Das Erbe der Macht
Band 13
Inkarnation
Ein Junge ohne Gedächtnis
- Anna auf den Spuren ihrer Vergangenheit
New York...
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Das Erbe der Macht
Band 13
Inkarnation
Ein Junge ohne Gedächtnis
- Anna auf den Spuren ihrer Vergangenheit
New York Der matte Schein einer Laterne fiel in das angstverzerrte Gesicht des Jungen, als er sich
gehetzt umsah und weiter durch die Gasse taumelte. Blut rann über sein Gesicht, Panik
verschleierte seinen Blick. Sein Verfolger musste dich hinter ihm sein. Aber warum wurde er
überhaupt verfolgt? Und was machte er hier, wo immer hier auch war? Er erinnerte sich nicht.
Ein Scharren ließ ihn herumfahren. Nur wenige Schritte hinter ihm war er aufgetaucht.
Instinktiv warf er sich herum und rannte, taumelte weiter. Die Schritte seines Verfolgers
wurden lauter, waren jedoch auch sehr unregelmäßig. Auch er war verletzt, taumelte.
Warum hat Merlin das getan? Es wäre längst vorbei, dachte dieser.
Im gleichen Moment entfloh ihm der Gedanke jedoch wieder und hinterließ ein schwarzes
Loch in seinen Gedanken.
Wer bin ich, warum werde ich verfolgt, waren nur wenige der Fragen, die dem Jungen immer
wieder zu Bewusstsein kamen.
Er hatte keine Antwort darauf. Er wusste nichts mehr. Nur, dass er verfolgt wurde. Von wem
und warum, das fiel unter die Rubrik schwarzes Loch. Aber auch sein Verfolger keuchte,
hatte kaum noch Kraft.
Als zu seiner Linken eine offen stehende Tür auftauchte, überlegte er nicht lange und warf
sich hindurch. Seine Beine schienen mittlerweile aus einer wabbeligen Masse zu bestehen die
kurz davor stand in sich zusammenzufallen. Er würde diese Verfolgungsjagd nicht mehr lange
durchhalten. Und dabei wusste er nicht einmal wie lange dies schon so ging. Gedanken die
länger zurücklagen als wenige Minuten begannen bereits wieder zu verblassen.
Es darf nicht so enden, dachte der Junge und betrat den ersten Stock des Gebäudes.
Dies hier mussten Lagerhallen sein. Aber weshalb befanden diese sich inmitten der Stadt und
weshalb lagen Menschen in völlig zerlumpter Kleidung hier herum. Der Putz bröckelte von
den Wänden und auf dem Boden breiteten sich überall Lachen aus Wasser und Urin aus. Der
Gestank ließ ihn kurz schwindeln während er instinktiv weiter lief. Er konnte, er durfte nicht
anhalten. Er musste einen zweiten Ausgang finden. Die nächste Tür die er durchlief machte
diese Hoffnung jedoch zunichte.
Sackgasse, blitzte ein Wort in seinen Gedanken auf.
„Nein“, keuchte er und taumelte an die Wand.
Sein ganzer Körper zitterte und Hitzeschübe jagten durch seinen Kopf. War es bereits bisher
schwierig gewesen einen klaren Gedanken zu fassen so wurde dies jetzt gänzlich unmöglich.
Ein Keuchen ließ seinen fiebrigen Blick zur Tür wandern. Sein Verfolger hatte ihn gefunden.
Langsam entwuchs die Shilouette dem Schatten bis dieser vor ihm stand.
„Ich werde dich töten“, krächzte ihm eine Stimme entgegen.
„Warum?“, hauchte er zurück.
Kurz war Panik in den Augen des anderen zu erkennen.
Er erinnert sich ebenfalls nicht, dachte der Junge mit letzter Kraft.
„Weil…es meine Aufgabe ist“, antwortete der Mann.
Das Letzte was der Junge wahrnahm waren die kalten blauen Augen die immer näher kamen
und sich schließlich auf ihn warfen, bevor es um ihn herum schwarz wurde.
1
*
Traumebene „Es ist lange her“, sprach Michael. „Viel zu lange“, erwiderte sein Vater und umarmte ihn glücklich. Nach langer Zeit standen sich Vater und Sohn nun wieder auf der Traumebene gegenüber. Jener metaphysischen Ebene die nur wenige Auserwählte mit der Kraft ihres Geistes und auch nur mit diesem betreten konnten. Während der Körper zurückblieb betrat der Geist jene Sphäre und konnte mit einem einzigen Gedanken Welten formen, konnte praktisch alles vollbringen. „Komm mit, ich möchte dir etwas zeigen“, sprach Karsten Hartmann und ergriff seinen Sohn bei den Händen. Sekunden später schwebten beide über einer Welt. Bevor Michael etwas fragen konnte machte sein Vater eine Handbewegung und sie glitten darauf zu. „Eine konstante Welt in einem variablen Universum“, sprach sein Vater. Und in diesem Moment begriff der Anführer der Lightfighter wo sie sich befanden. Diese Welt, die grünte und blühte war neu Atlantis. Hier lebten die Menschen, die Merlin vor dem Untergang bewahrt hatte, als Zorek die Träne des Lichts entfernt und ihre Welt so dem Untergang preisgegeben hatte. „Nun ist es hier nicht mehr so langweilig. Ich beobachte wie sie sich zurecht finden, die alten Atlanter. Sie begreifen schnell. Ein interessantes Volk“, erklärte Karsten Hartmann. „Anna ist schwanger“, erklärte Michael lapidar und beobachtete seinen Vater. „Der Keim“, antwortete dieser nur und bestätigte damit was Michael vermutete, „Ich habe es befürchtet.“ „Du wusstest was er ihr angetan hat, weshalb hast du mich nicht gewarnt, sie nicht gewarnt?!“, rief Michael erbost. Kopfschüttelnd erwiderte sein Vater: „Michael, dass ich noch lebe, das ich hier noch existiere verdanke ich nur meiner Reaktionsschnelligkeit und den hohen Mächten. Ohne ihre Erlaubnis währe ich nicht mehr hier, sondern völlig tot. Ich habe mich gewissen Regeln zu unterwerfen, ob mir dies gefällt oder nicht. Es gab schon oft Momente in denen ich dir Dinge sagen wollte oder den Schatten aufgefordert habe…“ „Du kennst den Schatten. Wieso wundert mich das nicht? Wer ist er, wer verbirgt sich hinter der Maske aus Schwärze?“, wollte Michael wissen. „Es liegt nicht in meiner Macht dir darüber Auskunft zu geben. Auch über den Keim durfte ich dir nichts erzählen. Es geht um das große Ganze“, erwiderte Karsten Hartmann. „Das große Ganze, wenn ich das nur höre. Was haben wir in der letzten Zeit nicht alles durchgemacht! Zwei Menschen sind gestorben, zwei Freunde. Und auch der Seitenwechsel von Nina hätte vermieden werden können. Wer weiß, was sie in der Vergangenheit noch alles angerichtet hat von dem wir nichts wissen!“, schrie der junge Mann und seine Augen funkelten gefährlich. „Es ist nicht unser Wille, das es so ist wie es ist“, meldete sich plötzlich eine weitere Stimme. Michel fuhr herum und erblickte eine schwarze Shilouette die den Körper einer Person einhüllte. Der Schatten war erschienen. „Du kannst die Traumebene betreten, du gibst uns ständig Hinweise auf die Zukunft. Du hilfst immer und verschweigst gleichzeitig auch sehr viel. Sag uns endlich wer du bist? Bist du überhaupt ein Mensch?“, richtete sich Michael nun an den Schatten. Dieser hielt kurz inne und erwiderte dann: „Ja, ich bin ein Mensch. Und wer ich bin, ist in gewissem Sinne bedeutungslos für euren Kampf. Wichtig ist nur, dass ich euch helfe, nicht wer ich bin.“
2
Aber ich fürchte ihr werdet es bald erfahren. Wolken bilden sich am Horizont und ich erkenne nicht weshalb. So ist die Regel. Gehen Angriffe gegen mich, kann ich die Zukunft nicht erkennen, dachte der Schatten. „Aber wir haben auch keine Zeit uns nun hier zu streiten. Leider überschlagen sich die Ereignisse einmal mehr. Du musst umgehend nach New York reisen. Dort wurden vor kurzem ein Junge und ein Mann ohne Gedächtnis gefunden. Kümmere dich darum. Die anderen sollten nach London“, erklärte der Schatten. „Was ist mit den beiden, gib mir mehr Informationen. Und was ist in London?“, wollte Michael wissen. „Nun bei den beiden Gedächtnislosen hat Merlin damals wohl einen Fehler begangen. Du darfst es nicht unterschätzen. Ich darf dir nicht mehr darüber sagen, nur so viel. Es geht um den Ewigen Krieg“, erwiderte der Schatten. Als Michael bemerkte das sein Vater heftig zusammenzuckte und die Konturen des Schattens langsam verwischten rief er: „Was ist der Ewige Krieg? Und wieso London?“ „Du bist der Leiter eines Imperiums, ein bisschen Recherche dürfte da doch noch möglich sein. Mehr kann ich dir, du weißt schon, nicht sagen. Viel Glück“, erwiderte der Schatten und verschwand. „Ich werde mich dann wohl auf den Weg machen. Für dich wird das gleiche gelten vermute ich, keine Informationen“, stellte Michael wütend fest. „Es tut mir leid. Aber sei nicht zu ungerecht. Er hilft euch wo er kann und glaube mir, er leidet am meisten darunte,r dass er euch etwas verschweigen muss was euch helfen könnte. Und mir wäre es sicher auch lieber mich aktiv am Geschehen beteiligen zu können“, gab sein Vater sanft zurück. In einer spontanen Geste umarmte Michael Karsten Hartmann. Er wusste, dass er ihm Unrecht tat. Doch bei dem Gedanken das man verschiedenen Schicksalsschläge hätte verhindern können, wenn man rechtzeitig bescheid gewusst hätte, wurde er immer sehr wütend. „Wer sind die hohen Mächte?“, versuchte Michael es noch. „Wesen, die weit über uns stehen. Mehr musst du nicht wisse und glaube mir, du willst auch nicht“, erwiderte sein Vater und winkte ihm zum Abschied. Langsam schwebte Michael von seinem Vater fort und leitete den Ausstieg aus der Traumebene ein. * Rom, Villa Hartmann Gemeinsam saßen sie im Konferenzraum. Michael, als Anführer der Lightfighter. Dorian, der Archäologe des Teams. Sandra, die mit telepathischen Fähigkeiten ausgestattete Parapsychologin und Anna. Der klägliche Rest der Lightfighter. Eine Überprüfung der Londoner Zeitung hatte erst nach einiger Zeit ein Ergebnis gebracht. Es war dort tatsächlich zu einigen unerklärlichen Todesfällen gekommen. Junge Männer und Frauen, die als vermisst gemeldet worden waren und Tage später tot aufgefunden worden waren. Allerdings als uralte Greise. „Dann dürfte alles klar sein. Anna und ich begeben uns nach New York, ihr beide geht der Sache in London nach“, erklärte Michael. Natürlich war ihm klar, dass er damit ein Risiko einging. Nach den Ereignissen in der Vergangenheit, am Hofe von König Artus, war Dorian sehr schlecht auf Sandra zu sprechen. Noch immer gab er ihr die Schuld am Tod von Jürgen. Sie war es gewesen, die das verhängnisvolle Pulver auf Mordred gestreut hatte und Artus so die entscheidenden Sekunden verschafft hatte. Natürlich hatte sie nicht gewusst, dass Jürgen es war, der im Panzer von Mordred steckte. Doch der Widerspruch kam von anderer Seite als erwartet. 3
„Ich werde nicht mitgehen“, sprach Anna, „Es tut mir leid, aber nach den Ereignissen der letzten Zeit möchte ich wissen, was es noch in meiner Vergangenheit gibt von dem ich nichts weiß. Ich werde nach Mailand fahren und mich im Museum meines Vaters umsehen. Vielleicht finde ich dort noch etwas heraus.“ Michael nickte und blickte Anna in die Augen: „Was hat der Doc gesagt?“ „Nun, die Ergebnisse kamen heute morgen“, erwiderte Anna und atmete tief ein, „Ich bin wohl bereits im fünften Monat, obwohl man mir nichts ansieht. Eine Abtreibung ist nicht möglich und wenn das Kind in dieser Geschwindigkeit weiter wächst, werde ich es in wenigen Wochen bekommen. Einen Jungen.“ „Dieses verdammte Schwein!“, rief Sandra. „Aber warum? Warum tut er so etwas. Weshalb pflanzt er einen Keim in Anna und will das sie schwanger wird, das ergibt keinen Sinn“, warf Dorian ein. „Das werden wir wohl erst erfahren, wenn das Kind geboren wird“, sprach Michael und drückte Annas Hand, „Du weißt, dass wir immer für dich da sind. Viel Glück in Mailand.“ Damit war die Besprechung beendet. Während Anna damit begann ihre Sachen zu packen und sich auf Mailand vorzubereiten machte Michael sich bereits auf den Weg zum Privatjet des SE. Auf dem Flug würde er die wenigen Daten über den Fall durchsehen. Er hofft nur das Dorian und Sandra wenigstens einigermaßen gut zusammenarbeiten. Das angespannte Verhältnis der beiden versprach in Zukunft noch einige Probleme aufzuwerfen. * London, einige Stunden später Schweigend gingen die beiden Lightfighter durch das dämmrige London. Wie überall in der Welt hatte das SE auch bei der Londoner Polizei Helfer, wodurch es keine Schwierigkeiten bei der Besichtigung der Leichen geben durfte. „Also, bringen wir es hinter uns“, sprach Dorian mit fester Stimme. „Dorian, ich wollte nicht…“, wollte Sandra einen erneuten Versöhnungsversuch machen doch sie wurde unterbrochen. „Wir haben hier gemeinsam einen Fall zu bearbeiten. Private, interne Probleme haben hier nichts zu suchen. Menschenleben hängen davon ab. Und dieses mal sollte am Ende niemand durch unsere Schuld sterben“, sprach Dorian ruhig. Resigniert ließ Sandra die Arme sinken. Ruhig gingen sie nebeneinander und erreichten die Polizeiwache. Eine schwarze Tür, die den Zugang zu einem Backsteinhaus markierte. Unwillkürlich musste Dorian an alte Filme denken, in denen die Polizeiwachen in London immer ähnlich dargestellt wurden. Es traf in der Wirklichkeit tatsächlich zu. Er erinnerte sich, dass seine Eltern früher häufiger alte Krimis gesehen hatten. Mit einer fahrigen Bewegung ließ er seine Finger durch sein braunes Haar gleiten und fuhr sich dann über den Hals. Die Narbe war zu spüren. Jene Narbe, die ihn seit dem Verschwinden seiner Eltern einem Mahnmal gleich durchs Leben begleitete. Er schüttelte den Kopf um die Gedanken zu vertreiben und betrat mit Sandra das Revier. Der Kontrast hätte nicht größer sein können. Während das Gebäude von außen den Anschein des Altmodischen, Ruhigen erweckte, fand man hier, im inneren, eine äußerst moderne, helle Einrichtung vor. Nur die typischen schwarzen Uniformen der Bobbys waren geblieben. Sie schritten beide auf ein Empfangspult zu und brachten dort ihr Anliegen vor. „Wir würden gerne mit Mr. Tweensburg sprechen“, erklärte Dorian. „Einen Moment bitte, es wird sich gleich jemand um sie kümmern“, erwiderte die freundliche Empfangsdame und bedeutete beiden Lightfightern sich zu setzten und zu warten. Sie kamen der Aufforderung nach. Das Warten begann. * 4
New York, General Hospital „Und er kann sich wirklich an nichts erinnern?“, wollte Michael noch einmal wissen. Gemeinsam mit Dr. Neil Steinberg durchwanderte er die langen, neonbeleuchteten Gänge des General Hospitals wo er soeben eingetroffen war. Er nahm die Warnungen des Schattens äußerst ernst und wollte so schnell wie möglich mit dem Jungen sprechen. Zwar war er kein Angehöriger, aber da er bereits im Flugzeug für eine schnelle und großzügige Spende gesorgt hatte, drückte man beide Augen zu. Aus diesem Grund kümmerte sich auch Dr. Steinberg persönlich um ihn. Er war der zuständige Stationsarzt und Michael konnte so sicher sein das er wirklich alle Informationen erhielt. „Nein, absolut nicht. Er erinnert sich an nichts was vor seinem Erwachen hier bei uns geschah. Zeugen wollen gesehen haben, wie er verfolgt wurde, von dem anderen Mann der hier eingeliefert wurde. Dieser stürzte sich auf ihn und beide fielen durch das hinter dem Jungen gelegene Fenster. Aber selbst daran erinnert er sich scheinbar nicht mehr“, erklärte der Arzt. Michael sah seinen ersten Eindruck nicht bestätigt. Als der glatzköpfige Arzt in einem schlotternden weißen Kittel ihn fahrig empfangen hatte war seine Meinung über diesen nicht sehr groß gewesen. Dies hatte sich mittlerweile jedoch geändert. Dr. Steinberg war freundlich und versuchte ihm alles in Ruhe zu erklären. „Wie sieht es mit seinem Allgemeinwissen aus?“, wollte Michael weiter wissen. „Tja, selbst da wird es kompliziert. Er kann einfache mathematische Berechnungen durchführen, beherrscht also das Einmaleins. Er kann schreiben und sich kultiviert ausdrücken. Wer jedoch der aktuelle Präsident ist kann er nicht sagen“, gab Dr. Steinberg zurück. „Wie alt schätzen sie ihn?“, fragte Michael weiter. „Schwer zu sagen. In dieser Phase des Erwachsenwerdens ist so etwas schwierig. Er könnte 16 sein, aber genauso gut 19. Ohne Papiere sind wir auf das angewiesen, was er uns sagt. Und leider kann er sich auch daran nicht mehr erinnern. Wir haben als Alter somit vorerst 18 in seine Akte eingetragen. Aber das wirklich Seltsame ist seine Kleidung“, sprach der Arzt weiter. „Was ist damit“, wollte Michael wissen. „Das, Mr. Hartmann, sehen sie sich am besten selbst an, wir sind da“, erklärte der Doktor und öffnete eine schmale weiße Tür vor der ein Polizist saß. Der Lärm der Gänge blieb hinter ihnen zurück und sie betraten das Zimmer. Nur ein Bett stand darin in dem sich eine bleiche Gestalt abzeichnete. „Er hatte sehr viel Blut verloren als man ihn fand. Es grenzt praktisch an ein Wunder, dass er noch lebt. Er hatte außerdem hohes Fieber. Mittlerweile hat das Antibiotikum angeschlagen und er schläft nur noch“, erklärte der Arzt und fuhr sich nachdenklich über seinen kahlen Schädel. „Wieso der Polizist?“, fragte Michael und stellte sich neben das Bett. Er blickte auf einen blondhaarigen Jungen dessen Brust sich langsam hob und senkte. Ein schmaler Körper zeichnete sich unter der Decke ab. Der Arzt hatte recht, es war schwer das Alter zu schätzen. „Wir wissen nicht was in diesem Haus wirklich passiert ist. Scheinbar wurde er von dem anderen Mann verfolgt, aber wir wissen es nicht mit Sicherheit. Und solange es nicht geklärt ist, müssen wir unseren Mr. X zu seiner eigenen Sicherheit bewachen. Der Drogentest war negativ, er ist also kein Junkie. Vielleicht ein Bandenkrieg. Obwohl er nicht so aussieht, als käme er aus den Slums“, erklärte Dr. Steinberg. Ein leises Piepsen ließ ihn aufhorchen. Schnell besah er seinen Piepser, der an dem weißen Kittel angebracht war. „Ich muss los, ein Notfall. Sie können gerne hier warten, obwohl ich nicht mehr viel zu sagen habe“, sprach der Arzt schnell und wollte den Raum verlassen. 5
„Sie erwähnten vorhin die Kleidung des Jungen. Was ist damit?“, rief Michael noch schnell.
„Oh, im Schrank. Schauen sie es sich ruhig an. Auf Wiedersehen Mr. Hartmann“,
verabschiedete der Arzt sich noch und war aus der Tür.
Michael schritt zu jenem weißen Schrank, der in jedem Krankenhaus zur Standardeinrichtung
der Räume zu gehören schien und öffnete diesen. Sein Blick fiel auf das Hemd, die Hose und
das einem Sakko ähnliche Kleidungsstück. Die Kleidung wirkte wie aus einem alten Film,
einem sehr alten Film.
„Wie kommt der Junge an solche Kleidung?“, fragte sich Michael laut.
Als er den Schrank bereits wieder schließen wollte, fiel sein Blick auf eine silberne
Taschenuhr die ebenfalls darin lag. Er nahm sie an sich und öffnete den reichhaltig verzierten
Decke.
In Liebe deine Jeanette, 1941, stand darauf.
Langsam legte er die Uhr zurück in den Schrank und schoss diesen, als plötzlich eine Stimme
hinter ihm ertönte: „Wer sind sie?“
Michael fuhr herum und blickte in die grau-grünen Augen des Jungen, der soeben erwacht
war. Er ging zurück und stellte sich neben das Bett.
„Mein Name ist Michael Hartmann. Ich leite eine Organisation die sich um Opfer von, hm,
speziellen Gewaltverbrechen kümmert. Also um genau zu sein, Verbrechen, die mit dem
Mysteriösem, dem Übersinnlichen zu tun haben“, erklärte er dem Jungen, „Und wer bist du?“
„Wenn sie hier sind, haben sie schätze ich mal mit dem Arzt gesprochen. Also müssen sie
wissen, dass ich mich an nichts erinnern kann. Und um ehrlich zu sein, wüsste ich nicht wie
sie mir helfen sollten“, gab der Junge ruhig zurück und kratzte sich am Arm.
„Tut mir leid, natürlich weiß ich von dem Arzt bescheid. Ich wollte nur noch mal auf
Nummer sicher gehen. Und wie genau ich dir helfen kann, weiß ich selbst noch nicht so
genau, aber mir wird schon noch etwas einfallen. Ruhe dich am besten noch etwas aus. Ich
schaue was ich machen kann“, versicherte Michael.
Mit unglücklichem Blick ließ der Unbekannte sich ins Kissen sinken und schloss die Augen.
Langsam verließ Michael das Zimmer, er hatte eine Idee.
* Mailand Bereits seit Minuten stand Anna vor dem mächtigen Portal und sah auf die steinernen Engel hoch über ihr. Ihr Gepäck hatte sie bei sich. Sie würde in der über dem Museum gelegenen Wohnung Quartier beziehen. Hier hatte sie gelebt, mit ihrem Vater. Oftmals hatte er sich fahrig umgesehen, seine Augen waren ängstlich, ja geradezu panisch aufgeflackert. Sie hatte dem nie große Beachtung geschenkt. Bis heute. Ihr Vater war tot, ermordet von einem Dämon. Aber ihre Mutter, ihre Mutter lebte. Und das Erbe ihrer Mutter, die magischen Fähigkeiten, trug sie in sich. Ich bin eine Hexe, dachte sie bei sich, unfähig den Gedanken zu realisieren, mehr wahrzunehmen als den Klang. Eigentlich sollte sie sich freuen, hatte sie nun doch weit mehr Macht gegen die Mächte des Bösen zu kämpfen als zuvor. Wenn nur nicht der bittere Beigeschmack wäre. Eigentlich war es nur eine Ahnung, aber aus irgend einem Grund konnte sich Anna nicht freuen. Langsam wandte sie den Blick von den Steinfresken ab und betrat das Museum. Das Haus ihrer Kindheit. Das Haus der Erinnerungen. * London, Polizeirevier
6
„Es freut mich, dass ihr hier seid, wenn auch die Umstände, nunja. Es ist verblüffend,
wirklich verblüffend, wenn natürlich auch tragisch, ja das ist es. Erwähnte ich schon, dass ich
froh bin dass ihr hier seid?“, plapperte Tweensburg einfach vor sich hin.
Dorian war der Mann äußerst unsympathisch und Sandra ging es wohl, nach ihrem
Gesichtsausdruck zu schließen, genauso.
„Nun, eigentlich sind wir wegen der Leichen hier, wäre es möglich…“, begann Dorian, wurde
jedoch von dem kleinen, übergewichtigen, quirligen Mediziner unterbrochen.
„Die Leichen, natürlich, natürlich. Es ist wirklich faszinierend. Kommt nur“, sprach er und
winkte den Lightfightern ihnen zu folgen.
Zwar erinnerte sich Dorian nicht daran, das Du angeboten zu haben, aber dem schenkten die
LF sowieso kaum Beachtung. Er wollte es sich nicht gleich mit dem Mediziner verscherzen.
Mit Sicherheit konnten sie einiges an nützlichen Informationen über ihn erhalten. Nachdem
sie durch einen kurzen, schmalen Gang gelaufen waren standen sie nun in einer kleinen Halle,
vor den allseits bekannten Schiebefächern.
„Das hier ist Opfer Nummer 1“, erklärte Mr. Tweensburg und zog das Fach mit dem darin
befindlichen Körper nach außen.
Ein etwa 90jähriger Mann lag darin. Auf den ersten Blick konnten weder Dorian, noch Sandra
Einstichstellen oder ähnliche Wunden entdecken.
„Woran ist er gestorben?“, wollte Sandra wissen.
„Am gleichen wie Opfer Nummer zwei und drei, an Altersschwäche“, entgegnete
Tweensburg und öffnete zwei weitere Fächer, „Nur, dass alle drei bis vierundzwanzig
Stunden vor ihrem Tod noch etwa in ihrem Alter waren.“ Der Mediziner hielt den beiden
verblüfften Lightfightern eine Mappe entgegen.
Sandra nahm sie entgegen, ein wenig schneller als Dorian, und öffnete sie. Verblüfft
erkannten sie auf drei verschiedenen Bildern zwei Männer und eine Frau. Alle waren Anfang
zwanzig.
„Das ist mal was Neues“, gab Dorian trocken von sich.
„Die Morde geschahen im Abstand von jeweils zwei Tagen. Theoretisch wäre heute wieder
jemand fällig“, erklärte Tweensburg.
Dorian schluckte eine bissige Bemerkung herunter und bedankte sich bei dem Mediziner für
seine Hilfe.
„Oh keine Ursache. Übrigens dürfen sie heute Abend gerne mit mir mein Auto teilen. Ich
habe frei und es wäre keine Problem den Polizeifunk mitzubekommen, hm. Vielleicht nutzt es
ihnen etwas, wenn sie die Leiche direkt nach dem Mord untersuchen können“, erklärte
Tweensburg mit einem Grinsen.
Zwar war ihnen der Gedanke extrem zuwider mit dieser Person eine Nacht in einem Auto zu
verbringen, doch sie hatten wohl keine Wahl.
„Dann sehen wir uns wohl heute Abend“, sprach Sandra, nachdem sie Dorian einen
bezeichnenden Blick zugeworfen hatte.
Vielleicht konnten sie den Tod eines weiteren Unschuldigen mit etwas Glück verhindern.
* New York Gebannt starrte Michael auf den Monitor seines Laptops. Er befand sich mittlerweile wieder in seinem Hotel und hatte sich in die Datenbank des SE eingeloggt. Täglich arbeiteten hier Mitarbeiter daran das Archiv auszuweiten und auch Jahre zurückliegende Ereignisse auszuwerten. Die Suche begann. Mit dem Jahr 1941 hatte Michael bereits einen Anhaltspunkt. Jeanettes gab es sicher viele, aber wer weiß. Stunde reihte sich an Stunde, Kaffee reihte sich an Kaffee. Der Morgen graute bereits, als der Lightfighter fündig wurde. Im Archiv einer alten Zeitung, die kurz nach dem Krieg Bankrott gegangen war, fand er einen Artikel, mit 7
Bild. Unwillkürlich zuckte Michael zusammen, als er in das Gesicht des unbekannten Jungen blickte. Es war eine Vermissten-Anzeige. Sie stammt vom März 1942. Bereits seit einer Woche gilt der Junge Jason Parker (17) nun als vermisst. Die Bürger von New York werden um Mithilfe gebeten. Wer hat diesen Jungen zuletzt gesehen. Er verschwand am Abend des 21.03.1942 als er mit Jeanette Witherspone (17) im Central Park spazieren ging. Die junge Miss Witherspone steht noch immer unter Schock und konnte noch keine klare Aussage machen. Hinweise bitte an das zuständige Polizeirevier… Michaels Vermutung fand sich bestätigt. Die Kleidung des Jungen hatte bereits darauf hingedeutet. Aus irgend einem Grund musste er durch die Zeit gereist sein, allerdings nicht alleine. Aus irgend einem Grund waren er und dieser Mann aus dem Jahre 1941 in die Gegenwart transportiert worden. Und zumindest Jason hatte dabei sein Gedächtnis verloren. Einige weitere Suchmeldungen waren noch in Abständen von wenigen Tagen abgegeben worden, dann wurde es still um den Jungen. Die Behörden hatten die Suche aufgegeben, er blieb verschwunden. Das Drama hatte in der Zeit des zweiten Weltkrieges stattgefunden. Die Behörden hatten sich sicher um einiges kümmern müssen und die Zeitungen ebenfalls. Um eine Suchmeldung mit Bild in dieser Zeit in eine Zeitung zu setzten mussten die Eltern des Jungen sich viel Geld und Einfluss spielen lassen. Es hatte jedoch nichts genutzt. Was auch immer wir tun, zu welchem Ergebnis das ganze auch schließlich führt, wir können ihn nicht zurückbringen. Die Säulen der Zeit bieten zwar diese Möglichkeit, aber da er damals nicht wieder aufgetaucht ist können wir ihn nicht zurückbringen. Es würde die Geschichte verändern, dachte Michael. Er druckte den Artikel aus und suchte weiter. Damals war Jeanette Witherspone 17 Jahre alt gewesen. Mit 76 Jahren konnte sie durchaus noch leben. Die Suche ging weiter. Zwischenzeitlich aß Michael noch eine Kleinigkeit um nicht gänzlich Raubbau mit seinen Kräften zu betreiben. Immerhin hatte er noch einiges vor. Er wollte Jason noch einmal besuchen und dieses Mal auch jenen unbekannten Mann, der mit ihm aufgetaucht war. Mit der Träne des Universums, jenem magischen Amulett, das er von seinem Vater erhalten hatte, würde er den Unbekannten einigen Tests unterziehen. Wenn er ein Schwarzblüter war, würde es reagieren. Kurze Zeit später hatte Michael Jeanette Witherspone ausfindig gemacht. Zumindest deren Adresse. Schnell sprang er unter die Dusche, zog sich um und verließ das Hotel. Wenig später erreichte er die Wohnung von Jeanette Witherspone. * London „…und so kam ich dann mit dem Spectral Enterprise in Verbindung, also eigentlich mit Karsten Hartmann, wenn man es genau nimmt und über ihn …“, plapperte Tweensburg weiter vor sich hin. Dorian hielt seinen Blick eisern auf den kleinen Monitor gerichtet, der ihnen das Ansteigen schwarzmagischer Werte anzeigen sollte und versuchte zwischenzeitlich ein echtes Lächeln
8
zu simulieren und hin und wieder „Ja“ zu sagen. Sandra konzentrierte sich auf die Musik die im Hintergrund leise mitlief. „Mein erstes Zusammentreffen mit Michael Hartmann ist natürlich wieder eine andere Geschichte, die sie wohl kaum interessieren wird, oder doch?“, wollte Tweensburg wissen. Impulsiv entfuhr Dorian ein „Ja“. Erst Sekunden später bemerkte er seinen Fehler, als Tweensburg mit der nächsten Episode seines Lebens begann, wodurch sein Lächeln für kurze Zeit entgleiste. Sandras Blicke sprachen Bände und sie hätte ihren Kollegen wohl beinahe erdolcht. Der Polizeifunk rettete sie jedoch. Eine weitere Leiche war gefunden worden. Nur wenige Häuserblocks entfernt. Der Monitor zeigte noch immer keine magische Strahlung an. Tweensburg fuhr langsam an, wendete und fuhr dann in Richtung Tatort. Besser, er raste. Sandra klammerte sich in dem winzigen Auto krampfhaft an der Tür fest während ihr Fahrer weiter erzählte. Bereits Minuten später hatten sie den Tatort erreicht. Ein einzelner Bobby, der die Leiche entdeckt hatte begrüßte sie. Mr. Tweensburg war natürlich bekannt und er stellte Sandra und Dorian als Teil einer geheimen Spezialeinheit vor, was Dorian und Sandra unwillkürlich die Augen verdrehen ließ, sie sagten jedoch nichts. Sie bekamen das okay und durften die Leiche, jedoch ohne sie zu berühren, untersuchen. Schnell packte Dorian einige Geräte aus die sie aus Rom mitgebracht hatten. Ihm wäre es lieber gewesen Michaels Amulett zur Verfügung zu haben, doch darauf mussten sie verzichten. „Kannst du noch jemand in der Nähe orten? Jemand dessen Gedanken böse oder schwarzmagisch sind?“, wollte Dorian wissen, während er einen Scanner über die Tote, eine greisen wie bei den Opfern zuvor, wandern lies. Er sah nicht wie Sandra kurz zusammenzuckte und hastig antwortete: „Nein, keine negativen Gedanken.“ „Also ich habe definitiv eine magische Strahlung, aber sie ist sehr gering. Ich glaube nicht das es Magie war, die dem Opfer die Lebensenergie entzog. Die Restspuren sind zu gering. Es sind mehr Rückstände eines magisch aufgeladenen Ortes, oder einer Zone. Aber keine aktive Magie“, erklärte Dorian. „Aber wie kann man Menschen ohne Magie die Lebensenergie entziehen?“, wollte Sandra wissen und beäugte sich über den Bildschirm des Scanners. „Das würde mich auch interessieren“, mischte sich nun auch Tweensburg ein, den beide bereits vergessen hatten. „Tja, gute Frage. Vielleicht werden die Opfer an einem anderen Ort „behandelt“ und danach hierher bzw. an die Fundorte gebracht. Etwas anderes kann ich mir schwer vorstellen“, erklärte Dorian weiter. „Einen Moment. Diese Strahlungswerte habe ich schon mal gesehen. Ja, natürlich. Erinnere dich, die Aufzeichnungen von Anna und Andi als sie der Agenda der Ewigkeit hinterher gejagt sind“, sprach Sandra. „Natürlich, dass ich nicht selbst darauf gekommen bin. Wann hast du dir die Aufzeichnungen denn angesehen?“, wollte Dorian wissen. „Ah, vor kurzem. Als wir etwas Ruhe hatte“, erwiderte Sandra und lächelte. „Aber du hast recht. Als sie damals das Centro Domini, die Aufzeichnungen des Bundes von Nostradamus, auf Angel Island fanden, befand sich die gleiche Reststrahlung daran. Ich habe mir nach unserer Rückkehr von Atlantis ebenfalls alles angesehen“, erklärte Dorian. Aus der Ferne waren nun Sirenen zu hören, die auf das schnelle Nahen der Polizei hindeuteten. „Ich nehme an wir wissen beide, was das bedeutet“, erklärte Dorian. „Ja, auf nach Angel Island“, gab Sandra zurück. „Wunderbar, ich wollte schon immer mal diese nette kleine Insel besichtigen“, freute sich Tweensburg, was Dorian und Sandra unwillkürlich die Augen verdrehen ließ. 9
*
New York Ein weiteres Mal betätigte Michael Hartmann den Türklopfer der großen, altmodischen Tür und wartete. Nichts geschah. „Da werden sie kein Glück haben“, ertönte eine Stimme hinter ihm. Michael fuhr herum und blickte in das Gesicht einer freundlichen älteren Frau, die aus der gegenüberliegenden Tür spähte. „Bitte?“, gab Michael nur zurück und brachte damit den Redefluss der Dame in Bewegung. „Die arme Mrs. Witherspone starb vor zwei Tagen. Altersschwäche, die Arme, dabei war sie noch so jung. Sie hat keine weiteren Angehörigen. Wenn sie morgen wiederkommen, werden sie Einlass in die Wohnung bekommen. Der Hausrat wird morgen versteigert“, erklärte die Dame. „Oh, ich weiß. Wir sollen die Versteigerung organisieren. Ich dachte mein Kollege wäre schon da“, gab Michael geistesgegenwärtig zurück und lächelte die Frau an. Errötend lächelte diese zurück und schloss die Tür wieder. Einmal mehr hatte sein viel gerühmter Charme funktioniert. Frechheit siegt bekanntlich, dachte er und nahm einen Universalschlüssel aus seiner Hosentasche. Nicht umsonst gehörte er zum Spectral Enterprise. Er würde sicher nicht bis morgen warten. Sekunden später klickte die Tür und er betrat die Wohnung. Bereits auf dem Gang zuckte er zusammen, als er ein großes Portrait von Jason sah. Es musste kurz vor seinem Verschwinden angefertigt worden sein. Schnell durchstreifte er die altertümliche Wohnung und entdeckte auch ein Bild von Jeanette Witherspone im Alter von 17. Sie war ein sehr hübsches Mädchen gewesen mit einem bezaubernden Lächeln, das jedoch auf den nachfolgenden Bildern nie wieder zu sehen gewesen war. Im Schlafzimmer, in einer Kommode entdeckte er schließlich, was er zu finden gehofft hatte. Fein säuberlich nummeriert lagen sie dort, Tagebücher. Es bedeutete Michael keine Schwierigkeiten das Tagebuch des Jahres 1942 zu finden und er begann einen Tag zuvor mit der Lektüre Tagebucheintrag, 20.03.1942 Liebes Tagebuch, wir erhalten mehr und mehr Einblick in die Hintergründe und mir wird Angst und Bange wenn ich an die Folgen für Jason denke. Der alte Mann hat ihn erneut aufgesucht. Jason behauptet es wäre der alte Magier Merlin. Merlin von Avalon, was für ein Unsinn. Aber ich kann nicht leugnen, dass in letzter Zeit viel geschehen ist. Er möchte sich morgen ein weiteres Mal mit ihm treffen. Der Alte hat ihm ein Amulett versprochen, das ihn vor dem Zugriff des Bösen schützen soll. Er sagte Jason wäre noch nicht bereit, doch die Ereignisse zwingen ihn zum handeln. Ich glaube Jason selbst versteht nicht alles. Der alte murmelte etwas von einer Nina Prestova, der Name klingt russisch, die etwas in Gang gesetzt hätte. Er spricht immer wieder von einem ewigen Krieg, aber er meint nicht den Weltkrieg der uns seit 3 Jahren in Angst versetzt. Immer häufige,r wenn wir uns treffen fühlen wir beide, dass wir beobachtet werden. ER, von dem der Alte gesprochen hat, ist uns auf den Fersen. Ich habe Angst, dass er Jason etwas antut. Das Furchtbare ist, dass wir John seit Jahren kennen. Wir haben ihm vertraut. Jason möchte morgen, wenn er mit Merlin gesprochen hat etwas unternehmen. So geht es nicht weiter. Sein Leben ist in Gefahr und ich habe furchtbare Angst um ihn. Verblüfft ließ Michael das Tagebuch sinken und sah aus dem Fenster. Merlin hatte also Kontakt zu dem Jungen aufgenommen, aber weshalb? Er verdammte die hohen Mächte, dass sie Merlin aus der Existenzebene verbannt hatten, nachdem dieser bei der Bewachung der 10
Engelstränen versagt hatte. Er hätte ihnen hier helfen können. Zwei kleine Passfotos, die im Tagebuch gelegen hatten, nahm er an sich. Es waren keine Passfotos im eigentlichen Sinne, eher kleine Portraits. Also Fotos die etwas größer waren als die heutigen Passfotos. Er würde sie Jason zeigen. Vielleicht erinnerte sich der Junge, wenn er Jeanette wieder sah. Schnell überflog er die weiteren Einträge, aber sie gaben keine weiteren Aufschlüsse. Er legte das Buch zurück und verließ die Wohnung. Er musste zurück ins General Hospital. Er hoffte nur der andere, der zweifellos John hieß, war noch nicht erwacht. * Mailand Mit einem Ruck entfernte Anna die letzte Abdeckung. Somit waren alle Artefakte freigelegt. Nach dem Tod ihres Vaters war sie damals in einem Heim gelandet und später dem SE beigetreten. Um das Museum hatte sich nie jemand gekümmert. Auch sie hatte später keine Zeit dafür gefunden. Nun stand sie in dem lichtdurchfluteten Raum und betrachtete die Gegenstände aus alter Zeit. Ein seltsames Vibrieren hatte sich in ihrem inneren verfestigt. Sie fühlte die Magie, die den Raum beherrschte, die von den Gegenständen ausging. Es war das erste Mal, dass Anna ihre magischen Fähigkeiten spürte. Nun musste sie tun, weswegen sie ursprünglich hierher gekommen war. Langsam durchquerte sie den Raum, bis sie vor der Tür des Arbeitszimmers ihres Vaters stand. Sie betätigte die Klinke und die Tür schwang nach innen auf. Sie betrat den Raum, öffnete die Jallousien und sah sich um. Es hatte sich seltsamerweise nur wenig Staub angesammelt. Sie setzte sich an den Schreibtisch und ließ die Erinnerungen wirken. Damals, als sie ein kleines Mädchen gewesen war und den Tod ihres Vaters hatte miterleben müssen. Damals hatte sie sich bereits geschworen, die Kreaturen des Bösen zu bekämpfen. Den Circle des Bösen, die Höllenbrut, die schwarze Familie wie auch immer man es nennen mochte. So viel war in der Zwischenzeit geschehen. Sie war dem SE beigetreten, Karsten Hartmann war gestorben, ebenso Jürgen. Nina und Andi standen nun auf der Seite des Bösen, wobei sie bei Andi immer noch hoffte, ihn eines Tages irgendwie retten zu können. Sie hatten mit Vampiren erst sehr wenig Erfahrung gesammelt. Torsten hatte ihr auf der Traumebene den Keim eingepflanzt und sie hatte von ihrer tot geglaubten Mutter, die eine Halbdämonin war, erfahren, dass sie eine Hexe war und einen Bruder hatte. Zu guter Letzt hatte sie erkennen müssen, dass Torsten Thielmann sie mit dem Keim geschwängert hatte, warum auch immer. Erst als sie einen leisen Schluchzer ausstieß bemerkte Anna, das ihr die Tränen über das Gesicht rannen. Sie war am Ende ihrer Kräfte. Ein Knall ließ sie hochfahren. Der Wind hatte das Fenster, das nicht mehr richtig abdichtete aufgestoßen und fuhr nun durch den Raum. Schnell sprang Anna auf und schloss das Fenster wieder. Als sie sich umdrehte, sah sie, dass der Wind die hölzerne Büste ihres Vaters umgeworfen hatte. Sie war zersplittert und inmitten der hölzernen Scherben, wie konnte eine hölzerne Büste so leicht zerbrechen, lag ein kleines Buch. Ein Diarium, Vaters Diarium, dachte Anna. Oft hatte sie ihren Vater darin Aufzeichnungen machen sehen. Schnell bückte sie sich und nahm das kleine Buch an sich. Als sie es öffnete wurde sie jedoch enttäuscht, sie blickte auf leere, leicht geblichene Seiten. Was hat das nun wieder zu bedeuten, fragte sich die Lightfighterin. * London Langsam senkte sich der Helikopter herab und ermöglichte Dorian und Sandra das Aussteigen. Sie hatten mit dem Flug nach Angel Island bis zum nächsten Tag gewartet und, 11
um Mr. Tweensburg loszuwerden, sogar bis zum Nachmittag. Dorian öffnete die Schiebetür und sie sprangen beide nach draußen. Der Helikopter landete ganz auf dem steinernen Plateau, von dem ein gepflasterter Weg bis zu jenem alten Landhaus führte in dem Andi und Anna vor einigen Monaten das Centro Domini gefunden hatten. Dorian begann sich mehr und mehr für das Haus zu interessieren. Welche Geheimnisse mochte es noch bereit halten. Wer hatte es erbaut. Nach den damaligen Ereignissen hatte Michael die gesamte Insel gekauft. Er hatte nicht riskieren wollen, dass es jemand anderem in die Hände fiel. Kurz nach seinem Erwachen aus dem Koma war der Kauf vollzogen worden. Die Ereignisse hatten ihnen jedoch keine Zeit gelassen es weiter zu untersuchen. Dies musste sich demnächst ändern. Sandra und Dorian würden heute die Vorarbeit leisten. Gemeinsam schritten sie über den Weg und erreichten das Haus. Die Tür war schnell geöffnet und sie betraten das alte Landhaus. Dorian zog seine Waffe und Sandra tat es ihm gleich. Jeder der Lightfighter besaß eine solche, mit speziellen Geschossen geladene Pistole. Die Kugeln waren magisch behandelt und richteten Schwarzblüter zugrunde bzw. befreiten magisch beherrschte Personen. Dorian holte den Scanner hervor und untersuchte das Gebäude. Eine Reststrahlung war zu erkennen, und sie führte, deutlich sichtbar, in den Keller des Gebäudes. Langsam gingen die beiden Lightfighter zu jener Steintreppe, die nach unten führte und machten sich an den Abstieg. Sekunden später standen sie in einer labyrinthähnlichen Ansammlung von Gängen. Dorian starrte weiter auf das Display des Gerätes und folgte der Reststrahlung. Minutenlang folgte Sandra ihm, bis sie endlich einen kleinen Raum betraten. Bis auf einen Holztisch war dieser völlig leer. Auf diesem jedoch stand etwas. „Was ist das?“, hauchte Sandra. Dorian ging näher heran und antwortete: „Auf jeden Fall ist es mit der Reststrahlung behaftet. Aber diese umgibt, in größeren und kleineren Mengen dieses ganze Landhaus. Erzeuger ist dieses Ding auf jeden Fall nicht. Kann es auch gar nicht, es ist nämlich eine Maschine.“ „Dann sind wir wohl auf der falschen Fährte gewesen“, erwiderte Sandra. „Nein, sind wir nicht. Es ist zweifellos angefüllt mit Lebensenergie. Und bevor du fragst, ich habe keine Ahnung wie das möglich ist. Vielleicht eine Fusion aus Energie und Technik, so wie wir es auch meist tun. Ich weiß es nicht. Was mich viel mehr interessiert ist, wer der Nutzer…“, sprach Dorian, kam jedoch nicht weiter. Sie hatten beide ihre Deckung vernachlässigt. Dorian sah den gleißenden Strahl aus den Augenwinkeln auftauchen, sah wie er Sandra traf und diese zu Boden ging. Er wollte herumfahren, kam jedoch nicht mehr dazu. Ein gleißender Schmerz jagte plötzlich durch seinen Hals und ließ ihn zu Boden stürzen. Es war die Narbe, die er seit dem Verschwinden seiner Eltern trug, die ihm nun das Bewusstsein raubte. Und sein letzter Gedanke, bevor er bewusstlos wurde, galt Sandra. Und er fragte sich, weshalb sie mit ihren telepathischen Fähigkeiten den Gegner nicht entdeckte hatte. * New York, General Hospital Mit schnellen Schritten eilte Michael durch die Gänge des Krankenhauses. Er musste zu
Jason, und das so schnell wie möglich. Auf dem Weg begegnete er Dr. Steinberg.
„Gut das sie da sind Mr. Hartmann, es hat einen Zwischenfall gegeben“, erklärte der Doktor
und zerrte Michael in einen der Fahrzüge.
„Ich verstehe nicht, was ist passiert“, fragte Michael und ahnte schlimmes.
„Der Patient ist erwacht und hat einen Pfleger niedergeschlagen“, antwortete der Arzt.
Im gleichen Moment öffnete sich die Aufzugstür und sie betraten den Gang. Bereits von
weitem sahen sie den Pfleger, der ihnen entgegenkam. Er hielt sich den Kopf. Aus einer
Wunde rann noch immer Blut.
„Was ist passiert?“, wollte Dr. Steinberg wissen.
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„Er ist aufgewacht, einfach so, als ich die Infusionen wechseln wollte. Ist an mir vorbei gesprungen und hat den Polizisten angegriffen, der bei mir stand. Hat ihm einfach seine Pistole entrissen und auf ihn geschossen. Er wird zwar überleben, hat aber viel Blut verloren. Wir haben gekämpft und ich hätte fast gewonnen, er war ja noch schwach. Aber dann ist sein Kittel verrutscht. Dieses dämliche Tatoo hat mich kurz abgelenkt und dann wurde mir auch schon schwarz vor den Augen. Als ich erwachte lag der Polizist nackt neben mir, er hat dessen Uniform“, erklärte der Pfleger schnell, er war noch immer bleich. Michael war mittlerweile ebenfalls kreidebleich. „Sah das Tatoo so aus?“, wollte er wissen und zog seinen rechten Hemdenärmel hoch. Das Nicken des Pflegers bestätigte seine Vermutung. Er wartete nicht länger ab, sondern rannte so schnell er konnte zu Jasons Zimmer. Die Treppe brachte ihn ein Stockwerk höher und er betrat den Raum. Auch hier lag der Polizist, der den Jungen bewacht hatte vor dem Raum. Michael beugte sich über ihn und versuchte ihn aus der Bewusstlosigkeit zu holen. „Nach oben“, murmelte der ältere Beamte nur und sackte dann wieder zusammen. Das Dach, dort steht ein Hubschrauber, dachte Michael nur und rannte auf die Treppe zu. Er hechtete zwei weitere Stockwerke nach oben und betrat dann das Dach. Schnell blickte er sich um. Er hatte Recht behalten. John, zumindest vermutete Michael, das dies jener ominöse John war, zwang Jason immer näher auf den Rand des Daches zuzugehen. Langsam näherte sich Michael John von hinten. Als er nur noch fünf Schritte entfernt war sprang dieser zurück und ließ die Waffe nun zwischen beiden Pendeln. Michael sah das Tatoo auf seinem rechten Oberarm. Es war identisch mit seinem. Er blickte zu Jason. Das Krankenhaushemd des Jungen war zerrissen. Michael zuckte zusammen. Auch der Junge besaß des Tatoo. Die gleiche Stelle, das gleiche Ornament. Was geht hier nur vor, fragte sich Michael. „Sie müssen dann wohl John sein“, schoss Michael ins blaue. Der andere lächelte jedoch nur und antwortete: „Oh, sie haben recherchiert. Ja, der bin ich. Und ich habe meine Erinnerungen wieder. Ihr kleiner Schützling hingegen scheint immer noch blockiert zu sein. Aber das ist bald sowieso egal. Hier geht es zu Ende. Eingefroren in der Zeit von diesem dämlichen alten Narr und das kurz vor meinem Triumph. Ich habe nicht so lange gekämpft um den ewigen Krieg an euch zu verlieren. Aber der alte Narr hat einen Fehler begangen, er hat die Regeln gebrochen. Niemals zwei auf einer Zeitebene. Damit werden meine Kräfte wachsen. Ich bin dieses Mal der Gewinner, alter Feind. Ich befürchte nur ihr begreift meinen wahren Triumph beide nicht. Da kämpfe ich jahrhundertelang, bin kurz davor zu gewinnen und mein Feind begreift es nicht einmal. Ihr wisst doch beide nicht wer ihr seid. Los, auch zum Rand.“ Michael war verblüffter als vorher. Langsam ging er zum Rand des Daches. Gedanklich versuchte er die Träne des Universums zu aktivieren, was jedoch seltsamerweise nicht gelang. Das ist unmöglich, er muss schwarzmagisch sein, dachte Michael. John öffnete hinter sich die Hubschraubertür und rief: „Na los, ihr könnt wählen. Eine Kugel oder ein Sprung“ Michael nahm die Hand von Jason, der noch immer ein wenig wacklig auf den Beinen war und sprang. Zufrieden blickte sich John Green um und wartete. Nichts geschah. Aber das ist unmöglich, ich habe gesiegt, dachte er. Als am Rande des Daches Polizisten auftauchten, gefolgt von Dr. Steinberg blieb ihm keine Wahl. Er stieg in das Flugzeug und startete es. Nina hat mich vorgewarnt das derAalte eingreifen wird. Aber wenn sie die Träne der Zeit noch immer besitzt, lebt sie auch hier noch und ich muss sie finden, dachte John während er langsam den Hubschrauber startete.
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Er ahnte nichts von Ninas Transformation zwischen den Dimensionen. Nichts von ihrem Verschmelzen mit der Macht der Engelsträne und ihrem heranreifen, ebenso wenig wie einer der Lightfighter. Als er einen Blick in die Gasse zwischen dem Krankenhaus und dem Nebengebäude warf zuckte er zusammen. Er sah das Baugerüst, das hinter dem Bau angebracht war. Die Sanierungsarbeiten waren in vollem Gange. Und Jason und Michael standen auf dem höchsten Gerüst. Wohlbehalten und unverletzte. Sie leben, verdammt. Ich kann nicht zurück, die Polizisten sind fast am Rande des Daches. Aber ich komme zurück Lightfighter. Der ewige Krieg geht nun weiter, endlich. Und ich werde den großen Plan sicher nicht gefährden, dachte John Green und flog, mit einem Lächeln auf den Lippen davon. * London, einige Tage später „Es hätte nie soweit kommen dürfen“, erklärte Dorian und ließ sich auf dem Bett zurück
sinken.
Gemeinsam mit Sandra war er in das Hotel zurückgekehrt. Als sie aus der Bewusstlosigkeit
erwacht waren, hatte die Maschine nicht mehr auf dem Tisch gestanden. Der Unbekannte war
ebenfalls weg. Sie mussten sich eingestehen, dass sie versagt hatten. Trotzdem war es zu
keinem weiteren Todesfällen gekommen. Scheinbar hatte der Unbekannte erreicht, was er
wollte. Nur weshalb war er nicht sofort verschwunden, weshalb hatte das Artefakt so
einladend auf dem Tisch gestanden, hatte sie praktisch angelockt. Er hatte ihnen nichts getan.
Warum hat die Narbe gebrannt, fragte sich Dorian.
Zum ersten Mal in seinem Leben hatte sie so reagiert und es machte ihm Angst. Die Ärzte
hatten ihm versichert, dass sich nichts unter Narbe befand. Es hätte nichts passieren dürfen.
Sandra, die nun aus dem angrenzenden Bad zurückkam, wo sie ihre Sachen gepackt hatte,
erwiderte: „Natürlich haben wir versagt, aber wichtig ist, dass es keine weiteren Toten gibt
und dass wir noch leben. Es hätte schlimmer ausgehen können.“
„Ich stimme dir ja zu, aber das ändert nichts…“, erwiderte Dorian.
Er wurde unterbrochen als Sandra plötzlich taumelte.
„…muss zu Torsten Thielmann…“, hauchte sie und ließ ihre Tasche fallen.
Sekunden später hatte sie sich wieder gefasst.
Dorian reagierte blitzschnell und zog seine Waffe.
„Ich glaube ich habe jetzt begriffen“, erklärte er hart.
„Ich verstehe nicht, Dorian. Steck die Waffe weg“, hauchte Sandra.
„Deshalb hast du den Gegner nicht bemerkt, natürlich. Du besitzt keine telepathischen
Fähigkeiten. Und deshalb willst du dauernd zu Torsten Thielmann.( Wieso will sie dauernd zu
T.T. ? War davon schon mal irgendwo die rede??) Du hast dich verändert Sandra Meier. Seit
damals, seit …“, sprach Dorian, kam jedoch nicht weiter.
Ein Schwindelgefühl erfasste ihn, ebenso wie Sandra. Sie rutschte an der Wand zu Boden,
während er rückwärts auf das Bett fiel. Die Waffe entglitt seinen Händen. Eine Müdigkeit
überfiel beide, der sie nichts entgegenzusetzen hatten. Sie versanken beide in einen langen
Schlaf. Das Gefängnis der Träume umfing sie.
* Mailand
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Mit einer kurzen Handbewegung hatte Anna den Schokoriegel entpackt und begann damit diesen zu verzehren. Hin und wieder fingerte sie dabei eine saure Gurke aus einem Glas und aß diese nebenbei. Jetzt benehme ich mich schon wie eine Klischee-Schwangere, aber was soll’s, es schmeckt himmlisch, dachte sie. Einmal mehr lag das aufgeschlagene Diarium ihres Vaters vor ihr. Sie hatte alles versucht, es erschien keine Schrift. Und meine magischen Fähigkeiten habe ich noch nicht genügend unter Kontrolle, dachte sie. Resigniert ließ sie das Buch sinken und streifte ihre Jacke über. Vielleicht benötigte sie einfach nur etwas Luft. Ihr fiel hier die Decke auf den Kopf. Es verblüffte sie immer noch, dass man ihr ihre Schwangerschaft noch immer nicht ansah. Sie verließ das Museum und bummelte gemütlich durch die Stadt. Einer Schokotorte konnte sie nicht widerstehen und ließ sich in einem gemütlichen Restaurant nieder. Bei einem Kaffee und einem Stück Torte dachte sie nach. Sicher hatte ihr Vater das Diarium nicht aus Spaß hinterlegt. Es musste für sie gedacht sein. Aber wie kann ich es lesen, dachte sie einmal mehr. Sie legte das Geld auf den Tisch, zog ihre Jacke über und wollte aufstehen, als sie plötzlich ein starker Schwindel überfiel und sie wurde unglaublich müde. Diese verdammte Schwangerschaft, war das letzte was Anna Schneider dachte, bevor sie in tiefem Schlaf versank. Das Gefängnis der Träume umfing sie. * New York Michael stand neben dem Bett von Jason Parker und sah dem Jungen beim packen zu. Dank den Bauarbeiten am Krankenhaus hatten sie beide den Sprung überstanden und John hatte das Nachsehen gehabt. Leider hatte man den Hubschrauber später in den Slums gefunden, ohne ihn. Er war geflohen. Eine Fahndung lief bereits aber Michael glaubt nicht daran. Sie würden ihn wiedersehen, ganz sicher. In den Tagen darauf hatte er sich mit Jason unterhalten. Eine leichte Freundschaft hatte sich mittlerweile zwischen ihnen entwickelt. Der Junge war sehr reif für sein Alter und hochintelligent. Seine Erinnerungen hatte er jedoch noch immer nicht zurückerhalten. Erst heute hatte Dr. Steinburg ihnen mitgeteilt, dass der Antrag genehmigt worden war und Jason vorläufig mit Michael nach Rom gehen konnte. Als einer der reichsten Männer der Welt hatte Michael eben gute Beziehungen. Er hatte dem Jungen gegenüber bereits Andeutungen über die bisherigen Kämpfe des SE fallen lassen, war jedoch seltsamerweise nicht auf Unglauben gestoßen. Wenn Michael über Magie sprach nahm Jason dies als gegeben hin, als wäre dies nichts Außergewöhnliches. „Wir werden diese Rätsel schon lösen“, erklärte Michael überzeugt und Jason lächelte scheu zurück. „Das hoffe ich“, erwiderte er. Ein kurzer Schwindel überfiel ihn und ließ ihn taumeln. „Mr. Hartmann, geht es ihnen nicht gut?“, wollte Dr. Steinberg wissen, der bisher ruhig in einer Ecke des Raumes gestanden hatte. „Nein, es ist nichts, ich…“, wollte Michael antworten, kam jedoch nicht mehr dazu. Eine Welle der Müdigkeit überkam ihn und ließ ihn zusammenbrechen. Das Letzte was er sah war, dass es auch Jason nicht anders ging. Auch er taumelte. Synchron stießen beide einen Schrei aus, als ihr Tatoo plötzlich brannte wie Feuer. Jason Parker und Michael Hartmann vielen in tiefen Schlaf, während Dr. Steinberg bereits Alarm auslöste. Das Gefängnis der Träume nahm sie in sich auf.
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Frankfurt am Main, Penthouse Noch immer war der Schatten in Gedanken versunken. Er hatte Michael, Jason und John Green beobachtet. Es war äußerst knapp gewesen. Michael hatte nicht gewusst, um was es wirklich ging. Er hatte mit anhören müssen wie John Green einiges erzählt hatte. Er befürchtete fast zu viel. Der ewige Krieg. Wir dachten alle es wäre für immer vorbei. Nicht einmal ich wusste, was Merlin getan hat. Aber es ist logisch. Durch seine Verbannung ist das Energiedepot aufgebraucht. Die Zeitblase muss geplatzt sein, und beide erschienen hier. Das heißt, er hat sie tatsächlich in der Zeit eingefroren. Wie konnte er das nur tun. Ich habe damals nicht viel mitbekommen, war noch nicht geboren, aber er muss gewusst haben, was geschieht, wenn Jason hier auftaucht. Zwei auf einer Ebene, das ist gegen die Regeln. Und leider ist es das Licht welches diese gebrochen hat, dachte der Schatten. Er wusste nicht, was er tun sollte. Die Ereignisse nahmen einen katastrophalen Lauf. So viel geschah auf einmal. Er musste den Lightfightern nun zur Seite stehen, mehr als bisher, sie brauchten ihn jetzt. Und er musste ihnen erzählen, was mit Sandra geschehen war, was er herausgefunden hatte. Nun hatte auch er begriffen. Ich werde es tun. Die Lightfighter sollen erfahren wer ich bin, sie sollen die Zusammenhänge begreifen. Und wenn die hohen Mächte mich hierfür ein weiteres Mal strafen, dann kann ich es nicht ändern. Es steht zuviel auf dem Spiel. Zu viele von uns sind schon gefallen, es darf niemand mehr folgen, dachte der Schatten. Mit diesen Gedanken wollte er den Transfer einleiten, doch es kam nicht mehr dazu. Eine Schwäche ließ ihn taumeln und schließlich stürzten. Eine Müdigkeit bemächtigte sich seiner und im gleichen Augenblick begriff er. Es war zu spät. Er hatte zu lange gezögert. Torsten Thielmann hatte sich ruhig verhalten und sie hatten ihn unterschätzt. Gerade ihn, der doch für alles verantwortlich war, was damals geschehen war. Damals, an der Seite von Karsten Hartmann, im ersten Spectral Enterprise. Und mit diesen Gedanken fiel grrrrrrr !!!! der Schatten in tiefen Schlaf. Das Gefängnis der Träume umfing ihn und die Hand eines alten Mannes, die sich soeben noch an einem Tisch festgekrallt hatte, fiel noch mal grrrr!!!! zu Boden.
ENDE
Vorschau auf Band 14: Torsten Thielmann holt zu einem weiteren Schlag aus. Völlig auf sich alleine gestellt erwachen die Lightfighter und müssen sich mit ihren schlimmsten Alpträumen, ihren tiefsten Ängsten auseinander setzten. Erst nach und nach begreifen sie die Hintergründe. In Todesangst, getrieben durch ihre eigene Verzweiflung versuchen sie zu überleben. Es kommt zum Kontakt mit dem Schatten, der endlich sein Geheimnis preisgibt. Ein Geheimnis das bis in die Anfänge des ersten Spectral Enterprise zurückreicht und ein furchtbares Ereignis offenbart. Unterdessen schafft es Sandra endlich mit Torsten Thielmann in Kontakt zu treten und auch ihr Geheimnis wird gelüftet. Das Erbe der Macht 16
Band 14
Gefängnis der Träume (1/2)
In 14 Tagen zum Download bereit Weitere Bände: Band 15: Schattenfall (2/2)
Die Identität des Schattens ist enthüllt, doch wie konnte es geschehen? Die Lightfighter erfahren die ganze Wahrheit und müssen sich auch mit der Enthüllung um Sandra auseinandersetzen.
Band 16: Spiegelgang
Alleine gegen die Welt. Ein Lightfighter kämpft ums Überleben.
Band 17: Weg durch die Zeit (1/4)
Nostradamus soll die Lösung bringen. Eine furchtbare Prophezeiung über die Zukunft und die Geburt des Kindes der Hexe.
Band 18: Spiegelwelt (2/4)
Der Widerstand wird organisiert. Sie durchschreiten das Tor und suchen die letzte Hoffnung.
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