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IN JEDES HAUS GEHORT DIESES WERK das ist das überzeugende Urteil von Presse und Rundfunk über die große, spannend geschriebene Weltgeschichte „Bild der Jahrhunderte" des Münchner Historikers Otto Zierer. Von ungeheurer Dramatik sind die Bände dieses neuartigen, erregenden Gesehichtswerkes erfüllt. Hier sind nicht, wie in Lehrbüchern alter Art, die historischen Ereignisse mit trockener Sachlichkeit aneinandergereiht; die Vergangenheitwird vor dem Auge des Lesers in kulturgeschichtlichen Bildern zu neuem Leben erweckt. Menschen wie Du und ich schreiten über die wechselnde Bühne der Geschichte und lassen den Ablauf der Jahrhunderte, das Schauspiel vom Schicksal der Menschheit, ergriffen miterleben. Zierers „Bild der Jahrhunderte" ist ein Werk für die Menschen unserer Zeit, für die Erwachsenen wie für die Jugend. DER KAUF L E I C H T G E M A C H T . . . „Schüler, deren Eltern das Bild der Jahrhunderte zu Hause haben, sind die besten Geschichtskenner in meinen Klassen", schreibt ein bekannter Erzieher. Der Verlag hat die Beschaffung der Bücherreihe leicht gemacht. Um jeder Familie den Kauf dieses prächtig ausgestatteten Standardwerkes zu ermöglichen, werden günstige Zahlungserleichterungen eingeräumt. Das „Bild der Jahrhunderte" kann auf Wunsch bei sofortiger Lieferung ohne Anzahlung gegen folgende Monatsraten erworben werden: DM10,90 für die RotleinenAusgabe, DM 13,75 für die Lux-Luxus-Ausgabe. Das Werk besteht aus zwanzig Doppelbänden, dem Band 41/44 und dem Historischen Lexikon; es umfaßt rund 8000 Seiten. 189 ausgewählte Kunstdrucktafeln, 500 Lexikonbilder und 124 historische Karten ergänzen den Text. Jeder Band enthält Anmerkungen, ausführliche Begriflfserklärungen und Zeittafeln.
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K U L T U R.K U N D L l C H E -H EFTE
Digitally signed by Mannfred Mann DN: cn=Mannfred Mann, o=Giswog, c=DE Date: 2005.03.06 11:05:10 +01'00'
V E R L A G ^ S E B A S T I A ^ LUX U U . R N A Ü • M t e N C H E N . I N ffSS R U C E • Ö L T E N
DIE KUNST, S E I N E M E I N U N G ZU VERTRETEN m vergangenen Jahr habe ich mitten unter einem blutdürstigen IIndiancrstamm gelebt und bin nicht weniger als siebenundzwanzigmal skalpiert worden. Das war sehr anstrengend. Mit der Zeit habe ich es durch mein Wohlverhalten dahin gebracht, daß ich als alter Ehrenhäuptling manchmal an den Beratungen teilnehmen durfte, und das war vor allem dann der Fall, wenn die wilden Indianer einige Sorgen hatten. Ich hatte den Vorzug, ihre Bogen mit neuen Schnüren und die Holzmesser mit frischer Farbe versehen zu dürfen; einmal erlaubte man mir auch, ein eingeworfenes Fenster in dei Nachbarschaft zu bezahlen. Also war „Ehienhäuptling sein" eine ziemlich aufreibende Sache. Deshalb war ich sehr froh, als die Indianer beschlossen, das Kriegsbeil zu begraben und zu friedlichen Gebräuchen überzugehen. Sie wollten einen Klub gründen. Einen Debattierklub — so eine Art Verein der schönen Künste? Ach so, ich habe ganz vergessen zu sagen, daß meine Indianer aus einigen Jungen der Nachbarschaft bestanden, und daß mein Sohn Felix, der ehemalige „Junge Adler", der Kriegshäuptling war. Margret, meine beinahe schon große Tochter, hatte sich am Lagerfeuer mit der ganz untergeordneten Rolle der Squaw begnügen müssen. Daher wird man begreifen, daß gerade das weibliche Element bei der Gründung dieses neuen Klubs nicht unwesentlich beteiligt war. In einem Klub waren natürlich die Frauen gleichberechtigt, und außerdem lagen die schönen Künste meiner Margret viel mehr am Herzen als das lästige Skalpieren. Seit einiger Zeit war über meinen Jungen und das Mädel die Lesewut gekommen; sie machten
sich über meine Bücher her, und da wir uns über das Gelesene unterhielten, ich aber nicht immer Zeit dazu hatte, kamen sie auf die Idee, selber einen Klub zu gründen, in dem man sich jetzt bei schlechtem Wetter aussprechen konnte. Und weil Kinder nicht dümmer sondern nur kiemer als Erwachsene sind, begannen die Klubmitglieder es mir nachzutun und die schönen Künste auch praktisch auszuüben, das heißt, sie malten, zeichneten und dichteten Geschichten oder schöngeleimte Verse. Soviel ich weiß, schrieb Margret ein Märchen von den Abenteuern einer Ameise und Felix eine Indianergeschichte, die er gern selbst erlebt hätte. Denn so ganz wollte er sich von den Erinnerungen an die Zeit des „Jungen Adlers" doch nicht trennen. Gestern nun, als ich in meinem Arbeitszimmer saß und meine Gedanken gar nicht recht sammeln konnte, wurde ich ungewollter Ohrenzeuge einer Klubsitzung. Mit meiner Arbeit war es gleich vorbei; denn was ich da vernahm, war viel interessanter. Der Klub schien sich in die Haare geraten zu sein, und man stritt aus Leibeskräften, nur daß an die Stelle von Bogen und Pfeil die Gewandtheit der Zungen getreten war. Wie es sich für rechte Bürger einer zivilisierten Welt schickte, hatten die ehemaligen Indianer an Stelle der rohen Gewalt, welche früher einmal ihre Meinungsverschiedenheiten geregelt hatte, die Schlagkraft der Gründe, Behauptungen und Schlußfolgerungen — kurz gesagt, d a s gesetzt, was man gewöhnlich „Diskussion" nennt. Aber—meine lieben Freunde! — ehrlich gestanden, mir trieb es trotzdem den Rest meiner Haare zu Berge, als ich diese Form der Auseinandersetzung vernahm. Diesem Streitgespräch haftete doch noch recht viel aus den blutigen Tagen des Skalpierens an. Das war ja keine Debatte mehr, sondern schon eher eine regelrechte Schimpferei. 0 Schreck — ich glaubte beinahe Erwachsene reden zu hören, die sich in den Haaren lagen. Da geht es oft auch nicht besser zu. Soweit ich begriff, war der Streitgrund darin zu suchen, daß der „Verein zur Pflege der schönen Künste" in einer seiner letzten Zusammenkünfte beschlossen halte, seine sämtlichen Mitglieder hätten bis heute ein Gedicht zu dichten, und nun hatte Werner, dieser Faulpelz, natürlich keine Strophe aufzuweisen, von einem ordentlichen Vers ganz zu schweigen. Margret war sehr entrüstet. „Du bist ein ganz verlogener Kerl!" rief sie, »denn gestern hast du gesagt, daß du dichten wirst."
„Ich wollte ja", verteidigte sich Werner, „aber mir ist nichts eingefallen!" Werner, das muß man wissen, macht sonst alle Dinge als guter Kamerad mit. Darum war die Entrüstung der Klubmitglieder doppelt groß, weil derart „verdiente Leute" sich nun als Nieten erwiesen. „Und wer lügt, der stiehlt!" hörte ich Freddy krähen, der schon in die Fortbildungsschule geht und sich eben eine Männerstimme zulegte. .,Das ist eine Gemeinheit", erwiderte Werner. „Ich habe nicht gelogen, und stehlen tu ich auch nicht, aber dem Freddy seine Mutter schielt!" „Was, du hast nicht gelogen?" schrie Felix donnernd, so daß ich wieder den „Jungen Adler" im Kriegsrat zu hören meinte, „wo du gestern sagtest, daß du dichten wirst! Und jetzt können wir unseren "Wettbewerb nicht einmal abhalten! Voriges Jahr hast du auch gesagt, du hättest die Silberbüchse Winnetous gesehen, und dabei ist Winnetou nur eine Erfindung vom Karl May!" „Und ich hab' sie doch gesehen! In Radebeul, im ,Karl-MayMuseum'i Und den Bärentöter dazu! Und den Henrystutzen!" „Aber in dem Buch, das du mir geliehen hast", feixte Freddy, „war der Stempel einer fremden Firma aus Beuthen. Du klaust also auch noch." „Das ist eine freche Behauptung, die du nicht beweisen kannst. Als wir flüchteten, haben wir nicht mehr Zeit gehabt, noch zur Leihbibliothek zu laufen, um die Bücher hinzutragen. Aber davon sagst du nichts, daß du das Hasenfutter aus dem Krautacker vom alten Hummel geholt hast!" „Und du hast mir geholfen!" „Ich tu's schon nicht mehr, darauf kannst du Gift nehmen!" „Du Feigling!" „Ruhe!" rief Felix dazwischen, „so geht das nicht mehr weiter! Wenn der Werner nochmal lügt, wird er aus dem Klub hinausgeworfen!" „Ich kann ja geh'n . . .", antwortete Werner beleidigt, und es machte ganz den Eindruck, als sollte der so verheißungsvoll begonnene „Verein zur Pflege der schönen Künste" ein jähes und schmähliches Ende nehmen; denn jetzt redeten alle vier zusammen, und jeder bemühte sich, seiner Meinung durch Lautstärke zum Siege zu verhelfen. Mir schien es ganz so, als müßte da drüben etwas geschehen.
Irgendeine olympische Gottheit sollte erscheinen und mit ihrem Donnerkeil dazwischenfahren, sonst löste sich alles in Gezänk und Geschrei auf. Und weil ich wußte, wie beschäftigt die Olympier sind, wollte ich nicht warten, bis Zeus oder die kluge Pallas Athene erscheinen würde, sondern beschloß, den Olympiern diese Aufgabe abzunehmen. ' Ich ging also hinüber und rief ein donnerndes „Halt!" dazwischen.
DAS COLLEGIUM LOGICUM Der erhitzte „Verein zur Pflege der schönen Künste" starrte seinen ehemaligen „Ehrenhäuptling" verdutzt an. Die in Aussicht stehenden Beleidigungen blieben unausgesprochen, die Lautstrudel . versiegten wie bei einem jäh abgestellten Radioapparat, und man blickte erwartungsvoll auf mich. ;; Da ich wußte, daß man in dieser gelehrten Gesellschaft bereits ' einige Szenen aus dem Goetheschen Faust gemeinsam gelesen hatte, zitierte ich mit erhobenem Finger die Stelle, wo Mephistopheles den Schüler berät, wie er sein Studium gestalten solle: ', ff.'. - „Mein teurer Freund, ich rat Euch drum — Zuerst C o l l e g i u m L o g i c u m ! " Ab ich diese Goethesche Weisheit ausgesprochen hatte, ging es zu wie bei der Prüfung des bekannten Kandidaten Jobs — niemand von den jungen Streithähnen wußte mit dem Zitat was Rechtes i anzufangen. .
„Ehrenwerte Versammlung", begann ich mein Auftreten zu begründen, „betrachten Sie bitte mein ungebetenes Eingreifen keineswegs als die übliche Bevoimundung, die sich Erwachsene gegen jüngere Menschen oft herausnehmen; denken Sie auch nicht, mich hätte etwa die donnernde Wucht Ihrer Auseinandersetzung in meinen unwichtigen Arbeiten gestört, nehmen Sie bitte auch nicht an, daß ich an den deutlich hörbaren, Kraftausdrücken Anstoß genommen hätte. Nein, nein, ich hin lediglich, herbeigeeilt, um Ihnen weiterzu-, helfen!" 5
„So red' schon, Vati!" sagte Margret unwillig; denn sie hatte natürlich begriffen, daß ich den „Klub" ein wenig auf den Arm genommen hatte. „Was haben wir denn falsch gemacht?" wollte Felix wissen. „Darüber werden wir uns unterhalten", sagte ich, „es war sicherlich ein Fortschritt, daß ihr euch zu parlamentarischen Formen fortentwickelt habt und, anstatt eure Streitigkeiten mit den Händen auszutragen, dies der Diskussion überlaßt. Aber zu einer wirklich .ersprießlichen' Diskussion fehlt doch noch ein wenig. Ich habe zuviel Geschimpfe und Durcheinander gehört." „Was fehlt denn?" forschte Freddy vertrauensvoll. „Das Collegium Logicum!" wiederholte ich und nahm Platz, „ihr habt nämlich übersehen, daß nicht nur das Indianerspiel, sondern auch die Diskussion ihre Regeln hat. Freilich gestehe ich gern zu, daß euch nicht alle Erwachsenen darin ein Beispiel geben, aber das kommt meist daher, daß die Leute allesamt mehr von den Gebräuchen eines Boxkampfes verstehen als von einer logisch durchgeführten Debatte, daß sie eher noch ein Empfinden dafür haben, wenn ein Spieler beim Fußball ,faul' oder .unfair' spielt, als wenn er es in einem Streitgespräch tut Und nichts ist in einer Demokratie wichtiger, als die Regeln zu kennen, nach denen man logisch eine Meinung vertritt oder ebenso logisch eine andere bestreitet. Man muß nämlich — meine i'ungen Freunde — auch das Denken und das Vertreten seiner Ansichten lernen. Ich wiederhole deshalb, ehe ihr in euerem löblichen Vereinsleben fortfahrt, Goethes Wort: „Mein teurer Freund, ich rat Euch drum — Zuerst C o l l e g i u m L o g i c u m ! "
l. Das Denken „Nicht wahr, meine Lieben, wenn wir ein Haus bauen, dann pflegen wir auch nicht mit den Türen oder mit dem Dach, sondern mit dem Aushub und den Grundmauern anzufangen. Nur bei der schwierigsten Tätigkeit, zu der die Menschen befähigt sind — beim . Denken nämlich —, da will jedermann gleich am Ende beginnen und erlaubt sich Behauptungen, Urteile, Schlüsse und hält sogar häufig große Reden, ohne auch nur über die Bausteine im Bilde zu
sein, aus denen er sein kühnes und maiichmai unmögliches Gedankengebäude errichten möchte. Wir aber — als künftige Diskussionsredner im „Verein zur Pflege der schönen Künste" und als Leute, die einmal im öffentlichen Leben mit dabei sein wollen — müssen gründlicher beginnen!" Die ehrenwerte Runde nickte mir ernsthaft zu, und da ich schon einmal vom Vorteil schriftlicher Notizen gesprochen hatte, nahmen Felix und Margret Bleistift und Papier zur Hand, um sich Stichworte aufzuschreiben. Denn schließlich — wie will man denn lernen, Einwände zu machen, wenn man nicht das Wesentliche eines Vertrages festgehalten hat! Ich fuhr also fort. „Jeder Mensch blickt mit seinen fünf Sinnen in der Welt umher; was er dabei sieht, hört, ertastet und fühlt, das nennt man W a h r n e h m u n g e n . Was unser Auge sieht, unser Ohr hört, unsere Zunge schmeckt, unser Gefühl ertastet oder erfährt, ist im Ablauf unseres Lebens so vielgestaltig, daß es wie ein ständiges Strömen von Bildern, Tönen und anderen Sinneseindrücken in uns eingeht. Vom frühen Morgen, wenn wir erwachen, das Geräusch der Straße zu uns dringt, das dämmrige Licht der Frühe durch den Fenstervorhang schimmert und wir die Frische des Morgens spüren, bis zum Abend, wenn wir uns zum Schlaf niederlegen, nehmen unsere Sinne fast ohne Unterbrechung Eindrücke ,wahr'. Aber auch was wir im Traum sehen, kann man zu diesen Wahrnehmungen rechnen. Der Eindruck also, der an unsere Seele rührt, das ist die erste Stufe der Erkenntnis. Zu solchen Wahrnehmungen sind auch die Tiere fähig. Ein großer Teil dieser Wahrnehmungen versickert sofort und wird nie mehr emporsteigen. Die meisten Eindrücke aber halten Mensch wie Tier im Gedächtnis fest. Das ist die zweite Stufe zur Erkenntnis. Wenn wir es wünschen oder wenn ein äußerer Anlaß uns dazu bringt, so können wir die festgehaltenen Erkenntnisse- als Vorstellungen aus den zahlreichen Schatullen des Gedächtnisses wieder hervorholen. Dann treten diese gleichsam in den erleuchteten Kreis unseres Bewußtseins. Versteht ihr das?" „Ich stelle mir das wie einen Zirkus vor", sagte die kluge Margret. „In den vielen Käfigen wohnen die verschiedensten Tiere, in zahlreichen Wagen hausen die Artisten. Wenn der Direktor ruft, tritt die von ihm gewünschte und aufgerufene Nummer — Mensch oder
Tier — in die hell erleuchtete Manege, und wir können sie sehen." „Recht so! Ganz ähnlich verhält es sich mit den Vorstellungen, wenn sie aus dem Gedächtnis in das Bewußtsein zurückkehren. Aber nun geht es weiter, und hierin übertrifft der Mensch alle übrigen Geschöpfe diesei Erde; Indem wir nämlich die inneren' '. Beziehungen der Dinge ordnen oder trennen, also Gleichheit, Ver~ schiedenheit, Zweck, Mittel, üisache und Folge und so weiter -" feststellen, erreichen wir die e i g e n t l i c h e E r k e n n t n i s , " die dritte Stufe, die wir D e n k e n nennen. Durch W a h r n e h m e n und V o r s t e l l e n gewinnen wir dieKenntnis der Dinge, das D e n k e n aber vermittelt uns die Möglichkeit, das Wesen der Dinge zu erfassen." ^ „Uff, das ist schwer!" seufzte Freddy und rieb sich die Stelle, die für seinen künftigen Bart vorgesehen war. „Ich verstehe schon", tadelte Felix, „das ist wie mit dem Essen? Das Wahrnehmen beißt sozusagen in den Apfel, das Gedächtnis zerkaut ihn und macht ihn fertig, und das Denken ist wie der Magen, der alles zusammen verdaut!" „Na ja, so ungefähr!" stimmte ich zu. „Jedenfalls habt ihr jetzt eine Ahnung davon, wie wir dazu kommen, nachzudenken und weise Aussprüche zu lun. Die Denktätigkeit hat drei'hauptsächliche Formen: Wir bilden Begriffe, Urteile und Schlüsse. Das sind voreist nur Worte, t»ei denen ihr euch nichts Bestimmte? vorzustellen vermögt, aber das soll bald anders werden."
Dinge losgeht und dieses zu ergründen sucht Nun, zu d e n k e nr beginnt ]a schon das Kind nach einiger Zeit, wenn es den Zusammenhang zwischen seinem Geschrei und dem besorgten Herbeieilen der Mutter durchschaut. Diese Fähigkeit, bestehende Beziehungen zu erkennen, entwickelt sich mit jedem Lebensiahr mehr und mehr, bis das Denken endlich fast alle Bezirke unseres Lebens ausfüllt. Leider aber bleiben die meisten Menschen auf dieser Stufe stehen, sie laufen gewissermaßen kreuz und quer in den Bezirken des Denkens hin und her, finden weder Weg noch Steg und machen die komischsten Sprünge. Es bleibt wie ein Herumtappen im Nebel ^—, aber kein zielsicheres Wandern auf sicheren Straßen.* ' , / \. : t, ' -"
Ras meint auch Mephistopheles, wenn er dem Schüler sagt: „Da wird der Geist Euch wohl dressiert In spanische Stiefeln eingeschnürt, Daß er bedächtiger so fortan Hinschleiche die Gedankenbahn, Und nicht etwa, die Kreuz und Quer, ' Irrlichteliere hin und her ..." Margret hatte schon erfaßt, worauf die Sache hinaus wollte, sie rutschte auf ihrem Sitz hin und her und hob wie in der Schule den Finger. „Ja", sagte sie, „und vorher schon steht da im .Faust' etwas von Ordnung lehrt euch Zeit gewinnen! Du willst uns also die Ordnung im Denken beibringen." Ich nickte -nur. 2.
Die Begriffe „Wenn wir ein sauberes *und übersichtliches Gebäude unserer Gedanken haben wollen", fuhr ich. fort, „so dürfen wir uns nicht mit dem ziellosen Herumschweifen unseres Geistes in den Bezirken des Denkens, im ,Irrlichtelieren kreuz und quer' begnügen. Aus dem Kneten, sozusagen der Knetmasse des Denkens, wollen wir die scharfumrissenen Bausteine formen, mit denen man geradlinige Mauern aufrichten kann. Ich meine die Begriffe. Was stellt ihr euch nun darunter vor?" Der „Verein zur Pflege der schönen Künste" geriet in Verlegenheit. Werner hatte endlich seinen Groll überwunden und meinte, das wäre etwas, das man angreifen und fassen könne. „Richtig, Werner! Indem wir ein Ding oder eine Vorstellung mit all unserem Denken sozusagen abtasten und angreifen, erfassen wir sein Wesen und kommen schließlich auf einigen Umwegen zum Begriff. Besehen wir uns einmal den Baum, der vor unserem Fenster steht, ich denke ihr kennt ihn wohl?" Freddy und Felix wurden flüchtig rot; denn ich hatte sie im Herbst dabei ertappt, wie sie sich bei der „Ernte" betätigten. Sie nickten daher nur stumm. Margret aber mit ihrem reinen Gewissen meinte, das sei ein Omario-Apfelbaum. „Und drüben beim Nachbarn, das sind wohl auch Bäume?" „Ja, Fichten und Birken!" sagte Felix erleichtert. ,iiÜnd an der Straße zum Bahnhof?"
„Ahorn und Weißbuchen!" steuerte nun auch Freddy bei. -Er war sichtlich froh, daß die Sache mit dem Apfelbaum so gut vorübergegangen war. „Das sind also lauter wirkliche Bäume", faßte ich zusammen, „wir aber suchen den B e g r i f f Baum, indem wir die Merkmale feststellen, die eben einen Baum zu einem Baum machen." „Es wachsen Früchte darauf!" entfuhr es Freddy —, aber sogleich widersprach ihm Margret. „Das ist Unsinn! Hältst du vielleicht Tannenzapfen für Früchte?" „Ja!" blieb Freddy fest. , Demnach ist die Tomatenstaude auch ein Baum", warf ich scherzend ein, „denn unzweifelhaft wachsen auch Früchte darauf." Man blickte mich verdutzt an. Werner 'erkannte zuerst den springenden Punkt. „Ein Baum ist es dann, wenn Laub darauf ist und Äste, und einen Stamm muß er auch haben." Das war natürlich schon beträchtlich besser, aber mir genügte es noch nicht und ich konstruierte ein' rechtes Baumscheusal. „Aha", meinte ich, „ich werde also demnächst einen Telegrafenmast mit Zweigen benageln und behaupten, das wäre ein schöner Baum! Ich glaube, da stimmt irgendetwas nicht!" Man beriet lange hin und her. Felix fand, daß es selbstredend eine Pflanze sein müsse, und Margret entdeckte die Bedeutsamkeit der Wurzeln. Ich faßte endlich zusammen: „Ein Baum ist eine Pflanze, welche mit einem holzigen Stamm aus den Wurzeln emporsteigt und erst in einer gewissen Höhe des Stammes eine aus blättertragenden Ästen bestehende Krone entwickelt." Der „Verein zur Pflege der schönen Künste" schien mit diesem Ergebnis sehr zufrieden, und ich setzte mein Collegium logicum fort. „Meine lieben Freunde, wir haben soeben aus einer Menge von tatsächlich bestehenden Bäumen den B e g r i f f Baum abgeleitet, und zwar geschah dies, worauf ich besonders hinweisen möchte, durch drei Tätigkeiten: 1. durch Vergleichung der Merkmale, 2. durch Trennung und Ausscheidung der unwesentlichen Merkmale von den wesentlichen, und endlich 3. durch Zusammenfassung der wesentlichen Merkmale. Indem wir unsere Vorstellungen von verschiedenen Bäumen z. B. mit Sträuchern oder Telegrafenmasten verglichen, indem wir er10*
kannten, daß Früchte nicht einen Baum ausmachen, daß hingegen ohne Wurzel, Stamm, Äste und Blätter — wobei man natürlich Nadeln für eine Blattform nimmt — kein Baum ein Baum wäre, haben wir sozusagen den allgemeinen oder gedanklichen Baum, den Begriff ,Baum' gewonnen. Wenn wir also künftig in einer Diskussion von einem Baum sprechen und haben vorher festgelegt, was darunter zu verstehen ist, gibt es nicht mehr die Möglichkeit, daß wir stundenlang aneinander vorbeireden, weil vielleicht Felix eine Fichte, Werner aber eine Tomatenstaude gemeint hat oder Freddy am Ende gar einen Johannisbeerstrauch im Sinn hat." „Nein, nein!" lehnte Freddy entrüstet ab, „ich esse keine Johannisbeeren!" — Ich überging dieses Bekenntnis und fuhr fort: „Ihr habt nun erfaßt, wie man aus der Vielzahl der Wahrnehmungen und Vorstellungen Begriffe gewinnt. Nicht alle Begriffe sind so fest wie etwa ein Baum, Fels oder Stein an die Erde gebunden. Diese aus greifbaren Dingen entstandenen Begriffe nennt man konkret oder körperlich. \Venn wir aber etwa aus Eigenschaften oder reinen Denkvorgängen das Allgemeine herausschälen, etwa Schönheit, Tugend oder Mut, dann nennt man solche Begriffe abstrakte oder gedachte Begriffe." „Das gibt ein nettes Spiel", entdeckte Felix, „wir werden im Klub einen Wettbewerb anstellen; Wer kann irgendwelche Dinge am genauesten als Begriff darstellen? Für alles, was er an wesentlichen Eigenschaften vergißt, gibt es Minuspunkte, für alles, was er an unwesentlichen hinzufügt, ebenfalls. Wer es ganz richtig hat, kriegt zehn Punkte plus!" Felix war immer schon berühmt wegen seiner Erfindungsgabe hinsichtlich neuer Spiele. „Ihr könnt das als »Verein zur Pflege der schönen Künste' auch mit einem Fremdwort ausdrücken", sagte ich: „Die unterscheidenden Merkmale nennt man Kriterien. Im übrigen ist das Spiel, das Felix vorschlägt, zwar recht vorteilhaft zur Übung der Denkschärfe und Genauigkeit des geistigen Ausdrucks, aber es soll nicht so weit ausarten, daß jenes Spottwort des Mephistopheles aus der Schülerszene zutrifft: „Denn eben wo Begriffe fehlen, ' ^' Da stellt ein Wort zur rechten Zeit sich ein. Mit Worten läßt sich's trefflich streiten, Mit Worten ein System bereiten ..." „, »,
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„Sie wollten uns doch das Diskutieren beibringen?" wunderte sich Freddy und sah mich fragend an, „warum soll man das nicht mit Worten tun?" „Ich bin eben dabei, mein Lieber, euch auf die rechte Bahn zu bringen, indem ich euch auffordere, vom Begriff zum Wort fort- - ' zuschreiten und nicht etwa umgekehrt zu verfahren. Redet nämlich ^ einer nur so undeutlich und verwaschen daher, dann fehlt es ihm meist an den festen Umrissen der Begriffe, die den Gedanken eines ernsthaften Mannes erst das rechte Gewicht, den vollen Wert geben. 3 Darum warne ich euch vor dem Spiel mit Begriffen. Hier darf nicht gedreht und gedeutelt oder aufs Ungefähr hin gehandelt ^ • werden. Genauigkeit und Schärfe bedeuten alles." i „Wozu braucht man denn die Begriffe, Vati?" fragte Margret wißbegierig. „Sie sind — wie schon zu Anfang gesagt — die Bausteine des geistigen Gebäudes oder die Kennmarken auf den zahlreichen Schubfächern unseres Denkmagazins. Damit bringen wir Ordnung und System in den Wust unseres Wissens. ^( Der gebildete Mensch baut sich aus ihnen, nach oben oder unten fortschreitend, Begriffsreihen auf, wie er sich ja meist überhaupt durch die methodische Übersicht und Anordnung seines gesammelten Wissens von dem unterscheidet, dei bloß wild drauflos liest oder etwa das Lexikon auswendig lernt. ^ Paßt auf, ich baue solch eine Begriffsreihe logisch auf! Wir sprachen von unserem Ontario-Apfelbaum. Dieser gehört damit unzweifelhaft in die Familie der Apfelbäume, in die Gemeinde der Obstbäume, in den Landkreis der Kernobstgewächse, in den Regierungsbezirk der ,Rosazeen' (Rosengewächse) und in den Freistaat der Pflanzen. Merkt ihr nun, wie sich Begriff über Begriff aufbaut, wie durch ständiges Fortstreichen besonderer Eigenschaften ein immer allgemeineres Bild entsteht, das den Umfang der Begriffe erweitert. So baut die Wissenschaft ihre Ordnungen auf, so reiht der gelehrte Mann die Begriffe nach ihrem Rang aneinander. Man kann natürlich auch den umgekehrten Weg gehen. Ich habe euch gezeigt, wie durch fortgesetzte Verallgemeinerung die er- ^ wetterten Überbegriffe entstehen. Versucht nun einmal von oben""'. anzufangen und durch Vei engung auf einen bestimmten Gegen-i stand hinzufinden. Aus dem Staate der Lebewesen wählen wir den'*, l Begriff .Hund'. • / „ -?, ,, / i -f , ', ,- .' . , .' ,-". ^ ,
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A/
Jetzt baut einmal für das Lebewesen Hund die Ordnung der Begriffe wie eine Brücke, die folgerichtig, logisch, von oben nach unten führt!" Sogleich trat das Kollegium zusammen und machte sich mit heißen Köpfen an die Arbeit. Dies war das Ergebnis, das nach längerem Hin und Her zustande kam: Lebewesen -— Tiere — Säugetiere — Haustiere — Vierbeiner — Hunde. Felix hatte ein neues Spiel entdeckt, er nannte es „logisches Brückenbauspiel". Ich aber fuhr in meiner Belehrung weiter fort. „Wir haben also bemerkt, wie die Ordnung der Begriffe das Gerüst eines gelehrten Denkens ausmacht. An der höchsten Spitze, bis zu der wir die erweiterten Sammel- oder Überbegriffe treiben können — also etwa bis zu Pflanze und Lebewesen, von denen wir eben sprachen —, stehen die obersten Gattungsbegriffe oder ,Kategorien'. Diese letzten, äußersten Begriffe, in die wir etwas einordnen können, heißen: Dinge — Beschaffenheiten — und Beziehungen, also, was wir auch zu denken vermögen, ist entweder ein Ding, eine Beschaffenheit oder eine Beziehung, Erproben wir das einmal an dem Satz: Blühende Bäume sind '' nützlicher als verdorrte! ! -, Teilt die genannten Begriffe in die Hauptkategorien ein!" ' - Felix war natürlich der Schlaueste, er nahm sofort das Einfachste < für sich in Anspruch und rief: „Der Begriff Bäume gehört zu den Dingen!" ./ Da erfaßte auch Margret die Gelegenheit. „Blühend und verdorrt", meinte sie, „stellt zweifellos eine bestimmte Beschaffenheit dar." i Nun erkannten die beiden letzten Mitglieder der gelehrigen Gesellschaft erst, wie einfach die Angelegenheit eigentlich war, und sie .riefen fast gleichzeitig: „Nützlicher als — das sagt etwas über die Beziehungen aus!" i „Also", stellte ich fest, „haben wir schon verstanden, was Gattungsbegriffe sind." „Ich bin immer noch nicht klar", zweifelte Felix, „warum man • \7 das wissen muß, um miteinander streiten zu können?"
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„Um einzusehen, wie die Vorstellungen,, konkrete (greifbare) oder abstrakte (gedachte), sich zueinander verhalten, mein Lieber^ um Ordnung in das zügellose Durcheinander der Rede zu bringen. Beim Kartenspiel muß man ja auch wissen, daß der König die Dame und diese den Buben sticht, und wer logisch zu denken gelernt hat, wird z. B. nicht den Fehler machen, als Verteidigung auf den Vorwurf, er sei ein Dieb, zu behaupten, die Mutter seines Gegners schiele, weil nämlich die Begriffsreihe »stehlen' durchaus keine Berührungspunkte mit jener des ,Schielens' aufweist." Einige Mitglieder des Klubs erröteten ein wenig. Die restlichen stimmten eifrig zu. Ich hatte sie aber nun bei der Strippe und ließ nicht locker. „Die Begriffe stehen in einem gewissen Verhältnis zueinander, liebe Freunde! Da sind einmal jene, die sich völlig decken! Zum Beispiel Landmann und Bauer, oder die Zahl 4 und ,Gerade Zahl'. Ihr versteht — wenn man das eine ist, muß man auch das andere sein. 4 ist entweder nicht 4 oder, sofern es 4 ist, ist es auch gerade. Daß sich zum Beispiel der Begriff eines Dichters, dem nichts eingefallen ist, mit dem Begriff eines Lügners decken soll, scheint , mir noch keineswegs einzuleuchten." Margret mußte furchtbar husten, aber Werner wölbte die Brust nach vorne und schaute sich triumphierend um. „Eine zweite Klasse von Begriffen ist i n h a l t l i c h a b h ä n g i g und schließt sich teilweise ein. Man nennt sie Gattungsoder Artbegriffe: Der Obstbaum ist der Gattungsbegriff für den Artbegriff Apfelbaum. Ein geschickter Rechtsanwalt hätte zum Beispiel bezweifelt, ob der Begriff eines beleidigten Klubmitgliedes unbedingt die Begriftsart .Feigling' in sich schließen muß. Eine solche innere Abhängigkeit scheint mir unbeweisbar zu sein." Wieder senkten sich zwei Häupter in tiefem Nachdenken. „Drittens können sich Begriffe gegenseitig ausschließen. Das ist möglich, indem sie unter-, neben- oder übergeordnet sind, widerstreitend oder sich gleichgültig sind. Das erkläre ich euch am besten, indem ich eine Reihe von Begriffspaaren aufstelle, und ihr ordnet sie nach der angegebenen Weise. Paßt auf und notiert euch: Baum und Stiauch — Pflanze und Rose — Zimmer und Haus — gesund und krank — Bei g und Tal — Kirche und Schneider. Und nun schießt los!" 14
Sogleich erkannte man, daß der Baum und Strauch nebeneinander bestehende, aber verschiedene Gattungen innerhalb einer Reihe waren. Pflanze und Rose: das war ja auch klar, daß das eine über dem anderen stand, wie der Herr Inspektor über dem Sekretär, während Zimmer und Haus sich umgekehrt verhielten; denn das Haus ist das höhere und ein Zimmer nur ein Teil davon. Gesund und krank, Berg und Tal — die schlössen sich gegenseitig aus, und Kirche und Schneider hatten überhaupt nichts miteinander zu tun. Nachdem ich noch die Warnung ausgesprochen hatte, diesen Tücken der Begriffsordnungen vorsichtig zu begegnen, murmelte ich etwas davon, daß manche Klubs alles durcheinanderwerfen und in einem Atemzuge von Dichten, Lügen, Stehlen, Schielen, Hasenfutter und ausgeliehenen Büchern zu sprechen pflegen, ohne sich einer notwendigen Zucht und Ordnung in der Anwendung der zur Debatte stehenden Begriffe zu befleißigen. „Endlich ist es auch möglich, daß sich Begriffe kreuzen", belehrte ich mit mahnender Stimme. „Dann geschieht es meist, daß zwei Streithähne stundenlang aneinander vorbeireden. Der eine spricht von reichen Leuten und der andere von anständigen; sie meinen beide, daß diese Begriffe sich nicht vertragen könnten. In Wirklichkeit wäre der Streit sofort geschlichtet, wenn man sich zunächst darüber einigte, daß ,reich' den Begriff .anständig' ebensowenig ausschließt, wie etwa die Tatsache der Einfallosigkeit nicht den Begriff der Wahrheitsliebe oder Ehrlichkeit verneint. Versteht ihr mich?" „Wir verstehen schon", sprach ein schuldbewußter Chor, und außer Werner senkten alle die Häupter. „Dann ist es ja gut!" sagte ich, „so wollen wir die Ziegelei unserer Gedankenfabrik schließen. Die Backsteine oder Begriffe der künftigen Diskussion sind fertig, die ersten Handgriffe des DenkHandwerks sind gelernt, und nun laßt uns mit dem Bau-beginnen! Ich spreche vom Urteil."
3. Das Urteil „Das Urteil ist jene Denkform, durch die zwei oder mehrere Begriffe denkend zueinander in Beziehung gesetzt werden. Zuerst also muß man seine Begriffe klar und fest umfassen, danach sucht man ihre Verbindung zu anderen Begriffen zur ermitteln. 15
Indem ich zuerst den Begriff eines Lügners scharf erkenne und sodann finde, daß sämtliche Kriterien desselben, seine Merkmale, auf mein liebes Klubmitglied Werner zutreffen, urteile ich zum Beispiel: Werner ist ein Lügner." Werner fuhr wie von einer Wespe gestochen hoch und wollte sich verteidigen, aber ich winkte ihm ab. „Und indem nun Werner seinerseits", fuhr ich fort, „den Begriffsinhalt Lügner und seine eigene Person sorgfältig überdenkt, kommt er zu der Überzeugung, daß in seinem Fall ein Kriterium mit einem anderen eben doch nicht übereinstimmt, und er widerspricht daher nicht ohne Leidenschaft der- aufgestellten Behauptung, er sei ein Lügner. Wir aber wollen vorerst ganz sachlich den Begriff eines Lügners festlegen oder definieren." „Definieren", sagte Felix als Lateiner, „kommt anscheinend von finis — lateinisch ,das Ende' —. Definieren heißt dann wohl: zu Ende führen?" „Richtig! In dem Sinne nämlich: begrifflich die unterscheidenden „ ^ Merkmale endgültig und abschließend angeben und erklären! Aber"'' nun ans Werk!" Langsam fanden wir im gemeinsamen Nachdenken als Kriterien des Begriffes „Lügner", daß dazu folgende Merkmale notwendig sind: a) die Vermittlung einer Unwahrheit, b) die Vorsätzlichkeit?"' der Täuschung und c) das Bewußtsein, eine Lüge auszusprechen. Und damit war natürlich der Fall Werners nicht mehr weit von einem Freispruch entfernt; denn sicherlich entfielen bei ihm Punkt'./ b) und c). Das Urteil „Werner ist ein Lügner" schien demnach etwas voreilig erfolgt und konnte nicht länger aufrechterhalten werden. ; Der damit festgestellte betrübliche Justizirrtum brachte den nach- J denklich gewordenen „Verein zur Pflege der schönen Künste" in nicht geringe Verlegenheit. Nur der so überraschend Gerechtfertigte warf kühne und herausfordernde Blicke um sich. „Meine Herrschaften", redete ich weiter, „um ähnliche Vorkommnisse in diesem ehrenwerten Verein künftig zu vermeiden, erscheint es mir angebracht, einen Teil Ihrer geschätzten Auf-1' merksamkeit auf die verschiedenen Formen möglicher Urteilsbil^ düng" zu lenken." - „' -r ' ' >'"-•, , ' . / > •r ' l / t r "' ».- i '
^ „Ja, tu das, Vati!" antwortete Margret, die lernbegierig immer '' anehr erfahren wollte. / „Also erstens: es gibt Urteile, die einen Begriff entweder be^ jähen oder verneinen, man nennt das die Qualität, die Beschaffen,1 •• ^ gheit eines Begriffes. "•' Ich kann also etwa die Begriffe Apfelbaum und Pflanze dadurch in Beziehung setzen, daß ich feststelle: Der Apfelbaum ist eine Pflanze — das ist bejahend. Nehme ich den Begriff Tier dazu, so spreche ich verneinend aus: Der Apfelbauna ist kein Tier. '1T Das nennt man ,nach dem Inhalt urteilen', man stellt fest, daß der eine Begriff dem anderen zu- oder abgesprochen werden kann. Zweitens mag sich das Urteil auf den Umfang der Begriffe, die y Quantität, beziehen. ^ '" Setze ich etwa: A l l e Bäume haben Stämme — so ist das ein . ^ a l l g e m e i n e s Urteil, weil es für eine ganze Gattung zutrifft. ;„,' Äußere ich mich dahin: M a n c h e Apfelbäume tragen viel Obst ; , — so ist dieses Urteil auf b e s o n d e r e Fälle eingeschränkt, es ist nichts über das Erträgnis der Birnbäume gesagt, ja nicht einmal sämtlichen Angehörigen der Ordnung Apfelbäume ist zugestanden, daß sie reichlich tragen, , ' Und endlich kann der Umfang des Urteils weiter eingeengt Ak " -^werden, indem ich einen bestimmten Baum nenne und ein ;-' E i n z e l u r t e i l ausspreche: U n s e r Ontario-Baum trägt viel • < f Apfel. -* ^ Ihr begreift also, wie vorsichtig man in dei Abstimmung seiner .., * t ^ • - i -^ ' .. ; .,. , ^< A ,' * '
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Denn sicherlich ist Felix sonst das reine Gegenteil von dumm. Als ich das sagte, war es mein Sohn, der stolz das Haupt erhob und sein Auge strahlen ließ. „Meine verehrten Klubmitglieder", hob ich meine Stimme, „ich hatte schon zu Beginn dieser kleinen Unterweisung die betrübliche Gelegenheit, mit eigenen Ohren zu hören, wie sehr die Jugend zur schroffsten Form des Urteilens neigt. Für euch gibt es immer nur schwarz oder -weiß, und nach kurzem Geplänkel werden gleich Feindseligkeiten eröffnet. Merkt euch: Diskussion ist gegenseitige Achtung, demokratische Diskussion bedeutet Annäherung des gegenseitigen und gegensätzlichen Standpunktes. Und darum merkt euch weiter, daß das Urteil drittens auch nach den Beziehungen zwischen den enthaltenen Begriffen unterschieden wird, und zwar auf folgende Weise: Am wenigsten oder doch mit größter Vorsicht empfehle ich die u n b e d i n g t e Form, jene Aufstellung, die kein drittes zuläßt. Werner ist ein Lügner! — Wie hart und angriffslustig das klingt! Und wie übel ist es hernach, Einschränkungen zu gestehen oder gar den Rückzug zur Entschuldigung antreten zu müssen. Alles, was man nicht mit unbedingter Sicherheit beweisen kann, sollte man auch nicht so sicher ausdrücken, als ob gar kein Zweifel möglich sei. Natürlich darf man ruhig sagen: Die Sonne strahlt vom Himmel — oder: Diese Säule ist aus Stein! Aber all das, worin nur M e i n u n g e n zum Ausdruck kommen, faßt man lieber in verbindlichere und vorsichtigere Formen. Man sagt etwa: Mir scheint, Werner hat sein Versprechen nicht gehalten. Das ist freundlicher und auch wahrer. Viele Urteile werden die b e d i n g t e Form haben müssen, das heißt: sie treffen nur unter Voraussetzungen zu. Felix hätte wegen des Fettflecks besser gesagt: Werner versteht kein Buch zu behandeln, wenn er solche Flecken öfter macht. Der Nachsatz, der mit ,wenn —( anfängt, gibt der Behauptung erst den rechten Klang. Nur dann trifft sie zu, wenn auch die Voraussetzung stimmt. Schließlich kann man noch a u s s c h l i e ß l i c h e Urteile fällen. Das geschieht dann, wenn ein Begriff den anderen ausschließt. Wenn ich sage: eine Behauptung kann entweder richtig oder falsch sein — so gibt es nur die Wahl zwischen dem ersten oder dem zweiten Begriff. 18
Und zum Abschluß will ich mich noch über den G e w i ß h e i t s g r a d aussprechen, mit dem man ein Urteil ausdrücken kann. Das ist nämlich die vierte Form, die bei einem Urteil möglich ist. Ein w i r k l i c h e s Urteil muß man sich mit größter Gewißheit gebildet haben. Wenn man eine Behauptung dieser Art und Form aufstellt, so darf es keinen nachträglichen Zweifel geben. Sage ich; Goethe hat den .Faust' gedichtet, so darf sich später nicht herausstellen, daß doch vielleicht Schiller der Verfasser des ,Faust' gewesen sein könnte. So ist es auch in der Diskussion wichtig, daß wirkliche Behauptungen nur dann mit Sicherheit aufgestellt werden, wenn jedes Wort dieser Behauptungen auch bewiesen werden kann. Man sollte zum Beispiel niemals dazu übergehen, den Gegner in der Diskussion persönlich zu verunglimpfen, indem man ihn einen Lügner, einen Dieb oder einen Feigling nennt, indem man Einzelheiten aus seiner Familiengeschichte zum besten gibt oder anführt, daß seine Mutter schiele. Zum ersten lassen sich all diese wirklichen Urteile bei genauerem Zusehen nicht aufrechterhalten, zum zweiten aber haben sie keinerlei Bewiskraft für den Gegenstand der Debatte." Ein allgemeines Räuspern und Husten der ehrenwerten Gesellschaft setzte ein. Man merkte förmlich, wie sich der Klub seine „Scheiben" abschnitt. Aber ich wollte niemanden, der Anfänger im Collegium logicum' 'jst, entmutigen, daher setzte ich die Aufklärung fort: „Besser ist auch hier das m ö g l i c h e Urteil, also jene Form, die verbindlich und vorsichtig bleibt, solange der Beweis für das Gesagte nicht ganz erbracht ist. Man sagt also etwa: Es ist möglich, daß Werner sein Hasenfutter von fremden Äckern holt!" „Nein, das war Freddy!" verwahrte sich Werner, „ich habe es selbst gesehen, wie er es gestohlen hat, ich war dabei!" Da hatte sich einer verschnappt und wurde sehr rot. Trotzdem schlug ich die Möglichkeitsform vor, indem ich zu überlegen gab, es sei ja durchaus denkbar, daß Freddys Vater mit dem alten Hummel gesprochen habe und dieser damit einverstanden gewesen sei, daß die Rüben- und Krautblätter geholt wurden. „Es kann sein, daß Freddy ohne Erlaubnis' des Besitzers Hasenfutter holt —", spottete Margret. „Das ist dann keine Beleidigung, und man weiß doch, wie man daran ist!" 19
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Alle lachten, und auch Freddy stimmte mit ein. „Schließlich bleibt noch das z w i n g e n d e Urteil. Ich sage also L etwa: Kohle muß brennbar sein — oder, ein Streithansi muß Krach machen! Das heißt —'-ohne das geht es gar nicht ab, es zwingt einfach dazu." Damit war alles gesagt, was über die Handwerksgriffe des künftigen Denkers gesagt werden mußte. Ich schloß diesen Teil des Collegiums nicht, ohne einige Ratschläge für das künftige Vereinsleben zu geben. „Seid vor allem vorsichtig, meine Lieben!" sprach ich. „Nicht zu lasch mit dem Urteil. Ihr kennt den Spruch Schillers: .Schnell fertig ist die Jugend mit dem Wort!' Der weise und ernsthafte Mann, der gute Diskussionsredner vor allem, überlegt scharf und genau sowohl Begriffe wie Urteile, und ' er wird sich so leicht nicht in ein allgemeines und uferloses Geschimpfe, in vorschnelles Behaupten und verschwommenes Geschwätz einlassen. Eine Gefahr liegt bei dem Temperament der Jugend besonders •< nahe: die Verallgemeinerung, aus zwei, drei anscheinend beweiskräftigen Tatsachen gleich einen Gattungsbegriff aufzubauen. Wenn man einen Fettneck im Buch entdeckt, nicht gleich eine ganze Siedlung für Schweine erklären!" „Und was tun die Erwachsenen?" fragte Felix nicht ohne Be' icchtigung. „Wenn sie einen Wagen mit Ziegelsteinen fahren "sehen, sagen sie gleich: seht, wie der Wiederaufbau vorangeht — oder wenn in der Zeitung steht, daß ein paar Autos stillgelegt wurden, dann heißt es: seht, es geschieht überhaupt nichts! Was soll man da nun glauben?" /\ Fürwahr, das war wacker gesprochen! Ich begann auf meinen Felix stolz zu werden. „Daraus folgt ein drittes, meine verehrten Anwesenden!" er*'•. widerte ich. „Man darf auch f r e m d e Behauptungen und Urteile nicht kritiklos hinnehmen, sondern muß sich stets die Mühe machen, selber zu denken. Denn — wie ich vermute — hat uns Gott aus keinem anderen Grunde den Verstand gegeben. Andernfalls wurde es völlig genügen, daß die Regierenden einen solchen besäßen; für die meisten anderen Leute täten es Hände und starke Rücken auch. / Was wir hören und was uns zugetragen wird, läßt sich nur unter , bestimmten Voraussetzungen beweiskräftig verwen:-l:tJ '/l
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den; gar zu leicht könnte man uns nachweisen, daß wir leichtfertig die Meinungen und Behauptungen anderer uns zu eigen gemacht hätten. Die Aussage und das Zeugnis eines anderen sollte man immer nur mit Vorbehalt wiedergeben und verwenden, zumal, wenn man diesen Zeugen nicht genau kennt. Er kann ja den gleichen Täuschungen unterliegen, denen wir selber oft genug zum Opfer fallen. er kann auch bewußt oder leichtfertig etwas aussagen, für das er im Ernstfall nicht geradestehen würde. Vor allem werdet ihr euch hüten, auf bloße Gerüchte Behauptungen aufzubauen. Gerüchte sind gefährlicher Boden, mooriger Grund, in dem es von unten her dunkel brodelt. Gerüchte sind oft schlimmer als grundfalsche Nachrichten, die oft schnell nachzuprüfen sind. Die Herkunft und die Wege des Gerüchtes sind finster, und das Stuckchen Wahrheit, das sie oft enthalten, verleitet gar zu leicht dazu, das Ganze für Wahrheit zu halten. Wir aber "wollen genau sein, wenn wir urteilen und vorsichtig, wenn wir auf Urteilen aufbauen. Aber noch einen anderen Rat möchte ich euch geben: Faßt eure Behauptungen nicht nur genau und vorsichtig, sondern immer auch , in eine verbindliche Form! Auch ist es nicht immer notwendig, dem anderen unsere Meinung vorzutragen, wenn er seine eigene wiedergibt. Ihr müßt euch vor Augen halten, daß jeder Mensch sich eine eigene Gedankenwelt erbaut hat, in der er lebt und aus der heraus er spricht und handelt. In dieser unendlich großen Zahl von persönlichen Eigenwelten liegt etwas Großartiges, das nur den Menschen gegeben ist. Sie sind der Wurzelgrund, aus dem die Persönlichkeit des einzelnen wächst und genährt wird, sie sind aber auch der Boden, auf dem gieße Einzelleistungen sich entfalten und reifen können. Es ist nicht möglich und wünschenswert, alle Menschen sozusagen ^-auf einen Nenner zu bringen, wie wir es in der Mathematik mit den verschiedenen Brüchen tun. Die Menschen und das Zusammenleben würden langweilig werden, und alles Schöpferische würde \ ersiegen. Aus diesem Grunde ist es besonders für junge Menschen in vielerlei Hinsicht wertvoll, in die geistige Welt fremder Menschen hineinzuhorchen, ihnen zuzuhören, ohne selber mitzureden und, wie man so sagt, zu jedem, was vorgetragen wird, ,seinen Senf zu geben'. Einem Sprecher zuhörenzukonnen, ohne mit tier eigenen meist widerspruchsvollen Meinung in seine Rede 21
hineinzuplatzen, das ist ein Teil jener Selbstdisziplin im Umgang mit Menschen, die wir lernen müssen. Sie ist eine der großen Tugenden auch des Diskutierens." „Man soll also tolerant sein", bemerkte Margret. Ich nickte ihr zu: „Du hast das richtige Wort gefunden!" „. . . das kommt von tolerare und das heißt ertragen!" ereiferte sich Felix, der Lateinei. „Ertragen, duldsam sein", fuhr ich fort. „Das soll heißen, daß wir die Eigenwelt des anderen achten, vor allem seine religiöse und politische Gedankenwelt, selbst wenn wir sie nicht ohne weiteres verstehen und sie uns nicht zu eigen machen könnten. Toleranz üben, das heißt, auch gewisse Schwächen des anderen hinnehmen, wenn sie ein Zug seiner Eigenart sind und nicht so ins Gewicht fallen, daß sie zur Belästigung der Mitwelt werden. Der Volksmund hat ein Verslein geprägt, das dem Toleranzgedanken m seiner praktischen Form Ausdruck gibt: Was du nicht willst ..." Hier nahm mir der „Klub der schönen Künste" in vierstimmigem Chor den Spruch aus dem Mund: „Was du nicht willst, das man dir tu', das füg' auch keinem ändern zu!" „Wenn wir nun diese allgemein-menschlichen Grundsätze", so fuhr ich fort, „auf unser Collegium logicum übertragen, so kommen wir zu der Einsicht, daß wir auch bei einer gesprächsweisen Auseinandersetzung mit einem anderen nicht die Achtung vor seiner Meinung verlieren dürfen. Wir werden unsere Aufgabe darin sehen, ihn mit sachlichen Beweisgründen zu überzeugen, nicht aber ihn durch ünbeherrschtheit, Schimpfereien und Scheingründe niederknüppeln zu wollen. Jede Diskussion muß in einer Form geführt werden, die es möglich macht, daß sich zum Schluß wie nach einem fairen Boxkampf die Gegner herzlich die Hand schütteln können."
4. Der Schluß „Wenn ich jetzt vom Schluß spreche", begann ich nach einer Weile wieder, indem ich an meine Ausführungen über die Urteile anknüpfte, „so handelt es sich keineswegs um den Schluß oder das Ende dieses Collegiums, sondern ich meine jene Denkform, bei welcher aus mehreren Urteilen ein neues gebildet wird. * Kurz — man schickt einige Vordersätze oder Prämissen voraus und zieht daraus den Schlußsatz." 22
„Prämissen", blähte sich Felix als Gymnasiast auf, „wird sicherlich von lateinisch praemittere, d. i, vorausschicken, abgeleitet?" „Ja, so ist es! Wenn ich etwa voraussetze: Alle Gymnasiasten verstehen Lateinisch Felix is't ein Gymnasiast Also versteht Felix Lateinisch — so sind die beiden ersten Sätze Prämissen oder Vordersätze, aus denen das Schlußurteil abgeleitet wird. Und da ich mir nun vorgenommen habe, diesen ,Verein zur Pflege der schönen Künste' auf die rechte parlamentarische Bahn zu bringen und künftig eine richtige Diskussion möglich zu machen, kann ich nicht umhin, auf den Unterschied zwischen einem geschulten und einem wildgewachsenen Versammlungsredner hinzuweisen! Wenn wir uns vielleicht an den Anlaß dieses Collegiums erinnern, den Streitfall Werners und die sich daraus ergebenden Debatten, so mußte man leider bemerken, daß ihr vom Hundertsten ins Tausendste gekommen seid, daß der eine versucht hat, aus der Tatsache eines unterlassenen Gedichtes den Begriff Lügner, ein anderer sogar den Begriff Dieb abzuleiten, daß aber auch i-n der Verteidigung gegen diese Angriffe von schielenden Müttern und geraubtem Ha&enfutter gesprochen wurde. Das habt ihr vielleicht den Erwachsenen abgeguckt, die z. B. ein Gespräch über die neuen Steuern beginnen, dann aber ein paar Anekdoten aus der Jugendzeit einschalten, um plötzlich über den Tabakanbau weiterzureden und am Ende wieder bei den Steuern landen. So etwas ist undiszipliniert und unlogisch. Der geschickte Streithansi — ob Sprecher oder Gegensprecher — lenkt das Gespräch, indem er eine Reihe unbezweifelter Voraussetzungen erbringt, um aus ihnen durch Schließen jenen Schlußsatz abzuleiten, auf den es ihm ankommt. Und das will ich euch beibringen! Fangen wir an: Da sind als erstes die D e d u k t i o n s 's c h l ü s s e !" „Na, Felix", fragte ich, weil der Lateiner schon die Stirn in Falten zog, „was heißt deducere?" „Deducere heißt ableiten, hinabführen!" 23
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„Ja, denn dieser Schluß führt von allgemeinen Oberbegriffen zu besonderen Schlüssen hinab, er leitet also vom Allgemeinen zum Besonderen. Damit aber der Schluß nicht zu einem Fehlschluß wird, muß sich die Aufstellung der Prämissen an gewisse Regeln halten. So muß wenigstens einer der Vordersätze b e j a h e n d und a l l g e m e i n gültig sein, und selbstredend müssen die Voraussetzungen w a h r sein. — Wenn ich voraussetze: Einige Leute in der Gartenstraße machen Flecken in die geliehenen Bücher Herr Maier wohnt in der Gartenstraße Also macht Herr Maier Flecken in die Bücher, $o war eben die erste Prämisse nicht allgemein gültig. Oder wenn Ich etwa sage; Was schwimmt, ist ein Fisch — . Felix kann schwimmen Also ist Felix ein Fisch . . . so ist eben die Voraussetzung, daß alles, was schwimmt, ein Fisch sein muß, nicht richtig. Die Gefahr, falsch zu schließen, besteht vor allem dort, wo eine scheinbare Wahrheit vorausgesetzt wird, die einer genauen Untersuchung ihrer Begriffe nicht standhält. Da hat zum Beispiel vorhin einer von euch eine bekannte, aber-, durchaus nicht logisch einwandfreie Redensart gebraucht; Wer lügt. der stiehlt! Wemer hat gelogen . Also hat er auch gestohlen! ' Nicht wahr, wie einfach so etwas wäre! Und wie falsch!" Man stimmte mir bereits aus befreitem Herzen zu. „Es ist nun für einen anständig und logisch denkenden Streit-' hansi", fuhr ich fort, „gar nicht notwendig, daraufhin einen Schönheitsfehler der Mutter seines Angreifers zu erwähnen oder mit einem ebenso unhaltbaren Angriff zu antworten; der Logiker leuchtet lediglich die Begriffe und aufgestellten Urteile ein wenig an, und siehe da — sein Widersacher muß errötend und schamvoll eine Entschuldigung murmeln. Das Urteil des Vordersatzes ,Wer lügt, der stiehlt!' ist nur'scheinbar allgemein gültig, in Wahrheit aber nur manchmal richtig. 24
Abgesehen davon, haben wir schon festgestellt, daß sich die Kriterien der Lüge gar nicht mit gutem Gewissen auf Werner anwenden lassen. Die Möglichkeit des Fehlschlusses tritt besonders dann auf, wenn man nach der Art der Jugend allzu rasche und damit unvollständige Obersätze aufstellt. •Wenn man sagt: Felix hat in diesem Falle entweder recht oder ist ein Dummkopf Felix hat. nicht recht gehabt Also ist Felix ein Dummkopf; so/ ist klar, daß die Voraussetzung viel zu eng gefaßt ist. Man kann sich nämlich ruhig einmal täuschen, ohne gleich ein Dummkopf zu sein. Und nun will ich euch noch eine besondere Form des ableitenden, deduktiven Schlusses zeigen, die man den sogenannten »gehörnten ' Schluß' nennt, weil nämlich die Bestimmungen des Vordersatzes wie mit Hörnern die Behauptung umstoßen. Kommen wir auf die Sache mit dem Hasenfutter vom Hummelacker zurück!" Freddy schien das keineswegs angenehm zu sein, aber ich ließ mich nicht beirren. „Ihr habt natürlich gleich behauptet: Freddy stiehlt! Das war unvorsichtig und vorschnell. Man müßte etwa so sagen: Wenn Freddys Hasenfutter gestohlen war, so hat er es entweder ohne Wissen des alten Hummel oder gegen dessen Willen genommen. Da er es aber n i c h t ohne Wissen und n i c h t gegen den W i l l e n des alten H u m m e l g e h o l t h a t . . . Ist das Hasenfutter also n i c h t gestohlen." Freddy blickte beschämt zu Boden. Vermutlich bezweifelte er die Richtigkeit des Mittelsatzes, wollte darauf aber nicht besonders ' aufmerksam machen. Wir machten uns nun über den ^ I n d u k t i o n s s c h l u ß her; ^ das Wort kommt von dem lateinischen inducere = hinaufführen. l „Dies, meine lieben Zuhörer, ist der Schluß, den vor allem die, Experimentalwissenschaft *) anwendet. Dieser Schluß führt von *) Eyperimentalwissenschaft == Wissenschaft, die ihre Lehrsatze vor allem auf Grund von Versuchen (Experimenten) aufstellt und beweist. Dazu geborenunter anderem die Physik und Chemie. . •v ' ^ <("
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vielem Besonderen zum Allgemeinen, von der Einzelart zur Gattung. Wir sagen also: Felix streitet, Freddy streitet, Werner streitet, Magret streitet. Felix, Freddy, Werner und Margret sind streitsüchtige Mitglieder eines Debattierklubs. Also können wir auch sagen, die Mitglieder dieses Klubs streiten gern. Oder: Der Apfelbaum hat einen Stamm, die Fichte hat einen Stamm, die Palme hat einen Stamm usw. Apfelbaum, Fichte, Palme usw. sind Bäume Alle Bäume haben Stämme." „Das ist einfach!" rief Felix triumphierend, „so haben wir in der Volksschule rechnen gelernt. Das Fräulein sagte: l Mark + l Mark == 2 Mark l Apfel + l Apfel - 2 Äpfel Also ist l + l == 2" „Ihr seid ]'a erstaunlich fixe Knaben!" sagte ich bewundernd. „Vielleicht werdet ihr nun auch die Schlußfolgerungen z. B. der Physik verstehen, die auf solchen Induktionsverfahren fußen. So stellte die Physik fest, daß durch das Reiben eines Stabes Wärme entstand, ebenso ergab sich, daß durch das Reiben einer Platte Wärme entwickelt wurde. Durch beliebig viele Versuche (Experimente) stellte man dann fest, daß bei allen Körpern, die man rieb. Wärme entstand. So konnte man den Schluß ziehen, daß nicht nur bei dem Stab oder bei der Platte oder bei den anderen Gegenständen, mit denen man den gleichen Versuch' anstellte, Wärme entstand, sondern es ergab sich die Erkenntnis, daß durch Reibung i m m e r Wärme entstehen muß. Dieses Gesetz gilt auch für alle Versuche, die man in Zukunft in dieser Weise anstellen wird. Man ist also vom Besonderen des einzelnen Reibungsversuchs zum Allgemeinen eines physikalischen Gesetzes .hinaufgeführt' worden. Nun wollen wir zu einer noch höheren Art des Schlußfolgerns aufsteigen und das Bilden von S c h l u ß k e t t e n kennen lernen. Das wendet man vor allem in der Debatte an. Ihr habt euch also gestritten, ob Werner ein Lügner sei, weil er das versprochene Gedicht nicht gemacht hat. Werner würde als gewandter Mann mit einer Schlußkette entgegnet haben: Wer lügt, muß eine Unwahrheit vorsätzlich und bewußt aussprechen. 26
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Wem aber trotz bester Absichten nichts einfällt, beweist durch sein ursprüngliches Bemühen, daß er die Absicht hatte, sein Wort zu halten. Wer diese Absicht hat, kann im Augenblick des Versprechens nicht das Bewußtsein haben, daß er sich nicht um die Erfüllung kümmern wolle. Wer also weder Vorsatz noch Bewußtsein der Unwahrheit hatte, lügt nicht. Werner hatte weder Vorsatz noch Bewußtsein der Unwahrheit. Daraus geht hervor, daß Werner kein Lügner ist. Und damit haben wir die letzte Stufe dieses kleinen Collegs erklettert: Die Führung einer Diskussion."
5. Beweis und Diskussion „Alles muß seine Ordnung haben, liebe Klubmitglieder! Und wie ihr es als Indianer beim wilden Durcheinander am Lagerfeuer getrieben habt, wo jeder redete und schrie — trotz aller indianischen Würde —, wo Jeder seine Meinung heraussagte, wann sie ihm gerade in den Sinn kam, und kaum Jemals ein Häuptling seine wohlgesetzte Rede zu Ende brachte, ohne von den Kriegern zügellos unterbrochen und angegriffen zu werden, das muß natürlich im ,Verein zur Pflege der schönen Künste' als überwunden gelten. Hier geht es bei der Führung der Gedanken nach einer strengen Ordnung; wir bauen nicht alle auf einmal kreuz und quer und wie es dem einzelnen gerade paßt. Denn das habt ihr schon gemerkt; Das Ergebnis des allzu großen Kampfeifers der Diskussionsredner besteht meist darin, daß , alle Gesprächsteilnehmer zusammen sprechen und endlich derjenige siegt, der entweder die lauteste Stimme und den längsten Atem hat oder derjenige, der die gröbsten Beleidigungen sagt: Es muß demnach einer da sein, der die Begeisterung der zahlreichen Diskussionsredner in geordnete Bahnen lenkt — ihr braucht einen Vorsitzenden, welcher das Recht hat, das Wort zu erteilen, zu entziehen und die Diskussion zu eröffnen oder zu schließen, der die Reihenfolge der Sprecher, die Dauer ihrer Rede und das Thema überwacht, der gegebenenfalls ' aufpaßt, daß nicht von schielenden Müttern und gestohlenem Hasenfutter, sondern davon -^ 27
gesprochen wird, worüber man sich zur Lösung irgendeiner Aufgabe sachlich unterhalten will. ' Verlieit sich ein sogenannter Dauerredner gar zu sehr ins^. Blaue und macht Ausflüge nach allen Seiten, so daß am Ende kein* Mensch mehr weiß, was zur Debatte stand, so ruft der Herr Präsident ,zur Sache'. Wird ein besonders zorniger Streithansi ausfallend und fängt an zu schimpfen oder zu beleidigen, so weist er ihn ,zur Ordnung' oder er entzieht ihm im Wiederholungsfalle das Wort. Wer aber etwas zu sagen hat und seine gegenteilige oder zustimmende Meinung wohlbegründet zur Geltung bringen mochte, ^ der meldet sich ordentlich zum Wort und versagt es sich, schon. während des Auftritts seines Vorredners seine Ansichten störend' > dazwischenzurufen. Im ruhigen und anständigen Verlauf ihrer Klubsitzunsen beweist eine Gesellschart den Stand ihrer Disziplin und Bildung. Geschrei, Schimpfen oder gar Fäuste sind keine Überzeugungs->-,' mittel; wer wirklich das bessere Recht zu besitzen glaubt, ; vertritt es, indem er es überzeugend vorträgt und sich getrost^*dem abschließenden Urteil der Versammlung unterwirft." „Ich werde Präsident sein!" rief Werner voller Begeisterung,",* „das ist der feinste Posten!" „Mir scheint", wandte ich ein, „daß es so nicht angeht; denn; ^ — nicht wahr? — du möchtest doch Präsident über die anderen Klubmitglieder sein? Da wird es nur anständig sein, diese zu befragen, ob sie ebenfalls den Wunsch haben, dich an ihrei Spitze zu sehen." ^„Nein, wir wollen ihn nicht!" behauptete Margret. „Es ist viel besser, wenn i c h Präsident werde!" „Ich bin der Älteste!" schrie Freddy dazwischen. „Und ich kann Lateinisch!" warf Felix in die Waagschale, „das muß ein Präsident können." Da hatten wir also viel Präsidenten und gar kein Mitglied, das , Weiterbestehen des „Vereins zui Pflege der schönen Künste" schien abermals sehr gefährdet. « „Meine Lieben", sagte ich, „mir scheint, es sind zuviel Wahl^ ' Vorschläge eingegangen, aber wir wollen in der Reihenfolge, in der sie eingetroffen sind, zur Abstimmung schreiten. Wer will Werner seine Stimme geben?" , •'• 5 28
Werner bekam eine einzige Stimme, es war natürlich seine eigene. Ebenso erging es Margret. Freddy hatte zwei Stimmen, denn Werner schien seine Hoffnungen begraben zu haben. " Als aber Felix zur Wahl kam, zeigte es sich, daß der Klub wiedei zur Einigkeit gefunden hatte. Margret und Felix selbst gaben ihre Stimmen sofort ab, Freddy und Werner zögerten noch ein wenig, entschlossen sich aber dann auch und wählten den Lateiner. So wurde Felix Präsident. Er konnte künftigen Diskussionen Vorsitzen und ihre Ordnung überwachen. Und weil der „Verein zur Pflege der schönen Künste" eigentlich zusammengetreten wai, um einen Wettbewerb in der Dichtkunst zu veranstalten, zu welchem aber nur drei garantiert selbstgemachte Gedichte angeliefert worden waren, so schlug ich vor, der Präsident möge die Sitzung eröffnen, indem er angebe, worüber und in welcher Ordnung man sprechen wolle. Felix, der rasch begriffen hatte, setzte also fest:
TAGESORDNUNG Punkt l: Verlesen der Preisgedichte a) von Felix, b) von Margret, c) von Freddy. Punkt 2: Diskussion über die Gedichte, jeder darf seine Meinung äußern. Punkt 3: Abstimmung über den Wert der Gedichte und die Preis Verkündigung. ————————————————— „Bravo, Felix!" rief ich, „das ist ein wackerer Präsident! Ehe ihr aber beginnt, für oder gegen eure Werke zu streiten, will ich euch noch die logische Form zeigen, in der man über Streitfragen diskutiert. Zuerst stellt man eine Behauptung oder einen Streitsatz auf, der auch .These' (griechisch, Behauptung) heißt. Der Gegner wird, falls er nicht mit der Behauptung des Partners einverstanden ist,
den Gegen-Satz bringen oder die ,Anti-These' (griechisch, Gegenbehauptung), Um Zweifel zu vermeiden, erklärt man am besten seine These, indem man diese und ihre Begriffe klarlegt. Sodann zieht man Beweisgründe oder Argumente heran, die entweder feststehende und unbezweifelte Urteile sein können, die der Vernunft einleuchten, odei die von einer Reihe sehr großer Männer festgestellt sind. Wer ein großes Wissen hat, fühl l die Meinung dieser großen Persönlichkeiten, Autoritäten, zur Stützung seiner eigenen Ansicht ins Feld: Das sind die sogenannten .Hilfstruppen. Überzeugender wirken Schlußreihen deduktiver oder induktiver Art, wie wir sie kennengelernt haben. Das sind Schlüsse, die von allgemeinen Sätzen zum besonderen Fall heruntersteigen oder Erfahrungen, die sich vom Besonderen zum allgemein Anerkannten erheben und die Wahrheit vor unser geistiges Auge rücken. Hat man seine Beweiskette geschlossen, faßt man sie noch einmal zusammen und zieht die Schlußfolgerung, indem man die Richtigkeit oder Wahrscheinlichkeit der behaupteten These unterstreicht. So also wird der gelehrige Streithansi seine Meinung vertreten. In der Schule, bei Klassenbeschlüssen, in Vereinen, in Klubs, bei der Wahl eines Obmannes, dann später im Jugendparlament oder als Lehrling in der Betriebsgemeinschaft und endlich einmal im politischen Leben der Parteien gilt es, als aufrechter Kerl für die eigene, wohlüberlegte Meinung einzutreten. Man wird dann, mit der Kenntnis und Beherrschung der logischen Denkart und der klaren durchdachten logischen Diskutierkunst ausgerüstet, ganz anders auftreten können als irgendeiner, der nur verschwommen das Richtige fühlt, es aber nicht an den Mann bringen kann. Selbst wenn er seine ganz vernünftigen Gedanken mühsam vorzubringen versteht, ist er dann jedem gewandten Windbeutel ausgeliefert, der ihn mit ein paar frech jonglierten Sätzen überfährt. Gerade diese Sorte Menschen meint Goethe, wenn er sagt: * ,Mit Worten läßt sich trefflich streiten, Mit Worten ein System bereiten, An Worte läßt sich trefflich glauben, " ^\ Von einem Wort läßt sich kein Jota rauben!*" „In Ordnung!" rief Felix voller Eifer, „aber ich muß dir nun yieder das Wort entziehen, du bleibst nicht beim Thema, lieber 30
Vater. Die Tagesordnung schreibt vor, daß nun ein Gedicht von Felix verlesen wird. Ich erteile mir selber das Wort! Hört zu!" Und er verlas seine Verse, die später auch tatsächlich den Preis bekamen. „Wer immer nur das Dunkle sieht im Leben, dem wird es dunkel auch im Innern sein. Ein junger Mensch muß sich zum Licht erheben und von den dunklen Schatten sich befrefn. Ein lichtes Herz ist wie der Sternenschimmer, der dort am Fnmament durch Wolken bricht, ist wie ein Sonnenstrahl im ßnstern Zimmer, ermutigt den, dem es an Mut gebricht . . . " Und mit diesen wohlgesetzten, wenn auch noch nicht ausgereiften beiden Strophen endete unser kleines Collegium logicum.
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tJmschIaggestaltung: Karlheinz Dobsky
Lux-Lesebogen 6 (Kulturkunde) - Heftpreis 25Pf Natur- und kulturkundhdie Hefte - Bestellungen (viertel]'. 6 Hefte DM 1,50) durch jede Buchhandlung und jede Postanstalt - Verlag Sebastian Lux, Murnau (Oberb.), Seidipark - Druck Greven & Bechtold, Köln - Printed in Germany
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STETS IM B I L D E SEIN! Heute kann es sich niemand mehr leisten, auf den Gebieten der Naturwissenschaft und der Technik nicht oder schlecht unterrichtet zu sein, weil Naturwissenschaft und Technik das Gesicht unseres Weltbildes und den Ablauf unseres Alltags weitgehend bestimmi-n Wer vorwärtskommen, wer etwas erreiche^ will, der muß sich der Fortschritte von Technik und Wissenschaft zu bedienen wissen! Und deshalb sollten auch Sie sich in allen Fragen der Naturwissenschaft und Technik zuverlässig und regelmäßig durch den ORION unterrichten^ lassen
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die führende deutsche
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berichtet in einer Sprache, die jeder versteht: Von den Geheimnissen des Weltalls, seiner Sterne und Atome. Von den Grundlagen und den -neuesten Leistungen der Technik • Von den Gesetzen der Physik und Chemie • Von der Harmonie im Bau der Kristalle. Vom Werden der Erde und ihrer Landschaften • Vom Zauber unserer Heimatnatur und ihrer Geschöpfe. Vom Lebenswunder m Pflanze und Tier • Vom gesunden und kranken Menschen • Von der Schönheit fremder Länder und den Kulturen fremder Volker. Prächtige Ausstattung • Vielfarbige Illustrationen Im Abonnement monatlich 1,60 DM, mit Buchbeilage 2,20 DM, zuzüglich Bestellgeld.
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VERLAG SEBASTIAN LUX MURNAU. MÜNCHEN -INNSBRUCK. ÖLTEN .
Beim Lesen von Zierers abendländischer Geschichte öffneten sich immer wieder Ausblicke in die Räume Jenseits der weitgezogenen Grenzen des Abendlandes und ließen die Ausstrahlungen der abendländischen Welt auf die Reiche des Orients, Asiens Afrikas und Amerikas sichtbar werden Diesen außereuropaischen Groß räumen ist
eine neue Buchreihe von Otto Zierer gewidmet, die die Geschichte und Kultur der gelben Rasse des Islams, Indiens, Afrikas, Ostasiens und des amerikanischen Kon tinents farbig und anschaulich schildert Als erstes abgeschlossenes Werk erscheint die
Geschichte Indiens und des Islam 1 Band „Volker aus Steppen und Wüsten' (2500 vor Chr bis 700 nach Chr ) 2 Band „Kaiser und Kalifen" (700 bis 1500) 3 Band „Die goldenen Tempel" (1500 bis 1760) 4 Band „Gouverneure und Rebellen" (von 1760 bis zur Gegenwart) Jeder Band enthalt Kunstdrucktafeln, historische Karten und im Anhang Anmerkungen, ausführliche Begnffserklarungen Zeittafeln Quellen und Literaturnachweise Die Buchreihe entspricht im Format und Umfang den Banden der abendlandischen Serie „Bild der Jahrhunderte , ist aber in der Einbandfarbe und in der Umschlaggestaltung deutlich abgehoben Jeder Band in Ganzleinen 9,— DM, in Lux Luxuseinband 10,50 DM Prospekte in |eder Buchhandlung und beim Verlag
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