Hollywood-Hühner Dies sind die Fakten: 1973 kippte ein Lastwagen an einem Autobahnkreuz bei Hollywood um. Es war eine d...
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Hollywood-Hühner Dies sind die Fakten: 1973 kippte ein Lastwagen an einem Autobahnkreuz bei Hollywood um. Es war eine der verkehrsreichsten Straßen der Vereinigten Staaten und damit der ganzen Welt. Ein Teil der Ladung ging verloren. Der Laster hatte Hühner transportiert, und einige Kisten zerbrachen. Ein mit dichtem Gebüsch bewachsener und fast einen halben Kilometer langer Seitenstreifen erstreckte sich neben der Autobahn, auf drei Seiten gesäumt von donnerndem Verkehr, auf der vierten von einer Mauer begrenzt. Niemand machte sich wegen ein paar Hühnern Gedanken. Pick pick. Kratz. Kratz. Gluck? Folgendes ist bekannt: Fahrer, die regelmäßig auf der Strecke unterwegs waren, bemerkten das Überleben der Hühner. Für die Vegetation gab - und gibt - es Sprenger am Seitenstreifen, und der begrenzten Käferpopulation gesellte sich essbarer Fallout vom stetigen Verkehr hinzu. Die Hühner gewöhnten sich an die neue Umgebung und brüteten. Pick pick. Kratz. Pick... Pick? Kratz pick? Pick? Pick + pick = gacker Gluck? Nach einer groben Schätzung stabilisierte sich die Anzahl der Hühner bei etwa fünfzig. Während der ersten Jahre geschah es immer 2
wieder, daß kleine Hühner den Asphalt aus nächster Nähe kennenlernten, aber gleichzeitig fand eine Art natürliche Auslese statt. Anders ausgedrückt: Flache Hühner legen keine Eier. Gelegentlich bemerkten Autofahrer einige Hühner, die am Straßenrand standen und aufmerksam zur anderen Seite der Autobahn blickten. Sie wirkten wie Hühner mit einem Problem, hieß es. I II III IV V VI VII VIII IX X GACKER PICK PICK KRÄH! Pick gacker pick Gacker kräh pick Gacker gacker kräh Kratz kräh pick graark (Hals recken) pick kräh Pick pick pick (Gefieder putzen) (Nach dem Fuß picken) kratz kräh Kräh kratz Pick (seltsames gurgelndes Geräusch) pick Kratz pick kräh graark (vorsichtig ausgedrückt). Abgesehen von gelegentlichen Küken wurde auf der Autobahn kein totes Huhn gefunden, mit Ausnahme des Zwischenfalls von 1976, als zehn Hühner während der Rushhour aufbrachen und versuchten, die Autobahn zu überqueren. Es muß ein nicht unbeträchtlicher Teil der damaligen Hühnerbevölkerung gewesen sein. Der Fahrer eines Tankwagens berichtete, ein älterer Hahn hätte die 3
Gruppe angeführt, ihn mit großem Selbstvertrauen angestarrt und offenbar darauf gewartet, daß etwas geschah.Bei einer Untersuchung des linken Kotflügels fand man Hinweise darauf, daß es sich bei dem Vogel um einen Rhodeländer handelte. Cogito ergo gluck. Ab und zu hielt jemand, der hungrig oder verzweifelt genug war, dicht am Seitenstreifen an, um sich ein schlafendes Huhn zu schnappen. Beim Gesundheitsamt reagierte man zunächst mit großer Besorgnis darauf. Die zuständigen Beamten vermuteten, dass die wild lebenden Hühner aufgrund der Nähe des Verkehrs gefährlich viel Blei in ihrem Körper ansammelten, von anderen giftigen Substanzen ganz zu schweigen. 1978 wurden zwei Forscher mit dem Auftrag ins Gebüsch geschickt, einige Hühner zu holen und der Wissenschaft zu opfern. In ihrem Fleisch suchte man vergeblich nach Blei. Wir wissen nicht, ob auch Eier überprüft wurden. Dies ist wichtig (siehe Dokument C). Allerdings wurde im Untersuchungsbericht erwähnt, dass die Hühner den Eindruck erweckten, gegeneinander gekämpft zu haben. (Siehe Dokument F: Aggressionsmuster in geschlossenen Habitaten von Helorksson und Frim, 1981.) Angesichts der späteren Entwicklungen müssen wir von einer vorübergehenden Phase ausgehen. Vor vier Pick-(Hals recken) und sieben Gluck-kratz, brachte unser Kratz-(nach linkem Fuß picken)-kräh dieses Gluck-gluck-kräh hervor... In den Morgenstunden des 10. März 1981 verfolgte der 4
Polizeibeamte James Stooker Stasheff einen Verdächtigen, was dazu führte, dass sieben Fahrzeuge in einen Unfall verwickelt wurden. Ein wenig abseits des Straßenrands bemerkte er eine Konstruktion aus langen Zweigen, zusammengebunden mit Magnetband, das offenbar von Musikkassetten stammte. Das Gebilde ragte fast einen Meter weiter in den Bereich der Fahrbahn, und an seinem Ende hockten zwei Hühner mit Zweigen im Schnabel. »Sie schienen ein Nest bauen zu wollen«, sagte der Polizeibeamte. »Als ich um zehn Uhr an der gleichen Stelle vorbeikam, lag das Ding zertrümmert neben der Straße.« Stasheff fuhr fort: »Man braucht nicht lange zu suchen, um neben der Autobahn Musikkassetten zu finden. Wenn sich das Band im Recorder verheddert, werfen die Leute die beschädigte Kassette einfach aus dem Fenster.« Nach Ruse und Sixbury (Bulletin der Ornithologischen Gesellschaft von Arkham, Ausg. 17, 1968, Seiten 124-132) kann chronischer Stress dazu führen, dass Vögel ungewöhnlich große und komplexe Nester bauen (Dokument D). Das wird nicht unbedingt als Erklärung für diesen besonderen Fall angeführt. Pick... pick... kratz. Kratz kratz kratz kratz kratz kratz kratz kratz kratz kratz kratz. 1983 gab ein kleiner Teil der Fahrbahn direkt am Seitenstreifen nach, aber man glaubt, das sei für diese Studie nicht von Belang. Man führte den Tunnel unterm Asphalt auf Ziesel, Füchse oder andere Höhlen und Gänge grabende Tiere zurück. Was vorschnell als Stützbalken beschrieben wurde, kann in Wirklichkeit nichts anderes gewesen sein als Holzstücke, die vom Regen in den Tunnel gespült wurden und dort steckenblieben. Sicher gilt das auch für die Federn. Wenn Gluck fliegen sollten, hätten sie größere (mit den Flügeln schlagen). 5
Der Polizeibeamte Stasheff gab folgendes zu Protokoll: »Es muss im späten August von 1984 gewesen sein. Ein Lastwagenfahrer erzählte mir, dass er dort vorbeifuhr, es muss am späten Nachmittag gewesen sein, und plötzlich kam das Ding angeflattert, er sprach von Flattern, aus dem Gebüsch kam es und flog über die Autobahn, und er beobachtete es und sah, dass es nicht an Höhe verlor, ja, und dann knallte es an die Windschutzscheibe und zerbrach. Er vermutete, dass irgendwelche Kinder dahintersteckten, und deshalb sah ich im Gebüsch nach. Aber von Kindern keine Spur. Ich fand nur einige Hühner, die da herumpickten, und außerdem jede Menge Müll. Es ist unglaublich, welcher Kram sich im Lauf der Zeit am Straßenrand ansammelt. Nun, ich fand den Rest des Objekts, das dem Fahrer an die Windschutzscheibe klatschte. Sah aus wie eine Art Käfig mit Flügeln dran. Steckte voller kleiner Flaschenzüge und Magnetband und Hebeln und so. Was? Oh, ja. Es waren auch einige Hühner drin. Befanden sich nicht in einem besonders guten Zustand. Ich meine, wer stellt so etwas an? Im einen Augenblick fliegende Hühner, und im nächsten Frikassee. Es waren insgesamt drei. Alles braune Hähne.« ...Es ist ein (kleines Kratzen) für ein Gluck, aber ein (starkes Flügelschlagen) für die Gluck. Weitere Aussagen des Polizeibeamten Stasheff (19. Juli 1986): »Kinder, die mit Feuer spielten. Das ist meine Meinung. Sie klettern über die Mauern und bauen sich Buden im Gebüsch. Wie ich schon sagte: Sie schnappten sich einfach ein Huhn. Weiß gar nicht, warum deshalb alle so aufgeregt sind. Einige Kinder füllten eine alte Mülltonne mit irgendwelchem Zeug und Feuerwerkskörpern, stopften auch noch ein verdammtes Huhn hinein und ließen dann alles in die Luft gehen... Es hätte großer Schaden angerichtet werden können, wenn das Ding nicht auf der anderen Seite gegen einen Brückenpfeiler 6
geprallt wäre. Das Huhn im Innern überlebte die Kollision natürlich nicht. Verfügte über ein Stück Stoff mit Fäden dran. Vielleicht wollten die Kinder, dass der arme Vogel einen Fallschirm benutzt. Na schön, es gibt da also einen Krater. Na und? Pflanzt einfach ein paar Büsche darin. Was? Natürlich ist es dort heiß, immerhin haben sie Astronauten gespielt. Eine andere Art von >heiß Welche denn?« Pick (Hals recken)-kräh = gurgel/c2 Gluck? Wir wissen, dass am 3. Mai 1989 um zwei Uhr morgens mehrere Autofahrer ein purpurnes Glühen zwischen den Büschen in der Mitte des Seitenstreifens bemerkten. Manche Leute sprachen in diesem Zusammenhang von einem blauen Leuchten. Aus den einzelnen Aussagen geht hervor, dass dieses Phänomen etwa zehn Minuten lang andauerte. Es kam auch zu einem Geräusch, und in dieser Hinsicht gibt es mehrere Beschreibungen. Es klang >seltsam<, wie >eine Art Pfeifen< oder wie >Frequenzschwankungen beim Radio<. Wir konnten nur eine Beschreibung überprüfen, und zwar die von Curtis V. J. McDonald. Er meinte: »Kennen Sie die Star-Trek-Folge, in der es zu einer Begegnung mit Fischmenschen von einer alternativen Erde kommt? Nun, der Materietransmitter oder Transporter der Fischmenschen verursachte das gleiche Geräusch.« Wir haben uns die betreffende Folge angesehen. Es handelt sich um jene Episode, in der sich Kirk in das Mädchen verliebt (Kassette A). Gluck? ... (Fuß drehen) V2tß... [2/pick]/Kratz (Gurgel) (Federn der linken Schulter putzen) = (Federn der rechten Schulter putzen)... HmmMMmmMMmmMMmmMMmmMMmm. Gluck. Wir wissen auch, dass ein Reisender namens Elrond X den betreffenden Bereich gegen zwei Uhr aufsuchte. Als man ihn kurze 7
Zeit später entdeckte, sagte er: »Na schön, ab und zu nahm ich ein Huhn mit, aber das ist doch nicht verboten, oder? Außerdem habe ich damit aufgehört, weil's immer schwerer wurde, ich meine, so wie sie sich verhielten. Wie sie einen ansahen, mit wachen, vorwurfsvollen Augen. Aber die Zeiten sind schwer, und deshalb dachte ich, ach, warum nicht...« »Es gibt dort überhaupt keine Hühner mehr, Mann. Jemand hat gründlich aufgeräumt und sie alle verschwinden lassen!« Als man ihn nach der Vorrichtung fragte, sagte er: »Mitten im Gebüsch gab es diesen Haufen aus Zweigen, Draht und anderen Dingen. Und Eier lagen dort, aber die Eier rührt man natürlich nicht an, das wissen wir aus Erfahrung, bei manchen von ihnen bekommt man einen elektrischen Schlag. Wie? Weil Sie mich bisher nicht danach gefragt haben, deshalb. Ja, ich kippte das komische Etwas um, weil sich ein Huhn darin befand, na schön, und als ich mich dann näherte, blitzte es plötzlich, und es donnerte wie bei einem Gewitter, und dann verschwamm das Huhn irgendwie und löste sich in Luft auf. Wenn Sie meine Meinung hören wollen: So verhalten sich keine normalen Hühner.« Bisher sind wir nicht in der Lage gewesen, die Vorrichtung richtig zusammenzubauen (siehe Fotos A bis G). In Hinblick auf seine Funktion herrscht erheblicher Zweifel, aber wir sehen uns außerstande, den Standpunkt von Mr. X zu teilen, der den Apparat für einen >wirklich komischen Mikrowellenherd< hielt. Es schien nichts weiter zu sein als eine Ansammlung von Abfällen und Zweigen, zusammengehalten von Magnetband. Vielleicht kam dem Etwas religiöse Bedeutung zu. Die von Mr. X angefertigten Zeichnungen deuten darauf hin, dass es im Innern Platz genug für jeweils ein Huhn gab. Dokument C enthält eine Analyse der drei Eier, die wir in dem Haufen fanden. Eins von ihnen scheint normal, aber unfruchtbar zu sein. Das zweite hat ein Blitzlicht zwei Tage lang mit elektrischem 8
Strom versorgt. Was das dritte betrifft: Ein Bericht darüber hängt davon ab, ob wir entweder das betreffende Ei oder Dr. Paperbuck finden, der versuchte, es mit einer Säge zu öffnen. Der Vollständigkeit halber sollten Sie sich auch Dokument B ansehen, das eine Kopie des von Paperbuck und Macklin verfassten Artikels >Besonderer evolutionärer Druck bei kleinen, großem Stress ausgesetzten isolierten Gruppen< enthält - er erschien im Western Science Journal. Nur eins lässt sich mit Gewissheit sagen: Es gibt keine Hühner mehr an einem Ort, wo seit siebzehn Jahren Hühner lebten. Allerdings wurden auf der anderen Straßenseite siebenundvierzig Hühner gezählt. Warum sie die Autobahn überquerten, ist eins der fundamentalen Rätsel populärer Philosophie. Doch darin besteht nicht das Problem. Das Wie interessiert uns weitaus mehr als das Warum. Nun, jener Seitenstreifen ist nicht sehr breit, und die Hühner haben nur wenig Platz, und einige Hennen legen Eier. Vielleicht brauchen wir einfach nur abzuwarten, um zu sehen, wie sie zurückkehren. Gluck?
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