf Gem übertragen wurde.« Die ganze Laboreinrichtung bebte. Schwere Erschütterungen ließen den ganzen Raum erzittern. Thann wandte sich an Lal: »Die Zeit läuft aus.« Spock betrachtete McCoys geschändetes Gesicht. »Sie hatten recht, Captain. Was hier geschah wurde von den beiden veranlaßt. Alles. Dieser Ort war ein einziges großes Laboratorium, und wir waren nur Gegenstand ihrer Experimente.« »Nein«, rief Thann. »Wir haben nur die Umstände geschaffen, und sie waren notwendig.« Lal trat auf Kirk zu. »Ihre Handlungen waren spontan. Was in jeder Art von Lebewesen am wahrsten und am besten ist, haben Sie enthüllt. Nur mit euren Qualitäten ist eine Zivilisation es wert, zu überleben. Wir sind Ihnen dankbar.« »Seht«, rief Thann. Gem hatte ihre Ecke verlassen. Sie bewegte sich durch das Magnetfeld auf McCoy zu, als sei es gar
nicht vorhanden. Sanft strich sie mit den Händen über die Wunden in McCoys Gesicht und an seinem Körper. Thann sagte zu Lal: »Dies ist sehr bedeutsam. Ein ihrem ganzen Wesen fremder Instinkt entsteht in ihr. Wir erleben seine Geburt...« Lal nickte. »Mitleid für ein anderes Wesen wird Teil ihres Lebens und ihrer selbst.« McCoys gefährliche Gesichtsverletzungen übertrugen sich auf Gem. Seine Augen öffneten sich, wenn auch die Pupillen unbewegt blieben. Gespannt wartete Kirk auf irgendeine Bewegung seines Körpers. Sie erfolgte nicht. Aber die Wunden in seinem Gesicht hatten schon zu heilen begonnen, und auch Gems Wunden verschwanden. McCoy bewegte den Kopf. Als er Gem ansah, trat ein Schimmer des Wiedererkennens in seine eben noch glanzlosen Augen. Gem wurde schwächer. Angst trat in ihre großen, strahlenden Augen. Sie zog sich vom Tisch zurück und taumelte in ihre Ecke zurück. McCoys Wunden begannen wieder zu bluten. »Sie will sich selbst retten«, sagte Lal. »Ihr Instinkt reicht noch nicht dazu aus, ihr Volk zu retten.« »Es ist fehlgeschlagen«, sagte Thann. Spock wandte sich an Kirk: »Captain, das Leben des Doktors hängt nicht allein von Gem ab. Auch die Vianer müssen die Macht haben, ihm das Leben zurückzugeben.« Lal sprach Spock direkt an: »Der Tod Ihres Freundes ist ohne Bedeutung. Wir müssen abwarten, ob der Instinkt zur Selbstaufopferung bei ihr stärker ist als der Instinkt zur Selbsterhaltung.« Kirk beobachtete weiter und bemerkte wohl den
inneren Kampf, den das Mädchen mit sich selbst ausfocht. Dann las er den klaren Entschluß in ihrem Gesicht. Sie ging zu McCoy zurück. Mit festen, sicheren Schritten näherte sie sich dem Tisch. Sie kniete nieder und nahm die schlaffen Hände McCoys in die ihren. Und wieder übertrugen sich seine Wunden auf ihre Handgelenke. Sein Körper bewegte sich, aber auch diesmal schien alles Leben aus ihr zu weichen. McCoy hob den Kopf. »Faß mich nicht an«, bat er sie. »Bleibe weg von mir.« Er versuchte, sich im Raum zu orientieren. »Jim... Spock... sind Sie beide hier?« »Ja, Doc.« »Sie soll mich nicht berühren. Sie wird sterben.« Er kam mühsam auf die Knie und versuchte, dem Mädchen seine Hand zu entziehen. Die Anstrengung erschöpfte ihn, und er fiel wieder zurück. Seine Augen waren eine einzige Bitte, als er Kirk ansah. »Sie soll gehen, Jim... Spock... Ich will kein Leben zerstören. Auch nicht, um mein eigenes zu retten. Das wissen Sie. Bitte... schickt sie fort.« Gem legte ihm die Hand auf das Herz. Schwach, aber doch deutlich sichtbar, gewann McCoys Gesicht seine Farbe zurück. »Captain!« »Ja, Spock.« »Die Intensität unserer Emotionen verstärkt das Kräftefeld um uns!« »Ich weiß, es bezieht seine Energie aus uns.« »Trotz allem, was wir hier vor uns sehen, müssen wir jede Emotion ausschalten. Dann wird das Feld vielleicht schwächer.« »Ich will es versuchen, Spock.«
Beide schlossen die Augen. In Spocks Gesicht lag eiskalte Ruhe. Seine ganze Konzentration war stiller Heiterkeit gewichen. Seine Hand fuhr durch das Magnetfeld. Dann schritt er durch das Feld hindurch und näherte sich leise den Vianern. Kirk wurde noch im Feld festgehalten. Er hatte den Tumult seiner Emotionen noch nicht zum Schweigen gebracht. Er sah zu den Vianern hinüber. Sie waren so trunken von ihrem Machtgefühl, daß sie Spock nicht wahrnahmen, der nun hinter ihnen stand. Der Arm des Vulkaniers hob sich und fuhr durch die Luft. Der Silberstab wurde Lal aus der Hand geschleudert und blieb vor Kirk liegen. Das Feld brach zusammen. Kirk konnte sich wieder ungehindert bewegen. Spock nahm den Stab auf. Die Vianer, nun physisch hilflos, zögerten. Ihrem Test drohte ein katastrophales Ende. Gems Schwäche wurde immer deutlicher. Das Mädchen schwankte. McCoy richtete sich wieder auf und rief: »Nein! Nein! Du darfst es nicht tun!« Er stieß sie mit plötzlich neu erwachter Kraft von sich. Verängstigt durch seine Heftigkeit, wich sie vom Tisch zurück. Als McCoy versuchte sich weiter von ihr zu entfernen, brachen seine Wunden erneut auf. Er sank zurück und lag wieder ganz still. Gem stolperte in ihre Ecke zurück. Kirk nahm Spocks Silberstab und ging zu McCoy, als Lal sprach. »Sie können unsere Kräfte nicht benutzen, um das, was geschieht, zu ändern!« Kirk wandte sich an die Vianer. »Ihr müßt das Leben unseres Freundes retten!« »Nein! Das werden wir nicht tun«, sagte Lal. »Ihr Instinkt muß sich erst voll entwickeln. Der Test muß zum Abschluß gebracht werden.«
»Er ist abgeschlossen.« Spock stand neben Kirk. »Gem hat für sich und ihren Planeten das Recht auf Überleben schon gewonnen. Sie hat ihr eigenes Leben angeboten.« »Es anzubieten, ist kein ausreichender Beweis«, sagte Lal. »Wenn der Tod der einzige Beweis ist, den ihr anerkennt, dann sind hier vier Leben!« Kirk reichte Lal den Silberstab. Der Vianer starrte ihn an. »Wir werden unseren Freund nicht verlassen«, sagte Kirk. Lal nahm den Stab. Die beiden Offiziere der Enterprise wandten sich ab und gingen zu McCoy zurück. Am Tisch angekommen, drehte Kirk sich um. »Ihr seid Betrüger! Ihr selbst habt die Fähigkeit verloren, die Gefühle zu empfinden, die zu erlernen ihr Gem hergebracht habt! Jedes Mitgefühl für andere ist in euch erstorben! Ihr seid nur noch trockener Intellekt!« Lals Gesicht wurde starr vor Schreck, und Thann fing an zu zittern. Ihre Gestalten schienen zusammenzuschrumpfen, als sie Kirks leidenschaftliche Worte hörten. Sie sahen einander an. Sie hatten verloren. Alle Werte ihres Lebens lösten sich in Nichts auf. Lal bewegte sich als erster. Thann folgte ihm an den Tisch. Lange standen sie schweigend da. Sie betrachteten den leblosen McCoy. Endlich führte Lal den Silberstab über ihn hinweg. McCoy setzte sich auf. Er war gesund. Niemand sprach. Die Vianer traten zu Gem in die Ecke und hoben sie in ihre Arme. Mit dem Kopf des Mädchens an seiner Schulter, schaute Lal auf die Männer. Zum erstenmal leuchtete ein warmer Schimmer in seinen Augen auf. »Die Emotion, die
uns bleibt, ist Dankbarkeit«, sagte er. »Wir sind froh, daß wir euch diese Dankbarkeit beweisen können. Lebt wohl.« Ganz langsam verschwanden sie und lösten sich in Nebel auf. Gem den Blick freundlich auf das Trio von der Enterprise gerichtet, verschwand als letzte. * Der Brückenbildschirm zeigte die Abbilder unsterblicher Gestirne. Kirk wandte sich ab. Unter ihnen war ein sterblicher Stern, dessen Untergang bevorstand. »Seltsam...«, sagte er. Neben ihm sagte Spock: »Was beschäftigt Sie, Captain?« »Ich bin überwältigt.« »Das stimmt, Jim«, sagte McCoy. »Ich bin von ihr auch überwältigt.« »Ich dachte nicht an Gem«, sagte Kirk und schaute wieder auf die Mattscheibe. »Ich dachte an den phantastischen Zufall, daß wir im endlosen Raum den Retter eines Planeten gefunden haben.« Spock sagte: »Das Element des Zufalls, Captain, kann von einer so fortgeschrittenen Zivilisation wie der der Vianer praktisch eliminiert werden.« Scott schaltete sich von seiner Station her ein und sagte: »Ohne Ihrem Computer zu mißtrauen, Mr. Spock, aber nach dem Wenigen, was Sie mir erzählt haben, möchte ich sagen, daß sie eine sehr kostbare Perle ist.« »Was, Scotty?« »Sie kennen doch die Geschichte von dem Kaufmann... jenem Kaufmann, der eine kostbare Perle sah.
Er ging hin und verkaufte alles, was er hatte, um diese Perle zu erwerben.« »Sie war sicher eine kostbare Perle, Scotty«, sagte Kirk. »Und ob die Vianer sie nun gekauft oder gefunden haben, ich freue mich um ihretwillen und um des Planeten willen, den sie retten wird.« »Ich persönlich«, sagte McCoy, »finde es faszinierend, daß sie bei all ihren wissenschaftlichen Kenntnissen und Fortschritten doch die guten alten menschlichen Emotionen am höchsten schätzten.« »Das sollte man vielleicht den Vulkaniern mal sagen«, meinte Scott. »Mr. Spock, könnte man Sie veranlassen, ihnen die Nachricht zu übermitteln?« Spock blickte die Männer nachsichtig an. »Möglicherweise, Captain. Ich werde diesem Gedanken die Überlegungen angedeihen lassen, die ihm zukommen.« »Das werden Sie sicherlich, Mr. Spock.« Kirk sagte zu Sulu: »Mr. Sulu, nehmen Sie uns aus der Umlaufbahn. Warp-Faktor zwei.« Mit hoher Geschwindigkeit verließ die Enterprise das Gebiet des sterbenden Sternes.
Sieben von der Galileo
(Simon Wincelberg und Oliver Crawford) Die U.S.S. Enterprise operierte mit dem ständigen Auftrag, alle Quasare oder quasarähnlichen Phänomene zu untersuchen, wo und wann immer sie auftauchen mochten. Kirk schien es, als seien sie jetzt auf eines gestoßen. Eine finstere Formation war auf dem Hauptbildschirm der Brücke aufgetaucht – eine bläuliche Masse, von roten Streifen strahlender Energie durchzogen. Kirk betrachtete den Bildschirm und betätigte einen Knopf. Dabei war er sich sehr wohl der Anwesenheit eines kritischen Gastes bewußt. Es war Hochkommissar Ferris. »Captain an Landefähre Galileo«, sagte Kirk. »Mr. Spock, bitte kommen.« Ferris äußerte sein Mißfallen. »Ich darf Sie daran erinnern, Captain, daß mir diese Verzögerung ganz und gar nicht gefällt. Ihr Auftrag lautet, diese medizinische Nachschublieferung nach Makus III zu schaffen, damit sie rechtzeitig die Neu-Pariser Kolonien erreicht.« »Und ich darf Sie an unseren ständigen Auftrag erinnern, Sir. Es wird überhaupt keine Probleme geben. Bis Makus III sind es nur noch drei Tage, und der Weiterversand nach Neu-Paris findet erst in fünf Tagen statt.« Ferris war verärgert. »Ich möchte kein Risiko eingehen. Die Pest in Neu-Paris ist außer Kontrolle geraten, und wir müssen die Drogen um jeden Preis rechtzeitig hinschaffen.« »Das werden wir auch.« Kirk wandte sich wieder
seiner Konsole zu. »Captain an Galileo. Alle Systeme startklar machen.« »Energie eingeschaltet, Captain. Alle Instrumente aktiviert. Alle Anzeigen normal. Startklar.« Es war Spocks Stimme – ruhig und sachlich wie immer. Als wissenschaftlicher Offizier war er Leiter des Forscherteams, das unter der Mannschaft der Enterprise ausgewählt worden war, um diese Raumkuriosität zu untersuchen, die in den Karten als Murasaki 312 verzeichnet war. Nun saß er angeschnallt im Pilotensitz der Landefähre. Die anderen hinter ihm waren McCoy, Scott, Yeoman Mears, ein Mädchen mit frischem Gesicht, Boma, der schwarze Astrophysiker, der Strahlungsspezialist Gaetano und der Navigator Latimer. Zusammen waren es sieben Leute: Die Sieben von der Galileo. »Start frei für Landefähre«, sagte Kirk. Auf dem riesigen Flugdeck öffneten sich die schweren Hangartüren, und die Galileo rollte hervor. Rasch verschwand die Landefähre in der Leere des Raumes. Spock sprach über die Schulter nach hinten. »Position.« »Dreikommasieben... nein, nein Sir«, sagte Latimer. »Vierkomma...« »Sie müssen sich schon entscheiden«, sagte Spock. »Mein Anzeigegerät spielt verrückt«, erklärte Latimer. Boma sprach schnell. »Das war zu erwarten, Mr. Spock, Quasare sind sehr disruptiv. Sie beeinträchtigen die Meßwerte. Um wieviel wissen wir allerdings nicht...« Spock behielt seine Instrumente im Auge und sagte trocken: »Um ein sehr Beträchtliches, Mr. Boma.«
Auch Gaetano lieferte einen entmutigenden Beitrag. »Ich registriere eine stark ansteigende Strahlung, Mr. Spock.« »Vorwärtsschub wegnehmen!« Latimer betätigte einige Schalthebel. »Ich kann nicht verlangsamen Sir! Es passiert einfach nichts!« McCoy beugte sich vor, um die Instrumente zu beobachten. »Spock wir werden genau in das Ding hineingezogen!« Spock kämpfte mit seinen eigenen Kontrollen und rief: »Volle Kraft rückwärts!« Aber es war einfach nicht möglich, den Sturz der Galileo aufzuhalten. Spock griff nach seinem Sprechgerät. »Galileo an Enterprise! Fähre bewegt sich unkontrolliert, Captain! Wir werden direkt in Murasaki 312 hineingezogen. Heftige Strahlung an der äußeren...« Ein Prasseln statischer Geräusche überdeckte Spocks Stimme. Kirk eilte zu Uhuras Station hinüber. »Bekommen Sie denn überhaupt nichts mehr, Leutnant?« »Nichts Deutliches, Sir. Auf keiner Frequenz.« Kirk wandte sich um. »Mr. Sulu, stellen Sie die Position der Galileo fest.« Sulu sah den Kapitän fassungslos an. »Unsere Abtastgeräte sind blockiert, Captain. Wir bekommen ein solches Durcheinander an Meßwerten, wie ich es noch nie gesehen habe.« Kirk trat an den Computer. Er hörte ein Summen, ein Knacken und dann die monotone, metallische Computerstimme. »Negative ionische Konzentration 1,64 x 102 Meter. Strahlungswellenlänge 370 Angström...« Bestürzt wandte sich Kirk ab. Ferris starrte ihn an und sagte: »Was gibt's, Captain?«
»Das Ding da draußen hat den gesamten Sektor vollkommen ionisiert.« Er schaute auf den Bildschirm »Hier gibt es mindestens vier komplette Sonnensysteme im Umkreis – und irgendwo dort draußen ist eine zehn Meter lange Landefähre außer Kontrolle geraten und vom Kurs abgekommen. Eine Nadel in einem Heuhaufen zu finden, wäre dagegen ein wahres Kinderspiel...« * Die Kontrollgeräte der Landefähre waren nicht die einzigen Opfer von Murasaki 312. Auch die normalen Such- und Abtastgeräte der Enterprise funktionierten nicht mehr. Ohne diese Geräte jedoch taumelte das Star-Schiff fast genauso blind und hilflos durch den Raum wie die Galileo. Ferris sagte: »Ich habe mich diesem Ausflug von Anfang an widersetzt. Unser Flug nach Makus III hat allerhöchste Priorität.« Kirk entgegnete: »Das ist mir vollkommen klar, Kommissar. Aber gleichzeitig habe ich gewisse wissenschaftliche Aufgaben wahrzunehmen – und den Murasaki-Effekt zu untersuchen, ist eine davon.« »Aber Sie haben die Mannschaft Ihrer Fähre verloren«, sagte Ferris. Kirk beherrschte sich mühsam. »Wir haben noch zwei Tage, um sie zu finden.« Ferris zeigte auf den Bildschirm. »In dem ganzen Durcheinander? Zwei Tage? Viel Spaß!« Kirk verlor die Geduld. »Wollen Sie damit sagen, daß ich abdrehen und meine Leute im Stich lassen soll?« »Sie hätten sie gar nicht erst starten lassen dürfen!«
Ferris machte eine Pause. »Hier handelt es sich nur um sieben Leute. Aber ich denke an einige Millionen in den Neu-Pariser Kolonien, die zugrunde gehen müssen, wenn sie nicht bald diese Medikamente bekommen.« Kirk erklärte ruhig: »Sie haben mein Wort, Kommissar, daß wir das geplante Rendezvous einhalten werden«, sagte er gleichmütig. Uhura sprach. »Captain, hier in der Nähe gibt es einen Planeten, auf dem Menschen leben können. Typ M, oxygen-nitrogen. Er ist als Taurus II in den Unterlagen verzeichnet und befindet sich fast genau im Zentrum des Murasaki-Effekts, soweit wir das angesichts der Fehlfunktionen unserer Meßgeräte feststellen können.« »Danke, Leutnant«, sagte Kirk. »Mr. Sulu.« »Ja, Sir.« »Kurs auf Taurus II.« »Kurs auf Taurus II eingegeben.« »Wieso nehmen Sie denn an, daß Ihre Leute sich dort befinden? Das ist doch eine ziemlich voreilige Annahme.« »Wenn sie nicht dort sind, Kommissar, müssen sie inzwischen schon alle tot sein. Wir suchen sie auf Taurus II, weil es völlig sinnlos wäre, sie woanders zu suchen.« »Sagten Sie vorhin nicht etwas über eine Nadel in einem Heuhaufen? Die Suche ist zwecklos.« »Nicht, wenn man seine Nadel unbedingt wiederhaben will.« *
Seltsam genug, die Nadel war tatsächlich in weiches Heu gefallen wenn man die schwammige, häßliche Oberfläche von Taurus II überhaupt weich nennen konnte. Auf jeden Fall hatte sie den Aufprall der Galileo bei der Bruchlandung abgemildert. Sie waren in einem annähernd kreisförmigen Krater gelandet. Das Fahrzeug hing völlig schief, und die Leute in seinem Innern waren durcheinandergeschüttelt worden. Spock b lutete grün aus einer Wunde am Kinn. McCoy versorgte die Verletzten und wandte sich an Yeoman Mears. »Mit Ihnen alles in Ordnung?« »Ich... denke doch, Doktor.« Boma sagte: »Das nennt man aber einen Flug.« »Was ist denn passiert?« fragte ihn Latimer. »Ich bin nicht ganz sicher, aber ich würde sagen, das magnetische Potential des Murasaki-Effekts war dergestalt, daß es sich geometrisch multiplizierte, als wir beschleunigten. Infolgedessen schossen wir wie ein Projektil in das Zentrum des Effekts hinein. Was meinen Sie, Mr. Spock?« »Ihre Betrachtung der Dinge erscheint mir plausibel.« Scott hielt sich den schmerzenden Kopf und half Spock, die Instrumente zu prüfen. »Was für ein Durcheinander!« seufzte er. Spock stand auf. »Malerische Beschreibungen flicken keine Schaltkreise, Mr. Scott, Sie haben jede Menge zu tun.« Er legte einen Hebel an seinem Kommunikator um. »Galileo an Enterprise. Können Sie mich hören?« »Sie erwarten doch nicht ernsthaft eine Antwort?« meinte Scott. »Ich erwarte gar nichts. Aber es ist nur logisch, jede Möglichkeit zu nutzen. Bitte die atmosphärischen
Meßwerte, Doktor McCoy.« »Sauerstoffdruck anteilig 70 Millimeter Quecksilber. Stickstoff 140. Atembar... wenn man nicht gerade Wettläufe veranstalten will. Spuren von Argon, Neon und Krypton, alles in noch verträglichen Mengen.« »Sie haben alles notiert, Yeoman?« »Natürlich, Mr. Spock.« »Sehr gut. Mr. Scott, führen Sie bitte sofort die Schadensüberprüfung durch. Mr. Latimer, Mr. Gaetano bitte bewaffnen Sie sich und erkunden Sie die unmittelbare Umgebung des Schiffes. Behalten Sie Sichtkontakt zum Schiff.« »Aye, aye, Sir«, sagte Gaetano. Die beiden entnahmen einem Behälter zwei Phaserpistolen, als McCoy sich zu Spock umdrehte. »Welche Chancen haben wir, mit der Enterprise Verbindung aufzunehmen?« »Unter den gegenwärtigen Umständen sind die Chancen recht dürftig.« »Aber sie werden uns doch suchen!« »Wenn der Ionisierungseffekt sich so weit ausgebreitet hat, wie ich vermute, suchen sie uns ohne Instrumente. Nur durch Sichtkontakt. Und dafür ist dieses Sonnensystem wahrscheinlich ein wenig zu groß.« »Sie glauben also nicht, daß man uns finden wird?« »Nicht, solange wir hier unten festsitzen.« McCoy explodierte. »Ich konnte Ihre verdammte ewige Heiterkeit noch nie ertragen, Spock!« »Dann sollten Sie sich Mühe geben das zu ändern, Doktor«, schlug Spock geduldig vor. »Denn wir bleiben hier vielleicht sehr lange.« *
Kirk selbst hatte wenig Grund zur Heiterkeit. Die Abtastgeräte der Enterprise waren inzwischen total ausgefallen. Der Captain betätigte einen Knopf. »Captain an Flugdeck. Landefähre Columbus startklar und zum sofortigen Absuchen der Planetenoberfläche. Stimmen Sie die Koordinaten mit Mr. Sulu ab. Leutnant Uhura?« »Ja, Captain?« »Haben Sie immer noch keine Werte?« »Alle Wellenlängen werden von diesem Ionisierungseffekt überlagert, Captain. Die Übertragung wird blockiert, und ein Empfang ist unmöglich.« Ferris tauchte neben Kirks Kommandosessel auf. »Nun, Captain?« Kirk sagte: »Wir können unsere Suche noch bis 2823,8 fortsetzen Kommissar.« »Sie glauben doch wohl selbst nicht, daß Sie Erfolg haben werden?« Kirk strich sich mit der Hand über das Gesicht. »Die Leute dort draußen sind gute Freunde und Besatzungsmitglieder. Ich beabsichtige, die Suche bis zum letztmöglichen Zeitpunkt fortzusetzen.« »Wie Sie meinen, Captain. Aber nicht eine Sekunde länger. Ist Ihnen das klar? Wenn nicht, verweise ich auf Artikel 19, Abschnitt 433, Paragraph 12...« »Mir sind die Vorschriften sämtlich bekannt, Kommissar, und ich kenne auch Ihre Dienststellung.« Mit ernstem Gesicht betätigte er einen weiteren Knopf an seiner Konsole. »Landefähre Columbus, starten Sie!« *
Neben dem Schiff inspizierte Spock den nächstgelegenen Abschnitt der Kraterwände. Eine Rettung aus dieser bedrohlichen Lage war in der Tat kaum zu erhoffen. McCoy trat zu Spock und schaute an der Wand empor. »Ich weiß nicht, wie bedrohlich unsere Situation ist«, sagte er, »aber ich weiß eines: Es ist Ihre große Chance!« »Meine große Chance, Doktor? Chance wofür?« »Für ein Kommando«, sagte McCoy. »Ich kenne Sie, Spock. Sie haben zwar nie darüber gesprochen, aber Sie haben immer geglaubt, daß Logik das Allheilmittel ist, daß Ihre unbestechliche Logik Sie am besten dazu qualifiziert, ein selbständiges Kommando zu übernehmen. Hab ich recht, Mr. Spock?« »Ich kann nun mal logisch denken«, meinte Spock. »Um uns hier herauszuholen, braucht man aber mehr als Logik.« »Vielleicht, Doktor, aber dies ist die günstigste Gelegenheit, es zuerst einmal mit Logik zu versuchen. Ich weiß selbst, daß es faszinierend ist, ein eigenes Kommando zu führen, selbst unter Umständen wie diesen. Aber der Gedanke an ein selbständiges Kommando erfreut mich weder, noch versetzt er mich in Angst und Schrecken. Die Sache existiert einfach, und ich werde das tun, was die Logik mir notwendigerweise vorschreibt.« Sie kletterten in die Fähre zurück und Scott blickte grimmig von seinen Instrumenten auf. »Wir haben sehr viel Brennstoff verbraucht. Wir haben nicht die geringste Chance, eine Geschwindigkeit zu erzielen, die dazu ausreicht, uns aus dem Schwerefeld hinaus in eine Umlaufbahn zu tragen. Und selbst wenn noch
eine gewisse Hoffnung besteht, in eine Umlaufbahn zu gelangen... Wir müßten das Gewicht der Fähre um mindestens fünfhundert Pfund verringern.« »Das ist das Gewicht dreier erwachsener Männer«, sagte Spock. Scott sah ihn unruhig an. »Nun ja, so könnte man es wohl ausdrücken.« McCoy war entsetzt. »Oder das entsprechende Gewicht an Ausrüstung«, sagte er. Spock drehte sich zu ihm um. »Doktor McCoy, mit geringen Ausnahmen ist unsere gesamte Ausrüstung absolut unentbehrlich, um überhaupt die Umlaufbahn zu erreichen. Es gibt kein überflüssiges Gewicht außer Sie rechnen die Passagiere!« In der Nähe der Luke hatte Boma zusammen mit Yeoman Mears Daten vorn Tricorder abgelesen. Sie unterbrachen die Tätigkeit, und Boma fragte: »Soll das heißen, daß drei von uns hierbleiben müssen?« »Wenn die Situation sich nicht radikal ändert, wird das bedauerlicherweise der Fall sein«, sagte Spock. »Und wer bestimmt die Leute, die zurückgelassen werden?« »Ich habe das Kommando. Insofern werde ich es bestimmen.« Spock ignorierte die gespannte Atmosphäre, die inzwischen entstanden war. »Ich schlage vor, daß wir den Rumpf der Fähre noch gründlicher untersuchen als bisher. Wir könnten geringfügige Schäden übersehen haben.« In allen Männern stieg die Spannung ins Unerträgliche. An der entfernten Kraterwand prüften Latimer und Gaetano nervös die Umgebung. Plötzlich blieb Gaetano stehen und lauschte. Auch Latimer hielt in-
ne. Sie hörten beide das Geräusch – ein rhythmisches, kratzendes Geräusch. Latimer hatte das beunruhigende Gefühl, als atmeten die Kraterwände. »Was ist das?« flüsterte Latimer. »Ich weiß es nicht«, antwortete Gaetano. »Es kam von dort oben!« »Nein... von dort hinten...« Sie starrten einander betroffen an. Die Geräusche kamen von allen Seiten. »Es ist überall... Es ist überall um uns herum!« »Wir müssen hier weg!« schrie Latimer. Mit einem wilden Aufschrei begann er zu laufen. Aus dem Schatten eines Risses in der Wand hoch über ihnen war eine gigantische Gestalt aufgetaucht. Latimer kreischte und fiel zu Boden. Gaetano riß den Phaser aus seinem Gürtel und feuerte ihn gegen den nun von Nebelfetzen verhangenen Felsspalt ab. Dann blickte er zu Latimer hinüber, und das Blut gefror ihn in den Adern! Der Schaft eines Speeres ragte aus Latimers Rücken. Er war so dick wie ein Telefonmast. * Spock und Boma hatten den von den Kraterwänden widerhallenden Todesschrei Latimers gehört. Der Vulkanier ging mit schnellen Schritten auf Gaetano zu, der über dem Toten stand. In größter Verwirrung starrte er zur Felsenspalte hinauf, die immer noch von Nebel verhangen war. »Wie ist das geschehen?« fragte Spock. Noch ganz benommen vor Schreck, ließ Gaetano den Phaser sinken. »Etwas... Riesiges... dort oben!
Etwas Fürchterliches!« er zeigte zur Spalte hoch. * Spock trat an die Kraterwand heran. Er griff an einen Felsvorsprung und kletterte zu dem Riß hinauf. Boma sprach mit Gaetano. »Was war das? Haben Sie es gesehen?« »Es war wie ein riesiger Affe.« Gaetano zitterte. »Es ging alles so schnell! Vorher hörten wir ein unheimliches Geräusch...« Spock war wieder da und trat auf die beiden zu. »Ich habe oben nichts gefunden«, sagte er. »Aber da war etwas!« schrie Gaetano unbeherrscht. Spocks Stimme klang ruhig. »Ich zweifle keine Sekunde an Ihren Worten, Mr. Gaetano.« »Ich habe es getroffen. Ich bin sicher, daß ich es mit meinem Phaser getroffen habe«, sagte Gaetano. Spock antwortete nicht. Er betrachtete den toten Latimer und zerrte an dem Schaft des überdimensionalen Speeres. Er konnte ihn herausziehen, und man sah die Spitze der Waffe. Sie bestand aus einem dreieckigen, grob zugehauenen und abgeschliffenen Stein. »Das ist die Spitze vom Folsom Point«, sagte Spock. »Wie bitte, Sir?« »Mr. Boma, diese Speerspitze weist eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit einer Waffe auf die nach dem alten Erdenkalender im Jahre 1926 bei Folsom Point in New Mexiko, in den Vereinigten Staaten, gefunden wurde. Die Ähnlichkeit ist frappierend. Allerdings ist die hier vorliegende Waffe primitiver. Auf keinen Fall ist sie besonders wirksam.«
»Nicht besonders wirksam?« Boma war wütend. »Und mehr haben Sie nicht dazu zu sagen? Immerhin liegt hier ein Toter, und Sie reden von irgendwelchen altertümlichen Waffe, die nicht wirksam sind. Sie sehen hier Latimer, bei ihm war der Speer außerordentlich wirksam. Der Mann ist tot!« »Verlieren Sie ruhig ein paar Worte über einen Toten, Mr. Boma. Aber das bringt ihn nicht ins Leben zurück.« Auch Gaetano war in der Nähe geblieben. Er redete Boma an. »Helfen Sie mir bitte, Latimer zu tragen?« Er wandte sich an Spock. »Es sei denn, Sie halten es für besser, ihn im Interesse der Wirksamkeit hier liegenzulassen.« »Ihn zum Schiff zurückzutragen, wird den Gang der Reparaturarbeiten wohl nicht beeinträchtigen. Wenn Sie Hilfe brauchen?« »Wir schaffen es schon allein«, sagte Gaetano scharf. Er nickte Boma zu, und die Männer bückten sich, um den Toten aufzuheben. Während sie so beschäftigt waren, studierte Spock immer noch angelegentlich die Steinspitze des mysteriösen Speeres. * Kirk versuchte, sich aus dem Gefühl absoluter Frustration zu lösen. »... und großer Verlust.« Seine Stimme klang brüchig, als er die letzten drei Worte ins Logbuch diktierte. Nun sprach Uhura: »Captain, die Columbus hat die Quadranten 779X bis 534M abgesucht und ist zurückgekehrt. Resultat negativ.« »Sie sollen die nächsten Quadranten absuchen. Hat
die Technik sich zur Funktionsfähigkeit der Sensoren geäußert?« »Die Leute arbeiten daran, Captain. Noch funktionieren sie nicht.« »Und die Transportgeräte?« »Auch sie arbeiten noch nicht zuverlässig.« »Danke, Leutnant.« »Captain Kirk...« Das war Ferris. »Captain, auch mir gefällt der Gedanke nicht, daß Sie Ihre Männer dort unten zurücklassen müssen, aber ich muß Sie daran erinnern, daß...« »Das habe ich zu keiner Sekunde vergessen«, sagte Kirk müde. »Sie haben nicht mehr viel Zeit«, sagte Ferris. »Auch das ist mir bekannt, Kommissar.« Kirk schlug mit der Faust auf seinen Knopf an der Konsole. »Hier spricht der Captain. Versuchen Sie es bei den Transportgeräten mit extremer Energiezufuhr. Sie müssen die Geräte zum Funktionieren bringen!« Er stieg zu Uhura nach oben. »Leutnant, veranlassen Sie die Columbus, ihren Kurs bei jedem weiteren Versuch um zwei Grad in beide Richtungen auszudehnen.« Dann starrte er auf die Mattscheibe des Hauptbildschirms. Irgendwo in der Mitte dieser geheimnisvollen Bläue existierte Taurus II, ein Planet von solider Substanz und mit Luft, die ein Mensch atmen konnte, die ihn am Leben erhielt – eine Oase inmitten einer Hölle! Hatte Spock ihn gefunden? *
In der gestrandeten Galileo hatten McCoy und Yeoman Mears alles zusammengesucht, was man notfalls zurücklassen konnte. McCoy hatte die Arme voll und sagte: »Dieses Zeug macht uns um fünfzig Pfund leichter, Mr. Spock.« »Wenn wir noch weitere hundert Pfund zusammenkratzen könnten... Schließlich bleibt Mr. Latimer hier...« Yeoman Mears führte den Satz nicht zu Ende. Sie schlug sich mit der Hand auf den Mund. »Wir hätten dann immer noch mindestens 150 Pfund Übergewicht«, mahnte Spock. »Es ist doch nicht Ihr Ernst, hier einen Mann zurückzulassen!« sagte McCoy. »Wer immer die Kreaturen sein mögen, die auf diesem Planeten leben...« »Es ist weit vernünftiger, einen Mann zu opfern als alle sechs«, antwortete Spock ruhig. »Ich rede nicht von Vernunft!« »Dann sollten Sie langsam damit anfangen.« Boma steckte den Kopf durch die offene Luke. »Wir sind bereit, Mr. Spock.« »Bereit wozu, Mr. Boma?« »Für Mr. Latimers Beerdigung, Sir.« Spock richtete sich auf. »Mr. Boma, wir führen einen unerbittlichen Kampf gegen die Zeit!« »Der Mann ist tot. Er verdient ein anständiges Begräbnis. Sie sind der Captain. Nur ein paar Worte von Ihnen.« Spocks Gesicht blieb unbewegt. Die kühle Distanz, die er zur Schau stellte, irritierte die anderen. »Spock, vielleicht werden wir alle hier sterben! Dann wollen wir wie Männer sterben und nicht wie Maschinen!« »Wir müssen die Dinge in ihrer Wichtigkeit erkennen und danach die Prioritäten setzen. Ich hoffe, daß
wir unsere Überlebenschancen ein wenig verbessern können.« Spock ging zu Scott hinüber, der wie besessen an seiner Konsole arbeitete. »Wir sollten vielleicht den zweiten Zusatztank über das Haupteinlaßventil anschließen, Mr. Scott...« »Zu gefährlich, Sir. Es hält mit Sicherheit den Druck nicht aus.« McCoy betrachtete Spocks über die Instrumente gebeugten Rücken. Dann trat er durch die Luke nach draußen und folgte den anderen, die auf einen Hügel in wenigen Metern Entfernung zugingen. Er beugte sich nieder und schüttete eine Handvoll Sand auf den Hügel. »Asche zu Asche, Staub zu Staub. Erde warst du, und zur Erde wirst du wiederkehren. Amen!« Die Menschen senkten die Köpfe. Über eine Minute lang standen sie dort, jeder mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt... Und wieder war das sonderbare, kratzende Geräusch zu hören. »Was ist das?« fragte Yeoman Mears. McCoy blickte nach oben. »Ich weiß es nicht, aber es hört sich an, als ob es von menschlichen Wesen verursacht wird.« »Von menschlichen Wesen! Das würden Sie nicht sagen, wenn Sie gesehen hätten, was wir sahen!« rief Gaetano. »Das sind wieder diese unheimlichen Gestalten dort draußen.« McCoy sprach mit ihm und Boma. »Sie gehen am besten wieder an Ihre Stationen zurück. Ich werde die Sache mit Mr. Spock prüfen.« Boma und Mears erreichten wieder die Fähre und hörten gerade noch Scotts verzweifelten Aufschrei. »Der Druck sinkt rapide! Wir verlieren den ganzen Druck!«
»Was ist denn passiert?« fragte Spock. »Eine Leitung ist offenbar beschädigt. Sie hat die Belastung nicht ausgehalten, als wir in die Atmosphäre eintauchten... und die zusätzliche Belastung, als wir...« McCoy unterbrach den Mann. »Mr. Spock.« Der Vulkanier hob die Hand mit einer Geste, die die anderen zum Schweigen brachte. Er konzentrierte sich auf Scott. Fassungslos starrte der Ingenieur auf seine Instrumente und schüttelte immer wieder den Kopf. Dann sagte er langsam: »Wir haben keinen Brennstoff mehr!« »Dadurch ist das Problem gelöst, wer hier zurückgelassen wird«, meinte Spock. »Spock!« brüllte der Doktor. »Was ist, McCoy?« »Kommen Sie nach draußen. Hier geht etwas Sonderbares vor sich.« Ruhig folgte der Vulkanier dem Doktor. Das kratzende Geräusch hatte sich verstärkt. Spock lauschte intensiv. »Es hört sich an wie Holz«, meinte er schließlich. »Wie Holz, das gegen Leder reibt.« »Sie bereiten sich vor. Sie werden uns gleich angreifen«, murmelte Gaetano. »Nicht notwendigerweise«, sagte Boma, der Astrophysiker. »Es kann sich doch lediglich um irgendeinen Stammesritus handeln... vorausgesetzt, es handelt sich um einen Stamm, der eine wie auch immer geartete Kultur hat!« »Es kann sich um keine Stammeskultur handeln«, sagte Spock sanft. »Ihre Werkzeuge sind zu primitiv. Ich halte das Ganze nur für den losen Zusammen-
schluß einiger weniger Lebewesen, deren wahre Natur uns bisher leider verborgen blieb.« »Wir können nicht behaupten, daß es Tiere sind. Vielleicht sind es vernunftbegabte Wesen«, meinte McCoy. »Auf jeden Fall wissen wir, daß diese Wesen töten können«, schaltete sich Boma ein. Spock sah ihn lange an. »Sie verteidigen sich nur, und dabei verfahren sie so, wie es ihnen ihr Instinkt vorschreibt.« »Sie handeln genauso, wie wir selbst handeln würden«, gab ihm Boma recht. »Die meisten von uns sind der Ansicht daß...«, begann Gaetano. »Mich interessiert nicht, was die meisten von uns denken, Mr. Gaetano!« Die Schärfe, mit der Spock sprach, schockierte die ganze Runde. »Wir müssen die Komponenten gegeneinander abwägen. Auf der einen Seite haben wir es mit fremden Lebensformen zu tun, die es zu schützen gilt, ganz gleich, ob sie sich uns gegenüber freundlich verhalten oder nicht.« Spock machte eine Pause. »Es gibt noch eine weitere Möglichkeit...« »Daß wir alle hier elend umkommen.« Gaetanos Stimme klang mittlerweile nicht mehr unverschämt. Er hatte sich ein wenig beruhigt. Er war kein schlechter Mann. Er hatte nur Angst. In der gegenwärtigen Situation eine durchaus verzeihliche menschliche Schwäche. »Ich glaube noch nicht, daß wir hier alle elend umkommen«, äußerte sich Spock. »Dafür sehe ich noch keinen endgültigen Beweis. Doktor McCoy, Sie und Yeoman Mears bleiben im Schiff. Helfen Sie Mr. Scott,
so gut Sie können. Wir kommen bald zurück.« Er wandte sich an Gaetano und Boma. »Sie werden meine Befehle ausführen und sonst nichts. Sie werden erst dann Ihre Phaser abfeuern, wenn ich es Ihnen sage, und Sie werden nur auf Ziele feuern, die ich bestimme. Haben Sie mich verstanden?« »Wir schießen nur zur Abschreckung und nicht, um diese Wesen zu töten!« erklärte Boma. »Aber wir müssen sie hart treffen. Sie müssen blutige Nasen bekommen. Dann werden sie sich überlegen, ob sie uns noch einmal angreifen wollen. Angriff ist für uns die beste Verteidigung!« »Ganz meine Meinung!« rief Gaetano. »Wenn wir nur untätig herumstehen, bedeutet es für sie nur eine Einladung zum Mord.« Man sah es Spocks Gesicht an, daß er intensiv nachdachte. »Ich bin immer wieder entsetzt darüber, wie gering Ihr Irdischen das Leben achtet«, sagte er. »Wir denken nur etwas praktischer und weniger analytisch!« Gaetanos Stimmte bebte. »Wir schlagen zu, bevor sie zuschlagen können. Wir wollen ganz einfach überleben.« »Mr. Boma?« fragte Spock. »Ich bin der gleichen Ansicht, Sir.« »Doktor McCoy?« »Auch ich kann mich dieser Logik kaum verschließen.« »Darin mag Logik stecken, meine Herren, irdische Logik. Aber ich kann mich nicht damit einverstanden erklären, rücksichtslos Leben auszulöschen.« »Sie hatten doch vorhin nicht die geringsten Skrupel, drei von uns hier zurückzulassen«, sagte Gaetano. »Warum sind Sie denn plötzlich so besorgt um
das Leben irgendwelcher wilden Tiere?« »Sie haben doch gesehen, wie es Latimer ergangen ist!« sekundierte Boma. Spock entschloß sich, direkter zu werden. »Ich habe hier die Kommandogewalt, Mr. Boma und Mr. Gaetano. Die Befehle gebe ich, und ich trage auch die Verantwortung! Folgen Sie mir bitte.« Er führte die Männer zu der hoch aufragenden Kraterwand. Das kratzende, knarrende Geräusch hielt in unverminderter Stärke an. Sie begannen, die Wand zu erklettern. Gaetanos Miene verriet Angst. Er ließ die anderen an sich vorbei und stieg als letzter an der Wand empor. Spock befahl, anzuhalten. Der steile Kraterabhang vor ihnen wirkte bedrohlich. Der obere Kraterrand war nicht zu erkennen. Große Nebelschwaden nahmen den Männern die Sicht. Plötzlich spürten sie hoch über ihren Köpfen eine Bewegung. Spock hatte sie zuerst wahrgenommen und zog seine Phaserpistole. Alle Sinne angespannt blieb er stehen. Plötzlich wuchs hinter den bizarren Felsen eine Gestalt empor. Sie war riesig und sah aus wie ein Mensch. Der Fremde hielt einen großen Lederschild vor seinen Körper. Dann pfiff ein großer Speer an Spocks Kopf vorbei. Der Vulkanier hob den Phaser und feuerte. Ein schauriges Gebrüll stieg zum Himmel. Die riesige Gestalt sank hinter einem Felsbrocken zu Boden. Der große Lederschild war ihr aus der Hand geglitten. Spock sprang zur Seite und wurde nicht getroffen. Er hob den Schild gerade auf, als Boma und Gaetano den Felsvorsprung erreichten, auf dem er stand. Spock ließ den Schild fallen. Weiter stieg er die
Kraterwand hinauf und bedeutete den anderen, ihm zu folgen. Sie erreichten den oberen Rand des Kraters. So laut wie jetzt hatten sie das kratzende Geräusch noch nie gehört. »Der verdammte Nebel...«, sagte Spock. »Ich glaube, es handelt sich um mehrere. Richten Sie Ihre Phaser auf zwei Uhr und auf zehn Uhr.« »Warum wollen wir sie nicht voll erwischen?« sagte Gaetano. Spock wandte den Kopf. »Glücklicherweise gebe ich hier die Befehle, Mr. Gaetano. Fassen Sie bitte das Ziel auf.« Er wartete ein paar Sekunden, dann rief er: »Feuer!« Wer immer diese Wesen waren, sie konnten auf jeden Fall markerschütternd schreien. Spock lauschte dem entsetzlichen Gebrüll. »Feuer einstellen!« befahl er. Das Gebrüll hielt an. Es war eher noch lauter geworden. Spock nickte befriedigt. »Das reicht ihnen fürs erste. So rasch werden sie uns nicht mehr belästigen. Mr. Boma, Sie gehen jetzt zum Schiff zurück. Mr. Gaetano, Sie werden hier Posten beziehen und in Sichtkontakt zur Fähre bleiben.« »Hier draußen? Ich ganz allein?« »Es ist aus Sicherheitsgründen notwendig, Mr. Gaetano.« »Kann ich nicht wenigstens mit ihm zusammen hierbleiben?« fragte Boma. »Ich habe die Absicht, Sie an einer anderen Stelle zu postieren, Mr. Boma«, antwortete Spock. Die beiden tauschten verzweifelte Blicke aus. Spock betrachtete sie mit milder Neugier. »Meine Herren«, sagte er, »es tut mir leid, Ihnen eine gefährliche Aufgabe zuweisen zu müssen. Unglücklicherweise bleibt
mir keine andere Wahl. Im Falle einer Gefahr muß es nun einmal möglich sein, die Fähre rechtzeitig zu warnen.« Er kletterte hinab und machte sich wieder auf den Weg zum Schiff. Boma blieb unbewegt stehen und entschloß sich erst nach einer ganzen Weile, Spock zu folgen. »Viel Glück, Gaetano«, sagte er. »Es wird schon schiefgehen«, meinte der andere. Als sie sich der Galileo näherten sagte Spock: »Mr. Boma, Ihr Posten ist hier in der Nähe des Schiffes.« Er zwängte sich durch die Luke in die Fähre hinein, und Yeoman Mears fragte: »Haben Sie sie gefunden, Sir?« »Wir haben sie gefunden, und ich glaube nicht, daß sie uns in Zukunft noch belästigen werden.« »Hoffentlich nicht«, sagte McCoy. »Spock, Scott hat da gerade eine Idee...« Das hatte er tatsächlich. Scott strahlte über das ganze Gesicht. »Es ist gefährlich, aber es müßte funktionieren, Mr. Spock.« »Dann erklären Sie Ihre Idee, Mr. Scott.« »Ich kann den Hauptreaktor so umbauen, daß er aus einer anderen Energiequelle gespeist werden kann. Unsere Phaser, Sir. Ich könnte sie als Energiequelle verwenden. Das erfordert nur einen geringfügigen Umbau. Ich brauche dazu zwar einige Zeit, aber es dürfte klappen.« »Dagegen spricht, daß die Phaser unsere einzigen Waffen sind«, sagt McCoy. »Es scheint so, als seien sie gleichzeitig unsere einzige Hoffnung.« Spock traf eine schnelle Entscheidung. »Doktor... Yeoman... Ihre Phaser bitte!« »Und wenn uns diese Wesen wieder angreifen?« protestierte das Mädchen.
»Sie werden nicht angreifen, und wenn, dann erst nach einigen Stunden. Mit ein wenig Glück sind wir bis dahin schon weg.« Scott nickte. »Wenn ich eine volle Aufladung erziele, kommen wir mit der gesamten Besatzung in eine Umlaufbahn. Aber sehr lange können wir uns in der Bahn nicht halten.« »Es wird auch nicht nötig sein, daß wir uns sehr lange in der Umlaufbahn halten. In weniger als vierundzwanzig Stunden wird die Enterprise ohnehin die Suche nach uns abbrechen müssen, um das geplante Rendezvous nicht zu verfehlen. Wenn unsere Umlaufbahn erst nach diesem Zeitpunkt zusammenbricht spielt es keine Rolle mehr.« Spock zuckte die Schultern. »Ob wir dann beim Eintritt in die Atmosphäre sterben oder erst auf der Planetenoberfläche, ist vollkommen gleichgültig. Sterben müssen wir dann in jedem Fall. Ihr Phaser, Doktor.« Widerwillig reichten der Arzt und das Mädchen ihm ihre Waffen. Spock gab sie an den Ingenieur weiter. * Im gleichen Augenblick konnte der Transportoffizier an Bord der Enterprise Kirk eine erfolgreiche Materialisierung melden. »Die Kisten, die ich zu Taurus II h inuntertransmittiert hatte, sind völlig unversehrt wieder eingetroffen. Nach meiner Meinung können wir die Transportgeräte auch für den Transport von Menschen verwenden. Sie funktionieren einwandfrei.« Das war die erste gute Nachricht, seit sie Murasaki 312 erreicht hatten. Kirk drückte auf den Knopf an seinem Interkom. »Hier spricht der Kapitän. Lande-
kommandos 1, 2 und 3 im Transporterraum melden zum sofortigen Hinuntertransmittieren auf die Planetenoberfläche. Verordnungsstufe 1-A.« »Captain, es ist ein sehr großer Planet«, gab der Transportoffizier zu bedenken. »Wir müssen sehr viel Glück haben, wenn unsere Landekommandos die Männer finden wollen.« »Wir müssen uns eben auf unser Glück verlassen. Eine andere Möglichkeit sehe ich nicht mehr.« Spock seinerseits dachte nicht daran, sich auf das Glück zu verlassen. Zum dritten Mal verließ er die Galileo, um sich mit Boma in Verbindung zu setzen. »Haben Sie irgend etwas Ungewöhnliches gesehen oder gehört, Mr. Boma?« »Nichts, Sir.« »Hält Mr. Gaetano mit Ihnen Kontakt?« »Ich sah ihn noch vor ein paar Minuten dort oben in den Felsen.« Gaetano war auch von einem anderen Wesen gesehen worden. Dieses Wesen schleuderte einen großen Felsbrocken gegen seinen Phaser, der ihm aus der Hand geschlagen wurde. Entsetzt wollte Gaetano ihn wieder aufheben, als einer der großen Speere an ihm vorbeisauste und sich zwischen ihm und seiner Waffe in den Boden wühlte. Er rannte in eine breite Felsspalte hinein, die an einer Wand endete. Er drehte sich um, aber er war gefangen. Vor dem Eingang der Spalte stand eine massige Gestalt, dichtbehaart und ohne erkennbare Gesichtszüge. Langsam bewegte sich die Kreatur auf ihn zu. Gaetano kreischte laut in panischer Angst. *
Spock fand den Phaser, den Gaetano verloren hatte. Als er sich bückte, um ihn aufzuheben, hörte er über sich in den Felsen ein unterdrücktes Knurren oder Grunzen. Dann war alles still. Inzwischen hatten McCoy und Boma ihn erreicht. Der Vulkanier streckte die Hand aus. »Mr. Gaetanos Phaser«, sagte er. »Sehen Sie hier!« rief Boma. Der Fußabdruck im losen Geröll war der eines menschlichen Wesens, aber von furchterregender Größe. Boma und McCoy starrten ungläubig auf die riesige Fußspur. Spock gab Gaetanos Phaser an McCoy weiter. »Bringen Sie das Ding zu Scott. Er soll es für seine Bastelei verwenden.« Boma verlor schon wieder die Beherrschung. »Mehr Bedeutung hat die Sache nicht für Sie? Nur ein wiedergefundener Phaser?« Spock sah den Mann erstaunt an. »Erklären Sie bitte, Mr. Boma.« Wutentbrannt brüllte Boma: »Gaetano ist weg! Kein Mensch weiß was mit ihm geschehen ist, und Sie reichen den Phaser weiter, als sei nichts geschehen!« Spock ignorierte den Ausbruch des Mannes. Er zog seinen eigenen Phaser und reichte ihn ebenfalls dem Doktor. »Bitte geben Sie meinen Phaser Mr. Scott, für den Fall, daß ich nicht zurückkomme.« »Wohin gehen Sie?« fragte McCoy. Spock sagte: »Ich empfinde eine gewisse... wissenschaftliche Neugier hinsichtlich Mr. Gaetanos Schicksal. Ich will die Sache prüfen. Und Sie kehren jetzt bitte zur Fähre zurück.« Mit diesen Worten verschwand er im Nebel. Boma blieb mit offenem Mund stehen und schaute ihm
nach. McCoy schüttelte den Kopf und sagte: »Er riskiert Kopf und Kragen, um Gaetano zu suchen. Und wenn er ihn noch lebend antrifft, ist es gut möglich, daß er ihm befiehlt, zurückzubleiben, wenn das Schiff abhebt. Was für ein Mann! Lassen Sie uns jetzt zu Scott zurückgehen.« Gewandt wie eine Katze kletterte Spock wieder in die Kraterwand und spähte mit seinen scharfen Augen umher. Dann sah er den Felsvorsprung, auf dem Gaetano lag. Der Mann bewegte sich nicht. Spock beugte sich über die reglose Gestalt, und als er merkte, was mit Gaetano geschehen war, verzog er angewidert das Gesicht. Stumm blieb er einen Augenblick stehen. Mit versteinertem Gesicht nahm er den Toten auf und legte ihn sich über die Schulter. Dann hörte er wieder das Grunzen und Knurren. Er blickte sich um, sah aber nur das bizarre Gestein und den dichten Nebel. Er ging weiter. Und plötzlich kam das kratzende Geräusch aus allen Richtungen. Es bewegte sich mit ihm, verfolgte ihn auf seinem Weg. Er beeilte sich nicht, sondern behielt ein gleichmäßiges Tempo bei. Unten im Krater erkannte er das Schiff, an dessen Luke seine Leute nach ihm Ausschau hielten. Er hatte sie gerade erreicht, als ein Speer gegen den Schiffsrumpf klapperte, ohne den geringsten Schaden anzurichten. McCoy und Boma rannten zu ihm, um ihm beim Einstieg zu helfen. »Mr. Boma, verriegeln Sie die Luke!« sagte Spock und eilte zum hinteren Ende des Schiffes. McCoy folgte ihm und nahm ihm den toten Gaetano ab. Boma rief: »Ich sehe einen dort draußen!« Yeoman Mears ging zu ihm und schaute hinaus. Schaudernd schlug sie die Hände vors Gesicht. »Das ist ja grauen-
haft... ein wahres Ungeheuer!« Auch Spock war zu einem der vorderen Fenster g eeilt, um hinauszuschauen. Irgend etwas krachte gegen den Rumpf. Ein großer Steinbrocken sauste am Fenster vorbei nach unten und rollte bis an die Kraterwand. »Bitte sehr, Mr. Spock, nun haben Sie die Antwort auf Ihr humanes Verhalten. Was nun?« Spock wandte sich um. »Ihr Ton klingt feindselig, Mr. Boma.« »Mein Ton ist nicht das einzige an mir, das feindselig ist, Sir!« »Seltsam«, sagte Spock nachdenklich, »dabei habe ich Schritt für Schritt das jeweils Logische getan.« McCoy fuhr auf: »Ein bißchen weniger Analyse und ein bißchen mehr Taten! Das ist es, was wir jetzt brauchen!« Und wieder donnerte ein gewaltiger Brocken gegen den Rumpf des Schiffes. Er war weit größer und schwerer als der erste. »Wie lange noch, Mr. Scott?« fragte Spock. »Noch eine Stunde, vielleicht sogar zwei.« »Geht es nicht schneller?« Scott sah ungeduldig von seiner Arbeit auf. »Es dauert nun einmal eine gewisse Zeit, die Phaserenergie in die Aggregate fließen zu lassen.« Der Rumpf des Schiffes erbebte nun unter unablässigen, hämmernden Schlägen. Boma sah, wie die Platten vibrierten. »Und wie lange halten sie das aus?« rief er. »Wir müssen etwas tun!« Aller Augen ruhten auf Spock. Doch der verriet nicht die geringste Erregung. *
Obwohl der Ionensturm nachließ, hatte es doch arg an Kirks Nerven gezerrt, daß das Star-Schiff durch die ausgefallenen Geräte so lange Zeit fast manövrierunfähig gewesen war. Der Captain wandte sich schroff an Uhura. »Leutnant, gibt es Neues aus der Sensorenstation?« »Der letzte Bericht besagte, daß die Sensoren wieder Werte anzeigen, aber es ist ein heilloses Durcheinander.« »Ich bin am letzten Bericht nicht interessiert, sondern ich brauche den laufenden!« »Ja, Sir.« Kirk schlug sich mit der Faust in die Handfläche. Als sich die Aufzugstür öffnete, sah er nicht hin. Er hörte, wie Ferris sich räusperte. »Sie haben noch drei Stunden, Captain!« »Ich weiß, wieviele Stunden ich noch habe, Kommissar.« »Das freut mich zuhören, aber ich werde Sie trotzdem immer wieder daran erinnern.« »Ich kann Sie nicht daran hindern«, sagte Kirk. Uhura meldete sich. »Sir, Bericht von der Sensorenstation. Die statischen Interferenzen verzerren immer noch das Bild. Schätzung der Unzuverlässigkeit 80 Prozent.« »Radiokommunikation?« »Wird besser, aber Senden und Empfangen noch nicht möglich.« »Und was gedenken Sie jetzt zu tun?« fragte Ferris. Kirks überstrapazierte Nerven rissen. »Was ich zu tun gedenke? Ich werde weitersuchen, Meter für Meter und Zentimeter für Zentimeter... notfalls bei Kerzenlicht, und das werden ich tun, solange ich
auch nur eine Sekunde Zeit habe! Und Ihnen wäre ich dankbar, wenn Sie sich von meiner Brücke scheren würden!« »Ich bin sicher, daß Ihre Vorgesetzten Ihren Fleiß zu würdigen wissen. Ich weiß allerdings nicht, ob sie genausoviel Verständnis für den Ton haben, in dem Sie einen Hochkommissar anreden.« »An Bord habe ich das Kommando.« »Das haben Sie, und zwar noch genau zwei Stunden und zweiundvierzig Minuten.« Spock dachte nicht daran, sich mit der Faust in die Handfläche zu schlagen. Immer noch erschütterten die dumpfen, hämmernden Schläge den Rumpf der Fähre. Aber seine vulkanische Herkunft ließ ihm nicht die Möglichkeit, Emotionen in sich anzustauen. Bomas Panik war inzwischen in offene Verachtung gegen Spock umgeschlagen. Aber auch die anderen zeigten Spock nicht die geringste Sympathie. Nie zuvor hatte sich der menschliche Anteil in ihm so einsam gefühlt. Aber er ließ es sich nicht anmerken, als er sagte: »Mr. Scott, wieviel Energie haben wir noch in den Zentralbatterien?« »Die sind noch in hervorragender Verfassung, Sir. Aber mit ihrer Hilfe können wir nicht abheben, wenn Sie das meinen.« »Haben sie noch Energie genug, die Außenhülle des Schiffes zu elektrifizieren.« Scott grinste breit. »Das haben sie mein Junge.« er griff nach einigen Kabeln und stellte den Kontakt her. Spock wandte sich an die anderen. »Stellen Sie sich in die Mitte des Schiffes und berühren Sie nicht die Platten. Dann sind Sie isoliert.« Sie gehorchten und schauten zu wie Scott eine
Elektrode an jede der seitlichen Metallstreben des Schiffes anschloß. Er machte eine zweite Elektrode klar, als sie über ihren Köpfen ein donnerndes Hämmern vernahmen. Scott nickte Spock zu. »Alle auf Station«, rief Spock. Die zweite Elektrode wurde angebracht, und der Stromkreis war geschlossen. Ein Funkenregen stob auf und von draußen waren wilde Schreie zu hören. Die riesigen Geschöpfe brüllten vor Angst und Schmerz. Das wilde Gehämmer hörte auf. Scott unterbrach den Stromkreis wieder. Er sagte: »Ich wage es nicht, noch mehr Energie zu verbrauchen, denn ich brauche den Strom für die Anfangszündung.« McCoy sah sich im Schiff um, das nun schweigend und unbelästigt im Krater lag. Die Wilden waren abgezogen. »Es hat funktioniert.« »Wenigstens vorläufig«, sagte Spock. »Vorläufig?« »Mr. Boma, sie werden wiederkommen, wenn sie merken, daß sie nicht ernsthaft verletzt sind. Inzwischen prüfen Sie bitte, ob im Heck noch etwas liegt, das wir abwerfen können, damit wir leichter werden.« »Boma kam wutentbrannt zurück. Dort liegt Gaetanos Leiche.« »Die müssen wir zurücklassen«, sagte Spock. »Nicht, ohne sie zu begraben!« »Dazu kann ich nicht raten, Mr. Boma. Die Wesen halten sich mit Sicherheit in der Nähe auf.« Er machte eine Pause. »Die Beerdigung würde die Besatzungsmitglieder unnützen Gefahren aussetzen.« »Das möchte ich gern riskieren«, sagte Boma. Spock sah das seltsame menschliche Wesen an. »Bedeuten Ihnen Ihre kleinlichen Zeremonien denn
so übermäßig viel?« »Spock, ich würde auch dann auf einem anständigen Begräbnis bestehen, wenn es Ihre Leiche wäre, die dort hinten läge.« »Mr. Boma!« McCoys Stimme kam mit aller Schärfe. Boma drehte sich abrupt zu ihm um. »Ich habe die Nase voll von diesem vulkanischen Maschinenmenschen!« Scotts Gesicht war rot vor Wut. »Nun ist es aber genug, Mr. Boma! Mr. Spock ist Kommandeur in dieser Flotte!« Der Kommandeur sprach jetzt betont leise. »Sie sollen Ihre Beerdigung haben, Mr. Boma... wenn unsere Freunde hier es Ihnen gestatten.« * Landekommando 2 war inzwischen zur Enterprise zurücktransmittiert worden. Die Gruppe hatte auf Taurus II Verluste gehabt. Einer der Männer war tot, ein zweiter verwundet. »Leutnant Kelowitz, was ist geschehen?« Kirk hatte den Computer-Bildschirm an Spocks Station aktiviert und sah den Leiter des Landeunternehmens auf der Mattscheibe. Sein Gesicht zeigte Schmutzspuren, und Kirk bemerkte seine zerrissene Uniform. »Wir wurden angegriffen, Sir, von riesenhaften, dichtbehaarten Geschöpfen. Sie sind vier bis fünf Meter groß...« »Hatten Sie Verluste?« »Fähnrich O'Neill wurde tödlich von einem Speer
getroffen, bevor wir die Wesen überhaupt gesehen hatten. Immamura, ein weiteres Besatzungsmitglied, hat eine ausgekugelte Schulter und schwere Fleischwunden, aber er wird durchkommen. Captain, es wimmelt dort von diesen Monstren. Wenn die Galileo sich auf diesem Planeten befindet...« Kirk nickte. »Danke, Leutnant. Sie melden sich besser selbst in der Krankenstation.« »Aye, aye, Sir.« Das Bild des Mannes verschwand von der Mattscheibe – und Ferris trat aus dem Aufzug. Er biß wütend die Zähne zusammen. »Captain Kirk wenn Sie auf Ihren Chronometer sehen, werden Sie feststellen, daß er auf 2823,8 zeigt. Die Zeit ist abgelaufen.« »Kommissar, meine Leute sind noch dort draußen!« sagte Kirk. »Und was ist mit den Pestkranken in Neu-Paris? Ich übernehme jetzt das Kommando gemäß Artikel fünfzehn der Notvorschriften für die Galaxis. Ich befehle Ihnen, die Suche abzubrechen, Captain.« Kirk sagte: »Die Landefähre Columbus ist noch nicht zurück. Außerdem befinden sich noch zwei Suchtrupps draußen.« »Sie haben Ihre Befehle, Captain. Rufen Sie Ihre Suchtrupps zurück, und nehmen Sie sofort Kurs auf Makus III.« Kirk war geschlagen. Seine Stimme klang monoton, als er sich an Uhura wandte. »Leutnant veranlassen Sie den Transporterraum, die noch auf dem Planeten befindlichen Suchtrupps zum Schiff zurückzutransmittieren. Versuchen Sie, Kontakt mit der Columbus aufzunehmen.« »Kontakt wird gerade hergestellt, Sir.«
»Lassen Sie sie sofort zurückkommen.« Kirk verließ die Computer-Station und kehrte an seinen Kommandostand zurück. »Mr. Sulu, bereiten Sie den Abbruch der Suche vor. Nehmen Sie Kurs auf Makus III.« Ferris verließ die Brücke – und Kirk ließ sich verzweifelt in seinen Sessel fallen. Er konnte nichts mehr tun... er konnte auch nichts mehr sagen. Spock, McCoy, Scott – alle tot, alle elend gestorben auf diesem unheimlichen Planeten. Ob sie einen leichten Tod hatten? Wahrscheinlich nicht. Uhura mußte ihm zweimal sagen, daß die Sensorenstrahlen wieder funktionierten. Es war keine Zeit, zu trauern. »Und die anderen Systeme?« fragte Kirk. »Nichts, Sir, noch immer zu starke Interferenzen.« Sulu sagte: »Kurs Makus III eingegeben, Sir.« »Danke, Mr. Sulu. Halten Sie sich bereit. Leutnant Uhura, wann erwarten Sie die Columbus?« »In dreiundzwanzig Minuten.« »Dreiundzwanzig Minuten«, wiederholte Kirk. Dann lehnte er sich auf seine Konsole und stützte das Kinn in die Hände. * Yeoman Mears sah müde und zerschlagen aus. Wieder war es ihr nicht gelungen, Kontakt mit der Enterprise aufzunehmen. Sie schloß ihren Kommunikator. »Nichts, Sir«, wandte sie sich an Spock. »Nur ionische Interferenzen.« Er ging zu Scott. »Wie steht es mit dem Gewicht?« Scott hatte die Energie des letzten Phasers in die
Aggregate übertragen. Er legte ihn beiseite und sah auf. »Wenn wir jedes nur mögliche Gramm hinauswerfen, können wir in eine Umlaufbahn gelangen.« »Und wie lange können wir sie halten?« »Einige Stunden. Bei richtigem Timing könnten wir die Bahn mit ausreichend Brennstoff verlassen um einen gesteuerten Wiedereintritt in die Atmosphäre zu schaffen.« »Um hier wieder zu landen? Keine sehr attraktive Möglichkeit.« »Wir haben kaum Alternativen«, sagte Scott. Er beugte sich vor, um die leeren Phaser zur Seite zu räumen, als Boma und McCoy vom Heck nach vorn kamen. Sie trugen den toten Gaetano. »Wie sieht es draußen aus?« fragte McCoy. Spock schaute aus dem vorderen Fenster und drehte sich zu Scott um. »Wann können wir abheben, Mr. Scott?« »Vielleicht in acht Minuten, wenn das Gewicht stimmt.« Spock blickte die anderen an. »Doktor, Mr. Boma, Ihnen bleiben genau acht Minuten, Gaetano zu begraben. Dann starten wir. Im Augenblick scheint die Luft rein zu sein – im Augenblick!« Vorsichtig öffnete er die Luke. »Bitte beeilen Sie sich, ich werde Ihnen helfen.« * Es war der Gedanke an diese großen, behaarten Dinger, der Kirk zu einem Entschluß kommen ließ. Er rief Sulu. »Mr. Sulu, halten Sie weiter Kurs auf Makus III. Normale Raumgeschwindigkeit.«
Sulu war erschrocken. »Aber alle Systeme melden klar für Warp-Faktoren, Sir. Normale Raumgeschwindigkeit?« »Sie haben ganz richtig verstanden, Mr. Sulu. Leutnant Uhura, an alle Sensorenstationen: Strahlen mit voller Energie rückwärtsrichten! Ständiger Betrieb, bis auf Widerruf!« Der Bürokrat Ferris hatte keine WarpGeschwindigkeit vorgeschrieben. * Sie hatten im schwammigen Boden ein flaches Grab ausgehoben. Sie warfen die Grube gerade wieder zu, als sie alle das kratzende Geräusch hörten. Von den nebelverhangenen Felsen schallte ein durchdringender Schrei, ein triumphierendes Gebrüll. »Ins Schiff!« schrie Spock. »Sofort starten!« Ein Speer traf das Grab. Ein anderer streifte Bomas Schulter. Dann erfolgte ein wahrer Hagel von Speeren. Spock rannte auf das Schiff zu und sah, wie eine seltsam geformte Axt neben ihm einschlug. Als er danach griff, wurde er von einem großen Felsbrocken am Bein getroffen. Spock versuchte aufzustehen, aber das verwundete Bein konnte sein Gewicht nicht tragen. Er schob sich näher an das Schiff heran und brüllte: »Sofort starten! Sofort starten!« Boma und McCoy waren an der offenen Luke. Sie sprangen heraus und rannten auf ihn zu. Wütend bedeutete er ihnen, zum Schiff zurückzulaufen. »Nein! Zurück! Starten! Starten!« Die Männer gehorchten nicht. McCoy packte Spocks Schultern – und ein Speer pfiff dicht an sei-
nem Kopf vorbei. Halb trugen, halb schleiften sie ihn, aber sie schafften es, ihn durch die Luke in das Schiff zu schieben. Boma schloß sie in aller Eile und keine Sekunde zu früh. Einer der Kolosse warf sich gegen die Fähre und begann, an ihr zu rütteln. Spock griff sich an das verletzte Bein und starrte seine Retter an. »Ich hatte Ihnen befohlen, sofort zu starten!« McCoy, der bereits Spocks Bein behandelte, sagte: »Seien Sie doch kein Narr, Spock. Wir konnten Sie nicht dort draußen lassen.« Wieder wurde der Rumpf der Fähre mit Gesteinsbrocken bearbeitet. Spock schob McCoy fort; »Können wir abheben, Mr. Scott?« »Wir müßten jetzt schon abheben, aber das Schiff bewegt sich nicht!« Yeoman Mears kreischte laut auf. Im Fenster neben ihr tauchte ein riesiges, wildes Gesicht auf und starrte sie aus roten Augen an. McCoy riß die Blende herunter, und Spock humpelte nach vorn. Seine Finger glitten über die Kontrollen. »Es scheint, als ob sie das Schiff festhalten«, sagte er. »Alle Systeme sind in Betrieb, aber wir bewegen uns nicht.« Spocks Hand legte einen Hebel um. Entsetzt brüllte Scott: »Verdammt, was tun Sie da!« »Die Verstärker.« »Dann können wir die Umlaufbahn nicht halten!« Spock ließ den Hebel einrasten. Das Schiff bäumte sich auf. Die Nadeln der Instrumente zitterten. Ein letzter wütender Schlag gegen die Rumpfplatten, haßerfüllte Schreie, und die Galileo schoß nach oben. In Sekundenschnelle hatte sie den Krater unter sich gelassen. Yeoman Mears vergoß Tränen der Erleichterung.
»Wir sind sie los... wir sind gerettet!« Spock redete. »Ich muß Sie alle daran erinnern, daß wir die Umlaufbahn noch nicht erreicht haben. Lange können wir die Bahn ohnehin nicht halten. Es ist gut möglich, daß wir in einer Stunde genau dort sind, wo wir herkommen.« Aber Spocks Warnung konnte ihnen die Hoffnung nicht nehmen, die das vertraute Bild des sternenerfüllten Raumes in ihnen entfacht hatte. McCoy betrachtete nachdenklich Spocks ihm zugewandten Rücken und sagte: »Spock – dort unten –, was hat Sie eigentlich aufgehalten, als wir angegriffen wurden?« »Ein außerordentlich interessantes Stück, eine Handaxt, ähnlich denen, die von den Seen-Leuten auf Athos IV verwendet werden.« »Selbst wenn Sie sie bekommen hätten, Sie hätten sie doch nicht mitnehmen können. Sie wiegt bestimmt mindestens hundertfünfzig Pfund.« Spock wandte sich erstaunt um. »Wissen Sie, Doktor, bis zu diesem Moment habe ich daran überhaupt nicht gedacht.« McCoy grunzte. »Ein ermutigendes Zeichen von Menschlichkeit. Es war eine große Dummheit von Ihnen. Sie hätte Sie fast das Leben gekostet. Wenn wir Sie nicht geholt hätten...« »Indem Sie kamen, haben Sie den Start verzögert und damit vielleicht die letzte Überlebenschance aufs Spiel gesetzt, die Sie noch hatten. Es wäre nur logisch gewesen, mich zurückzulassen.« McCoy seufzte. »Nun haben Sie wieder Ihren ursprünglichen Gemütszustand erreicht. Erinnern Sie mich gelegentlich daran, Ihnen zu sagen, daß ich die Nase voll habe von Ihrer verdammten Logik.«
»Gern, Doktor.« Er prüfte die Instrumente. »Umlaufposition in einer Minute, Mr. Scott. Brennstoffstand?« »Fünfzehn Pfund Psi. Annähernd ausreichend für einen Umlauf.« »Und dann?« fragte McCoy. Scott schüttelte den Kopf. »Die Verstärker hätten nicht angezapft werden dürfen. Wir können nicht mehr weich landen!« »Sie meinen, wir verglühen beim Eintritt in die Atmosphäre des Planeten?« Spock sagte: »So endet gewöhnlich eine Umlaufbahn, wenn nicht genügend Brennstoff vorhanden ist.« McCoy stand auf und ging zu Spock. »Können wir denn gar nichts tun, Spock?« Der Vulkanier blickte auf. »Die Enterprise ist zweifellos wieder auf ihrem Kurs nach Makus III. Ich, für meinen Teil, glaube nicht an Engel, die uns auf ihren Schwingen sicher zurücktragen.« »Nun, Mr. Spock, so endet also Ihr erstes Kommando.« »Ja, mein erstes Kommando.« Scott sagte: »Umlaufposition erreicht, Mr. Spock. Bei gegenwärtigem Brennstoffstand haben wir noch etwa fünfundvierzig Minuten.« Spock schien allerdings an dieser Information überhaupt nicht mehr interessiert zu sein. Er nickte nur unmerklich und beobachtete weiter seine Konsole. Dann drehte er langsam den Kopf zu den anderen um und sah sie an. Sie waren jetzt wieder alle an ihren Stationen... McCoy, das Mädchen, Boma und Scott. Und sie alle beschäftigten sich jeder auf seine
Weise, mit ihrem so nahe bevorstehenden Ende. Aber ihre Augen hingen an Spock, als könnte er es auf eine wunderbare Weise noch verhindern. Wenn er überhaupt hätte schwitzen können, wäre er jetzt schweißnaß gewesen. Aber er war Vulkanier von Herkunft und Erziehung, und als solcher war sein Gemüt allen emotionellen Regungen unzugänglich. Nun, in seiner halb menschlichen Qual nahm er hinter einer Maske aus Stein Zuflucht. Sein erstes und sein letztes Kommando. Seine Hand streckte sich nach einem Schalter aus. »Spock!« schrie Scott. Aber dieser hatte den Schalter schon betätigt. Das Schiff erzitterte und ein Feuerstrahl schoß aus dem Heck hervor. »Was ist geschehen?« rief das Mädchen. »Er hat den ganzen Brennstoff abgeworfen und gleichzeitig gezündet!« brüllte Scott. Boma sprang auf. »Sind Sie verrückt geworden, Spock?« »Vielleicht, Mr. Boma.« McCoy leckte sich nervös die Lippen, bevor er fragte: »Scotty, wie lange haben wir noch?« »Sechs Minuten.« * Bei Sulus Aufschrei wandte ihm Kirk sein betrübtes Gesicht zu. »Ja Mr. Sulu?« »Der Schirm! Der Schirm, Captain! Es ist wieder etwas zu erkennen! Auf Taurus II!« Die Nervenanspannung war für alle zuviel gewesen. Sulu phantasierte! »Der Schirm«, sagte Kirk
Dann betrachtete er ihn. »Sensoren Mr. Sulu? Ein Meteorit?« »Nein, Sir. Es bleibt auf einer lateralen Linie! Da ist es wieder! Captain, das Ding hält einen festen Kurs!« Ein Flammenstreifen zog seine Bahn in der Dunkelheit des Raumes. Kirk explodierte förmlich. »Kurs hundertachtzig Grad zurück, Mr Sulu! Leutnant Uhura! Durchsage an Transporterraum! Alle Strahlen klar! Volle Normalgeschwindigkeit!« Die Flamme auf der Mattscheibe flackerte noch einmal auf und war nicht mehr zu sehen. Und an Bord der Galileo saß Spock unbeweglich. Die Hitze wurde stärker. Er fühlte die verständnislosen Augen aller auf sich gerichtet. Er hatte sie alle vernichtet. Er spürte kaum die Hand, die menschliche Hand, die sich auf seine Schulter legte. »Ach, alter Junge«, sagte Scott, »ein feines Glücksspiel... aber vielleicht hat es sich gelohnt.« Irgend jemand sagte: »Ich... ich verstehe überhaupt nichts mehr.« Scott fuhr herum. »Er hat aus dem ganzen Schiff ein Notsignal gemacht – eine Flamme!« Spock sagte: »Auch wenn dort draußen niemand ist, der es sehen könnte.« Scotts Hand lag noch immer auf Spocks Schulter. »Die Umlaufbahn geht zurück. Noch sechsunddreißig Sekunden bis zur Atmosphäre.« McCoy trat zu ihnen. »Es war vielleicht die letzte Handlung in Ihrem Leben, Spock, aber sie war so menschlich.« »Vollkommen unlogisch, Doktor. Wir hatten keine Chance.«
»Genau das meinte ich«, sagte McCoy. Ein wimmerndes Geräusch war zu hören. Scott sah Rauch aus der Kontrollkonsole aufsteigen. Er griff nach oben und zog die Metallblende des vorderen Fensters nach unten. Die Galileo brannte. Sie zeigte Farben von rotglühend bis orange und weiß. Die in dem brennenden Sarg gefangenen Männer griffen sich an die Kehle. Sie fingen an zu husten, als sich die Kabine immer mehr mit Rauch füllte. * Kirk kreuzte die Finger in jenem symbolischen Anruf der irdischen Glücksgöttin. Er sagte: »Transporterstrahlen aktivieren!« Dann wartete er. Er spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach. Sulu sagte: »Was es auch immer war, es ist in der Atmosphäre des Planeten verbrannt.« »Ja, das sehe ich doch selbst, Mr. Sulu.« Hinter ihm sprang Uhura aus ihrem Sessel hoch. »Captain! Transporterraum meldet: Fünf Personen an Bord! Sie leben!« »Sie leben, Leutnant?« Also hatten die Strahlen sie aufgefaßt. In dem glühenden Inferno der brennenden Landefähre waren die Männer und das Mädchen ohnmächtig zusammengebrochen und dann im Funkenregen verschwunden, der sie zur Enterprise zurückbrachte. Kirk bedeckte sein Gesicht mit den Händen. Dann hob er den Kopf. »Mr. Sulu, Kurs auf Makus III aufnehmen. Warp-Faktor eins.« »Aye, aye, Sir. Warp-Faktor eins.« McCoy flüsterte mit Kirk. Dann schauten sie beide
zu Spock hinüber, der seelenruhig an seiner Computerstation saß und eifrig seine Instrumente beobachtete. »Mr. Spock?« »Ja, Captain.« »Als Sie Ihren restlichen Brennstoff abwarfen und zündeten, wußten Sie genau, daß praktisch keine Chance bestand, daß Ihr Notsignal gesehen werden würde. Habe ich also recht, wenn ich Ihre Handlung als Akt der Verzweiflung werte?« »Ja, Captain.« »Verzweiflung ist ein höchst emotionaler Gemütszustand. Wie können Sie sich diesen Zustand bei Ihnen erklären?« »Ganz einfach, Sir. Ich prüfte das Problem von allen Seiten. Es war vollkommen hoffnungslos. Die Logik sagte mir, daß die einzig denkbare Handlung eine verzweifelte sein mußte. Eine logische Entscheidung, zu der nur Logik führen konnte.« »Sie haben also ganz logisch erkannt, daß es Zeit war für einen Gefühlsausbruch?« »Ich würde einen anderen Ausdruck wählen, aber im Grunde sind das die Tatsachen.« »Sie sind also nicht bereit, zuzugeben, daß Sie ein einziges Mal im Leben einer rein menschlichen, vom Gefühl diktierten Handlung fähig waren?« »Nein, Sir.« »Mr. Spock, Sie sind halsstarrig.« »Ja, Sir.« Kirk stand auf und eilte auf ihn zu aber er überlegte es sich. Grinsend schüttelte er den Kopf und akzeptierte einfach die Logik der Tatsachen. Spock sah das Grinsen seines Captains und hob die linke Braue.