Mit 31 Farbfotos von G. Gellrich (16), B. Kahl (11), K. Paysan (3), G. Schaffernicht(1) und 12 Zeichnungen von Burkard ...
456 downloads
619 Views
3MB Size
Report
This content was uploaded by our users and we assume good faith they have the permission to share this book. If you own the copyright to this book and it is wrongfully on our website, we offer a simple DMCA procedure to remove your content from our site. Start by pressing the button below!
Report copyright / DMCA form
Mit 31 Farbfotos von G. Gellrich (16), B. Kahl (11), K. Paysan (3), G. Schaffernicht(1) und 12 Zeichnungen von Burkard Kahl Umschlag von Edgar Dambacher unter Verwendung einer Aufnahme von Burkard Kahl CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Luckmann, Hans: Guppys: Riege u. Zucht von Hochzucht-Guppys. -1. Aufl.Stuttgart: Franckh, 1978. (Kosmos-Vivarium) ISBN 3-440-04642-7
Franckh'sche Verlagshandlung, W. Keller & Co., Stuttgart / 1978 Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung, Verbreitung und Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. © 1978, Frarpckh'sche Verlagshandlung, W. Keller & Co., Stuttgart Printed in Italy / Imprime en Italie •' L Ü4bi H dö / ISBN 3-440-04642-7 Satz: Konrad Triltsch, Würzburg Reproduktion, Druck und Buchbinder: Editoria S.N.C. di G.A. Benvenuto & C., Trento/Italien
Bild 1. Zwei Teppich-Triangel-Guppys und ein männlicher Teppich-Fächer-Guppy. Aufnahme B. Kahl Bild 2 (rechts). Ein Guppy mit grauer Grundfarbe und blauer Deckfarbe. Zu der enormen Rückenflosse gehört eine breitere Schwanzflosse. Aufnahme B. Kahl
Hans Luckmann
Kosmos Gesellschaft der Naturfreunde Franckh'sche Verlagshandlung Stuttgart
Guppys Pflege und Zucht von HochzuchtGuppys
Bild 3 (Seite 5). Schwarm halbschwarzroter Triangel-Guppys. Aufnahme B. Kahl Bild 4 (oben). Schön gefärbter Teppich-Guppy, Standard Amerikanischer Fächer. Beim Idealtier dieses Typs müßte die Schwanzflosse länger sein. Aufnahme B. Kahl 6
Guppys Farbenfroh und formenschön - der Guppy
..............................................
9
.....................................................
11
Die Ausrüstung.................................................................................................. Die Becken und ihre Einrichtung ................................................................... Die Temperatur................................................................................................... Die Filterung....................................................................................................... Die Beleuchtung ................................................................................................. Das Wasser .........................................................................................................
13 13 15 16 17 17
Das Futter ..........................................................................................................
19
Der Guppy .........................................................................................................
20
Vererbungslehre für Guppyzüchter ................................................................
26
Praxis der Guppyzucht..................................................................................... Kreuzung nichtverwandter Tiere ................................................................... Kreuzung verwandter Guppys ...................................................................... Einkreuzen fremder Tiere in einen erbfesten Stamm ................................. Linienzucht .........................................................................................................
35 35 41 42 45
Züchterorganisationen und Ausstellungen .....................................................
46
Bewertungsregeln.............................................................................................. Standards der Deutschen Guppyfoderation......................................................... Standards der Österreichischen Guppy-Gesellschaft .....................................
49 52 57
Register ..............................................................................................................
62
Herkunft und Verbreitung des Guppys
7
Bild 5. Triangel-Guppy mit Teppichmuster. Schöne Rückenflosse. Eine größere Spreizung der Schwanzflosse würde die Wirkung des Fisches noch erhöhen. Aufnahme B. Kahl 8
Farbenfroh und formenschön - der Guppy Die Männchen des Guppys gehören zum Schönsten, das wir aus der Fischwelt kennen. Schon die Wildformen sind reich an Farben, und die Züchtungen faszinieren immer wieder durch ihre Formen- und Farbenvielfalt. Wie kaum ein anderer Fisch läßt sich der Guppy durch Eingriffe des Züchters, durch Auslese und gekonnte Anwendung der Vererbungsgesetze verändern. Bei jedem Zoohändler können wir diese herrlichen Tiere bewundern. Wen reizt es da nicht, die Zucht mit diesem scheinbar so problemlosen Fisch zu versuchen! Aber so einfach, wie wir uns das dachten, geht es dann doch nicht: Von Generation zu Generation werden unsere Guppys farbloser und unansehnlicher, und schließlich verlieren wir die Lust, diese traurigen Nachkömmlinge unserer ersten Zuchtpaare ständig vor Augen zu haben. Mancher wird die Zucht aufgeben oder aber neue Guppys kaufen - nur um wieder dieselbe Enttäuschung zu erleben. Das muß nicht so sein! Dieses Buch will versuchen, Sie vor den unvermeidlichen Anfängerfehlern zu bewahren und Ihnen den Weg zum Erfolg zu ebnen. Dabei werden Sie allerdings bald feststellen, daß der Guppy gar nicht der sprichwörtlich problemlose „Millionenfisch" ist, als den ihn der durchschnittliche Aquarianer kennt. Wer sich ernsthaft der Hochzucht von Guppys widmet, weiß, daß gerade der Guppy durchaus ein Problemfisch sein kann. Andererseits ist die Guppyzucht kein Hexenwerk. Sie erfordert, wie jedes andere ernsthafte Hobby, viel Zeit und Geduld. Einige Regem müssen wir kennen und beachten, und schnelle Ergebnisse dürfen wir nicht erwarten. Die Entschädigung für die Mühen bringt die Freude an sichtbaren Zuchtergebnissen. Jeder Wurf Guppys ist wie eine Wundertüte - man weiß nie genau was herauskommt. Mit zunehmender Erfahrung werden sich dann auch die Erfolge auf den Guppyschauen einstellen, die die Guppyvereinigungen im In- und Ausland jedes Jahr veranstalten.
9
10
Herkunft und Verbreitung des Guppys Schon vor rund 200 Jahren berichtete der Spanier RAMIREZ, es gäbe in der „Neuen Welt" Fische, die lebende Junge zur Welt bringen. Aber erst um die Mitte des letzten Jahrhunderts konnten europäische Museen die ersten Fischsendungen mit diesen „lebendgebärenden Fischen" wissenschaftlich bearbeiten. Nach Deutschland kam der erste Guppy 1859 zu W. PETERS in Leipzig, der die Art als erster beschrieb. Allerdings lag ihm nur ein präpariertes Weibchen vor. Nach PETERS Erstbeschreibung war das Tier 39 mm lang, 9 mm hoch und war im Guayre-Fluß bei Caracas in Venezuela gefangen worden. PETERS nannte den neuen Fisch Poecilia reticulata. 1861 erhielt der Italiener FILIPPI in Turin eine Sendung konservierter Guppys aus Barbados, einer dem südamerikanischen Festland im Nordosten vorgelagerten Insel. Er stellte fest, daß der Bau des Gonopodiums (der zu einem Begattungsorgan umgebildeten Afterflosse) bei diesen Fischen von dem der Gattung Poecilia abwich. Daher erschien ihm die Aufstellung einer neuen Gattung erforderlich. Er nannte die Fische Lebistes poeciloides. 1866 sandte der auf der Insel Trinidad lebende ROBERT JOHN LECHMERE GUPPY dem Leiter des Britischen Museums, GÜNTHER, einige Exemplare. GÜNTHER fand, daß diese von Trinidad stammenden Fische nicht mit Poecilia reticulata identisch seien und nannte sie daher Girardinus guppyi zu Ehren des Sammlers Guppy. 1910 stellte ein anderer Sammler, CAPTAIN VIP AN, als erster fest, daß alle drei Arten untereinander fruchtbar kreuzten, und er äußerte daher die Vermutung, es handle sich um ein und dieselbe Art. Dies bestätigte REGAN 1913. Er glaubte, den wissenschaftlichen Namen neu festlegen zu müssen, da er beim Gonopodium Abweichungen von der Gattung Poecilia festgestellt hatte. REGAN nannte den Guppy Lebistes reticulatus. Bei diesem Namen blieb es fast 50 Jahre lang. Erst 1963 wiesen die Ichthyologen ROSEN und BAILEY nach, daß der erste - von PETERS aufgestellte - Name richtig war. So heißt heute der Guppy wissenschaftlich Poecilia (Lebistes) reticulata Peters 1859. Die Liebhaber aber haben den wissenschaftlichen Namen nie benützt. Merkwürdigerweise hielten sie sich an einen anderen Namen: Guppy, aus der Artbezeichnung, die GÜNTHER den Fischen aus Barbados gegeben hatte. Der Gattungsname „Girardinus" fiel weg, von guppyi ging das „i" verloren, übrig blieb „guppy". Unter diesem Namen ist das Tier einer der beliebtesten Aquarienfische geworden. Bild 6. Schwarze Guppy-Männchen. Aufnahme B. Kahl
11
Bild 7. Das wahrscheinlich ursprüngliche Verbreitungsgebiet des Guppys
Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet des Guppys vermutet man heute im nordöstlichen Südamerika mit den vorgelagerten Inseln. Die Verbreitung des Guppys erstreckt sich aber jetzt über alle Erdteile: Die britischen Kolonialbehörden erkannten früh, daß der Guppy ein guter Vertilger der Malariamücken ist. So wurde er auch in anderen tropischen Gegenden des britischen Weltreiches ausgesetzt. Heute lebt der Guppy in Indien, Westafrika, Java, Madagaskar, in Südund Südosteuropa sowie in Nord- und Südamerika. Obwohl man bald erkannte, daß die Gambusen bei der Malariabekämpfung noch bessere Dienste leisteten als die Guppys, war der Guppy nun ausgesetzt und überlebte in seiner neuen Umgebung. Die ersten lebenden Guppys kamen 1908 nach Deutschland; sie wurden für den damals stolzen Preis von 80 Goldmark gehandelt. Obwohl unsere aquaristischen Väter und Großväter noch nicht die technischen Möglichkeiten hatten, die uns heute ganz selbstverständlich zur Verfügung stehen (Kunstlicht, Regelheizer, Luftpumpen usw.), entdeckten sie schon bald, daß der Guppy sehr variabel war. Schon die an verschiedenen Orten gefangenen Wildformen zeigten unterschiedliche Färbungen, und durch systematisches Züchten konnte man diese verschiedenen Veranlagungen noch verstärken. So begann man, nur ausgesprochen
12
schöne Männchen zur Weiterzucht zu verwenden. Traten neue Varianten in Form oder Farbe auf, wurden sie zur Zucht neuer Stämme benutzt. Diese Züchterarbeit begann schon lange vor dem Zweiten Weltkrieg, aber erst in jüngerer Zeit kam es zu der großartigen Entwicklung der Guppy-Hochzucht. Geschickte Züchter stellten immer neue Formen- und Farbschläge des Guppys vor und gaben so der Zucht ständig neue Impulse. In vielen Ländern bildeten sich Züchtervereinigungen, so in den USA, in England, Dänemark, Schweden, Österreich, der DDR, Polen und in vielen anderen Ländern. In Deutschland fand die erste Guppyausstellung nach dem Kriege 1954 in Hannover statt. Am 15. Februar 1955 wurde in Hannover die Deutsche Guppygesellschaft gegründet. Seitdem findet jedes Jahr eine internationale Ausstellung statt, zuerst noch in Hannover, jetzt in Berlin. In Südostasien, besonders in Singapur, sind große Guppyfarmen entstanden, die die Tiere per Luftfracht nach Europa versenden und hier inzwischen den Markt beherrschen.
Die Ausrüstung Becken und Einrichtung Ein einziges Aquarium reicht auf keinen Fall für eine Guppyzucht. Wir brauchen mehrere Becken, aber das müssen keineswegs gleich 100-Liter-Aquarien sein. Nur wenige Aquarianer haben genügend Wohn- oder Kellerräume, um viele große Becken aufzustellen. So nimmt der eine Züchter nur 50-Liter-Aqua-rien, der andere variiert zwischen 80-Liter-Becken und 15-Liter-Becken usw. Empfehlenswert ist, die Becken in zwei oder sogar drei Etagen übereinander aufzustellen. Größere und ausgewachsene Fische sollten Becken mit mindestens 50 cm Länge haben, damit sie sich richtig ausschwimmen können. Dagegen genügen für Jungtiere und als Paarungsbecken Gefäße von 15 Liter Inhalt; zur Not können sie sogar noch kleiner sein. Selbstverständlich kann man auch größere Becken verwenden, wenn ausreichend Platz vorhanden ist. Dies bedeutet allerdings auch mehr Arbeit bei der Pflege. Da wir bei einer Guppyzucht eine ganze Anzahl Becken zu versorgen haben, achten wir von vornherein auf rationellen Arbeitsablauf. Der Anfänger kommt zunächst mit 6 Becken aus: vier 40-Liter-Becken (oder größere), zwei Becken von etwa 10 bis 15 Liter Inhalt. Nicht jeder will oder kann seine Becken in der Wohnung aufstellen. Wer die Möglichkeit hat, sollte mit sei-
13
ner Anlage in den Keller ziehen. Wenn wir die Becken rationell aufstellen (übereinander), genügt schon ein Teil des Kellers. Ist der Keller zu groß oder sehr kalt, teilen wir ein Stück ab und isolieren diesen Raum mit wärmedämmenden Platten. Stehen die Becken in der Wohnung, sind also für jedermann sichtbar, so müssen wir sie so einrichten, daß sie jederzeit einen sauberen und freundlichen Eindruck vermitteln. Ungepflegte Aquarien in der Wohnung sind ein Greuel. Hier kommen wir um eine vollständige Ausstattung der Becken mit Kies, Pflanzen, Hintergrund usw. nicht herum. Außerdem müssen wir einen Filter besorgen, der das harmonische Bild des Aquariums nicht stört. Da wir die Wohnung nicht ständig auf 25 °C aufheizen wollen, benötigen wir regelbare Stabheizer. Becken in der Wohnung sind also in der Pflege aufwendig. Wer also mit seiner Guppyzucht in den Keller oder einen sonstigen Nebenraum ausweichen kann, sollte dies tun. Hier kann man die Becken einfacher gestalten, auf Kies zum Beispiel ganz verzichten. Man kann ganz einfach Plastikschalen, wie sie für Kühlschränke verwendet werden, mit Kies füllen, Pflanzen einsetzen und die Schalen in die Becken stellen. Einen solchen Nebenraum kann man
Bild 8. Albino-Fächer-Guppy. Ihnen fehlt der dunkle Körperfarbstoff ganz. Auffälligstes Merkmal sind die roten Augen. Aufnahme G. Gellrich
14
Bild 9. Wild-Guppys. Vergleicht man sie mit den heutigen Zuchtstämmen, könnte man glauben, es seien zwei verschiedene Arten. Aufnahme G. Gellrich
auch direkt heizen und so auf die teuren Stabheizer verzichten. Oft sind in Kellerräumen auch die Stromkosten billiger. Der Raum darf freilich nicht zu groß sein und muß gut isoliert werden.
Die Temperatur Der Guppy kann sehr hohe Temperaturen aushallen (bis 35 °C), aber auch recht niedrige (um 10 °C). Alt wird er dabei allerdings nicht, und zu voller Pracht und Schönheit entwickeln sich die Tiere bei niedrigen Temperaturen gar nicht, bei hohen nur sehr kurz. Versuche, die die optimale Temperatur für den Guppy ermitteln sollten, brachten verschiedene Ergebnisse, die zum Teil stark voneinander abweichen. Wir können jedoch davon ausgehen, daß eine Temperatur zwischen 24 und 26 °C den Ansprüchen unseres Guppys entspricht. Für Jungfische und trächtige Weibchen darf die Temperatur ruhig noch etwas höher liegen, bei ausgewachsenen Tieren kann sie auch bis auf 22 ° gesenkt werden dies erhöht die Lebenserwartung.
15
Auf jeden Fall vermeiden wir Temperaturen höher als 32 °C über einen längeren Zeitraum, ebenso Temperaturen unter 21 °C. Vorübergehende Temperaturschwankungen ertragen die Fische gut. Auch in den natürlichen Wildgewässern schwankt die Wassertemperatur zwischen Tag und Nacht und von Jahreszeit zu Jahreszeit. Es gibt auch Züchter, die die Temperatur nachts um einige Grade senken und sie am Morgen wieder er-
Bild 10. Guppy-Weibchen (oben blau, unten grau). Man erkennt hier sehr deutlich den Unterschied zwischen grauen und blauen Guppys. Aufnahme G. Gellrich
höhen. Sie glauben, damit die Lebensbedingungen besser an die der natürlichen Gewässer anzugleichen.
Die Filterung Bei feiner intensiven Guppyzucht sind die Becken dicht besetzt. Wir brauchen daher einen Filter, der das Wasser reinigt und klar hält. Der aus dem Filter strömende Strahl - ein Gemisch aus Wasser und Luft — sorgt für eine Anreicherung 16
des Wassers mit Sauerstoff und bewirkt zugleich, daß überschüssiges Kohlendioxid, das giftig wirken könnte, entweicht. Wir verwenden Filter, die für die Größe der jeweiligen Becken ausreichen und schnell und mühelos zu reinigen sind.
Die Beleuchtung In der Regel werden wir mit Kunstlicht arbeiten, wobei sich heute die Leuchtstofflampen überall durchgesetzt haben. Nur ganz vereinzelt sieht man noch Glühbirnen als Lichtquelle. Die Leuchtstofflampen sind in der Anschaffung teuer, aber ihre Lichtausbeute ist dreimal günstiger als die von Glühbirnen. Freilich ist jede Art von Kunstlicht nur ein dürftiger Ersatz für das Sonnenlicht in der natürlichen Umwelt des Guppys. Zu empfehlen sind Leuchtstofflampen mit warmem Weißton, ähnlich dem Sonnenlicht. Lampen in anderem Farbton, zum Beispiel GRO-LUX, können bestimmte Farben der Fische besonders hervorheben. Dem Züchter sei davon jedoch abgeraten. Er glaubt sonst monatelang, wunderschön gefärbte Guppymännchen zu besitzen und fährt hoffnungsvoll zur nächsten Guppyausstellung. Dort aber wird er schnell seinen Irrtum erkennen. Auf Ausstellungen verwendet man nämlich zur Beleuchtung der Ausstellungsbecken den Farbton warm-weiß oder natur-weiß. Enttäuscht sieht der Anfänger, daß die Farben seiner Guppys durch „Lichttricks" vorteilhafter wirkten, als es der Natur entspricht. Eine Lichtquelle mit Weißton wird den Guppyzüchter vor einer Fehleinschätzung der Farben seiner Tiere bewahren. Wer die Farben seiner Guppys exakt beurteilen will, betrachte die Fische bei Tageslicht. Er wird staunen!
Das Wasser Der Guppy kann in allen Wassern leben. Man fand ihn schon in total verschmutzten Hausabwässern, in den Asphaltsümpfen Trinidads, in Brack- und Salzwasser. Sogar ins Meer ist er schon vorgedrungen. Versuche haben bewiesen, daß sich der Guppy in Meerwasser normal entwickelt, seine volle Größe erreicht und sich ohne Schwierigkeiten fortpflanzt. Wer jedoch Guppy-Hochzucht betreiben will, sollte dafür sorgen, daß den Guppys immer klares, sauberes Wasser zur Verfugung steht. Unempfindlich ist der Guppy auch gegen relativ niedere oder hohe pH-Werte sowie gegen niedere oder hohe Härtegrade des Wassers. Allerdings beobachten Guppyzüchter immer wieder, daß großflossige Guppymännchen, die in Wasser unter zehn Grad dH gehalten werden, eingerissene oder ausgefranste Schwanzflossen zeigen. Ich kann diese Beobachtung bestätigen. Jahrelang züchtete ich meine Guppys in Wasser mit 30 und mehr Härtegraden. Dann wurde dem Leitungswasser weiches Wasser beigemischt, die Wasserhärte sank unter zehn
17
Grad dH. Wohlbefinden und Vitalität der Fische ließen nicht nach, aber bei den Männchen rissen auf einmal die großen Schwanzflossen ein. Erst eine künstliche Aufhärtung des Wassers führte zu einer Besserung dieses Zustandes. In der Regel genügt für unsere Guppys Leitungswasser. Es ist auch aufgefangenem Regenwasser vorzuziehen, da sich Verunreinigungen in der Luft im Regenwasser lösen. Außerdem erreicht Regenwasser kaum die gewünschte Wasserhärte von mindestens zehn Grad dH. Frischwasser fordert das Wachstum, das Wohlbefinden und die Vitalität des Guppys. Wir müssen daher in regelmäßigen Abständen einen Teil des Wassers durch neues ersetzen. Diesen „Teilwasserwechsel" verbinden wir jedesmal mit einer Beckenpflege. Die Aquarienscheiben werden vor dem Wasserwechsel mit einer Rasierklinge oder mit Filterwatte geputzt. Filter und Durchlüftung werden dazu abgestellt, damit die abgeschabten Teilchen zu Boden sinken können. Mit einem Schlauch ziehen wir dann einen Teil des Altwassers ab. Bei Becken ohne Kiesgrund können wir dabei zugleich alle am Boden liegenden Reste - Mulm, Kot, Überbleibsel des Futters - mit absaugen. Solche Becken brauchen wir über Jahre hinweg nicht auszuräumen. Haben die Becken jedoch einen Kiesgrund, ist es schwieriger, die auf dem Boden lagernden Teilchen mit dem Schlauch restlos abzusaugen. Allzu leicht werden Kieskörnchen mitgesaugt, die dann den Schlauch verstopfen. Hier müssen wir mit einem Schlammheber arbeiten, was zusätzlich Zeit kostet. Wie oft soll das Wasser gewechselt werden? Hier handelt jeder Züchter nach eigener Erfahrung, Faustregeln gibt es nicht. Manche Züchter wechseln jede Woche ein Drittel des Wassers, andere alle vierzehn Tage die Hälfte, dritte wieder wechseln jede Woche die Hälfte des Wassers oder noch mehr aus. Ich selbst ersetze alle zwei Wochen die Hälfte des Wassers, bei ausgewachsenen Männchen weniger, da deren große Schwanzflossen auf große Mengen Frischwasser negativ reagieren können. Auf den Guppyfarmen in Singapur wird nach REITZIG das ganze Wasser sogar im Rhythmus von zwei Tagen ausgetauscht. Es leuchtet ein, daß bei dieser Arbeit viele große Becken wesentlich mehr Mühe bereiten als kleine. Wir wählen deshalb die Becken nicht unnötig groß! Das abgesaugte Wasser wird durch temperiertes Wasser ersetzt. Entnehmen wir das Frischwasser direkt aus der Leitung, so müssen wir darauf achten, daß der Strahl nicht zu stark ist. Wer ein übriges tun will, reichert das Wasser durch kleine Mengen Seesalz (kein Kochsalz) noch etwas an. Es fördert das Wohlbefinden der Fische. Zu empfehlen sind fünf bis zehn Gramm Seesalz auf zehn Liter Wasser.
18
Das Futter Zu den wichtigsten Faktoren einer erfolgreichen Guppyzucht gehört die Fütterung: Wir füttern abwechslungsreich, regelmäßig und häufig und verwenden nur erstklassiges Futter. Fütterungsfehler während der ersten Lebenswochen
Bild 11. Zwei Tage alte Jung-Guppys. Aufnahme G. Gellrich
eines Guppys sind später kaum wiedergutzumachen. Wer hier spart oder nachlässig ist, wird auf jeden Fall schlechte Zuchtergebnisse haben. Zwar ist der Guppy ein Allesfresser, aber der Hochzuchtguppy stellt auch in dieser Hinsicht höhere Anforderungen. Das Futter, das die Tiere in der Natur finden, können wir ihnen nicht besorgen. Wir müssen uns auf einige wenige Futterarten beschränken. Wir unterscheiden: a. Trockenfutter, b. Lebendfutter, c. Gefrierfutter „Trockenfutter" sind die im Handel üblichen Trockenfuttersorten. Wir verwenden ein gutes Markenfutter mit hohem Proteingehalt und großem Anteil an 19
pflanzlichem Material. Damit die Kost abwechslungsreich wird, sollten wir auch eine oder mehrere Lebendfuttersorten füttern. Sehr gut geeignet sind Salinenkrebse (Artemia salina), die man aus Dauereiern bezieht. Zu empfehlen sind Wasserflöhe (Daphnien), Hüpferlinge (Cyclops), Mückenlarven und Tubifex. Ein gutes Futter sind auch die kleinen Grindalwürmer (Enchytraeus buchhohi) sowie zerkleinerte Regenwürmer. Ein wichtiger Vorteil des Lebendfutters liegt darin, daß die Futtertiere beweglich sind: Der Guppy muß sie sich erjagen. Er wird dadurch in Bewegung und Spannung gehalten. Viele Sorten von Lebendfutter enthalten auch Stoffe, die die Verdauung unserer Schützlinge fördern. Als weiteres gutes Futter stehen uns gefrorenes Rinderherz und gefrorene Kalbsleber zur Verfügung. Das Fleisch wird gleich nach dem Kauf eingefroren. Wollen wir davon füttern, raspeln wir die benötigte Menge mit einer Reibe ab. Wenn wir auf Wasserfloh- oder Cyclopsfang gehen, sollten wir gleich eine größere Menge fangen und die Tiere, die nicht sofort verfüttert werden, in flachen Paketen oder in Würfelform einfrieren. Beim Verfüttern brauchen wir dann die gefrorenen Stücke nur in die Becken zu halten und die benötigte Menge abtauen zu lassen. Wenn Sie Ihren Guppys abwechselnd Trockenfutter, Lebendfutter und Gefrierfutter verabreichen, haben Sie den ersten Schritt zu einer erfolgreichen Zucht getan. Es kommt aber nicht nur darauf an, was man füttert; ebenso wichtig ist es, wie viel und wie oft gefüttert wird. Mehrere Fütterungen am Tag sind auf jeden Fall besser als nur eine. Gerade Jungfische sollten häufig und regelmäßig gefüttert werden, damit sie ständig Nahrung aufnehmen können. Also: Mindestens zweimal, besser dreimal täglich futtern. Jedesmal aber nur soviel Futter zugeben, wie die Guppys innerhalb kurzer Zeit vertilgen, damit das Wasser nicht unnötig durch faulendes Futter verdorben wird.
Der Guppy In den mittelamerikanischen Wildgewässern werden Guppyweibchen bis zu fünf Zentimeter lang, die Männchen bleiben etwa ein Drittel kleiner. Die Weibchen sind unauffällig graugrün gefärbt, die Männchen sind unterschiedlich: Es wurden schon unauffällig gefärbte Männchen gefangen, an anderen Fundorten aber schön gefärbte. Die Flossen sind beim Guppy zum Teil geschlechtsverschieden: Sie sind beim Männchen in Form und Farbe anders ausgebildet als beim Weibchen. Bei den Männchen der Hochzuchtstämme ist die Rückenflosse oft lang, breit und schwungvoll, fast wie eine Standarte; ist sie noch besonders ausgefärbt, so erhöht
20
Bild 12. Blonder Obenschwert-Guppy und halbschwarzer Spaten-Guppy mit grauer Grundfarbe. Hier sieht man den Unterschied zwischen den Grundfarben grau oder wild und blond sehr gut. Aufnahme K. Paysan
dies die Wirkung auf den Betrachter. Wer je einmal auf einer Ausstellung einen schwarz-weißen Guppy mit schneeweißer breiter Rückenflosse gesehen hat, weiß, wie sehr ein Guppy durch eine solche Flosse gewinnen kann. Solche Guppys kann man nicht im Handel kaufen, man findet sie nur in den Liebhaberstämmen und kann sie nur auf Ausstellungen bestaunen. Die Brustflossen sind in der Regel farblos, aber es gibt heute schon einige Zuchtstämme mit farbigen Brustflossen. Paarig wie die Brustflossen sind auch die Bauchflossen, unpaar ist die darunterliegende Afterflosse. Die Schwanzflosse finden wir heute durch jahrzehntelange planmäßige Zucht in über einem Dutzend Formen vor. Guppymännchen mit übergroßen und überlangen Schwanzflossen sind häufig schwerfällig, da die Schwanzflosse als Steuer- und Balancierorgan, aber auch als wichtiges Hilfsorgan bei der Fortbewegung eine große Rolle spielt. Bei jungen, gerade geborenen Guppys können wir Männchen und Weibchen an den Flossen noch nicht unterscheiden. Erst ab der vierten Lebenswoche beginnen sich beim Männchen einige Flossen zu verändern: Schwanz- und Rückenflosse vergrößern und verfärben sich. Dies ist jedoch eine Auswirkung der von 21
Bild 13. Albino-Fächer-Guppys. Wieder sehr auffällig die roten Augen. Aufnahme G. Gellrich
den Züchtern betriebenen Auslese, gewissermaßen also ein Kunstprodukt. Dagegen verändern sich Afterflosse und die Bauchflossen beim Guppymännchen von Natur aus. Die Afterflosse wandelt sich zum Begattungsorgan, dem sogenannten Gonopodium; sie wird zu einer Art Stachel, der normalerweise nach hinten gerichtet ist. Die Bauchflossen verlieren ihre Rundung und nehmen sichelförmige Gestalt an. Die Geschlechtsöffnung des Weibchens liegt unmittelbar vor der Afterflosse. Etwa ab dem dritten Monat sind Guppys geschlechtsreif. Die Männchen schwänzeln dann dauernd um die Weibchen herum. Lediglich zur Futteraufnahme unterbrechen sie ihre Balz. Die Männchen erkennen die Weibchen an der Gestalt. Sie versuchen, sich ihnen von hinten zu nähern, wobei die Weibchen meist fliehen. Verhält ein Weibchen jedoch, können wir beobachten, wie das Männchen jetzt versucht, vor das Weibchen zu kommen. Dabei tanzt es regelrecht, krümmt sich, klemmt die Flossen und hört erst dann auf zu balzen, wenn das Weibchen wieder flieht. Bei der Paarung führt das Männchen, das sich von hinten an das Weibchen herangemacht hat, das Sperma mittels des Gonopodiums in die weibliche Geschlechtsöffnung ein. Dabei werden Gonopodium 22
und Bauchflossen nach vorne gerichtet. Wir können allerdings dieses Nachvornschwenken des Gonopodiums auch beobachten, wenn keine Begattung stattfindet oder überhaupt kein Weibchen in der Nähe ist. Außerdem führt nicht jede scheinbare Paarung oder Kopulation auch zur Begattung. Es gibt immer eine Menge Fehlversuche. Eine Kopulation dauert knapp eine bis wenige Sekunden. Bei fruchtbaren Stämmen sind nach etwa zwei Tagen alle Weibchen befruchtet. Eine Besamung reicht für mehrere Würfe, da das Weibchen das Sperma sehr lange speichern kann. Jeder Züchter weiß von bis zu einem halben Dutzend Würfen nach einer einzigen Begattung zu berichten. Der Guppy gilt als „lebendgebärend". Strenggenommen ist er das jedoch nicht. Es gibt nicht viele lebendgebärende Fische. Bei ihnen werden die Embryonen im Leib der Mutter von der Mutter ernährt, ähnlich wie beim Menschen durch die Placenta. Beim Guppy jedoch ernähren sich die Jungen während der Embryonalentwicklung nicht von der Mutter, sondern ausschließlich aus dem Eidotter. Die mütterliche Eierstockhülle hat lediglich eine Schutzfunktion, ähnlich wie beim Maulbrüter das Maul. Der Guppy, wie auch die meisten anderen lebendgebärenden Fische, ist zu dieser besonderen Art der Brutpflege erst zu einem relativ späten Zeitpunkt seiner Entwicklung übergegangen. Ursprünglich waren auch sie „eierlegende" Fische. Unmittelbar vor der Geburt sprengen die jungen Guppys die Eihüllen, weshalb man den Guppy als ovovivipar bezeichnet, das heißt wörtlich „eierlebendgebärend". In der Regel bringt ein besamtes Weibchen alle 27 bis 32 Tage Junge zur Welt. Die Zahl der Jungen pro Wurf schwankt in weiten Grenzen; es gibt Würfe mit nur wenigen Exemplaren, aber auch solche mit über 100 Stück. Der erste Wurf ist gewöhnlich kleiner als die folgenden Würfe. Dabei spielt wohl die Größe des Weibchens eine gewisse Rolle, obwohl es auch da Ausnahmen gibt. So erzielte ich einmal von einem relativ kleinen Weibchen bei einem Wurf 99 Junge. Wichtig sind auch Lebensbedingungen wie Hälterung und Fütterung. Werden die Weibchen zu eng gehalten, so neigen sie zu „Frühgeburten": Sie werfen die noch nicht vollständig entwickelten Eier ab. Meist können wir pro Wurf mit 25 bis 40 Jungen rechnen. Die Geburt dauert meist nur wenige Stunden, selten einen ganzen Tag. Die Jungen werden meist in „Kopflage" geboren, aber auch Schwanzgeburten sind nicht selten. Die frischgeborenen Guppys rollen sich auf und sinken zu Boden, da sie schwerer sind als das Wasser. Schwimmen können sie erst, wenn sie an der Wasseroberfläche eine kleine Luftblase geschluckt haben, mit der sie ihre Schwimmblase füllen. Jungguppys leben in der ständigen Gefahr, von der eigenen Mutter gefressen zu werden. Wir müssen daher Sorge tragen, daß die Jungen vor den Nachstellungen ihrer Mutter sicher sind. Das können wir erreichen, indem wir den Jungen Versteckmöglichkeiten schaffen. Am einfachsten und natürlichsten sorgen wir für dichten Pflanzenwuchs, in dem das Weibchen die Jungen nicht entdecken bzw. in den es nicht eindringen kann. Weniger „natürlich", aber sehr
23
Bild 14. Filigran- oder Kobra-Guppy mit Fächerschwanz. Die hintere Begrenzungslinie des Schwanzes müßte gerade sein, die Beschädigungen sind wahrscheinlich auf Umwelteinflüsse zurückzuführen. Aufnahme B. Kahl
zweckmäßig ist die folgende Methode: Man setzt das Weibchen in einen Laichkasten, der im Wasser schwimmt. Aus ihm können die Jungen in einen abgeteilten Raum entweichen, den das größere Weibchen nicht erreichen kann. Die Neugeborenen sind etwa einen halben Zentimeter lang (bei großen Würfen meist kleiner). Sie wachsen bei richtiger Fütterung sehr schnell heran. In den ersten Lebenswochen sollte ihr Wachstum pro Woche 150% betragen. Die Jungen fressen vom ersten Lebenstag an frischgeschlüpfte Salinenkrebse. Bald können wir zur Fütterung mit Grindalwürmern und kleinen, ausgesiebten Cyclops übergehen. Auch das im Handel erhältliche feine Trockenfutter für Jungfische ist geeignet, doch sollte man sich nie darauf beschränken. Während der ersten Lebensmonate eines jeden Guppys sollten Salinenkrebse mit auf der Speisekarte stehen. Noch einmal: Versäumnisse bei der Fütterung während der ersten Lebenswochen sind nicht wieder gutzumachen! Schützen müssen wir auch die Jungen vor Temperaturschwankungen. Trotz aller Mühen werden die Jungtiere unterschiedlich wachsen; einige werden sich immer prächtiger entwickeln, andere dagegen zurückbleiben. 24
Bild 15. Weißer Fächer-Guppy. Weiße Guppys erhalten wir, wenn wir blonde und blaue Guppys miteinander paaren. Diese Tiere sind sehr selten und auch sehr empfindlich. Aufnahme G. Gellrich
Auch Weibchen, die noch gar nicht geschlechtsreif sind, können das Sperma der Männchen speichern. Es ist daher unbedingt erforderlich, die Jungen rechtzeitig nach Geschlechtern zu trennen. Am besten machen wir uns schon wenige Tage nach der Geburt ans Werk und betrachten mit einer Lupe die Schwanzflossen der Jungen. Bei den Weibchen sind die Strahlen der Schwanzflosse am Flossenende stärker aufgespalten als bei den Männchen. Wer sich diese mühsame Arbeit sparen will, wartet, bis die Fische etwa drei Wochen alt sind. Die Weibchen zeigen dann schon deutlich einen schwarzen Fleck vor der Afterflosse, und einzelne Männchen zeigen den ersten Farbanflug und beginnen, die Afterflosse zum Gonopodium umzubilden. Diese Umwandlung dauert einige Zeit. Die Flosse wird zuerst spitziger und erreicht nur allmählich die endgültige Stachelform des Gonopodiums. Dies ist dann der allerletzte Augenblick, die Geschlechter zu trennen; andernfalls haben wir keine Garantie mehr, unbefruchtete Weibchen zu haben, die wir für die Weiterzucht unbedingt brauchen. Was aber machen wir, wenn doch einmal ein Weibchen schon besamt ist? Wir können darauf hoffen, daß das Sperma einer nachfolgenden kontrollierten Be25
gattung „zum Zuge kommt". Oft werden dann die Eier vom jüngeren Sperma besamt. Nach der Trennung ziehen wir Männchen und Weibchen in verschiedenen Bekken auf, die, wie schon gesagt, nicht zu klein sein dürfen.
Vererbungslehre für Guppyzüchter Wer auf die Dauer als Guppyzüchter Erfolg haben will, kommt nicht umhin, sich ein wenig mit Vererbungslehre zu befassen. Er braucht deshalb noch kein Erbforscher oder Genetiker zu werden, aber ein Grundwissen ist schon erforderlich, wenn man die Zusammenhänge der Guppyhochzucht begreifen will. Wir können hier nur einen Überblick geben, wie er für die ersten Zuchtversuche erforderlich ist. Zur weiteren Vertiefung in diese Materie ist das in derselben Reihe erschienene Buch von J. H. Schröder „Vererbungslehre für Aquarianer" jedem Guppyzüchter zu empfehlen. Alle Organismen, Tiere wie Pflanzen, bestehen aus Zellen, und jede Zelle besteht aus dem sogenannten Zellplasma - einer gallertigen bis schleimigen Substanz und dem Zellkern. Im Zellkern (kurz Kern) befinden sich die Chromosomen („Kernschleifen"). Obwohl ein Organismus aus vielen Milliarden Zellen bestehen kann, enthalten alle seine Zellkerne genau dieselbe Anzahl von Chromosomen. Die Chromosomenzahl ist artcharakteristisch: Der Mensch hat zum Beispiel in jedem Zellkern 23 Chromosomenpaare (insgesamt also 46 Chromosomen), und zufällig sind es beim Guppy auch 23 Paare. In den Körperzellen hat also jedes Chromosom einen ihm fast vollkommen entsprechenden Partner. In diesen beiden sich jeweils entsprechenden, „homologen" Chromosomen liegen dieselben Erbanlagen an sich genau entsprechenden Stellen. (Die Chromosomen sind die Träger der Erbanlagen; wir können uns ganz grob vorstellen, daß die Erbanlagen oder Gene im Chromosom wie an einem Faden hintereinander aufgereiht liegen.) So ist also in den Körperzellen jede Erbanlage doppelt vorhanden: in jedem Chromosomenpaar zweimal. Die Samenzellen und die Eizellen, die Keimzellen also, enthalten nur je einen Chromosomensatz, bei Mensch und Guppy also nicht zweimal 23, sondern nur einmal 23 Chromosomen. Beginnen wir mit einem klassischen Beispiel: Ein Grau-Guppy soll mit einem Blond-Guppy gekreuzt werden. Wir paaren ein Grau-Weibchen mit einem Blond-Männchen (oder umgekehrt). Der Erbfaktor für „Grau" liegt bei unserem Grau-Weibchen an einem ganz bestimmten Ort in einem bestimmten Chromosomenpaar. An derselben Stelle im entsprechenden Chromosomenpaar liegt der
26
Erbfaktor für „Blond" bei dem Blond-Männchen. Jeder Erbfaktor ist also doppelt vorhanden - einmal in jedem Paarung eines Chromosomenpaares -, und daher müssen wir jeden Faktor auch mit zwei Buchstaben kennzeichnen. Bezeichnen wir den Erbfaktor für die Farbe blond oder grau mit dem Buchstaben b, so kommt dem Grau-Guppy die Bezeichnung BB oder bb zu. Welche Buchstabenkombination richtig ist, wird das Kreuzungsergebnis zeigen. Alle Körperzellen bei unserem Guppy enthalten 23 Chromosomenpaare, die Keimzellen jedoch nur einen einfachen Chromosomensatz, also insgesamt nur 23 Chromosomen. Verschmilzt eine Samenzelle des Blond-Männchens mit einer Eizelle des Grau-Weibchens, so kommen zweimal 23 Chromosomen zusammen: die befruchtete Zelle enthält wieder 23 Chromosomenpaare. In dem Chromosomenpaar, das die Erbfaktoren für grau bzw. blond enthält, liegen sich aber jetzt nicht mehr grau und grau gegenüber, sondern grau und blond. Wie sieht der erste Wurf unseres wildgrauen Weibchens aus? Wir stellen fest, daß alle Jungen ausschließlich so aussehen wie ihre Mutter. Vom Blond des Vaters zeigt sich keine Spur. Der Erbfaktor „grau" überlagert also den Erbfaktor „blond"; man sagt, grau ist „dominant" (überdeckend), blond „rezessiv" (verdeckt). Der Erbfaktor für blond ist zwar durchaus noch vorhanden, drückt sich aber im Erscheinungsbild der Tiere nicht aus. Der dominante, überdeckende Erbfaktor erhält bei der Kennzeichnung jeweils die großgeschriebenen Buchstaben, der verdeckte, rezessive Faktor die kleinen Buchstaben. So müssen wir also der Farbe „wildgrau" die Buchstaben BB, der Farbe „blond" die Buchstaben bb zuteilen. Die Körperzellen der Jungen enthalten also jetzt den Faktor B (grau) und den Faktor b (blond). Die Tiere sind mischerbig. Was geschieht, wenn wir diese erste Tochtergeneration (erste Filialgeneration, abgekürzt F-1-Generation) miteinander kreuzen? Erhalten wir wieder nur wildfarbene Junge oder werden in der zweiten Generation blonde auftreten? Die Keimzellen enthalten nur einen Chromosomensatz, sie können daher entweder nur B oder b enthalten. Die Hälfte der Keimzellen hat den Faktor „B", die andere den Faktor „b". Es können also bei der Befruchtung jetzt B und B und b mit b zusammentreffen, aber auch B mit b und b mit B (das letztere wäre erblich dasselbe). Bild 16 zeigt uns das Ergebnis. In der F-2-Generation erhalten wir 25% BB, 25% Bb, 25% bB und 25% bb. Das bedeutet: Wir erhalten 75% graue Guppys und 25% blonde. Paaren wir diese blonden Tiere untereinander, so erhalten wir in der Nachkommenschaft ausschließlich blonde Guppys, denn bb ist reinerbig blond. Anders bei den grauen Guppys:Von den 75% grauen Tieren sind nur 25% BB, also reinerbig grau. Paaren wir diese untereinander, so erhalten wir nur graue Tiere, und auch bei späteren Generationen werden niemals blonde auftauchen. Die 50% Bb- und bB-Tiere haben dieselbe Erbzusammensetzung wie ihre Eltern, die F-1-Generation. Paaren wir sie untereinander, so erhalten wir
27
Bild 16. Beispiel des Erbganges bei Kreuzung eines grauen mit einem blonden Guppy
das gleiche Ergebnis wie in der F-2: 25% BB, 50% bB und Bb, 25% bb. Freilich sehen wir den 75% grauen Guppys der F-2 nicht an, ob sie BB, Bb oder bB sind. Im äußeren Erscheinungsbild sind alle grau. Dies fuhrt in der Praxis häufig dazu, daß man aus der F-2 zwei graue Tiere paart und in der Nachkommenschaft doch einige blonde erhält: Man hat, ohne es zu wissen, neben einem BB-Tier auch ein Bb-vererbendes erwischt, oder aber man hat zwei Bb-Tiere gepaart. Nun gibt es einen Trick, in der zweiten Generation mehr Blond-Guppys zu erzielen als nur 25%: Wir paaren ein Weibchen aus der F-1-Generation nicht mit einem Bruder, also einem F-1-Männchen, sondern wir paaren das Weibchen mit seinem blonden Vater. Jetzt treffen Bb und bb zusammen. Bild 17 zeigt uns, daß wir bei dieser Rückkreuzung nicht nur 25% blonde Tiere erwarten dürfen, sondern sogar 50%. Diese Zahlen gelten freilich nur dann, wenn wir eine große Anzahl von Nachkommen prüfen. Innerhalb eines Wurfes wird das Verhältnis von blonden und grauen Tieren selten genauso ausfallen, wie es theoretisch zu errechnen wäre. Mit diesen Beispielen haben wir zwei der wichtigsten Gesetze der Erblehre kennengelernt, nämlich das erste und das zweite Mendelsche Gesetz:
28
1 Gesetz: Kreuzt man zwei reine Rassen miteinander, so sind die Nachkommen der ersten Generation alle gleich. Sie gleichen entweder alle einem Eltern teil (in unserem Beispiel dem grauen Tier), oder sie zeigen alle Merkmale, die in der Mitte zwischen beiden Elternteilen liegen (so etwa bei der Kreuzung einer weißen mit einer roten Nelke, bei der die F-1 nicht rot oder weiß, sondern rosa ist). 2. Gesetz: Kreuzt man die Nachkommenschaft der F-1 -Generation untereinander, so spaltet die zweite Generation in einem bestimmten Verhältnis auf. Der Begründer der modernen Vererbungslehre ist der Brünner Abt GREGOR MENDEL. Er veröffentlichte seine Versuche - die Objekte waren Erbsen - im Jahre 1865. Unser Beispiel mit den Faktoren „grau" und „blond" geht von einem Erbgang aus, bei dem die Erbfaktoren in normalen Chromosomen liegen. Neben diesen normalen Chromosomen, den Autosomen, gibt es aber auch in jeder Zelle zwei Geschlechtschromosomen, die festlegen, ob ein Tier ein Weibchen oder ein Männchen ist. Von den 23 Chromosomenpaaren des Guppys sind 22 Paare Autosomen. Das 23. Paar aber sind Geschlechtschromosomen, und zwar beim Weibchen zwei X-Chromosomen, beim Männchen ein X- und ein Y-ChromoBild 17. Beispiel des Erbganges bei Kreuzung eines grauen mit einem blonden Guppy unter Anwendung der Rückkreuzung mit dem blonden Elterntier
29
Diese Geschlechtschromosomen bestimmen nicht nur das Geschlecht, sondern tragen daneben viele andere Gene, die bestimmte Merkmale beeinflussen. Da die Keimzellen von jedem Chromosomenpaar nur einen Paarung enthalten, insgesamt also nur 23 Chromosomen, bedeutet dies, daß die Eizellen des Weibchens stets 22 Autosomen und ein X-Chromosom enthalten. Die Samenzellen des Männchens dagegen enthalten zur Hälfte 22 Autosomen und ein X-Chromosom, zur anderen Hälfte 22 Autosomen und ein Y-Chromosom. Verschmilzt eine Eizelle, die das X-Chromosom enthält, mit einer Samenzelle, die gleichfalls ein X-Chromosom enthält, so entsteht ein Weibchen (XX). Trifft dagegen eine XEizelle auf eine Y-Samenzelle, so entsteht ein Männchen (XY). Beim Guppy wird das Geschlecht durch die Samenzellen bestimmt, also durch das Männchen. Da alle Weibchen zwei X-Chromosomen, aber kein Y-Chromosom besitzen, können sie Merkmale, deren Erbfaktoren auf dem Y-Chromosom liegen, nicht aufweisen. Beim Guppy zum Beispiel liegen die Anlagen für viele Farbmuster auf dem Y-Chromosom - etwa das Farbmuster „Filigran" - und werden daher stets nur vom Vater auf den Sohn vererbt. Haben wir beispielsweise nur ein Fili-granMännchen und kein passendes Weibchen dazu, sind wir also gezwungen, das Männchen mit einem nicht verwandten Weibchen zu paaren, so werden doch wieder Filigran-Männchen auftreten. Besitzen wir aber nur ein Weibchen aus dem Filigran-Stamm und müssen ein fremdes Männchen, dem das Filigran-Muster fehlt, einkreuzen, so wird das Muster nicht wieder erscheinen, da es das FiligranWeibchen nicht vererben kann. Bei den Y-gebundenen Erbfaktoren liegt der Erbgang ziemlich klar. Sie werden nur vom Vater auf den Sohn, nie auf die Tochter vererbt. Anders bei den X-gebundenen Faktoren. Beide Geschlechter enthalten ja das XChromosom; die Merkmale, deren Erbfaktoren auf dem X-Chromosom liegen, können daher bei beiden Geschlechtern auftreten. Das heißt allerdings nicht, daß es sich auch bei beiden Geschlechtern zeigen muß. So werden zwar viele Farbmerkmale vom Weibchen vererbt, prägen sich jedoch nur bei den Söhnen aus, wogegen die Töchter unscheinbar bleiben. Wir sprechen hier von geschlechtsbegrenzter Vererbung, weil eine bestimmte Veranlagung zwar von Männchen und Weibchen vererbt wird, aber nur bei Männchen in Erscheinung tritt. Liegt ein Erbfaktor auf dem X-Chromosom des Männchens, so kann er nur auf die Töchter vererbt werden. Warum? Das Männchen besitzt zweierlei Samenzellen, solche mit X-Chromosom und solche mit Y-Chromosom. Die Y-Samenzellen sind männlich bestimmend, das heißt, wenn eine Eizelle mit einer Y-Samenzelle befruchtet wird, entsteht ein Männchen, das in seinen Körperzellen die Geschlechtschromosomen X und Y hat. Die X-Samenzellen dagegen sind weibchenbestimmend. Befruchtet eine X-Samenzelle eine Eizelle, so entsteht ein weibliches Tier mit den Geschlechtschromosomen XX in allen Körperzellen. So
30
kann also das X-Chromosom eines Männchens nur an die Töchter weitergegeben werden, niemals an die Söhne. Lange glaubte man, die Vererbung der außergewöhnlichen Beflossung und der prächtigen Färbung erfolge nur über die Männchen. Heute wissen wir, daß sehr viele Faktoren auch über das Weibchen vererbt werden. So sind die Fächer- und Triangelschwanzbildungen beim Guppymännchen auf ein Zusammentreffen des
Bild 18. Rundschwanz-Guppy. Siamesische Zwillinge. Derartige Zwillingsbildungen sind bei Guppys nicht ganz selten. Hier hängt der Zwilling unausgebildet am Bauch des ausgebildeten Bruders. Aufnahme G. Gellrich
auf dem Y-Chromosom des Männchens liegenden Doppelschwertfaktors mit Farbgenen, die auf dem X-Chromosom des Weibchens liegen, zurückzuführen. Würden wir ein Fächer-Männchen mit einem Weibchen paaren, das keines dieser Farbgene aufweist, so erhielten wir in der F-1-Generation nur DoppelschwertMännchen. Warum? Die Y-Samenzellen des Männchens verschmelzen mit Eizellen des Weibchens, die ja alle das X-Chromosom enthalten. Die neue
31
Bild 19. Doppelschwert-Guppy. Trifft der auf dem Y-Chromosom liegende Faktor „Doppelschwert" mit auf dem X-Chromosom liegenden Farbfaktoren zusammen, so kommt es zur Fächer- und Triangelbildung beim Männchen. Aufnahme G. Gellrich
Kombination für die F-1-Männchen würde dann lauten: Y-Doppelschwert, Xohne Farbgene. Anders bei den F-1-Weibchen. Sie sind aus der Besamung der Eizellen mit X-Samenzellen entstanden, wobei in diesem Falle das X-Chromosom des Ausgangs-Männchens die Farbgene enthielt. So erhalten wir Weibchen mit pigmentierter Schwanzflosse. In der zweiten Generation treffen dann wieder Doppelschwert- und Farbgene zusammen, so daß zur Hälfte wieder FächerMännchen erscheinen, wogegen die andere Hälfte aus Doppelschwert-Männchen besteht. Die Weibchen tragen zur Hälfte Farbgene, zur Hälfte nicht. Fächerguppys traten kurz nach dem Zweiten Weltkrieg zum erstenmal bei dem Deutsch-Amerikaner PAUL HÄHNEL auf; sie waren damals eine echte Sensation und haben die Guppyzucht auf der ganzen Erde revolutioniert. HÄHNEL selbst ahnte die genetischen Zusammenhänge damals noch nicht. Erst DZWILLO (Hamburg) hat Ende der fünfziger Jahre diesen Zusammenhang entdeckt. Hier eine kurze Aufzählung einiger Faktoren, die man lokalisiert hat. Wir müssen unterscheiden zwischen Erbfaktoren, die auf den normalen Chromosomen (Autosomen) liegen und solchen, die auf den Geschlechtschromosomen (Gono-
32
somen) lokalisiert sind. Alle Erbfaktoren, die die Grundfarben betreffen, liegen in den normalen Chromosomen und treten daher in beiden Geschlechtern auf. Ursprünglich kannten wir beim Guppy nur eine Grundfarbe, das Wildgrau. Am besten kann man Grundfarben bei Weibchen erkennen, da sie bei ihnen nicht, wie bei den Männchen, von Deckfarben überlagert sind. Im Laufe der Jahrzehnte entstanden durch Mutationen weitere Grundfarben; beim Guppy bildeten sich durch Unterdrückung oder völliges Fehlen bestimmter Farbstoffe Grundfarben, die vom Wildgrau abweichen, deren Gene aber in den Chromosomen alle am gleichen Ort angesiedelt sind wie der Erbfaktor für grau, nur stehen sie anstelle dieses Faktors. Bisher kennen wir folgende Grundfarben, die gegenüber der Wildfarbe grau sämtlich rezessiv sind: Dominant
rezessiv
Dominant
rezessiv
wildgrau wildgrau
blond gold
wildgrau
blau
wildgrau
albino
fast völliges Fehlen des dunklen Farbstoffes. Fehlen der Hälfte des dunklen Farbstoffes. Die Tiere zeigen dunkle Schuppenränder, sehr gut zu sehen beim nicht gefärbten Weibchen. Fehlen des gelben und roten Farbstoffes, dadurch erscheinen die Tiere bläulichschwarz, völliges Fehlen des Farbstoffes. Die Fische haben rote Augen.
Auch einige andere Faktoren, die sich in einer Zucht recht unangenehm bemerkbar machen können, liegen auf den Autosomen (gewöhnliche Chromosomen), zum Beispiel: die Gene für normale oder deformierte Wirbelsäule. Es gibt verschiedene Arten von Wirbelsäulendeformationen, die zum Teil rezessiv weitervererbt werden. Dagegen liegen die Gene für viele Deckfarben und Flossenformen in den Gonosomen (Geschlechtschromosomen). Deckfarben sind die Farben, die die Grundfarbe überdecken und die das Männchen so farbenprächtig gestalten. Im Y-Chromosom liegende Faktoren:
armatus Doppelschwert Viridis, Vir. II Filigran
Verlängerung der unteren Strahlen der Schwanzflosse obere und untere Strahlen der Schwanzflosse sind zu einem langen Schwert verlängert grüner Rumpf auch cobra genannt. Ein feines netzartiges Farbmuster auf dem Körper des Männchens, oft bis zu den Kiemen reichend. Grüne (viridis) Filigranguppys sind sehr häufig, wahrscheinlich begünstigt durch die Lokalisierung beider Gene im Y-Chromosom.
33
Bild 20. Drei rote Guppy-Männchen mit buntem Körper in kräftigen dunklen Farben. Standard fast Fahne. Aufnahme B. Kahl
Im X-Chromosom liegende Faktoren:
elongatus
Verlängerung der unteren und oberen Ränder der Schwanzflosse, jedoch nicht so ausgeprägt wie beim Y-gebundenen Faktor Doppelschwert flavus gelbe Schwanzflosse mit dunklen Rändern lineatus Verlängerung des oberen Schwanzflossenrandes nigrocaudatus Schwarzer Hinterkörper, bei den Weibchen naturgemäß nigrocaudatus II nur angedeutet. In einem Männchen tritt fast immer nicht nur ein Faktor auf, sondern eine ganze Kombination von Faktoren. Ein markantes Beispiel ist das Zusammentreffen von Y-gebundenem Doppelschwert mit X-gebundenen Farbfaktoren wie etwa flavus, aus dem der Fächer hervorgeht. Dieses nicht schematisch und theoretisch 34
zusammenstellbare Zusammenwirken von Genen macht die Guppyzucht so schwer und nicht programmierbar. Lediglich bei durchgezüchteten, erbfesten Stämmen lassen sich Phänotyp (äußeres Erscheinungsbild) und Genotyp (Erbbild) einigermaßen voraussagen.
Praxis der Guppyzucht Kreuzung nichtverwandter Tiere Wir können also nicht sicher voraussagen, ob aus einer Kreuzung die gewünschten „Supermännchen" hervorgehen werden. Wie aber kommen wir zu Prachttieren? Die Antwort: durch geduldige, langwierige Zuchtarbeit. Wir werden dabei feststellen, daß sich der Guppy in der Hochzucht als großer Problemfisch erweist. Schon mancher Aquarianer, der mit dem Diskus oder anderen „Problemfischen" nie Schwierigkeiten hatte, stieß beim Guppy an seine Grenzen und gab die Zucht dieses ach so einfachen Fisches schnell wieder auf. Fast in jedem Fall war der Hauptgrund für den Mißerfolg fehlende Geduld und Ausdauer. Ob wir Zwergfadenfische, Rote Neons, Zebrabärblinge oder welchen Fisch auch immer züchten - stets werden die Nachzuchten den Eltern gleichen. Anders beim Guppy. Bei keinem anderen Fisch hat der Züchter in so großem Maße die Möglichkeit, das Tier seinen Vorstellungen entsprechend zu verändern. Und wenn diese Veränderungen beständig bleiben, dann ist es „sein" Stamm. Aber das braucht Zeit. Andererseits ist auch die Guppyzucht nicht so schwer, wie es sich hier anhört. Wollen wir eine Guppyzucht beginnen, brauchen wir natürlich als erstes ein geeignetes Zuchtpaar. Wir können dazu ganz einfach in das nächste Zoogeschäft gehen und ein Guppymännchen kaufen, das uns gefällt. Sicher hat der Händler auch noch Weibchen. Diese Tiere paaren wir. Nach vier Wochen können wir mit dem ersten Nachwuchs rechnen. Die Jungen füttern wir natürlich sehr gut; sie sind dann nach knapp drei Monaten ihrerseits geschlechtsreif. Die Geschlechter sollten wir - dies wurde schon erläutert - spätestens nach vier Wochen trennen. Zur Paarung setzen wir die Tiere erst dann am besten ein, wenn sie wenigstens fünf Monate alt sind. Die Weibchen sind dann größer, und ihre Größe ist ja nicht ohne Einfluß auf die Zahl der Jungen. Außerdem sind die Männchen in ihrer Entwicklung nach fünf Monaten wesentlich weiter als erst nach drei Monaten, weshalb wir jetzt besser entscheiden können, welches der Nachzuchtmännchen dem Ausgangsmännchen oder dem von uns gesetzten Zuchtziel am nächsten kommt. Wir können die Guppys auch schon nach drei Monaten zur Weiterzucht ansetzen, aber wir werden dann immer wieder feststel-
35
len, daß wir nicht das beste Männchen verpaart haben, sondern daß sich inzwischen andere Tiere weit besser entwickelt haben. Geduld zahlt sich aus! Allerdings werden mit fünf Monaten besonders die großflossigen Männchen unter Umständen nicht mehr in der Lage sein, die Weibchen zu begatten. Ihre große Schwanzflosse hat ihnen viel von ihrer Beweglichkeit genommen. Viele TriangelMännchen sind zwar sehr vital, trotzdem aber nicht mehr so wendig, um sich so hinter die Weibchen zu setzen, daß eine Begattung möglich ist. Da hilft nur eines: Wir müssen das Männchen von seiner allzu großen Schwanzflosse befreien. Wir schneiden mit einer sauberen Schere mit schnellem Schnitt den größten Teil der hindernden Schwanzflosse schräg ab. (Der Schrägschnitt bewirkt, daß die Flosse gleichmäßiger nachwächst.) Bild 21 zeigt, wie es richtig gemacht wird. Um gutmeinende Tierfreunde zu beruhigen: Mit diesem Eingriff ist keine Verletzung des Tieres verbunden. Das Männchen wird nach dem Schnitt sofort ins Becken zurückgesetzt; es wird sich kurz nach einem Weibchen umsehen, und sofort geht das Treiben wieder los. Sollte die Schwanzflosse nach dem Schnitt nicht glatt und gerade sein, so hat das Männchen während der Behandlung wahrscheinlich die Flosse zusammengeklemmt. Nach welchen Kriterien wählen wir die Zuchttiere aus? Das Hauptaugenmerk legen wir auf das Männchen. Wir achten auf Form und Farbe. Im Anfangsstadium einer Zucht allerdings sollten wir dem Standard, also der Form, mehr Gewicht beimessen. Erst wenn dieser Standard in unserem Stamm fest verankert ist, schenken wir der guten Ausfärbung des Fisches mehr Aufmerksamkeit. Noch immer gibt es nämlich für Standard und Form die meisten Punkte, bei der Deutschen Guppyföderation immerhin 65 von 100, bei der Österreichischen Guppygesellschaft 55 von 100 Punkten. Das Männchen, das wir zur Weiterzucht auswählen, sollte kräftig, vital sein und dem Standard weitgehend nahekommen. Stimmt auch noch die Farbe mit unseren Vorstellungen überein - um so besser. Selbstverständlich darf der Körper keine Verkrümmungen oder Buckel aufweisen. Alle Anzeichen von Verkrümmungen werden rezessiv weitervererbt. Bild 21. Beschneidung der Schwanzflossen bei großflossigen Männchen
36
Bild 22. Sehr schöner Teppich-Triangel-Guppy. Aufnahme B. Kahl
Auch die Rückenflosse dürfen wir nicht außer acht lassen. Am besten nimmt sich der Anfänger die am Schluß des Buches abgebildeten Standards zur Hand und sucht danach das entsprechende Zuchtmännchen aus. Vorsicht vor ausgefransten Schwänzen. Die Ausfransung kann durch Umwelteinflüsse entstanden sein, aber auch erblich bedingt. Im letzteren Fall wird sie garantiert bei nachfolgenden Generationen erscheinen (Bild 23). Etwas schwieriger ist die Wahl der Weibchen, da wir nur selten wissen, was sie vererben. Nehmen wir die größten und kräftigsten, haben wir schon die wichtigste Voraussetzung erfüllt. Mit der Zeit sollten wir aber herausfinden, ob zum Beispiel eine bestimmte Form oder Farbe der Schwanzflosse bei den Weibchen auf eine bestimmte Eigenschaft deutet, die die Tiere vererben. Betrachten wir den Nachwuchs unseres beim Zoohändler gekauften Pärchens. Zu unserer Enttäuschung sehen die Männchen ihrem Vater gar nicht ähnlich. In unseren Becken schwimmt ein Mischmasch von Farben und, wenn wir Pech haben, von Formen. Was ist passiert? Das Weibchen und das Männchen waren garantiert nicht miteinander verwandt. Beide stammten wahrscheinlich aus verschiedenen Stämmen und haben daher sehr verschiedene Faktoren vererbt. Hin-
37
zu kommt, daß diese Stämme nicht erbfest waren, weshalb die Nachzucht zusätzlich noch aufspaltet. Wer mit solchen Fischen weiterzüchten will, braucht auf jeden Fall eine Menge Geduld. Die Nachkommen aus einer Kreuzung nicht verwandter Stämme nennen wir Hybriden. Sie sind meist sehr kräftig, groß und in der Regel sehr fruchtbar. Nicht selten sind sie schöner als ihre Eltern. Kreuzen wir aber solche Hybriden untereinander, erleben wir fast immer einen Rückschlag: Die Tiere reichen nicht annähernd an ihre Eltern oder Großeltern heran. Warum nicht? Bei den Vorfahren waren bestimmte Merkmale durch die Auswahlzucht gefestigt. Durch die
Bild 23. Mit solchen Männchen züchten wir besser nicht weiter!
Kreuzung mit einem Stamm mit völlig anderen Merkmalen geht diese Festigung verloren, und die Merkmale verwischen sich in den nachfolgenden Generationen noch mehr. Wer mit solchen Hybriden weiterzüchtet, dem steht jahrelange mühevolle Zuchtarbeit bevor. Und selbst dann ist ein Erfolg noch nicht garantiert. Wen es dennoch reizt, sei es, weil das Ausgangsmännchen so wundervoll aussieht oder weil ihn die schwierige Aufgabe anspornt, der paare den Vater mit seinen kräftigsten Töchtern, danach, wenn er noch lebt, mit seinen Enkeltöchtern und so fort - solange das Tier lebt und fortpflanzungsfähig ist. Anschließend nimmt man immer den besten Sohn, Enkelsohn und so weiter. Dabei wählen wir natürlich stets das Männchen aus, das unserem Zuchtziel am nächsten kommt. Aber Vorsicht! Bei der Wahl zwischen einem kleinen Männchen, das dem Zuchtziel gleicht, und einem großen, gutgeformten, standardgerechten, sonst aber noch fehlerhaften Männchen sollte man sich immer für das letztere entscheiden. Sonst wird der Nachwuchs schnell von Generation zu Generation schwächer und kleiner, und wir sind mit unserer Zuchtarbeit bald am Ende. Wer sich aus einer Fremdkreuzung einen Stamm aufbauen will, sollte sich
38
Bild 24. Schema der Kreuzung nichtverwandter Guppys. Wir verwenden die Ausgangstiere, solange sie leben und fortpflanzungsfähig sind. Erst danach gehen wir zur BruderSchwester-Paarung über
nur mit diesem Stamm beschäftigen und von dem jeweiligen ausgewählten Männchen so viele Weibchen belegen lassen, wie ihm Becken zur Aufzucht der Jungen zur Verfügung stehen. Die Nachkommen eines jeden Weibchens sollten getrennt aufgezogen werden, damit man sicher geht, daß die Verpaarung des Zuchtmännchens auch wirklich mit seinen Schwestern erfolgt und nicht etwa mit Halbschwestern. Wer bei einer Fremdkreuzung sehr vorsichtig und peinlich genau seine Zuchtauswahl trifft, kann damit rechnen, nach sechs, acht, zehn Generationen erste Erfolge zu sehen: Die Männchen beginnen, sich einheitlich auszubilden. Freilich ist bei einer Kreuzung nicht verwandter Guppys keineswegs sicher, daß sie dem Ausgangsmännchen sehr ähneln. Müssen wir also nichtverwandte Tiere kreuzen, so sollten wir nach Möglichkeit nur Guppys aus durchgezüchteten Stämmen verwenden. Hier ist uns wenigstens bekannt, welche Merkmale sie vererben. Mindestens eines der Kreuzungstiere sollte aus einem solchen erbfesten Stamm kommen. Leider wird kein Zoohändler wissen, ob die von ihm verkauften Guppys erbfesten Stämmen oder irgendwelchen Kreuzungen entstammen.
39
40
Kreuzung verwandter Guppys Einfacher und nicht so langwierig wäre es, bei einem bekannten Züchter ein Pärchen eines durchgezüchteten Stammes zu erwerben. Das erspart jahrelange, mühsame Zuchtarbeit, da uns der Züchter die Hauptarbeit bereits abgenommen hat. Aber es ist nicht jedermanns Sache, einen fertigen Stamm einfach zu kopieren und mit der Arbeit anderer Ausstellungserfolge einzuheimsen. Außerdem kann man immer wieder beobachten, daß sich ein und derselbe Stamm in den Händen zweier Züchter sehr verschieden entwickelt. Der Hauptgrund dafür: Der neue Züchter ist mit den Eigenarten und Anforderungen dieses hochgezüchteten Bild 25 (links oben). TriangelGuppy mit Teppichmuster und ausgeprägt schöner Körperform. Aufnahme B. Kahl Bild 26 (links unten). Rot-blonder TriangelGuppy. Blonden Gup-pys fehlt der dunkle Körperfarbstoff fast ganz. Aufnahme G. Gellrich
Bild 27. Schema der Paarung verwandter Guppys. Wir paaren immer Bruder mit Schwester
Stammes noch nicht vertraut. Die Ursache kann aber auch an anderem Wasser, an der Fütterung und sonstigen Umweltbedingungen liegen. Ist der Züchter bereit, uns ein Zuchtpaar zur Verfügung zu stellen, so verfahren wir genauso wie bei der Kreuzung nicht verwandter Guppys: Wir paaren immer Bruder und Schwester miteinander. Man glaube aber nicht, es könne jetzt nichts mehr passieren. Wir wollen den Stamm kräftig und schön erhalten und ihn, wenn möglich, noch weiter verbessern. Daher müssen wir auch hier peinlich genaue Zuchtwahl treffen und stets daran denken: erst der Standard, dann die
41
Farbe. Trotzdem darf die Farbe in diesem Stamm nicht verlorengehen. Unterlaufen dem Züchter Fehler bei der Zuchtauswahl, sind Rückfälle in Form und Farbe unvermeidlich.
Einkreuzen fremder Tiere in einen erbfesten Stamm Bei der Herauszüchtung, Erhaltung und Verbesserung erbfester Guppystämme wenden wir das Prinzip der Inzucht an. Inzucht liegt immer dann vor, wenn nahe Verwandte miteinander zur Fortpflanzung gebracht werden, zum Beispiel Vater mit Tochter, Mutter mit Sohn, Bruder mit Schwester. Bei jeder Tier- und Pflanzenzucht, diene sie dem Hobby oder handle es sich um Nutztier- und Nutzpflanzenzucht, ist Inzucht Voraussetzung für den Erfolg. Es gibt allerdings Arten, die auf Inzucht sofort negativ reagieren, daneben andere, die erstaunlich unempfindlich gegen Inzucht sind. Zu den letzteren gehört der Guppy. Er verträgt die Inzucht erfreulich gut. Aber selbst beim Guppy gibt es Grenzen. Wir können den Guppy über viele Generationen in steter Bruder-Schwester-Paarung züchten, ohne negative Auswirkungen bemerken zu müssen. Es können aber auch
Bild 28. Gold-Guppy. Ihnen fehlt der dunkle Körperfarbstoff teilweise. Von den blonden Guppys unterscheiden sie sich durch dunkle Schuppenränder. Aufnahme G. Gellrich
42
Bild 29. Sehr schöner halbschwarz-grauer Triangel-Guppy mit weißer Schwanz- und Rük-kenflosse. Aufnahme G. Gellrich
schon nach wenigen Generationen Degenerationserscheinungen auftreten. Meist haben wir dann bei der Zuchtauswahl Fehler gemacht, vor allem nicht das Gebot beachtet, nur starke und vitale Tiere zur Weiterzucht zu verwenden. Oft haben wir uns dazu verleiten lassen, das „schönste" Männchen zu nehmen. Inzuchtschäden zeigen sich beim Guppy gewöhnlich dadurch, daß die Tiere von Generation zu Generation kleiner werden, langsamer wachsen, anfälliger für Krankheit werden und daß die Zahl der Jungen von Wurf zu Wurf abnimmt. Schließlich wird der Stamm unfruchtbar. Die Ursache kann sowohl beim Männchen als auch beim Weibchen liegen. Ehe uns nun der Stamm völlig zusammenfällt und wir ihn aufgeben müssen, sollten wir Gegenmaßnahmen treffen. Und das bedeutet: Einkreuzung. Dazu sollten wir nun nicht in irgendein Zoogeschäft gehen und uns ein beliebiges Männchen kaufen. Das würde alles nur verschlimmern. Wir müssen uns ein passendes Männchen zum Einkreuzen suchen. Angenommen, wir haben einen Filigranstamm, den wir auffrischen wollen. Von seltenen Ausnahmen abgesehen, wird das Filigranmuster nur vom Vater auf den Sohn vererbt. Kaufen wir 43
Bild 30. Einkreuzen eines fremden Männchens in einen erbfesten Stamm. Wir ziehen den alten Stamm weiter. Das fremde Männchen paaren wir mit Weibchen aus diesem Stamm. Aus der Nachzucht dieser Kreuzung nehmen wir immer nur die Männchen und dazu Weibchen aus dem alten Stamm, bis der neue Stamm dem alten gleich ist.
nun ein Männchen, das das Filigranmuster nicht im Erbgut hat, so verschwindet das Filigranmuster, weil die Weibchen das Muster nicht vererben. Wir müssen also einen Züchter suchen, der gleichfalls Filigranguppys des gleichen Standards züchtet und von ihm ein Männchen erwerben. Dieses Männchen muß nun in unserem Stamm „aufgehen". Dazu dürfen wir das Männchen nicht einfach „in" unseren Stamm kreuzen, wir dürfen es nur „an" den Stamm kreuzen. Das erfolgt so: Wir züchten unseren Stamm genauso weiter wie bisher, immer Bruder mit Schwester. Daneben bauen wir eine zweite Linie mit dem neuen Männchen auf. Wir paaren es mit einem oder mehreren Weibchen aus unserem Stamm. Die aus dieser Paarung entstandenen Weibchen verwenden wir nicht zur Weiterzucht, sondern wir nehmen das beste Männchen und paaren es wieder mit Weibchen aus unserem Stamm. In der nächsten Generation verfahren wir ebenso und so weiter. Wir arbeiten also ständig mit zwei Linien: mit unserem alten Stamm und mit dem Nebenstamm, zu dem wir jedoch immer nur die Männchen nehmen, um sie mit den Weibchen des alten Stammes zu verpaaren. Schon nach wenigen Generationen wird der Kreuzungsstamm unserem alten immer ähnlicher, und wenn wir diesen Weg konsequent fortsetzen, wird der neue Stamm bald schöner und kräftiger sein als der alte. Jetzt brauchen wir nicht mehr auf die Weibchen des alten Stammes zurückgreifen; wir können die Weibchen des neuen Stammes zur Weiterzucht verwenden. Bei diesem Ankreuzen sollten wir aber darauf achten, daß wir nur solche Tiere verwenden, die unserem Stamm ähnlich sind und die einem erbfesten Stamm entstammen. Nur dann können wir sicher sein, daß sie wirklich das vererben,
44
was sie zeigen. Also: Filigran zu Filigran, Rot zu Rot, Grün zu Grün und so weiter. Und warum verwenden wir nur Männchen zum Einkreuzen? Erstens werden viele Merkmale beim Guppy nur vom Männchen vererbt (siehe Filigran und Doppelschwert), zweitens fällt es uns bei den Männchen immer leichter, geeignete Tiere zur Weiterzucht herauszufinden. Dieses Einkreuzen in einen bestehenden Stamm ist auf jeden Fall erfolgversprechender als das Kreuzen von nichtverwandten Tieren.
Linienzucht Wenn wir es gar nicht darauf ankommen lassen wollen, daß unsere Guppystämme „zusammenfallen", so warten wir nicht, bis eine Einkreuzung erforderlich
Bild 31. Schema einer Linienzucht. Sie ist am erfolgversprechendsten
45
wird. Wir ziehen vielmehr von Anfang an jeden Stamm mindestens doppelt, also in mehreren Linien. Diese getrennten Linien züchten wir Generation um Generation, immer Bruder mit Schwestern. Dabei müssen wir sorgfältig darauf achten, daß sich alle Linien genau gleich entwickeln und nicht nach wenigen Generationen so voneinander abweichen, daß man sie für verschiedene Stämme halten könnte. Bei einem roten Stamm müssen sich alle Linien rot entwickeln, bei einem Filigranstamm müssen alle Linien filigran sein und so weiter. Jeder erfahrene Züchter weiß, daß sich das zwar einfach anhört, in der Praxis aber erhebliche Schwierigkeiten bereiten kann. Entdecken wir nun an einer der Linien Degenerationserscheinungen, so kreuzen wir zwei Linien miteinander. Dabei sollten wir in die schwächer gewordene Linie einkreuzen und die anderen Reihen weiterziehen, bis wir sehen, ob die Einkreuzung von Erfolg gekrönt war. Danach können wir, wenn es erforderlich ist, auch in die zweite Linie mit der ersten einkreuzen. Diese Zuchtmethode setzt allerdings voraus, daß die Zuchtanlage des Züchters ein paar Becken mehr als gewöhnlich umfaßt. Es gibt aber keine andere Möglichkeit, über längere Zeit gute Guppy-Hochzuchtstämme zu erzielen und zu erhalten. Erfahrene Züchter ziehen von jedem Stamm nicht nur zwei Linien, sondern manchmal drei, vier oder mehr, je nachdem, wie viele Becken sie zur Verfügung haben. Oder aber sie züchten zwei oder mehr Stämme, die alle artverwandt sind, in zwei oder mehr Linien. Jeder Stamm eignet sich dann zum Einkreuzen in jeden anderen. So ist immer reichlich Einkreuzungsmaterial vorhanden, wenn einer der Stämme oder eine der Linien Anzeichen der Schwäche zeigt. Dies ist dann die hohe Schule der Guppyzucht.
Züchterorganisationen und Ausstellungen 1954 fand zum erstenmal nach dem Kriege in Hannover eine Guppy-Ausstellung statt. Auf ihr zeigte der Deutsch-Amerikaner PAUL HÄHNEL seine für damalige Verhältnisse sensationellen Fächerguppys, die zwar bereits bekannt waren, sich aber bis dahin nicht durchsetzen konnten. In Hannover begann dann der Siegeszug der Großflosser, der bis heute angehalten hat. War diese Ausstellung noch auf Initiative einzelner Züchter zustandegekommen, so war mit diesem Anfang der erste Schritt zum Zusammenschluß der Deutschen Guppy-Züchter getan. Am 15. Februar 1955 wurde in Hannover die Deutsche Guppy-Gesellschaft gegründet, nachdem schon vorher in anderen Staaten, wie England, Ver-
46
einigte Staaten, gleiche Vereinigungen entstanden waren. Zusammenschlüsse in anderen Ländern folgten, wie zum Beispiel in Österreich, in der DDR, Polen. Diese Vereinigungen veranstalten regelmäßig Guppy-Schauen, auf denen die Guppy-Züchter ihre Guppys zur Bewertung stellen. An diesen Ausstellungen beteiligen sich regelmäßig auch Züchter aus anderen Ländern, so daß diese Schauen internationalen Charakter haben. An den deutschen Ausstellungen haben sich bisher Hobby- und Berufszüchter aus England, Dänemark, Schweden, Österreich, DDR, Polen, Singapur, den Vereinigten Staaten und anderen mehr
Bild 32. Grau-blaue Triangel-Guppys. Aufnahme G. Gellrich
beteiligt. Genauso beschicken die deutschen Züchter die Schauen dieser Länder. Dazu werden die Guppys in Plastikbeuteln an ihre Bestimmungsorte per Post, Bahn oder Luftfracht verschickt oder manchmal auch durch Boten transportiert. Da sie am Ziel natürlich lebend ankommen und dort noch eine gute Punktzahl erringen sollen, werden immer nur sehr wenige Fische in einem Beutel transportiert. Selbstverständlich wählt man den schnellsten Transportweg. So sind Ausfälle selten. 1962 entstand in Deutschland noch eine zweite Guppy-Züchter-Vereinigung, die Gesellschaft zur Förderung der Guppy-Zucht GfG, die ihren Sitz in Berlin hat-
47
Bild 33. Halbschwarz-roter Triangel-Guppy. Aufnahme G. Schafternicht
te. 1975 vereinigten sie und die Deutsche Guppy-Gesellschaft sich zur Deutschen Guppy-Föderation DGF, die heute im Verband Deutscher Aquarien- und Terrarienvereine VDA die einzige sich ausschließlich mit der Guppy-Zucht beschäftigende Aquarianer-Vereinigung ist. Sie ist ein eingetragener Verein und hat ihren Sitz in Berlin. Jede Guppy-Züchter-Vereinigung veranstaltet in der Regel einmal im Jahr eine internationale Ausstellung. Daneben finden aber manchmal noch nationale und regionale Vergleiche statt. So führt die DGF neuerdings neben der großen Internationalen Schau in Berlin eine zweite Ausstellung nur für deutsche Züchter wechselnd in einer westdeutschen Stadt durch. Weitere regionale Vergleiche sind dagegen noch nicht öffentlich. Die ÖGG veranstaltet jährlich ihre internationale Schau in Wien. Daneben hält sie drei interne Leistungsschauen ab, gleichmäßig über das ganze Jahr verteilt. So sind die Züchter gezwungen, eine ganzjährige, kontinuierliche Zuchtleistung zu bringen. Die Guppys werden gewöhnlich in 10-1-Becken ausgestellt. Manche Ausstellungen sind so groß, daß 150 und mehr Becken aufgestellt werden müssen. Die Deutsche Guppy-Gesellschaft stellte 1973 mehr als 300 Dreier-Sätze 48
aus. In Europa werden in der Regel 3er-Sätze-Männchen ausgestellt. Drei Gup-pyMännchen sollen in Form und Farbe weitgehend übereinstimmen. Seit mehreren Jahren werden auch immer mehr Weibchen ausgestellt. Sie erhalten allerdings keine Punkte, sondern Prädikate, wie „sehr gut", „gut", usw. Lediglich in den angelsächsischen Ländern werden auch Einzelmännchen, 2er-Sätze, 4er-und 5erSätze, Pärchen und Weibchen ausgestellt, wobei speziell die Amerikaner sehr viel Wert auf große Guppys legen, selbst wenn das zu Lasten schöner Farben geht.
Bewertungsregeln Die Bewertungsregeln für Guppys wurden in allen Ländern mehrfach überarbeitet und an neueste Entwicklungen angepaßt. Während früher oft nur 50 oder 80 Punkte erreicht werden konnten, hat sich nach dem Zweiten Weltkrieg die 100Punkte-Tabelle durchgesetzt. Auch steht bei der Bewertung nicht mehr die Bild 34. Grau-bunter Amerikanischer Fächer-Guppy. Aufnahme G. Gellrich
49
Bild 35. Spatenschwanz-Guppy (grau-halbschwarz). Aufnahme K. Paysan
Farbe im Vordergrund, sondern der Standard. Allerdings deutet sich hier langsam wieder ein Wandel an. Farbe, Vitalität und züchterische Leistung sollen zu Lasten des Standards wieder stärker bewertet werden. Die Standard- und Bewertungsregeln der Deutschen Guppy-Föderation - DGF wurden zuletzt 1976 überarbeitet, die der Österreichischen Guppy-Gesell-schaft ÖGG - im Jahre 1977. Ziel dieser Überarbeitungen ist es, von der Bewertungstabelle verlangte Merkmale, die sich in der Praxis negativ auswirkten, zu beseitigen. So wurden für die Schwanzflossen der Doppelschwertguppys eine Länge von 12/10 des Körpers verlangt. In der Praxis erwies sich das als nachteilig für den Fisch. Bei zu langen Doppelschwertern ging die Spreizung verloren, und die Schwertenden sahen aus wie gedrehte Nudeln und hingen nach unten. Daher hat man die Vorschrift geändert und damit die Länge der Schwanzflosse auf die Körperlänge reduziert. Bei der Bewertung eines Guppys gibt es keine Bewertung des Gesamteindrucks, sondern Körper, Schwanzflosse, Rückenflosse, Vitalität usw. werden einzeln gewertet und dann die Ergebnisse addiert. Gewertet werden Sätze (DGF auch Einzelmännchen). Ein Satz besteht aus mindestens 3 männlichen Tieren, die in Form, Standard und Farbe übereinstimmen sollen.
50
Zur Bestimmung der Körpergröße wird die Strecke von der Nasenspitze bis zur Schwanzwurzel gemessen bzw. geschätzt. Die ideale Körperlänge sollte 28 mm oder mehr betragen. Deutsche Guppy-Föderation Punktetabelle Körper
Schwanzflosse Rückenflosse
Form Größe Farbe Standard Farbe Standard Farbe
Vitalität maximal erreichbar
Österreichische Guppy-Gesellschaft
5 Punkte 5 Punkte 10 Punkte 40 Punkte 10 Punkte 15 Punkte 10 Punkte 5 Punkte 100 Punkte
Punktetabelle Körper
Schwanzflosse
Rückenflosse
Übereinstimmung Vitalität Sonderpunkte maximal erreichbar
Form Länge Farbe Form Länge Farbe Form Länge Farbe
10 Punkte 5 Punkte 10 Punkte 15 Punkte 10 Punkte 10 Punkte 10 Punkte 5 Punkte 10 Punkte 5 Punkte 5 Punkte 5 Punkte 100 Punkte
Bild 36. Die Länge des Guppykörpers wird von der Nasenspitze bis zur Schwanzwurzel gemessen bzw. geschätzt
Die Körperform soll eine ideale Guppyform sein und keine krankhaften Veränderungen zeigen. Die höchste Stelle des Körpers soll etwa ein Viertel der Körperlänge betragen. Körperlänge
Deutsche Guppy-Föderation
Österreichische Guppy-Gesellschaft
28 mm und mehr 5 Punkte 26 mm 4 Punkte 24 mm 3 Punkte 22 mm 2 Punkte 20 mm 1 Punkt kleiner als 20 mm 0 Punkte
28 mm und darüber 5 Punkte 25 mm 4 Punkte 22 mm 3 Punkte 20 mm 2 Punkte 18mm 1 Punkt darunter keine Wertung
51
Farbe
Farbe ist alles, was sich von der Grundfarbe unterscheidet. Als Grundfarben gelten: Deutsche Guppy-Föderation
Österreichische Guppy-Gesellschaft
Wildgrau Blond (früher Gold) Gold (früher Bronze) Blau Weiß Albino Bei der Färbung des Fisches kommt es nicht auf die Art oder Intensität der Farbe an, sondern nur auf das Ausmaß der Färbung. Farbüberlagerungen ergeben Grautöne, die nicht als Farbe gewertet werden.
Wildgrau Blond (früher Gold) Gold (früher Bronze) Blau Weiß Cream Albino Der Farbqualität wie Intensität, Schönheit, Reinheit usw. und der züchterischen Leistung (etwa bei Rezessivfarben) kommt wesentlich mehr Bedeutung zu als der Quantität. Auch Pastellfarben gelten als intensiv, wenn sie eindeutig als solche zu erkennen sind. Besondere züchterische Leistungen sind darüber hinaus mit den hierfür vorgesehenen Sonderpunkten zu honorieren.
Flossen Der Bewertung der Flossen kommt beim Hochzuchtguppy große Bedeutung zu. Die Flossenform ist in jedem Fall maßgeblich für die Einordnung in die einzelnen Standards. Die Abmessungen der Flossen sind nicht im üblichen Sinne meßbar, sondern sie sind in bestimmten Relationen zu den Körpermaßen festgelegt. Das heißt, Längen, Höhen, Winkel usw. stehen in einem bestimmten Verhältnis zum Körper.
Standards der Deutschen Guppyföderation Triangel
Die Schwanzflosse stellt ein Dreieck mit einem körpernahen Winkel von 70 Grad dar. Ihre Länge beträgt 7/10 der Körperlänge, mindestens jedoch 5/10. Rückenflosse Typ A: Soll einen breiten Ansatz haben, bis zum Schwanzansatz reichen und abgerundet sein.
52
Bild 37. Blonder Untenschwert-Guppy. Aufnahme K. Paysan
Typ B: Soll einen breiten Ansatz haben und bis zum l. Drittel der Schwanzflosse reichen. Das Flossenende kann die doppelte Breite aufweisen. Fächerschwanz Die DGF unterscheidet zwei Fächerschwanzformen: Europäischer Fächerschwanz Die Länge der Schwanzflosse sollte 9/10 der Körperlänge betragen, mindestens jedoch 6/10. Das Verhältnis der Länge zur Höhe sollte 10 : 9 betragen. Rückenflosse: Die Rückenflosse läuft spitz zu, sollte bis zum ersten Drittel der Schwanzflosse reichen, mindestens jedoch den Schwanzansatz überragen. Amerikanischer Fächerschwanz Die Länge der Schwanzflosse sollte körperlang sein. Das Verhältnis der Länge zur Höhe bei der Schwanzflosse sollte l : l betragen, das entspricht einem Winkel von 45 Grad. Rückenflosse: Die Rückenflosse hat die Form eines Rechtecks oder Trapezes und sollte bis zur Hälfte der Schwanzflosse reichen. Schleierschwanz Die Länge der Schwanzflosse soll der Körperlänge entsprechen, mindestens je-
53
Bild 38. Snakeskin-(Schlangenhaut-)Guppy. Dieses Farbmuster liegt im Y-Chromosom und wird jeweils vom Vater auf den Sohn vererbt. Aufnahme G. Gellrich Bild 39. Die Standards der Deutschen Guppy-Föderation DFG
doch 8/10 betragen. Die obere und untere Kante bilden Kurven, die so verlaufen, daß die größte Breite der Flosse 3/4 ihrer Länge erreicht. Die hintere Kante muß konkav sein. Rückenflosse: Die Rückenflosse sollte kurz und abgerundet sein. Sie darf den Schwanzansatz nur gering überschreiten. Fahnenschwanz Die Schwanzflosse hat die Form eines langen Rechtecks. Ihr Ansatz ist abgerundet. Die Länge entspricht der Körperlänge. Die Höhe der Schwanzflosse soll 4/10 der Körperlänge betragen. Rückenflosse: Sie soll einen breiten Ansatz haben, spitz auslaufen und bis zum Schwanzansatz reichen. Doppelschwert Die Länge der Schwanzflosse soll körperlang sein. Die äußeren Strahlen des Schwanzes sollen als Schwerter ausgebildet sein und einen Winkel von 30 Grad
54
55
bilden. Der Teil zwischen den Schwertern darf höchstens bis zur Hälfte der Schwanzflosse ausgefüllt und farblos sein. Rückenflosse: Sie soll einen breiten Ansatz haben, spitz zulaufen und bis zum ersten Drittel der Schwanzflosse reichen. Die Form sollte den Schwertern gleichen. Obenschwert Typ A: Die Schwanzflosse hat eine ovale Grundform. Ihre oberen Strahlen sind schwertförmig verlängert und verlaufen parallel zur Körperachse. Die Länge der Schwanzflosse sollte körperlang sein. Typ B: Wie A, das Schwert jedoch schräg nach oben mit einem Winkel zur Körperachse von 15 Grad. Rückenflosse (für beide gültig): Sie soll einen breiten Ansatz haben, spitz zulaufen und bis zum ersten Drittel der Schwanzflosse reichen. Untenschwert Die Schwanzflosse hat eine ovale Grundform. Ihre unteren Strahlen sind schwertförmig verlängert. Das Schwert steht schräg nach unten in einem Winkel Bild 40. Drei bunte Guppy-Männchen mit Teppichmusteransatz. Aufnahme B. Kahl
56
zur Körperachse von 15 Grad. Die Länge der Schwanzflosse soll körperlang sein. Rückenflosse: wie Obenschwert Spatenschwanz Die Schwanzflosse ähnelt einem Bergmannsspaten aus Südwales. Länge und Höhe sollen der halben Körperlänge entsprechen. Rückenflosse: Die Rückenflosse soll einen breiten Ansatz haben, spitz auslaufen und darf den Schwanzansatz gering überschreiten. Speerschwanz (bei OGG = Spitzschwanz) Die Schwanzflosse hat die Form einer Speerspitze. Im ersten Drittel soll sie dem Rundschwanz gleichen und als größte Höhe die Hälfte der Körperlänge zeigen. Die Länge der Flosse sollte % der Körperlänge betragen. Rückenflosse: Sie muß spitz sein. Sie sollte bis zum 1. Drittel der Schwanzflosse reichen. Rundschwanz Die Schwanzflosse muß gleichmäßig gerundet sein und sollte einem Kreis entsprechen. Der Durchmesser der Flosse soll der halben Körperlänge entsprechen. Rückenflosse: Sie kann spitz oder rund sein. Sie muß mindestens bis zum Schwanzansatz reichen, im Idealfall bis zum 1. Drittel der Schwanzflosse.
Standards der Österreichischen Guppy-Gesellschaft Triangel Die Schwanzflosse hat die Form eines Dreiecks mit einem körpernahen Winkel von 70 Grad. Ihre Länge beträgt 8/10 der Körperlänge. Rückenflosse: Sie steigt steil an, ist breit und reicht stumpf abschließend bis zum Ende des ersten Drittels der Schwanzflosse. Fächerschwanz Die Schwanzflosse hat eine längsgestreckte Dreiecksform mit einem körpernahen Winkel von 45 Grad. Ihre Ideallänge beträgt 8/10 der Körperlänge. Rückenflosse: Sie ist schlank, steigt im Ansatz steil an und reicht oben spitz auslaufend bis zum ersten Drittel der Schwanzflosse. Schleierschwanz Bei der Schwanzflosse bilden die obere und die untere Kante Kurven, die so verlaufen, daß die größte Breite der Flosse bei 3/4 ihrer Länge erreicht wird. Die hintere Begrenzung ist konkav, die Länge beträgt 8/10 der Körperlänge. Die Flossenbreite beträgt 3/4 der Länge. Rückenflosse: Sie reicht mit abgerundetem Ende bis zum ersten Drittel der Schwanzflosse. Fahnenschwanz Die Schwanzflosse hat die Form eines Rechtecks, dessen Länge der Körperlänge entspricht. Die Flossenbreite beträgt 4/10 der Körperlänge.
57
58
Bild 41. Die Standards der Österreichischen Guppy-Gesellschaft ÖGG Bild 42. Rot-blonder Triangel-Guppy. Aufnahme G. Gellrich
Rückenflosse: Sie läuft spitz zu und reicht bis zum Ende des ersten Drittels der Schwanzflosse. Doppelschwert Die Schwanzflosse hat eine ovale Grundform mit schwertförmiger Verlängerung der oberen und unteren Flossenstrahlen. Die Länge der Schwerter entspricht der Körperlänge. Die Außenkanten bilden einen Winkel von 30 Grad. Der Flossenteil zwischen den Schwertern darf 4/10 der Körperlänge nicht überschreiten und kann farblos sein. Rückenflosse: Sie ist schlank, steigt im Ansatz steil an und reicht spitz auslaufend bis zum Ende des ersten Drittels der Schwanzflosse. Obenschwert Die Schwanzflosse hat eine ovale Grundform mit schwertförmiger Verlängerung der oberen Flossenstrahlen. Die Länge des Schwertes entspricht der Körperlänge und verläuft an der Oberkante parallel zur Körperachse bzw. in einem bis zu in einem bis
59
Bild 43. Blauer Guppy. Ihm fehlt der gelbe und der rote Körperfarbstoff. Aufnahme G. Gellrich
15 Grad ansteigenden Winkel. Die ovale Grundform darf 4/10 der Körperlänge nicht überschreiten und kann farblos sein. Rückenflosse: Sie ist schlank, steigt im Ansatz steil an und reicht spitz auslaufend bis zum Ende des ersten Drittels der Schwanzflosse. Untenschwert Die Schwanzflosse hat eine ovale Grundform mit schwertförmiger Verlängerung der unteren Flossenstrahlen. Die Länge des Schwertes entspricht der Körperlänge und bildet an seiner Unterkante zur Körperachse einen Winkel von 15 Grad. Die ovale Grundform darf 4/10 der Körperlänge nicht überschreiten und kann farblos sein. Rückenflosse: wie Obenschwert. Leierschwanz (nicht bei DGF) Die Schwanzflosse hat annähernd die Form einer Leier. Die Grundform ist rund und darf 4/10 der Körperlänge nicht überschreiten. Die äußeren Flossenstrahlen erreichen mit deutlich nach außen gebogenen Spitzen 8/10o der Körperlänge. Rückenflosse: Sie steigt steil an und erreicht mit einer nach oben gebogenen Spitze das Ende des ersten Drittels der Schwanzflosse.
60
Spatenschwanz
Die Schwanzflosse ähnelt einem Bergmannsspaten. Ihre Länge entspricht der halben Körperlänge, die Höhe erreicht 8/10 der Flossenlänge. Rückenflosse: Sie reicht spitz auslaufend vom Schwanzansatz bis zum Ende des ersten Drittels der Schwanzflosse. Spitzschwanz (bei DGF = Speerschwanz) Die Form der Schwanzflosse ähnelt einer Speerspitze. Ihre Länge beträgt 8/10, die Höhe 5/10 der Körperlänge. Rückenflosse: Sie steigt steil an und erreicht mit einer nach oben gebogenen Spitze das Ende des ersten Drittels der Schwanzflosse. Rundschwanz Die Schwanzflosse ist rund, ihr Durchmesser beträgt 5/10 der Körperlänge. Rückenflosse: Sie kann entweder kurz und abgerundet sein oder spitz auslaufend bis ins erste Drittel der Schwanzflosse reichen. Nadelschwanz (nicht bei DGF) Die Schwanzflosse hat eine ovale oder runde Grundform, deren Länge 4/10 der Körperlänge beträgt. Die drei mittleren Flossenstrahlen sind nadelförmig verlängert. Die Gesamtlänge der Flosse entspricht der Körperlänge. Rückenflosse: Sie ist schlank, steigt im Ansatz steil an und reicht spitz auslaufend bis zum ersten Drittel der Schwanzflosse. l. Vorsitzender der DGF:
Horst Schimmelpfennig Oudenarder Str. 8 1000 Berlin 65 Max Kahrer, Kaiserallee 23/6//1 A-2100 Korneuburg
Präsident der ÖGG:
61
Register albino 33, 52 armatus 33 Artemia salina 20 Ausfransung 37 Auslese 22 Autosomen 29, 30 Barbados 11 Beckenpflege 18 Beschneidung 36 blau 33, 52 blond 27,33,52 BruderSchwester-Paarung 39 Brutpflege 23 Captain Vipan 11 Chromosomen 26 f., 29 ff. cream 52 Cyclops 20 Daphnien 20 Deckfarben 33 deformierte Wirbelsäule 33 Degenerationserscheinungen 43 Deutsche Guppy-Föderation -DGF- 36, 48, 51 Deutsche Guppy-Gesellschaft-DGG- 13,46,48 dominant 27 Doppelschwert 53, 55, 58 f. - -faktor 31, 33 ff. Dreier-Sätze 49 Dzwillo 32 Eidotter 23 eierlebendgebärend 23 Eierstockhülle 23 Eihüllen 23 Einkreuzung 43,45 Eizellen 26, 30 ff. elongatus 34 Embryonen 23 Enchytraeus buchholzi 20 erbfest 38 f.
Fächerguppys 32, 34, 46 —Schwanz 57 f. —Schwanz, Amerikanischer 53, 55 —Schwanz, Europäischer 53, 55 Fahnenschwanz 53, 55, 57, 59 Farbgene 31 f. - -Stoffe 33 —Überlagerungen 52 filigran 30, 33, 43 ff. Filippi 11 flavus 34 Fremdkreuzung 40 Frischwasser 18 Frühgeburten 23 Gambusen 12 Gefrierfutter 19 Gene 30, 33 Genotyp 35 Geschlechtschromosomen 29f. Gesellschaft zur Förderung der Guppy-Zucht -GfG- 47 Girardinus guppyi 11 gold 33,52 Gonopodium 11, 22 f., 25 Gonosomen 32 f. Grindalwürmer 20 Gro-Lux 17 Großflosser 46 Grundfarben 33,52 Guayre-Fluß 11 Günthern Guppy, Rober John Lech-mere GuppyAusstellungen 46 - -Hochzucht 9,13, 26, 35 —Schauen 9, 47 —Vereinigungen 9 Hähnel, Paul 32 Hochzuchtguppy 19 — Stämme 21, 46 100Punkte-Tabelle 49
62
Hüpferlinge 20 Hybriden 38 Internationale Schau 48 Inzucht 42 Jungfische 15 - -guppys 23 - -tier 13, 24 Kalbsleber 20 Keimzellen 26 f. Keller 14,15 Kernschleifen 26 Körperfarbstoff 41 — große 51 —länge 51 - -zellen 26 f. Kohlendioxid 17 Kopflage 23 Kopulation 23 Kunstlicht 12,17 Laichkasten 24 Lebendfutter 19 lebendgebärend 23 Lebistes poeciloides 11 - reticulatus 11 Leierschwanz 58, 60 Leistungsschauen 48 Leitungswasser 18 lineatus 34 Linie 44 Wendel, Gregor 29 Mendelsche Gesetze 28 f. Millionenfisch 9 mischerbig 27 Mückenlarven 20 Mutationen 33 Nadelschwanz 58,61 Nebenstamm 44 nigrocaudatus nigrocaudatus II 34
Obenschwert 55 f., 58 ff. Österreichische GuppyGesellschaft-ÖGG- 36, 51 ovovivipar 23 Paarungsbecken 13 Papageienschnabel 39 Pastellfarben 52 Peters, W. 11 Phänotyp 35 Poecilia reticulata 11 Problemfisch 35 Punktetabelle 51 Ramirez 11 Regan 11 Regenwasser 18 Regenwürmer 20 Reitzig 18 rezessiv 27, 33, 36 Rinderherz 20 Rosen und Bailey 11 Rundschwanz 55, 57 f., 61
Salinenkrebse 20, 24 Samenzellen 26, 30, 32 Schlammheber 18 Schleierschwanz 53, 55, 57 f. Schrägschnitt 36 Schwanzgeburten 23 —wurzel 51 Schwimmblase 23 Seesalz 18 Singapur 13,18 Spatenschwanz 55, 57 f., 61 Speerschwanz 55, 57 Sperma 22 f. Spitzschwanz 58, 61 Standard 36 f., 41
überdeckend 27 Untenschwert 55 ff., 60 Verband Deutscher Aquarien- und Terrarienvereine -VDA- 48 Verkrümmungen 36 Viridis, Vin II 33 vital 36 Wasserflöhe 20 Wasserwechsel 18 weiß 52 Weißton 17 wildgrau 27, 33, 52 X-Chromosomen 29 ff.,34 Y-Chromosomen 29 ff.,54
Temperaturschwankungen 16, 24 Triangel 36, 41, 52, 55, 57 f. Trinidad 11,16 Trockenfutter 19 Tubifex 20
63
Zelle 26 f. Zellkern 26 —plasma 26 Zuchtauswahl 43 Züchtervereinigungen 13