Das Erbe der Macht Band 14 Gefängnis der Träume (1/2) Gefangene ihrer schlimmsten Alpträumen-
Der Schatten lüftet sein ...
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Das Erbe der Macht Band 14 Gefängnis der Träume (1/2) Gefangene ihrer schlimmsten Alpträumen-
Der Schatten lüftet sein Geheimnis
Michael Hartmann, Ruinen des Lichts Ein Stechen in seinem Rücken ließ ihn leise aufstöhnen. Die Schwärze der Bewusstlosigkeit lichtete sich langsam und zäh. Michael Hartmanns tastende Finger fühlten eine pulverähnliche Substanz. Langsam öffnete er die Augen und sein Blick begann sich zu klären. Wo bin ich? Wo ist das Krankenhauszimmer und wo ist Jason? dachte der Anführer der Lightfighter. Verschwommen schälten sich Konturen aus der Dunkelheit. Sein Blick wurde klarer. Um dem Schmerz in seinem Rücken zu entgehen, erhob sich Michael zittrig auf die Knie. Er befand sich in einem großen Raum in dem eine stellenweise von Lichtschimmern erhellte Dämernis herrschte. Der Putz bröckelte bereits von den Wänden, die Fenster und Türen nach außen waren verbarrikadiert und der Boden mit Asche bedeckt. Eine halb zerfallene Treppe führte in die oberen Stockwerke oder hatte dies einmal getan. Es waren nur noch Fragmente erhalten. Reflexartig tastete Michael an seinen Hals und verfluchte sich einmal mehr, die Träne des Universums nicht bei sich zu haben. Sicher hätte das Amulett ihm in dieser Situation helfen können. Langsam ging er durch die große Halle und machte sich an der Tür zu schaffen. Eine Steinfreske die an der Innenwand angebracht gewesen war hatte sich verselbstständigt, war wohl bereits vor langer Zeit von der Wand gestürzt, und versperrte nun den Ausgang. Doch sosehr er sich auch bemühte, er konnte die Tür nicht frei räumen. Seltsamerweise kam ihm dies alles sehr vertraut vor. Dieser Ort strahlte etwas Bekanntes aus. Leider war kaum etwas zu erkennen. Ruß, Staub und Asche, zerfallen Fresken und zerstörte, kaum noch zu erkennende Einrichtungsgegenstände. Als Michael sich rückwärts von der Tür fortbewegte um sich weiter umzusehen und vielleicht endlich einen Ausgang zu finden, strauchelte er. Er war in Gedanken bei den vergangenen Ereignissen in New York gewesen, als er auf jenen seltsamen Jungen ohne Gedächtnis gestoßen war, der vor langer Zeit etwas mit Merlin zu tun gehabt hatte. Sein Name war Jason und er besaß das äußerliche Alter eines Achtzehnjährigen, während er jedoch bereits vor sehr langer Zeit gelebt hatte. Er besaß keine Erinnerungen mehr und Michael hatte ihn in der Spectral Enterprise aufgenommen um bei der Suche nach seiner Vergangenheit behilflich zu sein. Gerade noch konnte Michael sich abstützen, bevor sein Gesicht Bekanntschaft mit dem Boden gemacht hätte. Seine Hände versanken zentimetertief in der Asche. Fluchend richtete Michael sich auf und legte dabei mehr unbeabsichtigt als geplant, ein Stück des Marmor bodens frei. Erbleichend zuckte er zurück und stieß ein entsetztes Keuchen aus. Mit einer schnellen Handbewegung wischte er über den Boden und befreite diesen von Staub und Asche. Immer mehr und mehr, bis er Gewissheit hatte. „Nein!“, stieß er einen Schrei aus, der ungehört in den alten, zerstörten Mauern versank. Nun, nachdem Michael sah, welche Gravur sich auf dem Boden befand erkannte er auch den Raum indem er sich befand, den er schon tausend Male durchschritten hatte. Die Fresken waren ihm so bekannt wie das gesamte Gebäude, da er bereits Jahre darin verbracht hatte. Er befand sich in der Villa Hartmann, seinem Elternhaus. Ein lautes Lachen ließ ihn herumfahren.
1
* Jason Parker, Schlachtfeld der Ewigkeit Verblüfft wich er zurück und parierte instinktiv den Schlag. Zum zweiten Mal in kurzer Zeit fand Jason sich an einem Ort wieder, den er nicht kannte. Jenes New York, in dem er erwacht war und auf Michael Hartmann getroffen war und nun dies. Eben hatte er sich noch in einem Krankenhauszimmer befunden, nun stand er plötzlich auf einem Feld. Um ihn herum befanden sich Tausende von Kämpfern. Jeder, einschließlich er selbst war in eine Rüstung gehüllt. Eine weiße oder eine schwarze Rüstung. Er selbst trug eine weiße, während sein Gegenüber mit einer schwarzen bedeckt war. Ein Helm bedeckte jedes Haupt, wodurch der Blick auf das Aussehen des Gegenübers verwehrt wurde. Man tötete Namenlose. Entsetzt wollte Jason sein Schwert zur Seite werfen, besann sich jedoch eines besseren. Sein Gegenüber würde ihn ohne Gnade töten. Er parierte einen weiteren Schlag des schwarzen Ritters, wurde jedoch zurück gedrängt. „Du musst siegen!“, rief eine Stimme vom Rande des Schlachtfeldes. Als er genauer hinsah erkannte Jason einen alten Mann, der in eine Robbe gehüllt war. Der Name Merlin erschien wie von selbst in seinem Geist. „Es ist deine Aufgabe, wir verlassen uns auf dich, es ist dir verboten zu versagen! So viele sind schon gestorben, doch du bist die Ewigkeit. In dir liegt die Hoffnung. In dir und…“, rief Merlin weiter, doch Jason hörte ihn nicht mehr. Ein mörderischer Schlag prellte ihm das Schwert aus der Hand. Entsetzt taumelte er zurück und blickte sich um. Doch es kam ihm niemand zu Hilfe, da niemand mehr am Leben war. Das Schlachtfeld war übersäht mit Leichen. Schwarze und weiße namenlose Leichen türmten sich vor ihm auf. Gegner und Mitstreiter, im Tode alle gleich. „Sie haben dir vertraut, hihi. Sie haben dir vertraut und du hast enttäuscht, einmal mehr, ewiger Krieger!“, schrie der schwarze Kämpfer und kam langsam näher, das Schwert zum Schlag erhoben, „durch dich sind sie gestorben, so viele. Und es werden noch viel mehr werden. Du hast versagt.“ Tränen stiegen Jason in die Augen. Mit einem Ruck zog er seinen Helm ab und warf ihn fort. Als er die Tränen wegwischte, bemerkte er die Furchen und Falten die sein Gesicht durchzogen. Er war alt, sehr alt. „So, alter Narr. Beenden wir es für dieses Mal. Doch eines Tages, am Ende des Weges, wirst auch du nicht mehr zurückkehren“, sprach sein Gegenüber kalt und holte aus. Jason hatte keine Kraft mehr. Er fühlte sich müde, unendlich müde. Langsam sank er nach vorne. Im gleichen Augenblick spürte er einen stechenden Schmerz in seinem Tatoo. Sein Arm brannte wie Feuer. Keuchend berührte er die Stelle, als er einen weiteren stechenden Schmerz verspürte. Als wäre sein Körper nicht vorhanden drang das Schwert des Feindes in ihn ein und zerschnitt seinen Lebensfaden. Mit ersterbendem Blick nahm Jason Parker das Gesicht des Feindes wahr, der nun ebenfalls den Helm abgenommen hatte und über ihm Stand. „Du“, hauchte er mit ersterbender Stimme, bevor die Dunkelheit ihn übermannte. Er fiel und fiel und fiel. Ein Gefühl der Leichtigkeit übermannte ihn, wich jedoch bereits nach wenigen Sekunden wieder. Instinktiv parierte er den Schlag des Gegners, der in eine schwarze Rüstung gehüllt war und ihm gegenüberstand. Um ihn herum war das Schlachtfeld angefüllt von Kämpfenden in schwarzer und weißer Rüstung. Der Kampf begann von neuem. * Dorian Schwerthof, Wo die Vergangenheit begraben liegt
2
„Jetzt quengle doch nicht so mein Schatz! Mammi und Daddy beeilen sich auch. Du kommst schon noch rechtzeitig wieder nachhause“, redete seine Mutter beruhigend auf ihn ein. Irritiert sah Dorian sich um. Wo war das Hotelzimmer? Und wo war Sandra? Bei diesem Gedanken zuckte er zusammen. Sandra! Er hatte es endlich begriffen, wusste, weshalb sie so anders war, was nicht stimmte. Er musste die anderen warnen, so schnell wie möglich. Und er hoffte, dass die Hilfe für Sandra noch nicht zu spät kam. Und nun, wo befand er sich nun und wie kam er hierher? Der Lightfighter blickte sich um und gewahrte zum ersten Mal wirklich, wer ihn angesprochen hatte. Seine Mutter. Entsetzt blickte er sie an und ließ seinen Blick dann zu seinem Vater schweifen. Seine Eltern, die seit so langer Zeit verschollen waren, sie waren plötzlich wieder da. Dorian erkante wo sie sich befanden. Ägypten, die letzte Ausgrabung die er gemeinsam mit ihnen besucht hatte. Hier waren sie verschwunden. „Nein! Ihr dürft nicht dorthin gehen!“, schrie er. Er wollte seine Mutter zurückhalten, doch sie war stärker. Ein Blick seines Vaters winkte den Aufseher herbei. „Passen sie bitte kurz auf den Jungen auf, wir sind gleich wieder zurück“, erklärte er und wandte sich dann Dorian zu, „Es tut mir leid mein Junge, aber deine Mum und ich müssen uns wenigstens einen kurzen Überblick verschaffen. Wir sind gleich wieder zurück und der Rest des Tages gehört dir, versprochen.“ Dorian wandte sich und schrie, doch seine Eltern schienen ihn nicht mehr zu hören. Gemeinsam verließen sie ihn während der Aufseher ihn festhielt. Der Lightfighter konnte nichts tun. Seine Eltern gingen in ihr Verderben. Ein Stechen in seinem Nacken ließ ihn kurz taumelnd. Die Narbe hatte sich bemerkbar gemacht. Die Szenerie hatte sich geändert. Er war allein. Das Lager war leer. Überall lagen umgestürzte Zelte und zerbrochene Gegenstände. Er wusste, was nun geschehen würde. In wenigen Stunden würden die Behörden eintreffen. Er konnte sich an nichts erinnern was hier geschehen war und würde letztendlich in einem Waisenhaus landen. Seine Eltern waren fort, für immer. Und er wusste nicht wo, ob sie noch lebten, was geschehen war. Ein Schlag ließ ihn zu Boden taumeln. Als er sich wieder aufrichtete sah er in das Gesicht seines Vaters. Es war skelettiert. Ebenso das seiner Mutter. Beide standen Hand in Hand über ihm. „Da bist du ja du verdammter Bengel. Dachtest wohl, du müsstest uns nicht helfen, und jetzt sind wir tot“, keifte sein Vater. „Aber dafür wirst zu bezahlen. Mit Mördern gehen wir nicht zimperlich um. Seine eigenen Eltern ihrem Schicksal zu überlassen, was fällt dir ein“, mischte sich seine Mutter ein. „Aber ich wollte euch helfen. Ich wusste nicht was passiert ist. Ich habe nach euch gesucht, Jahre lang“, erwiderte Dorian mit Tränen in den Augen. Seine Eltern klagten ihn weiter an, während er jedoch nichts mehr hörte. Tränen liefen aus seinen Augen, während er sich auf dem Boden zusammenkauerte. Das konnte doch alles nur ein Alptraum sein. * Sandra Meier, Verräterin der Hoffnung „Warum hast du es getan?“, schnitt eine kalte Stimme in Sandras Verstand.
Verwirrt begriff sie, dass sie sich längst nicht mehr im Hotelzimmer in London befand
sondern ausgestreckt auf einer Folterbank lag.
Entsetzt begriff sie, dass sie Dorian nun nicht mehr aufhalten konnte. Er hatte begriffen wer
sie war. Nun musste sie so schnell wie möglich zu Torsten Thielmann und mit ihm reden. Er
war der einzige der ihr hier noch helfen konnte. Und er war nahe, sehr nahe.
3
Du hast diese Höllenwelt gewoben, alter Freund. Du willst die Lightfighter ausschalten. Willst dir dein Machtrefugium weiter ausbauen, nachdem du uns verraten hast. Doch das werde ich nicht zulassen. Du wirst mit mir zurückkehren, du hast keine Wahl, dachte Sandra. „Du hast uns verraten. Wir haben dir vertraut, waren für dich da und gaben dir Schutz. Und du verbündest dich mit IHM. Du hast den Weltengänger ins Unglück gestürzt. Sogar die Hohen Mächte haben eingegriffen. Unsere Position ist schlechter als zuvor. Warum hast du das getan?“, wollte die Stimme im Schatten wieder wissen. „Weil ich auf der Seite der Gewinner stehe. Eure Sache war von Anfang an zum Scheitern verurteilt, ihr hattet nie eine Chance!“, rief sie zurück. Gleichzeitig wurde ihr bewusst, dass sie mit sich selbst sprach. Torsten Thielmann hatte diese Welt geschaffen um die Lightfighter mit ihren Ängsten zu konfrontieren, das wusste sie. Sie kannte seine Art der Magie, seine Tricks und Perversitäten. Sie musste sich befreien. Aber auch sie besaß einige Tricks. Er war nicht als einziger vorbereitet worden. Langsam begann sie sich zu konzentrieren. „Durch dich starben sie alle. Sie sind tot und du empfindest keine Reue!“, schrie die Stimme weiter. Ein Blitz und die Situation hatte sich verändert. Sandra saß auf einem Ledersessel in einem Penthouse. Sie sah die brennende Stadt unter sich. Häuser brachen ein, Menschen starben. Sie hörte die Schreiende Stimme des Weltengängers, der nun von den Hohen Mächten für sein Versagen bestraft wurde. „Wie konntest du das nur tun!“, schrie die weibliche Stimme erneut und sah sie anklagend an. „Du hast es nie begriffen. Die wahre Macht liegt auf der dunklen Seite, Nina Prestova“, erklärte Sandra. „Freunde, Mitstreiter, alle sind tot. Und du redest von Macht. Ich spreche von Freiheit“, erwiderte die schwarzhaarige Russin. Sandra hörte nicht mehr hin. Sie hatte genügend Kraft gesammelt, es wurde Zeit. Nicht umsonst war sie eine sehr gute Magierin. Sie begann ein Band zu knüpfen. Ein Band in die wirkliche Welt, jenseits dieses Traums. Sie spürte Torsten Thielmann am anderen Ende des Bandes und zog. Ihre geistige Kraft wurde nun rasch schwächer, doch sie gab nicht auf. Er wehrte sich, doch er hatte keine Chance. Das Bild um sie herum verschwamm, einem Teich gleich auf den ein Stein geworfen wurde. Als sich die Szenerie wieder langsam klärte war Nina Prestova verschwunden. Torsten Thielmann stand plötzlich vor ihr. „Wie?“, gab er nur verblüfft von sich, bevor er begriff, „Du bist nicht Sandra Meier. Nicht diese.“ „Es wird Zeit nachhause zurückzukehren“, gab Sandra zurück. * Der Schatten, vor dem Ende des Lichts Langsam schlug er die Augen auf und ließ keuchend den Atem entfahren. Zu spät reagiert, er hatte es geahnt. Der Schatten befand sich nicht mehr in seinem Penthouse in Frankfurt, das wusste er sofort. Und noch etwas hatte sich verändert, stellte er entsetzt fest. Sein Schattenschild war nicht mehr vorhanden. Womit er nun auch immer konfrontiert wurde, wer auch immer ihn sah, er würde ihn erkennen. Langsam richtete er sich auf. Sofort wusste er wo er sich befand. Die große Kuppel, die angebrachten Geräte, die Türen zu den Unterkünften des Personals. Das Hauptquartier des alten Spectral Enterprise. Wehmut kam in ihm auf als er alles wieder sah. All das was durch Torsten Thielmann zerstört worden war als er Karsten Hartmann vor langer Zeit dem Bösen auslieferte. Die Szenerie um den Schatten beschleunigte sich. Er sah Karsten Hartmann, nahm seinen letzten Auftrag entgegen und verließ das Hauptquartier. Alles um ihn herum verschwamm und er fand sich in einem kleinen Waldstück wieder. Langsam ging er auf die Höhle zu, konnte nichts dagegen tun. Er wollte sich wehren, 4
wollte umkehren und Karsten warnen, doch es ging nicht. Alles wiederholte sich. Er ging in die Falle und konnte nur knapp gerettet werden. Er versprach ihnen zu helfen. Durch einen Verrat starben sie jedoch, alle. Und er wurde bestraft. Ein Ruck ließ ihn zu Boden gehen. Als er sich umwandte standen sie vor ihm und wiesen anklagend auf ihn. Er erkannte jeden einzelnen. Die Toten, die Gefallenen. Er litt, jedoch nur innerlich. Wie viele Jahre hatte der Schatten nun bereits seine Gefühle, sein Schmerz und sein Schuldbewusstsein verborgen. Er würde es auch jetzt tun. Er musste sich aus dieser Welt lösen. Doch bereits der erste Vorstoß seines Geistes zeigte ihm, dass die Sperre, die die Geister der Lightfighter und ihm hier gefangen hielt, immer dichter wurde. Gleichzeitig begriff er wie gefährlich dies alles für die Lightfighter war. Sie wussten nicht, dass es eine Alptraumwelt war. Sie würden verwirrt hier ankommen und von ihren Ängsten langsam zugrunde gerichtet werden. Dies durfte er nicht zulassen. Die Stimmen um ihn herum nicht beachtend, ließ sich der Schatten nieder und versank in tiefer Trance. Die Stimmen wurden lauter, klagten ihn an, doch er reagierte nicht. Viele Jahre lang hatte er sich die Schuld gegeben, hatte Buße getan und unter dem Schattenschirm dahinvegetiert. Nun war es genug. Er wusste, dass ein Wendepunkt bevorstand. Sandra hatte Torsten Thielmann erreicht, er spürte es. Zwar hielt sich das Gleichgewicht noch, doch dies ging nur so lange gut, bis Sandra erreicht hatte, weswegen sie gekommen war. Er musste handeln. Langsam analysierte er die Struktur dieser Welt und begann eine Konklave zu schaffen die von den Gedanken des Bewohners nicht beeinflusst werden konnte. Diese konnte nur klein sein, da seine Macht nicht allzu groß war, doch es würde reichen. Langsam entstand die Insel im Gefängnis der Träume und nahm Gestalt an. Mit aller Kraft schob er sie über sein eigenes Gefängnis und wechselte die Ebenen. Er hatte es geschafft. Zwar hatte es den Schatten erhebliche Mühen und Kräfte gekostet, doch es hatte funktioniert und das leichter als gedacht. Nun konnten auch seine eigenen Ängste ihn nicht mehr beeinflussen. Doch der schwierigste Teil lag noch vor ihm. Er musste die Lightfighter ebenfalls hierher holen, sonst waren sie verloren. Eine bleierne Müdigkeit ergriff ihn und er sank zu Boden. Er musste sich nach dieser Anstrengung ausruhen, erst dann würde er es schaffen sie alle zu holen. Torsten Thielmann durfte nicht unterschätzt werden. Seine Macht war in den letzten Jahren gewachsen. Seinen einzigen Vorteil sah der Schatten darin, dass sich sein größer Feind selbst auch hier befand. Dank Sandra, die ihn hierher geholt hatte. Während er nun langsam die Augen schloss, wünschte er jedem Lightfighter alles Glück der Welt. Sie konnten es gebrauchen. * Anna Schneider, Macht des Bösen Mit einem Ruck entstanden die Gitterstäbe vor Anna. Zumindest sahen diese so aus, bis Anna bemerkte, dass sie auf einer Treppe kauerte und durch die Stäbe der Treppe nach unten in das Museum sah. Verblüfft realisierte sie, dass sie sich nicht mehr in dem Cafe in Mailand befand sondern wieder in ihrem Elternhaus. Jedoch sah es nicht mehr so aus wie die Lightfighterin es noch vor wenigen Stunden erlebt hatte. Es lag nirgends Staub und die Vitrinen waren nicht abgedeckt. Etwas stimmte hier nicht. Jeder von Annas Sinnen war angespannt. Tief in ihrem inneren spürte sie ihre magischen Fähigkeiten rumoren, die sich jedoch sonst in keiner Form bemerkbar machten. Diese Fähigkeiten waren es, die sie dazu bewogen hatten nach Mailand zu fahren und in ihrem Elternhaus nach Antworten zu suchen, nachdem ihre Mutter das innere Siegel entfernt hatte und sie über die Fähigkeiten verfügen konnte. Ihre Mutter, die Halbdämonen, die in Verbrecherkreisen nur Comtessa genannt wurde. Von ihre hatte sie die Fähigkeiten geerbt und bis vor kurzem nicht einmal geahnt, dass sie diese besaß bzw. ihre Mutter noch lebte. In jenem kleinen Cafe hatte sie ein Schwindelanfall übermannt und nun saß sie hier. Ein leises Pfeifen ließ den Blick nach unten richten und mit ihren Gedanken zurückkehren. Soeben betrat ihr Vater die Halle. Sie erinnerte sich. Genau diese Szene hatte 5
sie schon einmal erlebt. Damals, als sie sich heimlich zur Treppe geschlichen hatte und ihrem Vater zugeschaut hatte. Die Erinnerungen waren verschwommen, es waren schon so viele Jahre vergangen und Anna hatte es verdrängt. Doch jetzt wurde die Vergangenheit lebendig. Sie wollte nicht, dass es geschah, wollte alles nicht noch einmal erleben. Schreiend sprang sie auf und rannte hinab in das Museum. „Nicht, du darfst das nicht tun. Da ist jemand. Ein Dämon, er wird dich töten!“, schrie sie und warf sich auf ihren Vater. Im gleichen Moment schlug sie auf dem Boden auf. Wie durch eine Projektion war sie durch ihren Vater geglitten. Bevor Anna sich von ihrer Verblüffung erholen konnte sah sie den Schatten aus den Augenwinkeln. Ihr Vater hatte keine Chance, hatte nie eine gehabt. Er nahm noch die zersplitterte Vitrine war, aus der der Dämon das Artefakt entwendet hatte, bevor ein mörderischer Hieb ihn traf und zu Boden schleuderte. Die Tränen verschleierten Annas Blick und ihr Gesichtsfeld wurde rot, als das Blut ihres Vaters sie traf. Wie ein Berserker wütete die dunkle Kreatur und brachte ihren Vater auf bestialische Art und Weise um. Entsetzt sank sie auf die Knie und barg ihren Kopf in den Händen. Schluchzer kamen über ihre Lippen als sie plötzlich eine Stimme vernahm. „Jetzt stell dich nicht so an, kleine Heulsuse. Es musste sein, wie wäre ich sonst an dich gekommen. Ich konnte nicht zulassen, dass er dich prägt“, säuselte die Comtessa. Entsetzt sprang Anna auf. Der Dämon über dem Leichnam ihres Vaters hatte die Gestalt ihrer Mutter angenommen. „Sei doch froh. Nun beeinflusst er dich nicht mehr. Komm nachhause zu Mama. Gemeinsam werden wir unseren Spaß haben“, säuselte sie, „dein Bruder möchte dich auch endlich kennen lernen.“ „Nein!“, schrie Anna und hob die Hand. Ein gleißender Lichtstrahl schoss daraus hervor. Anstelle ihrer Mutter stand jedoch plötzlich wieder ihr Vater und verging in einem Häufchen Asche. „Siehst du, das war doch gar nicht so schwer. Du gibst übrigens eine prächtige Mutter ab, dein Kind wird mir bestimmt mal sehr ähnlich werden“, sprach Silvia ruhig weiter. Anna wollte nichts mehr hören. Sie begann zu laufen. Sie rannte und rannte, immer verfolgt von der Stimme ihrer satanischen Mutter, die schon so viel Leid über ihr Leben gebracht hatte. Und ein Ende war nicht abzusehen. Ein Zucken im Bauch machte sie auch wieder darauf aufmerksam, dass unter ihrem Herzen ein Kind heranwuchs. Ein Kind, durch den magischen Keim von Torsten Thielmann gezeugt. Ein Kind mit den Genen von ihm und dem Erbe ihrer Mutter. Eine Höllenbrut. Ihr ganzes Leben glich einem einzigen großen Alptraum. Schluchzend rannte sie weiter. Michael Hartmann, Ruinen des Lichts Das Lachen ließ Michael herumfahren. Entsetzt keuchte er auf. Inmitten der Ruinen stand, mit
Staub und Asche bedeckt und in eine alte verrostete Rüstung gehüllt, Jürgen Stein.
„Aber das ist…“, wollte Michael sagen, kam jedoch nicht zu Ende.
„Nicht möglich? Glaubst du?“, höhnte Jürgen, „Vielleicht bist du ja einfach tot. Und nun bist
du da wo du hingehörst du Versager, in der Hölle.“
„Warum sagst du das? Wir waren Freunde“, hauchte Michael.
„Freunde?“, fragte Jürgen zurück, „Wo warst du denn als Arthur mich in der Vergangenheit
umbrachte. Du lagst im Koma, hilflos. Hast dich von einem lächerlichen Trick Torsten
Thielmanns fast aus dem Leben befördern lassen. Monatelang hast du uns im Stich gelassen,
hab ich nicht Recht?“
„Ja, das hast du“, mischte sich eine weitere Stimme ein.
„Alex Neufeld“, keuchte Michael.
Der tote Sicherheitschef, der im Kampf gegen die von Nina Prestova alias Lady X
angeheuerten Söldner gestorben war stand neben Jürgen.
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„Verblüfft mich wieder zu sehen?“, fragte er hämisch.
Sein Gesicht war nur noch zur Hälfte vorhanden und die Haut hing nur noch in Fetzen von
seinem Körper herab.
„Sie waren da, so viele. Und als wir schon fast gewonnen hatten, musste ich sterben. Ihr
Anführer war schlau und stark. Und wofür das alles? Sie wollten die Engelstränen, auf die du
acht geben solltest“, erklärte er.
„Und hättest du dies getan, hätten wir nie in die Vergangenheit reisen müssen. Ich würde noch
leben!“, schrie Jürgen.
„Aber ich konnte doch nichts dafür, ich lag im Koma. Ich habe die Söldner nicht angeheuert.
Ich wollte nicht, dass dies alles geschieht. Es war nicht vorhersehbar“, rief Michael.
„Und mein Tod war dies dann wohl auch nicht!“, rief Nina Prestova.
Entsetzt fuhr Michael und wurde nun auch ihrer gewahr.
„Du wolltest die Macht, du hast sie bekommen. Es war nicht meine Schuld, dass du die Träne
nicht losließest, als Merlin sie in die Unendlichkeit geschleudert hat!“, schrie er sie an.
(Anmerkung d. Autors: Michael weiß nicht, dass Nina noch lebt und mit der Träne der Zeit
verschmolzen ist).
„Hättest du besser aufgepasst, wäre ich nie in der Vergangenheit gestrandet. Hätte nie alle
Jahrhunderte leben müssen, nur um in der Gegenwart zu sterben“, erwiderte sie.
Die Stimmen von Jürgen, Nina und Alex vermischten sich. Die toten Freunde klagten ihren
ehemaligen Anführer des Mordes an und ließen ihm keine Ruhe. Verzweifelt wollte er
fliehen, doch die Asche wurde fest und ließ ihn nicht gehen. Sie kamen näher und näher,
während die Asche zu einer zähflüssigen Masse wurde und langsam an Michaels Körper
empor glitt. Plötzlich begann das Tatoo auf seinem Oberarm zu brennen. Schmerzen rasten
durch seinen Köper und ließen ihn zittern. Und dann, von einem Moment zum anderen war es
vorbei.
* Jason Parker, Schlachtfeld der Ewigkeit Einmal mehr wurde ihm das Schwert aus der Hand geprellt und Dorian strauchelte. Wie oft hatte er den Kampf nun schon gefochten, er wusste es nicht. Wie oft war er getötet worden, er wusste es nicht. Es ging immer weiter. Schwarz gegen weiß, gut gegen böse. Der Kampf endete nie. Die Mitstreiter erhoben sich, wurden getötet und erhoben sich erneut. Ein ewiger Krieg, der niemals zu enden schien. Ein Kampf, den niemand gewinnen konnte. Einmal hatte nun auch Jason gewonnen, doch es half nichts. Auch der schwarze Ritter erwachte immer wieder zu neuem Leben. Es endete nie. Während sein Schwert zu Boden fiel warf sich Jason sofort gegen den schwarzen Ritter und dieses Mal verlor auch er sein Schwert. Ein Handgemenge entstand. Während die Kämpfer zu Boden gingen und über das Feld rollten wurde es still um sie. Die Mitstreiter und Gegner hatten den Kampf eingestellt und beobachteten die Kontrahenten. Wer würde dieses Mal den Sieg davontragen? Mit voller Wucht ließ Jason seine gepanzerte Faust auf den Helm des Gegners schlagen. Er selbst hatte seinen bereits wieder verloren. „Du musst ihn töten“, erklang nun wieder Merlins Stimme, „Das Böse muss ausgemerzt werden. Du bringst die Entscheidung. Du musst siegen!“ Der alte Magier hatte Jason abgelenkt wodurch der Ritter seine Chance sah. Blitzschnell ließ er seine behandschuhte Faust in das Gesicht des Jungen knallen. Jason hatte bemerkt, dass er mit jedem Kampf wieder jünger wurde. Mittlerweile befand er sich etwa auf dem Level eines 18jährigen. „Du hast keine Chance, begreife es endlich!“, rief der schwarze Ritter.
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Von dem Druck nach hinten geworfen schlug Jason reflexartig zu. Auch der schwarze
Kämpfer taumelte und fiel gegen eine Wand. Benommen rappelte er sich auf und machte sich
dazu bereit, erneut zu kämpfen. Doch der Schwarze regte sich nicht.
„Du hast gewonnen!“, rief Merlin ihm zu.
Verblüfft ging Jason auf den Gegner zu. Er wollte sehen, wer sich unter dem Helm verbarg.
Er beugte sich herab und zog dem schwarzen Ritter seinen Kopfschutz ab. Entsetzt schrie er
auf. Unter dem Visier kam sein eigenes Gesicht zum Vorschein.
„Die Grenzen verschwimmen leicht“, erklärte Merlin.
Nun nahmen auch die anderen Streiter den Helm ab. Das Feld war zu Tausenden bedeckt von
Jason Parkers. Unter jeder Rüstung steckte er selbst.
„Es ist ein ewiger Kampf. Du hattest nie eine Chance zu gewinnen“, erklärte der alte Mann
und begann zu lachen.
Die Streiter, ob schwarz oder weiß, fielen mit ein. Und Jason brach mit weit aufgerissenen
Augen in die Knie. Dann, urplötzlich, war es vorbei.
* Dorian Schwerthof, Wo die Vergangenheit begraben liegt „Ich wollte euch nicht töten!“, rief Dorian immer wieder und wieder.
„Warum hast du es nicht verhindert? Warum hast du nie richtig gesucht?“, wollten seine
Eltern wieder anklagend wissen.
„Deine Narbe, hast du denn nie begriffen? Hast du die Ausgrabungsstätte denn nie wieder
besucht? Du hättest uns retten können, aber wir sind tot, tot. Durch dich, nur durch dich“,
klagten sie weiter an.
Tief in seinem Inneren wusste Dorian dass er nicht am Tod seiner Eltern schuldig war, doch
er schaffte es nicht den Gedanken festzuhalten. Er hatte doch alles versucht. Er war nicht
mehr zur Ausgrabungsstelle gegangen, das stimmte, doch er hatte sich alle Informationen
beschafft die dort gefunden worden waren. Bilder, Untersuchungsergebnisse und vieles mehr.
Und seine Narbe, die hatte er oft bereits vergessen gehabt. Bis vor kurzem, als auf Angel
Island, wo er und Sandra das Artefakt gefunden hatten, der Schmerz plötzlich erschienen war.
Er hatte doch alles getan, oder?
Plötzlich legte sich ein Schleicher über seine Augen. Er nahm seine Umgebung nur noch
verschwommen war und er befand sich nicht mehr an der Oberfläche. Die Silhouette seiner
Eltern waren neben ihm, sie nahm er noch normal wahr. Und sie waren wieder am Leben.
„Mir ist nicht wohl dabei, den Jungen mitzunehmen. Musste das sein?“, wollte seine Mutter
wissen.
„Warum denn nicht, ich möchte nur noch einmal die Zeichen vergleichen. Wir kommen sonst
nicht weiter. Und wenn unsere Vermutung zutrifft, wird das das Weltbild für immer
verändern“, erklärte Dorians Vater.
Verblüfft bemerkte Dorian, dass er diese Szene schon einmal erlebt hatte. Nur langsam stieg
sie aus seiner Erinnerung hervor, während gleichzeitig damit die Narbe zu schmerzen begann.
Er taumelte, während er von weitem die Stimme seiner Eltern wahrnahm. Sie schrieen.
„Nicht der Junge. Er hat mit alledem nichts zu tun, er weiß von nichts!“, schrie sie.
Dann wurde der Schmerz unerträglich. Seine Eltern verschwanden. Und gleichzeitig war alles
vorbei.
* Konklave Der Schatten atmete auf. Aus sicherer Entfernung beobachtete er. Michael, Jason und Dorian hatte er bereits geholt. Doch sie lösten sich nur langsam. Ihr Shilouette waren bereits zu 8
erkennen, doch sie hatten sich noch nicht ganz aus ihrem Gefängnis gelöst. Bald würden sie die Insel erreicht haben. Nur Anna fehlte noch. Er wusste, dass dies alles eine Gefahr barg. Wenn er die Lightfighter hierher holte rettete er sie, musste sich ihnen jedoch auch zeigen. Sie würden alle erfahren, wer er wirklich war. Aber wie würden die Hohen Mächte reagieren wenn er sich zeigte? Sie hatten es verboten. Wie oft hatte er schon darum gebietet und gebettelt, doch sie hatten nie nachgegeben. Nun hatte er keine Wahl. Er begann, sich auf Anna zu konzentrieren. * Anna Schneider, Macht des Bösen Die Gänge wurden zu Straßen und Anna rannte. Längst hatte sie den Überblick verloren.
Gesichter waren an ihr vorbeigezogen, Menschen, Geschehnisse. Sie hatte Angst, panische
Angst. Sie wollte nicht noch mehr Unheil bringen und wollte auch selbst nicht mehr leiden.
Die Stimme ihrer Mutter verfolgte sie immer weiter und weiter. Ihr Bauch begann zu
schmerzen. Sie verfluchte den Tag an dem Torsten Thielmann ihr den Keim eingesetzt hatte.
Es war erst wenige Wochen her und ihr Kind würde trotzdem bald zur Welt kommen. Das
heranreifen des Kindes verlief mit atemberaubender Geschwindigkeit. Ruckartig blieb sie
stehen, als sie bemerkte, dass sie sich im Hauptquartier des Spectral Enterprise befand. Wie
war sie hier hergelangt. Da sah sie ihre Mutter. Sie war umgeben von Leichen. Ohne
hinzusehen wusste Anna, wer die Toten waren. Michael, Dorian, Sandra und viele andere. So
viele Menschen, so viele Schicksale. Lächelnd blickte die Comtessa ihr entgegen, ein Kind
auf den Armen.
„Hat es das nicht prächtig hinbekommen. Keiner hat überlebt“, lächelte sie Anna an.
Und diese verstand plötzlich, dass dieses Kind des Bösen auf Silvias Armen ihr Kind war. Ein
Kind das Tod und Verderben bringen sollte. Das Kind von Torsten Thielmann. Natürlich hatte
dieser damit etwas bezweckt. Und auch wenn Anna nicht verstand, warum genau er es getan
hatte, er wollte Tod und Verderben. Das wollte er immer. Langsam schritt Silvia auf sie zu.
„Dank dir habe ich den Ring, dank dir habe ich triumphiert. Komm zurück auf meine Seite,
du hast keine Wahl. Der Tod ist es, den du bringst. Komm nachhause“, säuselte sie.
„Nein“, gab Anna nur kalt zurück.
Langsam schritt sie zu einer der Leichen. Michael hatte noch im Tod die Phyrophor Pistole in
der Hand.
„Glaubst du wirklich dieses lächerliche Ding kann mir etwas anhaben?“, wollte sie hämisch
wissen.
„Nein, dir nicht“, antwortete Anna nur, hob die Pistole an den Kopf und drückte ab.
Im gleichen Moment war alles vorbei.
* Sandra Meier, Verräterin der Hoffnung „Ich werde nicht mehr zurückkehren“, erklärte Torsten Thielmann langsam.
Sicher ließ Sandra sich auf dem Ledersessel nieder.
„Du hast keine Wahl. Du wurdest damals hierher geschickt, um auszukundschaften was wir
tun können. Du weißt, dass nur eine Welt überleben kann, nicht beide. Es war nie geplant,
dass du seinen Platz einnimmst. Natürlich hast du damit die damaligen Lightfighter beseitigt,
aber was nützte das. Karsten Hartmann hat nicht aufgegeben. Und wenn wir auch nur einen
Fehler machen, wird es unsere Welt sein, die vergeht“, erwiderte Sandra.
„Kehre zurück in die verdammte Spiegelwelt und sage Michael, dass ich nie wieder zu einem
seiner Untertanen werde. Dies ist nun meine Welt!“, schrie er.
9
„Vergisst du nicht eine Kleinigkeit? Wenn unsere Welt siegt wird auch diese sich verändern.
Du weißt auf welchen Status alles von den Hohen korrigiert wird“, gab sie zurück.
„Das ist unerheblich. Ich habe bereits Vorsorge getroffen. Eine der Lightfighter ist schwanger.
Sie wird das Kind bald bekommen und mein Problem somit nichtig werden lassen“, lächelte
Torsten Thielmann, „Seit wann hast du Sandras Stelle eingenommen?“
„Seit einigen Monaten. Ich war dabei, als du fast die Allmacht an dich gerissen hast. Leider
war ich ja in der Vergangenheit. Aber immerhin konnte ich dort dafür sorgen, dass ein
Lightfighter starb. Ich hatte erkannt, dass Jürgen Stein unter der Rüstung steckt, also habe ich
das Pulver auf ihn geschüttet und er starb. Natürlich war es ein Versehen“, erklärte Sandra
hämisch, „Seit Rynoltice. Die Lightfighter haben das Tor entdeckt, das du damals genommen
hast. Sie ließen Sandra alleine dort und als das Tor durchlässig wurde haben wir sie geholt.
Michael schickte mich hierher dich zu suchen. Als sie die Träne der Schatten entfernten, hat
sich das Tor ganz geöffnet. Die Welten berühren sich fast. Bald ist es soweit.“
„Rynoltice also. Ich hätte die Höhle damals vernichten sollen“, murmelte er leise, „das hätte
mir auch den Weltengänger erspart.“
„Der Schatten hätte auch so einen Weg gefunden. Er wird dich jagen, auf alle Ewigkeit.
Komm mit zurück und helfe uns diese Welt instabil werden zu lassen“, forderte Sandra.
„Nein, das werde ich nicht. Lebt Sandra noch?“, wollte er wissen.
„Du meinst die echte? Ich weiß nicht, was mit ihr drüben geschehen ist, ich bin ja sofort
hierher gewechselt. Ich wusste ja auch nicht, dass sie Telepathin ist, das hätte mich beinahe
verraten. Wenn der Krieg beginnt, kann man nur für oder gegen diese Welt sein. Wenn du
hier bleibst, unterstützt du sie und bist gegen uns!“, rief Sandra.
„Dessen bin ich mir bewusst“, gab Torsten Thielmann zurück.
„Das wird Michael nicht erfreuen“, keifte Sandra.
„Stimmt. Aber Michael wird es nie erfahren“, erklärte Torsten Thielmann und sprang mit
einem Ruck nach vorne.
Blitzschnelle griff er zu und brach der überraschen Sandra das Genick. Im gleichen
Augenblick hörte in einem Hotelzimmer weit entfernt in London das Herz von Sandra Meier
auf zu schlagen. Sie starb.
„Ich werde meine Position hier nicht aufgeben. Niemals. Dazu habe ich hier zu viel Macht.
Das wird wohl das erste Mal sein, dass ich das gleiche Ziel habe wie die Lightfighter, nämlich
diese Welt zu retten. Hoffentlich hat es wenigstens Sandra auf der anderen Seite nicht
erwischt. Ich benötige dringend Informationen“, dachte Torsten Thielmann bei sich.
Vor vielen Jahren war er in diese Welt gekommen, hatte den Platz von Torsten Thielmann
eingenommen, Karsten Hartmann verraten und sich eine Machtposition aufgebaut. Diese
würde er nicht aufgeben. Es gab nur noch einen Menschen, der ihm gefährlich werden konnte.
Dies war der Weltengänger, oder, wie er sich hier nannte, der Schatten, oder, wie er wirklich
hieß…
* Konklave In letzter Sekunde hatte der Schatten es geschafft Anna Schneider zu retten. Hätte er sie nicht eine Sekunde vor ihrem Abdrücken aus ihrem Traum geholt, sie hätte nicht überlebt. Nun standen sie sich gegenüber, die Lightfighter. Michael, Jason, Dorian und Anna. Natürlich wussten sie noch nichts von Sandra und was mit ihr geschehen war. Der Schatten wusste, dass die falsche Sandra Meier tot war. Ermordet von Torsten Thielmann. Die Kreise zogen sich enger. Die anderen hatten ihn noch nicht entdeckt. Er stand im Schatten eines großen Felsen auf dieser kleinen Konklave, die sich als Insel zeigte, die von Weltraumschwärze umgeben war. Gegenseitig erzählten sich die Lightfighter von ihren Erlebnissen und davon was
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geschehen war. Auch Dorian erzählte nun von seinen Erlebnissen in London und von seinem Verdacht bezüglich Sandra. „Aber wenn es sich nicht um Sandra handelt, wer ist sie dann?“, wollte Michael wissen. „Gute Frage, nächste Frage. Um das herauszubekommen müssten wir sie erst einmal hier haben. Und wenn sie es nicht ist, wo ist dann die echte Sandra“, antwortete Anna. „Können die Bösen nicht einfach schwarz sein und die guten weiß. Man würde das Böse überall erkennen und es würde sich natürlich ohne Gegenwehr vernichten lassen. Warum muss das Leben nur so kompliziert sein“, überlegte Dorian. „Zuerst müssen wir hier weg. Ich weiß nicht wo wir sind, aber wer auch immer uns hierher geholt hat, er wollte uns vernichten. Danach können wir uns um Sandra kümmern“, erwiderte Michael. „Jemand ist hier“, sprach Jason plötzlich. Der sonst eher ruhige Junge deutete mit einem Mal aufgeregt auf einen Felsen, der in einiger Entfernung stand. Die Lightfighter fuhren herum. Eine Shilouette zeichnete sich im Schatten des Monolithen ab. „Ich bin es, der Schatten“, sprach die Stimme leise, rau und vertraut. „Du also auch?“, wollte Michael wissen. „Ja. Torsten Thielmann hat mich überrascht und in diese Alptraumwelt geholt. Unsere Alpträume werden hier Wirklichkeit. Ich konnte mich befreien und diese Konklave schaffen. Als ich meine Kräfte wieder gesammelt hatte, holte ich euch hinterher. Hier sind wir für kurze Zeit sicher. Doch wir müssen hier weg“, erwiderte der Schatten. „Aber wie können wir das schaffen? Und warum kommst du nicht aus dem Schatten heraus?“, wollte Anna wissen. „Torsten Thielmann hat das Abbild meines Körpers hierher transportiert. Nicht jedoch das Schattenschild. Aber es ist langsam an der Zeit, dass ihr die ganze Wahrheit erfahrt. Was damals wirklich geschah und noch passiert. Was mit Sandra geschah und warum das Spectral Enterprise damals fiel. Und welche Gefahr am Horizont heraufzieht. Ich werde mich euch nun zeigen“, erklärte der Schatten. Nur langsam begriffen die Lightfighter was dies hieß. Zwar befanden sie sich in Lebensgefahr, doch nun würden sie endlich Antworten erhalten. Nach so langer Zeit würden sie erfahren, wer es war, der ihnen half und Ratschläge erteilte, wer ihr Freund in Wirklichkeit war. Langsam machte der Schatten einen Schritt und trat aus dem Schatten des Monolithen. Die Lightfighter hielten die Luft an und rissen entsetzt die Augen auf. „Nein“, keuchte Dorian. Verständnislos blickte Jason die Lightfighter an, die alle entsetzt auf den Mann sahen, der ihnen so oft geholfen hatte. Michael schlug die Hände vor seinen Mund und Anna liefen Tränen aus den Augen. Sie fühlte Wut in sich aufsteigen. „Nein!“, schrie sie und warf ihre Hände in die Luft. Und zum ersten Mal wurden ihre magischen Fähigkeiten aktiv. Alle ihre Macht und all ihr Hass schleuderte sie dem Mann entgegen, der ihnen so oft geholfen hatte. Getroffen wurde der Schatten zu Boden geschleudert. Und in einer grellen Explosion zerbarst die Konklave. Die Lightfighter und der Schatten wurden in die Schwärze des Alptraumuniversums geschleudert. Und mit letzter, ersterbender Stimme hauchte Michael Hartmann den Namen des Mannes, der sich ihnen zu erkennen gegeben hatte und den sie alle unter einem anderen Namen gekannt hatten: „Torsten Thielmann“. Ende des 1. Teils
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Vorschau auf Band 15: Das Geheimnis des Schattens ist gelüftet. Es handelt sich um niemand anderen als Torsten Thielmann. Doch wie ist das möglich. Die Lightfighter treiben hilflos durch dieses grauenvolle Universum, das langsam wieder erlöscht. Beide Torsten Thielmanns treffen aufeinander und endlich erfahren die Lightfighter, was vor langer Zeit im ersten Spectral Enterprise wirklich geschah, welchen Auftrag Torsten Thielmann erhielt und wie er zum Schatten wurde. Eine neue Bedrohung zeichnet sich am Horizont ab. Und was geschah mit Sandra nachdem sie das Tor zur Spiegelwelt durchschritten hatte? Die Antworten folgen in Das Erbe der Macht
Band 15
Schattenfall (2/2)
Weitere Bände: Band 16: Spiegelgang
Alleine gegen die Welt. Ein Lightfighter kämpft ums Überleben.
Band 17: Weg durch die Zeit (1/4)
Nostradamus soll die Lösung bringen. Eine furchtbare Prophezeiung über die Zukunft und die Geburt des Kindes der Hexe.
Band 18: Spiegelwelt (2/4)
Der Widerstand wird organisiert. Sie durchschreiten das Tor und suchen die letzte Hoffnung.
Band 19: Der Einfall (3/4)
Die letzte Hoffnung zerbricht und das Ende scheint unausweichlich, als der Sturm auf diese Erde beginnt und Rynoltice zum Brennpunkt wird.
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