Heinrich Sobeck Sam Spade und Mike Hammer... ...ermitteln in Köln. Sam kommt in seine Wohnung. Ein Killer wartet bereits...
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Heinrich Sobeck Sam Spade und Mike Hammer... ...ermitteln in Köln. Sam kommt in seine Wohnung. Ein Killer wartet bereits auf ihn. Und schon ist er in einem Fall, der ihm nicht nur Ärger mit der Polizei bringt, sondern auch einen alten Kumpel aus den 40er Jahren wieder aus der Versenkung auferstehen läßt. Doch auch der Zusammenbruch der DDR hinterläßt seine Spuren. Ein Chemiemanager verdient sich ein Zubrot mit der Verschiebung von Giftmüll nach Polen. Beteiligt sind dabei auch ehemalige Stasi-Mitarbeiter, die noch immer nicht glauben wollen, daß Erich Honnecker nicht mehr der erste Generalsekretär ist. Eine ebenso Geschichte.
konfuse
wie
satirische
"Scheiße!" Ein unfeines Wort entströmt dem Munde unseres Helden. War das denn nicht genug heute? Im Büro hatten drei Bullen eine ganze Stunde lang das Inventar durchwühlt, unter dem Vorwand, nach Rauschgift zu suchen. Erst als Sam sich an das Telefon gehangen hatte und Inspektor Parsons persönlich vorbeisah, ließen die Bullen davon ab, den Schreibtisch in seine einzelnen Bestandteile zu zerlegen. Dabei kam es zu dem Zwischenfall, der Sam veranlaßte, mit auf das Polizeipräsidium zu kommen: Der jüngste der drei Polizisten hielt den Inspektor für einen Einbrecher oder wen weiß auch immer, wollte ihm mit dem Beil, das er Sekunden zuvor noch in den Schreibtisch gegraben hatte, den Schädel spalten. Aber - der altgediente Bulle war schneller, wich dem Hieb aus, das Beil grub sich in den Türrahmen ein, Parsons zog seine Pistole und feuerte ein ganzes Magazin durch den Jungbullen hindurch. Schade, damit war das ganze Büro voll von Blut, Gedärmen und Hirnmasse, und es wird Tage dauern, bis sich der Gestank verzogen hat. Schade auch, daß Parsons Ärger mit den Vorgesetzten hat, weil er einen Kollegen erlegt hat. So spielt das Leben! Jetzt stehe ich hier in der Tür und habe die zweite Leiche des heutigen Tages. Oder sind es zwei? Sam macht Licht. Er ist es gewohnt, diesen Anblick von zerfetzten Menschen, aber in der eigenen Wohnung ist das etwas Anderes als auf freier Schießbahn. Könnte ja noch einer hier sein... Also Vorsicht, Alter! Leise schleicht Sam, sich an der Wand entlangdrückend, in Richtung des Badezimmers. Drückt die Tür auf, sieht um die Ecke, tastet sich in das Bad hinein, auch die Dusche ist O. K., kein Mensch drin. Küche? Auch hier schleicht er sich hinein, sieht in die Schränke hinein, der Kühlschrank ist voll, aber kein Mensch drin, auch nicht in Einzelteilen. Schließlich das Wohnzimmer - er wirft einen Blick durch den Türrahmen, geht langsam hinein, die Pistole nach vorn gerichtet, sichert zu den Seiten hin. Ein Geräusch! Blitzschnell dreht Sam sich um, richtet seinen 45er Colt auf den Teil des Zimmers, aus dem er etwas gehört hat. Aber dann er läßt die Knarre sinken, das war seine Katze. 2
Der nächste Gedanke, der ihn durchfährt, ist der an einen Schluck. Mit geübtem Griff öffnet er die Klappe seiner Hausbar, zieht die Flasche Dimple heraus, gießt ein Glas voll und trinkt es halb leer. Er fühlt das 40%ige Vergnügen die Kehle hinunterrinnen, genießt für ein paar Sekunden die Wärme, die sich im Magen breitmacht, und wendet sich dann dem Mann zu, dessen Einzelteile im Flur liegen. Was wollte der Typ eigentlich hier? Sam hat keine Ahnung, sie haben vorhin kein Wort miteinander gewechselt, dazu war keine Gelegenheit mehr. Das Einzige, was Sam gesehen hatte, war das Aufblitzen des Laufes einer Pistole, als er seine Wohnungstür öffnete. Und er schoß sofort, nachdem der Mann versuchte, ihn am Ärmel zu fassen, die Knarre an den Kopf zu setzen und in seine Wohnung zu ziehen. Es gab keine Gegenwehr, Sam ist ein schneller und guter Schütze. Aber was jetzt? Parsons anrufen? Nä, der hat wegen dem abgeknallten Bullen schon genug Ärger. Und Du sitzt selber zu sehr in der Scheiße, als daß Du dir noch Ärger mit den Bullen einhandeln könntest. Ne, ne, ne, alles Nix! Rüber zu dem Typen. Sieht zum Kotzen aus, gut, daß ich den Whisky getrunken habe. Der Kopf ist zur Hälfte weggerissen, eine Kugel, Weichmantelgeschoß, ist von vorne in den Schädel eingedrungen, hat sich in der weichen Hirnmasse aufgebläht, die Schädeldecke weggerissen und mit dem Hirn den Schädel verlassen. Ekelhaft! An der Garderobe hängt eine blutige, weiße Masse. Daß ein Mensch damit denken kann... Die Brust hat zwei Einschüsse abgekriegt, Teile der Lunge liegen vor der Küchentür. Du bist reingelatscht, Du hast den Dreck bis vor dein Bett geschleppt. Warum hast Du nicht besser aufgepaßt? Jetzt kommt Timo auch noch an, kein Wunder, der hat den ganzen Tag noch nix gefressen, nur faul rumgelegen, jetzt hat er Hunger. Mensch Kater, fang nicht an, den Typen anzuknabbern! Oh Mann, von wem hat er das nur, er setzt sich vor die Leiche, riecht daran, rupft ein Stück der Muskel aus dem Rücken und schlingt das Menschenfleisch hinunter. Alter, so geht das nicht! Sam geht zu seinem Kater, nimmt ihn auf den Arm, versucht, nicht in das Blut zu treten, und trägt das schwere Tier in die Küche, setzt ihn auf der Spüle ab. Öffnet eine Dose Katzenfutter, füllt 3
seinen Napf und läßt seinen Lebensgefährten fressen. Mein Gott, ist der abgefuckt! Sam streicht seinem Kater über den muskulösen Rücken. In den letzten Jahren hatten sie sich aneinander gehöhnt, nachdem Sam das Tier bei sich aufgenommen hatte. Eine Klientin hatte sich als führendes Mitglied einer Kette von Heroindealern erwiesen, war von der Polizei erschossen worden, und er hatte ihr Haustier aufgenommen, den hungrigen kleinen süßen Kater, der herzerweichend in der Wohnung maunzte. Der knallharte Privatdetektiv Sam Spade hatte Mitleid bekommen, den Kater mit zu sich genommen und aufgezogen. Schnell hatte er zugenommen, war bis auf 9 Kilo gekommen, kaum Fett, alles Muskeln. Sollte er das Riesenvieh in andere Hände abgeben? Sam hatte es nicht über's Herz gebracht, und dann diese Nacht vor 2 Jahren. Er schlief, tief und fest, den Kater neben sich, als leise ein Dietrich die Tür öffnete und ein Killer in die Wohnung trat. Timo wachte auf, fiel über den Killer her, und Sam konnte den Mann überwältigen, nachdem er durch dessen Geschrei wach geworden war, und schlug ihn bewußtlos. Auf der Wache hatte man Schwierigkeiten, den Typ zu identifizieren, Timo hatte sein Gesicht vollkommen demoliert, die Nase hing herab, tiefe Schürfwunden an den Wangen, ein Auge zerstört. Der Killer hat nie mehr in seinem Leben eine Katze angefaßt. Das Telefon. Du kannst die Leiche nicht alleine wegschaffen, das glaubt dir kein Mensch, daß das Notwehr war! Sam greift zum Hörer, denkt nach. Wer kann ihm helfen? Kottan! Ja! Der ist es. Sam wählt die Nummer. "Kottan? Bist Du dran?" "Ah ne, hier ist seine Freundin. Kottan ist in der Kneipe, saufen." "Wie lange? Wann kommt er wieder?" "Weiß ich nicht. Interessiert mich auch nicht, ist mir egal. Und wenn er kommt, dann wird der nix mehr schnallen, dann ist der voll besoffen." "Mist." "Genau." "Okay, er soll mich zurückrufen, wenn er wieder nüchtern ist." 4
Sam legt auf. Echt Scheiße, immer wenn man den Typ braucht, ist er nicht da! Was jetzt? Fieberhaft denkt unser Held nach, die Leiche muß weg, soviel ist klar. Aber wohin? Mit wem sie wegschaffen? Während Sam mit dem Aufnehmer die Bruchstücke des Toten in den Ausguß schöpft, überlegt er, wer ihm dabei helfen könnte, aber es findet sich kein Mensch, dem er dabei vertraut. Also, es hilft nichts, als er den Boden von Blut und Hirn gesäubert hat, nimmt er den Hörer von der Gabel und ruft Parsons an. "Spade? Was ist los, verdammt noch mal?" "Ich hab' 'ne Leiche, Inspektor." "Das weiß ich. Wegen dem Kollegen hatte ich heute schon genug Ärger." "Parsons, Sie haben mich nicht richtig verstanden - ich hab' 'ne neue Leiche, hier in meiner Wohnung!" "Was?" "Sie haben's gehört, ich hab' 'nen Typ abgeknallt, der mich in meiner Wohnung umlegen wollte." "Wann?" "Vor 10 Minuten." "Scheiße. Spade, bleiben Sie, wo Sie sind. Ich komme sofort." Der Inspektor knallt den Hörer auf die Gabel, der hat's aber eilig, denkt Sam. Na, der wird in 20 Minuten hier sein, Zeit genug, die Flasche in den Rachen zu kippen. Sam geht an seine Bar, setzt sich auf den Sessel davor und gießt sich einen Dimple ein. Ding. Der Gong weckt Sam aus seinem Halbrausch, er geht zur Tür und betätigt den Türöffner. Die Wohnung liegt im dritten Stock, und die Bullen sind erstaunlich schlecht durchtrainiert, denkt Sam, sie sind außer Atem, als sie ankommen. "Warum haben Sie mich angerufen? Ich hätte von Ihnen eher erwartet, daß sie die Leiche irgendwo verschwinden lassen, Spade." "Hatte keinen Bock. Wenn ihre Leute schon mein Büro durchwühlen, muß ich damit rechnen, daß die mich kontrollieren, wenn ich mit 'ner Leiche aus dem Haus 5
komme. Ne. Parsons, so einfach wollt' ich denen das nicht machen!" "Trotzdem, ich hätte gedacht, daß Sie Kottan anrufen." "Der ist in der Kneipe, den kann ich vergessen." "Ja? Ich hab' 2 Leute losgeschickt, den hierher zu bringen." "Oh." "Ja, Sam, ich bin einer von der schnellen Sorte." "Warum?" "Weil ich wissen will, ob der noch lebt." "Und warum?" "Sie schweben in Lebensgefahr." "Ach?" "Gibt Ihnen das nicht zu denken, daß man versucht hat, Sie abzuknallen?" "Das kommt in den besten Familien vor." "Aber nicht von Profikillern." "Kennen Sie den?" "Ich glaube schon." Parsons kniet seine Fettpolster, die er sich in den letzten 20 Jahren Bürodienst erworben hat, neben den Toten und hebt das hoch, was vom Schädel übriggeblieben ist. Steht wieder auf und geht auf Sam zu. "Den kennen Sie nicht? meistgesuchten Killer."
Das
"Gewesen."
6
ist
einer
unserer
"Ja. Wenn der hier in der Wohnung war, hat er auf Sie gewartet, um Sie abzuknallen, Spade." "Ah ja." "Und das läßt Sie kalt?" "Nö." "Dann werden beantworten."
Sie
mir
jetzt
ein
paar
Fragen
"Und wenn nicht?" "Dann kommen Sie mit auf die Wache und werden die Nacht verhört." "Verdammt." "Wie ist das passiert?" "Ich kam vor 'ner Stunde 'rein und wollte meinen Mantel ausziehen, da sehe ich die Knarre blinken. Hab' sofort gezogen und draufgehalten. Als ich das Licht anmachte, lag der Haufen Scheiße hier im Flur." "Woran arbeiten Sie im Moment?" "Kann und darf ich Ihnen nicht sagen." "Aber umbringen darf man Sie?" "Das ist nicht so einfach. Da haben schon mehrere ihr Leben verloren." "Und Sie fast ihre Eier." Sam faßt sich unbewußt an den Oberschenkel, der hat recht, denkt er, 10 cm weiter nach rechts, und es hätte seine Eier erwischt, vor 3 Jahren. Na, war ein Monat im Krankenhaus, dann ging's wieder. Der Typ, der ihm die Ladung verpaßt hatte, sah schlimmer aus, Sam hatte ein ganzes Magazin in seinen Schädel gefeuert. Seine Freundin erkannte den Haufen Fleisch nicht wieder. Das war einmal ein Mensch? Sah nicht danach aus. 7
"Für wen arbeiten Sie?" "Geht Sie nichts an." "Okay, dann kommen Sie mit." "Eine Ehesache, nix Großes." "Aber mit Killer?" "Ich weiß nicht, warum." "Großes Tier?" "Vorstand von 'ner großen Firma. Der Mann. Die Frau hat mich engagiert." "Das hört sich schon viel besser an. Und einer der beiden Eheleute will, daß Sie ins Gras beißen?" "Das sagen Sie." "Spade, wir nehmen den Typ mit, lassen ihn obduzieren, und morgen um 10 sind Sie in meinem Büro. Wenn nicht, sind Sie um 11 im Knast. Verstanden? Sie haben mir mit dem Kollegen schon genug Ärger gemacht, so langsam hab' ich die Faxen dicke." "Okay, ich beuge mich der Gewalt." Ding. Wieder der Gong. Sam fragt an der Gegensprechanlage, das ist Kottan. Nach einer Minute kommt er, sturzbesoffen, von zwei Bullen gestützt durch die Tür. "Ey, was'n los? Was soll das?" "Sieh dir das an, Kottan." "Kottan, kennen Sie den Typ?" "Oh Nein..." Der ehemalige Kommissar beugt sich nach vorne, sieht sich die Leiche an und kotzt 4 Whisky, 3 Bier und eine Currywurst über den Toten. Sam schluckt, wozu hatte er 8
gerade eigentlich geputzt? Es riecht sauer im Raum, ein Polizist würgt ebenfalls. Kottan ist fertig, wirkt bedeutend nüchterner, kann alleine stehen. "Was macht der hier?" "Das wollte mich abknallen." "Warum?" "Frag mich 'was leichteres." Parsons mischt sich in den Dialog der beiden Kollegen ein. "Kottan, Sie kennen den Typen?" "Flüchtig. Der hat 'mal 'nen Klienten in die ewigen Jagdgründe geschickt. Mit 'ner Stange Dynamit im Arsch." "Schön. Und wenn Sie nicht um 10 morgen in meinem Büro sind, stecke ich Ihnen noch 'was ganz Anderes in ihren Arsch. Verstanden?" 3 Bullen schütteln die Kotze von der Leiche, legen diese in einen Zinksarg und verschließen ihn. Nach 5 Minuten sind die beiden Männer wieder allein. Sie reden nicht lange über den Fall, Tote sind in dem Job alltäglich geworden, öffnen eine Flasche Rum von der karibischen Inseln und kippen sie hinunter, nachdem Sam den Flur zum zweiten Mal gesäubert hat. Die Uhr zeigt auf 3, als er neben seinem Kater einschläft, Kottan auf dem Sofa daneben. Dumpf knallt die Türe hinter den 3 Männern in den Rahmen. Sam dröhnt der Schädel, vielleicht hat er in der letzten Nacht etwas zuviel gesoffen. Jetzt ist keine Zeit für Schwachheiten, Parsons will sie verhören. "Setzen!" Der duldet keinen Widerspruch. Als Spade und Kottan auf die Etage kamen, hörten sie aus der Tür des Oberinspektors, wie dieser Parsons anschrie, weil er 9
gestern einen Kollegen umgelegt hat. Natürlich ist der schlechter Laune, und beide Privatdetektive wissen, daß mit ihm nicht zu spaßen ist. Also nehmen sie vor dem Schreibtisch Platz. "Jetzt hören Sie mir beide zu. Mein Chef hat mich gerade in die Mangel genommen, weil ich den Kollegen gestern umgebracht habe, diesen Grünschnabel von Bulle. Wenn ich noch mehr Ärger kriege, Spade, mach ich sie fertig, daß war gestern nur, um Ihnen zu Hilfe zu kommen. Ich hab' Sie auf dem Kieker." "Soll das 'ne Drohung sein?" "Ja!" "Und was ist mit mir?" "Kottan, Sie hängen genauso in der Scheiße drin wie ihr Kollege." "Mist." "Wer ist ihre Klientin, Spade?" "Darf ich nicht sagen. Absolute Diskretion, verstehen Sie?" "Ich verstehe. Sie wollen den Rest der Woche im Knast sitzen." "Also gut. Die Ehefrau eines Vorstandsmitglieds einer Chemiefirma. Reicht das?" "Für den Moment ja. Und warum wollten die Sie umbringen?" "Keine Ahnung." "Dann sag' ich Ihnen jetzt 'mal 'was. Heute morgen, 7 Uhr, hat man mich aus dem Bett geholt, weil ein Vorstand einer Chemiefirma erschossen worden ist, heute morgen." "Oh!" 10
"Ist das der Mann Ihrer Klientin?" "Fuck. Ja." "Wie ist das passiert?" "Kottan, der ist genauso erschossen worden, wie Ihnen das gestern hätte passieren können. In der Wohnung, gerade als die Frau nicht da war. Wir haben zuerst vermutet, daß es ein Einbrecher war, aber der hat Nichts mitgenommen, der ist stur ins Schlafzimmer gegangen und hat den Mann abgeknallt." "Wo war die Frau?" "Das müßten Sie besser wissen als ich, Spade." "Sie war nicht im gleichen Bett wie ihr Mann?" "Nein. Wir haben Sie jedenfalls dort nicht gefunden." "Und der Killer? Haben Sie den schon?" "Nein. Die einzige Spur ist, daß er sich bei der Flucht an einer Glasscheibe geschnitten hat, wir haben Blutspuren gefunden, die nicht von dem Toten stammen." "Und nicht von der Frau? Die könnten auch von ihr sein." "Nein. Wir haben ihre Papiere gefunden, in einem Impfpaß stand ihre Blutgruppe, die sind nicht identisch." "Also nicht. Kein Hinweis?" "Nichts, gar nichts. Wir tappen im Dunkeln." "Wo ist unsere Klientin?" "Wissen wir nicht. Wir haben sie nicht finden können." "Na schön. Und was machen wir jetzt?" "Was ich mache, weiß ich. Ich werde Sie beobachten lassen."
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"Warum?" "Weil Sie mit Sicherheit mehr wissen als Sie sagen, Spade." "Woher wollen Sie das wissen, Parsons?" "Ich kenne Sie seit mehr als einem Jahrzehnt, Spade. Reicht Ihnen das als Erklärung?" "Ach... Und was ist, wenn ich mich weigere, Ihnen zu helfen?" "Dann finden wir irgendeinen Vorwand, Sie für ein paar Tage einzusperren. Das geht verdammt schnell." "Gut, dann nehme ich an, daß unsere Unterredung damit beendet ist." "Ich habe Sie gewarnt, Spade. Und Sie auch, Kottan!" Die Detektive nehmen ihre Hüte und verlassen das Büro, verlassen das Gebäude. Scheiße, was nun? Sie steigen in Sams BMW, fahren ins Büro. Auf der Fahrt dahin folgt ihnen ein Mercedes, vollkommen unauffällig, sie werden beschattet. Im Büro angekommen, klatscht Sam seiner Sekretärin auf die Rückseite ihres viel zu eng anliegenden Rocks. Carmen dreht sich um. "He, alter Fummler, da wartet deine Klientin im Büro." "Was?" "Die Frau, die vor 2 Tagen hier war." Sam geht in sein Büro, tatsächlich, da sitzt sie. Diese Nacht muß hart gewesen sein, die Frau hat Ringe unter den Augen, auch ihr Make Up kann das nicht verbergen. Sie trägt ein langes schwarzes Kleid, unter dem sich ihre schlanke Figur abzeichnet. Geile Sache, denkt Sam. "Was ist passiert?" "Man hat meinen Mann erschossen." 12
"Woher wissen Sie das?" "Ich - äh - ich habe es gehört." "Von wem?" "Ich war im Bad, als es passierte." "Ach ja? Genau in dem Moment, als der Killer ins Schlafzimmer kam und ihrem Mann 3 Kugeln verpaßte? Das glaub' ich Ihnen nicht!" "Woher wissen Sie..." "Ich habe Freunde bei den Bullen. Gestern Abend hat ein Typ versucht, mich abzuknallen, in meiner Wohnung, und jetzt hat man das Gleiche mit Ihrem Mann gemacht. Wo stecken Sie in der ganzen Sache? Versuchen Sie nicht, mich zu belügen." Kottan kommt ins Büro, setzt sich auf den Schreibtisch, sagt nichts. "Ich... ich habe Sie engagiert, weil mein Mann in dreckigen Geschäften mitmischt. Deshalb." "Und deshalb hat es in der letzten Nacht 2 Tote gegeben? Was sind das für Geschäfte?" "Giftmüll. Er hat mitgeholfen, Giftmüll in den Osten zu verschieben." "Und das ist der Grund, warum man ihn umgebracht hat?" "Ich nehme es an." "Das scheint Ihnen nicht nahe zu gehen." "Wir haben uns in den letzten Monaten nicht mehr gut verstanden." "Und darum waren Sie in der letzten Nacht nicht zu Hause, als der Mörder eintraf?" "Wieso wissen Sie..." 13
"Die Polizei war da, als die Leiche Ihres Mannes noch warm war, aber von Ihnen keine Spur. Und deshalb sitze ich jetzt ganz dick in der Scheiße, weil Sie meine Klientin sind." "Das wollte ich nicht." "Das nehme' ich Ihnen nicht ab. Sie sagen mir nicht alles, was Sie wissen. Ich habe keine Ahnung, welche Rolle Sie in dem Spiel haben." "Ich weiß nicht, was da los ist." "Doch, das wissen Sie. Sie wollen es nur nicht sagen." "Was wollen Sie tun?" "Mein Leben retten. Wir können Sie hier nicht ausquetschen, die Bullen beobachten uns. Es war ein Fehler von Ihnen, hierher zu kommen." "Wieso?" "Weil die Bullen uns beobachten, und weil Sie hier nicht ungesehen 'rauskommen. Wenn Sie Pech haben, nehmen die Sie draußen gleich fest." "Verdammt." "Ja, Verdammt! Sie sitzen genauso drin wie wir auch." "Vielleicht muß ich Ihnen etwas gestehen." "Jetzt nicht. Bevor Sie mir hier irgendwelche Lügen auftischen, müssen wir hier verschwinden. Und Sie kommen mit, denn hinter uns sind nicht nur die Bullen her. Kottan, Du holst den Wagen vor die Wäscherei. Und laß dich nicht verfolgen." "In Ordnung." Während Kottan durch den vorderen Ausgang das Haus verläßt, steigt Sam mit der Frau die Treppe in den Hinterhof hinab. Als sie über die Mauer klettern, reißt der Frau der Rock ein. War doch zu eng, sieht aber echt geil aus, denkt Sam. Nach den Mülltonnen kommen sie 14
an der Rückseite der Wäscherei an, gehen hinein. Der Besitzer der Wäscherei sieht kurz zu Sam herüber, er weiß, daß da wieder Gefahr im Verzuge ist, denn Sam benutzt diesen Weg immer, wenn es brenzlig wird, dann steht Sam vor dem Schaufenster. Kein Wagen zu sehen. Kottan steigt gemütlich die Treppen hinunter, geht durch die Haustür und steht auf der Straße. 10 Meter rechts von ihm steht der Benz, darin sitzt der Polizist, der sie beobachten soll. Ganz unbeteiligt geht er zu dem Zigarettenautomaten hinter dem Wagen, zieht eine Packung und steckt sie in die Innentasche seiner Jacke. Jedenfalls sieht das so aus. Ein Auto kommt, Kottan kann die Straße nicht überqueren und macht neben dem Benz einen Schritt zur Seite, steht neben der Fahrertür, nestelt, wie es aussieht, an der Zigarettenpackung herum. Dann geht alles blitzschnell: Er dreht sich um, reißt die Tür auf und drückt dem Bullen seine Pistole an die Schläfe. Zerrt ihn aus dem Wagen, zieht die Schlüssel ab und durchsucht den Mann nach Waffen. Die Dienstpistole steckt er ein, zieht dann die Handschellen aus der Hose. Mit dem vollkommen überraschten Bullen geht der um den Wagen herum, legt eine der Schellen um dessen rechtes Handgelenk und die andere um den Griff der Beifahrertür. So kann sich der Mann nicht mehr bewegen. Als letztes schließt Kottan den Wagen über die Fahrertür ab, nimmt die beiden Schlüssel mit. Jetzt ist er guter Laune, der Bulle kann sie nicht verfolgen, und er kann auch keine Nachricht an die Kollegen abgeben. Ganz ruhig schlendert Kottan zum BMW, schließt auf und fährt los. An der ersten Ampel um die Ecke öffnet er die Tür und wirft die Schlüssel in den Gulli. Schließlich hält er vor der Wäscherei an. Sam und die Klientin sehen ihn kommen, verlassen den Laden und steigen ein. Jetzt schnell weg hier, bevor eine Streife den Kollegen entdeckt. "Was machen wir jetzt?"
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"Sie werden mir ein paar Fragen beantworten. Sollten Sie das nicht tun, steuern wir den direkten Weg zur Polizei. Verstanden?" "Aber wieso..." "Meine verehrte Klientin, man hat in dieser Nacht versucht, mich umzubringen, und ich darf wohl annehmen, daß ich das Ihnen zu verdanken habe. Außerdem hat man Ihren Mann abgeknallt, und das läßt Sie vollkommen kalt. Sie erwarten doch nicht, daß ich glaube, Sie hätten eine weiße Weste?" Schweigen. Sam sieht der Frau, die neben ihm auf dem Rücksitz des Wagens sitzt, streng in die Augen, duldet keinen Widerspruch. "Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll." "Am besten am Anfang." "Hm. Wir haben vor 5 Jahren geheiratet, Martin und ich, und zu Anfang war das auch eine schöne Sache. Als das erste Jahr vorüber war, hatte er soviel mit seinem Job zu tun, daß er für mich kaum noch Zeit hatte." "Also haben Sie sich einen Lover genommen?" "Ja, so, nicht direkt. Zuerst hatte ich ein, zwei kleinere Affären, dann kam eine Sache mit einem Kollegen meines Mannes, den ich bei einer Party kennengelernt hatte. Das hat länger gedauert." "Hat ihr Mann Wind davon bekommen?" "Erst ganz zum Schluß. Er hat mir Vorwürfe gemacht, ich hab' dann erfahren, daß er auch ein paar Affären hatte. Aber an Scheidung haben wir nie gedacht." "Ach?" "Das ging nicht, in seiner Position. Und vielleicht war es auch besser so." "Warum haben Sie mich dann engagiert? Sie haben mir gesagt, ich sollte im Privatleben Ihres Mannes 16
'rumschnüffeln, um zu sehen, ob der eine andere Frau hat. Das kann ja wohl nicht sein, das haben Sie mir vorgeschwindelt. Was ist der Grund?" "Die... Die Geschäfte meines Mannes. Ich wußte nicht, ob er da in die Kriminalität abrutscht." "Was für Geschäfte?" "Er hat Giftmüll verschoben. Er hat den Transport von Abfällen organisiert, die in den Osten gegangen sind." "Und deshalb hat man ihn umgebracht?" "Ich weiß es nicht. Aber die Leute, mit denen er da zu tun gehabt hat, das sind Kriminelle." "Was sind das für Leute?" "Ich kenne die nicht. Wir haben über seine schmutzigen Geschäfte nie geredet." "Hat er irgendeine Andeutung darüber gemacht, daß er in Schwierigkeiten steckt?" "Nein, nicht daß ich... Halt, doch, er hat letzte Woche gesagt, daß er sich in seiner Haut nicht mehr wohl fühle. Er hat mir gesagt, daß er glaubt, daß ihm die Sache außer Kontrolle gerät." "Und deshalb haben Sie mich engagiert? Das soll ich Ihnen alles glauben?" "Es ist die Wahrheit, Sam. Die ganze Wahrheit." "Ich kann das so nicht glauben. Ich weiß zwar, daß diese Giftmüllmafia sehr gewalttätig ist und über Leichen geht, aber es will mir nicht in den Kopf, was Sie da sagen." "Es ist aber die Wahrheit. Glauben Sie mir." "Wo waren Sie in der letzten Nacht?" "Muß ich die Frage beantworten?" 17
"Wenn Sie mir nicht antworten, werden die Bullen das schon aus Ihnen 'rauskriegen. Und wenn die Sie erst 3 Monate in den Knast stecken müssen, bis Sie weich sind." "Verdammt." "Wo?" "Bei einem... einem Freund von mir." "Name? Adresse?" "Mein Gott, sind Sie neugierig!" "Das muß ich sein. Wir müssen davon ausgehen, daß man Sie genauso umbringen will wie ihren Mann und mich. Und wenn Sie nicht sagen, wer der Typ ist, müssen Sie damit rechnen, daß der auch abgeknallt wird." "Okay, Sie haben gewonnen. Hier, ich schreib' Ihnen die Adresse auf." Gesagt, getan. Sam hält die Adresse in seiner Hand, der Typ ist jetzt nicht zu Hause, ist in der gleichen Firma wie der Mann seiner Klientin, und Sam denkt, daß der Betriebsschutz dafür sorgen wird, daß er keines unnatürlichen Todes stirbt. Er bedeutet Kottan, zu dem Haus an der Bahnlinie in Ehrenfeld zu fahren, in dem er seine Klientin sicher vor der Polizei und Killern unterbringen kann. Sie kommen an, Mittag, eigentlich Zeit, um essen zu gehen. Das können sie auch später noch erledigen, denkt Sam, während ihm der Magen knurrt. Er sucht in seinem Trenchcoat nach dem Schlüssel, der ihm dieses Haus öffnen soll, in dem er für die nächsten Tage die Frau verstecken will, für die er jetzt arbeitet. Endlich findet er den Schlüssel, steckt ihn in das Schloß und öffnet die schwere Stahltür. 3 Stockwerke hat dieses Gebäude, davon sind zwei nach einem Brand vor zwei Jahren nicht mehr zu bewohnen, aber in der obersten Etage hat er eine Wohnung wieder hergerichtet, die ihm oder - wie in diesem Falle - bedrohten Personen als 18
Unterschlupf dienen kann. Die 3 Menschen steigen hinauf, Sam schließt die Wohnungstür auf und geht vorsichtig hinein, es könnte ja eine ungebetene Person anwesend sein, wer weiß... Aber das Mißtrauen erweist sich als unbegründet, niemand da. "Gut. Adolf, Du bleibst mit ihr hier. Ich werde mich draußen umsehen, und keiner verläßt mir das Haus. Im Kühlschrank sind genug Vorräte, alles Andere später." "Gut. Wann kommst Du zurück?" "Weiß ich noch nicht. Ich denke, spätestens um Mitternacht, vielleicht bin ich dann aber auch schon tot oder im Knast." "Wäre nicht schön." "Jaja. Und laß' unsere Klientin in Ruhe!" "Wenn's sein muß..." "Wie lange muß ich hier bleiben?" "So lang, bis die Luft draußen wieder rein ist. Vielleicht nur heute, vielleicht auch länger. Wenn Sie abhauen, müssen Sie damit rechnen, sehr schnell abgeknallt zu werden. Ihr Mann ist tot, mich haben sie fast auch umgebracht, und Sie sind auch ganz nah am Sterben." Das reicht. Sam winkt beiden zum Abschied, verläßt Wohnung und Haus. Vor der Tür ist kein Bulle zu sehen, die haben also noch nicht entdeckt, daß er eine Zweitwohnung hat. Sich umsehend schließt Sam den BMW auf, setzt sich auf den Fahrersitz und nimmt das Telefon zur Hand. Nach einigen Verbindungen hat er Inspektor Parsons am Telefon. "Spade, Sie Arschloch. Was soll das?" "Was? Wovon reden Sie?" "Das wissen Sie ganz genau. Sie haben einen Kollegen an seinen Wagen gefesselt, der Sie beobachten sollte."
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"Was? Geil, davon hatte ich keine Ahnung. Das war Kottan, aber davon hat er mir nichts gesagt." "Das soll ich Ihnen glauben?" "Ist mir scheißegal, ob Sie mir das glauben. Ich mag es nicht, wenn ich beobachtet werde, ist daß klar? Es ist in Ordnung, wenn ich vielleicht das Opfer eines Überfalles werden sollte, aber solange ich hier in den Ermittlungen stecke, will ich keinen Schatten haben." "Wo stecken Sie jetzt, Spade?" "Das sag' ich Ihnen nicht. Wie weit sind Sie mit den Ermittlungen?" "Das sag' ich Ihnen nicht. Wo ist ihre Klientin?" "Parsons, wir können nicht zusammenarbeiten. Wir sehen uns später. Auf Wiederhören." Das war das letzte Wort. Sam legt auf, während Parsons etwas sagt. Egal. Er läßt den 6Zylinder an, der Motor schnurrt vor sich hin. Wenn das stimmt, dann haben die Bullen wirklich seine Spur verloren. Gut so. Er sieht auf den Zettel, die Adresse wird hoffentlich richtig sein, das ist nicht weit, dann schert er aus, dreht den ersten Gang bis zum Einsetzen des Begrenzers und erwischt eine Ampel bei Gelb. Sieht mies aus, das Haus, vor dem Sam hält. Die Adresse stimmt, da gibt's gar keinen Zweifel. Also 'mal sehen, was da los ist. Sam steigt aus, sieht sich um, kein verdächtiges Fahrzeug zu sehen. Die Haustür steht offen, in seinem Kopf schellt die Alarmglocke. Vorsicht! Langsam geht Sam zur Treppe hin, steigt in die zweite Etage hinauf, immer danach Ausschau haltend, ob jemand eine Knarre auf ihn richtet. Dann steht er vor der Wohnungstür, die ist ebenfalls offen. War schon jemand hier? Der Detektiv drückt die Tür vorsichtig auf, den Colt in den Raum haltend. Jemand hier?
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Nach einer Minute ist er schlauer. In dieser Wohnung ist kein Mensch, dafür sieht es hier wie nach einer gründlichen Haussuchung aus. Alles, was sich in den Schränken befunden hatte, liegt auf dem Boden verstreut, da muß einer von der anderen Seite vor Sam dagewesen sein. Aber wo ist der Mensch, dem diese Wohnung gehört? Keine Spur von Gewaltanwendung! Ist der Typ noch nicht hier gewesen? Die Antwort läßt nicht lange auf sich warten. Als Sam die Blätter, die auf dem Boden verstreut liegen, durchsehen will, hört er ein Geräusch in der Tür, er hat sie hinter sich zugemacht. Schnell hat er den Colt in der Hand, springt auf und stellt sich neben den Türpfosten des Wohnzimmers. Dann hört er ein Seufzen, das muß der Gesuchte sein, der Lover seiner Klientin. Er schließt die Tür, und als Sam dieses Geräusch vernimmt, macht er einen Ausfallschritt zur Seite und richtet seinen Colt mitten ins Gesicht des Mannes, der soeben die Wohnungstür geschlossen hat. "Guten Morgen. Sam Spade, Privatdetektiv. Bitte nehmen Sie die Hände hoch und stellen Sie sich an die Wand, ich muß Sie nach Waffen durchsuchen." Der Angesprochene ist blaß, reagiert stotternd, worauf Sam ihn an der Schulter packt und gegen die Wand drückt. Die Durchsuchung ergibt, daß er keine Waffe bei sich trägt, nicht einmal ein Messer. Also steckt Sam seine Waffe ein. "Was wollen Sie? Wollen Sie einbrechen?" "Nein, das sah schon so aus, als ich gekommen bin. Die Tür war auf, da hat jemand ihre Wohnung durchsucht." "Was machen Sie hier?" "Kennen Sie diese Frau?" Sam fingert ein Foto seiner attraktiven Klientin aus dem Trench, zeigt es dem jungen Mann, der ihn etwas konsterniert ansieht. An seiner Reaktion merkt er, daß der Mann sie kennt. 21
"Ja, ich kenne sie. Was ist mit ihr?" "Sie ist meine Klientin." "Oh." "Gestern Abend hat man versucht, mich umzulegen, heute morgen hat man ihren Mann umgelegt, und Sie stehen sicher auch auf der Liste." "Verdammt. Und was soll ich tun?" "Wo waren Sie in der letzten Nacht?" "Muß ich Ihnen das sagen?" "Sie haben ein Motiv, den Mann ihrer Geliebten umzubringen. Ich könnte Sie damit bei der Polizei abliefern." "Wollen Sie mich erpressen?" "Ich will wissen, woran ich bin. Und ich möchte nicht bei der Arbeit an diesem Fall abkratzen." "Fuck." "Also, wo?" "Hier." "Das soll ich glauben?" "Es ist die Wahrheit. Sonja kann das bezeugen." "Meine Klientin?" "Ja." "Sie sind ein Paar. Das glaub' ich nicht." "Verdammt, es stimmt aber." "Haben Sie andere Zeugen?" "Nein, wir müssen das geheimhalten." 22
"Wo waren Sie heute Vormittag?" "An der Uni. Ich studiere Sport und Tanzen." "Ach so. Daher die Figur, ich dachte schon, das sie Karate oder Judo machen." "Nein." "Gut so. Das erspart mir besondere Wachsamkeit." "Ach?" "Und jetzt gehen wir besser, bevor die Bullen oder die Leute kommen, die diese Unordnung hier angerichtet haben. Die könnten Sie auch umlegen." "Wohin? Wo sollen wir hingehen?" "Zu ihrer... zu meiner Klientin. Ich habe Sie in einer Wohnung versteckt, damit sie vor Bullen und Killern sicher ist." Schluß. Sam fackelt nicht lange, hakt den jungen Mann unter und öffnet die Tür. Kein Mensch im Flur, also zieht er ihn aus seiner Wohnung und geht Richtung Treppe. Auch hier kein Mensch zu sehen, bis sie im Erdgeschoß sind. Eine ältere Frau kommt ihnen entgegen, grüßt, keine Gefahr. Auch vor der Tür scheint alles in Ordnung zu sein, also geht Sam zum BMW uns schiebt den Lover seiner Klientin auf den Beifahrersitz. Dann steigt er selbst ein, legt den Gurt an und fährt los. Eine Viertelstunde später fällt sich das Liebespaar in die Arme. Sam und Kottan lassen den beiden 5 Minuten, um sich abzuknutschen, dann geht Sam dazwischen und nimmt sie ins Kreuzverhör. "Wo waren Sie beide heute Nacht?" "Ich war bei meinem Mann. Jedenfalls die erste Hälfte der Nacht." "Öh..."
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Das war es. Sam grinst, der Lover seiner Klientin stammelt vor sich hin. "Ja, tut mir leid, schon verplappert. Ihr Lover hat mir gesagt, daß Sie ganze Nacht bei ihm waren." "Warum hast Du..." Die Frau sieht ihren Lover aus ihren großen braunen Augen an. "Jetzt 'mal ehrlich. Wo haben Sie sich die Nacht 'rumgetrieben? Haben Sie Ihren Mann abgeknallt?" "Nein, nein, nein, damit hab ich nichts zu tun!" "Das soll ich glauben?" "Warum denn nicht?" "Wem wollen Sie schützen?" "Ich ... ich will niemand schützen." "Warum rücken Sie dann nicht mit der Wahrheit 'raus? Muß ich erst selbst 'rumschnüffeln, um die Leute zu finden, die mich umbringen wollen?" "Ich kann nicht." "Sie stecken in der Klemme. Und wenn ich nicht mehr bin, werden die Bullen Sie wesentlich härter in die Mangel nehmen." "Also gut. Ich war bis um 3 Uhr bei einem Kollegen meines Mannes, mit dem ich vor Jahren eine Affäre hatte. Gut, da ist nichts gelaufen heute Nacht, wir haben nicht gebumst. Er hatte mich gebeten zu kommen, weil mein Mann seine Finger in dreckigen Geschäften hatte." "Und?" "Wir haben uns darüber unterhalten... Äh, da ist 'was mit einer Bande, die Giftmüll in den Osten verschiebt. Mein Mann hat mit denen Geschäfte eingefädelt und wollte da 24
aussteigen, wie sein Kollege meinte. Und die wollten das nicht." "Und deshalb haben die Ihren Mann umgebracht?" "Ich nehm's an." "Erscheint mir nicht schlüssig. Wer ist der Kollege?" "Ich schreib' Ihnen die Adresse auf. Aber sagen Sie nicht, daß Sie die von mir haben." "Das überleg' ich mir noch." "Hier ist die Adresse. Der müßte wieder zu Hause sein." "Gut. Sie bleiben alle hier, Kottan auch. Wenn ich in 3 Stunde nicht wieder hier sein sollte, rufen Sie die Bullen an, dann bin ich vielleicht tot." Das waren Sams letzte Worte. Damit verläßt er die Wohnung, steigt in den BMW und fährt zu der angegebenen Adresse. Immer noch kein Bulle zu sehen, die haben meine Spur immer noch nicht wiedergefunden. Hä, hä, hä. Sam grinst. Schon wieder? Auch diese Wohnungstür ist offen! Hab' ich denn heute überhaupt kein Glück? Sam geht in das Gebäude hinein, in dem sich seine Klientin nach eigener Aussage einen Teil der Nacht über aufgehalten hat. Wo ist der Typ? Hie scheint wieder kein Mensch zu sein, aber vielleicht hat der als Manager ja noch viel zu tun und noch lange keinen Feierabend. Also richtet Sam sich darauf ein, längere Zeit auf sein Date zu warten. Vorsichtig schleicht er sich den Flur entlang, durchsucht die Küche, ohne einen Laut zu machen, quert den Flur und schiebt sich ins Wohnzimmer. Der Raum ist groß, abgeteilt, verwinkelt, schlecht zu übersehen. Also paß auf, Sam, daß dir hier keiner 'ne Kugel in den Schädel
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jagt. Er sieht sich um, als er langsam durch die Tür geht, drückt sich an die Wand und linst um die Ecke. "Keine Bewegung! Waffe fallen lassen!" Die Kommandos schallen laut durch den Raum, dulden keinen Widerspruch. Oder doch? Sam will nicht aufgeben, reißt die Waffe zur Seite genau auf den Ort, aus dem er die Stimme gehört hat, will abdrücken und den Typ erledigen, ihm vielleicht hinterher noch ein paar Fragen stellen, wenn er Glück hat. Doch er kommt nicht mehr dazu. "Spade! Waffe weg, Du Arsch!" Erschrocken reißt Sam den Colt hoch, und der Mann, der sich hinter dem Tisch verschanzt hat, tut dasselbe, richtet sich auf. "Hammer, was tust Du hier?" "Dasselbe kann ich dich fragen. Was machst Du hier?" "Ich suche meinen Klienten. Und Du?" "Ich suche den Manager, der hier wohnt. Ist das dein Klient?" "Ja. Etwa auch deiner?" "Nein. Ich hab' die Adresse von 'ner Frau, mit der er vor 3 Jahren 'mal zusammen war, und deren Mann ist bei der gleichen Firma wie dein Typ." "Und?" "Der Typ ist letzte Nacht abgeknallt worden." "Ach, der war das. Hab' schon von gehört." "Und?" "Ich weiß nix über den Fall. Aber der Typ hier war vor 2 Tagen bei mir und wollte mich als Bodyguard haben. Wir wollten uns heute hier treffen." 26
"Hast Du die Tür aufgemacht?" "Nein. Muß jemand versucht haben, einzubrechen. Ist aber außer mir keiner im Haus, ich hab' alles durchsucht.""Komisch." "Ja." "Weißt Du 'was über den Toten von meiner Klientin?" "Nein. Ich nehme aber an, daß mein Klient darüber 'was weiß." "Ach ja?" "Er war 'n bißchen nervös nach dieser Nacht." "Und er will jetzt kommen?" "Sollte seit 5 Minuten hier sein." "Vielleicht ist der auch schon tot?" "Ich ruf' 'mal in der Firma an." Mike Hammer geht zum Telefon, wählt die Nummer des Büros seines Klienten und hat die Sekretärin am Telefon. Nein, der ist vor einer Viertelstunde gefahren, wollte nach Hause, hat eine Verabredung. Na logo, das ist Mike! 15 Minuten? Dann müßte er langsam eintrudeln. Mike legt auf. Beide Detektive sehen sich an, sagen nichts. Jetzt dürfen sie darauf warten, daß der Mann, der in diesem Haus wohnt, selbiges betritt. Obwohl, vielleicht wäre es besser, wenn einer der beiden vor die Tür geht, die Augen aufhält, ob nicht auch ein Killer auf den Mann wartet. Sam geht hinaus, zum BMW, und setzt sich hinein. Kein Mensch zu sehen. Alles vollkommen unauffällig. Hammer hält hinter der Tür Wache, Sam kann ihn nicht sehen, der ist genauso Profi wie er selber. Es vergehen lange Minuten des Wartens, bis sich etwas tut.
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Da kommt ein Mercedes, fährt langsamer und biegt in die Einfahrt zu dem Haus ein, in dem Mike wartet. Vorsicht, denkt Sam! Jetzt muß er die Augen aufhalten! Wenn der Typ gefährdet ist und ihn auf der Fahrt keiner versucht hat abzuknallen, wird das jetzt am wahrscheinlichsten geschehen. Sam sieht sich um, als der Mann aussteigt, den Koffer unter den Arm klemmt und den Benz vor der Garage abschließt. Da passiert es. Schräg gegenüber der Einfahrt steht ein Lieferwagen, dessen Laderaum an jeder Seite ein kleines Fenster hat. Hereinsehen kann man nicht, aber um eine Teil der Straße zu beobachten, reicht es. Denn genau in dem Moment, da der Manager auf seine Haustür zugeht, fliegt eine der beiden Türen im Heck des Lieferwagens auf, und ein Mann mit MP unter dem Arm springt hinaus. Beide sehen das gleichzeitig. Sam springt aus seinem Wagen, nimmt den Colt, den er die ganze Zeit auf dem Schoß liegen hatte, und legt auf den Schützen an. Mike reißt die Tür auf, schreit seinen Kliebten an, daß er sich hinlegen solle, und feuert genauso wie Sam auf den Typ mit der MP. Muß ein schlechter Schütze sein, denken sich beide, der scheint irritiert, jetzt von zwei Leuten beschossen zu werden, richtet seine Waffe auf Mike, der aber durch den Türpfosten Deckung hat. Aber er kommt nicht mehr dazu, gezielt zu feuern, denn beide Detektive sind gute Schützen, der Attentäter wird von mehreren Einschüssen herumgewirbelt, wirft im Todeskampf seine MP weg und bricht zusammen. Mike und Sam reißen ihre Waffen hoch, laden nach und gehen, die Pistolen auf den Mann gerichtet, zu ihm hin. Der zuckt nicht mehr, sieht breit und blutig aus, denn die mannstoppende Munition, die beide in ihren Knarren verballern, hat den Körper des Mannes auseinandergerissen. Da ist nichts mehr zu machen, nur noch ein Haufen Schrott. Beide stecken ihre Schießeisen weg und gehen ins Haus. Eine Frau in einem Haus 50 Meter weiter läuft auf die Straße, schlägt die Hände vor den Kopf und schreit hysterisch. Die Detektive gehen zu dem Mann hin, dem dieser Anschlag galt.
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Bayer liegt auf dem Boden, hat den Schock des Mordanschlags auf ihn noch nicht verdaut, aber er lebt. Der Sichtcheck ergibt, daß er keine Einschüsse aufweist. Später, als Mike und er allein sind, wird dieser ihm vorschlagen, eine schußsichere Weste zu tragen. Ein Kleidungsstück, das das Leben entscheidend verlängern kann. Jetzt muß alles schnell gehen. Die Bullen sind hinter Sam her, und es wird nicht lange dauern, bis sie hier auftauchen. Also muß er die Informationen schnell aus ihm herausquetschen, die er von ihm haben wollte. Damit sie erst einmal in Sicherheit sind, haken die Detektive den Mann unter und schleppen ihn in sein Haus, laden ihn im Wohnzimmer auf der Couch ab. Mike geht an die Bar, nimmt den Whisky und gießt ein Glas voll, das er seinem Klienten gibt. Der trinkt es halb aus, Sam und Mike werfen sich einen kurzen Blick zu, und Sam fängt mit den Fragen an. Stellt sich aber zuerst vor. "Ich bin Sam Spade, und meine Klientin ist Sonja Becker, die Frau des Kollegen von Ihnen, Martin Becker, den man in der letzten Nacht abgeknallt hat." "Sind Sie... Sam Spade? Ja, ich hab's gehört." "Was gehört?" "Sonja... Ja Sonja hat gesagt, daß sie Sie engagiert hat." "Welche Sonja?" "Na, Ihre Klientin, haben Sie doch gesagt." "Dann wissen Sie also Bescheid. Wann war Sie bei Ihnen?" "In der letzten Nacht. Ich glaube, bis um 3 Uhr." "Ah ja. Und dann? Wo war Sie dann?" "Sie hat sich ein Taxi genommen. Sie wollte zu ihrem Freund."
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"Soso. Na, genau das hat Sie mir auch erzählt. Und was ist mit dieser Giftmüllsache?" "Das ist eine lange Geschichte." "Dann erzählen Sie 'mal in Kürze." "Also. Wir haben vor 6 Jahren einen Unfall auf einer Deponie in der DDR gehabt, bei der 3 oder 4 Leute ums Leben gekommen sind. Als dann die Mauer fiel, haben die Leute drüben uns den Vertrag gekündigt, und wir brauchten dringend eine neue Deponie." "Und was dann?" "Wir sind in Polen fündig geworden, haben unseren Müll dahin geschickt. Das ging all die Jahre auch gut." "Aber?" "Ja, vor 5, 6 Monaten kam eine Auflage vom Umweltministerium, nach der wir unseren Sondermüll nicht mehr unkontrolliert nach Polen schaffen dürfen." "Was Sie aber dann weiter gemacht haben?" "Woher wissen Sie das?" "Ich kann's mir denken." "Ich war von Anfang an dagegen, aber ich hab' mich nicht durchsetzen können, wir können den Müll sonst nicht loswerden. Und in den letzten Wochen ist die Sache außer Kontrolle geraten." "Wie?" "Der Typ, mit dem wir vor einem halben Jahr den Vertrag abgeschlossen haben, ist plötzlich verschwunden, wir wissen nicht, wohin. Wahrscheinlich tot. Eine andere Firma hat den Müll in Polen übernommen, Kohl heißt der Chef. Wir wollten aus dem Vertrag aussteigen, aber die haben uns damit gedroht, alles an die Polizei zu geben, wenn wir das tun." "Erpressung?" 30
"Ja, genau das. Und ab da ging's los. Drohbriefe, Anrufe in der Nacht und so weiter. Als Martin - mein Kollege jetzt zur Polizei gehen und alles gestehen wollte, haben sie ihn abgeknallt." "Und mich wollten sie auch umlegen, und sie auch." "Sie auch?" "Ja, in der gleichen Nacht wie ihr Kollege. Der Killer ist jetzt allerdings im Leichenschauhaus." "Oh!" "Er hat Pech gehabt. Also, ich halte fest: Die Typen haben jetzt 2 Leute verloren, die wir abgeknallt haben. Meine Klientin habe ich versteckt, und Sie sollten auch untertauchen." "Was meinen Sie dazu, Hammer?" "Ich bin der gleichen Meinung. Wenn Sie weiterhin als Zielscheibe 'rumlaufen, sehen Sie in ein paar Tagen genauso aus wie der Typ vor der Tür." "Wie ein Schweizer Käse. Mit vielen Löchern." "Ich kann das organisieren, aber Sie dürfen keinem Menschen etwas davon sagen, wir wissen nicht, wo die undichte Stelle ist." "Richtig." "Und Du haust jetzt besser ab, Sam." "Scheiße, Du hast recht, die Bullen kommen." "Du kannst durch den Garten 'raus. Viel Glück, und wir bleiben in Kontakt." "Mach's gut. Bis später. Ach ja, und ich war nicht hier, klar?" "Na logo. Zisch ab!"
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Vor der Tür brüllt eine Bullensirene, man hört die Türen klappen. Für Sam kommt es jetzt auf jede Sekunde an! Er läuft in den Flur, schießt durch die Hintertür, auf den Gartenzaun zu und springt in das Gebüsch. Da, der Zaun! Es bereitet ihn keine Probleme, über diesen zu klettern. Aber was jetzt? Sam sieht sich um, wo kann er jetzt nach draußen Der Garten dieses Hauses ist vollkommen abgeschlossen, es sieht sich durch das Gebüsch das Nachbargrundstück an, das verspricht mehr Erfolg, also wieder eine Runde klettern. Na endlich, zwischen Haus und Garage kommt er auf die Straße, die Besitzer sehen ihn dumm an, dann ist er auf der Straße. Und jetzt? Da, wo er den BMW stehen hat, sind die Bullen. Wenn der Parsons kommt, weiß er sofort, was Sache ist. Also muß der Wagen weg. Aber de steht so nahe an der Einfahrt des Hauses, daß die Bullen ihn sehen, wenn er einsteigt. Oder? Sam hat Routine, schnellen Schrittes geht er um den Block und steht vor der Bullensperre. Er zieht den Trench aus und umgedreht wieder an, ohne den Colt offen zu zeigen. Gemütlichen Schrittes schlendert er in Richtung seines Wagens, ein Bulle sieht ihn, kennt ihn nicht. Gut. 20 Meter vor dem BMW schlägt Sam sich ins Gebüsch, schleicht durch den Vorgarten eines Hauses und steht endlich vor seinem Wagen. Sehr gut. Also schleicht er sich an die Beifahrertür, schließt auf und klettert über die Sportsitze. Schnallt sich an, steckt den Zündschlüssel ein. Bullen hier? Die sehen ihn nicht. Aber nein! Parsons kommt! Weg hier! Er startet den Motor, setzt zurück, schlägt ein und kommt in einem Anlauf aus der Parklücke heraus. Parsons sieht ihn, schreit die Kollegen an, doch als zwei Wagen die Verfolgung aufnehmen wollen, kollidieren sie miteinander, daß die Fetzen fliegen. Der Inspektor knallt seine Mütze wutentbrannt auf den Boden. Ein Lächeln hebt Sams Mundwinkel an. Ätsch! 32
Es wird Abend. Also, zurück zur Heimstätte deiner Klientin. Während der Fahrt sieht Sam sich ständig um, ob ihm ein Bulle folgt. Er passiert zu seinem Glück keine Kontrolle, und als er vor dem Haus mit seiner Zweitwohnung in Ehrenfeld ankommt, ist er alleine. Wie lange wird er den Bullen diese Wohnung noch verheimlichen können? Er steigt aus, sieht sich um, kein Mensch, der ihm verdächtig vorkommt. Rein ins Haus. In der Wohnung ist seine Klientin gerade dabei, zu duschen, Kottan spielt mit ihrem Lover Schiffe versenken. Der pokert doch sonst so gerne? Egal, Sam knurrt der Magen, er greift in die Kühltruhe und bereitet sich ein chinesisches Essen zu. Als er den Teller vor sich stehen hat, ist die Frau fertig, und in der Unterwäsche, die sie jetzt trägt, sieht sie sehr reizvoll aus. Sam läßt sich im Gegensatz zu Kottan davon nicht beeindrucken, ißt einen Bissen, schluckt runter und quatscht die Frau an, die sich die Haare abfrottiert. "Wir haben einen Toten mehr." "Was? Ist..." "Jemand hat versucht, Bayer auch umzulegen. Ich hab' dem Killer den Schädel weggeblasen." "Oh Scheiße." "Ein Toter zuviel. Das ist jetzt der dritte in diesem Fall. Neuer Rekord von mir." "Sie sind ein Zyniker." "Muß ich sein, in diesem Job." "Und, was hast Du erfahren?" "Mike Hammer arbeitet jetzt mit mir zusammen." "Hä?" "Du hast richtig gehört. Hammer. Bayer hat ihn als Bodyguard engagiert. Und ist vielleicht auch besser so, 33
wir haben's nämlich mit 'ner Bande von Müllschiebern zu tun. Aus Polen und aus Deutschland, aus der ehemaligen DDR." "Hab' bisher keinen Einblick in die Szene gehabt." "Und jetzt? Was ist los?" "Also, der Tote... Ihr Mann hatte ein paar Geschäfte eingefädelt, aus denen er jetzt aussteigen wollte. Was waren das für Leute, haben Sie die 'mal kennengelernt?" "Nein, nie." "Wirklich nicht? Keine Verabredungen, keine Essen bei Ihnen?" "Nein, so 'was haben wir nie gemacht." "Wissen Sie Namen von denen?" "Ach, Spade, wissen Sie, diese polnischen Namen hab' ich mir nie merken können." "Und Deutsche? Es sind 'ne ganze Menge Deutsche, die dadrin stecken." "Äh, ja, warten Sie... Einer heißt Kohl." "Schön. Adolf, hol' die gelben Seiten." Kottan holt das Branchenfernsprechbuch, und Sam blättert die Müllverwerter durch, stößt tatsächlich auf eine Firma mit dem Namen Kohl. Ob das einer der Drahtzieher ist? Für heute ist es zu spät, um bei der Firma vorbeizufahren, das wird erst morgen gehen. Ob Hammer 'was 'rausgebracht hat? Sam ruft in seinem Büro an, kein Mensch da. Ruft seinen Klienten an, und tatsächlich hält Hammer sich dort auf. "Hast Du 'was Neues?" "Nicht viel. Ich hab' 'nen Namen, der uns vielleicht weiterhelfen kann." 34
"Kohl?" "Woher weißt Du?" "Den hab' ich auch von meinem Klienten. Der Typ hat die Gespräche geführt und die Sache eingefädelt. Und als sie damit an die Öffentlichkeit wollten, hat sich der nicht mehr blicken lassen. Dafür 'n paar Killer geschickt." "Das haben wir ja gesehen." "Ich will morgen zu dem Typ hin." "Ich auch." "Ach, das wär' unklug, wenn wir das getrennt machen. Nein, geh' Du lieber, dann kann ich hier den Aufpasser spielen." "Hast Du 'mal versucht, die Firma anzurufen?" "Nein. Da ist jetzt keiner mehr, hat man mir gesagt. Aber das ist jetzt weniger wichtig. Parsons hat dich gesehen." "Ich weiß." "Und er wollte mich wegen der Sache mit dem Typ da draußen einbuchten." "Das wär' schade." "Ich hab' mich 'rausreden können. Aber er ist stinksauer auf dich." "Mir egal." "Dann paß auf mit ihm. Wenn der will, kann der Dich wegen der Schießerei einlochen. Und dann ist Sense." "Ja, Mann, kann ich jetzt nichts drum geben. Hör 'mal, Kollege, ich fahr' morgen zu dem Kohl hin, meld' mich dann bei dir." "Ist gut. Ich werd' in der Firma meines Klienten 'rumschnüffeln." 35
"Dann bis morgen." Sam legt auf, damit arbeiten jetzt beide Detektive zusammen. Das wäre ja gelacht, wenn sie der Bande nicht auf die Schliche kämen! Seine Klientin ist fertig mit ihren Haaren, kommt aus dem Bad und setzt sich neben Sam an den Küchentisch. "Wie lange müssen wir hierbleiben?" "Bis ich Entwarnung geben kann. Und wie lange das dauert, weiß ich nicht." "Was soll ich denn die ganze Zeit machen? Däumchen drehen?" "Sie haben doch Ihren Lover hier. Da dürfte Ihnen die Zeit nicht lang werden." "Ach. Das ist nicht alles. Sie sperren mich hier ein." "Nur zu Ihrem Schutz. Es gibt bis jetzt 3 Tote, Sie könnten die Vierte sein." "Verdammt. Mir ist nicht wohl bei der Sache." "Sie können mir auch den Fall entziehen, Sonja. Dann schmeiße ich sie allerdings raus. Und wer weiß, wie lang Sie dann noch leben." "Verdammt, ich seh' schon, es hat gar keinen Zweck." "Sehen Sie? So ist das Leben." "Und was ist mit Rudolf? Soll der auch hierbleiben?" "Wäre besser. Dann kann ihn keiner nach uns ausquetschen." Der Lover wird langsam nervös, Sam spürt, daß die Gefahr, die auf der Straße lauert, an seinen Nerven knabbert. Doch Sam läßt das kalt, er gießt sich einen Whisky ein und verteilt den Rest der Flasche unter dem anderen Personen.
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Stunden später. Auch die zweite Flasche Whisky ist leer; weil die beiden Detektive das Saufen gewohnt sind, haben sie jetzt noch einen recht klaren Kopf. Im Gegensatz dazu sind die beiden anderen Personen dieser Runde sturzbesoffen, haben die Kontrolle verloren und Dinge erzählt, die sie in nüchternem Zustand nicht preisgegeben hätten. Und genau das war Sams und Kottans Absicht gewesen. Mit dem Privatleben der beiden sah es so bürgerlich auch nicht aus, wie es die Fassade glauben machen wollte. Wenn Sam morgen die Firma Hartmut Kohl Recycling und Entsorgung besuchen wird, wird er nach einem bestimmten Mitarbeiter fragen, den seine Klientin sehr gut kennt. Und Mike wird er darüber Bescheid geben, daß er bei bestimmten Kollegen seines Klienten ebenfalls das Privatleben überprüft. In der Nacht ist mehrfach die Klospülung gegangen, denn Sams Klientin hat den Alkohol nicht vertragen und mußte mehrfach kotzen. So geht das also im Leben. Sam stellt den Wecker um 9 Uhr aus, geht in die Küche und setzt einen starken Kaffee auf. Kottan kriecht heran, sieht nach der kurzen Nacht geschafft aus. Dabei hat der doch den ganzen Tag nichts getan! Um 10 ist Sam auf Achse, Richtung Industriegebiet Longerich, auf der Suche nach Kohl Müll. Es dauert eine Viertelstunde, bis er den Betrieb gefunden hat, und stellt den BMW vor dem Verwaltungsgebäude ab. Sieht nobel aus, der Laden, die verdienen ihr Geld bestimmt mit dreckigen Geschäften. Er geht hinein, fragt den Pförtner nach dem Leiter des Betriebs. Bekommt eine Zimmertüre genannt, wird telefonisch angekündigt. Sam tritt in das Büro des stellvertretenden Chefs ein, Krause steht an der Tür. Zu diesem Zweck hat er sich schick aufgemacht, trägt ein weißes Hemd, Anzug, Krawatte und eine Brille mit Fensterglas. Sein Gegenüber begrüßt ihn, fragt nach dem Grund seines Besuchs. "Meier ist mein Name, ich bin Rechtsanwalt und vertrete eine Firma der Chemiebranche, die ich namentlich nicht nennen darf. Ihre Firma ist uns von mehreren Seiten 37
empfohlen worden, Herr Krause, wir suchen nach einer Möglichkeit, die Abfallstoffe, die bei unserer Produktion anfallen, zu entsorgen." "Darf ich fragen, um welche Stoffe es sich dabei handelt?" "In erster Linie um Abfälle aus der Produktion von anorganischen Substanzen auf Basis von Erdöl. Sie wissen ja, daß der Gesetzgeber in den letzten Monaten strengere Richtlinien für die Abfallbeseitigung erlassen hat." "Das ist uns bekannt." "Und Sie wissen auch, wie man solche Richtlinien umgeht, habe ich mir sagen lassen." "Ich möchte da nicht ins Detail gehen, aber es gibt Möglichkeiten dazu." "Das ist gut. Wenn wir in diesem Fall handelseinig werden wollen, wende ich mich da an Sie, oder habe ich da einen anderen Ansprechpartner?" "Nein, da sind Sie bei mir an der richtigen Adresse." "Wissen Sie, die Firma, die ich vertrete, möchte dieses Geschäft unter dem Mantel äußerster Diskretion abschließen, Sie verstehen?" "Aber selbstverständlich." "Wunderbar, dann können wir ja anfangen, die Details auszuhandeln, die das Geschäft betreffen. Die Abrechnungen für die Transporte, gehen die über die Adresse Ihrer Firma oder über eine andere Adresse?" "Wir haben eine Tochterfirma, die solchen delikaten Geschäfte abwickelt, pro forma, versteht sich." "Deren Geschäftsführer Sie aber auch sind?" "Nicht ich, Herr Kohl."
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"Wer stellt die Fahrzeuge, haben Sie den Fuhrpark, oder stellen wir den zur Verfügung?" "Da machen Sie sich keine Sorgen, wir verfügen über die geeigneten Fahrzeuge." "Der nächste Punkt. Wer erstellt die Frachtpapiere?" "Das machen wir." "Habe ich Sie also richtig verstanden, von dem Zeitpunkt an, da die Fahrzeuge unseren Firmenhof verlassen, übernehmen Sie die Verantwortung für alles, was dann passiert?" "Genau so ist es." "Gut. Das reicht für heute, ich werde jetzt mit der Firma, die ich vertrete, in Kontakt treten, und ich denke, daß wir uns handelseinig werden. Haben Sie vielleicht noch einen Außendienstmitarbeiter, der uns aufsuchen könnte?" "Aber sicher. Ich kann Ihnen hier die Nummern unserer beiden Kollegen geben, mit denen Sie in Kontakt treten können." Krause geht zu seinem Schreibtisch und schreibt zwei Nummern auf einen Notizzettel, gibt ihn Sam. Der reicht dem Mann eine Visitenkarte, die zwar falsch ist, ihren Zweck aber immer wieder erfüllt. "Ich habe da noch eine etwas pikante Frage... falls es Schwierigkeiten mit Kontrolleuren oder der Polizei geben sollte, an wen kann ich mich bei Ihnen wenden, um diese Probleme zu beseitigen?" "Da sind meine beiden Kollegen die Ansprechpartner, die kümmern sich darum."
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"Vielen Dank, Sie haben mir weitergeholfen." Das war das letzte Wort, Sam verabschiedet sich. Geht hinunter zu seinem BMW und steigt ein, sieht sich den Zettel an. Das sind die beiden Typen, die für die Toten 39
der letzten Tage verantwortlich sind? Er fährt los, hält 100 Meter weiter nach der ersten Ecke in einer Parklücke an, nimmt den Hörer des Autotelefons zur Hand und ruft Hammer an. Wie erwartet, befindet sich dieser in der Gegenwart seines Klienten, und ist erstaunt über die Namen der beiden Männer, Ronneger und Wrenz, denn er kennt diese beiden aus einem anderen Fall als Köpfe einer Bande, die mehrere Morde auf dem Gewissen hat, denen man jedoch kein Vergehen nachweisen konnte, so daß sie schnell wieder auf freiem Fuß waren. Jetzt haben sie also einen neuen Weg entdeckt, an Geld zu kommen. Jetzt sind beide schlauer, haben eine Spur, der sie nachgehen können. Befriedigt fährt Sam zu seiner Dienstwohnung nach Ehrenfeld. In dieser herrscht heller Aufruhr, denn der Lover von Sams Klientin weigert sich, länger in der Wohnung zu bleiben, will zurück in seine eigene Wohnung. Sam macht ihm klar, daß ihn dort wahrscheinlich ein Mordkommando erwartet, doch der Junge hat zuviel Angst, um klar denken zu können. Alles reden mit Engelszungen hilft nicht, er will gehen. Schließlich bringt Sam ihn vor die Tür, dort geht der Lover die Straße zur nächsten Bahnstation und entschwindet dort seinen Blicken. Jetzt sind sie zu dritt, und die beiden Detektive erwarten, bis zum Abend dem Lover als Leiche zu begegnen. Um die Frau in der Wohnung nicht noch mehr zu belasten, reden sie nur in ihrer Abwesenheit darüber. Schließlich greift Sam in die Kühltruhe und holt ein paar Tiefkühlgerichte raus, damit sie zu Mittag essen können. Ist das langweilig. Sam sitzt seit einer halben Stunde im Auto und wartet darauf, einem der beiden Männer zu begegnen, die in der Müllfirma die Aufgabe haben, unliebsame Personen zu beseitigen. Vorhin hat er per Telefon von Mike Hammer eine Beschreibung von Ronnegger und Wrenz bekommen, jetzt steht er in der Nähe des Firmengebäudes und hält nach diesen Personen Ausschau. Ist das einer von ihnen? Gerade kommt ein Mann aus dem Gebäude, die Beschreibung paßt auf ihn. Klemm' dich 40
dahinter, das muß Ronnegger sein. Sam läßt den Motor an, als der Typ in seinen Wagen einsteigt und losfährt, setzt sich dahinter und verfolgt ihn. Läßt sich immer wieder zurückfallen, um nicht als Verfolger erkannt zu werden, bis der den Wagen in ein Wohngebiet in Marienburg hineinsteuert. Dort bleibt er vor einem Einfamilienhaus stehen, und Sam notiert sich die Adresse. Kommt ihn irgendwie bekannt vor. Er wartet eine halbe Stunde, eine ganze Stunde, der Typ kommt nicht wieder nach draußen. Wohnt der hier? Sam hängt sich ans Autotelefon, erreicht Mike Hammer aber nicht. Ruft Kottan an, und läßt ihn im Telefonbuch die Adresse des Mannes suchen, den er gerade observiert. Nein, das ist nicht seine Adresse. Hä? Wrenz vielleicht? Nein, auch nicht. Aber wer wohnt hier? Es beginnt zu dämmern, Sam steigt aus und geht an das Klingelschild am Gartenzaun. Maier. Allerweltsname. Er sieht auf ein Firmenschild, das neben der Haustür prangt, Import-Export. Ah ja. Das geht doch in die Richtung der Müllschieber. Alles soll unauffällig wirken, also geht er weiter. Ja, er muß recht haben. 50 Meter weiter steht ein polnischer Wagen, Nobelmarke, im Land selber unerschwinglich. Also doch! Sam sieht in den Wagen hinein, nichts zu sehen, was seine Aufmerksamkeit erregen würde. Er geht um den Wagen herum, findet im Fußraum hinter dem Fahrersitz ein Tüte mit Gummihandschuhen, daneben eine Gasmaske. Wozu braucht ein normales Mensch solches Gerät? Ihm scheint es, daß er auf der richtigen Spur ist, er wechselt die Straßenseite und geht zu seinem Wagen zurück. Inzwischen ist es Abend geworden. Dunkelheit breitet sich über der Stadt aus, und Sam will sich bis 9 Uhr Zeit lassen; wenn Ronnegger bis dann nicht das Haus verlassen hat, will er für heute Schluß machen. Noch eine halbe Stunde, dann ist Schluß, denkt er, aber da werden seine Gedanken unterbrochen. Zwei Gestalten nähern sich dem Wagen des Mannes, steigen ein und fahren los. Sam setzt sich dahinter. Die Fahrt geht offensichtlich zu einem Ziel außerhalb der Stadt, die beiden Männer nehmen den Weg zur nächsten Autobahn. Sam bleibt dahinter, läßt sich auf der Autobahn in Richtung Olpe etwas zurückfallen, um nicht erkannt zu werden. Eine halbe Stunde geht das so weiter, dann meldet 41
sich der Tank von Sams Wagen, und er muß an einer Raststätte anhalten. Hat keinen Zweck, die beiden zu verfolgen, denkt er, wer weiß, wo die jetzt hinfahren. Auf jeden Fall nicht zu einer der Personen, die in der Stadt in diesen Stunden unter Lebensgefahr schweben. Als er vollgetankt hat, fährt Sam wieder auf die Autobahn, fährt an der nächsten Abfahrt herunter und in Gegenrichtung wieder auf, drückt aufs Gas, läßt die dreieinhalb Liter Hubraum spielen und ist nach einer halben Stunde zurück in Köln. Ist besser, jetzt bei dem Jungen vorbeizusehen. Es ist gerade 10 Uhr durch, als Sam einen Parkplatz Nähe Eigelstein findet und zur Tür geht. Er klingelt, keine Reaktion. Verdammt, ein schlechtes Zeichen! Die Tür ist zu, anders als bei den anderen Toten dieses Falles. Aber wozu hat der Detektiv das nötige Werkzeug dabei? Mit einer kleinen Metallplatte schiebt er den Riegel beiseite, tritt in den Flur und sieht sich um. Kein Mensch zu sehen und zu hören, verdächtig ruhig. Sam geht zu der Wohnung des Lovers seiner Klientin hoch, und diese Tür steht einen Spalt offen. Aha, also doch. Er zieht die Waffe, betritt den dunklen Raum. Klick. Im Flur geht das Licht aus, die Wohnung ist dunkel, auch hier kein Licht. Ein Fehler, Spade, ein tödlicher Fehler! Blitzschnell tritt er zurück, ist wieder im Flur, findet einen Lichtschalter und knipst das Licht an. Macht das gleiche in der Wohnung des Lovers, schiebt den Colt vor sich her und sucht die Räume des Apartments ab. Nur im Wohnzimmer, da wird er fündig. Da liegt der Lover. Tot, ein Loch im Schädel. Sieht übel aus, den hat einer versucht auseinanderzunehmen, wahrscheinlich weil er damit rausrücken sollte, wo Sam seine Klientin versteckt hat. Ob er etwas gesagt hat? Es hat einen Kampf gegeben, die Möbel sind ordentlich durch die Gegend geworfen. Pech gehabt, es ist aus, schon seit mehreren Stunden, der Typ ist kalt. Sam sieht sich um, sie haben nichts mitgenommen. Rudolf Kurowski ist nicht mehr zu helfen, und Sam verschwindet jetzt besser auch, bevor die Bullen auftauchen. So leise als möglich macht er sich aus dem Staub. Vor der Haustür ist kein Mensch zu sehen, die Killer sind weg, die Bullen noch nicht da. Sam steigt in seinen Wagen, hält an der nächsten Telefonzelle und ruft bei der Kripo an. Parsons ist nicht mehr im Dienst, aber den wird er in den nächsten Minuten wieder antreten dürfen, denn Sam teilt dem
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Bullen am anderen Ende der Leitung brühwarm mit, daß es einen neuen Toten gebe. Dann legt er auf. Was jetzt? Wenn der Junge mit der Adresse 'rausgerückt ist, wird es gefährlich für Kottan, ihn und seine Klientin. Außerdem, er muß ihr beibringen, daß ihr Lover tot ist, Naja, ist im Moment die kleinere Sorge. Er fährt zu seiner Zweitwohnung. Aus alter Gewohnheit, die ihm mehrfach das Leben gerettet hat, fährt Sam die Straße vor seinem Haus in beiden Richtungen ab, um herauszufinden, ob er beschattet wird. Nun, das scheint nicht der Fall zu sein, in keinem der Wagen, die am Straßenrand geparkt stehen, sitzt ein Mensch, und keine Antennen deuten darauf hin, daß jemand über Telefon und Funk verfügt. Einigermaßen beruhigt parkt er den BMW in der Nähe des Hauses ein, steigt aus und geht zu seiner Wohnung hoch. Sonja und Kottan vergnügen sich vor dem Fernseher, heute läuft ein guter Spielfilm. Sam ist wortkarg, holt eine Flasche Wein aus der Küche und entkorkt sie. Kottan sagt nichts, ahnt, was jetzt los ist, Sam gießt drei Gläser voll und verteilt sie in der Runde. Seiner Klientin ist sein Verhalten suspekt. "Was ist los?" "Können Sie sich das nicht denken?" "Ist er... ist er tot?" "Ja." "Wie?" "Erschossen. Und ich hoffe, daß er unsere Adresse nicht verraten hat." "Warum... warum haben sie..." "Das wissen Sie vielleicht besser als ich." "Warum..."
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Die Frau stammelt vor sich hin, Sam steht auf, nicht um sie zu trösten, sondern um ein Paket Taschentücher zu holen, da ihr Make Up bereits zu verlaufen beginnt, und setzt sich wieder in die Runde. Nach 5 Minuten ist der Tränenanfall vorbei, und Sam berichtet, was er heute erfahren hat. Als er damit fertig ist, hat er das Gefühl, daß es nicht alles ist, was sie ihm in den letzten Tagen erzählt hat, sonst wären die Killer nicht so hartnäckig hinter ihr her. Aber für solche Fragen ist später noch genug Zeit, es ist Mitternacht durch, und bei den drei Personen macht sich Müdigkeit breit. Kottan übernimmt die erste Wache, denn sie müssen damit rechnen, daß im Verlauf der Nacht die Leute ins Haus kommen, die den Lover erlegt haben. Also knipst Kottan den Fernseher an, der ein recht langweiliges Bild zeigt, nämlich den Hauseingang, den sie durch eine Kamera überwachen können. Sam zieht sich mit seiner Klientin in das Schlafzimmer zurück, in dem ein Doppelbett die einzige Schlafgelegenheit ist. Erst versucht er, die Frau danach auszuquetschen, ob sie tatsächlich mehr weiß als sie ihm bisher gesagt hat. Doch die ganze Fragerei hat keinen Zweck, sie scheint von den Ereignissen der letzten Tage mitgenommen zu sein, oder vielleicht spielt sie das auch nur, Sam ist da nicht sicher. Als er versucht, weiter zu fragen, stopft sie ihm mit ihrer Zunge den Mund. Warum eigentlich nicht, das gehört ja zu so einem Fall dazu, er läßt sich gerne von ihr verführen. Eine verdammt attraktive Frau, denkt er sich, als er sich auf sie legt. Später ist es ruhig im Haus. Es ist kurz vor 3, als Kottan den Blick auf den Bildschirm wirft, denn da tut sich etwas. Ein Mensch kommt durch die Tür hinein, hinter ihm ein zweiter, und das, ohne einen Schlüssel zu haben. Kottan springt auf. Läuft zum Schlafzimmer und klopft Sam aus dem Schlaf, in den er nach der erschöpfenden Betätigung an seiner Klientin verfallen ist. Sofort ist er wach, greift nach seinem 45er Colt und schlüpft durch die Tür. Die beiden Männer sind inzwischen aus dem Blickwinkel der Kamera verschwunden, bewegen sich die Treppe 44
hinauf. Kottan schraubt den Schalldämpfer auf seine 38er Automatic, schleicht durch die Wohnungstür und versteckt sich auf halber Treppe in einer Nische. Sam bleibt hinter der Tür stehen. Und da kommen sie auch schon. Offensichtlich rechnen die beiden Killer nicht damit, einen der Menschen, hinter denen sie her sind, wach vorzufinden, denn sie haben ihre Waffen in den Halftern. Ein dummer Fehler, denkt Kottan. Als sich einer der beiden daranmacht, an der Tür zu Sams Wohnung herumzufummeln, öffnet der mit einem Ruck die Tür auf und zieht den Mann am Arm in den Flur, ihm dabei den Colt an den Schädel drückend. Läßt ihn mit dem Gesicht voll gegen eine Strebe der Garderobe knallen, worauf der Mann ohnmächtig zusammenbricht. Pech gehabt! Der andere Killer will seine Waffe ziehen, aber Kottan ist schneller und tritt sie ihm aus der Hand, schlägt ihm danach mit der Handkante in Höhe der Augen auf das Nasenbein. Der Mann krümmt sich, und Kottan stößt ihn in den Flur. Sam ist schon zur Stelle, nimmt ihn in Empfang, stößt ihn zu Boden und drückt ihm den Colt an die Schläfe, während Kottan den Killer nach Waffen durchsucht. Und er findet eine Menge: Einen 38er Colt, 2 Schlagringe, eine Drahtschlinge zum Würgen, zwei Klappmesser. Fertig mit der Arbeit, legt er ihm eine bereitliegende Handschelle an und hängt ihn an der Garderobe auf. Jetzt ist der andere dran. Der regt sich schon wieder, aber bevor er sich wehren kann, drückt Sam ihm den Colt an den Schädel und fixiert seinen Arm. Kottan findet auch bei ihm ein ansehnliches Waffenarsenal. Auch er bekommt ein Paar Handschellen angelegt, Sam steckt die Brieftaschen der beiden ein, nachdem er sich die Personalausweise angesehen hat. Einer der beiden ist Hans Wrenz, der Killer, den Mke Hammer ihm beschrieben hatte. Was jetzt? Die beiden können auch später noch den Bullen übergeben werden, jetzt will Sam erst einmal sehen, was die beiden zu sagen haben.
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Wo? Sam denkt nach. Dann geht er in die Küche und holt ein Klingenmesser, mit dem er einem der beiden die Kleidung bis auf die Unterhosen vom Körper schneidet, wobei er auch hier und da ein paar Hautfetzen mitnimmt. Das gleiche wiederholt er bei dem zweiten Killer. Beide bekommen einen Knebel in den Mund und ein paar Handschellen um die Knöchel, dann sind sie reisefertig. Es scheint, daß die Männer irritiert sind, denn so etwas haben sie noch nicht erlebt, Sam macht das Spiel Spaß. Vorsichtig gehen Kottan und er die Treppe hinunter, kommen fast ohne Schwierigkeiten bis ins Erdgeschoß. Dort will sich einer der beiden trotz Fesseln um die Knöchel der Flucht entziehen, stürzt aber bei dem Versuch zu Boden und schlägt sich dabei an einer Treppenstufe den Schädel auf. Selbst Schuld! Weiter im Text, das Blut stört Sam nicht. Er verläßt das Haus und holt den Wagen, während Kottan beide mit seiner Waffe in Schach hält. Als Sam vor dem Haus auf der Straße hält, schiebt Kottan seine Knarre unter seine Jacke und die Männer zum Auto. Dort verlädt er sie auf die Rücksitzbank, wobei sich der bisher unverletzte ebenfalls den Schädel an der Dachstrebe anschlägt. Endlich sitzen sie im Auto. Die Detektive reden nicht viel miteinander, Sam konzentriert sich aufs Fahren, Kottan weicht mit dem Blick und der Mündung seiner Waffe nicht von den beiden Männern. Um diese Uhrzeit sind die Straßen Kölns leer, und nach einer Viertelstunde Fahrt kommen sie in ein einsames Waldstück in der Ville. Sam fährt einen Forstweg entlang, bis er mitten in Wald anhält. Auf dem Rücksitz beginnen die Killer nervös zu werden. Als erster steigt Sam aus, öffnet die Tür hinter dem Fahrersitz und zieht Wrenz an den Haaren aus dem Wagen. Geht mit ihm 100 Meter durch den Wald, bis ihn der Andere nicht mehr sehen kann, stellt ihn an einen Baum, nimmt eine der Schellen ab und schließt den Killer an den Baum an. "Für wen arbeitest Du?"
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Sam zieht ihm den Knebel aus dem Mund, aber der Mann spuckt ihm nur ins Gesicht. Na gut, das war es dann für dich. Um Verwirrung zu stiften, zieht er den Colt hoch und drückt ab. Dann geht er zum Auto zurück. Auch den zweiten Mann zieht er aus dem Auto, er ist nach dem Schuß nervös, diesmal steigt Kottan mit aus und kommt mit, den Killer bringen sie zur anderen Seite hin in den Wald. Ihn macht Sam genauso fest wie den ersten, stellt ihm dann auch die Frage. Keine Antwort? Willst Du nicht verstehen? Egal, das kriegen wir auch so 'raus, dauert nicht mehr lange. Kottan schiebt den Knebel wieder in den Mund, verbindet dem Mann die Augen. Und drückt ab. Beide Männer sollen glauben, daß der andere tot sei. Die Detektive gehen zum Auto, steigen ein und fahren in die Stadt zurück. Es wird kalt draußen, aber die beiden Killer werden schon nicht erfrieren. Damit sie nicht irgendein Spaziergänger losmacht, hält Sam an der ersten Telefonzelle und ruft die Polizei an, gibt den Standort der beiden Killer und die Vermutung, daß sie für die Morde der letzten beiden Tage verantwortlich sind, durch und legt auf, ohne seinen Namen zu nennen. Parsons wird sich denken können, daß es Sam war, der ihm die Killer auf dem Präsentierteller dargeboten hat. Um 4 Uhr sind sie zurück im Apartment, jetzt können sie beruhigt schlafen, es droht keine Gefahr mehr. Sam schleicht sich ins Schlafzimmer, legt sich neben seine Klientin, die von den ganzen Vorfällen scheinbar nichts gemerkt hat, Kottan nimmt auf dem Schlafsofa Platz. Kaum 5 Minuten später schnarcht die ganz Bude. Parsons ist aufgedreht. Wegen Sam hat er die letzten 3 Nächte kaum Schlaf bekommen, dafür Ärger mit seinen Vorgesetzten gehabt. Bisher 4 Tote in einem Fall, das ist nicht nur für Sam neuer Rekord. Aber beide müssen einsehen, daß es keinen Sinn hat, alleine vor sich hin zu wurschteln, sie müssen zusammenarbeiten. Sam ist an einem Punkt angelegt, an dem er mit seiner Arbeit und seinen Methoden nicht mehr weiterkommt. Er braucht die Hilfe staatlicher Organe. Jetzt hat er den Inspektor 47
am Telefon und Zusammenarbeit.
verhandelt
mit
ihm
über
eine
"Ich weiß, daß ich Ihnen 'ne Menge Ärger gemacht habe, Parsons, aber dafür habe ich Ihnen heute Morgen auch zwei von den Killern ans Messer geliefert." "Und mein Ansehen beim Polizeipräsident ordentlich in den Dreck gezogen." "Sie können sich 'rausreden. Man hat ja nicht versucht, SIE umzubringen, sondern MICH." "Das wird meinen Vorgesetzten egal sein." "Da scheiß' ich drauf. Wir kommen beide nicht weiter." "Und? Was wollen Sie jetzt?" "Mit Ihnen zusammenarbeiten. Uns wird nicht mehr viel anderes übrigbleiben, als das zu tun, wenn wir diese Bande von Müllschiebern auffliegen lassen wollen." "Warum sollte ich mit Ihnen zusammenarbeiten wollen? Können Sie mir das erklären, Spade?" "Weil ich mehr über diese Typen weiß als Sie, Parsons. Weil ich mit Methoden arbeiten kann, die Sie nicht anwenden können. Und weil Mike Hammer inzwischen auch mir drin hängt." "Was?" "Hammer. Mike Hammer." "Wieso das denn?" "Einer der Manager der Chemiefirma hat ihn engagiert." "Seit wann wissen Sie das?" "Seit gestern." "Deshalb also, das hat er mir gestern verschwiegen."
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"Wir hätten uns um ein Haar gegenseitig aus dem Leben geblasen." "Verdammt. Das wär' gut gewesen." "Also, Parsons, was ist jetzt los, klappt das mit der Zusammenarbeit?" "Was verlangen Sie von mir, Spade?" "Das sie mich nicht mehr beschatten und versuchen, mich beim kleinsten Vergehen einzubuchten." "Scheiße. Ich tät's gern, aber... Na gut, Sie haben mir heute morgen 2 Killer geliefert. Okay, Sam, wann sagen Sie mir, was Sie wissen?" "Es ist jetzt 9 Uhr. Wir können uns um 10 treffen, im Volksgarten, an der Kneipe. In Ordnung?" "Ja, ich komme." In Ordnung. Sam legt auf, stellt den Apparat im Flur unter die Garderobe und geht in die Küche. Kottan sitzt am Tisch, die Frau des Hauses steht gerade unter der Dusche. Sie ist fertig, kommt an den Tisch und gießt sich eine Tasse Kaffee ein. Ohne viel miteinander zu reden, nehmen sie ihr Frühstück ein. Schließlich nimmt Sam seine Jacke und geht zum Auto. Kein Bulle hier. Wenn Parsons gewollt hätte, wäre es ohne weiteres möglich gewesen, festzustellen, woher der Anruf kam, und einen Kollegen zu der Adresse zu schicken. Aber Sam ist alleine. 10 Minuten später parkt er den Wagen an einer Straße, die am Volksgarten entlangführt, und geht in ihn hinein. Parsons muß sehr neugierig sein, er sieht Sam von weitem kommen und geht auf ihn zu. Während sie durch den Park spazieren, erzählt Sam, wie weit seine Nachforschungen in der Zwischenzeit gediehen sind. Problem: Er kann zwar die beiden Killer fassen, aber an den Chef der Firma kommt er nicht heran, ebensowenig an die Dealer in Polen. Dafür kann er verdeckte Nachforschungen innerhalb der Firmen 49
anstellen, die für Parsons nur schwierig zu machen sind. Also kommen sie am Ende ihrer Unterhaltung überein, in diesem Fall zu kooperieren. Ein gutes Ergebnis der Unterredung, Sam ist damit zufrieden, als er den Hörer seines Autotelefons in die Hand nimmt. Hammer ist nicht bei seinem Klienten, dafür aber im Büro. Sam teilt ihm mit, daß ihnen von der Polizei jetzt keine Gefahr mehr drohe, ebenso, daß er zwei Killer dingfest machen konnte. Einen haben sie ja schon gemeinsam umgelegt, wer weiß, wieviele da noch 'rumlaufen. Na ja, die werden jetzt vorsichtiger sein, bevor sie noch mehr Leute verlieren. Sam fährt zur Wohnung nach Ehrenfeld. Wenn sie jetzt nicht mehr beschattet werden, kann er endlich wieder sein Büro und seine richtige Wohnung benutzen. Oh Mann, die haben die Bullen ja auch durchsucht! Na, das Büro wird Carmen schon wieder gerichtet haben, er wird früh genug im Chaos stecken. Jetzt nicht dran denken. Es geht auf Mittag zu, als sie gepackt haben, und zu dritt fahren sie zu Sams Büro. Vielleicht hätte er sich in den letzten Tagen bei seiner Mitarbeiterin melden sollen, geht es ihm durch den Kopf, als er den Hörer auflegt, nachdem er sie angerufen hat. Kottan pilotiert den Wagen, Sonja macht sich auf dem Rücksitz breit, zieht ihren Lippenstift nach, als Sam in den Rückspiegel sieht. Im Büro sind sie nicht alleine, Carmen hält seit 2 Tagen alleine die Stellung. Nein, hier war kein Killer, sie lebt noch, sie kann sich mit ihrer Ausbildung im Nahkampf und an diversen Waffen allerdings auch gut wehren. Es hat auch wegen der Klientin kein Mensch angerufen. Merkwürdig. Aber die Detektive wollen sich damit nicht belasten, gehen in ihr gemeinsames Büro. Wie gehen wir jetzt weiter vor? Drei der Killer sind ausgeschaltet, mindestens einer läuft noch frei herum, nämlich Ronnegger, den Sam gestern Abend verfolgt hat. Um den kümmert sich seit heute morgen die Polizei, Sam hat Parsons Name, Personenbeschreibung und Adresse des Mannes gegeben. Mit den Firmen Kohl und Meier hat er im Moment nichts zu tun, in der Richtung wird 50
Sam weiterarbeiten, so lange die sich nicht rühren und der Polizei einen Vorwand zum Eingreifen liefern. Hammer ruft an, wie verabredet. Auch bei ihm gibt es nichts Neues. Dafür machen Sam und er aus, morgen die Firma aufzusuchen, bei der die Chemiemanager beschäftigt sind, und dort die Verbindungen zu der Figur des Herrn Meier aufzudecken. Und weiter? Parsons Leute sind unterwegs, um den letzten noch verbliebenen Killer in Gewahrsam zu nehmen. Langweilig, dieser Nachmittag. Kottan ist mit Sonja Becker zu ihrer Wohnung gefahren, damit sie sich neue Wäsche holen kann, Sam wartet darauf, daß Parsons anruft. Wieso braucht der so lange? Er geht zur Kaffeemaschine, gießt seine Tasse voll, wirft einen Blick auf Carmens Schreibtisch, die gerade einkaufen ist. Die Abrechnung des letzten Falls ist noch nicht erledigt, ein Anrufer wollte Sam für die Dauer einer Messe als Bodyguard haben. Alles der normale Kleinkram, der in einem normalen Büro anfällt. Nichts Spektakuläres. Das Telefon geht. "Spade?" "Hammer hier. Was Neues?" "Die Bullen sind nicht mehr hinter uns her, wir arbeiten zusammen." "Hab' ich schon gehört. Sonst noch 'was?" "Wann gehen wir zur Firma?" "Morgen Vormittag." "Und bis dann?" "Wenn Du willst, komm zu meinem Klienten, dann können wir das vorbereiten." "Ich warte auf 'nen Anruf von Parsons, der wollte den Typen einlochen, den ich gestern Abend observiert hab', den Ronnegger." 51
"Und?" "Ich weiß noch nichts, der hat noch nicht angerufen." "Hm. Ruf an, wenn Du was weißt." Was geht da vor? Seit dem späten Vormittag rotiert Inspektor Parsons, um den vierten Killer festnehmen zu können. Hat ein SEK angefordert und in Bereitschaft versetzen lassen. Je zwei Kollegen in Zivil werden ausgeschickt, um den Mann zu finden. In der Firma ist er nicht, wie die eine Gruppe erfährt, wird erst am Nachmittag zurückerwartet. Ob er in seiner Wohnung ist? Der Wagen, den Sam beschrieben hatte, steht nicht vor der Tür, dafür das polnische Fahrzeug. Ob jemand im Haus ist? Die beiden Polizisten bleiben im Auto vor dem Haus, um zu observieren, ohne einzugreifen. Am späten Nachmittag ist es Parsons zuviel. Kein Zeichen von dem Menschen, wer weiß, wo der gestern Abend hingefahren ist, als Sam ihn eine Zeitlang auf der A 4 verfolgt hat. Um 5 ruft er die Kollegen beim SEK an, um halb 6 sollen sie das Haus stürmen. 10 Minuten vor dem geplanten Termin finden sich die Männer in der Nähe des Hauses ein, die Straße wird gesperrt, Parsons bleibt außerhalb des Schußfelds stehen, den Hausdurchsuchungsbefehl in der Hand. Ob der Typ die ganze Zeit im Haus war? Nein. Das Einfamilienhaus ist verwaist, kein Mensch hier. Als die Situation geklärt ist, durchstöbern die Polizisten Dokumente, die sie sicherstellen können, finden Schriftverkehr mit unbekannten polnischen Firmen und Dokumente, die mit der Arbeit der Firma zu tun haben. Aber kein Hinweis auf die Toten der letzten Tage, auf die Kooperation mit der Chemiefirma. Ein Fehlschlag? Parsons stöbert in Akten herum, als es Lärm auf der Straße gibt. Die Kollegen des SEK sind gerade im Begriff zu gehen, als ein Wagen vor einer der Straßensperren hält, langsam, unauffällig. Der Fahrer läßt das Fenster herunter, von den beiden Beamten schöpft keiner Verdacht. Ein Beamter des SEK, der das Fahndungsfoto des Mannes bei der Vorbereitung des Einsatzes gesehen hatte, dreht sich zur Sperre um, 52
sieht genau diesen Mann auf dem Beifahrersitz und ruft zu seinen Kollegen herüber, daß er das sei. Schnell kommt Bewegung in die Gruppe der SEK-Leute, die Männer greifen sich ihre Waffen und laufen in Richtung der Sperre, dabei hinter parkenden Wagen Schutz suchend. Der Beamte am Fenster der Fahrerseite zieht seine Waffe, wird aber in diesem Moment von dem Wagen zur Seite geschleudert, weil der Fahrer den Rückwärtsgang einlegt und Vollgas gibt, den Wagen wendet und wegfährt. Aber 3 SEK-Leute sitzen schon in einem ihrer Fahrzeuge und nehmen die Verfolgung auf. Der Benz der beiden Verfolgten ist weniger stark motorisiert als der gepanzerte des SEK, und so holen sie schnell auf. Der Fahrer versucht, die Bullen dadurch am Überholen zu hindern, daß er in der Wohnstraße Schlangenlinien fährt. Als ihn die Polizisten in einer Kurve rammen, verliert er die Kontrolle über sein Fahrzeug, rutscht vor die Bordsteinkante und kippt in einen Vorgarten. Die Bullen stoppen, steigen aus und laufen zum verunglückten Wagen herüber, um die beiden Männer festnehmen zu können. Die sind leicht verletzt, so daß sie sich nicht mehr wehren können. Jetzt kommen die anderen Kollegen angefahren, Parsons sieht sich die beiden Männer an. Ja, das sind sie. All das teilt er am frühen Abend Sam mit, will sich in den nächsten Stunden selbst um das Verhören der beiden Männer kümmern. Sam lächelt, als er auflegt, nimmt seinen Trench und verläßt das Büro. Nimmt seine Klientin mit, er ist jetzt alleine für ihre Sicherheit verantwortlich, denn Kottan hat er nach Hause geschickt, mit der Weisung, diese Nacht nicht in der Kneipe zu versacken, vielleicht braucht er ihn mitten in der Nacht. Um 8 Uhr sind sie bei Mike Hammer und seinem Klienten. "Sind wir jetzt außer Gefahr?" "Nein. Wir haben jetzt 5 Killer tot oder bei den Bullen, aber wer weiß, wieviel da noch 'rumlaufen." "Und wir haben die Drahtzieher nicht." 53
"Also - wir können noch keine Entwarnung geben." "Scheiße." "Wie lange noch?" "Bis wir den Fall zum Abschluß gebracht haben. Falls wir das überhaupt schaffen." "Und was wollen Sie jetzt machen?" "Wir werden morgen beide zur Firma fahren, zu ihrer Firma. Haben Sie jemals persönlich mit Herrn Kohl Kontakt gehabt?" "Nein." "Sonst einer aus Ihrer Firma?" "Vielleicht mein Abteilungsleiter. Ja, das könnte so gewesen sein." "Wie heißt der?" "Droste." "Gut." Sam wendet sich seiner Klientin zu. "Wissen Sie, ob ihr Mann mit dem Kohl Kontakt gehabt hat?" "Keine Ahnung." "Und Sie selber?" "Nie. Ich kenne niemand aus der Firma, ich hab' damit nichts zu tun gehabt." "Ach? Ich habe den Eindruck, daß Sie mir eine Menge verschweigen." "Wieso das?"
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"Da sind die Typen hinter mit her, versuchen mich umzulegen, knallen Ihren Mann ab, und Sie interessiert das nicht? Erscheint mir aber sehr verdächtig, was Sie da machen." "Ja und?" "Wo stehen Sie bei der Sache? Sie haben damit mehr zu tun, als Sie uns sagen wollen." "Komm, Sonja, früher oder später mußt Du's ja doch sagen." Sie atmet tief durch. "Also gut. Mein Mann hat die Sache nicht selbst eingefädelt, ich habe zu Anfang da mitgeholfen. Ich hab' den Mann, bei dem Sie gestern waren, mehrfach getroffen, hab' als Strohmann für die Firma fungiert." "Und? Wann? Wie lange?" "Das war... Vor einem Jahr. Aber nur ganz zu Anfang." "Warum haben Sie das gemacht?" "Weil es zu gefährlich gewesen wäre, wenn jemand offiziell aus der Firma den Kontakt aufgenommen hätte." "Und was haben Sie dafür bekommen? Das macht doch keiner umsonst." "Ach... Mein Mann hat mich zu Anfang erpresst, hat einen Privatdetektiv engagiert, als ich fremdgegangen bin. Und wollte sich scheiden lassen." "Ja und? Was hätten Sie dabei verloren?" "Ich... Ich hatte keine müde Mark, als wir geheiratet haben. Alles, was Sie in dem Haus gesehen haben, stammt von ihm. Wir haben einen Ehevertrag, wenn er sich mit den Fotos von dem Schnüffler hätte scheiden lassen, dann hätt' ich auf der Straße gestanden. Ohne Geld. Und in meinem Alter finden Sie keinen reichen Mann mehr." 55
"Und weiter? Gibt's die Fotos noch?" "Nein. Er hat Sie verbrannt, als das Geschäft eingefädelt war, damit uns beide damit keiner erpressen kann. Und, er hat mir ein paar Geschenke gemacht, als Entschuldigung." "Schönes Geschäft. Naja, so ist das stinknormale bürgerliche Leben." "Martin, bring mir 'nen Cognac. Ich brauch' jetzt 'was." Der Besitzer des Hauses geht zur Hausbar, nimmt eine Flasche Cognac und vier Schwenker, stellt sie auf den Tisch, um den sie sitzen. Gießt die Gläser halbvoll und reicht jedem ein Glas, aus dem sie je nach Laune mehr oder weniger trinken. Sam und Mike unterhalten sich darüber, was sie Morgen in der Firma anstellen sollen, bekommen von den beiden Klienten wertvolle Informationen, wen sie über was ausfragen können. Es geht auf Mitternacht zu, die Flasche Cognac ist leer, als Sam seine Klientin ins Auto packt. "Haben Sie eigentlich keine Familie?" "Nein." "Warum nicht?" "Geht in diesem Job nicht. Oder wollen Sie jeden zweiten Abend zu Hause hocken und Angst um Ihren Mann haben, weil der wieder irgendeinen Kriminellen verfolgt?" "Nein." "Na bitte. Und deswegen sind mir auch alle Frauen in den letzten Jahren weggelaufen." "Wollen Sie sich denn nicht irgendwann zur Ruhe setzen?"
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"Zur Ruhe? Und wovon soll ich meine Rechnungen bezahlen? Erst, wenn ich den Job nicht mehr schaffe. Oder wenn ich abgeknallt werde, dann sowieso." "Macht Ihnen das etwa Spaß?" "Meistens. Sonst würd' ich's ja nicht machen. Hab' mich an die Gefahr gewöhnt, ich brauch' den Thrill." "Sie sind verrückt." "Ja." "Stasi? Wieso Stasi?" "Ja, Stasi. Die Spur führt in die DDR." "Die gibt's nicht mehr." "Aber die Leute von der Stasi, die gibt's immer noch." "Wie kommst Du darauf?" "Ach, weißt Du, ich hab diese Nacht im Bett einiges aus meiner Klientin rausgekitzelt. Ihr Mann war einige Male in Berlin, als er das Geschäft mit den Polen eingefädelt hat. Und die Leute, mit denen er da zu tun gehabt hat, die waren früher bei der Stasi." "Und? Woher will er das wissen?" "Das hat man ihm gesteckt." "Die Stasi existiert nicht mehr." "Sie ist offiziell aufgelöst, aber die alten Seilschaften gibt's immer noch." "Hm. Stimmt. Und was hat das jetzt mit unserem Fall zu tun?" "Du weißt ja, Kohl Müll haben ein Büro in Berlin. Im ehemaligen Ost-Berlin." "Ach? Das war mir nicht bekannt."
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"Dann weißt Du das jetzt. Auf jeden Fall, da sitzen laut meiner Klientin 1 oder 2 Männer drin, die früher Mitarbeiter der Stasi waren. Und jetzt wollen die weitermachen und versuchen, die wirtschaftliche Macht im Staat zu übernehmen." "Wer sagt das?" "Die Bullen. Die haben aber nicht genug Leute, um gegen die Typen zu ermitteln, die haben zuwenig Geld." "Und jetzt? Willst Du den einsamen Rächer spielen?" "Nein. Aber wenn wir gleich zur Firma fahren, müssen wir die Leute auf ihre Verbindungen zur Stasi durchleuchten." Sam stürzt die Tasse Kaffee hinunter, winkt Carmen, daß sie gleich abräumen kann, greift seinen Mantel und geht mit Mike Hammer zur Tür seines Büros. In einer halben Stunde wollen sie in der Firma sein, deren Mitarbeiter sich mit dieser Giftmüllsache voll in die Scheiße reingeritten haben. Mike steigt auf den Beifahrersitz des BMW, Sam pilotiert den Wagen. Läßt den Motor an, ordnet sich in den Verkehr ein und schwimmt im Stau zur Firma. An der Pförtnerloge melden sich beide Männer und werden gebeten, im Foyer zu warten, bis der Leiter der Entsorgung sie abholt. Geld, eine ganze Menge Geld steckt hier drin, sagt sich Sam, als er sich die Gestaltung der Eingangshalle ansieht. Marmor, alles ziemlich teuer, Designerlampen, sieht geil aus. Der Macker kommt herunter, begrüßt Sam und Mike. Beide kommen mit in sein Büro und fangen an, Fragen zu stellen. "Wer hat das Geschäft eingefädelt?" "Der Kollege von mir, der erschossen worden ist." "Becker, der Mann meiner Klientin?" "Ja."
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"Niemand sonst?" "Nein." "Das glauben wir Ihnen nicht. Wir nicht, und auch die Polizei nicht. Wollen Sie nicht lieber mit der Wahrheit 'rausrücken?" "Also gut, da hängen mehrere Kollegen mit drin. Der Kollege, den Sie bewachen, Bayer, Herr Hammer, ist einer davon. Ich gebe zu, ich stecke da auch mit drin. Aber ich habe das nicht angefangen." "Wer dann?" "Martin Becker. Das hat den Kontakt zu den Polen aufgebaut." "Nur zu Polen? Der war auch in Ost-Berlin." "Da hat er mit einigen Polen gesprochen." "Aber wie kam er dann auf Kohl Müll? Da muß doch ein Vermittler eingeschaltet worden sein." "Ich nehme an, da war ein Vertreter der ehemaligen Regierung der DDR beteiligt, der früher den Giftmüllexport in die DDR organisiert hat. Wir kennen den schon länger." "Sie haben ihren Müll früher in die DDR gebracht?" "Ja." "Schöne Scheiße. Also, wer ist der Mann?" "Mielke, Stefan. Kennen Sie den Namen?" "Ja, der steht auf der Liste, die wir gestern von der Polizei bekommen haben. Der ist Stasi-Mitarbeiter gewesen." "Oh!"
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"Jetzt sagen Sie nicht, daß Sie überrascht sind, das nehm' ich Ihnen nicht ab. Sie müssen davon gewußt haben." "Nein, daß der Mielke bei der Stasi ist, ist mir neu, das hab' ich nicht gewußt. Aber sind Sie sicher, daß es unserer Mann ist?" "Natürlich. Es gibt nur einen Mann dieses Namens, der solche Geschäfte gemacht hat." "Und... und was wollen Sie jetzt machen?" "Zuerst den Bullen sagen, was Sache ist. Und dann müssen die weitermachen. Wir können uns alleine nicht mit der Stasi, oder dem, was daraus geworden ist, anlegen." "Aber muß es unbedingt die Polizei sein? Ich meine, reicht da nicht ein anonymer Hinweis?" "Haben Sie etwa Angst? 4 Menschen sind schon bei dieser Sache gestorben, und wenn wir nicht alle hart gegen die Killer vorgehen, legen die uns alle um. Ne, das können wir alleine gar nicht leisten." "Und wenn ich Ihnen ein Angebot mache? Wir können ja noch einmal später darüber reden." "Ach, hören Sie auf, wir sind beide nicht mit Geld zu kaufen, das Leben ist mir wichtiger. Wir gehen." Die Detektive stehen auf, schütteln dem nervös gewordenen Chemiemanager die Hand und verlassen das Gebäude. Sam liefert Hammer vor seinem Büro ab, fährt dann zum Polizeipräsidium, in dem er Parsons berichtet, was er gerade gehört hat. Als er zu seinem Büro fährt, merkt er, daß ein Wagen ihm folgt. Er ruft Parsons an, der sagt ihm, daß er keinen Auftrag gegeben habe, Sam zu verfolgen. Aber - er setzt sich mit zwei Kollegen in einen Zivilwagen und will Sam helfen. Der fährt einige Umwege, nicht direkt zu seinem Büro, bis das Telefon geht, Parsons ist in einigen Abstand 60
hinter ihm. Die ganze Zeit ist ein Mercedes mittlerer Baureihe hinter Sam geblieben, er gibt den Bullen die Beschreibung durch. Ordnet sich auf die rechte Spur der Stadtstraße ein und wird langsamer. Der Benz bleibt hinter ihm, ist der denn wirklich zu blöd? Sam hält an, steigt aber nicht aus. Hinter dem Benz hält ein Audi, Sam kennt den Wagen nur zu geht, das sind die Bullen. Er nimmt seinen Revolver, legt den Rückwärtsgang ein und rollt auf den Benz zu, bis er dessen Stoßstange touchiert. Es rumpelt. Blitzschnell reißt er die Tür auf, der Fahrer im Benz ist so überrascht, daß er zu lange nach seiner Waffe nestelt, denn gleichzeitig mit Sam springen die Polizisten von den Vordersitzen ihres Wagens, gemeinsam reißen sie, sich Deckung gebend, die Türen des Benz auf, zerren mit vorgenhaltener Waffe den Fahrer erst auf die Straße, dann auf den Bürgersteig und legen ihn dort flach. Seine Knarre liegt im Wagen, Parsons bequemt sich als letzter nach draußen und faßt sie mit einem Papiertaschentuch an. Stößt schließlich zu der Gruppe, die den Mann nach Waffen durchsuchen. "Und?" "Nix. Hat keine Knarre mehr." "Wir kriegen Euch alle, ihr Schweine!" Sächsischer Akzent. "Ach ja?" "Du Drecksau. Ich werd' Dir den Arsch ausblasen." "Jetzt 'mal ganz mit der Ruhe, Junge. Wir haben Dich am Wickel, nicht Du uns." "Wir werden euch alle fertigmachen, Du verdammte Drecksau." Der Mann spuckt Sam ins Gesicht, worauf dieser ihm eine Ohrfeige verpaßt, die so stark ist, daß der Macker zusammen mit dem Polizisten neben ihm zu Boden geht. 61
"Noch eine Bemerkung, mein Junge, und ich schlag dir die Eier ab. Ich bin kein Bulle, ich brauche mich nicht an Gesetze zu halten. Verstanden?" Keine Antwort. Der Mann will aufstehen, Sam tritt ihm den Arm beiseite, so daß er zu Boden fällt. Dann kniet er sich neben ihn, die Bullen haben ihm Handschellen angelegt, so daß er sich nicht wehren kann. "Wenn Du dich blöd anstellst und nichts sagen willst, bin ich morgen vor der Wache, wenn sie dich freilassen. Und das nicht alleine. Wir werden dich solange in die Mangel nehmen, bis Du singst. Oder bis Du nicht mehr atmest. Hast Du mich verstanden?" Keine Antwort. Sam packt den Kopf des Mannes, den er auf 30 schätzt, an den Haaren und schlägt ihn mit der Stirn hart auf den Boden. Aus einem Mundwinkel läuft Blut, die Ohrfeige war verdammt hart. "Verstanden?" "Ja..." Der Widerstand bricht langsam zusammen. Parsons beugt sich zu Sam hinunter. "Ich habe nichts gesehen, Spade. Der Mann ist gegen sein eigenes Auto gelaufen und hat sich dabei verletzt." "Danke, Parsons. Und nun zu dir - warum hast Du mich verfolgt." "Ich habe Sie doch gar nicht..." Sam schlägt ihn diesmal mit der Nase auf den Boden. "Lüg' mich nicht an! Ich kann es nicht ausstehen, wenn mich Scheißer wie Du anlügen! Wenn Du nicht redest, muß ich dich in Notwehr erschießen. Ist ja nix aus dir 'rauszukriegen." "Nein, nein, nein! Kohl hat mich beauftragt." "Und? Na los, weiter!" 62
"Er hat mir ihre Beschreibung gegeben, und ich sollte Sie beschatten." "Warum? Einfach so?" "Nein, der wollte wissen, wo die Frau ist." "Ach, das weiß er nicht? Will er meine Klientin umlegen?" "Ja. Sie weiß zuviel." "Wie kann sie zuviel wissen? Sie hat keine Ahnung von den Geschäften, die hat ihr Mann in Gang gebracht." "Nein. Sie und Kohl, die beiden waren bis 89 Kollegen." "Wie - Kollegen?" "Offiziere im besonderen Einsatz. Ministerium für Staatssicherheit." Peng. Sam läßt den Kopf fallen, bleibt fassungslos in der Hocke. Sonja - eine Stasi-Agentin? Das kann doch nicht sein! Warum gerade sie? Er denkt fieberhaft nach, das will ihm nicht in den Kopf. Der Festgenommene läßt sich nun ohne Widerstand abführen. Sam springt auf, das will ihm nicht in den Kopf. Er läuft auf den Mann zu, der gerade von den beiden Bullen abgeführt wird, hält ihn fest. "Moment mal, Junge, ich hab' dir gesagt, Du sollst mich nicht anlügen. Woher willst Du wissen, daß sie bei der Stasi ist?" "Sie war es. Kohl hat's mir erzählt." "Und das soll ich glauben?" "Haben Sie eine Kopie der Liste mit den ehemaligen Codenamen der Stasi-Agenten?" Sam sieht Parsons an, der nickt bestätigend. "Sehen sie unter dem Namen "Cheri" nach. Vergleichen Sie Alter, Augenfarbe, Geburtsdatum." 63
"Und dann?" "Das ist sie." Cheri? Über den Bildschirm des Rechners flimmert die Liste mit Codenamen der ehemaligen und heute zum Teil noch aktiven Mitarbeiter des MfS. Cheri kommt ins Bild, Sam sieht die Angaben über die Person. Verdammt, sie ist es! Alle Angaben stimmen überein! Was jetzt? Er geht zu Parsons ins Büro, kippt sich einen Whisky ob dieser Überraschung in den Rachen und spricht mit Parsons ab, wie es jetzt weitergehen soll. Der wird eine Anfrage beim Verfassungsschutz machen, ob die etwas über "Cheri" wissen. Es ist Mittag, als er das Büro verläßt. Mit gemischten Gefühlen macht er sich auf den Weg zu seinem Büro, wo sie auf ihn warten: Kottan, Carmen, und - Cheri. Die Tür geht ruckartig auf, als Sam sein Büro betritt. Da ist etwas im Busch, denken sich Kottan und Carmen. Er tritt auf Sonja zu. "Hallo, Cheri. Wie geht's?" Das war's. Von Sonja Becker fällt jegliche Nonchalance ab. Das hatte sie nicht erwartet, so plötzlich mit ihrem Zweitleben konfrontiert zu werden. Sie versucht abzulenken. "Sam, was hast Du gesagt?" "Cheri. So haben sie dich bei der Stasi genannt. Und so stehst Du auf der Lohnliste der Stasi." "Aber - wie kommst Du denn..." "Lenk' nicht ab! Du bist dafür verantwortlich, daß 4 Menschen gestorben sind. Du hast Sie alle auf dem Gewissen." “Aber Sam..." 64
"Verdammt noch mal, halt's Maul! Du kannst mir gleich alles erzählen, die reine Wahrheit. Wenn Du mich anlügst, schmeiß' ich dich 'raus. Dann stehst Du auf der Straße. Ich hab' keinen Bock, die Bodyguard für 'ne Stasi-Alte zu machen. Okay, Cheri?" "Gib' mir 'nen Whisky." Sam geht zum Schrank, nimmt die Flasche Dimple, 4 Gläser und gießt sie unterschiedlich voll. Carmen bekommt einen Schluck, alle anderen volle Gläser. Sonja - Cheri - kippt das halbe Glas hinunter, hustet, senkt den Blick und erzählt. "Sie haben mich erpreßt. Meine Mutter kam aus der DDR, meine Schwester ist drüben geblieben. 88 kamen 2 Männer zu mir, wollten mich sprechen, gerade als mein Mann das Geschäft mit den Polen angefangen hatte. Und dann wollten sie, daß wir die ganze Sache über Kohl erledigen." "Was spielt der für 'ne Rolle?" "Wir hatten den gleichen Führungsoffizier, Kohl und ich. Er sollte den Müll verschicken, ich sollte zusammen mit meinem Mann dafür sorgen, daß keine andere Firma den Auftrag bekommt. Wenn nicht, hätten sie meine Schwester in die Mangel genommen." "Aber warum kümmern sich die Typen um Müll? Ich seh' den Sinn nicht!" "Es ging auch weniger um den normalen Müll. Der ganze Giftmüll sollte nach Polen, das war klar. Aber weil der nicht an der Grenze kontrolliert wird, sollte der dazu dienen, ab und zu Dinge zu schmuggeln." "Was für Dinge?" "Was weiß ich? Ich hab' nie gesehen, was die verladen haben. Zigaretten, Geld, Autos, Menschen - ich weiß es nicht." "Wirklich nicht?"
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"Nein, Sam, verdammt noch mal. Aber es ging auch um Devisen. Um 'ne Menge Geld, und Du weißt, wie geil die da drüben auf Westgeld sind." "Und deshalb haben die jetzt 4 Leute umgebracht?" "Ich weiß es nicht. Aber sie Typen sind gefährlich. Ich hab' Angst gekriegt, als die uns letzte Woche gedroht haben, weil wir aus dem Vertrag aussteigen wollten. Ach, klar, das Geschäft war 'ne verdammt gute Einnahmequelle für alte Stasi-Mitarbeiter. Die sind alle in Betrieben gelandet, die privatisiert worden sind." "Gilt das auch für Kohl?" "Nein, der hat in der DDR nichts aufgekauft. War auch nicht nötig, das hat sein Führungsoffizier gemacht, wie er erzählt hat." "Und was hab' ich jetzt mit der Sache zu tun?" "Genau das, was ich Dir erzählt habe, Sam. Ich brauche eine Leibwache." Für einen wunderschönen Leib, denkt Sam. Naja, da stecken wir ja ganz schön in der Scheiße! Und was machen wir jetzt? Sonja trinkt ihr Glas leer, Sam gießt nach. Der Fall nimmt Ausmaße an, die nicht mehr zu übersehen sind. Wie soll's jetzt weitergehen? Eigentlich ist die Arbeit beendet, die Detektive können nicht mehr viel ausrichten, jetzt sind die Bullen dran, auch die vom Geheimdienst. Oder? Ne, so geht das nicht. Sam geht zum Telefon, ruft Parsons an. Sie kommen überein, daß sich Sam und Hammer um Kohl persönlich kümmern sollen, sie haben größere Möglichkeiten, außerhalb der Legalität zu arbeiten, während die Polizei einen Teil des Personenschutz für die Klienten übernimmt. So ergänzen sie sich am besten.
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Er ruft Hammer an. Der macht mit, am Abend wollen sie sich treffen, um Kohl aufzusuchen. Und dann soll er zeigen, was mit ihm los ist! Stunden später. Leise rollt der BMW durch das Wohnviertel, auf der Suche nach der Wohnung von Kohl. Endlich, ein stinknormales Einfamilienhaus, sie halten 50 Meter dahinter, um nicht aufzufallen. Steigen aus, schleichen sich zum Eingang. Klingeln, aber es ist keiner zu Hause. Sehr gut. Also öffnen sie das Gartentor, gehen zum Haus. Während Sam sich nach neugierigen Augen umsieht, öffnet Hammer nahezu geräuschlos die Tür. Sie treten ein. Genauso normal wie außen sieht es auch im Haus aus. Nichts, was auf eine Verstrickung in geheimdienstliche Aktivitäten hindeuten könnte. Nicht einmal ein Waffenschrank. Sie lassen das Licht aus, setzen sich ins Wohnzimmer, und warten. Kohl mache innerhalb der nächsten Stunde Feierabend, hieß es von Parsons, die Zeit ist bald um. Außer dem Müllmanager wohnt kein Mensch in diesem Haus, die Ehe ist geschieden, Kinder aus dem Haus. Endlich. Es ist längst dunkel geworden, als auf der Einfahrt Reifen auf dem Kies knirschen und ein Wagen in die Garage gesetzt wird. Jetzt wird's spannend! Ein Schlüssel dreht sich im Schloß, die Tür geht auf, wird geschlossen. Sam postiert sich, von der Tür aus nicht sichtbar, hinter der Garderobe, Mike bleibt in der Wohnzimmertür stehen. Dann macht er das Licht an.Plötzlich sieht Kohl, daß er nicht alleine ist. Er weicht an die Tür zurück, greift nach einem Eisen, das dort hängt."Aber Herr Kohl, wir wollen uns doch hier nicht in die Scheiße 'reinreiten. Nehmen Sie ganz einfach die Hände hoch, dann passiert Ihnen nichts." "Diebe! Gesindel! Wir werden euch kriegen!" "Ach, da machen Sie sich 'mal keine Sorgen." "Wartet nur, ich habe mächtige Freunde. Die werden euch ganz langsam umbringen."
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"Deswegen sind wir ja hier. Wegen Ihrer Freunde und der 4 Toten, die wir jetzt gehabt haben." "Wir bringen euch um." "Kohl, jetzt reicht's. Kommen Sie mit ins Wohnzimmer." "Was wollt Ihr? Wollt ihr mein Geld?" "Nein. Wir wollen Informationen." "Ich werde eine Anzeige machen. Dann wird die Polizei..." Sam tritt aus dem Schatten. "Dann wird die Polizei mit dem Verfassungsschutz in deiner Vergangenheit bei der Stasi rumwühlen, Kohl. Und Du hast jetzt 4 Tote auf dem Gewissen, bei Dir werden sie das Verfahren nicht einstellen." "Wer sind Sie?" "Jedenfalls keine Einbrecher. Wenn Du dich blöd anstellen solltest, dann legen wir dich einfach um, Junge. Und jetzt ab ins Zimmer." Es dauert nicht lange, und Kohl erzählt über seine Arbeit im Zusammenhang mit der Stasi. Eigentlich nichts Neues für die Detektive, was sie da zu hören bekommen, aber langsam lichtet sich der Nebel um die Firma. Die Verstrickungen des Falls beginnen durchsichtig zu werden, die handelnden Personen bekommen Profil. Kohl war nicht die führende Figur bei diesem Geschäft, sondern verantwortlich für die Ausführung des Exports und des Schmuggels in den Osten. Keine sperrigen Güter, sie haben unter dem Müll Papiere, wertvolle Güter und ab und zu auch Drogen über die Grenze gebracht, ohne daß diese entdeckt wurden. Kohl streitet zwar jegliche Verstrickung in die Morde ab, aber weder Spade noch Hammer nehmen ihm das ab. Nach einer Stunde kommen sie nicht mehr weiter. Sam greift zum Telefon und ruft Parsons an, der kommt eine 68
Viertelstunde später mit 2 Kollegen an. Später wird von dem Einbruch nichts im Protokoll stehen. Es gibt nichts Neues über die Rolle von Sonja in diesem Spiel. Aber wenn Kohl recht hat, dann geht jetzt erst die eigentliche Suche los, denn er war offensichtlich nicht derjenige, der die Morde zu verantworten hat. Aber wer dann? Kein Mensch weiß es, der Obermacker ist nie selbst in Erscheinung getreten, weder Kohl noch Sonja haben jemals mit ihm persönlich Kontakt gehabt. Wer ist es?
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