SANTAG Arbeiten und Untersuchungen zur Keilschriftkunde Herausgegeben von Karl Hecker, Hans Neumann und Walter Sommerfeld
Karen Radner
Die Macht des Namens Altorientalische Strategien zur Selbsterhaltung
Band 8
2005
2005
Harrassowitz Verlag· Wiesbaden
Harrassowitz Verlag· Wiesbaden
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Inhalt
Bibliografische Inrormolion Der Deulschen BibliOlhek: Die Deulsche Bibliolhek verzeichnel diese Publiknlion in der DeUlschen Nnlionolbibliogrofie; deloillierle bibliografische DOlen sind im Inlernel über hllp:/Idnb.ddb.de nbrurbor. Bibliographic inrormnlion published by Die Deulsche Bibliolhek: Die DeUlsche Bibliolhek lislS Ihis publicolion in Ihe Deulsche Nnlionnlbibliografie; delOiled bibliographic dOIO is availoble in Ihe inlernel nl hllp:/Idnb.ddb.de.
Informationen zum Verlagsprogramm finden Sie unter http://www.harrassowitz-verlag.de © 0110 Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden 2005 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschUtzt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere fUr Vervielfältigungen jeder Art, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und fUr die Einspeicherung in elektronische Systeme. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier. Druck und Verarbeitung: Hubert & Co., GÖllingen Printed in Germany ISSN 0940-0265 ISBN 3-447-05328-3
Vorwort der Herausgeber ................................................ Danksagung....... ......... ..... ............ . ...... .. ..... ............. .
VII IX
Prolegomena ............................................................ Die Zielsetzung der Arbeit ............................................ Der zeitliche und geographische Rahmen .............................. Die Quellen ........................................................... Der bisherige Forschungsstand .........................................
1 1 2 3 7
Konventionen ............................................................ Zitierweise ............................................................ Datierung ............................................................. Problematische Eigennamen ...........................................
8 8 8 9
Teil A. Grundlagen ...................................................... 1. Das Konzept der Ewigkeit .......................................... II. Das Konzept des Namens .......................................... 11. 1. Der Name als Erkenntnisgegenstand ........................... II. 2. Der Name als Repräsentationsform ............................ 11. 3. Namensträger ................................................. II. 3. a. Personennamen ............................................. Exkurs: Das Problem der Thronnamen ............................ II. 3. b. Haustiernamen ............................................. II. 3. c. Ortsnamen: Städte und Kanäle. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11. 3. d. Gebäudenamen: Tempel, Paläste, Stadtmauern und Tore.... 11. 3. e. Eigennamen von Weihgaben ................................ II. 4. Das semantische Umfeld. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
11 11 15 16 19 25 27 33 35 37 40 42 64
Teil B. Die Macht des Namens.. . . .. .............. . . ... . . . ............... 1. Spuren legen ....................................................... 1. 1. Selbsterhaltung durch Nachkommen ............................ 1. 2. Selbsterhaltung durch Ruhm ................................... 1. 2. a. Königliche Selbstlobhymnen ................................. Exkurs: Jahresnamen und Personennamen in Datumsangaben ..... 1. 3. Selbsterhaltung durch den "geschriebenen Namen" ............. 1. 3. a. Name und Bild .............................................. 1. 3. b. Inschriften ................................................... 1. 3. c. "Falsche" Inschriften ......................................... 1. 3. d. Die sumerische und akkadische Terminologie für "Inschriften" 1. 3. e. Kolophone ................................................... 1. 3. f. Siegelinschriften .............................................. Exkurs: Der "Namensschreiber" ................................... 1. 4. Wer setzt seinen Namen? .......................................
67 70 74 90 101 111 114 114 129 155 161 166 173 175 177
VI
INHALT
II. Spuren lesen - Spuren sichern ...................................... II. 1. Das Annehmen eines alten Namens """",,""""""""" II. 2. Die Rezeption des "geschriebenen Namens" .................... II. 2. a. Die Pflege sichtbarer Inschriften ............................. 11. 2. b. Die Vergesellschaftung eigener Denkmäler mit bereits bestehenden................................................ 11. 2. c. Die Suche nach verborgenen Inschriften und ihre Pflege ..... 11. 2. d. Das Abschreiben von Inschriften ............................ II. 2. d. a. Referenzkopien von verborgenen Bauinschriften ........... II. 2. d. b. Abschriften alter Inschriften .............................. II. 2. e. Resümee: Die Rezeption des "geschriebenen Namens" ....... III. Spuren verändern .................................................. III. 1. Das Auslöschen eines Namens ................................ III. 2. Das Einsetzen eines Namens in neue Kontexte ................ IV. Resümee: Die Macht des Namens.... ............. . .. . .......... . ... Indices .................................................................. 1. Personennamen ................................................... 2. Ortsnamen ....................................................... 3. Götternamen ..................................................... 4. LexeIne ........................................................... 5. Textbelege ....................................................... 6. Sachindex ........................................................ Literaturverzeichnis ..................................................... Abbildungsnachweis ..................................................... Zeittafel der im Text genannten altorientalischen Herrscher ..............
179 179 182 182 190 203 234 234 244 250 252 252 266 271 279 279 283 286 288 291 298 303 338 340
Vorwort der Herausgeber Mit dem hier vorliegenden 8. Band ist Hans Neumann als neuer Mitherausgeber der Serie SANTAG eingetreten. Mit ihm werden unsere Möglichkeiten zur Verarbeitung elektronischer Da.tenträger insofern wesentlich erweitert und erleichtert, als wir nun auch MACManuskripte bequem "im Hause" weiterverwenden können. Es sei in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen, daß der Verlag Harrassowitz für präsumptive Autoren, die mit dem Programm WORD arbeiten, Richtlinien und Ratschläge für eine gleichbleibend professionelle Gestaltung der Druckvorlagen vorhält, die bei den Herausgebern (E-mail
[email protected]) als -.doc oder -.pdf-File erhältlich sind. Daß die Berücksichtigung dieser Richtlinien durch die Autoren die Arbeit der Herausgeber erleichtern und die Qualität der Druckprodukte erheblich verbessern wird, bedarf wohl keines besonderen Hinweises. K. Hecker
H. Neumann
W. Sommerfeld
Danksagung Vorliegende Arbeit ist die leicht überarbeitete Fassung meiner Habilitationsschrift, die im November 2004 von der Fakultät für Kulturwissenschaften der Ludwig-MaximiliansUnivers~tät München angenommen wurde. Ich möchte zunächst meinen Mentoren, Prof.es Dr.es Günter Burkard (Institut für Ägyptologie), Dietz-Otto Edzard, Walther Sallaberger und Claus Wilcke, meinen Dank dafür aussprechen, daß sie mich als Habilitandin angenommen haben. Besonders Herr Wilcke hat trotz seiner zahlreichen anderwärtigen Verpflichtungen nicht gezögert, sich nach dem so unerwarteten Tod von Herrn Edzard am 2. Juni 2004 auch diese Last aufbürden zu lassen; dafür wie auch für seine kritischen, aber immer konstruktiven Bemerkungen zu dieser Arbeit kann ich ihm nicht genug danken. Walther Sallaberger hat die Arbeit von ihren Anfängen an begleitet, in mehreren Fassungen gelesen und mir in zahllosen Gesprächen geholfen, meine Gedanken zu schärfen; dafür und für seinen unerschütterlichen Optimismus danke ich ihm ganz herzlich. Mit Herrn Edzard konnte ich die Arbeit in mehreren langen Unterhaltungen und immer wieder zwischendurch diskutieren; er hat das vollständige Manuskript im März 2004 gelesell. Prof. J. N. Postgate fungierte in meinem Habilitationsverfahren als auswärtiger Gutachter. Ihm und den Herren Burkard, Sallaberger und Wilcke bin ich für ihre freundlichen Gutachten dankbar; bei der Vorbereitung der Arbeit zur Publikation war ich insbesondere bestrebt, ihre Anregungen aufzugreifen. Prof. Dr. Karl Hecker danke ich für sein Angebot, die Arbeit in der Reihe SANTAG zu publizieren, außerdem für seine Bemühungen um die Herstellung der Druckvorlage. An der Erstellung der Indices war Aron Dornauer beteiligt, der außerdem die Bibliographie überprüfte. Die Mittel dafür stellte die Universität München zur Verfügung. Das History Department des University College London, meine neue akademische Heimat, förderte schließlich die Publikation durch die Gewährung eines namhaften Druckkostenzuschuß. Diese Arbeit entstand am Institut für Assyriologie und Hethitologie der Universität München und unter intensiver Benutzung seiner ausgezeichneten Bibliothek. Allen meinen Institutskollegen, insbesondere aber Alexa Bartelmus, Aron Dornauer, Uta Einwaller, Gabriella F'rantz-Szabo, Ursula Hellwag, Anne Löhnert, Walther Sallaberger und dem schmerzlich vermißten Dietz-Otto Edzard, möchte ich dafür danken, daß "unser Institut" mir in den letzten Jahren der denkbar beste Arbeitsplatz war. An meinem zweiten Schreibtisch zuhause saß mir Frans van Koppen gegenüber, der zur Entstehung dieser Arbeit viel mehr beigetragen hat als nur seine assyriologische Kompetenz. München, im Februar 2005
Karen Radner
Prolegomena Die Zielsetzung der Arbeit
Wenn die vorliegende Arbeit in ihrem Titel "die Macht des Namens" beschwört, so ist damit weder ein Beitrag zur Onomastik noch eine Untersuchung zur Namensmagie intendiert. Der Untertitel "Altorientalische Strategien zur Selbsterhaltung" zeigt an, daß es sich um eine Darstellung jener Möglichkeiten handeln soll, die der Name dem Individuum zur Überwindung der physischen Vergänglichkeit und zu seiner Verewigung bietet. Die Arbeit behandelt damit die zentrale altorientalische Strategie zur Bewältigung der Todesfurcht und versteht sich so als Beitrag zur Thanatologie Mesopotamiens. "Wir sterben alle." Mit diesen Worten überschrieb Philippe ARIES den ersten Teil seiner monumentalen Geschichte des Todes. 1 Der Mensch weiß um seine Sterblichkeit. Doch so kulturenübergreifend dieses Wissen ist, so kulturenspezifisch ist der Umgang damit. Im Alten Orient wurde der Hoffnung, die dem Menschen durch seine physische Vergänglichlmit auferlegten Grenzen zu überwinden, große Aufmerksamkeit gewidmet. Die weite Verbreitung der Geschichten um Gilgames, die genau dieses Thema behandeln, vom IU. bis zum I. Jt. und nicht nur in Mesopotamien selbst, sondern auch in Kleinasien, Syrien und an der Levanteküste, illustriert dies wohl am besten; die Kenntnis dieses Stoffes beschränkte sich nicht auf den Kreis gelehrter Schreiber, sondern war allgemein in der al torientaJischen Gesellschaft wei tver brei tet. 2 In den mesopotamischen Keilschriftkulturen konstituieren physische Existenz, Geist und Name das Individuum, die Persönlichkeit. Im Gegensatz zum organischen Körper sind Name und Geist körperlos und deshalb nicht den Regeln der Sterblichkeit unterworfen. Sie eröffnen dem Individuum die Möglichkeit zur Weiterexistenz über den Tod hinaus. Die Vorstellung von der Macht des Namens ist ein Element der altorientalischen Geisteswelt, das über den langen Zeitraum von drei Jahrtausenden konstant bleibt, und eine Vielzahl der uns zur Verfügung stehenden Quellen läßt sich mit dem Wunsch nach der Bewahrung des Namens in Verbindung bringen. Erstes Ziel der Arbeit ist es, die Bedeutung des Namen als zentrales Mittel zur Überwindung der dem Menschen durch seine Sterblichkeit auferlegten Grenzen herauszustellen: Denn während der Geist im Jenseits - der Unterwelt, dem "Land ohne Wiederkehr" - sein Dasein fristet, bindet der Name das Individuum auch nach dem Tode weiterhin ans Diesseits. Um diese Form des Weiterlebens zu gewährleisten, muß der Name so gut wie möglich - mündlich wie auch schriftlich - verankert werden; der Bewahrung des Namens kommt deshalb weit über die Rolle als Gliederungselement von Erinnerung hinaus die Funktion zu, seinen Träger am Leben zu erhalten. lTitel der französischen Originalausgabe: L'homme devant la mort (1977). Die deutsche Übersetzung erschien 1980. 2Vgl. dazu
GEORGE
2003: 17f., 33-39 und
SALLABERGER
2004: 52f.
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PROLEGOMENA
Denn so unterschiedlich die Möglichkeiten auf den ersten Blick scheinen mögen, die einem Menschen zur Absicherung seiner fortgesetzten Existenz über den Tod seines physischen Körpers hinaus offenstanden, in der altorientalischen Geisteswelt war der Name Kernelement aller dieser Wege: Über die Grundbedeutung als Bezeichnung für eine individuelle Entität hinaus und neben der in zahlreichen Kulturen belegten Verwendung als Metapher für "Ruhm" hat der Begriff "Name" im Alten Orient auch die Bedeutungsebene "Nachkommenschaft"; es war für die Mesopotamier der Name, der die Verbindung innerhalb einer Familie über die Generationen hinweg bewerkstelligte, und in gewisser Weise ist diese Verwendung des Terminus vergleichbar mit der Vorstellung von Blut oder - moderner - Genmaterial, das die Mitglieder einer Sippe über die Jahre und Jahrhunderte zusammenhält. Durch den "geschriebenen Namen" wird dem Namen ein künstlicher und nach Möglichkeit haltbarer Körper gegeben, und dies ist der allgemeine Begriff im Sumerischen wie auch im Akkadischen zur Bezeichnung jener Texte, die wir gemeinhin als "Inschriften"3 bezeichnen. Wenn die Verankerung eines Namen mit der gebräuchlichen Floskel "einen Namen setzen" bezeichnet wird, so sind damit die Möglichkeiten von Ruhm, Nachkommenschaft und "geschriebenen Namen" angesprochen. Zweites Ziel der Arbeit ist es, den Umgang mit den einmal gesetzten Namen und dabei - quellenbedingt - vor allem den "geschriebenen Namen" zu beleuchten; der Alte Orient eignet sich aufgrund des langen Zeitraums ungebrochener 'Il'adition besonders gut für rezeptionsgeschichtliche Untersuchungen. Wesentlich sind hierbei einerseits die späteren Bemühungen um das Bewahren der alten Namen, andererseits aber auch ihre Manipulation, um historische Kontinuitäten zu konstruieren. Die Arbeit ist in zwei Teile gegliedert. Der erste Teil ist zwei grundlegenden Konzepten gewidmet, die die Einordnung der Strategien zur Selbsterhaltung in die altorientalischen Lebenswelt erst ermöglichen: dem Namen einerseits und der "Ewigkeit" andererseits. Dieser Teil dient als Fundament für den zweiten Teil, der sich mit den sich daraus ergebenden Möglichkeiten zur Überwindung des beschränkten physischen Lebens und ihren Konsequenzen beschäftigt.
Der zeitliche und geographische Rahmen Die Arbeit stützt sich auf jene schriftlichen Hinterlassenschaften, die in den drei Jahrtausenden vor der Zeitenwende mit Hilfe des Schriftsystems der Keilschrift abgefaßt wurden. Die Keilschrift wurde im Süden Mesopotamiens, des Landes zwischen Euphrat und Tigris, im Laufe des III. Jt. zu jenem Schriftsystem entwickelt, das zunächst zur Aufzeichnung von sumerischen, später auch von akkadischen Texten verwendet wurde. 4 Das Akkadische 3Z ur Verwendung dieses Ausdrucks vgl. S. 129. 4Daß dieser Arbeit AHw. und CAD zugrundegelegt werden, ist selbstverständlich, auch wenn diese akkadisehen Wörterbücher, ebenso wie CDA (= J. BLACI
DIE QUELLEN
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war besonders im II' Jt. die lingua franca im ganzen Vorderen Orient und im östlichen Mittelmeergebiet. Obwohl die Keilschrift für verschiedene andere altorientalische Sprachen adaptiert wurde - in Iran das Elamische (vom III. bis zum 1. Jt.) und das Altpersische (im 1. Jt.) und in Kleinasien das Hurritische, das Hethitische (beide im 11. Jt.) und das Urartäische (im 1. Jt.), gilt meine Aufmerksamkeit jenen Gebieten, in denen die Schriftsprachen' Sumerisch und Akkadisch verwendet wurden. Das Hauptaugenmerk liegt damit naturgemäß auf dem Kerngebiet der Altorientalistik, dem Zweistromland, wo man bis um die Zeitenwende sumerische und akkadische Texte niederschrieb. 5 Den geographischen Rahmen bildet damit das alte Mesopotamien, das Land zwischen den Flüssen Euphrat und Tigris, wobei je nach Quellenlage auch Gebiete einbezogen werden, die außerhalb dieses Kernbereichs liegen. Trotz wechselnder politischer Konstellationen und vieler lokal ausgeprägter Charakteristika und Unterschiede stellt Mesopotamien einen Lebens- und Kulturraum dar,6 und die Macht des Namens ist dabei eines jener Elemente der altorientalischen Geisteswelt, das die Untergliederung des langen Zeitraums in Perioden 7 überwindet, wie(sie~us den/in den Quellen belegten Sprachen und Sprachstufeo/und aus der Ausdehnung und dem Bestand politischer Gebilde abgeleitet wird. So problematisch die konventionellen Periodenzuweisungen wie z.B. "mittelassyrisch" oder "neubabylonisch" sein mögen, sie erlauben die rasche Einordnung einzelner Belege in einen größeren Kontext und werden deshalb in dieser Arbeit als Referenzwerkzeug gebraucht. In der modernen Literatur werden die Bewohner Mesopotamiens meist, je nach lokalem und zeitlichem Kontext, als Sumerer, Akkader, Amurriter, Kassiten, Assyrer, BabyIonier, Aramäer etc. angesprochen, wobei diesen Bezeichnungen, wie auch der Periodisierung, sprachliche und politische Kriterien zugrunde liegen; dabei läßt sich die Suggestion einer ethnischen Zuordnung nicht immer vermeiden. Wenn J.A. BRINKMAN die Bevölkerung Südmesopotamiens im 8. Jh. als zusammengesetzt aus einem Amalgam aus Aramäern, Chaldäern und der Nachfahren der Sumerer, Akkader, Amurriter und Kassiten definiert,B beschreibt er eine sprachliche und kulturelle Vielfalt, wie sie für das Land zwischen Euphrat und Tigris durch alle Zeiten typisch war und ist. Als perioden-, sprachstufen- und staatenübergreifende Bezeichnung für die Menschen des Zweistromlandes im Altertum verwende ich in dieser Arbeit den bewußt artifiziell gehaltenen Terminus "Mesopotamier", analog zu "Ägypter" oder "Europäer".
Die Quellen Obwohl der direkte Strang der mündlichen Überlieferung vollkommen unterbrochen wurde und uns die altorientalischen Kulturen heute nur mehr aufgrund ihrer schrift- und bildgebundenen Hinterlassenschaften erschließbar sind, darf nicht in den Hintergrund tre5Eine Zusammenstellung der letzten Zeugnisse der Keilschrift bietet OELSNER 2002a: 9-15. 60PPENHEIM 1977 ist bis heute als Versuch einer periodenübergreifenden Synthese der Eckpfeiler der mesopotamischen Kultur unersetzt geblieben. 7Z U den Problemen der "general awkwardness of the periodization of Ancient Near Eastern history" vgl. VAN OE MIEROOP 1977: 289-292. 8BRINI<MAN 1984: 11.
4
PROLEGOMENA
DIE QUELLEN
5
ten, daß sie sich durch ein fruchtbares Nebeneinander von schrift- und bildgestützter und von körpergebundener Memorialkultur auszeichneten. Gerade zur Verewigung des Namens wurden alle diese Möglichkeiten verwendet, und die Schwierigkeit, im nachhinein die Bedeutung der verlorenen mündlichen Tradierung angemessen zu würdigen, sollte nicht darüber hinwegtäuschen, daß es sich dabei, auf die gesamte Bevölkerung bezogen, sicherlich um den wichtigsten Faktor in der Gedächtniskultur handelte.
Alltagstexten 14 wie Briefen, Rechts- und Verwaltungsurkunden die einfache Dokumentation und/oder Übermittlung von Daten im Vordergrundj eine spätere Nutzung durch eine sekundäre Leserschaft ist nicht beabsichtigt. Während Urkunden für die gegenwärtige Fragestellung kaum eine Rolle spielen, können Briefe eine außerordentlich wertvolle Quelle sein, um die aus Inschriften und literarischen Kompositionen gewonnenen Informationen zu überprüfen und zu vertiefen.
Für die vorliegende Fragestellung sind besonders die Inschriften - die bereits erwähnten "geschriebenen Namen" - wichtig, außerdem literarische Kompositionen wie Preislieder und Erzählungen. Diese Quellen eröffnen den Blick auf längst vergangene Kulturen, die uns ohne ihr Verständnis weitgehend verschlossen bleiben müßtenj sie sind jedoch nicht nur ein Fenster, sondern auch ein Filter.
Es sind gerade diese Arten von Keilschrifttexten, die nicht ausschließlich von hoch qualifizierten und eigens zu diesem Zweck geschulten Schreibern ver faßt wurden. Im urbanen Milieu der mesopotamischen Städte waren vom späten Ur. Jt. an viele Menschen in der Lage, auch ohne die Hilfe professioneller Schreiber bei Bedarf Briefe und Urkunden eigenständig zu schreiben,15 und die Fähigkeit zu lesen war unter den Bewohnern Mesopotamiens stets noch beträchtlich weiter verbreitet als die Fähigkeit zu schreiben. 16 Für die alltägliche schriftliche Kommunikation reichten z.B. im altbabylonischen Schriftsystem etwa 200 Zeichen, die altassyrische Ausformung der Keilschrift kam sogar mit rund 100 Zeichen aus, und auch in den jüngeren Perioden wurde für Gebrauchstexte ein eingeschränktes Zeichenrepertoire verwendet, dessen Beherrschung keine jahrelange spezialisierte Ausbildung voraussetzte, um Texte lesen, aber auch schreiben zu können,17
Denn gerade Inschriften und literarische Kompositionen wurden nicht von jedermann nach Belieben verfaßt, sondern von einer Gruppe hoch spezialisierter Handwerker, die im Dienste der herrschenden Elite stand: den Schreibern. Den Blick auf Mesopotamien werfen wir also durch die Augen dieser Schreiber und ihrer Auftraggeber. Während sich die WeItsicht der Schreiber gelegentlich in literarischen Werken widerspiegeln konnte,9 ist prinzipiell immer mit der Einflußnahme ihrer Dienstherren auf die Abfassung von Texten zu rechnenj diese findet abhängig von der Natur des Textes ihren mehr oder weniger dominanten Niederschlag. So ist gerade im Falle von Königsinschriften und Königshymnen zu erwarten, daß die vom Herrscher vertretenen und durch ihn zu repräsentierenden Vorstellungen bei ihrer Abfassung eine gewichtige Rolle spieltenj die Quellen bestätigen dies. lO Den Hymnen und den auf Denkmälern angebrachten Inschriften ist gemein, daß sie - neben den Göttern - bewußt an ein zeitgenössisches und zukünftiges Publikum gerichtet sindj spätestens ab der Zeit der r. Dynastie von Larsa ll wurden auch Bauinschriften mit der Erwartung deponiert, daß sie in der Zukunft rezipiert werden würden. Die Tatsache, daß gerade die Kommunikation mit kommenden Generationen eine zentrale Aufgabe dieses Textmaterials darstellt,12 steht im Zentrum dieser Arbeit. Es steht außer Frage, daß Inschriften und literarische Kompositionen Zeugnisse für das Selbstverständnis altorientalischer Herrscher, ihre Legitimation, ihr Verhältnis zu den Göttern, aber auch zu den Untertanen und für das Konzept von Königtum überhaupt sindj in der vorliegenden Arbeit kommen diese Themen jedoch bloß am Rande zur Sprache. 13 Anders als im Falle von literarischen Kompositionen und Inschriften steht bei °Wie z.B. in der sehr positiven Bewertung des Amtes eines Palastschreibers in der Komposition Gi/games, Enkidu und die Unterwelt (vgl. dazu S. 83) oder in der Endpassage der Unterweltsvision eines assyrischen Prinzen wo die(aus der Vision des Prinzen gewonneneillEinsichten und Vorsätze des SchreiI bers den Text beschließen (SAA 332 Rs. 33-35).
In der Ur lU-Zeit und in der altbabylonischen Zeit durchlief jeder Beamte eine Schreiberausbildung und teilte so mit dem Tempelpersonal und den gelehrten Verfassern wissenschaftlicher und literarischer Texte das Wissen um die kulturellen Eckdaten der altorientalischen Welt j18 die "höhere Allgemeinbildung" umfaßte neben der Beherrschung des Sumerischen und des Akkadischen die Vertrautheit mit literarischen Kompositionen wie den Erzählungen um Gilgames, Enmerkar oder die Könige von Akkad und mit dem Inschriftenmaterial und den Preisliedern der herrschenden Dynastie wie auch ihrer Vorgänger. Allen Absolventen der Schreiberausbildung war somit ein Bildungskanon zu eigen, der sie zu einer Textgemeinschaft {"textual community")19 werden ließ. Mit dem Untergang des altbabylonischen Reiches ging auch das Verschwinden der "klassischen Allgemeinbildung" einher: 2o Die einheitliche Ausbildung von zukünftigen Verwaltungsbeamten und Gelehrten scheint in nachaltbabylonischer Zeit nicht mehr zu 14Für eine Definition der "Textzeugnisse des Alltags" vgl. SALLABERGER 1999b: 2. 16Dies läßt sich fUr die Ur III-Zeit und die altbabylonische Periode sicher nachweisen (WILCI<E 2000: 22, 33) und ist auch rur die vorangehenden Perioden wahrscheinlich: So findet WILCI<E 2000: 48 Argumente rur die Annahme, "daß diese Entwicklung [d.h., die Ausbreitung der Fähigkeit des Lesens und Schreibens in den mesopotamischen Städten] zumindest in die Akkadzeit zurückreicht." IOYgl. PARPOLA 1997: 321 und WILCI<E 2000: 48f.
IOYgl. dazu S. 151.
17Ygl. dazu LARSEN 1987: 219f., WILCI<E 2000: 33 und MAUL 2003b: 66.
llZur erweiterten Aufgabe der Bauinschriften seit dieser Zeit vgl. Abschnitt B.II.2.c.
18Ygl. dazu z.B. Mlcl-IALOWSI{1 1991: 5lf.
12Und nicht vorrangig die Dokumentation von historischen Daten, vgl. LlvERANI 1973 und dazu YAN DE MIEROOP 1997: 298.
lODer Begriff geht auf den Mediävisten Brian STOCK zurück, der "textual communities" als "microsocieties organized around the common understanding of a script" definiert, z.B. in B. STOCK, Listening tor the Text. On the Uses 0/ the Past (1990) 23. Auf den Alten Orient wurde der Begriff von COOPER 1993: 13 und YELDHUIS 1997: 143 angewandt.
13 Aus der reichen Literatur zu diesem Thema seien nur einige wichtige Arbeiten aus der letzten Dekade herausgegriffen: CANcIK-l(mscHBAuM 1995; BRAUN-HoLZINGER/FRAHM 1999; FRANI<E 1995; MAuL 1999c; SALLABERGER 2002c; SELZ 1998; STEINKELLER 1999; J.G. WESTENHOLZ 2000a; WILCI<E 2002b.
20 Nicht aber eine grundlegende Veränderung der Schreiberausbildung, vgl. dazu Anm. 510.
6
DER BISHERIGE FORSCHUNGSSTAND
PROLEGOMENA
existieren;21 das Sumerische war nun ausschließlich eine Wissenschafts- und Kultsprache, deren Beherrschung für die Angehörigen des Verwaltungsapparates nicht mehr notwendig war, aber für die Gelehrten eine Selbstverständlichkeit sein mußte: Die Textgemeinschaft, die sich das gesamte Korpus der Keilschriftliteratur erschließen konnte, war kleiner geworden. Vorrangig für deren Belange wurde das ~ur Niederlegung der akkadischen Sprache verwendet~Schriftsystem durch die Einführung von zusätzlichen Silbenwerten stark erweitert, die von der Lesung der Zeichen im Sumerischen abgeleitet waren: In der neuassyrischen Zeit sind z.B. gut 1000 Zeichen in Gebrauch. Dieses komplexe System ermöglichte es einem gelehrten Schreiber, seinem Text etwa durch Verwendung von kryptographischen Schreibungen, dieQn Kenntnis der sumerischen Bedeutung der verwendeten)Silbenzeichen die Bedeutung des geschriebenen Wortes ergänzten und vertieften, zusätzliche Bedeutungsebenen zu verleihen, und die Mehrdeutigkeit der Schriftzeichen gestattete einem dementsprechend vorgebildeten Leser eine weit über den Wortsinn hinausgehende Exegese,22 die die Verwendung eines einfacheren Notationssystems nicht erlaubt hätte; in ihren weitreichenden Möglichkeiten zur Schriftinterpretation ist ein ganz wesentlicher Grund zu sehen, warum die Keilschrift auch im I. Jt. nicht zugUllsten der parallel verwendeten Alphabetschrift aufgegeben wurde. 23 Ohne eine hoch spezialisierte Ausbildung waren die Feinheiten der keilschriftlichen Notation allerdings nicht zugänglich, und entsprechend wird ihre Fähigkeit, verborgenes Wissen zu deuten, von Schreibkundigen besonders unterstrichen. 24 Die Niederschrift, Lektüre und Ausdeutung "gelehrter" Texte waren damit in nachaltbabylonischer Zeit einer Textgemeinschaft von wenigen, besonders ausgebildeten Wissenschaftern vorbehalten. 25 Daß aber auch noch im I. Jt. die Fähigkeit, die Keilschrift zu lesen und im Bedarfsfall einfache Texte zu schreiben, in der urbanen Bevölkerung weitverbreitet war, wurde bereits festgestellt: Das Beispiel eines Briefes, den ein neuassyrischer Verwaltungsbeamter selbständig ohne Schreiber abfassen konnte,26 illustriert dies besonders gut. 21VOLI< 2000: 4f. 22Grundlegend dazu CAVIGNEAUX 1987, MAUL 1999b: 6-14 und MAUL 2003b: 68-74 (mit Belegery). Für ein frühes Beispiel aus Sippar-Amnänum aus der Zeit AmmT-f?aduqas von BabyIon (1550-1530), das einen Text syllabisch und kryptographisch wiedergibt, vgl. DE MEYER 1989. Vgl. auch REINER 1995: 7, MICI-IALOWSI(I 2003a: 141, 150 (Anm. 37) und - zu den auffälligen Schreibungen in den an andere Schreiber gerichteten Kolophonen - HUNGER 1968: 4f. und HUNGER 1980-83: 187. 23CI-IARPIN 2002a: 38 betont aber sicherlich zurecht, daß schon die zunehmende Erweiterung der Möglichkeiten der Keilschrift ab der Mitte des H. Jt. als Reaktion auf die aufl
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Das tägliche Schreiben und Lesen im Verwaltungsbereich war im Normalfall in allen Perioden - wie in anderen Kulturkreisen auch - ganz an entsprechend geschultes Personal delegiert, und durch ihre besondere Stellung konnten Schreiber deshalb durchaus auch ein Hindernis für den Informationsfluß darstellen. Daß diese Meinung zumindest bei den Untertanen des assyrischen Königs bestand, belegt ein Brief an Asarhaddon (680-669), den der .Absender folgendermaßen beschließt: "Wer auch immer Du bist, 0 Schreiber, der Du (diesen Brief) liest: Verstecke (ihn) nicht vor dem König, Deinem Herrn! Sag Gutes über mich zum König, (dann) mögen Bel und Nabu Gutes über Dich zum König sagen!"27 Asarhaddons Fähigkeit zu lesen und zu schreiben ist erwiesen. 28 Daß des Bittstellers Wunsch deswegen dennoch an die richtige Adresse gerichtet war, zeigt ein anderer Brief aus der Korrespondenz dieses Königs: 29 Um den Vorwurf auszuräumen, er lese seine Post überhaupt nicht, beruft sich Asarhaddon darin auf seinen Sekretär (bel temi) , der eine Vorauslese der Korrespondenz durchzuführen hatte. 3D
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( I,
Daß die Schreiber - als Einzelpersonen und als Vertreter einer Textgemeinschaft - für die Existenz und Auswahl der auf uns gekommenen Texte verantwortlich sind, (darf bei der Auswertung ihrer schriftlichen Hinterlassenschaften nie außer Acht gelassen 'werden, f ebensowenig wie die Tatsache, daß sie dabei oft von den Absichten ihrer Dienstherren gelenkt wurden. Gerade im Kontext der hier behandelten Thematik, der Perpetuierung des Namens als Weg zur Verlängerung einer sterblichen Existenz über deren Tod hinaus, erweist sich die Möglichkeit der Kontrolle von Schreibern und Geschriebenem als besonderes Machtmittel, das den mesopotamischen Herrschern ein wichtiges Instrument für die Gestaltung der altorientalischen Lebenswelt in die Hand gab.
Der bisherige Forschungsstand Die vorliegende Arbeit kann sich auf die Ergebnisse der stetig fortschreitenden Editionstätigkeit der Keilschriftquellen stützen. Nachdem aber für die vergleichsweise junge Disziplin der Altorientalistik verbindliche Standardeditionen weitestgehend fehlen, kann auf ausführliche Textzitate, die in Umschrift und (oft kommentierter) Übersetzung gegeben werden, nicht verzichtet werden. Obwohl die Arbeit ihrer Thematik nach eine kulturhistorische Betrachtung ist, steht der philologische Zugang zu den Quellen im Vordergrund. Der Gegenstand der Arbeit verknüpft Themen, die seit jeher im Zentrum der altorientalischen Forschung stehen. Zu nennen sind hier besonders das Zusammenspiel von mündlichen und schriftlichen Tradierungsformen, die Totenpflege und der "Sitz im Leben" 27 SAA 16 32 Rs. 17-22: man-nu at-ta LU.A.BA ~a ta-sa-su-u-ni TA * IGI LUGAL EN-ka La tu-pa-' zar-' ta-ab-ti ina IGI LUGAL qi-bi EN d AG ta-ab-ta-ka ina IGI LUGAL Liq-bi-u. Ein weiterer Brief an diesen König, allerdings in babylonischer Sprache, mit dem sich ein Bittsteller der UnterstUtzung Asarhaddons in einer Streitsache versichern wollte, schließt mit einer langen Liste von Flüchen, die sich gegen denjenigen richten, "der diese Worte abändert" (SAA 18 24: 12': sa da-ba-bu an-na-a DAL-U); auch damit ist sicherlich der Schreiber angesprochen, der das Schreiben dem König vorbringen sollte.
28PARPOLA 1983: 196. 29SAA 166.
30ZU diesel' Thematik vgl. QpPENHEIM 1965 und, speziell zur Situation in der altbabylonischen Zeit, CHARPIN 2002a: 38f.
KONVENTIONEN
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der Inschriften. Wenn hier der Versuch unternommen wird, diese und andere Punkte von einer Warte aus zu betrachten und sie alle in ihrer Bedeutung für die Verankerung des Namens und damit die Erhaltung des Selbsts zu bewerten, so sind hier die entsprechenden Überlegungen von F.R. KRAUS (1960) und Claus WILCKE (1982, 2002) prominent zu erwähnen, die gleichsam als Prolegomena dieser Arbeit zu verstehen sind, wenn sich auch meine ersten Gedanken zu dieser Materie unabhängig von den genannten Aufsätzen geformt haben. Die vorliegende Arbeit ist die erste Monographie, die der Thematik gewidmet ist. Indem die Arbeit auch dem späteren Umgang mit den alten Namen gewidmet ist, berührt sie sich thematisch in zentralen Punkten mit jenen Arbeiten, die sich mit den Ausdrucksformen der Erinnerung in der altorientalischen Gesellschaft beschäftigen. In den letzten Jahren erlangte dabei das von Maurice HALBWACHS geprägte Konzept des memoire collective insbesondere durch die einflußreichen Arbeiten von Jan ASSMANN (1992 und öfter) einige Bedeutung in den Altertumswissenschaften und auch in der Altorientalistik; zu nennen ist hier insbesondere die Arbeit der Religionswissenschafterin Gerdien JONKER (1995). In der vorliegenden Arbeit ist der Kontext, in den(die Rezeption älteren Materials gestellt wird, überwiegend die Reflexion über die eigene Selbsterhaltung und die Konstruktion von historischer Kontinuität. 31
PROBLEMATISCHE EIGENNAMEN
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Chronologie von H. GASCHE, S.W. COLE, J.A. ARMSTRONG und V.G. GURZADYAN, die den Fall Babyions im Jahr 1499 ansetzen. Damit soll freilich nicht impliziert werden, daß mit diesem Vorschlag die absolute Datierung für das II. Jt. zweifelsfrei etabliert wäre: Die Angabe absoluter Datierungen geschieht in dieser Arbeit aus Gründen der besseren Übersichtlichkeit und ohne die Überzeugung, daß das Problem der absoluten Chronologie Mesopdtamiens gelöst wäre. 33 Dabei soll insbesondere die Angabe von Regierungsdaten nach einem einheitlichen System dem Leser die schnelle relative Positionierung der zahlreichen Herrscher zueinander erlauben, die in dieser Arbeit genannt werden; einen Überblick verschafft die Zeittafel am Ende dieser Arbeit. 34 Aufgrund der noch immer ungelösten Probleme der Anbindung jener Herrscher, die der III. Dynastie von Ur vorangingen, werden für diese keine absoluten Daten angegeben; auf sie verweisen die Termini "frühdynastisch" und, für die Periode der Könige von Akkad, "sargonisch." Gelegentlich wird der Begriff "neusumerisch" verwendet; damit ist die Zeit der ,,11. Dynastie" von LagaS, deren bekanntesten Vertreter Gudea darstellt, und der III. Dynastie von Ur gemeint.
Problematische Eigennamen
Konventionen Zitierweise Textzitate in sumerischer Sprache sind gesperrt gesetzt; Zeichen mit ungeklärter Lesung sind dabei in Kapitälchen angegeben. Bei der Wiedergabe des Sumerischen wird g = Ingl verwendet, nicht aber ein eigenes Zeichen für Id r I, nachdem dieses Phonem schon in der altbabylonischen Zeit nicht mehr in der Schrift realisiert wurde. Textzitate in akkadischer Sprache sind kursiv gesetzt; Sumerogramme und Wortzeichen in akkadischen Zitaten werden in Kapitälchen wiedergegeben. Akkadische Nomina werden prinzipiell mit Mimation am Wortende angegeben, auch wenn diese im Sprachgebrauch der nachaltbabylonischen Zeit entfällt; nur jene Nomina, die ausschließlich in den jüngeren Sprachstufen belegt sind, werden ohne Mimation angesetzt.
Datierung Alle in dieser Arbeit genannten Zeitangaben, sofern sie sich nicht auf moderne bibliographische Angaben beziehen, meinen die Zeit v. Chr., ohne daß dies eigens angegeben werden muß. Während die Verwendung absoluter Daten für das 1. Jt. unproblematisch ist,32 richtet sich die Angabe der Regierungsdaten der Herrscher des II. Jt. nach der verkürzten
Die Interpretation und damit auch die Lesung einiger altorientalischer Personennamen wird bis heute kontrovers diskutiert; hier begründe ich meine Wahl für einige wichtige Einzelfälle. Wenn ich den Namen des ~urch seine "Reformtexte" bekanntell) frühdynastischen Stadtfürsten von LagaS mit Irikagina "Stadt des zuverlässigen Mundes (Ausspruchs)" wiedergebe, schließe ich mich damit Dietz Otto EDZARD an. 35 Die Realisierung des Namens verschiedener elamischer Herrscher ist bis heute unklar; für den Namen des bekannten Zeitgenossen Ur-Nammas von Ur ziehe ich anstalt der in der Sekundärliteratur eingebürgerten akkadischen Lesung Puzur-Insusinak die wahrscheinlichere elamische Umsetzung Kutik-Insusinak vor.
33Das besondere Verdienst der Väter der" Ultrakurzen Chronologie" (GAscHE et al. 1998a) ist gerade in der Wiederbelebung der erlahmten Diskussion um die absolute Chronologie Vorderasiens und die relativen BezUge der einzelnen Dynastien zueinander zu sehen; eine Lösung ist noch nicht in Sicht, doch wurden in den letzten Jahren eine Vielzahl an neuen Arbeiten zu diesem Thema publiziert, vgl. READE 2001 (weitere Argumente fUr die ultrakurze Chronologie), P. HUBER 1999-2000 (falls die - problematischen - astronomischen Daten ernst genommen werden, komme nm die ultralange Chronologie in Frage), HUNGER 2002 (stellt die Irrelevanz bestimmter astronomischer Daten heraus) sowie die Beiträge der Konferenzakten zweier Symposien in Ghent 2000 (publiziert in der Zeitschrift Akkadica 119-120,2000) und Wien 2002 (I-I. I-IuNGER/R. PRUZSINSZI
31 Eine ausfi1hrlichere forschungsgeschichtliche Einordnung und Verortung der Arbeit findet sich in der Einleitung zu Teil B.
34Die Angaben dieser Zeittafel beruhen auf der GASCHE et al. 1998a beigegebenen, chronologischen Übersichtskarte mit den Korrektmen rur die frUhen assyrischen Herrscher in GASCI-JE et al. 1998b: 4.
32Vgl. die entsprechenden Zusammenstellungen von BRINI<MAN 1977.
35EDZARD 1991b; zur bis heute währenden Kontroverse vgl. zuletzt BAUER 1998: 475-477.
KONVENTIONEN
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Wenn ich den Namen des berühmten alt babylonischen Herrschers über Babyion als lj:ammu-räpi ansetze, dann folge ich darin den Argumenten von Michael STRECK, der diesen amurritischen Namen als (Ammu-räpi' "Der Vaterbruder ist ein Heil(end)er" deutet. 36 Je nach Kontext ist in den Keilschriftquellen von SamsI-Addu oder SamsI-Adad die Rede, wenn der erfolgreiche Herrscher von Ekallätum gemeint ist, der sich in Nordmesopotamien ein Großreich aufbauerV konnte; ich verwende hier wegen der entsprechenden späteren Rezeption durch die assyrischen Könige die akkadische Form und bezeichne den Herrscher - anachronistisch - als SamsI-Adad 1., obwohl wir wohl annehmen können, daß der König von seinen Zeitgenossen mit der amurritischen Namensform SamsI-Addu angesprochen wurde.
Teil A. Grundlagen In diesem Teil der Arbeit wird zunächst knapp die altorientalische Vorstellung von der Ewigkeit und ihre enge Verbindung mit der Idee der Wahrheit umrissen, bevor dann das Konzept des Namens dargestellt wird.
•
I. Das Konzept der Ewigkeit
Das Ziel der Selbsterhaltung im Alten Orient war die diesseitige Verewigung der eigenen Person. Inwieweit die Mesopotamier die Ewigkeit als konstituierenden Bestandteil ihrer Realität betrachteten, soll im folgenden kurz im Kontext der Frage nach der Art und Weise, wie in den altvorderasiatischen Kulturen Zeit empfunden und erlebt wurde, dargestellt werden. In der altorientalischen WeItsicht steht in der Regel nicht die Akzentuierung von Veränderungen und Entwicklungen im Vordergrund, sondern die Beobachtung von Zuständen. Ausgehend von den Abläufen der Natur, die unabänderlich und von ewigem Bestand erscheinen, fordert und fördert diesrine Betonung all dessen, was als unveränderlich und dauerhaft betrachtet wird, und geht einher mit seiner positiven Bewertung. Das "Bwige" wird zum grundlegenden Element der mesopotamischen WeItsicht und im Akkadischen mit den Ausdrücken därum 37 und ~iätum38 und im Sumerischen mit u I bzw. u l-lf - a 39 und dem akkadischen Lehnwort d a- rf40 wiedergegeben. 41 Weder die sumerische noch die akkadische Sprache kennen ein Wort, das unserem allgemeinen Begriff "Zeit" entspräche. 42 Einer der Aspekte, die unser Zeitbegriff abdeckt, ist der des astronomisch und durch Erfahrung strukturierten Phänomens, die" berechenbare 37 Gebildet als Partizip des Verbums darum "ewig dauern"; dazu auch die Ableitungen däris "fUr immer", därftum und dämm "Ewigkeit", vgl. AHw. und CAD s.v. und vgl. KRAUS 1960: 124 Anm. 51. 38 AHw.
1096f. s.v. ~iätu(m), ~atu; CAD $ 116-119 S.v. ~atu.
300as Element ul fällt dadurch auf, daß es nie redupliziert wird (ATTINGER 1993: 161); sein Verhältnis zu ul-I f - a ist bisher unklar: 0.0. EDZARD (pers. Mitteilung) sieht in ul-I f - a ein Lehnwort zu aide ullf-, (vgl. AHw. 1408 s.v. ul/a B, 1409 S.v. ulliS und 1410 s.v. ullil(m) I B). Claus WILCI<E (pers. Mitteilung) hält es fUr möglich, in u I-I f - a eine unorthographische Schreibung CUr *u 1- e - a zu sehen (vgl. STEIßLE 1982: I 209: En.I 35 v 5: u4-ul pa-e-a; vgl. dazu WILCI<E 1982a: 32); damit wäre eine Verbindung zu ~iätum (von akk. wa~ilm = sumo e) gegeben. Sowohl u I wie auch u I-I f - a sind sehr häufig in Verbindung mit U4 "Tag" belegt (für Belege vgl. z.B. BEHRENS/STEIDLE 1983: 344 S.V. U4 B 1-4). n f g - u I / n f g - u I-I f - a "Ewigkeit" ist z.B. in der Geier-Stele des frilhdynastischen Stadtfilrsten Eannatum von LagaA (STEIßLE 1982: I 124: Ean. 1 vi 6) und in einer Selbstlobhymne Sulgis von Ur (Bulgi B: 1, vgl. KLEIN 1981a: 46 Anm. 101) bezeugt. 40 Zur Entlehnung von aide därum als d a- r f ins Sumerische vgl. BAUER 1998: 437. Allgemein zur Entlehnung von akkadischen Wörtern in die sumerische Sprache vgl. EDZARD 2003: 178 und G. STEINER 2003. 41ZU den vergleichbaren ägyptischen Begriffen n~l~l und eJ,t vgl. ASSMANN 1975: 11-18 und ASSMANN 1991: 39-46. '
36STRECI( 1999b.
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Ygl. WILCI<E 1982a: 33 und RENGER 2002: 6. Nicht anders ist die Situation in Ägypten, vgl. ASSMANN 1991: 35.
A.
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GRUNDLAGEN
Zeit" oder "objektivierte Zeit" .43 Dieser Aspekt der Zeit wurde von den Mesopotamiern selbstverständlich wahrgenommen und durch die Vergabe diverser Bezeichnungen gegliedert und verwaltet;44 das Loslösen der berechenbaren Zeit von der erfahrenen Zeit steht dabei in engem Zusammenhang mit den Bedürfnissen der Wirtschaft,45 und als grundlegende Zeitbegriffe dienen auf wahrnehmbare Erfahrungswerte bezogene Ausdrücke wie "Tag", "Monat" und "Jahr". Die Ewigkeit wird von diesen Zeiteinheiten nicht unterteilt. 46 Vergangenes wie Zukünftiges stellte man sich als im Jenseits - der "Unterwelt", wo die Geister der Verstorbenen weilten (vgl. Teil A.II.2.) - gegenwärtig vor: 47 Wenn der Sonnengott SamaSjUtu tagtäglich aufs Neue eine Reise durch Diesseits und Jenseits machte,48 dann ist sein Aufenthalt in der Welt der Menschen identisch mit dem Tag, dessen Dauer durch Sonnenaufgang und Sonnenuntergang definiert wird; sein nächtlicher Aufenthalt in der Unterwelt ist dagegen identisch mit dem möglichen nächsten Tag, also der unmittelbaren Zukunft,49 gleichzeitig aber auch mit dem bereits vergangenen Tag. Die Idee, daß die Zukunft in der Unterwelt gegenwärtig sei, bedingte, daß alle Formen der Zukunftsschau die Kommunikation mit dem Jenseits verlangten; ebenso hatten Träume, die als Hinweise auf kommende Ereignisse galten, nach der altorientalischen Vorstellung dort ihren Ursprung. 50 Für das Nebeneinander von Vergangenheit und Gegenwart finden sich in den schriftlichen und materiellen Hinterlassenschaften Mesopotamiens immer wieder Belege. So behandeln topographische Texte des 1. Jt. wie Sargons Geographie und die Babylonische Weltkarte Jahrhunderte alte Daten völlig gleichrangig mit aktuellen Angaben,51 archaische und zeitgenössische Schriftzeichen formen werden gelegentlich in einem Text nebeneinander verwendet,52 und auf den assyrischen Palast reliefs finden sich exakte Wiedergaben von 43SELZ 1999: 466. SALLABERGER 2002a: 51 gebraucht dafilr die Bezeichnung "kosmische Dimension der Zeit". Interessant sind in diesem Kontext die Bemerkungen von ROBSON 2004: 49-58, 82 zu den Bemilhungen, Mondjahr und Sonnenjahr zu harmonisieren, zusätzlich aber auch noch mit dem "idealen Kalender", den nach Enüma elis der Gott Marduk in Form von zwölf Monaten je dreißig Tage geschaffen hatte, in Übereinstimmung zu bringen. 44Vgl. zuletzt REN GER 2002: 7-17 und SALLABERGER 2002a: 52-55, 68-70; vgl. auch WILCI<E 1982a: 33. 45ENGLUND 1988: 122. 4ßVgl. dazu SELZ 1999: 469. 47Wie in vielen anderen Sprachen wird auch im Sumerischen und Akkadischen alles Zeitliche in seiner sprachlichen Darstellung räumlich positioniert, vgl. STRECK 2003b: 429-431. 48Zur strukturell parallelen Rolle des Sonnengottes in Ägypten vgl. ASSMANN 1991: 47-58 und der Sonnengöttin in Ugarit vgl. HEALEY 1980: 239f. '
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Vgl. dazu STEINKELLER 2005: Abschnitt 3.
50Im Detail besprochen von STEINKELLER 2005: Abschnitt 3. 51 JONKER 1995: 41-48. Zu Sargons Geographie vgl. HOROWITZ 1998: 67-95 (Edition), LIVERANI 1993: 64-67, LIVERANI 1999-2001; zur Babylonischen Weltkarte vgl. HOROWITZ 1998: 20-42 (Edition). 52Zur Verwendung von archaischen Zeichen formen in neubabylonischen Texten vgl. z.B. MAUL 1999a: 31H. (BM 50503: Kultordnung fUr den Tempel des Samall in Sippar) und KREBERNII< 2001: 240f. (fIS 1512: Gebetsbeschwörung; eventuell schon in mittelbabylonischer Zeit abgefaßt). Davon unterschieden werden müssen Abschriften von alten Texten, in denen der Duktus der Vorlage übernommen wird, vgl. etwa A. WESTEN HOLZ 2000: 545 (neubabylonische Abschrift einer Inschrift des sargonischen Königs Sar-kali-sarrT) .
1. DAS KONZEPT DER EWIGKEIT
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zeitgenössischen Objekten neben Motiven, die sich an der traditionellen Darstellungsweise orientieren und nicht im Mindesten auf die aktuellen Gegebenheiten Rücksicht nehmen. 53 Realität, wie sie in Wort und Bild wiedergegeben wurde, entsprach im Alten Orient nicht dem Ideal einer durch die Naturwissenschaften objektiv meßbaren Wirklichkeit, sondern, dem Ideal der zeitneutralen Wahrheit, das mit dem sumerischen Begriff ge. n und seiner akkadischen Entsprechung kfnum "wahr" bezeichnet wird und gleichzeitig auch "fest" bedeutet: Er charakterisiert das Beständige und Unabänderliche. Mit "Wahrheit" (akk. kittum = sumo nig-ge-na sind nicht (nur) sachlich und historische korrekte und kontrollierbare Fakten gemeint, sondern das, was den für alle Zeiten festgelegten Normen der altorientalischen Gesellschaft entspricht. 54 Die in Inschriften und Selbstlobhymnen gebotenen Aussagen sind an diesem Maßstab zu messen und werden deshalb explizit als" wahr" bezeichnet: Entsprechende Beteuerungsformeln sind seit der sargonischen Zeit üblich. 55 Das Streben nach Wahrheit ist nicht die Annäherung an eine unerreichbare utopische Wunschvorstellung. Ihre Umsetzung war Privileg und Pflicht eines jeden mesopotamischen Herrschers, der sich darin von den Göttern beauftragt und unterstützt sah. 56 Die häufige Betonung "Was keiner vor mir je getan hat, habe ich getan"57 in den schriftlichen Zeugnissen der altorientalischen Könige widerspricht dieser Sichtweise nicht, weil damit immer die Realisierung eines von jeher vorbestimmten Konzepts gemeint ist; Reformen ~3Filr einen Vergleich der dargestellten Realien mit erhaltenen Originalen vgl. I-IRouDA 1965: 119-137;
zur Darstellung von Bewohnern des Zagrosgebirges auf den Palastreliefs Sargons 11. von Assyrien (721705), deren Ti'acht der Wiedergabe der Feinde des sargonischen Königs Naräm-Sin auf dessen über eineinhalb Jt. älteren Stele entspricht, vgl. WÄFLER 1975: 266f. und J.G. WESTENHOLZ 2000a: 103f. MGrundlegend dazu sind die Bemerkungen von LUDWIG 1990: 54-59, die die Bedeutung von sumo ge. n = akk. kfnum und seines negativen Pendants sumo I u I = aide sarrum im Rahmen der Königsideologie analysiert; zur Gilltigkeit des Konzepts speziell in altbabylonischer Zeit vgl. PIENTKA 1998: 248 (mit älterer Literatur). 55Vgl. dazu FRANI<E 1995: 144f., 251, LUDWIG 1990: 54-59 und - filr die ßeteuerungsformel im Inschriftenwerk Nabopolassars von Babyion (625-605) - BEAULIEU 2003b: 3f. Denselben Zweck wie diese Beteuerungsformeln verfolgen in den assyrischen Inschriften Eide (z.B. 3R 14: 23-26: Sanherib [704-681]) bzw. Flüche gegen Zweifler (z.B. RIMA 2 A.0.101.17 v 96-103 und A.0.101.50: 41-44: Assurnasirpal II. [883-859]). 5ßVgl. dazu etwa die Aussage Adad-nerärTs II. von Assyrien (911-891) in einer Inschrift: "Die großen Götter, die Entscheidungen zu Ende bringen, die die Schicksale beschließen, haben mich, Adad-neräri, den ehrfUrchtigen Fürsten, auf wahrhafte Weise (kfnis) erschaffen, sie haben meine Erscheinung zu einer fUrstlichen Erscheinung umgeformt, die Gestalt meines Antlitzes auf rechte Weise vervollkommnet und meinen fUrstlichen Körper mit Einsicht gefUllt." (RIMA 2 A.0.99.2: 5-7). Zu den Auswirkungen dieser Vorstellung auf die bildliche Darstellung der mesopotamischen Herrscher vgl. WINTER 1997: 372f. 57Der Gedanke, die Vorgänger Ubertreffen zu wollen, findet seinen frühesten Ausdruck in der nur fragmentarisch erhaltenen Inschrift auf einer frUhdynastischen Weihplatte vom Egipar-Tempel in Ur, worin es heißt, daß der unbekannte Bauherr den Tempel "höher als den Tempel seines Vaters gemacht hat" (STEIBLE 1982: II 288f.: AnUr 17: 3'-4': e a-na-ka mu-na-diri). Das Neuartige ihrer Werke besonders hervorzustreichen, bleibt bis ins 1. Jt. ein beliebter Topos altorientalischer Inschriften; entsprechende Aussagen finden sich z.ll. bei IJammu-räpi von Babyion (1696-1654) betreffend die Verteidigungsanlagen Sippars (RIME 4 3.6.12: 40-46), bei Thkulti-Ninurta L von Assyrien (1240-1205) betreffend die Errichtung eines Grabens vor der Stadtmauer von Assur (RIMA 1 A.0.78.19: 6) oder bei Nebukadnezar 11. von Babyion (604-562) betreffend die Erweitel'llng Babyions (LANG DON 1912: 74: Nr. I ii 12-16). •
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A. GRUNDLAGEN
sind stets Wiederherstellung der korrumpierten ursprünglichen Ordnung. 58 Neuerungen, die der Vorhersehung zuwider laufen, sind dagegen "falsch" (sum. I u I = akk. sa17'Um): Als dem göttlichen Wunsche zuwiderlaufend wird dementsprechend alles, was der letzte einheimische mesopotamische Herrscher, Nabonid von Babyion (555-539), während seiner Regierungszeit vollbracht hat, in einem Schmähgedicht gebrandmarkt, das nach der Machtübernahme durch Kyros H. im Jahr 539 verfaßt wurde. 59 Auch die Schreiber des späten H. und I. Jt. sahen als ihre wichtigste Aufgabe nicht das Schaffen von neuen Kompositionen an, sondern das Bewahren, Ordnen, Deuten und Weitergeben der überlieferten Weisheit,GO die als von den vorsintflutlichen Weisen, den fischgestaltigen apkallu, empfangen vorgestellt wurden. Gl Die Verwendung der akkadischen Literatursprache des H. und I. Jt., des am Altbabylonischen orientierten Jungbabylonischen ("Standard Babylonian"), anstelle der zeitgenössischen Ausformung des Akkadischen in Gebeten, Preisliedern, Erzählungen, wissenschaftlichen Texten und Königsinschriften dient deshalb der Betonung der überzeitlichen Gültigkeit dieser Texte,G2 und die Textgattung der Kommentare, die der Erläuterung und Ausdeutung von literarischen Texten wie dem Weltschöpfungsepos Enüma elis oder der Babylonischen Theodizee und wissenschaftlichen Texten wie den verschiedenen Vorzeichenserien dienten, wurde als "Ewiges" (aIde ~iätum = sumo U4 u 1- d u- a)G3 bezeichnet. Wahrheit und Ewigkeit sind in der mesopotamischen Vorstellung untrennbar miteinander verknüpft: Was heute" wahr" ist, war es auch gestern und wird es morgen ebenfalls 58Ygl. MAUL 2001b: 122. Dies trifft auch auf die sogenannten Reformen /rikaginas zu, eines frUhdynastischen StadtfUrsten von LagaS. Die bisher geltenden Konventionen werden als "Das war die Ordnung von frUher" bezeichnet: pi - I u5-d a u4-b i - ta e - m e - al a m6 (STEIBLE 1982: I 298f.: Ukg. 4 vii 26-28 I I Ukg. 5 vii 9-11; zu pi-I u5-d a als Lehnwort von aide belutum, das als pilludum wiederum ins Akkadisehe rUckentlehnt wurde, vgl. STEINI<ELLER 1987: 58), während seine Neuerungen mit der Wendung "Er (d.h., Irikagina auf Geheiß des Gottes Ningirsu) hat die Schicksalsentscheidung von frUher dafUr eingesetzt" eingefUhrt werden: na m - tal' - I' a u4-b i - ta e - s e- gar (STEIBLE 1982: I 298f.: Ukg. 4 viii 7-9 I I Ukg. 5 vii 20-22); e - s e- gar wird konventionell in der Folge von Thorkild JACOBSEN als "er hat ersetzt" gedeutet, vgl. z.B. FOSTER 1981: 236 mit Anm. 37, STEIBLE 1982: I 299 und COOPER 1986: 71). 50FUr eine Bearbeitung vgl. SCHAUDIG 2001: 563-578; zum intellektuellen Kontext der Komposition vgl. zuletzt MICHALOWSl(1 2003a. Ygl. dazu die spätbabylonische Chronik SpBTU 1 2 (vgl. zuletzt CAVIGNEAUX 2005), wo fUr Sulgi von Ur (2000-1953) ganz ähnliche Worte gefunden werden. 60Diese Haltung illustriert besonders gut ein akkadisches Sprichwort, das bisher nur in hethitischer Übersetzung bekannt ist: "Schweige nun und höre zu! Durch deine Weisheit erfahre die Worte, die flIr den Menschen aufgestellt wurden I Bewahre sie durch Regelhaftigkeitl Yerinnerliche sie! Erforsche sie in der Yersammlung! Überprüfe sie auf den I-Iolztafeln!" (I
Ir.
DAS KONZEPT DES NAMENS
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sein - denn es ist "ewig", und umgekehrt kann nur das, was "wahr" ist, "ewig" sein.
11. Das Konzept des Namens In den Kulturen des Alten Orients werden Name (sum. m u = aIde sumum) und Namensträger als bis zur Austauschbarlceit zusammengehörig empfunden: G4 Die Existenz des einen ist an die Existenz des anderen geknüpft. Dem Akt der Namengebung kommt deshalb genauso viel Bedeutung zu wie dem Schöpfungsakt, auf den er zwingend folgt und mit dem er deshalb weitgehend identifiziert wird: Die Formulierung, jemanden oder etwas "mit Namen nennen" (sum. (m u) se21 G5 = akk. (sumam) nabum), bezeichnet gleichzeitig auch die Erschaffung des NamensträgersGG oder, etwas schärfer formuliert, seine Konkretisierung - die genauere Bestimmung seiner Wesenhaftigkeit, seine "Persönlichkeitsbildung" . Das Prinzip der Parallelität von physischer Existenz und Namen macht in sumerischen Texten die Art und Weise deutlich, wie die Menschheit möglichst umfassend beschrieben wird: "Menschen, Frauen und Männer, bei denen Lebenshauch vorhanden ist und die einen Namen haben"G7 oder aber, unter Benutzung eines literarischen Ausdrucks für die Menschen, "die Schwarzköpfigen, bei denen Lebenshauch vorhanden ist und die einen Namen haben".G8 Im Akkadischen spricht man, demselben Gedankengang folgend, gerne von einem "Mann und seinem Namen" .G9 Auch die ersten Zeilen des akkadischen Schöpfungsepos Enuma elis verdeutlichen den Zusammenhang, wenn der Zustand vor der Erschaffung der Welt als durch Namenlosigkeit gekennzeichnet beschrieben wird: "Als oben die Himmel (noch) nicht benannt waren und unten die Erde (noch) nicht mit Namen genannt war". 70 Die Auslöschung des Namens bedingte infolge der Zusammengehörigkeit von physischer 03FUr Belege vgl. AHw. 1097 ::I.V. ~iätu(m), ~atu Bund CAD $ 119 B.V. ~atu 2. Der akkadische Begriff hat gleichzeitig die Dedeutungsebene "Herausgezogene (Erklärung)" (MAUL 2003a: 54). 04Ygl. dazu GELD 1956: 69 ("Living things exist only by having names"), SELZ 1992b: 255 (der die Namensnennung als "das wichtigste Existenzkriterium Uberhallpt" bezeichnet) und allgemein GLADIGOW 1998: 209f.; vgl. auch YERNUS 1982a: 320 flIr den vergleichbaren Befund in Ägypten. o5Die konventionelle Lesung dieses Verbums ist s a,l. Die Realisierung als / se / ergibt sich jedoch aus den lexikalischen Listen Proto-Ea (Syllabar) und Proto-Diri (Syllabar der zusammengesetzten Zeichen); vgl. vorläufig CAVIGNEAUX 1980-83: 625f. § 17): Proto-Ea 844: äe-e t1U.NA (= SA'I) (zitiert nach der Edition in MSL 14 62) Proto-Diri 472: se-e IJU.NA (= SA4) na-bu-u-um (zitiert nach CAD Nil 32) 699 S.V. nabu(m) I: ,,(mit Namen) nennen (auch = schaffen)." Dieser Sachverhalt trifft auch auf Ägypten zu, vgl. BONNET 1952: 501. Allgemein zum "Erschaffen durch Benennen" vgl. SCIIULZ 2000: 187f.
00 AHw.
67 R/ME 3/2 1.4.3 iii 32-34: na m -I (1- II I u m u n u s ni ta z i - g alm u - t u k u - b i (Inschrift Sü-Suens von Ur [1943-1935]). 68R/ME 3/21.4.1 ii 1-2: sag-gio zi-gal mu-tuku-ba (Inschrift Sü-Suens von Ur [1943-1935]). 69 awilum
u s1tmsu, vgl. dazu WASSERMAN 2003: 10 (dort als Hendiadyoin bezeichnet).
70 Enuma elis I 1-2: enuma eliS lä nabu samämu saplis ammatum suma la zakmt (zitiert nach dem Komposittext von LAMDERT/PARKER 1966: 1).
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A.
GRUNDLAGEN
Existenz und Name zugleich die Vernichtung des Namensträgers. Dieses Konzept findet z.B. in der sumerischen Erzählung Gilgames und Huwawa, Version A, seinen Niederschlag, wo der Gott Enlil die Tötung des monströsen tJuwawas durch Gilgames folgendermaßen anspricht: "Weil es etwa befohlen war? Weil sein Name etwa vom Erdboden ausgelöscht werden sollte?"71 Besonders die magische Instrumentalisierung von Eigennamen bedient sich dieses Zusammenhangs,72 und die Wirksamkeit der Namenmagie belegt deutlich, daß Eigennamen nicht nur als Ordnungskategorien, sondern auch als Erkenntnisgegenstände fungieren.
H. 1. Der Name als Erkenntnisgegenstand Der Name fungiert als Objekt der Erkenntnis und erlaubt die Erfassung des Wesens des Individuums: 73 Im folgenden sei deshalb kurz die Natur der Erkenntnisfindung im Alten Orient skizziert, um das Phänomen in seinen breiteren geistigen Zusammenhang zu stellen. Der bevorzugte altorientalische Zugang zu Erkenntnis jeder Art ist das kognitive Verfahren von Analyse, Konfrontation und Klassifikation von Erscheinungen (Zeichen, Indizien, Symptomen). Das Indizienparadigma oder semiotische Paradigma ist bis zum heutigen Tag die wichtigste Methode nicht bloß der Geisteswissenschaften, sondern auch der Kriminalistik, der Medizin (sowohl in der Diagnostik wie auch in der Prognostik) und der Psychologie. Im Alten Orient wird das Indizienparadigma neben all diesen Fachgebieten außerdem auch auf die Disziplinen der Zukunftsdeutung74 angewandt, deren bekannteste die Leberschau, die Astrologie/Astronomie und die Traumdeutung sind. Wesentlich ist, daß einerseits hoch spezialisierte Fachleute wie etwa Ärzte, Exorzisten und Astronomen diese Methode gebrauchten, daß sie aber andererseits auch ganz selbstverständlich von jedermann im Alltag in jedem nur denkbaren Kontext angewandt wurde: Die Mesopotamier bezogen ihre Einsichten in allen Sphären des Lebens aus dem "Lesen von Spuren",1 5 Die Zeichen, die beobachtet und ausgewertet werden, versteht man dabei ganz ge71 Gilgames und Huwawa, Version A: Textzeuge UnB: 188: ba-dull-ga-ke,,-es mu-ni ki-ta halam-ke'l-es (EDZARD 1991a: 229); für diese Übersetzung vgl. RIME 3/21.4.1 ii 1-3: sag-giß zi _ ga I m u- t u k u - ba m u - b i Ua -I am - e - d e "um den Namen der Schwarzköpfigen, die den Lebenshauch besitzen und einen Namen haben, auszulöschen." Vgl. auch GEORGE 1999: 160.
II.l.
DER NAME ALS ERKENNTNISGEGENSTAND
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genständlich: Das Zeichen bezeichnet nicht nur eine Sache, es ist selbst eine Sache. Auch der Name ist ein Zeichen, eine Spur seines Trägers und wird, wie bereits dargestellt, mit diesem völlig identifiziert. 76 Während für die moderne Linguistik und Semiotik das Konzept des Namens bedeutet, daß eine konkrete Sache mittels eines abstrakten Begriffs, eben des Namens, eindeutig bezeichnet wird,?7 so ist der Name in den Kulturen des Alten Orients ebenso konkret wie die Person des Namensträgers und stellt eine eigene Entität dar (vgl. Teil A.II.2.). Das epistemologische Modell "Dinge bezeichnen Dinge" gilt in den altorientalischen Kulturen auch für Schrift und Bild. Ebenso wie die graphische Darstellung einer Person ist auch ihr "geschriebener Name" körperhaft und völlig mit ihr identifiziert. Die einzelnen Zeichen der Keilschrift verweisen nicht einfach nur auf Sprache und Objekte, sie besitzen selbst Objektcharakter. 78 Jean BOTTERO konnte dieses Schriftsystem deshalb prägnant als "ecriture de choses" beschreiben. 79 Die enge Parallelität zwischen den Zeichensystemen der Schrift und des Bildes zeigt sich schon in den Anfängen der Schriftentwicklung, die im graphisch repräsentierten Bild liegen, ohne daß die Brücke der Sprache notwendig wäre;80 sie wird in den späteren Perioden beibehalten und betont. 81 . Daß zwischen der Anwendung des Indizienparadigmas - dem "Spurenlesen" - und dem Umgang mit der Keilschrift eine Übereinstimmung gegeben war, ist nun nicht bloß dem modernen Forscher bewußt, sondern war auch den Mesopotamiern selbst gegenwärtig, die diesen Umstand sogar stark betonten. Alle wie auch immer gearteten Erscheinungen, seien es nun Verhalten, Krankheitssymptome oder physiognomische Merkmale von Menschen und anderen Lebewesen, Gestirnsbewegungen, Wettererscheinungen oder politische Entwicklungen, alle diese Zeichen wurden als Mitteilungen der Götter aufgefaßt, die diese in Himmel und Erde schrieben. 82 Nach altorientalischer Vorstellung sind diese Botschaften an die Menschheit gerichtet, die allein die göttlichen Zeichen zu entschlüsseln in der Lage ist und damit ihre Existenz begründet - denn Kommunikation ohne Adressaten ist sinnlos.
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72 Allgemein dazu vgl. WIMMER 1995: 373 und GLADIGOW 1998: 210. FUr Mesopotamien vgl. z.B. DAXELMÜLLER/TIIOMSEN 1985: 55. In den entsprechenen Ritualtexten wird als Stellvertreter filr den Namen im Akkadischen der Ausdruck annanna verwendet, der durch die Verdoppelung des Demonstrativpronomens annu gebildet wird (GA G § 48i) und damit eine fast exakte Entsprechung zum deutschen Platzhalter "Soundso" ist. Im Sumerischen steht hierfilr ne n n i, dem das Demonstrativum ne zugrundeliegt (ATTINGER 1993: 176). Meistens wird die Formulierung ne n n i du m une n n i = annanna miir annanna "Soundso, Sohn von Soundso" gebraucht. 73Vgl. DAXELMÜLLER 1995: 1866. 7'IVgl. dazu zusammenfassend MAUL 2003a. 75S0 charakterisiert Carlo GINZDURG das Indizienparadigma in seinem Aufsatz "Spie. Radici di un paradigma indiziaro" (in A. GARGANI [Hg.], Crisi della ragione. Nuovi modelli nel rapporto tra sapere e attivita umane [1979] 57-106; in deutscher Übersetzung in C. GINZBURG, Spurensicherung. Die Wissenschaft auf der Suche nach sich selbst [1995] 7-57).
7ßDics gilt freilich nicht nur flIr den Alten Orient, sondern gemeinhin filr alle vormodernen Kulturen, vgl. OEIILER 1982: 218 und SCIIULZ 2000: 176-178. 77Die Einordnung der "Eigennamen im Rahmen einer allgemeinen Sprach- und Zeichen theorie" bietet z.B. WIMMER 1995. 78SELZ 2000: 198. 7!lDoTTERO 1977: 26, vgl. auch GLASSNER 2000: 77, 258 = GLASSNER 2003: 54, 199. 8oZ.B. DURAND 2002a: 22f.; GLASSNER 2000 = GLASSNER 2003; MICHALOWSI(I 1990: 59f.; SELZ 1999: 473-476. FUr die Kongruenz von Schrift und Bild ist dabei auch die handwerkliche Nähe der Schreibkunst und der Graphik wichtig, wie sie besonders bei den frUhen Tafeln aus Suruppak (mod. Tall Fara) und Tall Abü $alablU deutlich ist; vgl. dazu KREBERNII( 1998: 336. Zur Parallelität der Repräsentationsformen Schrift und Bild vgl. Teil A.II.2. 81 Zuletzt ausgefilhrL bei BAIIRANI 2003: 104-120, die BOTTEROs Ansatz mit den Thesen von Jacques DERRIDAS einflußreichem Werk De la Grammatologie (1976) zusammenführt. 82Vgl. dazu besonders BOTTERO 1974, außerdem REINER 1995: 15 und passim.
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A.
GRUNDLAGEN
Gerade weil das Indizienparadigma in allen Bereichen des altorientalischen Lebens, im Alltag und in den spezialisierten" Wissenschaften" ,83 zur Anwendung gelangte, ist zu betonen, daß diese Methode in einzelnen Disziplinen durchaus weiterentwickelt wurde. In der Astrologie/Astronomie vollzog sich im Laufe des 8. und 7. Jh. als Ergebnis der Tätigkeit der Gelehrten am assyrischen Königshof ein Paradigmenwechsel: Die langjährige und konsequente Anwendung des Indizienparadigmas, das sich auf die Analyse, Konfrontation und Klassifikation der Himmelserscheinungen konzentrierte, ohne aber Voraussagen für astronomische Phänomene treffen zu wollen, konnte unter Verwendung jener Parameter und Perioden, die auf der Basis zuverlässiger Datensammlungen als relevant erkannt worden waren, zur Grundlage eines neuen Paradigmas werden, das eine Prognose zum Ziel hatte. 84 Selbstverständlich wurde das Indizienparadigma nach der Etablierung des Prognoseparadigmas in der Astronomie/Astrologie nicht verworfen, sondern leistete nicht bloß in diesem Fach, sondern in allen anderen Bereichen weiterhin gute Dienste. 85 Da aber Himmelserscheinungen nur als eine von vielen Kommunikationsformen der Götter mit den Menschen betrachtet wurden, liegt es nahe, daß die Anwendbarkeit des Prognoseparadigmas, das das Vorhersagen zukünftiger Botschaften in der "Himmelsschrift" (aIde sitir same oder sitir burume 86 ) erlaubte,87 auch für andere Kategorien von Zeichen angenommen wurde. Dies scheinen mir die sogenannten Astronomical Diaries anzuzeigen, die die akkadische Bezeichnung na~äru sa gine "Überwachung regelmäßiger (Erscheinungen)" tragen. 88 Die im Vergleich zum modernen Forschungsbegriff sehr viel allgemeinere Benennung erweist sich als weitaus zutreffender, wenn man bedenkt, daß die Texte neben Aufzeichnungen von Himmelsbeobachtungen auch Wetterdaten, Warenpreise,89 Flußwasserstände und auch bestimmte tagesaktuelle Ereignisse enthalten. 90 Über mehrere Jahrhunderte 91 läßt sich in
11.2.
DER NAME ALS REPRÄSENTATIONSFORM
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diesen Bereichen die systematische Erhebung von Daten nachweisen, welche die Erkenntnis von zugrundeliegenden Gesetzmäßigkeiten erlauben sollte. 92 Ob solche Gesetze, die die Anwendung des Prognoseparadigmas ermöglichten, gefunden werden konnten, wissen wir nicht; es fehlen uns dafür die Quellen.
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A.II. 2. Der Name als Repräsentationsform Die physische Existenz, der Geist und der Name sind jene drei Repräsentationsformen, die das Individuum, die Persönlichkeit, die Identität (nicht nur) eines Menschen konstituieren. Dieses Ganze wird als sumo ni = aide ramanum "Selbst" bezeichnet. 93 Die physische Existenz des Individuums wird im Sumerischen bzw. Akkadischen mit den Worten k lU'§94 = zumrum, I u- us = mftum, ad 695 = salamtum und schließlich pagrum angesprochen: Während ersteres den lebenden Körper meint, wobei ku s zunächst die Haut, die sterbliche Hülle, bezeichnet und erst sekundär auf den ganzen Körper angewandt wird, stehen lu - u s = mftum und a d6 = salamtum für den toten Körper, den Leichnam. 96 Der akkadische Begriff pagrum wird sowohl auf den toten wie auch auf den lebendigen Leib angewandt und kann auch anstelle von oder in Hendiadys mit ramanum "Selbst" verwendet werden. 97 Im Gegensatz zum organischen Körper sind die Repräsentationsformen Name (sum. m u = aide sumum) und Geist (sum. gi d i m = aIde etemmum)98 körperlos und deshalb nicht den Regeln der Sterblichkeit unterworfen. Über den Tod hinaus bilden Körper, Geist 92Ygl. dazu auch MAUL 2003a: 48.
83Für eine Kritik der Anwendung dieses Begriffs in der modernen Assyriologie vgl. BROWN 2000: 227f. 84Ygl. BRowN 2000, dessen Bezeichnung "Enuma-Anu-Enlil Paradigm" (nach der bedeutendsten Serie von Texten zur Klassifikation und Deutung von Himmelserscheinungen) für die ältere Methode unserem allgemeineren Begriff des Indizienparadigmas entspricht, während er die neue, auf Vorhersagen orientierte Methode "Prediction of Celestial Phenomena Paradigm" nennt. Für eine zusammenfassende Darstellung vgl. auch BRowN 2003. 86Ygl. dazu auch ROBSON 2004: 77-80. 86Diese Vorstellung findet sich zuerst in der Schlußwendung frUhdynastischer literarischer Texte aus 8uruppak und Tall Abu $aläbib und später in den Inschriften Gudeas von LagaS und in einer Selbstlobhymne 8ulgis von Ur (8ulgi B), wo auf diese Weise die Keilschrift angesprochen wird, vgl. SALLABERGER 2003a: 613-615. FUr akkadische Belege vgl. CAD B 345 s.v. bUTÜmu b. und CAD 8/3 146 s.v. sitru 2. Ygl. dazu auch REINER 1995: 9. 87ZU den Auswirkungen der möglichen Vorwegnahme göttlicher Willensäußerungen auf die Konzeption der Beziehung zwischen Göttern und Menschen vgl. BRowN 2000: 233f.. 88I-IUNGER/SACHS 1988: 11. 89Für Gerste, Datteln, Sesam, Wolle und zwei Gewürzpflanzen (sa~lU "Kardamon" und kasu wohl "Senr'); zur Auswertung diesel' Daten vgl. zuletzt VAN DER SPEI
93ZU Illlm. n r (und seinem Verhältnis zu sumo me und me - t e) vgl. ALSTER 1974: 178-180, CAVIGNEAUX 1978: 177-179, FARBER 1987-1990: 612 und ATTINGER 1993: 174f., 675 mit Anm. 1978. Zur Bedeutung von akk. ramanum vgl. CANCII(-KIRSCIIDAUM im Druck. Neben ramanum ist auch eine Form mit Yokalelision (ramnum) belegt; dagegen ist die in CAD R 117 neben ramanu und ramnu angesetzte Form ramänu nicht haltbar; vgl. dazu GOETZE 1947: 249f. (der in der ersten Silbe ein langes [al ansetzt) und EDZARD 2000a: 294. 9.1ZI\l' Realisierung des Zeichens su als k us vgl. CAVIGNEAUX/ AL-RAWI 1993a: 190f., 202f. und CAVIGNEAUX/ AL-RAWI 1995: 176. o6Für Belege vgl. PSD A/III 28-31
S.V.
ad ß •
90Die dauerhafte Konservierung des physischen Körpers nach dem Tode, wie sie in Ägypten mit den Mitteln der Balsamierung und der Mumifiziel'Ung zentrale Bedeutung fUr die Weiterexistenz des Inclividuums hatte (ASSMANN 1986: 659), wurde in Mesopotamien im allgemeinen nicht angestrebt. Der Leichnam der Ehefrau Sargons II. von Assyrien (721-705), der den anthropologischen Untersuchungen zufolge mehrere Stunden bei 150-250° C gekocht wurde (DAMERJI 1999: 12), sollte wohl nur temporär haltbar gemacht werden (fUr die ÜberfUhrung des Körpers von Dur-8arl'U-kin nach Kalbu?)' 07Ygl. dazu DURAND 2002b: 149 (fUr den Ausdruck kfma pagrisu) und WASSERMAN 2003: 6-8. 98Nicht nur Menschen, sondern auch Götter hatLen einen etemmum (fUr Belege vgl. CAD E 400 S.V. e(emmu 2. b.), weswegen der Übersetzung als "Geist" in diesel' Arbeit generell gegenüber dem gängigeren "Totengeist" der Vorzug gegeben wird. Zum Zusammenhang von aide temum "Geist; planende Vernunft" und aide etemmum "Geist; Totengeist" vgl. WILCI<E 2002a: 256f. und KREBERNII< 2002a: 292f. (zur Nennung der beiden Begriffe im Atram-basis-Mythos im Rahmen der Erschaffung des Menschen).
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A.
GRUNDLAGEN
und Name eine Einheit, und es läßt sich zuweilen belegen, daß Maßnahmen ergriffen wurden, um diese Verbindung weiter zu stärken. Faßbar ist dies für uns, wenn dem Toten eine identifizierende Inschrift99 beigelegt wurde, oft in Form von beschrifteten Beigaben wie Siegeln,lOO Gefäßen oder Waffen 10 1 oder beschrifteten Sarkophagen,102 und so der Name mit dem Leichnam verbunden wurde. Diese FUnktion erfüllten besonders deutlich jene steinernen Inschriftentafeln, die den neuassyrischen Königinnen Mullissu-mukannisat-Ninua und Jabä in ihren Gräbern unter dem Nordwest-Palast von Kalgu beigegeben waren. 103 Derselben Absicht diente eine weitaus einfacher gestaltete Tontafel, die am Körper eines Toten in einer der Grüfte unter dem altbabylonischen Königspalast von Uruk beigesetzt wurde: 104 Auf dieses Täfelchen ist lediglich ein Name eingeschrieben,105 der sicherlich als der des Toten zu deuten ist. lOG Nach der altorientalischen Vorstellung verblieb nun nach dem Tod einer Person ihr Name in der Welt der Menschen, während sich ihr Geist - sofern die notwendigen Riten durchgeführt wurden - ins Jenseits begab. Besonders deutlich wird dieses Konzept im Segenswunsch einer Grabinschrift, der demjenigen gelten soll, der das durch diese Inschrift geschützte Grab nicht stört:
Babylonische Grabinschrift VB 1 54: 15-18 (und Parallelen)107 i-na e-la-ti sum-su lGl"d .. 2-2 -m2-2q 17'2-na sa-ap- l a- t'2 e-.t e-em-mu-"u x 18 me _e za-ku-ti li-il-tu-u 15
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DDYgl. dazu BOTTERO 1982: 378f. lOOZu den beschrifteten Siegeln und anderen Objekten in den frühdynastischen "Königsgrüften" von Ur vgl. zuletzt MARCHESI 2004j vgl. zu dieser Thematik auch Teil B.I.3.f.
11.2.
DER NAME ALS REPRÄSENTATIONSFORM
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"Oben (d.h., im Diesseits) möge sein Name gut sein, unten (d.h., im Jenseits) möge sein Geist reines Wasser (vom Totenopfer) trinkenlOB,,! Die Geister jener Toten, die nicht die entsprechende Totenpflege erfuhren, wandten sich als Quälgeister (sum. ud u g = akk. utukkum) gegen die Lebenden; eine eigene Beschwörungsserie die'nte der Besänftigung dieser aufgebrachten Wesen,109 die durch die Vernachlässigung der Totenpflege von den ihnen zugehörigen Namen getrennt worden waren und so eine grundsätzliche Wesensveränderung erfahren hatten. Die Vorstellung, daß der Verstorbene in Form seines Namens unter den Lebenden weiter existiert, wird in einem im Jahr 669 abgefaßten Brief angesprochen, den der Sohn eines hohen assyrischen Beamten an den Kronprinzen Assurbanipal richtete, um einen Fürsprecher für seine Absicht zu gewinnen, bei Hofe in die FUßstapfen seinen jüngst verstorbenen Vaters zu treten. 110 Dabei beschwört der Bittsteller den Namen von Assurbanipals zwölf Jahre zuvor ermordetem Großvater Sanherib (704-681), der seinen eigenen Großvater in den Dienst der Königsfamilie gestellt hatte: "Der Kronprinz, mein Herr, darf mich jetzt nicht im Stich lassen! Der Name Deinesill Großvaters (d.h., Sanherib) und die Position meines Vaters dürfen nicht aus Deinem Haus verschwinden!" 112 Sanherib war über seinen Tod hinaus in Gestalt seines Namens eine gegenwärtige Macht, die respektiert werden mußte. . Die Identifizierung von Namen und Namensträger impliziert für jeden Menschen die Möglichkeit, die körperliche Vergänglichkeit durch die Erhaltung des von den Gesetzen der Natur unberührbaren Namens zu überwinden. Sie eröffnet dem Individuum eine Aussicht zur Weiterexistenz nach dem Tode. Mesopotamh:lche Tempel und Städte wurden als ewig betrachtet, und daß, obwohl das Zeugnis des materialbedingten Verfalls von Lehmziegelgebäuden allgegenwärtig war; doch der schon zum Zeitpunkt der Errichtung des Bauwerks sichere Niedergang wurde durch
lO3Für die Inschrift der Mullissu-mulmnnisat-Ninüa, Gemahlin des Assurnasirpal II. (883-859), aus Gruft III vgl. FADJ-JJL 1990a: 474f.j für die Inschrift der Jabä, Gemahlin des Tiglatpileser III. (744-727), aus Gruft II vgl. FADJ-JJL 1990b: 462f. Zum Fundkontext vgl. DAMERJI 1999: 6-10 und OATES/OATES 2001: 81-88.
107Die Inschrift ist auf sechs Textzeugnissen in Form von Tonnägeln mit einem Loch an der Unterscitc Ubcrliefertj vgl. dazu BOTTERO 1982: 387-389, MOFIDI NASRAßADI 1999: 15f. und LUNDSTRÖM 2001: 227-233. Die zeitliche Stellung der Komposition ist unklarj obwohl der Duktus altbabylonisch ist, erlauben es sprachliche Merkmale, den Text sicher in die nachaltbabylonische Zeit zu stellen: Hier ist insbesondere die Yerbalform liltil "sie mögen trinken" zu nennen, die den Wechsel si > lt aufweist, wie er crst seit der mittelbabylonischen Sprachstufe in der Schrift realisiert wird (GA G § 190a). STEPHENS 1937: 20 und zuletzt auch FOSTER 2003 datierten die Tonnägel in die neubabylonische Periode, was aber hypothetisch bleibt. Letzterer schlug außerdem vor, die Textzeugen als archaisierende Schülertexte zu klassifizicrenj dagegen spricht jedoch der Formattyp.
10<1 W 20404,6j vgl. FALI<ENSTEIN 1963: Tf. 6: 3 für eine Kopie (hier "Grab NI'. 54") und BOEHMER 1995: Tf. 32f. für eine Photographie der Tafel (hier "Grab NI'. 52").
lO8etemmüsu liltil steht im Plural: "Mögen seine Totengeister trinken!" Zur Grammatik vgl. auch FOSTER 2003: 86.
105Der Name ist nicht vollständig erhalten, da die Tontafel zusammen mit den übrigen Beigaben und dem Skelett durch den Einsturz der Gl'Uftdecke in Mitleidenschaft gezogen wurde. Er lautete entweder Sln-nürT edEN.czu'-nu-[ri]} oder Sln-nür-mätim edEN.czu'-nu-[ur-ma-tim]}j beide Namen passen gut zu den onomastischen Gepflogenheiten der Dynastie des Sln-kasid (18. Jh.), die Namen mit dem theophoren Elemen Sin bevorzugte (FALI<ENSTEIN 1963: 42).
IODYgl. dazu GELLER 1985.
lOlYgl. dazu LUNDSTRÖM 2003: 34f. lO2Z.B. die Sarkophage der assyrischen Könige aus dem Alten Palast in Assur, vgl. zuletzt LUNDSTRÖM 2001: 215-218.
106BoEHMER 1995: 24: Grab NI'. 52. Die Ausgräber klassifizierten das Skelett bei der Freilegung der Gl'Uft im Jahr 1961 als das eines jungen Mannes, ohne daß eine genaue anthropologische Untersuchung vorgenommen werden konnte.
lIOYgl. dazu auch den Brief SAA 16 35. 111
Der Text bietet hier "der Name seines Großvaters", eine fehlerhafte Schreibung, wie sie durch das häufige Wechseln zwischen der 2. Sg. und der 3. Sg. in der Anrede des Kronprinzen in diesem Brief leicht zustande kommen konnte.
112
SAA 16 34 Rs. 10-13: u-ma-a DUMU LUGAL be-li lu la u-m-man-ni su-ma sa AD AD-SU ma-za-as-su sa AD-ia TA* E-ka lu la i-~al-liq.
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A. GRUNDLAGEN
seine kontinuierliche Erneuerung abgefangen. Seinen sterblichen Körper immer wieder zu erneuern, ist dem Menschen unmöglich;113 möglich ist es aber, das Individuum auch in Form alternativer Körper zu reprä.sentieren, die zum eigenen physischen Körper hinzutraten. Die Stofflichkeit des künstlichen Körpers war für kurzfristige Zwecke wie insbesondere magische Anwendungen von untergeordneter Bedeutung. 114 Wurde dieser Sachverhalt aber dazu genutzt, um die Sterblichkeit des eigenen Körpers zu kompensieren und das Individuum zu perpetuieren, hatte die Haltbarkeit des alternativen Körpers dagegen zentrale Wichtigkeit, und Stein und Metalle kamen deshalb als bevorzugte Werkstoffe zur Anwendung. Je nachdem, ob die Darstellung des Individuums figürlich oder durch Schrift gestaltet wird, bezeichnet man diese künstlichen Reprä.sentationsformen als "Bild" (sum. al an = aIde ~almum) oder als "geschriebener Name" (sum. mus ar - ra = aIde sumum satrum). Daß das altorientalische Bild kein auf Ähnlichkeit beruhendes Abbild,115 sondern eine Reprä.sentation ist, stellten aus kunsttheoretischer Sicht erst jüngst und voneinander unabhängig Zainab BAHRANI und Dominik BON ATZ heraus. 116 Der "geschriebene Name" ist in seiner Bedeutung und Anwendung dem reprä.sentativen Bild eng verwandt und wird häufig im Verbund mit diesem verwendet, um die Prä.senz des Individuums zu sichern (vgl. Teil B.I.3.); wie bei der Schaffung des Bildes wurde der "geschriebene Name" mittels eines Rituals" belebt".11 7 In beiden Fällen reicht die bloße Existenz der Reprä.sentation ~us, um den fortgeführten Bestand der verkörperlichten Persönlichkeit zu gewährleisten; Uberlegung zur Sichtbarkeit spielen in diesem Zusammenhang zunächst keine Rolle. Die Definition des "geschriebenen Namens" als Reprä.sentation des Individuums wurde in der Diskussion um die Bedeutung und Funktion mesopotamischer Inschriften bislang nicht
11.2. DER NAME ALS REPRÄSENTATIONSFORM
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berücksichtigt, ist jedoch von grundlegender und zentraler Bedeutung für die Bewertung dieser wichtigen Quellengruppe. Eine weitere Reprä.sentationsform, die sich eines künstlichen Körpers bedient, ist das für den altorientalischen Kulturkreis so typische Siegel (sum. kisib = akk. kunukkum). Obwohl'Siegelflächen, die ausschließlich mit bildlichen Darstellungen versehen sind, sehr häufig belegt sind, ist auch die Verbindung des Bildes mit einer Inschrift seit der frühdynastischen Zeit durch alle Perioden gut belegt; bei einer Sonderform, dem sogenannten " Burgul-Siegel" , wird sogar ausschließlich eine Inschrift verwendet. 118 In der Funktion unterscheidet sich das Siegel grundlegend vom Bild und auch vom "geschriebenen Namen", denn es ist sein hervorragender Zweck, mittels seines Abdrucks unendlich oft reproduzierbar zu sein. 119 Sein Siegel drückte der Eigner auf Tontafeln ein und wies sich dadurch als Verfasser eines Briefes oder als Partei, Zeuge oder Richtender bei einer Rechtssache aus; er drückte es auf Tonverschlüsse verschiedenster Art ab und bekundete dadurch seine Zuständigkeit. Der Siegelabdruck war dabei nicht nur eine Art Unterschrift, sondern reprä.sentierte seinen Eigner. Um mit Irene WINTER zu sprechen: ,,[Seal impressions] should be understood not merely as witnesses to the exercise of authority, but rather as imbued with the very animate authority of the owner/sealer hirnself" .1 20 Das folgende Diagramm soll die Körperlichkeit der verschiedenen Reprä.sentationsformen eines Individuums schematisch darstellen.
Repräsentationsformen vom Körper unabhängig
an den Körper gebunden
an einen alternativen Körper gebunden
113Dies thematisiert jene Episode des Zwölftafelepos, in der Gilgames das Kraut des Lebens an die Schlange verliert, der damit die Fähigkeit zur physischen Erneuerung gegeben wird (Gilg. XI 305-309, vgl. GEORGE 2003: 722f.). 114Neben alternativen Körpern aus Ton, Wachs, Holz und ähnlichem (für Belege vgl. CAD S 85 s.v. lJalmu d.2') ist hier insbesondere der menschliche Körper zu nennen: So war der Beschwörung~priester bei der Durchführung eines Rituals das Bild (lJalmu) des zuständigen Gottes Marduk bzw. Asalluhi (MAUL 1994: 41). Im Ersatzkönigsritual (aar pulfi, vgl. PARPOLA 1983: xxii-xxxii und WIGGERMAN~N 1992: 141f.) ist der Ersatzkönig das Bild (lJalmu) des eigentlichen Königs (Belege: z.B. GRAYSON 1975a: Chronicle 20: 32, SAA 10 90: 5 und SAA 10 189: 10-11). 116Vgl. dazu DALLEY 1986: 88: ,,[lJalmum] mayaIso stand far an object tImt represents a person without bearing a picture of him." llßDabei ergänzen sich die Ansätze von BONATZ 2003a und BAI-IRANI 2003: 121-148 gut. Ersterer l
Abb.l
118Vgl. dazu CIIARPIN 1980: 14f. 119Dieses Charakteristikum teilt das Siegel mit den Inschriftenstempeln, wie sie zur Herstellung von beschrifteten Ziegeln verwendet wurden; CUr erhaltene Beispiele vgl. z.B. RIME 2 1.5.3: Ex. 3-47 (Stempel des Sar-kali-sarrl von Akkad). 120WINTER 2001: 3.
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A.
GRUNDLAGEN
Die im Diesseits verbleibende, körperlose Repräsentationsform des Namens sowie die an alternative künstliche Körper gebundenen Repräsentationsformen des Bildes und des "geschriebenen Namens" erlauben es den Mesopotamiern, Wege zur dauerhaften Bewahrung ihrer Existenz zu entwickeln. Vergleichbar ist dies mit der Art und Weise, wie sich Gottheiten manifestieren: Deren Eigennamen 121 und Bilder 122 sind dem Menschen die mächtigsten Mittel zur Sicherung ihrer Präsenz,123 und ihre unbestreitbare Gegenwart beweist diesem die Wirksamkeit der auf dem gesprochenen und verschrifteten Namen und dem Bild beruhenden Existenzsicherung. Vor diesem Hintergrund erweist sich für die Wahrnehmung der Mesopotamier die Frage nach der Historizität von Personen wie Gilgames als gänzlich unerheblich. Obwohl bislang keinerlei Inschriften belrn,nnt wurden, die auf diesen König von Uruk, den Protagonisten einer Reihe von Kompositionen in sumerischer, akkadischer, hethitischer und hurritischer Sprache,124 zurückgeführt werden können 125 und seiner Erwähnung in der Sumerischen Königsliste 126 - ebenso wie in der Thmmal-Chronik 127 - nicht mehr Gewicht zugemessen 121Parallel dazu war die Vorstellung ausgebildet, daß Götter nicht nur einen Namen hatten, sondern deren viele, deren Summe erst ihre Wesens fülle offenbart: So erhielt der Gott Ningirsu von Enlil und An jeweils einen Namen (RIME 3/11.7.CyIA x 1-5 und x 12-14; Gudea von LagaA). Die Götter Ninurta und Marduk hatten jeweils fünfzig Namen: Für Ninurta ist dies in einer Inschrift Isme-Dagäns von Isin erwähnt (RIME 41.4.15: 11'; vgl. auch die Angaben in der neuassyrischen Fassung des Anzu-Epos: III 127-157, vgl. SAGGS 1986: 25-27), während Marduks Namen im akkadischen Schöpfungsepos Enüma elis aufgezählt werden (BOTTERO 1977). Dieselbe Vorstellung findet sich auch in Ägypten, vgl. dazu BONNET 1952: 502 und I-IuFFMON 1999: 610. 122Neben künstlich hergestellten Körpern, also Statuen, konnten auch Menschen als Bilder der Götter dienen; gut zu belegen ist diese Funktion - neben dem in Anm. 114 zitierten Beleg für den Beschwörungspriester als Bild Marduks bzw. Asallugis - für die assyrischen Könige, die als Bild des Enlil, des Marduk, des Bei oder des SamaA (nicht aber als Bild Assurs) bezeichnet werden: z.B. ThkultI-Ninurta 1. (1240-1205) im Thkulti-Ninurta-Epos (MACHINIST 1978: 68: I 18' = CI-IANG 1981: 89: Ia 18: su-uma !Ja-lam dBE da-ru-u "Er ist das ewige Bild Enlilsl") und Asarhaddon (680-669) und Assurbanipal (668-ca. 630) in Briefen und astrologischen Berichten (SAA 8 333 Rs. 2: !Ja-lam dAMAR.UTU at-ta "Du bist das Bild Marduksl"; SAA 10 5 Rs. 4-5: !Ja-al-mu so' dUTU su-u "Er ist das Bild des SamaAI"; SAA 10 228: 18-19: AD-su sa LUGAL be-li-ia !Ja-lam dEN -ma su-u u LUGAL be-li !Ja-lam dEN -ma su-u "Der Vater des Königs, meines Herrn, war das Bild Bels, und der König, mein Herr, ist ebenfalls das Bild Bels!"; SAA 1546 Rs. 11: [!Ja-la]m dAMAR.UTU su-u "Er ist das Bild Marduks!"). 123GLADIGOW 1998: 210; SCHULZ 2000: 178-182. 124Die sumerischen und akkadischen Textvertreter sind in der Bearbeitung von 1999 übersetzt; nach den Siglen seiner Gesamtbearbeitung der akkadischen Quellen (GEORGE 2003) werden diese Fassungen in der vorliegenden Arbeit zitiert. Die Literatur zu den Fragmenten in hurritischer und hethitischer Sprache (CTH 341.II und III) ist bei GEORGE 2003: 24 Anm. 66 zusammengestellt; vgl. außerdem BECI<MAN 2003. 126ZU beachten ist jedoch der Eigenname in UET 2 281 ii 5, den MARCIIESI 2004: 195-197 als Pa b i I g a x m es - U t u - p a- d a "Gilgames ist der, den Utu erwählt hat" deutet und zu jenen Personen namen stellt, in denen der Name des Herrschers als Bildungselement verwendet wird (vgl. dazu S. 31). 120Der älteste bisher bekannte Textzeuge dieser literarischen Komposition (Edition: STEINI<ELLER 2003) stammt aus der Regierungszeit Sulgis von Ur (2000-1953). Ihre Eignung als historische Quelle nach modernen Kriterien kann selbst für die durch andere Quellen gut dokumentierten Perioden widerlegt werden (vgl. zur sargonischen Dynastie STEINI<ELLER 2003: 268 mit Anm. 2, 278f.), andererseits werden ihre Daten zum Teil durchaus von unabhängigen Informationen bestätigt. Die Sumerische Königsliste
II.3.
NAMENSTRÄGER
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werden darf als den genannten Erzählungen,128 hat allein schon die Tatsache, daß sein Name und seine Geschichte erzählt und niedergeschrieben wurden und auch in der bildenden Kunst ihren Niederschlag fanden,129 als Beweis dafür zu gelten, daß Gilgames nach den Grundsätzen der im Alten Orient erlebten und empfundenen Wirklichkeit real war: Die Annahme einer Opposition zwischen "Mythos" (Fiktion; wertbesetzte Zweckhaftigkeit) und "Geschichte" (Realität; zweckfreie Objektivität) ist für das altorientalische Weltbild irrelevant. 130 Dementsprechend konnte in der altbabylonischen Zeit die alte Stadtmauer von Uruk als Werk des Gilgames angesprochen werden,131 während in der Seleukidenzeit der historisch verbürgte Gelehrte Sin-Ieqi-unninni als sein Zeitgenosse angesehen wurde. 132 Durch die schriftliche Niederlegung seiner Geschichte kam zudem die wirldichkeitsschaffende Kraft des geschriebenen Wortes zum ll'agen: Was aufgeschrieben wurde, war real. 133 Die Darstellung der Bedeutung des Namens und dabei - von der Natur des Quellenmaterials vorgegeben - im Besonderen des "geschriebenen Namens" für die Strategien zur Verewigung menschlicher Individuen bildet den Kern dieser Arbeit. H. 3. Namensträger
Die vorliegende Arbeit ist mit den Möglichkeiten befaßt, den ihr Name einer Person zum Selbsterhalt bietet. Die Personennamen, die im Zentrum unseres Interesses stehen, werden im folgenden Abschnitt in den Kontext aller jener Lebewesen und Objekte gestellt, die na:ch den im Alten Orient geltenden Konventionen einen Namen tragen konnten. Dabei gilt es zunächst zwischen solchen Namen zu unterscheiden, die zu einem bestimmten Anlaß von einer bestimmten Person vergeben werden, und solchen, die immer schon existierten. Zu soll das immerwährende Bestehen eines über Nord- und Südbabylonien herrschenden Königtums und dessen Anspruch auf die Welt belegen, und KRECHER 1978: 138 prägte deshalb die Bezeichnung Geschichte des einen Königtums, die z.B. von EDzARD 1980-83b: 77, GLASSNER 1993: 137 (La chronologie de la monarchie une), GLASSNER 2005 (La chronique de la monarchie une) und WILCI<E 2001: 102 übernommen wurde; zum ideologischen Charakter der Komposition vgl. MICHALOWSI
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GRUNDLAGEN
dieser Kategorie gehören die Namen von Göttern und Dämonen, aber auch die Eigennamen von Völkern und viele Toponyme. Mit individuellen Namen wurden, nachweislich seit der alt babylonischen Zeit, auch einzelne Omina bezeichnet, die jeweils einer bestimmten Beobachtung (Aussehen einer Schafsleber, Gestirnkonstellation, etc.) entsprachen; in den schriftlich niedergelegten Omensammlungen bilden diese Namen jeweils die Apodosis. 134 Im gegenwärtigen Kontext interessieren uns die Namen der ersten Kategorie: Zu dieser gehören die Personennamen, aber auch die Eigennamen von Haustieren und bestimmten Orten, außerdem von Gebäuden (nämlich Tempeln, Palästen, Stadtmauern und Toranlagen) und Weihgaben. Wenn sie im folgenden kurz besprochen werden, wird jeweils speziell auf das Verhältnis zwischen dem Namensträger und dem Namensgeber eingegangen, hatte letzterer durch den Akt der Namensvergabe doch einen wesentlichen Anteil an der "Persönlichkeitsbildung" des Namensträgers. Eigennamen können im Sprachgebrauch ganz ohne lexikalische Bedeutung funktionieren 135 und deshalb unabhängig von der Sprache, in der sie selbst entstanden sind, in jedem anderen Sprachkontext verwendet werden. Während Sumerisch und Akkadisch als bevorzugte Schriftsprachen im Zweistromland unser Bild der sprachlichen Landschaft Mesopotamiens entscheidend und nachhaltig prägen, sind die altorientalischen Onomastika wichtige Quellen für die vielen anderen Sprachen, die darüber hinaus in Verwendung waren: Das Amurritische etwa, dessen Bedeutung als gesprochene Sprache im frühen 11. Jt. im Westen Mesopotamiens durchaus als gleichrangig mit dem Akkadischen angesetzt werden kann, ist nahezu ausschließlich in Form von Eigennamen überliefert. 136 Obwohl sich aufgrund der Tatsache, daß sumerische und akkadische Personennamen sich weitgehend an den Konventionen der zeitgenössischen Alltagssprache orientieren,137 nachweisen läßt, daß ihre Inhalte allgemein verständlich waren,138 ermöglicht die Unabhängigkeit des Gebrauchs von Namen vom Gebrauch der Ausgangssprache prinzipiell auch die Benutzung von Namen, lange nachdem die Sprache außer Verwendung gekommen ist, der sie entstammen. Im altmesopotamischen Sprachgebrauch sind es neben einigen Götter- und Tempelnamen besonders geographische Namen, die Wortgut aus den toten Sprachen vorschriftlicher Zeit zu konservieren scheinen. 13g 134PARPOLA 1983: 40. 136NICOLAISEN 1995: 338f. 136Vgl. dazu STRECK 2000. 137 Allerdings gibt es zwischen der Alltagssprache und der grundsätzlich als konservativer einzustufenden Sprache der Namen dennoch Unterschiede in der Grammatik und, wenn auch in geringerem Maße, im Lexikon: So ist z.B. das Element u I' im Onomastikon der Ur lU-Zeit sehr produktiv, ohne im zeitgenössischen Sprachgebrauch bezeugt zu sein (EDZARD 1998-2001a: 95). Im neu assyrischen Namensgut ist das Präteritum als Verbal form der Vergangenheit vorherrschend, auch dort, wo in der Alltagssprache ausschließlich das Perfekt verwendet wird. Vgl. hierzu allgemein EDZARD 1998-2001a: 96 und 1998-2001b: 107f. 138Den Nachweis fUhrte STRECK 2002a fUr die akkadische Namensgebung. Die sprachlichen Unterschiede im alt- und neusumerischen Onomastikon und die Übereinstimmung mit dem jeweils zeitgenössischen Sprachgebrauch belegen, daß auch das sumerische Namensgut unmittelbar verständlich war. 139FUr Götternamen wie z.B. Assur, Ea, Gatumdu oder Nanse und fUr Ortsnamen wie z.B. Assur ("Assur"), Kis, Nippur, Sippir ("Sippar"), Urim ("Ur") oder Uruk läßt sich in historischer Zeit keine
II.3.a.
PERSONENNAMEN
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Der Verwendung des Sumerischen in Eigennamen kommt in diesem Kontext eine besondere Rolle zu; denn auch lange, nachdem diese Sprache im Alltag nicht mehr gesprochen wurde,140 bediente man sich ihrer weiterhin bei der kreativen Neuprägung von Namen aus bestimmten Kategorien: Bis in das I. Jt. werden einerseits die Personennamen von mancheh Mitgliedern der Priesterschaft, andererseits die Eigennamen von Tempeln und Palästen auf sumerisch gebildet. Die Verwendung der traditionsreichen Kult- und Wissenschaftssprache für dieses Namensgut diente dabei dazu, die Namensträger aus der Sphäre des Alltäglichen herauszuheben und zudem ihre Position im Rahmen einer "ewigen" Institution - dem Kult, der Königsherrschaft, der Bildung - zu betonen; der sumerische Name kennzeichnete und legitimierte seinen Träger als Repräsentanten dieser althergebrachten und altehrwürdigen Traditionen.
11. 3. a. Personennamen Der Eigenname konstituiert und repräsentiert im Alten Orient das Individuum, und wie vor diesem Hintergrund nicht anders zu erwarten, erhalten Personen ihren Namen bei ihrer Geburt: 141 Dies belegen neben eindeutigen Äußerungen zu diesem Sachverhalt "Gilgames war sein Name von dem Tage an, an dem er geboren wurde"142 - und der Tatsache, daß schon Säuglinge Namen tragen,143 besonders jene Personennamen, die auf die Umstände der Geburt Bezug nehmen. So lassen sich die sumerischen Namen Urrebadu "Bis ans Dach ist er/sie gesprungen" (U l' - l' e-b a- d U7) und Anne-badu "Bis zum Himmel ist er/sie gesprungen" (A n - n e-b a- d u7 )144 auf spontane Äußerungen der Freude über die glückliche Geburt zurückführen. Auch im akkadischen Onomastikon sind solche Namen, die mit J.J. STAMM als "Begrüßungsnamen" bezeichnet werden, sehr häufig. 145 Den Geburtsvorgang selbst thematisieren etwa die akkadischen Eigennamen Ippusqimtlfli oder Ufli-ina-pusqi "Er ist mühsam herausgekommen", 146 Iptatar-lfsir "Er hat (den Etymologie mehr erkennen. Zu vOl'sumerischen Tempelnamen vgl. EOZARD 1997: 159. Vgl. allgemein BAUER 1998: 436 und RUDIO 1999: 3, 6. l'IOZ ur kontroversiell diskutierten Frage nach dem Zeitpunkt des Aussterbens des Sumerischen vgl. zuletzt EOZARD 2000b (mit einem Überblick Uber die verschiedenen Meinungen). 1,11 Dagegen schlug DURANo 1984: 133-135 auf der Basis eines altbabylonischen Textes aus Mari vor, daß Kinder erst bei einer Art Tauffest im Alter von etwa drei Jahren einen Namen erhielten. ZIEGLER 1997: 49 deutete diesen Beleg allerdings - wie mir scheint, weitaus plausibler - als Festakt zur Feier des Eintritts eines Prinzen in den Palast. Vgl. zur Thematik auch STOL 2000: 178. 142Cilg. 147: Cilgames ultu üm i"aldu nab11 sumsu; vgl. GEORGE 2003: 540r. 143STAMM 1939: 8r. 144Diese Namen diskutiert EDZARD 1998-2001a: 97, dem ich - ebenso wie JOANNES 2001: 584 - in der Deutung von d U7, als "springen" folge. 145STAMM 1939: 9r., 127-131. 146FUr die erste Form vgl. EDZARD 1998-2001b: 109, fUr die alternative Variante vgl. JOANNES 2001: 584.
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Mutterleib) geöffnet - möge er gedeihen!" 147, TÜ$i-damqat "Sie ist herausgekommen - es geht ihr gut" 148 und Iksud-appasu "Seine Nase ist da" .1 49 Dieser Befund entspricht den Gepflogenheiten im Alten Ägypten. Dort scheint zudem festzustehen, daß es die Mutter war, die das Kind bei der Geburt mit einem Namen bedachte und damit die physische Erschaffung durch einen verbalen Schöpfungsvorgang gleichsam verdoppelte. 15o Dafür fehlen eindeutige Hinweise in den mesopotamischen Texten trotz der weitgehenden Gleichsetzung von Geburtsakt und Namensvergabe jedoch,151 und da es klare Belege für die Namensgebung durch den Vater gibt,152 wird man vielleicht eher annehmen dürfen, daß der Rolle der Mutter als Gebärerin des Kindes die Rolle des Vaters (oder des Haushaltsvorstandes) als Namensgeber gegenüberstand und sie komplementierte. In die Namenswahl konnten Vorschläge von anderen einfließen: So wird der vom Vater bestätigte Name in den literarisch ausgestalteten Geburtsberichten der frühdynastischen Stadtfürsten Eannatum von LagaS und des Sulgi, König von Ur (2000-1953), zuvor durch eine in der Funktion einer Geburtshelferin bzw. Amme stehenden Göttin ausgewählt. 153 Wer für die Benennung eines Kindes verantwortlich zeichnete, trug als Schöpfer des Namens gemäß dem Prinzip der Übereinstimmung von Namen und Namensträger ebenso großen Anteil an der Existenz des Kindes wie dessen Mutter, die den physischen Körper hervorbrachte. Familiennamen wurden erst ab Ende des H. Jt. und nur in den großen Städten Babyloniens üblich,154 doch gestattet die Verwendung des Namens des familieneigenen Schutzgottes im Onomastikon der Angehörigen einen Bezug auf die Familie; die Beziehung zu diesem persönlichen Gott 155 war - auch jenseits ihrer Bedeutung für die Namengebung - generell wesensstiftend für die Identität der Mesopotamier. Die gewichtige Rolle des Namensgebers als Schöpfer des Namensträgers ist besonders im Kontext der für den Alten Orient nachzuweisenden Namensänderungen wichtig, die im147STAMM 1939: 128. 148 JOANNES 2001: 584. 140STAMM 1939: 127f. deutet diesen Namen im Kontext einer (seltenen und schwierigen) Fußgeburt, bei der der Kopf des Kindes den Mutterleib zuletzt verläßt. 150VERNUS 1982b: 326f. 151 N AI
II.3.a.
PERSONENNAMEN
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mer mit dem Eintritt in einen neuen Lebensabschnitt in Beziehung gesetzt werden können: Der neue Name trägt damit zur Veränderung der Wesenhaftigkeit des Namensträgers bei, die durch die neue Familie oder das neue Amt bedingt wird. Das Einzelindividuum zeigt sich dadurch in seinem Selbst im hohen Maße durch seine Zugehörigkeit zu einem Haushalt (Großfamilie, Tempel oder Palast) geprägt. Deutlichstes Beispiel ist sicherlich die Vergabe eines neuen Namens an eine Frau, die durch Heirat in den Haushalt ihres Gatten eintritt. 156 Daß eine Ehefrau nach der Eheschließung ihren Geburtsnamen abgelegt oder einen zweiten Namen erhalten hat, ist immer dann deutlich erkennbar, wenn eine Frau einen Namen trägt, der den Ehemann erwähnt. Dies belegen etwa die akkadischen Namen Muti-basti ("Mein Gatte ist mein Glück") oder Kabtat-ana-IJiiwirisa ("Sie ist ihrem Ehemann bedeutsam").1 57 Der Ehemann kann auch namentlich im Namen seiner Frau Erwähnung finden; belegt ist dies freilich lediglich für Könige, die vergöttlicht wurden, wie z.B. Sulgi von Ur (2000-1953), dessen Ehefrau den akkadischen Namen 8ulgi-simti ("Sulgi ist meine Zierde") trug, oder RTm-Sin von Larsa (17261667), dessen Ehefrau Rim-Sin-8ala-biistasu ("RTm-Sin - Die Göttin Sala ist sein Glück") hieß.1 58 Ob die Neubenennung von Frauen anläßlich der Eheschließung allgemein üblich war, sich großer Verbreitung erfreute oder aber nur in einzelnen Fällen vorgenommen wurde, erlaubt die Belegsituation nicht verbindlich festzustellen. 159 Daß das Wesen, die Persönlichkeit einer Frau durch ihre Heirat neu definiert wird, zeigt neben den Belegen für eine Neu- oder Zusatzbenennung auch ganz deutlich die Tatsache an, daß die Neuvermählte von nun an nicht mehr unter dem Schutz des Gottes ihres Vaters, sondern des Gottes ihres Ehemannes steht. 160 Belegt ist die Neubenennung auch im Falle der mesopotamischen Priesterschaft. Gerade bei weiblichen Tempelangehörigen fallen die pietätvollen Namen auf, durch die sich 156Wenn im Zusammenhang mit einer Eheschließung aber von m u p a- d a = zikir sumim die Rede ist (vgl. WILCI<E 1985a: 264-266 und GREENGUS 1990: 82f.), hat dies nichts mit einer Unbenennllng der Ehefrau zu tun, sondern meint - analog zur Verwendung der Phrase in Bezug auf das Verhältnis GottHerrscher und Herrscher-Beamter (siehe unten) - ein Geschenk an die Familie der Braut anläßlich ihre Erwählung durch ihren Ehemann bzw. dessen Vater. 157Vgl. dazu STAMM 1939: 126 und EDZARD 1998-2001b: 110. Während bei dem zweiten Beispiel immerhin zu erwägen ist, ob die Aussage sich auf die Mutter des neugeborenen Tochter beziehen könnte, möchte ich dies fUr das erste Beispiel, das in der 1. Sg. formuliert ist, generell ausschließen: Ein solcher Namenstyp kann sich nur auf den TI'äger beziehen, vgl. z.B.Abf-ul-fde "Ich kenne meinen (vor der Geburt gestorbenen) Vater nicht" oder AlJf-la-amassi "Ich darf meinen (verstorbenen) Bruder nicht vergessen" . 158Vgl. dazu EDZARD 1998-2001a: 99, STAMM 1939: 210 und STOL 1991: 207. 150Hierzu ist zu betonen, daß die Feststellung von VAN DER TOORN 1996a: 47 nicht allgemein gUltig ist, wonach die Frau nach der I'leirat generell nicht mehr als die" Tochter des PN I" adressiert wUrde, also sich durch die Beziehung zu ihrem Vater definierte, sondern hinfort ausschließlich als die "Ehefrau des PN2" angesprochen würde und damit ihre soziale Identität einzig von ihrem Ehemann bezöge: Sogar nach der Eheschließung können Frauen als" Tochter des PN I" bezeichnet werden und ansonsten anonym bleiben; filr entsprechende mittelbabylonische Belege vgl. WILCI<E 1985a: 25lf. und fi.lr einen neuassyrischen Beleg vgl. Radner 1997: 160f. Die Ansprache als "Ehefrau des PN2" ist aber insgesamt am verbreitetsten. IOOVAN DER TooRN 1996a: 75.
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GRUNDLAGEN
ihre Trägerinnen von anderen Frauen unterscheiden 16l und die die Neuschöpfung der Frau als Angehörige des göttlichen Haushalts bewirken. Diese Namen erhielten sie im Zuge ihrer Weihung (nisztum), die schon kurz nach der Geburt erfolgen konnte;162 allerdings sind auch Fälle belegt, in denen die Betreffende schon fortgeschrittenen Alters war: Eine Tochter ZimrI-Llms von Mari (1677-1664) trägt den in Mari ungebräuchlichen Namen Eristi-Aja "Wunsch der Aja" ,163 der für eine nadztum-Priesterin des Sama.s-Heiligtums in Sippar aber um so typischer war. Es läßt sich zeigen, daß ihr Vater sie als solche weihen ließ, nachdem ein entsprechender Wunsch des Sonnengottes ihn in seinem zehnten Regierungsjahr erreichte; 164 nachdem in Mari mehrere Briefe gefunden wurden, die die Königstochter in den verbleibenden beiden Regierungsjahren ZimrI-Llms an diesen schrieb,165 ist klar, daß sie bei ihrer Weihung kein Kleinkind gewesen sein kann. Besonders auffällig sind die Namen der Priesterinnen des Mondgottes von Ur. Seit der sargonischen Zeit erhielten diese Frauen, die nach den bekannten Quellen immer Königstöchter waren, anläßlich ihrer Berufung in den Tempel einen neuen Namen, der auch nach der WiedereinfHhrung des zwischenzeitlich 166 vernachlässigten Amtes durch Nabonid von Babyion (555-539) noch sumerisch zu sein hatte. 167 Dieser Name wies aufgrund seiner besonderen Struktur - das erste Element ist immer der Priestertitel e n 168 seine Trägerin eindeutig als Priesterin des Nanna aus und machte so deutlich, daß die Frau nun ganz dessen Einflußsphäre zuzuordnen war. Neubenennungen sind aber nicht bloß auf weibliche Tempelangehörige beschränkt. Auch die männlichen Priester von Ur tragen in altbabylonischer Zeit sehr auffällige sumerische Namen, die klar auf den Kult bezogen sind und die Macht ihres göttlichen Herrn und seines Tempels preisen;169 an Geburtsnamen ist hier kaum zu denken. Im Falle Ur-Utus, eines Oberklagesängers der Göttin Annunltum im altbabylonischen Sippar-Amnanum, kann wahrscheinlich gemacht werden, daß sein Geburtsname Belanum lautete und er den sumerischen Namen Ur-Utu erst bei seiner Berufung in den Tempeldienst erhielt. 170 101Ygl. HARRIS 1964: 126-128 und STEINKELLER 1999: 126 Anm. 83; vgl. auch STOL 1991: 208. 102Zu niSftum "Weihe" vgl. WILCI<E 1982b: 440-450; speziell zum Zeitpunkt der Weihe und der Neubenennung vgl. S. 447 mit Anm. 33. I031n Mari ist der Namenstyp Erisli-GN sehr selten und ansonsten nur fi.lr eine weitere Person namens Eristi-Samaä belegt, vgl. DURAND 1997b: 642 Anm. 562. Zur Umbenennung der Tochter ZimrT-Lims vgl. auch Durand 2000: 391. 164Zur chronologischen Einordnung des Briefes ARM 26 194 vgl. DURAND 2000: 390 und vgl. auch CHARPIN 2002c: 29f. 165Zusammengestellt bei DURAND 2000: 390-402. 16°Die Quellen schweigen fUr mehr als ein Jahrtausend. 107Die Wiederbelebung der 'I\'adition durch Nabonid hat YOS 1 45 zum Inhalt (zuletzt bearbeitet von SCHAUDIG 2001: 373-377, vgl. dazu MICHALOWSI{[ 2003a: 137). 168Ygl. dazu EDZARD 1998-2001a: 98 und im Detail I-lALL 1985: 615-720. 169CHARPIN 1986: 396-402 (zur Priesterschaft des in Ur verehrten Ea von Eridu); STOL 1991: 209f. (zur Priesterschaft des Mondgottes). 170 JANSSEN 1992: 47f. Ygl. auch die bei CAVIGNEAUX 1991: 63-66 und STEINKELLER 1999: 127 besprochenen Priesternamen.
II.3.a.
PERSONENNAMEN
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Auch Sklaven beiderlei Geschlechts konnten bei ihrem Eintritt in den Haushalt ihres neuen Herrn einen neuen Namen erhalten. l7l Aus allen Perioden gibt es zahlreiche Belege fHr Beamtennamen, die dem Herrscher huldigen. In Eigennamen der sargonischen Periode, der Ur IH-Zeit und der altbabylonischen Epoche können die jeweiligen Herrscher auch namentlich erwähnt werden. 172 Zumindest in eine~ Fall ist klar, daß es sich dabei nicht um den Geburtsnamen handeln kann: l73 Der Mundschenk Lii-mahiir ("Ohnegleichen") nannte sich ab dem dritten Regierungsjahr Sü-Suens von Ur (1943-1935) Sü-Suen-lii-malJiir ("Sü-Suen ist ohnegleichen").1 74 Auch U9ur-namkür-sarre ("Schütze das Eigentum des Königs!"), Statthalter von Kar-TukultINinurta unter TukultI-Ninurta I. von Assyrien (1240-1205), wird diesen Namen kaum von Kindesbeinen an getragen haben. 175 Vor dem Hintergrund der Neubenennung von Ehefrauen, Priesterschaft und Sklaven erscheint es plausibel, auch für Beamte die Möglichkeit der Vergabe eines neuen Namens beim Eintritt in den Dienst des Palastes anzunehmen. Der häufige Gebrauch der Formulierung sumo m u pa. d = aIde sumam zakiirum "den Namen aussprechen" (Teil A.H.4.) im Zusammenhang mit der Ernennung von Beamten durch den König in alt babylonischen Briefen kann hierfHr jedoch nicht als Argument verwendet werden, da die Phrase in diesem Kontext die Zuwendung der königlichen Aufmerksamkeit bezeichnet. 176 Dies trifft auch auf die seit der frühdynastischen Zeit sehr häufig als Herrscherepitheton gebrauchten Wendungen m u p a- d a GN - a (k) "mit Namen in Erinnerung gerufen von der Gottheit" und GN - emu p a- d a "dessen Namen sich die Gottheit in Erinnerung gerufen hat" zu. 177 l7lSTOL 1991: 208f. 172ZU Personennamen, deren zentrales Bildungselement der Name des Herrschers ist, vgl. STAMM 1939: 119-122,315-317, KLENGEL 1976, MICHALOWSI{I 1991: 55, STOL 1991: 205, 209, A. WESTENHOLZ 1999: 40, 54; EDZARD 1998-2001a: 98 und EDZARD 1998-2001b: 109f. 173Die Umbenennung an läßlich des Eintritts in den Dienst des Königs läßt sich auch in Ägypten nachweisen, vgl. MALEI< 1988: 136 und RAUE 2003: 367f. fi.lr den Nachweis an hand der Prosopographie der königlichen Mundschenke der Ramessidenzeit; gerne werden in solchen Fällen Namen gewählt, die den Königsnamen als Bildungselement enthalten (vgl. dazu auch YERNUS 1982c: 335 und RAUE 2003: 370). 174SALLABERGER 1993: I 222 mit Anm. 1075, II Tabelle 75. Nachdem Lä-malJär nur ein Kurzname sein kann, ist es wahrscheinlich, daß dieser Mann ursprünglich den Namen Amar-Suena-lä-malJär trug; nachdem dieser Vorgänger Sü-Suens nach dem Thronwechsel weitgehend aus der Erinnerung verbannt wurde (vgl. dazu S. 263), mußte diesem Höfling zunächst die YerkUrzung des Namens und nach der Konsolidierung der Macht des neuen Herrschers der Namenswechsel opportun erscheinen. 175Belegt in der Gefäßinschrift RIMA 1 A.0.78.29 und als Eponym (filr Belege vgl. FREYDANI< 1991: 45, 177f.). DELLER 1999: 306 nimmt filr assyrische Eigennamen des Typs GN-sarru-u!Jur "Oh GN, schütze den König!" und andere den König nennende Namen an, daß sie die filr eine Laufbahn als königliche Beamten bestimmten Eunuchen an läßlich ihrer Beschneidung erhielten. 170KRAUS 1971: 100-112; vgl. auch die Endpassage einer Inschrift auf einer den Sulgi von Ur (2000-1953) darstellenden Statue, die einer seiner Beamten gestiftet hat: "Er (d.h., Sulgi) möge meinen Namen aussprechen. Er möge nach mir fragen" (RIME 3/21.2.2031: 86-87: mu-gulQ he-pa-de en-gulQ he--re). I77Z.B. bei Enanatuml. von LagaS: STEIBLE 1982: I 187: En.llO: 4-5: mu-pa-da dlnana-ka-ke .. lImit Namen in Erinnerung gerufen von Inana" oder bei Amar-Suena von Ur (1952-1944): RIME 3/2 1.3.1: 3-4: dEn -I f 1- I emu pa - d a "dessen Namen sich Enlil in Erinnerung gerufen hat." Für wettere
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GRUNDLAGEN
Die Praxis der Umbenennung von Beamten war auch in der hellenistischen Periode üblich; allerdings ist der konzeptionelle Hintergrund ein anderer als bei den älteren Namenswechseln. Verschiedene Personen tragen zu dieser Zeit zwei Namen, einen babylonischen und einen griechischen; die bekannten Beispiele lassen sich allesamt als hohe Beamte identifizieren. 178 Anu-uballit, Sohn des Anu-iki?ur, der das Amt des Statthalters von Uruk unter Antiochos H. Theos (261-246) und Seleukos H. Kallinikos (246-226) versah, ließ in der von ihm verantworteten Gründungsinschrift vom BTt-Res-Tempel in Uruk festhalten, daß ihm der König den griechischen Eigennamen Nikarchos als zweiten Namen gegeben hätte. 179 Der alte Name bleibt neben dem neuen Namen, der außerdem nicht explizit dem Herrscher huldigt, weiterhin in Gebrauch. Die Verleihung griechischer Namen an Mitglieder der einheimischen Oberschicht durch den seleukidischen König deutete Bernd Funck als Auszeichnung und öffentliche Proklamation ihrer "Hellenisierung" .180 Bei allen Unterschieden zur älteren Praxis kennzeichnet auch hier die Neubenennung den Übertritt in eine neue Lebenssituation, die dem so Geehrten eine Karriere in den höchsten Ämtern der seleukidischen Bürokratie durch die Gleichstellung mit den Hellenen erst ermöglichte. 18l In diesem Fall und vielleicht auch im Fall der Eigennamen von Ehefrauen zeigt sich, daß Personen mehr als einen Namen gleichzeitig tragen konnten. Dieser Sachverhalt ist durchaus nicht ungewöhnlich, wenn man bedenkt, daß durch alle Zeiten neben dem eigentlichen Namen Kurz- und Spitznamen gebräuchlich wareIl. Während Kurznamen nicht als eigenständige Namen zu betrachten sind, wie ja durch ihre Natur als abgekürzte Form des vollen Namens bereits deutlich ist, gilt für den Spitznamen, was bereits allgemein für den Benennungsakt und das Verhältnis zwischen Namensgeber und Namensempfänger festgestellt wurde: Die Namensvergabe trägt zur Wesenhaftigkeit des Namensträgers bei, an der der Namensgeber konstituierenden Anteil hat. Wer etwa "Fremder", 182 "Fuchs" 183 oder "Maus"184 gerufen wird, wird die dieser Benennung zugrundeliegenden Charaktereigenschaften oder auch äußerlichen Merkmale, genauso wie seine Umgebung, als hervorstechencle Kennzeichen der eigenen Persönlichkeit begreifen.
Belege vgl. SELZ 1992a: 194 und FLÜCI
EXKURS: DAS PROBLEM DER THRONNAMEN
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Schon seit der Uruk IV-Periode ist als Sonderform der lexikalischen Listen das Textgenre der Personennamenlisten belegt, die das Material zusammenstellen und ordnen. 185 In der Tatsache, daß der Personenkeil die einzelnen Namen als Zähleinheiten markiert, mag der Ursprung dafür liegen, daß der Ausdruck "Name" die Bedeutungsebene "Zeile, Eintrag". entwickelte. 18G Belege für diese Verwendung von sumum finden sich besonders bei der Nennung der Zeilenanzahl eines Textes in dessen Kolophon oder in Abschriften von beschädigten Quelltexten zur Angabe der verlorenen Zeilen. 187 Exkurs: Das Problem der Thronnamen
Die Verknüpfung des Eintritts in eine neue Existenz mit der Zuweisung eines neuen Namens bringt uns auf eine in der Assyriologie seit langem und ohne rechte Lösung diskutierte Frage: Nahmen bestimmte mesopotamische Herrscher bei der Thronbesteigung einen neuen Eigennamen an? Gab es also Thronnamen?188 Dieser Frage wollen wir uns zunächst strukturell nähern. Da in den bisher diskutierten Fällen die Umbenennung mit dem Eintritt in einen neuen Haushalt einher geht, ist grundsätzlich festzustellen, daß dieses Kriterium auf den neuen König nicht zutrifft, der im Regelfall zuvor schon dem Palasthaushalt angehört. Durch die Thronbesteigung steigt er nun selbst zum Haushaltsvorstand auf, muß sich damit also auch nicht einem neuen Haushaltsvorstand unterordnen. Vor diesem Hintergrund ist es unwahrscheinlich, daß die Annahme eines neuen Namens bei der Besteigung des Thrones den Normalfall darstellt. Entsprechend sind mehrere altorientalische Herrscher bereits vor ihrem Aufstieg zum König in den Quellen namentlich genannt. l89 Andererseits läßt sich für einige assyrische Könige ein Namenswechsel nachweisen oder zumindest überaus wahrscheinlich machen. Allerdings zeigt das am besten dokumentierte Beispiel, daß der neue Name nicht bei der Besteigung des Thrones vergeben wurde, sondern noch in der Regierungszeit des Vorgängers: Sanherib von Assyrien (704-681) verband die Übergabe eines Geschenks in Gestalt von goldenen Schmuckstücken inklusive einer Krone an seinen Sohn Asarhaddon (680-669) mit der Vergabe eines neuen Namens: "Asarhaddon, mein Sohn, der künftig Assur-elel-iläni-mukin-apli genannt wird." 190 Das 185Vgl. allgemein CAVIGNEAUX 1980-83: 619f. Für das älteste Material vgl. ENGLUND 1998: 103 mit Anm. 227. 180Claus WILCI<E (persönliche Mitteilung). FUr den Zusammenhang zwischen Personenkeil und Zeilenzählung vgl. KRECHER 1973: 161-165.
18oFUNCI< 1984: 291-295.
187Zur Verwendung in Kolophonen vgl. HUNGER 1968: 2f.; zur Angabe verlorener Zeilen vgl. W.R. MAYER 1990: 32f.; [Ur weitere Belege vgl. CAD 8/3 296f. s.v. sumu 5.
181 FUNCI( 1984: 293. Zur Praxis der doppelten Namengebung im hellenistischen Babylonien vgl. auch OELSNER 1986: 265.
188Vgl. zuletzt EDZARD 1998-2001a: 98 und EDZARD 1998-2001b: 109.
182Nakarum alias Ikiln-pi-Sin, vgl. VAN KOPPEN 1999.
189Z.B. 8il-Suen von Ur (vgl. SALLAßERGER 1999a: 168) oder die neuassyrischen Könige Sanherib (vgl. E. FRAHM in PNA 2/II 1113, 1116f.) und Assurbanipal (vgl. E. WEISSERT in PNA 1/1 163).
1838elebum alias Iddin-Lagamal, vgl. WILCI<E 1975/76: 247 und zuletzt STOL 1991: 210.
190 SAA
184Wie die beiden vorangehenden Belege ist auch Arrabum alias Erra-abl, der Vater des u g u lad amgar Ilsu-ibnisu von Sippar-Janrurum (Hinweis Frans VAN KOPPEN), ein Beispiel aus der prosopographisch besonders gut erschlossenen altbabylonischen Onomnstik.
12 88 Ra. 1-3: I As-sur-PAP-AS DUMu-ia sa EGIR I As-Sur-NIR.GAL--GIN-IBILA MU-SU na-bu-u (zur Emendation vgl. K. RADNER in PNA I/I 184 s.v. Assur-etel-ilani-mukln-apli). Bei diesem Text handelt es sich um eine neuassyrische Abschrift der nicht überlieferten Originalinschvift, die wohl auf einem kostbaren Gegenstand angebracht war, der einen Teil des Geschenks darstellte.
34
A.
GRUNDLAGEN
Annehmen dieses Namens, der "Assur, der Angesehene unter den Göttern, ist es, der den Erbsohn bestätigt" bedeutet und eines Königs weitaus würdiger ist als der sehr verbreitete Allerweltsname Assur-alJu-iddina ("Asarhaddon"), dessen Bedeutung "Assur hat den Bruder gegeben" außerdem für seinen Träger den Status eines jüngeren Sohnes signalisiert, kann man sicherlich mit der Einsetzung Asarhaddons zum Kronprinzen in Verbindung bringen, da er den Namen zusammen mit dem offiziellen Titel miir sam rabu sa Mt reduti "Großer Kronprinz des Hauses der Nachfolge" 191 in einer Inschrift aus seiner Kronprinzen192 zeit führt. Der Fall zeigt deutlich, daß die Wahl des Thronnamens dem Vorgänger oblag, der seinen Nachfolger zum Kronprinzen auswählte. Analog wurde vorgeschlagen, daß auch Assurbanipal (668-ca. 630): seinen Namen, der "Assur ist der Schöpfer des Erbsohnes" (Assur-biini-apli) bedeutet, erst bei der Ernennung zum assyrischen Thronfolger im Jahre 672 erhielt;193 Assurbanipals ursprünglichen Namen kennen wir jedoch nicht. Im Falle von Asarhaddon ist nun klar, daß er seinen alten Namen nicht nur weiter benutzte, sondern diesen bei weitem bevorzugte. Tatsächlich ist aus seiner Amtszeit als König lediglich eine Inschrift bekannt, in der Asarhaddon den von Sanherib verliehenen Name verwendet;194 ansonsten bediente er sich - aus welchen Gründen auch immer - seines Geburtsnamens. Auch für einen weiteren neuassyrischen König ist neben seinem Geburtsnamen ein zweiter Name bekannt, der sicherlich anläßlich seiner Ernennung zum Kronprinzen verliehen wurde: Salmanassar V. (726-722) ist auch als Ulülaju belegt. 195 Der erste Name ist einer der häufigsten Königsnamen der assyrischen Königsdynastie überhaupt und niemals für andere Personen belegt. Er bedeutet "Salmanu ist der erste" (Salmiinu-asared) und wird im 1. Jt. sicherlich vor allem als Referenz an den ersten König dieses Namens im 14. Jh. gewählt, einen der erfolgreichsten assyrischen Könige überhaupt; denn das theonyme Element nennt eine Gottheit, die in der neuassyrischen Periode ihre große Bedeutung der mittelassyrischer Zeit längst verloren hatte. 196 Ulüläju hingegen ist ein sehr häufiger Name, dessen Bedeutung "Der zum Monat Ulülu Gehörige" sich auf den Geburtstag des Namensträgers bezieht. Für die neu assyrische Zeit läßt sich somit die Vergabe eines neuen Namens an den Kronprinzen bei seiner Ernennung nachweisen. Diese Praxis scheint jedoch nicht zwingend gewesen zu sein: Für Sanherib beispielsweise ist bloß sein Geburtsname Sfn-ahhe-erfba "Sin hat die Brüder ersetzt" belegt, obwohl dieser Name sehr verbreitet war und seinen Träger keinesfalls als den König Assyriens auswies. Wenn wir uns nun dem Fall Sargons II. (721-705) zuwenden, dem Vater Sanheribs und dem Bruder Salmanassars V., so fällt dessen Namen Barru-kfn "Der König ist bestätigt" aus zwei Gründen auf: einerseits wegen der Botschaft des Namens selbst und andererseits IOIZum "Haus der Nachfolge" als Residenz des Kronprinzen vgl. besonders die Schilderung in den Inschriften Assurbanipals: Prisma A i 23-34 / / Prisma F i 18-28, vgl. BORGER 1996: 16 und 208f. 192BoRGER 1956: 68: Nin. J: 1. 193E. WEISSERT in PNA I/I 160; PONGRATZ-LEISTEN 1997b: 86. 194BoRGER 1956: 9: Ass. F. 195RADNER 2003/04: 96f. 19ßYgl. dazu RADNER 1998: 45.
II.3.b.
35
HAUSTIERNAMEN
aufgrund der Tatsache, daß der Name sofort den sargonischen König gleichen Namens ins Gedächtnis rief, der noch im 1. Jt. als archetypischer "Guter Herrscher" galt (vgl. Teil B.I1.l.). Obgleich die Hintergründe für den Herrscherwechsel in Ermangelung objektiver Quellen unklar sind, steht fest, daß Sargon die Herrschaft über Assyrien seinem Bruder Salmanassar V. im Rahmen einer militärischen Auseinandersetzung entrissen hatte. 197 Er war demhach nie Kronprinz, und den Namen Sargon nahm er sicherlich erst anläßlich der Thronbesteigung an; seinen Geburtsnamen kennen wir nicht, doch ist wahrscheinlich, daß er mit einem der hohen Beamten am Hofe seines Vaters Tiglatpilesers III. (744-727) zu identifizieren ist. Wir dürfen also mutmaßen, daß die Einsetzung zum assyrischen Thronfolger dazu genutzt werden konnte, einen Namen für ihn zu wählen, der seiner zukünftigen Stellung als König angemessen war, ohne daß aber die Neubenennung unerläßlicher Bestandteil der Ernennung zum Kronprinzen gewesen wäre; dabei gilt es zu bedenken, daß dem König nach unserem gegenwärtigen Kenntnisstand die zeitliche Gestaltung seiner Nachfolgeregelung frei überlassen war, weswegen nicht stets damit zu rechnen ist, daß der Kronprinz schon Jahre vor seiner Machtergreifung als König feststand. Bei Usurpatoren konnte die Neuwahl des Namens in Ermangelung einer Kronprinzenzeit nur anläßlich der Thronbesteigung durchgeführt werden. In dem Moment, da ein Name von einem assyrischen König verwendet wurde, war er für andere Menschen nicht mehr geeignet. Dies belegt eine neuassyrische Urkunde aus dem 7. Jh., die die Verfahren gegen zwei Männer dokumentiert, die ihren Söhnen die Namen Sanherib und Assurbanipal geben woll tell. 198 Da eine große Zahl von Königsnamen von mehreren Herrschern getragen wurde, geht schon aus dem Bestehen dieses Verbotes hervor, daß es sich dabei nicht um die Geburtsnamen der späteren Könige gehandelt haben kann', sie müssen diese Namen erhalten haben, als ihnen der Aufstieg zum Herrscher über Assyrien bestimmt wurde. Von Assyrien abgesehen, trug die Mehrzahl der bekannten altorientalischen Herrscher Allerweltsnamell, die sich nicht von denen ihrer Untertanen unterschieden. Wir müssen uns also davor hüten, die Situation am assyrischen Königshof als Ausgangsbasis für Spekulationen über die Gepflogenheiten in anderen Perioden zu benutzen.
11. 3. b. Haustiernamen Sieht man einmal von den Protagonisten in Tierfabeln und anderen Literaturwerken ab, so tragen grundsätzlich lediglich Haustiere Eigennamen. Bei deren Vergabe steht das Prinzip der Kontrolle durch den Herrn und Namensgeber im Vordergrund, und der Vorgang entspricht damit den Grundsätzen der Namensvergabe an Personen, die durch Geburt oder andere Umstände neu in einen Haushalt eintreten. Bei domestizierten Tieren ist die Vergabe eines Eigennamens eine Notwendigkeit und Voraussetzung für jede Art von Dressur, die auf die verbale Kontrolle des Tieres abzielt, 197Ygl. dazu FRAHM 1997: H. 198 83-1-18,231; publiziert von KATAJA 1987: 66f.
36
A.
GRUNDLAGEN
da die Erkennung des eigenen Namens deren Grundlage darstellt. Daß Eigennamen von Tieren nach den altorientalischen Quellen jedoch nur für Rinder, Pferde und Hunde zu belegen sind, hängt sicherlich mit der Quellenlage zusammen; auch für Esel, Hauskatzen und zahme Mungos und im 1. Jt. für Kamele wird man Namen erwarten dürfen. Bei Tieren wie Schafen und Ziegen, die in großen Herden gehalten werden, ist deshalb, wenn überhaupt, ausschließlich für das Leittier eine Namensvergabe anzunehmen: Kulturenübergreifend erhalten kollektiv gehaltene Tiere im Gegensatz zu Tieren mit Individualbetreuung nur selten eigene Namen.I 99 Gerade bei der Abrichtung von Hunden ist eine Namensvergabe unumgänglich. Hunde finden aber generell selten in mesopotamischen Texten Erwähnung, weswegen sich zwar eine Reihe von Hundenamen nachweisen läßt, die jedoch alle für Bilder von Hunden bezeugt sind;200 diese Namen nehmen üblicherweise auf den Einsatz der Tiere als Wachhunde Bezug. Rindernamen sind in Mesopotamien dagegen auch für lebendige Kühe belegt, und obwohl die vorhandenen Belege aufgrund der Quellensituation ausschließlich aus Rechtsurkunden aus der Periode der In. Dynastie von Ur 201 und der altbabylonischen Zeit202 stammen, war die Vergabe von Eigennamen an Rinder in Mesopotamien sicherlich zu allen Zeiten allgemein üblich. 203 Die bisher bekannten altorientalischen Rindernamen weichen dabei grundlegend von den bisher in der onomastischen Fachliteratur beschriebenen Tendenzen bei der Vergabe von Eigennamen an Kühe ab, denen vor allem Farb-, Größen-, Qualität- und Charakterkennzeichnungen zugrunde liegen. 204 Die Namen von mesopotamischen Rindern unterscheiden sich in ihrer Form prinzipiell nicht von zeitgenössischen Personennamen und haben deshalb überwiegend die Form von Gebeten oder Feststellungen religiösen Inhalts. 205 Gelegentlich kann auch Bovidenspezifisches anklingen, so etwa in dem akkadischen Namen JStar-rimat-ilr "Istar ist die Wildkuh unter den Göttern. ,,206 Eine literarische Gestalt ist die Kuh des Mondgottes Sin, die in einer akkadischen Geburtshilfebeschwörung eine tragende Rolle spielt; sie heißt Amat-Sin (oder sumo Gern e - S u e n a) "Magd des Mondgottes" .207 199DoBNIG-JÜLCH 1995: 1585. 200Ygl. EDZARD 1998-2001a: 101, EDZARD 1998-2001b: 112 und GELB 1956: 68. Zur Funktion von Hundebildern als Apotropaia und als Weihgaben an die Heilgöttin Gula vgl. POSTGATE 1994: 176-178 und GEORGE 1995: 116f. 201 Der einzige bisher bekannte Beleg aus der Zeit der IH. Dynastie von Ur findet sich in der Gerichtsurkunde TeL 5 6169 = NG 2 137: 7. 202Das Material aus den altbabylonischen Rinderkaufurkunden ist zusammengestellt bei CHARPIN/DuRAND 1980: 154 Anm. 154, FARBER 1982 und STOL 1991: 210 Anm. 187. 203FARBER 1982: 36. 204DOBNIG-JÜLcH 1995: 1584f. 205Eventuell wurden dabei bevorzugt Namen, die den jeweiligen Stadtgott nennen, gewählt (so LION 1996); aufgrund der doch eingeschränkten Materialmenge muß diese Überlegung hypothetisch bleiben. 206Ygl. dazu EDZARD 1998-2001b: 112. 207Bearbeitung: YELDHUIS 1991; vgl. zum Namen der Kuh auch FARDER 1982: 34 Anm. 2 und EDZARD 1998-2001a: 101.
II.3.c.
ORTSNAMEN: STÄDTE UND KANÄLE
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Schließlich finden sich in Verwaltungs texten der mittelbabylonischen Zeit Belege für Pferdenamen; damals waren sowohl akkadische wie auch kassitische Namen für Pferde gebräuchlich. 208 Neben Namen, die auch für Personen geeignet sind, tauchen solche auf, die auf die Farbgebung oder Fellzeichnung des Pferdes hinzuweisen scheinen. Die Vergabe von Eigennamen an Tiere läßt sich zunächst zwar auf rein praktische Gründe zurückführen, resultiert aber unvermeidlich in einer Individualisierung des Tieres: Wie beim Menschen ist der Name beim Tier deshalb - aus Sicht seines Besitzers - als konstituierender Teil des Selbst anzusehen.
11. 3. c. Ortsnamen: Städte und Kanäle Ortsnamen sind besonders langlebig: Viele alte Städte Südmesopotamiens tragen Namen, die sprachlich nicht als sumerisch oder akkadisch klassifiziert werden können,2°9 und zahlreiche Ortsnamen hurritischer Herkunft 210 verdeutlichen den mangels schriftlicher Quellen sonst schwer faßbaren Beitrag der Hurriter zur Besiedelung Nordmesopotamiens. Aufgrund der besonderen geographischen Situation der mesopotamischen Schwemmebene war vor allem im Süden die Anlage von Kanälen notwendig, die ihr Bauherr, so wie auch die von ihm gegründeten Orte, mit Namen bedachte. 211 So wie die Umbenennung einer Person den Eintritt in eine neue Lebenssituation bedeutet, erfolgt auch bei Orten die Vergabe eines neuen Namens zusammen mit einer Veränderung der Existenzbedingungen, sei es durch die Gründung eines Ortes oder durch seine Eroherung. In beiden Fällen bekundet der Namensgeber seine Autorität über den Ort. Die Namenswahl kann deshalb als Instrument zur Verdeutlichung dieses Umstands benutzt werden. Durch alle Perioden sind altorientalische Ortsnamen stark von dynastischpolitischen Bezügen geprägt. Besonders gut belegt sind deshalb Toponyme, die entweder die Zugehörigkeit des Ortes zum Herrschaftsbereich des Namensgebers (oder seiner Götter) verkünden oder aber das vom Namensgeber vertretene ideologische Programm zum Inhalt haben. Die erste Namensthematik ist die weitaus häufigere. Toponyme mit dem Element bad = düru(m) "Mauer; Festung" oder kar = käru(m) "I-Iandelskai; Hafen" werden mit
Personen namen ausschließlich für königliche Neugründungen verwendet, ebenso Kanalnamen, die mit i7 = närum "Fluß" oder pattum "Kanal" gebildet werden. Einige Beispiele mögen genügen: Dür-Sü-Suen ("Su-Suens Festung"; Ur In), Dür-JalJdun-Lrm ("JagdunLTms Festung"; altbabylonisch), Dür-Samsu-ilüna ("Samsu-ilunas Festung"; altbabylonisch), Dür-J(urigalzu ("Kurigalzus [1.] Festung"; kassitisch), Dür-Sarru-krn ("Sargons 208BALI
= Kalbu, TiII&.
211 Die sumerischen und akkadischen Kanalnamen vom IH. Jt. bis in die altbabylonische Zeit sind gesammelt in LAURITO/PERS 2002. Die Kanalnamen der altbabylonischen Zeit diskutierte zuvor bereits ausfUhrlich DALTON 1983: 1-134. Zu den Konventionen der Namensvergabe an altbabylonische Karräle vgl. auch CHARPIN 2002b: 550f.
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GRUNDLAGEN
[n.] Festung"; neuassyrisch), Kar-Tukultf-Ninurta ("ThkultI-Ninurtas [I.] Hafen"; mittelassyrisch), Kar-Salmanu-asared ("Salmanassars [nI.] Hafen"; neuassyrisch), Nar-Abf-sare ("AbI-sares Fluß"; altbabylonisch) und Nar-Ammf-ditana ("AmmI-ditanas Fluß"; altbabylonisch). Die Verwendung des Namens des Gründers im Namen des neu geschaffenen Ortes oder Kanals verankert diesen in seiner Rolle als Stifters von Zivilisation und Wohlstand im Gedächtnis der Bevölkerung. So stellt Dadusa von Esnunna (17. Jh.) fest: "Ich errichtete Dür-Dadusa als meine Grenzstadt und ließ fürwahr meinen guten Namen für künftige Tage existieren. ,,212 Tatsächlich überdauerten die den Begründer nennenden Toponyme häufig politische Machtwechsel 213 und stellten so ein mächtiges Medium für Selbsterhaltung dar. Üblicherweise ließ der Namengeber seinen eigenen Namen in den Ortsnamen einfließen; eine singuläre Abweichung von dieser Norm ist es, wenn ijammu-rapi von Babylon (1696-1654) die Gelegenheit der Namensvergabe an eine Stadt nutzte, um seinem Vater Sin-muballit ein Denkmal zu setzen, und eine Stadt Dür-Sin-muballit ("Sin-muballi~s Festung") nannte: 214
Inschrift tlammu-räpis von Babyion RIME 4 3.6.7: 50-57 50 BAD su-a-ti 51BAD-clEN.zu-mu-ba-l{-iri 52 a-bi-im wa-li-di-ia 53 a-na su-mi-im lu ab-bi 54 zi-kir cl EN. ZU -mu-ba-l{-it 55 a-bi-im wa-li-di-ia 56in ki-ib-ra-tim 57 lu u-se-pi "Dieser Festung habe ich 'Festung Sin-muballi~s', meines väterlichen Erzeugers, wahrlich als Namen genannt. Die Nennung Sin-muballi~s, meines väterlichen Erzeugers, habe ich in den (vier Welt )gegenden wahrlich deutlich gemacht." Auch Namen von Beamten sind als Bestandteil von Ortsnamen dieses Musters belegt, so etwa der des hohen assyrischen Beamten Bel-tIarran-belu-u~ur, der während der Regierungs"Bel-Harranzeit Salmanassars IV. (782-773) eine Stadt namens Dür-Bel-Harran-belu-usur v • v
II.3.c.
ORTSNAMEN: STÄDTE UND KANÄLE
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belu-u~urs Festung" gründete. 215 Ortsnamen mit dem Element ir i = alu( m) "Stadt" und
den verschiedenen Bezeichnungen für kleinere Siedlungen wie e- dur U5, dimtu(m), dunnu und kapru beziehen sich im Normalfall auf nicht-königliche Namenspatrone. 216 Die zweite Namensthematik wird von Toponymen repräsentiert, die zentrale Aussagen der vom 'Namensgeber vertretenen ideologischen Inhalte dm·stellen. Gute Beispiele sind die altbabylonischen Kanalnamen Samsu-ilüna-~egal "Samsu-ilüna ist Überfluß" und Samsuilüna-nagab-nuhus-nisf "Samsu-ilüna ist die Quelle der Fruchtbarkeit der Menschen" und die assyrischen VStädtenamen Lft-Assur "Die Macht Assurs,,217 und Ana-Assur-uter-a$bat "Ich gab Assur (diese Stadt) zurück und hielt (sie) fest,,218 und die Kanalnamen Patti~egalli "Kanal des Überflusses"219 und Patti-mfsari "Kanal der Gerechtigkeit" .220 Während sich für die Namensvergabe bei der Gründung eines Ortes aus der gesamten altorientalischen Geschichte zahlreiche Beispiele finden lassen, ist die Neubenennung von eroberten Städten, bedingt durch die erfolgreiche Expansion des assyrischen Reiches im I. Jt., besonders gut für die Könige der neu assyrischen Zeit zu belegen, und dann im Regelfall bei Städten, deren Herrscher und Bevölkerung sich zuvor den Assyrern besonders vehement entgegengestellt hatten. 221 Die Praxis der Umbenennung diente hier ganz offensichtlich dazu, die Kontrolle der neuen Machthaber möglichst breit zur Schau zu stellen und durch die breite Verankerung im Alltag und in der Alltagssprache weiter wirksam zu machen. Vergleichbar ist dieses Vorgehen damit, daß während der Regierungszeit Samsu-ilünas von Babyion (1653-1616) die beiden Städte Sippar rabum "Großes Sippar" und Sippar $erim "Sippar der Steppe" aus politischen Gründen nach zwei einflußreichen Fraktionen in Sil!par-Amnanum und Sippar-Ja~rurum umbenannt wurden. 222 Insgesamt fällt auf, daß das Verschleifen von sumerischen und akkadischen Ortsnamen die Ausnahme ist; üblich ist es, daß zumindest in der schriftlichen Wiedergabe die Etymologie der Toponyme offensichtlich bleibt. Ein Beispiel, bei dem der ursprünglich verliehene Name der Stadt durch den täglichen Sprachgebrauch verstümmelt wurde, ist Dür-JaggidLfm "Festung des Jaggid-LIm" (mod. Tall Seg J:Iamad am tIäbür). Dieser altbabylonische Ortsname taucht in der mittelassyrischen Zeit als Dür-Katlimmu auf; die Bedeutung des zugrunde liegenden Personennamens wie auch der Namensgeber selbst waren in Vergessenheit geraten; im Bemühen um das Ergründen des Sinngehalts rekonstruierte man in 215 RIMA 3 A.0.105.2: 14. Daß er damit die politische Schwäche dieses Königs ausgenutzt halle, sich später aber mit Tiglatpileser 111. arrangierte, belegt neben der Tatsache, daß in der Inschrift der Stele von Tall Abta der Name Salmanassars durch den Tiglatpilesers ersetzt wurde, auch, daß Bel-IJarränbelu-uf;lur unter Tiglatpileser seine Stellung als Palastherold behielt; CUr seine Karriere vgl. K. RADNER in PNA 1/2 301 S.v. Bel-IJarrän-belu-uf;lur 2.
212 IM 95200 xi 11-14: BAD-Da-du-sa kl a-aL pa-ti-ia e-pu-us-ma su-mi dam-qa-am a-na wa-ar-ki-a-at U4mi Lu u-sa-ab-si (ISMAIL/CAVIGNEAUX 2003: 146f.).
21ßFür Belege s. die verschiedenen Bände der Reihe Repertoire Geographique des Textes Cuneiformes.
213S0 trug z.B. der Kanal des Marduk-apla-iddina 11. (721-710) - einer der erbittertsten Gegner der assyrischen Vorherrschaft Uber Babylonien - diesen Namen auch noch im 7. Jh. (SAA 10 354 Rs. 16-18; datiert in das Jahr 670).
218 RIMA 3 A.0.102.2 ii 36.
214Dies paßt gut dazu, daß tIammu-räpi auch sonst in seinen Inschriften den Namen seines Vaters und seiner Vorfahren im Rahmen seiner Genealogie und in Bezug auf ihre Taten nennt, eine Verfahrensweise, die im altorientalischen Inschriftenkorpus bis dahin nicht üblich war, vgl. dazu S. 226.
217 RIMA 3 A.0.102.2 ii 35 (in Sandhischreibung). 219RIMA 2 A.0.101.l iii 135. 220 RIMA 1 A.0.78.22: 45. 221Vgl. dazu PONGRATZ-LEISTEN 1997a. 222Diese Information verdanke ich Frans
VAN
KOPPEN.
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GRUNDLAGEN
neu assyrischer Zeit dann den ursprünglichen Namen kreativ, wenn auch nicht zutreffend als Dür-Adük-limmu, wobei der in diesem Toponym enthaltene Personenname übersetzt "Ich tötete eintausend (Personen)" bedeutet. 223 11. 3. d. Gebäudenamen: Tempel, Paläste, Stadtmauern und Tore
Die am besten belegten Gebäudenamen sind Tempelnamen: 224 Weit über 1200 sind bis heute bekannt,225 und diese riesige Materialmenge wurde bereits im Altertum in eigenen Listen gesammelt und geordnet. 22G Tempel repräsentieren die Gottheit, der sie gehören: Ihre Eigennamen verherrlichen das Heiligtum und dessen Eigner; sie betonen die kosmologische Stellung und Aufgabe des Schreins als Vergegenwärtigung des Göttlichen auf Erden. 227 Nur in seltenen Fällen wird jedoch der göttliche Tempeleigner in diesen Namen genannt oder zumindest implizit angesprochen,228 und ihre menschlichen Bauherren nutzen den Tempelnamen niemals als Medium zur Verherrlichung ihres eigenen Namens. Vom IH. bis ins I. Jt. wurden Tempel mit wenigen Ausnahmen 229 mit einem sumerischen Eigennamen bedacht. 23o Die Praxis wurde infolge der Eroberung der Stadt Assur durch SamsI-Adad I. von Ekallätum (1710-1679) auch im assyrischen Kulturkreis verbindlich eingeführt, wo zuvor auch akkadische Namen für Tempel nachzuweisen sind. 231 An der Vergabe sumerischer Namen wurde bei der Begründung neuer Heiligtümer auch lange Zeit festgehalten, nachdem das Sumerische als gesprochene Sprache ganz außer Gebrauch geraten war; erst in der seleukidischen Periode wurden bei Neugründungen akkadische
II.3.d.
GEBÄUDENAMEN: TEMPEL, PALÄSTE, STADTMAUERN UND TORE
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Namen vergeben. 232 Im alltäglichen Sprachgebrauch waren die Tempel durch alle Zeiten einfach als Haus der jeweiligen Gottheit bekannt, z.B. als bet Assur "Haus des Assur" oder Mt Samas "Haus des SamaS" .233 Sicherlich in Anlehnung an die Vergabe von Namen an Heiligtümer wurden auch Paläste von ihrem Bauherrn mit einem Eigennamen bedacht,234 die uns aber in weitaus geringerer Zahl bekannt sind. Die Praxis läßt sich seit der Zeit der IH. Dynastie von Ur sicher nachweisen, und bis in die neu assyrische Zeit werden an Palastanlagen sumerische Namen vergeben. Belegt sind die Namen der Paläste Sulgis von Ur (2000-1953), LipitIStars von Isin (1838-1828), Sin-käSid von Uruk (18. Jh.), Kurigalzus I. von Babylonien (14. Jh.) und verschiedener assyrischer Könige, namentlich TukultI-Ninurta I. (1240-1205), Tiglatpileser I. (1114-1076), Sargon II. (721-705), Sanherib (704-681) und Asarhaddon (680-669).235 Neben den sumerischen Namen sind aber seit dem H. Jt. auch akkadische Namen für Paläste gebräuchlich; meistens wird dann aber sowohl eine sumerische wie auch eine akkadische Bezeichnung festgelegt. Anders als bei den für die Tempelnamen geltenden Konventionen kann der Name des Erbauers Bestandteil des Palastnamens sein;23G doch auch ohne dessen namentliche Erwähnung wird im bekannten Namensgut vor allem die exponierte Stellung des Palastes als Zentrum der Welt oder als Residenz des Herrschers gefeiert. 237 Als dritte Gebäudegruppe wurden Verteidigungsanlagen, Stadtmauern und in einem Fall ein Wachturm 238 mit sumerischen oder akkadischen Namen benannt;239 die Sprach232Zum Bft-res in Uruk vgl. GEORGE 1993a: 137 NI'. 940 und EDZAllD 1997: 164.
223RÖLLIG 1978: 429.
233GEOllGE 1993a: 59.
224Tempelnamen sind auch in Ägypten üblich, vgl. dazu NELSON 1942: 128f., OTTO 1952, I-IELCl( 1961: 25f., 79f. und STADELMANN 1978; für die Namen der Millionenjahrhäuser vgl. ULLMANN 2002: 642-645, 653-655.
23·\ Am besten ist die Praxis fUr die assyrischen Paläste belegt, vgl. LACl<ENUACHEll 1990: 107-109.
225Gesammelt und zusammengestellt im zweiten Teil von GEORGE 1993a.
236S0 im Falle des Namens des Palastes Nebukadnezars 11. (604-562) in Babyion: Nabil-kudum-ul!urliblut-lulabbir-zänin-Esagila "Nebulmdnezar möge leben (und) als Erhalter von Esagila ein hohes Alter erreichen." (LANGDON 1912: 120: NI'. 14 iii 28-29).
226Vgl. dazu GEORGE 1993a: 1-58. 227 GEORGE 1993a: 59. 228EDZARD 1997: 162. Vgl. aber im folgenden zu den in der Alltagssprache üblichen Bezeichnungen. 229S0 trug der Tempel des UreA in Dilbat den Namen E-ibbi-Anum "Haus-AI1lIlTI benannte (es)" (GEORGE 1993a: 192 NI'. 493); es ist unklar, ob das erste Element ebenfalls akkadisch realisiert wurde. Vgl. auch den bisher nicht erklärbaren Tempelnamen E-I
2:15 FUr den Namen des Palastes des Sln-kMid von Uruk vgl. RIME 4 4.1.5: 9; alle Ubrigen Belege sind gesammelt bei GEOllGE 1993a: 171.
237Z.B. der Name des Palastes Kurigalzus I. in Dür-Kurigalzu: E-gal - k i - sar-ra "Palast der gesamten Welt" (GEORGE 1993a: 171 NI'. 1441); die Namen der Paläste Tiglatpilesers I. in Assur und Ninive: Ekal-sar-kissat-mätäti = E - g a I - lug a I - s a I' - I' a - kur - kur - I' a "Palast des Königs der Gesamtheit der Länder" (GEORGE 1993a: 171 NI'. 1442) und Ekal-sar-I.ibrät-arbä'i = E-gal lug a I - u b- d a - I f m m u - b a "Palast des Königs der vier Weltgegenden" (GEORGE 1993a: 171 NI'. 1443); der Name des Palastes Tiglatpilesers III. (744-727) in Kalgu: Ekallät-{}idiiti-niisii-{}egalle-käribäsarr'u-mulabbirä-episisin "Palastanlagen der Freude: Sie bringen Überfluß, sie segnen den König, sie lassen ihren Hersteller alt werden" (TADMOR 1994: 174: Summary Inscription 7 Rs. 34'); der Name des Palastes Sanheribs (704-681) in Ninive: Ekal-sänina-lä-isil = E - g a I - zag - s a - nu - t u k - a "Palast, der nicht seinesgleichen hat" (GEORGE 1993a: 171 NI'. 1445; fUr die nicht völlig sichere Lesung zag - s a ft'Ir z a g-Dl vgl. ATTINGER 1993: 755); der Name des Palastes Asarhaddons in Ninive: Ekallupäqidat-kalämu = Es - g a I - ai d - d ll- d u - a "Palast, der alles verwaltet" (GEORGE 1993a: 171 NI'. 1449). 238FUr einen von Amar-Suena von Ur (1952-1944) errichteten Wach turm in Ur ist der Name Amar-Suenakiag-Nanna "Amar-Suena, geliebt von Nanna" belegt (RIME 3/21.3.12: 7-10). 2390as Material ist gesammelt bei GEORGE 1996: 365-369; zu den Eigennamen von altbabylonischen Stadtmauern vgl. auch DALToN 1983.
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42
GRUNDLAGEN
,vahl spiegelt dabei den aktuellen Sprachgebrauch wieder und unterscheidet sich dadurch von den für Tempel und Paläste gängigen Benennungskonventionen, die am Gebrauch des Sumerischen lange nach seinem Verschwinden als Alltagssprache festhalteIl. Bis in die altbabylonische Zeit wählte lllan vorrangig solche NaInen, die ähnlich wie bei den Ortsnamen aller Perioden - ihren Bauherrn durch namentliche Erwähnung glorifüderten. Dallebeu sind aber auch gelegentlich Namen belegt, die das Bauwerk selbst und seine Verteidigungsfunktion rühmen;240 die Verwendung derartiger Namen war besonders in den fipäteren Epochen üblich. 241 Während einmal vergebene Telllpelnamell nie abgeändert wurden, überdauerten die Eigennamen von Mauern nicht immer die Jahre. Vor allem danll, wenn ihre Erbauer sie nach dynastisch-politischen Bezügen ausgewählt hatten, hatten diese Gebäudenamen kaum eine Chance, Veränderungen in der politischen Zugehörigkeit der Stadt zu überleben: Bei ihrer vViederherstellung erhielten Stadtmauern dann neue Namen, die den aktuellen Bauherrn feierten. J\!Iauernamen mit religiösen Inhalten konnten allerdings über Jahrtausende weiterbestehen; die Stadtmauern von Babyion, Imgnr-Enlil "Enlil Imt zugestimmt" und Nemed-Enlil "Stütze Eulils", sind Beispiele dafür. Ebenso wie die TempelnameIl wurden auch die Eigennamen VOll Stadtmauern im Altertum in Listenforlll zusammengestellt. 242 Tore nehmen als Mittler zwischen Inncn- und Außelll'aum eine Sonderrolle innerhalb eines Gebäudefi ein: SChOll bei eier Durchführung der Griindungsrituale wmde dem Tor besondere Aufmerksamkeit g()widmet,,24:l Auch diese Gebii,lldeteile wlll'dcn bei Tempeln, Paliisten und Stncltmallcl'll mit eigenen sumerischen oder aldmdischen Namen Iwdncht. 244 Stadttore wurden zumeist mit einem bestilllmten Gott iu Beziehung gesetzt, defifien Prozefisionsweg Huf diescll! Wege zu seinelll Heiligtulll führte; einnehmt sind riir diese Dmchgänge aber auch einfacherc, in der Alltagssprache gcbrfillchlichc Neunen belegt. Zwei Beispiel aus AssUl' lllögcn genügen: Der zeremonielle Name dcs gemeinhin als "Kleinviehtor" (a.lml ,~cni) bm:eidllleten Torbaus ist Qätu-i}fr'u-Sakkan "Eine erhabenc 'Hand' (ist) flaklmn (d.i. der Gott des Viehs)", wiihrcnd das Aililur-ToJ' (alml A.1},I}'llT) mit vollem Namen !1.<}kUl·TfI.'llkanllii.I}-.l}absüle "Ailillll' ist der Untmwerfel' der Hochmütigen" hieß. 24 ',
II.3.e.
mit Eigennamen versehen wurden. Diese Eigennamen sind, formal gesehen, häl:~fig nicht von Personennarnen zu unterscheiden. 247 Die nachstehende Tabelle 1 gibt eine Ubersicht über die bekanuten, mit Nameu bedachten GegensUincle. Wie die Belegliste zeigt, war die Praxis, Objekte mit einem Eigennamen zu benennen, vom LU. bis zum 1. Jt. vor allem für' Stelen und Statuen von Menschen und Tieren gebräuchlich, aber auch im Falle von Booten, lVlusikinstrmnenten, Gefäßen und anderen Kultobjekten, Keulen, Siegeln und Türbestandteilen?l~ diese Gegenst.ände trugen, ihrem Charakter als vVeihgaben eutsprecheud, überwiegend Namen, die inhaltlich als Bitten oder Stoßgebete an die Gottheit. oder als Segenssprüche rür deu Stifter klassifhiert werclell können. Bei der folgenden Zusallllllenstelhmg ist zu beachten, daß lediglieh solche Belege in die Liste aufgenommen wurden, die einem bestimmten Gegenstand eindeutig einen Namen zuweisen. Grau hinterlegt sind die mCllsclwugestaltigell Bilder, deren Namen uns hier besonders illteressicrcll; anf Statuen beziehen sich außerdem sicherlich zumindest einige der Namen auf den TOllbullen des IrilmgiuH VOll Laga'i.
Tabelle 1. Gegenstände mit namentlich genannten Eigennarnen
Objekt.: Stift.er: Zeit: Beleg: Nanw:
LJ. Gelh 2/1(; lenkte Aufmerksamkeit auf die bemerkenswert.e TaLsaclw, daß in Mcsopot.alllien Weihgaben vvie Statuen und Stelen, aber auch Gefäße und Nlusikiustl'lllllcntc
241 G EOHm: 1DOG: amlf. 2'12 Vgl. dHZ,U GEoHm: JOO:3u: 41i-4D ulld GgOHm; !n!)(): :lGli. 2.1:IYgl. S. llil.
Stele (GciC1'8lelc)249 Eauat.Ulll vou LagaH fl'(i/ulY'fwsliiscl~
H)82: t ] 44: Eau. 1 x 2G-2D !lallt-ti IUlll-mn III C II cu edCll-llH "Nillgirsu, IIerr mit der iippigc!l Krollc, Lcbcu(sspmtder) (ist) der P irigec!cllll1t-l(allal. ,,2[,0 STElBLE
Enmetena von
Zeit: Beleg:
H. 3. e. Eigennamen von Weihgaben
2'IOZ. B. die Befestigungsalllage, die SÜ-SllÜIl VOll Ur (I !)4:1-1U:11i) gegen die AUllIrritor orrichtell ließ: MUl'trjTülnim "Die Tidlllltll fernhält." (RIMFJ :1/2 J ,11.17: 21-22), und die Mauem von Babyloll (siehe sogleich).
43
EIGENNAMEN VON vVEIHGABEN
Name:
fr'Ühdynastisch STEIßLE 1982: 1213: Ent. 1 Bi 11 En-TE.ME-na dEn-IU-le ki "Enmetena, den Enlilliebt."
ag
2HSO ist. z'.B. der Name einet' Liiwellst.at.lIe illl alUm!Jylonhichen 'I'elllpol der Giit.till UltllIlSS1(,Ulll Hoiill./Jhilum NI'. HD in Tabelle I in diesel' Zeit. )'(~cht. hiiufig auch ab PerSOllenllallW belegt., z,.13. in YO,',' 12 J!J4 IlH. 9, Y08 12 :12:3: 12 ulld Y08 14 15H: 21i. 24K
Auch die Tiiron des Tempels, don Naram-Sin für 1<;1'1'11 in der altbabylonischen 1(00nposition 8rm und Narilm-S'[n urlmut, tragen Namen: t.ii!Vizu7Il "Kriep;" und (,uhlJllnt ,,\Vohlst.llnd" (.I.G. WI':S'I'ENlIOLZ HHJ7: WH: NI'. 1:1: IiO-IiI).
244Das Material ist gesmllllwit. bei PONc:nATZ-{,I';lfiTEN 1994: 2H-:ll, z,u den TOl'lllllllen von Ninive vgl. auch FIlAIIM IOD7: 27:1-271i. EigennaJtletl für TOl'l\nlagell Hind auch bei ägyptischeIl Telllpein gebräuchlich, vgl. Gno'l'lIo[o'[o' 19DG.
~·I!IN()!Jen dem Namell dor Gcic'1'slcle selbst. werden in ihrer Inschrift. auch die Nalllell VOll drei C:rnllz'st.einell
2·15 Fiir weit.ere BeiHpiole vgl. I'ONGHA'I'Z-LEISTI';N I!HJ4: 2!)f.
~f>()hll Y(~l'st.iindnis dieses Nalllens folge ich Clllus WILCI<E (pers. Mitteilung); Ilndors SI·:I.Z 1!J!J7: HHi Alllll.
2,
lti
GELB IDIiG.
crwiihnt., die der Hert'schet' VOll UlllnHl hat. set.z'on lasselI, vgl. STEIIlLE I!JH2: I IIiD!'.: ii Ii-iii 2.
1W.
A. GRUNDLAGEN
44
3
4
5
6
7
8
Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Name: Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Name: Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Name: Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Name:
Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Narne: Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Namc:
Objekt: Stifter: Zeit: Beleg:
Stele Ellmetena von Lagas
friihdynastisch STEIBLE 1982: I 246: Ent. 30 ii 4'-6' d N i n - g f I' - S U - e n .- a b z u - t a Iltl- s u - s e 111 a h "Der Herr Ningirsu, vom AInu her für ferne Tage erhaben." Stele Lugalanda (Lugalalldanuhunga) VOll Lagas
N~une:
10
friihdynastisch STEIßLE 1982: I 276: Lug. 15 ii' 6'251 dNin-gfr-su- en - Nibruki-ta -114-si'I-se - mah "Der Herr Ningirsu, von Nippur her für ferne Tage erhab~n." anthropomorphe Statue Lugalanda(Lugalandarmhunga) von LagaS
jrühdynustisch STEIBLE 1982: I 77: Lug. 15 in' 3'
11
Lugal-an-d.a-nu ~ nun-ga - gir-nun-se nu-[kusJ ermüdet nicht Girnun. H uubelmTllltcH Objekt. (Name auf Tonperle vennerkt 252 ) Irikagina
VOll
LagaH
f1'1U~d1Jna8ti8c/~
STEI13LE 1082: I :147: Ukg. ~14 d N i 11 g f r H 11 - k Cd I r i - k Cl - g i - II a - d a c - cl a - d UII - g a a R U nu-t.i-lli-hal-c "Ningirsu wird das, was er mit Irikagilla besprodlen hat, ihm gegenüber nicht abändern." Irikagina von Lagas
frühdynastisch STEI13LE 1982: I 347: Ukg. 3 5 cl N i n - gf I' - tdl - k e4 I ri - lut - g i - II a - r a k i - gilb "Nillgirsu hat Irikagina den Standort findeu laHHeIl." unbekanntes Objekt (wie 6) Irikagina von LagaH
pit
friihdyn(L8ti8c/~
STErnLE 1982: I 340: Ukg. 3D dNill-gfr-Ht't g,l.na I\i "NingirHll das
12
"
2f> 2 Vgl. daz.u COOI'EH HJHG: 5, H4 AlllII. I (z.u La D.I/I),
(~ill()J1I
Objekt: Stift.er: Zeit: Beleg: Name:
Bdeg: Name:
Ve!'waltlillgst.ext. (f)!' (jG: 7-H)
friihdynastisch STEIßLE 1982: I 350: Ukg. 40 dNin-gfr-sü- ke 4 - lri-ka-gi-na-ra - AnzulllllSCIl-gill7 -
a,-
mU-lli-bacl-DU "NingirHu breitet dem lrikagina die Arme aUH wie Anzu." unbekanntes Objekt (wie 6) IrikaginH von Lagas fT1'i1~dynasti8ch.
STEIßLE 1082: I 350: Ukg. 41 dNin-gfr-Hü- ke 4 Ullllg ki ga-ka dlllO-ga lri-ka gina-ka --dBa-ü - mu-da-dllli "NingirHu ha.t im Tempel von U ruk Gutes für IrikagiuH mit. 13awu beHpro-
e-
ehen. " IlnbelmnnteH Objekt (wie 6) lrikagitm VOll LagaH
.f1'ühdyn. STEIßLE 1082: J 351: Ukg. 42 "Ba.-{I HIllH Iri ka gi-lla-ka "Bawu, die rV[llttcr deH Irilmginn." llnbekalluteH Objekt (wie G) IrilmgillH VOll LagnH
fT'iilulyna8/:isch
.rriilulYl/,(lsl,'lsch STlmll,E ]fJ82: f :352: Ukg. 44
"na-lI l.eH Iri ka-gi Ila-ka "Bawll, die LebeIlHkraft,25:1 deH Trikaginft." f---~--c:--::--::--:---I--"I'--11-:-11-)ec;-k--'-a-Ill-1-t-;-e-H Objekt (wie ß) - ~------CII Objek\.: IrilmgintL von Lagas Stift.er: jh'ihdY1wst'isdl, Zeit: STF:IBLE 1082: I :352: Ukg. 45 Beleg: all-ela-küR dBa-ü b,.'tra lri-ka-gi-na-da Nalllc: "Bawll hat. sieh mit IrikaginH lllll daH Hciligtum gekiillllllül't.. " .. _ .
15 N',lllle ( I'teHer ,co! [ .111 I' .. Ierte!' I''01'111, alleh ill Cl ,(1 t lte 'IR" mc 1lt. a I>gellll( helegt, vgl. daz,lI SEL"; 1!)!)7: I fJ5 Alllll. I:m
Objekt,: Stifter: Zeit.: Beleg: N nllle:
unbekannteH Objekt Irikagirm von Lagas
STEIBLE 1982: I :351: Ukg. 4:3 dna-t't Ha-kÜR ll'i kn gi-ua ka "Bawu, die Bcraterin dCH Irilmgina."----------------------------------- ________ I~----~---· IIllbekallutcH Objekt. (wie Ci) Objekt: I frilmgilla VOll LagaH Stift.er:
~
25 I () CI >,
Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Name:
Zeit.: lllll-llet-
45
II.3.e. EIGENNAMEN VON WEIHGABEN
Objekt: Stift.er: Zeit: Beleg: Name:
ullbdmllJltcH Objekt (wie G) lrikagiua von LagaR
fl'ilhdY1 wst:lsch STEIßLE 1982: I :3G2: Ukg. 4ß (I SU L . ( A x i'm I r i k a - g i u a - k a b i - cl Ull "Bawu hat daH ... dCH I ihtgi l l gCHproe!wn."
d 13 a
46
16
A.
GRUNDLAGEN
Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Nallw:
unbekanntes Objekt (wie 6) IrilmginCl VOll Lagas jTiill.dynastisch STEIßLE 1D82: I 35~1: Ukg. 47 dBa-ü - igi-du - Iri-ka-gi-na-ka "Bawu, die Irikagilla vorangeht." 17 Objekt: unbekanntes Objekt (wie 6) Stifter: Irikagina VOll Lagas Zeit: jriihdynastisch Beleg: STEIBLE 1982: I 353: Ukg. 48 dB- a-u' .men-Zl. - I1'1' I
._----~
1-----
2L
"Bawll, die ... VOll lrikll, hat Irikagillit für das Hirtcntlllll gehorcll." llllbelmulltes Objekt (wie G) IrilmgillH VOll Lngw:j fl·iihdY7w,sl:iscll. STEIBLE J D82: I :lG5: Ukg. 52 d 13 a - ü ö - g LJ - a Er i d llid - ga Iri-ka gi-nlt-rH igi-s(~ 111 II - II a - cl u
II.3.e. 22
Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Name:
23
Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Name:
f,.iilulyna8tiscl~
Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Name:
fn'ihdynastisch
24
Objekt.: Zeit.: Beleg: Nallle:
2G
Objekt: Stift.er: Zeit: Beleg: Name:
27
Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Nallle:
--
28
Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Namc:
129
Objekt: Stifter: Zeit:
"BmVll, die Schwiegertochter von Erid ll, ist lrilmgi ua VOl'allgegaugell." --
-----------~------
~f·:!Die Lesuug uud Deuluug des zweit.em; Nalllensoloment.s verdanke ich vValtl!er _d'
SALLAIlEHUEH.
1
111 der Int.erpretation folge ich Claus VV 11,<:1(10:. der mich hierfür Iluf den idiomatischeIl Ausdruck k a _ g 11 gi.1I •• dlll'ch eigene Aussage lwstiltigon" hinweist..
Objekt.: Stifter: Zeit: Beleg: Name:
2G
'-------'----------_.~~--~-_.
')~
unbekanntes Objekt (wie 6) Irikagina von Lagas jrührlynastisch STEIBLE 1982: I 355: Ukg. 53 cl 13 a - ü - n a m - s i t a(i- I r i - k a - g i - 11 a - kak e4 - b a - g u b "Bawu ist dem si ta-Gebet des Irikagina beigestanden." unbekanutes Objekt (wie 6) lrikagillH VOll Lagas
1982: I 356: Ukg. 54-55 dBa-tl SUd 12 Iri-ka-gi-lla-ka-ketj- ba-gab "Bawll ist delll sud -Gebet. des Irikagina beigest.anden." ullbekanntes Objekt (wie 6) Irikagina VOll LagaR STEIBLE
STEIßLE cl B
a - 11
1982: I 356: Ukg. 56 I r i - k a - g i - U Ho - r a
ki
all-lla-ag-ga-lli
llu-t.il'
In
-:-:-:-----:----l.~______~--__:_---;--~___c_---~-"------ _ _~_. _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ __
Stift.(~I':
47
EIGENNAMEN VON WEIHGABEN
llllbekauuLcs Objekt (wie G) lrikagilla VOll Lagas
fl'iihdyrtrts tisclt STEIBLEW82: I 357: Ukg. 57 dB It- t't lri-ka-gi-ua-ra ki gub lila-ai-ga 1ll11-11a-ph "Bawll, die n.at. speudet., hat Jrilmgiua. dCll Standort filldcll lassen." llllbekalllltes Objekt (wie G) Irilmgilla VOll LagaA frii! ulyr ws tis clI, STEIBLg 1DS2: I :35S: Ukg. 01 dBn-ü all-cl I'! I Iri-ka-gi-llH ka "Bawll, der Schirlll des lrilmgina." "Dattelpal ~ lrikagilla VOll Lagas fralulyrwslisch STEIBLELD82: I :l4~: Ukg. :.Hi: 2 LlIgal Eridu ki SÖ llll-kt'IS "Der König ermiidet. nicht wegell Erich!." Kill t.sockel En-uec1l1-Alla, PriesLerill des lVlollc!gott.es VOll Ur sm:qonisch IUME 2 LUG Bflra ballSIll' An-lllt " )ckel, Tisch c1m, All." ~~'''l-.»
"y"nhA -FU' StRtllA v''''·
t.HILU1'-'FV~U
Mundschenk aus Mari saryonisch
A. GRUNDLAGEN
48 Beleg: Name: 30
31
32
Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: N alIle: Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Name:
Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Nallw:
Objekt: StiftCl': Zeit: Beleg: Nalllc:
GELB/KIENAST 1990: 19f.: MP 25: 8'
Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Nalne:
Stele Gudea VOll Lagas neusuTnerisdL RIME 3/1 1.7.CylA xxiv 1-2 G ü _cl e- a e n- cl N i n - g i r - HU- k e4 - u a III - d u 10 - m u - u i - tal' "Der Herr Ningirsu hat dern Gnden ein günstiges GeHchick bestimmt."
36
Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Name:
Stele Gudea von Lagas 7Leu8umcT"isch RIME 3/1 1.7.CylA xxiv 5-6 E_tl i 11 n u i g i - A n - n a - k e4 - z u -
IUME :3/1 L.7. CylA xxiii 14-17 L1Igal a-IlIH 1'11 dEll-lfl-I,\' gaha-slI-gar 1111-(,1Ikll G "I - cl e- a e 1I d N i 11 - g f I' - H 11 k Cf] I g I - ;d III 11 - Si - bar "Dcr KÖllig, die Flut ElllilH, die keincll Gegncl' hat, der Herr Ningil'Hu haL Hein geLre IIge allf Guden geri " Stele Gilden VOll Lagas
a - t'1
z i - S Et - g ä I - G ü -
eleH Guden." 37
Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Name:
256
anthropomorphe Statue Gudea von Lagaä
neusumerisch RIME 3/11.7.StA Bi 4-iv 2 Ninan-ki a nam-tar-re-de c1Nin tu ama digirr e _ ne -l{ e4 G u - d a l u e- cl u - a - k a na m - t i-I a - n i musu Die. die in Himmel und Erde das Schicksal entscheidet, Nintu, die Mutter der Götter,.hat da.'3 Leben Gudeas, des Tempels,
38
'fLC'lt8'ltTneriscll,
R1ME 0/1 1.7.CylA xxiii 20-20 LlIgal u/l-gü-di dEn Ifl-I{t eil gaba-ri llll-tuku " I'
"Der König , dcr toh(mdc Stlll'lll ElllilH, der lIe!'l' oluwgleichell, dcl' Herr NillgirHII hat Glldcn I'eiuen Herl\CllH erkoren." Stele Gilden VOll LagaH
lang " Objekt: anthropomorphe Statue Gudea von Stifter: neusumerisch Zeit: 'RIME 3/1 1.7.StB vii 14-20 Beleg: Na m t i n i g- b a ~ gUlO Name: })Leben (ist) mein Geschenk." Objekt: anthropomorphe Statue Gudea von Stifter: Zeit: Beleg: N~tme:
'1/.C'ltS'I/.'Ilwrisch
RIME :j!1 1.7.Cy1A xxiii 20-28 Lugal Illll Ile) eH kill' KU.KU C Gü-de-a CIl dNillg f I' H 11 - k e/] g II - 1\ a - n i III 11 - g i "Der König, VOI' dCHHCIl Nalllcll die Länder :;,ittel'll, dcl' Herl' NillgirHII hat für Glldca den Tltroll dau()t'hafL gClllacht."
cl B
de- a "Da8 Eninnu (ist), wa8 Ans Augen erkennen. Bawn (iHt) der Lebenshauch
lW'll8Wrwl'i8ch
A
Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Name:
35
DUL. Ul\rlUS.GAL
"Verstandbegabte Statue." Statue: lVlenschenköpfiger Stier U r- Niugirsn 1. VOll Lagas neusumeTisch RIME 3/1 1.1.4: 12-14 Nin-gu]o -- ue-rna-zi-zi "Meine Herrin möge sich hier erheben!" Stele Guclea vou Lagas neusumerisch RIME 3/1 1.7. CylA xxiii 9-12 Lug a l k isa 1255 - si - G ü d e - a - e 11- cl N i 11 - g ( r - HII - k Cf] Gir-nun-ta - mn-zu "Der König, den Hof erfüllend, der Herr NiugirHu hat; Gnden vom Öinlllll erkannt. " Stele Gnden vou Lagafl
49
11.3.e. EIGENNAMEN VON WEIHGABEN
40
Objel<,t: Stifter: Zeit: Beleg:
neu!sumerisch 39 RIME 3/11.7.StC in 18~19 Gil de a luu,..a~ka
nam-ti-Ia .. ni be-su nDas Leben Gudeas y des Erbauers des Tempels} sei lang!" anthropomorphe· Statue Gudea von
netLsumerisch RIME 3/11.7.StD v 2-7
'2fd'Einü Liste der Nallwll diesOl' Statllell sowie der Statllün der Herrscher der 111. Dyuast.ie 2r:r:
""ZIl k isa I / / gi par vgl. zuletllt l'vIAHCII\o:SI 2004: 17/11'. (llIit älterer Litmatlll').
SEL:;' I mJ7: I\JlJ AUlll. I\J8; vgl. dmm 1I11eh SUTE!! 2000: I "!lI'.
VOll
Ur gibt
A.
50
Name:
41
42
43
44
45
46
Objekt: ·Stifter: Zeit: Beleg: Name:
Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Name:
Objel<:t: Stifter: Zeit: Beleg: Name: Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Name: Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Name: Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Name:
GRUNDLAGEN
Lugal - a-dugud-da-ni kur-e nu-il-e - dNin-gfr-suke4 - G u- de- a 1u-e- d u- a- I' a nam- d UlO m u-ni- tal' "Ningirsu, der König, dessen schweren Arm die Fremdländer nicht ertragen, hat dem Gudea, dem Erbauer des Tempels, ein günstiges Geschick bestimmt." anthropomorphe Statue Gudea von LagaS
lI.3.e. 47
48
neusumerisch RIME 3/1 1.7.StE ix 1-3 Nin-gulO ba-zi-ge - nam-ti ba U4 dUl1!-gabaSic 1 du )jMeine Herrin hat mich erhoben. Schenke Lebenl Am dafür vorbestimrnteil Tag habe ich (die Statue) errichtet." anthropomorphe Statue Gudea von Lagas
50
neusumerisch RIME 3/11.7.Stlv3~6 Gu-cl lu- du-a-ka n mu na.,.sum "Dem Gudea, dem Erbauer des Tempels, hat erLeben gegeben." anthropomorphe Statue" Gudea von LagaS
51
neu$umeris.ch RIME3/11.7.StK ii' 6'-8' [Lu1 1ki-ag amJ-ti "Ich bin seinen·König liebt.·Mein Leben anthropomorphe Statue Gudea von LagaS
neusmnerisch RIME 3/1 1.7.StN Bi 4-5 GeSt i n- a n- na - k e4 n amt i m u na - s u m "Gestinanna hat ihm Leben gegeben."
anthropomorphe Statue Gudea von LagaS
neusumerisch
Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Name: Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Name: Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Name: Ob.iekt: Stifter: Zeit: Beleg: Nauw:
ba-su
RIME 3/11.7.StO iii 2-3 Gestin-an-na- ke4 igi-zi mu-si-bar "Gestinanna hat ihr getreues Auge auf ihn gerichtet." anthropomorphe Statue Gudea von Laga.i§
neusumerisch RIME3/11.7.8tP v 3-6 Gu-de-a lu-e-du-a-ka - nam-ti-la-ni ge-su Das Leben Gudeas, des Erbauers des Tempels, sei lang!" anthropomorphe Statue Gudea von LagaS
neusumerisch RIME 3/11.7.StQiiLi mu-ni .. tum ,,8ie (d.h. die Statue) ist dem Ha,us angemessen." anthropomorphe Statue Gudea von LagaS
B
neusumerisch RIME 3/1 1.7.StR iv 6
m a- [ .. ·1
G u- da a
"Gudea [.. J." Boot Gnden
VOll
LagaA
TW'lf,8'UillLcrisclt,
lUMB :~/1 1.7.StD iii 4 L 1\ g a,1 {t d Il g \I d - d a - II i kill' - (~ 11 \I - (I e d Ni II - g ( I' - S Ilk e,\ G it d ö - a - a I' I {I - Ö- cl {I - ara II n m - d \1\ () m \I - 11 i-I. a r "Niugil'su, der König, dessen schweren Arm die \')'emdliiuder nichl. ertragelI, hat. dem Gudea, dem Erhauer des Tempels, ein gÜlIstiges Geschick hestimmt. '_'_________._ _ _ _.______._.__________. - - - . - . _ - -
----------
G2
neusumerisch RJME3/11; 7.StMiiI2 Nam.a.-e ba-gub "Sie ist derosi ta -Gebet beigestanden." anthl'opomorphe Statue Gudea von LagaS
Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Name:
))
49
neusumerisch RIME3jl1. 7.StHiii 1'75 Nln clumu k.i ag An ku-ga-ke4 ama -dBa-u - Bsn sIr-sir-ta Gu-de-a nam-ti mu-na-sum "Die Herrin, da.") geliebte Kind des reinen An, die Mutter Bawu, hat dem Gudea aus dem Esilasirsir Leben gegeben." anthropomorphe Statue Gudea von LagaS
51
EIGENNAMEN VON 'WEIHGABEN
Ohjekt: SUfter: Z()it: Beleg: Name:
LT" .. I'. l!nlll
Gnden VOll LagaA nC'lLs'll'flwrisch
rUME :~/I 1.7.StE iv 12 Nill All-da gal di "Die Herrill ist ZUSHlIlIllCll mit. Au berühmt." 1_ _ _. _ _~~~~~~~==~~~~:.:..:.:::~:.:.:.::..:.::.:...--------------1 G:~
Objekt:
Gefäß: Schale
Stifter:
Gnden VOll LngaA
!)!Afl"l/117St[" 'l'\1 4 der Para 111 () e i\1l Nil 1'. L t ,,' .~ • . . . ' , IX " v;n bn vor (vV;1. die Kopi(\ bei TOSCANNE IDOD: 124).
"'7 .d Troti\
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<111 11 I
'f"I!l"\\ie"thierllicht*\LI-dllll b
h
52
A. Zeit: Beleg: Name:
54
Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Name
GRUNDLAGEN
neusumerisch
56
57
Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Name: Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Name: Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Namü:
Digir-arbus-su-gulO - ki-sa-ra - ba-an-zi-ge "Meine mitfühlende Göttin hat mich am Horizont erhoben." anthropomorphe Statue Ehefrau Gudeas von Lagai3
RIME 3/11.7.99 ii 7-10 Nin-gulO - gu - ma-de U4- d un- ga du, "Meine Herrin hat mich gerufen. Am vorbesthmutenTag 257 habe ich (die
GD
Objekt.: Stifter: Zeit: Beleg: Name:
ne1Lsumerisch RIME 3/1 1.7.94 d [ N i n - e- g a I J
N i n - gUlO
63
"Meine Herrin (ist) Ninegal." anthropomorphe Statue Ur-Ningirsu II. von Laga~
neusumerisch RIME 3/1 1.8.6 ii 4-5 Lu digir-ra-ni ki-ag-me nam-ti-gulO be-su "Ich bin es, der seinen Gott liebt. Mein Leben Bei lang!" Kellio Frall alls Lagas 1W'llS'lllfl,C'f"lsch
:~/ 1 1. L2.7: 12-1:3
Lllgal glllO
hn-,d-ge Lte llL
Mauu alls Lagas 1W'll8'll'ffWTt8ch
lUME :~/ 1 I.J 2.1 G: 11 L II g a I g UI () h a - ;I, i - g e l hat mich erhoben." Mauu alls Lagas 1/'cUS'll'f fWf"lSclt
lUME :~/ 1 1.0.1022: G'-7' Digir-gulO [t]i al ha-ni-dUII ich habe mir Lebeu
(iO
S Li fter: Zeit.:
62
anthropomorphe Statue Frau aus Lagai3
5H Stift.er: Zeit: Beleg: Name:
61
neusumerisch
UlME
Maull aus Lagas nCIISIt'ff I,Cl't8Ch
EIGENNAlvlEN VON 'WEIHGABEN
Beleg: Name:
RIME 3/1 1.7.69: 3'-4'
Statue) gemacht." 55
11.3.e.
"
Objekt: StHter: Zeit: Beleg: Name: Objekt: Stift.er: Zeit: Beleg: Name: Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Name: Ohjekt.: Stifter: Zeit.: Beleg: Namc:
53
RIME 3/1 1.0.1025: 4 · 1Ja-Zl'-ge .1 N In-gulO "Meine Herrin hat mich erhobCll." Gefäß: Vasc Mann aus Lagas A
lwusumcrlsch RllVfE 3/1 1.0.1026: 1'-2' [... ]- igi ~- lllu-si-in-g6l .. en - !Ja-mu-tar-rc ,,[ ... ] hat mich angeschaut. Möge er/sie wirklich (nach mir) fragen!" Keule J\!lann aus Lagas
lw'I/,8'1lrncTi8ch RlME 3/1 1.0.1027: l' [... ] ba an zi-gc ,,[ ... ] hat mich erhobeu. " anthropomorphe Statue Mann aus Lagas
ne'llsumerisch STEIBLE 1991: I 410: Lagai3 38: 8'-10) [... ba-mu zi-ge .. hat mich wirklich erhoben!" Frau alls Laga,c; 1tC'll8U1f tc1'isch
IHDI: 1421: 'Laga,c;' 54: 7'-D' Niu-gulO ell-gulO !Je-tnr "Meiue Herrin miige llach lllir ". _·_. _.._·__..___ . _·. ~~. . . _·~-_·. . _----_...._ . . . --I _._. _. . .~......_____I~'~~~~~~ .~t:>.:::_.....:..:.:.:~~~~ G5 Objekt: Stifter: Ul'-Ninsull VOll Lagns 11,eUS'llrne1"lscll, Zeit: STEIn!'I'; ID!)I: ([ :l:3(): Ul'IlinSllll L: 1O-1:l Beleg: Nallle: Lugal gUlo IlHItI Li-gulO hö si! re "Iv[eill I<öuig llIiig(~ llIeill LebclI lang machcn!" Vase G(j Objekt.: Stifter: [Hnl le!mllnt.] 'fW'll8'll1 nC'I"isch ZeiL: STEIIlLE IDDl: II :3GGI'.: Text. 2: 2'-5' ßdeg: Name: Lug Cl 1- [ g IllO] i g i - dUl 0 LHl - m u - dUK ltIöge wirklich hc)'schaucn!" 67 Sulgi von Ur Stifter: neusumeTisch Zeit: Beleg: RIME 3/ 2 1.2.56 ii 4 dNanna bad-gulO Name: "Nanna ist meine Festung" STEIBLE
54 68
69
70
71
A.
GRUNDLAGEN
Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Name:
Statue eines 'llrn'llrn 258 Sulgi VOll Ur ne'lls'llrnerisch RIME 3/2 1.2.26 Rs. i 8'-11' E-:;i-ip- da-rna -na-ki-ri-d Ehd- gi-zi-ik-1"tl-'ll- a "Der auf meine Worte hin das Blut der Feinde des Sulgi sammelt."
74
Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Name:
Statue eines lahrnllrn 259 Sulgi von Ur ne'llsllrnerisch RIME 3/2 1.2.26 Rs. ii 4' Ba-la-tarn-[ . .. ] "Das Leben [... ]." Statue eines lafpn'llrn Sulgi von Ur nellsurnerisch RIME 3/2 1.2.26 RA. ii 8'-9' l-te-ak-1"i-[ . .. ]-dLa-a:;-i§-dc 1i " ... [... ] Laf;llllit [... ]." St.atue eines lalj,murn 8ulgi VOll Ur
75
Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Name: Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Name:
v
76
[ ... ]
n
Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Name:
RIME 3/2 1.2.26 Rs. ii 13' TAI3-la-s1l-IGI .SIGf) -S'tl anthropomorphe Statue Mann aUS Ur
RIME 3/2 1.2;2031: 15-18
Beleg:
RIME 3/2
Name:
L 1I ga 1- g 1I1 () gÖs I, 1I 11 f g- S Hn-g a - k a II i ga - a Il ti - i I "Mdll König, ich will in seiner (
Siegel
7!)
nC'ILS'II:lfI,Crisc}l, 1.2.2m~):
10-11
~f)KEiu lvlischwesou aus Löwe uud Adler, vgL dazu GIU-;EN l(J!J:3-!J7: 258 § :J,25, 2f)<)
78
neU81lmeri8ch
Objekt: Stifter: ZeiL:
", Das erhal('elle Exemplar einer Statue eiues laG7nll1f1. (nach seinelll Aussehen in der moderneIl Sekundärliteratur llleist als "Sechslockiger Held" hm:oicllllet) ist. dWi nach seinelll F'tllldort Basselki-Statuc genannt.e Stiick aus Bl'Om:e, das dlll'ch seine Inschrift (Rllvl E 2 l,tl, lO) Narälll-Sin von Aklmd als Stift.er
55
EIGENNA1'vIEN VON WEIHGABEN
Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Name: Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Name: Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Name:
anthropomorphe Statue Amar-Suena von Ur
neusumerisch RIME 3/2 1.3.10: 11 dAmar dEN,ZU - ki-ag U ri 5- ma "Amar-Snen, geliebt von Ur." anthropomorphe Statue Amar-Suena von Ur
nellsumer'isch RIME 3/2 1.3.11: 11-12 Mu-pa-da - dEN,ZU ki-ag Uri5- m Et. "Berufen von SIn, geliebt von Ur." Statue eines HUlldes Jbhi-Snell VOll Ur nC'll87lrncrisch
RIME :3/2 1.5,4: 17
IJ 8- d a b 5 "Er möge packen!"
77
ne'llsurnc'l"isch
( unklar)
72
II.3.e.
Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Nallle: Objekt: S t,i ftm: Zeit: Beleg: Name:
Ohjek Stifter: Zeit.: Beleg: Nallle:
GeHlß: Schale Mallli allf; Ur 'I W'IL8'lL7n(~7'i.s eil
RIlVIE ;3/2 I.G,Hn4: 8 Niu glllo ÖU-gllIO IJ{~-t.ar "Meine Herrin !löge nach mir ragen! GeHiß: Schale Maull aus Ur 'lw'lI"mrnerlscll
IUfo.ifE' ;3/2 UU040: (j'-D' i gis Hn-g (tga-a-ti N i 11 - g 1\ l o g e S- d it - 11 f g - S H(i-g a - 11 i - a 111 !JU-lllll-SI-ba-rc "Mcil1c Herrin, ich will iu seiner ((1.11., (ks IIcrrsehers) guten Allflllerksalllkcit, leben! Er tIIöge Hein g [LeH Auge auf mich riehl,cn!":wo Türe I~l'isl\In I. von Asslll' alt.llssY'I'lSC}I.
lUlVIA 1 A,O,;3:U: l7 L(L-rrw-s'li-'II,'III.
"Sdllltilgöt.t.in
ausweist.; nm dcr Sockel uncl der unt.ere Teil der St.at.u{~ sind erhalt.en, vgL
13BAlIN-HoLZINClEH
1!J8'l:
2:lf" TL 1:1: NI'. (i!.
~fiOZIlIll VersUindllis diescs NalllenH und iw;!Je~iOlldere zur Int.erpretatioIl vou geR cl it als Schreibuug fnl' *ge:i (,11 "Ohr" vgL \'VILel(!<: 1!Ji\7!J: !JG, VgL außurdelll den o!Jeust.e!wndeu Beleg Nr. 7:1.
A.
56 80
Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Name: Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Name:
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Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Name: Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Nallle: Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Name: Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Name:
I----- - - - - -
8G
Objekt.: Stifter: Zeit: Beleg: Name:
GRUNDLAGEN
Schloß Erisum 1. VOll Assur altassyrisch RIMA 1 A.0.33.1: 18 Lu-da-na-at "Sei stark!" Schwelle Erisum 1. von Assur altassrisch RIMA 1 A.0.33.1: 19 Lu-e-ra-at "Sei wach!" Harfe !Sbi-Erra VOll Isin altbabylon'iscll, RIME 4 1.1.1: 13-14 cl liJ-bi Er-rad E n - li 1- d a 11 i I' - gä I "IRbi-Erra vertraut auf Enlil." Standarte Su-ilT-Ru von Isill o.llbahylonisch RIME LI 1.2.2 iv Li NUll-bi bar-all-ki "Sein göttlicher Fürst ist Licht VOll Himmel und Erde. " anthropomorphe Statue AbT-sare von Larsa
II.3.e.
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Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Nhme:
88
Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Name:
8D
Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Name:
Statue eines Löwen SamsT-Aelael 1. von Ekallatum altbabylonisch RIMA 1 A.0.39.2002: 2-6 Sa- (L- ti- da-'fni -na-ak-ri - Sa- am-si _cl ISK U R- i-na--qa- bc- e- d INAN A "Trinker eies I3lutes eier Feinde des SamST-Adadllach dem Gebot der !Star." Statue eines Löwen Takil-ilissu VOll lVlalgium altbabylonisch RIlvfE Li 11.2.2: 42-43 [d D]a-anE "Der Tempel ist stark." Statue eines Löwell Takil- ilissu VOll lVIalgi lIlIl allbabylO'l~i8ch
RIME 4 1 L.2.2: 42-43 cl Ra-.ij'll-71bl~
"Der Tempel ist, ehrfurchtsgebietcnd."
DO
Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Namc: Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Nallle:
DI
altbabylonis eh RIME 4 2.6.1 ii 3P
A-b[i'-.SQrre-e ... J "AbI-sare [... l.H Statue eines Hundes Mall11 alls Larsa allbabylonisclL RIME Li 2.7.2001: 10-11 Ur-:d ki-gäl-Ia t't llalll ti-la "Trcllül' Hlllld, wo CI' ist, (ist) Ldwllskrallt." StaLl eilles LÖWCll SalllsI-Aclad 1. VOll Elmllatlllll aUbabyl07l,iscll, RIMA 1 A.O.3D.2001: :3-7 J(a-ni-ikzcL-{;-c'I' Sa-arn-si dISKUll i-na qa-IHr-edINANA "Besiegler (des Schicksals) der Hasser des SalllRT-Adad nach dem Gebot der [star."
57
EIGENNAMEN VON -WEIHGABEN
92-
~UI
Objekt: Stifl,l)r: Zeit: Beleg: Nallle:
Stele ("Kudurru")261 Na~i- rvf an I UnR 7IL'illelbabylo71,i8c1~
MDP2Tf. 17iv35 dAGSF:S II:lf,-rh[,'I' A.sA.rvms "Nahü ist. der Beschüt.~er der ''') St.ele (,K cl N a~i- MaJ'utLaA
Grell~e
der Felder."
'11 ~iUellJ(LbylO'lI,isl:h
AItNAUD
1072: IG5: 2
PA!'
"J3cscllü(,~c! " Stele CI< :Iu ''') Kudlll'-Elllil VOll Bahyloll 'fll,iltelbabylo'll:isl:/l, AHNAUD 1D72: 170: 3 J(u-rMr-1'i '/i:-PAI' "Beschiit:1,C Illeille Grem~e!"
Die in Siidllwsopotalliien von der lIlitLelbabylonisclwn bis in die friihnelllmbyloniHche Periode belegte Donkllliilorgattllng dos "I(UdUITII" sind st.einel'lle J'v!onllnwnte in St,elenforlll, die für die Ewigkeit bestinllnt,o Abschriften von U rkundon llIit f{(!chtsiibert.ragungen darstellen; als l3ezeichuuug für dieHe J'v!onllnwutklasse Hehlug KE, SLANSI(] jiingst." l1abylonian Entitlüluent./wl'iL" vor (SLANSI
58
93
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DG
I-
A. Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Name:
Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Name: Objekt: Stifter: Zeit: I3eleg: Name:
Objekt.: Stifter: Zeit: ßcleg: Name:
D7
Objekt.: Stiftc!': Zeit: Beleg: Namc:
DR
Objekt: S Lift.()\': Zeit: Beleg: Name:
09
Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Name:
GRUNDLAGEN
Stele (" K ud UlTU" ) lVleli-sipak von Babyloll
I1.3.e.
100
mittelbabylonisch BBS 4: Beischrift 3 dISKUR-UlVlUN-UR.SAG-pa-at-ti--nu-ulj,-si-iJ'llr-ka
"Oh Adad, Herr, Held, schenke mir einen Bewä,sserungskanal des Überflusses!" Stele ("Kudlll'l'U") Marduk-apla-iddina 1. von Babyion
101
mittelbabylonisch Page 1967: 56: v 10
Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Name: Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: Nallle:
cl Nin-uTta-mu-kin-ku-duT-da-m-a-U-sa- 1 Uz-bi -d En-lil
"Ninurta, der die ewige Grenze des Uzbi-Enlil bestätigt," Stele ("Kudurru") Enlil- nacli n-apli VOll I3aby IOIl
mittelbabylolLisch BE Ij 1 83 ii 22-24 E -I,e-ti-iq- i-ta-a-cl:ll-sCLG-lj,i··mi-i.?,-[m] tluL-tazc-cl'-Tlw, kü-la ra-mn "Du sollst. nicht die Abgrcmmng überschreiten! Du sollst nicht die Grenze verletzen! Hasse da,s ßösc lind liebe die \Vahrhcit!" Stele ("Klldurl'u") Beamter Mardllk-lludill-abbö VOll I3abyloll 11 LillclbabylolL'isd!
DBS 7 ii 40 lIud I3eischrift 2-3 lVIu-k:in k:U-Cl'tlT-7"i da-m-ti "Der die cwigell Grenzen bestätigt." Stele ("KlldulTll") Marduk-sapik-zcri VOll I3abylon rnillclbabylorl,iscll, !1.I<;SClllDjVVILCI<E 1975: 58 ii 88 d Nin-71Tta.9'(LJla-qi-7"i· 8e-k(~1'-.9'aJ!-ti-.9'u! 'I--:c,,:--O-:l:--l_N,-i-::-lll:;-Il_'t-;-H-'.."_v_c-;-;-rs:;-·c_,h..li.._e_ß_c_cl_i(_~_~.l:...»p,--el_tl_(_!ü_s_K_:l--".:äg=---cl'.s_!".____......_____ .___.. Stele ("I
F. !1,ASHID 1980: lAll:
V
14
cl Nin-'ll'/'ta
m:n-kin kU-IM.,. da-m-/.'i "N urta, eier die ewige Grem:e best Stele ("I< clur I") Nebulmchwzar I. VOll I3ahyloll
ig "
llLütclbabylO1I,isch I-liNKE Uni: NI'. 5 I3()ischrift 1
]02
59
EIGENNAMEN VON \iVEIHGABEN
Objekt: Stifter: Zeit: I3eleg: Name:
Objekt: Stifter: Zeit: Beleg: NaIlle:
anthropomorphe Statue (Frau) Mann aus Arbail
mittelassyrisch
RIMA 1 A.0.83.2001: 12 dINANA-ana-ka-si-oESTU
"Oh Istar, dir gehört mein Ohr!" Stele !VIllsezib-Samas, H,ssyrischer Statthalter VOll Duru lL1LC'IW,SSy1'isclL POGNON
1907: 107: G
dISKUR-SUUUS.MES-'ia -GIN
"Oh Achtel, mache meine F\mdamente fest!" Statue eines Löwen Smnsl-ilu, H,ssyrischer Armcekommf1ndant (I:u.rüj;/I.'lf,) lW'IUlSSYTisch
RlMil 3 A.O.104.201O: 21-22
'lf,{d -TlL'll
ez-zu li-Im lamalj,-'I"II. m:n-.9'am-qil ln TlWgi-Ti 'ffI:Il-.9'an/.-.~'Il-'ä 'l/w,l· S;\- bi ure MAU .9'ri-[...
"Löwe, der [... ], zOl'lligcr Stlll'llldiimon, unwiderstehlicher AnstlU'lll, der dell U ugcfügigCll uiederw oft, der Wünschc ill !lllg gel liißt.. " Statuc eiues Löwell Samsl-illl, assyrischer An llcekollllllall
"Dcr dell Kampf vorautreibt, der c!as Feilldesland niec!erwalzt, der Übel vertreibt uud Wohlt.at.cll eintretcll läßt." 10/1 . Ob.i(~ld~"- S eiues S Stifter: Tiglatpileser II f. VOll AssyriclI '11,C'IUlSSlJl'ISdl Zeit: Beleg: TADMon I DOll: 20G: Mise. 1, I: 25 Name: U;\-'T/I:n ez-zu .~a-[bü a-a]-bi 'I/I,'Il-.9'mn-Ijü lC'/TI,-'fI,u-ti I'vlAN "Zomigcr Sturmdiillloll, Wischer der FeilIde, d(~r die dem KÖlIig Übolgesillntml lliederwirft.." 105 Ohjekt: S eitws S Stifter: TiglnLpileser Ilf. VOll Assyricn 'lw'lu/'ssy1"isch Zeit.: Geleg: TlLtl'lll,lJ1' ID94: 20G: Mise. I, 1: 2G Name: f(a-.9'ül e'/'-nd-li MAN m:n-[ ... ]-rnu-[ . .. ] 'II1://,-.9'c-TibrVI!.SIGr,.MES "Der das Kampfziel des KÖlligs erreicht., der [... ], der [... ], der WohlLaten eilltrctell läßt."
cl Nin-'IlTla 'It dNUSKl! m:n-kin kU-Ihll'-'ri
"Nilll\l't.a IIlld Nusku, die die Grcllze hest~Higcn."
Tahelle [
60
A.
GRUNDLAGEN
In seiner Untersuchung zur Vergöttlichung von Gegenständen im 111. Jt. arbeitete Gebhard SELZ262 den Akt der Namensvergabe als erste Stufe einer Sequenz heraus, die über die Belebung eines Objekts hin zu seiner Vergöttlichung führen konnte. Ein zweiter Schritt sah die Belebung des Gegenstandes durch das Mundöffnungsritual (sum. k a- tu h - h a, "geöffneter Mund" = aIde pU pi "Öffnung des Mundes")263 vor; indem die Bene~n~ng nach dem altorientalischen Verständnis ein Teil des Schöpfungsaktes ist, wird man davon ausgehen dürfen, daß mit Namen versehene Objekte generell diesem Ritual unterzogen wurden. Im Falle verschiedener Statuen und Kultgegenstände aus der alt- und neusumerischen Zeit läßt sich eindeutig nachweisen,264 daß diese Gegenstände nicht bloß als lebendig betrachtet wurden, sondern infolge der Schaffung eines Kultplatzes und der Einrichtung eines eigenen Kultes auch die Grenze zur Göttlichkeit überschritten hatten. 265 Für den Unterhalt mancher Weihgabe, insbesondere der Statuen und Stelen, wurde vom Stifter ein Opferfonds festgelegt,266 für den ein entsprechendes Stück Land als Versorgungsfeld eingerichtet werden konnte. 267 Die enge Verbindung zwischen einer Weihgabe und der Einrichtung des zugehörigen Opferfonds verdeutlicht eine neusumerische Statue in Gestalt eines menschenköpfigen Stieres, die die Ehefrau des Stadtfürsten Ur-Ningirsu I. von LagaS der Göttin Bawu "für das Leben" ihres Mannes und für ihr eigenes gestiftet hat. In der Inschrift wird der Eigenname der Weihgabe genannt, die dabei als mas-da-ri-a "Opfer; Opferversorgllng" bezeichnet wird. Damit ist die Statue als sichtbarer Ausdruck der Einrichtung eines dieses Bildwerk versorgenden Opferfonds gemeint: "Der Name dieses Opfers ist: Ningu-~emazizi. ,,268 262SELZ 1997: 179. 263Die Literatur zum Mundöffnungsritual ist reichhaltig, vgl. zuletzt WINTER 1992: 22f., SALLADERGER 1993: I 278f. (speziell zur Mundöffnung einer Waffe des Gottes Ningirsu in der Ur III-Zeit), 281283, REINER 1995: 139-143; SELZ 1997: 177; BERLEJUNG 1998: 178-283; WALI<ER/DICI< 1999: 70; WALI<ER/DICI< 2001 (Textedition des Mundöffnungsrituals im 1. Jt.). Auch in Ägypten gab es ein entsprechendes Ritual, dessen Eigenbezeichnung dem sumerischen bzw. akkadischen Namen entspricht, vgl. GRIESHAMMER 1982: 223-224. 26'IFür Belege vgl. SELZ 1997: 173-179; s. dazu auch bereits SELZ 1992b am Beispiel eines Bildes der Sasa, der Gemahlin des frühdynastischen Stadtfürsten Irikagina von Lagai§' 265Vgl. dazu auch eine Passage in der Inschrift einer Statue des sargonischen Königs Rimus von Akkad, vgl. S. 120. 2660pferfonds werden in den Inschriften einiger Stücke explizit angesprochen, so auf zwei Statuen Gudeas von LagaS (Statue B = RIME 3/1 1.7.StB i 1-12 und Statue E = RIME 3/1 1.7.StE ix 11-12), auf jener Statue Ur-Nammas von Ur, auf der der [(odex Ur-Namma angebracht war (WILCI<E 2002c: 303: Ai 21-30), auf einer von einem Beamten Sulgis von Ur gestiftete Statue (RIME 3/2 1.2.2031: 24-73, 80-82), auf einer Statue Sü-Suens von Ur (RIME 3/2 1.4.7: Sode Inscription 1-14) und - im 8. Jh. auf einer Stele des SamaS-resa-u~ur von Sügu (RIMB 2 S.0.1001.1: Beischrift 4; vgl. dazu unten). Zu den Opfern für ein Bild Sargons von Akkad im 6. Jh. vgl. S. 266. Zur Thematik allgemein vgl. auch SELZ 1992b: 261 Anm. 14 und SELZ 2001b: 388f. 267Dies ist explizit fUr die bereits in der vorangehenden F\Ißnote genannte, von einem Beamten Sulgis von Ur gestiftete Statue bezeugt (RIME 3/2 1.2.2031: 74-79) Vgl. auch das Versorgungsfeld CUr den Unterhalt eines kleinen Tempels, den ein Privatmann im altbabylonischen Sippar errichten ließ, in CT 6 35a (vgl. dazu S. 136). 268 RIME
3/1 1.4: 12-14: m as- d a- ri - a- baN i n - g ulO-ge- m a- z i - z i m u - b i. Die Übersetzung des
II.3.e.
EIGENNAMEN VON WEIHGABEN
61
Obwohl die zahlreichen mit Gottesdeterminativ versehenen Gegenstandsbezeichnungen in den frühen Götterlisten aus Suruppak darauf hinzuweisen scheinen, daß das Konzept der Belebung und Vergöttlichung von Objekten schon zu dieser Zeit eine lange Tradition hatte,269 ist der früheste sichere Beleg für einen mit Namen bedachten Gegenstand die Geierstele des frühdynastischen Stadtfürsten Eanatum von LagaS. Der Vermerk, mit dem die Namensnennung in der Inschrift auf dieser Stele eingeleitet wird, macht deutlich, daß das Konzept zum Zeitpunkt der Abfassung erläuterungsbedürftig erschien: "Der Name dieses 'aufgerichteten Steins' - es ist kein Name für Menschen - lautet: [es folgt der NameJ."27o Daß die Namenszuweisung an von Menschenhand gefertigte Objekte der Vergabe eines Eigennamens an ein Lebewesen durchaus entsprach, zeigt die Inschrift, die Enmetena, Neffe und zweiter Nachfolger Eanatums, auf einer steinernen Statue seiner selbst anbringen ließ; hierin heißt es: "Damals hat Enmetena sein Bild erschaffen und dabei Enmetena-Enlileki-ag ("Enmetena, den Enlilliebt") mit Namen genannt" .271 Für jene Bilder, insbesondere die Statuen, die als Repräsentationen eines Individuums für den Erhalt von dessen Existenz sorgen sollten (Teil A.II.2.), ergibt sich eine interessante Situation: Sie fungieren einerseits als künstlicher Körper für das dargestellte Individuum, andererseits besitzen sie aber auch eine eigene Wesenhaftigkeit, die besonders durch die Vergabe eines eigenen Namens an sie deutlich wird. Die enge Verbundenheit mit dem repräsentierten Individuum zeigt sich jedoch darin, daß dessen Name bis in die altbabylonische Zeit häufig - wenn auch längst nicht immer - als Bildungselement im Namen des Bildes verwendet wird: 272 Der Bildername ist dadurch Repräsentation des Wesens des Bildes wie auch des durch das Bild dargestellten Individuums. Hier muß eine bestimmte Klasse von Götternamen angesprochen werden: Die besonders in der Zeit der IH. Dynastie von Ur gut belegten "niedrigen" Gottheiten mit zusammengesetzten Eigennamen, die den Namen eines der großen mesopotamischen Götter enthalten, deutete I.J. GELB überzeugend als Statuen, die dann ihrerseits als eigene Wesen kultisch verehrt wurden; in den Textquellen werden sie regelmäßig zusammen mit den Feldern zu ihrer Versorgung genannt. 273 Uns interessieren hier besonders jene Götternamen, die sich aus dem Namen eines "großen" Gottes und dem einer Person zusammensetzen, z.B. EnkiAriktum, Enki-Laba', Istar-Dallatum, Gestinana-Nanatum, Gestinana-Watartum 274 und Namens lautet: "Meine Herrin möge sich hier erheben!" 260 Für Belege vgl. SELZ 1997: 170-173. 270STEIDLE 1982: I 144: Ean. 1 x 23-35: na du.-a mu-bi lu-a nu mu-bi si-e . Zum Verständnis des Verbums si - e vgl. EDZARD 2003: 120. 271STEIDLE 1982: I 213: Ent. 1 iii 8-12: u~-ba En-TE.ME-na-ke4 n a - cl E n - I fl- I e - k i - ag m u m u - n i - S e21 .
alan-na-ni mu-dll En-TE.ME-
272Vgl. dazu auch jene Personennamen, deren zentrales Element ein anderer Personenname - nämlich der Name des Herrschers - darstellt; vgl. Anm. 172. 273GELD 1987: 137; vgl. dazu auch die in CAD $ 80 s. v. l!almu a.1'.d' gesammelten Belege fUr Götternamen mit dem Element l!almum "Bild". 274Watartum ist die Gemahlin Ur-Nammas von Ur (21. Jh.) und die Mutter Sulgis (2000-1953), vgl. Anm. 985.
A.
62
II.3.e.
GRUNDLAGEN
Stele des Samas-resa-u~ur von Süb-u RIMB 2 S.0.1001.1: Beischrift 4
Nindu-Arzatum. 275 Ob sie als Bilder zu deuten sind, die die Gottheit darstellen, oder was mir wahrscheinlicher erschiene - als Bilder, die die jeweilige Person repräsentieren und in deren beigegebener Inschrift eine Beziehung zu der im Namen aufgenommenen Gottheit hergestellt wird, kann nicht zweifelsfrei entschieden werden. Wie Tabelle 1 zeigt, ist die Namensvergabe an Gegenstände nicht auf das IH. Jt. beschränkt, sondern bis in das I. Jt. gebräuchlich. Es ist anzunehmen, daß auch in den jüngeren Perioden die Benennung von Objekten, im Verbund mit dem gut belegten Mundöffnungsritual, ein elementarer Teil jenes Prozesses war, der zu ihrer kultischen Verehrung führen sollte. Dabei kommt einer Stele des Sama.s-resa-u1;lur, Herrscher über Sühu am Mittleren Euphrat im 8. Jh.,276 große Bedeutung zu. 277 Der Inschriftenträger ist ein Block aus weißem Kalkstein, dessen Oberteil und rechte Seite nicht erhalten sind. Der Blickfang der Stele ist ein langrechteckiges Bildfeld, das Sama.s-resa-u1;lur flankiert von zwei Götterpaaren zeigt; die Figuren sind mittels Beischriften identifiziert. 278 Der Anfang der Inschrift ist verloren; die erhaltenen fünf Kolumnen sind links und unterhalb des Bildfeldes angebracht. Im vorhandenen Text wird weder eine Namensvergabe an die Stele erwähnt noch ihr Name genannt. Es ist zu erwarten, daß eine solche Information in Form einer separaten Beischrift notiert wäre, und die Existenz einer solchen Beischrift in den verlorenen Teilen der Stele, insbesondere im Bereich des Bildfeldes, anzunehmen, erscheint gut möglich. Im Kontext der gegenwärtigen Fragestellung ist jene Beischrift bedeutsam, die zwischen den Gestalten des SamaS-resa-u1;lur und des Gottes Adad angebracht ist:
63
EIGENNAMEN VON WEIHGABEN
1
1 sILA
1 sILA KAS SAG gi-ne-e NA4.NA.DU.A 3 an-na-a uk-tin
NINDA.HI.A 2
4
5
sa E.GAL
i-na-a$-$a-ru! 279 6 li-kul
"Einen Liter Brot (und) einen Liter Bier von bester Qualität habe ich als regelmäßiges Opfer 28o für dieses Monument festgesetzt. Wer den Palast beschützt, soll es essen."
I ,
Ihr Stifter Sama.s-resa-u1;lur legte damit für seine Stele eine Opferzurüstung fest und bestimmte auch, wer in ihren Genuß kommen sollte: Falls das Schützen des Palastes hier nicht als allgemeiner Ausdruck für das pflichtbewußte Versehen des Dienstes am Herrscherhauses steht, waren die Opfer für die Stele als Pfründe der Palastwache vorgesehen. Daß die Stele Opfer erhalten sollte, bedeutet implizit, daß sie in den Kontext kultischer Handlungen gestellt wurde,281 wenn auch deren Natur aufgrund der Auffindung des Stücks in sekundärem Kontext in Babyion unklar bleiben muß. 282 Die Stele des Sama.s-resa-u1;lur belegt somit, daß die für das IH. und frühe H. Jt. nachgewiesene Vorsorge für den Erhalt von Stelen, Statuen und anderen Objekten durch die Einrichtung von Versorgungsfonds auch noch im I. Jt. praktiziert wurde und daß dieser Schritt für zumindest einige der in Tabelle 1 angeführten Gegenstände anzunehmen ist, insbesondere die Statuen und Stelen. Auch Bilder, die für die Verwendung in magischen Ritualen hergestellt wurden, erhiel. --- entsprecIlcncI der P raxls . b Cl. (Ien" B etersta t"lIen ' " 111 ( Ien 1-1Cl'1'Ig t" ten Namen, dlC -mnern 283 auf ihrer Schulter eingeschrieben wurden; so heißt es in einer Ritualserie zum Schutz eines Hauses durch apotropäische Figuren: "Ihre Namen (d.h., der Bilder) sollst du auf ihre linke Schulter schreiben. ,,284 Diese Namen definieren das Wesen des Bildes, so etwa "Überwältiger des Feindes" (Käsid-ajjäbi) für eine Hunclestatuette. 285 Daneben sind auch 270 Der Text bietet das Zeichen R1, vgl. die Kopie in WEISSßACH 1903: Tf. 2: 1.d. 280 Zu giml "regelmäßiges Opfer" vgl. AHw. 290, CAD G 80-82 s.v. ginu A 2 und W.R. MAYER/SALLAßERGER 2003: 100. 281Ygl. dazu W.R. MAYER/SALLAßERGER 2003: 94f.
Abb. 2: E$ 7815 276Ygl. GELß 1987: 135. 27ßZur chronologischen Einordnung vgl. CAVIGNEAUX/IsMAIL 1990: 324. 277 E$
7815 = RIMB 2 S.0.1001.1; BÖRI<ER-KLÄHN 1982: 218f. Nr. 231.
278Die fragmentarisch erhaltene Figur rechts vom König kann mit der Göttin Anat identifiziert werden; die zweite Gottheit ist ganz weggebrochen, und über ihre Identität kann nur spekuliert werden. Plausibel wäre eine Darstellung des Gottes Apladad, der in den Inschriften der Herrscher von Suhu eine wichtige Rolle spielt (vgl. SCIIWEMER 2001: 525-528).
282Die Stele wurde im sogenannten "Schloßmuseum" von BabyIon (vgl. dazu Anm. 1082) gefunden, wohin sie wohl in der Folge von Nabopolassars Eroberung VOll Suhu im Jahr 513 (vgl. GRAYSON 1975a: 93f.: Chronicle 3: 31-37) verbracht wurde; in Suhu selbst wurden Denkmäler von Sama!i-r~sa-u~ur und seinem Nachfolger Ninurta-kudurrT-u~ur und ihre Abschriften bei Ausgrabungen in 'Ana und Sur Jar'a gefunden, vgl. CAVIGNEAUX/IsMAIL 1990. 283Ygl. S. 118. 284
Sep lemutti ina Mt ameli pariisu: Z. 48 (und ähnlich Z. 195): MU.NE.NE ina MAS.SIL GAB-Au-nu SAR-ar (WIGGERMANN 1992: 5, 14). •
2M5Ygl. WIGGERMANN 1992: 14 (Z. 201) und GEORGE 1995: 115f. Nr. 74 (CUr ein erhaltenes Exemplar).
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A. GRUNDLAGEN
solche Namen belegt, die den Auftrag an das Bild oder die ihm in den Mund gelegten Worte wiedergeben, durch die die Anweisung erfüllt werden soll. Ein Beispiel für ersteres ist der Name "Du sollst nicht nachdenken, reiß dein Maul auf!" (E-tamtaLik-epus-pika) für eine Hundefigur,286 während die Namen "Geh hinaus, Böses! Tritt ein zu mir, Frieden!" ($i-Lumnu-erba-suLmu)287 oder "Tritt ein zu mir, Erhörung und Zustimmung!" (Erbatasmu-u-magäru)288 das zweite Konzept illustrieren. Die entsprechenden Inschriften auf erhaltenen Exemplaren dürfen nicht bloß als Ausdruck der Wünsche der Ritualherren verstanden werden, sondern tatsächlich als Namen der Figuren, die grundlegend zu ihrer Wesenhaftigkeit und damit Wirksamkeit als Abwehrer von Unheil beitragen.
11. 4. Das semantische Umfeld Neben dem Begriff m u = sumum "Name", der im Blickpunkt dieser Arbeit steht, sind eine Reihe von akkadischen und sumerischen Ausdrücken belegt, die sich in ihrer Bedeutung mit diesem Wort überschneiden. Im Akkadischen ist hier zunächst zikrum zu nennen, eine Nominalbildung von zakärum "aussprechen". Der Bedeutung der pirs-Formen entsprechend handelt es sich um ein nomen actionis: zikrum hat die Grundbedeutung "Nennung, Äußerung" und ist oft in Kombination mit sumum als zikir sumim "Namensnennung" belegt;289 zikrum wird auch für sich allein verwendet, um die -nicht notwendigerweise namentliche - Erwähnung einer Person zu bezeichnen. Die Floskel sumam zakärum "den Namen aussprechen" kann synonym zu (sumam) nabum ,,(mit Namen) nennen" verwendet werden, wie besonders die Anfangszeilen des babylonischen Weltschöpfungsepos gut illustrieren:
11.4. DAS SEMANTISCHE UMFELD
65
Namens im Vordergrund; sumam zakärum meint vielmehr "den Namen aussprechen" im Sinne von "den Namen öffentlich machen" und wird als Synonym zu IJasäsum "erinnern" gebraucht. Ich verwende deshalb als Übersetzung von sumam zakärum = m u. pa. d in dieser Arbeit "den Namen in Erinnerung rufen." In seiher Bedeutung als "Nachkommenschaft" überschneidet sich m u = sumum mit den zahlreichen einschlägigen Termini (Teil B.l.l.). Besonders nahe steht dem Wort in dieser Verwendung aber der Begriff i b i I a = apLum, der den Erbsohn bezeichnet, wie die zahlreichen Belege aus dem akkadischen Onomastikon für die parallele Bildung von . d'lesen b el.d en EI ement en zeIgen. . 292 Namen lmt 293 im AkZur Bezeichnung des Sohnes und Erben wird als Lehnwort unklarer Herkunft kadischen auch der Ausdruck kudu'TTU von der mittelbabylonischen Periode an verwendet. Wie sumum weist dieser Begriff ein weites Bedeutungsspektrum auf. Neben dem Erbsohn bezeichnet kudu'TTU sichtbar angebrachte Monumente mit Inschriften und überschneidet sich in dieser Anwendung mit der Bedeutung von sumo n a(4) d ü - a = aide narilm (wörtl. aufgerichteter Stein'" Monument")·294 auf diesen Denkmäler sind Abschriften von Ur"c ," , . . ... 295 kunden eingeschrieben, die Rechtsübertragungen bel Landbesltzverhaltl1lssen betreffen, und das Wort kudu'TTU steht gleichzeitig auch für die "Einflußsphäre; Grenze," die sich aus diesen Rechtsübertragungen ergibt. 296 Als logographische Schreibung für kudu'TTU in allen genannten Bedeutungen wird die Kombination aus den Zeichen NIG und DU verwendet, 297 "fest(gemacht)e was entweder als NIG.GUB "aufgestellte Sache" oder auch als NIG.GIN Sache" zu verstehen ist. Beides illustriert die Bedeutung von kudu'TTU als Monument und als Nachkomme ansprechend, indem die Weisungen seines Stifters durch das Denkmal auf Dauer festgelegt werden sollen, wie auch der Sohn die Existenz seines Vaters fortführt und verankert.
Enüma elis I 1_2 290 c-nu-ma c-Lis La na-bu-u sa-ma-mu sap-Lis am-ma-tum su-ma La zak-rat
ehen", zakärum "aussprechen" - diese drei Verben sind mit .~umum "Name" belegt - sowie !}asäsum ,,(zum Gedächtnis) nenneni sich erinnern" wird man als Grundbedeutung von pa. d ,,(etwas Bestehendes) finden und sichtbar /hörbar/öITentlich machen" ansetzen dürfen. 202Filr Belege vgl. die in Anm. 372 zitierten Werke.
"Als oben die Himmel (noch) nicht benannt waren und unten der Erde (noch) kein Name ausgesprochen war." Anders als bei sumam nabum = mus e21 steht bei der Bedeutung der Phrase sumam zakärum und ihrer sumerischen Entsprechung m u pa. d 291 nicht die Neuschöpfung des
203Beachte aber den elamischen BegriIT k1td1tr/k1tl1tr, dessen Grundbedeutung "Träger" ist (HINZ/KocII 1987: 550 S.V. bL-l1tr) i eine Verbindung wird auch in CDA 165 S.V. k1ldurru III angenommen (,,< Elam"). In Babylonien ist das Wort seit der altbabylonischen Zeit im Onomastikon vertreten, vgl. das prominente Beispiel des Kudur-mabuk, Vater der Könige RTm-Sin lind Warad-Sin von Larsa (EDZARD 1980-83c: 267i STEINI<ELLER 2004a: 30f.). 29.IYgl. dazu S. 162.
2BßYgl. WIGGERMANN 1992: 14 (Z. 196) und GEORGE 1995: 116f. NI'. 75 (rur ein erhaltenes Exemplar).
205Ygl. dazu bereits Anm. 261.
2B7Ygl. WIGGERMANN 1992: 49.
206Ygl. dazu SLANSI
2BBYgl. WIGGERMANN 1992: 53. 2B9Für Belege vgl. AHw. 1526f. S.V. zikl'u(m) A.1. und CAD Z 113 s.v. zikru ALe., 115 4.a.3', 116 s.v. zikru A 4.b.2'.
S.V.
zikru A
290Nach dem Komposittext von LAMBERT/PARI<ER 1966: 1. 291 Aufgrund der Gleichungen mit einerseits amärum "sehen i finden", kullumum "sehen lassen", paläsum "sehen", (w)atiim "finden" und andererseits nabiim "nennen i aussprechen", lamiim ,,(im Eid) ausspre-
2970as Logogramm GIN wird ab der mittelbabylonischen Periode verwendet und ist sekundär zu slim. ge. n "wahr i fest" (vgl. dazu S. 12) gebildet.
66
A. GRUNDLAGEN
Schließlich berührt sich die Verwendung von sumo mus ar - r a = akk. sumum satrum bzw: s~tir s~mim "geschriebener ~ame" mit.den verschiedenen anderen Begriffen für' "Inschnft (Tell B.I.3.d.); der Termmus stellt Jedoch den allgemeinsten, umfassenden Ausdruck für diese Textgattung dar.
Teil B. Die Macht des Namens Zusammen mit dem zunehmenden Interesse an der Erforschung der Art und Weise, wie sich Menschen in Gemeinschaften erinnern und dadurch eine übergreifende Identität ihrer Kultur schaffen, erlebte der Begriff memoire collective (eingedeutscht als "kollektives Gedächtnis"298, den der Soziologe Maurice HALBWACHS geprägt hatte, eine Renaissance 299 und wurde vermehrt in die historischen Disziplinen und dabei auch in die Altertumswissenschaften entlehnt. 300 Zentral ist dabei die Definition des Verhältnisses von Vergangenheit und Gegenwart als eine wechselseitige Beziehung zwischen dem Subjekt und dem Objekt der Erinnerung, wobei das Vergangene (= Objekt) nicht als unabhängige Größe, sondern bloß in bezug auf die sich erinnernde Gemeinschaft (= Subjekt) existiert. Für die altorientalistische Forschung sind dabei vor allem zwei Arbeiten zu nennen, die sich dieses Ansatzes bedienen. Im Jahre 1992 publizierte der Ägyptologe Jan AssMANN, nach wichtigen Vorm'beiten zu diesem Thema, seine Monographie Das kulturelle Gedächtnis. Schrift, Erinnerung und politische Identität in frühen Hochkulturen. In dieser Studie, die sich als Beitrag zur allgemeinen Kulturtheorie versteht,301 entwickelte er, ausgehend von HALBWACHS' "kollektivem Gedächtnis", den Begriff des "kulturellen Gedächtnisses"302 und wandte ihn auf das Studium der kulturellen Identitäten Ägyptens, Israels und Griechenlands an. Obwohl Mesopotamien gelegentlich angesprochen wird, steht es außer halb des eigentlichen Blicldeldes dieses Buches, während dagegen dem Hethiterreich einige Aufmerksamkeit geschenkt wird. 303 Trotzdem fand ASSMANNS Buch besonders im deutschsprachigen Raum auch unter Altorientalisten eine weite Verbreitung. 304 Die Religionswissenschafterin Gerdien JONKER widmete sich dagegen in ihrer 1995 erschienenen Studie The Topography of Remembrance. The Dead, Tradition and Collective Memory in Mesopotamia, der Druckfassung einer 1993 an der Universität Groningen angenommenen Dissertation, ausschließlich dem Vorderen Orient. Den Wert dieses Ansatzes für die Beschreibung der kulturellen Identität Mesopotamiens haben neben Jan ASSMANN 305 auch die Assyriologen Dominique CHARPIN 306 und 29!1FUr eine Kritik am metaphorischen Gebrauch von "Gedächtnis" fitr soziologische oder kulturelle Sachverhalte vgl. CANCII
68
B. DIE MACHT DES NAMENS
W.W. HALL0 307 in ihren Bemerkungen zu JONKERS Buch hervorgehoben. 30B Die vorliegende Arbeit berührt sich thematisch in zentralen Punkten mit JONKERS Studie, wenn auch die Ausgangsposition und das Ziel sich unterscheiden. Aufbauend auf eine auf den Begriffiichkeiten HALBWACHS' (und auch ASSMANNS) basierenden These,309 untersucht JONKER Ausdrucksformen der Erinnerung in der altorientalischen Gesellschaft ("kollektives Gedächtnis") und bei einzelnen Personen ("kommunikatives Gedächtnis"). Dabei stützt sie sich auf jenes Quellenmaterial, das gemeinhin als Zeugnis altorientalischen Geschichtsbewußtsein angesehen wird und in einschlägigen Sammlungen zusammengestellt 310 Während JONKER anhand dessen den Umgang mit der Vergangenheit in Mewurde. sopotamien zu analysieren sucht, will ich mich eher auf die Tatsache konzentrieren , daß dieses Quellenmaterial überhaupt existiert und welche Schlüsse daraus für den Umgang der Mesopotamier mit ihrer Sterblichkeit zu ziehen sind, sind doch nach eigenem Ausweis die altorientalischen Inschriften, die Preislieder und die häufig mit ihnen verknüpften Bildwerke Zeugnisse des allgemein menschlichen Wunsches nach der Unvergänglichkeit der eigenen Existenz. Als Fokus für meine Untersuchung des Strebens nach "Unsterblichkeit" wähle ich denjenigen Begriff, dem nach dem altorientalischen Verständnis die zentrale Bedeutung bei allen Bemühungen um die Selbsterhaltung zukommt, den Namen. Diesem Terminus haften mehrere Bedeutungsebenen an, die alle zur Erreichung der Weiterexistenz eines Individuums nach seinem physischen Tode zu Gebote stehenden Mittel umfassen: die Perpetuierung des Namens durch "Ruhm", durch die Niederlegung des "geschriebenen Namens" als Inschrift und durch die Totenpflege der " Nachkommenschaft" . Wie wir sehen werden, bestehen zwischen diesen auf den ersten Blick sehr unterschiedlichen Wegen in die Unsterblichkeit zahlreiche Verbindungen; sie alle werden in der vorliegenden Arbeit in den Kontext der kulturellen Überformung und Bewältigung des Wissens um die Unvermeidlichlmit des Todes gestellt. Von zentraler Bedeutung ist dabei die Vorstellung von der untrennbaren Einheit zwischen Name und Namensträger (Teil A.II.1-2.). Ganz ohne auf diesen Kernaspekt der Thematik einzugehen, stand die Bedeutung des Namens im Alten Orient im Zentrum der 2002 publizierten Monographie The Deuteronomistic Histo'f"'lj and the Name Theology. lesakken se ma sam in the Bible and the Ancient Near East der Alttestamentlerin Sandra L. RICHTER. In dieser Druckfassung einer 2001 307I-IALLO 1998: 120f. 308Vgl. noch die Buchanzeigen von R.D. BIGGS in JNES 57 (1998) 74f., B. Böcl< in BiOr 56 (1999) 355-357 und W.G. LAMBERT in BLOT 1997, 129. JONKERS Arbeit - wie auch generell die jüngere historiograph ische Diskussion - wird von FUOGE 2000 nicht berücksichtigt, obwohl sich die Themenstellung ihrer Dissertation (The Lure 0/ the Past: Ancient Man's Interest in His History) damit größtenteils deckt; behandelt werden die Themenbereiche Bibliotheken (ohne Kenntnis von PEOERSEN 1998a), "Museen", Totenpflege (ohne Kenntnis von TSUKIMOTO 1985) und Tempelgründungsdeposita (nur bei Gudea und Nabonid). 309 JONKER 1995: 29-3l. 3IOKRECHER/MüLLER 1975; GRAYSON 1980; RENGER 1996. Kritisch zur Absicht und zum Wert derartiger Zusammenstellungen äußerten sich WILCI<E 1982a: 34f. und zuletzt VAN OE MIEROOP 1997: 297 mit Anm.22.
B. DIE MACHT DES NAMENS
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an der Universität Harvard approbierten Dissertation wird die akkadische Phrase sumam sakanum als Schlüssel zur Deutung der deuteronomistischen, auf Gott bezogenen Redewendung le sakken sema sam benutzt, die traditionell mit "um seinen (d.h., Gottes) Namen wohnen zu lassen" übersetzt wird. Dieser Floskel widmete sich auch Annette ZGOLL in einem 2003 publizierten Aufsatz mit dem Titel ,,'Einen Namen will ich mir machen!' Die Sehnsucht nach Unsterblichkeit im Alten Orient" ,311 wobei sie sich auf ihre Verwendung in den Erzählungen von Gilgames312 und von Etana konzentriert und auf die Anwendung auf den "geschriebenen Namen" nicht eingeht. Diese Ebene schloß dagegen Claus WILCKE in seinem 2002 erschienenen Aufsatz "Der Tod im Leben der Babyionier" mit ein, der Druckfassung eines bereits 1996 gehaltenen Vortrages: Ausgehend von der Verwendung der Phrase im Gilgames-Stoff, betont er, daß die Anlage von Felsreliefs, Stelen und Gebäuden "den Willen der Mesopotamier [dokumentiere], ihr Andenken zu sichern, dem Tod ein Schnippchen zu schlagen, indem sie in ihren Monumenten fortleben" .313 Bereits in seinem 1982 publizierten Aufsatz "Zum Geschichtsbewußtsein im Alten Mesopotamien" hatte er dies unterstrichen. 314 Auf die Macht des Namens hatte Fritz Rudolf KRAUS bereits im Jahre 1960 im Rahmen eines kurzen Aufsatz mit dem Titel "Altmesopotamisches Lebensgefühl" hingewiesen,315 in dem er Thorkild J ACOBSENS 316 düsterer Vision des mesopotamischen Weltbildes als gänzlich unter dem Eindruck der Vergänglichkeit des Menschen selbst und aller seiner Werke stehend die altorientalische Perspektive der Unsterblichkeit in Form der Verewigung des Namens entgegensetzte. Dieses für die Geisteswelt des Alten Orients ganz zentrale Thema, das KRAUS nur knapp umrissen hat,317 soll in der vorliegenden Untersuchung in enger Anlehnung an den sumerischen und akkadischen Sprachgebrauch möglichst umfassend diskutiert werden.
:IlIZ GOLL 2003: 1-6, 9-1l. 312I-1ierzu auch WILCI<E 1970: 91L, STOL 1981: 18L und EOZARO 1993: 8L 31:lWILCI<E 2002a: 260-262; Zitat auf S. 26l. WILCI<ES Einschätzung der Bedeutung von sumam sakiinum hcbt auch AssMANN 2002: 19 in seiner Einleitung zu dem Band hervor, in der er dic Beiträge der einzelnen Kongreßteilnehmer zusammen faßt: "Im Gilgamesch-Epos spielt das Thema des Todes eine zentrale Rolle. Angesichts seiner Unausweichlichkeit verbleiben dem Menschen zwei Möglichkeiten: die Frist seines Erdendaseins mit allen Kräften des Bewußtseins zu genießen und 'seinen Namen zu setzen', d.h. in Taten und Denkmälern wciterzuleben." 314WILCI<E 1982a: 43-45. 315KRAUS 1960: 128-13l. 316 JACOBSEN 1946: 125. 317Daß Kraus wichtige Arbeit - trotz ihrer Publikation an prominenter Stelle in der Festschrift rur Benno LANOSDERGER und trotz der Tatsache, daß ihr Leitgedanke bei der Namenswahl rur KRAus' eigene Festschrift Pate stand (Zikir sumim) - kaum rezipiert wurde, zeigt sich besonders deutlich, wenn der Verweis darauf in den einschlägigen Arbeiten von WILCI<E 1982a und WILCI<E 2002a völlig fehlt. ZGOLL 2003: 10 Anm. 33 zitiert den Aufsatz zwar am Randc, ohne daß dabei jedoch deutlich würde, wie nahe dieser ihren eigenen Überlegungen steht.
71
I. SPUREN LEGEN
70 I. Spuren legen
Die Sorge darum, vergessen zu werden, ist jedem Menschen zu eigen. Umgekehrt ist die Angst vor dem Vergessen allen Gesellschaften gemein; denn der Verlust von Wissen fördert die Vergänglichkeit einer Kultur. Im Alten Orient nimmt der Name eine zentrale Rolle in der Bemühung um das Etablieren und Bewahren von Erinnerung an eine Person ein. Indem aber der Name das Individuum genauso konkret repräsentiert wie dessen physischer Körper, ist es dem Namensträger mittels der Körperlosigkeit seines Namens möglich, die Grenzen der Sterblichkeit zu überwinden. Erst das Auslöschen des Namens bedeutet den totalen Existenzverlust. Der Bewahrung des Namens kommt deshalb weit über die Rolle als Gliederungselement von Erinnerung hinaus die Funktion zu, seinen Träger am Leben zu erhalten. Bei der Diskussion der verschiedenen Möglichkeiten, für die Weiterexistenz des Individuums durch die Perpetuierung des Namens zu sorgen, spielt die sumerische Redewendung m u gar und ihre akkadische Entsprechung sumam sakänum eine zentrale Rolle. Wörtlich übersetzt bedeutet dies "den Namen setzen". Was ist damit gemeint? Erst jüngst versuchte Sandra 1. RICHTER zum Zwecke der Deutung der deuteronomistischen Formel lesakken sema säm, die konventionell mit "um seinen (d.h., Gottes) Namen wohnen zu lassen" übersetzt wird, eine Definition der akkadischen Phrase sumam sakänum. Sie kam dabei zu dem Schluß, daß "the most basic meaning of suma sakänu is apparently to claim something as one's own by placing one's name upon it." Daraus wurden ihrer Ansicht nach speziellere Bedeutungsebenen entwickelt, nämlich [a.] das Errichten von Denkmälern (von Richter als "metonymical use" angesprochen), [b.] das Beanspruchen von eroberten Gebieten und [c.] als Metapher des Erwerbs von Ruhm. 3lB Die letzte von Richter angenommene Bedeutungsebene ist unproblematisch und allgemein akzeptiert (vgl. Teil B.1.2.);319 daß das "Setzen eines Namens" implizit auch die Installation des damit verbundenen visuellen Ankers, sei es nun eine Statue, eine Stele oder ein Bauwerk, ansprechen kann [a.], ist ebenfalls unbestritten. Im Ansetzen ihrer Grundbedeutung "sich zu eigen machen" und damit auch der clirekt darauf aufbauenden Bedeutungsebene "sich eine Region zu eigen machen" [b.] kann man Richter allerdings nicht leicht folgen.
komme(nschaft)" verwendet, und das "Setzen des Namens" bezeichnet die Namensperpetuierung durch die Nachfahren, die die Namen ihrer Ahnen und damit auch die Ahnen selbst durch die Totenpflege weiterleben lassen (Teil B.1.1.). Die Vorstellung, daß der Name des Vaters mittels seiner Kinder gesetzt werde, begegnet überaus häufig in akkadischen Personennamen. 321 Als ZimrI-Llm von Mari (1677-1664) seinem Rivalen und zeitweiligen Verbündeten IJammu-rapi von Babyion (1696-1654) per Boten versichern läßt, wie tadellos sein Benehmen als Vertragspartner sei, dann wird auch angeführt, daß er stets gut von ihm gesprochen habe; auch in diesem Kontext wird die Phrase sumam sakänum verwendet: "Er (d.h. ZimrI-Llm) hat dich gewürdigt (wörtl.: deinen Kopf bedeutend gemacht) und dir einen großen Namen gesetzt."322 Damit ist die gute Nachrede gemeint, wie sie analog der Gott Erra für den König von Akkad bewirkt, nachdem dieser ihm einen Tempel gebaut hat und mit Erras Unterstützung erfolgreich im Krieg war; in der altbabylonischen Komposition Erra und Naräm-Sin heißt es: "Er (d.h., Erra) setzt den Namen des Königs (d.h., Naram-Sin).u323 Von der Reputation einer Person konnten andere profitieren, denen sie Schutz bot, indem diese Person ihren Namen auf sie setzte (sumam eli/ina muMi PN sakänum).324 So bittet in einem altbabylonischen Brief ein Sohn seinen Vater um finanzielle Hilfe und stellt fest: "Dein guter Name ist auf uns gesetzt. ,,325 Ähnliche Worte findet eine Frau für ZimrI-Llm von Mari (1677-1664), als sie ihn anfleht, für die Rückgabe ihrer verschleppten Amme zu sorgen: "Gib mir meine Amme, und ich will vor Adad und IJebat für dich beten. Mein Herr darf mir diese Frau jetzt nicht zurückhalten! Hier bin ich, deine Dienerin und dein Besitz. Setze deinen Namen auf mich!,,326 Der mündlichen Tradierung des Namens kommt im Alten Orient eine wichtige Rolle zu. 321 Hier ist besonders eine Passage aus jener Bauinschrift aussagekräftig, die IJammurapi von Babyion (1696-1654) an läßlich der Errichtung der Stadtmauer von Sippar in Form von Tonnägeln deponieren ließ:
Denn sumo m u gar = aIde sumam sakänum bezeichnet nach dem sumerischen und akkadischen Sprachgebrauch ganz allgemein den Versuch, den Namen in der Gedächtniskultur einer Gemeinschaft abzusichern. Auf welche Weise dies geschehen soll, ist damit zunächst nicht spezifiziert. Eine Auswahl prägnanter und repräsentativer Zitate soll das Spektrum der Möglichkeiten verdeutlichen:
321Die Stelle im Etana-Epos ist allerdings der bisher einzige Beleg fUr diese Verwendung von .§umam .§akänum "in einem fortlaufenden Text", vgl. ZGOLL 2003: 6.
Wenn in der akkadischen Erzählung von Etana, dem kinderlosen König von Kis, der Protagonist den Sonnengott SamaS um einen Sohn anfleht, wird ihm dafür die Phrase sumam sakänum in den Mund gelegt: "Befreie mich von meiner Schmach (der Kinderlosigkeit) und setze mir einen Namen!"32o Hier wird "Name" in der Bedeutung von "Nach-
324Claus WILCKE habe ich zu seinen Bemerkungen zu dieser Floskel zu danken. Vgl. dazu auch MORAN 1987: 135.
318S.L. RICHTER 2002: 182f. 319Vgl. auch die entsprechende Diskussionen bei DURAND 1988: 275 und VEENHOF 1989: 519. 320 Etana
11 140, vgl. dazu S. 78.
322 ARM 26 449: 28-29: qa-qa-ad-ka u-ka-ab-bi-it u .§u-ma-am ra-be-e-em i.§-ku-un-ka. Zur Verwendung von .§umam .§akänum mit doppeltem Akkusativ vgl. auch Anm. 460. 323 J .G. WESTEN HOLZ 1997: 196: Nr. 13: 41: i-.§a-ka-an .§u-um .§ar-ri-im.
325 AbB 10 203: 2-5: .§um-ka dam-qum i-na mu-ulJ-tJi-ni .§a-ki-in.
u
10 92: 21b-28 = DURAND 2000: 413-415: Nr. 1211: Mi.ta-ri-ti id-nam-ma ma-tJa-ar diSKUR Lu-uk-ru-ba-kum i-na-an-na be-li MI .§a-a-ti La i-ka-aL-la-am an-na-nu-um GEME-ka-a-ma kuu-um-ma a-na-ku .§u-um-ka e-/i-ia .§u-ku-un.
326 ARM
d /je-bat
u
327Interessant ist hier die Überlieferung von Anekdoten und Kuriositäten, die eng mit den sogenannten historischen Omina" zusammenhängt und offenbar unbeeinflußt von den Bemühungen der Herrscfler "um ihr Nachleben tradiert wurden, vgl. dazu S. 265.
B. DIE
72
MACHT DES NAMENS
Inschrift 1jammu-rapis von Babyion RIME 4 3.6.2 Akkadische Fassung 75-81 75 su-mi dam-qa-am 76 u4 -mi-sa-am 77 ki-ma DINGIR za-ka-ra-am 78 sa a-na da-ar 79la im-ma-as-su-u 80in pi-i ni-si 81lu as-ku-un
Sumerische Fassung 75-80 75 mu s~-ga-gulO 76 u4 -S U- U S 77 d i g ir - g i n7 pa - d e - d a 78d u- rf- se 79 n u - ga -1 am - e 80ka ug-ta ge- bI-gar
Ijammu-räpis Name ist hier "in den Mund der Menschen gesetzt," soll also dadurch bewahrt werden, daß diese ihn immer wieder aussprechen. Die Phrase wird genauso auch in der Zylinderinschrift Nebukadnezars 11. von Babyion (604-562) von der Ziqqurrat von Borsippa verwendet, wo der Gott Nabu folgendermaßen angerufen wird:
u
26 ma-ha-ar d AMAR. UTU LUGAL sa-me-e er-se-tim v 27 a- bz. a- Z·z- d'z- ka e-ep-~ex t u-u-a ' ~u-um-gz-rz x '.. 28 q{b' d ' , - z u-um-qu-u-a 29 d Nb' ' ., , a- z-um- ku- du-ur-rz-u-~u-ur 30 ZU LUGAL za-ni-na-an 31 Z·z-z~-~a.x x k'" .. ka z-zn z-na pz-z-
"Vor Marduk, dem König von Himmel und Erde, deinem Vater und Erzeuger, lasse meine Werke Gefallen finden, lege ein gutes Wort für mich ein! (Der Satz) 'Nebukadnezar ist fürwahr ein König, ein Versorgel' (der Tempel)!' möge in deinen Mund gesetzt sein. ,,329 Das genaue Gegenstück dieses Wunsches findet sich häufig in Flüchen,330 wie etwa in einer babylonischen Inschrift aus dem 7. Jh.: "Der große Herr Marduk möge seinen Namen, 32BLANGDON 1912: 100: Nr.11 ii 26-31. 329Ganz ähnlich wird der Gott Zababa in der GrUndungsinschrift seines Tempels in Kis beschworen: "Vor Marduk, dem König von Himmel und Erde, möge (der Satz) 'Nebukadnezar ist fUrwahr der Versorger unserer HeiligtUmer!' in deinen Mund gesetzt sein." (LANGDON 1912: 186: Nr. 20 iii 91-96: i-na ma-lJar d AMAR.UTU LUGAL AN-e u er-!!e-tim dpA-ku-du-ur-ri-u-!!u-ur lu-u za-ni-in e-e.4'-re-e-ti-ni /i.4'-.4'a-ki-in i-na pi-i-ka).
nannabu a.
73
Ganz im Einklang mit der parallelen Verwendung der mündlichen und schrift- und bildgebundenen Gedächtniskultur zur Perpetuierung des Namens wird die Phrase sumo m u gar = akk. sumam sakiinum ebenso auch auf den Namen in seiner schriftgestützten Form, d~n "geschriebenen Namen," angewandt. Der ältesten Belege dafür finden sich in den Inschriften frühdynastischer Herrscher. So heißt es in einer Bauinschrift des Enanatum I. von LagaS vom Heiligtum für Ningirsu: "Er (d.h., Enanatum) hat (seinen) Namen für seinen ihn liebenden Herrn Ningirsu auf die hölzernen332 Löwen gesetzt, die er für ihn (d.h., Ningirsu) als Türhüter sitzen ließ. ,,333 In einer Statueninschrift wendet Ibbit-LTm von Ebla die Floskel auf sich selbst an: "Der Sockel - vor der Göttin Istar, seiner Herrin, stellte er (ihn) auf; er setzte seinen Namen. ,,334 In den sargoniscllen Inschriften wird die Phrase in den Fluchformeln zum Schutz der Monumentalinschrift und ihres Trägers verwendet: Ziel der Verfluchung ist, "wer auch immer den Namen des PN beseitigt, seinen Namen auf das Bild des PN setzt und sagt: 'Das ist mein Bild!",335 Eine erweiterte Form dieser Fluchformel sollte ausschließen, daß die Schädigung an einen Dritten delegiert werden konnte; hier ist angesprochen, "wer (das Bild) einem Fremden oder jemandem anderen zeigt und sagt: 'Lösche seinen Namen aus, und setze meinen Namen!"'336 Im Kontext der Übereinstimmung von Name und Namensträger im Alten Orient 337 ist die Annahme von stark differenzierten Bedeutungsebenen für sumo m u gar = aide sumam sakiinum nicht notwendig, denn die Art und Weise, wie ein Name gesetzt wurde, wie also der Name einer Person im Gedächtnis der Zeitgenossen und kommender Genera-
Inschrift Nebukadnezars H. von Babyion lR 51, 1 ii 26_31 328
S.V.
SPUREN LEGEN
(den Namen) seines Samens, seines Sprosses und seiner Abkömmlinge aus dem Mund der Menschen verschwinden lassen!,,331
"Meinen guten Namen tagtäglich gleich dem eines Gottes in Erinnerung zu rufen, sodaß er auf ewig nicht vergessen werde (sum.: auf ewig unzerstörbar), habe ich wahrlich in den Mund der Menschen gesetzt."
330FUr Belege vgl. CAD Nil 259
I.
331
RIMB 2 B.6.35.5: 16-17: dAMArl.UTU EN GAL-U MU-.4'U NUMUN-.4'u NUNUZ.MES-.4'U u na-an-nab-.4'u ina pi-i UN.MES li-lJal-liq (vgl. auch BOTTERO 1982: 384-386, MOFIDI NASRABADI 1999: 20-22 und LUNDSTRÖM 2001: 224-227). Bei diesem Text handelt es sich um eine Inschrift des assyrischen Königs Assur-etel-iläni (ca. 630-627), der die Überreste SamaA-ibnis, des von Asarhaddon von Assyrien im Jahr 678 hingerichteten AnfUhrers des babylonischen Brt-Dakküri-Stammes, nach Düru-sa-Lädini im Stammesgebiet von BIt-Dakküri UberfUhren und ihm dort ein Grab in errichten ließ. Eine enge Parallele dazu findet sich in einer Steleninschrift des SamaA-resa-ul?ur von Sügu: RIMB 2 S.O. 1001.1 iii 5-12.
332Der Text bietet genauer ga-l u -lI b, womit eine bestimmte, nicht sicher zu identifizierende Holzart bezeichnet wird; fUr den Versuch einer Eingrenzung vgl. POSTGATE 1992b: 182 s.v. lJaluppu. 333STEIßLE 1982: I 183: En. 12 iii 2-6: ur ga-lu-ub i-duB - se mu-na-durunx(I
74
B. DIE
MACHT DES NAMENS
tionen lebendig gehalten werden sollte, ist durch den Gebrauch dieser Phrase noch nicht näher bestimmt und wird erst aus dem Kontext ersichtlich. Das "Setzen des Namens" konnte mittels der Nachkommen, die in der Totenpflege ihre Ahnen mit Namen anrufen, mittels der Einbettung des Namens in der mündlichen Tradition, indem das dankbare und staunende Volk sich das Gedenken der Stifter von Monumenten und der Bauherren von Tempeln, Palästen, Stadtmauern und Kanälen bewahrte, indem Sänger königliche Preislieder rezitierten und indem Geschichten über ruhmvolle Taten erzählt wurden, oder mittels der Niederschrift des Namens bewirkt werden. Es ist also davon auszugehen, daß alle diese Wege gemeint sind, wenn etwa Nabopolassar von Babyion (625-605) die Segnungen des zukünftigen Herrschers, der sein Gedächtnis und das des von ihm erbauten Ninurta-Tempels in Babyion ehren werde, mit den folgenden Worten beschließt: "Auf Geheiß Marduks, des großen Herrn, dessen Geheiß nicht verändert wird, sei die Nennung deines Namens für ewige Tage gesetzt!"338 In der Folge wollen wir die drei zentralen Strategien des Namenssetzen genauer betrachten, die dem Mesopotamier dafür zu Gebote standen, seinen Namen für die Ewigkeit zu verankern: seine Nachkommenschaft; sein Ruhm; sein "geschriebener Name". I. 1. Selbsterhaltung durch Nachkommen
Ein Weg, den Fortbestand des Namens und damit des Selbst über die Grenzen der physischen Existenz hinaus zu sichern, stand im Prinzip allen Mesopotamiern offen. Es handelt sich dabei um die Anrufung des Namens eines Individuums innerhalb der Totenpflege. Die Totenpflege 339 wird auf sumerisch mit dem Begriff k i se - ga bezeichnet, was "Hingelegtes" bedeutet und sich wohl nicht auf die Grabstätte der Toten bezieht,340 sondern auf das Deponieren der Speiseopfer. Deutlich macht diese Lesart die akkadische Entsprechung kispum, ein nomen actionis des Verbums kasapum ,,(Brot) in Stücke brechen." Diese Bezeichnung spielt auf die tägliche Totenpflege in Form eines Rituals an, bei dem die Ahnen nach einer kurzen Anrufung ein einfaches Mahl in Form von Mehl oder Brot und Wasser erhielten. Einmal im Monat, wenn der Mond unsichtbar war (aIde bubbulum),341 veranstaltete die Familie eine anspruchsvollere Zeremonie, bei der den Toten ein reichhaltiges Mahl dargereicht wurde. 342 338WEISSBACII 1903: Tf. 8: 40-41 = LANGDON 1912: 68: Nr. 4: i-na qi-bi-it d AMAR. UTU EN ra-M-i sa La in-ne-en-nu-u qi-bit-su zi-ki-ir su-mi-ka Li-iS-sa-ki-in a-na U4.MES da-ru-u-tim. 339Zur Totenpflege vgl. allgemein TSUl
1.1.
SELBSTERHALTUNG DURCH NACHKOMMEN
75
Im Alten Orient war es die hervorragendste Pflicht der Abkömmlinge eines Menschen, für diesen nach seinem Tode die entsprechenden Riten abzuhalten. 343 Dabei ist die Totenpflege nicht bloß die Sorge um den Geist (sum. gi dirn = akk. etemmum) , der im Jenseits auf die Verpflegung durch Speise und Trank aus dem Diesseits angewiesen ist, sondeni gilt ebenso dem Namen: Die Nennung der Namen der Toten (sum. m u pa. d = aIde sumam zakarum 344 bildet ein zentrales Element in der Totenpflege: 345 "Ich habe deinen Namen mit den Geistern (meiner Familie) ausgesprochen; ich habe deinen Namen bei der Totenpflege ausgesprochen," heißt es entsprechend in einer Beschwörung, die die Versöhnung des verärgerten Geistes eines Toten bewirken soll. 346 Besonders deutlich ist das Zusammenfallen von Pflege und Namensnennung der Toten in einer Passage der Beschwörungsserie ud u g hu 1, in der mögliche Gründe für die Verstimmung eines Geistes aufgelistet werden:
udug gul IV CT 16 10 v 9-14 9g idim lu ki se-ga nu-tuku-a he-me-en 10 lu-u e-tem-mu so' ka-sip4 ki-is-pi l; i-su-u MIN llgidim lu a de-a nu-tuku-a he-me-en 12[lu_u] e-tem-mu so, na-aq me-e l; i-su-u MIN 13'gidim' lü mu pa-da nu-tuku-a he-me-en 14[lu_u] e-tem-mu sa za-kir8 su-me l; i-su-u MIN "Ob du ein Geist bist, der keinen für das Brechen des Brotes (sum.: keinen, der (das Totellopfer) hinlegt) hat, oder ein Geist, der keinen für das Vergießen des Wassers hat, oder ein Geist, der keinen für das Aussprechen des Namens hat." Als Ursachen für das Umgehen des Geistes eines Toten werden hier mit dem Fehlen des Speiseopfers, des Wasseropfers und der Namensnennung die drei Grundelemente der Tohervorgeht, daß dieses Mahlu.a. Knoblauch, Zwiebel und Fisch enthielt. Aus den I-Iemerologien ist das Verbot bekannt, diese Speisen an bestimmten Tagen zu essen (CUr Fisch vgl. EDELING 1957-71: 67; CUr Knoblauch vgl. BOTTERO 1980-83: 40f.); dies mag mit der entsprechenden Verköstigung der Geister der Toten in Zusammenhang stehen. 3.13 Vgl. dazu BOTTERO 1980: 35f. Die Geister der Ahnen vergelten ihren Nachfahren die Totenpflege durch gute Einflußnahme, vgl. BOTTERO 1983: 169-174. 14 3' Vgl. dazu bereits Teil A.II.4. 346Die wichtige Rolle der Nennung des Namens in der Totenpflege wird nur von BAYLISS 1973: 117 und VAN DER TOORN 1996a: 52 angemessen hervorgehoben. 34ßLKA 83: 4-5: 'Mu'-ka it-ti e-tem-me az-k1tr Mu-ka ina I.:i-is-pi az-kur. Dieser Text stammt aus der neuassyrischen Bibliothek der Beschwörungspriester von Assur (N 4: 105) und stellt nur eine .der zahlreichen darin enthaltenen Beschwörungen gegen Krankheiten dar, die durch Geister hervorgerufen werden, vgl. dazu PEDERSEN 1986: 51, 61.
76
B.
DIE MACHT DES NAMENS
tenpflege genannt. 347 Diese Dreigliederung ist nicht auf Mesopotamien beschränkt: Sie läßt sich genauso auch im hethitischen Kulturraum nachweisen, wo nach Aussage der Opferlisten verstorbene Könige und deren Gemahlinnen Trank- und Speiseopfer erhalten, während ein Sänger die Namen dieser Toten nennt; so heißt es in einem Text aus Hattusa: "Der Sänger singt unter Begleitung der Harfe. Dann ruft er den Toten beim Namen."348 Im H. Jt. ist nun in Mari und Emar ein Fest belegt, das den Namen zukru(m) trägt. Wenn man diesen Festnamen von der semitischen Wurzel zkr herleitet,349 die nicht nur im Akkadischen, sondern auch in den nordwestsemitischen Sprachen belegt ist, dann scheint es wahrscheinlich, daß auch dieses Fest mit der Totenpflege in Verbindung zu bringen ist, insbesondere, da dem Gott Dagan dabei als bel bukari "Herr der Nachkommenschaft"350 zentrale Bedeutung zukommt. 351 Nach Ausweis der sumerischen Komposition Gilgames und der Tod ist die Verpflichtung der Kinder zur Sicherung der Totenpflege der eigentliche Grund, weswegen die Muttergöttin Aruru Gilgames - und die Menschheit insgesamt - überhaupt mit Nachkommen beschenkt. 352 Im Normalfall übernahm der älteste Sohn die Totenpflege und erbte von seinem Vater die dafür notwendigen Paraphernalia wie den Zeremonientisch (sum. ban s u r z a-g u -1 a = akk. passür sakhn ;353 nur ganz ausnahmsweise begegnen uns Frauen in dieser Rolle. 354 Die Sicherung der Totenpflege war im Alten Orient von so essentieller Bedeutung, daß Kinderlose - wie übrigens auch in Ägypten 355 - in Ermangelung leiblicher 347Zum "Wasser der Namensnennung" (a m u p 8.- da), das Wasseropfer und Namensnennung miteinander verbindet, vgl. STEIBLE 1991: 11 64.
1.1.
SELBSTERHALTUNG DURCH NACHKOMMEN
77
Nachkommen jemanden an Kindes statt annehmen mußten, der nach ihrem Tode ihre eigene Versorgung sowie die aller ihrer Ahnen garantieren konnte. 356 Die physische Unmöglichkeit, selbst für Nachkommen zu sorgen, und deren Konsequenzen für das Fortführen der eigenen Existenz bedingten, daß die Bindung von Eunuchen, die üblicherweise Mitglieder des Palasthaushaltes waren, an ihren König besonders eng war; denn dieser und seine Nachfolger hatten die nicht vorhandene Nachkommenschaft der Eunuchen in der Totenpflege zu vertreten. So sind aus der neuassyrischen Zeit königliche Erlasse überliefert, in denen der König sich dazu verpflichtete, für das Begräbnis357 seiner Eunuchen und damit ihre gesamte Totenpflege aufzukommen. 358 Im Sumerischen und im Akkadischen gibt es nun eine Vielzahl von Begriffen zur Bezeichnung der Nachkommenschaft eines Menschen: du m u = märum "Sohn"; i b i 1a = aplum "Erbsohn"; kudurrum "Sohn"; numun = zerum "Same"; lsimu, nunuz = per'um, lipum "Sproß"; buk(a)rum, wildum "Nachkomme(nschaft)." Sehr gebräuchlich ist aber auch das Wort für "Name" (m u = sumum).359 Dem zugrunde liegt der enge Zusammenhang zwischen der Bewahrung des Namens einer Person und deren Nachkommenschaft, der explizit ist, wenn der Erbe als "Aussprecher des Namens" (zäkir sumim) bezeichnet wird. 36o Entsprechend wird der Kinderlose mit dem sumerischen Ausdruck mu nu-tuku "der keinen 'Namen' hat" bezeichnet, was als gelehrtes Lehnwort munutuku ins Akkadische übernommen wird. 361 Sehr deutlich macht die Verbindung zwischen Nachkommen und Namen jene Passage in der akkadischen Erzählung von Etana, worin der kinderlose König von Kis den Sonnengott SamaS um Kinder bittet:
348 KUB 30 25+ RB. 19-20: LU.NAR IS-TU GlS.TIBULA sIR[RU na-MI-ta ak-kan-da-an [SUIM-an ljal-za-a-i; zu dieser und den parallelen Stellen vgl. SCIIUOL 2004: 166, 206.
349S0 auch FLEMINO 2000: 122f. 360Vgl. dazu FLEMINO 2000: 108, 123 Anm. 321. 3611n den Texten aus Mari ist Dagän als Opferherr der pagrii'u-Opfer belegt, bei denen den Toten Fleisch dargebracht wurde; der Name ist von dem Wort pagrum in der Bedeutung "Leichnam" abgeleitet. Die pagrii'u-Opfer sind für Aleppo und Mari (dort im Rahmen des jährlichen Istar-Festes belegt, vgl. dazu DURAND/GUICHARD 1997: 35f., LAFONT 1999: 69 und DURA ND 2002b: 150.
350Sehr deutlich wird dies in der mittelbabylonischen Adoptionsurkunde BE 14 40 zum Ausdruck gebracht, worin die Adoptierte mit der Totenpflege betraut wird; vgl. dazu BAYLISS 1973: 120, WILCI<E 1982a: 48 Anm. 20 und TSUI
362FUr eine Diskussion der betreffenden Stelle vgl. S. 12lf. Den auffälligen Sachverhalt, daß das Thema der Nachkommenschaft im jUngeren Zwölftafelepos dagegen gänzlich unerwähnt bleibt, hat OPPENIIEIM 1977: 257 betont.
357Die DurchfUhrung eines neuassyrischen Begräbnisses beschreibt MOFIDI NASRADADI 1999: 60-67, 24lf. anhand der verfllgbaren schriftlichen und archäologischen Quellen.
363Besonders deutlich sind hier die testamentarischen Verfügungen, die aus dem altbabylonischen Nippur überliefert sind, vgl. dazu VAN DER TOORN 1996: 48f., 59.
358SAA 1225 RB. 19-31; SAA 1226 RB. 19-31; SAA 1229 RB. 21-23; SAA 1230 RB. 19-22; SAA 1231 RB. 22-31; SAA 1233 RB. 1'-7'; SAA 1234 RB. 1'-4' (alle aus der Regierungszeit Assurbanipals [668-ca. 630]); vgl. dazu DELLER 1999: 308f.
364Die spärlichen Belege für Frauen, die in Babylonien und Assyrien mit der Durchführung der Totenpflege betraut sind, sind als spezielle Einzelfälle zu werten, die nicht repräsentativ sind: Hier ist die Adoptionsurkunde BE 14 40 aus dem mittelbabylonischen Nippm zu nennen (vgl. SI
350FUr Belege vgl. CAD 8/3 s.v . .§umu 4. und vgl. STOL 2000: 53. 300 So in der altbabylonischen Stele des Dädusa von Esnunna (17. Jh.): IM 95200 xvii 6-8: dNin-urta a.§e-er E.I
78
B.
DIE MACHT DES NAMENS
LI.
Etana 11 140 362 pil-ti u-sulJ-ma su-ma suk-na-an-ni
"Tilge meine Schmach (der Kinderlosigkeit) und setze mir einen Namen!" Implizit spricht hier Etana mit der Verwendung der Phrase sumam sakanum seinen Wunsch nach einem Nachkommen aus, den ihm der Sonnengott schließlich erfüllt. 363 In einer altbabylonischen Komposition, der Klage um Naram-Sin, wird Respekt vor den Erben dieses Königs von Akkad eingefordert und mit seiner Totenpflege verknüpft; der "Name" spielt die zentrale Rolle: Klage um Naram-Sin ii 2_4364 2 wi-il-di-is
ku-ub-[ bi-it a-na] su-mi-su ra-I bi-im] 3a-na Na-ra-am-dEN.zU 9ul - uP-[pi]365 4 wi-il-di-is ku-ub-[ bi-it a-na] su-mi-su ra-I bi-im]
"Seine Nachkommenschaft ehre, für seinen großen Namen! Für Naräm-Sin bete! Seine Nachkommenschaft ehre, für seinen großen Namen!" Im Assyrischen Traumbuch liegt die Gleichsetzung von "Name" und "Nachkommenschaft" der Deutung einer Reihe von Träumen zugrunde, in denen ein "Namenssiegel" (kunuk sumi)366 vorkommt. Hier seien zwei der besser erhaltenen Traumdeutungen zu diesem Thema zitiert:
79
SELBSTERHALTUNG DURCH NACHKOMMEN
26 DIS NA4.KISIB M[U-SU
GAR-ma it-b]a-lu 368
DUMU-su US
"Wenn (im Traum) ein Siegel [seines] Namens [daliegt und] man (es) wegni[mmt], wird sein Sohn sterben." In einem Fluch, mit dem der kassitische König Meli-sipak (1181-1167) potentielle Schänder seines "Kudurrus" bedroht, ist sumu "Nachkomme(nschaft)" mit vier weiteren Ausdrücken aus diesem semantischen Feld zusammengestellt: "Der Gott Ninurta, der Herr des Erbsohns (aplu), der Nachkommenschaft (sumu) und des Sohnes (kudurru), möge ihm den Erbsohn (aplu), der das Wasser (für die Totenpflege) vergießt, wegnehmen und ihm Samen (zero) und Sproß (per'u) vorenthalten!,,369 sumum ist in der Bedeutung "Nachkomme(nschaft)" in akkadischen Fluchformeln seit der sargonischen Zeit überaus häufig belegt, in mittelund neubabylonischen sowie mittel- und neuassyrischen Texten in vielen Fällen in Verbindung mit zerom "Same" (Teil B.III.l.)j bei Inschriften in sumerischer Sprache wird der "Analogiefluch" , der die Vernichtung des "geschriebenen Namens" mit der Vernichtung der Nachkommen vergelten soll, erst unter den Königen der 1. Dynastie von Isin verwendet. 37o Als "Nachkomme" findet sich sumum auch in Gebeten erwähnt, die um genau das flehen, was mittels dieser Flüche dem Menschen vorenthalten werden soll: ein Kind. 371 Als Namenselement ist sumum in der Bedeutung "Nachkomme" im akkadischen Onomastikon von der sargonischen Zeit bis ins 1. Jt. weit verbreitet j372 im Namensmaterial kontemporärer semitischer Keilschriftsprachen ist das Wort für "Name" ebenfalls in dieser Bedeutungsebene belegt. 373 Im sumerischen Onomastikon lassen sich vergleichbare Na368Ergänzung nach Z. 23.
Assyrisches Traumbuch Tafel B i 24, 26 367
u
309 MDP 2 Tf. 23 vii 5-13: d Nin-urta be-ei ap-li su-u-mi ku-du-ur-ri ap-Ia-am na-aq me li-ki-im-su-ma SE.NUMUN pe-er-a a-a u-sar-si-su; ähnlich auch in BBS 9 ii 14-19 ("Kudurru" des Nabil-mukin-apli [979-944]); vgl. dazu auch STEYMANS 1995: 98f.: Belege B.1172.3 und B.944.1.
u
37oZ.B in einer Inschrift Iddin-Dagäns von Isin (1878-1858): RIME 4 1.3.2.
u NUMUN TUKU-si "Wenn ihm (im Traum) ein Siegel seines Namens gegeben wird, wird er 'Namen' und Samen bekommen." 24 DIS NA4.KISIB MU-su SUM-SU MU
371 Z.B in einem akkadischen Handerhebungsgebet an Istar: /Star 4: 19': : sur-kim-ma MU u NUMUN "Schenke mir Nachkommenschaft und Samen!", vgl. ZOOLL 2004: 185, 187 (Bearbeitung) und 169f., 173f. (Diskussion). Vgl. dazu auch das Spiel mit dem Gleichklang der Worte sumum "Knoblauch" und sumum "Name; Nachkomme" in einer aldmdischen Liebesbeschwörung, vgl. WASSERMAN 2003: 7 Anm. 16.
366Zum kunuk sumi vgl. Teil B.1.3.f. Im Traum Uber ein beschriftetes Siegel (kunukku satru) werden Name und Sohn dagegen in Opposition gesetzt: Assyrisches Traumbuch: Tafel B i 17: DIS NA4.1(ISIB SAR SUM-SU lu MU Lu DUMU TUI
372Eine diachrone Übersicht fUr das Akkadische bieten die in CAD 8/3 295f. s.v. sumu 4b gesammelten Belege. FUr Belege fUr die Verwendung des Namenselement sumum in der Bedeutung "Nachkomme" im Fära-zeitlichen Onomastikon vgl. KREDEIlNII< 1998: 293 s.V. MU (Sumu-Asdar), im altaldmdiBchen Onomastikon vgl. DI VITO 1993: 316 s.v. su-mu, SU4-mu und sum, su-mu, im Onomastikon von Ebla vgl. CATAONOTI 1988: 188f. mit Anm. 14, im altbabylonischen Onomastikon vgl. STAMM 1939: 40f., 261, 303f. (grundlegend CUr die gesamte akkadische Onomastik), im mittelbabylonischen Onomastikon vgl . HÖLSCIIEIl 1996: 262 s.v. sumu; im mittelassyrischen Onomastikon vgl. SAPOIlETTI 1970: II 162f. s.v. sumu; im neuassyrischen Onomastikon vgl. TALLQVIST 1914: 308 B.V. sumuj im neubabylonischen Onomastikon vgl. TALLQVIST 1905: 333 s.v. sumu. FUr das altassyrischen Onomastikon fehlt eine zusammenfassende Studie zum Namensmaterialj das Bildungselement sumum in der Bedeutung "Nachkomme" findet sich etwa in dem häufigen Namen Sumi-abfja (z.B. AKT 1 17: 2, 4j 82: 2j AKT 2 6: 28, 35j 24: 4j 53: 20). Im akkadischen Onomastikon der Ur lU-Zeit scheinen eindeutige Belege CUr sumum in der Bedeutung "Nachkomme" bisher zu fehlenj der Eigenname Sumu-lislim (HILOERT 2002: 144) ließe eine entsprechende Deutung zwar zu, ist aber zweideutig. •
3670pPENJ-JEIM 1956: 276, 322. Allgemein zum "Assyrischen Traumbuch" vgl. MAUL 2003a: 68f.
373Für sumu/ samu in der Bedeutung "Nachkomme" im amurritischen Onomastikon vgl. STRECI< 2000:
362Nach der jungbabylonischen Version: I<. 1547 Rs. 16', vgl. HAUL 2000: Tf. VIII (Kopie) und 188f. (Bearbeitung, Textzeuge G) Die Passage findet sich wortwörtlich bereits in der mittelassyrischen Bearbeitung des Stoffes wieder: KAR 170: 4': [p~L-ti U-su[Li-ma su-ma su-uk-na-ni, vgl. HAUL 2000: 140f. (Textzeuge MA-IV). 363Dieser Stelle widmete sich zuletzt ZOOLL 2003: 4-9. 36<1 J .G. WESTEN HOLZ 1997: 208: Nr. 14: ii 2-4. 365 J.G.WESTENI-IOLZ 1997: 208 liest hier lu-ub-[ ... 1.
80
B. DIE
MACHT DES NAMENS
men mit dem Element m u seit der frühdynastischen Zeit - wenn auch weitaus seltener als im Akkadischen - nachweisen. 374 Dabei ist jedoch generell festzuhalten, daß im sumeriscllen Onomastikon, ganz im Gegensatz zum akkadischen Namensmaterial, Geburt und Nachkommenschaft keine große Rolle spielen,375 und Belege für m u in der Bedeutung "Nachkommenschaft" in großer Zahl deshalb kaum zu erwarten sind. Ist aus dem Fehlen des "Analogiefluchs" in frühdynastischen Inschriften 376 . und der geringen Dichte an einschlägigen sumerischen Personennamen abzuleiten, daß die Bedeutungsebene "Nachkommenschaft" dem sumerischen Namensbegriff erst durch die Einwirkung des umfassenderen akkadischen (oder gemein-semitischen) Konzepts zu eigen wurde? Auch abseits der Fluchformeln und der Onomastik finden sich im Textmaterial der frühdynastischen Zeit, in Urkunden und Inschriften, keine Hinweise, die diesen Verdacht leicht ausräumen könnten. Möglicherweise kann aber die Gestalt des Zeichens MV als Argument für die Präsenz der Bedeutungsebene "Nachkommenschaft" bereits in den frühesten bekannten Keilschrifttexten aus der Uruk IV-Periode benutzt werden.3 77 Das Schriftzeichen MU wird hier in lexikalischen und administrativen Listen verwendet. 378 Während seine Verwendung als Wortzeichen für den "Koch" (sum. m u bai d i m) - wie auch in den jüngeren Perioden379 - außer Zweifel steht, kann seine Anwendung in der Bedeutung "Name" (sum. m u) in dieser Zeit noch nicht nachgewiesen werden. Obwohl auch andere Kriterien für die Gestaltung der Zeichen formen zur Anwen-
Abb.3
171, 224, 29lf. mit Anm. 4; für sumu/ sumu als "Nachkomme" im nordwestsemitischen Namensmaterial von Emar vgl. PRUSZINZSI
1.1.
SELBSTERHALTUNG DURCH NACHKOMMEN
81
dung kommen, sind viele der frühen Schriftzeichen deutlich als Abbild des dargestellten Gegenstands zu erkennen; Abstrakta können durch die Verwendung von Zeichen, die verwandte, aber visualisierbare Konzepte darstellen, wiedergegeben werden. 38o Eine befriedigende Erklärung für die Gestalt des Zeichens MU zu finden, die mit seiner Anwe~dung für die Repräsentation eines Kochs in Verbindung zu bringen ist, fällt schwer. Unter dem Eindruck des später belegbaren Bedeutungsspektrums des altorientalischen Namenbegriffs erscheint die Deutung des Zeichens als Wiedergabe eines keimenden Sprößlings allerdings durchaus denkbar. Folgt man dieser Interpretation, so wäre es die Bedeutungsebene des "Nachkommens", die zur Visualisierung des Namens herangezogen worden wäre. Einen stichfesten Beweis für die Existenz dieser Bedeutungsebene beim frühen sumerischen Namensbegriff kann diese Gedankenspielerei letztlich aber nicht liefern; ganz allgemein sind die Deutungsmöglichkeiten, die die Gestalt der einzelnen Zeichen zuläßt, allzu vielfältig und unterschiedlich. 381 Mithilfe der frühen Texte läßt sich aber immerhin nachweisen, daß das "Jahr", im Sumerischen ein Homonym zu "Name" (sum. m u = aide sattum "Jahr"), als gezählte Einheit ursprünglich mittels eines anderen Zeichens niedergeschrieben wurde, das auf dem Schriftzeichen für "Sonne; Tag" aufbaute;382 erst nach Aufgabe des eigenständigen Zahlsystems für Zeiteinheiten wurde auch zur Niederschrift von sumo m u "Jahr" das Zeichen MV verwendet. Aus den bereits zitierten Belegen für den Namensbegriff in seiner Bedeutung als "Nachkommenschaft" wird stets dessen Bedeutung für den Erhalt des Namens der Eltern und damit der Weiterführung ihrer Existenz im Diesseits deutlich. Daß eine reichliche Nachkommenschaft aber auch die Bedingungen der Geister der Toten im Jenseits verbessert, wird in einer weiteren sumerischen Dichtung im Detail ausgeführt. Die Erzählung Gilgames, Enkidu und die Unterwelt beschreibt, wie Enkidu sich im Auftrag des Gilgames ins Jenseits begibt, die dort geltenden Gebote mißachtet und deshalb nicht mehr zurückkehren kann. Mit Erlaubnis des Sonnengottes, des obersten Richters der Totenwelt, darf Enkidus Geist sich von Gilgames verabschieden und beantwortet bei dieser Gelegenheit dessen Fragen zum Jenseits. Die entsprechende Passage wurde in einer akkadischen Übersetzung in das berühmte Zwöljtajelepos integriert,383 als Appendix zu der mit der XI. Tafel abgeschlossenen Erzählung. Enkidus Beschreibung des Jenseits gehörte also vom frühen II. bis in das I. Jt. zu den Standardwerken sumerischer und akkadischer Schreibertradition und die in diesem Text dokumentierten Ansichten über den Wert von Nachkommen bellielten während eines Zeitraum von über tausend Jahren offenbar ihre Relevanz. 384 380ZU den Gestaltungskriterien der ältesten Keilschriftzeichen vgl. zuletzt GLASSNER 2000: 161-215 GLASSNER 2003: 121-165.
=
377In der Frage, ob diese Texte bereits auf sumerisch abgefaßt wurden oder ob ihnen eine andere Sprache zugrunde liegt, Uberzeugen die Argumente der BefUrworter der "Sumerizität" der frUhesten Texte, insbesondere der Nachweis von Ausspracheanzeigern, phonetischen Schreibungen und lautlichen Zusammenhängen bei der Gestaltung des Zeichenbestandes, vgl. zuletzt RUBIO 1999: 2 (mit Literatur) und KREBERNII( 2002b: H.
381Selbst wenn man die Gestalt des Zeichens als Keimling deutet, ist es möglich, rur die Verwendung dieser Darstellung alternative GrUnde zu finden: Claus WILCI<E weist mich daruf hin, daß auch die I-Iomonymie mit m u "wachsen" (in jüngeren Perioden geschrieben mit dem Zeichen MUSAR) rur die Wahl des Bildgebers ausschlaggebend gewesen sein könnte.
378GREEN/NISSEN 1987: 246 Nr. 363; ENGLUND 1998: 12H. mit Fig. 41 (S. 118).
382GREEN/NISSEN 1987: 145 und 299 NI". 569.
379 Aus dieser Bedeutung leitet sich auch der Zeichenname ab, der bisher aber erst in den Texten aus Emar (14. Jh.) und aus dem I. Jt. zu belegen ist, vgl. GONG 2000: 91 S.v. MU (Zeichenname nu~atimmu in Emar), 160 (Zeichenname mu~aldimmu im 1. Jt.).
383Zur Stellung der XII. Tafel innerhalb des Zwälftafelepos vgl. GEORGE 2003: 47-54 (mit Diskussion der verschiedenen Ansätze). 384 Ausgehend von den Überlegungen von FRAHM 1999 zum Zeitpunkt der Abfassung einer neuassyrischen
82
B. DIE MACHT DES NAMENS
Das Jenseits wird geschildert, indem sich Gilgames in einer Reihe von Fragen nach dem Geschick bestimmter Gruppen von Toten erkundigt, worauf Enkidu ihm antwortet. In unserem Zusammenhang ist der Anfang dieser Unterhaltung wichtig:
Gilgames, Enkidu und die Unterwelt 254-2673S5
U/
Gilg. XII 102-116)
254lu dumu-ni I-am igi bf-dus-am ligi bf]-dus-am a-na-gin7 an-AK 255 ge Sg a g e - ga rS-a - n a ab - d a gig - g a i-i
u-
"Hast Du den 3s6 gesehen, der einen Nachkommen 3s7 hat?" - "Ich habe ihn gesehen." - "Wie geht es ihm?!" - "Über den Pflock, der in seine Wand gesteckt ist, weint er bitterlich." 256 1u du m u - n i 2 - ami gib f - d us-a m li gib f] - d us-a m a - n a - g i n7 an-AK 257 si g4 2 - a a 1- tu s ni n da a 1- g U7-e "Hast Du den gesehen, der zwei Nachkommen hat?" - "Ich habe ihn gesehen." - "Wie geht es ihm?" - "Auf zwei Ziegeln sitzt er und ißt Brot." 25s1u dumu-ni 3-am igi bf-dus-am ligi bf]-dus-am a-na-g in 7 an-AK 259 kusummud dag-si- ke 4 a al-nas-nas "Hast Du den gesehen, der drei Nachkommen hat?" - "Ich habe ihn gesehen." "Wie geht es ihm?" - "Aus einem Wasserschlauch von der Tragevorrichtung3SS trinkt er Wasser." 2601u dumu-ni 4-am igi bf-dus-am ligi bf]-dus-am a-na-g in 7 an-AK 261 lu anse 4 la-gin7 sa-ga-ni al-gul "Hast Du den gesehen, der vier Nachkommen hat?" - "Ich habe ihn gesehen." - "Wie geht es ihm?" - "Wie ein Mann, der vier Esel anschirrt, ist sein Herz froh." 2621u dumu-ni 5-am igi bf-dus-am ligi blj-dus-am a-na-g in 7 an-AK 263 dub-sar sa6-ga-gin7 a-ni gnl bf-in- taka4 e-gal si sln-bi] ba - an - k u4-k I U4] Abschrift der XII. Tafel des Zwölftafelepos im Jahr 705 kurz nach dem Tode Sargons II. erwägt GEORGE 2003: 54 eine Verwendung des Textes bei Bestattungs- und Gedächtnisfeierlichkeiten; dafür spricht auch, daß der Text im "Totenmonat" Du'uzu niedergeschrieben wurde (FRAHM 2005).
LI. SELBSTERHALTUNG DURCH NACHKOMMEN
83
"Hast Du den gesehen, der fünf Nachkommen hat?" - "Ich habe ihn gesehen." -"Wie geht es ihm?" - Wie ein guter Schreiber strebt er mit weit schwingenden Armen geradewegs in den Palast hinein." 464 1u du m u - ni 6 - ami gib f - d us-a m li gib 1] - d us-a m a - n a - g i n7 an-AK 265 1u ge Ba pi n 1a - g i n7 S a - g a - n i a 1- d I UlO] "Hast Du den gesehen, der sechs Nachkommen hat?" - "Ich habe ihn gesehen." - "Wie geht es ihm?" -Wie ein Mann, der den Pflug anschirrt, ist sein Herz froh." 2661u dumu-ni 7-am igi bf-dus-am ligi bf]-dus-am a-na-gin7 an-AK 267 d u b - u s d i g i I' - re - e - ne - k e4 ge Sg U - z a f b - t u s d i - d a ge s ba-tluku] "Hast Du den gesehen, der sieben Nachkommen hat?" - "Ich habe ihn gesehen." - "Wie geht es ihm?" - "Als Gefährte der Götter sitzt er auf einem Stuhl und hört Prozesse an." Aus dieser Textpassage wird die Vorstellung deutlich, daß sich die Anzahl der Nachkommen des Toten proportional zum Wohlbefinden seines Geistes in der Unterwelt verhält. Das Weinen desjenigen, der lediglich ein Kind zurückläßt, über den in die Wand gesteckten Pflock ist mit seinem Kummer über den ungewissen Fortbestand seines Haushalts zu erklären: Pflöcke (sum. gag = aIde sikkatum), die in die Mauern eines Hauses getrieben wurden, zeigten in Mesopotamien den Besitzerwechsel von Immobilien (Häuser und Felder) an. 3S9 Im Falle der Eltern von zwei und drei Kindern wird offensichtlich festgestellt, daß die Versorgung mit der Nahrung der Toten, durch Brot und Wasser, ausreichend gesichert ist. Unproblematisch sind dann die Vergleiche, die für die mit vier und mehr Kindern gesegneten Menschen verwendet werden. Hier wird der Verstorbene mit erfolgreichen Vertretern der Landwirtschaft und des Schreiberwesens geglichen; der zufriedene Bauer ist in agrarischen Gesellschaften ein universelles Bild für Glück, und weil die vorliegende Komposition von einem Schreiber verfaßt und niedergeschrieben wurde, ist die Verwendung 386Zitiert wird nach dem Textzeugen H (= CES 15150+19950 + UM 29-13-438 + N 3280+3474+3634, vgl. GEORGE 2003: 745); die Ergänzungen sind aufgrund der Paralleltexte sicher. Für eine Partiturumschrift mit Angabe aller Varianten vgl. GEORGE 2003: 760-763 (dort Z. 255-268). Für die Übersetzung vgl. RÖMER 1986: 39f., GEORGE 2003: 774 und BLACI< et al. 2004: 37f. 38ßDas sumerische Wort I u meint "Person" und bezeichnet hier deshalb Personen beiderlei Geschlechts. 387 Genauso wie III ist das sumerische Wort du m u nicht geschlechtsspezifisch und dient zur Bezeichnung von Söhnen wie auch Töchtern. 388Für die häufig in Paaren auftretende Tragevorrichtung d ag- s i vgl. CIVIL 1987: 47, der diese Passage folgendermaßen übersetzt: "He (the man with three sons) drinks from the saddle water bag." 389ZU sikkatum vgl. S. 143.
B. DIE
84
MACHT DES NAMENS
des Gleichnisses mit einem guten Schreiber verständlich - ein allzeit bereiter Schreiber im Dienste des Palastes zu sein ist das Ideal dieses Berufsstandes. Besonders interessant ist der für die Eltern von sieben Kindern gewählte Vergleich. Dieser ist vor dem Hintergrund der Vorstellung verständlich, daß prominente Tote wie Gilgames, aber auch Ur-Namma von Ur (21. Jh.) im Jenseits als Richter fungieren 390 und darin dem Sonnen- und Gerechtigkeitsgott Samai3 während seines nächtlichen Aufenthalts im Jenseits zur Seite stehen;391 der Geist eines kinderreichen Individuums wird der hervorragenden Gruppe der Totenrichter zugerechnet. 392 Von ihren Inhalten einmal abgesehen, korrespondiert das zentrale Motiv der gewählten Bilder direkt mit der Anzahl der Nachkommen: Der Pflock des Vaters eines Kindes steht aufgrund seiner Form für die Zahl eins; der Vater zweier Nachkommen sitzt auf zwei Ziegeln; der vierfache Vater schirrt vier Esel an, die Ausstattung eines altbabylonischen Wagens;393 die Hand des eifrig erhobenen Arms des Schreibers, mit dem der Vater von fünf Kindern verglichen wird, hat fünf Finger; ein alt babylonisches Pfluggespann, wie es im Bild des sechsfachen Vaters genannt wird, besteht aus sechs Tieren;394 und sieben ist schließlich die göttliche Zahl, wie sie für den Vater von sieben Nachkommen als Gefährten der Götter passend ist. 395 Je mehr Nachkommen eine Person hatte, desto höher waren ganz grundsätzlich ihre Chancen, daß ihre Linie nicht ausstarb. Denn wenn dies geschah, war auch die Möglichkeit der Bewahrung der Namen aller Vorfahren in der Totenpflege getilgt. Aufgrund dieser Tatsache richtete sich das wichtigste Fluchthema im Alten Orient nicht nur gegen die Person des Frevlers selbst, sondern auch gegen seine Nachkommen. Dies belegt eine Passage in einer Fassung von Gilgames, Enkidu und die Unterwelt aus Ur:
Gilgames, Enkidu und die Unterwelt nach UET 6 58: 10_11 396 10
16. as ama a-a-na-ke4 sa bf-d[uu-gJa igi bi-dus-am igi 11
i - n i - d us-a m r a-n a' - [g i n7 a J n-AK ibila ba-da-kar gidim-ma-ni su al-[dag-dJag-ge
"Hast du den gesehen, den der Fluch seiner Eltern getroffen hat?" - "Ich habe 300 Angesprochen in den sumerischen Kompositionen Gilgames und der Tod (vgl. CAVIGNEAUX/ AL-RAwl 2000a CUr die Bearbeitung) und Ur-Namma A: 138-144 (vgl. FLÜCI
1.1.
SELBSTERHALTUNG DURCH NACHKOMMEN
85
ihn gesehen." "Wie geht es ihm?" - "Eines Erben ist er beraubt, und sein Geist streunt herum." Zum Schutz der altorientalischen Inschriften, die ja ebenso wie die Nachkommenschaft einer PeJ;son den Erhalt des Namens des Verfassers bewirken sollten, bediente man sich dieses Fluchthemas seit dem III. Jt. besonders gerne, indem eine Analogie zwischen der Schädigung des Inschriftenherrn durch die Vernichtung oder Usurpation des "geschriebenen Namens" und der daraus resultierenden Schädigung des Frevlers durch die Tilgung seiner Nachkommenschaft hergestellt wurde (Teil B.III.l.);397 dieses Konzept findet sich auch im Hethitischen. 39s Glücklich konnte sich nach mesopotamischer Vorstellung also schätzen, wessen Nachkommenschaft zahlreich war; denn jeder dieser Nachfahren hatte seine Ahnen in seine Totenpflege einzuschließen und so ihre Namen zu bewahren. Dies muß ein starkes genealogisclles Interesse in der Bevölkerung bedingt haben, das sich aber nur allzu selten an Hand von Textzeugnissen belegen läßt; die für die Anrufung der Namen der Ahnen notwendigen Informationen wurden wohl überwiegend mündlich im Familienkreis weitergegeben, wenn auch entsprechende Daten durchaus auch aus den Rechtsurkunden, die innerhalb der Familie über Generationen weitergegeben wurden, zu gewinnen waren. 399 Daß die Ahnenreihe über lange Zeiträume hinweg verfolgt wurde, läßt sich generell im Falle der Schreiberfamilien des 1. Jt. belegen, deren Angehörige ihre Vorfahren in den Kolophonen ihrer Tontafeln üblicherweise über drei oder vier Generationen aufzeichneten. 4oo Es besteht allerdings kein Grund anzunehmen, daß die Tradition, die Namen der Ahnen zu bewahren, lediglich auf die Schreiber beschränkt war; berufsbedingt bietet sich jedoch dieser Bevölkerungsgruppe die Möglichkeit zur schriftlichen Verwertung ihrer Familiendaten an. 401 Ein einzigartiges Zeugnis für die private Totenpflege liegt uns in Form einer altbabylonischen Tontafel aus Sippar-Amnanum402 vor; es handelt sich um ein Gebet für die Ahnen des Sln-nfu?ir. 403 Nach Ausweis dieses Textes konnte dieser Mann seine Familie 300GEORGE 2003: 767 und 776: m I-m 2 (Manuskript 11); CUr die Übersetzung vgl. CAVIGNEAUX/ AL-RAWI 2000b: 6. 307FRANI<E 1995: 241 verwendet deswegen den Begriff "Analogiefluch" . 308FUr Belege vgl. CHD L-N 36 s.v. laman i. 300 Altbabylonische Beispiele CUr die nachweisliche Einsichtnahme in altes Urkundenmaterial, das Uber lange Zeiträume in der Familie aufbewahrt wurde, gibt WILCI<E 1988: 114 mit Anm. 4-5; vgl. dazu auch CHARPIN 2002d: 184f. (mit weiterCUhrender Literatur in Anm. 113). .1Q0Die Belege sind in HUNGER 1968 versammelt. Ein Erinnerungsvermögen Uber vier Generationen zu rUck ist kulturenUbergreifend die Norm, wobei Ausnahmen belegt sind (etwa Island). 0.0. EDZARD weist mich darauf hin, daß bis weit ins 20. Jh. unter der iraqischen Landbevölkerung die Zeitspanne von 200 Jahren (arab. m'iten sana) als absolutes Erinnerungsmaximum zu belegen ist; diese Zeitangabe steht allgemein CUr das Ende jeder zuverlässigen 'ITadition, wie auch WEsTPHAL-HELLBuSCH/WESTPHAL 1962: 32 CUr den sUdiraqischen Stamm der Ma'dän festhalten.
303Zur Zusammensetzung eines Wagengespanns (~imittum) aus vier Equiden vgl. VAN KOPPEN 2002b: 23 (mit Literatur).
401 Zu den Kolophonen vgl. auch Teil B.1.3.e.
394STOL 1995: 190.
402S 0 etabliert von KRAUS 1987: 96.
3960ie Beziehung zwischen der Zahl drei und dem Bild "Aus einem Wasserschlauch von der (oft paarweise verwendeten) 'ITagevorrichtung trinkt er Wasser" ist mir nicht unmittelbar verständlich.
403
CBS 473 = BE 6/2 111, vgl. WILCI<E 1983: 49-54 CUr eine Bearbeitung. Oer Text wurde zuletzt ausCUhrlich von JONI<ER 1995: 226-231 und VAN DER TOORN 1996a: 52-55 diskutiert.
86
B.
DIE MACHT DES NAMENS
väterlicherseits über vier Generationen zurückverfolgen, wobei ihm 27 Personen namentlich bekannt waren, während einige Zweige nur pauschal als "PN, seine Ehefrau und seine Verwandten" angesprochen wurden. 404 Interessant ist nun, daß Sin-nfu?ir nicht bloß seine Vorfahren in direkter Linie nannte, sondern auch seine Onkel, Großonkel, Cousins und Großcousins mit ihren Angehörigen. Im Sinne der Namensperpetuierung war diese Vorgehensweise überaus sinnvoll und steigerte die Chancen jedes Familienmitgliedes für den Erhalt seines Namens beträchtlich. Die Einbeziehung der weiblichen Linie entfällt und ist in Mesopotamien generell nicht üblich: Sie widerspräche dem mesopotamischen Konzept von Familienzugehörigkeit, demzufolge eine Frau nach dem Eintritt in den Haushalt ihres Ehemannes ganz dessen Familie angehört und ihr Elternhaus auch als Kultgemeinschaft hinter sich läßt. Auffällig ist in diesem Zusammenhang, daß Sin-nfu?ir zwar seine männlichen Ahnen bis zu seinem Ururgroßvater aufzählen konnte, seine Vorfahrinnen aber nur bis zu seiner Großmutter. Zusätzlich zur Mutter und Großmutter Sin-nfu?irs werden vier Tanten und eine Großtante erwähnt, bei denen es sich um naditum-Priesterinnen handelt, die damit unverheiratet und ohne eigene Nachkommen geblieben waren: Die Aufgabe, ihre Namen weiterzugeben, fiel einerseits den Brüdern und deren Nachkommen zu, die sie im Regelfall auch beerbten,405 andererseits wurde für die Totenpflege der Priesterinnen aber auch ein spezieller "Schicksalstag" zelebriert, der offenbar im Tempel ausgerichtet wurde. 406 Die Namen jener Töchter, die in andere Haushalte eingeheiratet hatten, wurden dagegen nicht im Gedächtnis der Familie bewahrt - dies war nun die Aufgabe der Familie ihrer Ehemänner. Da in Sin-nfu?irs Genealogie nicht bloß Namen und Verwandtschaftsverhältnisse genannt sind, sondern auch kurze Anmerkungen zu den Umständen des Todes bestimmter Personen enthalten sind, darf man sicher davon ausgehen, daß im Rahmen der Zeremonien zur Pflege der Toten auch Elemente der Familiengeschichte thematisiert und so weitergegeben wurden. 407 Einen ähnlichen Zweck wie die Tontafel mit Sin-nfu?irs Genealogie könnte auch eine steinerne Tafel gehabt haben,408 die in einem altbabylonischen Wohnhaus in Sippar gefunden wurde. 409 Nachdem in der ersten Zeile des Textes der Sonnengott SamM genannt ist, der aufgrund seiner engen Beziehung zum Jenseits410 eine zentrale Rolle in der Toten-
1.1.
SELBSTERHALTUNG DURCH NACHKOMMEN
pflege spielt, folgt eine Liste von 23 männlichen Personennamen, denen keine zusätzlichen Daten beigegeben sind. Aufgrund des ungewöhnlichen Materials kann es sich nicht um einen Verwaltungstext handeln; die steinerne Tafel sollte zweifellos von Dauer sein, und aufgrund des Fundortes in einem privaten Wohnhaus bietet sich eine Einordnung in der Totenpfle~e an. Ein Vergleich der 23 genannten Namen mit den 27 namentlich aufgelisteten Vorfahren des Sin-nfu?ir, die vier Generationen dieser Familie darstellen, legt nahe, daß auch hier ein vergleichbarer Zeitraum repräsentiert ist. Auffällig ist hier jedoch das völlige Fehlen von Frauennamen. Wenn altbabylonische Bewohner von Sippar und Sippar-Amnänum ihre Familien über vier Generationen zurückverfolgen konnten, so schöpften sie hierbei nur jene Möglichkeiten aus, die auch im Rahmen einer mündlichen Tradierung der Namen der Ahnen problemlos zu bewerkstelligen sind. Altorientalische Herrscher vermochten ihre Herkunft jedoch über viel längere Zeiträume nachzuzeichnen: Im 7. Jh. war es den assyrischen Königen möglich, ihre Linie ohne Unterbrechung411 über die Zeitspanne von einem Jt. zurückzuverfolgen. Ihre Ahnenreihe ist uns, allerdings beschränkt auf diejenigen, die den Thron innehatten, in Form der Assyrischen Königsliste 412 überliefert, deren komplexe Redaktionsgeschichte nach der Eroberung der Stadt Assur durch SamsT-Adad 1. von Ekallätum (1710-1679) mit der Einbettung seiner Genealogie in die Reihe der assyrischen Herrscher beginnt. 413 Obwohl der ursprüngliche Zweck des Textes seiner Gestaltung nach der einer Chronik zu sein scheint,414 war die Komposition eng mit der Totenpflege der assyrischen Königsdynastie 415 verbunden. 416 Ihre rituelle Verwendung legt besonders die äußere Gestalt zweier Textzeugen aus der neu assyrischen Zeit nahe, die auf Tontafeln in der typischen Form von Amuletten niedergeschrieben wurden: auf hochformatige Tafeln mit einem durchbohrten rechteckigen Fortsatz am oberen Tafelrand. 417 Während in der Assyrischen Königsliste, die ja ausschließlich Herrscher nennt, zwangsläufig keine einzige Frau Erwähnung findet, bedachten die assyrischen Könige 4llEine scheinbare Lücke konnte CANCII(-KIRSCIIBAUM 1999: 214 Abb. 3 (Stammbaum) schließen. 412Zuletzt ediert von GRAYSON 1980-83: 101-115: § 3.9.0. 413YAMADA 1994: 19, 36; PONGIlATZ-LEISTEN 1997b: 106-108.
404Für eine graphische Darstellung des Stammbaums vgl. WILCI<E 1983: 50, vgl. auch KALLA 2002: 138 und 156 Abb. 13.
41'IYAMADA 1994: 2lf., 37.
406WILCI<E 2002a: 254.
416S0 auch GLASSNEIl 1993: 146-151 und RENGER 2002: 20f.
406Belegt ist der "Schicksalstag" (sum. U4 nam-tar-ra = aIde um simtim) filr die (unverheirateten) nadftum-Priesterinnen und die (verheirateten) qadiStum-Priesterinnen, vgl. dazu WILCI<E 1987a: 104f. mit Anm. 1. 407Vgl. VAN DER TOORN 1996a: 55. In diesem Sinne deuten DURAND/GUICHARD 1997: 43 auch die sogenannte Chronique eponymale aus Mari: "Plutöt qu'un document historique primaire a proprement pader, on doit donc le considerer comme un recit de la geste de la familie d'I1a-Kabkabu, pere de SamsiAddu et grand-pere de Yasmah-Addu. La recitation de ce texte dans une ceremonie commemorative serait tout a fait comprehensible." 408Publiziert von AL-RAWI/DALLEY 2000: 137f. Nr. 131; filr eine Photographie der Tafelrückseite vgl. AL-JADIR 1986: 54. 409 AL-J ADIR 1986: 54. 410Vgl. dazu S. 12.
87
416Im Zusammenhang mit der Einordnung der Assyrischen Königsliste in die Totenpflege des Königshauses ist interessant, daß in Ägypten in den sogenannten Millionenjahrhäusern Königslisten verwahrt wurden (ULLMANN 2002: 668; zur Bedeutung von Ahnenlisten im ägyptischen Totenkult vgl. allgemein auch BRUNNER 1975: 18). Diese Bauten dienten der "I-Ierrschaftsbestätigung und -erneuerung CUr den König, vermittels der Teilhabe an der zyklischen Regeneration der Gottheit" (ULLMANN 2002: 669), vollzogen durch die Verbindung des Königs mit seinen Ahnen, deren Kult deshalb in die Millionenjahrhäuser integriert war. 417Zur Form vgl. WEIDNER 1941-44: 362f., YAMADA 1994: 37 und PONGRATz-LEISTEN 1997b: 90. Die ursprünglich nur dem Text immanente Wohltätigkeit wurde sekundär auch auf die Amulettform Ubertragen, wie die Tatsache belegt, daß diese besonders in Assyrien auch CUr Texte anderen Inhalts verwendet wurde, wie eben auch die Assyrische Königsliste; cu\" weitere Belege vgl. WEIDNER 1941-44: 363 Anm. 7, WEIDNER 1954-56: 266 mit Anm. 54, REINER 1960: 154f. und GRAYSON/POSTGATE 1983 (= S-1 A 12 82).
88
B. DIE MACHT DES NAMENS
selbstverständlich auch ihren weiblichen Vorfahren bei der Totenpflege: Dies läßt sich aufgrund einer Verwaltungsliste aus Assur nachweisen, die Opfer für das Grab der Esarrahammat, der im Jahr 673 verstorbenen Gemahlin Asarhaddons, nennt. 418 Generell geben Wirtschaftsurkunden im Falle der altorientalischen Herrscherfamilie die klarsten und objektivsten Informationen, welche Ahnen mit Totenopfern versehen wurden. Daß die Totenpflege Gudeas von LagaS (21. Jh.) seinen männlichen und weiblichen Ahnen galt, belegt ein Verwaltungstext mit Butter- und Fettlieferungen, die als Opfer für diverse Gottheiten sowie verschiedene verstorbene Stadtfürsten von LagaS und deren Gemahlinnen Verwendung fanden. 419 Wen man aber in die Liste seiner Ahnen einbezog, wurde nicht allein durch die leibliche Herkunft determiniert. Altorientalische Genealogien sind nicht als komplette Stammbäume einer Person intendiert;420 dies ist bereits durch das Weglassen der mütterlichen Linie offensichtlich. Die Aufzählung der Ahnen im Totenkult diente einerseits der Erhaltung von deren Namen und damit der Fortführung ihrer Existenz, andererseits aber auch der eigenen Legitimierung und Positionierung; diese Ebene spielt vor allem bei den Herrschern eine gewichtige Rolle. So belegen Wirtschaftsurkunden, daß in Ur während der Regierungszeit des Ibbi-Suen (1934-1911) nicht nur seine Vorfahren väterlicherseits, die Könige Ur-Namma, Sulgi, SO-Suen und Amar-Suena, mit Totenopfern bedacht wurden, sondern auch ApilkIn von Mari. Hier bestand zwar eine verwandtschaftliche Beziehung, denn Apil-kIn war als Vater von Sulgis Ehefrau Taräm-Uram Amar-Suenas Großvater mütterlicherseits,421 doch war er als Vorfahr auf Seiten der Mutter Teil einer anderen Totenkultgemeinschaft. Dieses Beispiel zeigt, wie mesopotamische Herrscher ihre Ahnengalerie ohne Umstände durch die Nennung weiterer gewichtiger Namen erweitern konnten; das Bestehen einer Blutsverwandtschaft war dabei nicht unbedingt erforderlich. So wurden am altbabylonischen Königshof von Mari unter SamsI-Adad (1710-1679) und seinem Sohn Jasmah-Addu Totenopfer für Sargon und Naräm-Sin von Akkad durchgeführt,422 und daß neben SamsIAdad und seinem Sohn Isme-Dagän, die über Assur geherrscht hatten, auch ihre Vorfahren, die dieser Stadt noch nicht verbunden waren, in der Assyrischen Königsliste neben den Ahnen der einheimischen Herrscher von Assur stehen, ist für den antiken Leser genauso offensichtlich wie für den modernen Bearbeiter. Neben illustren Vorgängern konnten aber auch solche Individuen, die - in Ermangelung von Nachkommen oder aus anderen Gründen - ohne Totenopfer durch die eigene Familie bleiben mußten, zusammen mit den eigenen Vorfahren in der Totenpflege bedacht werden. <118 Ass. 13956bq, vgl. E. WEISSERT in PNA 1/1 160f. s.v. Assur-bani-apli l.1.b.b'.
1.1. SELBSTERHALTUNG DURCH NACHKOMMEN
89
So sind in einem Ritualtext 423 AmmI-l?aduqas von Babyion (1550-1530) dessen leibliche - und fiktive - Ahnen 424 für die Durchführung der Totenopfer zusammengestellt und dann um die folgenden, summarisch aufgeführte Personenkreise erweitert: 425
Ritualtext
AmmI-~aduqas
von Babyion
BM 80328: 29-42 29 BALA ERIN MAR.[TUJ 30 BALA ERIN .lfe-a-[naJ 31 BALA <ERIN> Cu-ti-um 32BALA sa i-na tup-pi an-ni-i la sa-at-ru 33 u' AGA.US sa z-na da-an-na-a t be- l·z-su zm-qu- tu 34DUMU.MES LUGAL 35DUMU.MI.MES LUGAL 36 a-wi-lu-tum ka-li-si-in 37 is-tu dUTU.E.A a-du dUTU.SU.A 38 <1a x pa-qz' dam u' sa- In-ra-am . la·z-su-u 39 al-ka-nim-ma a~-ni-a-am a-ak-la 40 an-ni-a-am si-ti-a 41 a-na A m-mz-~a. d ' DUMU A m-mz. d·z- t a-na u-qa 42LUGAL KA.DINGIR.RA ki 43ku-ur-ba v
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"Dynastie eier Leute von Amurru, Dynastie der Leute von lJäna, Dynastie <der Leute> von Gutium, Dynastie jener, die nicht auf dieser Tafel eingeschrieben sind, und (jeder) Soldat, der im Dienst 426 seines Herrn gefallen ist, Königssöhne, Königstöchter, die Menschheit in ihrer Gesamtheit von Osten bis Westen, (alle,) die niemanden haben, der (sie) versorgt und sich (um sie) kümmert 427 - kommt und eßt und trinkt dies! Segnet AmmI-l?aeluqa, den Sohn des AmmI-ditäna, den König von Babyion!" Nach Ausweis dieses Textes nahm der König nicht bloß die Totenpflege für alle seine Vorgänger als Herrscher über Mesopotamien auf sich,428 sondern bedachte auch jeden 423 BM
80328, vgl. FINI<ELSTEIN 1966: 95-97; vgl. dazu auch TSUI
421Ygl. dazu BOESE/SALLABERGER 1996; zu den verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen Ur und Mari vgl. außerdem MICI-IALOWSI
425Ygl. dazu LAMBERT 1968: 1.
422 M.
426Für diese Übersetzung von dann at beli vgl. die unter CAD D 89 s.v. dannatu 2.b. gesammelten Belege, die synonym zu lJarrän beli/ / sam "Feldzug des Herrn/Königs" verwendet werden.
12803, vgl. BIROT 1980 und DURAND/GUICHARD 1997: 63-70 und vgl. dazu WILCI<E 1982a: 37, fvlIcHALowsl<1 1993: 87 und YEENHOF 2003: 44. Für die "Pilgerfahrt" , die SamsT-Adad und JasmagAddu nach Akkad unternahmen, vgl. DURAND 2000: 160. In Mari wurde auch eine altbabylonische Version der Komposition Revolte gegen Naräm-Sin gefunden, vgl. J.G. WESTENHOLZ 1997: 231-237: Nr. 16A.
427D.h., durch die Totenpflege; vgl. dazu FINI<ELSTEIN 1966: 114f. 428Zur Nennung von Gutium und t,lana in diesem Kontext vgl. CHARPIN/DuRAND 1986: 167, die darin eine geographische Motivation vermuten.
B.
90
DIE MACHT DES NAMENS
Menschen, der ansonsten unversorgt bleiben mußte. Speziell hervorgehoben ist außerdem die Sorge um die im königlichen Dienst verstorbenen Soldaten, die sich nach dem Ausweis anderer Quellen durch ihren Tod in der Schlacht einen "guten Namen" erwerben konnten;429 viele dieser Gefallenen mußten aufgrund ihres verfrühten Ablebens wohl ohne eigene Nachkommen bleiben, und die Absicherung ihrer Totenpflege durch den König muß die Loyalität seiner Truppen enorm gestärkt haben. 43o I. 2. Selbsterhaltung durch Ruhm
Im folgenden Kapitel sollen die Möglichkeiten der mündlichen Tradierung des Namens außerhalb des engsten Familienkreises diskutiert werden. Damit die Zeitgenossen und spätere Generationen einen Anreiz hatten, durch ihre Evokation für die fortgesetzte Existenz eines Namens zu sorgen, mußte der Namensträger sich durch denkwürdige Taten in ihr Gedächtnis einbrennen, sich also Ruhm erwerben. Der Ausdruck "Name" kann im Sumerischen und Akkadischen, wie in anderen Sprachen auch, für den angesehenen, gefeierten, berühmten Namen schlechthin stehen; er meint dann Reputation, Berühmtheit, "Ruhm"431 und überschneidet sich in dieser Bedeutung mit sumo ar und seinen akkadischen Entsprechungen tanattum und tanittum (abgeleitet von akk. nadum "rühmen, preisen"432). Die Erkenntnis, daß der Tod für den Menschen zwar unausweichlich ist, aber durch das Weiterleben des eigenen Namens ausgeglichen werden kann, gewann der mesopotamischen li'adition zufolge Gilgames. Sein Wunsch, seinen Namen im Bewußtsein der Zeitgenossen und künftiger Generationen zu verankern, wird in der sumerischen Erzählung Gilgames und lJuwawa, Version A explizit als Beweggrund für seine Heldentaten genannt. Gilgames erklärt sich bereits in der Anfangspassage, in der er seinem Gefährten Enkidu sein Vorhaben erläutert, gegen den schrecklichen ~uwawa zu ziehen. Die Aussage wird - gemäß einem in der altorientalischen Literatur gebräuchlichen Stilmittel - wortwörtlich wiederholt, wenn Gilgames nach der Unterredung mit Enkidu auch dem Sonnengott Utu seine Pläne mitteilt. Gilgames und 1juwawa, Version A Z. 4-7 (wiederholt in Z. 30_33)433 4 murgu gurus-e tU-la sag-tU-Ie-be-es la-ba-ra-an-e-a 5 kur-ra ga-an- ku4 mu-gulO ga-am-gar 6 ki mu gub-bu-ba-am mu-gulO ga-bi-ib-gub 7 ki mu nu-gub-bu-ba-am mu cligir-re-e-ne ga-bi-ib-gub 429Ygl. dazu S. 92 430 Analog zur Treue der Eunuchen dem assyrischen König gegenUber, der zu ihrer Totenpflege verpflichtet war, vgl. bereits S. 77. 431Ygl. die Belege in CAD 8/3 292 S.V • .§umu 2. "farne, reputation" und vgl. DELLER 1982: 150 fi1r .§umam ~abätum "den Namen packen; berühmt werden". Für das Sumerische vgl. CASTELLINO 1972: 99. 432Zum Yerhältnis von akk. niidum zu sumo ar vgl. ATTINGER 1993: 439f.
1.2.
SELBSTERHALTUNG DURCH RUHM
91
"Nachdem es niemand über den absoluten Gipfelpunkt des Lebens (d.h., den Tod?) hinaus gebracht hat,434 will ich in das Bergland eintreten (und) meinen Namen hinsetzen. Ist es ein Ort, wo ein Name aufgestellt werden kann, will ich meinen Namen aufstellen. Ist es ein Ort, wo kein Name aufgestellt werden kann, will ich den Namen der Götter aufstellen." Seinen Wunsch, durch sein Abenteuer seinen Namen zu verewigen, begründet Gilgames hier mit einer generellen Aussage über die Sterblichkeit der Menschen, und er formuliert seinen Weg, die Grenzen der physischen Existenz zu überwinden. Auch in einer altbabylonischen Fassung des Epos verkündet Gilgames seine Absicht, seinen Namen zu setzen, der so seine Sterblichkeit überdauern sollte, vor dem Aufbruch gegen ~uwawa: "Einen Namen, der ewig ist, will ich mir hinsetzen, ,,435 sagt er zuerst zu seinem Gefährten Enkidu, und wiederholt dies dann wortwörtlich den Ältesten von Uruk gegenüber. 436 Dabei wird in der alt babylonischen Erzählung betont, daß Gilgames die Gefährlichkeit des Unternehmens und die Möglichkeit seines Todes durchaus bewußt waren. Denn auf die Vorbehalte des zögernden Enkidu entgegnet er: "Wenn ich im Kampf falle, so habe ich gewiß meinen Namen aufgestellt, (und zwar als:) 'Gilgames hat mit dem gewaltigen ~uwawa gekämpft437 '."438 Letzteres ist wohl nicht als Ausruf eines hypothetischen Betrachters zu sehen, sondern als der Name des zu errichtenden Monuments 439 aufzufassen. 44o Gerade wegen der großen Gefahr ist dieses Abenteuer für Gilgames attraktiv; denn es eröffnet die Möglichkeit, den eigenen Namen zu verewigen, gleichgültig, ob er überlebt oder nicht. 433Zitiert nach dem Komposittext des Electronic Text Corpus of Sumerian Literature (BLACK et al. 1998-: Nr. 1.8.1.5 = http://www-etcsl.orient.ox.ac.uk/sectionl/c1815.htm; Übersetzung: BLACI< et al. 2004: 344); fi1r die einzelnen Textzeugen vgl. EDZARD 1991a: 168-170 und 177f. und fi1r Z. 4 die Formulierung in GilgameS und {luwawa, Version B: 14 (EDZARD 1993: 18). 4341n der Interpretation dieser Passage (vgl. sag- bes e "überrragen") folge ich, wie schon EDZARD 1993: 35,ClausWILCKE(persönlichcMitteilung); tll in sag-tll-Ie-be-es wird dabei als Schreibung fi1r *t i I "beenden" verstanden. 4350B III 160: [.§u-ma .§a] da-rn-u lu-u.§-ta-ak-na; zu .§akänum Gt vgl. STRECK 2003a: 44f. 4360B III 188: .§u-ma .§a da-rn-u lu-u.§-tak-nam. '
137
I-lier wird die seltene Floskel tuqumtam .§atUm wörtl. "einen Kampf weben" (AI-lw. 1203 S.V . .§atU(m) III G 3.b.; CAD 8/2 218 S.V • .§atU B l.c.) verwendet; ist mit dieser Nuancierung angesprochen, daß der Kampf auf die Initiative des Gilgames zurUckgeht?
'\ 38 0B III 148-150: .§um-ma am-ta-qu-ut .§u-mi lu u.§-zi-iz dGlS-mi it-ti d {lu-wa-wa da-pi-nim ' tu' -qum-tam i.§-tu (GEORGE 2003: 200f. und vgl. auch STRECI< 1999a: 123). Dieser Passus findet sich auch in einem fragmentarisch erhaltenen Textzeugen einer neuassyrischen, vom Text des Zwöljtafelepos abweichenden Version des Gilgames-Stoffes aus Assur: VAT 10585b = MS YI 4'-5': .§uml(Text: um)-ma am-da-qu-ut .§u-ma l[u u.§-zi-iz IdGlS.TUI<] it-ti ' I . {lu-be-be da-pi-ni Gls.LA i.§-k[un] "Wenn ich im Kampf falle, so habe ich gewiß den Namen aufgestellt, (und zwar als:) 'Gilgames hat mit dem gewaltigen IJuwawa gekämpft'." (MAUL 2001a: 18 = GEORGE 2003: 356f.). 430 Die Phrase sumo m u g u b = akk . .§umam .§uzuzzum "den Namen aufstellen" wird nur verwendet, wenn die Yerewigung des Namen durch seine schrift- (und bild)gebundene Niederlegung angesprochen wird; man darf diese Formulierung sicherlich in allen Belegen spezifisch als "den Namen mittels eines Monuments verankern" interpretieren. Ygl. auch KRAUS 1960: 129 und S.L. RICHTER 2002: 166f. 440ZU den Eigennamen von Bildwerken vgl. Teil A.II.3.e.; für Namen, die die dem Bild in den Mund gelegten Worte wiedergeben (hier durch das Suffix der direkten Rede -mi angezeigt), vgl. S. 63.
92
B.
DIE MACHT DES NAMENS
Ruhm und damit "ewiges Leben" konnte sich sichern, wer tapfer im Kampf sein Leben hingab: Den Glauben an dieses kulturenübergreifend verbreitete Paradoxon können wir damit also für Mesopotamien nachweisen. Weitere Aussagen dazu, wie man sich das Los eines im Kampf Gefallenen vorstellte, finden sich auch anderswo in den Geschichten um Gilgames. Wenn dieser im Falle seines Todes beim Kampf gegen Huwawa annehmen konnte, sich mit diesem Ende einen Namen gesetzt zu haben, nimmt sich das typische Schicksal eines getöteten Kriegers 441 zwar etwas bescheidener aus; dennoch wird auch hier diese Art des Todes positiv bewertet. Auf die Frage: "Hast du den gesehen, der in der Schlacht getötet wurde," antwortet Enkidu dem Gilgames: "Ich habe ihn gesehen. Sein Vater und seine Mutter halten ihn in Ehren (wörtl. heben sein Haupt), und seine Ehefrau [weint] über ihn. ,,442 Seine Angehörigen betrauern den Gefallenen also und leisten die Totenpflege (Teil B.Ll.). Auch Enkidu selbst starb an den Folgen des Kampfes gegen lJuwawa, und sein Tod war deshalb heldenhaft; in der leider nur bruchstückhaft erhaltenen Schilderung seiner Bestattungsfeierlichkeiten im Zwöljtafelepos heißt es: "Um dich weinen soll der Pflüger vor [seinem Pflug?], der deinen Namen mit seinem süßen Arbeitslied emporschickt. Um dich weinen soll der [... ] der weitläufigen Stadt Uruk-Schafhürde, der deinen Namen mit dem ersten [... ] hinausschickt. ,,443 Daß der Tod im Kriegdienst des Königs als überaus ehrenhaft empfunden wurde, geht auch aus nicht-literarischen Quellen hervor, wie etwa einem Brief an Assurbanipal von Assyrien (768-ca. 630): Mit den Worten "Wenn wir sterben, werden wir mit einem ausgezeichneten Namen sterben,,444 werden die zahlenmäßig unterlegenen assyrischen Soldaten vor einer Schlacht von ihrem Kommandanten zitiert. Vor dem Hintergrund der Tatsache, daß altorientalische Herrscher die in ihren Diensten gefallenen Kämpfer in ihre Totenpflege einbezogen und dadurch für die Perpetuierung ihrer Namen zu sorgen hatten,445 muß diese Aussage des Heerführers ernst genommen und darf nicht nur als an den König adressierte Schmeichelei bewertet werden. Auch eine in Bild und Wort im Palast Assurbanipals in Ninive festgehaltene Episode aus der Schlacht bei Til-Thba am Fluß Ulai, die Assyrer und Elamer miteinander austrugen, verdeutlicht die assyrische Haltung zum Tod im Kampf. Das Gefecht ist auf einer Serie von Orthostatenreliefs dargestellt, wobei einzelne Szenen mit Hilfe von inschriftlichen Erläuterungen aus dem Schlachtgetümmel besonders herausgehoben werden. Eine dieser Szenen446 stellt den durch zwei Pfeile im Oberkörper verwundeten Urtakku, einen Angehörigen der el am ischen Königsfamilie,447 dabei dar, wie er einen assyrischen Soldaten 441In einer neuassyrischen Erweiterung zu Enkidus Schilderung der Totenwelt in der letzten Tafel des ZwöLjtajelepos, vgJ. dazu FRAHM 1999: 77. XII 148-149: sa ina tähäzi deku tämur ätamar abüsu u ummaSu ressu naSu u aSsassu ina muhhisu [ibak]ka[ssu]; vgJ. GEORGE 2003: 734f. ~~
442 GiLg.
443
GiLg. VIII 23-26. Die beiden fragmentarischen Textzeugen erlauben die Erstellung einer Kompositumschrift nicht; rur die Partiturumschrift vgJ. GEORGE 2003: 652f.
444 ABL
520 Rs. 4-5: ki-i ni-mut-tu i-na MU bab-ba-ni-i ni-mut (Bearbeitung: DE VAAN 1995: 265-269).
1.2.
SELBSTERHALTUNG DURCH RUHM
darum bittet, ihn zu töten. Die beigegebene Inschrift legt ihm die folgenden Worte in den Mund: "Komm, schneide (mir) den Kopf ab, bringe ihn zum König, deinem Herrn (d.h., Assurbanipal), und nimm (so) einen guten Namen an!,,448 Diese Aufforderung nimmt darauf Bezug, daß die Assyrer den Leichen ihrer Feinde auf dem Schlachtfeld routinemäßig die Köpf~ abtrennten; durch das Abzählen der von den Soldaten eingelieferten Trophäen erfaßte das Verwaltungspersonal später die Zahl der getöteten Gegner. 449 Die Tötung eines prominenten Feindes war stets angetan, die besondere Loyalität eines Soldaten gegenüber seinem König zu beweisen. Urtakkus Bitte, daß er enthauptet werde, steht für seinen Wunsch, einen ehrenvollen Tod zu sterben, und damit zeichnete er sich nach assyrischem Verständnis durch Heldenhaftigkeit aus; sein weiteres Schicksal ist unbekannt. Diese Episode wurde von assyrischer Seite aus als so bedeutend angesehen, daß sie auf einem Relief in Assurbanipals Palast verewigt wurde. In ihrer bildlichen und textlichen Aufbereitung steht dabei nicht der Soldat im Mittelpunkt, sondern der heroische Urtakku. 450 Er wird durch die Nennung seines Namens geehrt, während der Soldat namenlos bleibt. Daß dies in einem Gegensatz zu Urtakkus Worten steht, die dem Soldaten den Erwerb eines "guten Namen" in Aussicht stellten, ist offensichtlich. Während der ruhmbeladene Name einem Toten die Weiterexistenz ermöglichte, so war er auch dem Lebenden nützlich: Für die altorientalischen Kulturen beschrieb Karel VAN DER TOORN den "guten Namen" als "Widerhall des sozialen Status" (echo of social rank) einer Person und betonte dessen Wichtigkeit in einer Gesellschaft, in der Wertschätzung und Respekt von großer Bedeutung sind. 451 So wünscht man dem Adressaten in altbabylonischen Briefen, daß ihm die Götter einen guten Namen zuweisen mögen,452 während es eine typische Erscheinung der mittelbabylonischen Zeit war, dem Wunsch nach einem guten Namen für sich selbst in der Inschrift des persönlichen Siegels Ausdruck zu verleihen;453 in einem Fall ist zu lesen: "Durch das Wort Marduks, seines Herrn, möge der, der es (d.h., das Siegel) hält, dauerhaft wohlbehalten sein; im Palast möge er ein- und ausgehen; er möge einen guten Namen erwerben. ,,454 Derartige Äußerungen sind als Reflex der Tatsache zu aklmdischen Wort ljatänu ausgedrUckt wird; dieser bezeichnet sowohl den Schwager wie auch den Schwiegervater. Dieser Urtakku, Uber den ansonsten keine Quellen verfUgbar sind (vgl. WATERS 2000: 53), ist nicht mit dem gleichnamigen Vorgängers Te'ummans als König von Elam zu verwechseln. 4·18 Auf dem Relief BM 124801: aL-ka SAG.DU IWD-is IGI LUGAL EN-ka i-si-ma Le-e-qe MU SIG5-tim (GERARD! 1988: 30). In der Vorlage dieser Reliefbeischrift auf einer Tontafel: aL-ka SAG.DU-iI4 IWD-is-ma ma-ljar LUGAL EN-[ka] i-si-ma Le-e-qe MU SIG5-t[im] "Komm, schneide meinen Kopf ab und bringe ihn zum König, [deinem] Herrn, und nimm (so) einen guten Namen anl" (BORGER 1996: 302: Nr. 15 = Textzeuge Al ii 6-7). '14lJ Dies ist auf einem Relief aus Sanheribs SUdwestpalast in Ninive (Raum XXVIII, Platte 9 = WA 124955) dm'gestellt, vgl. RUSSELL 1991: 30 Abb. 19 und 148f. Abb. 77 (rur den größeren Kontext der Szene). Das Auflläufen abgeschnittener Köpfe der Feinde Assyriens ist auch ein beliebter Topos in neuassyrischen Königsinschriften; rur Belege vgJ. CAD R 186 s.v. ra~äpu l.b. 450Zur Erwähnung der Namen der Feinde in den eigenen Inschriften vgJ. auch S. 15f.
44SV gJ. dazu S. 90.
451 VAN DER TOORN 1996a: 102.
446FUr eine Abbildung des entsprechen Details aus der Reliefplatte WA 124801 (= Saal XXXIII, Platte 2) vgJ. z.B. RUSSELL 1999: 175 Abb. 58.
452Vgl. dazu SALLAßERGER 1999b: 85 und 204.
447Urtakku war der Inschrift zufolge mit dem elamitischen König Te'umman verschwägert, was mit dem
93
4S3Vgl. dazu auch Teil B.1.3f. .15oI LIMET 1971: Nr. 7.18: ina INIM d AMAR.UTU be-Li-su sa-kin-su li-bur LiS-lim i-na E.GAL DU.DU MU SIGs-ti
94
B.
DIE MACHT DES NAMENS
sehen, daß der direkte Zugang zum Königshof nicht für jedermann selbstverständlich war, eine gute Reputation jedoch die Tore öffnen konnte. 455 Ein neuassyrischer Beamter argumentiert ganz explizit in diese Richtung, wenn er in einem Brief an den Kronprinzen Assurbanipal um Aufnahme in den Dienst am Königshof bittet und schreibt: "Ich tat (meinen Dienst für den König) sorgfältig, in dem Bewußtsein: 'Mein Name möge vor meinem Herrn gut sein!"'456 Auch Gelehrte sorgten sich um ihren guten Namen, und aus der neuassyrischen Bibliothek von Ninive ist ein Ritual belegt, "um den Ruhm der Wahrsagekunst zu sehen und einen großen Namen zu erwerben. ,,457 Und tatsächlich sind es die mesopotamischen Weisen, deren Namen, neben denen der Fürsten, über lange Zeiträume, manchmal sogar Jahrtausende, überliefert wurden. 458 Den altorientalischen Herrschern war die Etablierung eines ruhmvollen Namens zu Lebenszeiten geradezu Pflicht. SamsI-Adad von Ekallätum (1710-1679) spricht seine diesbezüglichen Erwartungen an seinen als Herrscher über Mari eingesetzten Sohn JasmahAddu in einem Brief deutlich aus: "So wie dein Bruder (d.h., ISme-Dagän) sich ein;n großen Namen gesetzt hat, setze du dir durch einen Feldzug für Qatänum einen großen Namen!"459 Solchermaßen dem väterlichen Druck ausgesetzt, dürfte Jasmah-Addu die Mitteilung eines seiner Walll'sager besonders freudig aufgenommen haben: "Mit dem Bescheid der Zukunftsschau habe ich meinen Herrn mit einem großen Namen versehen. ,,460 Wie dem einfachen Soldaten, so erlaubte der Krieg auch dem Fürsten, sich einen Namen zu machen. Daß, anders als bei diesem, der dabei erworbene Ruhm nicht immer auf tatsächliche Leistung gegründet sein mußte, verdeutlicht der Brief eines Generals ZimrILIms von Mari (1677-1664) an seinen König. Er fordert ZimrI-Llm auf, schleunigst nach Razamä zu kommen, da er ansonsten die Gelegenheit verlöre, sich als Retter dieser bedrängten Stadt zu profilieren; freilich planen ihre Besatzer bereits den Aufbruch: "Und es ist zu fürchten, daß Atamrum mit seinem Heer (noch) vor der Ankunft meines Herrn abzieht und daß meinem Herrn (dann) nicht der Name eines Retters (wörtl.: der Errettung) gesetzt wird. ,,461 Auch ein weiterer Brief an ZimrI-Llm zeigt, wie gut er es verstand, jede Chance, seine Reputation als erfolgreicher Kriegsherr aufzubessern, zu nützen: "Gegenüber lil-qe. Ygl. auch LIMET 1971: Nr. 6.3, 6.14, 7.12, 7.21. 166Ygl. SOMMERFELD 1985: 21 und SOMMERFELD 1995: 483; vgl. dazu auch im Zusammenhang mit einer königlichen Audienz in einem altbabylonischen Brief aus Esnunna: WHITING 1987: Nr. 19: 6-7: a-ta-ma su-ma-am ta-as-ku-na-ni "Du hast mir einen Namen gesetzt." 450 SAA
16 34: 5-7: at-ta-alJr[ridJ e-ta-pa-as mu-uk su-mi ina pa-an [ENJ-ia lu-u de-e-iq.
'157ZlIvIMERN 1901: 112: Nr. 11 Ra. iii 15-16 (und Paralleltexte): NAM.ßlJR.ß1 ta-na-at-ti ba-ru-ti a-ma-rzL u su-ma ra-ba-a le-qu-u. Ygl. dazu REINER 1995: 64 (korrigiere täba zu raba [nach Kopie]). 158 ' Ygl. dazu WILCI<E 1991: 165-267 und GLASSNER 2001: 118. '150
u
ARM 1 69+: 41-43: ki-ma a-!Ju-ka su-ma-am ra-be-e-em is-ta-ak-nu at-ta r i-na' I(ASI
160 ARM
26 108: 16-19: i-na te4-em MAS,SU,SUI3,SU13-tim be-li su-ma-am ra-be-em as-ku-un; zu sakänum mit doppeltem Akkusativ als "etwas mit etwas versehen" vgl. AHw. 1135 s.v. sakänu(m) G 3.
101 ARM 26 318: 27-30: 11 as-s11-ur-ri A-tam-rum 11
be-li sum su-zu-ub-tim 11-ul is-sa-ak-ka-an.
~a-bu-su la-a-ma ka-sa-ad be-li-ia i-pa-ta-ar-m[aJ 11
1.2.
95
SELBSTERHALTUNG DURCH RUHM
dem König (d.h., Jarlm-Llm von Jamhad) habe ich gemäß dem, was du mir geschrieben hast, (dir,) meinem Herrn, einen großen Namen gesetzt, und so sprechen seine Diener und sein ganzes Land: 'ZimrI-Llm ist es - er hat die Stadt Azarä erobert und sie dem Jarlm-Llm geschenkt!' Darüber möge mein Herr sich freuen! ,,462 Tatsächlich hatte eine Truppeneinheit des Königs von Mari den Herrscher von Jamhad bei der Niederschlagung eines aufständischen Va:.,allen unterstützt;463 sollte es tatsächlich geglückt sein, daß die Bevölkerung von Jamhad ZimrI-Llm selbst die Eroberung der betreffenden Stadt zuschrieb, bewiese dies ein beträchtliches Talent für Öffentlichkeitsarbeit. Besonders in den assyrischen Königsinschriften ist die königliche Verpflichtung zu kühner Feldherrenschaft ein omnipräsenter Topos, und darauf spielt ein Beamter Tiglatpi lesers III. (744-727) an, wenn er diesen zu einem Zug gegen die urartäische Hauptstadt Turuspa anstachelt:
Brief an Tiglatpileser III. von Assyrien ND 2673 = NL 45: 4_10 464 ki-ma pa' -ni-u LUGAL EN a-na KUR. URI e-li AB-Bur d UTU r URU'. 'J'U-ru-uB-pa-a r 6 ina 8u.2 LUGAL EN-ia r C-sa- ak'-nu-ma LUGAL EN KASKAL-.M a-na KUR. URI liB-kun 8 URU. 'J'u-ru-us-pa-a li-ik-su-du 9 LUGAL EN su-[u]n-su a-na da-ra-a-ti 10 lis-k[u]n 4
r
5
7
"Als der König, mein Herr, früher nach Urartu hinaufstieg, legten die Götter Assur und SamaS die Stadt Turuspa in die I-lände des Königs, meines Herrn, und (dartun) möge der König, mein Herr, seinen Feldzug nach Urar~u führen! Man möge die Stadt Turuspa einnehmen, (und) der König, mein I-Ierr, möge seinen Namen für ewig setzen!" Ein schöner Beleg für diese Geisteshaltung findet sich auch in einem Brief, den ein hethitischer König, wohl Tudgalija IV., zu Anfang der Regierungszeit 1\IimltI-Ninurtas 1. von Assyrien (1240-1205) nicht direkt an diesen selbst, sondern an dessen einflußreichen Berater Babu-aha-iddina richtete. Der Hethiter kommentierte in seinem Schreiben die Pläne des jungel~ assyrischen Königs, sich unmittelbar nach seiner Thronbesteigung durch einen Kriegszug gegen Mittani im Kreise der Herrscher seiner Zeit zu profilieren - aus hethitischer Sicht eine denkbar unerwünschte Aktion; dem eifrigen 1\IimltI-Ninurta legte
u
162 A. 262: a-na LUGAL sa ta-as-pu-ra-an-ni su-ma-am ra-< ba> -am be-li as-ku-un ki-a-am IR-du-su 11 ma-a-tum ka-lu-sa i-da-bu-bu 1 Zi-im-ri-Li-im-ma a-lam A-za-ra-a kl i~-ba-at-ma a-na Ia-ri-im-Li-im i-qi-s11 a-na an-ni-tim be-li lu IJa-di (unpubliziert, zitiert nach DURAND 1988: 275, 407). 163Ygl. dazu CHARPIN/ZIEGLER 2003: 215 10'ISAGGS 2001: 136f.; die Lesung richtet sich nach der Kopie auf Tf. 27.
B. DIE
96
MACHT DES NAMENS
Tudhaliya in diesem Zusammenhang folgende Worte in den Mund: "Dann würde ich mir einen gewissen Namen machen".465 Auch im Hethitischen steht der Begriff "Name" (laman) für "Ruhm"; dem akkadischen sumam sakänum "einen Namen setzen" entspricht das hethitische laman ija- "einen Namen machen" .466 Durch alle Zeiten legten die mesopotamischen Herrscher großen Wert auf einen erhabenen/gewichtigen/großen/guten/reinen/süßen Namen; einige Beispiele mögen hierfür genügen. Sulgi von Ur (2000-1953) hatte einen "reinen Namen" (sum. m u k u),467 während etwa ijammu-räpi von Babyion (1696-1654) einen "guten Namen" (sum. m u s a6-g a = akk. sumum damqum,) sein eigen nennen konnte. 468 Einen "gewichtigen Namen" (akk. sumum kabtum) beanspruchte dagegen Kudur-mabuk, Scheich von Emutbala469 und Vater zweier Könige von Larsa, Warad-Sin (1739-1727) und Rlm-Sin (1726-1667), für sich,470 ebenso wie Adad-nerärI 11. von Assyrien (911-891).471 Kudur-mabuks Sohn Warad-Sin 472 und auch AmmI-ditäna von Babyion (1587-1551)473 trugen ihren Inschriften zufolge "erhabene Namen" (sum. m u m ah = akk. sumum ~rrum). Besonders in ihren Liedern erwähnten die Herrscher gerne ihren "süßen Namen" (sum. mud UlQ= aIde sumum täbum): Sulgi wird in einem Preislied als einer, "den An mit einem süßen Namen benannt hat" ,474 bezeichnet, während rund 1500 Jahre später der Wunsch nach einem "süßen Namen" für Assurbanipal von Assyrien (668-ca. 630) in einer ihn preisenden Hymne formuliert ist. 475 Um sich einen Namen zu machen, konnten sich die altorientalischen Herrscher wie Gilgames als mutige Krieger und fern reisende Abenteurer hervortun. Gleich diesem konnten sie sich aber auch als Bauherren Ruhm erwerben und Städte, Kanäle, Paläste und Tempel entstehen lassen. Wenn in der sumerischen Dichtung Gilgames und der Tod in der Götterversammlung kurz vor seinem Tode Bilanz über das Lebenswerk des Gilgames gezogen wird, so wird nach der Erwähnung der ijuwawa-Episode seine Leistung als Bauherr gewürdigt: "Nachdem du viele Häuser der Götter für kommende Tage gegründet 465 KUß
23 103 RB. 14: manwaza laman kuitki ijami (vgl. HAGENBUCHNER 1989: 253, 256 NI'. 191 und BECI<MAN 1999: 149f.).
466Fi.lr Belege vgl. CHD L-N 35 s.v. laman h.; laman "Name" wird häufig mit dem Akkadogramm SUM geschrieben.
467 Sulgi P: b 35, vgl. KLEIN 1981b: 36. 468 R/ME 4 3.6.2: akkadische Fassung: 75; sumerische Fassung: 75. 469ZU diesem Titel vgl. zuletzt STEINI<ELLER 2004a: 30-41.
470 R/ME 4 2.13a.2: 21: sum-su kab-tam iS-ku-un "Er setzte seinen gewichtigen Namen (durch die Errichtung einer Stele)."
471 R/MA 2 A.0.99.2: 9-10: su-ma kab-ta 'lO-ERIN.TAU MAN I
472R/ME 4 2.13.26: 29-30: mu mah-ga du-ri-se he-em-mi-gar
"Ich setzte wahrlich meinen
SELBSTERHALTUNG DURCH RUHM
97
hast, erreichtest du den (Sintflutüberlebenden) Ziusudra als erster an jenem Ort. ,,476 Sich einen Namen als Bauherr zu machen, wird im jüngeren akkadischen Zwölftafelepos als dem Ruhmerwerb durch Kampfestaten sogar überlegen dargestellt; das Bauobjekt ist hier aber kein Tempel, sondern eine Stadtmauer: Der Preis der von Gilgames errichteten mächtigen Mauern seiner Stadt Uruk beginnt und beschließt diese Fassung der Geschichte. 477 Die Vorstellung, daß durch Bauwerke der Name ihres Bauherrn verewigt werde, findet gerade in den Bauinschriften verschiedener Herrscher der altbabylonischen Zeit häufig ihren Niederschlag. Wenn etwa Nur-Adad von Isin (1770-1755) in einer Gründungsinschrift von der Errichtung der neuen Stadtmauer für Larsa spricht und angibt, daß er dieses Werk für und im Auftrag des Sonnengottes Utu, Larsas Hauptgottheit, verrichtet habe, üm meinen Namen für die Ewigkeit zu setzen,,,478 darf er darauf hoffen, daß seine Tat seinen Namen im Gedächtnis des dankbaren Volk verankern würde, das fortan im Schutz dieser Befestigungsanlage lebte. Auch Kanalbauten und Flußregulierungen, die das Land mit dem unverzichtbaren Wasser versorgten, eigneten sich gut dazu, einen Nährboden für die günstige Rezeption des Namens des Stifters durch die nutznießende Bevölkerung zu schaffen; die Schaffung dieser Wasserwerke war den mesopotamischen Herrschern Privileg und Pflicht zugleich. So ließ Nur-Adads Sohn Sin-iddinam (1754-1748) den Tigris eindämmen und nannte in seinen Inschriften dafür den göttlichen Auftrag, durch die Bauarbeiten "meinen Namen für ferne Lebenstage zu setzen;"479 indem Sin-iddinam diesem Befehl Folge leistete, konnte er von sich schreiben, daß "ich wahrlich meinen Namen für ferne, ewige Tage hinstellte. ,,480 In einer Bauinschrift ijammu-räpis von Babyion (16961654) wird als ein Ziel der Errichtung von Bauwerken explizit angesprochen, daß der Name des Herrschers von seinen dankbaren Untertanen in alle Ewigkeit wied erholt werde: "Meinen guten Namen tagtäglich gleich dem eines Gottes in Erinnerung zu rufen, sodaß er auf ewig nicht vergessen werde, habe ich wahrlich in den Mund der Menschen gesetzt. ,,481 Die Wertschätzung des Volkes, auf der dieses Konzept fußte, hatte sich ijammu-räpi mittels des Neubaus der Stadtmauern und der Wasserversorgung von Sippar erworben. Die Herrscher der altbabylonischen Zeit folgten einer traditionellen Vorgehensweise: Schon in der 476 Gilgames und der Tod: 55b-57 // 146b-148: me-da U4-se e digir-re-e-ne ki gar-gar-raa-z'·u' Zi-u'l-su-ra"-as ki-bi-a sag im-ma-ni-'t i'; zitiert nach dem Textzeugen MI aus Me-1\lrän (mod. Tall 1:laddäd), vgl. CAVIGNEAUX/AL-IlAwI2000a: 27, 30, 56. Zur Lesung gar-garr a- a- z u (statt ga r- ga- r a- a- b a): Während bei MI die Entscheidung zwischen DA und zu aufgrund eines Bruchs, der durch den hinteren Teil des Zeichens geht, offen bleiben muß (vgl. Photographie auf Tf. IV), ist in der der Edition auf Tf. XI beigegebene Photographie des Textzeugen M5 das letzte Zeichens der Verbal form eindeutig als zu zu lesen; fi1r diesen Vorschlag habe ich Walther SALLABERGER zu danken. 477 Gilg.
I 11-23 und Gilg. XI 322-328; vgl. dazu GEORGE 2003: 91f. Obwohl das Motiv bisher in keiner älteren Fassung belegt ist, wissen wir, daß Gilgamcs bereits in der altbabylonischen Zeit als Erbauer dieser Befestigungsanlage galt, vgl. S. 224.
erhabenen Namen auf ewig."
478R/ME 4 2.8.7: 71: U4 da-rf-se mu-gulO ga-gA-deo
4 3.9.2 : akkadische Version: 35'-37': su-mi {li-rn-am an {li-a-tim u-su-[p~ "Meinen erhabenen Namen ließ ich auf ewig strahlend aufgehen."
479RIME 4 2.9.2: 29-30: U4 tll-Ia-su-ud-ra-se mu-gulO ga-gA-deo
Sulgi D: 11: I ü An - ne mud UIO- gas e21-a (wiederholt in Z. 44), vgl. KLEIN 1981: 72f.
481Von dieser Inschrift (R/ME 4 3.6.2) sind eine akkadische und eine sumerische Fassung erhalten, vgl. dazu S. 72.
,173 R/ME
<174
I.2.
475SAA 3 11: 22: M[U] DUIO.GA.
48°R/ME 4 2.9.2:9-70: U4 ul du-rf-se mu-gulO he-em-mi-gub.
98
B. DIE MACHT DES NAMENS
Klage um den toten Ur-Namma von Ur (21. Jh.) wurden seine Leistungen zur Verbesserung der Landwirtschaft und Lebensqualität seines Landes hervorgehoben und als Grund für sein bleibendes Andenken genannt. 482 Gerade im Zusammenhang mit Bauwerken, die die Allgemeinheit brauchte und schätzte, konnten die Herrscher auf eine positive und langanhaltende Tradierung ihrer Namen hoffen; wie wichtig die Rolle dieser Bauwerke für die königliche Namenssicherung eingeschätzt wurde, zeigt die Tatsache, daß sie vielfach mit Namen versehen wurden, die den Herrschernamen als Bildungsbestandteil enthielten (Teil A.II.3.c-d.) . Obwohl der Name des Herrschers in der Namengebung der Heiligtümer nicht als konstituierendes Element verwendet wurde, waren auch Tempel Bauwerke, deren Errichtung oder Erneuerung den Namen ihrer Bauherrn verewigen konnte; so hält etwa der altbabylonische Herrschers Takil-ilissu 483 von Malgium in einer Bauinschrift fest, daß er durch die Errichtung einer Mauer um den Schrein des Gottes Ea "meinen ewigen königlichen Namen wahrlich gesetzt" habe. 484 Nicht nur die Stiftung eines ganzen Tempels, auch die Errichtung von Weihgaben an die Götter konnte dem Stifter Ruhm in alle Ewigkeit bringen. Dies wird direkt in der Inschrift eines Monuments (sum. n a(4) du - a = aIde naritm, wörtl. "aufgerichteter Stein")485 angesprochen, das Sulgi von Ur (2000-1953) dem Gott Adad weihen ließ; das Denkmal ist heute verschollen, doch seine Inschrift ist in Form eines altbabylonischen Schülertextes aus Tall ~Iarmal erhalten: 486 Im akkadischen Text wird das Monument als "angemessen der Ewigkeit, angemessen des Lobpreises"487 bezeichnet. Die Errichtung von Bauwerken und das Stiften von Weihgaben sind Formen des "demonstrativen Konsums" (conspicuous consumption) , um mit Thorstein VEBLEN zu sprechen,488 und ihre Erschaffung hebt ihre Auftraggeber von ihren Zeitgenossen ab. Auch Geschenke können dem Wohltäter Ruhm bringen. Ausgesprochen wird dieser Gedanke in einem Brief an Bilalama von Esnunna (20. Jh.), um dessen Unterstützung sein Schwager USaSum bei dem Vorhaben bittet, seinem verstorbenen Vater als rabüin Amurrim 489 nach<182
'!r-Namma A: 222-231 (" Ur-Nammas Tod"; Bearbeitung: FLÜCI
483Zu diesem Namen und seiner Realisierung vgl. KUTSCI-IER/WILCI<E 1978: 102-104. 484 RIME 4 11.2.1: 19-21: [s]u-ma-am da-ri-a-am sa sar-ru-ti-ia Lu aS-ku-un. 486Ygl. S. 162.
486Dieser Text gibt Sulgis Inschrift in einer akkadischen und in einer sumerischen Fassung wieder wobei letztere nicht den sonst üblichen Regeln sumerischer Orthographie folgt, sondern in sYllabi~cher Schreibweise abgefaßt wurde. Es scheint, als ob der einwandfreie akkadische Wortlaut der Inschrift zu Unterrichtszwecken ins Sumerische übersetzt werden sollte; daß die sumerische Fassung in der Form in der sie auf der Schülertafel erhalten ist, jemals als offizielle Inschrift Verwendung gefunden hätte: ist auszuschließen. Einsprachig akkadische Inschriften Sulgis sind bekannt, vgl. z.B. RIME 3/2 1.2.23 (Gründungstafel vom Tempel des Nergal in Kutha) und RIME 3/2 1.2.27 (Ziegelinschrift vom Ti~pak Tempel in Esnunna). 487 RIME
3/2 1.2.38: 1: si-ma-at da-ri-a-tim si-ma-at ta-na-da- c a '-[tim].
488T. YEBLEN, The Theory
0/ the
Leisure CLass (1899).
489Zu diesem Titel vgl. STOL 1976: 87f.
I.2. SELBSTERHALTUNG DURCH RUHM
99
zufolgen; es gilt deshalb, die beim Begräbnis seines Vaters erwarteten Gäste nachhaltig zu beeindrucken ("Mache mich bedeutsam in den Augen Amurrus!"490), und damit dies gelingen kann, ist es von größter Wichtigkeit, daß die von ihm gestifteten Grabbeigaben klar von denen Bilalamas zu unterscheiden sind: "Setze mir einen Namen!"491 Daß Jnsterblicher Ruhm durch herausragende zivilisatorische Leistungen erworben werden konnte, zeigte sich bereits im Zusammenhang mit der besonderen Förderung von Bewässerungsmaßnahmen durch die mesopotamischen Herrscher. Aber auch andere wichtige kulturelle Errungenschaften werden den Protagonisten verschiedener altorientalischer Dichtungen zugeschrieben: So war Gilgames der erste, der Oasen in der Wüste anlegte, der Zedern im Libanon fällte, der die Hochseeschiffahrt meisterte und nach Korallen tauchte,492 während die legendären Herrscher Enmerkar von Uruk und Ur-Zababa von Kis den Brief493 beziehungsweise den Briefumschlag494 erfanden. Gerade die Fürsten der jüngeren Perioden thematisieren in den Inschriften gerne Neuerungen, die durch sie eingeführt wurden. Viele assyrische Könige, beginnend mit Tiglatpileser I. (1114-1076), rühmten sich, die heimische Flora und Fauna zumindest in ihren Parks durch die Einfuhr von fremden Spezies bereichert zu haben, darunter auch Sanherib (704-681), dem Assyrien außerdem nach eigener Aussage diverse technologische Innovationen verdankte, wie verbesserte metallurgische und hydraulische Techniken und die Erschließung neuer Steinbrüche und Bauholzvorkommen. 495 SamaS-resa-u~ur von Sübu (8. Jh.) stellt dagegen in seinem Inschriftenwerk prominent heraus, daß er in seinem Land die Bienenzucht eingeführt habe. 496 Ganz grundsätzlich war es aber notwendig, sich durch gottgefälliges Verhalten auszuzeichnen und das zu tun, was dem Plan der Götter entsprach und deshalb" wahr" war; denn nur solche Taten eigneten sich für die Ewigkeit (Teil A.I.). Implizit benutzt ein Bürger von BabyIon dieses Argument in einem Brief an den assyrischen Wesir, um ihn zu einer Intervention bei Sm'gon H. (721-705) zu überreden, die in der Erneuerung des Privilegs der von Babyion traditionell genossenen Steuerfreiheit resultieren soll: "Warum wird Babyion zerstört, und mein Herr schweigt? SamaS und Marduk haben dich als Fürsprecher in Assyrien eingesetzt. Veranlasse den König (von Assyrien) darüber nachzudenken; cl' soll kommen und Babyion für Marduk (von Steuern) befreien! Dann wird euer (d.h., des Wesirs und des Königs) Name für alle Ewigkeit im Esangil und Ezida (währen)!"497 '
I9O
WHITING 1987: Nr. 11: 10-11: i-na i-ni-i A-mu-ri-im ku-bi-[t]a-ni.
491WHlTlNG 1987: NI'. 11: 38-39: su-ma- c am' [s]u-uk-na-an-ni. 492Ygl. dazu GEORGE 1999: xiv. '193 Ygl. dazu YANSTIPHOUT 1989, GLASSNER 2000: 21-44 und SELZ 2001a. 49'I Nach einer sumerischen Dichtung (!iN T296: 53-56), die Sargons Aufstieg vom Diener Ur-Zababas von Kis zum König von Akkad nachzeichnet, schuf Ur-Zababa die erste durch eine Tonhülle vor unbefugten Lesern geschlitzte Nachricht, mit der Sargon als Bote den Auftrag zu seiner Ermordung überbringen sollte (sogenanntes "Uriah-Motiv"), vgl. COOPER/HEIMPEL 1983 für eine Bearbeitung und BLACI< et al. 2004: 40-44 für eine Übersetzung. 496FRAHM 1997: 12, 277f. Zum Sammeln von Tieren und Pflanzen vgl. READE 2004b: 258-262. 496
RIMB 2 S.0.1001.1 iv 13-v 6 und RIMB 2 S.0.1001.4 A 1-6; vgl. dazu YOLI< 1999: 28lf.
497 BA A
17 21 Rs. 11-16: am-mi-ni TIN. TlR kl iIJ-IJap-pi u be-li sa-ki-it c1 UTU u cl AMAR. UTU a-na ab-bu-ut sa
B. DIE MACHT DES NAMENS
100
Die Wiedereinsetzung der Steuerfreiheit nach der assyrischen Eroberung wird dabei als Wunsch Marduks dargestellt, dessen Heiligtum Esangil sich in Babyion befand, und wer dem Wunsch der Götter zufolge handelte, der konnte darauf zählen, daß sein Name in den Tempeln Esangil und Ezida, dem Nabu-Heiligtum der in derselben Provinz gelegenen Stadt Borsippa, verewigt werden würde. Der Zusammenhang zwischen der Wahrhaftigkeit eines Menschen und der Verbreitung und Verewigung seines Namens wird besonders in einer Textgruppe betont, die das Verhältnis zwischen Gott und Herrscher zum Inhalt hat, den Preisliedern498 zu Ehren der Götter. Indem er seinem Gott Ningirsu genau nach dessen Vorgaben - übermittelt durch Träume und andere Vorzeichen - einen Tempel erbaute, konnte Gudea von LagaS (21. Jh.) darauf zählen, sich mit dieser Tat einen ruhmreichen Namen gemacht zu haben; denn einem Preislied auf Ningirsu zufolge bestimmten ihm die Götter aufgrund des Tempelbaus: "Von unten bis oben (d.h., von Süden bis Norden)499 soll dein Name existieren!,,500 Auch Ur-Namma von Ur (21. Jh.) erfüllte göttliche Vorsehung, als er das Ekur, den Tempel Enlils in Nippur, restaurieren ließ; in einem Preislied seines Sohnes Sulgi (2000-1953) auf Enlil wird die zugrundeliegende Schicksalsentscheidung zitiert: "Ein legitimer Mann (d.h. Ur-Namma) wird den Ekur-Tempel (wieder)aufbauen, (und) das ist (würdig) eines ewigen Namens; der Sohn des legitimen Mannes (d.h. Sulgi) wird das Zepter lange führen, (und) dieser Thron wird keine Veränderung erfahren.,,501 Bis ins I. Jt. war der Topos lebendig: So dankten, einem Preislied auf Istar von Ninive und Istar von Arbail zufolge, diese beiden Göttinnen ihrem Schützling Assurbanipal (668-ca. 630) seine Pietät, indem "sie meinen Namen mehr als (den) aller (anderen) Herrscher nennen ließen.,,502 Fassen wir also zusammen, welche Möglichkeiten ein "guter Name" seinem Träger für die Verlängerung seiner Existenz über den Tod hinaus zu bieten vermochte: Um seinen Namen zu verankern, konnte der einfache Mann als Soldat sein Leben todesmutig für seinen Herrn opfern und so Heldenruhm erringen; damit ist aber letztendlich nur besagt, daß nach dem vorzeitigen Tod im Kriegdienst seine Totenpflege breiter abgesichert war: Sein Andenken pflegte einerseits die stolze Familie, andererseits aber auch der Herrscher, der seine gefallenen Krieger in seinen Totendienst miteinschloß. Dagegen konnte der herausragende Weise darauf hoffen, daß sein Name zusammen mit seinen Erkenntnissen in die gelehrte Tradition eingehen würde - diese Art von Ruhm war tatsächlich unabhängig I
101
I.2.a. KÖNIGLICHE SELBSTLOBHYMNEN
von der Namensnennung in der Totenpflege. Der Fürst schließlich konnte seinen Namen als erfolgreicher Kriegsherr setzen, als Kulturbringer, Bauherr und großzügiger Schenker und Stifter. Die ehrenvollste Tat macht einen Menschen nicht unsterblich, wenn niemand von ihr berichten kann. Die mesopotamischen Herrscher waren deshalb nicht nur bestrebt, sich Ruhm zu erwerben, sondern diesen auch aktiv zu verbreiten. "Damit das Land für immer in künftigen Tagen meinen Ruhm von Generation zu Generation lobpreise, damit der Große für den Kleinen die Geschichte meiner Heldenhaftigkeit wiederhole," habe er entsprechende Maßnahmen gesetzt, stellt Dädusa von Esnunna (17. Jh.) in der Inschrift seiner Stele fest, die seinen Sieg über die Stadt Qabara feiert. 503 Im Folgenden wollen wir uns genauer mit der Propagierung des eigenen "guten Namens" durch die altorientalischen Herrscher befassen.
I. 2. a. Königliche Selbstlobhymnen In diesem Abschnitt wollen wir uns mit einem Sonderfall der mündlichen Namenstradierung beschäftigen, den königlichen Selbstlobhymnen der ersten Jahrhunderte des 11. Jt. Wie wir sehen werden, stellte die körpergebundene Weitergabe des Namens des Gefeierten im Kontext seiner Ruhmestaten nur einen Aspekt eines komplexen Systems zur Verankerung des Namens dar. Inana und Sukaletuda: 296-298 504 296 gen-na ba-ug5-g e - e [n] nam-gulO mu-zu nam- '-ba-daha'-Iam-e 297 r m u -, - z u e, n - (1U- a IJe' - g" a I'e n - C1u I' Je - C1u 10- r g e ., 298 [n a] I' tu I' - e e - g a I lug a I-I a - k a h u - [m] u - n i-i n - k U7 k [u7-d e] 299 s[ip]a-de dU9-du9 dugsakir-[r]a-ka-na dUlO-ge-es he-e[m-mJi-ib-be 300 s i p a t u l' - I' e k i - u d u - I u - a - n a m u - z u h e - e m - t l\ m - t ü rn-rn u v
"Los, du wirst sterben! Was geht mich das an? Deinen Namen soll man dabei nicht vergessen! Dein Name soll in einem Lied vorhanden sein, (und) das Lied soll (den Namen) süß machen! Der junge Sänger soll dich im Palast des Königs wohlgefällig darstellen! Der Hirte soll ihn (d.h., den Namen) beim Buttern schön singen! Der junge Hirte soll deinen Namen dort(hin), wo er die Schafe weidet, bringen!"
500RIME 3/11.7.Cyl.B xxiv 2: sig-ta nim-se [m]u-zu he-gal. 501Su lgi G: 13-14: E-kur 16 zi-de l-dü-e mu da-rf-kam dumu 16 zi-da-ke4 gidru mi- f b - S ll- r eo go Ag U KLEIN 1981b: 9 Anm. 16.
Z
a- bin u - k 6 r; für eine Bearbeitung siehe KLEIN 1991: 302f. und vgl.
502SAA 3 3: 19: u-sab-bi-u zi-kir su-mi-[i]a UGU ka-li-su-nu ma-li-h; zu zikir sumim als Synonym zu sumum vgl. S 64.
503Die Passage wird auf S. 133f. zitiert. 504Bearbeitung: VOLK 1995: 114f., 124, 133. Eine Übersetzung findet sich auch in BLACK et al. 2004: 197-205.
102
B. DIE
MACHT DES NAMENS
Dies verheißt in einer sumerischen Dichtung die Göttin Inana dem todgeweihten Sukaletuda,505 und wohl durch alle Perioden der altorientalischen Geschichte, nach Ausweis der Textzeugnisse aber ganz besonders im 111. und frühen 11. Jt., waren Lieder (sum. sIr, en_du 506 = akk. zamarum) ein wichtiges Medium für die Verbreitung der Namen ihrer Protagonisten: Obwohl auch aus den späteren Perioden einschlägiges Material bekannt ist, stammt der Großteil der uns überlieferten Lieder zu Ehren von Gottheiten und Herrschern507 aus den drei Jahrhunderten von der Zeit der 111. Dynastie von Ur bis hin zur I. Dynastie von Babylon. 508 Noch heute sind über hundert Preislieder bekannt, wobei die weitaus umfangreichsten Korpora den Königen Sulgi von Ur (2000-1953) und Isme-Dagan von Isin (1857-1839) gewidmet sind. 509 Der gute Überlieferungstand der frühen Preislieder erklärt sich aus der Tatsache, daß diese Texte zum Bestandteil des Curriculums an den Schreiberschulen (sum. e-d u b - b a - a = akk. Mt tuppim )510 wurden. Kopien der Loblieder auf König Sulgi etwa - die allesamt ausschließlich in altbabylonischen Abschriften überliefert sind 511 - wurden nicht nur an zahlreichen Fundorten in Südmesopotamien gefunden, sondern auch in Susa. 512 Diese Kompositionen konnten mit einer Vielzahl von Begriffen näher bezeichnet werden. 513 Im vorliegenden Kontext sind nun jene Lieder, die Menschen feiern, von Interesse: Dabei muß sogleich betont werden, daß es sich bei diesen Menschen immer um 606Die ist bemerkenswert, als doch Sukaletuda mit seinem Tod filr seine Schändung Inanas silhnen muß, vgl. dazu VOLl< 1995: 30, 25. 60ßVgl. dazu LUDWIG 1990: 34 mit Anm. 45. 607Nur wenig älter ist das erste sicher klassifizierbare Exemplar, eine Hymne an die Göttin Bawu mit einer Bitte filr Gudea von LagaS, vgl. dazu HALLO 1963: 115 und LUDWIG 1990: 28. 608Filr eine Zusammenstellung des Materials vgl. KLEIN 1981a: 226-234. 609KLEIN 1981b: 8 Anm. 8; TINNEY 1996: 9f. 610Zur Bedeutung dieser Termini vgl. VOLl< 2000: 2f. Die Einrichtung des staatlich gelenkten e- du b- b aa erlebte nach den uns zur Verfilgung stehenden Quellen in der Ur III-Zeit und während der Herrschaft der I. Dynastie von Isin ihre Bli1tezeit, während das e - d u b - b a- a in den späteren Phasen der altbabylonischen Periode zunehmend zu einer Institution mit privaterem Charakter wird (VOLl< 2000: 3-5; GEORGE 2005: 133-135); dies scheint ebenso filr die nachaltbabylonische Schreiberausbildung zu gelten (vgl. auch VOLl< 2000: 4 Anm. 21). Die Schreiberschule bewahrt sich ihre Bedeutung als Ausbildungsstätte und als Hort der Gelehrsamkeit auch in den späteren Perioden: Das Bestehen eines Netzwerks zwischen den einzelnen Schulen und Bibliotheken verdeutlicht insbesondere der fortschreitende Prozeß der Kanonisierung des altorientalischen Schriftgutes, der sich an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeitpunkten fassen läßt. Einen Überblick ilber die Schreiberausbildung von der Zeit der Schriftentwicklung (Uruk IV) bis in das I. Jt. gibt GESCIIE 2001: 8-27; vgl. außerdem die wichtigen Bemerkungen zum Schulunterricht bis in die altbabylonische Zeit bei BLACI< et al. 2004: xl-I, 299f. und in der nachaltbabylonischen Zeit bei GEORGE 2003: 35-39. 611 KLEIN 1981b: 8; vgl. dazu COOPER 1993: 14 mit Anm. 16. 612KLEIN 1989: 301. 613Die genaue Deutung ist bei vielen der Begriffe unklar; außerdem können sich die verschiedenen Liedkategorien ilberschneiden; vgl. WILCI<E 1975: 255-261, LUDWIG 1990: 28-40 und J.G. WESTENIIOLZ 2005: 348-351 filr die einzelnen Termini. Neben Inhalt (z.B. ar na m -I u g al-I a "Lobpreis des Königs", vgl. LUDWIG 1990: 36f. Anm. 50) und Form (z.B. sir gfd-da "langes Lied") sind auch modale Muster filr die Bezeichnung ausschlaggebend, vgl. VOLl< 1994: 197 zu ti g i und ad ab. Wichtig ist hier vor allem die Feststellung, daß die modernen Kategorien "Götterhymne" und "Königshymne" keine
I.2.a.
KÖNIGLICHE SELBSTLOBHYMNEN
103
Herrscherpersönlichkeiten handelte. Königshymnen 514 sollten deren hervorragende Taten festhalten und ihren Ruhm im ganzen Land für die Ewigkeit verkünden; zur Sorge um die Lieder früherer Könige waren ihre Nachfolger verpflichtet. 515 Obgleich die Königshymnen auch andere ideologische Inhalte vermitteln,516 ist gerade im Falle der in der 1. Person abgefaßtep königlichen Selbstlobhymnen als vorrangige Aufgabe die Verewigung des Namens ihres Protagonisten festzustellen, der in den Kontext besonderer Taten gestellt wird. Dieser in unserem Zusammenhang so wichtige Sachverhalt wird in zwei Selbstlobhymnen Sulgis von Ur (Sulgi Bund Sulgi E)517 und einem gleichartigen Lied auf Isme-Dagan von Isin (Isme-Dagan VA) explizit angesprochen. "Für Tage des langen Lebens, für ferne Tage möge dieses Lied meinen Namen, den des Königs, süß machen, ,,518 heißt es in Sulgi B, und später in derselben Komposition: "Meinen süßen Name möge er (d.h., der Sänger) ständig in Erinnerung rufen!"519 Programmatisch lautet schon der Beginn dieses Liedes "Damit der König seinen Namen als etwas Ewiges für ferne Tage berühmt mache.,,52o Die Motivation, die hinter diesen Werken steht, wird besonders ausführlich in Sulgi E Entsprechungen im sumerischen Sprachgebrauch zu haben scheinen, vgl. RÖMER 1965: 5 und BLACI< 1983/84: 113. 614Die konventionelle Klassifizierung der königlichen Preislieder geht auf RÖMEIl 1965: 5-55 zurück, der wiederum Adam FALI<ENSTEINS Einteilung als Ausgangsbasis benutzte; seine Kategorisierung wurde in den einschlägigen Monographien von KLEIN 1981a, KLEIN 1981b und LUDWIG 1990 ilbernommen. RÖMER unterscheidet Königshymnen des Typs A, die an eine Gottheit gerichtet sind, aber prominent den Herrscher erwähnen (mit verschiedenen Unterkategorien), und des Typs B, die ausschließlich dem Lob des Königs dienen, wobei Typ B I an den König in der zweiten oder dritten Person Singular adressierte Hymnen bezeichnet, während Typ B 11 in der ersten Person Singular abgefaßte Selbstlobhymnen meint. I-läufig wird bei der Zuweisung der Kompositionen an eine von diesen Kategorien auch damit argumentiert, daß Lieder des Typs A durch Rubriken gegliedert und mit einer Unterschrift versehen wären, die das Lied einer bestimmten Liedkategorie zuweisen (zu den einschlägigen Begriffen vgl. bereits Anm. 513), Lieder des Typs B dagegen in der Doxologie z a- m f endetel1. Gerade dagegen wandte sich aber zuletzt FLÜCI
104
B. DIE MACHT DES NAMENS
ausgedrückt. 521 Diese Komposition thematisiert die Sorge darum, vergessen zu werden, und bietet ein komplexes Lösungsmodell für das Problem, indem sowohl körpergebundene wie auch schrift- und bildgestützte Wege kombiniert werden, um die Gefahr des Namensverlustes zu bannen. Zentrales Element ist dabei das Preislied selbst, das den Namen Sulgis feiert. Dem Inhalt nach ist die gesamte Komposition den Umständen der Abfassung des Liedes sowie den Bedingungen für seinen ewigen Bestand gewidmet. Sulgi führt sich selbst als "einen König, dessen Name für Lieder sehr geeignet ist,"522 ein. Aus diesem Grunde und auf Geheiß der Göttin Gestinana werden diese Lieder von seinen Gelehrten 523 komponiert,524 die einerseits die heroischen Taten Sulgis als Krieger und Entdecker, andererseits seine Fähigkeiten als Schreiber und Sänger preisen; daß dies alles" wahr" sei,525 wird im Text mittels eines Eides des Sulgi bestätigt. Die folgende Passage ist in unserem Zusammenhang besonders wichtig:
Selbstlobhymne Sulgi E 53_59 526 53 e n - d u - g U10 a - d a - a b h e - e m t i g i m a - a 1- g a - turn h e - e m 54 sIr g i d - d aar n a rn-I u g a 1- 1a 55 S u m u n - d u k u n - gar baI a - baI a - ehe - e m 56 g i - g i d z a - a m - z a - a m h e - e m 57 ge s t u - gen u - cli b - be k a - ta nu - sub - b u - d e 58 ki-su- ke4 lu nam-bi-ib-TAK4.TAK4 - a 59 E- kur z a - gIn - n a mus n a m - b a - an - turn - m u "Damit meine Lieder, seien es a-da-ab, seien es tigi oder ma-al-gaturn, seien es sIr gi d - d a, Lob des Königtums, S u m u n - d u, ku n - gar oder bala- bala-e, seien es gi-gid oder za-am-za-am, nicht am Ohr {;2lEine Gesamtbearbeitung dieses Textes liegt derzeit nicht vor; wichtige Auszüge haben zuletzt KLEIN 1989, KLEIN 1990 und LUDWIG 1990 ediert. Eine Kompositumschrift und Übersetzung des Texts findet sich im Electronic Text Corpus 0/ Sumerian Literature (BLACK et al. 1998-: Nr. 2.4.2.05 = http://wwwetcsl.orient.ox.ac.uk/section2/c24205.htm), wonach der Text im Folgenden zitiert wird. 522Bulgi E: 14: lugal mu iHr-ra he-du7 - me-en (LUDWIG 1990: 34f.).
5231n der Frage, ob filr die Komposition der Preislieder Schreiber verantwortlich waren, die ja ohnehin auch eine musikalische Grundausbildung vorweisen konnten und die dann Sänger (n a r) filr die Aufführung der Werke instruieI:ten (so ALSTER 1992: 45-50 und COOPER 1992: 113-115), oder ob die Sänger selbst komponierten (so BLACK 1983/84: 112), besteht keine Einigkeit. Wie auch immer die Arbeitsteilung aussah, ein Zusammenwirken zwischen Schreibern und Sängern ist jedenfalls zu erwarten und wird auch in den Texten angesprochen, so z.B. in Bulgi E: 248 (vgl. unten) und in der Einleitung der J(e~ Hymne, wonach Enlil den Lobpreis singt und die göttliche Schreiberin Nisaba sein Lied niederschreibt (Bearbeitung: GRAGG 1969: 167; letzte Übersetzung: BLACI( et al. 2004: 325-330; vgl. dazu auch Anm. 534. 524 Ausgeführt wird dies in der Passage Bulgi E: 16-38; fUr eine Bearbeitung vgl. KLEIN 1990: 73f. und LUDWIG 1990: 35-37. 525 Bulgi E: 52: he - ge - e n. Für eine Bearbeitung von Bulgi E: 51-52 vgl. KLEIN 1990: 77 und LUDWIG 1990: 56-58; zur Verknüpfung der Konzept der "Wahrheit" und der "Ewigkeit" vgl. Teil A.lI. 626Für eine Bearbeitung dieser Zeilen vgl. KLEIN 1989: 297f. und LUDWIG 1990: 37f. und 44f. (Z. 57-59).
I.2.a. KÖNIGLICHE SELBSTLOBHYMNEN
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vorbeigehen und nicht aus dem Mund herausfallen, möge man sie an den 'Kultplätzen' nicht vernachlässigen! Im lapisfarbenen Ekur (d.h., im Enlil-Tempel von Nippur) mögen sie nicht aufhören (gesungen zu werden)!" Daß die .Lieder in den Kult integriert wurden, geht nicht bloß aus dieser Stelle, sondern auch aus den entsprechenden Bemerkungen in lSme-Dagan VA hervor;527 dies war ihrer Tradierung sehr förderlich; denn nach altorientalischer Vorstellung war der Dienst an den Göttern, wie die Götter selbst, unvergänglich und den Menschen für alle Zeiten auferlegt. Im genannten Preislied Isme-Dagäns wird zudem auch festgehalten, daß die Lieder im ganzen Land verbreitet werden sollen. 528 Wie man sich dies vorzustellen hat, deutet der eingangs zitierte Passus aus Inana und Sukaletuda an: Hier ist davon die Rede, daß Preislieder von Sängern im Palast und sogar von den Hirten im Feld vorgetragen werden. 529 Das Thema des ewigen Bestands der Lieder wird in Sulgi E mit dem Satz "Mein Gesang möge in den Mündern (der Menschen) sein, mein Lied möge nicht am Ohr vorbeigehen! ,,530 wieder aufgegriffen und in der Folge531 ausführlich behandelt, wobei in dieser Passage auch ausgeführt wird, daß die Lieder zur Sicherung ihrer Unvergänglichkeit niedergeschrieben wurden:
Selbstlobhymne Sulgi E 245-249 532 245 U4 u 1- 1i - a - asn u - h a - I am - e - d e 246 e-gestu-dNisaba nig-umun-a gal-gal mu-biv-se mul(-an ku ) - g i n7 b i - s a l' 247 U4 me-da na-me geStu-ge nig la-ba-ab-dib-be r mu'bi - S e 248 n u - h a - I am ( - e) m u 1- ans ag n u - dirn u d a - ri - g u 10 - s e 249 n ar - e d u b - s a l' h e - ( e n - ) s i - (i n - ) turn ( - m u) i g i h e - e n - n i [i] n- bar-re "Damit (die Lieder) für ewige Tage nicht ausgelöscht werden, ließ ich deswegen im Haus des Wissens der Göttin Nisaba, dem Werk der Kunstfertigkeit, die großen (Lieder) gleich dem reinen Sternenhimmel (Var.: gleich den Sternen) 527Für lSme-Dagän VA : 27 und 44-50 vgl. LUDWIG 1990: 45f.; zur Verwandtschaft dieser Komposition mit Bulgi E vgl. zuletzt TINNEY 1996: 75f. (mit älterer Literatur). FUr die Hymne Bulgi R, die Sulgis Anfertigung eines Prozessionsschiffs filr die Göttin Ninlil preist, läßt sich ihre Aufführung im Rahmen des jährlichen Tummalfestes wahrscheinlich machen, siehe SALLABERGER 1993: I 14lf. und vgl. auch WILCI<E 2002b: 79 und BLACK et al. 2004: 113. 528lSme_Dagän VA: 20-30, vgl. LUDWIG 1990: 53.
529Vgl. dazu den Trauergesang der Landbevölkerung um den toten Enkidu, vgl. S. 93. 530Buigi E: 240-241: en-du-gulO ka-ka he-gal iilr-gulO geiitu-ge na-an-dib-be. 531 Bulgi E: 240-257; filr eine Bearbeitung vgl. KLEIN 1989: 300 (Z. 239-253) und LUDWIG 1990: 45 (Z. 252-257).
532Zitiert nach der Kompositumschrift von KLEIN 1989: 300 (TCL 15 14 vi 7'-11 mit Duplikaten). Ich danke Claus WILCKE filr seine Bemerkungen zu dieser Stelle.
B. DIE
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MACHT DES NAMENS
niederschreiben. Niemand wird sie in Zukunft am Ohr (der Menschen) vorbeigehen lassen, deswegen sollen sie nicht untergehen! Zu der unzerstörbaren (wörtl.: unzerstreubaren) Schrift,533 meinem ewigen Namen, soll der Sänger den Schreiber hinführen, sodaß er ihn auf sie hinsehen lasse!" Demnach sollte der Erhalt der Lieder und damit des Namens neben der Einbettung in den Kult durch die Verschriftung weiter abgesichert werden; mündliche und schriftliche Überlieferung sollten einander ergänzen. Der körpergebundenen Produktion und Gedächtniskultur der Sänger wurde bewußt die schriftgestützte Tradierung der Kompositionen zur Seite gestellt;534 damit steht auch die Gründung von Schreiberschulen in Nippur und Ur durch Sulgi in engem Zusammenhang. Die Tradierung der königlichen Selbstlobhymnen im Rahmen des Unterrichts in den Schreiberschulen der Ur IH-Zeit und der altbabylonischen Zeit stellte mit ihrer Betonung der Qualitäten des Königs ein wichtiges Mittel zur ideologischen Prägung der Beamten des Königs dar, 535 war das e- d u b - b a - a doch eine zentrale Station im Ausbildungsweg nicht nur der späteren Verfasser von literarischen und wissenschaftlichen Texten, Königshymnen und Inschriften, sondern auch aller zukünftiger Verwaltungsfunktionäre. 536 Die königlichen Selbstlobhymnen wurden aber nicht bloß gesungen sowie auf Tontafeln niedergeschrieben und innerhalb der Schreiberausbildung tradiert, sondern außerdem auf öffentlich zur Schau gestellten Monumenten schriftlich fixiert und damit auch mit der bildgestützten Memorialkultur verbunden. Aus der Zeit der 1. Dynastie von Babyion sind Überreste von steinernen Denkmälern überliefert, auf denen königliche Selbstlobhymnen schriftlich niedergelegt sind: Aus Ur und Kis sind mehrere Bruchstücke von beschrifteten Steinmonumenten bekannt, bei denen es sich nach Ausweis ihrer Inschriften um Denkmäler IJammu-räpis von Babyion (1696-1654) handelt. 537 Diese Texte stellen zweisprachige538 Preislieder zu Ehren des Königs dar, die auch in Form von Abschriften auf Tontafeln überliefert sind. 539 Aus den älteren Peri-
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KÖNIGLICHE SELBSTLOBHYMNEN
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oden fehlten vergleichbare Monumente bisher, doch tauchte erst jüngst ein Fragment einer Basaltstatue des Lipit-lStar von Isin (1838-1828) auf, das den Text der Selbstlobhymne Lipit-lStar A trägt. 540 Aufgrund eines altbabylonischen Textes, der sumerische Kompositionen auflistet, läßt sich belegen, daß auch weitere der bisher nur in Form von Tontafeln erhaltenc~m Königshymnen Abschriften derartiger Denkmäler sind: Als eine von" vierzehn (Abschriften von) Steinmonumenten" (14 na du - a 54I ) ist in diesem Katalog 542 das bereits ausführlich diskutierte Preislied Sulgi E genannt, außerdem noch andere Selbstlobhymnen, die Sulgi von Ur und Isme-Dagän von Isin feiern. 543 Die schriftliche Niederlegung von königlichen Selbstlobhymnen auf Denkmälern,544 die in Heiligtümern aufgestellt waren, ist damit für die Herrscher der IH. Dynastie von Ur, der 1. Dynastie von Isin und der 1. Dynastie von Babyion sicher nachzuweisen: Dem gefeierten Namen wurde ein dauerhafter künstlicher Körper (Teil A.I1.2.) in Form eines steinernen Monuments verliehen. Fassen wir also zusammen: Für das IH. und frühe H. Jt. war die Tradierung der Preislieder, die den Namen ihres Protagonisten verewigen sollten, genauer: der königlichen Selbstlobhymnen, auf dreierlei Art sichergestellt: einerseits durch die Einbettung des mündlich vorgetragenen Liedes in die Tempelriten (= körpergebundene Tradierung), andererseits durch seine schriftliche Niederlegung auf einem im Heiligtum aufgestellten Monument (= schrift- und bildgestützte Tradierung), dessen Text außerdem von den Schreibern kopiertzumindest seit der Regierungszeit Sulgis von Ur 545 im ausdrücklichen königlichen Auftragund innerhalb der Schreiberschulen weitergegeben wurde (= schriftgestützte Tradierung). Die Denkmäler wurden aus Stein gefertigt, womit ihre Dauerhaftigkeit abgesichert werden sollte: Trotz der Tatsache, daß harte Gesteinsarten im Zweistromland nicht vorkommen und aus den Gebirgsketten im Osten und Nordosten sowie aus Oman importiert werden folger finden sich im Electronic Text Corpus 0/ Sumerian Literature (BLACI( et al. 1998-: Subkategorie 2.8 = http://www-etcsl.orient.ox.ac.uk/cgi-bin/etcslmac.cgi?text=c.2.8*#); ein Beispiel (NI'. 2.8.3.5) ist in BLACI( et al. 2004: 54L übersetzt. 640 Die
Publikation des StUckes durch J.A. BLACI( und N. AL-MuTAwALLI ist geplant, vgl. vorläufig TINNEY 1999: 170 und BLACI< et al. 2004: xlv. Neben der Selbstlobhymne ist das StUck mit einer Weihinschrift - dem "geschriebenen Namen" (Teil B.L3.) - und FlUchen zum Schutz des Monuments (Teil B.IIL1.) versehen. Vgl. dazu das Fragment einer beschrifteten Statue des Sü-Suen von Ur (19431935) aus Nippur (6N-351, vgl. CIVIL 1989: 60L, 64 Abb. 2), deren vollständige Inschrift in Form einer altbabylonischen Abschrift vorliegt (RIME 3/2 1.4.7); es handelt sich um einen ausfi.lhrlich gehaltenen "geschriebenen Namen" mit Inschriftensicherung durch Flüche und Fixierung der OpferzurUstung fi.lr den Erhalt der Statue (vgl. dazu S. 60).
633ZU m u 1- a n "Sternenhimmel" in der Bedeutung "Schrift; Nachricht" vgl. SALLABERGER 2003a: 613615. Der Vergleich der Keilschrift mit den Himmelskörpern bezieht sich nicht nur auf das Aussehen der Schriftzeichen, das an "Sterne" erinnert, sondern auch darauf, daß Gestirne als Himmelsschrift bezeichnet und als Kommunikationsmittel gesehen werden, mittels dessen die Götter Nachrichten für die Menschen schreiben; vgl. dazu bereits S. 18. 634Dies läßt sich schon für die frtihdynastische Zeit nachweisen, wie die diesbezUgliche Aussage im Prolog der I<es-Hymne (vgl. Anm. 523) deutlich macht, deren ältestes Manuskript aus dem Fara-zeitlichen Material von Tall Abü $aläbrh stammt (BIGGS 1971, vgl. dazu KREBERNII< 1998: 336).
541
Zum Begriff na d ll- a = narum wörtl. "aufgerichteter Stein" vgl. S. 162. Ein Rückschluß auf das genaue Aussehen der Denkmäler ist nicht möglich.
642
TCL 15 28: 68; vgl. FLÜCI(IGER-HAWI<ER 1996 und FLÜCI(IGER-HAWI<ER 1999: 80 fi.lr die verbesserte Lesung.
636MICHALOWSI([ 1991: 52; WILCKE 1993: 66-69; TINNEY 1996: 9f. 636STEINI<ELLER 1991: 17; MICHALOWSKI 1991: 51. 637Die Belege hat FRAYNE 1990: 357 zusammengestellt; dazu kommen die StUcke aus dem British Museum (READE 2002: 290r. NI'. 28-30, mit Foto von NI'. 28 auf Abb. 18) und dem Ashmolean Museum, Oxford (GREGOIRE 2000: 239-241). 638Im Gegensatz zu den Bilinguen dieser sichtbar angebrachten Inschriften sind die Bauinschriften dieser Zeit entweder auf sumerisch oder auf akkadisch abgefaßt; nie jedoch finden sich Versionen in beiden Sprachen auf einem Inschriftenträger. 639KLEIN 1981a: 233f. Umschriften und Übersetzungen der Preislieder auf Hammu-räpi und seine Nach-
643Identifiziert werden können bisher Sulgi C, Sulgi E, Sulgi 0 und lSme-Dagan A. Die Klassifizierung von Sulgi 0 ist aufgrund des fragmentarischen Erhaltungszustandes nicht möglich; alle anderen Kompositionen sind königliche Selbstlobhymnen, vgl. FLÜCI
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KÖNIGLICHE SELBSTLOBHYMNEN
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mußten, waren sie im Alten Orient das Material schlechthin für alle Gegenstände, die Bestand haben sollten. Stein war wegen der mühsamen Beschaffung ein Werkstoff von hohem Prestige, der neben dem Vorteil seiner Haltbarkeit auch den Wert des Monumentes steigerte. 546
Stadt Dür-Kurigalzu enthalten die Überreste langer Inschriften in sumerischer Sprache. 555 Auch diese Texte zeichnen sich dadurch aus, daß sie in der ersten Prson und in sehr bildhafter Sprache556 abgefaßt sind; soweit aus dem erhaltenen Textbestand ersichtlich ist, feiern sie Kurigalzus Errichtung des E'ugal-Tempels für Enlil in Dür-Kurigalzu.
Auch in nachaltbabylonischer Zeit wurden Hymnen, die den Herrscher preisen, als Inschriften auf Bildwerken angebracht. Aus der neuassyrischen Bibliothek von Ninive stammen zwei Abschriften 547 einer langen akkadischen Inschrift 548 des kassitischen Königs Agum Kakrime (15. Jh.).549 Der Text ist in der vollständigeren der beiden Abschriften in auffällig kurzen Zeilen in acht Kolumnen angeordnet, die wiederum durch Querlinien gegliedert sind. 55o Es macht den Eindruck, daß so die Textgestaltung des Originals wiedergegeben werden sollte; für die Abschnitte zwischen Trennlinien wird man im Originaltext deshalb jeweils eine eigene Kolumne annehmen dürfen, woraus sich eine ursprüngliche Gliederung des Textes in fünfzehn unterschiedlich lange Texteinheiten ergibt. Schon Peter Jensen zog daraus den Schluß, daß es sich um die Abschrift einer Steleninschrift handeln müsse. 551 Der in der ersten Person abgefaßte Text zeichnet sich durch seine poetische Sprache aus;552 er beschreibt nach einer ausgedehnten Selbstlobpassage die Rückkehr der Götter Marduk und $arpanTtum aus dem Exil im Lande lJana in ihren Tempel in BabyIon, den Agum hatte wiederherstellen lassen. Die Anfangspassage läßt sich in ihrem Inhalt und Aufbau gut mit dem Beginn der Selbstlobhymne Sulgi A553 vergleichen: In beiden Texten wird eine lange Reihe von preisenden Epitheta mit der Person des König durch den Vermerk "Ich (bin)U554 in Beziehung gesetzt.
Diese beiden Zeugnisse für mittelbabylonische Königshymnen, die auf Monumenten verewigt wurden, stammen aus der Frühzeit des kassitischen Reiches, und man wird annehmen dürfen, daß hier bewußt alte Traditionen weitergeführt wurden. Trotz der im Vergleich zu den vorangehenden Perioden weitaus eingeschränkteren Quellensituation 557 kann man wohl davon ausgehen, daß dem Genre der Königshymne nicht mehr dieselbe Bedeutung zur Verewigung der Herrscher zukam wie zuvor. Der für die älteren Preislieder verwendete Textträger in Form einer steinernen Stele wurde jedoch nicht aufgegeben: Von der mittelbabylonischen Periode bis in die frühneubabylonische Zeit dienten steinerne Denkmäler in Stelenform in Südmesopotamien bevorzugt als Speichermedium für Rechtsübertragungen. 558 Die Anbringung von Texten mit rechtlichem Inhalt 559 auf monumentalen Inschriftenträgern steht dabei in der Tradition von älteren Beispielen wie dem sogenannten Katastertext des Ur-Namma von Ur (21. Jh.),560 dem Kodex Lipit-IStar des gleichnamigen Königs von Isin (1838-1828)561 und dem Kodex ljammu-riipi des berühmten Herrschers von Babyion (1696-1654),562 von denen neben Abschriften jeweils Original-
Kann im Falle des Agum Kakrime-Textes lediglich auf die Existenz eines Denkmals, das einst mit dieser Lobeshymne beschrieben war, geschlossen werden, so sind für einen anderen kassitischen Herrscher derartige Bildwerke tatsächlich nachzuweisen. Fünf Fragmente von mindestens zwei Steinmonumenten Kurigalzus 1. (14. Jh.) aus der von ihm gegründeten 546Vgl. dazu zuletzt VOGEL 2000: 70-72, SELZ 2001b: 386f., READE 2002: 260f. und SLANSI
555Publiziert von KRAMER/BAQIR/LEVY 1948; vgl. BRlNI<MAN 1976: 21Of.: Q.2.4 rur weitere Literatur. Obwohl von S.N. KRAMER et al. als Überreste nur eines Monuments angesprochen, zeigen die der Publikation beigegebenen Fotos deutlich, daß das Fragment IM 50011 (= Textzeuge D, vgl. Tf. IX für die Abbildung) aufgrund seines vollkommen anderen Duktus nicht vom selben Denkmal wie die übrigen Stücke stammen kann. Auch der Klassifizierung der Fragmente als Statuenbestandteile (so schon im Titel des Aufsatzes: "Fragments of a Diorite Statue of Kurigalzu in the Iraq Museum") vermag ich nicht zustimmen; das Erhaltene erinnert in der Porm an eine Stele ähnlich dem Kodex IJammu-rapi. 556Der Text fand deshalb unter dem Titel" The Duties and Powers of the Gods: Inscription on the Statue of King Kurigalzu" Aufnahme in das von S.N. KRAMER zusammengestellte Kapitel "Sumerian Myths and Epic Tales" in PRITCHARD 1969: 57-59. 557Pür die Veränderungen in der Quellsituation kann man sicherlich auch die unterschiedlichen Prioritäten in der Schreiberausbildung verantwortlich machen, deren altbabylonischer Ausformung wir die zahlreichen Abschriften der älteren Königshymnen verdanken; vgl. dazu Anm. 510. 568ZU dieser Denkmälerklasse, den sogenannten "Kudurrus", vgl. zuletzt SLANSI
552Deswegen fand der Text als Beispiel rur "Babylonian Poetry and Prose" Aufnahme in eine Anthologie akkadischer Literatur (FOSTER 1993: 273-277). Die Tatsache, daß der Text mit den bekannten kassitischen Bau- und Weihinschriften (die überwiegend auf sumerisch abgefaßt wurden) kaum vergleichbar ist, stellt ein Hauptargument dar, wenn verschiedentlich die Authentizität des Texts in Zweifel gezogen wurde (rur Literatur vgl. STEIN 2000: 150 Anm. 87; er selbst hält den Text rur genuin, vgl. STEIN 2000: 8f. mit Anm. 8).
560 PUr die elf Fragmente des Steinmonuments aus Nippur vgl. RIME 3/2 l.l.21 Ex. 3.
553 Sulgi A: 1-20, vgl. KLEIn 1981a: 188f. rur eine Bearbeitung und WILCI<E 2002b: 71 und BLAcl< et al. 2004: 304-308 rur Übersetzungen.
561 FUr die beiden Bruchstücke der originalen Steinstele aus Nippur vgl. BIGGS 1969: 40 (zu Nr. 49) und ROTH 1997: 35 Anm. 1 und 250: Source T.
554Dazu vgl. POEBEL 1932: 4-7.
562ZU den verschiedenen Exemplaren vgl. S. 246.
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B. DIE MACHT DES NAMENS
Exkurs: Jahresnamen und Personennamen in Datumsangaben
monumente oder zumindest deren Bruchstücke erhalten sind. Der Urkundencharakter der mittel- und neubabylonischen "Kudurrus" schließt die Verwendung einer hochliterarischen Sprache nicht aus, die an die älteren Hymnen anklingt; dies trifft insbesondere auf den Hinke-Kudurru zu, der eine Landschenkung Nebukadnezars 1. (1125-1104) an Nusku-ibni, den Priester des Enlil-Tempels von Nippur, in Form eines Lobpreises auf Enlil, Nebukadnezar und Nusku-ibni dokumentiert. 563 Im jüngeren Babylonien ist es jedoch nicht möglich, die Niederschrift von königlichen Selbstlobhymnen in Form von Monumenten zu belegen, und auch in Assyrien kann die Verquickung zwischen Königshymnen und Monumenten bisher nicht nachgewiesen werden. Die in der Ur UI-Periode entwickelte und bis in die Zeit der 1. Dynastie von Babyion ~ußerordentlich gut belegte Methode der Namensperpetuierung durch Preislieder, die die Uberlieferung durch die Sänger mit dem Gedächtnisanker des beschrifteten Monuments im Tempel und der Vervielfältigung des Textes in den Schulen verbindet, scheint mit den diskutierten Belegen aus der frühen mittelbabylonischen Zeit ein Ende zu nehmen. Dieser Weg, einen Namen zu verewigen, war nach dem Untergang des altbabylonischen Reiches, wenn überhaupt, dann nur mehr als alternatives, aber nicht vorrangiges Mittel zur Bewahrung des Namens in Gebrauch. Selbstverständlich hatte das Preislied im Kult weiterhin seinen Platz und ist bis ins 1. Jt. belegt: Besonders aus der neuassyrischen Zeit sind verschiedene Kompositionen zu Ehren von Göttern und Königen überliefert. 564 Der Versuch, die immerwährende Tradierung des Preisliedes durch den Einsatz einer differenzierten Strategie zu dessen Festigung in der Memorialkultur zu gewährleisten, wird aber nach Ausweis der Quellen nicht mehr unternommen, und insbesondere der Einsatz des künstlichen Körpers eines steinernen Monuments zur Absicherung des durch das Preislied gefeierten Namens läßt sich nicht mehr belegen. Im Laufe der altbabylonischen Zeit hatte sich die Bauinschrift immer mehr als ein Mittel erwiesen, das den Fortbestand des Namens effektiv garantieren konnte, auch dann, wenn die eigene Dynastie unterbrochen wurde (Teil B.1.3.b. und B.II.2.c.). Es mag nicht abwegig sein, im Schwinden der Bedeutung der Selbstlobhymnen und in der Zunahme und veränderten Bedeutung der Bauinschriften nicht nur ein zufälliges Muster zu sehen, sondern von seiten der Herrschenden eine bewußte Verlagerung ihrer Bemühungen um die Erhalt ung ihres Selbst auf das wirkungssichere Medium der Bauinschrift zu postulieren, dessen baulicher Kontext nun auch neben Heiligtümern zunehmend weltliche Gebäude und insbesondere Paläste umfaßte.
563Für eine literarische Analyse des Hinke-Kudurrus vgl. HUROWITZ 1997: 52-81. 5ß4Einen guten Überblick gibt die Tabelle in LIVINGSTONE 1989: xx. Zu beachten ist insbesondere das Fragment eines hymnischen Textes aus Ninive (SAA 3 31), der, in der ersten Person abgefaßt, den Sieg Assurbanipals über den elamischen König Te'umman im Jahr 653 behandelt.
I ::
Von der Zeit des frühdynastischen Stadtfürsten Ensakusana von Uruk an bis zum Beginn der kassitischen Herrschaft über Babylonien wurden im Süden Mesopotamiens Jahre .. d es vergangenen J ares h 565 b enann. t F"ur d'lese mittels eines herausragenden Erelgmsses Jahresbezeichnungen verwendet die moderne Forschung den Begriff "Jahresname"; in den sumerischen und akkadischen Quellen ist kein entsprechender Terminus belegt, obwohl aus zwei Briefen aus der Korrespondenz ZimrI-Llms von Mari (1677-1664)566 die akkadisehe Bezeichnung für den Vorgang der Namensvergabe als nib sattim "Jahresbenennung" hervorgeht. 567 Für das von der Verwendung der beiden Schriftsprachen Sumerisch und Akkadisch geprägte altbabylonische Reich der 1. Dynastie von Babyion läßt sich nachweisen, daß der jeweilige Jahresname in beiden Sprachen festgelegt wurde. 568 Dies macht besonders eine aus Babyion stammende Tafel mit dem Jahresnamen für das 7. Jahr Samsu-ditanas (1529-1499) deutlich, wo zusätzlich zur sumerischen und akkadischen Form des Namens jeweils eine Kurzform - wie sie in den Datumsangaben der Gebrauchstexte verwendet werden sollte - und der akkadische Vermerk kram lissatir "So soll er ( d.h., der Jahresname) geschrieben werden" angegeben sind. 569 Im Mittelpunkt der Jahrsbezeichnung stand zumeist der Herrscher. 57o Durch diese Form der Selbstdarstellung war - zumindest theoretisch dafür gesorgt, daß der königliche Name zusammen mit seinen wichtigsten Taten in jede Datumsangabe eingebettet wurde: Damit wurden auch Gebrauchstexte wie datierte Verwaltungs- und Rechtsurkunden und deren Schreiber und Benutzer als Mittel zur Bewahrung des Namens des Königs instrumentalisiert. 571 Allerdings ist festzuhalten, daß der Jahresname dabei meist in ver505Vereinzelt kann nachgewiesen werden, daß im laufenden Jahr der Jahresname geändert wurde: Sicher ist dies im Falle von ZimrT-LIm von Mari (1677-1664), fUr dessen vierzehnjährige Herrschaft 28 Jahresnamen Uberliefert sind, vgl. CHARPIN/ZIEGLER 2003: 257-260. 500 ARM 1327 und ARM 1347, zuletzt diskutiert von HORSNELL 1999: I 170f. (mit älterer Literatur), CHARPIN 2001: 91 und CIIARPIN/ZIEGLER 2003: 9f., 259. 507Vgl. dazu EDZAIlD 1970: 216. 508Für die entsprechenden "promulgation documents", die der Mitteilung der Jahresnamen dienen, vgl. HORSNELL 1999: I 149-160. 500 VAT 1200, zuletzt bearbeitet bei PIENTI(A 1998: 133f. und I-IoRSNELL 1999: I 154f. 570Welche Personennamen zusätzlich in den Jahresnamenformeln genannt sein können, variiert. So sind in den Jahresnamen der III. Dynastie von Ur an Personennamen sonst nur die Amtsnamen neuberufener En-Priesterinnen und die (neuen?) Namen jener Königstöchter genannt, die im Zuge dynastischer Eheschließungen verheiratet wurden (SALLABERGEIl2002b: 121); dies ist auch für die Herrscher von Isin und Larsa zu belegen: So nennen Gungunum von Larsa (1837-1811), Warad-Sin von Larsa (1739-1727) und Damiq-ilisu von Isin (1720-1698) die Namen der neuen Priesterinnen (Gungunum 13; Warad-Sin 8; Damiq-ilisu b). Typisch für die Jahresnamen der altbabylonischen Könige von Uruk, Isin, Larsa und Babyion ist es, die Namen ihrer Vorgänger zu nennen, wenn diesen eine Statue geweiht wird: z.B. RTm-Sin 2 und 6 (Statue für Warad-Sin; [Ur Sin-iddinam), AmmT-ditana 34 (Statue fUr Samsu-i1ilna), außerdem die Namen der Feinde, sowie sie besiegt sind: z.B. RTm-Sin 14 (Gefangennahme des Irnene von Uruk), Uammu-rapi 31 (Gefangennahme RTm-Sins von Larsa), AmmT-ditana 17 (Gefangennahme des Arahab). 571 SALLABERGER
2002b: 120; WIDELL 2002: 102f.; HORSNELL 2003.
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B.
DIE MACHT DES NAMENS
schiedenen abgekürzten Formen zitiert wurde, bei denen der Name des Herrschers häufig ungenannt blieb: Den Schreibern lag daran, den jeweiligen Jahresnamen unverwechselbar und möglichst knapp zusammenzufassen, und gerade der Königsname, der in den meisten Jahresnamen prominent genannt war, fiel diesem Bestreben schnell zum Opfer. Im Jahre 1966 stellte W.W. HALLO in Bezug auf die Jahresnamen der Ur IH-Zeit die folgende Frage zur Debatte: "Is it to daring to suggest that each date formula was formally introduced together with a new hymn?"572 Dieser Vorschlag wurde verschiedentlich mit Zustimmung aufgenommen 573 und entsprechend die für die Zeit der IH. Dynastie von Ur bis hin zur 1. Dynastie von Babyion so zahlreich überlieferten königlichen Lobpreishymnen als die ausführliche Fassung eines Jahresnamen interpretiert, der denselben Inhalt in stark verkürzter Form wiedergäbe; mittels der Aufführung der Lobpreishymne würde der Jahresname vorgestellt. Obwohl zwischen einer Reihe von Königshymnen und Jahresnamen eine offenkundige inhaltliche Beziehung besteht,574 sollte nicht einfach angenommen werden, daß für jeden Jahresnamen ein zugehöriges Preislied geschaffen wurde. Dies scheint die Tatsache anzuzeigen, daß bestimmte Hymnen auf Herrscher, deren Jahresnamensequenz vollständig bekannt ist, nicht mit diesen Jahresnamen in Übereinstimmung gebracht werden können. 575 Dabei muß allerdings betont werden, daß nicht alle ehemals existierenden Königshymnen überliefert sind: So ist z.B. von Amar-Suena von Ur (1952-1944) keine einzige entsprechende Komposition bekannt. 576 Außerdem sind gerade aus jenen Perioden, in die der Großteil der Königshymnen datiert, die Zeit der IH. Dynastie von Ur und der 1. Dynastie von Isin, nur die Kurznamen der Jahre, nicht aber die ausführlichen Formen der Jahresnamen überliefert. Deutlich ist aber, daß Jahresnamen nicht als unabhängige Bestätigung des Inhalts einer Königshymne oder auch einer Bauinschrift 577 gesehen werden können: Bei allen Unterschieden im Kontext und in der Anwendung dieser drei Textgattungen ist ihre Aussage durch die Aufgabe determiniert,578 den königlichen Namen im Verbund mit der Verherrlichung seiner Person und seiner Taten zu bewahren. Nachdem schon während der Regierungszeit verschiedener Herrscher der altbabylonischen Periode kurzzeitig "Ären" eingeführt wurden, indem sich mehrere Jahresnamen in Folge auf dasselbe Ereignis bezogen,579 wird das in der Handhabung sperrige, zur brei5721-IALLO 1966: 139 Anm. 82. ti73So schreibt z.B. RENGER 1980-83: 68: "Wichtig ist die Verbindung von Hymne, Jahresdatum und K(önigsinschrift), die alle drei einem Anlaß ihre Existenz verdanken." Ygl. auch FLÜCI
EXKURS: JAHRESNAMEN UND PERSONENNAMEN IN DATUMSANGABEN
113
ten Verankerung des Herrschernamens im Kontext seiner Taten aber höchst erfolgreiche System der Jahresnamen in nachaltbabylonischer Zeit aus unbekannten Gründen durch das Zählen der königlichen Regierungsjahre abgelöst, ein System, das regional schon in der frühdynastischen Zeit (in Girsu und Umma) und in der sargonischen Periode (in Umma) verwandet wurde. Es ist in unserem Zusammenhang interessant, daß Jahresnamen und Königshymne als zentrale Medien der Perpetuation des Königsnamens anscheinend zugleich aufgegeben werden: Sowohl der jüngste Beleg für Königshymnen auf steinernen Monumenten wie auch die letzten Datierungen mittels Jahresnamen stammen aus der Regierungszeit Kurigalzus 1. (14. Jh.).58o Die Datierung nach Königsjahren wird in der Folge in Babylonien beibehalten, bis in der hellenistischen Periode die seleukidische Ära eingeführt wird, bei der man auch nach dem Ableben Seleukos' 1. (305-281) weiterhin nach dessen Königsjahren zählte. Das Zählen nach Regierungsjahren evoziert ebenso wie der Gebrauch von individuellen Bezeichnungen für das jeweilige Jahr den Namen des genannten Herrschers und festigt diesen in den Alltagstexten; es hatte dabei den Vorteil, daß der Königsname nun in jedem Fall in der Datierung genannt werden mußte. Anstelle von einzelnen Leistungen des Herrschers steht durch die fortlaufende Zählung der Regierungsjahre die Kontinuität der Herrschaft im Mittelpunkt. Ganz anders operierte das assyrische Datierungssystem, das von der alt assyrischen Zeit 581 bis zum Untergang des neuassyrischen Reiches in Gebrauch war: Hierbei liehen verschiedene Beamte den Jahren ihren Namen. 582 Dieses System scheint unter dem Stadtfürsten Erisum 1. (19. Jh.) begründet worden zu sein;583 es fällt dabei auf, daß in der altassyrischen Zeit Assurs Herrscher selbst nicht als Jahreseponymen belegt sind. Seit der mittelassyrisehen Zeit gab jedoch der assyrische König - der nun, anders als der altassyrische primus inter pares, ein absoluter Monarch war - dem Antrittsjahr seiner Regierung seinen Namen, und in der Folge wechselten sich die höchsten Beamten in dieser Aufgabe ab. In ihrem ursprünglichen wie auch in ihrem jüngeren Gebrauch bewirkte diese Form der Jahresbezeichnung so im Vergleich zu den Jahresnamen und der Zählung nach Königsjahren die Sicherung der Namen eines weitaus größeren Kreis von Personen;584 im Gegensatz zu dem Ur auf dieses Ereignis (Ära von sieben Jahren), ebenso wie sämtliche Jahres~.amen Rlm-Sins von Larsa (1726-1667) nach der Eroberung von Isin auf diese Begebenheit aufbauen (Ara von 31 Jahren). 5BOBRINI<MAN 1976: 402. Doppelte Datierungen mittels Regierungsjahr und Jahresname sind für die Regierungszeit des Burna-BuriaS II. (1354-1328) belegt, vgl. BRINI<MAN 1976: 402f. 5BIYEENHOF 2003 (altassyrisch); FREYDANI< 1991 (mittelassyrisch); MILLARD 1994 (neuassyrisch).
574Ygl. die Übersicht über die Jahresnamen Sulgis von Ur (2000-1957) bei SALLABERGER 1999a: 141-143.
582Zur möglichen Verbindung des Jahreseponymats mit der Errichtung von Stelen in Assur vgl. S. 124.
575FRAYNE 1981: 501; vgl. auch T. RICHTER 1999: 13 und SALLABERGER 1999a: 144.
5B3YEENHOF 2003: 20-22. 58'lln der altassyrischen Periode unterteilte man bis zur Eroberung durch Samsl-Adad I. in den Gebrauchstexten das Jahr nicht in Monate, sondern in Siebentagewochen (YEENHOF 1995-96), die für das ganze Jahr im Voraus bestimmt und als hamustum bezeichnet wurden; in den Kolonien (nicht aber in Assur, vgl. LARSEN 1976: 358) wurden si~ durch einen Personennamen (~amustum sa :N) spezifi~iert. wohl auch diese Methode die Verbreitung von Eigennamen förderte, scheint es Sich vorrangig um ell1 praktisches Memorialsystem nach dem Muster der Jahreseponymen zu handeln; eine längere zeitliche Wirkung dieser zusätzlichen Verankerung des Namens ist schon aufgrund der kurzen "Amtsdauer" und
57ßYgl. dazu S. 264. 577ZU den Bezügen zwischen Jahresnamen und Inschriften Ijammu-räpis von Babyion (1696-1654) vgl. I-IUROWITZ 1994: 104-108. 578y gl. besonders WIDELL 2002. 579Solche Ären sind insbesondere flir mehrere Herrscher von Larsa zu belegen: So beziehen sich alle Jahresnamen SUll1u-Els von Larsa (1799-1771) nach der Auswahl der Priesterin des Mondgolles von
O?-
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B.
DIE
MACHT DES NAMENS
B~fund de~. Königs~nschriften,
die kaum je andere Assyrer als den amtierenden König und s~111e ~organger beIm Namen nennen, stellt sich Assyrien durch sein Datierungssystem als e111 ReIch dar, das von vielen getragen wird. I. 3. Selbsterhaltung durch den "geschriebenen Namen"
:Vir haben. in ?en auf Monumenten niedergelegten königlichen Selbstlobhymnen, wie sie 111 Babylomen 111 der ersten Hälfte des II. Jt. gut belegt sind, bereits eine besondere Ausprägung des "geschriebenen Namens" diskutiert, der in diesem Fall zur mündlichen Tradierung des Namens tritt. Die Verewigung eines Individuums durch die Verknüpfung seines Namens ~nit einem l~ünstlichen Körper (Teil A.II.2.) steht nun im Mittelpunkt des folgend~n KapI~els. Dazu 1st ~unächst auf die Repräsentation in Form eines Bildes einzugehen, mIt der sICh der "geschrIebene Name" überlappen kann. I. 3. a. Name und Bild
Die wesentlichen Mittel zur Sicherung der Präsenz altorientalischer Gottheiten sind einerseits die Nennung ihres Namens und andererseits ihr Bild. 585 Dieses Konzept wird auch auf Menschen angewandt; denn wie der Name kann das Bild die Existenz einer Person sichern. Der sumerische Begriff al a n 586 und seine akkadische Entsprechung salmum 587 be-
deuten "Bild", ohne dabei die Art der Darstellung näher zu bezeichneI~.588 Aufgrund der materiellen Hinterlassenschaften wissen wir aber daß es sich dabei um rundplastische Statuen,589 um Stelen 590 (die oft auch als sumo n a(4)' du - a = aIde narum "aufgerichteter der schnellen Ablösung nieht anzunehmen. 686Vgl. S. 24 und vgl. die im folgenden diskutierte Episode aus Lugalbanda II.
1.3.a. NAME UND BILD
115
Stein" bezeichnet werden591 ) oder um Reliefs aus unterschiedlichen Materialien handeln konnte. 592 Archäologische Funde und Textquellen belegen, daß bevorzugt harte Gesteinsarten und Edelmetalle verwendet wurden, die durch ihre Haltbarkeit die Zeit überdauern konnten und außerdem durch ihre Seltenheit im rohstoffarmen Mesopotamien den Wert der Objekte weiter steigerten. 593 Das älteste erhaltene altorientalische Beispiel eines Monuments, das ohne Zweifel das Bild und den "geschriebenen Namen" des dargestellten Individuums verbindet, stammt aus dem III. Jt. Die sogenannte Usumgal-Stele ist ein Steinmonument aus frühdynasti594 schen Zeit (frühdynastisch I-II), dessen Herkunftsort in Umma vermutet werden kann: Auf diesem Denkmal, das nach Ausweis seiner Inschrift einen Rechtsakt dokumentiert, sind neben dem namenstiftenden Usumgal auch verschiedene andere Personen dargestellt, die durch Namensbeischriften identifiziert werden; diese sind entweder auf den Gewändern oder unmittelbar neben den Figuren angebracht. Explizite Auskünfte über den konzeptionellen Hintergrund von derartigen Monumenten geben die schriftlichen Quellen dieser Zeit noch nicht; dafür müssen wir jüngere Belege heranziehen. Das altorientalische Bild darf nicht auf ein Abbild oder eine Imitation der Wirklichkeit reduziert werden. Wie bereits ausgeführt (Teil A.II.2.), ist das Bild, ebenso wie der Name, eine komplementäre Repräsentationsform zum physischen Körper eines Individuums; indem, anders als im Falle des sterblichen Leibes, für den künstlichen Körper des Bildes dauerhafte Materialien verwendet wurden, konnte der Bestand des Individuums weit über die Grenzen der Sterblichkeit hinaus verlängert werden. Es geschah zu diesem Zwecke, daß ein sargonischer König, vermutlich Naräm-Sin, "ein goldenes Bild für die Ewigkeit nach seinem Abbild,,595 herstellen ließ. Entsprechend wird eine silberne Statue des AbI-säre von Larsa (1810-1800) als "Ewiges" bezeichnet. 596 Daß solche Bilder gleichzeitig als Fokus für die Verewigung des Namens des Dargestellten dienen sollten, wird in einer Bauinschrift Warad-Sins von Larsa (1739-1727) angesprochen: Er bezeichnet sich als jemanden, "der große Kupferbilder, die seinen königlichen Namen in Erinnerung rufen (wörtl.: sei-
686Für Belege vgl. PDS A/III 160-170. 6871n den.. Fära-zeitlichen Text~n und im A,ltakkadischen (vgl. KIENAST/SOMMERFELD 1994: 273-275) steht fur ~almum das WortzeIchen (AN.)OUL. Dieses Logogramm gehört zu jenen die sich aus dem AkImdischen erklären lassen; seine Verwendung für ~almum "Bild" beruht auf Hom~phonie mit dem Wort ~almum :,dunkel", das man durch (AN.)OVL (später mit ~ulUlum "Schatten" geglichen) ausdrUckte, vgl. ~rebenllk 1998: 260f. In nachaltbabylonischer Zeit wird anstelle von ALAN häufig das Logogramm NU filr ~almu(m) verwendet. 688Die Übersetzung als "Bild" (image) in allen Kontexten befürworten z.B. MORANDI 1988: 105f., WINTER 1992: ~~ Anm. 5, WINTER 1997: 364f. und BAI-IRANI 2003: 123; POSTGATE 1994: 178f. wählt den Begriff "e~gy (zu deutsch ebenfalls "Bild"). DALLEY 1986: 88 betont, daß ~almum "mayaiso stand for an o~Ject that r~?resen~s ~, per~on with?ut bearing a picture of him." Vgl. dazu AIlw. 1078 S.V. ~almu(m) 11. "Statue, Figur, Bild (mit VerWeiS auf arab. ~anam) und die in CAD S 78 gewählte Definition 0 I I (') . v n ~a ~um a s "statue m the round , relief, drawing, constellation, figurine (used for magie purposes), bodlly shape, stature, liI<eness". 689BRAUN-HoLZINGER 1991: 230-236. 690 Das erhaltene.ne Material ist bei BÖRI<ER-KLÄI-IN 1982 zusammengestellt. Das Erscheinungsbild solcher Stelen war mcht starr festgelegt und konnte stark variieren; vgl. z.B. SUTER 2000: 209f. für eine Zusammenstellung der äußeren Charakteristika der erhaltenen Stelen des 111. Jt.
691Vgl. z.B. die in ihren Inschriften als ~almu bezeichneten mittel- und neuassyrischen Stelen aus der Stelenreihe von Assur (ANORAE 1913) und die Korbträgerstelen Assurbanipals und SamaS-sumu-ukfns aus Babyion (R/MB 2 B.6.32.14 und R/MB 2 B.6.33.3). Zu sumo na(4) d u-a = akk. narum "Monument" vgl. S. 162. 602Z u den verschiedenen Ausführungen dieser Bilder vgl. COOPER 1990: 42, 44 und WINTER 1997: 365f. Besonders aus dem IH. und 11. Jt. sind nur wenige StUcke im Original erhalten, doch helfen Erwähnungen in Texten, das Verlorene zu rekonstruieren, vgl. COOPER 1990: 41 für eine Hochrechnung der verlorenen Bilder der sargonischen Könige im Ekur von Nippur. Aufgrund der Inschriftenabschriften und der begleitenden Beschreibungen der Statuen wurde verschiedentlich verslIcht, die Bildwerke zu rekonstruieren, vgl. BRAUN-HoLZINGER 1991: 289 für eine Statue Man-isWsus von Akkad und BUCCELLATI 1993 für eine Statue Naräm-Sins von Akkad. 593Vgl. dazu bereits S. 107f. 594CELB/STEINI<ELLER/WHlTlNG 1991: 143-47, 11 Tf. 13-16. 595 R/ME 2 1.4.1001: OVL I{V.GI ~a da-n"';-a-ti ... tam-si-il-su (altbabylonische Abschrift einer Statueninschrift). Zu tamMlum vgl. Anm. 116. 59ßR/ME4 2.6.1 ii 13': nfg-da-[rfJ.
116
B.
DIE MACHT DES NAMENS
ne königlichen Namensnenner), auf großartige Weise aufstellte."597 Jagdun-Llm von Mari (1739-1697) nennt sich selbst einen "Errichter von Monumenten, die (seinen) Namen nennen. ,,598 Die enge Beziehung zwischen dem Namen einer Person und ihrem Bild und deren Zusammenwirken bei der Bewahrung des Individuums für die Ewigkeit kommt ganz deutlich in einer Passage in der Komposition Lugal-e zur Sprache, die von der Unterwerfung und "Domestizierung" der Steine durch den Gott Ninurta berichtet. In der betreffenden Textstelle weist Ninurta dem Diorit4e s i = usum 599 sein Schicksal zu. 600 Da sich dieser Stein dem Gott als treu erwiesen hatte, wird ihm bestimmt, im Eninnil, dem Tempel des Gottes Ningirsu in Girsu, Verwendung zu finden: Die Königsbilder, die im Tempel am 'Wassertrinkort' - wo die Trankopfer für die Toten dargebracht wurden 601 - aufgestellt sind, sollen fortan aus Diorit angefertigt werden, der sich durch seine Härte als Material für Monumente empfiehlt, denen ewiger Bestand zugedacht ist.
Lugal-e 475-478 602 Sumerische Version (nach Textzeuge OI): 475 [J U ] g a I u4 s II - r a m u - nil - g a-g a-a 476 al an - bi u4 u I-li - a - a 8 II - m u - u n - d fm - m a 477 E- n i n nu e gi r il7 - z als ll- g a603 478 k i - a - n ag - bau rn-rn i - g u b - b e m e - t e - a 8604 g e-e m - 8 i - g [ aI] "Nachdem der König, der seinen Namen in entfernten Tagen (d.h., für entfernte Tage?) setzt, dich (d.h., den Diorit), nachdem er das Bild dafür, das er für ferne 597RIME 4 2.13.27: 18-20: urudual an gal-gal mu pa-da nam-lugal-la-ka-na gal-bi bf-ins U8-g a. 598 RIME 4 6.8.2: 22: mu-rc-ti na-rc-c na-bi su-mi. 599Die Literatur zur Identifizierung der Gesteinsart stellte zuletzt SELZ 2001 b: 386f. zusammen. Der Gebrauch dieser Bezeichnung in den altorientalischen Texten rur harten, schwarzglänzenden Stein entspricht selbstredend nicht der Verwendung der Klassifikation "Diorit" in der modernen, naturwissenschaftlichen Petrologie; vgl. dazu auch die Resultate der petrologischen Analysen von LESLIE 2002 an den "Diorit"-Skulpturen aus dem British Museum. oooDie Materialwahl war im Alten Orient eng mit der Vorstellung von der besonderen Natur jeder einzelnen Steinart verknüpft, vgl. dazu REINER 1995: 119-132. 001 Zur Totenopferstätte k i - a - n a S, wörtl. "Ort des Wassertrinkens/Wassertränkens", vgl. zuletzt WINTER 1992:26, SELZ 1995: 155f., SALLABERGER 1999a: 162 und WILCI<E 2002a: 255. 002 VAN DIJI( 1983: I 112f. (Komposittext) und II 130f. (Partitur); SEMINARA 2001: 164f. Vgl. zu dieser Passage auch CAVIGNEAUX/ AL-RAWI 2000a: 53 und SUTER 2000: 6Of. 003Der Textzeuge C2 bietet für diese Zeile eine abweichende Variante, für die mir Claus WILCI<E, dem ich filr seine Bemerkungen zu dieser Passage verpflichtet bin, folgende Ergänzung vorschlägt: E- n i n n u uo-[di-de gub-ba] . 004Z ur Übersetzung von me-te-as und ana simäti in der akkadischen Version als "dem Wesen entsprechend" vgl. AHw. 1046 s.v. simtu(m} 11.: "Pl(ural:} was wesentlich dazugehört", CAVIGNEAUX 1978: 178f., FARBER 1987-90: 612 und KIENAST/SOMMERFELD 1994: 149.
1.3.a. NAME UND BILD
117
Tage angefertigt hat,605 in meines Eninml, des Hauses mit weit strahlender Pracht, Wassertrinkort (in Form des Bildes) aufgestellt hat, mögest Du dafür dem Wesen entsprechend sein." Akkadische Version: 475
sar-ru so' ana ba-lat
478
U4 -me
ru-qu-ti MU -su i-sak-k [a-nu] 476 ~a-lam-su a-na U4 -me ~a-a-ti i-ban-n[ u-u] 477 ina E.MIN E so, ta-sil-ta ma-[lu-u] a-sar m[as-ti-ti us-zaz]-ma a-na si-ma-a-ti n[a-as-kin]
sein " Der König , der seinen Namen für Leben in entfernten Tagen setzt (und) 606 Bild für ferne Tage anfertigt, wird (dich, d.h., den Diorit) in das Eninnu , das Haus, das voll Pracht ist, am Wa[ssertrinkort (in Form des Bildes) hinstellen], und du sei dem Wesen entsprechend [gesetzt]!"
Lugal-e wurde ursprünglich zu Ehren des Gottes Ningirsu verfaßt und geht auf die Zeit Gudeas von LagaS (21. Jh.) zurück. Die akkadische Übersetzung wurde erst in altbabylonischer Zeit angefertigt,607 als der Text Teil der gelehrten Schreibertradition geworden war. Lugal-e ist in über 200 Textzeugen überliefert und noch im I. Jt. in der Bibliothek Assurbanipals (668-ca. 630) in Ninive, in der neubabylonischen Bibliothek des Ebabbar-Tempels von Sippar und im seleukidischen Uruk vertreten. 608
Wenn in diesem Text ein Königsbild erwähnt wird, das im Tempel aufgestellt und dort mit Opfern versorgt wird, so können wir dies ohne Zögern mit jenen Bildnissen von Männern und Frauen verbinden, die im Tempel Aufstellung fanden und dort beopfert wurden;609 typisch von der frühdynastischen Zeit bis in die neuassyrische Periode sind dabei die sogenannten "Beterstatuen,,,GlO rundplastische Darstellungen von Menschen in 005Verwendet wird hier, wie auch sonst in diesem Zusammenhang sehr häufig, das Wort d fm = banum "anfertigen, erschaffen". Die Meinung von WINTER 1992: 21, daß filr die Herstellung von Statuen ausschließlich das Verbum tu. d = walädum verwendet wUrde, trifft nicht völlig zu, vgl. dazu auch ßRAUN-HoLZINGER 1991: 221, BERLEJUNG 1998: 81-83 und WALI<ER/DICI( 1999: 117 Anm. 143. Zur Thematik des "rituellen Gebärens" von Bildern vgl. auch VOGEL 2000: 66-68. ooolm akkadischen Text wird hier der Tempel nicht namentlich genannt, sondern der Leser durch Angabe des Wiederholungszeichens auf den Namen in der sumerischen Version verwiesen. 007Wie bei der Übersetzung dieser sumerischen Komposition ins Akkadische vorgegangen wurde, untersucht SEMINARA 2001. 008Vgl. dazu SELZ 2001b: 383; rur die Textzeugen aus der Sippar-Bibliothek vgl. AL-RAWI 1995: 199-205; für einen seleukidischen Textzeugen aus Uruk vgl SpBTU 3 60 (auch VAN DIJI(S Textzeuge b l stammt aus dieser Zeit). 009Vgl. dazu MAYER-OPIFICIUS 1988: 253-268. OIOVgl. BRAUN-HoLZINGER 1977 (Materialvorlage der frühdynastischen StUcke) und BRAUN-HoLZINGER 1991: 218. Die Bezeichnung "Beterstatuen" erhielten die Statuen in der modernen Forschung aufgrund der Tatsache, daß sie im Regelfall die Hände gefaltet haben (zur Geschichte des Begriffs vgl. MA~ER OPIFICIUS 1988: 252). Diese von einer modernen Assoziation ausgehende Benennung ist allerdlllgs nicht unbegrUndet: Bildwerke dieser Art werden auch in ihren Inschriften als betend (k Ir i s usa I , wörtlich "die I·land an die Nase halten") bezeichnet, vgl. dazu KOBAYASHI 1984: 5lf.
118
B. DIE MACHT DES NAMENS
betender Haltung. In unserer Textpassage wird deutlich gemacht, daß das Bild für die Ewigkeit angefertigt wird, ebenso wie auch der Name dauerhaft gesetzt wird; das Standbild ist außerdem, wie die Nennung des" Wassertrinkortes" zeigt, in die Totenpflege eingegliedert. Die erhaltenen Beterstatuen tragen häufig eine Inschrift, die den Namen des Dargestellten nennt und oft auf der Schulter611 des Bildes angebracht ist: Bei einigen der ältesten beschrifteten Beterstatuen ist der Name die einzige Information, die in der Inschrift festgehalten wird,612 und in den ausführlicheren Beispielen ist der Name bis ins I. Jt. zentrales und unverzichtbares Kernelernent. Auch die in zweidimensionalen Darstellungen wiedergegebenen Personen sind häufig mit einer ihren Namen nennenden Inschrift versehen. 613 Der Name und das Bild der Person waren solchermaßen aneinander gebunden und ergänzten und verstärkten einander wechselseitig in ihrer FUnktion der Existenzsicherung des dargestellten und genannten Individuums. Thematisch eng verwandt mit der Passage aus Lugal-e ist eine Stelle in einer Inschrift, 611 Das älteste bekannte Zeugnis ist die in Bruchstücken in Girsu gefundene Statue des Katasterleiters Lu-pad, deren Inschrift auf der rechten Schulter mit der Nennung seines Namens beginnt (GELB/STEINI<ELLER/WHlTlNG 1989: I 72-74, 11 Tf. 38 NI'. 21) Weitere frühdynastische Beispiele sind etwa die Statue der Geme-Bawu, der Tochter des Stadtfürsten Enentarzi von Lagaä (STEIBLE 1982: I 275: Enentarzi 2), die Statuen zweier Könige von Adab, Lugaldalu (STEIBLE 1982: 11 191: Lugaldalu 1 für die Inschrift) und Epa'e (AL-MuWATALLI/MIGLUS 2002: 4, 11 Abb. 6), die Statue des Schreibers Dudu aus Lagaä (STEIBLE 1982: I 361: AnLag. 7 für die Inschrift) und die des Is~up-ilum von Mari (RIME 2 3.5.1 für die Inschrift). In der Abschrift der Inschrift einer dem Sulgi von Ur (20001953) gewidmeten Statue wird die Position der Inschrift im Kolophon mit mur g u S u 1- g i "Rücken Sulgis" angegeben (RIME 3/2 1.2.84) und in einer altbabylonischen Abschrift einer Statueninschrift des Sü-Suen von Ur (1943-1935) heißt es: mu sar-ra za-zi-da-ni alan-nB..! "Inschrift: seine rechte Schulter; steinernes Bild" (RIME 3/2 1.4.7: Kolophon I). Zur Anbringung der Inschrift auf der Schulter von Statuen vgl. allgemein auch BRAUN-HoLZINGER 1991: 236f. ß12S0 z.B. die Statuen zweier Verwalter des Enlil-Tempels von Nippur, Lugalbursag (STEIDLE 1982: II 240: AnNip. 25) und Idi-ilum (STEIBLE 1982: II 246: AnNip. 37), die Statue des sAL-kigal aus Nippur (STEIBLE 1982: II 243: AnNip. 31), die Statue des Aufsehers Ur-Ninkilim aus IjafägT (STEIBLE1982: II 212: AnHaf. 11), die Statue des Dada-ilum aus Ur (STEIBLE 1982: II 287: AnUr 14), die Statue eines Stadtfürsten aus Lagaä (STEIBLE 1982: 1364: AnLag. 12) und die in der vorangehenden Fußnote genannte Statue der Geme-Bawu. ß13Für die Stele des frühdynastischen Stadtfürsten Ur-Nanse von Lagail, auf der unter anderem er, seine Gemahlin und sein Sohn dargestellt und mit Namensbeischriften versehen sind, vgl. STEIDLE 1982: I 112: Ul'I1anse 50 und PI
1.3.a.
119
NAME UND BILD
die auf einer ihn selbst darstellenden Statue Gudeas von LagaS angebracht ist (Statue B). In dieser Inschrift wird einerseits hervorgehoben, daß die Statue aus Diorit ist, andererseits wird ihre Aufgabe, an der Totenopferstätte zu stehen, angesprochen. 614 Die Statue, die mittels des Mundöffnungsrituals615 "zum Leben erweckt" wurde, sollte außerdem gleich einer Götterstatue niemals zerstört werden. Die verschiedenen Repräsentationsformen eines Individuums werden auch in einer Passage der sumerischen Komposition Lugalbanda II behandelt. 616 Als der gleichnamige Protagonist 617 im Bergland auf die Hilfe des Vogels Anzu angewiesen ist, macht Lugalbanda diesem verschiedene Versprechungen, um seine Unterstützung zu erwirken. Dazu gehört auch das Angebot, in Mesopotamien einen Kult für den Vogel einzurichten. 618 Anzu geht auf den Handel ein, und in der für die sumerische Literatur typischen Weise wird als seine Antwort Lugalbandas gesamte Rede wiederholt. Aus den entsprechenden Passagen in Lugalbandas und Anzus Gespräch wird die Wechselwirkung zwischen dem Bild und dem Namen einer Person deutlich.
Lugalbanda 11: 181-183 619 181 al an - zug e s - d fm - bau rn-rn i - d fm U6-e g u b - b a - me - e n 182 m u - z u 1{ .l - e n - g 1. rap a - e' IJa - b 1' AK 183 e d i g i r ga 1- g a 1- e - ne - kam e - te - a s b f - [i b 1- g al
"Sobald ich dein Bild die/den zuständigen Holzschnitzer habe anfertigen lassen, wirst du einer sein, der zum Staunen hingestellt ist, und ich werde deinen Namen in Sumer berühmt gemacht haben!62o Im Haus der großen Götter wird es (d.h., das Bild) dem Wesen entsprechend 621 gemacht werden."
ßI4RIME 3/11.7.StB vii 54-55: nB4esi_am ki-a-nag-e ba-ba-gub "Es (d.h., das Bild) ist aus Diorit! Möge es am Wassertrinkort steheni"; vgl. dazu Klein 1989: 296, SELZ 1997: 177 mit Anm. 201 (S. 200), SELZ 2001 b: 387f. und WILCI<E 2002c: 293. ßI6VgI dazu S. 60. 61ßSie gehört einem Geschichtenzyklus um die Beziehungen zwischen Uruk und Aratta im Osten an, der am Hof der Könige der 111. Dynastie von Ur entstanden ist und bis ins I. Jt. tradiert wurde, vgl. WILCI<E 1987-90: 126 und VANSTIPHOUT 2002: 261. Zu beachten ist insbesondere die zweisprachige Version von Lugalbanda II, die in drei Fragmenten in der Palastbibliothek von Ninive aus dem 7. Jh. überliefert ist. ßI7ZU Lugalbanda als Vater des Gilgames vgl. WILCI<E 1987-90: 117 und VANSTIPHOUT 2002: 260. ßI8BLACI< 1998: 96. ßl9Bearbeitung: WILCI<E 1969: 108f., dem ich außerdem für seine Bemerkungen zu dieser und der folgenden Passage dankbar bin. ß20ZU pa
e und
p a- e AI< vgl. ATTINGER 1993: 180.
ß21ZU dieser Übersetzung vgl. bereits Anm. 604.
B. DIE MACHT DES NAMENS
120 Lugalbanda 11: 198-200622
198 [a 1an] - g UlO g eS - dirn - bau rn-rn i - dirn U6-e um - m i - g u b 199 [mu]-gulO ki-en-gi-ra pa e ba-ni-AK 200 [e] r d i g i r -, g a 1- g a 1- e - n e - kam e - t e - a s i rn-rn i-i b - g a 1 "Sobald du mein [Bild] diejden zuständigen Holzschnitzer hast anfertigen lassen (und) es zum Staunen hingestellt hast, wirst du Meinen [Namen] in Sumer berühmt gemacht haben. Im [Haus] der großen Götter wird es (d.h., das Bild) mir dem Wesen entsprechend gemacht werden." Nach Ausweis dieser Passagen will Lugalbanda mit Anzus eindrucksvoller Statue dessen Namen berühmt machen. Die Funktion des Bildes wird somit eindeutig mit dem Namen . des Dargestellten und dessen Verstärkung in Zusammenhang gebracht. Dies trifft auch auf die Bilder von Menschen zu. In der zweisprachigen Inschrift623 eines Denkmals des Rlmus, Königs von Akkad, heißt es: ,,[Rlmus, König der Gesamtheit. Von fernen Tagen an] hat dem Gott Enlil niemand ein Bild aus Zinn 624 gefertigt. (Aber) Rlmus, der König der Gesamtheit, fertigte ein Bild von sich aus Zinn, und es steht (von nun an) vor dem Gott Enlil. Er zählte sich selbst unter die Götter. ,,625 Dieser Inschrift sind zentrale Punkte zur Bedeutung von altorientalischen Bildern zu entnehmen. Einerseits war Rlmus' Bild wegen seines seltenen Materials - ebenso wie das aufsehenerregende Bild des Göttervogels Anzu - eine Besonderheit, die der Vergrößerung des Ruhms des Gottes und, damit eng verbunden, auch Rlmus' Ruhms dienen sollte. Daß es infolge dieses Konzepts zu einem erklärten Ziel der Stifter von Weihgaben wurde, daß "die Menschen es bestaunen, ,,626 trug dazu bei, die mesopotamischen Tempel, in denen diese Gegenstände aufgestellt waren, zu "Orten des Staunens des (ganzen) Landes"627 zu machen. Andererseits standen das Bild 622WILCI<E 1969: 110f.
623 RIME 2 1.2.18: 1-19 (altbabylonische Abschriften). 624 Der Text bietet in der sumerischen Fassung al a n AN.NA und in der akkadischen DVL I(V.AN.Vielleicht ist damit Eisen gemeint. Die in der Bearbeitung gebotene Übersetzung mit "meteorite iron" ist jedenfalls unnötig, vgl. dazu POTTS 1997: 177. 626Die Übersetzung folgt der sumerischen Fassung: m U6-r U5 d i g i r - re - ne - kam e - te - n i 1- s i d (CUr m U5-r U5 = NI.UL "Mitte" vgl. KREBERNII< 1991: 137; für me - te "Wesen; Selbst" vgl. Anm. 604; für die Deutung des Verbums si d als "aufzählen, rezitieren" vgl. LUDWIG 1990: 180-185). Die akkadische Fassung weicht hiervon in der Formulierung deutlich ab, meint aber dasselbe: DA-{8 i-li Mu-au u-aami-id "Er lehnte seinen Namen an die Seite der Götter."
626 RIME 4 1.4.15: 4': ug - e uo-d i - d [e J (bezogen auf einen Kupferkessel in einer Inschrift Isme-Dagäns von Isin [1857-1839]). Vgl. u6-d i - deals Spezifizierung einer von einem Beamten IJammu-räpis von BabyIon (1696-1654 ) gestifteten dLamma-Statue in deren Inschrift (RIME 4 3.6.2001: 20). Bis ins I. Jt. ist der entsprechende akkadische Vermerk ana tabrati "zum Staunen" verbreitet, z.B. im Inschriftenmaterial Asarhaddons (680-669): BORGER 1956: 34: Klch. A: Z. 55: a-na tab-mt ki~-~at UN.MES "zum Staunen aller Menschen"; BORGER 1956: 99: Mnm. A (= Sendschirli-Stele): Z. 53: ana tab-mt ki~-~at na-ki-ri "zum Staunen aller Feinde". Für weitere Belege vgl. AHw. 1299 s.v. tabritu(m) B 3 und ATTINGER 1993: 739-744. 627k i - u6-d i - kaI am- m a- k a; z.B. gesagt über den Tempel des Utu in Larsa in verschiedenen Inschriften Sin-iddinams von Larsa (1754-1748), vgl. RIME 4 2.9.1: 37 und RIME 4 2.9.12: 14.
1.3.a. NAME UND BILD
121
des Rlmus, genauso wie das des Anzu und überhaupt alle Weihgaben, in einem Heiligtum, was der Perpetuierung seines Namens deshalb förderlich war, weil er durch die Nähe zu den ewigen Göttern geschützt und verstärkt wurde; mehr noch, das Bild erlaubte es Rlmus, die Schwelle zur Göttlichkeit zu übertreten. 628
,
Wie wichtig die Integration in den heiligen Raum des Tempels für Bild und Name ist, illustriert auch eine Inschrift auf einer Statue Gudeas von LagaS (Statue 1) für den Tempel des Gottes Ningeszida in Girsu, den dieser Herrscher erbaut hatte. Gudea spricht darin den Herrscher an, den der Stadtgott Ningirsu in der Zukunft mit Bauarbeiten an diesem Tempel betrauen werde: "Er möge seinen (d.h., des Tempels) Namen in Erinnerung rufen! Diese Person möge mein Freund sein! Er möge meinen Namen in Erinnerung rufen!,,629 Daß diese Wünsche gerade in der Inschrift jener Statue Gudeas angeführt werden, die Ningeszida, dem persönliche Gott Gudeas, geweiht wurde, ist dabei wichtig, ist doch die Verbindung zum persönlichen Schutzgott wesensstiftend für jedes einzelne Individuum, das dadurch den anderen Mitgliedern seiner Familie aufs Engste verbunden ist. 630 Bilder, die, im Tempel aufgestellt, gewährleisten sollten, daß der Name des Dargestellten verewigt werde, werden in der Endpassage der sumerischen Erzählung Gilgamd und der Tod erwähnt, wo Gilgames diesen Weg zur Weiterexistenz nach dem Tod für sich erkennt. Anders als in Lugal-e und in der Rlmus-Inschrift, wo von Königsbildern berichtet wird, und in Lugalbanda II, wo ein Bild des Vogels Anzu in die Tempel Sumers eingeführt werden soll, ist in diesem Text ganz allgemein von Bildern die Rede, die Menschen darstellen: Die Möglichkeit der Repräsentation durch einen künstlichen Körper in Form eines Bildes stand also prinzipiell nicht nur Göttern und Herrschern offen, sondern jedermann. Gilgames und der Tod 296-305 631
296 [u4- bi - a en tur_re]632 en dBll-ga-mes 297 u I' - r a - a - n i b a - b u 1 s a - g a - a - n i b a - s a gj s a6 298 n am -1 u - U1uni g ga - aj emu - u n - Se21 633 - a - b a 299 a 1a n - b i U4 U1- 1a j a - tab a - dirn - dirn 300 e digir-re-e-ne za-se gar-gar-rajr e 301 m u- b i ka- ka- ga n am- ba- e- d a- ba-la- me- es 302 dA-ru-ru nin9-gal dEn-lil-la 634 303 nam-gulO -se isimu sar mu-un-na-an-sum 304 alan-bi U4 ul-le-ta ba-dirn-dirn kalam-ma bi-ib-duu-ga 305 dEres-ki-gal ama dNin-a-zu-ke4 za-mi-zu dUlO-ga
628Vgl. dazu Teil A.II.3.e.
629RIME 3/11.7.St I iv 5-7: mu-bi be-pa-de Il\-bi ku-li-gulO be-am mu-gulO be-pa-de. Vgl. dazu auch WILCI<E 1970: 92 und STEIBLE 1991: 11 64 (der die Einbindung der Statue in die Totenpflege betont). 630Vgl. dazu S. 28.
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B. DIE MACHT DES NAMENS ,,[Was diesen jungen Herrn], den Herrn Gilgames betrifft, [damals] war sein Gemüt verstört, doch sein Herz ist zufriedengestellt worden: Bilder der Menschheit, die ich benannt habe, werden seit ewigen Tagen immer wieder angefertigt, damit sie in den Häusern der Götter, wo sie Seite an Seite aufgestellt sind, ihre Namen in den Mündern (der Menschen) mit meiner (oder: deiner) Hilfe nicht untergehen lassen. Aruru, große Schwester des Enlil, du gabst ihm (d.h., dem Gilgames) um meinetwillen einen Abkömmling. (Dafür,) daß ihre (d.h., der Menschheit) Bilder seit ewigen Tagen immer wieder angefertigt und (ihre Namen) im Land ausgesprochen werden, Ereskigal, Mutter des Ninazu, ist dein Preis süß!"
Die Erzählung Gilgames und der Tod hat das für den Menschen unausweichliche Schicksal des Todes zum Inhalt, mit dem sich auch Gilgames abzufinden hat. Im zitierten Schlußteil der Komposition wird jedoch eine Möglichkeit für eine Existenz über das durch den Tod beschränkte physische Leben hinaus aufgezeigt: der Fortbestand des Individuums durch seinen Namen und sein Bild. Die in den Tempeln aufgestellten Bilder unterstützen die Erhaltung des Namens des Dargestellten, der in alle Ewigkeit ausgesprochen und nie vergessen werden soll, indem die Statuen in den Kult integriert werden. 635 Wie auch in der bereits diskutierten Stelle in Lugal-e wird dieses Vorgehen in den Kontext der Totenpflege gestellt, die in Mesopotamien erste Pflicht der Nachkommen gegen ihre Ahnen war (Teil B.Ll.). Daß die Errichtung von Bildern im Tempel nicht bloß Herrschaftsprivileg war, sondern ein Weg zur Erhaltung des Selbst war, der auch anderen Menschen offenstand, zeigt neben diesem Textpassus auch eine Wirtschaftsurkunde aus der Zeit des frühdynastischen Stadtfürsten Irikagina von LagaS, die Opfer für die Bilder des Begründers der herrschenden Dynastie, aber auch für verschiedene andere Personen auflistet. 636 Daneben sind nicht wenige Exemplare entsprechender Denkmäler erhalten. So sind unter den bereits genann631Der Text wird zitiert nach den Textzeugen MI und M2 aus Me-Turän (mod. Tall 1:laddäd), vgl. CAVICNEAUX/ AL-RAWI 2000a: 36, 61. Ich danke Claus WILCI<E herzlich filr seine Bemerkungen zu dieser Passage; filr seine Bearbeitung dieser Passage vgl. inzwischen WILCI<E 2004. 632Die Ergänzung folgt CAVIGNEAUX/ AL-RAWI 2000a: 36. 633M2 bietet hier statt 8e21 (= MUD. NI\) wohl fehlerhaft nur NA. 634CAVICNEAUX und AL-RAWI lesen hier in ihrer Bearbeitung nu m u n und emendieren das Zeichen zu m u. Dies ist nicht notwendig: Die der Edition auf Tf. Y beigegebene Photographie des Textes erlaubt die Lesung des Zeichens als MU, was hier als gUIO interpretiert wird. 6351n Ägypten ist das Aufstellen von Stelen in Tempelbezirken sehr verbreitet, und in einer Formel der Inschriften auf Denkmälern des Mittleren Reiches heißt es entsprechend, daß der Stifter "seinen Namen an den Ort, wo der Gott ist," setzt (z.B. BUDCE 1912: Tf. 9 NI'. 146 [5741, vgl. dazu BONNET 1952: 503). 636 VS 14 163 = BAUER 1972: Nr. 167. Daß die Toten in Form von Bildern dargestellt werden, ist aus dem Vermerk tug-gidim-e-ne-kam "Gewänder filr die Geister sind es" (VS 14 163 iv 1; zu dieser Lesung vgl. zuletzt Foxvoc 2001-02: 175) zu erschließen: ,,1. Die gi d fm = etemmü konnten in irgendeiner Form figilrlich repräsentiert sein. 2. Da diese Figuren Kleider und Schmuck trugen, sind sie anthropomorph zu denken. Demnach kann es als sicher gelten, daß diese verstorbenen Notabien durch Statuen repräsentiert waren." (SELZ 1992b: 247).
1.3.a. NAME UND BILD
123
ten Beterstatuen von der frühdynastischen bis in die altbabylonische Zeit eine recht große Anzahl von Bildern überliefert, die Männer und auch Frauen637 darstellen, die nicht selbst herrschten. 638 Es muß aber doch festgestellt werden, daß in den meisten Fällen eine enge Beziehung zum Herrscher gegeben war, die durch die beigegebenen Inschriften häufig explizit äufgezeigt wird. So wissen wir von den hohen Verwaltungsbeamten der altbabylonischen Zeit, daß sie ihre Statuen in Tempeln aufstellen ließen, üblicherweise einem Gott "für das Leben" des Königs 639 gewidmet, aber selbstverständlich unter Nennung ihres eigenen Namens. Diese Bildwerke wurden nach ihren Inschriften als "Bilder des Flehens" (sum. alan sa-ne-sa4) bezeichnet und in Form von knienden, die Arme zum Gebet erhebenden Männer gestaltet, die die Beamten selbst darstellten. 64o In Assyrien lassen sich in mittel- und neuassyrischer Zeit neben im Heiligtum aufgestellten Statuen, die den Herrscher als Beter repräsentieren,641 für Könige, für hohe Beamte und in drei Fällen auch für Königinnen 642 Denkmäler einer besonderen Form nachweisen, deren ursprünglicher Aufstellungsort in einem Tempel,643 aller Wahrscheinlichkeit nach im Assur-Heiligtum, zu suchen ist. Die Monumente der "Stelenreihen von Assur,,644 wurden jedoch im unbebauten Stadtgebiet gefunden, und zwar dort, wo die Umfassungsmauer der Neustadt auf die den Stadtkern umgebende Mauer trifft; es handelt sich um 137 steinerne Stelen, von denen bei 98 Stücken sicher Inschriften nachgewiesen werden können. 645 Ihr Ausgräber Walter ANDRAE hatte das Ensemble als monumentalen Kalender gedeutet,646 weil mit Ausnahme der Königinnen alle in den Inschriften genannten Personen - Könige und hohe Würdenträger - als Jahreseponymen647 aus der Zeit vom 14. bis 637S0 stifteten z.B. die Tochter eines frilhdynastischen Stadtfilrsten von Lagaä (STEIBLE 1982: I 275: Enentarzi 2), eine Schwiegertochter Ur-Nammas von Ur (R/ME 3/21.1.51; nur in Form der Inschriftenabschrift erhalten), die Tochter eines Statthalters Ur-Nammas von Ur (R/ME 3/21.1.51) und eine Nebenfrau des altbabylonischen Herrschers Jasmah-Addu von Mari (R/ME 4 6.11.4; nur in Form der Inschriftenabschrift erhalten) Statuen ihrer selbst. 038Ygl. dazu BRAUN-HoLZINCER 1991: 225f. 039Ygl. BRAUN-HoLZINCER 1991: 18-21 filr eine Zusammenstellung der nicht-königlichen Stifter von Weihgaben bis in die altbabylonische Zeit. 040Das bekannteste Beispiel ist eine Kupferfigurine mit vergoldetem Gesicht, die ein gewisser Lu-Nanna filr das Leben Hammu-räpis von Babyion (1696-1654) weihen ließ (R/ME 4 3.6.2002). Der Richter GimilMarduk au; Sippar ließ eine entsprechende Figur mit versilbertem Gesicht AmmT-~aduqa von Babyion (1550-1530) weihen; erhalten ist davon aber nur eine Abschrift ihrer Inschrift (R/ME 4 3.10.2001). Zu diesem Statuentypus vgl. BÖHME 1993. o'IIFUr die erhaltenen Exemplare vgl. STROMMENCER 1970: lOf., 13-18,31. 042 ANDRAE 1919: Nr.1, NI'. 4-5. 0.13 MIGLUS 1984: 138; zustimmend MILLARD 1994: 12. 044 ANDRAE 1913. 645Das Fehlen der Inschrift kann bei den meisten StUcken durch den fragmentarischen Erhaltungszustand erklärt werden. Manche Denkmäler scheinen aber nie mit einer eingemeißelten Inschrift versehen gewesen zu sein: ANDRAE 1913: NI'. 3, NI'. 21, NI'. 81, NI'. 112-114, NI'. 125, NI'. 131. Ist hier an eine auf anderem Wege angebrachte Inschrift zu denken? 640 ANDRAE 1977: 151. Zustimmend zuletzt READE 2004a. 047Zum assyrischen Dalierungssystem vgl. S. 113.
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B. DIE MACHT DES NAMENS
8. Jh. nachzuweisen sind. Diese bis heute populäre Interpretation läßt sich jedoch nicht halten: Ganz grundsätzlich wäre für die Darstellung der Jahre über diesen langen Zeitraum ein Vielfaches an Monumenten notwendig; außerdem konnte man das Eponymenamt mehrfach innehaben, was sich dann in der Präsenz einer entsprechenden Anzahl von Stelen niederschlagen sollte - es gibt aber von keiner Person mehr als ein Denkmal. Daß die durch die Stelen repräsentierten Männer auch als Jahreseponymen fungierten, ergibt sich nach den assyrischen Konventionen für die Jahresnamenvergabe zwangsläufig aus ihrer sozialen Stellung, die sich ja ebenso in der Tatsache niederschlägt, daß sie überhaupt Monumente hinterlassen haben; daß im Falle der Beamtenstelen das Eponymat den Anlaß für die Fertigung der Stele darstellte, ist nicht auszuschließen, aber nur eine mögliche Theorie unter vielen. ANDRAEs Kalenderthese wird jedoch eindeutig vom Grabungsbefund widerlegt, der beweist, daß die Stelen zu keinem Zeitpunkt gleichzeitig sichtbar waren, sondern in fünf größeren, sich zum Teil sogar überlagernden Gruppen zu unterschiedlichen Zeitpunkten aufgestellt wurden;648 von einer Plazierung in zwei langen Reihen kann keine Rede sein. Die verschiedenen Stelengruppen wurden allerdings an ihrem neuen Anbringungsort nicht einfach abgeladen, sondern durchaus geordnet und weiterhin sichtbar aufgestellt. 649 Da die Gruppen jeweils Monumente bestimmter Zeitstellungen repräsentieren, scheint dies darauf hinzuweisen, daß der Hintergrund der Verbringung der Stelen nicht ein bilderstürmerischer Ausdruck des Traditionsbruchs und der Respektlosigkeit gegenüber den durch sie dargestellten Personen war, sondern Platzmangel an ihrem ursprünglichen Aufstellungsort. Daß es sich dabei um den Assur-Tempel handelte, legen nicht nur generell die bereits diskutierten Belege für die Aufstellung von namensperpetuierenden Bildwerken in Heiligtümern nahe, sondern auch die verschiedenen Belege für Bildwerke des Königs und anderer in diesem Heiligtum in rituellen Texten wie dem Götteradressbuch und dem Assyrischen Krönungsritual. 650 Die Stelen aus Assur können durch ihre Inschriften in die Zeit vom 14. bis ins 7. Jh. datiert werden. Aus dem 7. Jh. stammt jedoch lediglich ein Exemplar, das sich auch dadurch vom Rest der Monumente unterscheidet, daß es neben einer Inschrift die Darstellung der inschriftlich genannten Person zeigt: Es handelt sich um das Denkmal der Libbi-äli-sarrat, der Ehefrau Assurbanipals (668-ca. 630).651 Alle anderen Stelen sind ohne Bild. Dennoch weist das Formular der Inschriften die Denkmäler als ~alam PN "Bild des PN" aus. 652 Die Monumente haben in den meisten Fällen 653 die typische assyrische Stelenform, wie sie seit 648MIGLUS 1984: 135-137, 139 Abb. 1 (Plan). 649MIGLUS 1984: 137f. 660MIGLUS 1984: 138.
661~NO~AE 1?13: Nr. 1. Die, Inschrift lautet: [~]a-la[m] [Mf].URU.SA-uRU- c 8'ar'-[rat] c M'I.E.[GAL] 8'6. AN.SAR-OU-[PAP] MAN SU MA[N] I
1.3.a. NAME UND BILD
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dem 9. Jh. auch für zahlreiche anderswo entdeckte Königsstelen überliefert ist: Sie sind rechteckig, hochformatig und oben abgerundet; der Stein wurde dabei mit Ausnahme des eingetieften654 Inschriftenfelds meist nur recht grob geglättet. Dieses Inschriftenfeld kann drei unterschiedliche Formen aufweisen: Die weitaus häufigste ist bei 49 von 81 aussagekräftig erhaltenen Inschriftenfeldern die eines einfachen Vierecks; bei 25 Stücken ist die Form eine~ Amuletts655 belegt, und in sechs Fällen die einer Stele. 656 Die Bedeutung der Inschrift geht dabei weit über die bloße Dokumentation des Namens hinaus, wie besonders die Amulettform des Inschriftenfeldes anzeigt: Die Namensnennung macht den Stein zum Bild (.~almu) des Namensträgers und belegt deutlich die Kongruenz von Schrift und Bild. Sowohl im Assur-Tempel wie auch an ihrem sekundären Aufstellungsort an der Stadtmauer sorgten diese Monumente für den Fortbestand der durch sie verkörperten Personen. Obwohl wir damit Mesopotamien und zunächst obendrein den Kulturkreis der Keilschrift verlassen, müssen wir auch jene Statuen und Stelen zu nennen, die Anfang des 1. Jt. im nordsyrisch-südanatolischen Raum in großer Zahl errichtet wurden und Männer und Frauen darstellen;657 manchen davon sind identifizierende Beischriften beigegeben, die die Namen der Dargestellten nennen. Aus Guzana (mod. Tall Halaf) wurde kürzlich das Sitzbild eines Mannes bekannt gemacht, dessen - bisher innerhalb dieser Denkmälergruppe singuläre - akkadische Inschrift ihn als Schreiber (LU.A.BA) ausweist. 658 In einigen der mit hieroglyphen-luwischen Inschriften versehenen Stücken wird die Errichtung dieser Bilder als Erinnerungsmal explizit angesprochen,659 und in den aramäischen Inschriften zweier Stelen von Priestern des Mondgottes von Neräb wird ganz ausdrücklich ein Bezug zum Tod des Dargestellten hergestellt. 66o Auch die beiden Plattenstelen der Adda-guppi', Mutter Nabonids von Babyion (555-539), aus lJarrän stehen ganz in der Tradition dieser Bildwerke,661 obwohl sie mit akkadischen Keilinschriften und einer Darstellung versehen sind, die sich gut in den mesopotamischen Motivschatz einordnen läßt: Das nur bei einem Exemplar erhaltene Bildfeld zeigt Nabonid und Adcla-guppi', gefolgt von zwei weiteren
654Nur einmal (ANORAE 1913: Nr. 62) ist die Inschrift einfach auf der glatte Steinoberfläche eingemeißelt. 665Zur typischen Form mesopotamischer Amulette als hochformatige Tafeln mit einem durchbohrten rechteckigen Fortsatz am oberen Tafelrand und ihrer impliziten Wohltätigkeit vgl. bereits Anm. 417. 666 ANORAE 1913: NI'. 52, NI'. 63, NI'. 66-67, NI'. 85, NI'. 129. 667Das Material wurde zuletzt von BONATZ 2000 zusammengestellt, der sie - wie schon frUher z.B. von ORTHMANN 1971: 377-379 und HAWIONS 1980 - im Rahmen der Totenpflege als "sepulkrale Erinnerungsbilder" interpretiert, die die Lebenden aktiv zur kultischen Handlung auffordern; vgl. dazu auch BON ATZ 2003b: 56f. 658 DeZ
7979, vgl. RÖLLIG 2003b: 422 rur die Inschrift.
650 Diese Inschriften diskutiert HAWI
662Eine einzige Inschrift (ANORAE 1913: NI'. 23) ist anders formuliert: Die Inschrift der Stele Salmanassars I. (1269-1241) lautet einfach: 8'a 1 dDI-ma-nU-SAG LUGAL lOS "Gehörig dem Salmanassar, König der Gesamtheit. "
660Stele des Se'-gabbäri: KAI 226: 4 (Abbildung: BONATZ 2000: Tf. XV: C 35); Stele des Sin-zeru-ibni: KAI 225: 2 (Abbildung: BONATZ 2000: Tf. IX: C 11).
663ZU den vier speziell geformten Königsstelen vgl. S. 260.
661Vgl. dazu zuletzt BONATZ 2000: 140.
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B. DIE MACHT DES NAMENS
Personen, als Adoranten vor dem Mondgott von lJarran. 662 Die einzigartige akkadische Inschrift 663 präsentiert sich wie die hieroglyphen-Iuwischen und aramäischen Stelen- und Statuenbeischriften, die er an Länge und Ausführlichkeit jedoch bei weitem übertrifft, als Autobiographie der Adda-guppi'. Ganz offensichtlich aber wurde der Text erst nach ihrem Tode als Tes gestae ihres Lebens verfaßt und hat darin seine nächste Parallele nicht im mesopotamischen Inschriftengut, sondern in der Inschrift auf dem Sitzbild des Idrimi von Alalah (15 ..Jh.), in der es heißt: "Meine Taten habe ich auf meine Tafel GG4 geschrieben; man möge sie lesen 6G5 und immerzu für mich beten!"GGG \Vährend durchaus auch in iVlesopotamien posthum Bilder einer Person errichtet werden köuuen,6G7 so muß betont werden, daß hier Bilder zn fehlen scheinen, die eindeutig an läßlich des Todes eines Menschen zu dessen Gedächtnis geschaffen und aufgestellt wurden uud womöglich auch im;chriftlich als solche ausgewiesen sind. Ganz im Gegenteil, wir haben gesehen, daß viele der meHopotamischen Bildwerke eindeutig Hchon zu Lebzeiten des Dargestellten verfertigt wurden; ihre spätere Verwendung in der Totenpflege schließt diCH freilich nicht. aus.
127
1.3.a. NAME UND BILD
Tode anfertigen ließ.ti 69 JoAnn SCURLOCI< deutete solche Bilder der Verstorbenen als Gefäße für deren Geister,ß7o deren Loslösung vom Leichnam und Übertritt ins Jenseits G71 dadurch erleichtert werden sollte. Neben einigen Belegen im Textmaterial verdeutlicht diese Praxis vielleicht auch das Beispiel einer Statue eines Mannes, die jüngst in einem reich 672 ausgestattet.en Grab aus dem III. Jt. in TalllJuera in Nordostsyrien gefunden wurde. Bilder von Menschen, die nicht Helbst regierten, keine Angehörigen der Königsfamilie waren und nicht iu einem direkten Bezug zum Herrscher Htanden, sind in Mesopotamien G74 generell recht selten. Eine frühncubabylonische(j7:3 St.einHt.ele aus Babylon Hei hier deshalb tUlHführlich vorgestellt. Ein Mann namens Marduk-balassu-iqbi ließ das Denkmal für seinen Vater, den Telllpelschlachter Adad-etir, errichten. Neben den einander zugewandten Figuren von Vater und dem deutlich kleiner dargeHtelIten Sohn, die beide durch ihre geschorenen Köpfe als Angehörige der Priesterschaft aUHgewiesen sind, und den Symbolen der Gött.er Samas, Sin und Nergal trägt. die Stele die folgende Inschrift:
Stele für Adad-etir von seinem Sohn Marduk-balassu-iqbi ßM 90834 = BBS 34
Von solchen Bildern, die zur Bewahrung des Namens des Dargm;tellten in Tempeln oder HnderHwo(j(js aufgestellt werden, Ht.rikt zu trennen sind jedoch jene Bildwerke, die bei BegräblliHHen verwendet uud danu mit dem Toteu best.at.tet wurden; dazu gehört wohl auch jeue Statue, die Gilgames für Enkiclu im akkacliHchell Zwöljtajdepos nach desHcll
~(JJ-rn'll 1 dl0sUR Lö*.Gin..LA 2
si-mat
a pa-UIj, Hi2 ( Vgl.
(i(i'l Die IWichrift wird heute allgemein als spät()l'e Hiwlllfiigung auf die best()hende Statuc des Idrimi verstanden, für dorcn Abfn;,;sullg ein in Form einer Tontafd oxisti()I'euder Tateubericht des Königs :-mgl'llndegdegt wurde, vgl. DmTHICII/LOHET:6 1981: 244-250 lind MARQUE:6 n.oWI'~ H)97: 170 (:-'.111' Datierung von Idrillli und des Verfassen; der Im;chrift, Snrruwa, mit älterer Literatur). Zur Venvendung von ?UJill1tlll "Tafel" in der Bedoul.ung "Text; Im;chrift" vgl. Teil B.I.:3.d.
10 ,9(/, ~(ll-'/II:ll
I1
(;(ir'Da;.; Verbum dagälw/t "Hdwn" ist hier - analog zur Verwendung von amäT'u7n (vgl. \VII.CI([o; 2000: 25-29, 54-58, ü:H.) - sJlezifisch ab "lesen" aufzufassen. (i(i{iDmTHlclI/LoHl~TZ 1981: 207: Z. L03-L04: 1Iw-ua-ila-li,-üt (t-ua DUIl-ÜL aii-?'/L-7t7' i'i-d[äjY-GAL-iI'u-nu 11 (I-na ucu-ia li-ik-ta-na-ra-lru. Zur urs(lrünglieh()11 Aufstellung des Denkmals in einnIn Anlloxbau dos Tempels von AlalalJ vgl. IVIAYfm-OPIFICIlJS W81: 285-287. V gl. dazu auch S. lG7.
fiOHBilder der Könige der 111. Dynastie von Ur konnt.en zumindest. zeit.wdHe in den PrivathäuHol'll der höchst.en Beamt.en dos ReicheH aufgestellt werden, vgl. daw SALLABlmGlm ln9:l: [ l(Jfi-L07.
ka-1'ib TIN -S'lLiq-bi
c, DUMU-.9'1l GAL-'li DlJ-ma (i CL-na .~a-a.I. U/I. rvms 7 (I.-na. NUMUN-kä 'lL NUNULj-.9'1l K ,tl-kin !J man-nu Eellt-tl
(w:1Benrbeitung: SCHAume: 200[: 500-51:l.
Cifl7S 0 ist die I IHlChrift. einer StaLuenweihung Nflr-AdadH von Larsa (1770-175fi) bokannt, die Hoinen Vater Sin-iddinam (1754-1748) darstellt (IUME 4 2.9.1); einolll ./ahrosnanlOll desselben Königs ist zu entnehmen, daß er !luch ein Bild seines Vorgängers AbT-sare (1810-1800) (herstellen und) in eilwIll Tempel aufst.ellen ließ (Nfll'-Adad h). Auch flUH den .Jahrmmalll()n HTIlI-Sins von Larsa (172G-LßG7) ist. zu erfahren, daß er Stal.uen Heiner Vorgänger Sin-iddilllun (17fi4-174H) und Wmad-Sin (17:HJ-1727) (henitdlen und) in Heiligtiimol'll aufstellen ließ (Rltn-Sin G; Il1m-Sin 2). Alle diese [Ienseher wareIl illllll Zeit.punkt. der I"erl.igung ihrer Bilder genflw;o tot. wie Kudur-ntabuk, Scheich von Elllutbala und der Vat.er des Warad-Sin und des RTm-Sin, für d(m RTm-Sin gleich zwei Statuen und eine Stele erHehnffen ließ (RIlII-Sin 5), und SaIllsu-iluua von BabyIon (1G5:l-HHG), dessen Bild AllllllT-ditana von BabyIon (15H7-1fi51) (herstellen und) in einem Heiligtum llufHt.ellen ließ (AlIIIIlT-ditanfl :l'I). Fiir die ./ahrosnamen der l. DynHst.ie VOll Larsa vgl. SIGIUST l!JnO, für die der l. Dynast.ie von Bnbylon vgl. HORSNELL 1999.
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(j[l-72 (und dio folgende Liielw); vgl.
c: I';OH(H'; 200:1:
u NJ'q.DlJ.A 12 an-na.-a 1a ub- ba.- tUt! 1,1 lu-'ll i-na
Gfl(if.
fi70SClJHLOCI< 2002: 2 verwendet. den Begriff ,,:;oul olllplacmnenl.." 1171 SClJHLOCI( 2002: 11'. nmlllt. Iwl!en der erwähnt.en St.elle im Zwiiljtajclcpos eine I
128
B.
DIE MACHT DES NAMENS
I.3.b.
si-pir ni-kil-tU u-lJal-la-qu GAL-u ez-zi-is lik-kil-me-su-ma sum-su u NUMUN-SU 18 lu-lJal-liq d pA DUB.SAR gim-ri 15
bietet einen möglichen Anlaß für die Schaffung der Stele, doch sollte ein solcher Bezug - in Ermangelung von mesopotamischen Parallelen - nicht vorschnell hergestellt werden. Der Zweck des Monuments wird mit den Worten "für ewige Tage für seinen Samen und seinen Sproß" definiert: Es soll der Familie des Adad-etir dienen. Der Stele kommt dadurch weit über die Perpetuierung der dargestellten und namentlich genannten Individuen Adad-etir und Marduk-balassu-iqbi hinaus die Aufgabe zu, als Gedächtnisanker für deren Nachkommen zu fungieren und damit eine zentrale Rolle in der Familiengeschichte einzunehmen. Die Vermutung liegt deshalb nahe, daß dem Monument auch eine FUnktion in der Totenpflege der Familie des Adad-etir zukam, wie das auch durch die entsprechenden Aussagen zu Bildern von Menschen in den in diesem Kapitel diskutierten Textquellen nahegelegt wird.
16 cl AMAR. UTU UMUN
17
19 sm.ME U4. ME -SU GID.ME LUGUD.ME 20
na-!?ir-su la-le-e
TIN
129
INSCHRIFTEN
lis-bi
"Bild des Adad-etir, Metzgers des Marduk, der Sin, SamaS und Nergal zur Ehre gereicht,675 Adorant des Nabu und des Marduk, Verehrer des Königs, seines Herrn - Marduk-balassu-iqbi, sein ältester Sohn, hat (das Bild) hergestellt und für ewige Tage für seinen Samen und seinen Sproß beständig gemacht. Wer auch immer es später ist, der dieses Bild und Monument zerstört oder durch eine List 676 verschwinden läßt, den soll Marduk, der große Herr, zornig anblicken und seinen Namen und seinen Samen verschwinden lassen; Nabu, der Schreiber des Universums, soll die Anzahl seiner langen Tage verkürzen! Der, der es (d.h., das Bild) bewahrt, soll sich an der Fülle des Lebens sättigen!"
Die in diesem Kapitel vorgestellten Belege belegen ein Nahverhältnis zwischen dem Namen und dem Bild einer Person, zweier Repräsentationsformen des Individuums, die nach der altorientalischen Vorstellung einer Person Wege eröffneten, ihre Existenz über den Bestand ihres physischen Körpers hinaus zu sichern. Wir haben gesehen, daß der Name dabei mit dem Bild nicht bloß dadurch verbunden sein konnte, daß Namensträger und Dargestellter ein und dasselbe Individuum sind: Häufig ist der Name auf dem Bildträger ein geschrieben: Bild und "geschriebener Name" bedienen sich dann desselben künstlichen Körpers.
Die Inschrift identifiziert zunächst die Darstellung Adad-etirs. Die anschließenden Epitheta sind sicherlich noch auf diesen zu beziehen, und nicht auf seinen Sohn Marduk-balassuiq bi, der in der Folge als Stifter des Denkmals eingeführt wird. Das Monument soll "für ewige Tage für seinen Samen und seinen Sproß", also für die Nachkommen Adad-etirs . , bestehen. Daran schließen sich Verfluchung und Segnung des Schänders bzw. Beschützers der Stele, wie sie seit dem Ur. Jt. in den Königsinschriften üblich sind. 677
1. 3. b. Inschriften
Es ist bedauerlich, daß die genaue Herkunft dieses Stückes unbekannt ist. Deshalb muß es eine Vermutung bleiben, daß die Stele ursprünglich in einem Tempel aufgestellt war, wie auch die vergleichbaren Bildwerke früherer Epochen Südmesopotamiens. Anders als bei diesen wurde jedoch nicht ein Rundbild oder eine Platte als Bild- und Inschriftenträger gewählt, sondern die Form eines sogenannten "Kudurrus": es handelt sich um einen an der Vorderseite abgearbeiteten und ansonsten nur grob geglätteten, schwarzen Naturstein von ovaler Form. Der Zweck des Denkmals ist die Perpetuierung der Existenz des Adad-et ir , gleichzeitig aber auch des Stifters Marduk-balassu-iqbi, ohne daß dies in der Inschrift explizit gemacht würde. Wie sein Vater ist aber auch dieser in Form seines Bildes und seines "geschriebenen Namens" durch das Monument repräsentiert. Der Zeitpunkt der Anfertigung des Denkmals ist nach Ausweis der Inschrift während der Lebenszeit Mardukbalassu-iqbis anzusetzen; ob auch sein Vater noch am Leben war, bleibt unklar. Sein Tod
Der "geschriebene Name" (sum. mus ar - r a = akk. sumum satrum) ist die Keimzelle, aus der sich seit der frühdynastischen Zeit eine der wichtigsten Gattungen altorientalischer Schriftzeugnisse entwickelte, deren Textvertreter heute unpräzise als "Inschriften" (engl., franz. inscription) bezeichnet werden; auch ich bleibe bei diesem Begriff, für den die deutsche Sprache mit keiner besseren Alternative aufwarten kann. Duden Deutsches Universalwörterbuch definiert "Inschrift" als "auf Stein, Metall order] Ä[hnlichem] durch erhabene Herausarbeitung, durch Einritzen, Eingraben od[er] Ziselieren angebrachte Schrift", ähnlich Wahrig Deutsches Wörterbuch: "in Stein, Metall od[er] Holz gegrabene od[er] herausgearbeitete Schrift." Der deutsche Terminus bezeichnet einen inhaltlich oder formal nicht näher bestimmten Text, der auf einem harten und dauerhaften Trägermaterial mittels der dafür nötigen Bearbeitung angebracht ist, der also "eingeschrieben" ist ("Inschrift" ist eine Lehnübersetzung zu lat. inscriptio, von inscribo "einschreiben"). Das Wort ist damit implizit ein Antonym zu jeder Bezeichnung für Texte, die ohne Anwendung von invasiven Bearbeitungstechniken auf ihrem Träger angebracht wurden, also mit Tinte oder Ähnlichem auf eine glatte Oberfläche wie z.B. Papier oder Pergament geschrieben wurden.
676 Aufgrund der Position im Text liegt es nahe, simat Sin SamuS u Nergal als "der Sin, SamaS und Nergal zur Ehre gereicht" zu verstehen und auf Adad-e~ir zu beziehen; die Stelle ist aber wohl bewußt doppeldeutig formuliert, denn sie bedeutet auch "Symbole (eigentl. Wesensentsprechungen) des Sin, SamaS und Nergal", und es sind die Embleme dieser drei Götter, die auf dem Monument dargestellt sind: Mondsichel, geflügelte Sonnenscheibe und Löwenstab. 676Claus WILCI<E (pers. Mitteilung) weist mich darauf hin, daß ina sipir nikilti hier auch als "geschickt; durch Handwerkskunst" verstanden werden könnte.
Dieser Befund läßt sich nicht ohne Umstände auf die mesopotamischen Schreibgewohnheiten übertragen: Es ist das Prinzip der Keilschrift, plastisch in das Trägermater~al eingearbeitet zu sein; jede Form der Beschriftung ist invasiv, auch das Beschreiben einer
617Dazu und insbesondere zum sogenannten "Analogiefluch", der die Zerstörung des "geschriebenen Namens" durch die Vernichtung der Nachkommenschaft ahnden soll, vgl. Teil B.III.l.
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INSCHRIFTEN
Tontafel, der nächsten Entsprechung unseres modernen Allerweltsschreibmaterials Papier. Dennoch läßt sich auch im Alten Orient der Begriff "Inschrift" gut als Antonym definieren, denn wir sprechen damit zunächst generell alle Texte an, die nicht auf den alltäglichen Tontafeln eingeschrieben sind, sondern auf verschiedensten Objekte aus unterschiedlichen Materialien, die sich allerdings im Normalfall durch ihre Haltbarkeit auszeichnen; gut belegt sind Stein, diverse Metalle und gebrannter Ton. Nach meinem Verständnis und demzufolge in meiner Anwendung des Begriffs auf Mesopotamien nennt eine Inschrift stets den Namen ihres Auftraggebers, und diese Namennennung ist die conditio sine qua non für die Existenz des Textes. Im folgenden verwende ich den Terminus "Inschrift" als Synonym zu dem aus dem sumerischen und akkadischen Sprachgebrauch entlehnten, im Deutschen allerdings etwas sperrigen Ausdruck "geschriebener Name".
seiner neu gegründeten Hauptstadt Dur-Sarru-kfn - eine im Sexagesimalsystem notierte Zahl - seinen Namen darstellt:
Der "geschriebene Name" konnte seine Wirksamkeit nicht nur im Verbund mit dem Bild des Namensträgers entfalten,678 sondern war ein mächtiges Medium, gleichgültig, auf welchem Schriftträger er auch angebracht wurde. Er ist, wie der Name, eine Repräsentationsform des Individuums (Teil A.H.2.): Der "geschriebene Name" repräsentiert das Individuum, dem er durch den Namen verbunden ist, und wie das Bild ermöglicht der künstliche Körper des "geschriebenen Namens" durch die Wahl eines dauerhaften Materials und eines günstigen Aufstellungs- bzw. Anbringungsortes die Fortführung der Existenz lange über das Bestehen des sterblichen Körpers hinaus.
,,16280 (= 4x3600 + 3x600 + 60 + 3x6 + 2) Elle~, die ~ennung meines N~~ mens, setzte ich als Maß ihres (d.h., die Stadt Dur-Sarru-km) Mauerumfangs.
Wesentlich ist dabei, daß die Wirksamkeit des "geschriebenen Namens" nicht davon abhängt, ob er gelesen wird: Seine Wesenseinheit mit dem Individuum allein reicht aus , daß dessen Fortbestand durch seine Existenz gewährleistet ist; ob eine Inschrift sichtbar oder versteckt angebracht ist, hat deshalb keinen Einfluß auf die Wirkung des "geschriebenen Namens." Besonders bei verborgenen Texten ist die Vorstellung des eigenen, selbstwirkenden Seins des "geschriebenen Namens" deutlich zu erkennen, der seinen Zweck - die Wesensbewahrung des Individuums - auch ohne eine Leserschaft erfüllte und so, dem Zugriff durch unbefugte Hände und Blicke effektiv entzogen, sogar besonders machtvoll walten konnte. 679 Die Niederlegung mittels der Keilschrift ist dabei nicht die einzige Form des "geschriebenen Namens"; auch andere Zeichensysteme können hierzu verwendet werden. Ein alternatives Notationssystem zur Repräsentation von Namen sind Zahlenangaben. Besonders gebräuchlich ist dies für bestimmte Götternamen wie Sin = 30, lStar = 15 und Adad = 10, doch ließen sich auch Personennamen als Zahlen ausdrücken. So heißt es in den Gründungsinschriften Sargons H. von Assyrien (721-705), daß der Umfang der Mauer 07BUmgekehrt muß auch das Bild nicht mit einem "geschriebenen Namen" versehen sein, um zu wirken. So trugen von den über 500 bekannten frühdynastischen Beterstatuen nm etwa 90 StUcke eine Inschrift (BRAUN-I-IoLzINcER 1991: 225). Hierbei sind allerdings die olivenförmigen Tonperlen zu beachten die die Namen von Weihgaben des fri.lhdynastischen Stadtfi.lrsten Irikagina von LagaA an die Götte; Ningirsu und Bawu festhalten (vgl. Tabelle 1); sie waren wohl an Statuen und anderen Objekten angebracht und erfi.lllten die Funktion einer direkt in den Gegenstand eingeschriebenen Inschrift. Man darf eine solche Vorgehensweise sicherlich auch fi.lr andere Bildwerke annehmen. 679ZU vergleichen ist diese Wirksamkeit mit der von versteckt angebrachten Amuletten, vgl. SCHULZ 2000: 185f.
Inschrift Sargons 11. von Assyrien Tonzylinder aus Dur-Sarru-kTn68o 65
SAR SAR SAR SAR GES+U GES+U GES+U 1
us 3 qa-ni 2 KUS ni-bit Mu-ia mi-si-i~-ti BAD-SU
as-kun-ma
Welche Regeln der Entsprechung zwischen der Zahl 16280 und ~em Namen Sarr~-kTn (Sargon) zugrunde liegen, entzieht sich der modernen Forschu~g bIsher trotz zahlreIcher Entschlüsselungsbemühungen;681 weil dieser Beleg für die NotatIOn von Namen durC~l Zah682 lenangaben singulär ist, erscheint die Hoffnung auf des Rätsels Lösung recht ldem. Ich zweifle allerdings nicht daran, daß die Repräsentation von Namen ~urch Zahl:n. auch sonst praktiziert wurde und vielleicht nicht allein auf die gelehrten ZIrkel am Komgshof beschränkt war. 683 Daß im vorliegenden Beleg die Zahl als Entsprechung des Namens genannt wird, liegt sicherlich an der Tatsache, daß die Nennung des Mauerumfangs - ~er dem angegebenen Maß tatsächlich in etwa entspricht - die Möglichkeit bot, im Text eme Brücke zu ihrem Erbauer und Namensgeber (Dur-Sarru-kTn "Sargonsburg") zu schlagen und dessen Namen auch mittels dieser Zahl zu verewigen. Für die neuassyrische Periode ist noch ein weiteres Zeichensystem ü~erliefer~: ~nhaI~d einer Passage im Inschriftenwerk Asarhaddons von Assyrien (680-669) 1st es moghch, em Notationssystem auf der Basis der Himmelskonstellationen zu identifizieren: Die "Sternenbilder" (aIde lumiisu)684 wurden dabei in Form von Bildern wie z.B. Löwe, Stier, Dattelpalme, "Heiliger Baum", Pflug oder Adorant zur "Niederschrift" von Namen verwendet.
OBOEdition: FUCHS 1994: 42: Zylinder: 65. OBI Die entsprechende Literatur und eigene Überlegungen finden sich bei FUCHS 1994: 294f. Anm. 88 und DE OOORICO 1995: 140f. OB2Daß die Form der Zahlenangabe bewußt in ein Rätsel gekleidet wurde, belegt der. Vergle~ch mit a~ deren Inschriften Sargons, die zwar den Umfang von Dür-Sarru-kTn ne~nen, aber (he ~erbllldung m~t dem Königsnamen nicht herstellen. I-lier wird zudem anstelle des archaischen Sexagesimalsystems die alltägliche Notation der Zahl in Tausenden und Hunderten gewählt, vgl. FUCHS 1994: 295 Anm. 88. OB3Vgl. dazu MEISSNER 1925: 278. 6B4Diese Zeichen sind nicht mit den Zeichen des Tierkreises zu verwechseln, weswege~ ich den Begriff "Ster'll" (statt Sternbild") verwende' ROAF/ZCOLL 2001: 266 führten die Bezeichnung als "Astroglynen b I ( , , ' H' I h'f" I d phen" ein. Das lumäsu-Zeichensystem steht in der alten Tradition der" Imme ssc rl t , vg. azu bereits S. 18.
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Tontafel, der nächsten Entsprechung unseres modernen Allerweltsschreibmaterials Papier. Dennoch läßt sich auch im Alten Orient der Begriff "Inschrift" gut als Antonym definieren, denn wir sprechen damit zunächst generell alle Texte an, die nicht auf den alltäglichen Tontafeln eingeschrieben sind, sondern auf verschiedensten Objekte aus unterschiedlichen Materialien, die sich allerdings im Normalfall durch ihre Haltbarkeit auszeichnen; gut belegt sind Stein, diverse Metalle und gebrannter Ton. Nach meinem Verständnis und demzufolge in meiner Anwendung des Begriffs auf Mesopotamien nennt eine Inschrift stets den Namen ihres Auftraggebers, und diese Namennennung ist die conditio sine qua non für die Existenz des Textes. Im folgenden verwende ich den Terminus "Inschrift" als Synonym zu dem aus dem sumerischen und akkadischen Sprachgebrauch entlehnten, im Deutschen allerdings etwas sperrigen Ausdruck "geschriebener Name".
seiner neu gegründeten Hauptstadt Dür-Sarru-kln - eine im Sexagesimalsystem notierte Zahl - seinen Namen darstellt:
Der "geschriebene Name" konnte seine Wirksamkeit nicht nur im Verbund mit dem Bild des Namensträgers entfalten,678 sondern war ein mächtiges Medium, gleichgültig, auf welchem Schriftträger er auch angebracht wurde. Er ist, wie der Name, eine Repräsentationsform des Individuums (Teil A.II.2.): Der "geschriebene Name" repräsentiert das Individuum, dem er durch den Namen verbunden ist, und wie das Bild ermöglicht der künstliche Körper des "geschriebenen Namens" durch die Wahl eines dauerhaften Materials und eines günstigen Aufstellungs- bzw. Anbringungsortes die Fortführung der Existenz lange über das Bestehen des sterblichen Körpers hinaus.
,,16280 (= 4x3600 + 3x600 + 60 + 3x6 + 2) Ellen, die Nennung meines Namens, setzte ich als Maß ihres (d.h., die Stadt Dür-Sarru-kln) Mauerumfangs. "
Wesentlich ist dabei, daß die Wirksamkeit des "geschriebenen Namens" nicht davon abhängt, ob er gelesen wird: Seine Wesenseinheit mit dem Individuum allein reicht aus, daß dessen Fortbestand durch seine Existenz gewährleistet ist; ob eine Inschrift sichtbar oder versteckt angebracht ist, hat deshalb keinen Einfluß auf die Wirkung des "geschriebenen Namens." Besonders bei verborgenen Texten ist die Vorstellung des eigenen, selbstwirkenden Seins des "geschriebenen Namens" deutlich zu erkennen, der seinen Zweck - die Wesensbewahrung des Individuums - auch ohne eine Leserschaft erfüllte und so, dem Zugriff durch unbefugte Hände und Blicke effektiv entzogen, sogar besonders machtvoll walten konnte. 679 Die Niederlegung mittels der Keilschrift ist dabei nicht die einzige Form des "geschriebenen Namens"j auch andere Zeichensysteme können hierzu verwendet werden. Ein alternatives Notationssystem zur Repräsentation von Namen sind Zahlenangaben. Besonders gebräuchlich ist dies für bestimmte Götternamen wie Sin = 30, Istar = 15 und Adad = 10, doch ließen sich auch Personennamen als Zahlen ausdrücken. So heißt es in den Gründungsinschriften Sargons II. von Assyrien (721-705), daß der Umfang der Mauer 078Umgekehrt muß auch das Bild nicht mit einem "geschriebenen Namen" versehen sein, um zu wirken. So trugen von den über 500 bekannten frUhdynastischen Beterstatuen nur etwa 90 Stücke eine Inschrift (BRAUN-HoLZINGER 1991: 225). Hierbei sind allerdings die olivenförmigen Tonperlen zu beachten, die die Namen von Weihgaben des frühdynastischen Stadtfürsten Irikagina von Lagail an die Götter Ningirsu und Bawu festhalten (vgl. Tabelle 1); sie waren wohl an Statuen und anderen Objekten angebracht und erfüllten die Funktion einer direkt in den Gegenstand eingeschriebenen Inschrift. Man darf eine solche Vorgehensweise sicherlich auch für andere Bildwerke annehmen. 679ZU vergleichen ist diese Wirksamkeit mit der von versteckt angebrachten Amuletten, vgl. SCHULZ 2000: 185f.
Inschrift Sargons 11. von Assyrien Tonzylinder aus Dür-Sarru-kln 680 65
SAR SAR SAR SAR GES+U GES+U GES+U 1 US 3 qa-ni 2 KUS ni-bit Mu-ia mi-si-ilJ-ti BAD-SU as-kun-ma
Welche Regeln der Entsprechung zwischen der Zahl 16280 und dem Namen Sarru-kTn (Sargon) zugrunde liegen, entzieht sich der modernen Forschung bisher trotz zahlreicher Entschlüsselungsbemühungenj681 weil dieser Beleg für die Notation von Namen durch Zahlenangaben singulär ist, erscheint die Hoffnung auf des Rätsels 682 Lösung recht klein. Ich zweifle allerdings nicht daran, daß die Repräsentation von Namen durch Zahlen auch sonst praktiziert wurde und vielleicht nicht allein auf die gelehrten Zirkel am Königshof beschränkt war. 683 Daß im vorliegenden Beleg die Zahl als Entsprechung des Namens genannt wird, liegt sicherlich an der Tatsache, daß die Nennung des Mauerumfangs - der dem angegebenen Maß tatsächlich in etwa entspricht - die Möglichkeit bot, im Text eine Brücke zu ihrem Erbauer und Namensgeber (Dür-Sarru-kTn "Sargonsburg") zu schlagen und dessen Namen auch mittels dieser Zahl zu verewigen. Für die neuassyrische Periode ist noch ein weiteres Zeichensystem überliefert. Anhand einer Passage im Inschriftenwerk Asarhaddons von Assyrien (680-669) ist es möglich, ein Notationssystem auf der Basis der Himmelskonstellationen zu identifizieren: Die "Sternenbilder" (aIde lumiisu)684 wurden dabei in Form von Bildern wie z.B. Löwe, Stier, Dattelpalme, "Heiliger Baum", Pflug oder Adorant zur "Niederschrift" von Namen verwendet.
ß8°Edition: FUCHS 1994: 42: Zylinder: 65. 081 Die entsprechende Literatur und eigene Überlegungen finden sich bei FUCHS 1994: 294f. Anm. 88 und DE ODORICO 1995: 140f. 082Daß die Form der Zahlenangabe bewußt in ein Rätsel gekleidet wurde, belegt der Vergleich mit anderen Inschriften Sargons, die zwar den Umfang von Dür-Sal'1'u-kTn nennen, aber die Verbindung mit dem Königsnamen nicht herstellen. Hier wird zudem anstelle des archaischen Sexagesimalsystems die alltägliche Notation der Zahl in Tausenden und Hunderten gewählt, vgl. FUCHS 1994: 295 Anm. 88. 683Vgl. dazu MEISSNER 1925: 278. 684Diese Zeichen sind nicht mit den Zeichen des Tierkreises zu verwechseln, weswegen ich den Begriff "Sternenbild" (statt Sternbild") verwende; ROAF/ZGOLL 2001: 266 führten die Bezeichnung als "Astroglyphen" ein. Das" lumä.§u-Zeichensystem steht in der alten Tradition der "Himmelsschrift", vgl. dazu bereits S. 18.
B. DIE MACHT DES NAMENS
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Inschrift Asarhaddons von Assyrien Tonprismen aus Babylon685 4 u-se-pis-ma NA4.NA.DU.A.MES 5 KU.BABBAR KU.GI ZABAR NA4.ZA.GIN 6 NA4.GIS.NUn.GAL NA4.sa-lam-du 7 NA4.SE.TIR NA4.a-lal-lum 8 NA4.pi-i-lu BABBAR-U 9 MU .SAR-e ti-iHi 10 ~ar-pu- t'2 lu-ma-a-se 11 tam-sil si-tir Mu-ia 12 e-s2q . se-TU-us-su-un - -,
"Monumente aus Silber, Gold, Bronze, Lapislazuli, Alabaster, schwarzem Stein, 'verbranntem' Stein, braun gemasertem Stein 686 und weißem Kalkstein und Inschriften aus gebranntem Ton ließ ich fertigen. Sternenbilder , die Entsprechung meines 'geschriebenen Namens', ritzte ich auf ihnen ein." D. D. LUCKENBILL687 brachte diesen Beleg mit jenen Glyphen in Zusammenhang, die auf verschiedenen Denkmälern Asarhaddons angebracht sind, und besonders in jüngster Zeit wurde das Verständnis dieses Zeichensystems, dessen Verwendung sich auch schon für Sargon 11. (721-705) belegen läßt, vorangetrieben. 688 Die neuassyrischen Sternenbilder verdeutlichen besonders eindrücklich, wie fließend die Grenzen zwischen Bild und "geschriebenem Namen" sind. 689 Wenn diese Quellen für die Verwendung von Zahlen und Sternenbildern zur Niederschrift von Namen auch isolierte und verhältnismäßig späte Belege darstellen, so ist das Notationssystem der Keilschrift seit der frühdynastischen Zeit in dieser FUnktion bestens belegt. Der "geschriebene Name" ist damit dennoch eine relativ junge Anwendung der Keilschrift: Erst Jahrhunderte, nachdem die Keilschrift für Verwaltungstexte und lexikalische Listen, später auch Rechtsurkunden Verwendung fand, wurde sie im Laufe der frühdynastischen Zeit nun auch zur Abfassung von Weih- und Bauinschriften benutzt,690 wobei der bevorzugte Werkstoff für die Schriftträger zunächst Stein war. 691 686Edition: BORGER 1956: 27f. Bab. A-G Episode 40 (Textzeugen A, C und AC). 686Filr diese Übersetzung von alallu vgl. SCHUSTER-BRANDIS 2003: 265.
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I.3.b. INSCHRIFTEN
Seit der frühdynastischen Zeit wurden den Göttern verschiedene Gegenstände geweiht, die im Tempel ihre Verwendung finden und so durch die Integration in den heiligen Raum am ewigen Bestand des Heiligtums Anteil haben sollten. Daß ihre Stifter durch die Anbringung ihrer Namen auf diesem Tempelgerät eine bewußte Strategie zu ihrer Selbsterhaltung verfolgten, machen die Inschriften deutlich, in denen der Wunsch zu leben klar ausgesprochen wird - "zu opfern verlängert das Leben" heißt es entsprechend in einem akkadischen Weisheitstext,692 und der sumerische Wunsch g a- t 11 "Ich möge leben!" wurde zum Wort für "Weihgabe. ,,693 So trägt etwa ein Steingefäß aus Nippur die Inschrift: "Der Göttin Ninlil hat Enlila, Sohn des Adda, (dieses Gefäß) mit dem Zweck, daß ich leben möge, und für das Leben seiner Frau und seiner Kinder geweiht. ,,694 Die Formel "für sein (oder ihr) Leben," sumo (n a m - ) t 11-1 a - ni - s e = aIde ana balätisu,695 wie sie in Weihinschriften bis in das I. Jt. üblich ist,696 meint zunächst den rein physischen Bestand der genannten Person, aber kann darüber hinaus auf die Existenz ihres gesamten Wesens bezogen werden. Deutlich angesprochen wird dieser Sachverhalt in der Inschrift einer Stele, die Dädusa von Esnunna (17. Jh.) nach der Eroberung von Qabara als Weihgabe für Adad in dessen Heiligtum in Esnunna hat aufstellten lassen. Hier wird, nachdem dem Gott der Wunsch nach Erfolg im Kampf gegen die Feinde und einer gesegneten irdischen Existenz, aber auch nach "ewigem Leben" vorgetragen wird, die Rolle, die dem "geschriebenen Namen" dabei zukommen soll, ausführlich dargestellt:
Inschrift des Dädusa von Esnunna IM 95200 xiv 4-xv 4697 4 dISKUR a-na Da-du-sa 5 TU-be-em pa-li-IJi-ka 6 GIS.TUKUL da-an-na-am 7 ka-mi na-ki-ri-su 8 ba-la-ta-am da-ri-a-am
xiv
692LAMDERT 1960: 104: Z. 144: ni-qu-u ba-la-tu [u]t-tar. 093ZU den sogenannten "Satznomina" vgl. EDZARD 1957: 59r. Anm. 275. Ein schöner Beleg filr g a- t 11 "Weihgabe" (vgl. dazu STEIDLE 1982: 11 226f.) findet sich in einer Inschrift des Enlil-bäni von Isin (RIME 4 1.10.5: 3), wo die Göttin Ninibgal als "die Weihgaben liebt" (g a- t 11- e k i-ag) bezeichnet wird.
688FINI<EL/READE 1996; SCURLOCI< 1997; ROAF/ZGOLL 2001.
694STEIBLE 1982: 11 231: AnNip. 6: dNin-lfI dEn-lfI-la dumu Ad-da-ke'l ga-tll-la-se namt 11 da m du m u - n a- se a m u - n a- r Uj ähnlich auch STEIDLE 1982: 11 229: AnNip. 4 (Steingefäß)j 231: AnNip. 7 (Steingefäß)j 254: AnNip. 53 (Steingegenstand) und 255: AnNip. 54 (Steingefäß).
689Ygl. dazu MORENZ 2003.
6961m Spätbabylonischen als ana bultiSuj vgl. auch die Belege in der folgenden Fußnote.
690Ygl. dazu POSTGATE 1992a: 29-31 und BAUER 1998: 432. Filr eine schematische Übersicht ilber die Anwendung der Schrift auf die verschiedenen Textgruppen vgl. POSTGATE 1992a: 66 Abb. 3: 13.
696Ygl. DELLER 1983: 24 filr die Tradierung der Formel bis in die neuassyrische Zeit. Die Formel ist noch in der seleukidischen Zeit nachzuweisen, vgl. YOS 1 52: 15: a-na bul-tu sa I An-ti- '-i-ku-su u I Si-lu-ku LUGAL "filr das Leben der Könige Antiochos [11. Theos] und Seleukos [11.]" (Grilndungszylinder des Anu-uballit-Nikarchos, Statthalters von Uruk, aus dem BIt-Res-Tempel in Uruk, datiert 244 v. Chr.) und JORD~N 1928: Tf. 108: 1Of.: a-na muh-hi bul-tu sa I An-ti- '-i-ku-su LUGAL "für das Leben des Königs Antiochos [III., der Große]" (Ziegeli,~schrift des Anu-uballikKephalon, LlJ.GAL LU.SAG URU von Uruk, aus dem BIt-Res-Tempel in Uruk, datiert 201 v. Chr.). .
687LUCI<ENBILL 1924-25: 169-172.
6911-larte Gesteinsarten wurden seit der Uruk III-Periode als schrifttragendes Material verwendet: Die ältesten Belege sind Urkunden, die den Besitz von Land betreffen, vgl. GELB/STEINI<ELLER/WI-IITING 1991: 33-43 Nr. 1-10 (mit Abbildungen auf den Tafeln 1-13). Ygl. hierzu auch die teilweise gesiegelten Gipstafeln mit wohl numerischen Notationen aus dem "Weißen Tempel" von Uruk vgl. ENGLUND 1994: 18f., 56 mit Tf. YI-YII.
B. DIE MACHT DES NAMENS
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Ba-na-a-at tu-uh-di-im 10 U tll~:.GAL-lim a-na qi-iB-lim qi-is-su ana ma-ti-ma a-na wa-ar-ki-a-at U4 -mi 12 ta-na-da-ti-ia 13 ma-tum a-na Bu-ta-nu-di-im 14 ra-bu-u-um a-na se-eh-ri-im xv 1 [ zz. k'z-zr . ] qar-ra. du- t"z-za 2 la-na] r BU'-[u]n-ni-i-im 3 a[B-B]um ki-al-am na-ra-a-am 4 Bu-ma-am da-ri-a-am u-Ba-a[B-t]e4-er 9
11
V
"Oh Adad, mache dem Dadusa, dem Fürsten, der dich verehrt, eine starke Waffe, die seine Feinde bezwingt, ewiges Leben (und) Jahre der Fülle und des Überflusses zum Geschenk! Damit das Land für immer in künftigen Tagen meinen Ruhm von Generation zu Generation698 lobpreise, damit der Große für den Kleinen die Geschichte (wörtl. Nennung) meiner Heldenhaftigkeit wiederhole, deswegen ließ ich der Stele den ewigen Namen einschreiben." "Ewiges Leben" ist demnach durch einen "ewigen Namen" möglich, dessen Tradierung durch die Niederschrift weiter abgesichert wird. Ohne dies jeweils verbat im ausführen zu müssen, ist die Verewigung des Namens und damit des von ihm repräsentierten Individuums der konzeptionelle Hintergrund für alle Weihgaben, deren Inschrift den Stifter mit Namen nennt. 699 Das skizzierte Prinzip trifft auch durch alle Perioden auf das Bauwerk des Tempels zu, der ja ebenfalls eine Weihgabe an den Gott ist;700 seit der Regierungszeit des frühdynastischen Herrschers Ur-Nanse von LagaS ist es üblich, Tempel mit Bauinschriften zu versehen. 701 Den Charakter eines Heiligtums als Weihung an den Gott stellt dabei eine Inschrift, die Salmanassar I. (1269-1241) auf den Türangelsteinen des Assur-Tempels von Assur anbringen ließ, besonders deutlich heraus; sie sei deshalb hier zitiert:
135
I.3.b. INSCHRIFTEN
Inschrift Salmanassars I. von Assyrien 1
a-na d AB-Bur EN -BU Ba-ak-ni d BE
2 1dDI-ma-nU-SAG
AB-Bur A dI~n
3 SAN GA
4 SANGA
5
"Seinem Herrn Assur - (ich,) Salmanassar [1.], Statthalter Enlils, Regent Assurs, Sohn des Adad-nerarT [1.], Regent Assurs, Sohn des Arik-den-ili, ebenfalls Regent Assurs, habe das Haus meines Herrn Assur in seiner Gesamtheit von seinen FUndamenten bis zu seinen Zinnen errichtet. Ich ließ es größer sein als je zuvor. Für mein Leben, das Heil meiner Nachkommen und das Heil Assyriens habe ich es meinem Herrn Assur geschenkt." Daß insbesondere die Errichtung eines Tempels im Wunsch nach dem immerwährenden Erhalt des Namens des Bauherrn begründet ist, spricht dieser bei jenem akkadischen Ritual explizit aus, das bei der Grundsteinlegung durchgeführt wird. Nachdem einer Vielzahl an Göttern 702 an der Baustelle Opfer dargebracht werden, faßt der Bauherr die I-land des mit der Durchführung des Rituals betrauten Beschwörungspriesters und spricht dreimal eine an den Gott Enmesarra703 gerichtete Formel, die mit den folgenden Worten endet:
Ritual zur Tempelgründung K. 48+: 50_57704 x~ x ' ·zna qz, b'z- t'z- k a t e-me-en-su •, "u-a-"u 51 ina mah-ri-ka li-bur IM.DU.A.BI 52 GIM su-bat be-lu-ti-k; ina KI. TIM lu ki!l-na-at 53 UGU-SU d A-num d EN . LlL u d E.A sub-ti ki-niB li-ir-mu-u 54 U a-na-ku NENNI NUN IR-ku-nu ina ma-lJar DINGIR-ti-ka GAL-ti
50 a,,-rz 'x'
697ISMAILjCAVIGNEAUX 2003: 150f. Zur Stele und ihren Darstellungen vgl. MIGLUS 2003. 698Mit dieser Übersetzung von nadum St folge ich ISMAILjCAVIGNEAUX 2003: 151. 699Dabei braucht die Inschrift nicht unbedingt eine Weihformel zu umfassen, wie besonders das Beispiel jener frühdynastischen Inschriften auf Gegenständen aus eindeutigen Tempelkontexten belegt, die die Weihung nicht eigens im Text erwähnen, siehe dazu VAN DRIEL 1973: 68 mit Anm. 3 und siehe auch BRAUN-HoLZINGER 1991: 16-18 und FRANKE 1995: 27. 700Vgl. VAN DRIEL 1973: 67f.; S.A. RASI-IID 1983: 40. 701 Für das entsprechende Inschrirtengut des Ur-Nanse vgl. STEIBLE 1982: I 79-107.
702Genannt sind (in der Reihenfolge ihrer ersten Erwähnung): Ea, SamaS, Asallugi (= Marduk), Madänu, Usmu, Bunene, Nabu, Enlil, Ninlil, Anu, Antu, Nm'gal, Ninurta, Nusku, Ansar, Enmesarra, Uta'ulu, Igalima, Sulsagana, EndaSurimma, Nindallurimma, Endukuga, Nindukuga. Die innere Logik des Ritualarrangements und der nach Himmelsrichtungen zusammengefaßten Göttergruppen analysiert AMBOS 2004: 124. 703Die zentrale Funktion des Gottes Enmesarra in diesem Ritual mag in seiner Rolle als Herr der Unterwelt (vgl. dazu, wenn auch nicht zu diesem Beleg, RÖLLIG 2003b: 424) begrUndet sein.
B. DIE MACHT DES NAMENS
136
55 ana U4 -me sa-a- t'u su-ma t a- bzs . l ' na- ba- ku u-u su-bat DlNGIR.MES G~L.MES li-kum-"-ma nap-har KUR-ia 57 sub-tU ne-eiJ-tu Tus-ba v
56
v
"Diese meine Stätte - auf deinen Befehl hin möge ihr Fundament vor dir Bestand haben; ihr Unterbau705 möge wie der Wohnsitz deiner Herrschaft auf der Erde festgemacht sein; auf ihr mögen Anu, Enlil und Ea (ihren) festen Wohnsitz aufschlagen! Und ich, Soundso, der Fürst, euer Diener, möge vor deiner großen Göttlichkeit für ferne Tage günstig mit Namen benannt sein! Der Wohnsitz der großen Götter möge beständig sein, und mein ganzes Land möge im ruhigen Wohnsitz wohnen!" Es folgt die Anweisung zur Deponierung der Gründungsgaben. Wenn in diesem Ritual der Bauherr ganz selbstverständlich als "Fürst" angesprochen wird, so bestätigt der Großteil des bekannten Inschriftenmaterials, daß als Stifter von Heiligtümern - aber auch von öffentlichen Bauwerken wie Stadtmauern und Kanälen - vor allem die Herrscher Mesopotamiens wirkten. Dennoch stellt sich das Abfassen und Deponieren von Bauinschriften keineswegs als herrscherliches Privileg dar. Aufgrund von Urkunden aus dem altbabylonischen Sippar und aus dem spät bronzezeitlichen Emar wissen wir, daß auch Privatpersonen Heiligtümer errichten ließen: Ein Dokument aus Sippar hält die Stiftung eines Tempels für die Zwillingsgötter ijanis und Sullat durch einen Mann namens Nilr-ilisu fest. 706 Die Existenz des Heiligtums wird durch die Stiftung eines kleinen Feldes zu seiner Versorgung abgesichert. Daß Nilr-iliäu nicht nur einen rein privaten Schrein für sich und seine Familienangehörigen schaffen wollte, geht daraus hervor, daß er auch einen Priester einsetzte, dessen Unabhängigkeit er mittels des Dokuments garantierte. Denselben Zweck hat auch eine Urkunde aus Emar: Ihr zu folge haben zwei Männer, nämlich LImI-malik und PilsuDagän, einen Tempel für Nergal sa abni errichten lassen; nun sollen Pilsu-Dagän und seine Nachkommen für alle Zukunft als Priester des Heiligtums fungieren. 707 Obwohl die vielen kleinen Heiligtümer, die bisher in den mesopotamischen Städten freigelegt wurden, nicht mit Bauinschriften ausgestattet zu sein scheinen,708 zeigt ein Dokument aus Emar an, daß
I.3.b. INSCHRIFTEN
137
dies auf die Zufälle der Wiederentdeckung zurückzuführen sein könnte: In einer Weihurkunde für d NIN .URTA wird das von den Söhnen des Stifters im Fundament des Schreins niederzulegende Gründungsdepositum genannt: "Meine Söhne werden die Verfüllung der Fundamente aus Malachitgestein mit einer Lanze, einem Rind, sieben Schafen, einer Steininschrift und Wein anfüllen." 709 Tatsächlich gibt es Belege für Gründungsinschriften vom III. bis zum I. Jt., die nicht vom Herrscher selbst herrühren. In den meisten Fällen lassen sich deren Auftraggeber als enge Angehörige des Herrschers identifizieren, die diesen dann auch in der jeweiligen Inschrift nennen. So ließ Me-Kilbi, die Tochter Bilalamas, Stadtfürst von Esnunna (20. Jh.), die als Ehefrau des Tan-ruguratir Königin von Elam war,710 in ihrer neuen Heimat einen Tempel für die Göttin Inana errichten und die Ziegel des Bauwerks mit sumerischen Bauinschriften in ihrem Namen versehen. 711 Besonders gut belegt sind die Bauaktivitäten der Mitglieder der Familie des Kudur-mabuk, des Vaters zweier Könige von Larsa, WaradSin (1739-1727) und Rlm-Sin (1726-1667): So ließ Kudur-mabuk, der selbst den Titel eines Scheichs des Stammes Emutbala führte, aber nie die Königswürde beanspruchte, obwohl er während der Regierungszeit seiner Söhne großen Einfluß innehatte,712 einen Schrein erbauen und mit einer entsprechenden Bauinschrift ausstatten,713 und auch Rlm-Sins Ehefrau, die Königstochter Simat-lStar, ließ für den von ihr errichteten Tempel der Göttin Ninegal Inschriften im eigenen Nalnen verfassen. 714 Von Rlm-Sins Schwester En-Ane-du existiert ebenfalls eine Bauinschrift,715 was mit ihrer Funktion als Priesterin des Gottes Nanna von Ur erklärt werden kann: Denn wie die Inschriften einer ihrer Vorgängerinnen als Priesterin des Nanna, En-Ane-tuma, Tochter ISme-Dagäns von Isin (1857-1839),716 bezieht sich dieser Text auf Bauarbeiten am Egipar von Ur, der Residenz der Priesterinnen des Mondgottes. Mehr als ein Jahrtausend jünger ist der nächste Beleg für die Bauinschrift einer weiblichen Angehörigen der Königsfamilie: Er stammt von jenem Palast in Ninive, den Naqi'a, die Mutter Asarhaddons von Assyrien (680-669), für ihren Sohn errichten hatte lassen. 717 Andere Bauherren sind nicht offensichtlich mit dem Herrscher verwandt. Wenn sie näher identifiziert werden können, handelt es sich dabei zuweilen um lokale Machthaber, die dadurch einen hohen Grad an Eigenständigkeit zu erkennen geben: Bevor sich ANam von Uruk (18. Jh.) zum Herrscher über diese Stadt aufschwingen konnte, ließ er bereits
10"Bearbeitungen: BORGER 1971: 77f. und zuletzt AMBOS 2004: 120f. (mit neuer Kopie: 240f. Nr. 4) Obwohl in anderen Bauritualen verschiedentlich auf dieses Ritual verwiesen wird (für Belege siehe AMBOS 2004: 117), ist bisher nur ein einziger Textzeuge aus dem 7. Jh. bekannt, der aus der Bibliothek Assurbanipals in Ninive stammt.
109 J.G. WESTEN HOLZ 2000b: 60-62, Tf. LVIII: NI". 24: Rs. 10-13: DUMU.ME~-ia us-si NA4.is-[me-ki] malu-su-nu IGI.DU 1 GU" 7 UDU.UI.A NA".mu-sa-r[a]I(A~.GE~T1N u-ma-al-la-ma.
105Die Bedeutung des Architekturterminus IM.DU.A diskutierte AMBOS 2004: 122f., dessen Übersetzung als" Unterbau" ich hier übernehme.
111 RIME 4 5.3.4. 112Zur Rolle Kudur-mabuks im Königreich von Larsa vgl. STEINI<ELLER 2004a: 30-36, 41.
106CT 6 36a: 1-6: E d LUGAL U dSu-ul-la-at Nu-ur-i-l{-su DUMU dEN.LIL-na-da a-na i-li-su i-pu-us "Ein
113 RIME 4 2.13a.2
Haus des lJanii'l und des Sullat hat Niir-ilii'lu, Sohn des Enlil-na'da, für seine Götter hergestellt." Zu diesem Text und zur Bezeichnung Ilän für lJanii'l und Sullat vgl. STOL 2003: 297f. (mit älterer Literatur zu CT 6 36a).
llOZur Familie Bilalamas und ihren verwandtschaftlichen Beziehungen vgl. WHITING 1987: 26-29.
114RIME 4 2.14.16-17. 115 RIME 4 2.14.20.
101 ARNAUD 1991: 142-144: Nr. 87; vgl. dazu SALLABERGER 2003b: 275.
116 RIME 4 1.4.3-4.
10BVgl. dazu VAN DER TOORN 1996a: 16f. und T. RICHTER 1999: 14.
1l1BoRGER 1956: 115f. § 86: [(. 2745+Rm. 494 //81-2-4,173.
B. DIE MACHT DES NAMENS
138
I.3.b. INSCHRIFTEN
139
in U1?ar-para ein Heiligtum für Nergal errichten, dessen Gründungsurkunden zwar Singamil, seinen Vorgänger als Herrn über Uruk, erwähnen, aber ihn selbst als Bauherrn ausweisen,718 und als im 7. Jh. der Statthalter von Ur, Sin-balassu-iqbi, in seiner Stadt Bauarbeiten am Tempel des Sin durchführte, nannte er nur in einer einzigen seiner zahlreichen Inschriften seinen Herrn, den assyrischen König Assurbanipal (668-ca. 630);719 er sah sich offensichtlich trotz der assyrischen Oberherrschaft ganz in der Tradition der unabhängigen Herrscher von Ur, deren Titel (Sakkanakku) er führte. Im Gegensatz dazu handeln die verschiedenen Statthalter, die Heiligtümer für den vergöttlichten Sü-Suen von Ur (1943-1935) errichten ließen, mit der impliziten Unterstützung ihres Herrn, den sie in ihren Bauinschriften als Tempelherrn prominent erwähnen. 720 Auch der königliche Schreiber Marduk-nadin-ahhe, der anläßlich seiner Errichtung eines Gebäudes "im Schatten des v v Marduk-Tempels" eine Bauinschrift verfaßte, läßt den Text mit Segenswünschen für seinen Herrn Assur-uballit 1. (1356-1322) schließen,721 und mit ausdrücklicher Billigung der seleukidischen Könige initiierten schließlich zwei lokale Beamte namens Anu-uballit Bauarbeiten an den Tempeln von Uruk und legten entsprechend Bauinschriften "für das Leben" ihrer Herren nieder. 722
Auch ein neu assyrischer Tempelfunktionär nennt in seiner einzigartigen Bauinschrift keinen König; die genaue Zeitstellung des Stückes muß deshalb unklar bleiben: Dem Text zufolge ließ Sebetti-remanni, der wie schon sein Vater Ninurta-simanni das Amt eines ala~~innu 726 am Assur-Tempel von Assur bekleidete, einen Schrein des Pestgottes 727 renovienw. 728 Der Ausgräber Walter ANDRAE schrieb über diese ganz singuläre "Gipssteinplatte mit fünfzeiliger Inschrift und einem kleinen Adorantenrelief an der Schmalseite: Es scheint mir eine private Bauinschrift zu sein und als solche von besonderem Interesse. ,,729 Allerdings wurde dem Stück trotz der relativ raschen Publikation von Text und Bild 730 nicht die Aufmerksamkeit zuteil, die es zweifellos verdient; die Inschrift wurde meines Wissens bislang nie vollständig bearbeitet,731 was deshalb hier geschehen soll. Aufgrund der Anbringung des Reliefs eines nach rechts gewandten Beters links neben der Inschrift können wir sicherlich davon ausgehen, daß diese Seite der Steinplatte sichtbar verbaut war; es handelt sich damit um eine kleinmaßstäbliche Parallele zu den mit Inschriften und Reliefs verzierten Orthostatenplatten der assyrischen Könige.
Ein Tonnagel mit der Gründungsinschrift eines Schreins für die Göttin Damgalnunna nennt neben dem Stifter auch Lugal-amu, einen Statthalter von Adab zur Zeit der Dynastie von Akkad, beim Namen, wobei ihre Beziehung zueinander unklar bleibt; der Stifter errichtete nach Ausweis seiner Inschrift nicht nur das Heilgtum, sondern versorgte es auch mit Persona1. 723 Auch das Verhältnis jener beiden Söhne eines gewissen Bullutu,
Private neuassyrische Bauinschrift aus Assur E$ 7100 = KAH 2 138
die das Neujahrsfesthaus der Göttin U1?ur-amassu in Uruk restaurieren ließen, zu Nabun~ir von Babyion ("Nabonassar"; 747-734), ist unbekannt; die Brüder Bel-ibni und Nabuzera-usabsi hinterließen von diesem Bauvorhaben drei Gründungszylinder, die den König namentlich nennen. 724 Nicht nur ohne klare Beziehung zu einem bekannten babylonischen Herrscher, sondern zudem auch unbestimmter Zeitstellung sind schließlich vier sumerische Gründungsinschriften aus Nippur, die die Arbeiten eines gewissen tIaSmar-galsu, Sohn des Malab-barbe, mit dem Titel ni t a kaI a- g a "starker Mann" am Ekur und einem Heiligtum der Siebengötter nennen. 725 718 RIME
4 4.3.2001.
719Mit Erwähnung von Assurbanipal: RIMB 2 B.6.32.2001-2014; ohne dessen Erwähnung: RIMB 2 B.6.32.2015. 720 RIME
3/2 1.4.11-15.
721Es handelt sich bei diesem ungewöhnlichen Text um eine Tontafel aus Assur (BM 96947, vgl. die Beschreibung bei BUDGE/KING 1902: 388 Anm. 1). Letzte Bearbeitung: GRAYSON 1972: 42f.: LXXIII 2* (mit älterer Literatur). 722Fi1r Belege vgl. Anm. 696. 723Der Text befindet sich in einer römischen Privatsammlung und wurde erst jUngst von BIGA 2005: 30-33 publiziert. 724 RIMB
2 8.6.15.2001.
725Vgl. dazu BRINKMAN 1976: 325f.: Supplement AC. Einen Hinweis auf eine relativ späte zeitliche Stellung (Ende 11./ Anfang I. Jt.) könnte die - in sumerischsprachigen Bauinschriften uni1bliche (Teil B.III.1.) - Sicherung durch FlUche geben.
a-na d[Er-ra? x x ki? -ma? d]GiRA DUMU dBE MAIj
I dU.GUR
dan-dan-nu MAN GU. DU8ki I 2 EN sib-ti u sa-ga-as-ti Isa-kin a-bu-bu EN MES.LAM ld I EN GAL EN-SU 1d7.BI-rem-ni I 3 LU *.a-la~-~i-nu so' As-sur I DUMU 1 dMAS-IjAL-ni KI.MIN-ma I E su-a-tU an-~u-su ud-dis 1
726Über den genauen Wirkungsbereich dieses Beamten herrscht in der Forschung bislang keine Einigkeit. Zuletzt sprach sich JAKOB 2003: 386-394 (dort ältere Literatur) auf der Basis der mittelassyrischen Belege erneut rur eine Interpretation als "Bäcker" aus, was MENZEL 1981: 223 entschieden abgelehnt hatte. In der neuassyrischen Zeit hat der (a)laM,innu zweifellos eine höhere Verwaltungsposition innm'halb der Tempelhierarchie inne und war allgemein mit Versorgungsfragen betraut. Der vorliegende Beleg wurde bisher in der Diskussion nicht beri1cksichtigL. 727Der Göttername am Anfang des Textes ist weggebrochen, in der Folge werden der Feuergott Girra und sodann der Kriegs- und Seuchengott Nergal mit verschiedenen Epitheta genannt; nachdem aber nur von einem "Herrn" des Stifters die Rede ist, dUrfen wir davon ausgehen, daß von ein- und demselben Gott die Rede ist. Dann bietet sich rur die Ergänzung der Li1cke am Textbeginn der Pestgott Erra an, der mit Nergal geglichen wird (vgl. dazu WIGGERMANN 1998-2001: 217f.); mit dem Feuergott Girra wird NergaIjErra in verschiedenen Epitheta verglichen (vgl. dazu FRANKENA 1957-71: 385). Die wenigen bekannten Informationen zum Kult des NergaIjErra in Assur (allerdings ohne diesen wichtigen Beleg rur sein Heiligtum) stellte MENZEL 1981: 79f. zusammen. 728 KAR
2 138
= Ass.
17963
= E$ 7100
(vgl. PEDERSEN 1997: 48).
729 ANDRAE 1911: 36. 730Eine Photographie findet sich bei UNGER 1926: Tf. 84b. 731 Auch nicht in der einschlägigen Monographie zum Gott Nergal: VON WEIHER 1971: 69, 71f. zitiert nur drei Epitheta aus den ersten beiden Zeilen (S. 71: korrigiere sa-kin a-bu-bi zu sa-kin a-bu-bu).
140
B. 4 ana TI ZI.lvIES-Stl GiD U4.MES
DIE MACHT DES NAMENS
I ,51lm-lld MU.MES-.5tl DHnu
5 NU GAL-e GIG-stil ,5a sib!-ti 1l sa-ga-as-ti
NUMUN-S'ä
E AD-Stl I I gi-m'il-lu KAR.lvIES-,5tl GAL.LA BA
Abb.5 "Für [Erra? , ... wie?] Girra, Elllils erhabenen Sohn, den allmächtigen Nergal, den König von Kutha, den Herl'll der Pest und des GemetzelH, der die StlU'mflut verursacht, elen Herrn vou Meslam, den großen Herrn, seinen I-Ierm, Imt Sebetti-remanni, alaljljinu'll des Assur, Sohn des Nirmrta-simanni, ebenfalls (alaljljinnu des Assur) , dieses Gebäude wiederhergestellt. Für sein Leben, die Verlängung seiner Tage, die Mehrung seiner Jahre, das Wohl seines Sameu \lnd des Hauses seines Vaters, damit er nicht krank werde (und) damit er von Pest und Gemetzel verschont bleibe, hat er (das Gebäude) geschaffen lind (dem Gott) geweiht." Wmlll also die Abfassung von Bauinschriften nicht als herrscherliches Privileg verst.andell
werden darf, so sind es dennoch im besonderen Ma.ße die altOl'ientnlischen Herrscher, die dazu in der Lage sind, sich die Errichtung und Renovierung VOll Bauwerken dmch alle dokumentierten Perioden hindurch zunutze zu machelI, um so nicht llur deu Namen eies heschellkten Gottes sowie elen des nach Kräften eincll'llcksvoll gestalteten Bauworkes zu feiem, sOlldem mit.tels ihres an verschiedellell Stellen im Bauwerk angebrachtell "geschriebenen Naluolls" auch ihre eigene Verewigung zu betreiben. Diese Methode stand lieben der mündlich tradierten Überliefenlllg des Namells des Bauherl'll im Gedächtnis seiner Zeitgenossen, die die Errichtung dlles prächtigen Gebiiudes fast zwangsHiufig mit sich brachte.7:l2 Zwei Zit.ate aus frühen Bauiuschriften sollen die 7:l
2
V gl. zu dieselll Prinzip bereits S.
Hm.
I.3.b.
INSCHRIFTEN
141
Verquickung zwischen der Verherrlichung eines Gottes durch den Bau seines Tempels und der R.uhmessteigerung des Stifters deutlich machen. Lu-Utu, der Statthalter von Umma während der sargonischen Herrschaft, führte in seiner Stadt Bauarbeiten am Tempel der Göttin Ereskigal durch; mehrere Tonnägel weisen ihn als Bauherrn aus. Auf die Erwähnung des Namens des Stifters und des Bauprojekts für die Gottheit folgt der Vermerle "Auf seiner (d.h., des Tempels) Stirnseite hat er (d.h., Lu-Utu) Wasser (leitungen) befestigt und (so) seinen (d.h., des Tempels) Namen glänzend hervorgebracht." 7:33 Seine offenbar eindrucksvolle Konstruktion, deren exakte Natur sich aus der kurzen Bemerkung leider uicht erschließt, sollte also den Tempel der Ereskigal berühmt machelI. Der frühdynastische Herrscher Enanatum 1. von Lagas ließ für den Gott Ningirsu ein Heiligtum errichten; seine Inschrift ist auf mehreren beschrifteten Backsteinen erhalten. Zuerst ist der Bauherr Enanatum genannt, dann der Tempelbau für Ningirs\l, und schließlich heißt es: "Er (d.h., Enanatum) hat den Neunen für seinen ihn liebenden Herrn Ningirsu auf die hölzernen Löwen, die er für ihn als Türhüter sitzen ließ, gesetzt." 734 Demnach tragen a.lso auch die Torwächterfiguren Inschriften, Ohne daß es in den heiden Texten explizit gesagt wird, gehört freilich auch der Bauherr zu den Nutznießern, dessen Name von den Bewunderern der prächtigen Gebäude im Mund geführt wird und der außerdem in elen Inschriften verewigt wird, lVIit diesen beiden Beispielen sind bereits drei der im III ..H. verbreiteten TdigennateJ'ialiel1 von Bauinschriften genannt: Ziegnl, TOllllagel und Türbmitandteil. \Vir wollen sie in der Folge kmz im Kontext der übrigen Bauinschriftenträger diskutieren. Zunächst zu jenen Inschriften, die mn fertigen Bauwerk nOl'lllH.lerwcise nicht (oder zumindest kaum) sichtbar sind: 7:lfi Ziegel, Tonnagel und Griinduugsgabe. Der Lehmziegel (sum. si g4 aide lilrittwn) , das gnmdlegeude Baumaterial Mcsopotamiens, ist als Backstein so uuvergänglich wie Stein; im ungebra.nntem Zusta.nd ist ()l' weit weniger haltbar und insbesonderc durch Wassereinwirkung gefährdet, doch tief illl Inlleren der Maucm lind Fundamente eiues Gebäudes verba.ut, wal' der Best.a.nd eines Ziegels gut geschützt. Beschriftet wurden gewöhnlich gebrannte Ziegel, die durch alle Periodcn die häufigsten Inschriftcnträger sind: Sie wercten von der frühdyuHstisclwn Zeit. bis ins spät.e I. .J t. für Bauinschriftcll verwcndet; die jüngsten bckmllltclI, mit Keilschrift, be7:l:'IUlvfR 2 Il.G.2: 10-11: gaba lJa a bf-in gi lHu-bi pa bi-in-co n'IS'l'EIBLE ID82: 118:1: En.! 2 iii 2-0: ur lJa-lu-ttb l-dus-sc lHu-lIa-durull x (Iw.!(u)-lIa( a) 111 g alk i a n- 11 a - 6 g - 11 i cl N i 11 - g f I' - S (I - I' a (Var.: cl N i 11 - g fr - s tt - I' a - k e,l) III u IH U - 11 a - gar; vgl. bereits AIlIII. :la:l. 7:lf>Nach dem UllterHcheidungskritürill1H der Sieht.harkoit Hchied AllClrel\s FUCHS in HeinlH' Bearbeit.ung der Inschriften SargonH II. von ASHyrien (721-705) IlUH Dür-SalTu-kln Hein Mat.erial; allcrdings t.at. er dies aufgl'llnd chronologiHcher Erwägungen, da die verborgenen Inschrift.en im Fundament. et.c. früher abgefaßt. (und deponiert) wlll'dün als die Hicht.baren InHchrift.ün auf den Ort.hoHt.at.en und andorswo, vgl. dazu FUCHS HJnt1: Hf. und vgl. auch die ßünlürkungen von FHAIIM JDD7: :14 zu Heinor Anordnung des Inschriftelllnat.erialH von Sanherib von Assyl'ien (704-G81). AnHonHt.ml wurde dieHell1 grundlegenden Morkmal in dün modemen I3earbeit,lIngen lwinü große Aufmerksalllkeit ~ut.oil, obwohl sieh zumindeHt. in den jüngeren Perioden dieses Unt.erscheidungskrit.ürillln auch in der alt.orient.aliHchen Terminologie ~u finden scheint (vgl. S. 1M). Erst. jüngHt. bezog aber Joachim MAltZAIIN in einem sehr gut. illuHtriert.en I3egleitlmtalog ~u einer Ausstellung assyrischer Palastreliofs und BauinHchriften das Thema der Sicht.und Unsicht.barkeit in seine Überblick über die Inschriftellträger innerhalb der Bauwerke ASHyrienH Gin, vgl. MAHZAIIN 2004: 82-117.
B.
142
DIE MACHT DES NAMENS
schriebenen Exemplare sind die Ziegel des Anu-uballit-Kephalon vom BIt-Res-Tempel in Uruk. aus dem Jahr 201 v. Chr.736 Ziegel wurden auf ihrer Oberseite, gelegentlich auch auf emer oder mehreren Seitenflächen 737 beschrieben oder auch gestempelt.738 Die Inschrift war damit, sowie der Ziegel verbaut und die Wand verputzt war, nicht mehr zu sehen;739 nur wenn beschriftete Ziegel als Fußbodenplatten verlegt wurden war ihre In. h t b ar. 740 N ur ausnahmsweIse . .m Mesopotamlen .. ' wurde mIt Stein gebaut: Das von sch n'ft SIC Sanherib (704-681) errichtete Neujahrsfesthaus von Assur ist ein solcher Bau, dessen untere Partien aus Steinblöcken errichtet wurde. Anstelle von beschrifteten Ziegeln verwendete man Fundamentblöcke als Träger der Bauinschriften,741 die sich auf einzelnen Quadern befinden konnte, aber auch über mehrere Stücke hinweg angebracht werden konnten. Im Gegensatz zu den etwa zeitgleichen Inschriften der Tempel der nördlichen Nachbarn in Urartu, die auf Steinblöcken seitlich des Eingangs zum Heiligtum gut sichtbar angebracht sind,742 waren die Inschriften des Neujahrsfesthauses und ähnlicher assyrischer Gebäude jedoch nicht zu sehen. Ob dagegen die Beschriftung auf den steinernen Säulenbasen die Adad-nerarI I. (1300-1270) in seinem Palast in Assur anbringen ließ, sichtbar oder unsichtbar angebracht war, läßt sich in Ermangelung der Originale nicht entscheiden;743 letzteres 736 JORDAN 1928: Tf. 108; für eine Bearbeitung siehe FALI<ENSTEIN 1941: 6f. und vgl. auch DOTY 1988: ~7 und OE.LSNER 1?86: 8~, 1?4. Vom s.~.lben Bauherrn stammen auch die Ziegel vom Irigal-Tempel m Uruk, die allerdmgs mit emer aramaischen Inschrift versehen sind: "Anu-ubalIit dessen anderer Name Kepl~al?n ist"_ (vgl. D.OTY 1988: 97; qELSNER 1986: 248). Aus dem 2. Jh. st~:nmen die Ziegel des ~da~-nadm-agge von semem Palast in Girsu, auf die sein Name in aramäischer und griechischer Schnft emgestempelt war (vgl. OELSNER 1986: 98f. und KOSE 2000). 737Z.B. die altbabylonischen Ziegel des Takil-iIiMu von Malgium, die einmal auf der Oberseite und einmal üb~r zwei Seitenflächen jeweils mit derselben Inschrift (RIME 4 11.2.2) versehen sind (für Photograpillen v~1. KUTS.CHER~WILCI<E 1978: 106, 108f.) , und die mittelbabylonischen Ziegel vom EkisnugalTen~pel m Ur, die auf Ihrer Oberseite und auf einer der Seitenflächen jeweils eine sumerische Inschrift Kungalzus 1. (14. Jh.) tragen (UET 1 155, vgl. BRINJ<MAN 1976: 217f.: Q.2.33-34). 73BMit den Modalitäten der Beschriftung und Stempelung von Ziegeln beschäftigte sich zuletzt MARZAHN 2004: 84-86 (mit Photographien assyrischer Beispiele auf S. 87-94). 739 Als die Tradition in jüngster Zeit unter Saddam Hussein wieder aufgenommen wurde der bei den während seiner Regierungszeit durchgeführten Restaurierungsarbeiten des Iraqischen AI~tikendienstes z.B. am Palast Nebulrn.dnezars 11. (604-562) in Babyion und am E'ugal-Tempel fUr Enlil in Dür!{urigalzu Ziegel mit ei.ner i~n preisenden arab~schen Inschrift verbauen ließ, wurden diese allerdings llTI Gegensatz zur altonentahschen Vorgangswelse so angebracht, daß die Inschrift sichtbar ist. 740Beispiele sind etwa die Ziegel des Ipiq-Adad H. von Esnunna (18. Jh.) und Ibäl-pi-EI H. von Esnunna (17. Jh.) v~~ ~ßboden des KitTtum~Tempels von Nerebtum (vgl. JACOBSEN 1990: 91) oder die Ziegel Adad-neral'ls 1. (1300-1270; wohl m sekundärer Verwendung) und Salmanassars III. (858-824) im Ostpalast von Assur (vgl. DURI 2002: 97, 100f.). 741F< RAHM 1997: 175-177: T 141-145. Zu den beschrifteten Steinblöcken aus anderen Bauwerken in Assur vgl. PEDERSEN 1997: xxix, 9-16. 742Vgl. dazu SALVINI 1995: 193f., der die künstlerische Dimension dieser Inschriften als Fassadenschmuck betont. 7'13D"le stemernen Basen ( qummaJtu) trugen hölzerne Säulen (timmu). In dem Verwaltungstext VS 19 14 (~uletzt J~I
I.3.b.
INSCHRIFTEN
143
erschiene mir wahrscheinlicher. Den zweiten Inschriftenträger bezeichnen wir heute nach seiner Form als Tonnagel; in den sumerischen Texten der frühdynastischen Zeit wird dieser Gegenstand vielleicht mit dem Zeichen KIB geschrieben, dessen sumerische Realisierung genauso unklar ist wie die 744 Diese mögliche Zusammengehörigkeit mit dem jüngeren akkadischen Begriff kibbum. gebrannten Tonobjekte wurden auf dem Schaft, später auch auf dem Kopf oder besonders unter den altbabylonischen Herrschern von Isin und Larsa gelegentlich auch an beiden Stellen mit einer Inschrift versehen. Man setzte sie in den Mauern des Gebäudes zwischen die Ziegel,745 wobei ihnen keinerlei tragende Funktion zukam. Die Inschriften auf den Schäften der Tonnägel waren damit unsichtbar, und nachdem das Mauerwerk verputzt wurde, waren wohl auch die auf den Köpfen angebrachten Inschriften meist nicht mehr sichtbar. In der Architektur Südmesopotamiens waren diese Inschrift~nträger nur von der frühdynastischen Periode bis in die altbabylonische Zeit in Verwendung; in assyrischen Tempeln - und auch Palästen - aber waren sie unter dem Namen sikkatum bis ins I. Jt. gebräuchlich. 746 In Assyrien entwickelte sich in der Mitte des II. Jt. aus den Tonnägeln die Denkmälergattung der glasierten Knauffiiese, eine an der Wand angebrachte Tonplatte, aus deren Mitte ein Knauf hervorragt. 747 Diese Fliesen wurden nachweislich seit der Regierungszeit ThkultI-Ninurtas I. (1240-1205) mit Inschriften versehen,148 und anders als die einfachen Tonnägel waren solche Stücke im Mauerverband schon aufgrund ihrer auffälligen Farbgebung gut sichtbar, wenn auch die um den Ansatz des Knaufs angebrachte Inschrift nur aus nächster Nähe zu lesen war. Dasselbe gilt für einen weiteren in assyrischen Tempeln und Palästen belegten Inschriftenträger, die farbigen Handmodelle aus Ton; seit der Regierungszeit ThkultI-Ninurtas I. sind unbeschriftete Exemplare bekannt, seit Assurnasirpal II. (883-859) tragen diese Objekte sichtbare Inschriften,749 die allerdings bei hoch ilberführt wurden: Adad-nerärTs Inschrift auf den Säulenbasen wird dabei wörtlich zitiert (der entsprechende Auszug des Textes ist in RIMA 1 A.0.76.25 wiedergegeben). 744FUr die sehr seltenen Belege für I(JD in Königsinschriften vgl. BEHRENS/STEJDLE 1983: 197f.; zur Phrase lOB dUll vgl. auch ATTINGER 1993: 588. Für kibbum vgl. AHw. 470 und CAD K 329f.; die dort gesammelten altbabylonischen (Mari), mittelbabylonischen (Amarna), neuassyrischen und neubabylonischen Belege bezeichnen zwar nagelartige Objekte, die aber sicherlich nicht als Inschriftenträger im Architekturverband verwendet wurden. In Anbetracht der Tatsache, daß derartige Gegenstände nur bis in die altbabylonische Zeit belegt sind, Uberrascht das freilich nicht und schließt eine Identifizierung der älteren Objekte mit diesem Wort nicht aus. 745ELLIS 1968: 83f. Gute Beispiele sind die in der Temenosmauer des Nanna-Tempels von Ur angetroffenen Tonnägel (RIME 3/21.1.11) des Ur-Namma von Ur (21. Jh.) (Abbildung: WOOLLEY 1939: 24 mit Tf. 15a) und die im Verband der den Gula-Tempel von Isin umgebenden Mauer geborgenen Tonnägel (RIME 4 1.4.5) mit einer Inschrift Isme-Dagäns von Isin (1857-1839) (Abbildung: HROUDA 1987: 13 mit Tf. 5). H6Vgl. dazu DONBAZ/GRAYSON 1984: 1-4 und GALTER 1998: 24. H7Vgl. ANDRAE 1923: 63-76 und NUNN 1988: 160-165. 74BVgl. NUNN 1988: 162. 749 Alle
bekannten Exemplare - beschriftet und unbeschriftet - stellte FRAME 1991a und FRAME 1991 b zusammen. Allgemein zu den Inschriften, die in die Wanddekoration assyrischer Bauwerke integriert werden konnten, vgl. MARZAHN 2004: 101-107 (mit Photographien).
144
B. DIE MACHT DES NAMENS
in der Wand - wohl unterhalb der Dachbalken als scheinbare Stützen 750 - angebrachten Stücken unmöglich zu lesen waren. Eine weitere Gruppe von altorientalischen Bauinschriften wurde dagegen völlig unsichtbar angebracht. Im Rahmen des Gründungsrituals für ein Gebäude deponierte man im Fundament des Bauwerks oder in eigens zu diesem Zwecke angelegten Hohlräumen im Mauerwerk Gründungsgaben, die als sumo te m e n = aIde temmennum bezeichnet werden; dieser Begriff wurde von den Vermessungspfiöcken, die zum Abstecken des Gebäudegrundrisses verwendet wurden und die man an den Ecken der Fundamentierung rituell bestattete, auf alle übrigen Gründungsbeigaben übertragen. 751 Die Beisetzung von Gründungsdeposita752 ist zunächst ausschließlich für Heiligtümer belegt, ab der Zeit der IU. Dynastie von Ur außerdem für Stadtmauern und Palastanlagen. 753 Die frühesten Gründungsgaben bestehen aus Elfenbein- und Metallstaub (besonders häufig ist Gold), Splittern und Perlen aus Glas, Fritte und Stein, Muscheln sowie Zweigen und Schilfblättern,754 in die die steinerne Nachbildung eines Ziegels gebettet sein konnte. Seit der frühdynastischen Zeit155 enthielt das Gründungsdepositum im Regelfall auch eine Inschrift des Bauherrn. Diese Inschrift konnte vom IU. bis zum 1. Jt. auf beschrifteten Platten - die als Nachfolger der Steinziegel zu sehen sind - in verschiedenster Größe und aus unterschiedlichen Materialien wie Stein, Metall oder gebranntem Ton angebracht sein. 756 Die große Bandbreite im Erscheinungsbild dieser Tafeln verdeutlichen besonders gut jene zehn Stücke, die TukultI-Ninurta 1. von Assyrien (1240-1205) mit jeweils derselben Inschrift versehen und gemeinsam als Gründungsgabe im Istar-Heiligtum von Assur deponieren ließ: Die fünf Bleiplatten wiegen ca. 340-410 kg und messen ca. 75x38 cm (Dicke unbekannt), und der Steinblock hat mit ca. 268x 130x40 cm noch wesentlich größere Dimensionen, wogegen sich die jeweils zwei Silber- und Goldtafeln mit ca. 9x5 cm (Dicke unbekannt)
I.3.b. INSCHRIFTEN
145
geradezu verschwindend klein ausnehmen. 757 Dabei ist die Beobachtung wichtig, daß die Wahl des Materials für die Gründungstafeln von der Natur des ihr zugeordneten Bauwerks abhängig zu sein scheint: So lassen sich tönerne Tafeln bisher ausschließlich als Gründungsgaben für weltliche Gebäude nachweisen;758 die frühesten Beispiele dafür sind die Bauurkunden vom Palast des Sin-kMid von Uruk (18. Jh.).759 Bis in Zeit der I. Dynastie von Lars~ konnten die Gründungstafeln durchbohrt sein und im Verbund mit den bereits 760 erwähnten, mehr oder weniger elaboriert ausgestalteten Gründungsnägeln aus Meta1l niedergelegt werden,761 die ebenfalls Inschriften tragen konnten. Daneben waren als Inschriftenträger tönerne Kegel- vielleicht Nachbildungen der metallenen Gründungsnägelin Gebrauch, seit Nür-Adad von Larsa (1770-1755) auch Zylinder aus Ton, Stein oder Me762 tall und seit Tiglatpileser 1. von Assyrien (1114-1076) auch Tonprismen. Zusätzlich wurden auch Statuen aus Stein, Metall und Holz763 als Inschriftenträger genutzt. Alle diese Gegenstände konnten in ebenfalls beschrifteten Behältern aus Ziegeln oder Stein (sum. du b - sen = akk. tupsennum) verwahrt werden. 764 Die Praxis, beschriftete Gründungsdeposita niederzulegen, wurde bis ins später 1. Jt. beibehalten: Das jüngste bekannte Beispiel einer mit Keilschrift versehenen Gründungsgabe wurde während der seleukidischen Herrschaft über Mesopotamien abgefaßt: Es handelt sich um einen Tonzylinder aus dem Jahr 244 v. ehr. vom Blt-Res-Tempel in Uruk. 765 Wenden wir uns nun einem Bereich zu, in dem Inschriften gerne sichtbar verbaut wurden: dem Torbereich. Ein- und Durchgänge waren durch alle Zeiten beliebt für die 767Ygl. dazu ANDRAE 1935: 42-46, HEINlUCH 1982: 213, MARZAHN 2004: 113 (mit der schematischen Ansicht in Abb. 53) und RIMA 1 A.0.78.11 (filr die Inschrift). 768ELLIS 1968: 97. 769Yon diesen tönernen GrUndungstafeln sind bisher nicht weniger als 67 Exemplare bekannt geworden: RIME 4 4.1.3 Ex. 1-42 und RIME 4 4.1.4 Ex. 1-25.
750Für einen entsprechenden Yorschlag zur Anbringung dieser Stücke vgl. FRAME 1991a: 358 Abb. 4.
760ZU den in Form von göttlichen oder menschlichen Figuren gestalteten Beispielen vgl. S.A. RASHID
761ZU ternen "Yermessungspflock" > "Yermessungspflock als Gründungsgabe" > "Gründungsgabe" vgl. DumIAM 1986 und zuletzt STEINI<ELLER 2004b: 136 mit Anm. 6. Ygl. hierzu auch S. 163.
761ELLIS 1968: 46-93.
762Die älteste schriftliche Erwähnung für die Deponierung von Baudeposita findet sich in der auf mehreren Bronze- und Steintafeln eingeschriebenen Gründungsinschrift des frühdynastischen Herrschers Eiginimpae von Adab: "Er hat an seinem (d.h., des Tempels) Fundament Gründungsnägel (oder Gründungsgaben?) in die Erde hineingesteckt." (STEIBLE 1982: 11 190: Eig. 1 ii 2-3: ur - b i k i - set e m e n ba - si; zum Verbum si vgl. DUNHAM 1986: 47-52. Eine monographische Auswertung der Daten Uber altorientalische Gründungsdeposita ist ELLIS 1968, dessen chronologische Yerteilungstabelle (Abb. 36) einen schnellen Überblick bietet. 763rm ElJursag, dem Palast des Sulgi (2000-1953) in Ur, wurden GrUndungsbehältnisse mit Steintafeln und figural gestalteten Gründungsnägeln niedergelegt, die allesamt unbeschrieben waren (vgl. ELLIS 1968: 63f. und FRAYNE 1997: 113); als bei den iraqischen Nachgrabungen von 1961/62 ein weiterer GrUndungsbehälter ausgegraben wurde, konnte allerdings festgestellt werden, daß zu seiner Abdeckung ein beschrifteter Ziegel Sulgis (RIME 3/21.2.3: Ex. 19: IM 66433) verwendet wurde, vgl. RASI-IID 1983: 3lf. FUr die Gründungsdeposita von Stadtmauern vgl. STEINI<ELLER 2004b: 135f. 7MZU diesen "Streugaben", die bis ins I. Jt. gebräuchlich sind, vgl. ANDRAE 1935: 53-57. 766Ygl. dazu COOPER 1986: 5 und SCHAUDIG 2003: 458. 756ELLIS 1968: 94-107.
1983. 762Die Entwicldung vom Tonkegel hin zu Tonzylinder und Tonprisma, die ersteren im Laufe des 11. Jt. völlig ersetzen, läßt sich gut rekonstruieren (vgl. ELLIS 1968: 108-120); der Ursprung des T~nkeg~ls ist wohl im senkrecht in die Erde gesteckten Nagel zu suchen, mit dem das GrUndungsdeposltum Im Grund verankert werden sollte; damit geht diese Form der GrUndungsgabe auf diesseibe Grundform zurUck wie die oft in Nagelform gestalteten GrUndungsstatuetten (vgl. KRAUS 1947: 96-106). 763Das GrUndungsdepositum Sulgis von Ur (2000-1953) filr den Inana-Tempel von Nippur enthielt hölzerne Statuen, vgl. ZETTLER 1992: 41 und GIBSON/HANSEN/ZETTLER 1998-2001: 555f. 7ß4Ygl. dazu ELLIS 1968: 66 mit Abb. 21, 100-106. An der Ziqqurrat von Borsippa wurde 1980 ein Ziegelbehältnis mit dem ungestörten GrUndungsdepositum Nebukadnezars 11. (604-562) gefunden, das neben der GrUndungsinschrift auf einem Tonzylinder auch eine kleine Tontarel mit dem Vermerk "Es ist eine Königsinschrift" enthalten haben soll; der Zylinder und der bisher singuläre Begleittext sind bislang allerdings unpubliziert, vgl. vorläufig TRENI<WALDER 2003: 52. 765
YOS 1 52; abgeraßt von Anu-uballikNikarchos, dem Statthalter von Uruk, während der Regier~ng~zeit von Seleukos 11. (246-226). Die jüngste bekannte Gründungsinschrirt eines Kö_nigs.i~t nur :-vemg ä.lter; es handelt sich um einen Zylinder des Antiochos I. Soter (281-261) vom Nabu-Helhgtum m Borslppa (5R 66, siehe KUHRT/SHERWIN-WHITE 1991 fUr eine Bearbeitung und vgl. auch BOIY 2002: 248f.):
146
B. DIE MACHT DES NAMENS
Anbringung von Inschriften, die Türen, Türrahmen, Türschwellen,166 Torlaibungsfiguren und Verschlußmechanismen 767 zieren konnten. 768 Dies wird in einer Inschrift Rlm-Slns von Larsa (1726-1667) angesprochen: "Auf den Türrahmen und den Türpfosten des Hauses (der Göttin Ninisina) schrieb ich für künftige Tage fürwahr meinen Namen. ,,769 Wir erinnern uns außerdem an die bereits erwähnten Türwächterlöwen des Enanatum I. von Laga.s: Erste beschriftete, im Original erhaltene Exemplare solcher Figuren stammen schon von Ur-Nanse von Laga.s 770 und begründeten eine Tradition, die mit den kolossalen Türhüterfiguren assyrischer Tempel ihren Höhepunkt erreichte.77 1 Ein besonders monumentales Beispiel einer sichtbaren Inschrift an einer Toranlage stammt von Nebukadnezar II. (604562), der seinen "geschriebenen Namen" am Istar-Tor von Babyion aus glasierten Ziegeln zusammensetzten ließ. 772 Besonders häufig sind Inschriften auf jenem Türbestandteil erhalten, dessen Funktion seine Fertigung aus Stein verlangte und der sich durch die Verwendung dieses Materials als Träger des für die Ewigkeit bestimmten "geschriebenen Namen" besonders anbot: dem Türangelstein, in dem sich der Torpfosten mit dem daran angebrachten Türflügel drehte. 773 Dabei steht dieses Trägermaterial, wie schon die als Fußbodenplatten verwendeten Ziegel, die KnaufHiesen und die Tonhände, an der Grenze zwischen den Kategorien sichtbar und unsichtbar, denn obwohl die Inschriften durchaus nicht versteckt und tief in der Bausubstanz verborgen angebracht wurden, waren sie im verbauten Zustand 7GGBeispieie sind die Türschwellen des Ea-Tempels, des Sin-Tempels, des Nikkal-Tempels, des SamaäTempels, des Nabu-Tempels, des Adad-Tempels und des Ninurta-Tempels, die Sargon 11. von Assyrien (721-705) in Dür-Sarru-kTn errichten ließ (FUCHS 1994: 280-283). 7G7Dazll sind auch die "Weihplatten" aus den Tempelanlagen der Zeit von der frühdynastischen Periode bis einschließlich der Epoche der III. Dynastie von Ur zu zählen, die als Bestandteil von Schließvorrichtungen im Türbereich angebracht waren; dies konnte an hand eines tönernen Türverschlußabdrucks vom Inana-Tempel in Nippur aus der Regierungszeit Sulgis von Ur (2000-1953) zweifelsfrei nachgewiesen werden (ZETTLER 1987: 211 Anm. 28; vgl. dazu HANSEN 1963: 151-153 und BRAUN-HoLZINGER 1991: 306f.). Neben unverzierten StUcken gibt es Exemplare, die entweder Bilder, Bilder und Inschriften oder auch nur Inschriften tragen (nur Inschrift: frühdynastisch: BOESE 1971: 213f.: K11, Tf. XLI/3; sargonisch: RIME 2 1.4.27 Ex. 2 = BOESE 1971: 202f.: T14, Tf. XXXII oben; RIME 2 1.4.54 = BOESE 1971: 203: T15, Tf. XXXII unten; RIMA 1 A.0.1001.1 = BOESE 1971: 207f.: AR1, Tf. XXXV/I; Ur III: RIMA 1 A.0.1003.2001 = BOESE 1971: 208: AR2, Tf. XXXV /2). 7G8Die Anbringung von Inschriften auf Türen ist auch in literarischen Texten belegt: Im Zwöljtajelepos wird die Inschrift Enkidus an der von ihm und Gilgames gestifteten TUr des Enlil-Tempels erwähnt (Gilg. VII 63; vgl. GEORGE 2003: 636f.), und in der altbabylonischen Komposition Erra und NariimSin tragen die TUren des von Naräm-Sin CUr Erra errichteten Tempels Inschriften, die beider Namen nennen (J.G. WESTENHOLZ 1997: 198: NI'. 13: 49-51). 769
RIME 42.14.18: 38-40.
1.3.b. INSCHRIFTEN
aufgrund ihrer Anbringung auf oder sogar unter Fußbodenniveau kaum oder gar nicht zu sehen;774 daß die Inschriften auf Türangelsteinen aber prinzipiell zu den sichtbaren Inschriften gerechnet wurden, zeigt an, daß diese Inschriften schon lange, bevor es im 18. Jh. generell üblich wurde, auch verborgene Bauinschriften mit Flüchen zu sichern (Teil B.I1I.1.), wie andere sichtbare Inschriften auf diese Weise geschützt wurden. 775 Die frühesten bekannten Beispiele für Türangelsteine mit Inschrift stammen aus der frühdynastischen Zeit: Ur-Nanse von Laga.s und seine Nachfolger ließen entsprechende Stücke in den Heiligtümern von Girsu anbringen;776 außerdem ist ein von einem Stadtfürsten von Adab gestiftetes Exemplar bekannt. 777 Die Praxis wurde in sargonischer Zeit weitergeführt: Aus der Regierungszeit Naräm-Slns von Akkad stammen beschriftete Türangelsteine vom Tempel des Lugalmarada aus Marad 778 und aus dem Egipar von Ur,779 und von seinem Nachfolger Sar-kali-sarrI sind entsprechende Stücke aus dem Ekur von Nippur belegt. 78o Mit Inschriften versehene Exemplare sind auch für die Könige der III. Dynastie von Ur belegt 781 und für verschiedene Herrscher der altbabylonischen Zeit nachzuweisen: Zwei beschriftete Türangelsteine stammen von dem von Su-ilisu von Isin (1888-1879) errichteten Dublamah-Tempel in Ur,782 ein Türangelstein des Ilum-muttabbil von Der (19. Jh.) ist aus dem I§taran-Tempel seiner Hauptstadt183 belegt, ein entsprechendes Stück des ANam von Uruk (18 Jh.) vom Heiligtum für An und Inana in Uruk,784 und auch der altassyrische Stadtfürst Erisum I. (19. Jh.) und später SamsI-Adad I. (1710-1679) ließen in Assur am Assur-Tempel beschriftete Türangelsteine verbauen. 785 Dieser Praxis folgten auch die mittel- und neuassyrischen Könige. 786 In der mittelbabylonischen Zeit 774Zur Sichtbarkeit der Inschriften auf assyrischen TUrangelsteinen vgl. MARZAHN 2004: 99f. 775Z.B. RIME 21.4.9 (Naräm-Sin von Aldmd), RIME 21.5.1-2 (Sar-lmli-sarrT von Akkad), RIME 41.2.1 (Sü-ilisu von Isin [1888-1879]). 776STEIßLE 1982: I 101-105: Urnanse 35-38; 220-228: Entemena 17-27; 273f.: Enanatum II. 1-4; 328-331: Uru'inimgina 11-12 (= Irilmgina). 777STEIßLE 1982: II 198: AnAdab 12; der Name des Stifters ist nicht erhalten. 778
RIME 2 1.4.9.
779
RIME 2 1.4.34. Der TUrangelstein trägt den Namen von Naräm-Sins Tochter En-men-Ana, der Priesterin cles Mondgottes von Ur.
780
RIME 2 1.5.1 und RIME 2 1.5.2.
781 Besonders häufig sind beschriftete TUrangelsteine CUr Ur-Namma von Ur (21. Jh.) belegt: NannaTempel in Ur: RIME 3/21.1.2; Ninsllna-Tempel: RIME 3/21.1.6; Ninutula-Tempel: RIME 3/21.1.8; Ningal-Tempel in Ur: RIME 3/2 1.1.13-14; Inana-Tempel in Ur: RIME 3/2 1.1.16; Ekllr in Nippur: RIME 3/2 1.1.25; Enki-Tempel in Eridu: RIME 3/2 1.1.32; Eanna in Uruk: RIME 3/2 1.1.34 Ex. 4; Ninlil-Tempel in Nippur: RIME 3/2 1.1.37.
770STEIBLE 1982: I 108f.: Urnanse 45-46.
782
RIME 4 1.2.1: Ex. 1-2.
771S0 tragen z.B. die Steinlöwen vom Eingang des Tempels der SarraL-nipbi in Kalbu sichtbare (RIMA 2 A.0.101.28) und unsichtbare Inschriften (RIMA 2 A.0.101.32) Assllrnasirpals II. von Assyrien (883859).
783
RIME 4 12.2.2: Ex. 1.
784
RIME 4 4.6.3.
785
RIMA 1 A.0.33.2 und RIMA 1 A.0.39.11: Ex. 1-3.
772MARZAHN 1992: 28f. (mit Photographie der Inschrift). 773Eine funktionale und architekturgeschichtliche Betrachtung der ZapfentUr und ihrer Drehvorrichtllng bietet DAMERJI 1973: 191-240.
147
786Die folgenden Belege nennen TUrangelsteine mit Inschriften mittel- und neuassyrischer Könige aus Assur: Aclad-nerärT I. (1300-1270) ~ Anll-Adad-Tempel: RIMA 1 A.0.76.17; Salmanassar I. (12691241) - Assur-Tempel: RIMA 1 A.0.77.20 (dreizehn Exemplare); 1\lkultJ-Ninurta I. (1240-1205) -
B. DIE MACHT DES NAMENS
148
wurde es üblich, neben den Eingängen der Heiligtümer auch die Torbereiche der Paläste 787 mit sichtbar angebrachten Inschriften zu versehen: Allein von Kurigalzu 1. (14. Jh.) sind 26 mit sumerischen Inschriften beschriebene Türangelsteine von den Toren verschiedener Tempel- und Palastanlagen in Dür-Kurigalzu, Nippur und Ur erhalten. 788 Aus der Zeit nach dem Untergang der kassitischen Dynastie sind nur noch wenige Exemplare aus Babylonien bekannt; sie stammen allesamt aus Heiligtümern in Ur: Vier Türangelsteine ließ der babylonische König Marduk-nädin-ahhe (1099-1082) am Eganunmah anbringen, und ein Exemplar wurde von Sin-balassu-iqbi, Statthalter von Ur unter Assurbanipal (ca. 665655), am Etemennigurru installiert: Auch diese Stücke sind mit sumerischen Inschriften versehen. 789 Gleich den mittel- und später neu babylonischen Herrschern 790 ließen auch die neuassyrischen Könige sichtbare Inschriften nicht bloß im Türbereich von Tempeln, sondern auch von Palästen anbringen;791 die ersten bekannten Beispiele stammen von den über den Türangelsteinen angebrachten Abdeckplatten vom Nordwest-Palast Assurnasirpals H. (883-859) in Kalhu.792 In den neuassyrischen Heiligtümern und besonders den Palästen sind sichtbare Inschriften aber auch als Teil der Wanddekoration in Form von kolossalen Torhüterfiguren und Orthostatenplatten,793 Ziegelreliefs 794 und glasierten Fliesen 795 Ailiiur-Tempel: RIMA 1 A.0.78.26; Sanherib (704-681) - Aiiiiur-Tempel: FRAHM 1997: 165f.: T 131-132. Zu den beschrifteten Ti1rangelsteinen aus Assur vgl. PEDERSEN 1997: xxviiif., 6-9.
I.3.b.
149
INSCHRIFTEN
belegt. Der Höhepunkt der" Verschriftlichung" der Architektur ist nach Ausweis unserer Quellen unter Assurnasirpal H. erreicht, dessen Palastanlage in Kalhu auf nahezu allen Bauteilen mit Inschriften versehen war; in den Palästen seiner Nachfolger waren weitaus weniger sichtbare Inschriften angebracht. 796 Wenn auch im Laufe des H. Jt. neben Heiligtümern ebenso Stadtmauern und Palastanlagen mit sichtbaren und verborgenen Inschriften ausgestattet wurden, so unterschieden sich die Inschriften je nach Art des Baus ganz grundsätzlich: Während bei Tempelinschriften das Bauwerk stets als Weihung des Stifters an die jeweilige Gottheit vorgestellt wird, steht der Name des Bauherrn bei "profanen" Gebäuden ganz im Vordergrund. Von einer sichtbar an einem Bauwerk angebrachten Inschrift aus der neu assyrischen Zeit ist in einem Brief an Asarhaddon (680-669) die Rede; da das Schreiben, das im Gegensatz zu den zitierten Bauinschriften nicht für die Nachwelt bestimmt war, uns einen recht ungefilterten Blick auf die Umstände einer solchen Inschriftenniederlegung erlaubt, sei es hier besprochen. Behandelt wird die Errichtung eines mit beschrifteten Torlaibungen ausgestatteten Durchgangs; ob dieser einem Palast oder einem Tempel angehörte, geht aus diesem Brief eines unbekannten Autors, soweit er erhalten ist, zunächst nicht hervor.
Brief an Asarhaddon von Assyrien SAA 16 125: 5'-Rs. 10
787Die ältesten bekannten Beispiele sind die beiden Ti1rangelsteine vom Palast Kurigalzus I. in DürKurigalzu (BRINI<MAN 1976: 221: Q.2.50.1-2); entweder Kadaiiman-Enlill. oder 11. ist ein StUck unbekannter Herkunft zuzuordnen (BRINI<MAN 1976: 55, 134 J.2.1O).
5' sa us-se ka-ra-ri pu-u-lu pa-ni-u sa nu-pa-ti-ru-ni 7' ga-~a-a-nu su-u 8' an-nu-rig NA4. pu-u-lu sa-ni-u 9' qu-ru-ub sum-ma MAN i-qab-bi 10' su-mu sa MAN ina UGu-hi lis-tu-ru 11' . . v.. ;l m-2r-~2-2p u- a-a 12' MAN i-qab-bi ma-a la-bi-ru 13' ri-i~-pa mi-nu sa, ma . IGI LUGAL 14' ma-hir-u-ni a-na IR-SU 15' lis-pu-ra Ra. 1 ina UGU GIS.MES 2 sa ina bir-te pu-u-li 3 ni-ka-ba-su-u-ni797 " MAN liq-bi TA * be-et i-da-nu-ni 5 a-na LU.GAL-A.BA 6 MAN te-e-mu lis-kun 7 na-ru-u su-mu Sei MAN ina SA lis-tur
788BRINI<MAN 1976: 219-222: Q.2.40-56. 789
6'
RIMB 2 B.2.6.1 und RIMB 2 B.6.32.2001.
790S0 trägt ein beschrifteter Steinblock vom Torbogen des Zuganges zum Palast Nebukadnezars H. (604562) in Babyion eine Inschrift dieses Königs, vgl. LANGDON 1912: 41 zu Nr. 33. 791 Einen raschen Überblick i1ber die neu assyrischen Belege aus den Palastanlagen von Assurnasirpal H. (883-859) bis Assurbanipal (668-ca. 630) verschafft die tabellarische Übersicht in RUSSELL 1999: 210: Tabelle 10.1. 792Dabei ist sowohl an der sichtbaren Oberfläche der Platten eine Inschrift angebracht (RIMA 2 A.0.101.103) wie auch auf der unsichtbaren Unterseite (RIMA 2 A.0.101.104). 7930rthostatenreliefs mit Inschriften sind in assyrischen Palastanlagen seit der Regierungszeit Tiglatpilesers I. (1114-1076) belegt, aus dessen Palast in Assur entsprechende, wenn auch fragmentarisch erhaltene Stücke erhalten sind (RIMA 2 A.0.87.17 und RIMA 2 A.0.87.18-20). Eine Übersicht über die Inschriften auf den Orthostatenplatten und Torhi1terfiguren in den neuassyrischen Palastanlagen seit Assurnasirpal Ir. (883-859) gibt RUSSELL 1999: 210 (und passim); beschriftete Orthostatenplatten in Heiligtümern sind beispielsweise im von Assurnasirpal II. errichteten Ninurta-Tempel von Kalbu belegt (RIMA 2 A.O.101.1, A.0.101.3, A.0.101.5-6; vgl. RUSSELL 1999: 227f.). Zu beachten ist, daß viele der StUcke auch auf der Rückseite mit verborgenen Inschriften versehen waren, vgl. dazu RUSSELL 1999: 210-212. 794Das besterhaltene - oder eigentlich bestrekonstruierte - Beispiel eines Ziegelreliefs, das aus zahlreichen, an der Sichtseite glasierten Ziegeln zusammengesetzt war, stammt aus dem ekal mä~arti in Kalbu und trägt eine Inschrift (RIMA 3 A.0.102.114) Salmanassars III. (858-824), vgl. NUNN 1988: 173f. und RUSSELL 1999: 71f., 82. 796Glasierte Fliesen mit Inschriften sind seit der Regierungszeit Tukultl-Ninurtas II. (890-884) belegt
v
(RIMA 2 A.0.100.7 und RIMA 2 A.0.100.15), vgl. ANDRAE 1923: TL 7-8 und NUNN 1988: 166. Zu den glasierten Knauffiiesen vgl. bereits Anm. 746. 790Vgl. dazu RUSSELL 1999: 8.
150
8 9
B. DIE MACHT DES NAMENS
I.3.b.
U so' ina si-ip-pa-ni so, E
Nach Ausweis dieses Briefes war der König eng in den Bauvorgang involviert; er erhielt genaue Informationen und wurde auch in Detailfragen um seine Meinung gebeten. In der vorliegenden Textstelle sollte er sich für das passende Material für die Steine, die als Träger für die Inschriften dienen sollten, entscheiden. Außerdem sollte er den Oberschreiber mit der Abfassung eben dieser Inschriften beauftragen. Dieser war es, der außerdem ein geeignetes Datum, d.h., einen Tag, der unter möglichst günstigen Vorzeichen stand, für die Anbringung der Inschriften auszuwählen hatte. Dazu wurde wohl die Serie Iqqur ipus herangezogen, die in §§ 1-33 jene Tage behandelt, die für verschiedenste Baurnaßnahmen günstig oder ungünstig waren. 803 Daß beim Bau eines Gebäudes - sei es ein Tempel oder ein sekuläres Gebäude - nichts dem Zufall überlassen wurde, wissen wir auch aus vielen anderen Texten aus allen Epochen der Keilschriftüberlieferung: Viele der Bauvorgänge wurden von rituellen Handlungen begleitet, bei denen der Bauherr eine wichtige Rolle spielte. 804 Insbesondere der F\mdamentsetzung805 mit der Deponierung der Gründungsgaben und der Herstellung und Niederlegung des ersten Ziegels806 kam dabei eine besondere Bedeutung zu, ebenso wie der in unserem Brief behandelten Errichtung der Türanlagen, wofür ein eigenes Ritual namens Enüma sippü kunnü "Wenn die Türwandungen fest gemacht werden" belegt ist. 807 Auch die Meinung von Asarhaddons Sohn Assurbanipal (668-ca. 630) war im Zuge der Abfassung seiner Inschriften gefragt. Mittels eines Briefes, der am Beginn der Regierungszeit dieses Königs abgefaßt wurde, wurden Instruktionen eingeholt, wie im Falle der Gründungsinschriften eines Bauwerks verfahren werden sollte, dessen Errichtung Assurbanipal schon während seiner Kronprinzenzeit begonnen hatte; nun, da er den Thron bestiegen hatte, sollte eine Bauinschrift, die ihn als König nannte, angebracht werden.
i-sa-kan-u-ni is-se-nis-ma 10 u4- mu DUlD. GA le-mur
"Der erste Kalkstein 798 zum Verlegen der Fundamente, den wir (aus dem Steinbruch) gebrochen haben, war gipshaltig. Jetzt ist anderer Kalkstein verfügbar. Wenn der König es befiehlt, soll man den Namen des Königs darauf schreiben. Laßt uns (diesen Stein) verlegen! Oder aber der König befiehlt folgendes: 'Verlegt den alten (Stein)!' Was dem König zusagt, möge er seinem Knecht als Nachricht schicken. Wegen der Hölzer, die wir zwischen dem Kalkstein (als Schwelle) festtreten werden, möge der König befehlen, woher sie gegeben werden. Dem Oberschreiber möge der König den Auftrag erteilen, daß er den Namen des Königs auf die Steinmonumente (naru) schreiben soll und daß er zudem einen guten Tag, an dem er (d.h., der Name des Königs) in den Türwandungen 799 des Gebäudes angebracht werden wird, ausersehen soll." Das hier angesprochene Bauwerk kann möglicherweise identifiziert werden; denn am monumentalen Eingangstor zum 672 begonnenen Erweiterungsbau des Zeughauses (ekal miisarti) von Kalgu wurden entsprechende Bauinschriften Asarhaddons entdeckt. Rechts und links des Toreinganges800 ist jeweils zweimal eine Inschrift angebracht, die das Gebäude als Palast Asarhaddons von Assyrien ausweist, der mit den üblichen Titeln und seiner Genealogie vorgestellt wird. Dann heißt es: "Dem Zeughaus von Kalhu, das Salmanassar (111.; 858-824), König von Assyrien, Sohn Assurnasirpals (11.), der ;nir voranging, erbaut hatte, fügte ich fürwahr ein unbebautes Stück Land als Erweiterung hinzu. Aus massivem Stein aus dem Gebirge füllte ich eine Terrasse auf. Palastanlagen für meine herrschaftliche Erholung erschuf ich darauf. ,,801 Weil sich die Angaben zur Anbringung der Inschriften in dem zitierten Brief gut mit dem archäologischen Befund verbinden lassen, könnte man daran denken, den Brief auf Asarhaddons Bauarbeiten am Zeughaus von Kalgu zu beziehen, zumal die übrigen Bauinschriften Asarhadclons sich nicht für eine Identifizierung mit den in dem Brief gebotenen Angaben eignen. 802
151
INSCHRIFTEN
Brief an Assurbanipal von Assyrien SAA 16 143: 6-11
8
707Diese Yerbalform und i-da-nu-ni in der folgenden Zeile sind weitere Beispiele für die von FABIlITIUS 1995 beoabachtete Yokaldissimilation bei Pluralformen im Subjunktiv im Neuassyrischen. 708Für die von M. LUUI
NA4.pU-u-lu sa ina SA uS-Be Ba BAD 7 sa URU. Tar-bi-!}i ni-ik-ru-ru-ni Bu-mu sa LUGAL be-li-ia ina UGU -hi ni-is-tur 9k··· · · t-.t a-ru-u-nz:808 z-z sa nz-sa. lD LUGAL be-li lis-pu-ra 11 z-na . . 't - t c nz-zs-. ". t ur pz-z 6
V
803Bearbeitung der neuassyrischen Fassung aus Ninive: LABAT 1965: 58-97; vgl. dazu als bisher älteste bekannte Textvertreter die neuen Textzeugen aus Emar, vgl. ARNAuD 1987: 205-251. Allgemein zu Iqqur fpuA und seiner Überlieferungsgeschichte vgl. MAuL 2003a: 57f.; speziell zu den Passagen betreffend Baumaßnahmen vgl. AMBOS 2004: 3lf. 804AMBOS 2004 legte zuletzt eine Bearbeitung und Analyse aller bekannten Baurituale des I. Jt. vor (mit einem kurzen Überblick über die Ritualpraktiken des III. und 11. Jt. mit weiterCUhrender Literatur auf S. 5f.; vgl. auch ELLIS 1968: 5-34.). Für unseren Kontext besonders hervorzuheben ist dabei ein CUr das 7. Jh. belegtes Tempelbauritual (I( 48+; vgl. S. 135f.). 805Ygl. dazu AMBOS 2004: 68-79. 806Ygl. dazu EDZARD 1987: 18-20, I-IEIMPEL 1987, LAMBERT 1987b und zuletzt AMBOS 2004: 77f. 807Ygl. dazu AMBOS 2004: 79f., 167-169.
B. DIE MACHT DES NAMENS
152
"Der Kalkstein, den wir in den Fundamenten der Stadtmauer von Tarbi::;u verbaut haben: Laßt uns den Namen des Königs, meines Herrn, darauf schreiben! Der König, mein Herr, möge mir Nachricht schicken, wie wir (die Inschrift) schreiben sollen; gemäß dem Wortlaut (dieser Nachricht) wollen wir (sie) schreiben!" Königliche Anteil- und Einflußnahme bei der Gestaltung von Inschriften dürfen wir - ebenso wie bei der Herstellung von Bildwerken809 - als Norm durch alle Zeiten der altorientalischen Geschichte annehmen. Explizit belegt ist sie auch in zwei altbabylonischen Briefen aus Mari; hier geht es jeweils um Inschriften auf Weihgaben für die Götter. Den ersten Brief richtete der Rechnungsführer (sandabakkum) JasIm-sumu an seinen König ZimrILIm (1677-1664). Der König sollte entscheiden, wo genau die Inschriften auf einem Wagen für den Gott Nergal und einer Sänfte für den Gott Itür-Mer angebracht werden sollten, wobei IasIm-sumu - der eine Schreiberausbildung vorweisen konnte81O - die königliche Aufmerksamkeit besonders auf die Berücksichtigung der guten Sicht- und Lesbarkeit der Inschriften für die Betrachter zu lenken suchte. 8ll Den zweiten BriePH2 schrieb ZimrI-LIm an Mukannisum, den Aufseher der Palasthandwerker; er betrifft die Arbeiten an einer Statue, die ihn selbst darstellte und für den Tempel des Wettergottes von Aleppo bestimmt war. Der König verlangte, daß ihm die beiden Fassungen der für die Statue vorgesehenen Inschrift aus der Hand zweier Schreiber übermittelt werden, damit er sich für eine davon entscheiden könne. 813 Die Deponierung des "geschriebenen Namens" auf den Göttern geweihten Gegenständen lag im übrigen der altorientalischen Vorstellung zufolge nicht einfach nur im Interesse des Stifters, sondern wurde auch mit dem entsprechenden Wunsch der Götter begründet. Dies belegt gut eine Passage im Zylinder Ades Stadtfürsten Gudea von LagaS (21. Jh.), wo der Göttin Nanse die folgenden Worte in den Mund gelegt werden: "Stelle ihm (d.h., dem Gott Ningirsu) doch seine geliebte Standarte her, schreibe doch deinen Na808Ein weiteres Beispiel für Yokaldissimilation bei Pluralformen im Subjunktiv, vgl. bereits Anm. 797.
I.3.b.
153
INSCHRIFTEN
men darauf !,,814 Gudea leistete dieser Aufforderung Folge. 815 Auch der assyrische König Assur-nädin-apli (1204-1201) kam implizit einem Wunsch der Götter Assur und SamaS nach, als er einen Schrein für eine Königsstatue seiner selbst mit den entsprechenden Inschriften am Ufer des Tigris errichten ließ, der mit Hilfe der Götter wieder in sein altes Bett zurückgekehrt war; denn er erfüllte mit diesem Werk ein Gelöbnis: "Ich erhob die Hände zu Assur und SamaS, den Flußlauf des Tigris an seinen Platz zurückzuführen. Fürwahr, ich gelobte, mein königliches Bild anzufertigen und ... vor Assur und SamaS aufzustellen. Damals fertigte ich fürwahr ein Haus meines königlichen Bildes . .. an. Meine Monumente und Gründungsgaben816 legte ich darin nieder. ,,817 Fassen wir also zusammen: Die Bindung eines Namens an ein Bild oder ein Gebäude als Bezugspunkt für dessen mündliche Tradierung war prinzipiell auch ohne das Anbringen einer Inschrift möglich und baute dann auf die Erinnerungsgabe der Personen, die des betreffenden Objekts angesichts wurden. Wenn der Name zusätzlich in einer (sichtbar oder unsichtbar angebrachten) Inschrift niedergelegt wurde, sorgte dieser "geschriebene Name" durch seine Wesenseinheit mit dem Individuum als dessen Repräsentation ganz unabhängig von jeder Lektiire für dessen Weiterexistenz. Darüber hinaus ermöglicht der "geschriebene Name" aber auch die Interaktion mit einer Leserschaft und hat dabei den Vorteil einer sichereren zeitlichen Wirkung, kann er doch, anders als die auf verbale Kommunikation beruhende erste Methode der Namensübermittlung, Lücken in der mündlichen Überlieferung überbrücken. Besonders wirksam erwiesen sich hierbei verborgene Bauinschriften, die sich durch ihre Anbringung tief im F\mdament oder innerhalb des Mauerverbandes eines Gebäudes der Verschleppung oder beiläufigen Zerstörung im Zuge eines feindlichen Einfalls effektiv entzogen. 818 Das Kernelement jeder Inschrift ist der Name des Stifters. Um diesen Angelpunkt herum kann der "geschriebene Name" auf unterschiedliche Weise aufgebaut und thematisch gewichtet sein; die Möglichkeiten dieser Textkategorie darzustellen, ist jedoch nicht Aufgabe dieser Arbeit. 8U) Daß Bau- und Monumentalinschriften neben einem mehr oder weniger ausführlichen Bau- oder Herstellungsbericht für das Gebäude oder Bildwerk auch einen passenden Raillnen für die Verewigung weiterer ruhmreicher Taten des Stifters bieten, ist offensichtlich und wird verschiedentlich auch explizit im Text angesprochen;82o
800Ygi dazu WINTER 1997: 367f. 810In der Legende eines seiner beiden bekannten Siegel ist er mit dem Titel eines Schreibers (d u b - s a r) belegt (vgl. BEYER/CI-IARPIN 1990: 622f.); die Bezeichnung "Schreiber" wird in den Siegelinschriften der Ur lU-Zeit und der altbabylonischen Periode in einem allgemeinen Sinn als Absolvent einer Schreiberschule verwendet und ist fiir Beamte in den verschiedensten Diensträngen der Yerwaltungshierarchie belegt, vgl. STEINI<ELLER 1977: 47f. und MICHALOWSI(I 1991: 51. 811 M. 7658, publiziert von MAUL 1994b: 48-50 NI'. 17; vgl. auch die Bearbeitung bei WILCI<E 2000: 24. 812 ARM 18 16+A. 4121 (unpubliziert), vgl. DURAND 1997a: 229f.: Nr. 92, CHARPIN 1997 und CHAIlPIN/ZIEGLEIl 2003: 11. 813Yielleicht handelt es sich dementsprechend bei jenen beiden Texten mit Inschriften SamsT-Adads 1. (1710-1679), die die Errichtung eines Thrones rur den Gott Itür-Mer zum Inhalt haben und im Palast von Mari gefunden wurden (RIMA 1 A.0.39.4-5), nicht um Abschriften, sondern um Vorlagen von Inschriften, zwischen denen der Herrscher wählen konnte; am Thron angebracht wurde dann nur einer der beiden Texte. Ygl. ebenso RIMA 1 A.0.39.6-7 und RIMA 1 A.0.39.2001-2002 aus dem Palast von Mari und RIMA 1 A.0.39.8 aus Terqa.
MI'IRIME 3/11.7.CyIA vi 22-23: su-nir ki-ag-ni ü-mu-na-dfm mu-zu lI-mi-sar. 816RIME 3/11.7.CyIA vii 22-23: su-nir ki-ag-ni mu-na-dfm mu-ni im-mi-sar.
816Diese Floskel scheint die sichtbaren und unsichtbaren Inschriften zu meinen, vgl. dazu S. 163f. 817 RIMA 1 A.0.79.1: 20-32: mar-di-il iD.IDIGNA a-na as-ri-su-nu a-na lu-ur-ri a-na dA-sur'l u dSa-mas qa-a-li as-si ~a-Lam LUGAL-ti-ia e-pe-sa ... i-na ma-tJar dA -sur 4 d Sa-maS a-na sa-zu-zi Lu ak-ru-ub i-na U4 -mi-su-ma E ~a-lam LUGAL-ti-ia . .. Lu e-pu-us na-re-ia u te-me-ni-ia i-na qer-bi-sa as-ku-un. Bei diesem Text handelt es sich um eine der erwähnten Griindungsinschriften (temmennu). Fiir die Flußbettänderung des Tigris vgl. ßAGG 2000: 45-48.
u
B1BZur
Rezeption verborgener Bauinschriften vgl. Teil B.U.2.b.
819Für eine systematische Klassifizierung und Typologie der sumerischen und aklrodischen Inschriftenkorpora vgl. z.B. EDZAIlD 1980-83a und RENGEIl 1980-83. 820S0 z.B. Dädusa von Esnunna (17. Jh.) in seiner Steleninschrift (vgl. S. 133) oder sehr häufig in assyrischen Königsinschriften, z.B. im Inschriftenwerk Sanheribs (704-681) und Asarhaddons (680-669):
B. DIE
154
MACHT DES NAMENS
dennoch machten sich nicht alle mesopotamischen Herrscher diese Möglichkeit zunutze. Welche Überlegungen bei der Entscheidung für oder gegen eine Ausweitung des Inschrifteninhalts und bei der Wahl entsprechender Themen berücksichtigt wurden, kann im Einzelfall schwer nachvollzogen werden; sie waren jedoch nicht vom Gutdünken einzelner Herrscher abhängig, da die Vorgehensweise in den verschiedenen Perioden sehr einheitlich ist: Schon darin, welche Personen außer dem Stifter namentlich genannt werden, gibt es große Unterschiede: 821 Während im frühdynastischen Inschriftenmaterial häufig Vorfahren und Familienmitglieder mit Namen erwähnt werden, ist dies in der Folgezeit gänzlich unüblich; noch bis in die Zeit der III. Dynastie von Ur können allerdings besonders prominente Feinde des Stifters namentlich genannt werden. 822 Erst im Laufe der altbabylonischen Zeit wird ab dem 18. Jh., zuerst von den Herrschern der 1. Dynastie von Larsa, das Muster, als einzigen Personen namen den des Stifters zu erwähnen, wieder aufgegeben: Der namentliche Rückbezug auf ältere Bauherren wird nun üblich, außerdem auch die Einfügung der Genealogie des Stifters (vgl. Teil B.II.2.c.). Während die kassitischen Inschriften sich ganz am Vorbild des Inschriftengutes der III. Dynastie von Ur und der 1. Dynastie von Isin orientieren und auf zusätzliche Namensnennungen völlig verzichten, wird im kontemporären assyrischen Korpus das altbabylonische Schema weiterentwickelt: Neben Genealogien und Rückbezügen werden in einzelnen Fällen verdiente Beamte erwähnt,823 während die Namensnennung sämtlicher Gegner typisch ist. Bei den babylonischen Inschriften des 1. Jt. GRAYSON 1963: 94: Z. 113-114: NA4.NA.DU.A u-se-pis-ma li-i-tu ki-sit-ti 8u.2 ... qe-reb-su u-sa-a~ tir-ma i-na ta-mir-ti uRU.Ha-lu-le-e ul-ziz "Ich (d.h., Sanherib) ließ ein Steinmonument herstellen, all (meine) Siege ... darauf s~lueiben und stellte (es) im Umland der Stadt IJalule aur'; BORGER 1956: 99: Mnm. A (= Sendschirli-Stele): 50-53: NA4.NA.DU.A si-tir Mu-ia u-se-piS-ma ta-nit-ti qar-ra-du-ti As-sur EN-{a da-na-an ep-se-te-[i]a ... u li-i-tu ki-sit-ti 8u.2-ia EDlN-US-SU u-sa-~-tir-ma ana tab-rat kis-sat na-ki-ri ana sa-at U4-me ul-ziz "Ich (d.h., Asarhaddon) ließ ein Steinmonument, meinen 'geschriebenen Namen',' herstellen, den Lobpreis des Heldentums meines Herrn Assur, die Stärke meiner Taten ... und all (meine) Siege darauf schreiben und stelle (es) zum Staunen aller Feinde fUr ewige Tage auf." 821 Für das ältere Inschriftenmaterial vgl. dazu SALLABERGER 2002b. 822S0 nennt Ur-Namma von Ur (21. Jh.) in einer Monumentinschrift, die bisher nur in Form einer altbabylonischen Abschrift aus Isin bezeugt ist, den elamischen König Kutik-Insusinak (= "PUZll1'Insusinak U ) (RIME 3/2 1.1.28; zur historischen Bedeutung dieses Synchronismus vgl. POTTS 1999: 122-127), während Sü-Suen von Ur (1888-1879) seinen besiegten Gegner Indasu von ZabSali auf einer - ebenfalls nur aus zwei alt babylonischen Abschriften bekannten - Stele nicht nur bildlich darstellen ließ, sondern auch in der zugehörigen identifizierenden Beischrift sowie vermutlich auch in der eigentlichen Inschrift namentlich erwähnen ließ (RIME 3/2 1.4.5: Caption 1 und 37-40 [fragmentarische Passage]). 823Z.B. der Truppenkommandant Dajjän-Assur, der in der Inschrift des Schwarzen Obelisken Salmanassars III. (858-824) aus Kalbu fUnfmal prominent erwähnt wird (RIMA 3 A.0.102.14: 45 [als Eponym], 141 , 149 , 159 , 175 lJr:eweils als AnfUhrer des assyrischen Heeres]; YAMADA 2000: 331f. vermutet deshalb ;<, in Dajjän-Assur den Auftraggeber des Denkmals), der Obereunuch Mutarri~-Assur, der fUr ;::,amsIAdad V. (823-811) einen Feldzug leitet und dessen Rolle in der Inschrift von dessen Königsstele aus Kallm gewürdigt wird (RIMA 3 A.0.103.1 ii 16-34), oder Sammu-rämat, die Mutter Adad-nerärls III. (810-783), in einer Königsstele ihres Sohnes (RIMA 3 A.0.104.3: 3). Zu jenen Denkmälern, deren Inschriften zwar formal den assyrischen König als Auftraggeber ausweisen, die de facto aber auf dessen Beamte zurilekgehen und diese auch namentlich nennen, vgl. zuletzt BLocHER 2001 (mit Abbildungen der meisten StUcke).
L3.c.
"FALSCHE" INSCHRIFTEN
155
fällt dagegen auf, daß die namentliche Erwähnung der Feinde streng vermieden wird. Eng mit den Konventionen betreffend die namentliche Nennung fremder Personen ist verbunden, welche Themenkreise in den Inschriften bevorzugt behandelt werden: Es sind gerade .jene Herrscher, die sich vor der Nennung der Namen ihrer Feinde nicht scheuen, die besonders ausführlich auf ihre militärischen Erfolge eingehen: Gerade durch die Erwähnung der Gegner gewinnen diese Ausführungen an Schärfe und Bedeutung, und indem der Stifter als Sieger und der Feind als unterlegen dargestellt wird, wird die Verewigung des Namens des Gegners offenbar nicht als bedrohlich empfunden. Dies trifft auf die frühdynastischen und sargonischen, einzelne altbabylonische824 und schließlich die assyrischen Inschriften zu; letztere weiten die Schilderung ihrer kriegerischen Leistungen seit Tiglatpileser 1. (1114-1076) zu nach Jahren gegliederten Feldzugsberichten aus. 825 Die Herrscher des neubabylonischen Reiches, deren Interaktion mit dem Ausland der Vorgehensweise der assyrischen Könige durchaus entsprach, bringen in ihrem Inschriftenmaterial die Militärerfolge dagegen kaum zur Sprache; dies mag im grundsätzlich anderen Umgang mit fremden Personennamen im eigenen "geschriebenen Namen" begründet sein, wie er für den babylonischen Kulturraum damals typisch war. Auch die assyrischen Könige waren in Babylonien826 dieser Gepflogenheit gefolgt und hatten in ihrem Inschriftenmaterial, im Gegensatz zu den Zeugnissen aus ihrem sonstigen Machtbereich, die Nennung ihrer Feinde vermieden. Daß dieser stark unterschiedliche Umgang mit der Namennennung nicht nur von stilistischen Konventionen, sondern auch von unterschiedlichen Vorstellungen zur Wirkkraft des geschriebenen Wortes geprägt ist, scheint wahrscheinlich; über die genauen Implikationen läßt sich in Ermangelung von einschlägigen Quellen nur spekulieren.
I. 3. c. "Falsche" Inschriften
Ein entscheidender Vorteil der "geschriebenen Namen" gegenüber von Bildem ist es, daß sie in Form von Abschriften ganz unabhängig von jenem Gegenstand, auf dem sie ursprünglich angebracht wurden, weitergegeben werden konnten; dadurch wurde der "geschriebene Name" vervielfältigt und in seiner wesenserhaltenden Wirkung weiter verstärkt. 827 Auf diesen Sachverhalt wird seit eier altbabylonischen Zeit in literarischen Kompositionen angespielt. So steht am Anfang des akkaelischen Zwälftafelepos im Anschluß an elen Lobpreis der von Gilgames errichteten Mauern von Uruk die Erwähnung einer in einem Gründungsurkunelenbehältnis (tupsennu) aufbewahrten Tafel aus Lapislazuli - ein Hinweis 82'IRIm_SIn von Larsa (1726-1667) erwähnt den von ihm besiegten Irnene von Uruk namentlich (RIME 42.14.8-10), und Samsu-ilüna von BabyIon (1653-1616) nennt RIm-SIn 11. von Larsa (RIME 4 3.7.7: 93); beide Herrscher erwähnen ihre unterworfenen Gegner auch namentlich in ihren Jahresnamen, vgl. Anm.570. 825Typisch rur das assyrische Herrschaftsverständnis ist die Verpflichtung zur Erweiterung des Reiches, vgl. dazu zuletzt WILCI<E 2002b: 81 (mit Belegen). 82ßZusammengestellt in RIMB 2. 827Zum Abschreiben von Inschriften, besonders als Referenzkopien und als Lehrmaterial im Schulunterricht, vgl. Teil B.II.2.d.
156
B.
DIE MACHT DES NAMENS
auf die altorientalische Praxis, daß der Bauherr eine Gründungsinschrift in einem entsprechenden Behälter in seinem Bauwerk deponierte. Der Leser wird direkt angesprochen und aufgefordert, diesen Behälter zu öffnen und die Geschichte von Gilgames zu lesen. 828 Die dem Leser in Form von Keilschrifttafeln vorliegende Komposition wird damit als eine Abschrift dieser originalen Lapislazulitafel des Gilgames eingeführt, dem mit der schriftlichen Niederlegung seiner Geschichte die dauerhafte Erhaltung seines Selbst gelungen war. 829 Dieselbe Metatechnik wird am Beginn einer anderen literarischen Komposition in akkadischer Sprache benutzt: Die Kutha-Legende war im Altertum nach ihrer Anfangszeile unter dem Titel tupsenna pitema narri sitassi " Öffne den Tafelbehälter, lies das Monument vollständig durch!" bekannt830 und läßt den sargonischen König Naräm-Sln vom Kampf gegen seine Feinde berichten. 831 Vollständig erhalten ist nur die Version des L Jt. In dieser Fassung, aber wohl auch schon in den fragmentarisch erhaltenen alt- und mittelbabylonischen Editionen, wird am Ende der Komposition das Motiv der Gründungsinschrift wieder aufgenommen, wenn Naräm-Sln die folgenden Worte in den Mund gelegt werden: "Du, wer auch immer du bist, entweder ein Stadtfürst oder Fürst oder irgend jemand anders, den die Götter zur Ausübung der Königsherrschaft berufen haben - ich habe für dich einen Tafelbehälter gemacht, ein Monument (naru) für dich geschrieben (und) in der Stadt Kutha im Emeslam-Tempel in Nergals Cella für dich hinterlassen. Schau dieses Monument an, und höre auf den Wortlaut dieses Monuments!,,832 Es folgen Anweisungen und Segnungen für den fürstlichen Nachfolger, die an die Formulierungen in den abschließenden Fluchund Segenssektionen anklingen, wie sie seit dem Ill. Jt. zum Schutz von Inschriften üblich waren (Teil B.lIL1.). In beiden Kompositionen wird der Eindruck vermittelt, daß sie den Text eines "Monuments", aide narum - ein gängiges Wort für "Inschrift" (Teil B.L3.d.) - wiedergeben. Dies trifft auch auf andere literarische Werke in akkadischer Sprache zu, die Memorialoder Bauinschriften imitierten und sich belehrend an einen späteren Herrscher wenden: 833 Zu nennen sind hier Sargons Geburtslegende 834 und eine jüngst bekannt gewordene altassyrische Komposition über die Taten dieses Königs von Akkad,835 außerdem verschiedene
1.3.c.
"FALSCHE" INSCHRIFTEN
157
altbabylonische Fassungen der Revolte gegen Naram-Sin 836 und schließlich die Synchronistische Geschichte. 837 Einen Text als Inschriftenabschrift auszugeben war ein so typisches Stilmittel für Kompositionen, die als Autobiographien von heroischen Herrschern abgefaßt wurden, daß die Technik in einer neu assyrischen Persiflage aus der Regierungszeit Assurbanipals (668-ca. 630) verwendet werden konnte: 838 Die Worte "Öffne den Tafelbehälter, lies das Monument (naru) vollständig durch!" leiten hier eine poetische, aber extrem abschätzige Schilderung der Person Bel-etirs von BIt-I ba und seiner Geschichte ein; dieser ehemalige Unterstützer Assurbanipals839 hatte sich gegen die assyrische Herrschaft aufgelehnt und war damit offenbar zeitweilig zum meistgehaßten Mann am assyrischen Königshof aufgestiegen. 84o Der Text schließt folgendermaßen: "Dies ist das Monument (usmittu), das eine Hure für den Sohn von Iba (d.h., den Herrscher von BIt-Iba), den Furzer, aufgestellt (und) für die Nachwelt hinterlassen hat,"841 gefolgt von einer Deutung von Bel-etirs Schicksal als Zeugnis der schlimmen Folgen von Selbstüberschätzung und Größenwahn. Es ist klar, daß der Erfolg dieser Komposition darauf beruhen mußte, daß das Publikum842 mit Werken wie der Kutha-Legende und dem Zwälftafelepos und der darin angewandten Erzähltechnik, die Erzählung in das Genre der Königsinschriften einzubetten, vertraut waren. Dieses Stilmittel wiederum konnte lediglich in einem Umfeld wirksam werden, das mit dem altorientalischen Konzept der Inschrift als Repräsentationsform des Individuums umzugehen wußte. Daß dieses Genre seit der altbabylonischenjaltassyrischen Zeit populär wurde, während ältere Zeugnisse bisher fehlen und insbesondere Texte in sumerischer Sprache nicht bekannt sind, darf man sicherlich im Kontext des generellen Bedeutungswandels des "geschriebenen Namens", im speziellen in seiner Ausformung als verborgen angebrachter Bauinschrift, sehen. Seit dem 18. Jh. wurde dieses Medium auch bewußt 83ßBearbeitung: J.G. WESTEN HOLZ 1997: 238-245: Nr. 16B und 258-261: NI'. 19. 837Bearbeitung: GRAYSON 1975a: 157-170: Chronicle 21; grundlegend die Diskussion bei GALTER 2000: 33-36.
828Cilg. I 24-28; vgl. dazu z.B. J.G. WESTEN HOLZ 1993: 214 und MICHALOWSl<1 1999: 80.
838LIVINGSTONE 1989: xxviii. Es wurde vorgeschlagen, daß die altassyrische Fassung des Sargon-Stoffes (vgl. die Anm. 835) als Parodie aufzufassen sei (VAN OE MIEROOP 2000: 155f. nach einem Gedanken von M. LIVERANI); dieser Text, der auf die eindeutigen Beleidigungen des Bel-epr-Textes völlig verzichtet, ist aber durchaus auch als ernsthafte Verherrlichung der ins Übermenschliche übersteigerten Fähigkeiten des Königs zu verstehen, insbesondere wenn man Claus WILCl<ES Interpretation der Anfangs- und Endpassage folgt (apud SCHWEMER 2001: 134).
829WALKER 1981: 194; vgl. dazu MICHALOWSl
839Vgl . S.M. LUPPERT-BARNARO in PNA 1/2 299 S.v. Bel-epr 17.
830WILCKE 1977: 201; WALKER 1981: 193; J.G. WESTEN HOLZ 1997: 263; PONGRATZ-LEISTEN 1999: 83f.; MICHALOWSKI 1999: 81. Zu diesem Text vgl. S. 158.
840 Auch SAA 3 30 richtet sich gegen Bel-epr, indem eine Beschwörung persifliert wird; das Wortgut ist eng an SAA 3 29 angelehnt. MICHALOWSI
831 Die Komposition liegt in einer altbabylonischen und einer jungbabylonischen Fassung sowie aus Hattusa in einer akkadischen und einer hethitischen Version vor. Bearbeitung: J.G. WESTENHOLZ 1997: 263-368: Nr. 20-22. 832Zitiert nach der jungbabylonischen Fassung: atta mannu lU iHakku u rubu lu mimma .§anäma .§a iliinu inambiHu .§arriUa ippu.§ tup.§enna epu.§ka narä a.§turka ina Kuti ina Emeslam ina papii~ Nergal ezibakka narä annä amurma .§a pi nare annä '§imema, vgl. J.G. WESTEN HOLZ 1997: 326: Text 22: 149-155. 833Zur sogenannten "naru-Literatur" vgl. zusammenfassend PONGRATZ-LEISTEN 1999: 79, 82-85. 83·1 Bearbeitung: J.G. WESTEN HOLZ 1997: 36-49: Nr. 2. 836Bearbeitungen: GÜNBATTI 1997; VAN OE MIEROOP 2000: 145-157; HECKER 2001: 58-60.
8<11 SAA 329: RB. 4-5: an-ni-tu NA4. u.§-mit-lu .§a MI. KAR. KID taz-qu-pu a-na OUMU I /-ba-a !!ar-ri-le le-zi-ba a-na a~-ra-ta.§. 12 8. Zur Frage, wer dieses Publikum darstellte, vgl. S. 160.
158
B. DIE MACHT DES NAMENS
zur Kommunikation mit zukünftigen Bauherren, also im altorientalischen Verständnis den nachfolgenden Herrschergenerationen, eingesetzt, um den eigenen Namen im Kontext der Ruhmestaten zu verankern (Teil B.H.2.c.). Die daraus entstehende Beziehung zwischen den Herrschergenerationen wird in der Kutha-Legende thematisiert: Naräm-Sin beklagt darin, daß Enmerkar, der eine ähnliche Gefahr wie die ihm selbst durch seine barbarischen Feinde drohende hatte meistern können, keine schriftlichen Aufzeichnungen843 seiner Taten hinterlassen hatte und deshalb seinem Nachfolger nicht als Vorbild dienen konnte; Naräm-Sin enthielt ihm deshalb sein Gebet vor: Er nannte also Enmerkars Namen nicht im Zuge der Totenpflege (vgl. Teil B.1.1.).844
Kutha-Legende: Mittelbabylonische Fassung aus Hattusa845 KBo 19 98: b 2'- 4' [En]-me-kdr l u-ul is-tu-m-am-ma na-m!-[am] 3' [v , l su-u"] u -u l a- I' Jz-ma u, re-e-e t - t'z u-u r 4' [i~-bat-ma] ma-lJar d UTU u-ul ak-ru-ub- su-ma' 2'
"Enmerkar schrieb mir kein 'Monument'. [Er] war mir kein Bruder und [ergriff] meine Hand nicht, [und (deshalb)] habe ich nicht für ihn vor SamaS gebetet."
Kutha-Legende: Jungbabylonische Fassung: 28_30 846 28 sa igigallasu kakkasu ~aba suatu ikmu iksudu inaru 29 ina nare ul i§tur ul fzibamma pagrf u pütf 30 suma ul use~fma ul aktarrabSu "Er (d.h., Enmerkar), dessen Klugheit (und) dessen Waffe dieses Heer fesselte, überwältigte (und) erschlug, schrieb (dies) nicht auf ein 'Monument' (und) ließ mir (wörtl. meinem Körper und meiner Stirn) nicht(s) zurück. Den Namen verkündete er nicht (wörtl. schickte er nicht hinaus), (und deshalb) habe ich niemals für ihn gebetet." Nach der in der Kutha-Legende vertretenen Meinung bestand für einen erfolgreichen Herrscher die Verpflichtung, seine Taten für die Nachwelt, genauer gesagt für seine königlichen Nachfolger, aufzuzeichnen, damit diese von den Erfahrungen profitieren konnten: Als Medium dient dabei die Inschrift. Diese für den alten Orient so typische Sichtweise, von deren
1.3.c. "FALSCHE" INSCHRIFTEN
159
Umsetzung die Tatsache zeugt, daß der Großteil der uns zu Verfügung stehenden "historisehen" Quelltexte in königlichem Auftrag niedergeschrieben wurde, steht im Gegensatz zur klassischen Antike, wo diese Verpflichtung den zeitgenössischen "Historikern" zukam,847 und begründet die fundamentale Verschiedenartigkeit der Quellen. Die Kutha-Legende legt ihrem königlichen Leser die Abfassung eigener Tatenberichte ans Herz, und entsprechend • schließt die jungbabylonische Fassung mit dem Wunsch für den Leser, daß "weise Schreiber dein Monument in Erinnerung rufen mögen. ,,848 Wir haben bereits diskutiert, daß auch die königlichen Selbstlobhymnen der ersten Hälfte des H. Jt. in Babylonien auf Denkmälern niedergelegt wurden; sie sind nicht scharf von anderen Monumentalinschriften zu trennen, bei denen der "geschriebene Name" in weniger poetischer Form niedergelegt wurde. Ganz generell ist die Abgrenzung der Preislieder zu anderen Formen des "literarischen Tatenberichts" schwierig, und so führte Claus WILCKE deshalb für verschiedene Selbstlobkompositionen der Ur 'IH-Zeit den Begriff des "Königsepos" ein, das er als "erzählenden Text mit umfangreichen Zitaten in wörtlicher Rede" definiert, eingebettet in einen hymnischen Prolog und Epilog. 849 Ähnlich verhält es sich mit den epischen Dichtungen in akkadischer Sprache, die den heroischen Taten einer Reihe von assyrischen und babylonischen Königen des H. und 1. Jt. gewidmet wurden; sie liegen zumeist nur in sehr fragmentarischem Umfang vor. Hier ist zunächst die Dichtung über ZimrI-Llm von Mari (1677-1664) zu nennen. 850 Der weitaus am besten bezeugte Text ist das Epos auf TukultI-Ninurta 1. von Assyrien (1240-1205) und seine Eroberung Babylons. 851 Auch Kompositionen über die assyrischen Könige Assurnasirpal H. (883-859) und seinen Feldzug gegen Urartu 852 und auf Assurbanipal (668-ca. 630) und seine Eroberung Elams853 sind bekannt. Der Unterwerfung Assyriens durch Nabopolassar von Babyion (625-605) ist ebenfalls ein Epos gewidmet. 854 Zumindest im Falle des Tukultf-Ninurta-Epos und der Dichtung auf Assurnasirpal H. ist nachzuweisen, daß die Werke ihre Helden überdauerten: Textzeugen dieser Kompositionen sind Jahrhunderte später im 7. Jh. in der königlichen Bibliothek von Ninive vertreten. In diesem Kontext darf die Erwähnung einer Dichtung nicht fehlen, die Assurbanipals Krieg mit seinem Bruder, SamaS-sumu-ukln von Babyion (668-648), zum Inhalt hat855 und den genannten assyrischen Epen inhaltlich 847Dies belegen neben der Existenz entsprechender historischer Abhandlungen die einschlägigen Aussagen bei PAUSANlAS und JOSEPHUS FLAVIUS, vgl. dazu VEYNE 1988: 7f., 132 (Anm. 13). 848LU.DUB.SAR en-qu-te liz-ktt-ru NA.Du.A-ka, vgl. J.G. WESTENIIOLZ 1997: 367: NI'. 22: 175-176 (Textzeuge G iv 22). 849Hierzu zählt er Sulgi D, Sulgi Fund Sulgi P, vgl. WILCI(E 1974: 192 Anm. 63; vgl. auch LUDWIG 1990: 33 (mit weiterer Literatur), WILCI(E 1993: 63 und FLÜCI(IGER-HAWI<ER 1999: 16f. 850 Der Text ist bislang nicht publiziert, vgl. dazu CI-IARPIN/Durand 1985: 325 und, CUr eine Zusammenstellung der bisher veröffentlichten Zitate aus dem Text, WASSERMAN 2003: 189 Nr. 21. 861 Bearbeitungen: MACHINIST 1978; CHANG 1981; CUr eine Übersetzung vgl. auch FOSTER 1993: 209-229.
843Zur Verwendung von narum "Monument; Inschrift" in diesem Text und anderen literarischen Kompositionen vgl. Teil B.I.3.c.
862 SAA 3 17; CUr die Zuweisung an Assurnasirpal II. vgl. READE 1989.
84<1Vgl. J.G. Westen holz 1993: 216f.
863SAA 3 20-22; vielleicht auch SAA 3 19 (in der Edition Sargon II. zugewiesen). Vgl. dazu auch die in der ersten Person Singular abgefaßte Hymne SAA 3 31 zum selben Thema.
845 J.G. WESTEN HOLZ 1997: 284-286: NI'. 21 A.
854Bearbeitung: GRAYSON 1975b: 78-86.
846Zitiert nach dem Komposittext von J.G WESTENHOLZ 1997: 306: Nr. 22.
866 Papyros Amherst 63 xvii 5-xxii 9, vgl. VLEEMING/WESSELIUS 1985 und R.C. STEINER 1997: 322-327.
160
B.
DIE MACHT DES NAMENS
nahesteht; bemerkenswert ist jedoch, daß der Text in aramäischer Sprache und in demotischer Schrift auf einem ägyptischen Papyros überliefert ist. Aufgrund der pro-assyrischen Ausrichtung und einiger wohlinformierter inhaltlicher Details darf man die Entstehung des Werkes nicht allzu lang nach dem Ende des Bürgerkriegs im Jahr 648 ansetzen. 856 Man darf diese Werke zweifelsohne als Hofdichtung klassifizieren, die in unmittelbarer Folge auf die beschriebenen Ereignisse und im nächsten Umfeld ihrer Protagonisten verfaßt, aufgeführt und niedergeschrieben wurden, und kann hierbei auf die sumerische Komposition Gilgames und der Himmelsstier verweisen, die als Lied des Sängers Lugalgabagal über eine Heldentat seines Herrn Gilgames, die er anregte und dann beobachtete, präsentiert wird: 857 Im Verhältnis zwischen Gilgames und seinem Sänger wird man einen Reflex der Beziehungen zwischen den mesopotamischen Herrschern und den Verfassern der sie feiernden Dichtwerke sehen dürfen. Zur Art und Weise, wie diese Dichtungen ihr Publikum erreichten und wer dieses Publikum überhaupt darstellte, sind wir in Ermangelung von entsprechenden Informationen im Quellenmaterial weitestgehend auf Spekulationen beschränkt. Man muß sicherlich annehmen, daß sie zum Zeitpunkt ihrer Abfassung dem gefeierten Herrscher und zumindest seiner nächsten Umgebung zu Gehör gebracht wurden. Daß Kompositionen wie die Epen auf Sulgi von Ur und die Assyrerkönige 1\IlmltT-Ninurta I. und Assurnasirpal II. über längere Zeiträume abgeschrieben und in Bibliotheken aufbewahrt wurden, zeigt an, daß sie der Schreiberschaft bekannt und zur Lektüre zugänglich waren. Schließlich ist, nicht zuletzt aufgrund der Angaben in der Kutha-Legende,858 auch in den königlichen Nachfolgern des Protagonisten ein potentielles Publikum zu erkennen, das sich aus den Dichtungen über die Erfolge ihrer Vorgänger Inspiration und Anleitung für eigene Ruhmestaten erhoffen konnte und deshalb an der Tradierung dieser Werke interessiert sein mußte. Daß dieses Interesse bestand, zeigt auch die Existenz der Dichtungen über die Herrscher der mythischen Vorzeit - Gilgames,859 Enmerkar,86o Lugalbanda,861 Etana862 - und über die sargonischen Könige Sargon und Naräm-Sin,863 die erst als Werke späterer Generationen verfaßt und schriftlich niedergelegt wurden. Mit der zeitgenössischen Hofdichtung verbindet diese "literarischen Tatenberichte" die soziale Stellung ihrer Protagonisten: Sie waren allesamt Könige 864 und 850Vgl. dazu KOTTSIEPER 1992, R.C. STEINER 1997: 310 und DALLEY 2001: 156. 857Bearbeitung: CAVIGNEAUxl AL-RAWI 1993b. 858 Auch andere, mit der Kulha-Legende vergleichbare Kompositionen wenden sich ausdrücklich an den fürstlichen Nachfolger; vgl. S. 156f. 859Letzte Bearbeitung: GEORGE 2003. 800 Bearbeitung: COI-IEN 1973; BERLIN 1979. Letzte Übersetzung: BLACI< et al. 2004: 3-11. 801 Bearbeitung: WILCI<E 1969. Letzte Übersetzung: BLACI< et al. 2004: 11-3l. 802Letzte Bearbeitung: I-IAUL 2000. 803Letzte Bearbeitung: J .G. WESTEN HOLZ 1997; dazu kommt eine altassyrische Komposition Uber Sargon von Akkad: GONBATTI 1997. 804 Nur ausnahmsweise tauchen in den uns in schriftlicher Form vorliegenden Zeugnissen mesopotamischer Literatur andere menschliche, namentlich genannte Hauptpersonen auf: I-lier sind einerseits aus der altbabylonischen e- du b - b a- a-Literatur die Streitgespräche Enkimansum und Girini 'isa und Enki-
I.3.d.
DIE SUMERISCHE UND AKKADISCHE TERMINOLOGIE FÜR "INSCHRIFTEN"
161
dienten ihren Nachfolgern, den späteren Herrschern Mesopotamiens,865 als Vorbilder und Inspiration. Wenn sich, wie eingangs aufgezeigt, eine Reihe von literarischen Kompositionen, die den Ruhl'Il ihrer königlichen Protagonisten verewigen sollten, als "Pseudo-Bauinschriften" darstellen, dann ist hierin also mehr zu sehen als nur ein Stilmittel, um die Authentizität der dargebotenen Geschichte zu erhöhen: Generell besteht bei diesen Tatenberichten eine enge inhaltliche Beziehung zum Inschriftengut der mesopotamischen Herrscher, dessen vorrangige Aufgabe - die Namensperpetuierung - sie teilen, und die Präsentation der erst nachträglich geschaffenen Dichtwerke als Texte einer - nicht existierenden - originalen Gründungsinschrift macht deutlich, daß dieses Medium, das sich nach Ausweis der überlieferten Zeugnisse seit dem 18. Jh. zunehmend als vorherrschende Form der Selbsterhaltung durchsetzen konnte, auch im kontemporären Urteil als mächtigstes Mittel der Perpetuation galt.
I. 3. d. Die sumerische und akkadische Terminologie für "Inschriften" Sowohl im Sumerischen wie auch im Akkadischen gehen jene Begriffe, die primär zur Bezeichnung von "Inschriften" dienen, auf das Wort für "Name" (sum. m u = aIde sumum) in Zusammenhang mit "schreiben" (sum. s ar = aIde satärum) zurück. Am verbreitetsten sind dabei der sumerische Terminus mus a r - r a "geschriebener Name" und seine akkadische Entsprechung sumum satrum. Als Entlehnung des sumerischen mus ar - rains Akkadische wird außerdem seit der mittel babylonischen Periode866 der gleichbedeutende Begriff musa".u867 (musa".u868) verwendet. Des weiteren wird im Mittel- und Neuassylalu und Enki~egal anzufUhren (die von Miguel CIVIL angekündigte Publikation steht noch aus; für eine Übersetzung des ersten Texts vgl. VANSTIPHOUT 1997: 589f.; Auszüge beider Werke zitierte zuletzt VOLK 2000: 14, 17, 20-26), andererseits die Schelmengeschichten um Gimil-Ninurta, den "armen Mann von Nippur, " der am bösen Bürgermeister dieser Stadt Rache nimmt (letzte Übersetzung: FoSTER 1993: 829-834), und um den dummen Arzt Amel-Bawu (Bearbeitung: GEORGE 1993b: 63-72) zu nennen. 805Gilgames, Sm·gon und Naräm-Sin galten außerdem auch den hethitischen Herrschern der Großreichszeit als Identifikationsfiguren: Für Gilgames vgl. ßECI(MAN 2003; für die Herrscher von Aklmd vgl. VAN DE MIEROOP 2000 und BECI(MAN 200l. 800Die beiden altassyrischen Belege, die sich nach der Lesung von VAN DE MIEROOP 2000: 146 in einem altassyrischen Text finden (GONBATTI 1997: 152: Kt. j/k 97: 15: mu-sa-ri; 16: <mu>-sa-ar-a-am), sind, wie auch seine Interpretation der Passage, ungesichert. 807Neben verschiedenen expliziten syllabischen Belegen (vgl. z.B. unten) sind die Regelmäßigkeiten bei der Entlehung sumerischer Begriffe ins Akkadische (vgl. EDZARD 2003: 13: Verdopplung des Konsonanten nach kurzem Volml) der Grund dafür, daß der Begriff mit verdoppeltem Ir I anzusetzen ist (die Wörterbücher sind entsprechend zu korrigieren). - Die ungewöhnliche Schreibung A-sa-ar-ru für musarr-u im Kolophon der neubabylonischen Abschrift einer sargonischen Königsinschrift des Sar-kali-sarrT beruht sicherlich auf der Gleichung sumo a = aide mu "Wasser" (so BEAuLlEu 1989: 14lf. mit Anm. 45; vgl. SCHAUDIG 2003: 451 Anm. 12): mu ist der Zeichen name des Schriftzeichens A (GONG 2000: 17), und in den Texten aus Emar läßt sich die Verwendung von A mit der Lesung I mul nachweif!en (VON SODEN 1987; jetzt als mUl4 bei BORGER 2004: 434 Nr. 839). 808Neben regelmäßigen Belegen im Mittel- und Neuassyrischen taucht der Begriff als NA4 .mu-sa-r[a] auch
162
B.
DIE MACHT DES NAMENS
rischen sowie im Neubabylonischen der Ausdruck sitir sumi gebraucht, was wortwörtlich "Niederschrift des Namens" bedeutet und eine synonyme Variante zu sumum satrum darstellt. Der Inschriftenschreiber, der die Keilschrift auf Metall- und Steinobjekten anbringt, heißt m u - s ar "Namensschrei ber" (vgl. Teil B.I. 3.f.); eine eigene akkadische Bezeichnung für diesen spezialisierten Schreiber ist bislang nicht bezeugt. Neben den verschiedenen Ausdrücken für "geschriebener Name" gibt es im Akkadischen zwei seltener verwendete Termini, die auf die Erwähnung des Namens verzichten, aber ebenfalls vom Verb satärum "schreiben" abgeleitet sind: Sowohl mastarum869 als auch mastarum können mit" Geschriebenes" 870 übersetzt werden; der sumerische Begriff m a sdar a ist von mastarum entlehnt. 871 Außerdem können der sumerische Ausdruck n a(4) du - a (= n a(4) I' U- a 872 ) "aufgerichteter Stein; Steinmonument"873 und seine Entlehnung ins Akkadische als narum 874 im Sinne von "auf das Monument geschriebener Text" auch für Inschriften gebraucht werden; denn wie bereits gezeigt wurde, handelte es sich bei diesen Denkmälern häufig um eine Verlmüpfung von Bild und "geschriebenem Namen". In einer zweisprachigen Komposition ist deshalb im sumerischen Text vom "kunstfertigen preiswürdigen Stein(monument) des Herrn" (n a k a- s i I i m n f g- g a la m e n - n a- k a) die Rede, während die entsprechende Passage im akkadischen Text hierfür "seinen kunstfertigen preiswürdigen Namen" (Sum taas-ri-i~-ti-su na-ak-[ la-am]) bietet;875 gemeint ist damit eine königliche Selbstlobhymne, wie sie auf solchen Monumenten angebracht und deshalb als narilm bezeichnet 876 werden in einer spätbronzezeitlichen Urkunde aus Emar auf (J.G. WESTENI-IOLZ 2000b: 60-62, Tf. LVIII: NI'. 24: Ra. 12). 869ZU diesem nur im Altakkadischen FER/WASSERMAN/SEIDL 2003: 19.
und
Altbabylonischen
belegten
Terminus
vgl.
SI-IAF-
ist eine mapras-Form, die hier für die Bildung eines Objekts des Verbalinhalts gebraucht wird (STRECI< 2002b: 228), während aitirtum eine pirist-Form ist, die für "Nomina actionis von eigentlichen Verben, bisweilen mit BedeutungsUbergang ins Konkrete" (vgl. GAG § 55c) verwendet wird.
I.3.d.
DIE SUMERISCHE UND AKKADISCHE TERMINOLOGIE FÜR "INSCHRIFTEN"
163
konnte (vgl. Teil B.1.2.a.). Die Tatsache, daß auch jene Kompositionen, die Inschriften imitierten, in diesen Texten selbst als narum bezeichnet werden, wurde bereits erläutert (Teil B.II.2.d.). Ein deutlicher Beleg dafür, daß das Wort auf den Text des Monuments bezogen werden konnte, findet sich in einem in altbabylonischer Zeit literarisch ausgearbeiteten Brief,877 <'ler an Sulgi von Ur (2000-1953) gerichtet ist. Darin beschreibt ein in Ungnade gefallener Beamter seine Fähigkeiten in der Hoffnung, vom König wieder in Diensten genommen zu werden: "Ich bin ein Schreiber, ich kann ein Monument (n a du - a) schreiben. ,,878 Von der Verwendung des den Inschriftenträger bezeichnenden Begriffs narilm für die auf ihm eingeschriebene Inschrift ausgehend, wurde der Begriff spätestens seit der altbabylonischen Zeit 879 für alle Inschriften verwendet, ganz gleich, auf welchem 'frägermaterial sie gespeichert wurden. Im 1. Jt. ist im Akkadischen als Synonym für naru(m) auch asumittu (usmittu im Neuassyrischen880 ) gebräuchlich, ein Ausdruck unbekannter Herkunft. Genau wie narilm meint auch der sumerische Begriff te m e n, der als temmennum weiter ins Akkadische entlehnt wurde, zunächst ein Objekt: Handelt es sich ursprünglich nur um den Vermessungsnagel, der bei der Gründung eines Gebäudes rituell im F\mdament beigesetzt wurde, bezeichnet der Begriff dann allgemein die GrÜndungsgabe. 881 Seit der frühdynastischen Zeit war die Anbringung von Texten auf verschiedenen Bestandteilen des Gründungsdepositums üblich,882 und das Wort wurde sekundär auch auf die auf einer solchen Gabe eingeschriebene Inschrift übertragen. Ein guter Textbeleg für ein ganz offensichtlich beschriftetes Gründungsdepositum findet sich in einer Inschrift des altbabylonischen Königs Warad-Sin von Larsa (1739-1727): "Damit ich in späteren Tagen gepriesen werde, stellte ich ein te m e n meines fürstlichen Lobpreises in sein (d.h., des Tempels) FUndament und steckte es in seine reine Ziegelmauer. ,,883 Seit der altbabylonischen Zeit wird in akkadischen Texten häufig die Kombination
870 maStarum
871 Erkannt von KLEIN 1986: 3. Der Begriff ist einerseits belegt in Bulgi C: 45-46: a I ~ IJ AU - sub a - ba ge s ga-ga geil hur us ki-tag mas-dara ki-gal-Ium-ma sag tag-ga su-gal dU7-a -meen "Ich bin außerordentlich befähigt, Arbeit mit der Hacke und der Ziegel form zuzuweisen, Pläne zu zeichnen, Fundamente einzutiefen und Geschriebenes auf Sockeln in Keilschrift einzuritzen;" fUr eine Bearbeitung vgl. KLEIN 1986: 2. Der Begriff mas-dara ist außerdem in zwei UI'kunden aus Ur belegt: VET 3 770: 10, VET 3 1498 Vs. i 17; vgl. dazu YOSHII
he - g [e - e n] "Was auch immer auf meinem 'Steinmonument' geschrieben ist, darin ist bestimmt nicht gelogen (wörtl.: LUge ist bestimmt nicht darin gemacht), sondern es ist wirklich wahri" (LUDWIG 1990: 168,174). 877Die literarische Ausgestaltung in altbabylonischer Zeit, genauer im 18. Jh. nach der hier verwendeten Chronologie, konnte F. HUßER 2001 für die "Königskorrespondenz von Ur" nachweisen. 878ALI 1964: 14 NI'. B 1: 14: dub-sar-me-en na dü-a ab-sar-re-en; vgl. dazu KLEIN 1986: 6 und MICHALOWSI
3 29 Ra. 4: NA4.us-mit-tu.
874Vgl. dazu J.G. WESTENHOLZ 1993: 210-213, SCHAUDIG 2001: 32f. und SLANSI(I 2003: 235f.
881Vgl. dazu DUNI-IAM 1986, weiters ELLIS 1968: 147-150, SCHAUDIG 2001: 44-46 und SCIIAUDIG 2003: 454-456.
876 PES
882Vgl. dazu S. 144f.
876Vgl. die Selbstlobhymne Isme-Dagän VA: 25: na du-a-ga a-na ab-sar-[ra]lu[l] ba-ra-na
883RIME 4 2.13.22: 27-30: egir u4-da-as ar-gulO AI<-AI(-de ternen ar nam-nun-na-ga urh'l - be k i he - b f -DU e - g a r8 si k i 1- be he - b f - s i. Zum Verständnis dieser Passage vgl. S. 207.
1/1 11 iii 58 (akkadische Fassung), iv 89 (sumerische Fassung); vgl. dazu J .G. WESTENHOLZ 2005: 355, 368-370.
B. DIE
164
MACHT DES NAMENS
I.3.d. DIE
narum u temmennum verwendet, womit offensichtlich "Bauinschriften jeder Art" bezeichnet werden sollen. Die Annahme liegt nahe, daß narum hier generell die sichtbaren Inschriften meint, während temmennum die verborgenen Inschriften bezeichnet. Im assyrischen Dialekt des Akkadischen wird seit dem frühen H. Jt. noch ein weiterer Ausdruck gebraucht, der zunächst den Inschriftenträger meint, sekundär aber auch auf seine Inschrift angewandt wird: sikkatum "Nagel" bezeichnet sowohl die horizontal in die Mauerfugen eingesetzten Tonnägel als auch die darauf angebrachten Inschriften. 884 Dieser Formattyp wurde zuerst für Rechtsurkunden verwendet und sodann zur Niederschrift von Bauinschriften adaptiert: Urkunden in Form von Tonnägeln wurden im Rahmen des Besitzerwechsels eines Hauses beschriftet und als Eigentumszeichen in die Mauer des veräußerten Gebäudes gesteckt. 885 Exemplare solcher Nägel, die die zugehörige Kauftransaktion dokumentieren, sind aus der frühdynastischen Periode, aus der Ur IH-Zeit und der mittelbabylonischen Epoche erhalten;886 außerdem wird der entsprechende Vorgang in verschiedenen altbabylonischen Texten und einem alt assyrischen Brief erwähnt. 887 Schließlich kann seit der sargonischen Zeit das ganz allgemeine Wort für "Tontafel" , sumo du b = aIde tuppum, das jede Art von Schriftträger und Dokument bezeichnet, also im Sinn von" Text" verwendet wird, auf Inschriften angewandt werden. Ein schönes Beispiel für die Verwendung von du b in beiden Bedeutungen innerhalb eines Satzes ist der Kolophon einer altbabylonischen Sammlung von Abschriften einiger Inschriften SuSuens von Ur (1943-1935): "Tontafel (d u b) mit Inschriften (m usa r - I' a): drei Texte (d u b) von Bildern des Su-Suen und den Podesten von zweien davon. ,,888
Die Termini für "Inschrift"
"geschriebener Name"
musarru (Lw.)
mastarum sitirtum
"aufgerichteter Stein; Monument"
nar7lm (Lw.)
na(4) du-a
asumittu; usmittu ternen
"G ründ ungsnagel; Gründungsgabe"
temmennum (Lw.) sikkatum
"Nagel" dub
"Tafel; Text"
tuppum (Lw.) Lw. = Lehnwort Tabelle 2
Zeitliche Verteilung der Termini für "Inschrift"
aSum
aAkk
nSum
aB
aA889
mB
mA
nB
nA
x
x
x
x
--
x
x
x
x
x
x
x
-
x
x
x
x
x
x
x
x
x
sumum satrum
-
sitir sumim
-
-
mas-dara / mastarum
-
-
sitirtum
-
n a(4) dll- a / narum
885KRAUS 1947: 82-88, 105f.
temen / temmennum
886ZU den sumerischen Quellen vgl. GELB/STEINI<ELLER/WIIITING 1991: 23, 240f.; daß die Praxis in der mittelbabylonischen Zeit fortgesetzt wurde, zeigt das Beispiel zweier Tonnägel, die eine königliche Landschenkung bestätigen, vgl. BBB 1 (mit Duplikat BM 135743, vgl. BRINI<MAN 1976: 136: J.2.19). Zu jener Vertragsstrafe, die als Strafhandlung das Einschlagen eines Tonnagels - der Urkunde - in den Mund des Vindikanten vorsieht, vgl. MÜLLER 1979: 264-266.
sikkatum
-
d u b / tuppum
-
888R/ME 3/21.4.3 xiv 7-10: dub mu-sa[r-ra] 3 dub alan dSu_d EN . ZU LI ki-gal 2-bi.
mu sar-ra
m as- d ar a (Lw.)
" Geschriebenes"
88<1Derartige Tonknäufe sind seit der frühdynastischen Zeit belegt (STEIDLE 1982: I 186-188: Enanatul1l I. 10) und in Assyrien seit der altassyrischen Zeit in Verwendung; die am Schaft angebrachte Inschrift war unsichtbar, vgl. dazu KRAUS 1947: 73-79, ELLIS 1968: 84 mit Anm. 241, DONDAZ/GRAYSON 1984: 1-4 und GALTER 1998: 24.
sikkatu A 3.b.
akkadisch
sitir sumi
mus a I' - ra / musarrum
S.V.
sumerisch
sumum satrum
Die folgenden beiden Tabellen geben eine Übersicht über die im Sumerischen und Akkadischen verwendeten Begriffe für Inschriften (Tabelle 2) und verdeutlichen deren zeitliche Verteilung (Tabelle 3); wenn dabei die sumerischen Termini bis in die neubabylonische Zeit mitgeführt werden, ist dies damit begründet, daß die entsprechenden Begriffe - mit Ausnahme von mas-dara - als Sumerogramme bis ins 1. Jt. verwendet werden.
887Für altassyrische und altbabylonische Belege vgl. CAD S 250
165
SUMERISCHE UND AKKADISCHE TERMINOLOGIE FÜR "INSCHRIFTEN"
x x
x
asumittu (nB) / usmittu (nA)
-
-
x
-
-
-
-
-
-
-
x
x -
x
x -
x
-
x
-
-
--
-
x -
-
x
x -
x -
x
x -
x*
x -
x
x
x
-
x
-
-
x -
-
x
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x x
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x = belegt (* nur in Inschriften des Eroberers Samsf-Adad 1.) = nicht belegt Tabelle 3
-
166
B.
I.3.e.
DIE MACHT DES NAMENS
I. 3. e. Kolophone
sein! Der Sonnengott, der Herr des Diesseits und des Jenseits, sei Herr sowohl (seines) Geistes wie auch seines Lebens895 !"
Wenn bisher die Rede von "geschriebenen Namen" war, so handelte es sich dabei um die Inschriften des Stifters einer Weihgabe oder eines Bauherrn, die diese von ihren Schreibern abfassen ließen. Der wesentliche Beitrag, den die Schreiber damit zur Perpetuierung ihrer Herren leisteten, wird in den Inschriften aus Mesopotamien normalerweise nicht angesprochen, ihre Namen bleiben ungenannt.
Die besondere Hervorhebung des Schreibers der Inschrift, wie sie aus diesen beiden Belegen deutFeh wird, könnte einen Reflex spezieller lokaler Gegebenheiten in Alalah, Urkes und Nagar darstellen, denn für das reiche mesopotamische Inschriftenmaterial ist die offene Nennung des Schreibernamens im Rahmen der Inschrift seines Auftraggebers nicht bezeugt, mit einer einzigen Ausnahme: Auf dem oberen Rand einer steinernen Gründungstafel ThkultT-Ninurtas 1. von Assyrien (1240-1205) vom Heiligtum der DinTtu in Assur befindet sich der Vermerk: "Ubrum, der Schreiber. ,,896 Anders als die übrigen bekannten Bauurkunden dieses Tempels897 wurde aber gerade diese Tafel nicht bei regulären Ausgrabungen gefunden, so daß über ihren ursprünglichen Anbringungsort nichts bekannt ist; sie könnte durchaus unverbaut geblieben sein und eine in einem Archiv aufbewahrte Inschriftenvorlage oder Referenzkopie darstellen (Teil B.H.2.d.a.).
Bei zwei Beispielen, wo dies dennoch geschieht, handelt es sich zwar um akkadische Inschriften, die jedoch für Herrscher abgefaßt wurden, die dem hurritischen Kulturkreis angehörten. Das erste Beispiel ist die bronzene Gründungsinschrift für ein Heiligtum des Nergal von lJawalum, die nicht nur den Namen des Stifters, Atal-sen von Urkes (Tall Mozan) und Nagar (Tall Brak) (21. Jh. 890 ), verewigt, sondern am rechten Rand der Tafel auch den des Verfassers der Inschrift nennt: "Saum-sen ist der Erschaffer der [Tafef]. ,,891 Auch in der Inschrift des Sitzbildes des Idrimi von Alalah (15. Jh.) wird jener Schreiber namentlich erwähnt, der das Monument des Königs beschriftet hat, und die Götter und insbesondere der Sonnengott werden darum gebeten, ihn am Leben zu erhalten; mit der Nennung seines Namens war dafür genauso gesorgt wie für die Perpetuierung des Idrimi, dessen Lebensleistung in dieser Inschrift dargestellt wird. 892
Einem anderen assyrischen Schreiber gelang es allerdings nachweislich, das mächtige Medium des verborgenen "geschriebenen Namens" seines Auftraggebers für sich selbst zu nutzen. Die kurze Notiz "Hand des SamaS-kul?ranni"898 ist nahezu unsichtbar zwischen den Zeilen einer Inschrift Assurnasirpals H. (883-859), die auf der Unterseite einer Fußbodenplatte des Ninurta-Tempels von Kalhu angebracht war, eingefügt. Diese Signatur wurde, anders als die Schreibervermerke auf den Rändern der Inschriften des Atal-sen und des TukultT-Ninurta 1., betont unauffällig - "heimlich" - angebracht. Dem Inschriftenschreiber SamaS-kul?ranni ging es mit dieser versteckten Maßnahme offensichtlich darum, seinen Namen innerhalb des Heiligtums verewigt zu wissen; seine Signatur ist bisher einzigartig. 899
Inschrift der Statue des Idrimi von Alalab Z.99-101 893
99 1Bar-ru-wa
Die auffällige Zurückhaltung der Inschriftenschreiber, ihre Namen explizit zu nennen, ist nicht auf diese Dokumentklasse beschränkt. Generell erwähnen nur die wenigsten mesopotamischen Literaturwerke einen Autor,900 und selbst dann oft nur sehr diskret, indem die Anfangszeichen von aufeinander folgenden Zeilen den Namen des Verfassers bilden. 90I Daß die "Autorenschaft" eines Werkes üblicherweise undokumentiert bleibt, ist aber nicht allein ein bei Texten bezeugtes Symptom. Generell werden die Produkte der mesopotami-
DUB.SAR Ba cl ALAN an-ni-na-tim iB-tu-ru-Bu DINGIR.MES Ba AN U
100 li-bal-li-tu-U-BU
167
KOLOPHONE
KI
li-na-~a-ru-Bu lu-u SIG5-U-BU cl UTU EN e-lu-ti 101 U sap-li-ti EN lu-u e-tem-mi lu-u TI.LA-BU
"Den Schreiber Sarruwa, der dieses894 Bild beschriftet hat, mögen die Götter von Himmel und Erde am Leben erhalten, schützen (und) seine Wohltäter
895D.h. bel lü etemmi lü balätisu. Ich folge im Verständnis dieser Stelle Claus WILclm (persönliche Mitteilung).
889Die Aussagekraft dieser Spalte wird dadurch gemindert, daß die Anzahl der erhaltenen Denkmäler, in denen die entsprechenden Informationen enthalten sein könnten, sehr beschränkt ist.
806 RIMA
890WILI-IELM 1988: 50 datiert Atal-sen in die Zeit nach dem Ende des Reiches von Akkade, möglicherweise sogar erst zu Beginn der Ur IH-Zeit."
1 A.0.78.16: 80:
I
Ub-rum A.ZU.
897 RIMA 1 A.0.78.14: Ex. 1-6 und RIMA 1 A.0.78.15: Ex. 1-2.
808SU dUTU1-ku-u~-ra-ni (REAOE/FINI<EL 2002: 1).
89ISa_um_se_c en OlM OUB 1 ' (Bearbeitung: WILHELM 1988: 47; für eine Photographie vgl. THUREAUDANGIN 1912: Tf. 1; für eine neue Kopie vgl. WILHELM 1988: 48). In der Bearbeitung als RIME 3/2 7.2.1 fehlt der Verweis auf diese Zeile.
899Ein mögliches zweites Beispiel aus Kalhu, das sich bisher jedoch unserem Verständnis entzieht, nennen REAOE/FINI<EL 2002: H. 900Zum Problem der "Autorenschaft" vgl. FOSTER 1991 (mit älterer Literatur), der die bekannten Belege rur Autorennennungen aufzählt, und zuletzt GLASSNER 2001. Zum Kontext der namentlichen Nennung der En-hedu-Ana als Autorin der Komposition NinmeSara vgl. ZGOLL 1997: 118f.
892Die Inschrift gilt heute als spätere Hinzufügung zu der bestehenden Statue des Idrimi, und Sarruwa wird als ihr eigentlicher Auftraggeber angesehen; CUr entsprechende Literaturangaben vgl. bereits Anm. 664.
001 Der Autor der Babylonischen Theodizee, Saggil-kTnam-ubbib, hat seinen Namen in Form eines Akrostichons verewigt (dazu LANOSBERGER 1936: 33f. und GLASSNER 2001: llH.), ebenso wie Nabü-usebSi, der Verfasser zweier Gebete an Marduk (dazu SWEET 1969), und Assurbanipal von Assyrien, auf den eine Mardukhymne zuri.lckgeht (SAA 3 2, vgl. Glassner 2001: 112) .
893DIETRlCH/LoRETZ 1981: 207. 894Zum Problem der Numerus-Kongruenz zwischen dem maskulinen Nomen im Singular und dem zugehörigen Demonstrativpronomen, das im femininen Plural steht, vgl. DIETRICH/LoRETZ 1981: 226.
.:.1
B.
168
DIE MACHT DES NAMENS
sehen Künstler und Handwerker nicht mit den Namen ihrer Urheber assoziiert und tragen deshalb auch nicht deren Namen: Namensbeischriften d La "PN hat dies hergestellt" sind nicht üblich. Immerhin sind aus LagaS zwei steinerne Weihgaben bekannt, deren Inschrift jeweils einen Steinmetz als Stifter nennt. Die Inschrift einer in Bruchstücken erhaltenen Alabasterschale erwähnt dabei ausdrücklich den Steinmetz Lu-Utu als ihren Urheber; das Stück stammt aus der Periode der IH. Dynastie von Ur: ,,[Der Göttin GN] hat für [das Leben des PN], des Königs von Ur, des Königs der vier Weltgegenden, der Steinmetz Lu-Utu (dieses) schöne Steingefäß hergestellt;"902 entscheidend ist hier die Wahl des Verbums d i m "herstellen", die vom sonst üblichen Formular einer Weihinschrift abweicht. Obwohl die Inschrift eines steinernen Gefäßständers aus der Zeit des Gudea von LagaS (21. Jh.) nicht explizit die Fertigung des Gegenstandes durch den Stifter anspricht, ist es doch überaus wahrscheinlich, daß es sich auch bei diesem Steinmetz gleichzeitig um den Hersteller des Stückes handelt: 903 "Der Göttin Gestinana, der Herrin von Sagub, hat für das Leben Gudeas, des Stadtfürsten von LagaS, der Steinmetz Zi-kalamma (dieses Stück) geweiht. ,,904 Ganz ähnlich lautet die Inschrift eines steinernen Keulenkopfes aus der Regierungszeit AbI-sares von Larsa (1810-1800): "Dem Gott Nergal, seinem König, hat für das Leben des AbI-sare, des mächtigen Mannes, des Königs von Ur, des Königs von Larsa, (und) für sein eigenes Leben der Steinschneider Ir-Utu, der Sohn des Lu-Enki, (dieses Stück) geweiht."905 Bei diesen drei Beispielen ist der Name des ausführenden Handwerkers im Rahmen der Weihinschrift 906 genannt; seine Hauptfunktion ist aber die eines Weihenden. Nur ein einziges Zeugnis handwerklichen, gegenständlichen mesopotamischen Kunstschaffens ist bisher bekannt, dessen Inschrift die Identifizierung des Künstlers zum Ziel hat und dazu noch Stolz über das Werk zum Ausdruck bringt. Es handelt sich um einen neuassyrischen Tonkopf des Dämonen Pazuzu aus Assur, der die folgende Inschrift trägt: "Dies ist der Kopf des Pazuzu, den der Goldschmied Gabbu-ilani-eres, Goldschmied des Assur, durch die Kunstfertigkeit seiner Hände gemacht hat. Um (ihn) dem Volk zu zeigen, hält er (ihn) in den Händen. ,,907 Ein wichtiger Grund dafür, daß die Werke der Schreiber, Sänger, Bildhauer, Schmiede, Architekten und aller übrigen mesopotamischen Künstler (sum. um u m = aIde ummänum) nicht als Medium zur Setzung ihres Namens verstanden wurden, wird wohl 902AO 12210 = STEIßLE 1991: 1422: AnLag. 55: 1'-5': [... 1 l[ugal Uri5rk1-ma' da-lfmmu-ba-ka-äe Lu _dUtu zadim bur äao-ga mu-na-dfm.
lugal an-ub-
903Dies nehmen auch FOSTER/FoSTER 1978: 65 an. 904RIME3/17.91: 1-8: dGeätin-an-na nin Sag-ilbk1-ra nam-ti Gu-de-a ensi Lagaskl-kase Zi-kalam-ma zadim a mu-na-ru. 905RIME42.6.2001: d Nergallugal-a-ni-ir nam-ti A-bi-sa-re-e nita kala-ga lugal Uri kl ma lugal Larsakl-ma Ir-dUtu bur-gul dumu Lu-dEn-ki-ka nam-ti-la-ni-se a muna-ru. 906Vgl. dazu bereits S. 133. 907
VA 5803: 1-6: an-nu-u SAG.DU I Pa-zu-zu sa I Gab-bU-D1NGlR.MES-APIN-es SIMUG.J
I.3.e.
KOLOPHONE
169
darin liegen, daß sie diese Werke zwar ausführten, damit aber nur Instrumente zu ihrer Erschaffung darstellten. Dichtungen und Lieder, Bilder und Gebäude betrachtete man nicht als Ausdruck des Talents und Kunstverstands derer, die sie anfertigten: Die Künstler arbeiteten mit göttlicher Inspiration908 und unter göttlicher Anleitung und verliehen dem Gestalt,' was vorbestimmt war; sie fungierten als göttliche Werkzeuge, durch die mummum, das göttliche "formende Prinzip", wirksam wird. 909 Ihr Anteil am Werk ist also nicht der des Schöpfers, sondern der eines Instruments, das den göttlichen Plan umsetzt. 910 Wenn somit die Autorenschaft nicht den geeigneten Rahmen für die Verewigung der Namen der Schreiber bot, so stand diesen Handwerkern eine andere Methode zur Verankerung ihrer Namen zur Verfügung, die zudem außerordentlich gut belegt ist: Dabei bediente man sich einer der hervorragenden Aufgaben der mesopotamischen Schreiberschaft, der Verpflichtung zur Bewahrung und Weitergabe alten Textmaterials. Bei bestimmten Gattungen, nämlich literarischen Werken und wissenschaftlichen Serien, war es seit dem IH. Jt. üblich, den Namen des Schreibers zu nennen, der die Abschrift angefertigt hat. Anders als bei Rechtsurkunden, die ebenfalls häufig den Namen ihres Schreibers vermerken, geht die Nennung des Schreibernamens bei diesen Texten weit über die Identifizierung des ausführenden und damit für die Richtigkeit des Resultats verantwortlichen Handwerkers hinaus. Seit der Periode der Texte von Suruppak (mod. Tall Fara)911 können in einem gesonderten Abschnitt am Ende des Textes, dem sogenannten Kolophon, der Name des Schreibers und die Herkunft seiner Vorlagetafel unter Nennung ihres Schreibers aufgeführt werden. Die Praxis ist - trotz großer zeitlicher und örtlicher Unterschiede 912 - typisch für die Keilschrifttradition und wird bis an ihr Ende beibehalten; allgemein üblich für die genannten Textgattungen wird sie in der mittelbabylonischen Zeit, und die weitaus meisten bekannten Beispiele stammen aus dem 1. Jahrtausend. Zunächst sei auf die inhaltliche Parallele zwischen Tontafeln mit Kolophonen und Bauinschriften hingewiesen: Die Nennung des Schreibers entspricht der Nennung des Bauherrn; besonders deutlich ist dies bei den Kolophonen Assurbanipals von Assyrien (668ca. 630), der seine Schreiberausbildung in seinem Inschriftenwerk stark betont: 913 Sie sind 908Besonders deutlich im Falle der Autorennennung des Erra-Epos, wobei der Verfasser Kabti-iläniMarduk die Komposition als in einer Vision offenbart beschreibt, vgl. FOSTER 1991: 19-21 und Glassner 2001: 113f. Der Catalogue 0/ Texts and Authors (Publikation: LAMBERT 1962) beginnt mit jenen Kompositionen, die Ea, dem Gott der Weisheit, und dem göttlichen Weisen Oannes-Adapa zugeschrieben werden. 909Z U mummum vgl. neben der grundlegenden Arbeit von HEIDEL 1948 zuletzt auch KREBERNII< 19931997 und BERLEJUNG 1998: 89 (mit weiterer Literatur). 9lOVgl. hierzu das Verhältnis zwischen Dichter und Muse in den homerischen Epen (vgl. SCHMITZER 2000: 514f.). Wenn WEST 1997: 170 für den Musenanruf, mit dem diese Kompositionen beginnen, und die dahinter stehende Vorstellung "no parallel in eastern tradition" sieht und betont, daß "there is no deity specialized in this function (cLi. putting a song into a singer's mind)", läßt er das Verhältnis zwischen Künstler und mummum unberücksichtigt. 911Vgl. bereits Anm. 61. 912Z U den Schreibervermerken der altbabylonischen Zeit vgl. WILCI<E 1987a: lOH. Ol3Vgl. dazu bereits Anm. 24.
B. DIE
170
MACHT DES NAMENS
als Inschriften dieses Herrschers, einschließlich der Sicherung durch Flüche, abgefaßt. 914 Auch die Kolophone "einfacher" Schreiber bedienen sich dieses Schutzmechanismus: So beschließt ein Schreiber seinen Text mit den Worten "Bei (den Schreibergöttern) Nabu und Nisaba, tilge meinen 'geschriebenen Namen' nicht!,,915 Der mögliche Rückbezug auf den Schreiber der Textvorlage im Kolophon entspricht der Nennung des früheren Bauherrn durch den aktuellen Stifter eines Gebäudes in seiner Gründungsurkunde (Teil B.II.2.c.). In beiden Fällen kann man die Existenz eines" Generationenvertrags" feststellen, der zwischen den altorientalischen Schreibern genauso besteht wie bei den Herrschern und unabhängig von verwandtschaftlichen Beziehungen mit dem Vorgänger in der Beschäftigung mit derselben Sache - Text bzw. Bauwerk - begründet ist. Bei Tafeln, die Teil einer Bibliothek sind, beinhaltet der Kolophon neben der Rezensionsgeschichte des Textes einen entsprechenden Bibliotheksvermerk und gelegentlich auch eine Weihung der Tafel an einen Gott; diese Texte waren dann wohl Teil einer Tempelbibliothek. 916 Integraler Teil des Kolophons ist eine solche Weihung aber bei den Arbeiten von Schreiberschülern,917 die üblicherweise Nabu, dem Gott der Schreibkunst und Schutzherrn der Schreiber, zugeeignet werden. Die Stiftung dieser Schriftstücke scheint im 1. Jt. in der Stadt Babyion im Rahmen des Akltu-Festes im Monat Kisllmu erfolgt zu sein, an dem die Schreiber in Ausbildung aktiv teilnahmen;918 dabei fällt die altertümliche, an den Sprachgebrauch des alt babylonischen e-d u b - b a- a 919 angelehnte Terminologie auf,92o die vielleicht als Hinweis auf die lange Tradition des Rituals zu werten ist. Ähnliche Feste sind auch in anderen Städten des 1. Jt. nachzuweisen. 921 Inhaltlich und auch in der Formulierung entsprechen die Weihungen in Kolophonen den Inschriften von Weihgaben in Form von Statuen oder anderen Gegenständen und bitten, wie diese, für das Leben des Stifters. 922 Ein typisches Beispiel sei hier zitiert:
914Ygl. dazu Anm. 1294. 916 I<.
3810: Kolophon 3': MU cl AG u clSE.NAGA MU sat-ru lla tapaasit]. Bearbeitung und Kopie: AM130S 2004: 167-169, 259 NI'. 20. FUr parallele Formeln in anderen Kolophonen vgl. HUNGER 1968: NI'. 43, NI'. 200 und NI'. 237.
916Ygl. dazu PEARCE 1993: 190.
I.3.e.
171
KOLOPHONE
Kolophon einer Tafel aus dem Heiligtum des Nabu sa 79.B.1/74: 1_7a923
5
~are.
1 a-na cl Na-bi-um (mit Epitheta) 3 PN (mit Genealogie) 4 b IM is-tur-ma [a-nJa DIN ZI.MES-SU ia ba-si mur~$i-s[uJ 6 sa-ia-mu NUMUN-sU a-na cl Na-bi-um 7 a EN-sU iq_qis 924
"Für Nabu hat PN die(se) Tafel geschrieben und für sein Leben, damit er keine Krankheit bekomme (und) damit sein Samen erhalten bleibe, seinem Herrn N abu geweiht." Wie andere Weihgaben auch gingen die Tontafeln nach der Stiftung in den Besitz des Tempels über. Einige Exemplare wurden dort offenbar ausgestellt, wie an der ungewöhnlichen Anbringung des Textes erkennbar ist, der bei senkrechter Aufstellung von beiden Seiten zu lesen ist. 925 Tontafeln, die von Schreibern einem Gott gestiftet und in dessen Heiligtum aufgestellt wurden, sind damit Gegenstücke zu den steinernen oder metallischen Bildwerken, die altorientalische Herrscher seit dem III. Jt. in den Tempeln aufstellen ließen, um für die Erhaltung ihres Selbst zu sorgen (Teil B.1.3.a.). Die große konzeptionelle Ähnlichkeit zu den "Beterstatuen" verdeutlicht insbesondere eine Floskel, die sich häufig an die zitierte Weihformel anschließt und die Tontafel mit der Fürbitte für ihren Stifter beauftragt, der in den ausführlicheren Fassungen hier noch einmal namentlich genannt wird: "Oh Tafel, wenn du eintrittst, lege Fürsprache ein und sprich Gutes über PN j , Sohn des PN 2, Nachkomme des PN3, vor Nabu, seinem Herrn!"926 Parallelen dafür finden sich in Weihinschriften. 927 Die inhaltliche und ideelle Übereinstimmung dieser Schriftstücke mit Weih inschriften war durchaus intendiert, wie besonders deutlich daraus hervorgeht, daß einige der neubabylonischen Textweihungen aus Babyion und Sippar explizit als musa'T'T"l1, die gelehrte akkadische Entlehnung von sumo mus ar - I' a "geschriebener Name" (Teil B.1.3.d.), ausgewiesen werden. Dabei handelt es sind nicht - wie bei der Masse der Belege - um schlichte Tontafeln, die von Keilschriftschülern im Anfangsstadium mit einfachen Schreibübungen oder Auszügen aus lexikalischen Listen beschrieben wurden, sondern um Werke von
917Die Kolophone von Schreiberschülern diskutiert ausführlich GESCIIE 2001: 153-166.
923Bearbeitung: CAVIGNEAUX 1981a: 53.
918MAUL 1998: xvi; GESCIIE 2001: 157f., 166.
92'IDie Lesung dieses Zeichens ist auf der Tafel nach CAVIGNEAUX unsicher (er umschreibt qis??), doch kann aufgrund der Parallelen kein Zweifel daran bestehen, daß hier das YcrblllTI iqfS steht.
919Ygl. dazu Anm. 510. 920GESCHE 2001: 166. 921 Für die Teilnahme von Schreiberschiilern an einem neuassyrischen Ritual im Tempel des Nabu von Kalhu vgl. SAA 13 78 RB. 6-7; für das neubabylonische Nippur vgl. GESCIIE 2001: 166. 922Ygl. allgemein CAVIGNEAUX 1999: 389. In einer neubabylonischen Tafel aus BabyIon (BM 77782 RB. 9') bittet der Schreiber auch rur das Leben seines Vaters und seiner Mutter, vgl. GESCIIE 2001: 159f., 658-660.
925Für Beispiele vgl. GESCIIE 2001: 157. Üblicherweise wurde eine Tontafel CUr die Beschriftung der Rückseite um die Querachse gedreht. 926tuppU ina erebika lIabat abbiiti u qibi damiqti sa PNI märu sa PN2 mär PN3 ana Nabii belisu, vgl. GESCIIE 1995 und GESCI-IE 2001: 153f., außerdem WATANABE 1990: 333f. 927Für Tempelbauinschriften vgl. FRAHM 1997: 36, 110. Zu einer hölzernen Statue, die als fungieren soll, vgl. WATANABE 1990: 33lf.
FUrspre~her
172
1.3.f. SIEGELINSCHRIFTEN
B. DIE MACHT DES NAMENS
ihre Deponierung im fußboden des Heiligtums zu einem Bestandteil des Tempels geworden waren, hatte der Schreiber bereits einen wesentlichen Schritt zur Erfüllung dieses Wunsches gesetzt: Als Bauteil des Gotteshauses konnte der Schreibername genauso an dessen ewigen Bestand teilhaben wie der Name eines Bauherrn in seiner Gründungsinschrift.
fortgeschrittenen Schreibern: Dem Inhalt nach Hymnen für NabfI und Ninurta (als Helfer der Schwachen), wurden diese Schriftstücke auf aufwendig gestalteten Tonfäßchen928 niedergeschrieben. 929 Das Wort musarril ist dabei nicht einfach Teil des Kolophons (der die übliche Weih formel mit den Wünschen des Schreibers und die Aufforderung an die Tafel, Fürbitte zu leisten, enthält 930 ), sondern wurde in Form der zu seiner Bildung notwendigen Keilschriftzeichen als Gliederungs- oder Zierelement in den Text integriert. So bilden diese Zeichen entweder die Rahmen, die die einzelnen Textkolumnen voneinander abgrenzen, oder sind kreuzförmig auf den Grundflächen der Fäßchen angebracht. 931 Diese Schriftstücke wurden offenbar, nach ihrer Form zu schließen, wie die bereits genannten aufrecht stehenden Tontafeln im Heiligtum ausgestellt.
I. 3. f. Siegelinschriften
Auch Siegelinschriften können "geschriebene Namen" sein. Ein expliziter Beleg dafür findet sich in der Aufschrift eines Siegels, das Sanherib von Assyrien (704-681) seinem Herrn Assur stiftete; die Inschrift endet mit den folgenden Worten:
Daneben konnten Schreiber ihre mit Kolophonen versehenen Tontafeln aber auch in der Art von verborgen angebrachten Gründungsinschriften im Heiligtum niederlegen (Teil B.I.3.b.). Bisher kann diese Praxis für die Stadt Babyion in der neubabylonischen Periode nachgewiesen werden, wo bei den Ausgrabungen im Heiligtum des Nabu 8a lJare eine Reihe von Texten entdeckt wurden, die verschiedene Schreiber diesem Gott geweiht hatten; sie waren unter dem fußboden des Heiligtums wie Ziegel - an die sie auch durch ihre besonders massive Form erinnern932 - verlegt: 933 Wie Stefan MAUL erkannte, bildeten diese Tontafeln dadurch gleichsam die Bausteine für das F\mdament des Tempels des Gottes der Schreibkunst. 934 Es ist sicherlich kein Zufall, daß für diese Tafeln 935 Auszüge aus verschiedenen lexikalischen Listen ausgewählt wurden, stellte die Textgattung doch die Grundlage der Ausbildung eines Keilschriftschreibers dar. Die Kolophone dieser Texte sind mitten in die Tafel gesetzt und auf eine Art ausgeführt, die den Eindruck eines Ziegelstempels erweckt, wie er für Bauinschriften auf Backsteinen verwendet wird. 936 Dem Inhalt nach handelt es sich bei den Kolophonen um Weihinschriften der einzelnen Schreiber an Nabü, die ihr Werk dem Schutzpatron des Schreiber handwerks weihen und im Gegenzug wortreich um das eigene Leben bitten. Indem die "geschriebenen Namen" der Schreiber durch
Siegel des Gottes Assur mit Inschrift des Sanherib Z. 11_16937 a-na-ku 1 d30-PAP.MES-SU 12 MAN KUR. [A8-sur]ki NUN pa-h1J-ka 13 so' MU [sat]-ru i-pa-as-si-tu 14 NA4.KISIB NAM.MES-ka an-nu-u 15 u-nak-ka-ru MU -8U 16 NUMUN-su ina KUR pi-sit 11
"Ich (bin) Sanherib, der König von Assyrien, der Fürst, der dich (d.h., Assur) verehrt. Wer (einen) 'geschriebenen Namen' auslöscht (oder) dieses dein Schicksalssiegel (wört1. Siegel der Schicksale938 ) verändert, dessen Namen und Samen lösche aus im Land!"
928Diese Schriftträger sind massiv, im Gegensatz zu den als Gründungsinschriften verwendeten Tonzylindem und -prismen, die üblicherweise hohl gearbeitet sind; zum Format vgl. GESCHE 2001: 194.
I-Iier wird das Siegel und seine Aufschrift mit jener typischen Fluchformel zur Inschriftensicherung geschützt, die das Tilgen der Inschrift und die Manipulation am Inschriftenträger mit der Vernichtung der Nachkommenschaft des Übeltäters vergelten sol1. 939 Dieses Göttersiegel, das von einem königlichen Stifter geweiht wurde, stellt einen Sonderfall dar, bei dem die Siegelinschrift analog zu den Gepflogenheiten für Königsinschriften auf anderen Trägermaterialien formuliert ist; die Übertragung des Befundes auf Siegel im allgemeinen ist sicherlich nicht zulässig.
929Publiziert von LAMBERT 1978 und W.R. MAYER 1992 (Textzeugen a, b, c); weitere Texte nennt GESCIIE 2001: 193 Anm. 735. 930Ygl. dazu GESCHE 2001: 16l. 931Für Details vgl. LAMBERT 1978: 76f., W.R. MAYER 1992: 19f., BEAULIEU 1993a und GESCIIE 2001: 194. 932Ygl. die Fotos der Textzeugen BM 77463+ und BM 77665+ bei GESCIIE 2001: Tf. XII und XIV.
Daß aber generell eine enge Verbindung zwischen dem Namen, dem "geschriebenen Namen" und einer bestimmten Art von Siegel, dem " Namenssiegel" , besteht, wird aus einer Passage der lexikalischen Liste i z i = i8iitu deutlich:
933Für den Grabungsbefund vgl. CAVIGNEAUX 1981a: 121 und CAVIGNEAUX 1999: 386. 93~MAUL
1998: xvi.
935Die 1979 entdeckten Texte aus dem Heiligtum des Nabl1 sa ~a1'e edierte CAVIGNEAUX 1981b. GESClIE 2001: 159f. identifizierte in der 84-2-11-Sammlung des British Museum weitere Texte aus dem Tempel des Nabl1 sa ~a1'e. Auch EAH 197 und EAH 198+ (vgl. zuletzt CAVIGNEAUX 1996) stammen aus diesem Heiligtum. MAUL 1998: viii-xvii publizierte eine weitere Tafel dieser Art aus Babyion (VAT 17035, die allerdings anderswo ausgegraben wurde, vgl. MAUL 1998: ix Anm. 13, xii Anm. 28). 936Dabei wird der Kolophon von einem aus Keilen gebildeten Rahmen (vgl. dazu die Rahmen der Tonfäßchen) umgeben; vgl. MAUL 1998: ix und GESCIIE 2001: 153, 159.
173
:iI 931Kopie und Bearbeitung: WISEMAN 1958: 15f. 938Ygl. dazu tuppi sfmiiti "Tafel der Schicksale; Schicksalstafel"; zu Sanherib und der Schicksalstafel des Assur vgl. GEORGE 1986. 939Zum "AnalogieAuch" vgl. bereits S. 79.
174
B. DIE MACHT DES NAMENS
EXKURS: DER "NAMENSSCHREIBER"
Lexikalische Liste i z i = isiitu Tafel G 53_55 940 [mu] r sar' -ra mu sar-ra mu sar-ra
sich darüber hinaus auch Gebete. 946 Schon die regelmäßige Erwähnung von Göttern in den Inschriften macht genauso wie die Tatsache, daß für die bildliche Darstellung zumeist Bildfolgen mit religiösem Kontext gewählt wurden, deutlich, daß sich die Bedeutung der Siegel nicht in ihrer praktischen Anwendung erschöpfte: Neben der praktischen Anwendung in AdmiJ;J.istration und Rechtsleben ist hier die Amulettfunktion hervorzuheben.
sa-tar r su-mC ku-nu-uk su-mi su-mu
"Schreiben des Namens" "Siegel des Namens" "Name" Der Begriff "Namenssiegel" (sum. kisi b m u-sar = akk. kunuk sumim) ist die Bezeichnung für Siegel, die den Namen ihres Besitzers in einer Inschrift nennen. 941 Unter den Bewohnern Mesopotamiens ist die Siegelinschrift nun die bei weitem verbreitetste Form, den Namen schriftlich niederzulegen - anders als die bisher diskutierten "geschriebenen Namen" auf Bildwerken und aus dem Gebäudeverband, die von Herrschern und gelegentlich auch anderen Mitgliedern der höchsten Ebene der Gesellschaft herrühren, und den Kolophonen, derer sich die Schreiber zur Perpetuation ihrer Namen bedienen konnten, stand das Medium der Siegelinschrift einem weitaus größeren Kreis von Menschen offen und ist auch für ansonsten wenig oder gar nicht durch Inschriften repräsentierte Bevölkerungsgruppen wie Frauen und Sklaven belegt. Das Siegel wurde - wie die Tontafel und die Keilschrift - als Instrument der Bedürfnisse der mesopotamischen Verwaltung entwickelt und war in dem von uns betrachteten Zeitraum zumindest in den Städten allgegenwärtig; auch HERODOT beschreibt das Siegel als unverzichtbaren Begleiter eines jeden Mesopotamiers (Historien I 195). Seit der frühdynastischen Zeit sind Siegel belegt, die mit Inschriften versehen sind,942 und die Praxis wurde bis zum Ende des I. Jt. beibehalten. In bestimmten Epochen, z.B. in der spätaltbabylonischen Zeit, sind Siegelinschriften weitaus üblicher als in anderen, z.B. der neubabylonischen Zeit; insgesamt gesehen sind Siegel ohne Inschrift viel häufiger zu belegen als beschriftete Exemplare. Von der chronologischen Entwicklung einmal abgesehen,943 läßt sich dabei kaum nachvollziehen, nach welchen Kriterien eine Inschrift auf einem Siegel angebracht wurde oder nicht. Ganz prinzipiell darf aber nicht außer Acht gelassen werden, daß dabei auch finanzielle Überlegungen mitspielen: Für die Anbringung einer Inschrift mußte ein eigener Handwerker beschäftigt werden 944 (vgl. den nachstehenden Exkurs zum "N amensschrei ber"). Häufigster Inhalt der Siegelinschriften ist der Name des Siegeleigners, nach Bedarf und Zeitgeschmack erweitert um Filiation, Amt oder Beruf und/oder Verhältnis zu einem Gott oder König;945 in alt- und mittelbabylonischen und neuassyrischen Siegelinschriften finden 940 Edition: MSL 13 202.
I l
Wir haben das Siegel bereits als eine Repräsentationsform seines Besitzers definiert (Teil A.U.2.) und festgestellt, daß Siegel, die den Namen .ihres Ei~ner~ tragen,. dazu verwendet werden konnten, dessen Namen über den Tod hmaus mit semem Leichnam zu verbinden;947 genauso und noch wesentlich häufiger fanden aber auch unbeschriftete Siegel als Grabbeigaben Verwendung. Andererseits konnten Siegel.an die Na~hkomm~n - o~er auch Amtsnachfolger - weitervererbt werden. 948 Die enge Verbmdung zWischen emem Siegel, seinem Besitzer und dessen Nachkommen wird besonders ~n jener bereits diskutierten Stelle des Assyrischen Traumbuchs deutlich, der zufolge Träume über den Erhalt oder Verlust eines Namenssiegels (kunuk sumim) Voraussagen über Gedeih oder Verderben der Nachkommenschaft des Träumers erlauben. 949 Das Namenssiegel, der Siegeleigner und dessen Nachkommen werden hier als Erscheinungsformen eines Wesens betrachtet; der Name ist es, was sie verbindet. Wenn auch einzelne Siegelinschriften, wie das eingangs zitierte Beispiel und andere in dieser Arbeit besprochene Fälle,950 durchaus den Charakter von "geschriebenen Namen" haben können so würde es sicherlich zu weit führen, Siegelinschriften generell als "geschriebene Na:nen" zu definieren: Als Bestandteil eines Siegels sind sie im Kontext dieser eigenständigen Repräsentationsform zu sehen und zu interpretieren; eine Aufgabe, die weit außerhalb der Ziele dieser Arbeit liegtY51
Exkurs: Der "Namensschreiber" In den Texten aus der Zeit der IU. Dynastie von Ur ist die Handwerkerbezeichnung "Namensschreiber" (sum. m u - s a 1') belegt. Unter einem "Namensschreiber" ist zunächst generell jener Handwerker zu verstehen, der Keilinschriften auf Gegenständel~ aus Stein952 und wohl auch aus anderen Werkstoffen 953 anbrachte; in Rationenlisten aus Girsu sind solche Inschriftenschneider zusammen mit Fachkräften wie Schmieden, Tischlern und Stein04°Die Beispiele aus der altbabylonischen Zeit stellte PIENTI
941Die meisten Belege stammen aus altbabylonischen Texten; sie diskutierte zuletzt VAN KOPPEN 2002a: 153, 157f. (mit älterer Literatur). Zum Yerhältnis der sogenannten "Burgul-Siegel"; zu den "Namenssiegeln" vgl. CHARPIN 1980: 14f.
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942FilI' einige Beispiele vgl. COLLON 1987: 28-31: NI'. 83-85, 93.
948 VAN KOPPEN 2002a: 155f.
943Eine chronologischen Überblick ilber die Verwendung von beschrifteten Siegeln gibt COLLON 1987: 105-107. 14 9' Ygl. dazu LAMBERT 1975: 220f. 15 9' Einen diachronen Überblick ilber die mesopotamischen Siegelinschriften gibt die Tabelle bei GELB 1977: 115-126.
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O'IOy gl. S. 78f. 050Ygl. Nr. 73 in Tabelle 1 (RIME 3/2 1.2.2039) und die auf S. 187f. diskutierten "Göttersiegel". 951Ygl. dazu die Bemerkungen von WINTER 2001. 952Übungsstilcke fl'ilhdynastischer Steinschreiber auf alten Steinobjekten hat COOPER 1980a identifizi~rt. 053Ygl. SALLABERGER 1999a: 228.
176
B. DIE MACHT DES NAMENS
1.4. WER SETZT SEINEN NAMEN?
177
metzen genannt. 954 Das Siegel eines Namensschreibers ist aus Ur bekannt,955 und zwei Mitglieder einer Familie aus Umma hatten nacheinander das Amt des Inschriftenschreibers des Gottes Sara inne, wie die Siegelinschriften verschiedener Familienangehöriger belegen;956 man wird annehmen dürfen, daß der Namensschreiber des Sara für die Anfertigung aller Inschriften im Heiligtum des Stadtgottes von Umma zuständig war. Die am besten bezeugte Aufgabe der Namensschreiber war aber die Anbringung von Siegelinschriften,957 und in dieser Funktion waren diese Handwerker nicht nur für Tempel und König tätig, sondern für jeden, der ein beschriftetes Siegel sein eigen nennen wollte.
Metallschreiber. ,,959 Das Aufgabengebiet dieser Handwerker sind also nicht als das Anbringung von Inschriften definiert, sondern durch einen bestimmten Werkstoff vorgegeben: Der bur - g u I war mit der Dekoration von Steinobjekten befaßt, während der k ab - s ar Metallge'genstände verzierte.
In den späteren Perioden wird dieser Begriff nicht mehr gebraucht: An seine Stelle tritt einerseits der Ausdruck bur - g u I = purkullum/parkullum " Steinschneider; Steinschreiber ,,,958 andererseits die Bezeichnung k ab - s ar = kabsarrum " Metallgraveur I-ziseleur;
Den Namen zu setzen (sum. m u gar = aIde sumam sakanum), indem er in der eigenen Nachkommenschaft weitergegeben wurde und durch deren Erinnerung und ganz konkret durch seine Nennung im Rahmen der Totenpflege weiterlebte, stand jedem Mesopotamier offen. Diese Form der Namenssetzung beruht ganz auf die Memorialkultur der Familie, die in einer Gesellschaft, in der sich Menschen gerade durch das gemeinsame Gedächtnis der Toten in einen Familienverband integriert sahen,96o stark ausgeprägt war.
964 ITT 2 2680: 4; ITT 2 4164: 7. Vgl. auch in einem Text aus Ur: UET 3 1534: 15-19: 10 m a- n a siki gIri-gul lUr-tur mu-sar 4 ma-na sild gi IGId-nun-ta su ba-ti-es "Zehn Minen geschabte? Wolle haben Urtur, der Namenschreiber, (und) vier Minen sumerische Wolle Girinunta empfangen. " 955UET 31800 Siegel 1-3: lLugal-kisal-ba-e mu-sar dumu ILu-gIri-nun "Lugalkisalbae, Namenschreiber, Sohn des Lugirinun." (FISCHER 1997: 105 Nr. 36).
956Den Titel m u-sar dS ara tragen Ur-gigir und Lu(gal}-begal, die mit diesem Titel in den Siegelinschriften ihrer Nachkommen belegt sind. Dabei fällt auf, daß nicht nur Lu(gal}-begal, sondern zunächst auch dessen Söhne Lu-Ninsubur und Lu-Ursaga sich in ihren Siegeln als "Sohn des Ur-gigir, des Namensschreibers des Sara" bezeichnen: Siegel des Lu(gal}-hegal = MAYR 1997: Nr. 335 (belegt vom 34. Jahr Sulgis bis zum siebten Jahr Sü-Suens; der letzte sicher datierte Beleg in FORDE 1967: RB. 5 ist bei MAYR nicht genannt); Siegel des Lu-Ninsubur = MAYR 1997: Nr. 363 (belegt vom 42. Jahr Sulgis bis zum Wnften Monat des zweiten Jahrs Sü-Suens; der frUheste sicher datierte Beleg in SIGRIST 1983: Nr. 186 ist bei Mayr nicht genannt); Siegel des Lu-Ursaga = MAYR 1997: Nr. 413 (belegt vom dritten Jahr Amar-Suenas bis zum ersten Regierungsjahr Sü-Suens; der letzte sicher datierte Beleg in SIGRIST 1983: Nr. 192 ist bei MAYR nicht genannt). Ab dem sechsten Monat im zweiten Regierungsjahr Sü-Suens von Ur (1943-1935) beziehen sich Lu-Ninsubur und Lu-Ursaga allerdings auf ihren leiblichen Vater Lugal-hegal, der nun. das Amt seines Vaters innehat, und nennen sich jeweils "Sohn des Lugal-hegal, Namenschreiber des Sara": Siegel des Ur-Ninsubur = MAYR 1997: Nr. 361 (belegt im vierten Jahr des Sü-Suen); Siegel des Lu-Ursaga = MAYR 1997: Nr. 412 (belegt vom sechsten Monat des zweiten bis zum fünften Regierungsjahr Sü-Suens; der letzte sicher datierte Beleg in NII
I. 4. Wer setzt seinen Namen?
Aus der Masse unserer Quellen scheint sich zu ergeben, daß die wichtigsten altorientalischen Strategien, den Namen auf anderem Wege zu setzen, auf Pietät und auf Heldentum beruhten. Diese beiden Wege zur Namenssicherung und damit zur Erhaltung des Selbst können in der Praxis eng miteinander verbunden sein, denn der GottesfUrchtige kämpft fUr seine Götter und wird in der Konfrontation mit dem Gegner von diesen unterstützt; seine Erfolge geben ihm die Mittel in die Hand, sie durch Stiftungen fUr die Götter in Form von Weihgaben und Bauwerken zu materialisieren und/oder durch Geschichten und Lieder feiern zu lassen, die von den Zeitgenossen und kommenden Generationen wiederholt und/oder schriftlich festgehalten wurden. Pietät meint aber auch den überlegten Umgang mit dem von den Göttern anvertrauten Land: Die Urbarmachung der Steppe, die Anlage und Instandhaltung von Bewässerungssystemen, der Ausbau von Städten. Dazu in der Lage, sich nicht bloß durch Gottesfurcht und Heldenmut auszuzeichnen, sondern auch für die Verbreitung der Kenntnis um diese ihre Tugenden zu sorgen, sind im besonderen Maße die mesopotamischen Herrscher. Die Chance dazu, als Wohltäter oder Held Teil der mündlichen Tradition zu werden und den eigenen Namen in Erzählungen und Liedern unsterblich gemacht zu sehen, war das Privileg einiger weniger Menschen an der Spitze der altorientalischen Gesellschaft. Obwohl es genug Belege dafUr gibt, daß das Setzen des "geschriebenen Namens" kein ausschließliches Vorrecht der mesopotamischen Herrscher war, darf nicht außer Acht gelassen werden, daß die Abfassung von Dokumenten jeder Art stets mit einem Material- und Personalaufwand verbunden war,961 und dies gilt insbesondere für die Niederschrift von Inschriften auf Stein, dem Medium, das die Konservierung des Namens bis in alle Ewigkeit am besten garantieren konnte. So stammt 959Vgl. zuletzt JAI
Familie war durch die gemeinsame Ahnenreihe definiert und verbunden (insbesondere zum Begriff etem kimti "Familiengeist" vgl. SCURLOCI< 2003: 104f.). Familiennamen spielen hier zunächst keine p~ägende Rolle: Im frUhen Mesopotamien und in Assyrien waren Familiennamen völlig u~gebräucl~!ich und nur in den urbanen Zentren SUdmesopotamiens sind sie zu belegen, wenn auch erst Seit dem spaten II. Jt. (vgl. S. 28).
961Vgl. dazu auch MICHALOWSI
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B.
DIE MACHT DES NAMENS
dann auch die Masse der einschlägigen Zeugnisse an Bau- und Monumentalinschriften von den Fürsten.
11. Spuren lesen -
Spuren sichern
Indem in Mesopotamien die Spuren, die frühere Generationen mittels ihrer Namen, ihrer "geschriebenen Namen" und/oder ihrer Bilder hinterlassen hatten, rezipiert, bewahrt und weiter überliefert wurden, sorgte man dafür, daß Individuen jenseits des Bestands ihres physischen Körpers weiterhin existierten. In diesem Kontext ist, auf die gesamte Bevölkerung des Alten Orients bezogen, sicherlich die Anrufung der Namen der Vorfahren in der Totenpflege als weitaus wichtigste Methode zu nennen. Sie wurde im Zusammenhang mit der Bedeutung der Nachkommenschaft für die Perpetuierung des Namens einer Person bereits diskutiert (Teil B.Ll.).
Selbst Schreiber, die sich durch ihren täglichen Umgang mit Schriftstücken grundsätzlich leichter als andere Personen in die Lage versetzt sehen, ihre Namen schriftlich zu fixieren, tun dies regelmäßig nur in einer speziellen Textgattung, die wir als Nebenform der Inschrift gedeutete haben, dem Kolophon. Das zumindest zeitweise über weite Teile der städtischen Gesellschaft verbreitete Namenssiegel, das den Namen des Eigners inschriftlich festhält und so die für die gesamte Bevölkerung gesehen häufigste Form des schriftlich niedergelegten Namens darstellt, ist dagegen weniger als eine Sonderform des "geschriebenen Namens" zu sehen, als vielmehr, wie jedes Siegel, als eine eigenständige Repräsentationsform, deren Handhabung eigenen Gesetzmäßigkeiten unterliegt.
Das vorliegende Kapitel ist nun der Rezeption des Namens außerhalb der Totenpflege gewidmet. Dabei soll auf zwei zentrale Punkte eingegangen werden: Einerseits die Weiterbenutzung von Namen, die tief ins kulturelle Gedächtnis der Gesellschaft eingebettet waren (Teil B.n.l.), andererseits die Rezeption des "geschriebenen Namens" (Teil B.n.2.).
11. 1. Das Annehmen eines alten Namens
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Für die Wahl eines Namens für das neugeborene Kind konnten viele Gründe ausschlaggebend sein, und die Bedeutung des Namens spielte dabei sicherlich eine hervorragende Rolle: So mochte etwa die Dankbarkeit für die Umstände der Geburt in einem Namen in Form eines Stoßgebetes Ausdruck finden, oder der persönliche Gott durch die Namenswahl besonders geehrt und damit verpflichtet werden. Jenseits seiner wörtlichen Bedeutung konnte die Verbindung mit einem bestimmten Namensträger einem Namen zusätzliche Attraktivität verleihen, und der Wiederverwendung eines Namens als Form der Rezeption des Gedächtnisses eines früheren Namensträgers ist das gegenwärtige Kapitel gewidmet. Daß innerhalb einer Familie bestimmte Namen verwendet wurden, war eine weit verbreitete Praxis; allerdings führten Familienmitglieder nicht gleichzeitig denselben Namen. Während es ganz unüblich war, daß Vater und Sohn denselben Namen trugen, läßt sich verschiedentlich feststellen, daß Großvater (oder Urgroßvater) und Enkel Namensvettern waren (Papponymie):962 Offensichtlich wurde der Name nach dem Ableben des ersten Namensträgers an ein neugeborenes Familienmitglied vergeben, das dadurch gleichsam ein neuer Körper (Teil A.n.2.) seines Vorfahren war. Nicht familiären, sondern dynastisch-politischen Bezügen verdanken dagegen die Namen der berühmtesten beiden Könige von Akkad, Sarru-kTn (Sargon) und Naräm-Sin, ihre lang andauernde Verwendung für spätere Herrscher, die nach dem Willen ihrer Namengeber programmatisch an deren Erfolge anknüpfen und, dem Begründer des ersten altorientalischen Großreiches und seinem erfolgreichsten Nachfolger gleich, einen Vormachtsan962Zahlreiche Beispiele der altbabylonischen Zeit aus Kis, Larsa, Nippur, Sippar und Ur sind bei KALLA 2002: 143f. gesammelt. Auch die Söhne ZimrT-LTms von Mari (1677-1664) erhielten die Namen von dessen Großvater Jaggid-LTm und Vater Jabdun-LTm (vgl. ZIEGLER 1997: 53-55 und CHARPIN/ZIEGLER 2003: 35). Die Namensidentität von (Ur- ) Großvater und Enkel ist auch rur die spätbabylonische Z~it gut belegt (vgl. z.B. PEARCE/DoTY 1998 zu Großvater und Enkel namens Anu-be\sunu in einer Schreiberfamilie aus dem seleukidenzeitlichen Uruk).
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B.
DIE MACHT DES NAMENS
spruch über Mesopotamien erheben sollten. Daß auch in solchen Fällen die Vorstellung ausgeprägt war, durch das Annehmen dieser Namen an der Wesenhaftigkeit der berühmten Namenspatrone teilhaftig zu werden,963 ist eine naheliegende Annahme, für die auch spricht, daß die Namen von Herrschern zu führen für die Bevölkerung Mesopotamiens tabu war. 964 Zu Beginn des H. Jt. wurden die Namen Sargon und Naräm-Sin von alt assyrischen Stadtfürsten965 getragen, ebenso wie derjenige König von Esnunna im 18. Jt. Naräm-Sin hieß, der dieses Königreich zu seinem politischen, territorialem und kulturellen Höhepunkt führte. 966 Die politischen Realitäten, die hinter der Vergabe967 dieser Namen an die assyrischen Stadtfürsten stehen, sind in Ermangelung von einschlägigen zeitgenössischen Quellen unbekannt. Zur Zeit des Stadtfürsten Sargon wurde die Geschichte des sargonischen Königs gleichen Namens jedenfalls rezipiert, wie die Auffindung einer alt assyrischen Fassung des Stoffes in Kültepe belegt. 968 Im Falle Naräm-Sins von Esnunna waren sicherlich die politischen Ambitionen seines Vaters und Vorgängers Ipiq-Adad H. (18. Jh.) für die Namenwahl ausschlaggebend, der als erster Herrscher von Esnunna in der Tradition der" Könige von Akkad den Titel sar kissatim "König des Universums" führte. 969 Auch sein Sohn benutzte diesen Titel 970 und führte das Erbe seines Vaters - der sich in seinen Inschriften als sarrum mumppis Esnunna "König, der Esnunna erweitert,,971 bezeichnet hatte - fort, indem er sich als Rivalen zu den Expansionsbestrebungen SamsI-Adads von Ekallätum (1710-1679) positionierte; es war jedoch letzterer, der als Sieger aus dem Kampf um die Vormachtstellung in Mesopotamien hervorging. 972 Wenn mit Sm'gon H. (721-705) neuerlich ein assyrischer König den Namen des legendären Königs von Akkad führte, so ist darin wohl kein Rückgriff auf den gleichnamigen Stadtfürsten von Assur zu sehen, sondern im Kontext des außerplanmäßigen Aufstiegs Sargons H. zur Königsmacht ein bewußter Bezug auf den heldenhaften Begründer des akkadischen Großreichs, der der zeitgenössischen literarischen Tradition zufolge973 vom Findelkind zum König aufgestiegen war und da963Ygl. auch YAN OE MIEROOP 1999: 329 zur Beziehung zwischen Sargon von Akkad und Sargon 11. von Assyrien. 964Filr einen expliziten neuassyrischen Beleg vgl. bereits Anm. 198; filr die älteren Perioden vgl. WILCI<E 1982a: 47f. Anm. 18. 965Ygl. dazu YEENHOF 2003: 43-46. 966Zu Naräm-Sin von Esnunna vgl. CHARPIN 1985b: 57-61; STRECK 1998-2001a. 967Zum Problem der Königsnamen vgl. bereits Teil A.II.3.a. 968Edition: GÜNBATTI 1997; YAN OE MIEROOP 2000: 146-148; HECI<ER 2001: 58-60 (Übersetzung); vgl. dazu YEENHOF 2003: 44 und Anm. 838. 969Ygl. dazu CHARPIN 1985b: 61. 970y gl. dazu STRECK 1998-201a: 178. 971
RIME 4 5.14.2: 3-4 und 5.14.3: 3-5.
972 Auch SamsT-Adad filhrte den Titel eines sar kissatim, vgl. MICHALOWSI
lI.1. DAS ANNEHMEN EINES ALTEN NAMENS
181
bei, wie sein neu assyrischer Namensvetter, seinen legitimen Vorgänger zur Seite räumen mußte. 974 Eine Beziehung zu den berühmten Namenspatronen sollte sicherlich auch im Falle jener assyrischen Könige hergestellt und betont werden, die die Namen von erfolgreichen früheren 'Herrschern über Assyrien trugen; hier sind die Bezüge in Ermangelung von expliziten Quellen allerdings weniger deutlich als im Falle des sargonischen Namensmaterials. Am häufigsten belegt sind die Namen Samsi-Adad, Assur-nerari und Salmanassar (Salmanu-asared) , die in der Zeit bis zum Ende des 8. Jh. von jeweils fünf assyrischen Königen getragen wurden. Beim Namen SamsI-Adad war es sicherlich der erste Herrscher dieses Namens (1710-1679), dessen Persönlichkeit für die spätere Namenwahl ausschlaggebend war. Im Falle von Salmanassar verlieh neben den Taten des ersten Königs, der diesen Namen trug (1269-1241), wohl später auch der militärische Erfolg des dritten Salmanassars (858-824) dem Namen zusätzliche Attraktivität. Die häufige Wahl des Namens Assur-nerärI ist mangels aussagekräftiger Informationen schwieriger zu interpretieren. Es ist aber aufgrund der Parallelen wahrscheinlich, daß ein Bezug auf den ersten Herrscher dieses Namens (1514-1490) hergestellt werden sollte. Dessen Bauinschriften weisen ihn zwar als höchst aktiven Bauherrn aus, der den Assur-Tempel, den Sin-SamaS-Tempel, das Stufentor (muslalum) und die Stadtmauer von Assur erneuern ließ,975 aber für etwaige andere Verdienste fehlen bisher Belege. Die bewußte Wahl des Namens eines illustren Vorgängers zur Teilhabe an dessen Persönlichkeit, aber auch zur Herstellung und Verstärkung dynastisch-politischer Bezüge, ist nicht auf Assyrien beschränkt. So erwuchs Samsu-ilüna von Babyion (1653-1616) in einem Mann namens Rlm-Sin ein Gegner, "der zur Königsherrschaft von Larsa erhoben worden war":976 Dieser war sicherlich nicht zufällig ein Namensvetter des berühmten Rlm-Sin, des letzten unabhängigen Königs von Larsa (1726-1667), obwohl verwandtschaftliche Beziehungen ganz unwahrscheinlich sind. Wenn der babylonische König Nabopolassar (Nabuapla-u~ur; 625-605), der den Untergang des assyrischen Reiches bewirkte, seinen Erbsohn und Thronfolger Nebukadnezar (Nabu-kudum-u~ur; 604-562) nannte, dann wählte er diesen Namen, der "Oh Nabü, schütze meinen Erben!" bedeutet, wohl nicht nur aus inhaltlichen Gründen, sondern bezog sich damit bewußt auf den ersten babylonischen Monarchen dieses Namens (1125-1104) aus der 11. Dynastie von Isin; eine familiäre Beziehung besteht hier nach unserer bisherigen Kenntnis nicht. Daß dieser Herrscher nicht bloß als Erneuerer der Kulte Babyloniens berühmt war, sondern auch als Bezwinger Elams, ist vielleicht kein Zufall: Nach dem gemeinsamen Sieg der Meder und Babyionier über Assyrien scheint die babylonische Politik nicht auf eine Weiterführung der engen Bindung an die Verbündeten aus Iran abgezielt zu haben. Auch noch nach der persischen Eroberung Babyloniens im Jahre 539 diente Nebukadnezar als Königsname. Die Wahl dieses Namens, unter dem nach dem Tode Kambyses' H. im Jahr 522 die beiden Thronprätendenten Nidintu-Bel und Araha nacheinander jeweils als vorgeblicher Sohn NabOllids dem Achämeniden Dareios I. 974Ygl. YAN OE MIEROOP 1999: 329f. 975 RIMA 1 A.0.60.1-1O. 976 RIME
4 3.7.7: 93-97.
182
B.
DIE MACHT DES NAMENS
II.2.a.
(521-486) die Herrschaft über Babylonien streitig zu machen versuchten ("Nebukadnezar 111." und "Nebukadnezar IV. '(977), ist sicherlich auch in diesen Fällen nicht nur als Bezugnahme auf einen erfolgreichen Vorgänger zu sehen, sondern zugleich als anti-iranische Botschaft.
183
DIE PFLEGE SICHTBARER INSCHRIFTEN
5
ma-IJar DINGIR-su us-zi-iz 11 1 i-na BAL-e
2 dAMAR.UTU-DUMU.NfTA-suM-na
3 LUGAL SAR DUMU
Me-li-Si-pak
4 LUGAL KA.DINGIR.RA ki
i-na UGU na-re-e su-a- tu 4 i-ga-ru i '-a-bit-ma iIJ-IJe-pi 7 1 • • Su-hu-li-Su-gab 8 DUMU 1 Ni-bi-Si-pak 9 na-Ta-a sa NA4 es-sa 10 ga-ba-re-e la-bi-risu(tj:UL) 11 is-tur-ma 12 u-kin 5
11. 2. Die Rezeption des "geschriebenen Namens"
6
Die Rezeption verborgener und sichtbarer Inschriften unterscheidet sich ganz grundsätzlich: Anders als im Falle eines sichtbar angebrachten Denkmals in Form einer Stele, einer Statue oder eines Felsreliefs, dessen Inschrift dem Lesekundigen jederzeit den Namen des Stifters zu offenbaren vermochte, konnte die im Fundament eines Gebäudes beigesetzte Inschrift erst rezipiert werden, wenn sie ausgegraben wurde. Im folgenden Abschnitt soll der Umgang späterer Generationen mit den "geschriebenen Namen" ihrer Vorgänger diskutiert werden, und zwar durch [al die Pflege von sichtbaren Denkmälern, [bI die Vergesellschaftung eigener Monumente mit bereits bestehenden, [cl die Suche nach verborgenen Inschriften und deren Pflege und schließlich [d] das Abschreiben alter Inschriften durch die Schreiber. Die bewußte Aufgabe der Bewahrung eines Namens zugunsten der Auslöschung des "geschriebenen Namens" ist dagegen Thema von Teil B.III.l.
"Damals (d.h., in der Regierungszeit des Nazi-Marutta.s) schrieb Ka.saktiSugab, der Sohn des Nabu?-na'id, ein Monument aus Ton und stellte (es) vor seinem Gott auf. In der Regierungszeit Marduk-apla-iddinas (1.), des Königs der Gesamtheit, des Sohnes des Meli-sipak, des Königs von BabyIon, stürzte eine Mauer über diesem Monument zusammen, und es wurde zerschlagen. Suguli-Sugab, Sohn des Nibi-Sipak, schrieb ein neues Monument aus Stein, eine Entsprechung (d.h., Kopie) seines Originals, und machte (es) fest."
11. 2. a. Die Pflege sichtbarer Inschriften Daß spätere Generationen den Wunsch der Stifter, ihre Monumente mit Sorgfalt zu behandeln, tatsächlich beherzigten, illustriert das Beispiel einer steinernen Stele aus der mittelbabylonischen Zeit. Bei diesem Denkmal, einem sogenannten "Kudurru" , handelt es sich um das steinerne Ersatzstück für ein tönernes Denkmal aus der Zeit des kassitischen Herrschers Nazi-Marutta.s (1302-1277), das ein Jahrhundert später während der Regierungszeit Marduk-apla-iddinas I. (1166-1154) durch den Einsturz einer Mauer zerschlagen wurde. Nach diesem Unglück wurde eine Replik des verlorenen Stücks hergestellt, wie in einer Beischrift auf der neuen Fassung zu lesen ist:
Inschrift aus der Zeit Marduk-apla-iddinas I. MDP 2 Tf. 18-19: Beischrift 1_11978 I 1 .
z-na
U4
. •
-mz-su-ma
Beachtenswert ist, daß sowohl der ursprüngliche Stifter der Stele wie auch ihr Erneuerer Privatpersonen sind; trotz seiner monumentalen Form ist ein "KudUlT~I" vor .allem ein Rechtsdokument , das Grundbesitzverhältnisse regelt,. und die Sorge, die Suguli-Sugab dafür aufwendete, den Erhalt des Denkmals des Ka.sakti-Sugab an seinem ihm zugedachten Aufstellungsort zu sichern, mag wohl vor allem damit zu tun haben, daß wir in ihm dessen Rechtsnachfolger vermuten können. Seine diesbezüglichen Bestrebungen wurden aber wenig später zunichte gemacht; denn schon kurze Zeit nach der Errichtung der steinernen Kopie verschleppte sie der elamische König Sutruk-Nahhunte I. (ca. 1190-1155) zusammen mit anderen südmesopotamischen Denkmälern in seine Hauptstadt Susa. 979 Die für den "Kudurru" des Ka.sakti-Sugab belegte Anfertigung eines Ersatzstücks für ein verlorenes Original stellt bisher einen singulären Fall dar und ist sicherlich dem Urkundencharakter des Monuments zu verdanken, denn in der täglichen Rechtspraxis stellte die Ausfertigung von durch Zeugen beglaubigten Duplikaten ein übliches Verfahren dar. 98o
2 1 Ka-sak-ti-Su-gab DUMU 1IG.GAG-I 3
na-Ta-a sa ha-as-bi 4 is=tur-'ma
977S TREC I< 1998-2001b: 206; vgl. auch SEIDL 2000: 954. 978ZU dieser Passage vgl. SLANSI
!J
70Wo das Stilck ursprünglich stand, läßt sich nicht mit Sicherheit feststellen, doch stammt die Stele sicherlich aus dem nördlichen Babylonien, vgl. SEIDL 1989: 70f. (Nr. 48).
980Vgl. dazu das Ausstellen von Ersatzdokumenten nach dem Verlust der Originale in altbabylonischen Urkunden; verwendet wird die Phrase tuppam bullutum "die Tafel (wieder) lebendig machen", vgl. VEENHOF 1987: 49. CHARPIN 2002d: 175-185 betont zurecht, daß "Kudurrus" ganz generell als Orkundenabschriften anzusprechen sind, denn die Herstellung eines "Kudurru" ist ein möglicher zweiter Schritt, der auf die Niederlegung des Rechtsverhältnisses auf einer tönernen Urkunde folgen kann.
B. DIE MACHT DES NAMENS
184
II.2.a. DIE PFLEGE SICHTBARER INSCHRIFTEN
185
Die Sorge um alte Monumente läßt sich jedoch auch sonst belegen. Sulgi von Ur (20001953) weist in einer Selbstlobhymne darauf hin, daß "mein Sinn (mich) gegen keinen einzigen früheren König - Akkader, Sumerer oder gutäischer Unterdrücker - hat Gewalt anwenden lassen. ,,981 Gut zu demonstrieren ist die bewußte Pflege von sichtbaren Inschriften und ihren Trägerobjekten immer dann, wenn alte Stücke, die von ihrem eigentlichen Aufstellungsort entfernt worden waren, später in ihre ursprüngliche Funktion zurück geführt wurden; anläßlich ihrer "Rettung" konnten sie mit einer zweiten Inschrift versehen werden, wodurch sich uns erst das Schicksal des Stückes erhellt. Hierfür seien einige Beispiele geboten.
"Der Göttin Inana, ihrer Herrin, hat für das Leben Sulgis, des starken Mannes, des Königs von Ur, (diese Perle) Watartum,985 seine leibliche Mutter, [geweiht]. "
Eine flache Perle aus Achat, die in Nippur als Teil des kassitischen Hortfundes aus einem partherzeitlichen Gebäude im Bereich des Ekur982 entdeckt wurde, trägt sowohl eine Inschrift aus der Zeit Sulgis von Ur (2000-1953) wie auch eine gut 500 Jahre jüngere Inschrift des kassitischen Königs Kurigalzu, wohl des ersten Herrschers dieses Namens aus dem 14. Jh.:
Ku-ri-gal-zu 2 LUGAL Ka-ra-du-ni-ia-as 3 E.GAL sa uRu.8a-a-sa ki 4 sa NIM.MA ki 5 ik-su-ud-ma 6 a-na dNIN.LlL 7 be-el-ti-su 8 a-na ba-la-ti-su
2. Die Inschrift Kurigalzus I. BE 1/1 43 986 1
Die Achatperle aus dem Hortfund von Nippur CBS 8598 983 1. Die Inschrift der Mutter Sulgis von Ur
BE 1/1 15 = RIME 3/2 1.2.66
6
1 dInana 2 nin-a-ni 3 nam-tll 4 Sul-gi 5 nita kala-ga lugal Uri5ki-ma-ka-se 7 SI.A-tum 8 a [ m a] t[ u - d a ]- n i984 9 [a mu-na-ru]
9'z-qz-zs ".
"Kurigalzu, der König von KaraduniaS, hat den Palast der Stadt SMa von Elam erobert und (diese Perle) der Göttin Ninlil, seiner Herrin, für sein Leben geschenkt. " Während Watartum, die Ehefrau Ur-Nammas von Ur, die Perle ihrer Inschrift zufolge für das Leben ihres Sohnes Sulgi der Göttin Inana zueignete, deren Tempel Sulgi hatte erneuern lassen,987 weihte Kurigalzu das damals bereits beschädigte Stlick 988 der Göttin Ninli1. 989 Nachdem der Tempel der Inana aus bisher unbekannten Gründen in spätaltbabylonischer Zeit aufgegeben wurde 990 und erst KadaSman-Enlil 1. (1369-1355) oder KadaSman-Enlil II. (1258-1250) einen Neubau errichten ließ,991 stammt die Weihung Kurigalzus aus jener Zeit, als in Nippur kein eigenes Heiligtum der Göttin Inana/IStar bestand. 085ZU Watartum, der Gemahlin Ur-Nammas und Mutter Sulgis, vgl. STEINI<ELLEIl 1981: 77f. und SALLADEIlGER 1999a: 183f. 986Ygl. BIlINJ<MAN 1976: 223: Q.2.63.
981Sulgi B: 266-269: (durnu) Uri be-ern dumu Ki-en-gi-ra be-em ki(-nam) Gu-tium(kl) lil i/ia _d utu be-em/a lugal (U4) ul-If/du-a I-ra sa-gulO nfg-a-zi(-zi) ba- ra- m u (- u n) - n a- ta-ab-deo. FUr eine Bearbeitung dieser Stelle vgl. WILCJ<E 1974: 216f. S.v. E.20.
982Der Hortfund wurde während der dritten Kampagne der Ausgrabungen der Babylonian Expedition in den Jahren 1888-1900 entdeckt und besteht aus Uber siebzig Stein- und Glasobjekten, von denen mindestens filnfzig StUcke Weihinschriften kassitischer Könige aus dem 13. und 14. Jh. tragen. EI' wurde nie als Gesamtfund bearbeitet. Ygl. BRINJ<MAN 1976: 120f. 983Ygl. auch WILCI<E 1982a: 38f. und BRAUN-HOLZINGEIl 1991: 366: P 9. 9841n der Lesung diesel' Zeile folge ich SOLLBEIlGEIl 1967: 69.
987FUr den archäologischen Befund (Level IY) vgl. ZETTLEIl 1992: 39-43 und GmsoNjI-IANSON/ZETTLER 1998-2001: 55lf. und 555f. 988Dies zeigt die Art der Anbringung der zweiten Inschrift an, vgl. BRAUN-HoLZINGER 1991: 366. Seit der Publikation ihrer Inschriften ist die Perle offensichtlich weiter beschädigt worden, vgl. SOLLBEIlGER 1967: 69, der eine Autopsie durch S.N. KRAMEIl zitiert. 080Zur Verehrung der Göttin Ninlil in Nippur vgl. KIlEBERN[[( 1998-2001: 458. 990Ygl. T. RICHTER 1999: 101, besonders zum Fehlen des Inana-Tempels in der Tempelliste HS 194. 001 Die Ziegelinschriften ermöglichen keine Entscheidung filr einen der bei den Könige, vgl. B IlIN 1(MAN 1976: 130. Zum archäologischen Befund (Level III-II) vgl. ZETTLER 1992: 45-49 und GIBsON/I-IANSONjZETTLEIl 1998-2001: 556.
186
B. DIE MACHT DES NAMENS
Kurigalzu berichtet in seiner Inschrift außerdem von der Eroberung des Palastes der el amischen Stadt SäSa, die mit Susa zu identifizieren ist;992 man darf daraus wohl ableiten, daß die Perle ein Beutestück dieses Feldzugs gegen Elam darstellte und so aus dem Palast von Susa in ihre "Heimat" Nippur zurückgekehrte. Die Rückführung verschleppter Weihgaben an ihren ursprünglichen Aufstellungsort entsprach göttlichem Wunsch und war deshalb ein pietätvoller Akt, den altorientalische Herrscher nach Vermögen ausführten. 993 Da KadaSman-Enlil I. der direkte Nachfolger Kurigalzus I. war, wäre es gut möglich, daß die Rückholung der Perle und womöglich weiterer verschollener Tempelgüter der Göttin Inana aus Elam den Anstoß für den Neubau der Anlage lieferte. Die Inschrift Kurigalzus legt es jedenfalls nahe, die Aufgabe des Inana-Tempels von Nippur mit einer Plünderung durch elamische Truppen in Verbindung zu bringen, bei der diese Perle sicherlich nicht isoliert, sondern zusammen mit dem Kultbild, das sie schmückte, verschleppt wurde. Daß Kurigalzu die Perle nicht Inana weihte, sondern der Göttin Ninlil, kann man wohl damit in Zusammenhang bringen, daß zur Zeit der Rückführung kein eigenes Heiligtum für Inana/Istar in Nippur bestand. 994 Ein Stück, dessen Schicksal mit dem der Perle aus Nippur verglichen werden kann, ist heute nicht mehr im Original erhalten, sondern lediglich in Form einer neuassyrischen Abschrift aus der Bibliothek von Ninive bekannt. Aus dieser ergibt sich, daß ein Siegel, das der kassitische König Sagarakti-SuriaS (1240-1228) mit einer Inschrift versehen hatte lassen, von dem assyrischen Herrscher ThkultT-Ninurta I. (1240-1205) im Zuge seiner Eroberung Babyions als Beutestück nach Assyrien verbracht wurde, wo eine zweite Inschrift angebracht wurde. Später gelangte das Siegel "als Geschenk" wieder nach Babyion, wo es der assyrische König Sanherib (704-681) bei seiner Eroberung der Stadt erneut erbeutete und wieder nach Assyrien brachte. Damals wurde die letzte Inschrift in das Stück eingeschrieben, vielleicht im Zusammenhang mit der Anfertigung der vorliegenden Abschrift. Zu beachten ist, daß bei der Wiedergabe der kassitischen Inschrift die entsprechenden alten Zeichenformen, wie sie sich auf dem Original befunden haben müssen, verwendet werden.
1I.2.a. DIE PFLEGE SICHTBARER INSCHRIFTEN
187
Neuassyrische Abschrift eines Siegels mit Inschriften der Könige Sagarakti-Surias, TukultI-Ninurta I. und Sanherib K. 2673 995
[dIGISKIM-MAS MAN SAR A dDI-nu-MAS MAN KUR.As-sur 2 KUR-ti KUR.Kar-du- mu-ne-kir6 SAR-ia MU-ia 3 As-sur dISKUR MU-SU KUR-su lu-IJal-li-qu 4 NA4.KISIB an-nu-u TA * KUR.As-sur ana KUR. URI ki sa-ri-ik ta-din 5 ana-ku l.d30-PAP.MES-SU MAN KUR.As-sur 6 ina 6.ME MU.MES KA.DINGIR KUR-ud-ma 7 TA * NiG.GA KA..DINGIR us-se-$i-as-su (in babylonischer Schrift) NiG.GA 8a-ga-ra-ak-ti-8ur-ia-as LUGAL KIS 1
8
dGIS1 MAN KUR.As-sur 2 [KUR-t]i KUR.Kar-du-ni-si mu-ne-kir6 SAR-ia MU-ia 3 As-sur dISKUR MU-SU KUR-su lu-IJal-li-qu 4 (in babylonischer Schrift) NiG.GA Sa-ga-ra-ak-ti-Sur-ia-as LUGAL KIS RB. 1
5
sa ina UGU NA4.KISIB sa ZA.GIN
,,[2. Inschrift] TukultT-Ninurta [1.], König der Gesamtheit, Sohn Salmanassars [1.], des Königs von Assyrien. Beute aus KaraduniaS (d.h., Babylonien). Wer mein Geschriebenes, meinen Namen verändert, dessen Namen mögen Assur und Adad aus seinem Land verschwinden lassen. [3. Inschrift] Dieses Siegel wurde als Geschenk von Assyrien nach Akkad (d.h., Babylonien) gegeben. Ich, Sanherib, der König von Assyrien, habe Babyion nach 600 Jahren (wieder) erobert und es aus dem Besitz Babyions herausgeholt. [1. Inschrift] Besitz Sagarakti-SuriaS', des Königs der Gesamtheit. [2. Inschrift] TukultT-Ninurta [1.], König der Gesamtheit, Sohn Salmanassars [1.], des Königs von Assyrien. Beute aus KaraduniaS (d.h., Babylonien). Wer mein Geschriebenes, meinen Namen verändert, dessen Namen mögen Assur und Adad in seinem Land verschwinden lassen. [1. Inschrift] Besitz Sagarakti-SuriaS', des Königs der Gesamtheit. [Beischrift] (Das ist es), was auf dem Siegel aus Lapislazuli (geschrieben ist)."
992BRINI<MAN 1976: 223j RGTe 5 245 s.v. SMa. 993Vgl. etwa die Ri1ckfi.lhrung der Statue der Göttin Nanaja nach Uruk durch Assurbanipal "nach 1635 Jahren" im elamischen Asyl, vgl. STOL 1998-2001: 150. !J
94
Es ist gut möglich, daß Inana in der Zeit, als sie ohne eigenes Heiligtum war, im Tempel einer anderen Gottheit verehrt wurde: Schon in altbabylonischer Zeit ist jedenfalls die Verehrung der Göttin Inana im Tempelkomplex Enlils und Ninlils sicher zu belegen, wie die Opferliste PBS 8 33 aus dem 26. Regierungsjahr Rim-Sins I. von Larsa zeigt (vgl. T. RICHTER 1999: 100). Womöglich wurde Inana in der Folge sogar mit Ninlil geglichen.
Obwohl dies im Text nicht eigens erwähnt wird, handelt es sich bei diesem kostbaren Siegel aus Lapislazuli sicherlich um eine Weihgabe an einen Gott. Vergleichbare Stücke wurden auch im Original gefunden: Zwei ungewöhnlich große Lapislazulisiegel mit einer Länge von 19 bzw. 12,5 cm bei einem Durchmesser von 3,5 bzw. 3,2 cm wurden zusammen bei den 995Foto: WISEMAN 1958: Tf. VIII. Kopie: KING 1904: 163-165. Bearbeitung: RIMA 1 A.0.78.28j vgl. auch FRAHM 1997: 217-219.
188
II.2.a. DIE PFLEGE SICHTBARER INSCHRIFTEN
B. DIE MACHT DES NAMENS
Ausgrabungen in Babyion entdeckt. 996 Das erste trägt eine Inschrift des babylonischen Königs Marduk-zakir-sumi (ca. 851-824), der es dem Gott Marduk weihen ließ; aus dieser Inschrift geht hervor, daß das Siegel als Halsschmuck des Gottes gedacht war. 997 Das zweite Stück wurde zu zwei verschiedenen Anlässen mit einer Inschrift versehen, einmal bei seiner Herstellung, als es dem Gott Adad zugeeignet wurde, den auch die Darstellung des Siegels zeigt, und außerdem, als Asarhaddon von Assyrien (680-669) das Siegel zu einem späteren Zeitpunkt mit einer Gedenkinschrift dem Marduk weihen ließ. 99B Ein ähnliches Siegel, das Assurbanipal (668-ca. 630) dem Sin von lJarran weihen und um seinen Nacken befestigen ließ, ist in einer Inschrift des babylonischen Königs Nabonid (555-539) beschrieben. 999
wurden,1005 kann man davon ausgehen, daß die Denkmäler, auf denen diese Inschriften angebracht waren, gemeinsam im Ekur aufgestellt waren, wo sie sich zum Zeitpunkt ihrer Abschrift zum Teil bereits über hunderte von Jahren befanden: So sind auf einer altbabylonischen Tontafel aus Nippur die Inschriften zweier Statuen des Sulgi von Ur (2000-1953) und des.Isme-Dagan von Ur (1857-1839) wiedergegeben;1006 eine Statueninschrift des SüSuen von Ur (1943-1935) ist gemeinsam mit der Inschrift einer Statue des Enlil-bani von Isin (1766-1743) auf einer anderen Abschrift aus Nippur wiedergegeben;1007 eine weitere Tafel aus dieser Stadt reproduziert die Inschrift einer zweiten, goldenen Statue des Sü-Suen zusammen mit den Beischriften einer Stele des Kudur-mabuk, Scheich von Emutbala und Vater der Könige Warad-Sin (1739-1727) und Rlm-Sin von Larsa (1726-1667), die dessen Eroberung von MaSkan-sapir darstellte. lOOB Das Ekur ist hierfür kein Einzelfall: Auch die Inschriften von drei Weihgeschenken, die die Mondgottpriesterin En-gedu-Ana, die Tochter Sargons von Akkad, und mehrere hunderte Jahre später Ibbi-Suen von Ur (1934-1911) stifteten, wurden zusammen auf einer altbabylonischen Tontafel aus Ur abgeschrieben,1009 die in der Zeit Rlm-Sins von Ur abgefaßt wurde: lOlO Man wird davon ausgehen dürfen, daß die Gegenstände - zwei Gefäße und En-gedu-Anas auch im Original erhaltene "Scheibe" - zum Zeitpunkt der Abschrift zusammen im Ekisnugal, dem Heiligtum des Nanna, aufgestellt waren. 1011
Auch für das Lapissiegel des Sagarakti-SuriaS darf man eine diesen Stücken entsprechende Funktion als Halsschmuck einer Götterstatue annehmen, ebenso wie für die Achatperle mit den Inschriften der Königin Watartum und Kurigalzus. Etwas anders als bei diesen verschleppten Stücken liegt der Fall bei zwei Kupferstatuen, die Iddin-Dagan von Isin (1878-1858) für die Göttin Ninlil fertigen ließ und in deren Heiligtum in Nippur anbringen lassen wollte; dieser Plan konnte allerdings nicht realisiert werden, und die Statuen standen "für 117 Jahre" in Isin. Erst dann hatte Enlil-bani von Isin (1766-1743) die Möglichkeit, die Statuen an ihren intendierten Anbringungsort zu bringen. Seine Tat verewigte er in einer eigenen Inschrift,1000 die zusammen mit IddinDagans Inschrift lO01 die Bilder zierte.I°02
Von der langen "Lebensdauer" altorientalischer Monumente zeugt auch die Zusammensetzungjener Gruppe von Objekten, die der elamische König Sutruk-Nahhunte 1. im 12. Jh. bei seinem Feldzug durch Südmesopotamien - zusammen mit dem eingangs diskutierten "Kudurru" - nach Susa mitnehmen konnte: 1012 Gemeinsam mit kontemporären kassitischen Denkmälern führte er neben altbabylonischen Stücken auch sargonische Objekte fort, die zum Zeitpunkt ihrer Verschleppung rund ein Jahrtausend an ihrem originalen Aufstellungsort belassen worden waren.
Bei den genannten Beispielen handelt es sich um Inschriftenträger, die entweder verschleppt und wieder zurückgebracht wurden oder, sowie das möglich war, an jenen Aufstellungort gebracht wurden, den ihnen ihr Auftraggeber zugedacht hatte; diese Fälle belegen die Sorge, die man den Hinterlassenschaften der Vorgänger entgegenbrachte. Im Idealfall wurde eine Rückholung oder gar Erneuerung der Inschrift niemals notwendig, da die Stifter sich erhofften, daß ihre "geschriebenen Namen" für alle Zeit an ihrem ursprünglichen Aufstellungsort verbleiben würden, wie in den Inschriften seit der sargonischen Zeit zum Ausdruck gebracht wird (Teil B.HL1.).
Gerade aber im Falle von monumentalen Inschriftenträgern erfolgte ihre Pflege nicht allein aufgrund des Respekts, den man diesen Objekten und damit denen bezeugen wollte, deren Namen sie verkörperlichten: Seit dem IH. Jt. versicherten sich die Stifter der kontinuierlichen Pflege ihrer Objekte über ihre eigene Lebensspanne hinaus, indem sie die
In vielen Fällen war dies auch tatsächlich der Fall; 1003 besonders deutlich belegen dies die altbabylonischen Abschriften von Inschriften auf Statuen und anderen Monumenten im Ekur-Heiligtum von Nippur. 1004 Da auf den entsprechenden Tontafeln gelegentlich Inschriften verschiedener Herrscher aus unterschiedlichen Zeiten miteinander kombiniert 9961n einem parthischen Haus zwischen den Tempelanlagen Esangil und Etemenanki, vgl. BLEIBTREU 1997: 99f. 997
VA Bab. 646
998 VA Bab. 647
= RIMB 2 B.6.7.1 = COLLON = RIMB
2 B.6.31.1
1987: Nr. 785.
= COLLON
189
100tlVgl. dazu BRAUN-HoLZINGER 1991: 11.
f
!
i
•
1006
1001 RIME 4 1.3.3.
RIME 3/2 1.2.54; für die des Isme-Dagan vgl. RIME
= SJÖBERG 1972: 72 (Foto); für die Inschrift des SG-Suen vgl. RIME 3/2 l.4.4. Für die Inschrift des Enlil-bani vgl. RIME 4 1.10.8.
1007
UM 29-16-42
1008
Ni 2760
1009
U 7737
999SCHAUDIG 2001: 522, 528: 3.3a x 32'-42' (Babylon-Stele). 1000 RIME 4 1.10.11.
= SRT 13; rur die Inschrift des Sulgi vgl.
4 1.4.8.
\
1987: NI'. 563.
Ni 2432
= EDZARD 1959-60: Tf. III; für die Inschrift des SG-Suen vgl. RIME 3/2 1.4.5 Exemplar 2; für die Stelenbeischriften des Kudur-mabuk vgl. RIME 4 2.13a.1.
= UET 1 289; für die Inschrift der En-bedu-Ana vgl. RIME 2 1.1.16 Ex. 2; rur die Inschriften Ibbi-Suens vgl. RIME 3/2 1.5.2-3.
IOIOVgl. dazu CHARPIN 1986: 425f.
1002Die Statuen sind nicht im Original erhalten, doch in altbabylonischer Zeit wurden die beiden Inschriften zusammen abgeschrieben: UM L-29-578, publiziert von LODING 1973. 1003Für den Assur-Tempel: GALTER 2004: 130-135; für den Tempel von Ur: BRAUN-HoLZINGER 2004.
1011 Die "Scheibe" der En-bedu-Ana war zwar nicht dem Nanna geweiht, dessen Priesterin sie war, sondern der Göttin Inana-Zaza; das Original wurde jedoch im Ekisnugal aufgefunden (vgl. WINTER 1987: 192 Anm. 15; zur Identifikation des Komplexes vgl. CUARPIN 1986: 192-220).
1004Vgl. dazu RENGER 1980-83: 66f., FRANI<E 1995: 86-89 und JONI<ER 1995: 110-116.
1012BRAUN-I-IoLZINGER 1991: 11; HARPER 1992: 159.
,I
~!
190
B.
DIE MACHT DES NAMENS
Aufstellung ihrer Inschriftenträger mit der Einrichtung eines Versorgungsfonds begleiteten; dieser Punkt wurde bereits im Zusammenhang mit der" Vergöttlichung" von Weihgaben angesprochen. 1013 Der Stifter sorgte dafür, daß das zu seiner Verewigung gestiftete Objekt künftig regelmäßige Opferzurüstungen erhalten sollte, die de facta denjenigen zuflossen, die sich um seine Pflege und seinen Fortbestand kümmerten. Dies konnte durch die Weihung eines zweckgebundenen Versorgungsfeldes, dessen Erträge die Erhaltung des Inschriftenträgers absichern sollten, an jene Institution geschehen, die für die Pflege des Objekts verantwortlich gemacht wurde - im Normalfall einen Tempel. Die Aufstellung von Inschriftenträgern in den Heiligtümern der Götter diente also nicht nur dazu, die Nähe der Gottheit zu suchen, sondern hatte den praktischen Nutzen, daß damit eine vom Fortbestand der eigenen Familie unabhängige Methode der Namensperpetuierung möglich war: Solange der Tempel bestand, solange überdauerte bei gesicherter Versorgung 1014 auch der darin verwahrte Inschriftenträger und damit der Name seines Stifters die Zeiten.
11. 2. b. Die Vergesellschaftung eigener Denkmäler
II.2.b.
DIE VERGESELLSCHAFTUNG EIGENER DENKMÄLER
191
setzte seinen Namen und zeigte seine Macht. ,,1017 Auch SamST-Adad 1. (1710-1679) zog nach Ausweis seiner Gründungsinschrift für den Ass ur-Tempel 1018 in Assur ans Mittelmeer und stellte dort ein Denkmal auf: "Meinen großen Namen und mein Monument habe ich fürwahr im Land Libanon an der Küste des großen Meeres hingesetzt."1019 Der Zug ins Libanonsebirge wie auch die Planung eines Denkmals durch Gilgames in der sumerischen Dichtung Gilgames und ljuwawa, Version A 1020 darf als Vorbild dieser alt babylonischen Herrscher gewertet werden; 1021 auch Sargon von Akkad wird in einer späteren Chronik die Errichtung von Bildwerken im Westen zugeschrieben, nachdem er dieses Gebiet erobert hatte: "Er (d.h., Sargon) stellte seine Bilder im Westen auf."1022 Neben dem Aufstellen von Statuen und Stelen läßt sich seit dem frühen II. Jt. auch die Anbringung von Felsreliefs in geeignetem Terrain sicher nachweisen. 1023 behandeln" verbindet und als ursprUnglich einer Gewalttat gedenkendes Gedächtnismal interpretiert (S. 29). 1017 RIME 4 6.8.2: 56-59: i-Ij{ an-nu-ti-in ik-ki-is [}a-mu-sa-am i[}-mu-us-ma su-mi-su is-ta-ka-an u le-u-su u-we-di. 1018In der GrUndungsinschrift wird dieser Tempel als Heiligtum des Enlil angesprochen, vgl. Anm. 1129.
mit bereits bestehenden
1019 RIMA 1 A.0.39.1: 81-87: su-mi ra-be-e-em u na-re-ia i-na ma-a-at La-ba-a-an kl i-na a-a[} A.AB.BA ra-bi-i-tim lu-u as-ku-un.
Die mesopotamischen Tempel wurden im Laufe ihres Jahrtausende währenden Bestehens zu Sammelstätten für die Denkmäler derer, denen die Perpetuierung ihrer Existenz durch die Anfertigung eines Bildes möglich war; das Vorhandensein älteren Materials in den Heiligtümern zeigte, wie wirksam die Methode ist, und steigerte die Anziehungskraft des Aufstellungsortes.
102UZitiert auf S. 90f. Die Vorstellung, daß Gilgames die Errichtung von Denkmälern nicht nur geplant, sondern auch ausgefUhrt hat, geht aus der Komposition Gilgames und der Tod hervor (Z. 55 / / 146, vgl. CAVIGNEAUX/ AL-RAWI 2000a: 27, 30, 56; vgl. auch die Übersetzung von VELDHUlS 2001: 141, 143.
Aber auch außerhalb der Tempelanlagen wurden Denkmäler angebracht: im Kontext von anderen Gebäuden (bevorzugt Palast, Stadttor), aber auch in der Natur. Beliebt waren dabei Standorte am Meer oder an Flußquellen, die durch ihre geographische Situation als Endpunkte besonders herausgehoben waren. 1015 So ließ Jabdun-LTm von Mari (1713-1697) zum Gedenken an seinen erfolgreichen Zug an die Mittelmeerküste ein Gedächtnismal (aamüsum)1016 im küstennahen Wald errichten. In der Bauinschrift des SamaS-Tempels in Mari ist dieses Ereignis erwähnt: "Er fällte diese Bäume, errichtete ein Gedächtnismal, 1013Vgl. S. 63. 101'IGELB 1987: 136-138 betonte, daß eine Unterbrechung der Versorgung unmittelbar die Aufgabe der Verehrung des vergöttlichten Objektes zur Folge hatte. Dies dUrfte mit der Deponierung von alten Statuen und Kultgegenständen innerhalb von Tempelanlagen in Verbindung zu bringen sein, vgl. auch BIlAUN-I-IoLZINGEIl 1991: 9f. 1015Meere begegnen uns zuerst im Inschriftenwerk des frUhdynastischen Herrschers Lugalzagesi von Uruk als äußerste geographische Grenzen: "Damals hat er (d.h., Enlil) vom Unteren Meer an Tigris und Euphrat bis zum Oberen Meer fUr ihn (d.h., Lugalzagesi) ihre (d.h., der Länder) Wege in Ordnung gebracht." (STEIBLE 1982: 11 317: Lugalzagesi 1: ii 3-11: u4-ba a- ab - ba si g- ta - tal d i g n a Buranun-bi a-ab-ba igi-nim-ma-se giri-bi si e-na-sa; zu sig-ta-ta [von STEIBLE zu si g - ta emendiert] vgl. WILCI<E 1990: 471-476). Die Vorstellung, daß Quellen und Meere Endpunkte markieren, ist bis ins I. Jt. zu belegen; vgl. dazu auch S. 196f. zu den Inschriften an der Tigrisgrotte. IOIßZU diesem Begriff vgl. DUIlAND 1987 und DUIlAND 1998b: 27-30, der ihn mit hebr. ~!ms "gcwalttätig
1021 MALAMAT 1965: 373 argumentiert dagegen genau umgekehrt: "It ia our opinion timt thia portion of the Gilgamesh Epic was formulated primarily under the stimulus of the deep penetrations into thc weatland by rulera of the Old Babylonian period, expeditions which doubtless were a source of inspiration for poets and narrators." Ähnlich MALAMAT 1989: 120f. - Daß aber speziell SamsT-Adad sich in seiner Selbstdarstellung ganz bewußt auf Gilgames und seine Taten bezog, verdeutlicht eine bruchstilckhaft erhaltene Stele (AO 2776, vgl. BÖIlKEIl-KLÄHN 1982: 165f. NI'. 111), deren Inschrift seine militärischen Erfolge im Osttigrisland, insbesondere gegen das Königreich von Urbiel (Arbail), feiert (RIMA 1 A.0.39.1001, zur Zuordnung zulctzt ISMAIL/CAVIGNEAUX 2003: 130); daß er diesen Feldzug zusammen mit Dädusa, dem König von Esnunna, durchfUhrte, mit dem er kurz zuvor einen Friedensvertrag abgeschlossen hatte (CHAIlPIN/ZIEGLEIl 2003: 90-95), wissen wir aus anderen Quellen, insbesondere Dädusas Siegcsstele (IM 95200; Edition: ISMAIL/CAVIGNEAUX 2003). Die Stele des SamsTAdad trägt neben der Inschrift auch zwei Darstellungen, deren eine (BÖIlKER-KLÄHN 1982: 11 Tf. 111b) zu beiden Seiten eines nach hintcn stilrzenden Feindes - der sicherlich mit Bünu-lStar, König von Urbiel, zu identifizieren ist - zwei diesem zugewandte, aufrecht stehende Männer zeigt. Der linke stößt den Feind mit einem Fußtritt nieder, während er ihm eine Axt in den Schädel schlägt; wir dUrfen in ihm SamsT-Adad sehen. Der rechte Mann ist nur von der Taille abwärts erhalten; er assistiert bei der Hinrichtung des Feindes, und wir können ihn mit Dädusa identifizieren (der dadurch - konträr zu den Vereinbarungen des Friedensvertrags - zum untergeordneten Helfer SamsT-Adads reduziert wird). Diese Darstellung ist ganz offensichtlich nach dem Vorbild der Tötung des Ijuwawa durch Gilgames und Enkidu gestaltet, wie sie in einer altbabylonischen Fassung des Stoffes (OB Ishchali RB. 19'-23', vgl. GEORGE 2003: 262f.) beschrieben und auf verschiedenen zeitgenössischen Bildwerken dargestellt ist (z.B. dem Tonrelief VA 7246, vgl. LAMBERT 1987a: 43f. mit Tf. VII). 1022Chronicle 0/ Early Kings ina dUTU.SU.A us-zi-iz.
= GRAYSON 1975a: 153: Chronicle 20: Z. 5: = GIlAYSON1975a: 153: NU.MES-su
1023Die ältesten bekannten, mit einer Inschrift versehenen Felsreliefs befinden sich im Gebiet des heutigen Iran (Brtwäta und Sär-i Pül-i Zohäb, vgl. sogleich) und stammen aus dem Übergang von der Ur 111-
B.
192
DIE MACHT DES NAMENS
Besonders gut läßt sich diese Verfahrensweise für die assyrischen Könige seit Tiglatpileser 1. (1114-1076) belegen: Sie ließen nicht nur am Mittelmeer, sondern ebenso am Van-See und an den Quellen verschiedener Flüsse sowie an anderen prägnanten Örtlichkeiten ihre Bilder anbringen, entweder in Gestalt von Stelen, die den König darstellten, oder Felsreliefs, die die Form dieser Stelen nachahmten; Belege hierfür liefern neben den Berichten in Inschriften auch die zahlreichen erhaltenen Bildwerke. 1024 Diese Bilder sind zwar häufig, aber längst nicht immer mit einer Inschrift versehen. Die besten Beispiele sind jene Felsreliefs mit der typischen Darstellung des betenden Königs am Nahr al-Kalb im heutigen Libanon (vgl. sogleich) und in Ferhath (Uznoglutepe) in Kilikien,1025 die sich durch das Fehlen einer identifizierenden Beischrift einer sicheren Identifizierung entziehen. Dies erinnert eindrücklich dm'an, daß die Verewigung eines Individuums auch ohne den "geschriebenen Namen" möglich war und auf der Repräsentationsform des Bildes beruhen konnte, unterstützt durch die Tradierung des Namens des Stifters in der mündlichen Überlieferung. Besonders in Form von Felsbildergruppen sind nun Sammlungen von altorientalischen Monumenten erhalten, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten, aber aufeinander bezogen angebracht wurden. Dies läßt sich unschwer dadurch erklären, daß die Verbringung derartiger Denkmäler physisch nahezu unmöglich ist und die Ensembles dadurch weitestgehend ungestört die Zeiten überdauern konnten. 1026 Das älteste bekannte Beispiel für eine solche Denkmälergruppe befindet sich auf iranischem Boden in Sär-i Pül-i Zohäb 1027 in den südlichen Ausläufern des Zagrosgebirges, wo - unweit der heutigen Grenze zum Iraq - die Hauptverkehrsroute von Südmesopotamien Richtung Osten ins Bergland eintritt. Zu bei den Seiten einer Flußenge befinden sich je zwei Felsreliefs mit der Darstellung eines seine Feinde bezwingenden Königs auf einem Felssporn, von denen jeweils eines mit einer akkadischen Beischrift versehen ist. 1028 Die eine Inschrift nennt ANnubanini von Lullubum. 1029 Der Name des Herrschers in der zweiten Inschrift ist nicht erhalten, doch kann der Text aufgrund der großen inhaltlichen Nähe zur Inschrift eines Felsreliefs des Königs Iddin-Sin von Simurrum aus BItwäta mit hoher Wahrscheinlichkeit einem Herrscher dieses Landes zugewiesen werden, vermutlich Iddin-Sin selbst oder seinem Sohn Zabazuna;1030 dazu paßt, daß auch das beigegebene
II.2.b.
DIE VERGESELLSCHAFTUNG EIGENER DENKMÄLER
193
Relief sich in seiner Komposition vom Bildwerk ANnubaninis in Sar-i Pül-i Zohäb unterscheidet und den Felsreliefs der Könige von Simurrum aus BItwäta näher steht; 1031 dies trifft auch auf die bei den inschriftenlosen Reliefs aus Sär-i Pül-i Zohäb 1032 zu, die man deshalb ebenfalls einem Herrscher von Simurrum zuweisen wird. 1033 Die Denkmäler der Könige von Simurrum und Lullubum können in die Zeit unmittelbar nach dem Untergang des Reiches der 111. Dynastie von Ur eingeordnet werden 1034 und stammen damit aus dem frühen 11. Jt. Gut zwei Jt. später wurde ein weiteres Relief direkt unterhalb des Bildwerks des ANnubanini angebracht: Es handelt sich um ein arsakidisches Relief, das einen stehenden Mann vor einem Herrscher zu Pferde zeigt 1035 und dem zwei Inschriften in parthischer Sprache beigegeben sind. Die besser erhaltene identifiziert den Reiter: "Dies (ist) das Bild selbst des Gotarzes, des großen Königs, des Sohnes des Gew, des großen Königs." 1036 Die zweite Inschrift ist dem stehenden Mann zugeordnet, wie dessen Darstellung aber schlecht erhalten; sie identifiziert diesen als einen Festungskommandanten. 1037 Das Bildwerk wurde als" Urkundenrelief" gedeutet, das anläßlich der Einsetzung des Vasallen durch den König geschaffen wurde. 1038 Aufgrund der Filiation, aber auch aus stilistischen Gründen kann dieses Relief weder den Partherkönig Gotarzes 1. (91-87 v. Chr.) noch Gotarzes 11. (38-51 n. Chr.) darstellen, sondern muß einem lokalen Herrscher im 2. nachchristlichen Jahrhundert zugewiesen werden.1°39 Da erst unlängst M.J. GELLER paläographische Argumente für den Gebrauch der Keilschrift im Süden Mesopotamiens bis zumindest in das 2. nachchristliche Jahrhundert vorgelegt hat, 1040 darf man zumindest darüber spekulieren, ob bei der Auswahl des Felsens von Sär-i Pül-i Zohäb für die Installation des partherzeitlichen Monuments nicht bloß die alten Reliefs, deren Verherrlichung von ihre Feinde bezwingenden Herrschern offensichtlich ist, den Ort attraktiv machten, sondern ob auch die Keilinschriften die Bedeutung des Platzes erhellen konnten. Etwa 200 Jahre jünger als die Reliefs der Könige von Lullubum und Simurrum ist das Monument, das Anum-hirbi, Herrscher über Ma'ama, Zalwar und l}aSsu im Gebiet des Taurusgebirges und ein Zeitgenosse SamsT-Adads von Ekallätum (1710-1679) und ZimrTLTms von Mari (1677-1664),1041 auf dem Berg Atalur errichten ließ. Es ist ein besonders 103ISUAFFER/WASSERMAN/SEIDL 2003: 49f. 1032 "Sar-i Pol II" und "Sar-i Pol III".
Periode zur frUh-altbabylonischen Zeit (vgl. SUAFFER/WASSERMAN/SEIDL 2003: 39, 52). Die Praxis wird bis in die Perserzeit beibehalten und Uberdauert - im Verbund mit in anderen Schriftsystemen notierten Inschriften - den Untergang der Keilschriftkulturen.
1033SUAFFER/WASSERMAN/SEIDL 2003: 50. 103'ISUAFFER/WASSERMAN/SEIDL 2003: 39, 52.
1024Die Textquellen und die Bildwerke sind bei BÖRI<ER-KLÄUN 1982: 177-224 zusammengestellt.
1035TRÜMPELMANN 1976: 14f., Tf. 9a, 19.
1025BöRl<ER-KLÄHN 1983: 220 Nr. 235.
1036Übersetzung nach GROPP 1968: 317: Inschrift A; vgl. auch G. GROPP in TRÜMPELMANN 1976: 16.
1026Daß ein Relief aus Bltwäta im Nordosten Iraqs aus dem Fels herausgesägt wurde, ist bedauerliches Zeugnis modernen Geschäftssinns und Zerstörungswillens; zu diesem Relief und den ilbrigen Denkmälern aus BItwäta (RIMA 4 19.1.1-3) s. zuletzt SI-IAFFER/WASSERMAN/SEIDL 2003.
1037GRoPP 1968: 317f.: Inschrift B.
1027HROUDA 1976: Tf. 9b rur einen Lageplan. 1028Publiziert in I-IROUDA 1976; die Bearbeitung der Inschriften besorgte D.O. EDZARD.
1029RIME 418.1.1 ("Anubanini 1" 1030
= "Sar-i Pol I"
[Relief]).
RIME 419.1.1001 ("Anubanini 2" = "Sar-i Pol IV" [Relief]), vgl. SUAFFER/WASSERMAN/SEIDL 2003: 22.
1038TRÜMPELMANN 1976: 15f.; VON GALL 1990: 12. 1039 VON GALL 1990: 12. Gotarzes, der Sohn des Gew, hat auch in BTsutün eine griechische Inschrift hinterlassen, vgl. GROPP 1968: 316. IO IO' GELLER 1997: 46; zustimmend zitiert von tV[üLLER-KESSLER/KESSLER 1999: 86 und OELSNER 2002a: 15. 10'11 Zur chronologischen Einordnung Anum-birbis und der Lokalisierung seines I-Ierrschaftsgebietes vgl. MILLER 2001.
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B. DIE MACHT DES NAMENS
deutliches Beispiel für die Ausstrahlung, die von alten Monumenten ausging und spätere Herrscher dazu bewegte, ihre eigenen Denkmäler mit ihnen zu vergesellschaften. Das Bildwerk des Anum-girbi ist uns bislang nur aus den Inschriften des assyrischen Königs Salmanassar III. (858-824) bekannt, der es in seinem zweiten Regierungsjahr bei der Rückkehr vom Mittelmeer nach der Überquerung des Amanusgebirges aufsuchte und sein eigenes Monument daneben aufstellen ließ.
Inschrift Salmanassars III. von Assyrien im Nabii-Tempel zu Ka1h u : RIMA 3 A.0.102.3: 91_92 1042 91 a-na KUR-e KUR.A-ta-lu-ur e-li a-sar ~al-mu so' 1AN -Mr-bi zaq-pu a-lik 92 ~al-mi it-ti ~al-mi-su u-se-ziz "Ich stieg zum Berg Atalur empor, ging dorthin, wo das Bild des Anum-girbi errichtet ist, (und) stellte mein Bild zusammen mit seinem Bild auf." Die Art und Weise, wie diese Episode beschrieben ist, deutet an, daß Salmanassar das Bildwerk Anum-girbis ganz gezielt besuchte. Da jedoch nichts darauf hinweist, daß dieser Herrscher schon zuvor am assyrischen Königshof des 9. Jh. bekannt gewesen wäre, wird man annehmen müssen, daß Salmanassar erst in der Region des Berges Atalur von dem Monument erfuhr. Die Errichtung seines eigenen Denkmals ist jedenfalls sicher als Reaktion auf die Präsenz des alten Bildwerks zu deuten, wie ja schon die Formulierung "mein Bild zusammen mit seinem Bild" anzeigt. Der Berg Atalur, der auch in hethitischen Texten der Großreichszeit belegt ist,1043 kann mit einiger Sicherheit mit den südlichen Ausläufern des Kara Dag-Massives 1044 identifiziert werden;1045 die Entdeckung der beiden Bildwerke ist bisher noch nicht gelungen. Dennoch kann man relativ präzise Vorstellungen davon entwickeln, wie das Ensemble aussehen müßte. Weil zwei beschriftete Speerspitzen, die den Namen Anum-hirbis tragen ,1046 belegen, daß dieser Herrscher für seine Inschriften die akkadische Sprache und die Keilschrift verwenden ließ, dürfen wir aufgrund der Tatsache, 1042Weitere Fassungen der Episode bieten der Kurkh-Monolilh, eine Königsstele aus dem Gebiet des Oberen Tigris (RIMA 3 A.0.102.2 ii 9-10, vgl. MILLER 2001: 89f. zum Verständnis des korrupten Textes) sowie die Inschrift auf den Bl'Onzestreifen des Balawat-Tores (RIMA 3 A.0.102.5 ii 3). Wohl auf einen Schreibfehler (vgl. MILLER 2001: 92) geht zurück, daß in späten Sammelinschriflen der Berg Atalur durch den Berg Lallar ersetzt ist: RIMA 3 A.0.102.28: 22-24, RIMA 3 A.0.102.29: 2426 und RIMA 3 A.0.102.34: 8-10; ohne Nennung Anum-hirbis: RIMA 3 A.0.102.14: 31 und RIMA 3 A.0.102.16: 11. 1043In den Annalen Ifattusilis I. sowie in KBo 15 44, vgl. MILLER 2001: 84-86. I044Das Kam Dag-Massiv taucht in der Literatur auch unter den Bezeichnungen Kartal Dagl und Kurt Dag auf.
II.2.b. DIE VERGESELLSCHAFTUNG EIGENER DENKMÄLER
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daß Salmanassar das Bildwerk des im Assyrien des 1. Jt. unbekannten Anum-girbi identifizieren konnte, mit gutem Grund vermuten, daß sein Denkmal mit einer akkadischen Keilinschrift versehen war, die seinen Namen nannte. Aufgrund seines Anbringungsortes im Gebirge könnte man zwar geneigt sein anzunehmen, daß das Bild Anum-girbis, wie auch das gut ein Jt. später angebrachte Denkmal Salmanassars, ein Felsrelief war; die Verwendung des Verbums zaqäpu "errichten, aufrichten" für Anum-girbis Denkmal spricht aber wohl dagegen. 1047 Nachdem Salmanassars Inschriften davon sprechen, daß sein Bild zusammen mit" Anum-hirbis Bild angebracht wurde, darf man davon ausgehen, daß es " v . einen räumlichen Bezug zwischen den beiden Denkmälern gibt; vermutlich waren sie nebeneinander angebracht. Das Monument des assyrischen Herrschers können wir uns analog zu den zahlreichen bekannten Felsreliefs und Stelen dieser Periode als Darstellung des betenden Königs vorstellen. Wie Anum-girbis Bild ausgesehen hat, muß in Ermangelung von vergleichbaren erhaltenen Monumenten offen bleiben, doch wäre es naheliegend, eine Beeinflussung durch die Denkmäler der sargonischen Könige anzunehmen, wie sie für die Reliefs der Könige von Simurrum und Lullubum offensichtlich ist. 1048 Diese Hypothese ist um so plausibler, als daß im nicht allzu weit entfernt gelegenen Pir Hüseyn im Nordosten von Diyarbalm das Fragment einer beschrifteten Stele Naram-Sins aufgefunden wurde. 1049 Als Herrscher über ein frühes Reich im Taurusgebiet stellte Anum-girbi für Salmanassar III. der als erster assyrischer König Feldzüge in diese Region durchführte und dabei bis nach Kililden vordrang, einen interessanten Bezugspunkt dar. Durch die Würdigung Anum-hirbis und die bewußte Vergesellschaftung des eigenen Denkmals mit dem seinen stellte Salmanassar eine Verbindung zwischen sich selbst und dem früheren Herrscher her die der Legitimation seines Besitzanspruchs auf das Taurusgebiet nur förderlich sein ko~nte. Insbesondere wurden dadurch Traditionen belebt, die älter waren als die des hethitischen Großreiches, an die im 1. Jt. bereits die lokalen Herrscher der Region anknüpften und auf die sich die Assyrer schon deshalb nicht berufen konnten und wollten - verächtlich nannte man die zeitgenössischen Potentaten "schlechte Hethiter." Mit dem Ende von Salmanassars Regierungszeit wurden die assyrischen Expansionsbestrebungen in Richtung Taurus vorerst abgebrochen, und als Sargon II. (721-705) wieder in dieser Gegend aktiv wurde, läßt sich der Rückbezug auf Anum-girbi nicht mehr belegen. Es mag sein, daß es nach der Eroberung von Karkemis, dem Haupterben ijattis, im Jahr 717 nicht mehr als notwendig empfunden wurde, alte Traditionen zur Stärkung des assyrischen Machtanspruchs zu bemühen. Auch anderswo errichtete Salmanassar III. unter dem Eindruck der Auffindung eines älteren Monuments ein eigenes Denkmal; dabei handelte es sich jedoch um das Werk eines direkten Vorfahren. Salmanassar ließ clirekt neben dem mit einer Inschrift versehenen Felsrelief Tiglatpilesers 1. (1114-1076), das diesen ohne Einfassung als betenden
I046I-IAWI
I047Vgl. die Belege in CAD Z 51 s.v. zaqäpu La. I048Vgl. dazu SIIAFFER/WASSERMAN/SEIDL 2003: 44f. 10'19
RIME 2 2.1.4.24; BÖRI<ER-KLÄHN 1982: 133f. NI'. 25; vgl. dazu auch J.G. WESTENHOLZ 2000a: 105f.
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B. DIE MACHT DES NAMENS
König zeigt,1050 in der unteren Höhle der Tigrisgrotte nördlich von Diyarbaklr 1051 ein entsprechendes eigenes Relief und zwei Inschriften (zu verschiedenen Zeitpunkten)1052 anbringen. Sowohl das Felsbild wie auch die erste Inschrift stehen in enger Beziehung zum älteren Denkmal: Die Darstellung des Königs ist wie das ältere Relief ohne die für assyrische Felsbilder typische Umrahmung in Form einer Stele ausgeführt, und in der weitaus ausführlicheren Inschrift Salmanassars werden alle Elemente von Tiglatpilesers kurzem Text aufgegriffen. Auf die Nennung der göttlichen Helfer folgt der Name des Königs mit Titulatur und zweigliedriger Genealogie, außerdem ein Epitheton, das ihn als Eroberer des Gebietes zwischen den assyrischen Weltmeeren, dem Mittelmeer im Westen und dem Van-See im Osten, ausweist. Am Ende des Textes steht jeweils die Feststellung, daß drei Feldzüge in das Nairi-Land durchgeführt wurden, womit die Bergregionen nördlich von Assyrien gemeint sind. Salmanassar Irr. war der erste assyrische König in der Nachfolge Tiglatpilesers 1., der Expeditionen in die Gebiete am Murat Su und zum Van-See veranstaltete. Vor diesem Hintergrund gewinnt die Vergesellschaftung der Denkmäler dieser beiden Könige an der Tigris-Grotte und insbesondere die Wiederaufnahme der Themen der älteren Inschrift durch den späteren Herrscher an Schärfe: Salmanassar positionierte sich durch die Assozierung seines eigenen Bildes und "geschriebenen Namens" mit denen Tiglatpilesers als ebenbürtiger Gefährte und Nachfolger seines erfolgreichen Ahnen.
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II.2.b. DIE VERGESELLSCHAFTUNG EIGENER DENKMÄLER
ebenfalls König von Assyrien, Eroberer (des Landes) des großen Meeres des Amurru-Landes (d.h., Mittelmeer) und des Meeres des Nairi-Landes (d.h., VanSee), dreimal zum Nairi-Land gegangen."
Inschrift Salmanassars III. von Assyrien an der Tigris-Grotte Tigris Irr" 1055
"
I 1 AB-Bur EN d30 dSa- maB 2 dISKUR dINANA DINGIR.MES GAL.MES
3 ra- 'i-mu-ut MAN-ti-ia mU-Bar-bu 4
5 MAN
SV
Mu-ia l.dDI-ma-nu-MAS
MAN KUR.AB-Bur A AB-Bur-PAP-A MAN KUR.AB-Bur
ka-Bid TA * Ba KUR.Na-i-ri a-di 8 Ba DI dSam-Bi KUR.Ifat-ti 9 a-na si-lJir-te-Ba SU KUR-ud 10 ina ne-re-bi Ba KUR.En-zi KU4 11 KUR.Su-uh-me KUR.Da-ia-ni 12 KUR. U-ra-ar-tu
6 A TUKUL-MAS MAN KUR. AB-Bur
7 A.AB.BA
v
Inschrift Tiglatpilesers I. von Assyrien an der Tigris-Grotte "Tigris II " 1053
13 a-na si-lJir-te-Ba 14 SU
KUR-ud
11 1 a-na KUR. Gü-za-ni e-tiq ma-da-tu 1
ina re-tJu-te Ba AB-Bur
2 Ba KUR. Gü-za-na-a-a am-IJur 3-BU
2 d UTU dISKUR DINGIR.MES
3 ana KUR.Na-i-ri a-lik ina SAG IGI iD.IDIGNA MU al-tu-ur
3 GAL.MES EN.MES-a 4
ana-ku ITUKUL-ti-A-E.SAR.RA 5 MAN KUR.AS A AS-SAG-i-si
6 MAN KUR.AS A 1 Mu-tdk-kil-dNUSKU 7 MAN KUR.AS-ma ka-Bid 1054 8
tam-di GAL-te Ba KUR.A-mur-ri 9 u tam-di Ba KUR.Na-i-ri 10 3-BU ana KUR.Na-i-ri DU
"Mit der Unterstützung von Assur, SamaS (und) Adad, den großen Göttern, meinen Herren, bin ich, TukultT-apil-Esarra (Tiglatpileser 1.), König von Assyrien, Sohn des Assur-reST-issi, König von Assyrien, Sohn des Mutakkil-Nusku,
"Oh Assur, Bel, Sin, SamaS, Adad, IStar, große Götter, die meine Königsherrschaft lieben, die meinen Namen groß machen - ich, Salmanassar (Irr.), König der Gesamtheit, König von Assyrien, Sohn des Assurnasirpal (H.), König von Assyrien, Sohn des TukultI-Ninurta (H.), König von Assyrien, Eroberer <der Länder> vom Meer des Nairi-Landes (d.h., Van-See) bis zum (Meer) des Sonnenuntergangs (d.h., Mittelmeer), eroberte das Land IJatti in seiner Gesamtheit. Ich trat in den Paß von Enzu ein. Ich eroberte die Länder Sugmu, Daianu (und) Urartu in ihrer Gesamtheit. Ich setzte ins Land Gilzänu über. Ich empfing den Tribut des Gilzänäers. Dreimal ging ich ins Nairi-Land. An der Quelle des Tigris schrieb ich (meinen) Namen." 1053 RIMA 2 A.0.87.15. Meine Bearbeitung beruht auf einer neuen Kopie, die ich vor Ort im September
1050 RIMA 2 A.0.87.15j BÖRI<ER-KLÄI-IN 1982: 177f. NI'. 130. 105 I Tatsächlich
die Quellgrotte eines Zubringerflusses des Tigris, des Birldeyn Su. Im Sommer 2004 führte ein Team unter der Leitung von Andreas SCHACHNER vom Institut fUr Vorderasiatische Archäologie der Universität Milnchen eine Geländebegehung und topographische Untersuchung dieses wichtigen, aber äußerst mangelhaft dokumentierten Ortes vorj ich erstellte dabei neue Kopien von allen fUnf assyrischen Felsinschriften.
1052RIMA 3 A.0.102.21 und RIMA 3 A.0.102.23j BÖRI<EIl-KLÄHN 1982: 187f. Nr. 149.
2004 anfertigen konnte. I054Hinter dem letzten vertikalen Keil dieses Zeichens befinden sich zwei übereinander angeordnete waagrechte Keilchen. Sie sind noch zum Zeichen SID zu rechnen und nicht als Anfangskeile eines ansonsten weggebrochenen Zeichens zu werten: Die Inschrift ist an dieser Stelle nicht beschädigt.
1055 RIMA 3 A.0.102.21 (nicht kollationiert und unzuverlässig). Meine Bearbeitung beruht auf einer
I~o
pie, die ich im August 2000 nach Papierabklatschen und einem Gipsabdruck des British Institute Archaeology in Ankara angefertigt habe und im September 2004 vor Ort überprüfen konnte.
0/
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B. DIE MACHT DES NAMENS
Salmanassar ließ außerdem auch am Eingang zur oberen Höhle ein Relief und zwei Inschriften installieren, die die entsprechenden Stücke in der unteren Höhle duplizieren. 1056 Seine Arbeiten an der Tigris-Grotte sind auch in Form einer Darstellung auf den Bronzebeschlägen des Balawat-Tores festgehalten, die zeigt, wie die Assyrer an der Tigris-Grotte Schlachtopfer darbringen und in der oberen Höhle eine Inschrift anbringen; das Felsrelief in der unteren Höhle ist ebenfalls angegeben. Die Szene wird von einer Inschrift begleitet: "Ich betrat die Grotte des Flusses, ich opferte den Göttern Schlachtopfer, (und) ich stellte mein königliches Bild auf." 1057 Wichtig ist in dieser Darstellung und ihrem Begleittext die Verbindung, die zwischen den Opfern für die Götter und der Errichtung des königlichen Monuments hergestellt wird. Hieraus wird deutlich, daß das "Setzen des Namens" durch die Aufstellung eines Monuments auch außerhalb eines Tempels im Kontext eines rituellen Akts steht. 1058 Dies zeigt im vorliegenden Fall bereits die Wahl eines besonderen Ortes: Flußquellen und die Meeresküste galten in der altorientalischen Vorstellung als Endpunkte der Welt, was sie zu außerordentlich bedeutsamen Orten werden ließ.1059 Tiglatpileser 1. ist der erste assyrische König, von dem nachweislich Felsreliefs bekannt sind. Seine Monumente dienten nicht bloß Salmanassar IH. als Bezugspunkt, sondern auch schon TukultI-Ninurta H. (890-884) und Assurnasirpal H. (883-859). Diese ließen am Aufstellungsort von Tiglatpilesers Denkmal an einer anderen Flußquelle, nämlich der des Subnat (mod. Sufan Qay), jeweils ein eigenes Bild errichten, wie aus einer Inschrift Assurnasirpals hervorgeht, die die Anbringung seines eigenen Denkmals im Jahr 882 anspricht. 1060
Inschrift Assurnasirpals 11. von Assyrien im Ninurta-Tempel in Kalgu RIMA 3 A.0.1.101.1 i 104-105 104 ina SAG e-ni ID.Su-ub-na-at a-Bar sa-lam 105 Ba lGIS.TUKUL-ti-A-E.SAR.RA u lGIS.TUKUL-ti-dMAS MAN KUR.As-Bur AD.MES-a i-za-zu-u-ni ~a-lam MAN-ti-ia ab-ni it-ti-Bu-nu u-Be-zi-iz
"An der Quelle des Flusses Subnat, wo die Bilder des Tiglatpileser (1.) und des 1\IlmltI-Ninurta (H.), der Könige von Assyrien, meiner Väter, stehen, fertigte ich mein königliches Bild (und) stellte (es) zusammen ihnen auf." Während zum Verbleib des Bildwerks Tiglatpilesers 1. bisher nichts bekannt geworden ist, wurden die Denkmäler 1\lkultI-Ninurtas H. und Assurnasirpals H. von C.F. LEHMANNHAUPT am modernen Ort Babil, der an der Quelle eines Zubringers des Sufan Qay im 1056 RIMA
3 A.0.102.22 und RIMA 3 A.0.102.24; BÖRI<ER-KLÄI-IN 1982: 187f. NI". 150.
1057Beischrift zum Bildstreifen D 7 = RIMA 3 A.0.102.78: ina pi-a-te .M 10 1
II.2.b. DIE VERGESELLSCHAFTUNG EIGENER DENKMÄLER
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Dreiländereck Türkei-Syrien-Iraq auf türkischem Boden liegt, aufgefunden.1° 61 Dabei handelt es sich um jeweils drei Fragmente von zwei typischen assyrischen Königsstelen, von denen eine sicher Assurnasirpal zugewiesen werden kann und sich heute im Archäologischen Museum von Adana befindet. 1062 Die zweite Stele, deren Verbleib unklar und deren Publikatlonsstand unzureichend ist, muß wohl mit dem Monument TukultI-Ninurtas identifiziert werden. 1063 Daß es sich auch beim Denkmal Tiglatpilesers um eine Stele handelte, ist zwar wahrscheinlich, muß aber offen bleiben: Das Wort ~almu kann jede Art von Bild meinen (Teil B.1.3.a.) und läßt sowohl die Deutung als "Felsrelief" als auch als "Stele", sogar "Statue", zu. Welche Bezüge TukultI-Ninurta H. und Assurnasirpal 11. zu Tiglatpileser 1. herstellen wollten, indem sie ihre Denkmäler zu dem seinen gesellten, muß vorläufig im Dunkeln bleiben, da das älteste Monument bislang unentdeckt ist und auch von der Stele Tukultl-Ninurtas zu wenig bekannt ist, um Gemeinsamkeiten mit Assurnasirpals Denkmal und im Speziellen seiner Inschrift herauszuarbeiten. Ein Denkmälerensemble von besonderer Langlebigkeit und mit einzigartigen interkulturellen Bezügen befindet sich an einer Felszunge südlich von jener Stelle, an der der Fluß Nahr al-Kalb in das Mittelmeer mündet. Heute liegt dieser Ort an der Nordgrenze des Stadtgebiets von Beirut, unmittelbar an der in den Norden des Libanon führenden Autobahn; bei der Errichtung eines Unterführungstunnels wurden Teile der antiken Installationen weggesprengt. 1064 Die ältesten Denkmäler stammen aus dem 13. Jh., als der Nahr al-Kalb die Grenze zwischen der hethitischen und der ägyptischen Einflußsphäre darstellte. Kurz vor und nach der Schlacht von Qades ließ Ramses H., ganz in der Tradition der Pharaonen der 18. Dynastie, drei Reliefs anbringen.I° 65 Diese Felsbilder sind jeweils von einer Scheintür umrahmt. Im unteren Teil des Bildfeldes ist eine Hieroglypheninschrift angebracht, während im oberen Teil der Pharao mit einem oder mehreren asiatischen Gefangenen vor Göttern, nämlich Ptah, Harakhte und Amun-Re, dargestellt ist. Während die beiden auf der dem Meer zugewandten Seite der Felszunge angebrachten Denkmäler bis heute weitestgehend unversehrt bestehen blieben, wurde das an der Flußseite gelegene Bild mit dem Gott Ptah im Jahr 1861 stark beschädigt (vgl. unten). Am
1061ZU einer Bewertung von LEI-IMANN-HAUPTS verwirrenden Nachrichten vgl. KESSLER 1980: 34-36. 1062 RIMA
2 A.0.101.20; BÖRI<ER-KLÄHN 1982: 181 Nr. 134.
1063BöRI<ER_KLÄI-IN 1982: 180f. Nr. 133. Der Text ist nicht in RIMA bearbeitet. 1064Es existieren keine publizierten Pläne, die den derzeitigen Zustand dieser archäologischen Landschaft wiedergeben, vgl. aber die Überblickfotos bei KREPPNER 2002: 379 Abb. 3-4 und die Skizze bei MÜLLER-HAZENBOS 1998: 106 Abb. 1 (nur die ägyptischen Reliefs sind eingezeichnet). Die Lage der ägyptischen und assyrischen Reliefs gibt die Skizze bei WEISSBACI-I 1922: 16 Abb. 3 wieder; die ägyptischen Felsbilder sind durch in Kästchen gesetzte Nummern angegeben, die assyrischen Reliefs werden durch in Kreise gesetzte Nummern angedeutet. Ich' konnte den Ort im Juli 1999 und im März 2001 besuchen. 1065Flir diese Denkmäler vgl. K/TCHEN 1996: H. Nr. 1-2 und 27 NI". 5 und KITCHEN 1999: 1-3 Nr. 1-2 und 60 Nr. 5. Je ein Relief stammt aus Ramses' 4. Regierungsjahr (Nr. 1 bei KITCHEN; Nr. 14 in der Planskizze von MÜLLER-HAZENBOS) und aus seinem 10. Regierungsjahr (Nr. 5 bei KITCHEN; Nr. 5·in der Planskizze von MÜLLER-HAZENBOS); beim dritten Relief ist die Datierung nicht erhalten (Nr. 2 bei KITCHEN; Nr. 16 in der Planskizze von MÜLLER-HAZENBOS).
B. DIE MACHT DES NAMENS
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Nahr al-Kalb befanden sich entlang der alten Straße 1066 ursprünglich auch sechs assyrische Reliefs, von denen eines heute jedoch nicht mehr erhalten ist. 1067 Drei dieser Bildwerke waren an jener Flanke des Felssporns angebracht, an der der Fluß entlang fließt. Zwei davon liegen direkt nebeneinander und zeigen den betenden König jeweils von einer rechteckigen Umrahmung umschlossen, deren Form mir den ägyptischen Erscheinungsfenstern der Ramses-Reliefs nachempfunden zu sein scheint und sich sonst nicht bei assyrischen Felsbildern nachweisen läßt. In Ermangelung von Inschriften muß ihre Zuweisung hypothetisch bleiben, doch erscheint mir die Annahme plausibel, daß zumindest eines dieser Bildwerke im Rahmen von Tiglatpilesers I. (1114-1076) Zug ans Mittelmeer entstand. 1068 Das dritte an der Flußseite errichtete Monument sowie die drei meerseitig angebrachten Bildwerke stellen ebenfalls den assyrischen König im Betgestus dar, jedoch innerhalb einer Umrahmung in der typischen halbrunden Stelenform. Das Stück von der Flußseite ist heute nicht mehr vorhanden: Es fiel der Errichtung des modernen Autobahntunnels zum Opfer. Zwei der meerseitigen Reliefs wurden jeweils unmittelbar neben den Bildwerken Ramses' eingemeißelt. Das dritte Felsbild steht dagegen für sich allein. Nur eines dieser Denkmäler ist mit einer Inschrift versehen, die den dargestellten König als Asarhaddon von Assyrien (680-669) ausweist: Es handelt sich um das Bild neben dem Relief von .!tamses 11. und Amun-Re. Die Inschrift konzentriert sich auf Asarhaddons Feldzug gegen Agypten im Jahre 671 , und sein Herrschaftsanspruch über die Gebiete am Nil ..wird auch durch die Erweiterung seiner Titulatur um den Zusatz "König der Könige von Agypten, Patros und Kusch" zum Ausdruck gebracht. 1069 In Hinblick auf die deutliche inhaltliche Gewichtung dieser Inschrift ist die Anbringung des Bildes neben einem die ägyptische Unterjochung Asiens feiernden Denkmal mit Sicherheit bewußt gewählt. Da Asarhaddons Feldzug an den Nil eine Intensivierung der Kontakte zwischen Assyrien und Ägypten zur Folge hatte und u.a. in der Präsenz von ägyptischen Gelehrten am assyrischen Königshof resultierte,1070 kann kein Zweifel daran bestehen, daß den Assyrern das zum Verständnis von Ramses' Bildwerken und ihren Inschriften notwendige Wissen zugänglich war. Da für Asarhaddon in Sam'alla (mod. Zincirli) und Til-Barsip (mod. Tall AJ:lmar) die gleichzeitige Errichtung mehrerer gleichartiger Denkmäler belegt ist, scheint es wahrscheinlich, daß neben dem beschrifteten Bildwerk auch das zweite, unmittelbar neben dem Harakhte darstellenden Ramses-Relief angebrachte Felsbild und vielleicht auch die stilistisch gut vergleichbaren beiden Einzelreliefs in Stelenform diesem König zuzuweisen sind. 1071 Auch auf der anderen Seite des Flusses hinterließ ein mesopotamischer Herrscher seine Spuren. Nebukadnezar 11. von Babyion (604-562) brachte hier im Jahre 586 anläßlich der Eroberung des Libanon-
II.2.b. DIE VERGESELLSCHAFTUNG EIGENER DENKMÄLER
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gebietes und des Sieges über den Pharao Necho eine Inschrift an. 1072 Wie auch im Falle der Reliefs Ramses' 11. und der Inschrift Asarhaddons sind es die ägyptisch-asiatischen Beziehungen, denen das Denkmal gewidmet ist. Ein typisches Phänomen der Inschriften Nebukaclnezars ist es, daß sie in zwei Fassungen niedergeschrieben werden: Auch der Text am Nahr al-Kalb wurde einmal unter Verwendung eines archaisierenden Duktus und einmal mit neubabylonischen Zeichen festgehalten. 1073 Der Felssporn am Nahr al-Kalb wurde auch in späterer Zeit immer wieder für die Anbringung von Gedächtnismalen verwendet. Während zwei griechische Inschriften auf der Meerseite angebracht wurden,1074 befinden sich alle übrigen jüngeren Monumente an der Flußseite des Felsens. Neben drei lateinischen Inschriften 1075 sowie einer mittelalterlichen arabischen Inschrift 1076 sind hier eine Reihe von neuzeitlichen Inschriften angebracht, die nicht zufällig allesamt militärischen Erfolgen in Syrien und im Libanon gewidmet sind; mit der Entzifferung der ägyptischen Hieroglyphen durch Jean-Franc;ois CHAMPOLLION im Jahr 1822 war der Inhalt der Inschriften Ramses' 11. zugänglich, die seine Feldzüge in Vorderasien beschreiben. Der älteste neuzeitliche Text ist französisch und gedenkt der Entsendung von Truppen zur Verteidigung der unter französischem Schutz stehenden Maroniten in den Libanon in den Jahren 1860-61 durch Napoleon 111. 1077 Gerade die bewußte Anknüpfung an die Traditionen des Ortes führte zur schweren Schädigung der alten Monumente: Die Inschrift bedient sich der Scheintür des nördlichen Ramses-Reliefs als Umrahmung, das deshalb vor der Anbringung des französischen Textes abgeschliffen wurde. In der Folge wurden auch im Laufe des 20. Jahrhunderts mehrere offizielle Inschriften angebracht. 1078 Zwei englische Inschriften nennen als Datum den Oktober 1918 und gedenken der Rolle der Alliierten Streitkräfte während des Ersten Weltkrieges im Libanon und in Syrien; im Zuge ihrer Anbringung wurden wohl zwei türkische und deutsche Gedenkinschriften beseitigt, die kurze Zeit zuvor angebracht worden waren 1079 Eine französische Inschrift erinnert an die Einsetzung General GOURAUDS als Chef de l'Armee du Levant am 25. Juli 1920 und an den siegreichen Einzugs der französischen Truppen in Damaskus. Aus dieser Zeit stammt auch ein Turm aus gelbem Kalkstein, dessen undatierte französische Inschrift die Befreiung Syriens und des Libanons durch die Franzosen feiert. Eine englische I072WEISSBACH 1906: 35-37; WEISSBACH 1922: 33-36. 1073S0 auch in der Inschrift von Wadi Brissa, vgl. WEISSBACH 1906: 13-34 19.
= LANGDON
1912: 150-177 Nr.
I074WEISSBACH 1922: 38-41. 1075WEISSBACH 1922: 41-43, Tf. XIII. I076WEISSBACH 1922: 43-48.
1066Vgl. dazu KREPPNER 2002: 372f. 1067BöRl<ER-KLÄHN 1982: 21lf. Nr. 211-216; WEISSBACH 1922: 20 Abb. 5 und Tf. VII-XII fi1r Fotos. 1068
RIMA 2 A.0.87.3: 16-25.
1069BoRGER 1956: lOH.: Monument C: 5-6. 107oFi.lr eine kontemporäre Liste mit Hofgelehrten, die drei ägyptische Weise (als (}artibu bezeichnet) und drei ägyptische Schreiber nennt, vgl. SAA 7 1 RB. i 12-ii 7. I071Vgl. dazu auch BÖRI<ER-KLÄHN 1982: 212.
I077WEISSBACI-1 1922: 18f. Das Denkmal ist - gegen WEISSBACI-I 1922: 16 - bis heute erhalten; vgl. dazu auch MÜLLER-HAzENBos 1998: 106 und die Abbildung auf dem Faszikelumschlag. 1078Sie konnten bei WEISSBACH 1922 (der seinem Bericht seinen Besuch von 1903 zugrunde legte) noch nicht Erwähnung finden. 1079Deren Existenz vermerkt Weissbach 1922: 16: "Einem Privatbriefe entnehme ich die Mitteilung, ~laß eine türkische und eine deutsche Inschrift hinzugefi1gt worden seien, die vermutlich von den >Siegern..: in diesem schändlichsten aller Kriege wieder beseitigt und durch französische und englische (oder amerikanische?) ersetzt worden sind. Relata re/era, und Allah weiß alles besser."
202
B.
DIE MACHT DES NAMENS
Inschrift aus dem Zweiten Weltkrieg mit der Datumsangabe Juni-Juli 1941 gedenkt der Erfolge der Alliierten Streitkräfte. Das jüngste Denkmal ist eine arabische Inschrift aus dem Jahr 1946, die von einer Darstellung der libanesischen Zeder begleitet ist und an den Abzug der französischen Truppen erinnert. Die problematische Nachbarschaft des Libanons mit Syrien in der zweiten Hälfte des 20. Jh. findet in einigen gezielten Beschädigungen an den Inschriften vom Nahr al-Kalb ihren Niederschlag. In einem der englischen Texte aus dem Jahr 1918 ist in der französischen Regimentsbezeichnung das Wort "Syrie" getilgt, und in der französischen Inschrift von 1920 wurde der Ortsname "Damas" ausgemerzt. Es ist wahrscheinlich, daß damit auch die Zerstörung eines Reliefs, das einst ein Wappen darstellte, erklärt werden kann. Die genannten Denkmälergruppen dokumentieren, wie durch die Vergesellschaftung von Monumenten ein Netzwerk von Bezügen zwischen altorientalischen Herrschern verschiedener Epochen gesponnen werden konnte, das über den bloßen örtlichen Zusammenhang weit hinaus reichte. Sie zeigen außerdem deutlich, daß die Entdeckung alter Monumente, mit denen schon ein früherer Herrscher seinen Namen verewigt hatte, einen Ort für die Errichtung eines eigenen Denkmals prädestinierte. Wie auch beim Umgang mit wiederentdeckten Bauinschriften, der Thema des nächsten Kapitels ist, kommt hierbei eine Wertschätzung der Vorgänger und ihrer Werke zum Ausdruck, für die bestehende familiäre oder dynastische Zugehörigkeit eine untergeordnete Rolle spielte. Wesentlich war es, durch die Anbringung des Denkmals im direkten Bezug zum bestehenden Bildwerk eine Verbindung zwischen der eigenen Person und dem älteren Herrscher zu etablieren und so - gerade an Orten in ausgeprägter Grenzlage - den eigenen Herrschaftsanspruch durch den Bezug auf einen legitimen Vorgänger zu stärken. Von den bisher diskutierten, langsam angewachsenen Denkmälerensembles strikt zu trennen sind jene Monumentgruppen, die in der modernen Forschung mit dem anachronistischen Begriff "Museum" bezeichnet werden. lOBO Diese Monumentsammlungen entstanden nicht aufgrund der sukzessiven Vergesellschaftung von Denkmälern, die zueinander in einer bewußten Beziehung standen, sondern wuchsen als Sammlungen späterer Generationen. Ihre Gruppenidentität erhalten derartige Assemblagen erst durch die Zusammenführung durch den Sammler. lOBl Dabei sind einerseits an öffentlichen Plätzen angebrachte Kollektionen von Beutestücken zu nennen,lOB2 anderseits die als Tempelschatz 1080Das Inventar der "Museen" von Susa, Ur, Nippur (eine in einem Krug aufuewahrte Sammlung alter Tontafeln), Babyion und Sippar wird von FUDGE 2000: 67-104 aufgelistet; die im Tempel der IstarKitTtum von Nerebtum (mod. Iscali) entdeckten "Antiquitäten" stellte SEIDL 1991: 315f. zusammen. Vgl. dazu auch allgemein WILCI<E 1982a: 38f., CALMEYER 1993-97 und RENGER 1996: 40. 1081 Vgl. BONATZ 2003c: 197, der den elamischen König Sutruk-Nahhunte I. als" Urheber eines einzigartigen Denkmalensembles" bezeichnet (vgl. dazu die nächste Fußnote). 1082Sutruk-Nahhunte I. ließ im 12. Jh. eine Gruppe großformatiger mesopotamischer Denkmäler vor dem Tempel des Insusinak in Susa aufstellen (HARPER 1992: 159). Die StUcke stammen nicht nur aus verschiedenen Perioden (sargonisch bis mittelbabylonisch), sondern waren ursprünglich an unterschiedlichen Aufstellungsorten in diversen babylonischen Städten angebracht. Der elamische König ist aufgrund seiner sekundär auf einigen der Objekte angebrachten Inschriften als derjenige gesichert, der die Denkmäler in ihren neuen Kontext brachte. Vergleichbar mit den am Insusinak-Tempel aufgestellten Spolien sind jene StUcke, die in Babyion an der Prozessionsstrasse aufgestellt waren und nach
II.2.c. DIE SUCHE NACH VERBORGENEN INSCHRIFTEN UND IHRE PFLEGE
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zusammen aufbewahrten Monumente aus der eigenen Vergangenheit,1083 besonders aus dem IH. und frühen 11. Jt., die als Ausdruck der bewußten Anknüpfung an die alten Traditionen im I. Jt. gesehen werden müssen.
• 11. 2. c. Die Suche nach verborgenen Inschriften und ihre Pflege "Steig hinauf zur Stadtmauer von Uruk und wandere umher, inspiziere die Gründungsgabe, prüfe den Ziegell"lOB4 So heißt es in der Einleitung und im Epilog zum Zwöljtajelepos, und der Leser wird sodann aufgefordert, den Gründungsbehälter zu öffnen, der die Tafel mit der Geschichte des Gilgames enthält. Die Passage spielt darauf an, daß die Erforschung monumentaler Bauwerke wertvolles Wissen über ihre Erbauer lieferte, die im F\mdament und auf den Ziegeln ihre Inschriften hinterlassen hatten. Assyrische Gründungsinschriften enden oft mit der Aufforderung, ein künftiger Herrscher, der das Bauwerk wiederherstelle, möge die eigene Inschrift ölen, beopfern und wieder an ihren Platz zu setzen. Diese Tradition begründete nach Ausweis der Quellen SamsI-Adad I. von Ekallätum (1710-1679), dessen Inschrift vom Enlil-Tempel (d.h. AssurTempel) in Assur uns zusammen mit einem der spätesten Zeugnisse, einer Inschrift Assurbanipals von Assyrien (668-ca. 630) vom Kronprinzenpalast ("Haus der Nachfolge") von Ninive,1085 als Beispiel hierfür dienen soll.
einer These von UNGER 1931: 224-228 das sogenannte "Schloßmuseum Nebukadnezars 11." konstituieren; daß diese Sammlung in der neu babylonischen Zeit zum Teil gar nicht mehr sichtbar war, zeigte jedoch die Untersuchung des Fundkontexts durch KLENGEL-BRANDT 1990: 41-46 (mit zahlreichen Grabungsfotos), die nachweisen konnte, daß damals manche StUcke in der Begrenzungsmauer der Prozessionsstraße verbaut waren (vgl. auch CALMEYER 1993-97 und BONATZ 2003c: 189-192). Auch hier können einige Monumente sicher als BeutestUcke identifiziert werden: Die Statue des Puzur-IStar von Mari (aus der Zeit der sakkanakku-Herrschaft, kontemporär mit der III. Dynastie von Ur; vgl. RIME 3/2 4.5.1) und die Stelen des Samaa-resa-u/?ur von Sühu (8. Jh., vgl. RIMB 2 S.0.1001.1) und des Wettergottes von Aleppo (KOHLMEYER 1991: 47f. mit Abbildungen). Die sichere Identifizierung desjenigen oder derjenigen, die die Sammlung anlegen ließen, ist jedoch nicht möglich. Prominente Beutestilcke sind auch die beiden ägyptischen Obelisken, die Assurbanipal (668-ca. 630) aus Theben nach Assyrien verschleppen ließ (Prisma A ii 41-43 / / B ii 33-35 / / C iii 57-61 / / F i 53-55, vgl. BORGER 1996: 26, 215); wo er sie dort allerdings aufstellen ließ, ist unbekannt. 10831m von Nabonid (555-539) errichteten Egipar von Ur wurden in den Räumen ES 3-5 (WOOLLEY 1962: 16f.; vgl. SCHAUDIG 2003: 493 Anm. 248) zusammen mit den typischen runden Schul tafeln "Antiquitäten" gefunden, u.a. eine Dioritstatue Sulgis von Ur (RIME 3/2 1.2.57) und ein trommelförmiges Monument mit der Abschrift einer Ziegelinschrift Amar-Suenas von Ur und einem Kolophon aus der Zeit Sln-balässu-iqbis, des Statthalters von Ur unter Assurbanipal (RIME 3/2 1.3.11 und RIMB 2 B.6.32.2016). Im neu babylonischen Samaa-Tempel von Sippar wurden bei den Ausgrabungen unter Hormuzd RASSAM im 19. Jh. verschiedene "Antiquitäten" gefunden, von denen einige ursprünglich nachweislich nicht CUr den Tempel bestimmt waren (WALI<ER/COLLON 1980: 11lf., besonders s.v. C). ina mu~~i dilri sa Uruk itallak temmennu ~ftma libittu ~ubbu, vgl. Gi/g. I 18-19 / / Gilg. XI 323-324 (hier von Gilgames an den Fährmann Ursanabi gerichtet); vgl. GEORGE 2003: 538f., 7241':
1084 elfma
I085Für die Rezeption dieser Formeln bei Nabonid von Babyion (555-539) vgl. Anm. 1134.
204
B. DIE
MACHT DES NAMENS
Inschrift SamsI-Adads von Ekallätum RIMA 1 A.0.39.1: 88-98 i-nu-ma E e-na-hu-ma 89 ma-am-ma-an 90 i-na LUGAL.MES 91 ma-ri-ia 92 so. E u-ud-da-su 93 te-em-me-ni-ia 94 U na-re-e-ia 95 I li-ip-su-us 96 nz-qz-a-am ., l'" z-zq-qz-ma 97 a-na as-ri-su-nu 98 li-te-er-su-nu-ti
88
v
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II.2.c. DIE SUCHE NACH VERBORGENEN INSCHRIFTEN UND IHRE PFLEGE
Den bei einer Renovierung freigelegten alten Gründungsurkunden sollte damit dieselbe Behandlung zuteil werden, wie sie sie bei ihrer ursprünglichen Niederlegung erfahren hatten. Diesem Wunsch ihrer Vorgänger folgten die Bauherren in der Hoffnung, daß ihre Nachfolger dem, eigenen "geschriebenen Namen" mit demselben Respekt begegnen würden. Daß die Sorge des Bauherrn gleichermaßen den eigenen wie auch den alten Gründungsinschriften galt, belegen die Segens- und Fluchformeln am Ende einer Inschrift Adadnerärls 1. von Assyrien (1300-1270) von der Kaimauer von Assur, die sowohl den Schutz des Namens dieses Königs wie auch des Namens seines Vorgängers Assur-uballit 1. (13561322) bewirken sollten:
Inschrift Adad-nerärIs I. von Assyrien RIMA 1 A.0.76.11: 22'-34'
"Wenn das Gebäude einmal baufällig wird, soll wer auch immer unter den Königen, meinen Nachkommen, das Gebäude erneuert, meine 'sichtbaren und unsichtbaren Inschriften' (wörtl. meine Gründungsgaben und meine Monumente) mit Öl salben, ein Opfer darbringen und sie an ihren Ort zurückbringen."
a-na ar-kat U4. MES NUN a[r-ku-u] e-nu-ma ki-si-ir-tu na-Gi-r[i] 24' so. sA-bi-su-nu e-na-hu-ma u-da-su 25' MU 1 AS-SU;-TI.LA a-bi-ia 26' U su-mi sat-ra a-na as-ri-su lu-te-er 27' A·· x z-se-me '. s-sur z'k' -rz- be-"u 28' so' MU 1As-Sur-TI.LA a-bi-ia 29' r u' su-mi sat-ra u-sa-am-sa-ku 30' As-sur be-lu GAL-u 'LUGAL-SU li-is-kip 31' r MU -'-su NUMUN -su i-na KUR lu-hal-li-iq 32' d IS8 _tar be- el- ti 33' a-bi-ik-ti KUR-su 34' [li-is]-ku-u[n] 22'
23'
Inschrift Assurbanipals von Assyrien Prisma A x 108-113 / / Prisma F vi 62_68 1086
u
v
a-na EGIR U4.MES ina LUGAL.MES 109 DUMU.MES-ia so' AN.SAR u d15 a-na be-lut KUR u UN.MES i-nam-bu-u zi-kir-su 110 e-nu-ma E us-u-ti su-a-tU i-lab-bi-ru-u-ma in-na-hu 111 an-Gu-us-su lu-ud-dis MU.SAR-U si-tir MU-ia MU AD-ia 112 MU AD AD-ia NUMUN da-ru-u so' LUGAL-u-ti li-mur-ma I.MES lip-su-us 113 UDU.SISKUR liq-q{ it-ti MU.SAR si-tir MU-su lis-kun 108
"Möge in künftigen Tagen der zukünftige Fürst, wenn die Fassade und die Wasserableitungen darin baufällig werden und er (sie) erneuert, den Namen des Assur-uballit [1.], meines Vaters (d.h., Vorfahren), und meinen geschriebenen Namen an seinen Ort zurückbringen, auf daß Assur seine Gebete erhöre! Wer (aber) den Namen des Assur-uballit [1.], meines Vaters (d.h., Vorfahren), und meinen geschriebenen Namen beseitigt: Möge Assur, der große Herr, seine Königsherrschaft ablehnen! Möge er seinen Namen und seinen Samen im Land vernichten! Möge 1Star, meine Herrin, seinem Land eine Niederlage beibringen!"
"In künftigen Tagen möge derjenige unter den Königen, meinen Nachkommen, dessen Namen Assur und IStar zur Herrschaft über Land und Leute nennen,1087 wenn dieses Kronprinzenpalais (wörtl. I-laus der Nachfolge) alt und baufällig wird, seine Ruine erneuern. Die Inschrift, meinen geschriebenen Namen, den meines Vaters und den meines Großvaters - ewige Sprößlinge der Königsherrschaft (d.h., Mitglieder einer ewigen Königsdynastie) (sind sie) - möge er ansehen, mit Öl salben und ein Opfer darbringen. Zusammen mit der Inschrift, seinem geschriebenen Namen, möge er (sie) deponieren." \0
86
BoRGER 1996: 74 und 256f. mit Angabe der Varianten. Ganz ähnlich auch in den Bauberichten der übrigen GrUndungsurkunden Assurbanipals, vgl. BORGER 1996: 251-257.
I087ZU
dieser Phrase, die die Erschaffung des zukUnftigen Herrschers meint, vgl. S. 15.
B.
206
II.2.c.
DIE MACHT DES NAMENS
DIE SUCHE NACH VERBORGENEN INSCHRIFTEN UND IHRE PFLEGE
Bauinschrift Warad-Sins von Larsa RIME 4 2.13.22: 25-31 (Ninisina-Tempel in Larsa)
Die Umsetzung dieses "Generationenvertrags" zwischen den assyrischen Königen läßt sich auch archäologisch nachweisen: So wurde im lStar-Heiligtum von Assur die Gründungsgabe TukultI-Ninurtas 1. (1240-1205) ausgegraben, die auch fünf Alabastertafeln mit der Bauinschrift seines Vorgängers Adad-nerärI 1. (1300-1270) vom selben Gebäude enthielt. 1088 Nichts aber belegt den dynastienübergreifenden "Generationenvertrag" zwischen den altorientalischen Herrschern besser als die Vielzahl an Bezügen auf frühere Bauherren in den Bauinschriften vom frühen H. Jt. bis ins 3. Jh. (vgl. Tabelle 4).1089 Der Wunsch nach entsprechender Fürsorge um das eigene Gründungsdepositum geht zur selben Zeit in das Inschriftenformular ein, in der sich die ersten Rückbezüge auf die Bauherren der Vergangenheit finden. Beide Erscheinungen sind als Reaktionen auf die Konfrontation mit den alten Gründungsdeposita und ihren Inschriften bei Bauarbeiten zu sehen: Seit der frühdynastischen Zeit war die Anbringung von Texten auf den schon zuvor regelmäßig im Fundament deponierten Gründungsgaben üblich geworden;1090 bei der Restaurierung von bestehenden Anlagen kamen diese Deposita wieder zum Vorschein und frischten bei ihren Entdeckern das Gedächtnis an die alten Herrscher wieder auf. Diese Erfahrung bewies eindrücklich die Wirkungskraft des "geschriebenen Namens", insbesondere in seiner verborgen angebrachten Form, und führte außerdem zu dessen Neubewertung. Dessen versteckte Niederlegung109l scheint ursprünglich lediglich der besseren Absicherung des selbstwirkenden "geschriebenen Namens" gedient zu haben, der so dem unbefugten Zugriff entzogen war; eine spätere Rezeption war wohl nicht vorgesehen. Vom Beginn des H. Jt. an wurde gerade das gezielte Forschen nach alten Gründungsgaben zum exklusiven Privileg des legitimen Herrschers,1092 dem es so möglich war, dynastienübergreifend und unabhängig von genealogischen Verbindungen in eine enge Beziehung zu seinen Vorgängern einzutreten und gleichermaßen durch die Deponierung eigener Inschriften einen Dialog mit seinen Nachfolgern anzustoßen. Neben den eingangs zitierten Formeln, die die gütliche Behandlung der Gründungsurkunden bewirken sollen, wird die bewußte Adressierung an den späteren Herrscher auch aus Wendungen wie jener aus einer Bauinschrift des Warad-Sin von Larsa (1739-1727) deutlich, die die Rezeption durch künftige Generationen, die die Bauurkunde im Zuge von Bauarbeiten zu Gesicht bekommen werden, vorweg nimmt:
207
25 m u n am - 1u g a 1- 1a - g a 26 du-ri-se he-em-mi-gal 27 e gir u4-da-as 28 ar - g ulO AK-AK-d e 29 t e m e n ar n am - nun - n a - g a 30 uru4- be ki h e - bi-DU 31 e - g a r8 s i k i 1- b ehe - b i - s i
I
Meinen königlichen Namen habe ich für die Ewigkeit etabliert! Damit ich in "späteren Tagen gepnesen . . t e lC . h f··urwah r d·le G·· werd e, d epol1ler run d ungsgab e1093 1094 mit meinem fürstlichen Lobpreis in seinem (d.h. des Tempels) Fundament . .m seme . reme . Z·lege1mauer. ,,1095 un d stec1{te sIe Auch in den Bauinschriften seines Nachfolgers und Bruders Rlm-Sins von Larsa (17261667) heißt es:
Bauinschriften Rlm-Sins von Larsa RIME 4 2.14.13: 36-37 (Ninsubur-Tempel in Girsu) 36 te m e n m u pa - dan [ a m 1-1 u g a 1- g ulO 37 u4 U1- sei rn-rn i - gar "Eine Gründungsgabe, die meinen königlichen Namen in Erinnerung ruft, habe ich für ewige Tage gesetzt."
RIME 4 2.14.15: 59-60 (Tuqmat-Erra-Kanal) 59 [t I e - m e - e n m u p a - dan am - 1u g a 1- g a - aar u - b i - s ar 60 r U4 -' ul-ll-a-se ug sar-ra ar mu-un - AK-AK - ne
1 A.O.76.15 Ex. 1-5 (Adad-nerarT 1.) und RJMA 1 A.O.78.11 (ThkultT-Ninurta 1.), vgl. dazu ANDRAE 1935: 46.
1088 RJMA
1089Zur Parallele der Rückbezüge auf den Verfasser des Quelltextes in den Schreiberkolophonen vgl. Teil B.1.3. e. 1090Vgl. 144 und S. 163. 1091 Vgl. dazu S. 143f. 1092Umgekehrt ist es das Schicksal des unrechtmäßigen Herrschers, die alten Gri.lndungen nicht zu finden; dies wird Amar-Suena von Ur (1952-1944) nachgesagt, der vergeblich den "Plan" (ges- hu r) des Enki-Tempels suchte, vgl. S. 264f.
"Auf eine Gründungsgabe, die meinen königlichen Namen in Erinnerung ruft, ließ ich (meinen) Lobpreis schreiben, damit (mich) für ewige Tage alle Menschen lobpreisen werden." 1093 t e m e n bedeutet zur Zeit der 1. Dynastie von Larsa nicht mehr spezifisch "Gründungsnagel" , sondern allgemein " Gri.lndungsgabe" , vgl. DUNI-IAM 1986: 38, 57-59, 64. 1094Zur Verschiebung der Grundbedeutung von ur U4 "Gri.lndungsplatte" zu "FUndament" in den Bauin• schriften der I. Dynastie von Larsa vgl. FALI<ENSTEIN 1966: 235. 1095Fiir die Interpretation von Z. 31 vgl. STEINI<ELLER 2004b: 136 Anm. 6.
208
B. DIE MACHT DES NAMENS
Ähnliche Aussagen finden sich in den Gründungsinschriften der Simat-IStar, der Gemahlin des Rlm-Sin, und seiner und Warad-Sins Schwester En-Ane-du, der Priesterin des Mondgottes von Larsa.1°96 Unverkennbar dienen diese "geschriebenen Namen" nicht mehr nur dazu, im Verborgenen für den Wesenserhalt von Rlm-Sin und Warad-Sin zu sorgen, sondern sind - wie die Inschriften auf Monumenten 1097 - Botschaften an künftige Generationen. Unter den Herrschern von Larsa wurde die Bauurkunde als Inschriftenträger aufgewertet, indem die Texte bedeutend ausgeweitet wurden; dies mag mit der Erkenntnis in Zusammenhang stehen, daß verborgene Bauinschriften einen zuverlässigen Überlieferungsweg ermöglichten. Seit der Regierungszeit des Nür-Adad (1770-1755) wurden auf Tonstiften und Zylindern 1098 Bauinschriften niedergeschrieben, die die entsprechenden Zeugnisse der Könige von Ur und auch der Herrscher der 1. Dynastie von Isin an Länge und Ausführlichkeit weit übertrafen. Erst durch die Verwendung dieser neuen Formate war die Möglichkeit gegeben, die Gründungsinschriften effizient als Medium für den "fürstlichen Lobpreis" zu nützen. Indem die Bauurkunde nun nicht nur den Namen, sondern explizit auch das Lob des Stifters für alle Zeiten verbreiten sollte, übernahm diese Textgattung eine Aufgabe, die zuvor das Preislied in seiner schriftlich fixierten Form leisten sollte; die entsprechenden Aussagen in den Selbstlobhymnen Sulgis von Ur (2000-1953) und Isme-Dagans von Isin (1857-1839) wurden bereits diskutiert (Teil B.1.2.a.). Tatsächlich läßt sich bei den Königen von Larsa gut beobachten, daß die FUnktion des königlichen Preislieds beschnitten wurden: So sind aus der Zeit von Rlm-Sin (1726-1667) zwar mehrere Liedkompositionen ihm zu Ehren bekannt, die jedoch nur in Form von jeweils einer einzigen Tontafelfassung überliefert sind. Inhaltlich erscheinen diese Loblieder reduziert auf ein Mittel zur Interaktion zwischen König und Gott im Gottesdienst; die Verankerung im Verbund mit einem Bild ist genauso wenig zu belegen wie die für die Bedeutung der zitierten Kompositionen Sulgis und Isme-Dagans so wesentliche Absicht, daß das Lied immer wieder zur Aufführung gebracht werde. Nachdem die bekannten Textzeugen 1099 allesamt aus dem Archiv des Priesters KuNingal in Ur stammen, hat Dominique CHARPIN die ansprechende Vermutung geäußert, daß dieser die Lieder verfaßt habe, die nur für eine einmalige Aufführung anläßlich von Rlm-Sins Besuchen in den Heiligtümern von Ur bestimmt waren. lIOO Die neue Bedeutung der Gründungsurkunden trug wohl dazu bei, daß die Verewigung des Namens durch Preislieder ab dem 18. Jd. zumindest in der schriftlichen Überlieferung eine weitaus kleinere Rolle spielte als in den vorangehenden PeriodenYOl Dabei ist die Verlagerung der hervorragenden Rolle, die das Preislied zuvor in der Namensperpetuierung 1096Simat-Istar: RIME 4 2.14.16-17; En-Ane-du: RIME 4 2.13.15 und RIME 4 2.14.20. 1097Besonders deutlich wird dies z.B. im Kodex Ijammu-rapi angesprochen, der sich an den kUnftigen Herrscher wendet (Kodex Ijammu-rapi xlviii 59-xlix 44).
II.2.c. DIE SUCHE NACH VERBORGENEN INSCHRIFTEN UND IHRE PFLEGE
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des Herrschers eingenommen hatte, hin zur Bauinschrift als graduelle Entwicklung zu sehen. So bediente sich Rlm-Sins Zeitgenosse ~ammu-rapi von Babyion (1696-1654) noch aller Möglichkeiten der Preislieder zur Verewigung seines Namens, und mehrere Fragmente bezeugen die Fixierung von Lobeshymnen auf diesen Herrscher auf Steinstatuen; bis in die Zeit der frühen Kassitenherrschaft ist die Kombination aus Denkmal und zugehörigem Preislied belegt (Teil B.I.2.a.). Wie die Könige von Larsa und der eingangs erwähnte SamsIAdad von Ekallatum (1710-1679), der die Praxis in Assyrien einführte, ließen ~ammu rapi und seine Nachfolger aber auch ausführliche Bauinschriften verfassen; besonders die Inschriften von Hammu-rapis Sohn Samsu-ilüna (1653-1616) sind sehr umfassend, und wie es scheint, wurd~ während seiner Regierungszeit der Tonzylinder als Schriftträger direkt nach dem Vorbild eines älteren Stücks des Warad-Sin (1739-1727) aus Ur übernommen. 1l 0 2 Den Königen von Larsa scheint in dieser Entwicklung eine Schlüsselrolle zuzukommen, und so ist es keine Überraschung, daß der früheste Rückbezug auf die Vorgänger und ihr Werk sich in einer Bauinschrift der En-Ane-du, der Schwester des Warad-Sin und des Rlm-Sin, findet. Bezug auf Vorgängerbauten in Bauinschriften Bauherr Bauherr( en) des Vorgänger baus
Warad-Sin von Larsa bzw. seine Schwester En-Ane-du, Priesterin des Mondgottes von Ur (18. Jh.)
[.. ·1 [Enl-Ana-[tuma], Priesterin des Mondgottes von Ur und Tochter ISme-Dagans von Isin (19. Jh.) En-sakiag-Nanna, Priesterin des Mondgottes von Ur und Tochter Sumu-Els von Larsa (18. Jh.)
Bauwerk
Egipar von Ur
Beleg Bauherr Bauherr(en) des Vorgänger baus
RIME 4 2.1 3.1 5: Frgm. 6_8 1103 ANam von Uruk (18. Jh.)
Ur-Namma von Ur (21. Jh.) Sulgi von Ur (20. Jh.)
Bauwerk
Eanna von Uruk
Beleg
RIME 4 4.6.2: 12-13
109BYgl. dazu S. 145. 1099Bearbeitungen: STEIBLE 1967; STEIBLE 1975; CI-IARPIN 1986: 269-302. Die Hymne an IJaia (Rfm-Sfn B) wurde zuletzt von BLACI( et al. 2004: 294-296 Ubersetzt. lIooCI-IARPIN 1986: 302. 1101 Auch OPPENI-IEIM 1977: 148 sieht einen Zusammenhang zwischen dem Nachlassen der Preisliedertradition und dem Zunehmen der Inschriftenproduktion, ohne dies jedoch näher auszufUhren.
1102Ygl. dazu S. 238. Il030iese nur bruchstUckhaft erhaltene Steintafel, die in sekundärer F\ll1dlage im Hof des Nanna-Heiligtums gefunden wurde, ist aufgrund der Tatsache, daß das Objekt um seinen Horizontale gewendet werden muß, um die RUckseite zu lesen, nicht als Stele (so z.B. CIIARPIN 1986: 218) anzusprechen. Ich halte das StUck fUr eine GrUndungsurkunde: Warad-Sin erneuerte den Hof des Nanna-Tempels nach Aussage des entsprechenden Jahresnamen und der Tonnagelinschrift RIME 4 2.13.16 in seinem 8. Regierungsjahr.
B.
210 ANam von Uruk (18. Jh.)
Bauherr Bauherr( en) des Vorgänger baus
Gilgames von Uruk
Bauwerk
Stadtmauer von Uruk
Beleg Bauherr Bauherr( en) des Vorgänger baus
RIME 4.6.4: 7 Samsl-Adad I. von Ekallatum (18. Jh.)
Bauwerk
Istar-Tempel von Ninive
Beleg Bauherr Bauherr( en) des Vorgängerbaus
RIMA 1 A.0.39.2: i 10-12, ii 21, iii 21 Samsl-Adad I. von Ekallatum (18. Jh.)
Bauwerk
Enlil-Tempel (=Assur-Tempel) von Assur
Beleg Bauherr Bauherr( en) des Vorgänger baus
RIMA 1 A.0.39.1: 19-20 Samsl-Adad I. von Ekallätum (18. Jh.)
Bauwerk
Ereskigal-Tempel von Assur
Beleg Bauherr Bauherr( en) des Vorgängerbaus
RIMA 1 A.0.39.3: 5-6 ijammu-rapi von Babyion (17. Jh.)
Sumu-Ia-EI von Babyion (18. Jh.)
Bauwerk
Zababa-Tempel von Kis
Beleg
RIME 4 3.6.8: 9 RIME 4 3.6.9: 11 Samsu-ilüna von Babyion (17. Jh.)
Bauherr Bauherr(en) des Vorgänger baus
Man-istüsu von Akkad (aAkk)
Erisum I. von Assur (19. Jh.)
Ikünum von Assur (19. Jh.)
Sin-muballit von Babyion (18. Jh.)
Bauwerk
Stadtmauer von Nippur
Beleg Bauherr Bauherr( en) des Vorgängerbaus
RIME 4 3.7.2: 24 Samsu-iluna von Babyion (17. Jh.)
Bauwerk
sechs Festungen
Beleg Bauherr Bauherr( en) des Vorgängerbaus
RIME 4 3.7.5: 53 Abi-esuh von Babyion (17. Jh.)
Sumu-Ia-El von Babyion (18. Jh.)
ijammu-räpi von Babyion (17. Jh.)
DIE MACHT DES NAMENS
II.2.c.
DIE SUCHE NACH VERBORGENEN INSCHRIFTEN UND IHRE PFLEGE
Bauwerk Beleg Bauherr Bauherr( en) des Vorgänger baus
Stadt Luhaia RIME 4 3.8.1: 16' Samsl-Adad III. von Assur (16. Jh.) SamsI-Adad I. von Ekallätum (18. Jh.)
Bauwerk
Anu-Adad-Tempel von Assur
Beleg Bauherr Bauherr( en) des Vorgänger baus
RIMA 1 A.0.59.1001 ii' 3-5 Puzur-Assur III. von Assur (15. Jh.)
Ilu-süma von Assur (20. Jh.) Sargon I. von Assur (19. Jh.)
Bauwerk
ISt ar-Tempel von Assur
Beleg Bauherr Bauherr( en) des Vorgängerbaus
RIMA 1 A.0.61.2: 6, 8-9 Assur-bel-nisesu von Assur (15. Jh.)
Puzur-Assur III.? von Assur (15. Jh.)
Bauwerk
S~adtmauer
Beleg Bauherr Bauherr(en) des Vorgänger baus
RIMA 1 A.0.69.1: 6 Assur-rem-nisesu von Assur (14. Jh.)
Bauwerk
Stadtmauer von Assur
Beleg Bauherr Bauherr(en) des Vorgänger baus
RIMA 1 A.0.70.1: 5-7 Assur-uballit I. von Assyrien (14. Jh.)
Puzur-Assur In. von Assur (15. Jh.)
Bauwerk
[Stadtmauer?] der Neustadt von Assur
Beleg Bauherr Bauherr( en) des Vorgänger baus
RIMA 1 A.0.73.1: 19 Assur-uballit I. von Assyrien (14. Jh.)
Bauwerk
Brunnen in Assur l104
Beleg
RIMA 1 A.0.73.3: 15
1101 Assur-uballi~
211
der Neustadt von Assur
Kikkia von Assur (20. Jh.) Ikünum von Assur (19. Jh.) Sm'gon I. von Assur (19. Jh.) Puzur-Assur II. von Assur (18. Jh.) Assur-nerärI I. von Assur (16. Jh.)
Assur-nädin-ahh e II.? von Assur (14. Jh.)
I. läßt einen Brunnen namens Uballit-nisesu zuschütten, da dieser nach der Errichtting des Kanals Patti-tubdi nicht mehr benötigt wurde.
212
B. DIE MACHT DES NAMENS
Bauherr Bauherr(en) des Vorgänger baus
Assur-nadin-agge H. von Assur (14. Jh.)
Bauwerk
Neuer Palast von Assur
Beleg Bauherr Bauherr(en) des Vorgängerbaus
RIMA 1 A.0.73.1002: 5' Adad-neran I. von Assyrien (13. Jh.)
Assur-uballit I. von Assyrien (14. Jh.)
Ilu-süma von Assur (20. Jh.) Sargon I. von Assur (19. Jh.) Puzur-Assur IH. von Assur (15. Jh.)
II.2.c. DIE SUCHE NACH VERBORGENEN INSCHRIFTEN UND IHRE PFLEGE Bauherr Bauherr( en) des Vorgängerbaus
,
Salmanassar I. von Assyrien (13. Jh.) Uspia von Assur (20. Jh.) Erisum I. von Assur (19. Jh.) SamsT-Adad I. von Ekallatum (18. Jh.)
Bauwerk
Assur-Tempel von Assur
Beleg
RIMA 1 A.0.77.1: 113-120 RIMA 1 A.0.77.2: 6-10 RIMA 1 A.0.77.1008 i 4', iii 8' Salmanassar I. von Assyrien (13. Jh.)
Bauherr Bauherr( en) des Vorgänger baus
Bauwerk
ISt ar-Tempel von Assur
Beleg Bauherr Bauherr(en) des Vorgänger baus
RIMA 1 A.0.76.15: 7-15 Adad-neran I. von Assyrien (13. Jh.) Puzur-Assur IH. von Assur (15. Jh.)
Bauwerk
Stadtmauer der Neustadt von Assur
Bauwerk
IStar-Tempel von Assur
Beleg Bauherr Bauherr(en) des Vorgänger baus
RIMA 1 A.0.76.1O: 37 Adad-neran I. von Assyrien (13. Jh.)
Beleg Bauherr Bauherr(en) des Vorgängerbaus
RIMA 1 A.0.77.6: 6-15 Salmanassar I. von Assyrien (13. Jh.)
Bauwerk
IStar-Tempel von Ninive
Beleg Bauherr Bauherr(en) des Vorgänger baus
RIMA 1 A.0.77.17: 6-7 Salmanassar I. von Assyrien (13. Jh.)
Puzur-Assur IH. von Assur (15. Jh.) Assur-bel-nisesu von Assur (15. Jh.) ErTba-Adad I. von Assur (14. Jh.)
Ilu-süma von Assur (20. Jh.) Sargon I. von Assur (19. Jh.) Puzur-Assur IH. von Assur (15. Jh.) Adad-nerarT I. von Assyrien (13. Jh.)
SamsT-Adad I. von Ekallatum (18. Jh.) Assur-uballi~ I. von Assyrien (14. Jh.)
Bauwerk
Kaimauer von Assur
Beleg Bauherr Bauherr(en) des Vorgänger baus
RIMA 1 A.0.76.11: 3' Adad-nerarT I. von Assyrien (13. Jh.) Assur-nadin-agge H. von Assur (14. Jh.)
Bauwerk
Kapelle der göttlichen Richter im Assur-Tempel von Assur
Bauwerk
Neuer Palast von Assur
Beleg Bauherr Bauherr(en) des Vorgängerbaus
RIMA 1 A.0.76.16: 33 Adad-neran I. von Assyrien (13. Jh.)
Beleg Bauherr Bauherr(en) des Vorgänger baus
RIMA 1 A.0.77.5: 26,31 Tukultl-Ninurta I. von Assyrien (13. Jh.)
Assur-uballi~
Bauwerk
Istar-Tempel von Assur l105
Bauwerk
Kaimauer von Assur
Beleg
Beleg Bauherr Bauherr(en) des Vorgänger baus
RIMA 1 A.0.76.11: 3' Adad-nerarT I. von Assyrien (13. Jh.)
RIMA 1 A.0.78.11: 21 RIMA 1 A.0.78.12: 9 RIMA 1 A.0.78.14: 26
Arik-den-ili von Assyrien (14. Jh.)
Bauwerk
Stadtmauer von Assur
Beleg
RIMA 1 A.0.76.14: 9
I. von Assyrien (14. Jh.)
1 \OflObwohl
213
Assur-uballi~
I. von Assyrien (14. Jh.)
Ilu-süma von Assur (20. Jh.)
die Inschriften von der Restaurierung des alten Tempels berichten, hat man sich zu einem späteren Zeitpunkt dazu entschlossen, das Heiligtum an einer anderen Stelle wiederaufzubauen; die bereits vorbereiteten Inschriften wurden allerdings trotzdem verwendet (GRAYSON 1987: 253). Auf einem der Schriftträger, einem riesigen Steinblock, wurde ein Nachsatz zur Inschrift angebracht, der
214
B. DIE MACHT DES NAMENS
Bauherr Bauherr( en) des Vorgänger baus
TukultI-Ninurta 1. von Assyrien (13. Jh.)
Bauwerk
Dinltu-Tempel von Assur
Beleg Bauherr Bauherr(en) des Vorgänger baus
RIMA 1 A.0.78.15: 71106 Tukultl-Ninurta 1. von Assyrien (13. Jh.)
Salmanassar 1. von Assyrien (13. Jh.)
Bauwerk
Ziqqurrat des Assur-Tempels von Assur ll07
Beleg Bauherr Bauherr(en) des Vorgänger baus
RIMA 1 A.0.78.6: 31 Tukultl-Ninurta 1. von Assyrien (13. Jh.)
Bauwerk
Ninuaittu-Tempel von Assur 1108
Beleg Bauherr Bauherr(en) des Vorgänger baus
RIMA 1 A.0.78.17: 11 Assur-resl-issi 1. von Assyrien (12. Jh.)
Salmanassar 1. von Assyrien (13. Jh.)
Bauwerk
IStar-Tempel von Ninive ll09
Beleg Bauherr Bauherr(en) des Vorgänger baus
RIMA 1 A.0.86.1: 9 Tiglatpileser 1. von Assyrien (11. Jh.)
Ilu-süma von Assur (20. Jh.)
Salmanassar 1. von Assyrien (13. Jh.)
Ilu-süma von Assur (20. Jh.) Assur-dan 1. von Assyrien (12. Jh.)
Bauwerk
Istar-Tempel von Assur
Beleg
RIMA 2 A.0.87.1007: 2'-3'
die veränderte Bauplanung mit dem entsprechenden Wunsch der Göttin Istar begrUndert (VA Ass 2296 = RIMA 1 A.O.78.11 Ex. 1: 82-86). IIOßIn der Inschrift RIMA 1 A.O.78.14 wird Ilu-sümas Vorgängerbau nicht erwähnt, sondern nur vermerkt, daß der Tempel seit der Regierungszeit Adad-nerärTs I. (Z. 13) eine Ruine war. II07ThkultT-Ninurta I. erwähnt die Errichtung der Ziqqurrat durch seinen Vater Salmanassar I. im Zusammenhang mit der Restaurierung baufällig gewordener Räume seines Palastes, die an die Ziqqurrat anschlossen; er selbst fUhrt keine Arbeiten am Stufen turm durch. l108Der Bau wurde ThkultT-Ninurtas Inschrift zufolge von seinem Vater Salmanassar I. begonnen und von ihm selbst fertiggestellt. Seine eigene Inschrift, angebracht auf einer goldenen und einer silbernen Tafel, wurde zusammen mit einer Goldtafel mit der GrUndungsinschrift Salmanassars I. (RIMA 1 A.O.77.6) beigesetzt. lIo9Dieser und weiterer Inschriften zu folge war der Bau während eines Erdbebens in der Regiemngszeit von Assur-dän 1., dem Großvater Assur-resT-issis, beschädigt worden, vgl. RIMA 1 A.O.86.1: 10, RIMA 1 A.O.86.2: 5, RIMA 1 A.O.86.3: 4' und RIMA 1 A.O.86.4: 5.
II.2.c.
DIE SUCHE NACH VERBORGENEN INSCHRIFTEN UND IHRE PFLEGE
Bauherr Bauherr( en) des Vorgänger baus
•
215
Tiglatpileser 1. von Assyrien (11. Jh.) SamsI-Adad 1. von Ekallatum (18. Jh.) Assur-uballit 1. von Assyrien (14. Jh.) Salmanassar 1. von Assyrien (13. Jh.)
Bauwerk
ISt ar-Tempel von Ninive
Beleg Bauherr Bauherr( en) des Vorgängerbaus
RIMA 2 A.0.87.12: 24'-27' Tiglatpileser 1. von Assyrien (11. Jh.)
SamsI-Adad III. von Assur (16. Jh.) Assur-dan 1. von Assyrien (12. Jh.)
Bauwerk
Anu-Adad-Tempel von Assur
Beleg Bauherr Bauherr( en) des Vorgänger baus
RIMA 2 A.0.87.1 vii 62-67, viii 2-3 Tiglatpileser 1. von Assyrien (11. Jh.)
Bauwerk
Stadtmauer von Assur
Beleg Bauherr Bauherr(en) des Vorgänger baus
RIMA 2 A.0.87.3: 37 Tiglatpileser 1. von Assyrien (11. Jh.)
Bauwerk
Palast von Ninive
Beleg Bauherr Bauherr( en) des Vorgänger baus
RIMA 2 A.0.87.1O: 63 Assur-bel-kala von Assyrien (11. Jh.)
Assur-nadin-abbe II.? von Assur (14. Jh.)
Assur-resI-issi 1. von Assyrien (12. Jh.)
Puzur-Assur III. von Assur (18. Jh.) Assur-[ ... 1 von Assyrien
Bauwerk
Stufentor des Assur-Tempels von Assur
Beleg Bauherr Bauherr( en) des Vorgänger baus
RIMA 2 A.0.89.3: 10' Assur-bel-kala von Assyrien 11. (Jh.)
Bauwerk
Tigris-Tor von Assur
Beleg Bauherr Bauherr(en) des Vorgänger baus
RIMA 2 A.0.89.7 v 25 Assur-beI-kala von Assyrien (11. Jh.)
TukultI-Ninurta 1. von Assyrien (13. Jh.)
Bauwerk
Terrasse des Neuen Palastes von Assur
Beleg
RIMA 2 A.0.89.7 v 29
Adad-nerarI1. von Assyrien (13. Jh.)
.
B. DIE MACHT DES NAMENS
216 Bauherr Bauherr(en) des Vorgänger baus
Assur-bel-kala von Assyrien (11. Jh.)
Bauwerk
Kanal von Assur
Beleg Bauherr Bauherr(en) des Vorgänger baus
RIMA 2 A.0.89.7 v 20 Assur-bel-kala von Assyrien (11. Jh.)
Assur-resT-issi von Assyrien (12. Jh.)
Bauwerk
Palast von Assur
Beleg Bauherr Bauherr( en) des Vorgängerbaus
RIMA 2 A.0.89.7 v 34 Simbar-Sipak von Babyion (11. Jh.)
Bauwerk
Thron für Enlil im Ekurgal in Nippur
Beleg Bauherr Bauherr( en) des Vorgänger baus
RIMB 2 B.3.1.1: 9 Assur-dan H. von Assyrien (10. Jh.)
Tiglatpileser 1. von Assyrien (11. Jh.)
Bauwerk
Tabira-Tor von Assur
Beleg Bauherr Bauherr( en) des Vorgängerbaus
RIMA 2 A.0.98.3: 6-8 Adad-nerarT H. von Assyrien (10. Jh.)
Adad-nerärT 1. von Assyrien (13. Jh.)
Bauwerk
Kaimauer von Assur
Beleg Bauherr Bauherr(en) des Vorgängerbaus
RIMA 2 A.0.99.1 Rs. 11' Adad-nerän H. von Assyrien (10. Jh.)
TukultT-Ninurta 1. von Assyrien (13. Jh.)
Bauwerk
Gula-Tempel von Assur
Beleg Bauherr Bauherr( en) des Vorgängerbaus
RIMA 2 A.0.99.2: 128 Tukultl-Ninurta H. von Assyrien (9. Jh.)
Bauwerk
Terrasse des Neuen Palastes von Assur
Beleg
RIMA 2 A.0.100.3 Rs. 8' RIMA 2 A.0.100.5: 137-138 Assurnasirpal H. von Assyrien (9. Jh.)
Bauherr Bauherr( en) des Vorgänger baus
II.2.c.
DIE SUCHE NACH VERBORGENEN INSCHRIFTEN UND IHRE PFLEGE
Bauwerk
IStar-Tempel von Ninive
Beleg
RIMA 2 A.0.101.40: 31 RIMA 2 A.0.101.57: 2 Assurnasirpal H. von Assyrien (9. Jh.)
Assur-dän 1. von Assyrien (12. Jh.)
Nebukadnezar 1. von Babyion (12. Jh.)
Bauherr Bauherr(en) des Vorgängerbaus Bauwerk
IStar-Tempel von Ninive
Beleg Bauherr Bauherr(en) des Vorgängerbaus
RIMA 2 A.0.101.56: 14 Assurnasirpal II. von Assyrien (9. Jh.)
Salmanassar 1. von Assyrien (13. Jh.)
Bauwerk
Stadt KalllU
Beleg
RIMA 2 A.0.101.1 iii 132 RIMA 2 A.0.101.2: 52 RIMA 2 A.0.101.17 v 1 RIMA 2 A.0.101.23: 15 RIMA 2 A.0.101.26: 46-47 RIMA 2 A.0.101.28 v 1 RIMA 2 A.0.101.29: 9' RIMA 2 A.0.101.32: 7 Salmanassar III. von Assyrien (9. Jh.)
Bauherr Bauherr(en) des Vorgänger baus
Kikkia von Assur (20. Jh.) Puzur-Assur 1. von Assur (20. Jh.) Ikünum von Assur (19. Jh.) Naräm-Sln von Assur (18. Jh.)
Bauwerk
Stadtmauer von Assur
Beleg Bauherr Bauherr(en) des Vorgängerbaus
RIMA 3 A.0.102.11 Rs. 17'-19' Salmanassar III. von Assyrien (9. Jh.)
Bauwerk
Stadtmauer der Neustadt von Assur
Beleg Bauherr Bauherr(en) des Vorgänger baus
RIMA 3 A.0.102.1O iv 41-45 Salmanassar III. von Assyrien (9. Jh.)
Assur-bel-kala von Assyrien (11. Jh.)
SamsT-Adad 1. von Ekallätum (18. Jh.)
Assur-uballit 1. von Assyrien (14. Jh.)
Puzur-Assur III. von Assur (15. Jh.) Adad-nerärT 1. von Assyrien (13. Jh.) 'I\lkultT-Ninurta 1. von Assyrien (13. Jh.) Tiglatpileser 1. von Assyrien (11. Jh.)
'I\lkultT-Ninurta 1. von Assyrien (13. Jh.)
217
218
B. DIE MACHT DES NAMENS
Bauwerk
Stadtmauer von Assur
Beleg
RlMA 3 A.0.102.26: 19-21 RlMA 3 A.0.102.27: 7 Salmanassar IH. von Assyrien (9. Jh.)
Bauherr Bauherr( en) des Vorgänger baus
ThkultI-Ninurta 1. von Assyrien (13. Jh.)
Bauwerk
Sarrat-niphi-Tempel von Assur
Beleg
RlMA 3 A.0.102.49: 3 RlMA 3 A.0.102.50: 4-5 RlMA 3 A.0.102.51: 4 Salmanassar IH. von Assyrien (9. Jh.)
Bauherr Bauherr(en) des Vorgänger baus
Tiglatpileser 1. von Assyrien (11. Jh.)
Bauwerk
Anu-Adad-Tempel von Assur
Beleg Bauherr Bauherr( en) des Vorgänger baus
RlMA 3 A.0.102.39: 7-8 Salmanassar IH. von Assyrien (9. Jh.)
Bauwerk
Tabira-Tor von Assur
Beleg
RlMA 3 A.0.102.46: 5-6 RlMA 3 A.0.102.47: 5 Adad-neran In. von Assyrien (8. Jh.)
Assur-dän H. von Assyrien (10. Jh.)
II.2.c. DIE SUCHE NACH VERBORGENEN INSCHRIFTEN UND IHRE PFLEGE Marduk-apla-iddina H. von Babylonien (8. Jh.)
Bauherr Bauherr(en) des Vorgänger baus •
Sulgi von Ur (20. Jh.) ANam von Uruk 1ll1 (18. Jh.)
Bauwerk
Eanna von U ruk
Beleg Bauherr Bauherr(en) des Vorgänger baus
RlMB 2 B.6.21.1: 3-4 Sm-gon H. von Assyrien (8. Jh.)
Bauwerk
Eanna von U ruk
Beleg Bauherr Bauherr(en) des Vorgänger balls
RlMB 2 B.6.22.3: 18 Sm-gon H. von Assyrien (8. Jh.)
Bauwerk
Palast von Kalhu
Beleg Bauherr Bauherr( en) eies Vorgänger baus
lee 33: 13 Sanherib von Assyrien (7. Jh.)
Bauwerk
Sin-SamaS-Tempel von Ninive IStar-Tempel von Ninive
Beleg Bauherr ßauherr(en) eies Vorgänger baus
THOMPSON/I-IuTCI-IINSON 1931: Tf. xviii Nr. 16 Rs. 5_6 1112 Asarhaclclon VOll Assyricn (7 ..1h.)
Sulgi von Ur (20. Jh.)
Assllrnasirpal H. von Assyrien (9. Jh.)
Assllrnasirpal 11. von Assyrien (9. Jh.)
Bauherr Bauherr(en) des Vorgängerbaus
Salmanassar 1. von Assyrien (13. Jh.)
Bauwerk
Salmänu-Tempel von Dür-Katlimmu
Beleg Bauherr Bauherr(en) des Vorgängerbaus
unpubliziert, vgl. RADNER 2002: 15 Adad-neran IH. von Assyrien (8. Jh.) SamsI-Adad V. von Assyrien (9. Jh.)
Bauwerk
Assur-Tempel von Assur
Bauwerk
Palast von Ninive
Beleg Bauherr Bauherr(en) des Vorgänger baus
RlMA 3 A.0.104.13: 3 Ninurta-kudurrI-u~ur von Suhu (8. Jh.)
Beleg Bauherr Bauherr( en) eies Vorgänger baus
BORGER 1956: 3: Ass.A iii 17-32 Asarhaelelon von Assyrien (7. Jh.) Salmanassar I. von Assyrien (13. Jh.)
IJammu-räpi von
Bauwerk
Assur-Tempel von Assur
Bauwerk
Anat-Tempel von Anat
Beleg
RlMB 2 S.0.1002.3 iv 7' RlMB 2 S.0.1002.9 ii 11
Babylon lllO
(17. Jh.)
Uspia VOll Assur (20. Jh.) Erisum 1. von Assur (19. Jh.) SamsI-Aelael 1. von Elmllätum (18. Jhel.) Salmanassar I. von Assyrien (13. Jh.)
Tempels der Göttin Anat in der Stadt Anat zur Zeit IJammu-räpis durch einen Brief aus der Korrespondenz von Mari nachweisen, in dem es heißt: "Den Tempel der Göttin IJanat haben wir soeben fertiggebaut." (ARM 26507: 5-7); vgL dazu CAV[GNEAUX/Is~[A[L 1990: 383. llllVgL dazu Anm. 1333.
11lOObwohi entsprechende Bauinschriften Ijammu-räpis nicht bekannt sind, läßt sich die Existenz eines
219
1112Ncuedition: FRAHM 1998: 108-110.
B. DIE MACHT DES NAMENS
220 Beleg Bauherr Bauherr(en) des Vorgänger baus
BüRGER 1956: 6: Ass.B: 20-21 BüRGER 1956: 87: AsBbE: 18 Asarhaddon von Assyrien (7. Jh.) Assurnasirpal 11. von Assyrien (9. Jh.)
Bauwerk
Kanal von Kalhu
Beleg Bauherr Bauherr(en) des Vorgänger baus
BüRGER 1956: 35: Klch.C: 6 Asarhaddon von Assyrien (7. Jh.)
II.2.c. DIE SUCHE NACH VERBüRGENEN INSCHRIFTEN UND IHRE PFLEGE Bauherr Bauherr(en) des Vorgänger baus • Bauwerk Beleg
Assurbanipal von Assyrien (7. Jh.) Sanherib von Assyrien (7. Jh.) "Haus der Nachfolge" von Ninive BüRGER 1996: 255: Prisma F vi 24 BüRGER 1996: 255: Prisma A x 53 Assurbanipal von Assyrien (7. Jh.)
Bauherr Bauherr( en) des Vorgänger baus
Sanherib von Assyrien (7. Jh.)
Salmanassar 111. von Assyrien (9. Jh.)
Bauwerk
ekal mäsarti von Ninive
Bauwerk
ekal mäsarti von Kalhu
Beleg
BüRGER 1956: 34: Klch.A: 42-43 RUSSELL 1999: 146: 4 Asarhaddon von Assyrien (7. Jh.)
Beleg Bauherr Bauherr( en) des Vorgänger baus
BüRGER 1996: 252: Prisma B viii 65, 85b, 86 Assurbanipal von Assyrien7. (Jh.) Asarhaddon von Assyrien (7. Jh.)
Bauwerk
"die Heiligtümer von Assyrien und Akkad"
Beleg Bauherr Bauherr( en) des Vorgänger baus
BüRGER 1996: 206: Prisma C i 13 Assurbanipal von Assyrien (7. Jh.) Asarhaddon von Assyrien (7. Jh.)
Bauwerk
Sin-SamaA-Tempel von Ninive
Beleg Bauherr Bauherr( en) des Vorgänger baus
BüRGER 1996: 207: Prisma T iii 20 Assurbanipal von Assyrien7. (Jh.)
Bauwerk
Palast von Ninive
Beleg Bauherr Bauherr( en) des Vorgängerbaus
BüRGER 1996: 253f.: Prisma C x 89, 111, 118 Assurbanipal von Assyrien7. (Jh.) Asarhaddon von Assyrien (7. Jh.)
Bauwerk
Assur-Tempel von Assur
Beleg Bauherr Bauherr(en) des Vorgänger baus
FUCHS 1996: 291: IIT: 27 Nebukadnezar 11. von Babyion (6. Jh.)
Bauwerk
Lugal-Marada-Tempel von Marad
Beleg Bauherr Bauherr( en) des Vorgängerbaus
LANGDüN 1912: 78: NI'. 2: 26-27 Nebukadnezar 11. von Babyion (6. Jh.)
Bauwerk
Ziqqurrat von Babyion
Bauherr Bauherr( en) des Vorgängerbaus
Nazi-MaruttaA von Babyion (13. Jh.) Erlba-Marduk von Babyion (8. Jh.)
Bauwerk
Nanaia-Tempel von Uruk
Beleg Bauherr Bauherr(en) des Vorgänger baus
RIMB 2 B.6.31.18: 12-13 Assurbanipal von Assyrien (7. Jh.)
Salmanassar 111. von Assyrien (9. Jh.)
Bauwerk
Sin-Tempel von lJarran
Beleg Bauherr Bauherr(en) des Vorgänger baus
BüRGER 1996: 207: Prisma C i 78-79 Assurbanipal von Assyrien (7. Jh.)
Bauwerk
N abu-Tempel von Kalhu
Beleg Bauherr Bauherr(en) des Vorgänger baus
BüRGER 1996: 254: Prisma CKalach x 89 Assurbanipal von Assyrien (7. Jh.) Sargon 11. von Assyrien (8. Jh.)
Bauwerk
Neujahrsfesthaus der IStar von Ninive
Beleg Bauherr Bauherr(en) des Vorgänger baus
BüRGER 1996: 255: Prisma T v 38-39 Assurbanipal von Assyrien (7. Jh.) Sanherib von Assyrien (7. Jh.)
Bauwerk
Stadtmauer der Zitadelle von Ninive
Beleg
BüRGER 1996: 251: Prisma E, St. 18: 5 BüRGER 1996: 252: Prisma D viii 64, 87
Adad-nerarIIII. von Assyrien (8. Jh.)
Asarhacldon von Assyrien (7. Jh.)
Naram-Sin von Akkad (aAkk)
Nabopolassar von Babyion (7. Jh.)
221
222 Beleg
B. DIE MACHT DES NAMENS
II.2.c. DIE SUCHE NACH VERBORGENEN INSCHRIFTEN UND IHRE PFLEGE
LANGDON 1912: 146: Nr. 17 i 45-46 LANGDON 1912: 152: NI'. 19 A iii 60-61 Nebukadnezar II. von Babyion (6. Jh.)
Bauherr Bauherr( en) des Vorgängerbaus
Nabopolassar von Babyion (7. Jh.)
Bauwerk
Palast von Babyion
Beleg
LANGDON 1912: 114: NI'. 14 ii 7 LANGDON 1912: 136: Nr. 15 vii 47-48 Nebukadnezar 11. von Babyion (6. Jh.)
Bauherr Bauherr(en) des Vorgänger baus
SCI-IAUDIG 2001: 386, 392: 2.9 1 i 38 SCHAUDIG 2001: 422f., 438f.: 2.12 1 ii 57, iii 8 / / 11 ii 56-57, iii 8 SCHAUDIG 2001: 441,444: 2.13 ii 46 Nabonid von Babyion (6. Jh.) Naram-Sin von Akkad (aAkk) Kurigalzu 1. von Babyion (14. Jh.) Asarhaddon von Assyrien (7. Jh.) Assurbanipal von Assyrien (7. Jh.) Nebukadnezar II. von Babyion (6. Jh.)
Bauherr Bauherr(en) des Vorgängerbaus
Nabopolassar von Babyion (7. Jh.)
Bauwerk
E'ulmaä von Akkad
Bauwerk
Stadtmauern von Babyion
Beleg
Beleg
LANGDON 1912: 72-74: NI'. 1 i 37,45, ii 19 LANGDON 1912: 82: Nr. 4 ii 20, 26 LANGDON 1912: 106-108: NI'. 13 i 63, ii 11, 32 LANGDON 1912: 130: Nr. 15 iv 70_71 1113 LANGDON 1912: 162: NI'. 19 B v 14, 18, 30 LANGDON 1912: 178-180: Nr. 20 i 61, ii 14, 22, 29 LANGDON 1912: 188: Nr. 21 ii 11, 17 LANGDON 1912: 196: Nr. 28 4-5 LANGDON 1912: 198: NI'. 32: 21114 Nebukadnezar II. von Babyion (6. Jh.)
SCHAUDIG 2001: 454-456, 463f.: Parallel texten ) NabOlüd von Babyion (6. Jh.)
Bauherr Bauherr( en) des Vorgängerbaus
223
2.14
2 ii
29-49,
70
(mit
Ur-Namma von Ur (21. Jh.) Sulgi von Ur (20. Jh.)
Bauwerk
Ziqqurrat von Ur
Beleg Bauherr Bauherr(en) des Vorgängerbaus
SCI-IAUDIG 2001: 351f.: 2.2 i 8-23 NabOlüd von Babyion (6. Jh.)
Bauherr Bauherr( en) des Vorgängerbaus
Nabopolassar von Babyion (7. Jh.)
Bauwerk
Egipar von Ur
Bauwerk
Zababa-Tempel von Kis
Beleg Bauherr Bauherr(en) des Vorgänger baus
LANG DON 1912: 184: NI'. 20 iii 77-78 Nabonid von Babyion (6. Jh.)
Beleg Bauherr Bauherr( en) eies Vorgänger baus
SCI-IAUDIG 2001: 374, 376f.: 2. 7 i 42-ii 5 NabOlliel von BabyIon (6. Jh.)
Naram-Sin von Akkad (aAkk)1115
Bauwerk
Ebabbar von Sippar
Bauwerk
Ebabbar von Larsa
Beleg
SCHAUDIG 2001: 359, 361: 2.4 1 i 18, 27 SCHAUDIG 2001: 366, 369: 2.5 1 i 36 / / 2 i 37 SCI-IAUDIG 2001: 379, 381: 2.8a i 31
Beleg
SCI-IAUDIG 2001: 400, 402f., 407f.: 2.11 1 i 44-47, ii 20-25, iii 2 (mit Paralleltexten ) SCI-IAUDIG 2001: 450-452, 462: 2.14 2 I 53'-55', ii 1-8 (mit Paralleltexten)
I I 13N~r in diesem Text und in NI'. 32 ist Nabopolassar mit Namen genannt; in den anderen TexLzeugnissen Wird er ohne die Erwähnung seines Namens als "mein Vater" angesprochen. III.IN . I' '1' I' N I ' ur 111 (Iesem ~ext une 111 r. 5 Ist Nabopolassar mit Namen genannt (vgl. die vorangehende Anmerkung). I I 16~ach Ausl~unft des Royal Chronicle enthielt Naräm-Sins Gründungsgabe auch ein Bild Sargons LUGAL-u-km, vgl. SCHAUDIG 2001: 592, 594: P4 iii 29); vgl. dazu SCHAUDIG 2003: 459-461.
(~a-lam
En-Ane-du, Priesterin des Mondgottes von Ur und Schwester RlmSins von Larsa 1l16 (18. Jh.)
IJammu-rapi von BabyIon (17. Jh.) Burna-Buriaä von BabyIon (15. Jhel.)
IIIßDie nach NabOllids Angaben im F\lI1dament des wiedererrichteten Egipar von Ur gefundene Inschrift der En-Ane-du, Priesterin des Mondgottes, ist aufgrund inhaltlicher Übereinstimmungen und phraseologischer Ähnlichkeiten mit der Inschrift des Tonnagels RIME 4 2.14.20 zu identifizieren, vgl. SCHAUDIG 2001: 373.
224
B. DIE MACHT DES NAMENS
Bauherr Bauherr(en) des Vorgängerbaus
Sagarakti-Suriai3 von Babyion (13. Jh.)
Bauwerk
E'ulmai3 von Sippar-AnunItu
Beleg
SCHAUDIG 2001: 425, 439: 2.12 iii 28-31 / / 11 iii 30-33 SCHAUDIG 2001: 457f., 465f.: 2.14 2 iii 40-65 (mit Paralleltexten) NabOllid von Babyion (6. Jh.)
Bauherr Bauherr( en) des Vorgängerbaus
Nabonid von Babyion (6. Jh.)
Ehulhul von ijarran
Beleg Bauherr Bauherr(en) des Vorgänger baus
SCHAUDIG 2001: 418f., 437: 2.12 1 i 39-40, 47-48 (mit Paralleltexten) Nabonid von Babyion (6. Jh.) Neriglissar von Babyion (6. Jh.)
Bauwerk
Ezida von Babyion
Beleg Bauherr Bauherr( en) des Vorgänger baus
SCHAUDIG 2001: 39sr.: 2.10 ii 7 Kyros H. der Große (6. Jh.) Assurbanipal von Assyrien (7. Jh.)
Bauwerk
[... ] von Babyion
Beleg Bauherr
SCHAUDIG 2001: 554,556, K2.1: 43 Kephalon-Anu-uballi~, Statthalter von Uruk unter Antiochos IH. (3. Jh.) z.Z. U'an-Adapas Adapa) 1117
(d.h.,
Bauwerk
BIt-Res von Uruk
Beleg
WVDOG 51 Tf. 108: 7
des
225
die nicht ihre leiblichen Vorfahren waren, nämlich die Könige von Akkad und Ur.l 118 Dies ist auch in jener Inschrift der En-Ane-du, Schwester Warad-Sins von Larsa, der Fall, die die Traditionsgeschichte der Einsetzung einer königlichen Tochter oder Schwester als Priesterin des Mondgottes von Ur und die damit verbundenen Restaurierungsarbeiten am Egipar nachzeichnet, eine Tradition, die ja ebenfalls auf Sargons Einsetzung seiner Tochter En-hedu-Ana zurückgehen zu scheint; der entsprechende Rückbezug fehlt in der Inschrift, was aber leicht durch deren fragmentarischen Zustand erklärt werden kann. Neben den Bezügen auf die Könige von Ur nennt ANam von Uruk in der Gründungsinschrift der von ihm erneuerten Stadtmauer von Uruk auch Gilgames, den legendären König von Uruk, als seinen Vorgänger als Bauherrn, ohne jedoch auf das Auffinden einer entsprechenden Gründungsgabe einzugehen:
Salmanassar IH. von Assyrien (8. Jh.) Assurbanipal von Assyrien (7. Jh.)
Bauwerk
Bauherr(en) des Vorgängerbaus
1I.2.c. DIE SUCHE NACH VERBORGENEN INSCHRIFTEN UND IHRE PFLEGE
Inschrift des ANam von Uruk RIME 4 4.6.4
AN - am 2 ab-ba ugnim 3 U n u ki _ ga- ke4 4 du muD i g i I' . d i g i r-se-me-a 5badUnu 1d -ga 6 nig-dim-dim libir-ra 7 cl B 11- g a - m es- k e4 8 k i - beb i-i n - g i4 - a 9 a nigin-na-ba 10 gu-nu-un l119 di-dam 11 s i g4 -a 1- tll' - I' a - ta 12 m u - n a- d ü 1
mythischen
Urweisen
Oanncs-
Tabelle 4 Wie Tabelle 4 zeigt, läßt sich der Bezug auf Vorgänger bauten in den Inschriften mesopotamischer Herrscher vom 18. bis zum 3. Jahrhundert belegen. Die Praxis tritt ungefähr gleichzeitig bei den Herrschern von Larsa und Uruk und in den Inschriften von SamsI-Adad von Ekallatum auf, ohne daß mir die Annahme einer gegenseitigen Entlehnung dieser Vorgehensweise zwingend notwendig erschiene. Diese Herrscher berufen sich auf Vorgänger, 11I7D'le Lesung d es Namens a Is I U 4- d 60- [ A-d ] a-p[a] , gelang VAN DIJI< 1962: 47j sie wurde von KoMOROCZY 1973: 144, DOTY 1988: 97, BEAULIEU 1992: 68, BEAULIEU 2003a: 327 und STRECK 2003c: 2 übernommen.
"ANam, der Truppenkommandant von Uruk, der Sohn des Ilan-semea, der die Mauer von Uruk, das alte Werk des Gilgames, erneuert hat, so daß das Wasser in ihrem (d.h., der Mauer) Umfassungsgraben tost, erbaute ihm (d.h. dem Gilgames) (die Mauer) aus Backsteinen." Hier wird die besonders im jüngeren Zwöljtajelepos stark hervorgehobene Rolle des Gilgames als Erbauer der Stadtmauer von Uruk angesprochen. Tatsächlich kann archäologisch nachgewiesen werden, daß ANams Bauwerk auf älteren Strukturen errichtet wurde, die 1118Daneben nennt SamsT-Adad auch die Stadtfürsten von ASSUl'j vgl. dazu unten. 11I9Syllabische Schreibung für g ll- nun "laute Stimme" j zu g U- nun d Bezug auf Wasser s. ATTINGER 1993: 531.
UII /
e / d i "laut sprechen" in
226
B.
DIE MACHT DES NAMENS
II.2.c. DIE SUCHE NACH VERBORGENEN INSCHRIFTEN UND IHRE PFLEGE
227
unter Verwendung des für die frühdynastische Zeit typischen, plankonvexen Ziegelmaterials ausgeführt sind: 1120 Dieser Bau wurde offenbar in der altbabylonischen Zeit als das Werk des Gilgames angesehen.
nach den Konventionen der voraltbabylonischen ZeitY25 Erst nach dem Untergang der kassitischen Dynastie tauchen in den Bauinschriften aus dem Süden Mesopotamiens wieder Bezüge auf die Werke der Vorgänger auf.
Sowohl Gilgames als auch die Könige von Akkad und von Ur werden in der Sumerischen Königsliste als Herrscher Mesopotamiens aufgeführt. Diese Komposition betont die politische und ideelle Einheit von Sumer und Akkad, indem jeweils einer Stadt die Vorherrschaft zugewiesen wird. 1121 In einer Zeit, als das Zweistromland in eine Vielzahl unabhängiger, miteinander in Rivalität liegender Kleinstaaten zerfallen war, diente der Rückbezug auf ältere, als Monarchen über ganz Mesopotamien anerkannte Herrscher nicht bloß der Fortführung von deren Existenz durch die neuerliche Niederlegung ihrer "geschriebenen Namen", sondern gerade im Fall der homines novi ANam von Uruk und SamsT-Adad von Ekallätum auch der Legitimation des Inschriftenherrn als rechtmäßigem Herrscher gemäß der alten n·adition.
Im .assyrischen Inschriftenmaterial ist dagegen neben der Verwendung von Herrschergenealogien 1126 auch die Praxis des Rückbezugs auf frühere Bauherren sehr gut belegt. Die assyrischen Könige konnten sich im 7. Jh. zurecht rühmen, Mitglieder einer ewigen Königsdynastie zu sein,1127 und die weitaus überwiegende Zahl der Nennungen früherer Bauherren betrifft ihre leiblichen Vorfahren, die dann auch stolz als "mein Vater" angesprochen werden. Der Rückbezug, oft im Verbund mit einer Angabe von zwischenzeitlich vergangenen Jahren, 1128 betont den langen Bestand der Linie und feiert zugleich den Ahnherrn und den gegenwärtigen Vertreter der Familie.
In einer grundlegend abgeänderten Form begegnet uns dagegen der Rückbezug auf Vorgänger bei ijammu-räpi von Babyion, der sich im Gegensatz zu den Königen von Larsa, Uruk und Ekallätum tatsächlich als Herrscher über ganz Mesopotamien etablieren konnte. Er und später auch seine Nachfolger beziehen sich ausschließlich auf ihre leiblichen Ahnen: Der eigene Name und der Name des Vorfahren stehen für die Linie der Dynastie, deren ewiger Fortbestand in den Inschriften ausdrücklich gewünscht wird. Die Legitimation von Herrschaft durch den Verweis auf die eigenen Vorfahren findet ihren Niederschlag auch in den Genealogien, die den Namen des Inschriftenherrn nun neben der Titulatur und den Epitheta genauer definieren. Der 1. Dynastie von Babyion war jedoch ein abruptes Ende beschert, in dessen Folge die langlebige kassitische Dynastie über Südmesopotamien herrschte. Es ist nun bemerkenswert, daß die kassitischen Könige in ihren Bauinschriften keinerlei Rückbezüge auf frühere Bauherren verwenden. Obwohl betont werden muß, daß das relativ beschränkte 1122 bekannte Material bis auf ganz wenige Ausnailluen 1l23 nur kurze Inschriften auf Ziegeln und Türangelsteinen umfaßt und Neufunde diesen Befund durchaus widerlegen könnten, scheint mir dies gut zu der Tatsache zu passen, daß in den mittelbabylonischen Bauinschriften auch Genealogien, wie sie in der alt babylonischen Zeit im Inschriftenmaterial üblich geworden und in den kontemporären assyrischen Inschriften allgegenwärtig waren, keinerlei Verwendung fandell. Die kassitischen Bauinschriften, die bis auf eine Ausnahme auf sumerisch abgefaßt sind,1124 richten sich im Sprachgebrauch und Textformular ganz 1120 VON HALLER 1936: 43; vgl. dazu GEORGE 2003: 92. 1121Ygl. bereits S. 24. 1122Ygl. dazu BRINI<MAN 1976: 70. Weitere mittelbabylonische Ziegelinschriften wurden bei den Ausgrabungen in Isin geborgen, vgl. EDZARD/WILCI<E 1977: 89f.: E 6b, WALI<ER/WILCI<E 1981: 91-102: E 6b und WILCI<E 1987a: 120: E 6.2. 1123Nur aus der Zeit Kurigalzus I. (14. Jh.) sind drei Gründungsinschriften in Form von Tafeln aus Stein und Kupfer bekannt: eine steinerne GrUndungstafel vom Ekisnugal in Ur (vgl. BRlNI<MAN 1976: 223: Q.2.65) sowie eine steinerne und eine kupferne Gründungstafel vom Gabur-Tempel in Ur (vgl. Brinkman 1976: 224: Q.2.66.1). 1124Ygl. dazu BRINI<MAN 1976: 63 (R.2.1) und RENGER 1980-83: 69.
In Assur ist die Praxis des Rückbezugs zuerst bei SamsT-Adad 1. (1701-1679) nachzuweisen, der die Stadt erobert hatte und sich in seiner Bauinschrift am Assur-Tempel 1l29 auf die Bauarbeiten der früheren assyrischen Stadtfürsten berief; ebenso verfuhr er in seiner Bauinschrift zum Istar-Tempel in Ninive, in der er das Werk des sargonischen Königs Man1125Ygl. dazu BRlNI<MAN 1976: 63 -70. 11261m 8. und 7. Jh. weichen Tiglatpileser III., Sargon II. und Sanherib - mit isolierten Ausnahmen (vgl. TADMOR 1994: 212: Mise. 111, 1 für eine Ziegelinschrift Tiglatpilesers aus Assur und FRAHM 1997: 2 zu einer sikkatu-Inschrift Sargons aus Assur) - von der Praxis ab, in ihren Inschriften ihre Vorfahren in Form einer Genealogie anzuführen; der Grund dafür könnte in den problematischen Umständen vermutet werden, die den Weg dieser Herrscher auf den Thron begleiteten (z.B. RUSSELL 1991: 243). Die späteren assyrischen Könige kehren wieder zur vorher üblichen Yorgehensweise zurUck: Sie zeichnen in ihren Inschriften ihre Abstammung bis hin zu Sargon 11. nach und nennen gelegentlich den mehr als ein Jt. frUher als assyrischer Herrscher bezeugten Bel-bäni als den Stammherrn ihrer Dynastie (fitr Belege vgl. J. BRINI<MAN in PNA 1/2 288 S.v. Bel-bäni I.b.). 1127S0 bezeichnet sich z.B. Asarhaddon: als "königlicher Same, Stammbaum der Ewigkeit" (BORGER 1956: 32: Brs. A: Z. 17: NUMUN LUGAL-ti ki-sit-ti ~a-a-[tiJ, vgl. MAUL 2001b: 122 Anm. 12) und Assurbanipal als "ewiger Same, königlicher (Same)" (BORGER 1996: 74: Prisma A x 112: NUMUN da-ru-u so' LUGALu-ti). Dem Wunsch, daß die assyrische Königsfamilie auch in alle Zukunft herrschen möge, verleiht der königliche Gelehrte Adad-sumu-u~ur stellvertretend für seine Familie in einem Brief an Assurbanipal Ausdruck: SAA 10 228: 22-Rs. 2: sa LUGAL be-i{ u-pa-lJir-a-na-si-ni ina IGLMES-SU u-sa-zi-iz-a-na-si-ni D1NGlR.MES GAL.MES Du-su-nu sa AN-e I
228
B. DIE
MACHT DES NAMENS
istlisu nannte. 1130 Es fällt auf, daß der erste assyrische Herrscher aus der einheimischen Dynastie, in dessen Inschriften die Praxis des Rückbezugs belegt ist, sich ausgerechnet auf SamsI-Adad 1. als früheren Bauherrn bezieht; es ist wohl kein Zufall, daß es sich gerade um einen Namensvettern handelte, nämlich SamsT-Adad III. (1529-1515). Dieser Herrscher entstammt jener Epoche, als der SamsT-Adad, der Eroberer und Herrscher über Assur, der noch unter Puzur-Sln verteufelt worden war,1131 zum legitimen Ahnherrn der assyrischen Dynastie geadelt wurde - schon die Namenswahl von SamsT-Adad II. (1551-1546), ISmeDagan II. (1545-1530) und schließlich SamsT-Adad III. belegen die Akzeptanz SamsT-Adads und seines Sohnes und Nachfolgers Isme-Dagan deutlich; entsprechend wird die Situation in der Assyrischen Königsliste präsentiert, deren zweite redaktionelle Phase in der Epoche dieser Könige anzusetzen ist,u32 Wenn Simbar-Sipak von BabyIon sich im 11. Jh. auf Nebukadnezar 1. (1125-1104) bezieht, den berühmtesten Herrscher der II. Dynastie von Isin, die den Kassiten in der Herrschaft über Südmesopotamien nachgefolgt war, so legitimiert er damit seinen eigenen Herrschaftsanspruch. Er selbst gehörte nicht Nebukadnezars Linie an, sondern entstammte der II. Dynastie des Meerlandes; allerdings ist nicht auszuschließen, daß er über die mütterliche Linie - die in Elam den Erbanspruch begründete - mit Nebukadnezar verwandt war: Der genealogische Diskurs und seine Bedeutung für den Anspruch auf den babylonischen Thron war in dieser Epoche, wie ein berühmter Brief Sutruk-Nahhuntes 1. von Elam (ca. 1190-1155) zeigt,1133 Gegenstand politischer Auseinandersetzungen zwischen Babylonien und Elam. Als sich Ninurta-kudurrT-ul?ur von Sühu im 8. Jh. dagegen auf lJammu-rapi von BabyIon (1696-1654) berief, konnte er diesen nicht bloß als früheren Gönner eines von ihm selbst renovierten Tempels anführen, sondern auch als seinen Ahnherrn. Die Praxis des Rückbezugs scheint in beiden Fällen von der kontemporären assyrischen Tradition übernommen worden zu sein - einheimische Vorbilder gab es nicht. Auch die Rückbezüge in den Inschriften der neubabylonischen Könige setzen die von den Assyrern etablierte Praxis fort. 1134 Abweichend von den Bauinschriften, die sie in Assyrien selbst hinterließen, nimmt die Suche nach dem Urbefund des Gebäudes in den Bauinschriften der assyrischen Könige 1130Darauf, daß SamSi-Adad 1. nicht nur die älteren Bauherren in seinen Inschriften erwähnte, sondern selbst explizite Anweisungen zur Wiederbestattung seiner eigenen GrUndungsgaben inschriftlich festlegte, wurde bereits zu Anfang dieses Kapitels hingewiesen, ebenso wie auf die breite Rezeption diesel' Neuerung in den Inschriften der nachfolgenden assyrischen Könige. 1131
RIMA 1 A.0.40.1001.
1132Vgl. dazu YAMADA 1994: 36. 1133Bekannt aus einer neu babylonischen Abschrift aus Babyion, vgl. VAN DIJI< 1986; vgl. dazu auch POTTS 1999: 206-208 und GOLDBERG 2004: 37-41. 1134Besonders deutlich ist das bei Nabonid (555-539), der in einer Sammelinschrift betreffend die Bauarbeiten am Sln-Heiligtum von tIarrän, am SamoS-Tempel von Sippar und am Schrein der Anunltu in Sippar-AnunItu seine ehrerbietige Behandlung der GrUndungsgaben des Assurbanipal (668-ca. 630) in tIarrän und des sargonischen Königs Naräm-Sln in Sippar beschreibt und dafitr Formuliemngen gebraucht, die ganz an die in den Bauinschriften Assurbanipals angelehnt sind (vgl. Anm. 1086): EtlUlbul-Zylinder II 42b-45 (SCHAUDIG 2001: 421f., 438) und Ebulbul-Zylinder III 8-10 (SCHAUDIG 2001: 423f., 439).
II.2.c. DIE
SUCHE NACH VERBORGENEN INSCHRIFTEN UND IHRE PFLEGE
229
Asarhaddon (680-669) und Assurbanipal (668-ca. 630) für ihre Tempelbauprojekte in Babylonien auch dann viel Raum ein, wenn der Name des früheren Bauherrn nicht genannt wird. 1135 Obwohl nicht ausgeschlossen werden kann, daß trotz eingehender Suche keine Bauinschriften entdeckt wurden, erscheint mir die Annahme wahrscheinlicher, daß man zwar die' Bemühung um die Wiederherstellung nach dem Urplan 1l36 in der eigenen Inschrift zum Ausdruck bringen wollte, aber die Verdienste der unmittelbaren Vorgänger, mit denen sich die assyrischen Könige Jahrhunderte lang im Krieg befunden hatten, nicht explizit würdigen wollte - ganz im Gegensatz zu den eigenen Ahnherren, die bei Bauarbeiten in Assyrien als Vorgänger stets erwähnt wurden. Nachweisen läßt sich das Unterdrücken eines früheren Bauherrn im Falle von Sargon II. (721-705), der seinen Rivalen Marduk-apla-iddina II. (721-710) nicht nannte, obwohl ihm dessen Gründungsinschrift erwiesenermaßen vorlag. 1137 Auch die Nachfolger der Assyrer als Herrscher über Babylon:ien unterschlugen in ihren Inschriften gelegentlich ihre Vorgänger als Bauherren, obwohl die Entdeckung von Gründungsdeposita und die Überprüfung des alten Baubefundes durchaus detailliert beschrieben wurde. So merkt Nabopolassar von Babyion (625-605) in den Zylinderinschriften des Ninurta-Tempels in Babyion an, daß das Heiligtum von einem früheren König begonnen, aber nicht vollendet worden wäre, ohne aber den Namen des Herrschers zu nennen;1l38 ebenso verfährt er in der Gründungsinschrift der Stadtmauer von Babylon. 1l39 Nebulcadnezar II. (604-562) betont in den Zylinderinschriften vom Ninkarrak-Tempel in Sippar die Auffindung der alten Gründungsgabe, erwähnt aber ebenfalls den Namen des früheren Bauherrn nicht. 1140 Gleiches trifft auf die Bauarbeiten am Ninkarrak-Tempel von Borsippa 1l41 und am Samai3-Tempel von Sippar 1142 zu. Es ist wahrscheinlich, daß in diesen Fällen das Werk eines assyrischen Königs ungenannt bleiben sollte. 1143 Neriglissar von 1135Asarhaddon beim Neubau des Istar-Tempels von Nippur (RIMB 2 B.6.31.11: 15-16); beim Neubau des Enlil-Tempels in Nippur (RIMß 2 8.6.31.12: 29-32); beim Neubau des Istar-Tempels von Nippur (RIMB 2 8.6.31.15: 30-33). AsslII'banipal beim Neubau des Ebabbar von Sippar (RIMß 2 8.6.32.12: 16-17); beim Neubau des Eanna von Umk (RIMB 2 8.6.32.19: 22-23). Sln-balässu-iqbi, Statthalter von Ur unter Assurbanipal, beim Neubau des Sin-Tempels von Ur (RIMB 2 B.6.32.2001: 10-16); sumerische Inschrift). 1136Dieser Topos findet sich ebenso in den Inschriften der früheren Perioden: z.B. in der Ziegelinschrift Nür-Adads von Larsa (1770-1755) vom Enki-Tempel in Eridu: "Ich baute fitr Enki seine strahlende geliebte Wohnstatt; seinen ewigen Gmndriß stellte ich ihm an ihrem Ort wieder her." (RIME 4 2.8.5: 11-15: d En-ki-ke4 ki-tus kll ki-ag-ga-ni mu-na-dll ges-bur ul-lf-a-ka-ni kibe mu-na-gi 4). 1137Vgl. S. 238. 1138LANGDON 1912: 68: NI'. 4: 23. 1139 AL-RAWI 1985: 5, 11 Abb. 3: A Babyion II ii 16-21, 31-32; vgl. dazu auch 8EAULIElJ 2003b: 3-5. 1140LANGDON 1912: 110: NI'. 13 iii 37-49; LANGDON 1912: 142-144: Nr. 16 ii 17-24. 1141 LANGDON 1912: 194: Nr. 27a: 17-22. 1142LANGDON 1912: 142: NI'. 16 i 27-28. 1I'13Es fällt dagegen auf, daß Nabonid (555-539) in seinen Inschriften mehrfach die Werke von assyrischen Königen erwähnt. Dieser König, dessen Weg auf den babylonischen Thron im Dunkel liegt, scheint jedoch über seine aus tIarrän stammende Mutter Adda-guppi' in einer verwandtschaftlichen Bezie-
230
B. DIE MACHT DES NAMENS
Babyion (559-556) vermied dagegen in seiner Bauinschrift vom Palast in Babyion die Nennung Nebukadnezars, dessen Sohn und Nachfolger Amel-Marduk er infolge einer Revolte als König Babyloniens ersetzt hatte, und verbarg dessen Identität hinter der Erwähnung eines "früheren Königs" .1144 Der letzte bekannte Beleg für den inschriftlichen Rückbezug auf einen Vorgängerbau stammt aus dem 3. Jh. und entspricht zwar formal der alten Tradition, unterscheidet sich aber ganz grundlegend von allen früheren Belegen dadurch, daß für das entsprechende Gebäude, das BIt-Res in Uruk, für das archäologisch nachgewiesen ist, daß es sich um eine hellenistische Tempelneugründung ohne Vorläufer handelt, eine fiktive Vorgeschichte etabliert wird, die durch Nennung von Oannes-Adapa, dem ersten und berühmtesten der fischgestaltigen Weisen, der mesopotamischen Kulturbringer,1145 auf die mythische Vorzeit vor der großen Flut verweist: "Das BIt-Res, das man in der Zeit von Oannes-Adapa errichtete." 1146 Anders als im Falle der Erwähnung des Gilgames als früheren Bauherrn durch den altbabylonischen Herrscher ANam, für die durch die Existenz eines alten Vorgängerbaus immerhin ein spezifischer Anlaß bestand, ist der Bezug auf den Vorgänger hier nicht mehr auf die tatsächlich bei den Bauarbeiten zum Vorschein gekommenen Bauwerke oder sogar Bauinschriften gegründet, sondern ein Stilmittel zur Aufwertung des eigenen Werks, das durch die Nennung des uralten Vorgängerbaus an Legitimation und Prestige gewinnt: Der vorsintflutliche Weise Oannes wurde zur Zeit der Abfassung der Bauinschrift vom BIt-Res im Jahr 201 in Uruk als Gottheit verehrt,1147 und man schrieb ihm mehrere Literaturwerke zu,1148 was die Aussagen im zeitgenössischen Geschichtswerk des BEROSSOS erklärt, daß Oannes der Menschheit Sprache und Kunst fertigkeit sowie das Wissen um die Schöpfung und das Staatswesen gebracht hätte. 1149 Allerdings lassen sich vergleichbare Fälle, in denen in Bauinschriften auf nichtexistente Vorgängerbauten oder deren Gründungsinschriften verwiesen wird, auch schon vor der hung zum assyrischen Königshaus zu stehen, vgl. dazu W. MAYER 1998: 254, 260 und (vorsichtiger) SCHAUDIG 2001: lOf. mit Anm. 21. Nach achämenidischer Auffassung scheint mit NabOllid ein Vertreter einer assyrischen Dynastie über Babylonien geherrscht zu haben: SEIDL 2000: 954 wies darauf hin, daß die beiden "Lügenkönige," die sich jeweils als Nebukadnezar, Sohn des Nabonid, ausgegeben hatten, um den babylonischen Thron an sich zu reißen, auf den Bildwerken Dareios' I. als Assyrer dargestellt wurden.
II.2.c. DIE SUCHE NACH VERBORGENEN INSCHRIFTEN UND IHRE PFLEGE
231
hellenistischen Epoche belegen. Als Sanherib von Assyrien (704-681) das Neujahrsfesthaus von Assur errichten ließ, war dieses Gebäude genauso wie das hellenistische BIt-Res eine Neugründung ohne Vorgängerbauj dennoch hält auch diese Bauinschrift fest, daß mit diesem Bau eine alte "vergessene" Tradition fortgeführt wurdej 1150 anders als Anuuballit-Kephalon, der Bauherr des BIt-Res, verzichtete Sanherib jedoch darauf, den fiktiven früheren Bauherrn beim Namen zu nennen. Kein altorientalischer Herrscher räumte dem Thema der Suche nach den Gründungsgaben seiner Vorgänger und vor allem nach dem Urzustand der von ihm renovierten Gebäude in seinen Inschriften soviel Raum ein wie Nabonid von Babyion (555-539). Neben einer Anzahl von authentischen Berichten zur Vorgeschichte seiner Bauwerke scheinen aber gleich mehrere entsprechende Inschriftenpassagen nicht auf den F\md alter Bauinschriften im Laufe der Arbeiten am neuen Gebäude zu beruhenj sie sind stattdessen Beschreibungen fiktiver Monumente, die nur aufgrund des Wissens um die Gepflogenheiten bei der Abfassung von Inschriftenmaterial aus der jeweiligen Zeit von den authentischen Schilderungen alter Gründungsdeposita geschieden werden können. Als derartige Fabrikationen identifizierte Hanspeter SCHAUDIG die Beschreibung der bei den Arbeiten am Ebabbar von Sippar entdeckten Gründungsgabe Naräm-Sins, des Monuments von Sagarakti-SuriaS aus dem E'ulmaS von Sippar-AnunItu sowie der Inschriften Kurigalzus, Asarhaddons und Assurbanipals vom E'ulmaS von Akkad oder wenigstens deren Wortlaut, wie er bei Nabonid wiedergegeben wird; auch Naräm-Sins Gründungsgabe von diesem Tempel erscheint verdächtig.I 151 Anders als im Falle des Neujahrsfesthauses von Assur und des BIt-Res von Uruk kann aber kein Zweifel daran bestehen, daß das Ebabbar von Sippar, das E'ulmaS von Sippar-AnunItu und das E'ulmaS von Akkad auf eine lange Bautradition verweisen konnten.I 152 Wenn auch die Authentizität der in Nabonids Inschriften wiedergegebenen Zita~e aus den angeblich gefundenen Bauinschriften verdächtig erscheint, ist dennoch denkbar, daß die Bauarbeiten der genannten Herrscher tatsächlich stattgefunden hatten und die Erinnerung daran überliefert wurde, ohne daß im Laufe von Nabonids Restaurierungsarbeiten die Bauurkunden zutage gefördert wurden. Die nachstehende Tabelle 5 soll die Gemeinsamkeiten und Unterschiede jener Bauberichte aufzeigen, deren Rückbezüge nicht durch die Auffindung alter Gründungsinschriften gestützt werden können:
114'ILANGDON 1912: 212: Nr. 1 ii 19. Vgl. dazu auch LANGDON 1912: 212: NI'. 1 ii 1 und LANGDON 1912: 216: NI". 2 ii 11. 11'15 Vgl. S. 14. 114ßJORDAN 1928: Tf. 108: Z. 6-7: E.SAG vgl. OELSNER 1986: 164.
sa
i-na ma~-ri
I
U'I- d 60-[A-dJa-p[dJ
i-pu-us-su. Für Duplikate
1147BEAULIEU 2003a: 326f. 18 l1' Z u
den Que II en vg.I STRECI< 2003c: 2 (Belege 5 und 6).
III C/1 # 680 Fl = VERBRUGGHE/WICI<ERSHAM 1996: 43-46: F1; vgl. dazu auch BURSTEIN 1978: 13f. und WILCI<E 1988: 139 und 1991: 262f., der den Namen U'an ("Oannes") mit der gleichlautenden Anfangszeile und damit dem Titel der jungbabylonischen Fassung der Sumerischen Königsliste in Verbindung bringt; der Weise wäre damit die Personifizierung dieses Wissens, das man durchaus mit der mesopotamischen Vorstellung von Schöpfung und Staatswesen gleichsetzen darf.
1149 FGrH
2 122: 26-27: sa ul-tu U".ME SUD.MES ina e-sa-a-ti u sa~-ma-sa-a-ti E-a-ki-it EDIN im-ma-su-u ina qe-reb URU in-ne-ep-pu-su ,,(Das Fest), fUr das seit fernen Tagen wegen Wirren und Aufständen das Neujahrfesthaus der Steppe vergessen worden ist (und) das (deshalb) inmitten der Stadt abgehalten worden ist;" vgl. dazu FRAHM 1997: 173, 285f.
1150 KAH
1\5\ SCIIAUDIG 2003: 494f. 1152CEORGE 1992: 70 Nr. 70, 155 NI'. 1168 und NI'. 1169.
B. DIE MACHT DES NAMENS
232 Bauherr
existierender Namensnennung Vorgängerbau des früheren Bauherrn
x
ANam (18.Jh.): Stadtmauer von Uruk Sanherib (7. Jh.): Neujahrsfesthaus von Assur
-
Anu-uballit-Kephalon (3. Jh.): BIt-Res von Uruk
-
x
Nabonid (6.Jh.): diverse babylonische Tempel
x
-
x x Tabelle 5
Das Vorgehen von Sanherib und Anu-uballit-Kephalon bedient sich mit der Konstruktion von historischer Kontinuität - "invention of tradition", um ein von Eric HOBSBAWM und Terence RANGER geprägtes Schlagwort zu verwenden 1153 - eines Stabilisierungsfaktors, dessen sich menschliche Gesellschaften kulturenübergreifend bedienen und der in Mesopotamien auch außerhalb des Bereichs der Bauinschriften gut bezeugt ist. l154 Die genannten Bauherren statteten ihre neu geschaffenen Tempel mit einer Vorgeschichte aus, die nicht aus dem tatsächlich angetroffenen Baubefund abzuleiten ist, und trachteten dabei danach, mittels der manipulierten Vergangenheit ihre neu gegründeten Werke zu legitimieren und für die Zukunft abzusichern: Das tatsächlich radikal Neue - sowohl das Neujahrsfesthaus von Assur wie auch das BIt-Res von Uruk sind Zeugnisse einer tiefgreifender Neukonzeption des Kultes - mußte als Erneuerung einer bestehenden Tradition präsentiert werden, um Akzeptanz zu finden. Nabonid ging etwas anders vor. Die Bauwerke, deren Vorgeschichte er beschrieb, wurden nicht älter gemacht, als sie tatsächlich waren. Seine Manipulationen betreffen nicht den angeblichen Ursprung der Gebäude, sondern die Beschreibung der Hinterlassenschaften seiner Vorgänger als Bauherrn, die jeweils mit seinem eigenen Tun in Bezug gesetzt werden. Die Monumente der sargonischen Könige Sm'gon und Naräm-Sin und des Kassiten Sagarakti-SuriaS dienen ihm als Brücke zu den verlorenen Traditionen der Vergangenheit, die so in der Gegenwart wieder realisiert werden können. Die Inschriften Kurigalzus, Asarhaddons und Assurbanipals werden hingegen als Quelle dafür zitiert, daß diesen Herrschern, anders als Nabonid, die Restaurierung nach dem Urplan des Gebäudes nicht geglückt sei. Man mag darin einen stilistischen Kunstgriff sehen, mit dem Nabonid sich Kritik an den Vorgängern versagt und ihnen selbst die Feststellung ihres Versagens überläßt.
II.2.c. DIE SUCHE NACH VERBORGENEN INSCHRIFTEN UND IHRE PFLEGE
233
betont. 1l55 Auch außerhalb des Kreises um den Herrscher lassen sich Beispiele für die Etablierung einer "erfundenen" Vorgeschichte finden. So stellte der anonyme Bauherr eines neu assyrischen Privathauses in der Stadt Assur sein Gebäude in eine Tradition, die lange vQr seine Gründung zurückreichte, indem er alte Schriftstücke nach dem Vorbild der wiederentdeckten Bauurkunden königlicher Bauwerken im Fundament niederlegen ließ. 1156 Dieses Gründungsdepositum bestand aus einer steinernen Inschriftenplatte Puzur-Sins von Assur, der in der Nachfolge der kurzlebigen Dynastie SamsI-Adads 1. (1710-1679) über Assur herrschte,1157 und sechs zusammengerollten Bleistreifen mit hieroglypenluwischen Inschriften. 1158 Bei der Diskussion der Rückbezüge in den altorientalischen Bauinschriften wurde als zentrales Element für den Brückenschlag in die Vergangenheit die Nennung von Namen aufgezeigt, und wie dieses Prinzip als Mittel zur Gestaltung der Gegenwart und Zukunft genutzt werden konnte, wird in Teil B .. II1.2. weiter ausgeführt werden. Für die Rezeption der "geschriebenen Namen" war die Fähigkeit, die alten Gründungsurkunden lesen und verstehen zu können, von grundlegender Wichtigkeit. In dem Moment, als diese Zeugnisse nicht mehr verständlich waren, wurden die Möglichkeiten, den "Generationenvertrag" mit den Vorgängern einzuhalten, stark eingeschränkt: Die Namensnennung war nicht mehr möglich. Ein Zeugnis für die dennoch ungebrochene Ehrerbietung gegenüber d~m antiken Erbe ist der Palast, den ein lokaler Herrscher im 2. Jh. in der alten Stadt Girsu errichten ließ. 1159 Von ihm ist nur sein Name bekannt: Adad-nädin-ahhe ist grundsätzlich ein ganz alltäglicher akkadischer Name, dessen Gebrauch zu dieser Zeit aber doch schon bemerkenswert ist. Wir kennen den Namen von der griechischen und aramäischen Inschrift auf den Ziegeln, die zum Bau des Palastes verwendet wurden; 1160 schon aufgrund dieser Ziegel wird die Brückenstellung dieses Herrschers deutlich: Nach alter Tradition waren die Ziegel mit einer identifizierenden Stempelinschrift des Bauherrn versehen, doch anstelle der Keilschrift wurden die aramäische und die griechische Buchstabenschrift verwendet. Anders als in den Metropolen Babyion oder Uruk hatte dieser von der seleukidischen Zentralmacht und auch vom Partherreich unabhängige Provinzfiirst 1l61 offenbar keinen Zugriff auf einen Schreiber, der der Keilschrift mächtig war. Das große Interesse an der Vergangenheit und das Bestreben, direkt daran anzuknüpfen, wird aus der Art und Weise deutlich, wie vorsätzlich nach dem Vorgänger bau geforscht wurde: In sieben Metern Tiefe 1155SCI-IAUDIG 2001: 70j SCHAUDIG 2003: 490. 1l56Zum Fundort vgl. ANDRAE 1924: 4f., GRAYSON 1985: 9-12 und PEDERSEN 1986: 98.
Das Manipulieren und Erfinden von Traditionen anstelle von und zusätzlich zum Finden von Traditionen war nicht bloß den altorientalischen Herrschern des 1. Jt. vorbehalten. Unterstützt sahen sie sich darin selbstverständlich von Schreibern und Gelehrten, die für die Forschung nach dem alten Befund sowie für seine Auswertung und die Abfassung der eigenen Inschrift zuständig waren; diese Rolle wird in den Texten NabOllicis besonders
1158Es handelt sich dabei um Privatbriefe aus dem 8. Jh. (vgl. I-IAWI
1l53E.J. HOBSBAWMjT. RANGER, The Invention of Tradition (1983).
1160ZU den Ziegeln vgl. OELSNER 1986: 98f. und KOSE 2000:406f. mit Abb. 18-19.
1l54Z.B. in den Reformen Irikaginas (vgl. bereits Anm. 58) und in der Sumerischen Königsliste (vgl. dazu WILCI<E 1988 und WILCI<E 2001: 101-116). Zu dieser Thematik vgl. Teil B.I1I.2.
1161 Das frühere Girsu gehörte zu dieser Zeit in den Machtbereich der Könige von Charakenej Adad-nädinahh e kann mit dieser Dynastie bisher aber nicht verbunden werden, vgl. SCIIUOL 2000: 297f.
1151 RIMA
1 A.0.40.1001.
IIs9Den Baubefund diskutierte zuletzt im Detail KOSE 2000.
B. DIE MACHT DES NAMENS
234
stieß man auf die Überreste des Tempels des Ningirsu, den fast zwei Jahrtausende zuvor der Stadtfürst Gudea erbaut hatte. Dieses Gebäude hat mit Adad-nadin-agges Palastbau außer dem Ort nichts gemein; dennoch verhielt sich der neue Bauherr, wie die Tradition es von einem altorientalischen Herrscher erwartete: Er errichtete seinen Bau nach dem "Urplan", den er im Grabungsbefund und besonders auf einer Planskizze einer im Zuge der Nachforschungen aufgefundenen Statue des Gudea (Statue B) zu erkennen glaubte; die alten Gründungsdokumente bestattete er zusammen mit seinen Inschriftenziegeln im Fundament seines neuen Baus. 1l62 Die Statue Gudeas und eine Vielzahl von weiteren Bildern dieses Herrschers und seiner Vorfahren - ursprünglich als Weihgaben im Tempel angebracht - stellte Adad-nadin-agge im Innenhof seines Palast aus;1163 dabei mag es sich um den Versuch handeln, einen eigenen Herrscherkult nach dem Vorbild der hellenistischen Könige zu begründen. 1164 Besonders aus dieser radikalen Kontextverlagerung der Bildwerke wird deutlich, wie beschränkt die Möglichkeiten zur Kommunikation zwischen den Herrschergenerationen waren, sowie der "geschriebene Name" - der auf diese Bilder eingeschrieben war - nicht mehr verständlich war: Trotz bestem Willen von Seiten des neuen Bauherrn steht sein Bauwerk nur mehr oberflächlich in der Tradition des alten Gebäudes, dessen eigentliche Widmung genauso wie der Name der Vorgänger nicht mehr vergegenwärtigt werden kann.
11. 2. d. Das Abschreiben von Inschriften Daß die Schreiber spätestens seit der Periode der IH. Dynastie von Ur im Auftrag des Herrschers die auf öffentlich zur Schau gestellten Monumenten niedergelegten Preislieder abschrieben, wurde bereits diskutiert (Kapitel I.2.a.). Ebenso wurden auch mit ancleren königlichen Inschriften verfahren. In diesem Kapitel soll zunächst die Archivierung von zeitgenössischem Material behandelt werden, das für eine Deponierung im Verborgenen vorgesehen war, und clann auf das Kopieren von alten Inschriften eingegangen werden.
II.2.d.a. REFERENZKOPIEN VON VERBORGENEN BAUINSCHRIFTEN
235
Aus der altbabylonischen Zeit sind verschiedene Beispiele von zeitgenössischen königlichen Gründungsinschriften bekannt, die unverbaut aufbewahrt wurden. So wurde ein Tonstift mit einer Inschrift Hammu-rapis von Babyion (1696-1654), die die Arbeiten an der Stadtmauer von Sippar zum Inhalt hat, in einem privaten Wohngebäude in Sippar aufgefunden. 1166 Gleich mehrere königliche Bauurkunden wurden bei den Ausgrabungen in Babyion in einem größeren Bauwerk im Bereich des Merkes 1l67 als Teil einer Textgruppe freigelegt, die 456 Tontafeln umfaßte; davon wurden bisher nur 34 Texte publiziert, die jedoch eine nähere Beschreibung des Fundkomplexes gestatten. 116B Neben Briefen und Rechtsurkunden, die eine Datierung in die Regierungszeit Samsu-ilünas erlauben, wurden verschiedene literarische und religiöse Texte gefunden, die nahelegen, daß es sich hierbei um Bibliothek und Archiv einer Schreiberfamilie handelte: Daß ein Marduk-nä:?ir, Aufseher der Schreiber (u g u lad u m u - m e s e- d u b - b a - a), in den bisher publizierten Alltagstexten eine zentrale Rolle einnimmt, stützt diese These. 1169 In unserem Zusammenhang ist die Auffindung zweier vollständiger Tonzylinder mit Inschriften Samsu-ilünas von Babylon (1653-1616) und Warad-Sins von Larsa (1739-1727), außerdem einiger Fragmente von weiteren Zylindern 1170 von Bedeutung. Die beiden vollständigen Inschriften betreffen die Erbauung von Dür-Samsu-ilüna (mod. IjafagT) durch Samsu-ilüna l171 und die von Warad-Sin von Larsa errichtete Stadtmauer von Ur,1172 von beiden Texten wurden bei den Ausgrabungen in IjafagT und Ur Gegenstücke in den Fundamenten der jeweiligen Baukomplexe entdeckt. 1173 Die Samsu-ilüna~Inschrift stammt aus derselben Zeit wie die Urkunden aus dem Archiv, während die Bauarbeiten, anläßlich derer die Inschrift Warad-Sins abgefaßt worden war, fast ein Jahrhundert zurücklagen. Beide Inschriften betreffen Gebäude, die nicht in Babyion, sondern in anderen Städten Südmesopotamiens erbaut wurden. Meines Erachtens handelt es sich bei diesen Tonzylindern und wohl auch bei den anderen in 1100 RIME 4 3.6.12: Sumerische Version Ex. 7j zum Fundkontext vgl. SCHElL 1902: 65. 1l07Z Ul11 Fundkontext und zur Interpretation des Gebäudes vgl. FALlmNsTEIN 1964: 25f. und CIIARPIN 1985a: 268f. 1108PEDERSEN 1998b: 330-332.
11. 2. d. a. Referenzkopien von verborgenen Bauinschriften Viele Bauinschriften, insbesondere die seit dem IH. Jt. als Gründungsgaben im Fundament oder an anderen unzugänglichen Stellen von Gebäuden deponierten Schriftstücke, waren lediglich dann einer menschliches Leserschaft zugänglich, wenn sie wieder freigelegt wurden. Bereits zu ihrer Abfassungszeit behielt man deshalb Exemplare von an unzugänglichen Orten verbauten Inschriften zurück, um sie als Referenzkopien aufzubewahren. 1165 11ß2KoSE 2000: 407. 1103KoSE 2000: 414-423. IIß4BoNATZ 2003c: 20lf. II05Derartige Referenzexemplare sind nicht zu verwechseln mit Vorlagetexten für geplante Inschriften, deren Verwendung insbesondere durch einen altbabylonischen Brief aus Mari deutlich belegt ist (ARM 18 16+A. 4121, vgl dazu bereits S. 152), aus dem Uberdies hervorgeht, daß keineswegs jede Vorlage auch tatsächlich als Inschrift angebracht werden mußte.
1109FI'ans VAN KOPPEN verdanke ich den Hinweis auf die Texte VS 22 92: 5 und KLENGEL 1984: Nr. 16: 10-11, in denen Marduk-nfu?ir mit seinem Titel belegt istj als Sohn des Su-Inana ist er in KLENGEL 1984: Nr. 13: 9' belegt und ohne weitere Spezifikation in KLENGEL 1984: Nr. 3: 3 und Nr. 6 Rs. 2 (kollationiert). 1170Der Verbleib dieser StUcke ist genauso unbekannt wie ihr Inhaltj ihre Existenz ist jedoch den fo'undbUchern der Grabung zu entnehmen, vgl. dafilr PEDERSEN 1998b: 330.
= RIME
1171
VA 5951
1172
VA
1173Ein Exemplar des GrUndungszylinders Warad-Sins von Larsa wurde bei den Grabungen in Ur in der Stadtmauer gefunden (IM 92920 = RIME 4 2.13.21: Ex. 2). Bei den Ausgrabungen in !JarngT wurde am Haupttor der Stadt (zur Fundsituation vgl. ELLIS 1968: UO und DELOUGAZ 1990: 207 mit Tf. 48-50) ein vollständiges Exemplar der sumerischen Fassung von Samsu-iHinas Zylinderinschrift gefunden (IM 42465 = RIME 43.7.7: Ex. 2), außerdem ein Fragment der akkadischen Fassung (A 22088 im OrieJltal Institute der Universität Chicago)j die Überlegungen von POEDEL 1933/34: 241 zu der aus seiner Sicht noch einzigartigen Gestalt des Samsu-i1üna-Zylinders aus Babyion wurden mit der Entdeckung dieser StUcke hinfällig.
236
II.2.d.a. REFERENZKOPIEN VON VERBORGENEN BAUINSCHRIFTEN
B. DIE MACHT DES NAMENS
iHlnas abgefaßt,u82 Man darf annehmen, daß das Format des Gründungszylinders WaradSins aus Ur den babylonischen Schreibern bei der Konzeption gleichartiger Inschriften für Samsu-ilüna als Vorbild diente. 1183
diesem Archiv gefundenen Inschriften um Referenzkopien von Bauinschriften, deren Gegenstücke an unzugänglichen Stellen verbaut worden waren;1174 ob dies im Rahmen eines offiziellen Auftrags zur Archivierung durch den Inschriftenherrn geschah - man denke an die Verfügung Sulgis von Ur (2000-1953) bezüglich seiner Lieder (Teil B.I.2.a.) - oder ob es sich um private Sammlerstücke, vielleicht von beteiligten Schreibern,1175 handelte, ist nach dem jetzigen Kenntnisstand kaum zu entscheiden.
r
Es stellt sich die Frage, weswegen eine Inschrift eines Herrschers der Dynastie von Larsa in einem Archiv in Babyion aufbewahrt wurde. Die Könige von Larsa sind nach dem Ausweis der vorhandenen Quellen die ersten,1176 die als Träger ihrer Gründungsinschriften neben Tafeln aus verschiedenen Werkstoffen und Tonkegeln auch Zylinder aus Ton, Stein oder Kupfer verwendeten. Die Praxis ist für Nür-Adad (1770-1755),1177 Sin-iddinam (17541748)1178 und Warad-Sin (1739-1727)1179 sehr gut und an einer Vielzahl von Fundorten belegt. Samsu-ilüna (1653-1616) war der erste König der Dynastie von Babylon,1180 der Zylinder für seine Bauinschriften verwenden ließ: Neben der Zylinderinschrift aus DürSamsu-ilüna ist auch eine Inschrift betreffend die Errichtung der Stadtmauer von Kis, die in einer sumerischen und in einer akkadischen Fassung vorliegt, auf insgesamt sieben Tonzylindern dokumentiert. 1181 Beide Inschriften wurden im 23. Regierungsjahr Samsu-
VA
1177Bei den Ausgrabungen in Ur wurden im Küchentrakt des Nanna-Tempels drei kupferne Gründungszylinder Nür-Adads geborgen, die in Ziegelkisten deponiert waren; die sumerische Inschrift hält Bauarbeiten im Tempel des Mondgottes fest (RIME 4 2.8.3: Ex. 10-12).
liI
VA S9S'1
1182Der Name des 24. Regierungsjahres gedenkt der beiden Ereignisse, vgl. HORSNELL 1999: II 213-215 CUr Belege.
1178Drei Exemplare jener Inschrift, die an die Kanalisierungsarbeiten am Tigris erinnert, sind auf Tonzylindern niedergeschrieben (RIME 4 2.9.2: Ex. 1-3); außerdem wird dieses Format fUr eine Inschrift vom Ebabbar-Tempel verwendet (RIME 4 2.9.5: Ex. 2) und fUr die Gründungsinschriften von der Stadtmauer von MaAkan-sapir (mod. Tall Abü Duwari) (Edition: STEINJ<ELLER 2004b, vgl. RIME 4 2.9.16).
RIME 4 3.7.7 und vgl. RIME 4 3.7.1002.
101
Ur war zu Beginn der Regierungszeit Samsu-ilünas noch Teil des babylonischen Reiches, seine Stadtmauer wurde jedoch im zehnten Regierungsjahr Samsu-ilünas zerstört. 1l84 Der Warad-Sin-Zylinder mag in Folge von Urs Belagerung durch die babylonischen Truppen nach Babyion gelangt sein, entweder, nachdem ein verbautes Exemplar bei der Schleifung der Mauer ans Licht gekommen war, oder, was mir wahrscheinlicher erschiene, als Beutestück 1185 aus einem ähnlichen Kontext wie an seinem Auffindungsort in Babyion.
11760bwohl Richard ELLIS in der Folge einige der hier weiter unten zitierten Zylinderinschriften der Könige von Larsa diskutiert (ELLls 1968: 114f.) , weist er diese Rolle fälschlich dennoch Samsu-ilüna von BabyIon zu (ELLls 1968: 114) und wird in diesem Sinne u.a. von COOPER 1985: 99 zitiert.
1181
5350
u
...
Abb.6
1176CHARPIN 1986: 426f. und CHARPIN 1985a: 269 wies auf die Bedeutung dieser Texte im Kontext der Schreiberausbildung hin.
1180Eine Fassung einer Inschrift tIammu-rapis (YBC 2150 = RIME 4 3.6.12: Ex. 10; akkadische Version) wird im Katalogteil dieser Publikation (S. 347) als "small cylinder" mit den Dimensionen 8,8 cm in der Länge und 6,8 cm im Querschnitt gefUhrt, während ein Parallel text (BM 25000 = RIME 4 3.6.12: Ex. 6; sumerische Version) als "barrel" mit einer Länge von 9,5 cm verbucht ist. Alle anderen filnfzehn Textzeugen diesel' Inschrift werden als kopflose Tonkegel beschrieben, deren Dimensionen denen der beiden eingangs genannten Exemplare ungefähr entsprechen. Ich gehe davon aus, daß auch diese Texte unter die Formatgattung der Tonkegel zu reihen sind. - Die ältesten Zylinder, die in Assyrien als Gründungsinschriften verbaut wurden, sind die in zahlreichen Exemplaren erhaltenen Steinzylinder, die SamsI-Adad I. im Istar-Tempel von Ninive deponieren ließ (RIMA 1 A.0.39.2).
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...
1174Schon FALI<ENSTEIN 1964: 25 spricht die StUcke als Archivexemplare an.
1179Neben der genannten Inschrift zur Stadtmauer von Ur wurde eine fragmentarische Zylinderinschrift im Ebabbar-Tempel in Larsa ausgegraben, die wohl Arbeiten an dieser Anlage zum Inhalt hatte (RIME 42.13.8). Außerdem ist ein Steinzylinder mit einer Inschrift betreffend den Inana-Tempel von Zabala bekannt (RIME 4 2.13.11: Ex. 1).
237
"I
IIs3Der Warad-Sin-Zylinder (VA 5950) wirkt auf den ersten Blick wie eine handgeformte Vase: Das StUck ist 25 cm hoch und hat einen Durchmesser von 13 cm; es ist hohl, mit einer Wandstärke von ca. 2-3 cm. Der Samsu-ilüna-Zylinder (VA 5951) ist dagegen mit einer Höhe von 12,5 cm und einem Durchmesser von 8 cm deutlich kleiner und wirkt in der AusfUhrung eleganter; ein Loch mit einer Tiefe von 4 cm bei einem Durchmesser von 2 cm ersetzt die vollständige Aushöhlung des Warad-Sin-Zylinders. Die beiden Skizzen (Abb. 6) konnte ich im Januar 2005 im Vorderasiatischen Museum, Berlin, anfertigen; die römischen Ziffern bezeichnen die Position der Kolumnen der Inschrift. 1184Dies ist durch den Jahresnamen seines elften Regierungsjahres überliefert: "Jahr, in dem König Samsuilüna auf Geheiß von Anum und Enlil die Stadtmauern von Ur und Uruk zerstörte und die Truppen von Akkad [achtJmal mit der Waffe schlug"; vgl. STOL 1976: 55. 1186FRAYNE 1990: 241, der in seinem Kommentar zur Bearbeitung des Textes nicht auf die weiteren Zusammenhänge des Fundkontextes einging, deutete den Zylinder ohne weitere Diskussion als Beutestück aus Ur. FALJ<ENSTEIN 1964: 25 beschreibt die Inschrift als "ein Beutestilck, das bei der Eroberung von Ur durch Hammurapi oder wohl eher bei der Einnahme von Larsa, wo das Tonfäßchen als Archivexemplar aufbewahrt sein mochte, nach BabyIon verschleppt wurde." Vgl. dazu auch die überraschende Auffindung eines beschrifteten Ziegels mit Inschriften des Takil-ilissu von Malgium, einer Stadt östlich des Tigris (vgl. KUTSCHER 1987-90: 300f.), in einem mittelbabylonischen Wohnhaus in Isin (JB 1014 = RIME 4 11.2.2 Ex. 1-2). Weitere beschriftete Ziegel und Türangelsteine, die fernab von ihtem ursprünglichen Verwendungsort aufgefunden wurden, nennt WILCI<E 1982a: 39; dazu kommen die Tonnägel des Gudea von LagaA, die in Uruk gefunden wurden, vgl. WILCI<E 1987c: 123.
238
B. DIE MACHT DES NAMENS
Daß die zufällige Auffindung einer besonderen Gründungsgabe zur Imitation des Formates durch de~ Fin~er führen ~m~n, belegt im Falle der Zylinderinschriften der Könige von Larsa sehr vIel spatel' das BeIspIel Marduk-nadin-ahh es von BabyIon, eines Herrschers der H. Dynastie von Isin (1099-1082). Er entdeckte bei der Restaurierung des Küchentrakts des Tempels des Mondgottes von Ur die kupfernen Gründungszylinder mit der Inschrift Nür-Adads von Larsa (1770-1755) und ersetzte 1186 einen der ursprünglich vier Nür-AdadZ~linde~' durch eiI~ eigenes Stück,1187 das ebenfalls aus Kupfer gefertigt war, dieselben ~ImenslOnen aufwIes und mit einer sumerischen Inschrift versehen war, also ganz deuthch na.ch dem historischen Vorbild gefertigt wurde; ein stilistischer Vergleich der beiden Texte 1St aufgrund des schlechten Erhaltungszustandes des jüngeren Stücks leider nicht möglich. 1188 . Auch von der Bauinschrift Sargons H. von Assyrien (721-705) anläßlich der Restaunerung des Eanna-Tempels der Göttin Istar in Uruk ist ein Stück bekannt, das bei der Abfassung als Vorbild diente. Die Sargon-Inschrift wurde nicht bei regulären Ausgrabungen ge~unden, stammt aber mit großer Sicherheit aus Uruk; es handelt sich um einen Ton~Yhn~er, dessen Kolophon ihn als zeitgenössische Abschrift ausweist: "Kopie der Inschnft, LIeferung des Palastes von Assyrien: (ab )geschrieben und überprüft." 1189 Die Inschrift hat starke, über weite Passagen sogar wortwörtliche Parallelen in einer Inschrift von Marduk-apla-iddina H. ("Merodachbaladan"; 721-710), Sargons Rivalen um die babyloni" scIle K'"olllgsI1errscI1af t, 1190 deren emzlges bekanntes Exemplar ausgerechnet im NordwestPalast von Kalhu gefund~n wurde,1191 jener Stadt, in der Sm'gon bis zur Einweihung seiner neuen Hau~tstadt ~ür-Sa~ru-kTn im Jahre 706 residierte. Wie bei der Inschrift Sargons handelt es sICh dabeI um emen Tonzylinder; allerdings gibt es keinen Grund, hier das Vor1186Vgl. BRINI<MAN 1968: 121 mit Anm. 695 und ELLIS 1968: 114f. RIMB 2 B.2.6.2.
1187
1188Ein weiteres Beispiel. filr die Wiede~a~fnahme abgerissener Traditionen sind die bekannten Korbträgerstelen von Assurbampal und Samas-sumu-uk"in aus dem Nabfi-Heiligtum in Borsippa (RIMB 2 6.32.14 und RIM~ 2 6.3~.3) und j.ene ~ssurbanipals vom Schrein des Ea im EsangiJ von BabyIon (RIMB 2 6.32.2~. Diese Stemstelen smd mit Darstellungen versehen, die Assurbanipal bzw. seinen Bruder front~1 beim Tragen eines Korbes auf dem Kopf zeigen. Damit wird ein Motiv aufgegriffen das von der frilhdynastischen Periode an bis in die altbabylonische Zeit sehr verbreitet ist und nebe~ Darstell _ gen a u f "vveI u1'1 I tt " U ,un lp a en un d SteIen b' eI r-Nanse von Lagaä (vgl. die Literaturangaben in Anm 613) . 1''?rm 1 't I I'f I K . ,111 von ml nsc In ten verse lenen orbträgerfigurinen in den GrUndungsdeposita von HeiJigtUmern med.ergelegt ~urdej die Tradition scheint mit Rrm-Sin von Larsa (1726-1667) abzureißen aus dessen Regierungszeit die letzten bekannten Beispiele stammen (RIME 4 2.14.3 Ex. 1 und RIME 4 2.14.6 Ex. 1, .vgl. dazu S.A:. RASI-IID 1~83: 38f.). Es ist überaus wahrscheinlich, daß erst die Auffindung von bescJmft~te.~ Korbtragerfiguren 111 alten Grilndungsgaben zur Wiederaufnahme der Tradition im 7. Jh. filhrtej die JtI.ngeren Exemp~are wurden jedoch nicht mehl' im Fundament der Heiligti.\mer bestattet, sondern als Sichtbare Inschnften verbaut. Vgl. dazu PORTER 1993: 82-90 und PORTER 2003: 47-58. 1189
YOS
..
1 38 = RIMB 2 B.6.22.3 11 39-41: GABA.RI MU.SAR-e su-bul-li E.GAL I
II.2.d.a. REFERENZKOPIEN VON VERBORGENEN BAUINSCHRIFTEN
239
liegen einer Abschrift anzunehmen.1 192 Da der Text Bauarbeiten am selben Gebäude wie Sargons Zylinder zum Inhalt hat,1193 kann man davon ausgehen, daß das Stück, ebenso wie die vermutlich vorhandenen Duplikate, im Zuge von Sargons Neubau des Istar-Tempels von Uruk gefunden wurde, sehr wahrscheinlich als Folge einer gezielten Suche nach den Gründungsgaben des Tempels. Marduk-apla-iddinas Arbeiten am Eanna fanden nur kurze Zeit vor den unter Sargons Ägide durchgeführten Bemühungen statt und waren noch nicht völlig zum Abschluß gebracht,1194 als der Assyrer 710 die Kontrolle über Uruk und damit über das prestigereiche Bauprojekt an sich brachte,u95 Die Gründungsinschriften seines erbitterten Feindes in situ zu lassen, verbat sich für Sargon schon deshalb, weil der Text die Legitimation Marduk-apla-iddinas als König Babyloniens stark betonte und das Abschütteln der Herrschaft der Assyrer (archaisierend als Subaräer angesprochen) und ihre immerwährende Vertreibung aus Babylonien feierte; man darf mit Sicherheit davon ausgehen, daß Sargon deshalb nicht dem im Endteil des Marduk-apla-iddina-Zylinders formulierten Wunsche entsprach, demzufolge der künftige Bauherr des Eanna-Tempels die Inschrift zusammen mit seiner eigenen Urkunde bestatten sollte. 1196 Wie seine Auffindung in Kalhu zeigt, wurde der Gründungszylinder Marduk-apla-iddinas nach Assyrien verbracht, wo man die Inschrift als Vorlage für eine entsprechende Inschrift Sargons benutzte. Schenkt man der Herkunftsangabe für den Sargon-Zylinder Glauben, und dagegen spricht nichts, so wurde der Text der Inschrift von der assyrischen Palastadministration nach Uruk übersandt, so daß vor Ort die zu verbauenden Exemplare der Gründungszylinder angefertigt werden konnten; daß diese Vorgangsweise unter Sargon 11. angewandt wurde, belegt der Fall einer für eine Tempelanlage in Der bestimmten Bauinschrift, 1197 und gut ausgebildete Schreiber waren in Uruk ausreichend vorhanden. 1198 Sargons Inschriften im 1l!J2 ND 2090j Bearbeitungen: GADD 1953: 123-134; RIMB 2 B.6.21.1. 1193Die Bauarbeiten Marduk-apla-iddinas am Eanna sind auch durch die Existenz von Ziegeln mit einer entsprechenden Bauinschrift belegt, vgl. RIMB 2 B.6.21.2 (in sumerischer Sprache). 119"Dies belegt der Baubefund, vgl. LENZEN 1956: 28-31. Il!JS Auch Sargons Arbeiten sind durch entsprechende beschriftete Ziegel bezeugt; belegt sind drei verschiedene Ziegelinschriften vom Eanna: RIMB 2 B.6.22.4 (in akkadischer Sprache) und RIMB 2 B.6.22.5-6 (in sumerischer Sprache). Letzterer Text entspricht mit Ausnahme des des Königsnamen lind der Titulatur ganz dem Marduk-apla-iddina-Ziegel (RIMB 2 B.6.21.2). 1I96Vgl. dazu S. 262f. 11971n einem Brief an den König schlug der Statthalter von Arrapga vor, daß Sargon 11. eine Bauinschrift filr einen Tempel in Der abfassen und schicken lassen solle, die dann vor Ort als Vorlage für die zu verbauenden Exemplare dienen könne: SAA 154: 17-Rs. 6: I dUTU-EN-PAP TA· uRu.De-ri i-sap-ra ma-a muS-sa-ra-ni-i la-as-su ina SA E.SIG4.MES sa E-D1NGIR la nis-kun u-ma-a a-na LUGAL be-l{-ia a-sap-ra l-en mus-sa-ru-u lis-tu-ru lu-se-bfl-u-ni ina pi-it-li re-lJu-li lis-tu-ru ina SA -bi E.SIG4' MES sa E-D1NGIR lis-ku-nu Samaä-belu-uslll' (d.i. der Statthalter von Der) hat mir aus Der folgendes geschrieben: 'Inschrifte~ gibt es nicht: Sollen wir tatsächlich keine (Inschriften) in die Mauern des Tempels einsetzen?' Hiermit schreibe ich an den König, meinen Herrn: Man möge eine einzige Inschrift schreiben (und) mir schicken, damit man demgemäß die übrigen (Inschriften) schreiben (und) in die Mauern des Tempels einsetzen kann." '198 Andererseits läßt sich auch die Abfassung von GrUndungsinschriften an anderen Orten als ihrem intendierten Anbringungsort belegen. Die CUr den Lugal-Erra-Tempel und den Meslamtaea-Tempel von Darum vorgesehenen Tonnägel wlll'den in Uruk hergestellt und mit Inschriften Sin-kMids von Umk
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B. DIE MACHT DES NAMENS
Fundament des Eanna-Tempels scheinen die kurze zweite Amtszeit Marduk-apla-iddinas für neun Monate im Jahre 703 überdauert zu haben,1199 obwohl dieser das Bauprojekt wiederaufgenommen hat. 1200 Die Archivierung von zeitgenössischen Bauinschriften zu Referenzzwecken läßt sich besonders für die neuassyrische Zeit gut nachweisen. Hier sind mehrere Fundzusammenhänge unverbauter Bauinschriften bekannt. Das wichtigste und umfassendste derartige Archiv hat sicherlich einen offiziellen Charakter. Es wurde von Julian READE in Ninive identifiziert und stammt aus dem sogenannten "House of Sennacherib's Son", der Residenz des Prinzen Assur-sumu-usabsi,1201 wo eine große Anzahl von Exemplaren von Königsinschriften aus der Zeit von Sanherib bis Assurbanipal gefunden wurden: "This strange archive might be explained as a relic of one of Niniveh's royal scriptoria."1202 Zwei unverbaute Gründungszylinder mit Inschriften Sanheribs (704-681), die sich auf seine Bauarbeiten in Ninive beziehen, wurden im Haus eines weiteren Sohnes dieses Königs, Assur-ilI-muballissu,1203 in Assur aufbewahrt. 1204 Auch ein Zylinder Sargons H. (721-705) mit einer Fassung seiner Annalen aus dem Jahr 711 wurde im Südwestpalast in Ninive, den erst Sargons Sohn und Nachfolger Sanherib erbauen ließ, in unverbautem Zustand aufgefunden;1205 es ist unklar, weswegen das Stück gerade hier aufbewahrt wurde. Weitaus besser erklären läßt sich jedoch die Präsenz der Fragmente von vier Gründungszylindern Asarhaddons (680-669),1206 die im Bereich des Wohnbereichs des Palastvorstehers (rab ekalli) des Zeughauses (ekal mäsarti) von Kalbu gefunden wurden, in das sie von einem oberen Stockwerk heruntergestürzt waren. 1207 Die Inschrift auf diesen Bruchstücken entspricht dem Text auf den beiden vollständigen Tonzylindern, 1208 die aus (18. Jh.) versehen. Sie erreichten ihren - unweit von Uruk gelegenen - Bestimmungsort nie, sondern wurden im Brennofen des Palastes von Sin-kasid in Uruk aufgefunden (LENZEN 1966: 29), vgl. RIME 4 4.1.13 (40 Stück) und RIME 4 4.1.14 (38 Stück). Weitaus weiter von ihrem Fundort in Assur entfm'nt sollte eine Steinplatte verbaut werden, die eine Bauinschrift Adad-nerärTs I. (1300-1270) für ein Gebäude in der Stadt Ta'idu trägt (RIMA 1 A.0.76.4)j Ta'idu war die letzte Hauptstadt Hanigalbats vor der Eroberung durch die Assyrer und kann mit Kerh/Kurkh = Ü<;tepe am Oberen Tigris identifiziert werden (KESSLER 1980: 119). Für den Namen des Gebäudes ist im Text eine Zeile frei gelassen; er sollte wohl erst am Bestimmungsort eingesetzt werden. 1199 Zur turbulenten politischen Geschichte dieser Zeit vgl. BRINK MAN 1984: 45-58. 1200Dies bezeugen beschriftete Ziegel vom Eanna, die Marduk-apla-iddinas zweite Regierungsperiode explizit nennen: RIMB 2 B. 6.21.3: 8: nam-Iugal-Ia-ta min-kam "während der zweiten Königsherrschaft. 11
120lZU Assur-sumu-usabSi vgl. E. FRAHM in PNA 1/1 226 S.v. 1202R EADE 1986: 216, gefolgt von FRAI-IM 1997: 40, der sämtliche Inschriften Sanheribs, die im Oriental Institute der Universität Chicago aufbewahrt werden, diesem F\mdort zuordnete.
II.2.d.a. REFERENZKOPIEN VON VERBORGENEN BAUINSCHRIFTEN
241
den Fundamenten von Asarhaddons Erweiterungsbau zu dem von Salmanassar IH. (858824) errichteten Gebäude stammen; die Inschrift hält Asarhaddons Neubau des Zeughauses fest. 1209 Die Fragmente aus dem Zeughaus sind die Überreste von Referenzexemplaren für die unzugänglich im Fundament des Gebäudes verbauten Gründungszylinder. Dieses Stück oder ein anderer derartiger Textzeuge - ein Fragment dieser Inschrift aus Ninive 1210 könnte aus dem "Skriptorium" stammen - kam bei der Abfassung der vier sichtbaren, sechszeiligen Inschriften Asarhaddons zum Einsatz, die rechts und links des monumentalen Zugangs zu seinem Anbau angebracht wurden, wie ein Vergleich zwischen der Torinschrift (A) und der Zylinderinschrift (B) illustriert. Die übereinstimmenden Passagen sind in der Übersetzung unterstrichen, wobei Abweichungen zusätzlich kursiv gesetzt sind.
Inschriften Asarhaddons von Assyrien am Zeughaus von Kalg.u A. Sichtbar am Tor des Zeughauses angebrachte Inschriften l211 KUR 1AS-Bur-PAP-AS MAN GAL MAN dan-nu MAN SV MAN KUR.AS (Var. KUR.AB-sur) GIR.NfTA KA.DINGIR ki MAN KUR.EME.GI7 u URl ki A 1 d30-PAP.MES-SU MAN SV MAN KUR.AB-sur (VAR. KUR.AS) DUMU (VAR. A) iMAN-GIN MAN SV MAN KUR.AS-ma (VAR. KUR.AB-Bur-ma)1212 E.GAL ma-sar-ti (VAR. KUR ma-Bar-te) so' qe-reb uRu.Kdl-IJa Ba 1 dDI-manU-MAS MAN KUR.AS (VAR. KUR.As-sur) DUMU 1As-sur-PAP-A (VAR. A 1AS-Bur-PAP-ir-A) NUN a-lik pa-ni-ia e-pu-su qaq-qa-ru ki-Bub-ba-a ki-ma atar-tim-ma lu a$-ba-ta ina es-qi NA4 KUR-e tam-la-a us-mal-li E.GAL (VAR. E.GAL.MES) a-na mul-ta-u-te be-lu-ti-ia ab-ta-ni $e-ru-us-su "Palast des Asarhaddon, des großen Königs, des mächtigen Königs, Königs der Gesamtheit, Königs von Assyrien, Statthalters von Babylon, Königs von Sumer und Akkad, Sohn Sanheribs, Königs der Gesamtheit, Königs von Assyrien, des Sohnes Sargons, ebenfalls Königs der Gesamtheit, Königs von Assyrien. Für das Zeughaus von Kalbu, das Salmanassar (IH.), König von Assyrien, Sohn Assurnasirpals (H.), ein Fürst, der mir voranging, erbaut hatte, nahm ich fürwahr ein Ruinengrundstück zusätzlich in Besitz: Aus massivem Stein aus dem Gebirge füllte ich eine Terrasse auf. Palastanlagen für meine herrschaftliche Erholung erschuf ich darauf."
1203Z U Assur-iIT-muballissu vgl. E. FRAI-IM in PNA 1/1 189 S.v.
12090ATES/OATES 2001: 216f. rur die Fundumstände.
120
1210 K. 1657 (vgl. BORGER 1956: 32).
1205FuCI-IS 1998: 4; vgl. READE 1986: 215f.
1211 Zitiert nach der Fassung auf der Westseite des Tores, vgl. READE 1982: 105 Abb. 78 (vgl. RUSSELL 1999: 146); die Variantenangaben beziehen sich auf die Fassung auf der Ostseite des Tores, vgl. RUSSELL 1999: 148f. Abb. 46.
120ßPubliziert von MILLARD 1961. 12070ATES/OATES 2001: 212. 1208B ear b' mtungen: ND 1126: WISEMAN 1952
= BORGER 1956: 32-35 (Klch.
A); ND 11308: HULIN 1962.
12121n der Fassung der Inschrift östlich des Einganges findet sich dieser Teil der Inschrift in der letzten Zeile,
242
B. DIE MACHT DES NAMENS
B. In den Fundamenten deponierte Zylinderinschriften 1213 "Asarhaddon, großer König, mächtiger König, König der Gesamtheit, König von Assyrien, Statthalter von Babyion, König von Sumer und Akkad, (ausführliche Epitheta), Sohn Sanheribs, Königs der Gesamtheit, Königs von Assyrien, des Sohnes Sm·gons, Königs der Gesamtheit, Königs von Assyrien, Statthalters von Babyion, Königs von Sumer und Akkad. Damals, vermittels der aus den Ländern gefangen weggeführten Menschen, die meine Hände mit der Hilfe Assurs, meines Herrn, erbeutet hatten, nahm ich für das Zeughaus von Kalg.u, das Salmanassar (IH.), König von Assyrien, Sohn Assurnasirpals (11.), ein Fürst, der mir voranging, erbaut hatte, das aber keine Terrasse hatte und dessen Fläche zu klein geworden war, da mir, Asarhaddon, dem König von Assyrien, dem frommen Fürsten, Gedanken, die denen des weisen Adapa gleichkommen, ein Geschenk des Fürsten Nisslku 1214, bezüglich jener Terrasse im Sinn waren und mein Gemüt beschäftigten, fürwahr ein Ruinengrundstück zusätzlich in Besitz: Aus massivem Stein aus dem Gebirge füllte ich eine Terrasse auf. Ich machte sie 120 Ziegelschichten hoch. Palastanlagen für meine königliche Wohnung erschuf ich darin. Von seinem Fundament bis zu seinen Zinnen baute ich (das Bauwerk) auf und vollendete es. Mit langen Balken aus Zedernholz, Material aus dem Amanus-Gebirge, bedachte ich sie (d.h., die Palastanlagen). Türen aus Zypressenholz, deren Duft lieblich ist, befestigte ich in ihren Toren. Zum Staunen der Gesamtheit der Menschen stattete ich sie mit verschwenderischer Pracht aus. Ich fertigte Inschriften an, ließ die Macht Assurs, meines Herrn, und alles, was ich vollbracht habe, darauf schreiben und legte sie darin (d.h., in den F\ll1damenten) nieder. In künftigen Tagen, in fernen Tagen möge ein zukünftiger Fürst unter den Königen, meinen Nachkommen, es restaurieren. Er möge die Inschrift, meinen geschriebenen Namen, sehen, ein Schafopfer bringen und (sie) mit Öl salben. Er möge meinen Namen zusammen mit seinem Namen schreiben und an ihren (d.h., der Inschrift) Ort zurückbringen. Dann wird Ninurta, der Sohn Enlils, sein Gebet erhören. (Datum)." Die sichtbaren Inschriften Asarhaddons an der Toranlage zum Zeughaus von KalilU sind zum überwiegenden Teil aus Elementen zusammengesetzt, die sich wortwörtlich i~n weitaus ausführlicheren Text der Gründungszylinderinschriften wiederfinden. Besonders augenfällig ist dabei die Übernahme der seltenen Verbal form usmalli "ich füllte auf" im SDStamm. Die sichtbare Inschrift weicht lediglich in einem Punkt von der Zylinderinschrift ab: Die Palastanlagen Asarhaddons werden hier nicht, wie im Text der Gründungszylinder, 1213F·· • ur Bear b· mtungen d·leses 1962.
~extes
'T'
vg I. W ISEMAN 1952
=
BORGER 1956: 33-35 (Klch. A) und BULIN
1214Ein auch als Name gebrauchtes Epitheton des Gottes Ea, vgl. CAVIGNEAUX/KREDERNII( 1998-2001.
II.2.d.a. REFERENZKOPIEN VON VERBORGENEN BAUINSCHRIFTEN
243
"für meine königliche Wohnung" (ana müsab saTTÜtija) "darin" (qerebSu, d.h., innerhalb des Gebietes der neuerrichteten Terrasse) erbaut, sondern "für meine herrschaftliche Erholung" (ana multa"ilte belütija) "darauf" ($erussu, d.h., auf der Terrasse) errichtet. 1215 Aufgrund der engen Anlehnung der sichtbaren Inschriften von der Toranlage an den Wortlaut der Gründungszylinder ist anzunehmen, daß das im Zeughaus verwahrte Exemplar der Zylinderinschrift bei der Abfassung der Torinschriften als Vorlage herangezogen wurde. Es wurde bereits festgestellt, daß ein Brief an Asarhaddon in Zusammenhang mit der Errichtung dieses Tores stehen könnte;1216 diesem Text zufolge war der Oberschreiber für die Komposition der Inschrift zuständig. Auch jene neubabylonischen "Sammelinschriften", die mehrere eigenständige Bauberichte zusammenfassen, können aufgrund ihrer F\ll1dumstände als Archivexemplare gedeutet werden. 1217 Daneben sind auch für diese Zeit Referenzexemplare von unzugänglich verbauten Inschriften nachzuweisen. 1218 Die in diesem Kapitel besprochenen Fälle belegen die Existenz von unverbauten Exemplaren von Inschriften, die als Gründungsurkunden innerhalb von Gebäuden versteckt wurden, für die Zeit der 1. Dynastie von Larsa bis in die neubabylonische Epoche. Wenn die Tatsache, daß ältere Beispiele bisher nicht bekannt geworden sind, nicht auf ausgrabungsbedingte Zufälligkeiten zurückzuführen ist, könnte man hier eine Verbindung mit der neuen Bedeutung, die die verborgenen Bauinschriften unter den altbabylonischen Herrschern von Larsa erhielten, vermuten: Wie bereits im vorangegangenen Kapitel (B.H.2.c.) ausgeführt, wurden Bauurkunden zu dieser Zeit erstmals explizit als Medium für die Übermittlung der lobpreiswürdigen Taten ihrer Auftraggeber bezeichnet und übernehmen damit eine F\ll1ktion der älteren Preislieder. Es wäre nur folgerichtig, wenn gleichzeitig auch die Mechanismen der Tradierung der Preislieder für die Inschriften adaptiert und diese von nun an im Rahmen der Schulausbildung bewahrt und immer wieder kopiert werden: Wie wir im nächsten Abschnitt sehen werden, läßt sich das Abschreiben von altem Inschriftenmaterial zumindest seit der Zeit der IH. Dynastie von Ur belegen und ist besonders in der altbabylonischen Zeit sehr verbreitet; ein gutes Beispiel für eine Abschriftensammlung in einer privaten Schreiberbibliothek, das uns wieder in die Zeit der 1. Dynastie von Larsa führt, ist das Material aus einem Wohnhaus in Ur, das zuletzt von Ku-Ningal, Priesters des Nanna-Tempels von Ur während der Regierungszeit Rlm-Sins von Larsa (1726-1667), be1215Die Kombination der beiden Phrasen als ana mü~ab ~arrülija u ana multa"ilte belülija ist im Baubericht rur Asarhaddons Palast in Ninive belegt, vgl. Borger 1956: 61: Nin. A vi 11. 121ßSAA 16 125, vgl. S. 150. 1217S0 sind bisher 75 Exemplare des E~ul~ul-Zylinders des Nabonid (555-539), der Bauarbeiten in IJarran, Sippar und Sippar-Anunltu zum Inhalt hat, bekannt geworden, die allesamt unverbaut aufbewahrt wurden (SCIIAUDIG 2001: 412): Der Großteil fand sich in einem Raum am äußeren Zingel der Ziqqurrat von Sippar, aber zumindest ein Stück stammt aus dem sogenannten "Schloßmuseum" von Babyion (vgl. Anm. 1082). Der Fund aus der Ziqqurrat von Sippar weist wohl auf eine Inschriftenproduktion auf Vorrat hin. Eine andere "Sammelinschrift", der Ebabbar-Ekurra-Zylinder, behandelt Bauarbeiten an zwei Heiligtümern in Sippar, und wieder wurde je ein unverbautes Exemplare an den genannfen Fundorten in Babyion und Sippar angetroffen (SCHAUDIG 2001: 358). 1218SCIIAUDIG 2001: 66.
244
B. DIE MACHT DES NAMENS
wohnt wurde. 1219 Es ist gut möglich, daß auch die Referenzexemplare von Bauinschriften ihren Platz in der Schulausbildung hatten. 122o
II. 2. d. b. Abschriften alter Inschriften Neben der Archivierung zeitgenössischen Materials ist auch die Beschäftigung mit altem Inschriftengut zu belegen. Während das zeitliche Verhältnis zum Original und damit auch die Deutung von älteren Beispiele unklar ist,1221 läßt sich das Anfertigen von Abschriften ab dem frühen II. Jt. ganz zweifelsfrei nachweisen: Ein sicheres Beispiel ist eine Inschrift des frühdynastischen Herrschers Enna-il, König von Kis, die in der Ur III-Zeit auf eine Tontafel kopiert wurde, die im Inana-Tempel von Nippur ausgegraben wurde;1222 das Original ist unbekannt. Besonders die Inschriften der Dynastie von Akkad wären uns kaum bekannt, hätte man sie nicht in der altbabylonischen Zeit von den Weihgaben, die im Tempel des Enlil in Nippur aufgestellt waren, auf Tontafeln abgeschrieben, die dann im Rahmen der Schreiberausbildung immer wieder kopiert wurden; die Originalinschriften sind zum weitaus größten Teil verloren. 1223 Dies gilt aber ebenso für zahlreiche andere Denkmäler des III. und frühen II. Jt. 1224 Abgeschrieben wurden einerseits Monumentalinschriften, die sichtbar auf Stelen, Statuen,1225 Kultsockeln, 1226 Schmuckstücken und anderen Weihgaben 1219Vgl. dazu CHARPIN 1986: 425-427. 122°Dies zieht auch WILCI<E 1982a: 39f. in Erwägung. 12210b z.B. der Text auf der Plaque diorite, eine Inschrift des frühdynastischen Stadtfürsten Ur-Nanse von LagaA zusammen mit einer Ritualanweisung (STEIDLE 1982: I llOf.: Urnanse 49), von Zeitgenossen oder späteren Schreibern abgeschrieben wurde oder ob es sich um eine Vorlage fiir eine neue Inschrift handelt, läßt sich schwer entscheiden (COOPER 1980a: 103f. identifizierte das Objekt als Übungsstück eines Steinschneiders). Die ovale Tonplatte, auf der Teile der Reformen lrikaginas zusammen mit einem historischen Bericht eingeschrieben sind (STEIBLE 1982: I 312-324: Ukg. 6; Kopie: DONBAZ/HALLO 1976: 6f.), ist wohl keine Vorlage; ob es sich um eine zeitgenössische Abschrift oder ein späteres Werk handelt, ist aber unklar.
II.2.d.b. ABSCHRIFTEN ALTER INSCHRIFTEN
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angebracht waren, andererseits auch verborgene Bauinschriften nach ihrer zufälligen oder gezielt herbeigeführten Wiederentdeckung. Für die aus dieser Zeit in großer Zahl überlieferten Abschriften von Inschriften früherer Epochen prägte F.R. KRAUS das Schlagwort von den "altbabylonischen Quellensammlungen zur altmesopotamischen Geschichte." 1227 Diese Tradition wurde in der mittelbabylonischen Zeit fortgesetzt 1228 und war im 1. Jt. sowohl in Assyrien 1229 wie auch in Babylonien 123o verbreitet. Bis in die neubabylonische Zeit läßt sich für das Abschreiben von altem Inschriftenmaterial eine enge Verbindung mit der Schreiberausbildung belegen,1231 und besonders darin ist ein Grund zu sehen, daß die Zahl der in Form von späteren Abschriften überlieferten Inschriften sehr hoch ist. Daß mit dem Kopieren alten Inschriftendas in Fragmenten aufgefundene Original erhalten, vgl. dazu bereits S. 189. 1227KRAUS 1963. 1228 Äußerst problematisch ist aber aufgrund des unzureichenden Forschungsstandes in der Paläographie die Ti'ennung zwischen mittel- und neubabylonischen Abschriften; vgl. SASSMANNSHAUSEN 2001: 52. 1229Beispiele neuassyrischer Abschriften von sichtbaren Inschriften: Steleninschrift des kassitischen Königs Agum Kakrime (STEIN 2000: 150-169); zweisprachige Wagen inschrift des kassitischen Königs KadaAman-Enlil 11. (STEIN 2000: 170-176); Inschrift auf dem von Adad-apla-iddina von Babyion gestiftetem Gürtel des Nabu von Borsippa (RIMB 2 B.2.8.5; eine Abschrift stammt aus der Regierungszeit Asarhaddons und wurde nach Auskunft des Kolophons nach einer beschädigten Abschrift angefertigt: ina I
1225Ein seltenes Beispiel rur eine Statueninschrift, die sowohl im Original wie auch in Form einer altbabylonischen Abschrift vorliegt, ist RIME 3/21.4.7. Vom originalen Monument Sü-Suens von Ur (1943-1935) ist nur ein Fragment des Sockels mit einem Teil des linken Fußes erhalten, das in sekundärer Nutzung als Türangelstein eines parthischen Gebäudes in Nippur aufgefunden wurde (6N-351, vgl. CIVIL 1989: 60f., 64 Abb. 2). Die altbabylonische Abschrift enthält neben der Inschrift des Sockels auch den auf der Schulter der Statue angebrachten Text und außerdem noch zwei weitere Sü-Suen-Inschriften (RIME 3/2 1.4.3 und RIME 3/2 1.4.5), jeweils versehen mit Angaben zur Position der Texte auf den Denkmälern.
1230Beispieie neubabylonischer Abschriften von sichtbaren Inschriften: Steleninschrift ItIal-Erras von Mari aus Sippar (RIME 3/2 4.6.1); Inschrift des kassitischen Königs GandaA (STEIN 2000: 149f.); Steleninschrift des kassitischen Königs Kurigalzu I. (er 36 6 und BIN 2 33, vgl. FOSTER 1993: 278f.); Inschrift einer Bronzestatue des kassitischen Königs Adad-suma-u~ur (BM 36042, vgl. BRINI<MAN 1976: 91: C.2.4); Inschrift auf dem von Simbar-Sipak geweihten Thron fiir Enlil in Nippur); Inschrift des Siegels für die Halskette der Göttin U~ur-amassu aus Uruk, geweiht von KaAsu-bel-zeri, einem Statthalter des Meerlandes (RIMB 2 B.4.0.2001); Kudurru Bel-ibnis von Babyion (RIMB 2 B.6.21.1); Inschrift Assurbanipals und SamaS-sumu-ukins (RIMB 2 B.6.33.5). - Einige neubabylonische Abschriften von wieder entdeckten Bauinschriften: Bauinschrift Sulgis von Ur (RIME 3/2 1.2.24); Ziegel inschrift AmarSuenas von Ur (RIME 3/21.3.11 und RIMB 2 B.6.32.2016); Bauinschrift lJammu-räpis von Babyion, vermutlich von einem Ziegel oder Tonnagel (RIME 4 3.6.3); Zylinderinschrift AmmI-ditänas von Babylon (RIME 4 3.9.1: Ex. 1); Ziegelinschrift des kassitischen Königs Kara-indaA (BRINI<MAN 1976: 169f.: N.2.1.3-4, 378 NI'. 1); Ziegelinschrift des kassitischen Königs Kurigalzu (BRINI<MAN 1976: 212: Q.2.12); Bauinschrift des kassitischen Königs Marduk-apla-iddina I. (VS 1 34; VGL. BRINI<MAN 1976: 247f.: R.2.1); Ziegelinschrift des kassitischen Königs Meli-Sipak (BM 64691; vgl. BRINI<MAN 1976: 254: S.2.2; mit dem Vermerk sa eli agurru "von der Opferfläche eines Ziegels" im Kolophon); Bauinschrift Marduk-säpik-zeris von Babyion (RIMB 2 B.2.7.2); Ziegelinschrift Asarhaddons von Assyrien vom Etemenanki (RIMB 2 B.6.31.9: Ex. 8); Bauinschrift vom akftu-Festhaus der Göttin U~ur-amassu aus Uruk, errichtet von Bel-ibni und Nabu-zera-usabSi, den Söhnen des Bullutu (RIMB 2 B.6.15.2001).
1226Ein solcher Kultsockel ist nach eigenem Ausweis die bekannte "Scheibe" der En-bedu-Ana, Tochter des Sargon von Akkad: Neben einer Abschrift aus der Zeit Rlm-Sins von Larsa (1726-1667 ist auch
1231 Zum Abschreiben von Inschriften früherer Perioden im babylonischen Schulunterricht vgl. G ESCHE 2001: 149.
12226N_T100 = STEIBLE 1982: 11 218: Enna'i1 Al; vgl. GOETZE 1961: 108 Abb. 2 rur eine Photographie und 109 Abb. 3 für eine Kopie des Textes. 1223Vgl. dazu RENGER 1980-83: 66f., FRANI<E 1995: 86-89 und JONI<ER 1995: 110-116. 122'IVgl. EOZARO 1980-83a: 64f. mit Belegen; vgl. allgemein auch HALLO 1970: 121 und speziell zur Auffindung von Inschriftenabschriften in Ur und ihrer Einordnung in die Schreiberausbildung vgl. CHARPIN 1986: 425f.
B. DIE MACHT DES NAMENS
246
gutes auch die Namen der ursprünglichen Auftraggeber bewahrt und vervielfältigt wurde liegt dabei auf der Hand: So wurden durch die Verwendung dieser Texte im Unterrich~ einerseits immer wieder neue Schreibergenerationen mit den Namen der alten mesopotamisc~en Herrscher vertraut gemacht und derart die Erinnerung an diese gefördert, andererseIts aber wurde deren Weiterexistenz auch ganz konkret durch die Vermehrung ihrer "geschriebenen Namen" weiter abgesichert. Den Textsammlungen wurden in Form von Abschriften, seltener auch im Original 1232 frei zugängliche wie auch verborgene Inschriften, die man im Zuge von Bauarbeiten zutage gefördert hatte (wobei in den Quellen durchaus auch die gezielte Suche nach diesen Objekten angesprochen wird), einverleibt. So entdeckte Sin-balassu-iqbi, der Statthalter von Ur während Assurbanipals Herrschaft über Babylonien (ca. 665-655), bei der Suche nach dem Urplan des Sin-Tempels von Ur 1233 einen über tausend Jahre alten Ziegel mit einer Inschrift des Königs Amar-Suena von Ur (1952_1944).1234 Er ließ diesen Ziegel abschreiben und eine Kopie in Form eines trommelförmigen Denkmals öffentlich ausstellen.l 235 Zum Verbleib des Originalziegels ist nichts bekannt; es ist gut möglich, daß Sin-balassu-iqbi das Stück in seinem eigenen Gründungsdepositum 1236 mitbestatten ließ. Auch von einer Inschrift des kassitischen Königs Kurigalzu I. (14. Jh.) für den Ningublaga-Tempel in Ur wurde zur Zeit Sin-balassu-iqbis eine Abschrift 1237 der beiden Originaltafeln aus Stein und Meta1l 1238 angefertigt, die damals wohl bei den Baum·beiten für den Ningal-Tempel im Schutt des alten, längst aufgegebenen Gebäudes zutage kamen. Man konnte diese Texte nicht einfach im Gründungsdepositum des neu errichteten Ningal-Heiligtums bestatten, dennoch fand man einen Weg, sie respektvoll und angemessen zu behandeln: Sie wurden unter der Pflasterung eines Raumes des Tempels der Ningal niedergelegt, zusammen mit einer Reihe von anderen alten Bauurkunden: eine Gründungstafel Gudeas von Lagaii vom Nindara-Tempel in Ki'esa und zwei Gründungstafeln aus Stein und Metall des Warad-Sin von Larsa (1739-1727) von der Stadtmauer von Ur. 1239 Dieser Befund ist kein Einzelfall: 1240 Als im Zuge der Bauarbeiten Salma1232Gerade im Falle von Gri.lndungsinschriften war es notwendig, die Original tafeln an ihren Fundort zurückzulegen, vgl. dazu Teil B.II.2.c. 1233Die Suche nach dem Urplan wird in der Inschrift auf einem Tiirangelstein dieses Tempels angesprochen, vgl. RIMB 2 B.6.32.2001: 10-16. 1234
RIME 3/2 l.3.11.
1235 RIMB 2 B.6.32.2016: 37-38: a-na ta-mar-ti ... is-?ur "Er schrieb (die Inschrift) zur Ansicht nieder." 1236Die Bestattung des Gründungsdepositums ist in der zitierten TUrangelsteininschrift erwähnt: RIMB 2 B.6.32.2001: 17. 1237BRINI<MAN 1976: 224: Q.2.66.2 (Abschrift). 1238BRINI<MAN 1976: 224: Q.2.66.1 (Originale). 1239 RIME 3/1 l.7.32 (Gudea) und RIME 4 2.13.19 (Warad-Sin); vgl. dazu WOOLLEY 1939: 63 (zu Raum 3) und BRAuN-HoLZINGER 1997: 5f. 1240Ygl. auch den Fall der Gri.lndungszylinder mit der Inschrift Sin-iddinams von Larsa (1754-1748) von der Stadtmauer von MfiSkan-säpir, die im Rahmen einer Geländebegehung als Hortfund an einer Stelle neben der Befestigungsanlage gefunden wurden; der Befund ist allerdings in Ermangelung einer genaueren archäologischen Untersuchung der FundsteIle unklar. Für STEINI<ELLER 2004b: 135 stellt
II.2.d.b. ABSCHRIFTEN ALTER INSCHRIFTEN
247
nassars 111. von Assyrien (858-824) in der Stadt Assur das Gründungsdepositum eines alten Heiligtums der Göttin Ninuaittu - bestehend aus einer Gold- und einer Silbertafel mit Inschriften TukultI-Ninurtas I. von Assyrien (1240-1205) und einer Goldtafel mit der Inschrift von dessen Vater und Vorgänger Salmanassar I. (1269_1241)1241 - entdeckt wurde, vergrub man diese Dokumente in einer mit Sand gefüllten "Schalenkapsel" aus zwei zusammengebundenen Gefäßen, die von einem dritten, darüber gestülptem Gefäß abgedeckt wurde,1242 unter dem FUßboden eines Gebäudes an der von Salmanassar 111. errichteten Stadtmauer .1243 Dieses Vorgehen erinnert an die sorgfältige Bestattung von 1244 Ritualtexten nach ihrem Gebrauch. Das berühmteste Zeugnis einer Monumentalinschrift, die Jahrhunderte lang tradiert wurde, ist sicherlich der Kodex Ijammu_rapi;1245 seine Überlieferungsgeschichte soll uns als Beispiel für die Tradierung von Inschriftengut in Form von Abschriften dienen und dabei illustrieren, wie damit neben dem Textinhalt auch das Gedächtnis des Urhebers bewahrt wurde. Der Kodex Hammu-rapi ist der jüngste bekannte Vertreter jenes Genres altorientalischer Königsinscllfiften, die auf steinernen Denkmälern den "gerechten Herrscher" pro1246 klamieren und deren zentrales Element eine Sammlung von Rechtssprüchen darstellt. Mehrere Denkmäler, die diese Inschrift IJammu-rapis von Babyion (1696-1654) trugen, wurden in den Tempeln verschiedener Städte errichtet. Das einzige vollständige, heute erhaltene Exemplar wurde bei den französischen Ausgrabungen in Susa gefunden, wohin die Stele im 12. Jh. - zusammen mit zwei oder vielleicht sogar drei weiteren Exempla1247 - von d~m bereits mehrren, die aber nur in Form kleiner Bruchstücke erhalten sind fach in diesem Zusammenhang genannten mittelelamischen Herrscher Sutruk-Nahhunte I. verschleppt worden war; die Stele war ursprünglich im Ebabbar-Tempel von Sippar aufgestellt.1248 Als der babylonische Schreiber Marduk-sUl~u-ul?ur1249 im 6. Jh. den Text dieser Stele in Susa abschrieb, hatte man die Rolle, die Sutruk-Nahhunte bei der Plazierung des Monumentes spielte, jedoch vergessen und Ijammu-rapi selbst die Verantsich die Situation so dar: "The fact that the fragments were all found in one location in turn suggests that the barrels were collected in ancient times by some pious (or historically minded) individual _ apparently after the wall and the gate had collapsed or had been torn down intentionally - and then reburied by him in their immediate vicinity." 12<11 RIMA 1 A.0.77.7 und RIMA 1 A.0.78.17 Ex. 1-2. 1242Für Abbildungen der "Schalenkapsel" Ass. 6507 vgl. ANDRAE 1935: 52 Abb. 19-20. 1243 ANDRAE 1935: 51-54, Tf. 24; ELLIS 1968: 97f. 1244Ygl. WILCI<E 1985b: 188-191 zur Bestattung eines Gefäßes mit den Bruchstücken einer absichtlich zerbrochenen, altbabylonischen Liebesbeschwörung in Isin. 12'15 Für eine Bearbeitung des Kodex Hammu-räpi siehe BORGER 1979: 2-50, 113-125; zum Denkmal vgl. ANDRE-SALVINI 2003. Moderne Ubersetzungen finden sich z.B. bei BORGER 1982: 39-80 und ROTH 1997: 71-142 (mit weiterer Literatur). 1246ZU dieser Textgruppe vgl. bereits Anm. 559. '247BoRGER 1979: 3f.: Exemplare K, M, Q, R, U, d, g, h; fiir Abbildungen einiger StUcke vgl. ANDRESALVINI 2003: 52F. 1248Rms 1983: 43; HUROWITZ 1994: 10. 1249Zur Herkunft und zu den Familienbeziehungen dieses Schreibers vgl. CHARPIN 2003: 88.
248
B. DIE MACHT DES NAMENS
wortung für die Wahl des Aufstellungsorts zugesprochen. Im Kolophon seiner Abschrift, die in der Bibliothek des Sama.s-Tempels von Sippar aufgefunden wurde, vermerkte der Schreiber entsprechend: "Gemäß dem Wortlaut des Textes der Vorlage, einer alten Stele, die ijammu-rapi, der König von Babyion, in Susa aufstellen ließ.,,1250 Daß auch anderswo Denkmäler mit einer Fassung des Kodex ljammu-räpi errichtet waren, läßt sich aufgrund der mittel- und neubabylonischen Abschriften einer vom Text der Stele von Susa abweichenden Inschrift nachweisen, die wohl auf ein in Nippur aufgestelltes Monument zurückgehenJ251 Das Schicksal dieses Denkmals ist unbekannt. Abschriften des Kodex ljammu-räpi sind aus altbabylonischer, mittelassyrischer, neuassyrischer und neubabylonischer Zeit überliefert. 1252 Gleich mehrere Kopien des Kodex ljammu-räpi wurden dabei in der königlichen Bibliothek von Ninive aufbewahrt, was neben den eigentlichen Abschriften1253 auch ein Tontafelkatalog mit dem Eintrag "Die Rechtssprüche des ijammu-rapi" (dinäni Ba ljammuräpi)1254 belegt. Der Brief eines babylonischen Astrologen, der entweder an Asarhaddon (680-669) oder seinen Nachfolger Assurbanipal (668-ca. 630) gerichtet war, belegt das Interesse, das man ijammu-rapi am neu assyrischen Königshof entgegenbrachte, besonders deutlich: "Nachdem ich eine alte Tafel, die der König Hammu-rapi hergestellt hat,1255 und eine Inschrift aus der Zeit vor ijammu-rapi abgeschrieben habe, habe ich sie aus Babyion hergebracht." 1256 Der altbabylonische König dient hier als Fixpunkt in der chronologischen Einordnung von alten Inschriften, und daß der assyrische König mit seinem Namen vertraut war, darf der Gelehrte voraussetzen. Der Text des Kodex Hammu-räpi wird im Inschriftenwerk Nebukadnezars 11. von Babylon (604-562) in einig~n Passagen wortwörtlich rezipiert. 1257 Die Existenz mehrerer 1260Sippar-Bibliothek 3/21666, vgl. FADHIL 1998: 726 und 729 (Kopie): Kolophon 5-9: ki I(A .M-fa-ru GABA.RI NA4.DU.A la-bi-ri sa IJa-am-mu-ra-p{ LUGAL Ekl ina uRu.Su-si kl uS-zi-zu. Ygl. dazu auch FRAHM 2003, CHARPIN 2003 und HUROWITZ 2005: 502f. 1261 Ausschlaggebend für die Zuweisung an NippUl' ist bei der neubabylonischen Abschrift BM 34914 (Publikation: WISEMAN 1962), daß nach dieser Version Enlil, nicht Marduk, den König dazu auswählt, Gerechtigkeit herzustellen; vgl. dazu RIES 1983: 21-25. Zu der in Nippur gefundenen, mittelbabylonischen Abschrift BE 31 22 mit den Gesetzesparagraphen § 145-179 vgl. FINI<ELSTEIN 1969: 27.
1I.2.d.b. ABSCHRIFTEN ALTER INSCHRIFTEN
249
neu babylonischer Abschriften und im besonderen die Kopie der Stele aus Susa in der Tempelbibliothek von Sippar wurden bereits erwähnt; dazu kommt ein spätbabylonischer Kommentartext, in dem das altbabylonische Wortgut des Kodex ljammu-räpi erläutert wird. 1258 Ob~ohl Hammu-rapi in der späteren Überlieferung auch mit magisch-medizinischen
Heilverfahre~ in Verbindung gebracht wurde,1259 scheint das starke Interesse am Kodex Hammu-räpi doch dafür zu sprechen, daß gerade diese Textkomposition das Andenken Hammu-rapis von Babyion sehr förderte. Dies steht sicherlich im Zusammenhang mit dem Ideal des "Königs der Gerechtigkeit" (Bar miBarim),1260 das ijammu-rapi für sich gemäß dem Text des Kodex ljammu-räpi 1261 verwirklicht zu haben in Anspruch nahm und das noch bis in die Zeit des seleukidischen Königs Antiochos I. Soter (281_261)1262 als Ausdruck wahrer königlicher Größe galt.
Auch andere Inschriften wurden wegen ihrer Bedeutung für die Umsetzung des Rechts abgeschrieben und tradiert; zu nennen sind hier zunächst der Kodex Ur-Namma, der Kodex Ur-Namma und die übrigen "Gesetzesstelen" .1263 In diesen Kontext sind aber auch die Abschriften zweier Inschriften des altassyrischen Stadtfürsten Erisum I. (19. Jh .) zu stellen, die in der assyrischen Handelskolonie von Karum Kanis (mod. Kültepe) gefunden wurden: 1264 Die Originale stammen aus dem Assur-Tempel in Assur, eine Bauinschrift für das Stufentor (muslälum) und eine auf einem Monument angebrachte Inschrift. Am Stufentor tagte in alt assyrischer Zeit das Gericht, und weil eine Textpassage der Steleninschrift als jene Eidesformel identifiziert werden konnte, mit der die Prozeßteilnehmer eingeschworen wurden, wird angenommen, daß die Tontafel mit den Inschriftenabschriften in Karum Kanis bei Gerichtssitzungen verlesen wurde. 1265 Wenn den Inschriften des Erisum auch nicht die lange Tradierung des Kodex ljammu-räpi beschieden war, so belegt die Existenz ihrer Abschriften in der anatolischen Stadt jedenfalls einmal mehr, daß der "geschriebene Name" auch losgelöst von seinem ursprünglichen Träger und Anbringungsort eine praktische Anwendung finden konnte. Daß Inschriftenabschriften über ihren Wert als Textzeugnisse hinaus eine besondere Bedeutung zugemessen werden konnte, illustriert auch die Kopie einer Bauinschrift des assyrischen Königs Assur-uballits (1356-1322) aus Assur,1266 die auf einer Tontafel
1262Ygl. die Liste der Textzeugen in BORGER 1979: 2-4, erweitert durch ROTH 1997: 251-253. Verschiedene Abschriften sind in Photographie abgebildet bei ANDRE-SALVINI 2003: 47-51. 1263 Aus Ninive stammen die folgenden bei BORGER 1979: 2-4 und ROTH 1997: 251-253 vermerkten Textzeugen D, J, L, N, P, T, b, c, e, f, i-o sowie v und Xj vgl. PARPOLA 1993: 116 Abb 17 für ein Foto des Textzeugen J (K 4223+). 12MSAA 7 56: 8', vgl. LAMBERT 1989: 95f. und 98 (Kopie). Der J(odex IJammu-räpi ist hier zusammen mit dem Babylonischen Fürstenspiegel aufgeführt (Z. 5').
1266BRAUN-HoLZINGER/FRAHM 1999: 145 weisen in diesem Zusammenhang auf einen medizinischen Text aus AssUl' hin, der laut Kolophon von einem Text aus dem Palast IJammu-räpis abgeschrieben wUl'de (BAM 4 322: 29). Jüngere Abschriften von Ij.ammu-räpis Königsinschriften sind bei HUROWITZ 2005: 520f. gesammelt.
1268 BM 59739, vgl. LAMBERT 1989: 96f. und 98 (Kopie).
1260Ygl. dazu REINER 1995: 41, 129, BRAUN-HoLZINGER/FRAHM 1999: 145f. (mit den Referenzen rur die Belege rur tIammu-räpi in historischen Ominia und Chroniken des I. Jt.), SCI-IUSTER-BRANDIS 2003: 263f. Anm. 17 und I-IuROWITZ 2005: 528f. 1260Ygl. dazu CANCII(-KIRSCI-IBAUM 1998. 1261 J(odex IJammu-räpi xlviii 96, xlix 13. 12025R 66 i 28 (Gründungszylinder aus Borsippa).
1263Ygl. dazu S. 109f. 1264 RIMA 1 A.0.33.1. Eine Textanalyse legte zuletzt GALTER 1998: 21-25 vor.
1266SAA 10 155: 7-13: [a]-du-u tup-pi [l]a-bi-ru Sei Am-mu-ra-pi LUGAL [e]-pu-su ma-al-ta-ru Isa p]a-ni Am-mu-ra-pi LUGAL ki-i as-pu-ru ul-tu TIN.TIR kl at-la-.M-a.
1266LANDSBERGER/BALI(AN 1950: 262f.j LARsEN 1976: 150-152.
1257Ygl. dazu zuletzt SCHAUDIG 2001: 32 und vgl. HUROWITZ 2005: 521.
\266 VA 5707
=
J(AH 2 27
=
RIMA 1 A. 0.73.1.
B.
250
DIE MACHT DES NAMENS
in Amulettform 1267 niedergeschrieben wurde und so - jenseits von ihrem Informationswert - als schützender Talisman wirken sollte: 1268 Als Repräsentation des erfolgreichen Begründers des assyrischen Reiches war offenbar nicht nur der originale "geschriebene Name" Assur-uballits mit dessen Kraft ausgestattet, sondern auch noch dessen Kopie. 11. 2. e. Resümee: Die Rezeption des "geschriebenen Namens"
Die vorangehenden Kapitel haben aufgezeigt, auf welche Art und Weise Inschriftenmaterial im Altertum rezipiert werden konnte. Dabei diente uns als Gliederungskriterium zunächst der Unterschied zwischen offen und versteckt angebrachten Inschriften. Die Kapitel zur "Pflege sichtbarer Inschriften" und zur "Vergesellschaftung eigener Denkmäler mit bereits bestehenden" sind entsprechend dem offen angebrachten Inschriftengut, den Monumentalinschriften, gewidmet und belegen die Fürsorge, mit der spätere Generationen im Normalfall den Zeugnissen ihrer Vorgänger begegneten. Wie das Kapitel zur "Suche nach verborgenen Inschriften und ihrer Pflege" deutlich macht, wurden seit der Zeit der I. Dynastie von Larsa aber auch die versteckt angebrachten Bauinschriften zunehmend Objekte der sorgsamen Aufmerksamkeit späterer Herrscher, die außerdem ihre eigenen Inschriften zusammen mit dem älteren Material niederlegten und damit genauso dessen Nähe suchten, wie es zuvor schon bei der Anbringung von eigenen Denkmälern in der nächsten Gesellschaft von bestehenden Monumenten üblich war. Die verfügbaren Quellen scheinen anzuzeigen, daß dies mit einer tiefgreifenden Neubewertung der Gründungsurkunde einher ging, der man zur gleichen Zeit die FUnktion der Selbstlobhymne als hervorragendes Medium königlicher "Namenssetzung" übertrug: Bauinschriften sollten von nun an späteren Generationen das Lob ihres Auftraggebers verkünden. Entsprechend lassen sich nun auch unverbaute Referenzkopien und die Tradierung von Bauinschriften im Rahmen der Schreiberausbildung nachweisen: Die duale Überlieferungsstrategie durch die Verankerung am eigentlichen Anbringungsort und darüber hinaus im Schulunterricht entspricht dabei der Tradierung der Preislieder, wie sie sich seit Sulgi von Ur (2000-1953) belegen läßt (Teil B.1.2.a.). Während die Bedeutung der Selbstlobhymnen als Mittel zur Perpetuierung des Herrschers zusehends abnimmt, erlebt die verborgene Bauinschrift einen Aufschwung. In Assyrien und in Babylonien geht man in der Folge bei der Textgestaltung sehr unterschiedliche Wege. Die assyrischen Gründungsurkunden präsentieren sich als Weiterentwicklung der ausführlichen Bauinschriften SamsI-Adads von Ekallätum (1710-1679), aber auch der I. Dynastie von Larsa und der I. Dynastie von Babyion in akkadischer 1269 - nicht sumerischer - Sprache. Die Bauurkunden der kassitischen Herrscher Babyloniens stehen dagegen ganz in der 'n-adition der älteren sumerischen Gründungsinschriften der 1267Zur Bedeutung der Amulettform vgl. Anm. 417. 1268Ygl. die Abschrift (?) einer Inschrift des frühdynastischen Stadtfürsten Ur-Nanse von LagaS zusammen mit einem Bauritual (dazu COOPER 1986: 33) auf einem Steinfragment (Plaque diorite), vgl. Anm. 1221. 1269Yerwendet wird bis in das I. Jt. die babylonische - und nicht die assyrische - Ausformung der akkadisehen Sprache.
11.2.e. RESÜMEE: DIE REZEPTION DES "GESCHRIEBENEN NAMENS"
251
IU. Dynastie von Ur und der I. Dynastie von Isin; wie diese ist das kassitische Inschriftengut kurz und in sumerischer Sprache formuliert. Sichtbare Inschriften auf Stelen, Statuen und anderen Gegenständen waren dagegen auf akkadisch abgefaßt. Erst im Laufe des I. Jt.s l;lSsen die babylonischen Herrscher auch ihre Bauinschriften auf akkadisch verfassen; dabei spielt der zunehmende assyrische Einfluß, der sich schließlich auch in babylonischen Bauprojekten der Könige von Assyrien niederschlägt, eine gewichtige Rolle. Die Gründungsinschrift als Medium zur Perpetuierung des Bauherrn verliert jedoch stark an Bedeutung, nachdem mit Nabonid von Babyion (555-539) der letzte autochthone König die Herrschaft über Mesopotamien an die Achämeniden abgeben mußte. Zwar bemühen einheimische Beamte im Namen ihrer Herren weiterhin das Format des verborgen verbauten "geschriebenen Namens", und lokale Machthaber rezipieren bis ins 2. Jh. das ältere Material in der traditionellen Weise, soweit ihnen dies möglich ist. Doch die achämenidiscben und seleukidischen Könige selbst messen der Bauinschrift nicht mehr die zentrale Bedeutung für den Erhalt der Existenz ihrer Vorgänger und ihrer selbst zu, die die Einhaltung des "Generationenvertrages" durch die mesopotamischen Herrscher über Jahrtausende garantiert hatte. Mit ihrer Gleichgültigkeit für diesen Weg zur Unsterblichkeit endet die Entwicklungsgeschichte der altorientalischen Bauinschrift, aber auch die antike Rezeptionsgeschichte des "geschriebenen Namens".
111.1. DAS AUSLÖSCHEN EINES NAMENS
III. Spuren verändern Nach der altorientalischen Vorstellung müssen Veränderungen in der Gegenwart, die Bestand haben sollen, in die Vergangenheit eingreifen. Deutlich wird dieses Konzept besonders bei den für das I. J t. gut bezeugten Lösungsritualen (sum. na m - bur - bi = akk. namburbu), durch die eine von Unheil bedrohte Person vom Bösen befreit werden sollte: Damit der Reinigungsritus überhaupt wirksam sein konnte, mußte die zugrundeliegende göttliche Schicksalsentscheidung aufgehoben und das schlechte Omen, das das Unheil ankündigte, ungeschehen gemacht werden 1270 - die gesamte Vorgeschichte des aktuellen Zustandes, dessen Abänderung gewünscht wurde, mußte aufgehoben werden. Dieses Vorgehen wird als Revision vor dem göttlichen Schiedsgericht begriffen, wie die dabei bemühte Sprache anzeigt. Parallelen für diese Verfahrensweise sind auch außerhalb und lange vor den namburbuRitualen gut belegt: Der sumerischen Dichtung Fluch über Akkad zufolge ließ Naräm-Sin von Akkad eine Omenanfrage, deren Ergebnis er nicht akzeptieren wollte, wiederholen, mit dem Ziel, den Bescheid zu revidieren. 1271 Ein Beispiel für diese Form der Gegenwartsmanipulation stellt die Komposition Ninmesara dar, der "Rechtsfall der En-gedu-Ana", wie Annette ZGOLL den Text treffend beschreibt: 1272 Diese Priesterin des Nanna-Heiligtums von Ur, eine Tochter Sargons von Akkad, wurde nach einer Revolte aus Tempel und Stadt verstoßen; Ninmesara ist ihr Appell an die Göttin Inana, das Unrecht ungeschehen zu machen. Im vorliegenden Kapitel soll untersucht werden, wie die konstituierende Macht der Namen benutzt werden konnte, um Gegenwart und Vergangenheit zu verändern. Behandelt werden zwei Themenbereiche: einerseits die Auslöschung des "geschriebenen Namens" zum Zwecke der Schädigung eines Individuums, andererseits die Nutzbarmachung der Namen berühmter Persönlichkeiten zur Legitimierung von Neuerungen als Weiterführung alter Traditionen.
III. 1. Das Auslöschen eines Namens
253
Namenstilgung ist als Ausdruck der Mißachtung in vielen Kulturen gebräuchlich und auch in den Kulturen des Altertums weitverbreitet; am bekanntesten ist wohl die damnatio memoriae der Römer, 1274 aber auch in Ägypten läßt sich diese Praxis besonders im Falle jener Pharaonen, die von ihren Nachfolgern nicht geschätzt wurden, seit dem III. Jt. häufig belegen: 1275 In beiden Kulturkreisen legen zahlreiche verstümmelte Inschriften Zeugnis für die spätere Ausmerzung von Namen ab. In Mesopotamien läßt sich Namenstilgung dagegen nur recht selten anhand von ausradierten Namen nachweisen (dazu vgl. unten); um so häufiger ist dagegen das Bemühen um die Absicherung des "geschriebenen Namens" vor einer solchen Tat: Das Auslöschen des "geschriebenen Namens" ist in den Gegenmaßnahmen der auf den Erhalt ihrer Inschriften und damit ihrer selbst bedachten Auftraggeber 1276 gut nachzuweisen. Denn die Sorge darum, daß der zum Zwecke der Perpetuierung der eigenen Person niedergelegte Name verloren ginge, indem entweder der ganze Schriftträger vernichtet oder lediglich der eigene Name darauf ausgelöscht würde, um dann womöglich noch durch den Namen des Übeltäters ersetzt zu werden, bedingte, daß mesopotamische Inschriften seit der frühdynastischen Zeit durch Fluchformeln geschützt wurden, eine Praxis, die bis zum Ende der keilschriftlichen Inschriftentradition beibehalten wurde. 1277 Daß Inschriften samt ihren Inschriftenträgern, solange das richtige Material verwendet wurde, zwar theoretisch von unendlicher Haltbarkeit sein konnten, aber von böswilligen Menschen dennoch zerstört oder zumindest verschleppt werden konnten,1278 war eine offensichtliche Tatsache. Es überrascht deshalb nicht, daß das Konzept der Inschriftensicherung durch Flüche bereits in einigen Inschriften aus der frühdynastischen Zeit auftaucht. In der Schlußklausel einer Inschrift des Lugalzagesi von Uruk, die auf einer Steintafel und auf einer "Tonvase" 1279 angebracht wurde, sollte mittels eines Fluches generell "dieser Ort" (k i - b e), also der Aufstellungsort des Inschriftenträgers, vor Zerstörung oder Plünderung durch einen Fremden geschützt werden. 1280 Um einiges älter ist die Inschrift auf einem von Eanatum von LagaS für den Tempel der Göttin Nanse gestifteten Steinmörser,1281 1274BRASSLOFF 1901. 1275BRUNNER-TRAUT 1982: 340; KAMPP-SEYFRIED 1998: 306,314-319.
Dem mächtigen Medium des "geschriebenen Namens" haftet ein Charakteristikum an, das seine Nutzung für die Existenzerhaltung eines Individuums problematisch machte: Die Übereinstimmung von Name und Selbst bedingte einerseits, daß eine Person durch die Niederschrift ihres Namens ihre Existenz über die Sterblichkeit ihres physischen Körpers hinaus absichern konnte. Diese Übereinstimmung bedingte aber ebenso, daß man die Existenzgrundlage einer Person einschränken konnte, indem man ihren Namen tilgte. 1273 Ziel einer Verstümmelung ist deshalb nicht bloß die Inschrift, sondern das dadurch repräsentierte Individuum.
127ßDiese Absicht wird ins Gegenteil verkehrt, wenn sich im Zwölftafelepos der sterbende Enlddu an jene TUr wendet, die er zusammen mit Gilgames aus dem Holz des Zedernwaldes des Ijmnbaba fertigen und dem Enlil weihen ließ, und wUnscht, daß ein kUnftiger König seinen Namen - den wir uns in einer Inschrift an der TUr verewigt denken mUssen - ausmerzen und stattdessen den seinen setzen solle (Gilg. VII 63: sumf linakkirrna sUmSu liskun; vgl. GEORGE 2003: 636f.); vgl. dazu SALLABERGER 2004: 49f. 1277FUr Belege für Fluchformeln gegen das Auslöschen eines Namens quer durch die Jahrtausende vgl. CAD 8/3 290 s.v. sumu I.d.1'. 1278Vgl. dazu FRANI<E 1995: 41.
1271 COOPER 1983: 54: Z. 94-99; zu dieser Passage vgl. MAUL 2003a: 80.
1279Diesen Formattyp, von der Form her hohle Tonzylinder und Tonkegel, deutete MARZAHN 1997b: 95, aufbauend auf COOPER 1985: 110, als auf Stöcken montierte und öffentlich ausgestellte Abschriften der originalen Grenzstelen.
1272Im Titel ihrer Edition und passim: ZGOLL 1997.
1280STEIBLE 1982: II 332f.: Lugalzagesi 2: 81-91.
1273Vgl. dazu S. 15f.
1281 Zu diesem einzigartigen StUck vgl. FRANKE 1989, die den symbolischen Charakter des Inschriftenträgers
1270MAUL 1994a: 94.
254
DIE MACHT DES NAMENS
d:ren ausgedehnte Schlußpassage speziell dem Schutz dieses Stücks gewidmet ist, wobei dIverse Mißgeschicke, die dem Mörser widerfahren könnten, durch entsprechende Flüche und Wünsche verhütet werden sollten. In unserem Kontext ist ein Fluch am wichtigsten, der sich gegen denjenigen richtet, "der diesen 'geschriebenen Namen' ausradiert.,,1282 Dies ist der älteste bekannte Beleg dafür, daß die Schwachstelle, die sich aus der Gleichsetzung des Bestandes des Namens und der fortgesetzten Existenz des Namensträgers zwangsläufig ergibt, erkannt worden war, kurz nachdem die Verwendung des "geschriebenen Namens" zur Namensperpetuation gebräuchlich wurde; durch die Absicherung mittels eines Fluches sollte unterbunden werden, daß diese Schwachstelle ausgenutzt wurde. Wenn der Inschriftenschutz durch Flüche die logische Weiterentwicklung des Konzepts des "geschriebenen Namens" darstellt, so ist es umso bemerkenswerter, daß diese Belege zunächst Ausnahmeerscheinungen darstellen: Inschriften durch in Schrift übertragene Flüche abzusichern, war in der frühdynastischen Zeit nach Ausweis des bekannten Zeugnisse äußerst selten. Es wäre allerdings denkbar, daß zwar in der Tat entsprechende Vorlmhrungen getroffen wurden, diese aber keine Aufnahme in die Inschrift selbst fanden: Einige frühneubabylonische Monumente belegen, daß die Fluchformel einer Inschrift in der altorientalischen Tradition als die verschriftete Form eines mündlich geleisteten Fluchs aufzufassen ist: Aus diesen Textzeugen geht klar hervor, daß die in den Inschriften niedergelegten Flüche die zum Schutz des Denkmals, seiner Inschrift und der darin fixierten Sachverhalte von ihren Stiftern ausgesprochenen Formeln wortwörtlich wiedergeben. 1283 Aus diesen sehr viel jüngeren Denkmälern kann man zwar keineswegs schließen, daß der Bestand der Geierstele und anderer frühdynastischer Monumente durch entsprechende Flüche gesichert wurde, die nicht schriftlich niedergelegt werden mußten; es wäre aber immerhin möglich. Gewohnheitsmäßiger Inschriftenschutz in Form einer Fluchformel im Text ist jedoch ein Grundbestandteil der sargonischen Monumentalinschriften. In seiner frühesten Ausprägung richtete sich der Fluch in den Inschriften Sargons von Akkad und seines Nachfolgers Man-istüsu 1284 gegen denjenigen, "der diesen Text beseitigt." 1285 In einer zweisprachigen Inschrift Sargons findet sich dafür auch das sumerische Äquivalent,1286 in dem anstelle des allgemeinen Begriffs tuppum "Text" der altakkadischen Fassung der spezielle-
III.I.
DAS AUSLÖSCHEN EINES NAMENS
255
re Ausdruck mu sar-ra "geschriebener Name" (Teil B.I.3.d.) verwendet wird. Seit der Regierungszeit des Rlmus wird den Inschriften eine weitere Fluchformel hinzugefügt; sie soll belangen, "wer auch immer den Namen des PN beseitigt, seinen Namen auf das Bild des PN ~etzt und sagt: 'Das ist mein Bild!"
1289S0 z.B. bei Ziegelinschriften des Erisum I. von Assur (19. Jh.): RIMA 1 A.0.33.14.
1282STEIBLE 1982: I 174: Ean. 62 ii 8'-9': mus ar - r a- bis u bo-s u bo-b a.
1290 Die Sicherung verborgener Inschriften durch Flüche läßt sich zuerst bei Kudur-mabuk, Scheich von Emutabala (RIME 4 2.13a.2) und Vater des Warad-Sin (1739-1727) und des RTm-Sin von Larsa (17261667)j ANam von Uruk (18. Jh.j RIME 4 4.6.2), Jabdun-LTm von Mari ~171~-169:j RIME .4 6.8.~-2), SamsT-Adad von Ekallatum (171O-1679j RIMA 1 A.0.39.1-2j es handelt Sich hierbei um Baulllsclll'lften aus Assur und Ninive) und den Herrschern von Malgium, Ipiq-Istar und Takil-ilissu (RIME 4 11.1.1
1283Es handelt sich dabei um den als Caillou Michaux bekannten "Kudurru" betreffend die Landschenkung einess~aters an seine Tochter aus der Zeit der 11. Dynastie von Isin (IR 70) und um einen "Kudurru" aus Ippar, auf dem mehrere Urkunden einer Familie aus dem Zeitraum 986-957 zusammengefaßt wurden (BBS 9)j fiir den vorliegenden Zusammenhang vgl. OELSNER 2002b: 541.
und RIME 4 11.2.1-2), nachweisen. 1291Von besonderem Interesse, da zweisprachig abgefaßt, ist hier eine aus neuassyrischen Abschriften aus Ninive bekannte Inschrift des KadaSman-Enlil 11.: 4R2 12: Rs. 10-14 (und Duplikate), vgl. zuletzt STEIN 2000: 174f. CUr eine Bearbeitung des aldrndischen Textes.
1284Die Abfolge Sm'gon - Man,istüsu - RTmus findet sich in einer Ur lU-zeitlichen Version der Sumerischen I<önigsliste, vgl. STEINI<ELLER 2003: 278f.
1292Vgl. dazu VEENHOF 1963: 143 und FRANI<E 1995: 222f. mit Anm. 67.
herausarbeitete. Für Photographien des nur bruchstückhaft erhaltenen Objektes vgl. COOPER 1984: Tf. IV.
1285 sa ~uß su-a u-sa-sa-ku-nij eingehend diskutiert bei FRANI<E 1995: 216f., die die Bezeichnung "altakIrnchscher Standarclfluch" für die Urform dieser Fluchformel einführt. 1286 RIME 2 l.1.1: 96-97 (sumenscher . Text) //102-104 (akkadischer Text): lu mu sar-ra-e ab-hala m - e - aj vgl. dazu auch IVIICHALOWSI
1293Z.B. in der Inschrift auf einem Keulenknauf des Ulam-BlIl'iaS: VA 645: 5-10: Aa Au-ma an-na-a i-paaA-Ai-tu-ma AN-nu dAß dSAR.SAR dAMAR.UTU U dNIN.MAIJ Au-um-Au li-ip-Ai-tu "Wer diesen Namen auslö~cht, dessen Namen sollen Anu, Enlil, Ea, Marduk und Ninmal] auslöschen!" (STEIN 2000: 129 rur eine Bearbeitung) und in der Inschrift auf einem Kalzedonblock des Nazi-MaruttaS: AG 7704 ii 1-5: sa Au-mi Aa-at-ra i-pa-aA-Ai-tu c1 UTU u c1 IS I
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DIE MACHT DES NAMENS
wurden nun auch Erwerbsverträge durch Sicherungsklauseln geschützt, ebenso wie später in neuassyrischer Zeit die entsprechenden Urkunden sowie Vertragstexte auf Monumenten und Tontafeln. Auch in den Monumental- und Bauinschriften 1294 der Könige dieser Zeit wurden häufig besonders ausführliche Fluchformeln verwendet, wobei hier das Thema des Delegierens des Zerstörungswerkes zusätzlich noch dahingehend variiert werden konnte, daß der Auftrag Lesekundigen wie Schreibern und Zukunftsdeutern erteilt würde, denen verboten würde, nach den Worten der Inschrift zu handeln. 1295 Auch in sumerischen Monumentalinschriften 1296 fand die Methode des Inschriftenschutzes durch Fluchformeln in der nachsargonischen Zeit Verwendung, wie die Textzeugnisse Utu-gegals von Uruk 1297 und Gudeas von Laga,S1298 belegen. Die Herrscher der III. Dynastie von Ur bedienten sich dieser Praxis ebenfalls. 1299 Dabei fällt besonders die Fluchauslöscht, dessen Namen sollen SamaA und Adad auslöscheni" (STEIN 2000: 138 für eine Bearbeitung). 1294Ebenso wie in den Kolophonen dieser Zeit, z.B. den Assurbanipal-Kolophonen der Typen c und e (vgl. HUNGER 1968: 97f. NI'. 319: 10-12; hier zitiert nach der Abschrift der Agum-Inschrift: 5R 33 viii 42-45): man-nu sa TUM-Lu MU-sU GIM Mu-ia SAR-ru AN.SAR u dNIN.L1L ag-gis MIR-is r Lis-kC-pu-su-ma [MU-SU N]UMUN-SU ina [(UR ZAt!.MES "Wer (diese Tafel) wegbringt (oder) seinen Namen anstelle meines (d.h., Assurbanipals) Namens schreibt, den sollen Assur und Mullissu zornig und wütend niederstoßen und seinen Namen (und) seinen Samen im Land tilgen." 1295S0 etwa in einer Stele Assurnasirpals 11. aus dem Ninurta-Tempel in Kalgu (Nimrud-Monolith): RIMA 2 A.0.101.17 v 76-79: Lu-u LU.A.BA Lu LU.t!AL Lu-u ma_ r am'-ma sa-nu-u NU su-a-tu ljuL-Liq sa pi-i-su La e-pa-se i-qa-ab-ba-as-su ,,(Wer auch immer es ist, der) entweder einem Schreiber oder einem Seher oder sonst jemandem (befiehlt): 'Zerstöre dieses Bild!' Befolge seinen Wortlaut nicht!" 1296Die sumerischen FlUche zum Schutz der Inschrift sind zusammengestellt bei MICHALOWSI
111.1. DAS AUSLÖSCHEN EINES NAMENS
257
formel in der zweisprachigen Inschrift eines von Sulgi (2000-1953) gestifteten Monuments auf, die nicht nur den Schutz des 'geschriebenen Namens', sondern auch der bildlichen Darstellung (sum. ge s - gur = akk. u~urtum) auf dem Denkmal bewirken sollte: " Wer die Zeich,nungen meines Steinmonuments, dort, wo sie hingezeichnet sind, weglöscht, wer meinen 'geschriebenen Namen' dort, wo er hingeschrieben ist, weglöscht, ihn verringert und seinen (eigenen) Namen hinschreibt (oder) wegen (dieses) Fluchs es einen anderen machen läßt." 1300 Bemerkenswert ist aber, daß die Könige von Ur den für die sargonischen Inschriften typischen Analogiefluch, dem zufolge das Vernichten des Namens in der Inschrift mit dem Verlust der Nachkommenschaft geahndet werden sollte, nur in ihren akkadischen Texten gebrauchten. 1301 Dagegen benutzten die Könige der I. Dynastie von Isin den Analogiefluch auch in einer sumerischen Fassung; ein Beispiel dafür findet sich in der Inschrift auf einer Weihgabe,1302 die Iddin-Dagan (1878-1858) für Nanna von Ur fertigen ließ. 1303 Auch die kassitischen Könige und später die babylonischen Herrscher des I. Jt. verwendeten diese Methode in ihren auf sumerisch abgefaßten Inschriften auf Monumenten und unsichtbaren Bauteilen. 1304 Es fällt jedoch auf, daß verborgene Bauinschriften in sumerischer Sprache nur in Ausnahmefällen 1305 durch Flüche gesichert werden. Zusammen mit der Keilschrift und der äußeren Form der Monumente wurde auch die Inschriftensicherung mittels Flüchen schon früh von Mesopotamien aus in benachbarte, anderssprachige Kulturkreise übernommen: nach Ebla im Westen, nach Lullubum, SimurrlUTI und Susa im Osten und nach Urkes im Norden; prägend war hier sicherlich der 1300 RIME 3/2 1.2.38: 13-17 (aldmdische Fassung): sa u-~a-ra-at na-ri-ia a-sar u-~a-ru u-pa-sa-tu sa su-mi sa-' at-ra-am' a-sar sa-at-ru i-pa-si-tu u-ma-tu-u u MU.NI.IM-su i-sa-td-ru aB-sum er-re-tim sa-naam u-sa-ha-a-zu-u. Trotz der Schreibung mit [al ist u-~a-ra-at sicherlich zu u~urtu zu stellen; eine Emendation (so GELB/KIENAST 1990: 344) ist aber besser zu vermeiden, da sich in diesem Text noch eine zweite ungewöhnliche [al-Schreibung findet, nämlich in der Stativform u-~a-ru (so analog zu asar satrü zu interpretieren; Hinweis Claus WILCI<E). Beachte, daß die sumerische Fassung in diesem altbabylonischen SchUlertext in - ungewöhnlichem - syllabischem Sumerisch niedergeschrieben ist (vgl. Anm. 486f.).
130IZ.B. RIME 3/2 1.4.5: Ex. 1: 58-66 (altbabylonische Abschrift einer aklmdischen Inschrift Sii-Suens); vgl. dazu FRANI<E 1995: 230. 1302Die Weihgabe selbst ist nicht erhalten; ihre Inschrift, aus der die Natur des Gegenstandes nicht ersichtlich ist, ist nur in Form zweier altbabylonischer Abschriften aus einem Privathaus in Ur bekannt. 1303RIME41.3.2:25-31: lu a nfg-gul dfm-[ma f]b-si-ag-ge2o-a nfg-d[fm-ma-gulO] ib-ziI' e - [ a] mus a I' - r a - b a sub f - f( b - II I' U - a] m u - n i b f - f b - s a I' - [ I' e - a] a s b a 1- a - b a - k e4 es I ü - r kür' sub a- an - z i - z i - a "Derjenige, der den Befehl gibt, Böses dagegen zu tun, der [mein] Werk beschädigt, der diesen 'geschriebenen Namen' aus[löschtj, um seinen Namen hinzuschreiben, (oder) wegen dieses Fluchs einen anderen die Hand dazu erheben läßt."
1304Z.B. in der Inschrift auf einem TUrangelstein Sin-balassu-iqbis, Statthalters von Ur unter Assurbanipal von Assyrien (668-ca. 630 ), aus dem Sin-Tempel von Ur: RIMB 2 B.6.32.2001: 32-38: I (I m u sarra-gulO su bf-fb-llfu-e-a ga-ba ki-bi kur-ru-da dEN.zudNin-gal dingir bad-galg u 10 m u - b i ge - e n - ga-I a m - e - n e "Wer meinen 'geschriebenen Namen' auslöscht oder seinen Ort verändert, mögen Sin und Ningal, die Götter, meine Untersti.ltzer, seinen Namen tilgen!" (g a- b a, im Sumerischen eigentlich als Verbal präfix verwendet, scheint hier im Sinne von akk. lü gebraucht .zu sein). 1305ZU den Inschriften des IJaAmar-galsu aus Nippur vgl. bereits Anm. 725.
258
DIE MACHT DES NAMENS
Einfluß des akkadischen Reichs. 1306 Im Laufe des 11. und I. Jt. verbreitete sich die Methode immer weiter und wurde unter anderem ins Hethitische, Aramäische und Urartäische übertragen. 1307 . Unter den Königen von Akkad war die Inschriftensicherung durch Flüche zur Norm geworden; daß ihre Sorge um den Erhalt ihrer Namen nicht unbegründet gewesen war, zeigt das Schicksal einiger ihrer Monumente, die über ein Jahrtausend nach ihrer Anfertigung von dem mittelelamischen König Sutruk-Nahhunte I. im 12. Jh. nach Susa verschleppt wurden, wo sie am Insusinak-Tempel aufgestellt wurden. 130B In den Inschriften einer Statue des Man-istllsu und der berühmten Stele des Naram-Sin wurden die Namen ihrer Auftraggeber ausgelöscht,1309 während ihr Usurpator Sutruk-Nahhunte zusätzlich elamische Inschriften auf den Stücken anbringen ließ, die ihn selbst, aber auch die eigentlichen Stifter nannten.l 31O So ließ er auf die Naram-Sin-Stele einschreiben: "Ich bin Sutruk-Nahhunte, der Sohn des Halludus-Insusinak, der geliebte Diener des Gottes Insusinak, der König von Anzan und Susa, der Mehrer meines Reiches, der Pfleger von Elam, der Landesfürst von Elam. Als Insusinak mir den Auftrag gab, habe ich die Stadt Sippar niedergeschlagen, die Stele des Naram-Sin (zu-h-mu-tU 1Na-ra-am- d 30-ir-ra) habe ich in die Hand bekommen, weggetragen und nach Elam fortgebracht. Meinem Gott Insusinak stellte ich sie zur Weihe auf." 1311 Sutruk-Nahhuntes Vorgehen zeigt die Grenzen des Schutzes an, den ein Fluch bewirken konnte: Er konnte nur wirksam sein, solange die kulturellen Grenzen, innerhalb derer die durch den Fluch angerufenen Gottheiten und damit auch der Fluch Geltung hatten, nicht überschritten wurden. 1312 Der elamische Herrscher fühlte sich durch die tausend Jahre alten mesopotamischen Flüche sichtlich nicht bedroht, sondern sah seine Handlung als Dienst für seinen Gott Insusinak, dem die erfolgreiche Durchführung des Feldzuges zu verdanken war und der damit seine Übermacht über die Götter Babyloniens unter Beweis gestellt hatte. Wie aber die Tatsache belegt, daß Sutruk-Nahhunte in seinen eigenen, auf diesen Monumenten angebrachten Inschriften auf die ursprünglichen Stifter Bezug nahm, war ihm der Inhalt der Inschriften einschließlich ihrer Fluchformeln durchaus verständlich. 1313 Wenn wir zum Vergleich betrachten, wie in Mesopotamien selbst mit dem Auslöschen
III.I. DAS AUSLÖSCHEN EINES NAMENS
259
von Namen in Inschriften verfahren wurde, so ist hier deutlich, daß sich der Akt direkt gegen das Individuum richtete, dessen Existenz man gänzlich tilgen wollte. Ein prominentes Opfer solcher Namensvernichtung war Nergal-eres (oder Palil-eres), ein hoher assyrischer Beamter,' der während der Regierungszeit Adad-nerarls 111. (810-783) eine ungewöhnliche Machtfülle entwickeln konnte. Er war Statthalter der westlichen Provinzen Rlli?appa, Laqe und Sühu und ließ in dem von ihm kontrollierten Gebiet mehrere Stelen errichten, die zwar den König darstellten und namentlich nannten, aber daran, daß sie tatsächlich Nergal-eres und seine Erfolge feiern sollten, in ihrer Textgestaltung keinen Zweifel lassen. All diese Stelen wurden zu einem späteren Zeitpunkt, vermutlich zum Regierungsantritt Tiglatpilesers 111. (744-727), absichtlich verstümmelt, indem der Name des Nergal-eres und teilweise auch seine Tatenberichte ausgekratzt wurden 1314 Nun waren nach der seit der AkkadZeit gültigen Tradition auch die Inschriften des Nergal-eres, und damit im besonderen die in ihnen enthaltenen Namen seiner selbst und des Königs, durch entsprechende Flüche geschützt. Sehr konzise formuliert ist dies in der Stele aus Tall al-Rimal~: "Wer von diesen Namen (d.h., des Königs und des Nergal-eres) einen Namen auslöscht,"1315 während in der Inschrift der Saba'a-Stele die Angelegenheit weitaus ausführlicher angesprochen wird: "Ein späterer Herrscher, der dieses Bild von seinem Platz wegnimmt, wer auch immer es entweder mit Erde zudeckt oder es in ein tabuisiertes Haus eintreten läßt, (oder) den Namen des Königs, meines Herrn, und meinen 'geschriebenen Namen' auslöscht und seinen Namen hinschreibt."1316 Wer es nun auch war, der für die Ausmerzung des Namen des Nergal-eres verantwortlich zeichnete, verschonte den Namen Adad-nerarls. Daß die doch eigentlich fluchbeladene Tat der Namentilgung überhaupt begangen werden konnte, kann wohl dadurch erklärt werden, daß nach dem altorientalischen Verständnis die Tatsache, daß Nergal-eres sich überhaupt anmaßte, seinen Namen mit dem des Königs gleichzustellen, als Frevel gelten mußte, der durch die Entfernung seines Namens wieder korrigiert wurde. Die Stelen ganz zu zerstören, war dagegen nicht möglich, da sie den König darstellten. Durch ein Omen, das in einem Ritualtext aus dem hellenistischen Uruk überliefert ist, aber ganz der alten mesopotamischen Tradition entstammt, wird die Beziehung zwischen dem Bild des Königs und dem Schicksal seiner ganzen Dynastie in engste Beziehung gesetzt:
1306Ygl. dazu FRANKE 1995: 227-230. 1307Ygl. dazu STEYMANS 1995: 150-194. 1308Ygl. dazu bereits S. 189, HARPER 1992 (in dem an diesen Artilwl anschließenden Katalogteil von P.O. HARPER und P. AMIET werden alle von Mesopotamien nach Susa verbrachten Stücke mit Abbildungen besprochen), CALMEYER 1993-97: 453 und BAHRANI 2003: 156, 162. 1309 AO
Sb 47 und AO Sb 4, vgl.. dazu COOPER 1990: 44f. und POTTS 1999: 233.
13lOKöNIG 1965: 76 Nr. 22 (Stele des Naräm-Sin) und KÖNIG 1965: 77 Nr. 24a (Stele des Man-ii'itüsu) vgl. dazu HARPER 1992: 161 und SLANSI
1314Stele aus Dür-Katlimmu (heute Tall Seh I:Iamad): RIMA 3 A.0.104.5; mit einem bisher unpublizierten Fragment, vgl. dazu RADNER 2002: 15; Stele aus Saba'a: RIMA 3 A.0.104.6; Stele aus Zamähu (heute Tall al-Rimäl)}: RIMA 3 A.0.104.7. 1315 RIMA 1316 RIMA
3 A.0.104.7: 21: .Sei ina MU.MES an-nu-ti l-en MU i-pa-'§i-tu-ma.
3 A.0.104.6: 26-28: NUN-U EGIR-U .§6, iJa-Lam .§u-a-tu uL-tu KI-.§U i-Laq-qu-ni-ma man-nu Lu ina SAUAR.t".A i-kat-ta-mu Lu ina E a-sak-ki u-.§e-ra-be MU MAN EN-ia u MU .§at-ri i-pa-'§i-tu-ma MU-.§U i-.§at-tar.
260
DIE MACHT DES NAMENS
Ritual des kaUl-Priesters AG. 6472 = RAcc 10 Rs. 14 DIS ALAN LUGAL KUR. BI lu-u ALAN AD-BU lu-u ALAN AD AD-BU SUB-ut-ma HAS-
ir lu-u bu-un-na-an-ni-BU uk!-kil 1317 LUGAL KUR. BI U4.MES LUGUD.DA.';'.ilES
"Wenn das Bild des Königs dieses Landes oder das Bild seines Vaters oder das Bild seines Großvaters umfällt und zerbricht oder (dieser Vorfall) seine (d.h., des Bildes) Erscheinung unkenntlich macht, werden die Tage des Königs dieses Landes kurz sein." Nicht bloß der dargestellte Herrscher war von der Beschädigung seines Bildes betroffen, sondern auch seine Nachfahren. Diese Vorstellung garantierte, daß die Monumente der Vorfahren mit Respekt und Fürsorge bedacht wurden, war doch die eigene Existenz aufs Engste mit ihrem Fortbestand verknüpft. Umgekehrt konnte dieser Zusammenhang auch gezielt dazu benutzt werden, einen unterworfenen Gegner und seine gesamte Linie für alle Zeit als Rivalen um die Herrschaft auszuschalten. Besonders für die assyrischen Könige kann die Anwendung dieses Prinzips gut nachgewiesen werden. Unter den königlichen Stelen der "Stelenreihen von Assur" 1318 befinden sich vier Stücke, die aus usurpierten Denkmälern hergestellt wurden. Dabei handelt es sich um das zurechtgestutzte Standbild eines Mannes, das sicherlich in seiner ursprünglichen Form einen feindlichen Herrscher darstellte; Adad-nerärT II. (911-891) ließ die Statue grob in Stelenform bringen und seine Inschrift darauf einmeißeln. 1319 Weiters wurden drei Steinsäulen 1320 mit ihren Kapitellen nach unten als Stele verwendet, wie die Anbringung der Inschriften beweist; die Stücke können den Königen Tiglatpileser I. (1114~1076),1321 Assur-bel-kala (1073-1056)1322 SamsT-Adad IV. (1053-1050)1323 zugeordnet werden. Bei allen vier Stücken kann man davon ausgehen, daß es sich um Beutestücke handelte, deren Usurpation durch die assyrischen Könige die Unterwerfung ihrer ursprünglichen Auftraggeber visualisieren, und daß durch deren Beschädigung und Aneignung diese Unterwerfung bestätigt und verstärkt werden sollte. Als der assyrische König Assurbanipal (668-ca. 630) die Bilder von 32 elamischen Herrschern aus Susa fortschleppen ließ,1324 suchte er dadurch den Untergang dieser Königsdynastie herbeizuführen, den er durch sein militärisches und politisches Handeln ebenfalls 1317Die Lesung dieses Verbums folgt den Wörterbüchern, vgl. AHw. 194 s.v. ekelu(m) D und CAD B 318 s.v. bunnannu 2. b, allerdings nicht deren Übersetzung dieser Präteritumsform des D-Stammes ("wenn ... ihr Aussehen unkenntlich gemacht ist U ; "if its features become indistinct U ) .
IILl. DAS AUSLÖSCHEN EINES NAMENS
261
nach Kräften zu bewerkstelligen trachtete - denselben Hintergrund darf man auch für die Verschleppung der Bilder der urartäischen Könige Sarduri, Argisti und Rusa aus dem IJaldi-TeJIlpel von MUl?lli?ir durch Sargon II. (721_705)1325 und der 55 ägyptischen Königsstatuen durch Asarhaddon (680-669)1326 annehmen. Die Verstümmelung des Bildes des IJallusu, der Assurbanipals Großvater Sanherib (704-681) durch die Verschleppung seines als Herrscher über Babyion eingesetzten Sohnes Assur-nädin-sumi nach Elam die bitterste Niederlage seiner Regierung bereitete,1327 wird in einem Textzeugen im Detail beschrieben:
Inschrift Assurbanipals von Assyrien K. 3062+82-3-23, 20 Rs. I 12'_19'1328 12' [ALAN l]lfal-lu-su 1329 LUGAL KUR.NIM.MA ki an-nu-u 13' [Ba a-n]a KUR.AN.SAR ki ik-pu-du le-mut-tu 14' [it-ti] 1 d30-PAP.MES-SU MAN KUR.AN.SARki AD AD Du-ia
~e-lu-u-tU iB-ni-i~-~u ak-kis
15' [e-p]u-BU 16' KI[R4- BU] Ba 17'
NUNDUM.ME[S]-BU Ba iq-ba-a me-re-eh-tu ap-ru-u' 18' SU.MIN-BU u-kar-ri-it Ba GIS.vBAN is-ba-tu 19' a-na mit-lJu-~i KUR.A~ .SAR ki
"Das Bild des IJallusu, des Königs von Elam, jener, der gegen Assyrien Böses geplant hatte, der mit Sanherib, dem König von Assyrien, dem Vater meines Vaters und Erzeugers, Streit angefangen hatte - seine Nase, die er gerümpft hatte, hieb ich ab, seine Lippen, die Vermessenes gesprochen hatten, schnitt ich ab, (und) seine beiden Hände schlug ich ab, die den Bogen im Kampf gegen Assyrien gehalten hatten." IJallusus Bild erfuhr damit ein Schicksal, das sich in seiner Intention in der absichtlichen Beschädigung des berühmten Bronzekopfes eines sargonischen Herrschers aus Ninive l330 während der Eroberung dieser Stadt im Jahre 612 durch babylonische und medische Truppen wiederholte: Beide Augen sind ausgeschlagen, während das Abtrennen der Nase zwar 1325TCL 3 400, 402-404; Bearbeitung: W. MAVER 1983: 108-111. 1326Ygl. dazu ÜNASCH 1994: I 35f.
1318ZU diesen Denkmälern vgl. bereits S. 124.
1327ZU den Quellen vgl. J.A. BRINI<MAN in PNA I/I 202f. s.v. Assur-nädin-sumi und D. SCHWEMER/M. WATERS in PNA 2/1 444 s.v. tIallusu 1.
1319 ANDRAE 1913: Nr. 9; STROMMENGER 1970: 11-13.
1328Umschrift: BORGER 1996: 54f. (ohne Übersetzung).
1320Ygl. dazu auch ANDRAE 1977: 149f.; MJGLUS 2004: 423 und READE 2004b: 258.
1329Daß der Name in den auf neuassyrisch abgefaßten Gebrauchstexten als I}allusu auftaucht, liegt am neuassyrischen Sibilantenwechsel, der nur gelegentlich in der Schrift, dann aber oft bei fremdsprachigen Eigennamen, realisiert wird (mI' Beispiele vgl. I-IÄMEEN-ANTTILA 2000: 9).
1321 ANDRAE 1913: NI'. 16; Inschrift: RIMA 2 A.0.87.1013. 1322 ANDRAE 1913: NI'. 17; Inschrift: RIMA 2 A.0.89.13. 1323 ANDRAE 1913: NI'. 15; Inschrift: RIMA 2 A.0.91.5. 132'IPrisma A vi 48-57 / / Prisma F v 34-39 (BORGER 1996: 54, 241.)
1330NvLANDER 1980; vgl. dazu auch BERAN 1988: 55-57 (der in diesem Zusammenhang auch auf die spätere YerstUmmelung von Statuen der Stadtfürsten Enmetena und Gudea von Laga1i hinweist; wann diese absichtlichen Schäden verursacht wurden, muß allerdings unklar bleiben) und BAI-IRANI 2003: 162-164.
262
DIE MACHT DES NAMENS
III.l. DAS AUSLÖSCHEN EINES NAMENS ster, dessen Namen der große Herr Marduk nennen 1334 und der seinen Sinn auf das Erbauen des Eanna-Tempels richten wird, er möge diesen 'geschriebenen Namen' sehen und mit seinem 'geschriebenen Namen' für alle Zukunft dauerhaft machen."
versucht wurde, aber nicht geglückt ist. Ähnlich wurde mit ausgewählten Figuren im Reliefprogramm der Königspaläste von Ninive verfahren, insbesondere mit den Darstellungen von assyrischen Königen und Königinnen sowie von Personen, die in der assyrischen Unterjochung Elams wichtige Rollen spielten; auch ihre Namen in den zugehörigen Inschriften wurden ausgemeißelt. 1331 Mit der Beschädigung der Bilder dieser Personen sowie ihres "geschriebenen Namens" sollte das Ende ihrer Existenz sowie ihrer gesamten Linie besiegelt werden. Doch nicht nur das Auslöschen einzelner Namens läßt sich nachweisen, sondern auch das Entfernen ganzer Inschriften. Als Sargon H. von Assyrien (721-705) die Gründungsinschrift Marduk-apla-iddinas H. ("Merodachbaladan"; 721-710), seines Rivalen um die babylonische Vorherrschaft, aus dem Eanna-Tempel in Uruk entfernen und durch seine eigene ersetzen ließ,1332 wurde die Wunschformel am Ende der Inschrift des babylonischen Herrschers nicht respektiert, in der es heißt:
Inschrift Marduk-apla-iddinas 11. von Babyion RIMB 2 B.6.21.1: 37-40 37 rMU.sAR-e' LUGAL a-lik malJ-ri-ia e-[p]is E su-a-ti a-mur-ma MU.S[ARV s'lf La u-nak-kir-ma it-ti M[U].SAR-e-a GIN r 38 man-nu ar-ku-u Lu-u LUGAL Lu-u DUM[U] LUGAL Lu LtJ. qC-pu Lu LU.[GAR-n]u Lu LU.sa-tam Lu LU.lJa-[z]a-an-nu 39 sa E[N] GAL-U dAMAR.UTU MU-SU i-na[m-b]u-ma ra-na' e-peS' rE'.AN.NA GESTUG-SU i-sa[k-k]a-nu 40 MU.[S]AR su-a-tu Li-mu-[u]r-ma i[t-t]i MU.SAR-su-ma Lu_ r kin' a[lJ-r]a-tas "Ich sah den 'geschriebenen Namen' des Königs, der mir als Erbauer dieses Gebäudes voranging,1333 und veränderte seinen 'geschriebenen Namen' nicht, sondern machte (ihn) zusammen mit meinem 'geschriebenen Namen' dauerhaft. Wer auch immer es künftig ist, sei es ein König, ein Königssohn, ein Beauftragter (des Königs), ein Statthalter, ein Verwalter oder ein Bürgermei-
263
t f t
Nicht bloß die Bauinschriften Marduk-apla-iddinas waren Ziel der Tilgungsbemühungen Sargons. Auf einer Königsstele, die in Uruk aufgefunden wurde,1335 sind das Königsbild und die Inschrift völlig abgearbeitet; es liegt nahe, Sargon dafür verantwortlich zu machen. Auch der überraschende F\md eines "Kudurrus" in Zypern,1336 der eine Landschenkung Marduk-apla-iddinas zum Inhalt hat, wurde mit Sargon in Verbindung gebracht;1337 dessen Aktivitäten auf dieser Insel sind durch die Errichtung seiner Königsstele in Larnaka und deren Erwähnung in seinen Inschriften 1338 nachgewiesen, und es ist gut denkbar, daß die Verbringung des Monuments seines Erzfeindes auf die aus mesopotamischer Sicht an den Grenzen der Welt gelegene Insel Teil der Verfolgung der Person Marduk-apla-iddinas war, soll doch die Verschleppung an einen fernen Ort durch entsprechende Sicherungsklauseln in den Inschriften ebenso wie die Vernichtung oder Beschädigung des Monuments ausgeschlossen werden. 1339 Das Gewicht des Steines ist in der Literatur und den Museumsinventaren nicht notiert, aber bei den kompakten Maßen von 45 X 32 x 7,5 cm stellte sein Transport nach Zypern für Sargons Truppen kein Problem dar. In Kenntnis der Vorgehensweise Sargons H. ist die durch BEROSSOS überlieferte Behauptung, der neubabylonische König Nabu-nfu?ir ("Nabonassar"; 747-734) habe die Texte aller seiner Vorgänger vernichten lassen, um so als erster babylonischer ("chaldäischer") König in Erinnerung zu bleiben,1340 nicht ganz abwegig und könnte auf ähnliche Tilgungen der Inschriften seiner Vorgänger Bezug nehmen. Die Auslöschung der Werke eines seiner Vorgänger lag auch dem altassyrischen Herrscher Puzur-Sin am Herzen, der über Assur herrschte, nachdem er einen Nachkommen SamsI-Adads (1710-1679) vom assyrischen Thron vertrieben hatte. 1341 Nach Ausweis der Gründungsinschrift für eine Befestigungsmauer auf einer steinernen Tafel aus Assur 1342 1334ZU dieser Phrase, die die Erschaffung des kUnftigen Bauherrn meint, vgl. S. 15.
1331BAHRANI 2003: 15lf. Die vorsätzliche und gezielLe Verstümmelung von Bildwerken läßt sich auch im Zuge die Eroberung von Assur im Jahre 614 nachweisen, vgl. READE 2000: 612-614. 1332Vgl. S. 238f. 1333 Am Anfang des Textes werden Sulgi von Ur (2000-1953) und ANam von Uruk (18. Jh.) als Bauherren genannt, wobei Sulgi die Errichtung des ganzen Eanna-Komplexes zugeschrieben wird, während ANam nur die Erbauung des Schreines filr Ningeszida zugewiesen wird (RIMB 2 B.6.21.1: 3-4). Nachdem in der Schlußpassage nur von den Inschriften eines Königs die Rede ist, ist damit wohl Sulgi gemeint. ANam wird in Marduk-apla-iddinas Inschrift als "frUherer König" erwähnt (Z. 4: AN-am LUGAL pa- r ni'), obwohl er diesen Titel selbst nie filhrte. Hier haben wir es offenbar mit einer unzutreffenden Schlußfolgerung der neubabylonischen Verfasser der Inschrift zu tun, die für ANam, der in seinen eigenen Bauinschriften vom Eanna ohne Titel aufscheint (RIME 4 4.6.1-3), den Königstitel deduzierten. Den tatsächlichen Titel ANams kennen wir aus den GrUndungsinschriften von der Stadtmauer von Uruk, denenzufolge er der Heerführer von Uruk war (RIME 4 4.6.4: 1-3: AN-a m a bb a- u g n i m - U n U k1 _g a- k e4). Auch ANam berief sich bereits auf die Bauarbeiten seiner Vorgänger, nämlich Ur-Namma und Sulgi (RIME 44.6.2).
1335 W 18221; aufgrund der verbleibenden Spuren der Darstellung kann das Monument Marduk-apla-iddina zugewiesen werden, vgl. FALKENsTEINILENzEN 1956: 42 mit Tf. 23a. 1336
VA 2663; vgl. SEIDL 1989: 61 NI'. 107.
1337 GADD 1953: 129 Anm. 1. 1338BöRKER-KLÄHN 1982: 202f. NI'. 175 und T 63175. 1339S0 auch in Sargons Stele aus Larnaka: VS 1 71: linke Seite 62: Isa NA'I.NA.DU.A] u-nak-kar a-sar-su ,,[Wer] den Platz [der Stele] ändert." FUr weitere Belege vgl. CAD Nil 167 s.v. nakiiru 8.a.-b. 1340Diese Aussage wird dem um 281 v. ChI'. verfaßten babylonischen Geschichtswerk des BEROSSOS sowie ALEXANDER POLYI-IISTOR zugeschrieben: FGrH Irr Cl1 # 680 F16a = VERBRUGGIIE/WICI<ERSHAM 1996: 53: F7, vgl. dazu auch BRINI<MAN 1968: 227, BURSTEIN 1978: 22 und LAMBERT 1990: 27f. 1341Zur Identität dieses Herrschers vgl. READE 2001: 6. 1342
= RIMA 1 A.0.40.100l; Kopie: GRAYSON 1985: 13. Zum Fundort der Tafel in einem neu assyrischen Haus in Assur vgl. Anm. 1156.
BM 115688
264
DIE MACHT DES NAMENS
zerstörte Puzur-Sin eine Festungsmauer und eine Palastanlage, die SamsI-Adad, "die fremde Pest, nicht vom Fleische der Stadt Assur, die Assurs Heiligtümer verändert hat,"1343 errichten hatte lassen. Die Großtat der Karriere Puzur-Sins war seiner Inschrift zufolge nach eigener Einschätzung die Vertreibung der SamsI-Adad-Dynastie aus Assur. Wohl deswegen mochte er bei der Abfassung der Bauinschrift für die von ihm errichtete Mauer, die das Bauwerk SamsI-Adads ersetzte, auf die Nennung des verhaßten, aber unbestreitbar auch glanzvollen Vorgängers nicht verzichten, bedachte diesen aber zum Ausgleich mit außerordentlich schmähenden Epitheta; sein Vorgehen entspricht dabei der Beobachtung, daß im assyrischen Inschriftengut allgemein die namentliche Erwähnung von Feinden üblich ist. 1344 Seine Nachfolger würdigten Puzur-Sins Leistung allerdings nicht - warum, ist uns nicht bekannt; es mag aber durchaus mit deren grundlegend anderen Einschätzung der Bedeutung SamsI-Adads zusammenhängen: In der späteren Tradition der Assyrischen Königsliste wurde SamsI-Adad 1. mittels redaktioneller Kunstgriffe zum assyrischen König erklärt 1345 und diente seinen Nachfolgern bis ins 1. Jt. als Vorbild und Bezugspunkt, während Puzur-Sin dagegen soweit in Vergessenheit geraten konnte, daß sein Name lediglich in einer korrupten Form in der Assyrischen Königsliste auftaucht.1 346 Ein gutes Beispiel für einen altorientalischen Herrscher, dessen Gedächtnis nach seinem Tode absichtlich gemindert, wenn nicht sogar ausgelöscht werden sollte, ist Amar-Suena von Ur (1952-1944). Bemerkenswert ist dabei, daß nicht etwa ein Fürst einer rivalisierenden Dynastie dafür verantwortlich zu machen ist, sondern sein Sohn und Nachfolger Sü-Suen (1943-1935),1347 der nach seiner Thronbesteigung Amar-Suena - aus unbekannten Gründen - aus der den Herrschern der III. Dynastie von Ur zukommenden Totenpflege ausschloß1348 und auch dem Amar-Suena-Tempel von Girsu wieder seine alte Bezeichnung als Tempel des Nambani zugedachte. 1349 Auch das völlige Fehlen von Königshymnen auf Amar-Suena in der reichen alt babylonischen Überlieferung 1350 kann sicherlich mit dem gezielten Zurückdrängen des Namens des Amar-Suena durch Sü-Suen in Verbindung gebracht werden. Diese Maßnahmen waren offensichtlich fruchtbar, wenn auch die totale Auslöschung von Amar-Suenas Namen nur eingeschränkt möglich war: Die Inschriften der 1343 RIMA
1 A.0.40.1001: 24-27: M-bi-i[f] a-{}i-tim La uzu uRu.As-s[ur] sa is-ra-at uRu.As-s[ur] u-na-ak-
ki-'- ru '-[mJa. 1344Ygl. dazu bereits S. 155.
III.I.
13&1 Der respektvolle Umgang mit einem wiederentdeckten beschrifteten Ziegel des Amar-Suena vom Tempel des Mondgottes in Ur unter Sin-balässu-iqbi, dem Statthalter von Ur während Assurbanipals Herrschaft Uber Babylonien (ca. 665-655), kam bereits zur Sprache, vgl. S. 245f. 1352In historischen Omina und in der Weidner-Chronik (einem literarischen Brief), vgl. SALLABERGER 1999a: 167 (mit Literatur). Die Überlieferung, daß Amar-Suenas Tod durch den "Biß eines Schuhs" (nisik seni) verursacht wurde, galt offenbar schon im Altertum als dermaßen kurios, daß der Beleg bereits in altbabylonischen Kommentaren zu dem entsprechenden Omen zu einem Tod durch einen stößigen Stier (nikip aLpi) umgedeutet wurde, vgl. dazu COOPER 1980b: 105.
13.J7Die Familienverhältnisse diskutieren ausfilhrlich BOESE/SALLABERGER 1996: 36-38. 1348Ygl. dazu SALLABERGER 1993: I 86f., 105, 252 und SALLABERGER 1999a: 167. Urkunden aus der Regierungszeit seines Enkels Ibbi-Suens (1934-1911) aus Ur belegen allerdings, daß ein Bild des AmarSuena in dieser Stadt regelmäßige Dattelopfer erhält (SALLABERGER 1993: I 75f., II 39f.); außerdem sind Rohrlieferungen filr seinen Wassertränkort im "Thronhaus" (e ge ag U - z a) des DynastiegrUnders Ur-Namma (21. Jh.) in Ur belegt (BOESE/SALLABERGER 1996: 27-31 VAT 7191).
e Na m - b a- n i
UET 8 33, vgl. MICHALOWSI
13MYerwendet wird hier der Ausdruck ge ii - bur "Plan".
13'IO Puzur-Sins Identifizierung mit Iß.TAR-Sin gelang erst READE 2001: 6f.
1349Nambani war ein StadtfUrst von Laga1l. Zu e dA m ar - dS U e n und 1986: 97f. und SALLABERGER 1999a: 154, 312f. Anm. 444.
265
von ihm errichteten Bauwerke bewahrten seinen Namen;1351 außerdem blieb sein Name in den Datierungen der während seiner neunjährigen Regierungszeit abgefaßten Urkunden als Bestandteil des Jahresnamens erhalten. Der Fall dieses Herrschers zeigt deshalb auf, wie wirksam gerade diese beiden Formen der Namensperpetuierung waren. Trotz alledem scheinen Sü-Suens Bemühungen darin erfolgreich gewesen zu sein, Amar-Suenas Gedächtnis zu beschneiden und zu verzerren. Wann immer Amar-Suena in der späteren Überlieferung auftauchte, wurde er nie als guter König vorgestellt, sondern stets im Zusammenhang mit negativen und grotesken Episoden erwähnt: Überliefert ist neben Bezügen auf die seltsamen Umstände seines Todes 1352 eine altbabylonisch überlieferte Komposition,1353 der zufolge Amar-Suena die Neuerrichtung des in Trümmern liegenden Tempels des Enki in Eridu acht Jahre lang aufschieben mußte, weil ihm die Auffindung der ursprünglichen Gründung 1354 des Heiligtums nicht gelang - ein deutliches Zeichen, daß ihm die Götter nicht gewogen waren. 1355 Infolge von Sü-Suens Eindämmung des Bewahrens von AmarSuenas Namen im positiven Kontext der Ahnen- und Königsverehrung wurde sein Vater zwar nicht vergessen, ging aber als archetypischer Unheilsherrscher 1356 in die altorientalische Tradition ein. Dieses Schicksal konnte allerdings auch Herrschern widerfahren, deren direkte Nachfolger nichts zur Schädigung ihres Namens beitrugen: So galt etwa Sulgi von Ur (2000-1953) der späten Tradition als Schänder Babyions und des Marduk-Heiligtums;1357 auch im U ruk der Seleukidenzeit sah man in ihm einen bösen König, der den Anu-Tempel zugunsten des von ihm protegierten Schreins des Mondgottes von Ur geschädigt und "lügnerische Monumente und niederträchtige Tontafeln" hinterlassen habe. 1358 Wie es zu diesen Einschätzungen kam, ist im Detail unbekannt, doch scheinen die historischen Omina1359 dabei als Quelle eine zentrale Rolle gespielt zu haben: 136o In diesen von den Gelehrten in
1353
1345Ygl. dazu zuletzt YAMADA 1994 und YAMADA 2003.
DAS AUSLÖSCHEN EINES NAMENS
vgl. MAEI(AWA
1350MICHALOWSI
1355Die Lokalisierung der alten F\mdamente eines Tempels war durch alle Zeiten Privileg des legitimen Herrschers und zudem eine göttliche Bestätigung des Auftrags zur Wiederherstellung (vgl. dazu S. 206). Besonders deutlich stellt dies Nabonid von Babyion (555-538) in seinen Inschriften heraus; vgl. dazu SCHAUDIG 2003: 492. 1350Ygl. dazu MICHALOWSI
1 2; vgl. dazu CAVIGNEAUX 2005 (mit älterer Literatur).
1359Ygl. dazu FINI<ELSTEIN 1963 (mit älterer Literatur), LEICHTY 1970: 4f., REINER 1974, STARR 1'985 und WILCI<E 1988: 123-127. 1360GRAYSON 1975a: 46.
266
B. DIE MACHT DES NAMENS
schriftlichen Zusammenstellungen, aber offenbar auch mündlich 1361 tradierten Orakelbefunden, die mit Ereignissen im Leben namentlich genannter Herrscher in Beziehung gesetzt wurden, ist eine Überlieferung zu sehen, die ganz unabhängig von der Deponierung der königlichen Tatenberichte in Form des "geschriebenen Namens" als Datensammlung der mit der Zukunftsschau befaßten Prognostiker entstanden war. Anders als die Inschriften, deren Inhalte von den Wünschen der Herrscher bestimmt wurden, waren die Aussagen der Omina deren Kontrolle entzogen und vermochten so, in der späteren Rezeption Akzente zu setzen, die dem von den Königen selbst gesteuerten Bild widersprachen. 1362 Bemerkenswert ist dabei, daß in diesen alternativen Überlieferungsstrang 1363 neben den durchaus auch belegten Anspielungen auf jene Großtaten, die die Herrscher in ihren eigenen Zeugnissen festzuhalten trachteten, ganz bevorzugt Anekdoten eingingen, die von kuriosen und grotesken Ereignissen berichten: Mesopotamische Fürsten als Witzfiguren - eine Schattenseite des Ruhms, die dennoch erfolgreich die Bewahrung ihrer Namen bedingte.
III. 2. Das Einsetzen eines Namens in neue Kontexte Am Beispiel der Wiederherstellungsarbeiten und Kultrestaurierungen am SamaS-Tempel von Sippar, dem Ebabbar, durch die babylonischen Könige des I. Jt. führte Gerdien JONKER vor, wie in Babylonien in dieser Epoche die Vergangenheit auferstehen sollte. 1364 Durch die gezielte Suche nach den verschütteten Spuren früherer Epochen, im besonderen den Überresten der sargonischen Zeit, sollte der ursprüngliche materielle Rahmen wiederhergestellt werden, in dem mittels der Aufnahme der alten Kultpraktiken direkt an die Vergangenheit angeknüpft werden konnte. Nachdem das Reich von Akkad zu dieser Zeit zwar in Form von Texten, insbesondere den Erzählungen von Sargon und Naram-Sin, weiterlebte, aber in der Topographie Babyloniens nicht mehr wiederzufinden war, mußte diese Vergangenheit erst ausgegraben werden. Die Erwartungen an diese Nachforschungen und deren Ergebnis lassen sich dabei nicht voneinander trennen;1365 die Bezugspunkte stellten jedenfalls immer die Namen berühmter Persönlichkeiten dar: Durch die Identifizierung des Urhebers eines Fundes war die Bedeutung dieser Sache etabliert. Wenn die moderne Forschung auch die Authentizität bestimmter Objekte, die im Zuge von gezielter Recherche geborgen werden konnten,
II1.2. DAS EINSETZEN EINES NAMENS IN NEUE KONTEXTE
267
mit gutem Grund anzweifelt,1366 ist dies für ihre Einschätzung im Altertum dennoch belanglos: So wurde ein Bild Sargons von Akkad in der Regierungszeit Nabonids (555539) bei Restaurierungsarbeiten im Ebabbar in beschädigtem Zustand aufgefunden und wiederßergestellt. 1367 Ob das Monument, das in den verfügbaren Quellen bloß allgemein als ~almu "Bild" beschrieben wird und dessen Erscheinungsform deshalb vorerst nicht zu rekonstruieren ist, ein originales Bildwerk des berühmten Herrschers war oder ob es sich um ein anderes, womöglich sogar zeitgenössisches und nur zum Zwecke seiner glücklichen Wiederentdeckung verfertigtes Denkmal handelte, ist irrelevant, solange es nach seiner Auffindung als Bild Sargons behandelt wurde. Daß dies geschah, belegen Wirtschaftsurkunden: Noch während der Regierungszeit Kambyses' H. (529-522) war das Monument im Ebabbar aufgestellt, wo es mit regelmäßigen Opfergaben versorgt wurde. 1368 Als Bild Sargons repräsentierte es Sargon (Teil A.H.2.), und der Herrscher von Akkad manifestierte sich damit in der Gegenwart. Nabonid führte auch die Tradition, eine Königstochter als Priesterin des Mondgottes von Ur einzusetzen, nach altem Vorbild wieder ein, und seinem Inschriftenwerk 1369 zufolge dienten ihm dabei neben göttlichen Zeichen und dem in überlieferten Texten bewahrten Wissen eine Inschrift der alt babylonischen Nanna-Priesterin En-Ane-du und ein Steinmonument (NA4.NA.DU.A) Nebukadnezars I. (1125-1104) mit dem Bild der Priesterin (~a-lam NIN.DINGIR.RA) als Anleitung. Die Inschrift der En-Ane-du ist mit Sicherheit authentisch,1370 und auch die Angaben zum Denkmal Nebukadnezars können mit bekannten Zeugnissen aus der Zeit dieses Herrschers abgeglichen werden. 1371 Wesentlich ist auch hier, daß die Quellen für die alte Tradition mit den Namen bestimmter Zeitzeugen zusammengeführt werden; die bloße Nennung dieser Namen belegt ihre Wirksamkeit. Als die Priesterschaft von Uruk das Ende der kulturellen Vormachtstellung der Stadt Babyion nach der Eroberung Babyloniens durch Kyros Ir. im Jahr 539 zur Erneuerung des lokalen Kultes nutzte 1372 und diesen gezielt als Gegenposition zur babylonozentrischen Marduk-Theologie entwickelte, ließ man das "ursprüngliche" Pantheon von Uruk um den Himmelsgott Amull auf der Basis von alten Quellen wieder auferstehen, insbesondere der
1361Vgl. LEICHTY 1970: 8 rur das in keiner bekannten Serie enthaltene "Omen der Ku-Bawu", einer in der Sumerischen Königsliste genannten Herrscherin über Kis.
1366Besonders eine Reihe von Funden, die angeblich im Zuge von Bauarbeiten in der Regierungszeit Nabonids gemacht wurden, sind als "Fälschungen" oder, um eine weniger stark wertende Terminologie zu verwenden, als Zeugnisse von Jmus pia verdächtig, vgl. SCHAUDIG 2003: 494-497. Vgl. auch POWELL 1991: 29f. und RENGER 1996: 5lf.
1362FINI<ELSTEIN 1963: 462 sah in diesen Omina deshalb jene mesopotamische Textgattung, die am ehesten Johan HUIZINGAS berühmte Definition von Geschichtsschreibung erfilllen kann: "History is the intellectual form in which a civilization renders account to itself in the past."
1367Für die entsprechenden Berichte im Inschriftenwerk Nabonids und im Royal Chronicle vgl. SCHAUDIG 2003: 459-461. Er stuCt den Fund "sehr wahrscheinlich" als Jmus pia ein (S. 494); ähnlich BON ATZ 2003c: 188f.
1363Entsprechendes Material findet sich nicht nur in den historischen Omina, sondern auch z.B. in der Sumerischen Königsliste; es ist gesammelt und diskutiert bei WILCI<E 1988: 123-133.
1368Für die Belege aus WirtschaCtsurkunden vgl. KENNEDY 1969: 79.
1364 JONI<ER 1995: 174-176, die die neubabylonische Gesellschaft als "digging community" bezeichnet. Daß entsprechende Bemühungen schon Nabopolassar (625-605) unternommen hatte, stellte zuletzt BEAULIEU 2003b heraus. 1365Vgl. dazu die grundlegende Arbeit des Althistorikers Paul VEYNE zur "constitutive imagination" antiker Historiker und in diesem Kontext insbesondere seine Bemerkungen zu "Fälschungen" (VEYNE 1988: 103-108).
1369Für Belege vgl. SCHAUDIG 2003: 482-488. 137°Nabonids Angaben können mit der TonnagelinschriCt RIME 4 2.14.20 identifiziert werden. 1371 MICHALOWSI
II I. 2. DAS EINSETZEN EINES NAMENS IN NEUE KONTEXTE
B. DIE MACHT DES NAMENS
268
men, der Sprachgebrauch und der Stil 1381 des Textes den zur Zeit der Dynastie von Akkad geltenden Konventionen; dieses bemerkenswerte Zeugnis für die überragenden Fähigkeiten der verantwortlichen neubabylonischen Altphilologen wurde deshalb häufig für ein Original' gehalten. 1382 Aufgrund der fehlerhaften metrologischen Angaben läßt sich jedoch nachweisen, daß es sich nicht um ein Zeugnis aus der sargonischen Periode handeln kann; wegen der Fundumstände kann die Abfassung des Textes in der Regierungszeit Nabonids als nahezu sicher gelten. 1383 Marvin POWELL, der die Identifizierung dieses Denkmals als späte Schöpfung weiter untermauerte, leitete seine entsprechende Abhandlung mit den folgenden Worten ein:
Götterliste A n = Anum,1373 in der sich die Namen der "alten", in den Mittelpunkt des erneuerten Kultes gestellten Götter finden. Zur Unterstützung der Kultrestauration wurde auch eine Prophezeiung bemüht,1374 die das Verhalten verschiedener Herrscher hinsichtlich der Kulte von Uruk thematisiert; ganz bewußt nennt dieser Text keine Namen, doch ist die Leserschaft implizit dazu aufgefordert, sich die entsprechenden Persönlichkeiten aus Vergangenheit und Gegenwart ins Gedächtnis zu rufen. In einem anderen Text aus dem Jahr 251, der nur fünf Jahre vor der Errichtung des BIt-Res, des neuen Anu-Heiligtums, niedergeschrieben wurde und in enger Beziehung zu dieser Prophezeiung steht, wird dagegen Sulgi von Ur (2000-1953) zusammen mit seinem Weisen Lu-Nanna (der als "blind" bezeichnet wird) namentlich genannt und für die Vernachlässigung des Anu-Kultes in Uruk zugunsten des Kultes des Mondgottes von Ur verantwortlich gemacht und seinem Inschriftenwerk und der von ihm geschaffenen Literatur die Wahrhaftigkeit abgesprochen. 1375 Ob die hier für die Wiederbelebung der Vergangenheit bemühten Quellen authentisch waren oder nicht, tut nichts zur Sache, solange sie allgemein als zuverlässige Zeugnisse angesehen und akzeptiert wurden; ihr Erfolg bestätigt ihre GÜltigkeit. 1376
"This is a little story - really an epilogue - about name dropping in ancient Mesopotamia, about an interesting perversion of history that used two ancient and famous names to con a Chaldean king." 1384 Im Kontext der vorliegenden Arbeit ist dabei weniger von Relevanz, ob die Priesterschaft des Ebabbar durch die Anfertigung des Kreuzjörmigen Monuments oder auch durch ein angebliches Sargonsbild vermittels von gefälschten Dokumenten gezielt wirtschaftliche Vorteile für ihren Tempel zu bewirken suchte. Wesentlich ist das "name dropping", dessen sich die Verfasser des Kreuzjörmigen Monuments genauso bedienten wie die Urheber anderer "Fälschungen": Neben der möglichst detailgetreuen Angleichung an die alten Vorbilder war es der Name, der das zentrale Element im Umgang mit der Vergangenheit darstellte.
Ein scheinbar sargonisches Denkmal, das Kreuzjörmige Monument ("Cruciform Monument"), kann heute mit absoluter Sicherheit als neubabylonische Neuschöpfung identifiziert werden. Auf einem steinernen Schriftträger von ungewöhnlicher Form 1377 ist in archaischem Duktus und unter Verwendung einer am Altakkadischen orientierten Sprachform eine Inschrift angebracht, als deren Urheber Man-istüsu, König von Akkad, ausgewiesen ist;1378 der Text räumt dem Ebabbar-Heiligtum weitreichende Rechte ein. 1379 Obwohl für das auffällige Format bisher keine Parallelen bekannt sind,1380 entsprechen die Zeichenfor1373Textbearbeitung: LITKE 1998. Zur Bedeutung von A n Uruk vgl. BEAULIEU 1992: 57-60.
Daß Neugeschaffenes mit einem bestimmten Namen verknüpft wurde, ohne daß der Namensträger dafür verantwortlich zeichnete, läßt sich nicht nur in Fällen nachweisen, bei denen direkte Profiteure der Vergangenheitsmanipulation auszumachen wären. Ein Text, der heute unter dem Namen Sargons Geographie bekannt ist und den Versuch einer Beschreibung der Welt und der Berechnung ihrer Größe unternimmt,1385 wurde während der Regierungszeit Asarhaddons (680-669)1386 verfaßt. In der Komposition selbst ist jedoch Sargon von Akkad als Urheber ausgewiesen. Dies geschah, um mit Mario LIVERANI zu sprechen, "in order to provide the new attempt with the authority of tradition, the only authority (in Mesopotamian ideology) suited to provide reliability even to the most innovative experiments." 1387
= Anum für die Restaurierung der Kulte von
1374BEAULIEU 1993b; CI-IARPIN 1996: 188. 1376 SpBTU
1 2; vgl. CAVIGNEAUX 2005 und, speziell zu dieser Passage, WILCKE 1982c: 143f.
1376Vgl. dazu VEYNE 1988: 6 über das Verständnis von historischer Wahrheit von der klassischen Antike bis hin zur frühen Neuzeit: "Historical truth was a vulgate authenticated by consensus over the ages." 1377Die Form kann am besten als zwölfseitiges Prisma beschrieben werden, dessen jeweils zweite und dritte Seitenfäclle nach innen geklappt ist, sodaß der Querschnitt ein gleichschenkeliges Kreuz bildet. 1378Die Diskussion um die Identität des angeblichen Auftraggebers des I
269
I
Der mesopotamischen Weltanschauung zufolge hatte die Wahrheit überzeitliche Gültigkeit (Teil A.I.). Die Kongruenz von Wahrheit und Ewigkeit bedingt aber umgekehrt auch, 1381 Enge Parallelen in Inhalt und Formular weisen eine Inschrift des RImus (RIME 2 1.2.19) und eine Inschrift Man-istiisus in Privatbesitz (vgl. STEINI<ELLER2003: 279) auf. 1382Zur Forschungsgeschichte vgl. POWELL 1991: 22. 1383pOWELL 1991: 27f. 1384pOWELL 1991: 20; Unterstreichung durch die Autorin. 138°FUr die letzte Edition der in zwei Textzeugen erhaltenen Komposition vgl. I-IOROWITZ 1998: 67-75. 1386Die chronologische Zuweisung gelang LIVERANI 1999-2001 aufgrund von geographischen Details \.md insbesondere aufgrund der Tatsache, daß das Längenmaß beru für Distanzangaben verwendet wird (S. 72f.). 1387LIVERANI 1999-2001: 84.
270
B.
DIE MACHT DES NAMENS
daß eine Innovation, sofern sie dem göttlichen Plan entspricht und deshalb wahr" ist nicht bloß in der Gegenwart existiert und für alle Zukunft bestehen wird, so~dern in ih~ rem Kern auch immer schon bestanden hat. Die Rückprojezierung der Gegenwart in die Vergangenheit belegen verschiedene mesopotamische Tempelbauprojekte des 1. Jt., wie an anderer Stelle in dieser Arbeit bereits an hand der konstruierten historischen Kontinuität für das von Sanherib (704-681) errichtete Neujahrsfesthaus von Assur, für verschiedene Bauten NabOlüds und für das hellenistische BIt-Res von Uruk diskutiert wurde. 1388 Mit dieser V~rg~hensweise vergleichbar ist, wenn die Stadt Babyion, die erst in altbabylonischer Zelt eme bedeutende Stellung erreichte, in der zweiten Hälfte des H. Jt. mit einer erfundenen Vergangenheit ausgestattet wird, die ihrer zeitgenössischen Bedeutung gerecht werden soll und Babyion als äl §iätim "Stadt der Ewigkeit" in den Kreis der uralten Metropolen wie Sippar, Nippur und Uruk einreiht. 1389 In diesem Kontext möchte ich die fiktive Urheberschaft Sargons von Akkad an Sargons Geographie und Man-istllsus von Akkad am Kreuzjörmigen Monument sehen. . Das Beispiel der Familiennamen jener babylonischen Schreiberfamilien des 1. Jt., die aus den Eigennamen berühmter Schreiber gebildet wurden, führt dabei eindrücklich vor Augen, daß von einer solchen Verknüpfung beide Seiten, der angebliche Vorfahr und sein Abkömmling, profitierten: Indem ein Schreiber sich etwa auf Sin-leqi-unninni zurückführte,1390 den Verfasser des Zwöljtajelepos, 1391 wurde seine Qualifikation und Berufun~ zum Schreiberhandwerk untermauert; genauso aber zollte man dem großen Gelehrten Tribut und trug dazu bei, daß dessen Name weiter verankert wurde. Ebenso verhielt es sich mit jenen Zukunftsdeutern (aIde bäru), die ihren Stammbaum von dem vorsintflutlichen Weisen Enmeduranki ableiteten. 1392 Ob sich die betreffenden Familien tatsächlich bis auf Sin-leqi-unninni oder gar Enmeduranki zurückführen ließen oder die Verwendung ihrer Namen zur Bezeichnung der Familien ein legitimierendes Konstrukt war, ist dabei unerheblich, solange die einmal hergestellte Verbindung allgemein akzeptiert wurde: Tradition etabliert Wahrheit.
1388Vgl. S. 230. 1389V I I (:. ·5).azu VON SODEN 1971: 254 und GEOIlGE 1992: 5, 245f., der von Babyions "bogus past" spricht 1390Seit dem. 7. Jh. fUhrten Schreiber aus Uruk den Ursprung ihrer Familien auf Sln-Ieqi-unninni zu rUck und es sll1d Angeh~riger dieser Famili.e, die .die Texte einer Bibliothek aus dem Bit-Res-Heiligtum i~ Unil~ (vgl. PE?EIlSEN 1998a: 209f.) mit Datierungen aus der Zeit zwischen 192-162 v. ChI'. verfaßten; zu dieser Famlhe vgl. BEAULIEU 2000, PEAIlCE/DoTY 2000 und GLASSNEIl 2001: 116f. 1391 ZlI S'111- 1-' " U r he b ersc Ila ft am Zwölfta!elepos vgl. LAMBEIlT 1957: 5 (der ihn CUr einen Geeql-unnll1l11S
lel~rten .aus der mittelbabylonischen Zeit hält) und GEOIlGE 2003: 28-33 (der die verschiedenen altoflentah.schen Thaditionen bespricht und die Möglichkeit aufzeigt, daß Sln-Ieqi-unninni bereits in altbabylol1lscher Zeit gewirkt haben könnte).
1392Vgl. dazu LAMDEIlT 1998: 147.
IV. Resümee: Die Macht des Namens
Indem der Name eines Individuums dessen Wesen zur Gänze repräsentiert, ist seine Erhaltung der Schlüssel zum "ewigen Leben." Gelingt es dem altorientalischen Menschen nämlich', "seinen Namen zu setzen", so ist es ihm möglich, sein Dasein über seine sterbliche Existenz hinaus zu verlängern. Die vorliegende Arbeit zeigt damit die zentrale altorientalische Strategie zur Bewältigung der Todesfurcht auf und versteht sich so als Beitrag zur Thanatologie Mesopotamiens. 1393 Wenn ich hier altorientalische Textquellen aus verschiedensten Genres bemüht habe, deren Zugehörigkeit zu diesem Thema auf den ersten Blick nicht immer unmittelbar ersichtlich ist, um den mesopotamischen Weg zum "ewigen Leben" aufzuzeigen, dann bekenne ich mich damit dazu, das Wissen um die eigene Sterblichkeit als Ursprung und Antrieb menschlichen Kulturschaffens zu sehen, durch das letztendlich der Tod gezähmt und die Angst vor der eigenen Vergänglichkeit eingedämmt werden soll. Die Mittel, die dem Mesopotamier zur Setzung ihres Namens zu Gebote standen, sind vielfältig, wenn auch in der Möglichkeit ihrer Nutzbarmachung vom gesellschaftlichen Status des Einzelnen abhängig. Trotz der Tatsache, daß der direkte Strang der mündlichen Überlieferung vollkommen unterbrochen wurde und uns die Kulturen des Alten Orients heute nur mehr aufgrund ihrer schrift- und bildgebundenen Hinterlassenschaften erschließbar sind, darf nicht in den Hintergrund treten, daß sich diese Kulturen durch ein fruchtbares Nebeneinander von schrift- und bildgestützter und von körpergebundener Memorialkultur auszeichneten. Zur Verewigung des Namens wurden nach Möglichkeit alle diese Wege verwendet. Obwohl der mündliche Aspekt der altorientalischen Namenstraclierung lediglich aufgrund seiner Reflexe in den schriftlichen Quellen faßbar ist und deshalb in dieser Arbeit nur in sehr eingeschränktem Maße gewürdigt werden konnte, besteht kein Zweifel daran, daß dieser Aspekt in allen Teilen der Gesellschaft den bedeutendsten Grundpfeiler für die Bewahrung des Namens und die Memorialkultur überhaupt darstellte. 1394 Die Familie und deren Totenpflege waren hierfür außerordentlich wichtig (Teil B.1.1.), weswegen nach der 1393Dieses Thema ist innerhalb der Altorientalistik - trotz einer Rencontre Assyriologique Internationale zum Thema "Death in Mesopotamia" im Jahr 1979 (= CRRA 26) - noch nicht umfassend behandelt oder auch nur umrissen worden; ein wichtiger neuerer Beitrag, der Uber die Beschreibung von Begräbnissitten (grundlegend BOTTEIlO 1982; zuletzt MOFIDI NASIlABADI 1999 und LUNDSTIlÖM 2001), Totenpflege (TSUIOMOTO 1985) und Jenseitsvorstellungen (grundlegend BOTTEIlO 1980 und 1983; zuletzt KATz 2003 und LUNDSTIlÖM 2003) hinausgeht und auch den Einfluß des Todes auf die Lebenden berilcksichtigt, ist WILCI<E 2002a (in einem Band mit dem Titel "Tod, Jenseits und Identität: Perspektiven einer Imlturwissenschaftlichen Thanatologie"). 1394Die Vorstellung, daß das Nennen des Namens die Weiterexistenz eines Verstorbenen absichert, ist auch in Ägypten ausgeprägt. Auf der Totenstele eines Beamten Sesostris' I. (12. Dynastie) aus Abydos heißt es: "Möchten doch die Beamten, die vorilbergehen, sprechen, möchten sie mir doch Verklärung geben, damit ich vom Hauch des Mundes, den die Menschen gewähren, lebe, wenn sie meinen Namen leben lassen." (BUDGE 1912: TL 24 Nr. 141 [5621, vgl. dazu KEES 1956: 284); entsprechend in einer Totenstele eines Beamten Psammetichs I. (26. Dynastie) aus Edfu: "Wessen Name ausgesprochen wird, lebt." (RANI<E 1907/08: 45, vgl. dazu auch BONNET 1952: 503). Die wichtigste Rolle als Erhalter 'des Namens spielte hierbei der Sohn und Erbe, vgl. dazu RANI<E 1907/08: 53 (mit Belegen filr die Floskel "sein Sohn, der seinen Namen am Leben erhält"), HELCI< 1984: 1054 und ASSMANN 1991: 118-125.
272
B.
IV.
DIE MACHT DES NAMENS
altorientalischen Vorstellung der Fortbestand der Linie auf das Engste mit der Erhaltung der Namen der Vorfahren verbunden war; dies galt gleichermaßen für Herrscher und Volle Erstere machten sich zudem ihre Stellung an der Spitze von Staat und Kult zunutze und suchten die Bewahrung ihres Namens durch die Öffentlichkeit abzusichern; dabei spielte die bewußte und vorsätzliche Durchführung von Taten, die für die Etablierung eines ruhmreichen Namens geeignet schienen, eine wesentliche Rolle (Teil B.L2.). Städtegründungen und die Anlage von Kanälen, Stadtmauern und Palästen zählten wie militärische Erfolge zu den preiswürdigen Taten, boten aber außerdem noch die reizvolle Möglichkeit, den eigenen Namen als Bildungselement bei der Namensvergabe an diese Örtlichkeiten zu verwenden und so weiter zu verankern, ebenso wie die Schaffung von Bildwerken und anderen Weihgaben, deren Eigennamen ebenfalls unter Einschluß des Namens ihres Stifters gebildet werden konnten (Teil A.1I.3.c-e.). Die Leistungen des Herrschers wurden durch die Kommissionierung von Preisliedern und Dichtwerken unsterblich gemacht, mit deren Tradierung nicht nur die Sänger beauftragt waren, sondern auch die Schreiber, die diese Kompositionen in königlichem Auftrag niederschrieben. Preislieder wurden seit der Ur IllZeit außerdem auf Steinstelen eingeschrieben, die in den Heiligtümern aufgestellt wurden; diese Vorgehensweise läßt sich allerdings nur bis in die Anfangszeit der mittelbabylonischen Periode nachweisen und scheint dann nicht mehr praktiziert worden zu sein. Der Wunsch nach der Perpetuierung des Namens des Protagonisten ist nicht nur ein gewichtiger Grund für die Existenz von altorientalischen Erzählungen und Preisliedern, sondern auch von Inschriften. Seit der frühdynastischen Zeit ist nachzuweisen, daß der körperlose Name bewußt schriftlich niedergelegt wurde, um ihm dadurch eine physische Existenz als "geschriebenem Namen" zu geben, die seinen Weiterbestand von der mündlichen Überlieferung unabhängig machte (Teil B.1.3.); dies ist der Grund für die Abfassung der zahllosen mesopotamischen Inschriften auf Monumenten und in Bauwerken, ob augenfällig oder versteckt angebracht. Die Sichtbarkeit des "geschriebenen Namens" für den menschlichen Betrachter hat dabei für seine primäre Wirksamkeit als künstlicher Körper keine Bedeutung. Die Anbringung im Verborgenen bietet sogar einen entscheidenden Vorteil, denn die Möglichkeit, dem Namen einen künstlichen Körper zu geben, birgt ein grundsätzliches Problem in sich: Die Übereinstimmung von Name und Individuum erlaubt es, die Existenz einer Person durch die Tilgung ihres Namens zu vernichten. Ist auch der körperlose Name davon weitgehend geschützt, so ist der körperhafte "geschriebene Name" um so anfälliger: Die Wirkkraft des "geschriebenen Namens" konnte durch die Einbettung in einen heiligen Raum abgesichert und gestärkt werden: Inschriften lassen sich zunächst ausschließlich in Heiligtümern oder anderen sakralen Orten sicher nachweisen; 1395 erst ab der Zeit der lIL Dynastie von Ur werden sie verstärkt auch in Palästen und anderen weltlichen Bauten angebracht. Prinzipiell war aber die versteckte Deponierung hilfreich, um die Auslöschung eines "geschriebenen Namens" schon bei der Niederschrift zu verhindern. Sichtbar auf Monumenten und Bauteilen angebrachte Inschriften mußten dagegen besonders geschützt werden: Vereinzelt wurden sie schon in der frühdynastischen Zeit durch 1395Dabei gilt es allerdings zu beachten, daß verschiedene in Tempeln ausgestellte Inschriftenträger als Duplikate/ Abschriften von Stücken, die anderswo aufgestellt waren, gedeutet wurden; vgl. dazu Anm. 1279.
-I
RESÜMEE: DIE MACHT DES NAMENS
273
Fluch- und Segens formeln abgesichert; diese Inschriftensicherung wurde in der sargonisehen Periode allgemein üblich und sodann bis in die Seleukidenzeit beibehalten. Erst als man fest damit zu rechnen begann, daß verborgene Inschriften eine spätere menschliche Les~rschaft finden würden, wandte man die Sicherung durch Flüche auch auf diese Texte an (Teil B.lILl.). Dies geht einher mit einer Bedeutungsveränderung der verborgenen Bauinschriften, die eine zentrale Bedeutung für das "Setzen des Namens" erhalten: Seit dem 18. Jh. läßt sich nachweisen, daß diese Form des "geschriebenen Namens" auch als Kommunikationsmittel zwischen den Generationen von Bauherren in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verstanden wurde und bewußt als Medium für die künftige Verbreitung der Taten des Verfassers eingesetzt wurde; diese Entwicklung geht einher mit dem bereits beschriebenen Bedeutungsverlust der Loblieder (Teil B.1I.2.c.). Nicht jeder Name, der niedergeschrieben wurde, ist ein "geschriebener Name," der den Namensträger verewigen sollte. Obwohl nur schemenhaft zu fassen, ist dennoch klar, daß erst der angemessene rituelle Kontext - und sei er nur durch die Denkweise des Stifters bei der Auftragsvergabe, des Schreibers bei der Abfassung der Inschrift und ihrer Fixierung auf ihrem Träger und des Stifters oder seiner Stellvertreter bei der Niederlegung an dem ihr zugedachten Bestimmungsort definiert - einen schriftlich notierten Namenszug zu einem "geschriebenen Namen" machte. Davon zu trennen ist ein bloß identifizierender Eigentumsvermerk, wie er beispielsweise Gegenstände wie Sicheln in der Ur lII_Zeit 1396 oder auch Haustiere und Sklaven in der neubabylonischen Periode1397 kennzeichnen konnte. Die Stifter von Bildern und Gebäuden müssen fest an die Kraft des auf Weihgaben oder in Bauwerken niedergelegten "geschriebenen Namens" als Mittel zur Selbsterhaltung geglaubt haben. Dennoch finden sich im altorientalischen Quellenmaterial durchaus kritische Stimmen zum Sinn dieser Vorgehensweise:
Weishei tstext I<. 1453: 9_13 1398 9
13
[mim-ma MU-SU] UN.MES ib-na-a ul i-si-it a-na da-ri-is 10 [a-me-l]u-tum u si-pir ib-ba-nu-u is-te-nis i-qat-t[i] 11 [at]-ta a-na DINGIR-ma su-pe-e su-taq-rib 12 lu-u ka-a-a-an SA.GI8.GUR6-ka a-na DINGIR ba-ni-ka a-na d lS-tar uRu-ka lu-u kan-sa,-ta-ma lid-din-ka per- Ja
3/171: 11-17: 31 11fIldu !'lE.I
1396BE
1397Vgl. dazu die Belege in CAD 8/2 231 s.v. satäru 1.d. und JURSA/WESZELI 2000: 79, 82f. 1398LAMBERT 1960: 108f.
B.
274
DIE MACHT DES NAMENS
,,[Was auch immer] die Menschen schaffen, es überdauert nicht auf ewig. Die Menschheit und das Werk, das (von ihr) geschaffen wird, gehen zusammen zu Ende. Du (aber), richte immerzu das Gebet an den Gott! Dein freiwilliges Opfer möge beständig sein für den Gott, deinen Schöpfer! Sei verneigt vor der Göttin deiner Stadt, damit sie dir Nachkommenschaft gebe!" Diesem akkadischen Weisheitstext zufolge, dessen einzig bekanntes Exemplar aus der Bibliothek Assurbanipals stammt, vermag der Mensch allein durch seine Nachkommen - Geschenke der durch seine Verehrung gnädig gestimmten Götter - fortzuleben; seine Werke dagegen sind wie sein Körper zum Untergang verurteilt. Dies erinnert an einen Passus im Pessimistischen Dialog, in dem der Herr und sein naseweiser Sklave Pro und Kontra der Errichtung von öffentlichen Bauten erörtern und der Sklave mit folgendem Gegenargument aufwartet: "Steige auf die alten Ruinenhügel, gehe umher, erblicke die Totenschädel der späteren und der früheren (Menschen)! Wer war Übeltäter und wer Wohltäter?,,1399 Alle sind im Tode gleich, und die Leistungen der einzelnen werden vergessen. Die Meinung, daß jedes Streben nach einem Weiterleben jenseits des Todes sinnlos sei und daß deshalb das kurze Menschenleben, solange es währt, auszukosten sei, steht im Zentrum einer Komposition, die in verschiedenen sumerischen und akkadischen Fassungen von der altbabylonischen Periode bis in die neuassyrische Zeit tradiert wurde. 1400 Die Stimmen, die wir aus diesen Texten heraushören können, widersprechen dem zentralen Motiv der Geschichten um Gilgames, wonach das "Setzen des Namens" das Weiterleben des Individuums in seinen Taten und Werken ermöglicht. Daß aber das Vertrauen in dieses Konzept nicht nur dem König von Uruk von den Verfassern der verschiedenen Fassungen dieses literarischen Stoffes zugeschrieben wird, sondern von vielen Mesopotamiern beherzigt und aktiv in die Praxis umgesetzt wurde, belegen die zahlreichen einschlägigen Hinterlassenschaften in Form von Hymnen und Preisgedichten, Monumenten und Bauinschriften, deren Zeugnis von entsprechenden Aussagen in diesen Texten, aber auch in zeitgenössischen Briefen untermauert wird. Die Bedeutung des "geschriebenen Namens" steht und fällt mit der Überzeugung, daß dadurch ein Mittel zur Perpetuierung des Auftraggebers gefunden ist. Wie stark diese Tradition aber ist, belegt die Tatsache, daß bis in die Seleukidenzeit Bauinschriften abgefaßt wurden. Daß diese Urkundenart mit der Ablösung der neubabylonischen Dynastie durch die Achämeniden und der Eingliederung Mesopotamiens in das Perser reich im Jahr 539 allerdings stark an Bedeutung verlor, darf dabei jedoch nicht übersehen werden. In der Spätzeit waren es oft lokale, aus den einheimischen Familien rekrutierte Verwaltungsbeamte, wie die beiden Männer namens Anu-uballi~ aus Uruk, die im Namen der Könige für die Deponierung von Gründungsinschriften Sorge trugen und mittels dieser 1309 Pessimistischer
Dialog: 76-78: i-li-ma ina UGU DUß.MES LIBIR.RA.MES i-tal-lak a-mur gul-gul-e EGIR.MES u pa-nu-u-ti a-a-u be-elle-mut-tim-ma a-a-u be-ei u-sa-ti (LAMBERT 1960: 148f.).
IV.
RESÜMEE: DIE MACHT DES NAMENS
275
Urkunden auch ihre eigenen Namen verewigen konnten - in früheren Zeiten wäre ihnen ein solches Vorgehen bei Bestehen einer starken Zentralregierung unmöglich gewesen. Das Desinteresse der Monarchen an dieser für die älteren mesopotamischen Herrscher so zentral en Methode der Selbsterhaltung ist überdeutlich und führte schließlich zur Aufgabe der Deponierung von verborgenen Gründungsurkunden. Dieses Desinteresse stellte allerdings weniger eine bewußte Zurückweisung altorientalischer Traditionen dar, als vielmehr ein Zeugnis für anders geprägte Vorstellungen über den Zweck von Königsinschrift~~1401 und generell über die Wesenhaftigkeit des Individuums und seine Möglichkeiten zur Uberwindung des Todes: Wenn sich die Priesterschaft des BIt-Res von Uruk nicht etwa einer Inschrift oder einer "Pseudo-Inschrift" (Teil B.I.3.c.) bediente, um den Seleukiden Antiochos I. Soter (281-261) davon zu überzeugen, den Kult des Anu zu protegieren, sondern dazu eine Prophezeiung bemühte, die dem Herrscher, der den Kult wiederherstellen werde, eine Heilszeit verhieß,1402 dann ist in der Argumentationstechnik der Priesterschaft von Uruk eine Reaktion auf das hellenistische Konzept des Heilskönig (Soteriologie) zu sehen, das mit der Vorstellung des Erlösers in den zu dieser Zeit auch in Mesopotamien aufblühenden Heilsreligionen eng verwandt ist.1 403 Auch die Hethiter, an deren lebhaften Interesse am mesopotamischen Geistesleben kein Zweifel bestehen kann, hatten die verborgene Bauinschrift nie für sich entdeckt; man darf daraus sicherlich auch in diesem Fall auf ein grundsätzlich anderes Konzept von der Beschaffenheit des menschlichen Wesens schließen. Während jener zwei Jahrtausende, in denen der "geschriebene Name" in Mesopotamien zur Perpetuierung des Individuums eingesetzt wurde, konnten sich lediglich bestimmte Teile der altorientalischen Gesellschaft das mächtige Medium der Schrift zu diesem Zwecke nutzbar machen: Ebenso wie die Fertigung von dauerhaften Bildern bedingte die Erschaffung eines schriftgestützten Ankers beträchtliche Kosten für Material und Ausführung; sie bewirkte nicht nur ein hohes Sozialprestige, sondern setzte es bereits voraus. Die Tradierung des Namens vermittels beschrifteter Bildwerke und mit Inschriften versehener Bauten kam deshalb vorrangig für die altorientalischen Herrscher und ihr engeres Umfeld in Frage, während "private" Stiftungen sehr selten belegt sind. Selbst Siegel tragen nicht immer eine Inschrift; dennoch ist diese Form des schriftlich niedergelegten Namens die häufigste überhaupt und über weite Teile der - städtischen - Gesellschaft verbreitet; wir haben aber festgehalten, daß es dem Charakter des Siegels als eigenständige Repräsentationsform nicht gerecht werden würde, beschriftete Siegel nur als Sonderform des "geschriebenen Namens" begreifen zu wollen (Teil B.I.3.f.). Den Keilschriftschreibern stand eine Sonderform der Inschrift zur Verfügung: Sie bedienten sich des Kolophons auf Tontafeln literarischen oder wissenschaftlichen Inhalts, um ihre Namen innerhalb der Schreibergemeinde zu verankern oder in bestimmten Fällen auch in der Art von verborgenen Gründungsurkunden im baulichen Kontext eines Tempels zu verewigen (Teil B.I.3.e.). Daß sie sich die Inschriften ihrer
sa
1400Die Textzeugen der Ballade des heros du temps jadis - so bezeichnet von ARNAUD 1987: 359-365; übernommen von WILCI<E 1988: 137-139 und adaptiert von KLEIN 1999: "The Ballad of Early Rulers" (DIETRICH 1992 verwendete für denselben Text die Bezeichnung Ein Leben ohne Freude; gefolgt von KÄMMERER 1998: 208-213) - stammen aus Nippur, Ugarit, Emar und Ninive, vgl. die Zusammenstellung bei LAMBERT 1995: 38.
140lS 0 sieht z.B. AHN 1992 in den Inschriften der Achämeniden vorrangig "Propagandamittel" (S. 304), bei denen der durch den Tatenbericht belegte Erfolg des Königs seine Legitimität beweist ("Erfolg als Beglaubigungsordal" , S. 300-302). 1402Es handelt sich um die sogenannte Uruk-Prophetie, vgl. dazu S. 267. 1'103 Vgl. dazu BEAULIEU 1993b: 5lf.
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B. DIE
MACHT DES NAMENS
Auftraggeber zunutze machten, um auch ihre eigenen Namen niederzulegen, läßt sich in offensichtlicher Form nur in drei Fällen nachweisen, von denen zwei aus einem hurritisch geprägten Milieu stammen; ein mittelassyrisches Beispiel ist bisher isoliert und aufgrund der unklaren Herkunft schwer einzuordnen: Für den mesopotamischen Kernraum ist diese eigentlich nicht abwegige Vorgehensweise sonst nicht zu belegen - nur heimlich verewigte wenigstens ein Schreiber seinen Namen als Teil einer assyrischen Königsinschrift in der Bausubstanz eines Heiligtums. Sieht man von den mesopotamischen Herrschern ab, dann sind es vor allem die Namen verschiedener Gelehrter, die über Jahrhunderte, manchmal sogar Jahrtausendee überliefert wurden. Die ummänu galten als die menschlichen Nachfolger der apkallu, jener göttlichen Fischwesen, die der altorientalischen Tradition zufolge 1404 der Menschheit mit allen Errungenschaften der Zivilisation vertraut gemacht hatten, und nahmen schon allein deswegen eine hervorragende Position in der Gesellschaft ein. Wesentlich scheint dabei allerdings wieder das Verhältnis zum König gewesen sein: In der Beschwörungsliteratur, in einer Chronik und in chronologischen Listen finden sich verschiedentlich Paarungen von mesopotamischen Herrschern wie Enmerkar und Gilgames von Uruk, Sulgi von Ur, aber auch den assyrischen und babylonischen Herrschern des 1. Jt. mit ihrem jeweiligen ummänu 1405 - die Gelehrten wurden also bestimmten Königen zugeordnet, denen sie kraft ihrer Weisheit helfend zur Seite standen, und ihre Namen wurden zusammen mit denen der Herrscher überliefert: Weisheit allein konnte das Nachleben nicht absichern; es bedurfte der Unterstützung eines königlichen Gönners, um zu wahrem Ruhm zu gelangen. 140ß Das Setzen eines Namens sollte zunächst einfach die Weiterexistenz des Individuums bewirken. Einmal gesetzt, erhielten diese Namen - ob mündlich oder schriftlich tradiert eine Eigendynamik, die für uns durch die Reaktionen der Nachwelt am besten zu fassen ist. Die Vergabe der Namen von verstorbenen Familienmitgliedern an Neugeborene und von berühmten mesopotamischen Herrschern an ihre Amtsnachfolger deutet darauf hin, daß durch die entsprechende Namenswahl eine Verbindung zwischen dem Vorbild und seinem Namensvetter etabliert werden sollte (Teil B.II.l.). Wenn hier weitere Schlüsse aufgrund des Fehlens von relevanten Aussagen im Quellenmaterial unterbleiben müssen, so läßt sich die Rezeption des "geschriebenen Namens" um so genauer nachzeichnen (Teil B.I1.2.). Eine Verbindung zur Vergangenheit herzustellen, war für die mesopotamischen Fürsten ein probates Mittel, um die eigene Stellung zu bekräftigen und zu legitimieren, und der Name eines früheren Herrschers diente dabei als konstituierendes Element der Wirldichkeitsstiftung. In der traditionsbewußten Gesellschaft Mesopotamiens ließen sich Restaurierungen wie auch Reformen am ehesten durchführen, indem eine Verbindung zu einem alten, aber wohlbekannten Namen hergestellt wurde, durch den die Innovation als althergebrachte Überlieferung ausgewiesen werden konnte (Teil B.II1.2.). Diese Vorgehensweise beruhte darauf, daß der respektvolle Umgang mit den Hinter1404Vgl. dazu Anm. 61. 1405Für die Belege vgl. WILCI<E 1991: 265-267; vgl. dazu auch GLASSNER 2001: 118. 1406Vgl. dazu das aus der neuassyrischen Bibliothek von Ninive bekannte Ritual, "um den Ruhm der Wahrsagekunst zu sehen und einen großen Namen anzunehmen", vgl. bereits Anm. 457.
IV. RESÜMEE: DIE MACHT DES NAMENS
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lassenschaften der Amtsvorgänger den altorientalischen Fürsten Pflicht war. Sichtbare Inschriften wurden deshalb von denen gepflegt, die sich in die Tradition der früheren Herrscher stellen wollten, und nach Möglichkeit an ihrem ursprünglichen Aufstellungsort belassen' (Teil B.II.2.a.), der außerdem zur Errichtung eigener Denkmäler einlud: Offenkundig waren die älteren Stücke in der Perpetuierung ihrer Auftraggeber erfolgreich, und ihr e unmittelbare Nähe stellte demzufolge die ideale Umgebung für die Verewigung des eigenen Namens dar. Die Entdeckung alter Denkmäler machte einen zuvor unbekannten Platz stets für die Errichtung eines eigenen Monuments attraktiv, wie das Beispiel von Orten wie dem Berg Atalur oder Nahr el-Kelb zeigt (Teil B.II.2.b.). Nicht immer freilich hatte der "geschriebene Name" aber tatsächlich ewigen Bestand. Wir haben Beispiele für seine Tilgung und die Angst der Auftraggeber vor dieser Möglichkeit diskutiert (Teil B.III.l.); prinzipiell hatten sie von ihren legitimen Nachfolgern nichts zu fürchten, die für die Bewahrung ihrer Hinterlassenschaften Sorge trllgen und gleichermaßen auf ein entsprechendes Verhalten ihrer Erben hofften. Zuweilen ergaben sich allerdings aus der Bemühung um das Gedächtnis der Vorgänger und dem Wunsch nach gottgefälligem Verhalten Probleme. So sah sich Assurbanipal (668-ca. 630) vor die schwierige Aufgabe gestellt, sowohl den "geschriebenen Namen" seines Großvaters Sanherib (704-681) zu bewahren wie auch die von diesem veranlaßte Ausmerzung des Marduk-Kultes ungeschehen zu machen. Im Zuge seiner Auflösung des Esangil-Heiligtums hatte Sanherib Bett und Thron des Gottes aus BabyIon nach Assur bringen lassen und dort dem Assur geweiht; dabei wurden auch entsprechende Weihinschriften angebracht. Als Assurbanipal diese Möbelstücke für die Rückkehr nach BabyIon vorbereiten ließ, mußte diese Umwidmung reversiert werden: Assurbanipal ließ Sanheribs Inschriften tilgen und neue Texte in seinem eigenen Namen anbringen, die die Gegenstände wieder dem Marduk zuwiesen. Die Vernichtung der Inschrift seines Großvaters auf den Möbeln war unvermeidlich, dennoch aber wurde ein Weg gefunden, sie nicht vollends zu vernichten und der kulturellen Norm, die die respektvolle Bewahrung des "geschriebenen Namens" der Vorgänger fordert, gerecht zu werden: Assurbanipalließ Abschriften der Inschriften Sanheribs anfertigen, wovon zwei Tafeln aus Ninive 1407 zeugen, die den Text der Inschriften Sanheribs wie auch Assurbanipals neben Bemerkungen zur "Redaktionsgeschichte"1408 enthalten. Die Wiedergabe von Sanheribs Texten ist dabei von folgendem Vermerk begleitet: "Worte, die auf dem Bett und auf dem Thron des Bel, die im Assur-Tempel (aufgestellt) waren, die man wegschlug und austilgte und (an deren Stelle) der Name des Assurbanipal darauf geschrieben wurde." Dieselbe Sorgfalt, mit denen sichtbare Denkmäler behandelt wurden, kam auch den verborgenen Bauinschriften zugute. Anders als die Pflege öffentlich plazierter Monumente war diese Zuwendung aber im ursprünglichen Konzept ihrer Niederlegung zunächst nicht vorgesehen, das in der Verborgenheit Schutz vor Zerstörung suchte. Die Wiederherstellung öffentlicher Bauten war jedoch Privileg eines rechtmäßigen Herrschers; dabei wurde ins1407 J(. 2411 und K. 8664, vgl. dazu FnAHM 1997: 225-227: T 185. 1408 K. 2411 = ABRT I 79: ii 35-37: da-ba-bu sei ina UGU GlS.NA sei ina UGU GlS.GU.ZA sa dEN sa ina E AN.SAR kar-mt-u-ni pa-eis-su-tu-u-ni MU sei 1AN.SAR-DU-A ina UGU-~i sIHir-u-ni (letzte Bearbeitung: MATSUSHIMA 1988: 102).
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B.
DIE MACHT DES NAMENS
besondere bei Tempeln die Restaurierung des originalen Bauzustands angestrebt, was die Suche nach der ursprünglichen Gründung bedingte. Seit der altbabylonischen Zeit läßt sich nachweisen, daß damit das bewußte Forschen nach den Gründungsinschriften der früheren Bauherren einher ging; bei den Herrschern der I. Dynastie von Larsa läßt sich der damit verbundene Wandel in der Konzeption der verborgenen Bauurkunden besonders gut beobachten: Die Gründungsurkunden wurden nun mit der Absicht verfaßt, daß spätere Bauherren sie lesen sollten und daraus von den Taten ihrer Auftraggeber erfahren sollten. Wie die Renovierung der Gebäude wurde auch die Suche nach den alten Bauurkunden zum ausschließlichen Recht des legitimen Machthabers; damit einher ging dessen Verpflichtung zum ordnungsgemäßen Umgang mit den aufgefundenen Zeugnissen. Den dynastienübergreifenden "Generationenvertrag" zwischen den altorientalischen Fürsten beherzigten in der Folge - mit der bemerkenswerten Ausnahme der Kassitendynastie in Babylonien - alle Herrscher in Nord- und Südmesopotamien bis zur Epoche der Seleukidenherrschaft: Die alten Gründungsurkunden wurden nicht bloß wieder im Fundament bestattet, sondern waren die Grundlage für die Erwähnung der Namen der früheren Bauherrn in den Inschriften ihrer Nachfolger; diese Namen wurden dadurch weiter abgesichert (Teil B.rr.2.c.). Wenn ein lokaler Potentat namens Adad-nadin-abbe im 2. Jh. die zwei Jahrtausede alten Bauurkunden des Gudea von LagaS nicht mehr mit seinen eigenen Gründungsinschriften, aber immerhin noch zusammen mit Ziegeln wieder bestatten läßt, die seinen in aramäischen Buchstaben eingeschriebenen Namenszug tragen, so ergibt sich für uns daraus eine Momentaufnahme aus einer Epoche, als die Kommunikation zwischen dem aktuellen Herrscher und seinen Vorgängern durch den Verlust des Wissens um die Keilschrift nur mehr eingeschränkt möglich war; sie war auf Formalitäten begrenzt, während die inhaltliche Rezeption entfallen mußte. Neben der Rezeption alter Inschriften durch die Amtsnachfolger ihrer Auftraggeber war spätestens seit der Zeit der Irr. Dynastie von Ur eine Sonderform der schriftgebundenen Gedächtniskultur üblich geworden, die typisch für den mesopotamischen Kulturraum wurde und auf der Tradierung durch die Schreiber beruhte: Wie die Preislieder, eine Sonder form des auf einem Monument niedergelegten "geschriebenen Namens" (Teil B.I.2.a.), konnten auch andere Inschriften - gleichermaßen öffentlich zugängliche wie wiederentdeckte verborgene Dokumente - im Rahmen der Schulausbildung kopiert und so unabhängig von ihrem ursprünglichen Trägermonument in Form von Abschriften überliefert werden (Teil B.rr.2.d.). Inschriftenkopien waren die Quelle für Nachrichten aus der Vergangenheit schlechthin, und literarische Kompositionen, die lange nach dem Wirken ihrer Protagonisten verfaßt wurden, stellte man deshalb seit der altbabylonischen Zeit gleichsam als Abschriften wiederentdeckter Bauinschriften vor (Teil B.I.3.c.), ein überaus deutlicher Hinweis auf die überragende Bedeutung dieser Textkategorie für das altorientalische Verständnis von "Geschichte", das sich immer als Rezeption von Namen darstellt.
Indices 1409 1. Personennamen
AbI-säre: 115; 126 A.667; 168 AbI-ul-Ide: 29A.157 Adad-apla-iddina: 245A .1229 Adad-e~ir: 128; 129 Adad-nädin-agge: 142A.736; 233; 234; 278 Adad-nerärI I.: 142A.740, 743; 147A.786; 205; 206A.1088; 214A.1106; 239 Adad-nerärIII.: 13A.56; 96 Adad-nerärI II1.: 154A.823; 259; 260 Adad-sumu-ul?ur: 227 A.1127; 245A.1230 Adda-guppi': 76A.354; 125; 229A.1143 Agum Kakrime: 108; 245A.1229 AgI-lä-amaSsi: 29A.157 Akka: 25A.128 Alexander Polyhistor. 263A.1340 Amar-Suena: 31A.177; 41A.238; 88; 112; 176A.956; 203A.1083; 206A.1092; 245A.1230; 256; 264 Amar-Suena-lä-magär: 31A.174 Amel-Bawu: 160A.864 Amel-Mardllk: 230 AmmI-ditäna: 89; 96; 111A.570; 126A.667; 245A.1230 AmmI-l?aduqa: 89; 123A.640 ANam: 25A.131; 138; 147; 225; 255A.1290; 230; 262A.1333 Anne-badll: 27 ANnllbanini: 192 AntioclloS I. Soter: 145A.765; 249; 276 AntioclloS 11. Theos: 32; 133A.696 Antiochos m., der Große: 133A.696 Anll-belsllnll: 179A.962 Anllm-hirbi: 193; 195 Anll-lIballi~: 138 Anll-lIballi~-Kephalon: 32A.178; 133A.696; 142; 231 Anll-lIballi~-Nikarchos: 32; 133A.696; 145 A.765 Apil-kIn: 88 Araha: 181 1409NB:
Aragab: 111A.570 Argisti: 261 Arrabllm alias Erra-abI: 32A.184 Asarhaddon: 7; 24; 25A.132; 33; 34; 41A.237; 73A.331; 88; 120A.626; 131; 137; 149; 150; 153A.820; 188; 200; 227A.1127; 229A.1135; 231; 232; 240; 245A.1229, 1230; 248; 261; 269 Assurbanipal: 21; 24A.122; 28A.152; 33A.189; 34A.191; 35; 77 A.358; 92; 93; 94; 96; 100; 110A.564; 115A.591; 117; 124; 136A.704; 138A.719; 148A.791; 151; 157; 167 A.901; 169; 186; 188; 202A.1082; 203A.1083; 227 A.1127; 228A.1134; 229 A.1135; 231; 232; 238A.1188; 240; 245A.1230; 246; 248; 256; 257 A.1304; 260; 265A.1351; 278 143; 146; Assllrnasirpal 11.: 13A.55; 148A.791, 793; 149; 159A.852; 160; 167; 198; 199; 245A.1229; 256A.1295 Assur-agll-idclina: 34 Assur-bel-kala: 227; 260 Assllr-clän I.: 214A.1l09 Assur-etel-iläni: 73A.331; 245A.1229 Assur-etel-iläni-mllkIn-apli: 33 Assur-ilI-mllballissu: 240 Assur-näclin-apli: 153 Assur-näclin-sul11i: 261 Assur-nerärI: 181 Assur-sumu-usabsi: 240 Assur-uballi~ 1.: 138; 205; 211A.1104; 245A.1229 Atal-sen: 166; 167 Atal11rul11: 94 Babu-aga-iddina: 95 Belänum: 30 Bel-bäni: 227A.1126 Bel-epr: 157 Bel-IJarrän-belu-ul?ur: 38
Die beiden Tabellen auf den Seiten 43-59 lind 209-224 sind nicht in die Indices eingearbeitet.
280
INDICES
Bel-ibni: 138; 245A.1230 Berossos: 230; 263 Bilalama: 98; 137 Bullutu: 138 Bunu-lStar: 191A.1021 Burna-BuriaS II.: 113A.580
Gotarzes 1.: 193 Gotarzes II.: 193 Guclea: 9; 18A.68; 24A.121; 60A.266; 88; 100; 102; 117; 119; 121; 152; 168; 234; 237 A.1185; 246; 256; 261A.1330; 279 Gungunum: 111A.570
Dädusa: 38; 77; 101; 133A.820; 191A.1021 Dajjän-Assur: 154A.823 Damiq-ilisu: 111A.570 Dareios 1.: 182; 229A.1143
Ijallusu: 261 Ijammu-räpi: 10; 13A.56; 38; 71; 72; 96; 97; 106; 111A.570; 112A.577; 120A.626; 123A.640; 209; 218A.111O; 226; 228; 235; 236A.1180; 245A.1230; 247; 248A.1255; 249A.1259 IjaSmar-galsu: 138; 257 A.1305 Herodot: 174
Eanatum: 28A.153; 61; 80A.376; 253 Eiginimpae: 144A.752 Enanatum I.: 33A.177; 73; 118A.611; 141; 146 En-Ane-du: 137; 208A.1096; 209; 223 A.1116; 225; 267 En-Ane-tuma: 137 Enentarzi: 118A.611 En-hedu-Ana: 167 A.900; 189; 225; 244; 252 Enkidu: 90; 91; 92; 105A.529; 146A.768; 253 Enlila: 133 Enlil-bani: 133A.693; 188; 189 Enmebaragesi: 25A.128 Enmeduranki: 270 En-men-Ana: 147 A. 779 Enmerkar: 5; 25A.128; 99A.277; 157; 158; 160 Enmetena: 61; 161A.1330 Enna-il: 244 Ensakusana: 111 Epa'e: 118A.611 Eristi-Aja: 30 Eristi-SamaS: 30A.163 147; 249; 113; Erisum I.: 40A.231; 255A.1289 Esarra-hammat: 88 Etana: 69; 70; 160 Gabbu-ilani-eres: 168 GanclaS: 245A.1230 Gew: 193 Gilgames: 1; 16; 24, 25A.128; 27; 69; 76; 81; 84A.391; 9091; 92; 96; 97; 99; 119A,617; 121; 122; 126; 146A,768; 156; 160, 191; 203; 225; 230; 256A.1299; 275; 277 Gimil-Marduk: 123A.640 Gimil-Ninurta: 160A.864
Ibal-pi-EI II.: 142A.740 Ibbi-Suen: 88; 189; 264A.1348 Ibbit-Llm: 73 IB. TAR-Sin: 264A.1346 Iclclin-Dagan: 79A.370; 188; 257 Iddin-Sin: 192 Idrimi: 126; 166 Iksud-appaSu: 28 Ilum-muttabbil: 147 Ilu-suma: 214A.1106 Indasu: 154A.822 Ipiq-Aclad II.: 142A.740; 180 Ipiq-IStar: 255A.1290 Ippusqim-ü~i: 27 Iptatar-lIsir: 28 Irikagina: 9; 43; 60A.264; 122; 139A.678 Irnene: 111; 155A.824 Ir-Utu: 168 Isme-Dagan (von Isin): 24A.121; 88; 94; 102; 104; 105; 107; 120A.626; 137; 143A.745; 189; 208 ISme-Dagan II.: 228 Istup-ilum: 118A.611 Itlal-Erra: 245A.1230
Jabä: 20 A.103 Jaggicl-Llm: 39 Jahclun-Llm: 116; 190; 255A.1290 Jarlm-Lfm: 95 Jaslm-sumu.: 152 Jasmah-Aclclu: 88A.422; 94; 123 Josephus Flavius: 159A.847
281
PERSONENNAMEN
Kabtat-ana-häwirisa: 29 Kabti-iläni-Marduk: 169A.908 KadaSman-Enlill.: 185 KadaSman-Enlil II.: 185; 245A.1229;
255
A.1Q91
KadaSman-Enlil I. oder II.: 148A.787 Kambyses II.: 267 Kara-indaS: 245A.1230 KaSakti-sugab: 183 KaSsu-bel-zeri: 245A.1230 Kephalon: 32A.178 Ku-Bawu: 266A.1361 Kudur-mabuk: 65A.293; 96; 126A.667; 137; 189; 255A.1290 Ku-Ningal: 208; 243 Kurigalzu: 184; 185; 186; 231; 232; 245A.1230 Kurigalzu 1.: 41A.237; 109; 113; 142A.737; 148A.787; 186; 226A.1123; 245A.1230; 246 Kutik-Insusinak (= "Puzur-Insusinak"): 9; 154A.822 Kyros 11.: 14; 268 Lä-mahar: 31A.174 Libbi-ali-sarrat: 124 LfmI-malik: 136 Lipit-IStar: 41; 107 Lugal-amu: 138 Lugalbancla: 25A.128; 119A.617; 120; 160 Lugalclalu: 118A.611 Lugalgabagal: 160 Lu(gal)-hcgal: 176A.956 Lugalzagesi: 190A.1015; 253 Lu-Nanna: 123A.640; 268 Lu-Ninsubur: 176A.956 Lu-Ursaga: 176 Lu-Utu: 141; 168 Man-istüsu: 115A.582; 228; 254A.1284; 258A.131O; 268A.1378; 269A.1381; 270 Marduk-apla-iclclina I.: 182; 183; 245 Marcluk-apla-idclina II. ("Merodachbaladan"): 38A.213; 229; 238; 240; 262 Marcluk-balässu-iqbi: 128 Marcluk-naclin-ahhe: 138; 148; 238 Marcluk-n~ir: 235 Marcluk-sapik-zeri: 245A.1230 Marcluk-sumu-u~ur: 247
Marduk-zäkir-sumi: 188 Me-Kubi: 137 Meli-sipak: 79; 245A.1230; 258 A.1313 Mu-habatuku: 80A.374 Mukannisum: 152 Mullissu-mukannisat-Ninua: 20A.103 Muni-nagame: 80A.374 Mutarri~-Assur: 154A.823 MutI-baStI: 29 Nabonid: 14; 30A.167; 67 A.354; 125; 181; 188; 203A.1083; 223A.1116; 228A.1134; 229.A.1143; 231; 232; 251; 265A.1355; 267A.1366, 1367; 269; 270 Nabopolassar: 13A.55; 63A.282; 74; 159; 222A.1113, 1114; 229; 266A.1364 Nabu.-mukln-apli: 79A.369 Nabu-n~ir ("Nabonassar"): 138; 263 Nabu.-usebsi: 167 A.901 Nabu-zera-usabsi: 138; 245A.1230 Nakarum alias Ikün-pi-Sin: 32A.182 Namhani: 264A.1349 Naq'ia: 137 Naräm-Sin: 13A.53; 43A.248; 54A.259; 71; 73A.335, 336; 88; 115A.582; 146A.768; 147A.775, 779; 156; 158; 160; 195; 222A.1115; 228A.1134; 231; 232; 252; 255A.1288; 258A.131O; 266; 268A.1378 Nazi-MaruttaS: 182; 255A.1293 Nebukaclnezar 1.: 110; 228; 229; 267 Nebukaclnezar 11.: 13A.56; 41A.236; 72; 142A.739; 145A.764; 146; 148A.790; 200; 248 Nebukaclnezar III.: 182; 229A.1143 Nebukaclnezar IV.: 182; 229A.1143 Necho: 201 Nergal-eres: 259 Neriglissar: 230 Nikarchos: 32 Ninurta-kuclurrI-u~ur: 63A.282; 228 Ninurta-simanni: 139 Nür-Adad (von Isin): 97 Nür-Aclad (von Larsa): 126A.667; 145; 208; 229A.1136; 236; 238 Nür-ilisu: 136 Nusku-ibni: 110 Oannes-Aclapa: 230
282
Pälil-eres: 259 Pausanias: 159A.847 Pilsu-Dagän: 136 Psammetich I.: 272A.1391 Puzur-Insllsinak --> Kutik-Insusinak Puzur-lStar: 202A.1082 Puzur-Sin: 233; 263
Ramses 11.: 199; 200; 201 RIm-Sin (von Larsa): 29; 65A.293; 96; ll1A.570; 112A.579; 126A.667; 137; 146; 155A.824; 186A.994; 189; 207; 208; 238A.1188; 244; 255A.1290 RIm-Sin (von Ur): 189 RIm-Sin-Sala-bäStaSu: 29 RImus: 60A.265; 73A.335; 120; 254A.1284; 255A.1287; 269A.1381 Rusa: 261 Saddam Hussein: 142A.739 Saggil-kInam-lIbbib: 167 A.901 Salmanassar 1.: 124A.652; 134; 147; 214A.ll07, 1108; 247 Salmanassar 111.: 142A.740; 148A.794; 150; 154A.823; 194; 195; 198j 241; 247 Salmanassar V.: 34j 35j 38 Salmänll-aSared: 34 Sammu-rämat: 154A.823 SamsI-Addu: 10 Samsu-ditäna: 111 Samsll-ilüna: 39j ll1A.570; 126A.667j 155A.824; 209; 235; 236A.1176 Sanherib: 13A.55; 21j 33A.189; 34; 35; 41A.237; 93A.449; 99j 141A.735; 142j 147A.786j 153A.820j 173j 186j 227A.1126j 231j 240j 245A.1229j 261j 270j 278 Sarduri: 261 Sargon: 160; 191; 222A.1115; 232; 252; 258A.1378j 266j 267j 269j 270 Sargon 11.: 13A.53j 19j 34j 41j 81A.384; 88j 99j 130j 132j 141A.735j 146A.766j 159A.852j 195j 229j 238j 239, 240j 261j 262j 263 Sasa: 60A.264 Sebetti-remanni: 139 Se'-gabbäri 125A.660 Selellkos 1.: 113
INDICES
Seleukos 11. Kallinikos: 32j 145A.765j 133 A.696 Sesostris 1.: 272A.1394 Simat-Istar: 137j 208.A1096 Simbar-Sipak: 228j 245A.1230 Sin-abbe-erIba: 34 203A.1083; Sin-balässu-iqbi: 138; 148; 229A.1135; 246; 257 A,1304; 265A.1351 Sin-gämil: 138 Sin-iddinam: 97; l11A.570; 120A.627j 126A.667; 236; 246A.1240 Sin-käSid: 41A.235; 145; 239A.1198 Sin-leqi-lInninni: 25; 270A.1391, 1392 Sin-muballi~: 38 Sin-n~ir: 74A.341j 85j 86j 87 Sin-zeru-ibni: 125A.660 Sumu-EI: 112A.579
Sagarakti-suriaS: 186, 188j 231 j 232j 245A.1229 Salim-ahum: 40A.231 SamaS-ibni: 73 SamaS-klisranni: 167 SamaS-res~-ul?ur: 60A.266; 62j 63; 73A.331j 99j 202A.1082 SamaS-sllmll-ukIn: 115A.591j 159j 238A.1188j 245A.1230 SamsI-Adad I.: 10j 40A.231j 87j 88A.422j 89A.424; 94j 113 A.584j 147j 152A.713j 191 j 193j 203j 209j 224j 226j 227 A.1129; 228.A1130j 233j 245A.1229j 250j 255A.1290j 263 SamsI-Adad 11.: 228 SamäI-Adad III.: 228 SamsI-Adad IV.: 260 SamsI-Adad V.: 154A.823 Sar-kali-sarrI: 73A.335j 147 A.775j 161j 255 Sarrll-kIn: 34j 131 Sarruwa: 166 Saum-sen: 166 Selebum alias Iddin-Lagamal: 32A.183 SlIbuli-Sligab: 183 Sü-i1isu: 147A.775 Sukaletuda: 102 SlIlgi: 14A.59j 18A.86j 24A.126j 28j 29j 31A.176j 41j 60A.266, 267j 61j 88j 96j 98j 100j 102j 103j 104j 106j 107j 118A.611j 144A.753j 145A.763j 146A.767j 160j 163j 176A.956j 184j 185A.985j 189j
283
ORTSNAMEN
203A.1083j 208j 236j 245A.1230j 250j 256j 257j 262A.1333; 265j 268j 277 Sulgi-simtI: 29 Sumll-lislim: 79A.372 Su-Suen:, 15A.67, 68j 31j 33A.189j 42A.240j 60A.266j 88j 107A.540j 118A.611, 613j 138j 154A.822j 164j 176A.956j 189j 244j 257A.1301j 264 Su-Suen-lä-mabär: 31 Sutruk-Nahhunte I.: 183; 189; 202A.1081 , 1082j 247j 258 Takil-i1issu: 98; 142A.737; 237A.1185; 259A.1290 Tanruburatir: 137 Taräm-Uram: 88 Te'lImman: 92A.447; 110A.564 Tiglatpileser 1.: 41A.237; 95j 99j 145j 148A.793j 155j 192; 195j 198j 199j 200j 260 Tiglatpileser 111.: 35j 39A.215j 41j 227A.1126j 238j 259 Thdbalija IV.: 95 1\.kultI-Ninurta 1.: 13A.56j 24A.122j 31j 41j 95j 142A.743j 143j 144j 147A.786j 149A.795j 159j 160j 167j 186; 198j 199j 206A.1088j 214; 245A.1229j 247 TUl?i-damqat: 28
Ubrum: 167A.896 Ulam-BuriaS: 255A.1293 Ululäju: 34 Ur-gigir: 176A.956 Ur-Namma: 9j 60A.266j 61A.274j 84j 88; 98j 100j 109j 123A.637j 143A.745j 147A.781j 154A.822j 185A.985; 264A.1348 Ur-Nanse: 134, 146j 147; 238 A.1188j 244j 250A.1268 Ur-Ningirsu 1.: 60 Urtakku: 92A.447j 93 Urre-badu: 27 Ur-Utu: 30 Ur- Zababa: 99 Ül?i-ina-pusqi: 27 Ul?ur-namkur-sarre: 31 UsaSum: 98 Usumgal: 115 Utu-begal: 256A.1297 Waracl-Sin: 189j 206j 208j 209j 235; 236; 237; 246j 255A.1290 Watartum: 61A.274j 185A.985j 188 Zabazuna: 192 Zi-kalamma: 168 ZimrI-LIm: 30j 7lj 94j ll1A.565; 152j 159; 179A.9620j 193 Ziusuclra: 96
2. Ortsnamen
Abull?eni: 42 Abydos: 271A.1394 Adab: 118A.611j 147 Ägypten/ägyptisch: llj 12j 15j 19j 24A.121j 31A.173j 40A.224j 42A.244j 60A.263j 76j 87A.416j 122A.635j 160j 199j 200j 202A.1082j 253j 261j 271A.1394 Akkacl: 5; 7lj 78j 88A.422j 99A.494j 161j 180j 231j 258j 267 Alalab: 126A.666j 167 Aleppo: 76A.351; 152j 202A.1082 Amurru: 89j 99 'Äna: 63A.282
Ana-Assur-uter-8l?bat: 39 Anat: 218A.ll10 Aratta: 119A.616 Arrapba: 37A.210j 239A.1197 Arzubina: 37 A.21O Assur: 13A.57j 20A.102j 26A.139j 40A.231j 41j 75A.346j 87j 88j 91A.438; 113A.582; 115A.591j 123; 134j 138A.721j 139A.727j 142A.740, 741j 743j 144; 147A.786; 148A.793; 167j 168; 180j 181; 191j 198A.1060; 203; 205j 206; 227; 230; 239A.1198; 240; 247; 249j 255A.l~90; 260; 262A.1331j 263j 264; 270; 277
r ,
284
Assur -> Assur Assur-mukannis-sabsüte: 42 Atalur: 194 Azarä: 95 Babil -> Babyion Babyion: 13; 63A.282; 74, 99; 108; 115A.591; 127; 142A.739; 146; 148A.790; 159; 170A.922; 171; 172A.935; 186; 198; 202A.1080, 1082; 228A.1133; 229; 233; 235; 236; 238A.1188; 243A.1217; 245A.1229; 248; 261; 267; 270A.1389; 277 Birkleyn Su: 196A.1051 Hfsutün: 193A.1039 BTt-Dakküri: 73A.331 BIt-Ibä: 157A.840 BItwäta: 191A.1023; 192 Borsippa: 72; 100; 145A.764, 765; 229; 238A.1188; 245A.1229
Larsa: 97; 120A.627; 137A.712; 179A.962; 181; 236A.1179; 238 LIt-Assur: 39 Lullubum: 193; 195; 258
Esnunna: 94A.455; 98A.486; 180 Ferhath: 192 Girsu: 113; 116; 121; 147; 175; 233; 264 Gutium: 89A.428 Guzana: 125 HafägT: 118A.612; 235A.1173 Häna: 89A.428; 108 Hanigalbat: 239A.1198 Hal'rän: 76A.354; 125; 188; 229A.1143; 243A.1217 Hattusa: 76; 158 Hethiter jhethitisch: 76; 85; 160A.865; 194; 199; 275
185; 186A.993; 80A.373, 379; 161A.867, 868; 229A.1136; 256
Marad: 147 Mari: 27A.141; 30A163; 76A.351; 88A.422; 94; 152A.813; 179A.962; 180; 190; 218A.1110; 234A.1165 MaSkan-säpir: 189; 236A.1178; 246A.1240 Me-Turän: 97A.476; 122A.631 MurTq-Tidnim: 42A.240 MUl?~ir: 261
228A.1134;
95;
96;
Imgur-Enlil: 42 Isin: 1I2A.579; 143A.745; 154A.822; 188; 226; 237 A.1I85 Iscali: 202A.1080 Jamgad: 95
Ebla: 79A.372; 258 Edfu: 271A.1394 Elamjelamisch: 154A.822; 261 Emar: 76A.354; 77 A.356; 136; 137; 151A.803; 274A.1400 Ericlu: 30A.169; 147A.781;
143;
v
Charakene: 233A.1161 Der: 239A.1197 Dilbat: 40A.229 Dür-Adük-limmu: 40 DÜI'-Bel-ijal'rän-belu-ul?ur: 39 DÜI'-Dädusa: 38 DÜI'-Jaggid-LTm: 39 Dür-Jahdun-LTm: 37 DÜI'-Ka"tlimmu: 39; 259A.1314 Dür-Kurigalzu: 37; 41; 109; 131A.682; 141A.735; 142A.739; 146; 148A.787 Dür-Samsu-ilüna: 37; 235; 236 Dür-Sin-muballit: 38 DÜI'-Sarru-kTn: '19; 38; 238 Dür-Sü-Suen: 37 Dürum: 239A.1198 Düru-sa-Lädini: 73A.331
285
ORTNAMEN
INDICES
Kall1U: 19; 20; 37 A.21O; 40A.229; 41A.237; 146A.771; 148A.793, 794; 150A.802; 154A.823; 167A.899; 170A.921; 238; 239; 240; 256A.1295 Kam Dag: 194 Karkemis: 195 Kär-Salmänu-aaäred: 38 Kartal Dagl: 194A.1044 Kär-TukultT-Ninurta: 31; 38; 143A.743 Kärum Kanis: 249 Kawalgum -> Kalgu Kerh: 239A.1I98 Ki'esa: 246 Kis: 25A.128; 26; 70; 72A.329; 77; 106; 179A.962; 266 Kültepe: 249 Kurt Dag: 194A.1044 Kusch: 200 Kutha: 98A.486; 156 v
LagaS: 88; 1I8A.61I, 612; 123A.637; 168; 264A.1349 Lallar: 194A.1042 Larnaka: 263A.1339
I
Nagar: 167 Nahr al-Kalb: 199 Nahur: 142A.743 Nä;-AbT-säre: 38 När-AmmT-ditäna: 38 Nemed-Enlil: 42 Neräb: 125 Nerebtum: 142A.740; 202A.1080 Ninive: 40A.231; 41A.237; 42A.244; 77 A.360; 92; 93A.449; 94; 1I0A.564; 1I9A.616; 136A.704; 137; 150A.802; 151A.803; 157 A.840; 159; 180; 202A.1080; 203; 227; 240; 243A.1215; 248; 255A.1290, 1291; 261; 274A.1400; 276A.1406 Nippur: 26; 76A.353, 354; 100; 106; 107A.540; 109A.560, 561; 1I5A.592; 1I8A.612; 133; 138; 145A.763; 146; 147A.781; 148; 160A.864; 184; 185; 188; 189; 202A.1080; 227; 229A.1I35; 244; 245A.1230; 248A.1251; 257A.1305; 270 Nuzi: 76A.354; 77 A.356 Patros: 200 Patti-gegalli: 39 Patti-mTsari: 39 Pir Hüseyn: 195 Qabarä: 101; 133 Qades: 199 Qatänu: 94 Qätu-l?Tru-Sakkan: 42 Razamä: 94
Saba'a: 259A.1314 Sam'alla: 200 Sär-i Pül-i Zohäb: 191A.1023; 192; 193 Simurrum: 193; 195; 258; Sippar: 13A.57; 26A.139; 30; 60A.267; 71; 86; 87; 97; 123A.640; 136; 171; 179A.962; 202A.1080; 203A.1083; 228A.1I34; 229; 231; 235; 243A.1217; 245A.1230; 247, 248, 249; 254A.1283; 258; 266; 268A.1378; 270 Sippar-Amnänum: 30; 39; 85; 87 Sippar-AnunTtu: 228A.1134; 231; 243A.1217 Sippar-Jagrurum: 32A.184; 39 Sippar rabum: 39 Sippar ~erim: 39 Sippir -> Sippar Subnat: 198 Sufan Qay: 198 Sühu: 62A.278; 63A.282 Sü; Jar'a: 63A.282 Susa: 76A.354; 102; 183; 185; 189; 202A.1080, 1082; 247; 248; 249; 258A.1308; 260 SäSa: 185 Suruppak: 14; 17; 18; 61; 169 Ta'idu: 239A.1198 Tall Abta: 38A.215 Tall Abü Duwari: 236A.1178 Tall Abü $aläbTg: 14; 17; 106A.534 Tall Ahmal': 200 Tall al:Rimäl): 259A.1314 Tall Fäm: 17; 169 Tall J:Iaclcläd: 97 A.476; 122A.631 Tall Halaf: 125 Tall J:Iarmal: 98 Tall Huera: 127 Tall Seh Hamacl: 39; 259A.1314 Tarbil?u~ ·150A.802; 152 Taurus: 195 Terqa: 152A.813 Theben: 202A.1082 Tigris: 97; 153; 194A.1042; 236A.1178 Tigrisgrotte: 196 Til-Bal'sip: 200 Tille: 37A.21O Til-Tuba: 92
286 INDICES
Turuspa: 95
Ü~tepe: 239A.1198 Ugarit: 274A.1400 Ulai: 92 Umma: 113; 115; 176 Ur: 13A.57; 20A.100; 26A.133; 30A.169; 41A.238; 84; 86; 106; 112A.579; 118A.612; 137; 138; 142A.737; 143A.745, 757; 144A.753; 147A. 779, 781; 148; 162; 176; 179A.962; 202A.1080; 203A.I083; 208; 209; 223A.1l16; 226; 229A.1135; 235A.1173; 236A.1179; 237' 243' 244A.1224; 257 A. 1302, 1304; 259; 264; 265A.1351; 267; 268 Urar~u: 95 Urim --+ Ur
Urkes: 167; 258 Uruk: 20; 25A.131, 132; 26; 32A.178; 40A.232; 91; 92; 97; 1I9A.616; 132; 133A.696; 138; 142A.736; 145A.765; 147A.781; 155; 179A.962; 186A.993; 225; 229A.1135; 230; 232; 237 A.1185; 238; 239A.1198; 245A.1230; 262; 265; 267; 268; 270A.1390; 275 U~ar-para: 138 Uznoglutepe: 192 Wadi Brissa: 201A.1073 Zamägu: 259A.1314 Zabala: 236A .1179 Zagros: 13 Zincirli: 200
287
GÖTTERNAMEN
Ijuwawa: 90; 91; 92; 191; 253A.1276 Inana: 102; 137; 146; 147; 185; 186; 236A.1l79; 252 Inana-Zaza: 189A.1011 Insusinak: 202A.1082; 258 1Star: 40A.229, 231; 73; 76A.351; 100; 130; 144; 147; 197; 204; 205; 213A.1105; 238; 229A.1I35; 239 IStar-Dallatum: 61 IStar-KitTtum: 202A.1080 Itur-Mer: 152A.813 KitTtum: 142A.740 Lugal-Erra: 239A.1198 LugaImarada: 147
Ningal --+ Nikkal Ningirsu: 24A.121; 60A.263; 73; 100; 116; 117; 121; 130A.678; 141; 152; 234 Ningiszida: 121; 127A.671; 262A.1333 Ningublaga: 246 Ningursag: 28A.153 Ninibgal: 133A.693 Ninisina: 146 Ninkarrak: 229 Ninlil: 133; 147A.781; 185; 186; 188 Ninmag: 255A.1293 Ninsuna: 147A.781 Ninuaittu: 247 Ninurta: 24A.121; 74; 79; 116; 146A.766; 148A.793; 172; 229; '242; 256A.1295 Ninutula: 147A.781 Nisaba: 104A.523; 105; 170 Oannes-Adapa: 169A.908; 230
3. Götternamen Adacl: 62; 71; 98; 130; 133; 146A.766; 187' 188; 197; 255A.l293 ' Amun-Re: 199; 200 An: 24A.121; 96; 147 Anat: 62A.278; 218A.1110 AmI: 136; 255A.1293; 265; 268, 275 AnunItu: 30; 228A.1134 Anzu: 119; 120; 121 Apladad: 62A.278 Aruru: 76; 122 Asallugi: 22A.1I4; 24A.122 Assur: 24A.122; 26A.139; 40A.231; 95; 123; 134; 139; 147; 153; 168; 173; 187; 191; 204; 227A.1l29; 249; 256A.1294; 277 Bawu: 28A.153; 60; 102A.507; 130A.678 Bel: 7; 24A.122; 197; 245A.1229; 277 Dagän: 76A.351 Damgalnunna: 138 DinItu: 167 Dublamag: 147 Ea: 26A.13; 30A.169; 98; 136; 146A.766· 169A.908; 238A.1188; 242A.1214: 255A.1293 '
Ekur: 147A.781 Enki: 147A.781; 206A.1092; 229A.1l36; 265 Enki-Ariktum: 61 Enki-Laba': 61 Enlil: 16; 24A.121, 122; 61; 100; 109; 110; 118A.612; 120; 122; 136; 146A.768; 186A.994; 191A.1018; 242; 244; 245A.1230; 248A.1251; 253A.1276· 255A.1293 ' Enmesarra: 135 Ereskigal: 122; 141 Erra: 139A.727; 146A.768 Gabur: 226A.1123 Gatumdu: 26A.139 Gestinana: 104 gestinana-Nanatum: 62 Gestinana-Watartum: 62 Girra: 139A.727 Gula: 36A.200; 143A.745 Ijaja: 208A.1099 tIanis: 136 Harakhte: 199 tfebat: 71 Ijumbaba --+ Ijuwawa
Marduk: 12; 22A.114; 24A.121,122; 72; 93; 99; 128; 138; 167A.901; 188; 245A.1229; 248A.1251; 255A.1293·, 263', 265', 268', 277 Meslamtaea: 239A.1198 Mullissu: 256A.1294 Mummum: 169A.909, 910; 170 Muse: 169A.91O Nabu: 7; 72; 100; 128; 146; 170A.921; 171; 245A.1229 Nabu sa 'Jare: 172A.935 Nanaja: 186A.993 Nanna: 137; 143A.745; 147 A.781; 189A.1011; 209; 236A.1l77; 238A.1188; 256; 257 Nanse: 26A.139; 152; 253 Nergal: 98A.486; 127; 128; 137; 139A.727, 731; 140; 156; 160; 168 Nergal sa abni: 136 Nikkal: 146A.766; 147 A. 781; 246; 257A.1304 Ninazu: 74A.341; 122 Ninclara: 246 Nindu-Arzatum: 62 Ninegal: 137
Pazuzu: 168 Ptah: 199 Siebengötter: 138 Sin: 20; 36; 74A.341; 127; 128; 130; 138; 146A.766; 188; 197; 228; 229A.1135 $arpanItum: 108 SamaS: 12; 24A.122; 70; 77; 84A.391; 86; 95; 99; 127; 128; 146A.766; 153; 158; 190; 197; 228A.1134; 229; 248; 266 Sarrat-niphi: 146 Sullat: 136 Tispak: 98A .486 UlmaSsltum: 43A.247 UraS: 40A.229 U~ur-amassu: 245A.1230 Utu: 90; 97; 120A.627 Zababa: 72A.329
288
289
LEXEME
4. Lexeme
a. Akkadisch: alalJlJinnu: 139 äl ~iätim: 270 älu{m): 39 annanna: 16A.72 ana simäti: 116A.604 apkallu: 14; 276 aplum: 65; 77; 79 asumittu: 163 banum: 117 A.605 bel bukari: 76 belutum: 14A.58 bzt tuppim: 102 bubbulum: 74 buk{a)rum: 77 dannat beli: 89 däris: 11A.37 däritum: 11A.37 darum: 11A.37 därum: llA.37 dimtu{m): 39 dunnu: 39 duru{m): 37 etem kimti: 177 A.960 etemmum: 19; 75 ginu: 63A.280 lJamusum: 190A.1016 lJarrän beli / / sam: 89 lJasäsum: 65 kabsarrum: 177 kapru: 39 käru{m): 37 kasäpum: 74 kenum: 13 kibbum: 143 kispum: 74 kittum: 13 kudurru: 65A296; 77; 79
sippum: 150A.799 ~almum:
22A.1l4; 61A.273; 124; 125; 144; 162.A..873; 199 ~iätum: 11A.38; 15A.63 ~imittum: 84A.393 ~ululum: 114A.587
kunukkum: 23 kunukku satru: 78A.366 kunuk sumim: 78A.366; 174; 175 libittum: 141 lfpum: 77 märum: 77 mastarum: 162 mztum: 19 mummum: 169A.909, 910 munutuku: 77 musarru: 108A.548; 161; 171 musarru: 161 muslälum: 249 nabii.m: 15; 64 niidum: 90 narum: 65; 98; 107; 115; 150A.799; 156; 158A.843; 163
narum u temmennum: 163 närum: 37 na~äru sa gine: 18 nfb sattim: 111 nisztum: 30 pagrä'u: 76A.351 pagrum: 19; 76A.351 parkullum: 176 passur sakke: 76 pattum: 37 per'um: 77; 79 pilludum: 14A.58 pft pi: 60 pulu: 150A.798 purkullum: 176 qummastu: 142A.743 ramanum: 19 ramnum: 19A.93 sarrum: 13A.54; 14 sikkatum: 83; 143; 164
l lIII: I .. 1
- I
satärum: 161; 162 salamtum: 19 sar pulJi: 22A.114 sattum: 81 sitir burii.me: 18 sitir same: 18 sitir sumi: 162 sitirtum: 66; 162 sumam eli/ina mulJlJi PN sakänum: 71 sumam nabum: 15; 64 sumam ~abätum: 90A.431 sumam sakänum: 69; 70; 71A.321; 73; 78; 96; 177
sumam suzuzzum: 91A.439 sumam zakärum: 31; 64A.21; 65; 75 sumum: 19; 44; 64; 65; 79A.371; 161 sumum: 79A.371 sumum damqum: 96 sumum kabtum: 96 sumum ~frum: 96 sumum satrum: 15; 22; 66; 129; 161 sumum täbum: 96 tamSflum: 22A.116; 115A.595 tanattum: 90 tanittum: 90 temmennu: 144; 153A.817; 163 timmu: 142A.743 tuqumtam satii.m: 91A.437 temum: 19A.98 tuppam bullutum: 183A.980 tuppi sfmäti: 173A.938 tuppum: 164; 255 tupsennum: 145 ullf-: 11A.39 ummänu: 169; 276 um Simtim: 86A.406 usii.m: 116
u~urtum:
257 usmittu: 157; 163 utukkum: 21 walädum: 117 A.605 wildum: 77
zakärum: 64 zäkir sumim: 77 zamärum: 102 zaqäpu: 195 zerum: 77; 79 zikir sumim: 64; 100A.502 zikrum: 64 zukrum: 76 zumrum: 19
b. Hethitisch: laman: 96A.466 laman ija: 96
c. Sumerisch: acl 6 : 19 al an: 22; 114; 162A.873 alan sa-ne-sa<\: 123 a m u p a- cl a: 76A.347 (AN.)DUL: 114A.587 6.1': 90 b acl: 37 ban s u l' z a - g u - I a: 76 bu1'-gul: 176 c1ag-si: 83A.388 c1a-d: 11 cl f m: 117 A.605; 168 cl U7: 27A.144 cl u b: 164 cl u b - sen: 145 cl u m u: 77
e-cl u b - b a - a: e-cl u l' U5: 39 en - cl u: 102 na4esi:
116
102; 106; 170
I
290
gag: 83 ga - t il: 133 ge. n: 13A.54; 65A.287 gi dirn: 19; 75 ges-gur: 257;265A.1354 gi par: 48 i 7 : 37 i b i I a: 65; 77 ir i: 39 I si m u: 77
k ab - s a r: 177 kar: 37 k a - t u g-g a: 60 ki-a-nag: 116A.601 KIB: 143A.744 KIB d u7: 143A.744 klri su gal: 117A.611 k isal: 48 k i se- g a: 74 k isi b: 23 k i s ibm u- s a r: 174 kus: 19 lul: 13A.54; 14 1t'I-l.'iS: 19 mas-dara: 162A.871164 s- d a - r i - a: 60 me: 19A.93 me- te: 19A.93; 120A.625 me-te-as: 116A.603 m u: 15; 19; 64; 65; 74; 80; 161 m ü: 81A.381 mud UlO: 96 m u g u b: 91AA39 m u gar: 70; 73; 177 m u ga I cl i m: 80 m u k LI: 96 m ul- an: 106A.533 m u mag: 96 m u nu - t u k u: 77 ma
291
INDICES
m u pa. d: 31; 103A.519 m U5-r U5: 120A.625 mus 8.(j-g a: 96 m u-sar: 162; 175 mu sar-ra: 22; 66; 161; 164; 171 m u se21: 15; 64 n a(4) d ü - a: 65; 98; 107; 115; 162 na(4)rÜ-a: 162 nenni: 16A.72 nI: 19 nig-ge-na: 13 NIG.GUB: 65 n (g-ul: 11A.39 nig-ul-lf-a: 11A.39 NI. UL: 120A.625 NU: 114A.587 nu m u n: 77 nun u z: 77 m u pa. d: 64; 65; 81 pa e: 119 pa-e AK: 119 pi -IU5-d a: 14A.58 s a4: 15A.65 sar: 161 sig4: 141 sid: 120A.625 sIr: 102 temen: 144A.751; 163; 207A.1093 tu. d: 117A.605 udug: 21 ul: 11A.39 ul- J( - a: 11.A.39 um u m: 169 U4 na m - ta r - r a: 86AA96 u r: 26A.137 uru4: 207A.1094 U4 ul- d 11- a: 15A.63
5. Textbelege
A. 262: ,95AA62 AbB 1 106: 74A.342 AbB 10 203: 71A.325 ABL 520: 92AA44 ABRT I 79: 277 A.1408 Adad-guppi'-Stele: 126 Alamdimmu VIII 11: 77A.360 Ali 1964: Nr. B 1: 163A.878 AI-Muwatalli/Miglus 2002: 118A.611 AI-Rawi 1985: A Babyion II: 229A.1139 AI-Rawi/Dalley 2000: Nr. 131: 86AA08 An = Anum: 268A.1373 Andrae 1913: Nr. 1: 124A.651 Andrae 1913: Nr. 15: 260A.1323 Andrae 1913: Nr. 16: 260A.1321 Andrae 1913: Nr. 17: 260A.1322 Andrae 1913: Nr. 23: 124A.652 Annalen Ijattusilis 1.: 194A.1043 Anzu-Epos: 24A.121 AO 2776: 191A.I021 AO 6472: 260 AO 7704: 255A.1293 ARM 1 69: 94A.459 ARM 10 92: 71A.326 ARM 13 27: l11A.566 ARM 1347: 111A.566 ARM 18 16+A. 4121: 152A.812j 163A.879j 234A.1165 ARM 26 108: 94AA60 ARM 26 194: 30A.164 ARM 26 318: 94 ARM 26 449: 71A.322 ARM 26 507: 218A.111O Arnaud 1991: Nr. 87: 136A.707 Ass. 13956bq: 88A.418 Assurbanipal Prisma A i 23-34 / / 34A.191 Assurbanipal Prisma A ii 41-43 / / 202A.1082 Assurbanipal Prisma A x 108-113 / / 204j 227 A.1127 Assyrische Königsliste: 87A.416, 417; 88; 89A.424j 228; 264 Assyrisches Krönungsritual: 124 Assyrisches Traumbuch: 78; 175 Babylonischer Fürstenspiegel: 348A.1254 Babylonische Theodizee: 14; 167 A.901
Babylonische Weltkarte: 12 Ballade des heros du temps jadis: 274A.1400 BAM 4 322: 248A.1255 BBS 1: 164A.886 BBS 9: 254A.1283 BBS 34: 127 BE 1/1 15: 184 BE 1/1 43: 185 BE 3/1 71: 273A.1396 BE 6/2 111: 85AA03 BE 14 40: 76A.354; 77 A.356 BE 31 22: 248A.1251 Biga 2005: 138A.723 BIN 2 33: 245A.1230 BM 25000: 236A.1180 BM 34914: 248A.1251 BM 50503: 12A.52 BM 59739: 249A.1258 BM 77463: 172A.935 BM 77665+: 172A.935 BM 77782: 170A.922 BM 80328: 89 BM 96947: 138A.721 BM 115688: 263A.1342 BM 124801: 93A.448 BM 135743: 164A.886 Boese 1971: K11: 146A.767 Borger 1956: Ass. F: 34A.194 Borger 1956: Bab. A-G: 132 Borger 1956: Brs. A: 227A.1127 Borger 1956: Kleh. A: 120; 241A.1208; 242 Borger 1956: Nin. A: 243A.1215 Borger 1956: Nin. J: 34A.192 Borger 1956: AsBbF: 245A.1229 Borger 1956: K 2388: 245A.1229 Borger 1956: Mnm. A: 120A.626; 153A.820 Borger 1956: Mnm. C: 200A.1069 Borger 1956: K 2745+Rm. 494 / / 81-2-4, 173: 137A.717 Borger 1996: 302: Nr. 15: 93A.448 Brinkman 1976: C.2.4: 245A.1230 Brinkman 1976: J.2.1O: 148A.787 Brinkman 1976: N.2.1.3-4: 245A.1230 Brinkman 1976: Q.2.12: 245A.1230 Brinkman 1976: Q.2.33-34: 142A.737 Brinkman 1976: Q.2.40-56: 148A.788
292
Brinkman 1976: Brinkman 1976: Brinkman 1976: 246A.1238 Brinkman 1976: Brinkman 1976: Brinkman 1976:
INDICES
Q.2.50.1-2: 148A.787 Q.2.65: 226A.1123 Q.2.66.1: 226A.1123; Q.2.66.2: 246A.1237 R.2.1: 245A.1230 S.2.2: 245A.1230
Caillou Michaux: 254A.1283 Catalogue of Texts and Authors: 169A.908 CBS 8598: 184 Chronique eponymale: 86A.407 CT 6 35a: 60A.267 CT 6 36a: 136A.706 CT 32 1-4: 268A.1379 CT 36 6: 245A.1230 DeZ 7979: 125A.658 DP 66: 44A.251 EAH 197: 172A.935 EAH 198+: 172A.935 Enkimansum und Girini'isa: 160A.864 Enkitalu und Enkihegal: 160A.864 Eniima elis: 12A.43; 14; 15; 24A.121; 64 Eniima sippii kunnii: 151 Erra und Naräm-Sin: 43A.248; 71; 146 A.768; 150A.799 Erra-Epos: 169A.908 Etana-Epos: 7lA.321; 78 FGrH III C/l # 680 Fl: 230A.1149 FGrH III C/1 # 680 F16a: 263A.1340 Fluch über Akkad: 252 Frahm 1997: T 131-132: 147A.786 Fuchs 1994: Zylinder 65: 131 Geierstele: 28A.153; 254 Gelb/Kienast 1990: Varia 3: 73A.334 Gelb/Steinkeller/Whiting 1989: NI'. 21: 118A.611 Gilg. I 11-23: 97 A.477 Gilg. I 18-19: 203A.1084 Gilg. I 24-28: 156A.828 Gilg. 147: 27A.142 Gilg. VII 63: 146A.768; 253A.1268 Gilg. VIII 23-26: 92A.443 Gilg. VIII 65-72: 127 A.669 Gilg. XI 305-309: 22A.113 Gilg. XI 322-328: 97 A.477
Gilg. XI 323-324: 203A.I084 Gilg. XII 148-149: 92A.441 --> Zwölftafelepos Gilg. OB III 148-150: 91A.438 Gilg. OB III 160: 91A.435 Gilg. OB III 188: 91A.436 Gilg. OB Ishchali Rs. 19'-23': 191A.1021 Gilgames, Enkidu und die Unterwelt: 4A.9; 81; 84 Gilgames und der Himmelsstier: 160 Gilgames und der Tod: 76; 84A.390; 96; 97 A.476; 121; 122 Gilgames und IJuwawa A: 16; 90; 191 Götteradressbuch: 124 Grayson 1963: 94: 153A.820 Grayson 1972: 42f.: LXXIII 2: 138A.721 Grayson 1975a: ChrOilicie 19: 265A.1357 Grayson 1975a: Chronicle 20: 22A.114; 191A.1022; 265A.1357 Gropp 1968: Inschrift A: 193A.1036 Gropp 1968: Inschrift B: 193 Gzt. 1.3.93: 194A.1046 Gzt. 31.23.92: 194A.1046 Hawkins 2000: Man~ 2: 125A.659 Hawkins 2000: Sheizar: 125A.659 I-Iawkins 2000: Kululu: 125A.659 Herodot Historien I 195: 174 Hinke-Kudurru: 1l0A.563 HS 194: 185A.990 HS 1512: 12A.52 Hunger 1968: NI'. 319: 256A.1294 IB 1014: 237 A.1185 Idrimi von Alalah: 166 IM 12625: 191A.I021; 268A.1378 IM 42465: 235A.1173 IM 50011: 109A.555 IM 92920: 235A.1173 IM 95200: 38A.212; 77 A.360; 133 Inana und Sukaletuda: 101; 105 Inschriften Asarhaddons von Assyrien am Zeughaus von Kalgu: 241 Iqqur ipus: 151A.803 !Sme-Dagän A: 107A.543 Isme-Dagän VA: 25; 103; 105; 162A.876 !Star 4: 79A.371 ITT 2 2680: 176A.954 ITT 2 4164: 176A.954 i z i = isatu G 53-55: 174
293
TEXTBELEGE
Jordan 1928: Tf. 108: 230A.1146
Lugal-e: 116; 117; 119; 121; 122
K. 48+: 135; 151A.804 K. 1453: 273 K. 2411:' 277 A.1408 K. 2673: 187 K. 3062+82-3-23, 20: 261 K. 3810: 170A.915 K. 8664: 277 A.1407 KAH 2 27: 149A.1266 KAI-I 2 122: 231A.1150 KAI-I 2 138: 139 KAI 225: 125A.660 KAI 226: 125A.660 KBo 12 128: 14A.60 KBo 15 44: 194A.I043 KBo 19 98: 158 Kes-Hymne: 104A.523; 106A.534 Klage um Naräm-Sin: 78 Klengel 1984 NI'. 3: 235A.1169 Klengel 1984 NI'. 4: 235A.1169 Klengel 1984 NI'. 13: 235A.1169 Klengel 1984 Nr. 16: 235A.1169 Kodex IJammu-räpi: 109A.555, 559; 208 A.1097; 247 A.1245; 248; 249 Kodex Lipit-!Star: 109 109A.559; Kodex Ur-Namma: 60A.266; 249; 256A.1299 König 1965: NI'. 22: 258A.1310 König 1965: NI'. 24a: 258A.1310 Kreuzfömiges Monument: 268A.1379; 269; 270 Kt. j/k 97: 161A.866 KUB 23 103: 96A.465 KUB 30 25+: 76A.348 Kutha-Legende: 156; 157; 158; 159; 160A.858
M. 7658: 152A.811; 163A.879 M. 12803: 88A.422 Man-istüsu-Obelisk: 269A.1380 MDP 2 Tf. 18-19: 182 MDP 2 Tf. 23: 79A.369 MDP 23 285: 76A.354
Langdon 1912: NI'. 1: 230 Langdon 1912: NI'. 2: 230A.1144 Langdon 1912: NI'. 4: 74A.338; 229A.1138 Langdon 1912: Nr. 13: 229A.1140: Langdon 1912: Nr. 16: 229A.1140, 1142 Langdon 1912: NI'. 19: 201A.1073 Langdon 1912: NI'. 20: 72A.329 Langdon 1912: NI'. 27a: 229A.1141 Limet 1971: Nr. 7.18: 93A.454 Lipit-lStar A: 107 LKA 83: 75A.346 Lugalbanda 11: 114A.585; 119; 120; 121
Nabonid Babylon-Stele: 188A.999 Nabonid Ebabbar-Ekurra-Zylinder: 243 A.1217 NabOilid Egulhul-Zylinder: 228A.1134; 243A.1217 ND 1126: 240A.1208 ND 2090: 239A.1192 ND 11308: 240A.1208 NL 45: 95 Ni 2432: 189A.I006 Ni 2760: 189A.I008 Ninmesara: 167A.900; 252 Papyros Amherst 63: 159A.855 PBS 1/1 11: 162 PBS 8 33: 186A.994 Pessimistischer Dialog: 274 Plaque diorite: 244A.1221; 250A.1268 Proto-Diri: 15A.65 Proto-Ea: 15A.65 RAcc 10: 260 Reformen Irikaginas: 14A.58; 232A.1154; 244A.1221 RIMA 1 A.0.33.1: 249A.1264 RIMA 1 A.0.33.2: 147A.785 RIMA 1 A.0.33.14: 255A.1289 RIMA 1 A.0.39.1: 191A.1019; 204; 255 A.1290 RIMA 1 A.0.39.2: 236A.1180; 245A.1229; 255A.1290 RIMA 1 A.0.39.4-5: 152A.813 RIMA 1 A.0.39.6-7: 152A.813 RIMA 1 A.0.39.8: 152A.813 RIMA 1 A.0.39.11: 147A.785 RIMA 1 A.0.39.1001: 191A.1021 RIMA 1 A.0.39.2001-2002: 152A.813 RIMA 1 A.0.40.1001: 228A.1l31; 233A.1157; 264A.1342, 1343 RIMA 1 A.0.73.1: 245A.1229; 249A.1266 RIMA 1 A.0.76.4: 239A.1198
294
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INDICES
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TEXTBELEGE
f
i
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I
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295
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296
INDICES
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3 3 3 3 3 3 3
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SAA SAA SAA SAA SAA SAA SAA SAA SAA SAA SAA SAA SAA SAA SAA SAA SAA SAA SAA SAA SAA SAA SAA SAA SAA SAA SAA SAA SAA SAA SAA
3 30: 157A.840 3 31: 110A.564j 159 3 32: 4 7 56: 248A.1254 8 333: 24A.I22 10 5: 24A.122 10 90: 22A.114 10 155: 248A.1256 10 189: 22A.114 10 228: 24A.122; 227 A.1127 10 354: 38A.213 12 25: 77 A.358 12 26: 77 A.358 12 29: 77 A.358 12 30: 77 A.358 1231: 77 12 33: 77 A.358 12 34: 77 A.358 12 82: 87 A.417 12 88: 33A.190 13 78: 170A.921 154: 239A.1197 15 17: 6A.26 1546: 24A.122 16 6: 7A.29 16 32: 7A.27 1634: 21A.112j 94 16 125: 150A.799j 149; 243A.1216 16 143: 151 1721: 99A.497 18 24: 7A.27
Sm'gons Geburtslegende: 156; 180A.973 Sargons Geographie: 12; 269; 270 Siegel des Gottes Assur: 173 Sippar-Bibliothek 3/21666: 248A.1250 SpBTU 1 2: 14A.59; 265A.1358; 268A.1375 SRT 13: 189A.1006 Steible Steible Steible Steible Steible Steible Steible Steible Steible Steible Steible Steible
1982: 1982: 1982: 1982: 1982: 1982: 1982: 1982: 1982: 1982: 1982: 1982:
AnAdab 12: 147 A.777 AnHaf. 11: 118A.612 AnLag. 7: 118A.611 AnLag. 12: 118A.612 AnNip. 4: 133A.694 AnNip. 7: 133A.694 AnNip. 25: 118A.612 AnNip. 31: 118A.612 AnNip. 37: 118A.612 AnNip. 53: 133A.694 AnNip. 54: 133A.694 AnUr 14: 118A.612
297
TEXTBELEGE
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TCL 5 6169: 36A.201 TCL 15 28: 107 A.542 1\JimltT-Ninurta-Epos: 24A.122; 159 1\nnmal-Chronik: 24
udug hul IV: 75 UET 1 155: 142A.737 UET 1 289: 189A.I009 UET 2 281 24A.125 UET 3 399: 176A.957 UET 3 617: 176A.957 UET 3 620: 176A.957 UET 3 666: A.176A.957 UET 3 752: 176A.957 UET 3 1534: 176A.954 UET 3 1800: 176A.955 UET 8 33: 265A.1353 UM 29-16-42: 189A.1007 UM L-29-578: 188A.1002 Ur-Namma A: 84A.390j 98A.482 Ur-Namma Katastertext: 109 Uruk-Prophetie: 275A.1402 Usumgal-Stele: 115 VA 645: 255A.1293 VA 5803: 168A.907 VA 5950: 235A.1172; 237 VA 5951: 235A.1171; 237 VA Bab. 646: 188A.997 VA Bab. 647: 188A.998 van Dijk/Mayer 1980: Nr. 89: 25A.132 VAT 1200: 111A.569 VAT 5707: 249A.1266 VAT 17035: 172A.935 VAT 19585b: 91A.438 VS 1 54: 20 VS 1 71: 263A.1339 VS 14 163: 122A.636 VS 19 14: 142A.743 VS 22 92: 235A.1169 W 20404,6: 20A.104 Weidner-Chl'Onik: 265A.1352 J.G. Westenholz 1997: NI'. 2: 180A.973 J.G. Westenholz 1997: NI'. 13: 71A.323; 146A.768; 150A.799 J.G. Westenholz 1997: Nr. 16: 88A.422 J.G. Westenholz 1997: Nr. 20-22: 156A.831 J.G. Westenholz 1997: Nr. 22: 149-155: 156A.832j 169 J.G. Westenholz 2000b: Nr. 24: 137A.709 Whiting 1987: Nr. 11: 99AA90, 491 Whiting 1987: Nr. 19: 94AA55
298
INDICES
YBC 2150: 236A.1180 yaS 1 38: 238A.1189 yaS 1 45: 30 yaS 1 52: 32A.179; 145A.765 yaS 12 323: 43A.247 Zimmern 1901: Nr. 11: 94A.457 Zwölftafelepos: 76A.352; 81A-383, 384; 91A.438; 92A.441; 97; 126A.669, 671; 146A.768; 155; 157; 203; 225; 253A.1276; 270A.1391
IR 51, 1: 72 IR 70: 254A.1283 3N T296: 99A.494 3R 14: 13A.55 4R2 12: 255A.1291 5R 33: 108A. 548; 256A.1294 5R 66: 145A.765; 249A.1262 79.B.lj74: 171 83-1-18, 231: 28A.152; 35A.198
6. Sachindex
Abschrift: 102, 108, 152A.813, 155, 164, 186, 188-189, 203A.1083, 228A.1133, 244250, 253A.1279, 272A.1395, 277-278 Ahnen: 85-86, 88-89, 154, 227, 229, 265, 270 Allgemeinbildung: 5 Alltagssprache vs. Sprache der Namen: 26, 40-42 Alltagstexte: 5 Alphabetisierungsrate: 5-6 Alphabetschrift: 6 Amme: 28, 71 Amulett: 87, 125, 130A.679, 175, 250 Analogiefluch: 79-80, 257 Ära: 112-113 Astroglyphen: 131 Astronomie: 18 Auftraggeber: 4, 152 Autorenschaft: 167-169 Bauherr: 37, 40-42, 74, 96-98, 101, 135-141, 151,154,156,158,166,169,177,203-234 Beamte: 31-32, 38, 137-138, 154, 251, 259, 274 Beamtenname: 31-32 Begräbnis: 77, 92, 99, 126-127 Beterstatue: 63, 117-118, 122, 171 Beteuerungsformel: 13 Beute: 186, 202, 237 Bild: 17, 22, 61-62, 114-129, 130A.678, 132, 139, 146A.767, 152-153, 162, 190, 192194, 199, 208, 257, 259-262, 267 --> Monument, Statue, Stele Brot: 74-75,83 Chronologie, absolut: 8-9, 227 A.1128
conspicuous consumption: 98 Datierung: 110-114 Denkmal --> Monument Deuteronomium: 68-70 ecriture de choses: 17 Eigentumsvermerk: 273 Erbe, Erbsohn: 65, 77, 85, 271A.1394, 277 Erinnerung: 65, 67, 70, 85, 103, 153, 177, 246, 263 Erkenntnis: 16-19 Ersatzkönig: 22A.114 Eunuch: 31A.175, 77, 90A.430 Ewigkeit: 11-15, 99, 104, 115, 134, 173, 269 Exegese: 6 "Fälschung": 230-233, 266-270 Familienname: 28, 177A.960, 270 Feind: 154-155, 260, 264 Felsrelief: 191-202 Fest: 105A.527, 170 Fisch, Fischwesen: 14, 75A.342, 230, 276 Fluch: 72-73,79,84-85,128, 138A.725, 147, 156, 170, 173, 205, 254-263, 273 --> Analogiefluch Frau: 29-30, 76, 86-88, 122, 174 Gebäudename: 40-42, 98 Gebet: 43,79,85, 158, 175, 179 Geburt: 27-28, 117 A.605, 179 Geist: 19-21,75,127, 177A.960
SACHINDEX
Gelehrter: 94, 104, 200, 232, 248, 265, 270, 276 Genealogie: 85, 87-89, 154, 196, 226-228 Götterhymne --> Preislied Gottesdeterminativ: 61 Grab: 20, 74, 127 Grabbeigabe: 20, 99, 175 Gruft: 20 Gründungsgabe: 136-137, 144-145, 151, 156, 163, 203-234, 239, 246, 250 Hand aus Ton: 143, 146 Handwerker: 168, 175-177 Heiligtum --> Tempel Heilskönig: 275 Heirat: 29, 86 Hellenisierung: 32 Herrscherkult, hellenistisch: 234 Himmelsschrift: 17-18, 131 Historizität: 24-25 Hofdichtung: 160 Hund: 36, 63-64 Identität: 19, 28, 67 Indizienparadigma: 16 Innovation: 13, 99, 232, 269-270, 276 Inschrift als "geschriebener Name": 22-23, 66, 73, 79, 85, 114-175, 182-263 Definition: 129-130 im Grab: 20 in anderen Schriftsystemen: 142A.736, 201-202, 233, 278 Sicherung: 253-258 Sichtbarkeit: 22, 130, 141, 146-147, 152-153, 164, 182, 203, 206, 243, 250, 255, 272, 275 Inschriftenschreiber: 162, 175-177 invention oi tradition: 232 Jahr: 12,81, 111 Jahreseponym: 113-114, 123-124 Jahresname: 111-113, 155A.824, 265 Jenseits --> Unterwelt Kanal: 37-39, 97, 136 Keilschrift: 5-6, 17, 18A.86 archaische Zeichenformen: 12, 268 Schriftzeichen MU: 80-81 als Dekorelement: 172
299
Ende der Verwendung: 3, 193, 233-234, 278 Keule: 43, 168 Kinderlosigkeit: 70-71, 76-78 Knauffiiese: 143, 146 Kolophon: 14A.61, 33, 85, 169-173, 178, 203A.1083, 248, 275 Kommentar: 14, 249 Kommunikation mit den Göttern: 17-18 Kommunikation mit der Nachwelt: 157158, 273, 278 Königshymne --> Preislied Körper, künstlich: 22-23, 61, 114, 121, 130, 179,272 Kronprinz: 34-35, 151 Kryptographie: 6 Kudurru: 57A.261, 65, 109-110, 128, 182183, 254-255, 263, 267 A.1371 Kuh: 36 Kult: 60, 63, 105, 107, 110, 119, 122, 266268, 275 kulturelles Gedächtnis: 67 Künstler: 168-169 Kunsttheorie: 22 Kurzname: 32
Lehmziegelgebäude: 21 Leichnam: 19, 76A.351, 175 lexikalische Liste: 33, 40, 42, 60, 171-172, 174, 268 Lied: 92,101-103,160,177,208 --> Preislied Löwe: 43A.247, 141, 146
Magie: 22, 25A.133, 63, 249 --> Namensmagie Meer: 190-192, 198-202 memoire collective: 8, 67 Metatechnik: 156 Mond: 74 Monument: 91, 98, 106-110, 113, 115-116, 128-129, 159, 162-163, 166, 182-203, 234, 249, 253-263 mündliche Überlieferung: 3-4, 71-72, 87, 90, 106-107, 140, 153, 177,266,271 Mundöffnung: 22A.117, 60, 119 Museum: 202-203 Musikinstrument: 43, 76
300
Mutter: 28, 170A.922 Mythos vs. Geschichte: 25 Nachkommenschaft: 65, 70-71, 74-90, 129, 175, 177, 274 Namenlosigkeit: 15 Namenmagie: 16 Namensgeber: 28, 35, 37 Namensiegel: 78, 173-174, 178 Namensnennung: 74-75 Namenstilgung: 15-16, 70, 252-266 Namensträger: 15, 21, 25-64, 68, 73 Namensvergabe: 15, 27-28, 60, 62, 179, 276 Omen: 252, 259 historische Omina: 71A.327, 265-266 Namen von Omina: 26 Onomastikon: 71, 79-80 Opfer, Opferfonds: 60, 63, 117, 133, 136, 190, 198, 203, 267 -+ Totenpflege Ordnung: 13-14 Ortsname: 37-40 Palast: 144,148-149,186,190,230,233,238, 272 Palastname: 41 Palastrelief, assyrisch: 12-13, 92-93, 262 Papponymie: 179 Personenkeil: 33 Personenname: 27-33 Persönlicher Gott: 28, 121, 179 Pferd: 37, 193 Preislied: 100-110, 112-113, 159, 162, 172, 184, 208-209, 234, 243, 250, 264, 272-273 Priester: 29-30, 125, 127, 136, 208, 267-269, 275 Priesterin: 29-30, 86, l11A.570, 137, 147A.779, 208, 225, 252, 266 Privatperson als literarische Figur: 160A.864 als Stifter von Monumenten: 122-126, 183, 275 als Tempelbauherr: 136-140 Prognose: 18-19 Prophezeiung: 268, 275 Pseudo-Inschrift: 155-161, 275 Publikum: 157, 160
INDICES
Quelle: 190, 192, 196-199 Rätsel: 131 Realität: 13, 25 Rechtskodex: 109, 247 Redaktionsgeschichte: 87, 264 Referenzkopie: 167, 234-244 Reform: 13-14 -+ Innovation Repräsentationsform: 19-25, 130, 157, 192, 271 Richter in der Unterwelt: 81, 84 Ritual: 22, 60, 63-64, 74, 87, 89, 94, 136, 151, 163, 198, 247, 252, 259, 276A.1406 -+ Ersatzkönig -+ Magie -+ Mundöffnung -+ Tempelgründung -+ Totenpflege Ruhm: 70-71, 90-110, 141, 153, 158, 177, 266, 271, 276
175,
135273,
161,
Sammelinschrift: 243 Sänger: 74, 76, 104-106, 110, 160 Säugling: 27 Säule: 142, 260 Schelmengeschichte: 161A.864 Schicksalstafel: 173A.938 Schicksalstag: 86 Schöpfungsakt: 15, 28, 60 Schreiber: 4-7,14,83-85,102,104,107,112, 125,138,150,152,160,162-163,166-173, 175-178,232-233,235-237,247,256,270, 275-276, 278 -+ Inschriftenschreiber Schreiberschule: 5, 102, 106-107, 152A.81O, 170, 236A.1175, 243-246, 250, 278 Schriftentwicklung: 17, 132 Schulter: 63, 118 Sekretär: 7 Selbstlobhymne -+ Preislied Siegel: 23, 43, 78-79, 93, 152A.81O, 173-176, 178, 186-188, 275 Sklave: 31,174 Soldat: 90, 92, 100 Sonnenlaufbahn: 12 Speerspitze: 194 Spitzname: 32 Sprichwort: 14A.60
301
SACHINDEX
Stadt: 21, 270 Stadtmauer: 25, 41-42, 97, 130-131, 136, 144, 149, 181, 203, 225, 235-236, 262A.1333 Statue:, 42-43, 60-61, 63-64, 73, l11A.570, 114, 118-123, 125-126, 145, 152-153, 163A.879, 188-189, 209, 234, 244, 251, 260 -+ Beterstatue Staunen: 120 Stein: 107-108, 115-116, 132, 142, 150, 162, 175,177 Stele: 43-43, 61-62, 108-109, 113A.582, 114115, 122-127, 133, 195, 238A.1188, 244, 247,251,258-260,263,272 Stelenreihen von Assur: 122-125, 260 Sterblichkeit: 1, 19, 70, 91 Steuerfreiheit: 99-100 Tabu Name: 35, 180 Speise: 75A.342 Tatenbericht: 158-161, 259, 266 Tempel: 21, 26, 98, 121, 124, 128, 133-149, 170-173,176,185-190,208,227-232,234, 238-240,244,246-248,253,258,261-262, 265-270, 275 Gründung: 22A.117, 100, 135-136, 144, 151 Name: 27, 40-41 Personal: 29-30, 138-139 -+ Priester, Priesterin Urplan: 229, 231-232, 234, 246, 265 Textgemeinschaft: 5-7 Thanatologie: 1, 271 Thronfolge: 33-35, 180-181, 230 Thronname: 33-35 Tier: 35-37 Tiet'name: 35-37 Tod im Kampf: 91-92 Tonfäßchen: 172 Tonnagel: 21A.107, 71, 138, 141, 143-144, 164 Tonprisma: 145 208-209, 235-238, Tonzylinder: 145, 253A.1279 Tor -+ Tür Torname: 42 Torwächter: 141 Totengeist -+ Geist
Totenpflege: 21, 74-77, 81A.384, 92, 100, 116, 119, 122, 126, 129, 158, 177, 179, 264,271 Totenwelt -+ Unterwelt Tote Sprachen: 26 Traum: 12,78-79,175 Tür: 43, 141, 145-151, 198, 241-242, 253A.1276 Türangelstein: 134, 146-148, 226 Umbenennung: 29-32, 39 Unsterblichkeit: 68-69 Unterwelt: 12,20-21,81-86, 127 Urkunde: 85, 88, 110-111, 122, 130, 164, 169, 183, 235, 256, 266 Usurpation: 35 Usurpation von Denkmälern: 255, 258, 260 Vater: 28, 127-129, 170A.922 Vergessen: 70 Vergöttlichung: 60-61, 84A.392, 190 Vermessungsnagel: 144, 163 Verschleppung von Monumenten: 183-189, 247, 258 -+ Beute Versorgung von Monumenten -+ Opfer Verständlichkeit von Namen: 26, 39 Verstümmelung: 93, 261-262 Vielnamigkeit: 24A.121,32 Volksetymologie: 39-40 Vorfahren -+ Ahnen Vorlage: 152A.813, 167, 234A.1165, 239 Vorzeichen -+ Zukunftsdeutung Wagen: 84, 152, 163A.879 Wahrheit: 13-15, 99, 104, 269-270 Wasser: 74-75, 83, 116A.601 Weihgabe: 42-64, 98, 130A.678, 133-134, 152,166,168,170-171,177,185-188,234, 257, 273, 277 Weihplatte: 118, 146A.767, 238A.1188 Weihung: 30, 170 Weiser: 14, 94, 100, 230, 268 -+ Gelehrter Wirklichkeit -+ Realität Wissenschaft: 18 Woche: 113A.584 Zahlensymbolik: 83-84, 130-131 Zeichen: 16-17, 267
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Zeichensystem: 130-132 Zeile: 33 Zeit, Zeitbegriff: 11-12 Ziegel: 84, 141-143, 146, 151, 172, 203, 225226, 233, 237 A.1185, 246, 265A.1351,
INDICES
278 Ziegelstempel: 23A.11 9, 142, 172, 233 Zukunftsdeutung, Zukunftsschau: 12, 94, 151, 256, 266, 270
Li terat urverzeichnis 16,
Allgemeine theoretische Arbeiten, die im Anmerkungsapparat vollständig zitiert werden, sind in der Fol~e nicht angeführt. Abklirzungen: 1410
Annäherungen 1 = J. Bauer/R.K. Englund/M. Krebernik, Mesopotamien. Späturuk-Zeit und Frühdynastische Zeit. Annäherungen 1. OBO 160/1. Freiburg: Universitätsverlag Freiburg und Göttingen: Vandenhoeck & Ruprechtj 1998. Annäherungen 3 = W. Sallaberger/A. Westenholz, Mesopotamien. Akkade-Zeit und Ur lU-Zeit. Annäherungen 3. OBO 160/3. Freiburg: Universitätsverlag Freiburg und Göttingen: Vandenhoeck & Ruprechtj 1999. CRRA 17 = A. Finet (Hg.), Actes de la XVU e Rencontre Assyriologique Internationale, Universite Libre de Bruxelles, 30 juin - 4 juillet 1969. Ham-sur-Heure: Comite beIge de recherches en Mesopotamiej 1970. CRRA 19 = P. Garelli (Hg.), Le palais et la royaute (Archeologie et civilisation). XIX c Rencontre Assyriologique Internationale. Paris: Geuthnerj 1974. CRRA 20 = E. van Donzel et al. (Hg.), Le temple et le culte. Compte rendu cle la vingtieme Rencontre Assyriologique Internationale. PIHANS 37. Leiden: Nederlands HistorischArchaeologisch Instituut te Istanbulj 1975. CRRA 26 = B. Alster (Hg.), Death in Mesopotamia. Papers Reacl at the XXVIe Rencontre Assyriologique Internationale. Mesopotamia 8. Kopenhagen: Akademisk Forlagj 1980. CRRA 30 = K.R. Veenhof (Hg.), Cuneiform Archives and Libraries. Papers Read at the 30C Rencontre Assyriologique Internationale, Leiden, 4-8 July 1983. PIHANS 57. Leiden: Neclerlands Historisch-Archaeologisch Instituut te Istanbulj 1986. CRRA 33 = J.-M. Durand (Hg.), La femme dans le Proche-Orient antique. Compte rendu de la XXXIIIc Rencontre Assyriologique Internationale (Paris, 7-10 juillet 1986). Paris: Eclitions Recherche sur les Civilisationsj 1987. CRRA 34 = H. Erkanal et al. (Hg.), XXXIV. uluslararasl assiriyoloji kongresi. Ankam: Türk Tarih Kurumu; 1998. CRRA 35 = M. deJong Ellis (Hg.), Nippur at the Centennial. Papers Read at the 35c Rencontre Assyriologique Internationale, Philadelphia, 1988. Occasional Publications of the SanUlel Noah Kramer F\md 14. Philadelphia: The University Museumj 1992. CRRA 38 = D. Charpin/F. Joannes (Hg.), La circulation des biens, des personnes et des idees dans le Proche-Orient ancien. Actes de la XXXVIU c Rencontre Assyriologique Internationale (Paris, 8-10 juillet 1991). Paris: Eclitions Recherche sur les Civilisationsj 1992. CRRA 40 = K.R. Veenhof (Hg.), Houses and Households in Ancient Mesopotamia. Papers Read at the 40e Rencontre Assyriologique Internationale, Leiden, July 58, 1993. PII-IANS 78. Leiden: Nederlands Historisch-Archaeologisch Instituut te Istanbulj 1996. CRRA 41 = H. Klengel/J. Renger (Hg.), Landwirtschaft im Alten Orient. Ausgewählte Vorträge der XLI. Rencontre Assyriologique Internationale. BBVO 18. Berlin: Reimerj 1999. CRRA 42 = K Van Lerberghe/G. Voet (Hg.), Languages anel Cultures in Contact. At the Crossroads of Civilizations in the Syro-Mesopotamian Realm. Proceedings of the 42th sie RAI. OLA 96. Leuven: Peetersj 1999. 1410 Außerdem
werden die in der Altorientalistik üblichen Kürzel für Museumssigla, Textpublikationen, Zeitsc\ulften und Reihen verwendet; sie sind jenen Abkürzungsverzeichnissen zu entnehmen, die sich in den Wörterbüchern, bei R. BORGER, Handbuch der Keilschriftliteratur 2, Berlin 1975, xi-xxxii sowie in den Registerteilen der Zeitschrift Archiv für Orientforschung finden.
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Abbildungsnachweis: Die Zeichnung auf S. 62 ist S. Dalley, Mari and Kamna. Two Old Babylonian Cities (1984) 201 Abb. 69 entnommen, die Photographie auf S. 140 dem Lexikonartikel von Unger 1927: Tf. 84b. Für die Benutzung der auf S. 127 abgebildeten Photographie habe ich den Trusties des British MUSeUlTI zu danken. Alle übrigen Abbildungen stammen von der Autorin.
""o""" ZErrrAFEL DER IM TExT GENANNTEN ALTORIENTALISCHEN HERRSCHER L Dyustie VOD LapJ
Ur-NaoSe Eamtum EuamtumL
Emneteoa Euamtumn.
LugalaDda Irikagioa
Dynastie VOD Akkad
Sargon
EuSaku.SaDa von Unk Lugalzagesi von Unk
Man-iStilSu RlmuS
Naräm-S"m Sar-bli-5aIrl DL Dyautle VOD Ur Ur-Nammu (21. Jh.)
Ur-NilJtirsu von LapI (21. Jh.) Gudea vonLapl (21. Jh.)
Sulgi (2000-1953)
AtaI~en
von Urkd und Nagar (21. Jh.)
Amar-Suc:oa (1952-1944) Sü-Suen (1943-1935) Ibbi-Suen (1934--1911)
L Dynastie VOD 1siD JSbi.Erra (1921-1889)
Sü-iliSu (1888-1879)
nUIlHlluttabbil VOll
Iddiu-Dagän (1878-1858) Ebne-Dagän(1857-1839) Lipit-Btar (1838-1828)
L Dyustie VOB Lan.a
~~(1766-1743)
L Dynastie VOB BabylOD Oammu-fäpi (1696-1654) Samsu-iliiDa (1653-1616) Abi-eSub (1615--1588) Ammi-diIäua (1587-1551) Ammi-$aduqa (1550-1530) Samsu-diläna (1529-1499)
Salim-abum von Assur (20. Jh.)
J$hm-Um von Mari (1713-1697) Zimri-Um von Mari (16TI-I664)
Der (19. Jh.)
Guogunum (1837-1811) Abi-5äre (1810-1800) Sumu-El (l799-ITII) N""ur-Adad (1 TIO-175S) S"uHddioam (1754-1748) W3l3d-S"m (1739-1727) R.im-Sin (1726-1667)
Bilalama von Emuuna (20. Jh.) EriSum L vonAssur (19. Jh.)
S"m-k:ä.tid von Unk (18. Jh.) ANam VOll Unk (18. Jh.) lpiq-Adad n. von EmllDDa (18. Jh.) Naräm-S"m vonEmuuna (18JI7. Jh.) (1710-1679) DäduSa von EmuDDa (17. Jh.) lbI.J.-pi-El n. von Em1Ullla (17. Jh.)
Samsl-Adad I. von EkalIibun Assyrisdae DyDastie
Samsl-Adad n. (1551-1546) lSm.e-Oagän. n. (1545-1530) Smm-Adad DL (1529-1515)
Kasslteltdyustie
ASSur-iläiri (1514-1490)
Kurigalzu L (14. Jh.)
Idrimi von AIalatI (15. Jh.)
K.adaSma.u-EnIi L (1369-1355)
j
ABw.-.
Jkma.BwiaI D. (13S4-1l2I)
r ........ D. (13l7-13D3)
:Na:i-UanIIaI (1302-1277)
-
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-&Ii D. (12S8-12SO)
Se'
hIk~ (1249-1241)
L (1269-1241)
TudbaJija IV. VUD 8aaI (13. Jh.)
1'ub1IIi-Nmnl L (l24O-12OS)
~(1240-1228)
M~(l1ll-ll67) Mardat.......... L (1l~1lS4)
L (1356-1322)
Adad-uMtT L (1300-1210)
ABIIr~ (1204-1201)
D. Dyaasde VOIIIs:ID _
Sutrak-Nahlamae L VOll EIam
NetWadnrzz L (1llS--1104) EaIi-IIidiD-api (1103-1100)
TIßIatpiIesa- L (1l14-1 076)
Wardak~ (1099-1082)
ABar-ba-bla (1073-1056)
(ca.. 1l90-11SS)
Mardak-äpit-üri (1081-1069) ~VOIlBabylola
SamIi-Adad IV. (IOS3-IOSO)
(979-944) Adad-al:riri n. (911-891)
TubIlfi..NiDurt D. (890-884) MRuk-dD~ VOll Bab7loll
(ca.. BSI-I24)
AssauwiIpaJ. n. (883-8S9) Salqpmspr
m (8S8-n4)
Adad-aäiri m (110-783) Salmmassar IV. (7I2-m)
TJBlalpi1esa- m (744-727) 511 '19 nv v. ~722) Uxd*-4IIk-iddiaa n. VUD"""" Sqaa n. (721-705) (721-710) SImbaiI (704-681) ~ TOll....,... (747-734)
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Samakaa~ VOll Sälla (8. Jh.) Niaurtafiduai-ll$lll" von Sällu (8. Jh.)
AAlii IY-aa (680-669)
AsscatwipaJ. (668-ar. 630) (661-648) ABur-etel-ilil!i (ca.. 630-627)
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